Free
Botanisches Centralblatt.
Referirendes Organ
esammtgebiet der Botanik des In- nnd Anslandes,
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet in Stockholm, der Gesellschaft für Botanik
su Hamburg, der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cnltur zu Breslan,
der Botaniska Sektionen af Natnrvetenskapliga Student sällskapet i Upsala, der k, k, zoologisch-
botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et
Flora Fennica in Helsingfors.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. G. F. Kohl
in Cassel in Marburg.
‘
Zehnter Jahrgang. 1889.
I. Quartal.
XXNXVII. Band.
Mit 3 Tafeln und 4 Figuren.
CASSEL.
Verlag von Gebr. Gottheltft.
1889. :
Ban AQANVITr
Syvstematisches Inhaltsverzeichniss.
I. Geschichte der Botanik:
Olos, Le jardin des plantes de Toulouse
et la botanique locale et pyreneenne.
107
Kraus, Der botanische Garten der Uni-
versität Halle. Heft 1. 43
Westermaier, Die wissenschaftlichen
Arbeiten des botanischen Instituts
der K. Universität zu Berlin in den
ersten 10 Jahren seines Bestehens.
106
II. Bibliographie:
Farlow, A supplemental list of works on North American Fungi. 120
III. Nomenclatur, Pfianzennamen, Terminologie etc.
Hansgirg, Bemerkungen über einige von
S. Winogradsky neulich aufgestellte
Gattungen und Arten von Bakterien.
(Orig.) 413
Ludwig, Bemerkung über Phragmidium
albidum (Kühn). (Orig.) 483
IV. Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten:
Burgerstein, Leitfaden der Botanik für
niedere landwirthschaftliche Schulen.
238
Günther, Botanik. Zum Gebrauche in
Schulen und auf Exeursionen be-
arbeitet. Theil I. Morphologie. Syste-
Löffler, Wichtige Stoffe zu 20 Unter-
richtsstunden in der Pflanzenkunde
für die Schüler der oberen Klassen
der Volks- und Bürgerschulen. 238
Schurig, Der Botaniker. Eine Anleitung
zur Kenntniss der überall häufig vor-
matik. Bestimmungstabellen. Aus- kommenden Blütenpflanzen, 270
ländische Kulturpflanzen. 3. Aufl. 81
V, Algen:
Askenasy, Algen. Mit Unterstützung der
Herren Bornet, Grunow, Hariot,
Möbius, Nordstedt bearbeitet. Theil
IV. Botanik. Red von Engler. 112
Bornet et Flahault, Note sur deux nou-
veaux genres d’algues perforantes.
270
Hansgirg, Noch einmal über Bacillus
muralis Tom. und über einige neue
Formen von Grotten-Schizophyten.
(Orig.) 3
Directions for using Prof. H. L. Smith’s
high refracetive mounting media. 46
Gay, Sur les Ulothrix a6riens. 239
@omont, Recherches sur les enveloppes
cellulaires des Nostocac&es filamen-
teuses, 239
Lagerheim, Ueber Desmidiaceen aus
Bengalen nebst Bemerkungen über
die geographische Verbreitung der
Desmidiaceen in Asien. 132
— —, Ueber die Anwendung von Milch-
säure bei der Untersuchung von
trockenen Algen. 47
Noll, Ueber den Einfluss der Lage auf
die morphologische Ausbildung einiger
Siphoneen. 306
— —, Ueber die Funktion der Zellstof-
fasern der Caulerpa prolifera.. 306
*
EN:
Noll, Die Farbstoffe der Chromato-
phoren von Bangia fusco-purpurea
Lyngb. 307
Penard, Contributions & l’etude des
Dino-Flagelles. Recherches sur le
Ceratium macroceros avec observa-
tions sur le Ceratium cornutum. 131
Schmidt, Atlas der Diatomaceenkunde.
Heft 27—30. 82
Schütt, Weitere Beiträge zur Kenntniss
des Phycoerythrins. 169
v1
Bary, de, Species der Saprolegnien.
Beck, Ritter v., Poroptyche nov. gen.
Polyporeorum. 135
refeld, Untersuchungen aus dem Ge-
sammtgebiet der Mykologie. Heft VII.
Basidiomyceten. II. Protobasidiomy-
ceten. 308, 345, 382
Clark, Ueber den Einfluss niederer
Sauerstoffpressungen auf die Bewe-
gungen des Protoplasmas. 173
Cunningham, On a new genus of the
family Ustilagineae. 135
Dudley, Fungi destructive to wood. 172
Farlow, A supplemental list of works
on North American Fungi. 120
Hansgirg, Noch einmal über Bacillus
muralis Tom. und über einige neue
Formen von Grotten-Schizophyten.
(Orig.) 413
— —, Bemerkungen über einige von
S. Winogradsky neulich aufgestellte
Gattungen und Arten von Bakterien.
(Orig.) 413
Hartig, Eine Krankheit der Weisstanne.
(Orig.) 78
Harz, DBergwerkspilze. II. Aus den
Kohlenbergwerken Hausham u. Penz-
berg in Oberbayern. (Orig.) 341, 376,
416
— —, Die Sporen der Hymenomyceten
auf Papier zu fixiren. (Orig.) 77
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger
Oelkörper in den Mycelfäden von
Penieillium glaucum. 201, 232, 264
Lagerheim, Mykologisches aus dem
Schwarzwald. 271
— —, Neue Beiträge zur Pilzflora von
Freiburg und Umgebung. 271
Ludwig, Australische Pilze. (Orig.) 337
— —, Bemerkung über Phragmidium
albidum (Kühn). (Orig.) 413
Trelease, The Water-Bloom of the Madi-
son Lakes. 240
Wille, Ueber das Scheitelzellwachsthum
bei Lomentaria kaliformis. (Orig.)
420
Woodwarth, The apical cell of Fueus.
83
Zopf, Untersuchungen über Parasiten
aus der Gruppe der Monadinen. 206
Pilze:
Massalongo, Sulla germogliazione delle
sporule nelle Sphaeropsideae. 241
Miliarakis, Tylogonus Agavae. Ein
Beitrag zur Kenntniss der niederen
endophytischen Pilze. 84
Pasquale, Influenze del flusso elettrico
nello sviluppo dei vegetali aclorofilliei.
174
Reinke, Der Farbstoff der Penicilliopsis
clavariaeformis Solms. 134
Schnabl, Ueber das Vorkommen des von
Prof. Harz im Jahre 1887 auf dem
Lechfelde neu entdeckten und be-
schriebenen Agaricus Lecensis Hrz.
in der Nähe von München. (Orig.)
78.
Schwalb, Die naturgemässe Conservirung
der Pilze mit einer einleitenden Ex-
cursion behufs Einführung in die
Pilzkunde. 79
Solms-Laubach, Graf zu, Penicilliopsis
clavariaeformis, ein neuer Javanischer
Ascomycet. 132
Tacke, Ueber die Entwicklung von Stick-
stoff bei Fäulniss. 56
Trelease, Description of Lycoperdon
Missouriense n. sp. 271
— —, The Morels and Puff-Balls of
Madison. 240
Tubeuf, von, Lophodermium brachy-
sporum. (Orig.) 79
Wettstein, von, Zur Verbreitung des.
Lärchenkrebspilzes, Helotium Will-
kommii Hart. 218
Hartig, Zusatz zu dem vorstehenden
Artikel. 218
Winogradsky, Beiträge zur Morphologie
und Physiologie der Bakterien. 170
Woronin, Ueber die Sklerotienkrankheit
der Vaccinieen-Beeren. 282
Zopf, Untersuchungen über Parasiten
aus der Gruppe der Monadinen. 206
VII. Flechten:
Lindau, Ueber die Anlage und Ent-
wicklung einiger Flechtenapothecien.
208
Stitzenberger, Lichenes instulae Maderae.
84
V
VIII. Muscineen:
Amann, Leptotrichum glaucescens
Hampe. (Orig.) 71
Braithwaite, The British Mossilora.
Part. XI. 392
Burchard, Bryologische Reiseskizzen
aus Nordland. Mit 1 Skizze. (Orig.)
97
Kaurin, To nye Lövmosser. 241
— —, Brachythecium Ryani n. sp. 241
Müller, Die Mooswelt des Kilima-
Näscharo’s. 11
Yoll, Ueber das Leuchten der Schisto-
stega osmundacea Schimp. 85
Renauld and Cardot, New mosses of
North America. I. 136
Rosetti, Epatiche della Toscana Nord-
Ovest. 138
Stephani, Hepaticae africanae. 354
Warnstorf, Revision der Sphagna in
der Bryotheca europaea von Raben-
horst und in einigen älteren Samm-
lungen. 137
IX. Gefässkryptogamen:
Campbell, Einige Notizen über die
Keimung von Marsilia aegyptiaca. 85
Strasburger, Histologische Beiträge.
Heft II. Ueber das Wachsthum vege-
tabilischer Zellhäute. 394
X. Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Arcangeli, Sul germogliamento della
Euryale ferox Sal. 139
Bateson and Darwin, On a method of
studying geotropism. 88
Boehm, Stärkebildung in den Blättern
von Sedum spectabile Boreau. (Orig.)
1935 225
Bokorny, Ueber die Einwirkung basi-
scher Stoffe auf das lebende Proto-
plasma. 173
— —, Bemerkung zu Prof. Dr. Josef
Boehm’s Mittheilung über Stärke-
bildung in den Blättern von Sedum
spectabile Boreau. (Orig.) 414
Brenstein, Ueber die Produktion von
Kohlensäure durch getödtete Pflanzen-
theile. 141
Burgerstein, Ueber den Einfluss des
Kampfers (Kampferwassers) auf die
Keimkraft der Samen. 242
Campbell, Einige Notizen über die
Keimung von Marsilia aegyptiaca. 85
(Clark, Ueber den Einfluss niederer
Sauerstoffpressungen auf die Bewe-
gungen des Protoplasmas. 173
Dalle-Torre, v., Zum Insektenbesuch
an schleimflusskranken Eichen. 324
Duchartre, Note sur l’enracinement de
l’albumen d’un Cycas. 17
Eimer, Die Entstehung der Arten auf
Grund von Vererben erworbener
Eigenschaften nach den Gesetzen
organischen Wachsens. 176
Elliot and Trelease, Observations on
Oxalis. 89
Elliot, Measurements of the trimorphic
flowers of Oxalis Sucksdorfi. 89
Eittingshausen, v. und Standfest, Ueber
Myrica lignitum Ung. und ihre Be-
ziehungen zu den lebenden Myrica-
Arten. 281
Frank, Untersuchungen über die Er-
nährung der Pflanze mit Stickstoff
und über den Kreislauf desselben in
der Landwirthschaft. 248
Hanausek, Ueber Nag-Kassar von Mesua.
ferrea. 219
— —, Zur Frage über Nag-Kassar
ron Mesua ferrea. (Orig.) 415
Hartig, 2jährige Rothbuchenausschläge
von etwa Handlänge, die an Wurzel-
stöcken kurz zuvor gefällter Bäume
sich entwickelt hatten und dicht mit
Bucheckern besetzt waren. 79
— —, Ueber den Ort der Saftleitung
im Holze. (Orig.) 418
Heimerl, Die Bestäubungseinrichtungen
einiger Nyctaginaceen. 273
Hovelacque, Recherches sur l’appareil
vegetatif des Bignoniacdes, Rhinantha-
cdes, Orobanchees et Uftrieularides.
17
Huth, Die Hakenklimmer. 143
Janczewski, de, Germination de l’Ane-
mone apennina L. 140
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger
Oelkörper in den Mycelfäden von
Penicillium glaucum. 201, 232, 264
Johannsen, Sur la localisation de l’&mul-
sine dans les amandes. 140
Klercker, af, Studien über die Gerbstoff-
vacuolen. 312
Knuth, Botanische Beobachtungen auf
der Insel Sylt. 187
Koch, Zur Entwicklungsgeschichte der
Rhinanthaceen (Rhinanthus minor
Ehrh.). 398
Kohl, Wachsthum und Eiweissgehalt
vegetabilischer Zellhäute. Mit einer
Tafel. (Orig.) 1
BL,
Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen.
Mit 2 Holzschnitten. (Orig.) 65
— —, Zur Blumenstetigkeit der Bienen
und Hummeln. 273
Lauterbach, Untersuchungen über Bau
und Entwicklung der Sekretbehälter
bei den Cacteen. (Orig.) 257, 289,
329, 369, 409
Leclerc du Sablon, Recherches sur l’en-
roulement des vrilles. 175
Lermer und Holzner, Beiträge zur Kennt-
niss der Gerste. Herausg. von Holzner.
317
Lignier, Observations sur la structure
des Lecythidees. 145
Loew, Ueber Assimilation. (Orig.) 417
Ludwig, Biologische Notizen. 1. Das
Blühen von Polygonum Bistorta. 2.
Gynodimorphismus von Stellaria ne-
morum in Folge einer längeren Inun-
dation kurz vor der Blütezeit. Blüten-
einrichtung bei Stellaria nemorum
und Malachium aquaticum. 3. Carda-
mine amara. 4. Polykarpie und Andro-
monoecie von Magnolia Yulan. 210
— —, Einige Beobachtungen über
die Beziehungen von Pflanzen und
Schnecken. 1. Eine Befruchtung durch
Schnecken. 2. Schneckenfrass am
Hopfen. 392
— —, Einige neue biologische Beob-
achtungen aus Brasilien und Austra-
lien. II. Milbenhäuschen des Fonta-
de-Condebaumes. III. Eine Pflanze,
welche den Vögeln Leimruten stellt.
393
— —, Ueber ein abweichendes Verhalten
der in Europa gezogenen Urena
lobata bezüglich Ausbildung der
Ameisen-Nektarien. 393
— —, Beobachtungen von Fritz Müller
an Hypoxis decumbens. 393
Meehan, Contributions to thelife-histories
of plants. 58
Morong, Studies in the Typhaceae. I.
Typha. 145
Noll, Beitrag zur Kenntniss der physi-
kalischen Vorgänge, welche den Reiz-
krümmungen zu Grunde liegen. 86
— —, Die Farbstoffe der Chromato-
phoren von Bangia fusco-purpurea
Lyngb. 307
— —, Ueber die Funktion der Zell-
stofffasern der Caulerpa prolifera.
306
Noil, Ueber den Einfluss der Lage
auf die morphologische Ausbildung
einiger Siphoneen. 306
— —, Ueber das Leuchten der Schisto-
stega osmundacea Schimp. S35
Palladin, Ueber Zersetzungsproducte
der Eiweissstofe in den Pflanzen bei
Abwesenheit von freiem Sauerstoff. 88
Pammel, On the Pollination of Phlomis
tuberosa L. and the perforation of
flowers. 355
Pasquale, Sulla influenza del flusso
elettrico nello sviluppo dei vegetali
aclorofillici. 174
Pax, Monographische Uebersicht über
die Arten der Gattung Primula. 58
Reinke, Der Farbstoff der Penicilliopsis
clavariaeformis Solms. 134
Schaefer, Ueber den Einfluss des Turgors
der Epidermiszellen auf die Funktion
des Spaltöffnungsapparates. 175
Schimper, Die epiphytische Vegetation
Amerikas. 180
Schütt, Weitere Beiträge zur Kenntniss
des Phycoerythrins. 169
Strasburger, Histologische Beiträge.
Heft II. Ueber das Wachsthum vege-
tabilischer Zellhäute. 394
Tacke, Ueber die Entwicklung von
Stickstoff bei Fäulniss. 56
Tedin, Ueber die primäre Rinde bei
unseren holzartigen Dikotylen, deren
Anatomie und deren Funktion als
schützendes Gewebe. 300, 380
Tomes, The fly-catching habit of
Wrightia coceinea. 123
Tretease, Observations suggested by the
preceding paper. 39
Velenovsky, Zur Deutung der Frucht-
schuppe der Abietineen. 401
Vöchting, Ueber die Lichtstellung der
Laubblätter. 245
Wakker, Studien über die Inhaltskörper
der Pflanzenzelle. 243
Wille, Ueber das Scheitelzellwachsthum
bei Lomentaria kaliformis. (Orig.)
420
— —, Ueber den Teeufelsbiss im Blatte
von Phragmites communis. (Orig.)
422
Willkomm, Ueber die Grenzen des
Pflanzen- und Thierreichs und den
Ursprung des organischen Lebens auf
der Erde. 142
Wilson, On the relation of Sarracenia
purpurea to Sarracenia variolaris. 90
Wollny, Elektrische Kulturversuche. 157
XI. Systematik und Pflanzengeographie:
Areschoug, Ueber Rubus obovatus G. Br.
und R. ciliatus C. J. Lindeb. 268, 297
Balfour, Botany of Sokotra. 184
Bolus, Grundzüge der Flora von Süd-
afrika. Aus dem Englischen über-
tragen von Kersten. 150
VII
Borbds, de, Tilia Richteri Borb. n. sp.
hybr. (Orig.) 161
Bornmüller, Ein Beitrag zur Eichentflora
des südöstlichen Europa (Orig.) 129
Britton, Plants collected by H. H. Rusby
in S. America. 286
Cogniaux, Sur quelques Cueurbitacees
rares ou nouvelles, prineipalement du
Congo. 148
Örepin, Rosae Helveticae. Observations
sur les roses de la Suisse. 155
— —., Description d’une nouvelle Rose
asiatique, 211
Debeaux, Notes sur quelques plantes
rares ou peu connues de la flore
oranaise. 149
Elliot and Trelease, ÖObservations on
Oxalis. 39
Elliot, Measurements of the trimorphie
flowers of Oxalis Sucksdorfi. 89
Forbes and Hemsly, Flora of China. 126
Gruner, Conspeetus stirpium vascula-
rium in vieinitate urbis Woronesh
sponte nascentium. 357
Javaseff, Beitrag zur Kenntniss der
Bulgarischen Flora. 148
Knuth, Botanische Beobachtungen auf
der Insel Sylt. 187
Korschinsky, Ueber die Bodenarten und
über geobotanische Forschungen im
Jahre 1886 in den Gouvernements:
Kasan, Samara, Ufa, Perm und
Wjatka. 274
Krassnoff, Descriptiones plantarum no-
varım vel minus cognitarum anno
1886 ab A. Krassnovio in regionibus
Thian-Schanieis lectarum. 246
Lignier, Observations sur la structure
des Lecythidees. 145
Ludwig, Ueber eine eigenthümliche
australische Tertiärfiora. 402
Milutin, Einige Nachträge zur Flora
“ des Gouyernements Moskau 213
Molendo, Ueber sogenannte aussterbende
Arten. (Orig.) 303
Montresor, Uebersicht der Flora des
Kiew’schen Lehrbezirkes, d. h. der
Gouvernements Kiew, Podolien, Wol-
hynien, Tschernigow und Poltava. 276
Morong, Studies in the T'hyphaceae. 145
Pax, Monographische Uebersicht über
die Arten der Gattung Primula. 58
Pereira Continho, Os Quercus de Por-
tugal. 212
Post, Diagnoses plantarum novarım
orientalium. 126
Prein, Mittheilungen über eine Expe-
dition in das Sajangebirge. 358
Raeiborski, Die polmischen Ahorne. 146
‚ Conspeetus Juncacearum Polo-
niae. 147
— —, Floristische Notizen. 148
Schimper, Die epiphytische Vegetation
Amerikas. 180
Schurig, Der Botaniker. Eine Anleitung
zur Keuntniss der überall häufig vor-
kommenden Blütenpflanzen. 270
Trautvetter, ab, Syllabus plantarum
Sibiriae boreali-orientalis a Dre. Alex.
a Bunge fil. lecetarum. 214
Trelease, Observations suggested by the
preceding paper. 89
Velenovsky, Zur Deutung der Frucht-
schuppe der Abietineen. 401
Willkomm, Ueber die Grenzen des
Pflanzen- und Thierreichs und den
Ursprung des organischen Lebens auf
der Erde. 142
Wilson, On the relation of Sarracenia
purpurea to Sarracenia variolaris. 90
Winkler, Decas quarta Compositarum
vuovarum Turkestaniae nec non Bucha-
rae incolarum. 315
XI. Palaeontologie:
Ettingshausen, v., Die fossile Flora von
Leoben in Steiermark. 216
Eitingshausen, v., und Standfest, Ueber
Myrica lignitum Ung. und ihre Be-
ziehungen zu den lebenden Myrica-
Arten. 281
Geyler und Kinkelin, Oberpliocäne Flora
aus den Baugruben des Klärbeckens
bei Niederrad und der Schleuse bei
Höchst am Main. 277
Harz, Ueber den Dysodil. (Orig.) 39, 12
Raciborski, Ueber die Flora und das
Alter der Krakauer feuerfesten Thone.
188
402
Saporta, de, Origine pal&ontologique
des arbres cultives ou utilises par
l’homme. 359
Schenk, Fossile Hölzer aus Ostasien
Renault, Les plantes fossiles.
und Aegypten. 215
Seward, On a specimen of Cyclopteris
(Brongniart). 151
Ward, Types of the Laramie Flora.
152
vmI
XII. Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Arthur, Report of the botanist of the
N. York agriceultural experiment sta-
tion, Geneva N. Y. 108
Cunningham, On a new genus of the
family Ustilagineae. 135
Dalla-Torre, v., Zum Insektenbesuch an
schleimflusskranken Eichen. 324
Danger, Unkräuter und pflanzliche
Schmarotzer. 154
Halsted, Bulletin from the bot. depart-
ment of the state Agricultural College,
Ames 109
Hartig, Eine Krankheit der Weiss-
tanne. (Orig.) 73
Hisinger, Recherches sur les tubercules
du Ruppia rostellata et du Zannichellia
polycarpa, provoques par le Tytra-
myxa parasitica. 1. 316
Kieffer, Neue Mittheilungen über loth-
ringische Milbengallen (Orig.). 6
Koch, Zur Entwicklungsgeschichte der
Rhinanthaceen (Rhinanthus minor
Ehrh.). 398
Kronfeld, Ueber vergrünte Blüten von
Viola alba Bess. 316
— —, Bemerkungen über Coniferen.
(Orig.). 65
Lagerheim, Mykologisches aus dem
Schwarzwald. 271
Ludwig, Einige Beobachtungen über
die Beziehungen von Pflanzen und
Schnecken. 2. Schneckenfrass am
Hopfen. 392
Ludwig, Bemerkung über Phragmidium
albidum (Kühn). (Orig.) 413
Miliarakis, Tylogonus Agavae.. Ein
Beitrag zur Kenntniss der niederen
endophytischen Pilze. 34
Raeiborski, Teratologische Form von
Lamium album. 217
Sorauer, Die Schäden der einheimischen
Kulturpflanzen durch thierische und
pflanzliche Schmarotzer, sowie durch
andere Einflüsse. 153
Tubeuf, v., Lophodermium brachyspo-
rum. (Orig.) 79
Vries, de, Over steriele Mais-planten.
363
Wettstein, v., Zur Verbreitung des
Lärchenkrebspilzes, Helotium Will-
kommii Hart. (Orig.) 218
Hartig, Zusatz zu dem vorstehenden
Artikel. (Orig.) 218
Woronin, Ueber die Sklerotienkrankheit
der Vaccinieen-Beeren. 282
Zopf, Untersuchungen über Parasiten
aus der Gruppe der Monadinen. 206
XIV. Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Henschke, Bestandtheile der Scopolia-
Wurzel. 188
Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar
von Mesua ferrea. (Orig.) 415
Hueppe, Die Methoden der Bakterien-
Forschung. 4. Aufl. 236
XV. Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Bolus, Grundzüge der Flora von Süd-
afrika. Aus dem Englischen über-
tragen von Kersten. 150
Burgerstein, Leitfaden der Botanik für
niedere landwirthschaftliche Schulen.
238
— —-, Ueber den Einfluss des Kampfers
(Kampferwassers) auf die Keimkraft
der Samen. 242
und pflanzliche
154
Dudley, Fungi destructive to wood. 172
362
Frank, Untersuchungen über die Er-
nährung der Pflanze mit Stickstoff
und über den Kreislauf desselben in
der Landwirtlischaft. 248
Gildemeister, Zur Kenntniss der Euca-
lyptusöle. 219
Danger, Unkräuter
Schmarotzer.
Eberhardt, Ueber den Japantalg.
Halsted, Bulletin from the botanical
department of the State Agricultural
College, Ames. 109
Hanausek, Ueber Nag-Kassar von Mesua
ferrea. 219
— —, Beiträge zur Kenntniss der
Nahrungs- u. Genussmittel-Fälschung.
406
— —, Zur Frage über Nag-Kassar von
Mesua ferrea. (Orig.) 415
Hartig, 2jährige Rothbuchenausschläge
von etwa Handlänge, die an Wurzel-
stöcken kurz zuvor gefällter Bäume
sich entwickelt hatten und dicht mit
Bucheckern besetzt waren. (Orig.) 79
— —, Ueber den Ort der Saftleitung
im Holze. (Orig.) 418
Harz, Ueber die Nahrung des Steppen-
huhnes. (Orig.) 304
Johannsen, Sur la localisation de l’&mul-
sine dans les amandes. 140
IX
Korschinsky, Ueber die Bodenarten und
über geobotanische Forschungen im
Jahre 1886 in den Gouvernements:
Kasan, Samara, Ufa, Perm und
Wjatka. 274
Naudin et Müller, Baron von, Manuel
de l’acclimateur ou choix de plantes
recommandees pour l’agriculture, l’in-
dustrie et la medecine et adoptees
aux divers climats de l’Europe et des
pays tropicaux. 317
Sadebeck, Zur Frage über Nag-Kassar
von Mesua ferrea (Orig.). 297
Sorauer, Die Schäden der einheimischen
Kulturpflanzen durch thierische und
pflanzliche Schmarotzer, sowie durch
andere Einflüsse. 153
Sapota, de, Origine paleonteologique
des arbres cultives ou utilises par
l’homme. 359
Vries, de, Over steriele Mais-planten.
363
Weinzierl, von, Die neue Art der Unter-
suchung und Controle der mehligen
Kraftfuttermittel. 80
Wollny, Elektrische Kulturversuche. 157
— —, Untersuchungen über den Ein-
fluss der Pflanzendecke und der Be-
schattung auf die physikalischen
Eigenschaften des Bodens, 155
Neue Litteratur:
P. 25, 62, 90, 124, 158, 189, 220, 253, 285, 320, 364, 403.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen und -Berichte :
Amann, Leptotrichum glaucescens
Hampe. 71
Areschoug, Ueber Rubus obovatus G.
Br. und R. ciliatus C. J. Lindeb.
268, 297
Boehm, Stärkebildung in den Blättern
von Sedum speetabile Boreau. 193,
225
Bokorny, Bemerkung zu Prof. Dr. Josef
Boehm’s Mittheilung über Stärke-
bildung in den Blättern von Sedum
spectabile Boreau. 414
Borbds, de, Tilia Richteri Borb. n. sp.
hybr. 161
Bornmüller, Ein Beitrag zur Eichen-
flora des südöstlichen Europa. 129
Burchard, Bryologische Reiseskizzen
aus Nordland. 97
Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar
von Mesua ferrea. 415
Hansgirg, Noch einmal über Baecillus
muralis Tom. und über einige neue
Formen von Grotten - Schizophyten.
— —, Bemerkungen über einige von
S. Winogradsky neulich aufgestellte
Gattungen und Arten von Bakterien.
413
Hartig, 2jährige Rothbuchenausschläge
von etwa Handlänge, die an Wurzel-
stöcken kurz zuvor gefällter Bäume
sich entwickelt hatten und dicht mit
Bucheckern besetzt waren. 79
Hartig, Eine Krankheit der Weisstanne,
78
— —, Ueber den Ort der Saftleitung
im Holze. 418
Harz, Ueber die Nahrung des Steppen-
huhnes. 304
— —, Ueber Bergwerkspilze. II. Aus
den Kohlenbergwerken Hausham und
Penzberg in Oberbayern. 341, 376,
416
— —, Ein Verfahren die Sporen der
Hymenomyceten auf Papier zu fixiren.
27
— —, Ueber eine zweckmässige Kon-
servirungsmethode getrockneter Pflan-
zen. T4
— —, Ueber den Dysodil. 39, 72
Jönsson, Ueber Entstehung schwefel-
haltiger Oelkörper in den Mycel-
fäden von Penieillium glaucum. 201,
232, 264
Kieffer, Neue Mittheilungen über loth-
ringische Milbengallen. 6
Kohl, Wachsthum und Eiweissgehalt
vegetabilischer Zellhäute. 1
Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen.
65
Lauterbach, Untersuchungen über Bau
und Entwicklung der Sekretbehälter
bei den Cacteen. 257, 239, 329, 369,
409
Loew, Ueber Assimilation. 417
Ludwig, Australische Pilze. 337
X
Ludwig, Bemerkung über Phragmidium
albidum (Kühn). 413
Molendo, Ueber sogenannte aussterbende
Arten. 303
Sadebeck, Zur Frage über Nag-Kassar
von Mesua ferrea. 297
Schnabl, Ueber das Vorkommen des
von Prof. Dr. C. ©. Harz im Jahre
18837 auf dem Lechfelde neu ent-
deckten und beschriebenen (Botan.
Centralbl. Bd. 33. 1888. p. 221) Aga-
ricus Lecensis Hrz. in der Nähe von
München. 78
Tedin, Ueber die primäre Rinde bei
unseren holzartigen Dikotylen, deren
Anatomie und deren Funktion als
schützendes Gewebe. 300, 380
Tubeuf, v., Lophodermium brachyspo-
rum, ein Parasit der Weymouths-
kiefer, und Exoascus borealis. 79
Wille, Ueber das Scheitelzellwachsthum
bei Lomentaria kaliformis. 420
— —, Ueber den Teufelsbiss im Blatte
von Phragmites communis. 422
Botanische Gärten und Institute: R
Arthur, Report of the botanist of the
New - York agriceultural experiment
station, Geneva N. Y. 108
Clos, Le jardin des plantes de Toulouse
et la botanique locale et pyreneenne.
107
Halsted, Bulletin from the botanical
department of the State Agricultural
College, Ames. 109
Kraus, Der botanische Garten der Uni-
versität Halle. Heft 1. 43
Sommer, Führer durch den Grossh. Bo-
tanischen Garten zu Karlsruhe. 44
Westermaier, Die wissenschaftlichen Ar-
beiten des Botanischen Instituts der
K. Universität zu Berlin in den ersten
10 Jahren seines Bestehens. 106
Vergl. auch p. 169, 205, 306.
Sammlungen:
Haynald, Herbarium und botanische
Fachbibliothek dem National-Museum
in Budapest geschenkt. 382
Pringle, 300 seltene Arten von einer
Forschungsreise durch Nord-Mexiko.
382
Warnstorf, Revision der Sphagna in
der Bryotheca europaea von Raben-
horst und in einigen älteren Samm-
lungen. 137
Vergl. auch p. 95, 205.
Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden etc.:
Bateson and Darwin, On a method of
studying geotropism. 88
Boehm, Stärkebildung in den Blättern
von Sedum speetabile Boreau. (Orig.)
193, 225
Bokorny, Bemerkung zu Prof. Dr. Josef
Boehm’s Mittheilung über Stärke-
bildung in den Blättern von Sedum
spectabile Boreau. (Orig.) 414
Directions for using Prof. H. L. Smith’s
high refractive mounting media. 46
Frank, Untersuchungen über die Er-
nährung der Pflanze mit Stickstoff
und über den Kreislauf desselben in
der Landwirthschatt. 248
Harz, Ein Verfahren, die Sporen der
Hymenomyceten auf Papier zu fixiren.
(Orig.) 77
— —-, Ueber eine zweckmässige Kon-
servirungsmethode getrockneter Pflan-
zen. (Orig.) 74
Hueppe, Die Methoden der Bakterien-
Forschung. 4. Anfl. 236
Klercker, af, Studien über die Gerb-
stoftvacuolen. 312
Kohl, Wachsthum und Eiweissgehalt
vegetabilischer Zellhäute. Mit einer
Tafel. (Orig.) 1
Lagerheim, Ueber die Anwendung von
Milchsäure bei der Untersuchung von
trockenen Algen. 47
Medium of high refractive index. 46
Die neue Mikroskopirlampe von Kochs-
Wolz in Bonn. 45
Schwalb, Die naturgemässe Conservirung
der Pilze mit einer einleitenden Ex-
eursion behufs Einführung in die
Pilzkunde. 79
Strasburger, Histologische Beiträge.
Heft II. Ueber das Wachsthum vege-
tabilischer Zellhäute. 394
Tacke, Ueber die Entwicklung von
Stickstoff bei Fäulniss. 56.
xI
Vöchting, Ein Dynamometer zum Ge-
brauch am Klinostat. 238
— —, Ueber die Lichtstellung der
Laubblätter. 245
Wakker, Studien über die Inhaltskörper
der Pflanzenzelle. 243
Weinzierl, Neue Art der Untersuchung
und Controle der mehligen Kraft-
futtermittel. 80
Vergl. auch 111, 169, 205, 270, 306, 382,
Botanische Reisen.
Bornmüller, Reise in das nordöstliche Kleinasien. 191
Originalberichte gelehrter Gesellschaften :
Botanischer Verein in Lund. 201, 232,
264, 298, 380
Sitzungsberichte des Botanischen Ver-
eins in München. 39, 72, 303, 341,
Personalnachrichten:
Dr. Beutell (Professor in Santiago). 29
Dr. Pio Bolzoni (2. Assistent in Bo-
logna). 191
Dr. Franeis Darwin (Professor in Cam-
bridge). 95
Dr. Engler (eorrespondirendes Mitglied
in St. Petersburg). 160
Dr. Goebel (Redakteur der „Flora“). 29
Dr. Lahm (Y). 127
Dr. Sextus Otto Lindberg (T). 368
Dr. Mattei (1. Assistent in Bologna).
191
Dr. Morini (Professor in Sassari). 191
Dr. Sava Petrovie (f). 256
376
Botaniska Sällskapet i Stockholm. 420
Dr. Peyritsch (F). 407
Dr. Pfeffer (Geheimer Hofrath in Leip-
zig). 29
Dr. Philippi (achtzigster Geburtstag in
Santiago gefeiert). 29
Dr. Max Scheit (T). 327
Dr. Schenck (in Bonn habilitirt). 327
Dr. Schönland (Curator des Albany
Museum in Grahamstown, Süd-Afrika).
407
Dr. Timbal-Lagrave (f). 95
Dr. von Wettstein (Redakteur der Oester-
reichischen Botanischen Zeitschrift).
29
Autoren-Verzeichniss:
A.
Amann, J. 71
Arcangeli, G. 139
Areschoug, F. W. C. 268
Arthur, J. C. 108
Askenasy, E. 112
B.
Balfour, J. B. 184
Bary, A. de. 47
Bateson, A. 88
Beauregard, H.
Beck, Günther v. 135
Boehm, Jos. 193, 225
Bokorny, Th. 173, 414
Bolus, Harry. 150
Borbäs, V. de. 161
Bornet, E. 112, 270
Bornmüller, J. 129
Bower, F. O. 13
Braithwaite, R. 392
Brefeld, O. 308, 345, 382
Brenstein, Georg. 141
Britton, N. L. 286
Burchard, Oscar. 97
Burgerstein, A.
C.
Campbell, H. Douglas. 85
238, 242
Cardot, J. 136
Clark, James 173
Clos, D. 107
Cogniaux, Alfred. 148
Crepin, Fr. 183, 211
Cunningham, D. D. 15,
135
D.
Dalla-Torre, C. W. von.
324
Danger, L. 154
Darwin, Francis. 83
Debeaux, O,. 149
Duchartre, P. 17
Dudley, P. H. 172
E.
Eberhardt, Louis A. 362
Eimer, G. H. Th. 176
Elliot, W. G. 39
Ettinghausen, C. v. 216,
281
F.
Farlow, W. G. 120
Flahault. 270
Forbes, J. B. 126
Frank, B. 248
6.
Galippe, V. 11
Gay, F. 239
Geyler, Th. 277
Gildemeister, Eduard. 219
Gomont. 14, 239
Gruner, L. 357
Grunow, A. 112
Günther, H. 81
H.
Halsted, B. D. 109
Hanausek, T. F. 219, 406,
415
Hansgirg, Anton. 33, 413
Hariot, P. 112
Hartig, R. 78, 79, 218,
418
Harz, 020,2 39, 72, 14,
77, 304, 341, 376, 416
Heimerl, A. 273
Hemsly, W. B. 126
Henschke, Herm.
Hisinger, C.
Holzner.
Hovelacque, M.
Hueppe, Ferd, 236
Huth, E. 143
J.
Janczewski, E. de. 140
Javaseff, A. 148
Johannsen, M. 140
Jönsson, B. 201, 232, 264,
298
K.
Kaurin, Chr. 241
Kieffer, J. J. 6
Kinkelin, F. 277
Klebahn. 96
Klercker, John E. FE. af.
312
Knuth, Paul. 187
Koch, L. 398
Kohl, F. G. 1
Korschinsky, S. 274
Krassuoftf, A. 246
Kraus, Gregor. 43
Kronfeld, M. 65, 273, 316
L.
Lagerheim, G. 47, 132, 271
Lauterbach, Carl. 257,
329, 369,
Leclere du Sablon.
Lermer.
Lignier, M. O.
Lindau, Gust.
Löfller, C.
Leew, E.
Loew, O.
Ludwig, F. 210, 337,
393, 402,
M.
Massalongo, C.
Meehan, Thomas.
Miliarakis, S.
Milutin, S. N.
Molendo.
Montresor, W.
Morong, T.
Möbius, M.
Müller, Ferd. Baron
Müller, Karl.
N.
Naudin, Charles.
Noll, F. 85, 86, 306,
Nordstedt, O.
P.
Palladin, W.
Pammel, L. H.
Pasquale, Freda.
Bax, PR.
Penard, E.
Pereira Continho,
Post, G. E.
Prein, Jacob.
R.
Raciborski, M. 146,
148, 188,
Reinke, J.
Renauld, F.
Renault, B.
Rossetti, C.
S.
Sadebeck.
Saporta, G. de.
Schaefer, R.
Schenk, A.
Schimper, A. F. W.
Schmidt, A.
A.
289,
409
Schnabl, J. N. 78
Schütt, Franz. 169
Schurig, E. 270
79
151
Schwalb, C.
Seward, Alb. C.
Solms-Laubach, H. Grafzu.
132
Sommer, Gust. 44
Sorauer, Paul. 153
Standfest,
Stephani, F.
Stitzenberger, E.
Strasburger, Ed.
T.
Tacke, Br.
XII
Tedin. 300, 380
Tomes, A. 123
Trautvetter, E. R. v. 214
Trelease, William. 89, 240,
271
Tubeuf, C. v. 79
V.
Velenovsky, J. 401
Vöchting, Herm. 238, 245
Vogel, H. W. 11
Vries, Hugo de,
W.
Wakker, J. H.
Ward, Lester F.
Warnstorf, C, 137
Weinzierl, Th. v. so
Westermaier, Max. 106
Wettstein, R. v. 218
Wille, N. 420, 422
Willkomm, M. 142
Wilson, W. P. 90
Winkler, C. 315
Winogradsky, S. 170
Wollny, E. 155, 157
Woodwarth, W. Mc. M. 83
Woronin, M. 282
2.
Zopf, W. 206
Band XXXVII. No.1. Jahrgang X.
ll. ce’
er "sches Üenfran ©:
ga“ ERIRENDES U
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
enter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. G. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
I = = =
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. |
No. 1. | durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 1889.
v
Wissenschaftliebe Original-Mittheilungen.
Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer
Zellhäute,
Von
DIFR.G KRoht%
Mit einer Tafel.
In den Haargebilden vieler Borragineen, Moraceen, Ur-
ticaceen, Cucurbitaceen etc. habe ich gelegentlich eingehender
Untersuchungen über Kalkablagerungen im Pflanzenkörper, weiche
ich demnächst veröffentlichen werde, wertvolles Material für das
Studium des Wachstumsmodns der Zellhäute aufgefunden. Die
Triehome zahlreicher zu genannten Familien gehörender Pflanzen
zeigen ein intensives Membrandickenwachsthum an ihren Spitzen,
welchem später eine partielle Verkalkung (bez. Verkieselung) des
Haares folgt. Die ganze Haarspitze, anfangs hohl und in der
Membrandicke nicht von der Basis abweichend, wird allmälig voll-
ständig massiv und zwar in Folge eines Wachstumsprocesses der
Membran, welcher häufig nichts gemein hat weder mit Apposition
noch mit Intussusception, sondern der allein in periodischen
Botan. Certralbl. Jahre. IX. 1388. Bd. XXXVI. x 1
> Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellhänte.
Er
Neubildungen von Cellulosemassen resp. Membranen besteht.
G. Krabbe*) hat bereits das Dickenwachstum der Bastfasern
der Apocyneen und Asclepiadeen durch eine solche Aut-
einanderlagerung successive vom Protoplasma neugebildeter Cellulose-
massen erklärt, “und wie er für die Bastzellen eruiren konnte, dass
an ein Zuriektieten des Plasmaschlauches und eine darauf folgende
Ausscheidung von Cellulose an der eingezogenen Stelle nicht ge-
dacht werden dürfe, so bin ich im ande ein Gleiches für die in
Rede stehenden Trichome nachzuweisen. Es ist nicht zu verkennen,
dass die Haare vor den Bastzellen den Vorzug haben, leichter
untersucht werden zu können (es ist weder Anfertigung von Schnitten
noch Isolirung einzelner Zellen nöthig) und sogar die Anwendung
der Methode kontinuirlicher Beobachtung erlauben, zwei Punkte,
deren Wichtigkeit jedem Sachverständigen ohne Weiteres in die
Augen springen dürfte. Allein das ist nicht Alles, was die Haar-
gebilde zu besonders ausgezeichneten und dankbaren Untersuchungs-
objekten stempelt. Es kommt zu dem Gesagten noch hinzu, wie
ich konstatiren konnte, dass bei ihnen jener Fall besonders häufig
in die Erscheinung tritt, den schon Krabbe als wichtig für die
Beurtheilung der Membranverdiekungen hervorhebt, dass zwischen
den einzelnen nach einander eebildeten Balken deutliche
Plasmareste nachgewiesen ee können, wichtig deshalb, weil
dieser Fall die Möglichkeit einer Kontraktion des Plasmaschlauches
während der successiven Ausbildung der Cellulosepartien ausschliesst,
weil er weiter darthut, dass nicht die äusserste Plasmaschicht es
sein muss, durch deren Umwandlung oder gar secernirende Thätig-
keit die aufeinanderfolgenden Cellulosemassen ihren Ursprung haben.
Bei sehr vielen Haaren bietet es nicht die geringste Schwierigkeit,
in den Räumen zwischen den Cellulosekapnen Protoplasma nach-
zuweisen. Je kleiner die Zwischenräume zwischen den einzelnen
Cellulosekappen sind, um so mehr wird naturgemäss der Ort der
Cellulosebildung ch der Aussenseite des Plasmaleibes veriegt.
Für alle von Krabbe an bestimmten Bastfasern beobachtete
Formen der Kappenbildung habe ich Analoga bei den Trichomen
entdeckt und bin ausserdem in der Lage, noch andere erweiternde
Beobachtungen denen Krabbe’s demnächst zufügen zu können. In
diesen Zeilen seien zunächst einige einfache Fälle mitgetheilt.
Symphytum officinale zeigte mir die Kappenbildung zu-
erst; ich erhielt durch einfaches Behandeln der Trichome mit Chlor-
zinkjod nach Entfernung des Kalkcarbonats durch verdünnte Salz-
säure Präparate, die ich in den Fig. 1 und 2 wiedergegeben habe.
kı ke ks ka sind die nach einander gebildeten Kappen, pı—p« die
zwischen denselben liegenden Protoplasmamassen. Die Kappen
sitzen in einander, sodass ihre basalen Theile zusammen die Ver-
diekung v v der Trichommembran bilden, welche letztere demnach,
wie ein Blick auf die Zeichnungen lehrt, von unten nach der Spitze
*) Krabbe, G., Ein Beitrag zur Kenntniss der Struktur und des Wachstums
vegetabilischer Zellhäute. (Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVII. Hft. 3
346—423.) 2
Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellhäute. >
zu dünner wird. Die am weitesten nach der Haarbasis zu .ge-
legene Kappe ist die jüngste, sie besitzt daher meist Eigenschaften,
die den älteren abzugehen scheinen. Sie ist vor Allem noch sehr
duktil und liegt der nach aussen folgenden Kappe noch lose an,
‚da sie bei Anwendung von Salzsäure mit ihrem oberen Theil der
Bewegung des darunterliegenden Plasmaschlauches folgt und einge-
stülpt wird, wie die Finger eines Handschuhs, deren Spitzen
man beim Herausziehen der Hand von Innen festhält. Behandelt
man ein solches Präparat mit Methylviolett, so bietet es einen An-
blick dar, wie er in Eig. 3 reprodueirt ist. Der kontrahirte Plasma-
schlauch hat die letzte Kappe k in eben angegebener Weise aus
der regelrechten Lage gebracht. Während die Membran v fast
farblos bleibt, ist die letzte Kappe k schwach bläulich tingirt und,
was besonders interessant ist, im Plasmaschlauch erscheint eine
violette zusammenhängende Partie, welche nichts Anderes darstellt,
als die gleichsam zur Einschaltung vorbereitete nächste Kappe,
welche wie die jüngsten Theile der bereits angelagerten Neu-
bildungen sich mit Methylviolett tingiren. In Fig. 4 ist p eben-
falls der kontrahirte Plasmaschlauch, k die mit Methylviolett inten-
siv gefärbte Kappenanlage. In ähnlicher leicht erkennbarer Weise
tritt Kappenbildung in den Haarcı der Blätter und Blattstiele von
Fieus Carica auf. Die Fig. 5a stellt ein Haar dieser Pflanze
mit 3 Kappen dar, von welchen die jüngste im oberen Theil in
zwei gespalten ist. Beide Theile sind nach der Trichombasis zu
konvex vorgewölbt, ohne dass mir bis jetzt ersichtlich geworden
wäre, welche Umstände diese Hervorwölbung veranlasst hätten.
b stellt eine durch Kontraktion des Plasmaschlauches losgelöste,
an der Spitze mächtig verdickte Kappe dar, während in den
Fig. 6a, b künstlich eingestülpte Kappen, in c aber eine mehr zu-
sammengefaltete junge Kappe abgebildet ist.
In höchstem Grad interessant sind die vielzelligen Trichome
vieler Cucurbitaceen deshalb, weil bei ihnen oft einer localen
Verdiekung der Membran durch ächte Apposition eine weitere durch
Membran-Neubildung folgt, wodurch diese Haargebilde eine oft
auf den ersten Blick unverständliche innere Kammerung und Skulp-
tur erhalten. Ich habe von unzähligen zu anderem Zwecke unter-
suchten Cucurbitaceen-Haaren nur zwei hier abgebildet, das eine
Fig. 7 von Momordica Elaterium, das andere Fig. 8 von
Lagenaria vulgaris; beide Haare sind nicht vollständig, son-
(dern nur in den uns hier interessirenden Theilen wiedergegeben.
aaa sind durch Apposition gebildete Verdiekungsschichten, welche
in Zelle I (Fig. 7) zu einer Zerlegung des Zelllumens in zwei
Theile geführt haben. Oberhalb der Verstopfung des Lumens ist
eine Kappe kı bereits ausgebildet, unterhalb jener eine in Bildung
begriffen (ke); in der Zelle II dieses Haares veranlasste der durch
Apposition erzeugte Ringwulst a a keinen Verschluss des Zellinnen-
raumes; dieser ist bewirkt durch 2 bereits fertige ka kı und eine soeben
angelegte Kappe ks. Ueberall finden wir hier sowohl zwischen
zwei aufeinanderfolgenden Kappen als auch zwischen Kappe und
Ringwulst oder Kappe und Haarscheidewand Protoplasmamassen.
1*
4 Kohl, Waehstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellhäute.
In Zelle II erkennt man deutlich, wie die jüngste Kappe ks der
Bewegung des Plasmaschlauches bei der Kontraktion in Folge
Säurewirkung gefolgt ist, sie ist also anfangs immer nur in losem
Zusammenhang mit den vorher gebildeten. Diese jüngsten Zell-
hautbildungen verhalten sich optiseb anders als die älteren; ihre
Konturen finde ich oft noch nicht so scharf, wie gewöhnlich, ihre
Substanz macht oft den Eindruck, als wäre sie gekörnelt oder aus
kleinen Stäbchen aufgebaut, ja mitunter ist ein System senkrecht
auf einander stehender Linien deutlich zu bemerken, welches die
Masse der jungen Membran als aus kleinen würfelartigen Form-
Elementen bestehend erscheinen lässt. Diese ebenerwähnte Be-
obachtung lässt sich nach meinen bisherigen Erfahrungen am besten.
an den grossen Haaren von Cajophora lateritia machen, von
denen ich im Ganzen drei in Stücken aus der apicalen oder basalen
Gegend in den Fig. 9, 10 und 11 abgebildet habe. Fig. 9 zeigt,
wie komplieirt die Kappenbildung in den Haaren dieser Pflanze
werden kann. Besonders die zuletzt von innen her angefügten
Cellulosemassen und die in der äussersten Spitze befindlichen be-
sitzen die angedeutete Struktureigentümlichkeit, welche ich an
apponirten Membranschichten nicht habe finden können; ich betone
hier „Schichten“, denn jene Cellulosemassen sind trotz feiner in
tangentialer Richtung verlaufender Linien nicht eigentlich in Schichten
formirt, sondern machen mehr den Eindruck, als seien sie durch
Aneinanderfügung kleinster ganz gleich beschaffener Cellulose-
würfelchen entstanden; hätte man es mit veritablen Schichten zu
thun, so müsste bei dem annähernd paralleien Verlauf der tangen-
tialen Linien der Innenkontur der Verdickungsmassen dem äusseren
parallel sein, was keineswegs der Fall ist. Genau genommen haben
wir es hier mit einer besonderen Art von Apposition zu thun, die
wesentlich von der gewöhnlichen abweicht. Ich werde später auf
die weitgehende Differenz zwischen beiden Wachstumsweisen der
Membran in die Dicke in einem besonderen Artikel zurückkommen.
Jetzt seinoch einer anderen neuerdings eifrig ventilirten Frage gedacht,
bezüglich deren wir von den hier in Rede stehenden Membran-
bildungen einigen Aufschluss erwarten dürfen, der Frage nämlich
nach dem Eiweissgehalt (resp. Plasmagehalt) der Membran.
In unseren Trichomen folgen Membranen des verschiedensten
Alters in bestimmten Zwischenräumen und von einander isolirt auf
einander, Membranen, über deren Alter in keinem Fall ein Zweifel
herrschen kann, weder über das absolute, noch relative, welche
ausserdem durch verschiedene Duktilität, Verkalkungsintensität, durch
mehr oder weniger fortgeschrittene Verwachsung ihrer Basaltheile
noch bessimmte Anhaltspunkte für ihre successive Entstehung liefern,
welche demnach ideale Objekte abgeben müssten für den Nachweis
des in der Jugend reichen, mit dem Alter aber sich verringernden
Plasmagehalts der Cellulosemembran, für welchen Wiesner in
letzter Zeit Beweise zu bringen lebhaft bemüht gewesen ist.
Wie verhalten sich nun die verschiedenaltrigen Kappen bei
der Prüfung auf Plasma?
Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellbäute. 15)
Nach Wiesner soll die Cellulosemembran, so lange sie wächst,
Eiweiss*) führen, woraus, wie bekannt, dieser Forscher auf einen
Gehalt der Membran an Protoplasma schliesst. Den Eiweissgehalt
zu eruiren, bedient sich Wiesner der Methode von Krasser,
durch zwei verschiedene Reagentien zwei verschiedene im Eiweiss-
molekül nie fehlende Atomgruppen (eine aromatische und eine Fett-
körpergruppe) zur Anschauung zu bringen, durch Millon’s Reagens
die einfach hydroxylirte aromatische Gruppe, durch Alloxan jene
Atomgruppe, welche bei Zersetzung der Eiweisskörper als Asparagin
oder Asparaginsäure austritt. Da keine der beiden Atomgruppen
nach Wiesner im Eiweiss jemais fehlt, genügt es zunächst, eines
der empfohlenen Reagentien anzuwenden; dass man auch die an-
‚dere Gruppe aufzufinden nicht unversucht lassen wird, ist selbst-
redend, aber nicht wesentlich. Ich habe daher die Kappen in den
zahlreichen Trichomen, welche mir gelegentlich anderer Unter-
suchungen unter die Hand kamen, sehr häufig mit Millon’s Flüssig-
keit behandelt, ohne aber auch nur ein einziges Mal eine Rot-
färbung erhalten zu haben. Mich der Wiesner’schen Mittheilung
über die Unzuverlässigkeit dieser Reaktion bei Gegenwart redu-
‚eirender Substanzen erinnernd, unterwarf ich die Trichome vorher
einer Behandlung mit Chlorwasser und erwärmte dann mit Millon’s
Reagens, aber ohne die geringste Spur von Rotfärbung beobachten
zu können.
Für mich folgt aus diesem Ausbleiben der Reaktion, dass ent-
weder das Millon’sche Reagens ein zuverlässiger Indikator für
Eiweiss nicht ist, oder dass die mir vorliegenden Kapper. Eiweiss
nicht enthalten. Ob etwa der Einfluss der Salzsäure, die icn zur
Entfernung des Caleiumcarbonats auf die Trichome vorher einwirken
liess, die Rotfärbung unmöglich macht, vermag ich nicht zu ent-
scheiden. Dagegen möchte ich hier des Unterschiedes Erwähnung
thun, den die jüngsten Kappen in ihrem Verhalten zu Methylviolett
gegenüber den älteren Membranen zeigen. Wie die Fig. 5 und 4
besonders gut illustriren, kommt den jüngsten Membrankappen eine
besonders grosse Tinktionsfähigkeit durch genannten Farbstoff zu.
Während z. B. in Fig. 3 die ältere Membran v ganz farblos ge-
blieben ist, lässt die nach innen eingestülpte Kappe k eine schwache
Violettfärbung erkennen, während die im kontrahirten Plasmaschlauch
liegende jüngste Kappe als ein tief violett gefärbtes gewundenes
Gebilde scharf hervortritt.
Da, wie auch die Tinktionen der abgebildeten Präparate zeigen,
die Affinität des Methylviolett zum Plasma häufig grösser ist als
zu älteren Zellhäuten, liegt hier der Gedanke nahe, die Violett-
färbung der jüngsten Kappen, die mit dem Alter sich erfahrungs-
gemäss vermindert, als ein Anzeichen für einen Plasmagehalt jugend-
lieher Membranen zu halten. Die Differenz in der Kapaeität der
verschiedenalterigen Kappen, den Farbstoff aufzuspeichern, ist um so
frappanter, als den Membranen durch die successive Behandlung
*) Wiesner, J., Zur Eiweissreaktion und Struktur der Zellmembran. (Ber.
4. d. bot. Ges. 1888. H. 5. p. 187.)
6 Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen.
mit Salzsäure (zur Entfernung des Caleiumcarbonats) und Wasser
(zur Wegschaffung des Chlorcaleiums und überschüssiger Salzsäure)
sicher schon mancherlei, die Tinktionsfähigkeit bestimmende Stoffe:
entzogen worden sind. Jedenfalls ist es für die Lösung der ein-
mal aufgeworfenen Frage nach dem Eiweissgehalt der Membran
förderlicher, auch derartige Einzelbeobachtungen zu berücksichtigen
und zu sammeln, als wenn man immer und immer wieder zu einem.
Reagens wie dem Millon’schen greift, das, in bestimmten Fällen
sehr brauchbar, doch, wie die himmelweit von einander abweichenden
Angaben der streitenden Autoren beweisen, den an dasselbe ge-
stellten Forderungen nicht zu genügen scheint. Von diesem Stand-
punkt aus hielt ich es für nicht überflüssig, im Anschluss an die-
Mittheilung über die häufig an Haaren in ausgezeichneter Weise
vorhandene Kappenbildung kurz auch die an diesen ineinander ge-
schachtelten Membranen ungleichen Alters gelegentlich gemachten.
Erfahrungen zu anderweitiger Benutzung oder Anregung zu ver-
öffentlichen.
Marburg, am 15. December 1388.
Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen.
Von
J: J. Kieffer,
Lehrer der Naturgeschichte in Bitsch.
Folgende Zeilen enthalten Mittheilungen über einige in Loth-
ringen gesammelte Milbengallen, welche in meinen früheren Arbeiten
über lothringische Phytoptoceeidien*) nicht besprochen wurden.
Diejenigen Cecidien, welche wenigstens dem Substrate nach neu
sind, werden mit einem Sternchen aufgeführt.
Ajuga reptans L.
* Blattrandrollung mit abnormer Behaarung;
Blütendeformation. — Auf mehreren feuchten Wiesen in der
Nähe von Bitsch findet man das ganze Jahr hindurch auffallende
Missbildungen an oben genannter Pflanze, welche den von mir an
Ajuga Genevensis L. beobachteten (Zeitschr. f. Naturw. Halle. 1385.
p. 579) ia Manchem ähnlich sind, dagegen aber von der auf A.
pyrawmidalis L. von Dr. Lütkemüller bei Sulden in den Alpen
entdeckten und von Dr. Fr. Thomas beschriebenen Deformation
(Verh. d. zool.-bot. Ges. z. Wien. 1886. p. 297) merklich abweichen.
Von letzterer wird nämlich keine Rollung der Blätter aufgeführt,
und betreffend die Haarbildung ist a. a. OÖ. zu lesen: „Die Behaarung
der Blätter war schwankend, ist es aber auch an den normalen
Pflanzen, so dass ich im Ungewissen bin, ob die hier und da be-
*) Ueber lothringische und zum Theil neue Phytoptocecidien. (Zeitschr. f.
Naturw. Halle. 1885. p. 113—133.) — Neue Beiträge zur Kenntniss der in
Lothringen vorkommenden Phytoptoceeidien. (l. ec. p. 579—589). — Dritter
Beitrag zur Kenntniss der in Lothringen vorkommenden Phytoptoceeidien. (l. c.
1886. p. 409—420.)
Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. Y
obachtete Vermehrung nur auf Rechnung der Milben zu setzen ist;“
das alpinische Cecidium scheint also von den lothringischen gänzlich
verschieden zu sein.
Die Wurzelblätter zeigen an A. reptans L. wie an A. Genevensis
L. bald eine enge, schön rot gefärbte involutive Blattrandrollung,
welche sich gewöhnlich nur über eine Seite des Blattes ausdehnt,
und selten bis zur Mittelrippe reicht, bald auch eine Faltung ver-
bunden mit Drehung; die zwei oder vier oberen Triebblätter sind
zwar entwickelt, bleiben aber ihrer Knospenlage entsprechend mit-
einander verbunden, d. h. ineinander gerollt, und zwar so, dass an
dem oberen Paare die beiden Spreiten ganz angedrückt liegen,
während dieselben an dem unteren ihre Basalhälfte frei haben und
sich zuletzt gänzlich zu trennen vermögen. Während aber an A.
Genevensis L. der dichte weisse Haarrasen sowohl (obschon seltener)
die Unterseite als die Oberseite der Blätter überzieht, so ist hier,
wo das normale Blatt keine Behaarung zeigt, die Oberfläche allein,
und zwar nur in der Rollung oder Faltung mit dichtem, gelblich-
weissem, aus 4—5-gliederigen, walzenförmigen Haaren bestehendem
Rasen versehen; selten dehnt derselbe sich von da auf einen Theil
der frei gebliebenen Blattfläche oder auf den Blattstiel aus. An
A. Genevensis L. ist die Behaarung am auffallendsten: hier dagegen
ist es die rote Roilung oder Faltung.
Die Blütendeformation ist an A. reptans L. sehr leicht zu
übersehen; sie besteht darin, dass die Achse ihre normale Länge
nicht erreicht, so dass die einzelnen bald normal geöffneten, bald
verkümmerten Blüten dicht gedrängt bleiben. An den Blättern
konnte ich nie das bleiche Aussehen bemerken, welches von den
alpinischen Exemplaren von A. pyramidalis L. angegeben wird.
Artemisia campestris L.
* Blatt-, Triebspitzen- und Blütendeformation. —
In seinem Handbuch der Pflanzenkrankheiten 1880. p. 696 be-
schrieb Frank angeblich als Phytoptocecidium eine auf A. campestris
L. bei Dresden entdeckte, Phytopten beherbergende Galle, in welcher
aber später Fr. Thomas die Galle der Cec. Artemisiae B. ver-
muthete (Bot. Jahresber. v. Just. VIII. p. 714). Desgleichen
wurde von mir in der Zeitschr. f. Naturw. 1885. p. 118 dieselbe
Galle als tragliches Phytoptocecidium aufgeführt; Dr.v. Schlechten-
dal, welcher die Dresdener Exemplare mit den lothringischen verglich,
und in den ersteren, sowie in zwei der letzteren nebst den Gall-
milben auch eine Mückenlarve fand, erklärte, „dass nähere Unter-
suchungen und Beobachtungen an lebenden Gallbildungen nötig
seien, um die Frage zu lösen, ob die Gallmilben Einfluss auf die
Bildung der Galle ausüben, oder ob sie nur als Inquilinen auf-
treten (Zeitschr. f. Naturw. 1885. p. 136—137). Diese Frage nun
wurde schon zum Theil gelöst, nachdem sowohl von R. Liebel
als von mir solche Gallen aufgefunden wurden, welche von den
hier weit häufiger vorkommenden Mückengallen dadurch verschieden
waren, dass sich an ihnen, wie Liebel angibt, die „inneren Blätter
mehr zerschlitzt“ zeigten. (Zeitschr. f. Naturw. 1886. p. 536. No.
8 Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen.
34.) Nach genaueren Untersuchungen an derselben Stelle bei
Bitsch gelang es mir im October d. J. das eigentliche Phytopto-
cecidium zu entdecken. Dasselbe besteht vorwiegend in einer
Verbildung der Blätter, welche bleicher und schmäler als die
normalen, dazu verdreht oder gekräuselt sind und eine runzelig
aufgetriebene Epidermis zeigen. Wenn die Triebspitze von der
Gallmücke angegriffen ist, so wird sie in ihrem Wachstum gehemmt,
so dass sich au dieser Stelle durch Verkürzung der Internodien
zahlreiche abnorme Blätter bilden, welche eine von den Seiten-
trieben weit überragte Knospe darstellen; dagegen erscheinen die
von den Gallmilben angegriftenen Triebspitzen verlängert, fast faden-
förmig, mit nur wenigen weiter als im normalen Zustande von
einander entfernten urd deformirten Blättern versehen. Auch einzelne
Blütenköpfe zeigten sich auf ähnliche Weise verbildet, nämlich die
Hüllblättchen waren stark verlängert, schmal und an der Spitze
eingekrümmt, während die Blüten in ihrer Mitte nicht entwickelt
waren. Dieselbe Deformation war auch an den die Mückengalle
bildenden Schuppenblättchen vorhanden; solche Gallen haben, als-
dann durch Verlängerung, Verschmälerung und Kräuselung der
Blättchen ihre knospenförmige Gestalt eingebüsst und eine schopf-
förmige erhalten: ein solches Gebilde ist folglich eine von Gall-
milben deformirte Mückengalle, also ein Phytopto-Dipterocecidium.
Betonica oflicinalis L.
1. Erineum auf Blättern und Stengeln, sowie auf
den vergrünten Blüten. — Im Herbste dieses Jahres fand
ich an einem Waldrande bei Mengen, im Kreise Bolchen, dieses
seit Kirchner (Lotos. Zeitschr. f. Naturw. Prag 1863. S. 43)
nicht wieder gefundene und zuerst fragliche filzige Phy toptoceeidium,
worüber Fr. Löw Aufschluss gab (Verh. d. zool. bot. Ges.
Wien. 1885. 8. 130). Das Erineum ist an dieser Pflanze über-
aus dicht, lang und von gelblichweisser Färbung; es kann am
besten mit der auf Poterium Sanguisorba L. so häufig vorkommenden
Behaarung verglichen werden. Am häufigsten tritt dasselbe an der
Unterseite der Blätter auf; seine Gegenwart wird alsdann an der
Blattoberseite durch nichts oder höchstens dadurch verraten, dass
letztere gelbe oder rote dem Filze entsprechende Flecken auf-
weist, was jedoch selten vorkommt. Diese Behaarung verläuft oft
fleckenweise längs des Blattrandes und erinnert dann, wie Fr.
Löw von dem aus Kirchner’s Herbar stammenden Exemplar a.
a. O. angiebt, an das Erineum von Salvia pratensis L. (aber ohne
Ausstülpung der Blattfläche), oder auch streifenweise, in welchem
Falle der Blattrand eine schwache Umbiegung nach unten erleidet,
oder endlich sie überzieht die ganze Unterseite. An der Oberseite
des Blattes ist sie dagegen seltener vorkommend; sie dehnt sich
alsdann dem Mittelnerv entlang aus, oder überzieht auch wohl die
ganze Blattfläche; in letzterem Falle hat das Blatt seine normale
Grösse gewöhnlich nicht erreicht, wie dies auch für Poterium San-
guisorba L. vorkommt, es erscheint nur mehr als ein filziger mehr
oder weniger gekrümmter Knäuel und die Behaarung erstreckt sich
Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. 9
von diesen Blättern über den am oberen Ende oft verbreiteten und
bogenförmig gekrümmmten Stengel und selbst über die normalen, so-
wie vergrünten Blüten. In ersterem Falle, d. h. falls die Blüten
normal entwickelt sind, tritt die filzige Behaarung fleckenweise auf
beiden Lippen, besonders aber reichlich im Schlunde auf, so dass
die roten Blüten weiss gefleckt erscheinen. In letztem Falle ist
der Blütenstand in seiner Entwickelung gehemmt; er stellt einen
länglichen oder runden Knäuel dar, woran die Achse sehr dick
und fleischig angeschwollen, die Blüten unentwickelt, dicht aneinander
gedrängt und mit demselben weissen Filze überzogen erscheinen.
2.*UnbehaarteBlatt- und Stengelverbildung, so-
wie Blütenvergrünung mit abnormer, nicht filziger
Behaarung. — Diese Form trat an gleicher Stelle wie vorige
auf und beherbergte ebenfalls zahlreiche weisse Gallmilben. Die
nicht abnorm behaarten Blätter sind daran nur schwach verbildet:
sie zeigen sich durch Konstriktion in ihrer Entwickelung gehemmt,
ihre Fläche ist stellenweise nach der einen oder anderen Seite ge-
wölbt und der Rand oftmals zurückgerollt; der Stengel ist ober-
seits gekrümmt und seine Kanten etwas geschlängelt und warzig.
Am auffälligsten ist die Deformation des Blütenstandes: bald stellt
derselbe einen länglichen oder rundlichen Knäuel dar, woran die
vergrünten Blüten nur noch durch die verlängerten und verkrümmten
Kelchzähne von einander zu unterscheiden sind, bald auch verbinden
sich mit der Vergrünung zugleich Zweigsucht und Phyllomanie. In
beiden Fällen erinnert diese Deformation an die bekannte Ver-
grünung von Campanula rapunculoides L.; in beiden Fällen ist eine
abnorme Behaarung vorhander, aber nur so wie an genannter
Deformation von Campanula, d. h. eine spärliche, welche mit dem
Erineum nicht verwechselt werden kann.
Centaurea Jacea L.
Rot gefärbte Pocken auf Wurzel- und Stengel-
blättern. — Häufig auf unbebauten Anhöhen bei Metz, Sierck
und Mengen.
Centaurea Scabiosa L.
Blattpocken wie vorher. Mit vorigem bei Sierck.
Crataegus Oxyacantha L.
Beide Arten des Vorkommens von Erineum oxyacantha
Pers., welche Fr. Löw in den Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien.
1885. S. 462 angiebt, beobachtete ich auch in Lothringen. Erstere,
nämlich die das Erineum einschliessende Randrollung ist wohl die,
häufigste: letztere fand ich nur im Walde von Ottendorf bei
Bolchen: das Erineum tritt daran mit oder ohne Umbiegung des
Blattrandes auf, je nachdem es denselben erreicht oder nicht; an
den Stellen, wo dasselbe auftritt, findet gleichzeitig eine meist
gelblich gefärbte flache Auftreibung der Blattfläche nach oben statt.
Juglans regia L.
Rote oderschwarzbraune, beiderseits vorragende,
knötchenartige Blattgallen. — Bis jetzt in Lothringen nur
zu Rozerieulles bei Metz gefunden.
10 Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen.
Lysimachia vulgaris L.
Rollung der Blätter. — Dieses weit verbreitete Cecidium
fand ich 1888 auch im Juli in Lothringen, nämlich an einem Wald-
rande zwischen Roppeweiler und Eppenbrunn. Die untersten Blätter
waren von dem Angriffe der Milben frei; gewöhnlich war die Miss-
bildung erst an dem vierten oder fünften Blattpaare zu sehen. Die-
selben zeigten eine vom Grunde bis zur Hälfte gehende, an der
Basis die Mittelrippe erreichende, rot gefärbte und kurz, aber ab-
norm behaarte revolutive Randrollung. An den oberen Blättern
war der Angriff stets stärker: die Randrollung umfasste da ge-
wöhnlich das ganze Blatt und reichte in der unteren Blatthälfte bis
zur Mittelrippe. Die obersten zwei oder vier Blätter waren in ihrer
Entwickelung gehemmt und so wie die Triebspitze mit dichterem
Haarwuchs überzogen. Auf dieselbe Weise waren auch die Achsel-
triebe verbildet.
Thymus Serpyllum L.
*Unbehaarte Blütendeformation. — Kelch stark auf-
gedunsen; Krone angeschwollen, geschlossen bleibend, oder schwach
aufgebrochen, die Kelchzipfel selten überragend, am Grunde grün,
nur an der Spitze rot, mit wenigen kurzen und wohl nicht ab-
normen Haaren versehen; Fruktifikationsorgane blattartig vergrünt
und eine unförmliche, den ganzen Innenraum erfüllende Masse bil-
dend. Die weissen Gallmilben zahlreich, an den Fruktifikations-
organen und an der Innenseite der Krone saugend. Blätter und
Triebe der Pflanze normal.
Dieses Cecidium fand ich häufig auf der steinigen und sonnigen
Anhöhe von Rozerieulles bei Metz. An derselben Stelle beobach-
tete ich auch die von Fr. Löw (Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien.
1578. 8.2397: No. 1) und Trail (Trans. of the Aberdeen nat.-
hist. Soc. 1878. S. 67) beschriebene, von einer Gallmücke hervor-
gebrachte Blütenanschwellung des wilden Thymians; dieselbe ist
äusserlich dem Phytoptocecidium ähnlich und von demselben wohl nur
dadurch verschieden, dass die Fruktifikationsorgane nicht vergrünt
sind, so dass ein leerer Innenraum entsteht, worin die rote Mücken-
larve lebt. Dieses Dipteroceeidium ist dagegen von dem verschieden,
welches hier um Bitsch häufig vorkommt und von mir in Verh. d.
zool.-bot. Ges. Wien. 1888. S. 101 und 102 beschrieben worden
ist. Ersteres besteht vorwiegend in einer Anschwellung der Krone
und ist der bekannten an Vicia Cracca L. ähnlich; letzteres da-
gegen ist eine kuglige Anschwellung des Kelches, welcher bald
grün, bald rötlich gefärbt ist und keine Zipfel trägt; Krone und
Fruktifikationsorgane gänzlich verkümmert; ersteres meist in An-
zahl an derselbe Aehre auftretend, letzteres meist einzeln.
Tilia grandifolia Ehrh.
Das Erineum nervale Kz., welches ich bisher in Lothringen
nur auf T. parvifolia Ehrh. gefunden hatte, beobachtete ich auch
1888 bei Metz auf der grossblättrigen Linde.
j
j
Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 11
Trifolium aureum Poll.
*Blütendeformation und Blättchenfaltung. — Die
Kelchzipfel sind verlängert, verkrümmt oder gekräuselt; die Krone
bald kaum sichtbar, bald auch hervorragend, aber nicht normal
entwickelt und von grüner oder grünlichgelber Farbe. Die Gall-
milben weiss.
In wenigen Exemplaren am Gravenberg bei Mengen gefunden.
Bitsch, 25. November 1888.
Instrumente. Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Vogel, H. W., Praktische Spekiralanalyse irdischer
Stotfe. 2. Auflage. Theil I. Qualitative Spektralanalyse. 8°.
515 pp. Mit 194° Holzstichen und 5 Tafeln. Berlin (Robert
Oppenheim) 1859. M. 11.50.
Von diesem vorzüglichen, soeben in 2. Auflage erschienenen
Werke ist für den Botaniker vorzugsweise der $ 270 von Interesse,
welcher sich auf 12 Seiten mit dem Chlorophyll beschättigt. Man
findet darin eine gedrängte Uebersicht über die Resultate der bis-
herigen spektroskopischen Untersuchungen des Chlorophylfarbstotfes.
Abgesehen von den Arbeiten Engelmann's s, Reinke’s u. A., die
eitirt werden, rekurrirt Verf. hauptsächlich auf die Untersuchungen
Tschirch’s (siehe Wiedemann’s Annalen. XXI. 1854. p 370
und Abhandlungen über das Chlorophyll. Berlin [Parey] 1384).
Das Vorkommen des Chlorophylis, die Abänderungen des Spektrums
bei Chlorophyllen verschiedener Herkunft, Chlorophyllan und Phyllo-
eyaninsäure werden der Reihe nach behandelt und zum Schluss
auch das Protophyllin Timiriazeff’s erwähnt, „dessen Ver-
halten vielleicht das Phänomen der Reduktion der Kohlensäure in
grünen Pflanzentheilen erklären kann,“ wenn es nämlich gelänge,
das Protophyllin in den lebenden Pflanzen selbst nachzuweisen
(Comptes rendus. T. CH. 1386. p. 686). — Das Buch schliesst ab mit
einem langen, übrigens wohl noch zu vermehrenden (z. B. p. 34,
Zeile 24 von unten gleichschenkliches) Druckfehlerverzeichniss,
für welches man jedoch den Verf. nach seiner im Vorwort gegebenen
Erklärung gern entschuldigen wird.
Horn (Cassei).
Beauregard, H. et Galippe, V, Guide pratique pour les
travaux de mierographre, comprenant la technique
et les applications du microscope & lhistologie ve&-
getale et animale, & la bact&eriologie, & la clinique,
Y
a l’hygiene et la me&decine legale. Ile edition, entiere-
12 Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden,
ment refondue, avec 586 figures dans le texte. 8. 900 pp.
Paris (G. Masson) 1888.
Die Fortschritte, welche die Mikrographie und vor Allem
die Bakteriologie seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses
Werkes; gemacht haben, veranlassten die Verf. zu einer
gänzlichen Umarbeitung und Erweiterung desselben für die neue
Ausgabe. Die neuen Hülfsmittel, die optischen und die der Präpa-
ration und Färbung dienenden, scheinen indessen weniger berück-
sichtigt worden zu sein. Es ist wenigstens auffallend, dass in dem
ersten Kapitel, welches der Beschreibung der Instrumente und
Reagentien gewidmet ist, nicht einmal die neuen Mikrotome, noch
der Abbe’sche Zeichenapparat erwähnt werden; auch von Rea-
gentien sind nur die allergebräuchlichsten angeführt.
Auf diese Einleitung folgt die Pflanzenhistologie, und da unter
dieser auch die Bakteriologie inbegriffen ist, so haben wir uns hier
ausschliesslich mit diesem Theil zu beschäftigen. Der Gang der Dar-
stellung ist im Allgemeinen derselbe wie in Strassburgers Prak-
tikum, insofern als zuerst die vegetativen Organe, dann die Krypto-
gamen und zuletzt die Reproduktionsorgane besprochen werden;
indessen ist die Anordnung im Einzelnen anders als dort und vor
Allem die Darstellung selbst eine ganz andere. Es wird hier
nämlich nicht von dem vorliegenden Objekt, dem Präparat selbst
ausgegangen, sondern es werden nach den theoretischen Angaben
an einzelnen „sujets d’etude* die besprochenen Verhältnisse noch
einmal demonstrirt. Manchmal vermisst man aber auch diese Ein-
führung in die Praxis und zwar gerade bei dem schwierigsten
Kapitel von der Befruchtung der Phanerogamen. Abgesehen von
dem die Bakterien behandelnden Abschnitt hat die Darstellung
also mehr den Charakter der beschreibenden Histologie, als den
der praktischen Beratung. Das 2. Kapitel ist eine ziemlich aus-
führliche Zellenlehre, das 3. eine ebenso behandelte Gewebelehre;
das 4. können wir als physiologische Anatomie bezeichnen, indem
hier die einzelnen Gewebe nach ihren Funktionen betrachtet werden.
Dann wendet sich Verf. zur mikroskopischen Untersuchnng der
einzelnen Organe: Stamm (6. Kap.), Wurzel (7. Kap.) und Blatt
(5. Kap.), die nach ihren verschiedenen Eigenschaften bei den ver-
schiedenen Pflanzenklassen (Monokotylen, Dikotylen u. s. w.) be-
sprochen und demonstrirt werden. Das 9. Kapitel ist der Betrach-
tung der vegetativen und Reproduktionsorgane der Zellkryptogamen
gewidmet, von denen den ersten und grössten Abschnitt die Bakterien
einnehmen. Von diesen werden die wichtigsten Methoden der Be-
stimmung, Kultur und Färbung, sowie ihre biologischen Verhältnisse
und ihre Gruppirung zuerst im Allgemeinen, dann noch speziell für
die einzelnen Abtheilungen angegeben. Es folgen dann die Hefe-
pilze und nach diesen die Algen, Pilze, Flechten und Characeen,
in einigen wichtigen Repräsentanten besprochen.
Das 10. Kapitel behandelt die Reproduktionsorgane der Moos-
und Gefässkryptogamen und das 11. die der Phanerogamen, über
welch letzteres oben schon Einiges bemerkt wurde.
Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 13
Die Abbildungen sind je nach den Werken, denen sie entlehnt
sind, mehr oder weniger gut, es finden sich aber auch einige recht
mangelhafte‘ (z. B. die des Hymeniums von Agaricus) darunter.
Der übrige Theil des Buches gehört nicht in das botanische
Gebiet. Möbius (Heidelberg).
Bower, F.O. A course of practical instruction in bo-
tany. Part 1. 8° 328 pp. Part II. 144 pp. Appendix XLXII pp.
London (Macmillan) 1888.
Das vorliegende Werk ist jetzt in einer zweiten, umfangreicheren
Ausgabe erschienen. Von der ersten, welche 1885 erschien, ist im
Botanischen Centralblatt nur der erste Theil besprochen worden
(Bd. XXV, Nr. 5, p. 135). Wir haben, da die Einrichtung dieselbe
geblieben ist, dem dort Gesagten nichts mehr hinzuzufügen, als
dass dieser erste Theil von 226 auf 328 Seiten vermehrt worden
ist und dass er einige schematische Figuren in Holzschnitt enthält,
von denen das frühere Referat nichts erwähnt.
Der zweite Theil, der die Bryophyten und Thallophyten be-
handelt, schliesst sich in seiner Einrichtung vollkommen an das
Vorhergehende an, nur ist hier der Natur der Sache gemäss jedes-
mal der Abschnitt über die makroskopisch wahrnehmbaren Eigen-
schaften der betreffenden Pflanzen ziemlich kurz. Als Hauptvertreter
der betreffenden Abtheilungen sind gewählt: Polytrichum commune,
Marchantia polymorpha, Polysiphonia fastigiata (an den englischen
Küsten gemein), Fucus serratus, Coleochaete, Oedogonium, Ulothrix,
Spirogyra, Desmidieen und Diatomaceen, Nostoc, Agaricus cam-
pestris, Puccinia graminis, Peziza, Parmelia parietina, Claviceps pur-
purea, Eurotium Aspergillus glaucus, Pythium Debaryanum, Mucor
Mucedo. Daneben sind in kleinerem Druck noch andere, für den
Anfänger weniger wichtige, aber wenn möglich noch zu beobachtende
Formen angeführt.
Anhang A gibt eine Liste der wichtigeren Reagentien, ihrer
Bereitung und Anwendung; B eine Uebersicht der Bestandtheile und
Inhaltskörper der Zelle mit ihren Hauptreaktionen, unter Hinweis
auf die betreffende Stelle im Text; Ü ein alphabetisches Verzeichniss
der für den Kurs gebrauchten Objekte mit Angabe der Zeit, wann
sie zusammeln sind, und des Präparationsverfahrens.
Es ist somit auch in der Einrichtung nichts versäumt, den
Gebrauch dieses Werkes zu erleichtern, das nicht bloss an englischen
Unterrichtsanstalten mit grossem Vorteil zu verwerten sein dürfte.
Möbius (Heidelberg).
Klein, L., Ein neues Excursionsmikroskop. (Berichte der Deutschen botanischen
Gesellschaft. 1888. p. XCVII.)
Petri, R. J., Einfacher Apparat zum Einspritzen von Flüssigkeiten für bakterio-
logische Zwecke. Mit1 Abbildung. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten-
kunde. Bd. IV. 1888. No. 25. p. 785—787.)
Soyka, J., Bakteriologische Untersuchungsmethoden mit besonderer Berück-
sichtigung quantitativer bakteriologischer Untersuchungen. (Allgemeine Wiener
medicinische Zeitung. 1888. No. 42. p. 507—509.)
14 Lehrbücher. — Algen.
Referate.
Loew, E., Pflanzenkunde für den Unterrichtanhöheren
Lehranstalten. In zwei Theilen. II. Theil Cursus 3—5.
Mit vielen Abbildungen. 8°. 205 pp. Breslau (F. Hirt) 1888.
Die Vorzüge, welche an dem ersten Theil dieses Lehrbuches
gerühmt wurden*), zeigt auch der zweite Theil, sowohl was den
Text, als was die Holzschnitte betrifft. Der Inhalt des Buches
zerfällt in 3 Curse und eine am Ende gegebene Uebersicht des
natürlichen Systems.
Die Kurse 3—5 entsprechen den Stufen des fortschreitenden
Unterrichtes, wobei sich natürlich Cursus 3 an den zweiten des
ersten Theils anschliesst. Dieser 3. Cursus enthält Familien-
beschreibungen aus dem Kreise der Dikotyledonen nebst Kapiteln
aus der Biologie und Morphologie, die in sehr geschickter Weise
den einzelnen besprochenen Familien angereiht werden, indem z. B.
auf das Kapitel von den Cupuliferen eines folgt, welches die wind-
blütigen Pflanzen behandelt. Der letzte Abschnitt dieses Cursus
ist den Elementen der Morphologie gewidmet, d. h. es wird die
Lehre von der Sprossfolge und Blattstellung an einer Reihe gut
gewählter Beispiele demonstrirt.
Der 4. Cursus ist ebenso eingerichtet, beschäftigt sich aber
mit den Monokotylen und behandelt in den nicht systematischen
Abschnitten ganz besonders die Blütenmorphologie und die Be-
stäubungsverhältnisse.
Der 5. Cursus bringt die Beschreibung einiger Sporenpflanzen,
mit der aus der Anatomie das Kapitel von der Zellenlehre verbunden
wird, und zwar wird mit den Pilzen angefangen und dann nach
aufwärts vorgeschritten. So schliesst sich denn an die Pteridophyten
noch Pinus silvestris an. Es folgt eine Charakterisirung der Haupt-
gruppen der Blütenpflanzen (Gymno- und Angiospermen) besonders
mit Rücksicht auf die Fortpflanzungsverhältrisse und daran schliessen
sich noch 2 Kapitel über den inneren Bau der Blütenpflanzen und
die wichtigsten Lebenserscheinungen der Pflanzen. Diese letzten
Abschnitte enthalten also in gedrängter Kürze die Hauptzüge der
Anatomie und Physiologie geschickt behandelt.
Von der Uebersicht des natürlichen Systems auf den letzten
23 Seiten ist nur zu sagen, dass es im Wesentlichen dem Systeme
von Eichler entspricht und dass auch hier zahlreiche Holzschnitte,
besonders Diagramme und Blütenanalysen, in den Text eingefügt sind.
Möbius (Heidelberg).
Gomont, Note sur le genre Phormidium. (Session cerypto-
gamique tenue & Paris en octobre 1887. p. 18—21.)
Die Fäden von Phormidium sind von einer Schleimhülle
umgeben und zusammengekittet, während die von Lyngbya nach
aussen deutlich konturirt sind und frei bleiben.
*) Vergl. Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. No. 5. p. 129.
Algen. (Teratologie u. Pilauzenkrankheiten.) 15
Die vom Vert. beobachtete Oscillarie ist mit der von Raben-
horst in den Algen Sachsens unter No. 120 herausgegebenen
Öscillaria viridis identisch. Er hat die Alge theils in Wasser,
theils auf einem feuchten Ziegelstein kultivirt. Im Wasser sind die
Fäden pinselförmig vereinigt und sitzen mittelst eines hyalinen
Fortsatzes auf dem Substrat. Die geraden oder leicht gebogenen
Fäden sind in eine gemeinsame Schleimmasse eingebettet, in welcher
sich zahllose kleine rhombo@drische Krystalle ausgebildet haben.
An der Luft sind die Fäden im Gegentheil stark gewunden,
von festen Scheiden umgeben, in denen sich die Hormogonien be-
wegen, welche aber scharf konturirt und nicht verschmolzen sind
(Lyngbya). Es steht aber fest, dass dieselbe Pflanze bald die
Gestalt emes Phormidium, bald die einer Lyngbya annimmt.
Ob alle Lyngbya eine Phormidiumform besitzen, muss
dahingestellt bleiben. Verf. hat dieselbe fürL. majuscula Harvey
nicht aufgefunden. Jedenfalls kann aber das Verschleimen der
Scheiden nicht als ein Gattungsmerkmal gelten.
Vesque (Paris).
Cunningham, D. D., On an entophytic alga oceurringin
the leaves ofLimnanthemum Indicum, withnotes on
a peculiarly parasitie variety of Mycoidea. (Scientific
Memoirs by medical officers of the army of India. Edited by
Sir Benj. Simpson. Part III. 1887. [Calecutta 1888] p.
33—40.)
Verf. beschreibt eine endopliytische Alge, die in den Atem-
höhlen der Blätter von Limnanthemum Indieum lebt und zwar nur
auf der Oberseite derselben. Die infieirten Blätter zeigen gelbliche
Flecken mit unbedeutender Erhebung über die Fläche. Unter den
Spaltöffnungen innerhalb des Fleckens, die Schliesszellen unmittelbar
berührend, befindet sich diese einzellige Alge, über deren an Chloro-
chytrium Lemnae Cohn erinnernde Lebensweise und Entwicklungs-
geschichte Verf. Folgendes angiebt:
1. Junge Zelle dünnwandig. Weandständiges Plasma blassgrün
mit Stärkeeinschlüssen, inneres farblos mit 1 Zellkern.
2. Das ganze Plasma granulirt unter naclı innen fortschreitender
intensiverer Grünfärbung.
3. Wiederholte Kerntheilungen. Zellinhalt verwandelt sich in eine
gleichmässige Protoplasmamasse, in der zahlreiche Zellkerne
vertheilt sind.
4. Das Plasma ballt sich jetzt um die einzelnen Zellkerne, so
dass das Ganze ein maulbeerähnliches Aussehen erhält. Zoo-
sporangium mit Zoosporen.
. Ausschwärmen der Zoosporen durch einen Riss in der Zell-
wand. Zoosporen birnförmig mit 2 Cilien, Hintertheil grün,
Vordertheil farblos. Kopulation in bekannter Weise. Zygo-
spore noch kurze Zeit im Wasser schwärmend kommt zur Ruhe.
(Aehnlich verhalten sich die nicht kopulirenden, sowie die nicht
ausgeschwärmten Zoosporen.)
{eb} |
16 Algen. (Teratologie u. Pflanzenkrankbeiten).
6. Keimung findet nicht statt. Invasion der Stomata seitens.
der Zoosporen und Zygosporen nicht beobachtet, doch nicht
zweifelhaft Es scheint also, dass die Spore, nachdem sie zur
Ruhe gekommen, zur jungen AÄlgenzelle wird, von der der
beschriebene Entwicklungsgang neuerdings anhebt.
Die beschriebenen Erscheinungen vollziehen sich während der
Regenzeit und bei Beginn des kalten Wetters. Mit dem Absterben
der Blätter geht eine Veränderung der Algenzellen Hand in Hand.
Starke Anhäufung von Stärkekörnern findet statt. Der Zellinhalt
nimmt statt der grünen gelbe bis orangerote Färbung an, schrumpft
etwas zusammen und umgiebt sich mit einer besonderen, ziemlich
dicken Begrenzungsschicht innerhalb der Aussenmembran. Auch
letztere verändert sich, nimmt an Dicke zu mit warzenförmigen
Erhabenheiten und erscheint an älteren Zellen gebräunt. In diesem
Dauerzustand verharren die Zellen monatelang. Mit Beginn der
heissen Jahreszeit wird die ruhende Zelle zum Zoosporangium,
indem die Orangefärbung der grünen weicht, die Stärkekörner auf-
gelöst werden, Zoosporen sich bilden u. s. w.
Diese Alge ist mit Chlorochytrium nicht identisch. Als Haupt-
unterschiede hebt Verf. hervor: 1. dass weder Zygosporen noch
Zoosporen keimen; 2. dass letztere innerhalb des Zoosporangiums
schon frei werden, anstatt in einer gemeinsamen Gallerthülle ein-
geschlossen entleert zu werden. Verf. definirt demnach Gattung
und Art wie folgt:
Stomatochytrium (Familie der Protococcaceen).
Endophytisch: Zoosporen konjugirend; weder Zoosporen noch
Zygosporen keimend; Zoosporen frei innerhalb des Zoosporangiums.
Stomatochytrium Limnanthemum: Charaktere die der
Gattung; bewohnt die Atemhöhlen auf Blättern von Limnan-
themum Indicum.
Verf. tritt der Klebs’schen Ansicht bei, dass, wie bei Chloro-
chytrium, so auch bei Stomatochytrium kein een Parasitismus,
sondern nur ein Endophytismus vorliegt. Das umgebende Zell-
sewebe des Wirts erleidet, abgesehen von den durch Druckursachen
bedingten mechanischen V erschiebungen, keinerlei wesentliche Ver-
änderung durch etwaiges Entziehen von Nährmaterial. So unter-
scheiden sich diese Algen in nichts von den frei lebenden, ausser
in ihrer endophytischen Gewohnheit.
Im Anschluss daran bespricht Verf. den wahren Parasitismus
von Mycoidea sp., die er auf den Blättern von Cinnamomum
iners (Reinwardt) gefunden. Seine Ausführungen scheinen Ref.
eine Ergänzung zu dem schon bekannten Aufsatz über Mycoidea
parasitica in Transact. Linn. Soc. Ser. I. Bot. Vol. I. 1879.
Horn (Cassel).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 7
Duchartre,P.,Notesurl’enracinement de l’albumend’un
Cycas. (Bulletin de la Societe botanique de France. T. XXXV.
1888. p. 243—251.)
An Samen von Cycas Thouarsii R. Br., welche Humblot
auf den Komoren gesammelt hatte, studirte Verf. die Keimungs-
verhältnisse. Dabei fand sich, dass die grössere Zahl der Samen
keinen Embryo aufwies, nichtsdestoweniger aber aus dem Endosperm
Adventivwurzeln (bis zu 20!) erzeugte. Dieselben erschienen in
der Nähe der Pollenkammer (chambre pollinique), d. i. an dem
oberen Ende des Samens, allwo durch die Mikropyle zunächst die
Feuchtigkeit eingedrungen war. Weiter zeigte sich, dass keiner
der Samen ohne Embryo im Stande war, oberirdische Organe und
somit eine Cycadeenpflanze hervorzubringen. Ist nun nach War-
ming das Endosperm von Cycas dem Prothallium der Gefäss-
Kryptogamen gleichwertig, so steht Verf. seinerseits nicht an, die
von ihm beobachtete Erscheinung als Apogamie zu bezeichnen.
Kronfeld (Wien).
Hovelacque, M., Recherches sur l’appareil vegetatifdes
Bignoniacees, Rhinanthace&es, Orobanch&es et Utri-
culariees. gr. 8°. 765 pp. 651 figg. Paris (G. Mason) 1888.
In diesem umfangreichen Werke hat Verf. die vegetativen Or-
gane einiger Gruppen der Labiatifloren, die durch ihre Lebensweise
und ihren Bau ein besonderes Interesse verdienen, einer sehr ein-
gehenden anatomischen Untersuchung unterworfen. Die Entwicklung
und der fertige Bau von Stamm, Blatt und Wurzel ist für eine
möglıchst grosse Anzahl von Species aus den betreffenden Familien
sorgfältig studirt und ausführlich dargestellt mit Benutzung einer
grossen Menge theils schematischer, theils detaillirt ausgeführter
Figuren in Holzschnitt. Es wird ferner untersucht, inwieweit der
anatomische Befund als eine Anpassung an die Lebensweise zu be-
trachten ist und inwieweit man ihn zu systematischen Zwecken
verwerten kann. Ausserdem ergeben sich eine Anzahl anatomischer
Eigentümlichkeiten, besonders bei den Utricularieen, die bisher
noch nicht oder nur wenig bekannt waren. Die Litteratur ist sehr
ausführlich behandelt und wird für jede Familie an dem Anfang
des derselben gewidmeten Abschnittes in einem grösseren Kapitel
(Historique betitelt) besprochen. Am Ende eines jeden Abschnittes
finden sich die Hauptergebnisse als Conclusions zusammengestellt ;
mit Hülfe derselben wollen wir versuchen, Einiges von dem
Inhalte dieses Buches wiederzugeben. Derselbe zerfällt nach den
Familien in der im Titel angegebenen Reihenfolge in 4 Theile.
I. Bignoniaceen. A. Stamm. Der Bau des Stammes
lässt allenthalben den Typus der Familie erkennen mit sehr ge-
ringen Variationen. Die Querschnittsform durch das Internodium
eines jungen Stammes ist hexagonal, 4 spitzere Winkel entsprechen
den Bastkeilen, die beiden andern den von dem nächsten Knoten
herabkommenden Blattspursträngen. Der Gefässbündelverlauf ist
in allen untersuchten Arten derselbe (siehe Original). Die Epidermis
Betan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 2
a a a a a a a Er a a.
Sg Physiologie, Biolorie, Anatomie u. Morpholoeie.
y o- ’ = >
der jüngeren Theile ist mit linfälligen Haaren bedeckt von zweierlei
Form, Kopfhaaren mit einem aus 4—-8 Zellen bestehenden Köpfchen
und spitzen Haaren. Nur Amphilophium Mutisii hat verzweigte
Haare. Der Kork entsteht unmittelbar unter der Epidermis rings
um den Stamm und zwar verhältnissmässig bald. Die innerste
Schicht des Rindengewebes ist kaum als Schutzscheide zu erkennen.
Im Basttheil ist ein Unterschied zwischen den peripherischen Sieb-
röhren und denen in den Bastkeilen (wo solche vorhanden) zu be-
merken, indem die Siebplatten der letzteren complieirter gebaut sind.
Der secundäre Bast zeigt meist eine deutliche Schichtung, indem
Schichten von Bastfasern mit solchen von Weichbast abwechseln.
Innere Basttheile (um das Mark) kommen bei den Bignoniaceen
nicht vor. Die Zellen des Markes sind aussen kleiner und dick-
wandiger als innen. Kalkoxalat tritt reichlich in verschiedenen
Formen auf. Die Hauptvariationen im Bau des Stammes sind
folgende:
1. Stämme mit Bastkeilen. Die Entstehung der letzteren ist
bekannt; doch ist zu bemerken, dass das Gewebe des Bastkeils
mit den Rändern der Holzkerbe zusammenhängt; ibr gemeinsames
Wachstum wird vermittelt durch die schiefen Wände, welche sich
an den Berührungsstellen beider Gewebe bilden; neues sekundäres
Gewebe wird hier aber nicht erzeugt. Die Lage der Bastkeile ist,
wie schon angedeutet, eine ganz konstante, entsprechend den 4
spitzeren Winkeln des Sechsecks; später entstehen bei manchen
neue Keile zwischen den ersten. Die Bastkeile treten bei den
verschiedenen Gattungen mehr oder weniger deutlich auf, je
nachdem es früher oder später geschieht und zwar in folgender
absteigenden Reihe: Bignonia (untersucht wurden: B. Twee-
diana, capreolata, unguis, aequinoctialis, Sonderi),
Melloa (populifolia), Cuspidaria (pterocarpa), Clys-
tostoma (sciuripabulum), Amphilophium (Mutisii);
Pandorea (jasminoides umd australis) bildet nur die Bast-
keile der zweiten Art (Zwischenkeile); von Pithecocetenium
vitalba konnte nur ein einjähriger Ast untersucht werden. Das
Parenchym des Markes und der Markstrahlen bleibt sehr lange
theilungsfähig und kann noch spät ein Cambiform bilden, aus dem
neue Gefässbündel in unregelmässiger Lage entstehen. Dieselben
drängen die normal entstandenen primären und secundären Holz-
und Bastmassen auseinander, sodass oft die ursprüngliche Struktur
ganz unkenntlich wird. Die neuen Gefässbündel sind invers orientirt.
2. Stämme mit inneren Gefässbündeln (a productions libero-
ligneuses circummedullaires) bei Campsis radicans und C.
adrepens. Sie sind späte Bildungen der peripherischen Theile
des Markes und bestehen aus 2 gegenüberliegenden Bogen in der
die beiden stumpfen Winkel des Sechsecks verbindenden Linie, das
Phlo&m ist nach der Axe, das Xylem nach der Peripherie des
Stammes gerichtet. Diese Bündel biegen nicht in die Blätter aus.
3. Normale Stämme:
Catalpa syringaefolia (Baum), Stenolobium stans, Ducoudraea
Capensis (Sträucher), Amphicome arguta (Halbstrauch), Incarvillea
Sinensis (einjährig).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 19
4. Die Stämme mit flügelartigen Fortsätzen (Eceremocarpus
seaber) unterscheiden sich vom normalen Typus nur dadurch, dass
die Phlo&mtheile der Gefässbündel, welche der Lage nach den
Bastkeilen der 1. Gruppe entsprechen, stark radial vergrössert sind
und dass der äussere Theil dieser Baststrahlen in eine Sklerenchym-
fasergruppe und eine parenchymatöse Zone differenzirt ist.
B. Blatt. Verf. unterscheidet.
1) Blätter ohne Flügel mit Ranken (dieselben Species wie A. 1).
2) Blätter mit Flügelv, an der Spitze eine Ranke oder ein Blättchen
tragend (Campsis, Pithecoctenium, Pandorea, Ducoudraea,
Stenolobium).
3) ungetheilte Blätter (Catalpa).
4) getheilte oder gelappte Blätter (Amphicome, Incarvillea).
5) mehrfach zusammengesetzte Blätter (Eeeremocarpus).
Wie beim Stamm, so spricht sich auch beim Blatt der Bigno-
niaceen ein gemeinsamer Charakter im Bau aus, der in der An-
ordnung der Gefässbündel liegt. Diese Verhältnisse lassen sich
nicht wohl ohne Abbildungen oder grosse Ausführlichkeit wieder-
geben. Eigentümlichkeiten anderer Art können zur Charakteristik
von Gattungen und Arten bis zu einem gewissen Grade dienen.
Von solchen Merkmalen sind zu nennen die verzweigten Haare von
Amphilophium, die mehrzelligen spitzen Haare von Bignonia
Sonderi, die farblosen Hypodermzellen von Pandorea u. s. w.
Auch das Auftreten und die Form des oxalsauren Kalkes ist nach
Gattung und Species verschieden. Pithecoctenium ist durch
die grosse Zahl der braunen Sphärokrystalle charakterisirt. Am -
phicome arguta zeichnet sich durch vorspringende Stomata am
Rande und die fingerförmigen Haare aus. Eccremocarpus hat
ein sehr wenig differenzirtes Pallisadenparenchym.
Die im Stamm theilweise auftretenden Abnormitäten in Ver-
theilung von Holz und Bast finden im Blatt kein Analogon; auch
sonst zeigt der Bau des Blattes nichts gerade Merkwürdiges. Die
(nach Vesque) den Ürescentieen und Sesameen eigentümlichen
Sklerenchymbildungen am Blattrande fehlen den Bignoniaceen.
C. Wurzeln konnten von Pflanzen dieser Familie nicht unter-
sucht werden.
II. Rhinanthaceen. In jedem Kapitel (Stamm, Blatt,
Wurzel) werden zuerst die einjährigen, zugleich xerophilen Gat-
tungen Melampyrum, Rhinanthus, Euphrasia, Bartsia,
Ödontites, dann die Arten von Pedicularis, welche zwei-
jährig oder ausdauernd und mehr hygrophil sind, und zuletzt
Tozzia alpina behandelt. Diese Art nähert sich den Lathraeen
dadurch, dass ihre Schuppenblätter nach oben umgeschlagene Ränder
besitzen, wie solches in geringerem Grade auch schon bei Pedicu-
eularis vorkommt.
A. Stamm. Der Bau desselben ist in seinen Grundzügen
bei allen hierhergehörigen untersuchten Formen ziemlich derselbe.
Er enthält 6 Bündel, von denen 2 gegenüberliegende, die in die
nächsten Blätter ausbiegen, kleiner sind als die 4 breiten, welche
im Stamme weiter aufwärts verlaufen. (Verf. unterscheidet sie, wie
schon bei den Bignoniaceen als sortants und r¶teurs.) Die Neben-
23*+
20 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
äste haben ein verhältnissmässig grösseres und mehr kreisförmiges-
Mark als die Hauptstengel. Bei diesen wird das Mark nach der
Basis zu kleiner und in den Rhizomen von Tozzia ist es auf eine
kleine Anzahl von Zellen redueirt, während Holz und Rinde mäch-
tiger entwickelt sind. Die Epidermis ist mit zweierlei Haaren be-
setzt, kurzgestielten Drüsenhaaren mit einem Köpfchen und mehr-
zelligen spitzen Haaren. Unter der Epidermis ist ein schwaches-
Collenchym vorhanden. Eine deutliche Schutzscheide findet sich
nur im Rhizom von Tozzia. Die Gefässbündel sind zu einem.
Cylinder verschmolzen. Das Gewebe des Bastes ist sehr gleich-
mässig und entbehrt im Allgemeinen der Faserzellen; Bildungen,.
die an die Bastkeile von Bignonia erinnern, kommen nicht vor.
Die Holzgefässe sind bei den xerophilen Arten eng, bei den hygro-
philen weit; das primäre Holz tritt wenig vor; die Markstrahlen
sind einreihig. Spuren von markständigem Xylem und Phlo&m.
wurden nur bei Pedicularis sylvatica in der unteren
Region des Stengels beobachtet. Das Mark ist von einer Höhlung
durchsetzt. Krystalle fehlen, ebenso Korkbildung. Nur bei Pedi-
cularis-Arten blättern sich die oberflächlichen Schichten des-
Rhizoms und unterirdischen Stengeltheils ab durch Vertrocknung;
in den nun äussersten Zellen treten Theilungen auf, doch wird kein
eigentliches Phellogen gebildet. Bezüglich der übrigen geringen
Abweichungen dieser Pedicularis- Arten sei auf das Original ver-
wiesen.
B. Blatt. Charakteristisch ist die Nervatur des Blattes.
(s. Original), im anatomischen Bau dagegen finden wir wenig be-
merkenswertes. Pallisaden- und Schwammparenchym sind differen-
eirt, ein Hypoderma fehlt immer. Ausser den Haaren, die wir
schon am Stamm kennen gelernt haben, trägt das Blatt elliptische
Drüsen, besonders längs der dem Blattrand nahen Nerven; bei:
Rhinanthus und Pedicularis sind sie in Furchen eingesenkt,
besonders reichlich finden sie sich an den unterirdischen Schuppen,
50 bei denen von Tozzia, wo sie längs der Randfalte stehen.
Auch im Blatt sollen Krystalle fehlen.
C. Wurzel. An den typischen Wurzeln fehlen die Wurzel-
haare. Das Rindenparenchym ist dünn, das Gefässbündel allgemein
diarch; die Hauptwurzeln können in die Dicke wachsen. Bei
Rhinanthus, Melampyrum und Euphrasia persistirt die-
Epidermis, bei Pedicularis wird sie abgeworfen, doch ist die
Korkbildung unbedeutend. Bei letzterer Gattung wird die Rinde
von grossen Luftgängen durchsetzt. Am Vegetationspunkt sind ge-
meinsame Initialen für die Wurzelhaube und die 3 Meristeme-
vorhanden. (Die betreffende Abbildung sieht wenig vertrauen-
erweckend aus.)
Aus der Anatomie der Vegetationsorgane, aber nur wenn man
alle 3 untersucht, kann man gewisse Arten erkennen, aber selbst
manche Gattungen sind so ähnlich gebaut, dass man sie danach
nicht unterscheiden kann. Einzelne Arten haben bestimmte histo-
logische Merkmale. Im Allgemeinen sind die Rhinanthaceen ana-
tomisch den Scrophulariaceen sehr ähnlich.
Physiologie, Biologie, Anatomie uw. Morphologie. >]
II. Orobancheen. A. Lathraea (untersucht L. clan-
destina und L. squamaria). Der unterirdische Stamm zeigt
‚denselben Gefässbündelverlauf, wie der Stamm der Rhinanthaceen,
auch die Struktur ist ziemlich die gleiche. Die Epidermis weicht
‚dadurch ab, dass sie nur Köpfchenhaare und zwar nur an den
jungen Theilen trägt, und die Rinde ist viel breiter als dort und
reich an grossen Stärkekörnern. Die Holzgefässe sind auffallend
weit, was Lathraea als hygrophile Pflanze kennzeichnet. Krystalle
sollen auch hier fehlen. Ebenso wenig konnte Verf. die von Radl-
kofer in den Zellkernen beobachteten Krystalloide wiederfinden.
Die Blattnervatur ist der der Rhinanthaceen sehr ähnlich:
‚das einzige aus dem Stamm austretende Gefässbündel theilt sich
am Blattgrunde in 5 Aeste, deren mittelster dann weiter oben noch
zwei starke seitliche Aeste abgiebt. Köpfchenhaare kommen nur an
der Basis des Blattes vor. Der Rand des Blattes ist nach oben um-
‚geschlagen und in dem Grunde dieser Falte haben sich die inneren
Kammern ausgehöhlt. Dieselben öffnen sich alle in einen gemein-
samen Vorraum, der mit der Umgebung durch einen engen Spalt
communieirt. Die Kammern sind dadurch entstanden, dass während
des Wachsthums des Blatthöckers an gewissen Stellen keine Zell-
vermehrung eintrat, während an den dazwischen liegenden Stellen
durch Zelltheilung sich die Kammerwände bildeten. Die Innen-
fläche der Kammern ist mit kurzgestielten Köpfehenhaaren und mit
elliptischen Drüsen besetzt. Eine Beziehung zwischen letzteren und
den Endigungen der Gefässbündel lässt sich nicht erkennen. Die
Kammern scheinen viel eher sekretorische oder exkretorische Or-
gane, als absorbirende zu sein, denn nichts spricht für die letztere
Funktion. Sie könnten nur insoweit als Fangorgane angesehen
werden, als dıs von ihnen producirte Sekret Insekten anlockt.
Die Wurzeln der Lathraeen unterscheiden sich im Bau von
‚denen der Rhinanthaceen nur durch stärker entwickeltes Rinden-
parenchym, stärkeren Bast und deutlichere Schutzscheide. Die von
Krause beobachteten Haare wurden nicht bemerkt.
L. squamaria und L. clandestina haben dieselbe Struktur,
können aber doch anatomisch an der Inflorescenzachse und der
Wurzel unterschieden werden. Die Vegetationsorgane von Lathraea
und den Rhinanthaceen zeigen also bis in die kleinsten Einzel-
heiten Uebereinstimmung, wenn man die sich aus der ungleichen
Lebensweise ergebenden Unterschiede berücksichtigt.
B. Orobanche (untersucht wurden die Arten: O. epi-
thymum, eruenta, minor, Galii, Hederae, Rapum).
Die Anatomie der Infloreseenzaxe weicht wesentlich von der
bei den Rhinanthaceen und Lathraea gefundenen ab, da hier eine
grössere Anzahl durch breite primäre Markstrahlen getrennter
Bündel vorhanden ist. Die Rinde ist ziemlich gleichförmig gebaut,
im Marke dagegen sind die peripherischen Zellen klein und dick-
wandig, sodass ein mechanischer Ring entsteht, der mittlere Theil
des Markes ist oft zerrissen. Die Blätter sind von sehr einfacher
‚Struktur, mit einem oder 3 Hauptnerven versehen und einem un-
-differenzirten Mesophyll. Spaltöffnungen finden sich auf der äusseren
22 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie,
Seite der Blätter und auf dem Stengel. Dieser und das Blatt be-
sitzen gestielte Köpfchenhaare; Krystalle fehlen wiederum in beiden.
Auf das, was Verf. über die Entwicklung der Orobanchen und die
Ausbildung ihrer unterirdischen Theile sagt, glaubt Ref. nicht ein-
gehen zu müssen, da die genaueren Untersuchungen von L. Koch
über diesen Gegenstand hier schon referirt wurden (Bd. XXXI.
p. 361) und auch die unbedeutenden Unterschiede des Befundes
beider Forscher, worauf Verf. in einer kleinen Mittheilung auf-
merksam machte, hier besprochen wurden (Bd. XXXIII. p. 166).
In diesem Kapitel theilt Verf. auch Einiges über die Haustorien
der Rhinanthaceen und von Lathraea mit; bei beiden sollen
sie dieselbe Struktur besitzen. Die Angaben des Verf. weichen
einigermassen von denen Leclere du Sablon’s und L. Koch'’s ab-
und wir verweisen desswegen betreffs der Einzelheiten auf das
Original.
IV. Utrieularieen. Verf. bespricht hier in 3 Kapiteln
1) U. vulgaris, 2) U. montana, 3) Pinguicula vulgaris.
Da die Angaben des Verf. über die Stamm- und Blattanatomie-
ziemlich mit denen Schenck’s*) übereinstimmen, so brauchen
wir hauptsächlich nur die Vergleichung beider Formen und die
Untersuchung der Utrikeln zu berücksichtigen. Ausserdem aber
ist die morphologische Bezeichnung der Organe für U. mon-
tana eine ganz eigentümliche. Nach Verf. besteht der vegetative
Stamm aus einem unterirdischen kurzen Stück mit kaum unterscheid-
baren Internodien. Dies trägt zweierlei Blätter, grosse Luftblätter
und unterirdische unregelmässig gestellte zertheilte Blätter, welche
bis auf die Nerven redueirt sind. Einige dieser Blätter besitzen
Anschwellungen, die durch Vergrösserung des parenchymatischen
(ewebes entstanden sind und als Wasserreservoire dienen. Die
Knollen haben also naclı Verf. Blattnatur. Schliesslich trägt auch
der Blütenschaft noch eine besondere Art kleiner Blätter, die aber
den grossen Luftblättern gleich gebaut sind.
Die Luftblätter von U. montana haben ein lange Zeit an-
dauerndes Spitzenwachstum, die zerschlitzten Blätter beider Arten
aber wachsen immer an der Spitze und zwar jeder Zipfel unab-
hängig von dem benachbarten. Die Zipfel können auch auswachsen
in Adentivsprosse oder in Schläuche. Wenn ein Schlauch gebildet
werden soll, so krümmt sich die Spitze nach oben zurück und legt
sich an eine weiter unten enstehende Verdickung des Blattzipfels
an. So entsteht eine kleine napfförmige Vertiefung, deren Wände
sich vergrössern und zu der Blase werden. Deren Eingang ist die
ursprüngliche Oeffnung der Vertiefung. Durch Verdiekung und
Einstülpung entstehen dann die eigentümlichen Bildungen an dem
Blaseneingang. Die Utrikeln von U. montana sind viel einfacher
und kleiner als die von U. vulgaris und scheinen funktionslos ge-
wordene Organe zu sein. Bei beiden Arten ist das Blatt bilateral
symmetrisch gebaut.
*) 1) Vergl. Anatomie der submersen Gewächse. Ref. im Bot. Centralbl..
Bd. XXX. p. 200. 2) Beiträge zur Kenntniss der Utricularien. Ref. im Bot..
Centralbl. Bd. XXXH. p. 266.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 253
Die Inflorescenzaxen sind von den vegetativen Stammitheilen
im Bau nicht unwesentlich verschieden, indem bei ersteren ein Holz-
und Basteylinder gebildet wird, bei letzteren dagegen Siebtheile
und Gefässtheile in einzelne Gruppen zerstreut sind. Bei U. mon-
tana finden sich bekanntlich im inneren Parenchym verstreut
Gruppen von Siebelementen. Der vegetative Stamm von U. vul-
garis ist nach Schenck dorsiventral gebaut, Verf. bezeichnet
ihn als radiat, weil der Unterschied zwischen Unter- und Oberseite
nur in einer etwas geringeren Verdickung der Holzelemente auf
der ersteren liege. Bastfasern fehlen bei beiden Arten, Kalkoxalat
findet sich nur bei U. montana.
Pinguicula zeigt in ihren Vegetationsorganen der Haupt-
sache nach Uebereinstimmung mit Utricularia, in Einzelheiten weicht
sie vielfach ab. Die unterirdischen Stämme unterscheiden sich von
den Inflorescenzaxen in derselben Weise wie bei Utriceularia, inneres
Phloöm ist nicht vorhanden. Die zahlreichen Wurzeln, welche von
dem Rhizom entspringen, bewirken oft, dass um den normalen
Bündeleylinder noch ein zweiter entsteht, dessen Holz- und Bast-
theile ebenso orientirt sind, wie die des ersten. Die Siebelemente
sind wie bei Utrieularia in Gruppen vereinigt, die sich zu grösseren
Komplexen verbinden.
Die dünnen Wurzeln zeigen nichts Bemerkenswertes, die
Meristeme und die Wurzelhaube haben gemeinsame Initialen, sekun-
däres Dickenwachstum fehlt.
Die Nervation des Blattes ist dieselbe wie bei Utricularia
montana. Das Mesophyll ist in Pailisaden- und Schwammparen-
chym differenzirt, die Epidermis ist mit zweierlei Haaren versehen.
Im Uebrigen zeigt der anatomische Bau des Blattes Nichts, was auf
eine absorbirende Funktion desselben hinwiese. Kalkoxalat fehlt
nicht nur im Blatt, sondern auch in den anderen Organen.
In den Achseln der unteren Blätter entwickelt diese Pflanze
Brutknospen, die durch Absterben des alten Stammes frei werden.
Sie bestehen aus einer kleinen Axe, die 4 oder 5 sich eng um-
schliessende Blättchen trägt. Die beiden ersten, äusserlich allein
sichtbaren, sind viel grösser als die anderen, welche sie bedecken,
das 5. ist nur als ein kleiner Höcker angelegt. Das erste Inter-
nodium der Axe ist verlängert, die anderen sind so kurz, dass das
4. schon kaum sichtbar ist; der Vegetationspunkt ist sehr flach.
Die Anatomie dieser Organe bietet nichts Besonderes; an der Basis
finden sich nur 2 Gefässbündel, oben ist ein undeutlicher Kreis
von Blattspursträngen vorhanden.
Nach den anatomischen Verhältnissen also zu schliessen, können
Pinguicula und Utricularia in derselben Familie gelassen
werden, wenn auch die Unterschiede nicht unbeträchtlich sind.
Verf. setzt an das Ende seines Werkes noch eine Reihe von
Schlussbetrachtungen, die wir in kurzem Auszug wiedergeben.
1. In den untersuchten Familien zeigt der Bast eine Reihe
von Komplikationen, deren Steigerung auf eine immer weiter gehende
physiologische Differenzirung hinweist. Am einfachsten gebaut ist
der Bast bei den einjährigen Rhinanthaceen; bei Pedicularis
24 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
hat er noch dieselbe Struktur, wird aber verhältnissmässig dicker.
Bei Bartsia kommen hinzu einige Bastfasern, die in grösseren
Gruppen bei den Bignoniaceen auftreten. Diese, und zwar
speciell die mit Bastkeilen, zeigen die grösste Differenzirung : zweierlei
Siebröhren, von denen die weiteren mit den grossen Siebplatten
ausgestattet sind. Diese Reihenfolge in der Ausbildung des Bastes
bei den verschiedenen Gruppen erinnert an die mit dem Alter
komplieirter werdende Struktur des Bastes bei den Holzptlanzen,
wie es sich schon bei Oatalpa zeigt. Lathraea steht ungefähr
auf derselben Stufe wie Pedicularis, während die Orobanchen
den komplicirteren Zustand repräsentiren. Gegenüber dem fast
homogenen Gewebe des Bastes der einjährigen Rhinanthaceen
erscheint am meisten differenzirt der Bast der Utricularieen durch
die von Parenchym getrennten Siebgruppen und die inneren Sieb-
theile. Aehnliche allmähliche Komplikation im Bast, wie der bisher
allein in Betracht gezogene Stamm, weist auch die Wurzel auf; im
Blatte ist die Struktur dieses Gewebes immer einfacher.
2. Im Holz können wir wiederum eine allmählich zunehmende
Differenzirung konstatiren. Bei den Bignoniaceen, Rhinan-
thaceen und Lathraeen sind die Holztheile der in die nächsten
Blätter ausbiegenden Bündel von denen der im Stamm verbleibenden
nach Struktur und Lage deutlich verschieden, bei den Orobanchen
ist dies nicht der Fall. Die komplicirteste Struktur des Holzes be-
sitzen die Bignoniaceen, nach ihnen kommen die Rhinantha-
ceen. Trotz der parasitischen Lebensweise und der unterirdischen
Lage des Stammes erreicht bei den Lathraeen die Differenzirung
des Holzes denselben Grad wie bei den Rhinanthaceen. Die An-
ordnung der Gefässe ist bei den genannten Gruppen eine ganz be-
stimmte mit Ausnahme der Orobanchen, noch unregelmässiger
wird die Vertheilung der trachealen Elemente bei den Utricu-
larieen, wo auch die Ausbildung von Markstrahlen und Erzeugung
sekundären Holzes in dem allergeringsten Maasse vorhanden ist.
3. Was das Blatt betrifft, so sind es wiederum die Big-
noniaceen, die auf der obersten Stufe der Ausbildung stehen
und zwar obenan Catalpa und Eceremocarpus. Einfacher
ist das Blatt gebaut bei den Rhinanthaceen. Die Blätter von
Pedicularis und die unterirdischen Schuppen von Tozzia zeigen
eine Tendenz zur Einkrümmung der Blattfläche. Indem diese bei
Lathraea zu ganz besonderen Bildungen führt, werden hier die
unterirdischen Blätter komplicirter als die Schuppen an dem ober-
irdischen Stengel. Die Schuppen der Orobanchen sind einfacher
als die von Lathıraea. Sehr einfach gebaut sind die Blätter der
Utricularien, zeigen aber einen auffallenden Dimorphismus:
bei U. montana sind die Luftblätter gross, bei U. vulgaris
klein und schuppenförmig. Die zerschlitzten Blätter beider Arten
zeichnen sich durch ihr Spitzenwachstum aus und durch das Ver-
mögen, die Utrikeln zu produciren. Diese kleinen Organe, ohne
bestimmten morphologischen Wert, fehlen den übrigen Pflanzen; sie
weisen auf gewisse, den Utricularien eigenthümliche, physiologische
Eigenschaften hin. Aber schon bei U. montana erschienen sie
Neue Litteratur. 25
fiunktionslos. Trotz ihrer komplieirten Struktur werden sie also
keine besondere Bedeutung besitzen, und es sind die Blattorgane
der Utricularien ebenso gut wie von Pinguicula eben ein-
fache Blätter.
4. Die betrachteten Pflanzen scheinen in ihren vegetativen Or-
ganen keinen gemeinsamen Typus zu repräsentiren. Indessen zeigt
der Stamm der Bignoniaceen und der der Rhinanthaceen
eine gewisse Uebereinstimmung. Jedenfalls stehen die ersteren
höher als die letzteren, welche sich den Scrophularineen an-
schliessen. Die Lathraeen nähern sich den Rhinanthaceen in
allen anatomischen Eigenschaften und können mit ihnen vereinigt
werden oder eine ihnen sehr nahe verwandte monogenerische Gruppe
bilden. Dagegen weichen die Orobanchen bedeutend von den
Lathraeen ab, sie haben keine Verwandtschft mit ihnen, sondern
schliessen sich an die Gesneriaceen an. Die Utricularien
bilden eine wohlumschriebene Gruppe.
5. Vom allgemein morphologischen Standpunkt bieten die
OÖrobanchen und Rhinanthaceen in ihren Haustorien eine
sehr interessante Erscheinung. Denn diese sind gewöhnlich Thallome,
die sich oberflächlich an normalen Wurzeln entwickeln; die ein-
fachsten gleichen Haaren, ohne Holz und Bast, die komplicirteren
haben einen centralen unregelmässigen Strang aus Holz und Bast.
Im Falle der grössten Vollkommenheit können sie den Wert von
Wurzeln und selbst von Fasciationen dieser Organe erreichen, wie
beiden ÖOrobanchen, bei den Rhinanthaceen dagegen sind
es nur Holz und Bast besitzende Thallome.
Anatomisch interessant ist die Erscheinung, dass diese Haustorien
sich mit den Nährwurzeln so verbinden, dass Holz an Holz, Bast
an Bast, Parenchym an Parenchym schliesst (Holz und Bast ge-
langen also an die Oberfläche des Organs). Zu erklären ist dies
dadurch, dass das Meristem, wenn es in die Nährwurzel eindringt,
von der Stelle aus, wo es an das Holz stösst, nachı innen hin Holz
ausbildet; dadurch wird auch die Lage der übrigen Gewebe be-
stimmt. Möbius (Heidelberg).
Neue Litteratur.”
Geschichte:
Duchartre. P., Notice sur Jcan-Antoine Seopoli botaniste. 8°. 8 pp. Paris
1888.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen‘
damit derselbe ebenfalls schnell berücsichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
a a a ET a ne.
26 Neue Litteratur.
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Linne, Carl von, Ungdomsskrifter samlade af Ewald Ahrling. Ser. I. 1888,
Heft 2. 8°. p. 107—360. Stockholm (Norsted u. Söners) 1888. 3 Kronor.
Wegner, A., Allgemeine Pflanzenkunde. Leitfaden für den Unterricht an niederen
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Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Bornemann, &., Die fetten und die flüchtigen Oele des Pflanzen- und Thier-
reichs, ihre Gewinnung und Reinigung, ihre Eigenschaften und Verwendung.
5. Aufl. von Fontenelle’s Handbuch der Oelfabrikation. Bd. I. Die fetten
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Fesca, Litteratur über die Verhältnisse des Bodens und der Landwirthschaft
in Japan. (Mittheilungen der deutschen Gesellschaft für Naturwissenschaft
und Völkerkunde Östasiens in Tokio. 1888. Hft. 39.)
Hellriegel, H., u. Willfarth, H., Untersuchungen über die Stickstoffnahrung
der Gramineen und Leguminosen. (Beilageheft zu der Zeitschrift des Vereins
für die Rübenzucker-Industrie des deutschen Reichs. 1888. Nov.) 4°. 234 p.
6 Tfln. Berlin (Kayssler & Co.) 1888.
Kraus, C., Das Wurzelsystem der Runkelrüben und dessen Beziehungen zur.
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1888. Heft 4/5. p. 358.)
Kellner und Mori, Untersuchungen über das Rösten des Thees. (Mittheilungen
der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Tokio.
1888. Heft 39.)
Personalnachrichten. 29
Margano, Sur le yaraque, boisson fermentee des tribus sauvages du haut Ore-
noque. (Comptes rendus des sdances de l’Acad&mie des sciences de Paris.
T. CVII. 1888. No. 19.)
Ramann, E., Untersuchungen über Waldböden. J. Abhandlung. [Mittheilungen
der chemisch-physikalischen Versuchsabtheilung der Forstakademie Eberswalde.)
(Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd. XI.: 1888. Heft 4/5.
. 299.)
Tabenf, E. v., Bericht über die Veröffentlichungen auf dem Gebiete der forst-
lichen Botanik vom Jahre 1887. (Sep.-Abdr. aus der allgemeinen Forst- und
Jagdzeitung. 1888. December-Heft.)
Verschuren, H. A., De roos. Korte handleiding voor het kweeken en verzorgen
van rozen. 8°. VI, 155 pp. Cuyk a./Maas (J. J. van Lindert) 1888. in
Personalnachrichten.
Professor Dr. Goebel in Marburg übernimmt vom 1. Januar 1889
ab die Redaktion der „Flora“, Dr. Richard von Wettstein in
Wien die der „Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift“.
Dem o. Professor der Botanik an der Universität Leipzig,
Dr. Pfeffer, ist der Charakter als Geheimer Hofrath verliehen
worden.
Dr. A. Beutell in Poppelsdorf- Bonn ist zum Professor in
Santiago ernannt worden.
Zu den deutschen Nestoren der botanischen Wissenschaft gehört
unstreitig Professor Dr. R. A. Philippi, der am 14. September
d. J. seinen achtzigsten Geburtstag in Santiago, der Hauptstadt von
Chile, begangen hat und bei dieser Gelegenheit ausserordentlich
gefeiert worden ist.
Derselbe wurde 1308 zu Charlottenburg geboren, besuchte von
1818—1822 das Pestalozzische Institut von Iverdun in der Schweiz,
trat dann in das berühmte Berliner Gymnasium zum grauen Kloster,
bezog die dortige Friedrich-Wilhelms-Universität, machte 1830 sein
Staatsexamen als Medieiner und promovirte zugleich.
Dort hatten die Vorlesungen Humboldt’s einen so tiefen Ein-
druck bei ihm hinterlassen, dass er beschloss, sich den Naturwissen-
schaften ausschliesslich zu widmen. Er zog nach Italien, um seme
schwächliche Gesundheit zu stärken und naturhistorischen Studien
obzuliegen; dabei kam ihm sein Talent für fremde Sprachen sehr
zu statten.
In Sieilien machte er die Bekanntschaft von F.Hoffmann und
Escher v. d. Linth, und es entstand daraus ein Freundschafts-
bund für das ganze Leben.
u en
30 Personalnachrichten.
Während des Aufenthaltes der drei Gelehrten in Sieilien stieg
auch das vulkanische Eiland Ferdinandea südwestlich von jener Insel
aus dem Mittelmeer und wurde von ihnen recognoseirt, verschwand
aber bald darauf wieder unter den Meeresspiegel.
Im Jahre 1835 wurde Philippi als Lehrer für Zoologie und
Botanik an die 1831 in Cassel gegründete höhere Gewerbeschule,
an der auch Wöhler, Bunsen, Dunker, Winkelblech und
Schwedes thätig gewesen sind, berufen und verliess dieselbe erst Ende
1850 als deren Direktor. Während jener Zeit verbrachte Phi lipvi die
beiden Jahre 1858—1840 wieder in Italien. Bedenkliche Lungen-
blutungen hatten sich bei ihm eingestellt, aber die noch unmittelbar vor
dem ersten Besteigen des Reisewagens stattgehabte blieb dieletzte. Reisen
und Leben in einem wärmeren Klima thaten ein halbes Wunder
an Philippi. Seine Frau begleitete ihn nach Neapel und beschenkte
ihn dort mit seinem Sohne Fritz, der Jetzt Professor an der Univer-
sität und Direktor des ‚botanischen Gartens in Santiago ist.
Philippi’s Arbeit über die Flora des Aetna wird heute noch
als Basis für die dortigen weiteren Forschungen rühmlichst ange-
führt und benutzt; auch sein Andenken lebt noch unter den Ein-
wohnern der Umgebung des Vulkans. So erkundigten sich mehrere
von ihnen im vergangenen Jahre bei dem Sicilien bereisenden Mar-
burger Professor Dr. Th. Fischer nach ihm und waren verwundert,
von diesem zu hören, dass Philippi seit fast vier Decennien in
Südamerika ansässig sei.
In Cassel wurde Philippi einer der Gründer des Vereins
für Naturkunde und dirigirte denselben bis zu seinem Abgange 1851.
1348 stellte er sich in die Reihen der eifrigen Kämpfer für eine
wahrhaft constitutionelle Monarchie bis zu Beginn des Reaktions-
Jahres 1851. Die Aufgabe seines Amtes zog er behördlichen Mass-
regelungen und Bequartierungen vor und siedelte nach Chile über,
wo sein Bruder, der damals in chilenischem Interesse in Deutsch-
land weilende Major B. E. Philippi, angesehene Stellung und
Grundeigentum besass.
Als Assistent begleitete ihn einer seiner Favoritschüler, der
gegenwärtig in Marburg lebende bekannte Geolog Dr. C. Ochse-
nius, dem er eine innige Freundschaft bis heute bewahrt hat.
Der bald darauf zum Oberstlieutenant beförderte und nach
Chile zurückgekehrte B. E. Philippi wurde zum Gouverneur der
kurz zuvor zerstörten Kolonie von Punta Arenas in der Magel-
haensstrasse ernannt, aber leider bald darauf von Patagonenhorden,
die Freundschaft geheuchelt, dort im November 1852 ermordet und
liess so seinen Bruder im Alleinbesitz des ausserordentlich grossen
Gutes San Juan in der Provinz Valdivia.
Im Juli 1853 übertrug man Philip pi die Leitung des Lyceums
von Valdivia, berief ihn aber schon im Oktober desselben Jahres
als Professor der Botanik und Zoologie an die Landesuniversität
der Hauptstadt Santiago und machte ihn zugleich zum Direktor des
Museums. Auch physikalische Geographie hatte er zu lehren.
Auf seine Anregung hin und unter seiner Leitung wurden die
naturwissenschaftlichen Fächer, die vorher nur durch Mineralogie
Personalnachrichten. 31
und Dokimasie vertreten waren, in weitem Massstabe aufgenommen
und kultivirt: und wenn jetzt Chile seine Lehrkräfte für die Univer-
sität und höheren Lehranstalten hauptsächlich aus Deutschland be-
zieht, so ist das zum grossen Theil das Werk Philippi’s. Hoch-
gestellte und angesehene Patrizier jener Republik sind seine Schüler
gewesen und wenden nun ihren Einfluss daran, den einmal mit
so brillantem Erfolg betretenen Weg fortzuführen.
Alle seine Professuren legte Philippi zwar schon 1874 nieder,
um sich ausschliesslich der Direktion des Santiagoer Museums,
das das wertvollste von ganz Südamerika unter ihm geworden ist,
zu widmen, aber seine Thätigkeit im Unterrichtsrat der chilenischen
Republik wurde dadurch nicht geschmälert.
Bekannt sind Philippi’s botanische Arbeiten über Sicilien,
die Wüste Atacama, zahlreiche Aufsätze in der Linnaea, Botanischen
Zeitung, Gartenflora, den Anales de la Universidad de Santiago etc.
Speciell für Chile schrieb er Elementos de Historia Natural (4 Auf-
lagen, 1364—1885) und Elementos de Botänica 1885.
Nach Tausenden zählen die neuen Pflanzen der chilenischen
Flora, deren Diagnosen u. s. w. Philippi publicirt hat, während
der Franzose Cl. Gay vor ihm nur an 5000 erkannt hatte. Wir
citiren hier nicht seine zoologischen Werke und Aufsätze; diese
sind nicht weniger umfangreich als seine botanischen.
Die in Valparaiso erscheinenden deutschen Nachrichten be-
richteten in den Tagen vom 15.—23. September d. J. über die
liebevollen Ovationen, die man dem allseitig und hochverehrten
Greise entgegengebracht hat, führten die von ihm verfassten Werke
(nicht ganz vollständig!) an und gaben den Wünschen der Be-
völkerung, Dr. R. A. Philippi noch lange in seinem Adoptiv-
vaterlande so segensreich wie bisher wirken zu sehen, herzlichen
Ausdruck.
Aus vorstehenden Zeilen geht noch hervor, dass Chile ein
ausserordentlich gesundes Klima besitzen muss; denn sonst hätte
der 1858 sich selbst als Todeskandidat bezeichnende Dr. Philippi
nicht in jenem Lande Cordillerenreisen, Vulkanbesteigungen und
weite Exkursionen zu Fuss, zu Pferd, zu Wagen und zu Schiff
ausführen und dabei ein so hohes Alter in grosser Rüstigkeit er-
reichen können. Er hat noch vor einigen Jahren, wie wir hören, den
Weg von der Fluss- und Zwischenstation Futa bei Valdivia bis
nach seinem Gute San Juan — 7,2 Meilen in der Luftlinie — in
einem Tage zu Fusse zurückgelegt, weil ihm das Reiten unbequem
geworden.
Auch wir schliessen uns den Ehrenbezeugungen unserer Lands-
leute in Chile für den würdigen, hochverdienten Mann, der dem
deutschen Namen im Auslande so grosse Ehre bringt, mit Freuden
an, und rufen ihm in unserm und unserer Fachgenossen Namen
ein inriges Glückauf zu. DR.
32 Berichtigung. — Inhalt.
Berichtigung.
In Bd. XXXVI. p. 11 ist statt
Tierschke zu
lesen: Tschierske, auf
p- 351, Zeile 22 von oben statt „Speichergewebe*: Sammelgewebe und ebenda
Zeile 24 statt Speicherzelle: „Sammelzelle“, auf p. 352, Zeile 4 statt gestreckten:
kultivirten.
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabi-
lischer Zellhäute. (M. ı Tf.), p. 1.
Kieffer, Neue Mittheilungen iiber lothringische
Milbengallen, p. 6.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. 11.
Beauregard et Galippe, Guide pratique pour
les travaux de Micrographie, comprenant la
technique et les applications du microscope
a l’histologie vegetale et animale, ä la bac-
teriologie, ä la clinique, ä l’hygiene et ä& la
ınedecine l&gale, p. 11.
Bower, A course of practical instruction in
botany. 2e edition, p. 13.
Vogel, Praktische Spektralanalyse
Stoffe. 2. Aufl. Th. IL, p. 11.
irdischer
Referate:
Cunningham, On an entophytie alga occurring
in the leaves of Limnanthemum Indieum,
with notes on a peculiarly parasitic variety
of Mycoidea, p. 15.
Duchartre, Note sur l’enracinement de l’albu-
men d’un Cycas, p. 17.
Gomont, Note sur le genre Phormidium, p. 14..
Hovelacque, Recherches sur l’appareil vegetatif
des Bignoniacees, Rhinanthacees, Orobanchdes
et Utriculariees, p. 17.
Löw, Pflanzenkunde für den Unterricht an
höheren Lehranstalten. Th. II. Cursus 3.—5
p. 14.
Neue Litteratur, p. 25.
Personalnachrichten.
Dr. Beutell (Poppelsdorf-Bonn), Professor in
Santiago) p. 31.
Prof. Dr. &oebel (Marburg)
„Flora“, p. 31.
Dr. Pfeffer (Univ. Leipzig), Geh. Hofr., p. 31.
Philippi (Santiago), p. 29.
Dr. v. Wettstein (Wien) Redaktion der „Oester-
reicbischen Botanischen Zeitschrift“, p. 31.
Redaktion der
Ausgegeben: 2. Januar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XXXVI. No.2. Jahrgang X.
ee 4% MEAN
| sches bentram;
ga REFERIRENDES ORGAN 77
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelebrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. 2.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Noch einmal über Bacillus muralis Tom. und über
einige neue Formen von Grotten-Schizophyten.
Von
Prof. Dr. Anton Hansgirg
in Prag.
Durch den von Dr. A. Tomaschek im Botanischen Centralblatt
Bd. XXXVI. 1888. p. 180 mir gemachten Vorwurf, dass ich „den
Bacillus muralis ungeachtet seiner Chlorophylilosigkeit noch
immer für keine echte (legitime) Bakterie halte,“ sehe ich mich veran-
lasst, hier noch einmal auf Bacillus muralis Tom. zurückzukommen
und zur näheren Begründung meiner in diesen Blättern Bd. XXXV.
1888. p. 54. erörterten Ansicht, dass die oben genannte Spaltptlanze
keine echte Bakterie, sondern eine Form der Aphanothece calda-
riorum Rich. sei, noch Folgendes mitzutheilen.
Zunächst erwähne ich, dass vor 1879 eine nicht unbedeutende
Anzahl von farblosen Schizophyten wegen der zwischen ihnen und
einigen blaugrünen Algen (Spaltalgen) bestehenden vollständigen
morphologischen Homologie mit diesen letzteren vereinigt und in
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 3
34 ‘; Hansgirg, Noch einmal über Baeillus muralis Tom. etc.
das System der Spaltalgen eingereiht wurde, während man nach
1379 diese chlorophylifreien Spaltpflanzenformen, der Cohn’schen
streng dualistischen Klassifikation der Schizophyten*) entsprechend,
ohne Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse etc. von den
morphologisch gleichartigen, jedoch chlorophyliführenden Formen
trennte und mit den Bakterien (Schizomyceten) vereinigte.
Nach Ermittelung der auch durch Dr. Tomaschek’s Unter-
suchungen bestätigten Thatsache, dass einige blaugrüne Spaltpflanzen
unter gewissen Umständen auch farblos werden, habe ich nicht ge-
zögert, die von mir beobachteten, fast oder ganz farblosen Formen
der Aphanothece caldariorum Rich. mit den ihnen entsprechenden
blaugrünen Formen zu vereinigen, wie auch Dr. Tomaschek die
von ihm beobachteten farblosen Gloeocapsa- und Scytonema-Formen
mit den diesen entsprechenden blaugrünen Formen vereinigte.
Dass einzelne Zellen oder ganze Zellhaufen der Aphanothece
caldariorum Rich. und der mit dieser im genetischen Zusammenhange
stehenden Coccenformen, welche ich in verschiedenen Warmhäusern in
Böhmen, Wien etc. gesammelt habe, mitunter auch fast oder scheinbar
ganz farblos werden **), habe ich, ehe Bacillus muralis Tom. publieirt
wurde, ermittelt. Nachdem ich dann durch vergleichende mikro-
skopische Untersuchungen der von mir gesammelten farblosen Form
der Aphanothece caldariorum Rich. und des von Dr. Tomaschek
mir zugekommenen Bacillus muralis mich von der Identität dieser
beiden Spaltpflanzen überzeugt habe, veröffentlichte ich in dieser
Zeitung Bd. XXXII. No. 5 einige Bemerkungen zum Aufsatze A.
Tomaschek’s „Ueber Bacillus muralis“.
Auf den oben eitirten Vorwurf Dr. Tomaschek’s zurück-
kommend, will ich hier blos entgegnen, dass die Chlorophylllosigkeit
allein, meiner Meinung nach, nicht als sicheres Kriterium zur Ent-
scheidung der Frage angesehen werden kann, ob eine Spaltpflanze
eine echte Bakterie sei, da bei der Klassifikation der morphologisch
und entwickelungsgeschichtlich homologen Schizophytenformen das
Vorhandensein oder Fehlen des Chlorophylis öfters nicht einmal
als Speciescharakter, um so weniger als Kriterium zur Unterscheidung
von Klassen dienen kann. ***)
Ausser der Chlorophylllosigkeit, welche, nebenbei bemerkt, für
Bacillus muralis mit Gewissheit noch nicht ermittelt wurde, scheint
Dr. Tomaschek als ein weiteres Kriterium für die Echtheit der
Bakteriennatur seines Bacillus muralis auch die von ihm bei der
soeben genannten Spaltpflanze entdeckte, besondere Ernährungsweise
anzusehen. Leider hat aber Dr. Tomaschek, welcher den Ba-
cillus muralis in Bezug auf die Ernährung mit den flechtenbildenden
*) In den Jahresb. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 1879. p. 286.
*#=) Während einzelne Zellen dieser Spaltpflanze, wie die des Bacillus mura-
lis Tom. scheinbar ganz farblos sind, ist das Lager dieser Schizophyten blau-
grün oder violett gefärbt. Man vergl. auch Bot. Centralbl. Bd. XXXV. 1888.
No. 28. p. 57, 13. Anmerk.
***) Dasselbe hat‘Klebs auch von chlorophyligrünen Algen, z. B. Volvoci-
neen etc. erklärt (Organisation einiger Flagellatengruppen etc. 1883. p. 292.
1. Anmerk.)
Hansgirg, Noch einmal über Baeillus muralis Tom. etc. 35
Pilzen vergleicht, seine Lehre von einer auf Mutualismus gegründeten
Symbiose zwischen Bacillus muralis und der innerhalb des Gallert-
lagers von diesem Bacillus vereinzelt oder gruppenweise zerstreuten,
stellenweise auch ganz fehlenden Gloeocapsa-F'ormen *) bisher noch
nicht streng wissenschaftlich erwiesen, weshalb Dr. Kronfeld die
soeben erwähnte Lehre Tomaschek’s für eine blosse Hypothese
erklärte, welche „auf ein einzelnes Stadium einer bereits bekannt
gewordenen Entwickelungsreihe zurückführbar sei“, da es „sehr
wahrscheinlich ist, dass Tomaschek’s Bacillen (Bacillus muralis)
Zerfallprodukte von Algenfäden darstellen.“ **)
Weiter glaubt Dr. Tomaschek — welcher, wie es scheint,
die soeben eitirte, nicht sehr zu Gunsten der Tomaschek’schen
Ansicht über die Bakteriennatur des Bacillus muralis sprechende
Erklärung Kronfeld’s übersehen hat —- dass sein Bacillus mu-
ralis von allen Spaltalgen durch die von Dr. Tomaschek an
diesem Bacillus entdeckte endogene Sporenbildung sich unterscheide.
Was diese endogene Sporenbildung anlangt, so will ich hier
— da meine eigenen Beobachtungen über die Sporenbildung des
Bacillus muralis, welchen ich zu diesem Zweck ınehr als vier Mo-
nate lang cultivirte, den Tomaschek’schen widersprechen — blos
die vonDr. Tomaschek im Botan. Centralbl. Bd. XXXVI. p. 183
publieirten Zeichnungen, welche die endogene Sporenbildung des
Bacillus muralis illustriren, näher berücksichtigen. Nach diesen
Abbildungen ist anzunehmen, dass die endogenen Sporen des Ba-
<illus muralis nur wenig oder gar nicht von den Dauerzellen der
Microzoogloeazustände dieses Bacillus sich unterscheiden, was auch
Dr. Tomaschek selbst durch folgende Worte zugibt „die einge-
betteten Gebilde (Dauersporen) gleichen den endogenen Sporen
der Stäbchen insbesondere durch ihre starke Lichtbrechung und den
bläulichen Glanz.“
Auf Dr. Tomaschek’s Bemerkung: „selbst wenn wider
Erwarten Bacillus muralis mit der Alge Glaucothrix gracillima in
genetischem Zusammenhang stände, wieDr. Hansgirg (? Dr. Kron-
feld — Anmerk. des Verf.) anzunehmen glaubt, müsste ersterer
als Theilprodukt einer anderen Entwicklungsreihe der genannten
Älge angesehen werden und könnte demnach nicht mit Aphanothece
caldariorum identificirt werden,“ sei hier erwidert, dass ich auf
Grund meiner Beobachtungen der Ansicht bin, dass die farblose
Form der Aphanothece caldariorum Rich., welche mit Bacillus mu-
ralis Tom. identisch ist, höchst wahrscheinlich direkt aus der chlo-
rophylliführenden Form, die mit der farblosen Form nicht selten
gesellig vorkommt, entsteht. Diejenigen, welche die Annahme, dass
aus einer blaugrünen eine farblose Pflanze direkt entstehe, für un-
wahrscheinlich erklären möchten, will ich hier darauf aufmerksam
*) Diese Gloeocapsa-Formen hielt Dr. Tomaschek früher (Bot. Ztg. 1887.
p- 670) für Gl. polydermatica Ktz., Gl. fenestralis und Gl. fuscolutea, später
(Bot. Centralbl. 1888. No. 22. p. 283) erklärte er sie für Gl. muralis Ktz. [Gl.
fenestralis Ktz. ist keine blaugrüne, sondern eine chlorophyligrüne Alge = Gloe-
veystis fenestralis (Ktz.) A. Br. — Anmerk. des Verf.]
*%) Bot. Centralbl. 1887. No. 37. p. 351 f£.
3*
36 Hansgirg, Noch einmal über Bacillas muralis Tom. ete.
machen, dass schon Klebs auf Grund seiner Untersuchungen zu
der Ueberzeugung gelangte, „dass die farblosen Euglenen in manchen
Fällen direkte Abkömmlinge grüner Euglenen sind“ *,) indem ich
zugleich bemerke, dass die Unterschiede in der Organisation der
beiden oben genannten Spaltpflanzenformen bei weitem geringer
sind, als diejenigen, welche zwischen den farblosen und chlorophyll-
haltigen Euglenen bestehen.
Schliesslich sei hier noch hervorgehoben, dass die Abbildungen
Dr. Tomaschek’s im Bot. Centralbl. Bd. XXXVI. leicht zu einer-
irrigen Annahme führen können, nämlich, dass Aphanothece calda-
riorum Rich. von Bacillus muralis Tom. in der Form und Grösse
der Zellen und Zellfamilien sich bedeutend unterscheide, was jedoch,
wie aus nachfolgender Beschreibung dieser beiden Spaltpflanzen
ersichtlich wird, thatsächlich nicht der Fall ist. Die Zellen der
Aphanothece caldariorum sind nach Richter 5—7 u lang, etwa
2 u breit, einzeln oder zu zweien, hinter oder nebeneinander, von
einer cylindrischen, 8 bis 16 « langen, etwa 5 u breiten, wenig
scharf contourirten Gallerthülle umgeben. Die Zellen und Zell-
familien der von Dr. Tomaschek |. c. p. 185 abgebildeten
Aphanothece caldariorum Rich. stimmen aber mit der vorstehenden
Beschreibung viel weniger überein, als die Zellen und Zellfamilien
des daselbst 1. c. p. 183 abgebildeten Bacillus muralis Tom., dessen
Zellen nach Dr. Tomaschek 2,5 « dick, 4—6mal so lang und
von einem im Umrisse ovalen, oft geschichteten gelatinösen Hofe
umringt sind. (Ich beobachtete unter dem von Dr. Tomaschek
mir zugesandten Materiale auch Zellen, welche vollkommen in der
Form und Grösse mit der oben beschriebenen Aphanothece über-
einstimmten).
Was endlich die von Dr. Tomaschek |. c. p. 185 ange-
führten Unterschiede zwischen Bacillus muralis und Aphanothece
caldariorum betrifft, so seien hier, da diese Unterschiede, auch
wenn sie wirklich vorhanden wären, ziemlich gering sind, blos
folgende Bemerkungen hinzugefügt: a) die blaugrüne Färbung der
Stäbchen von Aphanothece ist ein inkonstantes Merkmal, da sie
nach Dr. Tomaschek ]l.c.p. 182 im Allgemeinen „sehr unbeständig
ist“, b) die kreisförmige Gestalt der Gallerthöfe der Aphanothece-
Zellen bezieht sich, wie aus der obigen Richter’schen Beschreibung
zu ersehen ist, nicht auf die typische Form der Aphanothece caldariorum,
c) die geringe Anzahl (2—4) der Aphanothece-Zellen differirt von
der „bedeutend grösseren Anzahl“ der Bacillus-Stäbchen, die nach
Tomaschek (l. c. p. 185) bis 8 in einer gemeinsamen Gallert-
hülle eingeschlossen sind, höchstens um 4, gewöhnlich aber (man
vergl. auch Dr. Tomaschek’s Abbildungen) nicht um eine einzige
Zelle („nirgends bemerkte ich mehr als zwei Stäbchen von einem
gemeinsamen Hofe eingeschlossen“ sagt Dr. Tomaschek in Bot.
Ztg. 1887. p. 666).**)
=) 1. X, 002 202%
**) Von den auf feuchten Mauern verbreiteten einzelligen Spaltpflanzen stimmt
mit Bacillus muralis Tom. die Palmella (Phytoconis) hormospora Menegh., mit
der Micrococcen-Form des Bacillus muralis der von Meneghini zugleich mit
Hansgirg, Noch einmal über Bacillus muralis Tom, etc. 37
Im Anschluss an die vorstehenden Bemerkungen über Bacillus
muralis möge hier ein Beitrag zur Kenntniss der bisher gänzlich
unbekannten Grotten-Schizophytenflora Böhmens veröffentlicht werden.
Bei der algologiscben Durchforschung Böhmens, welche ich seit 1850
ununterbrochen fortsetze, habe ich in den letzten zwei Jahren auch
den in Grotten, Felsenhöhlen, Felsenkellern, unterirdischen Felsen-
brunnen etc. des botanisch, geologisch u. s. w. hochinteressanten
‘Gebietes der silurischen Kalksteinfelsen Mittelböhmens verbreiteten
Schizophyceen und Bakterien (Spaltpilzen) meine Aufmerksamkeit
gewidmet.
Bei der Erforschung der Schizophytenflora dieser bisher von
keinem Botaniker näher untersuchten Lokalitäten suchte ich vor
Allem zu konstatiren, ob und inwiefern die an den mehr oder
weniger feuchten, meist nur wenig, stellenweise auch gar nicht be-
leuchteten Wänden dieser Kalksteinfelsenhöhlen ete. mehr oder
minder reich entwickelte Algen- und Bakterienflora mit der von
mir bereits erforschten, auf feuchten Kalkwänden etc. in Warm-
häusern und auf feuchten Mauern in unterirdischen Kellern vor-
kommenden Spaltpflanzenflora übereinstimmt.
Aus den von mir bisher durchgeführten, diesbezüglichen Unter-
suchungen ergiebt sich zunächst, dass die Schizophytenflora der
‚Grotten und Felsenhöhlen in den silurischen Kalksteinfelsen von
Mittelböhmen, wie a priori zu erwarten war, bezüglich des Formen-
reichthums und der Massenhaftigkeit bedeutend ärmer ist, als die
in alten Gewächs- und Warmhäusern entwickelte Spaltpflanzen-
Nora. Von den in älteren Gewächshäusern verbreiteten, von mir in
meiner Abhandlung: „Ueber den Polymorphismus der Algen“ be-
schriebenen Spaltalgen habe ich in den Felsenhöhlen etc. bisher
blos Lyngbya caleicola (Leptothrix caleicola Ktz.) und deren ver-
schiedene tadenförmige und einzellige Entwicklungszustände fast
allgemein verbreitet angetroffen und zwar in der typischen blau-
grünen und in einer fast oder ganz farblosen Form, von welcher
an völlig dunklen Standorten neben der Leptothrix- auch eine
'Glaucothrix-, eine Nostoc-Form und verschiedene einzellige Ent-
wicklungszustände vorhanden waren.
Von den von mir bisher in Bezug auf Algen und Spaltpilze
näher untersuchten Felsenhöhlen Böhmens will ich hier beispiels-
weise nur eine anführen und deren Schizopbytenflora kurz beschreiben.
Von besonderem Interesse in Bezug auf Spaltpflanzen scheint mir
von den, in der stellenweise wildromantischen Umgebung von Karl-
stein und Beraun, vorzüglich bei St. Iwan unter den Felsen, bei Tetin,
Hostin u. s. w., recht zahlreichen Felsenhöhlen und kleinen Grotten
‚eine kaum mannshohe Höhle zu sein, welche fast in der Mitte des
von einem kleinen Bergbache durchrieselten Engpasses liegt, der
Palmella hormospora entdeckte und 1842 beschriebene Protococeus roseus Menegh.
in mancher Beziehung überein. (Den aerophytischen Protococcus roseus Menegh.
hat P. Richter [„Ueber die in den Entwicklungskreis von Beggiatoa roseo-
persicina Zopf gehörenden Algenspecies“ p. 3 im Sep.-Abdr.] irrtümlich für
‚einen Coccenzustand der blos in Sümpfen, nie auf feuchten Kalkwänden vege-
tirenden Beggiatoa roseopersieina erklärt.)
ui ET a ir A ai u
38 Hansgirg, Noch einmal über Bacillus muralis Tom. ete.
durch die Kalksteinfelsen unterhalb Korno nach Karlstein führt.
Diese Höhle liegt unmittelbar unter einem kleinen Katarakte. des
vorher erwähnten, über eine mehrere Meter hohe, fast senkrechte
Kalksteinwand herabstürzenden Bergbaches, so dass deren Wände
von Wasserdämpfen und Wassertropfen der schäumenden Kaskade
stets genügend feucht erhalten werden.
In dieser in einem von Wasser ausgehöhlten Kalksteinfelsen,
resp. Kalksinterblocke von riesigen Dimensionen entstandenen Höhle,
deren Wände nur schwach von einer Seite beleuchtet werden, habe
ich nachstehende bemerkenswerte, auch in Warmhäusern verbreitete
Schizophyten gesammelt: 1. Gloeothece rupestris (Lyngb.}
Bor. (Palmella rupestris Lyngb.), deren in Warmhäusern vor-
kommende Form unter dem Namen Gloeothece tepidariorum
(A. Br.) Lagerh. (Gloeothece decipiens A. Br. — Gloeocapsa tepi-
dariorum A. Br.) bekannt ist. Sie kommt auf mässig beleuchteten
Stellen der soeben beschriebenen Höhle (sog. Kaskadenhöhle) unter-
halb Korno sowohl in der typischen Form, deren 'Zellinhalt mehr
oder weniger intensiv blaugrün gefärbt ist, als auch (an sehr dunkeln
Stellen in der Höhle) in einer fast oder ganz farblosen Form vor,
die ich hier als var. cavernarum bezeichnen will. 2. Aphano-
thece caldariorum Rich. in einer von der typischen, meist
blaugrünen, seltener fast violetten Warmhausform, durch die schön
rosenrote Farbe des Lagers, welche an im Dunkeln vegetirenden
Zellen resp. Zellhaufen stark verblasst, und die etwas kürzeren,
nur selten bis 2'/smal so langen als breiten Stäbchen sich unter-
scheidet (var. cavernarum nob.); sie geht stellenweise, wie
die Warmhausform auch in eine aphanocapsaartige Micrococcen-
zoogloea über, von welcher, sowie von der typischen Stäbchen-
(Bacillus-) Form ich an einer ziemlich trockenen Stell ein der
Höhle auch Dauerzellen vorgefunden habe. 3. Lyngbya caleicola
(Hypheothrix caleicola [Ktz.] Rbh.) in der typischen blaugrünen
Form und in einer fast oder ganz farblosen Form, mitleicht zerflies-
senden Gallertscheiden, die ich auch in Warmhäusern und zwar meist
im schleimigen Lager verschiedener einzelligen Schizophyten etc.
öfters angetroffen habe und als var. gloeophila nob. bezeichne.
Von den in alten unterirdischen Kellern verbreiteten Bakterien,
von welchen ich in Prag mehrere neue Formen entdeckte *), kommen
in der Felsenhöhle unterhalb Korno in grösserer Menge Leptothrix
cellaris, spärlicher auch Leuconostoc Lagerheimii var. cellaris, Hyalo-
coceus cellaris, Micrococeus subterraneus und Leucocystis cellaris
in einer mit der typischen ganz übereinstimmenden Form vor.
Von chlorophyligrünen Algen war neben dem ziemlich seltenen
Protococeus glomeratus Rich. im Gallertlager der Aphanothece calda-
riorum etc. stellenweise in grösserer Anzahl eine dem Pleurococeus
minjatus (Ktz.) Näg. sehr ähnliche Alge vorhanden, deren Zellinhalt
Jedoch selten orangerot, meist fast blutrot gefärbt und deren Hüll-
membranen an einigen Exemplaren urococeus-artig geschichtet war.
*) Vergl. meine Abhandlung: „Beiträge zur Kenntniss der Kellerbakterien
etc.“ (Oesterr. bot. Zeitschr. 1888. No, 7/8.)
Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 39
Aehnlich wie die Zellen des in Warmhäusern verbreiteten Pleuro-
coccus miniatus ihre orangerote Farbe auch im Dunkeln nicht
verändern, verlieren sie auch in derin Felsenhöhlen an ganz dunklen
Stellen vorkommenden Form ihre (resp. des Hämatochroms) rote
Farbe nicht.
Durch vergleichende mikroskopische Untersuchungen der von
mir in der freien Natur in Felsenhöhlen ete., dann der in Warm-
häusern und in unterirdischen Kellern gesammelten Schizophyten,
deren Resultate ich hier blos bruchstückweise mitgetheilt habe, bin
ich zu dem Resultate gelangt, dass die Spaltpflanzenflora der letzteren
von derjenigen der ersteren sich insbesondere, was die Mannig-
faltigkeit und Menge der Spaltpflanzenformen anlangt, wesentlich
unterscheidet. Der Umstand, dass einige Repräsentanten der Schizo-
phytenflora der Warmhäuser auch in der freien Natur in Felsen-
höhlen etc. verbreitet sind, macht es wahrscheinlich, dass diese
Spaltpflanzen aus der freien Natur in die Warmhäuser eingeschleppt,
resp. dass die Schizophytenflora der Warmhäuser wenigstens zum
Theile eine sekundäre ist.*) Weiter gebt aus meinen bisherigen
Untersuchungen über die Spaltpflanzenflora der Felsenhöhlen etc.
ziemlich klar hervor, dass auch in der freien Natur neben den
blaugrünen Formen an wenig beleuchteten Stellen deren fast oder
ganz farblose Varietäten nicht selten anzutreffen sind.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungs-Bericht des Botanischen Vereins in München.
II. Ordentliche Monatssitzung.
Montag den 10. December 1888.
Herr Professor Dr. C. 0. Harz sprach:
I. Ueber den Dysodil.
Dieses auch als blättriges Erdpech, terre bitumineuse feuilletee,
Blätterkohle, Papier- oder Stinkkohle, erdpechhaltiger Polirschiefer
u. s. w. bezeichnete tertiäre Mineral erhielt im Jahre 1803 von
Cordier in Paris seines beim Verbrennen unangenehmen Geruches
wegen den in der Ueberschrift genannten Namen.
Der Dysodil war schon im vorigen Jahrhundert auf Sieilien,
gleich Torf, als Brennmaterial verwendet; später hat man ihn auch
in Deutschland an mehreren Orten aufgefunden: am Siebengebirge,
der Wetterau, Vogelsgebirg, Westerwald, in der Rhön u. s. w.,
*) In einem Warmhause des Prager Vereinsgartens habe ich an den auf
einem grösseren Wasserbehälter aufgestellten, stets genügend feuchten Kalksinter-
blöcken, dann an daselbst vorkommenden silurischen Kalksteinen eine grössere
Anzahl von Spaltpflanzen und chlorophyligrünen Algen gesammelt, welche ich
auch in der freien Natur auf ähnlichem Substrat angetroffen habe.
40 Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München.
im Riesgau in Bäyern; in Frankreich im Val de la Mone in der
Auvergne.
Der Dysodil bildet mässig ausgedehnte Lager von sehr ver-
schiedener Mächtigkeit, von ca. 1 Meter (Sieilien, Rott), 5—15 Meter
(Liessem) bis herab zu wenigen Deei- und selbst Millimeter.
Ueber die Bestandtheile und die Entstehung dieser interessanten
Kohle ist seit Ehrenberg sehr wenig bekannt geworden.
Ehrenberg*) fand in verschiedenen Dysodilsorten nament-
lich viele Diatomaceen und Blütenstaub. Ausserdem kommen
höhere und niedere Wirbelthiere, sodann Insekten, Kruster u. s. w.
und über 200 Pflanzen darin vor.
Wegen seines reichen Gehalts an Kieselsäure und Diatomaceen
rechnet man seit Ehrenberg den Dysodil fast allgemein zur
Gruppe der sogen. Diatomeen- oder Infusorienerde, in die Opal-
reihe u. s. w. "Derselbe sei „offenbar ein von Erdpech durch-
drungener Polierschiefer“ (Ehrenberg I. c.)
Von chemischen Analysen ist mir nur ene— von Hermann
Friekhinger fil.“*) ausgeführte — zur Kenntniss gelangt.
Derselbe fand in bei 100° ©. getrocknetem Mineral:
Asche, hauptsächlich aus Caleiumcearbonat und Thon
bestehend 2, 0 , u, Sal Men KERNE rn
Ichlenstoll, . aene .2 sa) mer ol Ban ee Dean ee
NMassersiol,. Su are une 101) Volle ne RE 1er
IE EERLOHEN in u ER EA ar NG. RR en Kae. 000
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Sauerstald IE 7A IU. THAINIE. BESTAUSRELLIABEB 5
SEELE SRRRRD I U RT ae le a ee 1:
100.00 %,,
woraus er die organische Substanz berechnet als bestehend
aus:
RK ner he De een TDG:
1 a IE SE re | DET OR EL ID:
IN RER Hs 21.102230.
Der Herr Landtagsabgeordnete Albert Friekhinger hatte
die Freundlichkeit, mir eine genügende Menge Dysodil vom Ries
behufs eingehenderer Untersuchung. zu übermitteln. Nach ihm und
H. Friekhin ger fil. findet sich der Dysodil im Riesgau in Tiefen
von 8—-9 Meter, eingebettet in grauen bis blaugrauen ' Tertiärletten
in Lagen von wenigen bis zu mehreren Centimeter Miächtigkeit.
Das Mineral, welches mir vorliegt, ist grau, blau- bis gelb-
grau, reichlich mit leieht abwischbarem Thon durchsetzt. Nach
dem Befeuchten mit Wasser erscheint es grau- bis schwarzgrün,
oft mit kleineren und grösseren, bald isolirten, bald zusammen-
fliessenden, strahligen, dunkleren Flecken dicht bedeckt und mar-
morirt.
*) Poggendorf’'s Annalen Bd. 48. 1839. p. 573. — Bericht über d. Ver-
handlungen d. kgl. preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1846. p. 158. 1848. p. 8.
**) Verhandl. d. physik.-medicin. Geseilsch, Würzburg. Bd. VIII. 1875. p. 238.
Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 41
Leicht kann man nach längerer geeigneter Maceration in
Wasser, Säuren und KÖH durch Spaten oder Messerklinge, auch
dureh Abspülen mit Wasser u. dergl. einzelne sehr dünne Plättchen
von manchmal Decimeter-Durchmesser lostrennen, welche bei durch-
tallendem Licht gelbgrünlich bis hell oliv erscheinen.
Der Dysodil vom Ries verbrennt mit stark russender Flamme,
unter Verbreitung eines schwach übelriechenden Geruches. Bei
der trockenen Destillation gibt er ein sauer reagirendes Destillat.
Es entweicht zuerst Wasserdampf unter Knistern, hierauf folgen
dieke gelblichweisse Nebel und Dämpfe, die mit hell leuchtender
Flamme verbrennen und einen unangenehmen Geruch nach ver-
Jampfendem Paraffin und Petroleum verbreiten.
KOH-Lösung entzieht dem Dysodil keine braunen Humus-
säuren, wodurch er sich wesentlich von der Braunkohle und von
«lem Torf unterscheidet.
Drei verschiedenen Orten des Ries entnommene Proben lieferten
folgende analytische Ergebnisse.
Es beträgt der procentische Gehalt des natürlichen Dysodil
an Wasser und Kohlenstoff:
| - ;
| bei der lufttrockenen Substanz Kohlenstoffgehalt der bei
No, 100® C. getrockneten
H:O °/o | C lo Substanz.
| 5 |
1 | 7.93 | 8.59 | 9.27
2 | 5.01 | 15.74 16.53
3 | 5.88 | 5.00 5.31
)
Die wasserfreie organische Substanz enthält Kohlenstoff*) bei‘
Nest) an
N 02 or
Nor 092. 03004.
Der Dysodil No. 3 besteht lufttrocken aus:
12.22 CO: Spuren von PsO5 und HCl.
28.52 SiO> Kein K2O und NaeO.
4.76 SOs 5.88 H2sO.
4.58 AlsOs 5.00 °C:
12.09 FeO rer
15.25 CaO 0.10 N.
3.16 MsO 1.260.
Somit in der lufttrockenen Substanz 80.38 %o Asche.
Hieraus berechnet sich für die wasserfreie organische Substanz
folgende Zusammensetzun:z:
RE Sg 5
0.72 N
93.26 1)
*) Für die Braunkohle werden im Mittel 63 °/o, für den wasserfreien Torf
ca. 60°/o Kohlenstoff angegeben. Vergl. W. v. Gümbel, Geologie von Bayern.
Theil. I. 1888. p. 68, 69.
42 Sitzungs-Bericht des botanisehen Vereins in München.
Höchst merkwürdig ist das Vorkommen von Chlorophyll in
diesem Mineral.
Durch Behandlung mit Alkohol erhält man eine tief oliven-
grüne bis braungrüne Lösung, welche schwachrote Fluoreseenz
zeigt. Im Spektrum kann man sich überzeugen, dass man es hier
mit echtem Chlorophyll zu thun hat, welches sonach theilweise
unbekannte Jahrtausende hindurch sich im Schoosse der Erde er-
halten hat. Es ist dies wohl das erste bekannt gewordene fos-
eile Chlorophyll.
Auch Fett und Paraffıne finden sich, jedoch in sehr geringer
Menge, im Pe Der lufttrockene Dysodil gibt ca. 0.28 %o
Aetherextrakt *), wonach sich für die organische Substanz ca.1.8 °/o
berechnen.
Das Extrakt ist grünlichgelb und von butterartiger Konsistenz.
Mikroskopische Untersuchung. Der oben gefundene und auch
früher schon stets hervorgehobene hohe Gehalt an SiOs, sowie die
Forschungen Ehrenberg’s liessen eine grosse Menge von Diato-
maceen erwarten. Zu meiner Ueberraschung fand ich jedoch erst
nach langem Suchen und nach eingehender Besichtigung mehrerer
hundert Präparate nur 3 Navicula-Exemplare und einige an Actino-
eyelus erinnernde Individuen.
Diese Verhältnisse blieben bei 3 verschiedenen Dysodilproben
des Ries, sowie beim Dysodil von Glimmbach und von Rott an-
nähernd dieselben.
Hieraus ergibt sich die Thatsache, dass der Dysodil, trotz
seiner 28 /, SiOs (in der lufttroekenen Substanz) ) an die Gegenwart
von Diatomaceen keineswegs, wie man bisher allgemein angenommen,
gebunden ist. Die konstante, zum Theil sehr massige Anwesenheit
der Kieselsäure hat sonach ihre Quelle anderen Verhältnissen und
nicht jenen interessanten Organismen zu verdanken.
Die Diatomaceen stehen vielmehr zum Dysodil ungefähr in
demselben Verhältniss wie zum Torf; sie können absolut fehlen,
oder spärlich oder in Nestern und mächtigen Lagern stellenweise
vorhanden sein: rein lokale und zufällige Erscheinungen.
Es: gelingt bei günstigen Objekten und nach zweckmässiger
Behandlung und Präparation meist leicht, den Dysodil in Plättchen
von grosser Dünne zu spalten; diese selbst lassen sich nach den
Aufkleben auf einen Objektträger in äusserster Feinheit abpinseln
oder abschleifen. Die so gewonenen Häute sind von struktur-
losem Ansehen; nach Behandlung mit Chlorzinkjod jedoch erkennt
man bei vielen Ueberreste von Zellmembranen, die durch ein-
getretene Blaufärbung deutlicher zum Vorschein "kommen. Auch
werden häufig diverse, unbestimmt umschriebene kleinere und
grössere Stellen dieser Häute durch Chlorzinkjod blau gefärbt,
ohne dass man bestimmte abgegrenzte Membranen bemerkt: ofien-
bar Cellulosefragmente oder -Molekülanhäufungen, die der voll-
ständigen Zerstörung entgangen sind.
\
*) Die Aetherextraktion hatte Herr Dr. E. Wein die Güte auszuführen.
Botanische Gärten und Institute. 43
Die Häute erweisen sich sehr häufig deutlich als Cutieular-
häute, offenbar von Blättern herrührend. Sie besitzen hin und
wieder mit einer gewissen Regelmässigkeit vorkommende und ver-
theilte Löcher von 20—24 wu Durchmesser: offenbar die Lage der
früher vorhanden: gewesenen Stomata bezeiehnend. Auch werden
in deren Umgebung da und dort häufig 40—48 u weite, undulirt-
berandete Oberhautzellen wahrgenommen. Einige Male kamen
papillenartig ausgestülpte Oberhautzellen vor. Die Cuticularhäute
werden niemals in toto blau gefärbt, aber meist da, wo Zellen-
grenzen an denselben bemerkbar sind, tritt die Cellulosereaktion
ein. Lignin- und Eiweissreaktion (mit Millon’s Salz) konnte ich
bis jetzt nicht beobachten. Ueberall, wo die Cuticularhaut einen
ringsum geschlossenen Schlauch bildet, ist der Celluloseinhalt des
Blattes ganz oder nahezu ganz verschwunden, vom Lignin, von Skle-
renchym- und Gefässelementen nichts mehr zu finden.
Bei der vor sich gegangenen Carbonisation sind die Wan-
dungen der Gefässe und Zellen deformirt und desorganisirt, zum
Verfall veranlasst worden. Nur ein Theil der Cellulose blieb in
stark angegriffenem Zustande, einige Zellwandfragmente höchst
comprimirt erhalten.
Bei den herauspräparirten Plättchen sowohl, als auf Quer-
schnitten gewinnt man unschwer die Ueberzeugung, dass der Dy-
sodil nahezu ausschliesslich aus Blättern entstanden ist. Sehr
häufig erkennt man auf dem Querschnitt noch jene gerundeten,
scharf abgesetzten Vorsprünge, welche die einstigen Blattrippen
anzeigen, deren Bestandtheile jedoch bis auf unkenntliche Frag-
mente verschwunden sind.
Die einzelnen Blattlagen lassen sich häufig von einander ab-
trennen, auf gelungenen Querschnitten stets von einander unter-
scheiden. Da auch aus der Cuticula die Cellulose meist ver-
schwunden, ihre Wachs- und Fettbestandtheile in paraffinartige
Substanzen zum Theil umgewandelt wurden, so ist sie selbst sehr
gelockert und stellt daher fast ausnahmslos eine äusserst zarte,
leicht zerreissende Haut dar, die nur hin und wieder ihre wahre
Natur unzweifelhaft erkennen lässt.
(Fortsetzung folgt.)
Botanische Gärten und Institute.
Kraus, Gregor, Der botanische Garten der Universität
Halle. Heft 1. Mit 5 Photolithogr. und 2 Holzschn. 8°. 79 pp.
Leipzig (W. Engelmann) 1888.
Eine Centenniumsschrift vom zeitigen Direktor des botanischen
Gartens in Halle. Sie interessirt nicht blos solche, die in Halle
studirt haben, sondern geht als ein wertvoller Beitrag
zur Geschichte des botanischen Unterrichts auch
44 Botanische Gärten und Institute,
weitere Kreise an. Als Quellen dienten dem Verf. vorzugsweise die
Universitätsakten. Die Geschichte hebt an mit der Gründung des
alten hortus mediceus unter Kurfürst Friedrich Ill. im Jahre 1693
und umspannt dann fast das ganze 18. Jahrhundert bis zur Anlage
des jetzigen botanischen Gartens im Jahre 1787. Da das bischen
descriptive Botanik derzeit nur ein Anhängsel der Medicin war, so
sollte auch der alte, nur °?/a Morgen grosse hortus medicus in Halle
nur dazu dienen, den jungen Medicinern die Heilkräuter zu demon-
striren. Er war dem zweiten Professor der Medicin unterstellt,
und sein erster Leiter war kein Geringerer als G. E. Stahl. Der
Staat meinte in altpreussischer Sparsamkeit Wunders was gethan
zu haben, wenn er den Grund und Boden dazu hergab; für die
Verwaltung wurde kein Geld ausgeworfen. Sollte also im Garten
noch etwas anderes als Dornen und Disteln wachsen, so geschah
es auf die Privatrechnung Stahl’s. Er liess sich’s auch etwas
kosten. Seine Nachfolger suchten sich dadurch schadlos zu halten,
dass sie neben den Heilkräutern auch ihren Kohl bauten. Da der
Boden aber sehr schlecht war und das Wenige, was er trug, aus
Mangel an Aufsicht Felddieben zur Beute fiel, so war die Folge
der gänzliche Verfall des Gartens. Erst in der zweiten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts erbarmte sich seiner wieder der fleissige und
anspruchslose stud. med. Junghans, später Prof. der Botanik in
Halle. 17 Jahre lang erhielt er ihn mit Hülfe anderer Studirender
im selbstgeschaffenen Zustand, bis der von Friedrich Wilhelm 1.
eingesetzte Kanzler vonHoffmann, wie manchen anderen Schäden
in den Universitätseinrichtungen, so. auch dieser Not ein Ende
machte und am 28. September 1787 den jetzigen botanischen Garten
für die Universität erwarb und mit einem Etat von 240 Thalern
ausstattete. Der erste Direktor des Gartens war Junghans, der
sich aber der neuern besseren Verhältnisse nicht lange mehr erfreute,
da er 1197 starb. Sein Nachfolger wurde der berülımte Kurt
Sprengel. So. weit reicht die Geschichte des botanischen Gartens.
Es liegt in der Absicht des Verfs., diese Geschichte bis auf die
Gegenwart fortzusetzen. Möge ihm das gelingen! Möchten aber
auch die hohen Behörden aus der vorliegenden Schrift Anlass
nehmen, auf eine baldige Erweiterung bezw. Erneuerung der unzu-
länglichen botanischen Institute in Halle bedacht zu sein!
Horn (Cassel).
Sommer, Gustav, Führer durch den Grossh. Botanischen
Garten zu Karlsruhe. Mit einem Plane. 8°. 72 pp. Karls-
ruhe (J. J. Reiff) 1888. M. 0.80.
Eine übersichtliche Beschreibung der Einrichtungen des Gartens
und Aufzählung der vorhandenen Gewächse. Letzteren sind vielfach
biographische, für den Laien wertvolle Notizen beigegeben, die,
in geschickter Form abgefasst, die Lektüre des „Führers“ ganz
amüsant gestalten. Den Besuchern des Gartens, die nicht bloss
sehen und riechen, sondern auch lernen wollen, sei das Büchlein
empfohlen.
Horn (Casael).
Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 45
Instrumente. Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Die neue Mikroskopirlampe von Kochs-Wolz in Bonn.
Auf der 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
in Köln wurde zuerst eine Mikroskopirlampe ganz eigenartiger
Konstruktion vorgeführt, die nunmehr von den Firmen: Marquart
(C. Gerhardt) und Max Wolz, beide in Bonn, in den Handel
gebracht ist und hier an der Hand nebenstehender Figur eine kurze
Beschreibung erfahren soll.
Die Konstruktion beruht auf dem physikalischen Gesetz, dass
Licht bei seinem Gang durch Glas an der Luft total reflektirt
wird, so lange der auffallende Lichtstrahl den Winkel von ca. 40°
nicht überschreitet. Das von der verdeckten Lampe / erzeugte
Licht gelangt in einen doppelt oder einfach gekrümmten Glasstab (s),
welcher dasselbe in voller Stärke bis zum Präparat p fortleitet
und unterhalb desselben diffus und kalt austreten lässt. Die
Vorzüge ergeben sich von selbst. Das Auge wird, da nirgends
anders als unter dem Objekt Licht austritt, von direktem Licht
nicht belästigt, ebenso fällt die oft sehr unangenehme Wärme-
ausstrahlung der Lampe weg. Die Beleuchtung des Präparats
geschieht ohne Spiegel, Sammellinse etc., das Präparat erwärmt
sich nicht; die Intensität des Lichtes kann durch Entfernen
der Austrittsfläche vom Objekt, die Färbung durch Anwendung
geeigneter Farbengläser leicht modificirt werden. Mit Hülfe eines
einfach gekrümmten Stabes kann man undurchsichtige Objekte aus-
gezeichnet beleuchten. Nur eine Unbequemlichkeit hat die Lampe,
die daraus entspringt, dass unter dem Objekttisch bei complieirteren
Mikroskopen doch eine Menge Vorrichtungen angebracht zu sein
pflegen, wie der Abbe&’sche Beleuchtungsapparat, Blenden etc. und
man gezwungen ist, das lichtspendende Stabende ziemlich weit zu
46 Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden.
entfernen. Doch ist dieser Mangel gewiss vom Mikroskopiker, event.
vom Fabrikanten zu beseitigen und durchaus nicht im Stande, die
Vorzüge der Lampe in den Schatten zu stellen. Der billige Preis
von 15 Mark wird es ja Jedem gestatten, sich über die Leistungs-
fähigkeit der neuen Lichtquelle zu unterrichten.
Kohl (Marburg).
Medium of high refraetive index. (Journ. R. Microscopical
Society 1888. Pt. 3. p. 519.)
Direetions for using Prof. H. L. Smith’s high refrac-
tive mounting media. (The Mieroscope. Vol. VII. 1887.
p- 308; Journ. R. Mierose. Soc. 1887. pt. 6. P. 1063.)
Von den zur Einbettung von Diatomeen benutzten stark licht-
brechenden Mitteln sind von besonderem Wert die von H.L.
Smith erfundenen, über deren Brauchbarkeit Arth. E. Mentes
ausgedehnte Untersuchungen anstellte. Nach deren Ergebnissen
empfiehlt M. als vorzüglichstes Medium das auf folgende Weise
hergestellte: Man bringe in eine 10cm Probirröhre 71\s Gran
{4,63 g) Brom, füge 28°/ı Gran (1,86 g) Schwefel hinzu, erwärme
leicht, bis sich beide vereinigt haben, und gebe dann in kleinen
Portionen 67 Gran (4,34 g) frisch sublimirten Arsens zu (bei
Zufügung grösserer Mengen ist heftige Reaktion und Ueber-
schäumen unvermeidlich). Nach leichtem Kochen (15—20 M.)
ist alles Arsen gelöst. Dünne Schichten des erkalteten Mittels
erscheinen blassgelb, sein Brechungsindex ist beträchtlich höher
als der des Phosphors, sein Schmelzpunkt liegt bei 200° C. Zur
Herstellung von Diatomeen-Präparaten wird eine kleine Menge des
vorher geschmolzenen Mittels mit dem Glasstab auf den Objektträger
übertragen, und so lange dieselbe noch weich ist, das Deckglas
mit den angetrockneten Diatomeen aufgedrückt. Ueber den Rand
vorgetretenes Mittel wird entfernt und das Präparat mit irgend
welchem Lack gerändert.
Das Mittel ist also Auripigment (AssSs) in Arsenbromid ge-
löst, welche Einzelbestandtheile jedoch im status nascendi zu-
sammengebracht werden müssen. Smith’s Medium ist dagegen
Realgar (AssS2) gelöst in Arsenbromid. Von dem Einschluss-
mittel gebrauche man gerade soviel als ausreicht, den Raum
unter dem Deckglas zu füllen, da es sich beim nachfolgenden Er-
wärmen nur wenig an Masse verändert. Durch Kochen entfernt
man die Luftblasen. Ueber das Deckglas hervortretendes Mittel
wird mit feuchtem Tuche oder Fliesspapier entfernt, weil es Lack
angreift. Metallische Flecken auf dem Deckglas werden nach dem
Trocknen des Lacks mit einem durch Salzsäure befeuchteten Röll-
chen Fliesspapiers entfernt. Vor dem Anbringen des Lackrings
muss zur Vertreibung jeder vom Mittel etwa angezogenen Spur
Feuchtigkeit der Objektträger erwärmt werden. Der mittelst Wachs,
Pilze. 47
Asphalt oder Zinklack hergestellte Verschlussring wird zweck-
mässiger Weise mit einer Schellackschieht überzogen.
Kohl (Marburg).
Lagerheim, @., Ueber die Anwendung von Milchsäure
bei der Untersuchung vontrockenen Algen. (Hedwigia.
1888. p. 58—99.)
Verf. empfiehlt Milchsäure, um getrocknete Algen für die mikro-
skopische Untersuchung aufzuweichen und ihnen ihre natürliche
Form wiederzugeben. Die in Wasser erweichten Algen werden in
concentrirte, dickflüssige Milchsäure übertragen und auf dem Objekt-
träger bis zum Entweichen kleiner Gasblasen erhitzt, hierauf mit
dem Deckglas bedeckt und untersucht. Die Milchsäure bewährt
sich zu diesem Zwecke besser als das früher vom Verf. (cf. Botan.
Centralbl. Bd. XVII. 1884. No. 19) empfohlene Gemisch von
Kalilauge und Glycerin.
Kohl (Marburg).
Referate.
Bary, A. De, Species der Saprolegnien. Hierzu Taf. IX.
und X. (Botanische Zeitung. Jahrg. XLVI. 1888. No. 38.
p. 597—610, No. 39 p. 615—621, No. 40 p. 629 —636, No. 41
p. 645—653.)
Die Arbeit, welche Graf zu Solms-Laubach aus dem
Nachlass (de Bary’s veröffentlicht, soll nach de Bary’s Be-
merkungen auf eine Thatsache bez. Thatsachen hinweisen, die längst
bekannt, aber augenscheinlich nicht gehörig beachtet und infolge-
dessen nicht vollkommen verstanden worden sind, und versuchen,
daraus einige praktische Folgerungen zu ziehen.
Das Material verschaffte sich deBary dadurch, dass er nicht
Wasser, von den natürlichen Standorten geschöpft, sondern eine
Portion Schlamm- oder Wasserpflanzen, vor Austrocknen geschützt,
in's Laboratorium und hier in ausgekochtes Leitungswasser brachte
und in dieses dann ein vorher getötetes und an einigen Stellen,
aber nicht zu weitgehend verletztes Insekt legte, an dem fast
immer — und zwar zunächst an den entblössten Stellen — eine
Saprolegnien- Ansiedelung erfolgte. Es stellte sich dabei heraus,
dass die Saprolegnien in den natürlichen offenen Gewässern eine
sehr weite Verbreitung haben müssen; denn unter den zahlreichen
Schlamm- oder Wasserpflanzenproben, die er während 8 Jahren
aus Seeen, Tümpeln, Bächen, Pfützen entnahm, war nur eine ein-
zige keimfrei (aus einem Bächlein am Abfluss des Rhonegletschers),
während alle übrigen aus der Ebene, dem Mittelgebirge und den
Alpen bis zu 2000 Meter Seehöhe ohne Ausnahme 2 bis mehrere
48 Pilze.
(bis je 7) Saprolegnieenspecies lieferten. Im Ganzen waren die-
selben nicht zu zahlreich; es wurden bloss 23 Arten (bei Anrech-
nung nur eines Aphanomyces) unterschieden. Davon kehrten einige
häufig wieder, andere blieben selten und fanden sich nur an be-
stimmten Orten, und die Species, welche auftreten, gehörten meist
zu den alten Genera Achlya, Saprolegnia, Dietyuchus, Aphanomyces;
drei von ihnen wurden als Repräsentanten besonderer Genera:
Aplanes, Leptolegnia, Pythiopsis unterschieden. Leptomitus lacteus
wurde nur einmal beobachtet. Dieser, sowie die Aphanomyces-
formen bleiben unberücksichtigt, ebenso Cornu’s Rhipidium und
Monoblepharis, da sie Verf. nicht begegneten.
Die gefundenen Formen waren theils nach früher gegebenen
Beschreibungen sicher zu bestimmen, theils waren sie neu. Blieb
die Identifieirung mit früher aufgestellten Formen zweifelhaft,
weil die Beschreibung ungenügend oder darin mehrere distinkte
Formen vermischt waren, so wurde das Gefundene ebenfalls neu be-
schrieben und benannt.
Die allgemeinen morphologischen Eigenschaften der ganzen
Gruppe setzt Verf. als bekannt voraus und recapitulirt nur Einiges
zur Verständigung über die Terminologie.
Aus der keimenden Spore geht ein Schlauch hervor, dessen
oberes Ende zum primären, senkrecht abstehenden Hauptende und
dessen Basis zu einem im Substrate reich verzweigten Rhizoidensystem
sich entwickelt. An diesem letzteren werden nach und nach viele
schwächere und dünnere Seitenzweige gebildet, die sich zwischen
den strahlenden Hauptschläuchen oft in unregelmässigster Weise
umherschlängeln und sie nach Art der Schlingpflanzen umwinden.
An der Spitze der Hauptschläuche entstehen die normalen primären
Sporangien, die oft ausschliesslich vorhanden sind. Gewöhnlich
aber setzen sich nach ihrer Entleerung andere an ihre Stelle, von
denselben Hauptfäden ausgehend, sie durchwachsend oder seitlich
hervorsprossend und durch Wiederholung dieses Vorganges Spross-
generationen darstellen, deren Glieder mit je einem Sporangium
abschliessen und dichasiale, wickelige oder schraubelige Verbindung
zur Schau tragen. Die eigentümliche Erscheinung der Zoosporen,
dass sie, mit 2 Cilien versehen, aus dem Sporangium beweglich
hervortreten, zur Ruhe kommen, eine Cellulosemembran ausscheiden
und unter veränderter Form mit seitlich inserirten, vor- und rück-
wärts gerichteten Cilien wieder aus derselben hervorschlüpfen, um
dann zum 2. Male zur Ruhe zu kommen und nun erst zum neuen
Thallus auszukeimen, wird (nach der seinerzeit von Leitgeb darauf
gegründeten Gattung Diplanes) als Diplanie bezeichnet. Die
Oogonien erscheinen gewöhnlich terminal an den seitlichen Faden-
zweigen, seltener an den Hauptschläuchen, und nur ausnahmsweise
kommen sie intercalar vor. Androgyn ist die Geschlechtsverthei-
lung, wenn die Antheridien sich an den Seitenzweigen der oogonien-
tragenden Fäden bilden oder ein unter dem Oogonium gelegener
Abschnitt des Tragfadens selbst zum Antheridium wird. Arten,
bei denen Antheridien und Oogonien den Verzweigungssystemen
verschiedener Hauptschläuche entspringen, werden dielin genannt.
vr.
Pilze. 49
Ob wirkliche Diöcie vorkommt, ist wohl kaum sicher zu ent-
scheiden. Die Oosporen sind bei den meisten Arten centrisch
gebaut, d. h. sie enthalten eine genau centrale, von einer körner-
reichen plasmatischen Schicht umgebene Fettkugel; excentrisch
gebaute Oosporen kommen nur bei wenigen Formen vor, wie bei
Saprolegnia anisospora, Achlya polyandra, A. prolifera, Dietyuchus
elavatus, Pythiopsis cymosa. Bei letzterer sind an Stelle der einen
immer zahlreiche kleine Fettkugeln vorhanden. Zwischen beiden
Fällen vermitteln die Oosporen subcentrischen Baues, wo, wie
bei Achlya apiculata, oblongata und spinosa, die die Fettkugel
umgebende Hülle von Körnerplasma an der einen Seite dünner ist
und hier derart durchbrochen wird, dass die Fettkugel mit einem
kleinen Theile ihres Umfangs direkt an die Sporenmembran anstösst.
Zunächst folgt nun eine Zusammenstellung und kurze Charak-
teristik der Genera, die auf die Saprolegnieen im engeren Sinne
beschränkt bleibt. Gattungen, bez. deren Neues nicht gewonnen
wurde und deren Species deshalb nicht behandelt werden sollen,
stehen in Klammern.
1. Saprolegnia Nees. Gonidien aus dem Sporangium mit 2 endständigen
Cilien beweglich hervortretend, einzeln schwärmend, nach Abscheidung einer
Cellulosemembran wieder zur Ruhe kommend, später die Membran von neuem
verlassend und in das 2. Schwärmstadium tretend, das mit der Keimung endet.
Zoosporangien kräftiger Individuen nach ihrer Entleerung häufig vom Trag-
faden durchwachsen, worauf in Folge der Durchwachsungen nicht selten successive
eine Mehrzahl in einander geschachtelter Sporangien gebildet werden. Oosporen
1 bis viele, das Oogonium nie völlig erfüllend.
2. Leptolegnia n. gen. Eine das ganze Organ lückenlos erfüllende
Oospore; sonst wie Saprolegnia.
3. Pythiopsis nz. gen. Gonidien das Sporangium mit 2 endständigen
Cilien beweglich verlassend, einzeln schwärmend, um dann zur Ruhe zu kommen
und ohne Häutung und zweites Schwärmstadium direkt zu keimen. Zoo-
sporangien endständig auf den Aesten der Hauptfäden, cymös angeordnet
oder reihenweise hinter einander, nach der Entleerung nie durchwachsen.
Oogonium und Oosporen wie bei Saprolegnia.
4. Achlya. Gonidien ohne Cilien aus dem Sporangium hervorgehend,
vor der Oefinung desselben zu einem hohlkugeligen Kopf vereinigt und von
zarter Cellulosemembran umhüllt; aus dieser später schlüpfend und in ein zweites
Bewegungsstadium eintretend, auf das die Keimung folgt. Sporangien cylindrisch-
keulenförmig, ja mehrere Reihen von Gonidien bildend, nach der Entleerung eine
deutliche Entleerungspapille zeigend, nicht durchwachsen, sondern nur durch
cymöse Verzweigung des Trägers erneuert. Im Uebrigen wie Saprolegnia.
5. AphanomycesdeBy. Sporangien lang fadenförmig, gestaltlich nicht
von den vegetativen Fäden verschieden, ohne deutliche Oeffnungspapille ; die
Gonidien in einfacher Reihe hinter einander bildend. Im Uebrigen wie Achlya.)
6. Dietyuchus Zeitgeb. Gonidien innerhalb des Sporangiums, ohne
den Ort der Entstehung durch Theilung zu verändern, Cellulosemembran bildend;
später aus derselben hervorschlüpfend, um zu schwärmen und endlich zu keimen.
Sonst wie Achlya.
7. Aplanes na. g. Gonidien nicht schwärmend, übrigens wie Achlya.
8.Leptomitus (Apodya Cornu). Thallus durch regelmässige Einschnürun-
gen (ohne Scheidewände) in einkernige Glieder getheilt. Zoosporangien
endständig, oft zu mehreren hintereinander, nicht durchwachsen. Zoosporen
mit endständigen Cilien (nach Pringsheim) direkt auskeimend, ohne Diplanie.
Sexualorgane unbekannt (von Cornu zwar die Oosporen erwähnt, aber
nicht genauer beschrieben).
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1389. Bd. XXXVII. 4
50 Pilze.
I. Saprolegnia.
1. Asterophora-Gruppe, mit sternförmigen Oogonien: S. asterophora de By.
2. Ferax-Gruppe (S. terax Pringsheim), mit plattwandigen, runden, bis nach
der Sporenreife mit ihren Trägern in festeın Zusammenhange bleibenden Oogonien;
die Normalsporangien nur mittelst Durchwachsung erneuert. a) Ohne Antheridien,
mit centrischen Oosporen: $. Thureti de By. b) Antheridien meist vorhanden,
als kurze Gliederzellen des Oogoniumträgers unter resp. neben dem Oogonium
(androgyn), Oosporen centrisch: S. hypogyna Pringsh. ce) Antheridien auf Neben-
ästen, «) mit centrischen Oosporen: S. monoica Pringsh., androgyn, Antheridien
stets vorhanden; S. mixta, androgyn oder dielin oder ohne Antheridien ; S. torulosa
de By., S. dioica dielin; #) mit excentrischer Oospore: S. anisospora de By.
dielin.
3, Monilifera-Gruppe, mit glatten, runden, während oder vor der Oosporen-
bildung von ihrem Träger abgegliederten, resp. im Zusammenhang mit ihm
gelockerten Oogonien. Erneuerung der Sporangien theils mittelst Durchwachsung
der entleerten, theils durch cymöse Verzweigung des Trägers.
Zoosporen centrisch, Antheridien fehlend: S. monilifera de By.
1. Saprolegnia asterophora de By. in Pringsheim's Jahrb. II. t. 19. 20.
Die geraden, schlaf abstehenden Hauptfäden tragen eylindrisch-keulige
Sporangien, die sich mittelst Durchwachsung erneuern. Die zahlreichen Oogonien
finden sich endständig auf den Verzweigungen von Aesten, welche zum Theil
an den Sporangienträgern selbst, überwiegend aber am Mycel entspringen, kaum
die halbe Dicke der Sporangienträger erreichen und sammt ihren Verzweigungen
wellig gekrümmt sind. Die runden, iu Folge der stumpf- oder spitz-konischen
Aussackungen morgensternförmig erscheinenden, mit derber, tüpfelfreier Wand
versehenen Oogonien schliessen meist eine, selten zwei, im höchsten Falle drei
centrische Oosporen ein. Die keulig-schiefen Antheridien werden an den Enden
von Nebenästen gebildet, die dicht bei dem Organ von dessen Träger entspringen ;
sie setzen sich dem Organ mit breiter Endfläche an. Nicht selten kommen
antheridienfreie Oogonien vor, welche normale Oosporen reifen. Fundorte: Frei-
burg, Königsberg in Pr., Titisee, Kestenholz i. E.
2. Saprolegnia Thureti de By., S. ferax Thuret, Ann. se. nat. ser. 5. Bot.
Vol. XIV. t. 622. de Bary, Betr, IV. V. J..1-10:
Die runden Oogonien haben in der Wand zahlreiche, meist grosse Tüpfel.
Die Antheridien fehlen gewöhnlich. Sonst gleich S. monoica. — Sehr grosse,
40 bis 50 Oosporen einschliessende Oogonien kommen nicht selten vor, besonders
an den Enden der Hauptfüden. Relativ häufig finden sich auch eylindrische, in
entleerte Zoosporangien eingewachsene Oogonien. Wurde ein Antheridium gefunden,
stand es auf einem Nebenaste in morphologischer Nähe des zugehörigen Organes
und trieb einen normalen Befruchtungsschlauch. Häufig.
3. Saprolegnia hypogyna Pringsh. Jahrb. IX. p. 196. t. 18 f. 9 u. 10.
Wächst in zarten, straff abstehenden Rasen. Die Primärsporangien durch-
wachsen wiederholt. Die Oogonien finden sich endständig und sind dann meist
rund bis birnförmig oder stehen intercalar und sind breit tonnenförmig; im
letzteren Falle folgen oft 2 bis 3 aufeinander. In der glatten, mässig derben
Wand beobachtet man wenig zahlreiche, grosse Tüpfel. Die centrischen Oosporen
entstehen meist zu 5—10 (1—40) in einem Oogonium. Nebenäste fehlen. Anthe-
ridien sind meist vorhanden und sitzen in Form einer eylindrischen oder cylindrisch-
keulenförmigen Zelle am basiskopen Ende des Organes; sie treiben zuweilen einen
ästigen Befruchtungsschlauch in das Oogonium; oft wölben sie auch blos die
Querwand ein. Einzelne intercalare Oogonien haben an jedem Ende ein Anthe-
ridium. Fundorte: bei Berlin, bei Strassburg.
4. Saprolegnia monoica de By. (Aut. ex parte) Pringsh. Jahrb. I.t. 19 u. 20,
de By. Beitr. IV t.6 f. 1. 2.t. V f. 1—19.
Die Hauptfäden sind gerade und straff, die primären Sporangien schlank,
keulenförmig-cylindrisch. Androgyne Nebenäste mit Antheridien fehlen an keinem
Organ. Die Antheridien entspringen entweder an der gleichen Abstammungs-
achse, wie das letztere, oder einer nächst benachbarten. Die runden, stumpfen,
glatten, mit mässig grossen Tüpfeln versehenen Oogonien finden sich auf dem
Scheitel traubig geordneter, kurzer Seitenästchen der Hauptfäden, die ihrerseits
selbst mit einem Oogon oder Zoosporangium oder auch steril endigen. Sie enthalten
Pilze. 51
1 bis über 30, meist 5—10 centrisch gebaute Oosporen. Die krummkenlen-
törmigen Antheridien legen sich mit der concaven Seite dem Oogon an.
$ Var. montana. Durch häufig unregelmässiger geordnete und mehr gestreckte
Oogonienträger, längere, schlankere Gesammtverzweigung und sehr vereinzelte
‚oder ganz feblende Tüpfel in der Oogonienmembran von der vorbeschriebenen
Form ausgezeichnet. Hauptform in den Gewässern der Rheinebene um Strassburg,
£ aus Gebirgsseen: Vogesen, Schwarzwald, Grimsel.
5. Saprolegnia mixta de By.
Schlanke, schlaffästige Hauptfäden, die Oogonien theils mit, theils ohne
angelegte Antheridien. Die Nebenäste, an welchen letztere stehen, sind entweder
diklinen oder androgynen Ursprungs. In der Oogonienwand beobachtet man
zahlreiche, oft sehr grosse und etwas nach aussen vorspringende Tüpfel. — Die
erwähnten Merkmale bilden ein Gemisch von denen der beiden Species monoica
und Thureti. Fundorte: Rheinebene um Strassburg, Meissen in Sachsen, Bieler
See, Vierwaldstädter See bei Wäggis.
6. Saprolegnia torulosa de By. Beitr. IV t. VI f. 3—17.
Die primären Zoosporangien sind schlank, cylindrisch-keulenförmig; die
unregelmässig keuligen, länglich birnförmigen oder eylindrischen, selten bis zur
Eiform verbreiterten Oogonien treten fast immer als Glieder torulöser Zellwände
‚auf, in welche sich die Hauptfäden theilen, stehen in dieser oft zu 2 bis mehreren
übereinander und bleiben bis nach der Reife fest mit den übrigen Zellen ver-
bunden. Die Oogonienwand ist mit spärlichen Tüpfeln besetzt oder ohne solche.
Die Oosporen sind centrisch gebaut. Nebenäste und Antheridien fehlen gewöhnlich.
Sind erstere vorhanden, so ist ihr Ursprung androgyn oder diklin. Anfangs ist die
Species von S. monoica nicht zu unterscheiden, erst später, wenn die Hauptäste
sich gliedern und torulös werden. Scheint nicht selten.
7. Saprolegnia dioica de By. (Aut. ex pte.) t. II f. 12 u. 15.
Bildet dichte Rasen, welche aus dünneren, schlanken Hauptfäden bestehen.
Die primären Zoosporangien sind lang und schlank, eylindrisch-keulenförmig und
werden vielfach (6—8 Mal) mittelst Durchwachsung erneuert, und zwar bei allmählich
abnehmender Länge und dem entsprechender Einschachtelung der späteren in
die entleerten früher gebildeten. Die glatten, runden oder birn-, keulen- oder
tonnenförmigen Oogonien erscheinen an den Hauptfäden terminal oder intercalar,
einzeln oder zu mehreren reihenweise hinter einander. Ihre derbe, zuweilen
gelbliche Membran hat manchmal vereinzelte kleine Tüpfel. Sie enthalten bis
20 mehr centrische Oosporen. Die Antheridien fehlen niemals, sondern umhüllen
oft in grosser Zahl das ganze Oogon, sie sind schief keulenförmig oder eylindrisch
und bilden oft reihenweise hinter einander normale Befruchtungsschläuche.
Immer werden sie von Nebenästen getragen, die von dünnen oogonfreien Haupt-
fäden entspringen (Diclinie). Oft zeigt ein Oogon Antheridienäste von verschiedenen
Stämmen. — Simpfe der Rheinebene, am Kniebis im Schwarzwald, beim Grimsel-
hospiz, See des Rätherichsbodens im Oberhaslithal.
3. Saprolegnia anisospora de By. t. I. f. 4.
Die zarten, straff abstehenden Hauptfäden endigen mit cylindrisch-keulen-
förmigen Primärsporangien, die sich mittelst wiederholter Durchwachsung erneuern.
Die einen enthalten grosse, die anderen kleinere Zoosporen, welche letztere denen
verwandter Arten, besonders S. monoica, gleichen, während die grossen den
Oosporen nahekommen. Die keulig birnförmigen, glatten, derbwandigen, tüpfel-
freien Oogonien stehen terminal auf kurzen, längs der Hauptfäden traubig an-
geordneten Seitenzweigen oder auf langen, minder regelmässig angeordneten
Aesten. ÖOosporen finden sieh 1—10, meist 5—8 in einem Oogon, bei der Reife
mit einer grossen oder einer Gruppe seitlicher Fettkugeln. Die zahlreichen,
grossen, krumm-keulenförmigen Antheridien umhüllen meist ein Oogonium dicht
und legen sich demselben mit den konkaven Seitenflächen oder der Endfläche
dicht an. Sie entstehen immer auf Nebenästen diklinen Ursprungs, die ihrerseits
von dünnen Hauptfäden entspringen und, sich nach allen Seiten zu den Oogonien
begebend, den Rasen dicht durchflechten. — Aus einem Rheinsumpf nächst der
Orangerie bei Strassburg erzogen.
9. Saprolegnia monilifera n. sp. t. 1 f. 6.
Die kaum über 2 mm langen Hauptfäden bilden dichte Rasen. Die primären
Zoosporangien sind bauchig keulenförmig und werden theils mittelst Durchwachsung
erneuert, theils stehen sie in Folge cymöser Verzweigung auf dem Scheitel der
A®
52 Pilze.
Hauptfäden büschelig neben einander. Die fast kugeligen, mit kurz eylindrischem.
Ansatzstück versehenen Oogonien finden sich meist auf dem Scheitel von Haupt-
fäden, selten auf kürzeren Aestchen in basipetaler Folge, zuweilen bis 15 hinter
einander. Stets tritt ziemlich früh eine Trennung ein, und sie durchlaufen, einzeln
im Wasser liegend, den Process der Reifung. Die derbe, farblose oder hell
gelbbraune Oogonienwand trägt wenige, sehr kleine oder gar keine Tüpfel. Ein
Oogon zählt bis 16, meist 6—12 centrische Oosporen. Antheridien wurden auf
den Nebenästen nie beobachtet. — Die Species steht der $. torulosa am nächsten.
ist aber durch Zoosporangien und Oogonien wie durch das ganze Wuchsverhältniss
von allen Verwandten unterschieden. Die Oogonien werden sehr reichlich
gebildet, minder reichlich die Zoosporangien. Erstere erscheinen theils auf
besonderen Hauptfäden, theils auf solchen, die früher Sporangien trugen. — In
den moosreichen kleinen Seen an der Schwedenschanze beim Kniebis (Schwarz-
wald) immer gefunden.
I. Leptolegnia deBy.
Leptolegnia eaudata de By. ef. t. I. f. 5.
Bildet dichte, schlaff- und dünnfädige Rasen. Die cylindrischen, mit dem
Tragfaden gleich breiten Zoosporangien erzeugen durch Quertheilung des Proto-
plasma gewöhnlich nur eine Längsreihe von Sporen. Sehr selten sind dieselben
streckenweise spindelig angeschwollen und dann mit 2—3 Reihen durch Theilung
des wandständigen Protoplasma entstandener Sporen versehen. Eine Durch-
wachsung der Sporangien findet nicht immer, aber zuweilen 2—3 Mal nach einander
statt. Die schief eiförmigen, mit der grösseren Achse quer zum Träger gerichteten,
seltener (wenn 2 Antheridien vorhanden), etwas birnförmigen Oogonien erscheinen
am basalen Theile der Hauptfäden auf kurzen, reihenweise einseitig traubigen
Seitenästehen oder auch am Ende direkt vom Mycel entspringender, dünner Aeste.
Sie werden lückenlos von einer Oospore erfüllt, die aus einer dicken, farblosen
Membran und einem helldurchschimmernden, feinkörnigen Protoplasmakörper
nebst einer zu einer kleinen, runden, unregelmässig gestalteten oder in 2 Theile
zerklüfteten Platte gruppirten Schicht von kleinen Fettkörnern besteht. Die
Antheridien sind diclinen Ursprungs von schief keuliger Form und treten an den
Enden dünner Fäden auf, welche den Rasen nach allen Seiten durchflechten.
Sie legen sich einzeln, selten zu zweien dem Oogon mit breiter Endfläche an,
von der aus sie einen kurzen Befruchtungsschlauch treiben. — Schwedenschanze
am Kniebis, Rätherichsboden im Oberhaslithal.
IU. Pythiopsis de By.
Pythiopsis cymosa de By. ef. t. 1. f. 1.
In dem feinfädigen Thallus strahlen die dicht stehenden Hauptfäden nach
allen Seiten aus. Die primären Zoosporangien finden sich am Ende derselben,
zuweilen mehrere hinter einander, sind kurzkeulenförmig und bilden vor der
Zerklüftung ihres Inhalts auf dem Scheitel einen kurzen schnabelartigen Fort-
satz, in dem sie sich öffnen. Die sekundären entstehen durch seitliches Aus-
wachsen unter den primären, bei normaler Entwicklung je eines unter jedem
primären und erzeugen so durch Wiederholung des Vorgangs regelmässige
Wickel, während bei minder regelmässigem Wachstum kopfige Häufung der
Sporangien eintritt. Später entstehen an viel dünneren gebogenen, aus der
Basis des Rasens entspringenden Fäden die Oogonien; mitunter treten sie aber
auch weit oben auf und erweisen sich als Seitensprossen der Hauptfäden. Sie
sind terminal, kugelig und haben eine tüpfellose, mitunter mit spärlichen, kurzen,
unregelmässig vertheilten Papillenvorsprüngen versehene Wandung. Der Inhalt
derselben ballt sich zu einem, selten 2 oder 3 Eiern. An kurzen androgynen,
dicht unter dem Oogon entstehenden Seitenzweigen entstehen 1—4 Antheridien;
mitunter beobachtet man auch Stielantheridien, besonders dann, wenn mehrere
an einem Oogonium entwickelt sind. Das Antheridium treibt in das Oogenium
einen Befruchtungsschlauch, der das Ei berührt. Aus letzterem entsteht eine
grosse, excentrisch mit zahlreichen, seitlich gelegenen Fettkugeln versehene
Oospore. — Aus einem Schneewassertümpel auf dem Vogesenkamm. — In den
Oktoberkulturen hatten die Oogonien zahlreichere Papillenvorsprünge und die
zur Reifezeit der Oosporen hellbraune Wandung war derart verdickt, als ob ihr
eine dicke, aber sehr durchsichtige äusserste Schicht aufgelagert wäre.
Pilze, 53
IV. Achlya.
1. Achlya prolifera de By. Autorum ex parte. cf. de Bary, Beitr. IV. t. II,
SE er u ®
Die Hauptschläuche, welche stark aus dem Substrat strahlen, enden gewöhn-
lich mit primären Zoosporangien, unter denen die sekundären in sympodialer
Verkettung hervorsprossen. Die Oogonien stehen in traubiger Anordnung seit-
lich an den Hauptfäden, sind kurz gestielt, in der Regel terminal kugelig, auf
‚der Wandung mit zahlreichen, scharf umschriebenen, deutlichen Tüpfeln ver-
sehen. Sie schliessen eine wechselnde, meist grössere Zahl Oosporen excentrischen
Baues ein. Die Antheridien tragenden Nebenäste — die Pflanze ist diklin —
umschlingen die Oogonien und die sie tragenden Hauptfäden in vielfachen
Windungen und dabei vieltacher Verzweigung, ähnlich wie Parasiten. Die
Oogonien werden meist dicht, oft lückenlos von den Nebenastzweigen umwickelt,
die zahlreiche, oft selbst intercalare Antheridien tragen, welche jenen mit der
Seitenwand anliegen und Befruchtungsschläuche in ihr Inneres treiben. — Wohl
überall verbreitet.
2. Achlya polyandra de By. cf. Beitr. IV. t. IV. f. 5—12.
Die Hauptschläuche wie bei vor. Art. Der Thallus ist aber nicht diklin,
sondern audrogyn, mit kurz gestielten endständigen, selten intercalaren, traubig
angeordneten Oogonien und dünnen, vielfach gewundenen und verzweigten
Antheridien tragenden Nebenästen, die an den Hauptschläuchen verschiedenen,
Orts, nie jedoch an den Oogonienstielen stehen. Zuweilen tragen schwache
Hauptschläuche auch terminale Oogonien. Die kugeligen Oogonien besitzen
eine derbe, hie und da lokal verdünnte, nicht getüpfelte Wandung, die vereinzelte
warzenförmige Aussackungen erkennen lässt. Die Antheridien finden sich an
der Spitze der 1—4, das Oogonium bogig umwachsenden Nebenastzweige; sie
schmiegen sich seitlich fest an und treiben je ein oder zwei Betruchtungs-
schläuche ins Oogon. Die ÖOosporen bilden sich in wechselnder grösserer Zahl
und sind excentrischen Baues. — Häufig, aber minder gemein wie vor.
3. Achlya gracilipes de By. cf. t. II. f. 2.
Der kräftige und längfädige Thallus gleicht im Wuchs der vorigen Art,
ebenso die primären Zoosporangien. Die sekundären, welche seitlich hervor-
sprossen und gestielt sind, entwickeln sich meist nur spärlich. Bez. der Ge-
schlechtervertheilung ist die Pflanze als androgyn zu bezeichnen. Die kugeligen,
mit ungetüpfelter, derber Membran und meist stark empor gewölbter Basalwand
versehenen Oogonien finden sich auf langen, dünnen, im Allgemeinen unverzweigten
‚oder einen sympodialen, wieder mit einem Oogonium endenden Seitenzweig
treibenden Stielen. An den Hauptschläuchen stehen dieselben in unregelmässiger,
racemöser Anordnung gehäuft. Vom Oogonstiel entspringen in der Regel ein,
selten mehrere ziemlich reich verzweigte Nebenäste, welche kleine, seitlich an-
liegende Antheridien tragen, die Befruchtungsschläuche ins Oogon treiben. Die
kugligen, centrisch gebauten Oosporen entstehen in letzterem meist zu 8—18,
aber auch bis zu 40. — Rheinsümpfe bei Strassburg, bei Weilburg in Nassau.
4. A. apiceulata. de By. n. sp. cf. t. II. f. 8—5.
Der Thallus ist mässig staık. Die Zoosporangien erscheinen oft einzeln,
‚oft mit cymös sprossenden, gewöhnlich gestielten Sekundärsporangien. Die ei-
länglichen, in ein ziemlich schroffes, abgesetztes Spitzchen endenden Oogonien
stehen meist seitlich an den Hauptschläuchen in traubiger Anordnung, an der
Spitze kurzer, einfacher, oft hakenartig gekrümmter Seitenzweige. Ihre Mem-
bran entbehrt der Tüpfel. Aus dein Hauptschlauch in der Nähe des Oogonium-
stiels, selten aus diesem selbst gehen spärlich verzweigte, kurze, mit der Breit-
seite anliegende Antheridien hervor, die einen Befruchtungsschlauch bilden und
sich nicht an die Scheitelpapille anlegen. Die wenig zahlreichen (1—6, meist
3 oder 4) Zoosporen sind entweder genau centrisch gebaut, oder die centrale
Fettkugel durchbricht die Körnerschicht an einem Punkte und berührt an be-
‚grenzter Stelle die Membran. — Wendenheim nächst Strassburg.
5. A. racemosa Hild. cf. Pringheim's Jahrb. vol. 9. t. 6. 19.
Die starken Harptschläuche schliessen mit primären Zoosporangien ab,
während am Ende kurzer seitlicher Zweige in locker traubiger Anordnung die
kugeligen, von derber, bräunlicher, tüpfelloser und nur ımit einzelnen flachen
Papillenfortsätzen versehener Wandung umschlossenen Oogonien stehen. Die
Pflanze ist streng androgyn: ein oder zwei unverzweigte Nebenäste entspringen
54 Pilze.
dicht unter dem Oogonium an dem dasselbe tragenden Zweige und setzen,
henkelartig gebogen, nur ihre zum Antheridium verwandelte Spitze auf dessen
Wandung auf. Die Antheridien sind ziemlich gross, verkehrt kegelförmig und.
liegen mit der vordern breiten Endfläche dem Oogonium an, das an der betr.
Stelle stark verdünnt und eingestülpt ist und bei Bildung von Befruchtungs-
schläuehen durchbrochen wird. Den Befruchtungsschläuchen ähnliche blasige Aus-
stülpungen entwickeln sich häufig auch an der nicht ans Oogonium grenzenden.
Seitenwand des Antheridiums. Die wenig zahlreichen Oosporen (1—6) sind
diekwandig, genau centrisch gebaut, mit lateralem hellen Kernfleck. Bei Berlin,.
Bonn; Weilburg gesammelt.
6. A. oblongata de By. ef. t. II. f. 7—9.
Die starken, über 1 cm hohen Rasen bilden typische, wiederholt sympodial
sprossende Zoosporangien. Die grossen Oogonien stehen theils traubig an der
Spitze gerader, gestreckter , abstehender Seitenzweige von Hauptschläuchen,
theils am Ende längerer Aeste. Im letzteren Falle erscheinen sie annähernd
kugelig, sonst typisch ei- oder birnförmig. Ihre Wandung ist derb, tüpfellos.
Sie schliessen 6—10 kugelige, verhältnissmässig kleine, centrisch gebaute
Oosporen ein (kleiner, als bei allen Verwandten), die in der Mitte zu einer
Gruppe vereinigt sind. Der Thallus ist absolut diklin: die Antheridien finden
sich an der Spitze zarter, weithin schlingender und über die Oogonien kriechender,
verzweigter Schläuche; sie liegen der Oogoniumfläche meist mit der Breitseite,
seltener mit dem stumpfen Vorderende an und bedecken trotz grosser Zahl nur
einen kleinen Theil der Oogoniumoberfläche. Die Befruchtungsschläuche sind
sehr deutlich, oft verzweigt. — Aus Material von Wendenheim, von Kork und.
von der Schwedenschanze am Kniebis erhalten.
7. A. spinosa de By. Beitr. IV. t. IVrT. 18-18;
Die Hauptfäden bilden mittelst zahlreicher, weitabstehender, mit einander
verschränkter Aeste schneeweisse, wellige, bis 2—3 cm hohe Rasen. Die kleinen
Zoosporangien werden wenig zahlreich oder fehlen ganz. Die Oogonien sind
immer endständig, nie intercalar, haben eine tonnenförmige Gestalt und erscheinen
durch zahlreiche, dicht gestellte, breitkonische, spitze oder stumpfe Aussackungen
stachelig; nur ihr oberes und unteres Ende bleiben stachelfrei, und ist ersteres
konisch — oft in Form eines spitzen Schnabels — ausgezogen. Die Oosporen
— 1 bis 2, selten 3 an Zahl — sind von wechselnder Grösse, füllen aber stets-
den Mittelraum des Oogons aus. Von Gestalt rund oder oval, zeigen sie zur
Reifezeit eine grosse centrale Fettkugel und eine ringsum gehende oder strecken-
weise unterbrochene peripherische Körnerschicht ohne deutlichen Kernfleck. Die
Antheridien fehlen aber so oft, wie sie vorhanden sind; sie haben eine eylindrisch
keulenförmige Gestalt, legen sich — stets nur eins an einem Oogon — mit der
ganzen einen Seitenfläche an und finden sich am Ende eines ganz kurzen,
dicht neben der basiskopen Wand des Oogons entspringenden Nebenastes — aus-
nahmsweise an einem Nebenaste diklinen Ursprungs. — Aus dem Titisee am.
Schwarzwald.
8. A. oligocantha de By. n. sp. EN
Die Hauptfäden sind schlank und zart. Die Oogonien finden sich theils
auf schlanken, kurzen oder langen Seitenästen Zoosporangien-tragender Haupt-
fäden, theils am Ende von schlanken Hauptfäden und deren traubigen Zweigen,
(selten intercalar). Im Umriss kugelig, sitzen sie dem unter der Insertionsstelle-
etwas verbreiterten Tragfaden auf. Auf der Oberfläche sind sie immer mit Stachel-
aussackungen von ungleicher Zahl (1—16), Grösse und Gestalt besetzt, die durch
relativ grosse, glatte Wandstücke von einander getrennt werden. Ihre Membran
ist relativ dünn, farblos, ohne Tüpfel und nur in den Aussackungen dünner, als
zwischen denselben. Sie enthalten 4—8 (selten bis iiber 12) kleine, runde, cen-
trisch gebaute Oosporen. Die Antheridien sitzen stets und meist zu mehreren.
an einem Oogon; sie finden sich auf Nebenästen, theils androgynen, theils di-
klinen Ursprungs, einzeln oder zu zweien hinter einander terminal. Ferner sind
sie krumm-keulig oder krumm-eylindrisch, relativ klein und legen sich mit der
Seitenfläche an. — Tümpel bei Kork (Baden).
9. A. stellata de By. cf. t. II. f. 10—11.
Die Hauptfäden sind schlank und zart. Die Oogonien stehen theils einzeln
auf den Enden kurzer, dünner Seitenzweige der Gonidienträger, theils am Ende
besonderer, dünner Hauptfäden und deren kurzen Seitenästen. Rund von Gestalt,
Du
Pilze. 55
werden sie durch dicht nebeneinander stehende, kurze, spitzkonische Aussackungen
morgensternförmig. Antheridien feblen vollständig. Die runden, centrisch ge-
bauten und mit dichter peripherer Plasmaschicht versehenen Oosporen finden sich
stets einzeln in einem Organ und füllen dasselbe nahezu aus. — Tümpel bei
Göttingen.
V. Aphanomyces de By.
VI. Dietyuchus Leitgeb.
Dietyuchus clavatus de By. cf. t. 1. f. 3.
Bildet dichte Rasen mit abstehenden Hauptästen. Die eigenthümlich kurzen
und breit keulenförmigen Zoosporangien, von denen das primäre terminal, die
seeundären seitlich hervorsprossen, werden in wickeliger oder schraubeliger Auf-
einanderfolge vom umgekehrt kegelförmig erweiterten Fadenende getragen. Meist
wölbt sich die Basalwand stark ins Sporangium vor. Die Sporangialwand wird
mit Entstehung der Sporen, ein schmales, ringförmiges Basalstück ausgenommen,
blass, zart und sehr zerbrechlich. Die stumpf-kantig polyedrischen, von einer
eignen Membran umgebenen Sporen sind von den benachbarten durch eine weiche
Schicht getrennt. Bei der leisesten Erschütterung zerfällt das Sporangium bis
auf den Basalring in vereinzelte Sporen. Oogonium und Nebenäste finden sich
seitlich an den mit Zoosporangienwickeln endenden Hauptschläuchen, entweder
beide zusammen in unregelmässiger Stellung, oder auf verschiedene Hauptschläuche
vertheilt. Die kugeligen, kurzgestielten Oogonien sind traubig angeordnet. Die
Tüpfel der Membran treten erst nach Färbung mit Chorzinkjod hervor. Die
wellenförmig verlaufenden Nebenäste bilden reiche Verzweigungen, ähnlich wie
bei Achlya polyandra. Die zahlreichen kleinen Antheridien schmiegen sich mit der
Seitenwand an. In einem Oogonium beobachtet man bis zu 12 kugelige, excen-
trische Oosporen. — Aus Algenmaterial von Wendenheim.
Eine auffallende Analogie herrscht zwischen den Sporangien dieser Species
und denen von Mucor: gemeinsam ist die konvexe Vorwölbung der basalen
Scheidewand, die Zerbrechlichkeit der reifen Sporangialmembran, von der bei
beiden ein basales Ringkrageustück stehen bleibt, sowie die Zwischenmasse
zwischen den Sporen.
VII. Aplanes de By.
Aplanes Braunii de By. cf. t. 1. f. 2. (Achlya Braunii Reinsch ?)
Die abstehenden, unregelmässig verzweigten Thallusfäden tragen vielfach
äusserst dünne, spitz endende Seitenzweige. Spärlich, ja fast nur ausnahmsweise
finden sich Sporangien; gewöhnlich sind ausschliesslich Oogonien und zwar in
reicher Menge vorhanden. Letztere stehen terminal oder intercalar und dann
entweder durch längere zwischenliegende Fadenstücke getrennt oder zu 2—5
hintereinander. Sie sind sehr verschieden gestaltet, meist keulen- oder spindel-
förmig, die intercalaren wenig angeschwollen tonnenförmig, mit getüpfelter Mem-
bran. Die androgyn entstehenden Antheridien entwickeln sich an der Spitze
zarter Seitenzweige, welche dicht unter, bei intercalaren auch über den Oogonien
entspringen und über deren Oberfläche hinkriechen. Häufig sind die Antheridien-
tragenden Seitenzweige wieder verzweigt, und jeder Zweig endet mit einem
Antheridium. Bei intercalar aneinandergereihten Oogonien enspringen die
Antheridienäste der obern am obern Ende der untern, woher die absteigende
Entwicklungsfolge der Oogonien kommt. Die Antheridien sind sehr klein, schief
oval und liegen seitlich dem Oogon an. Zur Reifezeit lösen sich die Oogonien
gern aus dem Verband der noch lebenden Thallusfäden. Ihre Wand ist farblos,
sehr dick, hat deutliche Tüpfel und zeigt an der Querscheidewand oft eine
zapfenartig einspringende Membranverdickung. Die zahlreichen (12—40), centrisch
gebauten, kugeligen Oosporen erfüllen den Innenraum des Oosporiums fast voll
ständig. Bei Keimung derselben brechen kurze Schläuche hervor, deren Inhalt
in einreihige, mit Membran versehene Sporen zerfällt, die direkt mittelst seitlich
durchbrechender Schläuche auskeimen und dargebotenes Nährmaterial inficiren.
Selten wächst der Oosporenkeimschlauch direkt zur neuen Pflanze aus. Die
ausnahmsweise gebildeten Sporangien des erwachsenen Thallus sind eylindrisch,
endständig, mit lockern, aber unregelmässig mehrreihig gelagerten Sporen, die in
derselben Weise auskeimen. — An vielen Orten im niederen Schwarzwald.
VII. Leptomitus Ag. (Apodya Cornu).
Zimmermann (Chemnitz).
56 Fäulniss.
Tacke, Br., Ueber die Entwicklung von Stickstoff bei
Fäulniss. (Landwirtschaftl. Jahrbücher. Bd. XVI. p. 917—939.)
Verf. weist zunächst darauf hin, dass die bisherigen Unter-
suchungen über die Frage der Abscheidung von Stickstoff oder
gasförmigen Stickstoffverbindungen bei der Fäulniss zu sehr ab-
weichenden Resultaten geführt haben. Er findet den Grund hierfür
einerseits in der Schwierigkeit, für die Fäulnissvorgänge gleiche Ver-
suchsbedingungen zu schaffen, andrerseits aber auch darin, dass
die Möglichkeit der Diffusion von Stickstoff in die Apparate oft
nicht streng genug ausgeschlossen worden ist. Die stickstoffhaltigen
Substanzen werden in zwei Gruppen eingetheilt, von denen die eine
die Eiweiss- und eiweissartigen Körper, die andere die Stickstoff-
Sauerstoffverbindungen umfasst. Erstere zerfallen bei der Fäulniss
in Körper mit niedrigerem Molekulargewicht, wobei organische
Basen, Kohlensäure, ee vielleicht auch Stickstoff entstehen
können , welche bei Luftzutritt einer Oxydation anheimfallen
können. Die Körper der zweiten Gruppe erleiden hierbei unter
geeigneten Bedingungen Reduktionen (Ammoniak). Gelegenheit
für die Entstehung freien Stickstoffs ist bei jedem dieser Vorgänge
gegeben, da beispielsweise sowohl bei der Oxydation von Ammoniak,
als auch bei der Reduktion von Salpetersäure ein Punkt eintreten
kann, wo sich zwei freiwerdende Stickstoffatome zu einem Molekül
vereinigen und so aus der faulenden Masse entweichen können.
Während die Reduktionsvorgänge unzweifelhaft an die Lebens-
thätigkeit von Mikroorganismen gekettet sind, ist für den Oxydations-
prozess die Möglichkeit einer direkten langsamen Verbrennung des
Ammoniaks nicht ausgeschlossen, aber auch hier spielt die Mit-
wirkung der Mikroben, wie durch eine grosse Reihe von Arbeiten
nachgewiesen ist, eine sehr hervorragende Rolle.
Endlich ist eine Stickstoffabscheidung auch noch in der Weise
denkbar, dass sich salpetrige Säure, die bei der Fäulniss mitunter
auftritt, mit Ammoniak, mit Amiden oder Amidosäuren unter Stick-
stoffentbindung umsetzt.
Bei seinen Versuchen schlug Verf. folgendes Verfahren ein.
Ein Glaskolben, dessen Hals sich zu einem engen, abwärts gebogenen
Rohr verjüngt, welches über Barometerlänge hatte, wurde durch
ein seitlich befindliches Ansatzrohr mit der Fäulnisssubstanz be-
schickt. Durch dasselbe Rohr wurde auch das Infektionsmaterial
eingegeben. Nachdem dies geschehen, wurde es an einer Stelle
dünn ausgezogen, sodass es leicht mit dem Lötrohr abgeschmolzen
werden konnte. Nun wurde das Ansatzrohr mit einer Quecksilber-
luftpumpe verbunden und das nach abwärts gebogene Rohr unter
Quecksilber getaucht. Durch mehrmaliges Evakuiren und längeres
Stehenlassen oder auch durch oftmaliges Evakuiren und Füllen mit
einem dazu geeigneten Gase konnte aller Stickstoff aus dem
Gährungsgefäss entfernt werden. Sobald diese Operation beendet
war, wurde das Ansatzrohr an der Verengung abgeschmolzen. Ueber
die Mündung des nach unten gebogenen Rohres wurden zum Aut-
fangen der Gasproben mit Quecksilber gefüllte Sammelröhren ge-
stülpt. Was die bei der Untersuchung der erhaltenen Gemische
Fäulniss, 57
benutzten gasanalytischen Methoden betrifft, so beschränke sich Ref.
hier darauf, auf das Original hinzuweisen. Es sei noch bemerkt,
dass nicht die sämtlichen bei der Fäulniss gebildeten Gase aufge-
fangen und analysirt wurden, sondern dass von Zeit zu Zeit Gas-
proben entnommen und diese dann einer quantitativen Untersuchung
unterworfen wurden.
Als Fäulnissmaterial dienten Fleischmehl, Klee, Gras, Rüben,
Mehl und Gemische derselben. Die Fäulniss wurde in Gang gesetzt
durch Erdboden, Erde aus Abfallgruben, Kloakenschlamm oder
auch faulenden Käse. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen stellt
Verf. ungefähr in folgender Weise zusammen:
Bei der Fäulniss stickstoffhaltiger, organischer, jedoch nitrat-
freier Substanzen wurde sowohl bei Gegenwart als Abwesenheit
von Sauerstoff Stickstoff nicht oder doch nicht in nennenswerter
Menge entwickeit. Die gasförmigen Produkte der Fäulniss sind
unter Umständen Kohlensäure, Wasserstoff (Schwefelwasserstoff),
Sumpfgas. Finden sich in dem faulenden Gemisch Nitrate, so tritt
bei Abwesenheit von Sauerstoff eine lebhafte Reduktion derselben
ein unter Bildung von Stickstoff und aller dazwischen liegenden
Reduktionsprodukte: Ns O, NO, Ns Os. Das Verhältniss derselben
zu einander ist bedeutenden Schwankungen unterworfen. Durch
die Gegenwart von Sauerstoff wird diese Reduktion wenn auch
erheblich geschwächt, jedoch nicht unterdrückt. Sie wächst mit
der Abnahme des Sauerstoffs in dem Fäulnissapparat. Möglich ist
es, dasssich bei vollständigerer Durchlüftung der faulenden Masse mit
Sauerstoff die Reduktion der Nitrate herabdrücken lässt. Die Behaup-
tung von Dehe&rain und Maquenne'), dass eine Reduktion nur
bei völligem Ausschluss von Sauerstoff statthaben könne, ist hiernach
nieht aufrecht zu erhalten. Ehrenberg kam auf Grund seiner
Versuche, sowohl was die Fäulniss nitratfreier als nitrathaltiger
Substanzen betrifft, im Grossen und Ganzen zu denselben Ergebnissen.
Stickoxydul und Stickoxyd konnte er nicht beobachten, dagegen
häufig Sumpfgas. Wollny?) hat jedoch ebenso wie früher Dehe@rain
und Maquenne die Entstehung von Stickoxydul nachgewiesen ;
ebenso wurde bei Fäulniss von Melassesäften Stickoxydentwicklung
schon beobachtet. Alle die beobachteten Körper verdanken nach
der Ansicht des Verfassers ihre Entstehung Reduktionen, die direkt
oder noch wahrscheinlicher unter Bildung von Wasserstoff im Zu-
stande des Entstehens den salpetersauren Salzen den Sauerstoff
entziehen. Hierdurch erklärt es sich, weshalb nach dem Verschwinden
der Salpetersäure freier Wasserstoff auftritt. Auch der sekundären
Reaktion der Einwirkung von sehr verdünnter salpetriger Säure
auf Amidosäuren etc. kommt nach den Versuchen des Verf. mitunter
eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.
Die Mikroben, welche die Reduktion der Nitrate hervorrufen,
sind von Gayon und Dupetit untersucht, und es ist von diesen
festgestellt worden, dass sie die Reduktion ohne Entwicklung von
Wasserstoff bewirken. Beutell (Bonn-Poppelsdorf).
!) Compt. rend. 95, 691, 732.
2) Journal f. Landw. 34, 213.
58 Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie,
Meehan, Thomas, Contributions to the life-histories of
plants. (Proceedings of the Academy of natural sciences of
Philadelphia. 1887. p. 323). 8°. 11 pp. Philadelphia 1888.
Enthält Beobachtungen über das Aufblühen und die Be-
fruchtungsvorgänge von Amphicarpaea monoica, Cephalanthus
occidentalis, Amorpha canescens Nutt. und Oxybaphus hirsutus
{(Autornamen fehlen).
Bezüglich Amphicarpaea bemerkt Verfasser, dass die Samen-
produktion nicht auf die kleistogamen Blüten der niederliegenden
Zweige beschränkt ist, sondern dass auch die Blüten der oberen
Zweige, die gewöhrlich für unfruchtbar gehalten werden, zuweilen
Samen hervorbringen — wohl bedingt durch spezielle Stand-
ortsverhältnisse. Die Blütentrauben dieser Zweige besitzen am
Grunde 2 apetale Blüten, die Hülsen von anderer Form hervor-
bringen wie die mit purpurner Corolle versehenen übrigen Blüten,
so dass die Pflanze im Ganzen dreierlei Hülsen erzeugt: die der
kleistogamen, die der apetalen und die der corollinischen Blüten.
Die apetalen Blüten haben zuweilen unentwickelte Staubgefässe,
alsdann werden sie mit Pollen der petalen Blüten befruchtet. Die
petalen Blüten sind der Selbstbestäubung angepasst, Fremdbe-
stäubung ist in Anbetracht des Baues der Blüte völlig ausgeschlossen.
Auch bei Cephalanthus findet Verf. Selbstbestäubung.
Interessante Verhältnisse bietet Amorpha dar. Die Blütentheile
zeigen centrifugales Wachsthum; nach dem Oeffnen der Blüte streckt
sich zuerst der Griffel, dann wächst ein Staubfaden nach dem an-
dern zur vollen Länge aus und öffnet, wenn er diese erreicht hat,
seine Staubbeutel; zuletzt wächst die Corolle, die hier nur aus
der Fahne besteht. Ehe letzteres jedoch geschieht, krümmt sich
der Griffel nach unten, so dass die Narbe zwischen die Staubfäden
der nächst unteren Blüte gelangt und hier die Befruchtung eintritt,
wenn sie nicht schon vorher mittelst Pollen der eignen Blüte statt-
gefunden hatte. Es tritt also hier Befruchtung ein, ehe die Corolle
bez. die Fahne sich entfaltet; trotz ihrer lebhaft blauen Farbe ist
dieselbe hier nicht Anziehungsmittel für Insekten n dem gewöhn-
lich angenommenen Sinn.
Bei Oxybaphus konstatirt Verf. im Hinblick auf die schwan-
kenden Angaben über die Zahl der Staubgefässe dieser Gattung,
dass vorliegende Art immer 5 Staubgefässe hat. Es folgen ein-
gehende Bemerkungen über den Bau und die Entfaltung der Blüte.
Als auffallende Thatsache erscheint es, dass die Blüten sich gegen
Abend öffnen, aber bei heiterem Wetter früher als bei trübem.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Pax, F, Monographische Uebersicht über die Arten
der Gattung Primula. (Engler’s botanische Jahrbücher.
Bd. X. 1888. p. 75—241.)
Die Arbeit, die gleich so vielen anderen wertvollen systematisch-
pflanzengeographischen Abhandlungen durch genaue Bearbeitung
einer Familie für „Engler-Prantl’s Natürliche Pflanzenfamilien“
Systematik u. Pflanzengeographie. 59
hervorgerufen ist, enthält eine vollständige Monographie der Gattung
Primula, der nur die Beschreibungen der einzelnen Arten fehlen.
Zunächst wird die historische Kenntniss der Gattung Primula
erörtert, wobei Verf. auf die klassischen Schrittsteller zurückgeht,
indem er nachweist, dass diesen die Primeln ganz unbekannt waren.
Im 16. Jahrhundert waren indessen sicher P. elatior und P. ofhi-
einalis bekannt. Die Benennung Primula veris ist dagegen zuerst
für Bellis perennis angewandt, aber schon Clusius hat 4 unserer
Primula-Arten als P. veris bezeichnet. Dieser Botaniker erkannte
auch schon die nahe Verwandtschaft der Primeln und Aurikeln.
Linne& vereinigte Primeln und Aurikeln in eine Gattung, von der
er 9 Arten in unserem Sinne erkannte. Das bis jetzt herrschende
System der Gattung rührt von Dury her, nur einmal noch
wurde später der Versuch zu einem neuen System durch Schott
gemacht, das sich aber nur auf die Arten der Alpen bezog. Die
anatomische Methode hat sich bisher vergebens in dieser Beziehung
bemüht, da sie ohne Berücksichtigung der Morphologie arbeitete.
Hierauf folgt eine äusserst gründliche morphologisch-anatomische
Studie der Gattung, in welcher Keimung, vegetativer Aufbau, Blätter,
Blüten, Früchte und Samen einzeln behandelt werden. Da ein ein-
gehendes Referat hierüber zu ausführlielı werden müsste, seien hier
nur einige Hauptergebnisse mitgetheilt. Betreffs des Spross- Auf-
baues ergeben sich folgende Hauptresultate:
1. Sämmtliche Arten der Gattung Primula sind zweiachsig, die
einzelnen Blüten entspringen aus der Achsel von Hochblättern, die
das Involuerum einer Dolde, seltener die Brakteen einer Aehre
bilden; bisweilen erscheinen neben jener auf einem Schaft aufsitzenden
Intlorescenz noch grundständige Einzelblüten in der Achsel von
Laubblättern. (Hierbei ist P. Clarkei unberücksichtigt.)
2. Blütenschäfte stets terminal, länger oder kürzer; die Zahl
der Blüten einer Inflorescenz bisweilen auf eine reducirt, die dann
scheinbar terminal. In den am meisten reducirten Fällen werden
auch die Involucralbrakteen unterdrückt.
3. Sprossverkettung zu einem perennirenden Rhizom sympodial
durch die in der Achsel des letzten Blattes unterhalb der Inflorescenz
stehende Hauptknospe, die bald früher, bald später sich entwickelt
und nach einer Anzahl Laubblätter wieder mit einer Inflorescenz
abschliesst, erfolgend. Neben jener Hauptknospe werden in den
darunter liegenden Blattachseln neue Knospen angelegt, die aber
später zur Entwicklung gelangen als jene.
4. Zahl der Laubblätter an den Achselsprossen wechselnd, bei
den Monocarpicae fehlend, daher diese monokarpisch.
5. Bei den Minutissimae kommt Läuferbildung vor.
Anatomische Merkmale sind, wie schon angedeutet, nur im
Verein mit morphologischen zur Charakteristik natürlicher Sektionen
verwendbar.
Bezüglich der Blattform lassen sich 7 durch Uebergänge ver-
bundene Haupttypen unterscheiden.
Auch die Knospenlage ist systematisch verwertbar und für
Jede Art durchaus constant, doch ist eine Trennung in Untergattungen,
60 Systematik u. Pflanzengeographie.
auf die Knospenlage basirend, wie sie Schott versuchte, nicht
durchführbar.
Für die Systematik verwendbar ist ferner die Beschaffenheit
der Hülle unterhalb des Blütenstandes.
Bei Erörterung der Blütendiagrammatik werden namentlich
Androeceum und Gynaeceum ausführlich besprochen.
Auch auf die biologischen Verhältnisse betreffs der Bestäubung
wird eingegangen.
Aus dem Kapitel über „Stellung der Gattung im System“ sei
darauf hingewiesen, dass eine strenge Trennung von Primula und
Androsace nicht möglich. Verf. sagt über dies Verhältniss: „Primula
und Androsace sind zwei Gattungen, deren generische Charaktere
sich im Laufe der Entwicklung noch nicht genügend befestigt haben:
beide stellen Verwandtschaftskreise dar, die in den Florengebieten
der nördlichen gemässigten Zone zwar in sich einheitlich entwickelt
und gut umgrenzt erscheinen; aber je mehr man sich dem Centrum
ihrer Entwicklung nähert, desto unsicherer und schwankender werden
die Grenzen. Für solche Genera reicht die sonst übliche Nomen-
klatur nicht mehr aus; denn das Mittel, beide Genera in eines zu
vereinigen, wodurch man sich der Schwierigkeiten zu entledigen
glauben könnte, ist doch unzureichend, eben weil es sich in der
That um zwei Genera handelt, die jüngeren Ursprungs sind und
deren Charaktere noch nicht den erforderlichen Grad der Konstanz
erlangt haben.“ Ref. würde in solchem Falle doch eine Kontraktion
der Gattungen vorziehen, da beide doch offenbar gemeinsamen
Ursprungs und noch nicht hinreichend differenzirt sind.
Geographisch ist die Gattung Primula fast auf die nördliche
gemässigte Zone beschränkt. Deren Gebiet überschreitet nur P.
prolifera vom Himalaya, die auf Java sich wiederfindet, ein Fall
der häufig vorkommt, sowie P. farinosa, die in einer besonderen
Form an der Magelhaenstrasse gefunden ist. Verf. glaubt, da
sich dort eine ganze Kolonie arktisch-alpiner Arten findet, es könne
an eine zufällige Einschleppung nicht gedacht werden, sondern die
Art habe sich über die Anden Südamerikas zu einer Zeit, als diese
ein feuchteres Klima hatten, dorthin verbreitet. Da die Art aber
in Nordamerika nicht südlicher als Oregon vorkommt, andrerseits
gar keine Arten der Gattung in dem dazwischenliegenden Gebiete
sich finden und schliesslich die magelhaenische Form nur wenig von
der sonst in verkehrsreichen Ländern weit verbreiteten Art abweicht,
möchte Ref. doch ihr Vorkommen, so lange keine Zwischenstationen
nachgewiesen, durch eine zufällige Einschleppung erklären, ähnlich
wie von ihm das Vorkommen einer Valeriana, die V. oftieinalis nahe-
steht, am Kapland erklärt ist.
Die Sektionen sind in ihrer Verbreitung meist beschränkt, doch
fehlen nur 4 derselben dem Himalaya und den sich daran an-
schliessenden Gebirgen von Yun-Nan. Da dies Gebirgssystem auch
das artenreichste, ist es wohl als Verbreitungscentrum anzusehen.
Es lassen sich der Verbreitung nach folgende 4 Gebiete unter-
scheiden: 1. das arktisch-alpine, 2. das europäisch-westasiatische,
3. das ostasiatische und 4. das ostasiatisch-amerikanische. Amerika
Systematik u. Pflanzengeographie. 61
ist auffallend arm an Primeln, doch ist dies nicht durch die klimatischen
Verhältnisse zu erklären; denn eingeführte Arten akklimatisiren sich
vollkommen.
Die Primulaceen bewohnen die ganze Erde, vorzugsweise aber
die nördliche gemässigte Zone. Ueber die Verbreitung der Tribus
gilt Folgendes:
1. Die Primuleae sind in den kälteren Gegenden der nördlich-
gemässigten Zone verbreitet und strahlen nur wenig aus.
2. Die Samoleae besitzen ihre Hauptverbreitung auf der südlichen
Hemisphäre. S. Valerandi ist fast kosmopolitisch.
3. Die Lysimachieae sind hauptsächlich in den wärmeren und
subtropischen Gegenden der nördlichen Halbkugel verbreitet,
strahlen aber auch nach S. zu vielfach aus.
4. Die Cyelamineae sind Gebirgspflanzen der nördlichen Erd-
hälfte.
5. Alle genannten Tribus sind auf der östlichen und westlichen
Halbkugel.
6. Die Corideae sind ausschliesslich mediterran.
Die jetzige Verbreitung der Primula-Arten ist nicht erst das
Resultat von Wanderungen in der Jetztzeit (wozu Samen und
Früchte auch wenig Gelegenheit bieten), sondern ist auf ursprüngliche
Verhältnisse in der Tertiärzeit zurückzuführen. Schon in jener Periode
existirten 4 Verbreitungscentren entsprechend den obengenannten Ver-
breitungsgebieten, nämlich 1. der Osthimalaya und die angrenzenden
chinesischen Gebirge, 2. der Kaukasus, 3. die Alpen und Pyrenäen,
4. die nordasiatischen resp. nordwestamerikanischen Gebirge.
Aus dem speciellen Theil kann hier nur die Eintheilung der
Gattung Primula in Sektionen mitgetheilt werden:
A. Folia iuvenilia involutiva.
a. Folia membranacea. Flores in verticillos superpositos dispositi. Bracteae
nvolueraleskfoliaces® Aa ram. Las Bun a nr Bloribundae.
b. Folia eoriacea v. subeoriacea. Flores umbellati. Braeteae involucrales
Sappissime; non, fpliaeesp.. el, .= >. =@8= = urn en ng 20 -Attieuls.
B. Folia iuvenilia revolutiva.
a. Folia lobata, lobis dentieulatis v. erenatis. - . » 2... 1 Sinenses.
b. Folia non distincte lobata.
@. Calyx foliaceus, post anthesin valde accrescens . . 3 Monocarpicae.
P. Calyx post anthesin vix accrescens,
I. Species stoloniferae . - » 2» 2.2.2.0... 13 Minutissimae.
Il. Species astolonae.
1. Flos in scapo ebracteato, elongato solitarius . . 15 Bullatae.
2. Flos in scapo bracteato solitarius v. saepius inflorescentia multi-
flora.
AA. Folia pilosa v. pubescentia.
aa. Flores distinete pedicellati.
aa, Folia coriacea v. subcoriacea, valde rugosa 6 Barbatae,
BR. Folia membranacea, rugosa.
* Folia distincte petiolata, basi cordata . . 2 Fallaces.
** Folia in petiolum attenuata, rarissime basi cordata
7 Vernales.
bb. Flores striete sessiles v. breviter pedicellati, v. flos solitarius.
«a, Bracteae involuerales breves, latae . 38. Soldanelloides.
#P. Bracteae invol. subulatae v. lanceolatae 10 Capitatae.
62 Neue Litteratur.
BB. Folia glabra v. minutissime pubescentia.
aa. Bracteae invol. basin versus productae v. gibbosae.
aa, Capsula globosa, calyce inclusa.. . . . 9 Auriculatae.
£#. Capsula oblongo-eylindrieo, calyce exserta 11 Farinosae.
bb. Bracteae invol. haud gibbosae v. basin versus productae.
««, Folia in petiolum alatum angustata vel (in uno ac eodem
specimin) petiolata, eroso-denticulata, costa latissima,
Flores maiores in scapo elongato v. reducto umbellati.
Capsula globesa. 2 un 2. 2.0... DeLeuolarem
$#. Folia distinete petiolata, basi manifeste cordlata. Capsula
eylindrica . . . . 2... 18 Cordifoliae.
yy. Folia in petiolum sensim angustata. Capsula globosa.
* Flores in umbella plures v. numerosi. Species elatae.
+ Folia coriaceae, obtuse erenulata . Flores subsessiles
v. breviter pedicellati, umbellati . 17 Callianthae.
+7 Folia membranacea v. chartacea, serrulata v. denti-
culata v. biserrata. Flores pedicellati, saepissime
in vertieillos superpositos dispositi . 19 Proliferae.
=* Flores in umbella 1—2. Species humiles v. minutissimae.
Folia subcoriaces . . . . . 2.2.2. 133 Tenellae.
dd, Folia in petiolum alatum angustata, integra v. serrulata v.
denticeulata. Capsula eylindrica . . . . . 14 Nivales.
ee, Folia in petiolum contracta, cuneata v. rotundata, apicem
versus grosse paueiserrata v. denticulata. Capsula
eylindrica v. rarius ovoidea . . . .„ 16 Macrocarpae.
Schon die Zahlen vor den Namen der Sektionen deuten an, dass
die vorstehende Tabelle ni®ht die Verwandtschaftsbeziehungen andeuten
soll. Bezüglich der Verwandtschaft lassen sich 3 Gruppe unter-
scheiden, die sich um die Sinenses, Nivales und Farinosae schaaren.
An die Sinenses schliessen sich die Fallaces, Monocarpicae, Flori-
bundae, Petiolares, Bullatae, Vernales und Soldanelloides. Die Fari-
nosae bilden den Ausgangspunkt für die Auriculatae, Capitatae und
Minutissimae, während die Nivales das Centrum bilden für die
Tenellae, Barbatae, Macrocarpae, Callianthae, Cordifoliae, Proliferae
und Auricula.
Im letzten Teil der Arbeit werden die einzelnen Sektionen
in der Weise behandelt, dass nur von den neuen Arten eine Beschrei-
bung, von den anderen aber ausschliesslich die unterscheidenden
Merkmale angegeben werden, stets aber die geographische Verbreitung
genau berücksichtigt und auf Grund derselben und der morpholo-
gischen Unterschiede der Versuch einer Phylogenese der einzelnen
Gruppen gemacht wird. Als neue Art wird beschrieben P.
eordifolia Pax aus der Sect. Cordifoliae.
Höck (Friedeberg i. d. N. Mark).
Neue Litteratur.”
Bibliographie.
Krok, Th. O0. B. N., Literaturöfversigt. Svensk botanisk literatur 1887.
(Botaniska Notiser. 1888. p. 263.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
efällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
Neue Litteratur. 63
Geschichte:
Galitzin, N. N., Biographisches Wörterbuch der weiblichen Schriftsteller in der
russischen Litteratur. (Journal des Ministeriums der Volksaufklärung. 1888.
Septemberheft bis Decemberheft 1888. A bis Ma.) [Russisch.]
Pilze:
Karsten, P. A., Syınbolae ad Mycologiam Fennicam. Pars XVIII—XXN.
(Acta Societatis pro fanna et flora Fennica. 1888. p. 78—110 et 147—152.)
Flechten:
Wainio, E., Revisio Lichenum in herbario Linnaei asservatorum. (Acta Socie-
tatis pro fauna et flora Fennica. 1888. p. 1—10.)
— —, Revisio Lichenum Hoffmannianorum. (l. ec. p. 11—19.)
— —, Notulae de Synonymia Lichenum. (l. e. p. 20—30.)
— —, De subgenere Cladinae. (l. e. p. 31—32.)
Olivier, H., Glossologie lichenique, ou vocabulaire alphabetique et raisonne des
prineipaux termes speciaux & l’&tude de la lichenologie. (Extrait de la Rerue
de botanique. T. VII. 1888.) 8°. 31 pp. Auch (impr. Foix) 1888. Ir,
Muscineen :
Hult, R., Mossfloran i trakterna mellan Aavasaksa och Pallastunturit. — En
studie öfver mossornas vandringssätt och dess inflytande pä frägan om relikt-
floror. (Acta Societatis pro fauna et flora Fennica. Vol. III. 1888. p. 1—110.)
Lindberg, S. 0., Bidrag till nordens mossflora. I. (l. e. p. 63—77.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Lindman, €. A. M., Nägra annızerkningar till „Nägra anteckningar öfver post-
florationen“ af L. M. Neuman, Botaniska Notiser 1888. (Botaniska Notiser.
1888. p. 273.)
Schnetzler, Sur un cas de fecondation d’Eremurus robustus. (Archives des
seiences physiques et naturelles. 1888. No. 9.)
Strübing, 0., Die Vertheilung der Spaltöffnungen bei den Coniferen. 8°. 76 pp.
Königsberg i. Pr. (Wilhelm Koch) 1888. M. 1.20.
Westermaier, M., Zur Frage der Wasserbewegung in den Pflanzen. (Natur-
wissenschaftliche Wochenschrift. Bd. IIl. 1888. p. 99.)
Systematik und Pfianzengeographie:
Brenner, M.. Om variations vermägan hos Primula offieinalis (L.) Jacq. in
Finland. (Meddelanden af Societas pro fauna et flora Fennica. 1888. Heft
14. p. 33—52.)
Om förekomsten af Festuca duriuscula L. in Finland. (l. ec. p. 139—142.)
Gordjagin, A., Flora der Umgegend von Krassnoufimsk im Gouvernement Perm.
(Arbeiten der Naturforscher-Gesellschaft an der Kaiserl. Universität Kasan.
Bd. XVII. 1888. Heft 6.) 8°. 57 pp. Kasan 1888. [Russisch.]
Hult, R., Die alpine Pflanzenformation des nördlichen Finnlands. (Meddelanden
of Societas pro fauna et flora Fennica. 1888. p. 153—228.)
Javaseffl, A. P., Beitrag zur Kenntniss der Bulgarischen Flora. (Zeitschrift
der bulgarischen literarischen Gesellschaft in Sophia. Bd. XXI und XXII. p.
279—304.) [Bulgarisch.]
Lenström, C. A. E., Spridda växtgeografiska bidrag till Skandinaviens flora.
(Botaniska Notiser. 1888. p. 241.)
Milutin, S. N., Einige Nachträge zur Flora des Gouvernements Moskau. (Bulletin
de la Societe Imperiale des naturelles de Moscou. 1888. No. 3. p. 549—560.)
[Russisch.]
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr, T.
64 Inhalt.
Müller, Ferdinand, Baron von, Key to the system of Vietorian plants. I.
Dichotomous arrangement of the ordres, genera and species of the native
plants, with annotations of primary distinetions and supporting characteristics.
8°. XIII, 559 pp. Melbourne (R. S. Brain) 1887/88.
Norlin, J. P., Bidrag till Hieracium-floran i Skandinaviska halföns mellersta
delar.
(Acta Societatis pro fauna et flora Fennica. 1888. p. 1—117.)
Saelan, Th., Om en för vär flora ny fröväxt Eritrichium villosum (Ledeb.)
Bunge. (l. c. p. 143—146.)
Palaeontologie:
Saporta, @. de,
Notions stratigraphiques et pal&ontologiques appliquees &
l’etude du gisement des plantes fossiles d’Aix en Provence.
(Annales des
seiences g&ologiques. T. XX. 1888. No. 12.)
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Des Tournelles, F., Leze, R, et Piret, A., Proce&d&s de preparation de l’alcoo}
de riz de Cochinchine.
8°. 47 pp. Paris (Challemel et Co.) 1888.
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit-
heilungen.
Hansgirg, Noch einmal über Bacillus muralis
Tom. und über einige neue Formen von
Grotten-Schizophyten, p. 33.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
Botanischer Verein in München.
II. Ordentliche Monatssitzung
Montag den 10. December 18838.
Harz, Der Dysodil, p. 39.
Botanische Gärten undInstitute.
Kraus, Der botanische Garten der Universität
Halle. Heft 1., p. 43.
Sommer, Führer durch den Grossh. Botanischen
Garten zu Karlsruhe, p. 44.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. &.
Die neue Mikroskopirlampe von Kochs-Wolz,
p- 45.
Lagerheim, Ueber die Anwendung von Milch-
säure bei der Untersuchung von trockenen
Algen, p. 47.
Referate:
Bary, de, Species der Saprolegnien, p. 47.
Meehan, Contribution of the life-histories of
plants, p. 58.
Pax, Monegraphische Uebersicht über die Arten
der Gattung Primula, p. 58.
Tacke, Ueber die Entwickelung von Stickstoff
bei Fäulniss, p. 56.
Neue Litteratur, p. 62.
Ausgegeben: S. Januar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XXXVI. No.3. Jahrgang X.
WA a et (:
sches Uenfr
Be. Mal
S ORGAN A
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Osear Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
| . = . |
No. 2. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Bemerkungen über Coniferen.
Von
Dr. M. Kronfeld.
(Mit 2 Holzschnitten.)
Der Umstand, dass die orthotrope Hauptachse von allem An-
fang an für den Habitus des Baumes massgebend bleibt, bedingt
wesentlich den auffallend regelmässigen Wuchs zahlreicher Coniferen,
wie Abies, Larix, Cupressus, Thuja sp. Mit Vöchting*) können
wir diese Bäume monocormische nennen.
Mitunter aber geschieht es, dass der gerade Hauptstamm seine
Gipfelknospe einbüsst und wipfeldürr wird, hernach auch von oben
nach unten allmählich abstirbt oder abdorrt. Die nahezu horizon-
talen Seitenäste von Abies excelsa geben dann in einigem Abstande
vom Hauptstamm ihre ursprünliche Richtung auf, biegen unver-
mittelt nach aufwärts um, und die Fichte erhält anstatt ihres
pyramidalen Wuchses ein geradezu kandelaberartiges Aussehen.
*) Ueber Organbildung im Pflanzenreiche, II. 1884. S. 3.
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII.
[> }
66 Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen.
Schübeler*) beschreibt eine Fichte, deren Wipfel abgestorben
war und bei der 2 Meter über dem Boden zwölf Seitenäste hervor-
kamen, von denen einzelne sich bis 31 m in horizontaler Richtung
ausstreckten, um sich dann auf einmal nach oben zu richten.
Ferner kommt es vor, dass parallel mit
der Hanptachse nur ein Seitenast sich auf-
richtet, zu einem Nebenwipfel wird und der Baum
im Ganzen das Aussehen einer Riesengabel oder
eines umgekehrten h (y) erhält. Unweit von
Wien beim Eingange zum Hadersdorfer Parke
steht eine derartige Fichte (s. d. Abbildung);
einen Meter hoch über dem Erdboden erfolgt
die Theilung des Stammes. In gerader Rich-
tung steigt der über der Gabelungsstelle ver-
dorrende Hauptstamm auf, während der seitlich
auslaufende Ast mächtig emporsteigt. Dieser
hat an der Bifurcation einen Durchmesser von 20, jener nur von
12 cm. Aus dem Nebenwipfel ist zugleich die relative Hauptachse
geworden.
Bei Kiefern (Pinus nigra Arn., silvestris L.) wird die sogenannte
Fächerbildung zur Ursache einer auffallenden Abflachung der Krone.
Die heimischen Coniferen erhalten dadurch das Aussehen einer
Pinie. Ueberzeugend genug beweist v. Seckendorff**), speciell
für die Schwarzföhre, dass die Fächerbildung mit Weachstums-
hemmungen des Wurzelsystems Hand in Hand geht. Eines Bei-
spieles zu gedenken, wurde in der Vorderbrühl bei Wien eine
Schwarzföhre ausgehoben, deren Krone sich vorzüglich in der
Richtung der weitausstreichenden Wurzeln ausbreitete, während die
dem Kalkfelsen zugekehrte Seite, wo nur die Hauptwurzel aus dem
Gestein hervortrat, eine geringe Astverbreitung aufwies. Die von
den älteren Autoren mehrfach behauptete Correlation von Wurzel
und Baumkrone, für welche Vöchting ***) neuerdings Beweise bei-
brachte, findet in v. Seckendorff’s Angaben abermalige Be-
stätigung. Auch bei Pinus silvestris ist gelegentlich Fächerbildung
und Abflachung der Krone zu beobachten. Bis zum Jahre 1871
befand sich bei Schönkirchen im Marchfelde eine Föhre, die unter
dem Namen der „stolzen Föhre“ von der Bevölkerung wohl ge-
kannt war und ganz den Habitus einer Pinie hatte.
Unter jungen Sträuchern von Abies pectinata im Walde bei
Weidlingau nächst Wien, welche behufs Aufforstung ausgesäet
worden waren, bemerkte ich zwei auffällig verschiedene Formen.
Während die normale Form 15 bis 2 cm lange Blätter hat, er-
reichen die Blätter der weit selteneren zweiten Form nur 0°5 bis
1'2 cm Länge. Zudem zeigen die seitlichen Auszweigungen der
kleinblättrigen Form die Neigung, sich in gerader Linie fortzusetzen,
*) Die Pflanzenwelt Norwegens. 1873—75. 8. 167. Fig. 32.
**) Beiträge zur Kenntniss der Schwarzföhre. ISST STH en
***) A. a. O. im Abschnitte über die Symmetrie im Wachstum des Wurzel-
und Zweigsystems.
Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 67
ohne ihrerseits am Ende der Internodien Axillärtriebe zu entwickeln.
Die Zukunft wird lehren, ob sich die Abnormität erhalten und aus
den fraglichen Sträuchern Schlangentannen oder Hängetannen
(s. unten) hervorgehen werden.
Gleichfalls in Niederösterreich wurde in den letzten Jahren
Caspary’s Hängefichte (Abies excelsa var. viminalis Casp.) von
Wilhelm und Raiman aufgefunden. Man vergleiche hierüber
die Verhandlungen der k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft 1887, Sitzb.
S. 8, 1888, Abhandl. S. 71, Taf. II.
Wie von Abies excelsa, so kennt man von Abies pectinata eine
var. pendula. Sie ist nach Willkomm*) in den Vogesen und in
Ostfriesland wild angetroffen worden. Es ist historisch bemerkens-
wert, dass schon Linne&**) einer Hängetanne Erwähnung thut, die
er auf Gothland beobachtete und als Bastard von Tanne und Fichte
anzusehen geneigt war. Ebenso gedenkt Linn&***) einer im Wuchse
an die Cypresse erinnernden Form von Juniperus communis. Da
er dieselbe auf Oeland „bei Hohenöfen, Ziegelhütten und anderen
dergleichen rauchenden Werkstätten“ sah, hielt er den aufsteigenden
Rauch für die unmittelbare Ursache des pyramidenförmigen Wuchses.
Für Endlicher’s Eintheilung der Pinus-Arten in die sechs
Sectionen Cembra, Strobus, Pseudostrobus, Taeda, Pinaster, Pinea****)
war die Anzahl der Laubblätter (Nadeln) an den seitlichen Kurz-
zweigen mit bestimmend. Indess machte Endlicher, wie vor
ihm Antoiner), auf die Variabilität der Blattzahl bei einzelnen
Pinus-Arten aufmerksam. Stellen wir diese Angaben mit späteren
von Reichardtyrj), Parlatorejjr), Stenzelffff), Engelmann
und Beckfr), ferner mit zwei Vorkommnissen aus Tirol zusammen,
welche im Botanischen Museum der Universität durch Specimina
Prof. v. Kerner’s belegt sind, so ergiebt sich die folgende Tabelle
über die Veränderlichkeit der Blattzahl bei Pinus; hierbei ist mit
grösseren Ziffern das gewöhnliche, mit kleineren das seltenere und
abnorme Verhalten bezeichnet.
Sy kiorstl#Blore Pr Aufl. 117
=#) Synopsis Coniferarum 1847. p. 79.
*#=#) Die Coniferen. 1840.
*###) Ueber eine Missbildung der gemeinen Föhre. (Verh. d. zool.-botan. Ges.
1866. S. 457 ff.)
7) In De Candolle’s Prodromus. XVI. 1868. 8. 378 ft.
ir) Beobachtungen an durchwachsenen Fichtenzapfen. (Verh. d. Leop. Carol.
Akad. 1876. S. 298.)
irr) Revision of the gen. Pinus. (Transact. Acad. St. Louis. 1880. p. 161 ff.)
iirr) Nachträge zur Flora von Wien v. Haläcsy und Braun. 1882. S. 66.
5*
68 Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen.
Sect. Cembra
Pinus Cembra L. . | | 3/45 Ant.?)
4 r „ee | 415|/6| Endl. Parl.
Pseudo-Strobus |
Pinus Hartwegii Lindl. | | a|5} | Endl.
A # RR Fa ce an ee
„ _leiophylla Schied. | |
Depp An ar E 415 Parl.
„ Montezumae Lamb. | 3/4/5 Ant.
„ oceidentalis Sw. | 3/4158 Parl.
Taeda
Pinus Coulteri Don. . 34/5) | Ant. Parl.
3 A EA 3|4 Endl.
„ Cubensis Griseb. 3|2 Parl.
„ Elliotti Engelm. | 2/3 Engelm.
„ iInsignis Dougl. . 34 | Ant. Endl.
„ patula Sch. Depp. 34 Parl.
„ Persica Strangw. . 3/4 Endl. Parl.
„ $abiniana Dougl. . 3/4 Ant. Endl. Parl.
„ $Sinensis Lamb. 2/3 . 4
Pinaster. si
Pinus Halepensis Mill. BE Ant. Parl
„ ILaricis Poir. 2|3
„ mitis Mchx. 2|3 «ia. Barlı
„ montana Duroi 2|3 Stenz. Beck. Kern.
„ Pyrenaica Lapeyr. 2|3 Parl. Ant. Endl.
„onsilvestre, bi) ul: 2|3|4|5 Reich.
5 h Jeaiı 2|3 Stenz. Kern.
„ variabilis Lamb. 2|3 Endl.
Pinea
Pinus cembroides Zuce. . 2|3 Endl.
„ Tremontiana Endl. |13| 2 2
Aus dieser Uebersicht erhellt vor Allem die Annäherung der
in ihrem Hauptvorkommen europäischen und asiatischen Section
Pinaster an die vorzüglich nordamerikanische Sektion Taeda. Denn
zahlreiche Pinaster-Arten variiren mit dreinadligen Kurzzweigen, wie
solche der Rotte Taeda zukommen.
Dreinadlige Zweige habe ich von Pinus montana Duroi (Blaaser,
Tirol) und Pinus silvestris L. (Gschnitzthal, Tirol) — beide ge-
sammelt von Prof. A. v. Kerner — untersucht. Unter die
paarigen Kurzzweige finden sich die dreinadligen eingemengt.
Zwischen dem Kontour des Blattquerschnittes und der Blatt-
zahl bei Pinus ist eine bestimmte Abhängigkeit festgestellt worden.*)
!) Ebenso Hausmann, Flora v. Tirol u. A.
?) „Folia ..... rarissime discreta, plerumque in folium unicum eylindricum
eoalita.“ 1. c. p. 133; dagegen nach Thomas (Pringsheim’s Jahrb. 1865.
S. 24) gemäss dem anatomischen Bau wirklich einfache Blätter.
*) Cf. Eichler in „Die natürl. Pflanzenfamilien“. II. Bd. 1 Abth. S. 30.
Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 69
Dieselbe lässt sich dahin aussprechen, dass die Blätter einnadliger
Kurztriebe (P. Tremontiana) im Querschnitte kreisrund sind, und
in allen übrigen Fällen als Sektoren an der Fläche eines Kreises
gleichen Antheil haben. Wo zwei Nadeln zusammenstehen, sind
ihre Querschnitte demnach Halbkreise oder Sektoren mit einem
Centriwinkel von 180°. (Pinaster, Pinea, Taeda, Pseudostrobus,
Cembra.) Wo drei, vier, fünf und sechs Nadeln aus einer Nieder-
blattscheide hervorgehen, sind ihre Querschnitte Kreissektoren mit
Centriwinkel von bezüglich 120, 90, 72 und 60 Graden. In ein-
facher Weise lässt sich somit die Blattform von Pinus als mathe-
matische Funktion des Knospenraumes ausdrücken.
1. Querschnitt durch eine Nadel von Pinus montana Duroi (Mughus Scop.)
2. Querschnitt durch eine ebensolche aus einem dreiblättrigen Büschel, 3. Quer-
schnitt durch eine Nadel von Pinus tuberculata Jord.
Dieser Regel entsprechen auch die Blatt-Querschnitte der ab-
norm dreinadligen Kurztriebe von Pinus montana und silvestris. Sie
sind nicht mehr Halbkreise, sondern nothwendigerweise Kreissektoren.
Die beistehende schematische Figur stellt in 2 den Blattquerschnitt
eines dreinadligen Kurztriebes von Pinus montana, in 1 den gleichen
von einem normalen Kurztriebe — an demselben Zweige — dar.
Man erkennt, dass nebst dem Kontour des Querschnittes auch die
anatomischen Details einigermassen verändert sind. Nach v. Wett-
stein*) bewegt sich die Anzahl der Harzgänge im Blatte der
Krummföhre zwischen 2 und 6. Das mir vorliegende Exemplar vom
Blaaser hatte sowohl in den normalen, wie in den dreikantigen
Blättern zumeist 3 Harzgänge (1, 2). In beiden Blättern entsprechen
die beiden primären Harzgänge der linken und rechten Kante. Der
dritte — sekundäre — Harzgang findet sich beim normalen Blatte
an der Unterseite, beim dreikantigen Blatte dagegen an der oberen
Seite vor, wo ihm mehr Raum geboten ist. Nach eben dieser
Richtung buchtet sich im Querschnitte des dreikantigen Blattes das
chlorophylllose, die Vasalien umgebende Gewebe aus. In beiden
Momenten spricht sich deutlich die Anpassung an den aus halb-
eylindrischer Form prismatisch umgestalteten Blattkörper aus.
Vergleicht man den Querschnitt eines dreikantigen Pinus mon-
tana-Blattes mit demjenigen eines Vertreters der Rotte Taeda, bei-
spielsweise Pinus tubereulata Gord. (3), so erkennt man unschwer
die Uebereinstimmung. Dass Pinus montana arm ist an Harz-
*) Ueber die Verwerthung anatom. Merkmale ete. (Sitzb. d. k. Akad. d.
Wissensch. I. Abth. 1887. S. A. S. 12.)
Sn
4
70 Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen.
gängen, die andere Art dagegen zahlreiche Harzgänge besitzt, darf
dabei vernachlässigt werden.
Während Reichardt*) angiebt, an den Blatt-Querschnitten
drei und fünfnadliger Kurztriebe von Pinus silvestris die Anzahl
der Harzgänge vermehrt gesehen zu haben, habe ich dies weder-
an den Blattquerschnitten dreinadliger Kurztriebe dieser Art (aus
dem Gschnitzthal) noch an ebensolchen der Pinus montana_ be-
obachtet. In beiden Fällen war die Anzahl der Harzgänge gleich
jener der normalen Blätter von demselben Zweige. Der Wider-
spruch findet darin seine Erklärung, dass Reichardt das Vor-
handensein von zehn Harzgängen für den Typus von Pinus silvestris.
hielt, und in 13—15 Harzgängen schon eine Abweichung von der
Norm erkannte. Allein v. Wettstein**) bemerkt, dass die Ge-
sammtzahl der Harzgänge im Blatte von Pinus silvestris zwischen
? und 14 schwankt.
Es ist öfters hervorgehoben worden, dass über den Medianen
der unteren Laubblätter des Jahrestriebes vieler Abietineen und
Taxineen keine Seitenachsen angelegt werden. Damit hängt, wie
leicht ersichtlich, die in ebenmässig distaneirten Wirteln erfolgende
seitliche Auszweigung der Coniferen zusammen. Auf dieses Moment
weist schon Zuecarini***) hin und Ho fmeister?) bemerkt: „bei
Taxus, bei Abies und Picea erfolgt die Anlegung von Seitenachsen.
nur über den Medianen der 2—-5 obersten Laubblätter des Jahres-
triebs; bei den Kiefern beginnt sie viel tiefer, reicht jedoch nicht
in die Achseln der 8—21 basilaren Blätter des Jahrestriebs “
So gefasst ist aber dieser Satz bloss auf die vegetativen Aus-
zweigungen anwendbar. Denn ein Blick auf einen männlichen Blüten-
zweig von Abies pectinata, oder von Abies Apollinis Link lehrt, dass
die Pollenkätzchen an den Jahrestrieben bis tief herunterreichen und
an üppigen Exemplaren nur eben 3—5 Medianen freilassen.
An Zweigen der Tanne, welche von Peziza Kerneri Wettst.
(Fungi novi Austriaci. Ser. I. p- 12) befallen sind, erscheinen
merkwürdig genug männliche Blütenknospen sogar über den unter-
sten Blättern. Mir vorliegende Specimina von Weissenbach bei
Mödling weisen demgemäss über sämmtlichen Blättern des vorjährigen
Triebes Seitenachsen, beziehungsweise Knospen männlicher Blüten-
kätzchen auf. In denselben ist die Entwicklung der Blüten bereits.
bis zur Ausgiiederung der einzelnen Pollenblätter vorgeschritten.
Nach Eichler++) scheinen die Kotyledonen der Coniferen nie-
mals Achselknospen zu entwickeln. Dern steht eine freilich ältere
Angabe C. L. Richard’s irr) gegenüber, welcher Autor bei einem
Keimling von Pinus Cedrus L. über der Mediane Jedes Keimblattes
eine kleine von ihm als Knospe gedeutete Hervorragung wahrnahm.
Jedenfalls bleibt der Gegenstand weiterer Untersuchung würdig.
*) ANSIOJS) 59;
Fr) Asa. Oi SWA, 810:
*##) Zur Morpholog. d, Coniferen. (Abh. d. Bair. Akademie. 1844.)
7) Allgem. Morphol. S. 430.
77) Coniferae in Engler-Prantl. Natürl. Pflanzenfam. II. 1. S. 52.
777) Memoire sur les Coniferes. p. 119:
Amann, Leptotrichum glaucescens Hampe. al
Leptotrichum glaucescens Hampe.
Von
J- Amann
in Davos,
Die Räschen dieses Mooses haben eine typische meergrüne
Farbe, welche dadurch bedingt ist, dass der obere grüne Theil der
Pflanze mit einem weisslichen schorfartigen Ueberzug bedeckt ist,
welcher auf der Oberfläche des Stengels "und der Blätter als kleine
Klümpchen und Fäden unregelmässig vertheilt erscheint. Diese
amorphen Körper, deren Natur und Entstehung bis jetzt noch un-
bekannt waren, finden sich reichlicher auf der Unterseite der Blätter
als auf deren Oberseite.
Boulay (in „Museinees de la France“) vermutet, dass dieselben
ein Produkt „niederer Organismen“ darstellen; indessen liegt die
Annahme näher, dass dieser „Schorf“ ein Lebensprodukt der vege-
tabilischen Zelle ist, dies umsomehr, als es bis jetzt nicht gelungen,
einen konstanten Organismus, Spaltpilz oder Alge, in den Lepto-
trichum-Räschen aus verschiedener Provenienz nachzuweisen.
Dieser Ueberzug ertheilt dem Pflänzchen die Eigenschaft, vom
Wasser nicht benetzt zu werden und bietet hierin eine gewisse
Aehnlichkeit mit dem wachsartigen Ueberzug gewisser Phanero-
gamen, Uerinthe z. B.
Dieser Leptotrichum-Schorf ist in Wasser, kalt oder heiss,
vollkommen unlöslich, dagegen löst er sich sehr leicht in Aether
und Chloroform und ist ebenfalls in heissem 90°/o Alkohol löslich.
Er scheidet sich aus dieser alkoholischen Lösung durch Erkälten
oder Zufügen von Wasser als weisse, voluminöse Flocken aus.
Die concentrirte ätherische Lösung reagirt deutlich sauer und
lässt durch Verdampfen die „Leptotrichunsäure“, so will
ich vorläufig diesen Körper nennen, als farblose, rings um ein Gentrum
gruppirte prismatische Nadeln zurück. Diese Nadeln sind voll-
kommen geschmack- und geruchlos und wirken optisch stark doppelt-
brechend.
Auf dem Platinblech erhitzt, schmelzen sie zu farblosen Tropfen,
entwickeln weisse Dämpfe und sublimiren ohne Zersetzung.
Die Leptotrichumsäure wird aus ihrer ätherischen Lösung durch
Tannin nicht gefällt, giebt dagegen mit Platinchlorid einen gelben
Niederschlag. Üoncentrirte Salpetersäure, sowie unterchlorigsaures
Natrium ertheilen derselben eine goldgelbe Färbung. Sonst zeichnet
sich dieser Körper durch seine grosse Beständigkeit aus, indem er
weder von concentrirter Schwefel- oder Salzsäure noch von kaustischen
Alkalien in Lösung in der Kälte merklich angegriffen wird.
Die grünen Theile der Pflanze enthalten verhältnissmässig viel
von dieser Verbindung, nach mehreren Versuchen etwa 13/0 ılıres
Gewichtes. Nachdem die Pflanze durch die Behandlung mit Aether
von diesem „Schorf“ befreit worden ist, zeigt sie die schwach
seidenglänzende, gelbliche Farbe der anderen Leptotrichum-Arten.
Diese Leptotrichumsäure ist meines Wissens die erste
krystallisirbare Verbindung, welche bis jetzt bei den Moosen nach-
a
72 Sitzungs-Berichte des botanischen Vereins in München.
gewiesen wurde. Leider ist das mir jetzt zu Gebote stehende
Material zu spärlich, um daraus eine genügende Menge dieses
Körpers herstellen zu können, so dass ich dessen eingehenderes
chemisches Studium auf später verschieben muss.
Davos, im December 1888.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München.
(Schluss.)
Es ist übrigens die Verkohlung in sehr geringem Grade vor
sich gegangen. Die gefundene Menge von CO lässt sich nur an-
näherungsweise mit dem C-Gehalt des Torfes, fast gar nicht mit
dem der Braunkohle vergleichen.
Für die Braunkohlen werden im Mittel 63 %, C, für den
wasserfreien Torf im Mittel ca. 60 %, C angegeben. *)
In drei Dysodilsorten vom Ries fand ieh im Mittel 47 % ©.
— Die Cellulose (CsHı1005) besitzt 44%/, C.
Vergleicht man die bei einem der drei Dysodile gefundenen
Mengen von C, H und O mit der Formel der Cellulose, so. würden
sich für den Dysodil (wenn man ihn hier in allerdings roher Weise
mit jener vergleichen will) und jene folgende Formeln ergeben:
Dysodil Cso Has Oıs.
Cellulose Cso Hso Os5.
Bei der Dysodilbildung hat also (von der Cellulose ausgehend)
ein Verlust von Wasser stattgefunden.
Es ist aber der Dysodil keine einheitliche Substanz, sondern
ein Gemenge vieler, derzeit noch unbekannter Körper. Ein Theil
hat sicher einen höheren Grad der Carbonisation, also einen
grösseren Wasserverlust erlitten, als ein anderer Theil, der z. Th.
weniger HsO verloren, z. Th. nahezu unverändert geblieben ist.
Nur zerstreut findet man kleine Zellenkomplexe oder einzelne
Zellen, da und dort einzelne Nadelholztracheiden, auch Borsten-
haare: durchgehends diekwandige Zellen, deren Wände eine voll-
ständige Carbonisation, dabei eine schwarze oder tiefschwarzbraune
Färbung erlitten haben.
Stengel und Caulome überhaupt konnte ieh in dem mir zu-
gänglichen Material nicht beobachten.
Man findet ferner, abgesehen von den obigen Verhältnissen,
überall im Dysodil:
1. Eine ungeheuere Menge von Spaltpilzen in der Form eines
Mieroeoceus, den ich als M. oligocaenieus bezeichnen möchte. Er
ist sehr klein, von ca. 0.4—0.5 u Durchmesser. Stäbehen (Baeillen)
kommen stellenweise spärlich vor; sie sind stets viel seltener.
*) W. v. Gümbel, Geologie von Bayern. I. Theil. 1888. p: 68, 69.
Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 173
2. Grünlichgelbe, 4—8—9 « grosse, meist kugelrunde, fast
ausnahmslos hautlose Zellen, die mitunter in Zweitheilung be-
griffen sind. Oftenbar eine Palmella. wie wir sie heute noch in
unseren Teichen, Sümpfen, Seen u. s. w. überall vorfinden. Sie
mag als P. oligocaenica bezeichnet werden.
Diese Alge ist manchmal in so ungeheuerer Menge vorhanden,
dass die Individuen sich dicht berühren und die ganze Substanz aus
ihnen zu bestehen scheint. Häufig ist sie seltener, aber sie fehlt
niemals, weder im Dysodil vom Ries, noch in dem von Rott
und von Glimbach.
Auch diese Palmella ist meist vom Mierocoeeus oligocaenieus
«urehsetzt.*)
Diese Alge ist offenbar der Träger des Chlorophylis; jedoch
finden sich auch formlose, zerfetzte und tloekige grünliche Frag-
mente, von denen ich es dahin gestellt sein lasse, ob sie von der Pal-
mella oder von den Blättern, welche die Hauptmasse des Dysodil
darstellen, herrühren; ersteres scheint mir das Wahrscheinlichere.
3. Pollenkörner von 20, 24, 30, 36 und 49 « kommen hin
und wieder vereinzelt, stellenweise in ungeheuren Mengen vor.
Viele derselben sind geplatzt. — Die charakteristischen Pollen der
Coniferen (Pinus?) sind im Allgemeinen seltener, doch findet man
einzelne fast in jedem Präparate. Sie haben 98—108 «u Breiten-
‚durchmesser.
4. Von sonstigen häufigeren Vorkommnissen möge erwähnt
sein: Cladosporium peniecillioides, ein Sporidesmium, eine Alternaria
und eine Bispora. Alle 4 nur in Fragmenten (zerstreuten Sporen,
Hyphen, auch Myvcelfäden) vorhanden. Endlich sah ich hin und
wieder Beggiatoa- oder Leptothrixfäden in geringer Menge.
Aus obigen Mittheilungen ergibt sich nun:
1. Der Dysodil ist nahezu ausschliesslich aus vermodernden
Blättern entstanden.
2. Die im Dysodil konstant vorhandene grosse Menge von
Kieselsäure steht zu den Diatomaceen in keinerlei Beziehung.
3. Er enthält Chlorophyil, das er der Anwesenheit der nie-
mals fehlenden Palmella oligocaenica verdankt.
4. Der Dysodil, besser als Chlorophyll- oder Kiesel-
kohle bezeichnet, hat weder mit dem Torf noch mit der Braun-
kohle nähere Verwandtschaft, da er an KOH- und NaOH-Lösungen
nichts Wesentliches, jedenfalls keine braunen Humussäuren abgibt.
Dieses Mineral muss als Typus einer ganz eigenartigen Gruppe
fossiler Pflanzenüberreste betrachtet werden.
Allem Anschein nach ist der Dysodil dadurch entstanden,
dass in kieselsäurereiche ruhige Gewässer, welehe ihre Ent-
stehung wahrscheinlich heissen Quellen verdankten, von den pflanzen-
reichen Ufern alljährlich grosse Mengen von Blättern gelangten.
Diese sanken auf den Grund der Gewässer, lagerten sich hier mit
*) Vergleiche Harz. ©. O., Trübung des Schliersees (Bot. Ver. in München,
Bot. Centrbl. 1887. Bd. II. p. 331) und Schnetzler, J. B., Trübung des Bret-
sees (ebenda Bd. III. p. 219.)
74 Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München.
kiesel-, thon-, eisen- und kalkhaltigem Schlamme und wurden hier,
wahrscheinlich bei etwas höherer Temperatur, einem nicht zu
raschen Fäulnissprozess unterworfen.
Da die grüne Palmella in so grosser Menge vorhanden war,
kann der Process nieht in sehr grossen Tiefen, beziehungsweise
nur bei Gegenwart von Lieht stattgefunden haben. Jedenfalls hat
diese grüne Pflanze die Dysodilbildung wesentlich beeinflusst, da
sie im Stande war, auch in einem sauerstoffarmen Wasser den
Spaltpilz reichlichst mit Sauerstoff zu versehen.
Weitere Mittheilungen werden anderwärts erfolgen.
Hierauf sprieht Herr Professor Dr. Harz
II. Ueber eine zweekmässige Konservirungsmethode
getrockneter Pflanzen.
Wenn es hier gestattet sein mag, über eine praktische Auf-
bewahrungsmethode von Pflanzensammlungen u. dergl. zu sprechen,
so möchte ich mich weniger an die Dirigenten grosser Staats-
sammlungen, als an die Adresse privater Herbarienbesitzer wenden.
Erstere sind ja meist so vortrefflich ausgerüstet, dass man wenig
Besseres oder Zweckmässigeres zur Erhaltung des massenhaft an-
gehäuften Pflanzenmateriales vorzuschlagen vermöchte.
Privatleute dagegen leiden sehr häufig an den Missständen:
der gewöhnlichen Aufbewahrungsart.
Diese besteht darin, dass die in Papier befindlichen Objeete
gruppenweise u. dergl. zwischen zwei Deckeln aus Pappe fest ein-
gebunden sind. In günstigeren Fällen werden die Faseikel in
wohl verschliessbaren Sehränken aufbewahrt, in der Regel aber
liegen dieselben direkt auf offenen Repositorien, höchstens von
einem Vorhange bedeckt.
In diesem Falle werden Pflanze und Papiere ungemein durch
Staub geschädigt; ein Wohnraum, in dem zahlreiche Pflanzenpräparate
in dieser Art aufbewahrt werden, leidet schliesslich bis zur Unerträg-
liehkeit durch Schmutz und Staub, selbst wenn allwöchentlich em-
bis zweimal das gesammte Herbar abgewischt wird. Ueberdies
leiden Möbel, Teppiche, Kleider u. s. w. durch die nicht mehr
zu beseitigenden Motten u. dergl. in ganz ungewöhnlichem (Grade.
Eine Menge von Thieren dringen überall ungehindert ein und
sind rastlos bestrebt, die Pflanzen zu benagen und in Stücke und
Pulver zu verwandeln. So Papierläuse, Milben, Käfer- und
Schmetterlingslarven, gelegentlich selbst Mäuse.
Gewisse Familien sind hierbei besonders bevorzugt: Compo-
siten, Umbelliferen, Salieaceen; gemieden wird keine einzige.
Manche Polypori und andere Pilze werden durch die Larven einer
Motte oft innerhalb einiger Wochen total zu Pulver zerfressen.
Diese wenigen Andeutungen dürften genügen, auf die Nachtheile
der gewöhnlichen Aufbewahrungsweise hinzuweisen.
Sehr fleissiges Durchsehen schützt gegen diese Missstände nur
wenig, der Zeitpunkt der völligen Vernichtung wird nur hinaus-
eschoben, nieht beseitigt. Dabei geht eine enorme Zeit für solehe
Sitzungsbericht des botanischen Vereins in München. 75
rein mechanische Arbeit verloren, selbst wenn die Sammlungen
einen nur mässigen Umfang erreichen.
Manche suchen sieh damit zu behelfen, dass sie ihre Pflanzen
mit Sublimat vergiften. Dies ist aber ein durchaus verwerfliches
System. Die Pflanzen leiden dadurch sehr, der Studirende der
Sammlung noch mehr und die Pflanzen werden schliesslich dennoch
verzehrt.
Ich habe z.B. Agarieinen und Boleti in Händen gehabt, welche
mit einer Kruste von Sublimat überzogen, dadurch für wissen-
schaftliche Untersuchung ganz unbrauchbar geworden, und denn-
noch von Anobienlarven zerfressen und durchlöchert worden
waren.
Man kann sich noch einigermassen dieser lästigen Feinde er-
wehren, wenn man von Zeit zu Zeit die Sammlungen in wohl
verschlossenen Kisten mit Schwefelkohlenstoff behandelt. Aber
dies müsste mindestens zwei Mal im Jahre geschehen und würde
dennoch nicht im Stande sein, den Insektenfrass völlig auszu-
schliessen.
Die Pflanzensammlungen aber für die Dauer derartig in Kisten
verpackt aufzubewahren, hindert jedenfalls in ungebührlicher-
Weise die Benutzung derselben.
Eine Pflanzensammlung soll, wenn irgendwie möglich, auch
in Privaträumen so aufgestellt sein, dass der Besitzer oder Be-
nützer jeden Augenblick in bequemer Weise das Gewünschte zu
erreichen vermag.
Seit ca. 10 Jahren bediene ich mich eines ziemlich einfachen
Verfahrens, welches die oben angeführten Missstände ziemlich be-
seitigt und welches ich Jedem empfehlen kann, der sich nicht:
grosser passender Schränke oder sonstiger besserer Vorrichtungen
zum Aufbewahren seiner Sammlungen zu bedienen beliebt.
Ich habe mir rechteckige Blechschachteln aus gewöhnlichem
Weissblech in drei verschiedenen Grössen anfertigen lassen. Der
(selbstverständlich aus derselben Substanz hergestellte) Deckel soll
möglichst gut anschliessen und mit 6—-10 Ctm. hohem Rande über-
greifen.
Ich habe im Laufe der Jahre folgende 3 Grössen als zweck-
mässig befunden:
E45 Cm. 1. 30. Cim. br. 29. Chin. I:
BE en VEINDEHID LUHMR SR
III. 30 A ee
Selbstverständlich lässt sich Jedermann diese Behälter in der’
ihm passenden Grösse anfertigen.
Die Grösse I verwende ich für (Gefässpflanzen, die Grösse II
für Boleti, die meisten Agarieinen, für grössere Algen, Moose-
u. dergl. Die Nummer II für kleinere "Objecte; so für viele:
Polypori, kleine Agarieinen, überhaupt kleinere Pilze (Uredineen,,
Ustilagineen, Ascomyceten) u. s. w.
So aufbewahrt, kann man die Pflanzensammlung überall be-
quem aufstellen ; Staub, Insekten u. dergl. vermögen nicht einzu-
dringen. Auch die Feuchtigkeit wirkt auf sie nicht leicht ein.
76 Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München.
Es ist hierbei zu beachten, dass die Objekte nicht in feuchtem
Zustande eingereiht werden. Frisch getrocknete oder frisch auf-
‚geklebte Pilze lasse ich z. B. 8—14 Tage, zwischen Papier locker
gehäuft, in einem trockenen Zimmer verweilen, ehe sie in die
Blechbehälter kommen.
Die Gefässpflanzen, welche während des Sommersemesters ete.
gesammelt wurden, bleiben in derselben Weise bis zum Herbst
lose zwischen Papier und Pappendeckel liegen; an und für sich sehr
trockene Pflanzen, wie holzige Polypori, Lenzites, Marasmii u. dergl.
werden unbedingt sofort untergebracht.
Bei den selbst gesammelten, wie bei den von anderwärts er-
haltenen Pflanzen braucht vor dem Einreihen in die Sammlung
gar nicht darauf geachtet zu werden, ob sie durch Insektenfrass
leiden, da das folgende Verfahren gegen alle derartigen weiteren
Beschädigungen schützt.
Es befindet sich nämlich in den Blechbehältern je eine Probe-
röhre (sogen. Reagensglas), in welehe nach jeder Einreihung neuer
Pflanzen ca. 20—30 CC Schwefelkohlenstoff gebracht werden.
Man verschliesst sofort mit dem Deckel und stellt die Pflanzen-
‚schachtel wieder an ihren gewohnten Ort. Befanden sich Eier
oder Larven irgend eines Thieres an den Pflanzen, so werden sie
nach 1—3 Tagen durch die entweiehenden Dämpfe des Schwefel-
kohlenstofts sicher getödtet. Man kann die Wirkung des CSs etwas
verstärken, indem man die ihn enthaltende Probierröhre mit einem
Wattepfropf locker verschliesst. Hierbei entweicht CS etwas lang-
samer, und der Luftraum im Innern des Blechbehälters bleibt
8S—10 Tage lang mit dessen Dämpfen bereichert.
Wer zufällig genötigt sein sollte, seine Pflanzen in Wohn-, Speise-
oder Schlaträumen aufzubewahren, dürfte nicht zu viele Faseikel
auf einmal in dieser Weise behandeln, oder er würde dieselben
einige Tage lang irgendwo unterzubringen haben, wo der Geruch
nicht unangenehm empfunden wird. Einige wenige Nummern so
behandelt, belästigen in keiner Weise.
Man kann z. B. in einem geräumigen Arbeitszimmer, welches
1—2 Mal täglich gelüftet wird, 15—20 Blechschachteln gleichzeitig
in obiger Weise behandeln, ohne dass der Aufenthalt darin unan-
genehm wird. — Jeder Behälter kann endlich, wenn solches zu-
fällig einmal geboten wäre, sofort geruchlos gemacht werden, in-
dem man ihn einfach öffnet und den etwa noch vorhandenen
flüssigen CSa beseitigt.
Der Schwefelkohlenstoff ist sehr billig, momentan erhält man
ein Kilogr. für 70 Pfennig; damit kann man ein grosses Herbarium
für lange Zeit versorgen. Er hat nur die beiden Nachtheile, sehr
unangenehm zu riechen und sehr brennbar zu sein. Aus letzterem
“Grunde soll die Anwendung desselben möglichst bei Tag statt-
finden; wer indessen sorgsam damit umgeht, kann jederzeit, auch
bei Gas- und Lampenlicht mit CSz unbesorgt arbeiten.
Der Schwefelkohlenstoff wirkt in keiner Weise nachtheilig
auf Metallgegenstände ein, was für gewöhnliche Wohnräume von
besonderem Werthe ist.
Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. la
Da endlich bei einer wohlgehaltenen Sammlung die Behand-
lung mit CSs nur sehr selten, sozusagen ausnahmsweise erforder-
lich wird, so kann von einer wirklichen Belästigung auch in einer
kleineren Wohnung nicht die Rede sein.
III. theilt Herr Professor Dr. C. 0. Harz ein Verfahren mit,.
die Sporen der Hymenomyceten auf Papier zu
tixiren.
Zum Studium der Hymenomyceten und bei der Anlegung
einer Sammlung derselben ist u. a. die Herstellung von Sporen-
präparaten auf Papier durchaus geboten.
Ich bediente mich früher bei farbigen Sporen eines ziemlich
einfachen Verfahrens: ich liess dieselben auf beliebiges weisses
Papier fallen, was, je nach dem Objekt, eine bis einige Stunden
bis zu einem halben oder ganzen Tag ete. Zeit erfordert. Nach
dem Abnehmen des Pilzes liess ich kurze Zeit behufs Abtrocknen
an der Luft liegen, worauf die Rückenseite mit einer Auflösung
von Canadabalsam in absolutem Alkohol derartig mit Vorsicht be-
strichen wurde, dass durch etwa zu reichlich eindringende Flüssig-
keit keine Ueberschwemmung des Sporenpräparates stattfand. Auf
diese Weise gelang die Herstellung resp. Fixirung einfach und
rasch.
Bei farblosen Sporen stiess ich auf Schwierigkeiten, insofern,
als es schwer gelingt, ein passendes, gut geglättetes farbiges Papier
zu erhalten, dessen Farbstoff in Alkohol unlöslich ist.
Herpell suchte dem Uebelstande durch Anwendung von
Aether und Mastix etc. abzuhelfen; indessen gelang es mir
wenigstens nicht immer, befriedigende Präparate aus weissem
Sporenmaterial zu gewinnen.
Folgendes Verfahren habe ich nun seit 2 Jahren erprobt ge-
funden:
Man löst
1 Vol. Canadabalsam in
4 „ Terpentinöl,
indem man ganz gelinde im Wasserbade oder über freier Flamme
erwärmt.
Mit dieser Lösung können die Sporen aller Farben, gleich den
farblosen auf jedes beliebige weisse oder farbige Papier rasch
fixirt werden.
Für farbige Sporen nehme ich irgend ein glattes, holzfreies
weisses Schreib-, Konzept- oder Postpapier; zu weissen, beziehungs-
weise farblosen Sporen kann jedes beliebige Glanzpapier Verwen-
dung finden. Blaues und schwarzes eignet sich hierzu besonders
gut; aber auch gelbe, rote, grüne u. s. w. Glanzpapiere liefern
schöne Präparate.
Die Anwendung der obigen Lösung ist sehr einfach: mit einem
weichen Haarpinsel wird jene auf die Rückenseite des sporen-
besäeten Papieres dünn aufgestrichen; allzureichliches Auftragen
ist zu vermeiden, damit keine Ueberschwemmung der Sporen ver-
ursacht wird. Schon nach 2—4 Tagen ist das Präparat so weit
78 Sitzungsbericht des botanischen Vereins in Miinchen.
abgetroeknet, dass man es ungefährdet zwischen Papier aufbe-
wahren kann. Ganz trocken (dass z. B. die Finger der Hand
nichts mehr abwischen) wird dasselbe erst nach 4—6 Wochen.
In emigen Fällen bedarf das Verfahren einer kleinen Korrektion :
1. Wenn die Sporen sich überaus reichlich entleert haben,
thut man gut, das Bepinseln nach 1—2 Tagen noch einmal zu
wiederholen ; oder man bereitet sieh zu diesem Zweck eigens eine
Lösung von 2 Vol. Canadabalsam in 5—6 Vol. Terpentinöl.
2. Fallen zumal die sogen. weissen Sporen sehr spärlich auf
‚das Papier, so bediene ich mich einer Lösung von 1 Vol. Canada-
balsam in 6—8 Vol. Terpentinöl.
Es ist wohl selbstverständlich, dass irgend ein anderer in
Terpentinöl löslicher Balsam, z. B. Terpentin oder ein sich darin
lösendes Harz dieselben Dienste leisten wird. Auch könnte man
das Terpentinöl dabei dureh ein beliebiges anderes ätherisches Oel
ersetzen.
Herr Lehrer J. N. Schnabl berichtet hierauf
über das Vorkommen des von Prof. Dr. €. ©. Harz
ım Jahre 1857 auf dem Lechfelde neu entdeckten und
beschriebenen (Botan. Centralbl. Bd. 33. 1888. p. 221)
Agarieus Lecensis Hrz. in der Nähe von München.
Er fand denselben in mehreren Exemplaren im Sep-
tember dieses Jahres auf einer Waldwiese bei Holzapfelskreuth.
Farbe, Grösse und Form der Sporen, die Schuppen des Hutes,
das Velum, Geruch u. s. w. stimmten genau mit der l. e. gegebenen
Beschreibung überein. Nur bei einem Exemplar war der Stiel
etwas schlanker, als bei den übrigen und bei den auf dem Lech-
telde gefundenen Individuen.
Herr Professor Dr. Hartig besprach sodann:
eine Krankheit der Weisstanne,
die im Bayerischen Walde sehr grossen Schaden anrichtet, in den
Voralpen nur vereinzelt von ihm aufgefunden wurde und in einem
Absterben der Rinde jüngerer oder älterer Zweige und Aeste oft
bis auf Handlänge sich äussert. In der Regel verbreitet sich das
Absterben auf den ganzen Umfang des Zweiges und hat alsdann
nach wenigen Jahren das Absterben des darüber gelegenen
Pflanzentheiles zur Folge. Seltener beschränkt sich die Erkrankung
auf eine Seite des Zweiges, schreitet im folgenden Jahre nicht
weiter, sondern es tritt eine Ueberwallung der abgestorbenen
Stelle vom Rande aus ein. In der abgestorbenen Rinde entwickeln
sich zahllose, die Grösse eines Steeknadelknopfes selten übersteigende
schwarze Pyeniden, welche ein Aufplatzen der darübergelegenen
Korkschicht veranlassen. Im Innern der Pyeniden entstehen zahl-
lose kleine, spindelförmige, einzellige Gonidien, welche leicht
keimen. Leider konnte nach mehrjährigen Beobachtungen und
Kulturversuchen eine Ascen tragende Fruchtform des Parasiten
nicht aufgefunden werden. Allerdings entwickelt sich fast stets
in unmittelbarer Nähe der erkrankten Stellen eine üppige Apo-
Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 7\
P io
theeienbildung der Peziza salyeina, doch war der sichere Nach-
weis eines Zusammenhanges mit dem Pyeniden erzeugenden Para-
siten nieht möglich. Der Vortragende hat dieser Pilziomm bis auf
die ne wo sie vollständiger Best sein wird, den Namen Phoma
abietina n. sp. gegeben.
Darauf zeigte Herr Professor Hartig
2jährige Rotbuchenausschläge von etwa Handlänge
or, die an Wurzelstöcken kurz zuvor gefällter
Bäume sich entwickelt hatten und dieht mit Bueh-
eckern besetzt waren.
Sie waren in Württemberg im letzten Sommer gefunden worden
und zwar in grossen Mengen. Im Anschluss an seinen Vortrag in
der letzten Sitzung über die Beziehungen zwischen Reservestoff-
vorrat und Samenproduktion leitete der V ortragende diese Er-
scheinung von dem Vorrat an Stickstoff ab, der at in den Wurzeln
und im Wurzelstocke angesammelt habe.
Endlich zeigte derelhe eine Kollektion höchst eigentümlicher
Abnormitäten - Rindebildung der Fichte und der Rotbuche vor.
Zum Schlusse demonstrirte Herr Privatdozent Dr. €. v. Tubeuf:
Lophodermium brachysporum,
einen Parasiten der Weymouthskiefer, und Exoasceus borealis,
welcher Hexenbesen an Alnus incana erzeugt, und referirte kurz
über seme Untersuchungen, welche beide Pilze betreffen.
Der erstere tödtet Nadeln und junge Triebe von Pinus Strobus
und wurde im Bayerischen Walde gefunden. Der letztere tritt
häufig im Bayerischen Walde, ın den bayerischen Alpen und in
der, nächsten Umgebung Münchens auf, wo viele Weisserlen oft
über 100 Hexenbesen tragen, welehe sich erst spät belauben, gelb-
liche langgestreckte Blätter tragen, auf denen im August beider-
seits die Asken als w eisser Ueberzug erscheinen und w elche früher
als die übrigen Blätter abfallen. Er hat am meisten Aehnlichkeit
mit Exoaseus epiphyllus, für welchen jedoch Sadebeck keine
Hexenbesenbildung angiebt.
Instrumente, Präparations- u. Gonserva-
tionsmethoden.
Schwalb, €. Die naturgemässe Öonservirung derPilze
mit einereinleitenden Excursion behufs Einführung
in die Pilzkunde. 3°. 114pp. Wien (Pichlers Witwe & Sohn)
1839.
In populärer Weise macht Verf. seine Leser gleichsam auf
einem Spaziergange durch Wald und Flur mit den wichtigsten
Pilzen bekannt, um sodann auf sein eigentliches Thema: Die natur-
gemässe Conservirung der Pilze, einzugehen. Wie die schon ge-
legentlich des hygienischen Congresses in Wien (1887) besprochenen
80 Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden.
Pilzpräparate*) darthun, verdient die leicht fassliche und zweck-
dienliche Methode Schwalb’s allgemein bekannt zu werden. Dort
namentlich, wo es sich darum handelt, Pilze in natürlicher Form
und Farbe für den Anschauungsunterricht vorzubereiten, ist das
Verfahren am Platze. Verf. unterzieht die Pilze zunächst dem
Vortrocknen, indem er sie bei einer Temperatur von 10—16,
beziehungsweise 16—19° R. der Zugluft aussetzt. Madige Pilze
müssen rasch und bei erhöhter Temperatur vorgetrocknet werden.
Beim eigentlichen Trocknen wendet Verf. eine Temperatur von
10—16, 16—19, 20—24, 20—45° R. und darüber an. Je nach
dem vorliegenden Pilze ist das weitere Verfahren ein verschiedenes.
Manche machen, um Farbe und Form zu conserviren, eine späterhin
abnehmbare Decke aus plastischer Masse nöthig, wenige können
frei oder in Erde getrocknet werden. Demnach ist das Trocknungs-
verfahren ein achtfaches:
1. Belegen der Hutoberfläche mit einer Lehm- oder Mehl-Masse-Decke.
2. Belegen der Hutoberfliche mit einer Lehm-Masse Decke mit vorher auf-
as Unterlage von Leim oder eines hierzu eigeus bereiteten Lackes.
3. Belegen der Hutoberfläche mit Wachs.
. Belegen der Hutoberfläche mit Stearin.
. Belegen der Hutoberfläche mit einer Stearin-Mehl-Decke.
. Aushöhlen des Hutes, wie auch des Stieles.
. Freies Trocknen.
. Troeknen in Erde.
ano ww
Jedes dieser Verfahren wird möglichst eingehend erläutert. Auf
die Trocknung folgt die Reinigung der getrockneten Pilze,
welche je nach der angewendeten Decke durch vorsichtige Er-
weichung derselben mit Wasser oder über einer heissen Platte er-
folgt. Der V. Abschnitt berichtet über die Herstellung von
Pilz-Sammlungen und ihre Aufbewahrung. Die Aufbe-
wahrung der Präparate hat in einem trockenen Lokale zu ge-
schehen. Verf. findet, dass als einziger Schädling seiner Samm-
lungen eine kleine Motte auftritt, und dass sie im Uebrigen „kaum
zerstörungsfähig“ sind. Indem Verf. schliesslich seine reiche Er-
fahrung ins Feld führt, gibt er detaillirt an, welche Pilze in dieser,
welche in jener Weise am thunlichsten getrocknet und zu Präpa-
raten hergerichtet werden. So z. B. eignen sich für das Verfahren
No. 1 Collybia stolonifera, Marasmius oreades, Mycena laevigata,
Psalliota campestris u. a.; für das Verfahren No. 5 Morchella
esculenta, Russula virescens u. a. **)
Kronfeld (Wien).
Weinzierl, Theodor, von. Die neue Art der Untersuchung
und ÖControle dermehligen Kraftfuttermittel. (Land-
*) Cf. dieses Blatt. Bd. XXXII. p. 223,
**) Verf. theilt mit, dass er nach seiner Methode präparirte Pilze in
grösserer Menge vorräthig habe und erbötig sei, dieselben an Museen und
Schulen zu billigem Preise abzugeben. (Lehrer Carl Schwalb, Ober-Rokitai,
Post Hühnerwasser, Böhmen.)
Lehr- und Handbücher. 81
wirthschattliche Zeitschritt, herausgegeben von d. k. k. Land-
wirthsch. Gesellsch. in Wien. 1388. September.)
Einer kurzen Beschreibung seiner Methode der Kraftfutter-
mitteluntersuchungen*) lässt der Verf. die von ihm ins Leben ge-
rufenen Control-Verträge der Samen-Control-Station in Wien mit
Händlern und Produzenten genannter Erzeugnisse folgen. Der
Käufer (insbesondere der Landwirth) kann hierdurch vollkommen
Reinheit, Echtheit und Unverfälschtheit, sowie einen bestimmten
Feinheitsgrad (beziehungsweise Mehlgehalt) **) der unter Garantie
gehandelten Futtermittel beanspruchen, widrigenfalls der Verkäufer
zu gewissen Ersatzleistungen resp. hücknahme der Waare ver-
pflichtet ist. Schliesslich wird das Verfahren angegeben, welches
bei der Probenahme behufs Garantie sowohl als auch Nachunter-
suchung und bei Plombirung (der Säcke) anzuwenden ist.
A. Wiener (Wien).
Referate.
Günther, H., Botanik. Zum Gebrauche in Schulen und
auf Excursionen bearbeitet. Theil I. Morphologie.
Systematik. Bestimmungstabellen. Ausländische
Kulturpflanzen. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 140 in den Text gedruckten Holzschnitten. 8°. 343 pp.
Hannover (Helwing’sche Verlagsbuchhandlung) 1888.
Das vorliegende Buch ist für die ersten Stufen des botanischen
Unterrichts eine recht gute Anleitung zur Kenntniss der Pflanzen,
denn es befähigt jedenfalls, auch beim Selbstunterricht, dazu, die
wichtigeren einheimischen Blütenpflanzen und Gefässkryptogamen
bestimmen zu können. Der morphologische, mit vielen Abbildungen
versehene Theil ist ziemlich ausführlich gehalten und lehrt die
einzelnen Theile der Pflanze richtig bezeichnen, wenn seine Defi-
nitionen und Unterscheidungen (z. B. der Blütenstände) auch nicht
immer streng wissenschaftlich durchgeführt sind.
Der systematische Theil gibt eine Uebersicht über das Linne-
sche und einige natürliche Systeme, speciell das von A. Braun,
und enthält als Anhang noch eine Gruppirung der Pflanzen nach
der Anwendung, welche der Mensch von ihnen macht.
Die Tabellen zum Bestimmen der Pflanzen bilden den bei
weitem grössten Theil des Buches; für die Hauptabtheilungen und
*) Des Näheren siehe: v. Weinzierl, die qualitative und quantitative
mechanisch-mikroskopische Analyse, eine neue Untersuchungsmethode der Mahl-
“ producte auf Futterwerth und event. Verfälschungen.
**) Als Grundlage hierfür dient Publication No. 29 der Samen-Control-Station
in Wien: „Die Mittelwerthe und Latituden für den Gehalt an groben und
mehligen Bestandtheilen, Spelzen, resp. Spreu der häufigsten mehligen Kraft-
futtermittel“, welche auf Verlangen jedermann gratis von der S.-C.-St. in Wien
zugesendet werden.
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVIE. 6
82 Lehr- und Handbücher. — Algen.
Klassen, sowie auch für die Familien sind Bestimmungstabellen nach
dem Linne&’schen nnd nach dem Braun’schen System gegeben;
die Arten werden nach dem letzteren bestimmt. Bei der Diagnose
hat Verf. absichtlich meist solche Unterscheidungen verwendet,
welche jeder Schüler leicht selbst finden kann, also nicht immer
gerade diejenigen, welche die wissenschaftliche Botanik als die
wichtigsten bezeichnet. Eine richtige Auswahl, da bei weitem nicht
alle deutschen Arten aufgenommen sind, ist natürlich schwer zu
treffen, doch dürfte dies dem Verf. im Allgemeinen gelungen sein,
wenn auch einzelne Familien (Orchideen mit nur 10 Arten) etwas
knapp weggekommen sind. Von ausländischen Kulturpflanzen sind
30 beschrieben; diese sind unter den wichtigsten überhaupt aus-
gewählt und nicht systematisch geordnet.
Im zweiten Theil des Buches, der dem Ref. nicht vorlag, sollen
für die höheren Klassen die Grundzüge der Anatomie, Physiologie
und Pflanzengeographie, sowie ein Abriss der Kryptogamenkunde
zusammengestellt sein.
Möbius (Heidelberg).
Schmidt, A., Atlas der Diatomaceenkunde. Heft 2730.
Mit Tafel 105—120. Aschersleben (L. Siever) 1888.
Von den mit bekannter Genauigkeit gezeichneten Tafeln ent-
halten:
Taf, 105—107. Aulacodiseus. Neu sind: A. catenarius Witt, A. secedens
A. Schm., A. Kinkeri A. Schm., A. margaritaceus var. robusta Witt. und einige
andere ebenfalls mit A. Crux und A. margaritaceus verwandte nicht benannte
Formen. Ferner A. Oreganus var. sparsius-punctata Grun. und A. Sturzii Kittoa,
von A. Comberi durch den Mangel eines hyalinen Randes verschieden.
Taf. 108 und 117. Auliseus, Eupodiseus, Glyphodiscus. Neu sind: Auliscus
intestinalis A. Schmidt und einige unbenannte Varietäten von A. pulvinatus und
A. Hardmannianus, sowie eine Form des Glyphodiscus stellatis mit 8 ocellis.
Taf. 109. Aetinoptychus. Neu ist: A. Truani A. Schm., eine von den vielen
von A. Horonensis schwer trennbaren Formen. Von A. heterostrophus und dem
nach dem Autor selbst nicht scharf trennbaren A. Simbirskianus sind verschiedene
interessante Formen abgebildet, sowie eine 8 strahlige Form von A. undulatus
und (auf tab. 117) eine bicentrale Abnormität eines Actinoptychus.
Taf. 110—1]2. Trinacria und Triceratium. Neu sind: Trinacria Heibergii
var. sparsim-punetata A. Schm., Triceratium mueronatum A. Schm. (Nach Witt
zu Trinacria Grevillei gehörig, was trotz der fehlenden Stacheln nieht unmöglich
ist, da die beiden Schalen einer Frustel bei mehreren Hemiaulus- und Trinacria-
Arten sehr verschieden gebaut sind.) Dasselbe gilt für Tr. ventrieulosum A. Schm.
n. sp., welche nach Witt zu Trinacria insipiens gehört. Auf Taf. 112, Fig. 13
bildet der Autor eine Frustel von Trinacria Pileolus Grun. ab mit ganz
verschiedenen Schalen, wie sie Referent mehrfach zu beobachten Gelegenheit
hatte, von denen eine stachlige und die andere stachellose Hörner hat. (Ref.
sieht aber hierin keinen Grund, Trinacria mit Triceratium zu vereinigen, um so
mehr, als er letztere Gattung vorläufig nur für einen argen Notbehelf ansieht.
Sie besteht aus drei und mehrseitigen Formen von Biddulphia Odontella und
anderen Gattungen, während Trinacria aus mehrseitigen Formen von Hemiaulus
besteht.) Neu sind noch Tr. lueidum A. Schm., Tr. ferox A. Schm. und Tr.
Stokesianum var. Moravica Grun.
Taf. 113. 114. Coseinodiscus. Neu sind: C. Aeginensis A. Schm., €. flori-
dulus A. Schm., C. Kurzii Grun., C. secernendus A. Schm., C. Moravicus Grun.,
C. entoleion Grun., C. vigilans A. Schm,, die sich alle nur durch die Abbildungea
erläutern lassen.
Algen. 33
Taf. 115. 116. Cerataulus und Kittonia. Neu sind: C. Thumii A. Schm.
(Einem Auliscus höchst ähnlich und nur durch den Mangel eines glatten Mittel-
raumes davon zu trennen.) C. Californicus A. Schm. (ebenfalls sehr Auliseus-
artig), C. ovalis A. Schm., C. Galapagensis A. Schm. (wahrscheinlich gleich
Biddulphia Galapagensis Cleve), C. Kinkeri A. Schm., C. paeifieus Grun. (aus-
gezeichnet durch die grossen Maschen, zwischen denen eine feinere Punktirung
‚siehtbar ist), C. laevis var. thermalis Grun., sowie verschiedene andere unbenannte
Varietäten dieser vielgestaltigen Art. C. subangulatus Grove et Sturt (jedenfalls,
wie auch Herr Schmidt bemerkt, kein Cerataulus und entweder vorläufig in
den Sammelkasten Triceratium zu stellen oder zu einer neuen Gattung zu erheben.
Taf. 118—120. Biddulphia (incl. Odontella Kz.). Neu sind: B. Gründleri
A. Schm. (ähnlich der B. Tusmeyi), B. capucina A. Schm (ähnlich der B. regina),
B. rigida A. Schm. (ebenfalls mit B. regina und B. Turmeyi verwandt und
durch sehr robuste Stacheln auf den Segmenten ausgezeichnet).
A. Grunow (Berndorf).
Woodwarth, W. Me. M., The apical cell of Fucus. (Contri-
butions from the Cryptogamie Laboratory of Harvard University.
No. IX. — Annals of Botany. Vol. I. No. 3/4. 18883. Pl. X.)
Während Reinke und Rostafinsky am Vegetationspunkt
‘von Fucus (F. vesiculosus) nicht eine Scheitelzelle, sondern eine
‘Gruppe von Initialen fanden, ergab dem Verf. die Untersuchung
von F. furcatus das Vorhandensein einer einzelnen centralen Zelle
am Scheitel, die durch ihre Grösse leicht von den umgebenden
Zellen zu unterscheiden ist. Diese Zelle war auf den Schnitten
der 3 verschiedenen Richtungen durch den seitlich zusammengedrückten
‚und etwas eingesenkten Vegetationspunkt zu erkennen. Sie hat die
Form eines Keiles mit convexen Seiten und flach gewölbter oberer
‚Fläche. An jeder Seite (also nach 4 Seiten) der grossen centralen
‚Zelle findet sich eine Reihe von Zellen, die, je mehr sie sich von
der Mitte entfernen, um so kleiner werden und allmählich in die
Epidermis übergehen. Unter diesen Zellen und der mittleren finden
sich kleinere Zellen von unregelmässiger Form, von denen, wie
sich zeigt, die den Stamm bildenden Zellreihen (Hyphen) ihren
Ursprung nehmen. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich, dass die
mittelste grosse Zelle eine Scheitelzelle ist, aus deren Segmenten
alle den Thallus bildenden Gewebe hervorgehen. Sie theilt sich
durch Wände in 5 Richtungen, nämlich Längswände rechts und
links und vorn und hinten und eine horizontale Wand, die ein
basales Segment abgliedert; der oberste Theil jeden Segments wird
.zur Epidermis, der untere Abschnitt theilt sich unregelmässig und
‚liefert, wie schon angedeutet, das innere Gewebe.
Mit Reinke’s Figuren sind die vom Verf. nach Mikrotom-
‘schnitten gezeichneten nicht in Einklang zu bringen, dagegen schon
-eher mit denen Rostafinsky’s, wenn man den Zellen eine andere
Bedeutung beilegt.
Mit den für F. furcatus ermittelten Verhältnissen des Vege-
tationspunktes fand Verf. auch die von F. vesiculosus und
F. filiformis ganz übereinstimmend, und so würde sich denn
‚auch in dieser Beziehung Fucus den anderen Fucaceen, bei denen
6*
84 Pilze. — Flechten.
Kny, Reinke und Valliante eine Scheitelzelle fanden, gleich
verhalten.
Möbius (Heidelberg).
Miliakaris, $S., Tylogonus Agavae Ein Beitrag zur
Kenntniss der niederen endophytischen Pilze.
KR 4°. "TA pp...1, Tat. Athen 1888.
Verf. beschreibt in vorläufiger Mittheilung einen Parasiten der
Agave-Blätter und giebt ihm seiner polsterbildenden Eigenschaft
wegen obigen Namen. Der Pilzkörper ist ein unter der Epidermis.
;m Palissadengewebe vegetirendes weisses Plasmodium in Form
strangförmiger, wurmartiger Fäden, die von einer Gallerthülle um-
geben sind. Letztere erfüllt „nicht nur die zwischen den einzelnen
Fasern leeren Räume, sondern auch die an den Zweigen angrenzenden
Zellen“ (!) Die benachbarten Palissadenzellen hypertrophiren unter
dem Einflusse des Parasiten; in ihnen (!) will Verf. auch „Sporen“
gesehen haben. Die Sporenkeimung und die Anfangsstadien der
Entwickelung dieses fraglichen Myxomyceten hat Verf. bisher nicht
finden können. Verf. meint, dass der Pilz als eine Amöbe durch
eine Spaltöffnung eintritt und dann die Athemhöhle umbiegend, in
das Palissadenparenchym eindringt, welches er nach und nach zer-
stört. „Indem nun sein hyalines oder Gallert-Plasmodium die um-
gebenden Zellen zur Hypertrophie veranlasst und seine Zweige
nach allen Richtungen sendet, wandert das Sporenplasma
von einemZweige oder einer Faser zueiner Zelle oder
zu mehreren, und dort theilt es sich in mehrere
Sporen.“ Diese auffallende Erscheinung bedarf doch noch sehr
der Bestätigung. — Uebrigens stellt _ Verf. seine Präparate und
Rohmaterial Interessenten zur Verfügung.
Horn /Cassel).
Stitzenberger, E., Lichenes insulae Maderae. (Boletim
da Sociedade Broteriana. Tom. V. Fasc. 2/3. p. 123—131.)
Wie aus dem Vorwort zu diesem 145 Nummern, beziehungs-
weise Arten ausweisenden Verzeichniss hervorgeht, hat der Verf.
die hier allem mit ihren Namen und Fundorten in systematischer
Reihenfolge aufgeführten Flechten den Sammlungen von Heer,
Hartung, Baum, Mandon, Fritze und Stein, welche alle
auf Madera botanisirt haben, und die sich sammt einigen von
Castello da Paiva gesammelten Flechten in Arnold’s Herbar
befinden, entnommen. Diese Liste bildet ein beachtenswerthes
Supplement zu dem von dem verstorbenen Krempelhuber 1868
in der „Flora“ veröffentlichten „Prodromus Lichenographiae insulae
Maderae.* |
M. Willkomm (Prag).
Muscineen. — Gefässkryptogamen. 35
Noll, F., Ueber das Leuchten der Schistostega osmun-
dacea Schimp. (Arbeiten a. d. bot. Institut in Würzburg.
Bd. III. No. XXH. p. 477-488. M. 5 Fig. in Holzschn.)
Die Beobachtungen des Verf. bestätigen die Angaben von
Vuillemin*) über den Bau der Vorkeimzellen des genannten
Mooses und den Grund der Lichtreflexion; indessen hat Noll den
Strahlengang und die ganzen optischen Verhältnisse noch genauer
dargestellt und mit Experimenten begründet. Er vergleicht die
einzelne Zelle mit einer kleinen Blendlaterne, in welcher die vom
Tageslicht bestrahlten Chlorophylikörner ein Licht innerhalb eines
grünen Glascylinders repräsentiren, der vordere hyaline Raum eine
Linse und die hintere Wandung einen Hohlspiegel darstellt, der
den optischen Effekt der Linse noch bedeutend verstärkt. Die
theoretisch abgeleiteten Erscheinungen werden durch Beobachtungen,
die an lebendem Material in natürlicher Lage mit dem Mikroskop
angestellt wurden, durchaus bestätigt, ebenso durch ein Modell,
welches den Bau einer Schistostega-Linsenzelle im grösserem Mass-
stabe und deren Lage im Hintergrunde eines dunkeln nur von
aussen Licht empfangenden Raumes wiedergiebt.
Der Vortheil dieser Einrichtung für das Leuchtmoos ist offen-
bar der, dass „die an der hinteren Zellwand gelegenen Chlorophyli-
körner durch die Konzentration des Lichtes dort ebenso stark be-
leuchtet werden, als ob die Pflanze am helleren Eingange der
Höhle wüchse.“
Verf. macht noch darauf aufmerksam, dass die Lage der
Chlorophylikörner eine durch das Licht veranlasste und demgemäss
wechselnde Reizstellung ist, und behandelt die Frage, ob dem
Leuchten selbst eine biologische Bedeutung für die Pflanze zuge-
schrieben werden kann.
Dieses Leuchten der Schistostega hat offenbar Nichts gemein
mit dem Schimmern gewisser Meeresalgen, wofür Verf. in der Ein-
leitung verschiedene Beispiele aufführt, dagegen findet der eigen-
thümliche Zellbau ein Analogon in den „Trichterzellen* des
Assimilationsgewebes von manchen Schattenpflanzen. Dass Verf.
in dem anatomischen Bau der betreffenden Zellen, z. B. der Ober-
hautzellen vieler Selaginellen, eine Einrichtung zur Lichtkondensation
erblickt und von diesem Standpunkte aus den Bau der Licht- und
Schattenblätter vergleicht, dürfte wohl noch besondere Beachtung
verdienen.
Möbius (Heidelberg).
Campbell, H. Douglas, Einige Notizen über die Keimung
von Marsilia aegyptiaca. (Berichte der Deutschen Bot.
Gesellschaft. Bd. VI. 1888. Heft 3. p. 340—-345.)
Das Material für die Untersuchungen wurde von dem Botan.
Museum zu Berlin zur Verfügung gestellt und ist von Ascherson
und Schweinfurth gesammelt worden.
*) Vergl. Bot. Centralbl. Bd. XXXII. No. 4. p. 104.
Eine Tafel veranschaulicht in 17 Figuren den Entwickelungs--
gang von der ungeöffneten Frucht bis zum Archegonium 13 Stunden
nach der Aussaat.
Als wichtigste Resultate der mitgetheilten Arbeit ergiebt sich.
Folgendes:
1. Die Mikrosporen der Marsilia entwickeln ein Prothallium,,
welches zwei Theile besitzt; eine basale oder vegetative Zelle und:
ein Antheridium von ähnlichem Bau wie das von Pilularia und ge--
wissen Farnen, namentlich Polypodiaceen.
2. Das weibliche Prothallium und Archegonium sind denen von
Pilularia ähnlich, d. h. sie bestehen nicht aus Primordial-Zellen,.
sondern es werden bei allen Theilungen Scheidewände gebildet.
E. Roth (Berlin).
86 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Noll, F., Beitrag zur Kenntniss der physikalischen Vor-
sänge, welche den Reizkrümmungen zu Grunde
liegen. (Arbeiten a. d. bot. Institut in Würzburg. Bd. TIL.
No. XXIV. p. 496—533. M. 4 Holzschn.)
Veranlassung zu den im Titel bezeichneten Untersuchungen-
gab dem Verf. die von Wortmann vor Kurzem publicirte Er-
klärung der geo- und heliotropischen Krümmungen durch eine:
Wanderung des reizbaren Plasmas nach einer Seite hin und da-
durch bewirkte Veränderungen in der Dicke und Ausdehnung der-
Wände. Da Verf. verschiedenen Punkten dieser Ausführung nicht
zustimmen kann, so hat er eine andere Erklärung der Krümmungs-
mechanik aufzufinden gesucht. Durch diese wird vor allem. die:
Wachsthumsförderung der bei der Krümmung konvex werdenden.
Seite als Hauptmoment in Betracht gezogen, welche durch die An-
nahme Wortmanns nicht erklärt wird. Als Objekt, an dem die-
absolute Förderung des Wachsthums vortrefllich zu beobachten sein
soll, benutzte Verf. die Stengel von Hippuris und beschreibt einige:
daran gemachte Beobachtungen. Andererseits operirte er mit den:
geotropisch empfindlichen Halmknoten, bei denen der Streckungs-
vorgang erst durch den Reiz in's Leben gerufen wird. Gerade
hier zeigt es sich deutlich, dass die durch den Reiz bewirkte
Krümmung durch ein positiv verändertes Wachsthum der konvexen
Seite, nicht aber eine blosse Hemmung in der normalen Aktion.
der konkaven Seite geschieht.
Nach Feststellung dieser Thatsache geht Verf. zu den ge-
naueren Untersuchungen über die physikalische Veranlassung dieser
Wachthumsförderung über. Dass dieselbe auf einem erhöhten Tur-
gor der Zellen der Konvexseite beruhe, ist nicht nur theoretisch
unwahrscheinlich, sondern es ist auch experimentell nachgewiesen,-
dass der Turgor in den Zellen der Konkav- und Konvexseite gleich
ist. Nach Verf. ist es nun „eine Veränderung in der Elasticitäts-
spannung der Membran zu Gunsten einer erhöhten Dehnbarkeit“,
welche die einseitige Streckung hervorruft. Auf 3 Methoden sucht
Verf. den Nachweis für die Richtigkeit dieser Annahme zu erbringen...
Die erste Methode besteht in der Bestimmung der Dehnbarkeit.
durch Beugungsversuche. Die Versuche wurden an den wachsenden.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. s7
Stengeln mehrzelliger Pflanzen angestellt, derart, dass die Aus-
schlagsmaasse, welche das betrefiende Organ bei gleich starker
mechanischer Beugung nach rechts und links vor und nach dem
Reize gab, verglichen wurden. Ueber die ebenso einfache als sinn-
reiche Konstruktion des benutzten Apparates ist das Original zu
vergleichen. Hier sei nur erwähnt, dass alle Versuche das Resultat
gaben, dass unter dem Einfluss des Reizes die Membranen der
Konvexseite dehnbarer als die der Konkavseite geworden sind.
Die zweite Methode beruht auf plasmolytischen Versuchen. Aus
theoretischer Betrachtung nämlich hatte Verf. gefunden, dass durch
Plasmolyse zuerst mit der Verkürzung eine stärkere Krümmung
des durch Reiz gekrümmten Organs eintreten muss, weil die dickere
Membran der Konkavseite sich nach Aufhebung des Turgors stärker
zusammenzieht als die durch Dehnung dünner gewordene Membran
der Konvexseite. „Dann macht diese Verstärkung der Krümmung
Halt (während sich das ganze Organ immer noch verkürzt), um
schliesslich in die entgegengesetzte Bewegung, die Verflachung der
Krümmung, umzuschlagen“. Den Eintritt der stärkeren Krümmung
am Anfang der Plasmolyse konnte nun Verf. bei exakter Versuchs-
anstelluüng und Verwendung von tadellosem Material (Nitellen,
Phycomyces, Keimstengel von Dikotylen, Halme, Ranken, Wurzeln)
regelmässig konstatiren. Aus der ungleichen Dehnbarkeit der Mem-
bran erklärt Verf. auch die paradoxe Erscheinung, dass bei Meeres-
siphoneen sowohl Herabsetzung wie Erhöhung des Turgors die
heliotropische oder geotropische Krümmung verstärkt.
Als dritte Methode diente die mikroskopische Untersuchung,
speciell die Messung der Zellwanddicke. Eine geringere Dicke der
Membran auf der konvexen Seite gegenüber der auf der koncaven
liess sich im Anfang der Krümmung *) (durch genaues Nachzeichnen
mit der Camera) deutlich erkennen; später wird der Unterschied
durch Apposition neuer Lamellen auf die dünnere Wand wieder
ausgeglichen. Ferner lässt sich mikroskopisch die Verschiedenheit
des Plasmagehaltes der antagonistischen Zellen an scharf gekrümm-
ten Organen nachweisen. Die Abnahme des Plasmas in den Zellen
der Konvexseite wird nach Verf. bewirkt, indem ein Theil desselben
in osmotische Stoffe, um bei Zunahme des Wassers die osmotische
Kraft auf gleicher Höhe zn halten, ein Theil in neu aufgelagerte
Membranlamellen verwandelt wird.
In einem kurzen Abschnitt wird dann die Verlangsamung des
Wachsthums aut der Konkavseite betrachtet mit besonderer Berück-
sichtigung der Fälle, wo geradezu eine Verkürzung stattfindet. So-
wird bei den Grashalmen die Konkavseite durch die Knickung
mechanisch zusammendrückt.
Ferner bringt Verf. noch Verschiedenes vor, was gegen die
Annahme einer Plasmawanderung (die Feinheit der Porenkanäle)
oder doch gegen die Behauptung, dass ungleiche Plasmaansammlung
*) Ueberhaupt betont Verf., dass die Beobachtungen während der Reiz-
krümmung nicht nach deren Vollendung anzustellen sind, wo es unsicher wird,
was Ursache und was Folge der Krümmung selbst ist.
38 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
der Grund einer verschiedenen Streckung sei, geltend gemacht
werden muss, nachdem bereits in der Einleitung verschiedene diesen
Punkt betreffende Beobachtungen und Betrachtungen angeführt
waren. Auf eine Erklärung für die Veränderungen an gewaltsam
gestreckt gehaltenen Organen, mit denen Wortmann operirte,
lässt sich Verf. nicht ein.
Der physikalische Vorgang bei der Reizkrümmung besteht
also darin, dass die Membran (bei einzelligen Organen oder nicht
cellulären Pflanzen) oder die Membranen (bei mehrzelligen Organen)
der konvex werdenden Seite dehnungsfähiger werden und aus diesem
Grunde rascher in die Länge wachsen, als die der konkaven Seite.
Die grössere Dehnbarkeit (Herabsetzung der Elasticität) der Mem-
bran auf der einen Seite ist aus einer Thätigkeit der Hautschicht
des Protoplasmas abzuleiten, wobei die bewegliche Körnerschicht
keine Rolle spielt; zu dieser specificirten Thätigkeit wird die Haut-
schicht eben durch äussere Einflüsse (Schwere, Licht u. dergl.) an-
geregt und diese Beziehung nennen wir den Reiz, ohne hier eine
weitere Erklärung finden zu können.
Möbius (Heidelberg).
Bateson, A. and Darwin, F., On a method of studying
geotropism. (Annals of Botany. Vol. II. No. 5. 1888.
p. 65—70.)
Der Verfasser und die Verfasserin geben eine Methode an,
um zu ermitteln, in welcher Lage ein geotropisch reizbares Organ
vom Geotropismus am stärksten beeinflusst wird. Sie wählten dazu
die Blütenschäfte von Plantago lanceolata, die abgeschnitten und
von den Blütenspindeln befreit waren. Diese wurden oben, unten
und in der Mitte auf ein Brett befestigt und die Bretter in einem
feuchten, dunkeln Raum bei 25° C 2 Stunden lang gelassen. Die
Bretter hatten theils eine horizontale, theils eine schräge Lage (60°)
mit der Spitze nach oben oder unten. Nach der bezeichneten Zeit
wurden die Stengel abgelöst, in Wasser geworfen und die Krümmung
derart gemessen, dass der Winkel, den die an die Biegung gelegten
Tangenten bildeten, bestimmt wurde. Die Resultate waren folgende:
Horizontale Lage Mittel aus 51 Messungen 58.4° oder 100
Spitze nach unten (60°) „ kr ® A3.SNSEH ENT 315
Spitze nach oben (60°) „ 50 M AB ss.
Daraus ergiebt sich, dass die horizontale Lage eines Organs
die günstigste ist für die Wirkung des Geotropismus.
Möbius (Heidelberg).
Palladin, W., Ueber Zersetzungsprodukte der Eiweiss-
stoffe in den Pflanzen bei Abwesenheit von freiem
Sauerstoff. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft.
Bd. VI. 1888. Heft 8.)
Die Arbeit umfasst 9 Seiten und bringt die Fortsetzung einer
früheren Arbeit.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 39
Aus den ausführlich mitgetheilten Versuchen ergeben sich
folgende Hauptresultate:
1. Bei der Eiweisszersetzung in den Pflanzen bilden sich bei
Abwesenheit von freiem Sauerstoff stickstoffhaltige Zersetzungs-
produkte in einem anderen quantitativen Verhältnisse, als bei der
Zersetzung in der freien Luft.
2. Das Asparagin entsteht bei Abwesenheit von freiem Sauer-
stoff in sehr geringer Menge, ähnlich dem, wie bei dem Erhitzen
der Eiweissstoffe durch Säuren oder Alkalien.
3. Die Hauptprodukte der Eiweisszersetzung bei Abwesenheit
von freiem Sauerstoff sind Tyrosin und Leuein.
4. Asparagin, welches in den Pflanzen während der ersten
Tage in einem sauerstoffleeren Raume gebildet wird, verschwindet
nach dem Tode der Pflanzen, indem es in bernsteinsaures Ammoniak
übergeht.
5. Bei der Eiweisszersetzung in Gegenwart des atmosphärischen
Sauerstoffs beim Weizen ist das Asparagin fast das einzigste stick-
stoffhaltige Zersetzungsprodukt.
6. Die Anhäufung einer grossen Menge von Asparagin bei der
Eiweisszersetzung in den Pflanzen kann nur neben der Assimilation
des atmosphärischen Sauerstoffs vor sich gehen und ist also eine
Folge einer Oxydation der Eiweissstoffe, aber keiner Dissociation.
7. Für die Hypothese von E. Schulze, dass die bei der
Eiweisszersetzung in freier Luft neben einander entstehenden, stick-
stoffhaltigen Produkte sich in demselben Mengenverhältniss vorfinden,
wie man sie bei dem Erhitzen der Eiweissstoffe mit Säuren oder
mit Alkalien erhält, ist kein Grund vorhanden.
Die Arbeit wurde im botanischen Institut von Nowo-Alexandria
in Russland angefertigt.
E. Roth (Berlin).
Elliot and Trelease, Observations on Oxalis.
Elliot, W. G., Measurements of the trimorphie flowers
of Oxalis Sucksdorfii.*)
Trelease, William, Observationssuggested by the prece-
ding paper.) (Contributions from de Shaw School of Botany.
1888. No. 2. p. 278—291.)
Der vorliegende Artikel der beiden Verff. beschäftigt sich
hauptsächlich mit dem Trimorphismus amerikanischer Oxalis-Arten.
Elliot hat die Längen von zusammengehörigen Staubgefässen und
Griffeln für die 3 Formen von Oxalis Sucksdorfii, welche früher
als Varietät der Oxalis corniculata galt, an zahlreichen Exemplaren
bestimmt und die Resultate graphisch dargestellt. Die Durchschnitts-
werte sind:
für die langgriffelige Form: Pistill 9,44 mm; lange Staubgefässe 5,09 mm:
n „n kurzgriffelige Form: „. 4,60 „ n - 9,78
» „ mittelgriffeligeForm: „ 1.032, „ n Y,luwen
*) Vergl. Botan. Centralbl. Bd. XXXV. 1888. p. 87.
90 Systematik und Pflanzengeographie. — Neue Litteratur.
Kurze Staubgefässe 4,10 mm.
n . 77T»
n ” 4,50 ”
Trelease erörtert in gleicher Weise verschiedene verwandte:
Formen und Arten von Oxalis und gibt die Kurven (welche durch
graphische Darstellung der Messungen gewonnen sind) für Oxalis
violacea. Das procentuarische Vorkommen der 3 Formen ist für
OÖ. Sucksdorfi und O. violacea das folgende:
OÖ. Sucksdorfi. ©. violacea.
langgriffelige "IXEorm Mr URSIHER URN EU 168}
mittelgriffelige „ re LADE emehrrnd:
kurzgriffelige 5 A EA Os te
Ludwig (Greiz).
Wilson, W. P., On the relation of Sarracenia purpurea
to Sarracenia variolaris. (Proceedings of the Academy
of natural sciences of Philadelphia. 1888. p. 11.)
Einige interessante Bemerkungen über das Verhältniss-
von Sarracenia purpurea zuS. variolaris. Erstere bringt
zweierlei, wesentlich verschiedene Blätter hervor. Die zuerst ent-
stehenden der jungen Pflanze gleichen, abgesehen von der geringeren
Grösse, völlig den Blättern von S. variolaris, indem sie wie diese:
einen die Mündung des Kruges verschliessenden Deckel tragen,
während derselbe bei den später gebildeten Blättern gerade auf-
gerichtet ist. So sind die jüngsten Blätter beider Pflanzen einander
zum Verwechseln ähnlich. Wilson meint daher, dass die Species:
purpurea nichts weiter sei als eime retrograde Umwandlung von
variolaris. Diese Meinung wird noch gestützt durch den Umstand,
dass die Nektarien im Kruge von purpurea mehr oder weniger
rudimentär sind und dass die geringe Menge von Digestionsflüssig-
keit, welche sich auf dem Boden des Kruges findet, kaum eine
Spur des Verdauungsferments enthält, wohingegen variolaris in all
diesen Punkten vorzüglich zum Insektentange ausgerüstet ist.
Horn (Cassel).
Neue Litteratur.”
Bibliographie:
Just’s botanischer Jahresbericht. Herausgeg. von E. Koehne und Th. Gayler.-
Jahrg. XVI. 1886. Abtheilung I. Heft 3 und Abtheilung II. Heft 1. 8®,
Berlin (Gebr. Bornträger) 1889. M. 16.—
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um.
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur. 9Y
Geschichte der Botanik:
Alberg, Albert, Linnaeus. The floral king: a life of Linnaeus. 8°. 240 pp.-
London (W. H. Allen) 1888. 5 sh.
Correspondance inedite de J. B. Mougeot avec Nestler, Villars, Persoon,
Ed. Fries et de ces derniers botanistes avec le promoteur de la collection,
des eryptogames Vosgiennes. (Revue Mycologique. T. XI. 1888. p. 17.)
Gallerie österreichischer Botaniker. Johann Palacky. (Oesterreichische bota--
nische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 2.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Bouant, E., Mineraux, animaux, vegetaux. Premitres notions des sciences physi--
ques et naturelles redigees sous forme de lecons de choses (programme preserit:
pour la classe preparatoire et la classe de huitiöme). 8°. 164 pp. Avec-
221 fig. Paris (libr. Delalin freres) 1388. fe, 00..ers.
Algen:
Dangeard, P. A., La sexualit& chez quelques Algues inferieures. (Journal de-
Botanique. 1888. 1. Nov.)
Hansgirg, Anton, Beiträge zur Kenntniss der guarnerischen und dalmatinischen.
Meeresalgen. (Oesterreichische botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1888..
No. 1. p. 4.)
Smith, H. L., Contribution & l’histoire naturelle des Diatom&es. [Suite.] (Journal:
de Micrographie. 1888. No. 16. p. 507.)
Traill, @. W., Marine Algae of Elie. (Transactions of the Botanical Society’
of Edinburgh. Vol. XVII. 1888. Part II.)
Flechten:
Müller, J., Lichenologische Beiträge. XXX. (Flora. Jahrg. LXXI. 1888. No.
34—36. p. 528.)
— —, Revisio Lichenum Eschweilerianorum e novo studio speciminum originalium:
in herbario regio Monacensi asservatorum. (l. c. p. 521.)
Pilze:
Barbiche, Note sur l’Omphalia retorta Fr. var. Lotharingiae. (Revue-
Mycologique. Annee XI. 1888. No. 41. p. 14.)
Briard, Champignons nouveaux de l’Aube. (l. ce. p. 16.)
Dietel, P., Ueber einige auf Compositen vorkommende Rostpilze. (Hedwigia..
Bd. XXVI. 1888. Heft 11/12.)
Ellis, J. B. and Everhart, Benj. M., Synopsis of the North American species
of Hypoxylon and Nummularia. [Cont.] (Journal of Mycology. Vol. VII.
1588. No. 11. p. 109.)
— —, New species of Fungi from various loealities. [Cont.] (l. ce. p. 113.)
Fischer, Ed., Zur Kenntniss der Pilzgattung Cyttaria. Hierzu Tafel XII.
(Botanische Zeitung. Jahrg. XLVI. 1888. No. 51. p. 813.)
Klebahn, H., Beobachtung über die Sporenentleerung des Ahornwurzelschorfs,.
Rhytisma acerinum Fr. (Hedwigia. Bd. XXVII. 1888. Heft 11/12.)
Nawaschin, S., Ueber das auf Sphagnum squarrosum Pers. parasitirende Helotium..
(1. e.)
Patouillard, N., Le genre Coleopuceinia. (Revue Mycologique. XI. 1888. Heft:
41. p. 35.)
Muscineen:
Stephani, F., Westindische Hepaticae. (Hedwigia. Bd. XXVII. 1388. Heft:
11/12.)
Gefässkryptogamen:
Van Tieghem, Ph., Sur le dedoublement de l’endoderme dans les Cryptogames
vasculaires. (Journal de Botanique. 1..Novbr. 1888.)
— —, Sur la limite du cylindre central et de l’&corce dans les Uryptogames-
vasculaires. (l. c.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Kornhuber, A., Alte Parallelen zu neuen Angaben. (Oesterreichische botanische-
Zeitschrift. Jahrg. NXXIX. 1889. No. 1. p. 28.)
92 Neue Litteratur.
Loew, E., Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen. (Naturwissenschaftl.
Wochenschrift. Bd. III. 1888. No. 15. p. 113.)
Macgret, E., Le tissu seereteur des Aloes. (Journal de Botanique. 1. Novbr.
18883.)
Savageau, C., Sur un cas de protoplasme intercellulaire. (l. c.)
'Velenovsky, J., Zur Deutung der Fruchtschuppe der Abietineen. Mit TA. XL
(Flora. Jahrg. LXXI. 1888. No. 34—36. p. 516.)
Systematik und Pfianzengeographie:
Bessey, Charles E., A few notable weeds of the Nebraska plains. (American
Naturalist. Vol. XXII. 1888. No. 264. p. 1114.)
Biocki, Br., Potentilla Knappii n. sp. (Oesterreichische Botanische Zeitschrift.
Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 8.)
Blytt, A., The probable cause of the displacement of beach-lines, an attempt
to compute geological epochs. (Christiania Videnscabs-Selkabs Forhandlinger.
1889. No. 1. With a table.) 8°. 66 pp. Christiania 1889.
Engler, A. u. Prantl, K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gat-
tungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lieferg. 24.
8°. 3 Bog. m. Illustr. leipzig (Wilhelm Engelmann) 1888. M...3,-t
Formänek, Ed., Beitrag zur Flora von Bosnien und der Hercegowina. [Forts.]
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 22.)
Franchet, A., Lefrovia, genre nouveau de Mutisiacdes. (Journal de Botanique.
1888. 1. Novembre.)
Huth, E., Die Verbreitung der Pflanzen durch die Excremente der Thiere.
(Monatliche Mittheilungen aus dem Gesammtgebiete der Naturwissenschaften,
1888. No. 7.)
-Simonkai, L., Bemerkungen zur Flora von Ungarn. IX. (Oesterreichische Bo-
tanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 13.)
Maury, P., Cyperacees de l’Ecuador et de la Nouvelle Grenade. (Journal de
Botanique. 1888. 1. Novbr.)
Murr, Josef, Wichtigere neue Funde von Phanerogamen in Nordtirol. II.
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1888. No. 1. p. 9.)
Regel, E., Ein neues Zygopetalum, Zygopetalum Sanderianum Rgl. Hierzu
TA. 1287. (Gartenflora. Jahrg. 37. 1888. Heft 24. p. 657.)
Reichenbach, H. @., fil., Grammatophyllum speeiosum Bl. (l. ec. Jahrg. 38.
1889. Heft 1. p. 10.)
Vandas, K., Beiträge zur Kenntniss der Flora von Süd-Hercegovina. |[Forts.]
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. NXXIX. 1889. No. 1. p. 14.)
Phaenologie:
Berthold, Jos. Frz.. Pflanzenphaenologie im Dienste der Klimatologie und
deren Bedeutung für die Interessen des Gartenbaues. [Schluss.] (Ilustrirte
Monatshefte für die Gesammtinteressen des Gartenbaues. Jahrg. VII. 1888.
Heft 12. p. 367.)
Entleutner, A. F., Die periodischen Lebenserscheinungen der Pflanzenwelt in
den Anlagen von Meran. November 1888. (Oesterreichische Botanische Zeitschrift.
Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 18.)
Höck, Phaenologisches aus Friedeberg Nm. (Monatliche Mittheilungen aus dem
Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. 1888. No. 7.)
Nobbe, F., Beobachtungen über den zeitlichen Verlauf des Blattfalls bei Erlen.
(Gartenflora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 1. p. 6.)
Palaeontologie:
:Dawson, William, Cretaceous floras of the Nordwest territories of Canada.
(American Naturalist. Vol. XXII. 1888. No. 263. p. 953.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
'Bieler, S., Les traitements contre le mildion dans le canton de Vaud en 1887.
(Rapport present€ & la reunion de Cully de la Societe vaudoise d’agriculture
et de viticulture, le 19 novembre 1887. (Chronique agricole et viticole du
canton de Vaud. 1888. No. 1. p. 3.)
Dufour, Jean, Le mildiou et son traitement. (Extrait de la Chronique agricole
et viticole du canton de Vaud. 1888.) 8°. 14 pp. Lausanne (Georg Bridel)
1888.
Neue Litteratur. 93
Dufour, Jean, Notice sur quelques maladies de la vigne. Le blac rot, le coitre
et le mildiou des grappes. (Extrait du Bulletin de la Societ€E Vaud. des
sciences naturelles. T. XXIII. 1888., 97.) 8°. 7 pp. Lausanne (impr. Corbaz
& Comp.) 1888.
— —, Phylloxera. Rapport de la station viticole du champ-de-l'air, & Lausanne
pour l’exereice de 1887. 8°. 24 pp. Lausanne (impr. Aug. Pachl) 1888.
Fitz-James, Mme. de, Sur un moyen de conserver le vignoble algerien & peu
de frais et sans interruptions de recolte. 8°. 12 pp. Paris (impr. Chaix)
1888.
Frank, B., Das diesjährige Ergebniss der Bekämpfung der Kirschbaum-Seuche
im Altenlande. (Gartenflora. Jahrg. 38. 1888. Heft 1. p. 12.)
Massa, Cam., Non & peronospora: esperienze originale sulla nuova malattia
dei grappoli d’uva, Greeneria fuliginosa? 8°. 11 p. Milano (l’Italia agricola
edit. tip. degli Operai) 1888.
Oberth, Fr., Erfahrungen über die Bekämpfung der Peronospora viticola im
Jahre 1888 zu Mediasch in Siebenbürgen. (Weinlaube. 1888. No. 49,
p. 578—579.)
Pound, R., Ash Rust in 1888. (American Naturalist. Vol. XXI. 1888.
No. 264. p. 1117.)
Prillieux, Rapport sur le traitement experimental du blac-rot fait & Aiguillon
en 1888. (Extrait du Bulletin de l’agrieulture. 1888.) 8°. 7 pp. Paris (impr.
nationale) 1888.
Roumeguere, C., La maladie des Chätaigniers. (Revue Mycologique.
Jahrg. 11. 1888. deft 41. p. 34.)
Vuillemin, M. P., Sur une Bacterioc&eidie ou tumeur bacillaire du Pin d’Alep.
(Journal de Micrographie. 1888. No. 16. p. 514.)
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Brand, A. Th., Ueber die Beziehung der Scheurlen’schen Baeillen zur Aetio-
logie des Krebses. (Dnewnik Kasansk. obschtschestwa wratschei 1888. No. 10
— 12.) [Russisch.]
Bonome, A., Pleuro-pericardite e meningite cerebro-spinale siero-fibrinosa, pro-
dotte da un mierorganismo simile al diplocoeco pneumonico. (Arch. ital. di
elin. med. 1888. No. 4. p. 837—846.)
Charteris, M., A leeture on the relations of micro-organisms to the treatment
of disease. (Brit. Med. Journ. No, 1458. 1888. p. 1273—1274.)
Chibret, P., Etudes de bacteriologie pour la determination d’une antisepsie
exacte en ophthalmologie. Avantages de l’oxyeyanure de mercure comme
antiseptique. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889.
No. 2. p.. 74—176.)
Hansen, A., Systematische Charakteristik der medieinisch-wichtigen Pflanzen-
familien, nebst Angabe der Abstammung der wichtigeren Anzneistoffe des
Pflanzenreiches. Neu bearbeitet. 8°. IV, 56 p. Würzburg (Stahel) 1889.
Kart. 1 Mk.
Joubin, L., Note, contenue dans un pli cachete depos& le 22 octobre, sur les
ravages causes chez les sardines par un crustace parasite. (Compt. rend. de
l’Academie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 21. p. 842—844.)
Kelsch et Kiener, Le poison palustre; sa nature et ses proprietes. (Annal.
d’hygiene publ. et de med. legale. 1888. Decembre. p. 510—522.)
Kolokolow, M. M., Die mittelst qualitativer bakterioskopischer Analyse unter-
suchten Gewässer St. Petersburgs. (Wojenno-medicinski shurnal. 1888. Sept.)
[Russisch. ]
Konjajew, Ueber die sogenannte bakterielle Nephritis beim Abdominaltyphus.
(Jeshenedelnaja klinitschesk. gaseta. 1888. No. 24.) [Russisch.]
Lüpke, F., Der ursächliche Erreger der Drusekrankheit des Pferdes. (Central-
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 2. p. 44—57.)
Matschinski, Ein Fall von Aktinomykose der Lunge, diagnosticirt am Lebenden,
(Jeshenedelnaja klinitschesk. gaseta. 1888. No. 25—26) [Russisch.]
Metschnikoff, E., Ueber das Verhalten der Milzbrandbakterien im Organismus.
(Arch. f. pathol. Anat. u, Physiol. Bd. 114. 1888. No. 3. p. 465—492.)
Miura, Beiträge zur Pathologie der Kakke. (Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol.
Bd. 114. 1888. No. 2, 3. p. 341— 363, 385— 394.)
94 Neue Litteratur.
.Petrow, N., Ein Fall von Aktinomykose beim Menschen. (Dnewnik Kasansk.
obschtschewstwa wratschei. 1888. No. 4—6.) [Russisch.]
.Rabe, C., Ueber einen neuentdeckten, pathogenen Mikroorganismus bei dem
Hunde. (Berliner thierärztliche Wochenschrift. 1838. No. 44. p. 77—78.)
[Schluss.]
"Rossi, Cl., Gastromicologia ossia nozioni popolari sopra una gran parte delle
migliori specie di funghi mangerecci, sul modo di cucinarli e conservarli:
memoria. 8°. 140 p. Con ventitre tavole Milano (tip. edit. ditta Giacomo
Agnelli) 1888. L. 1,50.
Sattler, H., Die Bedeutung der Bakteriologie für die Augenheilkunde. (Central-
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 2. p. 70—74.)
Schmitt, Sur un cas de broncho-pneunomie infectieuse. (Rev. med. de l’Est.
1888. Octobre.).
Tarkowski, J. W., Zur Pathologie und Aetiologie der fibrinösen Pneumonie.
(Medicinski sbornik Imperatorsk. Kawkask. medicinisk. obschtschestwa. 1888.
No. 47.) [Russisch.]
"Thue, Kr., Untersuchungen über Pleuritis und Pericarditis bei der croupösen.
Pneumonie. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889.
No. 2. p. 38 —41.)
Veulliot et Planuchon, L., Un cas d’empoisonnement par les Morilles. (Revue
Mycologique. Annde XI. 1889. p. 9.)
"Wallich, V., Sur la nature tuberculeuse des synovites A grains riziformes.
(Compt. rend. de la soc. de biol. 1888. No. 35. p. 762— 763.)
“Weichselbaum, A., Der Diplococcus pneumoniae als Ursache der primären,
acuten Peritonitis. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V.
1889. No. 2. p. 33—38.)
Wolkowicz, Scleroma respiratorium in klinischer, pathologisch-anatomischer und
bakteriologischer Beziehung. (Kiewer Universitäts-Nachrichten. Jahrg. 28.
1888. No. 9. Septemberheft.) 8°. 52 pag. Mit 3 Tabellen. [Russisch.]
“Woskressenski, A. J., Zur Frage der Bedeutung der atmosphärischen Erschei-
nungen für die Aetiologie der croupösen Pneumonie. (Wojenno-ssanitarnoje
delo. 1888. No. 44.) [Russisch.]
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
"Braun, J., Ein japanesıscher Pfirsich. (Illustrirte Monatshefte für die Gesammt-
interessen des Gartenbaues. Jhg. VII. 1888. Heft 12. p. 355.)
"Chuard, E., et Dufour, Jean, De l’influence des sulfatages de la vigne sur la
qualit@ de la recolte. (Chronique agricole et viticole du canton de Vaud.
1888. No. 5. p. 89.)
'Dufour, Jean, Moüts sulfates et non sulfates. (Chronique agricole et viticole
du eanton de Yaud. 1888. No. 11. p. 213.)
Gillieron-Duboux, Soudages de quelques moüts de Lavaux en 1888. (Chronique
agricole et viticole du canton de Vaud. 1888. No. 11. p. 217.)
“Graebener, L., Ein Wiaterblüher, Siphocampylos bieolor Sweet. (Gartenflora.
Jhg. 38. 1889. Hft. 1. p. 23.)
Kolb, Max, Androsace lanuginosa Wall. M. Tfl. (Illustrirte Monatshefte für
die Gesammt-Interessen des Gartenbaues. Jhg. VII. Hft. 12. p. 354.)
Lock, €. 6. W., and Newlands, Sugar: a handbook for planters and refiners.
Illustrated. 8°. London (Spon) 1888. 30 s.
Marie, T., M. Georges Mantin. Les Orchidees. Av. Portr. (L’Enyclopedie
contemporaine illustree. II. 1888. p. 225.)
Marvin, A. T., The Olive: its culture in theory and practice. San Franeisco
1888. 10 s. 6d.
Peneveyre, F., Quelques mots sur la plantation des arbres fruitiers en automne.
(Chronique agricole et viticole.. 1888. No. 11. p. 223.)
‚Regel, E., Die ersten im Frühling blühenden Stauden des freien Landes, welche
in Nord- und Mittelrussland aushalten. III. („Bote für Garten-, Obst-
und Gemüsebau“. 1888. Decemberheft. p. 524—559.) [Russisch.] Das Ganze
auch als Separatabdruck. 8°. VIII. 82 pag. St. Petersburg 1888.
‘Savorgnan d’Osoppo, M. A., Delle piante tessili propriamente dette e di
quelle che danno materia per legacci, corderi, cesti, spazzole, scope, carta, ecc. 1.
La canapa: sua coltivazione e manipolazione del raccolto. 8°. 160 p. Milano
(L'Italia agricola edit. tip degli Operai) 1888. L. 3.
Sammlungen. — Personalnachrichten. 95
‘Sturtevant, Lewis, History of Garden Vegetables. [Cont.] (American Naturalist.
Vol. XXII. 1888. No. 263. p. 979.)
Weiss, J. E., Die Pflanzengeographie in ihrer Bedeutung für die Pflanzeneultur.
(Illustrirte Monatshefte für die Gesammtinteressen des Gartenbaues. Jhg. VII.
1888. Hft. 12. p. 367.)
'Wesselowsky, W., Die Ofendarre von Gemüsen und Grünem. (Nach Barfuss
und Uslar.) 8°. 16 pag. Mit 5 Texabbildungen. St. Petersburg 1888. [Russisch.]
Wittmack, L., Billbergia X Krameriana Wittm. (B. thyrsoidea X amoena.)
(Garteuflora. Jhg. 37. 1888. Heft 24. p. 657.)
— —, Billbergia Windii hort. Makoy. Hierzu Abb. 3—5. (Gartenflora. Jhg. 38.
1889. Hft. 1. p. 7.)
Sammlungen.
Roumeguere, C., Fungi selecti exsiceati. Centurie XLVIII. (Revue Mycolo-
gique. T. XI. 1889. p. 1.)
Personalnachrichten.
Dr. Franeis Darwin, der Sohn Charles Darwin’s, bisher Lector
‚der Botanik am Trinity College von Cambridge, ist zum Professor
der Botanik am Christ College ernannt worden.
Dr. Timbal-Lagrave, einer der besten Kenner der Flora von
Languedoc und der Pyrenäen, lange Zeit Professor der Botanik
an der Ecole de medecine et de pharmacie in Toulouse, ist im
September 1388 gestorben.
96 Berichtigung und Bitte. — Inhalt.
Berichtigung und Bitte.
In dem Referat über meinen Aufsatz „Ueber die Zygosporen
einiger Conjugaten* im Botan. Centralbl. Bd. XXX VI. p. 194 ist dem
Herın Referenten leider ein störendes Versehen begegnet. Es heisst
dort unter Closterium: „Nur einmal ist es Verf. geglückt, 2 Kerne
deutlich nachzuweisen“, während ich deutlich genug ausgesprochen
zu haben glaube, dass meine Angabe sich auf zahlreiche nach ver-
schiedenen Methoden ausgeführte Beobachtungen stützt. Es sei
gestattet, hinzuzufügen, dass ich nach dem Drucke der Arbeit sehr
intensive Hämatoxylinfärbung der 2 Kerne der reifen Sporen nach
einer besonderen Methode erhalten habe.
Für die Uebersendung frischer oder fixirter Zygosporen von
Desmidiaceen in zur Untersuchung genügender Menge würde ich
den Herren Fachgenossen dankbar sein, da ich die begonnenen
Untersuchungen bisher aus Mangel an Material habe liegen lassen
müssen.
Dr. Klebahn (Bremen).
Innalt:
Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen, p. 65.
Amann, Leptotrichum glaucescens Hampe,p. 71.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
Botanischer Verein in München.
II. Ordentliche Monatssitzung
Montag den 10. December 1888.
Harz, Der Dysodil (Schluss), p. 72.
Harz, Ueber eine zweckmässige Konservirungs-
methode getrockneter Pflanzen, p. 74.
Harz, Verfahren, die Sporen der Hymenomy-
ceten auf Papier zu fixiren, p. 77.
Hartig, eine Krankheit der Weisstanne, p. 78.
Tubeuf, Lophodermium brachysporum und
Exoascus borealis, p. 79.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc.
Schwalb, Die naturgemässe Conservirung der
Pilze mit einer einleitenden Exeursion behufs
Einführung in die Pilzkunde, p. 79.
Weinzierl, Die neue Art der Untersuchung
und Controle der mehligen Kraftfuttermittel,
p- 80.
Referate:
Bateson und Darwin, On a method of studying-
geotropism., p. 88.
Campbell, Einige Notizen über die Keimung
von Marsilia aegyptiaca, p. 55.
Elliot and Trelease, Observations on Oxalis,
p-. 89.
Günther, Botanik. 3. Aufl. Th. L, p. 81.
Miliakaris, Tylogonus Agavae, p. 84.
Noll, Beitrag zur Kenntniss der physikalischen
Vorgänge, welche den Reizkrümmungen zu
Grunde liegen, p. 86.
Noll, Ueber das Leuchten der Schistostega
osmundacea Schimp., p. 85.
Palladin, Ueber Zersetzungsprodukte der Ei-
weissstoffe in den Pflanzen bei Abwesenheit
von freiem Sauerstoff, p: 88.
Schmidt, Atlas der Diatomaceenkunde.
27/30, p. 82.
Stitzenberger, Licbenes insulae Maderae, p. 84.
Wilson, Onthe relation of Sarracenia purpurea
to Sarraceria variolaris, p. 90.
Woodwarth, The apical cell of Fucus, p. 83.
Lief.
Neue Litteratur, p. 9%.
Sammlungen p. 9.
Personalnachrichten.
Dr. Francis Darwin (Professor der Botanik am
Christ College von Cambridge), p. 95.
Dr. Timbal-Lagrave (7), p- 9.
Berichtigung und Bitte p. %.
Ausgegeben: 15. Januar 1889.
ee ee nn —
Druek und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
Band XXXVI. No.+. Jahrgang X.
2" RT Re
sches Centy
ya! REFERIRENDES ORGAN 77
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
‚der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
'Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No: 4. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Bryologische Reiseskizzen aus Nordland.
Von
Dr. Oscar Burchard
aus Hamburg.
Mit 1 Skizze,
Nördlich von Drontheim gehört es zu den Seltenheiten, dass
der von Süden kommende Tourist den sicheren Pfad des Dampf-
schiffes verlässt, um sich den rauhen, meist menschenleeren und
daher fast aller Kultur entbehrenden Klüften und Fjorden des
Norwegischen Berglandes auf eigene Hand anzuvertrauen. All-
sommerlich wandert eine erbebliche Menschenschaar aus aller Herren
Länder dem reizvollen Gebiete der Mitternachtssonne zu, aber sie
hält fest an dem wellentheilenden Dampfross gleich ihrem sicheren
Hause, fern bis zum Nordkap hin, nur hier und da bei einer kurzen
Landung einen gemeinsamen Gang unternehmend — nach einem
Naturtunnel oder einem nahen Wasserfall — und der Führung des
Steuermannes folgend. Vereinzelte „Tindenbesteiger“ vielleicht,
etwa um den stolzen Sulitjelma zu bewältigen, unternehmende
Botan. Centralbl, Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII, 7
98 Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland.
Sportsmen, welche in „Norway*, ihrem Eldorado, nut eigener Aus-
rüstung in das Innere dringen — Jagens halber oder um Lachse
zu fangen an einem majestätischen „Voss“ — und auch wohl
Pioniere der Wissenschaft machen Halt an einem auserwählten
Punkte, um ihr Heil zu versuchen. Allen diesen Freunden der
Natur — denn um diese handelt es sich nun einmal immer —
kommt der schöne, lange nordische Sommertag zu statten, der alles
Sichtbare in ein reizvolles Licht hüllt, und wohl keiner, der die
erhabenen Fjorde gesehen, kommt unbefriedigt zurück aus diesem
Paradiese urwüchsiger Kraft und edelsten Genusses.
Skizze des Ranenfjordes.
Nordre Helgeland.
Mir als Naturforscher lag es seit Jahren ob, die Flora der
Moose in verschiedenen Gegenden zu studiren, und nachdem ich
die Alpen zu wiederholten Malen und in wechselnder Lage besucht,
versuchte ich es nunmehr, in neuen, noch unerforschten Punkten
der Norwegischen Westküste die Verbreitung dieser Pflanzen fest-
zustellen. Ich lenkte meine Schritte nach Drontheim und gelangte
von dort nach zweitägiger Reise in die Gegend des einen Breite-
grad südlich von Bodö gelegenen „Ranenfjordes“ der sich ungefähr
auf der Höhe des Polarkreises — also nördlicher als die Insel
Island — in den Continent hineinerstreekt, und dessen umliegende
Distrikte sich zu der Landschaft Helgeland rechnen. Der Eingang
derselben, wie die ganze Westküste von grösseren und kleineren
Inseln, sogenannten „Schaeren“, umlagert, bildet einen Fortsatz
der durch seine charakteristisch-bizarren Inselformen in Nordland
Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland. 99
bekannten Traenfjordes. Eine dieser vorgelagerten Inseln, Namens
Hannaesö, hatte ich durch die sehr gütige Vermittelung eines dort
einsam stationirten Kreisrichters Gelegenheit, zu einem längeren
Studienaufenthalte zu machen; im Uebrigen unternahm ich von dem
im Endpunkt des Rauenfjordes gelegenen Oertchen „Mo“ aus Ex-
kursionen nach den Abhängen der kolossalen Eis- und Gletscher-
feider, des Svartisen. Der Raumersparniss wegen möge beifolgende
Skizze die Topographie jener Gegend versinnlichen. Die am Ein-
gang fast nackten und unzugänglichen Felswände des Fjordes machen
im Innern desselben dunklen, aber sehr anmuthigen Bewaldungen
Platz, welche in wechselvoller Harmonie mit leuchtend grünen Wiesen-
hängen den Fjord zu einem sehr lieblichen gestalten. Bei Mo mündet
in denselben die von N.-O. kommende breite Dunderlandself, welche,
weiter oberhalb mehrere Fälle bildend, hier auf ausgedehnten
Flächen alluvialen Terrains üppige Fichten hat gedeihen lassen.
Die felslosen Wälder, nur hie und da von einem Moraste unter-
brochen, waren im Wesentlichen von gemeinen Polytrichaceen be-
standen (Polytrichum juniperinum, P. piliferum, einmal P. gracile,
Atrichum undulatum) und bergen noch Dicranum scoparium, einmal
Dicranella cerviculata, klein aber kräftig, an sandigen Stellen Bryum
pallens Sw. und Philonotis fontana, auf einem Baumstumpf einmal
sehr schönes Plagiothecium Silesiacum. An Picea excelsa, sowie an
einzelnen Stämmen von Alnus gedieh in üppigster Weise Ulota
Drummondii Brid., an Abhängen nahe dem Fjorde unter über-
hängenden Hylocomiumrasen: Webera cruda Sch. Einige Kilometer
thalaufwärts bei einem Saeter, Namens Skonseng, mündet nun ein
von N. kommendes Seitenthal, dessen Gewässer der Abfluss von
einem See , ‚Langvand“ ist, welcher mit seinen felsig-waldigen, gigan-
tischen Ufern einen Zugang bildet zum Svartisen und seinen Gletscher-
thälern. Von Mo aus jedoch kann man leicht per Kahn (eine
Brücke über die Elf besitzt der Thalweg nicht) nach dem jenseitigen
Dorf Yttern gelangen, von wo ein Pfad über eine wenige 100 Meter
hohe Wasserscheide direkt nach dem an Moosen überaus reichen
„Langvand-Thale“ bis Ytterlaendingen führt. Hier hinabsteigend
nach dem armseligen Saeter hat man plötzlich den gewaltigen
See vor sich, dessen Felswände schon von fernem Firnschnee
des Svartisen überragt werden, welcher sich allerdings mehr
und mehr enthüllt, wenn man seeaufwärts rudernd die Hütte
Hammernaes erreicht. Anfangs nämlich sind die Ufer schroff und
absolut unwegsam. Von diesem Saeter an treten die eigentlichen
Wände ein wenig zurück und wild überwucherte und bewaldete
Felsblöcke, bald sich terrassenförmig aufbauend, ermöglichen ein
allerdings wegloses und mühevolles Vordringen zu Fuss nach Nord.
Dafür aber entschädigte die Flora. Ich bewegte mich nun je nach
den Terrainschwierigkeiten bald am Ufer, bald 100 —200 m auf-
steigend über Ravnaa nach Lillevand, "beides ureinfache Alpen-
hütten oder Saeter, von wo dann das eigentliche engere Flussthal
bis Fisktjern dicht an den Absturz des blauen Gletschereises vor-
dringt, etwa 25 km von Mo.
7*F
|
100 Burchard, Bryologische Reiseskizze aus Nordland.
Von Yttern ansteigend beobachtete ich an Gneisfelsen Cyno-
dontium polycarpum Sch. und C, torquescens (Bruch.) Limp.,
dichte Rasen von Ditrichum glauceseens Hamp. und reich fruch-
tende Blindia.. Gemein waren: Tortella tortuosa L., aber meist
steril, ein Moos, welches gemeinsam mit den Racomitrien zu den
gemeinsten Arten des Nordens zählt, Racomitrium canescens Brid.,
Racomitrium lanuginosum Brid. und R. aciculare Brid., hie und da
Distichium capillaceum Br. eur. Unter überhängenden Blöcken
Webera cruda Sch., Hylocomium loreum und die gemeineren Poly-
tricha. Etwas oberhalb Hammernaes landend, gleich am Ufer des
Langvand, fand ich eine sehr viel üppigere Moosvegetation. Auf
humusbedeckten Felsblöcken sehr lang und c. fr. Dieranum elon-
gatum Schwgr. neben Cynodontium polyearpum und C. torquescens
Limp. An Baumleichen und Gestein Dicranum fuscescens Turn.
und D. scoparium mit relativ kurzen Kapseln, selten, aber schön
Cynodontium schisti Ldbg. Felswände bekleidete Hylocomium loreum
in grösserer Menge als triquetrum, massenhaft Anoectangium com-
pactum Schwr., Didymodon rubellus Br. eur., sehr vereinzelt
Dieranum Blyttü Br. eur. Horizontale Felsspalten liessen Bryum
pendulum Schp. und die reizende Webera longicolla Hedw.
üppig gedeihen, während hier und dort neben Oncophorus virens
Brid. Oncophorus Wahlenbergii Brid. auf humusbedeckten Felsen
anfing aufzutreten. Auf einem Baumstumpf gedieh seidenglänzendes
Plagiotheeium piliferum uberrime c. fr. steril in Ritzen Fissidens
osmundoides Hedw. neben Heterocladium heteropterum. Auf-
wärts schreitend findet man auf Terrassen verschiedentlich Wald-
blössen, welche, kurz vor Ravnaa und 100-200 m über dem
Seespiegel, die für Splachnaceen günstigen Bedingungen zeigen.
Nach einigem Suchen entdeckte ich dann bald sehr grosse
Rasen von Splachnum vasculosum L. mit 4—6 cm höhen Seten,
sehr reich fruchtend. Diese Art war überhaupt, wie sich nachher
zeigte, in diesem Gebiete verbreitet. Aber nur zweimal, ebenfalls.
sehr üppig, sammelte ich hier das reizende gelbe Schirmmoos, Splach-
num Juteum L., welches gleich einem Kissen weisslich-gelber Blumen
sich von weitem verriet. Jedoch vermisste ich den in Norwegen
sonst ziemlich verbreiteten Tetraplodon mnioides. Von Lillevand thal-
aufwärts gewann die Moosvegetation einen etwas anderen Charakter.
Ich ging in der Sohle des Tbales, die der breite, oftmals sich
gabelnde Gletscherbach des Svartisen einnimmt, ausgedehnte Sand-
bänke bildend. Ich hoffte hier sehr auf Aongstroemia und suchte eben-
falls vergebens Bryum Blindüi Br. eur., fand dafür aber Entschädigung
in zwei anderen seltenen Moosen, welche kilometerweise die Sand.
flächen bestanden, nämlich die reizende Webera gracilis De Not,
reich fruchtend, und ebenso eine Philonotis mit dickem, oft fast an
Amblyodon erinnerndem Kapselhalse, deren Beschreibung am Ende
der Arbeit folgt, weil ich diese Art mit keiner der bekannten Bar-
tramieen genau zu vereinigen vermag. Ebenfalls auf sandigem Sub-
strate gedieh steriles Hypnum arcuatum. In diesem Thale war
ausserdem Oncophorus Wahlenbergii Brid. gemein; nicht allein auf
Felsblöcken, sondern auch auf moorigem Untergrunde überzog dieses
Burchard, Bryologische Reiseskizze aus Nordland. 101
auffällige Moos, oft fast von schwärzlichem Aussehen, ganze Flächen,
überall reich fruchtend. Leider musste ich von diesen Seen und
Thälern, in die nur eine sehr vollkommene Ausrüstung ein weiteres
Vordringen gestattet, nur zu bald Abschied nehmen, weil sowohl
Karten als auch Transportmittel und jede Unterkunft weiterhin
fehlten. Hütten, wie sie die lobenswerten Bestrebungen der Alpen-
vereine in den südlichen Gebirgen gegründet haben, giebt es m
diesen unerschlossenen Klüften Nordlands nicht. Aber dadurch
wieder haben diese einen unbestrittenen Reiz des Neuen.
Den Ranenfjord abwärts fahrend, nahm ich, weil der Zufall es
mir bot, meinen Standort auf der dem kleinen Oertchen Naesne
am Festlande gegenüber liegenden Insel „Hannaeso“. Diese ca.
10 km lange Insel erstreckt sich mit etwa 400—500 m Erhebung
mit ihrem Kamme von West nach Ost. Nach Süden zu sanft ab-
fallend, trägt sie bis etwa 200 m Höhe niedrige, aber ziemlich dichte
Bewaldung von Alnus und Populus tremula und wird von einzelnen
Bachthälern, die höher hinauf zu tiefen Felseinschnitten in die schräg-
plateauartig ansteigende Inselmasse werden, durchschnitten. Auf dem
Plateau des Kammes hie und da kleine Vermoorungen bildend, fällt
die Insel nach N.-W., der Richtung des Traenfjordes, im schroft
senkrechten und theils unzugänglichen Felswänden nach dem Meere
zu ab, unten an der ganzen Längsseite ein schmales, aber schluchten-
reiches und an sumpfigen Wasserabstürzen reiches Küstenstreifchen
dem Fusse des Wanderers bietend. Wenige km westwärts von der
Insel liegt der schöne, Hannaesö weit an Höhe überragende Tom-
tinden, der einem Horne gleich aus der Salzflut emportaucht.
An dem von Felsblöcken umrandeten Gestade der Südseite
landend, begrüsste mich zuerst das gesuchte Schistidium maritimum,
welches an den seebespritzten Gneiss- und Granitfelsen die Hegemonie
erobert hatte. Einige Schritte landeinwärts kamen an nämlichen
Felsen reichlicher hinzu eine sehr laxe Form von Sch. apocarpum (L.)
Br. eur., Didymodon rubellus Br. eur., Tortella tortuosa (L.) Limp.,
Grimmia commutata Hüb. und seltener Gr. ovata W. et M., Hed-
wigia ceiliata Ehrh., Racomitrium canescens, meist 2 ericoides in
sehr dichten, kräftigen und, ebenso wie das feinblättrige, elegante
R. languinosum Brid., in oft reich fruchtenden Rasen. Enälich auch
Andreaea petrophila Ehrh., ebenso oft in der Normalform als in
der var. 3 rupestris Wallr. Der Weg von dem „Saura“ benannten
Wohnhause des „Sörenskrivers* führte mich, wenn nicht bergan,
um die nahe Westspitze nach der Nordseite der Insel. Dicht um
Saura rivalisirten auf Wiesen Hylocomium squarrosum und Hypnum
purum, an Felsblöcken fanden sich sehr üppig: Dicranoweisia
erispula Schp. und Dieranum scoparium. Weiteres Suchen in den
waldigen Abhängen war, wie vorauszusehen, von keinem wesent-
lichen Erfolge, nur an den Baumstänmen der Erlen und Pappeln
fanden sich noch als bemerkenswerte Moose die schon bei Mo ge-
sammelte Ulota Drummondiü und zierliches Hypnum uncinatum.
Längs der kleinen Bäche gediehen schwellende Polster von
Racomitrium fascieulare Brid. und bald in grossen schwarzgrünen
Rasen, bald in kleinen hellen Rosetten R. aciculare Brid., beide
102 Burchard, Bryologische Reiseskizze aus Nordland.
reich fruchtend, seltener R. Sudeticum Brid. c. fr. und hie und da
recht üppig und mit schönsten Früchten Grimmia patens Br. eur.
Zwischen dieser Massenvegetation zeigte sich seltener das kleine
Dieranum Blyttii Br. eur. An Felswänden, namentlich feuchten,
bildete Massenvegetation Anoectangium compactum, selten erschien
da und dort die diesem Moose habituell ziemlich ähnliche, schon
weiter südlich am Berge Torghatten*) bei Brönö von mir ge-
sammelte Grimmia torquata Grev. steril, einmal in einer humus-
reichen Höhle Zieria julacea.
Trockene, oft der Sonne ausgesetzte Felsblöcke boten noch
Ditrichum glaucescens Hampe, während am Rande des einzigen
auf Hannaesö befindlichen „Weges“ Ditrichum homomallum gedieh.
Nirgends fehlte auch Blindia. Felsen weiter westwärts, alle im
Küstenniveau, trugen massenhaft Onecophorus virens Brid., Normal-
form, und neben den gemeineren Grimmien stellte sich selten und
spärlich ein an besonnten Granitwänden: Grimmia spiralis Hook.
Auch zeigte sich in senkrechten Spalten zuweilen Conostomum bore-
ale Sw. in blaugrünen sterilen Räschen. Um die Westspitze herum
an die Nordseite gelangend, stiess ich zunächst auf ausgedehnte:
Vermoorungen, welche zwischendurch steinigem Boden Platz machten.
Die hier aus verschiedenen rötlichen Sphagnapolstern mitgenom-
menen Exemplare wiesen sich als Sphagnum rubellum Wils. aus.
Im Uebrigen legte ich auf diese Klasse von Moosen weniger Wert,
nur sammelte ich später in einer Felsschlucht noch das sehr auf-
fällige Sphagnum riparium Ängstr. Auf steinigen Gründen gedieh
Bryum pallens Sw. und in den Spalten der ersten Felswände er-
schien Bryum pendulum Schp. in zierlichen Räschen neben der
mit ihm wetteifernden Bartramia ityphyllea Brid. Weitergehend
am Rande der Felshänge entdeckte ich Dieranum fuscescens Turn.
eir., an triefenden Wänden dunkel goldbraune Rasen von Bryum
alpinum L. mit mehreren F rüchten, darüber, die Felskronen zierend,
ein kleines, sehr zierliches Cynodontium, das ich primo visu für
C. alpestre Milde hielt, welches aber zu C. torquescens (Br.) Limp.
gehörig sich erwies. Ueberhaupt scheint diese Art, welche oft für
C. alpestre gehalten und ausgegeben wurde, sich in Norwegen einer
recht weiten Verbreitung zu erfreuen. Unter überhängenden Platten
zeigte sich Heterocladium heteropterum und auf moderigem Sub-
strate ein sehr anmutiges Plagiothecium des Formenkreises denti-
culatum: P. turfaceum Ldbg. cfr., zu welchem stellenweise sich
steriler Fissidens osmundoides gesellte. An erdigen Hängen fand
ich einmal Dicranella heteromalla als unerwarteten Gast. Nun
drang ich endlich aufwärts durch eine der querliegenden Schluchten,
um die Gipfel der Insel zu erreichen, welche neben der zu er-
wartenden Flora auch einen herrlichen Blick über den sich mehr
und mehr eröffnenden Traenfjord versprachen. Ein kleiner Bach,
dem ich folgte, strotzte von bis 8 cm hohen, aber sterilen Rasen von
Dieranella squarrosa Schp. Weiter aufwärts erreichte ich einen
*) Ausser hier schon genannten Arten fand ich dicht vor dem Tunnel
dieses Berges bei 120 m Höhe noch ziemlich reichlich Dieranum Starkei W. et M..
Burcharä, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland. 105
Felskessel, dessen sumpfiges Centrum fast völlig erfüllt wurde von
herrlichen, bis 10 und 20 cm hohen Exemplaren von Sphagnum ri-
parium Aongstr. mit dicken, zottigen Aesten, stellenweise untermischt
von robustem Mnium punctatum Hdw. und die mich umgebenden
stufenweise zu erkletternden Felsen trugen eine Moosvegetation von
verlockender Ueppigkeit. Unten am Grunde derselben noch Hyp-
num cupressiforme und eine Handbreit hohe, kräftige Webera al-
bicans Schp., leider steril. In den Ritzen der Felsen zeigten sich
bei eifrigem Nachsuchen hie und da Rhabdoweisia fugax, ferner
auf Blöcken kieseligen Gesteins, gern inmitten der ihm ähnlichen
Rasen von Dicranoweisia wachsendes üppiges Dieranum Blyttii Br.
eur. und an Wänden Cynodontium polycarpum Schp., umgeben von
Hylocomium loreum. Plötzlich nahm em goldig schimmerndes,
tiefrasiges, sehr breit ausgedehntes und feinblättriges Dieranum
meine gesammte Aufmerksamkeit in Anspruch, welches ich von
fern als ein kräftiges Dieranodontium taxirte, das aber bei näherer
Besichtigung einzelne aufrechte purpurne Seten mit schief-ovalen
rothbraunen Kapseln trug und welches ich nicht kannte. An-
genehmer Weise tielen reichliche und schöne Exemplare dieses
seitenen Mooses in meine Hände, denn bei nachheriger Kenntniss-
nahme am Lunder Herbar in Süd-Schweden erwiesen sich dieselben als
Dieranum arctieum! Dieser Fund ist umsomehr ein besonderer
zu nennen, als dies hie und dort aus dem Norden citirte Moos
meist nur in höheren Gebirgslagen gefunden wurde und dieser
Standort die Höhe von 100 m über dem Meeresspiegel noch lange
nicht erreicht! Allerdings entdeckte ich weiter aufsteigend auf
dem Plateau des Kammes noch eine zweite Fundstelle dieses schönen
Mooses, allein die Exemplare daselbst waren, obwohl 400 m kaum
überschreitend, keine so üppigen und reich fruchtenden, als die
tiefer gesammelten. Weiter blickend sah ich eine kalkhaltige Wand
dicht überwuchert von Neckera crispa Hedw. st., und fand eben-
falls steriles Dieranodontium longirostre Br. eur. Durch einiges
Klettern wurde ein Felsblock erreicht, der durch den Feldstecher
betrachtet einige Grimmien zu besitzen schien, welche in der That
durch zierliche Fruchträschen von Grimmia spiralis Hook. vertreten
waren, zu der sich hier, nur ein einziges Mal beobachtet, die reizende
Ulota curvifolia Brid. gesellte. Nach Passirung einer hohen, nackten
Schlucht kamen wiederum Vermoorungen und in diesen nun fand
sich als Besonderheit abermals das schon am Festlande beobachtete
Splacknum vasculosum. Mehr und mehr dem Kamme mich nähernd
sing es über horizontale Schieferplatten und sumpfige Vertiefungen,
welche mehrere Dicraneen brachten. Zuerst und mit zahlreichen
Früchten _ auf geschlängelten Seten: Dieranum Bergeri Blandow,
bis 8 em hoch, dann weiter steriles Dieranum elongatum Schwgr.,
auf Moorgrund und am Grunde von Felsen jenes schöne Dieranum
arcticum. An einer anderen Stelle fiel ein sehr dichtrasiges, etwas
krauses Moos auf. Dasselbe hatte im einzigen Rasen nur 2—3 rost-
rote, wenige mm hohe Seten mit sehr kleinen, rund ovalen Kapseln
und erwies sich als eine Form von Oncophorus Wahlenbergii Brid.
nämlich O. compactus (Funk) Br. eur. Endlich sei noch erwähnt,
104 Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland.
dass sich an einem sehr exponirten Felsen hier ein einziges Mal
Racomitrium heterostichum Brid. fand, eine ihren Geschwistern
gegenüber hier im Norden anscheinend zurücktretende Art. Die-
selbe gedieh in niedrigen, aufrechten, an ächte Grimmien erinnern-
den Rasen und trug ihre bleichen F rüchte auf kurzen Seten. Nach
langem Gehen gewann ich eine hohe feuchte Wand, welche trotz
ihrer Exponirtheit nach N. zu eine üppige Flora barg, namentlich
allerdings an alpinen Phanerogamen*) und an dem Farne Woodsia
hyperborea. An derselben gediehen in schwellendem Rasen Distichium
capillaceum Br. eur. und Blindia neben Tortella tortuosa, jenem
Moose, welches durch sein massiges Auftreten und sein helles Grün
wohl hauptsächlich zu jener oft gerühmten Leuchtkraft bemooster
Felszacken der Lofoten und der Wände von Fjorden beiträgt. Auch
fand ich endlich hier die ersten und einzigen Früchte von Cono-
stomum, einem steril auf Hannaesö ziemlich häufigen Moose. Schliess-
lich noch Didymodon rubellus ; aber leider misslang mir trotz
vielfachen Bemühens auch hier wie sonst überall auf der Insel der
Nachweis anderer Didymodonten.
Gewisse gemeinsame Arten zeigen deutlich die Zusammen-
gehörigkeit der Flora von Festland und Insel. Jedoch tritt deut-
lich der Unterschied hervor, welcher — trotz der relativ geringen
linearen Entfernung —- durch das Insel- und Festlandsklima be-
dingt wird. Namentlich sind die Pleurocarpen ein Reagens für das
Klima. Ueberbaupt hier im Norden zurücktretend vor den Alles
antecipirenden Grimmiaceen , sind jene auf Hannaesö zu suchende
Moose. Im Inneren des Ranenfjordes gediehen stellenweise immer
noch üppige Hylocomien, manch hübsches Plagiotheeium und
Hypnum, wenn immerhin es auch trotz aller Aufmerksamkeit miss-
lang, Brachythecien nachzuweisen. Aber auf der den Stürmen aus-
gesetzten Insel kamen Hypneen nur spärlich fort, nie eigentliche
Massenvegetation bildend. Immerhin aber ist die Flora der Insel
eine reiche zu nennen, namentlich an der felsigen Nordseite, wo
stellenweise doch viele Arten gedrängt vorkommen und manche in
besonderer Ueppigkeit. Die Nähe des Golfstromes befördert alles
Lebende. Dennoch aber sucht ein arger und langer, an Nord-
stürmen reicher Winter die Küsten heim und nur die Frucht eines
kurzen Sommers ist alles, was gedeiht auf diesem arktischen Eiland.
Hiermit schliesse ich den Bericht über die Flora vom Ranen-
fjord und wende mich kurz der Aufzählung einiger auf meiner
Rückreise in Gudbrandsdalen gesammelter Moose zu, dem an Natur-
schönheiten reichen Thale der Lösna, oberhalb des Mjösen, welches
ich nach einem Plateauübergang von Koppang in Oesterdalen aus
erreichte. Auf der Strecke zwischen Kjerkestuen und Lillehammer
fand ich an den zum Theil von Nadelwald überwölbten Felsen und
Wänden, Massenvegetation bildend, Cynodontium strumiferum (Ehrh.)
*) Ein äusserst zierliches, bis 10 und 12 em hohes, oft hängendes Thalietrum,
mehrere Saxifrageen, darunter die reizende S. oppositifolia der Alpen, Azalea
procumbens, Dryas octopetala, Cerastium alpinum und eine kleine weisse, für
die Gebirge Norwegens charakteristische Draba.
Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland, 105
De Not., nirgends aber C. polycarpum und stellenweise recht üppig
in bis 5 cm hohen Rasen Ü. torquescens, wahrscheinlich die von
Lindberg aufgestellte var. brevipes. Ganz selten ist C. schisti
Ldbg. Auf Blöcken im Nadelwald war Dieranum longifolium Hedw.
gemein, überall reich fruchtend und an der Erde bisweilen D. un-
dulatum Br. eur. Hart an der Strasse an besonnten Felsen üppiges
Ditrichum glaucescens Hamp., an mehreren Stellen Gymnostomum
'rupestre Schwgr. cfr. und verborgen gleich Rhabdoweisia stellenweise
Zygodon Lapponieus Br. eur. An Wänden klomm Hypnum stella-
tum empor, während an allen Steinen neben Grimmia commutata
eine etwas auffallende, sehr kräftige Form obliqua Brid. Br. univ.
von Gr. ovata sich bemerklich machte, welche oft lebhaft grün
war und ein wenig schiefe Früchte mit meist schrägen, einseitig
‚eingerissenen Hauben besass. Endlich bemerkte ich noch eine
etwas krause Form von Bartramia Halleriana Hedw., während am
Grunde feuchter Klüfte Prachtexemplare von Timmia Austriaca
Hedw. überraschten. In ausgedehnten Sümpfen der Plateaus zwischen
Oesterdalen und Gudbrandsdalen, wo übrigens Unwetter mich am
eingehenden Sammeln hinderte, waren Sphagnum compactum Brid.,
Aulacomniump alustre Schwgr., reich ce. fr., und Paludella squarrosa
Ehrh. häufig, während zwischen Felstrümmern bisweilen dunkel-
rotes Hypnum revolvens aufliel.
Die im oberen Langvand-Thale am Svartisen gefundene Philo-
aotis zeigte folgende Beschaffenheit:
Philonotis crassicollis.
„Zweihäusig. Blüten knospenförmig, im Fusspunkt einer bis
mehrerer Innovationen. Paraphysen fadenförmig, gelblich. Rasen
ausgedehnt und mässig dicht, 2—3 cm hoch, gelbgrün, mit rost-
braunem Wurzelfilz mässig durchsetzt.
Stengel schlank und zierlich, schräg aufsteigend, rot, im
‘Querschnitt rund. Centralstrang entwickelt aus kleinzelligem,
hyalinem Meristeme bestehend. Grundgewebe locker, gelblich,
gegen die aus mehreren Schichten englumiger, sehr stark verdickter
Zellen gebildete braune Rinde plötzlich abgesetzt, welche nach
Aussen noch durch eine Reihe runder, sehr zartwandiger, hyaliner
und im Alter theilweise collabirender Zellen überdeckt ist. Blätter
aufrecht und fast anliegend, am Grunde hohl, nicht einseits-
wendig undnichtlängsfaltig, meist 1—1,2 mm lang, schmal
bis eilanzettlich, in eine sehr scharf gesägte, schlanke Spitze aus-
laufend und bis gegen die Basis durch papillös vortretende Zell-
wände entfernt crenulirt. Rippe zart, in der Spitze endigend, an
der Basis schwach gerötet und herablaufend. Im Querschnitt fast
kreisförmig, grundwärts mehr oval, mit ihrem Haupttheil auf der
Blattaussenseite liegend und aus ca. 18—20 ziemlich homogenen,
sehr mässig verdickten Zellsträngen gebildet. Lamina einschichtig
und durchsichtig, beiderseits, aber mehr an der Unterseite, durch
auf Zellquerwänden stehende Papillen verunebnet. Zellen an der
Basis oval bis längsoval, aufwärts lang rectangulär, oben prosen-
ehymatisch. Perichaetialblätter den gewöhnlichen ähnlich, nur
106 Botanische Gärten und Institute.
kürzer und ohne die schlanke Spitze. Seta 2—2!/s cm hoch, links
gedreht, glänzend rot, fein, nach oben zu an Dicke ab-
nehmend. Kapsel braun, schwach übergebogen, mit dickem
scharf abgesetztem Halse. Hals nach oben zu buckelig,
oft fast spitz, von äusserst charakteristischem Habitus. Exothecium
mässig derbhäutig, fein längsfurchig, entdeckelt unter der Mündung
nicht verengt. Ring nicht differenzirt, nur durch einige bleibende
Reihen kurz-querrectangulärer Zellen angedeutet. Deckel rotbraun,
relativ hoch und scharf gespitzt, glattrandig. Peristom doppelt,
das äussere rotbraun mit stark nachı innen vorspringenden Quer-
leisten, die Zähne der inneren gelblich, zarthäutig, papillös, etwas
breiter als die äusseren und daher beiderseits etwas vortretend,
/a—!/s von der Spitze zwei und mehrtheilig. Sporen oval bis
nierenförmig, im Mittel 0,025 mm lang und 0,019 mm breit, braun
und gekörnt*).
Aachen im December 1388.
Botanische Gärten und Institute.
Westermaier, Max., Die wissenschaftlichen Arbeiten
des Botanisehen Instirass der KMUnIverattattze
Berlin in den ersten 10 Jahren seines Bestehens.
8°. 65 pp. Berlin (Springer) 18853. M. 1.40.
Verf. stellt sich die Aufgabe, ein Bild von der wissenschaft-
lichen Thätigkeit des Berliner Botanischen Instituts zu skizziren.-
Das Institut ist 1578 von S. Schwendener errichtet worden;
alle Arbeiten, die daraus hervorgegangen sind, tragen daher den
Stempel seines Geistes, d.h. sie bewegen sich in der von Schwen-
dener mit seinem „mechanischen Prinzip" (1874) inaugurirten
neuen anatomisch - physiologischen Forschungsrichtung. Die De-
cenniumsschrift ist also speziell der Schwendener’schen Schule
und ihren Leistungen gewidmet. Sie giebt aber nicht bloss eine
chronologische Aufzählung der gelieferten Arbeiten, sondern be-
müht sich auch, den inneren Zusammenhang derselben erkennen
zu lassen. In fünf Kapiteln, von denen das erste aus naheliegenden
Gründen das umfangreichste ist, werden die Forschungsergebnisse
1. der physiologischen Anatomie, 2. entwicklungsgeschichtlicher
Untersuchungen, 3. über Physiologie des Wachstums, 4. über
Physiologie der Bewegungserscheinungen und 5. aus der Molekular-
physik besprochen. Wenn Ref. richtig gezählt hat, so haben sich
ausser Schwendener 54 Forscher mit insgesammt 95 Arbeiten
an der „Vertiefung unserer Einsicht in die Zweckmässigkeit des
inneren Baues der pflanzlichen Geschöpfe“ betheiligt. Wenn Verf.
* Pr) > . ” .
) Von sämmtlichen genannten Moosen gebe ich Exemplare im Austausch oder
50 Arten für Mk. 10 aus. Hamburg, Magdalenenstrasse 22.
Botanische Gärten und Institute. 107
schon die Resultate der mannigfaltigen Publikationen in gedrängter
Kürze zusammenfasst und damit die Summe der gewonnenen wissen-
schaftlichen Fortschritte zieht, so kann es nicht Sache des Ref.
sein, das Extrakt nochmals zu destilliren. Ref. muss also auf die
Schrift selbst verweisen. Dass dem Veırf., als einem begeisterten
und hervorragenden Vertreter der Schwendener’schen Forschungs-
richtung scharfe Ausdrücke in der Vertheidigung der neuen Lehre
von den harmonischen Wechselbeziehungen zwischen anatomischem
Bau und physiologischer Funktion mit unterlaufen, ist wohl erklär-
lich. Die Schrift orientirt über die Leistungen der Schwen-
dener’schen Schule und ist ein erwünschter und wertvoller Bei-
trag zur Geschichte der Botanik.
Horn (Cassel).
Clos. D., Le jardin des plantes de Toulouse et la bota-
nique locale et pyrendeenne. (Extrait du volume imtitule:
Toulouse, publie ä l’occasion de la seizieme session de l’Asso-
eiation francaise pour l’Avancement des Sciences.) 8°. 18 pp.
Toulouse (E. Privat) 1887.
Abriss einer Geschichte der Botanik, soweit die Toulouser-
Akademie, der dortige botanische Garten und die dortigen Botaniker
in Betracht kommen. Wir begegnen schon 1677 in Franz Bayle
einem Manne, dessen botanisches Verdienst nur durch jenes ver-
dunkelt wurde, das er sich als Arzt erwarb. 1729 wurde die
Akademie von Toulouse und der botanische Garten gegründet; es.
folgen der Reihe nach die Botaniker Gouaze, Gardeil, Dunber-
nard (1758), Pourret, Parmentier und vor Allen Picot de
Lapeyrouse (1749—1S18), denen die lokale Botanik, zum Theil
sogar die universelle Botanik so viel zu verdanken hat. Bent-
ham (1826), Endress (1832), Duchartre (1832), Robert:
Spruce (1847), C. Mueller (1854), Nylander (1853), Zetter-
stedt (1356), Philippe (1859), Dulac (1867) veröffentlichten
der Reihe nach Abhandlungen über Phanerogamen oder Krypto-
gamen der Pyrenäen, während die langjährige Arbeit von Bubani
bisher noch nicht erschienen ist; die Societe botanique de France:
tagte 1864 in Toulouse und Luchon und liess darüber einen Be-
richt veröffentlichen.
Eigenartig, wie in vieler Richtung, war in der Botanik Mo--
quin-Tandon, der 1834 nach Toulouse kam und durch seine
Monographie der Chenopodiaceen, sowie die Pflanzen-Teratologie-
bekannt ist.
Die rein lokale Botanik lieferte 1311 die erste Flora von Tou-
louse durch Tournon, welcher sich erst 1336 die flore abregee-
de Toulouse von Serres anreihte. Hierauf erschienen aber im:
rascher Folge die Floren von Noulet (Bassin sous -pyreneen),.
Noulet et Dassier (champignons comestibles et veneneux 1333),.
Noulet (flore analytique de Toulouse 1855; edit. 3. 1884), Ar-
rondeau (flore toulousaine 1856) und andere Arbeiten. Vor Allen:
thätig war jedoch Timbal-Lagrave, welcher zahlreiche Ab-
108 Botanische Gärten und Institute.
handlungen über die aquitanische Flora (theilweise zusammen mit
‚Jeanbernat) veröffentlicht hat und noch thätig ist.
Das Herbar der Akademie wuchs in den Jahren beträchtlich
an, es zählt jetzt 32,000 Arten in 660 Päcken; die Gattungen in
‚den Familien und die Arten innerhalb der Gattungen sind alpha-
betisch geordnet: ein stets im Laufenden erhaltener Catalog er-
möglicht jede Uebersicht; der botanische Garten, welcher mehr-
‚mals übersiedelt werden musste, veröffentlicht seit 1856 (bis 1887)
Cataloge in ziemlich regelmässiger Folge und besitzt eine ansehn-
liche botanische Bibliothek, deren wichtigste Werke Verf. ver-
"zeichnet.
Freyn (Prag).
Arthur, J. C., Report ofthe botanist ofthe New-York
agricultural experiment station, Geneva N. Y. [Ex-
tracted from the 2d edition of the 5th annual report for 1886.}
8°. Albany (The Argus Company, pr.) 1887.
Der Bericht behandelt folgende Themata: 1. Pear blight,
“2. Rotting of tomatoes, 3. Disease of clover-leaf weevil, 4. Mildew
-of strawberries, 5. Plum leaf fungus, 6. Weed statistics, 7. Im-
portant articles on pear blight. — Die mit dem unbestimmten
Namen blight bezeichnete Infektionskrankheit der Pomaceen hat
‚drüben, wie aus Abschnitt 7 hervorgeht, schon seit Ende des
vorigen Jahrhunderts eine immer mehr anschwellende Literatur er-
zeugt; sie wird auch voraussichtlich noch längere Zeit die ameri-
kanischen Gelehrten beschäftigen. Bekanntlich hat der Birnbaum
mehr als der Apfelbaum unter der Krankheit zu leiden. Der
‘Grund dafür wird in dem grösseren Wassergehalt des Splintholzes
‚gefunden. Es sind auf diesen Wassergehalt hin denn auch die
verschiedenen Birnsorten mit Rücksicht anf ihre verschiedene In-
fektionsfähigkeit geprüft worden, doch sind die Resultate nicht
‚ganz klar und zweifelsohne. Der gegenwärtige Stand der „pear
blight“-Frage ist folgender:
Der Beweis, dass der von T. J. Burrill in 1882 entdeckte
Microcoecus amylovorus Burr. der Krankheitserreger sei, scheint
unter Erfüllung der vier Koch’schen Postulate erbracht zu sein.
Der Parasit befällt mit Vorliebe die Pomaceen; andere Bäume,
‘wie Sambucus Canadensis, Populus alba und balsamifera var., er-
wiesen sich gegen künstliche Infektion immun. Die Bakterien ge-
-deihen in Gegenwart ziemlich erheblicher Mengen von Fruchtsäuren,
woraus ihre Fähigkeit erhellt, in den sauren Geweben der lebenden
Pflanze (Zweige und Früchte) zu schmarotzen. Den darin ent-
haltenen Zucker verwandeln sie in Gummi (?), bewirken also eine
schleimige Gährung. Giftige Eigenschaften kommen dem M. amy-
lovorus nicht zu. Er hat die Fähigkeit, im Wasser oder feuchtem
Erdreich zu überwintern. Junge, rasch gewachsene Triebe mit
‚succulenten Geweben werden am ehesten vom pear blight befallen.
— Ueber die Morphologie, Vegetation und Vermehrung des Mikro-
kokkus, sowie über seine systematische Stellung ist im Bericht
michts angegeben; nur die Zoogloeenbildung ist kurz erwähnt und
Botanische Gärten und Institute. 109
durch einige mangelhafte Abbildungen illustrirt. Vert. verweist
auf seine History and biology of pear blight. (Proc. Phila. Acad.
Nat. Sci. 1886.)
Der nächste Abschnitt des Berichts gedenkt mit wenigen Worten
der Fäulniss der Tomaten. Die weiche Fäulniss „soft rot“ der:
reifen Früchte soll Wirkung einer sauren Fermentation sein; ob und
welche Mikroorganismen dieselbe hervorrufen, wird nicht gesagt.-
Sodann giebt Verf. einige ergänzende Bemerkungen über den
von ihm in 1885 beschriebenen Pilz Entomophthora Phytonomi.
Arth., welcher die Larven von Phytonomus punctatus befällt. Das
Mycelium soll mit den Larven selbst überwintern, Dauersporen:
sind bisher nicht gefunden. Die Keimung der Sommersporen an
der Oberfläche des Wassers oder in feuchter Luft ist auffallend.
„Instead of at once produeing mycelium they send out a short
slender pedicel from one side, which bears a solitary minute spore.“
Eine ähnliche Bildung von Sekundärsporen ist nach Winter von:
E. Muscae bekannt.
Ueber den Mehlthau der Erdbeere, verursacht durch Sphaero-
theca Castagnei Lev., wird nichts Neues mitgetheilt. Als Mittel.
zu seiner Bekämpfung empßehlt Verf. Schwefelkalium.
Bezüglich des „Plum-leaf fungus“, Septoria cerasina Peck, muss-
auf das Original verwiesen werden. Hervorzuheben ist nur, dass
dreierlei Sporen gebildet werden: 1. Septoria-Sporen im Sommer,
2. Phoma-artige im Winter und 3. Ascosporen im Frühling. Verf.
ist geneigt, den Phoma-Sporen eine sexuelle Bedeutung beizulegen
und zwar sollen sie das männliche Element bei der Erzeugung des-
Ascusstromas repräsentiren (?). Das Vorkommen des Pilzes scheint:
auf Amerika beschränkt zu sein.
Horn (Cassel).
Halsted, Byron D., Bulletin from the botanical depart--
ment ofthe State Agricultural College. 8°. 118 pp.
Ames, Jowa 1888.
Dem ziemlich ausführlichen und umfangreichen Jahresbericht.
aus der botanischen Abtheilung der Landwirtschaftsschule zu Ames-
entnimmt Ref. folgende ihm bemerkenswert erschienenen Einzelheiten.
Die ausserordentliche Trockenheit des Jahres 1887 {vom
1. März’ bis 1. September fielen in Jowa 38,32 Zoll (Am.)
Regen, im Monatsdurchschnitt also 1,39 Zoll) hat die Vegetation
der Prairie nach verschiedenen Richtungen hin beeinflusst. Der
allgemeinen Dürre widerstanden am besten natürlicher Weise die
tiefwurzelnden Pflanzen mit verhältnissmässig kleinen Blattspreiten.
Andere fristeten unter Habitusveränderungen ein kümmerlich Dasein,-
oder gingen gänzlich ein. Eine für die Gärtner wenig erfreuliche
Ausnahme machte die succulente Portulacca oleracea L., die die.
von anderen Unkräutern geräumten Plätze okkupirte. Silphium.
laciniatum L. blieb unter dem Einfluss der Trockenkeit klein, die-
Blätter waren schmal, hatten wenig Mesophyll und zeigten nicht
die bekannte Polarität der „Kompasspflanze“.
110 Botanische Gärten und Institute.
Von Kulturgewächsen gediehen trotz der Trockniss Poa pratense
L. und besonders Trifolium pratense L., zweifellos infolge ihres‘
tiefgehenden Wurzelsystems. Dasselbe gilt vom „Indian corn“, dem
Mais, dessen Blätter sich ausserdem durch zimmetrindenartiges Einrollen
den abnormen Verhältnissen akkommodirten. Die subtropische Natur
dieser Pflanze offenbart sich auch darin. Bei genügender Feuchtig-
keit verlaufen die Wurzeln nahe unter der Oberfläche des Bodens,
in trockenen Zeiten suchen sie die Tiefe auf. Der Landmann ent-
nimmt hieraus die Lehre, den Boden möglichst tief umzuackern.
Als dann nach der sechsmonatlichen Dürre die Septemberregen
eintraten, da wurde der Herbst zum Frühling. Die ganze Prairie
ergrünte. Veilchen, Anemonen und Oxalis sprangen auf, die Aepfel-
bäume trugen Früchte und Blüten zugleich, und auch der Schnee-
ball entfaltete zwischen vergilbenden Blättern seine weisstrahlenden
Trugdolden.
Die bezüglich der niedern Pflanzenschmarotzer gesammelten
Beobachtungen haben ergeben, dass die Ustilagineen von der Trocken-
heit viel weniger beeinflusst werden als die Peronosporeen. Aus
allen Theilen des Staates kamen Klagen über Ustilago Zeae-Mays
Wint. Verf. schreibt: „In short, 1887 is set down among the
farmers as a ‚smut year‘ *.,
Eine Erklärung für diese auffallende Erscheinung findet Verf.
darin, dass durch die Trockenheit die Widerstandsfähigkeit der
Wirtspflanzen gegen den Parasiten geschwächt wurde.
Die Peronosporeen hingegen waren weniger häufig. Sie gedeihen
zweifellos in feuchten Jahren am besten. Doch scheint die Gattung
Cystopus weniger unter der Trockenheit zu leiden, als Peronospora.
Letztere fand sich nur auf saftigen Pflanzen längs der Wasserläufe
(z. B. P. sordida Berk. auf Scerophularia nodosa L., P. Halstedii
Farlow auf Bidens frondosa L. und anderen in Flussbetten wachsenden
Bidens-Arten). P. viticola und Phytophthora infestans fehlten in
diesem Jahre gänzlich.
Soviel über die Vegetation im Zusammenhange mit der Dürre
des Sommers 1887. Die physiologischen Studien im Institut selber
haben verschiedene interessante Ergebnisse gebracht, bezüglich
deren in der Hauptsache auf den Bericht selbst verwiesen werden
muss. Einzelnes sei herausgehoben. Für das Studium der Proto-
plasmabewegung während der ganzen Vegetationsperiode werden
empfohlen: die Trichome an der Basis der Corolla von Mertensia
Virginica DC. und Phlox divaricata L. (Frühling) ; die Trichome
an den Stamina von Linaria vulgaris L. und Lobelia syphilitica L.
(Sommer); endlich die Trichome an der Basis der Petalen von
Viola palmata L. und der Varietät eucullata Gray (Herbst). Letztere
Spezies blühen sehr oft spät im Oktober.
Im Anschluss hieran möge auf die zwischen den Antheren der
Cucurbitaceen befindlichen, trichomartigen Oeldrüsen hin-
gewiesen werden, deren für die verschiedenen F ormen charakteristische
Gestalt zur Diagnose der Arten und Varietäten dienen kann. Die
physiologische Funktion dieser Gebilde ist leicht einzusehen. Ihre
Entwicklung geschieht gleichzeitig mit der Pollenproduktion. Die
Botan. Gärten u. Institute. — Instrumente, Präpar.- u. Conservationsmeth. 111
aufspringenden Antherenwände oder auch honigsuchende Insekten
brechen die ein- oder mehrzellige Spitze ab, so dass sich das Oel
aus der grossen Basalzelle ergiesst, die Pollenkörner befeuchtet und
adhäsiv macht, so dass sie trotz ihrer Grösse leicht transportabel sind.
Eine weitere Untersuchung hat die Reizbarkeit und Ana-
tomie der Grannen von Stipa sparta Trin. zum Gegenstande. Dass
Hunde eine grosse Scheu vor diesem „porceupine grass“ an den
Tag legen und Schafe durch die Grannen ums Leben gekommen
sind, ist schon von andern Stipa-Arten bekannt geworden, wird
aber auch hier bestätigt. — Ueber die intensive Reizbarkeit der
Staubfäden von Portulacca oleracea und grandiflora L. hat eine
mikroskopische Forschung keine Aufklärung gebracht.
Der bekannte Dimorphismus der Lytlrum-Blüten hat
Veranlassung gegeben, die Pollenkörner der lang- und kurzstieligen
Antheren unter sich und mit den Narbenoberflächen der entsprechenden
Pistille zu vergleichen (spez. bei L. elatum Pursh.). Die Pollen-
körner der kurzen Stamina sind kleiner (um '/s des Durchmessers),
als die der langen, ausserdem farblos, während die andern schön
blassgrün aussehen. Entsprechend sind die Narben der langgriffeligen
Form halbkugelförmig und doppelt so breit, als die der kleingriffeligen
Form, welche ausserdem mehr eben ist. Dasselbe Grössenverhältniss
besteht zwischen den Längen der Papillen. Die der langgriffeligen
Form sind gleichmässig dick, 5—6 mal so lang als breit, die der
kurzgriffeligen aber birnförmig, aus breiter Basis sich verjüngend.
Pollen beider Arten wurden auf derselben Narbe gefunden, doch war
in der Regel der dichogamisch zugehörige in grösserer Menge vor-
handen und aktiver.
Eine grosse Reihe weiterer Pollenuntersuchungen sind angestellt
worden, auf die Ref. hier aus Raummangel nicht weiter eingehen
kann. Erwähnt sei nur, dass im Pollen von Sambucus race-
mosa drei Nuclei gefunden wurden. Als das bei weitem beste
Kernfärbemittel befürwortet Verf. das Azorubin, gegen welches die
von Strasburger empfohlene Methylgrün-Essigsäure keinen Ver-
gleich aushalten soll. (Der Artikel „Three Nuclei in Pollen Grains“
ist übrigens auch in Botan. Gazette, Dezemberheft 1887, erschienen).
Endlich beschreibt Verf. noch den Heliotropismus der
Spargelstengel (In looking toward the north over a large area of
asparagus stems this heliotropie property is evident to any one etc.),
sowie der Blätter von Malva borealis Wall. Letztere Pflanze ist
unter dem Titel „A Plant Heliostat* in der Botanical Gazette 1887,
p- 32—83 abgehandelt worden. Horn (Cassel).
Instrumente. Präparations- u. Gonserva-
tionsmethoden.
Verschaffelt, J. Het nut der photomierographie bij de studie der plantenkunde.
(Botanisch Jaarboek uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea
te Gent. I. 1889. p. 219.)
112
Referate.
Askenasy, E., Algen. Mit Unterstützung der Herren E. Bornet,
A. Grunow, P. Hariot, M. Möbius, 0. Nordstedt bearbeitet.
Mit 12 Tfln. (Forschungsreise S. M. S. „Gazelle“. Theil IV.
Botanik. Red. von A. Engler.) 4°. 58 pp. Berlin (Mittler
& Sohn) 1888.
Da dieses Werk vermutlich vielen Botanikern nicht zu
Gesicht kommt, so dürfte ein etwas längeres. Referat darüber
gerechtfertigt sein, um so mehr, als einige interessante Gattungen
wie Halimeda, Ectocarpus, Sargassum, Galaxaura, so
weit Arten davon gesammelt waren, hier sehr gründlich bearbeitet,
speciell von Halimeda und Galaxaura die morphologischen
und anatomischen Verhältnisse zum ersten Mal genauer beschrieben
werden.
Die Algen werden in der Reihenfolge Cyano-, Chloro-,
Phaeo-, Rhodophyceae aufgeführt, bezw. beschrieben.
Die Cyanophyceae sind nur durch Nostocaceae mit
8 (10?) Gattungen vertreten.
Neu ist:
Mierochaete Vitiensis, die sich von M. grisea Thur. durch lockere
Rasen und dickere, gewundenere Fäden unterscheidet:
„Caespitosa, strato laxo tomentoso, filis mm. vix attingentibus, 7—9 # erassis,.
basi curvatis, incrassatis, erectis, flexuosis. Vagina tenui, arcta, hyalina, in filis
vetustioribus ocreata. Trichomatibus 5—6 « crassis. Artieulis diametro paulo
brevioribus. Heterocysta basilari. — Hab. ad Algas oceani paeifiei oceidentalis:
pr. ins. Vitiensem Matuku.“
Unter den Chlorophyceae werden zuerst eine Anzahl im
süssen Wasser gesammelter Conjugatae angeführt, darunter neu:
Gymnozyga longicollis Nordst.
„G. cellulis cylindraceo-osculiformibus, medio strietura fere occulta, laevissime-
bidentatis, diametro circa triplo longioribus, semicellulis e basi lata ad medium
sensim attenuatis, ibique strietura levissima instructis, inde ceylindraceis, striis
longitudinalibus in utraque semicellula eirca 22 (a fronte vis. circa 10). Lat.
cell. 24 4, long. 64—82 u, lat. apieis 18 . — Liberia, ad urbem Monroviam.
Von den Confervaceae sind Cladophora-Arten am
reichlichsten vertreten. Neu ist:
Anadyomene reticulata Ask., welche von dem Gattungstypus dadurch
abweicht, dass der Thallus keine zusammenhängende Fläche, sondern ein Netz,
wie Mierodictyon (das auch gesammelt wurde) bildet; die Anordnung der:
Zweige indessen bestimmte den Verf., die Alge zu Anadyomene, deren
Gattungsdiagnose danach etwas zu verändern wäre, zu stellen.
„Thallus 5—6 mm in diametro, filo articulato repetito-ramificato constitutus.
Articuli in parte superiore 3 ad 7 ramos flabellatim dispositos gerentes; rami
peripherici liberi, interiores in rete laxe areolatum connati. — Australia occiden-
talis, ad ins. Dirk Hartog.“
Die Ulvaceae sind durch 3 Ulva-Arten vertreten.
Die Characeae enthalten die Gattungen Nitella (5 sp.),
Tolypella (1) und Chara (4) sp.) Neu ist:
Nitella dualis Nordst.,, zu den Polyarthrodactylae gehörig.
„Subspecies N. myriothricae A. Br. Folia sterilia triplicato-, rarius partim
quadruplicato-divisa. Divisio prima et secunda in radios 5—7, tertia in 4—7,
Algen. 115
quarta in 3—4. Segmenta ultima foliorum tam fertilium quam sterilium bicellu-
laria, cellula ultima, non tumida, elongata, acnminata, non mucroniformi, quam
cellula penultima dimidio eirciter breviore.
Von den Dietyosphaeriaceae wird die interessante Dietyo-
sphaeria farulosa (Ag.) Decaisne ausführlich beschrieben. Sie
besteht aus grossen (/s—2 mm) Zellen, zwischen die von beiden
Seiten mehrere Etagen sehr kleiner Zellen eingekeilt sind. Letztere
zeigen eine sehr eigenthümliche Wandstruktur (s. Original). Die
Neubildung des Thallus erfolgt in grossen, kugeligen Zellen am
Rande durch Theilung ihres Inhaltes; genauer konnte der Vorgang
nicht verfolgt werden.
Die jungen Exemplare besitzen die Form geschlossener Säcke,
die sicher aus der Fächerung grosser Zellen herorgegangen sind.
In den Zellen finden sich zahlreiche Zellkerne, Stärkekörner und
eigentümliche bräunliche, stickstoffhaltige Körper von elliptischer
Form.
Die Codieae sind reichlich vertreten. Zunächst ist bemerkens-
wert Chlorodesmis comosa Bailey et Harvey. Im Gegensatz
zu@runow und Sonder fand Verf. bei dieser Alge keine wirklichen
Querwände, weshalb sie mit Bryopsis am nächsten verwandt
sein dürfte.
Codium difforme Kütz. wird nach Verf. mit Recht als
eine von Ü. adhaerens wohl unterschiedene Species angesehen. Sie
zeichnet sich aus durch grössere Sporangien und grössere pallisaden-
förmige Rindenschläuche, welche nicht in festem Zusammenhang
mit einander stehen. Aus dem unteren Ende der meisten dieser
Schläuche entspringt je ein längerer, engerer Faden, der in dem
Innern des Thallus blind endigt.
Bei C. tomentosum (Huds.) Stackh. finden sich in den
Verbindungsschläuchen (zwischen Rinde und Mark) hier und da
Scheidewände. Zwischen den Schläuchen wächst eine grosse An-
zahl fremder Algen.
Halimeda ist genau studirt und beschrieben worden. Der
Thallus besteht bekanntlich aus einzelnen, durch Gelenke verbundenen
Gliedern. Diese werden durchzogen von einem Bündel Markschläuche
die sich meist trichotomisch theilen: der mittlere Ast setzt den
Markfaden fort, die seitlichen liefern in ihren Auszweigungen die
Rinde. Dieselbe zerfällt in eine Subeortical- und Corticalschicht;
die Glieder der letzteren entspringen mit einem Stiel zu mehreren
aus einem Glied der ersteren. Gestalt und Grösse der Rinden-
schläuche ist für die meisten Arten sehr charakteristisch. Die
Markschläuche sind an den Gelenken mit einander verwachsen und
communieiren sogar durch Löcher in der Membran. Am ruhenden
Scheitel endigen sie in derselben Ebene wie die Rindenzellen
zeichnen sich aber durch ihre Grösse aus. Wenn ein neues Glied
gebildet wird, so sprossen sie aus, wobei die äussere Membranschicht
von der inneren durchbrochen wird. Fast immer tritt eine Ver-
kalkung des Thallus ein, von der aber die Aussenflächen der Rinden-
zellen immer, ihre Seitenflächen häufig frei bleiben. Mit dem Alter
schreitet die Verkalkung von aussen nach innen fort, so dass um
Botan. Centralbl. Jahrg, X. 1889. Bd. XXXVIE. 3
114 Algen.
die immer unverkalkt bleibenden Marklıyphen eine dicke, von den
Rindenschläuchen durchsetzte Kalkplatte entsteht. Auch die Gelenke
können in den ältesten Theilen verkalken. Die Glieder wachsen
nachträglich noch in die Dicke durch reichliche Vermehrung der Rinden-
schläuche. Von den Schläuchen des untersten Gliedes entspringen
zahlreiche Rhizoiden. Chlorophylikörner und Stärke kommen in
allen Theilen des Thallus vor. Gesammelt wurden:
H. euneata Kütz. (Ins. Anachoretorum); von anderen Halimeden mit flachen
Gliedern durch die fast geradlinig verlaufenden seitlichen Umrisslinien des Gliedes
unterschieden.
H. inerassata (EIl. et Sol.) Lamour. (Ins. Vitiensis, Matuku.)
H. Opuntia (EIl. et Sol.) Lamour. (Ins. Vitiensis, Matuku. — Ins. Neu-
Hannover).
H. Opuntia var. macropus Ask. nov. var., von der gewöhnlichen Form
dureh die bedeutende Grösse der Rindenschläuche unterschieden.
„H. macrophysa Ask. nov. spec. Articuli plani deltoideo-rotundati,
inargine iutegro, incrassato, medio sulcato. Utrieuli corticales pro genere maximi,
eylindrice-claviformes, 0.21 mm longi, 0.15 mm diametro; membrana laterali
totaliter ealcarea (et ideirco acido immersi totaliter soluti diseedunt). — Ins.
Vitiensis, Matuku.* Die Rindenschläuche verwachsen also hier auch nicht mit
den Seitenwänden, sondern sind nur durch die Kalkgürtel verbunden.
H. macroloba Deen. (Australia occidentalis, ad ins. Dirk, Har tog.) Bei
dieser Art ist nur in den ältesten Gliedern Kalk in unbedeutender Menge aus-
geschieden.
Von Caulerpaceae sind 8 Arten aufgeführt, darunter eine
neue:
Caulerpa delicatula Grunow. — „Ad Tr. IX. Lycopodioideae J. Ag.
pertinens. Omnium tenuissima, rachide filitormi, ramentis erecto-patentibus, densis,
linearibus arcuatis, breviter subacuminatis, multifariis. — Australia occidentalis,
ad ins. Dirk. Hartog. Ins. Anachoretorum. Am nächsten mit C. Brownii ver-
wandt.
Unter ©. peltata Lamour. werden auch einige Exemplare
beschrieben, die von der typischen Form etwas abweichend vielleicht
als C. Chemnitzia (Esp.) anzusehen sind. Diese stellt einen Ueber-
gang zu Ü. clavifera dar, wie denn solche Uebergänge bei den
Caulerpen nach Verf. recht häufig zu sein scheinen.
Phaeophyceae: Phaeozoosporeae: Ectocarpeae.
Die von der „Gazelle“ gesammelten Eetocarpen sind, soweit sie in
guten Exemplaren vorlagen, sämmtlich beschrieben und (in ihren
wichtigen Theilen) abgebildet.
Ectocarpus geminatus Hook. f. et Harv. Aeste und Sporangien immer
paarweis einander opponirt, aus demselben Gliede der Hauptachse entspringend ;
mit dauerndem intercalarem Wachstum. Eine etwas abweichende Form wurde
reichlich zwischen den Schläuchen des Codium difforme vegetirend gefunden.
E. Constaneiae Hariot nov. spec. „Fronde caespitosa, caespite denso,
brevi; filis primariis erectis, apice nudis, ad medium parce ramosis, ramis sparsis,
quoquoversum egredientibus, erecto patentibus. Sporangiis pluriloeularibus
cireumseriptione laneiformibus obtusis, inferioribus saepe longe pedicellatis,
superioribus sessilibus. — Ins. Kerguelen.“ Charakteristisch ist auch die bogen-
förmige Zurückkrümmung der jüngeren Aeste, welche bei älteren Exemplaren
nicht mehr vorhanden ist.
E. eonfervoides var.? (Roth) Le Jolis. Mit drei verschiedenen Sporangium-
formen, die allerdings vielleicht nur auf verschiedenem Alterszustand beruhen.
E. fasciculatus (Grif.) Harv. var. macrospora nov. var. Australia
oceidentalis. Die pluriloeulären Sporangien durchschnittlich 16 « lang und 26 #
breit, der durchschnittliche Durchmesser einer Sporenmutterzelle beträgt 12 2.
Algen. 115
E. Indicus Sonder. Bei jungen Pflanzen führen die meisten Zellen feste
Inhaltsstoffe, bei älteren Pflanzen erscheinen alle Zellen bis auf die Sporangien
entleert, so dass offenbar zu deren Bildung der gesammte Inhalt verbraucht
wird und die Pflanze nach der Sporenentleerung abstirbt.
E. simpliciuseulus Ag. Besonders charakteristisch ist das Vorhandensein
eines lange Zeit thätigen intercalaren Vegetationspunktes.
E. terminalis? Kütz. Zwischen den Schläuchen von Codium tomentosum
gefunden.
Sphacelaria funicularis Mont. Fretum Magellanicum. Ins. Kerguelen.
Sph. Novae Hollandiae Sonder. Australia occidentalis.
Sph. fureigera Kütz. — Australia. Bei dieser Species geben sich die
Brutknospen sehr deutlich als modifieirte Zweige zu erkennen. Diese Art ist
von der vorigen im sterilen Zustand nicht ganz sicher zu unterscheiden.
Von Punctarieae wurde Desmarestia viridis Lam.
(nebst # distans Hook. et Harv.) und D. Rossii gefunden. Die
Aeste der Desmarestien sind von einer charakteristischen centralen
Zellreihe durchzogen.
Aus den Mesogloeaceae sei Myriocladia Sciurus Harv.
erwähnt. Das Wachstum ist ausgeprägt trichothallisch. Nach
Verf. ist die Gattung Myriocladia kaum als sicher begründet zu
betrachten, und besonders M. Sciurus zeigt in den Sporangien
Aehnlichkeit mit Mesogloea Natalensis Kütz.
Von Laminarieae ist nur Macrocystis pyrifera Ag.
angeführt.
Von Fucaceae sind einige nur namentlich angeführt, andere
werden beschrieben und einige neue Arten aufgestellt.
Zwischen Sargassum und Cystophyllum in der
Mitte steht:
*C. nothum Grun. nov. spec. „C. caule teretiuseulo vel subangulato,
spinulis brevibus obtusis sparsim vestito, inter ramulos superiores alternantes et
distantes plerumque flexuoso; foliis inferioribus acute-dentatis, nervo percursis,
dense et valde conspicue glandulosis, e basi angusta cuneata late-lanceolatis,
superioribus sensim angustioribus, lineari-lanceolatis, supremis fere omnibus in
vesiculas transmutatis; vesiculis parvis, elliptieis, conspieue glandulosis, stipite
ipsis aequali vel longiore suffultis, mucrone longo lineari, biseriatim glanduloso
vel saepe parum latiore, denticulato, foliaceo, terminatis; receptaculis minutis
lanceolatis, in stipite subfastigiatim ramoso terminalibus, laevibus. Color plantae
exsiccatae obscure fuscus. — Australia occid., pr. ins. Montebello, in mari alto.“*
Sargassum Peronii (Mertens) Ag. In den Conceptakeln nur Oogonien
oder wenige Oogonien neben zahlreichen Antheridien, in allen lange Fäden, so
dass Fruchthöhlen und Fasergrübchen vereinigt erscheinen.
S. tenue J. Ag. var. acrocysta Grun. nov. var. „Die Varietät unter-
scheidet sich vom typischen S. tenue durch etwas breitere Blätter, oft zugespitzte
Luftblasen und weniger tief gezähnte Receptakel.
*S. carpophyllum J. Ag.
S. carpophyllum var. leptophyllum Grun. nov. var., eine oft sehr
schmalblätterige Form von S. carpophyllum.
*S. flavicans (Mert.) Ag. var. Moretonensis Grun. Diese Form ist
dem $. carpophyllum ähnlich, wird aber wegen der kurzen stumpfen Blätter
zu S. flavicans gestellt.
S. pulchellum Grun. nov. spec. „Dioieum; caule....; ramis tenuibus,
teretiusculis, laevibus, ramis alternis patentibus, iterum breviter ramulosis; foliis
e basi tenui, longe cuneata lineari-lanceolatis, minute dentatis, biseriatim vel
sparsim glandulosis, fuscis, submembranaceis, adultiorum nervo apicem attingente,
jJuniorum minus conspicuo ante apicem evanescente; vesiculis in petiolo tenui,
tereti, ipsis parum breviore, sphaericis, mutieis, parce et minute glandulosis,
Junioribus ovatis, hine inde breviter acuminatis; receptaculis femineis spinulosis,
substipitatis, singulis vel paucis cymoso racemosis; masculis parum majoribus,
g*
116 Algen.
eylindraceis, substipitatis, hinc inde cum foliolis vel vesiculis intermixtis, eymoso-
racemosis. — Ins. Neu-Guinea.“
*S. pulchellum Grun. var. subspathulata Gr. nov. var. nur männliche
Pflanze.
*S. gracile var. pseudogranulifera Grun. nov. var. Von der typischen
Form durch die kleineren Luftblasen verschieden. Australia boreali-occidentalis.
Vor ebendaher stammt auch eine *forma latifolia.
S. polyeystum var. parvifolium Grun. = S. parvifolium J. Ag.
S. heterocystum Mont. var. Timoriensis Grun. nov. var. Nach
Grunow ist wohl S. heterocystum selbst nur eine Varietät von $, poly-
cystum; die neue Varietät ist durch die fast rippenlosen, kleinen Blätter aus-
gezeichnet.
S. Biserrula J. Ag. var. Tranquebarensis Grun. n. var. Durch die:
verbreiterten Blätter und die weniger scharf stachligen Receptakeln von der
typischen Form unterschieden.
S. ilieifolium var. venustaGrun. nov. var., ausgezeichnet durch kleinere,
zarthäutige, oft etwas bereifte Blätter, durch die nur selten geflügelten Luftblasen
und die cylindrischen oben nur wenig erweiterten Stiele derselben. Die andere-
var. nov. oocystoides Grun. steht der vorigen nahe, bat aber etwas rigidere,
nicht bereifte Blätter und längliche Luftblasen, wodurch sie sich im Habitus S.
oocyste nähert.
S. subfaleatum ‚Sond. var. Montebellensis Grun. nov. var. Diese
Form hat Aehnlichkeit mit S. ornatum Grev.
S. einctum var. lanceolata (Grev.) Grun. mit schwächer gezähnten
Blättern und theilweise blattartigen Luftblasenstielen.
S. Binderi var. Vitiensis Grun. = S. echinocarpum var. Vitiensis Grun.
*S. (Boveanum J. Ag. var.?) Mauritianum Grun. nov. spec. „Caule...;
ramis subangulatis vel subcompressis laevibus; ramulis patentibus; foliis e basi
brevi cuneata lineari-lanceolatis, irregulariter dentatis, nervo percursis, plerumque
biseriatim minute glandulosis, submembranaceis, sordide obscure fuseis; vesieulis
elliptieis, petiolo ipsis longiore, teretiusculo vel sursum compresso suffultis, fere
omnibus apiculatis vel foliolo eoronatis; receptaculis eylindraceo-torulosis, inermi-
bus, furcato-ramosis, cymosis vel eymoso-racemosis, sporas et antheridia foventibus.
— Ins. Mauritius.“
*S. stenophyllum var. subdisticha Grun. nov. var. Von der typischen.
Form durch weniger flache Aeste, kürzere, bisweilen etwas gezähnte, rigidere
Blätter und kleinere Receptakel unterschieden.
Zu anderen bekannten Arten, wie S. bacciferum, sind wert-
volle kritische Bemerkungen gemacht, auf die hier nicht eingegangen
werden konnte. Zu den im Obigen mit einem * bezeichneten sind
Habitusbilder gegeben.
Von Dicetyotaceae werden Arten (im Ganzen 7) von
Dietyota, Zonaria, Padina und Dietyopteris angeführt.
Die Rhodophyceae sind sehr reich vertreten; viele davon
sind genauer untersucht. Die Familien sind wie folgt aufgeführt:
Squamariaceae: Peyssonellia (2 sp.).
Hildenbrandtiaceae: Hildenbrandtia prototypus
Nardo var. Kerguelensis Ask. nov. var. Diese Varietät zeichnet
sich durch ihre grosse Dicke (bis zu 370 «) aus; die Fruktifikations-
organe deutet Verf. als Cystocarpien.
H. Lecannellieri Hariot nov. spec. „Frons indefinite expansa, obscure-
purpurea, cartilaginea, rugosa, cavernosa, saxis parum adhaerens, usque ad
5—8 mm crassa, cellulae quadraticae radiatim dispositae 5—10 4 aequantes,
confertissimae. Tetrasporae in eryptis superfieialibus apertis dispositae para-
physibus linearibus immixtis, oblongae, zonatim quadridivisae.
Ab Hildenbrandtia Nardi fronde multo crassiore et inaequali superficie primo
intuitu differt. Species insignis in hoc monotypico genere novam formam efficiens,
quae per totum Magellani freti transitum et oras Fuegiae ad Caput Horn fre-
quentissima.*
Algen. 117
Wrangeliaceae: Chantransia Naumannii Ask. nov. spec.
„Ihallus ad 3 mm longus, a filis rectis quoquoversim ramosis constitutus,
ramis erectis in latu superiore complures sporas sessiles secundatim ordinatas
gerentibus, ita ut utraque cellula rami sporam singulam ferat. Sporae forma
ellipsoideae, longitudine 25 #, diametro 11 4. Cellulae vegetativae longitudine
a 25 ad 55 #, diametro a 7 ad 10 «. Planta inter ascos exteriores Codii tomentosi,
a cl. Naumann collecti, frequentissima. Ins. Promont. virid. Santiago.“ Es
sei noch hinzugefügt, dass durch Auswachsen der Trägerzelle in die entleerte
Membran hinein eine neue Spore gebildet werden kann.
Chaetangiaceae: Galaxaura. Die Arten sind im Bau
ziemlich übereinstimmend, der an Halimeda erinnert: gerade ver-
laufende, verzweigte Markhyphen senden rechtwinklig nach aussen
die Rindenfäden aus. Die Rinde ist zwei- bis dreischichtig, zwischen
den Zellen ist Kalk eingelagert, aber ihre äusseren Membranen
bleiben immer unverkalkt. Der Vegetationspunkt liegt in einer
Einsenkung. Fruktifikation (nur Cystocarpien) ist spärlich. Ge-
sammelt:
G. rigida Lamour. Charakteristisch sind die in regelmässigen Wirteln
stehenden Haare (was aber nicht zur Aufstellung des neuen Genus Actinotrichia
Deene. berechtigt). Die Wände der 3 äussersten Rindenzellschichten sind mit
Ausnahme der oberflächlichen Wände stark verkalkt; an den tangentialen Wänden
sind kreisförmige Stellen unverkalkt. Diese Kalkeinlagerung erfolgt ziemlich
früh. „Im polarisirten Lichte erscheinen die verkalkten Wände als ein Gewirr
verschiedener, stark glänzender, scharfkantiger Krystalle von sehr verschiedener
‚Grösse und Gestalt.“
G. rugosa (EIl. et Sol.) Lamour. Nur an den älteren Theilen ein Haaräilz.
Die Rinde wird nahe am Vegetationspunkt angelegt; die Zellen, die den Mark-
fäden den Ursprung geben, werden durch das stärkere Wachstum der Rinden-
zellen noch stärker als bei G. rigida auseinandergezogen. Die Entwicklung der
Cystocarpien, die in der Rinde entstehen und durch Absterben der darüber
liegenden Zellen frei werden, konnte nicht vollständig verfolgt werden; eine
äussere Hülle, von der Fäden nach innen sprossen, ist deutlich sichtbar.
G. lapidescens (EIl. et Sol.) Lamour. Durch ihren Reichtum an Haaren
ausgezeichnet. Die Rindenzellen sind nicht fest mit einander verbunden, die
Ausserste Schicht sehr wenig verkalkt.
Chaetangium variolosum (Mont.) J. Ag. — Fretum Magellanicum.
Ceramiaceae: Callithamnion simile Hook. f. et Harv.
wird näher beschrieben. In Bau und Wachstum stimmt es mit
C. floccosum und plumula überein. Die Antheridien werden als
‚dichte Zellkomplexe an den Blattfiedern zweiter Ordnung gebildet.
Die CUystocarpien sind scheinbar endständig, indem die Fortsetzung
des Tragastes zur Seite gedrängt wird; in ihrer Ausbildung scheinen
sie andern Ü.-Species zu gleichen. Die kreuzförmig getheilten
Tetrasporen stehen endständig an Zweigen zweiter oder dritter
Ordnung.
An Corynospora Wüllerstorfiana Grun. beobachtete
Verf. Polysporen, welche die grösste Aehnlichkeit mit denen von
Pleonosporium Borreri, aber keine mit denen von Grunow für
erstere Art beschriebenen haben. Zur sicheren systematischen Stellung
dieser Alge ist erst die Kenntniss der Cystocarpien erforderlich.
Griffithsia Tasmanica (J. Ag.) Kütz. Verf. giebt die
Maasse der Gliederzellen und beschreibt die an 3 verschiedenen
Exemplaren gefundenen Fruktifikationsorgane. Die Tetrasporangien
sind etwas anders als sie Agardh beschreibt; sie werden von
büscheligen Sprosssystemen, die auf der Gliederzelle im Kreis an-
118 Algen,
geordnet sind, erzeugt. Die Antheridienkomplexe verhalten sich
ähnlich; die Cystocarpien stehen terminal an Zweigen, wie bei G.
corallina (nach Janczewsky).
G. thyrsigera Thw. Durch sehr kurzlebige Haare, die den
Scheitel in Wirteln umgeben, ausgezeichnet. Merkwürdig ist die
Bildung der Aeste, welche aus einer Gliederzelle seitlich nahe der
unteren Scheidewand aussprossen. Tetrasporen, Antheridien und
Cystocarpien wurden auch an dieser Art beobachtet.
Ptilota Eatoni Dickie zeigt einige charakteristische von
Dickie nicht erwähnte Eigenschaften. In den Wachstums-
verhältnissen zeigt sie manche Uebereinstimmung mit P. Harveyi
(Cramer), doch bleibt bei ersterer ein deutlicher Unterschied zwischen
Priman- und Secundanzweigen auch im vorgerückten Alter bestehen,
und in der Berindung ist zwischen Lang- und Kurztrieben kein
Unterschied. Die Tetrasporen sind auffallenderweise durch kreuz-
förmige Theilung entstanden. Cystocarpien wurden beobachtet und
auch Organe, die als Antheridien gedeutet werden können.
Ceramium pygmaeum Kütz. wird mit (??) angeführt; die
Alge gleicht einem Exemplar von Lenormand aus Neukaledonien,
das er so bezeichnet hat. Fundort: Australia occidentalis. Es
wurden alle 3 Fruktifikationsorgane beobachtet.
Von Centroceras clavulatum (Ag.) Mont. werden die
Antheridien hier wohl zum ersten Male abgebildet.
Die Spyridiaceae sind durch Spyridia filamentosa
(Wulf.) Harv. vertreten.
Von den Areschougiaceae wird die sehr merkwürdige
Marchesettia spongioides Hauck beschrieben und ausführlich
abgebildet. Nach den Untersuchungen des Verf. „kann es keinem
Zweifel unterliegen, dass M. sp. eine Symbiose zwischen einer
Floridee und einer Spongie darstellt. Dies geht schon aus der
Anwesenheit der Mundöffnungen hervor, welche keine nähere Be-
ziehung zum Leben der Alge haben.“ Ob die Spongie überall
dieselbe ist, scheint fraglich, denn ein vom Verf. mit dem in Neu-
Guinea gesammelten verglichenes Exemplar aus Singapore besass
Nadeln von 2—3 mal grösserem Durchmesser als ersteres. Die
Floridee trug von Fruktifikationsorganen nur Tetrasporen.
Zu den Cryptonemiaceae ist auch Episporium Centro-
ceratis Möbius gestellt, über dessen Oystocarpien Verf. noch Einiges
hinzufügt.
Von den Gigartineae wird eine grössere Anzahl angeführt,
einige (G. Radula und Ahnfeldtia coneinna) sind von
kritischen Bemerkungen begleitet.
Genaueres über die ziemlich zahlreich gesammelten Rhod y-
meniaceae und Delesserieae gedenkt Verf. später zu ver-
öffentlichen.
Es folgen dann einige Vertreter der Sphaerococcaceae,
Solieriaceae, Hypneaceae und Gelidiaceae, woraus nur
erwähnt sei:
Rhabdonia decumbens Grun. in lit. „Irregulariter dichotome et latera-
liter ramosa, anastomosans, decumbens, segmentis lateralibus patentibus, ultimie
Algen, 119
acutis. Substantia erassa, carnosa. Color rubro-fuscus in carneum vergens.
Tetrasporae sparsae, zonatim divisae. Hab. ad insulas Canarienses, ad insulam
Madeira et prope San Jago ins. prom. virid.“
Unter den Rhodomeleae sind zunächst eine Anzahl Lau-
rencia-AÄrten angeführt.
Von Asparagopsis Delilei Mont. werden die männlichen
Organe abgebildet, welche eine einschichtige Decke auf den Enden
etwas angeschwollener Zweige bilden, und es wird die Struktur des
Stammes beschrieben, da der Befund des Verf. mit Kützing’s
Abbildung nicht ganz übereinstimmt.
Von Acanthophora orientalis J. Ag. (ob = A. Thierii ?)
werden ebenfalls die bisher noch nicht bekannten Antheridienkomplexe
abgebildet und beschrieben; sie haben grosse Aehnlichkeit mit denen
von Chondria tenuissima.
Näher besprochen werden sodann einige Polysiphonia-
Arten, von denen wir anführen:
P. absceissa Hook. f. et Harv. Die genau untersuchte Entwicklung der
Cystocarpien bestätigt die Angaben von Schmitz und Dodel-Port an Polysi-
honia.
r P. Havanensis Mont. Die dreierlei Fruktifikationsorgane werden ab-
gebildet und Angaben über Länge und Durchmesser der Glieder gemacht.
P. Calothrix Harv. wurde in 2 Formen gesammelt: a) jedes Glied des
Haupttriebes erzeugt nach oben einen Kurztrieb und nach unten Rhizoiden;
b) nur jedes 4. Glied des Haupttriebes erzeugt einen Kurztrieb, Rhizoiden
spärlicher.
P. anisogona Hook. f. et Harv., von der die Maasse der Glieder gegeben
werden, stimmt in der Entwicklung der Cystocarpien ebenfalls mit P. abseissa
überein.
P. atricapilla J. Ag. wird beschrieben, da die Bestimmung nicht ganz
sicher ist. Die Rindenzellen beginnen sehr früh, schon 3 mm vom Scheitel,
seeundäre Rindenzellen zu bilden; die Cystocarpien sind fast kugelie.
Von den andern hierher gehörigen Formen wird Dasya
Berkeleyi (Mont.) J. Ag. genauer beschrieben. Die Hauptachse
ist wie bei andern Dasyen sympodial verzweigt und zwar immer
in derselben Ebene. Die reifen Cystocarpien sind ebenfalls wie bei
den andern gebaut, ihre Entwicklung erfolgt ähnlich wie bei Polysi-
phonia. Die Stichidien sind in besonderen Fruchtständen vereinigt.
Die Antheridien bilden den Stichidien ganz ähnliche Zweige.
Auch D. capillaris Harvey wird beschrieben, da Verf. zur
genaueren Bestimmung der so bezeichneten Alge keine Original-
exemplare oder Abbildungen vergleichen konnte. Zu erwähnen ist
aus dieser Abtheilung noch die interessante Alge Taenioma
perpusillum J. Ag., die mit Teetrasporen an der Dark Hartog Insel
(Westaustralien) gefunden wurde.
Den Schluss bilden die Corallineae, vertreten durch Melo-
besia (1 sp.), Lithothamnion (2 sp), Jania (1 sp.).
Um nicht zu weitläufig zu werden, haben wir im Vorhergehenden
die für die Arten neuen Standorte nicht anführen, noch viel weniger
die aufgezählten Arten alle namhaft machen können. Im Referat
sind die gefundenen Arten von den nur erwähnten durch gesperrten
Druck unterschieden.
Möbius (Heidelberg).
120 Pilze. (Bibliographie.)
Farlow, William Gilson, A supplemental list of works
on North American Fungi. 8%. 9 pp. Cambridge, Mass.
(Library of Harvard University) 1888.
Ein weiteres Verzeichniss der 1887 erschienenen Schriften über
nordamerikanische Pilze (No. 654—739) mit kurzer Inhaltsangabe.
Dasselbe gibt Zeugniss von dem regen Eifer, mit welchem jetzt
die amerikanischen Botaniker dem Pilzstudium obliegen. So sind
z. B. folgende Gebiete neu, bezüglich weiter ausgeforscht
worden in mykologischer Hinsicht:
Minnesota (durch Joseph Charles Arthur, Edward Willet Holway).
Ilinois (durch Frederik Brendel, Thomas Jonathan Burril,
Franklin Summer Earle).
Florida (durch William Wirt Calkins, Mordecai Cubit Cooke).
Er (durch Job Bicknell Ellis, William Ashbrook Keller-
mann).
Pacific Coast (durch Harvey Wilson Harkness).
Jowa (durch Albert Spear Hitchcock 20 Perisporiaceen).
Miami Valley, Ohio (durcb Andrew Price Morgan). Vergl. auch unsere
früheren Referate über Arbeiten von Trelease, Peck u. A.
Monographisch sind ausser den früher gleichfalls in dieser
Zeitschrift besprochenen Gattungen und Familien bearbeitet
worden:
Durch Benjamin Lincoln Robinson: Taphrina; durch Ellis und
Everhart!: Cercospora (40 neue Arten), Gloeo sporium (3 neue Arten),
Cylindrosporium (4 neue Arten), Xylariei, Poronia (30 Arten), Hypo-
ereaceen. Cooke hat die Synopsis Pyrenomycetum fortgesetzt. Mo rgan
beschreibt 28 amerikanische Amaniten. Andere Hymenomyceten siehe Bakt.
Centralbl. bei den Arbeiten von Charles Horton Peck.
Von parasitischen Pilzen und Pilzkrankheiten sind
besonders erwähnt:
Septoria cerasina Peck (Pflaumenblattkrankheit), Botrytis Bassiana (Riley,
Fungus disease of the webworm), B. Rileyi Farlow (Krankheit der Plusia Brassicae),
Greeneria fuliginea und andere Pilze des Weinstockes (Arthur, Trelease,
Scribner ete.), Entomophthora Phytonomi Arthur (Krankheit des Kleewurms),
Puceinia Malvacearum Mont. (nach Arthur Blis Seymour in Massachusetts),
Aecidium Fraxini (Eschenrost und dessen Verbreitung. — Bessey, Halsted).
Von der merkwürdigen Uredineengattung Ravenelia auf Legu-
minosen ist eine neue Art Ravenelia verrucosa Cke. et Ell. aus
Mexico beschrieben worden, nachdem im Jahre 1886 G. H. Parker in einer
monographischen Bearbeitung dieser Gattung die Arten R. glandulaeformis B. & C.,
R. Tephrosiae Kalchbr., R. minima Cke., R. glabra K. & Cke., R. Hieronymi
Speg., R. Indica Berk., R. aculeifera Berk. & Curt., R. sessilis Berk., R. stietica
Berk., R. macrocystis Berk. & C. aufgeführt hatte. Ein neuer Uromyces
auf LeersiaVirginica istvon Byron David Halsted in Jowa gefunden
und Uromyces digitatus in Journ. Mycol. III. 138. Dee. 1887 benannt
worden. Dieser Name ist jedoch bereits an einen anderen Uromyces auf
Acacia notabilis F. v. Müller aus Süd-Australien, den G. Winter aus
dem Herbar des Referenten (gesammelt 1885 von Dr. J. G. Otto Tepper) er-
hielt, vergeben worden (Revue de mycologique, Oetobre 1886. p. 3). Wir schlagen
daher für den Halsted’schen Pilz den Namen Uromyces Halstedii*) vor.
*) Das vorstehende Referat wurde bereits am $. Juni an die Redaktion
abgeschickt, der Name Uromyces Halstedii von mir auch in einem Brief
an Farlow (vom 14. Juni) gegeben. Inzwischen hat in dem im November er-
schienenen Band von Saccardo’s Sylloge De Toni den gleichen Namen für den
Pilz gegeben wie ich. Es würde daher der Uromyces digitatus Halst. Ur. Hal-
stedii Ludw. (nec de Toni) zu benennen sein,
Pilze. — Museineen. 121
Ueber die Zusammengehörigkeit der Roestelien und Gymnosporangien Amerikas
ist in dieser Zeitschrift früher referirt worden ; nur ein interessantes Vorkommen
eines Aecidiums auf dem sonst die Teleutosporengeneration
der Gymnosporangien beherbergenden Juniperus sei hier erwähnt:
Aecidium Bermudianum Farl. auf Juniperus Bermudiana und J.
Virginica.
Schliesslich sei hier der Entdeekung von Gasteromycetenflechten
(z. B. von Trichocoma laevispora aus Süd-Carolina) durch George Scampston
Massee (On Gasterolichenes: a new type of the group Lichenes. (Philos. Trans.
Roy. Soc. London. Vol. CLXXVII. 305—309. Pl. 25. Read 16. June 1887)
Erwähnung gethan.
Ludwig (Greiz).
Müller, Karl, Die Mooswelt des Kilima-Ndscharo’s.
(Sep.-Abdr. aus Flora. 1888. No. 27.) 3. 15 pp. Regensburg
1888.
In dieser neuen und wichtigen Publikation macht uns Verf.
nit den Laubmoosen bekannt, welche Dr. Hans Meyer aus
Leipzig gelegentlich seiner ersten Besteigung des in der Ueberschrift
genannten afrikanischen Schneeberges gesammelt hat. Verf. giebt
zunächst die Uebersicht der von Hannington und Johnston
auf dem Kilima-Ndscharo entdeckten Moose, welche von Mitten
bestimmt und im Journal of the Linnean Society 1886 (Vol. XXI.
No. 146 p. 298—319) veröffentlicht worden sind. Diese Moose,
meist den unteren tropischen Regionen angehörend, zählen 38 Arten,
von welchen 7 als neu beschrieben wurden. Nun kommen durch
Dr. H. Meyer sogleich 25 neue Species hinzu, so dass die Moos-
flora des höchsten Berges Afrika’s zur Zeit sich auf 63 Arten
beläuft. Vorzugsweise den höheren Regionen entstammend, zeichnen
sich die Meyer ’schen Moose durch eine gewisse Härte und Sprödigkeit
aus und rufen in ihrer häufigen Sterilität (nur 6 Species lagen dem
Verf. in Fruchtexemplaren vor!) den Wunsch in uns wach, es möge
‚dem kühnen Leipziger Reisenden vergönnt sein, bei seiner soeben
angetretenen zweiten Besteigung des Bergriesen auch noch Früchte
zu den sterilen Arten zu entdecken.
1. Andreaea firma C. Müll.n. sp.
Kilimandscharo, zwischen 3000 und 4000 m, auf grasigen Plätzen. — Eine
zierliche Art, mit kleinen, festen, rippenlosen Blättern, der A. sparsifolia
Zett. ähnlich.
2. Andreaea striata C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, zwischen 3000 und 4000 m. — Ausgezeichnet durch die
Längsstreifen besonders der oberen Blätter, im Uebrigen mit A. arachnoidea
‚aus Argentinien zu vergleichen. — Fruchtkapsel klein, normal.
3. Fissidens undifolius €. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, bei eirca 4000 m. — Steril, doch von allen verwandten
Arten durch den querwelligen Dorsallappen ausgezeichnet.
4. Fissidens ealoglottis C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, bei 3000—4000 m. — Aus der Verwandtschaft der Fissidenten
nit zungenförmig abgerundeter Blattspitze. — Steril.
5. Mnium (Eumnium) Kilimandscharicum C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, auf grasigen Stellen bei 4000 m, in einem einzigen sterilen
Stengel zwischen anderen Moosen. — Wahrscheinlich dieselbe Pflanze, welche
Mitten als Mn. rostratum anführt, mit welchem sie Blattform und Saum
gemein hat; doch das Zellnetz erscheint dem Verf. abweichend.
6. Polytriechum (Eupolytrichum) nanoglobulus C. Mill. n. sp.
122 Museineen.
Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m. — An P.
piliferum erinnernd, doch in allen Theilen viel kleiner, steril,
7. Polytrichum (Eupolytrichum) pungens C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, mit voriger Art. — Mit P. Rehmanni C. Müll, zu ver-
gleichen.
8. Bryum (Khodobryum) minuti-rosatum C. Mill. n. sp. — (An
Bryum roseum Mitt. ]. c. p. 307?)
Kilimandscharo, zwischen 3000 und 4000 m, in wenigen sterilen Pflänzchen.
— Habituell an Br. Billardieri erinnernd, doch viel zierlicher und kleiner.
9. Bryum (Apalodietyon) minutirete C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze zwischen 3000 und 4000 m. —
Mit Br. Gilliesii Hook. zu vergleichen.
10. Bryum (Sclerodietyon) eom pressalum C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze bei 3000-4000 m.
Von dem ähnlichen Br. julaceum durch Zellnetz und Blattrippe abweichend...
11. Dieranum (Campylopus) Joannis Meyeri C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze zwischen 3000 und 4000 m.
Vom Habitus des Campylop. polytrichoides.
12. Dieranum (Campylopus) acrocaulon C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze bei 3000—4000 in,
Mit Camp. Vallis gratiae Hpe. oder C. leucobaseos C, Mill. aus
dem Caplande zu vergleichen.
13. Dieranum (Campylopus) leucochlorum €. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, am Ende der oberen Baumgrenze zwischen 3000 und 4000 m.
— Erinnert im Habitus mehr an kleine Formen des D. sco parium, als an
Campylopus und hat eine gewisse Aehnlichkeit mit D. albicans.
14. Bartramia (Plicatella) Kilimandscharica C. Müll. n. Sp.
Kilimandscharo, auf Grasplätzen zwischen 3000 und 4000 m, in einem
unvollständigen Pröbchen gesammelt, vom Habitus der südafrikanischen B. afro-
scoparia C. Müll.
15. Bartramia (Eubartramia) strietula C. Mill. n. sp.
Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m. — Stellt
gleichsam ein Diminutivum der B. stricta dar.
16. Barbula (Senophyllum) pygmaea C. Müll. n. Sp»
Kilimandscharo, mit der vorhergehenden Art. — Zierliches Pflänzchen mit
tief rinnenförmigen Blättern und schmal umgerolltem Blattrande.
17. Leptodontium Joannis Meyeri C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m.
Die dachziegeligen (nicht sparrigen) Blätter lassen diese Art von allen be-
kannten Species der Gattung sogleich unterscheiden.
18. Anoectangium paucidentatum C. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, auf grasigen Plätzen bei circa 4000 m. — Durch Blattform
und Zähnelung der Blattspitze sehr eigenartig.
19. Orthotriehum (Euorthotrichum) undulatifolium C. Müll. n. SP-
Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze zwischen 3000 und 4000 m. —
Bezüglich der Fruchtkapsel und des Habitus mit O. speciosum verwandt,
durch wellenförmige Blätter jedoch sofort abweichend.
20. Grimmia (Eugrimmia) campylotricha C, Müll. n. Sp.
Kilimandscharo, mit voriger Art. — An G, pulvinata erinnernd, in der
Bildung der Haarspitze aber verschieden.
21. Grimmia (Eugrimmia) calyculata €. Müll. n. sp.
Kilimandscharo, an der oberen Waldgrense bei 3000—4000 m. — Mit G.
uncinata Kaulf. zu vergleichen.
22. Hedwigia Joannis Meyeri C. Müll. n. sp. (Syn. Hedwigia
eiliata Mitt. in Journ. of Linn. Soc. 1886. p. 310).
Kilimandscharo, auf Grasplätzen zwischen 3000 und 4000 m, breite Rasen
bildend, vom Aussehen des Rhacomitrium lanuginosum. — Verf. glaubt
dieses Moos seiner eigenartigen Blattrichtung wegen von H. ciliata trennen
zu müssen.
23. Braunia (Hedwigidium) teres C. Müll. n. Sp.
Kilimandscharo, am Ende der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m. —
Mit B. maritima C. Müll. zu vergleichen.
Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 123-
24. Neckera (Orthostichella) imbrieatula C. Müll. n. sp. (Pilotri-
chella imbricatula C. Müll. in Relig. Rutenbergianis p. 209).
Kilimandscharo, im Urwald bei 2500 m. — Dieses Moos, auf Madagascar
mehrfach steril gesammelt, liegt mit ausgebildeten Früchten hier vor und dürfie,
nach Verf., mit dem von Mitten angeführten Meteorium imbricatum
Schwg. identisch sein, von welchem jedoch das ächte Met. imbriecatum.
verschieden sein soll.
25. Hypnum (Trismegistia = Prionothrix) Trichocolea C. Müll. n. sp
Kilimandscharo, im Urwald zwischen 2500 und 3000 m. — Habituell dem
H. triehocoleoides von der Insel Sn. Thom& sehr ähnlich, weicht dieses:
Moos durch rippenlose Blätter und fremdartige Blattflügelzellen entschieden ab.
In einem Anhang wird vom Verf. beschrieben:
Bryum Baenitzii C. Müll. n. sp.
Norvegia, ad Lyngenfjord prope Lyngslidet, 70° lat. bor., 26. Julio 1888:
Dr. C. Baenitz (Königsberg). — Dem Br. pendulum sehr ähnlich, aber
durch die Bildung des Peristoms und des Blattrandes verschieden.
Geheeb (Geisa).
Tomes, A., The fly-catchinghabitof Wrightia coccinea.
(p. 41—43.) (Seientifie memoirs by medical officers of the army
of Jndia. Edited by Sir Benjamin Simpson. Part III. 1387.)
sr. 4°. Calcutta 1888.
Verf. hat im Androeceum von Wrightia coccinea eine Art
Fliegenfalle entdeckt. Nach Zeichnung und Beschreibung verhält
sich die Sache folgendermassen: Auf den fünf kurzen und ziemlich.
steifen Filamenten sitzen verhältnissmässig lange Antheren, die sich
oberwärts zu einem über dem Pistill dicht geschlossenen Kegel zu-
sammenneigen. Jede einzelne Anthere erscheint in Flächenansicht:
pfeilförmig, weil berandet mit einer schmalen, längsgerippten Mem-
bran. Diese Randmembranen sind im Kegel etwas einwärts ge-
bogen und lassen zwischen je zwei Antheren einen nach oben sich.
verengenden Schlitz, der aber höchstens bis zur Mitte der Anthere-
offen ist. Zwischen den kurzen Filamenten sind fünf weite Oeft-
nungen, welche den Zugang zum Nektarium gestatten. Die An-
theren öffnen sich nach innen oberhalb des Stigmas. Doch erscheint:
Selbstbestäubung ausgeschlossen ; denn — „the upper portion of the
cone is so elosely applied to and around the stigma, that pollen:
could scarcely fall spontaneously upon the stigma“. Verf. hat nur
Fliegen und Ameisen an den Blüten beobachtet, die mit Rüssel
oder Kopf regelmässig in dem Schlitz stecken bleiben und sterben.
Eine etwaige Reizbarkeit der Staubfäden liegt nicht vor: für in-
sektivor hält Verf. die Blüten nicht. Das Fangen und Töten der-
genannten Insekten muss ein zufälliges sein, begründet in den zum
Zweck der Fremdbestäubung getroffenen Einrichtungen. Denn dass
eine solche vorliegt und wahrscheinlich von Insekten mit längerem.
Rüssel, z. B. Bienen und Schmetterlingen, vollzogen wird, nimmt:
Verf. an. Er hat sie auch mit Hülfe einer Borste künstlich voll-
zogen, indem er letztere in schräger Richtung nach oben durch den:
Schlitz und die etwas nachgebenden Antherenspitzen hindurchzog..
Doch gesteht Verf., dass die Sache noch weiterer Aufhellung be--
darf. Vor Allem dürfte erst einmal nötig sein festzustellen, ob»
und welche andere Insekten die Blüten besuchen.
Horn (Cassel).
124 Neue Litteratur.
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
Britton, James and Boulger, 6. S., Biographical index of British and Irish
botanists. [Contin.] (Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 16.)
"Teirlinck, Js., Onze oude kruidkundigen uit een folkloristisch oogpunt. (Bo-
tanisch Jaarboek uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te
Gent. I. 1889. p. 1.)
Kryptogamen im Allgemeinen:
De Bruyne, C., Over Monadinen. Met plaat. (Botanisch Jaarboek uitgegeven
door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889. p. 155.)
Algen:
'Balters, E. A. L., Three new marine Algae. W. 1 plate. (Journal Linnean
Society Botany. XXIV. 1888. No. 164. Dec. 8.)
[Ectocarpus Holmesii, Phyllitis filiformis, Ralfsia spongiocarpa.]
Collins, F. S., Algae from Altantie City. (Bulletin of the Torrey Botanical
Club New-York. 1885. No. 12.)
Dangeard, P. A., La sexualit@ chez quelques Algues inferieures. (Journal de
Botanique. 1888. Dec. 1.)
Pichi, P., Elenco delle alghe toscane. (Atti della societä toscana di scienze
nat. in Pisa. Memorie. Vol. IX. 1888.)
Richter, Ueber Gloeotrichia solida. (Sitzungsberichte der naturforschenden Ge-
sellschaft zu Leipzig. XIII./XIV. 1888.)
Pilze:
‚Bäumler, J. A., Fungi Schemnitzenses. Ein Beitrag zur ungarischen Pilzflora.
(Verhandlung der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 1888.
p. 707.)
'Boudier et Patouillard, Hydrangium monosporum, Helvella Barlae, spp. nn.
(Journal de Botanique. Dee. 15. 1888.)
Fischer, Ed., Zur Kenntniss der Pilzgattung Cyttaria. [Schl.] (Botanische
Zeitung. Jhg. XLVI. 1888. No. 52. p. 842.)
"Giard, Note sur deux types remarquables d’Entomophthorees, Empusa Fresenii
Now. et Basidiobolus ranarum Eid. suivie de la description de quelques esp&ces
nouvelles. (Comptes rendus des seances de la Societe de Biologie & Paris.
1888. Novembre 24.)
Lagerheim, @., Sur un genre nouveau de Chytridiacees, Olpidiella. (Journal
de Botanique. 1888. Dec. 15.)
Voglino, P., Enumerazione di aleuni funghi raccolti nella provineia di Massa,
Carrara. (Atti della societä di scienze nat. di Pisa. Memorie. Vol. IX. 1888.)
"Winter, Georg, Ueber Anpassungserscheinungen bei exotischen Pilzen. (Sitzungs-
berichte der naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. XIII/XIV. 18838.)
Muscineen:
Mc. Ardle, David, Hepaticae of Wicklow. (Journal of Botany. Vol. XXVI.
1839. No. 313. p. 11)
Gefässkryptogamen:
“Clarke, C. B. and Baker, J. 6, Ferns of Northern India. Alsophila sikki-
mensis sp.n. (l.c. XXIU. 1888. No. 164. Dee. 8.)
‘Sterns, E. E., The bulblets of Lycopodium luciduhım. (Bulletin of the Torrey
Botanical Club New-York. 1888. Dec.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
‚gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
‚der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
"Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
-damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. T.
Neue Litteratur. 125
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
De Caluwe, P., Over eenige onderzoekingen omtrent de eenjarige violier, Mat-
thiola annua, gedaan te Tharand. Met plaat. (Botanisch Jaarboek uitgegeven-
door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889. p. 297.)
Detlefsen, E., Die Lichtabsorption in assimilirenden Blättern. (Arbeiten des-
botanischen Instituts zu Würzburg. Bd. III. Hft. 4. 1888.)
Hartig, Robert, Ueber die Bedeutung der Reservestoffe für den Baum. (Bota-
nische Zeitung. Jhg. XNLVI. 1888. No. 52. p. 837.)
Heckel u. Schlagdenhauffen, Sur un latex du Bassia latifolia Roxb. (Comptes
rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 24.)
Huth, Ernst, Die Verbreitung der Pflanzen durch die Exeremente der Thiere..
(Sammlung naturwissenschaftlicher Vorträge. Bd. III.) 8°. 36 pp. Berlin (Fried-
länder & Sohn) 1889.
James, J. F., Notes on development of Corynites Curtissii. With 1 plate.
(Bulletin of the Torrey Botanical Club New-York. 1888. No. 12.)
Korschinsky, S., Was ist Leben. (Antrittsvorlesung, gehalten den 1. Sept.-
1888 bei Eröffnung der Kais. Universität zu Tomsk.) 8%, 48 pag. Tomsk
1888. [Russisch.]
Mac Leod, J., Statistische beschauwingen omtrent de beyruchtiug der bloemen
door de insecten. M. 3 plat. (Botanisch Jaarboek uitgegeven door het kruid--
kundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889. p. 19.)
— —, Veronica arvensis en Veronica serpyllifolia, twee planten wier zaden door
den reegen uitgestrooid worden. (l. c. p. 19.)
— —, Aanteekeningen omtrent den bouw en de bevruchting van eenige bloemen.
der Belgische Flora. (l. c. p. 100.)
Shattock, S. &., On the Scars oceurring on stem of Dammara robusta. With-
1 plate. (Journal of the Linnean Society London. Botany. XXIV. 1888..
No. 164. Dee. 8.)
Staes, @., De bloemen van Daucus Carota. Met plaat. (Botanisch Jaarboek
uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889..
p. 124.)
— —, De Waterplanten. Met plaat. (l. c. p. 167.)
Van Tieghem, Phil. et Douliot, Recherches comparatives sur l’origine des
membres endogenes dans les plantes vasculaires. (Annales des sciences natu-
relles. Botanique. Ser. VII. T. VIII. 1888. No. 1—3.)
Van Tieghem, P., Hydroleueites et grains d’aleurone. (Journal de Botanique.
1888. Dec. 15.)
Vries, Hugo de, Over sterile Mais-planten. Met plaat. (Botanisch Jaarboek
uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889.
p. 141.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Baker, J. 6., A new species of Cytinus, C. Baroni, from Madagascar, constitu-
ting a new section (Bothryoeytinus) of that genus. With 1 plate. (Journal
of the Linnean Society London. Botany. XXIV. 1888. No. 164. Dec. 8.)
Baker, J. &., New petaloid Monocotyledons from Cape Colony. (Journal of
Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 1.)
Barrett-Hamilton, &. and Glascott, L. S., Plants found near New Ross,
Ireland. (Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 4.)
Batelli, Andrea, Flora umbra. III, (Annali della libera universita di Perugia
1887/88.)
Beck, Günther, Ritter von, Die alpine Vegetation der südbosnisch-hercego-
vinischen Hochgebirge. (Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Ge-
sellschaft in Wien. 1888. p. 787.)
— —, Mittheilungen aus der Flora von Niederösterreich. (Verhandlungen der
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 1888. p. 765.)
Beiträge zur Flora des Regnitzgebietes. Zusammengestellt vom botanischen.
Verein in Nürnberg. (Deutsche botanische Monatsschrift. Jhg. VI. 1888.
No. 11 u. 12. p. 184.)
Benbow, J., Crepis taraxacifolia in Middlesex. (Journal of Botany. Vol.
XXVI. 1889. No. 313. p. 22.)
Bennett, Arthur, Potamogeton perfoliatus L. var. Richardsonii. (Journal of
Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 25.)
126 Neue Litteratur.
Brandegee, F. S., Flora of the Santa Barbara Islands. (Proceedings of the
California Academy of sciences. Ser. II. Vol. I. Part 2. 1888. p. 201— 226.)
Clarke, €. B., Panicum supervacuum sp. n. (Journal of the Linnean Society
London. Botany. Vol. XXIV. 1888. No. 164. Dee. 8.)
XCurran, Mary K., Botanical notes. (Proceedings of the California Academy
of sciences. Ser. I. Vol. I. part 2. 1888. p. 227—26$.)
Forbes, J. B. and Hemsly, W. B., Flora of China. (Journal of the Linnean
Society London. Botany. Vol. XXIIL 1888. No. 156/57. Dec. 29.)
[Compositae: Vernonia esculenta, Aster alatipes, A. Fordii, A. Henıyi,
A. limosus, A. Oldhami, A. procerus, Pluchea? pteropoda (t.11), Leontopodium
Sinense (t. 12). Carpesium minus (t. 13), Seneeio Faberi, S. Henryi, S. Jamesii,
Saussurea lamprocarpa, S. mierocephala Franchet, Ainsliaea glabra (t. 14),
A. ramosa, Crepis heterophylla, C. longipes, C. prenanthoides, Faberia (gen.
nov.) Sinensis, Lactuca elata, L. triflora, Prenanthes Faberii, spp. nn. all
of Hemsley.]
Franchet, Plantae Davidianae ex Sinarum imperio. [Fin.] (Nouvelles Archives
du Museum d’histoire naturelle de Paris. Ser. I. T. X. Part. 2.)
Fryer, Alfred, Notes on pondweeds. (Journal of Botany. Vol. XXVI. 1889.
No. 313. p. 8.)
Geisenheyner, L., Bemerkungen und Zusätze zur dritten Auflage der Exkursions-
flora des Grossherzogthums Hessen von L.Dosch und J. Seriba. (Deutsche
botanische Monatsschrift. Jhg. VI. 1888. No. 11 u. 12. p. 175.)
Geldart. Herbert D., New Banffshire records. (Journal of Botany. Vol. XXVIL.
1889. No. 313. p. 23.)
Hennig, Phanerogamenfunde aus dem Harthwalde. (Sitzungsberichte der natur-
forschenden Gesellschaft zu Leipzig. XIII/XIV.)
Hollick, A., A recent discovery of hybrid Oaks on Staten Island. With 3 plates.
(Bulletin of the Torrey Botanical Club New York. 1888. December.)
Hooker, Joseph Dalton, Icones plantarum, or figures, with desceriptive cha-
racters and remarks ofnew and rare plants selected from the Kew Herbarium.
Series III. Vol. IX. Part 1. London (Williams and Norgate) 1889. 4 sh.
Köhler’s Medicinalpflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit erklärendem Text.
Hrsg. von @. Pabst. Lieferung 35/36. 4°. 24 pp. Mit 8 Tafeln. Gera-
Untermhaus (Koehler) 1889. M. 1.—
Maury, P., Cyperacdes de l’Ecuador et de la Nouvelle-Grenade (Rhynchospora
panicifolia sp. n.). (Journal de Botanique. 1888. Dec. 1.)
Meehan, T., The bract in Tilia. (Bulletin of the Torrey Botanical Club New
York. 1888. Dec.)
Post, @. E.. Diagnoses plantarum novarum orientalium. (Journal of the Linnean
Soeiety. XXIV. 1888. No. 164. Dec. 8.)
[Hesperis Aintabica, Maleomia Auranitica, M. Zachlensis, Aethionema
longistylum, Ae. Gileadense, Dianthus Auraniticus, Silene Porteri, Linum rigi-
dissimum, Medicago Shepardi, Trifolium Candollei, T. Alsadami, Astragalus
Trachonitieus, Bupleurum Boissieri, B. Antiochinum , Pimpinella depauperata,
Scaligeria capillifolia, Carum brachyactis, C. nudum, Chaerophyllum oligocarpum
Ferulago Amanvi, F. Blancheana, F. Anamitica, Johrenia Porteri, Daucus Jorda-
nicus, Galium eymulosum, G. lanuginosum, Asperula dissitiflora, Erigeron
setiferum, Achillea Shepardi, Cirsium Amani, Centaurea Doddsii, C. Trachonitica,
Campanula Aınasiae, Anchusa Shattuckii, Trichodesma Boissieri, Verbascum
Barbyi, V. Gileadense, V. Quelebicum, Celsia Berneti, Serophularia Gileadensis,
Salvia purpurescens, Nepeta Trachonitica, N. Shepardi, Teucrium Auraniticum,
Alopecurus involucratus spp. nn.]
Rogers, W. Moyle, Notes on the flora of South Hants. (Journal of Botany.
Vol. XXVI. 1889. No. 313. p. 12.)
— —, Rosa stylosa var. pseudo-rusticana Cr&p. (l. ce. p. 23.)
Schneider, G., Uebersicht der sudetischen und systematische Gruppierung der
europäischen Archieracia. Erläuternde Bemerkungen. [Sehluss,] (Deutsche
botanische Monatsschrift. Jahrg. VI. 1888. No. 11/12. p. 161.)
Stratton, Frederic, Arum Italicum Mill. (Journal of Botany. Vol. XXVII
1889. No. 313. p. 24.)
White, J. W., Scilla autumnalis on St. Vincent's Rocks. (1. ce. p. 22.)
Wright, C. H., Distribution of Caloglossa Leprieurii (Mont.) J. Ag. (1. e.)
Personalnachrichten. — Inhalt.
127
Phaenologie.
George, F. J., Autumnal flowering of Mercurialis perenunis.
Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 22.)
(Journal of Botany.
Palaeontologie:
Stenzel, @.. Die Gattung Tubicaulis Cott.
Mit 7 Tfln. (Bibliotheca Botanica.
Hersgeg. von O. Uhlworm und F. H. Hänlein. Bd. II. 1888. Heft 1%)
Fol. 50 pp.
Cassel (Theod. Fischer) 1889.
Verschaffelt, Ed., De tlora van het steenkooltijdperk.
Met 2 pl. (Botanisch
Jaarboek uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I.
1889. p. 188.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Peyritsch, J., Ueber künstliche Erzeugung vun gefüllten Blüten und anderen
Bildungsabweichungen.
schaften in Wien.
Abth. I. 1888. p. 597.)
Sachs, Jul.,
(Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissen-
Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe.
Bd. XCVL.
Erfahrungen über die Behandlung chlorotischer Gartenpflanzen.
(Arbeiten des botanischen Instituts zu Würzburg. Bd. III. 1888. Heft 4.)
Zopf, Wilhelm, Zur Kenntniss der Infections-Krankheiten niederer Thiere und
Pflanzen. Mit 7 Tifln.
(Nova Acta der K. Leopold-Carol. Deutschen Akademie
der Naturforscher. Bd. LII. 1888. No. 7. p. 315 — 376.)
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Müller, Ferd. Baron von,
Select extratropical plants, readily eligible for
industrial eulture or naturalisation, with indications of their native countries
-
and some of their uses. 7.
Melbourne (R. S. Brain) 188S.
edition, revised and enlarged. S”.
IX, 517 p.
4 sh.
Uhr, David, De bästa svenska foderväxterna samt de olika gödselämnenas till
godogörande. Med 6 upplysande planscher. 8°. 43 pp. Stockholm (R. Blaedel &K.)
1888.
1 kr.
Personalnachrichten.
Der durch verschiedene botanische Arbeiten bekannte Dom-
capitular Dr. Gottlob Lahm ist am 30. December 1888 zu Münster
i. Westf. im 75. Lebensjahre gestorben.
Tablart:
Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nord-
land, p. 97.
Botanische Gärten undInstitute.
Arthur, Report of the botanist of the New-York
agricultural experiment station, Geneva N. Y.,
p- 108.
Clos, Le Jardin des plantes de Toulouse et la
botanique locale et pyr@ne&enne, p. 107.
Halsted, Bulletin from the botanical department
of the State Agrieultural College, p. 109.
'Westermaier, Die wissenschaftlichen Arbeiten
des Botanischen Instituts der K. Universität
zu Berlin in den ersten 10 Jahren seines
Bestehens, p. 106.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. 111.
Referate:
Askenasy, Algen, p. 112.
Farlow, A supplemental list of works on Norti
American Fungi, p. 120.
Müller, Die Mooswelt des Kilima-Ndscharo's,
p- 21.
Tomes, The fiy-.catching habit of Wrightia
coceinea, p. 123.
Neue Liitteratur, p. 124.
Personalnachrichten.
Dr. Gottlob Lahm (f), p. 127.
128 Anzeigen.
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Starke, Samenhdlg. Göttingen. J. W. Weissbach, Gärtnerei Hohenstein-Ernstthal.-
Werner, Stadtgärtner, Chemnitz i. S. H. Köwing, Kunst- u. Handelsgärtnerei,.
Göttingen. Markus & Söhne, Landschaftsgärtner, Gross Lichterfelde. Hofliefer.
Hanisch, Leipzig. Gartenverwaltung d. Nicolaiparkes Pirna. Lessers, Gärtnerei
Steglitz b. Berlin. E. Käsebier, Obergärtner b. Hr. Comm. -Rath Gruson, Buckau
Magdeburg. Funk, Obergärtner, i. botan. Garten Leipzig. Gärtnerei v. Schirm,
Berlin, Thiergartenstr. No. 7. Metz & Co. Steglitz b. Berlin. H. Müllenberg,
Gohlis-Leipzig, H. Bornstedt, Schlossgärtner, Muhrau b. Striegau. Georg Beckers,
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Heym, Themar. Joh. Cordes, Nied. Lössnitz b. Kötzschenbroda. Fürstl. Hof-
gärtnerei Sondershausen. A. Credner & Co, Weissenfels.. H. Siermann, Gera.
Gärtner Oehmig, Rittgt. Sommeritz. Gesch. Amt Ges. n. H. Gärtner, Pankow b.
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land i. M. Bernh. Knauth, Meissen. Johs. Hördemann, Cassel. A. Ritter, Gärtner,.
Hohenwolsch b. Bismark. A. Altscher, Handelsgärtner, Schweidnitz. Carl Sattler,
Handelsgärtner, Quedlinburg. Richelmann, Obergärtner, Hameln. Friedrich,
Handelsgärtner, Mansfeld. Oskar Goeschke, Cöthen. H. Gunkel, Hanau. Herm.
Kreutzinger, Lichtenberg. Christ. Warlich, Cassel. P. E. Krüger, Gohlis b..
Leipzig. Jaec. Sals, Obergärtner, Burg Hoheneck b. Bacharach. H. Graf, Kunst-
u. Handelsgärtner, Birkenweg b. Steglitz., W. Bossinz, Obergärtner, Buckau. b.
Magdeburg. Mtrtens, Handelsgärtner, Insterburg. W. Schübeck, Inspect. d.
Gartenverw. Geisenheim. Friedr. Spittel, Hofgärtner, Arnstadt. Alf. Fischer,
Kunst- u. Handelsgärtner, Hirschfelde b. Zittau. Gebr. Grob, Kunst- u. Handels-
gärtner, Wittenberg.
Wir offeriren für Rmk. 150
1 Fries, Icones selectae Hymenomycetum
cum 200 tabb. color. et efligie auctoris.
complet, ganz sauber, brochirt.
Refleectanten wollen sich direet an uns wenden,
Stockholm, 11. Januar 1889.
€. E. Fritze’sche Hot-Buchhandlung.
Ausgegeben: 22. Januar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel
35” Hierzu als Beilage: Prospect der im Verlag von Paul Klinck-
sieck in Paris erscheinenden Revue generale de Botanique.
Jahrgang X.
REFERIRENDES ORGAN IL
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
(ER a TR Sy a a a a ET Er u EB EEE TE ET TEENS
No. 5. Klee für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Ein Beitrag zur Eichenflora des südöstlichen Europa.
Von
J. Bornmüller
in Belgrad.
Herr Professor Dr. V. v. Borbäs hatte die Güte, eine von
mir im Jahre 1886 gemachte Quereuscollection einer sorgfältigen
Revision zu unterziehen und dabei einige in geographischer Hinsicht
recht interessante Resultate aufzudecken. Es sei mir gestattet, eine
kurze Aufzählung der aufgenommenen Arten hier wiederzugeben.
Aus der Flora von
Triest: Querceus Cerris L., Q. lanuginosa Lam., Q.
crispata Stev., Q. Tergestina Wenzig (beide am Mt.
Spaccato); Q. Vukotinovici Borb. 1887 („var. Q. lanu-
ginosae, insignis cupulae squamis ad Q. confertam vergentibus*“).
Dalmatien: Q. lanuginosa Lam. (Ragusa-Lapad) zusammen
mit var. Budensis Borb. 1878 („ramis glabratis, pedun-
culis elongatis insignis*“).
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 9
130 Bornmäller, Ein Beitrag zur Eichenflora des südöstlichen Europa.
‚ 3 p
Q. Tommasinii Kotschy „foliis magis laciniatis* " »» ”
Ragusa: am Weg nach Trebinje, linker Hand kurz nach
Einbiegen der Landstrasse ins Brenothal einige alte Stämme.
@Q. IiexL. überall in heissester Lage (Stagno grande, Ragusa,
Gravosa).
Hercegovina: An der alten Poststrasse von Metchovie nach
Mostar, im besonderen in den Waldungen bei Domanovic
folgende Arten: @. Cerris L., @. conferta Kit. und
var. Hungarica Hub,, var. spectabilis Kit.*), Q. 1a-
nuginosa Lam.,Q.crispata Stev. („ramulis glabratis“), Q.
Budensis Borb., Q. Macedonica DC!!, Q.Ilex L.— Am
Mostarsko Blato: Q. pinnatifida Gm. (= Q. Susedana
Vuk.) „ramis denique fere glabris“. — Bei Konjica: Q. sessi-
liflora L.
Ost-Bulgarien: Quercus Cerris L. mit var. cyloloba
Borb. „lobis foliorum rotundatis* und Austriaca W., Q.
conferta Kit. am Kamcykfluss; @. lanuginosa Lam.,
Q. pinnatifida Gm. und Q. crispata Stev. überall um
Varna bei Kebedze, eine Varietät letzterer „ramulis glabres-
centibus.
Attika: Q. llexL.var. calycina Poir. („cupula alta insignis“),
Felsensträucher auf der Spitze des Pentelikon; meist auch
hierher gehörig die in Athen als Chausseebaum kultivirte hoch-
stämmige Form.
Q. Aegilops L. (@. Graeca Kotschy, vom klass. Standort),
eine kleine Waldung prächtiger Bäume am Pentelikon-Kloster;
zugleich mit Q. pseudo-coccifera Desf. (baumartig).
Q. coccifera L. a) genuina Boiss., dichte Massen niedriger
Gestrüppe, ganze Bergrücken bedeckend (Hymettos-Pentelikon);
strauchartig auch auf den Prinkipo-Inseln bei Konstantinopel.
Insel Korfu: Quercus Haas Kotschy var. atrichoclados
3orb. et Bornm.
„rami leves, haud tomentosi ac in typo. Qu. pedun-
euliflora C. Koch. folis multilobis, illis Qu. confer-
tae Kit. similibus, lobis in utroque latere — ut ait Koch
— haud „subtribus“, petiolo elongato, haud „perbrevi“,
cupulae maximae squamarum appendice laxe patente,
neque adpressa etc. diversa® Borb. in litt. — In grossen
Exemplaren südlich der Stadt Korfu, unweit der alten
Olivenwälder; mit der Kotschy’schen Abbildung (Eich.
d. Or. tab. II) auch in der Blattform gut übereinstimmend.
Oktober 1886. — Dieselbe Form zuvor auch auf klein-
asiatischem Boden in Bithynien zugleich mit der typischen
Q. Haas Ky. gesammelt. Dort an der Landstrasse von
Mudania nach Brussa eine grosse Gruppe dieser Eichen, dem
Besucher des Oiymps ganz unverfehlbar (der schattige Platz
*) „Variatio Qu. confertae Kit. pedunculis axillaribus usque 4cm elon-
gatis (Qu. conferta var. intermedia Heuff. non Bönngh., Qu. Heuffe-
lii Simk.)* Borb. in litt.
Algen. 131
mit dem türkischen Kaffeehaus — rastende Karawanen, Ziegen-
und Büffelheerden — liegt hinter Missipoli im Thal des Ulfer-
Tschai, „Ketschid“ genannt); wohl weit verbreitet, doch
meist steriles Strauchwerk und schwer zu erkennen. Am Fusse
des Olymps bildet die strauchige @. infectoria L. dichte
Bestände, meist reich fruchtend; höher findet sich noch @.
pinnatifida Gm. sowie Q. sessiliflora Sm.
Belgrad, Juni 1888.
Referate.
Penard, E., Contributions A ’etude des Dino-Flagelles.
Recherches sur le Ceratium macroceros avec obser-
vations sur le Ceratium cornutum. 4°. 43 pp. 3 Pl.
Geneve (St. Stapelmohr) 1888.
Der Inhalt dieser Arbeit ist im Verhältniss zu ihrem Umfang
ein ziemlich geringer; Neues bringt sie noch weniger, denn wie Verf.
selbst im Vorwort sagt, hat er seine Untersuchung ausgeführt, ohne
die neueren Bearbeitungen der Peridineen (von Klebs, Bütschli
u. a.) zu kennen. Nach Einsicht dieser wichtigen Schriften hat er
entsprechende Bemerkungen seinem ursprünglichen Texte, äusser-
lich kenntlich, eingefügt. Es sei desshalb nur über das referirt,
was er von der Reproduktion sagt. Er unterscheidet hier 3 Formen:
1. Durch innere Keimzellen (embryons internes). Im Sommer
fand er in manchen Individuen 1, 2, 3 oder 4 länglich-runde Zellen
mit Kern, Chlorophyll und Augenfleck. Diese Keimzellen verlassen
-die alte Hülle und sind beweglich (par des cils invisibles peu nom-
breux!) oder unbeweglich, was von der mehr oder weniger starren
Membran, mit der sie umgeben sind, abhängt. Beide wachsen nach
ihrem Austritt noch etwas heran, encystiren sich dann und gehen
einen Ruhezustand ein; bisweilen findet auch vorher noch eine
Theilung des Inhaltes statt und beide Theile werden dann zu
Cysten. Was aber aus diesen wird, hat Verf. nicht beobachtet.
2. Durch totale Zellverjüngung. Dies ist derselbe Vorgang,
wie ihn Schütt für Peridinium beschrieben hat, indem der Inhalt,
welcher ausgetreten ist, zu 2 Schwärmsporen wird; insofern ist
diese Form auch der „Theilung im ruhenden Zustand“ (nach
Bütschli) zu vergleichen. Für ÜCeratium dürfte eine solche
Reproduktion noch nicht bekannt gewesen sein; was aus den
Schwärmern wird, ist in diesem Falle auch nicht gesagt.
3. Durch Spaltung, der Theilung im beweglichen Zustand ent-
sprechend. Ausserdem hat Vert. noch Zustände beobachtet, die auf
eine Abstreifung der alten und Ersetzung durch eine neue Membran
(Häutung, wie sie Pouchet angiebt) deuten.
Zum Schluss wägt Verf. die Gründe gegeneinander ab, welche
für die pflanzliche oder thierische Natur des Ceratium sprechen, und
entscheidet sich für die erstere.
132 Algen. — Pilze.
Ceratium cornutum Clap. & Lach. wird anhangsweise kurz
seinem Bau nach beschrieben, sonst aber nicht weiter besprochen,
da es sich bezüglich des Zellinhaltes und der Reproduktion ganz
wie das vorige verhalten soll.
Möbius (Heidelberg).
Lagerheim, @., Ueber Desmidiaceen aus Bengalen nebst
Bemerkungen über die geographische Verbreitung
der Desmidiaceen in Asien. (Bihang tillk. Svenska Veten-
skaps-Akademiens Handlingar. Bd. XIII. Afd. III. No. 9.) 12 pp.
Mit 1 Tafel. Stockholm 1888.
Nur 28 Arten und Varietäten sind Sibirien (mit 143) und
Birma (mit 156) gemeinsam. Das arktische Element in Sibiriens
Desmidieenflora ist wenig vertreten. Japans Desmidieenflora hat
eine bedeutend grössere Anzahl Arten mit Sibirien einerseits und
Birma andererseits gemeinsam, als Sibirien mit Birma, was mit
Hinsicht auf Japans geographische Lage und Klima zu erwarten
war. Ein grosser Theil der Desmidiaceen Birmas (ca. 50 Arten)
und Bengalens (ca. 30 Arten) sind Arten von nur tropischer Ver-
breitung.
Verf. hatte zugleich mit einer in Tibet, 11000 Fuss über dem
Meer, gesammelten Utricularia 5 Arten von Desmidieen angetroffen
und fand 52 Arten und Varietäten auf Myriophyllum aus Bengalen.
Folgende Formen sind beschrieben:
Micrasterias Mahabuleshwarensis Hobs. # surculifera und M. ampullacea
Mask. £ Bengalica sind unbedeutende Var. Euastrum Didelta Ralfs # Bengalicum
von var. scrobieulata (mihi) durch 2 vertical gestellte, nach innen zugespitzte-
scrobieuli verschieden. E. coralloides Josh. £ trigibberum. Cosmarium coli-
ferum von C. Americanum durch mehr trapezoide Zellhälften verschieden. Xan-.
thidium Indicum, dem X. fasciculatum vielleicht am nächsten, mit nur 2 einzelnen
(statt paarigen) lateralen und 2 paarigen oberen Stacheln. X. acanthophorum.
Nordst. # Bengalicum. Pleurotaenium constrietum (Bail.) Lagerh. subspec. coroni-
ferum an den Enden verziert wie bei P. coronulatum (Grun.) Wille.
Nordstedt (Lund).
Solms-Laubach, H., Graf zu, Penicilliopsis clavariae-
formis,einneuer Javanischer Ascomycet. Mit 2 Tafeln.
(Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg. Vol. VI. Partie
1. p. 53—12.)
In diesem Aufsatze wird ein neuer Ascomycet beschrieben,
welchem Verf. den Namen Penicilliopsis clavariaeformis beilegte
und welchen Verf. im Botanischen Garten zu Buitenzorg auf fast
allen abgefallenen Früchten von Diospyros macrophylla Bl., jedoch
auch nur auf diesen, antraf. Dieser Pilz ist von allgemeinerem
Interesse, weil er die Lücke zwischen Eurotium, Penicillium einerseits
und Onygena andrerseits weiter ausfüllt und ausserdem beweist,
dass alle diese Formen wirklich mit Recht zu gewissen Gattungen
der Tuberaceen, wie Terfezia, gerechnet werden.
Pilze. 135
Der Pilz hat eine schön schwefelgelbe Farbe, welche aber in
abgestorbenen Exemplaren sich in tiefes Braunrot verändert hatte.
Dieser Farbstoff wurde optisch von Reinke untersucht.®)
Der Thallus ernährt sich vorzugsweise vom Samenendosperm,
die Cellulosemembran auflösend, und er entwickelt sich durch locale
oberflächliche Infektion der herabgefallenen, etwa apfelgrossen Frucht.
Die verhältnissmässig dicken Thalluszellen (Diam. 0.006—-0.008 mm)
durchsetzen dann zuerst die 2—3 mm dicke, derbe, holzige Rinde
und dann die zuinnerst liegende, saftig schleimige Pulpa, in der etwa
10 Samen sich befinden.
Auf der Oberfläche der Frucht treten die spitzen, bis über
‚Zoll langen, elavarienähnliche Hörner hervor, und an diesen, welche
die oben erwähnte, schön schwefelgelbe Farbe besitzen, bilden sich
‚die Conidien. Ausserdem aber producirt der Pilz kleine, unregel-
mässige, schliesslich rotbraun gefärbte Knöllchen von fester Be-
schaffenheit.
Diese Knöllchen sind Sporocarpien, welche sich in vieler
Hinsicht unmittelbar an die des Penicillium anschliessen, obwohl
jene die Ruheperiode dieser entbehren.
Die Sporocarpien bestehen aus einem Geflecht knäuelartig ver-
schlungener Hyphen, welches nur an der äussersten Peripherie etwas
dichter ist wie in der Mitte. Ihre Wachstumsweise ist die nämliche,
‚wie de Bary sie für die äusserlich sich sehr ähnlich verhaltenden
Fruchtkörper von Elaphomyces constatirte. ' Erst wenn die definitive
Grösse annähernd erreicht ist, treten die Asci-erzeugenden inneren
Theile deutlich hervor, doch anstatt einer einzigen Höhlung, wie
bei Elaphomyces, treten hier mehrere solcher neben einander auf,
welche eine unregelmässige, gelappte und gebuchtete Form haben.
Das reife Sporocarp ist also vielkammerig.
Die Asci werden im Inneren gebildet von den Endverzweigungen
‚der Hyphen und die Endzellen können direkt zu einem solchen
auswachsen. Kurze Seitenzweige gehen aus ihren Grliederzellen
hervor, deren Spitze, blasenfürmig anschwellend, zum Ascus
‘wird, deren Ausbildung im ganzen Sporocarp sehr bald vollendet
ist. Die jungen Asci sind meistens von unregelmässiger Form, im
Allgemeinen aber oval und messen etwa 0.01 mm im Durchmesser.
Das Plasma färbt sich mit Jod einfach gelb; Epiplasma konnte
zu keiner Zeit nachgewiesen werden. In den Asci enstehen winzige
eiförmige Sporen in wechselnder Anzahl; nachdem diese gereift
sind, schwindet die Aussenwand, wie es auch bei den Penicillien
die Regel ist.
Die eiförmigen Sporen sehen jenen von Eurotium und von
Penicillium ähnlich, doch ist die Untersuchung der Membranstruktur
hier der geringen Grösse wegen (sie sind 0.006 mm lang und
0.002 mm breit) ungemein schwer. Ihre äusserste Schicht ist wahr-
scheinlich ein Perinium und trägt entweder leistenförmige Vorsprünge
*) Der Farbstoff von Penicilliopsis elavariaeformis (Solms Annales du
Jardin Botanique de Buitenzorg. Vol. VI. 1886. Partie 1. p. 73—78. Referat
siehe unten.)
134 Pilze.
oder, obwohl ziemlich selten, eine grosse Anzahl winziger Stachelchen,
wie diese sich auch auf den Sporen von Tuber vorfinden. Die
Askosporen scheinen somit hier dimorph zu sein, eine Eigen-
tümlichkeit, welche bisher noch nicht constatirt wurde.
Angeregt durch dieses Ergebniss untersuchte Verf. nun auch
die grossen Sporen von Tuber und fand dabei erstens, dass die
stachelsporigen Trüffeln nur durch graduelle Differenzen des Ent-
wicklungsprocesses mit den netzsporigen verbunden sind, und ausser-
dem, dass auch dort die äusserste Membran ein Perinium ist und
also von aussen her durch das Periplasma gebildet wird (wie z.B.
auch bei der Aussenwand der Zygote von Peronospora).
Der wichtigste Unterschied zwischen dieser Penieilliopsis und
Penieillium liegt in der Entstehung der Asci, welche bei letzterem
(nach Brefeld) in langen Ketten zusammenhängen und durch
Umwandlung der Gliederzellen der Endzweige im fertilen Gewebe
entstehen.
Verf. konnte keine Spur von Organen finden, welche auf eine
geschlechtliche Differenzirung hindeuten sollte; Penicilliopsis scheint
somit apogam zu sein.
Im Anschluss an die erhaltenen Resultate untersuchte Verf.
jetzt auch zuerst eine Onygena-Art, an welche Penieilliopsis durch
Vermittlung der Penicillieae fast vollkommen angegliedert wird.
Verf. fand, dass dieser die Conidien vollkommen abgehen; seine
Sporocarpien werden in der Einzahl terminal auf langen Trägern
erzeugt, sind einkammerig und schliessen die aus den Asci befreiten,
vollkommen glatten, ovalen Sporen ein.
Ausserdem gelangten Terfezia Leonis und eine Elaphomyces-
Art, welche letztere sich als abweichende Form an die Terfezia
angliedern lässt, zur Untersuchung.
Janse (Leiden).
Reinke, J., Der Farbstoff der Penicilliopsis elavariae-
formis Solms. Mit 1 Tafel. (Annales du Jardin Botanique
de Buitenzorg. Vol. VI. Partie 1. p. 73—78.)
Verf. giebt hier die Resultate der optischen Untersuchung des.
Alkohols, in dem Solms-Laubach seine Exemplare von Peni-
eilliopsis während längerer Zeit aufbewahrt hatte.
Diese Flüssigkeit hatte eine rein purpurrothe Farbe, welche
von einem Stoffe herrührt, welchen Verf. „Mykoporphyrin“ nennt
und welcher in roten Prismen krystallisirt.
Die Lösung zeigte, ausser der Fluorescenz, die Merkwürdigkeit,
dass ihr Spectrum sehr scharf hervortretende Absorptionsbänder
besitzt; durch diese, sowie auch durch die Stärke des Fluorescenz-
lichtes erinnert sie an Chlorophyll und an Phycoerythrin.
Das Spectrum zeigt 4 Bänder: eins im Gelb von 4 598 bis.
4 587, ein zweites von A 540 bis A 530, ein schwächeres, drittes
von 4 512 bis 4 503, welches durch einen Schatten mit dem vierten
von etwa 4 480 bis 4 470 verbunden ist. Auf dieses folgt ein
Pilze. 135
hellerer, aber doch abgeschatteter Bezirk, der bis an das sichtbare
Ende des Spectrums reicht.
Das Fluorescenzlicht erstreckt sich im Spectrum in Orange und
Gelb von A 650 bis 4 580, doch zeigen sich in diesem Bezirk sehr
verschiedene Abstufungen von Helligkeit.
Weiter bestimmte Verf. die quantitative Lichtabsorption an
verschiedenen Stellen des Speetrums und fand dabei, dass nur dem
dritten Bande kein Absorptionsmaximum entsprach. Verf. meint
daher, dieses dritte Band, wie auch das Band III im Chlorophyll-
spectrum, als ein subjektives, durch Kontrastwirkung erzeugtes
betrachten zu müssen. Janse (Leiden).
Cunningham, D.D., On a new genus of the family Usti-
lagineae. (Scientific memoirs by medical officers of the army
of India. Edited by Sir Benjamin Simpson. Pars III. 1887. p.
27—32.) [Caleutta 1888.]
Verf. beschreibt einen zur Familie der Ustilagineae gehörigen
Parasiten der Blätter von Nymphaea stellata, N. Lotus und N.
rubra. Vorzüglich findet er sich auf der erstgenannten Art; die
Gattungen Euryale und Nelumbium scheint er zu meiden. Verf.
hat Gründe, den Pilz nicht bloss für eine Varietät etwa von Entyloma
zu halten, der er ja morphologisch und biologisch nahesteht; er
statuirt in ihm eine neue Gattung Rhamphospora und begründet,
wie folgt.
Erstens: die Sporen entstehen allerdings an den Enden
der sporenbildenden Zweige, aber nicht unmittelbar an der Spitze,
sondern subterminal, so dass die fertige Spore einen schnabel-
förmigen Fortsatz erhält. Letzterer ist erst hohl, plasmahaltig,
später wird er solid, geht also wohl in das Epispor auf, Zweitens:
die Sporidien entspringen nicht an der Spitze des ein-
fachen Keimschlauches. Letzterer bildet vielmehr erst an
seinem Ende einen Kranz septirter Zweige, die dann
ihrerseitsdieSporidien hervortreiben. Letztere kopuliren
von Zweig zu Zweig. Die Definition der neuen Gattung und Art
giebt danach Verf. folgendermassen:
Rhamphospora (Familie der Ustilagineae).
Sporen einzeln, subterminal, geschnäbelt. Promycel bestehend aus langem
Keimschlauch mit Endverzweigungen, welche an der Spitze die Sporidien erzeugen,
Rhamphospora Nymphaeae.
Charakter der Gattung; bewohnt die Blätter von Nymphaea stellata, Nym-
phaea Lotus und Nymphaea rubra.
Horn (Cassel).
Beck, Günther, Ritter von, Poroptyche nov. gen. Poly-
poreorum. (Verhandlungen der K. K. zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien. 1888. Abhandlungen p. 657—658. Mit
3 Holzschnitten.)
Die Gattungsdiagnose dieses neuen Pilzes lautet:
„Fungus resupinato-expansus, in margine definito et sursum acerescens, in
tota superficie poriferus, subtus mycelii ramis funiformibus solo indefinite sed
arcte afixus. Porae in margine primum foveatae rotundae, mox magis con-
136 Pilze. — Muscineen.
cavatae, lobis varie accerescentibus tortuosae et labyrinthiformes, saepe clausae,
serius stroma poris numerosissimis irregulariter perforatum et in superficie poris
apertis praeditum formantes. Hymenium poras induens. Basidia clavata in
stipitibus brevibus sporas 4 ellipsoideas hyalinas fingentia. Cystidia nulla.“
Poroptyche candida, ein übelriechender, nur 3—5 mm dicker
Pilz, wurde vom Verf. im Hofraume des naturhistorischen Hof-
museums in Wien, auf feuchtem, kalkhaltigem Boden entdeckt.
Die für Poroptyche charakteristischen labyrinthartigen Poren
werden dadurch hervorgerufen, dass der Pilz nicht nur am Rande,
sondern auch an der Oberseite des porentragenden Fruchtkörpers
fortwächst.
Die Holzschnitte zeigen einen Querschnitt durch den Pilz, eine
Flächenansicht des Hymeniums, die Basidien und Sporen.
Fritsch (Wien).
Renauld, F. and Cardot, J., New mosses of North America. I.
(Botanical Gazette. Vol. XIII. 1888. No. 8. With plates
XIHI—XX.)
Enthält die ausführlichen Beschreibungen von 8 neuen nord-
amerikanischen Laubmoosarten, deren jede auf je einer Tafel
abgebildet ist.
1. Dieranella Fitzgeraldi.
Florida: auf Sandboden bei Palatka (Fitzgerald). — Durch Kapselform
und Peristom von D. heteromalla verschieden, ist diese neue Art mehr mit
D. stenocarpa Besch. von den Antillen verwandt, von welcher sie jedoch
durch schärfer zugespitzte, gezähnelte Blätter, nicht verengte Kapselmündung
und weniger papillöse Peristomzähne abweicht.
2. Campylopus Henrici.
Kansas: Saline County, auf Sandboden (Joseph Henry ). — Hat eine
gewisse Aehnlichkeit mit C. brevipilus Br. et Sch., habituell auch an C.
brevifolius erinnernd, von beiden jedoch durch die Struktur der Blattrippe
abweichend. — Weibliche Pflanze und Fruktifikation unbekannt,
3. Racomitrium Oreganum.
Oregon: auf felsigen Hügeln (Th. Howe ll). Hält die Mitte zwischen
R. canescens undR. heterostiehum, doch mehr mit letzterer Art verwandt,
von welcher sie durch Habitus, gelbliche Färbung, zweimal so langen Fruchtstiel
und viel längere Peristomzähne unterschieden wird.
4. Webera camptotrachela.
California. — Sehr nahe mit W. annotina verwandt, von welcher sie
durch gekrümmten Fruchthals und unvollkommenes inneres Peristom abweicht.
5. Polytrichum Ohioense.
Diese gut charakterisirte Art, zuerst in Revue bryo logique 1885. p. 11
von den Verfl. beschrieben, ist jetzt von zahlreichen nordamerikanischen Stationen
bekannt und unterscheidet sich von dem täuschend ähnlichen P. formosum
durch die mehr oder weniger verschmälerte Kapselbasis mit undeutlicher Apo-
physis und besonders durch die eigentümliche Form der Randzellen der Lamellen.
Das ächte Polytrichum formosum Hdw. scheint in Nord-Amerika auffallend
selten zu sein und ist den Verff. bis jetzt nur von der Insel Miquelon bekannt.
6. Fontinalis Howellii.
Oregon: an alten Baumstämmen in Sümpfen (Th. Howell). — Von allen
bekannten Arten ausgezeichnet durch steifen Stengel mit abwärts gebogenen
Aesten und durch zweigestaltige Blätter. — Fruchtkapsel 2 mm lang, vom Peri-
chätium ganz eingeschlossen.
7. Fontinalis flaccida.
Ost-Louisiana: Bayou Bonfouca, an überfluteten Aesten und Baum-
wurzeln (A, B. Langlois). Steril, doch sehr eigenartig durch äusserst locker
Muscineen, 137
beblätterten Stengel und lange, flache oder kaum konkave Blätter mit schwach
gezähnelter Spitze.
8. Camptothecium Amesiae,
California: Auburn, in Gesellschaft von Hypnum pinnatifidum
Sull. et Lesq. (Mrs. Mary E. Pulsifer Ames). — Steht zwischen Hypnum
Nuttallii Wills. und H. pinnatifidum Sull. et Lesgq. und unterscheidet
sich von ersterem durch ganzrandige Astblätter, schmäler zugespitzte Peristom-
zähne und längere Wimpern, von letzterem durch schmälere, lang eylindrische
Fruchtkapsel, von beiden aber durch breitere, kurz zugespitzte Astblätter.
Geheeb (Geisa).
Warnstorf, C., Revision der Sphagna in der Bryotheca
europaea von Rabenhorst und in einigen älteren
Sammlungen. (Separat-Abdruck aus Hedwigia. 1883. Heft
11/12. p. 265—276.)
Von den zahlreichen Berichtigungen, welche Verf. an den Be-
stimmungen der in der Bryoth. europ. ausgegebenen Sphagnen vor-
nimmt, ganz abgesehen, verdienen einige Bemerkungen in vorliegender
Abhandlung, weil von allgemeinem Interesse, besonders hervor-
gehoben zu werden.
Unter No. 302 ist $. subsecundum £#. contortum (Schultz) ausgegeben.
Hierbei macht Verf. darauf aufmerksam, dass das wahre S. contortum Schultz
Prodr. fl. Starg. gar nicht diejenige Pflanze sei, welche Nees, Schimper und
‚alle neueren Autoren bisher darunter verstanden haben, sondern zu S. laricinum
Spruce gehöre. Auf diese Thatsache hat den Verf. zuerst Limpricht in
einem Briefe, dat. v. 16. April 1888, aufmerksam gemacht, welcher 2 Originale
im Hrb. der schles. Ges. untersucht hatte. Was wir nach Schimper unter S.
‚contortum verstehen, ist das $. contortum Nees in dessen var. f. rufescens (S.
rufescens Nees) in Bryol. germ. p. 15, t. 12, Fig. 6*. Im Berliner Museum sah
Verf. eine Originalprobe von Schultz im Bridel’schen Hrb. und eine andere
in Funck, Deutschlands Moose unter No, 6, welche ebenfalls zu S. larieinum
Spruce gehörten. Es ist deshalb kein Zweifel, dass das wahre S. contortum
Schultz in der That mit S. larieinum Spruce identisch ist und letzteres deshalb
den Schultz’schen Namen führen muss. F
Bei No. 712: S. larieinum Spruce nec Wilson, von Angstroem b. Lycksele
(Lappland) gesammelt, bemerkt Verf., dass dasselbe identisch sei mit S.mendo-
einum Sulliv. et Lesgq. in Sulliv. Icon. musc. Suppl. p. 12 (1874). Es ge-
hören hierzu folgende Synonyme: S. cuspidatum var. major Russ. Beitr. 1865;
S. porosum Schlieph. et Warnst.; S. cuspidatum var. Dusenii Jens.; S. cuspidatum
var. Nawaschini Schlieph. — Die Untersuchung einer Originalprobe von Lesque-
reux, welche Verf. der Güte Renauld’s (Monaco) verdankt, ergab die voll-
kommene Uebereinstimmung im anatomischen Baue mit der europäischen Pflanze.
Die Rinde des Stengels erwies sich 2—3schichtig und war vom gelblichen Holz-
<ylinder deutlich abgesetzt. Die Stengelblätter waren gross, dreieckig-zungenförmig
bis zungenförmig und an der abgerundeten Spitze schwach gezähnelt oder zart aus-
gefasert; der breite Randsaum war nach unten stark verbreitert, die Hyalinzellen
zeigtenim apicalen Theile, öfters sogar bis zur Mitte herab Fasern und auf der Aussen
seite zahlreiche kleinere oder grössere Poren in der Nähe der Commissuren.
Die Astblätter waren gross, breit-lanzettlich, an der gestutzten Spitze gezähnt,
am Rande breit gesäumt, und die Hyalinzellen zeigten auf der Blattaussenfläche
die charakteristiscen, meist starkringigen Poren in Reihen an den Commissuren,
seltener in der Blattmitte. 2
Limpricht zieht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. p. 132 das Angstroem'sche
8. larieinum zu $. obtusum Warnst., was aber dem Verf. nach seinen neuesten
Untersuchungen nicht gerechtfertigt erscheint. Das letztere besitzt zwar auch
auf der Blattaussenseite Poren, doch sind dieselben stets viel weniger zahlreich,
viel kleiner, meist unberingt und können nur durch starke Tinetion der Blätter
sichtbar gemacht werden; ausserdem sind die grossen zungenförmigen Stengel-
blätter stets faserlos und die grünen Zellen auf der Blattinnenseite allermeist
138 Muscineen.
gut eingeschlossen. Nach des Verfs. Ansicht sind demnach S. mendocinum und
S. obtusum zwei verschiedene Arten-Typen der Cuspidatum-Gruppe, von welchen
sich das erstere habituell mehr dem S. cuspidatum, das letztere mehr S. recurvum
nähert.
Dusen macht in Om Sphagnaceernas utbredning i Scandinavien p. 27
(1887) darauf aufmerksam, dass in dem im Museum zu Upsala befindlichen
Exemplar der Ehrhart’schen Plantae eryptogamae unter No. 72 als S. acuti-
folium auch eine Probe von S. fimbriatum liege; dasselbe ist in dem Exemplar
der Fall, welches im Berliner Museum aufbewahrt wird; die andere Probe auf
demselben Blatte ist S. subnitens R. et W.
Ueber S. cuspidatum Ehrh. (No. 251 der Ehrhart’schen Dee.) sagt Verf.
Folgendes:
Rinde des Stengels 2—3schichtig, Zellen ziemlich weit und vom Holzkörper
deutlich abgesetzt. Stengelblätter gross, gleichschenklig-dreieckig, breit gesäumt,
Saum nach unten stark verbreitert, hyaline Zellen nicht durch Querwände getheilt,
gegen die Spitze fibrös, aber ohne Poren, höchstens in der unteren Blatthälfte
mit Membranverdünnungen in den oberen Zellecken. Astblätter der abstehenden
Zweige lang-lanzettlich, röhrig-hohl, weit herab am Rande umgerollt, breit (bis
10 zellreihig) gesäumt, ausser an der gestutzten Spitze nicht gezähnt. Faser-
bänder weit nach innen vorspringend. Hyalinzellen beiderseits fast ganz porenlos.
Chlorophylizellen im Querschnitt gleichschenklig-trapezisch, beiderseits frei.
Ausser den Sphagnen in Ehrhart P]. cerypt. werden dieselben
noch in folgenden älteren Sammlungen revidirt: Mougeot und
Nessler, Stirpes erypt. Vogeso-Rhenanae; Crome, Samml. deutsch.
Laubm.; Hornschuch, Moostaschenherbar ; Funck, Deutschlands
Moose und Kryptogamische Gewächse, besonders des Fichtelgebirges ;
H. Müller, Westfalens Laubmoose; Sendtner, Musci frondosi
Silesiae; de Brebisson, Mousses de la Normandie, worüber man
in der Arbeit selbst nachlesen wolle.
Warnstorf (Neuruppin).
Rossetti, C., Epatiche della Toscana Nord-ÖOvest. (Bul-
lettino della Societä botan. ital., in Nuovo Giornale botan. ital.
Vol. XX. Firenze 1388. pag. 461— 462.)
Vorliegendes ist nur eine vorläufige Mittheilung über die
Lebermoose der Pisanerberge, der Apuaneralpen und der Ebene
zwischen diesen Höhen und dem Meere, mit Hervorhebung der
interessanten oder für die Gegend neuen Arten. Die noch zu ver-
öffentlichende Arbeit wird eine Darstellung des Distriktes, eine
Studie über die geographische Verbreitung und Betrachtungen über
Bodennatur und Pflanzenvertheilung bringen.
Die für die Gegend interessanteren Arten und die überhaupt
für Italien neuen (welche durch ein vorgesetztes * hervorgehoben
sind) wären:
Nardia Funckii Carr., N. geoseyphus Lindb., N. obovata Carr., N. hyalina
Carr., * Plagiochila tridenticulata Tayl., Scapania eurta Dimrt., Diplophylleja
taxifolia Trevis., Jungermannia riparia Tayl., J. pumila With., J. sphaerocarpa
Hook., J. Bantriensis Hook., J. alpestris Schlch., J. exseeta Schmd., J. quinque-
dentata Web., J. myriocarpa Carr., Cephalozia catenulata Lindb., C. multiflora
R. Spr.?, *C, Franeisci Dmrt., Odontoschisma Sphagni Dimrt., Lejoseyphus inter-
ruptus Mitt., Lepidozia setacea Mitt., Bazzonia trieenata Trevis., Porella Thuja
Lindb., Frullania fragilifolia Tayl., Lejeunea calcarea Lib.,, * L. ovata Tayl.,
*_L. Mackayi Sprg,, Kantia arguta Lindb., Trichocolea tomentella Dmrt., Dilaena
Lyelli Dmrt., Pellia epiphylla Gott., Riecardia sinuata Trevis., Rupinia Italica
Trevis.
Solla (Vallombrosa).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 139
Arcangeli, &, Sul germogliamento della Euryale ferox
Sal. (Bulletino della Soc. botan. ital., in Nuovo Giornale botan.
ital. Vol. XX. Firenze 1888. pag. 467—473.)
Ueber die Struktur des Samen der Euryale ferox Sal. findet
sich in der Litteratur überaus wenig vor; Vert., welcher sich längere
Zeit mit der Biologie dieser Pflanze beschäftigte, giebt eine detail-
lirte morphologische Beschreibung des Samens.
Letzterer wird von einem hochroten Samenmantel umhüllt,
welcher seinerseits aus zwei Theilen besteht: einem äusseren, dicken,
fleischigen Gewebe, das von Luftlücken unterbrochen ist und durch
welche die Samen leichter zu schwimmen vermögen, und einem
inneren schmalen, faltigen, knorpelartigen Gewebe, das dem Samen
selbst innig anliegt. Der Same ist kugelig, 6—12 mm gross, und
wenn frisch vom Samenmantel befreit, mit einer gelatinisirenden
Celluloseschicht überzogen. Die Testa ist an verschiedenen Punkten:
von verschiedener Dicke (0,5—2 mm); anfangs aussen bouteillengrün,.
dann braun schliesslich schwarz; hat einen wohlausgebildeten Naht-
anhang, welcher an dem Nabel endigt; der Nabel ist flach, viel
lichter gefärbt und von einer kreisförmigen Furche umschrieben.
Das Gewebe der Samenschale beseht aus unregelmässigen Skleren-
chymzellen mit grünlichem oder fuchsbraunem Inhalte. Die Innen-
haut ist von mehreren Schichten zusammengepresster dünnwandiger-
Zellen gebildet und adhärirt an dem Samenkerne. Beide Samen-
hüllen geben in ihren Elementen — ausschliesslich der erwähnten
Cellulosehülle — die Ligninreaktion. — Im Samenkerne ist der
Embryo in wenig Endosperm eingebettet, und zusammen nimmt:
das Ganze die Form eines linsenartigen Gebildes an, nach der Mikro-
pyle zu gerichtet, während das übrige von stärkereichem Perisperm:
eingenommen wird. Der Embryo ist gross, mit 2 dicken Kotylen..
verkürztem Achsenorgane und besitzt eine Plumula mit mehreren
Blattansätzen.
Ueber die Keimung der Samen sind wir einigermassen durch
Treviranus (1847) informirt; A. findet aber mehreres in den:
Angaben dieses Forschers zu berichtigen. Im Ganzen und Grossen
verläuft die Keimung älnlich wie bei Victoria regia (Treeul,
1854). 15—30 Tage (je nach den äusseren Umständen) nach der:
Aussaat beginnt die Keimung, welche sich zunächst in einem deckel-
artigen Abwerfen der Nabelfläche kundgiebt, worauf die unterste
Embryospitze herausragt. Auf dieser enstehen sodann vier
Emergenzen gleich wertiger Zellen, welche den Austausch und die
Aufnahme der Nahrungsstoffe vermitteln, erst nacher entwickelt:
sich aus dem Innern dieser vier ein fünfter Auswuchs, die Pfahl-
wurzel, welcher jedoch zumeist atrophirt oder in der Entwicklung‘
sehr zurückbleibt und der Pflanze gar nicht dient. Nicht lange:
darauf sieht man die Basis der Kotylen aus den Samenschalen
hervorbrechen, und aus deren Mitte erhebt sich pfriemenartig das
epikotyle Stengelglied; dieses erreicht, je nach dem Wasserstande,,
sowie je nach der Intensität der Beleuchtung, eine Länge von
einigen Milli- bis wenige Centimeter und entwickelt zunächst an
der Spitze ein scheidenartig umfassendes, nach oben fadenförmig;
4140 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
-verlängertes Anhängsel (Niederblatt. Aus dem Schosse dieses
‚gehen dann zwei langgestielte Blätter hervor, von denen das eine
‚spiessförmig, mit drei linearen Abschnitten, das andere pfeilförmig
ist; das dritte entstehende Blatt ist gleichfalls langgestielt, aber ei-
zund oder rundlich wie die darauffolgenden. — Aus den Blatt-
‚polstern (ausgenommen aus jenem des ersten Niederblattes) brechen
fadendünne Emergenzen hervor, die sich bald darauf als Adventiv-
wurzel kundgeben und funktioniren.
Solla (Vallombrosa).
.‚Janezewski, E. de, Germinationde l’Anemone apenninal.
(Comptes rendus des seances de !’Academie des sciences de Paris.
T.2CVL,,(1888. ;3’pp.)
Verf. beschreibt den sehr eigentümlichen Keimungsvorgang
von Anemone Apennina L., der von dem aller andern Anemonen,
soweit bekannt, sehr abweicht und einigermassen an den von
‚Oyclamen Europaeum erinnert. Nachdem die Wurzel herausgetreten
ist, entwickelt sich nach oben ein blattförmiges Gebilde, das an
:seiner Spitze das Pericarp emporträgt. Nach dem Abwerfen des
letzteren breitet sich ein deutlich zweispaltiges grünes Blatt aus,
‚dessen Stiel direkt in die Wurzel übergeht. Von Kotyledonen ist,
wie auch die anatomische Untersuchung lehrt, keine Spur vorhanden.
‘Später bildet sich am oberen (basalen) Theil der Wurzel ein Knöll-
chen aus und zwar, wie dies wiederum die Anatomie bestätigt, aus
‚dem Gewebe der Wurzel selbst. In diesem entsteht endogen,
‚neben der Basis des Stieles des primären Blattes, die Anlage des
Laubsprosses und unter Durchbrechung des äusseren Knollen-
‚gewebes kommt hier das erste normale Laubblatt hervor. Zu
weiterer Entwickelung brachten es die Keimlinge nicht, sondern
Blatt und Wurzeln starben Mitte Maı ab, so dass das unscheinbare
Knöllchen allein übrig blieb.
= Möbius (Heidelberg).
‚Johannsen, M., Sur la iocalisation de l’emulsine dans
les amandes. (Annales des sciences naturelles. Botanique. Ser.
vu. T. VI. p. 118—126.)
Verf. prüfte die bitteren und süssen Mandeln in ihren einzelnen
Theilen auf ihren Gehalt an Emulsin und Amygdalin, indem er im
Destillat die Blausäure volumetrisch mit Silbernitrat bestimmte.
Er fand, dass bei den bitteren Mandeln das Amygdalin im Parenchym
der Kotyledonen enthalten ist, während das Emulsin auf die Gefäss-
bündel derselben und auf die axilen Theile des Embryos beschränkt
äst. Bei den süssen Mandeln, denen das Amygdalin fehlt, ist das
‚Emulsin in demselben Gewebe lokalisirt wie bei den bitteren. Diese
lokale Trennung der beiden aufeinander wirkenden Stoffe erinnert,
wie Verf. bemerkt, an die Verhältnisse beim Getreidekorn, wo die
Diastase sich auch gerade in den Theilen. befindet, die Stärke-frei
‚sind, im Embryo und der peripherischen Schicht des Endosperms
«nach Aime& Girard). Möbius (Heidelberg).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 148.
Brenstein, Georg, Ueber die Produktion von Kohlen-
säure durch getödtete Pflanzentheile. [Inaug.-Diss.
von Rostock.] 8%. 46 pp. Mit 1. Tafel. Kiel 1887.
Verf. wählte für seine Untersuchungen theils phanerogame-
Pflanzen, theils Meeresalgen. Von ersteren waren es Keimpflanzen
von Gerste und Weizen, sowie Elodea Canadensis, Aegopodium.
Podagraria und Anthriscus silvestris, von letzteren einige Fucus-
Arten und Desmarestia aculeata. Auf die Auswahl der Pflanzen:
wurde eine besondere Sorgfalt verwendet, um zu den einzelnen.
Versuchen möglichst gleichwertiges Material zu haben. Ausserdem:
wurden noch zuvor entsprechende Parallelversuche mit lebenden:
Pflanzen gemacht, um aus der Menge der im lebenden Zustande-
gebildeten Atmungskohlensäure auf die Güte des Versuchsmaterials
schliessen zu können. Zur Verhinderung jeder etwa noch möglichen.
antagonistisch wirkenden Kohlenstoff-Assimilation wurden die dem:
jedesmaligen Versuche unterworfenen Pflanzen in zweckmässiger‘
Weise durch Umhüllung vor Licht geschützt.
Verf. construirte sich zu seinen Arbeiten einen eigenen Apparat,
welchen die beigegebene Tafel näher erklärt, doch kann hier nicht‘
darauf eingegangen werden.
Verf. operirte zunächst mit Pflanzen, welche verschiedene Zeit-
dauer hindurch kochendheissen Wasserdämpfen ausgesetzt gewesen:
waren, dann mit Keimpflanzen von Gerste und Weizen, welche:
durch kochendes Wasser getödtet waren, dann mit Grewächsen,.
welche sich fortwährend in gesättigter Aetheratmosphäre befanden,.
und kommt zu folgenden Ergebnissen:
1. Die in der lebenden Pflanze durch den Athmungsprocess-
stattfindende Kohlensäureausscheidung hört mit dem Tode der
Pflanze nicht auf, sondern es findet noch postmortal andauernd
eine Kohlensäureproduktion statt.
2. Die Kohlensäure entsteht auch in dem todten Pflanzenkörper‘
durch Oxydation von oxydirbaren Substanzen mit Hülfe des atmosphä-
rischen Sauerstoffes, und zwar sind es
a) leicht oxydirbare, schon bei niederer Temperatur verbrennbare-
Körper,
b) solche Stoffe, die ausserhalb der Pflanze bei gewöhnlicher
Temperatur durch den Sauerstoff der Luft nicht angegriffen:
werden, im Innern der Pflanzenzelle aber bei solcher niedrigen
Temperatur einer Verbrennung unterliegen, wie ein Verlust‘
an Traubenzucker in Folge eingetretener Oxydation beweist.
3. Die Quantität dieser noch post mortem auftretenden Kohlen-
säure ist, wie im lebenden Pflanzenkörper, von der Temperatur
abhängig, indem mit zunehmender Temperatur auch eine Steigerung
der Kohlensäureproduktion eintritt.
Folgende 4 Tabellen mögen einen genauen Einblick in die
Resultate der quantitativen Kohlensäurebestimmungen geben.
I. Bestimmung der jedes Mal während 24 Stunden neugebildeten
Kohlensäure von Pflanzen, welche sich fortwährend in gesättigter‘
Aetheratmosphäre befanden:
142 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie,
Produeirte Kohlensäure in Milligsramm nach
Ge-
den & 2 H sammt-
ersten weiteren weiteren weiteren menge
nach
24 St. 24 St. 24 St. 24 St. 4 Tagen
Fucus vesiculosus \ erste \ Versuchs- 10.23 6.83 4.51 4.18 25.75
25 gr. fzweitef reihe 0.13 5.22 4.51 4.51 23.37
Elodea Canadensis \ erste \ Versuchs- 13.88 5.28 4.73 4.13 28.62
25 gr. fzweitef reihe 156.73 484 5.83 6.06 32.46
Keimpfl. von Gerste \ oberird. Teil 7-Sem 22.8 6.93 5.28 5.238 40.29
25 gr. J oberird. Teil9-10 cm 24.2 5.61 4.51 4.55 38.87
Keimpfl. von Weizen \ oberird. Teil 7-8cm 16.28 5.23 4.18 4,38 30.12
25 gr. S oberird. Teil9-10 cm 16.22 5.06 5.06 A.51 30.85
II. Bestimmung der während 24 Stunden neugebildeten Kohlen-
säure von mit siedendheissen Wasserdämpfen behandelten Pflanzen:
Produeirte Kohlensäure in Milligramm nach Minuten
2 6 10 15 20 30
5.5 6.05 8.8 6.82 9.57..10:12
Elodea Canadensis 12.5 gr. { 572 6.82 5.83 4.62 6.38 5.83
Keimpil. von Gerste \ 8-9 cm 36.3 33.0 29.7 23.716 28.82 38.72
12.5 gr. 10-11 cm 21.12 26.62 14.52 10.12 10.12 25.52
Keimpfl. von Weizen \ 8-9 cm 14.52 17.32 26.62 19.25 17.6 20.9
12.5 gr. $ 10-11 cm 7.5 6.065 605 883 20.85 13.2
III. Längere Zeit fortgesetzte Bestimmungen der Kohlensäure
von Keimpflanzen, in der Weise, dass nach den ersten 24 Stunden
ein Gefäss mit Aether zur Verhinderung eintretender Fäulniss in
den Recipienten gebracht wurde:
Produeirte Kohlensäure in Milligrammen nach
den ersten weiteren weiteren weiteren weiteren
24 St. 24 St. 24 St. 24 St. 24 St.
Keimpfl. von Gerste r
12.5 gr. 10 cm 10.725 10.05 5.5 4.4 5.5
Keimpfl. von Weizen 6.05 715 55 38 AA
12.5 gr. 10 cm
IV. Bestimmung der während 24 Stunden neugebildeten Kohlen-
säure von Pflanzen nach der Behandlung mit kochendem Wasser:
Producirte Kohlensäure in Milligrammen nach Minuten
2 6 10 15
Keimpfl. von Gerste \ oberird. Teil 8-9 cm 24.42 20.02 10.56 2.1
12.9807. S oberird. Teil 10-11 cm 19.92 8.36 3.41 6.16
Keimpfl. von Weizen \ oberird. Teil 8-9 cm 16.72 14.52 12.32 8.91
‚12.5 gr. f oberird. Teil 10-11 em 18.7 2.5 9.9 19.8
E. Roth (Berlin).
'Willkomm, M., Ueber die Grenzen des Pflanzen- und
Thierreichs und den Ursprung des organischen
Lebens auf der Erde. 8°. 31 pp. Prag (O. Beyer) 1888.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 143
Verf. belhandelte das im Titel genannte Thema in seiner Rektorats-
rede; als er dieselbe drucken liess, fügte er noch eine ziemliche
Anzahl erläuternder Anmerkungen für die nicht zu den Fachgenossen
gehörenden Leser bei.
Nachdem er nachgewiesen hat, dass kein durchgreifendes
Kriterium existirt, wonach ein Organismus unbedingt als Thier oder
Pflanze bestimmt werden kann, kommt er zu der Annahme, dass
es eben Organismen gibt, die, auf der Grenze beider Reiche stehend,
die Eigenschaften von Thier und Pflanze in sich vereinigen, wie die
Mycetozoen, Gregarinen und Amöboiden, und welche „als die
direkten Abkömmlinge jener Urwesen zu betrachten sind, die der-
einst den Grundstock des organischen Lebens auf Erden bildeten.“
Die Beantwortung der Frage, auf welche Weise das erste
Leben entstanden ist, hält Verf. geradezu für unmöglich. Denn
er erklärt den Gestaltungstrieb des lebenden Protoplasmas, wie
Hanstein, für eine eigene Naturkraft, die gleich andern Kräften
ihren Ursprung in einer ewigen und unendlichen Macht hat, welche
auch die Materie und die Gesetze für die Natur erschuf.
Dass ein Anerkennen solcher Grenzen in der menschlichen
Forschung für diese eher förderlich als schädlich ist, werden dem
Verf. gewiss Viele zugeben. Möbius (Heidelberg).
Huth, E, Die Hakenklimmer.*) (Sammlung naturwissenschaft-
licher Vorträge. Band II. Heft 7. Mit zwei Tafeln und sechs
Holzschnitten. Sep.-Abdr. aus den Abhandlungen des Botan.
Vereins der Prov. Brandenburg. XXX. p. 202—217). Berlin (Fried-
länder) 1888.
In der Einleitung bespricht Verf. kurz die wichtigste ein-
schlägige Litteratur, ferner die morphologische Deutung und bio-
logische Erklärung der Kletterhaken.
Das „systematische Verzeichniss der Hakenklimmer* enthält
folgende Arten:
Gramineae. Panicum divaricatum L.
Cyperaceae. Scleria Flagellum Sw., reflexa H. B. K.
Palmae. Desmoncus sp., Calamus rudentum W., equestris W., verus Lour.,
Ceratobolus glaucescens Bl., Daemonorops melanochaetes Bl., Pleetocomia elongata
Mart. — Calamus Rotang L., viminalis W.**)
Smilacaceae. Smilax lappacea H. B., aspera L.
Dioscoreaceae. Dioscorea pentaphylla L., aculeata L.
Phytocrenaceae. ‚Jodes ovalis Bl., Phytocrene gigantea Wall., macro-
phylla Bl., palmata W.
Ancistroceladeae. Ancistrocladus Pinangianus Wall., Vahlii Arn.
Urticaceae. Pouzolzia Indica Gaud.
Cannabaceae. Humulus Lupulus L., Japonieus S. Z.
Acalyphaceae. Tragia angustifolia Müll., hirsuta Bl. (?)
Nyetaginaceae. Pisonia aculeata L.
Borraginaceae. Asperugo procumbens L,
Polygonaceae. Polygonum horridum Roxb., perfoliatum L.
Polemoniaceae. Cobaea scandens Cav.
* Ueber des Verf. früher erschienene Arbeit „Die Klettpflanzen etc.“ vergl.
Bot. Centr. Bd. XXXIH. p. 259.
*= Die beiden letzten Arten klettern durch krumme Stacheln an den Blüten-
scheiden.
144 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Bignoniaceae. Bignonia Unguis L., Macfadyena uncinata DC., Spathodea.
uncata Spr.
Loganiaceae. Strychnos Tieute Lesch., Rouhamon Guyanense Aubl.
Apoceynaceae. Dipladenia Martiana DC.
Rubiaceae. Galium Aparine L., uneinulatum DC., Rubia sp., Asperula.
Aparine M. B., Uncaria acida Roxb., Gambir Roxb., lanosa DC., ovalifolia Roxb.,
athemiata, Horsfieldiana, glabrata DC.
Loasaceae. Gronovia scandens L., Cajophora lateritia Kl., Klaprothia
mentzelioides H. B. K. [Selerothrix fascieulata Presl., Loasa atriplieifolia Presl.,
Mentzelia aspera L., strigosa H. B. K.*)]
Rosaceae. Rosa sempervirens L., recurva Roxb., Rubus australis Forst.,
squarrosus Fritsch.**)
Caesalpiniaceae. Guilandina Bondue Ait., Caesalpinia scandens Roth.
Mimosaceae. Acacia sarmentosa Desv., Intsia W., caesia W., pluricapitata,
Hooperiana Zipp. (?) ***)
Papiiionaceae. Dalbergia Zollingeriana Miq., Teramnus uneinatus Sw.,.
volubilis Sm. Desmodium Aparines DC., uneinatum.
Rhamnaceae. Ventilago Maderaspatana Gaertn.
Sapindaceae. Paullinia fibulata Rich., Serjania sp., Urvillea sp., Cardio-
spermum sp., Thinonia sp.f)
Aurantiaceae. Luvunga eleutherandra, scandens Ham., Paramignya.
Olacaceae. Olax scandens Roxb., imbriecata Roxb. (?)
Eueryphiaceae. Hugonia Planchonii, Mystax L.
Buettneriaceae. Buettneria angulata.
Capparidaceae. Capparis Roxburghii DC., subeordata, Mitchellii, pube-
rula DC., Brassii DC.
Anonaceae. Unona sp. (?), Artobotrys odoratissimus R. Br., suaveolens
Bl., Blumei Hook. f. et Thoms.
Dilleniaceae. Delimopsis hirsuta, Tetracera fagifolia, euryandra
Vahl, rigida, laevigata, Delima sarmentosa L, Tetracera Tigarea DC.
Die Holzschnitte betreffen Desmoncus, Ancistrocladus, Uncaria,
Selerothrix und Olax. Ausserdem sind zwei Tafeln aus Kerner's
„Pflanzenleben“ (Hopfen und Kletterpalmen) beigegeben.
Fritsch (Wien).
*) Die in der Klammer stehenden Arten haben Hakenhaare, klettern.
aber nicht.
*#*) Auch Rosa arvensis Huds., sowie viele unserer heimischen Brombeeren
können hier eingereiht werden. Die Gattung Rubus ist in dieser Beziehung be-
sonders interessant, indem gewisse Arten mit aufrechtem, niemals kletterndem
Wuchs, wie namentlich Rubus odoratus L. und dessen Verwandte, der Stacheln
ganz entbehren. — Betrefis der neuseeländischen Rubus-Arten, die Verf.
anführt, muss sich der Ref. noch eine Bemerkung erlauben. Verf. sagt: „Als Kletter-
apparat dienen einigen Rosenarten, sowie auch gewissen Brombeeren, besonders
den neuseeländischen Rubus australis Forst. und R. squarrosus, die rückwärts
gekrümmten Stacheln besonders der Schösslinge.“ Diese Angabe be-
ruht wohl auf einem falschen Analogieschluss. Die neuseeländischen Rubus-
Arten (aus der Sektion Mieranthobatus Fritsch) sind ausdauernde Sträucher; von
„Schösslingen“ in dem Sinne, wie bei unseren Brombeeren, kann also bei ihnen
gar nicht die Rede sein. Bei diesen Arten sind besonders die Blattstiele und
Blättchenstiele reich mit krummen Stacheln versehen, während die Stämme an
Stacheln viel ärmer sind oder gar keine besitzen, wie bei Rubus squarrosus.
(Ueber letzteren vergl. die vom Ref. gegebene Beschreibung in Oesterr. botan.
Zeitschr. 1886. Nr. 8.)
***) Auch Mimosa-Arten wären hier zu erwähnen. Ref.
+) Die rankenden Sapindaceen bilden, wie Verf. sagt, gleichsam den
Uebergang zwischen Ranken- und Hakenkletterern.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 145
Lignier, M. O., Observations sur la structure des Lecy-
thidees. (Association Francaise pour l’avancement des sciences.
Congres de Toulouse 1887. 3°. 9 pp.)
Da die Anatomie des Stammes der Lecythideen bisher nur
mit Rücksicht auf den Unterschied, den sie den verwandten Familien
gegenüber bietet, behandelt war und sich auf die einfache Betrach-
tung des Stammquerschnittes beschränkt hatte, so hat Verf. nun-
mehr seine Untersuchung auf den ganzen Verlauf der Gefässbündel
in Blatt und Stamm erstreckt und den Ursprung der Rindenbündel
ermittelt. Nach der Beschreibung der Verhältnisse, die durch eine
Anzahl schematischer Holzschnitte erläutert wird, kommt er zu
folgenden Resultaten:
Der Verlauf der Gefässbündel im Blatte der Lecythidaceen
ist ein sehr konstanter und weicht von dem der eigentlichen Myrtaceen
so ab, dass er als charakteristisches Merkmal der ersteren Familie
betrachtet werden kann. Von untergeordneterer Bedeutung ist die
Örientirung der rindenständigen Bündel: durch normal orientirte
sind die Lecythideen, durch verkehrt orientirte die Barring-
tonieen ausgezeichnet, jene amerikanische Pflanzen, diese der alten
Welt und Australien angehörend. Die Napoleoneen zeichnen
sich durch einfacheren Gefässbündelverlauf aus: während bei den
andern im Blattstiel die Bündel in mehreren Bogen angeordnet sind,
so dass Hauptbündel (in der Mitte), vordere (auf der Innenseite)
und hintere (auf der Aussenseite) unterschieden werden, sind bei
diesen nur wenige Hauptbündel vorhanden, ausserdem ist die Zahl
der normal orientirten Rindenbündel eine sehr beschränkte. Bei allen
Leeythidaceen (die also die genannten Unterfamilien Lecythi-
deen, Barringtonieen, Napoleoneen umfassen sollen) sind
die vorderen und hinteren Bündel des Blattstiels Abzweigungen von den
Rändern der Hauptbündel. Aus dem Blattstiel verlaufen die Bündel
in den Stamm derart, dass die mittleren Hauptbündel (der inneren
Bogen) sich zu dem normalen Gefässbündelkreis vereinigen, die
randständigen Bündel des mittleren Bogens, sowie die vorderen und
hinteren Bündel aber in der Rinde des Stammes abwärts steigen:
demgemäss sind also auch diese rindenständigen Bündel normale
Blattspurstränge.
Möbius (Heidelberg).
Morong., T., Studies in the Typhaceae. I. Typha. (Bulletin
of the Torrey Botanical Club New York. 1888. pag. 1—8.)
Eine schätzenswerte Bearbeitung der Gattung Typha mit be-
sonderer Rücksicht auf die nordamerikanischen Species.
Aus dem allgemeinen Theile heben wir hervor, dass Verf.,
übereinstimmend mit den Erfahrungen der übrigen Autoren, die Unter-
scheidung von T. latifolia und angustifolia nach dem Fehlen,
beziehungsweise Vorhandensein einer Distanz zwischen männlicher
und weiblicher Blüten -Gemeinschaft verwirft, dagegen die Wichtig-
keit der Pollengestalt (ob in Tetraden, ob einzeln) gebührend betont.
Mit Bezug auf die Bracteolen oder Spreuhaare der männlichen
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 10
146 Systematik u. Pflanzengeographie.
Inflorescenz, deren morphologischer Wert bislang zweifelhaft ge-
blieben ist, spricht Verf. die originelle Ansicht aus, dass dieselben
unvollkommene Pistille — „disused and degraded organs* — dar-
stellen. Die Haare um die männliche, wie die weibliche Blüte fasst
Verf. als Kelch auf.
Hieran reiht sich eine Tabelle zur Bestimmung der Typha-
Arten, wesentlich nach Rohrbach. Schliesslich werden die nord-
amerikanischen Arten vorgeführt und durch gelungene Analysen im
Holzschnitt illustrirt. Zu T. latifoliaL. zieht Verf. die var. elon-
gata Dudley’s — mit 12 Zoll langer weiblicher Blütengemeinschaft —
als blosse Form. Bei T.angustifoliaL. merkt Verf. an, dass dies
Art in Nordamerika seltener als die vorige beobachtet wird und
gerne der Meeresküste folgt. Die Bracteolen der weiblichen In-
florescenz, von Rohrbach für kürzer als die Narben erklärt, haben
an den nordamerikanischen Speeiminibus mit den Narben öfters
gleiche Länge. Die dritte im südlichen Theil Nordamerikas (Cali-
tornien, Texas) vorkommende Species ist Typha Dominginensis
Pers. Verf. findet, dass während die anderen Arten Pollenkörner von
. = _. Zoll Durchmesser haben, dieses Maass bei T.Domin-
i
1500
dieser wohl charakterisirten Art gegenüber T. angustifolia erhellt.
Greene’sT. bracteata ist eine grosse 15—18 Fuss Höhe er-
reichende Form von T. Dominginensis; sie kommt an der Küste
Californiens vor. Kronfeld (Wien),
ginensisnur Zoll beträgt, woraus ein weiterer Unterschied
Raciborski, M., Klony polskie [Die polnischen Ahorne.]
(Sep.-Abdr. aus den Berichten der physiographischen Commission
der Krakauer Akademie der Wissenschaften. Bd. XXI. 1383.)
8°. 6 pag. Krakau 1888.
Mit Hilfe der Pax’schen Monographie der Gattung Acer unter-
suchte Verf. die Herparexemplare der polnischen Ahorne. Er unter-
scheidet und versieht mit lateinischen Diagnosen die folgenden zum
Theil neuen Varietäten und Formen, und macht Angaben über
deren Fundorte resp. Verbreitung in Polen:
Acer Tataricum L.
1. genuinum: a) forma oblongifolia, b) forma rotundifolia, ec) forma tormina-
loides Pax, d) fruetus maturi pauce pilosi.
2. Var. Slendzinskii: a) forma oblongifolia, b) forma rotundifolia.
Acer Pseudo-Platanus L., Subspecies typicum Pax.
1. Var. vitifoium Tausch.
2. Var, subtruncatum Pax.
3. Var. Fieberi (Ortmann) Pax.
4. Var. compliecatum Mortensen.
5. Var. Dittrichii (Ortmann) Celakovsky.
Acer campestre L.
1. Var. Marsicum (Gussone) Koch.
2. Var. leiocarpum Tausch,
3. Var. hebecarpum D.C.
4. Var. oblongifolium.
Systematik u. Pflanzengeographie. 147
Acer platanoides L.
1. Var. typicum Pax: a) forma communis Pax, b) forma pseudotruncata
Bar
Die anderen von Pax unterschiedenen Varietäten und Formen
der genannten Species sind bisher in Polen nicht gefunden worden.
Rothert (Riga).
Raciborski, M., Conspectus Juncacearum Poloniae. (Be-
richte der physiographischen Kommission der Krakauer Akademie
der Wissenschaften. Bd. XXII. 1888.) 8°. 32 pag. Krakau
1888. [Polnisch.]
Verf. benutzte das reiche, in Krakau befindliche Herbarien-
material, um eine Uebersicht der in Polen vorkommenden Junca-
ceen zu geben. Der Begriff Polen ist dabei in weitestem Sinne,
inel. einige angrenzende nicht-polnische Länder, verstanden und
umfasst das Gebiet von der Düna bis zu den Karpathen und von
der Oder bis zum Dniepr.
Bei jeder Art und Varietät sind angegeben die Verbreitung
im Gebiet resp. specielle Standorte, bei den im Gebirge vorkommenden
Arten auch die vertikale Verbreitung; ferner finden sich vielfach
Bemerkungen über die allgemeine geographische Verbreitung der
Art, sowie kritische Bemerkungen über die Angaben anderer Forscher.
Einige neu unterschiedene Formen sind mit lateinischen Dia-
gnosen versehen. — Die eingeklammerten Species sind für das Ge-
biet zweifelhaft.
1. Juneus bufonius L., mit 5 Formen; — (J. sphaerocarpus N. ab E.); —
2. J. Tenageia F. Ehrh.; — 3. J. trifidus C. Linne, mit 3 Formen ; — (J. monan -
thos Jacquin); — 4. J. squarrosus C. Linne; — 5. J. compressus N. J. Jacquin,
mit 6 Formen; — 6. Juncus Gerardi Loiseleur-Deslongchamps. — 7. J. tenuis
Willd. — 8. J. Jaequini C. Linne. — 9. J. Balticus Willd. — 10. J. filiformis
C. Linn&, mit 3 neu unterschiedenen Formen. — 11. J. glaueus Ehrh. — 11 X 12.
J. diffusus Hoppe (J. effuso-glaucus Schnitzl. et Frickh). — 12. J. effusus C. Linne,
mit 3 Formen. — 13. J. Leersii T. F. Marsson, mit 4 Formen. — (J. maritimus
J. de Lamarck). — 14. J. supinus K. Moench., mit 4 Formen. — 15. J. obtusi-
florus Ehrh. — 16. J. lamprocarpus Ehrh., mit 6 Formen. — 17. J. Rochelianus
Schultes. — 18. J. alpinus Villars, mit 2 Formen. — 19 (?). J. acutiflorus Ehrh.
— 20. J. atratus A. Krocker, mit 3 Formen. — 21. J. castaneus J. E. Smith.
— (J. stygius C. Linne). — 22. J. triglumis C. Linne, mit 3 Formen. — 23. J.
capitatus Weigel mit 3 Formen. — 24. Luzula flavescens (Hort) J. Gaudin. —
(L. Forsteri [Smith] DC.) — 25. L. pilosa Willd., mit 3 neu unterschiedenen
Formen. — 26. L. spadicea (Allioni) DC., mit 7 z. T. neu unterschiedenen
Formen. — 27. L. nemorosa (Pollich) E. Meyer, mit 4 Formen. — 28. L. sil-
vatica (Huds.) Gaudin. — 29. L. spicata (L.) DC., mit 3 Formen. — 30. L.
eampestris (L.) DC., mit 18 z. Th. neu unterschiedenen Formen. 2
Bei fast allen einheimischen Luzula-Arten sind manchmal die
Perigonblätter hell, anstatt, wie gewöhnlich, dunkel gefärbt. Ueber
die Ursache dieses Verhaltens giebt es bisher nur Vermuthungen.
Im Allgemeinen wiegt, wie Verf. beobachtete, die dunkelblütige Form
im Gebirge, die hellblütige in der Ebene vor, doch giebt es auch
Species mit umgekehrtem Verhalten. Bei Luzula pilosa und L.
spadicea beobachtete Verf., dass die hellen Blüten von Ustilago Lu-
zulae befallen waren, worin vielleicht die Ursache der Verfärbung
zu suchen sein dürfte. Rothert (Riga).
10*
148 Systematik u. Pflanzengeographie.
Raciborski, M., Zapiski florystyezne. [Floristische Notizen.]
(Berichte der physiographischen Kommission der Krakauer Aka-
demie der Wissenschaften. Bd. XXII. 1888.) 8°. 15 pag.
Krakau 1888.
Diese Notizen betreffen eine grössere Reihe von in Polen, be-
sonders in Galizien vorkommenden Gefässpflanzen, welche sich durch
Seltenheit oder durch Variabilität auszeichnen, oder welche von
früheren Beobachtern unrichtig bestimmt worden sind. Die Details
eignen sich nicht für eine kurze Zusammenfassung.
Rothert (Riga).
—
Javaseff, A. Beitrag zur Kenntniss der Bulgarischen
Flora. (Zeitschrift d. bulgar. literar. Gesellschaft in Sophia.
Bd. XXI u. XXII pp. 279—304.) [Bulgarisch.]
Verf. giebt ein noch nicht beendigtes Verzeichniss der von ihm
während der Jahre 1884—1885 an verschiedenen Orten Nord-
Bulgariens (Varna, Basgrad, Popovo, Tirnova, Selvi, Lovta, Tür-
kischer-Isvor, Jablanitza, Orchanie, Sophia, VitoS- Gebirge) ge-
sammelten Phanerogamen. Für die seltenen, sowie für die neuen
Velenovsky’schen Arten findet man Diagnosen, welche den „Bei-
träge zur Kenntniss der Bulgarischen Flora. Prag. 1886“ des
letzteren Autors entuommen sind. Die Arten, Gattungen ete. sind
nach Nyman’s „Conspectus florae europaeae“ angeordnet. In dem
his Ende 1887 erschienenen Theile findet sich eine Anzahl von
Pflanzen, für welche neue Fundorte angegeben sind. Die für Nord-
Bulgarien neuen Species sind folgende:
Aconitum Napellus L., Helleborus viridis L., Berberis vulgaris L., Pulsatilla
patens Mill., Ranunculus sceleratus L., Glaueium luteum Scp., Fumaria Vaillantii
Lois., Barbarea vulgaris Br., Camelina mierocarpa Andrz., Hesperis matronalis L.,
Syrenia sessiliflora Led., Viola mirabilis L., Linum perenne L., Malva Alcea L.,
Hypericum montanum L., H. pulchrum L., Oxalis Acetosella L., Dietamnus
albus L., Ruta graveolens L., Lathyrus latifolia L., L. pratensis L., Orobus
luteus L., Vicia lutea L., V. Cracca L., V. Cassubica L., Rubus corylifolius Sm.,
Fragaria elatior Ehrh., Potentilla cinerea Chx., P. canescens Bess., Geum urbanum
L., Rosa rubiginosa L., R. arvensis Huds., Bryonia alba L., Br. dioica Jacq.,
Sedum acre L.
Gheorghieff (Sophia).
Cogniaux, Alfred, Sur quelques Cucurbitac6es rares
ou nouvelles, prinecipalement du Congo. (Bulletin de
’acadsmie royale des sciences de Belgique. 1888. No.i8. Pp.
232 — 244.)
Als neu stellt Verf. auf:
Peponia dissecta verwandt mit P. Cienkowskii Hook. f.; Cogniauxia Braz-
zaei, Momordica enneaphylla, der M. clematoidea Sonder benachbart ; M. Thollonii
aus der Nähe von M. Welwitschii Hook. f.; Ceratosanthes parviflora zeigt Be-
ziehungen zu C. Hilariana Cogn.; Cayaponia (sect. Eucayaponia) Schenckii muss
wohl zu C. podantha Cogn. gestellt werden, obwohl sie sich keiner der bekannten
Art direkt anschliesst. >
Im Ganzen sind 24 Pflanzen aufgeführt, ausser den neu auf-
gestellten Arten noch:
Systematik u. Pflanzengeographie. 149
Trochomeria debilis Hook. f.; Cogniauxia podolirena H. Baill.; C. cordifolis,
Cogn.; Lagenaria vulgaris Ser.; Momordica eissoides Planch.; M. Charantin L.
u. var. abbreviata Ser.; M. Gabonii Cogn.; M. foetida Schum. et Thom.; Luffa
eylindrica Roem.; Sphaerosycios sphaericus Cogn.; Cucumis ficifolius A. Rich.
&, dissertus Naud. ; Physedra Barteri Cogn. ; Melothria deltoidea Cogn.; M. tridactylon
Hook.; M. hederacea Cogn.; M. punctata Cogn.; Gurania ovata Cogn.
E. Roth (Berlin).
Debeaux, O., Notes sur quelques plantes rares ou peu
connues de la flore oranaise. (Association frangaise pour
l’avancement des sciences fusionee avec l’association scientifique
de France. Congres d’Oran 1888. S°. 16 pp.)
Verf., bekannt durch seine Reisen in Ostasien, war während
der Jahre 1330—1885 als Militärbeamter in Oran ansässig und hat
in diesem interessantesten Theile Algeriens nicht nur umfassende
Pflanzensammlungen angelegt, sondern auch Beobachtungen angestellt,
die er an oben bezeichneter Stelle nunmehr in systematisch geordneter
Folge mittheilt. Zum grossen Theile sind es Standortsnachweise
seltenerer Arten, welcher zu gedenken ist, zum kleineren Theile
phytographische oder pflanzengeographische Bemerkungen. Ref.
muss sich auf Wiedergabe der folgenden Notizen beschränken:
Moricandia longirostris Pomel ist durch Schoten kenntlich, welche 3—4 mal
länger sind, als jene der nächstverwandten M. arvensis; Clypeola eyclodonta Del.,
eine Art der inneralgerischen Hochebenen, findet sich merkwürdigerweise auch
an einer einzelnen Stelle bei Oran, also in der Nähe der Küste; Helianthemum
maritimum Pomel ist dem H. virgatum nächstrerwandt und sind die Unterschiede
beider hervorgehoben; Silene pteropleura Boiss. Reut. ist von $S. museipula L.
an den vom Verf. hervorgehobenen Kennzeichen zu unterscheiden; von der sehr
seltenen S. rosulata Soy. Willem. et Godron sind alle Standorte (zusammen 4),
darunter ein vom Verf. entdeckter neuer nachgewiesen; Linum maritinum L.
var. giganteum Deb. ist neu beschrieben; die auf das stärkste adstringirenden
Früchte von Rhus pentaphyllum Desf. werden nichtsdestoweniger von den Arabern
als geniessbar auf den Markt gebracht; zu Ononis psammophila Dur. gehören
O.lingulata Munby und O.natricoides Coss. Dur. als Synonym; Melilotus speeiosa
Dur. ist bei Oran nur von einem Standorte bekannt und ist beschrieben; zu
längerer Auseinandersetzung hat Leobordea lupinifolia Boiss. Anlass gegeben
und ist deren Synonymie erörtert; Onobrychis trilophocarpa Dur. = O. Crista
galli Lam.; die Unterschiede des Sedum Clusianun Guss. von den Verwandten
sind klar gelegt; von dem seltenen am Originalstandorte nicht mehr auffindbaren
Peucedanum Munbyi Boiss. sind zwei Standorte nachgewiesen; Balansea Fontanesii
Boiss. ist ziemlich gemein; die Unterschiede zwischen Hippomarathrım erispatum
Pomel und H. Sieulum L. sind auseinandergesetzt; desgleichen jene des Galium
Bovei Boiss. et Reut. von G. glomeratum Desf.; Bellis rotundifolia Boiss. et Reut.
und B. microcephala Lgs. sind besprochen; Anthemis santolinoides Munby hat
zu Synonymen: A. piscinalis Dur., A. aurea Munby und A.nobilis var. floseulosa
Pers.; viele Synonyme hat Artemisia herba alba var. Oranensis O. Deb,,
dieselbe ist beschrieben ; letzteres gilt auch von Senecio Mauritanicus Pomel,
Catananche coerulea var. propinqua Pomel, Kaulfussia Oranensis Pomel, Pieridium-
discolor Pomel und noch drei Arten dieser Gattung, und Anagallis repens Pomel;
Boucerosia Munbyana Decsn., eine der charakteristischsten Pflanzen von Oran,
kommt daselbst an mehreren Stellen in Menge vor; Cuscuta cuspidata Pomel
ist beschrieben; Lycium imbricatum Boiss. als gemein verzeichnet; mehrere
Linaria-Arten sind auseinandergesetzt; Orobanche minor var. Ballotae O. Deb.,
und Salvia nemorosa L. var. Oranensis Deb., Rosmarinus lavandulaceus de
No& var. littoralis O. Deb.; R. laxiflorus de No@ var. reptans O. Deb,.,
Sideritis Guyoniana Boiss. Reut. var. latifolia und var. angustifolia O.
Deb. sind neu beschrieben, von der seltenen $. leucantha ein algerischer Stand-
ort nachgewiesen; von Teucrium fruticans L. sind 3 Varietäten (2 neu) beschrieben ;
die Unterschiede von T. crispum Pomel und T. pseudoscorodonia Desf., von
150
Systematik u. Pfianzengeographie.
Statice sebkarum Pomel (= cyrtostachya Boiss. non: Gir.) und $. minutiflora
Guss. sind klar gelegt; Euphorbia dumetorum Coss. ist fraglich zu E. rupicola.
Boiss. gestellt; Juniperus Oxycedrus L. kommt nur auf den algerischen Hoch-
fiächen vor, die nächst verwandte J. maerocarpa Ten. nur am Mittelmeere;.
Bellevalia variabilis Freyn ist beschrieben ; Nareissus pachybulbus Dur. ist identisch
mit N. niveus Boiss. nach Vergleich lebender Exemplare von Gibraltar; Arisarum
Simorrhinum Dur. scheint in der Gegend von Oran das mittel- und ostalgerische
A. vulgare zu vertreten. Marsilea pubescens Ten. und Pilularia minuta Dur.
scheinen verschwunden zu sein, konnten wenigstens trotz sorgfältigen Suchens
vom Verf. an ihrem Standorte nicht gefunden werden. etc.
Freyn (Prag).
Bolus, Harıy, Grundzüge der Flora von Südafrika.
Aus dem Englischen übertragen von Dr. Otto Kersten.
einem Anhang über die wichtigsten Nutzhölzer Südafrikas.
Leipzig (Quandt u. Händel) 1888.
45 pp.
also hier nur der
1 Karte.
Anhang der Besprechung.
Mit
g0
M. 1.50.
Ueber das englische Original ist in diesen Blättern bereits ein
ausführliches Referat erschienen (Bd. XXX. p. 172).
Es bedarf
Derselbe enthält
folgende, aus dem officiellen „Handbook“ der Cap-Kolonie ent-
nommene
Uebersicht der wichtigsten Nutzhölzer des
Kaplandes.
Botanischer Name | Engl. bezw. holländ. ete.u. deutscher Name | Gebiet
Atherstonea decussata. | Kojatenhout od. Cape Teak, kapländisches |
Teakholz. — K. W.?).
Brabejum stellatifolium. | Red Stinkwood od. Bitter Almond, rot.
Stinkholz od. bitt. Mandel. Tun WW
Calodendron Capense. | Wild Chestnut, wilde Kastanie. = K.W.
Celastrus acuminatus. Zybast, sog. Baummörder. Kal) Sl
Celtis rhamnifolia. Kamdeboo Stinkwood,Kamdebu-Stinkholz. — RW
Cunonia Capensis. Red Els, Red Alder, rote Erle. Kn, | K.W-
Curtisia faginea. Assegai, Assegaiholz. Kn. |K.W.
Eckebergia Capensis. Essenhout (Cape Ash), kapländ. Esche. | Kn K.W.
Elaeodendron ceroceum. | Saffronwood, Safranholz. Kn. |K.W.
Euelea undulata. Quar, Raute? (Ebenacee!) | Kn | —
» lauceolata. Guarri, Guarri. en
P sp. Red Currant, rote Johannisbeere ? | NEN:
Gonioma Kamassi. Kamassi (Cape Box), kapländ. Buxbaum. Kn. | —
» sp. Cape Box (Gala-gala), kapländ. Buxbaum.| — |K.W.
Grumilia eymosa, (?) Wild Lemon, wilde Limone. ER R
Halleria elliptica. Septee, Septiholz. Zune We
Harpephyllum Caffrum. | Kafır Plum, Kaffer-Pflaume. 1 ara | RE
Hippobromus alata. Paardepis, od. Foul Leafwood, Faulblatt-
holz. _ K.W.
Mimusops ebovata. Melkhout (Milk Wood), Milchholz. Kn, „KW,
Myrsine melanopleos. Beukenhout, Buchenholz. Kn K.W.
Nuxia floribunda. | Vlier (Wild Elder), wilder Hollunder. Kn. 7
Ochna arborea. ‚Cape Plane (Red Wood), kapländische
ı Platane (Rotholz). Kn. | K.W.
Olea laurifolia. Black Ironwood, schwarzes Eisenholz. | Kn. | K.W.
„ faveolata. | Bastard Ironwood, unechtes Eisenholz. Kn. =
„ verrucosa. ı Olyvenhout (Wild Olive), wilde Olive. Mir: K.W..
') Kn. = aus den Knysna-Tsitsikamma-Wäldern (westlich). TE:
*) K. W. = aus dem Forstgebiet von King Williams-Town (östlich).
Systematik u. Pfianzengeographie. — Palaeontologie. 151
Botanischer Name Engl.bezw.holländ. etc. u. deutscher Name Gebiet
|
Olinea Capensis. Hard Pear, hartes Birnholz. Kn.’uReW..
Oreodaphne bullata. Stinkwood, Stinkholz. Kn. —
Platylophus trifoliatus. | Wit Els (White Alder), weisse Erle. Kn. =
Pleetonia Mundtiana. Klip Els (Rock Alder), Klippen-Erle, Kn. >=
Podocarpus Jatifolius. Upright Yellowwood, echtes Gelbholz. Kinwer WICHW
5 elongatus. | OuteniquaYellowwod,Outeniqua-Gelbholz. | Kn. | K.W.
= pruinosus,. |Bastard Yellowwood, unechtes Gelbholz. | — K.W.
Protea sp. Terblanz, eine Protea-Art. Kn. =
Pterocelastrus rostratus. | White Pear, weisser Birnbauın. Kranke We
er variabilis. | Kersehout (Candlewood), Kerzenbaum
| (Kirschbaum ?) Kn. u
Pteroxylon utile. Sneezewood, Niessholz. = RAW.
Rogena lueida. | Swart Bast (Black Bark), Schwarzrinden-
| holz (Ebenacee?). Knzal ke. We
Scalopia Ecklonii. Red Pear, rotes Birnbaumholz. Kr IHRE WW.
. Zeyheri. ‚ Thorn Pear, dormniges Birnbaumholz. =: KW:
Schotia latifolia. \ Boerbone (Boerboon = Bauernbohne ?). = K.W.
Sideroxylon inerme. ı White Milkwood, weisses Milchholz. = KıWw.
? ? Red Milkwood, rotes Milchholz. — K.W.
Vepris lanceolata. White Ironwood, weisses Eisenholz. | Kn KW.
Xanthoxylon Capense. | Knobwood, Knotenholz. I K.W.
? F; Natal Mahogany, Blinkbar or Wild Peach, |
‘ Natal-Mahagoni oder wilde Pürsiche. | — K.W.
? ? ; Zwarthout, Schwarzholz. ı Kn. =
? ? ı White Wood, Weissholz. | Kn. —
Verf. vermutet, dass in den noch weiter östlich gelegenen
subtropischen Waldungen von Pondoland noch verschiedene andere
Nutzhölzer anzutreffen sind. Ferner sind von Bachmann nähere
Mittheilungen über die Flora des Küstengebietes von Natal zu
erwarten.
Ferner theilt Verf. aus jenem ofüiziellen Berichte noch mit, dass
Eucalyptus globulus und Acacia Saligna in Südafrika massenhaft
angepflanzt werden, dass Quercus pedunculata — vor 200 Jahren
eingeführt — vortreflich dort gedeiht, dass Widdringtonia juni-
peroides („Ceder“ der Kolonisten) in den Bergen von Clanwilliam
grosse Bestände bildet und dort einheimisch zu sein scheint, dass
Pinus insignis, P. Pinaster und P. Pinea zu Anforstungen benutzt
werden, die beiden letzteren auch mit Acacia Saligna, Hakea
suaveolens und Ehrhartia gigantea („Pyp Grass“) zur Befestigung
wandernder Sanddünen dienen, endlich, dass auch der Kampferbaum
und der Jarrahbaum häufig angepflanzt werden.
Fritsch (Wien).
Seward, Alb. C., On a specimen of Cycelopteris (Brong-
niart). Mit 1 Tafel. (Geologieal Magazine. Decade Ill. Vol. V.
1888. No. 8.)
Aus den Upper Coal-measures von Brierly Common in Yorkshire
beschreibt Verf. ein Specimen einer sehr grossblättrigen Cyelopteris,
welche mit C. obliqua Brogn. die meiste Aehnlichkeit hat und
folgende Verhältnisse erkennen lässt:
Wedel gefiedert. Die Fiedern suborbicular, sitzend, an der
Basis deutlich gelappt, die Lappen der Rhachis anliegend; der
152 Palaeontologie.
obere Rand der Fiedern ist etwas steil abgeschnitten, wie wenn die
gegenwärtige Gestalt durch einen Riss oder unvollkommene Er-
haltung verursacht würde, während die Originalfiedern sicherlich
eine mehr gerundete oder spitz zulaufende Basis hatten.
Eine Mittelrippe ist nicht vorhanden, die Nervatur strahlt von
der basalen Parthie der Fiedern aus und es treten in ihrem Ver-
laufe gegen den Rand, wo die Nerven zart und zahlreich sind,
häufige Dichotomien auf. — Die Rhachis repräsentirt sich als eine
erhöhte Parthie des Steins, welche der Länge nach fein gestreift
ist, die Streifen sind etwas unregelmässig und reichen nicht von
einem Ende zum anderen. Einige unzusammenhängende Fragmente
kohliger Masse repräsentiren das ursprüngliche Rindengewebe der
Rhachis.. Das erhaltene Rhachisfragment ist 8 cm lang, 2 cm
breit; die Fiedern messen im längsten Theile 7 cm und ihre grösste
Breite beträgt 5 cm.
Verfasser verbreitet sich in sehr eingehender Weise über die
Schicksale des Genus Cyelopteris, besonders aber der Uyclopteris
obliqua Brogn., welche von Brongniart selbst später als eine
Nephropteris angesehen wurde, schliesslich von Kidston mit Neu-
ropteris Scheuchzeri Hoffm. sp. vereinigt wurde. Die Frage, ob
die als Cyelopteris beschriebenen Farnblättchen ein natürliches Genus
repräsentiren oder nur differente Blattformen von Neuropterisarten
etc., zieht Seward ebenfalls in Behandlung, erklärt sie jedoch
schliesslich als noch nicht spruchreif.
Die Diagnose des Belegstückes und die daran geknüpften
Erörterungen erweisen jedenfalls das Vorkommen des Brong-
niart’schen ursprünglichen Genus Cyclopteris in den Coal-Measures.
Krasser (Wien).
Ward, Lester F., Types of the Laramie Flora. (Bulletin
of the United States Geological Survey No. 37.) 8°. 115 pp.
87 Tflin. Washington 1887.
Die Arbeit bildet einen Nachtrag zu der 1885 erschienenen
Abhandlung desselben Verfassers: Synopsis of the Flora of the
Laramie Group (Sixth Annual Report U. St. Geol. Surv.). Sie
enthält mit ausführlichen litterarischen Hinweisen versehene kritische
Bemerkungen über einige daselbst nur angeführte und abge-
bildete Pflanzen, sowie die Beschreibungen der dort aufgezählten
neuen Arten aus der reichen Flora der Laramiegruppe, der zu
beiden Seiten des Felsengebirges von Mexiko bis zum britischen
Nordamerika sich erstreckenden Schichten, über deren Zugehörig-
keit — ob zur Kreide oder zum Tertiäir — noch nicht end-
gültig entschieden ist. Um die vorliegende Arbeit in sich abge-
schlossen zu machen, sind in diese die Abbildungen aus der früheren
Abhandlung herüber genommen.
Es werden im Ganzen kritisch beschrieben und abgebildet 140
Arten, darunter folgende 84 als neu vom Verf. aufgestellte:
Spiraxis bivalvis, Populus speeiosa, P. amblyrhyncha, P. daphnogenoides,
P. oxyrhyncha, P. eraspedodroma, P. Whitei, P. hederoides, P. anomala, P.
Grewiopsis, P. inaequalis, Quercus bicornis, Q. Carbonensis, Dryophyllum aqua-
Palaeontologie. — Teratologie u. Pflanzenkrankheiten. 153
marum, D. Bruneri, D. falcatum, D. basidentatum, Corylus Forsteri, Aluus
Grewiopsis, Betula coryloides, B. basiserrata, Platanus basilobata, Fieus Crossii,
F. speciosissima, F. sinuosa, F. limpida, F. viburnifolia, Ulmus planeroides, U.
minima, U. rhamnifolia, U. orbicularis, Litsaea Carbonensis, Nyssa Buddiana,
? Cornus Forsteri, C. Emmonsii, Hedera parvula, H. minima, H. Bruneri, HR.
aquamara, Aralia digitata, Sapindus grandifoliolus, S. alatus, Vitis Bruneri, V.
Carbonensis, V. Xantholithensis, V. cuspidata, Zizyphus serrulatus, Paliurus pul-
cherrimus, P. Pealei, Celastrus ferrugineus, C. Taurinensis, C. alnifolius, C.
pterospermoides, C. ovatus, CE. grewiopsis, C. curvinervis, Euonymus Xantho-
lithensis, Elaeodendron serrulatum, E. polymorphum, ? Grewia celastroides, ? G.
Pealei, Grewiopsis platanifolia, G. viburnifolia, G. populifolia, G. fieifolia, G.
paliurifolia, Pterospermites eordatus, P. Whitei, P. minor, ? Credneria daturae-
folia, Cocculus Haydenianus, Liriodendron Laramiense, Magnolia pulehra, ? Dios-
pyros obtusata, Viburnum perfectum, V. macrodontum, V. limpidum, V. perplexum,
V. elongatum, V. oppositinerve, V. ereetum, V. Newberrianum, V. betulaefolium,
V, finale,
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Sorauer, Paul, Die Schäden der einheimischen Kultur-
pflanzen durch tierische und pflanzliche Schmarotzer,
sowie durch andere Einflüsse. Für die Praxis bearbeitet.
Berlin (Paul Parey) 1888.
Nach dem Vorwort möchte der vorliegende Leitfaden dem
Schüler der landwirtschaftlichen und Gärtnerschulen in die
Lehre von den Krankheiten einführen und den Praktikern, die nicht
viel Zeit zum Studium haben, einen Ueberblick über das Gesammt-
gebiet gewähren.
Die Einleitung bringt Erörterungen iiber den Krankheitsbegrift, Krankheits-
verlauf, Praedisposition, Altersschwäche, Entartung, Krankheitsursachen.
Der erste Abschnitt erörtert die „Krankheiten, welche durch Mangel einzelner
notwendiger Wachstumsfaktoren eingeleitet werden“ und zwar I. Wassermangel,
II. Mangel an Stickstoff und den übrigen Pflanzennährstoffen, III. Wasserüberschuss,
IV. Ueberschuss an sonstigen Nährstoffen, V. Unzeitgemässe Wasser- und Nähr-
stoffzufuhr, Vf. Wärmemangel, VII. Wärmeüberschuss, VIII. Lichtmangel,
IX. Liehtüberschuss, X. Sturmbeschädigungen, XI. Blitzschlag, XII. Hagelschlag.
Der zweite Abschnitt bespricht Störungen des Pflanzenkörpers durch zufällige
schädliche anorganische Einflüsse; der dritte „Störungen durch künstliche Ein-
griffe von Menschenhand.“ Vierter Abschnitt: Beschädigungen der Vegetation
durch Thiere. Fünfter Abschnitt: Schädigung der Pflanze durch andere Pflanzen
und zwar XVI. Unkräuter, XVII. Phanerogame Parasiten, XVIII. Kryptogame
Parasiten. Den Schluss des Werkes bildet ein Verzeichniss der häufigsten an
Kulturpflanzen vorkommenden Krankheiten.
Sehen wir uns einmal die Anordnung der Kapitel des ersten
Abschnittes an, so ist es kaum als eine präcise Disposition aufzu-
fassen, für den Ref. wenigstens ist es ein Unding, den Mangel an
Stickstoff ete. zwischen Wassermangel und Wasserüberschuss zu
stellen und dergleichen mehr. Auch die in den einzelnen Kapiteln
behandelten Materialien gehen oft recht bunt durcheinander, z. B.
stehen die „Fadenbildung“ der Kartoffel, der Honigtau und das
„Verholzen“ der fleischigen Wurzeln unmittelbar nebeneinander, und
schliesslich figuriren in einigen Kapiteln Dinge, die doch gewiss
nicht dahin gehören, z. B. ist es eine eigene Sache, die
Wasserreiser unter der Ueberschrift „Woasserüberschuss“ zu
behandeln, da doch sicher ist, was auch Verf. in seiner Auseinander-
setzung durchblicken lässt, dass diese Sprossbildungen nicht ein-
154 Teratologie und Pflanzenkrankheiten.
{ach auf übermässige Wasserzufuhr zurückzuführen sind. Sodann
gebraucht Verf. oft wenig präeise Ausdrücke, z. B. spricht er von
Schmelzungsprodukten, d. h. von den Substanzen, welche durch
Verflüssigung und „Verschleimung“ von Zellen entstehen. Es wäre
doch wohl besser gewesen, den Ausdruck Schmelzung zu vermeiden,
weil dieser einen ganz bestimmten wissenschaftlichen Sinn bereits hat.
Fast als Kuriosum sei erwähnt, dass der Schneedruck unter
„Wärmemangel“ abgehandelt wird und die „Hexenbesen“ unter
der Ueberschrift „Störungen durch Eingriffe von Menschenhand“
Erwähnung finden. Dazu kommen andere Ungenauigkeiten. Unter
den durch Spaltpilze hervorgerufenen Krankheiten fehlt die von
Wakker beschriebene „gelbe Krankheit* der Hyacinthen, bis vor
Kurzem die einzige gut studirte Bakterien-Krankheit von Pflanzen,
die doch wohl nicht übergangen werden durfte. Etwas kühn ist
es auch, wenn Verf. die Chytridien zu den Phycomyceten rechnet,
die Mucorinen von denselben ausschliesst, oder aber die Gymnot
asceen mit den Discomyceten vereinigt, während er die Pyreno-
myceten von denselben trennt.
Wollte man alle Mängel aufführen, so würde das Referat sehr
umfangreich werden, es mag daher das oben Gesagte genügen, um
zu zeigen, dass das Buch vielfach verbesserungsbedürftig ist. Es
fehlt an einer präeisen Eintheilung des Ganzen und an einer
klaren, knappen Darstellung im Einzelnen, welche letztere auch
nicht immer das, was man sicher weiss, genügend unterscheiden
lässt von dem, was man nur vermuthet oder was sich der Laie
bei oberflächlicher Betrachtung der Dinge zurechtlegt. Das ist
aber unbedingt erforderlich für ein Buch, das dem Anfänger
dienen soll, der wohl meistens noch nicht im Stande ist, selber
Kritik zu üben. So dankenswerth und nützlich eine Zusammen-
stellung aller der oben genannten Krankheiten und Abnormitäten
ist, so kann sie denjenigen, für welche es bestimmt ist, doch
nur den vollen Nutzen bringen, wenn sie von einer guten Dar-
stellung begleitet wird. .
Oltmanns (Rostock).
Danger, L., Unkräuter und pflanzliche Schmarotzer.
Ein Beitrag zur Erkenntniss und Bekämpfung derselben für Land-
wirte. und Gartenfreunde. 8°. 166 pp. Hannover (Carl Mayer)
1887. M. 2.80.
Verf. ist praktischer Landwirth. Er kennt seine Feinde aus
dem Pflanzenreiche durch persönliche Erfahrung, hat aber zur Ab-
fassung seines Werkes auch die einschlägige Litteratur eingehend
studirt. Diese glückliche Verbindung von Theorie und Praxis
macht das Buch nicht bloss lesenswert für Landwirte und Garten-
freunde, denen es geradezu unentbehrlich sein dürfte, sondern auch
für den Botaniker von Fach. Wie gerade in den Naturwissen-
schaften die Resultate der theoretischen Forschung der Praxis zu
Gute kommen, so stellt umgekehrt -letztere der ersteren auch Pro-
bleme. In dieser Hinsicht dürfte das Werk nach mancher Richtung
Oekonomische Botanik. 155
hin anregend wirken. Auf den Inhalt kann hier nicht näher ein-
gegangen werden.
Horn (Cassel).
Wollny, E, Untersuchungen über den Einfluss der
Pflanzendecke und der Beschattung auf die physi-
kalischen Eigenschaften des Bodens. (Forschungen auf
dem Gebiete der Agrikulturphysik. Bd. X. Heft 4/5. S. 261—364.).
I. Der Einfluss auf die Bodenfeuchtigkeit.
a) Der Wassergehalt des Bodens im beschatteten
und unbeschatteten Zustande. Nach zahlreichen Versuchen
ist der Wassergehalt des mit einer vegetirenden Pflanzendecke über-
zogenen Bodens während der Vegetationszeit bei allen Bodenarten
stets niedriger, als im unbeschatteten Zustande. Noch feuchter,
als nackter Boden ist während der wärmeren Jahreszeit solcher,
der mit leblosen Gegenständen bedeckt ist. Durch die Bedeckung-
mittelst lebender Pflanzen wird die Verdunstung von der Ober-
tläche des Bodens allerdings gemindert, auch dringt von dem
Regenwasser weniger in den Boden ein, weil ein Theil an den
oberirdischen Organen der Pflanzen hängen bleibt und von diesen
aus verdunstet. Der Hauptsache nach erklärt sich aber die ge-
nannte Erscheinung durch den Wasserverbrauch der Pflanzen, vor-
nehmlich zur Transpiration. Die unrichtige Ansicht, dass die Acker-
krume durch die Bedeckung mit Pflanzen feucht erhalten werde,
ist dadurch entstanden, dass bei der Beurtheilung der Bodenteuchtig-
keit nur die oberste Bodenschicht in Rücksicht gezogen wurde,
nicht die tieferen Lagen, aus denen die Pflanzen das Wasser haupt-
sächlich entnehmen Die äusserste, für die Vegetation bedeutungs-
lose Schichte ist allerdings unter der Pflanzendecke aus mehreren
Gründen feuchter, als beim nackten Boden, wo das rasche Aus-
trocknen an der Oberfläche Ursache der beträchtlichen Abnahme-
der Verdunstung des nackten Bodens von dem Moment ab ist, wo-
jener Zustand eingetreten ist. — Das Mass der Einbusse,
welche der Boden in seinen Feuchtigkeitsmengen durch die Ge-
wächse erleidet, hängt nicht allein von Wärme, Belichtung u. s. w.
ab, sondern auch vom Wassergehalte des Bodens: je höher der
letztere, um so grössere Mengen von Wasser verdunsten die Pflanzen.
und umgekehrt. Die Verdunstungsmenge betrug in gr bei einem.
Wassergehalte von Grasboden:
25% 50%o 70P/o
9195 15671 21409
Hierdurch erklärt sich, warum die Pflanzen in der treien Natur-
noch bei sehr kleinem Wasservorrathe im Boden bestehen können.
Wenn nach Regenperioden der Unterschied im Wassergehalte un-
bebauten und bebauten Bodens verschwunden sein sollte, so wird:
er sich bald wieder herstellen, da bei hoher Feuchtigkeit des Bodens-
auch die Verdunstung durch die Pflanzen sehr hoch wird. Auch
der Entwickelungszustand der Pflanzen hat nach Massgabe ihrer
156 Oekonomische Botanik.
Transpiration Einfluss auf die austrocknende Wirkung: diese tritt
am stärksten in den mittleren Vegetationsphasen hervor, zu Anfang
und Ende der Entwickelung ist sie geringer. Sind die Pflanzen
ganz oder theilweise abgestorben, so tragen sie zur Erhaltung der
Bodenfeuchtigkeit ähnlich wie eine leblose Decke bei.
b) Der WassergehaltdesBodensbeiverschiedener
Beschaffenheit der Pflanzendecke.
Hierüber ergeben die Versuche:
1) Dass die Wasserverdunstung aus dem angebauten Boden
um so stärker ist, je dichter die Pflanzen stehen. Unter sehr dicht
‚gebauten Gewächsen äussert sich unter günstigen Verhältnissen die
stärkere Austrocknung des Bodens in frühzeitigem Reifen oder
Absterben vor Erreichung vollkommener Entwickelung.
2) Die Wasserverdunstung ist aber nicht proportional der
Dichte des Pflanzenstandes, weil bei dichterem Stande die Ent-
wickelung der einzelnen Pflanzen geringer ist, ebenso die Erwärmung
des Bodens und der Luft zwischen den Pflanzen, sowie die Be-
lichtung, weshalb jede einzelne Pflanze weniger verdunstet.
3) Gesteigerte Ueppigkeit der Pflanzen, sei es zufolge Ver-
"wendung grösseren Saatguts oder zeitigerer Saat oder Düngung er-
höht ebenfalls die Austrocknung des Bodens, Abmähen perennirender
Gewächse (Wiesen, Kleefelder u. s. w.) vermindert sie. Unter Um-
ständen sind die Unterschiede wegen der Einwirkung anderweitiger
Faktoren nicht sehr gross oder sie können durch diese Faktoren
selbst zum Verschwinden gebracht werden.
I. Der Einfluss auf die Sickerwassermengen im
Boden.
Nachdem gefunden war, das der Wassergehalt des Bodens durch
‚die Beschattung sehr beeinflusst wird, durften von vornherein auch
beträchtliche Unterschiede in den durch den Boden sickernden
Wassermengen je nach der vorhandenen oder fehlenden Beschattung
‚erwartet werden.
Die Versuche beweisen:
1) Von derselben Niederschlagsmenge sickern während der
Vegetationszeit in dem nackten Boden bedeutend grössere Wasser-
mengen in die Tiefe, als in einem mit einer lebenden Pflanzendecke
versehenen.
2) Die Sickerwassermengen erfahren durch eine Decke von
leblosen Gegenständen im Vergleich zu jenen in brachliegendem
Boden eine wesentliche Vermehrung, die um so grösser ist, je
stärker die obenaufliegende Decke innerhalb gewisser Grenzen ist.
Die Ergebnisse ad 1 erklären sich leicht, nachdem die aus-
trocknende Wirkung lebender Pflanzen bekannt ist. Wie die Unter-
schiede im Feuchtigkeitsgehaite zwischen dem bebauten und nackten
Boden zur Zeit der stärksten Entwickelung der Pflanzen den höch-
sten Betrag erreichen, so ist dies auch bezüglich der Sickerwasser-
mengen der Fall. Die Austrocknung kann so weit gehen, dass
er in abnorm regenreichen Perioden Sickerwasser gebildet
wird.
Oekonomische Botanik. 157
Der Einfluss der verschiedenen Beschaffenheit der Pflanzen-
decke auf die Sickerwassermengen ist analog der Einwirkung, welche
die verschieden beschaffene Pflanzendecke auf den Wassergehalt
des Erdreichs ausübt.
Kraus (Weihenstephan).
Wollny, E., Elektrische Kulturversuche. (Forschungen
auf dem Gebiete der Agrikulturphysik. Ba. XI. Heft 1/2,
S. 85—112.)
Angesichts der widersprechenden Ergebnisse der Versuche an-
derer Autoren leitete Verf. eine Reihe von Experimenten ein, in
welchen zunächst der Einfluss, den ein durch die Ackererde gehender
galvanischer und Induktionsstrom auf das Produktionsvermögen der-
Kulturgewächse auszuüben vermag, festgestellt werden sollte.
Nach den Versuchen des Jahres 1883 hatte der elektrische
Strom in fast allen Fällen das Produktionsvermögen der Pflanzen
herabgedrückt, die Thatsachen sprachen für Anwendurg schwächerer
Ströme bei Wiederholung der Versuche. Diese geschah 1886. Es
wurden 4, durch 1,2 m breite Wege von einander getrennte Acker-
streifen von 2 m Breite und 16 m Länge abgegrenzt und jede in
8 Parzellen getheilt. An den schmalen Seiten wurden Zinkbleche
von 2 m Breite und 30 cm Höhe in die Erde gesenkt und ober-
irdisch durch einen isolirten Kupferdraht verbunden. In die eine
Leitung wurde eine Batterie von 4 bis 5 Meidinger Elementen, in
die andere ein durch 4 bis 5 ebensolche Elemente in Betrieb ge-
setzter Induktionsapparat eingeschaltet. Der eine Längsstreifen er-
hielt eine Kupfer- und eine Zinkplatte, welche ebenfalls durch einen
Kupferdraht oberirdisch verbunden waren. Ein Längsstreifen end-
lich blieb ohne Elektrizität. Angebaut wurden Sommerroggen,
Sommerraps, Erbsen, Ackerbohnen, Runkelrüben, Kohlrüben, Kar-
toffeln, Mais. — Während der Wachsthumszeit waren keine Unter-
schiede erkennbar. Als Resultat wurde 1386 und 1887 gefunden,
dass die Elektrizität, als galvanischer Strom von ver-
schiedener Stärke, oder als Induktionsstrom durch
die Erde geleitet, im Allgemeinen keinen oder einen
schädigenden Einfluss auf das Produktionsvermögen
der Pflanzen ausgeübt hat.
Ob die Elektrizität indirekt einen Einfluss üben könnte durch
Steigerung der Zersetzungs- und Lösungsvorgänge wurde eigens
geprüft, aber gefunden, erstens dass die Zersetzung der organischen
Substanz, erkennbar an der Kohlensäureproduktion, nicht zunahm;
zweitens dass der innerhalb der zulässigen Grenzen elektrisirte Boden
nur unbedeutend mehr, oder selbst weniger lösliche Nährstoffe an
Wasser abgab, d. h. so, dass die Differenzen nach beiden Seiten
gingen und die Unterschiede ganz gering blieben.
„Aus diesen Versuchen lässt sich mit ziemlicher Gewissheit
im Endresultat die Schlussfolgerung ableiten, dass durch die Erde
geleitete Induktions- und galvanische Ströme selbst bei geringer
Intensität eher einen nachtheiligen als nützlichen Einfluss auf das
155 Nene Litteratur,
Produktionsvermögen der Pflanzen ausüben und dass selbst im
günstigsten Falle, nämlich dann, wenn bei einer gewissen minimalen
‘Stärke der elektrischen Ströme sich durch weitere Versuche ein
eünstiger Einfluss der bezeichneten Richtung herausstellen sollte,
die sogen. Elektrokultur kaum eine praktische Anwendung finden
dürfte, weil. wie auf Grund der bisher gewonnenen Thatsachen an-
genommen werden darf, der Abstand zwischen den Punkten einer
schädlichen und einer etwaigen nützlichen Wirkung so klein zu sein
scheint, dass eine Regulirung der Elektrizität in wünschenswerter
Weise nicht durchführbar, oder doch mit den grössten Schwierig-
keiten verknüpft ist.“
Kraus (Weihenstephan).
Neue Litteratur.”
Kryptogamen im Allgemeinen:
Balbiani, 6., Evolution des micro-organismes animaux et vegetaux parasites
[suite], lecons faites au college de France. (Journal de Micrographie. T.
XII. 1888. No. 17. p. 517.)
Algen:
Bornet, Ed., Note sur l’Eetocarpus (Pylaiella) fulvescens Thuret. Avec planche.
(Revue generale de Botanique. Tome I. 1889. No. 1. p. 5.)
De-Toni, 6. B., Pilinia Kuetz. ed Acroblaste Reinsch. (Notarisia. Anno IV.
1889. No. 13. p. 653.)
Guignard, Leon, Developpement et constitution des antherozoides. I. Chara-
cees. (Revue generale de Botanique. Tome I. 1889. No. 1. p. 11.)
Hansgirg, A., Addenda in Synopsin generum subgenerumque Myxophycearum
(Cyanophycearum, Notarisia. 1888. No. 12) cum descriptione spec. nov. „Cyano-
derma (Myxoderma)rivulare* et generis nov. Phaeophycearum „Phaeodermatium*.
(Notarisia. Anno IV. 1889. No. 13. p. 656.)
Piccone, A., Noterelle ficologiche. I. Fucus vesiculosus L. vive spontaneo in
Liguria? — II. Pugillo di alghe sieule. — III. Se la eostituzione chimiea del
corpo sul quale le alghe sono affisse possa influire sulla loro distribuzione
geografica. (l. c. p. 664.)
Raciborski, M., Su aleıne Desmidiaceae lituane. (l. e. p. 659.)
Pilze:
Poulsen, V. A., Svampen stillingen i Botanisk Have i Dagene fra d. 25. til
den 27. September 1888. (Meddelelser fra den botaniske forening i Kjobenhavn.
Bd. II. 1888. No. 4. p. 93.)
Rostrup, E., Mykologiske Meddelelser. (l. ce. p. 84.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Franceschini, Giovanni, L’azione della luce sugli organismi. (Atti della
accademia olimpica di Vincenza. Anni 1886/1887.) Vincenza 1888.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
-
Terrasse Nr, 7.
Neue Litteratur. 159
®ory, Emily L.. Development of cork-wings on certain trees. III. With
plate XXV. (The Botanical Gazette. Vol. XTII. 1838. No. 12. p. 312.)
Jumelle, Henri, Assimilation et transpiration chlorophylliennes. (Revue generale
de Botanique. Tome I. 1889. No. 1. p. 37.)
Koch, Ludwig, Zur Entwicklungsgeschichte der Rhinanthaceen (Rhinanthus
minor Ehrh). Hierzu 1 Tafel. (Sep.-Abdr. aus Pringsheim’s Jahrbücher für
wissenschaftliche Botanik. Bd. XX. Heft 1.) 8°. 37 pp. Berlin (G. Bernstein)
1889.
Loew, E., Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen. [Schluss.] (Natur-
wissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 16. p. 121.)
Leclere du Sablon, Revue des travaux d’anatomie publies en 1888. I. Anatomie
cellulaire. Avec figures dans le texte. (Revue generale de Botanique. Tome
I. 1889. No. 1. p. 47.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Bonnier, Gaston, Etudes sur la vegetation de la vallee de Chamonix et de la
chaine du Mont-Blane. (Revue generale de Botanique. Tome I. 1889. No. 1.
p. 28.)
Chickering, J. W., Some Maine plants. (The Botanical Gazette. Vol. XII.
1888. No. 12. p. 322.
Hennings, P., Erytrophloeum pubistamineum n. sp. Hierzu Abb. 8. (Garten-
flora. XXXVIII. 1889. p. 59.)
Hill, E. J., Some Indiana plants. (The Botanical Gazette. Vol. XIII. 1833.
No. 12. 'p.: 323.)
Johnson, L. N., A tramp in the North Carolina Mountains. II. (l. c. p. 318.)
Lod, Piccioli, Guida alle escursioni botaniche nei dintorni di Vallombrosa, con
chiavi analitiche per determinare i nomi delle piante che vi crescono. 8°.
297 pp. Firenze (tip. dell’ Arte della Stampa) 1888. SL.
Ortgies, E., Cattleya Schilleriana Reichb. fil. Hierzu Tafel 1290. (Gartenflora.
Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 2. p. 33.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Cuboni, La peronospora dei grappoli nella Italia centrale. (Bollettino d. soc.
gener. dei viticoltori italiani. 1888. No. 11/12.)
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Cantani, A.. La diffusione del virus rabieo lungo i nervi e le inoeulazioni pre-
ventive di Pasteur. (Giornale ınternazionale d. scienze med. 1888. No. 9.
p. 657—660.)
Felser, J. S., Ueber die Mikroorganismen des Conjunctivalsacks und über die
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[Russisch.]
'Halliburton, W. D., On the nature of fibrin ferment. (Journal of Physiology.
Vol. IX. 1888. No. 4. p. 229—286.)
Harris, V. D. and Tooth, H. H., On the relations of miero-organisms to pan-
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Klein, E., Bemerkungen über die Aetiologie der Schweineseuche. (Fortschritte
der Mediein. 1888. No. 24. p. 929—-931.)
Kreibohm und Rosenbach, Experimentelle Beiträge zur Frage: Kann Eiterung
ohne Mitbetheiligung von Mikroorganismen durch todte Stoffe entstehen?
(Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XXXVI. 1888. No. 4. p. 737— 744.)
Leber, Th., Die Bedeutung der Bakteriologie in der Augenheilkunde. (VII.
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Nathan, A., Zur Aetiologie der Eiterung. (Archiv für klinische Chirurgie. Bd.
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Neuhauss, R., Ueber die Geisseln an den Bacillen der asiatischen Cholera.
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 3. p.
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Nikiforow, Ueber den Mikroorganismus bei Rhinosklerom. (Medieinskoje obo-
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Orlow, L. W., Ueber Aktinomykose des Gehirns und seiner Häute. (Wratsch.
1888. No. 41—44,. p. 809—810, 833—835, 853—855, 874—876.) [Russisch.]
160
Personalnachriehten. — Inhalt.
Raskina, M. A., Ueber die Natur der hauptsächlichsten bösartigen Compli-
cationen der Searlatina (bakteriologische Untersuchungen). (Wratsch. 1888.
No. 37, 39, 41—44. p. 723—725, 769—771,
872—873.) [Russisch.]
810—812, 831—833, 855—859,
Robertson, J. D., Abstract of presidential address on a study of the miero-
organismes in air, especially those in sewer air, and a new method of demon-
strating them. (British Medical Journal. No. 1459. 1888. p. 1330—1334.)
Simon, P. et Legrain, E., Contribution & l’e&tude de l’eryth&me infectieux.
(Annales de dermatol. et de syphil. 1888. No.
Ullmann, E., Beitrag
11. p. 697— 701.)
zu der Lehre von der Aktinomykose. (Wiener medi-
einische Presse. 1888. No. 49—51. p. 1769—1772, 1812—1816, 1853—1856.)
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Dubrulle, Cours d’arborieulture ou resume des conferences publiques sur la
eulture et la taille des arbres fruitiers,
et Co.) 1888.
8°. 400 pp. Bruxelles (J. Lebegue
M. 3.50.
Giessler, H., Abriss der allgemeinen Waarenkunde. 2. Aufl, 8°, VI, 167 pp..
Berlin (P. Langenscheidt) 1889.
Hoffmann, Lehrbuch der praktischen Pfanzenkunde.
8%, 3 2 TA. m. 4 S. Text.
M. 3.—
4. Aufl. Lieferung 14/15.
Stuttgart (Hoffmann’sche Verlagsh. [A. Beil]) 1888.
a M. 0.60,
Personalnachrichten.
Dr. Adolf Engler, Professor und Direktor des botanischen
Gartens zu Breslau, wurde von der Kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften in St. Petersburg zum correspondirenden Mitglied ernannt.
Inhalt:
'Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Bornmüller, Ein Beitrag zur Eichenfiora des
südöstlichen Europa, p. 129.
Referate:
Arcangeli, Sul germogliamento della Euryale
ferox Sal., p. 139.
Beck, Poroptyche nov.
p- 135.
Bolus, Grundzüge der Flora von Südafrika,
p- 150.
Brenstein, Ueber die Produktion von Kohlen-
säure durch getödtete Pfianzentheile, p. 141.
Cogniaux, Sur quelques Cucurbitacdes rares
ou nouvelles, principalement du Congo, p. 148.
Cunningham, On a new genus of the family
Ustilagineae, p. 135.
Danger, Unkräuter nnd pflanzliche Schmarotzer,
p. 154.
Debeaux, Notes sur quelques plantes rares ou
peu connues de la flore oranaise, p. 149
Huth, Die Hakenklimmer, p. 143.
Janczewski, Germination de l’Anemone apen-
nina L., p. 140.
Javaseff, Beitrag zur Kenntniss der Bulgarischen
Flora, p. 148.
Jokannsen, Sur la localisation de l’&mulsine
dans les amandes, p. 140.
Lagerheim, Ueber Desmidiaceen aus Bengalen
nebst Bemerkungen über die geographische
Verbreitung der Desmidiaceen in Asien, p. 132.
gen. Polyporeorum,
Lignier, Observations sur la structure des
Lecythbidees, p. 145.
Morong, Studies in the Typhaceae. I. Typha,
p. 145.
Penard, Contributions ä l’&tude des Dino-Fla-
gell&s, p. 131.
Raeiborski, Die polnischen Ahorne, p. 146.
Raciborski, Conspectus Juncacearum Poloniae,
p. 147.
Raeiborski, Floristische Notizen, p. 148.
Reinke, Der Farbstoff der Peniecilliopsis elava-
riaeformis Solms, p. 134.
Renauld and Cardot, New mosses of North
America. I., p. 136.
Rossetti, Epatiche della Toscana Nerd-Ovest,
p- 138.
Seward, On a speeimenr of Cyelopteris (Brong-
niart), p. 151.
Solms-Laubach,, Penicilliopsis clavarireformis,
ein neuer Javanischer Ascomycet, p. 132.
Sorauer, Die Schäden der einheimischen
Kulturpfianzen durch tierische und pflanzliche
Schmarotzer, sowie durch andere Einflüsse,
p- 153.
Ward, Types of the Laramie Flora, p. 152.
Warnstorf, Revision der Sphagna in der Bry-
otheca europaea von Rabenhorst undineinigen
älteren Sammlungen, p. 137.
Willkomm, Ueber die Grenzen des Pflanzen-
und Thierreichs und den Ursprung des orga-
nischen Lebens auf der Erde, p. 142.
Wollny, Untersuchungen über den Einfluss der
Pfianzendecke und der Beschattung auf die
physikalischen Eigenschaften des Bodens,
p. 155.
Wollny, Elektrische Kulturversuche, p. 157.
Neue Litteratur, p. 158.
Personäalnachrichten.
Dr. Adolf Engler (korrespond. Mitglied der
Kaiser. Akademie der Wisseuschaften in
St. Petersburg), p. 160.
Ausgegeben: 30. Januar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in CasseL
Band XXXVII. No.6.
Ara #16 > (‘
sches Gentra77.,
AN) a REFERIRENDES ORGAN 77
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslands.
Jahrgang X.
Herausgegeben
water Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Osear Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der &esellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoolozisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. 6 Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. |
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr.
(T. eordata [T. parvifolia] X super - petiolaris)
und
zu der Geschichte der Silberlinde.
Von
Dr. Vinc. de Borbaäs.
Tilia Richteri e sectione Diplopetaloidearum Bayer
(Lindnerae Rchb.) ramis anni superioris fuscis glabris, ramulis
hornotinis pallidius fuscescentibus, cum gemmis ovoideis pilosis,
florendi tempore abbreviatis. Folia, more Tiliae petiolaris
DC., petiolis elongatis, lamina paulo brevioribus, tenuibus,
pubescentibusque insidentia, quod magnitudinem atque
consistentiam attinet, mediocria tenuiaque illis T. tomentosae
Moench minora, illis autem T. cordatae Mill. multo maiora,
illa T. cordatae var. maioris Spach circiter adaequantia,
fere papyracea, basi obliqua, rarius dimidiato leviter cordata,
saepius linea fere recta utrinque truncata, oblique
ovata vel ovato-subrotunda, longe abruptimque acuminata,
‘erebre atque cuspidato-serrata, serraturis inaequalibus hinc-
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVIE. 11
162 de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr.
inde fissis vel magis duplicatis, cuspide 1—2 mm longa‘ saepius '
falcata, foliacea, rarius horizontaliter patente plerumque abruptim
emergente, — palmatinervia, supra intense viridia nitentiaque, demum
glabra, pilis stellatis hinc et inde in nervis crassioribus remanentibus,
subtus canescentia, pilis stellatis tota pagina tenuiter
inspersa, ad nervos crassiores magis rufescenti-
pubescentia, pube hac rufescenti ad foliorum basin, in angulis
nervorum, multo densiore aut barbam efficiente, sed barbula in
axillis superioribus vix conspicua, venis vix aut haud conspieue
reticulatis. Stipulae deciduae.
Inflorescentia multiflora, porreceta. PBracteae
angustae, lineares, breviter pedunculatae, vernicoso-nitentes,
apice rotundatae, basin versus cuneato-angustatae, glabratae, nervo
medio pedunculogte pubescente, foliis multo breviores, inflorescentiae
vero aequilongae, aut paulo breviores, membranaceae. Pedunculi
liberi infra medium bractearum egredientes, cum pedicellis inferne
quasi articulatis, apicem versus parum incrassatis glabrati, pilis
stellatis hinc-inde remanentibus.
Flores minores T. cordatae, pallide flavescentes, pedicellis
patentibus fere aequilongi. Sepala ovato-lanceolata, albida, stellato-
puberula, petala cum staminodiis flavescentia, anguste oblonga,
basin versus angustata, explanata, sepalis fere duplo longiora, illis
T. argenteae Rchb. Icones angustiora, staminodia longe ungui-
eulata, apice dilatata, quasi spathulata, antheris longiora, petalis
autem paulo breviora. Stamina numerosa, petalis conspicue breviora,
sepalis fere aequilonga, antherae polliniferae. Ovarium albo-
tomentosum, stylis glabris, aut basi solum villosis, elongatis, petala
superantibus terminatum, stigmatibus patentibus. Fructus...?
Crescit in valle Marilla ad Oravitza, ubi 14. Jul. 1838 florentem
clarissimus Ludoviceus Richter, botanicus indefessus et de
tlora Hungariae optime meritus invenit. Arborem hanc pulcher-
rimam in honorem eius dicavi.
Tilia Richteri m. partibus vegetationis habitum T. tomen-
tosae Moench refert, floribus minoribus, pilis subfoliaribus
rufescentibus bracteaque Tiliae cordatae Mill. aflinior et a
T. tomentosa var. virescenti Spach diversissima. Folia
maiora, longe petiolata, oblique truncata, cuspidato-serrata, pubem
stellatam, parapetala, stamina petalis inelusa et stylum elongatum
Tilia Richteri a T. petiolari habet, a qua foliorum pube
tenui (haud densa atque albicante) canescente, ramulis gemmisque
sparse pilosis, foliis ramulorum infimis etiam parvis, breviusque
petiolatis, illa T. cordatae Mill. (T. parvifolia Ehrh.)
referentibus, bracteis cum foliis consistentiae multo tenuioris, bre-
viter sed distinete pedunculatis, floribus eonspieue minoribus ete.,
a T. cordata autem, ad quam T. Richteri foliorum paucorum
forma, bracteis membranaceis et floribus — parapetalis exceptis —
minoribus ete. accedit, pube partium vegetationis stellata, petiolis
plurimis elongatis, pedunculo bractearum similium brevi, foliis
cuspidato-serratis, vix barbulatis, parapetalis et staminibus brevioribus
etc. diversissima.
de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 163
Folia superiora maiora, absque acumine circiter 15 mm longo,
7—8 cm longa, fere totidem lata, petiolo 5-6 cm longo insidentia ;
inferiora minora 4—5 cm longa, totidem lata, magis cordiformia,
petiolo duplo longiora. Bracteae maiores 7—8 cm longae, 1 cm
latae pedunculis 4—5 mm longis insertae. Pediceili 1 cm longi vel
breviores. Corolla expansa 13—14 mm lata, petala 8 mm longa,
superne 2 mm lata, stylus 7 mm longus, sepala 5 mm longa.
Tilia Richteri, ex affinitate parentum, T. Juränyianae
(T. super-cordata X tomentosa), in Flora exsiecata Austrohungarica
1684 editae aflınis quidem, at diversissima atque ei omnino dissimilis. T.
Juränyiana enim folüis T.cordatae parvis, cordatis, firmis, subtus
glaucescentibus, haud cuspidato-serratis, breviter acuminatis, pube
partium omnium multo parciore excellit, dum pubes Tiliae
Richteri infrafoliaris folia canescentia reddit. Bracteae quoque
T. Juränyianae firmiores atque latiores, longius pedunculatae, obli-
quae, etiam dimensio partium floris ab ea Tiliae Richteri diversa.
— A. var. eudimidiata T. Juranyianae, cuwus exsiccatis
Tilia Richteri similior est, foliis basi linea recta truncatis, haud
glabris, sed subtus cum petiolo aequaliter stellato-pubescentibus,
canescentibusque, pilis basin versus foliorum rufescentibus, — haud
firmis, sed tenuissimis (lamina var. eudimidiatae subtus glabra,
glaucescens atque hine inde ad nervos crassiores solum pilosula,
consistentia magis T. cordatae firmiore), serraturis acuminatis,
eximie mucronatis (in var. eudimidiata haud acuminatis, neque
distincte mucronatis), Horibus minoribus, multo gracilioribus, pallidio-
ribus, petalis expansis, neque — ut illa var. eudimidiatae— parallele
porrectis, pedunculis stylisque multo tenuioribus, prioribus, more
var. eudimidiatae apice vix clavato-incrassatis, bracteis breviori-
bus, in peduneulum brevem angustatis, cum cyma foliis dimidio
brevioribus (var. eudimidiatae bracteis foliorum longitudinem
adaequantibus), stigmatum iobis haud erectis, sed patentibus T.
Richteri diversissima.
Tilia Hegyesensis Simk., quae in „Magyar Növenytani
Lapok“ 1887. p. 4 „T. tomentosa X subulmifolia (proba-
bilius sub-cordata!) esse dieitur, non adeo ac T. Richteri a
T. Juränyiana recedit. T. Hegyesensis, fide etiam amiciss.
H. Braun Vindobonensi in litt.*), probabilius cum T. Juränyiana
1886. conjungenda. Exemplaria Tiliae Hegyesensis, quae
pauca atque valde incompleta, solum fructifera**) examinare potui,
foliorum consistentia, serraturis nec non eorum forma cum T.
Juränyiana bene convenit, folisque T. cordatae magis similis
est. Folia Tiliae Richteri cum petiolis distincte illis T. tomen-
tosae aut T. petiolaris similia sunt, differt praeterea a T.
Hegyesensi foliorum consistentia tenuissima, haud coriacea, minus
aut non reticulato-venosa (quae indoles in T. Hegyesensi bene
*) „T. Hegyesensis.. . anfangs ..identisch mit T. Juränyiana
hielt und eigentlich noch halte* Braun in litt.
**) Die Blüten bat auch der Autor dieser unhaltbaren Tilia nicht ge-
sehen und beschrieben, doch behauptet er in Mathem. &s term. tud. Közl. Tom.
XXII. p. 296, dass sie mit der T. tumentosa gleichzeitig blüht!
11*
164 de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n, sp. hybr.
conspicua est), quoad formam basi truncata, haud distincete cordata,
foliorum acumine longissimo (quod breve est in T. Hegyesensi),
petiolis elongatis, serraturis cuspidatis, multo magis ac in posteriore,
crebris, magis clausis, dum serraturae Tiliae Hegyesensis illis.
T. eordatae similiores, magis apertae, atque latiores, paueioresque
sunt, quam in T. Richteri. — Etiam partes, T. Hegyesensis
reliquae in illas T. Juränyianae, non in Tiliam Richteri
quadrant, quare T. Hegyesensem aT. Juränyiana, fide exem-
plarium authenticorum incompletorum separare nolo.. — A. T.
Haynaldiana demum (T. platyphyllos X super-tomen-
tosa), l. c. 1683 edita pilis subfoliaribus rufescentibus, floribus
minoribus ete. T. Richteri abhorret. Differentia singularis sine:
dubio fructibus apparebit.
Ich will hier noch bemerken, dass n De Candolle’s Pro-
dromus 1. 514 bei T. argentea Desf. eine Tilia petiolaris
DC. beschrieben ist, welche von ersterer „petiolo duplo longiore“
verschieden ist. Da der Blattstiel der T. Richteri verhältniss-
mässig viel länger ist, als jener der typischen T. tomentosa
Moench und T.argentea Desf. (T. rotundifolia Vent!), so
glaube ich, dass, wenn dieses Merkmal des Blattstieles vererbungs-
fähig ist, eine der beiden Eltern der T. Richteri die T. petio-
laris, d. h. die mit langen Blattstielen versehene Varietät der
T. tomentosa ist. Dies ist um so wahrscheinlicher, da an dem
Standorte der T. Richteri auch diese var. petiolaris DC.
vorkommt.
Was ferner die Nomenklatur der Eltern der T. Richteri be-
trifft, so will ich diesbezüglich mittheilen, dass ich die kleinblättrige
Linde nach dem Vorgange Ascherson’s*) Tilia &ordata
Mill. (Diet. I. 1768) nenne. Miller hat eine europäische (eng-
lische) Linde als T. cordata beschrieben, und er eitirt dazu
akılıa Temina ‘folıo minore ©. Bauh.-;. man‘ kann
daraus sicher wissen, was T. cordata Mill. sei (= T. par-
vifolia Ehrh.). Im Gegentheile irrt Simonkai stark, wenn er
diejenige Linde für T. cordata ansehen will,**) welche in der Amur-
gegend wächst und welche den diesem Verf. unbekannten Namen
T. Amurensis Rupr. führt.
Man könnte ferner noch etwas zweifeln, ob unsere Silberlinde
wirklich den Namen T. tomentosa Moench als ältesten zu
führen hat. In der Zeit nämlich, wo Moench die Tilia tomentosa
1785 kurz beschrieb, war unsere T. argentea Desf. (T. alba
W. Kit., non Ait.) in den deutschen Ziergärten schwerlich vor-
handen oder verbreitet. Im Gegentheile hat Moench meist nord-
amerikanische, aus England erhaltene Bäume beschrieben und des-
wegen wäre es nicht unmöglich gewesen, dass er die Tilia alba
Ait. Hort. Kew. II. p. 230 (1789) (‚non W. Kit.) d. h. die T. hete-
rophylla Vent., Monogr. du genre Tilleul in M&m. de Vinstitut
*) Flora der Provinz Brandenburg p. 933.
**) Mathematicai &s termöszettudomanyi Közlemenyek. Bd. XXII. No. VII.
p- 327.
de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 165
nat. des sc. et art. Paris. Tom. IV. p. 16 (1803), zuerst (1785) als
T. tomentosa Moench genannt hätte.
Die Beschreibung der T.tomentosa istim „Verzeichniss aus-
ländischer Bäume und Stauden des Lustschlosses Weissenstein
bei Cassel, 1785 p. 136, sehr kurz: „Foliis cordatis, acute serratis,
subtus tomentosis“, — im Methodus p. 67. (1794) wird dazu noch
„albidis h. H. arbor“ gegeben. In der ersten Beschreibung sagt
ferner Moench: „Wir besitzen diese Art erst seit zwei Jahren,
es ist noch kaum eine drei Schuh hohe Staude, daran die Rinde
weisslich ist. Die herzförmigen Blätter sind drei Zoll lang und
zwei Zoll breit, auf der obern Seite haarigt und unten weiss filzigt,
wie der wilde virginische Wein (Vitis labrusca). Diese drei letzteren
‚Arten haben hier noch nicht geblüht.*“ Scharfe Unterschiede der
T. tomentosa gegenüber der T. alba Ait. sieht man aus dieser
Beschreibung nicht, und wahrscheinlich deswegen wurde T. tomen-
tosa Moench durch die älteren Floristen öfters nicht hinlänglich
berücksichtigt oder nur als Synonym angeführt.
Die Beschreibung Moench’s passt jedoch besser auf die
ungarische Silberlinde, ais auf die heterophylle T. alba Ait., be-
‚sonders was die herzförmigen Blätter und die weissliche Rinde
betrifft, denn Ventenat |. c. p. 16 sagt über T. heterophylla
„les jeunes pousses et les boutons sont d’un pourpre noirätre et
presque glabres“. und hätte Moench vielleicht die Heterophyllie
auf dem jungen Baume schon bemerkt und nicht unerwähnt ge-
lassen. Die Möglichkeit, dass Moench unsere orientalische Silber-
linde gesehen hat, scheint durch die Kulturgeschichte bewiesen zu
sein. Wir lesen nämlich in Vent. ]. e. p. 12 über T. rotundi
folia Vent. (T. alba W. Kit. 1799, non Ait. 1789) wie folgt:
„eroit naturellement dans la Hongrie; et Bruguiere et Oliver
Yont trouve& pres de Constantinople*), M. Godron l’introduisit en
Angleterre en 1767, Moench konnte sie also vor 1783 aus Eng-
land erhalten haben. Auch die Angaben der meisten Floristen
stimmen darin überein, das T. tomentosa Moench = T.
argentea Desf. ist, wenn auch, wie in DC. Prodr. I. p. 513,
T. tomentosa nur als Synonym angeführt wird.
Dr. O. Uhlworm hatte die Gefälligkeit, mir durch die Güte
des Herın Kgl. Garteninspektors Vetter in Wilhelmshöhe bei
Cassel Tilia tomentosa Moench mit Fruchtständen zu schicken.
„Die Zweige stammen, nach Vetter, direkt vom alten (aus dem
Anfang dieses Jahrhunderts) Abkömmlinge desjenigen Exemplares,
von welchem Moench seine Diagnose schrieb, welches aber leider
vor ca. 18 Jahren einem Sturme zum Opfer fiel. Die T. tomen-
tosa ist durch den gedrängten Wuchs der Krone sofort von der
T. alba Ait. zu unterscheiden. T. alba Ait (T. hetero-
phylla Vent.), welche hier auch in jungen Exemplaren ange-
pflanzt ist, hat einen ganz anderen lockeren, etwas hängenden
Habitus, die jungen Zweige sind wenig behaart, an jungen Bäumen
. _*) Erwähnenswert ist, dass dieser längst bekannte Standort der Silberlinde
2m Boiss. Flora Orient. I. p. 848 nicht angeführt ist.
166 de Borbäs, Tilia Riehteri Borb. n. sp. hybr.
purpurfarbig, an älteren Bäumen erst perlgrau, und ist hierdurch:
sofort zu unterscheiden.“
Die Exemplare, welche mir Dr. Uhlworm sandte, stimmen
mit jenen gut überein, welche in Kerner Fl. exsice. Austro-hung.
No. 1682 als T. tomentosa aus dem Wiener Botanischen Garten
ausgegeben wurden. Um auch die Form dieser Linde näher zu
bezeichnen, sind diese Exemplare durch 5—10 mm lang gestielte
Bracteen ausgezeichnet. Die Blätter sind öfters gross und am
oberen Theile, wie jene der Tilia vitifolia Host, mit grösseren
Zähnen geziert, also grob doppelt gesägt. Sie entspricht also, in
dem Formenkreise der T. platyphyllos, der T. vitifolia, in
dem Formenkreise der T. intermedia DC. der T. corylifolia
Host, und in dem Formenkreise der T. begonifolia Stev. der
T. Hazslinszkyana Borb. — Solche Exemplare habe ich in
„Oesterreichische Botan. Zeitschrift“ 1887. p. 147 als var. subviti-
folia bezeichnet; sie kommt in Siebenbürgen (Talmäcs), in dem
alten Banate von Ungarn (Heuff.!), sowie in Kroatien vor. Kulti-
virt sah ich sie im Budapester Stadtwäldchen, auf der Margarethen-
Insel, sowie auch in Boitzenburg in Norddeutschland.
T. argentea bractea sessili wird gewöhnlich ohne Autornamen
(Desf.), nur mit der Bezeichnung „Catal. Hort. Paris.,* „Hort.
Par. et hortul.“ (in DC., Catal. horti Monspel. p. 150), oder Jardin
du Mus. d’hist. nat. de Paris (Vent. l. c. p. 12) angeführt, und
das scheint ein Grund zu sein, weswegen Ventenat |. c. dieser
Bezeichnung die T. rotundifolia Vent., einen jedenfalls un-
passenden Namen voranstellte.e Auch nm De Candolle’s Catal.
horti bot. Monspel. p. 150 (1813), wo zuerst T. argentea (T.
rotundifolia Vent., T. alba Willd. Enum. horti bot. Berolin.
p- 566) unter diesem Namen charakterisirt und von T. alba Ait.
1789 (non Waldst. et Kit. Ic. et deser. pl. rar. Hung. Tom.
I. tab. 3. 1799) unterschieden wird, sieht man Desf. als Autor bei
T. argentea nicht. So wäre der Autor der T. argentea eigent-
lich De Candolle, während in Ascherson |. e. p. 933 „T.
argentea Desf.“ aus 1805, aber ohne Citirung der ersten Quelle
der Beschreibung, datirt wird. Nach brieflicher Mittheilung meines
Freundes H. Braun in Wien ist T. argentea Desf. in
Catal. horti Paris. schon im Jahre 1801 erwähnt; ich sehe sie auch
in Vent. l. c., 1802 eitirt. Ueber die Heimat dieser Silberlinde
lesen wir Willd. Spec. pl. Tom. II., pars Il. p. 1162 das Folgende:
Clariss.. Aiton patriam huius Americam esse dixit, sed a nullo
peregrinatore indicata est. Amieus meus claris. Kitaibel silvas
huius speciei in Hungaria nuper detexit et meeum speeimina com-
municavit, iis ex amussim simillima, quae ex hortis nostris accepi,
hince de origine Americana huius valde dubite,* — in Willd.
Enum. pl. h. Berol. aber „Tilia foliis subtus albo-tomentosis ex
America boreali est alia species.“ — T. alba Ait. I. c. 1789
„nat. of North America“ ist also eine andere Lindenart, als die T.
alba W. Kit. 1. c. 1799 oder T. argentea Desf., obwohl
Aiton ]. ce. „eult. 1767 by Mr. James Godron‘“, also jene
orientalische Linde citirt, welche — fide Vent. I. ce. — nach Eng-
de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 167
land eingeführt wurde. Aus diesem sieht man aber auch die Mög
lichkeit, dass auch T. alba Kit. = T. tomentosa Moench
(T. alba W. Kit., T. argentea Desf.) wäre, wie in Waldst.
Kit. 1. e. angegeben ist. Oder hätte Godron beide sich
viecarürende T. alba kultivirt? — Diese Frage konnten nur die
Original-Exemplare sicher entscheiden. — Anderseits ist es aber
gegenüber der Meinung Steven’s*) sicher, dass Tilia rotundi-
folia Vent., mag sie auch als Gartenabänderung von der unga-
risch-orientalischen Silberlinde (T. eandicans Kit. primum in
sched.) etwas abweichen, nach der ausführlichen Beschreibung
Ventenat’s von T. heterophylla Vent. verschieden ist, ja
es sind sogar wichtige Merkmale bei Ventenat und Steven ver-
kehrt, wie folgt, angegeben: „Les pedoneules sont trois fois plus
longs, que ceux du Tilia rotundifolia* (Vent. 1. ce. p. 17).
hingegen bei Stev. Bull. Mosc. 1832. p. 263. „T. argenteae
pedicelli ealyce fere duplo longiores sint, T. albae (Ait. (!), mit
welcher die T. heterophylla vereinigt wird) vix aequent.“
Die Tilia tomentosa Moench bracteis sessilibus (T.
argentea Desf., T. alba W. Kit., T. rotundifolia Vent.
„pedoneule commune ... . adherent dans presque toute l’etendue
de sa moitie inferieure & la nervure moyenne d’une bractee“) ist
in Ungarn häufiger, als die Form bracteis pedunculatis, ich sah sie
in montibus ad Ujlak (Illok) foliis turionum giganteis, inter Carlo-
vicium et Görgeteg ditionis Syrmiensis, in montibus ad ÖOrsova,
Simontornya, ad Nädas in comitatu Tolnaönsi, Bäziäs, in valle Käzan,
ad Szvinitza, Oravitza, Anina, in collibus arenosis ad Grebenätz, in
Romania ad Bukarest et Dealu Stirmina (Mehedintzi) (Grecescu
exsicc.!).
Zur Kenntniss des Formenkreises der T. tomentosa Moench
will ich noch hier die mir bekannten Varietäten derselben anführen:
A) Quo tolıa atLınet:
a) parvifrons (T. alba a) mierophylla Schur Enum.
pl. Transs. p. 131, non Vent. 1. c. p. 5 (1802) foliis parvis, veluti
illa T. cordatae Mill. (T. parvifoliae Ehrh.) minora, non
valde oblique cordatis; bracteis sessilibus, abbreviatis angustisque. ---
In silvis ad Talmäls (Rotherthurmpass) Transsilvaniae. In silvulis
ad oppidum Baden Austr. infer. legit H. Braun. —
ABCD*EFG*HI, Bay l. c. 45. gehört hierher.
b) virescens Spach in Annal. d. sc. nat. ser. II. Tom 1.
(1834) 344, Revis. Tiliarum extr. p. 13. (var. glabrescensej. p.
346. extr. 15., T. alba var. calvescens Schur 1. c. 131) „foliis
subtus virescentibus, fere glabris, nucibus ellipsoideis acuminatis“
(Spach Il. ce.) cum priore ad Talmäcs, ad Brassoviam et in cacu-
— 1
*) Bull. soe. Mose. 1832. p. 263. „Videntur Ventenat et post eum ali
huius (T. argenteae) cum T. albae W. (sie!) (T. heterophyllae Vent.)
patriam et synonima confudisse. Desecriptio T. rotundifoliae Enc. bot. VII.
p. 682, quam ad T. argenteam Hungaricam trahunt, quadrat exacte in T.
albam Ait. et Duroi Harbk. Baumz. III. p. 115, quae certe ex America
boreali“ Stev. l. c.
168 de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr.
mine montis Domugled ad Thermas Herculis (Heuff. in Reichenb.
Ic. VI.p. 60). T.Haynaldiana (T. platyphyllos X super-
tomentosa) Simk. plus quam verosimiliter huc pertinet.
c. petiolaris DC. Prodr. I. p. 514 pro spee., petiolis
plurimis elongatis, Jamina non multo brevioribus, bracteis sessilibus,
foliis oblique cordatis, magnis, ramis ut in prioribus adpresse
tomentosis. — In silvis ad Thermas Hereculis, ad Bozsovics!! et in
convallibus ad Marilla prope Oravitza. Colitur in silvula urbana,
in insula St. Margarethae, in horto botanico Budae - Pestini.
Loco posteriore 22. Jun. 1888 petalis roseis florere ineipit et T.
rosea Ü. Koch Dendroi. sine dubio huc spectat. T. tomentosa
var. obliqua Thüm. Oesterr. Botan. Zeischr. 1877 p. 333 et in
Baenitzii Herb. Europ. 3434 (1878) nee non T. tomentosa
var. inaequa Simk. l. c. p. 318 huc pertinent.
B) Quod ramulos attinet.
d) Pannonica Jeg. apıd Läng in „Flora“ 1827, p. 233,
Rchb. Fl. Germ excurs. 11. 830, Bayer. Monogr. Tilarnrap . 46.
spetsoblr et ramulı subpubescentes f* (de ceteris cfr. Be
l. c.). Diese Lindenform mit 3—6-blütiger Infloresceenz („ceyma
pauciflora® Bay. 1. ce.) hat mir Freund H. B raun aus dem Wiener
Bot. Garten in schönen Exemplaren geschickt. Die blühenden
Triebe sind jedoch nicht alle kahl, sondern meist die oberen, die
unteren aber dicht granlich filzig, und so ist die Trennung der var.
petiolaris von var. Pannonica nicht natürlich. Durch die
kahlen Zweige neigt sich aber die var. Pannonica Jeq. zu T.
alba Ait. (T. heterophylla Vent.), von wecher letzteren sie
aber foliis conformibus, subtus imberbibus, gemmis etiam ramulorum
glabrorum stellato-puberulis, more T. albae Ait. haud glabris,
costis fructuum vix conspieue prominulis ete. verschieden ist. Die
kahlen Zweige der T. Pannonica Jegq. konnten jedoch öfters
Verwechselungen mit T. alba Ait. hervorrufen. Endlich bemerke
ich hier noch, dass T. Pannonica gewöhnlich als ein in
Reichenb. l. c. 1332 erschienener Name zitirt wird, obwohl sie
schon in „Flora“ 1827 von Läng erwähnt ist. Eine ältere Quelle
für die T. Pannonica Jegq. finde ich in den mir zu Gebote
stehenden Büchern nicht; in Neilreich’s Aufzählung p. 295 wird
„Jaeq. fil. Cat. Hort. Vindob.*, aber ohne Jahreszahl erwähnt.
C) Quod frucetuum formam attinet.
e) sphaerobalana, fructibus exacte vel depresso globosis,
ecostatis vel costis tenuibus, apice breviter rostratis (T. alba
fructu depresso Bay. 1. c. p. 47). In montibus ad Oravitza,
‚Carlovieii, in insula St. Mar Be Budae-Pestini.
Endlich sei noch bemerkt, dass T. tomentosa auch zur
Sandbindung sehr geeignet ist. Bei Grebenätz, im südlichen Theile
des Temeser Comitates, sind ganze Sandrücken dieses ungeheuren
Sandmeeres mit jungen T. tomentosa bewachsen. Bei Szvinitza
aber sah ich die auf der Erde liegenden und schon verfaulenden
alten Stöcke der T. tomentosa, welche mit jungen Trieben ganz
bedeckt waren, älmlich, wie die liegenden Aeste der Populus
nigra am Grebenätzer Sande, woraus, durch die Winde mit
Sand bedeckt, sehr viele neue "Triebe hervorspriessen.
Botanische Gärten u. Institute. — Instrumente. — Algen. 169
Botanische Gärten und Institute.
Dudley, William R., Strassburg and its botanical laboratory. Illustrated. (The
Botanical Gazette. Vol. XIII. 1888. No. 12. p. 305.)
‘&oethe, R., Bericht der Königl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau (Höhere
Gärtner-Lehranstalt) zu Geisenheim am Rhein für das Etatsjahr 1887/88. 8°.
96 pp. Wiesbaden (Druck von Rudolf Bechtold u. Comp.) 1888.
Kiaerskou, Hjalmar, Erindringer fra et Besog i Haverne ved Kew. (Meddel-
elser fra den botaniske Forening i Kjobenhavn. Bd. I. 1888. No. 4. p. 81.)
Instrumente, Präparations- u. Gonserva-
tionsmethoden.
Amann, Möthodes de pr¶tions mieroscopiques pour l’etude des Muscinedes.
(Journal de Micrographie. T. XII. 1888. No. 17. p. 527.)
Marktanner-Turneretscher, &., Appareil & mierophotographies instantandes.
Traduit par E. Dineur. (Bulletin de la Soeiet& Belge de Microscopie. Annee
XV. 1889. No. 1. p. 4.)
Mittman, Robert, Die bakteriologischen Untersuchungsmethoden. (Naturwissen-
schaftliche Wochenschrift. Bd. 11I. 1889. No. 17. p. 129.)
Referate.
Schütt, Franz, Weitere Beiträge zur Kenntniss des
Phyeoerythrins. (Berichte d. deutschen botanischen (fesell-
schaft. Bd. VI. 1888. p. 305—323.)
Verf. hat zunächst mit Hilfe des Spektrophors und eines
Spektralokulars das Fluorescenzlicht des Phyeoerythrins untersucht
und festgestellt, dass dasselbe nur aus Licht von den Wellenlängen
2 590-560 besteht und dass nur Strahlen zwischen 4 600—486
eine kräftige Fluoreseenz zu bewirken im Stande sind. Eine Ver-
gleichung mit dem Absorptionsspektrum des Phycoerythrins zeigt
denn auch, dass die Maxima der Absorption und der Fluoreseenz-
erregung zusammenfallen.
Sodann bespricht Verf. den Einfluss verschiedener Reagentien
auf das Phyeoerythrin. Indem Ref. bezüglich weiterer Details auf
das Original verweise, will er aus diesem Abschnitt nur hervor-
heben, dass Verf. ausser dem durch direkte Extraktion mit Wasser
gewonnenen Phyeoerythrin, das er jetzt als @e-Phyeoerythrin
bezeichnet, noch 2 Derivate desselben näher untersucht hat. Das
erstere derselben, $-Phyeoerythrin, wird aus der wässerigen
Lösung durch Alkalizusatz gefällt und ist in Wasser mit schön
karminroter Farbe löslich. Es giebt ein dem e-Phyeoerythrin zwar
170 Algen. — Pilze.
sehr ähnliches, mit diesem aber keineswegs identisches Absorptions-
spektrum. Die dritte optisch gut definirte Verbindung der Phyco-
erythrin-Gruppe, das/-Phyeoerythrin, wird aus der w ässerigen
Lösung des «-Phy coerythrins durch Säuren als violettblauer Nieder-
schlag gefällt; derselbe ist aber so fein, dass er lange Zeit in der
Flüssigkeit suspendirt bleibt. Das untersuchte Absorptionsspektrum
gab Abweichungen von dem des «- und des $-Phycoerythrins.
Am Schlusse seiner Arbeit macht Verf. noch einmal auf die
grossen Verschiedenheiten, die zwischen dem Phyeoerythrin und
dem Chlorophyll vorhanden sind, aufmerksam.
Zimmermann (Tübingen).
Winogradsky, 8., Beiträge zur Morphologie und Physio-
logie der Bakterien. Heft I. Zur Morphologie und Physio-
logie der Schwefelbakterien. Leipzig (Engelmann) 1888.
Preis 6 M. 40 Pf.
In einer kurzen Einleitung bespricht Verf. die Angaben von
Ray Lancaster, Warming, Zopf und Cohn, welche sich für,
bezw. (Cohn) gegen den Pleomorphismus der Schwefel führenden
Bakterien ausgesprochen haben. Sodann recapitulirt er die Resultate
seiner früheren Arbeit über Vorkommen und Kultur der Schwefel-
bakterien und hebt insbesondere hervor, dass es für die vorliegen-
den Untersuchungen keiner absoluten Reinkultur bedürfe, wenn
man nur bestimmte Individuen fixire und diese hinreichend lange
beobachte. Dies Verfahren wurde vom Verf. eingeschlagen.
Beggiatoa nennt Verf. scheidenlose, stets frei bewegliche Fäden,
welche immer Schwefelkörner enthalten resp. bilden können. Diese Fäden
lassen eine Gliederung erkennen, wenn man sie durch Ha S-Entziehung ent-
schwefelt; sie wachsen sehr langsam. In den Kulturen wurden die Fäden
oft bis 1 cm lang, sie zerbrechen nicht selten durch gegenseitige Ver-
schlingung ete. in mehrere Stücke, allein das Zerbrechen trägt einen rein
zufälligen Charakter. Unter ungünstigen Kulturbedingungen (Ha S-Mangel)
zerfallen die langen Fäden in Stäbehen von 10—15 Zellen, welche bei
andauerndem Ha S-Mangel zu Grunde gehen, bei rechtzeitiger Zufuhr von
Schwefelwasserstoff aber wieder zu längeren Fäden auswachsen können,
Fehlt den Fäden der H2S längere Zeit, so zerfallen sie in einzelne Zellen,
welche nicht entwickelungsfähig sind. Beggiatoa besitzt also nur eine
Wuchsform, die Fäden, und einen äusserst einfachen Entwickelungsgang.
Verf. beschreibt drei Species, welche sich durch konstante Fadengrösse von
einander unterscheiden. Gegen Zopf bemerkt Vert., dass er Beggiatoa
und die von W. als Thiothrix bezeichnete Form verwechselt habe, und
dass Zopf’s Beggiatoafäden im Mierococeenzustand nichts anderes seien,
als Fäden, welche mit gleichgrossen Schwefelkörnern erfüllt waren.
Thiothrix bildet schleimige Büschel, welehe dem Substrat fest an-
haften. Die Festheftung geschieht durch Umbiegen eines Endes und durch
ein kleines hier auftretendes Schleimpolster. Der Faden ist an der Basis
dieker, als an der Spitze, hier sind die Zellen etwas länger als unten;
Pilze. 171
eine Scheide kann bei pathologischen Vorgängen nachgewiesen werden, sie
ist an der Basis derb, an der Spitze zart. An der Spitze eines Fadens
werden Stäbchen, die wahrscheinlich aus 2—-4 Zellen bestehen, abgegliedert,
sie fallen einzeln oder in Stäbchenketten ab und bewegen sich langsam
kriechend auf dem Substrat. Bald setzen sich die Stäbchen (gern in
dichten Haufen) fest und wachsen wieder zu längeren Fäden aus. Da ist
der ganze Entwickelungsgang geschlossen. Auch hier lassen sich mehrere
konstante Arten unterscheiden.
Rote Schwefelbakterien. Dieselben sind durch den Besitz
des Bakteriopurpurins ausgezeichnet, dessen Reaktionen beschrieben werden ;
hervorzuheben ist, dass es sich durch con. Ha SO4 intensiv blau färbt.
Es ist ein leicht oxydabler Körper, der nur bei Gegenwart von reducirenden
Substanzen bestehen kann. Gegenwart von Schwefeleisen beeinflusst die
Intensität der Färbung. Diese Bakterien bedürfen nur wenig Sauerstoft,
sie gedeihen in den Kulturen am besten, welche grüne Bakterien enthalten;
die von diesen abgegebene Sauerstoffmenge scheint gerade für die in Rede
stehenden Organismen das Optimum zu sein. Eisen- und Mangansalze
fördern den Lebensprozess bedeutend. Diese roten Bakterien bewegen:
sich nach dem Lieht hin. Engelmann'’s Bacterium photometrieum gehört
hierher. W. bezweifelt aber Engelmann’s Angabe, dass diese Organismen
€ O2 assimiliren, weil es fast unmöglich sei, sie frei von grünen Bakterien
zu erhalten, welehe vermutlich inEngelman n s Versuchen die Assimilation
bewirkten.
Thioeystis nov. gen. enthält viele Familien in einer dieken Gallerte
eingebettet, welehe gegen das umgebende Wasser schar? abgegrenzt ist.
Die Familien bestehen aus 4—20— 30 kugeligen Zellen und können sich
theilen, wenn sie eine bestimmte Grösse erreicht haben. Auf einen ge-
wissen Stadium verquillt die ganze Gallerte, oder sie löst sich an einer
Seite auf und die Familien schwärmen aus. Die Schwärmerfamilien sitzen
noch fest und bilden dureh Theilung eine neue Kolonie.
Lamprocystis roseo-peregrina ist eine von den vielen Formen,
welche unter dem Namen Clathrocystis beschrieben sind. Sie bildet an-
fangs Gruppen von 20—30 Coecen in einer Gallerte. Durch Theilung gehen aus:
denselben Zellflächen hervor, welche durch Faltenbildung nach innen hin.
ıniteinander verschmelzen und ein schwammartiges Netzwerk darstellen.
Später verschwindet die Gallerte, das Netz löst sich in Gruppen von sehwär-
menden Zellen auf, welche wieder zur Netzform heranwachsen.
Amoebobacter nov. gen. Dicht zusammengepresst in einer Cyste
liegen mehrere Zellen, diese treten aus, bleiben aber dicht beisammen und bilden
durch Theilung eine grosse Kolonie, welche in kleine zerfallen kann, die-
auseinanderkriechen und neue grosse Kolonien bilden. Unter ungünstigen
Bedingungen erfolgt Eneystirung. Auffällig an dieser Form ist die Be-
wegung. Die Kolonien können dadurch, dass ihre Zellen sich spontan ein-
ander nähern oder sich von einander entfernen, ihre Gestalt wechseln, zeigen
aber auch zuweilen Ortsveränderung gleich einer Amöbe. Die Einzelzellen:
veranlassen auch diese Bewegung. Sie scheinen übrigens nicht durch Schleim,
sondern durch unsichtbare Stränge mit einander verbunden zu sein.
Thiopolyeoceus ruber nov. gen. et spec. bildet solide unregel-
mässige Coccenaggregate, welche bis 1 mm Grösse erreichen. Die Ver-
mehrung erfolgt durch kleine losgelöste Coecenhaufen.
a12 Pilze.
Thiodictyonn. g. stellt hydrodietyonähnliche Netze dar. Ver-
:mehrung durch 5—15 zellige Verbände, welche sich unter eigentümlichen
‚Bewegungen von der Mutterkolonie entfernen.
Thiothece ist der Aphanothece ähnlich. Die Zellen schwärmen
-aus und wachsen dann wieder zu Kolonien heran.
Thiocapsa gleicht Aphanocapsa Näg. Schwärmer wurden nicht
gefunden.
Thiopediaist eine Merismopedia ohne Phykochrom. Die Zellen
‚schwärmen aus.
Chromatium. Hierher gehört Monas Okenii Cohn, Monas
vinosa, Monas Warmingii etc.; schwärmende einzellige Formen,
welche sich senkrecht zur Längsachse theilen und während dieser Zeit
ruhen. Zopf's Angaben, dass die Schwärmer zu Beggiatoa roseo-
persicina gehören, ist unrichtig, sie sind selbständige Organismen. Eine
‚Beggiatoa roseo-persicina konnte $. überhaupt nicht auffinden.
Engelmann’ Baecterium photometricum ist ein Gemenge
‘von Chromatiumformen. Die Bewegung wird aber nicht, wie
Engelmann angiebt, ausschliesslich durch Licht geweckt. Längere
Zeit im Dunklen gehaltene Kulturen wiesen auch viele schwärmende Chro-
‚matien auf. Setzt man zu einer Kultur mit beweglichen Chromatien Ha S.,
:so tritt anfangs eine Beruhigung der Schwärmer ein, später aber eine leb-
hafte Bewegung, welche nach 24 Stunden am lebhaftesten zu sein pflegt.
Ist zu viel HS vorhanden, so wird die Bewegung gehemmt. W. führt
‚diese Erscheinung darauf zurück, dass die Bewegung nur bei Gegenwart
‚eines bestimmten Sauerstoffquantums ausgeführt wird. Die Schwärmer be-
wegen sich nach dem Lichte hin, wenn genügend He S vorhanden ist; in
Ha S-freien oder -armen Flüssigkeiten sind sie indifferent. Die Angaben
Engelmanns bezügl. der Schreckbewegung werden bestätigt.
Rhabdochromatium n. g. ist ausgezeichnet durch spindelförmige
‚Zellen, welche sich durch Einschnürung theilen. Oft bilden sich lange
‚Stäbchen, von welchen die Endglieder abgeschnürt werden.
Nach einer Übersicht über die verschiedenen Schwefelbakterien hebt
Verf. hervor, dass alle die besprochenen Formen distinete Species sind
und keine pleomorphen Organismen, dass alle früher von Ray Lancaster,
Zopf und Warming zusammengeworfenen Formen von Schwefelbakterien
scharf von einander zu trennen sind. Auch Cladothrix diehotoma hat
einen ganz einfachen Entwiekelungsgang, die Spirillen, Zoogloeen ete., welche
Zopf damit in Verbindung gebracht hat, sind selbständige Organismen, und
ebenso verhält es sich mit Leptothrix u. a. Zum Schluss weist Verf.
‚darauf hin, dass damit der Lehre von dem Pleomorphismus der Bakterien
die letzte Stütze entzogen sei und dass Cohn mit der Unterscheidung der
‘Species im Recht war. Oltmanns (Rostock).
Dudley, P. H., Fungi destructive to wood. (Forty-first
Annual Report of the Trustees of the State Museum of Natural
History for the year 1887. New-York 1888. p. 36—94.)
Verf. hat die Wirkung der Pilze auf die verschiedenen zu
Bauten, Bahnschwellen, Brücken etc. verwendeten Holzsorten einer
«eingehenden Untersuchung unterworfen. Die von ihm beobachteten
Pilze kommen an folgenden amerikanischen Holzsorten vor:
Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 173:
Quercus alba L.: Polyporus applanatus Fr., P. versicolor Fr.,.
P. Pergamenus Fr., Daedalea unicolor Fr., D. quercina Pers.,
Lenzites vialis Pk.
Castanea vesca L. var. Americana Mx.: Polyporus sulphu--
reus Fr., P. spumeus Fr., P. hirsutus Fr., P. versicolor Fr., P.
Pergamenus Fr., Agaricus Americanus Pk., A. sublateritius-
Schaeff.
Chamaecyparis sphaeroidea Spach.: Agaricus campanella
Batsch.
Larix Americana Mx.: Polyporus pinicola Fr., Trametes Pini Fr..
Tsuga Canadensis Carr.: Agaricus melleus Vahl., Ag. campanella.
Batsch, Ag. porrigens Pers., Ag. succosus Pk., Ag. rugoso-
diseus Pk., Ag. epipterygius Scop., Paxillus atrotomentosus-
Fr., Lenzites sepiaria Fr., Stereum radiatum Pk., Polyporus
lueidus Fr., P. benzoinus Fr., P. epileucus Fr., P. Vaillantiv
Fr., P. subacidus Pk., P. medulla panis Fr., P. pinicola
Fr., P. abietinus Fr., P. borealis Fr.
Pinus palustris Mill.: Lentinus lepideus, Sphaeria pilifera Fr.,
Trametes Pini Fr., Merulius lacrymans Fr.
Pinus Strobus L.: Lentinus lepideus Fr., Agaricus melleus Vahl,.
Polyporus Vaillantii Fr., Merulius lacrymans Fr.
Ludwig (Greiz).
Bokorny, Th, Ueber die Einwirkung basischer Stoffe
auf das lebende Protoplasma. (Pringsheim’s Jahrbücher-
f. wiss. Botanik. Bd. XIX. p. 206.—220.)
Nach den Beobachtungen des Verf. sollen die von Ch. Dar-
win zuerst beschriebenen Granulationen, die durch Ammoniak und
Ammonsalze innerhalb verschiedener Zellen bewirkt werden, theils
im Cytoplasma, theils im Zellsaft entstehen und ausschliesslich oder
wenigstens zum grössten Theil aus „aktivem Eiweiss“ bestehen;
nur Gerbstoff soll demselben in manchen Fällen in mehr oder
weniger grosser Menge „als unwesentlicher Bestandtheil“ beige-
mischt sein.
Aehnliche Ausscheidungen sah Verf. auch innerhalb verdünnter
Lösungen verschiedener organischer Amminbasen und Alkaloide
eintreten. Schliesslich zeigt er, dass isomere stickstoffhaltige Stoffe
auf das Protoplasma einen verschiedenen Einfluss ausüben.
Zimmermann (Tübingen).
Clark, James, Ueber den Einfluss niederer Sauerstoff-
pressungen auf die Bewegungen des Protoplasmas.
Vorläufige Mittheilung. (Berichte d. deutsch. bot. Gesellsch..
Bd. VI. 1888. p. 273—280 )
Verf. hat für eine sehr grosse Anzahl von Objekten die ge-
ringste Sauerstofispannung , bei der noch Plasmabewegung statt-
findet, festzustellen gesucht. Er brachte dieselben zu diesem Zweck
in den hängenden- Tropfen und liess entweder ein Gemisch von
Stickstoff oder Wasserstoff und entsprechenden Sauerstoffmengen zu--
174 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
treten, oder verdünnte die Spannung der umgebenden atmosphärischen
Luft durch eine Wasserstrahlpumpe.
Er fand nun zunächst, dass bei den Plasmodien ver-
schiedener Myxomyceten eine Sauerstoffspannung von 1,2
bis 1,4 mm (Hg) zur Erhaltung der Bewegung ausreicht, dass aber
unterhalb dieser Grenze keine strömende Bewegung mehr statt-
findet, während die amoeboide Bewegung der Plasmodien noch an-
dauert.
Die Plasmaströmung in behäuteten Zellen, die Verf.
an einer beträchtlichen Anzahl verschiedener Gewächse und Zellen-
arten untersucht hat, beginnt bei einem Druck von 1,2—2,8 mm.
Verf. weist darauf hin, dass diese Grösse mit der von Wieler
für das Wachstum festgestellten Grenze zusammenfällt.
Für die Cilienbewegung wurde namentlich bei einigen
Ciliaten die untere Grenze festgestellt. Dieselbe lag hier unter
l mm. Es trat bei den Ciliaten mit der Ös-Entziehung ferner
auch ein eigenartiges Zerplatzen der Organismen ein, das, vom
Mundende beginnend, immer weiter fortschritt; durch Sauerstoff-
zufuhr liess sich aber das weitere Vordringen des Zerplatzens
sistiren und der noch unversehrte Theil des betreffenden Individuums
blieb denn auch vollständig lebensfähig.
Chiamydomonas und Euglena sp. gehen dagegen bei
geringer Sauerstoffpressung alsbald in das Ruhestadium über.
Zimmermann (Tübingen).
Pasquale, Freda. Sulla influenza del flusso elettrico
nello sviluppo dei vegetali aclorofillici. (Le stazioni
sperimentali agrarie italiane. Vol. XIV. Fasc. I. p. 39—56).
Roma 1888.
Verf. stellte sich die Frage, wie sich chlorophylifreie Pflanzen
zum elektrischen Strome verhalten, ob derselbe günstig oder schäd-
lich wirke, oder ohne Einfluss auf die Entwickelung derselben sei.
Als Versuchsobjekt wurde Penicillium (Verf. schreibt stets
Penicillum) benutzt. Nach Angaben über die Herstellung der
Kulturen und des zu den Versuchen benutzten Apparates, be-
schreibt Verf. acht Versuchsreihen, welche foigende Resultate er-
gaben:
1) Ein schwacher elektrischer Strom scheint keinen Einfluss
auf die Entwickelung des Penicillium auszuüben, oder derselbe
ist so gering, dass er sich innerhalb der Beobachtungsfehler der an-
gewandten Methode bewegt.
2) Durch einen genügend starken, im Dunkeln leuchtende
Funken gebenden Strom wird das Wachstum des Penicillium stark
behindert oder sogar zum Stillstand gebracht, wenn der Strom
ohne Unterbrechung längere Zeit andauert. Die Wirkung ist jedoch
lokal und beschränkt sich auf die von demselben direkt betroffenen
Theile der Kulturen.
3) Wenn die Versuche in einem geschlossenen Gefässe statt
haben, so ist die Wirkung des elektrischen Stromes bedeutend
stärker in Folge der Ansammelung des Ozons; es ist wahrscheinlich,
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 175
dass dasselbe eine tötliche Wirkung auf den Schimmelpilz ausübt
oder wenigstens dessen Entwiekelung suspendirt.
Ross (Palermo).
Schaefer, R., Ueber den Einfluss des Turgors der Epi-
dermiszellen auf die Funktion des S paltöffnungs-
apparates. (Pringsheim’s Jahrb. f. wiss. Botanik. Bd. XIX.
1888. p. 178—203.)
Verf. hat die Frage, welchen Einfluss die die Schliesszellen
umgebenden Epidermiszellen auf die Mechanik des Spaltöffnungs-
apparates ausüben, einer eingehenden Untersuchung unterzogen.
Er weist durch zahlreiche Beobachtungen nach, dass die Spaltweite
stets in erster Linie von dem Tur gescenzzustande der Spaltöffnungen
abhängig ist und dass diese Sich , wie dies von Schwendener
nachgewi iesen wurde, in Folge ihres anatomischen Baues bei zu-
oder abnehmender Tur gescenz selbständig öffnen oder schliessen.
Dahmgegen können nun die umgebenden Zellen bei stärkerer
Turgescenz eim geringes Schliessen oder bei schwächerer Turges-
cenz ein etwas weiteres Oeffnen der Spalte bewirken. Verf. zeigt
jedoch, dass diese Bewegungen unter normalen Verhältnissen stets
nur gering sind und an der lebenden Pflanze jedenfalls nur eine
sehr untergeordnete Rolle spielen.
Ein besonderes Interesse verdienen noch die vom Verf. über
die Spaltöffnungen von Azolla gemachten Angaben. Er bestätigt
bezüglich der Anatomie derselben vollständig die Beobachtungen
von Haberlandt und giebt an der Hand eines aus Kautschuk
angefertigten Modelles eine exakte Erklärung des Mechanismus des
Spaltöffnunesapparates. Auch hier kommen die umliegenden Epi-
dermiszellen nicht in Betracht. Zimmermann (Tübingen).
Leclere du Sablon, Recherehes sur lenroulement des
vrilles. (Annales des sciences naturelles. Botanique. Ser.
VI. Tome V. p. 5—50.)
Nachdem Verf. im ersten Abschnitt seiner Arbeit die über die
Anatomie und Beweg gungsmechanik der Ranken vorliegende Litteratur
besprochen, giebt er im zweiten Abschnitt für eine Anzahl von Ge-
wächsen eine ziemlich eingehende Beschreibung des anatomischen
Baues der Ranken. Er leitet aus seinen Untersuehungen den Satz
ab, dass die Grösse der Empfindlichkeit einer bestimmten Stelle
eimer Ranke in Beziehung steht zu der Anzahl von Fasern oder
langgestreckten Zellen, die sich in der Nähe der fraglichen Stelle
finden. So sollen z. B. bei den Cucurbitaceen langgestreckte Bast-
fasern nur auf der allein reizbaren Seite vorhanden sein, während
sich bei Vitis, deren Ranken allseitig reizbar, aber wenig empfind-
lich sind, an der ganzen Peripherie der Ranken nur langgestreekte
Zellen befinden sollen. Zwischen der Anordnung der Gefässbündel
und der Reizbarkeit hat Verf. dagegen keine Beziehungen kon-
statiren können.
176 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Der dritte Abschnitt, in dem verschiedene Experimente, die
zur Ermittelung der Mechanik der Rankenbewegungen dienen.
sollen, mitgetheilt werden, enthält keine wesentlich neuen Gesichts-
punkte.
Zimmermann (Tübingen)
Eimer, 6. H. Th., Die Entstehung der Arten auf Grund
von Vererben erworbener Eigenschaften nach den
Gesetzen organischen Wachsens. Ein Beitrag zur ein-
heitlichen Auffassung der Lebewelt. Theil I. Mit 6 Abbildungen
im Text. 8°. 461 pp. Jena (Gustav Fischer) 1888.
Dass über das Werk eines Zoologen in diesem Blatte referirt
wird, bedarf wohl kaum der Rechtfertigung, indem die darin diskutirten
Fragen sich auf alle Organismen, pflanzliche so gut wie tierische,
beziehen und die aufgestellten allgemeinen Theorien somit für den
Botaniker von gleichem Interesse sind wie für den Zoologen; ausser-
dem haben ja auch mehrere der Ersteren (v. Nägeli, Sachs,
Vöchting) dieselben Gegenstände behandelt und werden demgemäss
vom Verf. eitirt und kritisirt. So bringt gleich der erste Abschnitt
eine Darstellung und Kritik der Theorien von Weismann und
Nägeli, worin sich Verf. gegen die von Letzterem den Organismen
beigelegte Vervollkommnungstendenz wendet und erklärt, dass er
die Auffassung N.’s eher als eine materialistisch-philosophische, denn
als eine mechanisch-physiologische Theorie betrachte. Im Uebrigen
ist die ganze Schrift hauptsächlich gegen Weismann gerichtet.
Die in ihr niedergelegte Anschauung glaubt Ref. am besten zum
Ausdruck bringen zu können, wenn er möglichst die Hauptsätze
mit des Verf. eigenen Worten hier anführt.
So findet sich die Ansicht des Verf. über „das organische
Wachstum der Lebewelt“ (il. Abschnitt) oder die Entstehung der
Arten so ziemlich in Folgendem ausgesprochen:
„Nach meiner Auffassung sind die physikalischen und chemischen
Veränderungen, welche die Organismen während des Lebens durch
die Einwirkung der Umgebung, durch Licht oder Lichtmangel, Luft,
Wärme, Kälte, Wasser, Feuchtigkeit, Nahrung u. s. w. erfahren,
und weiche sie vererben, die ersten Mittel zur Gestaltung der
Mannigfaltigkeit der Organismenwelt und zur Entstehung der Arten.
Aus dem so gebildeten Material macht der Kampf ums Dasein
seine Auslese.“ Diese Veränderungen fasst Verf. nun als einfaches
Wachsen auf und für ihn sind sowohl Fortpflanzung als individuelle
Entwicklung ein organisches Wachsen: „Die Ontogenie ist ein ab-
gekürztes phylogenetisches Wachsen.“ Er betrachtet also die
ÖOrganismenwelt als ein Herangewachsenes und da wir den ununter-
brochenen Zusammenhang nicht mehr sehen, so fragt es sich
1. „welche Ursachen haben eine Trennung dieser Organismenwelt
in Arten, Gattungen u. s. w. hervorgebracht?“ Darauf antwortet
er: „Abarten und Arten sind im Wesentlichen nichts als auf
verschiedenen Stufen der Entwicklung, bezw. auf bestimmten Stufen
des phyletischen Wachsthums stehende Gruppen von Formen.“
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 177
Auf die 2. Frage: „welche Ursachen bewirkten, dass eine jede
gegebene höchste Art einer Gruppe von verwandten Arten um eine
Stufe weiter gewachsen ist als ihr Vorgänger?“ (warum also nicht
auch eine Entwicklung nach rückwärts stattfindet) finden wir die
Antwort nach der Meinung des Verf. darin, „dass jede erreichte
höhere Stufe der Entwicklung ein festgefügter Zustand ist* (die
niedere dagegen nicht), „welcher um so weniger leicht zurückzubilden
sein wird, je länger er besteht.“
„Ich finde also“, sagt Verf. kurz vorher, „die letzten und
wesentlichsten Ursachen der Vorwärtsentwicklung selbstverständlich
in allen Ursachen des Wachsens überhaupt — also in allen Ein-
wirkungen der Aussenwelt auf die Organismen.“
Es würde zu weit führen, auf das, was Verf. über den Einfluss
geschlechtlicher Mischung — wobei sich vieles Interessante findet
— und über die Anpassung sagt, einzugehen. Der letzte Punkt
erfährt noch eine besondere Erörterung im folgenden Abschnitt.
In diesem III. Abschnitte „Bedeutung der Anpassung für die
Artbildung“, handelt es sich vor Allem um die Frage: „Ist alles
angepasst?“ Verf. gibt eine verneinende Antwort; er kann den Tod
nicht, wie Weismann, als Anpassung betrachten; er findet auch,
dass die Organismen Eigenschaften besitzen, die ihnen nicht nützlich
sind. „Wenn alles angepasst wäre, so gäbe es keine im Augenblick
nutzlosen Eigenschaften, welche entweder Ueberreste von früher
nützlichen oder Anfänge von neuen darstellen.“ „Wäre alles an-
gepasst, so würde alle Entwicklung der Lebewelt ausgeschlossen
sein — Erstarrung bestehen.“ In den nächsten Kapiteln nun sucht
Verf. das nachzuweisen, worauf sich seine Auffassung vom orga-
nischen Wachsen der Lebewelt stützt, nämlich „l., dass äussere
Verhältnisse die Organismen umändern und 2., dass solche erworbene
Eigenschaften vererbt werden.“
Er beginnt (im IV. Abschnitt) damit, dass er sich gegen die
von Nägeli behauptete Bedeutungslosigkeit der klimatischen und
Ernährungseinflüsse auf die Bildung der Abarten wendet. „Gegen
die beweisende Gültigkeit der Versuche Nägeli’s möchte ich vor
Allem den Umstand ins Feld führen, dass dieselben durchaus
künstliche sind, und dass sie als solche volle Beweiskraft für in
der ungebundenen Natur stattfindende Vorgänge nicht beanspruchen
können.“ „Ein bedeutungsvoller Umstand ist aber bei der Beweis-
führung Nägeli’s ausserdem gänzlich ausser Acht gelassen worden:
die Wichtigkeit der Zeitdauer für die Erzeugung bleibender Um-
bildungen.“ „Meine Theorie vom Heranwachsen der Lebewelt und
von der Entstehung der Arten muss zur Umbildung einer Form
nach physiologischen Grundsätzen je nach dem vorliegenden Falle
die Forderung von ungeheuren Zeiträumen stellen.“ Verf. also
nimmt an, dass von den Organismen während des „Heranwachsens“
neue Eigenschaften erworben und diese dann vererbt werden können.
Die Erwerbung soll geschehen können: 1. durch unmittelbare Ein-
wirkung der Aussenwelt, 2. durch Gebrauch, 3. durch Nichtgebrauch
der Organe. Für die Begründung dieser 3 Ursachen führt Verf.
in diesem und dem folgenden (V.) Abschnitt ein sehr umfangreiches
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 12
Arie: Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Belegmaterial an, welches fast ausschliesslich der Biologie der Thiere
und des Menschen entnommen ist. Es sei deshalb aus diesem Theile
nur der folgende Satz eitirt: „Die Vertreter der Lehre von der Kon-
tinuität des Keimplasmas steilen indem sie die Vererbung vom Körper
während des Lebens erworbener Eigenschaften leugnen, dagegen die
Vererbung von unmittelbar auf die Keimzellen einwirkenden Einflüssen
zugestehen, eine vollkommen künstliche Grenze zwischen der Natur
und den Fähigkeiten der Keimzellen vor und nach der Furchung
auf, welche, abgeschen davon, dass sie durchaus hypothetisch ist,
der die morphologische und plıysiologische Einheit der Lebewelt
bekundenden Gesetzmässigkeit vollkommen widerspricht.“
Den VI. Abschnitt, welcher eine „besondere Betrachtung der
geistigen Fähigkeiten als erworbener und vererbter Eigenschaften“
enthält, können wir hier ganz übergehen und brauchen nur zu er-
wi ähnen, dass Verf. den Ausgangspunkt aller dieser Fähigkeiten in
der Reizbarkeit des Plasmas, wie sie auch bei Pflanzen vorhanden
ist, sieht.
Der VII. Abschnitt ist betitelt: „Organisches Wachsen, morpho-
logische und physiologische Umbildung der Lebewelt als Folge der
Funktion.“ Es soll hier noch „im Besonderen gezeigt werden, dass
die Organisation überhaupt, dass vor allem die erste Entstehung
von Organen und dass ferner auch alle höhere physiologische Aus-
bildung auf Uebung beruht, zurückzuführen ist auf Vererbung
erworbener Eigenschaften“. Verf. geht aus von der Monere, die
eigentlich kein "Organismus ist, weil sie keine Organe besitzt. „Es
treten an diesem Wesen Werkzeuge (Organe) nur im Augenblick
des Bedürfnisses hier oder dort am Körper auf“ (Pseudopedien).
Bei höheren Organismen, Wimperinfusorien, finden wir die durch
das Bedürfniss gebildeten Bewegungsorgane als Wimpern Axirt.
„Die Organisation kann sich nicht herausgebildet haben durch
Veränderung ihrer Keimzellen, aus dem einfachen Grunde, weil sie
solche nicht besitzen, sondern es muss geschehen sein in Folge von
Erwerbung durch den Gebrauch und in Folge von Vererbung solcher
Erwerbung® . Den grössten Theil des Abschnittes nimmt dann die
Darstellung von der Entstehung der Organisation bei vielzellisen
Thieren ein, worauf wir hier natürlich nicht eingehen.
Im VII. Abschnitt wird zunächst der „Begriff des organischen
Wachsens“ testgestellt. „Ich verstehe unter organischem Wachsen
jede durch äussere Einwirkungen auf den gegebenen Körper oder
aus konstitutionellen Ursachen erfolgende gesetzmässige, physiologische,
nicht krankhafte und nicht zufällige Aenderung in der Zusammen-
setzung desselben, welche bleibend ist oder nur derart vorübergehend,
dass sie eine weitere Stufe der Veränderung vorbereitet.“ Nach
Vert. ist also schon jede Umlagerung der Theilchen im Körper ein
Wachsen, wenn auch keine sichtbare Veränderung damit verbunden
ist; es sind dazu zweierlei Sn nötig: „1. die gegebene Zu-
sammensetzung des Lebewesens, 2. Reize (die Nahrungsaufnahme
auch als Reizwirkung genommen)“. Erstere „ist zum weitaus grössten
Theil nur das Ergebniss der Vererbung von Eigenschaften von Seiten
der Vorfahren, zu einem kleinen Theil beruht sie auf Erwerbung“.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 179
Diese Erwerbung aber „ist von grösster Bedeutung deshalb, weil
sie die fortwährende Umbildung der Formen wesentlich veranlasst“.
Ferner wird in diesem Abschnitt besprochen das „restaltungsgesetz
der Organismen“ und zwar speziell auf Gestalt und Bau der Pflanzen
angewendet. Denn „die Pflanzenphysiologie ist es, welche die hand-
greitlichsten Beweise dafür liefert, dass es die äusseren Einwirkungen
auf das Plasma, dass es erworbene und vererbte Eigenschaften sind,
welche die Gestaltung der Organismen bedingen“. Verf. macht
darauf aufmerksam, dass das, was man gewöhnlich Anpassung nennt,
eben die Wirkung der äusseren Einflüsse ist. Es werden hier ver-
schiedene Beispiele angeführt, wie die für gewisse Standorte an-
gepassten Pflanzen, die Laub- und Schattenblätter, die Kompass-
pflanzen u. a. Wenn diese auch nur ihre „Anlage‘‘ vererben, so
besteht doch eben schon die Anlage in molekularer Veränderung.
Es sind dann nicht blos einzelne auffallende Erscheinungen in dieser
Weise zu erklären, sondern man kann auch sagen, „dass die Laub-
blätter der Wirkung von Licht und Luft überhaupt mit ihre Ent-
stehung verdanken müssen‘
Besondere Berücksichtigung finden die Pflanzen auch in dem
folgenden, von der Wiedererzeugung verloren gegangener Theile
handelnden Kapitel. Für des Verf. Theorie vom organischen
Wachsen der Lebeformen sollen sowohl die Fälle sprechen, bei
welchen deutlich äussere Reize die unmittelbare Veranlassung zum
Nachwachsen geben (das Wurzelschlagen der Stecklinge) als ganz
besonders solche, in welchen eine derartige Veranlassung nicht vor-
handen ist. „Denn hier wird die Wiedererzeugung offenbar aus-
schliesslich bewirkt durch die von den Vorfahren erworbenen und
von ihnen auf die Nachkommen vererbten bestimint gerichteten
Kräfte“. Jeder Organismus ist durch wiederholte Vererbung seiner
Gestaltung zu einem Ganzen gelangt, das sich nach Verletzungen
wiederherzustellen sucht. Indem so ein jedes Theilchen als abhängig
von dem andern betrachtet wird, kann dieses auf Wiederherstellung
gerichtete Wachstum auch unter den Begriff der Korrelation gebracht
werden. Verf. gedenkt hier der Versuche von Vöchting mit
zerschnittenen Lebermoosen und mit Weidenzweigstücken. Er erklärt
die Versuchsresultate V.’s in einer ganz ähnlichen Weise, wie es
dieser selbst gethan hat und bekämpft die gegentheilige Ansicht
von Sachs. „Meines Erachtens“, sagt Verf., „fällt die Wieder-
erzeugung verloren gegangener Theile ebenso unter die Gesetze des
Erwerbens und Vererbens wie das gewöhnliche Wachsen: sie ist
nichts als unter besonderen Verhältnissen in verstärktem Maasse
vor sich gehendes Wachstum.“
Es folgt auf diesen Abschnitt nur noch ein kurzes Schlusswort
und als Anhang die Wiedergabe der vom Verf. 1883 in Freiburg
gehaltenen Rede „über den Begriff des tierischen Individuums‘,
So abgerissen auch das, was hier von dem Inhalt des inter-
essanten Buches reprodueirt wurde, erscheinen muss, so wird sich
daraus doch wohl entnehmen lassen, welchen Standpunkt der Verf.
vertritt und mit welchen Gründen er ihn zu verteidigen sucht.
Möbius (Heidelberg).
12*
180 Physiel., Biolog., Anatom. u. Morphol. — System. u. Pflanzengeogr.
Schimper, A. F. W., Die epiphytische Vegetation
Amerikas. (Botan. Mittheilungen aus den Tropen. Heft I1I.*)
8°. 162 pp. und 6 Tafeln. Jena (Gustav Fischer) 1888.
M. 7,50.
Im ersten Kapitel (voraus geht ein Verzeichniss der benutzten
Litteratur und eine kurze Eimleitung, die namentlich die charakte-
ristische Physiognomie des nordamerikanischen tropischen und
antarktischen Urwaldes schildert) giebt Verf. ein Verzeichniss der‘
Epiphyten enthaltenden Pflanzengattungen. Hier sei nur die An-
zahl der Gattungen in den einzelnen Familien angeführt:
Lycopodiaceae 3, Filicest) 18, Liliaceae 2, Amaryllidacese 1, Bromeliaceae
18, Cyclanthaceae 1, Araceae 5 (?), Zingiberaceae 1, Orchidaceae**), (Epi-
dendreae 39, Vandeae 77, Neottieae 2, Cypripedieae 1) 119, Urticaceae 3,.
Piperaceae 2 (?), Clusiaceae 6 (?), Bombaceae 1, Celastraceae 1, Aquifoliaceae 1,
Araliaceae 3 (?), Cornaceae 1 (?), Saxifragaceae 1, Cactaceae 4, Melastomaceae
10, Onagraceae 1, Rosaceae 1, Ericaceae (Vaccinieae 10, Rhodoreae 3) 13,
Myrsinaceae 3, Loganıaceae 1, Asclepiadaceae 3, Solanaceae 5, Serophulariaceae 1,.
Lentibulaıiaceae 1, Gesneraceae 16, Bignoniaceae 1, Verbenaceae 1, Rubiaceae 14,
Compositae 1.
„Die erste Bedingung, damit eine Pflanze der epiphytischen-
Genossenschaft angehören könne, ist, dass ihre Samen zur
Verbreitung auf Baumästen geeignet seien, was bekanntlich
durchaus nicht von allen Samen gilt; ausserdem müssen sie an dem
Substrat hängen bleiben und auf demselben die zur Keimung
nöthige Wassermenge finden.” Verf. theilt die Samen der Epi-
phyten in drei Kategorien: solche, die ihrer saftigen Hülle wegen.
von Thieren verzehrt werden (Mehrzahl der Epiphyten), solche,
die ihrer Kleinheit wegen durch den Luftzug verbreitet werden
und in Risse der Rinde, bezw. in Moospolster eindringen (Orchideen ;
Sporen der Farne), endlich solche mit Flug- oder Haftapparaten.
„In den eben erwähnten Eigenschaften der Samen epiphytischer
Gewächse haben wir, in der grossen Mehrzahl der Fälle wenigstens,
nicht eine Anpassung an atmosphärische Lebensweise, sondern viel-
mehr eine präexistirende Eigenschaft, durch welche letztere erst
ermöglicht wurde, zu erblicken.“ „Der Bau der Früchte bezw. Samen
ist es jedenfalls gewesen, der... . den systematischen Charakter
der epiphytischen Genossenschaft hauptsächlich bedingt hat.“
Das zweite Kapitel behandelt die „Anpassungen der
Epiphyten an den Standort.“ In Beziehung auf die Auf-
nahme der wässerigen Nährsubstanz unterscheidet Verf. vier Gruppen
von Epiphyten. Die Epiphyten der ersten Gruppe begnügen sich
damit, die an der Oberfläche der Wirtspflanze befindlichen Nähr-
stoffe auszunutzen. Die meisten hierher gehörigen Pflanzen sind
gegen Vertrocknen besonders geschützt, und zwar gewöhnlich durch
das Vorhandensein von Wasserbehältern, die sich bei Regen füllen
und so das Wasser speichern (Wassergewebe, Speichertracheiden,
Intercellularräume). Andere vertragen überhaupt beträchtlichen
Wasserverlust (Polypodium sp., Rhipsalis Cassytha). Hier
*) Cf. Botan. Centralblatt Bd. XXXIV. p. 265.
**) Bei den Farnen und Orchideen sind nur die amerikanischen Epiphyten
berücksichtigt.
Physiol., Biologie, Anatom. u. Morphol. (System. u. Pflanzengeogr. 181
werden auch die Luftwurzeln der Orchideen abgehandelt. Besonders
interessant sind die laubblattlosen Aeranthus-Arten, bei denen
das Wurzelsystem die Assimilation besorgt.
Die Epiphyten der zweiten Gruppe sind jene, deren Wurzeln
den Erdboden erreichen. Hier werden besonders jene Pflanzen
besprochen, die zweierlei Wurzeln aufweisen: Nährwurzeln, die
stark geotropisch sind und rasch bis zur Erde wachsen, und viel
kürzere Haftwurzeln zur Befestigung an der Wirtspflanze.
(Carludoviea, Anthurium, Philodendron, Clusia rosea).
Die Epiphyten der dritten und vierten Gruppe sind solche,
die durch Aufsammeln abfallender Pflanzentheile, Thierexkremente
und atmosphärischen Wassers sich ein Nährsubstrat bilden; dies
geschieht bald durch das Wurzelsystem, bald durch die Blätter.
Im ersteren Falle bilden die negativ geotropischen Nährwurzeln
vielverweigte Geflechte schwammartiger Struktur (OÖncidiumaltis-
simum, Anthurium Hügelii u.a.). Zur vierten Gruppe gehören
namentlich viele Bromeliaceen, deren Blätter einen Humus und
Wasser sammelnden Triehter bilden. Das Wichtigste hierüber
findet sich schon in des Verf. früherer Arbeit (Botan. Centralblatt
1884). Verf. kommt auch hier zu dem Schlusse, dass die An-
passungen an Wasseraufnahme als Ursache, nicht aber als Folge
‚der epiphytischen Lebensweise vieler Bromeliaceen anzusehen sind.
Eine fünfte Gruppe würden die echten (mit Haustorien ver-
sehenen) Parasiten bilden, die jedoch Verf. aus der Betrachtung
.ausschliesst.
Das dritte Kapitel behandelt die „Vertheilung der epi-
phytischen Arten innerhalb ihrer Verbreitungs-
bezirke.“ Die Faktoren, welche für die Gliederung der epiphyti-
‚schen Vegetation in kleinere Gesellschaften in erster Linie maass-
gebend sind, sind Licht und Feuchtigkeit. Im Urwalde kann man
drei Etagen unterscheiden: am Stamme und den untersten Aesten
der Bäume wachsen nur wenige Epiphyten, die Hauptmasse auf
den oberen dieken Aesten; auf den Endzweigen aber die am
meisten gegen Austrocknen geschützten Epiphyten. Die letzteren
wachsen allein auf den Bäumen der Savannen und anderer trockener
Standorte.
Auch die Beschaffenheit der Baumrinde ist für die auf der-
selben wachsenden Epiphyten durchaus nicht gleichgiltig. Im All-
gemeinen werden Bäume mit rissiger Rinde bevorzugt; auf ganz
glatten Flächen (auch Blättern!) wachsen namentlich Bromeliaceen.
Die Palmen mit persistirenden Blattbasen tragen eine eigenartige
Vegetation, in der hauptsächlich grosse Farne auffallen. Noch
-charakteristischer ist die Flora auf den Baumfarnen, wo die
Hymenophyllaceen vorherrschen.
Bemerkenswert ist der Umstand, dass nur die Epiphyten der
Stämme oder unteren Aeste (ausnahmsweise auch solche der zweiten
Etage) auch terrestrisch vorkommen, niemals aber die Bewohner
der Baumgipfel. Viele Epiphyten sind zugleich Felsenbewohner;
‚aber nicht alle Felsenbewohner sind geeignet, epiphytisch zu wachsen.
152 Physiol., Biologie, Anatomie u. Morphol. (System. u. Pflanzengeogr.)
Das vierte und letzte Kapitel handelt „über die geo-
graphische Verbreitung der Epiphyten in Amerika.“
Ref. kann aus dem reichen Inhalt desselben nur einige wichtige
Sätze hervorheben. — Die Epiphvtenflora trägt im ganzen Um-
fange des tropisch-amerikanischen Urwalds, trotz der Artenunter-
schiede, einen sehr gleichmässigen systematischen und physiognomi-
schen Charakter. — Die Vebereinstimmung der (xerophilen) Sa-
vannen-Epiphyten mit denen der Baumbipfel im Urwald ist durch
Auswanderung derselben aus dem Urwald (nieht umgekehrt} zu
erklären. — Jede neue Eigenschaft, die einen Epiphyten in den
Stand setzte, sich aufwärts f dem Lichte zu) zu bewegen, wurde im
Kampfe ums Dasein gezüchtet. So entspricht die "etagenmässige
Gliederung der epıphytischen Urwaldvegetation einer steigenden
Vervollkommnung der Anpassungen. Damit ging aber die Fähig-
keit, sich auch auf dem Boden zu behaupten, immer mehr ver loren.
— Die reichste Epiphyten- Entwickelung zeigen meist die Berg-
abhänge (auch im temperirten Klima). Nur wenige Epiphyten
erreichen die Baumgrenze. — Die Epiphyten - Genossenschaft in
der temperirten Region des Himalaya setzt sich aus Einwanderern
der Tropen und aus Pflanzen der nördlichen temperirten Zone zu-
sammen. Letztere können also ebensogut epiphytische Lebensweise
annehmen, wie erstere. — Die epiphy tische Lebensweise ist keines-
wegs an tropische Hitze gebunden, sondern sie tritt da ein, wo
der Dampfgehalt der Luft und die Regenmenge gross genug sind,
um terrestrischen Gewächsen das Gedeihen auf Bäumen zu sestatten.
Verf. besprieht nun namentlich das Vorkommen von Epiphyten
ausserhalb der Zone des tropischen Regens und giebt eine tabella-
rische Zusammenstellung der epiphy tischen Arten der südlichen
Vereinigten Staaten, Argentina’s, Süd-Chile’s und Neu-Seelands.
Die Epiphyten der Vereinigten Staaten und die von Argentina sind
Einwanderer aus den Tropen, und zwar solche, die in hohem Grade
gegen Trockenheit geschützt sind. Zur Entstehung einer autoch-
thonen Epiphy tenflora ist: die Feuchtigkeit der genannten (rebiete
eine zu geringe; dagegen ist die Epiphytenflora” des antarktischen
Waldgebietes (Süd- Chile) und Neuseelands autochthon, da hier die
nötige Niederschlagsmenge (resp. Dampfgehalt der Luft und
Taubildung) vorhanden ist.
Zum Schlusse weist Verf. auf die Unterschiede zwischen der (ge-
wöhnlich angewendeten) systematischen Pllanzengeographie und dem
von ıhm eingeschl: agenen Wege (biologische Pflanzen-Geo-
graphie) bil und erläutert die Aufgaben der letzteren.
Die sechs beigegebenen Tafeln bringen Habitusbilder eines
epiphytischen Fieus, einer dicht mit Tillandsia usneoides
bewachsenen Eiche, ferner von Tillandsia bulbosa und
Tillandsia eireinalis, ausserdem verschiedene Details (Samen,
Schuppen, Quersehnitte durch Blätter, Nähr- und Haftwurzeln.)
Fritsch (Wien).
Systematik u. Pflanzengeographie. 183
Crepin, Fr., Rosae Helveticae Observations sur les
roses de la Suisse. (Extrait du Bulletin de la Societe
royale de botanique de Belgique. Tomes XXVII et XXVIII.)
Unter diesem Titel beabsichtigt Verf. eine Reihe von Notizen
über gewisse schweizerische Rosen zu veröffentlichen, deren Kenntniss
ihm nicht hinreichend vollständig zu sein scheint, ferner über die
specifischen Merkmale anderer Arten, damit so gewissen Charakteren
diejenige Aufmerksamkeit zugewandt werde, die sie verdienen, und
endlich Bemerkungen über verschiedene die geographische Verbreitung
und en betreffende Thatsachen.
Im vorliegenden 1. Heft werden folgende Gegenstände behandelt:
1. Le Rosa en Gren. tel que l’a compris M. Christ.
2. L’armature du Rosa alpina L.
3. Le Rosa ferruginea Vill.
4. Moyen de bien observer les glandes sous-foliaires sur les folioles pubes-
centes. j
Wir werden im Folgenden den ersten Artikel etwas eingehender
besprechen, da er für alle Rhodologen eine ganz hervorragende
Bedeutung hat.
In seiner Monographie „die Rosen der Schweiz‘ unterscheidet
Christ folgende Formen: typica, Brueggeri, Uriensis, Gis-
leri, Be orophila, T Dean eelandulosa, Gla-
ronensis und Heerii. Diesen fügte er in der „F lora"* noch
folgende Formen zu: die pyenocephala, Favrati, Monnieri
und elivorum.
Fünf dieser entfernt Verf. aus dem Formenkreise der Rosa
abietina Gren., indem die f. confusa und Gisleri der R. to-
mentosa, die pycenoce De der. »Scomentel la Sehe
eglandulosa und Favrati der R. coriifolia zugetheilt
werden. Die übrigen Formen theilen sich in zwei distinkte
Gruppen, welche Verf. im folgender Weise charakterisirt:
Le premier groupe est caracterise par des aignillons ordinairement faible-
ment erochus, des pedicelles ordinairement courts ou assez courts, par des sepales
se redressant apres l’anth&se, plus ou moins convergents, couronnant le receptacle
jJusqu’ä sa complete ınaturit@ comme dans le R. eori iifoli ia, A appendices etroits,
ordinairement entiers et peu nombreux, par des petales ordinairement d’un bean
rose, par ın capitule stigmatique densement laineuse.
Zu dieser Gruppe zählt er die R. rigidula, R. Uriensis
f. orophila und vielleicht die R. abietina Gren.
Le second groupe est caracterise par des aiguillons assez fortement crochus,
des pedicelles plus ou moins allonges par des sepales refractes apr&s l’anthese
ou restant &tales, ordinairement cadues avant la maturit€ du r&crptacle, A appen-
dices plus nombreux, les plus grands ordinairement ineises, par des petales d’un
rose plus ou moins päle, par un capitule stigmatique faiblement ou moderement
herisse.
Hierher zieht Verf. die Rosa Thomasii, R. Dematranea,
f. Brueggeri und vielleicht f. Glaronensis.
Unter Berücksichtigung aller Charaktere, a Werhsels und
ihrer Verbindung in individuellen Abänderungen, erklärt Verf. die erste
Gruppe, die R. Uriensis, „für sehr mahestehend ; jenen Bergrosen,
deren kahle Formenreihe den Namen R. glauca Vill. erhalten hat
und deren pubescirende Formen als R. eriilolia Fries beschrieben
wurden“. Wie die R. Uriensis in ihren kahlen Formen dem
134 Systematik u. Pflanzengeographie.
Formenkreise der R. glauca verbunden erscheint, in entsprechender
Weise schliesst sich die R. coriifolia an ihre pubescirenden Formen
an. Denn auch die R. glauca und R. coriifolia können bisweilen
an Blättchen und Blütentheilen eine Drüsigkeit aufweisen, die
ebenso reichlich ist, wie bei der R. Uriensis.
In den Formen der zweiten Gruppe sieht Verf. Variationen,
die sehr nahe verwandt sind mit R. tomentella. Er wirft die
Frage auf:
Ce groupe est-il autonome, c’est-A-dire est-il constitu& par autre chose que de
simples variations du R. tomentella Lem. de la plaine, ou bien est-il compose&
de forınes auxquelles la montagne a imprime au caractere particulier plus ou
moins constant?
Zweifellos wird diese Arbeit des Verf. wieder manche Rhodo-
logen zur Untersuchung von Fragen anregen, die viele bereits
gelöst glaubten.
Keller (Winterthur).
Balfour, J. B., Botany of Sokotra (Transactions of the Royal
Society of Edinburgh. XXXI). 4°. LXXV, 446 pp. mit 100 Tfln.
Edinburgh 1888.
Das umfangreiche Werk. enthält die Bearbeitung des Materials,
welches die Expedition unter Balfour im Jahre 1880 und die Rie-
beck’sche mit Schweinturtli 1881 von Sokotra mitbrachten. Vor
dieser Zeit war Genaueres über die Flora der Insel nicht bekannt,
selbst nicht über diejenigen Pflanzen, welche die bekannten Handels-
produkte Aloö& und Drachenblut liefern, die beiden endemischen
Arten Alo&ö Perryi Baker und Dracaena Cinnabari Balf. fil.
In der Einleitung bespricht Verf. an der Hand ausführlicher
Tabellen die allgemeinen pflanzengeographischen Verhältnisse. Ref.
setzt die Endergebnisse hierher und fügt das Nötigste aus den
vorausgehenden Erörterungen bei (Zahlen ohne nähere Angabe be-
zichen sich auf Phanerogamen):
1. Die Flora von Sokotra hat insularen Charakter
a. durch die grosse Zahl von Ordnungen (81) im Ver-
gleich zur Zahl der Gattungen (314), ebenso wie durch
die grosse Zahl der Gattungen im Vergleich zu der-
jenigen der Arten (69).
b. durch die relativ grosse Zahl endemischer Arten (206)
und Gattungen (20). Das Verhältniss ist grösser, als
auf den Seychellen und Maskarenen und etwa dasselbe,
wie auf Madagaskar; doch ist hier das Verhältniss
endemischer Gattungen bedeutender.
c. durch die geringe Anzalıl einjähriger endemischer
Pflanzen (17.)
2. Die Flora Sokotras ist die einer kontinentalen Insel, indem
ihre Formen mit denen des benachbarten Festlandes über-
einstimmen oder nächstverwandt sind. Von den nach Ab-
zug der endemischen verbleibenden 359 Arten gehören
109 Arten Nordostafrika und Südwestasien gemeinsam an,
35 Arten sind auf Asien und 39 auf Afrika allein beschränkt.
D.
Systematik u. Pflanzengeographie. 185
Die endemischen Arten zeigen ihre hauptsächlichsten Ver-
wandtschaftsbeziehungen zu afrikanischen Pflanzen, weniger
zu Pflanzen Asiens oder solchen, die beiden Kontinenten
gemeinsam sind.
. Die Flora scheint von alter Herkunft zu sein. Nicht nur
spricht sich dies im ganzen Charakter aus, sondern mehr
in der besondern Erscheinung einiger endemischer Arten
und ihrer isolirten Stellung im System. Als Beispiele nennt
Verf.:
Coceculus Balfourii Schweinf., Nirarathamnos asarifolius Balf.
fil., Dracaena Cinnabari Balf. fil. (verwandt mit D. Draco L. von
den Canaren), Dendrosycios Socotrana Balf. fil. (eine baumförmige
Cueurbitacee), Dorstenia gigas Schweinf. u. a.
Die Flora der Insel zeigt drei verschiedene Vegetations-
formationen:
a. Die charakteristische arabisch-saharische Wüsten-
vegetation der sandigen Ebene zwischen dem Meer
und dem steilabfallenden Bergland mit zahlreichen
endemischen Arten.
b. Eine tropische Gebüschformation in den tief einge-
schnittenen Thälern des Berglandes mit Formen vom
Charakter der Tropenvegetation der alten Welt, be-
stehend aus kleinen Bäumen und Buschwerk, die mit
Lianen und dichter Bodenvegetation undurchdringliche
Dickichte bilden.
c. Eine Vegetationsformation vom Charakter gemässigter
Klimate auf dem Hochland der Insel mit dem ausge-
sprochensten endemischeu Charakter. Hier einzeln
stehende Exemplare von Dracaena Cinnabari Bal.
fil. und baumförmige Euphorbien, struppige Compositen
(Psidia,Pluchea,Euryops, Helichrysum), das
succulente Senecio Scotti Balf. fil. nebst andern
merkwürdigen Formen. Diese Formation zeigt bemer-
kenswerte Beziehungen zur Flora der Canarischen Inseln.
Zahlreiche eingeführte Pflanzen sind der einheimischen Flora
beigemischt, was im Hinblick darauf, dass die Insel seit
langer Zeit dem Weltverkehr erschlossen ist, nicht auffällig
erscheint. Verf. zählt 90 Pflanzen Sokotras mit weiter
Verbreitung in den Tropen und 62 Arten mit weiter Ver-
breitung in der alten Welt auf, von denen ein grosser
Theil als eingeführt zu betrachten ist.
Die Flora Sokotras zeigt die hauptsächlichsten Verwandt-
schaftsbeziehungen zu Afrika und Asien, und zwar zur
Flora der nächstgelegenen Theile dieser Kontinente, also
Nordostafrika und Südwestasien, und zwar einerseits durch
Pflanzen, welche in diesen Gebieten wiederkehren, andrerseits
durch endemische Pflanzen, die mit Formen dieser Gebiete
nächst verwandt sind.
Beziehungen zu Afrika ergeben sich:
a. durch Formen, welche die Ebenen vom tropischen
und nordöstlichen Afrika bewohnen und sich durch
Nordafrika bis zu den atlantischen Inseln erstrecken,
186 Systematik und Pflanzengeographie.
b. durch Formen, welche der tropisch - ostafrikanischen
Flora angehören.
c. durch Formen, welche auf den Gebirgen Abessyniens,
des östlichen und westlichen tropischen Atrikas, sowie
in Südafrika und auf Madagaskar vorkommen.
Beziehungen zu Asien ergeben sich:
a. durch Formen, welche den Ebenen Südwestasiens an-
gehören und sich östlich bis zum nordwestlichen Indien
erstrecken.
b. durch Formen, welche der Tropenflora Asiens an-
gehören.
c. durch Formen, welche in Indien oder weiter östlich
wiederkehren.
1. Die Flora zeigt eine bemerkenswerte Beziehung zu den Mas-
karenen durch das Vorkommen von Elaeocarpus, einer
in den Tropen der alten Welt mit Ansschluss des afrika-
nischen Festlands vorkommenden Gattung, und Uylista
scarıosa Ait., einer sonst auf Indien und Mauritius be-
schränkten Art.
. Die Flora zeigt Beziehungen zu Amerika durch das Vorkom-
men von ThamnosmaSocotrana Balt. fil. — endemisch,
die Gattung hat ausserdem zwei nordamerikanische Arten —,
DirachmaSocotrana Schweinf. — endemische Gattung,
verwandt mit den südamerikanischen GattungenWendtia und
Balbisia — und Coelocarpus Socotranus Balf.
fl. — verwandt mit der südamerikanischen Gattung
Cytharoxilum.
Verfasser knüpft an diese Ergebnisse Bemerkungen über den
Ursprung der Flora Sokotras. Die Bezieliungen zur Flora Afrika’s
wie zu der Asiens nötigen, eine frühere Landverbindung zwischen
Sokotra und diesen beiden Kontinenten anzunehmen und zwar
in der Art, dass die Küstenlinie über die Maskarenen, Seychellen,
Sokotra und von da quer durch das arabische Meer nach Ostindien
verlief. Diese Annahme erklärt das Auftreten ostindischer und
malayischer Formen auf den genannten afrikanischen Inseln. Diese
Landverbindung glaubt Verf. in die Zeit verlegen zu müssen, in
der Afrika noch vollständig von jener alten Flora bewohnt wurde,
die heute auf einzelne Hochpunkte beschränkt ist. Eine folgende
Senkung machte Sokotra zur Insel und eine abermalige, jedoch ge-
ringere Hebung brachte es wiederum in Landverbindung mit Afrika
und Arabien, so dass die Formen der noch jetzt diese Länder be-
wohnenden Flora sich auf Sokotra ausbreiten konnten. Seit der
Tertiärzeit ist Sokotra Insel.
In dem systematischen Theil des Werkes werden aufgeführt:
1. 565 Phaerogamen in 314 Gattungen (bearbeitetvonBalfour),
darunter 206 endemische Arten, und 100 Monokotyledonen,
welche Zahl durch spätere Forschungen wohl erheblich
vermehrt werden dürfte.
2. 19 Gefässkryptogamen, darunter 2 endemische, in 14 Gat-
tungen (bearbeitet von Balfour).
ee)
Systematik u. Pflanzengeographie. 157
3. 16 Muscineae, davon 3 endemisch, in 14 Gattungen (be-
arbeitet von W. Mitten). Es werden die Diagnosen
folgender neuen Arten veröffentlicht:
Symblepharis Socotrana Mitt., Weisia Socotrana Mitt., W. punctulata
Mitt., Schlotheimia Balfourii Mitt., Fabronia Socotrana Mitt., Frul--
lania Socotrana Mitt., Fimbriaria pusilla Mitt., sämmtlich endemisch.
4. 3 Characeae (bearbeitet von Nordstedt und Benett),
davon endemisch Chara Socotrensis Nordst. (Berichte
d. deutschen bot. Gesellschaft 1853).
9. 27 Fungi, davon 11 endemisch, in 21 Gattungen (bearbeitet
von Cooke).
. 130 Flechten, davon 69 endemisch, in 47 Gattungen (be-
arbeitet von Jean Müller).
. 22 Algen, davon 1 endemisch, in 14 Gattungen (bearbeitet:
von Dickie).
8. 11 Schizophyta, davon 1 endemisch, in 6 Gattungen (be--
arbeitet von Dickie). i
9. 25 Diatomeae in 14 Gattungen (bearbeitet von Kitton)..
Die Beschreibungen aller neuen Arten, welche die Arbeit ent-
hält, sind bereits, soweit nicht anders angegeben, in „Proceedings
of the Royal Society of Edinburgh, 1382“ erschienen.
Der dritte Theil des Werkes bringt auf 100 Tafeln die Ab-
bildungen von 117 fast ausschliesslich neuen und auf Sokotra be-
schränkten Pflanzen. Obwohl nach getrockneten Exemplaren ange-
fertigt, geben die Abbildungen doch ein anschauliches Bild der
eigenthümlichen Pflanzenformen, wie sie die Insel Sokotra bevölkern.
Jännicke (Frankfurt a M.).
er)
|
Knuth, Paul, Botanische Beobachtungen auf der Insel
Sylt. (Humboldt. 1888. Heft 3. p. 104—106.)
Wind und Sand sind die Bedingungen, denen sich die Pflanzen
der Insel Sylt anzupassen haben.
Der Wind bewirkt zwerghaftes,, niederliegendes Wachstum,
häufiges Auftreten von Blattrosetten und beschränkt die Baum-
und Strauchvegetation auf Orte, die den Schutz einer Mauer oder-
einer sonstigen Erhöhung geniessen. Als Folge des Windes er-
scheint ferner das Vorwalten windblütiger Pflanzen (Gramineen,
Juncaceen etc., 95 von insgesammt 245 Pflanzen), sowie solcher,
deren Samen mit Flugapparaten versehen sind (Hieracium um-
bellatum, Arnica, Salix repens).
Als Anpassung an den Flugsand erscheinen Rhizome, die fast
alle Dünenpflanzen besitzen: diese festigen nicht allein den Boden,
sondern vermindern mit Zunahme an Grösse die Gefahr für die
Pflanze, gänzlich verschüttet zu werden. Werden die Pflanzen ver-
weht, so treiben sie zum Theil Schösslinge (Calluna, Empetrum),
andere beginnen sich zu verästeln und bilden bei öfterer Wiedcr-
holung des Sandflugs ein immer weiter greifendes Gewirr von
Aesten, die den Sand festhalten (Plantago maritima,
Honckenia peploides).
188 Palaeontologie. — Medicinische Botanik.
Als Anpassung zur Erhaltung der Art erscheinen auffallende
Blüten, durch Grösse und Farbe (Viola-Arten) wie durch die Form
(Senecio vulgaris mit Strahlblüten), ebenso die auf die Insekten-
‚armut der Insel zurückzuführende Selbstbestäubung bei Lathyrus
‚maritimus, welche bereits in der Blütenknospe stattfindet.
Jännicke (Frankfurt a. M.)
Raeiborski, M., OÖ florze i wieku ogniotrwatych glinek
krakowskich. [Ueber die Flora und das Alter der Krakauer
feuerfesten Thone.] (Sitzungsberichte der physiographischen
Commission der Krakauer Akademie der Wissenschaften. Bd.
XXIII. 1888.) 8°. 4 pp. Krakau 1888.
Der feuerfeste Thon wird in mehreren Oertlichkeiten in der
Nähe Krakaus abgebaut. Verf. fand in den verschiedenen Schachten
ungefähr 60 Pflanzenspecies. Die wichtigsten davon sind:
Equisetum Ungeri Ett., Ctenis asplenioides Ett. und C. Potockii Stur, Taenio-
pteris ef. vittatam Brongn., Taeniopteris aff. parvulae Heer, 'Thaumatopteris exilis
Sap., Clathropteris platyphylla Brong , Sagenopteris elongata Brong., Sphenopteris
-obtusifolia Andrae, Cyatheites aff. decurrens Andrae, Thinnfeldia rhomboidalis
Ett. und Th. aff. ineisae Sap, Alethopteris Bartoneei Stur., Pterophyllum aff.
Zenkeriano Germar, Zamites gracilis Kurz = Pterophyllum imbricatum Eitt.
Ferner 2 neue Species der Gattung Thinnfeldia, zahlreiche Cycadeen aus den
Gattungen Zamites, Nillsonia, Otozamites, Anemozamites und Cycadites, einige
Koniferen und eine Menge fruktificirender Farne.
Rothert (Riga).
Henschke, Hermann, Ueber die Bestandtheile der Sco-
poliawurzel. (Inaug.-Diss. von Freiburg i/B.) 8°. Halle a/S.
1888.
Dieser Beitrag zur Kenntniss der mydriatisch wirkenden Alka-
loide umfasst 41 Seiten und kommt zu folgenden Resultaten:
Die Wurzel der in China und Japan einheimischen Scopolia
-Japonica enthält keine ihr allein eigentümlichen Alkaloide, dagegen
in wechselnden Mengen die drei bereits bekannten, mydriatisch wir-
kenden und isomeren Alkaloide: Atropin, Hyoscyamin und Hyoscin.
Das käufliche Rotoin ist keine Pflanzenbase, sondern ein Ge-
misch der Natriumsalze mehrerer kohlenstoffreicher Fettsäuren.
Der in der Scopoliawurzel als Spaltungsprodukt eines Glycosides
auftretende tluoreseirende Körper, von Eykmann Scopoletin genannt,
ist identisch mit dem Schillerstoff der Atropa Belladonna,
welchem Kunz den Namen Chrysatropasäure beigelegt hat. Es
ist wahrscheinlich, dass das Scopoletin identisch mit dem Methyl-
‚aesculetin ist und ihm die Formel Cıo Hs O4 zukommt.
E. Roth, Berlin.
Neue Litteratur. 189
Neue Litteratur.”
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Edmonds, H., Elementary Botany. Theoretical and practical. New and revised.
edition. 8°. 206 pp. London (Longmans) 1888. 23.6d.
Wouters, L., Cahiers d’histoire naturelle & l’usage des colleges et pensionats.
Partie II. Elements de botanique. 8°. 192 pp. Avec nombreuses gravures
intercall&es dans le texte. Malines (Raym. Van Velsen) 1889. ar fr:
Algen:
De Toni, &. B., Prima contribuzione diatomologica sul lago di Alleghe. (Nuovo-
Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 126.)
De Wildeman, E., Quelques mots sur la flore algologique du Congo. (Comptes-
rendus des s&ances de la Societe royale de botanique de Belgique. T. XXVIII.
1889. No. 2. p. 6.)
Flechten:
Mueller, J., Lichenes Spegazziniani in Staten Island, Fuegia et in regione-
freti Magellanici leeti. (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889..
No. 1. p. 35.)
Pilze:
Adametz, B., Saccharomyces lactis, eine neue Milchzucker vergährende Hefe-
art. (Centralblatt für Bakteriologie undParasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 4.
p 116—120.)
Firtsch, 6., Untersuchungen über Variationerscheinungen bei Vibrio Proteus,
(Kommabacillus von Finkler-Prior.) (Arcv für Hygiene. Bd. VIII. 1888.
Heft 4. p. 369—401.)
Mori, A., Enumerazione dei Funghi delle provincie di Modena ed di Reggio.-
[Continuazione.] (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1.-
p. 76.)
Muscineen:
Poggi, F. e Rossetti, C., Contribuzione alla flora della parte nord-ovest della
Toscana. (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 9.)
Tripp, F. E., British Mosses. New edition. 2 vols. 8°. London (Bell et Co.)
1888. 528. 6.d.
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Arcangeli, 6., Sulla struttura dei semi della Nymphaea alba. (Novo Giornale-
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 122.)
— —, Sulla struttura del seme del Nuphar luteum Sm. (l. c. p. 138.)
Errera, E., Pollinisation ou pollination. (Revue de l’hortieulture belge et
etrangere. 1888. No. 9.)
Grassmann, F. L., Die Schöpfungslehre des heiligen Augustinus und Darwins.
8°. VIII, 142 pp. Regensburg (Verlags-Anstalt) 1889. M. 1.80.
Pirotta, R., Sui pronubi dell’ Amorphophallus Rivieri Dur. (Nuovo Giornale-
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 156.)
Wortmann, Julius, Einige kurze Bemerkungen zu einer Abhandlung von Dr..
Fr. Noll. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VI. 1888.
Heft 10. p. 435.)
Wieler, A., Ueber den Ort der Wasserleitung im Holzkörper dikotyler und
gymnospermer Holzgewächse. (l. ec. p. 406.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste-
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden:
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
1°0 Neue Litteratur.
Systematik und Pflanzengeographie:
Arcangeli, @., Sopra aleune piante raccolte nel Monte Amiata. (Nuovo Giornale
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 119.)
‘Caruel, T., Conspectus familiarum phanerogamarum. (l. ce. p. 132.)
‘Crepin, Francois, Nouvelles observations sur le Rosa gigantea Collet. (Comptes
rendus des seances de la Societe royale de botanique de Belgique. Tome
XX VIII. 1889, No. 2. p.' 11.)
De Toni, E., Note sulla flora de Bellunese. (Nuovo Giornale Botanico Italiano.
Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 55.)
Engler, A. und Prantl, A., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lfg. XXVI.
8°. (3 Bogen mit Illustrationen.) Leipzig (Wilhelm Engelmann) 1889. M. 3.—
Gennari, P., Florula di Palabanda. (l. ce. p. 28.)
Nicotra, L., Elementi statistici della flora sieiliana. [Continuazione.] (l. e.
p- 90.)
Nöldecke, C., Flora des Fürstenthums Lüneburg, ‘des Herzogthums Lauenburg
und der freien Stadt Hamburg (ausschliesslich des Amtes Ritzebüttel). Lfg. Il.
8°. 128 pp. Celle (Capaun-Karlowa’sche Buchhandlung [E. Spangenberg.]) 1888.
IN
Terracciano, A.. Le piante spontanee dell’ Isola Minore nel lago Trasimeno.
(Nuovo Giornale Botanieco Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 146.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Arcangeli, &., Sopra aleune mostruositä osservate nei fiori del Narcissus
Tazetta. (Nuovo Giornale Botanieco Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 5.)
Cuboni, &., Sulla cosidetta uva infavata dei colli Laziali. (l. ce. p. 158.)
— —, Sulla erinosi nei grappoli della Vite. (l. c. p. 143.)
Pietquin, F., Une fleur anomale de Nareissus Pseude-Nareissus L. (Comptes
rendus des sdcances de la Societe royale de botanique Belgique. Tome XXVII.
1889. No. 2. p. 14.)
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Ahadie, Ch., Etiologie du tetanos. (Union med. 1888. No. 156. p. 893—895.)
Baumgarten, P., Mittheilungen über einige das Creolin betreffende Versuche.
(Ceutralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 4. p.
113—116.)
Bongartz, Ueber einen infectiösen Katarrh der Pferde. (Berliner thierärztliche
Wochenschrift. 1888. No. 51. p. 133—135.)
Darlington, Ti., Observations on the etiology of pneumonia. (Med. Record.
No. Vol. H. 1888. 23. p. 672—673.)
Diday, P. et Doyon, A., Gonocoques latents et gonocoques caches. (Lyon
med. 1888. No. 51. p. 541—546.)
Feilchenfeld, L., Erysipelimpfung bei inoperabelem Mammacareinom mit letalem
Ausgang. (Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XXXVII 1888 Heft 4 p.
8334— 840.)
Gehrhardt, C., Heilkunde und Pflanzenkunde. Rede, gehalten* bei Antritt des
Rectorats in der Aula der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität am 15. Oct,
1888. 8°. 20 pp. Berlin (August Hirschwald) 1888.
Giaxa, de, Del quantitativo di batteri nel contenuto del tubo gastro-enterico
di aleuni animali. (Giornale internazionale d. scienze med. 1888. No. 10. p.
790— 798.)
Guelpa, Recherches sur la pathogenie et le traitement du tetanos. (Bulletin
generale de therapeutique. 1888. No. 46. p. 508—518.)
Jacobi, W., Beitrag zur Schutzimpfung gegen den Rothlauf der Schweine.
(Berliner thierärztliche Wochenschrift. 1888. No. 50. p. 125—126.)
Klein, E., Remarks on the etiology of swinefever. (Veterinary Journal. 1888.
December. p. 393— 394.)
Lang, E., Wege und Wandlungen des Syphiliscontagiums und Bemerkungen zur
Syphilistherapie. (Internationale klinische Rundschau. 1888. No. 51. p. 2023—
2025.)
Neue Litteratur. 191
Ljubimow, N.. Ueber die Färbung von Tuberkel- und Leprabacillen mit Boro-
Fuehsin. (Dnewnik Kasansk. obschtschestwa wratschei. 1888. No. 2/3.) [Rus-
sisch.}
— —, Ueber die Färbung der Recurrens-Spirillen. (l. ce. No. 15—18.) [Rus-
sisch.]
Meyer, Recherches sur l’&tat actuel de nos connaissances concernant l’action
du Strophantus hispidus. [Suite et fin.] (Annales et Bulletin de la Societe de
medeeine d’Anvers. 1888. Juillet-aoüt.)
Park, R., A study of some of the pyogenie bacteria and of the germicidal
activity of certain antisepties. (Medical News. 1888. Vol. II. No. 22. p.
AN RU))
Pavone., A., Nuovi punti di vista nello studio della quistione del potere pato-
zeno del bacillo del tifo degli animali di sperimento. (Giornale internazionale
d. scienze med. 1888. No. 8—10. p. 612—632, 700—720, 764— 770.)
Smith, T., The relation of drinking water to some infectious diseases. (Albany
Med. Annals. 1888. No. 11. p. 297—302.)
Smith, W. R., Etiology of puerperal fever. [Royal medical aud chirurgical
society.] (Lancet. 1888. Vol. II. No. 22. p. 1067—1068.)
Vossius, A., Ueber die Uebertragbarkeit der Lepra auf Kaninchen. (Zeitschrift
für vergleichende Augenheilkunde. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 1—-26.)
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Adlam, R. W., Dracaena Hookeriana K. Koch. (Revue de l’hortieulture belge
et etrangere. 1888. No. 9.)
Bandart, J. F., Parmentier et la pomme de terre. (l. c.)
Depierreux, J.,. Cours pratique d’arboriculture fruitere. 8°. 228 pp. Liege
(H. Dessain) 1888. 2 fr. 50 c.
Gieseker, C. P., La culture de la betterave & sucre, ses effets deonomiques.
(Agrieulture rationelle. 1888. No. 21/22.)
Haussy, W. de, Pincement long de la vigne. (Bulletin d’arboriculture, de
florieulture et de culture potagere. 1888. No. 10.)
Heine. F., Experiences de culture de ble d’hiver au domaine d’Emersleben.
(Agriculture rationelle. 1888. No. 19/20.)
Sagot, P., Fruits comestibles de l’Afrigue. (Bulletin du Cercle floral d’Anvers.
Annee sociale 1888. No. 6.)
Yan Hulie, MH. 3.. Les Nepenthes. (Revue de l’hortieulture belge et etrang£ere.
1888. No. 9.)
Personalnachriehten.
Dr. F. Morini, in Bologna ist zum Professor der Botanik an
der Universität zu Sassari ernannt worden.
Der bisherige 2. Assistent des Botanischen Instituts zu Bologna,
Dr. &. E. Mattei, ist zum 1. Assistenten befördert worden, als
2. Assistent ist Dr. Pio Bolzoni aus Treviso eingetreten.
Botanische Reisen.
Unterzeichneter wird in den ersten Tagen des März eine bota-
nische Reise in das nordöstliche Kleinasien (mit Ausschluss des
Küstenlandes) antreten, um in dem seit 30—40 Jahren kaum wieder
besuchten und überhaupt ziemlich unerforschten Distrikte, welcher
vom Flusse Kisil-Irmak (Halys) begrenzt ist, grössere Herbar-
Sammlungen aufzunehmen. Das Bestimmen der Ausbeute über-
nimmt Herr Professor Haussknecht. Preis der Centurie
192 Anzeige. — Inhalt.
seltener Arten 20 Mark: vorherige Einzahlung nicht erwünscht.
Abnehmer sind gebeten, ihre Wünsche mitzutheilen bis 1. März
direkt an den Unterzeichneten, später per Adr. Herrn Dr. H.Möckel
in Leipzig, Marienstrasse.
15. Januar 1889. J. Bornmuller,
Belgrad, kgl. botan. Garten.
Berichtigung.
In Band XXXVII. p. 41, Zeile 9 von oben ist statt „ein sauer reagirendes-
Destillat“ zu lesen ein alkalisch reagirendes Destillat.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Soeben erschien:
Hugo de Vries,
ord. Professor der Botanik an der Universität Amsterdam.
Intracellulare Pangenesis.
Preis 4 Mark.
Eduard Strasburger,
Histologische Beiträge.
Heft II.
Ueber das Wachsthum vegetabilischer Zellhäute.
Mit 4 lithographischen Tafeln. Preis 7 Mark.
Inhalt:
Wissenschaftliche ÖOriginalmit- ! Knuth, Botanische Beobachtungen auf der
theilungen. Insel Sylt, p. 187.
Borbäs, de, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr., Leelere du Sablon, Recherches sur l’enroule-
p. 161. ment des vrilles, p. 175.
Pasquale, Sulla influenza del flusso elettrico nello
sviluppo dei vegetali aclorofilliei, p. 174.
Raciborski, Ueber die Flora und das Alter der
Krakauer feuerfesten Thone, p. 188.
Schäfer, Ueber den Einfluss des Turgor der
Epidermiszellen auf die Funktion des Spalt-
öffnungsapparates, p. 175.
Schimper, Die epiphytische Vegetation Ame-
rikas, p. 180.
Schütt, Weitere Beiträge zur Kenntniss des
Phycoerythrins, p. 169.
Winogradsky, Beiträge zur Morphologie und
Physiologie der Bakterien. I., p. 170.
Botanische Gärten und Institute
p- 169.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. 169.
Referate:
Balfour, Botany of Sokotra, p. 184.
Bokorny, Ueber die Einwirkung basischer
Stoffe auf das lebende Protoplasma, p. 173.
Clark, Ueber den Einfluss niederer Sauerstoff-
pressungen auf die Bewegungen des Proto-
plasmas, p. 173.
Crepin, Rosae Helveticae. Observations sur
les roses de la Suisse, p. 183.
Dudley, Fungi destructive to wood, p. 172.
Eimer, Die Entstebung der Arten auf Grund
von Vererben erworbener Eigenschatten nach
Neue Litteratur, p. 189.
Personalnachrichten.
Dr. 6. E. Mattei (1. Assist), Dr. Pio Bolzong
(2. Ass.) des Bot. Instituts zu Bologna, p. 191.
Dr. F. Morini (Prof. der Botanik an der Uni-
den Gesetzen organischen Waclısens, p. 176. versität zu Sassari), p. 191.
Henschke, Ueber die Bestandtheile der Scopo-
liawurzel, p. 188. Botanische Reisen p. 191.
Ausgegeben: 5. Kebruar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. @otthelft in Cassel.
Band XXXVII. No.7. Jahrgang X.
RVAPL PT, ®
ansehe Centrz Ihr, %
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Ausländer.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. G. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
| Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. |
No. [£ durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 1839.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile
Boreau.
Von
Prof. Dr. Josef Boehm.
1. Einleitung.
Im Jahre 1865 publizirte Famintzin*) die interessante Be-
obachtung, dass von entstärkten Spirogyra-Fäden im Kerasin-Lampen-
lichte, welches durch zwei Reflektoren und eine plankonvexe Linse
verstärkt wurde**), „in ungefähr einer halben Stunde* Stärke ge-
*) Melanges biol. Tom. V. 1865— 1866. p. 528; und Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. VI,
1867—1868. S. 31.
**) Auf die Bemerkung Famintzin's (am Schlusse seiner Abhandlung: die
Zerlegung der Kohlensäure durch Pflanzen hei künstlicher Beleuchtung (Mel.
biol. Tom. X. 1880), dass ich die Zerlegung der Kohlensäure durch grüne Pflanzen bei
künstlicher Beleuchtung überhaupt geleugnet habe, muss ich erwidern, dass ich
meine negativen Resultate bei Blättern von Juglans erhielt, welche, wie dies auch
Famintzin l. c. $S. 380 anführt, von zwei Gasschmetterlingsflammen beleuchtet
wurden. Schon 1874 habe ich in den Sitzb. der Wiener Akademie (Bd. 69.
S. 183) bemerkt: „Es fällt mir natürlich nicht ein, auf Grundlage dieser That-
sache behaupten zn wollen, dass grüne Pflanzen bei künstlicher Beleuchtung
Kohlensäure nicht zerlegen können.“
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889, Bd. XXXVII. 13
194 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum. spectabile Borean.
bildet werde. Einige Jahre später fand Kraus“), dass in ‘dir&ktem ,«
Sonnenlichte die Chlorophylikörner der genannten Fäden schon
naeh. 5 Minuten stärkehaltig werden. — Godlewski®*) ver-
wendete zu seinen oft eitirten Versuchen über die Zeit, innerhalb
welcher von grünen Blättern Stärke gebildet werde, Keimpflanzen
des Rettigs, welche früher während 24 Stunden verdunkelt
wurden.
Von der durch Sachs bekannt gewordenen Thatsache ausgehend,
dass die entstärkten Chlorophylikörner verdunkelt gewesener Blätter
unter dem Einfluss des Lichtes in kohlensäurehaltiger Luft wieder
stärkehaltig werden, zweifelte bis dahin ausser mir Niemand, dass
die in den Chlor ophylikörnern g gefundene Stärke ste ts ein direktes
Assimilationsprodukt, sogenannte autochthone Stärke sei***). In der
Abhandlung: Ueber Stärkebildung in den Keimblättern der Kresse,
(les Rettigs "und des Leinsf) habe ich gezeigt, dass die Chlorophyll-
körner der genannten Keimpflanzen, vor dem völligen Verbrauche
des Oels, durch Liehtabschluss gar nieht entstärkt werden können,
weil die suceessive Umwandlung der Fette in Stärke bekanntlich
auch im Dunkeln erfolgtr rn). W Eden die in Rede stehenden Keim-
pflanzen aber so lange im Dunkeln oder bei mangelhafter Be-
leuehtung kultivirt, bis die Reservestoffe sicher verbraucht sind. so
gehen sie auch im vollen Tageslicht zu Grunde. Bezüglich der
Spirogyra-Fäden kam es mir sehr unwahrscheinlich vor, dass schon
nach so kurzer Zeit m ihrem zewöhnlichem Medium aus Kohlensäure
und Wasser Stärke gebildet werde, und ich sprach „vorläufig“
die Vermuthung aus, „dass in den stärkeleeren Zellen und zwar
in deren Inhalte oder Wandung eine organische Substanz vor-
handen sei, welche bei dem Stoffwechsel rähzend des Lichtab-
schlusses oder Lichtmangels ihrer unvollständigen Assimilation wegen
nicht weiter verwerthet Werden konnte. Um die Form von Amylum
annehmen, oder als Baustoff. dienen zu können, müsste dieser hy-
pothetische Körper noch weitere Metamorphosen erleiden .
Während meiner Lehrthätigkeit in Mariabrunn 1874 u. 1875
glaubte ich einen weiteren Beweis für die Richtigkeit meiner An-
sicht, dass das Material (Zucker) zur Stärkebildung auch in die
Chlorophylikörner einwandern könne, gefunden zu haben. Blätter
der Feuerbohne (Phaseolus multiflor wet welche nach zwei bis drei-
tägiger Verdunklung entstärkt worden waren, wurden in hellem
Tages- oder in direktem Sonnenlichte über Kalilauge wieder stärke-
haltig. Als ich aber im folgenden Jahre in Wien die Beding-
ungen der Stärkebildung in den Chlorophylikörnern aus Reserve-
stoffen weiter verfolgen wollte, erhielt ich stets negative Resultate,
*) Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. VI. S. 511; 1869 —1870.
+*) Flora. 1873. S. 378.
*+*) „Es ist somit die Thatsache konstatirt, dass die in den Chlorophyll-
körnern enthaltene Stärke eine Funktion des Lichtes ist“. Sachs (Bot. Ztg.
1864. S. 289.)
a, Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Bd. 69, 1. Abthlg. S. 163; 1874.
'T) Sachs, Bot. Ztg. 1859. S. 177.
=? =F
Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 195
and ich hielt mich, da die Frage damals nicht ohne Belang war*),
für verpflichtet, dies sotort den Fachkollegen mitzutheilen (Oesterr.
bot. Ztschrift. 1877. S. 176).**)
Dass die Chlorophylikörner in der That auch als gewöhnliche
Stärkebildner in Schimper’s Sinne (Bot. Ztg. 1880) fungiren,
habe ich später endgiltig bewiesen***) „Ich war aber, auch als ich
mich zu dem „Widerruf“ veranlasst sah, subjektiv überzeugt, dass
die in Mariabrunn erhaltenen Resultate nicht durch einen Fehler
in der Methode, sondern durch Umstände bedingt waren, welche
wieder herzustellen mir nieht gelang. Diese Umstände aufzufinden
war ich seither, besonders während der Ferienmonate, ich darf
wol sagen, rastlos bemüht; es handelte sich ja auch um meine
wissenschaftliche Stellung. Wiederholt glaubte ich die Lösung des
Räthsels gefunden zu haben, und nach weiteren Versuchen war
dasselbe dunkler als zuvor. Bei Fragen und insbesondere bei
Streitfragen, die nur durch den Versuch beantwortet und ent-
schieden werden können, darf das Resultat nicht von unkontrolir-
baren Zufällen abhängen, sondern es muss dasselbe für gegebene
Bedingungen mit Bestimmtheit vorausgesagt werden können. Jeder
Experimentator weiss aber, dass die Versuchsresultate oft in hohem
Grade von scheinbar ganz kleinlichen Nebenumständen beeinflusst
oder sogar von Ursachen bedingt sind, von deren Existenz die
Wissenschaft derzeit überhaupt keine Ahnung hat.
Zur Erklärung der Disharmonie meiner Versuchsresultate in
Mariabrunn und in Wien lag zunächst selbstverständlich die An-
nahme nahe, dass bei meinen ersten Versuchen die Atmosphäre, in
welcher die Blätter belichtet wurden, nicht frei von Kohlensäure
war. Die Versuche wurden jedoch in ganz gleicher Weise
durchgeführt. !
Falls die Voraussetzung, von welcher ich bei meinen Versuchen
geleitet wurde, dass nämlich in entstärkten Chlorophylikörnern auch
aus Reservestoffen Stärke gebildet werden könne, richtig ist, so ist
es selbstverständlich, dass in fraglicher Beziehung die Blätter ver-
schiedener Individuen derselben Art sich nicht gleich verhalten
*) „Die Versuche von Boehm, welcher die Richtigkeit des so wichtigen,
ja vielleicht des ersten Satzes der ganzen Ernährungsphysiologie: dass die Stärke,
welche sich in den Chiorophyllkörnern stärkefreier Pflanzentheile bei Belichtung
bildet, ein direktes Assimilationsprodukt sei, bestreiten zu dürfen glaubt, sind
vom botanischen Publikum von vornherein mit geringem Vertrauen aufgenommen
worden.“ (Bot. Ztg. 1877. S. 553 u. 554.)
*%) Meiner Ueberzeugung treu, dass es ein Gebot des wissenschaftlichen
Anstandes sei, einen erkannten Irrthum auch sofort einzugestehen, beeile ich
mich, zu erklären, dass mich die Präparate, welche mir Molisch zur Einsicht
überliess, von der Unrichtigkeit meiner früheren Ansichten über die Genesis der
Thyllen überzeugt haben. Es entstehen dieselben weder durch Auswachsen der
Innenhaut der betreffenden Zellen, noch als Primordialzellen aus Protoplasma-
tropfen, welche sich aus letzteren in die Gefässe ergiessen, sondern thatsächlich
so, wie es schon seinerzeit von dem „Ungenannten“ (Hermine von Reichen-
bach“) dargestellt wurde. (Molisch, Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien.
1588, Bd. 97, 1. Abth. S. 264.)
**%) Ueber Stärkebildung in verdunkelten Blättern und Blatttheilen der Feuer-
bohne. (Oesterr. bot. Ztschr. 1877. S. 307. — Landw. Versuchsst. Bd. 23. 1879)
und Ueber Stärkebildung aus Zucker. (Bot. Zte. 1883.)
13*
196 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau.
werden. Es ist schon vielleicht nieht gleichgiltig, unter weleher
Bedingungen das Saatgut und aus diesem die Versuchspflanzen
selbst gezogen wurden. Wie variabel ist nicht der Zuckergehalt
der Runkelrüben und zahlreicher sonst gleichartiger Früchte! Die
Blätter müssen ferner vor dem Versuche entstärkt werden und da
kann leicht des Guten zu viel geschehen, d. h. es können während
der Verdunklung auch die Reservestoffe verbraucht werden, welche
das Material für die Stärkebildung liefern sollen.
Davon, dass in der That in abgeschnittenen entstärkten Blättern,
welche in kohlensäurefreier Luft belichtet wurden, Stärke gebildet
werden kann, habe ich mich schon im Sommer 1878 endgiltig
überzeugt. Wenn dies aber hie und da in einer Blatthälfte ge-
schah, blieben alle übrigen Hälften, welche ganz gleich behandelt
und unter derselben Glocke über Kalilauge belichtet wurden, sowie
die Probehälften stärkefrei!
Nachdem es zweifellos war, dass es wesentlich durch die Blatt-
qualität bedingt ist, ob das Versuchsresultat positiv oder negativ
ausfällt, hielt ich es an der Hand meiner mittlerweile gemachten
Erfahrungen über Stärkebildung in verdunkelten, nicht abge-
schnittenen Blättern und Blatttheilen und in auf Zuckerlösung ge-
legten Blättern für sehr wahrscheinlich, dass es Pflanzen gebe, deren
entstärkte Blätter über Kalilauge im Lichte und vielleicht auch im
Dunkeln ebenso sicher Stärke bilden, als unter geeigneten Be-
dingungen in kohlensäurehaltiger Luft. Beim Aufsuchen einer
solchen Pflanze war ich von folgender Erwägung geleitet: Jüngere
Blätter verdunkelter Sprosse werden im Sommer meist schon nach
2 bis 3 Tagen oder selbst früher entstärkt, erhalten sich aber oft
noch wochenlang frisch und glykosehaltig. Zu den Pflanzen mit
stärkeführenden Chlorophylikörnern, bei welchen auch die unteren
Sprossblätter im Dunkeln lange Zeit frisch bleiben, und welche
nach dem Abschneiden auch in trockener Luft nur langsam welken,
— Eigenschaften, welche für die Stärkebildung in kohlensäurefreier
Luft offenbar in erster Linie von Belang sind, gehören bekanntlich
die Crassulaceen. Bei einer breitblätterigen Sedum-Art, welche
häufig in Gärten kultivirt wird (und bei welcher ich 1857 die
Lageveränderung der Chlorophylikörner im direkten Sonnenlichte
entdeckte), fand ich wirklich die gesuchte Erscheinung wiederholt
in so auffälliger Weise, wie bei keiner anderen Pflanze zuvor. Im
Laufe der weiteren Versuche erwies sich diese Pflanze zum Studium
der Stärkebildung aus Reservezucker in jeder Beziehung so vor-
züglich geeignet, dass sie von nun an wohl in keinem pflanzen-
physiologischen Laboratorium fehlen wird. Die in geeigneter Weise
behandelten Blätter sehen zudem so auffallend aus, dass die
Demonstration derselben auf das Auditorium stets überraschend wirkt.
Ich bezog die Pflanze vom Garteningenieur des allgemeinen Kranken-
hauses, Herın Franz Erban. Stapf, welchem ich die Be-
stimmung der Pflanze verdanke, schrieb mir: „Das mir übergebene
Sedum ist Sedum spectabile Boreau. Dasselbe ist abgebildet in
Lemaire, Illustration hortieole. Vol. VIII. tab. 271 (1861) als S.
Fabaria und in Regel’s Gartenflora. Jahrg. 21. tab. 709 (1872) als
Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 197
». speetabile Boreau. Regel beruft sich auf den botanischen
(Garten im Wien, wo er es 1871 in Blüte gesehen habe. — Als
Heimat wird Japan angegeben. Franchet und Savatier be-
merken aber dazu im der Flora Japonica, dass diese Angabe bis-
her noch nicht als riehtig erwiesen worden sei. Maximo wiez
Diagn. plant. nov. asiat. V. p. 750, in Melang. biol. T. XI. 1883) sagt:
Japonia (fide Baker, ubitamen a nemine colleetum), China borealis:
Pekini frequenter eultum (Skatschow, Bretschneider) et nune
introduetum in hortos europaeos, ubi satis vulgare.“
Die Blätter unserer Sedum-Art entstärken sich nur sehr lang-
sam. Von 200 numerirten Blättern, welche vom 17. Juli bis
20. August bei einer Temperatur von 15 bis 30° C auf täglich
zewechseltem Wasser lagen, waren nur die unteren Sprossblätter
Srösstentheils und andere nur an der Spitze entstärkt. Selbst ver-
zilbte Blätter enthielten stellenweise oft noch viel Stärke, und von
‚Jen oberen Sprossblättern wurden auch solche, welche an der Basis
reich bewurzelte Triebehen entwickelt hatten (selbstverständlich
nach geeigneter Vorbehandlung), in Jodtinktur nicht selten ganz
schwarz. Viel leichter entstärken sich die Blätter von Sprossen,
welche vor vollendetem Längenwachsthum, nachdem die Blüten-
zweige sich zu entwickeln begonnen haben, im Dunkeln in Wasser
gestellt wurden. Nach 14 Tagen sind dann auch die oberen
Blätter, mit Ausnahme des unteren Theiles der Mittelrippe oder
auch der grösseren Seitenrippen, in der Regel entstärkt und die
Stengel bewnezelt, Im Hochsommer dagegen blieben die oberen
Stengelblätter, besonders wenn die Blütensprossen rechtzeitig ent-
fernt. wurden, oft selbst nach vierwöchentlicher Verdunklung stellen-
weise sehr stärkereich. Zu den Schlussversuchen wurden aus-
schliesslich Blätter von Topf- und Freilandspflanzen verwendet,
welche seit 1880 in meinem Versuchsgärtchen in grosser Menge
kultivirt wurden. Die Verdunklung geschah mittelst” grosser Zink-
eylinder. Zu einem bestimmten Versuche werden am besten alle
Blätter eines Sprosses mit Ausnahme der etwa vergilbten unteren
und der oberen (wahrscheinlich noch nieht genügend entstärkten)
verwendet.
Während es im Sommer gar nicht gelingt, die Blätter unserer
Versuchspflanze, ohne sie sichtlich zu schädigen, vollständig, d. i.
mit Einschluss des unteren Theiles der Mittelrippe, zu entstärken
(was aber auch gar nicht nothwendig ist), geschieht dies in der
zweiten Oktoberhälfte auch bei ganz gesund aussehenden Blättern,
wenn die Pflanzen nur während 1 oder 2 Tagen oder auch gar
nicht absichtlich verdunkelt wurden. Zu den in den folgenden
Paragraphen beschriebenen Versuchen eignen sich nicht nur diese
Blätter noch meist ganz vorzüglich , sondern , wenn auch minder
gut, selbst solche, "welche schon seit mehreren Tagen gefroren
waren und nach dem Aufthauen ganz welk erschienen. Versuche
mit nicht verdunkelt aber vollständig entstärkt gewesenen Blättern
von Freilandpflanzen in kohlensäurefreier Luft, sowie unter Alkohol
und Glycerin im vollen Tageslichte am 10. November vorigen
Jahres ergaben ein recht befriedigendes Resultat, obwohl die Tem-
198 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Borean.
peratur schon seit dem 6. November unter Null und in der Nacht
vom 9. bis 10. November auf minus 8,2° C gesunken war. Im
Spätherbste vergilben die Blätter von Topfpflanzen auch im Ge-
wächshause. Blätter, welehe zur Zeit der Herbstfröste schön grün
sind, erhält man von Stöcken, deren Sprosse im Juni entfernt
wurden.
Die beste Methode, um hunderte von Blättern schnell und
sicher auf Stärke zu untersuchen, ist die, welche ich schon 1857.
beschrieben habe. Die Blätter (oder ganze Pflanzen) werden in
verhältnissmässig grossen und gut verkorkten, kaum zur Hälfte mit
Alkohol gefüllten, eprouvettenförmigen Röhren im direkten Sonnen-
lichte entfärbt, dann, um das Protoplasma zu zerstören, ca. 2 Tage
in Kalilauge macerirt, in Wasser wiederholt ausgewaschen und, um
Jod zu sparen (da sich die Lauge nur sehr schwer entfernen lässt)
nach dem Vorschlage von Sachs in Essigsäure digerirt und in
Jodtinktur gelegt. Die „alte“, d. i. die schon vorher noch vor-
handen gewesene, während der Verdunkelung nicht verschwundene
Stärke wird schwarz. Werden die Blätter dann in Wasser ge-
kocht und noch heiss in eine stark weingelbe, wässerige Jodlösung
(welche man erhält, wenn laues Wasser mit Jodtinktur versetzt
wird) gebracht, so entgehen auch dem unbewaffneten Auge, selbst
wenn das Blatt stellenweise noch ziemlich viel alte, schwarz
werdende Stärke enthält, nicht die geringsten Spuren der sich
sofort violett färbenden neuen, d. i. während des
Versuches gebildeten Stärke. Nach längerem Liegen in Jodtinktur
bräunen sich die Blätter und werden auch in kochendem Wasser
nicht mehr weiss. Das Entfärben mit Chlorkalk hat, abgeschen
von der Umständlichkeit, insbesondere den Nachtheil, dass bei
längerer Einwirkung desselben auch die Stärke zerstört wird. Zu
späterer Demonstration müssen daher die Blätter in Alkohol auf-
bewahrt und vor dem Einbringen in diluirte Jodtinktur in Wasser
gekocht werden.
Wenn im Folgenden kurz gesagt wird, dass die Blätter z. B.
in Alkohol, Salpeter, Glycerin u. s. w. violett wurden oder farb-
los blieben, so versteht es sich wohl von selbst, dass dies erst ge-
schah, nachdem sie in der beschriebenen Weise behandelt w urden.
II. Stärkebildung in kohlensäurefreier Luft im Lichte und
im Dunkeln.
Bei den Versuchen mit Sedum über Stärkebildung in kohlen-
säurefreier Luft im Lichte wurden zunächst Topfpflanzen oder in
Wasser gestellte bewurzelte Sprosse und später auch Blätter, welche
mit ihrer Basis in Wasser tauchten oder auf Wasser lagen, unter
Glasglocken über Kalilauge während 6 bis 12 Stunden theils insolirt,
theils dem hellen diffusen Tageslichte ausgesetzt. Die Resultate dieser
ersten Versuche in den Jahren 1880 und 1831 waren nicht sehr
ermuthigend; in unverletzten Blättern wurde nie, in abgeschnittenen
nur bisweilen, aber zweifellos, Stärke gebildet. Oefters waren so-
gar gleichartige Blätter derselben Sprosse, welche vor der Be-
Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 199
liehtung, als Proben über den Grad der Entstärkung, in Alkohol
kamen, unvergleichlich stärkereicher, als die Versuchsblätter.
Es fällt mir nieht ein, die zahlreichen Versuche zu beschreiben,
welche ich durehgeführt habe, um die Ursache dieses verschiedene
Verhaltens aufzudecken.
Nachdem ich wusste, dass entstärkte Blätter auf Zuckerlösung
Stärke bilden und zwar um so mehr, je concentrirter bis zu einer ge-
wissen und zwar relativ hohen Grenze die Z uckerlösung ist und
dass auch vollständig entstärkte, ja im Herbste bereits ganz ver-
gilbte und sogar halb vertrocknete Blätter noch reichlich Zucker
enthalten*), war es mir zweifellos, dass bei den eben erwähnten
Versuchen mit positivem Resultate die Stärke aus Zucker gebildet
wurde. Mit dieser Ueberzeugung war auch die Methode für die
weiteren Versuche an die Hand gegeben. Es war mehr als wahr-
scheinlich, dass bei Zunahme der Concentration der Zellsäfte ein Theil
des in denselben gelösten Zuckers in den Amyloplasten der Blätter
(dini: Chlorophylikörnern) als Stärke niedergeschlagen werde.**)
Schon der erste Versuch bestätigte diese Vermathung. Blätter von
Sprossen, welehe unter Glaselocken über concentrirter Kalilauge
oder neben Kalilauge über "Schwefelsäure in leere Gefässe ge-
stellt wurden, werden nach ca. 12 stündiger Belichtung stets
stärkehaltig und oft gleichmässig prachtvoll violett, während Blätter
gleichartiger Sprosse, die mit ihren bewurzelten Enden jedoch in
mit Wassergefüllte Gefässe eingekorkt waren, sowie die von ge-
hörig lang verdunkelt gewesenen Topfpflanzen, stärkefrei bleiben.
"Um. die Verdunstung der Blätter und dadurch das Concen-
triren der Zuckerlösung stellenweise zu beschleunigen, kam ich
*) Dr. E. Meissl, Vorstand der landwirthschaftlich-chemischen Versuchsstation
in Wien, fand am 17. Oktober in dem Safte von
Trocken- | ’
darin Zuckerlalso Zucker im Safte
substanz |
TG
a) belichtet gewesenen
Pflanzen . . : 6.5°/o 26.7°/o 1.82°/o
b) Seit dem 24. N
ber verdunkelt gewe-
senen Pflanzen. . . 5.0°/0 18.8°/o 0.94°/o
„Die Aciditätat des Saftes war bei den belichtet und verdunkelt gewesenen
Pflanzen ganz gleich; sie betrug, auf Aepfelsäure berechnet, 0.147°/o des Saftes.
Eiweissstoffe waren nur in sehr geringer Menge, Pflanzenschleim dagegen war
reichlich vorhanden. Peptone fehlten.
Der Gang der Untersuchung war folgender: Die gewogenen Pflanzen (Blätter
und Stengel) wurden mit der gleichen Gewichtsmenge Wasser verrieben und bei
35° C während 1!/s Stunden macerirt. Der verdünnte Saft wurde filtrirt und
diente zu allen Bestimmungen. Behufs der Zuckerbestimmung wurde der Saft mit
Bleizucker gefällt, hierauf mit schwefelsaurem Natron entbleit und das Filtrat
mit der Fehling’schen Lösung vorschriftsmässig weiter behandelt. Das im
Wasserstoffstrome reducirte Kupfer wurde schliesslich gewogen.
Die Reaktion auf Eiweiss und Peptone wurde mit Salpetersäure, dem
Millon’schen Reagens, Essigsäure und gelbem Blutlaugensalz, Tannin und Phos-
phorwolframsäure angestellt.“ Meissl.
**) Schimper Untersuchungen über die Entstehung der Stärkekörner Bot. Ztg.
1880, S. 881.
200 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau.
später auf den Einfall, dieselben mittelst eines engen Korkbohrers
beiderseits 1, 2 oder 5 mal zu durchlöchern. Der Erfolg dieser
Operation war ein überraschender. Schon nach einigen Stunden,
wenn das übrige Mesophyll noch ganz farblos blieb, wurde ein
breiter Saum um die Löcher oft bereits prachtvoll violett. Bei
Versuchen mit durchbohrten Blättern von Topfpflanzen und von in
Wasser stehenden Sprossen wurden auch nach 12stündiger Be-
liehtung nur die Lochränder stärkehaltig.
Die Richtigkeit meiner Ansicht über die Quelle der Stärke
bei den beschriebenen Versuchen wird völlig einwurfsfrei und
endgiltig dadurch bewiesen, dass die Stärkebildung auch im
Dunkeln stattfindet und sich bei sonst gleichen Bedingungen von
der im Lichte nur dadurch unterscheidet, dass sie langsamer er-
folgt und erst nach ca. 5 Tagen vollendet ist.
Durchbohrte Blatthälften, welche bei einer Temperatur von
11° C im Keller neben Kalilauge unter vier mit concentrirter
Schwefelsäure abgesperrten Glocken in trockene Krystallisirschalen
zelegt wurden, waren nach dem
1. Tage: weich und wurden nur an den Wundrändern zart
violett.
2. Tage: sehr schlaf? und wurden an den Wundrändern in-
tensiv, sonst blass bis sehr schön pfirsichblütenviolett.
3. und 4. Tage: halbtrocken, sehr dünn und färbten sich
meist gleichmässig pfirsichblüten- bis intensiv violett.
Nach dem Gesagten ist es selbstverständlich, dass sich Stärke
auch in Blättern bildet, welche bei Lichtabschluss in einem mehr
oder weniger feuchten Raume frei aufgelegt werden. Nach bei-
läufig 3 Tagen verschwindet aus den noch nicht zu trockenen
Blättern die neu gebildete Stärke wieder und zwar, nachweisbar,
zuerst in den Zellen der Wundränder.
III. Stärkebildung in Salpeterlösung.
Nachdem die Stärkebildung in trocknenden Sedum-Blättern
aus Reservezucker erwiesen war, lag es nahe, zu untersuchen, ob
entstärkte Blätter nicht auch in Salpeterlösung stärkehaltig werden.
Es ist dies thatsächlich der Fall.
Auf*) 1 bis 1Oprocentiger Lösung von Kalisalpeter wird
während eines Tages sowohl im Lichte als im Dunkeln Stärke ge-
bildet, im Dunkeln aber nur verhältnissmässig wenig. Auf 1 bis
5 °/o**) werden auch im Dunkeln die Lochränder oft prachtvoll
violett und selbst auf 5 °o füllen sieh bisweilen selbst die (unver-
*) Bei den Versuchen auf Salpeterlösungen, Alkohol u. s. w. wurde (in
grossen Krystallisirschalen) nur die Unterseite der durchbohrten oder nicht durch-
bohrten Blätter und Blatthälften von der betreflenden Flüssigkeit benetzt. Bei
den Versuchen unter der betreffenden Flüssigkeit waren die Blätter von Ob-
jektträgern aus dieckem Spiegelglase bedeckt.
#*) Wenn in diesem Kapitel und in den folgenden Paragraphen ohne weiteren
Zusatz einfach gesagt wird: auf oder unter 1°/o, 5°/o ....., so wird diese be-
queme Kürzung hoffentlich entschuldigt werden.
Botanischer Verein in Lund. 201
letzten) Zellen des innersten Lochrandes mit Stärke. Auf 10 %o
bleibt im Lichte ein breiter Rand um die Löcher der ganz
schlaf? gewordenen Blätter farblos, während unverletzte Blätter
sich oft gleichmässig prachtvoll violett färben. Im Dunkeln
bleiben die Blätter auf 10 %/o entweder ganz farblos, oder es werden
dieselben mehr oder minder auffällig zart violett oder violett-
fleckig.
Unter Salpeter wird von durchlöcherten Blättern im Lichte
nicht viel weniger Stärke gebildet, als auf gleichprozentigen
Lösungen. Unter 5°o bleiben die Zellen an den Wundrändern
stets stärkefrei. Unverletzte Blätter*) von Sprossen, welche unter
!/s bis 2 prozentigen Lösungen eingesenkt wurden, bleiben steif und
stärkefrei und auch unter 5°, erschlaften dieselben nur wenig.
Im Dunkeln wurden bei meinen Versuchen unter Salpeter-
lösungen nur m 2°/, die Lochränder öfters mehr oder minder
schön violett. Unter 10 °o bekamen nur einige unverletzte Blätter
stellenweise einen violetten Schimmer.
Auch unter einer gesättigten Kochsalzlösung wurden die
Blätter nach 12stündiger Belichtung zart violett; im Dunkeln
blieben sie stärkefrei.
(Schluss folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botanischer Verein in Lund.
FIT Sitzungs am’ Ie November Tal.
2. Docent B. Jönsson sprach über:
Entstehungschwefelhaltiger Delkörper in den My.eel-
fäden von Penieillium glaucum.
Der Schwefel gehört zu den für die normale Entwickelung der
Pflanze nöthigen Stoffen, die in der Regel nur in geringer Menge
in derselben vorhanden sind. Hauptsächlich tritt derselbe in den
Eiweissstoffen als konstituirender Bestandtheil auf, ausserdem ist er
als Schwefelsäure in den Sulphaten gebunden, die in allen Pflanzen-
säften aufgelöst vorhanden sind und den für die Bildung der
Eiweisstoffe erforderlichen Schwefel abgeben. Seltener kommt der-
selbe in der Form eines Reservestoffes oder als ein beim chemischen
Umsatz in der Pflanze entstandenes Nebenprodukt vor. Am be-
kanntesten in diesem Falle ist der Schwefel in den Allylver-
bindungen, welche den Hauptbestandtheil der schwefelhaltigen
ätherischen Oele ausmachen, die neben den Albuminaten in den
Alliumzwiebeln und im Samen der Uruciferen vorkommen. Seltener
ist das Auftreten desselben in der Form von Caleiumsulphatkrystallen
*) Wenn die Blätter ganz unverletzt bleiben sollen, müssen sie wenigstens
mit einem Theile des Stengels in Verbindung bleiben.
202 Botanischer Verein in Lund.
im Zuckerrohr*) und in gewissen kryptogamischen Pflanzen**), so-
wie als Aetherschwefelsäure bei im Lichte keimenden Samen von
Pisum***), ganz in der Art, wie es beim Senfkorn der Fall ist,
chemisch nachgewiesen worden. Im freien Zustande wird zuweilen
der Schwefel im Zelleninhalt der sogenannten Schwefelbakterienf)
als körniger, sehr lichtbrechender Körper in verhältnissmässig grossen
Mengen gefällt.
Das Vorhandensein von Schwefel im Mycelium des Penicillium
glaucum bildet, wie nachstehender Bericht ergeben dürfte, eine Er-
weiterung des Vorhandenseins von Schwefelverbindungen und zwar
mit einer Zusammensetzung, die sehr an die der Glukoside von
Allium und den Cruciferen erinnert.
Das Material für die hier vorliegenden Untersuchungen wurde
aus einer !/ıo Normalschwefelsäurelösung erhalten, die eine längere
Zeit, ungefähr ein halbes Jahr, in einem verschlossenen Glaskolben
von "/s Liter Inhalt unberührt gestanden hatte und die eine Schimmel-
Vegetation enthielt.
In dem genannten Zeitraum hatte sich in der Schwefelsäure-
lösung eine weisse, flockige, fadige Masse entwickelt, die sich fort-
während unter der Oberfläche der Flüssigkeit hielt und sich zu
Anfang der Untersuchung in derselben gleichmässig vertheilt hatte,
sowie derselben, oberflächlich betrachtet, ein milchähnliches Aus-
sehen gab. Die Lösung war übrigens vollkommen klar und durch-
sichtig und eine mikroskopische Untersuchung ergab, dass sie von
ungelösten Stoffen nur den einen oder anderen fremden Körper,
vermuthlich Staubkörner, die während der Zeit auf irgend welche
Weise in den Kolben gekommen waren, enthielt.
Die chemische Analyse der Flüssigkeit ergab nach Abrechnung
der in derselben entwickelten Pilze ausser dem bestimmten Gehalt
an Schwefelsäure, der ursprünglich 0,4 °/o betrug, in Folge der Ver-
dunstung des Wassers aber sich auf beinahe 1 °/, vermehrt hatte, Spuren
von Ammoniak. Vielleicht hatte die Schwefelsäure auf die Wände
des Kolbens auflösend eingewirkt und waren auf diese Weise
Mineralstoffe in die Lösung gekommen oder es waren Staubkörner
organischer oder unorganischer Natur der Flüssigkeit aus der Luft
zugeführt worden, die dann in derselben aufgelöst wurden. Die
Menge derselben muss jedoch in diesem Falle äusserst gering ge-
wesen sein, denn mittelst der üblichen Reaktionsmittel liessen sich
keine derartigen aufgelösten Stoffe nachweisen.
Die weisse, flockige Masse bestand, wie eine flüchtige mikro-
skopische Untersuchung erkennen liess, aus einem Schimmeipilze,
der aus septirten Hyphen, welche sparsam verzweigt waren, be-
stand. Die Pilze schienen ein kümmerliches Dasein geführt zu
haben. Die verhältnissmässig geringe Entwickelung, die sie m einer
*) Hansen, Arb. d. bot. Inst. in Würzb. Bd. III. Heft I. S. 118.
**) Fischer, Pringsh. Jahrb. Bd. 14. S. 133. Hansen |. ce. S. 101.
***) Tamman, Zeitschr. für physikal. Chemie. Bd. IX. 1885. S. 419.
) Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pflanzen. Bd. I. Heft 3. — Warming, Vidensk.
medd. fra Natur. Forening i Kjobenhavn. 1875. S. 99; vergleiche ferner
Winogradsky, Bot. Zeit. 1887. S. 489.
Botanischer Verein in Lund. 205
so langen Zeit erreicht hatten, sowie die Ausbildung und Form der
Hyphen und der einzelnen Hyphenzellen, besonders der älteren,
deuteten an, dass der Kampf ums Dasein ein schwerer gewesen war.
Nach einer genauen Untersuchnng zeigte es sich indessen, dass
das Mycelium aus einem zum Theil verzweigten System von Zell-
fäden bestand, die hier und da, vorzugweise in dessen älteren
Theilen, mit kugelförmigen Anschwellungen versehen waren. Diese
letzteren sassen zuweilen in einer grösseren Anzahl und oft ganz
dicht an einander und bildeten demnach perlschnurartige Reihen,
welche in der zusammengesetzten Masse von über- und ineinander
verwickelten Pilzfäden hier und da zum Vorschein kamen. In den
jüngeren Theilen des Myceliums waren dagegen die Fäden von
ziemlich gleicher Breite und verschmälerten sich in gewöhnlicher
Weise allmälig nach den Spitzen zu. Die Länge der Hyphenzellen
wich recht bedeutend von einander ab, indem das Messen der
älteren Hyphenzellen eine Länge ergab, die zwischen 8,0—21,5
— 38,6 u wechselte, während die jüngsten oder Spitzenzellen durch-
schnittlich eine Länge von 42,0 « hatten. Die Breite der gleich
schmalen Zellfäden variirte zwischen 3,9 « für die älteren und
1,43 «4 für die jüngsten Zellen, während die kugelförmigen An-
schwellungen einen Durchmesser hatten, der je nach der Grösse
zwischen 5,7 und 7,2 u schwankte*).
Der Inhalt der Zellen war, mit Ausnahme desjenigen der
Spitzenzellen, in deren äussersten und jüngsten Theilen das Plasma
eine einzige dichte und stark lichtbrechende Masse war, die das
Zelllumen vollständig ausfüllte, vollständig durchsichtig, indem das
Plasma an die Wände der Zellen gedrängt war. In der Mehrzahl
der Zellen, von den ältesten bis zu den jüngsten, waren meistens
abgerundete, feste, stark lichtbrechende Körper vorhanden, die mit-
unter die Zeilen ganz und gar anzufüllen schienen, in der Regel
aber in einiger Entfernung von einander lagen. Die Körper waren
in den kugelförmigen Anschwellungen am grössten, in denen sie neben
einander in einer Anzahl von 2—5 und bisweilen in einer noch
grösseren Anzahl auftraten. In der Regel waren 1 bis 2 grösser,
die anderen klein. Sonst könnte in den gleich dünnen Fäden
deren Anzahl bis zu 14 in einer Zelle steigen; doch war die
gewöhnliche in denselben 4—6. Nach der Spitze der Zellenfäden
hin traten sie am spärlichsten auf, so dass deren Anzahl in den
jüngsten Zellen alle Spitzenzellen nur 2—3 betrug, aber bis zu
4—5 in jeder Zelle steigen konnte. Dem äussersten Theil der
Spitzenzellen fehlten doch solche Körner vollständig und zwar in
einer Entfernung von den Zellenspitzen, die zwischen 7,2 und 2,2
wechselte. Die Grösse der Körper war sehr verschieden und stand
*) Die Membran bestand aus wenigstens zwei deutlich zu unterscheidenden
Schichten, was unter anderem aus deren verschiedenartiger Reaktion in Bezug
auf das sogenannte Kornblau klar hervorging. An einigen Fäden war nämlich
aus irgend einer Veranlassung die äussere Schicht geborsten, so dass dadurch
die innere Schicht auf lange Strecken blosgelegt war als ein farbloses Zwischen-
stück, während die äussere Schicht vom Kornblau eine tiefblaue Färbung
annahm,
204 Botanischer Verein in Lund:
diese Variation der Grösse öfters in naher Verbindung mit ‘der
Zellenweite. Deshalb fand man immer die grössten Körner in den
Zellenanschwellungen 1.5—3,0 u. Dagegen nahmen sie in dem
Maasse an Grösse ab, je näher sie den Zellfädenspitzen, 0,4—0,7 u,
lagen, was natürlich von der in derselben Richtung abnehmen-
den Zellenweite herrührtte Auch die Form der Körper wechselte,
In der Regel waren dieselben mehr oder weniger kugelrund, doch
kamen oft Körner vor, die länglich- rund und zuweilen in die
Länge gezogen waren, so dass sie lange, runde Stäbe, die eine
Länge. von bis zu 7—8 u erreichen konnten, bildeten. Nicht selten
waren sie eckig, fast krystallähnlich, doch waren die Kanten immer
abgerundet. Hier und da traf man mehr abweichende Formen, in-
dem die Körper unregelmässige, mit zweigähnlichen Auswüchsen
versehene Formen annahmen. Diese letzgenannte Formveränderung
zeigte sich meistens in den Zellfädenverzweigungen. Die Körper
hatten übrigens eine feste Konsistenz, ein Verhältniss, welches unter
anderem deutlich aus der Schmelzbarkeit derselben hervorging; sie
zeigten nämlich stets die Eigenschaften von schmelzenden festen
Stoffen. Ausserdem konnten beim Druck oder Reiben unter dem
Deckglase oft die einzelnen Körner zertheilt werden, und es zeigten
sich dann immer die Theilstücke als Theile eines festen Körpers.
Sie waren stark lichtbrechend und gaben bei den angestellten
Polarisationsversuchen im Allgemeinen isotropische Bildungen zu
erkennen. Dann und wann und besonders bei den abgerundet-
kantigen Körnern ergab die Polarisation eine schwache doppelte
Brechung. Die Körper zeigten sich sofort beim ersten Anblick als
Bildungen ungewöhnlicher Art, die in mancher Hinsicht an die
Körner erinnerten , die man immer bei den Beggiatoa-Arten in
grösserer oder geringerer Menge antrifft und die bekanntlich aus
Schwefel bestehen. Diese zogen deshalb sofort meine besondere
Aufmerksamkeit auf sich und wurden sogleich vorbereitenden, vor-
zugsweise mikroskopischen Untersuchungen unterworfen, welche,
wie bereits hervorgehoben, einen gewissen Gehalt von Schwefel zu
erkennen gaben.
Auf dem Entwickelungsstadium, auf dem der Pilz sich in
der Schwefelsäurelösung befand, war die Gattung desselben
selbstverständlich unbestimmbar. Um jedoch dieses zu ermöglichen,
wurden in einer 3prozentigen Zuckernährlösung Kulturversuche
angestellt, wobei natürlich alle die Vorsichtsmassregeln getroffen
wurden, die bei solchen Versuchen erforderlich sind. Nach einer
fortgesetzten vierwöchentlichen Kultur in oben erwähnter Nahrungs-
flüssigkeit erschienen Sporenträger mit Sporen, die deutlich zu er-
kennen gaben, dass das Mycelium zu dem sehr gewöhnlichen
Penieillium glaueum gehörte. P. glaucum hatte demnach unter
den oben angegebenen äusseren Umständen in den Zellen des
Myceliums Körper abgesetzt, die, wenn sie auch nicht ganz und
gar daraus bestanden, so doch wenigstens einen Stoff enthielten, der
sich sonst nur selten auf ähnliche Weise in den Zellen entwickelt.
Die in der Schwefelsäurelösung stattgefundene Pilzbildung war
natürlich an und für sich nicht geeignet, grosse Aufmerksamkeit zu
Botanische Gärten u. Institute. — Sammlungen. — Instrumente. 205
nd
erregen, da man weiss, dass Reagenzlösungen und ähnliche Flüssig-
keiten, wenn man sie eine Zeitlang unberührt stehen. lässt, sich
sehr oft mit derartigen Schimmelbildungen überziehen. Häufig sind
ja sogar solche in Flüssigkeiten von solcher Art und Konzentration,
dass sie für andere Pflanzenorganismen als reine Gifte zu be-
trachten wären. Wir wissen übrigens aus den Mittheilungen der
älteren sowohl wie der neueren botanischen Litteratur,*) dass gewisse
niedrige Pflanzenformer, zu denen besonders die sogenannten
Schimmelpilze gezählt werden, in Medien eine ausserordentlich grosse
Widerstandskraft und Entwickelungsfähigkeit besitzen, die unter
anderen Verhältnissen hemmend und für höhere Organismen sogar
sofort tödtlich sind. Vor allen anderen scheint sich P. glaueum
durch seine Empfindungslosigkeit gegen Gifte hervorzuthun, und cs
nimmt nebst Macor Mucedo unter allen Pflanzen mit einer derar-
tigen Fähigkeit**) den höchsten Rang ein, hat sich auch dadurch
den Namen „eines plebejischen Herrschers“ unter den Schimmel-
pilzen erworben***),
(Fortsetzung folgt.)
Botanische Gärten und Institute.
Eriksson, Jakob, Om nägra landtbruks botaniska institut och fürsöksstationer.
Reseanteckningar. (Aftryck ur Landtbruks-Akademiens Handlingar och Tid-
skrift för är 1888.) 8°. 13 pp. Stockholm 1888.
Sammlungen.
Flahault, C. M., L’herbier mediterranen form& & la facult& des sciences de
Montpellier. (Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome X. p. IX.)
Rony, Notice sur les colleetions botaniques de M. Gaston Gauthier. (l. c.
p. CLIX.)
Instrumente, Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Bartoschewitsch, S., Wie muss man Wasser auf Typhusbacillen untersuchen ?
(Wratsch. 1888. No. 50. p. 1005—1006.) [Russisch.]
*) Vergleiche Litteraturangaben in Pfeffer’s Physiologie S. 443—455 ;
Centrbl. für Agric.-Chem. 1883, S. 46; Loew, Arch. f. d. gesammte Physiol.
Bd. 40, 9. 10. Heft u. m. a.
*#*) Chatin, Flora 1845, S. 214; Manassein, Wiesner’s mikrosk. Unters.,
S. 174; De Bary, Morphol. u. Physiol. d. Pilze, 1866, S. 214; vergl. übrigens
auch Litteraturverzeichniss in Wiesners mikrosk. Unters. S. 155—189, sowie
Pfeffer’s Pflanzenphysiol. 454.
**%*) Brefeld, Botan. Unters. üb. Schimmelpilze. Heft II, S. 4.
206 Algen. — (Pflanzenkrankheiten).
Ignatjew, W., Die Neelsen’sche Methode zur Färbung der Tuberkelbacillen.
(Russkaja medicina. 1888. No. 13.) [Russisch.]
Klein, Ludwig, Beiträge zur Technik mikroskopischer Dauerpräparate von Süss-
wasseralgen. II. (Sep.-Abdr. aus Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie
und für mikroskopische Technik. Bd. V. 1838. p. 456 —464.)
Referate.
Zopf, W, Untersuchungen über Parasiten aus der
Gruppe der Monadinen. Fol. 39 pp. Mit 3 Taf. Halle
(M. Niemeyer) 1887. M. 6,00.
Hauptgegenstand dieser Abhandlung ist die Entwickelungs-
geschichte einer neuen, pleosporen Süsswasser-Monadine, die Verf.
Polysporella Kützingii nemnt. Verf. fand sie als Parasiten ver-
schiedener Algen (Cosmarium, Oedogonium, Cladophora). Das
Algenmaterial stammte aus westpreussischen Seeen. Unter An-
wendung von ÖObjektträgerkulturen gelang es Verf., sowohl die
Zoocysten- als die Sporocysten- bildende Generation zu verfolgen.
Was zunächst die Dauersporen -bildenden Cysten
(Sporoeysten) anlangt, so unterscheiden sie sich von den gleichen
Entwickelungsstadien anderer Monadinen u. z. der Pseudosporeen
durch den wichtigen Umstand, dass sie pleospor erscheinen (mit
4, 8, 16 Dauersporen). Die Form der Cysten ist den Raum-
verhältnissen der Wirtszelle angepasst (rund, gestreckt). Die Haut
der ÜUyste ist einfach (im Gegensatz zu andern Monadinen), aber
ziemlich dick, skulpturlos und ungefärbt. Sie wird durch J und
HsSOs nicht gebläut, ist aber in H3SO,ı löslich. Ueber ihr Ver-
halten gegen andere Reagentien s. Original. Die Dauersporen
sind kugelförmig oder ellipsoidisch, mit skulpturloser, hyaliner Haut
umkleidet. Inhalt ein relativ grosser, schwach amöboider Kern
und Plasma, das in der Peripherie Gebilde fettartiger Natur (Re-
servestoffe) einschliesst.
Die Zoosporen-erzeugenden Üysten (Zooeysten) sind
im allgemeinen etwas kleiner, als die Sporocysten. Membran dünn,
z. 7. der Reife sehr zart, skulpturlos. Inhalt: entweder nur Zoo-
sporen oder daneben noch Ingestareste, die meist zu einem centralen
Ballen zusammengedrängt sind. Die Zoosporen durchbohren die
Haut des Behälters, ihre Cilie nachziehend, an einer oder mehreren
Stellen. In ähnlicher Weise gelangen sie aus der Wirtszelle ins
Freie. Wie sie zur Ruhe kommen und neue Algenzellen infieiren,
konnte direkt nicht beobachtet werden. Doch liess sich indirekt
schliessen, dass die jungen Amöben, welche plötzlich in vorher in-
takt gefundenen Algenzellen erschienen, von jenen Zoosporen her-
stammten. Die Amöben zeigten deutliche, spitze Pseudopodien,
krochen träge in den Zellen herum und eigneten sich den Inhalt
derselben an. Das Wachstum der Amöben erfolgt durch Nahrungs-
aufnahme; eine Fusion mehrerer zu Plasmodien wurde nicht bemerkt.
Algen. — (Pflanzenkrankbeiten). 207
Nach hinreichender Nahrungsaufnahme ziehen die Amöben ihre
Fortsätze ein, runden sich ab und gehen unter Abscheidung einer
Haut in den Cystenzustand über. Jetzt erst erfolgt die Verdauung.
Etwa übrigbleibende Reste werden in einer grossen, centralen Vacuole
ausgeschieden.
Die weitere Entwickelung des Inhalts gestaltet sich nun ver-
schieden, je nachdem aus der Cyste eine Zoocyste oder Sporocyste
entstehen soll.
Sobald die Verdauung vollendet, d. h. die aufgenommene Stärke
verschwunden ist, theilt sich in der jungen Sporocyste das
wandständige Plasma in zwei etwa gleich grosse, einander gegen-
überliegende, der Membran angelagerte, deutlich metabolische
Massen. Die Zweitheilung kann weiter gehen (bis zu 16); aus den
Theilprodukten gehen unter Abrundung und Zurücktreten von der
Cystenwand die Sporen hervor, die sich alsbald mit Membran um-
geben. Es zeigt sich also, dass die Sporenbildung in der
pleosporen Cyste durch einfache successive Zwei-
theilung des Inhalts erfolgt, welche eingeleitet wird durch
wiederholte Kerntheilung.
Bei der Keimung, die ohnelängereRuheperiode
und ohne Wechsel des Mediums (Austrocknen) erfolgt,
wird die Dauerspore zu einer Zoocyste. Meist werden 4 Schwärmer
gebildet, die erst die Matricalmembran, dann die Sporocystenhaut
durchdringen und nun in der Wirtszelle (Oedogonium) umher-
schwimmen. Ob sie auch durch wiederholte Zweitheilung entstehen,
konnte nicht beobachtet werden. Was weiter aus den Schwärmern
wird, giebt Verf. nicht an, wahrscheinlich wieder junge parasitische
Amöben.
Die Entwickelung der jungen Zoocysten erfolgt gleich-
falls wie bei den Sporocysten durch successive Zweitheilung des
Plasmas. Nur geht die Theilung hier zum Zwecke der Schwärmer-
bildung noch etwas weiter, wodurch das Volumen der Plasma-
portionen verkleinert wird.
Biologische Bemerkungen. Die Schwärmer scheiden
Stoffe ab, welche ihnen die Durchbohrung auch der Cellulose-
Wandung der Wirtszelle ermöglichen. Zur Amöbe entwickelt nehmen
die Individuen alle Inhaltsbestandtheile der Zelle, nachdem sie den
Primordialschlauch zur Kontraktion gebracht haben, in sich auf
(Plasma, Chlorophyll, Stärke, Pyrenoide, Zellkerne und Fetttröpfchen).
Das Chlorophyll wird entweder bei der Verdauung (innerhalb der
Cyste) ganz entfärbt oder in gelbbraune Massen umgewandelt.
Durch Abscheidung eines diastatischen Ferments tritt eine Lösung
der Stärkekörner ein, doch bleiben auch häufig Körner ungelöst.
Sie werden dann sammt nicht verdautem Chlorophyll in der Mitte
zu einem Ballen zusammengedrängt.
Systematisch gehört der Organismus zu den Monadineae
zoosporeae Z. und zwar zur Familic der Pseudosporeen. Wegen
seiner pleosporen Sporocysten bildet er die neue Gattung Pleos-
porella, Species Pl. Kützingii.
208 Flechten.
Verf. theilt noch einige andere, unvollständiger bekannte Mona-
dinen mit (Leptophrys Kützingü Z., Pseudospora aculeata Z., En-
domonas spermophla Z.), auf die hier aus Raumrücksichten nicht
näher eingegangen werden kann.
Horn (Cassel),
Lindau, Gustav, Ueber die Anlage und Entwickelung
einiger Flechtenapothecien. (Flora. 1888. No. 30—32.
Taf. X.)
Um gegenüber den gegen die Sexualitätstheorie der Flechten
ausgesprochenen Bedenken neue Thatsachen aufzufinden, hat
Verf. die Entwickelung der Apothecien einer Anzahl von Flechten
untersucht und ist dabei zu dem Resultate gekommen, dass bei
allen untersuchten Arten Schlauch- und Hüllsystem getrennt ent-
stehen und dass im Entwickelungsgange des Apotheciums eine
weitgehende Aehnlichkeit mit den Collemaceen hervortritt.
Bei der am vollständigsten untersuchten Anaptychia ciliaris
Krb. scheinen die ersten Anlagen (Primordien) der Apothecien in
der Gonidienzone gelegene, keulig angeschwollene Zellen zu sein,
die, als seitliche Anhänge oder auch wohl am Ende einer Hyphe
entstehend, sich durch ihren stark lichtbrechenden, mit Chlorzinkjod
sich tief braun färbenden Inhalt auszeichnen. Sie sind sehr zahl-
reich, doch kommen von ihnen wohl nur wenige zur Weiterbildung,
da die Zahl der später vorhandenen Ascogone weit geringer ist.
Die Weiterentwickelung derselben zu Ascogonen hat Verfasser nicht
verfolgen können; das nächste untersuchte Stadium sind bereits
fertige Ascogone. Diese sind schraubig oder unregelmässig ge-
wundene Hyphen aus dicken, fast tonnenförmigen, von den vegeta-
tiven wohl verschiedenen Zellen. Der Inhalt gleicht dem der Pri-
mordien, färbt sich auch mit Chlorzinkjod dunkelbraun, während die
Membran in diesem Reagens verquillt. Nur dadurch lassen sie sich
leicht und deutlich von den vegetativen Hyphen unterscheiden.
Mehr oder weniger senkrecht gegen die Oberfläche wachsende Fäden,
die Anlagen der Paraphysen, schliessen die Ascogone ein; ausserdem
werden dieselben oben und unten, namentlich aber an den Seiten,
von reichlichen Gonidien umgeben. Jedes Ascogon setzt sich in
ein Trichogyn fort, welches unverzweigt die Rinde erreicht und mit
seiner Spitze dieselbe oft etwas mehr überragt, als die Spitzen der
Rindenhyphen; die Endzelle desselben hat eine ausserordentlich
dünne Membran. Deutliche Unterscheidung der Trichogyne von
den Rindenzellen ist nur durch Anwendung von Chlorzinkjod mög-
lich. Nach feuchtem Wetter lassen sich leicht Spermatien am Tri-
chogyn nachweisen, die durch Spülen mit Wasser nicht zu entfernen
sind, während die an den Rindenhyphen sitzenden sich ablösen.
Indessen gelang es nicht, eine Membranbrücke vom Spermatium
nach dem Trichogyn nachzuweisen, und Verf. kommt zu dem
Satze, den auch Ref. jüngst in Bezug auf die etwaige Sexualität
der Rostpilze ausgesprochen hat, dass sich durch blosse mikro-
skopische Betrachtung die Frage, ob Kopulation stattfindet, nicht
Flechten. 209
lösen lassen werde. Ebensowenig hat Verf. eine nach der ver-
muthlichen Befruchtung von der Spitze nach innen fortschreitende
Veränderung des Trichogyns beobachten können. Von benachbarten
Ascogonen kommt wahrscheinlich nur eines zur Entwickelung, was
auch mit der „-förmigen Gestalt der jungen Apothecien in Einklang
steht. Nach dem Absterben der Trichogyne beginnt das Gewebe
um die Ascogone zu sprossen, wodurch das runde Thallusstück
über der Anlage zum Absterben gebracht und abgehoben wird;
dabei werden auch die Gonidien in Mitleidenschaft gezogen. so dass
das weiter entwickelte Apothecium ein excipulum thallodes erhält.
Das Ascogon beginnt erst später auszusprossen und die mit Chlor-
zinkjod sich blau färbenden Anlagen der Asei zwischen die Ver-
zweigungen des Paraphysengewebes zu treiben. Unter dem Apo-
thecium bildet sich durch stärkeres Wachstum des darunter liegen-
den Gewebes ein kleiner Stiel aus.
Die Untersuchung weiterer Arten ergab, soweit Verfasser sie
genauer untersuchen konnte, analoge Resultate.
Bei Ramalina fraxinea Fr. kennzeichnen sich die Apothecien-
anlagen durch dichte Massen sie umgebender Gonidien. Trichogyne
ragen daraus in grosser Menge über die Rinde hervor; es sassen
sehr häufig Spermatien daran, mitunter schien sich ein dunkler
Streifen vom Spermatium durch die Membran des Trichogyns zu
ziehen. Die an vegetativen Fäden sitzenden Ascogone werden erst
durch Zerdrücken der Anlage deutlich. Das Paraphysengewebe
durchbricht die Rinde zuerst an einem Punkte und breitet sich dann
centrifugal weiter aus, so dass die Rinde nicht abgehoben, sondern
zur Seite geschoben wird. Das später eindringende ascogene Ge-
webe ist durch die Chlorzinkjodreaktion zu unterscheiden.
Bei Physcia stellaris Nyl. mussten dünne Schnitte nach der
Behandlung mit Kali und Essigsäure längere Zeit in Chlorzinkjod
liegen, um dieselben Erscheinungen deutlich zu zeigen. Von den
unregelmässig gewundenen Ascogonen erheben sich auffallend viele
Triehogyne, deren Spitzen über der Thallusoberfläche oft eine kleine
Anschwellung zeigen. Bei dieser Art sind zunächst um die Asco-
gone keine paraphysenbildenden Hyphen zu bemerken, das Ascogon
geht mit der Entwickelung voran, später erst bilden sich Paraphysen
und Hüllgewebe, worauf die Anlage, die Rinde durchbrechend und
zur Seite schiebend, hervorwächst.
Weniger vollständig sind die Angaben über Physcia pulveru-
lenta Nyl., Parmelia tiliacea Hofiim., Aanthoria parietina Th. Fr
Bei Placodium saxieolum Krb. fanden sich einfache oder mit-
unter verzweigte Ascogone. Die Trichogyne wachsen von den zer-
streut in einem Hofe der Gonidienzone liegenden Ascogonen alle
nach dem höchsten Punkte der Anlage, wo sie zahlreich die Rinde
durchbrechen. Ihre Spitze ist nicht angeschwollen, ihre Membran
gleichmässig dick. Die Bildung der Asci und Paraphıysen geht
gleichzeitig vor sich.
Bei Lecanora subfusca Ach. fand Verf. ausser den nor-
malen gelbgrünen Gonidien auch Kolonien von blaugrünen (Gloeo-
capsa), die gleichfalls von Pilzfäden umwachsen waren, ausserdem
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1829. Bd. XXXVI. 14
210 Flechten. — Physiologie, Biologie, Anatomie n. Morphologie.
noch kleinere Gonidien. Die Zugehörigkeit derselben zum Lecanora-
Thallus bleibt unentschieden. Die Apothecienanlagen bestehen aus
meist zahlreichen Ascogonen und Paraphysengrundgewebe. Ein
Ascogon läuft bisweilen in zwei Trichogyne aus. Die Apothecien
scheinen mitunter aus mehreren Ascogonen hervorzugehen. Para-
physen und Asci entwickeln sich gleichzeitig.
Der Thallus von Leeidella enteroleuca Krb. wächst vielfach
bypophloeodisch, es scheinen die Hyphen (wie auch bei Lecanora)
die Fähigkeit zu haben, Cellulose zu lösen und für die Ernährung
nutzbar zu machen. Lebende Spermogonien und Spermatien hat
Verf. bei beiden Arten nicht geseben. Die Hohlräume der nicht
mehr funktionirenden Spermogonien werden, namentlich auch bei
Usnea barbata und Cornicularia aculeata, wieder von Hyphenge-
flecht ausgefüllt. Ueber das Ascogon sind die Angaben etwas
lückenhafter; an den Trichogynen waren die Spitzen wahrscheinlich
schon abgestorben, erstere waren nur bis zur Mitte der Rinde zu
verfolgen. Die Scheibe wölbt sich später konvex hervor, das Para-
plıysengewebe bildet ein excipnlum proprium um dieselbe. Später
zerfällt das Apotliecium durch Spaltung in eine Anzahl kleinerer,
deren jedes sein eigenes excipulum hat.
Klebahn (Bremen).
Ludwig, F., Biologische Notizen: 1) DasBlühen von Polygonum
Bistorta. 2) Gynodimorphismus von Stellaria nemorum in Folge
einer längeren Inundation kurz vor der Blütezeit. Blütenein-
richtung bei Stellaria nemorum und Malachium aquaticum. 3)
Cardamine amara.. 4) Polykarpie und Andromonoecie von
Magnolia Yulan. (Deutsche bot. Monatsschrift. VI. 1888. p. 5—9.)
Die Bestäubungseinrichtungen der Polygoneen sind von ©.
Kirchner neuerdings untersucht worden, wobei die Beobachtungen
Herm. Müllers in einigen wesentlichen Punkten (Heterostylie
bei FPolygonum amphibium var. terrestis Leers etc.) ergänzt
worden sind. Bei Polygonum Bistorta wird jedoch das eigentüm- -
liche mehrfache Abblühen des Blütenstandes weder von
Müller noch von Kirchner erwähnt. Untersucht man einen
jugendlichen Blütenstand, so bemerkt man neben den in °ıs Di-
vergenz angeordneten rötlichen Blütenknospen noch ganz unent-
wickelte blasse Knöspchen, die zu jenen in den Fünferzeilen parallel,
in den Achterzeilen abwechselnd angeordnet, erst nach dem gänz-
lichen Abblühen der primären Blüten zur Entfaltung kommen.
Das Blühen des gesammten Blütenstandes liess folgende Stadien
unterscheiden:
1) Männliches Stadium der primären Blüten. Erst sind nur 4,
dann 8 Staubgefässe entwickelt.
2) Weibliches Stadium der ersten Generation. Staubbeutel ab-
sefallen, Narbenäste entfaltet. Die Blüten schliessen sich und
färben sich etwas lebhafter. Blüten der zweiten Generation
noch unentfaltet, aber mit verlängerten Blütenstielen.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphol. — System. u. Pflanzengeogr. 211
3) Die Stiele der in der Fruchtbildung begriffenen ersten Blüten-
Generation liegen der Achse an. Die Blütenstiele der zweiten
Generation sind soweit verlängert, dass sie die der ersten
weit überragen. Männliches Stadium der Il. meist blasseren
Blütengeneration. Nur die terminalen Blüten des centripetalen
Blütenstandes haben noch empfängnissfähige weibliche Blüten
der ersten Generation mit weit hervorragenden Griffelästen.
4) Weibliches Stadium der zweiten Generation. Oft Entwicklung
weiterer Blüten.
Es ist also im ]. und II. Stadium nur xenogame, im III. als
Notbehelf auch allogame Befruchtung für die erste Blüten-Gene-
ration und xenogame für die II. Generation möglich, zuletzt ist die
Pflanze wieder völlig xenogam.
Bei dem reichen Insektenbesuch braucht die vom Ili. Stadium
ab mögliche allogame Bestäubung nur selten zur Anwendung zu
kommen. Sie wird aber bei ausbleibender xenogamer Bestäubung
gesichert durch die Gewohnheit der Empiden und zahlreicher
anderer kleiner Insekten, sich längs der Parastichen innerhalb des-
selben Blütenstandes längere Zeit umherzutummeln.
Auf das ]. Stadium kamen etwa 1!/s—2 Tage, auf das ge-
sammte Blühen eines Blütenstandes 6—8 Tage, auf das gesammte
Blühen der Pflanze an einem Standort 2—3 Wochen.
Die zweite Notiz berichtet über einen Fall von Gynodimor-
phismus bei sStellaria nemorum in Folge einer mehr-
tägigen Inundation. Während Malachium aquaticum aus-
geprägt gynodimorph ist, konnte Ref. bei der ähnlichen Stellaria
nemorum, deren Blüteneinrichtung a. a. ©. näher besprochen ist,
früher eine kleinblütige weibliche Form nicht finden, auch an dem
Orte nicht, an welchem diese Ueberflutung stattfand. Erst im
Jahre 1887 traten an dem oft von Ref. besuchten Orte nach dem
Zurückweichen des Wassers zahlreiche kleinblütige weibliche, so-
wie zwitterblütige Stöcke mit einzelnen weiblichen Blüten auf.
Verf. erinnert an den Umschlag des Geschlechtes, der bei Weiden
in Folge einer Ueberflutung beobachtet worden ist. — Die letzten
Notizen beziehen sich auf die biologischen Verhältnisse von Car-
.demine amara und Cardamine pratensis, sowie auf einen bei
Magnolia Yulan beobachteten Fall von Polykarpie und Andro-
monöie.
Ludwig (Greiz).
Crepin, Fr., Description d’une nouvelle Rose asiatique.
(Extrait du Bulletin de la Societe royale de botanique de Belgique.
Tome XXVII.)
Beschreibung der Rosa gigantea Collett, einer in Shan Hills
von General Collet gesammelten Rose. Sie ist vor allem durch
die blendend weisse, überaus grosse (12 cm im Durchmesser) Korolle
‚ausgezeichnet. Verf. schliesst seine Beschreibung mit den Worten:
La decouverte de Mr. le general Collet est digne d’attirer l’attention des
savants et des amateurs de Roses. Si l’on parvient & introduire et & cultiver
en Europe le R. gigantea, celui-ci enrichira les collections d’une forme splendide
14*
212 Systematik u. Pflanzengeographie.
par son @norme corolle et son beau feuillage; il sera, en outre, par son eroisement
avec d’autres esp&ces, la sources de produits hybrides probablement sup£rieurs
& ceux du AR.Indica.
Keller (Winterthur).
Pereira Continho, Antonio Xavier, Os Quercus de Portugal.
(Boletim da socied. Broteriana Coimbra. Tom. VI. p. 47—116).
Coimbra 1838.
Die Eichen der pyrenäischen Halbinsel sind bekanntlich schon
oft der Gegenstand kritischer und monographischer Arbeiten ge-
wesen, aber trotzdem bis heutigen Tages wegen ihres Formenreich-
thums eine erux botanicorum geblieben. Was Spaniens Eichen an-
belangt, so haben wenigstens die prächtigen Abbildungen in der
vom Ministerio del Fomento herausgegebenen Flora forestal espanola
(Madrid 1884*) einen guten Anhalt zur Bestimmung und Unter-
scheidung der zahllosen Formen gegeben, denn der überaus kurze
Text des genannten Prachtwerkes hat die botanische Kenntniss der
spanischen Eichen kaum gefördert. Für Portugal fehlte es noch
gänzlich an einer eingehenden Bearbeitung der auch dort überaus
zahlreichen Eichenformen. Um so grösser ist das Verdienst des
Verfassers der im der Ueberschrift genannten umfangreichen Ab-
handlung, da diese ihrem Wesen nach eine Monographie der portu-
giesischen Eichen und zwar sowohl im botanischen als forstlichen
Sinne ist. Der Verfasser ist ein wissenschaftlich gebildeter und
auch der deutschen Litteratur kundiger Forstmann, welchem die
portugiesischen Forstmänner bereits einen zweibändigen „Curso de
silvicultura* zu verdanken haben, der dem Ref. leider bisher unbe-
kannt geblieben ist, dessen zweiter in Lissabon 1887 erschienener
Theil aber eine kurzgefasste Flora der Holzgewächse Portugals ent-
hält. Die vorliegende Abhandlung über die Eichen zerfällt in eine
Einleitung, in welcher die Geschichte der in Portugal bekannt ge-
wordenen Eichen sowie die Unterscheidung von Arten, Varietäten
und Formen und das Vorkommen von Eichenbastarden in Portugal
besprochen wird, in einen Artikel über die geographische Verbrei-
tung der Eichenarten in Portugal und über deren forstliche Be-
deutung und über die eigentliche systematische Beschreibung der
Eichenarten, ihrer Varietäten und Formen. Verf. nimmt nur 8 Arten
an, nämlich: 1) Quercus pedunculata Ehrh., 2) Qu. sessiliflora
Salisb., 3) Qu. Toza Bosc., 4) Qu. Lusitanica Lam. (die am weitesten
verbreitete Art, zu welcher nicht nur (u. Valentina Cav. und Qu.
Laginea Lam., sondern auch Qu. alpestris Boiss., Qu. hybrida Brot.
und Qu. Mirbeckü Dur. als Varietäten gezogen werden), 5) Qu.
humilis Lam., 6) Qu. Suber L. (mit welcher Qu. oceidentalis Gay
wieder und wohl mit Recht vereinigt wird), 7) Qu. Ilex L. (zu
welcher Art Verf. auch Qu. Ballota Desf. und Qu. avellaniformis
Colm. et Bout. zieht) und 8) Qu. coceifera L. (zu deren Formen-
kreis nach dem Verf. auch Qu. Mesto Boiss. und Qu. pseudococcifera
gehören). Bei jeder Art sind sowohl die Hauptiorm als deren
*) Vgl. Botan. Centralbl. Band XXIIL S. 48.
Systematik und Pflanzengeographie. 213
Varietäten und Nebenformen ausführlich beschrieben mit genauer
Angabe der gesammten einschlägigen Litteratur, der Synonyme und
aller bekannt gewordenen Standorte in Portugal und der Namen
der Sammler.
Die für Portugals Landwirthschaft wichtigsten Eichenarten
sind: (Qu. Lusitanica, Qu. Suber und Qu. Ilex, alle drei zu-
gleich durch fast ganz Portugal verbreitet. Qx. pedunculata kommt
vorzugsweise im nördlichen Portugal vor und Qu. sessiliflora bloss
an wenigen Punkten der Provinz Traz os montes als eine sehr seltene
Holzart, die deshalb für Portugal gar keine forstliche Bedeutung hat.
Der Aufzählung dieser 8 Arten, an deren Kopf stets eine
lateinische Diagnose steht, an welche die ausführliche Beschreibung
in portugiesischer Sprache sich anschliesst, folgt die Schilderung
von 4 Eichenbastarden, nämlich Qu. pedunculata X Lusitanica, Qu.
Lusitanica X peduneulata, Qu. Toza X Lusitanica und Qu. Ilex X
Suber. (Qu. Pseudosuber Desf. nec Santi). Ein analytischer Schlüssel
zur Bestimmung der Arten, Varietäten und Hybriden schliesst diese
höchst beachtenswerthe Abhandlung, welcher 3 Tafeln mit Blatt-
und Eichelformen beigegeben sind. M. Willkomm (Prag).
Milutin, S. N, Einige Nachträge zur Flora des Gou-
vernements Moskau. (Bulletin de la Societe Imperiale des
naturalistes de Moscou. 1888. No. 5. p. 549—560.) [Russisch.]
Der auf Professor Goroschankin’s Antrag von der Kaiserl.
Naturforschergesellschaft mit der botanischen Durchforschung der
Gouvernements Moskau, Kaluga, Tula und Rjasan beauftragte
Assistent am botanischen Laboratorium zu Moskau, S. N. Milutin,
theilt hier die Resultate seiner botanischen Excursionen während
des vergangenen Sommers 1883 im Gouvernement Moskau in Form
von zwei Verzeichnissen mit, deren erstes die Pflanzen enthält,
welche für das Gouvernement Moskau ganz neu sind oder deren
Vorkommen in demselben dem Autor der Moskauer Flora, Kauf-
mann, zweifelhaft erschien, und deren zweites seltene Pflanzen mit
neuen Standorten aufführt.
I. Verzeichniss.
1. Sysimbrium Pannonicum Jacq., 2. Alyssum minimum W,, 3. Helianthemum
vulgare Gärtn., 4. Viola uliginosa Schrad., 5. Vicia Cassubica L., 6. Prunus
spinosa L., 7. Veronica agrestis L. var. opaca Fries, 8. Scutellaria hastifolia L.,
9. Urtica cannabina L., 10. Festuca sylvatica Vill., 11. Caulinia fragilis W.
II. Verzeichniss.
1. Ranunculus flaceidus Pers., 2. Chorispora tenella DC., 3. Viola odorata
L., 4. V. silvestris Lam., 5. Cucubalus baceifer L., 6. Elatine triandra Schk.,
7. E. eallitrichoides Rupr., 8. Anthyllis Vulneraria L., 9. Onobrychis sativa Lam.,
10. Spiraea Filipendula L., 11. Potentilla alba L., 12. P. collina Wib., 13. Montia
rivularis Gm., 14. Saxifraga Hirculus L.. 35. Ribes rubrum L., 16. Daucus Carota
L., 17. Galium triflorum Michx., 18. Inula hirta L., 19. Matricaria discoidea DC.,
20. Senecio silvaticus L., 21. S. Sarraceniens L., 22. Crepis praemorsa Tausch.,
23. Pyrola uniflora L., 24. Melampyrum cristatum L., 25. Salvia verticillata L,
26. Thymus Serpyllum L., 27. Lithospermum offieinale L., 28. Omphalodes
scorpioides Lehm., 29. Androsace filiformis Retz., 30. Salix myrtilloides L., 31.
Orchis militaris L., 32. Iris Sibirica L., 33. Veratrum nigrum L., 34. Allium
214 Systematik und Pflanzengeographie.
angulosum L., 35. Seirpus maritimus L., 36. Carex chordorrhiza Ehrh., 37. C..
paradoxa W., 38. C. limosa L., 39. C. tomentosa L., 40. C. montana L., 41. C.
praecox Jacq., 42. Avena flavescens L., 43. Glyceria distans Wahl., 44. Molinia
caerulea Mönch., 45. Brachypodium pinnatum P. d. B., 46. Triticum rigidum:
Schrad., 47. Sparganium minimum Fr., 48. Ophioglossum vulgatum L., 49. Botry-
ehium Lunaria Sw., 50. B. rutaefolium All.
Diese „Nachträge* Milutin's und Goroschankin’s.
„Materialien zur Flora des Gouvernements Moskau“, über welche
wir vor Kurzem referirt haben, werden die Grundlage zu einer
neuen verbesserten Auflage von Kaufmann’s Moskauer Flora
bilden, welche unter Goroschankin’s Redaktion in Kurzem er-
scheinen soll.
v. Herder (St. Petersburg).
Trautvetter, E. R. ab, Syllabus plantarum Sibiriae
boreali-orientalis a Dre. Alex. aBungefil. leetarum..
(Acta horti Petropolitani. Tome X. 1888. Fasc. 2.) 8°. 66 pp..
Petropoli 1888.
Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften*) rüstete in den
Jahren 1832 bis 1887 zwei Polarexpeditionen aus, um am Ausflusse
der Lena und in Neu-Sibirien ihre Forschungen anzustellen. An
beiden nahm A. Bunge, der Sohn des berühmten Botanikers-
gleichen Namens, Theil, welcher im Jahre 1882 von Irkutzk aus
die Lena hinabreiste und so ans Eismeer gelangte, wo er während
der Jahre 1885—84 verweilte und im Jahre 1884 nach Irkutzk
zurückreiste. Die zweite Expedition leitete Bunge selbst; ihm:
zugesellt war der Baron Toll, welcher zunächst von Irkutzk aus
an die Quellen der Jana reiste und dann auf diesem Flusse bis zu
seiner Mündung hinabfuhr und von hier aus nach Neu-Sibirien:
übersetzte. Eine der Inseln dieses ungastlichen Archipels: Ljachowsky
Östrow wurde von Bunge, Kotelni-Ostrow dagegen von Baron
Toll während des Sommers 1886 durchforscht; im Jahre 1887
kehrten beide nach St. Petersburg zurück. Trautvetter bietet
uns hier die Resultate ihrer botanischen Ausbeute, worunter sich
natürlich nicht nur Pflanzen aus dem arktischen Sibirien, sondern:
auch aus den Thälern der Jana und Lena befinden. Sie vertheilen
sich folgendermaassen auf die natürlichen Familien:
Ranunculaceae 23 Arten, Papaveraceae 1, Fumariaceae 2, Cruciferae 36,.
Violarieae 4, Parnassieae 1, Polygaleae 1, Sileneae 8, Alsineae 14, Lineae 1,
Geraniaceae 1, Papilionaceae 23, Amygdaleae 1, Rosaceae 21, ÖOnagrarieae 2,
Halorageae 1, Hippurideae 1, Crassulaceae 4, Grossularieae 1, Saxifrageae 13,
Umbelliferae 5, Corneae 1, Caprifoliaceae 2, Stellatae 2, Valerianeae 1, Compo-
sitae 32, Uampanulaceae 2, Waceinieae 3, Ericaceae 7, Pyrolaceae 2, Lenti--
bularieae 3, Primulaceae 6, Gentianeae 4, Polemoniaceae 2, Diapensiaceane 1,
Borragineae 6, Scrophularineae 18, Selaginaceae 1, Labiatae 4, Plumbagineae 1,.
Plantagineae 1, Chenopodeae 1, Polygoneae 8, Santalaceae 1, Empetreae 1,
Euphorbiaceae 1, Salicineae 9, Urticeae 1, Betulacese 4, Gnetaceae 1, Coniferae-
1, Typhaceae 1, Orchideae 3, Liliaceae 5, Colchicaceae 3, Juncaceae 7, Cypera-
ceae 16, Gramineae 29, Equisetaceae 3, Lycopodiaceae 1, Filices 3. Zusammen.
#=) Cfr. Beitr. zur Kenutniss des russischen Reiches. 3. Folge. Band IIL.
8°. VI, 412 pp. Mit 6 Karten. St. Petersburg 1887.
Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 215
363 Arten, mit zahlreichen Varietäten, worunter auch einige neue. Die einzige
neue Art darunter ist: Potentilla Tollii Trautv.*) „proxime affinis P. dealbatae
Bnge. et P. Altaicae Bnge.“, vom Flusse Jana (Toll).
v. Herder (St. Petersburg).
Schenk, A., Fossile Hölzer aus Ostasien und Aegypten.
(Bihang till Kongl. Svenska Vet. Akad. Handl. Bd. XIV. III
Nr. 2.) 24 pp. Stockholm 1888.
Verf. konstatirt mit dieser Arbeit, dass in der Tertiärzeit auf
Kamtschatka, Sachalin, den Behrings- und Kupferinseln (östlich von
Kamtschatka) Nadelhölzer mit Cupressinenstruktur einerseits, mit
der Struktur der Kiefern und Fichten andererseits vorkamen. „Im
Ganzen ist es nicht unwahrscheinlich, dass die innerhalb des Polar-
kreises vorkommenden Coniferen, welche auf Spitzbergen, Alaska
und Grönland, aber auch jene, welche im Tertiär von Sachalin und
Japan nachgewiesen sind, zum Theile wenigstens bei der Abstam-
mung der Hölzer in Frage kommen also Sequoia, Biota, T’huja,
Chamaecyparis, Pinus und Picea undArten derselben auch an den
genannten Lokalitäten vorkamen.* Es ist nur zu bedauern, dass
die dem Verf. übergebenen Holzfragmente sich in schlechtem
Erhaltungszustande befanden und so nicht nur die specifische,
sondern manchmal auch die generische Bestimmung unmöglich
machten. Von Kamtschatka liessen sich nur das Wurzelholz von
Cupressionoxzylon. Severzovü Merkl. und Pityoxylon Pachtanum Kraus;
von der Insel Sachalin Pytyoxylon Nordenskiöldi n. sp. feststellen;
die übrigen Fragmente gehören theils zu Cupressino&ylon, theils zu
Pityosylon. —
Von der japanischen Insel Iwojima beschrieb der Verf. ein
Wurzelholz, welches dem Merklin’schen Cupressinoxylon erraticum
am nächsten steht. —
Schon in dem Werke Zittel’s über die lybische Wüste sprach
der Verf. die Vermutung aus, dass es nicht richtig sein wird,
dass in dem sogenannten versteinerten Walde bei Kairo nur
die bekannten Nicolia Aegyptiaca Ung. und N. Oweni Carr., Palmen
aber überhaupt nicht vorkämen, denn unter den von der Vega heim-
gebrachten Hölzern konnte der Verf. ausser den schon erwähnten
noch folgende drei neue Arten entdecken u. z. Celastrinoeylon
affine, Acerinium Aegyptiacum, Acaciowylon Vegae, und in einer von
*) P. Tollii Trautv. herbacea, perennis, caespitosa, caulibus erectis vel
adscendentibus, folia radicalia longe superantibus, pubescentibus, parce ramosis;
foliis digitatis, supra glabris et viridibus, subtus glaucis et in nervis adpresse
sericeo-pubescentibus vel glabratis, — radicalibus longe petiolatis, 3—5 foliolatis,
— caulinis abortivis, sparsis, sessilibus, 1—3 foliolatis; foliolis foliorum radi-
calium omnibus ipsi apiei petiolorum insertis, elliptieis vel obovatis, basi longe
euneatis, in lacinias lineares, elongatas, integras integerrimasque, margine revo-
lutas pectinato-pinnatisectis, intimo (terminali) longe petiolulato, exterioribus
(lateralibus) sessilibus; stipulis lineari-lanceolatis, subulato-acuminatis, integris
integerrimisque; periantii pubescentis laciniis Janceolatis, acutis, bracteolas lineares,
acutas subaequantibus ; petalis luteis, orbieulato-obovatis, profunde-emarginatis,
perianthio duplo longioribus; caryopsibus laevibus.
216 Palaeontologie.
Dr. Schweinfurt aufgebrachten Sammlung Palmenhölzer, darunter
Palmoxylon Aschersont.
Staub (Budapest).
Ettingshausen, C. v., Die fossile Flora von Leoben in
Steiermark. Theil I. (Kryptogamen, Gymnospermen, Mono-
kotyledonen und Apetalen.) Mit 4 Tafeln. Theil II. (Gamo-
petalen und Dialypetalen). Mit 5 Tafeln. (Denkschriften der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathem.-
naturw. Klasse. Bd. LIV. 1888.)
Verf. legt in diesem Werke die Resultate seiner nahezu
20jährigen Studien über die fossile Flora von Leoben nieder.
Ein ausgezeichnetes und reichhaltiges Material *) liegt dieser wichtigen
Arbeit zu Grunde. An Artenzahl ist die in Rede stehende Flora
eine der bedeutendsten, und der vortrefllichen Erhaltung der Fossil-
reste halber „bildet diese fossile Flora einen wichtigen Bestandtheil
des Archivs der Vorwelt*“. Die 411 Arten vertheilen sich auf
177 Gattungen, 77 Ordnungen und 34 Klassen. 44 Arten sind
Kryptogamen, 367 Phanerogamen, von diesen 132 Apetalen, 52
Gamopetalen, 137 Dialypetalen. 136 Arten sind der Tertiärflora
von Leoben eigentümlich. Dieselben vertheilen sich auf die
Gattungen:
Phyllerium, Sphaeria, Dothidea, Depazea, Phaeidium, Xylomites, Rhytisma,
Ceratozamia, Pinus, Podocarpus, Cyperites, Smilax, Najadopsis, Myrica, Betula,
Quercus, Corylus, Ostrya, Celtis, Ficus, Urtica, Platanus, Populus, Salix, Poly-
gonites, Laurus, Oreodaphne, Persea, Litsaea, Daphnogene, Exocarpus, Daphne,
Protea, Hakea, Embothrium, Dryandroides, Lonicera, Olea, Ligustram, Fraxinus,
Apocynophyllum, Plumeria, Myrsine, Ardisia, Maesa, Diospyros, Macreightia,
Styrax, Vaceinium, Araliophyllum, Cornus, Loranthus, Bombax, Stereulia, Tilia,
Acer, Heteropteris, Hiraea, Sapindus, Celastrus, Maytenus, Celastrophyllum, Evo-
uymus, Hippocratea, Illex, Zizypbus, Khamnus, Cissus, Juglans, Pterocarya, Rhus,
Anacardiophyllum, Ailanthus, Coriaria, Eucalyptus, Callistemophyllum, Photinia,
Sorbus, Spiraea, Cytisus, Dalbergia, Palaeolobium, Cassia.
Die meiste Uebereinstimmung herrscht mit der fossilen Flora
von Bilin, da die „allgemeine Beschaffenheit der Gesammtflora“ so-
wie die „Vertretung der Florenelemente‘* die gleiche ist.
Da von den meisten Phytopaläontologen besonderer Wert
auf die Blüten- und Fruchtreste gelegt wird, so mögen die
wichtigsten derselben im Folgenden hervorgehoben werden:
Blütenreste:
Styrax sp. Blumenkrone, an welcher die im Schlunde angewachsenen Staub-
gefässe, sowie die linealen Kölbehen deutlich zu sehen sind; Castanea und Quereus,
S Kätzchen mit wohlerhaltenen Staubgefässen; Hydrangea, sterile Blume; Peri-
gone von Smilax, ferner von Asterocalyx, welehe neue Gattung als ein Verbindungs-
glied der Dioscoreen und Smilaceen zu betrachten ist; ausdauernde Blütenkelche
von Porona, Diospyros, Royena, Macreightia und Heterocalix (= Getonia Ung.);
ö Blütenkätzchen von Pinus, Alaus, Carpinus und Populus; Inflorescenzen von
Cinnamomum und Engelhardtia, Deckblätter von Tilia und Betula.
Fruchtreste:
Anı bemerkenswertesten ein Nüsschen mit langem Griffel von Protea,
Flügelfvucht von Hiraea, Kapselfrüchte von Apeibopsis und Aristolochia, weitere
*) Das Material wurde an vier Fundstellen (Münzenberg, Unterbuchwiesen,
Seegraben, Moskenberg) des Braunkohlenbeckens von Leoben zu Tage gefördert.
Palaeontologie. 217
Fruchtreste von Engelhardtia, Carpinus, Ostrya, Glyptostrobus, Pinus, Sequoia,
Alnus, Betula, Ulmus, Fraxinus, Acer, Dodonaea, Tetrapteris, Ailanthus, Callitris,
Embothrium (6 Species), Hakea, Laurelia, Echitonium, Cassia, Bauhinia, Mimo-
sites, ferner Persoonia (2 Species), Myrica, Salix, Cinnamomum, Heliotropites,
Symplocos, Platanus, Polygonites, Diospyros, Sapindus, Evonymus, Pterocarya.
Bezüglich der Blattreste verweist Ref. auf das Original. Hier
sei nur erwähnt, dass die früher als Myrica acuminata Unger be-
zeichneten Blattfossilien, da man die Theilblättchen noch in Ver-
bindung mit der Blattspindel auffand, als Theilblättchen einer
Rhopala-ähnlichen Pflanze erkannt wurden.
Von besonderer Wichtigkeit sind die Anschlüsse der Leobener
Tertiärflora an die Flora der Jetztwelt, da sie m mehreren Fällen
bis nahe zur Gleichartigkeit kommen.
Castanea atavia Ung. geht durch C. Ungeri Heer und C. Kubinyi Kov. voll-
kommen in die recente (. vesca über; Fagus Feroniae Ung. schliesst sich durch
F. Deucalionis Ung. an die nordamerikanische F. ferruginea, durch F. Goepperti
Ett. an die europäische F. silvatica unmittelbar an. Pinus Palaeo-Strobus ist,
wie die Zwischenglieder P. Palaeo-Cembra, P. hepios und P. Palaeo-Larieio be-
weisen, nicht nur die Vorpflanze der amerikanischen P. Strobus, sondern auch
die Stammpflanze unserer P. Cembra und P. Laricio. In nächster genetischer
Beziehung stehen Alnus Kefersteinii zu A. glutinosa, Corylus Palaeo-Avellana zu
C. Avellana, Carpinus Heerii zu C. Betulus, Ostrya Atlantidis zu O. Virginica
und vulgaris, Ulmus Bronnii zu U. campestris, Planera Ungeri zu Pl. Richardi,
Salix Palaeo-Caprea zu S. caprea, Salix Palaeo-repens und subrepens zu S. repens,
Daphne Palaeo-Mezereum zu D.‘ Mezereum, Daphne Palaeo-Laureola zu D.
Laureola, Daphne prae-longifolia zu D. longifolia, Lonicera prisca zu L. nigra;
Fraxinus prae-exeelsior zu Fr. excelsior, Arbutus serra zu A. Unedo, Prunus
Palaeo-Cerasus zu P. Cerasus, Cytisus Palaeo-laburnum zu C. Laburnum, ete.
Es dürfte nicht überflüssig sein, zum Schlusse noch auf einige
Punkte der Einleitung aufmerksam zu machen. Jenen, welche es
leugnen, dass überhaupt welche Blattfossilien nach der Nervation
vollkommen sicher bestimmbar sind, hält Ettingshausen seine
durch vieljähriges Studium der Blätter gewonnene Ueberzeugung
entgegen, dass eine grosse Anzahl von Pflanzen aus den verschiedensten
Familien nach den Blättern allein erkannt werden können und weist
darauf hin, dass sich, wie er in den „Blattskeletten der Dikoty-
ledonen“ zeigte, über 200 Merkmale der Nervation unterscheiden
lassen, deren Kombination eine ungemein ergiebige — noch immer
nicht ausgenützte — Quelle für die Charakteristik der Pflanzen
bilden. Ferner betont er die Wichtigkeit, welche einerseits die
Progression in den Blattformen der fossilen Arten, andererseits die
Regression in den Blattformen der lebenden Arten — als Anhalts-
punkte für die Untersuchung und Bestimmung der fossilen Blätter
besitzen. Krasser (Wien).
Raeiborski, M. Odmiana teratologiezna Lamium album.
|Teratologische Form von Lamium album.] (Sep.-Abdr. aus
Verhandlungen und Sitzungsberichte der Krakauer Akademie der
Wissenschaften. Bd. XV1I. 1888). 8°. 19 pag. Krakau 1838.
In einem Garten in Krakau wurde wiederholt eine eigenthüm-
liche teratologische Form von Lamium album beobachtet, die bei
den sie aufweisenden Stöcken beständig zu sein scheint. Die wich-
tigsten Abweichungen waren folgende: 1) Vermehrung der Blätter
218 Teratologie und Pflanzenkrankheiten.
in den Quirlen, sowohl der gewöhnlichen Laubblätter, als auch der
metamorphosirten Blätter in den Blüten. 2) Verwachsungen von
Blättern, sowohl gewöhnlichen als metamorphosirten, und Verwach-
sungen von ganzen Blüten untereinander, 3) Dislocationen in der
Lagerung der Blätter und der Blüten in den Quirlen, 4) Form-
veränderungen der Stengel, und zwar sowohl Vieleckigwerden des
Querschnitts, als auch leichte Fasciationen. Die sonst so häufig
vorkommende unvollständige oder abnorme Metamorphose der
Blätter in den Blüten fehlte hingegen vollständig.
Die oben genannten Veränderungen, welche natürlich auch
weitgehende Veränderungen der anatomischen Structur zur Folge
haben, betreffen nie die sämmtlichen Theile eines Sprosses, sondern
treten an den Sprossen ganz regellos auf. Verf. beschreibt ein-
gehend mehrere solche teratologisch ausgebildete Sprosse, und re-
sumirt und bespricht alsdann die Veränderungen, denen die ver-
schiedenen Sprosstheile (Rhizom, Stengel, Laubblätter ete.) unter-
liegen. Rothert (St. Petersburg).
Wettstein, R. v., Zur Verbreitung des Lärchenkrebs-
pilzes, Helotium Willkomm,ii Hart. (Hedwigia. 1888.
Heft 3/4. p. 1—4.)
Der kurze Aufsatz ist hervorgerufen durch einen Artikel R.
Hartig’s, der einige Punkte der früheren Abhandlung W.’s (Botan.
Centralbl. 1887, N. 35 und 36) über denselben Pilz angegriffen
hatte. Um nicht auf die ganze Controverse einzugehen, sei hier
nur bemerkt, dass Verf. nochmals betont, dass in den Ostalpen
Helotium Willkommii heute viel häufiger ist, als noch vor
wenigen Jahren, heute hier Epidemien verursacht, wo solche trüher
unbekannt waren. Ferner führt Verf. noch Mehreres zur Unter-
stützung seiner früher ausgesprochenen Ansicht an, dass die Wälder
der Voralpen, nicht durch den nur vereinzelt in den Hochalpen sich
findenden Pilz, sondern durch den in ungeheuren Mengen in den
vorliegenden Niederungen verbreiteten infieirt werden. Bezüglich
der Nomencelatur bleibt Verf. dabei, dass der Pilz in die Gattung
Helotium zu stellen sei.
Hartig, R., Zusatzzu dem vorstehenden Artikel (l.c.
p-5—8). Hartig will den Pilz solange als Peziza Willkommii Hart.
bezeichnet wissen, als nicht seine Stellung zu Helotium definitiv
festgesetzt wird. Seine Ansicht über das Auftreten des Parasiten
fasst er in folgende Worte kurz zusammen:
„Entweder gab es in jenen Gebieten, in denen heute der Parasit
allgemein beobachtet wird, früher den Pilz überhaupt nicht und
dann handelt es sich um eine Weiterverbreitung desselben auf neue
Gebiete, wie wir sie fast in ganz Mitteleuropa beobachten können,
nicht aber um eine Rückwanderung, oder derselbe war, wenn auch
vielleicht nur vereinzelt, an den stets im Gebiet heimischen Lärchen
und hat sich der Beobachtung früher entzogen. Dann fand derselbe
in den jungen geschlossenen Lärchenbeständen, welche die fortge-
schrittene Forstkultur seit einigen Decennien auch im Gebiete der
Medicinische und technische Botanik. 219
Voralpen begründete, die günstigen Bedingungen zur allgemeinen
epidemischen Verbreitung, womit natürlich eine gleichzeitige In-
vasion von aussen nicht ausgeschlossen sein soll.“
Möbius (Heidelberg).
Hanausek, T. F.,, Ueber Nag-Kassar von Mesua ferrea.
(Pharmaceutische Post. 1888. No. 27.)
Ascherson hat eine Droge beschrieben, die nur aus Antheren
zusammengesetzt ist, einen Veilchen-Geruch besitzt und aus Ceylon
stammte. Es war eine sehr schwierige Aufgabe, die Abstammung
der Droge festzustellen und Ascherson konnte nach langem Nach-
forschen Mesua ferrea als jene Pflanze angeben, deren Antlıe-
ren die Droge bilden. Sadebeck giebt Mesua saliecina Pl.
et Tr. an. Ref. findet diese Pflanze in der Litteratur nur als eine
Varietät der vorher genannten angeführt.
Prof. Ascherson hat dem Ref. freundlichst Muster der Droge
zur Verfügung gestellt, die er mit Originalantheren von JMesua
terrea (durch gütige Vermittlung des Herrn Custos Dr. G. Ritter
von Beck) vergleichen konnte. Das Aussehen der Antheren wurde
schon früher beschrieben. Sie messen 1,3 mm—3 mm (Länge),
0,6—0,35 mm (Breite), alle Thecae sind mit einem Längenspalt ge-
öffnet, dottergelb, das Connectiv purpurbraun, die Filamente sehen
rothbraunen Haaren ähnlich. Das Connectiv besteht aus einem
mauerförmigen Parenchym mit durchaus homogenem, rothbraunem
Inhalt; die Zellen sind daher ganz opak; ausgezeichnet sind die
Oberhautzellen meistens durch die feine, aber sehr deutliche ceuti-
culare Streifung; die Streifen sind parallel, verlaufen sanft wellen-
föormig geschwungen. Die Thecae zeigen ein Oberflächengewebe
und ein Ausfüllungsparenchym. Ersteres setzt sich aus polygonalen
Zellen zusammen, deren Querwände Warzen- und Knotenverdickung
zeigen, während die Flachwände die zierlichste Netzverdickung auf-
weisen. Als Hauptinhalt beider Gewebe sind citronengelbe Körper,
theils Tröpfehen, theils Massen von mehr consistentem Gefüge wahr-
zunehmen, ausserdem noch Oxalatkrystalldrusen und monokline
Einzelkrystalle. — Pollenkörner kommen in der Droge reichlich vor.
Der Durchmesser derselben beträgt 0,057—0,04 mm ; sie sind ellipsoi-
disch oder rundlich, haben 3 Poren, aus denen nach Einwirkung
quellender Mittel kurze Pollenschläuche hervortreten; um die Poren
ist eine farblose ringförmige Verdickung wahrzunehmen. Denselben
Bau besitzen auch die Original-Antheren von Mesua ferrea; als
Differenzen sind anzugeben: die Streiftung der Oberfläche ist schärfer
ausgeprägt, die Netzverdickung der Zellen der Thecae weniger
deutlich und seltener.*) T. F. Hanausek (Wien).
Gildemeister, Eduard, Zur Kenntniss der Eucalyptusöle.
(Inaug.-Diss. von Freiburg i/B.): 8°. 14 p. Bonn 1858.
Verf. untersuchte das Oel von Eucalyptus globulus und Eu-
calyptus amygdalina. Die Arbeit kommt zu folgenden Resultaten:
*) Sadebeck fand in den Pollen von M. salicina Harzzänge, die auch
in der Droge vorkommen; bei M. ferrea sollen sie fehlen.
220 Neue Litteratur.
Sin Hauptbestandtheil des australischen Eucalyptusöles ist das
Phellandren, welches durch das bei 105—104° schmelzende Nitrit
Cıo Hıs Ne Os charakterisirt ist.
In demselben Oele ist das Cineol in reichlicher Menge ent-
halten. Dasselbe ist nicht direkt durch Bildung des Chlorwasser-
stoffadditionsprodukts nachweisbar. Hierzu eignet sich aber vor-
züglich die Bromwasserstoffverbindung, welche Cineol in Gemengen
mit anderen Terpenen selbst noch in 1°, Lösung erkennen lässt.
Das Cineol kann auch leicht durch Bildung eines Oxydations-
produktes, der Cineolsäure, nachgewiesen werden.
Die Bromreaktion (Bildung des Bromadditionsproduktes) kann
nicht als Unterscheidungsmerkmal für die Oele von Eucalyptus glo-
bulus und Euc. amygdalina dienen.
Bei der Oxydation ceineolhaltigen Oeles mit Kaliumpermanganat
in neutraler Lösung wird als Hauptprodukt Cineolsäure erhalten;
als Nebenprodukte treten auf: Oxalsäure, Kohlensäure und sehr
wenig Essigsäure.
Die Cineolsäure ist eine zweibasische Säure, der die empirische
Formel Cıio Hıs Os zukommt. Durch Oxydation scheint sie aus-
schliesslich in Oxalsäure übergeführt zu werden.
Beim Erhitzen zerfällt die Cineolsäure in eine Säure von der
Formel Cs Hıs Os, CO2, einer geringen Menge eines brennbaren
Gases nnd H2 ©. Nebenbei bildet sich eine kleine Quantität eines
Körpers von angenehmem, fruchtätherhaltigem Geruch.
Die Säure Cs Hıı Os ist einbasisch.
Cineol, Eucalyptol und Cajeputol sind identische Körper. Sie
liefern bei der Oxydation dieselbe Cineolsäure.
Beim Kochen mit Terpinhydrat mit verdünnter Schwefelsäure
‚oder Phosphorsäure entsteht neben anderen Produkten Cineol, was
durch Bildung der Cineolsäure festgestellt wurde.
E. Roth, Berlin.
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
Du Bois Reymond, E., Albert von Chamisso als Naturforscher. Rede. 8°,
64 pp. Leipzig (Veit & Co.) 1889. M. 1.20.
Mouillefarine, E., Sur une famille de botanistes: Les Thomas de Bex.
(Bulletin de la Societ© Botanique de France. Tome X. 1889. p. XL.)
Vincent, L., Note sur J. Blanche, aneien consul de France en Syrie. (I. e.
p. XXXVIIL)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen
«damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur. 2a
Algen:
Hansgirg, Anton, Beiträge zur Keuntniss der guarnerischen und dalıntinischen
Meeresalgen. [Schluss ] (Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. NXXIX.
1889. No. 2. p. 42.)
Pilze:
Di Vestea, A., De l’absence des mierobes dans les tissus vegetaux. (Annales
de l’Institut Pasteur. 1888. No. 12. p. 670—671.)
Kunz, J., Bakterivlogisch-chemische Untersuchungen einiger Spaltpilzarten. 8.
36 pp. Bern (Huber & Co. [Hans Körper]) 1889. M. 0.70.
Schrank, J., Untersuchungen über den im Hühnerei die stinkende Füäulniss
hervorrufenden Bacillus. (Medicinische Jahrbücher. 1888. No. 6. p. 303— 322.)
Yuillemin, Paul, Sur les P£zizes des chancres des Coniferes. (Bulletin de la
Soci@tE Botanique de France. Tome X. 1889. p. LXIV.)
Flechten:
Hy, l’abbe, Lichens recueillis aux environs de Quillan. (Bulletin de la Soeidte
Botanique de France. Tome X. 1889. p. CXXXVI.)
Muscineen:
Chevallier, L., Liste des Mousses et Hepatiques recoltes dans la foret des
Fanges, le 16 juin. (Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome X.
1888. p. CXXXVIIL)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Abbott and Trimble, On the oceurrence of solid hydrocarbons in plants.
(American Chemical Journal. Vol. X. 1888. No. 6.)
Strasburger, Eduard, Histologische Beiträge. Heft I. Ueber das Wachsthum
vegetabilischer Zellhäute. Mit 4 lithogr. Tafeln. 8°. 186 pp. Jena (Gustav
Fischer) 1889. M. 7.—
Vries, Hugo de, Intracellulare Pangenesis. 8°. 212 pp. Jena (Gustav Fischer)
1889. ’ Nie
Wiesner, J., Der absteigende Wasserstrom und dessen physiologische Bedeutung.
(Botanische Zeitung. 1889. No. 1.)
Systematik und Pfianzengeographie:
Baichere, E., Herborisations dans le Carbadts et le Minervois, versant meri-
dional de la Montagne Noire, Aude. (Bulletin de la Societe Botanique de
France. Tome X. 1888. p. L.)
— —, Note sur la vegetation des environs de Carcassonne. (l. ec. p. XXVIIL)
Biocki, Br., Potentilia Tynieckii n. sp. P. leucopolitanoidi X argentea?
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 2. p. 49.)
Borbäs, Vincenz v., Tilia semicuneata Rupr. in Galizien. (l. c. p. 44.)
Copineau, Sur I’ excursion faite par la SocietE A Saint-Antoine de Galamus le
20 juin. (Bulletin de la Societ& Botanique de France. Tome X. 1889. p.
CXXV.) R
— —, Exeursion aux Etroits-d’Alet, le 21 juin. (l. ec. p. CXXVII.)
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6.9. DEXVE)
— —, Sur l’herborisation aux iles de Laute et de Sainte-Lueie. (l. ec. p. LXXIX.)
— —, Sur l’herborisation aux pinedes de Boutenae. (l. c. p. LXXXIIE)
— —, Sur l’herborisation au mont Alaric, le 12 juin. (L e. p. LXXXVL)
— —, Sur l’herborisation aux sidrieres de Fitou et de Leucate, le 14 jiin. (l. ce.
p- CIII.)
222 Neue Litteratur.
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— —, Sur l’herborisation aux gorges de la Pierre-Lisse, le 15 juin. (l. c. p.
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— —, Sur l’herborisation & la for&t des Fanges, le 16 juin. (l. e. p. CXL)
— —, Sur l’herborisation & la for&t et au Pla-d’Estable, le 18 juin. (l. c. p.
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(10. Bericht des deutschen Hopfenbauvereins.) 8°. 29 pp. München (Theodor
Ackermann) 1888. MS
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(American Chemical Journal. Vol. X. 1888. No. 6.)
Reichenbach, H. @., fll., Odontoglossum vexillarium Leopoldi II. (Gartenflora.
Jahrg. XXXVIII. 1888. Heft 3. p. 65.)
Riepenhausen-Crangen, K. v., Stechginster (Ulex Europaeus) und seine wirth-
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Leipzig (Duneker und Humblot) 1889. M. 1.60.
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(Gartenflora. Jahrg. XXXVIII. 1888. Heft 3. p. 72.)
Wittmack, L., Billbergia thyrsoidea Mart. Hierzu Tafel 1291. (l. e. p. 65.)
— —, Colocasia Indica Engl. Hierzu Abbildung 16. (l. ce. p. 66.)
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Soeben erschien:
Hugo de Vries,
ord. Professor der Botanik an der Universität Amsterdam.
Intracellulare Pangenesis,
Preis 4 Mark.
Eduard Strasburger,
vo. ö. Professor der Botanik an der Universität Bonn.
Histologische Beiträge.
Heft II.
Veber das Wachsthum vegetabilischer Zellhäute.
Mit 4 lithographischen Tafeln. Preis 7 Mark.
I’nhart:
Wissenschaftliche Originalmit- Eitingzshausen, Die fossile Flora von Leoben
theilungen. in Steiermark, p. 216.
Boehn, Stärkebildung in den Blättern von Gildemeister, Zur Kenntniss der Eucalyptus-
Sedum spectabile Boreau, p. 193. öle, p. 219.
Hanausek, Ueber Nag-Kassar von Mesua
Originalberichte gelehrter Ge- | „Tea, p. 219.
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B scher Werd einiger Flechtenapotheeien, p. 208.
Er Verein in Lund. Ludwig, Biologische Notizen, p. 210.
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Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger Oelkö:per vernements Moskau, p. 213.
2 5 A # vipe Pereira Continho, Os Quercus de Portugal
in den Mycelfäden von Penicillium glaucum, z
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Trautvetter, Syllabus plantarum Sibiriae bo-
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Crepin, Description d’une nouvelle Rose asia-
tique, p. 211. | Neue Litteratur, p. 220.
Ausgegeben: i2. Februar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
Band XXXVIL No.8. Jahrgang X.
Bu Zr} =
ayamsches Öen brany,
REFERIRENDES ORGAN U
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. G. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Feunica
in Helsingfors.
No. 8. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile
Boreau.
Von
Prof. Dr. Josef Boehm.
(Schluss. )
IV. Stärkebildung in Alkohol.
1. In Aethylalkohol.
Wie sehon Eingangs des zweiten Kapitels bemerkt wurde,
kam es seinerzeit wiederholt vor, dass von gegenständigen Blättern
eines Sedum-Sprosses das eine Blatt, welches als „Probe“ für den
Grad der Entstärkung in Alkohol kam, trotz 3 bis 4wöchentlicher
Verdunklung sehr schön violett wurde, während das Versuchsblatt
ganz stärkefrei oder doch viel stärkeärmer war. An sich wider-
sinnig war ein solcher Befund nicht, denn es war ja möglich, dass
die weitere Entstärkung erst während des Versuches erfolgte.
Auffallend war aber der Farbenton der Jodstärke und die gleich-
mässige Vertheilung derselben, während unvollständig entstärkte
Blätter besonders in der Nähe der Rippen schwarz gefleckt oder
punktirt werden. Später fand ich bisweilen Probeblatthältten,
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII, 15
226 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau.
welche ınit Ausnahme des 2 bis 5 Mllm. breiten Schnittrandes
gleichmässig violett wurden, während sonst bei verdunkelt ge-
wesenen Blättern das Mesophyll gerade in der Nähe der Mittel-
rippe zuletzt entstärkt wird. Nach vielen resultatlosen Versuchen
blieb mir zur Erklärung dieser sonderbaren Erscheinung nur die
Annahme übrig, dass sich die Stärke in den Proben erst
unter Alkohol gebildet habe. — So paradox diese Annahme
auch war, sie erwies sich als richtig.
Entstärkte Blätter und Blatthälften, welche unter Glasglocken
über Kalilauge auf oder unter 1 bis 80 prozentigem Alkohol
während 4 Stunden oder länger belichtet wurden, färben sich
oft prachtvoll violett, und selbst nicht nur auf, sondern auch unter
95 procentigem Alkohol wird noch Stärke gebildet.
Unter 1 bis 4 und bisweilen auch unter 5 und selbst 6 ”/e,
und auf 1 bis ca. 10°, wird’ am stärkereichsten das Mesophyll
in der Nähe der Wunden; die Löcher erschemen oft prachtvoll
violett umrandet. In höheren Prozenten bleiben die Wundränder
stets stärkefrei, und die Breite des durch den eindringenden Alkohol
vor der Stärkebildung getödteten Streifen oder Ringes wächst mit
der: Coneentration des Alkohols bis zu ca. 6 Millimeter.
Die Stärkebildung in Alkohol dauert länger, als man ver-
muthen möchte, mindestens 4 Stunden. Unter 15 °o beobachtete
ich die ersten Spuren nur ausnahmsweise nach 5, und unter 70%
nie vor 10 Minuten. Selbst nach einer Stunde wurde häufig nur
das Mesophyll in der Nähe der Schnitt- und Lochränder erst zart
violett.
Während in Luft bei Liehtabschluss, wenn auch viel langsamer,
aus Reservezucker ebenso viel Stärke gebildet wird, als über Kalı
im Lichte, wird im Dunkeln auf und insbesondere unter Alkohol,
unabhängige von der Concentration desselben, unvergleichlich
viel weniger Stärke gebildet, als unter sonst gleichen Ver-
hältnissen ie den Blattschwesterhälften im Lichte. Aber auch auf
75 °/o werden die Blatthälften im Dunkeln bisweilen theilweise noch
schön violett und unter 75°/o bekommen dieselben nicht selten
einen vicletten Schimmer oder werden mitunter selbst zart violett.
2. In Methylalkohol.
Die Mittheilung von Th. Bokorny *), dass entstärkte Spiro-
gyren nach 6 bis 24 Stunden im Lichte (nicht aber im Dunkeln)
unter 1°/, bis 1 pro Mille Methylalkohol Stärke bilden, veranlasste
mich im vorigen Sommer zu diesbezüglichen Versuchen mit entstärkten
Sedum-Blättern. Das Resultat derselben war ganz ähnlich wie bei
den Versuchen auf und unter Aethylalkohol, nur war die gebildete
Stärkemenge unvergleichlich geringer, und die Blätter wurden sicht-
lich viel früher geschädigt und getödtet. Auf 1 bis 10 °/o Methyl-
alkohol werden im Lichte die Lochränder nur selten schön violett,
während die Flanken ganz stärkefrei bleiben. Aber selbst unter
*) Ueber Stärkebildung aus verschiedenen Stoffen. (Berichte der deutschen
bot. Ges. Bd. VII. 1886. p. 116.)
Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 227
75 und auf 95 prozentigem Methylalkohol wird oft noch zweifel-
los Stärke gebildet. Unter Methylalkohol beobachtete ich im
Dunkeln nie Stärkebildung, wohl aber, jedoch nur eine sehr
geringe, auf 1/,.
Ich brauche es wohl kaum ausdrücklich zu bemerken, dass
ich der Ansicht Bokorny’s über die Quelle der in Methylalkohol
gebildeten Stärke nicht beipflichte. *)
V. Stärkebildung in Glycerin.
Nach den hisher mitgetheilten Versuchsresultaten ist es fast
selbstverständlich, dass von entstärkten Blättern auch in Glycerin
Stärke gebildet werde.
Auf 5 bis 20 procentiger Lösung werden nach ca. 10 Stunden
die Blätter nicht nur im Lichte, sondern auch im Dunkeln oft
gleichmässig sehr schön pfirsichblütenviolett, auf 1°/o wird jedoch
im Dunkeln viel weniger Stärke gebildet, als bei sonst gleichen
Verhältnissen im Liehte. Auf Lösungen von 30 Prozent und dar-
über entsteht im Lichte viel mehr Stärke als im Dunkeln. Auf
käuflichem, nicht verdünntem 95 prozentigen Glycerin bleiben die
Blätter im Dunkeln ganz stärkefrei oder bekommen nur violette
Flecke, während sie im Lichte meist gleichmässig schön zart violett
werden.
Unter Glycerin wurden die Blätter im Lichte mindestens
ebenso stärkereich, ja oft stärkereicher als auf Glycerin. Selbst
unter nicht verdünntem Glycerin wurden dieselben oft intensiv
dunkelviolett.
Im Dunkeln bleiben die Blätter schon unter 20%, farblos
oder bekommen nur einen violetten Schimmer und selbst unter 1°/o
werden sie höchstens gleiehmässig zart violett.
Durchbohrte Blätter bekommen um das Loch im Lichte so-
wohl auf als unter, im Dunkeln aber nur auf 1 bis 20 oder
*) Auf die Bemerkung Bokorny’s (l. c. p. 119), dass die von mir fest-
gestellte Thatsache der Stärkebildung aus Zucker „von vornherein kaum anzu-
zweifeln war,“ erlaube ich mir, dem Chemiker zu erwidern, dass (abgesehen von
der nur für autochton gehaltenen Stärke in den Chlorophylikörpern) an dieser Mög-
lichkeit auch kein Physiologe gezweifelt hat. Was aber meine Fachkollegen
für ganz unmöglich hielten, war ein positives Resultat eines Versuches über
Stärkebildung aus künstlich zugeführtem Zucker. Ein solches Resultat hätte
ja im Widerspruche gestanden mit dem damals unerschütterlichen Glauben an
den endosmotischen Turgor, dessen Ursachen, Allmacht und Allgegenwart. So-
gar das Wachsthum des bereits weiss gewordenen isolirten Markes der Sonnen-
blume sollte durch den endosmotisch wirksamen Zellinhalt bedingt sein! (Vergl.
Bot. Ztg. 1886. p. 257). Damit Bokorny sich eine Vorstellung machen könne,
wie felsenfest noch vor einigen Jahren der Glaube an die Impermeabilität der
protoplasmatischen Hautschicht der Zelle für Zucker etc. gewesen sei, möchte ich
demselben verrathen, dass seinerzeit von fachmännischer Seite sogar Zweifel darüber
geäussert wurden, ob die Blaufärbung entstärkt gewesener und dann auf Zucker
gelegter Blätter (nach geeigneter Vorbehandlung) in Jodtinktur, durch Stärke be-
dingt sei. Die Ursache, warum ich in der betreffenden, für Physiologen ge-
schriebenen Abhandlung, diese Seite der Frage nicht in den Vordergrund gestellt
habe, war die, weil ich einem unfrachtbaren Wortstreite gerne aus dem Wege
gehe, Die kompetenten Fachkollegen haben aus der konstatirten Thatsache so-
fort den richtigen Schluss gezogen.
15*
228 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Borean.
30°/o einen oft recht breiten intensiv violetten Ring. Selbst in:
5%, füllen sich auch die unverletzten Zellen des innersten Loch-
randes meist mit Stärke. In mehr als 1Oprocentigen Lösungen
bleibt aber, ähnlich wie in Alkohol, der innere Lochrand stärke-
frei. Im Dunkeln wird nur unter 1 bis 5 °%o em schmaler-
Saum des Lochrandes auffallend violett. Unter concentrirteren,
besonders unter mehr als 20 prozentigen Lösungen unterbleibt die-
Stärkebildung bei Liehtabschluss ganz.
Erst unter 5 procentiger Glycerinlösung werden unverletzte
Blätter mässig weich, unter 10%o jedoch fast ebenso dünn und
schlaff wie unter 10 Proc. Kalisalpeter.
Stärkebildung auf resp. unter Glycerin wurde bekanntlich be-
reits von Laurent*), Arthur Meyer**) und Klebs***) beobachtet.
Die von diesen Forschern vertretene Ansicht, dass in den von.
ihnen konstatirten Fällen die Stärke aus Glycerin gebildet wurde,
lässt sich a priori nicht bestreiten; die Zelle ist em wunderbares-
Laboratorium. Die Chemie hat auch für die Umwandlung der
fetten Oele in Zucker und umgekehrt keine Erklärung; dass aber
hierbei die Stärke (resp. der Zucker) vorzüglich aus den betreffen-
den Säuren gebildet wird, ist eben so sicher, als es ungewiss ist,.
welche Rolle hierbei dem Glycerin zufällt. Laurent hat zu seinen.
musterhaft durchgeführten Versuchen die Spitzen von vergeilten.
Kartoffeltrieben verwendet, welche nach dem Abschneiden in
Wasser gestellt und im Dunkeln bis zum Absterben ihrer unteren.
Enden kultivirt wurden. Die Anwesenheit von Zucker in den.
Sedum-Blättern würde allerdings nicht beweisen, dass sich in den-
selben nicht auch aus Glycerin Stärke bilde. Ich glaube dies
aber entschieden deshalb nicht, weil in Glycerin in keinem Falle
mehr Stärke gebildet wird, als wenigstens stellenweise in Alkohol,
Salpeter und selbst im Dunkeln in Luft, während bei gleichzeitigen
und mehrtägigen Versuchen im Hochsommer die auf 15 oder
20 prozentiger Rohrzuckerlösung gelegenen Blätter, theilweise-
wenigstens, anscheinend ebenso stärkereich werden, wie sie vor
der Entstärkung waren. Ich werde übrigens diese und andere ein-
schlägige Fragen noch weiter verfolgen.
VI. Stärkebildung im Wasser.
Die Probe für die Richtigkeit meiner Ansicht über die
Ursache der in den vorigen Capiteln beschriebenen Stärkebildung
aus Reservezucker in Sedum-Blättern dürfte, so sollte man meinen,
darin liegen, dass bei gehindertem Wasserverluste die Stärkebildung-
unterbleibe. Der Versuch lehrt jedoch das Gegentheil. Im Lichte
wird unter Glasglocken über Kalilauge sowohlauf als
unter destillirtem und frisch ausgekochtem, also
kohlensäurefreiem Wasser, aber nur in verletzten
Blättern, Stärke gebildet.
*) Bot. Ztg. 1886.
**) Bull. de la Soc. roy. de bot. de Belgique. Tom. XXVI. 1883.
**#) Untersuchungen aus dem bot. Inst. zu Tübingen. Bd. 1.
Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 229
Sedum-Blätter, welche unter frisch ausgekochtes und bei Luft-
:abschluss abgekühltes Wasser eingesenkt werden, injieiren sich im
Dunkeln grösstentheils sofort, und während 12 Stunden werden
auch im vollen Tageslichte ganze Blätter wenigstens theilweise und
Blatthälften vollständig injieirt. Nach 12 Stunden betrug die pro-
centische Gewichtszunahme im Mittel von je 9 Versuchen mit
nicht entstärkten Blättern bei gleicher Temperatur am 16 Juli:
a) unter gewöhnlichem Wasser, im Hellschatten (nicht in-
‚Jeirt) : 5.63;
maxim.: 7.60, minim.: 3.52;
b) unter ausgekochtem Wasser, im Dunkeln (vollständig
injieirt) : 31.96;
maxim.: 34.43, minim.: 30.52.
In viel Brunnenwasser injieiren sich die Blätter auch im
Dunkeln während der ersten 12 Stunden nicht. Die Injection in
‚ausgekochtem Wasser ist durch den Mangel an Sauerstoff bedingt.
Während nämlich durch das Ansäuren des ausgekochten Wassers
mit Kohlensäure die Injektion im Dunkeln nicht verhindert wird,
unterbleibt sie dann im Lichte mehr oder minder vollständig.
Bekanntlich werden entstärkte Blätter von Landpflanzen, wenn
sie in kohlensäurehaltigem Wasser belichtet werden, theilweise
‚stärkehaltig (violett punktirt). „Es bekleiden sich nämlich“, wie
ich schon vor Jahren gezeigt habe, „die in kohlensäurehaltiges
Wasser getauchten Landpflanzen zuerst mehr oder weniger voli-
ständig mit einer kohlensäurehaltigen Atmosphäre und verhalten
sich dann bezüglich der Sauerstoffabscheidung gerade so wie in
ihrem natürlichen Medium“.*) — Selbst unter kohlensäurefreiem
Wasser kann auf Kosten der bei der Athmung erzeugten Kohlen-
säure Stärke gebildet werden. Unverletzte Blätter unserer Pflanze
blieben jedoch bei meinen zahlreichen diesbezüglichen Versuchen
anter kohlensäurefreiem Wasser sowohl in direktem Sonnenlichte
:als im Hellsehatten vollsändig stärkefrei, während halbirte und
durehbohrte Blätter in der Regel mindestens an den Wundrändern
violett wurden. Halbirte und durchbohrte Blätter wurden selbst in
‚ausgekochtem Wasser, auch wenn sie nach 12 stündiger Belichtung
vollständig injieirt waren, fast ausnahmslos an den Loch- und Schnitt-
zändern und bisweilen in toto zart und selbst recht schön pfirsielh-
‚blütenviolett. Werden jedoch die (an Glasstäben befestigten)
Sprosse mit durehbohrten Blättern und Batthälften bereits Abends
in Glaseylindern unter ausgekochtes Wasser eingesenkt, so bleiben
«die mittlerweile ganz injieirten Blätter nach 12stündiger Belichtung
am folgenden Tage stärkefrei, während Blätter, welche erst Morgens
in denselben Cylinder eingesenkt wurden, obwohl sie sich tagsüber
*) Ueber die Bildung von Sauerstoff durch grüne in kohlensäurehaltiges
Wasser getauchte Landpflauzen. (Sitzb. d. kais. Akad. der Wissensch. in Wien.
Bd. 66. 1872.) Abthlg. 1. S. 169. — Die diesbezüglichen Versuche wurden jüngst
'theilweise von Dr. Atsusuke Nagamatsz aus Tokio wiederholt. (Arbeiten des
‘Bot. Inst. in Würzburg. Bd. 3. 1887. S. 389.) — Dass dem genannten Herrn meine
Abhandlung unbekannt blieb, ist nicht zu verwundern; es wurde dieselbe über-
Nıaupt todtgeschwiegen.
230 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau.
ebenfalls mehr oder minder vollständig injieiren, fast ausnahmslos:
mindestens an den Schnitt- und Loochrändern Stärke bilden.
Der allfällige Einwand, dass die im Lichte selbst unter aus-
gekochtem Wasser gebildete Stärke vielleicht denn doch von
Kohlensäure stamme, art endgiltig durch die Thatsache beseitigt,
dass, wenn auch nicht immer, so doch in der Regel oder mindestens
nicht seiten, die Wundränder der Blätter besonders auf, bisweilen
aber auch unter lufthaltigem Wasser im Dunkeln stärkehaltig
werden.
Durch den Nachweis der Stärkebildung nicht nur bei auf-
gehobener Transpiration, sondern auch in Blättern, welche besonders
unter Wasser im Gegentheile ihr Gewicht vergrössern, scheint
die von mir supponirte Ursache der in den früheren Kapiteln be-
schriebenen Stärkebildung aus Zucker vollständig ad absurdum
geführt zu sein. Es ist dies jedoch, nach meiner Ueberzeugung,
sieher nicht der Fall. Die Concentration des in den Zellen vor-
handenen Zuckers bis zu dem für die Stärkebildung nothwendigen
Grade muss ja nicht ausschliesslich durch Wasserverlust erfolgen...
In assimilirenden Zellen geschieht dies durch Neubildung und m chloro-
phylilosen Zellen durch Zuleitung von Zucker. Ueber die Löslich-
keit des Zuckers in der lebenden Zelle wissen wir Nichts, und ich
zweifle nicht im Mindesten, dass dieselbe durch übermässigen
Wassereintritt und vielleicht auch in Folge von Wundreiz (?)
geändert, resp. (im Protoplasma) vermindert wird. Auch die
reichliche Stärkebildung selbst in nur lprocentigem Alkohol ist
gewiss nicht durch Verminderung des Wassergehaltes in der Zelle
bedingt.
VII. Einfiuss des Lichts auf die Stärkebildung aus Reserve-
zucker.
Wenn die im Vorstehenden beschriebene Stärkebildung in
Sedum-Blättern wirklich durch relative Steigerung der Coneentration
der Zuckerlösung in den Zellen bedingt ist, so scheint auf den
ersten Blick die Thatsache befremdend zu sein, dass diese Stärke-
bildung fast ausnahmslos gefördert wird durch das Licht und dass
unter dessen Einfluss dieselbe auch unter Bedingungen erfolgt, bei
welchen sie im Dunkeln vollständig unterbleibt. Bei einiger Ueber--
legung wird es aber sofort klar, dass dies gar nicht anders sein
kann. Zu allen uns bekannten normalen Stoffwechselprozessen der
höher organisirten und auch der meisten einzelligen Lebewesen ist
nämlich Sauerstoff unerlässlich. In Wasserstoff und anderen in-
differenten sauerstofifreien Medien sterben grüne Zellen nach ver-
hältnissmässig kurzer Zeit, während sie sich im vollen Tageslichte
wenigstens relativ lange vollständig lebenskräftig erhalten. Es ge-
schieht dies mittelst des Sauerstoffes, welehen sie von der zunächst:
in Folge imnerer Athmung*) gebildeten Kohlensäure abspalten. **)
*) Die Bezeichnung der inneren Athmung als „intramolekulare“ ist sprach-
lich, sachlich und historisch gleich ungerechtfertigt. Wenn Thierphysiologen.
unter innerer Athmung den Gasaustausch zwischen Blut und den Organen ver--
Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 231
In Wasserstoff bleiben entstärkte Sedum-Blätter auch im Lichte
stärkefrei. Stärkebildung in untergetauchten Blättern ist bei Licht-
absehluss nur möglich durch Vermittlung des in den betreffenden
Flüssigkeiten gelösten Sauerstofies. In luftfreien Flüssigkeiten er-
folgt im Dunkeln nie Stärkebildung. Die Stärkebildung im Dunkeln
unterbleibt aueh unter nicht ausgekochten Flüssigkeiten bei Licht-
abschluss stets, wenn die Gefisse (ohne Luft) mit möglichst viel
Blättern beschiekt und verschlossen werden.
Aber auch auf Wasser, Alkohol u. s. w., also bei Luftzutritt,
wird im Lichte meist viel mehr Stärke gebildet, als unter sonst
gleichen Verhältnissen im Dunkeln.
In Folge der Lichtwirkung auf die Spaltöffnung wird nicht
nur die Transpiration, sondern auch der Gaswechsel gefördert.
Sehon vor Jahren habe ich mieh durch zahlreiche vere deren
Resultate zu publiziren ich bisher leider keine Zeit fand, überzeugt,
dass von lederartigen Blättern, welche mit der Unterseite auf
Wasser gelegt wurden, auch nach 12stündiger Belichtung in kohlen-
säurereicher Luft nur stellenweise etwas Stärke gebildet wird. Bei
25 bis 30° C erfolgt im Dunkeln sogar oft innere Athmung, wenn
die mit Spaltöffnungen versehene Unterseite vor Luftzutritt sorg-
fältig geschützt wird. Zu denselben, Boussingault’s Angaben
widersprechenden Resultaten kam mittlerweile Mangin bei Ver-
suchen mit Blättern, deren Unterseite nicht, wie es von B ou ssingault
geschah, mit Särkekleister, sondern nn Vaselin oder verdundier
Gelatinelösung überzogen wurde. *) Durchd ie Oberhautzellen
stehen, so müssen sie, wenn sie konsequent sein wollen, auch die Athmung der
Milzbrandbakterien, Muskeltrichinen u. s. w. als innere Athmung bezeichnen!
Von Adolf Mayer wurde zuerst die Gährung als eine eigenthümliche Art der
Athmung der Hefezellen erkannt und als innere Athmung bezeichnet (Landwirth.
Versuchsst. Bd. XIV. 1870.) Heft 1. und ein Be Verhalten der „höheren“
Päanzen in indifferenten sauerstofffreien Medien wurde von mir in der Abhand-
lung: Ueber die Respiration der Landpdanzen. (Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss.
Bd. LXV]I. Abth. I. 1875.) beschrieben. Die damals bereits publieirten diesbezüg-
lichen Beobachtungen französischer Forscher waren mir entgangen uud wurden
auch in den vor meiner Abhandlung erschienenen physiologischen Handbüchern
nicht erwähnt.
*=#) Boehm, Physiologische Bedingungen der Bildung von Nebenwurzeln
bei Stecklingen der Bruchweide. (Sitzb. d. kais. Akad. d, Wiss. Bd. LV. Abth. 1.
1867.) [In dieser nirgends erwähnten Abhandlung wurde bewiesen, dass an den
unteren abgeringelten, bis über die Ringwunde verdunkeiten und in Wasser
eingesenkten grün berindeten Enden von Stecklingen der Bruchweide etc. die
Wurzelbildung nicht, wie Hanstein glaubte, in Folge von Eiweiss-, sondern
in Folge von Sauerstofimangel unterbleibt.| — Boehm, Ueber die Entwicklung
von Sauerstoff aus grünen Zweigen unter ausgekochtem Wasser im Sonnenlichte.
(Ann. der Chemie. Bd. CLXXXV., 1877.)
*) „Les stomates sont indispensables ä la circulation de gaz chez les plantes
a@riennes; l’occlusion de ces orifices provoque une diminution plus ou moins
forte des echanges gazeux respiratoires et tr&s consid@rable des &changes gazeux
chlorophylliens.*“ Ein Blatt von Zigustrum vulgarc, dessen Unterseite mit Gela-
tine überzogen war, zerlegte 1,92, und ein anderes gleich grosses, mit nicht
verstopften Spaltöffaungen, bei sonst gleichen Bedingungen, 6,26 Kohlensäure.
Mangein (Compt. rend. T. CV. 1887. p. 879.)
232 Botanischer Verein in Lund.
diffundiren die Gase eben sehr langsam *); im Dunkeln schliessen
sich aber die Spaltöffnungen mehr oder minder vollständig.
Die in vorliegender Abhandlung mitgetheilten Versuchsresultate
beweisen, dass entstärkte Blätter recht viel Zucker enthalten, weleher
in Folge verminderter Löslichkeit im Protoplasma als Stärke nieder-
geschlagen wird. Diese Thatsache ist, wie ich glaube, in me-
thodischer Beziehung nicht ohne Interesse, für das Verständniss
des Assimilationsprozesses selbst ist sie ohne Belang.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botanischer Verein in Lund.
(Fortsetzung.)
Desgleichen ist kein Grund vorhanden, hinsichtlich der Konzen-
tration besonderes Gewicht auf die in Rede stehende Pilzentwickelung
zu legen, da es bekannt ist, dass z. B. Mucor Mucedo sich in einer
Säurelösung von der Zusammensetzung 1:9 in 70 ccm Zuckernahrung
entwickeln kann**) und Hefenpilze in einer Schwefelsäurelösung von
1:100 Wasser am Leben zu erhalten sind***), verschiedener anderen
Beispiele nicht zu gedenken. Der Umstand muss doch hervor-
gehoben werden, auf den übrigens Brefeld?7) und Andere schon
betrefts Nahrungsflüssigkeiten, die mit Säuren oder anderen auf das
Wachsthum schädlich einwirkenden Stoffen versetzt worden, hinge-
wiesen haben, dass nämlich die Koncentration nur in so fern relativ
von Wert ist, als der Pilzorganismus durch eine, eine längere Zeit
fortgesetzte Kultur sich allmählich daran gewöhnt, einen höheren
Gehalt von hinzugesetztem Giftstoff zu vertragen, als von Anfang
an in der Kultur vorhanden war. Die Fäden des Pilzmyceliums
liessen nämlich in deren späterer Entwickelungsperiode ein in die
Augen fallendes kräftigeres und schnelleres Wachstum erkennen,
als in der ersteren, obschon der Schwefelsäuregehalt sich auf beinahe
1°/, erhöht hatte. Uebrigens müssen die Vegetationsverhältnisse
für das Gedeihen des Pilzes ziemlich ungünstig gewesen sein, wenn
*) Durch unverletzte vegetabilische Membranen, mögen dieselben feucht oder
trocken sein, bewegen sich die Gase ausschliesslich nach den Gesetzen der Ab-
sorption und Diffusion. Auch zwischen den Molekülen der trockenen Membran
tindet sich kein Raum für eine Gasfiltration; gegentheilige Behauptungen basiren
auf mangelhafter Versuchsanstellung. Die durch Absorption bedingte Diffusion
der Gase durch vegetabilische Membranen erfolgt aber bei diesbezüglichen Ver-
suchen verhältnissmässig langsam. Die Art und Weise der Sauerstoffversorgung
intensiv athmender parenchymatischer Gewebe, z. B. der inneren Zellen einer
geschälten Kartoffel (Boehm, Bot. Ztg. 1887) ist mir volltändig räthselhaft.
**) Wenckiwiez. Verhalten des Mucor zu Antiseptieis. u. s. w. Inaug.-Diss.
Dorpat 1880.
***) Weber Wirkungen einiger Antis. Inaug.-Diss. Dorpat 1879.
T) Brefeld, 1. c. Heft. 4. S. 52.
Botanischer Verein in Lund. 2353
man in Betracht zieht, dass ausser der Schwefelsäure und dem ge-
ringen Quantum von Stickstoff, der in dem aus der Luft aufge-
nommenen Ammoniak vorhanden war, das sich sicherlich in der
Flüssigkeit als Sulphat aufgelöst hat, demselben keine anderen
Nahrungsstoffe zu Gebote standen, als die zufälligerweise der Flüssig-
keit zugeführten Staubkörner und vielleicht auch die Absonderung
von unorganischen Stoffen von den Wänden des Glases. Wie weiter-
bin nachgewiesen werden soll, erscheint es am merkwürdigsten, dass
der Pilz imstande war zu wachsen, indem er bei einem so geringen
Vorrat von organischem Material eine so grosse Masse davon in
sich aufnahm, wie im vorliegenden Falle geschehen. Es giebt in-
zwischen Angaben über ähnliche Fälle, wo der Vorrat an orga-
nischer Nahrung oder ein besonderer für das Wachsthum des Orga-
nismus erforderlicher Stoff gefehlt hat, ohne dass deswegen die Ent-
wickelung ins Stocken gerathen, sondern im Gegentheil ganz normal
verlaufen ist.*) In vorliegendem Falle scheint der Pilz dem Mangel
durch Auflösung von älteren Zellen abgeholfen zu haben, indem er
diese an anderen Stellen zum Aufbau neuer Zellen verwandte.
Dieses Verhältniss schien vor Allem im Anfang der Pilzvegetation
vorzukommen, weil hier und da Spuren von derartiger Auflösung
in alten Theilen zum Vorschein kommen, während in der weiteren
Entwickelurg solches Auflösungphaenomen zurückzutreten schien.
Der interessanteste Umstand dieser mehrerwähnten Pilzbildung
dürfte jedoch in der schon angedeuteten Schwefelerscheinung liegen,
die sich in der einen oder anderen Form in den Zellen der Hyphen
offenbarte. Die äussere Aehnlichkeit zwischen den Körpern, die
im Innern der Hyphenzellen auftreten und den körnigen Gebilden,
die bei Beggiatoa angetroffen und dort gewöhnlich Schwefelkörner
genannt werden, ist schon hervorgehoben worden, und fiel bei der
vergleichenden Untersuchung, die zu dem Zwecke über die Schwefel-
körper der Beggiatoaarten nicht nur hinsichtlich des äusseren Aus-
sehens, sondern auch in vielen Fällen in mikroskopischer Hinsicht
angestellt wurden, sehr in die Augen. Die Verhältnisse, unter
denen sie entstanden, trugen das ihrige dazu bei, den Vergleich
zwischen diesen beiden. Gebilden noch hervorragender und lehr-
reicher zu machen.
Die Globoliten**) von Schwefel, die ursprünglich von Cramer
nachgewiesen, von Co hn“**) als Schwefelkrystalle beschrieben und von
Warmingr) als öltropfen-ähnliche Schwefelkörner bezeichnet wurden,
sowie im Uebrigen Gegenstand der Beschreibungen) anderer Ver-
fasser gewesen und nun zuletzt von Winogradskyrj) unter dem
Namen „Schwefelkügelchen“ umfassender untersucht und beschrieben
worden sind, gehören vorzugsweise zu den sogenannten Schwefel-
*) Joclin, Compt. rend. Tom. 35. S. 612; Winogradsky, 1. ec. S. 571 u. l.c.
1888. S. 269.
=*) Vogelsang, Poggendorf’s Ann. der Phys. Bd. 143. S. 261.
#=#%) Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pflanzen. Bd. I. Heft 3.
7) Warming, Einige an Dänemarks Küste lebende Bakt. 1876. S. 43—100.
r) Planchud, Compt. rend. 1877. S. 237; Etard. et Olivier, Compt. rend. 1382.
ir) Winogradsky, |. c. 1887. 8. 518, 519.
234 Botanischer Verein in Lund.
bakterien und sind mehr zufällig in gewissen Oscillarien und Ulothrix”)
vorgefunden worden. Winogradsky führt ausser den schon früher
bekannten Reaktionen, wodurch diese Körper auf mikrochemischem
Wege charakterisiert”*) worden sind, die Krystallisation des Schwefels
in wohl ausgebildeten Krystallformen aus desorganisirten oder aus mit
Pikrinsäure getöteten Zellen und dessen Schmelzung in TOgradigem
Wasser***) als neue an und glaubt auf Grund dieses und unter Berück-
sichtigung der schon bekannten chemischen Eigenschaften der Körper
genügenden Grund zu haben, dieselben als ölige und bei gewöhn-
licher Temperatur halbflüssige Gebilde zu betrachten.****)
Stellt man zum Vergleiche alle für diese Schwefelkörper be-
zeichneten Reaktionsversuche mit den Körpern an, die in P. glaucum
gefunden wurden, so beobachtet man eine überraschende Ueberein-
stimmung zwischen diesen und den bei den Beggiatoen nachgewiesenen
Körpern. Behandelt man demnach teils frisches, teils desorganisirtes
Materialf) mit Kohlenschwefel, so lösen sich die Körper ail-
mählich auf, am schnellsten in dem desorganisirten Material, weil in
demselben die Membranen dem Zutritt des Kohlenschwefels zu den
Körpern nicht hinderlich sind, während die Auflösung in dem lebendigen
Material eine bedeutend längere Zeit erforderte. Hierbei widerstand
immer ein innerer, scheinbar festerer Kern energischer der auf-
lösenden Wirkung des Kohlenschwefels, und zeigte sich unter
allen Umständen als ein im Innern der Körner vorhandener mehr
resistenter Theil. Daneben ist hervorzuheben, dass der Gang der
Reaktion in allen Theilen mit dem von Warming geschilderten
bei der Einwirkung des Kohlenschwefels auf die Schwetelkörner der
Beggiatoayj) übereinstimmte. Es entstand bei der Reaktion eine leb-
hatte Blasenbildung ausserhalb der Zellfäden in unmittelbarer Nähe
der Membrane, während zu derselben Zeit eine Abnahme der Körner-
grösse eintrat. Unlösliche Reste dagegen, wie Winogradsky sie
bei der Anwendung der nämlichen chemischen Mittel zur Lösung
des Schwefels bei der Beggiatoa gefunden hat, kamen nie vor.fff)
In kochendem Kali oder schwefelsäuerlichem Natron ver-
schwanden die Körner nach kurzer Zeit vollständig aus den Zell-
fäden. Chlorsaures Kali, Salpetersäure und Alkohol, die letzteren
jedoch erst nach einer während längerer Zeit fortdauernden Einwir-
kung, lösten ebenfalls die Körner bei gewöhnlicher Temperatur, da-
gegen waren die Körper gleichwie die Schwefelkörner in Wasser
*) Etard. et Oliviers, l. c.S. 846. Wenn Winogradsky, ohne sein Urtheil
auf schwerer wiegende Gründe als auf angenommene Unmöglichkeit und ver-
muthete fehlerhafte Beobachtung zu stützen, die Richtigkeit von Claude und
OÖliviers Beobachtungen in Abrede stellt, so schiesst er sicherlich übers Ziel hinaus.
**) Zimmermann, Morphol. u. Physiol. d. Pflanzenzelle. 1887. S. 99.
=*%*) Winogradsky, l. c. S. 518—580.
*3*#) Winogradsky, 1. c. S. 520, 521.
7) Es sei hier ein für alle Mal bemerkt, dass das Untersuchungsmaterial für
sämmtliche mikrochemische Versuche mehrmals nach einander in Aqu. dest.
während wenigstens 24 Stunden ausgewässert wurde. Dieser Zeitraum wurde
nämlich behufs vollständiger Entfernung der Schwefelsäure für genügend erachtet.
Tr) Vergl. Warming 1. c. S. 100, Note, sowie Taf. X, Fig. 8.
Tr) Winogradsky, 1. ce. S. 521.
Botanischer Verein in Lund. 235
unlöslich. Hier wie bei allen anderen Gelegenheiten, wenn mikro-
chemische Versuche angestellt wurden, erforderte das frische Mate-
rial aus leicht begreiflichen Ursachen eine längere Zeit zum Ab-
schluss der Reaktionen, während an auf die eine oder andere Weise
desorganisirtem Material die Reaktion in verhältnissmässig kurzer
Zeit von statten ging.
Bis so weit stimmten also die hier besonders besprochenen Ge-
bilde der Schwefelkörper überein. Bei den im Folgenden ange-
führten Reaktionsversuchen kamen dagegen grössere oder kleinere
Abweichungen vor, die den für die Schwefelkörper angegebenen
charakteristischen Kennzeichen nach zu urtheilen, rücksichtlich der
chemischen Zusammensetzung der Körper auf eine Grundverschieden-
heit schliessen lassen. Die Schwefelkörner lösen sich laut Angabe
nicht in Salzsäure, sind aber im Ueberschuss von Alkohol löslich.
Die Körper des Penieillium dagegen lösen sich allerdings nicht
mit Leichtigkeit in Salzsäure, verschwanden aber doch allmälig
nach einer 2—Btägigen Digerirung, und noch schneller, wenn gleich-
zeitig Erwärmung statt hatte. Auch Alkohol und Salpetersäure
lösen die Körper nur allmälig. Erhitzt man in Schwefelsäure eine
kleinere Probe Pilzmycelium, so entsteht in den Körpern eine starke
Blasenbildung. Diese Blasen vergrössern sich und vereinigen
sich zum Theil zu grösseren Ansammlungen einer gelblichen,
ölichten Flüssigkeit, die jedoch bei einer fortgesetzten Einwir-
kung der Salpetersäure zuletzt verschwinden. Winogradskys
Reaktion mit Pikrinsäure ergab ein negatives Resultat, in sofern
als keine Krystalle gefällt wurden. Nur ein paar Mal geschah
dieses, aber diese Fälle wurden unbestreitbar nicht durch den
Inhalt der Pilzhyphen veranlasst, sondern durch die Pikrinsäure,
die sich ja bekanntlich nur mit einer gewissen Schwierigkeit aus
einem mit diesem Reaktionsmittel imprägnirten Präparat wieder
auswaschen lässt und desshalb auch trotz sorgfältiger Wässerung
den Observator mitunter durch Ansetzung von wohl ausgebil-
deten Kıystallblättern überrascht. Die Schmelzung, theils direkt.
theils im Wasser, ergab einen Schmelzpunkt, der ebenfalls etwas
unter dem Siedepunkt des Wassers lag. Der Verlauf beim
Schmelzen zeigte ausserdem deutlich, dass die Körper keine flüssigen
Oeltropfen waren, sondern aus einer festen Substanz bestanden,
deren Natur eines festen Fettstoffes aus der oben angegebenen Er-
hitzung zusammen mit der Salpetersäure auf eine besonders in die
Augen fallende Weise hervorging.
Aus den angeführten Reaktionsversuchen geht deutlich hervor,
dass die öfter erwähnten Körper des Penicillium in gewissen Hin-
sichten von den Schwefelkörpern der Bakterien abweichen, während sie
denselben in verschiedenen anderen Punkten ähnlich sind. Sie zeigen
also nicht ganz die nämlichen Löslichkeitsverhältnisse und es lässt sich
hinzufügen, dass sie in Aether oder Chloroform nicht löslich waren.
Fügt man hinzu, dass deren Konsistenz eine ganz andere ist, als die
der Schwefelkörper, so dürften sie schon auf Grund dessen als Körper
ganz anderer Natur zu betrachten sein. Eine solche Annahme ge-
winnt durch folgende Versuche noch mehr Grund, die überdies für
236 Instrumente, Präparations- und Conservations-Metlıoden.
die Deutung der wirklichen Zusammensetzung der Körper einen
Anhaltspunkt geben. Beim Sieden mit Kalihydrat lösen sich die
Körper fast vollständig auf. Erhitzt man eine solche Lösung zu
wiederholten Malen einige Minuten (5—10), verdünnt sie dann
mit Wasser und versetzt darnach mit Chlorbariumlösung, so
entsteht augenblicklich eine Fällung von kleinen rhombischen
Krystallen, die überall in der Flüssigkeit zu finden sind und sich nicht
im Ueberschuss der Säure lösen. Zu demselben Resultat gelangt
man, wenn man Myceliumteile unter Erwärmung mit Salzsäure
digerirt und die so entstandene Lösung mit Chlorbarium fällt.*)
Bei dieser Prozedur erfolgt übrigens ganz das Gegenteil von dem,
was wir bei der Lösung im Kohlenschwefel erfahren haben. Zuerst
wird der innere Teil angegriffen, der zugänglicher und lösiicher
erscheint als der äussere Teil. Auf dieselbe Weise und vielleicht noch
mehr in die‘ Augen fallend, werden die Körner bei der Lösung durch
Salpetersäure allein angegriffen, so dass der innere auch auf
optischem Wege zuweilen sich bemerkbar machende Kernteil zuerst
verschwindet, während die umschliessende Masse des Kornes, die jeden-
falls den Hauptteil ausmacht, sich erst später löst und verschwindet.
Es sei hier erwähnt, dass das Material der vorliegenden mikro-
chemischen Versuche einer noch genaueren Waschung unterworfen
und einer mehrtägigen Wässerung in Aqu. dest. ausgesetzt wurde,
um auf diese Weise die Schwefelsäurelösung zu beseitigen, die viel-
leicht entweder die Zellhyphen begleiten oder in die Membran resp.
in das Innere der Zellen eingedrungen sein könnte.
Wenn derartige Reaktionen demnach bestimmt angeben, dass
die Körper des Penicillium Gebilde ganz anderer Art sind, als
die bei den Schwefelbakterien unter dem Namen von Schwefel-
körnern beschriebenen, so zeigen sie andererseits eben so bestimmt,
dass dieselben Gebilde wenigstens zum Theil aus Schwefel bestehen,
möglicherweise an einen anderen Stoff gebunden, der nebst
dem Schwefel die Körper konstituirte und diesen das denselben
eigene Aussehen verlieh.
(Fortsetzung folgt.)
Instrumente, Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Hueppe, Ferd., Die Methoden der Bakterien-Forschung.
Vierte vollständig umgearbeitete und wesentlich verbesserte
Auflage. Mit 2 Taf. in Farbendruck und 68 Holzschnitten. 8°
454 S. Wiesbaden 1889.
Von Hueppes Methoden der Bakterienforschung liegt bereits
seit mehreren Wochen die 4. Auflage vor. Das Werk ist darin
einer vollständigen Umarbeitung unterzogen worden, um die ein-
*) Schmidt, Zeitschr. für physiol. Chemie. Bd. XII. 1888. Heft 5. S. 521.
Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden. 237
zelnen Methoden biologisch besser entwiekeln und historisch besser
sichten zu können. Wer es darauf hin näher prüft, muss zugeben,
dass dies in ganz vorzüglicher Weise gelungen ist und der Verf.
ein Buch geschaffen hat, das in Bezug auf Durchsichtigkeit, Klar-
heit und Prägnanz der Darstellung, sowie in Bezug auf Vollständig-
keit des Stoffs seines Gleichen sucht. Dass sich die Zahl der
Seiten dadurch um ziemlich 200 vermehrt, wird man bei der Menge
von neuen bakteriologischen Ermittelungen, die das vergangene
Jahr zu Tage gefördert, ganz erklärlich finden. Nach einer Ein-
leitung, in welcher Verf. einen Ueberblick über die Geschichte der
methodischen Forschung und der Erkenntniss auf dem Gebiete
der kleinsten Lebewesen giebt, gliedert er den zu behandelnden
Stoff in zwei Abschnitte: I. Die mikroskopische Technik und
Il. Die experimentelle Technik. Im I. Abschnitt behandelt er die
Formen der Bakterien, das Bakterien-Mikroskop und die Hilfs-
apparate, den Nachweis der Bakterien im ungefärbten Zustande,
giebt dann Allgemeines über Farben und F; ärben, Allgemeines
über Färbungsmethoden, Specielles über die Farben "und die Her-
stellung der Farblösungen und spricht schliesslich über Deckglas-
Präparate und Schnitt-Präparate. Der II. Theil enthält Aus-
einandersetzungen über die Methoden der Sterilisation, die Nähr-
substrate, das Infieiren oder Impfen der sterilisirten Nährsubstrate,
die Kulturmethoden im Allgemeinen und Massenkulturen, die direkte
Beobachtung der Entw icklung bei Ausgang von emem "Keime und
die Gelatinekulturen von Klebs und Brefeld, die Verdünnungs-
methode und die Ein-Zell-Kultur, die Kulturen in Haarröhrehen
von Salomonsen, ferner über undurehsichtige, feste Nährsub-
strate und Kartoffelkulturen nach Schröter, über durchsichtige,
feste Nährsubstrate und speciell das Blutserum nach Koch,
über die Kulturen auf durchsichtigen, gelatinirenden Nährböden
nach Koch: a. Objektträgerkulturen, b. Plattenkulturen, e. Modi-
feationen der Plattenkulturen durch Verwendung von Kölbehen
und Rollröhrehen, über Verbindung des Prineips der Verdünnung
in Flüssigkeiten mit dem Prineip der Plattenkultur, über Luft-
beschränkung und Luftabschluss, Hydrobiose, Asrobiose, Anaöro-
biose, über allgemeine biologische Aufgaben und Uebertragungen
zum Nachweise der causalen Beziehungen der Bakterienvegetationen
zu Zersetzungsvorgängen, Saprophyti ismus, Fäulniss, Gährung,
über die Infeetions-Methode, über die Uebertragungsversuche bei
parasitischen Bakterien, über Schutzimpfungen, über den Gang der
Kultur und die biologische Bedeutung der Kulturen, über Unter-
suchung des Wassers, Untersuchungen von Boden und Schlamm,
Unte rsuchung der Luft.
Im mikroskopischen Theile finden sich die allgemeinen Me-
thoden sorgfältig erörtert, um die Anwendung der speeielle n Me-
thoden dem nach dem Buche Arbeitenden zu erleichtern. Wer
sich dasselbe zum Führer erwählt, wird selbstständiger arbeiten
lernen und sich schneller zurechtfinden, als der nach blossen Re-
cepten Verfahrende, der oft schon beim Dazwischentreten gering-
fügiger Umstände rathlos ist. Im experimentellen Theile liegt der
938 Instrumente etc. — Lehr- und Handbücher.
Schwerpunkt bei den Kulturen auf der Verdünnungsmethode, der
Plattenmethode und auf den Verbindungsmöglichkeiten der ein-
zelnen Methoden, weil sich dadurch am ersten die Lösung von
mancherlei noch offenen Fragen erwarten lässt. Eine wesentliche
Verbesserung im Vergleich zu den früheren Auflagen ist das am
Schlusse beigegebene specielle Inhaltsverzeichniss, "da durch das-
selbe das Bich’ zum Nachschlagen geeigneter geworden ist. Auch
in der neuen Auflage werden die Methoden der Bakterien: Forschung
ein gern zur Hand senommener Führer und Rathgeber für den
Bakteriologen wie überhaupt für den Erforscher der niedersten
Lebewesen werden. Sie seien Allen bestens empfohlen.
Zimmermann (Chemnitz).
Vöehting, Hermann, Ein Dynamometer zum Gebrauch
am Klinostat. (Berichte der deutsch. bot. Gesellschaft. Bd. VI.
1888. p. 280 —282.)
Verf. beschreibt an der Hand von 2 Abbildungen ein Dyna-
mometer, das zur genauen Bestimmung von Kraftgrössen dient
und so eingerichtet ist, dass es auch bei am Klinostat befindlichen
Pflanzen angewandt werden kann, wenn es sich um die genauere
Bestimmung irgendwelcher Kraftgrössen handelt.
Zimmermann (Tübingen).
Referate.
Löffler, C. Wichtige Stoffe zu 20 Unterrichtsstunden
in der Pflanzenkunde für die Schüler der oberen
Klassen der Volks- und Bürgerschulen. 8°. 35 pp.
Bielefeld (A. Hellmich) 1889.
Einige naheliegende praktisch wichtige Unterrichtsstoffe aus
der Pflanzenkunde sind jedesmal durch Frage und Antwort und
darauf folgende Zusammenfassung behandelt, wie es dem praktischen
Bedürfnis der Schulen, für die das Buch bestimmt ist, entspricht.
Dennert (Rudolstadt).
Burgerstein, A. Leitfaden der Botanik für niedere
Landwirthschaftliche Sehulen. Mit 117 Abbildungen
Wien (A. Hölder) 1888.
Verf. machte dieses Buch durch stetes Hinweisen auf die Land-
wirthschaft für seinen Zweck sehr brauchbar. Ausserdem zeichnet
es sich durch knappe Darstellung und zahlreiche gute Abbildungen
vortheilhaft aus.
Dennert (Rudolstadt).
Algen. 239
Gomont, M., Recherches surlesenveloppescellulaires
des Nostocacees filamenteuses. (Bulletin de la So-
eiete botanique de France. T. XXXV. 1888. p. 204—235. Avec
pl. III et IV.)
In dieser ausführlichen Arbeit wird der Bau der Zellwand bei
den Oseillarien, Nostocaceen, Scytonemeen, Stigonomeen und Rivu-
larieen besprochen. Das Resultat der Abhandlung lautet: Die
Zellwand der vegetativen Nostocaceen-Örgane setzt sich aus zwei
durch das äussere Ansehen und durch die chemischen Eigen-
schaften deutlich unterschiedenen Membranen zusammen. A. die
Eigen-Membran (membrane propre) ist in jedem Lebensstadium
der Zelle vorhanden, sie ist dünn und legt sich dieht dem Proto-
plasma an; sie ist unlöslich in Säuren und färbt sich dureh die
Jodreaktion niemals blau. B. Die Scheide (gaine) fehlt in ge-
wissen Lebensaltern der Zelle; sie löst sich in Chrom- und Schwefel-
säure; durch Chlorzinkjod wird sie häufig blau gefärbt. Die Spore
besitzt ein Exposporium, in welchem sich Scheide und Eigen-Membran
erkennen lässt, ausserdem ein Endosporium, welches der Eigen-
Membran entspricht.
Kronfeld (Wien).
Gay,, F. Sur les Ulothrix aeriens (Bulletin de la
Societe botanique deFrance. T. XXXV. 1888. p. 65—74.)
Als Schizogonium bezeichnet man eine Alge, die grosse Aehn-
lichkeit mit Ulothriöe hat, sich von letzterer aber dadurch unter-
scheidet, dass die Fäden seitlich zu 2—5 zu flachen Bändern ver-
bunden sind. Nach Schmitz hat Schizogonium ein sternförmiges
Chromatophor, das, da die Strahlen sehr kurz sind, die Zelle fast
ausfüllt, Ulothriw aber ein bandförmiges, das nur einen Theil der
inneren Wand bedeckt. Verf. hat nun gefunden, dass die als
Ulothrie radicans Kütz., U. parietina Kütz. und D. cerenulata Kütz.
bezeichneten Luftalgen nicht nur in der Zellstruktur mit Schizo-
gonium übereinstimmen, sondern dass auch ihre Fäden durh Längs-
wände stellenweise zu einige Zellen breiten Bändern werden können.
Er stellt deshalb diese 3 Arten zu Schizogonium, versieht sie mit
neuen Diagnosen und führt die Synoyme auf, wie folgt:
Schizogonium radicans. (Oseillaria muralis Lyngb. Tentam.
1819 pro parte. Lyngibya muralis Ag. Syst. Alg. p. 74, 1824, pro parte. Rhizo-
elonium murale Kütz. Phyc. gen. p. 261, 1843. Hormidium murale
Kütz. Phyc. germ. p. 193, 1845. Ulothrix radicans Kütz. Spee. Alg. p.
349, 1849. Oscillaria muralis Lyngb. Rabenhorst, Flora Eur. Alg. III,
p- 367. Algen no. 817 und 875).
Strato tomentoso, molli, laete viridi. Filis flexuosis intricatis, simplieibus
7—14 «., saepius 8—10 «. crassis, e cellulis singulis pluribusve seriatim ordinatis
per divisionem secundum axim fascias planas dupliei-raro pluriseriatis eflingen-
tibus; cellulis diametro subaequalibus vel duplo triplove brevioribus, passim iu
rhizulam unicellularem flavo-viridem lateraliter elongatis.
Hab. ad terram nudam, truncos arborum, muros rupesque umbrosos.
Schizogonium murale. (? Oseillaria parietina Vauch. Hst.
Conf. p. 196, 1803. Bangia velutina Kütz. Alg. aq. dule. dec. n? 95, 1834.
Schizogonium murale Kütz. Phycoth. gen. p. 246.— Spec. Alg.p 350. —.
Rabh. Flor. Eur. Alg. IIl, p. 388. — Algen n’22 et n’ 2107. Hormidium parie-
240 Algen. — Pilze.
tinum Kütz. Phyc. germ. p. 193. — Rabh. Flor. Eur. Alg. UI. p. 368. —
‘Algen n’162. Hormidium delicatulum Kütz. Phyc. germ. 193. Hormidium
erassum Kütz. ord. p. 193. — Rabh. Algen n? 350 et 357. — Ulothrix
parietina Kütz. Spec. Alg. p. 350. — Rabh. Flor. Eur. Alg. III. p. 367. —
Wittr. et Nordst. Alg. exs. n® 636. Ulothrix delicatula Kütz. Spec. Alg.
p. 350. — Rabh. Alg. n® 163. Ulothrix erassa Kütz. Spec. Alg. p. 350.
Ulothrix crassiuscula Kütz. Spee. Alg. p. 350. Rabh. Flor. Eur. Alg. III,
p. 368. — Algen n° 700. — Erb. crittog. Ital. n® 252.)
Strato tomentoso, molli, laete vel obscure viridi, saepe late expanso. Filis
fiexuosis, intricatis, simplieibus diam. 9—18 4, saepius 10—14 4 crassis, e cellulis
singulis pluribusve seriatim ordinatis per divisionem secundum axim fascias
planas duplici-raro pluriseriatas efingentibus, interdum, haud frequenter, ramu-
iosis, ramulo brevi pluricellulari; cellulis diametro subaequalibus, vel duplo-
quadruplo brevioribus.
Hab. ad terram nudanı, muros, truncos arborum, rupes, tecta vetusta.
Schizogoniumerenulatum. (Hormidium erenulatum Kütz. Phye
germ. p. 193. Ulothrix crenulata Kütz. Spec. Alg. p. 350. Rabh. Algen.
n° 615. — Wittr. et Nordst. Alg. exs. n’ 637. ? Schizogonium Neesii Kütz.
Spec. Alg. p. 350. — Rabh. Algen. n? 558.) Strato tenui laete vel obscure.
viridi. Filis rigidis, contortis, intricatis, suberenulatis, simplieibus diam. 11—14
crassis, passim per cellularum singularum vel paucarum divisionem secundum
axim duplicatis; cellulis a latere subiuflatis, diametro aequalibus vel brevioribus ;
membrana inter cellulas singulas binasve crassiore.
Hab. ad truncos arborum, ad rupes umbrosas.
Diese sSchizogonien können im einen Protococcus-ähnlichen
Zustand übergehen, der aber nach Verf. nichts mit Pleurococcus
vulgaris zu thun hat. Ebenso soll Prasiola eine mit Schizogonium
nicht zu vereinigende, wenn auch mit letzterem durch P. crisp«
verknüpfte Gattung sein.
Möbius (Heidelberg).
Trelease, William, The Morelsand Puff-Balls ofMadison.
(From the Transactions of the Wisconsin Academy of Sciences,
Arts and Letters. Vol. VII. Issued 1888. p. 105—120. Plate
VII—IX. — The Water-Bloom of the Madison Lakes. Plate X.)
Die vorliegende Bearbeitung der Helvellaceen und Lycoperdaceen
als Anfang eines Verzeichnisses der nicht parasitischen Pilze von
Madison schliesst sich an die 1882 der Wisconsin-Academy vor-
gelegte Liste von Schmarotzerpilzen derselben Gegend an:
Von Morcheln fanden sich um Madison nur Morchella esculenta
(Mich.) und M. hybrida (Sow.) P. — In Nordamerika wurden sonst gefunden:
M. alata Tr., M. crassipes Tr, M. deliciosa Tr., M. conica P.
Die Gasteromyceten, welche aus dem Staate Wisconsin beschrieben:
werden, sind folgende:
Geaster hygrometricus P., G. saccatus Tr., G. Rabenhorstii Kunze, G.
limbatus Tr. (ausserdem sind G. Bryantü B., G. striatus |DC.] und G. triplex:
Jungh. aus Nordamerika bekannt).
Bovista plumpea P, B. Pila B. & C., B. ammophila Lev., B. subterranea
Pk., Mycenastrum spinulosum Pk., Lycoperdon favosum (Rostk.), L. Boviste L.,
L. pedicellatum Pk., L. Wrightii B. & C., L. gemmatum Batsch., L. oblongi-
sporum B. & C., L. pusillum Tr., L. moile P., L. coloratum Pk., L. pulcherrinum:
B. & C., L. atropurpureum Kitt., L. constellatum Tr., L. rimulatum Pk., L.
ylabellum Pk. (Tulostoma fimbriatum Tr.), Secotium acuminatum (Mont.).
Scleroderma verrucosum (Vaill.), Sel. vulgare Tr. (Sel. Bovista Tr.).
Die Standorte vorgenannter Arten sind ausser durch den Verf.
hauptsächlich noch durch die Professoren King, Pammel und
durch Miss Rosa Schuster (Sparta) beobachtet worden. — Tafel X,
Pilze. — Museineen. 241
welche eigentlich wohl zu dieser Abhandlung gehört, enthält Ab-
bildungen von Algen (Anabaena eirinalis, Nostoc flos aquae), welche
die Wasserblüte der Seen von Madison bilden.
Ludwig (Greiz).
Massalongo, C., Sulla germogliazione dellesporule nelle
Sphaeropsideae. (Bulletino della Soc. botan. italiana, in
Nuovo Giornale bot. ital. Vol. XX. Firenze 1888. pag. 437
bis 440).
Verf. beobachtete die Keimung der Sporen von Herbarexem-
plaren neuer Arten: von Phillosticta Bizzozeriana (auf Reben-
blättern), P. Aristolochiae (auf Blättern von Aristolochia Clematitis),
Phoma Orobanches (in den Kronenblättern von Orobanche rubens) —
nach einer siebenmonatlichen Trockenperiode. Die in Brunnen-
wasser keimenden Sporen zeigten bei P’hyllostieta Schlauch- und
Sprosskeimung, bei Phoma nur den letzteren Keimungstypus.
M. hält die betreffenden Sporen für Stilosporen, da er die Unfähig-
keit der Spermatien zur Keimung aufrecht zu erhalten scheint. —
Drei Holzschnitte vergegenwärtigen die Umgestaltungen der kei-
menden Sporen. Solla (Vallombrosa.)
Kaurin, Chr, Brachythecium Ryani n. sp. (Botaniska
Notiser. 1888. p. 177.)
„Dioiecum, robustum, nitidum; habitu Br. glareosi sive Eurh. piliferi: caulis
parce ramosus, ramis saepe arcuatis acutis vel obtusis; folia caulina magna ad-
pressa e basi angustiore late ovata sensim vel fere subitoin subulam longam
sub-piliformem exeuntia, pluries sulcata, margine foliorum ad basin saepe
receurvato, parum serrulata, nervo tenui brevi, cellulis longis et angustis, illis in
angulis basilaribus parvis, paucis, quadratis et reetangulis; folia ramorum minora;
eeta longa valde papillosa; capsula horizontalis cylindrica; perichaetialia
longe pilifera sine nervo; peristomium Zurh. piliferi, eilia haud appendieulata;
opereulum omnino DBrachytheii haud subulatum. Planta maseula
minor.“
„Habitat in Norvegiae meriodinalis parochia Onsö (Smaalenene) prope prae-
dium Torgauten ad terram argillaceam, ubi oculatissimus amicus E. Ryan plan-
tam hane ceuriosam Octobris 1887 detexit.“
Arnell (Jönköping).
Kaurin, Chr, To nye Lövmosser. (Nyt Magazin for Natur-
videnskaberne. B. XXXI. 1858. p. 217—220.)
Zuerst wird eme neue Moosart, Grünmia Hageni, in
norwegischer Sprache, beschrieben. Die Art steht der Gr. con-
torta am nächsten, in ihrem Habitus aber zeigt sie sich von dieser
Art sehr verschieden. Die Blätter sind diehtsitzend, nicht gekräuselt
und anders geformt, nämlich viel breiter und von der Mitte an
schmäler werdend. Die Blattrippe wird an der Spitze des Blattes
immer breiter und füllt zuletzt die ganze Blattspitze aus. Das Zellnetz
besteht im unteren Theile des Blattes aus rectangulären, farblosen
und dünnwandigen Zellen; von diesen sind scharf abgegrenzt die
Zellen des übrigen Theiles der Blätter, die elliptisch, abgerundet
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 16
242 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
und sehr diekwandig sind. Die Art wurde 1887 bei 1800 m
Meereshöhe auf Galdhö in Norwegen von J. Hagen entdeckt.
G. Limpricht hat die schöne Tafel, welehe die Blätter des
Mooses abbildet, gezeichnet.
Ausserdem beschreibt Verf. zwei neue auf Dovre gefundene
Formen (var. Bryhnü und forma laxa) von Brachythecium collinum.
Arnell (Jönköping).
Burgerstein, A, Ueber den Einfluss des Kampfers
EIN; ers) auf, die ,Keimkraft der Samen.
Landwir thschaftl, Versuchs-Stationen. Bd. XXXV. p. 1—-18.)
Vogel (München)*) hatte behauptet, durch Versuche fest-
gestellt zu haben, dass der Kampfer im Stande sei, Samen, welche
durch langes Liegen in ihrer Keimfähigkeit stark gelitten hätten,
ihre Keimkraft wieder zu verleihen und den Keimungsprozess selbst
bedeutend zu beschleunigen. Sogar Samen, welche unter normalen
Verhältnissen überhaupt nicht mehr keimten, sollen nach ihm in
Kampferwasser ihre Keimkraft wieder erlangen.
Bei der Wichtigkeit, welche diese Eigenschaft des Kampfers,
falls sie richtig gewesen wäre, für die Landwirthschaft gehabt
haben würde, konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass bald Kontrol-
versuche gemacht wurden. So hat z.B. @. Wilhelm**) das Ver-
halten einiger Getreidearten nach dieser Richtung geprüft und kam
hierbei zu dem Resultat, dass Kampferwasser die Keimfähigkeit
vermindere. Zu demselben Ergebniss gelangte auch Nobbe.***)
Verf. hat es nun unternommen, dureh ausgedehnte Versuche
(er hat gegen 1600 Samen untersucht) diese Frage zu entscheiden.
Ohne auf die Einzelheiten dieser allem Anschein nach mit grosser
Sorgfalt angestellten Versuche näher einzugehen, begnügt sich Ref.
damit, die Versuchsergebnisse anzuführen.
1. Die Aufnahme von Kampferwasser hat bei keimfähigen Samen
einen Einfluss auf den Keimprozess. Dieser Einfluss hängt
in hohem Grade von der Dauer der Aufnahme des Kampfer-
wassers ab.
2) Eine 24stündige Quellung im Kampferwasser übt (gegenüber
destillirtem Wasser) sowohl auf frische, gut keimfähige, als
auch auf alte, schlecht keimfähige Samen. eine nachtheilige
Wirkung aus, welche sich Sowohl durch eine Verminderung
des Keimprozentes, als auch durch Verzögerung des Keim.
prozesses bemerkbar machen kann. Auch ist eine Hemmung
des Längenwachsthums zu konstatiren.
Meist wird sogar schon durch eine 12stündige Aufnahme von
Kampferwasser die Keimkraft geschwächt.
4) Eine 1—6stündige Quelldauer wirkt verschieden. Von 27
Keimversuchen liessen 8 eine Beschleunigung, 9 eine Ver-
0
7
*) Sitzungsbr. math.-naturw. Cl. d. Bayr. Akad. 1873.
**) Wiener Landw. Ztg. 1875. p. 409.
*%*#*) Handbuch der Samenkunde. Berlin 1876. p. 286.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 243
zögerung der Keimung erkennen In 10 F ällen waren
die Unterschiede zwischen den mit destillirtem Wasser und
den mit Kampferwasser behandelten Samen so gering, dass
die erhaltenen Zahlen auf die vorliegende Frage über den
Einfluss des Kampfers eine positive Antwort zu geben nicht
im Stande sind.
5. Wenn die mit Kampferwasser behandelten Samen rascher, als
die mit destillirtem Wasser keimten, so waren in der Regel
auch die aus ersterem hervorgegangenen Keimlinge in der
Entwiekelung voran und umgekehrt. Diese Beobachtungen
beziehen sich jedoch nur auf junge, 8—14 Tage alte Keim-
pflänzehen. Das weitere Wachsthum wurde nicht verfolgt.
Eine Wiederbelebung der Keimkraft durch den Kampfer bei
Samen, die dieselbe verloren hatten, konnte in keinem Fall
konstatirt werden.
Beutell (Santiago).
Wakker, J. H., Studien über die Inhaltskörper der
Pflanzenzelle. (Pringsheim’s Jahrb. f. wiss. Botanik. Bd. XIX.
1888. p. 423—496.)
Verf. hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Caleium-
‚oxalatkrystalle, Proteinkörner , Proteinkrystalloide, Oeltropfen
und Oelkörper den Ort der Entstehung und Ablagerung festzu-
stellen, und zwar handelt es sich hier namentlich um die Frage,
ob diese Gebilde innerhalb des Plasmakörpers oder innerhalb des
Zellsaftes gebildet werden.
I. Was nun zunächst die Caleiumoxalatkrystalle an-
langt, so hat Verf. durch sorgfältige Untersuchung einer grossen
Anzahl von Pflanzen den sicheren Nachweis liefern können, dass
dieselben, abgesehen von den innerhalb der Membran auftretenden
Krystallen, die Verf. nieht näher untersucht hat, stets im Zellsaft
entstehen. Es gelang dieser Nachweis am besten mit Hilfe der
von H. de Vries eingeführten Methode der abnormen Plasmolyse
in concentrirten Salzlösungen. Es lagen in derartig behandelten
Präparaten die Krystalle stets im Innern der isolirten Vaeuolen-
membran und zwar nehmen sie fast ausschliesslich den untersten
Theil derselben ein; durch ein Drehen des Objektes liessen sich
auch häufig entsprechende Bewegungen der Krystalle hervorrufen.
In einigen Fällen beobachtete Verf. jedoch eine theilweise oder
gänzliche Verklebung der Krystalle mit der Vacuolenmembran.
Er führt dann auch weiter an, dass das mehrfach beobachtete
Mitschleppen der Caleiumoxalatkrystalle bei der Plasmaströmung
in der Weise zu erklären ist, „dass das Körnerplasma durch Rei-
bung die Wand der Vacuole mit in Bewegung setzt und diese
letztere sich wieder den Krystallen, welche mit der Vacuolenwand
fest verbunden sind, mittheilt.“
Lückenhafter sind die Beobachtungen des Verf. über die
Rosanoff’schen Cellulosebalken und Cellulosehüllen der Caleium-
oxalatkrystalle. Die letzteren werden nach den Untersuchungen des
16*
244 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Verf. stets erst nach der Ausbildung der Krystalle diesen auf-
gelagert. Die die Krystalle mit der Membran verbindenden
Cellulosebalken, die Verf., weil sie stets hohl sein sollen, als
„Celluloseschläuche“ bezeiehnet, sollen durch Absterben der be-
treffenden Zellen und nachherige freie Ausdehnung durch den
Turgor der umgebenden Zellen entstehen.
II. Unter den im zweiten Theile besprochenen Eiweisssub-
stanzen werden nach den Untersuchungen des Verf. die
Proteinkörner stets innerhalb von Vacuolen gebildet, und zwar
gilt dies nicht nur von der Grundmasse derselben, sondern auch
von den innerhalb derselben auftretenden Einschlüssen (Protein-
krystalloide, Globoide und Caleiumoxalatkrystalle). Die Bildung
derselben wird dadurch eingeleitet, dass an Stelle der einen
grossen Vacuole eine entsprechende Anzahl kleiner Vaeuolen tritt;
ebenso geht bei der Keimung aus jedem Proteinkorn eine eiweiss-
erfüllte Vaeuole hervor; erst in späteren Keimungsstadien findet
dann wieder eine Verschmelzung dieser Vacuolen zu einer grossen
Vacuole statt. Zur Nachweisung des Eiweisses in den Vacuolen
verwandte Verf. mit bestem Erfolg verdünnte Salpetersäure.
Ebenso wie die in den Samen enthaltenen Proteinkörner ver-
halten sich ferner auch die in den sogenannten Müller’schen
Körpern enthaltenen Eiweisskörper, deren Entwickelung Verf. bei
Acacia cornigera verfolgen konnte. Auch die in den Fruchtkörpern
von Pilobolus erystallinus und die in den vegetativen Zellen von
Codium und Derbesia beobachteten Proteinkrystalloide bilden sich
nach den Untersuchungen des Verf. stets im Zellsaft. Dasselbe
gilt endlich von den vom Verf. in der Blattepidermis von Pothos
scandens aufgefundenen Proteinkrystalloiden, die relativ grosse sechs-
eckige Tafeln bilden. Dahingegen ergaben die Untersuchungen
des Verf., dass die bekannten Krystalloide der Kartoffelknollen
stets im Cytoplasma gebildet werden.
III. Im dritten Theile seiner Arbeit bespricht Verf. sodann
die Bildung oelartiger Substanzen und zwar beginnt er mit der
Oelbildung in den Epidermiszellen der Blätter von Vanilla plani-
folia. Dieselbe geschieht hier innerhalb scharf begrenzter plas-
matischer Körper, die Verf. als Oelbildner oder Elaioplasten
bezeichnet. Dieselben liegen meist in Einzahl in jeder Zelle und
zwar stets innerhalb des Plasmakörpers; sie lassen sich durch
Pikrinsäure fixiren und durch Cyanin und andere Farbstoffe tin-
giren. In ihrer Verbreitung sind die Elaioplasten fast gänzlich
auf die Epidermis beschränkt, finden sich hier aber nicht nur in
den oberirdischen Organen, sondern auch in den Luftwurzeln.
Sie sind schon in sehr jugendlichen Zellen zu finden, verschwinden
aber — im Blatt wenigstens — vor der vollkommenen Ausbildung
desselben.“
Bezüglich der bekannten Oelkörper der Lebermoose hat Verf.
sodann nachgewiesen, dass sie ebenfalls stets im Oytoplasma liegen,
auch konnte er ferner durch entwieklungsgeschichtliche Unter-
suchung feststellen, dass die die Oelkörper begrenzende plasma-
tische Membran nicht erst nachträglich den Oeltröpfehen überlagert
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 245
wird, dass diese vielmehr innerhalb wohl differenzirter Oelkörper
gebildet werden.
Die Oelbildung in den Samen ist dagegen nach den Unter-
suchungen des Verf. an keine bestimmte Stelle des Plasmakörpers
gebunden, sondern findet vielmehr gleichmässig in der gesammten
Masse der Cytoplasmen statt.
Zimmermann (Tübingen).
Vöchting, Hermann, Ueber die Lichtstellung der Laub-
blätter. (Bot. Ztg. 1888. Nr. 32—35.)
Wie aus der vom Verf. in der Einleitung gegebenen Litteratur-
übersicht hervorgeht, war es bislang nicht möglich, über die Kräfte,
die die sogenannte fixe Lichtlage der Blätter herbeiführen, ein ab-
schliessendes Urtheil zu fällen. Verf. hat seine Untersuchungen
fast ausschliesslich mit Malva verticillata und verwandten Formen
‚angestellt, deren Blätter durch grosse Empfindlichkeit gegen das
Licht ausgezeichnet sind und am Tage mit grosser Exaktheit dem
Laufe der Sonne folgen, derartig, dass sie stets senkrecht zu dew
einfallenden Sonnenstrahlen stehen.
Was nun zunächst die Versuchspflanzen selbst anlangt, so ist
namentlich von Interesse, dass dieselben unmittelbar unter der
Ansatzstelle des Blattes ein bisher ganz übersehenes Gelenk be-
sitzen. Dasselbe ist im Gegensatze zu dem übrigen Theile des
Blattstieles streng radiär gebaut; ferner sind innerhalb desselben
fast alle Elemente des Gefässbündels eigenartig kollenchymatisch
verdickt. Besonders bemerkenswerth ist aber die vom Verf. ge-
machte Beobachtung, dass innerhalb des Gelenkes und der diekeren
Blattnerven ein grosser Theil der Gefässe plasmatischen Inhalt und
sogar Chloroplasten führt. Da jedoch entwicklungsgeschichtliche
Untersuchungen bisher noch nicht ausgeführt wurden, muss Verf.
zur Zeit noch die Möglichkeit zugeben, dass es sich hier um Thyllen
handelt.
Von den Bewegungen der Blätter verdient nun zunächst die
grosse Bewegungskurve des Blattes Beachtung. Dieselbe
wird durch den unteren Theil des Blattstieles bewirkt und verläuft
in der Weise, dass die zunächst vertikal nach oben stehenden
Blattstiele sich allmählich der Horizontalen immer mehr nähern und
schliesslich sogar vertikal nach unten krümmen, so dass sie also
‘einen vollen Halbkreis durchlaufen.
Ausserdem zeigen die Blätter noch auftallende periodische
Bewegungen, derartig, dass dieselben in der Schlafstellung
vertikal stehen.
Was nun den Einfluss des Lichtes auf die Bewegungen
der Blätter anlangt, so weist Verf. zunächst nach, dass die Gelenke
an und für sich positiv heliotropisch sind und zwar stimmen die-
‚selben insofern mit den Gelenken von Mimosa pudica überein, dass
auch bei ihnen nur die Unterseite des Gelenkes reizbar ist. Ausser-
«dem werden nun aber die Gelenke auch durch einseitige Beleuchtung
‚der Blattlächen zu derartigen Bewegungen veranlasst, dass diese
246 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
senkrecht zum einfallenden Lichte stehen. Verf. konnte sogar .
durch entsprechende Beleuchtung der Blätter und der Gelenke
nachweisen, dass die durch einen Wechsel der Beleuchtungs-
richtung der Blattflächen in den Gelenken ausgelösten Kräfte eine
grössere Energie besitzen, als die durch einseitige Beleuchtung der
Gelenke selbst erzeugten Kräfte, dass somit bei einem künstlich
herbeigeführten Antagonismus beider Kräfte die von den Blättern
verlangte Lage eingenommen wird. Dahingegen werden die nor-
malen Bewegungen des übrigen Theiles der Blattstiele auch nach
Entfernung der Blattfläche in gleicher Weise ausgeführt; immer-
hin führt Verf. einige Versuche an, aus denen hervorgeht, dass
auch zwischen dem Blattstiel und der Blattfläche innere Wechsel-
beziehungen bestehen.
Um sodann über den Einfluss der Schwerkraft auf
die Lage der Blätter sicheren Aufschluss zu erhalten, hat Verf.
zunächst geeignete Pflanzen in verschiedenartiger Stellung und
unter verschiedenen Beleuchtungsbedingungen auf dem Klinostaten
ın langsame Rotation versetzt. Er fand, dass auch hıer die Blätter
sich stets senkrecht zum einfallenden Licht stellten und dass somit
weder der Geotropismus, noch das Eigengewicht der Blätter für-
die Lichtlage derselben von Bedeutung sein können. Dahingegen
geht aus diesen Versuchen hervor, dass die Lage des Stieles von
dem Geotropismus beeinflusst wird, indem derselbe der Epinastie
derselben entgegenwirkt und die Abwärtskrümmung der Blätter
(grosse Periode) verlangsamt. Verf. beobachtete nämlich, dass bei
den am Klinostaten befindlichen Pflanzen sich alle noch reizbaren
Blätter erheblich dem Topfe zukrümmten.
Zu ähnlichem Ergebniss führten auch die Umkehrungsversuche
des Verf.; aus denselben ergab sich auch von Neuem der starke
negative Geotropismus der Blattstiele. Dahingegen ist aus den
Versuchen, bei denen die Pflanzen auf dem Centrifugalapparate-
um eine vertikale Axe gedreht wurden, zu folgern, dass die Blatt--
flächen das Bestreben haben, sich senkrecht zur Schwerkraftwirkung:-
zu stellen, somit als transversal-geotropisch bezeichnet werden
können; dass aber dieser Transversalgeotropismus dem Transversal-
heliotropismus ‘gegenüber nur eine ganz untergeordnete Rolle spielt,
liegt auf der Hand.
Zum Schluss beschreibt Verf. noch einige Versuche mit künst-
lichen Belastungen. Es geht aus denselben hervor, dass die-
vom Licht indueirten Bewegungen sich auch dann in gleicher
Weise abspielen, wenn dadurch Lasten gehoben werden müssen,
die das Gewicht des Blattes um das Mehrfache' übertreffen. Auch
für die unter Umständen beobachteten Torsionen erwies sich das.
Eigengewicht des Blattes als gänzlich bedeutungslos.
Zimmermann (Tübingen).
Krassnoff, A, Descriptiones plantarum novarum vel
minus cognitarum anno 1886 ab A. Krassnovio im
regionibus Thian-Schanicis leetarum. (Seripta botanica
Systematik und Pflanzengeographie. 247
hort. univ. Imp. Petropolitanae. Tom II. Fasc. 1. p. 9—22.*) 8°,
St. Petersburg 1887/88.
Andreas Krassnoff wurde im Jahre 1386 von der Kais.
Russ. Geographischen Gesellschaft mit der Erforschung des öst-
lichen Thianschan beauftragt; im Frühling besuchte er, da das
Hochgebirge noch unzugänglich war, die Gegenden am Flusse Ili,
machte Excursionen an der Mündung des Ili in der Wüste Kamau,
nicht weit vom Alakul, bestieg die Berge Andrakai und Chantau
zwischen den Flüssen Tschu und Ili und sammelte Pflanzen in den
Vorbergen des transiliensischen Alatau, in den Thälern des Almaty,
Keghen und Tscharyn, ferner im Thale des Issyk-kul und Tekkes,
auf dem Ketmen-Gebirge und am Flusse Chorgos. Hierauf bestieg
er im Monate Juli den Thianschan und zwar das Hochgebirge
zwischen den Quellen des Flusses Sarry-Jassy, den Semenoff- und
Muschketoff-Gletschern am Chan Tengri und die Quellgebiete der
Flüsse Ajak-tass und Jir-tass, von denen der eine sich in den
Tarym, der andere in den Jaxartes ergiesst. Im Monate August
endlich besuchte er die Stadt Utsch-Turfan, fuhr über die Flüsse
Bedel und Sauk-schak in das Thal des Jyssk-kul und kehrte über
den Almaty nach Wernoje zurück. Ein Theil der von ihm be-
suchten Gegenden, wie das Gebirge zwischen dem Chan-Tengri und
dem Bedel-Pass, war bis jetzt noch von keines Botanikers Fuss
betreten worden, ein anderer Theil, wie die Wüste am Balchasch,
war nur zur ungeeigneten Zeit besucht worden.
Während in den Schriften der geographischen Gesellschaft
bald eine Abhandlung von K. über die geographische Vertheilung
der Pflanzen im Thianschan in Aussicht steht, enthält der uns hier
vorliegende Aufsatz nur eine Aufzählung der neuen Arten oder
für den östlichen Thianschan wenigstens neuen Arten. Die Pflanzen
selbst, welche K. am Thianschan sammelte, bestehen aus 1180
Arten und befinden sich im Herbarium des Kais. botanischen
Gartens zu St. Petersburg.
Diceotyledonen: 1. Ceratocephalus orthoceras L. var. reflexa Krassn.
(C. reflexus Stev.), 2. C. falecatus Pers. var. ineurrens Boiss., 3. Ranunculus lineari-
lobus Bnge., 4. RK. afiinis R. Br. var. Mongholica Maxim. (inedit.), 5. Aconitum
rotundifolium Kar. et Kir., 6. Berberis Kaschgarica Rupr., 7. Nelumbium speeiosum
W., 8. Roemeria rhoeadiflora Boiss., 9. R. hybrida /£. refracta Rgl., 10. Corydalis
Kaschgarica Rupr., 11. C. Fedschenkoana Rgl. et Schmalh., 12. Arabis fruticulosa
C. A. Mey., 13. Parrya exscapa C. A. Mey., 14. P. siliquosa Krassn. n. sp.,
simillima P. stenocarpa Rgl. sed petalorum unguibus, foliis siliquisque egregie
ab ea differt, 15. P. Beketovi Krassn. n. sp., a P. pinnatifida Kar. et Kir. habitu,
siliquis, scapo multifloro, pilositate, foliorumque forma differt. 16. P. flabellata
Rgl. et Schmalh.; 17. Beketovia Krassn. n. g. Cruciferae sect. platylobeae
fructu bivalvi non articulato valvis septo parallele compressis, seminibus cotyle-
donibus incumbentibus. Calyx erectus basi aequalis, petala unguiculata, stamina
libera basi paullo dilatata, siliqua abbreviata pilosa in stigma subbilobum apice
attenuata, semina uni-biseriata pauca, septum cellulis minimis constans. Herba
perennis floribus albis. A Malcolmia siliquis abbreviatis, a Hesperide siliquis
habitu calyceque non deciduo et floribus bracteatis, a Cochlearia et Smelowskia
ab hac cotyledonibus incumbentibus siliquis pilosis ab illa foliis, siliquarum
squamis uninerviis et floribus bracteatis differt: B. Thianschanica Krassn.
A Malcolmia Mongholica Maxim., cui affinis radice perenni, foliis angustis integris
*) Vergl. Petermann, Mittheilungen. 1886. p. 124.
248 Systematik u. Pflanzengeographie.
pilosis, siliquis brevibus latioribus, bracteis calyceque non deeiduis longe distat,
18. Malcolmia Mongholica Maxim., 19. Sisymbrium humile C. A. Mey, 20. Strepto-
loma desertorum Bnge., 21. Stroganowia intermedia Kar. et Kir., 22. Smelowskia
annua Rupr., 23. Cythareloma vernum Bnge., 24. Neslia paniculata L., 25. Silene
halopetala Bnge. var. Gavrilovii Krassn., 26. Thylacospermum rupifragum Schr.,
27. Stellaria graminea v. apetala Maxim., 28. Zygophyllum xanthoxylon Maxim.,
29. Juglans regia L., 30. Caragana frutescens DC. var. Turfanensis Krassn,,
31. C. pygmaea var. parvifolia Krassn., 32. Oxytropis Beketovii
Krassn. Seetio Mesogaea, O. mixotriche Bnge. affinis sed diversa, 33. Astra-
galus Borodini Krassn., Sectio Trachycerris Bnge. Subgenus Cereidotrix,
34. A. nivalis Kar. etKir., 35. Severzovia Turkestanica Rgl., 36. Lathyrus tuberosus
L., 37. L. sativus L., 38. Potentilla biflora W., 39. Fragaria collina Ehrh., 40.
Rubus Idaeus L., 41. R. saxatilis L., 42. Umbilicus Turkestanicus Rgl., 43.
Chrysosplenium Thian-schanieum Krassn. nov. spec. Subg. Gamo-
splenium. Div. 1. Sect. 1. Ovulifolia Maxim., 44. Bupleurum Kokandieum Rgl.,
45. Scorodosma foetidum Bnge. var. Songarica Krassn,, 46. Callipeltis eucul-
laria Stev., 47. Scabiosa Olivieri Coult., 48. Calimeris suffruticosa Winkl., 49.
Tanacetum Grigorievi Krassn. „Sub hoc nomine conjungimus T. Scharn-
horstii Rgl. et Schmalh., T. Capusii Franch. et T. leucophyllum Rgl., quae
varietas tantum unicus formae esse putamus“, 50. Artemisia eriocarpa Bng®,,
51. A. Songarica Schr., 52. A. erianthema Bnge., 53. Saussurea Famintzi-
niana Krassn. nov. spec. Sect. 2. Involucri squamis imbricatis exterioribus
brevioribus, antherarum caudis bisetis, involueri squamis apice inappendiculatis
Ledeb., 54. Cnicus Sairamensis Winkl., 55. Scorzonera ammophila Bnge., 56.
S. hemilosia Bnge., 57. S. conopleura Bnge., 58. Hieracium virosum Pall., 59.
Gentiana azurea Bnge., 60. Echium Italicum C. A. Mey, 61. Echinospermum
deflexum Lehm., 62. E. Wahlianum Lehm., 63. Cynoglossum macrostylum Bnge.,
64. Lycium Ruthenicum Murr., 65. Solanum nigrum L., 66. Veronica agrestis L.,
67. Pedicularis Maximowiezii Krassn. nov. spec. Sect. Anodonta. Div.
Sceptra. 68. Lagotis deeumbens Rupr., 69. L. Grigorievi Krassn. nov.
spec., proxima L. decumbenti Rupr., 70. Dracocephalum discolor Ledeb., 71.
D. Gobi Krassn. nov. spec. „A. D. peregrino, cui simili, differt petiolis longio-
ribus, vertieillastris congestis, internodiis abbreviatis, bracteis longe aristatis.“
72. D. villosum Krassn. nov. sp., affine D. stamineo, discolori et pinnato.
73. Eremostachys nuda Rgl., 74. Acantholimon diapensioides v. Borodini
Krassn., 75. Kirilovia eriantha Bnge., 76. Londesia eriantha Fisch. et Mey,
77. Camphorosma RuthenicaM. B., 78. Atraphaxis Muschketovii Krassn.
nov. spec. „Ab A. lanceolata, cui similis, staminum numero (9), statura altiore,
florendi tempore, ramis fructiferis steriles aequantibus vel parum tantum superanti-
bus foliis latioribus, totoque habitu egregie differt.
Monocotyledonen: 79. Tulipa Regelii Krassn.nov. spec. „Bulbus
bulbi T. Gesnerianae magnetudine, vel paullo minor, folium unieum, flos solitarius
habitu structuraque florum T. sylvestris“. 80. Colehieum croeiflorum Rgl., 81.
Lepturus incurvatus L. var. hirtulus Rgl., 82. Triticum Batalini Krassn.
nov. spec. Sect. Agropyrum. „A T. strigoso spica densa non interrupta ovata
vel ovato-oblonga pilosa, internodiis spicae brevissimis aristisque brevibus ad-
pressis longe distat.*“ 83. Bromus graeillimus Bnge., 84. Calamagrostis antlo-
xanthoides Rgl., 85. Stipa Semenovii Krassn. nov. sp. „A Ptilagrostide
Mongholica panieula semiinelusa minus patente, glumis florem superantibus
acutioribusque, arista longiore, infra tertiam partem geniculata palaeque inferiore
apice indiviso aristato dignoscitur. A Stipa orientali Ledeb. panicula exsertiors
pedicellis ramisque longioribus, glumis brerioribus, arista infra tertiam partem
geniculata differt.*“ 86. St. Woronini Krassn. nov. spec. „A Stipa capillata
Ledeb., cui affinis, aristis reetis brevioribus pilosis, a St. orientali glumis breviori-
bus, aristis non pennatis totoque habitu egregie differt.“
r. Herder (St. Petersburg).
Frank, B. Untersuchungen über die Ernährung der
Pflanze mit Stickstoff und über den Kreislauf des.
Oekonom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 249
selben in der Landwirthschaft. (Landwirthschaftl. Jahr-
bücher. 1888. p. 419—554.)
Verf. stellt sich die Aufgabe, durch exakte Versuche zu prüfen,
ob sich der Stiekstoffgehalt des Bodens durch Aufnahme von at-
mosphärischem Stickstoff vermehren könne, wie dies schon ver-
schiedentlich behauptet worden ist, und ob die Pflanzen direkt
Stickstoff aus der Luft assimiliren können.
Der Gesammtstickstoff der Pflanzen und Böden wurde stets
nach der Methode von Varrentrap-Will bestimmt, wobei das
bei der Verbrennung entweichende Ammoniakgas in Salzsäure auf-
gefangen wird. Diese Flüssigkeit wurde dann bis zur Troekne
eingedampft und dann w ieder mit Wasser aufg genommen, „wodurch
kleine Mengen von Destillationsprodukten , die sich leicht bei der
Verbrennung bilden, sowie Spuren mitgerissenen Kalkes ausge-
schieden w erden.“ u)
Die Salpetersäure wurde in wässerigen Extrakten theils nach
Schlösing als Stickoxydgas bestimmt, theils wurde sie in der
von Mayrhofer**) angegebenen Weise mit einer schwefelsauren
Lösung von Indigotin titrirt. Bei kleinen Mengen von Salpeter-
säure kan auch die colorimetrische Methode W agners®*), welche
auf der Blaufärbung mit Diphenylamin beruht, zur Anwendung.
Um zu untersuchen in welchem Maasse die Ammoniakver-
bindungen im Boden nitrifieirt werden und ob hierbei Stickstoff-
verluste eintreten, wurden verschiedene, vorher durch Auslaugen
mit Wasser ihrer Nitrate beraubte Bodenproben mit einer Lösung
von schwefelsaurem Ammoniak übergossen und einige Wochen
stehen gelassen. Verf. folgert aus seinen Versuchen, dass in den
schweren Bodenarten die "zugeführten Ammoniaksalze bald ver-
schwinden, jedoch nur zum geringen Theil in Salpetersäure um-
gesetzt werden, während sich der grössere Theil als Ammoniak
verflüchtigt. Der leichte reine Sandboden treibt das Ammoniak
nicht aus, hat aber auch nur ein sehr schwaches Nitrifieationsver-
mögen. Ausserdem wurden noch gleiche Versuche mit kohlen-
saurem Kalk, gereinigten Quarzkörnern und Thonerde angestellt.
Während die Quarzkörner und die Thonerde unbetheiligt an der
Nitrifieation sind, schreibt Verf. dem kohlensauren Kalk die Fähig-
keit zu, Ammoniak in Salpetersäure zu verwandeln, wobei jedoch
ebenfalls bedeutende Verluste eintreten.
Die Stickstoffverluste, welche durch das Entweichen von gas-
förmigem Stickstoff entstehen, werden in folgender Weise bestimmt.
Die Versuchsböden wurden in grosse offene Glas- oder glasirte
Thongefässe gegeben, und im Freien, geschützt gegen Regen, auf-
gestellt. Von Zeit zu Zeit wurden sie mit destillirtem Wasser be-
gossen.
*) Es ist nicht einzusehen, wie auf diese Weise geringe Mengen von Kalk
abgeschieden werden können. Der Ref.
**) Correspondenz der freien Vereinigung bayrischer Vertreter der ange-
wandten Chemie. 1884. No. 1.
***) Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chem. 20. p. 329.
250 Oekonom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.)
Die Versuchsdauer betrug 180—200 Tage. Die Differenzen
des Bodens im Stiekstoffgehalt vor dem Versuch und nach dem
Versuch sind nur sehr geringe und betragen meist nur wenige
tausendstel Prozente. Sie weisen theils auf eine Zunahme, theils-
auf einen Verlust hin. Verf. nımmt an, dass in allen Fällen ein
Stiekstoffverlust stattfindet, der durch einen gesteigerten Luftzutritt
vermindert wird. Humusreiche Böden sind jedoch im Stande,
auch Stickstoff aus der Luft zu fixiren, und die in mehreren Fällen
beobachtete Zunahme erklärt sich dann dadurch, dass die Stick-
stoffbindung grösser war, als der entgegengesetzte Prozess.
Schliesslieh stellt sich Verf. die Frage, ob auch die lebende
Pflanze freien Stickstoff verliere. Um zugleich die Behauptung
von Boussingault*) zu prüfen, dass die Pflanze die Fähigkeit
besitze, im Dunklen dargebotene Nitrate unter Entbindung freien
Stickstoffs zu zersetzen, Sürden Samen von Phaseolus ilöuflins-
in stiekstofffreien und in nitrathaltigen Nährlösungen im Dunkeln
kultivirt. Die Nährlösung mit der sieh: entwiekelnden Pflanze be-
fand sich in einer unten durch Quecksilber abgesperrten Glocke,
die oben eine mit Salzsäure gefüllte Vorlage trug, durch welche
die Luft aus der Glocke abgesaugt werden konnte. Es zeigte
sich hierbei, dass sowohl bei den in nitratfreien Nährlösungen, als:
auch bei den im nitrathaltigen Nährlösungen gezogenen Pflanzen
ein Stiekstoffverlust eintritt. In den Vorlagen fanden sich nur
äusserst geringe Mengen Ammoniak, so a der Verlust auf die
Abspaltung freien Stickstoffs zurückgeführt werden muss. Der-
selbe ist bei allen Versuchen ungefähr gleich gross und somit liegt
kein Grund vor, ezanehiien dass die Wurzeln die Fähigkeit
hätten, Nitrate zu zersetzen. Verf. hält es für möglich, dass keine
Entbindung von Stickstoff im lebenden Organismus stattgefunden
hat, ‚sondern dass der Verlust durch den Fäulnissprozess der ab-
gestorbenen Kotyledonen bedingt ist, die noch unresorbirte Stick-
stoffverbindungen enthalten.
In einem „die sicher bekannten direkten Quellen der Stick-
stoffnahrung der Pflanzen“ betitelten Kapitel giebt Verf. zunächst
eine Uebersicht über die einschlägige Literatur, und da die An-
sichten der verschiedenen Forscher bedeutend auseinandergehen,
sind eigene Versuche nach dieser Richtung unternommen worden.
Verf. liess Samen von Phaseolus multiflorus und vulgaris und von
Helianthus annuus theils in Wasserleitungswasser, theils in nitrat-
haltigen, theils in nitratfreien Ni ihrlösungen keimen.
In allen Fällen zeigte es sich, dass die Pflanzen, welche in
nitratfreien Flüssigkeiten wuchsen, keine nachweisbaren Mengen
von Nitraten enthielten. Verf. kommt daher zu dem Schlusse,
„dass die Pflanzen, und selbst die echten Salpeterpflanzen, nur
dann Nitrate enthalten, wenn solehe den Wurzeln zur Aufnahme
geboten sind, und dass die bisweilen in bedeutenden Mengen vor-
handenen Nitrate nur aus jener Quelle und weder aus dem freien
*) Ann. Chym. et Phys. Ser. 5. 32. 1881.
Oekonom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 251
Stickstoff der Luft, noch aus den in der letzteren enthaltenen
geringen Beimengungen von Ammoniak stammen.“
Ueber die Bewegung und das Schicksal der Salpetersäure in
der Pflanze ist bereits früher referirt worden. *) Verf. weist noch-
mals darauf hin, dass in allen Pflanzen Salpetersäure nachzuweisen
sei, dass dieselbe jedoch bei vielen Pflanzen nur in den Wurzeln
auftrete. In den nun folgenden Ausführungen sucht Verf. die
Ansicht zu widerlegen , dass die Nitrate im Mesophyll des Blattes
assimilirt werden. Als Gegenbeweis führt er unter Anderem an,
dass bei der Lupine die Salpetersäure überhaupt nicht bis ins
Blatt gelangt und daher schon vorher assimilirt sein muss. Auch
bestreitet er, dass die Salpetersäure in den Geweben, in denen sie
sich nachweisen lässt, in Wanderung begriffen sei. Er hält es für
wahrscheinlicher, dass die Salpetersäure im Parenchym als Reserve-
stoff aufgespeichert werde. Um zu erfahren, ob auch oberirdische
Theile der Pflanze die Fähigkeit besitzen, Nitrate aufzunehmen,
wurde ein Tropfen 3 prozentiger Salpeterlösung auf die trichter-
förmige Vertiefung gebracht, welche die auf dem Blattstiel auf-
sitzenden Blättehen der Lupine bilden. In der That färbten sich
die Durehsehnitte dieser Blattgelenke mit Diphenylamin tief blau.
In dem nächsten, „die Ammoniaksalze® überschriebenen, Ka-
pitel wird zunächst die Frage behandelt, ob die Pflanzen ihren
Stickstoffbedarf dureh Ammoniaksalze deeken können. Auf Grund
von Wasserkulturen, bei denen als Versuchspflanze Phaseolus vul-
garis benutzt wurde, kommt Verf. zu dem Resultat, dass Ammoniak-
salze die Pflanze zwar bis zu einem gewissen Grade mit Stickstoff
versorgen können, dass dieselben jedoch in ihrer Wirkung der Sal-
petersäure durchaus nachstehen und wenigstens für gewisse Pflanzen
eine hinreichende Ernährung nicht zu bieten vermögen. Wurden
derartige in nitratfreien Lösungen gewachsene Pflanzen auf Nitrat
untersucht, so konnte nie eine Spur davon nachgewiesen werden,
und demnach hält es Verf. für unmöglich, dass die Pflanzen aus
Ammoniak Salpetersäure bilden können.
Von anderen stickstoffhaltigen Körpern sind nach den Zu-
sammenstellungen des Verf.'s als brauchbare Nährstoffe für die
Pflanze bisher Harnstoff, Glykokol, Kreatin, Leuein, Tyrosin, As-
paragin und Acetamid mit Sicherheit erkannt worden. Noch
zweifelhaft ist die Frage für Harnsäure, Hippursäure und Guanin,
während bei Versuchen mit Nitrobenzoesäure, Pikrinsäure, Amido-
benzoesäure, Morphin ‚Chinin, Cinehonm, Coffein, Thiosinamin, Ferro-
eyan- und Ferrideyankalium stets negative Resultate erhalten
wurden.
Auch die Frage, ob durch den Anbau von Pflanzen «s dem
Erdboden Bindung atmosphärischen Stickstofis stattfindet, hat Verf.
einer experimentellen Prüfung unterzogen. Als Versuchspflanzen
wurden Z upinus luteus, T' rifolium incarnatum, Brassica Napus und
Avena sativa benutzt: Die Samen wurden in Glasgetässe aus-
gesät, die mit Erde von genau bekanntem Stickstoffgehalt gefüllt
*) Berichte d. deutsch. bot. Ges. 29. Dec, 1837.
252 Oekorom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.)
waren. Zu jedem Vegetationsversuch wurde ein Parallelversuch
in der Weise angestellt, dass ein gleiches Quantum Erde in einem
Gefäss von derselben Grösse und Form die gleiche Zeit unter
denselben Bedingungen stehen gelassen wurde. Die Analyse er-
gab, dass der Stickstoffgehalt des Bodens und der Pflanzen zu-
sammen genommen in den meisten Fällen bei Beendigung des
Versuchs grösser war, als im Anfang. Auch die Erdproben, die
ohne Vegetation gestanden hatten, wiesen theilweise einen Zuwachs
an Stickstoff auf, jedoch war derselbe stets geringer, als bei den
Versuchen mit Vegetation. Wurde ein Stickstoffverlust konstatirt,
so war derselbe in den Versuchen mit Vegetation durchweg ge-
ringer, alsin denen ohne Vegetation. Verf. nimmt daher an, „dass
durch die Anwesenheit einer Vegetation ein Prozess erhöht wird,
welcher auf die Vermehrung des ursprünglich im Beden und in
den ausgesäeten Samen enthaltenen Stickstoffs hinwirkt.“ Der
Ammoniakgehalt der Luft spielt hierbei keine wesentliche Rolle,
denn Versuche, welche unter abgesperrten Glasglocken, durch
welche ammoniakfreie Luft gesaugt wurde, angestellt wurden,
hatten dasselbe Resultat.
Dass die Stickstoffanreicherung im Boden durch die Wurzel-
knöllehen der Leguminosen verursacht werde, nimmt Verf. nicht
an. Er glaubt vielmehr als Urheber derselben kleine Krypto-
gamen, ehlorophy Ihaltige Organısmen, Algen ansehen zu müssen,
welche sich stets während der Versuche in dem Boden einstellten.
Um zu konstatiren, ob auch der Boden für sich, ohne Organismen
Stickstoff! aufnehmen könne, wurde Mergel wochenlang mit heissem
Wasser ausgewaschen und das Filtrat geprüft. Es "enthielt stets
Salpetersäure, jedoch war auch salpetrige Säure nachzuweisen. Die
gleichen Versuche wurden mit kohlensaurem Kalk und kohlensaurer
Magnesia angestellt. Der Erfolg war auch hier derselbe. Wwurderr
die Experimente bei Zimmertemperatur ausgeführt, so enthielt das
Waschwasser weder Nitrate noch Nitrite. Die quantitative Be-
stimmung geschah theils durch Titriren mit Indigotinlösung, theils
kolorimetrisch mit Hilfe von Diphenylamin, und zwar wurde jedes
Filtrat für sich untersucht. Die gefundenen Salpetersäuremengen
betrugen nach den Angaben des Verf.’s meist nur einige hundertstel
Milligramm. Summirt blieben sie bei Caleium- und Magnesium-
carbonat noch unter 0,5 Milligr., bei dem Versuch mit Mergel be-
trugen sie einige Milligramm. ® *=) Diese geringe Stiekstoffanreicherung
genügt nicht, um die Stickstoffzunahme der weiter unten ange-
führten Versuche zu erklären.
„nomit beruht die Stiekstoffanreicherung des Erdbodens auf
einer Entwicklung eiweisshaltiger Pflanzenzellen, welche zunächst
als ein selbstständiger, mut Vorgängen im Erdboden nicht in Ver-
bindung zu bringender Prozess zu betrachten sein würde.“
Im Anschluss hieran wird das eigenthümliche Verhalten des
Erdbodens gegen Diphenylamin beschrieben. Bringt man nämlich
*) Ich unterlasse es, die Zahlenangaben des Verf.'s zu reproduziren, da mit
den angewandten Methoden keine genauen Zahlen gefunden werden können.
Der Ref.
Neue Litteratur. »53
märkischen Flugsand, weleher die Erscheinung am schönsten zeigt,
nachdem man ihn mit Diphenylaminlösung befeuchtet hat, unter
ein Deckglas, so erscheint unter dem Mikroskop nicht nur die
Flüssigkeit blau, sondern die emzelnen Quarzkörner haben an der
Oberfläche blaue Flecken. Durch Kochen mit Wasser und durch
Auswaschen verlieren sie diese Eigenschaft nicht. Verf. nimmt
an, dass die blauen Flecke von Nitraten herrühren, welche den
Quarzkörnern anhaften und sich mit Wasser nicht auslaugen lassen.
Sand, der mit Schwefelsäure gekocht ist, zeigt die Reaktion nicht
mehr, „da hierdurch bekanntlich die Salpetersäure zerstört wird.“ *)
Schliesslich stellt Verf. noch fest, dass die Wurzelhaare nicht
bei der Stiekstoffbindung im Boden betheiligt sind.
Beutell (Santiago).
Neue Litteratur.””
Geschichte der Botanik:
Britten, James, and Boulger, 6. S., Biographical index of British and Irish
botanists. [Contin.] (The Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 314.
p. 45.)
Algen:
Hansgirg, A., Ueber die Gattung Phyllactidium (Bor.) Möb. non Ktz., nebst
einer systematischen Uebersicht aller bisher bekannten Confervoideen-Gattungen
und Untergattungen (resp. Sectionen). (Hedwigia. 1889. Heft 1/2.)
— —, Nachträge zu meinen in der Hedwigia 1888. No. 5/6 und No. 9/10 ver-
öffentlichten Abhandlungen. (l. c.)
Pilze:
Buchner, Notiz, betreffend die Frage des Vorkommens von Bakterien im normalen
Pflanzengewebe. (Münchener medieinische Wochenschrift. 1888. No. 52. p.
906— 907.)
Ellis, J. B., and Everhart, Benj., New species of Fungi from various loca-
lities. New Series. (Journal of Mycology. Vol. IV. 1888. No. 12. p. 121.)
Flechten:
Müller, Graphideae Feeanae, inel. trib. affinibus nee non Graphideae exoticae
Acharii, El. Friesii et Zenkeri, e novo studio speciminum originalium
expositae et in novam dispositionem ordinatae. (M&moires de la Societe de
physique et d’histoire naturelle de Genetve. Tome XXIX. 1889. No. 2.)
*) In der Chemie ist nichts davon bekannt, dass die Salpetersäure durch
Schwefelsäure zerstört wird. Der Ref.
**) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7,
254 Neue Litteratur.
Zahlbruekner, A., Zur Lichenenflora der kleinen Tauern. (Separat-Abdruck
aus den Mittheilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark.
Jahrg. 1888.) 8°. 11 pp. Graz 1889.
Muscineen :
Mc. Andrew, Jas., Radula voluta in Scotland. (The Journal of Botany. Vol.
XXVII 1889. No. 314. p. 51.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Calloni, Anomalies de la fleur du Rumex scutatus Linne, avec notes sur l’Evo-
iution florale, l’anthotaxie et la nature axile de l’ovule dans les Rumex.
(M&moires de la Societe de physique et d’histoire naturelle de Geneve. Tome
XXIX. 1889. No. 2.)
Körner, Intorno alla Siringina, un glucoside della Syringa vulgaris. (Rendi-
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Fasc. 6.) Milano 1888.
Tamba, Die Herkunft der Zellkerne in den Gefässthyllen von Cueurbita. (Sitzungs-
berichte der phys.-medieinischen Soeietät zu Erlangen. 1888. Heft XIX.)
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Baker, J. @., New Petaloid Monocotyledons from Cape Colony. [Contin.] (The
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Basteri, Flora ligustica. (Giornale della Societ& di letture e conversazioni
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Beck, 6@., et Szyszylowicz, Ign., Plantae a Dre. Ign. Szyszylowiez in itinere
per Cernagoram et in Albania adjacente anno 1886 lectae, 8°. 166 pp-
Cracoviae (Typis univ. Jagellonicae) 1888.
Beiträge zur Fauna und Flora von Aschaffenburg. II. (Mittheilung des Natur-
wissenschaftlichen Vereins zu Aschaffenburg.) 8°. 116 pp. Aschaffenburg
(Krebs’sche Buchhandlung) 1889. M. 2.—
Benett, J. L., Plants of Rhode Island, an enumeration of the plants growing
without ceultivation in the State of Rhode Island — includes a list of about
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Neue Litteratur. 355
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Bechi, Intorno all’olio di eotone. (Atti dell’Accademia economico-agraria dei
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-Caselli, Di aleune applicazioni della elettrieitä all’agricoltura. (l. c.)
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hama 1888.
König et Durckel, Les plantes indigenes de l’Alsace propres & l’ornamentation.
(Bulletin de la Societ@ d’histoire naturelle de Colmar. Annee XXVII/XXIX.
1886/88.) Colmar 1888.
Lawley, Relazione sul libro di F. Sahut che tratta dello adattamento delle
viti americane, al terreno ed al clima. (Atti dell’Accademia economico-agraria
dei Georgofili. Serie IV. Vol. XI. 1888. Fasc. 2. Firenze 1888.)
— —, Sulla eoneimazione della vite. (l. c.)
Roster, Sunto degli studi eseguiti su l’acido carbonico dell’ aria e del suolo di
Firenze. (l. c.)
256
Personalnachrichten. — Berichtigung. — Inhalt.
Personalnachrichten.
Dr. Sava Petrovie, Sanitätsoberst in Belgrad, der
sich um
die Erforschung der Flora von NisS grosse Verdienste erworben
hat, ist gestorben.
Berichtigungen.
In Band XXXVII. p. 192, Zeile 1 von oben ist zu lesen „20—24 Mark“
statt 20 Mark und |. c. p. 130, Zeile 33 von oben statt Q. pedunculiflora.
„a Q. pedunculiflora“.
Pag. 233, Zeile 7 von unten lies: Jodin statt Joclin.
234, Zeile 11 von unten lies: Etard’s statt Claude.
234, Zeile 19 von unten, lies: „sehwefligsaurem Natron“ statt „schwe-
felsäuerlichem Natron“.
„ 235, Zeile 5 von unten, ist anstatt „nicht löslich waren“ zu lesen:
„nicht schwer zu lösen waren.“
„ 235, letzte Zeile ist anstatt „durch folgende Versuche noch mehr
Grund“ zu lesen:
folgende Versuche“
„noch mehr an Wahrscheinlichkeit durch
inhaTt:
Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Boehm, Stärkebildung in den Blättern von
Sedum spectabile Boreau (Schluss), p. 225.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaftten.
Botanischer Verein in Lund.
VII. Sitzung am 18. November 1887.
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger Oelkörper
in den Mycelfäden von Penicillium glaucum
(Forts.), p. 232.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. 236.
Hueppe, Die Methoden der Bakterienforschung.
4. Aufl., p. 236.
Yöchting, Ein Dynamometer zum Gebrauch am
Klinostat, p. 238.
Referate:
Burgerstein, Leitfaden der Botanik für niedere
Landwirthschaftliche Schulen, p. 238.
Burgerstein, Ueber den Einfluss des Kampfers
(Kampferwassers) auf die Keimkraft der
Samen, p. 242,
Frank, Untersuchungen iiber die Ernährung
der Pflanze mit Stickstoff und über den Kreis-
lauf desselben in der Landwirthschaft, p. 248.
Gay, Sur les Ulothrix a6eriens, p. 239.
Gomont, Recherches sur les enveloppes cellu-
laires des Nostocacees filamenteuses, p. 239.
Kaurin, Brachythecium Ryani n. sp., p. 241.
Kaurin, To nye Lövmosser, p. 241.
Krassnoff, Descriptiones plantarım novarım
vel minus cognitarum anno 1886 ab A. Krass-
novio in regionibus Thian-Schanieis lectarum,
p. 246.
Löffler, Wichtige Stoffe zu 20 Unterrichts-
stunden in der Pflanzenkunde für die Schüler
der oberen Klassen der Volks- und Bürger-
schulen, p. 238.
Massalongo, Sulla germogliazione delle sporule
nelle Sphaeropsideae, p. 241.
Trelease, The Morels and Puff-Balls of Ma-
dison, p. 240.
Vöchting, Ueber die Lichtstellung der Laub-
blätter, p. 245.
Wakker, Studien über die Inhaltskörper der
Pfianzenzelle, p. 243.
Neue Litteratur, p. 255.
Personalnachrichten.
Dr. Sava Petrovi& (7), p. 256.
Berichtigung p. 256.
Ausgegeben: 19. Februar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Hierzu 1 Beilage.
Band XXXVII. No.9. . Jahrgang X,
Aue *ırı6 » Ä | |
REN Centrz 7} ln =
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der &esellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
'‘Schlesischen 6esellschaft für vaterländische Cuitur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
. Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
Er EEE TEE VEIT EET BSR ETF TE DERF ERDE TEE TZATTIET A N BRIETHZTRT CH EEE
No. 9, Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret-
behälter bei den Cacteen,
unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse
der letzteren.
Von
Dr. Carl Lauterbach
aus Breslau.
Mit 2 Tafeln*)
Das erste Werk, in welehem die Sekretbehälter der Cacteen
erwähnt werden, ist, abgesehen von einigen kurzen Angaben älterer
Autoren, Schleiden’s Anatomie der Cacteen!). Schleiden spricht
im ersten Theil seiner Arbeit, welche vom Mark- und Rinden-
Parenchym handelt, von Schleim und Gallerte enthaltenden Zellen bei
Opuntia, bildet auch solche ab, ohne jedoch weiter auf das Wesen
!) Schleiden, Beiträge zur Anatomie der Cacteen. (M&moires presentes
a 1’ Acad&mie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg par divers savans
„Tome IV. 1845. pag. 337— 366.)
*) Tafeln folgen in nächster Nummer.
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 17
358 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl.d. Sekretbehälter d. Cacteen.
A " Es “
und die Verbreitung derselben einzugehen. Bei der Zusammen- "
setzung des Holzbündels erwähnt er ausserdem Gummigänge an
Stelle des Bastes bei Opuntia Peruviana, giebt aber auch hier keine
weiteren Erklärungen. P. Harting, der in seinen „Bijdrage tot de
Anatomi der Cacteen“!) die Untersuchungen Schleiden’s wiederholt,
beziehentlich vervollständigt, giebt keine weiteren Aufschlüsse; auch
er beschreibt bei Opuntia „Gefässbündel von Bastzellen umschlossen,
durch einen Gummikanal umgrenzt“. Die nächsten Arbeiten,
über Cacteen?) beschäftigen sich mit dem Hautgewebe oder den
Stacheln dieser Gewächse, ohne das innere Zellgew ebe zu berück-
sichtigen. H. Voechting thut in seinen „Beiträgen zur Morphologie
und Anatomie der Rhipsalideen®) der "Sekretbehälter keine Er-
wähnung.
De Bary giebt in seiner „Vergleichenden Anatomie der Phane-
rogamen®) in dem Kapitel über Sekretbehälter für die Cacteen
sehleimführende Schläuche an. Nach ihm?) zeigt die Schleimmasse
„die Struktur einer sehr dicken, reich und zart geschichteten Zell-
membran und ist ihrer Entstehung und morphologischen Bedeutung
nach nichts anderes, als eine auf Kosten des Innenraumes stark
verdickte Zellwand“. Doch bezeichnet er diesen Befund als zweifel-
haft und neue Untersuchungen als wünschenswerth. Er führt dann®)
die Sekretbehälter der Opuntien in der Reihe der lysigenen Inter-
cellularen auf, indem er sie Schleim- und Gummi Gänge nennt.
Ferner”) giebt er für einige Mammillarien, M. anqularis, Hystrix,
Zuccariniana milchsaftführenden Gänge an (zuerst von De Can-
dolle°®) und Unger erwähnt), ist aber sowohl bei diesen als bei
den Opuntien über die Entstehung, sowie über die Natur ihres
Inhalts im Unklaren. An einer späteren Stelle’) beschreibt er die
‚Lage und den Verlauf der milchsaftführenden Gänge der Mammil-
larien, sowie den Verlauf der schleimführenden Gänge bei Opuntia,
indem er angiebt, dass die letzteren den an der Aussengrenze des
Siebtheils zu einem Netz verbundenen Blattspursträngen in ihrem
Längsverlaufe folgen und nicht, wie Schleiden memte, im Sieb-
theil selbst liegen.
Das Auftreten von Krystalldrusen wurde schon bei den ersten
Untersuchungen dieser Familie beobachtet und besonders ihr
massenhaftes Vorkommen wird unter Andern von Schleiden er-
wähnt, der in der Trockensubstanz des Stammes von Cereus sentlis
‘) P. Harting; Bijdrage tot de Anatomi der Cactaen. 1846.
®) Nik. Kauffmann. Zur Entwickelungsgeschichte der Cacteenstacheln.
Moskau 1859 u. 1868.
Caspari. Hauptgewebe der Cacteen. Bonn.
°) Hermann Voechting, Beiträge zur Morphologie und Anatomie der
Rhipsalideen. (Pringsheim’s Jahrbücher. IX. pag. 329 —477.)
*) A. de Bary. Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Pha-
nerogamen und der Farne. 1877.
5) pag. 51.
®) pag. 211 und 214.
”) pag. 216.
®) De Candolle. Revue de la famille des Cactdes. (M&moires du Musdum
d’Histoire naturelle de Paris. Vol. XVII. 1828.)
9) pag. 466.
Lauterbach; Unters. üb, Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 2359
85 Proz. Kalkoxalat fand. Derselbe führt als vorkommende Krystall-
formen an: Quadratoktaeder, vierseitiges Prisma und davon ab-
geleitete Formen ; als Gruppirungen : Bündel nadelförmiger Krystalle,
Drusen von vierseitizen Prismen mit sehr kurzer Hauptaxe, einer
aus quadratischen Tafeln zusammengesetzten Kugel gleichend,
Drusen von vierseitigen Prismen, deren Hauptaxe länger als die-
Nebenaxe ist, mit dem Oktaeder 1. Ordnung combinirt.
De Bary!) giebt für die Cacteen ausschliesslich Drusen an.
Hiermit schliessen die vorhandenen Beobachtungen und soll
es die Aufgabe dieser Arbeit sein, die Verbreitung und Ent-
wickelung der Sekretbehälter in der gesammten Familie der Cacteen
zu untersuchen, sowie einen Ueberblick über die allgemeinen ana-
tomischen Verhältnisse der hauptsächlichsten Gattungen zu geben.
Das Material entnahm ich meiner eigenen Sammlung und
zwar nur gesunde normal entwickelte Pflanzen. Wo nicht Anderes
angegeben ist, wurden ein- bis zweijährige, völlig ausgebildete
‘ Sprosse oder Triebe untersucht. In der systematischen Ordnung
folgte ich Foerster’s Handbuch der Cacteenkunde?) in seiner
neuen Bearbeitung von Th. Rümpler, dem die Eintheilung des
Fürsten Salm- -Dy ck zu Grunde legt.
Die Eintheilung von Bentham- Hooker? ) erschien weniger
verwendbar, weil dieselbe zu wenig auf die Zerlegung der Familie
in kleinere Gruppen eingeht.
Allgemeiner Ueberblick über die Anatomie der Cacteen.
Mammillaria Haw.
Epidermiszellen an den Rändern stark ausgebuchtet, meist eine
geradlinige, nachträgliche, antikline Scheidewand zeigend. Die
Spaltöffnungen entstehen durch wiederholte T heilung einer ge-
wöhnlichen Epidermiszelle. Die sich bildenden Wände sind nach
innen concav und folgen abwechselnd nach rechts und links. Da-
durch werden ausser den Schliesszellen drei bis vier Nebenzellen
gebildet, von denen die inneren mit den Schliesszellen ungefähr
gleiche Länge haben, während die äusseren nach oben und unten
übergreifen. In den meisten Fällen sind drei Nebenzellen vorhan-
den. Die Richtung der Spaltöffnungen ist keine bestimmte. Die
Epidermiszellen sind bei Arten mit wenig ausgebildeter Cutieula,
wie z. B. M. glochidiata, Mart. etwas vorgewölbt; diesen Arten
fehlt das Hypoderma. Bei den übrigen findet sich eine starke
Cutieula. Die Epidermiszellen derselben sind flach, darunter liegt
ein einschichtiges, aus hohen Zellen gebildetes, collenchymatisch
entwickeltes Hypoderma.
Hierauf folgt nach Innen in radiale Reihen angeordnetes,
Chlorophyll führendes Parenchym mit im Querschnitt beinahe
‘quadratischen Zellen. Der grosse Zellkern ist wandständig. Die
N) pag. 149.
®2) Carl Friedrich Foerster’s Handbuch der Cacteenkunde etc., ver-
zuehe yon Theodor Rümpler. Leipzig 1886.
®) Bentham et Hooker. Genera Plantarum. pag. 846.
17?
260 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter.d. Cacteer.
‚Stärke des Chloröphyll führenden Parenchyms ist bei den einzel-
nen Arten ziemlich verschieden. Nach Innen geht das letztere in
‚das grosszellige, dünnwandige Rindenparenchym über, das be:
weitem die grösste Masse des, Stammes bildet.
Es folgt dann ein Kranz von Gefässbündeln, der von zahl-
- reichen Markstrahlen durchsetzt wird. Derselbe schliesst den aus:
dünnwandigem Parenehym bestehenden Markeylinder ein, dessen
Durchmesser ungefähr '/a bis '/s des gesammten Stammes beträgt..
In den Gefässbündeln ist ein sehr dünnwandiger Phloemtheil
vorhanden, dessen Inhalt im Alkoholmaterial bräunlich erscheint,
Die Gefässe des Xylems sind stets spiralig verdiekt und von Spiral-
und Ring-Tracheiden begleitet. Die Bündel verlaufen von den
..Axillen (den zwischen den Warzen stehenden Haarbüscheln) und
Areolen (den am Ende der Warzen stehenden Stachelgruppen) im
Rindenparenchym schräg nach abwärts und bilden in gesetzmässiger
Weise mit einander verschmelzend ein regelmässiges Maschen-
werk von Gefässbündeln, welches den Markeylinder einschliesst..
Während in der Jugend diese Gefässbündel ein durch weite Lücken
(Markstrahlen) unterbrochenes System bilden, verengen sich im
Alter die Lücken durch cambiale Thätigkeit mehr und mehr. Die
vom Cambium. nach Innen erzeugten Elemente sind ausschliesslich
‚Spiral- und Ring-Tracheiden, welche, in radialen Reihen angeordnet,
das Holz des Mammillarienstammes zusammensetzen.
Um Wiederholungen zu vermeiden, werde ich im Folgenden
nur das von Mammillaria Abweichende und für die einzelnen
(Gattungen besonders Charakteristische erwähnen.
Echinocactus Sk. et Otto.
Epidermiszellen mit sehr massig entwickelter Cuticeula, an der
Oberfläche Cutieularleisten zeigend. Spaltöffnungen meist von zwei
‚.Nebenzellen seitlich umgeben. Die Richtung des Spaltes ist keine
bestimmte. Im späteren Alter werden die Epidermiszellen von einer
Korkschieht emporgehoben und schliesslich abgestossen. Darunter
. befindet sich ein zwei- bis fünfschichtiges, stark collenchymatisch
entwickeltes Hypoderma. Gefässbündelring von Anfang an etwas
‚enger zusammenschliessend als bei Mammillaria. Im Alter tritt
deutliches Interfascieularcambium auf.
Echinopsis Zuce.
Epidermiszellen, von der Fläche gesehen, am Rande ausge-
buchtet, je eine geradlinige Theilwand zeigend. Die Spaltöffnungen
entstehen durch wiederholte Theilung einer Epidermiszelle. Hier-
bei werden ausser den Schliesszellen vier Nebenzellen gebildet,
welche zu je zwei zu beiden Seiten der Schliesszellen liegen. Durch
zwei auf den ersten Theilwänden senkrecht stehende Wände werden
die zwei aussen liegenden Nebenzellen in vier zerlegt. Die Rich-
tung des Spaltes steht.senkrecht zur Längsachse der Pflanze; Cuti-
cula stark entwickelt, Hypoderma zwei- bis dreischiehtig, kollen-
chymatisch. Die das Mark umgebenden Gefässstämme sehr weit
von einander entfernt. Markständige Gefässbündel sind m grosser
Zahl vorhanden.
Lauterbach, Unters. üb. Bau a. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cäcteem. DEN".
Cereus Haw.
Epidermiszellen weniger ausgebuchtet, als bei den vorher-
xchenden Gattungen, mässig bis stark vorgewölbt, besonders bei‘
den (©. radicantes in einen Zipfel auslaufend, der Längsachse der
Pflanze parallel gestreekt. Cuticula mässig entwickelt. Die Rich-'
tung des Spaltes steht senkrecht zur Längsachse der Pflanze. 3°
seitliche Nebenzellen vorhanden. Zwei- bis dreischichtiges Hypo- )
.derma, in der collenehymatischen Ausbildung hinter den’ früheren‘)
Gattungen zurückbleibend. Der Gefässbündeleylinder schliesst sich.
früh durch die Thätigkeit eines interfaseieularen Cambiums. Die!
‚cambiale Zone ist deutlich ausgeprägt. Vor dem Phloemtheil jedes‘
Bündels finden sich Gruppen von Sklerenchymzellen. Das sekun+
däre Xylem besteht zum grossen Theil aus sklerenehymatischen ı
Elementen, denen nur wenige, verhältnissmässig dünnwandige Ge-'
fässe eingelagert sind.
Phyllocactus Link. P
Fpidermiszellen in der Flächenansicht geradlinig begrenzt...
viele nachträgliche Theilwände zeigend. Schliesszellen von drei’
seitlichen Nebenzellen umgeben. Die Richtung des Spaltes ist
keine bestimmte. Ziemlich starke Cuticula, zweischichtiges Hypo-
derma. Das Chlorophyll führende Parenchym zeigt keine Reihen-
anordnung. Im Rinden- und Markparenchym zahlreiche Stärke-
körner. Die Gefässbündel zu einem Cylinder verbunden. Spiral-
und Ring-Tracheiden fehlen. Cambiale Zone deutlich vorhanden.
Xylem und Phloem im der bei Cereus beschriebenen Weise aus-
gebildet.
Epiphyllum Pfeiff. !
Epidermiszellen an den Rändern ausgebuchtet. Sehliesszellen.
von 2 bis 4 seitlich gelegenen Nebenzellen umgeben. Die Rich-
tung des Spaltes liegt meist der Längsachse der Pflanze parallel.
Einschichtiges, schwach kollenchymatisch entwickeltes Hypoderma.
Chlorophyll führendes Parenehym nicht in Reihen angeordnet.
Gefässbündel im Stammquerschnitt in der Mitte des Sprosses eine
nach den beiden Flügeln zu oftene Ellipse bildend, deren einzelne
Bündel durch interfaseieulares Cambium verbunden werden. Das,
‚sekundäre Xylem besteht vorwiegend aus Sklerenchymzellen.
Rhipsalis Gärtn.
Epidermiszellen mehr oder minder vorgewölbt, rundlieh bis
‚geradlinig begrenzt. Die Schliesszellen sind beiderseits von je
einer Nebenzelle umgeben. Die Richtung des Spaltes ist horizontal.
Hypoderma einschichtig und zweischichtig, meist aus quadratischen,
nur schwach eollenehymatisch verdiekten Zellen bestehend. Reihen-
‚anordnung des Chlorophyll führenden Parenchyms undeutlich. Der
Gefässbündeleylinder zeigt eine deutliche Cambialzone. Die ein-,
zelnen Bündel sind durch breite primäre Markstrahlen getrennt.
Im Xylem und Phloem sklerenehymatische Elemente. Im Phloem!
«ler rindenständigen Bündel finden sich dieselben ebenfalls.
262 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
4
Opuntia Mill.
Epidermiszellen flach oder nur wenig vorgewölbt, in der
Flächenansicht an den Rändern bogig bis mehr oder minder aus
gebuchtet; Schliesszellen seitlich von zwei Nebenzellen umgeben.
Die Richtung des Spaltes liegt der Längsachse der Pflanze parallel.
Hypoderma zwei- bis vierschichtig, stark collenchymatisch verdickt.
Chlorophyll führendes Parenchym in deutliche Reihen angeordnet.
Gefässbündel eine dem äusseren Umriss entsprechende Figur bildend,
welche stellenweise durch Interfascieularcambium geschlossen ist.
Im höheren Alter schliesst sich, verbunden mit einer Abrundung
des Stammes (bei den aufrecht wachsenden Arten), der Holzeylinder
völlig, während unter der Epidermis sich eine starke Korkschicht
entwickelt. Im Xylem starke Sklerenchymstränge, welche im
Phloem nur vereinzelt auftreten. In den Bündeln herrschen Ring-
Tracheiden, die eine bedeutende Länge erreichen, vor.
Im Blatt fehlt das Hypoderma; das Chlorophyll führende Pa-
renchym (Pallisadenparenchym) ist ringsum in radiale Reihen an-
geordnet; nach innen schliessen sich Schwammpar enchym und drei
bis vier central gelegene Gefässbündel an.
Peireskia Mill.
Stamm: Epidermiszellen, von der Fläche gesehen, geradlinig
= .. ® = .. = OÖ ..
begrenzt, viele nachträgliche Theilwände zeigend. Spaltöffnungen
kürzer als bei den übrigen Gattungen. Hypoderma nicht besonders
ausgebildet. Chlorophyll führendes Parenchym unregelmässig ge-
tagert. Gefässbündeleylinder durch Interfaseicularcambium ge-
schlossen. Dem Phloem sind Sklerenchymstränge vorgelagert, eben
solche finden sich im Xylem. Ausser spiralig verdickten treten
auch getüpfelte Gefässe auf. Im Alter findet starke Korkbildung
statt.
Blatt: Schliesszellen von zwei seitlich gelegenen Nebenzellen
umgeben. Die Richtung des Spaltes ist keine bestimmte. Unter
der flachen Epidermis liegt auf der Oberseite ein einschichtiges
Pallisadenparenchym , welches besonders in den Blattlamina deut-
lich entwickelt ist. Der mittlere diekere Theil des Blattes, sowie,
der unter dem Pallisadenparenehym liegende Theil wird von
ehlorophylihaltigem vrundlichem Parenchym gebildet. Die die
Mittelrippe des Blattes zusammensetzenden Gefässbündel sind, fünf
oder sechs an der Zahl, zu einem nach oben offenen Halbmond
verschmolzen, in welchem die Xylemtheile nach oben liegen.
Im Allgemeinen lässt sich nur bemerken, dass die anatomischen
Befunde mit der zu Grunde gelegten Eintheilung so ziemlich über-
einstimmen.
Das mechanische Moment kommt auch hier zur Geltung, in-
dem die kugeligen Arten: Mammillaria, Echinocactus und Echi-
nopsis, welche keine grosse Höhe Sn, und mithin dem Winde
wenig Angriffsfläche bieten, einzig-und allein ihr Hautskelet ver-
stärken, im Innern aber keinerlei festes Gewebe besitzen. Im
(egensatz hierzu entwickeln die übrigen strauch- und, baumartig
wachsenden Gattungen unter theilweiser Rückbildung des Hypo-
Lauter bach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d, Sekretbebälter d. Cacteen. 263
dermas starke sklerenchymatische Stränge, welche im Innern des
Körpers einen Hohleylinder bilden.
Einzel-Untersuchungen (in Bezug auf Sekretbehälter),
Melocacteae.
Anhalonium fissuratum Engelm.
enthält weder Schleimzellen, noch Milchsaft führende Gänge. Kıy-
stallzellen sind ziemlich zahlreich. Krystalldrusen von 0,098 mm |
Durchmesser zeigen eine für diese Gattung charakteristische Form.
Dieselben bilden ein kugeltörmiges sphaerokrystallähnliches Aggre-
gat von monoklinen Prismen mit sehr kurzer Hauptaxe, welche in
regelmässiger Weise um einen Mittelpunkt angeordnet sind und
sich dachziegelförmig decken.
Ferner enthalten die meisten Zellen Sphaerokrystalle eines in
der Form der Abscheidung dem Hesperidin ähnlichen, vielleicht
neuen Körpers. Möglicherweise ist derselbe mit dem von Lewin?)
entdeckten Anhalonin identisch. Derselbe löst sich weder in
kochendem Wasser, noch in Glycerin, wohl aber in Kalilauge,
ohne jedoch dabei die für das Hesperidin charakteristische braune
Färbung zu zeigen.
Pelecyphora aselliformis Ehrenb.
enthält weder milchsaftführende Gänge noch Schleimzellen. Kry-
stallzellen sind häufig, besonders in den Warzen, wo sie zum Theil
nebeneinander unter der Epidermis liegen. Die Form der Krystall-
drusen ist dieser Gattung eigenthümlich und bestehen die letzteren
aus einem kugelförmigen Aggregat von monoklinen Prismen mit
kurzer Hauptaxe, die etwas mehr über die Oberfläche der Druse
emporragen, als dies bei Anhalonium der Fall ist.
Mammillaria Haw.
Es folgt hier eine Liste der untersuchten Arten, welche sich,
ın ziemlich gleichmässiger Weise über alle Gruppen vertheiler
unter gleichzeitiger Angabe, ob die betreffenden Species milchsaft-
führende Gänge enthalten.
I. Zongimammae.
MH. longimamma D.C.
II. Crinitae.
M. Bocasana Poselg.
„ glochidiata Mart.
„ multiceps S.
III. Heteracanthae.
AM. sanguinea Hge.
„ elegans D.C.
!J'L. Lewin, Ueber Anhalonium Lewinii. (Archiv für experimentelle Pa-
thologie und Pharmakologie Bd. XXIV.)
964 “r “ Botanischer Verein in Lund.
M. Haageana Pfr.
„ rhodantha Lk. A. O.
„ pulchella Hort. berol.
»„». fulvispina Haw.
„ nigra Ehrenb. ;')
Milchsaftführende Gänge im Durchmesser von 0,210 bis
0,280 mm verlaufen nur im Rindenparenchym des Körpers, ohne
sich in die Warzen oder das Mark zu erstrecken. Der Milchsaft
ist arm an Stärkekörnern.
(Fortsetzung folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botanischer Verein in Lund.
(Fortsetzung.)
Die Reaktionen, die zur genaueren Bestimmung. der etwaiger
Zusammensetzung der Körper in verschiedenen Richtungen unter-_
nommen wurden, haben klar bewiesen, dass der Schwefel keines-
wegs frei oder für sich die Körper bildet, sondern dass derselbe an
einen andern Stoff gebunden ist, der mit dem Schwefel diese festen
Körper bildet, welche die Hyphenzellen in so grosser Menge anfüllen:
Die Reaktionen, die für die Schwefelkörner der Bakterien als
charakteristisch angeführt werden und die im Wesentlichen für die
in Rede stehenden Gebilde für anwendbar gehalten werden können,
sind, wie man bei genauerer Erwägung finden wird, Reaktionen,
die eben so gut zum Nachweis von Oelen und derartigen Ver-
bindungen verwendet werden können. Die Abweichungen, wie die eben
beschriebene Versuche betrefis der Löslichkeit in Säuren, Alkohol,
Aether u. s. w., werden auch für die Anwesenheit von solchen
Stoffen als sichere Kriterien gehalten. Diese Umstände könnten
also schon für die Auffassung dieser Körper als schwefelhaltige
Fettverbindungen sprechen, in denen, wie es scheint, Fett
oder Oel und Schwefel innig mit einander verbunden sind. In-
zwischen überzeugt man sich hiervon noch fester, falls man die
üblichen für Oele resp. fette Stoffe charakteristischen Färbungen mit
Alkannatinetur oder Osmiumsäure ausführt. Legt man ein Präparat
von lebenden Myceliumfäden in eine Lösung von frischen Alkanna-
wurzeln, die einige Tage auf das Präparat einwirken kann, oder
behandelt man ebenso lange ein ähnliches Präparat mit einer ein-
procentigen Osmiumsäurelösung, so erscheinen folgende Farben-
reaktionen, welche die fettartige Natur der Körper klar darstellen.
Im erstereren Fall färbten sich die Körper sehr hübsch roth, im
letzteren Fall schwarzbraun. Die rothgefärbten Körper lösten sich
übrigens nicht in Alkohol.
!) y=Milchsaftführende Gänge enthaltend.
Botanischer Verein in Lund. ° 265“
Wir hätten demnach Gebilde mit ‘einer Structur ‘vor uns, die‘,
diese möglicherweise in die Nähe der bei Allium und den Oruc-
feren bekannten schwefelhaltigen ätherischen Oelverbindungen‘
stellen könnte, die einen wichtigen Bestandtheil der in den respek-
tiren Zwiebeln und Samen genannter Pflanzen aufbewahrten
Reservenahrung ausmachen. Die Konsistenz- sowie die Löslichkeits-
verhältnisse der Körper widersprechen dem möglicherweise in
gewisser Hinsicht. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass '
schwer wiegende Gründe für einen solchen Vergleich sprechen.
Die Körper müssen, wie es scheint, unter allen Umständen zu den‘
natürlichen Fettarten gezählt werden, innerhalb welcher sie unter.
dieser Annahme an Stearin reiche Verbindungen darstellen würden,
die auf die eine oder andere Weise Schwefel an sich gebunden |
halten.
Das Vorhandensein von Fettarten, wenn auch in flüssiger.
Form, ist solchen Pflanzenorganismen wie Penicillium keineswegs
fremd; im Gegentheil enthalten sie immer eine grosse Menge Fett
oder Oel und besonders sind sie im Ruhe- oder Involutionszustande
reich daran, zu welcher Zeit der Fettgehalt mitunter bis zu 50°, der.
Trockensubstanz beträgt.*) Wie unter solchen Verhältnissen der
Schwefel mit dem Fette verbunden oder von demselben aufge-
nommen ist, lassen wir auf jeden Fall dahingestellt: Die Lösung
der Körper in Alkali würde indessen auf diese Weise ein gewöhn-
liches Verseifungsphänomen sein, wobei das Fett sich unter Bildung ,
von Alkali zertheilte und unter Bildung von Fettsäuresalz und
anderen Stoffen sich in Wasser löste. Bei Erwärmung mit Säure,
Salpeter- oder Salzsäure, sowie Fällung mit Barytsalz hat der.
Schwefel sich aus seiner Verbindung gelöst, sich gesäuert und ist
als in Säuren unlösbares Barytsulphat vom Barytsalz gefällt worden,
Der in gewissen Fällen mehr resistente, in anderen wiederum
weniger widerstandsfähige innere Theil des Kornes, der überdies
oft schärfer lichtbrechend ist, als der umgebende Theil des Körpers,
würde dabei möglicherweise auf eine verschiedenartige Konstitution
der Körpermasse hindeuten. Da inzwischen so unbedeutendes Materiäl®
vorhanden ist, die Körper so winzig klein und die mikrochemischen.
Reaktionen überhaupt zu ungenügend sind, ist man unter keinen Um-
ständen zu entscheiden berechtigt, ob der Schwefel in grösserer
oder geringerer Menge oder ganz und gar im Kern des Körpers
gebunden oder über die ganze Masse des Körpers vertheilt ist.
Wie die Körper aus den Fettstoffen und dem Schwefel aufgebaut
sind, müssen wir nämlich dahingestellt sein lassen. Nicht zü
bestreiten ist indessen, dass diese beiden Stoffe die Körper or-
ganisiren. x
Man kann also nicht behaupten, dass die in Penicillium nach-'
gewiesenen Körper denen der Schwefelbakterien nahe stehen, wenn sie
auch mit diesen eine äussere Achnlichkeit haben, insofern diese
letzteren aus reinem Schwefel bestehen, der sich in den Zellen in.
*”) De Bary, Morphol. u. Physiol. d. Pilze 1884, 8.7; Brefeld, L!-C.
Hei II, Tab. VII. Fig. 11—12, Heft V, Tab. L Fig: 19— 230.
266. Botanischer Verein in Lund.
Tropfenformen abgesetzt hat. Wären diese beiden Körperarten zu
betrachten, als hätten sie eine analoge Bildung und eine gleich-
artige Zusammensetzung, so dürfte eine solche Annahme sich nicht
darauf stützen, dass sie ausschliesslich aus Schwefel beständen,
sondern ganz einfach darauf, dass die sogenannten Schwefelkörner
ganz so gebaut wären, wie die in Penicilium vorkommenden Ge-
bilde. Eine solche Auffassung dürfte auch bei genauerer
Erwägung und Untersuchung der Sachverhältnisse nicht ganz un-
annehmbar sein. Die wenigen Versuche, die ich in dieser Richtung
vorgenommen habe, haben mich für diese Auffassung bestimmt.
Hat man nämlich gut ausgebildete Fäden der Beggiatoa, die ohne-
dies gut entwickelte Schwefelkörner umschliessen, und unterzieht
man diese den nämlichen Reaktionsversuchen hinlänglich lange, wie sie
an den schwefelhaltigen Fettkörpern des Penicilliums angestellt
wurden, so gelangt man zu denselben Reaktionsresultaten. Die
Körner haben sich mit Alkannawurzeln schwach roth gefärbt und
in der Osmiumsäure eine schwarzgraue oder braunschwarze Färbung
angenommen. Bei der Digerirung mit Aether lösen sie 'sich,
und die Versuche mit Kali, Salpetersäure, Salzsäure und Barytsalz
hatten auch, wie zu erwarten war, einen Erfolg, der dem bei den
Körnern von Peniecillium entsprach. Die weniger gut entwickelten
Körner waren dagegen zu klein, als dass deren Reaktionen ent-
scheidend sein könnten. Die angeführten Reaktionsversuche wurden
mit einem Material ausgeführt, das theils von einer Zuckerfabrik
bezogen, theils durch das Kloakenwasser der Stadt Lund angesam-
melt worden war. Die Untersuchungen dieser Gebilde sind indessen
zu unvollständig und unzureichend gewesen, um beanspruchen zu
können, für entscheidende zu gelten und aus ihnen im vorliegen-
den Fall einen bestimmten Schluss zu ziehen. Da hierüber die
Untersuchung im nächsten Sommer wiederholt wird, dürfte
möglicherweise auf diese Frage eine mehr bestimmende Antwort
erfolgen.
Da es inzwischen eine unwiderlegbare Thatsache sein dürfte,
dass wir, wenn auch nur ausnahmsweise, in. .Penicillium auf
eine Absonderung von Schwefel in Verbindung mit Fett ;n
den Zellen gestossen sind, so bleibt die Frage noch zu beantworten
übrig, wie dieser Schwefel in die Zelle hineingekommen ist und
sich dort mit einem Fettstoffe zusammen abgesetzt hat. Unter den
gegebenen Verhältnissen: Vorhandensein einer Schwefelsäurelösung
von bestimmter Konzentration, geringer Vorrath an übrigen Stoffen,
Entwickelung des Pilzes in der Flüssigkeit, lässt sich ein
solcher Absatz von Schwefel einzig und allein auf die Weise er-
klären, dass das Ammoniumsulphat die Schwefelsäure entweder
allein oder gebunden in sich aufgenommen hat, wonach sich die’
Schwefelsäure oder das Ammoniumsulphat auf die eine oder andere
Weise getheilt hat, um dergestalt dem Organismus Stickstoff und
möglicherweise Säure zuzuführen, wobei sich der Schwefel in der
einen oder anderen Form mit einem gleichzeitig abgesetzten
ölichten Stoffe verbunden hat. Eine andere Erklärungsweise ist
nicht wohl denkbar.
Botanischer Verein in Lund. 267 .
In Uebereinstimmung mit Hoppe-Seyler’s Untersuchungen
der Cellulosegährung und den dabei gemachten Aeusserungen mit,
Rücksicht auf die Entstehungsweise des Schwefels in den Schwefel-
bakterien*) hat Winogradsky**) diese Organismen äls eine in
physiologischer Hinsicht durchaus eigenthümliche Gruppe aufgestellt,
die ihres Gedeihens wegen mit Nothwendigkeit auf. die Aufnahme von.
Schwefelwasserstoff angewiesen sei. Letzterer gebe durch Oxydation
in der Zelle seinen Schwefel ab, welcher Stoff allmälig sich oxydire und
als Schwefelsäure aus der Zelle entfernt werde, um im umgebenden
Wasser den Platz der Kohlensäure des im Wasser vorhandenen
Kalkcarbonats einzunehmen. Duclaux hat dagegen, auf Etaires.
und Oliviers Beobachtungen sich stützend, die. Annahme. als die:
wahrscheinlichste hingestellt, dass die Fällung des Schwefels inner:
halb der Zelle direkt unter Reduktion der Schwefelsäure geschehe,
wie diese von ihrer Base geschieden worden ist. |
Ohne auf eine Kritik von Winogradsky’s Experimenten
oder Schlusssätzen einzugehen, da die vorliegende Untersuchung
keine Veranlassung dazu giebt, kann man sich doch schwerlich der
Bemerkung enthalten, dass eine solche Erklärung über den Absatz.
des Schwefels etwas verwickelter Natur ist, wenn auch nicht in dem
Maasse, wie Cohns Reduktions- und Oxydationsprocesse***). Es.
dürften übrigens hinreichende Gründe vorhanden sein, Duclaux’s-
Erklärung derWinogradsky'’s gegenüberzustellen. Jedenfalls scheint
der vorliegende eigenthümliche Fall mit Penicihium glaucum. die:
Möglichkeit der direkten Aufnahme und Verarbeitung der Sulphate
und Schwefelsäure in der Zelle unter gleichzeitigem Absatz von.
Schwefel allein oder in gebundener Form zu beweisen.
Die Bedeutung der in den Zellenhypben abgesetzten Körper
dürfte keineswegs schwer zu erklären sein. Sie entsprechen sicher-
lich den Oeltropfen, die man oft in den Sklerotien der Schimmelpilze-
in bedeutender Menge antrifft, sowie in den Poren der Pilze
oder noch mehr den schwefelhaltigen Oelstoffen, welche die:
Samenzellen der Cruciferen anfüllen. Sie sind als gewöhnliche
Reservestoffe zu betrachten, die bei eintretenden günstigeren
Wachsthumsverhältnissen wiederum als Nahrung und Baumaterial
neuer Zellen zur Verwendung kommen, In Folge besonderer Um-
stände haben sie einen Zusatz von Schwefel erhalten, dessen An--
wesenheit möglicherweise die testere Konsistenz oder fettartige Be-
schaffenheit der Körper veranlasst hat.
Kulturversuche gaben ebenfalls hinlänglich Grund für
eine solche Annahme. Wenn man eine Probe des Myceliums-
aus der Schwefelsäurelösung in eine Nährungsflüssigkeit, z. B..
Zuckerlösung, bringt, wodurch der Pilz natürlich in günstigere
Lebensbedingungen versetzt wird und auf Grund dessen sich schnell
entwickelt, nahmen die Körper in einem fort an Grösse ab und
verschwanden schliesslich. Die Auflösung gab deutlich einen mit.
*) Hoppe-Seyler, Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. X. Heft 5. $. 4822..
**) Winogradsky,l. c. S. 590.
2%) Cohn, l..e.. 8. 180.
268° Botanischer Verein in Lund.
‚dem Wachsen gleichzeitig stattfindenden Verbrauch und Abfuhr
von solchen Stoffen zu erkennen, äus denen die Körper zusammen-
‚gesetzt waren, besonders von Fett. Die Körper theilten sich
und der Schwefel wurde entweder zur Bildung von Albuminaten
angewandt oder auch möglicherweise oxydirt und aus den Zellen in
das umgebende Medium gebracht.
VIH. Sitzung am 25. Februär 1888.
1. Professor F. W. C. Areschoug sprach:
Ueber Rubus obovatus G. Br. und R. eiliatus C. J. Lindeb.
Die erste Bedingung, um eine wissenschaftliche Behandlung
-einer jeden polymorphen "Gattung möglich zu machen, ist die
geographische Verbreitung der Arten genau zu kennen, und dieses
setzt wiederum eine sichere Auseinandersetzung der Synonymie
voraus. ‘Aber grade in Betreff’ der Synonymie lässt die Behandlung
‚der Gattung Rubus viel zu wünschen übrig. Die meisten Botaniker,
welche sich mit dieser Gattung beschäftigten, dehnten ihre Unter-
suchungen nur selten auf grössere geographische Gebiete aus und
konnten auch deshalb nicht mit voller Gewissheit ermitteln, in wie
‚weit die in einem kleineren Gebiete angetroffenen Formen vielleicht
schon in anderen bekannt und beschrieben waren. Darum sahen
‚sie, sobald sie sich überzeugt hatten, dass irgend eine Form mit
den im selben Gebiete früher beschriebenen Arten nicht ganz über-
einstimmte, gewöhnlich dieselbe als eine neue Art an. Ein paar
solcher sogenannter neuer Arten ist Vortr. jetzt im Stande zu schon
seit lange wohl bekannten Arten zurückführen zu können.
R. obovatus G. Braun, Herb. Rub. Germ. Erst neulich ist es
mir gelungen, in den Besitz von diesem Exsiccatenwerk zu kommen.
Die betreffende Form ist freilich daselbst als eine Varietät von R.
‚pubescens W. & N. dargestellt, wird aber nachher im Register als
eigene Art aufgenommen. In der That ist sie auch so gut von
Fe. pubescens getrennt, dass sie schwerlich damit verwechselt werden
kann. Dagegen war es dem Vortr. beim ersten Blick klar, dass
(dies die Form R. Lindebergii P. J. Müll. ist. Die Exemplare sind
‚ganz typisch und stimmen in jeder Beriehihe mit den skandinavischen
Exemplaren von R. Lindebergü dermassen überein, dass sie z. B.
recht gut in Schonen hätten eingesammelt sein können, wo diese
Art ihr Centrum zu haben scheint. Wahrscheinlich kommt diese
auf der skandinavischen Halbinsel sehr konstante Art auch an
mehreren anderen Stellen im nordwestlichen Deutschland vor, ob-
wohl sie vermuthlich von R. villicaulis Focke (W. & N.?) nicht
unterschieden wird. Dass sie aber daselbst ziemlich selten sein
muss, scheint dem Vortr. daraus hervorzugehen, dass er sie weder
selbst in diesem Lande beobachtet, noch von den deutschen Rubologen
bekommen hat, mit denen er im Verkehr gestanden hat. Ihr
eigentliches Centrum hat diese Art in der südlichsten Provinz
‚Schwedens, -Schonen, und auf derjenigen der dänischen Inseln, See-
land, welche Schonen am nächsten liegt. Von diesem Centrum aus
hat sie sich sowohl gegen Süden nach Fünen, der Jütländischen
Botanischer Verein in Lund. 269
Halbinsel und dem nordwestlichen. Deutschland als auch gegen
Norden hin verbreitet, wo sie an einzelnen Stellen im westlichen
Schweden und südlichen Norwegen angetroffen worden ist.
Innerhalb dieses Gebietes bleibt sich R. Lindebergü auch überall
gleich und unterscheidet sich leicht von R. viülicaulis, nieht nur
durch die oben graugrünen, unten etwas filzigen Blätter, deren
Filz nicht mit längeren Haaren vermischt ist, sondern auch durch
die Serratur der Blättchen, die Form. des Endblättchens, die Be-
waffnung, die Inflorescenz, die Farbe der Kronblätter und die kleineren
Früchte. Die Blätter der blütentragenden Aeste sind nämlich fein
und gleichmässig gesägt, bei A. villicaulis dagegen mehr grob und
ungleichmässig, das Endblättchen gegen die Basis hin verschmälert,
oval-verkehrt eifürmig, oberhalb der Mitte am breitesten, nicht wie:
bei R. villicaulis an der Basis herzförmig und bei oder unterhalb-
‘der Basis am breitesten. Die Stacheln der blütentragenden Aeste
nehmen gegen die Inflorescenz hin an Zahl und Grösse zu und
werden mehr gebogen. — Der Blütenstand ist mehr verlängert
traubig und fast eylindrisch dadurch, dass die unteren Partialblüten-
stände wenig oder gar nicht gestielt sind, während die unteren Aeste
‚des Blütenstandes bei R. villicaulis lang sind und der ganze Blüten-
stand dadurch mehr doldenförmig erscheint. Die Kronblätter sind
immer weiss, die des typischen R. villicaulis dagegen, wenigstens
in Schweden und Dänemark sowie um Greifswald, hellroth. Die
Frucht ist klein, hemisphärisch, bei R. villicaulis mehr verlängert,
fast eylindrisch.
R. ciliatus Lindeb. Herb. Rub. Scand. No. 50. Ungefähr
gleichzeitig mit der Herausgabe des 2. Fascikels des eben eitirten
verdienstvollen Exsiccatenwerkes erschien des Vortr. Arbeit über
. die Brombeeren der skandinavischen Halbinsel, in welcher er eine
in diesem Gebiete wachsende Form von R. corylifolius Sm. mit
dem englischen R. Balfourianus identifieirte. — Es ist dies dieselbe
Form, welche Lindeberg (l. ce.) R. ciliatus genannt hat, wie
Vortr. schon anderweitig (Botaniska Notiser. 1886. p. 79) darzutbun
suchte. Da nun nicht nur Lindeberg selbst, sondern auch ein
jüngerer dänischer Rubolog, Friedrichsen (in Dansk Flora
von Lange, 4. Aufl.), dessen ungeachtet R. ciliatus für eine von
R. Balfourianus verschiedene Form halten, so erlaubt sich Vortr.,
‘seine Ansicht noch des Näheren zu begründen.
Eine der grössten ‚Schwierigkeiten beim Feststellen der Syno-
.nymie:innerhalb der Gattung Rubus, eine Schwierigkeit, welche von der
grossen Variabilität der Gattung selbst herrührt, ist die, mit Sicherheit
entscheiden zu können, welche Form der Autor einer neuen Species
eigentlich gemeint hat. Darin gehen viele neuere Rubologen nicht
mit ausreichender Beurtheilung und Kritik vor. Mancher begnügt
sich mit der ersten besten Form, die er unter dem Namen der
betreffenden Art erlangen konnte, annehmend, dass gerade diese die
richtige sei, ohne zu bedenken, dass die vielleicht durch Tausch
zusammengebrachten kritischen Formen, ja sogar Exemplare solcher
Formen in Exsiccatenwerken sehr oft unrichtig bestimmt sind. Ja
es kommt überdies nicht selten vor, dass die Autoren ‚selbst, ‚von:
270 Instrumente ete. — Lehr- und Handbücher. — Algen.
einer gewissen Schwäche geleitet, ihren Arten eine grössere Ver-
" breitung zu verleihen, mit ihren Arten heterogene Formen aus
. anderen Gebieten identificiren.
(Fortsetzung folgt.)
Instrumente, Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Krüger, W., Over het nemen en uudersoeken van monsters bij veldcultuurproeven.
(Bulletin van het proefstation voor Suikerriet in West-Java. Samarang 1888.
Va No.n.0n, 1.)
Mittmann, Robert, Die bakteriologischen Untersuchungsmethoden. [Fortsetzung.]
(Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1888. No. i8. p. 139.)
"Soyka, J., Ueber Milchreis, einen neuen festen Nährboden. (Wiener medi-
cinische Presse. 1889. No. 2. p. 53—55.)
Referate.
'Sehurig, E, Der Botaniker. Eine Anleitung zur Kennt-
niss der überall häufig vorkommenden Blüten-
pflanzen. 4° 144 pp. mit Abbildungen und Tafeln. Halle
(0. Hendel) 1888. 1. M.
Dieses für junge Botaniker bestimmte Buch möchte durch
- klare verständige Darstellung seinen Zweck recht gut erreichen.
Die Hauptvertreter unserer Flora sind nach dem Linne'schen
System angeordnet, die Diagnosen meist treffend und klar. Die
“ Ausstattung ist bei sehr billigem Preis anerkennenswerth.
Dennert (Rudolstadt).
-Bornet et Flahault., Note sur deux nouveaux genres
d’algues perforantes. (Journal de Botanique. 1838. Mai 16.)
Die Verff. haben ihre Aufmerksamkeit auf die Algen gerichtet,
welche, wie den Zoologen bekannt, sich auf den Schalen der Mol-
lusken anzusiedeln pflegen. Die von v. Lagerheim beschriebenen
Algen dieser Art, Mastigocoleus testarum und Codiolrum polyrhizum
fanden Verff. auch allenthalhen auf den Muschelschalen an den
französischen Küsten ; doch ergaben die neuen Untersuchungen ge-
wisse Abweichungen von den Angaben v. Lagerheims. Dieser
erwähnt bei Mastigocoleus Fäden, die in einen Chroococcaceen-
ähnlichen Zustand übergehen. Nach B. und F. aber gehören
diese Fäden einer andern Alge an, die sie Ayella caespitosa nennen
und deren Eigenschaften die lateinische Diagnose am besten
wiedergiebt:
ee
ei a 1a
Algen. — Pilze. 271
Hy 'ella. Thallus radiatim expansus, orbieularis, e filis duplieis indolis com-
“ positus. Primarii horizontales, intricati, tortuosi, in stratum pannosum demum
densissime implicati; ‚secundarii verticales per testam longe excurrentes; vagina
septata, ad basin filorum erassiuscula, superne tenuior. Artieuli disjuncti, id est
in trichomate continuo, Nostocacearum modo non catenati, inferiores breves,
haud raro longitudinaliter divisi, superiores longiores. Ramificatio vera. Hetero-
eystae nullae. Propagatio fit per cellulas vegetativas vagina liberatas, et per
sporas in sporangiis evolutas, cytioplasmatis divisione succedanea formatas.
Die Gattung soll den höchstentwickelten Repräsentanten der
Familie der Chamaesiphoneen bilden.
Was Codiolum polyrhizum betrifft, so besteht diese Alge nach
den Untersuchungen von B. und F. nur aus den Sporangien 'einer
neuen Chlorosporee, welche Gomontia polyrhiza genannt wird.
Ausser den schon bekannten Aplanosporen beobachteten sie auch
Zoosporen.. Erstere werden bei der Keimung nicht direkt zu
---der fadenförmigen Gomontia, sondern zu einem dem Sporogo-
-nium, aus dem sie entstanden sind, ähnlichen Gebilde, dessen In-
halt sich in 2--8 membranumhüllte Sporen theilt.
Gomontia. Thallus minutus e filis radiantibus ramosis, articulatis com-
positus. Sporangia magua articulorum transformatione exorta, radicantia, demum
libera et seorsim ceresceutia. Sporae duplicis indolis: 1° zoosporae, divisione,
succedanea formatae, numerosissimae, piriformes, ciliis binis polo antico ornatae;
2° sporae immobiles \aplanosporae) globosae.
Möbius (Heidelberg).
Trelease, William, Description of Lycoperdon Missou-
riense n. sp. (Contributions from the Shaw School of Botany.
No. 3. — Transactions of the Acad. of Beienices of- St. Louis.
Vol, Va Nos 1..p.-240)
Beschreibung und Abbildung einer neuen Es Lycoperdon
Missouriense Trel., welche Verf. in St. Louis, Dr. Pammel bei
Old Orchard Mo., Demetrio in Concordia fand.
Ludwig (Greiz).
Lagerheim, @, Mykologisches aus dem Schwarzwald.
(Mittheilungen des botanischen Vereins für den Kreis Freiburg
und das Land Baden. 1888. No. 46. p. 403--4.06.) 2
— —, Neue Beiträge zur Pilzflora von Freiburg und
Umgebung. (l. <. No. 55/56. p. 33—48.)
Beide Aufsätze führen ausschliesslich parasitische Pilze auf
nebst Angabe von Standort und Wirthspflanzen, vorwiegend Uredineen,
Ustilagineen und Peronosporeen. Berücksichtigt werden nur seltenere
oder sonst bemerkenswerthe Formen.
Das erste Verzeichniss enthält 47, das zweite, viel ausführlicher
‚gehaltene und mit zahlreichen kritischen Bemerkungen versehene 124;
beide legen Zeugniss ab, eben so sehr von dem Reichthum des
Schwarzwaldes an interessanten und seltenen Pilzen, wie von dem
Geschick und der Ausdauer des Verfs. im Aufspüren derselben.
Aus dem ersten Verzeichniss seien hier hervorgehoben:
Puceinia papiülosa Johans. auf Polygonum Bistorta, vorher
nur in den Gebirgen Schlesiens und Schwedens angetroffen.
.212 Pilze.
Uromyees. Aconiti Lycoctoni (DC.) mit Aecidium, Uredo und
Teleutosporen auf Aconitum Lycoctonum. Die vom Verf. für diese
Species entdeckten Uredosporen sind oval oder citronenförmig (nie
rundlich) mit orangefarbenem Inhalt und farbloser Membran, die
‘der Länge nach mit leistenartigen Verdickungen besetzt ist.
Uromyces Aconiti Lycoct. gehört demnach zum Subgen. Euuro-
.. myces Sect. Auteuuromyces. Die sehr seltene Uredoform scheint
übersprungen werden zu können. |
Taphrina PotentillaeFarl. (vorher mit Sicherheit nur in Schweden
‚und den Vereinigten Staaten gefunden).
Aus dem zweiten Verzeichniss seien zunächst 3 vom Verf. hier
. ‚entdeckte neue Arten hervorgehoben: °
Entorrhiza digitata Lagerh. (Hedwigia. 1888. No. 9/10.)
Peronospora Thesit Lagerh. mit der Diagnose: P. conidio-
phoris arborum :modo repetite dichotomis, ramulis plus minusve
eurvatis, membrana achroa praeditis, stratum rarum griseo-album
formantibus; ramulis terminalibus rectis vel curvatis, obtusis; conidiis
piriformibus vel late ovalibus, membrana achroa praeditis; oosporis ?
long. eonidioph. ad 600 u, lat. 9—12 u; long. con. 15—20 u, lat.
12—15 u.
Aecidium Linosuridis Lagerh. Aec. pseudoperidiis et epi-
phyllis et hypophyllis, gregariis brevibus, ore dilacerato, sporis-
angulato-globosis, membrana subtiliter verruculosa, achroa et contentu
aurantiaco praeditis. Diam. spor. 16—20 u.
Von den anderen Pilzen seien noch erwähnt:
Oladochytrium graminis (nur einmal von de Bary 1864
» in Graswurzeln gefunden) sehr reichlich auf den Blättern von
Dactylis glomerata und einer andern Graminee.
Ustilago Caricis (Pers.) Fuck. 2. leioderma nov. var. mit
glatter Membran, während die Hauptart eine körnig punktirte
besitzt. Entyloma irregulare Johans. auf Poa annua (vorher nur
aus Schweden und Island bekannt), E. ambües (Karst.) Johans. auf
Agrostis vulgaris und Holcus lanatus, Tuberculina Persicina (Ditm.)
Sacc. auf Aecid. Linosyridis und anderen Aecidien. Uromyces
Acetosae Schröt. Uredosporen mit kleinen stumpfen Stacheln
sehr dicht besetzt und 2 Keimporen, Teleutosporen durch
leistenartige, anastomosirende Verdickungen sehr schön retieulirt;
Uromyces minor Schröt. auf Trifolium montanum; Puceinia Angelicae
Schum.) Winter mit ausführlicher Beschreibung; Paccinia
gibberosa Lagerh., Puccinia Anemones Virginianae Schwein. auf
A. silvestris (Keimung der Teleutosporen beobachtet: Leptopuceinta!);
Phragmidium tuberculatum Müll. auf Rosa spec. (vorher nur in
‘ Schlesien gefunden). Phragmidium albidum (Kühn) Lagerh. — Chry-
r
somyxa albida Külın (Uredosporen einzeln gebildet, Teleutosporen
farblos und locker). Uredo Milleri Schröt. auf Rubus fruticosus.
‘(vorher nur in der Schweiz und in Schweden gefunden); Aecidium
punectatum Pers. auf Anemone coronaria; Taphrina borealis Johans.
“auf Alnus incana (bisher nur in Skandinavien und DBayern)..
Physiologie, Biologie, Anatomie u, Morphologie. 273
Ramularia Bartsiae Johans. auf 5. alpin. (vorher nur in Skandi-
navien und Irland.) Isaria arachnophila Ditm. und Cidium erysi-
‚phoides Fr. auf Cajophora lateritia und (Cleome cyantea im bota-
nischen Garten.
Cladochytrium graminis, Ustilago Carieis ß. leioderma, Uromyces
minor, Puecinia Anemones Virginianae mit keimenden Teleutosporen
und Aecidium Linosyridis werden in Roumeguere’s Exsiccaten
zur Vertheilung kommen. L. Klein (Freiburg i. B.).
Kronfeld, M., Zur Blumenstetigkeit der Bienen und
Hummeln. (Sep.-Abdr. aus Verhandlungen der k. k. zoolo-
gisch-botanischen Gesellschaft in Wien. XXXVII. p. 785.) 8°.
2 pp. Wien 1888.
Verf. theilt drei von ihm beobachtete Fälle mit zum Beleg der
Blumenstetigkeit mancher Insekten:
1. Eine Biene, die zehnmal von Gurkenblüten vertrieben wurde,
kehrte immer wieder dahin zurück, obgleich in nächster Nähe
Blüten der verschiedensten Art waren.
Auf einem Beete, das mit 3 verschiedenen Pflanzenarten, vorzugs-
weise Compositen, bepflanzt war, besuchten drei Bienen aus-
schliesslich Zinnia elegans Jacgq.
Auf einer Wiese mit den verschiedensten blühenden Pflanzen
besuchte eine Hummel ausschliesslich die Blütenköpfe von
Tragopogon major Jacq., in 10 Minuten 28 Stück.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
IV
os
Heimerl, A, Die Bestäubungseinrichtungen einiger
Nyetaginaceen. (Sep.-Abdr. aus Verhandlungen der k. k.
zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. XXXVIIl. p. 709.)
3°. 6 pp. und 3 Abbild. Wien 1888.
Verf. beginnt mit Oxybaphus wiscosus lHeritier. Man kamn
mit Rücksicht auf die Bestäubungsvorgänge drei Stadien der Blüte
unterscheiden: im ersten Stadium ragen Griffel und Staubgefässe
aus der Röhre heraus, nach abwärts gekrümmt, wodurch zygomorpher
Habitus entsteht; die Antlıeren sind noch geschlossen, die Narbe ist
dagegen bereits empfängnissfähig, so dass Fremdbestäubung durch
anfliegende Insekten stattfinden kann, die Verf. indessen nicht be-
obachtet hat. Im zweiten Stadium springen die Antheren in eigen-
thümlicher Weise auf; die ungewöhnlich grossen Pollenkörner
(137—146 u) fallen herab, unter Umständen auf die unter den
Staubbeuteln befindliche Narbe, so dass hier Selbstbestäubung statt-
finden kann. Ob nun in einer dieser Weisen Befruchtung statt-
gefunden hat oder nicht, jedenfalls krümmen sich in einem dritten
Stadium Staubfäden und Griffel aufwärts, wobei die Narbe sicher
an einen der offenen Staubbeutel anstreift und befruchtet wird.
Staubfäden und Griffel liegen schliesslich völlig eingekrümmt in
der Blumenkrone, die sich selber einrollt und alsdann einer Knospe
völlig ähnlich sieht. Warmes Wetter befördert die ganzen Vorgänge,
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 18
274 Physiologie, Biol., Anatom. u. Morph. — System. u. Pflanzengeogr.
die in genau derselben Weise, nur etwas verlangsamt, sich bei
Mirabilis Jalapa L. wiederholen.
Mirabilis longiflora L. öffnet sich abends, die Befruchtungs-
vorgänge vollziehen sich während der Nacht. Es ist kaum zweifelhaft,
dass im Heimathland die Pflanze von Nachtschmetterlingen befruchtet
wird, da die Blüte alle Eigenschaften der Schwärmerblumen hat:
lange und enge Blumenröhre, lichte, helle Farbe, starken Duft.
In der Sektion der Mirabileen, zu der die genannten gehören,
kommen häufig kleistogame Blüten vor, zuweilen fast ausschliesslich
(Pentacrophys Wrightii A. Gray), häufiger mit offenen Blüten zu-
sammen.
Bei Ambronia umbellata Lam., welche Gattung eine eigene
Tribus vertritt, sitzen die Blüten in Köpfchen; es findet Selbst-
bestäubung statt, während der Blütenbau auf Insektenbefruchtung
hinweist.
Im Gegensatz zu allen genannten Nyetaginaceen, wo bei aus-
bleibender Fremdbestäubung überall sicher wirkende Selbstbestäubung
stattfindet, steht die Abtheilung der Z’isonieen mit Vertheilung der
Geschlechter auf getrennte Pflanzen.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Korschinsky, S. Ueber die Bodenarten und über geobo-
tanische Forschungen im Jahre 18386 in den Gouver-
nements: Kasan, Samara, Ufa, Perm und Wjatka.
(Arbeiten der Naturforscher-Gesellschaft an der Kais. Universität
Kasan. Band XVI. Heft. 6.) 8°. 72 pag. [Russisch.]
Die von K. aus seinen Forschungen in den bezeichneten Ge-
bieten gewonnenen Schlüsse sind folgende:
1. Die Nordgrenze des Tschernosem (schwarze Erde) beschreibt
eine ungemein gewundene Linie. Nördlich von dieser Nordgrenze
kommen häufig auch einzelne Tschernosem-Inseln vor, wie z. B. die
von Tschistopol und einige im Kreise Menselinsk.
2. In allgemeinen Zügen (und die Tschernoseminseln mit ein-
geschlossen) verläuft die Nordgrenze des Tschernosem in folgender
Richtung: in den Kreisen Birsk und Ufa geht sie bis an den Fluss
Belaja, in dem Kreise Menselinsk entfernt sie sich etwas von dem
Fluss Kama, im Kasanschen Gouv. jenseits des Flusses Scheschna
erhebt sie sich bis zur Kama, aber jenseits der Wolga bis zum
Dorfe Burundukow am Flusse Swjaga; von hier geht sie in gerader
Linie bis zum Dorfe Prousina Gorodischtscha am Flusse Sama und
jenseits desselben erhebt sie sich wieder zum bis Flusse Pjana.
3. Tschernosemähnliche Bodenarten treten theils längs der Nord-
grenze des Tschernosems auf, theils weit entfernt vom eigentlichen
Tschernosemgebiete in Form von Schichten und Parthien, theils finden
sie sich inmitten grauer Bodenarten, wie in den Inseln von Arsk,
Malmysch, Sarapul und Perm.
4. Auf ähnliche Weise sind auch die grauen, hellgrauen und
weisslichen Bodenarten gelagert, nicht in dichten Schichten, sondern
häufiger in einzelnen Parthien, welche theils eine auf die andere
folgen, theils einander durchsetzen.
Systematik u. Pflanzengeographie. (Oekonomische Botanik.) 275
5. Jedenfalls steht die Vertheilung der Bodenarten in keinem
Zusammenhange mit klimatischen Linien.
6. Der Tschernosem ist die typische Steppenbodenart, welche
nie unter Wald gestanden hat. Er trägt die Steppenformation, indem
eben die eigentliche Formation der Tschernosemsteppe an die „schwarze
Erde“ gebunden erscheint.
7. Die Tschernosemähnlichen Bodenarten waren alle mit Wald
bedeckt. Die ursprünglichen Wälder waren Nadelhölzer oder Laub-
hölzer. Eigentliche Steppenformation trifft man hier nicht an, wohl
aber Abhänge mit Steppenpflanzen („Distributio exoeeica“).*)
8. Die grauen, hellgrauen und weisslichen Bodenarten waren
ursprünglich mit Nadelhölzern bestanden. Steppenpflanzen-Abhänge
giebt es in diesen Gebieten nicht.
9. Der mit Wald bedeckte Tschernosem bleibt nicht ohne Ver-
änderung, und zwar wird er nicht reicher an Humus, sondern
ärmer.
10. Diese Beraubung des Tschernosem vollzieht sich, indem
1. der Humus zersetzt und 2. seine Struktur zerstört wird.
11. Beide Processe gehen genau parallel, indem die Zersetzung
an denjenigen Theilen beginnt, welche am meisten der atmos-
phärischen Luft ausgesetzt sind, also an der Oberfläche, unmittel-
bar unter der Waldstreu und dann in denjenigen Ritzen und Spalten,
welche in die Tiefe führen.
12. Im Verlaufe des ersten Stadiums, wodurch der Tschernosem
verhältnismässig wenig verändert wird, bilden sich die tschernosem-
ähnlichen Bodenarten.
13. Die grauen Uebergangsbodenarten bilden sich im Verlaufe
des zweiten Stadiums der Verschlechterung des Tschernosem, wobei
er einer gründlichen Veränderung unterzogen wird, indem sich seine
Struktur verändert hat und er ärmer an Humus geworden ist, be-
sonders in den oberen Schichten, während sich in der Tiefe eine
weissliche aschenähnliche Materie gebildet hat.
14. Die hellgrauen Bodenarten bilden das letzte Stadium der
Verschlechterung des Tschernosem und sind sowohl durch ihre
Struktur charakterisirt, als auch durch die grosse Anhäufung von
weisslicher aschenähnlicher Materie in der Tiefe, an der Grenze des
Untergrundes.
15. Die weisslichen Bodenarten sind das End-Derivat des
Tschernosem. Die weissliche aschenähnliche Materie erfüllt Alles
und von der ursprünglichen Tschernosem-Struktur und dem Steppen-
Humus ist keine Spur mehr vorhanden, dagegen findet man häufig
verfaulte wurzelähnliche Reste im lehmigen Untergrunde.
16. Der sich an der Oberfläche des Waldes ansammelnde und
durch das Verfaulen der Waldstreu allmählich bildende Humus unter-
scheidet sich von dem Tschernosem-Humus durch seine geringe Dauer-
*) Vergl. das Referat über Korschinsky, Einige Angaben über die nördliche
‘Grenze des Steppengebietes in den östlichen Landstrichen Russlands. (Botan.
Centralbl. Bd. XXXII. 1887. p. 267—269.)
15*
276 Systematik u. Pflanzengeographie.
haftigkeit, durch sein leichtes Zusammenhalten und wohl auch durch.
seine chemische Zusammensetzung.
17. Desshalb kann auch die verfaulte Waldstreu nicht zu den.
ständigen Bodenbestandtheilen gerechnet, sondern muss als eine zu-
fällige Beimischung des Bodens betrachtet werden.
18. Wälder sind überhaupt nicht im Stande, einen ständigen
Humus zu bilden. Jeder ständige Humusgehalt des Waldbodens
muss deshalb als ein Derivat des Tschernosem betrachtet werden.
19. Es giebt desshalb nur zwei Elemente der erwähnten Boden--
arten: der ständige Humus, ein Element der Steppe, und die weiss-
liche, aschenähnliche Materie, ein Element des Waldes.
20. Demgemäss lassen sich auch in dem durchforschten Ge-
biete nur zwei Bodenarten unterscheiden, beruhend auf den beiden
Elementen, und ihnen entsprechend auch zwei Pflanzenfacies:
I. Der Tschernosem, die typische Erde der Steppen-
facies, charakterisirt durch das Ueberwiegen des ständigen Humus-
gehaltes und durch seine Struktur und durch die Abwesenheit der-
weisslichen, aschenähnlichen Materie.
II. Der weissliche Boden, die typische Erde der Wald-
facies, charakterisirt durch die Abwesenheit des ständigen Humus-
gehaltes und der Tschernosemstruktur und durch das Ueberwiegen
der weisslichen, aschenähnlichen Materie.
Zwischen beiden unterscheidet dann K. noch: Uebergänge
(graue Bodenarten), welche sich theils mehr dem Tschernosem,.
theils mehr dem weisslichen Boden nähern.
v. Herder (St. Petersburg).
Mortresor, W., Uebersicht der Flora des Kiew’schen
Lehrbezirkes, d. h. der Gouvernements Kiew, Podo-
lien, Wolhynien, Tschernigow und Poltawa.* ®°.
Heft 3. p. 1328. (Sep.-Abdr. aus Memoiren der Kiewer-
Naturforschergesellschaft. Kiew 1886/87.) [Russisch.]
Da wir erst jetzt (November 1888) das zwar schon im Jahre 1887
erschienene 3. Heft im zweiten verbesserten Abdruck erhielten, der
vom Verf. auf eigene Kosten hergestellt wurde, weil der erste
Abdruck zu viel sinnstörende Druckfehler enthalten hatte, so gelangen
wir auch jetzt erst dazu, über dieses Werk zu referiren. Verf.,
‚welcher sich seit dem Jahre 1377 mit der botanischen Durchforschung
des genannten, ziemlich ausgedehnten Lehrbezirkes und in den letzten
Jahren mit der Zusammenstellung dieser „Uebersicht“ beschäftigt
hat, wurde bei seiner Arbeit, wie er angiebt, von den Herren
Lindemann, Schmalhausen und Trautvetter freundlichst
unterstützt. Der Anordnung des Stoffes liegt das natürliche System
von Trautvetter zu Grunde und werden danach die Pflanzen
in folgender Weise klassificirt:
I. Thallophyta. Confervaceae 1, Nostochineae 1, Fungineae 10, Lyco-
perdaceae 5, Exosporieae 1, Ustilagineae 1, Cyphelleae 2, Hypoxyloneae 1,
*) Vergl. das Referat über Schmalhausen’s Flora von Südwestrussland.
(Botan. Centralbl. Bd. XXVII. 1886. p. 103—107.)-
Systematik u. Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 277
Pezizese 1, Nidularineae 1, Lichenes 10, Characeae 2, II Gymnosporae.
Riecieae 1, Marchantieae 1, Jungermanniaceae 1, Encalypteue 1, Funarieae 1,
Fontinales 1, Disceleae 1, Hypneae 2, Sphagneae 1, Polytricheae 1, Polypodia-
ceae 17, Ophioglosseae 3, Lycopodiaceae 4, Equisetaceae 7. II. Athalamicae.
Salviniaceae 1. IV. Gymnospermae. Abietaceae 3, Cupressaceae 1, Lorantha-
eeae 2. V. Monocotyledones. Araceae 1, Najadaceae 2, Lemnaceae 5,
Potamogetonaceae 10, Callaceae 1, Cyperaceae 40, Typhaceae 5, Acoraceae 1,
Graminaceae 97, Juncaceae 6, Juncagineae 3, Veratreae 3, Colehicaceae 1, Lilia-
ceae 2, Methonicaceae 4, Smilacaceae 6, Asphodelaceae 21, Asparagaceae 2,
Butomaceae 1, Alismaceae 4, Iridaceae 8, Amaryllidaceae 1, Hydrocharidaceae 2,
Orchidaceae 26. VI. Dieotyledones. Ceratophyllaceae 4, Callitrichaceae 3,
‚Salicaceae 21, Thymelaeaceae 3, Chenopediaceae 32, Amarantaceae 5, Sclerantha-
ceae 2, Urticaceae 6, Moraceae 1, Polygonaceae 21, Cannabinaceae 2, Sangui-
sorbaceae 3, Betulaceae 4, Ulmaceae 3, Santalaceae 3, Hippuridaceae 1, Aristo-
lochiaceae 2, Juglandeae 1, Cupuliferae 6, Ranunculaceae 44, Paeoniaceae 2,
Anacardiaceae 2, Crassulaceae 7, Potentillaceae 27, Rosaceae 6, Spiraeaceae 5,
Drupaceae 10, Berberidaceae 1, Papilionaceae 65, Alsinaceae 15, Silenaceae 37,
Fraxinaceae 1, Rutaceae 2, Oxalidaceae 2, Monotropaceae 1, Pyrolaceae 5, Erica-
ceae 5, Aceraceae 4, Linaceae 8, Elatinaceae 2, Hypericaceae 6, Lythraceae 6,
Dietamnaceae 1, Balsaminaceae 1, Euphorbiaceae 12, Staphylaeaceae 1, Tribula-
.ceae 1, Geraniaceae 11, Celastraceae 2, Tiliaceae 2, Paronychiaceae 6, Portu-
lacaceae 2, Resedaceae 1, Papaveraceae 6, Fumariaceae 7, Cruciferae 74, Droseraceae
4, Parnassiaceae 1, Tamaricaceae 1, Violaceae 10, Cistaceae 1, Malvaceae 14,
Apocynaceae 2, Asclepiadaceae 2, Labiatae 72, Borragineae 30, Polygaleae 6,
Lentibulariaceae 3, Verbenaceae 1, Plantagineae 6, Staticaceae 5, Primulaceae 10,
Cuscutaceae 6, Orobanchaceae 4, Polemoniaceae 1, Oleaceae 2, Convolvulaceae 2,
Gentianaceae 5, Menyanthaceae 2, Solanaceae 17, Serophulariaceae 43, Nymphaea-
ceae 2, Pomaceae 8, Rhamnaceae 2, Ampelidene 2, Hippocastaneae 1, Saxifraga-
ceae 1, Grossulariaceae 4.
v. Herder (St. Petersburg).
-Geyler, 'Th. und Kinkelin, F., Öberpliocäne Flora aus den
Baugruben des Klärbeckens bei Niederrad und der
Schleuse bei Höchst am Main. (Abhandlungen, heraus-
gegeben von der Senckenbergischen Naturf. Gesellschaft.) 4°.
47 pp. und 4 Tafeln. Frankfurt am Main 1887.
Die Resultate der Untersuchungen sind folgende:
1. Zu den 1375 von Sandberger aufgeführten Pliocänbildungen,
Deutschlands kommen zwei weitere pliocäne Becken, dasjenige
von Hanau - Gross - Steinheim - Seligenstadt und dasjenige von
Niederrad-Flörsheim.
2. Wie es schon die Untersuchungen Ludwig's klar gelegt haben,
so bestätigt es sich aus den in oben genanntem Becken ge-
fundenen Pflanzenresten, dass das damalige Klima ein dem
heutigen sehr ähnliches war.
3. Die an Früchten besonders reichen pliocänen Flötzchen des
Klärbeckens und der Höchster Schleusenkammer setzen sich
aus hauptsächlich 4 Gruppen zusammen:
a) aus ausgestorbenen Formen, welche man mit Arten aus
der heutigen europäischen Flora nicht identificiren kann;
es sind dieses:
Frenelitis Europaeus, Pinus Askenasyi, Pinus Ludwigi, Abies Löhri,
Picea latisquamosa, Fagus pliocaenica, Potamogeton Miqueli.
278 Palaeontologie.
b) aus ausgestorbenen Formen, die unter recenten nordameri-
kanischen Arten ihre nächsten Verwandten haben, es sind:
Liquidambar pliocaenicum, Nyssites obovatus, N. (?) ornithobromus,
Juglans globosa.
c) aus Formen, welche mit recenten nordamerikanischen Arten
identisch sind:
Taxodium distichum, Pinus Strobus, Juglans cinerea, Carya Illio--
noensis, C, ovata, C. (?) alba.
d) aus Formen, welche heute noch in Europa leben:
Pinus montana, P. Cembra, Abies (?) pectinata, Picea vulgaris,
Corylus Avellana, Betula alba.
e) als einzige, vielleicht aus dem Orient wieder nach Europa
eingeführte Species: Aesculus (?) Hippocastanum (in Thess-
alien, wild von Th. von Heldreich gefunden. Ref.),
welche Ende des Pliocän und im Quartär noch in Europa
einheimisch gewesen zu sein scheint.
Von diesen deuten auf ein kälteres Klima, als eben hier
herrseht: Pinus montana, die Krummholzföhre, welche heute haupt-
sächlich nur im Gebirge, in den Alpen und Karpathen lebt, und
Pinus Cembra, die Zirbelkiefer, welche nach den Alpen Europas.
und Nordasiens in bedeutendere Höhen sich zurückgezogen hat.
Dagegen verweist die Mehrzahl der übrigen Arten auf ein Klima,
welches sich von dem jetzigen nicht gar zu sehr entfernen dürfte,
wenn auch die Temperatur im Ganzen etwas wärmer und die.
Feuchtigkeit etwas grösser gewesen sein mag.
Frenelitis Europaeus steht den obigen Pflanzenformen fremdartig
gegenüber, da die ihm am nächsten stehende recente Gattung eine
australische ist.
Aus der hier beschriebenen Flora könnte man noch eine Gruppe
herauslösen, deren Bestandtheile im Oligocän und Miocän der
Wetterau u. s. w. wurzelt. Man kann als solche betrachten:
Liquidambar, Fagus, Nyssites, Junglans (Carya), Taxodium etc.,
Nadelhölzer, an denen man mehrfach, z. B. an Pinus-Arten, Form-
ähnlichkeiten erkennen könnte; diese hatten sich auf ihrer Wanderung
vom Norden schon zur Untermiocänzeit, ja schon im Oberoligocän
eingestellt (Winterhafen bei Frankfurt, Salzhausen und Hessenbrücken,
Münzenberg, Flörsheim), manche mit amerikanischem Anklang wie
Sequoia.
4. Fast Dreiviertel der Höchst-Klärbecken-Flora sind dem kalten
Klima, welches der Pliocänzeit folgte, erlegen, da die dortige
Gegend von zwei mächtigen Eisfeldern in die Mitte genommen
wurde; es sind dies:
a) die ausgestorbenen Arten Frenelitis Europaeus, Pinus Aske-
nasyi, Pinus Ludwigi, Abies Loehri, Picea latisguamosa,
Fagus pliocaenica, Po otamogeton Miqueli;
b) die in Europa jetzt fehlenden, in Amerika aber einheimischen
Pinus Strobus, Juglans cinerea, die verschiedenen Hickory-
nüsse, auch Ziguidambar in etwas anderer Form, ebenso
Juglans globosa, deren Nachkommen wohl die Juglans nigra
ist; hierzu wird auch Nyssites gerechnet werden können.
Palaeontologie. 219
In Nordamerika haben sich diese letzteren Bäume zum Theil
in derselben, zum Theil in etwas veränderter Form erhalten, da sie
dem zur Diluvialzeit auch dort vom Norden vordringenden Eise
nach Süden ausweichen konnten, um nach dem Schmelzen der
ungleich ausgedehnteren nordamerikanischen Eismassen ihr ehe-
maliges Gebiet wieder zu erobern oder in demjenigen, in welches
sie zur Diluvialzeit eingezogen waren, zu bleiben.
Durch Menschenhand sind nun freilich Pflanzen, die zur Pliocän-
zeit der Flora angehörten, aus Nordamerika wieder in die europäische
Flora versetzt worden, wie Pinus Strobus, Juglans nigra etc.
Einige Typen, welche Nordamerika wohl auch zur Pliocänflora
nicht angehört haben, erhielten sich in Europa über die Pleistocän-
zeit bis heute und haben sich daher auch in interglaeialen Ab-
lagerungen Mittel-Europas vorgefunden, wie Pinus montana, Corylus
Avellana ete.
5. Beim Vergleiche der Pliocänflora der dortigen Gegend mit der
anderer fällt vor Allem auf:
a) dass sie an Nadelhölzern die weitaus reichste ist, dass ihr
aber trotzdem der fast allen europäischen Oberpliocänfloren,
so auch der Wetterauer, Steinheim-Seligenstädter und der
Pfälzer zugehörige Pinus Cortesii fehlt.
Im Klärbecken-Höchster-Becken wurden 11 verschiedene Nadel-
hölzer durch ihre Früchte unterschieden, von Gross-Steinheim 5,
von welchen nur eine Art der Sammlung von Geyler fehlt, von
der Wetterau nur 3, da drei von Ludwig aufgestellte Arten nur
eine, nämlich die Pinus Cortesii darstellen, auf welche jene drei von
Sandberger bezogen werden; von den 3 Arten der Wetterau
befindet sich auch eine in der Sammlung der Autoren — Pinus
montana Müll. = brevis Ludw. — eine Ludwig’sche Art, Pinus
disseminata, ist nur durch Samen vertreten. Ob diese auch der
Klärbecken - Höchster Flora angehört, kann man nicht behaupten
und nicht verneinen, da nur wenige der gefundenen Zapfen Samen
enthielten.
Mit der Steinheimer Flora hat diejenige von Rotenham und
Höchst 4 Arten gemein, mit der Wetterauer S—9. Jene sind:
Frenelitis Europaeus, Pinus Ludwigi, Pinus Strobus und Picea latisquamosa;
die mit der Wetterauer Flora geineinsamen sind: Pinus montana, Potamogeton
Miqueli (?), Betula alba, Corylus Avellana var., Nyssites obovatus, Juglans globosa
und (?) Carya.
b) Dass keine der bisher bekannten Oberpliocänfloren so reich
an nordamerikanischen Arten ist, als die von Klärbecken-
Höchst, dass aber letzterer Flora (abgesehen von Aesculus
Hippocastanıum) die kleinasiatischen Formen fehlen, auf welche
Ludwig bei Beschreibung seiner Wetterauer Pliocänflora
hinweist, so dass unsere Floren doch vielleicht nicht als
mannichfaltiger zu bezeichnen sind, als die Wetterauer;
übrigens möchte manche Ludwig’sche Bestimmung nicht
zuverlässig sein, wie man dieses an Pirus Schnittspahm,
tumida und resinosa, Pinus brevis und an Taxus trieicatricosa
sehen kann.
280 Palaeontologie.
Die Wälder, welche die pliocänen Wasser im Gebiete des
untersten Mainlaufes umsäumten, hatten demnach, verglichen mit
denjenigen der mittleren Wetterau, eine wesentlich verschiedene
Zusammensetzung und zwar nicht allein qualitativ, sondern auch
quantitativ, da mehrere den beiden Becken gemeinsame Arten in
der Wetterau zu den Seltenheiten gehören:
Pinus montana = brevis, Corylus Avellana var. bulbiformis und inflata,
Juglans cinerea var. Goepperti, Potamogeton Miqueli, Carya, im südlicheren
Becken hingegen zum Theil die zahlreichsten Reste wie Juglans einerea, Corylus
Avellana und Carya.
6. Die Flora aus der jüngsten Pliocänzeit wird durch die vor-
liegende Untersuchung in dreifacher Weise bereichert:
a) Durch die neuen Arten:
Pinus Askenasyi, Abies Loelhri, Fagus pliocaenica, Liquidambar
pliocaenicum, Rhizomites Spletti, Rh. Moenanus, Potamogeton Miqueli.
b) Durch den Nachweis einiger recenter Formen:
Pinus Cembra, Abies (?) peetinata, Picea vulgaris, Larix Europaea,
Carya Illinoensis, C. ovata, C. alba (?).
c) Dadurch, dass eine bisher für oligocän gehaltene Flora sich
als oberpliocän erwiesen hat; von dieser Steinheimer Flora
hat sich unter den Nadelhölzern nur Pinus Steinheimensis
nicht im Klärbecken oder in der Höchster Schleuse vor-
gefunden.
Als oligocäne Pflanzen sind somit zu streichen alle allein nur
von Gross-Steinheim von Ludwig in Pal. VIII aufgeführten und
von ihm daselbst beschriebenen Arten:
Frenela Europaea Ludw. = Frenelitis Europaeus Ludw. spec., Thuja
Roessleriana Ludw. = Pinus Strobus L., Th. Theobaldana Ludw. = Pinus
Strobus L.. Pinus oviformis Ludw. = P. Ludwigi Schimper, P. Steinheinensis
Ludw. — P. Abies latisgquamosa Ludw. Picea latisquamosa Ludw. spec.,
Populus duplicata serrata Ludw., Betula arcuata Ludw., Quercus Steinheimensis
Ludw., Fraxinus spee., Prumus Russana Ludw.
Gänzlich in Fortfall kommen demnach:
Thuja Roessleriana, Th. Theobaldana, Pinus oviformis, Frenela Ewaldiana.
Die Flora von Niederrad nnd Höchst besitzt noch ein ganz
besonderes Interesse, weil sie den Ausgangspunkt der pliocänen
Periode zu bezeichnen scheint und als vermittelndes Glied zwischen
dem Ende der Tertiärperiode und der nun anbrechenden Quartär-
zeit sich hinstellt. Eine nicht unbedeutende Zahl, wie es scheint,
erloschener Typen, eine Reihe anderer Formen, welche aus der
Tertiärzeit noch herüberreichen, wie Taxodium, Lignidambar oder
auch Nyssites, geben Veranlassung, neben lithologisch-stratigraphischen
Gründen, diese Flora noch zum Oberplioeän , als Ausläufer der
Tertiärperiode hinzustellen. Aber schon sind die Formen unter-
mischt mit einer bedeutenden Anzahl von Pflanzentypen, welche
sonst in quartären resp. interglacialen Fundstücken auftreten. So
insbesondere Juglans cinerea, welche neuerdings von Sordelli als
Leitpflanze für das Quartär hingestellt wurde. so die verschiedenen
Coniferen-Arten, welche sich z. B. auch in den Schieferhöhlen der
Schweiz wiederfinden, ferner die zahlreich auftauchenden Früchte
der Haselnuss u. s. w., alles Typen, welche den Uebergang zur
lebenden Flora vermitteln. E. Roth (Berlin).
Palaeontologie. 281
Ettingshausen, €. v. und Standfest, F., UeberMyricalignitum
Ung. und ihre Beziehungen zu den lebenden Myrica-
Ar te en. Mit 2 Tafeln. (Denkschriften der Kaiserl. Akademie
der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-naturwissenschaftliche
Klasse. Bd. LIV. 1888.)
Aus den pflanzenführenden Schichten von Parschlug, sowie
Schoenegg bei Wies in Steiermark wurde namentlich durch Ettings-
hausen ein überaus reiches Material der Wissenschaft aufgeschlossen.
Der Reichthum der genannten Lokalitäten an Resten (Blätter und
Fruchtstände) von Myrica lignitum Ung. und die ausserordentliche
Variabilität*) der Myrica lignitum-Blätter an Grösse und Gestalt
musste zu einer genauen Untersuchung geradezu einladen.
Die Verff. geben zunächst die bisher in der Litteratur mangelnde
Zusammenstellung der mannigfachen Formen der Myrica lignitum
und daran knüpfen sie die Erörterungen über die genetischen Be-
ziehungen zu den jetzt in verschiedenen Welttheilen lebenden Myrico-
Arten.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Blätter von Myrica
lignitum von lederartiger Konsistenz sind, einen ziemlich langen
Stiel und eine lanzettliche Spreite von durchaus nicht beständiger
Randbeschaffenheit besitzen. Primärnerv deutlich, gegen die Spitze
hin verschmälert, Sekundärnerven unter wenig spitzen Winkeln
(manchmal nahezu ein rechter) entspringend, zahlreich, ungleich-
werthig (zwischen zwei stärkeren gewöhnlich ein schwächerer ein-
geschaltet), Nervation bogenläufig, vielleicht sogar schlingläutig.
Bei den meisten gezähnten Blättern tritt insofern eine Complication
ein, als stärkere Aeste der Sekundärnerven sich in die Randzähne
begeben und dort enden.
Es lassen sich neun Blatttypen unterscheiden:
I. Die Blätter von kleinen Dimensionen, der Rand entbehrt meist aller
Einschnitte oder er ist wellenförmig hin und her gebogen bis undeutlich
gezähnt. Man kann in dieser Abtheilung unterscheiden: parvifolia, brevi-
folia, angustifolia, angustissima.
II. Blätter von sehr bedeutenden Dimensionen, sonst wie I. Sie zerfallen in
longifolia nnd grandifolia.
III. Blätter von mittleren Dimensionen. Eintheilung in integrifolia, subintegra
undulata, subdentata, dentieulata und apocynoides. Letztere so genannt,
weil sie durch sehr zahlreiche und einander sehr genäherte Sekundärnerven -
an die Blätter der Apocyneen erinnern.
IV. Blätter von mittleren Dimensionen, deren Rand deutliche Einschnitte trägt:
dentata, remote dentata, serrata, argute serrata und crenata.
V. Blätter mit sehr grossen, manchmal selbst wieder gezähnten Zähnen. Man
unterscheidet sie als grandidentata, grosse dentata und duplico-serrata,
VI. Blätter mit lappigen Abschnitten: sublobata und lobata.
VI. Breite Blätter, welche in latifolia und obovata eingetheilt werden.
VIII. Diese Abtheilung umfasst die alata (weil sich die Spreite zu beiden Seiten
des Stieles ziemlich weit nach abwärts verfolgen lässt), die acuminata
und die longe petiolata.
IX. Irregularia, das sind unregelmässig und nur auf einer Seite gezähnte Blätter,
und faleiformia (pathologisch).
*) Die Formen sind durch lückenlose Uebergänge mit einander verbunden,
was dafür spricht, dass man es an genannten Lokalitäten, wirklich nur mit einer
Myricaspecies zu thun hat.
2832 Palaeontologie. — Teratologie u. Pfianzenkrankheiten.
Die aus den Blattformen ableitbaren genetischen Beziehungen:
der wichtigsten recenten Myrica-Arten zur Myrica lignitum sind die
Banden:
. Myrica Aethiopica L. (Südafrika). Die ganzrandigen Blätter erinnern auf-
fallend an die Formen angustifolia und angustissima.
. M. Cale (Europa und Nordamerika) lehnt sich vorzüglich an die Formen
parvifolia und brevifolia an.
3. M. cerifera (Nordamerika). Die Früchte der M. lignitum lassen sich am
besten mit denen von M. cerifera vergleichen. Von Parschlug ist ein
Blattrest bekannt, an welchem deutlich die Reste eines Wachsüberzuges-
zu sehen sind. Mit M. cerifera lassen sich in Verbindung bringen die
Blattformen: integrifolia, subintegra, undulata, subdentata, dentata und.
remote dentata.
4. M. serrata Lam. (Südafrika) steht wahrscheinlich in genetischer Besiäkinn
zur Form grandidentata.
5. M. Caroliniana Willd. (Nordamerika) ist als eine posttertiäre aus der M.
cerifera bervorgegangene Art zu betrachten.
6. M. Pennsylevanica Lam. ist von den Formen duplico serrata und sub-
lobata herzuleiten.
7. M. querecifolia L. ist von den Formen der VI. Abtheilung (lobata etc.)
ableitbar.
S. M. Faja L. (Nordamerika) ist mit den Formen alata und grandifolia, M.
sapida Wall. (Nepal) mit der Form grandifolia in Zusammenhang zu
bringen.
M. integrifolia Roxb. (Silhet) und M. tinctoria Ruiz (Peru) dürften sich
nicht von M. lignitum ableiten.
td
de)
Krasser (Wien).
Woronin, M., Ueber die Sklerotienkrankheit der Vacei-
nieen-Beeren. (Memoires de ’Acad&mie imperiale des sciences
de St. Petersbourg. Serie VII. Tome XXXVI. No. 6.) Fol. 49
pp. Av. 10 planch. St. Petersbourg 1888.
Die sklerotienbildenden Pilze können als takultative und obligate:
Parasiten unterschieden werden. Erstere entwickeln ihre Sklerotien
in den Stengeln oder Blättern der Wirtspflanze, letztere in den
Blüten resp. jungen Fruchtknoten. Hierher gehören die bekannten
(laviceps-Arten — und die Sklerotinien der Vaccinieen. Der
Erste, welcher auf diese Krankheit aufmerksam wurde, war
J. Schröter. Er fand 1579 in den sog. „weissen Heidelbeeren“
das Sklerotinm der von ihm so benannten Peziza baccarum, züchtete
daraus den Becherpilz, konnte aber eine vermuthete Conidien-
fruktifikation nicht beobachten.
Vert. fand 1884 in Finnland alle einheimischen Vaceinieen
vom Pilz befallen, nämlich ausser Vaceinium Myrtillus auch V. Vitis
idaea, V. oxyeoccos und V. uliginosum. Es gelang ihm, bei allen
vieren die Entwicklung ihres eigenthümlichen Schmarotzers voll-
ständig klarzulegen. Eine ausführliche Darstellung giebt er von
Selerotinia Vacciniüi Woronin, dem Pilz der Preisselbeeren-
krankheit. Im Frühjahr erkranken junge Triebe. Der Stengel
wird etwas unterhalb der Spitze welk, schrumpft zusammen und
trocknet ein. Dabei wird er gelbbraun bis schwarz. Meist biegt
er sich mit der Spitze bogenförmig nach unten. Die ansitzenden
Blätter erkranken von der Basis an in gleicher Weise, doch bleibt
die Spitze oft grün im Gegensatz zur schwarzbraunen Basis. Das:
Teratologie u. Pflanzenkrankheiten. 283
Umgekehrte kommt nicht vor, Beweis, dass die Krankheit vom
Stengel aus in den Blattnerv hineingeht. Zu gegebener Zeit erhalten
Stengel und Hauptnerven einen weisslichen, schimmelartigen Ueber-
zug von angenehmem Mandelgeruch, dies ist die Conidienfrukti-
fıkation.
Die Untersuchung des erkrankten Stengels ergab, dass die
Pilzwucherung vom Centrum zur Peripherie fortschreitet. Die vom
Pilz befallenen Gewebe des Holz- und Markkörpers schrumpfen
unter Braunfärbung. Am meisten leidet die Cambiumschicht, in der
sich der Parasit mit Leichtigkeit verbreitet; sie schrumpft zusammen
und trennt sich vom Holzkörper. Dem Vordringen des Pilzes zur
Rinde geht die an der Braunfärbung der Zellen erkennbare Ab-
tödtung derselben voraus. Der Pilz hat also das Eigenthümliche,
dass er die umgebenden Gewebe der Wirtspflanze erst vergiftet,
bevor er sie zum Zwecke der Aussaugung bewohnt.
Vom Cambium aus dringen nun die Hyphen zwischen und in
die Rindenelemente ein, nehmen an Dicke zu, verzweigen sich bei
reicher Querwandbildung und konstituiren schliesslich in der ganzen
Dicke der äusseren Rindenzone einpseudoparenchymatisches
Polster, in welchem die braunen, abgestorbenen Rindenzellen in
unregelmässig concentrischen Reihen eingelagert sind. Meist ent-
wickelt sich das Stroma bloss einseitig, wodurch das Umbiegen des
Stengels verursacht wird. Die Cutieula wird endlich unter dem
Druck des Stromas gesprengt, die Hyphen treten hervor und bilden
Conidien.
Die Conidienbildung ist nun sehr eigenthümlich. Die aus
dem Stroma hervorwachsenden Fruchthyphen sind von Anfang an
mit konstanten, gleich weit von einander entfernten Einschnürungen
ohne Querwand versehen ; die Lumina aller Glieder gehen unmittelbar
in einander über. Sobald aber die Fruchthyphe das Spitzenwachsthum
eingestellt hat, zerfällt der ganze Plasmakörper in so viel Theile,
als Glieder im Faden vorhanden sind. Jeder Plasmatheil umgiebt
sich mit einer feinen Membran, die der äusseren, gemeinschaftlichen
„primären“ Membran dicht anliegt. An der Einschnürungsstelle
des torulösen Fadens bildet sich folglich eine aus zwei feinen
Lamellen bestehende Querwand; dieselbe ist in der Mitte beiderseits
mit einem Tüpfel (?) versehen. Durch jene Tüpfel werden nun
aus beiden Nachbarzellen Zellstoffmassen ausgeschieden, die sich in
Form eines kleinen Doppelkegels zwischen die Querwandlamellen
einlagern, letztere nach innen wölben und bestimmt sind, die reifen
Conidien von einander zu trennen. Verf. giebt ihnen daher den
Namen „Disjunctor“.
In Folge des Drucks der sich vergrössernden Disjunetoren
zerreisst endlich die „primäre“ Membran ringsum, die Conidien
strecken sich und nehmen citronenförmige Gestalt an. Sie hängen
jetzt nur noch lose vermittelst der Disjunetoren zusammen, eine
leichte Erschütterung lässt die reifen Conidien auseinanderfallen.
Conidienbestäubung. Durch Wind und Insekten werden
die reifen Conidien auf die Narben der Vaceiniumblüten übertragen.
Vom Narbensekret ernährt, treiben sie septirte Schläuche den Griffel-
284 Teratologie u. Pflanzenkrankheiten.
kanal hinab in den Fruchtknoten und schmiegen sich den Placenten
fest an. Sie umwachsen in reicher Verzweigung die Ovula, ersticken
dieselben, und das Hyphengeflecht füllt die Fruchtknotenfächer
völlig aus. In dem Parenchym zwischen den Fächern und der
äusseren Epidermis der Beere ist vom Pilz noch keine Spur.
Das Sklerotium entsteht nun folgendermassen: Die an die
Fruchtknotenwand anstossenden Hyvhen ordnen sich zu einer
Pallisadenschicht. Die dünnwandigen Scheitelflächen der
Pallisaden entsenden 1 oder 2, selten mehrere Zweige in das
Parenchym der Fruchtknotenwand. Diese verzweigen sich inter-
cellular weiter, durchwuchern das ganze Perikarp bis zur Oberfläche
vollständig und zehren es aus. Während nun die Hyphen in der
Fruchtknotenwand sich immer dichter verflechten, fängt das Pilz-
gewebe im Innern der Fächer an lockerer zu werden, bis es fast
ganz verschwindet. Das zanze Pilzgewebe rückt förmlich vom
Centrum zur Peripherie, und das fertige Sklerotium bestelıt jetzt
aus den Pallisadenschichten der Fruchtfächer und der Pilzmasse
des Perikarps, zerfällt demnach in zwei distinkte Zonen, die
äussere und innere Markzone. Letztere ist natürlich durch
die Scheidewände des Fruchtknotens diskontinuirlich.
Aeusserlich unterscheiden sich die erkrankten Vaceinium-Beeren
anfangs nicht von den gesunden. Erst beim Reifen, wenn die gesunden
Beeren rothı werden, nehmen die erkrankten eine schmutzig gelb-
braune Farbe an, die allmählich in dunkles Kastanienbraun über-
geht. Gleichzeitig trocknet die dünne Oberhaut ein, schmiegt sich
dem Sklerotium fest an, und jede der braunen, dürren, „mumi-
ficirten“ Preisselbeeren nimmt zuletzt die Gestalt eines miniatüren,
4- oder 5-rippigen, melonenartigen Körpers an. Die Gefässbündel
der Fruchtknotenwand werden merkwürdigerweise vom Sklerotium
nie eingeschlossen, sie verlaufen meridional über die schwarze
Sklerotiumkugel von einem Pole zum audern.
Weiter als in die Beeren dringt der sklerotiumbildende Pilz
niemals ein, die kleinen Fruchtstiele der Preisselbeeren sind frei
davon.
Die mumificirten Beeren fallen leicht von ihren Stielchen ab,
das Sklerotium überwintert zwischen Laub und Moos, um im Früh-
jahr zur Zeit der Schneeschmelze die Becher früchte auszutreiben.
Noch unter dem schmelzenden Schnee — also bei ziemlich niedriger
Temperatur — erfolgt in der äusseren Markzone des Sklerotiums
die Anlage der Primordien. Ein Geschlechtsakt konnte nicht
ermittelt werden. Sie sind in Vielzahl vorhanden, doch wachsen
nur ein bis zwei zum Fruchtkörper aus. Letzterer setzt sich aus
zwei verschiedenen Hyphenelementen zusammen. Die centralen,
vom Primordium entspringenden bilden die Asci im Hymenium,
die peripheren, dem Markgewebe des Sklerotiums entsprossten
dienen zur Ausbildung der apothecialen Hülle und der Paraphysen.
Die Apothecienbecher sind langgestielt, kastanienbraun,
anfangs glockig, dann tellerförmig mit umgeschlagenem Rand. An
der Basis des Stieles entstehen zottige „Rbizoiden“. Die Asci
enthalten immer S fast gleich grosse Sporen, die sämmtlich keim-
Neue Litteratur. 285
fähig sind. Die Ejakulation der Sporen geschieht in bekannter
Weise (Vergl. de Bary, „Morph. u. Biol. d. Pilze. 1884. p. 95).
Ihre äussere Membranschicht ist gallertig. Die Infektion der jungen,
diesjährigen Preisselbeerentriebe erfolgt Ende Mai. Die ausge-
schleuderten Sporen haften an der jungen Epidermis, treiben durch
die äussere Membran derselben (nie durch Spaltöffnungen) einen
bis zwei Keimschlänche hinein, die direkt zum Gefässbündel hin-
streben, um sich darin anzusiedeln und fortzuentwickeln, bis centri-
fugales Wachsthum wieder zur Conidienbildung hinstrebt.
Dies ist die Entwicklungsgeschichte der Selerotinia Vaceinti.
Verf. hat sie auch für die Sklerotinien der drei übrigen Vuceinium-
Arten untersucht und im Wesentlichen damit übereinstimmend gefunden.
Aus Mangel an Raum kann hier nicht weiter darauf eingegangen
werden. Bemerkt sei nur, dass Verf. die Sklerotinien nicht für
identisch hält, sondern in Rücksicht auf manche, namentlich auch
die Ascosporen betreffende Differenzen je eine besondere Species
aufstellt und zwar:
Scelerotinia oxyeocci Wo. für Vaceinium oxyeoccos,
Selerotinia baccarum Schr. „ n Myrtillus,
Selerotinia megalospora Wo. „ 5 uliginosum.
Bezüglich dieser muss auf die Abhandlung selbst verwiesen
"werden. Horn (Cassel).
Neue Litteratur.
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128 pp. Mit Abbild. Bielefeld (Velhagen und Klasing) 1889. M. 1.20.
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M. 0.75.
Inhalt:
Wissenschattliche Originalmit-
theilungen.
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Entwicklung der Sekretbehälter bei den
Cacteen, p. 257.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaftten.
Botanischer Verein in Lund.
v1I. Sitzung am 18. November 1837.
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger Oelkörper
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und Umgebung, p. 271.
Mortresor, Uebersicht der Flora des Kiew’schen
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Podolien, Wolhynien, Tschernigow und Pol-
tawa, p. 276.
Schurig, Der Botaniker, p. 270.
Trelease, Description of Lycoperdon Missou-
riense n. sp., p- 271.
Woronin, Ueber die Sklerotienkrankheit der
Vaeeinieen-Beeren, p. 282.
Neue Litteratur, p. 285.
Ausgegeben: 26. Februar 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XXXVL. No.10 Jahrgang X.
Acttk
ga er i ET
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes,
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. 10. Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 3 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret-
behälter bei den ÜCacteen,
unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse
der letzteren.
Von
Dr. Carl Lauterbach
aus Breslau.
Mit 2 Tafeln.
(Fortsetzung.)
IV. Subsetosae.
M. dolichocentra Lem.
V. Centrispinae.
M. applanata Engelm. 7
VI. Angulares.
M. Webbiana Sem.
crocidata Lem.
Emundtsiana Hort. +
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1839. Bd. XXXVI. 19
290 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
WE
31. Bockül Foerst. f 37 "
viridis S. }
„ Aystrie Mart. 7 d
Durchmesser der Gänge 0,084 bis 0,140 mm. Maasse der
Zellen: 0,070 X 0,112 X 0,084 mm.
M. Foersteri Muelenpf. 7
pyrrhocephala Schdw. ;
centricirra Lem. }
„ Hopferiana Lke. 7
glauca Dietr. ;
cirrifera Mart. +
angularis O.7
subangularis DC.
megacantha S.
Neumanniana Lem.
Krameri Muehlenpf. 7
pentacantha Pfr.
.magnimamma Haw.
gladiata Mart. 7
Zuecariniana Mart. 7
Durchmesser der Gänge 0,112 mm.
Maass der Zellen O, 196 X 0,224 x 0,196 mm.
Gänge am reichsten in dem chlorophyliführenden Parenehym
entwirk A meist die Gefässbündel begleitend.
M. macracantha DC. T
VII. Stelligerae.
M. subechinata S.
anguinea O.
rufocrocea 8.
elongatu DU.
stella aurata Mart.
graeilis Pfr.
VIII. Aulacothelue.
M. raphidacantha Lem. 7
Milchsaftführende Gänge von 0,070 bis 0,140 mm Durchmesser,
welche in typischer Weise im Rinden- und Chlorophyliführenden
Parenchym verlaufen.
”
”
M. macrothele Mart.
enthält keine milchsaftführenden Gänge, aber zahlreiche Schleimzellen.
Maasse derselben: 0,210 X 0,352 X 0,210 oder
0:72 > 0.1327° 0112 mm.
Maass der Zellen: 0,056 X 0,084 X 0,078 mm.
Unter der Epidermis findet sich im Hypoderma eine zusammen-
hängende Schicht von Quadratoktaedern.
Drüsen, von rother Farbe und plattgedrückt kugeliger Form,
stehen bis zu dreien m den Axillen. Dieselben sondern einen
wasserhellen Schleim ab. Sie bestehen aus einer mit hyaliner
Cutieula versehenen Epidermis, die nur lose aufsitzt und sich ab-
ARE
a a Fun A ee
ef,
[en
el
Lauterbach,Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 291
hebt, im Innern aus sehr kleinzelligem inhaltsreichen Gewebe. Sie
sitzen einem Gewebepolster auf, in welchem mehrere Gefässstämme
endigen, während Schleimzellen in grosser Zahl dieses im Körper
liegende Gewebepolster umgeben.
M. elephantidens Lem.
„ macromeris Engelm.
Dem äusseren Ansehen nach unterscheiden sich die milchsaft-
führenden Arten von den andern einmal durch die dunkelblau-
grüne (glauke) Färbung ihres Körpers, durch die glatte Epidermis
und durch die nur in verhältnissmässig geringer Zahl vorhandenen
und unscheinbar gefärbten Stacheln.
Die Arten ohne Milchsaft besitzen dagegen eine hell- oder
auch graugrüne mehr matte Färbung, zum Theil höckerig vor-
gewölbte Epidermiszellen, sehr zahlreiche, meist weisse oder bunte,
in manchen Fällen haarartige Stacheln, die den Körper fast gänz-
lieh decken und einhüllen. Eine Ausnahme hiervon macht eben
die Gruppe der Aulacothelae, welche ihrem äusseren Ansehen nach
nach obiger Definition zu den milchsaftführenden Gruppen zu
rechnen sein würde.
Unwillkürlich kommt man nach dieser Betrachtung zu dem
Schluss, dass der Milehsaft eine Art Schutzmittel gegen die An-
griffe der Thierwelt bildet.
Melocactus communis DC.
Schleimzellen sind in geringer Anzahl vorhanden.
Maass derselben: 0,280 X 0,560 X 0,360 mm.
Maasse der Zellen: 0,280 X 0,196 X 0,210 mm.
Die Längsachse der Schleimzellen liegt horizontal. Sie finden
sich nur im Rindenparenchym. Krystallzellen zahlreich, die Kry-
stalldrusen von 0,140 mm Durchmesser halten in ihrer für die
Gattung charakteristischen Form ungefähr die Mitte zwischen denen
von Pelecyphora und Opuntia. Sie sind sternförmig, mit der
Grundform des monoklinen Prismas, doch ist die Hauptaxe des
Prismas kürzer, als bei Opuntia, im Folge dessen die Spitzen nicht
so hervortreten. In dem sehr stark entwickelten, sklerenchymatisch
ausgebildeten Hypoderma von grosser Festigkeit sind massenhaft
prismatische Einzelkrystalle eingelagert.
Fasst man die Tribus der Melocacteae zusammen, so besitzen
Anhalonium und Pelecyphora weder milchsaftführende Gänge, noch
Schleimzellen, dagegen charakteristische Krystalldrusen, Melocaetus
ausser charakteristischen Drusen auch Schleimzellen.
Bei den Mammillarien deckt sich das anatomische Verhalten
nicht ganz mit der oben angeführten Gruppen-Eintheilung; während
den Longimammae, Orinitae, Subsetosae und Stelligerae die milch-
saftführenden Gänge fehlen, sind sie bei den Centrispinae und
Angulares vorhanden. Nicht so gleichmässig verhalten sich die
noch übrigen zwei Gruppen. Von den Heteracanthae enthält M.
nigra milchsaftführende Gänge, während sie den übrigen untersuchten
Arten der Gruppe fehlen. Noch abweichender gestaltet sich das Ver-
hältniss bei den Aulacothelae; M. raphidacantha und macromeris
19?
292 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
führen Milchsaft, elephantidens besitzt keine Sekretbehälter und
M. macrothele ıst die einzige Mammillarie, welche Schleimzellen
führt. Da sie auch durch die eigenthümlichen Drüsen gänzlich von
den übrigen Mammillarien abweicht, so wurde diese Art nebst
einigen andern ebenfalls Drüsen tragenden unter dem Gattungs-
namen „Coryphantha* von Lemaire abgezweigt, welche Abzweigung
nach Obigem auch vom anatomischen Standpunkt wünschenswerth
erscheint.
Echinocacteae.
Malacocarpus corynodes 8.
enthält zahlreiche Schleimzellen im Chlorophyll führenden Rinden-
und Mark-Parenchym ; am häufigsten sind dieselben in den Kanten.
Ihre Grösse beträgt 0,168 X 0,210 X 0,224 mm. Die Grösse
der Zellen: 0,140 X 0,184 X 0,198 mm. Die Längsachse liegt
horizontal.
Astrophytum myriostigma Lem.
Weder Schleimzellen noch milchsaftführende Gänge vorhanden.
In den Zellen des Hypoderma findet sich je ein sehr regelmässiges-
Quadratkoktaeder, Epidermis Wachs absondernd.
Echinocactus Lk. et Otto.
Echinocactus eylindraceus Engelm.
(Gruppe der Cephaloidei), Sekretbehälter fehlen.
E. electracanthus Lem. (Macrogoni).
Krystallzellen fehlen im Parenchym. In dem stark collen-
chymatisch entwickelten .Hypoderma findet sich in jeder Zelle je
eine sphaerokrystallähnliche Druse, welche aus sehr kleinen Kry-
ställchen besteht, so dass bei tausendfacher Vergrösserung ihre
Krystallform noch nicht erkennbar ist.
E. Lecontei Engelm. (Uncinat:i.)
Massenhafte Krystallzellen mit Drusen von 0,028 bis 0,210 mm
Durchmesser im Rindenparenchym; im chlorophyliführenden
Parenchym nur vereinzelt und klein. Grundform der Drusen
prismatisch. In dem starken, collenchymatisch entwickelten Hypo-
derma in jeder Zelle je eine sphaerokrystallähnliche Druse.
E. crispatus D.C. (Stenogon:).
Zahlreiche Krystallzellen mit Drusen von 0,070 mm Durch-
messer im Rindenparenchym. Hypoderma nicht entwickelt.
E. Öttonis Lehm. (Microgoni.)
Massenhafte Schleimzellen im Rindenparenchym.
Maasse derselben: 0,238 X 0,280 X 0,210 mm. Maasse der
Zellen: 0,238 X 0,168 X 0,140 mm. Längsachse horizontal
liegend, Krystallzellen mit eigenthümlichen Drusen, denen ein
monoklines Prisma mit sehr langer Hauptaxe zu Grunde liegt.
E. gracillimus Lem. (Microgoni) halbjährige Pflanze. Sekret-
behälter fehlen.
E. Monvilleie Lem. (Hypogoni),. Im chlorophyliführenden
Parenchym zahlreiche Schleimzellen.
ol-
Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 293
Maasse derselben: 0,210 X 0,420 X 0,200 mm. Maasse der
Zellen: 0,112 X 0,140 X 0,110 mm. Krystallzellen fehlen.
Für die Gattung Echinocactus charakteristisch ist die Aus-
bildung des Hypoderma’s, das sehr stark und collenehymatisch
entwickelt ist, während in jeder Zelle desselben sich je eine Sphaero-
krystallähnliche Druse befindet.
Wenn diese typische Entwickelung nicht bei allen unter-
suchten Gruppen nachgewisen werden konnte, so lag dies wohl
lediglich an dem zu geringen Alter der verwendeten Exemplare,
welches ca. 3 bis 5 Jahre betrug, während die Pflanzen mit ent-
wickeltem Hypoderma Originalexemplare von vielleicht 10 bis
30 Jahre Alter waren. Die Entwickelung des Hypoderma und
die Anhäufung von Krystalldrusen in demselben schreitet bis zu
einem gewissen Alter vor, worauf dann ausserhalb des Hypoderma’s
Korkentwiekelung eintritt, während das Hypoderma nach und nach
undeutlich wird. Die Ausbildung des Hypoderma’s zeigt eine
gewisse Aehnlichkeit einmal mit Melocactus, in zweiter Linie mit
den noch zu betrachtenden Opuntien. Schleimzellen wurden bei
E. Ottonis Lehm. aus der Gruppe der Mierogoni gefunden, während
E. gracillimus Lem. derselben Gruppe solche nicht besitzt. Schleim-
zellen enthält ferner E. Monvillei Lem.
Fasst man die Tribus der Echinscacteae zusammen, so sieht
man, dass hier milchsattführende Gänge nicht auftreten. Dieselben
fehlen auch allen noch folgenden Tribus.. Schleimzellen finden
sich bei Malacocarpus und bei dem im äusseren Habitus sehr
ähnlichen Echinocactus Ottonis, ferner bei E. Monwillei. Astro-
phytum schliesst sich durch das Fehlen von Schleimzellen und die
Beschaffenheit des Hypodermas eng an die übrigen Zchino-
cacteen an.
Cereastreae.
Leuchtenbergia prinecipis Fisch.
In den Zellen des collenchymatisch entwickelten Hypoderma
liegt je ein sehr regelmässig ausgebildeter Sphärokrystall von
0,014 bis 0,070 mm Durchmesser. ‘Im Parenchym sind verzweigte
intercellulare Gänge vorhanden von 0,028—-0,042 mm Durchmesser.
Dieselben verlaufen nach .der Peripherie zu zwischen den Zellen
‚des Hypoderma bis an die Epidermiszellen. In dem untersuchten
Exemplar enthielten sie wenig Inhalt, doch schien derselbe dem
Milchsaft der Mammillarien analog zu sein. Im inneren Gewebe
finden sich vereinzelte Krystallzellen mit Sphaerokrystallen von
0,042 bis 0,098 mm Durehmesser mit runzlicher Oberfläche.
Echinopsis Zuce. - Ä
Echinopsis Dwvallü (Tubereulatae).
Schleimzellen sind zahlreich in Rinde und Mark vorhanden.
Sie zeigen körnige Struktur mit deutlicher Schichtung und ent-
halten Vakuolen. Oxalatdrusen fehlen. Die Maasse der Schleim-
zellen betragen 0,280 — 0,220 —- 0,168 mm und stimmen die-
selben an Grösse genau mit den gewöhnlichen Zellen, überein.
294 Lanterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Caeteen.
E. Eyriesiü Zuce. (Costatae).
Schleimzellen finden sich nur in geringer Menge im Chloro-
phyll führenden Parenchym und im Mark, im Rindenparenchym
fehlen sie gänzlich. Am grössten ist ihre Zahl in den Kanten.
Maasse der Schleimzellen: 0,126 X 0,154 X 0,180 mm, jmit der
Grösse der übrigen Zellen übereinstimmend. In den Kanten ver-
einzelte Oxalatdrusen.
Pilocereus Russellianus hort. ber.
Sehr zahlreiche Schleimzellen im Chlorophyll führenden Pa-
renchym, Rinde und Mark.
Maasse derselben: 0,140 X 0,154 x 0,210 mm,
Maasse der Zellen: 0,140 X 0,098 X 0,112 mm.
Längsachse horizontal. Oxalatdrusen fehlen.
Cereus Haw.
Cereus eriophorus Hort. berol. (Sulcati).
Schleimzellen im Chlorophyll führenden Parenehym zahlreich ;
Maasse derselben: 0,140 X 0,140 X 0,168 mm,
Maasse der Zellen: 0,098 X 0,084 X 0,098 mm.
C. Peruvianus Haw. (Angulati).
Schleimzellen in Rinde und Mark nicht sehr zahlreich.
Maasse derselben: 0,224 X 0,210 X 0,322 mm,
Maasse der Zellen: 0,168 X 0,252 X 0,350 mm.
C. Bazxaniensis Karw. (Articulati).
Scehleimzellen nur im Mark vorhanden.
Maasse derselben: 0,140 X 0,168 X 0,280 mm,
Maasse der Zellen: 0,070 X 0,112 X 0,140 mm.
Die Längsachse der Schleimzellen liegt vertikal, sie enthalten
sehr zahlreiche kleine Quadratoktaeder.
©. flagelliformis Haw. (Radicantes).
Massenhafte grosse Schleimzellen in der Rinde, zahlreiche
kleinere im Mark.
Maasse der Schleimzellen in der Rinde: 0,182 X 0,168 X 0,140 mm.
im Mark: 0,054 X 0,070 X 0,050 mm.
Maasse der Zellen : 0,084 X 0,084 X 0,070.
C. grandiflorus Haw. (Radicamtes).
(Grosse Schleimzellen in der Rinde, kleinere im Mark. Maasse
derselben in der Rinde: 0,360 — 0,490 — 0,602 mm,
im Mark: 0,154 — 0,140 — 0,182 mm.
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,140 — 0,168 mm.
In Rinde und Mark Krystallzellen.
C. speciosissimus DC. (Radicantes).
Massenhafte grosse Schleimzellen in Rinde und Mark.
Maasse derselben: 0,280 — 0,224 — 0,350 mm,
Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbebälter d. Cacteen. 295
Maasse der Zellen: 0,140 — 0,182 — 0,210 mm.
Oxalatdrusen von 0,070 bis 0,154 mm Durchmesser. In den
Schleimzellen Sphaerokrystalle.
Echinocereus Engelm.
Echinocereus cinerascens DC. (Lophogoni).
Schleimzellen im ganzen Körper zahlreich vorhanden.
Maasse derselben: 0,112 — 0,210 — 0,168 mn,
Maasse der Zellen: 0,196 — 0,224 — 0,140 mm.
Im Rindenparenchym Krystallzellen häufig mit Krystalldrusen
von 0,126 mm Durchmesser; mitunter finden sich sehr regelmässige
Einzel-Oktaeder von 0,112 mm Durchmesser.
E. Spachianus Lem. (Proliferi).
Grosse Schleimzellen im ehlorophyllführenden Parenchym zahl-
reich, in Rinde und Mark vereinzelt.
Maasse derselben: 0,210 — 0,294 — 0,332 mm,
Maasse der Zellen: 0,182 — 0,163 — 0,112 mm.
Die Schleimzellen enthalten Quadratoktaeder.
Ein Rückblick auf die Cereastreae ergibt, dass mit Ausnahme
von Leuchtenbergia Schleimzellen stets vorhanden sind. Durch das
Vorkommen von intercellularen Gängen, deren Inhalt nieht ge-
nügend festgestellt werden konnte, schliesst sich diese Gattung eng
an die Mammillarien an, während sie in der Ausbildung des Hypo-
dermas den Echinocacteae ähnelt. Ausserdem besitzt sie wohl
die grössten bis jetzt bekannten Sphaerokrystalle.. Die Schleim-
zellen treten in chlorophyliführendem Rinden- und Mark-Parenchym
auf und erreichen die grösste Entwicklung im ersteren, nur selten
im Rindenparenchym. Nur in der Gruppe der Artieulati (C.
Bazxaniensis) sind die Schleimzellen auf das Mark beschränkt.
Phyllocacteae.
Phyllocactus Link.
Phyllocaetus Ackermanni Haw.
Sehr zahlreiche Schleimzellen in Rinde und Mark.
Maasse derselben: 0,140 — 0,120 — 0,154 mm,
Maasse der Zellen: 0,140 — 0,084 — 0,098 mm.
Grosse Krystallzellen häufig.
Ph. anguliger Lem.
Schleimzellen liegen fast alle unter der Epidermis, ganz ver-
einzelt in der Rinde, fehlen im Mark.
Maasse derselben: 0,098 — 0,154 — 0,200 mm,
Maasse der Zellen: 0,154 — 0,168 — 0,196 mm.
Ein Fall, in dem die Schleimzellen kleiner als die übrigen
Zellen sind. Krystallzellen finden sich vereinzelt.
296 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter.d, Cacteen.
Epiphyllum Pfeiff.
Epiphyllum truncatum Haw.
Schleinizellen zahlreich, nach den Kanten des Sprosses an
Menge zunehmend.
Maasse derselben: 0,140 — 0,196 — 0,112 mm,
Maasse der Zellen : 0,140 — 0,112 — 0,084 mm.
E. Russellianum Hook. var. Gaertneri Hort.
Schleimzellen sehr zahlreich, in manchen Fällen zusammen-
stossend und scheinbar Gänge bildend, in der Grösse sehr variirend.
Maasse derselben: 0,084 — 0,140 — 0,120 mm bis
0,168 — 0,182 — 0,252 mm,
Maasse der Zellen: 0,112 — 0,182 — 0,084 mm.
In den Schleimzellen kleine Gruppen von Quadratoktaedern.
Krystallzellen besonders im Mark häufig, Sphaerokrystalle von
0,126 mm Durchmesser enthaltend.
Für die Tribus der Phyllocacteae ergibt sich folgendes Re-
sultat: Schleimzellen, die an Grösse die übrigen Zellen nur wenig
übertreffen, durchsetzen Rinde und Mark und häufen sich besonders
in den Kanten an.
Ichipsalideae.
Ihipsalis Gärtn.
Rhipsalis pachyptera Pfr. (Alatae).
Vereinzelte Schleimzellen m der Rinde.
Maasse derselben: 0,196 — 0,196 — 0,098 mm,
Maasse der Zellen: 0,140 — 0,140 — 0,112 mm.
Krystallzellen vereinzelt, regelmässige Drusen enthaltend, denen
ein monoklines Prisma zu Grunde liegt.
Pen. paradoxa S. (Angulosae).
Keine Schleimzellen vorhanden; in der Rinde grosse Krystall-
zellen in Menge.
Rh. Cassytha Gaertn. (Zeretes).
Schleimzellen im Rindenparenchym häufig.
Maasse derselben: 0,084 — 0,084 — 0,165 mm. Längsachse ver-
tikal. Maasse der Zellen: 0,084 — 0,084 — 0,095 mm. Krystall-
zellen mit sternfürmigen Krystalldrusen von 0,056 mm Durch-
messer.
?h. mesembryanthemoides Haw. (Articuliferae).
Schleimzellen sehr zahlreich vorhanden.
Maasse derselben: 0,140 — 0,112 — 0,152 mm,
Maasse der Zellen: 0,098 — 0,126 — 0,140 mm.
In den Schleimzellen Quadratoktaeder. Krystallzellen selten.
Rh. salicornioides Haw. (Articuliferae).
Schleimzellen in Rinde und Mark zahlreich.
Sadebeck, Zur Frage über Nag-Kassar von Mensua ferrea. 297
Maasse derselben: 0,140 — 0,182 — 0,224 mm,
Maasse der Zellen : 0,056 — 0,098 — 0,084 mm.
Krystallzellen häufig sternförmige Drusen mit der Grundform
eines monoklinen Prismas enthaltend.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Frage über Nag-Kassar von Mesua ferrea.
Eine kurze Berichtigung
von
Prof. Dr. Sadebeck,
Direktor des Hamburgischen botan. Museums und botan. Laboratoriums für
Waarenkunde.
In No. 7. p. 219 des Botanischen Centralblattes d. J. referirt
T. F. Hanausek einen von ihm selbst in der Pharmaceutischen
Post, 1888, No. 27 publieirten Artikel „Ueber Nag-Kassar von
Mesua ferrea“: in diesem Referat finden sich aber einige Irr-
thümer, welche sich auf meine in dieser Sache gegebenen Angaben
beziehen, so dass ich mich zu den nachfolgenden faktischen Be-
richtigungen veranlasst sehe.
Hanausek schreibt daselbst, dass er Mesua salicina Pl. & Tr.
in der Litteratur nur als eine Varietät von Mesua ferrea angeführt
findet. Dieser Behauptung ist die Thatsache entgegen zu halten,
dass J. E. Planehon und J. Triana in ihrer Arbeit: Memoire
sur la famille des Guttiferes (Ann. d. se. nat. Ser. IV. Bot. T. XV.
1861. p. 302) Mesua salicina als neue Species aufstellen
und mit einer Diagnose versehen. Als synonym wird am Ende
der Diagnose ganz ausdrücklich Mesua ferrea var. P angustifolia
Thw. Enum. pl. Zeyl. p. 50 angeführt. Auch ©. Müller (Wal-
pers. Annales botanices systematicae. T. VI. p. 358) nimmt hier-
von Akt und bezeiehnet Mesua salicina Pl. & Tr. als No. 5 der
bis dahin bekannten 8 Mesua-Arten. Ob nun Mesua salicina in
der That eine nach unseren heutigen Vorstellungen sogen. „gute
Species“ ist, involvirt eine Frage, auf welehe ich demnächst in
ausführlicherer Form zurückzukommen gedenke; so viel aber steht
fest, das Hanausek’s Berufung auf die Litteratur mit den that-
sächlichen Befunden der Litteratur im Widerspruch steht.
Am Schlusse des qu. Referates fügt Hanausek noch folgende
Anmerkung hinzu, welche ich hier wörtlich wiedergebe: „Sade-
beek fand in den Pollen von Mesua salicina Harzgänge, die auch
in der Droge vorkommen; bei M. ferrea sollen sie fehlen.“ Diesem
gegenüber hebe ich zunächst hervor: „Ich habe bis jetzt
nirgends etwas über die Beschaffenheit des Pollen
von Mesua-Arten veröffentlicht; ich muss mich also
auf das Entschiedenste dagegen verwahren, dass ich
je so etwas gesagt, d. h. dem qu. „Pollen“ Harz-
gänge zugeschrieben haben sollte“, wie Hanausek
angibt. Ueber den Bau der Antheren von Mesua aber habe ich
298 Botanischer Verein in Lund,
nur an einer Stelle (Bot. Centralbl. Bd. XXXV1. 1888. p. 350) eine-
— vorläufige — Mittheilung gegeben, welche in ihrer kurzen
Form wörtlich lautet: „Die mikroskopische Untersuchung ergab,
dass sie” —- nämlich die in Frage stehenden Antheren von Mesua
aus Ceylon — „zu Mesua salicina Pl. zu ziehen sind, deren Con-
nectiv keine Harzgänge führt, während die Connective von Mesua
ferrea L. 3—4 um den centralen Bündelstrang gruppirte Harz-
gänge enthalten.“ Ich konstatire demnach, dass ich von „Pollen“
überhaupt nicht gesprochen habe; wie kommt also Hanausek
dazu, mir eine derartige Unterstellung zu machen, dass ich in dem
„Pollen“ „Harzgänge“* beobachtet hätte? Man könnte vielleicht
annehmen wollen, dass diese Behauptung auf einen Schreib-
fehler Hanausek’s zurückzuführen sei, demzufolge das Wort
„Pollen“ an Stelle des richtigen Wortes „Conneetiv“ ge-
braucht worden wäre; aber auch diese Annahme ist nicht möglich,
denn dann würden — gemäss der Hanausek schen Anmerkung
— ja gerade den Connectiven von M. salicina von mir Harzgänge
zugeschrieben werden, denen von Mesua ferrea aber nıcht, während
ich doch das Gegentheil gefunden habe (man vergl. oben). Es
liegt mir fern, der Ursache so unbegreiflicher Missverständnisse,
wie sie in der Hanausek’schen Anmerkung eumulirt sind, nachzu-
forschen; ich hatte aber die Pflicht der möglichst schnellen Berichti-
gung, wobei ich nochmals auf den oben angegebenen 36. Band des
Bot. Centralbl. 1888. p. 350 verweise.
Hamburg, Botanisches Museum, 17. Febr. 1889.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botanischer Verein in Lund.
(Fortsetzung.
R. Balfourianus wurde zuerst von Bloxam benamnt (in Fase,
of Rubi, zufolge Babington, Brit. Rubi), welcher jedoch, so viel
dem Vortr. bekannt ist, die Art nicht beschrieben hat. Vortr. hat
auch keine derjenigen Exemplare gesehen, welche von ihm zuerst aus-
gegeben worden sind. Dagegen hat Vortr. sowohl von Bloxam selbst
später Exemplare der betr. Species bekommen, als auch auf einer
Exceursion in England in seiner Gesellschaft eine Form gesammelt,
welche von ihm als ächter R. Balfourianus bezeichnet wurde und
in jeder Beziehung mit den von ihm mitgetheilten Exemplaren
übereinstimmte. Auch Briggs hat dem Vortr. die nämliche Form.
aus dem südwestlichen England geschickt mit der Angabe, dass sie
von Bloxam als R. Balfourianus bestimmt worden sei.
Vortr. glaubt also mit gutem Grunde annehmen zu können,
dass diese Form Bloxam’s ursprünglicher R. Balfourianus ist.
Andererseits aber ist ohne Zweifel RR. eiliatus Lindeb. genau dieselbe
Form, weil er, kurz gesagt, in fast den kleinsten Details, auch durch
Botanischer Verein in Lund. 299
die haarigen Staubbeutel, damit übereinstimmt. Es bleibt dann zu
untersuchen übrig, ob Babington, der zuerst den R. Balfourianus
beschrieben hat, ebenfalls diese Form vor sich gehabt hat.
Babington’s Beschreibung (The Brit. Rubi. p. 225) giebt
zwar nicht das für /2. ciliatus am meisten Charakteristische an und
kann demnach zu Zweifeln berechtigen, ob die letztere Form vorzugs-
weise oder ausschliesslich der Beschreibung zu Grunde gelegen hat.
Dieser Mangel an Uebereinstimmung rührt aber nicht so sehr davon
her, dass die in der Beschreibung angegebenen Charaktere nicht
auf unsere Form passen, sondern vielmehr daher, dass einer oder
der andere der kennzeichnendsten Charaktere übersehen wurde. Denn
vergleicht man seine Beschreibung mit derjenigen des Vortr. über
dieselbe Art (l. ec.) oder mit Lindeberg’s von R. ciliatus, so
wird man eine sehr grosse Uebereinstimmung finden in Betreff der
Bekleidung und Bewaffnung der Turionen, der Farbe und Form
der Blättchen, der Inflorescenz, der sich bald aufrichtenden Kelch-
blätter u. s. f. Allerdings giebt Babington an, dass die Kron-
blätter, Filamente und Griffel roth sind, was. bei dem typischen
R. eiliatus nicht der Fall ist, aber auch in Schweden kommt eine
roth blühende Varietät dieser Art vor und wird von Lindeberg
(l. e.) beschrieben. Der Charakter, welcher in Babington’s Be-
schreibung das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen R.
Balfourianus und corylifolius auszumachen scheint, ist, dass bei
ersterem die Kelchblätter die reife Frucht umschliessen, während
sie bei dem letzteren zurückgeschlagen sind. Auch die übrigen
englischen Rubologen, welche diese beiden Arten zu der Gruppe
von R. corylifolü führen, die keine oder nur wenige gestielte Glandeln
hat, unterscheiden sie hauptsächlich durch dieses Merkmal, in Folge
dessen auch andere Formen als Z. ciiatus zum R. Balfourianus
gezogen werden. So führt Babington selbst (l. c. p. 255) unter
R. Balfourianus die von Billot Fl. Gall. et Germ. exsiec. No. 1471
unter dieser Benennung mitgetheilte Form an, die ohne Zweifel
unserem R. Wahlbergüi viel näher steht. Dass jedoch auch Babington
zu I. Balfourianus dieselbe Form gerechnet hat, die Lindeberg
später R. ciliatus nannte, geht nicht nur aus der Beschreibung hervor,
sondern auch daraus, dass er erwähnt (]. c. p. 259), von Professor
Joh. Lange in Kopenhagen unter dem Namen R. dumetorum
W. & N. eine Form bekommen zu haben, die bei: Apenrade in
Schleswig gesammelt wurde. die zufolge Babington „exacly
the AR. Balfourianus“ ist. Nur kommt R. ciliatus gerade
in dieser &egend von Schleswig vor und Vortr. hat eben vom Prof.
Lange unter dem Namen AR. dumetorum eine Form bekommen,
die wohl nicht von Apenrade, sondern von Helsingör auf Seeland
stammt, welche aber der typische AR. ciliatus ist.
Auch von anderen Seiten her hat Vortr. 2. eiliatus. unter dem
Namen R. Balfourianus bekommen, so aus Cheshire im westlichen
England von G. E. Hunt und aus verschiedenen Orten im west-
lichen Frankreich von Gaston Genevier.
Weil Bloxam, wie Vortr. hier. ausführlich nachzuweisen gesucht
hat, mit seinem R. Balfourianus dieselbe Form gemeint hat, welche
300 Botanischer Verein in Lund.
ein paar Decennien später vonLindeberg R. eiliatus genannt wurde
und weil Babington, sowie mehrere andere Rubologen, z. B.
Briggs, Hunt und Genevier, auf dieselbe Weise den R.
Balfourianus aufgefasst haben, so muss den allgemein angenommenen
Gesetzen für Nomenclatur zufolge der von Bloxam gegebene Name
für die betreffende sog. Art behalten bleiben und die Benennung
Lindeberg’s fortfallen.
R. Balfourianus scheint im westlichen und mittleren Europa
sehr verbreitet zu: sein. Zu den oben erwähnten Vorkommnissen
kann auch das auf Rügen zugefügt werden (zufolge Ex. in Marsson’s
Herb.).. Da diese Form zugleich eine der distinktesten in dem über:
aus grossen Formenkreise von R. corylifolius ist, und die englischen
Rubologen ebensowenig wie die des Kontinentes ihr ausreichende
Aufmerksamkeit geschenkt oder sie scharf genug begrenzt zu haben
scheinen, so dürfte es nicht ungeeignet sein, aus der vom Vortr.
eben citirten Arbeit ihre wichtigsten Charaktere hervorzuheben.
Die an der Basis runden Turionen sind mit ziemlich kurzen, fast
geraden, verschieden langen Stacheln bewaffnet und mit spärlichen
Glandeln und Haaren bekleidet. Die gewöhnlich flachen Blätter
sind unten graulich oder blassgrün, die Endblätter der Turionen
eirund, an der Basis nicht oder nur wenig herzförmig, die seitlichen
Blättehen ziemlich verlängert oval- bis verkehrt ‘eirund oder oval-
lanzettlich. Die blütentragenden Aeste sind spärlich mit kleinen, fast
geraden’ Stacheln und Aciculi bewaffnet und mit gestielten Glandeln
besetzt. Seine obersten, unter den untersten Zweigen des Blüten-
standes sitzenden Blätter sind oft einfach, stark verlängert, oval-
keilförmig. Die kräftigsten Blütenstände sind oft stark verzweigt,
beblättert und im Ganzen corymbös, die untersten Zweige dabei
stark verlängert, abstehend und sekundäre Blütenstände tragend:
Die einzeinen Blütenstiele sind gewöhnlich dicht mit kurzen, oft
regelmässig gleichhohen Glandeln besetzt. — Staubbeutel haarig,
Frucht gewöhnlich wohl entwickelt, gross und oft fast cylindrisch,
von den Kelchblättern früh umschlossen.
2. Kand. Tedin sprach
Ueber die primäre Rinde bei unseren holzartigen
Dikotylen, deren Anatomie und deren Funktion als
schützendes Gewebe.
Bei der Mehrzahl unserer holzartigen Dikotylen entwickelt sich
schon während des ersten Jahres ein mehr oder weniger *mächtiges
Korklager, welches gewöhnlich entweder in der Epidermis oder in
dem nächst der Epidermis befindlichen Theil der primären Rinde,
seltener dagegen in dem inneren Theil dieses Gewebes oder in dem
Baste entsteht. Die Gewächse, bei welchen der Kork’ ein peripheri-
sches Lager 'bildet, haben im Allgemeinen ein mächtigeres, mehr
diekwandiges Rindengewebe („Rindengewebe“* wird sowohl hier
wie weiter unten immer anstatt „primäre Rinde‘ gebraucht),
als diejenigen, bei welchen der Kork in den weiter innen belegenen
Schichten entsteht. Den erstgenannten schliessen sich in dieser Be*
Botanischer Verein in Lund. 301
ziehung auch diejenigen an, welche während des ersten Jahres
durchaus keinen Kork entwickeln. Diese Verschiedenheit im Bau
der Rinde steht mit entsprechend verschiedener Funktion in Be-
ziehung. Bei denjenigen, welche schon während des ersten Jahres
in den inneren Theilen Kork erzeugen, hat nämlich die primäre
Rinde schon bei Schluss der Vegetationsperiode in der Regel ihre
Rolle als lebender Theil des Organismus ausgespielt. Dieselbe ist
desorganisirt, zersprengt und nicht selten zum grösseren oder
kleineren Theil abgeschuppt worden. Diese Zersprengung und
Abschuppung wird in gewisser Weise durch den schwächeren Bau
erleichtert, wie auch gerade hierdurch sowohl Arbeit als Material
gespart wird, welche sonst in und durch den Aufbau eines kräftigeren
Rindengewebes sozusagen mit geringem Nutzen verbraucht würden.
Dass bei einigen Gewächsen mit Korkbildung in inneren Schichten
(Berberis, Mahonia) der nächst ausserhalb des Korkes befindliche
Theil der primären Rinde in ein mehr oder weniger dickwandiges
Sklerenchymgewebe verwandelt wird, dürfte die Unhaltbarkeit der
oben angegebenen Regeln nicht beweisen. Es ist nicht nur die
Funktion, die Anpassung an äussere Verhältnisse, welche bestimmend
auf die Ausbildung der Gewebe wirkt, vielmehr müssen viele andere
Faktoren mit in Rechnung gezogen werden. Manche anatomische Eigen-
thümlichkeiten beruhen auf Erblichkeit und werden wenig oder gar
nicht durch die veränderten äusseren Lebensbedingungen modificirt.
In der Regel besteht dieser Theil der: primären Rinde aus dünn-
wandigen Zellen.
Die Aussenrinde (da die primäre Rinde sich in zwei Schichten
theilt, so wird die äussere Aussenrinde, die innere Innenrinde ge-
nannt. Cfr. Areschoug, Vergleichende Untersuchungen über
die Anatomie des Blattes. Einleitung) wird bei den in Frage
stehenden Gewächsen (mit Korkbildung in inneren Schichten)
meistens von einer wenig mächtigen Schicht ausgemacht und ihre
Zellen sind gewöhnlich wenig kollenchymatisch. Bei Lonicer«
findet sich deshalb nur eine einfache oder an einigen Stellen doppelte
hypodermatische Schicht von Kollenchymzellen. Bei P’hiladelphus Co-
narius und Potentilla fruticosa ist diese Schiebt ungefähr drei Zellen
mächtig. Bei den Berberideen fehlt die Kollenchymschicht. Bei
Rubus thyrsoides und Wahlbergii und mehreren bei uns vorkommen-
den trifft man dagegen eine kollenchymatische Aussenrinde an,
welche sowohl bezüglich der Mächtigkeit wie der Beschaffenheit der
Zellwände besser mit der bei unseren holzartigen Dikotylen
gewöhnlichen übereinstimmt, abgesehen davon, dass sich in der-
selben Gruppen mehr dünnwandiger Zellen vorfinden, welche ihren
Platz unter den ziemlich zahlreich vorkommenden Spaltöffnungen
haben. Das Rindengewebe bei diesen Rubi wird aber auch nicht
während des ersten Jahres desorganisirt, sondern bleibt lebenskräftig
bestehen, genau so wie bei den Gewächsen, welche entweder peri-
pherische Korkbildung haben oder auch erst im zweiten Jahre oder
später Kork erzeugen. Dieses Fortdauern der Rinde bei den ge-
nannten Rubusarten steht gewiss damit in Zusammenhang, dass der
Kork während des ersten Jahres eine relativ unbedeutende Entwicke-
302 ° Botanischer Verein in Lund.
lung erreicht. Dieser Umstand scheint mir anzudeuten, dass die
in Frage stehenden Audi anstatt eines mächtigeren Korklagers und
als Ersatz für dieses eine verhältnissmässig mächtige kollenchymatische
Aussenrinde entwickelt haben. Für diese Auffassung spricht auch,
dass bei (den nordamerikanischen ARubus spectabilis und XNut-
kanus — gleichwie die erstgenannten aus dem botanischen Garten
in Lund zur Untersuchung geholt — ein entgegengesetztes Verhältniss
stattfindet. Bei diesen erreicht nämlich die Korkschicht, welche
wie bei den übrigen Zubi gleich aussen vor dem Baste entsteht,
schon während des ersten Jahres eine ziemlich grosse Mächtigkeit,
weshalb auch das aussenvorliegende Rindengewebe desorganisirt
und theilweise abgeschuppt wird. In Uebereinstimmung hiermit ist
dieselbe auch auffallend schwächer entwickelt, als bei den erst-
genannten Rubusarten. Eine Schicht Kollenchymgewebes scheint dem-
nach gewissermassen fähig, das Korkgewebe zu ersetzen und folglich
auch dessen Dienst zu verrichten, d. h. zum nöthigen Schutz nicht
blos gegen zu hohe, sondern auch gegen zu niedrige Temperatur
beizutragen. (Cfr. Fr. Areschoug, Ueber den Stammbau bei
Leycesteria formosa. Bot. Not. 1879. Seite 173 u. f.)
Bei der Mehrzahl der holzartigen Dikotylen, welche während
des ersten Jahres entweder eine peripherische Korkschicht oder auch
gar keinen Kork bekommen, bildet die Aussenrinde eine solche
kollenchymatische Hypodermschicht bei verschiedenen Arten in wech-
selnder Stärke. Aber die schützende Fähigkeit der Rinde ist, wie mir
scheint, nicht nur durch die Anwesenheit derselben bedingt, sondern
es dürfte auch die Innenrinde in dieser Beziehung von keiner geringen
Bedeutung sein. Dieses Gewebe wird zum Unterschied von der
Aussenrinde unter anderem gewöhnlich auch dadurch charakterisirt,
dass Intercellularräume oft ın ziemlicher Zahl und Grösse ir dem-
selben vorkommen. Ganz gewiss ist die in denselben eingeschlossene
Luft als Schutzmittel von Bedeutung. Damit indessen eine Luft-
schicht gegen Kälte schützen kann, muss diese durch eine feste
und dichte Wand von dem umgebenden Medium abgeschlossen
werden. Diese Grenze wird nicht unbedeutend durch die kollen-
chymatiche Aussenrinde gestärkt. Während der warmen Jahreszeit
trägt diese dazı bei, eine allzu starke Verdunstung in der innen
vorgelegenen lakunösen Innenrinde zu verhindern. Während der
kalten Jahreszeit wird durch das Zusammenwirken beider Rinden-
schichten die schützende Fähigkeit der primären Rinde nicht un-
wesentlich erhöht.
Bei Ulmus und Tilia besteht die Innenrinde theilweise aus
schleimführendem Gewebe. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass
auch Schleimbildungen in gewisser Weise schützend wirken, wenn
nicht in anderer Art, so doch dadurch, dass sie die Verdunstung
vermindern. Der Umstand, dass auch die Knospenschuppen dieser
Gewächse, welche spezielle Schutzorgane sind, zum grossen Theil
aus schleimführendem Gewebe bestehen, spricht für die genannte
“Auffassung. Bei einigen untersuchten Arten fehlt ein deutliches
Kollenchym, bei anderen finden sich Längsstreifen von solchem Ge-
webe nur an gewissen Stellen des Umkreises. Von diesen Gewächsen
Botanischer Verein in Lund. 303
entwickelt weder Cornus, noch Staphylea während des ersten
Jahres Kork, aber obgleich dieselben mit einer relativ starken
Epidermis und Cuticula versehen sind, haben sie überdies Inter-
cellularräume, welche zahlreich vorkommen und welche auf be-
sonders vortheilhafte Weise für eine schützende Funktion konstruirt
sind. (Vgl. den anatomischen Bericht.) Bei Ahamnus, Prunus,
Viburnum und. Forsythia kommt ein mehr oder weniger mäch-
tiges Korklager dazu, und bei Zippophae erreicht dieses eine
besonders starke Entwickelung. Diapensia und die zu dem
6. Typus gehörenden Krieineen scheinen in Bezug auf ein zum
Schutz eingerichtetes Rindengewebe am schlechtesten ausgerüstet
zu sein. Sie werden nicht einmal von irgend einem Korkgewebe
geschützt und die Epidermis ist oft schwach. Was Azalea und
Andromeda betrifft, so kann ich in dieser Beziehung nichts
ınit voller Gewissheit sagen, da mir kein Material zueänglich
wurde, welches später, als Ende Juli eingesammelt war. Zu dieser
Zeit hatte indessen der Kork noch nicht angefangen sich zu bilden.
Bei diesen Gewächsen hat man indessen die nöthigen Schutzmittel
gegen die Kälte nicht allein in dem inneren Bau zu suchen. Ge-
wisse äussere Verhältnisse sind in dieser Beziehung von nicht
geringer Bedeutung. Diese Pflanzen haben nämlich) einen nicht
unbedeutenden Vortheil in der Art ihres Wachsthums. Sie sind
niedrig, wachsen oft dicht und schützen sich dadurch sozusagen
selbst und werden nicht selten auch mehr oder weniger von
dem umgebenden Rasen oder Moosteppich beschützt. Dies gilt
speziell von Azalea, Andromeda und Diapensia, bei welchen die
Stiele zudem mehr oder weniger vollständig von denüberwintern-
den Blättern bedeckt sind. Uebrigens sind dieselben, besonders
die drei letztgenannten, wenn nicht während der ganzen kalten
Jahreszeit, so doch während des grössten Theiles derselben durch
eine Schneedecke überhüllt, welche dem heftigen Einfluss der
Kälte in nicht unbedeutendem Grade entgegenwirkt.
(Fortsetzung folgt.)
Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München.
III. ordentliche Monatssitzung.
Montag, den 14. Januar 18839.
Herr Redakteur Molendo hielt einen längeren Vortrag
„Ueber sogenannte aussterbende Arten“.
Redner ging von den bekannten Thatsachen des Thierreiches
aus, um zu zeigen, dass heute noch zu Lebzeiten des Menschen
diese Erscheinungen fortdauern. Es gilt dieser Process auch für
die Pflanzen, nicht ausgenommen die Moose. Weniger die Hand
des Menschen, als vielmehr der langsame aber hochgesteigerte
Klimawechsel in der Eiszeit hat dieses Aussterben der alten und
die Neubildung verwandter oder homologer Arten befördert. Redner
304 Botanischer Verein in München.
räth zum Schlusse an, die Gattungen /osa, Rubus und Hieracium
als Gradmesser für den Schritt des Aussterbens zu benutzen.
Professor Dr. €. 0. Harz berichtet hierauf
„Ueber die Nahrung des Steppenhuhnes‘.
Das Steppen- oder Fausthuhn, Syrrhaptes paradozus, bewohnt
vorzugsweise die Steppen östlich vom Kaspischen Meere bis zur
Songarei; doch besuchen zahlreiche Schwärme alljährlich die Ge-
genden ostwärts bis zur Wüste Gobi und selbst Nordchina und
westwärts bis zum Don und dem Asow’schen Meere. Seit einigen
Decennien ist das Steppenhuhn aber auch mehrfach in Europa
beobachtet worden. Im Jahre 1860 und 1861 ist nach A. E. Brehm,
Schlegel, Moore und Collett dieser Vogel in Holland, Grossbritan-
nien und in Norwegen gesehen und erlegt worden. Im Jahre 1863
fand eine sehr grosse Einwanderung in Europa statt; der Fremdling
zeigte sich im ganzen nördlichen und mittleren Europa bis nach
Südfrankreich, Irland und den Faroerinseln. Seit dieser Zeit wurden
hin und wieder bei uns kleinere und grössere Schwärme dieses
asiatischen Huhnes beobachtet. Im vorigen Jahre aber strömten
abermals viele Hunderttausende desselben nach Europa, verbreiteten
sich in ähnlicher Weise über dasselbe wie im Jahre 1863; diesmal
drangen sie auch südlich bis Griechenland, Rom und das nördliche
Spanien. Nicht wenige Bruten schlüpften im Jahre 1888 aus und
mehr als früher besteht diesmal die Hoffnung, dass das Huhn sich
bei uns einbürgern werde.
Ueber die Nahrung dieser Thiere in Deutschland ist noch nicht
sehr viel bekannt geworden. Altum auf Borkum fand*) im Jahre
1863 in dem Kropf der erlegten Thiere ausschliesslich Samen und
zwar besonders die von Schoberia maritima, sodann die Früchte
von Poa distans und von Lepigonum marinum.
Ausserdem hat der botanische Verein zu Magdeburg Beiträge
zur Ernährungsweise des asiatischen Steppenhuhnes in Deutschland
geliefert.”*) Es waren nämlich Erde Juli 1888 in den Fluren zu
Schönebeck und Neuhaldensleben, in der Prov. Sachsen, mehrere
asiatische Steppenhühner aufgefunden, welche sich an Telegraphen-
drähten u. s. w. zu Tode gestossen hatten. Der Inhalt der Kröpfe,
der reichlich Samen führte, wurde im städtischen botanischen Schul-
garten zur Aussaat gebracht und hierbei eine üppige Grasvegetation
erzielt, die sich zusammensetzte aus Avena sativa, Setaria viridis,
Setaria glauca und Digitaria filiformis.
Vor Kurzem erhielt ich von Herrn Dr. G. Fischer, Inspektor
des Kg!. Naturalien-Cabinets zu Bamberg, den Kropfinhalt eines,
im December vorigen Jahres im Steigerwalde erlegten Steppen-
huhnes mit der Bitte zugeschickt, die im Kropfe dieses Thieres
befindlichen Samen einer Analyse zu unterwerfen. Der gesammte
Inhalt war behufs Konservirung von dem Herrn Einsender mit
Natriumarsenatlösung übergossen, sodann getrocknet worden. Die
*) Brehm, A. E., Thierleben. Vögel. Bd. III. 1879 S. 23.
*+) Allg. Anzeiger f. d. Forstprodukten - Verkehr, herausgegeben von R.
Weber, München. 4. Jahrg. Nr. 50, vom 13. Sept. 1888.
Botanischer Verein in München. 305
erhaltene Kropfinhaltsmasse wurde mit Wasser reichlich gewaschen
und gereinigt. Sie enthielt zunächst 0,85 grm. Sand von bis
1,5 mm. Durchmesser.
Das Gemenge von Früchten und Samen setzte sich folgender
Weise zusammen:
Früchte oder Samen,
1. Hordeum distichon. . . .» . 94 Stück.
DINSECGLEHCERE@LER NER ar: et. LHHGaEEn
B. Selaria vinidis Krsay says lioy% 297,8,
4. Bromus arvensis . . 2... nen
5. Atriplex angustifolia. -. -. . 155 „
6. Chenopodium murale. . . . 668 „
7. Polygonum lapathifolium . . 21 „
8. - Convoloulus „ » - 201°,
9, Silene noctiflora und 237
10. ," inflata NT #3 ”
11. Trifolium pratense (Früchte mit
Samen)" JDI AN aa Ing
124 Yreiitsawa. Syke eg: SER >
Sin eraec 2,.uB
14. Plantago lanceolata . .». . . 97%
Ion Nuenafere oa ee
Summa . . . 2637 Stück.
Hieraus ergiebt sich, dass das asiatische Steppenhuhn auch in
‚den ungünstigeren Jahreszeiten bei uns sich genügende Mengen
Samen von den bei uns häufigsten Unkräutern, auch von Kultur-
pflanzen zu verschaffen weiss.
Alle obengenannten Gewächse kommen in verwandten Formen
oder als solche in den asiatischen Steppen ebenso häufig vor, wie
bei uns. Namentlich finden sich die Curvembryonaten sowohl auf
salzigen, als salzfreien Böden überall in den grössten Mengen.
Von der Gerste, vom Roggen und vom Klee waren je mehrere,
von der Saatwicke zwei Stück stark angekeimt.
Krautige Bestandtheile sowie thierische Organismen waren in
dem Kropfinhalte nicht aufzufinden.
Die Früchte des Polygonum Convolvulus mögen das Steppen-
huhn an den Buchweizen erinnert haben. Es würde vielleicht nicht
undankbar sein, Kulturversuche mit dieser Pflanzenart, sowie mit
Polhygonum dumetorum anzustellen. Beide machen an das Terrain
geringe Ansprüche, beide sind sehr ertragreich; sollten sie als
Nahrungsmittel, wenn auch nur für Hausthiere (Vögel), verwendbar
sein, so müsste ihr Anbau sicher nutzbringend werden.
Professor Hartig demonstrirte Blattläuse von 1 cm Grösse,
welche ihm aus St. Francisco zugesendet worden sind. Dieselben
richten dort grossartige Verwüstungen an den Bäumen und
Sträuchern an.
Schliesslich referirte derselbe eingehend über die interessante
Arbeit Woronin’s, die Sklerotienkrankheit der Vaccineen.
(Fortsetzung folgt )
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 20
306 Bot. Gärten u. Inst. — Instrum., Präp.- und Conserv.-Meth. — Algen.
Botanische Gärten und Institute.
Botany in the University of Pennsylvania. With Plates I—-V. (The Botanical
Gazette. Vol. XVI. 1889. No. 1.)
Instrumente. Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Kräl, F., Weitere Vorschläge und Auleitungen zur Anlegung von bakteriolo-
gischen Museen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 497—505.)
Mittman, Robert, Die bakteriologischeu Untersuchungsmethoden. [Schluss.]
(Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1888. No. 19. p. 149.)
Plaut, Hugo, Zur Conservirungstechnik. (Centralblatt für Bakteriologie und
Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 9, p. 324.)
Referate.
Noll, E, Ueber die Funktion der Zellstofffasern der
Caulerpa prolifera. (Arbeiten a. d. bot. Institut in Würz-
burg. Bd. III. No. XX. p. 459—465.)
Verf. weist zunächst nach, dass die das Innere von Caulerpa
durchsetzenden Zellstofffasern schwerlich eine mechanische Funktion,
wie dies häufig angenommen wird, haben können. Vielmehr bilden
sie leicht passirbare Bahnen für den Stoffaustausch und setzen die
inneren Plasmamassen mit der Aussenwelt in Verbindung. Aus
den angestellten Versuchen geht hervor, dass Flüssigkeiten in den
Cellulosefasern weit schneller fortgeleitet werden, als in getödtetem
Plasma, das sich in dieser Beziehung nicht viel anders verhalten
wird, als lebendes. Nutzen bieten sie nur insofern für das Plasma
dar, als es an ihnen eine Unterlage für seine Bewegung findet.
Verf. sieht in den Zellstofffaserın von Caulerpa eine analoge
Einrichtung, wie in den Ausstülpungen der Schläuche bei den Codieen
und der Fächerung durch Zellwände bei den höheren Pflanzen.
Bei diesen letzteren ist eben die Zelle nicht als morphologisches
Grundorgan zu betrachten, sondern in dem cellulären Bau ist eine
physiologiseh-biologische Einriehtung zu sehen.
Möbius (Heidelberg).
Noll, F., Ueber den Einfluss der Lage auf die morpho-
logische Ausbildung einiger Siphoneen. (Arbeiten
a. d. bot. Institut in Würzburg. Bd. III. No. XXI. p. 466—476.
M. 2 Figg. m Holzschn.)
Algen. — (Physiologie, Biologie, Anatomie u, Morphologie.) 307
„Die Hindernisse, welehe bei höheren Gewächsen die spezielle
Anatomie der Organe einer Umbildung entgegenstellt, kommen bei
Cöloblasten ganz in Wegfall und es bleibt nur die eigenartige
Reizbarkeit der Hautschieht zu überwinden und umzustimmen.“
Solehe Versuche, durch äussere Einflüsse die ursprüngliche Polarität
der Pflanze zu ändern, stellte Verf. mit Bryopsis muscosa Lamour.
und Caulerpa prolifera Lamour. an. Die Exemplare der ersteren
Alge wurden gezwungen, in umgekehrter Richtung zu wachsen,
wobei die Stammspitze und die Blattfiedern sich entweder auf-
richteten und ihren Charakter behielten — dies trat bei sehr rasch
wachsenden Pflänzchen ein — oder in Wurzelscehläuche übergingen,
während das ursprüngliche Wurzelende, jetzt nach oben gerichtet,
in ein Stämmehen mit Blattfiedern auswuchs. Die zweite Alge
diente hauptsächlich zu der Untersuchung, ob es wesentlich das
Licht oder die Schwerkraft sei, was den Ort der Neubildung be-
stimmt. Es ergab sich, dass immer nur auf der belichteten Seite
‚der abgeschnittenen Blätter neue Rhizom- und Blattanlagen ent-
stehen, mag diese Seite nach oben oder unten gekehrt sein (die
Wurzelbildung ist sehr beschränkt), und dass bei Rhizomen eben-
falls, nachdem ihnen Blätter und Wurzeln abgeschnitten sind,
stets auf der belichteten Seite Blätter, auf der andern Wurzeln
neu hervorsprossen, mag das Rhizom normal oder invers auf dem
Substrat befestigt sein. Die Schwerkraft tritt hier nicht weiter
bestimmend hervor.
Da das Körnerplasma auf einer Wanderung durch alle Organe
bei diesen Pflanzen begriffen ist, so kann es nur die Hautschicht
sein, welche, je nach den äusseren Einflüssen, die Anlage der
neuen Organe bestimmt. Dieselbe besitzt hier eine grosse Plastieität,
während sich bei höheren Pflanzen eime Polarität herausgebildet
hat, die nicht so leicht durch Veränderung in der Wirkungsrichtung
der äusseren Einflüsse geändert werden kann. Verf. vergleicht
«lerartige Verschiedenheiten im Verhalten bei den Pflanzen mit dem
des weichen Eisens und des Stahls gegenüber dem Magneten. Inwie-
weit eine Pflanze für äussere Einflüsse sich plastisch verhält, hängt
ab von Prädisposition und dem correlativen Wachsthum, über
welche Begriffe Verf. am Schluss noch einige Betrachtungen an-
stellt.
Möbius (Heidelberg).
Noll, F., Die Farbstoffe der Chromatophoren von
Bangia fuseo-purpurea Lyngb. (Arbeiten a. d. bot.
Institut in Würzburg. Bd. III. No. XXIH. p. 489—-495).
Verf. machte die Beobachtung, dass in den Zellen von Bangia
fusco-purpurea, wenn sie einer Temperatur zwischen 50° und 70° C
ausgesetzt werden, eine Trennung des im Chromatophor vorhandenen
Farbstoffs in der Art eintritt, dass der Zellsaft blau, eine grössere
plasmatische Masse grün und eine kleinere ebenfalls plasmatische
20*
308 & - Algen. — Pilze,
Masse roth gefärbt erscheint.*) Da bei der Tödtung durch die
Temperatur Plasma, Chromatophor und Zellkern sich mit. einander
vermischen, so lässt sich nicht mehr entscheiden, welchem Bestand-
theil der grüne und welchem der rothe Klumpen entspricht. Dass
die getrennten Farbstoffe wirklich als solche in dem Chromatophor-
vereinigt sind und nicht erst durch die Tödtung entstehen, dafür
spricht schon der Umstand, dass sie immer in dem relativen Menge-
verhältniss auftreten, um bei der Mischung den ursprünglichen
Farbenton des Chromatophors zu geben. Dieser nämlich zeigt in
verschiedenen Zellen des Fadens oft ganz verschiedene Nüancen,
und dementsprechend ist nach der Trennung gar kein oder mehr
oder weniger Blau und Roth vorhanden. Der grüne Farbstoff er-
scheint immer und erweist sich nach seinen Reaktionen als identisch
mit dem Chlorophyll. Dasselbe ist demnach allein massgebend für-
die Assimilation, mit der die beiden anderen Farbstoffe nicht so:
eng verknüpft sind.
Möbius (Heidelberg).
Brefeld, O., Untersuchungen aus dem Gesammtgebiet
der Mykologie. Heft. VII. Basidiomyceten. I. Proto-
basidiomyceten. Mit 11 lithographirten Tafeln. Leipzig 1888..
Nachdem Verf. in der Einleitung die massgebenden Gedanken
der Untersuchungen und den Gang ihrer Ausführung auseinander-
gesetzt, giebt er einen kurzen kritischen Ueberblick über die Gruppe
der T’remellineen, so wie sie seither begrenzt wurde, und kommt
dann zu einer natürlichen Anordnung und Gruppirung des Materials.
die im Weitern der ausführlichen Mittheilung und Darstellung des
Ganzen zu Grunde gelegt wird. Darnach bilden die Formen mit
getheilten Basidien als einfachste Formen der Basidiomyceten den
natürlichen Ausgangspunkt. Es sind dies die Trremellineen in dem
engern, frühern Sinne nach Fries und dann die weiteren Formen,
welche in der Formgestaltung der getheilten Basidien mit diesen
übereinstimmen. Zu diesen letztern gehört Pilacre und möglicher-
weise auch der von Tulasne abgebildete Hypochnus purpureus.
Nach der Gestalt der Basidie zerfallen die Formen wieder in solche.
welche lange, quer getheilte Basidien tragen mit seitlich stehenden
Sterigmen und Sporen, und in solche, welche runde, transversal
getheilte Basidien besitzen mit apical gestellten sporentragenden
Sterigmen. Die ersteren sind die angiocarpen Placrei und die
gymnocarpen Auriculariei, die letzteren die wiederum gymnocarpen
Tremellinei. Bei den Pilacreen erfüllen die Basidien, ohne regelmässig
angeordnet zu sein, als eine Gleba das Innere eines geschlossenen
Fruchtkörpers, bei den Auricularieen und T’remellineen tritt eine be-
*) Ref. hat auch an den Zellen von Süsswasser-Chantransien beobachtet,
dass beim Absterben sich der Zellsaft violett färbt, während die Chromatophoren
rein chlorophyligrün werden; der violette Farbstoff diffundirt eben hier wie der
blaue von Bangia nur schwer durch die Membran nach aussen. Ref.
Pilze, 309
stimmtere und regelmässigere Anordnung der Basidien auf; sie stellen
schon eine Art Fruchtschicht dar, wenn dieselbe auch noch nicht so
scharf als Hymenium ausgeprägt ist, wie bei den höher organisirten
Hymenomyeeten. Die eben angedeuteten Verschiedenheiten in den
Basidien und ihrer Anordnung, sowie in der Struktur des Frucht:
körpers sind gross genug, um diese dreifach verschiedenen Formen
als ebenso viele Grundtypen einfacher Basidiomyceten erscheinen
zu lassen, an die sich die höher entwickelten, formenreicheren
‘Glieder der Klasse Hymenomyceten und Gasteromyceten anschliessen ;
die gymnocarpen Formen an die T’remellineen, die angiocarpen und
hemiangiocarpen an die Pilacreen. Nur für die Auricularieen sind
noch keine Formen bekannt, die auf sie zurückzuführen wären.
Die Formen mit getheilten Basidien, die unstreitig als die einfachern
anzusehen sind, lassen sich passend mit dem Namen Proto:
‚hasidiomyceten bezeichnen. Dann würde man die höher diffe-
renzirten eigentlichen Formen der Klasse wohl Autobasidio-
imyceten nennen können. Die formenarmen Protobasidiomyceten
umfassen darnach nur 3 Familien: die Pilacreen, Auricularieen
und T’remellineen. Zu den Autobasidiomyceten, welche überaus
reich an den verschiedensten Formen sind, gehören aber die sämmt-
lichen Familien der Hymenomyceten: die Daeryomyceten, Cla-
varieen, Telephoreen, Hydneen, Agaricineen, Polyporeen, sowie
‚die der Gasteromyceten: die Lycoperdaceen (Tulostomeen), Hymeno-
‚gastreen, Nidularieen und Phalloideen.
1. Protobasidiomyceten, Formen mit geteilten Basidien.
Pilacren: Fruchtkörper angiocarp,
ohne Hymenium, mit Gleba.
1. Basidien quergetheilt , Auricularieen : Fruchtkörper gymno-
| carp, Basidien zu einer hymenium-
artigen Oberflächenschicht vereinigt.
2. Basidien transversal getheilt T’remellineen: Fruchtkörper
gymnocarp, Basidien zu einer hymenialen Oberflächenschicht
vereinigt.
Pilacreen. Diese Familie ist bis jetzt nur durch die Gattung
Prlaere vertreten, von der 2 Arten bekannt sind. Das vom Verf.
eingehend studirte P. Petersüü, welches 1859 von Berkeley und
‘Curtis näher beschrieben wurde, ist ein äusserst zierlicher Pilz,
‚der schon in der äusseren Erscheinung den Eindruck eines kleinen
“@asteromyceten macht. Die äusserlich grauweiss erscheinenden
'Fruchtkörper besitzen verschieden dicke, zuweilen mit unregel-
mässigen Aussackungen versehene Köpfe und werden von ver-
schieden langen Stielen getragen. Diese Verschiedenheit der Frucht-
körper in Länge und Grösse ist um so auffälliger, als sie gesellig
dicht neben einander wachsen und vielfach in Reihen geordnet aus
‚den Rindenspalten der Buche hervorbrechen. Bis zur vollen Ent-
wicklung und Sporenreife schwillt der Kopf: immer mehr an und
wird im Innern etwas dunkler, da die braunen Sporen durch: die
hellgraue Peridie hindurchleuchten. Letztere verdickt sich nicht
unbedeutend und umschliesst zuletzt, einem Spinngewebe gleich, die
‘Sporenmassen des Innern. Im Zimmer unter Bedeckung von Glas-
310 Pilze.
glocken bleibt die Sporenmasse in den Fruchtkörpern ganz bestehen,
während sie im Freien durch atmosphärische Einflüsse jedenfalls
langsam zerbricht und die Sporen ohne vorher bestimmte Oefinung:
frei werden. Der Stiel wird von einem Bündel ziemlich gerade
verlaufender und seitlich zusammenschliessender Hyphen gebildet,
das sich nach unten zu ins Substrat fortsetzt und schliesslich in.
der Rinde verliert, indem es wahrscheinlich auf die darin befindlichen
Mycelfäden zurückgeht. Vom Substrat aus verläuft das Bündel iu
gleichmässiger Dicke eine mehr oder minder lange Strecke nach
oben, ehe die Anlage des Kopfes erfolgt, weshalb die Fruchtträger
selten von gleicher Länge sind. Bei Anlage des Kopfes verdickt
sich der Stiel an der Spitze. Es geschieht dies durch eine ausgiebige
Hyphenverzweigung. Die austreibenden Seitenzweige nehmen dabei
einen gleichen geradlinigen Verlauf wie die ersten Fäden und ver-
stärken das Bündel, lockern aber auch gleichzeitig den dichter
Zusammenhang, da sie sich fächerartig nach oben verbreiten. Die
Seitenzweigbildung nimmt von unten nach oben zu und wird am.
den oberen Enden am stärksten, wenn das Längenwachsthum all-
mählich erlischt. In diesem Zustande ähnelt der Fruchtkörper-
einem aus reich beästeten Zweigen gebundenen Besen. Dabei zeigt
sich, wie die immer und immer dünner werdenden, reich verzweig-
ten Fadenenden sich durch ungleichseitiges und langsam an-.
dauerndes Längenwachsthum lockenartig einrollen, in einandergreifen
und den äussern Umfang der Kopfanlage zu einer Art Hülle ver-
dichten, welche die Kopfanlage als zukünftige Peridie um-
schliesst. Nach innen zu werden durch das lockige Einrollen der
Fäden die Grenzen der Peridie ziemlich scharf gekennzeichnet :.
noch bestimmter wird die Markirung durch Aussprossung der-
Basidien und der Basidien bildenden Seitenzweige. Es erfolgt
dieselbe an denselben Fäden, aus denen die Peridie entsteht und
zwar weiter nach innen von der Stelle, wo diese Fäden sich lockig
einrollen, um durch ihre Verzweigung eine Peridie darzustellen.
Erst wenn die peridialen Aeste ihr Längenwachsthum an Umfang
langsam einzustellen beginnen, treten die basidialen Seitenäste auf.
Das Auftreten beginnt im ganzen Umfange des Kopfes unter der-
Peridie und setzt sich von da nach innen fort. Dadurch wird
eine zunehmende Verdickung des Kopfes bedingt, die denselben
schliesslich zu einer sackartigen apicalen Verbreiterung ausdehnt.
Die Dicke des Kopfes ist von der Nahrungszufuhr abhängig; sie-
steht aber auch einigermassen im Verhältniss zum Hyphenbündel
in der ersten Anlage des Stieles, obwohl sich auch dicke Köpte-
auf dünnen Stielen und dicke und lange Stiele mit kleinen Köpfen
finden. Je dicker der Kopf, desto mehr weicht er von der runden
Form ab und lässt Ausbuchtungen wahrnehmen. Seine Anschwellung
erfolgt wegen der peripherischen und centrifugal fortschreitenden:
Anlagen der Basidienäste von oben nach unten und bedingt, je
nachdem sie gleichmässig in dieser Richtung weitergeht oder durch
mangelnde Ernährung still steht, die Form des Kopfes (Kugel oder-
Kreisel). Durch die Basidienäste würden die zuerst angelegten
Endverzweigungen der Peridie vollständig gelockert und schliesslich.
£
Be
Pilze. 311
aus einander getrieben werden, wenn mit ihrer zunehmenden Ent-
wickelung nicht auch die peridiale Hülle langsam sich weiter ent-
wickelte: die Hüllfäden verzweigen sich immer reicher und ver-
schlingen sich immer dichter. Zu gleicher Zeit tritt an letzteren eine
starke Membranverdiekung ein, in Folge deren das Lumen oft
völlig verschwindet. In einem bestimmten Stadium erscheint der
Kopt des Pilzes voll und prall, er hat seinen grössten Umfang er-
reicht. Wenn die älteren Basidienzweige zu Sporen zerfallen
sind, wird er wieder langsam kleiner und beginnt zu schrumpfen.
Schliesslich bleiben im Innern nur die Sporenmassen zurück, die
in Haufen zwischen den Hauptfäden liegen, welehe nach den Ba-
sidien in ihren oberen Teilen ebenfalls verschwinden, ohne sich
zu einem Capillitium auszubilden. An der Peridie treten nach
dem Zerfall der Basidien tragenden Fäden keine Veränderungen
auf; sie hat auch dann noch das frühere grauweisse Ansehen,
wenn die reifen Sporenmassen einen dunkeln Hintergrund geben;
auch der Zusammenhang bleibt vollständig erhalten. Nach innen
fehlt zuletzt freilich dem Zusammenhange der Rückhalt, un: es
bedarf bei der durch Austrocknen herbeigeführten Zerbrechlichkeit
nur eines geringen Anstosses, die Peridie zu zertrümmern und die
Sporenmassen frei zu machen. Wenn der Kopf abgeweht ist,
bleibt der Stiel allein noch stehen, als winziger Rest, der es nicht
mehr möglich macht, den Pilz als Pilacre zu erkennen und sicher
zu bestimmen. Von der ersten Anlage bis zur Reife des Frucht-
körpers vergehen ca. 1’/;—2 Monate, wonach die Entwickelung
des Pilzes im Freien von Mitte September bis Anfang November
erfolgen dürfte.
Nach dem eben Dargelegten besteht der ganze Fruchtkörper
einer Pilacre nur aus einerlei Fäden. Dieselben Fäden, welche
den Stiel bilden, werden zur Peridie und erzeugen schliesslich
durch interealare Verzweigung die Basidien bildenden Seitenäste,
welche die Masse des Hutes ausmachen. Die Anlage der Basidien
beginnt im ganzen Umfange des Kopfes gleichzeitig. An jedem
an der Koptbildung theilnehmenden Faden tritt eine Aussprossung
basidialer Aeste ein, und zwar sind es immer die Scheidewände,
unter denen die Seitensprosse hervorkommen. Der erste Seiten-
spross erscheint unter der obersten Scheidewand, die sieh unter-
halb der am Aufbau der Peridie betheiligten Spitze befindet.
Meist entstehen unter einer Scheidewand zwei oder mehr Aus-
sprossungen, selten nur eine einzige, und noch seltener wird diese
eine Aussprossung unmittelbar zur Basidie. Fast immer tritt nach
kurzem Längswachsthum mit der ersten Seheidewand und unter
dieser eine abermalige Aussprossung von secundären Seitenzweigen
hervor, so dass ein die Scheidewand des Hauptfadens dicht um-
gebender Knäuel zur Ausbildung kommen kann. Die letzten
Aussprossungen bleiben immer kurz und werden zu Basidien. An
jedem köpfchenbildenden Faden erfolgt die Basidienanlage von
oben nach unten, im ganzen Fruchtkörper schreitet sie also von
aussen nach innen fort. Sobald das Austreiben basidienerzeugender
Sprosse an allen Fäden begonnen, zeigen sich an allen Seheide-
312 Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
wänden Schnallenbildungen, indem kurze Seitensprossen von oben
die’ Scheidewand umwachsen und dann sogleich fusioniren. Die
Sehnallenfusionen gehen bis an die Basidien, die entweder unab-
hängig von den Schnallen neben diesen austreiben, oder von dem
Rücken ihrer Oese sich erheben. Zuweilen gehen unterhalb der
basidialen Sprossungen noch Seitenzweige ohne Beziehung zu den
Scheidewänden ab. Diese entsprechen dann den primären Hyphen-
verzweigungen, die ursprünglich mit dem Längenwachsthum der
Fäden an ihren Spitzen angelegt wurden, dort, wo noch alle
Scheidewände fehlten und sie Stehen morphologisch den noch
reicheren Verästelungen im der Peridie gleich. Mit dem Fort-
schreiten der basidialen Sprossung nach innen gehen die ersten
und älteren Anlagen zur Bildung von PBasidien über. Kurze
Sprosse schwellen Kkeulenförnig an, bilden nahe an der Insertions-
stelle eine Scheidewand, (die Basidienwand ‚die sich in der Regel
mit einer 'Schnalle ausrüstet. Darauf theilt sich die Basidie selbst
in 4 Zellen von ungefähr gleicher Länge, deren jede seitlich einen
Sporn austreibt. Selten steht an einer Seheidewand nur eine Ba-
sidie; gewöhnlich sprosst mit der Anlage der ersten unter der
Scheidewand, die sie abgrenzt, eine zweite, aus dieser eine dritte
u. s. w. Jede nächste erhebt sich höher, wie die frühere, und
dieser Aufbau kann sich, von der Fläche "gesehen, bis zu sechs
Etagen ausdehnen. Manche basidiale Austriebe werden vorher zu
Langtrieben, aber gleichviel, ob dies geschieht, es kann als Regel
gelten, dass ihre letzten Verzw eigungen kurz bleiben, am Ende
zu Basidien werden. Jede Basidie aber theilt sich, nachdem sie
von dem Tragfaden abgegrenzt ist, durch 3 Sporenwände in 4
übereinander stehende Zellen. Dieser bestimmten Zellen-
zahlentsprichtdiebestimmteZahlderBasidiensporen.
Aus jeder Theilzelle entsprosst eine Spore, und jede
einzelne vierzellige Basidiebekommt demnach nicht
mehr und nicht weniger, als vier Sporen. In dieser
bestimmten Form und Gliederung und in dieser bestimmten Zahl
der Sporen ist nach Br. der morphologische Werth einer Basidie
nieht minder sicher begründet, als dies für irgend eine andere
ganz unbezweifelte Basidiomycetenform gilt, und in eben diesen
Charakteren ist der Unterschied der Basidie vom Conidienträger
gegeben, der in seiner Formausbildung und Gliederuug weniger
bestimmt und in der Zahl seiner Sporen immer schwankend ist.
(Fortsetzung folgt.)
Klercker, John E. F. af, Studien über die Gerbstoff-
vacuolen. [Tübinger Inu; -Diss.] (Bihang til K. Svenska
Vet.-Akad. Handlinger. Band XIII. Afd. III. Nro. 8.)
I. Was zunächst die Untersuehungsmethode des Verf.
anlangt, so verwandte derselbe namentlich die Pfeffer’sche
Methy lenblautinetion, ferner Akalicarbonate , die bekanntlich, wie
Darwin gefunden, Fällungen in den gerbstoffhaltigen Zellen be-
wirken.
«
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 313
Eine gleichzeitige Tinetion des Gerbstoffes und Fixirung des
gesammten Zellinhaltes erreichte Verf. durch eine Modifieation der
M oll’schen Gerbstoffreaktion, die darin bestand, dass er an Stelle
dler wässrigen Kupferacetatlösung eine alkoholische Lösung des ge-
nannten Salzes anwandte. Durch Chromsäure und Chromosmium:
säure soll dann unter gleichzeitiger Fixirung des Plasmakörpers
der Gerbstoff mit braunrother Farbe niedergeschlagen werden.
Auch soll das Eintauchen m kochende Kaliumbichromatlösung
häufig gute Dienste leisten. Zur schnellen Orientirung über die
Vertheilung der Gerbstoffe empfiehlt Verf. endlich Schnitte nach
einander mit Kaliumdichromat und Eisensulfat zu behandeln.
II. Verf. hat seine Untersuchungen vorwiegend an Wurzeln
angestellt. Er zeigt zunächst, dass die Gerbstoffe aueh in diesen
eine grosse Verbreitung besitzen. Derselbe ist meist auf bestimmte
\rew ebe, Zelleomplexe oder Zellen beschränkt, zeigt aber bei den
verschiedenen Arten grosse Verschiedenheiten in semer Verbreitung
und fehlt keinem Gewebesysteme gänzlich.
III. Was ferner die Vertheilung des Gerbstoffes auf
die verschiedenen Elemente der Zelle anlangt, so konnte
Verfasser nachweisen, das der Plasmakörper, inel. Zellkern, stets
frei von Gerbstoffen ist. Dagegen wurde in der Zellmembran bei
Sibbaldia und Faba Gerbstoff gefunden, derselbe war jedoch auch
hier ausschliesslich auf die jüngeren Zellen beschränkt. Abge-
sehen von diesen Ausnahmefällen kommt nun der Gerbstoff_ent-
weder innerhalb der vom Zellsaft separirten Gerbstoffbläschen oder
als Lösung im Zellsaft, oder m Form nicht flüssiger amorpher
Massen vor.
Bezüglich der Gerbstoftbläschen, die Verf. auser den bereits
bekannten Fällen noch bei einer ganz beträchtlichen Anzahl von
Pflanzen angetroffen hat, hat derselbe durch entw ickelungsge-
schichtliche Untersuchungen festgestellt, dass sie stets im Plasma-
körper entstehen. Ebenso sollen auch bei den Zellen, die im aus-
eebildeten Zustande gerbstoffhaltigen Zellsaft führen, im den
meisten Fällen zunächst im Plasmakörper Gerbstoffbläschen ge-
bildet werden, die erst später mit dem zuvor gerbstoffreien Zell-
saft verschmelzen.
Amorphe, nicht flüssige Gerbstoffmassen fand Verf. bei Marsi-
lea, Doronicum u.a. Dieselben liegen stets im Zellsaft und werden
mit zunehmendem Alter der Zellen aufgelöst.
IV. Am genauesten werden sodann vom Verfasser die che-
mischen Eigenschaften der Gerbstoffvacuolen er-
örtert. Dieselben müssen zunächst eine sehr koncentrirte Lösung
von Gerbstoff enthalten, wie aus ihrem starken Lichtbreehungs-
vermögen hervorgeht. Von anderen Stoffen wurde in ihnen nur
ein unter dem Einfluss des Lichtes sich bildender rother Farbstoff
nachgewiesen (bei Salix und Neptunia).
Bezüglich des ausführlich beschriebenen Verhaltens der Gerb-
stoffvakuolen bei Wasserentziehung, will Ref. hier nur erwähnen,
dass dieselben sich dabei entweder vollständig in feste Gerbstoff-
314 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphelogie.
massen verwandeln oder in ihrem Innern zähflüssige Tropfen von
Gerbstoff ausscheiden.
Ammoniumcarbonat bringt in fast allen Fällen, wenn es in
verdünnter Lösung mit den lebenden Zellen in Berührung gebracht
wird, eine Fällung in den Gerbstoffvacuolen hervor. Ebenso wirken
auch andere Ammonsalze, sowie Natrium- und Kaliumearbonat.
Es können aber diese Stoffe, wie Verf. zeigt, nicht als absolut zuver-
lässige Gerbstoffreagentien angesehen werden; ın dieser Hinsicht
verdienen Kaliumdichromat und Methylenblau den Vorzug.
In einem besonderen Paragraphen erörtert Verfasser sodann
die Frage, ob in den Gerbstoffbläschen Eiweissstoffe enthalten sind,
die er für die meisten Fälle mit Sicherheit verneint. Als Haupt-
argument für den Eiweissgehalt der Gerbstoffvacuolen wurde früher
der Umstand angeführt, dass die Gerbstoffbläschen durch so ver-
dünnte Ammoncarbonatlösungen zur Fällung gebracht werden, die
im Reagenzglas mit einer Tanninlösung zusammengebracht, keine
Spur einer Fällung hervorzubringen im Stande sind. Verf. zeigte
nun aber, dass bei langsamer Diffusion, wie z.B. wenn der Gerb-
stoff in eine Capillare eingefüllt ist, die nur an einem Ende mit
der Ammoniumearbonatlösung in Berührung steht, viel verdünntere
Lösungen dieses Salzes den Gerbstoff zur Fällung bringen können,
als bei direkter Mischung beider Substanzen im Reagenzrohr. Die
in dieser Weise aus reinem Gerbstofft und Ammoncarbonat ent-
standenen Fällungen stimmen ferner in ihrem Verhalten gegen die
verschiedenartigsten Reagentien vollständig mit den mnerhalb der
Pflanzenzellen durch Ammoniumcarbonat hervorgerufenen Fällungen
überein. Entsprechende Erscheinungen konnte Verf. auch inner-
halb der aus gerbsaurem Leim bestehenden künstlichen Zellen
beobachten.
V. Im fünften Abschnitt sucht Verf. sodann den Nachweis
zu liefern, dass die Gerbstoffvacuolen während ihres ganzen Bestehens
von einer Plasmalamelle umschlossen sind, von der sie wahr-
scheinlich durch eine Niederschlagsmembran aus gerbsaurem Eisen
getrennt sind.
VI. Physiologisches. Nach den Beobachtungen des Verf.
entsteht der Gerbstoff der Gerbstoffblasen und in vielen Fällen
auch der im Zellsaft enthaltene Gerbstoff zunächst in Gestalt fester
Körnchen, die sich erst später lösen; es ist diese Bildungsart aber
stets auf das Urmeristem und die jüngere Streckungszone be-
schränkt.
Was die weiteren Schicksale der Gerbstoffe anlangt, so be-
obachtete Verfasser, dass der Gerbstoff der Blasen der Wurzel-
rinden sowie der in den Wurzelknoten enthaltene später keine
Veränderung erfährt; dahingegen findet in der Oberhaut bei
der Ausbildung der Wurzelhaare häufig eine Resorption der Gerb-
stoffblasen statt.
Den Schluss der Arbeit bildet eine tabellarische Uebersicht der
untersuchten Pflanzenspeeies nebst Angaben über die Reaction und
morphologischen Eigenschaften der in ihnen beobachteten Gerbstoffe.
Zimmermann (Tübingen).
Systematik u. Pflanzengeographie. 315
Winkler, C., Decas quarta Compositarumnovarum Tur-
kestaniae nee non Bucharae incolarum. (Acta horti
Petropolitani. X. 2.) 8°. 16 pp. Petropoli 1888.
In dieser vierten Dekade beschreibt Verf. :
10 neue Arten aus der Gattung Cousinia: C, pygmaea C. W., C. pusilla C.
W., C. tomentella C. W., C. pseudomollis C. W., C. fallax C. W., C. Jassyensis
©. W., C. Schmalhausenii C. W., C. aurea C. W., C. Bucharica C. W. und C.
pulchra C. W.
Diese Pflanzen wurden an den im Text genauer angegebenen
Fundorten grösstentheils von Alb. Regel, einige auch von Mad.
Olga Fedsehenko und den Herren Korolkoff und Krause
entdeckt und mitgebracht. Ausserdem hat Verfasser die Schlüssel
zum Bestimmen der Arten zweier Gruppen dieser Gattung bei-
gefügt, nämlich der Gruppe Molles Bunge mit 3 Arten*) und der
Gruppe Microlonchoides Winkler mit 9 Arten. **)
*#) Molles Bnge. foliis subinermibus decurrentibus integris linearibus vel
pinnati-partitis segmentis linearibus remotiusculis:
1, foliis minute decurrentibus:
C. Komarowii (Kuntze sub Arctio) quae minime cum Neurocentris
collocanda est.
1° foliis longissime decurrentibus:
2, tota planta densissime albo-lanuginosa, capitulis 3—5 floris:
C. mollis Schrenck.
2' tota planta parce arachnoideo-cana, capitulis 9—25 fioris:
3, involueri phyllis intimis acuminatis mueronatis, capitulis
9—12 floris:
C. pseudomollis C. Winkl,
3° involucri phyllis spathulatis apice membranaceo-scariosis rotun-
datis; capitulis 20—25 floris: C. fallax C. Winkl.
*=*) Microlonchoides C. Winkl.
1, foliis radicalibus pinnati-partitis:
2, foliorum lobis subulatis acutis: C.Candolleana Jaub. etSpach.
2° foliorum lobis ovatis obtusis: C. Korolkowi Rgl. et Schmalh.
1’ foliis radicalibus subintegris vel deuticulato-sinuatis:
1,, involueri phyllorum spina brevissima phyllo multoties breviore:
2, involueri parce arachnoideo-lanuginosis phyllis lanceolatis:
3, invulueri phyllis interioribus spathulatis, phyllorum exteri-
orum spinis subpatentibus: ’
4, eapitulis 12—15floris:C.KrauseanaRgl.etSchmalh.
4° capitulis 40-—60 floris: C. submutica Franchet.
3°“ involueri phyllis interioribus e basi latiore subito acuminatis:
C. Jassyensis C. Winkl.
involueri glaberrimi phyllis ovato-lanceolat!s, foliis radicalibus
sinuato-lobatis:
1,,, inflorescentia corymbosa, foliorum radicalium lobis latitudine
longitudini subaequantibus dentieulatis, dentibus vix spines-
eentibus: C. Schmalhauseni C. Winkl,
1“ inflorescentia paniculata, paniculae ramis divaricato - paten-
tissimis, foliorum radicalium lobis lanceolatis, loborum longi-
tudine latitudinem triplo superante, lobis subintegris apice
et hinc inde margine spina pungente armatis: C. Radde-
ana C. Winkl. (inedit.)
1“ involueri arachnoidei phyllorum spina phyllum subaequante:
2,,, foliis eaulinis omnibus sessilibus: C. BucharicaC. Winkl.
2‘ foliis caulinis inferioribus petiolatis: C. aurea C. Winkl.
v. Herder (St. Petersburg).
DIL
-
316 Teratologie u. Pflanzenkrankheiten.
Hisinger, E., Recherches sur les tubereules du Ruppia
rostellata et du Zannichellia polycarpa, provoqu&s
par le Tetramyxa’ parasitica. I. Notice preliminaire.
Avee 10 planches. (Meddel. af Societas pro Fauna et Flora
fennica. XIV. p. 53—57.)
Verf. theilt mit, dass er schon in den 50er Jahren die Knöllchen
an Ruppia rostellata und Zannichellia polycarpa, die er an der nörd-
lichen Küste der Ostsee sammelte, gefunden und ‚untersucht hat,
ohne ihre Natur zu erkennen, bis «öbel*) nachwies, dass sie
durch einen Pilz, Tetramyxa parasitica, veranlasst werden. Etwas
Neues fügt er den Angaben Göbel’s nicht hinzu und legt den
Hauptwerth auf seine in 28 einfachen Figuren bestehenden Zeich-
nungen, die er auf 10 Tafeln zu vertheilen verstanden hat.
Möbius (Heidelberg).
Kronfeld, M., Ueber vergrünte Blüten von Viola alba
"Bess. (Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien. Mathem.-
naturw. Classe. Bd. XCVI. Abth. I. 1888. p. 58-67. Taf. I.)
Verf. erhielt ein Exemplar der Viola alba Bess. $ scotophylla
(Jord.), an dem die Triebe der letzten Vegetationsperiode, ein-
schliesslich der zu denselben gehörigen Blüthen, eigenthümlich
deformirt waren. Letztere befanden sich innerhalb zweier Blatt-
rosetten, die den Auszweisungen des Rhizoms dieht aufsassen. Sie
bestanden aus einer Anzahl deformirter Blattgebilde, die keine
Unterscheidung im Kelch und Krone zuliessen, einer Anzahl Pollen-
blätter, nach “denen sich wohl zwei Blüten in jeder Rosette be-
fanden, und einem mit einer Achsenprotuberanz verwachsenen Knäuel
von rudimentären Carpiden. Die verschieden gestalteten Hüll-
blätter wiesen durch die eingerollten und knorpelarti ig verdickten
Ränder darauf hin, dass die V erunstaltung wohl durch Ceeidomyia
affınis Kiefer hervorgerufen sein dürfte. Die deformirten Pollen-
blätter, verglichen mit den normalen, führten den Verf. zu dem
Ergebniss, dass „in dem Stamm von Viola sämmtliche Bestandtheile
eines Nomophyllum, nämlich Spreite, Stiel und Stipeln, enthalten
sind“, indem die staminodialen Anhänge unmittelbar als Nebenblatt-
bildungen aufgefasst werden. Ferner liess sich für die Morphologie der
Staubblätter noch entnehmen, dass der Nektarienfortsatz der vorderen
„als seriale Sprossung des Pollenblattes oder als Auszweigung des-
selben“ anzusehen ist. Die Carpiden zeigten deutlich marginale
Placentation gegenüber der parietalen in der normalen Blüte. Es
beweist dies also, „dass Schemata, die von dem Diagramm der
normalen Blüte abgenommen werden, sich in Vergrünungen er-
heblich alterirt zeigen.
Möbius (Heidelberg).
*) Vergl. Bot. Centralbl. Bd. XXI. N. 3. p. 67. (Referat.)
ar
Oekon, Bot. — (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 317
Lermer und Holzner, Beiträge zur Kenntniss der Gerste.
Herausgegeben von @. Holzner. München (R. Oldenbourg) 1888.
Diese Arbeit bringt 51 Tafeln mit 106 Seiten Text und stellt
eine Zusammenfassung unserer gesammten Kenntnisse über die
Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Anatomie und Systematik
der Gerste dar. Ref. begnügt sich deshalb, in Kürze den Inhalt
des Werkes anzuführen:
A. Einleitende Bemerkungen zur Entwicklungsgeschiehte und
Morphologie der Gerstenpflanze.
1. Entwickelung der Aehrchen. Balgklappen. Untere Blütenspelze. Obere
Blütenspelze. Aehrchenspindel. Schüppchen. Staubgefässe. Stempel bis zur
Befruchtuug. Bestäubung und Befruchtung.
2. Entwickelung der einzelnen Theile des Stempels nach der Befruchtung.
3. Aehrchenspindel.
4. Keimung. I. Anhang: Die Varietäten der Saatgerste. II. Anhang:
Morphologische Deutungen. Litteratur. III. Anhang: Befruchtung. Litteratur.
B. Anatomie.
1. Gewebesysteme. Oberhaut. Litteratur. Mechanische und stoffleitende
Gewebe. Litteratur. Grundparenchym.
2. Vegetationsorgane. Halm. Litteratur. Blatt. Litteratur. Wurzeln.
Litteratur.
3. Fortpflanzungsorgane. Spindel. Aehrchen. Aehrchenachsen. Balg-
klappen. Aeussere Blütenspelzen. Innere Blütenspelzen. Schüppchen. Litte-
ratur. Staubgefässe. Litteratur. Stempel Litteratur
4. Das reife Gersenkorn. Litteratur. IV. Anhang: Meteorologisches.
Erklärung der Tafeln.
Die Tafeln stellen in sehr schöner Zeichnung und Ausstattung
und zum Theil in sehr grossen Dimensionen Morphologisches, Ent-
wicklungsgeschichtliches und Anatomisches dar. Bei jedem Ab-
schnitte werden die gesammte einschlägige Litteratur von den ältesten
Zeiten an und alle Schriften, welche aus dem gesammten Gebiet
der Botanik eine nähere oder entferntere Beziehung zu dem Gegen-
stande haben, erwähnt oder besprochen. Es beschränkt sich die
Arbeit demnach nicht darauf, dasjenige anzuführen, was bei der
Gerste abweichend oder neu ist, sondern der Leser kann das Werk
wenigstens im entwickelungsgeschichtlichen und anatomischen Theil
als Lehrbuch der Botanik benutzen, wie denn ja auch dasselbe
wesentlich mitbestimmt ist als Hülfsmittel zum Studium für die
Studierenden an Brauereischulen.
Wieler, Berlin.
Naudin, Charles, et Müller, Ferd. Baron von, Manuel de
l’aeclimateur ou choix de plantes recommande6es
pour l’agriceulture, l’industrie et la medecine et
adopteesauxdiverselimats de l’Europe et des pays
318 Techn., ökonomische etc. Botanik.
tropieaux. 8°. 565 pp. (Mit Bildniss von Ch. Naudin.)
Parıs 1887.
Man thut diesem ausgezeichneten Werk ein Unrecht an, wenn
man es in einem kurzen und seiner Bedeutung somit durchaus nicht
genügenden anzeigeähnlichen Referat abfertigt. Wollte man indess
andererseits auf Einzelheiten des überaus reichen Inhalts eingehen,
so würde man in die Verlegenheit des Homerischen Odysseus ge-
rathen und nicht wissen, wo anfangen und aufhören; denn das
3uch bietet fast auf jeder Seite eine solche Fülle interessanten
und belehrenden Stofts, ‘dass es Einem beim Hervorheben des
Einen sofort leid thut, Anderes vernachlässigen zu müssen. Sehen
wir zu, wie wir, ein mittleres Verfahren innehaltend, dem Werke
tiefer Gelehrsamkeit und grossen Fleisses möglichst gerecht werden!
Den Zweck, welchen die a mit der Herausgabe des
Buches verfolgen, giebt Ch. Naudin in der Einleitung selbst
folgendermassen an: „d’aider a la propagation et & la culture
a lair libre de toutes les plantes capables de se plier, en chaque
lieu determine, au climat qui y regne.
Das Buch will eime Ergänzung sein zu dem seit länger als
einem Jahrhundert in Frankreich aufgelegten klassischen Werk
über Ackerbau und Gartenkunst „Le bon Jardinier“. Dieses zielt
bei seinen Bemühungen um die Verbreitung und Kultur exotischer
Nutz- und Zierpflanzen nur auf das nördliche Frankreich mit dem
Mittelpunkt Paris. Die klimatischen Verhältnisse dieses eng be-
grenzten (sebietes beschränken die Pflege vieler ausländischen Ge-
wächse auf Warmhäuser und Orangerien. Das Naudin-Müller-
sche Werk hingegen ist weit umfassender angelegt, es bezweckt
die Einführung und Verbreitung exotischer Pflanzen innerhalb der
Länder der gemässigten und subtropischen Zone und ihre Kultur
im Freien, und zwar besonders in Europa, Nord-Afrika und den
französischen Kolonien „de r@cente ou d’aneiennne acquisition.“
Die Einführung und der Anbau exotischer Nutzpflanzen in-
sonderheit kann für das eine und andere Land von hoher national-
ökonomischer Bedeutung werden. Denn dieselbe Pflanze, die Jahr-
hunderte hindurch den Wohlstand eines Landes ausgemacht hat,
kann einmal von einem gegebenen Zeitpunkt an durch irgend
welche äussere Hindernisse nicht mehr die Kosten ihrer Kultur
decken (vgl. den Weinbau in Frankreich und seine Verwüstungen
durch die Reblaus). Regierungen und Private müssen demnach
darauf bedacht sein, dur ch Einführu ung und Anbau anderer geeigneter
Nutzpflanzen der eventuellen Verarmung ganzer Landstriche und
Länder vorzubeugen. Andere Gesichtspunkte sind die möglichst
rasche Wiederbewaldung zu ihrem eigenen Nachtheil entforsteter
(regenden, sowie die Sanirung fieberschwangerer Landstriche durch
Anbau geeigneter Gewächse, 2. B: Encalyptus.
Um solehe Unternehmungen zu ermöglichen, bedarf es eines
Werkes, welches die Kenntniss anbauwürdiger Gewächse vermittelt
und gleichzeitig die Kulturbedingungen derselben nach Klima und
Bodenbeschaffenheit angiebt. Die Idee, ein solches Werk zu
Teehn., ökonomische etc. Botanik. 319
schaffen, ist von dem verdienstvollen Ferd. v. Müller in Mel-
bourne ausgegangen. Ch. Naudin und Ferd. von Müller
haben das Werk gemeinsam vollendet; es liegt fertig vor Ne und
erregt unsere Freude und Bew underung. Und wenn "Ch. Naudin
am Schlusse der Einleitung in seiner bescheidenen Weise die Hoff-
nung ausdrückt, dass dies Werk, so unvollständig (?) es auch sein
möge, „rendra quelques services a ce nombreux publie qui, en
Europe et ailleurs, prend interet a tout ce qui peut augmenter le
bien-etre general, embellir les jardins et rendre plus agröable la
vie des champs“ — so wird diese Hoffnung sicherlie h ın Erfül-
lung gehen. Soviel über den Zweck und die Bedeutung des
Buches im Allgemeinen. Es sei nur noch erwähnt, dass es unter
den Auspieien der „Soeiete nationale d’acelimatation“ zu Paris er-
schienen ist.
Der Inhalt des Buches gliedert sich nun kurz folgendermassen:
S. 5—12. Considerations generales sur l’acelimatation des
plantes. Hierin wird zunächst unterschieden zwischen „Naturali-
sation” und „Acelimatisation“. Erstere vollzieht sich ohne
Mitwirkung des Menschen, oft sogar gegen seinen Willen, wogegen
die Acclimatisation in bewusster Weise zum Zweck hat:
die Einführung und Pflege von Pflanzen in für sie neuen
Ländern und zwar solcher Pflanzen, die dem Menschen in land-
wirthschaftlicher, industrieller und medizinischer Hinsicht Dienste
leisten „sous la condition que les soins du cultivateur ne lui man-
queront pas“.
Sodann werden Vorschriften gegeben über Wahl des Klimas,
der günstigen Lagen, des Bodens, sowie über Herbeiführung von
die Fremdbestäubung sichernden und begünstigenden Umständen;
endlich wird auch die Nothwendigkeit einiger meteorologischer Kennt-
nisse für denjenigen betont, der sich mit der Kultur exotischer
(rewächse abgeben will.
Ss. 15—27 folgt eine Aufzählung und Gruppirung der Gat-
tungen nutzbarer Arten je nach ihrer Verwendbarkeit.
S.28—78. Summarische Beschreibung der natürlichen Familien
oder Gruppen, deren Respräsentanten weiterhin im Buche behandelt
werden sollen.
S. 79—101. Register vulgärer Pflanzennamen mit ihren wissen-
schaftlichen Synonymis.
S. 103—562. Der Hauptheil des ganzen Werkes. Eine alpha-
betische Aufzählung und ausführliche Beschreibung der Gattungen
und Arten nach ihrem Nutzen und ihren Kulturbedingungen, ihrer
Herkunft und geographischen Verbreitung. Hier sind über manche
Pflanzengattungen förmliche Monographien geliefert (z. B. über
Gattung Eucalyptus, von deren 150 bis jetzt bekannten Species
nicht weniger als 60 ausführlich geschildert werden).
Ref. kann unmöglich weiter auf Einzelheiten eingehen; er muss
auf das Werk selbst verweisen, das auch für den Nichtbotaniker
320 Neue Litteratur.
von grossen. Interesse sein wird. Die Darstellung ist leicht,
fliessend und sehr anregend.
Mit einem Autoren-Verzeichniss schliesst das Werk ab.
Horn /Berlin).
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
Magnin, A., La famille de Jussieu. (Bulletin trimestriel de la Socidte botanique-
de Lyon. 1888. No. 1/2.)
Solms-Laubach, H. Graf zu, Anton de Bary. (Botanische Zeitung. 1889.
p- 33.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Edmonds, H., Elementary botany. Theoretical and practieal. New and revised
edition. &°. 206 pp. London (Longmans) 1889. Den. b.d.
Kryptogamen im Allgemeinen:
Aigret, C. et Francois, V., Flore &l&mentaire des Cryptogames. Analyses,.
descriptions et usages des Mousses, Sphaignes, Hepatiques, Lichens, Algues,
Champignons. Trait€E ne reclamant pas l’usage du microescope et orne de
11 planches originales. Augmentdee d’une notice sur les Diatomdes par
H. Van Heurck. 8°. 236 pp. Namur (Wesmael-Charlier) 1889. 2 fr. 50 e.
Algen:
Balsamo, F., Homonymiae algarum in plantis, animalibusque: tentamen. 8°,
25 pp. Neapoli (typ. r. scientiarum Acad.) 1889.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur, 321
De-Toni, J. B., Ueber die alte Schneealgen-Gattung Chionyphe Thienemann,
(Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1.
ni28.
Frank, B., Ueber den experimentellen Nachweis der Assimilation freien Stick-
stoffs durch erdbodenbewohnende Algen. (l. e. p. 34.)
«uignard, Sur la formation des antherozoides des Characdes. (Comptes rendus
des söances de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 1.)
Klein, Ludwig, Neue Beiträge zur Kenntnis der Gattung Volvox. Mit Tfl. 3.
(Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1.
p. 42.)
Levi-Morenos, D., Appunti algologiei sulla nutrizione dei girini di Rana escu-
lenta. (Rendiconti della r. Accademia dei Lincei. Vol. IV. 1888. Fase. 8.
p. 264.)
Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der Tilopterideen. Hierzu
Tafeln II und III. (Botanische Zeitung. Jahrg. XLVI. 1888. No. 7. p. 101.)
Vries, Hugo de, Ueber die Contraction der Chlorophyllbänder bei Spirogyra.
Mit 1 Tafel. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VI.
1889. Heft 1. p. 19.)
Pilze:
Atkinson, George F., Another phosphorescent mushroom. (Botanical Gazette.
MOLEXEVS 18892 Nos.l. p= 19.)
Blanc, L., Saint-Lager et Beauvisage, A propos de mierobes. (Bulletin trimestriel
de la Societ€ Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.)
Ernst, P., Ueber Kern- und Sporenbildung in Bakterien. (Zeitschrift für Hygiene.
Bd. V. 1889. Heft 3. p. 428—486.)
Meyer, B., Untersuchungen über die Entwicklung einiger parasitischer Pilze bei
saprophytischer Ernährung. (Landwirthschaftliche Jahrbücher. 1888. Heft 6.
p- 915—945.)
Plowright, €. B., A monograph of the British Uredineae and Ustilagineae,
with an account of their biology, including the methods of observing the germi-
nation of their spores and of their experimental culture. 8%. 346 pp. 8 plates.
London (Paul) 1889. 12 s.
Richon, Charles, et Roze, Ernest, Atlas des champignons comestibles et veneneux
de la France et des pays circonvoisins, contenant 72 planches en couleur. —
Accompagn& d’une monographie de 229 esp&ces et d’une histoire generale des
champignons comestibles et vendneux par E. Roze. 4°. XCVII, 265 pp.
Paris (Doin) 1889.
Romell, L., Fungi aliquot novi in Suecia media et meridionali lecti. (Botaniska
Notiser. 1889. Heft 1. p. 23.)
Schroeter, J., Pilze. Lieferung 5. (Kryptogamen-Flora von Schlesien, heraus-
gegeben von Ferd. Cohn. Bad. III. p. 513—640.)
Warlich, W. K., Pythium subtile n. sp. (Arbeiten der St. Petersburger Natur-
a Gesellschaft [Abtheilung Botanik]. Bd. XIX. 1889. p. 23—25.) [Rus-
sisch.
Zopf, W., Ueber einen Nematoden fangenden Schimmelpilz. (Biologisches
Centralblatt. Bd. VIII. 1889. No. 23.)
— —, Ueber Pilzfarbstoffe.. Mit 1 Tafel. (Botanische Zeitung. 1889. p. 53,
71, 86.)
er Hugo, Hymenoconidium petasatum, ein neuer merkwiürdiger Hutpilz.
(1. c. p. 61.)
Muscineen:
Debat, Anatomie de la tige des Mousses. (Bulletin trimestriel de la Soeiete
Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.)
Nordenström, H. och Nyman, E., Växtgeografiska bidrag till Ostergotlands
mossflora. (Botaniska Notiser. 1889. Heft 1. p. 16.)
Ryan, E., Nogle bemaerkninger om Brachytheeium Ryani Haur. (l. ce. p. 20.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Albini, @., Osservazione sui vegetali segregati. (Rendiconti dell’ Accademia
delle science fisiche e matematiche di Napoli. Anno XXVII. 1888. Fasc. 12.)
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXX VII. 21
322 Neue Litteratur.
Beauvisage, L’inuline dans les Jonidium. (Bulletin trimestriel de la Soeidte
Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.)
Berthelot et Andre, Sur l’absorption des mati@res salines par les vegdtaux.
(Annales de chimie et de physique. 1889. No. 1.)
Borggreve, Verminderung der Blattgrösse als eine Folge der Fortpflanzungs-
thätigkeit bei unseren Waldbäumen. (Forstliche Blätter. 1889. Heft 1.)
Darwin, Charles, Insectivorous plants. 2. edition revised by Franeis Darwin.
8°. 394 pp. With Illustrations. London (Murray) 1889. 9 sh.
Detlefsen, E., Die Lichtabsorption in assimilirenden Blättern. (Arbeiten des
Botanischen Instituts in Würzburg. Bd. III. 1889. Heft. 4.)
Dobrowljansky, W. J., Vergleichende Anatomie der Weidenblätter. (Arbeiten
der St. Petersburger Naturforscher-Gesellschaft [Abtheilung Botanik]. Bd XIX.
1888. p. 161—170.) [Russisch.]
Frank, B., Was nützen den Waldbäumen die Wurzelpilze? (Forstliche Blätter.
1889. Heft 1.)
Garcin, Developpement des fleurs et des frnits. (Bulletin trimestriel de la
Soeiete Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.)
Gerard, Localisation mierochimique des alcaloides. (l. c.)
Gregory, Emily L., Development of cork-wings on certain trees. IV. (The
Botanical Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 1. p. 5.)
Gulbe, L. A., Ueber die periodische Thätigkeit des Cambiums in den Wurzeln
unserer Bäume. (Jahrbuch des St. Petersburger Forst-Instituts. Jahrg. IH.
1888. p. 3—47.) [Russisch.]
Ludwig, F., Einige Beobachtungen über die Beziehungen von Pflanzen und
Schnecken. I. Eine Befruchtung durch Schnecken. II. Schneckenfrass am
Hopfen. (Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin.
1889. No. 1. p. 16—18.)
— —, Ueber ein abweichendes Verhalten einer in Europa gezogenen Urena
lobata bezüglich der Ausbildung der Ameisen-Nektarien. (Biologisches Central-
blatt. Bd. VIII. 1888. p. 742— 743.)
— —, Einige neue biologische Beobachtungen aus Brasilien und Australien.
II. Milbenhäuschen des Forta de Condebaumes. III. Eine Pflanze, welche den
Vögeln Leimruthen stellt. (Wissenschaftliche Rundschau der Münchener Neuen
Nachrichten. 1889. No. 33.)
Magnin, A., Apropos des plantes silieicoles. (Bulletin trimestriel de la Soeidte
Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.)
Maxwell, W., Zur Kenntniss der löslichen Kohlenhydrate der Leguminosensamen.
(Landwirthschaftliche Versuchsstationen. Bd. XXXVI. 1889, Heft 1.)
Molisch, Hans, Ueber den Farbenwechsel anthokyanhaltiger Blätter bei rasch
eintretendem Tode. (Botanische Zeitung. 1889. p. 17.)
Pappenheim, K., Zur Frage der Verschlussfähigkeit der Hoftüpfel im Splint-
holze der Coniferen. Mit 1 Tafel. (Berichte der Deutschen botanischen
Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1. p. 2.)
Platner, Zur Kenntniss der Zelle und ihrer Theilungserscheinungen. (Archiv
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Popoff-Wedensky, W. N., Bäume und Sträucher im winterliehen Zustande.
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gebenden Kohlenhydrates in Rothklee- und Luzerne-Pflanzen. (l. ec.)
Schumann, K., Untersuchungen über das Borragoid. Mit 1 Tafel. (Berichte
der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1. p. 52.)
Schwendener, 8., Die Spaltöffnungen der Gramineen und Cyperaceen. (Sitzungs-
berichte der k. preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Bd. V1.
1889.) 4°. 15 pp. 1 Tafel. Berlin 1889.
Silantjeff, A. A., Der Einfluss des Wetters im Sommer 1888 auf Pflanzen und
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Neue Litteratur, 323
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Beckmann, (C., Carex remota X canescens A. Schultz. Carex Arthuriana Beck-
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Blanc, Leon, Excursion & la for&t des Eparres. (Bulletin trimestriel de la
Soeiet& Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.)
— —, Excursion au col de la Ruch£re. (l. ce.)
— —, Exeursion au Mont Granier. (l. c.)
— —, Exeursion aux environs de Givors. (l. ce.)
Blanc, Louis, Flore des envirous d’Ajaceio. (I. c.)
Blanc, Viviant-Morel ete, Dispersions des Tulipes. (l. c.)
Boullu, Le Doum et l’Argan. (l. ce.)
Daguillon, Sur le polymorphisme foliaire des Abietinees. (Comptes rendus des
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Doümet-Adanson, Exploration scientifique de la Tunisie. Rapport sur une
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Paris (Imprimerie Nationale) 1889.
Gadeceau, Emile, Ascension botanique du col du Galibier, Hautes-Alpes, alti-
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23*
324 Neue Litteratur.
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Bd. XCVII.)
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Blanc, Louis, Anomalies de Nareissus. (Bull. trimestriel de la Soc. Bot. de
Lyon. 1888. No. 1 et 2.)
Dalla-Torre, C. W. von, Zum Insektenbesuch an schleimflusskranken Eichen.
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[Verf. hat bei Brixen an dem Schleime gährender Eichen ganze Ketten
von dicht übereinander liegenden Cetonia affınis beobachtet.]
Ludwig (Greiz).
Gojewsky, W., Die Krankheit des Maulbeerbaumes im Gouvernement Jelisa-
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1888. Juniheft. p. 329—334.) |[Russisch.]
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Augustheft. No. 7—8. p. 438—461.) [Russisch.]
Iwanowsky, D. O., Ueber die Krankheiten der Tabakspflanzen. (Arbeiten der
St. Petersburger Nat.-Ges. Bd. XIX. 1888. p. 19—21.) [Russisch.]
Jensen, J. L., Neue Untersuchungen über den Brand des Getreides. (Bieder-
mann’s Rathgeber in Feld, Stall und Haus. 1889. Januar. p. 8—10.)
Kessler, H. F., Ueber die Verwandlung der ungeflügelten Rebläuse in geflügelte.
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889, No. 9.
p. 301—313.)
Kieffer. Anomalies d’un Agropyrum campestre. (Bull. tremestriel de la Soc.
Bot. de Lyon. 1888. No. 1 et 2.)
Loi eoncernant la destruction des insectes, des cryptogames et autres vegetaux
nuisibles Ai l’agriculture. (Vigne frang. 1889. No. 1. p. 6—7.)
Magnus, P., Ueber Wurzeln von Passiflora mit kleinen seitlichen Verdiekungen
verursacht von Heterodera. (Sitzber. d. Gesellschaft naturforsch. Freunde in
Berlin. 1888. No. 9.)
Meyran, Divers cas de teratologie. (Bull. trimestriel de la Soc. Bot. de Lyon.
1888. No. 1 et 2.)
Murtfeldt, Mary E., Floral eccentrieities. (The Botanical Gazette. Vol. XIV.
1889. No. 1. p. 18.)
Privat, J., L’ampelosoter. Nouveau proced@ pour combattre le mildiou et l’oi-
dium,. (Vigne am£rie. 1889. No. 1. p. 24—25.)
Rhone-Converset, J. L.. La Vigne, ses maladies, ses ennemis, sa defense en
Bourgogne. 8°. 123 pp. av. grav. Paris (Michelet) 1888. 2 fr. 50 ce.
Saint-Lager, Viviand-Morel etc., Decoloration des fleurs. (Bull. trimestriel
de la Soc. Bot. de Lyon. 1888. No. 1 et 2.)
Sorauer, P., Ueber Stengelfäule der Kartoffeln. (Zeitschrift für Spiritusindustrie.
1888. No. 44.)
Ulibetoff, Georg, Die Weinstockkrankheiten: Mehlthau und Oidium Tuckeri
im Kreise Gori. (Arkeiten der Kaukas. landwirtbschaftl. Gesellschaft. Jahrg.
XXXII. 1888. No. 7—8. p. 379—401.) [Russisch.]
Viviand-Morel, Divers cas de teratologie. (Bull. trimestriel de la Soe. Bot. de
Lyon. 1888. No. 1 et 2.)
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Babes, V. Bakteriologische Untersuchungen über septische Processe des Kindes-
alters. gr. 8°. 51 pp. Leipzig (Veit & Co.) 1839. 2,60 M.
Neue Litteratur. 325
Barbier, H., Hygiene publique de l’importance des fumiers et des oiseaux de
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p. 37-40.)
Beauvisage, Note sur un faux Ipdcacuanha strie noir. (Bull. trimestriel de la
Soc. Bot. de Lyon. 1888. No. 1 et 2.) !
Buchner, H., Immunität und Immunisirung. (Münch, medie. Wochenschr. 1889
No. 2, 3. p. 22—25, 42—45.)
Cadeac et Malet, Recherches experimentales sur la virulence des matiöres tu-
bereuleuses dessech6s, putrefies ou congeldes. 8°. 12 pp. Lyon (impr. Plan)
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CailleE, A., Our present knowledge concerning the etiology of typhoid fever.
(New York Med. Journ. 1889. No. 3. p. 62—65.)
Crozier, A. A., Another death from eating Cieuta maculata. (The Botanical
Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 1. p. 17.)
Del Rio, A., EI micro-organismo en la disenteria. (Rev. med. de Chile. 1888,
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Flashar, Die therapeutische Verwendung der Ananassa. (Der Fortschritt. 1889.
N022%)
Flick, F., The contagiousness of phthisis (tubereular pulmonitis). (Reprinted
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Foä, P. u. Bonome, A., Ueber Schutzimpfungen. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V.
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Grotenfeldt, &., Studien über die Zersetzungen der Milch. I. Ueber rothe
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Hesse, W., Unsere Nahrungsmittel als Nährboden für Typhus und Cholera.
(Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 527—546 )
Hooper, David, Ein pharmaceutisch-eommereieller Streifzug durch Cochin und
Travancor, Malabarküste, Ostindien. (Der Fortschritt. 1889. No. 1.)
Hüppe, Sur la virulence des parasites du chol&ra. (Compt. rend. de l’Academie
des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 2. p. 105—106.)
Jacquemet, L., Ipecacuanha striC noir. (Bull. trimestriel de la Soc. Bot. de
Lyon. 1888. No. 1 et 2.)
James, A., Pulmonary phthisis: Its etiology, pathology, and treatment. 8°,
280 pp. London (Pentland) 1889. 9 sh.
Kelsch, Considerations sur l’etiologie du choldra. (Rev. d’hygiene. 1889. No. 1.
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Kitasato, S., Das Verhalten der Cholerabakterien im menschlichen Koth. (Zeit-
schr. f. Hygiene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 487—490.)
— —, Das Verhalten der Cholerabakterien in der Milch. (Zeitschr. f. Hygiene.
Bd. V. 1889. Heft 3. p. 491— 496.)
Korkunow, A. P., Können die Mikroben durch normale Darmwände passiren ?
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(Therapeutie Gazette. Vol. XIII. 1889. No. 1. p. 16.)
Lampiasi, Rubino I., Sulla natura parassitaria dei tumori cancerosi. Roma
(Stabilimento del Fibreno) 1889.
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Matlakowski, W., Przypadek wyleezonej promieniey [Actinomycosis hominis.]
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Petrescu, Z., Ueber die Methode, um der Contagiosität der tuberculösen Sputa
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Rembold, S., Weiterer Beitrag zur Milzbrandätiologie. (Zeitschr. f. Hygiene.
Bd. V. 1889. Heft 3. p. 506508.)
Ricochon, Essai sur la recherche, l’isolement et l’emploi vaceinal des exerdts
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et de chir. 1889. No. 1—3. p. 10-13, 21—24, 40—-42.)
Roger, @. H., Quelques effets des associations mierobiennes. (Compt. rend. de
la soc. de biol. 1889. No. 3. p. 35—38.)
Rudenko, A., Bakteriologische Untersuchung der Lymphdrüsen im Kehlgange
rotzkranker Pferde. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V.
1889. No. 8. p. 269— 275.)
Siebenmann, F., Die Schimmelmykosen des menschlichen Ohres. 2. Ausgabe
von: Die Fadenpilze, Aspergillus und Eurotium. 8° 112 pp. Mit Illustrat.
Wiesbaden (J. F. Bergmann) 1889, M. 3.—
Smith, R. S., Some recent developments of the germ theory, more particularly
in relation to the treatment of phthisis. (Bristol Medico-chir. Journal. 1888.
December. p. 225— 264.)
Straus, J., et Dubarry, A., Recherches sur la duree de la vie des microbes
pathogenes dans l’eau. (Arch. de med. exper. et d’anat. pathol. 1889. No. 1.
p. 5—32.)
Widenmann, Beitrag zur Aetiologie des Wundstarrkrampfes. (Zeitschr. f. Hy-
giene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 522—526.)
Wittenmeier, Zur Statistik und Aetiologie der Meningitis cerebro-spinalis im
Kanton Blieskastel. (Vereinsblatt der pfälzischen Aerzte 1889. No. 1. p. 6—20.)
Wolkowiecz, Scleroma respiratorium in klinischer, pathologo-anatomischer und
bakteriologischer Beziehung. (Kiewer Universitätsnachrichten. Jahrg. XXVII.
1888. No. 11. Novemberheft. p. 169—190.) [Russisch.]
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Anderlind, Die Fruchtbäume in Syrien, insbesondere Palästina. (Zeitschrift des
deutschen Palästinavereins. XI. 1889. Heft 2.)
— —, Die Rebe in Syrien, insbesondere Palästina. (l. e. Heft 3.)
Atterberg, Alb., Die Erkennung der Haupt-Varietäten der Gerste in den nord-
europäischen Saat- und Malzgersten. (Landwirthschaftliche Versuchs Stationen.
XXXVI. 1889. Heft 1)
Ballet, Charles, Les fruits populaires, indiquant le merite et la valeur des
meilleurs fruits A eultiver, suivis des conseils aux planteurs, 2e edition. 8".
VIII. 204 pp. Paris (Rovet) 1888. 1 fr.'25 cent.
Daredshanaschwili, A.. Kurze Belehrung iiber die Vermehrung der Frucht-
bäume und Fruchtsträucher. (Arbeiten der Kaukas. landwirthschaftl. Gesell-
schaft. Jahrg. XXXIIIL. 1888. No. 6. p. 296—310. Mit 1 Tafel.) [Russisch.]
Dieck, @., Dendrologische Plaudereien. III. Die Oelrosen und ihre deutsche
Zukunft. (Gartenflora. 1889. Heft 4. p. 98.)
Dsubenko, Peter, Der Tabakbau im Gouvernement Kutais. (Arbeiten der
Kaukas. landwirthschaftl. Gesellschaft. Jahrg. XXXIII. 1888. No. 7—8. p.
350—373.) [Russisch.]
Heckel et Schlagdenhauffen, Sur la constitution chimique et la valeur in-
dustrielle du latex coneräte de Bassia latifolia Roxb. (Comptes rendus des
seances de l’Acad. d. se. de Paris. T. CVIII. 1889. No. 2/3.)
Henry, E., Repartition du tannin dans les diverses regions du bois de chäne,
suivi de: le tannin dans le chene, nouvelles recherches. (Extr. des Annales
de la science agronom. franc. et &trang. T. I et II.) 8°. 28 pp. Nancy 1889.
Hinzenberg, A.. Das Einsammeln, Aufbewahren, Trocknen und der Transport
der Frichte. (Arbeiten der Kaukas. landwirthschaftl. Gesellschaft. Jahrg.
XXXIH. 1888. No. 6. p. 277—296.) Mit 1 Tafel. [Russisch.]
Hopffeld, Le Tabac, la plante et ses varietes, climat, terrain, engrais, semis.
plantation, conditions imposdes, travaux d’entretien, maladies etc. 8°. 36 pp,
av. fig. Paris (Le Bailly) 1889.
Personalnachrichten. — Notiz. — Berichtigungen. 327
Kraus, C., Ueber Bedeutung und Aufgabe von Hopfencultur-Versuchen. (Sepa-
rat-Abdruck aus der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung. No. 130.) Fol.
16 pp. Nürnberg 1888.
Molisch, Hans, Eine neue Cumarinpflanze. (Der Fortschritt. 1889. No. 2.)
Mondesir, de, Des l&ögumineuses fourrageres en terrains acides. (Comptes ren-
dus de l’Acad&mie des seienees de Paris. T. CVIII. 1889. No. 1.)
Mondenard, A. de, Les Vignes americaines & la Chambre des depntes. La
methode de reconstitution opposee aux traitements chimiques et A la methode
destructive. 8°. 36 pp. Paris (Masson) 1889.
Passerini, N., La coltivazione razionale del grano. (Bulletino di agricoltura,
agronomia e chimica agraria. Anno I. 1889. No. 1.)
Raulin, Experiences relatives A l’action de divers phosphates sur la eulture des
eereales. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVIH.
1889. No. 1.)
Viollette et Desprez, Races de betteraves hätives et races tardives. (l. c.)
Wittmack, L., Convallaria majalis L. var. prolificans. Mit 1 Tfl. (Gartenflora.
1889. Heft 4. p. 97.)
Zabel, H., Jamesia Americana Torr. et Gray. Hierzu Abb. 18 u. 19. (l. e.
p- 103.)
Personalnachricehten.
Dr. H. Schenck hat sich als Privatdocent für Botanik an der
Universität zu Bonn habilitirt.
Dr. Max Scheit, Lehrer an der höheren Bürgerschule in Sonne-
berg, ist am 22. Dezember 1888 zu Marksuhl bei Eisenach im
30. Lebensjahre gestorben.
Zur sefälligen Kenntnissnahme!
Besonderer Verhältnisse halber ist der ergebenst Unterzeichnete
von der Redaction der „Bibliotheka botanica‘ zurückgetreten.
Cassel, den 1. März 1889.
Dr. Osear Uhlworm.
Berichtigungen.
Seite 273, Zeile 2 von oben lies statt Irland „Island“ und statt Cidium
„Oidium“. Zeile 3 von oben lies statt cyantea „gigantea“.
328 Inserat. — Inhalt.
Verlag von Arthur Felix in Leipzig.
Untersuchungen " 4.2." Mykologie.
Fortsetzung der Schimmel- und Hefenpilze.
Von Oscar Brefeld.
VIll. Heft. Basidiomycetien III. Autobasidiomyceten
und die Begründung des natürlichen Systems der Pilze. Die Untersuchungen
sind ausgeführt im Königl. botanischen Institute in Münster i. W. mit Unter-
stützung der Herren Dr. G. Istvänffy und Dr. Olav Johan-Olsen, Assi-
stenten am botanischen Institute.
Mit 12 lithographischen Tafeln. In gr. 4. IV. 306 Seiten. 1889. Brosch.
Preis: 383 Mark.
Beiträge zu
Morphologie und Physiolonie der Bacterien
vn®S. Winogradsky-.
Heft,I:
Zur Morphologie und Physiologie der Schwefelbaeterien.
Mit 4 Farbendruck-Tafeln.
In gr. Ss. VI. 120 Seiten. 1888. Brosch. Preis: 6 Mk. 40 Pfg.
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit- | Hisinger, Recherches sur les tubereules du
theilungen. | Ruppia rostellata et du Zannichellia polycarpa,
Lauterbach, Untersuchungen über Bau und _provoqu6s par le Tetramyxa parasitica, p. 316.
Entwicklung der Sekretbehälter bei den Klercker, Studien über die Gerbstoffvacuolen,
Cacteen (Forts.), p. 289. p. 312. x 5 a
Kronfeld, Ueber vergrünte Blüten von Viola
Originalberichte gelehrter Ge- alba Bess, p. 216.
sellschaften. Lermer und Holzner, Beiträge zur Kenntniss
Botanischer Verein in Lund. | der Gerste, p. 317. 3
VI. Sitzung am 25. Februar 1888. Naudin et Müller, Manuel de l’acelimateur ou
Areschong, Rubus obovatus G. Br. und R. cili- choix de plantes recommandees pour l’agri-
atus C. J. Lindeb. (Schluss), p. 297. eulture, Y'industrie et la medeeine et adop-
Tedin, Die primäre Rinde bei unsern holz- tces aux divers climats de l’Europe et des
artigen Dikotylen, deren Anatomie und deren „Days tropicaux, p. 318. e Ä
Funktion als schützendes Gewebe, p. 300. Noll, Ueber die Funktionen der Zellstoflfasern
der Caulerpa prolifera, p. 306.
Botanischer Verein in München. Noll, Ueber den Einfluss der Lage auf die mor-
III. ordentliche Monatssitzung. phologische Ausbildung einiger Siphoneen,
Montag, den 14. Januar 1889, p- 306.
Molendo, Ueber sogenannte aussterbende Arten, Noll, Die Farbstoffe der Chromatophoren von
p- 303. Bangia fusco-purpurea Lyngb., p. 307.
Harz, Die Nahrung des Steppenhuhnes, p. 304. Winkler, Decas quarta Compositarum novarum
Turkestaniae nee non Bucharae incolarum,
Botanische Gärten und Institute p- 315.
« 306.
z Neue Litteratur, p. 320.
Instrumente, Präparations- e
methoden etc. etc. p. 306. Personalnachrichten.
h Dr. H. Schenck (Privatdocent der Botanik an der
Referate: Universität zu Bonn), p. 327.
Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesammt- Dr. Max Scheit (f), p. 327.
gebiet der Mykologie. Heft VII., p. 308. E e
Dalla-Torre, von, Zum Insektenbesuch an Notiz p. 327.
schleimflusskranken Eichen, p. 324. Berichtigung p. 327.
Ausgegeben: 5. März 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
Band XXXVII.No.11. Jahrgang X.
yisches Cenfray ]
REFERIRENDES ORGAN IL
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes,
Herausgegeben
anter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl
in Casael. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der &esellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
RE ee ES Er er EZ En TE u Er u EEE,
No. 1. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret-
behälter bei den Cacteen,
unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse
der letzteren.
Von
Dr. Carl Lauterbach
aus Breslau.
(Fortsetzung.)
Pfeiffera cereiformis S.
Schleimzellen zahlreich.
Maasse derselben: 0,140 — 0,182 — 0,112 mm,
Maasse der Zellen: 0,112 — 0,112 — 0,084 mm.
Zahlreiche Krystallzellen mit Drusen von 0,112 mm Durch-
messer und rundlicher Gestalt.
Lepismium commune Pfr.
Schleimzellen im der Rinde ziemlich zahlreich, im Mark fehlend.
Maasse derselben: 0,182 — 0,224 — 0,280 mm,
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,126 — 0,140 mm,
Botan. Centralbl. Jahrg. X, 1889. Bd. XXXVIH, 22
330 Lauterbach, Unters. ib. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
In den Schleimzellen finden sich Quadratoktaeder- Ind im“
einigen schwärzliche Sphaerokrystalle von zweifelhafter Natur.
Eine Zusammenfassung der Rhipsalideae ergiebt Folgendes:
Schleimzellen sind mit Ausnahme von Rh. paradoxa vorhanden, in
der Rinde zahlreich, im Mark vereinzelt. Sie übertreffen die
übrigen Zellen an Grösse um die Hälfte bis das Doppelte und ent-
halten im fast allen Fällen Einzelkrystalle oder auch Sphaerokry-
stalle. Krystallzellen mit Drusen verschiedener Gestalt meist in
geringer Anzahl vorhanden.
Opuntieae.
Opuntia Mill.
Opuntia Boliviana S. (Glomeratae).
Sehr zahlreiche Schleimzellen.
Maasse derselben: 0,112 X 0,112 X 0,140 mm,
Maasse der Zellen: 0,098 — 0,098 — 0,112 mm.
Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. Krystallzellen ver-
einzelt im Mark. Im chlorophyliführenden Parenchym liegt die
Längsachse der Schleimzellen horizontal, in Rinde und Mark ver-
tikal. In den Schleimzellen finden sich Quadratoktaeder.
OÖ. papyracantha (Platyacanthae).
Schleimzellen in geringer Zahl vorhanden.
Maasse derselben: 0,112 — 0,084 — 0,084 mm,
Maasse der Zellen: 0,070 — 0,084 — 0,098 mm.
Krystalldrusenschicht unter der Epidermis.
O. Salmiana Parm. (Divaricatae).
Schleimzellen nicht sehr zahlreich.
Maasse derselben: 0,084 — 0,112 — 0,154 mm,
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,098 — 0,098 mm.
Krystalldrusenschieht unter der Epidermis. In den Schleim-
zellen findet sich je eine sternförmige Druse.
OÖ. Bernardina Hort. Hge. et Schm.
Krystalldrusenschieht unter der Epidermis.
Maasse der Schleimzellen : 0,140 — 0,112 — 0,098 mm,
Maasse der Zellen: 0,112 — 0,070 — 0,042 mm.
O. vulgaris Mill. (Ellipticae).
Krystalldrusenschieht unter der Epidermis. Schleimzellen
massenhaft vorhanden.
Maasse derselben: 0,154 — 0,252 — 0,112 mm.
Maasse der Zellen: 0,126 — 0,154 — 0,070 mm.
Krystallzellen mit grossen unregelmässigen Drusen, denen ein
monoklines Prisma mit kurzer Hauptaxe zu Grunde zu liegen
scheint.
O. Rafinesquiana Engelm.
Zusammenhängende Krystalldrusenschicht unter der Epidermis.
Schleimzellen zahlreich.
Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 331
Maasse derselben: 0,154 — 0,112 — 0,140 mm,
Maasse der Zellen: 0,112 — 0,084 — 0,126 mm.
Krystallzellen mit sternförmigen Drusen in grosser Zahl im
Parenchym.
OÖ. Ficus indica Mill.
Einjähriger Spross: Krystalldrusenschicht unter der Epi-
dermis. Schleimzellen zahlreich.
Maasse derselben: 0,140 — 0,210 — 0,224 mm.
Krystallzellen nicht sehr häufig.
Zehnjähriger Stamm: Schleimzellen sehr selten, meist grosse
sternförmige Drusen enthaltend. Im Rindenparenchym zahlreiche
Drusen, aus Prismen mit sehr langer Hauptaxe bestehend. Kry-
stallzellen massenhaft vorhanden. Ueber dem Hypoderma eine
starke Korkschicht.
OÖ. albicans 8.
Epidermiszellen mit körnigem Wachsüberzug bekleidet. Kry-
stalldrusenschicht unter der Epidermis. Krystallzellen vereinzelt.
Schleimzellen in Rinde und Mark, zum Theil viele Vakuolen ent-
haltend.
Maasse derselben: 0,140 — 0,168 — 0,112 mm,
Maasse der Zellen: 0,140 — 0,112 — 0,112 mm.
OÖ. filipendula Engelm. (Setispinae).
Schleimzellen massenhaft vorhanden.
Maasse derselben: 0,112 — 0,168 -— 0,112 mm,
Maasse der Zellen: 0,140 — 0,112 — 0,126 mm.
Längsachse horizontal. Unter der Epidermis eine Schieht von
0,023 mm im Durchmesser haltenden Sphärokrystallen. Um die
Gefässe herum Krystallzellen mit sternförmigen Drusen. In den
Schleimzellen finden sich central gelegene, kleine, sternförmige
Drusen.
O. rubescens S. (Cruciatae).
Halbjährige Pflanze. Schleimzellen in geringer Anzahl im
chlorophyliführenden Parenchym vorhanden.
Maasse derselben: 0,126 — 0,140 — 0,182 mm,
Maasse der Zellen: 0,112 — 0,168 — 0,196 mm.
Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. Vereinzelte Kry-
stallzellen mit sternförmigen Drusen in der Nähe der Gefässbündel.
OÖ. Brasiliensis Haw. (Paradozxae).
Schleimzellen zahlreich:
Maasse derselben: 0,126 — 0,140 — 0,168 mm,
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,098 — 0,112 mm.
Krystallzellen sehr zahlreich, mit sternförmigen Drusen von
0,042 mm Durchmesser. In den Schleimzellen findet sich je eine
sternförmige Druse von 0,014 bis 0,023 mm Durchmesser. Kry-
stalldrusenschicht unter der Epidermis ziemlich lückenhaft, aus
sphaerokrystallähnlichen Drusen bestehend.
22*
332 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
O. brachyarthra Engelm. (Xerocarpeae).
Schleimzellen massenhaft vorhanden.
Maasse derselben: 0,084 — 0,098 — 0,140 mm,
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,084 — 0,098 mm.
Krystalldrusenschicht unter der Epidermis.
O. leonina Hge. et Schm. (Clavatae).
Sehleimzellen vereinzelt.
Maasse derselben: 0,098 — 0,168 — 0,140 mm,
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,098 — 0,112 mm.
Sehleimzellen im ehlorophyliführenden Parenchym horizontal,
im Mark vertikal gestreckt. Krystalldrusensehicht unter der Epi-
dermis.
O. arborescens Engelm. (Cylindricae).
Schleimzellen ziemlich zahlreich.
Maasse derselben: 0,182 — 0,126 — 0,126 mm,
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,112 — 0,126 mm.
Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. Krystallzellen mit
sternförmigen Drusen von 0,042 mm Durchmesser.
Aus Obigem geht hervor, dass für die Opuntien die sphaero-
krystallähnlichen Oxalatdrusen, die je eine Hypodermazelle aus-
füllend, in dichter Schicht unter der Epidermis liegen, charakte-
ristisch sind. Schleimzellen, meist von doppelter Grösse im Ver-
gleich zu den übrigen Zellen, sind stets vorhanden und enthalten
sternförmige Drusen. Krystallzellen im Parenehym zahlreich. Bei
einigen Arten findet sich ein Wachsüberzug.
Peireskieae.
Peireskia Mill.
Peireskia subulata Mhlpf.
Stamm: Schleimzellen zahlreich, von Vakuolen durchsetzt.
Maasse derselben: 0,280 — 0,168 — 0,210 mm,
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,112 — 0,140 mm.
Unter der Epidermis eine zusammenhängende Sehicht von
sphaerokrystallähnlichen Drusen vorhanden. Im Parenchym Kry-
stallzellen häufig, sternförmige Drusen von 0,028 bis 0,056 mm
Durehmesser enthaltend, denen ein monoklines Prisma mit sehr
langer Hauptaxe zu Grunde liegt. Blatt: Schleimzellen in ge-
ringer Zahl vorhanden.
Maasse derselben: 0,196 — 0,098 — 0,210 mm,
Maasse der Zellen: 0,140 — 0,112 — 0,112 mm.
P. aculeata Plum.
Stamm: Grosse Schleimzellen in Rinde und Mark sehr- häufig.
Maasse derselben: 0,168 — 0,154 — 0,084 mm,
Maasse der Zellen: 0,070 — 0,070 — 0,098 mm.
Krystallzellen in Rinde und Mark. Blatt: Schleimzellen un-
regelmässig vertheilt; theils direkt unter der Epidermis liegend,
theils tiefer.
Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Caeteen. 333
Maasse derselben: 0,098 — 0,098 — 0,112 mm,
Maasse der Zellen: 0,054 — 0,042 — 0,070 mm.
Vereinzelte Krystallzellen.
P. Bleo DC.
Stamm: Schleimzellen in Rinde und Mark.
Maasse derselben: 0,230 — 0,308 — 0,364 mm.
Mitunter kurze Gänge von 0,084 mm Durchmesser bildend.
Maasse der Zellen: 0,070 — 0,084 — 0,112 mm.
Krystallzellen zahlreich.
Blatt: Die Hauptmasse der Schleimzellen im Pallisadenparen-
chym an der Oberseite des Blattes.
Maasse derselben: 0,098 — 0,154 — 0,126 mm,
Maasse der Zellen: 0,070 — 0,098 — 0,056 mm.
Krystallzellen vorhanden.
Für die Peireskieae ergibt sich mithin: P. subulata nähert
sich ihrem anatomischen Verhalten nach den Opuntien. Im
Uebrigen sind bei den Peireskien Scheimzellen immer vorhanden,
die übrigen Zellen an Grösse um das Doppelte bis Vierfache über-
treffend, mitunter zu kurzen Gängen verschmelzend. Sie fehlen
den Blättern ebenfalls nicht, sind aber hier beträchtlich kleiner.
Krystallzellen mit unregelmässigen Oxalatdrusen sind in Zweigen
und Blättern vorhanden.
Versucht man die gesammte Familie der Cacteen im Bezug
auf das Vorkommen und die Vertheilung der Sekretbehälter zu-
sammenzufassen, so erhält man folgendes Resultat:
1. Nur Krystallzellen vorhanden.
a. unregelmässig vertheilt:
Anhalonium, Mammillariae longimammae, crinitae, heteracanthae
p. p-, subsetosae, stelligerae, M. elephantidens Lem., Rhipsalis pa-
radoxa S.
b. eine zusammenhängende Schicht unterhalb der Epidermis
bildend, indem in jeder Zelle des Hypoderma je ein Einzelkrystall
oder eine Krystalldruse liegt
Pelecyphora, Astr opktum, Echinocaetus z. g. T.
2. Milehsaftführende Gänge und Krystallzellen
vorhanden.
Mammillariae: centrispina und angulares: M. nigra Ehrenb.,
rhaphidacantha Lem., macromeris Engelm., Leuchtenbergia?
3. Schleimzellen und Krystallzellen vorhanden.
a. Krystallzellen unregelmässig vertheilt:
Malacocarpus , Echinocaetus Ottonis Lehm., Monvillei Lem.;
Echinopsis, Pilocereus, Cereus, Echinocereus , Piallocactus, Epi-
phyllum, Rehipsalis, Pfeiffera, Lepismium, Peireskia.
b. Krystallzellen eine zusammenhängende Schicht unter der
Epidermis bildend:
Mammillaria macrothele Mart., Melocactus, Opuntia, Peireskia
subulata Mhlpf.
334 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
Nachdem die Verbreitung der Schleimzellen in der Familie
der Cacteen durch vorstehende Untersuchungen festgestellt ist,
möchte ich hier Einiges über die Schleimzellen selbst, sowie über
die Lage und Vertheilung derselben im Allgemeinen anschliessen.
Der Inhalt der Schleimzellen besteht aus einer hyalinen Grund-
masse, der hin und wieder kleine Körnchen eingelagert sind. Die-
selbe zeigt am Rande eine der Zellwand parallel verlaufende
Schiehtung, während in der Mitte meist eine unregelmässig ge-
staltete Masse vorhanden ist. In anderen Fällen ist die Grund-
masse von Vakuolen durchsetzt. Oft enthalten die Schleimzellen
Oxalat-Krystalle, sowohl Einzelkrystalle, Quadratoktaeder und
Prismen, als auch Krystalldrusen, sowie Sphaerokrystalle.
Schleim- oder Gummigänge, wie solche von den älteren Autoren
als im Phloem oder in der Nähe desselben verlaufend angegeben
werden, konnte ich trotz der so zahlreich angestellten Untersuchungen
nicht auffinden. Den einzigen Fall, der an Gänge erinnert, sah ich
im Stamm der Peireskien. Hier fliessen mehrere hinter einander
liegende Schleimzellen zusammen und bilden so verschieden lange
Zellen oder gewissermaassen Gänge. Dieselben liegen jedoch so-
wohl in der Rinde als im Mark und lassen keinerlei Beziehung zu
dem Phloemtheil der Gefässbündel erkennen, auch anastomosiren
sie weder miteinander, noch verzweigen sie sich. In allen anderen
Fällen sind nur Schleimzellen vorhanden, die sich fast immer
durch ihre Grösse auszeichnen ; von gleichem Durchmesser mit den
umliegenden Parenchymzellen beginnend (bei Prlocereus, Rhipsalis),
bis zu doppeltem und fünffachem Durchmesser anwachsend (ber
Opuntia und FPeireskia).
Die Schleimzellen verhalten sich in der Lage ihrer Längsachse,
soweit eine solche zu unterscheiden ist, analog dem umgebenden
Zellgewebe. Dieselbe liegt daher in dem chlorophylliführenden
Parenchym , dessen Zellen horizontal gestreckt sind, horizontal;
im Rindenparenchym tritt eine Längsachse nur bei den Peireskien
hervor, bei welchen sie wie die des Zellgewebes vertikal steht.
Eine gleiche Lage ist für das Markparenchym Regel.
Die Hauptentwieklung der Schleimzellen findet in dem chlo-
rophyliführenden Parenchym statt, sowohl was Grösse als Häufig-
keit anbetrifft. Bei Arten, die nur wenige Schleimzellen besitzen,
liegen sie an dieser Stelle. Von der Peripherie nimmt ihre Grösse
nach Innen zu ab, ist folglich im Mark am geringsten. Bei
manchen Gattungen, P’hyllocacteen und Cereen, kommt dazu noch
eine zweite Anhäufung der Schleimzellen im Mark, doch stehen
diese an Grösse denen der Rinde weit nach. Das Maximum an
Grösse und Zahl erreichen sie im den vorspringenden Kanten,
Flügeln und Warzen und erfüllen sie diese mitunter vollständig.
In den Blättern der Opuntien finden sie sich vereinzelt im Palli-
sadenparenchym. Bei den Peireskien liegen, wie schon oben er-
wähnt, die Schleimzellen der Längsachse der Pflanze parallel. Sie
sind von bedeutender Grösse und in Rinde und Mark gleich
häufig. Bei Peireskia Bleo verschmelzen sie zum Theil zu Schleim-
gängen, die dann einen erheblich geringeren Durchmesser zeigen
ee
Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 335
als die einzelnen Schleimzellen. In den Blättern liegen die Schleim-
zellen vereinzelt im Pallisadenparenchym, bald direkt unter der
Epidermis, bald tiefer.
In den Wurzeln sind keine Schleimzellen vorhanden, weder
in den rübenförmigen Hauptwurzeln, noch in den Faserwurzeln.
Sie fehlen ebenso den Luftwurzeln, welche bei einigen schleim-
führenden Arten vorkommen. Desto zahlreicher treten sie in den
Blüten und Früchten auf. In den ersteren erstreckt sich ihre
Verbreitung bis in die Blumenblätter, in den letzteren finden sie
sich in grosser Menge in den Carpellen.
Sekret der Scehleimzellen.
Die Wandung der Schleimzellen, die in allen Fällen deutlich
erkennbar ist, färbt sich mit Jod und Schwefelsäure blau, besteht
also aus Cellulose. Ein Unterschied von der Wandung der übrigen
Zellen ist nicht wahrzunehmen.
Bei der Behandlung mit Jodjodkalium verquillt in Folge des
Zutretens von Wasser der Schleim und es zeigt sich im Innern
der Zellen ein Plasmanetz, in welchem einige blau gefärbte Stärke-
körnchen (Reste von Chromatophoren) hängen, ausserdem einige
hellglänzende Körperchen. Auf Zusatz von Kali (zu dem in Al-
kohol liegenden Schnitt) tritt eine leichte Quellung der Schleim-
zellen ein, dieselben werden durchsichtig, ohne dass der Schleim
heraustritt. Schwefelsaures Kupferoxyd und nachfolgende Behand-
lung mit Kahlösung färbt den Schleim hellblau. Mit Alkannatinktur
gibt der Schleim die bekannte Reaktion. Hanstein’s Anilin-
violett färbt dieselben intensiv violett. Chloroform löst einen Theil
des Sekretes, lässt aber eımen körnigen Rückstand.
Hieran anschliessend möchte ich Einiges über die Behandlungs-
methoden, die sich am besten bewährten, mittheilen,
Das beste Härtungsmittel ist Alkohol, doch muss derselbe in
verschiedenen Stärkegraden angewendet werden, indem er bei
Arten mit massenhaften Schleimzellen,, wie z. B. Opuntien, in zu
starker Concentration Sprödigkeit verursacht. In allen Fällen ge-
nügt Alkohol von 90°/o, der natürlich bei der Härtung diekerer
Stücke mehrmals gewechselt werden muss. Er ist zugleich das
best€e Medium für das Einlegen beim Betrachten der Sehnitte, vor-
ausgesetzt, dass dieselben dünn genug sind. Um das schnelle
Verdunsten des Alkohols zu verhindern, wurden solche Präparate
provisorisch mit einer durch Wärme flüssig gemachten Mischung
von Guttapercha und Rindertalg verschlossen.
Bei diekeren Schnitten, wie sie des Volumens der Schleim-
zellen wegen häufig untersucht werden mussten, wurde mit Vortheil
Nelkenöl angewandt, welches den Schleim nicht löst und in welchem
die Schleimzellen in Folge des Durchsichtigwerdens des übrigen
Zellgewebes sehr deutlich und scharf hervortreten. Um Schrumpfung
zu vermeiden, müssen die Schnitte jedoch vorher genügend in ab-
solutem Alkohol gehärtet sein. DBleiessig, welchen Meyer in
336 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
seiner Abhandlung über die Knollen der einheimischen Orchideen *)
empfiehlt, um das Quellen des Schleimes zu verhindern, hatte diese
Wirkung nur bei einigen Arten, z. B. Opuntien, während bei den
meisten der Schleim sich löste. Zum Einschliessen ven Schleim-
zellenpräparaten diente Canadabalsam. Färbemittel können nur
in alkoholischer Lösung in Betracht kommen und empfehlen sich
hier in erster Reihe Fuchsin, Methylviolett, Methylgrün und be-
sonders eine Mischung von Fuchsin und Methylviolett, das so-
genannte Hanstein’sche Anilinviolett. Ausserdem färbt alko-
holische Haematoxylintinktur den Schleim lebhaft, während Eosin
ihn nicht tingirt. Hierauf beruht die Möglichkeit emer Doppel-
färbung, da Eosin das Zellgewebe lebhaft färbt. Man bringt die
Schnitte in eine alkoholische Methylgrünlösung; nachdem die
Schleimzellen gehörig gefärbt sind, für ganz kurze Zeit m eben-
solehe Eosinlösung, hellt mit Nelkenöl etwas auf und schliesst in
Canadabalsam ein. Die grün gefärbten Schleimzellen heben sich
dann sehr deutlich von dem rosa Untergrund ab.
Milcehsaftführende Gänge.
Viele Arten von Mammillaria sind durchsetzt von einem System
von Gängen, die beim Ansehneiden einen weissen, diekliehen, an
der Luft bald. erhärtenden Saft im ziemlicher Menge ausfliessen
lassen. Dieser Saft ist in Wasser unlöslich, m Chloroform bei
längerer Einwirkung und genügender Menge vollständig löslich,
Alkohol löst Spuren davon, Aether einen Bruchtheil. Da ferner
Alkannatinktur die Gänge lebhaft roth färbt, so möchte ich den
Inhalt als ein Gemenge von harz- und kautschukartigen Substanzen
betrachten.
Der Durehmesser der Gänge ist sehr schwankend und diffe-
rirt von 0,042 bis 0,140 mn, während die Maasse der Zellen
0,070 X. 0,098 X. 0,112 mm betragen.
Der Verlauf dieser Gänge ist em regelloser; im Innern der
Pflanze sind sie sehr vereinzelt, nach der Peripherie nehmen sie
an Häufigkeit zu. Im Rindenparenchym anastomosiren sie mit
einander und schicken zahlreiche Aeste in das chlorophyliführende
(Pallisaden-) Parenehym, besonders in dasjenige der Warzen. Hier
folgen die Gänge dem Verlauf der Zellreihen und erstrecken sich
bis unter das Hypoderma. Im Rindenparenehym der Hauptwurzeln
sind ebenfalls zahlreiche milehsaftführende Gänge von 0,070 bis
0,140 mm Durchmesser vorhanden; bis in die kleineren Neben-
wurzeln scheinen sich dieselben nicht zu erstrecken, wenigstens
konnten in den untersuchten Schnitten solehe nieht aufgefunden
werden, auch ergaben Verwundungen von Wurzeln lebender
Pflanzen negative Resultate.
(Fortsetzung folgt.)
*) Arthur Meyer, Ueber die Knollen der einheimischen Orchideen. (Archiv
der Pharmacie. Bd. XXIV. Göttingen 1886.)
Ludwig, Australische Pilze. 337
Australische Pilze“)
Von
Prof. Dr. F. Ludwig.
1. Eine neue Batarrea.
Australien bietet, wie überhaupt die südliche Hemisphäre, eine
grosse Anzahl merkwürdiger Gasteromyceten; wir erinnern an die
australischen Phalloideen Aseroö rubra La Bill., As. pentactina
Endl., As. actinobola Cord., As. viridis Berk., Lysurus aseroöformis
Cord., Anthurus Muellerianus Kalchbr., Ileodietyon eibarium Tul.,
Clathrus pusillus Berk., Clathrus gracilis Berk. neben unserem ein,
heimischen Clathrus cancellatus L., Cynophallus Papuanus Kalchbr.-
Phallus Tahitensis Schlecht., Ph. Novae Hollandiae Cord., Ph. me-
rulinus Berk., Ph. curtus Berk., die Lycoperdaceen: Lycoper-
don Gunnü Berk., Bovista lilacina Mont. et Berk. ete., Geaster
Archeri Berk., @. australis Berk., @easter vittatus Kalehbr. und
an die merkwürdige Gattung Batarrea der Unterabtheilung der
Diplodermei, deren bis fusslanger holziger Stiel und deren mit
Spiralverdiekungen der Membran versehene Capillitiumfasern
zwischen den Sporen der inneren Peridie einzig dastehen dürften
in dem Reich der höheren Pilze. Von letzterer Gattung ist aus
Australien eime Art als Batarrea Mülleri von Kalehbrenner
beschrieben und abgebildet worden (Ertekezesek a termeszettudo-
mänyok Köreböl. Kiadja a Magyar Tudomänyos Akademia. XII.
kötet. VIII. Zam. 1883. Budapest 1884 p. 3 u. 8. Täbla II. 2.)
Eine dieser letzteren nahestehende Art hat J. G. O. Tepper
kürzlich bei Balaclava in Süd-Australien entdeekt und mir zugesandt.
Gleich der Batarrea Miülleri Kalchbr. weicht dieselbe von
den übrigen bekannten Arten (B. phalloides Fr., B. Stevenii Fr.,
B. Gaudichaudii Mont., B. Guicciardiana Ces.) schon dureh den ganz
mit häutigen Schuppen bedeckten Stiel ab, unterscheidet sich aber
von 5. Müller! durch wesentliche Merkmale. Zunächst ist dieser
Pilz ganz weiss in allen Theilen, unsere Art besitzt einen durch-
weg bis auf die weisslichen Markfasern dunkelbraunen Stiel.
Letzterer ist dort voll, hier durehweg hohl (ähnlich wie bei B.
Steven‘ mit herablaufenden Markfasern versehen), holzig. Die
Sporen haben bei unserer Art 5—5,75 mm Durchmesser, dort
4 u mm Durchmesser u. s. w. Wir benennen diese neue Art nach
dem Entdecker (welcher auch bereits die B. Mülleri am Spencer
Golf in Süd-Australien entdeckt hat) und geben folgende Dia-
gnose:
Batarrea Tepperiana n. sp. Peridium interius membrana
regulariter disrupta sporisque remotis candicans campanulato-mitra-
tum insidet stipiti longissimo sursum incrassato, lignoso intus cavo,
fibris pallidis a pileo per totam cavitatem deeurrentibus. Stipes,
totus squamis paleisve, in superiore parte magnis membranaceis
laceratis, in parte inferiore lineari lanceolatis imbrieatis deorsum
direetis vestitus, dimidio in terra latet, extus, intusque colore brun-
*) Zuerst mitgetheilt im Ver. d. Naturfr. zu Greiz im Januar 1889.
338 Ludwig, Australische Pilze.
neo. Sporae brunneae globosae vix verruculosae 5—5,75 zı diam.
cum fibris capillitii eurtis 5,5—6 zı cerassis spiralibus parce inter-
mixtae sunt.
Habitat ad terram arenosam in Australia, Balaclava (leg. J.
G. OÖ. Tepper). Peridium ca 3 cm latum, stipes 26 cm long.,
bası 0,4, superiore parte 1,8, apice 0,3 cm crassus, cavitatis diam.
0,3—0,5 cm.
Bei dem von mir untersuchten Exemplare fehlte der obere
Theil der inneren die Sporen bergenden Peridie, die Photographie
eines zweiten Exemplars des Pilzes, welche von Herrmm F. J. Craw-
ford in Norwood hergestellt wurde, zeigt indessen, dass die Pe-
ridie zunächst am Scheitel unregelmässig zerreisst und zuletzt sich
rundum fast regelmässig ablöst, so dass wie in dem vorliegenden
Exemplar der Rest einem Agar tcushut nicht unähnlich wird. Von
der äusseren Peridie ist natürlich am Hute bei meinem Exemplar
nichts mehr vorhanden, doch rührt die untere knopfförmige Ver-
diekung des Stieles von den Ueberresten derselben (Volva) her.
Dieselbe löst sich, wie es scheint, bei der Streckung des Stieles-
von diesem nicht ganz los, die häutigen Fetzen und Schuppen,
welche der Batarrea ein so eigenartiges Aussehen verleihen, dürften
die Reste derselben sein. Sie bedecken den oberen Theil des.
holzigen längsfaserigen Stieles unregelmässig bastartig, während sie
an dem unteren in der Erde verbleibenden Theil des letzteren fast
zottig erscheinen. Die Höhlung der holzigen Stielröhre zieht sich
von der Basis (hier nur durch die Volvahaut verdeckt) bis dicht
unter die Hutsubstanz, von welcher sich eine lockere, aus fast par-
allelen weisslichen Fasern bestehende Masse — einem Lampen-
dochte nicht unähnlieh — bis zum unteren Stielende hindurchzieht.
Es kann kaum zweifelhaft sein, dass diese Verbindung auch ganz
wie ein Docht wirkend, die Wasserzufuhr aus den tieferen
Schichten des sandigen Bodens in den sporenbildenden Hut be-
sorgt, während die hohle holzige Röhre, die bei beiden Exem-
plaren "etwas sekrümmt war, als “An passung an die mecha-
nische Inanspr uchnahme des Stieles, durch den die
tief in dem sandigen Boden zur Entwicklung kommende Pe-
vidie über den Boden emporgehoben” wird, ‚zu,be>
trachten sein dürfte. Die hygroskopischen, mit spiraligen Wand-
verdiekungen versehenen Capillitiumfasern erinnern zu schr an die
der Mysomyceten, als dass sie einer anderen Verrichtung als bei
diesen der Oeffnung des Fruchtkörpers und der Verstäubung der
Sporen, angepasst sein könnten.
Der holzige Theil des Stengels erschemt im Längsschnitt aus-
parallelen Fasern zu bestehen, der Querschnitt zeigt aber unter
dem Mikroskop, dass diese häutigen Längsfasern mit einander zu
einem Scheingewebe verbunden sind. Der Querschnitt erinnert
an das Aussehen der Mündungen weitmaschiger Polyporusröhren
bei Loupenvergrösserung. Die eckigen Scheinzellen haben einen
Durchmesser von 15—30 u, die a Faserung entsprechend un-
regelmässig dieken Zwischenwände sind ca. 1,5—4 u dick.
Ludwig, Australische Pilze. 33%
2. Eine mikroskopische Schlingpflanze.
Die 1—2 Fuss hohe strauchartige Euphorbiacee Bertya ro-
tundifolia F. v. M., welche auf Kangoroo Island in Süd-Australien.
verbreitet ist, besitzt sowohl auf ihren dunkelgrünen, ovalen, rauhen
Blättern mit zurückgerolltem Rande, wie an ihren Zweigen dicht
stehende gestielte Stern- oder richtiger Büschelhaare, die häufig —
ich erhielt von dieser Pflanze zu verschiedenen Zeiten Zusendungen
von meinem Freunde Herrn J. G. OÖ. Tepper — eine schwärz-
liche Färbung haben und die Färbung der gesammten Sträucher
noch dunkler erscheinen lassen. Eine nähere Untersuchung zeigte
mir, dass diese Färbung durch die braunen Sporenhäufehen und
(gegliederten) Fäden eines Pilzes verursacht werden, welcher ein,.
wie mir scheint, ganz ungewöhnliches Verhalten zeigt.
Die Stiele der erwähnten Haare haben eine Länge von etwa
300—350 « und eine Dicke von 30—50 u und tragen an ihrem
Ende einen Schopf von 10—20 einzelligen, fast in einer Ebene:
(senkrecht zum Stiel) ausgebreiteten spitzen Borsten, welche gleich-
falls etwa 350 « lang und an der Basis 20—26 u diek sind, aber
nur ein Lumen von 3—5 u besitzen. Die vielzelligen Stiele sind
von dem braunen Pilze meist derartig durchwachsen, dass von dem
Inhalt derselben nicht viel zu sehen ist, vom Ende der Stieles aus:
beginnt jedoch der Pilz eine andere Verbreitung, die Fäden winden
‘sich von dem Centrum des Schopfes aus mit grosser Regelmässig-
keit um die Borsten herum und umschlingen dieselben meist bis
zur Spitze. Nicht selten sind in dieser Weise die sämmtlichen
Borsten eines Schopfhaares umschlungen, regelmässig wie eine
Bohnen- oder Hoptenstange. Bei üppiger Entwicklung verzweigen
sich die Gliederfäden des Pilzes und anastomosiren, bilden Packete-
von Zellen, zuletzt bemerkt man an manchen Borsten nur noch
Häufchen kugeliger Sporen von 5—6 zw Durchmesser. Der
kleine Schlingpilz umwindet die Seitenäste des
Haares fast ausnahmslos linksum. Öb dies eine spezi-
fische Eigenthümlichkeit des Pilzes ist — der der windenden Arten
unter den Blütenpflanzen entsprechend — konnte ich bisher
nicht entscheiden. Doch scheint es mir, als ob die feinen Risse
und Streifungen der Zellhaut, welche linksschraubige Anordnung
haben, durch ihren ungleichen Wassergehalt den Pilztäden den Weg
bezeichneten. Zuweilen sind die Borsten selbst schraubig gedreht,
auch wohl zu zweien verschlungen, doch dies könnte ebensowohb
Wirkung des Schlingpilzes sein, der seine Hauptnahrung der Cellu-
lose zu entnehmen scheint. Der Pilz breitet sich auch auf und in
den Bertyablättern selber aus und es sind hier häufig die Epi-
dermiszellen völlig von einander gelöst oder es sind die Pilzzellen
völlig an die Stelle der dieken Zellwände getreten. Solchen Cellu-
losezerstörungen, hervorgerufen durch einen ähnlichen Pilz, be-
gegnet man in den Holzfasern von entrindeten Holzstämmen und
Bauhölzern, welche lange den Atmosphärilien ausgesetzt waren.
Hier verwittert die Oberfläche derartig, dass sie fast nur noch aus:
(leicht abschabbaren) wolligen, filzigen Fasern bestehen. Letztere:
340 Ludwig, Australische Pilze.
zeigen aber nicht die weisse Farbe, die man nach den bleichenden
Wirkungen der Sonnenstrahlen erwarten sollte, sondern eine schwärz-
lich-graue. Ich fand den Grund für diese Erscheinung darin, dass
diese Fasern sehr regelmässig von eimem bräunlichen Pilz durch-
wuchert werden, welcher anscheinend die direkte Ursache jener
Zerfaserung und der Bildung jener Holzwolle ist. Der fragliche
Pilz dürfte hier in die Verwandtschaft von Fumago salieina oder
vielleicht auch zu Pleospora herbraum gehören.
Der Pilz der Bertyahaare scheint im Zusammenhang zu stehen
mit perlschnurartigen verzweigten hyalinen Torulaketten auf der
Blattoberfläche, wenigstens gehen diese häufig in die braunen, dem
Sehlingpilz eigenen Zellreihen über. Saccardo hat diesen Pilz
Heterobotrys paradoxa benannt.
3. Brandpilze.
Von Ustilagineen sind aus Australien bisher folgende Arten
bekannt geworden:
Ustilago australis Cke. in den Fruchtknoten von Eriachne.
U. Millleriana Thüm. in den Samen von Juncus planifolius.
U. Fimbristylis Thüm. in reifen Samen von Fimbristylis.
U. marmorata Berk. auf Blättern von Isolepis prolifera.
U. bromivora (Tul.) Wint. in den Blüten von Bromus mollis.
U. segetum (Bull.) Wint. in den Blüten von Avena sativa.
U. solida Berk. auf Schoenus imberbis.
U. utrieulosa (Nees) Wint. in den Blüten von Polygonum minus.
Cintractea axicola Berk. in den Früchten und Rispen von
«Cyperus, Fimbristylis und Seirpus.
Doassansia punetiformis Wint. auf Blättern von Zythrum
hyssopifolium.
Thecaphora globuligera Berk. et Br. in den Spelzen von Leersia
hexandra.
Sorosporium Müllerianım Thüm. in den Rispen von Cladium
flum.
8. Eriachnes Thüm. in den Achren von Zriachne.
Cerebella Paspali Cke. et Massee auf Paspalus scrobiculatus.
In Deutschland sind nach Winter 86 Species, nach Saec-
cardo (De Toni) insgesammt gegen 400 Arten bekannt. Es
scheint daher die Ustilagineenflora Australiens noch wenig Gegen-
stand specieller Untersuchungen gewesen zu sein, wie dies auch
für die Uredineen und andere Abtheilungen des Pilzreiches gilt.
Ich habe daher meinen Freund J. G.O. Tepper ersucht, zunächst
den genannten Familien seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ihm
dankt seitdem die Wissenschaft bereits verschiedene neue Uredineen,
wie Uromyces Limosellae Ludw., Uromyces digitatus Wint., auch
Phragmidium Barnardi Plowr. et Wint. erhielt ich von ihm, bevor
er diesen Namen erhielt. Die letzte Sendung, welche mir zuging,
enthält auch bereits eine neue hübsche Ustilaginee, welche aus-
gedehnte Sporenlager in den Infloreseenzen und Blattscheiden von
Amphipogon und Neurachne bildet:
Botanischer Verein in München. 341
Ustilago Tepperi n. sp. Pulvere sporarum atro, partes
florales et superiorem caulis partem destruente; sporis plerumque
sphaerieis aut breviter ellipsoideis 12-——17 « diam. brunneis, epi-
sporio papillo ac paene aculeato.
Hab. in Amphipogone strieto et Neurachne alopecuroide
Australiae (Torrens Garge et Highbury serub) Igt. J. G.O. Tepper.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München.
(Fortsetzung.)
IV. ordentliche Monatssitzung.
Montag den 11. Februar 1889.
Herr Professor Dr. €. 0. Harz spricht im Anschluss an seine-
früheren diesbezüglichen Mittheilungen*), unter Demonstration des
vorgetragenen Materials über
Bergwerkspilze 1.
aus den Kohlenbergwerken Hausham und Penzberg
in Obervayern.
I. Telephorei.
1. Corticium (Hypochnus) subterraneum n. sp. Thallus häutig-
filzig, der Unterlage nur locker angebeftet, stellenweise leicht ab-
trennbar, das Hymenium pulverig-filzig, gleichmässig die Oberfläche
überziehend, grau. Sporen an beiden Enden gerundet, oval, bräun-
lich-grau, 3.5—3.7 u breit, 6—7 u lang.
Nicht selten in der Leitzachsohle und im Moritzstollen.
2. Corticium (Hypochnus) ferrugineum Pers. In der bereits-
früher beschriebenen Form wiederum an zahlreichen Stellen sowohl
in Hausham als in Penzberg aufgefunden.
3. Cortieium (Telephora Pers.) incarnatum Fr. Aeusserlich.
auf das Genaueste in Farbe und Form mit dem oberirdisch ge-
wachsenen Corticium incarnatum Fr. übereinstimmend; nur durch
die Sporen abweichend. Nach Fuckel besitzt C. incarnatum
kugelige Sporen von 4 Durchmesser, während die der Bergwerks-
form länglich sind und 4.6—4.8 u Länge bei 2.1—2.3 u Dicke be--
sitzen.
Pilzrasen verschieden gestaltet, meist rundlich-lappig ausge--
breitet, 1—3 Ctm. im Durchmesser.
Im Haushamer Stollen auf Fichtenrinde.
II. Hydnei.
4. Grandinia (Odontia Pers.) crustosa Fr. Schmutzig-weiss,.
fein granulirt, zarthäutig, hin und wieder als dünnes Häutchen ab-
*) Botanisches Centralblatt. Bd. XXXVI. Nr. 12.
342 Botanischer Verein in München.
lösbar, meist aber der Fichtenholzunterlage fest anhaftend. Gestalt
aunregelmässig, zerklüftet, lappig u. s. w. Sporen vorwiegend
kugelrund, zuweilen nach einer Richtung fast unmerklich verlängert,
3.8-—4.5 .ı im Durchmesser. Die gerundeten, stumpfen Hymenial-
papillen von 0.07—0.15 M. Quer-Durchmesser.
Im Haushamer Stollen.
5. Hydnum farinaceum Pers.
Ueberzieht gleichmässig grössere Flächen von Fichtenholz-
objekten. Die jüngsten Stellen haben das Aussehen aufgestreueten
weissen Mehles, später geht die Farbe in ein schmutziges Weiss
über. Die Anfangs in der Farbe mit der Thallus-Unterlage über-
einstimmenden Stacheln erhalten zuletzt ein durchscheinendes, wachs-
oder besser carragheenartiges Aussehen, wodurch sie sich von der
Unterlage ziemlich scharf abheben.
Im Moritzstollen an Fichtenbalken.
6. Hydnum coralloides Scop., H. ramosum Bull.
Die normale, bei Lichtzutritt gewachsene Form an Fichtenholz
am Schliers und Hausham nicht selten im Spätsommer und Herbste
in ausserordentlich üppigen Exemplaren vorkommend. Die Hyphen
der Fruchtträger 4—12 u dick, mit sehr kleinem Lumen. Sämmt-
liche Hyphen und ebenso die Wandungen der kugeligen, 4.8 —5.2 u
grossen Sporen aus Amyloid bestehend ; sie werden demgemäss
durch Jodlösung insgesammt prachtvoll blau gefärbt. Dünne
Schnitte, mit Jodlösung befeuchtet, erscheinen dem unbewaffneten
‚Auge tief violettblau.
Im Münchener Staatsherbar befindet sich ein von L. B. de
Strauss gesammelter, als Hericium Stalactieium Schrank bezeich-
neter Pilz. Nach eingehender mikroskopischer Untersuchung finde
ich diesen Pilz in allen Punkten, namentlich in Form und Grösse
der Sporen, sowie in der Amyloidreaction auf’s genaueste überein-
stimmend mit dem normalen HAydnum coralloides.
Es ist demnach das Hericium Stalacticium Schrank zu
streichen.
Hydnum coralloides var. subterranea Hrz. erhielt ich am
6. November 1888 durch die Freundlichkeit des Herrn Bergwerks-
directors Engel zu Hausham von der „Leitzachsohle“, woselbst
dasselbe „in einer Teufe von SO m gefunden worden“.
Es sind 7—8 cm hohe und breite Individuen mit theils auf-
wärts, theils abwärts gerichteten Stacheln; reich verzweigt, doch
nicht so dicht, wie die am Lichte gewachsenen normalen Formen.
Die Hyphen sind viel dichter an einander gedrängt, als bei den
Lichtformen, die Aeste sehen daher nicht weiss, sondern gelblich
durchscheinend aus, und nach dem Trocknen erscheinen sie nicht
matt kreidig weiss, sondern hornartig, oder besser carragheenartig.
Sporen kugelig, 4.0—5 u gross, durch Jodlösung gebläut.
Die Hyphen sind dünner, als bei der Lichtform, meist nur 4.0 bis
5 u dick und häufig weiterlumig, durch Jodlösung werden sie
weniger deutlich blau gefärbt, viele färben sich damit gar nicht.
Botanischer Verein in München. 343
Dünne Schnitte mit Jodlösung behandelt, erscheinen dem un-
bewaffneten Auge braun: erst unter dem Mikroskop erkennt man
‚die theilweise Blaufärbung.
III. Polyporei,
T. Merulius laerymans (Wulf) Fr.
Im Haushamer Stollen.
S Trametes (Boletus Bull.) eryptarum Hrz. Heterobasidion
annosum Bref. Unters. Bd. VII.
Diesen, in unseren Bergwerken sehr häufigen, im vergangenen
Jahre noch im Penzberger Kohlenbergwerk an mehreren Orten ge-
sehenen Pilz habe ich bereits in meiner früheren Mittheilung als
Trametes scutata, aufgeführt. Die inzwischen wieder gesammelten
Exemplare lassen keinen Zweifel mehr darüber bestehen, dass wir
in Hoffmanns Poria scutata denselben Pilz vor uns haben, wie
in Bulliard’s Boletus eryptarum. Beide sind identisch; nur sind
die von Hoffmann gezeichneten so charakteristischen Formen
viel häufiger, als dievon Bulliard abgebildeten, mehr dem normalen
Typus entsprechenden Formen. Bulliard giebt folgende Be-
schreibung:
„Ce Bolet qui n’a encore &t@ rencontre que dans les mines,
des carrieres, des caves humides est d’une substance subereuse tres
sporzieuse; il reste pendant un grand nombre d’annees attach& dans
une direction verticale & des pices de bois dont il recouvre quel-
que fois toute la surface, dans son developpement parfait sa partie
superieure chargee de rides est pli&e en gueule de carpe, sa partie
inferieure est garnie de longs tubes fort irreguliers ......
Diese Angaben, in Verbindung mit der sehr guten Abbildung
entsprechen vollkommen den mehr normal entwickelten Individuen
des vorliegenden Pilzes. Da nun die Bulliard’sche Bezeichnung
älter ist, als die G. F. Hoffmann’sche, so gebührt jener das
Vorrecht. Im Uebrigen verweise ich auf meine frühere Mit-
theilung.
9 und 10. Trametes odorata Fr. und T. Pini Fr. wurden in
denselben Formen, wie früher in Hausham, so auch in Penzberg
gefunden.
11. Polyporus vaporarius Fr.*)
Ausser den früher beschriebenen Variationen, die auch in
Penzberg vorkommen, wurde diesmal in der Leitzachsohle die
normale, Poren und Sporen bildende Form aufgefunden. Die
resupinate Fruchtform ist der Unterlage fest auf- und eingewachsen,
uneben, bildet ein 5—10 mm mächtiges Lager von kreidig weisser
Farbe. Die Poren erscheinen auf dem Querschnitt sehr verschieden,
kreisförmig, oval bis länglich, aber nicht eckig, von 0.15 —0.5 mm
Weite. Die farblosen Sporen sind oval, 2.3—3 u breit, 4.6—5 u lang.
12. Polyporus (Poria Pers., Boletus Pers.) vitreus Fr., Poly-
porus xylostromeus Pers. Myc. eur. II. p. 112.
*) In meinen früheren Mittheilungen, Bot. Centralbl. Bd. XXXVI. S. 379 ist
ganz oben im Drucke ausgelassen, beziehungsweise aus Versehen auf eine andere
‚Seite verdruckt worden. 8. Polyporus (Poria Pers., Boletus Pers.) vaporarius Fr.
344 Botanischer Verein in München.
Die jugendlichen, auf der meist sehr feuchten Unterseite horizontal
verlaufender Bretter und Gerüste wachsenden Pilze sind 0.3—0.6 mm.
dick, häutig, etwas spröde, lassen sich leicht von der Unterlage in
Decimeter langen und breiten Stücken abheben. Sie bestehen aus
concentrisch ausgewachsenen Individuen, die sich schliesslich im
Verlaufe ihres Wachsthums mit einander vereinigt haben. Getrocknet
sind diese häutigen Platten brüchig und spröde, gegen das Licht
gehalten, besonders an den Rändern pergamentähnlich durchscheinend.
Die stumpfen Poren, 0.09—0.13 Mm. im Durchmesser, sind meist
kreisrund, im ausgewachsenen Zustande 1.3—2.2 Mm. lang. Sporen
farblos, kugelrund, von 3.6—4.9 1 Durchmesser.
Alte, dem Absterben nahe gekommene Pilze haben ein ganz
anderes Aussehen; sie werden matt, die Poren werden weiter, also
deutlicher, gegen das Licht gehalten, haben sie nichts Pergament-
artiges; sie sind nicht mehr transparent. Oft sind sie schwielig.
Während junge Pilze eine gelblich-mehlig-weisse Farbe und ein
bereiftes, sammetartiges Aussehen haben, sind die alten Pilze weiss-
farbig, bräunlich, matt.
Auf den alten Pilzplatten entwickeln sich häufig neue Individuen
und breiten sich über jene auf grosse Strecken aus. Dies kann
sich noch ein- oder einige Male wiederholen. Man findet daher
nicht selten 2—4 Stockwerke über einander, welche sich mittels
einer Messerklinge meist ohne Schwierigkeit von einander lostrennen
lassen.
Ausser der gewöhnlichen, sich gleichmässig ausbreitenden Normal-
form kommen zerrissene, gelappte oder vielfach durchbrochene
Platten vor.
An sehr feuchten Stellen entsteht eine unregelmässig knollige,
zerklüftete, krustige Form, var. erustosa n. var., welche von labyrinth-
artigen Kanälen und Spalten durchzogen ist.
Wenn an solchen oder an anderen Formen constant Wasser
abtropft, so wächst der Pilz zu 1—5 cm langen Röhren aus. Etwas
ähnliches kommt, wie früher berichtet, noch bei Polyporus vaporarius
vor. Nicht unerwähnt möge sein. dass im Münchener Staatsherbar
in der Rabenhorst’schen Sammlung, Fung. europ. No. 1412
sich unter der Bezeichnung „Polyporus callosus Fr.“ ein Stück des
vorliegenden Polyporus vitreus vortindet; es ist dies ein etwas derbes,
abnormes, krustiges Exemplar, wie solche Vortr. aus dem Kohlen-
bergwerke Penzberg der Gesellschaft vorlegt. Sie sehen dem
Exemplar der Rabenhorst’schen Sammlung zum Verwechseln
ähnlich, stammen aber ersichtlich von dem durchscheinenden Poly-
porus vitreus ab.
Demnach dürfte es erlaubt sein, die Frage aufzuwerfen, ob der
Polyporus callosus Fr. überhaupt als eigene Art existenzfähig bleibt,
oder ob wir es hier vielmehr mit krustenförmigen Variationen des
P. vitreus zu thun haben?
(Fortsetzung folgt.)
Pilze. 345
Ss
Referate.
Brefeld, 0, Untersuchungen aus dem Gesammtgebiet
der Mykologie. Heft. VII. Basidiomyceten. II. Proto-
basidiomyceten. Mit 11lithographirten Tafeln. Leipzig 1888.
(Fortsetzung.)
Die Aussprossung der 4 Sporen aus den 4 Theilzellen der Basidie
erfolgt gleichzeitig. Der Ort der Aussprossung zeigt die grössten Ver-
schiedenheiten und steht zur Scheidewand in keiner Beziehung. Die
Sporen schwellen direkt über ihrer Ursprungsstelle an, sie besitzen
keine Spur von Sterigmen. Anfangs erscheinen sie farblos und rund,
später gelblich, schliesslich braun und kuchenartig zusammengedrückt.
Wie die Basidienanlage schreitet auch die Sporenbildung am Faden
von oben nach unten fort. Infolge dessen wird auf Längsschnitten
durch den Kopf unter der Peridie zuerst eine diehte braune Zone
wahrnehmbar, welche die beginnende Sporenreife in den oberen
Etagen der Fäden anzeigt. Diese wird in den nächsten Stadien
dunkler und breiter, indem sie sich nach innen fortsetzt. Später
zerfallen die Basidien in den oberflächlichen Sehiehten be-
reits, und es finden sich freie Sporen, während im Innern noch
sporenbildende Basidien an den Fäden haften, ja noch Basidien in
der Anlage begriffen sind. Zuletzt resultirt eine Peridie mit
dichten Sporenmassen und verschrumpftem Kopfe, an dem durch
die dunkeln Sporenmassen des Innern der zarte, weisse Peridien-
schleier scharf abgehoben wird. Bei der Reife lösen sich zuerst die Ba-
sidien auf, dann die Hauptfäden; nur die unteren verkorkten Enden
bleiben schliesslich als kleine Ruine zurück, wenn die Peridie zer-
brochen, die Sporenmasse verweht ist. Die Sporen messen durch-
schnittlich 0,011 mm in der Breite und 0,009 mm in der Länge;
gewöhnlich sind die zuletzt gebildeten etwas kleiner, als die zuerst-
gebildeten. Der Farbenton ist ebenfalls verschieden, er wechselt vom
Hellgelb bis zum dunkeln Braun. Auf der Rückenseite ist die
Spore am dunkelsten, nach der Innenseite, der früheren Insertions-
stelle zu, wird sie heller. In Nährlösungen erfolgt die Keimung
nach zwei Tagen. Der Keimschlauch tritt aus einem an der
Insertionsstelle der Spore befindlichen Porus hervor. Er hat
noch nicht die doppelte Länge der Sporenbreite erreicht, wenn
schon der erste Seitenzweig auftritt. Die Verzweigungen sind an-
fangs gering, da die Fäden im Längenwachsthum bevorzugt sind
und erst nachträglich an ihnen Zweige erscheinen. Zu einem
Theile gehen sie von der Spitze, zum andern von älteren Faden-
partien aus, die inzwischen Querwände bekommen haben, hinter
denen sie entspringen. Die Mycelien nehmen infolge dessen einen
eigenthümlichen sperrigen Charakter an. Schnallen bleiben ihnen
fremd. Nach etwa 5—7 Tagen treten vereinzelte Fäden über den
Kulturtropfen hinaus und entwickeln sich zu einem zweiten Luft-
mycel, an dem etwa 2 Tage später diekere Fäden entstehen, die
sich weniger verlängern und an der Spitze verjüngen. Die Spitze
Beotan. Centralbl. Jahrg. X, 1889. Bd, XXXVII. 23
346 Pilze.
schwillt nunmehr zu einer eiförmigen Bildung an, eimer apikalen
Jonidie, auf feinem Sterigma sitzend. Ebnan. unter der Stelle, wo
der Faden sich zum Sterigma der Conidie verjüngt, bildet sich
eine seitliche Aussackung, ee sich verlängernd und aufstrebend,
die erste Conidie, die dem Sterigma noch ansitzt, zur Seite schiebt,
um sieh zu einem neuen Sterigma zu verjüngen, das wieder apikal
zur Conidie anschwillt. Auch diese zweite Conidie steht nicht
lange an der Spitze des Fadens; noch ehe sie völlig ausgebildet,
wird sie abermals bei Seite geschoben. Das geht nun Itägere
Zeit so fort, und die Zahl der Conidien, die sich sämmtlieh seitlich
anordnen, wird nach und nach ziemlich beträchtlich. Man kann
oft über 30 dem Träger ansitzende zählen. Später fallen sie in
dem Maasse, wie sie oben gebildet werden, unten ab. Nach der
Einnahme ihrer seitlichen Stellung am Träger gelangen sie ganz
allmählich zur Reife und vollen F ormausbildung. Die Träger be-
kommen schliesslich eine braune Farbe und sind stark euticula-
risirt, die Conidiensporen bleiben heller; sie erhalten eine gelb-
bräunliche Färbung. Ein mit Conidien reich besetzter Träger sieht
einem Thyrsusstabe nieht unähnlieh. Die Conidien und deren
Träger werden aber nicht ausschliesslich in der Luft gebildet, es
nn dies auch in der Nährlösung erfolgen. Nur tritt in solcher
eine langsamere Färbung ein. Besonders. häufig finden sie sich in
älteren Kultüren, wo die Nährlösung fast erschöpft i ist. Die
meisten Conidienträger bleiben einfach und unverzweigt, doch
zeigen sie in grossen üppigen Kulturen nicht selten auch eine
starke Verzweigung, besonders wenn sie in diehtem Gedränge bei-
sammenstehen. Die Verzweigungen sind unregelmässig, sperrig,
seltener fächerförmig; sie erinnern oft an die Coremium-Form von
Penieillium. Die reifen gelben Conidien fallen leicht ab, während
die Sterigmen an den euticularisirten Trägern sitzen bleiken; Ihre
Grösse ist durchschnittlich dieselbe, wie die der Basidiensporen
—0,009 mm Länge und 0,007 mm Breite, nur ist die Färbung
heller und die Gestalt verschieden (nach dem Sterigma zu spitzer
werdend). Der weniger gefärbten und dünnen Membram ent-
sprechend erfolgt die Keimung schneller, als bei den Sporen der
Fruchtkörper, geht aber in gleicher Weise vor sich, nur dass
der Keimschlauch an jeder Stelle hervortreten kann. Die Mycelien
sind ununterscheidbar. Die Conidien der 2. Generation gaben Br.
genau die dieselben Resultate, wie die der ersten, die Conidien der
3. erzeugten eine 4., diese eine 5. u. s. w. Generation u. s. w.
Nur in den letzten Kulturen gelang es, die Anlage der Frucht-
körper an den Locken der Peridienkörper zu erkennen und end-
lich in einer nicht gerade üppigen Kultur drei kleine Fruchtkörper
mit reifen Sporen zu erzielen. Wie also bei den Ascomyceten die
betr. zugehörige Conidienform in Reihengenerationen fortgebildet
wird, bis die Bildung der höher differenzirten Asensfrüchte sie
ablöst, ebenso rhythmisch und bestimmt folgen bei Zilacre
Generationen von Conidien auf einander, bis die hierzugehörigen und
höher ausgebildeten Basidienfrüchte erscheinen. (Auch an anderen
Basidiomyceten verspricht Verfasser im nächsten Hefte Conidien-
Pilze. 347
formen nachzuweisen.) Nachdem Verfasser weiter gezeigt, wie
frappant die Formanklänge zwischen Basidien- und Conidiensporen
sind, kommt er zu dem "Resultat, dass die Basidie nichts
anderes sei, wiederzur bestimmtenFormg estaltung,
zur bestimmten Gliederung und zur bestimmten
Sporenzahl fortgeschrittene Conidientr äger, und die
Basidienfrucht nichts anderes, wie eine hochge-
glie derte Conidienfrucht; dass Conidienträger und
Basidienfrucht gemeinsamen Ursprungs sind und
„eine conidientragende Stammform* der Ursprung
von! beiden‘war: : Indem nächsten Hefte will Verf. auch den
Nachweis bringen, dass in demselben Verhältniss wie Basidie und
Basidienfrucht zur Conidie und zum Conidienlager steht, der
sogenannte Ascus und die Ascusfrucht zum Sporangium und
zum Sporangienträger steht, so dass der Asceus gar nichts
anderes, als ein Sporangium von regelmässiger und bestimmter
Formausbildung und von bestimmter Zahl und bestimmter
Form der Sporen ist. „Wie die Basidiomyceten unter den
eonidientragenden Pilzen dort anfangen, wo die Conidien-
träger in der Form und namentlich in der Zahl und der Ge-
stalt der Sporen bestimmt werden, so fangen die Ascomyceten unter
den sporangientragenden Formen an der Stelle an, wo das Sporan-
gium und die Sporangienträger in der Formausbildung und
der Sporenzahl regelmässig und bestimmt geworden sind. "In der
einfachen Formsteigerung des Conidienträgers zur Basidie und
Basidienfrucht und des Sporangiumträg ägers zum Ascusträger und zur
Aseusfrucht ist dann mit überzeugender Einfachheit der Gang der
morphologischen Differenzirung von den niedern zu den höher
Pilzen und der innere natürliche Zusammenhang beider aufgedeckt“.
Eine Sexualität besteht bei den Ascomyceten ebensowenig, wie bei
den Basidiomyceten; sie keimen und bilden in Generationen
Myeelien mit neuen Conidien. Ueberhaupt sind „alle höhern Pilze
geschlechtslos, und ihre verschiedenen Fruchtformen besitzen keinen
sexuellen Werth; sie sind vielmehr durch Spaltung entstanden und
gehen auf die ungeschlechtlichen Fruchtformen der niedern Pilze,
der Zygomyceten und Oomyceten zurück, bei denen übrigens eine
Spaltung in 2 Fruchtformen (zweierlei Sporangien oder eine Spo-
rangien- und eine Oonidienform), schon erfolgt ist.“ Die besondere
Richtung der morphologischen Differenzirung bei den Pilzen ist somit
scharf von der grünen Reihe in der Botanik und der zoologisehen
Reihe unterschieden. In letztern beiden schreitet die morphologische
Steigerung in der sexuellen Differenzirung und geschleehtlichen
Fortpflanzung fort, während die ungeschlechtliche nach oben ver-
schwindet. Bei den Pilzen, welche nach unten an die Algen in
grüner Reihe anschliessen, findet das Gegentheil statt. Mit den
höhern Pilzen erlischt die bei den niedern noch vorhandene Sexu-
alität in ihren Fruchtformen und „die ungeschleehtliche Fructifieation
allein steigt unter mancherlei Spaltungen in mehrere Fruchtformen
zumeist in einer einzigen unter diesen zu einer wunderbaren Höhe
der Differenzirung und Formausbildung an und endet in 2 ver-
23*
348 Pilze.
schiedenen Richtungen, von denen die eine und niedere wenigstens-
in einer Fruchtform noch die zu Asken fortgeschrittenen Sporan-
gien trägt, die andere höhere nur noch zu Conidien redueirte
gleichsam einsporige Sporangien besitzt, die wiederum in einer
einzigen, durch Grösse und Formbildung den Ascusfrüchten gleich
bevorzugten Form die zu Basidien fortgeschrittenen Fruchtträger
ausbildet“.
Auricularieen: Dieselben haben wie diePilaereen quergetheilte 4 zel-
lige und 4sporige Basidien. Aber sie besitzen sehr lange Sterigmen, und ihre
Fruchtkörper sind gleich denen der Tremellineen gymnokarp. Ihre Basi-
dien ordnen sich zu einem Hymenium an der Oberfläche der Fruchtkörper
oder bei bilateraler Ausbildung auf einer Seite derselben. Aussehen und
Formgestaltung der Fruchtkörper sind wesentlich durch eine starke
Gallertbilduug, wahrscheinlich aus den äusseren Membranschichten der Fäden,
bedingt. Zu ihnen gehören die beiden Gattungen: Auricularia und
Tachaphantium.
Die Gattung Auricularia wird durch grosse, unregelmässig gelappte,
bald schüsselförmig, bald ohrförmig gewundene Fruchtkörper charakterisirt,
welche ausgeprägt bilateral ausgebildet sind und nur an einer Seite das
Hymenium tragen, während die andere rauh, bezw. filzig oder behaart erscheint.
Die quergetheilten 4zelligen Basidien ragen nur mit den äussersten Spitzen der‘
langen Sterigmen frei über die gallertartige Masse des Fruchtkörpers
heraus, um hier zu einer grossen, langen, etwas gekrümmten Spore anzu-
schwellen, die nach voll erreichter Grösse abgegliedert wird. Die Sporen
keimen in Wasser und Nährlösungen und bilden an kleinen Fruchtträgern
büschelig angeordnete, hakenförmig umgebogene, minutiöse Conidien,
die in Nährlösungen wieder auskeimen. Auf den Fruchtträgern treten:
Conidien niemals auf. — Auricularia sambueina Martius. Die
gallertigen Fruchtkörper wachsen rasenweise in wechselnder Grösse an
alten Stämmen von Sam bucus, selten an anderen Laubhölzern. Sie sind
ohr- oder muschelförmig gewunden und verschmälern sich nach der Ansatz-
stelle. Aussen sind sie dunkel olivengrün und schwach filzig, innen
braungrau, fast schwärzlich, kahl, mehr gefaltet, als aussen und mit dem
Hymenium versehen, das von langen, fadenförmigen, palissadenartig neben
einander geordneten Basidien gebildet wird. Die den Fruchtkörper auf-
bauenden Hyphen sind sehr fein. Die jungen Basidien sind keulig und
bleiben bis zu erfolgter Ausbildung einzellig, darauf theilen sie sich
durch Querwände in 4 Zellen, an denen jede unmittelbar unter der
Scheidewand in einen Faden auswächst, der zum Sterigma wird und sich
nach der Oberfläche wendet. Die Sterigmenbildung beginnt in der obersten
Zelle und schreitet nach aussen fort. Nach der Oberfläche hin werden
die Sterigmen immer dicker, sie spitzen sich aber nach Durchbohrung der-
selben wieder zu, und an der einen Spitze entsteht die nierenförmige Spore,
die sich mit dem obersten Ende des Sterigma, das als schräg stehendes
Spitzchen erscheint, abgliedertt. Zur Bildung des Sterigma sammt
Sporen wird der Inhalt der einzelnen Theilzelle der Basidie verwendet.
Wahrscheinlich reisst schlieslich die Spitze des Sterigma auf und
Pilze. 349
schleudert die Sporen weg. Die Sterigmen der obersten Theilzelle der
Basidien bleiben am kürzesten, weil sie der Oberfläche am nächsten
stehen, sie gelangen auch eher zur Entwicklung der Sporen, als die der
unteren. Die Sporenbildung erfolgt schnell und reichlich. In wenigen
Stunden werden sie in dicken, weissen Lagen abgeworfen, und der
Vorgang währt unter feuchter Glocke tagelang. Die Sporen sind sehr
gleichartig, 0,02—0,025 mm lang und 0,007—0,009 mm breit. Der
dichte, feinkörnige Inhalt wird in der Mitte von einer hellen Stelle durch-
brochen. In Wasser und Nährlösungen keimen sie leicht, aber weder
schnell, noch allgemein (oft nach 8 Tagen die ersten). Sie verlieren dabei
ihr feinkörniges Aussehen und die helle Stelle in cer Mitte; der Inhalt
wird matt, vacuolig, und es entsteht in der Mitte eine Scheidewand. Durch
abermalige Theilung wird die Spore 3- oder 4zellig.. Die Theilzellen
schwellen tonnenförmig an. Bei Auskeimung in Wasser tritt aus jeder
Theilzelle ein nieht sehr dieker, kurzer Faden, der sich unregelmässig
‘verzweigt und an den Astenden sehr kleine Conidien bildet, die schliesslich
köpfehenartig angeordnete Knäuel darstellen. In dünnen Nährlösungen
werden die Keimschläuche grösser, dieker und fruchtbarer an Conidien,
die Sporentheilung unterbleibt, oder die Auskeimung erfolgt nur aus einer
Zelle. In eoncentrirten Nährlösungen wird die Theilung der Sporen seltener,
sie erzeugen reicher verzweigte Mycelien und legen besondere Zweige
als Conidienträger an, die durch dieken und reichen Inhalt von den
feinen Mycelfäden auffällig abstechen. Anfangs einfach, verzweigen sich
‚dieselben später reichlich zu diekfädigen Verzweigungssystemen in Coremium-
form, Die Zweigenden laufen in kurze, dünne Seitentriebe aus, an
denen die Conidien in so dichten Köpfchen erscheinen, dass die End-
verzweigungen der Träger sehr schwer zu erkennen sind. Conidien
bilden sich so lange, bis das Material erschöpft ist. Sie wurden immer
nur unter Flüssigkeiten angelegt, nie am Luftmycel. Zur Anlage von
Fruchtkörpern kam es nicht. Die kleineren, nur 0,004 mm langen und
0,001 breiten Conidien keimen in Nährlösungen schnell aus. Sie schwellen
ein wenig an und treiben an beliebigen Stellen feine Keimschläuche
hervor. Die Conidien der 2. Generation keimen wie die ersten aus.
‘Sie vermehren sich durch Generationen in gleicher Weise fort. Von den
Basidien sind die Conidien dadurch verschieden, dass sie bei mangelnder
bestimmter Gliederung eine unbestimmte Anzahl von Sporen hervorbringen.
Eigenthümlich ist ihnen und ihren Trägern die submerse Bildung.
Aurieularia mesenterica Dicks. Der mit muschel- oder ohrförmigen
Ausbuchtungen versehene Thallus ist am Rande gelappt und unregelmässig
gefaltet. Eingetrocknet erinnert der Pilz an Stereum. Fast keulenartig
(fiechtenähnlich) überziehen die ausgebreiteten Massen das Substrat, dem
sie nach der Mitte zu an mehreren Stellen angeheftet sind. Die freien
Lappen des Umfangs zeigen eine ausgeprägte Bilateralität, besonders
wenn sie sich horizontal vom Substrat abstellen und nach oben wölben.
Die Aussenseite ist dicht behaart. fast filzig, die Innenseite glatt und
vom Hymenium überkleidet. Aeusserlich der vorigen wenig ähnlich (wegen
geringerer Gallertbildung), sind doch die Basidien beider nach Grösse und
Form nicht zu unterscheiden, auch die Sporen haben fast dieselbe Gestalt
und Grösse (0,02 mm lang und 0,007 ınm breit), Keimungserscheinungen
and Conidienbildung sind dieselben, wie bei voriger Art. — Auricularia
350 Pilze.
lobata Sommerf. von mesenterieca durch die sterile Unterseite des
Fruchtkörpers verschieden, mehr weisslich, rothgelb behaart, und die
Behaarung wird durch kahle Zonen unterbrochen. Daneben ist die
Hymenium tragende Seite von mehr röthlich blauer Farbe und das Hymenium
reicher netzförmig gerippt. In den Basidien, den Sporen und der Keimung
derselben stimmt sie ganz mit den andern Formen überein.
Die Gattung Tachaphantium wird auf eine neue Pilzform ge-
gründet, welehe B. in den Wintermonaten an Lindenzweigen fand. Die
Fruchtkörper, die in der äussern Erscheinung weit von Auricularia ab-
weichen, sind klein, warzenförmig und brechen in weisser Farbe aus der
Rinde abgefallener Lindenzweige hervor. Das Hymenium bedeckt die ganze
Oberfläche, welehe etwas glänzend aussieht. Die Basidien sind wie bei
Auricularia gegliedert, haben aber die doppelte Länge und bilden viel grös-
sere Sporen, die aber sonst denen von Auricularia ähnlich sind. Die
Basidien entspringen von subhymenialen Fäden von der Dicke der Sterigmen.
Dieselben bilden anfangs paraphysenähnliche Fadenenden, zwischen denen
die Basidien sich allmälig zahlreicher einstellen. Das Hymenium sammt
dem ganzen Fruchtkörper ist gelatinös. Die Basidien sind in die Gelatine
eingebettet, nur die Spitzen der Sterigmen treten zur Sporenbildung
nach aussen. Der Fruchtkörper des Pilzes liess sich nur bei nassem Wetter
deutlich an Lindenzweigen unterscheiden und wurde nur vom December bis März.
gefunden. Der erste und vorläufig einzige Vertreter der neuen Gattung erhält den.
Namen T. Tiliae. Die Gliederung der Basidien, ihre Entwicklung, die
Sterigmen, die Sporenbildung sind wegen der bedeutenderen Grösse von
Fäden und Sporen leichter, als bei Aurieularia zu beobachten, zeigen aber
keinerlei Abweichungen. Die Sporen keimen in Wasser mit einem kurzen
Keimfortsatze zu Seeundärsporen und diese oft zu Tertiärsporen aus, im
Nährlösungen treten innerhalb der Spore Quertheilungen in verschiedener
Zahl auf, und erst nachträglich keimen die 'Theilzellen in Fäden aus,
vorher aber schwellen sie tonnenförmig an. Die austreibenden Fäden
verzweigen sich zu grossen septirten, aber schnallenlosen Myecelien, die
weder Conidien, noch Fruchtkörper entwickeln. Wahrscheinlich ist, dass
der Pilz keine Conidien besitzt.
Tremellineen: Mit dieser Familie in der neuen Umgrenzung beginnen
die Formen der Protobasidiomyeeten mit transversal getheilten 4 zel-
ligen und 4 sporigen Basidien. Letztere sind rundlich birnförmig, die 4 langen,
je einer Theilzelle entsprechenden Sterigmen stehen apical, und ihre frei übers-
Hymenium vortretende Spitze schwillt zur Spore an. — Die gymnocarpen
Fruchtkörper zeigen eine stark entwickelte gallertig-zitterige Beschaffenheit
(diese Eigenthümlichkeit findet sich aber auch in andern Pilzfamilien, hat
also keine systematische Bedeutung.) Diese Gallerte bildet das Wasser-
reservoir, das für längere Zeit dem Fruchtkörper das nöthige Wasser liefert.
Lezterer trocknet zur Zeit der Dürre zu einem Minimum von Substanz
zusammen, um bei Regen zur alten Mächtigkeit wieder anzuschwellen.
Das Eintrocknen tötet nicht, sistirt nur zeitweilig die Lebensvorgänge.
Auch Kälte (bis 15° R) ertragen die Tremellineen ohne Schaden. Da
die Fruchtkörper sich mit dem Alter und dureh wiederholtes Eintrocknen bez.
Farbe und Form bedeutend ändern, können sie für die Begründung von
Gattungen nur ungenügende Hülfsmittel abgeben. Die Begründung wird
aber möglich dureh die eigenartigen, bestimmt gestalteten Nebenfruchtformen,
Pilze. 331
welche die einzelnen Gattungen in ihrem Entwicklungsgange haben.
Exidia hat minutiös kleine hakenförmige Conidien; Tremella (ein-
schlieslich der bisherigen Gattung Naematelia) rundliche, kleine Conidien ;
Uloeolla (auf Tremella foliacea gegründet) lange, stäbchenförmige
Conidien, Sebaeina ist mit eigenartigen schimmelähnlichen Conidien-
trägern versehen.
Die Gattung Exidia ist nach Fries wesentlich nur durch die
papillöse Hymevialfläche verschieden, ein ziemlich bedeutungsloser Charakter,
da bei ein und derselben Art Papillen vorhanden sein oder fehlen können.
Das Vorhandensein der kleinen haken- oder bogenförmigen Conidien, die
sammt ihren Trägern völlig denen von Auricularia gleichen, giebt aber
eine durchschlagende Verschiedenheit. Bei kleinen Formen überzieht das
Hymenium die ganze Oberfläche, grössere zeigen eine ausgeprägte Bilate-
ralität. Die Farbe ist schmutzig grau bis schwarz, an der hymenialen
Seite dunkler, nur Exidia albida ist weiss bis röthlich. Die Fruchtkörper
sind zäh gelatinös; ein Ausnahme macht nur eine früher wahrscheinlich als
Cortieium uvidum beschriebene Form, welche in röthlicher Farbe und
dünner Lage im Norden weite Flächen von Alnus- Aesten überzieht, da die
papierdünne Masse nur wenig gelatinös ist. Für sie könnte wegen des ganz
verschiedenen Aussehens nach Olsen vielleicht der Name „Exidiopsis“
angewendet werden. ‘Die Fruchtkörper kommen bei nassem Wetter in
jeder Jahreszeit vor, verschwinden nur im Sommer schneller, als im
Winter. — E. papillata (nov. sp.). Die Fruchtkörper treten in kleinen
Tröpfehen auf, die später Einsenkungen und Falten bekommen; sie sind
äusserlich schwarz glänzend, bei durchfallendem Lichte heller und schwarz
violett. Ober- und Unterseite nieht unterscheidbar; Papillen fehlen.
An Kastanienreisern, wahrscheinlich identisch mit der früheren Tremella
violacea. Basidien und Sporen mit folgender übereinstimmend. —
E. glandulosa (Bulliard). In Grösse und Formumrissen mächtiger, als
vorige, auf der hymenialen Oberseite mit kleinen Papillen, Unterseite
ein wenig rauh. Falten schwach oder fehlend, Umriss kreisförmig. Die
birnförmigen Basidien entspringen von den sehr feinen subhymenialen Fäden in
reicher Zahl und meist gleicher Höhe, so dass sie eine Zone bilden. Die
Basidienäste schwellen kugelig an und werden durch Theilung 4 zellig.
Dann treibt jede Theilzelle zu einem feinen Sterigma aus, an dem die
feine Spitze zur Spore anschwillt, welche nierenförmig wird. Die abge-
fallenen Sporen (0,014 mm lang, 0,005 breit) haben in der Mitte eime
hyalin-vacuolenähnliche Stelle, die bei der Keimung verschwindet. Letztere
erfolgt im Wasser nach 1— 3 Tagen; der kurze Keimfortsatz bildet sich
am Ende unmittelbar zu einem kleinen, sehr kleine Conidien tragenden
Köpfehen um. In dünnen Nährlösungen entstehen in gleicher Weise reichere
Conidien in diehten Köpfehen, in eoncentrirteren aber bildet sich ein feinfädiges
schnallenloses, septiertes Mycel, an dem wie bei Auricularia die etwas
diekeren Conidienträger (nach höchstens 3tägiger Entwicklang) auftreten.
In neuen Nährlösungen keimen die Conidien wieder zu Fäden aus, die nach
wiederum 3 Tagen abermals Conidienträger bilden. Fruchtkörper erscheinen
auch in Massenkulturen von gedüngtem Brot nieht. — Exidia plicata
(Klotzsch). Im Winter an Alnus. Fruchtkörper schwarz, unten heller,
glänzend, mit sehr kleinen, zahlreichen Falten versehen. Ansatzstellen
wurzelartig verschmälert. Papillen fast fehlend. Sporen 0,02 mm lang,
332 Pilze.
0,05 breit, wie vorige gestaltet. Bei der Keimung theilen sie sich vor
der Bildung von Keimschläuchen mit Conidien in 3—4 Theilzeilen. —
Exidia repanda (Fries) an gleichen Standorten mit voriger, Frucht-
körper aber grösser und massiger (oft l/g Fuss Fläche bedeckend), mehr
braun, an manchen Stellen heller und durchscheinend. Statt der
Falten zahlreiche wulstartige Erhebungen mit zwischenliegenden Ein-
senkungen. Unterseits hell und meist kahl, an der hymenialen Seite sehr
kleine Papillen, die nicht selten auch fehlen. Die Sporen keimen gleich
den vorigen und früheren. — Exidia truncata (Fries). An Linden-
zweigen, deutlich gestielt. Fruchtkörper schwarz und wenig durchscheinend.
Die sterile Unterseite mit kurzen, schwarzen Haaren dicht bedeckt, die
hymeniale Oberseite glänzend schwarz, mit kleinen Papillen, die
besonders beim Eintrocknen hervortreten. Anfangs erscheint der Frucht-
körper kreiselförmig, oben mit flacher Scheibe, die sich am Rande des
Hymeniums etwas kräuselt; später sinkt die Oberfläche napfförmig ein, und
an der Unterseite treten Längsfalten auf. — Exidia reeisa (Ditmar).
Wie truncata gestielt, aber flacher, schüsselförmig ausgebreitet, auf dem
sammetglänzenden Hymenium grosse und deutliche Papillen. Beim Aus-
trocknen wölbt sich der Rand der Fruchtkörper nach oben, und sie werden
napfförmig. Ihre sehr gallertige Masse ist durchscheinend, bläulich
schwarz. Die Unterseite von kurzen schwarzbraunen, oft stark vortretenden
Haaren rauh. Die Sporen sind grösser und länger wie bei den 4 ersten
Formen (0,02 mm lang und 0,007 mm breit), sie theilen sich bei der
Keimung in 4 Theilzellen, keimen aber ebenso, wie für die andern
besehrieben wurde. — Nun kommen drei weisse, papillenlose, früher unter
Tremella albida vereinigte Formen: Exidia guttata (nov spec.).
Sehr kleine, weisse, glänzende Tröpfehen, im Winter an zu Bündeln
vereinigten Eichenreisern. Fruchtkörper weich, gelatinös, lassensichin Schnitten
zerdrücken, so dass man die einzelnen Basidien mit ihren Sterigmen
deutlich erkennt. Sporen nierenförmig, aber klein (0,01 mm lang und
0,004 mm breit). Sie keimen in Wasser oder Nährlösungen und bilden
die bekannten Conidien. — Exidia corrugativa (n. sp.) in äusserst
klein gefalteten und gefurehten Fruchtkörpern an Birkenreisern. An
Substanz etwas fester, haben sie ein röthliches, kristallinisches Ansehen.
Die Sporen grösser, als bei voriger, theilen sich vor dem Auskeimen in
2—3Zellen und bilden die bekannten Conidien. — Exidia albida
(n. sp.). Nieht wählerisch im Substrat, Fruchtkörper milchig weiss, an
der Oberfläche matt, bei Regenwetter heller und glänzend. Kleinere
Exemplare auf der hymenialen Seite glatt und faltenlos, grössere schwach-
faltig, am Rande wellig und dann zuweilen ins Röthliche steehend. Frucht-
körper mehr weich, als zäh gelatinös. Sporen 0,02 mm lang, 0,007 mm
breit, bei der Keimung sich viertheilend und reichlich Conidien bildend. Die
Untergattung Exidiopsis ist cortieiumähnlich, blassröthlich und über-
zieht krustenartig weite Flächen von Erlenzweigen. Fruchtkörper papier-
dünn ausgebreitet, matt klebrig, einer wachsreichen, gelatinösen Haut gleich.
Einzige Art: Exidiopsis effusa (nov. sp.). Basidien wie bei der vorigen
Form, Sporen klein wie bei guttata und in Keimung und Bildung der
Conidienträger identisch mit den verschiedenen Formen von Exidia.
Die Gattung Uloeolla ist bisher bald als Exidia saccha-
rina, bald als Tremella foliacea beschrieben, zeigt in den
Pilze. 353
Form-Umrissen der Fruchtkörper grosse Aehnlichkeit mit den Exidia-
Arten, bes. E. albida; auch in der Sporenform stimmt sie mit Exidia
überein. Die Sporen bilden bei Keimung in Wasser in der Mitte eine
Scheidewand, dann treten aus jeder Theilzelle kurze Fäden, die an den
Enden ein Köpfchen von stäbehenförmigen geraden Conidien bilden. In
Nährlösungen entstehen dieselben Sporen an grossen Mycelien auch ohne
Fruchtträger. — Uloeolla saecharina (nov. sp.), in Massen auf totem
Nadelholz, breitet sich flach aus. Jung ist sie hell und durchscheinend,
gelblichbraun wie kristallisirter Zucker, älter mehr bräunlich. Die
Fruchtkörper erscheinen anfangs fast glatt, später am Rande gefaltet;
Papillen fehlen. Die sterile Seite ist heller, als die hymeniale. An
ersterer laufen die Fruchtkörper in eine centrale Anheftungsstelle zurück,
die sich undeutlich wurzelartig ins Substrat verliert. Das Hymenium ist
sehr zäh, gelatinös, die runden viergeteilten Basidien bilden eine ober-
flächliche, in Gallerte gebettete Zone, aus der die Sterigmen treten, um an
ihren feinen Spitzen die nierenförmigen Sporen zu bilden, die 0,01—0,012
mm lang, 0,005—0,006 mm breit sind und nach 2—3 Tagen in Wasser
auskeimen. Der Keimung geht eine Zweitheilung der Spore voraus, und
aus den Enden beider Theilzellen wachsen kurze Keimschläuche hervor,
die auf sehr kurzen, feinen Sterigmen neben einander eine Anzahl Conidien
bilden. Bei Anwendung dünner Nährlösungen wachsen die Sporenenden
ohne vorgängige Sporentheilungen unmittelbar zu diekern und längern
Fäden aus, die aber bald ihr Wachsthum einstellen und Sporenköpfehen
bilden. Mit zunehmender Concentration der Nährlösung verzögert sich
die Conidienbildung; es entstehen erst Mycelien, und daran erscheinen
die Conidienköpfehen. Die abgefallenen Conidien sind 0,01—0,015 mm
lang und 0,005 —0,005 mm breit; sie keimen nur in Nährlösungen und
bilden wieder eonidientragendes Mycel. — Uloeolla foliacea (n. sp.y
ist vielleicht nur eine üppigere Bildung der vorigen, hat ganz ähnliche Farben,
dasselbe Hymenium, dieselben Sporen und Conidien und bewohnt denselben
Standort. Die Fruchtkörper sind nur massiger und tiefer gefurcht, ohne
dass in den Lappen irgend eine Theilung eintritt.
Die Gattung Craterocolla ist auf die bisherige Tremella
Cerasi begründet worden. Sie wird durch in Fruchtkörpern auf-
tretende Conidien charakterisirt, die mit einem eigenen Hyphenbehälter
umgeben sind, der bei Conidienreife an der Spitze sich öffnet. Die
Conidiensporen haben bei etwa halber Grösse gleiche Gestalt mit den
Besidiosporen. Ihre Bildung erfolgt auf etagenartig verzweigten Trägern
und zwar auf den Spitzen der letzten Verzweigungen in diehten Köpfchen.
Die Träger stehen an der Innenfläche des Hymenium, sind aber nicht in
Gallerte eingebettet. Die Conidien bildenden Becher gehen den Basidien-
früchten voraus und werden von den mächtig aufquellenden Fruchtkörpern
emporgehoben, auf deren Flächen sie rothberandete kraterartige Löcher bilden.
— Crateroecolla Cerasi an der Rinde umgehauener Kirschbäume,
Tulasnes Tremella Cerasi. Anfangs blassroth, wird sie bei Quellung
blasser. Hymenium und Basidien wie bei Exidia und Ulocolla, ebenso
die Bildung der nierenförmigen Sporen. Die Basidiensporen, welche 0,012 bis
0,015 mm in der Länge und 0,005—0,007 in der Breite messen, und die
Conidiensporen, welche 0,008—0,009 lang und 0,004—0,005 breit sind,
keimen in Nährlösungen ganz gleich an den beiden Enden aus, ohne sich
354 Pilze. — Museineen.
zu theilen. Sie bilden mächtige septierte Mycelien, die aber keinerlei
Fruchtformen hervorbringen. Es entwickelt sich zwar die Anlage von
Conidienfrüchten, aber zu einem Conidienlager in den Früchten kommt es
nicht. Die Conidienträger mit ihren Sporen zeigen auch bei Craterocolla
die unverkennbarsten Anklänge an die Basidien; der wesentlichste Unter-
schied besteht darin, dass die Basidien eine ganz bestimmte Gliederung
erfahren und eine begrenzte Zahl Sporen bilden, die Conidienträger
weniger bestimmt gegliedert sind und eine unbegrenzte Zahl Sporen.
erzeugen.
(Fortsetzung folgt.)
Stephani, F., Hepaticae afrieanae. (Hedwigia. 1888. p. 59—63,
106—1135).
Verfasser bringt eine Reihe von Lebermoosen, die der Haupt-
sache nach am Kilima-Ndscharo von H. Meyer gesammelt worden
sind, zum Theil aber auch anderen atrıkanischen Gebieten ange-
hören. Die Ansicht des Verfassers, dass die Flora des tropischen
Westafrika viele Lebermoose mit Südamerika gemein hat, be-
stätigte sich, hingegen kann man von dem Osten Afrikas bis heute
Anklänge an die asiatische Lebermoosflora nur spärlich nachweisen,
denn Verf. hat unter den hier in Frage kommenden Pflanzen nur
zwei, Lejeunea flava (vom Kilima-Ndscharo) und Pfychanthus squar-
rosus (von Mozambique) gefunden, die auch aus dem tropischen
Asien bekannt sind, während die Lebermoosflora der Insel Mada-
gascar und der Mascarenen mehrfach auch im Innern des Con-
tinents nachweisbar sind. Zwei weit verbreitete Arten, Frullania
Arecae und Lejeunea xzanthocarpa, fanden sich auch am Kilima-
Ndscharo, darunter waren aber auclı zwei Rasen der gewöhnlichen
südeuropäischen Zunularia vulgaris, die hier m 3500 m Höhe das
ihr zusagende Klima wiedergefunden hat.
Die untersuchten Pflanzen sind folgende:
a) vom Kilima-Ndscharo:
1. Lejeunea brevifissa Gottsche, 2. L. zanthocarpa L., 3. L. fava Sw..
4. Eulejeunea hepaticola Steph. n. sp., 5. Mierolejeunea Africana Steph. n. sp.,
6. Lunularia vulgaris Mich., 7. Plagiochila Comorensis Steph. n. sp., 8. Frullania-
Arecae (Sprengel) G., 9. Radula Meyeri Steph. n. sp., 10. R. Mascarena Steph.,
11. AR. recurvifolia Steph. n. sp.
b) Von den Mascarenen und Mozambigqne.
12. Ptychanthus squarrosus Mont., 13. Mastigobryum schismoideun Steph. n..
sp., 14. Radula caespitosa Steph. n. sp., 15. Acro-Lejeunea Renauldii Steph. n..
sp., 16. Eu-Lejeunea Rodrigquezii Steph. n. sp.
ce) Von der Insel Prineipe.
17. Aneura latissima Spruce, 18. Chiloscyphus dubius Gottsche, 19. Frullania
squarrosa Nees., 20. Lophocoleu connata Sw., 21. Plagiochila securifolia Nees,
22. P. praemorsa Steph., 23. Eu-Lejeunca flava Sw., 24 Cheilo-Lejeunea Newtoni
Steph. n. sp., 25. Cheilo-Lej. Principensis Steph. n. sp.
d) Aus verschiedenen Theilen des westlichen Afrika’s.
26. Riceia lanceolata Steph. n. sp., 27. Martigo-Lejeunea Büttneri Steph. n.
sp., 28. M.-L. crispula Steph. n. sp., 29. Homalo-Lejeunea Henriquesii Steph. n..
sp., 30. Acro-Lejeunea occulta Steph. n. sp., 31. Micro-Lejeunea cochlearifolia
Steph. n. sp., 32. Archi-Lejeunea erronea Steph. n. sp., 33. Isotachis uneinata
(Wel.)
Uhlitzsch (Leipzig).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 355
Pammel, L.H., On the pollination of Phlomis tuberosa
L. and the perforation of flowers. (Contributions from
the Shaw-School of Botany. No. 1. — From the Transaetions of
the St. Louis Academy of Science. Vol. V. No. 1. p. 241—277.
Plate 6 and 7.)
Ueber die eigenthümliche Blüteneinriehtung der Phlomis Rus-
seliana und deren Bestäubungsvermittler im Berliner botanischen
Garten hatte Löw interessante Beobachtungen veröffentlicht. Verf.
hat in einer ausserordentlich fleissigen Arbeit — in derselben sind
nicht weniger als 152 biologische Abhandlungen zu Rathe gezogen
worden — seine Beobachtungen an P%hlomis tuberosa L. nieder-
gelegt und die Blüteneinrichtung und Bestäubungsweise bei dieser
Pllanze mit der ihrer Verwandten verglichen. Phlomis tuberosa.
hat hiernach ein ähnliches „Charniergetenk“ in der Blüte, wie es.
Löw für Ph. Russeliana, Mae Leod für Scutellaria alpina ete.
beschrieben hat. Die Bestäubungsvermittler der proterandrischen
Ph. tuberosa sind hauptsächlich Hummeln, Bombus separatus (Rüssel-
länge 11 mm), B. Pensylvanicus (Rüsselläinge 16 mm), B. vagans-
(?). Ph. Russeliana hat eine Blumenröhre von 20—22 mm Länge,
so dass in Deutschland nur Bombus hortorum (von Löw beob-
achtet) und Anthophora als legale Bestäuber wirken können,,
während Ph. tuberosa bei nur 10 mm langer Korolle für mehrere
Hymenopteren zugänglich ist. Ein Haarring zum Nektarschutz
ist der Pflanze nicht nur mit vielen Labiaten, sondern auch mit
Cobaea, Bryonia, Echium, Bouvardia ete. gemein. Die Farbenver-
schiedenheit nahe verwandter Arten von Phlomis (Russeliana blüht
gelb, tuberosa purpurn), wie von Monarda, von Diceutra (D. Ca-
nadensis blüht weiss, D. eximia purpurroth), Viola, Aconitum (Ly-
coctonum gelb, Napellus blau), Salvia (glutinosa gelb, pratensis-
blau) scheint dem Verf. mit H. Müller für die Insekten emen.
gleichen Vortheil zu haben, wie der Farbenwechsel mancher Blumen.
beim Verblühen; sie kennzeichnen den Insekten die in ihrem Be-
stäubungsmodus ete. verschiedenen Blüteneinriehtungen.
In dem zweiten Theil der Abhandlung erörtert Verf. die Fälle,
in denen von ihm und anderen Forschern die sonst schwer zu-
gänglichen Blumen gewaltsam erbrochen und des Nektars_ ete.
beraubt gefunden wurden, und er bespricht die Schutzmittel der
Pflanzen gegen unberufene Gäste. Ein Verzeichniss, welches die
bisher beobachteten Fälle von Einbruchsdiebstahl bei Blumen und
die desselben bezichtigten Insekten enthält, bildet den Schluss der
Arbeit. Dasselbe enthält folgende Arten von Pflanzen mit ihren
Blumenfeinden:
-
Aconitum lyeoctonum — Bombus mastrucatus, B. terrestris.
Aesculus glabra, A. flava, A. Napellus — Bombus mastrucatus.
Aquilegia Canadensis, A. Olympiaca, A. vulgaris — Xylocopa Virginica,,
Bombus terrestris.
Amsonia Tabernaemontana — Xylocopa Virginica.
Antirrhinum majus L. — Xylocopa Virginica.
A. Vulneraria — Bombus Lapponicus, B. mastrucatus, B. terrestris.
Arctostaphylus oflicinalis — Bombus mastrucatus.
Astragalus glycyphyllus L.
356 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Brugmansia.
Brunella grandiflora — Bombus mastrucatus, B. terrestris.
B. vulgaris — Bombus mastrucatus.
Canna Indica — Xylocopa violacea.
Centrosema Virgintana.
Convallaria Polygonatum — Bombus mastrucatus, Cetonia aurata.
Cordia mixta — Xylocopa violacea
Corydalis aurea.
©. cava — Bombus terrestris. Die Durchbohrungen der Blüte von Apis
benutzt.
C. glauca — Bombus sp.
C. solida — Bombus terrestris.
Dicentra Canadensis — Bombus Virginicus.
D. cucullaria.
D. eximia.
D. spectabilis — Bombus Rajellus, B. pratorum, B. terrestris. Die Oeff-
nungen von Apis mellifica, Megachile centuncularis, Osmia rufa benutzt.
Delphinium.
Diervilla Japonica — Xylocopa Virginica.
Digitalis Jutea — Bombus mastrucatus, B. terrestris.
Echinum rosulatum — Bombus terrestris.
Erica tetralix — Apis, Bombus terrestris.
Fuchsia elegans.
Galeobdolon luteum — Bombus terrestris (Apis die Oeffnungen benutzend).
Galeopsis Tetrahit — Bombus mastrucatus, B. terrestris.
Gentiana acaulis — Bombus mastrucatus.
Gentiana aselepiadea, campestris, obtusifolia — Bombus mastrucatus.
-Gerardia flava, laevigata, pedicularis, purpurea — Bombus sp.
Halesia tetraptera — Bombus sp.
Impatiens balsamina, nolitangere, fulva — Bombus sp., 1. fulva — Bombus
Virginicus.
Lamium album — Bombus alticola, B. mastrucatus, B. terrestris.
L. maculatum — Bombns Rajellus benutzt die Löcher von B. terrestris.
L. purpureum — Bombus terrestris.
Lathyrus silvestris; L. latifolius — Bombus terrestris,
Linaria alpina — Bombus mastrucatus.
L. striata — Croto.
L. vulgaris — Xylocopa violacea; Lithospermum angustifolium.
Lonicera Caprifolium, L. glauca, L. grata.
L. flava — Xylocopa Virginiea; L. sempervirens — Megachile brevis.
Medicago sativa — Apis.
Melampyrum nemorosum — Bombus lapidarius, B. muscorum, B. pratorum,
B. terrestris, Psithyrus rupestris (Apis die Oeffnungen benutzend).
M. pratense — Bombus lapidarius, B. pratorum, B. terrestris; M. silvaticum.
Mertensia Virginica — Bombus sp.
Mirabilis Jalappa — Bombus sp., Xylocopa violacea.
Monarda fistulosa; M. didyma — Bombus terrestris.
Nepeta glechoma — Bombus terrestris, Apis.
Nicotiana rustica X panieulata — Bombus lapidarius.
-Orchis.
Orobus vernus — Bombus terrestris.
-Oxytropis campestris — Bombus mastrucatus.
„Pedicularis Canadensis — Bombus terrestris.
12% foliosa — Bombus mastrucatus.
1% lanceolata.
1ER silvatica — Bombus Serimshiranus, B. terrestris.
Pr tuberosa.
r vertieillata — Bombus mastrucatus, B. terrestris.
Pentstemon argutus, campanulatus, gentianvides, Hartwegi.
Petunia — Xylocopa, Bombus sp.
Phaseolus multiflorus — Bombus terrestris.
Phaseolus multiflorus — Bombus terrestris.
Physiol., Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 357
Plumbago Capensis — Xylocopa Virginica.
Plumeria.
Polygala Chamaebuxus — Bombus mastrucatus.
Primula veris; P. latifolia — Bombus sp.; P. elatior — Bombus terrestris,
P. viscosa — Bombus mastrucatus.
Rhinanthus Alectorolophus -— Bombus mastrucatus.
Rh. alpinus — Bombus mastrucatus, B. pratorum, B. terrestris.
Rh. Crista galli — Bombus sp.
Rh. major — Bombus pratorum, B. terrestris.
Rhododendron azaleoides, nudiflorum — Bombus sp.
Rh. ferrugineum, hirsutum — Bombus mastrucatus.
Ribes aureum — Vespa maculata.
R. Cynosbati — Vespa maculata, Formica fusca.
Robinia Pseudacacia — Bombus sp.
Salvia splendens, cocceinea; S. eriocalyx, S. Mexicana, S. menthaefolia, Gra--
hami — Apis, Xylocopa violacea.
S. pratensis, oflieinalis, glutinosa — Bombus terrestris.
Scrofularia nodosa var. Marylandica — Vespa sp.
Silene nutans, inflata — Bombus mastrucatus, B. terrestris,
Stachys cocecinea.
Symphoricarpus racemosus — Eumenes Odynerus, Vespa sp.
Symphytum asperrimum; S. offieinale — Bombus lapidarius, B. pratorum, B.
terrestris (Apis).
S. peregrinum — Bombus pratorum (durch die Perforation Anthidium mani-
catum).
S. tuberosum — Xylocopa violacea.
Tacsoma.
Tecoma radicans — Formica, Trochilus.
Trifolium pratense — Bombus mastrucatus — B. pratorum, B. terrestris.
var. nivale — Bombus mastrucatus, B. mesomelas, B. terrestris.-
7 alpinum — Bombus terrestris.
I; medium — Bombus sp.
Tritoma.
Tropaeolum majus, tricolor; T. Lobbianum — Xylocopa violacea.
Verea crenata.
Vieia Cracea — Bombus mastrucatus.
V. Faba — Bombus mastrucatus, B. terrestris (Apis).
V. sepium — Bombus mastrucatus, B. terrestris (Apis u. Osmia rufa).
Viola cucullata var. palmata.
Wistaria Sinensis — Boımbus sp., Xylocopa Virginica.
Ludwig (Greiz).
Gruner, L, Conspectus stirpium vascularium in vici-
nitate urbis Woroneshb sponte nascentium. (Arbeiten
der Naturforscher-Gesellschaft an der Kais. Universität Charkow.
Band XXI. Charkow 1888. p. 1—117.) [Russisch.]
Woronesh, am rechten Ufer des Flusses Woronesh, Hauptstadt
des Kreises und des Gouvernements gleichen Namens, liegt unter dem
51,39° N. Br. und 56,52° Oe. L. und gehört ebenso wie das ganze
Gouvernement zu den botanisch bis jetzt am wenigsten durch-
forschten Gebieten des europäischen Russlands. Um so dankens-
werther ist es daher, dass Gruner, ein durch seine früheren
floristischen und pflanzengeographischen Arbeiten rühmlichst be-
kannter Botaniker aus A. v. Bunge’s Schule, sich entschlossen hat,
die Resultate 8jähriger Arbeit endlich zu publiziren. So besitzen wir
wenigstens über die Umgegend von Woronesh und die Flussgebiete-
358 Systematik u. Pflanzengeographie.
des oberen Don und seiner Zuflüsse Woronesh und Usman ein
wohl ziemlich completes Pflanzenverzeichniss, was um so will-
kommener ist, als Taratschkoff’s Centurien der Flora von Woro-
nesh leider nie ausgegeben wurden und wie G. mit Bedauern mit-
theilt, auch von ihm nur theilweise benutzt werden konnten. Der
beste und grösste Theil davon ging leider verloren, ein Schicksal,
welches schon manchen werthvollen Herbarien in Russland zu Theil
wurde.
Nach dem vorliegenden Pflanzenverzeichnisse, welches zugleich
genaue Angaben über die Fundorte und die Zeiten der Blüte und
der Fruchtreife bei jeder einzelnen Art enthält, vertheilen sich die
Pflanzen der Umgegend ven Woronesh folgendermassen auf die
natürlichen Familien :
Ranunculaceae 32, Berberideae 1, Nymphaeaceae 2, Papavera-
ceae 1, Fumariaceae 2, Cruciferae 45, Violarieae 10, Droseraceae
2, Polygaleae 1, Sileneae 23, Alsineae 11, Lineae 4, Malvaceae 3,
Tiliaceae 1, Hypericineae 2, Acerineae 3, Geraniaceae 7, Balsami-
neae 1, Celastrineae 2, Rhamneae 2, Papilionaceae 41, Amygdaleae
5, Rosaceae 28, Pomaceae 4, Onagrarieae 7, Halorageae 1, Calli-
trichineae 1, Ceratophylleae 1, Lithrarieae 3, Cucurbitaceae 1,
Sclerantheae 1, Paronychieae 4, Crassulaceae 5, Grossularieae 1,
‚Saxifrageae 1, Umbelliferae 29, Corneae 1, Caprifoliaceae 3, Rubia-
ceae 11, Valerianeae 3, Dipsaceae 3, Compositae 96, Campanulaceae
13, Vaceinieae 3, Ericaceae 1, Pyrolaceae 5, Primulaceae 7,
Oleaceae 1, Asclepiadeae 1, Gentianeae 5, Polemoniaceae 1, Con-
volvulaceae 2, Cuscuteae 3, Borragineae 18, Solaneae 5, Scrophu-
lariaceae 31, Orobancheae 1, Labiatae 37, Plantagineae 4, Amaran-
taceae 2, Chenopodeae 18, Polygoneae 18, Santalaceae 2, Aristo-
lochiaceae 2, Euphorbiaceae 5, Cupuliferae 2, Salicineae 8,
Cannabineae 1, Urticaceeae 2, Ulmaceae 2, Betulaceae 3,
Typhaceae 4, Aroideae 1, Lemnaceae 3, Najadeae 5, Juncagineae
1, Alismaceae 2, Butomaceae I, Hydrocharideae 2, Orchideae 6,
Irideae 4, Smilaceae 5, Liliaceae 13, Veratreae 1, Juncaceae 6,
Cyperaceae 30, Gramineae 61, Abietineae 1 (Pinus sylvestris L.),
Equisetaceae 4, Lycopodiaceae 1, Ophioglosseae 1, Polypodiaceae S,
J. S. 778 Arten.
Gruner ist der Ansicht, dass diese Zahl mit den in Taratsch-
koff’s Centurien enthaltenen Species, welche Gruner nicht ge-
funden hat, wohl auf 800 Arten steigen dürfte.
v. Herder (St. Petersburg).
Prein, Jacob, Mittheilungen über eine Expedition in
das Sajangebirge. (Mittheilungen der ostsibirischen Abthei-
lung der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Irkuztk. Band
XVH. p..210—212.) [Russisch.]
Diesem von Monda aus, einer Missionsstation, den 6/15 Juli
1887 an die Gesellschaft gerichteten Berichte Preins entnehmen wir
folgende botanische Notizen: Der Charakter der Pflanzenformation
dieser Gegend, — deren Mittelpunkte die schon früher von Tureza-
Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 359
ninoff, Radde und Uzekanowsky besuchte Berg Munku-
Sardyk und Bergsee Kossogol bilden, — ist durchgehends der der
Waldsteppe, wobei die Waldformation mehr am westlichen Ufer des
Kossopol, die Steppenformation mehr am östlichen Ufer überwiegt,
was schon daraus erklärlich ist, dass auf dem Ostufer die Berge
nicht hoch, die Thäler dagegen mehr oder weniger breit sind,
während auf dem westlichen eine Menge hoher „Glatzköpfe**) auf-
treten. Die Flora dieses Ufers erinnert daher lebhaft an die des
Kan’schen Kreises im Gouv. Jenisseisk, während die Flora des
östlichen Ufers an die von Transbaikalien erinnert, nur dass sie
noch ärmer als diese ist.
Eigentliche Hochalpenflora existirt, mit Ausnahme des Munku-
Sardyk, auf dem Hochgebirge am westlichen Ufer eigentlich nicht,
sondern es sind Formen, die auch anderwärts an hochgelegenen
Punkten vorkommen. wie Anemone nareissiflora, Saxifraga Hireulus,
Trollius Asiaticus und Patrinia rupestris, wobei am Munku-Sardyk
Anemone nareissiflora und Patrinia rupestris bedeutend die Wald-
grenze überschreiten. — Die Wälder bestehen fast ausschliesslich
aus Lärchen, seltener aus Cedern, Fichten und Birken und die
Kräuterflora in denselben ist eine sehr einförmige; nur an den süd-
lichen Bergabhängen des östlichen Kossogolufers erscheint die Flora
etwas reicher, namentlich an den Blössen und Granitsandhalden
derselben.
Ein Verzeichniss der von J. Prein hier gesammelten Pflanzen
— circa 400 Arten — findet sich in einem späteren Hefte der-
selben „Mittheilungen“.
v. Herder (St. Petersburg).
Saporta, 6. de. Origine paleontologique des arbres
eultiv&s ou utilises par l’homme. (Bibliotheque seienti-
fique contemporaine.) 8°. XVI, 380 p. Paris (J. B. Bailliere
et fils) 1888.
Dieses mit 44 instruktiven Textillustrationen versehene Werk
des ausgezeichneten Gelehrten behandelt im allgemeinen Theile
die Frage, wie sich die Wälder zusammensetzen, wie sie sich
bildeten und erneuert werden. Zu diesem Zwecke untersucht Verf.
vor allem Charakter und Vertheilung der Wälder, wobei er in be-
sonders ausführlicher Weise die Wälder des Mediterrangebietes
bespricht. Dann legt er die Uebereinstimmung zwischen den re-
centen Pflanzengenossenschaften und denen der Vorzeit dar. Bei
dieser Darlegung behandelt Verf. unter Anderem die successive
Erneuerung der Wälder, die Art der Analogie mit der Vergangen-
heit, die morphologischen Schwankungen der Art, die Indieien des
genetischen Zusammenhanges, direkte und Abkömmlinge der Seiten-
*) Der Ausdruck „Glatzköpfe* wurde von Middendorff zuerst gebraucht,
später auch von Glehn und entspricht wohl am besten der Bezeichnung
„Goletz“ für die hohen Gebirgskämme Sibiriens.
360
Palaeontologie.
linien, die aufeinander folgenden Entwicklungsperioden des Ge-
wächsreiches und die klimatischen Zonen.
Ueber die Konkordanz der Entwicklung der Baumvegetation
während der aufeinander folgenden Perioden und Etagen giebt
Saporta eine Uebersicht,
kürzter Form mitgetheilt sei:
_ 2 Archaeophytisches
= Sılursse ur. Zeitalter, .
& Devon.
S, Carbon . Re N lab
2 Palaeophytisches
CH Zeitalter.
4 es Reich der Krypto-
S gamen und der Ur-
= Gymnospermen.
=. Perm
S
=
föres bigarre
Trias er
\Kenper
Rhät
Tjasigearrs
Oolith ne
BULER PIE NEN,
Jura
Oxfordstufe
Corallenstufe
Kimmeridge
Neocom . . |.
Urgon
"OLTSASUOTJRULIO, T SUOSLOZOSOW
Cenoman . |:
Nm?
Turon
Senon
Kreide von
Mesestricht 1... cur
2.
welche im Folgenden in etwas abge-
Erste Anfänge der Pflanzenwelt.
Die ersten Anzeichen der Existenz
von Öycadeen.
Urformen der Salisburieen und
Dammareen.
Die ersten Spuren des Typus
Salisburia o. Ginkgo im Roth-
liegenden des Ural.
Urformen der Dammareen.
Entfernte Verwandte von Ginkgo,
Cycas; Urformen der Taxodi-
neen, Abietineen etc.
Entfernte Verwandte der Cupres--
sineen.
Mesophytische Aera.
Reich der G@ymnospermen :
cadeen und der Coniferen, vergesellschaftet
mit gewissen proangiospermen Typen.
Vorwalten der C'y-
Die Existenz der Genera Arau-
caria und Widdringtonia sicher-
gestellt.
Die Existenz der Genera Pinus,.
Abies, Cedrus sichergestellt.
In der Polarkreide die ersten noch
zweifelhaften Spuren von angio-
spermen Dikotylen: Genus Po-
pulus?
| Neophytisches Zeitalter,
Reich der Angiospermen.
Simultanes Erscheinen der diko-
tylen Angiospermen in der ark-
tischen Region, in Centraleuropa
und Nordamerika; prototypische
Quercineen und Laurineen; die
ersten Leguminosen und Sapin-
daceen; — die Genera Fagus,
Platanus, Magnolia, Lirioden-
dron, Comptonia, Aralia, Hedera,
ete., Oredneria, Aspidiophyllum
etc.
Zahlreiche prototype Quercineen
und Castaneen; Urformen von
Nerium; Genus Dewalquea.
Palaeontologie,
Kalk von Mons, Heersien-
Kalk, Sande von Bracheux,
Lignite von Soissonais,
untere und mittlere Schieh-
ten des Londoner Beckens,
Ei eocener Pariser
Palaeocen
Grobkalk, und obere Par-
thie des Londoner Beckens
Eocen Oberer eocener Kalk von
Saint-Ouen,
Gypse von Aix und Mont-
INATETORE LS 0 En >
Olgesan litt. Bulle
ne
©
er
= Aquitanische Stufe .
a]
3
3
=
eo
>
Minen Helvetische Stufe (Molasse)
n_ -
Unter-Pl.: Tuffe von Mexi-
mieux, Cinerite von Cantal
Pliocen
Ober-Pl,: Schichten mit
Elephas meridionalis
Btuyaum. 1222 a DR
361
Entfernte Verwandte von Casta-
nea, Eichen aus der Cerris-
Gruppe, Laurus, Persea, Cinna-
momum, Sassafras, europäischer
Epheu, die ältesten Weiden.
Entfernte Verwandte von Ginkgo,
Callitris, Widdringtonia, Pinus,
von Phoenix u. Sabal, von My-
rica, Comptonia, Nerium, Zizy-
phus, Acacia etc.
Die ersten europäischen Betula-
ceen und Ulmen, Verwandte von
echtem Lorbeer, die Genera Fra-
xinus, Catalpa, Acer, Ailanthus,
Cerris etc.
Einwanderung nach Europa und
stufenweise Vervielfältigung der
Typen mit Laubfall, Erlen, Bir-
ken, Weissbuche, Ulmen, Wei-
den und Pappeln, Ahorn ete.
Entfernte Verwandte der euro-
päischen Rothbuche, der Kasta-
nien, der Platane; Vervielfältig-
ung der Erlen, Weissbuchen,
Ahorne; Verminderung der Pal-
men nach Zahl und Bedeutung.
Wachsende Vermehrung d. Weiss-
buchen, Weiden und Pappeln,
Ahorne, vergesellschaftet mit
zahlreichen Laurineen.
Die Palmen, die Typen mit per-
sistirenden Blättern und die sub-
tropischen Formen weichen mehr
und mehr, die Einwanderung
ist Anfangs auf Eichen mit hin-
fälligen oder welkenden Blättern
beschränkt.
Elimination der Palmen.
Platanen, Lorbeer- und Tulpen-
bäume, Vorkommen von Ginkgo
in Europa ; zahlreiche Ahorne und
Linden. — Immergrüne Eichen
vergesellschaftet mit solchen mit
welkendem Laube. — Verschwin-
den der Palmen.
Graduelle Elimination der letzten
Tertiärtypen und Ausbreitung der
distinkten Formen der jetzigen
Periode in Europa.
Die Wälder sind ebenso zusam-
mengesetzt wie gegenwärtig.
Der specielle Theil befasst sich mit der kritischen Analyse des
Ursprungs und der muthmasslichen Abstammung der verschiedenen
Typen der baumartigen Gewächse.
Betan, Centralbl, Jahrg. X. 1389. Bd. XXXVII,
Verf. nnd bei dieser Unter-
24
362 Palaeontologie. — Techn. u. ökonom. Botanik.
suchung die einzelnen systematischen Gruppen der Reihe nach
durch und berücksichtigt in gleicher Weise die durch die phyto-
paläontologische, wie die durch die pflanzengeographische Forschung
festgestellten Thatsachen.
Aus dem „Conelusions“ überschriebenen Schluss-Kapitel mögen
in den nachstehenden Zeilen einige der leitenden Ideen wieder-
gegeben werden. Die Ursache der Vervielfältigung der Pflanzen-
formen erblickt Saporta in der von den Polen ausgehenden
Erkaltung („retroidissement polaire“). Während der Kreidezeit
trat dieselbe nur auf beschränktem Gebiete auf. Das Polarmeer
war damals jedenfalls eisfrei. Gegen das Ende der Kreidezeit
wird die Erkaltung stark, und es verschwinden im Norden einzelne
Species, so dass die tropische oder subtropische Zone bis zum
56—61° reicht. Die Nordküsten Europas verlieren ihren tropischen
Charakter. — Die Gebirgsflora der an die von der Temperatur-
erniedrigung betroffenen Gebiete angrenzenden Landstriche konnte
nun in die vorliegenden erkälteten Ebenen sich verbreiten. Die
Verschiedenheit der Vegetation unter gleichen Breiten erklärt Sa-
porta theilweise dadurch, dass die gleichfalls gegen das Ende der
Kreidezeit eingetretenen Senkungen höher gelegener Gebiete, wo-
durch auch das erwähnte Herabsteigen der Gebirgsflora in die
Ebenen begünstigt wurde, nicht überall gleich bedeutend war. —
Jene Gattungen, deren Arten der Mehrzahl nach immergrünes
Laub besitzen, sieht Verf. als ursprüglich in der heissen Zone eim-
heimisch an. Nur wenige ihrer Arten (nämlich die mit Laubfall)
konnten nach Norden vordringen und sich hier den Verhältnissen
assimiliren. Umgekehrt verhält es sich mit jenen Gattungen, deren
Arten der Mehrzahl nach abfallendes Laub besitzen. Auch auf
seine Anschauungen über Artenbildung und den Begriff der Art
kommt Saporta zu sprechen.
Krasser (Wien).
Eberhardt, Louis A., Ueber den Japantalg. Ein Beitrag
zur Kenntniss der Pflanzenfette. (Inaug.-Diss. von
Strassburg i/E.) 8°. New-York 1888.
Auf 30 Seiten, welche von 2 Tafeln (die Rhus succedanea L.
und die Verbreitung des Talg- und Lackbaumes in Japan dar-
stellend) begleitet sind, erläutert Verf., dass der Japantalg, wie be-
reits Sthamer angegeben, der Hauptsache nach aus Palmitin bestehe.
Die feste Fettsäure, welche Buri’s Untersuchung vermuthen
liess, ist nur Palmitinsäure, deren Schmelzpunkt durch die Beimengung
einer der Oxalsäurereihe angehörigen Säure erhöht ist. Wahrschein-
lich entspricht diese von Eberhardt isolirte Säure der Formel
Cıs Hss Po
COOH.
Isobuttersäure ist im Japantalg vorhanden als Glycerinester
und bedingt wahrscheinlich den unangenehmen Geruch des ranzig
werdenden Fettes.
wi
Techn. u. ökonom. Botanik. (Teratologie u. Pflanzenkrankheiten) 363
Oelsäure ist nur in geringer Menge vorhanden, entweder aus
den Kotyledonen der Ahusfrüchte stammend oder von Perillaöl
herrührend.
Ausserdem finden sich unverseifbare Antheile von weicher,
vaselinartiger Beschaffenheit vor; andere Fettsäuren, als Isobutter-
säure und Palmitinsäure konnten nicht aufgefunden werden.
Der Japantalg ist seit der Eröffnung der Häfen Japans im
Jahre 1854 als Handelsartikel in den Weltverkehr eingetreten. Ein
grosser Theil geht von Japan nach China, ein anderer nach Amerika
und Europa, besonders nach London und Hamburg. Ein geringer
Theil nimmt seinen Weg über Holland und Frankreich. Die Ausfuhr
von Japantalg betrug 1879 333 974 Yen, in den folgenden Jahren
blieb sie sich ziemlich gleich, bis sie in Folge einer Missernte im
Jahre 1883 im folgenden auf 136 633 sank.
Der Japantalg wird in Japan selbst, sowie in China, Amerika
und Europa zur Kerzenfabrikation vielfach verwandt, ferner in vielen
Fällen an Stelle des Bienenwachses.. Durch die Einführung des
Petroleums hat auch der Japantalg viel an Werth verloren. In der
Pharmacie hat derselbe, seiner Neigung wegen, ranzig zu werden,
keinen dauernden Platz finden können.
Das Fett ist im Fruchtfleisch, dem Mesokarp, enthalten, dessen
äussere Zellen fast ganz damit angefüllt sind.
Die Gewinnung des Talges findet im Oktober und November statt.
Die Angaben des Schmelzpunktes variiren zwischen 42° und
55°C.; Verf. giebt 52—53°C. an; als Graduirungspunkt 48,5°.
E. Roth, Berlin.
Vries, Hugo de, Over steriele Mais-planten. (Botanisch
Jaarboek, uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea
te- Gent. 1, , 1889: ;p- 141. ,T%. VW.)
Verfasser zog seit 1883 eine Maisvarietät, deren Samen gewöhn-
lieh in 10—12 Längsreihen am Kolben standen. Die Rasse varlirte
in verschiedener Beziehung: Verzweigung am Grunde und in den
Blütenständen, Zahl der Samenreihen, Vorkommen weiblicher Blüten
im männlichen Blütenstande, Rothwerden der Blätter im Herbst, Vor-
kommen weisser Keimlinge und weissgestreifter Pflanzen et. Um
Versuche über die Zunahme der Samenreihen durch Zuchtwahl an-
zustellen, wurden 1887 eine Anzahl Samen eines Kolbens mit 16
Reihen gesäet. Die 54 erhaltenen Pflanzen trugen 69 Kolben mit
folgender Reihenzahl: 10 (1 Kolben), 12 (7), 14 (21), 16 (26), 18
(10), 20 (4). Von einem Kolben mit 20 Reihen wurden 1888 alle
Samen gesäet und 340 Pflanzen erhalten. Unter diesen trat eine
sehr auffällige Varietät auf: 40 Pflanzen waren von Grund auf un-
verzweigt und infolgedessen völlig steril. Die männlichen Blüten-
stände waren auf nackte Spindeln redueirt, die nur am Ende
eine pinselähnliche Gruppe von Spelzen trugen. Wo sonst die
Kolben stehen, fehlten selbst Knospen in den Blattwinkeln, ebenso
fehlten die grundständigen meist kolbentragenden Verzweigungen.
24%
364 FB Neue Litteratur.
In der Ausbildung des Wurzelsystems und in der vegetativen Ent-
wickelung standen die sterilen Pflanzen hinter normalen keineswegs
zurück, so dass die Sterilität nicht Folge schwächerer Ernährung
ist. Sie gingen im Herbst gleichzeitig mit den normalen ein und
konnten also nicht durch Ueberwinterung erhalten werden. Zwischen
den sterilen Pflanzen fanden sich nur geringe Unterschiede; mit-
unter waren kleine Zweige im männlichen Blütenstande vorhanden,
in 2 Fällen auch einige Blüten ; besonders merkwürdig waren Pflanzen
mit bis in die Spitze völlig nackten Spindeln. — Ausser von dem
20-reihigen Kolben wurden von einem 12-reihigen und von 5 kleinen
Kolben von Seitenzweigen gleichzeitig, aber an einem anderen Orte,
Aussaaten gemacht. Diese Pflanzen wuchsen auf weniger gutem
Boden und ohne die Pflege, welche die ersteren erfuhren, heran.
Auch unter ihnen fanden sich 3 sterile Exemplare.
Dieses Variiren der verschiedenen Kulturen in derselben Rich-
tung scheint demnach von äusseren Umständen nicht unmittelbar
abhängig zu sein. Vielmehr ist die Erscheinung wahrscheinlich eine
Folge der gemeinschaftlichen Abstammung (von einem Kolben von
1886). Auf frühere Kulturen wirkende Einflüsse haben dieselbe
verursacht; 18837 muss sie bereits potentiell (latent) vorhanden ge-
wesen sein, obgleich weder in diesem Jahre, noch in früheren sterile
Pflanzen bemerkt wurden.
Am Schlusse des Aufsatzes kommt Verf. auf den Gedanken der
„Erblichkeit erworbener Eigenschaften“ zu sprechen, der trotz der
Arbeiten Weismann’s noch gelegentlich wieder zum Vorschein
kommt. Es scheint dieses an einer ungenauen Fassung des Begriffes
zu liegen. Nur diejenigen Eigenschaften, welche an den Körper-
zellen nach deren Absonderung von den Keimzellen entstehen, sind
nach Weismann als „erworbene“ zu bezeichnen. Es fragt sich,
ob solche Eigenschaften noch auf die Keimzellen übergehen und
damit erblich werden können. Verf. neigt der Ansicht Weis-
mann’s zu, dass es für die Erklärung der uns bekannten Ver-
erbungserscheinungen nicht nothwendig sei, letzteres anzunehmen; er
hofft durch seine Maiskulturen Beweisgründe dafür zu erhalten.
Klebahn (Bremen).
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
Schilling, A. J., Johann Jakob Dillenius (1687—1747). Sein Leben und
Wirken. (Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge. Neue
Folge. Ser. III. Heft 66.) Hamburg 1889, M. —.80.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Liitteratur, 365
Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.:
Lacoizquetta, J. M., Diceionario de los nombres euskaros de las plantas. 8°,
4 plts. Madrid (M. Murillo) 1889. 4 pes.
Algen:
Biaille de Langibaudiere, Montage des Diatomdes. Lettreä M. le Dr. Pelletan.
(Journal de Micrographie. T. XIII. 1889. No. 2. p. 59.)
Smith, H. L., Contribution A l’histoire naturelle des Diatomaedes. [Suite] (l. e.
p. 49.)
Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der Tilopterideen. Hierzu
Tafeln II und III. [Fortsetzung.] (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII.
1889. No. 8. p. 125.)
Pilze:
Kübler, P., Ueber das Verhalten des Mierococeus prodigiosus in saurer Fleisch-
brühe. (Centralblatt fir Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889,
No. 10. p. 333— 336.)
Museineen:
Haberlandt, 6., Ueber das Längenwachsthum und den Geotropismus der
Rhizoiden von Marchantia und Lunularia. (Oesterreichische botanische Zeit-
schrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 93.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Gutwinski, Roman, Budowa i rozwöj przewodow soku mlecznego w rodzaju
Wymiona Czerw. (Mamillaria Haw.). [Ueber den Bau und die Entwicklung der
Milchgänge bei der Gattung Mammillaria.] (Sep.-Abdr. aus dem Jahresbericht
des k. k. Franz Josefs Gymnasium in Lemberg.) 8°. 12 pp. Mit 1 Tafel,
Lemberg und Berlin (R. Friedländer & Comp.) 1889,
Kerner von Marilaun, A., Ueber das Wechseln der Blütenfarbe an einer und
derselben Art in verschiedenen Gegenden. (Oesterreichische botanische Zeit-
schrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 77.)
Er Hans, Notiz über das Verhalten von Gingko biloba L. im Finstern.
l. c. p. 98.)
Weismann, August, Ueber die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen.
(Vortrag, gehalten am 20, September 1888 auf der Naturforscher-Versammlung
zu Köln.) 8°. 52 pp. Jena (Gustav Fischer) 1889. M. 1.20.
Wiesner, J., Zur Erklärung der wechselnden Geschwindigkeit des Vegetations-
rhythmus. (Oesterreichische botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3.
ee)
Systematik und Pflanzengeographie:
Ascherson, P., Zur Synonymie der Eurotia ceratoides (L.) C. A. Mey. und einiger
ägyptischer Paronychieen. (Oesterreichische botanische Zeitschrift. Jahrgang
XXXIX. 1889. No. 3. p. 99.)
Beling, Th., Fünfter Beitrag zur Pflanzenkunde des Harzes und seiner nächsten
nordwestlichen Vorberge. (Deutsche botanische Monatsschrift. 1889. p. 12.)
Berichte über neue und wichtigere Beobachtungen aus dem Jahre 1887. Ab-
gestattet von der Commission für die Flora von Deutschland. Abromeit, J.,
Preussen, p. CVI, Marsson, Th., Baltisches Gebiet, p. CXI, Ascherson, P.,
Märkisch-Posener Gebiet, p. CXI, Fiek, E., Schlesien, p. CXIV, Ascher-
son, P., Obersächsisches Gebiet, p. CXVIII, Haussknecht, C., Hercynisches
Gebiet, p. CXIX, Prahl, P. und Timm, €. T., Schleswig-Holstein, p. CXXII,
Buchenau, Fr., Niedersächsisches Gebiet, p CXXV, Geisenheyner, L.,
Niederrheinisches Gebiet, p. CXXVI, Metz, K., Oberrheinisches Gebiet, p.
CXXVIIN, Prantl, K., Bayern, p. CXXX, Celakowsky, L., Böhmen, p.
CXXXII, Oborny, Ad., Mähren, p. CXXXVII, Beck, v., Niederöster-
reich, p. CXI, Vierhapper, Oberösterreich, p. CXLII, Fritsch, K.,
Salzburg, p. CXLVI, Freyn, J., Oesterreichisches Küstenland, p. CXLV]I,
Dalla-Torre, K. L. von und Sarnthein, L., Tirol und Vorarlberg, p.
CXLVII, Jäggi, J., Schweiz, p. CLI, Luerssen, Chr., Pteridophyta, p.
CLIV, Warnstorf, C., Laub-, Torf- und Lebermoose, p. CLIX, Magnus, P.,
Characeae, p. CLXT, Kirchner, O., Süsswasseralgen, p. CLXII, Hauck, F.,
Meeresalgen, p. CLXV, Minks, A., Flechten, p. CLXV, Ludwig, F., Pilze,
p. CLX VIII, Verzeichniss der Pflanzennamen (exel. der im Bericht der Commission
366 Neue Litteratur,
für die Flora von Deutschland vorkommenden), p. CLXXVI. (Ber, d. deutsch,
bot. Ges. 1888.)
Borbas, Vincent v., Die Hybriden der peutapetalen Linden. [Formae Tiliarum
pentapetalarum hybridae.] (Deutsche botanische Monatsschrift. Jahrg. VII.
1889. No. 1. p. 1.)
Clavaud, A., Flore de la Gironde. Avec atlas. Fasc. 1: Thalamiflores, 222 pp.
et atlas de 8 planches (1882); Fasc. 2: Caliciflores (premiere partie) p. 225 A
348 et atlas de 4 planches (1884). Paris (Masson) 1889.
Figert, F., Mentha paueiflora n. sp., eine neue Mentha in Schlesien. (Il. c.
P-11.)
Freyn, J., Ueber einige kritische Arabis-Arten. (Oesterreichische botanische
Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 101.)
Ormerod, Eleanor A., Notes on the Australian Bug. (Icerya Purchasi) in South
Africa. 8°. 36 pp. London (Simpkin) 1889. 3.d.
Sagorski, E., Plantae eriticae Thuringiae. II. (Deutsche botanische Monats-
schrift. Jahrg. VII. 1889. No. 1. p. 6.)
Wettstein, R. v., Pinus digmea (P. nigra X montana Dur.). (Oesterreichische
botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 108.)
I Daun n Ueber einige kritische Labiaten der spanisch-balearischen Flora.
lac5p.82:
Woerlein, Georg, Beiträge in Bezug auf die Verbreitung der Potentilla-Arten.
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Barth, F,, Kurze Anleitung im Obstbau für junge Lehrer, Landwirthe und
ältere Volksschüler. 8°. 75 pp. Mit Illustr. Jena (Fr. Mauke [A. Schenk])
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schaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 22. p. 173.)
Russ, Karl, Das heimische Naturleben im Kreislauf des Jahres. Ein Jahrbuch
der Natur. Lief. 1. Berlin (Robert Oppenheim) 1889. M. 0,80,
368 Personalnachriehten. — Inserat. — Inhalt.
Varia.
Fricke, K., Der biologische Unterricht an höheren Lehranstalten, sein Gang
und seine Bedeutung für eine allgemeine höhere Bildung nach psychologisch-
pädagogischen Grundsätzen. 8°. 29 pp. Leipzig (Gustav Fock) 1889. M. 1.—
Personalnachrichten.
Dr. Sextus Otto Lindberg, Professor der Botanik an der
Universität, Direktor des botanischen Gartens und botanischen
Museums zu Helsingfors, einer der bedeutendsten Bryologen, ist am
20. Februar nach kurzer Krankheit im 53 Lebensjahre gestorben.
a |
Eine Sammlung ausgestopfter Vögel aus der
schlesischen Fauna,
darunter besonders viele seltene Wasservögel, zu verkaufen durch
R. F'ritze, |
N.-Rydnitau (Post Czernitz) Ober-Schlesien.
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Lauterbach, Untersuchungen über Bau und
Entwicklung der Sekretbehälter bei den
Cacteen (Forts.), p. 329.
Ludwig, Australische Pilze, p. 337.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
Botanischer Verein in München.
IV. ordentliche Monatssitzung.
Montag, den 11. Februar 1889.
Harz, Bergwerkspilze II., p. 341.
Referate:
Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesammt-
gebiet der Mykologie. Heft VII. (Forts.),
p. 345.
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vieinitate urbis Woronesh sponte nascentium,
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rosa L. and the perforation of flowers, p. 355.
Prein, Mittheilungen über eine Expedition in
das Sajangebirge, p. 358.
Saporta, de, Origine pal&eontologique des arbres
eultives ou utilises par l’homme, p. 359.
Stephani, Hepaticae africanae, p. 354.
Vries, Over steriele Mais-planten, p. 363.
Neue Litteratur, p. 364.
Personalnachrichten.
Dr. Sextus Otto Lindberg (7), p. 368.
Ausgegeben: 12. März 1880.
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namen en un un Lu nn ne
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Caasel.
4
Band XXXVII. No.12. Jahrgang X.
Ace a 9 W 6 eo
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes,
Herausgegeben
water Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
No. 12. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret-
behälter bei den ÜCacteen,
unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse
der letzteren.
Von
Dr. Carl Lauterbach
aus Breslau.
(Fortsetzung.)
Der Inhalt der Gänge lässt bei genügender Vergrösserung
eine schwach glänzende hyaline Grundmasse erkennen, in welcher
kleine Körnehen neben grösseren, aus kleinen Körnchen zusammen-
gesetzten Chlorophyll ähnlichen Körpern vertheilt sind. Die Gänge
selbst sind intercellulare Räume.
Von Farbstoffen färben Eosin und Corallin die Gänge schor
bei kurzer Einwirkung, Haematoxylin dagegen nur schwach; gut
anwendbar sind ferner Fuchsin, Methylgrün und Hanstein’sches
Anilinviolett. Methylgrünessigsäure färbt die Gänge gut und lässt
die Struktur schön hervortreten. Zum Einschluss der gefärbten
Präparate wurde mit Vortheil eine gesättigte Lösung von ara-
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVIE. 25
370 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
* Ph
bischem Gummi in ee m Kali verwendet, die sogenannte
Hoyer’'sche Einsehlusstlüssigkeit für Anilmpr äparate.
Als Substanz von zweifelhafter Natur und Zusammensetzung
mag hier der Inhalt des Phloems bei sämmtlichen Caeteen erwähnt
werden. Man tindet nämlich die Phloemtheile der Bündel stets
mit emer Masse erfüllt, die bei den Schleimzellen führenden Arten
mit diesem Schleim identisch zu sem schemt. Sie löst sich ın
Wasser und zeigt dieselben Reaktionen und gleiche Tinktions-
fähigkeit. Bei den Mammillarien verhält sich der Inhalt des
Phloems analog dem der milehsaftführenden Gänge mit dem ein-
zigen Unterschiede, dass im Phloem die Stärkekörner, sowie die
anderen körnigen Inhaltskörper des Milchsaftes fehlen.
Betrachtet man nun Schnitte dieser Pflanzen in einem den
Schleim oder Milehsaft nieht lösenden Medium, so erscheint der
Phloemtheil als Sehleim- beziehentlich Milchsaft führender Gang,
da die sehr dünnwandigen, fast gleichen Brechungsexponenten
wie der Schleim besitzenden Bastzellenwände bemahe unsichtbar
sind. Hierdurch mag wohl die irrige Angabe schleimführender
Gänge für die Opuntien bei den. älteren Autoren entstanden sein.
Man kann sich leicht von dem Irrthum überzeugen, wenn man
den Sehleim löst und die Schnitte tingirt, wo dann an Stelle des
früheren Ganges das Gewebe der Phloemzellen klar hervortritt.
In den keme Milchsaft führenden Gänge enthaltenden Arten
der Mammillarien zeigt der Phloemtheil denselben Inhalt. Auch
hier konnte nur festgestellt werden, dass derselbe sich in gleicher
Weise gegen Reagentien und Farbstoffe verhält, wie der der
Milehsaft führenden Arten.
Ueber den Inhalt des Phloems der keine Sekretbehälter ent-
haltenden Arten liess sieh etwas Sicheres nicht feststellen.
Krystallzellen.
Die dritte und letzte Art von Sekretbehältern, die sich bei
allen Caeteen ohne Ausnahme finden, sind die Krystallzellen. Es
sind dies gewöhnliche dünnwandige Zellen, die im ausgebildeten
Zustand als einzigen Inhaltskörper eine Krystalldruse von oxal-
saurem Kalk im Z eis sehwimmend enthalten. Das Vorkommen
mehrerer Drusen in einer Zelle ist selten.
Die Krystallzellen treten vereinzelt auf, können aber auch so
ungeheure Häufigkeit erlangen, dass sie bis zu 85 %/, der Asche
bilden. Das letztere ist in alten verholzten Stämmen der Fall. Die
verbreitetste Form ihres Auftretens sind aus monoklinen Prismen
zusammengesetzte Drusen von regelmässiger Form, die an eimen
Morgenstern erinnern. Die Spitzen dieses Sternes sind, entsprechend
der kürzeren oder längeren Hauptaxe der ihn zusammensetzenden
Einzelkrystalle, je nach der Art und Gattung, bald spitzer, bald
stumpfer. Charakteristisch ist diese Form besonders für die
Opuntien, bei denen sie eine regelmässige Lage in den Hypoderma-
zellen bilden. Jede Druse füllt" eine Zelle aus. Die Drusen sind
hier verhältnissmässig klein, grösser werden sie im Rinden- und
am grössten im Mark-Parenchym. Bemahe ebenso häufig wie
Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälterd. Cacteen. 371
diese regelmässige ist eine ganz unregelmässige Form der Drusen,
welchen ebenfalls ein monoklines Prisma, jedoch mit sehr
kurzer Hauptaxe zu Grunde zu liegen scheint. Sie erreichen
zum Theil beträchtliche Grösse und stellen die grössten bei den
Caeteen überhaupt vorkommenden Drusen dar. Die Drusen sind
ausser dem oben erwähnten Vorkommen bei den Opuntien dureh
den ganzen Körper regellos vertheilt und treten mitunter nester-
weise auf.
Einzelkrvstalle sind verhältnissmässig selten, immer klein
und kommen in gewöhnlichen Zellen vor. Es finden sich Quadrat-
oktaeder , quadratische und monokline Prismen. Bündel nadel-
förmiger Krystalle, aus monoklinen Prismen mit sehr langer Haupt-
axe bestehend, wurden bei Opuntia Ficus Indica und Echino-
caetus Ottonis beobachtet. Bei manchen Arten treten Sphäro-
krystalle*) auf. Dieselben sind sehr regelmässig ausgebildet mit
deutlich eoneentrischer Schiehtung. Sie kommen, wie schon oben
erwähnt, im den Schleimzellen vor, mitunter aber auch in gewöhn-
liehen Zellen.
Anschliessen möchte ieh hieran noch das häufige Vorkommen
von Sphaerokrystallen, welche bis zu gewissem Grade denen des
Inulins gleichen, sich jedoch bei längerem Liegen in Glycerin
lösen. Dieselben krystallisiren sowohl an den Hellwänden als ım
Innern der Zellen bei im Alkohol liegenden Stücken aus. Ihre
chemische Beschaffenheit ist nieht näher untersucht worden.
Ferner kommen bei vielen Cereen und Opuntien Wachsüber-
züge vor. Dieselben lassen die Pflanzen bläulich bereift erscheinen
und sitzen der Epidermis in Gestalt von Körnehen auf.
Entwicklung der Schleimzellen und Krystallzellen.
Die Schleimzellen entwickeln sich früh in den Meristemgeweben,
und es lassen sich nach dem Ort der Entstehung zwei Centra unter-
scheiden, die allerdings zeitlich zusammenfallen. In der grössten
Anzahl entstehen sie in den seitlich vom Vegetationspunkte her-
vorsprossenden Kanten, Höckern und Blätten. Da bei der
spiraligen Anordnung diese Gebilde auf einem Schnitt nur in
lückenhafter Reihenfolge erscheinen, auch in Folge ihrer Zartheit
und Sprödigkeit schwer zu behandeln sind, so kann man m den-
selben die einzelnen Entwicklungsstadien schwer verfolgen, doch
liess sich feststellen, dass im dritten Höcker (oder Blatt) die An-
fangsstadien auftreten, im siebenten bis neunten die Entwicklung
vollendet ist. Die Schleimzellen eilen hier der Entwicklung des
übrigen Zellgewebes voraus, so dass diese Höcker mitunter fast
nur aus Schleimzellen zu bestehen scheinen. — Das zweite Centrum
ihrer Entwicklung liegt im Rindenparenchym und fällt hier meist
in die Procambiumzone, wechselt jedoch im seinem höheren oder
tieferen Auftreten bei den einzelnen Arten. Beide Centra fallen
der Zeit ihrer Entwieklung nach zusammen. Bei einigen Arten
endlich kommt noch ein dritter Entstehungsherd hinzu. Derselbe
*) M. Moebius: Sphaerokrystalle von Kalkoxalat bei Cacteen. (Berichte
der deutschen botanischen Gesellschaft, Bd. III. 1885. Heft 5.)
25*
372 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
liegt im Mark unterhalb der ausgebildeten Gefässe, und findet hier
die Entwieklung später als an den beiden anderen Stellen statt.
Die Entwicklung selbst erfolgt auf zweierlei Art; die eine
ist für die Opuntien charakteristisch, die andere kommt sämmt-
liehen übrigen Schleimzellen enthaltenden Gattungen zu.
Als beste Beobachtungsobjekte dieser letzteren Entwicklungs-
art im Stamm wurden Peireskia aculeata Plum. und Cereus grandi-
florus Haw. ermittelt. In den jungen Blütenblättern von Epiphyllum
lässt sieh die Entwicklung der Schleimzellen an unverletzten Zellen
beobachten, wenn man die Blättehen der jungen Knospen durch
Zuckerlösung, Glycerin oder Glycerin und Alkohol zu gleichen
Theilen durchsichtig macht. Setzt man Eosinlösung hinzu, so färbt
sich das Plasma und lässt den Schleim als stark glänzende, un-
gefärbte Masse hervortreten.
Der Entwicklungsgang der Schleimzellen in jungen Blüten-
blättern von Epiphyllum ist folgender: Im jüngsten Stadium
zeichnen sich die Schleimzellen vor den übrigen Zellen durch be-
deutende Grösse, beziehungsweise schnelleres Waehsthum aus. Sie
besitzen einen wandständigen Plasmaschlauch, dem ein grosser
Zellkern eingelagert ist. Das Innere der Zelle ist von einer Zell-
saft-Vakuole erfüllt. (Taf. 1. Fig. 1.)
In dem Plasmaschlauch beginnt nun die Bildung von Schleim.
Derselbe tritt in Tropfen auf, welche zusammenfliessend nach und
nach grössere mit Schleim erfüllte Räume im Plasma erfüllen.
Das Wachsthum der Zelle in diesem Stadium ist noch immer leb-
haft, der plasmatische Inhalt hat das Maximum seiner Entwicklung
erreicht. Durch den Schleim wird der innerhalb liegende Theil
des Plasmaschlauches nach Innen gedrängt (Taf. 1, Fig. 2), während
die mittlere Vakuole unter allmählicher Resorption ihres Inhalts
durch den Schleim immer kleiner wird. Charakteristisch ıst, dass
der Schleim stets an der Peripherie im Plasmaschlauch entsteht, so
dass die wandständige Plasmaschicht eine äusserst zarte ist, ja im
Laufe der Entwicklung bis auf kleine Reste und schliesslich voll-
ständig verschwindet. Bei ungenauer Beobachtung und nicht ge-
nügend starker Vergrösserung "kann es daher leicht den Anschein
be, dass der Schlei aus der Membran entsteht. Durch An-
wendung konzentrirter Zuckerlösung gelingt es jedoch wenigstens
stellenweise den den Schleim aussen begrenzenden Plasmabelag
mit sammt dem Schleim von der Wandung abzuheben.
Im weiteren Verlaufe fliessen die einzelnen mit Schleim er-
füllten Räume zusammen und sieht man daher auf dem optischen
Durchschnitt nur wenige Stellen, an welehen das innere Plasma mit
dem wandständigen Plasma zusammenhängt. (Taf. 1, Fig. 3.) Der
Zellkern beginnt in diesem Stadium undentlich zu werden, indem
zuerst das Cytoplasma mit dem Zellplasma verschmilzt, daun der
Nucleolus, indem er eine unregelmässig begrenzte Form annimmt,
nach und nach verschwindet.
Im Plasma bilden sieh nun immer neue Massen von Schleim,
welche die innere Begrenzung des Plasmaschlauchs vor sich her-
drängen und dieselbe unter völliger Resorption der inneren Vaku-
Lauterbach, Unters. üb. Ban u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 373
ole schliesslich ganz zusammenpressen, so dass in der Mitte der
Zelle nur noch eine seitlieh mannigfach ausgebuchtete Plasmamasse
übrig bleibt (Tat. 1, Fig. 4). Die Vorsprünge dieser Plasmamasse
entsprechen den Resten der Plasmafäden,, mit denen dieselbe ur-
sprünglich mit dem wandständigen Plasma zusammenhing.
Im weiteren Verlauf schwindet dae Plasma mehr und mehr,
indem es Schleim bildet und es bleibt zuletzt von demselben nur
im Innern der Zelle ein zartes Plasmanetz zurück.
Bei Peireskia aculeata Plum. ist der Gang der Entwicklung
ähnlich. Innerhalb der Procambiumzone wachsen einige Zellen
stärker wie die übrigen. Der in einem Plasmanetz suspendirte
Zellkern befindet sich hier fast stets in der Mitte; derselbe nimmt
auch an Grösse zu, in gleicher Weise der Nucleolus. Die Vaku-
olen der Zelle sind von Zellsaft erfüllt. Der plasmatische Inhalt
der jungen Schleimzelle vermehrt sich nur unter besonders stark
ausgeprägtem Längenwachsthum der letzteren. Die Umgrenzung
des Zellkernes beginnt undeutlich zu werden. Im Plasma erfolgt
die Bildung von Schleim in klemen Tropfen. An in Alkohol
liegenden Pri äparaten kann man dieselben nach Färbung des Plasmas
mit Eosin als ungefärbte, hellglänzende Tröpfehen besonders in den
dünneren Fäden des Plasmas liegen sehen. Nach und nach re-
sorbiren diese Tröpfehen zusammenfliessend den Zellsaft der Vaku-
olen und drängen in der bei Zpiphyllum geschilderten Weise das
Plasma zu einem Klumpen in der Mitte der Zelle zusammen (Taf. 1.
Fig. 7). Je weiter die Entwicklung vorschreitet, desto mehr
schwindet der Plasmaklumpen (Taf. 1, Fig. 8) und schliesslieh
bleibt nur noch ein mehr oder weniger "reichmaschiges Plasmanetz
übrig, im welchem emige Reste von Stärkekörnern. hängen. Das
ganze Lumen der Zelle ist jetzt von Schleim erfüllt. Beim (Ge-
rinnen des Schleimes in Alkohol wird, wohl hervorgerufen durch
verschiedenen Wassergehalt, beziehungsweise ungleiche Diehtigkeits-
verhältnisse, in demselben eine Schiehtung wahrnehmbar, die ın
ihren inneren Umrissen stets die Conturen der früheren Plasma-
masse zeigt, in ihren äusseren Schiehten sich mehr den Grenzen
(der Zellwände anschliesst u so Anschein einer geschiehteten
Membran erweckt. (Taf. 2, Fig.
Ebenso verläuft die Has N bei Cereus grandiflorus Haw.
Die Schleimzellen entstehen auch hier ziemlich weit unterhalb des
Vegetationspunktes in der Procambiumzone. Fast in der Hälfte
der Fälle entwickeln sich jedoch hier zwei Damen
Zellen in der bei Peireskia angegebenen Weise (Taf. 2, Fig. 1).
In den ersten Stadien der Entw ieklung findet eine Auflösung der
beide Zellen trennenden Zellwand statt (Taf. 2, Fig. 2). Die
Plasmaklumpen mit den Zellkernen verschmelzen mit einander
(Taf. 2, Fig. 3) und findet man daher m diesem Stadium häufig
eine Schleimzelle mit zwei Kernen, die in ihrer gegenseitigen An-
ordnung keine Regel erkennen lassen. Die Zellkerne und das
Plasma schwinden unter der Bildung von Schleim (Taf. 2, Fig. 4),
und unterscheidet sich schliesslich die aus zwei Zellen entstandene
Schleimzelle von der aus einer Zelle hervorgegangenen nur dureh
374 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Caeteen.
ihre bedeutendere Grösse, bezüglich Länge. Häufig tritt auch der
Fall ein, dass bei schon ziemlich weit vorgeschrittener Entwicklung
angrenzende Zellen durch Auflösung der trennenden Wand mit
der Sehleimzelle verschmelzen , wobei ihr Inhalt sich »leichfalls in
Schleim verwandelt.
In mancher Beziehung anders gestaltet sich die Entwicklung
bei den Opsmtien. So treten bei Opuntia maxima S. in dem Me-
ristemgewebe an einzelnen Zellen kleine Oxalatdrusen von stern-
förmiger Gestalt auf. Dieselben entwickeln sieh im weiteren Ver-
lauf in zweierlei Weise. Die einen nehmen sehr rasch an Grösse
zu, während die Zelle mit dem Wachsthum der umgebenden Zellen
gleichen Schritt hält. Jemehr der Krystall, der anfangs selbst von
einem Plasmabelag überzogen ist, wächst, um so mehr schwindet
der Inhalt der Zelle, bis zuletzt nur die Oxalatdruse übrig bleibt,
die, im Zellsaft liegend, ihrerseits m ihrem Wachsthum noch lange
fortfährt, ja dies vielleicht periodenweise wieder aufnimmt, indem
man in älteren Geweben mitunter sehr grosse Drusen vortindet.
Ein anderer Theil jener Oxalatdrusen enthaltenden Zellen,
von den eben beschriebenen im ersten Stadium nicht zu unter-
scheiden, entwickelt sich in ganz anderer Weise. Die Zelle zeigt
ein lebhaftes Wachsthum, so dass sie die umgebenden Zellen sehr
bald an Grösse übertrifft. An diesem Wachsthum nimmt der Zell-
kern und das Plasma theil, so dass die Zelle auch durch ihren
reichen Inhalt von dem übrigen Zellgewebe absticht. Die Oxalat-
druse jedoch wächst nicht mit oder nur ganz unmerkhich; sie
scheint gewissermaassen den Anlass zu eimer Wucherung des.
Plasmas gegeben zu haben, die mit der Bildung von Schleim
endet. In einem weiteren Stadium sieht man daher den Zellkern
und die Oxalatdruse von einem Plasmaklumpen eingehüllt im
Innern der Zelle an Plasmafäden suspendirt. Doch kann der Zell-
kern oder auch die Oxalatdruse der Zellwand eingelagert sein.
Der erst beschriebene Fall ist der häufigere und ist bei letzterem
vielleicht eine Verschiebung durch den Schnitt anzunehmen. In
der Peripherie des Plasmas tritt nun die Bildung von Schleim auf,,
die nach und nach weiter nach Innen vorschreitet und mit dem
beinahe völligen Schwinden des Plasmas endet. Die Vakuolen
werden in der bei Zpiphyllum angegebenen Weise resorbirt. Zu
gleicher Zeit wird der Zellkern undeutlich und verschwindet schliess-
lich (Taf. 2, Fig. 6). In der ausgebildeten Schleimzelle ist ausser
einigen Trümmern von Stärke- oder Chlorophylikörnern, die m
dem sehr reduzirten Plasmanetz hängen, nur noch die Oxalatdruse
vorhanden. Dieselbe hat sich so gut wie gar nicht oder nur un-
merklich vergrössert.
Hiermit scheint der Entwicklungsgang jedoch noch nicht ab-
geschlossen zu sein. An Schnitten von einem circa zehn Jahre
alten Stamm von Opuntia Fieus Indica Mill. konnte beobachtet
werden, dass die Oxalatdrusen im den Schleimzellen zum Theil
von bedeutender Grösse waren, während gleichzeitig der Schleim-
inhalt der Zellen zurücktrat. Auffällig war hierbei überhaupt die-
äusserst geringe Zahl der Schleimzellen , die in jüngeren Stamm-
Lauterbach, Unters. üb. Ban u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 375
theilen massenhaft vorkommen. Die enorme Anzahl der Krystall-
zellen in älteren Stammtheilen ist ja bekannt. So liegt die Ver-
muthung nahe, dass ein Theil dieser Krystallzellen aus Schleim-
zellen durch Resorption des Schleimes entsteht. Aus Mangel an
Material von genügendem Alter konnte dieser Punkt nicht völlig
sicher gestellt werden.
Meist sekundärer Natur ist das Auftreten von Einzelkrystallen,
wie solehe bei den Einzeluntersuchungen häufig erwähnt sind.
Ueber den Entwicklungsgang, sowie Art und Ort des Auf-
tretens der Schleimzellen bei den einzelnen Gattungen wurden
folgende Beobachtungen gemacht:
Echinocacteae.
Malacocarpus.
Die Schleimzellen entwickem sich sehr rasch unterhalb des
Vegetationspunktes. In den Kanten entstehen sie später.
Echinocactus Ottonis Lehm.
Die Schleimzellen entstehen erst spät und zwar in den seitlich
vom Vegetationspunkt gelegenen Kanten im chlorophyliführenden
Parenchym. Im Rindenparenchym entstehen sie circa zwei Milli-
meter unterhalb des Vegetationspunktes.
Cereastreae.
Echinopsis.
Die Schleimzellen entstehen erst spät m den Kanten, die um
den Scheitel herumliegen. Im Meristemgewebe treten sie nicht auf.
Cereus. '
Die Entwieklung geht verhältnissmässig MED und langsam vor
sich, weshalb Arten dieser Gattung, wie z. B. €. grandiflorus, in einem
Schnitt oft alle Stadien verfolgen lassen. m Ort der Entwicklung
ist bei den einzelnen Arten verschieden. So liegt derselbe bei
€. flagelliformis oberhalb der Procambiumstränge, bei €. grandi-
forus m der Procambiumzone, bei Ü. speciosissimus dagegen in
der Region der bereits völlig ausgebildeten Gefässe. Unabhängig
davon geht, wie oben geschildert, die Entwieklung in den Kanten
vor sich.
Phyllocacteae.
Phyllocaetus.
Ph. Ackermanni. Bei dieser Art lassen sich die drei Ent-
stehungscentren gut unterscheiden. Die Entwicklung im Rinden-
parenchym fällt in die Procambiumzone, die Entwicklung im Mark
dagegen unterhalb der ausgebildeten Gefässe.
Epiphyllum.
Die Schleimzellen werden sehr zeitig in den am Vegetations-
punkt sich seitlich vorwölbenden Flügeln angelegt.
(Schluss folgt.)
376 Botanischer Verein in München.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München.
(Fortsetzung.)
Die Fries’sche Beschreibung passt im Uebrigen ganz gut auf
die vorgezeigten Formen:
Polyporus callosus Fr. Syst. mycol. I. p. 381: „longe effusus,
tenax, secedens, glaber, albus, poris rotundis effusis.“ — Odor
acidulus. Crusta tenuis, coriacea, adnata quidem, sed integra a
ligno separari potest, laevis, immarginata. Pori aequales, obtusi,
mediae magnitudinis.
Die für den P. vitreus aufgestellten älteren Diagnosen sind
sehr allgemein gehalten:
Persoon giebt Obs. mycol. I. 1796. p. 15, sodann Synopsis
methodica 1801. p. 15 folgende Diagnose: „Boletus vitreus. Poria
vitrea: inaequaliter lateque effusa aquoso — albida hyalina undulata
subinterrupta, poris obliquis. 3—4 unc. ad spithamam latus.
Fries beschrieb diese Art in seinem Systema mycologieum. 1.
p- 381 noch nicht viel ausführlicher: „I. vitreus, eflusus, carnosus,
undulatus, aquose albidus, subhyalinus, poris minimis.“ — „Late
et inaequaliter effusus, erassiusculus, humidus glaber, margine tenui
villoso candido. Pori e situ recti s. obliqui.“
Erst später wird der Charakter des Pilzes etwas ausführlicher
angegeben. So insbesondere die leichte Lostrennbarkeit desselben
von der Unterlage und die Stumpfheit der kleinen runden Poren
(Epierisis. II. p. 577). Der Polyporus vitreus kommt im Haushamer
und im Penzberger Bergwerk, besonders an feuchten Stellen, nicht
selten vor.
13. Polyporus (Boletus Pers.) mucidus Fr.
Ueppige Formen mit theilweise 10—20 mm. langen Röhren;
diese sind im Querschnitt meist schmal, länglich, lanzettförmig oder
unregelmässig comprimirt, seltener kreisrund, sehr ungleich gross,
0.12—0.4 Mm. weit. Sporen oval, farblos, 4.5--5.0 u lang, 2.8 u
breit.
Während der normale Pilz sich in Form kleinerer oder
grösserer Polster ausbreitet, kommen abnorme, schwach korallenartig
sich verzweigende Formen vor. Letztere sind matt kreidig-weiss,
während die ersteren wasserreicheren auf mässig dünnen Schnitten
etwas durchscheinend sind. Moritzstollen und Leitzachsohle an
mehreren Stellen.
14. Polyporus (Poria Pers., Boletus Pers.) Radula Fr.
4.5 cm breites und 9 cm langes Exemplar, der Fichten-Unter-
lage fest aufgewachsen.
Im Moritzstollen zu Hauslıam.
15. Poluporus Engeliüi Harz ]. c.
Gleichwie im Haushamer, fand Vortr. diesen hervorragenden
Pilz im verflossenen Jahre auch im Kohlenbergwerk Penzberg,
201 m tief unter der Erde. Auch hier waren die resupinaten
Botanischer Verein in München. 377
Formen die vorwiegenden, kleine Hüte tragende waren seltener.
"Wo letztere zur Ausbildung gelangen, besitzen sie an ihrer Oberfläche
eine dünne, härtliche, spröde Rinde. Der normale Pilz würde daher
in die Fries’sche Gruppe der /nodermei gehören und hier seines
harten, brüchigen Gewebes wegen den Typus einer besonderen
Gruppe (Fragiles) darstellen.
Die am häufigsten vorkommende resupinate Form steht dem
Polyporus vulgaris Fr. am nächsten, indem nämlich die kleinen,
gleich grossen, rundlichen Poren gleichfalls einen gefranzten oder
gezähnt-zerschlitzten Saum besitzen.
Der Polyporus vulgaris, früher mit I. medulla panis eonfundirt,
wurde zuerst von Fries von letzterem unterschieden und als eigene
Art aufgestellt (Syst. mycol. 1821. I. p. 381): „P. vulgaris, longe
effusus, tenuis, siccus, laevis, albus, poris exiguis aequalibus.“
„Ad longitudinem usque pedalem effusus, laevis, !/s lin. crassus,
detritus immutabilis, nec nisi in frustulis a ligno separabilis; margine
praecipue junioris tenuissime pubescente. Pori recti s. obliqui, sub-
rotundi.“
Erst in der Epicrisis wird von Fries eine präcisere Chara-
kteristik des Pilzes gegeben: „late effusus, tenuis, aridus, arcte
adnatus, laevis, albus, ambitu mox glaber, totus e poris
constans firmis, stipatis, exiguis, rotundis, aequalibus.“
Die Poren des P. vulgaris sind bedeutend weiter, als die des
P. Engelü. Während sie bei letzterem 20—30 «u weit sind, haben
sie bei P. vulgaris 96—120 u Durchmesser.
P. vulgaris ist der Unterlage stets fest aufgewachsen, während
P. Engelii sich leicht in Centimeter langen und breiten Stücken
intakt abheben lässt. Die Consistenz des P. vulgaris ist korkig,
die des /. Engelii knorpelig, hart und spröde.
16. Polyporus (Boletus L.) versicolor Fr. v. alcicornis nov. var.
Fruchtkörper in grosser Menge z. Th. dachziegelig, z. Th. (bei
Exemplaren, welche sich an einem am Boden der Sohle befindlichen
Balken befanden) aufrecht-büschelig, bis 10 cm breit, fast alle
schildförmig, schmal, niemals breit aufsitzend oder an einem sehr
kurzen Stiele befestigt.) Hutrand stark wellig, fingerlappig bis
fingertheilig, graubraun, sammetartig, wenig deutlich gezont, gegen
den Rand hin blasser. Poren kreidigweiss bis gelblich, klein,
zerschlitzt, stellenweise etwas grösser, als bei normalen, am Tages-
lichte gewachsenen Individuen.
Kohlenbergwerk Penzberg, 201 m tief an und auf Fichtenholz.
17. Polyporus albidus Schaeft.
Auch in Penzberg, theilweise nicht selten vorkommend. Ver-
gleiche früher Mitgetheiltes. 1. ce. 1888.
18. Polyporus caesius Fr.
In grossen bis 8 cm breiten, 6 cm tiefen und bis 1 cm
dieken Exemplaren am Eingange in den Hauptstollen des diluvialen
“Torfkohlenbergwerkes Gross-Weil bei Murnau, an Stellen, welche
*) Längere Stiele beobachtete v. Humboldt (Il. c. 181) ebenfalls bei einer
Bergwerksform dieses Pilzes, seiner var. stipitata.
378 Botanischer Verein in München.
noch diffuses Tageslicht erhalten. Hutoberfläche und Hymenium
sind bei den am Lichte gewachsenen Individuen stets mehr oder
weniger intensiv blau-grau, auch derber aufgebaut, als bei den in
völliger Dunkelheit gewachsenen, welch’ letztere im frischen Zu-
stande in der Regel zart, weich und blendend weiss sind. (Vergl.
Harz ]. e. 1888.)
19. Polyporus (Boletus Pers.) mollis. Fr.
3—7 Ctm. breite und tiefe, 1.5—2 Ctm. hohe Fruchtkörper
von weicher Consistenz und blasser Fleischfarbe, stellenweise weiss-
lich. Bei Berührung verfärben sich Fleisch und Hymenium und
gehen in Roth über; dasselbe erfolgt auch beim Eintrocknen an
der Luft. Sporen 2.5—2.8 u breit, 4.8—5.7 u lang, an beiden
Enden gerundet, oft etwas unsymmetrisch.
Ausgebildete Fruchtkörper selten in der Leitzachsolle.
Dagegen kommt die sterile Form dieses Pilzes allgemein ver-
breitet m den Bergwerken Hausham und Penzberg an altem:
oO
fiehtenen Holze vor und bildet an den Decken und an den seit-
lichen Vertäfeluugen der Sohlen und Gänge der Bergwerke mit-
unter kopfgrosse, weissflockige, sehr lockere, fast genau wie aus.
Baumwolle bestehende, bei Berührung rasch zusammensinkende,
kugelige, ei- und birnförmige, mitunter dünn nabelig lang gestielte
Flockenrasen.
Diese „var. Tanuginosa, mollis, sterilis“ wurde früher schon
von v. Humboldt. ce. als Dyssus globosa beschrieben.
IV. Agarieini.
20. Schizophyllum alneum H. Karsten (Deutsche Flora,
Berlin 1880. S. 99.), Agaricus alneus L. (Flora Suecica 1242),
Schizophyllum commune Fr. Es existirt kein Grund, den alten
Linnd&’schen Artnamen durch den Fries’schen zu ersetzen.
Die gewöhnliche Form um Schliers und Miesbach ungemem
häufig; etwas seltener ist:
a. Schizophyllum alneum v. multilobata nov. var.
Eine durch besonders tiefe Fingertheilung und dichtere, sowie
reiner weisse Filzbehaarung ausgezeichnete Varietät. Auf Erlenholz
beim Freudenberg. Juli 1387.
b. Schizophyllum alneum v. subterranea nov. var.
Nur einige Exemplare dieser Varietät wurden auf Fichtenholz
im Haushamer Bergwerk, SO m tief, gefunden. Theils sitzend, theils-
mit 1 cm langem, 5—4 mm dickem Stiele. Hut bis 2 cm breit
und 1.4 cm tief, von gewöhnlicher Dicke. Diese Varietät ist so-
wohl auf der Hutoberseite, als, wo er vorhanden, am Stiel besonders
dicht, lang und abstehend, sammetartig-weissfilzig behaart. Sporen
2.5—3 u im Durchmesser, kugelig. Moritzstollen, Sept. 1857.
21. Lentinus hygrophanus Hrz.
Hut muschelförmig, 3 cm breit, 2cm tief, 1—2 mm dick,
wellig, fingerlappig bis fingertheilig, fast schneeweiss bis blass- gelb-
ocker, kahl, hygrophan, brüchig; in einem schmalen Punkte seit-
lich befestigt. Lamellen an der Basis 2—3.5 mm breit, gegen den
NEN EDEL ERENETSE BL
Botanischer Verein in München. 379
dünnen Hutrand hin spitz auslaufend, dicht und scharf zähnig ge-
sägt und gekerbt. Die farblosen Sporen kugelig, 2.3—3.5 u gross.
In der Leitzachsohle auf Fichtenholz. September 1888.
22. Paxillus acheruntius Harz. Agaricus acheruntius v. Hum-
boldt. Fl. Friberg. spec. 1795. p. 73. — Merulius lamellosus
Sowerb. 1797. T. 403.
Agaricus Concha G. F. Hoffmann, Vegetab. m Hereyn.
subt. 1797—1811. p. 32. Tab. VII. f. 3. — Gomphus pezizoides
Pers. MyeinBur.JiÄg. 22 pI10:N. 9. 157 27,6K
Merulius erispus Turpin 1834. — Agaricus eroceo-lamella-
tus Letell. 1835. — Agaricus lamellirugus DC. A. fr. V. p. 44.
Pazxillus panuoides Fr. Ed. I. 1836. p. 518. Agaricus Fr. Obs.
Il. p. 227. — Cantharellus Dutrochetii Montagne 18336.
Dieser vielgestaltete und so verschieden bezeichnete Pilz findet
sich sowohl im Kohlenbergwerk Hausham, als in dem von Penz-
berg stellenweise nicht selten auf Fichtenholz.
Hutform sehr variabel, stets mit schmaler Basis seitlich an
der Unterlage befestigt; nicht selten sehr kurz gestielt und dann
sehr häufig excentrisch schildförmig angeheftet. Hut muschelig,
spatelförmig bis fast kreisrund, dünnrandig, öfters vieltach gelappt
und getheilt (nach Schröter auch glockenförmig). Bis zur ein-
tretenden Reife ist der Hut fast schneeweiss, von weicher Consistenz,
oberseits kurzwollig bis sammetartig behaart; mitunter sind die-
Haare sehr kurz und so spärlich, dass sie kaum bemerkt werden.
Der Fruchtkörper ist hygrophan, nur bei den grösseren Exem-
plaren wird er gegen die Basis undurchsichtg.
Im Haushamer Bergwerk kommen Hüte vom Durchmesser
weniger Millimeter bis zu 10 em Länge und (bei diesen spatel-
förmigen, lang ausgezogenen Formen im vorderen Drittel bis zu
6 em Breite) vor. Hutrand oft einwärts gebogen. Bei Berührung-
verfärbt sich der Pilz und wird ockergelb bis grau- und rostbraun::
Gleiches wiederfährt den reifen und überreifen Exemplaren. Aeltere
Hüte laufen sammt dem Fleische zuweilen violet bis schwarz-
blau an.
Die Lamellen sind gegen den Rand dünn und schmal,
nach dem Grunde zu dicker und breiter: sie erscheinen anfangs
blass, fast weiss, dann gelbocker, zuletzt rothocker; sie verlaufen
strahlig, vom Anheftungspunkt des Hutes ausgehend; die Insertions--
stelle kann ganz seitlich oder excentrisch situirt sein. Die Lamellen
sind locker gestellt, fast durchgehends wellenrandig, öfters dicho-
tom. Gegen die Hutbasis hin finden sich @Querrippen und Quer-
leisten (ähnlich wie bei vielen Russula-Arten) die unter sich netzig
und mit den Lamellen verbunden sind, und so theilweise an die-
netzigen Falten vou Merulius erinnern.
Sporen auf weissem Papier gelbocker, oval, 3—-3.5 u breit,.
4—5.7 u lang mach Schröter 3—4 u breit, 5—6 u lang).
Im Haushamer Bergwerk: Haushamer Stollen, Leitzachsohle-
August und September 1837, 18883; im Penzberger Kohlenberg-
werk 201 m tief. 6. November 1888.
(Fortsetzung folgt.)
380 Botanischer Verein in Lund.
Botanischer Verein in Lund.
(Fortsetzung.)
Nach diesen Erwägungen über die Aufgabe der primären Rinde
‚und über ihre Fähigkeit zu schützen, sowie über die Umstände, die
-damit in näherem Zusammenhang stehen, will ich eine kurzgefasste
Uebersicht über die Anatomie dieses Gewebes bei denjenigen Arten
liefern, welche bei Eintritt der kalten Jahreszeit das betreffende
Gewebe noch lebenskräftig besitzen, das heisst mit anderen Worten,
-denen bei Schluss des ersien Jahres entweder Kork fehlt, oder die
eine peripherische Schicht solchen Gewebes haben.
Der Analogie wegen verdient bemerkt zu werden, dass die
Epidermis bei den ersteren in der Regel viel stärker ausgebildet
ist, als bei den letzteren. (Vgl. hiermit das ungleiche Verhalten
der primären Rinde bei Gewächsen mit peripherischer oder gar
keiner Korkbildung während des ersten Jahres und bei Ge-
wächsen mit einer solchen in den inneren Schichten.) Gewisse
Salixarten machen hiervon eine Ausnahme, indem bei ihnen die
Epidermis stark ist, obwohl bei ihnen schon während des ersten
‚Jahres eine Korkschicht zu Stande kommt. Diese Korkschicht
ist jedoch auf ein Minimum beschränkt und besteht nur aus einer
einfachen Schicht von Korkzellen, wodurch die Abweichung in
Bezug auf die Epidermis eine natürliche Erklärung erhält. Ein
analoges Verhältniss in Bezug auf den Bau der Rinde wurde im
Vergleich zu Rubus Nutkanus und spectabilis bei Rubus thyrsoides
und anderen gefunden.
Die im Folgenden aufgestellten Typen sind bei weitem nicht
alle streng von einander getrennt, was auch ganz natürlich ist, da die
Eintheilung sich oft nur auf relative Merkmale gründet. Solches ist
'besonders der Fall bei 1, 2, 8, 9 und 10. — Durch die Aufstellung
dieser Typen wird aber, wie mir scheint, ein kürzerer und klarerer
Ueberblick über den anatomischen Charakter der Rinde gewonnen.
Die Untersuchungen sind mit einjährigem Material angestellt,
welches von Oktober bis März eingesammelt wurde.
1?
Die primäre Rinde ist im ganzen Umkreis des
Zweiges deutlich in zwei oder mehrere Schichten
differenzirt.
A. Die Rinde aus nur zwei Schichten.
a) Die äussere Schicht (Aussenrinde) ist
collenchymatisch.
aa) Die innere Schicht (Innenrinde)ist homogen.
1. Typus: Die Zellen der Innenrinde sind mehr oder weniger
diekwandig, im Querschnitt oval, und liegen in ziemlich regel-
mässigen, konzentrischen Schichten geordnet, zwischen welchen
‚schmale, spaltenförmige Intercellularräume verlaufen, mit oft grosser
Ausdehnung nicht blos in vertikaler, sondern auch in tangentialer
Richtung, einer aussen vor dem anderen. Mit grösserer oder ge-
Botanischer Verein in Lund. 381
ringerer Abweichung in Bezug auf die relative Dicke der Rinden-
schicht. die Grösse der Zellen u. s. w. gehören zu diesem Typus-
Syringa vulgaris, Viburnum Lantana, Acer platanoides, striatum u. a.,
Rosa canina, cinnamomea u. a., Sorbus, Crataegus und noch
einige.
2. Typus: Unterscheidet sich vom vorgehenden dadurch,
dass die Zellen der Innenrinde in der konzentrischen Schicht weniger:
regelmässig geordnet, im (Querschnitt gewöhnlich runder sind. Die
Intercellularräume sind nicht spaltenförmig, sondern dehnen sich auch
in radialer Richtung aus und stellen deshalb grössere oder kleinere
unregelmässige Gänge oder Lakunen dar. In Einzelheiten sind
übrigens, wie im ersten Typus, die hierher gehörenden Gewächse-
verschieden: Salix myrsinites, glauca, reticulata, arbuscula, amyg-
dalina u. a., Alnus, Betula, Corylus und viele andere.
bb) Die Innenrinde ist heterogen.
3. Typus: Die Innenrinde besteht theils aus kleineren, mit
einem grüngefärbten körnigen Inhalt versehenen Zellen, theils aus
grossen dünnwandigen Zellen, welche Schleim führen. Die ersteren
stehen in vertikalen Reihen über einander, welche mit einander
kommuniciren, sie sind im Querschnitt abgerundet oval und liegen hier
bald zerstreut, bald in grösseren oder kleineren Gruppen oder auch
in Reihen, welche in verschiedenen Richtungen verlaufen. Die
schleimführenden Zellen haben keine bestimmte Anordnung und
sind sowohl im Horizontal- wie im Längsschnitt abgerundet oval oder
Janggestreckt. Ihre Membranen scheinen an einigen Stellen aufgelöst
zu werden, wodurch Schleimkavitäten entstehen, in welchen Reste
der Membrane zu bemerken sind. Hierher gehört Ulmus montana.
4. Typus: Die Innenrinde ist zusammengesetzt theils aus regel-
mässigeren Zellen mit dickeren Wänden und einem grüngefärbten In-
halt, theils aus dünnwandigeren, in ihrer Form unregelmässigen Zellen,
welchen Inhalt zu fehlen scheint. Die ersteren liegen im Querschnitt
zerstreut oder in Gruppen und in letzterem Falle oft zu zweien
oder mehreren zusammen, welche deutlich aus einer einzigen Zelle
hervorgegangen sind. In der Innenrinde finden sich überdies längs-
gehende, mehr oder weniger eckige Kanäle, welche Schleim ent-
halten, der offenbar von den ira Querschnitt plankonvexen mit einem
grünen feinkörnigen Inhalt versehenen Tapetenzellen abgesondert ist,
welche in Reihen übereinander in einer einfachen oder bisweilen
doppelten Schicht die Kanäle umgeben. Zu diesem Typus gehört
Tilia.
5. Typus: Die diekwandigeren, regelmässigeren und oft
kleineren Zellen in der Innerinde haben einen grüngefärbten, kör-
nigen Inhalt, welcher dabei in der Regel wie der in den Zellen
der Aussenrinde auf Gerbstoff reagirt. Neben diesen finden sich
andere unregelmässige, dünnwandigere und vollkommen farb-
lose Zellen. Beide Sorten bilden jede für sich zusammenhängende
Systeme. Auf einem Querschnitt scheinen sie ohne bestimmte Ord-
nung durcheinander vorzukommen. Als eine Sekundärform kommen
382 Instrumente, Präpar.- u. Conserv.-Methoder. — Sammlungen. — Pilze.
überdies parenchymatische Sklerenchymzellen (de Bary: Vergleich.
Anatomie pag. 555) einzeln oder in Gruppen vor; diese sind sehr
-diekwandig, beinahe ohne Lumen, gewöhnlich grösser, als die um-
gebenden Rindenparenchymzellen, nicht selten in vertikaler Richtung
ausgedehnt und bisweilen mit kürzeren oder längeren Ausstülpungen
versehen. Zu diesem Typus gehören die Oupuliferae und Juglans.
(Fortsetzung folgt.)
Instrumente. Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Fabre-Domergue, Premiers prineipes du microscope et de la technique micro-
scopique. 8°. VII, 284 pp. Avec figures. Paris (Asselin et Houzeau) 1889.
Schill, Kleine Beiträge zur bakteriologischen Technik. (Centralblatt für Bakterio-
logie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 10. p. 337—340.)
Sammlungen.
Herr Cardinal-Erzbischof Dr. L. Haynald hat sein grosses
Herbarium, sowie seine werthvolle botanische Fachbibliothek dem
National-Museum in Budapest geschenkt.
Herr Pringle ist von einer zehnmonatlichen Forschungsreise
durch Nord-Mexiko zurückgekehrt. Er hofft aus den Ergebnissen
dieser Expedition in Kürze etwa 300 seltene Arten ausgeben zu
können. Die Vertheilung erfolgt durch Herrn K. Keck in Aisters-
heim (Preis pro Centurie 10 Dollars).
Referate.
Brefeld, O., Untersuchungen auf dem Gesammtgebiet der
Mykologie. Heft VII. Basidiomyceten. I. Protobasi-
diomyceten. Mit 11 lithographirten Tafeln. Leipzig 1888.
(Schluss.)
Die Gattung Sebacina ist von Tulasne aufgestellt und näher
untersucht worden. Die Fruchtkörper erscheinen im Spätherbst auf dem
Boden feuchter Wälder, wo sie sich unregelmässig ausbreiten und beliebige
Gegenstände überziehen. Sie sind gelblich wachsartig, wenig gelatinös
und gleichen in ihrem dünnen lederartigen Ueberzuge einem Cortieium.
Das Hymenium besteht aus viergetheilten kugeligen Basidien, welche von
einem feinfädigen, septierten, schnallenlosen, subhymenialen Hyphengeflecht
entspringen, dessen Enden bis zur Oberfläche gehen und wenig gallertig
EEE EEE LT EEE LETTER IE
Pilze. 333
werden. Das Uharakteristische der Form aber sind die vor den Basidien
an ähnlichen dicken Seitenzweigen der subhymenialen Fäden entspringenden,
aus lang-eiförmigen Conidien gebildeten Sporenköpfchen.
Sebaceina inerustans Tul. Die Fruchtträger sind erst fädig filzig ;
später kommt nach rückwärts in diehtem Zusammenschluss der Fäden die wachs-
ähnliche Beschattenheit derselben zu Stande. Sie können einen Durchmesser von
20 cm erlangen. Ihre ganze Oberfläche wird von dem gelbweissen wachs-
artigen Hymenium überzogen. Ehe sich auf diesem die Basidien ent-
wickeln, erscheinen die langen schönen Conidienträger. Sie entspringen
den feinen subhymenialen Fäden. Anfangs schr dick, verlängern sie sich
bald zu einem dünnen Faden, der sich an der Basis zwiebelartig verdickt.
Diese Träger wachsen weit übers Hymenium. hinaus und bilden einen
feinen Schimmel. Wenn ihre Spitze zu wachsen aufhört, entstehen kurze
Seitenzweige, die sich köpfehenartig zusammenstellen und die Conidiensporen
aussprossen, welche, wie dieZweige, an denen sie sitzen, nach einander ge-
bildet und köpfchenartig angeordnet werden. Die lang-eiförmigen Conidien
sind sehr gross, 0,012 mm lang und 0,005—0,006 breit. Die Bildung
der Conidienträger währt nur eine bestimmte Zeit, dann werden sie von
den Basidien abgelöst, die ebenfalls als dicke Seitenäste an den sub-
hymenialen Hyphen entstehen. Sie werden birnförmig, sistieren dann ihr
Wachstum und theilen sich durch doppelte Zweitheiluug in 4 Zellen. Hier-
auf wächst jede Zelle zum sporenbildenden Sterigma aus, das über das
Hymenium frei hervortritt. Die Bildung der schief länglichen Sporen
unterscheidet sich nicht von den beiden früher besprochenen Gattungen.
Die Sporen sind 0,018—0,012 lang und 0,005—0,001 breit. In Wasser
keimten einzelne und endeten in der Luft mit Bildung einer Seeundärspore,
in Nährlösung blieben Basidiensporen wie Conidien unverändert.
Die Gattung Tremella. Dieselbe umfasst nach Ausscheidung der
Formen von Exidia, Ulocolla und Craterocolla den Rest von Formen
der alten Gattung Tremella und ausserdem die früher von ihr ausge-
schiedene Formenreihe der Gattung Naematelia. Ihr Hauptcharakter liegt
ebenfalls in den eigenartigen Conidien. Die Fruchtkörper sind meist stark
gallertig; bald sehr gross, bald von mittleren Dimensionen, bald wieder
erscheinen sie als geringe krustenförmige Bildungen. Die vierzelligen, trans-
versal getheilten Basidien erzeugen auf langen Sterigmen fast runde Sporen.
In der Natur wurden nur bei Tremella mesenterica undTTr. lutescens
eigentliche Conidienlager als Vorläufer der gallertigen Fruchtkörper ge-
funden. Dagegen bildeten die übrigen dieselben Conidien bei der Keimung
der Sporen. Demnach grenzen sich die Formen in 2 Typen ab: in einen
Typus mit noch freien Conidienlagern und einen solchen ohne freies Co-
nidienlager (die Conidienbildung auf die Keimung der Sporen beschränkt).
Die kleinen rundlichen Conidien, welche in Köpfchen angelegt werden, be-
sitzen die Eigenthümlichkeit, in mehr oder minder langen Generationen in
Nährlösungen sich in direkter Sprossung zu vermehren und dabei wohl
charakterisierte Hefeformen darzustellen, ähnlich wie die Brandpilze.
Tremella lutesceens Pers. Sie zeigt sich in den Wintermonaten an
Laubholzreisern und bricht aus der Rinde frei hervor, aber in anderer
Erscheinung, je nachdem sie Conidien- oder Basidienlager ausschliesslich
‚oder beide vereint erzeugt. Die erstern sind in Grösse und Umfang ge-
ring; erst mit dem Auftreten der Basidien nimmt die Vergallertung der
334 Pilze.
Hyphen mächtig zu und es entwickelt sich der ansehnliche Zitterpilz.
Die kleinen Conidienlager sind leuchtend orangegelb, von den massenhaft
aufliegenden, mit einander verklebten, stärker gefärbten Conidien grumös.
Ihre Bildung kann monatelang anhalten. Das Auftreten der Basidien
macht sich durch Anschwellen des Fruchtkörpers bemerklich. Die kleinen
verknitterten Falten werden verbreitert und gehoben und damit die krusten-
artig verklebten Conidienmassen aufgerissen, wodurch sich die Thäler ver-
tiefen und die Falten schärfer markiren. Schliesslich ist ein ansehnlicher
Körper entstanden von glasig gallertigem Ansehen und gelber Farbe, der
von orangenen Wellenlinien überzogen wird, die immer dem Rücken der
Falten entsprechen. Wenn sich nachträglich noch die gallertige Eruption
von der Mitte aus steigert, gewinnen die mächtigen Falten des ausschliess--
lichen Basidienlagers eine reingelbe Farbe und ein durchsichtigeskrystallinisches
Ansehen, und nur am Rande dauert der orangene Farbenton fort. Ist der
Pilz in ausschliesslicher Conidienbildung begriffen, so sind die Hyphen des
Fruchtlagers wenig gallertig und dieht verflochten. Die Hyphenenden streben
dicht gedrängt der Oberfläche zu und verzweigen sich hier aufs reich-
liehste. Endlich werden die Verzweigungen kürzer und enden mit kurzen,
dieken Aussackungen, die ein förmliches Lager bilden, an denen die sehr
kleinen rundlichen Conidien in enormen Massen gebildet werden. Ihre
Grösse beträgt 0,0015—0,002 mm Durchmesser. Dieselben verschleimen
in den äussern Membranschichten und kleben zu dieken orangegelben
Krusten zusammen, die das Conidienlager bedecken. Die einzelne Conidie
erscheint rund und kaum gefärbt. An denselben subhymenialen
Fäden, welche die Conidien erzeugten, entstehen auch die Basidien —
erst zwischen den Conidienträgern, später aber das Hymenium allein
bildend. Die Basidien theilen sich in 4 Theilzellen, deren jede ein verhält-
nissmässig dickes Sterigma treibt, das die bedeckende Gallertschicht
durchbricht und an der freien Spitze eine Spore abgliedert. Die Sporen-
bildung dauert lange an, immer erstehen zwischen der erschöpften neue
Basidien. Bei Trockenheit wird der Prozess nur unterbrochen, Nässe regt
ihn wieder an. Am Ende zerfliesst der Fruchtkörper zu einer weissen
Masse. Die Basidienspore ist farblos, rundlich (0,012—0,015 mm. im
Durchmesser) und läuft nach der Insertionsstelle birnenartig in eine Spitze
aus. Im Wasser kommts bei der Keimung nur zur Bildung einer Sekun-
därspore; bei Nahrungszufuhr entstehen an beliebigen Stellen der Keim-
sporen kurze dicke Aussackungen von derselben Form und Function, wie
an den Trägern des Conidienlagers und gliedern die gleichen kleinen
runden Conidien ohne jedes Sterigma in Köpfchen ab. In dünnen Nähr-
lösungen erschöpft sich der Inhalt der Spore langsam, in concentrirten
sind die Aussaekungen zahlreicher, die Sporenbildung unbegrenzt, wozu
noch kommt, dass die Conidien sofort wieder auskeimen und ihre Ent-
wicklung fortsetzen. Dabei bilden sie nicht Keimfäden, sondern direkt
wieder Conidien, und zwar so lange in reichem und unbegrenztem Masse,
so lange die Nährlösung fortdauert. Diese Sprossung ist die gleiche, wie:
sie Verf. schon für Conidien der Brandpilze, speeiell für zahlreiche Arten der
Gattung Ustilago beschrieben hat und wie sie auch bei den Conidien der
Ascomyceten vorkommt; es entstehen Hefeformen. Die Fähigkeit der
direkten Sprossung in mehr oder weniger langen Generationen innerhalb der
Nährlösungen besitzen die Conidien von Exidia, Ulocolla,Craterocolla,
Pilze. 385
Sebaeina nicht, sie kommt nur denen der Gattung Tremella zu. Wenn
die Weiterbildung der Conidien mit Erschöpfung der Nährlösung erlahmt
oder die Conidienbildung eine Zeit lang angedauert hat, treiben sie erst
zu einfachen und dann verzweigten Keimschläuchen aus. Die Conidien
(der Fruchtlager verhalten sich gleich, nur hört die Sprossung bald auf,
und sie wachsen zu einem Keimschlauche aus, wie ihn die Conidien der
Basidiensporen nach kürzeren Generationen treiben. — Tremella
mesenterica Retz. steht der vorigen am nächsten. Von ihr hat
Tulasne sehon Anfang der 50er Jahre mit den Basidien zugleich die
Conidienträger in den Fruchtlagern gefunden und abgebildet. Die von
W. Voss in Laibach gesammelten Fruchtkörper waren matter und mehr
orange gefärbt, als vorige, aus netzförmig gefalteten Lappen zusammen-
gesetzt und in der Masse sehr weich. Basidienträger und Conidien wichen
von denen der Tremella lutescens nicht wesentlich ab. Die Basidien-
träger zeigten starke Anschwellungen an den Enden, hie und da auch
seitliche Aussackungen. Die Fruchtkörper warfen reichlich Sporen, von
Grösse und Form der lutescens (0,01—0,0i12 mm diam.), die sich im
Wasser durch Bildung von Conidien erschöpften, aber im Gegensatz zu
luteseens an wenigen blasenförmigen Anschwellungen erzeugt wurden.
Auch in Nährlösungen bildeten sich bloss 2—3 Aussackungen, aus denen
Conidien hervorsprossten. Die abgefallenen Conidien verharrten endlose Gene-
rationen hindureh in direkter Conidiensprossung; erst nach 5 Wochen zeigten
sich in einzelnen Kulturen Fadenauskeimungen. Von Tr. lutescens
unterscheidet sich also mesenteriea durch abweichende Keimung der Ba-
sidiensporen und durch das Verhalten der Conidien. — Tremella
frondosa (Fries) ist die grösste und mächtigste Form. Die Frucht-
körper gehen in mächtige Lappen aus, die unregelmässig muschel- oder
ohrförmig verbogen sind. In der Jugend weissrötblich, verdunkeln sie
mit dem zunehmenden Alter die Farbe und werden bräunlich, sodass die
einzelnen Lappen eines Fruchtkörpers verschiedene Färbung wahrnehmen
lassen und alle Nüaneen vom schwach Röthlichgelb bis zum Braun gleich-
zeitig zeigen. Die Masse ist zäh gallertig; dureh wiederholtes Eintrocknen
wird sie glasiger und durchsichtiger, aber nicht weicher. Die Hymenien
sind frei von Conidienträgern und bestehen ausschliesslich aus Basidien.
Die von ihnen in dieken Massen abgeworfenen rundlichen, unten zugespitzten
Sporen haben 0,01—0,012 mm. im Durchmesser. Bei der Keimung im
Wasser sprossen die Conidien direkt aus der Spore und fallen ab, um
neue Conidien durch direkte Sprossung hervorzubringen; in Nährlösungen
werden die Aussprossungen reicher und dicker; hier kommen schliesslich
bestimmte Hefekolonien zu Stande. Die Conidienbildung war eine unbe-
grenzte; Fadenbildung trat nur ein, wenn alle Nährlösung sich erschöpft
hatte und die Hefemasse einige Tage stehen blieb. Bei Zusatz neuer
Nährlösung gingen die Keimfäden sofort zu neuer Conidienbildung zurück. —
Tremella Genistae Lib. ist klein, unscheinbar, nur krustenförmig
und bedeekt in ganzen Herden die feuchten Reiser von Sarothamnus
scoparius. Die Fruchtkörper haben eingetrocknet ein schwärzlichgraues
Ansehen und harte Consistenz, aufgeweicht werden sie heller, grau be-
reift und nehmen, ohne stark zu quellen, eine zäh gelatinöse Beschaffenheit an.
Die Basidien stecken tief in der harten Gallertee Die mit dem kleinen
schiefen Spitzchen des Sterigma abgegliederten Sporen sind wie die der
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVLI. 26
386 Pilze.
übrigen Arten rundlich birnförmig und messen 0,01—0,013 diam. Die
Keimung der Basidiensporen erfolgt wie bei Tr. frondosa, nur sind die
Yonidien etwas kleinere und etwas länger als diek und keimen niemals in Fäden
aus, sondern bilden stets nur die schönsten regelmässigsten Hefesprossungen, die
aberebenso wie die Hefeconidien der Ustilagineen und mehrerer
Ascomyceten niemals Zucker vergähren, auch in ihrem Innern keine Sporen
erzeugen. — Tremella globulus (nov. sp.), wahrscheinlich der frühren
Naematelia globulus Corda entsprechend. Die nicht grossen, zäh galler-
tigen Fruchtkörper sind einfach rundlich, braun und durchscheinend, innen
weiss. Die Sporen (0.015—0,018 im Durchm.) keimen im Wasser wie Tr.
lutescens, d. h. sie bilden Aussackungen an denen erst die kleinen Conidien
entstehen. Letztere (0,0025 mm 1. und 0,002 min br.) bilden durch
direkte Sprossung neue und noch kleinere Conidien. In Nährlösungen ent-
stehen zahlreichere Aussackungen,. und daran erfolgt eine üppigere Sporen-
bildung. Die Sprossung währt nur eine begrenzte Zeit, dann treiben die
Sporen zu Fäden aus. Das Stadium der direkten Conidiensprossung ist
demnach ein schnell vorübergehendes. Die Fäden wachsen zu reichver-
zweigten Mycelien aus, die aber steril bleiben und niemals Schnallen auf-
weisen. — Tremella encephala (n. sp.), früher Naematelia
encephala Wildenow. auf Nadelhölzern im Gebirge. Die sitzenden Frucht-
körper sind runzelig gefaltet und sehen schmutzig-grau-braun, anfangs heller,
später dunkler aus, erscheinen etwas zäh gallertig. Basidien und Sporen glei-
chen völlig denen von Tr. globulus. In Wasser keimen die Basidiensporen
wie bei Tr. frondosa. Die Conidien sprossen direkt aus bis zur Erschöpfung
der Spore: in Nährlösungen geht die Sprossung unendlich fort. Die ersten
Sprosse sind immer grösser und dieker, sie gehen aber allmählich zu den
kleinen normalen Conidien über. Die Conidien schwellen, ehe sie aus-
treiben, stets zu doppelter Grösse an. Bei völliger Ruhe entstehen in
starken Nährlösungen leicht grössere Sprossverbände. Fadenkeimungen
wurden nie beobachtet. — Tremella virescens {n. sp.) früher
Naematelia virescens Sehm., ist kleiner, mehr niedergedrückt, als
vorige und schmutziggrünlich gefärbt, weich gallertig und kommt nicht selten
auf Erlenholz vor. Die PBasidiensporen keimen in Wasser und Nähr-
lösungen mit kleinen Conidien, welehe anschwellend in Nährlösungen neue
Conidien durch direkte Sprossung erzeugen, wodurch ebenfalls hefenartige
Verbände entstehen. Die Conidien sprossen direkt aus den Basidiensporen,
anfangs in etwas stärker angeschwollenen Gliedern, doch nicht so dick, wie bei
Tr. eneephala. Dabei sprossen die Conidien in Nährlösungen an allen
Stellen aus den Sporen aus, nicht wie bei encephala nur aus einer
oder zwei. — Tremella alabastrina (n. sp.) bildet grosse, weisse,
faltenlose stark gelatinöse Fruchtkörper auf Kiefernholz. In den Basidien,
den Sporen und der Keimung mit rundlichen Conidien, die sich direkt in
hefeartig er Sprossung vermehren, ist sie den vorhergehenden gleich.
Die Gattung Gyrocephalus wurde von Persoon aufgestellt, von
Fries als Guepinia bezeichnet. Die Beobachtung Tulasne's, der die
Basidien bei Guepinia helvelloides zweiarmig abbildet, ist falsch; sie
sind 4theilig, wie bei den anderen Tremellineen (Tulasne's Guepinia
Pezizaistein Daeryomyceet). —Gyrocephalus rufus, die frühere
Guepinia helvelloides, die schon 1775 Tremella rufa (Jaeg. Misc.
I. p. 145) getauft wurde. Die ziemlich grossen Fruchtkörper sind zähe, fast
Pilze. 387
knorpelig gallertig und haben eine auffallend rothe, fast braune Farbe. Nach
oben verbreitern sie sich becher- oder trichterförmig, nach unten verschmälern
sie sich stielartig. Das Hymenium befindet sich nur an der Unterseite
der obern Verbreiterung. Die Sporen sind denen von Tremella ähnlich,
nur länger und mitunter in Form und Grösse schwankend (0,012— 0,015 mm
lang und 0,008—0,01 breit). Sie keimen nur ganz vereinzelt und
kümmerlich, entweder mit kurzem Keimschlauch oder Bildung einer Seceundär-
spore, wahrscheinlich haben sie ein Ruhestadium nöthig.
II. Autobasidiomyceten (Formen mit ungetheilten Basidien).
Dieselben bilden die Hauptmasse der Basidiomyceten. Sie setzen sich
zuzusammen aus Formen mit gymnocarpen Fruchtkörpern (den einfachsten), aus
angiocarpen und hemiangiocarpen Formen. Letztere sind in der Jugend angio-
carp und öffnen sich nachträglich meistens von unten. Die gymnocarpen
Formen werden vertreten : 1. durch Daeryomyceten, 2. Clavarieen
and 3. Thelephoreen; die angiocarpen Formen 4. durch Tulos-
tomeen (Lycoperdaceen), 5. Hymenogastreen, 6. Nidularieen
und 7. Phalloideen; die hemiangiocarpen Formen 8. durch die
Hydneen, 9. Agaricineen und 10. Polyporeen. — Die rein
gymnocarpen Formen der Autobasidiomyceeten schliessen sich an die
gleich gebauten Protobasidiomyeeten, dierein angiocarpen Auto-
basidiomycetenan die angiocarpen Protobasidiomyceten, die
Pilacreen; die hemiangiocarpen Typen haben keine natürliche Verbindung
in den bis jetzt bekannten Formen der Protobasidiomyceten, wahrscheinlich
sind sie abgeleitete Formen, die jedenfalls bei den angiocarpen Formen auftraten.
Dacryomyceten: Durch langkeulenförmige Basidien ausgezeichnet,
welche sich nach oben in zwei lange, unten dicke, sich allmählich ver-
jüngende Sterigmen spalten, die an den Spitzen auffallend grosse Sporen
bilden. Fruchtkörper den Formen der Tremellaceen ähnlich, viele gleich
diesen gallertig zitterig. Das Hymenium überzieht entweder die ganze Ober-
fläche oder nur deren obere Seite, oder an dieser nur eine bestimmte, scharf
markirte Region, oder nur die oberen Enden. Bei der Keimung theilen
sich die Sporen, und an den Theilzellen entstehen kleine, länglich runde
'Conidiensporen. In Nährlösungen werden letztere an feinfädigen schnallen-
losen Mycelien in unglaublicher Menge in Köpfehenform ohne Fruchtträger
auf kaum unterscheidbaren Sterigmen gebildet. Sie stellen damit eine
für dieFormen der Familiecharakteristische Nebenfrucht-
form dar, während eine andere Fruchtform in fruchtkörperähnlichen Bildun-
gen bis jetzt nur bei Daeryomyces deliquescens sicher nachgewiesen
wurde. 4 Gattungen: Daeryomyces mit den einfachst gebauten Frucht-
körpern, die das Hymenium allseitig ausbilden; Guepinia, Peziza-ähn-
liche, bilaterale Fruchtkörper, die das Hymenium oberseitig tragen; Daery o-
mitria, unrverzweigte gestielte Fruchtkörper mit Hymenium -tragendem
Kopfe; Calocera, einfache oder verzweigte Fruchtkörper, die eine
Gliederung in Stiel und Kopf, also eine scharfe Abgrenzung der hymenialen
Region nicht erkennen lassen.
Die Gattung Daeryomycees. Die meist kleinen, gelb oder
röthlich gefärbten, gallertigen Fruchtkörper sind nur mikroskopisch von
Tremella unterscheidbar. Sie brechen in grösserer oder kleinerer Tropfen-
form aus dem todten Holze unserer Wälder hervor. Vorher glatt, erhalten
sie mit fortschreitender Entwicklung resp. Sporenbildung ein faltiges, ge-
26*
388 Pilze.
wundenes Ansehen. Bei nassem Wetter erschöpfen sie sich schnell durch
ımassenhafte Sporenbildung, bei trockenem leben sie lange und ertragen
sehr gut wiederholtes Eintroeknen. Die Basidien entspringen etwas unter
(der Oberfläche von den subhymenialen Fäden als dickere Seitenäste und
‚ordnen sich zu einer regelmässigen hymenialen Oberflächenzone. Haben sie
‚die normale Länge erreicht, so treten an der Spitze zwei dicke Vegetations-
punkte auf, die zu den langen Sterigmen auswachsen, an deren Spitze die
Sporen durch Anschwellung und spätere Abgliederung entstehen. Die
grossen Sporen haben eine längliche bis eiförmige, zuweilen auch rundliche
Gestalt. Sie theilen sich bei der Keimung in 4 Theilzellen, von denen
im Wasser jede auf kurzem Fortsatze ein kleines Köpfchen rundlicher
Conidien erzeugt, die in Nährlösungen aber auf längeren Fadenfortsätzen
veichere und dichtere Conidien-Köpfehen hervorbringen. Die Conidien
wachsen immer wieder zu Conidien-tragenden Mycelien aus. Die Conidien-
bildung dauert lange Zeit, später werden die Mycelien dichter und gehen erst
nach langer Kultur zur Bildung von Fruchtkörpern über, D. deliquescens
‚erst nach Jahren, nachdem inzwischen eine zweite Fruchtform in eigen-
thümlichen Conidienfrüchtehen die einfachen Conidienköpfchen abgelöst hat.
— Daeryomyces deliquescens (Bulliard), von Tulasne Anfang
der fünfziger Jahre untersucht und gezeichnet. Derselbe stellte die kleinen
Conidien den Spermatien der Diseomyceten und flechtenbildenden Aseo-
myceten zur Seite. Die Fruchtkörper des Pilzes finden sich bei nassem
Wetter im Winter überall an todtem Laubholz. Am häufigsten ist die Form von
Fruchtkörpen zu finden, welche Tulasne „steril“ nennt. Dieselben bedeeken
in brennend-rothen kleinen Tröpfchen heerdenweise das durchnässte Holz.
Wird es trocken, so verschwinden die kleinen Bildungen ; sobald es regnet,
sind sie wieder da, und zwar den ganzen Winter hindurch, auch den nächsten
noch, und dann erst erscheinen die gelblichen Hymenium-tragenden Dae-
ryomyces-Fruchtkörper. Die rothen Fruchtkörper gehen also dem eigent-
lichen Hymenium im gelben Fruchtkörper voraus. Die rothen entsprechen
in der Grösse den gelben, während die rothen aber rauh sind und leicht in
Gliederungsprodukte zerfallen, sind die gelben zähgallertig und alle Fäden
einer dicken Gallertmasse eingebettet. Beim ersten Auftreten sind die
letzteren tropfenartig, später breiten sie sich aus und bekommen Einsenkungen
und Falten. Die gelbe Farbe, die auf die Aussenschicht des Hymeniums
beschränkt bleibt, verblasst mit seiner Erschöpfung. Das Hymenium
besteht aus pallisadenartig angeordneten zweiarmigen Basidien; zwischen
ihnen finden sich anfangs noch die sterilen Fadenenden des subhymenialen
'Gefleehtes. Mit Bildung der Sporen werden die Basidien erschöpft, und
an ihre Stelle treten neue, so lange deren Entwicklung möglich ist. Die
Sporen sind nierenförmig, 0,015 mm lang, 0,005 mm breit. Ihre Keimung
beginnt sofort; sie bilden zuerst eine Scheidewand und die beiden neu
entstandenen Zellen theilen sich abermals. Dann treibt jede der 4 Zellen
an einer oder zwei Stellen kurze Fortsätze, an deren Spitze nach einander
kleine Köpfchen sehr kleiner Conidiensporen zur Anlage kommen. Letztere
messen 0,002—0,003 diam. und keimen nur in Nährlösungen aus, wo
neben den Conidien neue Mycelien gebildet werden. Bei Keimung in
Nährlösungen werden die Keimsporen an Imhalt nicht erschöpft, und die
Conidiensprossung geht in unendlicher Fülle fort. Die bei Sporenkeimung in
Nährlösungen gebildeten Conidien sind unerheblich länger (0,005 —0,007 mm),
wie die bei Sporenkeimung in Wasser beobachteten. Die Conidien schwellen
Pilze. 389
bei der Keimung mehr oder weniger an und treiben dann zu Fäden aus,
die sehr frühe wieder an Conidien fruchtbar werden. Die aus Conidien
hervorwachsenden Mycelien sind im weiteren Verlaufe der Entwicklung nicht
von den direkt aus Basidiensporen gezogenen zu unterscheiden. Monate
vergehen, ehe sich am Mycel weitere Veränderungen zeigen, als Massen-
zunahme und Conidienbildung. Dann aber zeigt sich an Stellen, wo auch
gelbröthlich gefärbtes Luftmycel auftritt, in bevorzugten rundlichen Partien:
unterhalb des Luftmycels, eine massenhafte Bildung, die schliesslich in
brennend rother Farbe sichtbar wird. Bald bedecken dergl. Neubildungen
die dieken Mycelmassen der Kulturen fast an allen Stellen und erweisen:
sich identisch mit den rothen Fruchtkörpern, die Tulasne als steril be-
zeichnete. Sie entstehen aus reichen Fadenverbindungen, deren Enden sich
mit ihren Verzweigungen büschelartig ausbreiten und dann um das Mehrfache
der Fadendicke anschweilen unter Ansammlung eines dichten, röthlich ge-
färbten Inhaltes.. In einem bestimmten Stadium gliedern sich die lose:
verbundenen Fadenenden durch Scheidewände, welche von oben nach untem
auftreten und zerfallen in kurze Gliederzellen, die als Gemmen aufzu-
fassen sind, welche in Nährlösungen auskeimen und sich zu Mycelien ver-
zweigen, die sich von den aus Sporen oder Conidien entstandenen nicht
unterscheiden.
Die Gemmenfrüchte erzeugenden Mycelien waren bei der Untersuchung,
über ein Jahr lang thätig. Wenn die Bildung der Gemmenfrüchte auf-
hört, nehmen die Mycelien eine gelbe Farbe an und gewinnen ein anderes,
mehr glänzendes Aussehen. Letzteres bedingt die Gallertmasse, die zwischen
(der gelben Fadenmasse erscheint. Nunmehr treten die Basidien auf resp:
das Hymenium freilich nicht überall, sondern vorzugsweise an einzelnen Stellen;
die anschwellen, durchscheinend werden und das Ansehen von Fruchtkörpern:
des Daeryomyces annehmen. In der Natur geht die Entwicklung noch
weit langsamer vor sich, als in der Kultur.
Daeryomyces lutescens (n. sp.). Dem vorigen in der äusseren
Gestalt nahestehend, die Fruchtkörper grösser, lebhafter gefärbt, hell orange,
mit festerer Substanz, jung weniger gefaltet, nach Sporenentleerung mit
kraterartigen Einsenkungen. Gemmenfrüchte fehlen. Hymenium vom
vorigen kaum verschieden, nur Basidien und Sporen dicker und: grösser.
Letztere 0,0258 mm lang und 0,05 mm breit. Keimung und weitere Ent-
wicklung wie bei D. deliquescens.
Daeryomyces cerebriformis (n. sp.), ausgezeichnet durch die
reichen, gehirnartig gewundenen Falten ihrer Fruchtkörper, wohnt auf todtem
Birkenholz. Die anfangs kleinen, blassgelblichen Fruchtkörper überdecken
später oft zollweite Flächen; sie sind ziemlich hart, nicht zerfliessend,
sitzen auf dem Holze und erscheinen erst nach Abhebung der Rinde: in
ihrer ganzen Ausdehnung. Die stattlichen Basidien des Hyımenium sind
noch grösser, wie die von D. lutescens. Die grossen, langen Sporen
(0,025—0,028 mm Länge und 0,008 mm Breite) zeigen gleich nach dem
Abfallen vom Sterigma die Anzeichen der Keimung in der Scheidewand-
bildung. Im Nährlösung erreichen die Conidien die doppelte Länge
von den in Wasser entstandenen. Sie keimen sofort nach ihrer
Bildung, aber nur in Nährlösung. Zunächst schweller sie an, und dann
erscheinen sofort an einem oder beiden Enden Conidienköpfehen. Zur
Bildung von Gemmen kommt es nicht. — Dacryomyces stellatws
390 Pilze.
(Nees). Von den vorhergehenden Formen durch die feste, knorpelig-gallertige
Beschaffenheit der Fruchtkörper und die mehr rothe Färbung verschieden.
Die einzelnen Fruchtkörper sind nicht gross, brechen dafür aber häufig
gesellig reihenweise aus der Rinde von Pinus silvestris hervor. Sie haben
eine rundliche Gestalt und oberflüchliche Falten. Die Basidien wie bei
den vorigen, die Sporen aber grösser und weniger gekrümmt (0,025—0,03 mn
lang und 0,012 mm breit). Bei der Keimung werden sie durch wiederholte
Theilung S—10zellig. Die weitere Entwicklung ist von voriger nicht
verschieden. — Daeryomyces chrysocomus (Bull.) kommt wie vorige
Art auf Nadelholz (abgefallenen Reisern) vor, ist aber weich-gallertig
zitternd, brennend gelb orange gefärbt, gleicht in der äusseren Erscheinung
vollständig einer Tremella und ist nur mikroskopisch von Tr. lutescens
zu unterscheiden. In der Jugend kugelig, bekommen die Fruchtkörper mit
fortschreitender Sporenbildung tiefe Einsenkungen. Ihre Masse zerfliesst
schliesslich zu farblosem Schleim. Das Hymenium ist hier grossartiger, wie
früher, die riesigen Basidien wachsen erst in eine lange Keule aus, ehe
sie sich nach oben in die 2 mächtigen Arme spalten. Die Sporen werden
0,035 mm lang und 0,015 mm breit. Bei Keimung setzen sich die fort-
schreitenden Theilungen bis zur Bildung von tafelförmigen, flachen Zellen
fort. Dann treten aus den Theilzellen eine Anzahl Conidienköpfchen
hervor. Die Conidien sind sehr klein, vergrössern sich aber bei der
Keimung in Nährlösungen. Sie erscheinen hier wie bei der nächsten
Form länglich stäbchenförmig und werden in enormer Masse gebildet. —
Daeryomyces longisporus (n. sp.). Kleine, schwachgelbe Frucht-
körper, kaum von der Grösse eines kleinen Nadelkopfes, gesellig an alten
Zäunen, hat die längsten Sporen (0,035—0,040 bis 0,015 mm) und ent-
eprechende Basidien. Die Sporen theilen sich bei der Keimung durch
succedane Zweitheilung in 12—15 Zellen. Nach beendeter Theilung, die
mit entsprechender Grössenzunahme verbunden ist, bilden sich am Um-
fange Unmassen von Conidienköpfchen aus. In Nährlösungen werden diese
grösser und reicher, unter starker Verlängerung der Conidien, und es.
schreitet die Auskeimung unter reichlicher Köpfchenbildung allmählich zur
Mycelbildung fort. Jede abgefallene Conidie wächst wieder zu neuen
conidientragenden Mycelien aus. — Daeryomyces ovisporus (n. sp.)-
Fruchtkörper wie bei vorigem, produeirt aber runde Sporen. Die Basidien
zeigen ausserdem zwischen den Armen eine Aufwölbung. Die 0,02—0,025 mm
langen und 0,015 mm breiten Sporen bleiben in Wasser und Nährlösungen
viele Tage scheinbar unverändert liegen, wandeln sich aber während dieser
Zeit durch Theilungen nach allen Richtungen des Raumes in einen förm-
lichen Gewebekörper um, an dem die Conidienköpfchen erscheinen. Gemmen-
früchte fehlen auch hier.
Die Gattung Guepinia. Die becherförmigen, gestielten Frucht-
körper tragen das Hymenium nur auf der Oberseite. Die grossen Sporen
theilen sich bei der Keimung wie die von Daeryomyces und treiben dann
die gleichen Conidienköpfchen, wie jene 2 Arten; Guepinia Peziza Tul.
ward in Deutschland noch nicht angetroffen und von Brefeld nicht untersucht.
— Guepinia Femsjoniana (Olsen) auf Eichenholz. Farbe schmutzig
gelb, die Unterseite etwas behaart. Basidien und Sporen verhältnissmässig
gross und lang; letztere 0,04—0,045 mm lang und 0,015 mm breit. Bei
der Keimung reiche Theilung in mehr als 20 Zellen, aber niemals Längs-
Pilze. 391
theilungen. In Wasser und Nährlösungen Bildung reichlicher Conidienköpfchen,
Die Conidien werden in Nährlösungen stäbchenförmig.
Die Gattung Daeryomitria zeigt das Hymenium auf eine
deutlich apieale Region des Fruchtkörpers beschränkt. Die Basidien sind
tief 2spaltig wie beiden Daeryomyceten, und die Sporen theilen sich
bei der Keimung in 4 Zellen. 2 Formen bekannt. Tulasne hat D. pusilla
beschrieben. — Daeryomitria glossoides (n. sp.), an alten dieken
Balken von Eichenholz gefunden. Das Hymenium sammt den Basidien
zeigt nichts Bemerkenswerthes, es gleicht vollständig der von Tulasne ge-
zeichneten D. pusilla. Die Sporen (0,02 mm lang und 0,006 mm breit)
theilen sich durch doppelte Zweitheilung in 4 Zellen, und an die letzte
Theilung schliesst sich unmittelbar die Conidienbildung an, die wie bei
den früheren Gattungen vor sich geht.
Die Gattung Calocera. Die Fruchtkörper ähneln den Cla-
varieen, sie sind keulenförmig, knorpelig, wenig gallertig.. Von einfachen
Formen schreiten sie zu grossen verzweigten Bildungen vor. Das Hyımenium
bedeckt die ganze Oberfläche der Fruchtkörper ringsum bis fast zur Basis.
Die Basidien desselben sind nicht mehr einer Gallertmasse bis auf die
Spitzen der Sterigmen eingebettet; die oberen Theile sind vielmehr
frei und geben (unter der Loupe betrachtet) der ganzen Oberfläche ein
rauhes Ansehen. Sporen und Basidien erscheinen kleiner, wie bei den früheren
Gattungen, doch sind letztere, wie die übrigen Dacryomyceten,
tief zweispaltig. Mit der Keimung theilen sich die Sporen in 2 Zellen,
an denen die typischen Conidienköpfchen auftreten. — Calocera eorti-
calis (Batsch.), kleinste Form, bildet die Fruchtkörper in förmlichen
Rasen an faulendem Holze. — Calocera cornea (Batsch) tritt in
dichten Reihen aus den Spalten feuchten Laubholzes. Nach feuchtem
Wetter Fruchtkörper mit dichtem Hymenium bedeckt, Sporen in Masse
abwerfend. Letztere 0,012 mm lang und 0,005 mm breit. In dünnen
Nährlösungen Fadenbildung häufig, in concentrirteren dichte Conidienköpfchen,
erst allmählich daneben Mycelfäden, die sich wieder mit Conidienköpfchen
bedecken. Die Conidien sind sofort keimfähig und schwellen mit der
Keimung zur mehrfachen Grösse an. — Calocera palmata (Schum.).
Der vorigen an Grösse und Farbe ähnlich, aber zusammengedrückt und
nach oben ähnlich den Schaufeln des Dammhirsches verzweigt. An einem
todten Eichenstamme. Voriger im übrigen gleich. — Calocera striata
Hoffin., wie C. cornea, aber dieker und grösser und bei fortschreitender
Reife mit Längsstreifen. Diese 4 Formen sind möglicherweise verschiedene
Bildungen einer Grundform. — Calocera viscosa (Pers.) ist aber eine be-
stimmte Art. Sie treibtihre Cla varia-ähnlichen, reich verzweigten, brennend
orangerothen, klebriger Fruchtkörper auf Nadelholz. Besonders leuchtend
erscheinen sie, wenn sich die Fruchtkörper in alle Verzweigungen bis fast
zum Boden mit dem Hymenium bedecken. Letzteres bleibt lange thätig,
da die verwelkten Basidien immer durch neue ersetzt werden. Die Sporen,
von derselben Grösse, wie die der früheren Arten (0,015 mm lang und
0,006 mm breit), keimen nach erfolgter Zweitheilung mit Bildung von
Conidienköpfehen aus oder von Keimfäden, die später Köpfchen bilden,
oder von Mycelien, die sich überreich mit Conidien bedecken. — Wie aus
dem Mitgetheilten erhellt, bietet die Arbeit ungemein viel Neues und
Interessantes.
392 Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Möge es dem Verf. vergönnt sein, noch recht vieler soleher Bausteine
zur Errichtung eines auf echt wissenschaftlicher Grundlage ruhenden
Pilzsystems zu liefern!
Zimmermann (Chemnitz).
Braithwaite, R., The British Mossflora. Part XI. 4°. 56 pp.
London 1888.
Die vorliegende XI. Lieferung dieses Werkes eröffnet dessen
zweiten Band und zwar mit der Familie 10: G@rimmiaceae. Letztere
umfasst die Gattungen:
Grimmia mit den Sectionen Schistidium (3 Spec.), Eugrimmia (22 Spee.),
Dryptodon (4 Spee.) und Trichostomum (9 Speec.), dieses gleich Racomitrium Schimper
Syn. Ed. II. Ferner die Gattungen Coscinodon (1 Spee.), @lyphomitrium (incl.
Ptychomitrium und Campylosteleum Syn. — 3 Spec.) und schliesst ab mit Anoectangium
(Amphoridium Syn.) Lapponicum.
Auf 8 Tafeln sind sämmtliche beschriebene Arten abgebildet.
Die Abbildungen sind mehrfach der Bryologia Europaea entnommen.
Die Blattzellnetze sind übrigens viel zu schwach vergrössert, über-
haupt zu schematisch behandelt. Auch darf man sich billig wundern,
dass der Anatomie der Stengel- und Blattquerschnitte keine grössere
Sorgfalt gewidmet wurde. Stärker vergrösserte Querschnitte hätten
dem Forscher sicher bessere Dienste geleistet, als die gerade bei
dieser Familie herzlich wenig besagenden Habitusbilder in natürlicher
Grösse. Sehr ausführlich und zwar in chronologischer Reihenfolge
geordnet, sind bei jeder Art die Synonyme verzeichnet. Die Um-
grenzung der Arten, besonders bei Trichostomum (= Racomitrium)
weicht vielfach von jener der Autoren der Bryol. europaea ab, indem
mehrere von denselben eingezogene Arten wieder anerkannt werden.
Holler (Memmingen).
Ludwig, F., Einige Beobachtungen über die Beziehungen
von Pflanzen und Schnecken. 1. Eine Befruchtung
durch Schnecken. 2. Schneckenfrass am Hopfen.
(Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu
Berlin vom 15. Januar 1889. No. 1. p. 16—18.)
Die erste Beobachtung beweist, dass Pflanzen, welche bei
anhaltendem Regen während derBlütezeit derüblichen
Bestäubungsvermittler entbehren und sonst keine Früchte
ansetzen würden, in den Schnecken einen wirksamen Ersatz
für die nur bei trockenem Wetter thätigen Insekten
finden können. Ref. fand in den Regentagen des Juni vorigen
Jahres auf seinen Excursionen unter dem Schutze des Regenschirms,
dass für Leucanthemum vulgare eine kleine Nacktschnecke, Limax
Iaevis Müll., diesen Dienst der Befruchtung in der Regenzeit besorgt.
Dieselbe wurde auf einem kleinen Distriet an Hunderten von Blüten-
köpfen angetroffen. Die weissen Randstrahlen, die ihr zur Lieblings-
nahrung zu dienen scheinen, dürften auch für Zimax die Loekmittel
abgeben.
Die zweite Mittheilung enthält Beobachtungen über Schnecken-
frass mit Rücksicht auf die Stahl’sche Arbeit. Die Blätter des:
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie: 393
Hopfens werden bei Greiz völlig zerfressen (siebartig
durchlöchert) durch Helix fruticum Müll. (daneben auch durch
H. nemorensis Müll.
Ludwig (Greiz).
Ludwig, F.,, Einige neue biologische Beobachtungen
aus Brasilien und Australien. II. Milbenhäuschen
des Fonta-de-Condebaumes. III. Eine Ptlanze, welche
den Vögeln Leimruten stellt. (Wissenschaftliche Rund-
schau der Münchener N. N. 1889. No. 33.)
Der erste Aufsatz enthält eine Beschreibung der Milbenhäuschen
einer brasilianischen Anona spec. (Fonta-de-Condebaum), welche in
den Nervenwinkeln befindliche Täschehen der IV. Gruppe von
Lundström’s Acarodomatien darstellen, denen von Elaeocarpus
Lundström Taf. II, Fig. 4 ähnlich, aber mit Haarbildungen am
Raud. In Brasilien sind diese Täschchen stets von Milben bewohnt.
Im zweiten Aufsatz werden die mit einer zähen Vogelleim-
ähnlichen Masse überzogenen, klebrigen Früchte einer australischen
Pisonia beschrieben. Die Vorrichtung wird als Anpassung an die
Verbreitung durch Vögel gedeutet, welche den grossen Samen nach-
gehend in den Früchten gefangen werden und nur durch Abreissen
der Früchte wieder frei werden, die letzteren so verschleppend.
Die Sperlinge sollen in diesen Leimruten in Menge gefangen werden.
Ludwig (Greiz).
Ludwig, F., Ueber ein abweichendes Verhalten einer
der in Europa gezogenen Urena lobata bezüglich
Ausbildung der Ameisen -Nektarien. (Biologisches
Centralblatt. Bd. VIII. 1888. No. 24. p 742—-743.)
—m, Beobachtungen; von ‚Britz. Müller an Hypozss
deceumbens. (Flora. 1389. No. 2.)
Ref. erhielt im December 1887 frische Samen von Urena lobata
aus dem Garten von Dr. Fritz Müller in Blumenau in Brasilien,
die er sofort im Gewächshaus zur Aussaat brachte. Nach der An-
gabe von F. Müller hatten die Urena-Exemplare seines Gartens,
so wie sie auch De Candolle beschreibt, 7 nervige Blätter,
deren stärkster Nerv an der Basis ein Nektarium trägt. Das einzige
Exemplar, welches Ref. in Deutschland aus den Samen zog,
hatte fast ausnahmslos Ynervige Blätter, mit 3 Nektarien an der
Rückseite der Basis, einem grösseren und zwei kleineren, welche
reichlich Nektar secernirten. Auf Veranlassung des Ref. hatte
F. Müller nochmals die Exemplare seines Gartens durchsucht, traf
aber überall nur 1 Drüse mit 7 Nerven. Bei einem gelbblühenden
Hibisceus der Küste fand er dagegen die Ameisennektarien zwischen
1 und 3 in gleicher Lage, wie bei Urena. Hier fanden sich beide
Zahlen nicht selten auf einem Strauch; in anderen Fällen waren
auf weite Strecken nur Sträucher mit ldrüsigen, auf anderen nur
solche mit 3drüsigen Blättern zu finden. In Brasilien war kein
394 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Exemplar der Urena lobata ohne Crematogaster, auch das Exemplar,
welches im Gewächshaus gezogen, dann theils im Freien, theils im
Zimmer weiter kultivirt wurde, wurde in Deutschland im Freien
reichlich von Ameisen besucht, im Wohnzimmer waren die Stuben-
fliegen eifrige Gäste. — Von den 21 Urena-Arten, welche Delpino
nach De Candolle aufführt, haben 4 Arten 1—5 Nektarien,
8 Arten sind mit einem, Urena sinuata (Indien) ist typisch mit
3 Nektarien versehen, die übrigen Arten sind nektarienfrei. — Die
Zahl der Honigdrüsen schwankt auch an den Blättern vieler anderer
Pflanzen, wie Citharoxylon, Nanthoxylon, Alchornea Iricura ete., hier
bei U. lobata handelt es sich aber um eine in ihrer Heimath mit
konstanter Nektarienzahl auftretende Pflanze, aus deren Samen nach
Abänderung des Wohnortes und wohl in Folge der damit verbundenen
abgeänderten Lebensbedingungen für die ganze Pflanze, Pflanzen
hervorgehen, welche die zur Erhaltung der Art in der Heimath
unentbehrlichen Schutzmittel in gesteigertem Maasse zur Ausbildung
brachten.
In dem zweiten Aufsatze berichtet Verf. über eine, anscheinend
gleichfalls durch Migration bedingte Abänderung in der Zahl der
Blütentheile einer sonst in dieser Hinsicht sehr konstanten Pflanze,
Hypoxis decumbens. Dieses an unsere Gagea erinnernde gelbe Stern-
blümchen hatte Fritz Müller in Brasilien in Tausenden von
Exemplaren nur mit 6theiliger Blüte gesehen. Erst kürzlich fand
er an einer Stelle, wo wahrscheinlich eine einzige Samenkapsel
durch den Fluss angeschwemmt worden war, eine 4 und eine 5 blütige
Blüte und einige roch nicht blühende Exemplare, die er sämmtlich
in den Garten verpflanzte. Hier blüten vom 3. September bis
28. November an 24 Pflanzen 246 6theilige, 177 viertheilige, 21
Stheilige Blumen und 15 Zwischenformen.
Ludwig (Greiz).
Strasburger, Ed., Histologische Beiträge. Heft ll: Ueber
das Wachsthum vegetabilischer Zellhäute. 3°. 186 p.
mit 4 lithographischen Tafeln). Jena (Gust. Fischer) 1889. 7M.
Die umfassenden Beobachtungen, welche der Verfasser über
Bau und Wachsthum der Membran lange Zeit hindurch anstellte,
veranlassten denselben, bereits vor mehreren Jahren mit der Lehre.
der Intussusceptions-Theorie vollständig zu brechen, an die Stelle
derselben, insbesondere mit Bezug auf das Dieken-Wachsthum der
geschichteten Membran die Apposition zu setzen und die Ent-
stehung der ersten Anlage der Zellwand durch direkte Umwand-
lung einer Plasmaplatte zu erklären. Im vorliegenden Buche knüpftnun
derVerf. an seine früheren Untersuchungen an und erweitert undergänzt
dieselben in bedeutendem Maasse ; einzelneWachsthumserscheinungen
betrachtet er aber von einem Standpunkte aus, der früher von ihm
nieht eingenommen wurde, sich jedoch in vieler Hinsicht einer
gleichfalls vor mehreren Jahren von J. Wiesner ausgesprochenen,
vielfach bekämpften Ansicht über die Organisation der vegeta-
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 395
bilischen Zellhaut nähert. Wiesner hatte bekamntlich die wachsende
Membran als Plasma führend hingestellt; er konnte, diesen Ge-
danken festhaltend, Erscheinnngen verständlich machen, welche die
Apposition gar nicht, die Intussuseeption nur sehr mangelhaft zu
erklären im Stande rare (S. Referat Botan. Centralbl. Bd. XXVII.
1886. p. 98.) Eine der wesentlichsten Stützen für Wiesner ’'s Ansicht
liegt I dem Nachweis des Vorhandenseins von Eiweisskörpern in
der Membran: gelingt es, diesen für alle wachsenden Zellhäute durch-
zuführen, so gewinnt Wiesner’s Gedanke bedeutend an Sicher-
heit. Und in der That ist es auch Krasser gelungen, für einen
grossen Theil der untersuchten Membranen diesen Nachweis zu
erbringen. (S. Referat im Bot. Centralbl. Bd. XXXL.p. 4.) Stras-
burger ist mit der hier kurz erwähnten Ansicht Wiesner's n
ihrer Allgemeinheit nicht einverstanden, konnte aber nicht umhin,
ihre weitgehende Bedeutung anzuerkennen, und erklärt sogar gewisse
an ausg ebildeten Membranen nachträglich auftretende Wachsthums-
erscheinüng en dur ch einen Vorgang, kalan sehr lebhaft an den Stand-
punkt Wiesner’s erinnert, nämlich durch Eimwanderung von
lebendem Zellplasma in die Zellhaut. Er geht allerdings von der
Annahme aus, dass sich das lebende Plasma, resp. die hyaloplas-
matischen Bestandtheile desselben, ın der Membran nicht nach-
weisen lassen, dass dies nur für dessen Producte gelingt; und diese
Producete geben seiner Meinung nach die auf Eiweiss gedeuteten
Reactionen der Membran. DE Verfasser findet, dass eutinisirte,
verkorkte und verholzte Zellwände in der Zeit, in der sie wachsen
und neue Strueturen anlegen, diese Reaetionen geben; genannte
Membranen werden als einfache Cellulosewände angelegt. Aus den
mikrochemischen Reactionen, sowie aus der Entwicklungsgeschichte
geht nun mit Bestimmtheit hervor, dass Einwanderung lebender
Substanz anzunehmen ist, welche die durch Wachsthum bedingte
Volumenzunahme, verbunden mit einer chemischen Aenderung ver-
ursacht. Aber auch dort, wo die charakteristischen Reactionen
ausbleiben, «die wachsende Sehichte also ihren Cellulose-Charakter
beibehielt, wäre eine Einwanderung von Cytoplasma nicht ausge-
schlossen.
Im ersten Capitel werden die Sporenhäute der Hydropterideen
behandelt; an eigene Beobachtungen, sowie an jene von Hein-
richer und da anyi anknüpfend, besprieht Verfasser besonders
ausführlich die Entwicklung der Massulae bei Azolla, der Perine
an den Makrosporen von Azolla, Salvinia und Marsilia. Die
Untersuchung lehrte, dass bei Azolla die Massulae zu einer Zeit
ihre Entstehung nehmen, in der die Bildung der Mikrosporenhäute
vollendet ist. Dein die Mikrosporen ehtstöhen helle Höfe, die aus
einer vom umgebenden Plasmodium erzeugten hyalinen Flüssigkeit
bestehen; die einzelnen Höfe rücken an emander, verschmelzen
stellenweise, so dass schliesslich im Mikrosporangium \ eine bestimmte
Anzahl hyaliner Blasenvorhanden sind, die von dem Protoplasma
des Plasmodiums getrennt und umgeben werden. Aus den Blasen
gehen die Masse hervor. Der Plasmabeleg um die Blasen
nimmt an Dicke ab, in den Blasen entstehen zarte Scheidewände
396 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
und an ihrer Oberfläche treten die Glochiden auf. Später werden
die Kammerwände der Massulae resistenter und bräunen sich.
Jodtinetur bewirkt in der Gallerte der Massula einen körnigen:
Niederschlag; derselbe wird reichlicher, je weiter die Massula im
ihrer Entwicklung fortschreitet; auch das Hüllplasma zeigt sich bei
der Kammerbildung kömerreich. Die Beobachtungen zeigten
übereinstimmend, dass die Grössenzunahme der Massula durch
Einwanderung von Substanz vom umgebenden Plasmodium aus
erfolgt. Diese Substanz ist Hyaloplasma, das geformt in die
Blasen eintritt. Die Reactionen, welehe die werdenden Massulae-
Anlagen geben, deuten auf plasmatische Substanz hin; die
fertigen Massulae stehen in der Substanz eutinisirten Zellwänden:
nahe. Vergleichende Untersuchungen zeigten weiter, dass dieselbe:
Substanz, welche im Mikrosporangium Massulae und Glochiden
bildet, im Makrosporangium Veranlassung giebt zur Entstehung
jenes eigenthümlichen, aus drei birnförmigen Theilen bestehenden
Körpers von schaumig kammeriger Structur, der vom Verfasser
als Schwimmapparat bezeichnet wurde.
Ebenso erwies sich die Perine an der Makrospore von Salvinia
als ein der Massula im Mikrosporangium daselbst oder dem Schwimm-
körper und Massula bei Azolla gleichwerthiges Gebilde, denn hier
wie dort wandert Substanz aus den zellenartigen Räumen, in welche
das Plasmodium zerfällt, aus, um das Kammerwerk der Perine,
resp. Massula-Anlage zu bilden.
Eine reiche Fülle von Beobachtungen finden wir in dem
zweiten Capitel, das der Entwicklung der Pollenhäute gewidmet
ist. Der Verfasser hatte bereits in seinem Zellhaut-Buche diesem
Gegenstand seine vollste Aufmerksamkeit zugewendet; hier werden
neue Thatsachen hinzugefügt, die bereits constatirten bestätigt, wo
nöthig beriehtigt und von dem neu angenommenen Gesichtspunkte
aus beleuchtet. Es können im Referate nieht alle Details wieder-
gegeben werden, daher sei nur Folgendes erwähnt: In den Pollen-
körnern der Onagrarieen wird eine Intine angelegt, was früher
übersehen wurde. Die Aussenschicht des Plasmakörpers bildet an
der Pollenkornanlage zunächst eine zarte Membran mit den linsen-
förmigen Zwischenkörpern, welche durch Apposition sich verdicken ;
das weitere Wachsthum derselben, sowie dasjenige der Exine und
deren Structurdifferenzirungen erfolgen durch Substanzeinwanderung.
Bezüglich Pollenkörner mit stachlicher Aussenfläche wird ange-
nommen, dass die Stacheln und andere nach Aussen hervortretende
Reliefbildungen, welche Verfasser früher als eime durch das Plasma
der Tapetenzellen bedingte äussere Wandverdickung entstehen liess,
gleichfalls durch Vermittlung von aus dem Pollenplasma in die
Exine eingewanderter lebender Substanz entstehen. Bei den meisten
untersuchten Pollenhäuten gelang es, sobald die Differenzirung der
Sehiehten in der Exine beginnt, eine Cutinisirung in derselben
nachzuweisen. Die Tetraden der Ericaceen und Epipactis bilden
die Exine als polleneigene Haut aus, bei Orchis mas werden an den.
Massulae keine polleneigenen Häute angelegt (in Uebereinstimmung
mit Wille.) Die Angabe von Wille hingegen, dass bei einer
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 397
Reihe von Angiospermen die Pollenhäute aus der Innenschichte
der Spezialmutterzelle entstehen, wird bestritten. Die Entwicklung
der Sporenhäute ist im Wesentlichen dieselbe, wie die der Pollen-
häute, wenn auch hier Vorgänge beobachtet wurden, welche nur
den Sporenhäuten allein zukommen, so bei der Elaterenbildung der
Equisetum-Sporen, bei den Sporenwänden von Riceia und Sphaero-
carpus, den Oogonien von Peronospora etc.; über dieselben werden
ausführliche Angaben gemacht und diese wo möglich mit den bei
Hydropterideen gefundenen Thatsachen in Einklang gebracht.
In einem besonderen Abschnitte werden Beobachtungen über
Wachsthumserscheinungen an den später cutinisirenden Aussen-
membranen der Epidermiszellen mitgetheilt. An einer Reihe
typischer Beispiele legt der Verfasser klar, dass die Qutieular-
schichten als Cellulose-Lamellen angelegt werden, und dass erst
später jene Substanz eintritt, welche die Cutieularisirung bedingt.
Häufig ist die betreffende Lamelle schon von zahlreichen anderen
Lamellen gedeckt, so dass die wandernde Substanz letztere passiren
muss. Die zur Cutinisirung bestimmte Substanz muss auch innere
Cutieularschichten durchwandern, um zu den äusseren zu gelangen,
welche an wachsenden Pflanzentheilen nicht einfach gedehnt werden,
sondern vielmehr, wie verschiedene Beobachtungen lehren , that-
sächlich eine Substanzzunahme erfahren. Die radialen Streifen in
den Cuticularschichten geben die Wege an, auf welchen die
wandernde Substanz sich bewegt. Aus dem Umstande, dass die
Cutieularisirung sich nicht an bestimmte Schichteneomplexe hält,
an den Seitenwänden scharf aufhört und häufig, wie bei Aloe, mit
Vorsprüngen in die nicht eutieularisirten Schichten hineinragt,
schliesst Verfasser, dass die wandernde Substanz ein lebender Be-
standtheil -des Zellleibes sei; jedenfalls ist es nicht Cutin, das in
die Membran eindringt, denn sonst müsste dieses in jenen Schichten,
welche durchsetzt werden, um zu den äusseren Lamellen zu ge-
langen, nachgewiesen werden können.
Schwieriger ist es, die bei der Verkorkung und Verholzung
vorkommenden Erscheinungen im Sinne der neuen Auffassung zu
erklären; die beobachteten Thatsachen lassen verschiedene Deutung
zu, doch hat die Mitwirkung lebendiger Substanz, die in die
Membranen eindringt, für den Verfasser die grösste Wahrschein-
lichkeit. Im folgenden Capitel werden Schiehtung, Streifung,
lamellöser Bau, insbesonders mit Rücksicht auf Krabbe’s Unter-
suchungen, besprochen. Verfasser bestätigt die von Krabbe
angeführten Beobachtungen, wendet sich jedoch gegen die von
diesem Forscher daraus gezogenen Folgerungen und sucht erstere
mit den oben mitgetheilten Thatsachen und seiner neueren Auf-
fassungsweise in Zusammenhang zu bringen. Ueber das Zustande-
kommen der Schichtung verweist Verfasser auf die in seinem
Zellhautbuche mitgetheilten ausführlichen Angaben. Was nun die
Streifung betrifft, so knüpft Verfasser gleichfalls an sein Zellhautbuch
an und erinnert an eine dort angeführte Beobachtung, derzufolge
innerhalb der Tracheiden des Kiefernholzes sich eine Streifung
schon in der Anordnung der Körnehen des Primordialschlauchs
393 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
zu erkennen giebt, und es dürfte nach Verfassers Ansicht auch in
anderen Fällen, so bei Sklerenchymfasern, das Cytoplasma an dem
Zustandekommen dieser Structurerscheinung betheiligt sein. Auch
locale Erweiterungen, wie sie an älteren Sklerenehymfasern häufig
vorkommen, lassen sich nicht anders, als durch Substanzemwanderung
erklären. Allerdings gelingt hier der mikrochemische Nachweis
der Einwanderung gar nicht; doch wäre das damit zu erklären,
dass hier das Product der Einwanderung Cellulose ist. Die Ent-
stehung von Membran-Falten in Blumenblätter n, bei Spirogyra,
Oedogonium führt Verfasser auf Leistenbildung zurück. Die Leisten
sind Anfangs solid; das Wachsthum der Leiste dürfte durch Appo-
sition im Vereine mit Substanzeinwanderung erfolgen. Sicher tindet
das Letztere statt, wenn die Leiste sich zurFalte weiter entwickelt.
Auch hier gelingt der mikrochemische Nachweis der eingewanderten
Substanz nicht und kann nur die geringe Resistenzfähigkeit junger
Falten in Eau de Javelle zu (Gunsten einer Einwanderung von
toplasma angeführt werden. In Kürze bespricht nun Verfasser
noch das Flächenwachsthum der Membran. Erwiesen ist für ge-
wisse Objekte, dass das Flächenwachsthum durch Dehnung und
Sprengung der vorhandenen und fortgesetzter Anlagerung neuer
Membranlamellen vor sich geht; bei localen Erweiterungen, Falten
und Wellenbildung ist jedoch Substanzeinwanderung wahrscheinlich,
wenn auch nicht erwiesen
Am Sehlusse des Buches kommt Verfasser auf die Eingangs
des Referats erwähnte Arbeit Wiesner's zurück, deren Gedanke
sich mit seinen eigenen Beobachtungen und den daraus gezogenen
Schlussfolgerungen wohl verträgt, was insbesondere aus dem Schluss-
satze deutlich hervorgeht; hier heisst es: „durch den hier ver-
suchten Nachweis, dass nachträgliche Ausg estaltunge en in wachsenden
Membranen auf die formbildende Thätigkeit des Protoplasma
zurückzuführen seien, ist, wie ich denke, ein weiterer Schritt zu
einer einheitlichen Auffassung der Lebenserscheinungen gethan,
indem hiermit von Neuem auch auf das Protoplasma als auf den
einzigen Träger der ererbten, formgestaltenden Thätigkeit inner-
halb des Organismus hingewiesen wird.“
C. Mikosch (Wien).
Koeh, Ludwig, Zur Entwickelungsgeschichte der Rhi-
nanthaceen (Ahinanthus minor Ehrh.). (Pringsheims Jahr-
bücher für wissenschaftliche Botanik. Bd. XX. 1889. Heft 1.
Mit Taf. I.)
Auf Grund einer Reihe von Kulturversuchen sowie einer ein-
gehenden anatomischen Untersuchung der Haustorien, bei welcher
mittels Paraffineinbettung hergestellte Schnittserien verwandt wurden,
liefert der Vert. eine Fortsetzung seiner Untersuchungen über die
Schmarotzer- uod Verwesungspflanzen.*)
*) efr. Bot. Centralbl. Jahrgang I. p. 1482 (Klee- und Flachsseide);
Bd. XXXI. p. 361 (Orobanchen):; XXXIIH. p. 328 (Melampyrum).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 399
Kulturen von Ahinanthaceen waren bis dahin olıne Erfolg ver-
sucht worden, offenbar wegen der eigenthümlichen Lebensweise
dieser Pflanzen. Verf. säete im Juni frisch geerntete Arhinanthus-
Samen aus, und zwar theils allein, theils mit Grassamen, theils auf
alte Grasnarbe. Alle keimten reichlich, aber erst im folgenden
Frühjahr; eine von denselben Samen im April gemachte Aussaat
blieb bis zum Juli, wo die Arbeit abgeschlossen wurde, ohne Erfolg.
Die Keimung ist demnach von der Nährpflanze unabhängig, scheint
aber nur im Frühjahr stattzufinden. Alle Keimlinge entwickelten
sich 5 Wochen lang, zunächst auf Kosten des Sameneiweisses,
ziemlich” gleichmässig. Dann begannen die onne Nährpflanzen ge-
zogenen langsam einzugehen, falls sie einzeln wuchsen. Standen
aber zahlreiche dieser letzteren Keimpflanzen nahe bei einander, so
entwickelte sich eine von ihnen auf Unkosten der anderen weiter,
diese durch zahlreiche Haustorien ausnutzend, und brachte eine
ziemlich normale Blüte und spärliche schwache Samen; das Laub
blieb jedoch klein. Mit Nährpflanzen aufwachsende Keimlinge ent-
wickelten sich völlig normal.
Die Wurzeln von Ahinanthus haben nur spärliche Wurzelhaare,
sodass die directe Stoffaufnahme aus dem Boden unerheblich ist.
Dafür tritt die Ernährung durch die Haustorien stellvertretend ein.
Die erste Anlage dieser Gebilde ist, wie bei Melampyrum, exogen.
Bald wird die Nährwurzel vom Zellgewebe gepackt und umwallt.
Zugleich wächst eine schlauchförmige Zelle, die nach rückwärts in
Zellgewebe übergeht, einem Vegetationspunkt mit Scheitelzelle nicht
unähnlich, gegen das Gefässbündel vor, durchbricht die Endodermis
und dringt, obgleich sie dünnwandig ist, und daher wahrscheinlich
unter Mitwirkung lösender Kräfte, im den dieckwandigen Holzkörper
ein. Es zeigen sich dabei übrigens Verschiedenheiten, jenachdem,
ob die Nährwurzel eine monokotyle oder eine dikotyle ist. Durch
die Verbreiterung der Basis des keilförmigen Gebildes wird das
Holz gesprengt, in den Spalt dringt die Schlauchzelle weiter vor,
ihre Nachbarinnen folgen nach und treiben Ausstülpungen gegen die
Holzzellen hin. Das so entstandene Haustorium nimmt zunächst
die zersetzten Holzelemente in sich auf und tritt dann durch einen
Tracheidenstrang mit den Gefässen der Nährwurzel in organische
Verbindung. Ein Anschluss des Parasiten an den Weichbast findet
nur bei Dikotylen statt; bei Monokotylen wird letzterer zerstört,
mitunter aber auch die Gefässe; es erweisen sich für die Ernährung
des Parasiten Gefässe und Holzzellen als gleichwerthig. Schnitt-
serien quer zur Nährwurzel ergaben, dass die Ausbildung des
Haustoriums längs dieser fortschreitet, so dass man auf successiven
Schnitten alle Entwickelungsstadien findet. Schnittserien quer zur
Mutterwurzel, längs durch die Nährwurzel, zeigen, dass der tracheale
Strang des Haustoriums sich mit breiter Basis innig an das Gefäss-
bündel der ersteren ansetzt, im weiteren Verlauf dünner wird, sich
dann aber wieder verbreitert und Trachealreihen schräg gegen das
Nährbündel sendet, die in oder über den Initialen der Saugfläche
enden. Diese haben schlauchförmige Gestalt und sind bis 10 mal
so lang wie breit, doch kommt es nicht zu einem Durchwuchern
400 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
des Gewebes wie bei Cuscuta oder wie bei Pilzuyphen. Die End-
zellen des Höckers wachsen auf der Nährwurzel weitergleitend fort,
gehen rückwärts in Haustorieninitialen über und vergrössern dadurch
das ganze Gebilde.
Querschnitte des Haustoriums parallel den beiden Wurzeln
zeigen in der Mitte den trachealen Strang, dem ein ausgeprägter
Weichbast fehlt, und von welchem Tracheiden frei in das theilungs-
fähige Grundgewebe hineinragen. Auf solchen, die Nährwurzel
treffenden Schnitten zerfällt das Haustorium in drei Theile, gemäss
den beiden die Nährwurzel zangen- oder rinnenförmig umfassenden
(ewebepartien und dem in die Mitte der Wurzel eindringenden
Saugfortsatz.
Geformte Stärke fehlt den Haustorien. Dagegen finden sich
winzige körnchen- bis stäbchenförmige Eiweisskörper, die nach dem
Eindringen des Haustoriums in die Nährwurzel von den Initialen
und dem trachealen Strange aus allmählich das Gewebe füllen und
zur Blütezeit entleert werden.*)
Rhinanthus ist im Gegensatze zu Melampyrum, welches sapro-
phytisch lebt, ein echter Parasit. Der Anschluss an den Wirth schemt
der Pflanze die fehlenden Wurzelhaare zu ersetzen; durch die Ver-
bindung mit den Holzzellen nimmt das Haustorium das mit Nähr-
salzen, namentlich auch mit stickstoffhaltigen, beladene Wasser in
sich auf. Das darin enthaltene Rohmaterial für die Eiweissbildung
wird im haustorialen Knöllchen alsbald in Eiweiss umgewandelt
und aufgespeichert. Die Orobanchen unterscheiden sich, wie Verf.
früher gezeigt hat, dadurch, dass sie sich an sämmtliche Stoff-
leitungsbahnen des Wirths anschliessen und bereits verarbeitete Stoffe
aus demselben aufnehmen. Nur wenn Dikotylenwurzeln ergriffen
werden, scheinen auch bei Ahinanthus bereits verarbeitete Stoffe in
das Haustorium aufgenommen zu werden; dafür spricht der in
diesem Falle stattfindende engere organische Anschluss des Para-
siten an die Gewebe des Wirths, speciell an den Weichbast und an
die Rinde.
Neben der parasitischen Ernährung findet indessen zugleich
eine saprophytische statt. Die Zellen des Schmarotzers grenzen an
eine homogene gelbliche Masse, welche durch Zersetzung der Zellen
des Wirths entsteht und um so homogener wird, je länger der Parasit
auf sie einwirkt; ferner wird das Nährgefässbündel immer weiter
zerstört und grösstentheils zum Verschwinden gebracht; endlich
findet man noch völlig frische, lebenskräftige Haustorien an Wurzeln,
die unterhalb und eine Strecke oberhalb der befallenen Stelle bereits
abgestorben sind. Namentlich lässt sich auch beobachten, dass von
dem Rande der zangenförmigen Umwallung aus Zellen rückwärts
in die Nährrinde eindringen und sie zerstören, den abgestorbenen
Theilchen sich wurzelhaarähnlich anlegen und sie umwachsen und
*) Es sei hier darauf hingewiesen, dass die ganz ähnlichen Bacteroiden der
Papilionaceenknöllchen nach Beijerinck umgewandelte Bacterien sind, und
adass nach demselben Autor und de Vries auch die Rhinanthaceenknöllchen
Bacterien enthalten sollen (Bot. Zeitung. 1888 p. 725 seq.).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 401
allmählich aufzehren. Einen einzigen Fall beobachtete der Ver-
fasser, in welehem sich nicht mit Sicherheit entscheiden liess, ob
die Ansaugung an der bereits toten oder noch an der lebenden
Wurzel stattgefunden hatte.
Der Parasitismus ist für das Gedeihen von Rhinanthus noth-
wendig, aber er ist nur ein partieller, er erstreckt sich (ähnlich wie
bei der Mistel) nicht auf den Bedarf an Kohlehydraten, welchen
die Pflanze durch eigene Assimilation deckt und für welchen nur
gelegentlich und lokal die saprophytische Ausnutzung abgestorbener
Reste in Betracht kommt. Den Wirthen, hauptsächlich Gräsern,
kommt die Entnahme von Nährstoffen natürlich nicht zu gute, doch
ist wohl die Schädigung während der nur 2 Monate dauernden
Vegetation des Parasiten keine erhebliche.
Den Schluss bilden einige Bemerkungen zu einschlägigen Ar-
beiten von Graf zu Solms-Laubach, Leclere du Sablon
und Hovelacque.
Klebahn (Bremen).
Velenovskf, J., Zur Deutung der Fruchtschuppe der
Abietineen. (Flora. 1888. Nr. 34. p. 516—521. Mit 1 Tafel.)
Verf. hatte Gelegenheit, aus einer vollen Centurie abnorm
entwickelter Lärehenzapfen die deformirten Fruchtschuppen einer
Abietinee genau zu untersuchen. Das ihm vorliegende Material
bestätigt alle Beobachtungen und Deduktionen, welche s. Z. Cas-
pary, Mohl, Stenzel, Wilkomm und später ausführlich
Celakovsky (zur Kritik der Ansicht von der Frehtsch. der
Abiet. Prag 1882) bezüglich des Fichtenzapfens durchgeführt
haben, in allen Details und widerlegt die Anschauungen Eiehler’s.
Dass normal entwickelte Lärchenzapfen oben in einen beblätterten
/weig auswachsen, ist keine Seltenheit. Zur morphologischen
Untersuchung erschienen aber Verf. diejenigen Zapfen besser ge-
eignet, deren Fruchtschuppen nur in dem untersten Zapfenteile
entwickelt sind, oben aber locker stehen und längs des ganzen
/weiges allmählich in die Achselknospen übergehen. Der Zapfen
ist dabei stets dünn und einem normalen Lärchenzapfen ziemlich
unähnlieh (s. Abbild.). Alle Brakteen sind in grüne Nadelblätter
verwandelt. Hier findet sich nun eine ganze Reihe von
Uebergängen und allmählicher Transformirung der
untern Fruchtsehuppen in die oben stehenden nor-
malen Winterknospen. Daraus folgt, dass die Frucht-
schuppe eines normalen Zapfens nichts weiter ist,
als die Repräsentation der zwei ersten zusammen-
gewachsenen Brakteen einer Knospe, welche in der
Achsel der Zapfenbraktee zuletzt vollkommen ver-
kümmert.
Die beiden Fruchtsehuppen (d. h. die zwei ersten transver-
salen Brakteen der normalen Knospe) sind nur dann zur Mediane
transversal orientirt, wenn die Achselknospe entwickelt ist, weil sie
eben zur Achse derselben gehören. Sobald diese aber verschwindet,
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1899. Bd. XXXVII. 27
403 Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontolopie.
tritt eine allmähliche Drehung ein und Orientierung zur Zapfen-
achse. Dabei verdicken sich die Schuppenränder da, wo das
Verwachsen stattfinden soll, stark, die Achselknospe erhält immer
weniger Raum, bis sie schliesslich zwischen den fleischigen starken
Fruchtschuppen ganz verschwindet.
Verf. glaubt, dass die Fruchtschuppe der Abietinen überall
aus zwei Blattschuppen entstanden ist, weil ihre Form bei allen
(attungen darauf hinweist. — Die deformirten Zapfen sind keine
solche Monstrosität, in der die einzelnen Theile gesetzlos und un-
regelmässig entwickelt wären. Im Gegentheil herrscht in allen
Stadien der Schuppenumwandlung ein gewisses Gesetz und die
höchste Regelmässigkeit.
Horn (Cassel).
Ludwig, F.,, Ueber eine eigenthümliche australische
Tertiärflora. (Die Natur. 1889. No. 7. p. 36—87.)
Mittheilungen über eine Pygmaeenflora, welche sich auf tertiären
Ablagerungen bei Burnside, einem Vororte von Adelaide, findet.
Dieselbe ist von der der nahen Gebirge und Ebenen völlig ver-
schieden. Die winzigen, meist nur 1—5 cm hohen Pflänzchen,
welche J.@.O. Tepper gesammelt hat, gehören folgenden Arten an:
Helipterum dimorpholepis, H. exiguum, Calocephalus Drummondi,
Iutidosis pumilio, Tillaea purpurescens, Stylidium calearatum, Drosera
glanduligera, Hydrocotyle callicarpa, Leeuwenkookia a Wahlen-
bergia quadrifida, Mitrasacme paradoxa, Isoetopsis graminifolia,
Triglochin centrocarpa, Seirpus cartilagineus, Centrolepis fascieularis,
©. aristata, ©. polygyna. Für eine 5—6 cm hohe winzige Iris, welche
seit 1338 das Torresthal entlang vorkommt, wird der Name /ris
Centunculus vorgeschlagen. Zwei andere Pflanzen, Calodenia lepto-
chila und eine weissblühende var. von Thelymitra carnea, welche
ebenfalls bei Burnside wachsen, zeigten beträchtlichere Grösse.
Ludwig (Greiz).
Renault, B.,, Les plantes fossiles. (Bibliotheque seientifique
contemporaine.) Paris 1888.
Verf. des „Cours de Botanique fossile* bietet dem grossen
Publikum ein Werk dar, welches zwar, dem Titel „Les plantes
fossiles“ entsprechend, viele Fragen behandelt, welche sich im
Allgemeinen auf die fossilen Pflanzen beziehen, jedoch mit be-
sonderer Vorliebe bei den Darlegungen der anatomischen und
morphologischen Verhältnisse alter Pflanzentypen verweilt. Es
werden vorzugsweise die folgenden Fragen erörtert: 1. Die ver-
schiedenen Erhaltungsw eisen er fossilen Pflanzen. 2. Sammeln,
Präpariren und Conserviren phytopaläontologischer Objekte. Be-
sondere Berücksichtigung erfährt die Herstellungsweise von Dünn-
schliffen. 3. Die Rolle der fossilen Pflanzen bei der Kohlen-
bildung. 4. Typische Vertreter verschiedener Pflanzenfamilien
(Equisetaceen u. Annularieen, Calamodendreen, Spenophyllum, Lepido-
Neue Litteratur. 403
dendron, Sigillaria, Farne, Coniferen). 5. Anwendung der fossilen
Pflanzenreste zur Erkennung der klimatologischen Verhältnisse der
Vorzeit, zur Altersbestimmung der Schichten. 6. Tableaux der für
die Etagen charakteristischen Pflanzenarten. 7. Nützlichkeit des
Studiums der fossilen Pflanzen in Bezug auf die Uebersicht der
pflanzliehen Evolution. Das Werk enthält auch ein Glossarium
der technischen und der weniger gebräuchlichen Ausdrücke. Zahl-
reiehe Illustrationen dienen zur Erläuterung der Ausführungen.
Krasser (Wien).
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
Britten, James and Boulger, S. A., Biographical index of British and Irish
botanists. [Contin.] (Journal of Botany. 1889. p. 79.)
Heinricher, E., Hubert Leitgeb, sein Leben und Streben. (Separat-Abdruck
aus den Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark.
1888.) 8°. 25 pp. Graz (Verlag des naturw. Ver.) 1889.
Algen:
Castracane, F., Reproduction and multiplication of Diatoms. (Journal of the
Royal Microscopical Society London. 1889. No. 2.)
Murray, George aud Boodle, Leonard A., A systematie and structural account
of the genus Avrainvillea Deene. (Journal of Botany. 1889. p. 67.)
Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der Tilopterideen. [Schluss.|
Hierzu Tafeln II und III. (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII. 1889. No. 9.
p- 155.)
West, W., List of Desmids from Massachusetts. With 2 plates. (Journal of
the Royal Microscopical Society London. 1889. No. 2.)
Wildeman, E. de, Encore quelques mots & propos de l’Hausgirgia flabelligera
De-Toni. (Comptes Rendus de l’Academie des sciences de Belgique. 1889.
p. 34.)
Wille, N., Ueber die Blasen der Fucaceen. (Biologiska Föreningens Förhand-
lingar in Stokholm. Bd. I. 1889. No. 3. p. 63.)
Pilze:
Fayod, V., Vorläufige Bemerkung zur Frage des Autonomierechts des „Hymeno-
conidium petasatum“ Zukal. (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII. 1889.
No. 9. p. 158.)
Kitasato, S., Ueber den Moschuspilz. Mit 5 Figuren. (Centralblatt für Bak-
teriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 11. p. 365—369.)
Pick, A.. Ueber die saccharificireude Thätigkeit einiger Mikroorganismen.
(Wiener klinische Wochenschrift. 1889. No. 5—7. p. 89—91, 113—115, 133 —
134.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Augabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittbeilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
277
404 Neue Litteratur.
Muscineen :
Barnes, Charles R., Notes on North American Mosses. I. (Botanical Gazette.
1889. p. 44.)
Gefässkryptogamen:
Beddome, R. H., Two new Athyriums from the N. W. Himalayas. (Journal of
Botany. 1889. p. 72.)
Zeiller, R., Sur la presence, dans les Pyrendes, de l’Aspidium acnuleatum var.
Braunii. (Bulletin de la Soeidt& Botanique de France. Tome XXXV. 1889.
p. 140.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Bonnier, Gaston, Etude experimentale de l’influence du climat alpin sur Ia
vegetation et les fonetions des plantes. (Bulletin de la Soeiete Botanique de
France. Tome XXXV. 1889. p. 436.)
Daniel, L., Structure anatomique comparee de la feuille et des folioles de l’in-
voluere dans les Chieoracdes. (l. ce. p. 432.)
Gregory, Emily L., Development of cork-wings on certain trees. V. (Botanical
Gazette. 1889. p. 37.)
Guinier, M., Developpement anormal de bourgeons de Hötre & l’automne.
(Bulletin de la Soeiet€ Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 400.)
Heckel, Edouard, Sur la presence et la nature des eystolithes dans le genre
Exostemma, Rubiacdes. (l. e. p. 400.)
Hooker, Henrietta E., On Cuscuta Gronovii. With fig. (Botanical Gazette.
1889. p. 31.)
Lecomte, H., Note sur le d&veloppement des parois eriblees dans le liber des
Angiospermes. (Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome AXXV.
1889. p. 405.)
Mangin, Louis, Sur les r&actifs jod&s de la cellulose. (l. e. p. 421.)
Meehan, T., Gyno-dioecious Labiatae. (Bulletin of the Torrey Botanical Club
New York. 1889. No. 2.)
Planchon, Louis, Note sur la floraison et la fructification de la Vanille au
Jardin des plantes de Montpellier. (Extrait des Annales de la Societe d’horti-
eulture et d’histoire naturelle de 1’Herault 1888.) 8°. 8 pp. Montpellier
(Hamelin freres) 1889.
Wehmer, Carl, Das Verhalten des oxalsauren Kalkes in den Blättern von
Symphoricarpus, Alnus und Crataegus. (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVIl.
1889. No. 9. p. 141. No. 10. p. 165.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Battandier, J. A., Note sur quelques plantes d’Algerie rares ou nouvelles.
(Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 385.)
Bebb, M. S., White Mountain Willows. (Bulletin of the Torrey Botanical Club
New York. 1889. No. 2.)
Camus, E. @., Une herborisation & Pourville pres de Dieppe (Seine-Inferieure).
(Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 408.)
Clarke, €. B., Plants of Kohima and Muneypore. (Journal of the Linnean
Society London. Botany. Vol. XXV. 1889. Febr. 2.)
Coulter and Roze, Revision of North American Umbelliferae. 8°. 144 pp. and
9 plates. s. 1. 1888.
Crepin, Francois, Nouvelles recherches sur les Roses americaines. |[Suite.]
(Comptes Rendus de l’Academie des sciences de Belgique. 1889. p. 18—33.)
Deane, Walter, A few Cape Cod plants. (Botanical Gazette. 1889. p. 45.)
Engler, A. und Prantl, K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lief. 29.
s°, 48 pp. mit Illustr. Leipzig (Wilhelm Engelmann) 1889. M. 3.—
Franchet, A., Note sur quelques Primula du Yun-Nan. (Bulletin de la Societe
Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 428.)
Fryer, arg uliginosum L., var. pilulare Wahl. (Journal of Botany. 1889.
p- 83.
Neue Litteratur. 405
Fryer, Alfred, Notes on Pondweds. (l. e. p. 65.)
Gremli, August, Extraits de lettres äM. le President. Observations sur des plantes
douteuses pour la flore de la Suisse. (Bulletin de la Societe Botanique de
France. Tome XXXV. 1889. p. 395.)
Hanbury, Frederick J., Further notes on Hieracia new to Britain. (Journal
of Botany. 1889. p. 73.)
— —, Callitriche truncata Guss. in Gloucestersbire. (l. e. p. 95.)
Kneucker, A., Carduus nutans X acanthoides Koch. = C. orthocephalus Wallr,
(Mittheilungen des Badischen Botanischen Vereins. 1889 No. 58.)
Lloyd, James, Flore de l’ouest de la France, ou description des plautes qui
croissent spontanement dans les departements de: Charente-Inferieure, Deux-
Sevres, Vendee, Loire-Inferieure, Morbihan, Finistere, Cötes-du-Nord, Ille-et-
Vilaine. 4e Edition, augmentee des plantes de la Gironde, des Landes et du
littoral des Basses-Pyrönees par J. Foucaud. 8°. LXXII, 458 pp. Rochefort
(Foucaud) 1889. 6 fr. 50 ce.
Marshall, Edward S., A new British Festuca. (Journal of Botany. 1889.
p. 94.)
Martin, B., Note sur deux Centaurea de la flore du Gard. (Bulletin de la
Soeiete Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 442.)
Maury, Paul, Sur les aftinites du genre Susum. (Bulletin de la Soeiete Bota-
nique de France. Tome XXXV. 1889. p. 410.)
Morong, T. S., American vegetation. (Bulletin of the Torrey Botanical Club
New York. 1889. No. 2.)
Porter, T. C., Gentiana alba Mull. (l. ce.)
Scully, Reginald W., Further notes on the Kerry flora. (Journal of Botany.
1889. p. 85.)
Smith, John Dannell, Undeseribed plants from Guatemala. VI. With 2 plates.
(Botanical Gazette. 1889. p. 25.)
White, F. Buchanan, The collecting and study of Willows. (Journal of Botany,
1889. p. 77.)
Winter, Am Isteiner Klotze. (Mittheilungen des Badischen Botanischen Vereins.
1889. No. 57.)
Wittich, Christoph, Pflanzen - Areal-Studien. Die geographische Verbreitung
unserer bekanntesten Sträucher. [Inaug.-Dissert.] Giessen 1889.
Zabel, H., Aus den Gärten der Forst-Akademie Minden. I. Pachystima Canbyi
A. Gray und Ceanothus prostratus Benth. (Gartenflora. 1889. p. 138.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Dufour, E., Le traitement du mildew par le sulfate de cuivre assoecie au car-
bonate de soude. (Vigne france. 1889. No. 2. p. 21— 24.)
Menault, E., Le traitement du black-rot. (Vigne francaise. 1889. No. 2. p.
20— 21.)
Prillieux, Tumeurs ligneuses ou broussins des vignes. (Bulletin de la Soeiete
Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 393.)
Rkostrup, E., Afbildning og Beskrivelse af de farligste Suyltesvampe i Danmarks
Skove. Med 8 kolor. Tavler og nogle Traesnit. 4°. 30 pp. Kjoubenhavn (P
G. Philipsen) 1889.
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Charrin et Ruffer, A.. Mecanisme de la fitvre dans la maladie pyocyanique.
(Comptes rendus hebdomadaires de la Soeidte de biologie. 1889. No. 4; p.
63—64.)
Chibret, P., Etudes de bacteriologie pour la determination d’une antisepsie
exacte en ophthalmologie. Avantages de l’oxyeyanure de mercure comme anti-
septique. (7. period. internat. Ophthbalmol.-Kongress. 1888. p 385—407.)
Dinkler, Ueber Gonokokken im Hornhaut- und Irisgewebe nach perforirender
Keratitis in Folge gonorrhöischer Conjunctivalblennorrhöe. (7. period. internat.
Ophthalmol.-Kongress. 1888. p. 178—185.)
Dubarry, A.. Contribution & l’etude de la vie des mierobes pathogenes dans
l’eau. (These.) 4°. 80 pp. Faris (G. Masson) 1889.
Eberth, J. €. und Schimmelbusch, €C., Der Bacillus der Frettchenseuche.
(Archiv für pathologische Anatomie. Bd. CXV. 1889. Heft 2. p. 282—302.)
406 Neue Litteratur.
Ernst, P., Demoustratiouen von Kulturen und mikroskopischen Präparaten des
sogenannten Baeillus Xerosis. (7. period. internat. Ophthalmol.-Kongress. 1888.
p. 185—186.)
Glenk, Robert. Metlıysticin aus Piper methysticum. (Nach American Journal
of Pharm. 1889. in Pharm. Post. 1889. No. 5. p. 71—72.)
Graflunder, Zur Keuntniss der Schweineseuche. (Deutsche Zeitschrift für Thier-
med. u. at Patholog. Bd. XIV. 1889. No. 4/6. p. 391—410.)
Hager, H., Mastixfliissigkeit, Mastichoneron, Mastixwasser. (Pharmaceutische
Post. 1889. No. 3. p. 37.)
Köhler’s Medieinalpflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit erklärendem Text.
Herausgegeben von @. Pabst. Lief. 37—39. 8°. 28 pp. Mit 12 Tafeln.
Gera-Untermhaus (Fr. Eugen Köhler) 1889. M. 1.—
Laquerriere, Recolte 7 conservation du virus peripneumonique. (Rec. de med.
veterin. 1889. No. 2. p. 41—46.)
Loewenthal, W., Sur “ virulence des eultures du bacille cholerique et l’action
que le salol exerce sur cette virulence. (Comptes rendus de l’Academie des
seiences de Paris. Tome CVIII. 1889. No. 4. p. 192—193.)
Novi, J., Sulla resistenza del virus rabico. (Bullettino d. seienze mediche.
1889; No. 1. p. 1620.)
Pekelharing, C. A. et Winkler, Recherches sur la nature et la cause du
beri-böri et sur les moyens de le combattre (faites par ordre du gouvernement
neerlandais). 4°. 140 pp. Avec planches. Utrecht 1889.
Peuch, F., Passage du bacille de Koch dans le pus de seton de sujets tuber-
en Application au diagnostic de la tubereulose bovine par l'inoculation
au cobaye du pus de s&ton. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de
Paris. Tome CVIII. 1889. No. 4. p. 193.)
Rachford, B. K., The etiology of diphtheria. (Med. News. 1889. No. 5. p.
113-119.)
Roger, 6. H., Inoculation du charbon symptomatique au Aue (Comptes rend.
hebdomadaires de la Soeiete de biologie. 1889. No. 5. p. 77—80.)
Siebenmann, F., Die Schimmelmycosen des ehren Olıres. 2. Ausg. v
Die Fadenpilze Aspergillus und Eurotium. 8°. 112 pp. Mit Illustr. ee
(Bergmann) 1889. M.
Sternberg, 6. M., Recent researches relating to the aetiology of yellow fever.
(Reprinted from the „Transactions of the association of American physicians“.)
Surmont, Du röle du bacille dans les affections de la poitrine. (Journal de
med., de chir. et de pharmacol, 1888. No. 15/16.)
Zehenter, Josef, Pharmacognostische Notizen. (Pharmaceutische Post. 1889.
p. 145— 147.)
Technische, Handels-, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Dieck, &., Dendrologische Plaudereien. III. Die Oelrosen und ihre Deutsche
Zukunft. (Gartenflora. 1889. p. 127.)
«aerdt, H., Pfropfen und Veredeln. (l. c. p. 133.)
Hanausek, T. F., Beiträge zur Kenntniss der Nahrungs- und Genussmittel-
1% Sachen, (Zeitschrift für Nahrungsmittel- Untersuchung und Hygiene. 198).
No. 1. p. 3—5; No. 2. p. 30—33.) [Fortsetzung folgt.]
[Enthält die Beschreibungen künstlicher Kaffeebohnen und
Pfefferkörner, die aus Weizenkleie und entsprechenden Zusätzen
(Pfeffer, Paprika) dargestellt siud.| T. F. Hanausek (Wien).
Karsten, Hermann, Der Sternanis. Geschichtliche Studie. (Zeitschrift des
allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereins. 1889. No. 2/3.)
Moeller, Jos., Ueber Ziegelthee. (Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchuug
und Hygiene. 1889. p. 25— 29.)
Rössing, W., Anthurium Andreanum und seine Hybriden. Mit 1 Tafel. (Garten-
flora. 1889. p. 121.)
Silex, Ueber Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume. (l. e. p. 137.)
Theyskens, Joseph, Le poirier. Trait& pratique de sa culture. Description
raisonnde des meilleures varietes de poires A cultiver en Belgique. Histoire de
la pomologie belge. 8°. 162 pp. Bruxelles (J. Lebögue et Co.) 1889.
Zacharewicz, Ed., La culture maraichere et les engrais chimiques. (Extrait
du Progres agricole et viticole. 1889.) 8°. 7. pp. Montpellier 1889.
Personalnachrichten. — Inhalt. — Anzeigen. 407
Dr. S. Sehönland, Assistent am Botanischen Institut zu Oxford,
ist zum Curator des Albany Museum in Grahamstown, Süd-Afrika,
ernannt worden.
Prof. Dr. J. Peyritsch ist am 14. März in Gries bei Bozen
an Herzschlag gestorben.
Inhalt:
Wissenschafttliche Originalmit- Hanausek, Beiträge zur Kenntniss der Nahrungs-
theilungen. und Genussmittel-Fälschung, p. 406.
Lauterbaeh, Untersuchungen über Bau und Koch, Zur Entwickelungsgeschichte der Rhinan-
Entwicklung der Sekretbehälter bei den thaceen, p. 398.
Cacteen. (Forts.), p. 369. Ludwig, Einige Beobachtungen über die Be-
ziehungen von Pflanzen und Schnecken, p. 392.
Ludwig, Einige neue biologische Beobachtungen
aus Brasilien und Australien, p. 393.
Ludwig, Ueber ein abweichendes Verhalten
einer in Europa gezogenen Urena lohata be-
züglich der-Ausbildung der Ameisen-Nektarien,
p. 393.
Ludwig, Ueber eine eigenthümliche australische
Tertiärflora, p. 402.
Ludwig, Beobachtung von F. Müller an Hypoxis
decumbens, p. 393.
Renault, Les plantes fossiles, p. 402.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
Botanischer Verein in München.
IV. ordentliche Monatssitzung.
Montag, den 11. Februar 1889.
Harz, Bergwerkspilze. II. (Forts.), p. 376.
Botanischer Verein in Lund.
VII. Sitzung am 25. Februar 1888.
Tedin, Die primäre Rinde bei unsern holz-
artigen Dikotylen, deren Anatomie und deren
Funktion als schützendes Gewebe. (Forts.),
D: 9). 5 4 Strasburger , Histologische Beiträge. Heft II.
Instrumente, Präparations- Ueber das Wachsthum vegetabilischer Zell-
methoden etc. etc. p. 3832. häute, p. 39.
Sammlungen p. 382. Velenovsky, Zur Deutung der Fruchtschuppe
der Abietineen, p. 401.
Referate: a F4
Braithwaite, The British Mossflora. Part XL, Neue Litteratur, p. 405.
p. 392. | Personalnachrichten.
Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesammt- | Dr. S. Schönland (Curator des Albany Museum
gebiet der Mykologie. Heft VII. (Schluss), in Grahamstown, Süd-Afrika), p. 406.
p. 382. | Prof. Dr. J. Peyritsch (7), p. 407.
SB“ Dieser Nummer liegt ein Prospekt, betr. das im Verlag von
Julius Springer in Berlin erschienene „Lehrbuch der Baum-
krankheiten‘“ von Dr. Rob. Hartig, Professor in München, bei.
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Starke, Samenhdlg. Göttingen. J. W. Weissbach, Gärtnerei Hohenstein-Ernsttahl
Werner, Stadtgärtner, Chemnitz i. S. H. Köwing, Kunst- u. Handelsgärtnerei,
Göttingen. Markus & Söhne, Landschaftsgärtner, Gross Lichterfelde. Hofliefer.
IHanisch, Leipzig. Gartenverwaltung d. Nicolaiparkes Pirna. Lessers, Gärtnerei
Steglitz b. Berlin. E. Käsebier, Obergärtner b. Hr. Comm, - Rath Gruson, Buckau
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kl. Giessen, Wilh. Schade, Blankensee. J. Vetter, Wilhelmshöhe b. Cassel. Aug.
Heym, Themar. Joh. Cordes, Nied. Lössnitz b. Kötzschenbroda. Fürstl. Hof-
gärtnerei Sondershausen. A. Credner & Co., Weissenfels. H. Siermann, Gera.
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land i.M. Bernh. Knauth, Meissen. Johs. Hördemann, Cassel. A. Ritter, Gärtner,
Hohenwolsch b. Bismark. A. Altscher, Handelsgärtner, Schweidnitz. Carl Sattler,
Handelsgärtner, Quedlinburg. Richelmann, Obergärtner, Hameln. Friedrich,
Handelsgärtner, Mansfeld. Oskar Goeschke, Cöthen. H. Gunkel, Hanau. ITerın.
Kreutzinger, Lichtenberg. Christ. Warlich, Cassel. P. E. Krüger, Gohlis b.
Leipzig. Jac. Sals, Obergärtner, Burg Hoheneck b. Bacharach. H. Graf, Kunst-
u. Handelsgärtner, Birkenweg b. Steglitz. W. Bossinz, Obergärtner, Buckau. b.
Magdeburg. Mtrtens, Handelsgärtner, Insterburg. W. Schübeck, Inspeet. d.
Gartenverw. Geisenheim. Friedr. Spittel, Hofgärtner, Arnstadt. Alf. Fischer,
Kunst- u. Handelsgärtner, Hirschfelde b. Zittau. Gebr. Grob, Kunst- u. Handels-
gärtner, Wittenberg.
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Eine Sammlung ausgestopfter Vögel aus der
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N.Rydnitau (Post Czernitz) Ober-Schlesien.
Ausgegeben: 19. März 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XXXVIH.No.13. Jahrgang X.
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. @. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. 23. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret-
behälter bei den Oacteen,
unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse
der letzteren.
Von
Dr. Carl Lauterbach
aus Breslau.
(Schluss.)
Fehipsalideae.
Fehipsalis.
Die Schleimzellen entstehen unmittelbar am Vegetationspunkt
und entwickeln sich so schnell, dass sie in der Procambiumzone
schon völlig ausgebildet sind.
Lepismium.
Zuerst entwickeln sich die Schleimzellen in den schuppen-
artigen Blättern, welche den V egetationspunkt einhüllen. Die
Schleimzellen des Stammes entstehen erst in der Region der diffe-
renzirten Gefässe. Dieselben haben den bei Cereus beschriebenen
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 28
410 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
Entwicklungsgang und zeiehnen sich von Anfang an®dirch‘ ihre -
bedeutende Grösse vor den übrigen Zellen aus.
Die Opuntieae und Peireskieae sind schon oben geschildert
worden.
Fasst man diese Be obachtungen zusammen, so sieht man, dass
die Ansicht De Bary’'s*), der den Inhalt der Schleimzellen seiner
Entstehung und morphologischen Bedeutung nach für eine auf
Kosten des Innenraumes stark verdickte 7 ellwand erklärt, irr-
thümlich ist. Die Schleimzellen sind vielmehr Zellen, in deren
Plasma sich der Schleim bildet. Die Schleimbildung wird bis
zum beinahe völligen Verschwinden des Plasmas unter gleichzeitiger
Resorption des Zellsaftes fortgesetzt. Die Zellwand hat an der
Bildung keinen Antheil.
Was die Entw icklung der Krystalldrusenschicht unterhalb der
Epidermis anbetrifft,, so erfolgt diese bei den Opuntien später, als
die Entwicklung der Krystalldr usen in den Meristemen. Sie findet in
der Höhe und unterhalb der Procambiumzone statt, ungefähr ein
bis zwei Millimeter vom Scheitel entfernt. Die Drusen sind an-
fangs klein und in Plasma eingebettet; mit der Vollendung ihres
Wachsthums ist auch der übrige Zellinhalt grösstentheils ver-
schwunden.
Während, wie oben gezeigt wurde, bei den Opuntien die Ent-
wicklung der Krystallzellen der der Schleimzellen vorangeht, findet
bei den übrigen Gattungen gerade das Gegentheil statt. Die Kry-
stallzellen eben rer meist erst nach vollendetem Waehsthum
der einzelnen Triebe und werden besonders im höheren Alter oft
in ungeheurer Anzahl gebildet.
Entwieklung der Sekretbehälter bei Keimlingen.
Im Zellgewebe des Samens sind keinerlei Anlagen von Sekret-
behältern vorhanden. Dieselben finden sich auch nicht in den
Keimlingen. Sie fehlen also auch den Kotyledonen der Opuntien,
die eme besonders starke Entwicklung erreichen. Bei letzterer
Gattung treten erst im Alter von circa 30 Tagen im hypo-
kotylen Theile, und zwar in der Nähe der Gefässbündel, Nr
stallzellen auf, deren Krystalldrusen die den Opuntien eigen-
thümliche Sternform zeigen. Dieselben sind besonders gegen
den Vegetationspunkt zu zahlreich. Erst mit der Entwicklung
des eigentlichen Cacteenkörpers, der sich von den Kotyledonen
scharf absetzt, beginnt die Entwieklung der Schleimzellen in der
vorher beschriebenen Weise.
An einer 54 Tage alten Opuntia elata Hort. ber. wurden
bereits massenhaft völlig ausgebildete Schleimzellen beobachtet.
Am meisten vorgeschritten war ihre Entwieklung in den Blättern,
nächstdem im Chlorophyll führenden Parenchym.
Die Entwicklung der Milchsaft führenden Gänge bei Keim-
lingen konnte aus Mangel an Material nicht untersucht werden.
*) De Bary, Vergleichende Anatomie. p. 151.
Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. $ekretbehälter d. Cacteen. 411
Entwieklung der Milchsaft führenden Gänge der
Mammillarien.
In dem Parenchym der um den Vegetationspunkt hervor-
sprossenden Mammillen beginnen sich kurz nach der Differenzirung
der Procambiumstränge Zellgruppen durch reicheren protoplas-
matischen Inhalt auszuzeiechnen. Diese Zellgruppen bestehen zu-
meist aus zwei bis drei neben einander und in unbestimmter Zahl
hinter einander liegenden Zellen, welche gewundene Stränge oder
längliche Gruppen im Parenchym darstellen. Die einzelne Zelle,
welche an Grösse sich von den umliegenden nicht unterscheidet,
enthält einen Zellkern, der stets in der Mitte der Zelle in einem
reich verzweigten Plasmanetz suspendirt ist. Um den Kern herum
findet eine Plasmaansammlung statt, und sieht im diesem Stadium
die Zelle einer sich entwickelnden Schleimzelle völlig ähnlich, nur
mit dem Unterschiede, dass hier viele derartige Zellen in Strängen
beisammen liegen (Taf. 2, Fig. 7).
Bei fortschreitender Entwicklung lässt der Turgor der Zellen
nach. Der Zellkern wird undeutlich. Es tritt ein Schrumpfen der
Zellen ein, die Zellwand erscheint schwächer, während die um-
liegenden Zellen jene des Ganges zusammendrücken. In diesem
Stadium zeigen die Gänge ein Konglomerat von zusammengedrückten
undeutlichen Zellen, in denen man noch Reste des Zellkerns und
der Chlorophylikörner erkennt. Es findet nun ziemlich rasch eine
Desorganisation der Zellen und ihres gesammten Inhalts statt.
Reste der Zellwände sind fast stets noch zu erkennen, die Stärke-
körner bleiben ebenfalls erhalten. Die Gänge haben in Folge
ihrer Entstehung an Durchmesser bedeutend verloren und werden
im ausgebildeten Zustande von den Wänden der angrenzenden
Parenchymzellen begrenzt. Sie werden nicht auf einmal in ihrer
ganzen Ausdehnung angelegt, sondern entwickeln sich mit dem
fortwachsenden Gewebe, indem an den Endverzweigungen benach-
barte Zellen sich in der oben beschriebenen Weise fortentwickeln.
Die Zweige, welche in dem chlorophyllführenden Parenchym ver-
laufen, entstehen zuletzt.
Mit der Entstehungsweise hängt auch die Art des Ausfliessens
des Milchsaftes bei Verletzungen der Gänge zusammen. Der Milch-
saft steht unter dem Druck des Turgors der angrenzenden Zellen
und wird durch denselben bei Verletzung des Ganges selbst her-
vorgepresst. In Folge davon findet das Ausfliessen des Milchsaftes
nur in ganz unbedeutendem Maasse oder gar nicht statt, wenn
der Turgor der Zellen nachlässt, z.B. bei trocken gehaltenen oder
auch kranken Pflanzen.
Wie aus Obigem erhellt, gehören die Milchsaft führenden
Gänge der Mammillarien zu den lysigenen intercellularen Sekret-
behältern, während De Bary*) dieselben unter den schizogenen
aufführt.
*) De Bary, Vergleichende Anatomie. p. 216.
28*
412 Lauterbach,Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen.
Physiologische Bedeutung der Sekretbehälter für
die Cacteen.
Wie schon früher erwähnt wurde, hat der Milchsaft wohl den
Zweck, die Mammillarien vor den Angriffen der Thiere zu schützen.
Derselbe besitzt einen kratzenden und brennenden Geschmack und
wahrscheinlich giftige Eigenschaften.
Die Schleimzellen möchte ich als Feuchtigkeitsreservoire be-
zeichnen, die die Cacteen befähigen, in den trockensten Gegenden
der Erde zu vegetiren. Man kann gewisse Wechselbeziehungen
zwischen dem Vorhandensein von Schleimzellen einerseits und dem
Fehlen oder der geringeren Ausbildung von anderen Schutzvor-
richtungen gegen die Trockenheit andererseits beobachten. So sind
bei den Echinocacteen, die sich durch die enorme Entwicklung
ihres Hypoderms auszeichnen, und die hierdurch jedenfalls genügend
gegen die Einwirkung der Trockenheit geschützt sind, Schleim-
zellen nicht vorhanden.
Dagegen treten dieselben in grösster Anzahl in den Organen
oder den Theilen der Pflanze auf, welche am meisten dem Ein-
trocknen ausgesetzt sind, wie die Höcker, Kanten und vor allem
die Blätter. Hiermit hängt auch ihr Verschwinden in alten ver-
holzten Stämmen zusammen.
Die Krystalldrusen tragen bei einigen Gattungen ebenfalls
zum Schutze bei. Am besten tritt dies bei den Echinocacteen und
ÖOpuntien hervor, wo sie eine zusammenhängende Schicht unter der
Epidermis bilden. Die Drusen erhöhen hier vielleicht auch die
Festigkeit des Hautskelets.
Zusammenfassung der Ergebnisse.
Kalkoxalatdrusen führende Krystallzellen kommen allen Cacteen
zu. In jeder Krystallzelle ist nur eine Druse vorhanden. Milch-
saft führende Gänge finden sich bei einem Theil der Mammillarien.
Dieselben entstehen durch Desorganisation von Zellgruppen und
sind mithin als lysigene Intercellularen zu betrachten. Die Mehr-
zahl der Cacteen enthält Schleimzellen, welche als Behälter aufzu-
fassen sind, deren Sekret durch Umwandlung des Plasmas der be-
treffenden Zellen entsteht. Die Zellwand nimmt an dessen Bildung
keinen Antheil.
Das anatomische Verhalten stimmt im Grossen und Ganzen
mit der Eintheilung von Salm-Dycek überein, lässt jedoch im
Einzelnen viele Widersprüche hervortreten.
Zum Schluss sei es mir gestattet, Herrn Hofrath Pfitzer für
die freundliche Anleitung und Unterstützung, die er mir bei vor-
liegender Arbeit angedeihen liess, meinen herzlichen Dank auszu-
sprechen.
Erklärung der Tafeln.
Tafel 1.
Fig. 1—5. Entwicklung der Schleimzellen in jungen Blütenblättern von
Epiphyllum truncatum Haw. Fig. 1, 2, 3 und 5 in 540facher, Fig. 4 in 230-
facher Vergrösserung.
Ludwig, Phragm.alb. (Kühn). —Hansgirg, Winogradsky’s Bakt.-Aufst. 413
Fig. 6 u. 7. Entwicklungsstadien von Schleimzellen bei Peireskia aculeata
Plum. Der Schleim ist gelöst und nur das Plasma sichtbar. Vergrösserung
230fach.
Fig. 8. Beinahe völlig ausgebildete Schleimzelle von Cereus grandiflorus
Haw., in dem auf Taf. 2 dargestellten Entwicklungsgang zwischen Fig. 4 u. 5
‚einzuschieben. Der Schleim in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach.
Tafel 2.
Fig. 1—4. Entwicklung der Schleimzellen in einem wachsenden Spross von
Cereus grandiflorus Haw. Schleim in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach.
Fig. 5. Ausgebildete Schleimzelle von Cereus flagelliformis Haw. Schleim
in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach.
Fig. 6. Junge Schleimzelle aus einem wachsenden Spross von Opuntia
maxima S. Schleim in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach.
Fig. 7. Entwickelungsstadium von der Endverzweigung eines Milchsaft
führenden Ganges von Mammillaria pentacantha Pfr. Vergrösserung 230fach.
Bemerkung über Phragmidium albidum (Kühn).
Von
Prof. Dr. Ludwig
in Greiz.
Das Referat in Band XXXVII. No. 9 des Bot. Centralbl. p. 271
über die mykologischen Entdeckungen von G.v. Lagerheim ver-
anlasst mich, zur neueren Benennung der Chrysomyxa albida Kühn
‚eine kurze Bemerkung zu machen. Das Verdienst, die Zugehörig-
keit des Pilzes zu Phragmidium begründet zu haben, gebührt Dr.
P. Dietel (vergl. dessen Dissertation „Beiträge zur Morphologie
und Biologie der Uredineen,“ Cassel 1887), Dietel hat nur
verabsäumt, den Namen Phragmidium albidum selbst aufzustellen,
dies habe ich vor v. Lagerheim gethan, z. B. im Centralbl.
f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. Bd. III. p. 762. Wenn es also nicht
genügen sollte, dass der Pilz Phragmidium albidum (Kühn) heisst,
dann möchten wir auf unsere Prioritätsansprüche zu Gunsten
Dietels verziehtend — vorschlagen, denselben Phragmidium
albidum (Kühn) Dietel zu nennen, jedenfalls aber ist die 1. c. an-
gegebene Bezeichnung Ph. lbidum (Kühn) Lagerheim inkorrekt.
Bemerkungen über einige von 8. Winogradsky neulich
aufgestellte Gattungen und Arten von Bakterien.
Von
Prof. Dr. Anton Hansgirg
in Prag.
Es sei mir erlaubt, hier zur Wahrung der Priorität Folgendes
über einige von S. Winogradsky in den Beiträgen zur Mor-
phologie und Physiologie der Bakterien neulich publieirte Gattungen,
und Arten von Bakterien mitzutheilen.
Die von Winogradsky I. e. p. 29 f. Tab. I. beschriebene
und abgebildete Gattung Thiotrie ist mit der von Borzi „Note
alla morfologia e biologia delle alghe fieoeromacee*. I. p. 274.
414 Bokorny,Ueb.Boehm’s Mitth.ü. Stärkebild. i. d. Blätt. v. Sed. spect. Bor.
Tab. X. Fig. 11—16. (1878) aufgestellten Gattung Ophryothrüc
(Leptothrix Ktz. ex p.) aus ähnlichen Gründen zu vereinigen, wie
die Schwefelbakterien - „Gattung“ Thiosarcina Winogr. mit der
Bakterien-Gattung Sarcina Goods. 1842, T’hiopedia Winogr. mit
Lampropedia Schröt. 1886, T’hiospirülum Winogr. mit Spirillum
Ehrb. 1830 und wahrscheinlich noch einige andere „Gattungen“
der sog. Schwefelbakterien (Thiopolycoceus, Thiocapsa u. Thiocystis)
mit den ihnen entsprechenden Bakteriengattungen.
Auch die von Winogradsky proponirten neuen Species-
namen sind nach den Regeln der botanischen Nomenelatur, inso-
fern nämlich die von Winogradsky beschriebenen Schwefel-
bakterienspecies mit den schon früher von anderen Forschern pu-
blieirten Arten von farblosen, rosenrothen und violetten Schizomyceten*)
identisch sind, durch die älteren speeifischen Namen zu ersetzen.
Da Winogradsky die Schwefelbakterien mit den übrigen
Bakterien zu einer und derselben Klasse vereinigte, so wird sein
System, so lange man die von Nägeli u. A., ja selbst von
Cohn**) für blosse Formgenera und Formspecies erklärten Bak-
teriengattungen als aequivalent mit den Gattungen und Arten
von höheren Pflanzen ansehen wird, wie im Vorhergehenden an-
gedeutet wurde, modifieirt werden müssen.
Bemerkung zu Prof, Dr. Josef Boehm’s Mittheilung
über Stärkebildung in den Blättern von Sedum
spectabile Boreau.‘”” )
Von
Dr. Th. Bokorny.
Gelegentlich der Beschreibung von Versuchen über Stärkebildung
aus Reservezucker hebt Boehm hervor, dass auch die von mir
beobachtete Stärkebildung in entstärkten Spirogyren bei Zugabe
von 1 pro mille Methylalkohol (in wässeriger Lösung) auf Reserve-
zucker zurückzuführen sei. Hierzu sei mir die kurze Bemerkung
gestattet, dass der von mir beschriebene Fall mit den Boehm’schen
Beobachtungen nichts zu thun hat. Boehm hat nach langem
Suchen in der Orassulacee Sedum spectabile Boreau eine Pflanze
aufgefunden, welche ihm das gewünschte Exempel für seine Reserve-
zucker-Theorie darbot. Ihre durch längere Verdunklung entstärkten
Blätter liessen auch ohne Zusatz organischen Nährstoffes Stärke-
bildung erkennen, wenn sie in einen kohlensäurefreien belichteten
Raum verbracht wurden — aber nur unter ganz besonderen Um-
ständen. Um zu seinem Ziele wenigstens bei der einen Pflanze zu
gelangen, musste Boehm zu wasserentziehenden Mitteln greifen,
*) Siehe P, Richter’s Abhandlung „Ueber die in den Entwickelungskreis
von Beggiatoa roseo-persicina Zopf gehörenden seitherigen Algenspecies“, 1884,
dann Winter’s und Schröter’s Pilzwerke etc.
**) Man vergl. De Bary, ,‚‚Vergleichende Morphologie und Biologie der
Pilze‘, 1884. p. 511.
***) Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. No. 8.
Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar von Mesua ferrea. 415
wie starken Salz-, Glycerin-, Alkohol-Lösungen, trockner Luft. Die
beim Einlegen in 10®%oige Salpeterlösung etc. erfolgende Con-
centrirung der Zellsäfte und dadurch bedingte Anhäufung des Zuckers
in den Zellen hatte Stärkebildung zur Folge, was nach Boehm’s
und Schimper’s älteren Versuchen nicht mehr auffallend ist.
Eine solche Säfteconcentration wurde aber bei meinen Versuchen
vermieden, da ich meist 1-pro mille Lösungen anwandte, selten zu
l-procentigen griff und es mir darum zu thun war, die Spirogyren mög-
lichst lebenskräftig zu erhalten, was bei Anwendung von 10°/o, 75°,
und 95°/o Methylalkohol nicht ganz gelingen dürfte. Der stets mitauf-
gestellte Controlversuch bietet bei meinen Experimenten sichere
Gewähr dafür, dass die Stärkebildung wirklich auf Ernährung durch
den beigegebenen organischen Stoff beruht, da gar nicht einzusehen
ist, wie der Zusatz von 1 pro mille Lösungen in der von Boehm
gemeinten und nicht in der von mir vermutheten Weise wirken soll.
Erlangen, 5. März 1889.
Zur Frage über Nag-Kassar von Mesua ferrea.
Bemerkung zu der Berichtigung des Herın Prof. Dr. Sadebeck
im Bot. Centrbl. Bd. XXXVII. No. 10. p. 297.
Von
Dr. T. F. Hanausek,
k. k. Professor.
Herr Prof. Sadebeck hat sehr richtig vermuthet, wenn er
in seiner Berichtigung annimmt (oder wenigstens „annehmen könnte“),
es läge in meinem Referate (l.c. No.7. p. 219) über Nag-Kassar
ein Schreibfehler und leider auch eine Verwechslung vor.
In der That ist mir der überaus bedauerliche Lapsus calami
unterlaufen, statt des Wortes Gonnectiv, wie es selbstver-
ständlich richtig hätte heissen sollen, das Wort „Pollen“
zu schreiben; ich sage „selbstverständlich“, denn es wird
doch kein Vernünftiger einem Botaniker zumuthen wollen, in einem
Pollenkorn Harzgänge zu finden.
Indem ich also nochmals mit dem Ausdruck des Be-
dauerns diesen Lapsus ausdrücklich eonstatire — eine
in der letzten Zeit überaus grosse Arbeitsüberlastung möge als
Entschuldigung angesehen werden — will ich die fehlerhafte Notiz,
in der auch die Namen verwechselt worden sind, hier in der
richtigen Form reprodueiren:
„Sadebeck fand in dem Connectiv von Mesua ferrea
Harzgänge, die in der Droge nicht vorkommen; bei
Mesua salicina sollen sie fehlen.“
Bezüglich der übrigen Bemerkungen des Herrn Prof. Sade-
beck will ich nur hervorheben, dass meine kleine Arbeit über
Mesua durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit macht. Mir
und allen Freunden der Wissenschaft kann es ja nur erfreulich
sein, wenn durch die Forschung neue Thatsachen entdeckt und
Irrthümer beseitigt werden.
Wien, 8. März 1889.
416 Botanischer Verein in München.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München.
(Schluss.)
22. Coprinus solifugus March.
Das rhizomorphenähnliche Mycel findet sich auf feuchtem
morschen Fichtenholz; es ist vielfach verzweigt, 0.5—0.4 mm dick bis
feiner; von ihm erheben sich die sehr dünnen, 0.10—0.18 mm dicken,
8—15—30—50 mm hohen Träger des Hutes. Letzterer 2—4 m
breit, 1—3 mm hoch, zart gestreift, kahl, halbkugelig bis schwach
kegelförmig, grau bis röthlichgrau oder braun. Alle von mir
untersuchten Individuen waren sporenlos!
In der Auersohle, 256 Meter unter der Haushamer Sohle;
ziemlich häufig. Auch an anderen Orten im Haushamer, sowie im
Penzberger Bergwerk nicht selten.
25. Coprinus caducus Harz.
Hut sehr zart, anfangs eiförmig oder oval, später cylindrisch,
8—11 mm lang, 5—7 mm breit, zuletzt fast flach ausgebreitet und
in diesem Stadium radiär-faserig, zerschlitzt, -getheilt oder -zer-
schnitten.
Der Hut ist gleich dem Stiel von oben bis zur Basis dicht
‚pulver- und kleienschuppig, in Folge dieser Bekleidung schneeweiss
bis graulich weiss. Nach Entfernung des Indumentes erscheint der
Hut fein längs-gestreifelt, im cylindrischen Stadium erst grau, so-
dann braunschwarz. Letztere Färbung bleibt bis zum zerfliessenden
radiär-faserigen Stadium. Das Hutcentrum stets grau bis dunkel-
grau.
Lamellen frei, lineal-länglich, der an der Spitze des Stieles
befindlichen knopfförmigen Ringverdickung angeheftet, schwarzbraun ;
im Jugendstadium erst weiss, dann hellbraun. Sporen schwarz-
braun, elliptisch, glatt, 6.5—7.0 u dick, 9.3—10.0 u lang. Der
Stiel sehr variabel in der Länge, 2—12 cm lang, 0.3—1.6 mm
dick, je nach der basalen Insertion verschieden in seiner Wachs-
thumsrichtung. Aufrecht ist er, wenn er der Oberseite eines
Balkens, Brettes u. dgl. aufsitzt, aufsteigend, wenn er seitlich an
den Holzverschlägen inserirt ist, und herabhängend aufsteigend,
wenn er an der Decke der unterirdischen Gänge entspringt. Im
letzteren Falle hängt der Stiel in der Regel senkrecht herab bis
zum letzten Viertel und Fünftel, welches sich senkrecht nach oben
umbiegt, so dass der Hut eine aufrechte Lage einnimmt. Nach
dem vollständigen Zerfliessen des Hutes sinkt auch der oberste
Theil des Stieles herab und begiebt sich mit der übrigen Stiel-
parthie in lothrechte Lage. Stiel im Alter dunkel graubraun ge-
färbt, an der Basis wenig erweitert.
Dieser Pilz unterscheidet sich leicht von C. plicatilis, C. so-
ciatus, ©. ephemerus, Ü. stercorarius und (. domesticus. Er steht
unter den verwandteren Arten dem ('. Friesü Quel. am nächsten,
Botanischer Verein in München. 417
von dem er sich jedoch durch den dickeren Stiel und den Mangel
jedweder violetten Färbung unterscheidet.
Im Haushamer Stollen, in der Leitzachsohle, auch im Kohlen-
bergwerk Penzberg; nicht sehr selten. September 1887, Sept. 1888
und 6. November 1889.
24. Coprinus (Agaricus Schaeffer) truncorum Fr.
Stiele 5—10 cm lang, 3—5 mm dick, weiss, seideglänzend.
Hüte vorwiegend halbkugelig bis etwas verlängert, an der Spitze
gerundet, bis 1.6 cm hoch und ebenso breit oder etwas kürzer;
Oberfläche krystallkörnig-glänzend, sonst matt. Sporen in der
Grösse auffallend verschieden, 5—9.7, ausnahmsweise selbst 12 u
lang, 4.0—5—7.2 u breit, elliptisch oder an der Basis deutlich ab-
gestutzt, glatt, schwarzbraun.
In einigen, je 15—28 Exemplare zählenden Rasen Fichten-
holz aufsitzend; bei einigen, dem Holzkörper seitlich inserirten In-
dividuen waren die Stiele bogig aufwärts gekrümmt, um die Hüte
in aufrechte Stellung zu bringen.
Im Kohlenbergwerk Penzberg, 201 m tief, 6. November 1888.
25. Agaricus (Hypholoma) fascicularis Huds. v. Haushamensis
nov. var.
Hut flach, 1.5—2 cm breit, olivenbraun, im Centrum dunkler.
Lamellen grünlichbraun. Stiel 4—5 cm lang, 1.3—2 mm dick,
von der Spitze bis zur Mitte gelb, nach unten schmutzig braun.
Stiel- und Hutfleisch lebhaft goldgelb. Der an der Basis schwach
birnförmig gedunsene Stiel hier lang und dicht zottig gelb behaart.
Seitlichem Holzwerk inserirte Exemplare krümmen den Stiel bogig
aufwärts.
Sporen von der bekannten, eigenthümlichen Färbung, oval,
zuweilen eiförmig, hin und wieder etwas gebogen, 3.5—3.7 u dick,
9—6 ıı lang. Bei normalen, unter Lichteinfluss gewachsenen Pilzen
sind die Sporen grösser: 4 « dick und 6—7 u lang (nach Winter).
Leitzachsohle am 21. September 1887; Moritzstollen August 1888,
26. Rhacodium cellare Pers.
Wurde in Penzberg 201 m tief auf Fichtenholz gefunden. _
27, 28. Reticularia umbrina Fr. und Arcyria ochroleuca Fr.
Kommen beide im Kohlenbergwerk Hausham, Leitzachsohle
vor. Andere Myxomyceten habe ich bis jetzt in den genannten
Bergwerken nicht beobachtet.
Herr Privatdocent Dr. 0. Loew machte sodann einige Be-
merkungen
„über Assımilation“,
Redner wies darauf hin, dass nach den Resultaten neuerer
Arbeiten zwingende Gründe für die Richtigkeit der Assimilations-
lehre v. Baeyer vorhanden sind. Die Ansicht von Liebig, dass
Oxalsäure das erste Product der Assimilation sei, müsse fallen, Oxal-
säure komme in allen Theilen von Pflanxen als Caleiumoxalat vor,
auch in Wurzeln und im Innern der Stämme, sie sei lediglich ein
Oxydationsproduct; auch weitere zu Gunsten der Liebig’schen Idee
vorgebrachte Erscheinungen haben andere Deutung gefunden. Zu
418 Botanischer Verein in München.
Gunsten der Baeyer schen Theorie, dass das erste in den Pflanzen
gebildete organische Product der Formaldehyd ist, aus dem dann
Zucker und Stärkemehl gebildet wird, spricht nicht nur, dass
Redner künstlich verschiedene Zuckerarten (auch einen gährfähigen*)
in neuester Zeit) erhalten hat dureh Condensation des Formaldehyds,
sondern vor Allem auch eine neuere wichtige Beobachtung von
Th. Bokorny, dass nämlich die Pflanzen im Stande sind, aus
Methvlalkohol Zucker, resp. Stärkemehl zu bilden. Es wäre
geradezu verkehrt, hier anzunehmen, dass zuerst daraus Oxal-
säure oder Weinsäure werden müsste, ehe der Zucker gebildet
würde. Nach der Theorie von Baeyer wird hier einfach durch
Oxydation aus dem Methylalkohol unter Verlust zweier Wasser-
stoffatome Formaldehyd gebildet, welches dann den Zucker liefert.
Die Beobachtung, dass der Formaldehyd giftig wirkt, spricht
nieht gegen diese Theorie. Man muss sich vorstellen, dass im
Chlorophylikorn eine Vorrichtung vorhanden ist, wodurch jedes
Moleeul Formaldehyd so tixirt wird, dass das nächste sieh sofort
damit verbinden muss und nicht auf das active Eiweiss des lebenden
Protoplasmas schädlich wirken kann.
Zum Schlusse sprach Herr Prof. Dr. Hartig
„Ueber den Ort der Saftleitung im Holze“.
Redner besprach zunächst seine älteren Untersuchungen über
den Wassergehalt der Bäume und das Verhalten derselben in
solchen Fällen, in denen der Splint ganz oder theilweise durch-
schnitten worden war. Aus letzteren Untersuchungen hatte sich
ergeben, dass die Leitungsfähigkeit für Wasser dem eigentlichen
Kern, auch wenn derselbe sehr wasserreich ist, wie bei der Eiche,
ganz verloren gegangen ist, dass dagegen die älteren, inneren
Splintschiehten, z. B. alter Rothbuchen und Birken, im Nothfalle
das Wasser nach oben zu leiten vermögen. Unter normalen Ver-
hältnissen bilden die inneren Splintlagen nur em Wasserreservoir,
aus dem in trockenen Jahreszeiten Wasser an den äusseren S»lint
abgegeben würde, welches dann bei Wasserreichthum diese
Schichten wieder an die inneren Holzschichten zurückgeben würde,
Die lebhaftere Wasserbewegung erfolgt dagegen nur m den
jüngeren Splintlagen, was er daraus folgerte, dass hier je nach der
Jahreszeit eine bedeutende Veränderung bis zum Doppelten des
eeringsten Wassergehaltes eintrete. Dass bei den Nadelhölzern die
Tracheiden wahrscheinlich unter Mitwirkung des Strahlenparen-
chyms die Organe der Leitung sind, ist zweifellos. Bei den Laub-
holzbäumen dagesen scheinen es vorzugsweise die Gefässe zu sein,
in denen die Saftleitung erfolgt und dies geht aus meinen Unter-
suchungen über das Rothbuchenholz hervor. Die Gefässe, welche
durch ihre Weitlumigkeit und relative Dünnwandigkeit auf das
Gewicht der Hölzer nachtheilig einwirken, verlaufen von den
Blättern abwärts durch den entsprechenden Jahresmantel bis zu
*) Redner eonstatirte für seinen neuen Zucker, den er Methose (v. Methyl)
nennt, nicht nur die Alkoholbildung durch Bierhefe, sondern stellte auch
fest, dass er weit mehr der Laevulose, als der Dextrose verwandt ist.
Botanischer Verein in München, 419
den Wurzelspitzen. Oberhalb der Wurzelvertheilung und unter-
halb der Krone wird also die Zahl der Gefässe in jeder Baumhöhe
für einen bestimmten Jahresmantel dieselbe sen. Nun nimmt der
Jahresmantel gesetzmässig von oben nach unten an Grösse zu.
Dieselbe Gefässzahl, welche oben z. B. bei einer 150jähr. Buche
auf einer Querfläche von 14 [_jem sich vertheilt, vertheilt sich
unten auf 40 [_Jem. Folge davon ist, dass sie unten weiter aus-
einanderstehen. Auf die Querfläche von 1|_|mm kommen z. B. unten
63, dagegen oben 155 Gefässe. Deshalb ist das Holz des betreffenden
Baumes oben 650 kg pro ebm schwer, während es unten 726 kg wiegt.
In der Baumkrone vermindert sich die Zahl der Gefässe, da mit
jedem Seitenaste ein Theil derselben für den Schaft verloren geht;
es vermindert sich aber auch die Grösse derselben, da der Gipfel
verhältnissmässig am wenigsten Wasser bekommt, und desshalb
wird das Holz nach oben schwerer. In der Wurzel dagegen findet
keine Verkleinerung der Gefässe statt, vielmehr vermindert, sieh die
Zahl der anderen Organe schneller, wesshalb das Holz viel leichter
wird. Es sinkt auf 400 kg pro cbm.
Nach den Untersuchungen des Rothbuchenholzes zeigt sich,
dass mit dem Alter des Baumes das Gewicht der neuen "Jahres-
ringe immer mehr abnimmt, weil sich die Zahl der Gefässe im
Vergleich zum Diekenzuw achs ve ergrössert. Hierfür giebt es eine
einfache Erklärung. Unter übrigens gleichen Verhältnissen darf
man in der jährlichen Zuwachsgrösse einen Massstab für die Grösse
des Transpirationsstromes erblicken.
Nun setzt sich der Zuwachs zusammen aus dem Dickenzu-
wachs des vorhandenen Baumes und aus der Zunahme der Baum-
‚länge. Daraus folgt unmittelbar, dass sich der Diekenzuwachs eines
Baumes allein in "Jangsamerem Tempo vergrössert, als der ganze
Massenzuwachs oder die Transpirationsgrösse des ganzen Baumes.
Wenn der Zuwachs sich durch eine Reihe von Jahren gleichbleibt,
muss der Jahresmantel kleiner werden. Da der Jahresmantel
langsamer wächst, als der ganze Baum, muss die Leitungsfähigkeit
des Jahresmantels, d. h. dessen Gefässreichthum steigen, das Holz
also mit zunehmendem Baumalter leichter werden. Das in 10jähr.
Alter erzeugte Buchenholz wiegt 800 kg pro ebm, das m
150jähr. Alter erzeugte kaum 600 kg pro ebm.
An einer 3060 jähr. Buche nehmen auf Brusthöhe die Ge-
fässe 16,4 °/, der Querfläche ein, an einer 120—150jähr. Buche
48:79] ,:
Aus den Untersuchungen lässt sich aber auch folgern, dass
es besonders die jüngeren Splintringe sind, in welchen die Wasser-
leitung vor sich geht. Wird bei einem "Baume plötzlich durch
Freistellung die Transpirationsgrösse erheblich vergrössert oder
durch Ausästung vermindert, dann übt dies sofort einen gewaltigen
Einfluss auf den Gefässreichthum der neu sich bildenden Jahres-
ringe aus.
An einer 143jähr. Buche war die Gefässzahl 116,000 im letzten
Ringe. Nach der Freistellung steigerte sich dieselbe alsbald auf
260,000. An zwei stark aufgeästeten Buchen von 90jähr. Alter,
‘420 Botaniska Sällskapet i Stockholm.
deren Holzgewicht 664 kg pro cbm betrug, stieg das Gewicht
sofort auf 688 kg pro ebm, weil sich die Gefässzahl bedeutend
vermindert hatte.
Würde der ganze aus Splint bestehende Holzkörper der Bäume
den Saft leiten, so wäre kaum anzunehmen, dass der Effect der
Transpirationsveränderung sich so auffallend in dem Bau der neuen
Jahresringe ausprägen werde.
Neuerdings ist Wieler auf anderem Wege, nämlich durch
Farblösungen soleher Stoffe, welche die Parenchymzellen nicht
tödten (Methylenblau und Fuchsin), zu ähnlichen Resultaten ge-
kommen und hat dadurch jene Untersuchungen bestätigt.
Botaniska Sällksapet i Stockholm.
Sitzung am 21. September 1387.
1. Herr N. Wille sprach:
Ueber das Scheitelzellwachsthum bei Lomentaria
kaliformis.
Vor etwa zwei Jahren gab ich in dieser Gesellschaft ein kurzes
Resum& meiner Untersuchungen über Entwickelungsgeschichte der
anatomisch-physiologischen Gewebesysteme einiger Florideen, die
an der Westküste Schwedens wachsen*). Unter Anderem theilte ich
da mit, dass ich bei Lomentaria kaliformis (Good. u. Wood.) Gail.
eine einzige Scheitelzelle gefunden habe, die durch Theilungen in
mehreren Richtungen Segmente absetzte. Weil ich hoffte, dass
meine ausführliche Abhandlung bald erscheinen würde, theilte ich
keine Details mit, sodass unmöglich aus meinen damaligen Mit-
theilungen zu ersehen ist, worauf ich meine Auffassung stützte.
Bevor meine Hauptabhandlung gedruckt war, erschien eine
Arbeit von F. Debray [Recherches s. 1. struct. et l. developp. d.
Thalle de Chylocladia, Champia et Lomentaria. (Extr.d. Bull. sc. d. dep.
d.Nord. Ser. II. An IX., No. 7—8. Paris 1886)]**), in welcher der
Verf. für Chylocladia (Lomentaria) kaliformis, wie für andere unter-
suchte Arten, 6 Scheitelzelien angiebt, welche in einem Punkt zu-
sammenstiessen. Eine Abbildung (l. c. fig. 2) des Aussehens der
Zweigspitze in Querschnitt ist Debrays Abhandlung beigegeben.
Dass bei Lomentaria kaliformis mehrere Initialen vorkommen
sollten, ist schon früher von L. Kny |[Ueb. ächt. u. falsch. Dichot.
im Pflanzenr. (Sitzber. d. Ges. nat. Freunde zu Berlin. 1872. S. 7)]
angegeben worden; wahrscheinlich ist aber dies Debray unbekannt
gewesen, da er die genannte Abhandlung nicht eitirt. Die Gründe
für meine im Gegensatz zu einem so genauen Forscher wie Kny
stehenden Behauptung, dass nur eine Initiale vorhanden sei, sind in
meiner Hauptabhandlung (Beitr. zur Entwick.-Gesch. d. physiol.
Gewebesysteme b. ein. Florid. — Nova Act. d. kais. Leop. Carol. Akad.
Bd. LII. No. 2. S. 76—79. Fig. 55—64) angeführt.
‚*) Cfr. Botan. Centralbl. Bd. XXVI. S. S6.
#*) Botan, Centralbl. Bd. XXIX. 1887. S. 354.
Botaniska Sällskapet i Stockholm. 491
Während meines Aufenthaltes in der zoologischen Station Kristine-
berg an der Westküste Schwedens im vergangenen Sommer be-
nutzte ich die Gelegenheit, die Frage von Neuem zu untersuchen.
Ich will hier das Resultat dieser Untersuchung mittheilen.
Die Zweige von Lomentaria sind, wie bekannt, hohl mit queren
Diaphragmen. Die äussere Wand besteht nur aus zwei primären
Zellschichten, deren äusserste später den kleinen mit Endochrom
reichlich gefüllten Zellen den Ursprung giebt. Diese Zellen breiten
sich bei älteren Zweigen zu einer zusammenhängenden Zell-
schicht ausserhalb der äussersten primären Zellschicht aus. Da
diese sekundären Zellen in den jüngsten Keimspitzen nicht vor-
handen sind, können wir hier, wo es nur das Scheitelwachsthum
gilt, dieselben ganz ausser Betracht lassen. Wir haben es also in
der Nähe der Zweigspitze nur mit zwei Zellschichten zu thun. Die
eine äussere besteht im jüngeren Zustande aus fast isodiametrischen
Zellen, die so dicht aneinander liegen, dass sie einander unmittelbar
ohne Zwischenräume berühren (Wille, 1. ce. Tafel VII, Fig. 61;
Taf. VIII, Fig. 62, 63). Innerhalb dieser liegt eine Zellschicht,
die meiner Meinung nach als ein Leitungssystem aufzufassen ist,
und aus langgestreckten Zellen besteht, die in Längsreihen liegen,
welche durch recht grosse Zwischenräume getrennt sind. Wie ich
vorher gezeigt habe, sind diese Leitungsstränge mit der inneren
Wand der äusseren Zellschicht fest verwachsen (Wille, I. ce. Taf.
VAL, Eie.61).
Meine früheren Untersuchungen waren hauptsächlich darauf
gerichtet festzustellen, wie die äussere Zellschicht gebildet sei. Ich
habe eine einzige polygonale Scheitelzelle angegeben, welche Tochter-
zellen in 6 Richtungen abscheidet. Dagegen hatte ich nicht darauf
geachtet, wie sich die Leitungszellen in den Zweigspitzen verhalten,
nachdem ich gefunden hatte, dass sie durch Theilungen der äusseren
Zellenschicht entstanden und dass sie sehr früh so stark ver-
schoben werden, dass ihre Herkunft nicht mehr deutlich zu erkennen
ist. Die Abbildung Debray’s (l. c., Fig. 2), die eine abgeschnittene
Zweigspitze von innen gesehen darstellt, zeigt nur das Leitungs-
system, nicht aber die äusserste Zellenschicht.
Ich gebe hier eine Abbildung einer abgeschnittenen Zweig-
spitze von innen gesehen. Es ist leicht zu ersehen, dass in der
äusseren Zellenschicht nicht mehr, als drei in einem Punkt zusammen-
stossende Zellen vorhanden sind. Allein andere Zweigspitzen, wo.
die Verhältnisse deutlicher, als an der abgebildeten hervortraten,
zeigten, dass auch nicht alle drei zusammenstossende Zellen Initialen
sein können, sondern nur eine von diesen, die mit t‘ bezeichnete.
Was die jüngsten Zellen des Leitungssystems angeht, so findet man,
dass ihre Zellreihen in einen Punkt zusammenlaufen. Die Reihen
stossen jedoch nicht unmittelbar zusammen, wie es Debray (l.c.,
Fig. 2) abbildet. Man findet nämlich in der Mitte eine grosse
Zelle, von der man nicht sagen kann, ob sie einer bestimmten
Serie angehört. Diese Zelle (t) dürfte nach meiner Auffassung aus.
der Scheitelzelle (t‘) der äusseren Schicht durch eine Theilung
parallel der Basis entstanden (Wille, Beiträge z. Entw. d. Flor.
492 Botaniska Sällskapet i Stochkolm.
add
Taf. V., Fig. 55, 56) und dann ein wenig verschoben sein. Wohl
könnte man diese Zelle (t‘) für eine Initialzelle in der mit I. be-
zeichneten Serie halten und sie sollte da, mit der gegenüber liegenden
Scheitelzelle in der Serie II.
zusammen, der Beschreibung
entsprechen, welcheKny (l. c.,
p. 7) von Lomentaria gegeben
hat: „Verfolgt man die Ent-
stehung dieses Baues bis zum
llachgewölbten Scheitel, so
überzeugt man sich, dass der
Anstoss zum Längenwachs-
thum von mehreren (etwa
6—S) um den Scheitelpunkt
gruppirten Zellen (Initialen
nach Hanstein) ausgeht, von
denen sich indess nur je zwei
gegenüberliegende direkt be-
rühren, während die übrigen
seitlich zwischen ihnen ein-
N greifen“. Nach meiner Auf-
Zweigspitze von Lomentaria kalifornis. fassung entstehen jedoch die
Die vollen Linien bezeichnen die Zellen. Zellen des Leitungssystems
ursprünglich durch tangentiale
Theilungen gewisser jüngster Zellen der äusseren Schicht. Leider
macht die Gallertbildung zwischen denselben und die daraus folgende
Verschiebung die Verhältnisse auf anderen Stellen, als auf dem
Ouerschuitie: in unmittelbarer Nähe der Scheitelzelle weniger deutlich.
2. Herr N. Wille beschrieb hierauf
den Teufelsbiss im Blatte von Phragmites communıs.
Bei den meisten Blättern von Phragmites communis findet
man einige Centimeter von der Blattscheide entfernt drei deutliche
Eindrücke quer über das Blatt, bisweilen auch noch weiter
oben 3 andere, die jedoch immer bedeutend schwächer sind.
Diese Eindrücke sollen nach einer laut Mittheilung von
Dr. Fr. Svenonius auf der Grenze zwischen den schwedischen
Provinzen Helsingland und Dalarne bestehenden Volkssage den
Zähnen des Teufels zuzuschreiben sein. Ein Fischer, der mit
diesem einen Vertrag geschlossen hatte, sollte am Verfalltage, als
er sich in einem Boote auf einem See befand, abgeholt werden,
las aber eine Beschwörungsformel vor und zwar mit dem Erfolge,
dass der Teufel zu Boden sank. Dieses geschah aber nahe dem
Ufer, wo Phragmites wuchs, und der Sinkende fasste mit en
Zähnen ein Blatt dieser Pflanze. Zuerst biss er recht kräftig
wobei die drei unteren tieferen Eindrücke entstanden. Firmiidet
liess er aber bald wieder loss, doch gelang es ihm noch einmal,
das Blatt mit den Zähnen zu fassen. Seine Kräfte waren aber jetzt
erschöpft, so dass die Eindrücke nach diesem Bisse, die drei oberen,
recht schwach wurden. Der Fischer ging frei "davon, aber die
Phragmitesblätter tragen noch Narben von “den Zähnen des Teufels.
Botaniska Sallskapet i Stockholm. 423
Herr Professor A. G. Nathorst, der diese Eindrücke fast
eonstant auf allen untersuchten Phragmitesblättern in der Nähe
von Stockholm gefunden hatte, forderte mich auf, die Sache näher
zu untersuchen und wenn möglich mechanisch zu erklären.
Betrachtet man das Blatt von der unteren Seite, so treten
die genannten Eindrücke als Erhebungen hervor, die unmittel-
bar oberhalb einer schwach einge ‚rückten Zickzacklinie am höchsten
sind, die aber nach oben, wo sie sich bisweilen etwas schief
strecken, allmälig geringer werden. Rollt man das Blatt so zu-
sammen, wie es in der Knospenlage liegt, so findet man, dass alle
drei Erhebungen einander deeken und dass die Ziekzacklinie zu einem
schiefen Ring rings um das zusammengerollte Blatt zusammenläuft.
In den Blättern, wo die linke Seite (von vorn gesehen) der Blatt-
scheide die rechte deckt, hat der linke Blattrand starken Ziekzack-
eindruck und umgekehrt. Giebt es zwei Reihen von Eindrücken
auf einem Blatte, so ist die obere so undeutlich, dass man nieht
entscheiden kann, auf welcher Seite die Ziekzacklinie am deut-
lichsten hervorvortritt.
Es zeigt sich, dass die Ränder der jungen Blattscheiden von
der Oeffnung her schief nach oben gehen, was auch bei dem voll
entwickelten Blatte der Fall ist. Rollt man das Blatt so zusammen,
wie es in der Knospenlage liegt, so findet man, wie gesagt, dass
die drei Erhebungen einander deeken und dass die Fi
einen einzigen schiefen Ring bildet. Die Erhebung tritt eben an
derjenigen Stelle hervor, wo die Blattscheide am niedrigsten ist,
wogegen der schiefe Ring da am höchsten aufsteigt, wo die Blatt-
scheide am höchsten ist. Die zusammengerollten Blätter bilden
übrigens nicht ein durchaus geschlossenes Rohr, denn vor und un-
mittelbar über der Blattscheide findet man eine kleine dreieckige
Oeffnung.
Wie die genannten Bildungen, die drei Erhebungen und die
Zickzacklinie entstehen, geht schon aus dem oben Nitgetheilten
unter Berücksichtig ungd er Wachsthumsverhältnisse der Gras-Blätter
und — Stämme deutlich hervor. Wie bekannt, befinden sich die Zu-
wachszonen sowohl der Blattscheiden wie der Stämme intercalar
unmittelbar oberhalb der Nodi. Die zarten Zuwachszonen werden
dureh die aussen befindlichen älteren Blattscheiden gestützt, die
ihren mehr entwickelten mechanischen Gewebesystemen zufolge
ziemlich steif sind. Diese äusseren Blattscheiden sind bedeutend
länger, als die innerhalb befindlichen Blattscheiden und Blätter, so
dass an einer bestimmten Stelle die äussere Blattscheide bis
einige Centimeter der zusammengerollten Scheibe des innerhalb
liegenden Blattes umfasst. Setzen wir voraus, dass eine Zeit
lang kein Zuwachs stattfindet, so wird ein Theil der Spreite des
inneren Blattes aus der umgebenden Seheide hervorragen, und da
dieser Theil grün ist, muss er dabei assimiliren. Diese Assimila-
tionsprodukte dürften. zum Theil nach unten transportirt werden,
um zum Wachsen der unteren Theile der Blattscheide und des
Internodiums, wo der Zuwachs eigentlich stattfindet, beizutragen.
Es handelt sich demnach hier um dasselbe, wie wenn man um
den Stamm ein starkes Band herumbindet; es wird sich dann über
ei ;
424 Inhalt. — Inserat.
dem Bande eine Erhebung bilden, da ein Theil des Nahrungs-
stromes nicht vorbei passiren kann, sondern aufgehalten wird und
so den Zuwachs an der oberen Seite verursacht. Da aber zu-
gleich das zusammengerollte Blatt oberhalb der Oeffnung der
Scheide selbst gepresst wird, so mag dieser Zuwachs hauptsächlich
an der Seite stattfinden, wo der Druck am geringsten ist, und das
wirdselbs tverständlich da der Fall sein, wo das umgebende zusammen-
gerollte Blatt seine dreieckige Oeffnung hat. An der Oeffnung ist
die umgebende Scheide immer enger. als unten, weshalb auch an
diesem Orte das Wachsthum der Zellen am meisten gehindert
wird und die besprochene Zickzacklinie hervortritt.
In wie fern das gesteigerte Wachsthum bei der Bildung der
Erhebungen mit einer Zellvermehrung oder einer Vergrösserung
schon vorhandener Zellen verbunden ist, habe ich nicht entscheiden
können. Wo diese Erhebungen sich schief nach oben strecken,
beruht dieses offenbar auf einer Torsion des jungen Blattes, die
man oft findet. Hervorzuheben ist indessen, dass die in der Jugend
entstandenen Eindrücke nicht später ausgeglichen werden. Sie
treten im Gegentheile mit der Zeit mehr hervor. Der Vorsprung
oder das Zurückbleiben gewisser Zellen in der ersten Jugend
macht sich während der ganzen Wachsthumsperiode geltend. Zur
Erklärung, dass diese Erhebungen sich an einem oder bisweilen
an zwei bestimmten Orten zeigen, müssen wir wohl eine Periodieität
im Wachsthum der umgebenden oder der eingeschlossenen Blatt-
scheiden voraussetzen, wobei der Druck während einer längeren
Zeit auf denselben Punkt wirkt, denn wenn der Zuwachs die
ganze Wachsthumsperiode hindureh gleichförmig vor sich ginge,
wäre kein Grund für die Lokalisirung der Erhebungen an bestimmten
Orten zu ersehen.
(Fortsetzung folgt.)
TIahalt:
Wissenschaftliche Originalmit- Originalberichte gelehrter Ge-
theilungen. sellschaften.
Bokorny, Bemerkung zu Prof. Joseph Botanischer Verein in München.
Boehm'’sMittheilung über Stärkebildunginden
Blättern von Sedum spectabile Boreau, p. 414.
Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar von
Mesua ferrea, p. 415.
Hansgirg, Bemerkungen über einige von
S.Winogradsky neulich aufgestellte Gattun-
gen und Arten von Bakterien, p. 413.
Lauterbach, Untersuchungen über Bau und
Entwicklung der Sekretbehälter bei den
Cacteen. (Schluss), p. 409.
Ludwig, Bemerkung über Phragmidium albidum
(Kühn), p. 413.
IV. ordentliche Monatssitzung.
Montag, den 11. Februar 1889.
Hartig, Ueber den Ort der Saftleitung im.
Holze, p. 418.
Harz, Bergwerkspilze. II. (Schluss), p. 416.
Loew, Ueber Assimilation, p. 417.
Botaniska Sällskapet i Stockholm.
Sitzung am 21. September 1887.
Wille, Das Scheitelzellwachsthum bei Lomen-
taria kaliformis, p. 420.
Wille, Der Teufelsbiss im Blatte von Phrag--
mites communis, p. 422.
| darunter besonders
Eine Sammlung ausgestopfter Vögel aus der
schlesischen Fauna,
viele seltene Wasservögel, zu verkaufen durch
RR. Fritze,
N.-Rydnitau (Post Czernitz) Ober-Schlesien.
Ausgegeben: 26. März 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
EN u. a 6 u u DE
Tat. l.
Artist.Anst.x.Th.Rischer. Casse)
Botan. Centralblatt Bi. XNNVIL 1889.
F.G.Kohl del.
*
—
Artist. Anstv. Th. Fischer, Cassel.
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Botan. (entralblatt BA.AXNI 1889.
Artist. Anstv. Th. Fischer, (assel
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Received
Accession No.
Given by
Place,
*,* No book or pamphlet is to be removed from the Lab-
oratory without the permission of the Trustees,
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Acc” +16
| Botanisches Gentralblatt.
Referirendes Organ
resammtgebiet der Botanik des In- nnd Anslandes,
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet in Stockholm, der Gesellschaft für Botanik
zn Hamburg, der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultar zu Breslan,
der Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, der k. k, zoologisch-
botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fanna et
Flora Fennica in Helsingfors,
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm za Dr. G. F. Kohl
in Cassel in Marburg.
Zehnter Jahrgang. 1889.
II. Quartal.
XXXVII. Band.
Mit 15 Figuren.
CASSEL.
Verlag von Gebr. Gottheltft.
1889.
%
her 7/ FE
KA bi
a Eu,
a
2/66
Bande& X XWVLil:
Systematisches Inhaltsverzeichniss.”
I. Geschichte der Botanik:
Herder, von, E. R. von Trautvetter.
(Orig.)
526, 561, 587, 621, 664
II. Nomenclatur, Pfianzenamen, Terminologie etc.:
Filet, Plantkundig Woordenboek voor
Nederlandsch-Indi&E. Met korte aan-
wijzingen van het geneeskundigen
huishoudelijk Gebruik der Planten,
en Vermelding der verschillende in-
landsche en wetenschappelijke Bena-
mingen. 440
Fries, Terminologische Notizen. 700
III. Allgemeine Lehr- und Handbücher, Atlanten:
Helms, Ein kurzer Leitfaden der all-
gemeinen Botanik. 482
Sprockhoff, Schulnaturgeschichte. Ab-
theilung Ill. Botanik. 3. Auflage.
441
Sprockhoff, Grundzüge der Botanik. Ein
Hilfsbuch für den Schulgebrauch
und zum Selbstunterrichte. 12. Auf-
lage. 441
— —, Einzelbilder aus dem Pflanzen-
reiche. 5. Auflage. 441
IV. Kryptogamen im Allgemeinen:
Clos, De la dimidation des ätres et
Dangeard, Recherches sur les Crypto-
des organes dans le regne vegetal. monadinae et les Euglenae. 442
173
V.. Algen:
Boldt, Desmidieer frän Grönland (Des-
midieen aus Grönland). 736
— —, Grundd:agen af Desmidieernas
utbredning i norden (Grundzüge der
Verbreitung der Desmidieen im
Norden). 736
Dangeard, Recherches sur les Crypto-
monadinae et les Euglenae. 442
Dosset y Monzon, Datos par la sinopsis
de las Diatömeas de Aragon. 676
Farlow, On some new or imperfectly
known Algae of the United States.
Je 626
Hansgirg, Synopsis generum subgene-
rumque Myxophycearum (Chanophy-
cearum) hucusque cognitorum, cum
descriptione generis novi „Dactylo-
coccopsis“, 623
Istvanfi, Die Ergebnisse der algolo-
gischen Forschungen in den ober-
ungarischen Torfgegenden. 672
Kjellman, Ueber den Bau des Sprosses
bei der Fucoideenfamilie der Chor-
dariaceae. (Orig.) 697
Klein, Beiträge zur Morphologie und
Biologie der Gattung Volvox. 766
— —, Morphologische und biologische
Studien über die Gattung Volvox.
766
— —-, Neue Beiträge zur Kenntniss
der Gattung Volvox. 766
Lewin, Ueber spanische Süsswasser-
Algen. (Orig.) 584
Möbius, Beitrag zur Kenntniss der
Algengattung Chaetopeltis Berthold.
821
*) Durch ein Versehen ist Bd. XXXVIII nicht von 1 ab paginirt worden.
*
IV
Nordstedt, Fresh-Water Algae collected
by Dr. S. Berggren in New-Zealand
and Australia. 851
Raciborski, Materyjiy do flory glonöw
Polski. (Materialien zur Algenflora
Polens.) 702
Reinke, Algenflora der westlichen Ost-
see Deutschen Antheils. 821
‚„—, Ein Fragment aus der Natur-
geschichte der Tilopterideen. 590
vi.
Baumgarten, Lehrbuch der patholo-
gischen Mykologie. Vorlesungen für
Aerzte und Studirende. II. Hälfte,
2. Halbband, Lieferung 1. 604
Beijerinck, Die Bakterien der Papilio-
naceenknöllchen. 458
Chmielewskij, Zur Frage über die Co-
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process der Pilze. 789
Costantin, Les Mucedinees simples,
histoire, classification, culture et röle
des champignons inferieurs dans les
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Dangeard, M&moire sur les Chytridinees.
53U
Dietel, Ucber Rostpilze, deren T'’eleuto-
sporen kurz nach ihrer Reife keimen.
(Orig.) 577, 609, 657
Engelmann, Die Purpurbakterien und
ihre Beziehungen zum Licht. 627
Eriksson, Fungi parasitieci scandinavici
exsiecati. Fase. 6. (Orig) 786
Ernst, Ueber Keru- und Sporenbildung
bei Bakterien. 353
Fayod, Vorläufige Bemerkung zur Frage
des Autonomierechts des „Hymeno-
conidium petasatum“ Zukal. 853
Gobi. Ueber Pythium subtile Wahrlich.
679
Harkness, Fungi of the Pacifie Coast.
628
Henslow, I. Transpiration of living
protoplasm; ]Ii. Transpiration and
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mosphere. 452
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der
Tuberacen und Elaphomyceten.
(Orig.) 518, 553
Karsten, Symbola ad mycologiam
Fennicam. Pars XXIUI—XXVII
485
Reinsch, Species et genera nova Al-
garum ex insula Georgia australi.
821
Rosenvinge, Sur la formation des pores-
secondaires chez lez Polysiphonia.
529
— —, Sur la disposition des feuilles
chez les Polysiphonia. 528
Woltke, Zur Entwickelungsgeschichte
der Urospora mirabilis Aresch. 483
Pilze:
Lagerheim, Sur un genre nouveau de
Chytridiacees parasite des Uredo-
spores de certaines Uredinees. 769
Lagerheim, v., Revision der im Exsiccat
„Kryptogamen Badens von Jack,
Leiner und Stitzenberger“ enthaltenen
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lagineen und Uredineen. 849
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Badhamia utricularis and Brefeldia
maxima. 443-
Meyer, Untersuchungen über die Ent-
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bei saprophytischer Ernährung. 827
Peck, Forty-first annual report of the
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735
Raunkier, Myxomycetes Daniae eller
Danmarks Slimsvampe, tilligemed et
Forsög til en Myxomyceternes
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Schlitzberger, Unsere häufigeren ess-
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und feinkolorirten Abbildungen nebst
kurzer Beschreibung und Anleitung
zum Einsammeln und zur Zubereitung.
.2. Aufl. 739
Ziliakow, Zur Myxomycetenflora des
Gouvernements Kazan. 678
Zopf, Zur Kenntniss der Infektions-
krankheiten niederer Thiere und
Pflanzen. 641
‚ Oxalsäuregährung (an Stelle
von Alkoholgährung) bei einem
typischen (endosporen) Saecharomy-
ceten (S. Hansenii n. sp. 592°
Zukal, Hymenoconidium petasatum. Ein
neuer Pilz. 852.
VII. Flechten:
Fries, Einige Bemerkungen über die
Gattung Pilophorus. (Orig.) 764
Müller, Graphideae Fe&eanae inclus.
trib. affinibus nec non Graphideae
exoticae Acharii, El. Friesii et Zen-
keri e novo studio speciminum origi--
nalium expositae et in novam dis-
positionem ordinatae. 628
Müller, Revisio Lichenum Feeanorum.
445-
VIII. Muscineen:
-Grönwall, Ueber die Stellung der
männlichen Blüten bei den ÖOrtho-
trichum-Arten. (Orig.) 759
-Guinet, Catalogue de Mousses des
environs de Gen&ve. 565
Haberlandt, Ueber
tbum und den
das Längenwachs-
Geotropismus der
Rhizoiden von Marchantia und Lunu-
laria. 329
Rabenhorst, Kryptogamen-Flora von
Deutschland, Oesterreieh und der
Stephani, Westindische Hepaticae. 740
Schweiz. Bd. IV. Die Laubmoose v.
Limpricht. Lief. 9. 702
IX. Gefässkryptogamen:
Baker, On a third colleetion of Ferns
made in West Borneo by the Bishop
of Singapore and Sarawak. 485
Beddome, Two new Athyriums from
the N. W. Himalayas. 329
Dörfler, Ueber Varietäten und Miss-
bildungen des Equisetum Telmateja
Ehrh. 854
Greene, Studies in the botany of
California and parts adjacent. VI.
637
X. Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie:
Aggjenko, Notiz über einen Fall auf-
fallend schnellen Wachsthums. 742
Almquist, Ueber die Honigerzeugung
bei Convallaria polygonatum und €.
multiflora. (Orig.) 663
Ueber die sogen. Schüppchen
der Honigsgrube bei Ranunculus.
(Orig.) 662
Andersson, Entwickelung der primären
Gefässbündelstränge der Monokotylen.
556, 618
Batalin, Ueber den Eiufluss der
Feuchtigkeit der Samen auf ihre
Keimung. 706
Bordzilowski, Ueber die Entwiekelung
der beerenartigen und fleischigen
Früchte. I. 192
Borowski, Untersuchung des ana-
tomischen Baues und der technischen
Eigenschaften des Holzes von Pista-
cia mutica. 794
Briosi, intorno alle sostanze minerali
nelle foglie delle piante sempreverdi.
Prima serie. 771
Buchenau, Ueber die Vegetationsver-
hältnisse des „Helms” (Psamma
arenaria Roem. et Schult.) und der
verwandten Dünengräser. 835
Chmielewskij, Zur Frage über die
Copulation der Kerne beim Ge-
schlechtsprocess der Pilze. 789
-—.—, Zur Frage über die Wasser-
aufnahme durch die oberirdischen
Organe der Pflanzen. 790
(los, De la dimidation des ätres et
des organes dans le r&gne vegetal.
773
Dammer, Beiträge zur Kenntniss der
vegetativen Organe von Limnobium
stoloniferum Grisebaclı nebst einigen
Betrachtungen über die phylogene-
tische Dignität von Diclinie und
Hermaphroditismus. 743
Dennert, Anatomie und Chemie des
Blumenblatts. (Orig.) 425, 465, 513,545
Dobrowlianskij, Vergleichende Anatomie
der Blätter der Salicineen. 487
Duchartre, Note sur un cas d’abolition
du geotropisme. 566
Engelmann, Die Purpurbakterien und
ihre Beziehungen zum Licht. 627
Engler und Prantl, Die natürlichen
Pflanzenfamilien. Lief. XV. Cypera-
ceen. Riedgräser von F. Pax. 859
Ernst, Ueber Kern- und Sporenbildung
bei Bakterien. 353
Focke, Rosaceae (erster Theil). Natürl.
Pflanzenfamilien von Engler und
Prantl, Lieferung 24. 488
Gregory, Development of corkwings
on certain trees. 567
Gulbe, Ueber die periodische Activität
des Cambiums in den Wurzeln
unserer Bäume. 487
Haberlandt, Zur Anatomie der Begonien.
aul
— -—, Ueber das Längenwachsthum
und den Geotropismus der Rhizoiden
von Marchantia und Lunularia. 829
Hansen, Die Farbstoffe des Chloro-
phylis. * 632
Hegler, Thallin ein neues Holzreagens.
(Orig.) 616
Henslow, 1. Transpiration of living
protoplasm; II. Transpiration and
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mosphere. 452
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Huth, Ueber stammfrüchtige Pflanzen.
742
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durch die Excremente der Thiere.
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Johanson, Ueber das Vorkommen von
als Reservenahrung fungirender
VI
Cellulose in den Zwiebelblättern von
Poa bulbosa L. und in den Stamm-
knollen von Molinia coerulea
Moench. (Orig.) 697
Jungner, Ueber die Anatomie der Dio-
scoreaceen. (Orig.) 733
Karlsson, Das Transfusionsgewebe bei
den Coniferen. (Orig.) 730
Kerner v. Marilaun, Ueber das Wech-
seln der Blütenfarbe an einer und
derselben Art, in verschiedenen Ge-
genden. 832
Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der
Pflanze. (Orig.) 471
— —, Entgegnung auf Herrn Dr. Weh-
mer’sMittheilung: Zur Caleiumoxalat-
frage. (Orig.) 649
Kononczuk, Ueber die lokale oder ein-
seitige Hartschichtigkeit des Holzes.
794
Krabbe, Zur Kenntniss der fixen Licht-
lage der Laubblätter. 704
Kraus,C., DasWurzelsystem der Runkel-
rüben und dessen Beziehung zur
Rübenkultur. 340
Kraus, Gregor, Grundlinien zu einer
Physiologie des Gerbstoffs. 447
Kruticky u. Bielkowsky, Ueber die
Diosmose durch die Cellulose-Häut-
chen aus Phragmites communis. 486
Laux, Ein Beitrag zur Kenntniss der
Leitbündel im Rhizom monocotyler
Pfianzen. 833
Levi-Morenos, Contribuzione alla conos-
cenza dell’ antocianina studiata in
aleuni peli vegetali. 770.
Lister, Notes on the Plasmodium of
Badhamia utricularis and Brefeldia
maxima. 443.
Loew u. Bokorny, Ueber das Verhalten
von Pfianzenzellen zu stark verdünn-
ter alkalischer Silberlösung. (Orig )
581, 612.
Lundström, Einige Beobachtungen über
Calypso borealis. (Orig.) 697.
Mangin, Sur la constitution de la mem-
bran des vegetaux. 451.
— —, Recherches sur la penetration ou
la sortie des gaz dans ies plantes.
531
Mattei, I lepidotteri e la dicogamia.
792
Mez, Beiträge zur Kenntniss des Um-
belliferen-Embryos. 112
Molisch, Ueber den Farbenwechsel an-
thokyanhaltiger Blätter bei rasch ein-
tretendem Tode. 566.
— — u Zeisel, Ein neues Vorkomn:en
von Cumarin. 830
Monteverde, Ueber den Einfluss des
Lichts auf die Bildung des oxalsauren
Kalks in den Pflanzen. 486
Nickel, Bemerkungen über die Farben-.
reaktionen und die Aldehydnatur des
Holzes. (Orig.) 753
Ochsenius, Ueber Maqui. (Orig.) 689,
721
Oliver, On the structure, development,
and affinities of Trapella Oliv., a
new genus of Pedalineae. 744
Pfeffer, Ueber Oxydationsvorgänge in
lebenden Zellen. 593
Prael, Vergleichende Untersuchungen
über Schutz- und Kernholz der Laub-
bäume. 709
Pringsheim, Ueber die Entstehung der
Kalkinkrustationen an Süsswasser-
pfianzen. 452°
Radlkofer, Ueber einige Capparis-Arten.
Zweite Mittheilung. 712
Robertson, Fertilization of Calopogon
parviflorus Lindl. 533
— —, Effect of the wind on bees and
flowers. 534
— —, Notes on the mode of pollination
of Asclepias. 597
— —, Insect relations of certain Ascle-
p3adsz2EIIE 597
Rosenvinge, Sur la disposition des
feuilles chez les Polysiphonia. 528
— —, Sur la formation des pores se-
condaires chez les Polysiphouia. 529
Sanderson, Die elektrischen Erschei-
nungen am Dionaeablatt. 707
Scholz, Morphologie der Smilaceen mit
besonderer Berücksichtigung ihres
Sprosswechsels und der Anatomie der
Vegetationsorgane. 602
Schwendener, Die Spaltöffnungen der
Gramineen und Cyperaceen. 601
Senft, Der Erdboden nach Entstehung,
Eigenschaften und Verhalten zur
Pflanzenwelt. 839
Simek, Der Cotyledon und das normale
Blatt. 832
Solereder, Beiträge zur vergleichenden
Anatomie der Aristolochiaceen nebst
Bemerkungen über den systematischen
Werth der Sekretzellen bei den Pi-
peraceen und über die Struktur der
Blattspreite bei den Gyrocarpeen. 855
Steinbrinck, Ueber die Abhängigkeit der
Richtung hygroskopischer Spann-
kräfte von der Zellwandstructur. 533
Strübing, Die Vertheilung der Spalt-
öffnungen bei den Coniferen. 568
Tschernich, Ueber die Bedeutung des
Pollens für die Charakteristik der
Pflanzen. 833
Wehmer, Das Verhalten des oxalsauren
Kalkes in den Blättern von Symphori-
carpus, Alnus und Crataegus. 594
‚ Zur Caleiumoxalatfrage. (Orig.)
648
a
v1
Wiesner, Zur Erklärung der wechseln-
den Geschwindigkeit des Vegetations-
rhythmus. 830
— —, Der absteigende Wasserstrom
und dessen physiologische Bedeutung
— mit Rücksicht auf das Gesetz
der mechanischen Coineidenz im Or-
ganismus. 595
Wigand. Nelumbium speeiosum W., eine
monographische Studie. 635
Wisselingh, van, Sur la paroi des cel-
lules sub£reuses. 710.
XI. Systematik und Pfianzengeographie:
Aggjenko, Ueber die Pflanzenformationen
der Taurischen Halbinsel. 491
Almquist, Ueber eine eigenthümliche
Form von Potamogeton filiformis.
(Orig.) 662
— —, Ueber die Gruppen-Eintheilung
und die Hybriden in der Gattung Po-
tamogeton. (Orig.) 619
Ueber die schwedischen Pota-
’
mogeton-Formen aus der Gruppe
„Ligulati“. (Orig.) 439
— —, Ueber das Vorkommen von
Euphrasia Salisburgensis. (Orig.)
696
Ärrhenius, Ueber Polygonum Rayi Bab.
var borealis A. Arrh. n. var. (Orig.) 481
Batalin, Die in Russland verbreiteten
Hirsearten. 503
Brenner, Ueber einige Ruderalpflanzen.
(Orig.) 481
Buchenau, Ueber die Vegetationsver-
hältnisse des „Helms“ (Psamma are-
naria Roem. et Schult.) und der ver-
wandten Dünengräser. 835
Cosson, Illustrationes Florae Atlanticae.
Fasc. II. 111. 797
Eriksson, Ueber Gerste-Varietäten und
-Sorten. (Orig.) 694
— —, Ueber eine neue Fahnenhafer-
Varietät. (Orig.) 787
Engler und Prantl, Die natürlichen
Pflanzenfamilien. Lief. XV. Cypera-
ceen. Riedgräser von F. Pax. 859
Focke, Rosaceae. Theil I. 488
Fowler, On the aretic flora of New-
Brunswick. 639
Gordjagin, Flora der Umgebung von
Krassnoufimsk im Gouvernement
Perm. 455
Goroschankin, Materialien zur Flora des
Gouvernements Moskau. 456
Greene, Studies in the botany of Cali-
fornia and parts adjacent. VI. 637
— —, Some American Polemoniacene.
778
— —, New or noteworthy species. 775
— —, Some West American Asperi-
foliae. III. 684
‚ West-American phases of the
genus Potentilla. 683
Hetley, ‘The native flowers of New-Zea-
land, illustrated in colours. 507
Himpel, Excursionsflora für Lothringen.
490
Huth, DieVerbreitung der Pflanzen durch
die Excremente der Thiere. I. 774
Jungner, Ueber Rumex crispus L. X
Hippolapathum Fr. (Orig.) 733
Kusnetzoff, Natur und Bewohner der
östlichen Seite des nördlichen Urals.
494
Lundström, Einige Beobachtungen über
Calypso borealis. (Orig.) 697
Mueller, Notes on Australian Logania-
ceae. 461
Ochseninus, Ueber Maqui. (Orig.) 689,
721
Oliver, On the structure, development,
and affınities of Trapella Oliv., a
new genus of Pedalinea. 744
Peck, Forty-first annual report of the
trustees of the State Museum of
Natural Hystory for the year 1887.
735
Perez-Lara, Florula Gaditana. Pars U.
796
Prahl, Kritische Flora der Provinz
Sehleswig-Holstein, des angrenzenden
Gebietes der Hansestädte Hamburg
und Lübeck und des Fürstenthums
Lübeck. Unter Mitwirkung von R.
v. Fischer Benzon und E. H. L.
Krause. Theil ]. Schul- u. Excursions-
fiora. 489
Preaubert, Revision des Violariees de
la flore de Maine-et-Loire. 712
Radlkofer, Ueber einige Capparis-Arten.
Zweite Mittheilung. 712
Regel, Russische Dendrologie oder Auf-
zählung und Beschreibung der Holz-
arten und perennirenden Schling-
pflanzen, welche in Mittelrussland
im Freien aushalten, nebst Angaben
über ihre Kultur und Verwendung in
Gärten. 542.
Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov.
sp. und Rosa subduplicata Borb. var.
nov. albiflora A. Richt. (Orig.) 817
Saelan, Ein bisher unbeschriebener
Bastard von Pyrola minor L. und P.
rotundifolia L. (Orig.) 524
VIII
(Orig.)
525
— —, Eine Scrophularia nodosa L. mit
gelblich-grünen Blüten. (Orig.) 525
Scheutz, Plantae vasculares Jenisseenses
inter Krasnojarsk urbem et ostium
Jenissei fluminis hactenus lectae. 746
Saelan, Ueber Ballastpflanzen.
775
Schmidely, Catalogue raisonn& des Ron-
ces des environs de Geneve. 680
Smirnoff, Aufzählung der Arten der Ge-
fässpllanzen des Kaukasus. 498, 535,
569, 602.
Solereder, Beiträge zur vergleichenden
Anatomie der Aristolochiaceen nebst
Bemerkungen über den systematischen
Werth der Sekretzellen bei den Pi-
peraceen und über die Struktur der
Blattspreite bei den Gyrocarpeen. 855
Thedenius, Einige eigenthümliche Pha-
nerogamenformen aus Ahus, Skäne
(südlichem Schweden). (Orig.) #96
Tiselius, Ueber Potamogeton fluitans
Roth. (Orig.) 438
Tschernich, Ueber die Bedeutung des
Pollens für die Charakteristik der
Pflanzen. 833
Velenovsky, Resultate der zweiten bo-
tanischen Reise nach Bulgarien. 640
Wessel, Flora Ostfrieslands. Eine Ein-
leitung zur leichten und sicheren Be-
stimmung der in Ostfriesland und
dem preuss. Jadegebiet wild wachsen-
den, sowie der in Gärten und Feldern
häufiger gebauten Gefässpflanzen.
454
Widmer, Beitrag zur Kenntniss der
rothblühenden Alpenprimeln. 679
Wigand, Nelumbium speciosum W.
635
Winkler, Decas quinta Compositarum
novarum Turkestaniae nec non Bu-
charae incolarum. 540
Witich, Pflanzen -Arealstudien. Die
geographische Verbreitung unserer
bekanntesten Sträucher. 535
XII. Phaenologie.
Hoffmann, Ueber den praktischen Werth
phänologischer Beobachtungen. 837
Wittich, Pflanzen - Areal- Studien. Die
geographische Verbreitung unserer
bekanntesten Sträucher. 535
XIII.
Feistmantel, Ueber die geologischen u.
paläontologischen Verhältnisse des
Gondwäna-Systems in Tasmanien etc.
801
Ramann, Die v. Post’schen Arbeiten
über Schlamm, Moor, Torf und
Humus. 362
Schenk, Bemerkungen über einige
Pflanzenreste aus den triasischen und
Wojekoff, Metereologische landwirth-
schaftliche Beobachtungen in Russland
in den Jahren 1885 und 1886 540
Palaeontologie:
liasischen Bildungen des Comersees.
714
Stur, Die Calamarien der Carbonflora
der Schatzlarer Schichten. Beiträge
zur Kenntniss der Flora der Vorwelt.
Bd. II. Abth. 2. 7179, 797
Weiss, Ueber neue Funde von Sigillarien
in der Wettiner Steinkohlengrube.
571
XIV. Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Beijerinck, Dis Bakterien der Papiliona-
ceenknöllchen, 458
Brunchorst, Ueber eine neue verheerende
Krankheit der Schwarzföhre (Pinus
austriaca Hörs.). 507
Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleuto-
sporen kurz nach ihrer Reife keimen.
(Orig.) 577, 609, 657
Duchartre, Note sur un cas d’abolition
du geotropisme. 566
Molisch, Ueber den Farbenwechsel antho-
kyanhaltiger Blätter bei rasch ein-
tretendem Tode. 566
Zopf, Zur Kenntniss der Infections-
krankheiten niederer Thiere und Pflan-
zen, 641
XV. Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Baumgarten, Leiıbuch der pathologi-
schen Mykologie. Vorlesungen für
Aeızte und Studirende. I!. Hälfte. 2.
Halbband Lief. 1. 604
Moeller, Lehrbuch der Pharmacognos>ie
454
Schlitzberger, Unsere häufigeren essbaren
Pilze, 22. Auf. 739
Zopf, Zur Keunntniss der Infektions-
krankheiten niederer Thiere und
Pflanzen. 641
IX
ZVT.
Batalin, Die in Russland verbreiteten
Hirsearten. 503
— —, Ueber den Einfluss der Feuchtig-
keit der Samen auf ihre Keimung.
706
Buchenau, Ueber die Vegetationsver-
hältnisse des „Helms“ (Psamma are-
naria Roem et Schult.) und der ver-
wandten Dünengräser. 8335
Eriksson, Gerste-Varietäten und -Sorten.
(Orig.) 694
— —, Eine neue Fahnenhafer-Varietät.
(Orig.) 787
Hoffmann, Ueber den praktischen Werth
phänologischer Beobachtungen. 837
Kraus, Das Wurzelsystem der Runkel-
rüben uud dessen Beziehungen zur
Rübenkultur. 840
Lierau, Das botanische Museum und
bot. Laboratorium für Waarenkunde
zu Hamburg. (Orig.) 431, 476, 521,
558.
Ochsenius, Ueber Maqui. (Orig.) 689,
721
Pereira Cotinho, Curso de silvicultura.
MIT 572
"Ramann, Die v. Post’schen Arbeiten
über Schlamm,. Moor, Torf und
Humus. 362
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Regel, Russische Dendrologie oder Auf-
zählung und Beschreibung der Holz-
arten und perennirenden Schlingpflan-
zen, welchein Mittelrussland im Freien
aushalten, nebst Angaben über ihre
Kultur und Verwendung in Gärten.
2. verb. u. verm. Aufl. 2. Heft. 542
Sadebeck, Ostafrikanische Nutzpflanzen
und Colonialproducte. (Orig.) 435,
479
Semler, Die tropische Agrikultur. Ein
Handbuch für Pflanzer und Kaufleute.
Bd. ROTE TE 804
Senft, Der Erdboden nach Entstehung,
Eigenschaften und Verhalten zur
Pflanzenwelt. 839
Schlitzberger, Unsere häufigeren essbaren
Pilze. In 22 naturgetreuen und fein-
kolorirten Abbildungen nebst kurzer
Beschreibung und Anleitung zum Ein-
sammeln und zur Zubereitung. 2. Aufl.
739
Wiesner, Zur Erklärung der wechselnden
Geschwindigkeit des Vegetations-
rhythmus. 830
Wittmack, Ueber einen Roggen aus dem
dreissigjährigen Kriege. 714
XVII. Neue Litteratur:
P. 460, 507, 537, 573, 605, 652, 685, 715, 749, 782, 812, 845.
XVII. Wissenschaftliche Original-Mittheilungen und Berichte:
Almqguäst, Ueber die Honigerzeugung bei
Convallaria polygonatum und U. multi-
flora. 663
— —, Ueber die schwedischen Potamo-
geton-Formen aus der Gruppe „Ligu-
Iatı7? 439
— —, Ueber die Gruppen-Eintheilung
und die Hybriden in der Gattung
Potamogeton. 619
‚ Ueber die sogen. Schüppcehen
der Honiggrube bei Ranuneulus. 662
— —-, Ueber eine eigenthümliche Form
von Potamogeton Ailiformis. 662
— —, Ueber das Vorkommen von Eu-
phrasia Salisburgensis. 696
Andersson, Ueber die Entwicklung der
primären Gefässbündelstränge der
Monokotylen. 586, 618
Arrhenius, Ueber Polygonum Rayi Bab.
f. borealis A. Arrh. n f. 481
Brenner, Ueber einige Ruderalpflanzen.
481
_Dennert, Anatomie und Chemie des
Blumenblatts. 425, 465, 513, 545
Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleuto-
sporen kurz nach ihrer Reife keimen.
577, 609, 657
Eriksson, Gerste-Varietäten und -Sorten.
694
— —, Eine neue Fahnenhafer-Varietät.
787
— —, Fungi parasitici scandinaviei
exsiccati. Fasc. 6. 786
Fries, Einige Bemerkungen über die
Gattung Pilophorus. 764
— —, Terminologische Notizen. 700
Grönwall, Ueber die Stellung der männ-
lichen Blüten bei den Orthotrichum-
Arten. 759
Hegler, ,‚Thallin, ein neues Holzreagens.““
616
Herder, v., E. R. v. Trautvetter 526,
561, 537, 621, 664
Hesse, Zur Entwieklungsgeschichte der
Tuberaceen und Elaphomyceten. 518,
553
Johanson, Ueber das Vorkommen von
als Reservenahrung fungirender Cellu-
lose in den Zwiebelblättern von Poa
bulbosa L. und in den Stammknollen
von Molinia coerulea Moench. 697
Jungner, Ueber Rumex erispus L X
Hippolapathum Fr. 733
— —, Ueber die Anatomie der Diosco-
reaceen. 733
Karlsson, Ueber das Transfusionsgewebe
bei den Coniferen. 730
Kjellman, Ueber den Bau des Sprosses
bei der Fucoideen-Familie der Chor-
dariaceae. 697
Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der
Pflanze. A471
— —, Entgegnung auf Herrn Dr.
Wehmer’s Mittheilung: Zur Calcium-
oxalat-Frage. 649
Lewin, Ueber spanische Süsswasser-
Algen. 584
Lierau, Das botanische Museum und
bot Laboratorium für Waarenkunde
zu Hamburg. 431, 476, 521, 558
Loew und Bokorny, Ueber das Ver-
halten von Pflanzenzellen zu stark
verdünnter alkalischer Silberlösung.
581, 612
Lundström, Einige Beobachtungen über
Calypso borealis. 697
Nickel, Bemerkungen über die Farben-
reaktionen und die Aldehydnatur des
Holzes. 753
Ochsenius, Ueber Maqui. 689, 721
Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov.
sp. und Rosa subduplicata Borb. var.
nov. albiflora A. Richt. 817
Sadebeck, Ostafrikanische Nutzpflanzen
und Colonialproducte. 435, 479
Saelan, Eine Serophularia nodosa L.
mit gelblich-grünen Blüten. 525
— —, Ein bisher unbeschriebener
Bastard von Pyrola minor L. und P.
rotundifolia L. 524
— —, Ballastpflanzen. 525
Thedenius, Einige eigenthümliche Pha-
nerogamen-Formen aus Ahus, Skäne
(südliches Schweden). 696
Tiselius, Ueber Potamogeton fluitans
Roth. 438
Wehmer, Zur Calciumoxalat-Frage. 648
XIX. Botanische Gärten und Institute:
Lierau, Das botanische Museum und
bot. Laboratorium für Waarenkunde
zu Hamburg. (Orig.) 431, 476, 521,
558
Peck, Forty-first annual report of the
trustees of the State Museum of
Natural History for the year 1887.
735
Vergl. 670, 735.
XX. Sammlungen:
Eriksson, Fungi parasitici scandinavici
exsiccati. Fasc. 6. (Orig.) 786
Lagerheim, v., Revision der im Exsiccat
„Kryptogamen Badens von Jack,
Leiner und Stitzenberger“ enthaltenen
Chytridiaceen, Peronosporeen, Usti-
lagineen und Uredineen. 849
E. R. v. Trautvetter hat sein Herbarium
dem Kais. bot. Garten zu Petersburg
vermacht 671
Vergl. 671.
XXI. Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden etc. :
Braemer, Un nouveau reactiv histo-
chimique des tannins. 82C
Hansen, Die Farbstoffe des Chlorophylils.
632
Hegler, „Thallin, ein neues Holzreagens.“
(Orig.) 616
Heinsius, Eine Verbesserung der Abbe-
schen Camera lucida. 819
Koch, Eine Combination von Schrauben-
mikrometerundGlasmikrometerocular.
819
Kokl, Entgegnung auf HerrnDr.Wehmers
Mittheilung: ZurCalciumoxalat-Frage.
(Orig.) 649
Kraus, Grundlinien zu einer Physiologie
des Gerbstoffs. 447
Loew und Bokorny, Ueber das Verhalten.
von Pflanzenzellen zu stark verdünnter
alkalischer Silberlösung. (Orig.) 581,
612
Mangin, Recherches sur la penetration
ou la sortie des gaz dans les plantes.
531
Nickel, Bemerkungen über die Farben-
reaktionen und die Aldehydnatur des
Holzes. (Orig.) 753
Pfeffer, Ueber Oxydationsvorgänge in
lebenden Zellen. 593
XI
Schimenz, Ein Athemschirm. 819
Wehmer, Zur Calciumoxalat- Frage.
(Orig.) 648
Wisseling, van, Sur la paroi des cellules
subereuses. 710
Vergl. 671, 735, 766.
XXI. Originalberichte gelehrter Gesellschaften:
Botanischer Verein in Lund. 727, 756
Botanischer Verein in München. 616
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 438,
584, 618, 661, 694, 785
Botaniska Sektionen af Naturvetens-
kapliga Studentsällskapet i Upsala.
697, 731, 760
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg..
435, 479
Societas pro Fauna et Flora fennica in
Helsingfors. 481, 524
XXIII. Botanische Ausstellungen und Congresse, ausgeschriebene Preise
und Aufrufe.
Allgemeine Gartenbau - Ausstellung in
Berlin. 644
Cercle Floral d’Anvers. 647
Congress in Paris. 576
Preisausschreiben der Societe de phy-
sique etd’histoire naturelle de Gen&ve.
XXIV. Personalnachrichten :
Dr. Hermann Ambronn (a. o. Professor
in Leipzig). 687
Dr. Douglas H. Campbell (Associate-
Professor in Bloomington). 464
Karl Deschmann (Y). 542
Dr. H. Th. Geyler (F). 464
Dr. B. D. Halsted (Professor in New-
Brunswick). 783
Dr. Emil Heinricher (a. o. Professor u.
Director in Innsbruck). 719
Dr. Hermann Hoffmann (70. Geburtstag).
542
St. Jaksic (Professor und Direktor in
Belgrad). 542
Dr. Gustav von Lagerheim (Attache in
Lisbonne). 784
576
Aufruf (Prof. Leitgeb }). 543.
Dr. Antoine Mougeot (F). 542
Dr. Ferdinand Nobbe (Geheim. Hofrath)..
751
L. H. Pammel (Professor in Ames). 784
Dr. August Progel (7). 687
Dr. Heinrich Gustav Reichenbach (F).
751
Dr. Sagot (7). 719
N. J. W. Scheutz (7). 464
Dr. Roland Thaxter (Mycologist in
New Haven). 464
Dr. @. Seguenza (7). 464
Dr. P, Ulitzsch (nach Möckern). 576-
A. Vinge (Docent in Lund). 751
XII
Autoren-Verzeichniss:
A.
Aggjenko, W. 491, 742
-Almquist, S. 439, 619, 662,
663, 696
Andersson, S. 586, 618
Arrhenius, Axel. 481
B.
Baker, J. G. 485
Batalin, F. A. 503, 706
Baumgarten, P. 604
Beddome, R. H. 829
Beijerinck, M. W. 458
Bielkowsky. 486
"Bokorny, Th. 581, 612
Boldt, Rob. 736
Bordzilowski, J. 792
Borowski, J. 794
‚Braemer, M. 820
Brenner, M. 481
Briosi, Giovanni. 771
‚Brunchorst, J. 507
Buchenau, F. 835
C.
Chmielewskij, W. 789, 790
Clos, D. 773
Cosson, E. 7197
-Costantin, J. 563
D.
Dammer, U. 743
Dangeard, P. A. 442, 530
Dennert, E. 425, 465, 513,
545, 635
Dietel, Paul. 577, 609, 657
Dobrowliansky, W. 487
Dörfler, J. 854
Dosset y Monzön, J. A.
676
Duchartre, P. 566
E.
Engelmann, Th. W. 627
Engler. 859
Eriksson, J. 694, 786, 787
Ernst, Paul. 853
F.
Farlow, W. G. 626
Fayod, V. 353
Feistmantel, Ottokar. 801
Filet, G. J. 440
Fischer-Benzon, R. v. 489
Focke, W. O0. 488
Fowler, J. 639
#ries, T’h. 700, 731, 764
6.
Gobi, Ch. J. 679
Gordjagin, A. 455
Goroschankin, J. N. 456
Greene, Edward Lee. 637,
683, 684, 775, 778
Gregory, Emily L. 567
Grönwall, A. L. 759
Guinet, A. 565
Gulbe, L. A. 487
H.
Haberlandt, G. 711, 829
Hansen, Adolph. 632
Hansgirg, A. 623
Harkness, H. W. 628
Hegler, R. 616
Heinsius, H. W. 819
Helms, K. 482
Henslow, G. 452
Herder, F. G. v. 526, 561,
587, 621, 664
Hesse, R. 518, 553
Hetley, Charles. 507
Himpel, J. St. 490
Hoffmann, H. 837
Hovelacque, M. 534
Huth, E. 742, 774
l.
Istvänfi, Jul. 672
J.
Johanson, C. J. 697
Jungner, J. R. 733, 734
K.
Karlsson, G. A. 730
Karsten, P. A. 485
Kerner von Marilaun, A.
832
Kjellman, F. R. 697
Klein, L. 766
Koch, Alfred. 8319
Kohl, F. G. 471, 649
Kononcezuk, P. 794
Krabbe, G. 704
Kraus, C. 840
Kraus, Gregor. 447
Krause, E. H.L. 489
Kruticky. 486
Kusnetzoft, N. J. 494
L.
Lagerheim, G. 769, 849
Laux, W. 8333
Levi-Morenos, Dav. 770
Lewin, M. 584
Lierau, M. 431, 476, 521,
558
Limpricht, K. G. 702
Lister, Arthur. 443
Loew, O0. 581, 612, 615
Lundström, A. N. 697
M.
Mangin, L. 451, 531, 534
Mattei, G. E. 792
Meyer, Bernh. 827
Mez, Carl. 17172
Möbius, M. 821
Moeller, J. 459
Molisch, H. 566, 830
Monteverde, N. A. 486
Mueller, Ferd. Baron von.
461
Müller, J. 445, 628
N.
Nickel, Emil. 753
Nordstedt, Otto. s5l
®.
Ochsenius, Carl. 689, 721
Oliver, F. W. 744
P.
BPaxahh 859
Peck, C. H. 735
Pereira Cotinho, A. X. 572
Perez-Lara, Jose. 796
Pfeffer, W. 593
Pra&l, Edmund. 709
Prahl, Peter. 489
Prantl. 859
Preaubert, E. 712
Pringsheim, N. 452
R.
Rabenhorst, L. 702
Raciborski, M. 702
Radlkofer, L. 712
Ramann, E. 362
Raunkiaer, C. 676
Regel, E. 542
Reinke, J 590, 821
Reinsch, P. F. s21
Richter, Aladär. 817
Robertson, Charles. 533,
534, 597
Rosenvinge, L. Kolderup.
528, 529
S.
Sadebeck, R. 435, 479
Saelan, Th. 524, 525
Sanderson, Burdon. 707
Schenk, A. 714
Scheutz, N. J. 746, 775
Schimenz, P. 819
Schlitzberger, S. 734
Schmidely, Aug. 680
Scholz, E. 602
Schwendener, S, 601
Semler, Heinr. 304
Senft, J. 539
Simek, F 832
Smirnofi, N. 498, 535, 569,
602
Solereder, Hans. 855
XII
Sprockhoft, A.
Steinbrinck, C.
Stephani, F.
Strübing, O.
Stur, D. 109,
T.
Thedenius, C. G. H.
Tiselius, G.
Tschernich, Fr.
V.
Velenovsky, J.
W.
Wehmer, Carl. 594,
640
648
Weiss, Ch. E.
Wessel, A. W.
Widmer, E.
Wiesner, J.
Wigand, Alb.
Winkler, C,
595,
Wisselingh, C. van.
Wittich, Christoph.
Wittmack, L.
Wojekoft, A. J.
Woltke, G,
Zeisel, L.
2.
Ziliakow, N.
Zopf, W.
Zukal, H.
592,
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Band XXX VII. No,l. nen
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REFERIRENDES ORGAN &
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
üster Mitwirkung rahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. @. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
&er Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
x | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. ER
No. 14. | durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. | 1889.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
Von
Dr. E. Dennert.
T
Wie sich an der Pflanze äusserlich von unten nach oben eine
Metamorphose der Blattorgane verfolgen lässt, so lassen sich gewisse
als Metamorphose aufzufassende Aenderungen auch im anatomischen
Bau und in der ehemischen Natur erkennen, wie ich diesen Ge-
danken schon früher auch für die verschiedenen Achsengenerationen
der Pflanze durehzuführen suchte.*) Im Folgenden sind von diesem
Gesichtspunkt aus besonders die Blumenblätter besprochen.**)
Diese anatomische Metamorphose zeigt sich (ähnlich wie bei
den Stengelachsen) namentlich als eine Verfeimerung in allen Ver-
*) Die anatomische Metamorphose der Blütenstandachsen. (Wigand’s
Botanische Hefte. II. 1887. p. 128 ff.)
**) Die erste Anregung zu dieser Arbeit gaben mir Wigands Bemerkungen
in Bot. Zeitg. 1862. p. 124. Es lag mir Material aus Wigands Untersuchungen
vor, die ich vor 2!/2 Jahren durch eigene Beobachtungen ergänzte. Umstände
halber komme ich erst jetzt zur Veröffentlichung.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 1
426 Dennert, Anatomie und Chemie des Bluimenblatts.
hältnissen des vegetativen Blattes. Schon bei den RelehBlättern +
ist dies deutlich: vor Allem wird die Zahl der Spaltöffnunge:
stark verringert ar auf der Innenseite schwinden sie ganz. Natürlieh
geht dies Hand in Hand mit dem Vorkommen des Chlorophylis,
und es ist in Ri. Hinsicht besonders interessant, dass im unteren
Theil der Kelehröhre von ARibes aureum in demselben Maasse die
Spaltöffnungen auftreten, wie die gelbe Farbe in die grüne
übergeht.
Das Gewebe ist gewöhnlich weniger mächtig, als beim Laub-
blatt, die Verzweisung der Nerven geringer und diese selbst sind
einfacher gebaut. Es hängt das eben auch mit der Abnahme der
ernährungsphysiologischen Bedeutung dieser Blattorgane zusammen.
Kommen in den Kelchblättern Farbstoffe vor, so sind diese ge-
wöhnlich in dem unter der Epidermis gelegenen Parenehym vor-
handen, nicht aber m der Epidermis se Ibst; hierin stehen demnach
die Kelehblätter den Laubblättern näher, den aber im Uebrigen
einen Uebergang zu der höheren Metamorphosenstute der korolliniseh
ausgebildeten Bieterhullen. m diesen, bei denen die Metamor-
phose ja auch schon äusserlich bedeutend tortgeschritten ist, wird
auch die Differenz im anatomischen Bau deutlicher.
Die Zahl der Spaltöffnungen der Korollen ist natürlich eine
zum Theil sehr beschränkte, doch fehlt es nicht an Beispielen, dass
sie noch aut der Innen- und Aussenseite auftreten, so z. B. bei
den Perigonblättern von Ornithogalum umbellatum (diese Pflanze ist
eigenthümlich durch das Vorkommen von sehr langen, grossen
Kr ystallschläuchen zwischen den gewöhnlichen Epidermiszellen, die
mit Rhaphidenbündelmn angefüllt sind), Tulipa Gesneriana, Funkra
ovata, Calycanthus flor ichs, bei den äusseren Hüllblättern ven En-
phorbia splendens und palustris und den Blumenblättern von Papaver
bracteatum. Ein Beispiel davon, dass die Innenfläche des Perigons
frei von Spaltöffnungen ist, während die Aussenfläche emige, wenn
auch nur wenige, besitzt, "bietet Asarum Europaeum, und endlich
geht oft die Reduktion so weit, dass die Spaltöffnungen ganz ver-
schwinden ; Beispiele: Polygonum orientale, Impatiens Balsamine,
Plumbago Zeylanica und Fuchsia coceinea; bei letzterer hat dagegen
der gefärbte Keleh noch Spaltöffnungen.
Gewöhnlich ist die Form und Ausbildung der Epidermiszellen
der korollinischen Blütenhüllen im vieler Beziehung verschieden
von derjenigen der vegetativen Blätter. Bei letzteren sind die
Aussenwände und oft auch die Radialwände bedeutend stärker
verdickt, als die Innenwände, die Epidermiszellen der Blumenblätter
haben fast stets gleiehmässig ausgebildete Wände. Wenn es nun
auch vorkommt, dass die Oberhautzellen der Corolla tlach sind
(z. B. bei Fibes aureum), so sind sie dann gewöhnlich doch durch
die Zeichnung charakterisirt, z. B. bei Pyrus Malus mit paralleler
Streifung. Sehr häufig sind die Wände der Zellen von der Fläche
aus gesehen starkwellig. ZLosa Eglanteria hat auf der unteren
Epidermis der Blumenblätter gestreifte Zellwände und zwar sind
die Streifen unregelmässig gewunden und nur an den länglichen
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 427
Zellen, welehe den Adern entsprechen, ist die Streifung parallel
geordnet.
Die gewöhnliche Form der Oberhautzellen bei den Blumen-
blättern ist die Papillenform, welehe durch eine starke Vorwölbung
der Aussenwand der einzelnen Zelle entsteht: es hat dann das
Ansehen, als seien den gewöhnlichen Zellen noch Kegel aufgesetzt.
Zu dieser Form können dann noch Streifungen hinzutreten, so be-
sitzen die Papillenzellen von Mespilus Germanica strahlige Streifen.
Es sind dies Verhältnisse, welche mit dem äusseren Aussehen der
Korollenblätter m Zusammenhang stehen, mit sammetartigem Glanz,
matter Oberfläche u. s. w.
Viele Oberhautzellen von Blumenblättern besitzen nach innen
vorspringende Leisten und Zacken, z. B. Prunus avium, Pyrus
Malus, Myosotis, Oenothera spee., bei Vinca sind die Leisten am
Ende verdiekt und nehmen im sieh Spalten auf.
Uebrigens ist es eigenthümlich, dass gelbe Blüten gewöhnlich
stärker gebaut sind und keinen Sammetglanz haben, emes der
seltneren Beispiele gelber Blüten mit zarterem Bau und Sammet-
glanz liefert Zupinus Iuteus. In der That lässt sich auch
beobachten, dass die Form der Zellen mit dem Inhalt sieh ändert.
So sind z. B. die Scheibenblüten von Chrysanthemum carinatum
im oberen Theil dunkelpurpurn, nach unten gelblich: die Epidermis-
zellen des oberen Theils sind kegelförmig mit homogenem purpur-
rothem Saft und einigen Anthoxanthmkörnern, nach unten hin sind
letztere allein vorhanden, und die Epidermiszellen verlieren ihre
Kegelform. Man vergleiche auch die beiden Arten Zibes aureum
und R. sanguineum: erstere hat fast Hache, letztere hoch kegel-
förmige Epidermiszellen; Bibes Gordonianum, ein Bastard von
beiden, hat beide Farbstoffe und etwas gewölbte Epidermiszellen.
Dass die eigenthümliehe Beschaffenheit der Epidermiszellen in
Connex steht mit dem Gehalt an bestimmten Farbstoffen lässt sich
auch sonst vielfach beobachten, beispielsweise sind auch bei Salpı-
glossis sinuata die Zellen des unteren Theils der Blumenröhre mehr
Hach, die des oberen Theils (am Saum) dagegen kegelförmig, also
ähnlich wie bei Chrysanthemum carinatum. Bei Plumbago Zeylanica
besteht die Epidermis des Limbus aus sehr klemen polyedrischen,
die der Röhre aus bandförmigen Zellen. Interessant ist es, wie
sich bei Fuchsia coceinea die Metamorphose allmählich vollzieht:
oben habe ich schon angeführt, dass der gefärbte Kelch Spalt-
öffnungen besitzt, die Korolle dagegen nicht. Zudem hat der
Kelch flache Zellen und nur schwach oder gar nicht gewellte Zell-
wände, während die Epidermiszellen der Korolle starkwellig sind
und papillenartige Erhebungen haben.
Auch die Oberhautzellen der oberen und unteren Fläche von
Blumenblättern desselben Individuums können der Form nach ver-
schieden sein, so smd z. B. die oberen Epidermiszellen von Zinnia
multiflora und Polygonum orientale polyedrisch, die unteren dagegen
haben welligen Rand, auch sind ihre Aussenwände gestreift.
Das zwischen den beiden Epidermen liegende Parenchym ist
bei der Korolle mehr gleiehmässig und zeigt nicht die den Laub-
1*
428 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
blättern eigene Pallisadenform, natürlich fehlt dieser Schicht das
Chlorophyll.
Bezüglich der Nervatur und damit der Gefässbündel ist die
Verfeinerung in den Blumenblättern noch mehr fortgeschritten, als
im Kelch. Gewöhnlich treten die Nerven äusserlich kaum hervor
oder sie sind nur durch stärkere Färbung bemerklich ; anatomisch
sind sie noch einfacher gebaut, als die der Kelchblätter, sie be-
stehen nur aus einigen Spiralgefässen, die von langgestreekten
dünnwandigen Zellen umgeben sind, letztere schwinden endlich m
den äussersten Verzweigungen vollständig, vor Allem fehlen also
in den Blumenblättern alle als mechanische Stütze dienenden Zellen
und entsprechend ihrem kurzen, vergänglichen Dasein ist der ana-
tomische Bau vereinfacht.
Mehr als in den anatomischen Verhältnissen oftenbart sich das
Gesetz einer Metamorphose in dem Auftreten von Farbstoffen m
(len Blütenorganen, besonders in den Blumenblättern, auf welche
hier fast nur Rücksicht genommen worden ist. Uebrigens stehen
beide Verhältnisse, wie schon aus dem oben Gesagten hervorgeht,
in engem Zusammenhang.
Die Farben *) sind in zwei Klassen einzutheilen, je nachdem
sie körnig oder an den Zellsaft gebunden vorkommen.
Die Regel ist, dass körnig vorkommen die Farben grün, gelb
und orange, letztere Farbe, wenn sie als selbständig und nicht
etwa als Mischung ausgebildet ist. Dagegen sind im Zellsaft ge-
löst die Farben roth, blau und violett. Die übrigen Farbennuancen
verdanken ihre Entstehung der Vermischung verschiedener anderer
Farben, gewöhnlich einer körnigen und einer gelösten, theilweise
aber auch der Zersetzung anderer Farben. Ein Beispiel für letztere
liefert die fast schwarze Farbe an der Spitze der trockenhäutigen
Hüllschuppen von Centaurea Cyanus. Weiter vom Rand enthalten
nämlich die Blattzellen violetten Farbstoff und die innersten Hüll-
blättehen sind überhaupt violett bis blau, so dass es mir unzweifel-
haft ist, dass die schwarzbraune Farbe hier (wie auch bei Vieia
Faba) durch Zersetzung der violetten entstanden ist. Bei Vicia
Faba haben die Alae schwarze Flecke und das Vexillum schwarze
Strichelehen, die auf einem homogenen, dunkelbraunen Zellsaft
beruhen. Marquart hält den Stoff für ein Zersetzungsprodukt
des Chlorophylis, und allerdings sind ganz junge Blumenblätter von
Vieia Faba in der Knospe etwas grünlich. Allein das Chlorophyll
ist doch nicht die Ursache der Entstehung der violetten Farbe.
Dieselben Flecke befinden sich nämlich auch auf den Stipulis und
hier sind sie im jüngeren Stadium deutlich violett (als Zellsaft im
inneren Gewebe, nicht aber in der Epidermis). Im Knospenzustand
fehlen die Fleeke auf den Flügeln und treten dann plötzlich und
zwar sofort braunschwarz auf, dagegen sind die Strichelehen auf
dem Vexillum, die später erscheinen, anfangs entschieden violett.
Bei gewissen Varietäten ist die ganze Blumenkrone lila. Beim
*) cf, auch betr. des Folgenden Hildebrandt: Anat. Untersuchungen
über die Farben der Blüten. (Pringsheims Jahrb. Bd. III. p. 59.)
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 429
Verwelken erleidet auch der weisse Theil der Corolla eme schwarz-
braune Färbung, besonders längs der Adern. Öftenbar handelt
es sich dabei um eine Zersetzung des in dem weissen Blumenblatt
enthaltenen Gerbstoffs. Auch die Laubblätter, welche in der
Epidermis Gerbstoff enthalten, werden beim Absterben schwarz
zefleckt.
Die fast schwarzen Flecke auf der blutrothen Krone von
Adonis autumnalis und Papaverarten beruhen dagegen auf intensiv
blauem Zellsaft.
Beispiele für das Vorkommen geiischter Farben sind zahl-
reich; hier seien nur folgende erwähnt: Die orangerothe Farbe von
Colutea eruenta und Fritillaria imperialis beruht auf dem Zu-
sammenwirken von gelben Farbkörper n und rothem Zellsaft.
Die braune Farbe von Cheiranthus Cheiri entsteht auf gleiche
Weise, doch ist der Zellsaft mehr bläulichroth.
Besonders wenn verschiedene Sehattirungen derselben Farbe
eintreten, beruhen sie auf Mischung zweier Farben, von denen
dann die eine oder andere mehr vorherrscht ; das ist eine
sehr häufige Erschemung (z. B. Tulipa Gesneriana).
Die eigenthümliche "Missfärbung der fruchtbaren Blüten von
Muscari comosum hat ihren Grund in folgenden Punkten: 1) Die
Epidermis beider Seiten enthält eme braune körnige Substanz,
offenbar verändertes Chlorophyll, und zugleich einen homogenen
selben Zellsaft. 2) Die Zellen des inneren Gewebes‘ enthalten
theilweise einen homogenen rothen Farbstoff und etwas ( 'hlorophyli.
Braune Farben entstehen oft durch Zusammenwirken von Chloro-
phyll und Anthoeyan.
Ausnahmen von der oben über die Farbstoffe aufgestellten
Regel werden ab und zu beobachtet; es ist wohl annehmbar, dass
in diesen Fällen die Natur der Stoffe eine andere ist. Hier seien
einige solche Ausnahmen constatirt:
Sehon bekannt ist das Vorkommen von kleinen, runden, blauen
Farbkörpern in den Zellen des inneren Perigons von Strelitzia
regina.”) Ein eigenthümliches Verhalten findet sich in den inneren
Perigonblättern der Aechmea: dieselben sind roth und gehen an
‚er Spitze in blau über. Sowohl die rothe wie aueclı die, blane
Farbe beruht allerdings der Hauptsache nach auf einer homogenen
Färbung des Zellsaftes, aber zugleieh schwimmt in jeder Zelle ein
seharf begrenzter kugeliger Körper von intensiv rother resp. blauer
Farbe, welcher jedenfalls zum Theil zur Färbung beiträgt. (regen
die Spitze des Blattes treten aber in jeder Zelle ausser diesem
grossen Körper zahlreiche ganz kleine, ebenso scharf begrenzte und
wie jener kreisrunde, gefärbte Kömer auf, welche doch nieht wohl
als der feinkörnige Zustand des Plasmas zu betrachten sind.
Etwas Aehnliehes beobachtete ieh bezüglich der rothen Farbe
bei Gesneria carracasana. Die ziegelrothe Farbe hat ihren Sitz
hier in der Epidermis und in den Haaren als homogene Flüssig-
*) cf. Hildebrandt. |. e.p.61. Schimper: Unters. über die Chlorophyll-
körper ete. (Pringsh. Jahrb. Bd. XVI. p. 88) hält diese Farbkörper für Varuolen.
450 Dennert, Anatomie und Chemie des Blıumenblatts.
9°
keit; zugleich aber sah ich im einem Theil der Zellen emen bald
regelmässig kugeligen, bald unregelmässigen, ungelösten Klumpen
von karminrother Farbe.
Rothen körnigen Farbstoff) beobachtete ich bei der rothen
Varietät von Helichrysum bracteatum und im Filament von Hedyehium
GFardnerianum.
Bei /ris pumila tindet sich die violette Farbe als homogener
Zellsaft in den Epidermiszellen der Perigonblätter, zum Theil aber
auch im ganzen Gewebe; ausserdem schwimmen aber in den
Zellen ein oder mehrere, verschiedene grosse, dunkelviolette, fast
schwarze (Gebilde; es sind Bläschen mit homogenem, violettem
Inhalt, Vacuolen.**)
Bei Salvia splendens hat die scharlachrothe Farbe von Krone
und Keleh ihren Sitz in der Epidermis und zwar als homogener
Zellsaft, nicht wie angegeben wird, m ungelöstem Zustand.***) Auch
der scharlachrothe Farbstoff von Alonsoa ineisifolia R. P., Phaseolus
multiflorus und Papaver bracteatum ist im Zellsaft gelöst, dagegen
bei Cacalia sonchifolia in Körnern.
Die violette Farbe des Labellums von Orchis maseula soll
nach Naegxeli auf körnigem Farbstoff beruhen, eme Angabe, die
sich nach meinen Untersuehungen nieht bestätigt, vielmehr konnte
ich in den stark papillenförmigen Zellen nur homogenen Zellsaft
finden.
Häufiger sind die Fälle von Ausnahmen bezüglich des gelben
Farbstoffes: neben den gelben Körnern ist auch der Zellsaft noch
gefärbt bei Uhrysanthemum coronarium (gelber Theil der Strahlen-
blüten), Ohr. carinatum, Caliiopsis bieolor und €. Drummondi (bei
letzterer Species liegt. die Identität des gelben Zellsaftes mit dem
rothen auf der Hand, da sie in eimander übergehen), Coreopsis
tenuifolia, Ruta gr wörölenn (gelb-grüner Zellsaft in den 'Epidermis-
zellen neben dem körmnigen Chlorophyl)), zum Theil auch bei Gage
stenopetala und Muscari comosum.
Völlix homogene gelbe Färbung des Zellinhalts beobachtete
ich bei Verbaseum thapsiforme (in der Epidermis), Mauscari
comosum (fruchtbare Blüten, daneben Chlorophyll), Gladiolus
psittacinus (neben homogenem, rothem Zellsaft), bei der gelben
Varietät von Altkaea rosea (in der Epidermis), sowie auch in den
gelben Theilen der weissen Varietät, Dahlia vartabilisy); bei letzterer
ist der Uebergang zum rothen Zellsaft und damit die Identität
beider deutlich; Mirabdis longifolia (gelbe Var.), Calceolaria
pinnatifida, Carthamus tinctorius (m der Epidermis), Antirrhinum
*) Schimper giebt (l. ec. p. 99) noch folgende Beispiele an: Aloö und
Adonisarten, Loasaceen und Tritoma Uvaria sowie (orange-rothe Körper) bei
Lycaste aromatica,
®#) Es bestätigt sich also Schimpers Angabe (I. e. p. 100), wonach Fälle
von angeblichem körnigen Vorkommen der blauen und violetten Farbe auf Va-
euolenbildung zurückzuführen sind.
a Schim per giebt auch hier an, dass jene rothen Kugeln Vaeuolen sind.
(Lues: ie
7) cf. Hildebrandt. (l, ec. p. 64.)
Lierau, Das bot. Museum n. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 431
majus (im schwefelgelben Gaumen der Unterlippe, Epidermis und
Haare). Hier sei auch angetührt, dass der safranfarbige Stoff m
den Narben von Crocus antemnalis an den Zellsaft gebunden ist.
Die Korolle von Limnocharis Humboldti ist ohen schweftelgelb,
unten orange, erstere Farbe beruht auf homogenem Zellsaft, letztere
dagegen auf orangerothen Körnern.*)
Fortsetzung tolrt
Botanische @ärten und Institute.
Das botanische Museum und bot. Laboratorium für
Waarenkunde zu Hamburg.
Eine Uebersieht seiner Sammlungen und Emriehtungen
von
Dr. M. Lierau,
Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg.
Auf die Bedeutung hotanıscher Museen ist erst vor Kurzem **)
von anderer berufenerer Seite bei der Eröffnung der neuen Bres-
lauer botanischen Institute hingewiesen worden. Wenn nun ver-
sucht werden soll, hier an dieser Stelle eine Beschreibung des
Hamburgischen beisnischen Museums zu geben, so geschieht dies
lediglich aus dem Grunde, um die Bedeutung und den Umfang
dieses Institutes klar zu legen, da hierüber bisher noch
nähere Mittheilung in allgemein zugänglichen Zeitschriften ver-
öffentlieht worden ist.
1. Entstehung und Einrichtung des Museums.***)
Dem Hamburgischen Staate war von dem verstorbenen Physikus
Dr. Bueck (7 1878) eine grosse carpologische Sammlung 7) und
von den Erben des verstorbenen Bürgermeisters Dr. Binder
(+ 1864) eine sehr bedeutende Algensammlung überlassen worden.
Die letztere war nebst vielen einzelnen pflanzlichen Objekten aus
den Tropen dem Hamburgischen naturhistorischen Museum ein-
verleibt worden und befand sich demgemäss ausser Zusammen-
hang mit der carpologischen Sammlung Bueck’s.. Nach dem
Tode des Dr. Bueck beantragte Professor Dr. Sadebeck, dem
die Leitung der Bueck’schen carpologischen Sammlung übertragen
worden war, dass mit dieser auch die übrigen en Samm-
*) Feinere Beispiele sind nach Schimper (l. e. p. 101) für homogen gelben
Zellsaft: Mimoseen, Astragalus vulpinus, Opuntia Rafinesquiana, Sideritis hyssopi-
folia, Linaria aureopurpurea, Cephalaria leucantha, Centaurca Centaurium, Ürocus
sativa.
**) cf. Cohn u. Engler, Reden bei der Eröffnung des Breslauer botam,
Museums. Breslau 1888 (Max Müller).
*#=*) Nach den Acten des Museums zusammengestellt.
T) Circa 10,000 Species, welche aber stark durch Würmer gelitten hatten.
432 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg.
lungen vereinigt und vom naturhistorischen Museum losgetrennt
würden. Nachdem diesem Antrage seitens der Behörden entsprochen
worden war, trat auch Dr. ne in die Verwaltung der bo-
tanischen Sammlungen (speziell der Algen) ein. Leider war es
dem Letzteren nicht lange vergönnt, in dieser Stellung thätig zu
bleiben: er starb nach kurzem Krankenlager schon am 21. No-
vember 1881. Nunmehr übernahm Professor Sadebecek die
(resammtverwaltung der Sammlungen und beantragte zugleich bei
der Hamburgischen Regierung, dieselben zu einem botanischen
Museum zusammenzufassen und die erforderlichen wissenschaftlichen
Hülfskräfte und Geldmittel zu bewilligen. Dieser Antrag wurde
namentlich mit der en Unterstützung des Bürgerme isters
Dr. Kirchenpauer (7 1887), eines für Bot: ınik sehr begeisterten
Mannes, der selbst eın en tüchtiger Algentorscher war, genehmigt
und somit war am 1. Januar 1383 das Hamburgische botanische
Museum geschaffen. Die weitere Ordnung und Einrichtung des
neuen Institutes, bei welcher der nunmehrige Direktor desselben,
Professor Sadebeck, durch die Herren Dr. OÖ. Warburg,
Dr G. Winter: und namentlich, „Dr.,„A,, Stoffert und Br.
A. Voigt unterstützt wurde, erfolgte in den darauf folgenden
Jahren unter stetigem Wachsen der einzelnen Abtheilungen, so
dass am 12. Juli 1885 das Museum dem regelmässigen Besuche
des Publikums geöffnet werden konnte. Der Stand des Museums
an diesem Tage überraschte alle Besucher, und es ergab sich
unzweifelhaft, dass das Hamburgische botanische Museum bereits
damals eines der grössten und umfangreichsten Institute seiner
Art war. Seitdem sind die Sammlungen desselben durch Zu-
wendungen namentlich seitens Hamburger Import-Firmen, sowie
durch er Ankäufe derart gew: a dass sich schon Jetzt,
kaum 4 Jahre nach Eröffnung des Museums, der Raummangel auf
das Drüekendste fühlbar macht, und bereits Schritte gethan
worden sind, welehe die Unterbringung des Museums in einem
neuen Gebäude anstreben.
(remäss der Entstehung des Museums aus grösseren Schenkungen
machte sich Anfangs das Prinzip der Bildung grösserer Abtheilungen
geltend, um das stets anwachsende Mater jal übersichtlich zu or dnen.
Später jedoch, als die Lücken sich allmählich auszufüllen begannen,
musste man von dieser mit einer gewissen Raumverschwendung
verbundenen Anordnung abstehen und das gesammte Material als
eine einzige grosse, systematisch seordnete Sammlung aufstellen.
Dieselbe vertheilt sich augenblicklich auf 55 theils einfache, theils
doppelte Schränke, sowie auf 15 theils einfache, meistentheils aber
doppelte Schautische, von denen die letzteren durchweg noeh mit
Glasspindaulsätzen versehen sind. In denselben stehen die zur
Aufbewahrung präparirten Objekte und zwar — je nachdem die
letzteren sich am besten darstellen — meist in Glasgefässen einge-
schlossen, oder auch in Pappkästen mit niedrigen Rändern, oder
endlich (wie z. B. Hölzer) ganz frei. Als sehr instruktiv hat sich
die Aufstellung interessanter Herbarpflanzen in Nachen Pappkästen
mit darüber gelegter Glasplatte, ferner namentlich die Ausstellung
Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. za Hamburg. 433
ganzer Pflanzen oder einzelner Pflanzentheile, besonders der
Früchte und Blüten, in Conservirungsflüssiekeiten *#) und endlich
die Ausstellung von Modellen, namentlich der Brendel’schen
Modelle, sowie der Jauch-Stein’schen „Flora artefacta* er-
wiesen, Ausser den Schränken und Schaukästen sind noch Wand-
rahmen (für Algen und Pilzpräparate) und Drehständer mit Glas-
tafeln (für dünne Holzschliffe, sämmtliche Algen Helgolands ete.)
zur Ausstellung verwandt und natürlich auch zahlreiche grössere,
frei stehende Gegenstände vorhanden.
jei der Etikettirung hat sich das gelbe Zettelpapier als das
günstigste erwiesen, weil es Farbe hält, und weil die Schrift
nicht minder deutlich hervortritt, als auf weissem Papier , welches
nach einiger Zeit durch den Einfluss des Lichts meist gelb wird.
Bei sämmtlichen wichtigeren ausgestellten Nutz- und Nähr-
Pflanzen sind ausführliche, theils geschriebene, theils gedruckte Eti-
ketten zur Erläuterung angebracht.
2. Umfang des Museums. In Folgendem sollen nur die
wichtigsten grösseren Erwerbungen **) Erwähnung finden, um da-
mit einen ungefähren Ueberblick über den augenblicklichen Be-
stand des Museums zu geben. Dabei aber werden wir uns nicht
der Reihenfolge im System bedienen, sondern besser und über-
siehtlieher gewisser grösserer Abtheilungen, welche sich übrigens
auch für die ursprüngliche Aufstellung der Sammlungen als prak-
tisch erwiesen hatten.
I. Hölzer: Dieselben dürften nächst der earpologischen Ab-
theilung (man vergl. weiter unten) wohl am meisten vertreten sein.
Sie sind fast stets in zwei Quer- und zwei Längsschnitten auftge-
stellt, von denen ein Paar mit Politur versehen ist, um ihre Struetur
und Politurfähigkeit zu zeigen.***) Die Hauptmasse dieser Hölzer
setzt sich aus folgenden Sammlungen 7) zusammen:
a) Eine grosse Colleetion Nutzhölzer von der Insel Java, von
der 1883 veranstalteten Colonialausstellung zu Amsterdam. —
b) Eine über 200 Species umfassende Sammlung australischer
Hölzer z. Th. in ansehnlichen Stammstücken, darunter z. B.
=) Als solche baben sich brauchbar erwiesen neben Alkohol: 1. Für feinere
Gewebe eine mininial angesäuerte verdünnte Sablimatlösung von 1:1000, deren
Gebrauch ungefährlich, 2. Für gröbere Objekte eine concentrirte Bleinitratlösung
oder eine eoncentrirte Barium-Bleinitratlösung, der man, je nach den zu konser-
virenden Objekten, einige Tropfen Salpetersäure oder ein paar Bleinitrat-Krystalla
zusetzt.
*%*) Ueber die kleineren Erwerbungen ‚vergl. man die Jahresberichte des bot.
Musenms in den Jahrbüchern der Hamb. Wiss. Anstalten. I—VI. 1884—839.
##%) Bei vielen tropischen Hölzern fallen dem Beschauer maserartige, schwarze
TFlecke und Linien auf, welche durch Pilzmycel hervorgerufen sind und, wie dio
Intersuchung ergeben hat, bereits an Ort und Stelle in frisch gefällten Stämmen
gefunden werden, also nicht etwa erst während des Transportes eingedrungen
sind. Ob dies in allen Fällen rein pathologische Erscheinungen sind, ist noch
nicht festgestellt; jedenfalls wäre eine weitere Untersuchung namentlich gleich
in der Heimathı der Stämme nicht ohne Interesse, zudem diese Erscheinung in
den Tropen allgemein und: weit verbreitet- sein ınıss,-wie aus dem Material des
Hamburger Museums hervorgeht.
7) Die Reihenfolge ist chronologisch.
454 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg.
) ’ >
allen 21 Enucalypten, 5 Casuarinen, viele Aeacüen , MHyoporum.
u.s. w., aus dem Nachlasse von Dr. Sonder. — e) Eine etwa
100 Arten umfassende Collection südafrikanischer Hölzer: mit
den Bestimmungen von Harvey und Sonder. — d) Eine STOSSEe
Sammlung tropischer, meist westindischer Hölzer, darunter viele
Lianen der Insel Trinidad, namentlich aus den Familien der
Polygaleen , Malpighiaceen , Sapindaceen , (nesalpiniaceen ‚ Papi-
ltonaceen, Itubiaceen, Apocyneen, Bignoniaeeen u. s. w., durchweg
Crüger’sche Originalstücke. Die Lianen dieser Sammlung hatten
dem bekannten Botaniker H. Crüger bei seinen Untersuchungen
über die Lianen der Insel Trinidad ete.*) zu Grunde gelegen und
wurden von Dr. ©. Crüger, dem Bruder des Trinidader Botanikers,
dem Museum geschenkt. — e) Eine Collection von 48 mexikanischen
Holzarten, meist technisch wichtigen Hölzern. — f) Eine reiche
Colleetion Hölzer von den Philippinen, ebenfalls vorwiezend tech-
nisch wichtige Hölzer, durch Vermittelung emiger Hamburger
Firmen an das botanische Museum «esendet. — &) Eine Holz-
sammlung der Argentinischen Ausstellung in Bremen®®), welche in
den Monaten Mai-Juni 1884 daselbst stattfand. Dieselbe umfasst
Hölzer von 150 Speeies aus sämmtlichen Provinzen Argentiniens
und giebt zugleich einigen Aufschluss über den Reiehthum an
Baumarten, welcher trotz der notorischen Armuth an Wäldern
resp. (ler Baumvegetation der La Plata-Staaten auffallen dürfte. —
h) Eine etwa 150 Arten enthaltende Sammlung von Hölzern aus
dem botanischen Institut zu Tübingen, z. Th. noch mit den Be-
stimmungen von Hugo von Mohl. — i) Eine Reihe morpho-
logisch und pathologisch interessanter Stammstücke aus den Ham-
burgischen Forsten, von der Forstverwaltung selbst eingeliefert. —
k) Eine Sammlung der wichtigsten überseeischen Farb- und Gerb-
stoffhölzer. Hervorzuheben sind von (dieser besonders reichen
Colleetion: Demonstrative Querschnitte und Abschläge von Que-
bracho Colorado, Laguna Campeche Blauholz , Domingo Blauholz,
Jamaica Wurzel-Blauholz, Malabar Sappan-Rothholz, Calliatur von
Gaboon, Camwood von Gaboon, Baltimore Quereitron ete. ete. —
1) Eine vollständig geordnete und katalogisirte Sammlung von mehr
als 1000 verschiedenen Holzarten von A. Ob erdörffer, dureh
welehe viele Lücken der Sammlung ausgefüllt werden konnten.
m) Eine Sammlung von circa 60 australischen Hölzern in mäch-
tigen Stammstücken, aus dem seitens des Hamburgischen Staates
angekauften Godeffroy-Museum. — n) 220 westindische
Hölzer. — 0) Eine Colleetion neuseeländiseher Hölzer. — p) Eine
Sammlung verschiedener Lianenbildungen aus Westindien, darunter
auch sehr schöne Beispiele für die sog. Affentreppen. — q) 116
Holzarten der Insel Java, darunter die wichtigsten Nutzhölzer dieser
Tropengegend, gesammelt und bestimmt von Dr. OÖ. Warbur g.
— r) Ein Exemplar der von der Kaiserlichen Forstakademie in
Tokio zusammengestellten Sammlung von (120) japanischen Holz-
*) cf. „Westindische Fragmente“. (Bot. Ztz. 1854. p. 7 ete.)
**) ct Katalog d. Arg. Ausst. Bremen 1884.
Gesellschaft fiir Botanik zu Hamburg. 459
arten. — s) Eme z. Th. aus mächtigen Stammstücken bestehende
Sammlung von Hölzern, welche in Hamburger Gärten und Park-
anlagen gezogen werden: aus der Besitzung von Th. Kayser.
(Fortsetzung folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg.
XXIV. Sitzung: am 6. December 1888.
Herr Prof. R. Sadebeck legte die von Dr. Fr. Stuhlmann,
z. 7. in Sansibar, gesammelten
ostafrikanischen Nutzpflanzen und Colonialproduete
vor, welehe in zwei Sendungen bis jetzt eingetroffen ee dem
Hamburgischen Botanischen Museum überwiesen worden waren.
Da noch weitere Zusendungen in Aussicht stehen, so ist die nach-
folgende Mittheilung selbstverständlich nur als eine vorläufige
aufzufassen, welehe aber auf mehrfach, namentlich von kauf-
männischer Seite geäusserten Wunsch nicht weiter aufgeschoben
wurde. ‚Das eingesendete Material war fast durchweg nur mit den
in Sansibar eebräuchlichen Namen bezeichnet, auf a (renauigkeit
derselben aber eine anerkennenswerthe Sorgfalt gelegt, wie be-
sonders aus der doppelten Etikettirung der Objekte hervorging.
Die Reichhaltigkeit des Materials war der Natur der Sache nach
eine sehr ungleiehe: die wichtigeren Handelsartikel waren selbst-
verstindlieh am besten bedacht. Namentlich . wurde Orseille,
von welcher die geschätztere Form allein über Hamburg ihren
Weg in den Welthandel nimmt, in reichlicher, auch für die wissen-
schaftliche Untersuchung sgenügender Menge eingesendet. Der
früheren Auffassung als eh Pflanzenform gemäss bezeichnet
man die Orseille mit dem Gattungsnamen Roecella und im W al 1
auch noch mit Ärtnamen, wie tinetoria, Fueiformis, phycopsts u. Ss. W.,
bezüglich deren aber eine kritische Siehtung bis zu diesem 1-
Be noch nieht erfolgt ist, obwohl eime solehe ganz ende
auch im Interesse des Handels im höchsten Grade erwünscht wäre.
Freilich würde die Methode der etwas mühevollen mikroskopischen
Bestimmung nicht zu umgehen sein, da eine im Botanischen Museum
ausgeführte Vor untersuchung bereits zu dem Resultate geführt hat,
dass die im Handel ee Orseilleformen ner
ganz erhebliche Abweichungen zeigen, so z. B. auch die sogen.
breitflechtige und die feinfle ehtige Orseille des ostafrikanischen Ge-
bietes. Die letztere, bei den Eingeborenen „malelle majani“ oder
„malelle mrima“ genannt, ist die "bedeutend geschätztere Form und
bedeckt in ungeheyren Mengen fast ganz “und gar die niederen
Sträucher des Küstendistriets südlieh von Kismayu bis nach Mo-
zambique. Die Klage, dass gerade diese werthvollere Art am
4536 Gesellschaft für Botauik zu Hamburg.
wenigsten rein gesammelt werden kann und stets 20—30°%/, trockene
Stengel enthält, welche in Sansibar vor der definitiven Verpackung
und Versendung ausgelesen werden müssen, ist darauf zurückzu-
führen, dass die von den Orseille-Mengen fast gänzlich überzogenen
Sträucher hierdureh zum Theil erstickt und getödtet werden. Die
Örseille haftet dann noch an den todten, vertrockneten, z. Th.
schon abgebrochenen Zweigen und die Waare wird aueh durch
das beim Einsammeln nicht zu vermeidende Abbrechen der morschen
Zweige verunreinigt. Die zweite ostafrikanische Orseilleform , die
grob- oder breitflechtige Orseille, die „malelle ja Brawa“ oder
„malelle nene“ (im Norden „dschehenna“ genannt) ist südlieh von
Kismayu nieht mehr zu finden, geht aber nördlich bis Soeotra und
gelangt namentlich von dort aus in den Handel; Kismayu ist also
die Scheide zwischen der nördlichen, der breitflechtigen,, und der
südlichen, der feinflechtigen Orseille.
Von den anderen, wichtigeren Exportartiken Ostafrikas,
welche eingesendet worden waren, wie z. B. Nelken, Nelkenstiele,
Copra, Cocosfaser, Erdnüsse*) u. s. w., ist namentlich hervorzu-
heben eine durch ihre sehr kleinen sehotenartigen Früchte auf-
fallende Form des sogen, „Spanischen Pfeffers“, im Handel als
„Chillies“ oder „Chilly*-Beeren, bei den Eingeborenen wie jeder
Pfeffer einfach als „pile-pile* bekannt, welche von Capsicum mi-
nimum herstammen, einer kleinen, strauchförmigen Pflanze, welche
im ganzen Gebiet, auf den Inseln sowohl wie im Küstendistriet,
verbreitet ist. Die Früchte bilden einen nennenswerthen Ausfuhr-
artikel nach Europa und Amerika.
Sehr bemerkenswerth ist es dagegen, dass die Oelpalme,
Elaeis Gninensis L., welehe in Westafrika mit Recht so ausser-
ordentlich geschätzt wird, in Ostafrika noch nicht die gebührende
Beachtung gefunden hat. Es ist ja bekannt, dass in Westafrika
die aus den dornigen, fast igelähnlichen Fruchtständen entnommenen
gelben Früchte an Ort und Stelle bereits ausgepresst werden, wobei
das Mesocarp das ausserordentlich wohlriechende Palmoel resp.
Palmfett liefert. Die nach dem Auspressen zurückgebliebenen
Steinkerne wurden früher als werthlos weggeworfen, werden aber
jetzt seit Jahren als „Palmkerne* nach Europa exportirt, wo sie
zu fabrikmässiger Oel- und Fettbereitung in grossen Mengen be-
nutzt werden. An der Ostküste Afrikas gelangen die Palmkerne
„tschikitschi“ nur von Pemba aus in den Handel, und es existirt
zwar ein Export nach Deutschland, derselbe geht aber mehr und
mehr zurück, da der Versandt sich nieht bezahlt machen soll. Die
‚dem Botanischen Museum eingesendeten Früchte geben hierfür nun
allerdings eine gewisse Erklärung, da die Steinkerne von einer
Faserschieht umgeben sind, welche den aus Westafrika importirten
Palmkernen nieht mehr anhaftet, deren Entstehung und morpho-
*) In Sansibar nennt man die Nelkenstiele „vikonje“, die Nelken da-
gegen „carafu“. Copra ist das „muasi“, die namentlich zur Taufabrikation
verwendete Coeosfaser - das „makumbi“ :- der Sansibariten; die Erdnüsse
«(Arachis hypogaea L.) heissen dort „udjugn“.
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. 437
logische Bedeutung aber auf Grund des vorliegenden, etwas spär-
Iichen Materials leider nicht mit Sicherheit zu ermitteln ist. Aber
die mit dieser Faser- und Bastschicht umhüllten Palmkerne lassen
sich natürlich nieht in der gleichen Weise fabrikmässig verwerthen,
wie die von jeder Hülle befreiten, aus Westafrika importirten
Kerne; es darf daher kein Wunder nehmen, dass die letzteren im
Handel den Vorzug haben.
Einen äusserst wichtigen Handelsartikel bildet dagegen die
Sesamsaat, einer der ölreiehsten aller Rohstoffe, dessen Oel-
menge nach den eingehenden Untersuchungen Flückiger’s 56%0
beträgt, nicht aber 70—90%,, wie man früher ganz allgemein
annahm. Allerdings ist die Thatsache bemerkenswerth, dass man
bereits auf dem eimfachen Wege des Auspressens bis 50° Oel
erhalten kann. Die Sesamsaat kommt von Sansibar aus in zwei
Modifikationen in den Handel, einer hellen („ufuta mope*, der
Eingeborenen) und einer dunklen („usufa mosi“), von welchen
die erstere die etwas werthvollere sein soll und südlich von San-
sıbar, von Ugao, Kiloa u. s. w., die letztere dagegen aus den
Küstengebieten nördlich von Sansibar herstammt.
Unter der Bezeiehnung Gummi elastieum waren von
Quale, nahe bei Kiloa, Kautschukproben eingesendet worden,
welche so sehr mit Sand, Holz und Wasser verunreinigt sind, dass
die Waare überhaupt fast unverkäuflich geworden ist. Die früheren
Versuche, Kautschuk von Ostafrika her zu importiren, sind eben-
falls nicht ermuthigend, was um so bedauerlicher erscheinen muss,
da gerade an der Ostküste bei Sansibar Vahea (Landolphia) Kirkii
verbreitet ist, welche einen noch besseren Kautschuk liefern soll,
als die bekannte Vahea — (Landolphia) florida, welche letztere sowohl
in Öst- wie in Westafrika stellenweise in ungeheuren Mengen ange-
troffen wird. Die gegenwärtig Kautschuk liefernden afrikanischen
Pflanzen sind lauter klimmende Vahea (Landolphia-)Arten — unter
ihnen die aus Westafrika erst in der neueren Zeit bekannt
gewordene Vahea Traunii —, welche allen bisherigen Mittheilungen
zufolge sowohl im centralen Theile wie an den Küsten mehr oder
weniger verbreitet zu sein scheinen. Es ist daher nicht recht ein-
zusehen, weshalb das ostafrikanische Gebiet jetzt aus der Reihe der-
Kautschuk liefernden Länder gestrichen werden soll; man errichte
daselbst nur Faetoreien mit so vollkommenen Einrichtungen, wie
es unter theilweise viel schwierigeren Verhältnissen in Westafrika
durch Hamburger Betriebsamkeit bereits seit Jahren geschehen ist.
Ebenfalls als „Gummi“, jedoch in jeder Beziehung in andere
Rubriken als das sogenannte Gummi elasticum (Kautschuk) unter-
zubringen, sind die eingesendeten Proben des „Gummi olibanum“
und „Gummi arabicum“, welche beide aus Süd-Somali stammen,
ihren Weg in den Welthandel aber zum grössten Theil über San-
sibar nehmen. Für das Gummi olibanum, das „Ubani“ der Ein-
geborenen, wird allgemein Boswellia serrata Roxb. als Stammpflanze
angegeben, was für den vorliegenden Fall durch die mikroskopische
Prüfung vollständig bestätigt werden konnte. Die Verwendung
dieses Gummi war früher eine viel verbreitetere, da es als indischer-
438 Botaniska Sallskapet in Stockholm.
Weihrauch einen wichtigen Handelsartikel repräsentirte, der
namentlich im Alterthum eine hohe Bedeutung besass; bereits die
Aegypter benutzten dasselbe beim Einbalsamiren der Leichen, die
Griechen und Römer als Heilmittel u. s. w. ‚Jetzt schemt es fast
nur noch als Räuchermittel geschätzt zu werden oder, wie Dr.
Stuhlmann schreibt, um den Rauch m Trinkwasser zu leiten,
damit dasselbe den in den Tropen bekanntlich nieht gerade seltenen
fauligen Geschmack verliere, also desinfieirt werde. Ausser diesem
eingesendeten „indischen Olibanum“ giebt es noch ein abessinisches
Olibanum (afrikanischer Weihrauch), welches von Boswellia papy-
rifera Hochst. herstammt und meist über Aden in den Handel
gelangt. Die mikroskopisch kleinen Rindenstückehen,, welehe
diesem Harz in der Regel in mehr oder weniger grosser Menge
beigemengt zu sein pflegen, sind zur sicheren Bestimmung von der
grössten Wichtigkeit. Makroskopisch aber ist diese Rinde beson-
ders dadurch ausgezeichnet, dass sie sieh in ausserordentlich dünne,
papierartige Schichten zerlegen lässt — daher der Artname papy-
rifera —; derartige Schiehten hatte bekanntlich der dureh seine
Forschungen über die Vegetationsverhältnisse Ostafrika’s hochver-
diente Botaniker Schimper zum Verpacken seiner abessmischen
Herbarien benutzt und damit eime weitere Verwendung dieser
Rinden gelehrt.
(Schluss folgt.)
Botaniska Sällskapet in Stockholm.
(Fortsetzung.)
3. Herr V. B. Wittrock sprach
Ueber schwedische Tannen- und Fiehten-Formen.
4. Herr 6. Tiselius lieferte eine Mittheilung
Ueber Potamogeton fluitans Roth.
Im vergangenen Sommer fand ich einige Meilen von Stock-
holm (Wallstanäs, Upland) diese Art. Dieser Fund war von
grossem Interesse, da die Art im Begriffe zu sein scheint,
aus unserem Lande zu verschwinden, wie sie auch im Auslande auf
mehreren Standorten, wo sie früher vorkam, entweder ganz versehwun-
den ist oder unter bedeutend wechselnden Formen auftritt. Diese Un-
beständigkeit der Art ist jedoch nicht dieser Pflanze allein eigenthüm-
lich, sondern steht mit veränderten biologischen Verhältnissen in
Zusammenhang und ist oft dureh Fabrikanlagen und dureh Ver-
unreinigung der Gewässer in der Nähe der Städte hervorgerufen.
Die Art habe ich vor einigen Jahren an mehreren früher ange-
gebenen Lokalitäten in Deutschland und Oesterreich, z. B. in der
Nähe von Berlin und von Wien, vergebens gesucht, bis ich sie end-
lich am Neckar, eine halbe Meile oberhalb Heidelberg, antraf.
In Sehweden ist die Art meines Wissens, wenigstens während
der letzten Jahrzehnte, nicht beobachtetet worden, weshalb
also der oben genannte Fund recht überraschend war.
3otaniska Sällskapet in Stochkolm. 4539
An der Stelle, wo die Art im Jahre 1883 in einem Wasser-
eraben am Neekar angetroffen worden war, befand sich nur ganz
stilles Wasser von nur wenigen Fuss Tiefe. Auch an dem schwe-
dischen Fundorte war das Wasser nur 1—2 Fuss tief und von Algen
und Sparganien fast ganz zugedeckt. Zugleich kamen daselbst
mehrere breitblätterige Potamogeton-Arten vor, z. B. P. natans L.,
P. rufescens Schrad., P. Tucens L. und P. erispus L. Unter diesen
breitete P. fuitans seine reich entwickelten schwimmenden Blätter
fächerförmig aus. Die unteren Blätter waren schon etwas an-
gefressen und bei entwickelteren Exemplaren bereits im Beginn
der Auflösung.
Die Rhizome der Art scheinen tiefer zu gehen, als bei 2.
natans und P. Iucens, und sitzen in dem kalkhaltigen Schlamme
sehr fest. Eigenthümlieh waren die theilweise sehr breitblättrigen
und üppigen Herbstsprossen. Diese stimmten vollständig mit den
Origimal-Exemplaren der amerikanischen Species P. Illinoensts
Morong überein, weshalb diese Speeies wohl als Art zu streichen
sein dürfte. Auch die amerikanische Species P., lonchites Tuck.
(Originalexemplar) ist nichts anderes, als P. fluitans Roth, welcher
Ansicht zugleich der Amerikaner Rev. Th. Morong beitritt.
Durch genaue Untersuchung der unteren niedergetauchten
Blätter sowohl von der im Neekar wie der am schwedischen Fundorte
beobachteten Form in den verschiedenen Entwickelungsstadien und
im lebenden Zustande kam ich zu der eh ugung, dass die
are Formen mit P. petiolatus Wolfg. (Roem. u. Sch. Mant. III,
p- 355) übereinstimmen, und dass also auch Fe wol gangsche
Art, die ich ebenfalls in Origmalexemplaren besitze, mit P. fuitans
Roth. identisch ist. Es ist jedoch zu bemerken, dass alle Original-
Exemplare, die ich gesehen habe, unvollständig sind, indem sie nur
die untergetauchten Blätter aber) Diese Form muss also am
Fundorte Wolfgangs noch genauer untersucht werden.
An hunderten von Exemplaren dieser Species, die ich m
meinem Herbarium besitze und die theils aus den drei Theilen der
alten Welt, theils aus der neuen stammen, ist die Länge der ent-
wickelten Blüthenstiele auch auf 6—12 em beschränkt, was auch
bei P. natans der Fall ist. Bei allen übrigen breitblätterigen
Potamogetonen, die in Schweden vorkommen, wechselt dagegen
die Blütenstiellinge so bedeutend, dass kein Normalmaass ange-
geben werden kann. Die Länge der Blattstiele varürt bei 7.
fluitans und P. polygonifolius Pourr. nicht wenig, was sonst nicht
bei Potamogetonen mit gestielten Blättern eewöhnlich ist.
5. Herr 8. Almgvist sprach
Ueber die schwedischen Potamogeton-Formen aus
der Gruppe „Ligulati“.
Dieser Gruppe gehören in Schweden drei wohlgetrennte Arten,
Be: peetinatus L., P. ‚Filiformis Pers. (P. marinus Pr. vix L.), und
N vaginatus Turez. an. P. zosteraceus Fr. ist sicher keine Art,
nur eime jugendliche Form von P. peectinatus; das einzig Könn-
440 Terminologie.
zeichnende sollte die Breite der Blätter ausmachen, wobei jedoch
zu bemerken ist, dass die ersten Sprosse, welche ein junges Individuum
von P. pectinatus treibt, ziemlich breite Blätter besitzen, während
die folgenden Spross-Generationen mehr und mehr schmalblätterig
und zugleieh verzweigt werden. Die sehr schmalblätterige
und verzweigte Form, die ». setaceus genannt wird, dürften nur
Stiele älterer Exemplare sein.
Es giebt noch eine ziemlich distinkte Form, die zwischen P.
peetinatus und P. filiformis steht und die lebendig dieser am meisten
gleicht; die Form hat jedoch einen mehr entw iekelten Stamm und
mehr zugespitzte Zweigblätter. Sie fructifieirt niemals und ist
wahrscheinlich eine Hybride zwischen den genannten zwei Arten.
Wo sie vorkommt, tritt sie massenhaft, aber. in.so geringer Aus-
dehnung auf, dass man, in Anbetracht des grossen Ausbreitunps-
vermögens dieser Pflanzen sehr gut annehmen kann, die ganze
Masse sei aus einem einzigen ursprünglichen Individuum entstanden.
(Fortsetzung Tolgt.)
Referate.
Filet, G. J., Plantkundig ee voor NE
landsch-Indie. Met korte aanwijzingen van hetg
neeskundigen huishondelijk Gebruik der SPAR
en Vermelding der verschillende inlandsche en
wetenschappelijke Benamingen. Tweede vermeerderde
en verbeterde druk. 8°. XI und 348 pp. Amsterdam (J. H. de
Bussy) 1888.
Die erste Auflage dieses Werkes erschien 1876 mit einer Vor-
rede des Verts. und einer Einleitung von H. Witte (Leyden), der
in Abwesenheit des Verfs. auch den Druck überwachte. Es ist ein
alphabetisches Verzeichniss der in Niederländisch-Indien vorkommenden
Gewächse und zwar nach ihren einheimischen, meist aus dem
Malayischen stammenden Namen, deren jedem das wissenschaftliche
Synonym beigesetzt ist. Doch nicht das allein; es ist bei den be-
treffenden Pflanzen auch ihr etwaiger Gebrauch seitens der Menschen
in medicinischer, technischer und anderer Hinsicht vermerkt. Dadurch
gewinnt das Werk für die in den Kolonieen lebenden oder mit ihnen
verkehrenden Niederländer grosse praktische Bedeutung, wird aber
auch dort reisenden Botanikern als eine Ergänzung zu Miquel’s
Flora von Indien unentbehrlich sein. Das Verzeichniss enthält
9283 Nummern, die jedoch nicht eben so vielen Species entsp‘ e=hen.
Häufig bezeichnet ein und dasselbe Wort verschiedene Puanzen,
Z. B. finden wir unter dem Namen „Nagassarie“ die 4 Species:
Acacia Farnesiana Wlld., A. tortuosa Wlld., Mesua ferrea L.,
Achilles condensata Miqu. begriffen. Umgekehrt gibt es für eine
und dieselbe Pflanze mehrere einheimische Bezeichnungen, ganz wie
bei uns zu Lande. So erscheint z. B. Alpinia galanga Sw. (die
Galgantwurzel der Apotheken) sowohl unter dem Namen „Galiassa“
Lehr- und Handbücher. 441
(auf Ternate) als „Ladja“ (im Malayischen und Sundanesischen).
Das dem Buche angehängte lateinische Namen-Register weist indes
ca. 4300 Arten auf. (Hierbei sei bemerkt, dass im No.-Verweis
wiederholt störende Druckfehler vorkommen.) Eine kleine Text-
probe möge den Charakter des Buches veranschaulichen. Es heisst:
3519. Kajoe-tjiudana M. (= Malayisch) = Santalum
album L. Nat. Fam. der Santalaceae. Op bijna alle Sunda-eilanden,
wild en gekweekt; boom. GEBR. Deze boom levert het Sandel-
hout van den handel, dat als renkwerk en als geneesmiddel door
den inlander zeer gezocht is, en ook veel naar Europa wordt uit-
gevoerd. Het is thans buiten medisch gebruik, doch schijnt tot de
samentrekkende middeln te behooren. De oude boomen leveren
het gele, de jongere het witte Sandelhout op.
Horn (Berlin).
Sprockhoff, A., Schulnaturgeschichte. Abtheilung IM.
Botanik. 3. Auflage. 8°. 208 pp. Hannover (C. Meyer) 1889.
M. 1.60.
— —, Grundzüge der Botanik. Ein Hilfsbuch für den
Schulgebrauch und zum Selbstunterrichte. 12. Auflage. S°. 360 pp.
Hannover (C. Meyer) 1889. M. 3.—
— —, Einzelbilder aus dem Pflanzenreiche. 5. Auflage.
8°. 96 pp. Hannover (Ü. Meyer) 1889. M. 0.60.
„Die Schul-Naturgeschichte ist für Stadtschulen und Prä-
paranden - Anstalten bestimmt, während die Grundzüge den
Zwecken der Lehrerseminare und anderer höherer Lehranstalten
dienen und die Einzelbilder den Bedürfnissen einfacherer Schulver-
hältnisse entsprechen sollen.“
Das erste der 3 genannten Bücher, die Schulnaturgeschichte,
wurde in diesem Blatte (Bd. XX. p. 321) nach der damals vor-
liegenden 2. Auflage besprochen. Die neue Auflage ist nun jener
gegenüber wesentlich vermehrt und umgeändert, aber vieles, was
nach Anordnung, Ausdruck und Darstellung einer Verbesserung
bedurft hätte, findet sich noch unverändert vor, sodass wir mehr-
fach Unklarheiten und Ungenauigkeiten begegnen. Dasselbe gilt
auch von den „Grundzügen“, von denen wohl höchstens der zweite
Theil (2. und 3. Stufe) dem Unterricht in „höheren Lehranstalten“
angepasst sein dürfte. Der erste Theil ist, wie Verf. selbst in einer
Anmerkung angibt, für das 3. und 4. Schuljahr bestimmt: er ent-
hält 50 Einzelbilder aus dem Pflanzenreich, d. h. Beschreibungen
einfacher Pflanzen und Vergleichungen derselben, dazwischen Gedichte
und Geschichtchen, die sich auf diese Pflanzen beziehen. Die separat
herausgegebenen „Einzelbilder‘ sind ein einfacher Abdruck der
ersten Stufe der Schulnaturgeschichte.
Möbius (Heidelberg).
Botar. Centraibl. Bd. XXXVII. 1889. 2
442 Algen.
Dangeard, P. A, Recherches sur les Uryptomonadinae
et les Euglenae. (Le Botaniste. Serie I. 1889. Faseicule 1.
p. 1-38. Pl. IL)
Schon früher hat Verf. als Kriterium für die thierische oder
pflanzliche Natur eines Organismus die Art der Ernährung aufgestellt:
eine Pflanze assimilirt im Innern ungeformte Nahrungsstoffe, während
ein Thier geformte Nahrung in sich aufnimmt und verzehrt. Von
diesem Standpunkte aus müssen die Cryptomonadinae und Euglenae
zu den Pflanzen gerechnet werden, um so mehr, als sie auch in
ihrer Entwicklung keine Erscheinungen bieten, die sich nicht mit
ihrer pflanzlichen Natur vereinigen liessen.
Von den Üryptomonadinen bespricht Verf. Uryptomonas, zu
welcher Gattung nur nur C. ovata Ehr. und €. erosa Ehr. gerechnet
werden. Unter Berücksichtigung der darüber vorliegenden Litteratur
beschreibt er diese beiden Arten genau und gibt danaclhı eine Cha-
rakteristik der Familie der Cryptomonadinae. Von vegetativen
Eigenschaften der Zoosporen (beweglichen Zuständen) ist bemerkens-
werth der Besitz einer dünnen Membran, ven durch Chlorophyll
grün gefärbten Chromatophoren, Stärke und Leueiten; ein Schlund
ist Be vorhanden, sondern nur eine helle Stelle am Vorderende,
wo die Einschnürung und die beiden Cilien auftreten, das dem
hyalinen Vorderende von Chlamydononas entspricht. Die Bewegung
geschieht durch Rotation um die Achse mit Hilfe der Cilien wie
Bei den Schwärmsporen der Algen oder durch ein Fortschnellen,
das ebenfalls durch die Cilien bewirkt wird. Diese Organismen
vermehren sich durch freie longitudinale Theilung: ausserdem können
sie in einen Palmellazustand übergehen, bei dem 4, 8, 16 Zellen
in einer dicken gallertigen Membran eebildet den Schliesslich
findet auch eine Eneystirung der Einzelzellen statt: die Cysten
geben wieder Palmella ähnliche Kolonien, aus denen sich Schwärm-
sporen entwickeln. Niemals nehmen die Cryptomonadinen feste
Stoffe in das Innere der Zelle auf, sondern ernähren sich holophytisch
mit Hüife des Chlorophyllis, das mit einem in Alkohol und Aether
unlöslichen violetten Farbstoff an die Chromatophoren gebunden ist.
Von der Familie der Euglenaceen betrachtet Verf. nur die
eigentlichen Kuglenen, während er die Astasieen (Astasia,
Rhabdomonas und Monoidium) bei Seite lässt. Die letzteren, ohne
Chlorophyll, ernähren sich saprophytisch, ohne feste Stoffe aufzu-
nehmen; sie verhalten sich zu den Eugleneen wie Polytoma wella
Ehr. zu den Cryptomonadineen. Die Gattung Euglena wird, als
ziemlich bekannt, nur kurz behandelt, genauer besprochen w enden
Phacus pleuronectes Nitsch., Ph. alata Klebs, Ph. ovum Ehr., Ph.
parvula Klebs, Trachelomonas hispida Stein und 7. volvocina Ehr.
Als allgemeine Eigenschaften der Eugleneen ergeben sich daraus
folgende. Die Zoosporen sind bei Trachelomonas symmetrisch, bei
Euglena und /’hacus asymmetrisch gebaut. Die Membran zeigt
nach Gattungen und Arten charakteristische Strukturen. Ein kurder
308. Schlundeingang ist nur bei Euglena vorhanden, er funectionirt
aber nicht als cher. sondern ist nur als ein Rest der Entwieklung
von den Flagellaten her zu betrachten. Ein rother Punkt ist immer
Algen. — Pilze. 443
deutlich da, ob er in einer Beziehung zur Lichtperception steht,
ist fraglich ; er entscheidet nichts über die thierische oder pflanzliche
Natur. Die Zoosporen besitzen nur eine Cilie, mit der sie sich
bewegen, ausserdem dient aber auch die Metabolie des Körpers zur
Locomotion. Das Chlorophyll ist an mehrere runde oder elliptische
Chromatophoren gebunden, an Stelle von Stärke tritt Paramylon
auf. Phacus und Euglena vermehren sich durch freie longitudinale
Theilung, bei Trachelomonas bilden sich 2 Zoosporen innerhalb einer
Hüllmembran aus. Uebergang in Palmellazustand ist häufig; bei
der wiederholten Zelltheilung werden die Membranen in einander
geschachtelt, oder sie werden gallertig und sind nicht mehr getrennt
zu unterscheiden: die Zoosporen werden durch Auflösung der
Hüllen frei. Bei der Encystirung behält die Zelle ihre Form,
Phacus, oder sie rundet sich vorher ab, Euglena. Die Ernährung
ist rein holophytisch , niemals werden geformte Substanzen in das
Zellinnere aufgenommen. Aber durch die Astasieen werden die
Euglenen mit Flagellaten von thierischer Ernährung, wie Peranema
verknüpft.
In der Schlussbetrachtung macht Verf. darauf aufmerksam,
dass die Algen den Flagellaten am nächsten stehen, bei denen der
bewegliche Zustand eine längere Periode der Entwicklung andauert,
also wie bei den Zuglenen, Uryptomonadinen , Chlamydomonadinen
und Volvoeinen. Ein wichtiges Merkmal für die pflanzliche Orga-
nisation ist der Besitz von Chromatophoren, während die grüne
Farbe bei Thieren nur durch parasitische Algen hervorgerufen wird;
die Angaben, dass einige Vortieellen ein diffus grün gefürbtes Plasma
besitzen, bedürfen noch zu sehr der Bestätigung, als dass sie diese
Unterscheidung alteriren könnten. Nach dem Modus der Nahrungs-
aufnahme müssen die Muzxomyceten als echte Pflanzen betrachtet
werden, denn Verf. konnte nie die Aufnahme fester Stoffe in die
Plasmodien beobachten. Von den Peridineen zeigt Polykrikos
thierische Ernährung, die andern dürften sich mehr den Pflanzen
nähern. Die Verwandtschaft der Euglenen soll bei den Desmidiaceen
zu suchen sein, indem hier besonders in Betracht zu ziehen ist
das Fehlen von Sporangien, die freie Zelltheilung, die Symmetrie
des Körpers, die Struktur der Membran, die Locomotion und die
eontractilen Vacuolen.
Die beigegebene Tafel bringt Abbildungen von CUryptomonas,
Phacus und Trachelomonas- Arten.
Möbius (Heidelberg).
Lister, Arthur, Notes on the Plasmodium of Badhamia
utrieularis and Brefeldia maxima. (Annals of Botany.
Vol. H. Nr. 5, June 18883.)
Das Plasmodium von Badhamia utricularis hat die Fähigkeit,
wenn es auf Waldpilzen gezogen wird, über ein Jahr lang seine
strömende Bewegung beizubehalten, es eignet sich daher sehr gut
zu Untersuchungen über die Bewegungserscheinungen und der-
gleichen. V erf. fand dasselbe meist auf Cortieium puteanum,
y%
2
A444 Pilze.
welches auf Hagebuchenstämmen häufig vorkommt. Es kroch über
dasselbe hinweg, seine Hyphen verzehrend, oder schnitt breite
Pfade in das Lager des Corticium ein, und nach dem Zurückweichen
war die Rinde "der Hagebuche völlig vom Hyphenpilz befreit.
Nachdem das Plasmodium seine gewöhnliche chromgelbe Farbe in
eine tiefbraune verändert hatte, liess es Verf. an einer Glastafel
emporkriechen. Die tiefbraune Farbe rührte von einer grossen
Anzahl Corticiumsporen her, welche das Plasmodium in sich auf-
genommen hatte und welche an seiner lebhaften Bewegung theil-
nahmen. Nach dem Zurückweichen des Plasmodiums von der
Glastafel blieb auf derselben, zu beiden Seiten der Plasmodium-
stränge, eine Menge ausgestossener Sporen und anderer nicht ver-
brauchter Stoffe in Gestalt. eines Netzwerkes zurück. Um das
Plasmodium von den Sporen zu reinigen, filtrirte es Verf., d. h. er
liess es durch feuchte Watte kriechen, wodurch es wieder seine
natürliche gelbe Farbe erlangte, die Sporen waren durch die Watte
zurückgehalten worden. Das Plasmodium bildete Sporangien,
welche nach 36 Stunden schwarz wurden und nach dem Aus-
trocknen die für diese Species bezeichnende blaugraue Farbe an-
nahmen. Zur bequemeren Beobachtung unter dem Mikroskop
wurden Glaströge mit planparallelen Wänden benutzt, die durch
eine kleine Glastafel geschlossen werden konnten. Durch den
Verschluss der Tröge konnte in denselben eine feuchte Atmosphäre
hergestellt werden, in welcher das Plasmodium lange ‘Zeit beweg-
lich blieb. Ausser auf Corticium findet sich das Plasmodium von
Badhamia noch auf Polyporus versicolor und adustus; sein liebster
Aufenthalt ist jedoch Stereum hirsutum, welches bekamntlich auf
Eichen- und Hagebuchenstämmen schmarotzt und das Plasmodium
‘während der Wintermonate stets beherbergt.
Um dasselbe lebend zu erhalten, müssen von Zeit zu Zeit neue Nähr-
materialien hinzugefügt und die abgestorbenen Theile entfernt werden.
Verf. konnte in Bezug auf die Nahrungsaufnahme feststellen, dass ent-
gegengesetzt den Behauptungen Wortmanns, rohe Stärkekörner
nie aufgenommen werden, dagegen fand eine vollständige Verzehrung
eequollener Stärkekörner statt. Das Plasmodium umtloss dieselben,
und nach dem Zurücktreten war das Korn völlig zerstört und bis
auf den kleinsten Theil aufgenommen. Wegen der Undurchsichtig-
keit des Plasmodiums lässt sich der Vorgang nicht verfolgen.
Schnitte aus dem Hut und Stiel von Agaricus, campestris waren
nach einigen Stunden völlig aufgenommen, auch wurde eine trägere
Bewegung des Plasmodiums durch Zufügung eines Schnittes dieses
Pilzes in eine lebhaftere übergeführt; am deutlichsten zeigte sich
diese Wirkung, wenn man dem Plasmodium einen Schnitt von
Stereum hirsutum anbot. Schnitte von Agaricus flavus wurden eben-
falls absorbirt, bei solchen von A. melleus war die Einwirkung des
Plasmodiums keine so intensive und es blieb stets ein Rückstand
übrig. Schnitte von Pilzen, deren Hyphen eine derbere Membran
besassen, wurden langsamer von dem Piasmodium aufgenommen.
Wurden die Schnitte Pilzen entnommen, welche dem Plasmodium
als Nährmaterial nicht zusagten, z. B. A. rubescens, A. fascicularis,
Pilze. — Flechten. 445
so zerfiel dasselbe entweder in kugelige Partien, deren Individuen
z. T. amoeboide Bewegung zeigten und bald darauf fast sämmtlich
zu Grunde gingen, oder es starben nur die mit den nicht zu-
sagenden Schnitten in Berührung gekommenen Plasmodiumtheile
sofort ab. Nicht nur die Körnerschicht des Plasmodiums vermag
feste Substanzen in sich aufzunehmen, sondern auch die Hyalin-
schicht, wie an Pilzhyphen gezeigt wurde; dieselben verschwanden
in der sie überziehenden Plasmodiumschicht wie Zucker in kochendem
Wasser, nur geringe Bruchstückchen der Membranen fanden sich
später noch vor. Eine höchst merkwürdige Einwirkung zeigte das
Plasmodium auf die von demselben ae bedeckten Hyphen, von
denen ein Theil aufgenommen war; dieselben zerfielen nämlich,
nach Zurückweichen des Plasmodiums, in perlschnurartige Reihen.
Haare von Stereum hirsutum und andere mit derberen Membranen
versehene Gebilde wurden ebenfalls von dem Plasmodium aufge-
nommen, jedoch erst nach läugerer Einwirkung und oft mit nach-
theiligen Folgen für dasselbe. Verf. schliesst aus dem Vorher-
gehenden und der Thatsache, dass das Plasmodium sich dem ihm
zusagenden Nährmaterial mit grösserer Geschwindigkeit nähert, als
solchen Substanzen, die ihm nicht zusagen und ihm schaden, auf
ein grosses Unterscheidungsvermögen desselben in Bezug auf seine
Nahrungsmittel; er glaubt, dass die Bewegungen des Plasmodiums
vielleicht lediglich den Zweck hätten, geeignete Nahrung aufzu-
suchen. Ob ein peptonisirendes Ferment bei der Verwandlung der
aufgenommenen Substanzen thätig sei, konnte nicht festgestellt
werden. Bei Brefeldia maxima wurde direkte Sporenbildung aus
dem Plasmodium innerhalb weniger Stunden wahrgenommen.
Warlich (Marburg).
Müller, J., Revisio Liehenum F&eanorum. (Revue myeologique.
Vol. IX. p. 82—89 et p. 133—140).
Es ıst für den Lichenologen, der tropisches Material zu be-
stimmen hat, äusserst schwierig, nach den kurzen, die mikrosko-
pischen Merkmale in höchst ungenügender Weise berücksichtigenden
Diagnosen die Arten der älteren Autoren riehtig zu erkennen.
Wir müssen es dem Verf. Dank wissen, dass er auf Grundlage
der Originalexemplare die in dem grossen Werke: „Essai sur
les Cryptogames des &corces exotiques offieinales“
(Paris, 1824) und in dem dazugehörigen Supplemente die von Fee
beschriebenen und abgebildeten Flechten einer kritischen Revision
unterwarf, die beschriebenen Arten mit eventuell schon von älteren
Autoren aufgestellten identifieirte, die einzelnen Species in den
der modernen Auffassung entsprechenden Gattungen unterbrachte
und die Beschreibungen , soweit es die sichere Erkennung er-
fordert, erweiterte. Die vorliegende Abhandlung umfasst die
discocarpen Lichenen; die Graphideen und Pyrenocarpeen
werden in später erscheinenden Publikationen behandelt werden.
Von diesen für die systematische Lichenologie aus dieser Revision
entspringenden wichtigen Richtigstellungen mögen hier uur die-
446 Flechten.
jenigen hervorgehoben werden, welehe von anderen Autoren oder
anderwärts noch nicht veröffentlicht wurden.
Porina Fee Ess. p. 30. (Porina sect. Pertusaria Fee Suppl. p. 72).
Porina depressa Fee Ess. p. S0, t. 20, f. 2; Suppl. p. 72; P. Selerotium
Fee Suppl. p. 74, t. 41, f. 7 gehören der Gattung Pertusaria an und werden
mit dem entsprechenden Speciesnamen bei dieser Gattung untergebracht. P.
verrucosa Fee Suppl., p. 73, t. 41, f.5 (Trypethelium verrucosum Fee Ess.
p- 66, t. 18, f. 3) = Pertusaria granulata Müll. Arg. L. B. no. 751.
Veriolaria p. 97.
V. amara Fee Ess. p. 101 et Suppl. p. 96 und V. communis Fee Ess.
p. 102, Suppl. p. 98, t. 41, f. 3 (non Ach.) = Pertusaria commutata Müll. Arg.
L. B. no. 706. V. fulva Fee Ess. p. 102, t. 24, f. 2; Suppl. p. 98 = Pertusaria
commutata f. variolosa Mill. Arg. nov. form. V. microcephala Fee Ess. p. 102,
t. 24, f£. 5 = Pertusaria velata Nyl. f. variolosa Müll. Arg. nov. f.
Leeidea p. 99.
L. parasema var. Americana Fee Ess. suppl. p. 101, 1.42, f. 1 = Buellia
modesta (Krplhbr.) Müll. Arg. L. B. no 362. — Leeidea Lauri-Cassiae Fee Ess.
suppl. p. 101, t. 42, f. 2 = Buellia Lauri-Cassiae Müll. Arg. — L. chloroplaca
Fee Ess. suppl. p. 102, t. 37, f. 9 et t. 42, f. 43 = Patellaria (s. Bilimbia)
chloroplaca Müll. Arg. — L. tuberculosa Fee Ess. p. 107, t. 27, 1. 15 Suppl.
p- 105 = Patellaria (s. Bombyliospora) tubereulosa Müll. Arg. L. B. no. 355. —
L. versicolor Fee Suppl. p. 104, t. 42, f. 11 (Lecanorae sp. Fee Ess. p. 115) =
Patellaria (s. Psorothecium) versicolor Müll. Arg. L. B. no. 444. — L. einne-
barina Fee Ess. p. 104, t. 26, f. 4. = Leeidea Piperis var. erythroplaca Krphbr.
Lich. Glaz. p. 39. — L. Quassiae Fee Ess. suppl. p. 104, t. 42, f. 13 = Opegrapha
Quassiae Müll. Arg. — ZL. tremelloidea Fee Ess. p. 112, t. 27, f. 2 = Patellaria
(s. Biatorina) tremelloidea Müll. Arg.; dazu gehört auch L. carneola var. arceu-
tina Fee Ess. p. 109 non Ach. L. translueida Fee Ess. suppl. p. 105, t. 42,
f. 16 —= Patellaria (s. Bacidia) translueida Müll. Arg. — L. vernalis F&e Ess.
p. 110, t. 26, f. 5 nonAch. wird als Patellaria (s. Biatorina) Feeana Müll. Are.
benannt. — L. luteola var, Americana Fee Ess. Suppl. p. 107, t. 42, f. 19 =
Patellaria (s. Bacidia) Americana Müll. Arge. — L. patellula F&e Ess. p. 110,
t. 27, f. 3, ferner L. biformis Fee Ess. p. 111 et Suppl. p. 107, t. 42, f. 21 und
L. Hypozentha Fee Ess. Suppl. p. 109, t. 42, f. 25 = DBiatorinopsis lutea Müll,
Arg. L. B. no. 254. — L. dispuncta Fee Ess. Suppl. p. 107, t. 42, f. 22 — (al-
lopisma aurantiacum var. saliecinum Mass. — L. Brebissonii Fe&e Suppl. p. 108.
t. 87, f. S= Blastenia (s. Triopsis) Brebissonii Müll. Arg.L. B. no. 1034. — L.
glaucotheca F&e Suppl. p. 109, t. 42, 1. 27 = Buellia parasema var. sabaerugina-
scens Müll. Arg. Lich. Socotr. p. 8. — ZL.? cuticula Fee Ess. p. 112, t. 26, f. 8
= Lopadi sp.
Lecenora, p. 110.
L. endochroma Fee Ess. p. 114, t. 29, f. 1= Palellaria (s. Psorothecium)
endochroma Müll. Arg. L. B. no. 355. — L. soredifera Fee Ess. p. 114, t. 25,
f. 3 ist eine gute Art; ebenso L. flavo-virens Fee Ess. p. 115, t. 29, f. 3. — L.
desquamescens Fee Suppl. p. 111 = Heterothecium leucoxanthum Müll. Arg. — L.
sulphureo-fusca Fee Ess. p. 11#, t. 28, f. 7 non. Suppl. = Lecania (s. Pachyle-
cania) sulphureo-fusca Müll. Arg. — Z. sulphureo-fusca Fee Suppl. p. 112, t. 42,
f 36.non Ess. = Lecania Feeona Müll. Arg.; dazu gehört auch L. vussula Fee
Ess. t. 28, f. 8. — L. subfusca var. horiza Fee Ess. p. 117, 1. 25, f.5 =L. sub-
fusca var. allophana Ach. — L. byssiptaca Fee Ess. Suppl. p. 113, t. 37, f. 10
wird von zwei verschiedenen Flechten gebildet, nämlich L. caesio-rubella Ach.
und Cbenogonium rvigidulum Müll. Arg. L. B. no. 517; letztere wurde von Fee
als Thallus angesehen. — L, leprosa Fee Ess. p. 118, t. 25,1. 6. =L. suhfusca
var. cinereo-carnea Tuck. Cub. no. 118. — L. Domingensis Fee Ess. p. 118, t. 28.
if. 2 — Patellaria Domingensis var. inexplicate (Nyl.) Müll. Arg. L. B. no. 1030. —
L. Perscnii Fee Ess. p. 119,t. 29, f. 5 und L. coccinea Fee Ess. p. 120, t. 27,
i. 7 = Lecania punicea Müll. Arg. L. B. no. 130. — L. farinacea Fee Ess. p.
117, t. 29, f.6=L. caesio-rubella Ach. — L. duplicata Fee Suppl. p. 117, t. 42.
f.49=L. pallescens Fr.
Parmelia, p. 117.
P. perforata Fee Ess. p. 121, t. 32, f. 3
= P. corrugis (Fr.) Müll. Arg. —
P. erenulata (Hook.) Fee Ess. p. 122, t.31,1.3 =
Reicasolia crenulate Nyl. Syn,
Fiechten. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 447
p. 372. — P. tiliacea Fee Suppl. p. 120, t. 42, f. 7=P., tiliacea var. sulphu-
rosa Tuck. und im einem anderen Exemplare P. subcoronata Müll. Arg. sp. nov.
— P. glandulifera Fee Ess. p. 123, t. 31, f. 11=P. coronata Fee |. c. t. 31,
f. 2. — P. parasitica Fee Ess. p. 124,t. 31, f. 4=P., !aeniata Nyl. — P. com-
paeta Fe Ess. p. 124 = Physcia speciosa Nyl. — P. applanata Fee Ess. p. 126,
t. 32, f. 2 = Physcia picta Nyl. f. sorediat« Müll. Arg. Lich. Afr. oce. no. 12.
Cireinaria, p. 124.
©. Cocoes Fee Ess. p. 127 = (occocarpia pellita var. semeineisa Müll. Arg.
L. B no. 421. — (. dissecta Fee Ess. p. 127,t. 30, f. 2= Pyxine Cocoes Nyl.
C. Berteriana Fee Ess. p. 128, t.30, f.3 = yeine Cocos var. endoxcantha Müll.
Arg. L. B. no. 415.
Sticta, p. 125.
S. Mougeotiana var. zantholoma Fee Suppl. p. 126, t. 2 je 5 — Stietina
Mougeotiana Nyl. Syn. p. 340. — S. Boryana Fee Suppl. p. 127, t. 43, f. 8 =
Stictina argyracea var. aspera N Müll, Arg. — SS, dissecta Fee Suppl. 187, t. 43, f.
9 Ricasolia disseeta var. minor Nyl. Syn. p. 371
Collema, p. 128.
©. Burgesü Fee Ess. p. 132, Suppl. p. 128, t. 43, f.3 = Leptogium phyllo-
carpum Montg. Syll. p. 379. — C. diapkanum Fee Ess. p. 132 (non Ach.)
— Leptogium tremelloides var. daedaleum Nyl. Syn. p. 130. — €. bullatum Fee
Suppl. p. 129, t. 43, f. 6 (non Sw.) = Leptogium tremelloides Fr.
Solorina, p. 129.
S. vitellina Fee Ess. p. 133 = Coccocerpia pellita var. smaragdina Müll.
Arg. L. B. no. 42i. — S. eircinarioides Fee Suppl. p. 130 und Cireinaria Ery-
throxyli Fee Ess. p. 128, t. 2, f. 14 = Coccocarpia pellitae var. parmelioides Müll.
Arg. L. B. no. 421.
Usnea, p. 132.
U. barbata var. articulata Fee Ess. p. 136, t. 32, f. 4 (non Ach.) =
barbata var. Cinchonarum Müll. Arg. L. B. no. 1065. — U. barhata var, longissima
Fee Suppl. p. 133 = U. barbata var. dasypoga Fries.
Coenogonium, p. 154.
©, Linkäü Fee Ess. Suppl. p. 138 = Cvenog. Leprieuri Nyl,
Von nicht auf ofücinellen Rinden wachsenden, von Fe&e beschriebenen
Flechten, werden richtiggestellt:
Cireinaria epiphylla Fee Meth. p. 85, t. 2, f. 12 et Ess. m. C. = Übocco-
carpie epiphylla Müll. Arg. — Roccella Boryi Fee Ess. p. XCVI et CI, t. 2,
f. 25 = Koccelle tinetoria DC. — Seyphophorus glandulosus Fee Ess. p. XCVII
et CI, t. 3, f. 11 et Suppl. p. 149 = (ladonia gracilis Hofim. — Scyphophorus
didymus Fee Ess. p. XCVIII et CI, t. 3, f. 13 = Cladonia maeilenta var. pul-
chella (Schweinf.) Müll. Arg. L. B. no. 818.
Zahibruckner (Wien).
Kraus, Gregor, Grundlinien zu einer Physiologie des
Gerbstoffs. 3°. 131 pp. Leipzig (Engelmann) 1839.
Die im VIII. Abschnitt des vorliegenden Buches vom Verf.
gegebene Geschichte des (zerbstofts De schon durch ihre Kürze,
dass die Zahl derjenigen Untersuchungen, welche einen w irkliehen
Fortschritt in unserer Kenntniss über die Bedeutung des Gerbstoffes
bewirkten, eine recht geringe ist und dass die meisten der ein-
schlägigen Arbeiten einer strengen Kritik nicht Stand zu halten
vermögen und daher nicht den Anspruch erheben können, neuen
Forschungen zur Basis zu dienen. Weil man nicht quantitativ
vorgegangen war, kam man nieht sehr über den Standpunkt hinaus,
mm Gerbstoff entweder ein Exeret, ein Nebenprodukt (Sachs) oder
aber einen organisirten Reservestoff, ein Glied in der Reihe der
plastischen Stoffe (Hartig- Wigand) zu erblicken. Weil man nie
streng vergleichende Gerbstoffbestimmungen unternahm, hängen
448 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
alle den Gerbstoff betreffenden Hypothesen der neueren Zeit in der
Luft. Einige von ihnen werden von Kraus direkt widerlegt
(Öser, Pick, Westermaier), andere verlieren durch seine Unter-
suchungen sehr viel an Wahrscheinlichkeit (Warmin g, Moeller).
Kraus zog es deshalb mit Recht vor, nur auf Grund eigener Ver-
suche die Fundamentalsätze einer Gerbstoffphysiologie aufzustellen,
auf der festen Basis einer schlagenden Masse quantitativer Be-
stimmungen. Er subsumirt dem Begriffe Gerbstoff alle Substanzen,
welche die bekannten Gerbsäure-Reactionen geben und sich sonst
wie Gerbsäure verhalten.
Die Untersuchungsmethode, welche Kraus in Anwendung
brachte, war die Loewenthal-Schroeder’sche verbesserte
und von der Gerbstoffeommission 1883 angenommene, die
Titration mit Chamaeleon. Die zu untersuchenden bei 1009
getrockneten Pflanzentheile wurden zu äusserst feinem Mehl zer-
rieben und dieses im Schroeder’schen Extraetor mit geeignet
befundenem Wasserleitungswasser ausgezogen bis zur absoluten
Farblosigkeit des abgegossenen Wassers. Dabei konnte freilich
der den Membranen einverleibte Gerbstoff nieht vollkommen extra-
hirt werden, alle gefundenen Zahlen müssen daher um einen mini-
malen Werth zu gering sein, allein die ganz gleichmässige Anwen-
dung derselben Methode bei allen Bestimmungen musste, auch
wenn diese selbst Fehler besässe, den Kraus’schen Resultaten
Immunität verleihen, da sie nur durch relative Werthe bestimmt
wurden. Die in seinen früheren Arbeiten zum Ausdruck gelangte
Exactität des gewissenhaften Experimentators bürgt vollkommen
dafür, dass derselbe auch bei den Gerbstofftitrationen alle nöthigen
Vorsichtsmassregeln beobachtet habe; die besondere Bestimmung
des „Nichtgerbstoffs“ hat Kraus unterlassen, auf die Ermittelung
der wahren Gerbstoffzahl (Loewenthal’sche Prozente) also ver-
zichtet aus p. 64 näher erörterten Gründen. Von den übrigen
Methoden wurde die Fleck sche gewichtsanalytische (Fällung mit
Kupferacetat als gerbsaures Kupfer und Wägung als CuO) als
genau gefunden, während die Sanio’sche (mikrochemische) sowohl
als die Kutscher’sche kolorimetrische Methode nur für approxi-
mative Schätzungen brauchbar erkannt wurde. Wie penibel bei
der Auswahl und Zuriehtung des verwendeten Materials verfahren
werden musste und vom Verf. verfahren worden ist, geht aus den
aphoristischen Mittheilungen am Schluss des VII. Abschnittes her-
vor. Die grundlegenden Versuche sind mit allen Details in XXI
Reihen im Anhang, die aus ihnen sich ergebenden Thatsachen und
theoretischen Speculationen aber in den ersten sechs Abschnitten
in streng logischer Reihenfolge und unter Anwendung eines —
sit venia verbo — wohlthuend klaren Stiles mitgetheilt, so dass
es dem Ref. oft schwer wird, von den Kraus’schen an und für
sich schon in äusserst knappen Sätzen entwickelten Anschauungen
in noch gedrängterer Form zu berichten , wogegen demselben die
Mühe erspart ist, aus vielem unnöthigen Beiwerk das Wichtige erst
heraussuchen zu müssen, denn Unnöthiges liebt der Verfasser nicht.
In der hier gebotenen Kürze sei in Folgendem das Wichtigste der
vorzüglichen Schrift wiedergegeben.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 449
I. Der Gerbstoff wird in den Laubblättern bei Lichteinfluss
erzeugt; isolirte Blätter vermehren im Licht, nieht im Dunkeln
ihren Gerbstoftgehalt. Die Zunahme an Gerbstoff in Blättern unter
normalen Verhältnissen ist nicht mit gleicher Sicherheit nachzu-
weisen. Die Meimung, es handle sich bei isolirten Blättern viel-
leicht um eine pathologische Gerbstoftvermehrung, wird später durch
zahlreiche Thatsachen widerlegt. Zu einer beträchtlichen Gerbstoff-
bildung ist warme Luft und besonders direktes Sonnenlicht er-
forderlich, bei diffusem schwachen Lichte unterbleibt jene, wodureh
sich der auffallend ungleiche Gerbstoffgehalt der Lieht- und
Schattenblätter erklärt. Eine Expositionszeit von etwa 12 Stunden
genügt, wie zur Produktion von Stärke und Zucker, so auch zu
der des Gerbstoffes und letzterer ist alsdann leieht nachzuweisen,
vorausgesetzt, dass man seine Ableitung inhibirt, was Kraus durch
rationell vorgenommene Unterbrechungen der Leitungsbahnen er-
reichte. Die Coineidenz der Bedinsungen der Gorksicffenistchubs
mit denen der Kohlenstoffassimilation kommt auch noch dureh
andere Thatsachen zum Ausdruck: Chlorophylifreie Blätter sind
arm an Gerbstoff und nicht fähig, solchen zu erzeugen; in OO: -
freier Luft unterbleibt unter Beleuchtungsv erhältnissen , die ın
gewöhnlicher Atmosphäre zur Gerbstofferzeugung führen, in grünen
Blättern jedwede a Allein die Comeidenz ist
nicht a und der Gerbstoff, obgleich seme Entstehung an
Licht, an Chlorophyll, an ÖO2 gebunden ist, nicht etwa em Assi-
milationsprodukt, denn die Kohlenstoffassimilation kann unabhängig
von der Gerbstoffproduktion stattfinden; das beweisen zunächst
zahllose assimilirende Pflanzen, welche niemals Gerbstoff hervor-
bringen und sodann ganze Reihen von Versuchen. Es ist demnach
nur die Annahme gestattet, dass die (Grerbstoffbildung im Blatt
mit einem Prozess zusammenhängt, der neben der Kohlenstoff-
assimilation hergeht.
II. Da der Gerbstoffgehalt der Blätter während des Sommers
nicht in dem Maasse zunimmt, wie es die tägliche Produktion
desselben verlangen würde, da femer Versuche bew eisen, dass
Verdunkelung des Blattes stets Gerbstoffabnahme zur Folge hat,
so fragt es sich, ob derselbe chemisch umgeändert oder abgeleitet wird.
Isolirte Blätter und solehe mit durehsehnittenen Nerven verlieren im
Dunkeln niehts an Gerbstoft, derselbe muss demnach im normalen
Blatte dureh die Nerven und den Blattstiel abgeleitet werden und
wird nicht chemisch umgewandelt. (Versuchsreihe X, 3 und X, 4.)
(fegen eine etwaige chemische Umwandlung des einmal gebildeten
Gerbstofis ım Blatt spricht auch #er Umstand, dass eine solche nach
des Verf.s Beobachtungen nicht einmal statt hat bei den inten-
sivsten vegetativen Prozessen, wie Keimung, Knospenentfaltung,
Aussprossung ruhender Rhizome ete. In bestimmtem -Zusammen-
hang vorgenommene Ringelschnitt-Versuche (XI) lehren, dass der
(erbstoff aus den Blättern in den ein- und mehrjährigen Aesten
und im Stamm der Bäume abwärts wandert, und zwar vorwiegend,
vielleicht allein, in der Rinde, und dass diese Ableitung mit der
Entfaltung der Blätter beginnt und Anfangs September noch nicht
aufgehört hat.
450 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie,
Il. Bei der Beantwortung der Frage nach der Betheiligung
des Gerbstoffs beim Austreiben der Blätter, bei der Blüten- und
Fruchtbildung liest eine besondere Sehwie rigkeit in dem sehr
schwankenden Gerbstoftgehalt der zum Versuch zu verwendenden
Rhızome und Reservestoffbehälter, welche nur dureh vorsichtige
Wahl wohl geprüften Materials überwunden werden konnte. Dunkel-
versuche mit austreibenden Rhizomen förderten zunächst das über-
raschende Resultat zu Tage, dass an er bedeutenden Stoffaus-
wanderung von 26,45 °/, der Gerbstoff so gut wie gar nicht be-
theiligt ist, dass sich vielmehr in den neuge a ten Organen überall,
selbst im Dunkeln, (erbstoft neubildet, "welchen K. im (regensatz
zu dem bereits vorhandenen seeundären nennt. Was wird nun
aus dem im Rhizom verbleibenden Gerbstoff? Wahrschemlich
spaltet er sich zum Theil in einen zuekerartigen und einen @e-
färbten Körper (mit aromatischem Kern): endlich geht er mit dem
Rhizom zu Grunde, nachdem er in demselben dureh seinen ad-
stringirenden Geschmack als Schutzmittel gegen Thierfrass oder
als Fäulniss-verhindernder Stofl' funetionirt hat.
VI. Was den Gerbstoff in den Holzgewächsen anlangt, so
konnte K. zunächst im Gegensatz zu Oser nachweisen, dass der
in der vorhergehenden set tationsperiode gebildete Zweiggerbstoff
in den Wintermonaten Be Veränderung erfährt, also auch nicht
verathmet werden kann. In euren Blättern ist es ebenso.
Da in diesen während des Sommers eine Vermehrung des Gerb-
stofis stattfindet, muss sich mit dem Alter der Gerbstoff anhäufen,
er kann also nicht die Rolle eines Reservestoftes (Haberland,
Schulz) spielen. Dagegen spricht auch eine deutlich wahrnehm-
bare Gerbstoffzunahme. zur Zeit der Knospenenttaltung sowohl in
den ganzen Zweigen als auch in den austreibenden Knospen,
wele Bio auch im Decke vor sich geht; und ferner die Thhatsache,
dass manche zerbstofffreien und ebenso die zerbstoffhaltigen Samen
bei der Keimung im Dunkeln reichlich Gerbstoft entwiekeln resp.
den eher vermehren, während sie ihn doch, wäre es Reserve-
stoff, bei diesem Prozess ve brauchen müssten (siehe die Keimver-
suche gerbstoffhaltiger Samen p. 37—41).
Da die Blätter im Allgememen täglich etwas mehr Gerbstoft
produeiren, als ableiten, kommt es zu einer nieht unbeträchtlichen
Ansammlung dieses Stoffes. Die naheliegende Frage, was wird
im Herbst mit dem Gerbstoff‘ der Blätter, vermag K. dahin zu
beantworten: Er fällt mit dem Blatt ab und spielt möglicherweise
eine Rolle bei der Verwesung. Ob das Erythrophylil de r Herbst-
blätter aus dem Gerbstoff hervor$eht (Wiegand), vermag K.
nicht zu entscheiden, da er die Einwirkung des irythrophylis auf
Chamaeleon nicht kennt: nur das bringen seine Versuche XVIII.
2. u. 3.) deutlich zum Ausdruck , dass herbstlich roth werdende
Blätter nicht an Gebstoff ab- sondern zu-, umgekehrt winterlich roth
gefärbte beim Ergrünen nicht zu-, sondern abnehmen. Es deutet
mancherlei darauf hin, dass die Röthung erst bei hohem Gerbstoff-
gehalt eintritt, im Herbst und nach durch Ringelschnitt herbeige-
führter künstlicher Stauung. Der aus den Blättern kommende
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 451
(erbstoff, der sich im Bast bewegt, verbleibt zum Theil in der
Rinde, zum Theil gelangt er durch die Markstrahlen ins Holz,
junge und ältere Rinden- und Holzlagen erfüllend. Innerhalb der
Rinde nimmt der Gerbstofigehalt mit dem Alter, d. h. vom Gipfel
zum Fusse des Stammes procentisch ab, auf dem Querschnitt des
Holzeylinders entweder von aussen nach innen allmählig und un-
bedeutend zu (Ahorn, Rosskastanie), oder man selangt, vom sehr
gerbstoffarmen Splint plötzlich und unvermittelt. in den reichen
Kern. (@leditschia, Morus). Bei der Verkernung spielt der Gerb-
stoff eine hochbedeutende Rolle.
Aus den hier in der Kürze wiedergegebenen Beobachtungs-
und Versuehsresultaten folgert K. die Existenz zweier verschiedener
Bildungsmodi des Gerbstofis, von denen der eine sich bei Neu-
bildungen in diesen selbst und im Substrat vollzieht, ohne Licht
und mit germger Energie; das Produkt verharrt am Entstehungs-
ort; der andere geht in den Chlorophylizellen unter den Bedingungen
der Kohlensäure- Assimilation vor sich und giebt grossen Mengen
Gerbstoff den Ursprung, welche nicht an Ört und Stelle unter-
gebracht werden können, sondern abgeleitet werden. Wie der
Gerbstoff auch entstehen” mag, immer ist er ein Nebenprodukt,
wenn auch mit wichtigen Rollen im Haushalt der Pflanze betraut.
Ueber die Zukunft des Gerbstofts ist sicher, dass er in keinem
Kalle mehr in den Stoffwechsel zurücktritt; von seiner Herkunft
wissen wir mit gleicher Bestimmtheit nur, dass er unter denselben
Bedingungen entsteht, wie die Stärke im Chlorophyll, dass aber
Assimilation ohne Gerbstoffbildung stattfinden kann. Letztere
scheint vielmehr, dieser Meinung neigt K. auf Grund ausgeführter
Analvsen hin, mit der Synthese der Proteinstoffe im Blatte ver-
knüpft zu sein, indem möglicher Weise auf dem Wege zur Eiweiss-
bildung Moleeülgr uppen (ar romatische Ver bindungen) gebildet werden,
welche einerseits ın den Bau des Eiweissmoleeiils eintreten, anderer-
seits aber zu Gerbstof? geformt werden.
Abschnitt VI. bringt eine Menge Details vom Gebiete der
Gerbstoff-Anatomie, bezüglich deren Ref. auf das Original verweist.
Es sei nur angedeutet, dass es sich um die Gewebe handelt, welche
Gerbstofi (Wanderge het ) im Lichte erzeugen und welche ihn
ableiten, sodann um die Zellformen, welche "autochthon (serbstoff
(rubenden) hervorbringen (Vegetationspunkt und junge Blattan-
lagen, Gerbstoffschläuehe, pathologische Produkte des Pflanzen-
körpers).
Kohl (Marburg).
Mangin, L, Sur la constitution de Ja membran des
vegetaux. (Comptes rendus de lAcad. des sciences de
Paris. T. CVIE. 1888. 4°. 3 pp.)
Nachdem Fremy als Pectose einen in den Zelimembranen
pflanzlicher Gewebe vorkommenden Stoff bezeichnet hatte, wurde
dessen Verhältniss zur Cellulose vom Verf. genauer untersucht.
Nach ihm besteht die erste bei der Zelltheilung auftretende Scheide-
452 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
wand aus Pectose, auf beiden Seiten lagern sich dann Cellulose-
lamellen auf, während sie selbst sich verdiekt und zur Mittellamelle
wird. In vielen Fällen bildet die Peetose auch einen Bestandtheil
der Verdiekungsschichten, so dass die Form der Zellwand nach
Auflösung der Cellulose erhalten bleibt; verhältnissmässig seltener
besteht die Wandverdiekung aus reiner Cellulose. Aus blosser
Pectose sollen bestehen die Membranen der Tapetenzellen in den
jungen Antheren und die Membranen der jungen Pollenzellen.
Ferner sollen die Verschleimung und Cutieularisirung Umwand-
lungsprozesse der Pectose und nicht der Cellulose sein. Weitere
Mittheilungen über diesen Gegenstand stellt Verf. in Aussicht.
Möbius (Heidelberg).
Pringsheim, N., Ueber die Entstehung der Kalkinkrus-
tationen an Süsswasserpflanzen. (Pringsheim’s Jahrb.
f. wissensch. Botanik. Bd. XIX. p. 135—154.)
Veranlasst durch eine im Centralblatt bereits besprochene
Arbeit von Hassack (ef. Centrbl. Bd. XXXI. p. 103) zeigt Verf.,
dass er bereits 1881 nachgewiesen, dass die Kalkinkrustationen der
Süsswasserpflanzen durch Zerlegung von Caleiumbiearbonat in
Folge der Assimilation eintreten. Verf. hat auch bereits die Kalk-
inkrustation als sicheres Reagenz auf Assimilation benutzt.
In der vorliegenden Mittheilung gibt nun Verf. eine etwas
eingehendere Beschreibung seiner früheren Versuche und hebt
namentlich die Beobachtung hervor, dass er in gesättigten Lösungen
des neutralen Caleinmearbonates niemals Kalkinkrustationen beob-
achtet hat. Sodann sucht er nachzuweisen, dass die Beschränkung
der Kalkinkrustation auf bestimmte Pflanzen und Pflanzentheile
jedenfalls im vielen Fällen auf Ungleichheiten in der Assimilations-
energie zurückgeführt werden kann. Schliesslich führt er ver-
schiedene Bedenken gegen die von Hassack gemachte Annahme
an, dass die Kaikinkrustation durch Ausscheidung kohlensaurer
Alkalien bewirkt werden soll, ohne jedoch die wichtige Beob-
achtung dieses Autors zu berücksichtigen, dass die Ausscheidung
von Caleriumearbonat auf den Membranen auch in den Lösungen
anderer Kalksalze, wie z. B. Caleiumnitrat, eintritt.
Zimmermann (Tübingen).
Henslow, G., I. Transpiration of living protoplasm;
U. Transpiration and III. Evaporation, in a satu-
rated atmosphere. (Journ. of the Linnean Society. Botany.
Vol. XXIV.)
I. Verf. wollte prüfen, ob die Transpiration eine Funktion
-des Chlorophylis im engeren Sinne oder des Protoplasmas über-
haupt sei. Zu diesem 7weeke untersuchte er den Einfluss des
Lichtes und der Lufttemperatur einerseits auf die Transpiration
-chlorophylilfreier lebender, andererseits auf. die Evaporation feuchter,
todter Gewebe. Vier (in der Abhandlung nicht benannte) Pilze
-
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 455
wurden aus einem Beet einzeln in kleine Töpfe versetzt , letztere
mit Guttaperchafolie sorgfältig und vollständig umschlossen und
einzeln in Kästen aufgestellt, die oben von einem farbigen Glase
bedeckt waren. Während der Nacht befanden sich die Versuchs-
objekte in völliger Finsterniss. Die Gewichtsverluste betrugen
im Mittel aus allen vier Pilzen pro Stunde im mgr.: Roth 30,
Gelb 27, Grün 28, Violett 30, farblos 37, Dunkelheit 27. Ob-
gleich die Differenzen nicht gross sind, lagen doch, wie bei den
Versuchen mit chlorophyllhaltigen Pflanzen *), die Maxima in vollem,
violettem und rothem Lichte, die Minima in gelbem Lichte und in
Dunkelheit. Dieselben Resultate lieferten analoge Versuche mit
etiolirten Trieben des Meerkohls, die sich in einem finsteren
Keller aus Rhizomen entwiekelt hatten; letztere waren während
der Versuchsdauer mit Baumwolle und Guttapercha umwickelt.
Gleichzeitig ergaben die Versuche mit Pilzen (Boletus?) wie auch
jene mit Seekohl, dass sowohl in jeder Liehtfarbe, als auclı bei
Absehluss des Lichtes mit Zunahme der Temperatur eine Erhöhung,
— mit Abnahme der Temperatur eine Erniedrigung der Tran-
spirationsthätigkeit emtrat. Ebenso stieg, resp. fiel die Transpiration
nach Uebertragung der Pflanzen aus einem ungeheizten Zimmer in
ein geheiztes resp. aus einem kalten in ein warmes. Es transpiriren
also ehlorophylifreie Gewebe im Lichte mehr, als im Dunkeln, bei
grösserer Luftwärme mehr, als bei geringerer. In beiden Fällen
ist die Erhöhung der Transpiration eme Funktion des Protoplasmas..
Wenn eine etiolirte Pflanze ergrünt, so wird diese Funktion ver-
stärkt durch die Fähigkeit des Chlorophylis, bestimmte Liehtstrahlen
zu absorbiren und infolge von Umsatz von Licht m Wärme die
Temperatur und Tension des Wasserdampfes in den Intercellularen
zu erhöhen, wodurch die Transpiration beschleunigt wird, wie zu-
erst von Wiesner gezeigt und von Comes bestätigt wurde.
Bei einer anderen Gruppe von Versuchen wurden grüne
Blätter, Pilze und etiolirte Seekohlsprosse durch siedendes Wasser
getödtet, und nach sorgfältiger Abtroeknung der oberflächlichen
Feuchtigkeit verschiedenen Transpirationsbedingungen ausgesetzt.
Fortgesetzte Wägungen ergaben das Resultat, dass ein Unterschied
zwischen der Transpiration eines lebenden Organismus und
der Evaporation eines todten Körpers in dem relativ rascheren
Wasserverlust des letzteren unter sonst ähnlichen Bedingungen
besteht.
II. Verschiedene Pflanzen (Buxus, Ligustrum , Epilobium) er-
fuhren in einem dunstgesättigten Raum (den Verf. näher beschreibt)
in diffusem Lichte eine Gewiehtsverminderung infolge Transpiration,
was sich durch die Wiesner’sche Theorie des Umsatzes des ab-
sorbirten Lichtes in Wärme erklären lässt. Während der Nacht
*) Die Versuche sind beschrieben in: Journ. Linnean Soc. Bot. London.
Vol. XXI. (etr. Bot. Centr. Bl. XXV. 1886. p. 144.) Ein detaillirtes Referat
habe ich in meiner Schrift: „Materialien zu einer Monographie der Transpiration“
etc. Wien (Hölder) 1887, gegeben; dort finden sich auch die Resultate der
spectroskopischen Prüfung der von Henslow verwendeten Gläser mitgetheilt.
Letztere wurden auch diesmal benutzt. Ref.
454 Systematik u. Päanzengeographie.
jedoch, wenn die Temperatur fiel, hatten die Pflanzen in Folge
Thaubildung an Gewicht zugenommen.
III. Auch todte Körper, nämlich mit Wasser imbibirte Baum-
woll- und Schwammstücke, verloren in einem Raum, der augen-
scheinlich (apparently) gesättigt war, bei Tag und Nacht an Ge-
wicht. Henslow bemerkt aber hiezu, dass es nicht möglich ist,
die Luft für längere Zeit mit Wasserdunst absolut zu sättigen,
wobei ihm Ref. vollkommen beipflichtet. Burgerstein (Wien).
Wessel, A. W., Flora Ostfrieslands. Eine Einleitungzur
leichten und sicheren Bestimmung derin Ostfries-
land und dem preuss. Jadegebiet wild wachsenden,
sowie der inGärten und Feldern häufiger gebauten
Gefässpflanzen. 4. Aufl. 8°. XVII u. 266 p. Leer
IW. Deichmann (C. Meyer)| 1888.
Die Zahl der wild wachsenden Pflanzen ist ungemein gering;
nur 766 Arten sind beobachtet worden, die wild wachsen oder in
grösserer Menge kultivirt werden, während Meyers Flora Hanno-
vera für die ganze Provinz 1325 Species angiebt. Der Hauptgrund
liegt wohl darin, dass Ostfriesland völlig flach und eben und
daher überall den kalten Nord- und Östwinden ausgesetzt ist.
Ferner fehlt Kalk; das Land ist fast isolirt, nach Norden und
Nordwesten vom Meere begrenzt, nach Osten und Süden durch
grosse dürre Heiden und Moorstrecken von fruchtbareren Gegenden
getrennt, von wo Wind oder Vögel u. s. w. Samen von Pflanzen
hinzuführ en könnten.
Nach der Angabe des Verf. herrscht die gelbe Farbe bei den
buntblühenden Pflanzen entschieden vor, blaue sind nur stellenweise
häufig, rothe seltener.
Die Zahl der Unkräuter soll in der dortigen Gegend auch ge-
ringer sein, wie anderswo, was wohl mit der Lage zusammenhängen
mag, denn bekanntlich breiten sich Unkräuter verhältnissmässig
rasch aus.
Wald ist nur in geringem Maasse vorhanden, der Prozentsatz
beträgt nur 1,8°%o, doch wird eifrig daran gearbeitet, die grossen
fast nutzlos liegenden Heideflächen mit Wald zu bepflanzen. Der
vorhandene Holzbestand setzt sich fast nur aus Nadelhölzern zu-
sammen, denn diese bilden ”/s des Waldes. Auch die Waldflora
ist gegen andere Gegenden arm zu nennen.
Eine Einleitung von 24 p. handelt von der Morphologie, der Ana-
tomie und der Eintheilung der Pflanzen; Verf. hebt die wichtigsten
Mängel des Linn&’schen Systems hervor, lässt aber selbst die
Gattungen, wie in den meisten Schulfloren, nach denselben be-
stimmen, da die Vorzüge und die leichte Anwendbarkeit desselben
so gross sind, dass es neben den natürlichen Systemen stets in@Gebrauch
bleiben wird“. Die Aufzählung der Arten ist nach dem System
von De Candolle angeordnet.
Verf. giebt mit den Gefässkryptogamen 548 Gattungen an, unter
welchen sich auch die kultivirten befinden, wie z. B. Commelina.
Systematik und Päanzengeographie. 455
Tradescantia. Hierin scheint Verf. dem Ref. etwas weit gegangen
zu sein, da sich z. B. auch Tiyridia Pavonia Pers., Sisyrinchium
anceps Cav., Fieus Carica L. und andere nicht gerade so häufig an-
gebaute Pflanzen darunter finden.
Autorennamen finden sich nur ab und zu, obwohl nicht oft
genug darauf hingewiesen werden kann, dass der Autor zum Pflanzen-
namen gehört. Es ist auch kein Grund erfindlich, weshalb die
Antoren bald gesetzt, bald fortgelassen sind. Eine beliebige Seite
möge dies bezeug en: p. 201, Juglans regia, Fagus silvatica, Castanea
; esca Gaertn., Dar cus Robur Qu. pedrmeulata Eberh., Cor bus Avellana,
. tubulosa Willd.; Carpinus Betulus. —
Sonst finden sich die üblichen Bezeichnungen und Angaben über
die Lebensdauer, Blütezeit, Standort, Verwendung etc, vor, manchmal
auch Angaben, um Pflanzen rasch auch von anderen ähnlichen
unterscheiden zu können. So heisst es z. B. bei Matricaria Cha-
momilla: Von den ähnlichen Arten aus den Gattungen Anthemis und
Chrysanthemum am sichersten zu unterscheiden durch den inwendig
hohlen Fruchtboden.
Roth (Berlin).
Gordjagin, A., Flora der Umgebungen von Krassnou-
fimsk im Gouvernement Perm. (Arbeiten der Natur-
torschergesellschaft an der Kais. Universität Kasan. Bd. XVIH.
Heft 6.) 8°. 57 pp. Kasan 1888. [Russisch.]|
Krassnoutimsk,. am rechten Ufer der Ufa, Hauptstadt des
Kreises gleichen Namens. hegt unter dem 56, ‚37° N. Br. und
75,28° Oestl. L. und gehört zu denjenigen entlegenen Theilen des
(Gouvernement Perm, welche seimerzeit von Kryloff nicht genauer
botanisch durehforscht werden konnten, woraus sich auch einzelne
Ungenauigkeiten m Kryloff’s Arbeıit*) erklären lassen, auf welche
Gordjagın aufmerksam macht, so z. B. über das angeblich
seltene Vorkommen der Rothtanne und das Fehlen der sibirischen
Tanne in der Waldsteppe, während beide ziemlich häufig bei
Krassnoufimsk vorkommen in Gesellschaft der Birke und der Kiefer.
(+. unterscheidet in der Einleitung zu dem Artenverzeichniss
eine Wald-, Wiesen- und Sumpfflora "und hat an einigen Orten
auch die echten Repräsentanten der Steppenflora aufgefunden, wie
Centaurea Sibirica L., C. Ruthenica Lam., Echinops ol teus Fisch.,
Aster Amellus L., Hieracium virosum Pall., Adonis vernalis L.,
Erysimum hieracifolium L., Asperula tinetoria L., Silene Otites Sm.,
Geranium sanguineum L., ar cerenifolia C. A. Mey., Pr unus
Chamaecerasus Jaeq., Hypericum elegans Steph., Campanula Stibr-
rica L., Veronica spieata L., Prunella grandiflora Mönch, Euphorbia
Esula L., E. Gerardiana Jacg., Avena desertorum Less., Festuca
pseudoovina Haeckel, ep pilosa DU., Onobrychis sativa Lam.,
Trifolium Lupinaster L. 8 purpurascens Beob. inmitten von Rasen,
gebildet aus Stipa pennata und Koeleria cristata. Neben diesen
*) Vergl. mein Referat darüber im Botan. Centralbl. Bd. IX. 1882. p. 23
und Bd. XV. 1882. p. 108.
456 Systematik und Pfianzengeographie.
„Steppenpflanzen“ unterscheidet G. eine Reihe „Bergpflanzen“,
d. h. solehe, welche auf steiniger Unterlage zu wachsen pflegen
und als charakteristisch für die niedrigen Gebirge des Ural, Sibiriens
und Westeuropa’s (?) betrachtet werden können, wie Aster alpinus
L., Thymus Serphyllum L. y vulyaris Ledeb., Dianthus acicularis
Fisch., Artemisia sericea Web., Echinospermum defleeum Lehm.,
Hesperis aprica Poir., Onosma simplieissimum und Gypsophila
altissıma.
Die von G. aufgezählten Pflanzenarten der Flora von Krass-
noufimsk vertheilen sich folgendermaassen auf die einzelnen natür-
lichen Familien:
Ranunculaceae 11, Nymphaeaceae 2, Papaveraceae 1, Orueiferae
17. Violarieae 6, Droseraceae 1, Polygaleae 2, Sileneae 13, Alsineae
11, Lineae 1, Tiliaceae 1”), Hiypericineae 3, Acerineae IF) NGe-
raniaceae 6, Balsamineae 1, Oxalideae I, Rhamneae 1, Papilionaceae
21, Amygdaleae 2, Rosacene 22, Pomacene 3, Onagrarieae 5, Ha-
lorageae I, Hippurideae I, Tythrarieae 1, Selerantheae I, Crassulaceae
2, Grossularieae 2, Umbelliferae 8, Corneae 1, Caprifoliaceae 4, keubia-
ceae 9***), Valerianeae 1, Diplaceae 1, Compositae 60, Campanula-
ceae 9, Vacciniaceae 1, Pyrolaceae 4, Lentibularieae 1, Primulaceae
6, Aselepiadeae 1, Gentianeae 4, Polemoniaceae 1, Convolvulaceae 1,
Cuseutaceae 1, Borragineae 10, Solanaceae 2, Serophulariaceae 20,
Orobanchaceae 1, Labiatae 19, Plantagineae 1, Chenopodeae 5,
Polygoneae 9, Aristolochieae I, Euphorbiaceae 2, Salieineae 5, Canna-
bineae 2, Urtieaceae 3, Ulmaceae 2, Betulaceae 2, I’yphaceae 2,
Aroideae 1, Potameae 4, Alismaceae 2, Butomaceae 1, Hydrochari-
deae 2, Orchideae 9, Smiaceae 3, Liliacese 3, Melanthaceae 1,
Juncaceae 2. Oyperaceae 8, Gramineae 23, Lemnaceae 3, Abietineae
4, Lycopodiaceae 2, Equisetacene 2, Polypodiaceae T.
v. Herder (St. Petersburg).
Goroschankin, J. N. Materialien zur Flora des Gou-
vernements Moskau. (Bulletin de la Soc. imper. des natu-
'alistes de Moscou. 1888. 2. p. 349— 372.)
Verf. gibt hier ein Supplement zu Kaufmann's Moskauer
Flora, indem er hierbei die Pflanzensammlungen verschiedener
Moskauer Botaniker, wie der Prof. N. N. Kaufmann, Pe-
tunikoff, Tschistjakoff und Maximowicz und der Herren
Nikitin, Fedsehenko, Dubrowin, Solotnitzky, Melgu-
*) Tilia parvifolia Ehrh. kommt selten in Begleitung der Birke bei Krass-
noufimsk und auf Kalk am Sobolewsky- und Sokolow-Kamen vor, wo sie auch
Ende Juni zur Blüte gelangt.
**) Acer platanoides L. kommt als kleiner Baum ziemlich häufig am Soko-
low-Kamen in Gesellschaft von Larix Sibirica, Sambuncus racemosa, Oornus alba
und Ulmus effusa vor.
**#) Asperula odorota, in Gesellschaft von Linnaea borealis, Circaea alpina,
Oxalis Acetosella und Asarum Europaeum kommt sowohl im Walde am Sokolow-
Kamen als auch bei dem Dorfe Rjabinowa, da wo der Kiefernwald in den Tannen-
wald übergeht und die typische Vegetation der nördlichen Wälder beginnt, vor.
Ebendaselbst an schattigen Orten auf Kalkfelsen kommt Parietaria debilis Forst.
var. micrantha Wedd. vor.
Systematik und Pflanzengeographie. 457
noff und seim eigenes dabei benutzte. Ausserdem standen ihm
noch die Aufzeichnungen Wargin 's und Clere’s zu Gebote. Die
Arbeit besteht aus zwei Verzeichnissen. Das erste derselben ent-
hält diejenigen Pflanzenarten, welche in Kaufmann’s Flora ent-
weder gar nicht enthalten sind, oder deren Vorkommen im Gou-
vernement Moskau zweifelhaft erschien. Es sind deren im Ganzen
103 Arten.*) Das zweite Verzeichniss enthält neue Fundorte für
60 seltene Arten des Gouvernements Moskau. **)
v. Herder (St. Petersburg).
*) Das erste Verzeichniss enthält folgende Arten: Ranuneulus
flaceidus Pers., R. Illyrieus L., Aconitum Anthora L., Nasturtium Austriacum R. Br.,
Hesperis matronalis L., Erysimum strietum Gärtn., Erucastrum Pollichii Schimp.,
Alyssum minimum W., Psilonema calyeinum C. A. Mey., Camelina dentata Pers., Lepi-
dium Draba L., Chorispora tenella DC., Viola elatior Fr., V. uliginosa Schrad., Gypso-
phila paniculata L., Dianthus Carthusianorum 1.., Silene viscosa L., 8. Otites
Sm., Moehringia lateriflora Fzl., Arenaria graminifolia Schrad., Stellaria uliginosa
Murr., Impatiens parviflora DC., Oxalis strieta L., Melilotus caeruleus Desv.,
Trifolium procumbens L., Astragalus Hypoglottis L., Vicia pisiformis L., La-
thyrus tuberosus L., Potentilla supina L., P. opaca L., P. alba L., Poterium
Sanguisorba L., Crataegus sanguinea Pall., Epilobium parviflorum Schreb., Trapa
natans L., Eryngium campestre L., Cicuta virosaL. var. tenuifolia Koch, Osteri-
cum palustre Bess., Daucus Carota L., Chaerophyllum bulbosum L. var. neglec-
tum Zing., Linnaea borealis L. var. mierantha Kaufm., Sherardia arvensis L.,
Galium trifidum L., Galatella punctata Lindl., Telekia speciosa Baumg., Inula
hirta L., Achillea nobilis L., Anthemis arvensis L., Matricaria discoidea DC.,
Chrysanthemum corymbosum L., Senecio viscosus L., Cirsium eriophorum Scop.,
Serratula tinctoria L., Scorzonera purpurea L., Crepis praemorsa Tausch., C.
Sibirica L., Hieracium Auricula L., H. echioides W. et K., H. vulgatum Fr.,
Phyteuma spicatum L. var. nigrum, Campanula Sibirica L., Cuscuta lupuliformis
Krok., Verbaseum orientale M. B., Mimulus luteus L., Utrieularia intermedia
Hayne, Salvia sylvestris L., Stachys recta L., Symphytum officinale L., Ompha-
lodes scorpioides Lehm., Cortusa Matthioli L., Corispermum intermedium Schweigg.,
C. Marschalii Stev., Thesium ebracteatum Hayne, Ulmus montana Wahlb., Salix
longifolia Host., S. acuminata Koch, S. phylieifolia L., Elodea Canadensis R. C.,
Triglochin maritimum L., Veratrum nigrum L., Fritillaria Ruthenica Wickstr.,
Tulipa sylvestris L., Lilium Martagon L., Allium Schoenoprasum L., Juncus syl-
vaticus Rich., Cyperus fusceus L., Carex loliacea L., C. strieta Good., C. mon-
tana L., €. riparia Curt., Alopecurus Ruthenicus Weinm., Stipa pennata L., Aira
flexuosa L., Melica altissima L., Bromus erectus Huds., B. patulus M. et K.,
Brachypodium pinnatum P. de B., Triticum rigidum Schrad., Typha angustifolia
L., Sparganium affine Schnitzl., Potamogeton gramineus L., Lycopodium Selago
L., Botrychium Virginianum Sw.
*#) Das zweite Verzeichniss enthält folgende Arten: Anemone
nemorosaL., Berberis vulgaris L., Arabis hirsuta Scop., LunariaredivivaL., Dianthus
barbatus L., Silene procumbens Murr., S. noctiflora L., Hypericum hirsutum L.,
Geranium Sibiricum L., G. pusillum L., Anthyllis Vulneraria L., Astragalus gly-
eyphyllos L., Onobrychis sativa Lam., Orobus niger L., Potentilla collina Wib.,
P. einerea Chaix, Pyrus Malus L., Circaea alpina L., Ribes Grossularia L., R.
rubrum L., Seseli coloratum Ehrh., Artemisia procera W., Scorzonera humilis L.,
Lactuca muralis DC., Scrophularia alata Gil., Linaria minor Desf., Veronica
agrestis Desf., Melampyrum cristatum L., Pedicularis Seeptrum Carolinum L.,
Utrieularia minor L., Elsholtzia cristata W., Salvia glutinosa L., $. pratensis L.,
S. vertieillata L., Pulmonaria azurea Bess,, Nonnea pulla DC., Androsace fili-
formis Retz, Salix Lapponum L., $. repens L., S. purpurea L., Corallorhiza in-
nata R. Br., Cypripedium guttatum Sw., C. Calceolus L., Gladiolus imbricatus
L., Iris Sibirica L., Eriophorum gracile Koch, Carex chordorhiza Ehrh., C. pani-
cea L., Panicum glabrum Gaud., Phleum Boehmeri Wib., Leersia oryzoides S$w.,
Arrhenaterum elatius M. et K., Avena flavescens L., A. pubescens L, Donax
borealis Trin., Molinia caerulea Mönch, Brachypodium pinnatum P. de B,, Lemna
miror L., Botrychium Lunaria, B. rutaefolium Al. Br.
Botan, Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889 3
458 Teratologie.
Beijerink, M. W., Die Bakterien der Papilionaceen-
knöllehen. (Botanische Zeitung. 1888. p. 726.)
Verf. beschreibt zunächst den Aufbau der bekannten Wurzel-
knöllehen der Papilionaceen, und weist darauf hin, dass ein Knöllehen
einem Wurzelbündel entspreche, woraus sich der eigenthümliche
Bau derselben erkläre.
Es ist B. nun gelungen, aus den Knöllchen em Bakterium,
Bacillus radieicola, zu isoliren und zwar aus allen Papilionaceen
dieselbe Art, welche freilich etwas variiren kann. Dieser Bacillus
besitzt neben seiner Stäbehenform noch ausserordentlich winzige
Schwärmer; er wächst besonders gut auf Zusatz von etwas As-
paragin zu der Kulturgelatine. Bae. radicicola konnte vom Verf.
aus jedem Boden und jedem Wasser isolirt werden. Dass die
Knöllehenbildung eine Folge der Infektion ist, geht aus den vom
Verf. bestätigten Versuchen Frank ’s hervor, in welchen die
Knöllehen sich in sterilisirtem Boden nicht bildeten. Die Infektion
scheint an den Stellen zu erfolgen, wo die Seitenwurzel das Ge-
webe der Mutterwurzel durchbrochen hat; hier entstehen ja auch
in der Regel die Knöllchen. Verf. nimmt weiter an, dass die
Bakterien in Gestalt der sehr kleinen Schwärmer in das Plasma
der Zellen eindringen, und zwar meint er, sie passirten die bereits
vorhandenen Löcher in der Zen welche von den Proto-
plasmafortsätzen eingenommen werden. Alle Einzelheiten konnte
Verf. nieht verfolgen. Er zeigt aber, wie in dem Meristem, welches
viele Knollen besitzen oder in "den ganz jungen Knöllchen die Bak-
terien noch ganz klein sind, so dass man sie von den Mikrosomen
im Protoplasma kaum unterscheiden kann. Später werden sie
unter beständigem Wachsthum zu Stäbehen, dann zu Y- und X-
förmigen Gestalten.
Wenn die eingedrungenen Bakterien längere Zeit im Cyto-
plasma gelebt haben, werden sie w achsthumsunf ihig und nun nennt
Verf. sie Bakteroiden. Je näher die Bacillen dem Bakteroiden-
stadium sind, um so schwerer sind sie zu kultiviren, darum gelang
früheren Beobachtern die Kultur nicht.
Dass die scheinbaren Mikrosomen Bakterienkeime sind, geht
auch daraus hervor, dass sie in Objektträgerkulturen oft bew eglich
werden und schwärmen. Das lässt sich aber nur an den Meristem-
zellen der Knöllchen , nieht an anderen Zellen der Pflanze beob-
achten. Für Wigan \d’s Auffassung ist damit nichts bewiesen.
Die Knöllchen fallen oft den Bakterien völlig zum Opfer,
häufiger aber werden sie im Herbst entleert, die in ihnen ent-
haltenen Stoffe, auch die Bakteroiden, werden von der Papiliona-
ceenpflanze verarbeitet.
Verf. fasst nun den ganzen Vorgang als eine Symbiose auf,
bei welcher einerseits die Bakterien von den Stoffen der PHllanze
leben, andererseits aber auch die Pflanze die in den Baeillen ge-
bildeten Eiweissstoffe für sich verwerthen kann.
Die Schleimfäden, welche sich in den Bakteroiden enthaltenden
Zellen finden, stammen von den Kernen ab, sie sind Produkte der
Kerntonnen nach des Verf. Auffassung.
Med. — pharmaceut, Bot. 459
Verf. giebt in seiner Arbeit noch ein Verfahren zum Nach-
weis invertirender oder diastatischer Enzyme. Bacillus phospho-
rescens Hermes stellt das Leuchten ein, wenn ihm Glykose, Ga-
laktose ete. fehlen. Bringt man zu einer Kultur dieses Bacillus
Rohrzucker, Stärke oder dergl., so tritt kein Leuchten ein, das-
selbe wird aber sofort bemerkbar, wenn man Spuren eines Enzyms
hinzubringt, welches die genannten Stoffe in Glykosen ete. um-
wandelt. Es genügen z. B. ein paar Hefezellen, um mit Rohr-
zucker zusammen das Leuchten des Bacillus hervorzurufen.
Oltmanns (Rostock).
Moeller, J.,, Lehrbuch der Pharmacognosie. 8° 450 pp.
mit 237 Abb. Wien (A. Hölder) 1889.
Das vorliegende, den Anforderungen der neuesten Zeit ent-
sprechende Lehrbuch der Pharmacognosie legt in der Auswahl des
Stoffes die Pharm. germ., austr. und helv. zu Grunde, es führt die
neuesten bekannt gewordenen Droguen auf, wie es auch die letzten
pharmacognostischen wissenschaftlichen Arbeiten berücksichtigt.
Die Anordnung des Stoffes geschieht nach den einzelnen Or-
sanen oder Organtheilen der Pflanze, welche zur Verwendung
kommen, soweit die Planzenstoffe organische Struktur haben; die-
jenigen ohne solche werden in einem Kapitel für sich besprochen.
Jeder Abschnitt, der die offzinellen Wurzeln, Blätter, Blüten, Früchte
und dergl. behandelt, beginnt mit einer morphologischen und ana-
tomischen Darstellung des betreffenden Organes im Allgemeinen.
So wertvoll diese Einführungen auch für das Verständniss sind,
so können wir doch nicht verschweigen, dass die anatomische Be-
schreibung nicht immer ganz exakt ist, besonders die von dem
Dickenwachsthum des Stammes und der Wurzeln und von dem
Bau der letzteren überhaupt. Auch die Ursache von dem abnormen
Bau der Senegawurzel ist nicht ganz richtig, soweit es aus den
kurzen Angaben zu verstehen ist. Uebrigens hat Verfasser mit
Absicht auf eingehende Beschreibungen des äusseren Ansehens und
der inneren Struktur der Droguen verzichtet, indem er dies dem
mündlichen Vortrag und der Demonstration an Präparaten, resp.
dem eigenen Studium überlässt. Er weist auf das Charakteristische
hin und untersützt seine Angaben durch vortreffliche Abbildungen,
welche grossentheils nach seinen Originalzeichnungen ausgeführt sind,
anderntheils den Werken anderer Autoren (Lüerssen, Berg und
Schmidt, Wiesner, Sachs) entlehnt sind. Worauf es bei der mi-
kroskopischen Prüfung der Drogue und bei ihrer Untersuchung auf
Beimengungen und Verfälschungen ankommt, das findet man fast
überall angegeben; überhaupt ist auf die praktische Seite der
Pharmacognosie, wohl mit Recht, ein grosses Gewicht gelegt. So
werden auch über die Bezugsquellen und die Zubereitung sowie
Anwendung der Droguen jedesmal Mittheilungen gemacht. Anderer-
seits ist auch das historisch Interessante berücksichtigt, und sind die
Namen der Forscher, welche sich an die betreffende Drogue knüpfen,
erwälint.
31*
460 Neue Litteratur.
Was den Inhalt betrifft, so sei noch hinzugefügt, dass das
Buch mit einer sehr instructiven Einleitung beginnt über die all-
gemeinen Eigenschaften der Droguen: Erklärung der Begriffe, Ein-
fiuss von Alter, Standort und Kultur auf die Droguen, Zubereitung
derselben, Veränderungen beim Konserviren, wichtige Bestandtheile
und dergl. Im ersten Abschnitt werden die Lagerpflanzen besprochen;
dann von den höheren Pflanzen die Blätter, Blüten, Früchte,
Samen, Kräuter, Rinden, Hölzer und unterirdischen Pflanzentheile.
Besondere Abschnitte behandeln die Gallen, pulverförmigen, haar-
förmigen Pflanzentheile und die Pfilanzenstoffe ohne organische
Struktur. In dem letzen Abschnitt sind die Heilmittel aus dem
Thierreich besprochen.
Möbius (Heidelberg).
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
Maximowitsch, Karl Iwanowitsch, Gedächtnissrede über Nikolai Michaelo-
witsch Prschewalsky, gehalten in der ausserordentlichen Sitzung der
Kaiserl. Russ. Geographischen Gesellschaft am 9./21. November 1888. (Separat-
Abdruck aus Nachrichten der Kaiserl. Russ. Geographischen Gesellschaft.
Bd. XXIV. 1888.) 8°. 11 pp. St. Petersburg 1889. [Russisch.]
Algen:
De-Toni, J. B., Ueber einige Älgen aus Feuerland und Patagonien, (Hedwigia.
1889. Heft 1.)
Heiden, H., Beitrag zur Algenflora Mecklenburgs. (Sep.-Abdär.) 8°. 17 pp.
Güstrow (Opitz und Co.) 1889. M. 0.50.
Pilze:
Costantin, J., Recherches sur Cladosporium herbarum. (Journal de Botanique.
1889. 1. Janvier.)
Hennings, P., Der Hausschwamm, Merulius lacrymans Fr., ein Bürger unserer
Wälder. (Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 24. p. 185.)
Istvänffy, Gyula, A pendszek sejtmagvairöl. De fungorum nucleis. (Magyar
Növenytany Lapok. Sz. 138. 1889. p. 33.)
Karsten, P. A., Fragmenta mycologica. XXV. (Hedwigia. 1889. Heft 1.)
Magnus, P., Bemerkungen zu der von P. Dietel auf Euphorbia duleis Jacg.
entdeckten Melampsora. (Hedwigia. 1889. Heft 1.)
Mattirolo, O., Sul polimorfismo della Pleospora herbarum Tul., e sul valore
specifico della Pleospora Sareinulae e della Pleospora Alternariae di Gibelli e
Griffini. (Malpighia. Ann. II. 1889. p. 357.)
Voglino, P., Nlustrazione di due Agarieini italiani. studio. (Estratt. dagli Atti
della r. Accademia delle scienze di Torino. Vol. XXIV. Adunanza del 17 guigno
1888.) 8°. Con due tavole. Torino (Ermano Loescher) 1888.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur. 461
Muscineen:
Burchard, Oscar, Moose aus Nordland in Norwegen. (Deutsche botanische
Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 2. p. 23.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Acqua, Ü,, Contribnzione allo studio dei eristalli di ossalato calcico nelle piante.
(Annali del Istitut. Botan. di Roma. Vol. III. 1889. p. 109.)
Avetta, C., Ricerche anatomo-istologiche sul fusto e sulla radice dell’ Atraphaxis
spinosa L. (l. c. p. 141. c. 1 tav.)
— —, Contribuzione all’ anatomia ed alla istologia delle radiei e del fusto dello
Antigonon leptopus Hook. (I. e. p. 148. e. 2 tav.)
Baldini, A., Le gemme della Pircunia dioica. (l. ec. p. 122. ce. 2 tav.)
Bellonci, @., Intorno alla divisione diretta del nucleo. Con tavola. (Memorie
della r. Accademia delle scienze dell’ Istituto di Bologna, Serie IV. Tome IX.
1888. Fasc. 2.)
Borzi, A., Formazione delle radiei laterali nelle Monocotiledoni. (Malpighia.
II. 1889. p. 394.)
Brass, A., Die Zelle, das Element der organischen Welt. 8°. VII, 224 pp.
Mit Illustr. Leipzig (Georg Thieme) 1889. Maß
Coccomi, &, Contribnto allo studio dei nettarii mesogamici delle Caprifogliacee.
Con tavola. (Memorie della r. Accademia delle seienze dell’ Istituto di Bologna.
Serie IV. Tome IX. 1888. Fase. 2.)
Dangeard, P. A.. Kecherches sur le mode d’union de la tige et de la racine
chez les Dicotyl&dones. Anatomie generale. (Le Botaniste. Ser. I. 1889. Fasec. 3.
p- 75—125. Avec 2 planches.)
Hansen, A., Die Fartstoffe des Chlorophylis. 8°. 88 pp. 2 Tafeln. Darmstadt
(A. Beıgstraesser) 1889. M. 2.40.
Kreusler, Aus dem Ernährungshaushalt der Pflanzen. (Naturwissenschaftliche
Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 25. p. 195. No. 26. p. 204.)
Sauvageau, (., Sur la racine du Najas. (Journal de Botanique. 1889. Janvier 1.)
Varigny, H. de, Les moyens de protection des vegetaux contre les animaux,
d’apres M. E. Stahl. (Revue scientifique. Tome XLIII. 1889. p. 161.)
Zacharias, E., Ueber Entstehung und Wachsthum der Zellhaut. Mit 3 Tafeln,
(Sep.-Abdr. aus Pringsheim’s Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Bd. XX.
1889. Heft 2. 8°. p. 107—132.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Bornmüller, J., Zur Flora der Umgebung Leipzigs. (Deutsche botanische
Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 3. p. 42.)
Borzi, A., Ancora della Quercus Macedonica A. DC. (Malpighia. II. 1889.
p. 379.)
Delpino, F., Applicazione di nuovi criteri per la classifizatione delle piante.
(Memorie della r. Accademia delle sceienze dell’ Istituto di Bologna. Serie IV.
Tome IX. 1889. Fasc. 2.)
Engler, A. und Prantl, K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lief. 30.
8°, 48 pp. mit Illustr. Leipzig (Wilhelm Engelmann) 1889. M. 3.—
Figert, E., Botanische Mittheilungen aus Schlesien. I. (Deutsche botanische
Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 2. p. 21.)
Franchet, A., Note sur Ranuneulus chaerophyllos. (Juurnal de Botanique. 1889.
Janvier 1.)
Mattirolo, @uis., Un’ esceursione botanica nel gruppo del Viso. Torino, per eura
del Club alpino italiano. (Estr. dal Bollettino del club alpino italiano. Vol.
XXI. 1887. No. 54.) 8°. 10 pp. Torino (G. Gandeletti) 1888.
Mueller, Baron v., Notes on Australian Loganiaceae.
[Logania Haviflora.
Almost herbaceous, never tall, imperfeetly beset with very short hairlets;
branchlets slightly furrowed; leaves short, very narrow, pointed, in distant
pairs; flowers solitary, rather large, almost sessile; segments of the calyx
linear, acute; corolla somewhat or hardly longer than the calyx, bright-
yellow glabrous or bearing only extremely minute papillular hairlets;
anthers nearly sessile between the lobes of the corolla, several times longer
462 Neue Litteratur.
than broad, whitish; stigma ellipsoid-eylindrical, longer than the style,
smooth; ovulary scantily beset with bairlets.
Near the most eastern sources of Swan-River (Edwin Merrall);
found also by James Drummond, but not so far inland, as 651 of his
earlier colleetions belongs also to his species. Zogania spermacocea differs
already in much longer hairlets, quite pale almost white corollas, shorter
anthers, style longer than the stigma, and the fruit of the two may also
be different. Just as Mitrasacme lutea is the only species with throughout
yellow eorolla within its genus, so Logania fHlaviflora also stands alone
among its congeners in this respect. It belongs to the eastern slope ot
the country in Western Australia, whereas L. spermacea pertains to the
litoral tracts there.
Logania panieulat« (Kunth and Bouche, index semin. hort. Berolin.
1847. p. 12; Walp. Annal, i. 513) has been identifed by Al. Braun as
L. longifolie; Bureau’'s L. nerüfolia („These de la Famille des Logania-
cees“. 1856, p. 80), with an analytic drawing, is doubtless also redueible
to one of the previously described species.
L. stenophylla oceurs near Eucla (G. R. Turner).
L. mierantha has been sent by Mr. Th. Muir from near the eastern
sources of Swan-River in a variety, with crowded and shorter leaves,
pentamerous flowers and bilobed stigma.
L. floribunda veaches southward to the Genoa. Miss H. Carter, on
Hunter’s River noticed the fiowers to exhale quite a powerful perfume.
Thus the generie name euwosina is not altogether objectionable.
L. pusilla has been gathered on the Brisbane-River by Mr. F. M.,
Bailey, on the Myall-River by Mr. Ch. Fawcett, on the Shoalhaven-
River by Mr. W. Baeuerlen.
Mitrasacme Archeri grows also at Lake Fenton (F. v. M.). Leaves
rigid and shining.
M. montana was found on Mount Arrowsmith by Messrs. Thos. and
benj. Gulliver.
M. serpillifolia was noticed between the Nicholson-River aud Tamıbo
(Schlipalius), and on the Clyde (Baeuerlen).
M. pilosa occurs in a sphagnum-bog between Mount M’Intyre and
Mount Burr (Prof. Tate).
M. alsinoides was also sent from the Myall-River by Mr. Ch. Fawcett.
M. polymerpha grows on the Clarence-River (Fawcett), near Broger’s-
Creek and Jervis-Bay (Baeuerlen).
M. gentianea extends to the Ord-River (O’Donnell).
M. distylis was obtained near the Onkaparinga (Tate), Yarra-Yarra
(F. Reader), Barwan (J. B. Wilson), in Kangaroo-Island (Tepper).
Strychnos psilosperma extends to Trinity-Bay (Sayer).]
Münderlein, Die Flora von Windsheim in Bayern, (Deutsche botanische Monats-
schrift. Jahrg. VII. 1889. No. 2. p. 17.)
Sagorski, E., Plantae criticae Thuringiae. II. (l. e. No. 3. p. 38.)
Seemen, Otto v., Zwei neue Weiden: Salix Straehleri und 8. Schumanniana.
(l. ec. p. 33.)
Winter, In’s Engadin. 17—25. Juli 1887. (l. e. No. 2. p. 2
1
.)
Palaeontologie:
Blytt, A., The probable cause of the displacement of beach lines. Second ad
ditional note. 8°. p. 75—82. s. 1. et a.
Knowlton, F. H., Description of a problematic organism from the Devonian
at the Falls of the Ohio. (The American Journal of Science. Vol. XXXVII
1889. p. 202.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Rriosi, &iov., Esperienze per combattere Ja peronospora della vite, e seruite
nell anno 1888 (quarta serie): relazione a 8. E. il Ministro d’agricoltura, in-
dustria e commereio. [Istituto botanico della r. universitä di Pavia: labora-
torio crittogamico italiano.] 8°. 9 pp. Milano (C. Rebeschinie) 1888.
Cugini, &., Relazione sulle esperienze fatte nell’ anno 1888 sui metodi intesi
a combattere la peronospora viticola, 8°. 194 pp. Modena (tip. Vincenzi) 188%.
Neue L.itteratur. 463
(Estr. dal Bolletino della stazione agraria di Modena. Nuova serie. Anno
VIII. 1888.)
Delpino, F., Össervazioni sopra i batterioceeidii e la sorgente d’azoto in una
pianta di Galega offcinalis. (Malpighia. II. 1889. p. 385.)
Dreyfus, L., Neue Beobachtungen bei den Gattungen Chermes L. und Phyllo-
xera Boyer de Foncs. (Zoolog. Anzeiger. 1889. No. 299, 300. p. 65—73,
91—39,)
Gigli, Leop., Del carbone antifilosserico. 8°. 30 p. 8. Giovanni Valdarno
(Grazzoti et Co.) 1888.
Guiceiardini, Fr., Contro la fillossera in Toscana: eonferenza tenuta in $.
Miniato il 30 settembre 1888. (Comizio agrario del eircondario di 8. Miniato.)
8°, 52 pp. S. Miniato (Ristori) 1889.
Guiraud, D., Badigeonnage preventif contre l’anthraenose. (Moniteur vinicole.,
1889. No. 15. p. 57—58.)
Horn, P., Die Aelchen-Gallen auf ®hleum Boehmeri Wibel. (Sep.-Abdr.) 8°,
18 pp. Mit 2 Tfin. Güstrow (Opitz et Co.) 1889. M. 0,75
Judeich, J. F., u. Vitsche, H. v., Lehrbuch der mitteleuropäischen Forst-
insektenkunde m. e. Anhang: Die forstschädlichen Wirbelthiere. Als 8. Auf.
v. J. J. C. Batzeburg, Die Waldverderber und ihre Feinde. Abth. II. Spe-
cieller Theil. 1. Hälfte: Geradeflügler, Netzflügler u. Käfer. 8”. p. 265—623.
M. Illustr. Wien (Ed. Hölzel) 1889. M. 10.—
Jocken, Premiere liste des galles observ&es dans le Nord de la France. (Revue
biologique du Nord de la France. 1889. No. 1.)
Larcher, La defense des vignes en Bourgogne contre le phylloxera. (Vigne
frang. 1889. No. 2. p. 27—31.)
Meade, R. H., Another ash-flower-gall inquiline. (Entomologist's Monthly Ma-
gazine. 1889. January. p. 186.)
Morgan, A. C. F., Observations on eoceidae (No.3.) (1. ce. 1889, January/Febr.
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Oberlin, Ch., Die Desinfeetion der Reblausherde in Elsass-Lothringen. (Wein-
bau u. Weinhandel. 1889. No. 7. p. 65—66.)
Soraner, Paul, Mittheilungen aus dem Gebiete der Phytopathologie. I. (Bo-
tanische Zeitung. 1889. p. 181.)
— —, Phytopathologische Notizen. I. Der Mehlthau der Aepfelbäume. (Hed-
wigia. 1889. Heft 1.)
Wolf, R., Le malattie erittogamiche delle piante erbacee coltivate: compilazione
del dott. W. Zopf. Traduzione con note ed aggiunte di P. Baccarini. 8°.
IX, 268 pp. Milano (Hoepli) 1889.
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Blondel, Observations sur la structure des graines de Soja hispida. (Journal
de pharmacie et de chimie. T. XV111. 1888. No. 12. 15. Dee.)
Cazeneuye et Hugounenqu, Sur l’homoptdrocarpine et la pterocarpine du
santal rouge. (Journal de Pharmacie et de chimie. T. XIX. 1889. No. 2.)
Cholmogorofl, S., Die Mikroorganismen des Nabelschnurrestes. (Zeitschr, f,
Geburtsh. u. Gynäkol. Bd. XVI. 1889. Heft 1. p. 16—35.)
Grotenfelt, 6, Studien über die Zersetzungen der Milch. II. Ueber die Vi
rulenz einiger Milchsäurebakterien. III. Ueber die Spaltung von Milchzucker
durch Sprosspilze und über schwarzen Käse. (Fortschr. d. Medie. 1889. No.
4. p. 121—135.)
Lindt, W., Ueber einen neuen pathogenen Schimmelpilz aus dem menschlichen
Gehörgang. (Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXV. 1889. Heft
3/4. p. 257-271.)
Mankowsky, A., Ueber die wirksamen Bestandtheile der Radix Bryoniae albae.
8°. 59 pp. Dorpat (E. J. Karow) 1889, N
Marchi, V., Ricerche anatomo-patologiche e bacteriologiche sul tifo pella-
groso. (Riv. sperim, di freniatr, e di med. leg. [freniatr,] Vel. XIV. 1889.
No. 3/4. p. 341—348.)
Oberdieck, G., Ist die Placenta durchgängig für Mikroorganismen? 8°. 30 pp.
Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 1889. M. 0.80
Powell, R. D., Godice, R. J., and Taylor, H. H., Actinomycosis hominis.
[Royal medical & chirurgical society.) (Lancet, 1889, Vol. I. No, 7. p. 328.)
464 Personalnachrichten. — Inhalt.
Sobbe, von, Ein bemerkenswerther Fall von Fischvergiftung. (Berlin. klin.
Wochenschr. 1889. No. 7. p. 137—138.)
Wenderoth, J., Beiträge zur Lehre vom Erysipel. 8°. 34 pp. Göttingen (Van-
denhoeck & Ruprecht) 1889. M. 0.80
Personalnachrichten.
Dr. H. Th. Geyler, Docent am Senckenbergischen med. Institut
zu Frankfurt a. M., bekannter en ist am 22. März d. J.
in Frankfurt gestorben.
Lektor N. J. W. Scheutz, bekafıe schwedischer Botaniker,
ist am 26. Februar zu Vexiö im Alter von 53 Jahren gestorben.
Der um die botanische Erforschung Sieiliens und Calabriens
verdiente Dr. @. Seguenza, Professor der (Geologie an der Uni-
versität Messina, ist am 3. Februar d. J. gestorben.
Dr. Roland Thaxter ist zum „Mycologist“ an der Conneetieut
Agrieultural Experiment Station zu New-Haven ernannt worden.
Dr. Douglas H. Campbell ist zum „Associate-Professor“ für
Botanik an der Indiana University zu Bloomington, Ind., ernannt
worden.
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit- Goroschankin, Materialien zur Flora des Gou-
theilungen. vernements Moskau, p. 456.
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumen- Henslow, I. Transpiration of Living Protoplasm.;
blatts, p. 425. | II. Transpiration and III. Evaporation, in a
Saturated Atmosphere, p. 452.
Kraus, Grundlinien zu einer Physiologie des
Botanische Gärten und Institute. | Gerbstoffs, p. 47.
Lierau, Das botanische Museum und bot. Lister, Notes on the Plasmodium of Badhamia
Laboratorium für Waarenkunde zu Hamburg, | utrieularis and Brefeldia maxima, p. 443.
p. 431. Mangin, Sur la constitution de la membran
des vegetaux, p. 451.
Originalberichte gelehrter Ge- | Moeller, Lehrbuch der Pharmacognosie, p. 459.
sellschaften. Müller, Revisio lichenum Fecanorum, p. 445.
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. Pringsheim,, Ueber die Entstehung der Kalk-
2 inkrnstationen an Süsswasserpflanzen, p. 452.
4 XXIV. Sitzung. ee Sprockhoff, Schulnaturgeschichte. 3. Abth.:
Sadebeck, Ueber ostafrikanische Nutzpflanzen Botanik, p. 441.
und Colonialprodukte, p. 435. — —, Grundzüge der Botanik, p. 441.
Botaniska Sällskapet i Stockholm. A ren aus dem Pflanzenreiche,
Sitzung am 21. September 1887. | Wessel, Flora Ostfrieslands, p. 454.
Tiselius, Ueber Potamogeton fluitans Roth,
p. 438, b
Almgrvist, Ueber die schwedischen Potamoge- Neue Litteratur, p. 460.
ton-Formen aus der Gruppe Ligulati, p. 439.
Personalnachrichten.
Referate: Dr. H. Th. Geyler (+), p. 464.
Beyerink, Die Bakterien der Papilionaceen- Lektor N. J. W. Scheutz (f), p. 464.
knöllchen, p. 458. Prof. Dr. G. Seguenza (}), p. 464.
Dangeard, Recherches sur les Cryptomonadinae Dr. Roland Thaxter (Mycologist der Connec-
et les Englenae, p. 442, ticut Agricultural Experiment Station zu New-
Filet, Plantkundig Woordenboek vor Neder- Haven), p. 464.
landsch-Indie, p. 440. Dr. Douglas H. Campbell (Associate-Professor
Gordjagin, Flora der Umgebungen von Krass- für Botanik an der Indiana University zu
noufimsk im Gouvernement Perm, p. 455. | Bloomington, Ind.), p. 464.
Ausgegeben: 3. April 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotth elft in Cassel,
Band XXXVII.No.2. Jahrgang X.
REFERIRENDES ORGAN
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes,
Herausgegeben
anter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Osear Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in Münchep, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen 6&esellschaft für vaterländische Cullur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
Haie: | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Anatomie und Chemie des Blumenblatts,
Von
Dr. E. Dennert.
(Fortsetzung.)
Eine seltene Ausnahme bildet die gelbe Farbe der inneren
Hüllblätter von Helichrysum bracteatum, insofern sie ihren Sitz
homogen in der Membran hat. Ein anderes Beispiel für Durch-
dringung der Zellwand mit Farbstoff liefert das Kollenchym im
Blattstiel der Aroidee Homalonema.
Endlich seien noch als Beispiele für das Vorkommen von
homogenem orangefarbigem Zellsaft angeführt: Gladiolus psittacinus
und Phaseolus multiflorus.
In einzelnen Fällen ist, wie schon angegeben, der Uebergang
vom gelben gelösten Farbstoff in den rothen deutlich, in anderen
Fällen ist er nur scheinbar, so von Scharlach zu Orange bei Lilium
tigrinum und Calendula, hier ist der Schein durch orangerothe
Körner hervorgerufen ; bei Phaseolus maultiflorus ist es eine homo-
gene Flüssigkeit und bei Rosa Eglanteria wie Gladiolus psittacinus
Verbindung eines homogenen Zellsaftes mit Farbkörpern. Auch
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 4
466 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
bei Myosotis versicolor ist der Uebergang von Blau zu Gelb nur’
scheinbar.
Jedenfalls ist der Unterschied zwischen den homogenen (d.h.
also inı Zellsafte lösliehen) und den körnigen (unlöslichen) Farb-
stoffen ein sehr tiefgehender, er spricht sich nieht nur in der ver-
schiedenen Beschaffenheit und dem Mangel an Uebergängen aus,
sondern auch in verschiedenen anderen Punkten; so besonders ın
der anatomischen Anordnung beider, was namentlich dann deutlich
hervortritt, wenn beide zusammen vorkommen. Die freilich nicht
ganz allgemein gültige Regel ist, dass Anthoeyan in der Epidermis
und in den Adern, Anthoxanthin mehr im mittleren Gewebe seinen
Sitz hat. Wenn der gelbe Farbstoff homogen vorkommt, so findet
er sich, wie schon oben gesagt, gewöhnlich auch in der Epidermis,
was dann für seine Verwandtschaft mit dem Anthoeyan spricht
(z. B. Verbascum thapsiforme, Dahlia variabilis, Calceolaria, Althaes
rosea gelbe Varietät).
Auch für die Verhältnisse bezüglich der anatomischen Anord-
nung seien Beispiele angeführt:
Die schwärzbraunen Fleeken auf den Flügeln von Vieia Faba
rühren von einem homogenen Zellinhalt der Epidermis her (ef. oben).
Der rothe Farbstoff des Kelches von Fuchsia coceinea hat
ebenso wie der blaue der Korolla seinen Sitz in der Epidermis.
Die Krone von Chelone barbata ist aussen scharlachroth, innen
blassgelblich. Die rothe Farbe hat ihren Sitz m der Epidermis
als karminrothe Flüssigkeit, dagegen zeigen die Zellen des mitt-
leren Gewebes körnigen gelben Farbstoff (durch Zusammenwirken
beider Farben entsteht der scharlachrothe Effekt).
Auch bei Gladiolus psittacinus findet sich die rothe Farbe in
der Epidermis, die gelbe mehr im inneren Gewebe, aber an den
Stellen, wo die rothe fehlt, tritt die gelbe auch in der Epıi-
dermis auf.
Bei Calliopsis bicolor kommt rother und gelber Farbstoff ın
der Epidermis vor, ausserdem aber auch der gelbe im inneren
Gewebe. Achnlich ist die Vertheilung bei Zulipa Gesneriana,
Fritillaria imperialis und Seopolina atropoides. Bei gelbblühenden
Exemplaren von Mirabilis longiflora findet sich der Farbstoff fast
nur im inneren Gewebe, die Epidermis ist farblos.
In der Epidermis findet sich ferner die dunkelrothe Farbe von
Potentilla atropurpurea, die granatrothe von Mespilus Japonica, die
scharlachrothe von Verbena Melindres, das Anthoeyan von Salvia-
arten, Gesneria Caracasana (auch m den Haaren), G@eranium
phaeum, Convolvulus trieolor, Papaver ?hoeas und P. bracteatum
und Ribes sangwineum; bei Zinnia multiflora und Dahlia variabılıs
nur in der oberen, bei Calycanthus floridus, Dianthus eruentus und
Asarum Europaeum (violett) in beiden Epidermen.
Die dunkelrothe Farbe von Calliopsis bicolor liegt ebenso wie
ihre gelbe in der Epidermis, letztere sowohl homogen wie körnig.
Sonstige Ausnahmefälle betrefis des gelben Farbstoffes (als in der
Epidermis und nieht im inneren Gewebe vorkommend) sind: Mimulus
eardinalis (auch in den langen haarförmigen Papillen), Hyoseyamus
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 467
niger, Schaueria calycotrycha, Rudbeckia laciniata, Cassia Marylan-
dica, Chrysanthemum carinatum, Bignonia Catalpa (Flecke auf der
Unterlippe der Krone), Azalea Pontica und nudiflora (mit rothem
Zellsaft zusammen). Bei Ayoscyamus niger findet sich die gleich-
zeitig vorkommende violette Farbe auch im inneren Gewebe, sowie
den Adern. Die orangegelbe bis fast rothe Farbe von Calendula
offieinalis findet sich (in Körnern) nur in der Epidermis (ähnlich bei
Eschscholtzia Californica).
Beispiele für das Vorkommen von Farbstoffen im inneren
Gewebe:
Bei Dahlia variabilis findet sich der rothe und gelbe, bei
Cactus speciosus der rothe, bei Aypericum perforatum, Rosa Eglan-
teria, Tagetes patula und Cytisus Laburnum der gelbe Farbstoff in
allen Zellen.
Die orangerothen Farbkörper von Lilium tigrinum liegen im
inneren Blattgewebe, dagegen entstehen die dunkelblauen erhabenen
Fleeke auf der inneren Blattfläche durch einen homogenen Zellsaft.
Beiläufig sei hier bemerkt, dass die dunkelblauen "Bulbillen von
Lilium tigrinum eine farblose Epidermis besitzen ; der Farbstoff
liegt hier im Zellsaft der unter der Oberhaut befindlichen Zellschicht.
Bei Potentilla coccines hat die dunkelscharlachrothe Farbe
ihren Sitz in der Epidermis, das mittlere Gewebe enthält nur
gelben körnigen Farbstoff, doch kommt letzterer auch in der Basis
der Epidermiszellen vor.
Die Korolle von Rhododendron Ponticum ist hellviolett, auf den
oberen Lappen erheben sich gelbe Flecken. Diese haben ihren
Sitz in je emer Gruppe von rundlichen Zellen unter der Epidermis,
in welehen zahlreiche orangefarbige, spindelförmige Farbkörper
liegen (ganz so wie in gewissen gelbrothen Früchten, z. B. Physalis
Alkeken, gi). Die violette Farbe dagegen beruht auf homogener
F a des Zellsaftes der Oberhaut.
Die rothe Farbe der zwei grossen äusseren Hüllblätter von
Euphorbia splendens hat ihren Sitz in der oberen Epidermis als
homogener Zellsaft. Der etwas scharlachrothe Schein beruht
darauf, dass das innere Gewebe gelblich ist, was von fein-
körnigem Anthoxanthin herrührt. Auch die untere Epidermis ent-
hält, obgleich sie fast farblos ist, etwas körnigen, gelben Farbstoff,
der Zellsaft einzelner Zellen ist roth. Auch die fleischigen Ab-
schnitte der eigentlichen Hülle (orangegelb) enthalten in ihrer Epi-
dermis rothen Farbstoft, während das ganze übrige Gewebe gelben
besitzt.
Der gelbe Fleck an der Korolle von Aesculus Hippocastanum
geht allmählich in roth über, hier ist der rothe Zellsaft nur in
der Oberhaut, der gelbe besonders im inneren Gewebe enthalten.
Interessante Verhältnisse fanden sich bei der Untersuchung
von Cytisus Laburnum und ©. Adami. Letzterer ist ein Bastard
zwischen €. Laburnum und (. purpureus, welcher das Blatt von
letzterem hat, seine Blüten sind dagegen ein Gemisch von denen
beider Eltern. Die Blüte von Cytisus Laburnum ist rein gelb,
diese Farbe hat ihren Sitz in der Epidermis und in dem ziemlich
4*
468 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
fleischigen inneren Gewebe in Form von gelben Körnehen. Am
Grunde der Lamina des Vexillums sind oberwärts einige orange-
rothe Strichelehen, welehe gebildet werden durch reihenartig an-
geordnete, mit rothem, homogenem Farbstoff erfüllte Epidermiszellen.
Das Vexillum der Blüte von ©. Adami zeigt folgende Farben-
bildung: Der dicke fleischige Nagel ist grünlich, am Grunde der
Lamina findet sich auf der oberen Seite ein ziemlich bestimmt be-
grenzter rein gelber Fleck und in diesem drei dunkelpurpurrothe
Strichelehen, die übrige Fläche ist blassroth bis lila mit einer Bei-
mischung von gelb. Die letztere Farbe folgt besonders den Adern
und hat ihren Sitz in dem inneren Gewebe, die rothe Farbe ist
die homogene Zellflüssigkeit der Epidermis. Die gelbe Farbe am
Grunde der Lamina erstreckt sich durch das ganze Gewebe; —
die untere Fläche ist der oberen gleich gebildet, doch fehlen die
purpurrothen Strichelehen. Der ganze Unterschied zwischen C.
Adami und Laburnum besteht darin, dass die gelbe Farbe im
Innern bei ©. Adami etwas spärlicher ist, dass sie in der Epi-
dermis entfärbt ist (mit Ausnahme des gelben Flecks am Grunde),
und dass die rothe Farbe in der Epidermis auftritt. Wir werden
hierauf an geeigneter Stelle zurückkommen.
Endlich sei noch des Ausnahmefalls von Funkia ovata gedacht,
hier liegt nämlich die violette Färbung des Perigons nicht in der
Oberhaut, sondern im Zellsaft einer unter derselben gelegenen
Schicht von schwammförmigem Zellgewebe, während das innere
Gewebe farblos ist, auch die blaue Farbe der unfruchtbaren
Blüten von Muscaria botryoides hat ihren Sitz grossentheils im
inneren Gewebe.
Aus den angeführten Beispielen geht hervor, dass in manchen
Fällen die Farben in der Epidermis gemischt vorkommen, dann
theilen sie sich in die Zellen gewöhnlich mosaikartig, wodurch
natürlich ein neuer Farbeneffekt bedingt wird. Beispielsweise ist
dies zu beobachten bei Carthamus tinctorius, dabei ist der gelbe
Farbstoff gelöst und neben der mosaikartigen Sonderung der ein-
zelnen Zellen lässt sieh eine Mischung von gelb und roth erkennen,
(wodurch ein Uebergang der einen Farbe in die andere unzweifel-
haft erscheimt).
Die gegenseitige Annäherung der beiden heterogenen Farb-
stoffe (gelöste und ungelöste) kann noch weiter gehen bis zur Ver-
einigung in einer Zelle; auch für diesen Fall lässt sich eine Regel
aufstellen. Dieselbe geht dahin, dass die gelösten Farbstoffe den
Papillentheil, die ungelösten den Basaltheil der Epidermiszellen,
oder dass die gelösten die Höhlung, die ungelösten die Peripherie
der Zellen einnehmen. Zum Beleg dieser Regel seien wieder einige
Beispiele angeführt:
Cacalia sonchifolia hat eine hochorangerothe Krone (körniger
Fa®bstoff), an der Spitze mit bläulich rothem Schein, hier treten
papillenförmige Zellen und in diesen neben den orangerothen
Farbkörpern violetter Zellsaft auf, letzterer nimmt vorzugsweise
den kegelförmigen Theil, die Körner den Grund der Zellen ein.
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 469
Bei den verschiedenen Farbenvariationen von Tropaeolum
majus lässt sich verfolgen, wie das Anthoxanthin in Sonderheit
den Basaltheil der Zellen einnimmt; tritt Anthoeyan auf, so findet
es sich im Kegel, durch den Wechsel der Quantität beider Farben
entstehen die verschiedenen Nüancen. Beiläufig sei bemerkt, dass
die fahlgelbe Varietät neben wenigen gelben Körnern einen homo-
genen gelblichen Zellsaft m ihren Zellen besitzt.
Dass Calliopsis Drummondi durch das Vorkommen eines ge-
lösten gelben Farbstoffes ausgezeichnet ist, haben wir schon ge-
sehen. Die Zungenblüten dieser Species sind goldgelb, an der
Basis dunkelroth und sammetglänzend, daher sind auch hier die
Zellen besonders hoch kegelförmig. Der Kegeltheil enthält homo-
genen gelben Saft, wo die Korolle roth ist, rothen (oder auch
blauen); beide Farben gehen ineinander über. Im Basaltheil
finden sich gelbe Körner.
Dieselbe Vertheilungsweise der Farben lässt sich bei den ver-
schiedenen Varietäten von Salpiglossis sinuata beobachten. Dabei
ist bemerkenswerth, dass bei der gelben und weissen Varietät
(letztere mit gelben Adern) der Zellsaft des kegelförmigen Theils
farblos ist. Letzteres Verhalten lässt sich auch bei Primula acaulis
gelbe Varität beobachten, während der Kegeltheil der Oberhaut-
zellen einer scharlachrothen Varietät roth gefärbt ist. Ebenso
Varietäten von Viola tricolor.
Die Blüten von Zantana multiflora öffnen sich mit rein hoch-
gelber Farbe und gehen dann allmählich in Orange, Blutroth und
Blau über: Die gelben Körner im Basaltheil, der rothe und blaue
Zellsaft im Kegeltheil. Bei der orangefarbigen Stufe mischt sich
das Roth fleckenweise mit dem Gelb und dies beruht darauf, dass
in einzelnen Zellen im Kegel rother Zellsaft auftritt, bei dem Ueber-
gang in Reinroth nimmt der rothe Zellsaft an Menge in den ein-
zelnen Zellen zu und erscheint auch zugleich in allen Zellen. Die
gelben Körner verschwinden aber dabei nicht, sondern werden nur
verdeckt.
Ganz ähnlich sind die Verhältnisse bei Rosa Eglanteria d Pu-
nicea, Mimulus cardinalis und Myosotis palustris. Die orangegelben
Farbkörper von Erysimum Perofskianum sind fast ganz auf die
Basis der Zellen beschränkt, der kegelförmige Theil hat homo-
genen Zellsaft; dies, sammt den oben herangezogenen Beispielen,
beweist, dass der gelbe Farbstoff, auch wenn er für sich allein in
den Epidermiszellen vorkommt, eine gewisse centripetale Tendenz
besitzt.
Das Vexillum der Blüte von Coronila Emerus ist rein gelb,
an der Aussenseite, besonders am Kiel, roth gestreift und gefleckt,
dies hat seinen Grund in rothem Farbstoff, der sich in gewissen
Zellen gleichzeitig mit dem gelben findet, und zwar ist hier der
Fall zu konstatiren, dass die gelben Körner vorzugsweise eine
Auskleidung der Wand bilden, der rothe Zellsaft aber die Höhle
einnimmt. Letztere Anordnung beider Farbstoffe beobachtete ich
auch an dem Fleck am Grunde der Blumenblätter von Aesculus
Hippocastanum.
470 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
In den Zellen der Corona von Nareissus poeticus ist der geibe
Farbstoff besonders der Wand angelagert, ohne dass ausserdem
noch eine andere Farbe vorkäme, zugleich sind die Körner zum
Theil deutlich netzförmig angeordnet.
Sehon aus diesen anatomischen Verhältnissen der beiden Farben
geht hervor, dass sie speeifisch verschieden sind und nicht aus
einander entstehen; nur in den verhältnissmässig wenigen Aus-
nahmefällen, wo der gelbe Farbstoff im Zellsaft gelöst vorkommt,
ist ein Zusammenhang mit dem gleichfalls gelösten Anthoeyan
möglich und auch wohl als erwiesen anzusehen.
u.
Ist nun auch die gegenseitige Abgrenzung beider Farbstoffe
möglich, so bleibt freilich doch noch die Frage, ob sie im Uebrigen
selbstständige Stoffe sind und ob sie etwa gemeinsamen Ursprung
haben, vor Allem ob sie nicht etwa mit anderen Stoffen zusammen-
hängen, welche in den anderen Organen der Pflanze, besonders in den
vegetativen Blättern vorkommen. Es würde doch ein bemerkens-
werthes Faetum der Metamorphose sein, wenn in den Laubblättern
vorkommende Stoffe innerhalb der Blüte in Farbstoffe umgewandelt
werden. Nun lässt sich auch hierin in der That ein Gesetz finden,
welches sich kurz in folgenden beiden Sätzen auspricht:
1. Die kömig vorkommenden Farbstoffe sind Metamorphosen-
stufen des Chlorophylis, resp. eines mit dem letzteren genetisch
zusammenhängenden Körpers.
2. Die gelöst vorkommenden Farbstoffe sind Metamorphosen-
stufen des (Gerbstoffs.
Im Folgenden will ich das Beobachtungsmaterial mittheilen,
welches die beiden Sätze beweisen wird. Uebrigens ist der erste
wohl allgemein anerkannt.
A. Das Verhältnis des körnigen Farbstoffs zum
Chlorophyll.
Die nahe Verwandtschaft des körnigen Farbstoffs der Blüten
zum Chlorophyll offenbart sich zunächst ja schon unverkennbar darin,
dass beide, um in der Pflanze zur Erscheinung zu kommen, eines
protoplasmatischen Trägers bedürfen, oder, was ja im Grunde das-
selbe ist, dass beide eben im wässrigen Zellsaft unlöslich sind. Der
Zusammenhang der beiden zu Grunde liegenden Plastiden ist ja
durch Schimper und A. Meyer genugsam klargelegt worden.
Was nun, und das ist ja hier wesentlicher, den Farbstoff selbst
anbelangt, so ist es bekanntlich unzweifelhaft, dass das Chloro-
phyll einen gelben Farbstoff, Xanthophyll, enthält, und der Zu-
sammenhang der gelben Farbe in herbstlichen Blättern (Xantho-
phyll) wie in etiolierten Pflanzen (Etiolin) ist unzweifelhaft. Aber
auch für den welben Farbstoff der Blüthen (Anthoxanthin) hat
Pringsheim spektralanalytisch den Zusammenhang mit dem
Chlorophyll erwiesen, derselbe steht nach ihm ja dem Chlorophyll
sogar näher, als das Xanthophyll. Jedenfalls ist darnach und nach
den sonstieen zahlreichen Untersuchungen über das Chlorophyll
Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze. 471
und verwandte Farbstoffe wohl soviel sicher, dass auch Chlorophyll
und Anthoxanthin in einem genetischen Zusammenhang stehen, zum
Theil mag das beiden zu Grunde liegende gemeinsame Chromogen
sich unter Umständen (im Laubblatt am Licht) in Chlorophyll,
unter anderen Umständen (in den Blumenblättern) zu Anthoxanthin
entwickeln; doch fehlt es auch wohl nicht an Fällen, dass sich das
Chlorophyll erst später in Anthoxantin umwandelt, wie dies gelbe
Blüten zeigen, welche im Knospenzustand grün "sind. Auf alle
Fälle sind wir wohl berechtigt, hier von der 2 Metamorphose eines
Körpers in verschiedenen Organen der Pflanze zu sprechen.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze,
Vorläufige Mittheilung
von
F. G. Kohl.
Seit Ende Januar d. J. ist eine von mir verfasste Schrift im
Druck begriffen: „Ueber Kieselsäure und Kalksalze in
der Pflanze“ (ea. 20 Bogen), deren Erscheinen durch die Her-
stellung von acht eompleirten lithographirten Doppeltafeln leider
noch einige Zeit verzögert werden wird. Der I. Abschnitt des
zweiten Kapitels: Kalksalze, behandelt in ziemlich ausführlicher
Weise das Caleiumoxalat. (In etwa 10 Unterabschnitten ist die
grosse Menge alter und neuer und durch eigene Untersuchung ge-
fundener Thatsachen unter gebracht.) Da nun besonders die Frage
nach der Kalkoxalat-Bildung durch die Anfang vorigen Jahres von
A. F. W. Sehimper in der Botanischen Zeitung veröffentlichte
Arbeit im den Vordergrund gerückt worden ist, zu einer Zeit, da
ich schon längst mit den einschlägigen Fragen beschäftigt war,
halte ich es für angemessen, die in dem bezeichneten Theil meines
Buches gemachten Mittheilungen hier in möglichst knapper Form
wiederzugeben, um mir die Priorität der von mir durch mühsame
Untersuchungen gewonnenen Anschauung über den Vorgang der
Kalkoxalatbildung und über damit in engstem Zusammenhange
stehende Probleme zu wahren.
Aus den vortrefflichen Mittheilungen Pfeffer’s*) „über die
stickstoffhaltigen plastischen Stoffe“ ersehen wir, dass Amide,
Amidosäuren und Amine überall im Pflanzenkörper verbreitet sind.
Asparagin und Asparaginsäure, Leuein, Tyrosin, Tyroleuein, Glu-
tamin und Glutaminsäure u. s. f. sind in den verschiedensten
Pflanzen und Pfianzenorganen gefunden worden, und wo man dar-
nach suchte, wurde einer dieser Stoffe und oft mehrere neben-
einander sicher nachgewiesen. Diese Amide und deren Verwandte
darf man wohl mit Recht einerseits als durch Zerspaltung von
Eiweissstoffen häufig entstanden, andererseits als zur Bildung der
letzteren ebenso häufig wieder verwendet betrachten: sie sind mit
anderen Worten Wanderformen der Eiweissstoffe in der Pfianze.
*) Pfeffer, W. Pfanzenphysiologie. Bd. I. p. 297 fi.
472 Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze,
Ueber die Verbreitung dieser Stoffe ist von Pfeffer bereits aus-
führlich berichtet und es ist seitdem noch eine stattliche Reihe
von Untersuchungen ausgeführt und publieirt worden, welche die
an Ubiquität streifende Häufigkeit derselben darthun, eine Häufig-
keit, die eben Folge davon ist, dass die Amide an das Werden
und Vergehen der Proteinstoffe gebunden sind. Wir sind nun
weiter längst darüber aufgeklärt, wie es kommt, dass trotzdem die
Amide etc. in vielen Pflanzen nur in minimalen, kaum nachweis-
baren Spuren vorhanden sind; wir wissen, dass zur Bildung von
Eiweissstoffen aus Amiden stickstofffreie, organische Stoffe nöthig
sind, Stoffe, welche sich herleiten in letzter Linie von der autoch-
thonen Stärke oder dem Kohlehydrate des assimilirenden Chloro-
phylikornes. Fehlen diese Assimilate, so stockt die Eiweissbildung
und es kommt zur Anreicherung von Amiden, und bedenkt man
nun, wie mannigfach die Ursachen sein können, welche eine
Herabsetzung der Produktion jener stiekstofffreien Stoffe zur Folge
haben, so wird man sich nieht wundern, dass wir den Amiden,
wenn auch häufig in sehr geringen Quantitäten, überall im Pflanzen-
reich begegnen. In keiner Pflanze darf man sie weniger zu finden
hoffen, als in der ganz gesunden, in keiner mit grösserer Sicher-
heit, als in der, welche aus Liehtmangel etiolirt oder aus Mangel
an Nitrat oder irgend eines w ichtigen Bodensalzes oder der at-
mosphärischen Kohlensäure ete. kränkelt. So erklärt es sich auch,
dass man einerseits viele dieser Amide, so besonders das Asparagin,
nur in etiolirten Pflanzen entdeckte und dass andererseits Borodin*)
1378 mit der Behauptung hervortreten konnte, dass alle höheren
Pflanzen, ins Dunkle gebracht, Asparagin (oder einen ähnlichen
Körper) bilden, welche Behauptung er sofort damit zu stützen ver-
mochte, dass er die Gegenwart von Asparagin in etiolirten Trieben
und Knospen von Lonicera Tatarica, Syringa, Betula, Alnus ete.
nachwies. Schulze**) ermittelte in ebensolehen Zweigen der
Birke und Rosskastanie denselben Stoff und ausserdem noch andere
Amide und später fand man ihn in den verschiedensten Blüten-
theilen, in etiolirten Sprossen von Moosen ete., Tyrosin in etiolirten
Kartoffeltrieben und in verdunkelten Wickenpflanzen u. 8..f... Nach
unseren bisherigen Kenntnissen ist eine fortwährende Zerspaltung
eiweissartiger Moleküle im Plasma nicht zu bezweifeln, wobei die
Amide entstehen, deren Anhäufung unter normalen Verhältnissen
durch fortwährende Verarbeitung vermieden wird; fehlt es an stick-
stofifreien plastischen Stoffen, so ist eine Anhäufung unausbleiblich.
Gelungene Versuche, Pilze allein mit Eiweiss zu ernähren, beweisen
aber weiter, dass durch den Mangel stiekstofffreier plastischer Stoffe
eine solche Eiweisszersetzung unter Amidbildung auch erst indueirt
werden kann, welche ebenfalls von Amiderzeugung begleitet ist.
Aus dem Gesagten geht hervor, dass, da Asparagin etc. an sehr
vielen Orten der Pflanze beobachtet werden kann, die Zersetzung
von Eiweiss in Amide nicht irgendwo localisirt zu sein scheint;
*) Borodin. Bot. Ztg. 1878. p. 801.
**) Schulze. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. IX. 1880. p. 25.
Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze. 473
es wird demnach auch umgekehrt in jeder gelegentlich Aspara&in
aufweisenden Zelle unter günstigen Bedingungen zur Eiweissbildung
kommen können. Aus der prozentischen Zusammensetzung von
Eiweiss und Asparagin geht nun weiter hervor*), dass bei jedem
Uebergang von Asparagin in Eiweiss sämmtlicher Stiekstoff ver-
braucht wird, dass weiter eintreten müssen, also verbraucht werden,
ansehnliche Mengen Kohlenstoff und Wasserstoff, während Sauer-
stoff disponibel wird. Umgekehrt werden beim Uebergang von
Eiweiss zu Asparagin Kohlenstoff und Wasserstoff disponibel, da-
gegen wird Sauerstoff verbraucht, während der Stickstoff in Folge
gleichen Gehalts beider Substanzen an diesem Element voll und
ganz aufgebraucht wird.
Es ist hiernach überall, wo Eiweiss entsteht, Sauerstoffüberfluss,
die Bildung organischer Säuren daher leicht vorstellbar. Da nun,
wie oben gesagt, kein Grund vorhanden ist, die Eiweiss-Bildung
(nicht Leitung) in der Pflanze zu localisiren, kann es auch in jeder
Zelle der Pflanze zur Säurebildung kommen, mit anderen Worten,
organische Säuren können in allen Zellsaftvakuolen auftreten, was
mit unserer täglichen Erfahrung harmonirt. Unter diese Säuren
ist nın auch die Oxalsäure zu rechnen, die demnach ihres Ur-
sprungs nach an keine Zell-, keine Gewebeform gebunden ist und
jedenfalls überall da entstehen kann, wo bei anomalen V egetations-
bedingungen Asparagin oder ein verwandter Körper erscheint.
Handelt es sich nun darum, nach einer Erklärung für den in den
meisten Fällen an ganz bestimmtem Ort erfolgenden Niederschlag
für das Caleiumoxalat zu suchen, so ist es klar, dass die Oxal-
säure in keinerlei Weise ortbestimmend einzuwirken vermag,
denn sonst müssten wir eben überall, wo Eiweiss aus Amiden rege-
nerirt werden kann, Kalkoxalat finden, was nicht der Fall ist. **)
Es folgt hieraus aber ferner, dass der Kalk in der nach oben
wandernden Bodensalzlösung nicht direkt zur Oxalat- Bildung taugt,
sonst wäre ebenfalls eine oft ganz wie nach einem Schema er-
tolgende Anordnung der Krystallzellen unerklärlich. Ich habe
nun im Kapitel über „Caleiumoxalat-Bildung“ meines Buches und
in dessen Anhang an einer langen Reihe von Beispielen gezeigt,
weshalb wir annehmen müssen, dass (meiner Meinung nach) nicht
immer der mit Salpeter-, Phosphor- oder Schwefelsäure verbundene
Kalk ins Caleiumoxalat eintritt, sondern sehr häufig, mitunter aus-
schliesslich, solcher, der an Kohlehydrate gefesselt, in Form von
Kohlehydrat - Kalk - Verbindungen den Pflanzenkörper in’ be-
stimmten Leitungsbahnen durchwandert. Für die Richtigkeit
meiner Annahme würde nun sprechen, wenn ich das Caleiumoxalat
fände:
*) Pfeffer, W. Untersuchungen über die Proteinkörner und die Bedeutung
des Asparagins beim Keimen der Samen. (Pringsheims Jahrb. f. wiss. Botanik.
VII. p. 555 ff.)
**) Mitunter fallen Eiweiss- und Kalkoxalat-Bildung allerdings zusammen,
wobei natürlich Gegenwart von stickstofffreien Substanzen Bedingung ist; so in
eclatanter Weise in den Proteinkörnern zahlreicher Samen, in welchen wir
neben Eiweisskrystalloiden Solitäre und Drusen von Caleiumoxalat häufig an-
trefien.
474 Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze.
1. immer da, wo vermuthlich oder nachweisbar Kohlehydrat-
Kalk wandert,
2. vor Allem da, wo aus diesen wandernden Kohlehydrat-Kalk-
Verbindungen Kalk frei wird.
Ein solehes Disponibelwerden von Kalk wird nun immer
dann eintreten müssen, wenn aus der Kalk-Glycose sich Stärke,
Cellulose ete. ausscheiden (man erlaube diesen Ausdruck !), also in
stärkehaltigen Rhizomen, Knollen, Zwiebeln, Samen
u. s. f., ferner in der Nähe von Bastfasern, in oder in der
Umgebung von Sklerenchymzellen etc. An diesen und noch
manchen anderen Orten würde die Pflanze demnach besonders dis-
ponirt sein, Kalkoxalat zu bilden. Ich habe nun von diesem Ge-
sichtspunkt aus vor fast nunmehr einem Jahr sehr zahlreiche
Untersuchungen angestellt und aus ihnen eine, wenn auch kleine
Zahl besonders klarer Beispiele ausgesucht und an oben be-
zeichneter Stelle mitgetheilt; es dürfte aus ihnen deutlich her-
vorgehen, dass jene Bildungsstätten für Stärke, Cellulose ete. des
Pflanzenkörpers auch die des Calciumoxalates zu sein pflegen.
Eine Reihe gewiss interessanter Folgerungen sind dort ebenfalls
zur Sprache gebracht. So habe ich unter anderen nachzuweisen
versucht, dass die Nervenpflasterung oder die Umhüllung der Ge-
fässbündel mit Krystallzellen nicht mit den Siebröhren in Zu-
sammenhang gebracht werden darf (Holzner, Sachs), sondern
en mit den Cellulose-Massen der Bastfasern, denn einfache, nur
aus Bastfasern bestehende, Siebröhren-freie Bündel sind ebenfalls
überaus häufig von einem Krystallmantel überzogen.
Im weiteren Verlauf meiner Abhandlung habe ich Gründe
angegeben gegen die von A. F. W. Schimper vertretene An-
nahme einer ausgiebigen Caleiumoxalat-Wanderung in der
Pflanze, wogegen ich, vestützt auf ganz bestimmte Beobachtungen
von. Corrosionen an 'Kalkoxalatkrystallen ete. ein nachträgliches
Gelöstwerden und Verschwinden einmal ausgeschiedenen oxalsauren
Kalks als möglich erklären muss; es liegen sogar schwerwiegende
Gründe vor, dass in diesen, wenn auch nicht g erade häufigen Fällen
der Kalk wieder mit Kohlehy draten vereinigt ,‚ am Stoffw echsel
und der Stoffwanderung Theil nimmt. Im Anblick aller genannten
Erscheinungen gelange jch zur Unterscheidung von nicht weniger als
vier nach ihren Bildungsweisen resp. den Umständen, unter welchen
die Bildung vor ah geht, verschiedenen Caleiumoxalat-
Typen, deren Charakteri isirung ich in meiner Schrift unternommen
habe. Eine Voraussetzung wird bei dieser Deduction gemacht,
die nothwendig der Bestätigung bedarf: „dass nämlich Kalk mit
Kohlehydraten lösliche Ver bindung en einzugehen vermag.“
Es ist mir gelungen, derartige Verbindungen, besonders von Trauben-
zucker und Kalk, darzustellen und in gelöster wie fester Form zu
untersuchen.
Als weitere Consequenzen aus den hier nur kurz angedeuteten
Wechselbeziehungen betrachte ich noch folgende Erscheinungen,
die von der Theorie gefordert, von mir als in Wirklichkeit
existirend nachgewiesen sind. Alle Eiweissbildungsheerde
Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze. 475
enthalten stark sauren Saft; m der That habe ich alle von
mir untersuchten Vegetationspunkte, alle Eiweiss -speichernden
Organe ete. stark sauer reagirend gefunden. In allen ver-
dunkelten Pflanzentheilen sind Amide (Asparagin ete.) gehäuft, es
bleibt die ausgiebige Oxalsäure-Bildung aus, Kalkoxalat wird
nur in geringen Mengen oder gar nicht erzeugt. Diese
Correlation ist ausserordentlich leicht zu beobachten, vorzügliche
Beispiele habe ich in meiner Schrift angeführt. Da jede mangel-
hafte Ernährung, ebenso unzureichende Belichtung, ale Erzeugung
von zur Verarbeitung der Amide nöthigen stickstofffreien plastischen
Stoffen herabsetzt, also auch Eiw eissbildung und Säureproduktion
redueirt, so ist der Mangel mancher Pflanzen an Kalkoxalat wahr-
scheinlich zum a: auf schlechte Ernährungsbedingungen, schlechte
Beleuchtung u. s. f. zurückzuführen. Das Ausbleiben des Kalk-
Oxalats kann oft direkte Folge von Kalkmangel im Boden
sein. So habe ich bei einer grossen Zahl von Farnen, die ich
untersuchte, die w schkelndsten Mengen von oxalsaurem Kalk ge-
funden, solche ohne jede nachweisbare Spur neben solchen mit
wenig und viel Oxalatkrystallen. Es darf dieser Unterschied nun
keinesfalls auf eine fundamentale Differenz im Stoffwechsel-Vor gange
so nahe verwandter Pflanzen bezogen werden, sondern auf Unter-
schiede äusserer, auf die betreffenden Pflanzen einwirkender Fak-
toren. Bei Gräsern, die bekanntlich fast ausnahmslos Kalk-
oxalat-frei sind, denen aber stickstofffreie plastische Substanzen nicht
im entferntesten fehlen, ist ebenfalls Kalkmangel (Gräser sind relativ
kalkarm) die Ursache. Moose, Farne, Gräser etc. ersetzen
den Kalk zum grössten Theile dureh Kali und erzeugen nur oxal-
saures Kali, das sich der Controle durch seine Löslichkeit mehr
entzieht; bezüglich dieser und ähnlicher Fragen können nur rationell
unternommene Versuche Aufschluss Zn Solche sind von mir
bereits angestellt und zum Theil vollendet, zum Theil noch
im Gang.
Zum Schlusse sei noch einer Thatsache gedacht, welche ich
mich veranlasst sehe mit dem Gesagten in Causalnexus zu setzen
auf Grund einer Reihe von mir gemachter Beobachtungen. Eine
Anzahl später näher zu bezeichnender Sa prophyten und
Parasiten sind zeitlebens Kalkoxalat-frei, ebenso be-
stimmte Insektivoren. Es ist, wie ich annehme, im diesen
Pflanzen in Folge einer durch die besondere Lebensweise her-
vorgerufenen Armuth an stickstofffreien Assimilations - Stoffen
die autonome Eiweissbildung stark redueirt, damit das Dis-
ponibelwerden von Sauerstoff vermindert, es kommt nicht
zur Bildung von Oxalsäure und daher trotz Kalk-Gegenwart nicht
zum Auftreten von Kalkoxalat. Höchstens wird Kohlensäure er-
zeugt, weshalb wir nicht selten grosse Mengen kohlensauren Kalkes
an "bezeichneten Pflanzen finden (Behhraca Squamaria, manche
Pilze.)
Marburg, am 20. März 1889.
476 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg.
Botanische Gärten und Institute.
Das botanische Museum und bot. Laboratorium für
Waarenkunde zu Hamburg.
Eine Uebersicht seiner Sammlungen und Einrichtungen
von
Dr. M. Lierau,
Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg.
(Fortsetzung.)
II. Rinden. Von dem Bestande an technologisch und phar-
maceutisch wichtigen Rinden sind hervorzuheben: a) Eine Colleetion
australischer Rinden, aus dem Nachlasse von Dr. Sonder;
— b) 22 verschiedene Species Chinarinden, dureh mikroskopische
Untersuchung von Dr. OÖ. Warburg auf ihre Richtigkeit ge-
prüft. — ce) Eine Sammlung südamerikanischer und mexikanischer
Rinden. — d) Die japanischen Rinden aus der bot.-technologischen
Gruppe der japanischen Abtheilung der Wiener Weltausstellung
(1875). — e) Chinarinden aus dem Dr. Sonder’schen Nachlasse
u. 8 Ww.
HI. Faserstoffe. Unter diesen sind nennenswerth: a) Eine
Sammlung australischer Bastfaserstoffe. — b) Eine reiche Samm-
lung südamerikanischer Baumwollenstoffe, von der 1385 im April
veranstalteten geographischen Ausstellung zu Hamburg. — c) Eine
Collection der wichtigsten im Handel vorkommenden Faserstoffe, wie
Jute, Manilahanf, Sisalhanf von Progresso, Neuseelandhanf, Aloöhanf
(von Mauritius), Raphiabast von Madagaskar, Piassavefaser, Hambia-
faser, Mexikan Fibre, Esparto, Reiswurzeln, Kokosfaser, Kitool,
Crin d’Afrique, Waldhaar (7illandsia), Affenbrotbaumrinde, Ramie
etc. etc. Den meisten dieser Rohstoffe sind auch trotz der augen-
blieklichen gedrängten Aufstellung die Stammpflanzen oder Theile
derselben beigelegt.
IV.Teehnisch und pharmaceutisch wichtige Blätter
sind namentlich reich vertreten von Indigopflanzen , z. B. Indigo-
Jfera-Arten, Marsdenia und Asclepias-Arten, Polygonum tinctorium
Lour. etc.; ferner seien erwähnt, Sumach, Waid, Wau, Mentha-
Arten, Pogostemon Patschouly Pel. Sant., Jaborandi-Blätter, Molle
und Molle-Morado (Duvaua-Arten), Piper betle L., Feijoa Sello-
viana, Blätter von Eucalyptus viminalis Lab. mit Manna, Azadi-
rachta Indica Juss., Cocablätter, Sethiablätter, Sennes-
blätter, viele im Handel vorkommenden Tabaksorten ete. etc.
V. Carpologische Abtheilung. Abgesehen von der
grossen diese Abtheilung begründenden Sammlung von Bueck
kamen — chronologisch geordnet — hinzu: a) Reiche Sammlungen
aus Brasilien, durch die Vermittlung des Prot. Pagenstecher.
— b) Zahlreiche westindische Früchte, durch direkten Ankauf
erworben. — c) Eine Sammlung mexikanischer Früchte, Samen
Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 477
und ganzer Pflanzen, z. Th. in Conservir ungstlüssigkeiten, von einer
hiesigen Firma geschenkt, und ausserdem eme grosse Anzahl Einzel-
geschenke. So betrug z. B. der Zuwachs der carpologischen Ab-
theilung sehon im ersten Jahre nach der Entstehung des Museums
über 3000 Species, von denen 2175 in der Sammlung bis
dahin nicht vertreten gewesen waren. Besonders reichlich waren
im ersten Jahre die Amaryllideen, Palmen, Rafflesiaceen, Cycadeen,
Coniferen, Cupuliferen, Euphorbiaceen , Proteaceen , Cucurbitaceen,
Cedrelaceen, Myrtaceen, Bignoniaceen, Sapindaceen, Malvaceen und
Leguminosen, letztere allein mit 800 neu hinzugekommenen Spezies
bedacht worden.
Von den Erwerbungen der folgenden Jahre sind namentlich
za nennen:
d) Die hierher gehörigen pflanzlichen Objekte der Argen-
tinischen Ausstellung in Bremen, unter denen namentlich die Drogen,
die technisch wichtigsten Früchte und eine fast vollständige Samm-
lung aller in Argentinien gebauten Cerealien hervorzuheben ist,
deren Zusammenstellung den Bemühungen des Don Julio Vie-
torica, des Chefs des landwirthschaftlichen Departements der
Argentinischen Republik, zu danken ist. — e) Kurz vor der Er-
öffnung des Museums fand im April 1885 zu Ehren des zu Ham-
burg abgehaltenen fünften Geographentages eine Ausstellung statt, in
welcher die Abtheilung für Handelsprodukte unter der Leitung
von Prof. Sadebeck stand. Diese Abtheilung wurde von den
ersten Handelshäusern Hamburgs beschickt and gelangte durch
die Freigebigkeit derselben in den Besitz des botanischen , Museums,
soweit die Objekte pflanzlichen Ursprungs waren. Hierbei kamen
die meisten der im Handel verwertheten Früchte und Samen
in selten schönen Exemplaren, z. Th. sogar in ganzen Fruchtständen
in den Besitz des Museums. Wir nennen wegen der Schönheit
der Exemplare: Fruchtstände und Früchte von Elaeis Guineensis .,
Phoenix Canariensis L. und reelinata L., Astrocaryum Airi Mart..
Cocos Datil Gr. et Dr., P’hytelephas macrocan pa Ruiz et Pav.,
Arachis hypogaea L., Pandanus_ utilis Bory, Coffea Arabica In
Poinciana Gillesüi Hook.., Caesalpinia sepiaria Roxb., Coulteria
tinctoria H. B. et K., Sechium edule Sw., Adansonia digitata L.,
Casuarina tenuissima Sieber, Aleurites Molluccana Willd., Jatropha
Curcas L., Strelitzia augusta Thbg. ‚ Ravenala Madagascariensis Boir.;
Musa Ensete Gmel., Hedychium Gardnerianum Walbr., Acacia
Farnesiana W., Mon W., Lebbek W., lophanta W., Jaca-
randa mimosaefolia Don., Crescentia Cujete L., er Maha-
goni L. ete. etc. — f) Ferner wurde in demselben Jahre (1885) noch
‚eine Sammlung von circa 300 Species westindischer Früchte,
namentlich von St. Thomas und Dominica, angekauft. — g) De
meist in Conservirungsflüssigkeiten aufbewahrten Früchte und In-
florescenzen des Godeffroy-Museums. — h. Eine umfangreiche
Sammlung von australischen Früchten und Samen, von Baron
Ferdinand von Müller in Melbourne — i) Eine Collection
von getrockneten javanischen Früchten, von Dr. OÖ. Warburg;
und ausserdem eine grosse Anzahl von einzelnen interessanten
ATS Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg.
carpologischen Objekten, welche theils durch Ankauf, theils
als Geschenke dem Museum zugingen. Unter diesen verdient
besonders hervorgehoben zu werden ein 1,5 m langer prächtiger
Fruchtstand von a Ruffia Mart., der ungefähr 600 Früchte
trägt, sowie die Fruchtstände, resp. Infloreseenzen von Guarea
afinis Juss., Chamaerops excelsa Thunbg., Daemonorops - Arten,
Elaeis melanocoeca Gärtn., Pinanga Kuhlü Bl., Caryota furfuracea
Bl., Astrocaryum-Arten, mehrere Pandanus- Arten, Enterolobium spec.
aus Mexiko, mehrere Pithecoctenium- und Onlödanihes- Arten, Anona
Cherimolia Mill., Dipterocarpus-Arten, Zanonia macrocarpa Blum.,,
Strophantus-Arten, prächtige Zapfen von Pinus Coulteri D. Don.-
Sarcophyte sangwinea Spaerp., Hydnora triceps E. Mey., H. Afri-
cana Thbg. und namentlich Proteaceen, und zwar nicht nur in
Fruchtständen, sondern auch in grösseren Verzweigungen und
Stammtheilen, so dass der Habitus der ganzen Pflanzen demonstrirt
wird; besonders interessant darunter sind: Banksia grandis Willd.,
repens Lab., querecifolia R. Br., attenuata R. Ble., speciosa R. Br.,
integrifolia Läl, Dryandra calophylia R. Br, formosa R. Br.,
nivea R. Br., Hakea acicularis R. Br., mimosoides Cunn., Roupala
montana Aubl., Leucadendron argenteum R. Br., platyspermum R.
Br! u.'s. w.
Den bedeutendsten Zuwachs aber erhielt diese Abtheilung
des Museums durch die Nutz- und Nährpflanzen der Insel Coylon,
welche von den Singhalesen-Karawanen im Jahre 1884/85 nach
Europa gebracht wurden und später von Hagenbeck dem
Museum seschenkt wurden. Ueber den Inhalt dieser Sammlungen
hat Prof. Sadebeck in den Sitzungen der botanischen Gesell-
schaft zu Hamburg *) unter Vorlegung des Materials ausführlich,
auch mit Bezug auf die bei den "Singhalesen gebräuchlichen Be-
zeichnungen, berichtet, worauf hier. verwiesen werden mag.
Nicht weniger wichtig sind die beiden Sammlungen Dr. Stuhl-
mann’s aus Aegyten, Sansibar und dem ostafrikanischen Küsten-
gebiet. Dieselben wurden von Prof. Sadebeck in der December-
sitzung 1888 der botanischen Gesellschaft zu Hamburg vorgelegt
und besprochen.”*)
VI. Nicht organisirte pflanzliche Rohstoffe besitzt
das Museum auch bereits in stattlicher Anzahl. Wir heben von
grösseren Erwerbungen heraus:
a) Eine vollständige Collection der im europäischen Handel
gangbaren und auch seltneren Gummiarten, von einigen Hamburger
Firmen zusammengestellt. b) Die wichtigsten we estafrikanischen
Rohstoffe von den Hamburger Firmen ©. Woermann, Jantzen
und Thormählen, C. Goedelt ete. c) Eine reiche Sammlung
von Rohkautschuken von Dr. Traun, deren Specialisirung wohl
interessant sein dürfte: 1. Para-Kautschuk (Speckgummi) in Platten,
Schuhen und Flaschen, aus der Milch der Siphonia elastica Pers.
*) cf. Ber. üb. d. Sitz. d. Ges. f. Bot. z. Hamb. Heft 1. p. 24 und Heft 3
p- 59:
*#) cf, Botan. Centralblatt. Bd. XXXVIII. p. 435.
Gesellschaft fiir Botanik zu Hamburg. 479
durch Räucherprocesse gewonnen. 2.Pernambuco-, auch Mangabeira-
oder Bahia-Kautschuk genannt, aus der Milch der Hancornia speeiosa
Gom., mit Alaun, Salz oder Säuren gefällt. 3. Ceara-Kautschuk,
aus der Milch der Manihot Glaziovii Müll. Arg. (Dr. Trimen),
an der Luft getrocknet. — 4. Östindischer Kautschuk, aus der
Milch von Ficus elastica Roxb. durch Eintrocknen gewonnen. —
5. Mozambique-Kautschuk, aus der Milch von Fieus elastica Roxb.
an der afrikanischen Ostküste durch Eintrocknen gewonnen. 6. Loanda-
und Benguela-Niggers, aus der Milch von Ficus religiosa L. oder
elastica Roxb. durch Eintrocknen gewonnen; Westküste von Afrika.
Borneo-Kautschuk (Malayisch: Gutta susu) aus der Milch der
Urceola elastica Roxb. ausgesalzen und durch Pflanzensäuren coagulirt;
Borneo. 8. Madagaskar-Kautschuk, aus der Milch der Vahea Mada-
gascariensis Boj. durch Coaguliren mit Pflanzen- und Mineralsäuren
gewonnen; Tamatave. 9. Senegambien- oder Bolama-Kautschuk,
aus der Milch der Vahea Traunii Sad. durch Fällen mit Salzwasser
und Pflanzensäuren gewonnen. 10. Gabun-Kautschuk, aus der Milch
der Vahea (Landolphia) florida durch Aussalzen und Eintrocknen
gewonnen; Westküste von Afrika. 11. Nicaragua- oder Central-
cher Kautschuk, aus der Milch der Castilloa elastica Cerv.
durch Eintrocknen und Salzfällung gewonnen etc.
(Fortsetzung folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg.
(Schluss.)
Die zweite oben bezeichnete Gummiart, das bei uns in seiner
Anwendung ja hinreichend bekannte „Gummi arabicum“, auf San-
sibar „gundi mope“, stammt von einigen Acacia-Arten und scheint
von den einzelnen Völkern zu recht verschiedenen Zwecken
verwendet zu werden: von den Hindus wird es z. B. mit Zucker
vermischt gegessen, wie Dr. Stuhlmann ausdrücklich hervorhebt.
Auch die Früchte von Pedalium Murex L., welches in Ostindien
und Ceylon ausserordentlich verbreitet ist, machen das Wasser
diekflüssig und schleimig, resp. klebrig, so dass dasselbe in über-
einstimmender Weise wie Lösungen von Gummi arabicum ver-
wendet werden kann. Diese Früchte sind vor emigen Jahren von
den Singhalesen in grösseren Mengen nach Eur opa gebracht
worden, um als einhüllende Heilmittel in der N orsdmaen
Weise benutzt zu werden. Es ist nicht als ausgeschlossen zu
betrachten, dass diese Früchte auch anderwärts an Stelle des
Gummi arabieum Verwendung finden werden, namentlich wenn die
Preiserhöhung des letzteren auch weiterhin andauern sollte.
Unter den Nährpflanzen , insbesondere Gemüsepflanzen *) und
dergl. finden wir in Oitafika genau dieselben, welche aus Öst-
*) Z. B. „subasi“ (Cajanus Indieus Spr.), „djiroko“ (Phaseolus radiatus L.),
„kunde“ (Dolichos Sinensis L.), „dengo* (Cicer arietinum L.), u. 8. w.
480 Gesellschaft für Botanik zu Hamburg.
indien, Ceylon und Hinterindien, d. h. also aus dem Monsungebiet,
schon lange bekannt sind. Wie in diesem spielt auch im ostafri-
kanischen Gebiet „Curry“ eine wichtige Rolle, aber es ist auf-
fallend, dass gerade ein Theil der für die Curry-Bereitung wich-
tigsten Gewürze, wie „mandjano“ (Cureuma longa L.), „giligilane“
(Coriandrum sativum L.), „bisari“ (Cuminum CGyminum L.) und
namentlich schwarzer Beer vorzugsweise aus Bombay bezogen
wird, obgleich die Kultur derselben "doch bekanntlich keineswegs
ir gend welche besondere Schwierigkeiten bietet, sobald die klima-
tischen Bedingungen vorhanden sind. Eben so "unerklärlich ist es,
dass die Sennesblätter allein aus Bombay importirt werden,
zumal die Proben zeigen, dass die aus Bombay stammende Waare
an Reinheit sowie an Grösse der einzelnen Blätter recht viel zu
wünschen übrig lässt. Dagegen ist es selbstverständlich, dass
Cat“, d:.h- Catechu oder Terra japonica aus Bombay bezogen
wurde, da die Darstellung desselben namentlich in Bengalen im
Grossen betrieben wird; in Sansibar scheint es nach Stuhlmann
insbesondere beim Betelkauen benutzt zu werden. Auch die soge-
nannten Seifenfrüchte, d. h. die Früchte des Seifenbaums
(Sapindus Saponaria L.), auf Sansibar „harita* genannt, welche
zum Waschen und gleichzeitig auch zum Färben der gelben Mas-
kathemden benutzt werden, liegen uns als aus Bombay bezogen
vor. Ebenso werden auch „viungo*, das sind die in Scheiben
zerschnittenen Wurzelstöcke von Hedgelium spicatum Sm., von
Bombay bezogen; dieselben waren früher ofliemell, in der neuesten
Zeit jedoch, wie wir zuerst von den durch Herrn Hagenbeck hier-
her geführten Singhalesen erfahren haben, werden sie zur Bereitung
eines ausgiebigen "Parfüms verwendet, indem sie pulverisirt und in
die Haut gerieben werden. Im gleicher Weise benutzt man in
Sansibar auch die ebenfalls aus Bombay -— und zwar, wie es
scheint, in recht reichlichen Mengen — importirten Rosenblätter
„maua ya mauledi“, das sind die Blumenblätter resp. Rosenknospen,
welche bekanntlich auch behufs Bereitung des so hoch geschätzten
Rosenöls in ungeheuren Mengen gesammelt werden. Von welcher
Rosenspecies die eingesendeten Blütentheile abstammen, liess sich
nicht feststellen, eine dunkelrothe Rose dürfte len als mit
Sicherheit ausgeschlossen zu betrachten sein.
Bezeichnend für die Bewirthschaftung der in Rede stehenden
afrikanischen Gebiete dürfte es auch sein, dass der Ingwer resp.
die Wurzelstöcke desselben, in Sansibar „tangaun“, aus fe Comoro
bezogen wird und namentlich nur äussere Verwendung findet; die
pulverisirte und mit Wasser vermengte Masse desselben wird sowohl
bei Fiebersymptomen, als auch bei Kopfschmerzen auf Stirn und
Schläfe, bei Brust- und Muskelschmerzen auf Brust und Arme ete.
gestrichen. Dagegen scheint der Tabak, der namentlich aus
Usegua an die Küste gebracht wird, sich auch in Ostafrika eines
hohen Ansehens zu erfreuen; es wäre zu wünschen, dass sich auch
die botanische Abstammung des dortigen Tabaks mit Sicherheit
feststellen liesse; so lange indessen nur das in kleine Rollen
zusammengeknetete Rohprodukt vorliegt, ist dies nicht möglich.
“
Societas pro Fauna et Flora fennica. 481
Ausser den genannten Nutzpflanzen befanden sich in den Samm-
lungen Herbarien und trockene sowohl, wie in Alkohol conservirte
Früchte von riesigen Palmen, Pandaneen und Musa-Arten, von
Affenbrodbäumen und Her ifiera-E ormen, ferner mächtige Farne
ete.,*)sämmtlich Beweisstücke einer ausgiebig entwickelten tropischen
Vegetation, welche in einzelnen Arten eine gewisse Verwandtschaft
einerseits mit Madagaskar, andererseits mit dem Monsungebiet nicht
verkennen lässt. Nimmt man hierbei noch die relativ günstigen
briefliehen Mittheilungen Dr. Stuhlmann’s über die dortige Vege-
tation in Betracht, so dürfte die Annahme nicht ganz ungerecht-
fertigt erscheinen, dass die Bedingungen zu einer gewinnbringenden
Bewirthschaftung der in Rede stehenden Gebiete vorhanden sind.
Societas pro Fauna et Flora fennica in Helsingfors.
Sitzung am 4. Februar 1888.
Herr Dr. R. Boldt theilte mit:
Beobachtungen über die Geschlechtsverhältnisse bei
dem Ahorn.
Der Vortrag wird in „Meddelanden“ des Vereins erscheinen.
Herr Rector M. Brenner legte darauf
einige Ruderalpflanzen
vor: Papaver Argemone L. und Potentilla fruticosa L. (eine schmal-
blättrige und kleinblütige Form) von Hangö (60° 10° n. Br.),
Trifolium fragiferum L. und Ajuga reptans L. von Gamla Karleby
(63° 50° n. Br.)
Sodann sprach Herr Assistent Axel Arrhenius unter Vor-
legung getrockneter Exemplare:
Ueber Polygonum Rayi Bab. f. borealis A. Arrh. n. £.
Annuus. Caulis erectus, 3—6 em. alt., simplex, paueifoliatus.
Flores aggregati.
In litoribus prope 1 Naesseby **) (A.G. Nordvi 1864; in herb.
(Otto Nordstedt***) sub. nom. P. Raji Bab.) et Nyborg**) A.
Arrhenius 1880) in Varangria, Norvegia repertum.
Als der Vortr. diese Pflanze sah, glaubte er erst eine
zwerghafte, litorale Form von P. aviculare L. vor sich zu
haben. Eine genauere Untersuchung zeigte jedoch bald, dass diese
Vermuthung nicht richtig war. Die Blüten sind nämlich etwas
länger gestielt und grösser, als bei P. aviculare L., während die
Nüsse zlänzend und glatt sind, ganz wie bei P. Rayi Bab.
Auch die Form dieser letzteren ist die für P. Feayi Bab. charakte-
*) Die Bearbeitung dieser Sammlungen ist ebenfalls bereits im Botanischen
Museum in Angriff genommen worden.
*3),70% 10" as Br.
*##) Botaniska Notiser. 1872. p. 96.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. D
AS>2 Lehr- und Handbücher.
ristische langgezogene, spitze. Doch war bezüglich der Grösse zu
merken, dass die Nuss nur so lang, als die Perigonblätter ist, was
wahrschemlich von dem jugendlichen Stadium der mitgebrachten
Exemplare herrührt. In der That zeigen auch die etwas älteren,
von Nordvi bei Naesseby gesammelten Individuen, welche der
Vortr. dureh die Güte des Hrn. Dr. Otto Nordstedt in Lund
zur Vergleichung bekommen hatte, em im dieser Hinsieht typi-
scheres Verhältniss.
Durch die in der Diagnose angegebenen Merkmale unter-
scheidet sieh die f. boreale von der Hauptform der P. Rayi Bab.
Bezüglich der Formdignität ist sich der Vortr. nieht ganz klar;
die hier benutzte Bezeichnung „forma“ müsste daher bis auf
Weiteres als interimistisch betrachtet werden. Gegenwärtig musste
man auch die Frage, ob die betreffende Pflanze eine rein hoch-
nordische war oder nicht, unbeantwortet sein lassen.
Zuletzt beriehtete der Vortr. über die Verbreitung der P. Kayı
Bab. in Europa und speciell im Norwegen. Er hebt hervor, dass
das Vorkommen dieser Art in Varanger, welches erst durch Nord-
stedt constatirt worden ist, nieht olme Interesse sei, da der
nächst nördliehste Fundort so südlich wie auf Jäderen, also fast
10 Grade südlicher lag. Wahrscheinlich hängt dies aber davon
ab, dass die Pflanze in den zwischenliegenden Gegenden übersehen
oder mit P. aviculare L. verwechselt worden ist.
(Schluss folgt.)
Referate.
.
Helms, K, Ein kurzer Leitfaden der allgemeinen
Botanik. (Programm der Stadt-Töchterschule zu Riga 1883.)
8°. 23 pp. Riga 1839.
Die Pflanzen gehören zu den belebten Wesen. Dass sie leben,
erkennen wir an den beiden Fähigkeiten „der Ernährung und
Vermehrung“. $1. Ernährungsorgan: Wurzel, Stengel und
Blatt. $ 2—6. Wurzel. Ihre Aufgabe, charakteristisches Merkmal,
Eintheilung der Wurzeln. $ 7—12. Stengel. Aufgabe und Formen
desselben. Unterirdische Stengel. Besondere Nebenachsenformen.
$ 13—22. Das Blatt. Die charakteristischen Merkmale der Blätter.
Eintheilung der einfachen und der zusammengesetzten Blätter. Zu-
sammenhang zwischen Gestalt und Funktion. Die Blattrippen, der
Stiel, die Blattstellung, Figenthümliche Blattbildungen, Blattknospen.
Vermehrungsorgane: Die Blüte. $ 23—29. Aufgabe und
Theile der Blüte. $ 30. Uebersicht der Blütenstände. $ 31—32.
Die Frucht. $ 33. Uebersicht der Hauptarten der einfachen Früchte.
(Nach Behrens.) $ 34. Der Samen. $ 35—40. Die Bestäubung.
Windblütler, Insektenblütler, Wasserblütler. Schutzmittel der Pflanzen
gegen unberufene Gäste. (Nach Kerner.) $ 41—44. Verbreitung
der Samen durch das Wasser, den Wind und durch Thiere.
Liehr- und Handbücher. — Algen. 433
Grundorgane der Pflanze: $ 45--49. Zelle, Zellhaut,
Zellinhalt, Gestalt der Zelle, Zellenbildung, Zellgewebe. $ 50. Die
Rinde, das Bildungsgewebe, das Holz und das Mark. $ 51. Er-
nährung der Pflanze. $ 52. Athmung. $ 53. Bedeutung der
Pflanzen.
Dieser „Leitfaden“ ist zum Gebrauche in der Secunda der
Stadt-Töchterschule bestimmt, in welcher „Naturbeschreibung‘
2-stündig wöchentlich in 3 Classen: Quarta, Tertia und Secunda
(die zweitoberste Classe) gelehrt wird.
v. Herder (St. Petersburg).
Woltke, @. Zur Entwickelungsgeschichte der Uro-
spora mirabilis Aresch. (Sep.-Abdr. aus Schriften der neu-
russischen Naturf. Ges. Odessa. Band XI.) 8°. 53 pag. mit 2 Taf.
[Russisch.]
Diese zu den Ulothricheen gehörige Alge hat eine an Wider-
sprüchen reiche Geschichte und eine verwickelte Synonymik.
Areschoug schied die Species Conferva hormoides Lyngb. als
den Repräsentanten einer besonderen Gattung aus und nannte sie
Urospora mirabilis, nachdem er ihre eigenthümlichen Makrozoosporen
entdeckt hatte. Später vereinigte er sie auf Grund gewisser un-
richtig interpretirter Beobachtungen mit seiner Hormiscia peni-
eilliformis unter dem gemeinsamen Namen Urospora penicilliformis,
wozu er auch Ulothrixe peniciliformis als Synonym rechnet. Farlow
und Hauck wiederum betrachten Urospora penieilliformis Aresch.
als Synonym der Ulothris isogona Thur.
All diese Vereinigungen hält Verf. für ungerechtfertigt, weil
die charakteristischen Macrozoosporen der Urospora mirabilis bei
keiner der Algen gefunden worden sind, mit denen man sie itentificirt
hat. Sie muss also nicht nur als besondere, von den genannten
Synonymen verschiedene Species, sondern auch als Repräsentant
einer besonderen Gattung der Ulothricheen betrachtet werden.
Verf. untersuchte die Entwickelung der Alge in Odessa, wo
sie auf nur zeitweilig vom Meerwasser bespülten Felsen wächst.
Sie bildet einen unverzweigten Faden und besteht aus cylindrischen,
diekwandigen Zellen, von sehr wechselndem Verhältniss der
Dimensionen, nur die Zoosporen-Mutterzellen sind nahezu isodia-
metrisch. Die äussersten Membranschichten sind zu einer dem
ganzen Faden gemeinsamen Cuticula vereinigt; darauf folgen mehrere
ebenfalls gemeinsame cuticularisirte Schichten, endlich die den
einzelnen Zellen zugehörigen Celluloseschichten. — Eine oder
mehrere Basalzellen, die sich durch grössere Länge, geringere
Breite und Chlorophylimangel auszeichnen, bilden das Rhizoid;
manchmal wachsen auch noch einige höhergelegene Zellen zu
secundären Rhizoiden aus. — Die grünen Zellen enthalten ein
flaches, mit zahlreichen Pyrenoiden versehenes Chromatophor, das
die ganze Zelle mit Ausnahme der ÖOberwand auskleidet; nur
ausnahmsweise hat das Chromatophor einen zertheilten Rand. (Die
Angabe Schmitz’s, dass Urospora mehrere bandförmige Chro-
H*
484 Algen.
matophoren besitzt, führt Verf. auf abnorme Fälle zurück.) Auf
das Chromatophor folgt nach innen eine zahlreiche Zellkerne
führende Plasmaschicht. — Das Wachsthum der Fäden ist ein
intercalares.
Die ungeschlechtliche Vermehrung durch Makrozoosporen ge-
schieht im Oktober bis März, kann jedoch nach fremden Beobachtun-
gen auch im Sommer stattfinden. Die in ihrer Art einzig dastehenden
Zoosporen haben birnfürmige Gestalt: das vordere, farblose Ende
ist breit und abgerundet, eine sehr kleine Warze auf seinem Scheitel
trägt 4 Cilien. Das hintere Ende hingegen ist allmälig oder
plötzlich zugespitzt, in letzterem Falle einen mehr oder weniger
langen Stachel bildend, sodass man an der Zoospore einen eilien-
tragenden Kopf und einen Schwanz unterscheiden kann. Seitlich
ist die Zoospore entweder abgerundet oder mit 4 hervortretenden
Rippen versehen. Jede Spore enthält ein Chromatophor mit einem
Pyrenoid, sowie einen am farblosen Vorderrand des Kopfes liegenden
Zellkern; das Chromatophor kleidet nur die eine Seite der Spore
aus und reicht zuweilen auch in den Schwanz hinein. Die Länge
der Zoosporen schwankt zwischen 14.5 und 25 1, die grösse Breite
zwischen 5.8 und 9 «.
Die Zahl der in einer Mutterzelle entstehenden Zoosporen ist
beträchtlich. Sie entstehen nicht, wie Schmitz angibt, durch
simultane Vieltheilung; vielmehr zerfällt zunächst das Chromatophor
durch fortgesetzte Zweiteilung in eine grosse Zahl kleiner polygonaler
Plättchen, und nachdem auch die Pyrenoide und Kerne sich ver-
mehrt haben, theilt sich auch das Protoplasma in eine entsprechende
Anzahl von Theilen; ausgeschlossen von der Theilung bleibt nur
die innerste Plasmaschicht, welche eine centrale Blase bildet. Die
fertigen Zoosporen entweichen durch ein in der Membran sich
bildendes Loch entweder einzeln nach einander, oder sie treten alle
zusammen aus, umhüllt von einer zarten, kugligen, bald zerfliessenden
Blase. — Nach einer gewöhnlich mehrere Stunden dauernden
Schwärmzeit kommen die Zoosporen zur Ruhe, werfen ihre Cilien
ab, runden sich in der Regel ab, umgeben sich mit einer zarten
Membran und keimen sofort, wobei das farblose Vorderende zum
Rhizoid wird.
Die im Sommer stattfindende Bildung der geschlechtlichen
Mikrozoosporen konnte Verf. nicht beobachten.
Unter ungünstigen Lebensbedingungen besitzt Urospora die
Fähigkeit, Dauerzellen zu bilden. In ausgewachsenen Fäden
wachsen die einzelnen Zellen stark an, verdicken ihre Membran
beträchtlich und lösen sich aus dem Verbande; beim Eintreten
günstiger Lebensbedingungen werden sie zu Zoosporen-Mutterzellen.
— Junge, noch zartwandige Fäden zerfallen durch fortgesetzte
Zertrennung schliesslich ebenfalls in einzelne Zellen, die jedoch
anders keimen: sie bilden ein Rhizoid und wachsen durch gewöhn-
liche Zelltheilung zu neuen Fäden heran.
Rothert (St. Petersburg).
Pilze. — Gefässkryptogamen. 485
Karsten, P. A., Symbola ad myeologiam Fennicam.
Pars XXIIT-XXVIN. (Meddelanden af Societas pro Fauna et
Flora Fenniea. Häftet XVI. p. 1—45. Helsingfors 1888.)
Folgende neue Arten werden beschrieben:
Pars XXIII. Mucronella subtilis Karst., Polyozus Hisingeri Karst., Corticium
russeolum Karst., Hypochnus cinerascens Karst., Aseophanus vilis Karst. et
Starb. in Rev. mycol. 1887. p. 159, Helotium lateritioalbum Karst. l. c. p. 159,
Mollisia sylvatica Karst., Ombrophila Starbäckii Karst. l.c.p. 159, Novia phrag-
mitina Karst. (Phacidium phragmit. Karst. in Hedwigia 1887. p. 125), Pirottaea
uliginosa Karst., Actinoscypha (n. gen.) graminis Karst., Patinellaria polytrichina
Karst. et Starb. 1. c., p. 160, Tympanis Rosae Karst., Gnomoniella brevirostris
Karst. in Rev. mycol. 1887. p. 160, Rosellinia subsimilis Karst. et Starb. 1. ec,
p- 160, Lasiosphaeria Britzelmayri Sace.*, L.Fennica Karst. 1. c., p. 160, Lae-
stadia Ptarmicae Karst. et Starb. in Hedwigia 1887. p. 125, Melanopsamma am-
pulligera Karst. et Starb. in Rev. mycol. 1837. p. 160, Lophiostoma Starbäckii
Karst. in Hedwigia 1887. p. 125, Phoma sambucicola Karst. l. c. p. 126, Ph.
doliolum Karst., Aposphaeria inophila (Berk.) var. opaca Karst., A. multiformis
Karst. ]. c. p. 126, Dothiorella Viscariae Karst. 1. c. p. 127, Coniothyrium me-
diellum Karst., Levieuxia borealis Karst. l.c. p. 126, Dichomera Elaeagmi Karst.,
'Septoria thecicola Berk. et Br. var. scapicola Karst.
Pars XXIV. Lactarius lateritioroseus Karst., Clitocybe pantoleucoides Karst.,
Helotium sordidatum Karst. in Hedwigia 1887. p. 124, Mollisia minutissima
Karst. 1. ce. p. 124, Coccomyces insignis Karst., Acanthostigma longisela Karst.
in Rev. mycol. 1888. IV. Fusicoeecum coronatum Karst. var. salicinum Karst.,
‚Sphaeronaema nigrificans Karst., Naemosphaera subtilissima Karst. l. c. IV,
Camarosporium Symphoricarpi Karst., Cylindrocolla graminea Karst., C. tenuis
Karst., Volutella gilva (Pers.), * V. intricata Karst., Sporocybe graminea Karst.
AnıcH IV.
Pars XXV. Bjerkandera simulans Karst. 1. c. IV., Poria separabilis Karst.,
Cyphella terrigena Karst., Corticium calotrichum Karst. l. ec. IV., C. confluens
Fr. var triviale Karst. l. ec. IV., var. subcaleeum Karst. 1. ec. IV., Tromera mi-
erotheca Karst., T. ligniaria Karst., Amerosporium Sedi Karst. l.c. IV., Rhabdo-
spora pleosporoides Sacc., * Rh. longior Karst., Leptosporum mycophilum Karst.,
Botrytis campsotricha Sacc. var. Fennica Karst., Monilia arctica Karst., Tolypo-
myria fungicola Karst., Oospora Clavariarum Karst., Torula obducens Karst.
Pars XXVI. Helotium straminellum Karst., Mycolacidea (n. gen.) triseptata
Karst., Phaeosphaerella n. gen. (est Sphaerella sporis coloratis), Lasiosphaeria
erustacea Karst., Zignoella immersa Karst., Phoma conigena Karst., Diplodina
nitida Karst., Aposphaeria peregrina Karst., Oedocephalum byssinum (Bon.) *
Oe. herbariorum Karst., Rhinocladium macrosporum Karst., Hormiscium para-
doxum Karst., Coniosporium stromaticum Cord. * C. subreticulatum Karst.
Pars XXVII. Helotiam firmulum Karst., Chaetomium humanum Karst.,
Gnomoniella iridicola Karst,, Rhabdospora pleosporoides Sacc. * Rh. Scrophu-
lariae Karst., Virgaria macrospora Karst., Cladobotryum terrigenum Karst., Chlo-
ridium micans Karst., Fusoma punctiforme Karst., Fusarium carneolum Karst.,
Chromosporium stercorarium Karst.
Pars XXVIII. Omphalia cuneifolia Karst., ©. cortiseda Karst., O. albido-
palleus Karst., Russula intermedia Karst., Clypeus subrimosus Karst., Inocybe
eonfusa Karst., Peziza immutabilis Karst., Euchnoa Ulmi Karst., Rosellinia
librineola Karst., Ophionectria episphaeria Karst., Ghaetozythia (n. gen.) pul-
chella Karst, Diplodina fructigena Karst., Sphaeropsis Ulmi Karst., Aposphaeria
Ulmi Karst., Septoria Telephii Karst., Vermicularia Telephii Karst., Naemo-
‚sphaera rudis Karst, Septomyxa leguminum Karst., Cylindrotrichum polyspermum
Karst., Diplosporium alboroseum Karst., Septonema nitidum Karst., Physoderms
Butomi Karst.
Brotherus (Helsingfors).
Baker, J.G. Onathird coileetion of Ferns made in
West Borneo by the Bishop of naher“ and Sara-
wak. (Journal of Botany. 1888. p. 323— 326.)
486 Gefässkryptogamen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphol.
In der vorliegenden Abhandlung, welche eine Fortsetzung der
beiden im „Journal of the Linnean Society“ (Vol. XXII. und XXIV.)
publieirten ist, werden folgende neue Arten beschrieben:
Davallia (Leucostegia) Hosei. Verwandt mit D. Kingüi, nephrodioides und
eiliata. — D. (L.) oligophlebia. Steht isolirt. — Lindsaya (Isoloma) indurata.
Verwandt mit ZL. divergens Wall. — Adiantum Hosei. Verwandt mit 4. affine
Willd. — Pteris (Eupteris) Walkeri. Verwandt mit P., quadriaurita Retz. — P.
(Eupteris) furcans. Nahestebend der P. quadriaurita. — Nephrodium (Eune-
phrodium) simulans. Aehnelt sehr dem Polypodium reptans Sw. — N. (Sagenia)
pteropodum. Nahe verwandt mit N. Singaporianum Baker. — N. (Sagenia)
melanorachis. Verwandt mit N. cieutarium Baker. — Polypodium (Goniophlebium)
holophyllum. Habitus von Meniscium simplex. — Gymnogramme (Syngramme)
valleculata. Nahestehend der @. alismaefolia Hook. — @. (Selliguea) acuminata.
Zunächst der @. membranacea Hook. — Acrostichum (Gymnopteris) exsceulptum.
Verwandt mit 4A. virens Wall.
Fritsch (Wien).
Monteverde, N. A., Ueber den Einfluss desLichts auf die
Bildung des oxalsauren Kalks in den Pflanzen. (Arb.
d. St. Petersb. Naturf. Ges. Bd. XVII. p. 46—47.) [Russisch.|
Die Untersuchungen wurden an mehreren Z’apilionaceen ausge-
führt, welche am Licht in Stengel und Blättern eine grosse Menge
von Krystallen ablagern. In etiolirten Pflanzen ist die Anzahl
dieser viel geringer; am grössten ist sie an der Basis des Stengels,
nach oben zu nimmt sie rapid ab und im obersten Theil ver-
schwindet der oxalsaure Kalk häufig ganz, die etiolirten Blätter ent-
behren entweder ganz der Krystalle, oder diese finden sich in ver-
schwindender Zahl an der Basis der Hauptnerven.
Von Einfluss ist ferner der Kalkgehalt des Bodens, jedoch nur
unter Mitwirkung des Lichts. Dies ergab sich aus Kulturen in
künstlichen Nährlösungen: je grösser der Kalkgehalt der Lösung,
desto grösser war die Zahl der Krystalle in den Pflanzen (bis zu
einer gewissen Grenze), sofern dieselben beleuchtet waren. In der
Dunkelheit hingegen fand sich stets dieselbe unbedeutende Menge
oxalsauren Kalks vor, unabhängig von dem Kalkreichthum der
Nährlösung.
Ob die Krystallablagerung durch die unmittelbare Wirkung
des Lichts, oder indirekt, durch die Kohlenstoffassimilation bedingt
wird, konnte noch nicht entschieden werden.
Rothert (St. Petersburg).
Krutieky und Bielkowsky, Ueber die Diosmose durch
die Cellulose-Häutchen aus Phragmites communis.
(Arbeiten der St. Petersburger Naturf. Gesellsch. Bd. XIX.
1888. p. 3.) [Russisch.]
Die genannten Häutchen haben ein viel grösseres endosmotisches
Aequivalent, als alle bisher zu solchen Versuchen benutzten künst-
lichen Membranen, ausgenommen nur die sogenannten Niederschlags-
membranen. In Manometer-Versuchen ging die endosmotische Kraft
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 487
bis zum Widerstande gegen einen Druck von nahezu einer Atmos-
phäre. Die Elastieitätsgrenze dieser Häutchen gleicht im Durch-
schnitt über 500 gr.
Rothert (St. Petersburg).
Gulbe, L. A., Ueber die periodische Activität des
Cambiums in den Wurzeln unserer Bäume. (Arbeiten
der St. Petersburger Naturf. Ges. Bd. XVIll. p. 45.) [Russisch.]
Die Untersuchung von 17 Nadel- und Laubhölzern ergab
folgendes allgemeine Resultat: Im Frühling beginnt die Thätigkeit
des Cambiums in den dünnen Zweigen, geht von da in den Stamm,
dann in die dicken und zuletzt in die dünnen Wurzeln über (etwa
4—-5 Wochen nach ihrem Auftreten in den dünnen Zweigen). Im
Herbst erlischt sie in derselben Reihenfolge, doch dauert die Periode
jetzt 2 Monate. In der zweiten Hälfte des Oktober hört in den
Wurzeln die Cambiumthätigkeit völlig auf.
Rothert (St. Petersburg).
Dobrowlianskij, W., Vergleichende Anatomie der Blätter
der Salicineen. (Arbeiten d. St. Petersb. Naturf. Ges.
Bd. XIX. 1883. p. 161—170.) [Russisch.]
Verf. schickt seiner vorläufigen Mittheilung einige sehr sinn-
reiche allgemeine Betrachtungen über die anatomisch-systematische
Methode und die Auswahl der systematisch verwerthbaren ana-
tomischen Merkmale voraus. Bei den Blättern der sSalieineen
lieferte ihm zunächst die Epidermis zwei brauchbare Merkmale.
Erstens besteht manchmal die Aussenwand der Epidermiszellen aus
zwei oder drei Schichten, von denen eine (die innere resp. mittlere)
verschleimt und sich folglich von der übrigen Membran optisch
auffallend unterscheidet. Eine zweite Eigenthümlichkeit, welche die
Weiden der Gruppe rugosae charakterisirt, besteht in ihrem un-
regelmässigen Bau; einzelne zerstreute Zellen sind durch unregel-
mässig orientirte Scheidewände in 2 oder 3 Zellen getheilt und
über den Leitsträngen geht diese Unregelmässigkeit so weit, dass
die Epidermis den Charakter einer besonderen, scharf unterscheid-
baren Schicht völlig verliert.
Wichtigere Merkmale lieferte der Bau des Mesophylis. Hier
unterscheidet Verf. eine Reihe von Typen.
I. Bilateraler Typus.
1. Alle Mesophylizellen gleich reich an Chlorophyll.
a) Das ganze Mesophyll besteht aus einem Gewebe; alle Zellen des-
selben können den Charakter des Palissadenparenchyms annehmen.
Salix incana und 8. purpurea.
b) Palissadenparenehym und Schwammparenchym sind deutlich unter-
schieden.
@) Das Schwammparenchym besteht aus isodiametrischen, relativ dicht
gefügten Zellen. Salices rugosae, 8. nigricans etc.
#) Das Schwammparenchym besteht aus lose gefügten, strahligen
Zellen. Die Pappeln aus der Abtheilung Leuce.
488 Physiol, Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr.
2, Eine untere, durch Chlorophyllarmuth sich auffallend unterscheidende
Schicht besteht aus einer Lage sternförmiger Zellen, deren Arme alle in
einer Ebene ausgebreitet sind.
c) Drei Gewebeschichten.
e) Zwischen dem Palissadenparenchym und der subepidermalen Stern-
zellenschicht befindet sich ein relativ dicht gefügtes Parenchym aus
isodiametrischen Zellen. Die baumartigen Weiden.
?) Zwischen dem Palissadenparenchym und der subepidermalen Stern-
zellenschicht befindet sich ein typisches Schwammparenchym aus
strahligen Zellen. Die balsamischen Pappeln.
d) Vier Gewebeschichten: Palissadenparenchym, darauf 1 oder 2 Schichten
Hacher Zellen (die die Leitstränge enthaltende Schicht), dann wieder
Palissadenparenchym und schliesslich die subepidermale Sternzellen-
schicht. Die nordamerikanischen Pappeln — Populus Canadensis und
P. angulata. — Dieser Blattbau bildet den Uebergang zu dem
II. Isolateralen Typus. Nur Populus Euphratica.
Mit Hilfe dieser Merkmale konnte Verf. die Salicineen in eine
Anzahl Gruppen theilen und diese in einem Schema zusammen-
stellen, welches ihre gegenseitige Verwandtschaft ausdrückt. Doch
nicht bloss grössere Gruppen, sondern auch die einzelnen Arten
lassen sich amatomisch gut charakterisiren und zu einem Schema
zusammenstellen, in dem alle Arten sich fortlaufend an einander
reihen.
Dies auszuführen, spart sich indessen Verf. für seine aus-
führlichere Mittheilung auf.
Rothert (St. Petersburg).
Focke, W. O., Rosaceae. Theil I. (Natürl. Pflanzenfamilien von
Engler und Prantl. Lieferung 24.) Leipzig 1858.
Ueber den allgemeinen Theil, von welchem einige kleinere Kapitel Engler
bearbeitete, wollen wir hier hinweggehen, da er im Wesentlichen keine neuen
Beobachtungen enthält. Dagegen interessirt uns das theilweise neue System.
Die Rosaceen erscheinen in 6 Unterfamilien getheilt: Spiraeoideae, Fomoideae,
Rosoideae, Neuradoideae, Prunoideae und Chrysobalanoideae. Von diesen sind
in der vorliegenden Lieferung nur die drei ersten behandelt.
Unter den Spiraeoideae finden wir 2 Tribus: Spiraeeae, Quillajeae und
Holodisceae. Die Gattung Holodiseus wird also wieder den Spiraeoideen zuge-
zählt, während sie Maximowicz zu den Potentilleen gestellt hatte. Neilliz
und Physocarpus werden (gegen Bentham-Hooker) getrennt, dagegen Sor-
baria und Chamaebatiaria vereinigt. Die Gattungen Sibiraea, Eriogynia und
Aruncus bleiben selbstverständlich von Spiraea getrennt.
Unter den Pomoideen finden wir folgende Gattungen: Cotoneaster (incl.
Pyracantha und Phaenopirum), Nagelia, Osteomeles, Cydonia (inel. Chaenomeles),
Docynia, Pirus (incl. Sorbus und Aronia-Arten), Rhaphiolepis, Eriobotrya, Pho-
tinia, Pourthiaca, Amelanchier, Stranvaesia, Mespilus (inel. unserer Crataegus-
Arten).
Die Rosoideae werden in Kerrieae, Potentilleae, Cercocarpeae, Ulmarieae,
Sanguisorbeae und Roseae eingetheilt. Die Potentilleae zerfallen wieder in
Rubinae (Rubus allein). Potentillinae und Dryadinae.
Die Eintheilung der Gattung Rubus ist zum Theil neu, da Focke eine
Gruppirung der Arten des ganzen Erdkreises bisher nicht unternommen hatte.
Die Sectionen sind: 1. Dalibarda, 2. Chamaemorus, 3. Cylactis (wozu hier auch
R. pedatus Sm., Fockeanus Kurs. Gunnianus Hook. und geoides Sm. gezogen
werden), 4. Anoplobatus, 5. Batothamnus (inel. Corchorifolii und Crataegifolii),
6. Malachobatus (inel. Chamaebatus und Aesculifolii), 7. Idaeobatus, 8. Micran-
thobatus, 9. Lampobatus (Oligogyni Focke prius), 10. Orobatus (Stipulares Focke
prius), 11. Eubatus.
Systematik und Pflanzengeographie. 489
Unter den Potentillinae wird Duchesnea von Fragaria getrennt; ebenso
Sibbaldia, Horkelia und Ivesia von Potentilla, welche vier Gattungen Bentham-
Hooker unbegreiflicher Weise vereinigt hatten.
Alchemilla steht auch hier unter den Sanguisorbeen, mit welchen die
Gattung doch nur die von der erhärtenden Blütenachse eingeschlossenen
Früchtchen gemein hat. Agrimonia und Aremonia werden wieder getrennt.
Alle Poterium-Arten, mit Ausnahme des P. spinosum L., werden zu Sanguisorbs
gezogen.
Ueber die Behandlung der Gattung Rosa ist nichts Besonderes zu bemerken.
Hulthemia erscheint als Untergattung der „Eurosa” gegenübergestellt.
Anhangsweise erlaubt sich Ref. noch einige ergänzende Be-
merkungen zu dern Kapitel „Anatomische Verhältnisse“ (von Engler).
Das Periderm entsteht nicht nur bei Physocarpus, sondern auch bei
allen untersuchten Aubus-Arten tief in der Rinde, jedoch bei Rubus
ausserhalb, bei Physocarpus innerhalb des Hartbastes. Ebenso
kommt Ringelborke bei Rubus-Arten (namentlich R. odoratus L.
vor.*) Die im Texte mehrfach erwähnte „Mogmilea“ ist sicher eine
Couepia (oder sollte Focke diese Gattung in der Umgrenzung von
Martius und Zuccarini auffassen ?); Moquilea „Gliti* ist wohl
Druckfehler statt „Uiti*. (Cowepia Uiti Benth. = Mogquilea Uiti
Mart. et Zuce.).
Fritsch (Wien).
Prahl, Peter, Kritische Flora der Provinz Schleswig-
Holstein, desangrenzenden Gebietes der Hansestädte
Hamburg und Lübeck und des Fürstenthums Lübeck.
Unter Mitwirkung von R. y. Fischer-Benzon und E.H. L. Krause.
Theil I. Schul- und Excursionsflora. 4%. XV Ill, 227 pp.
Kiel (Univ.-Buchhandlung [Paul Toeche]) 1883.
Nachdem im Jahre 1837 die Flora desselben Gebietes
von Paul Knuth (efr. Botan. Centralol. Bd. XXX. p. 135. und
Bd. XXXII. p. 13) erschienen war, deren Mängel Paul Ascherson
in einer langen Recension in den Verhandlungen des Botanischen
Vereins der Provinz Brandenburg. Bd. REIS 1ERR. p. 152—166
dargethan hat, tritt nun der ee Forscher mit seiner Flora
hervor, dessen Material er in einer langen Reihe von Jahren ge-
sammelt und gesichtet hat. Der vorliegende Theil enthält die Schul-
und Excursionsflora, welche auf analytischem Wege selbst den
Unbekannten sicher zu der richtigen Pflanze führt. Verf. hält diese
Methode für die richtigste, von der er selbst sagt: „Ich habe dieser
Methode viel zu danken, und wenn es mir im Anfange meiner
botanischen Studien nicht möglich war, nach den neueren Büchern
eine Pflanze zu bestimmen, so griff ich zum alten Curie und durfte
hier sicher auf Erfolg rechnen.“
Ist der Bestimmende so weit, dass er gleich die Art oder
wenigstens die Familie aufschlagen kann, so braucht er ja die ein-
leitenden Schritte zur Bestimmung nicht mitzumachen. Das System
ist das De Candolle’sche.
*) Vergl. hierüber Fritsch, Anatomisch-systematische Studien iber die
Gattung Rubus. (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien.
Mathem.-naturw. Klasse. Band XCV. 1837).
490 Systematik u. Pflanzengeographie.
Verschiedene Schriftarten kennzeichnen von vornherein die ein-
heimischen Gewächse von den kultivirten und verwilderten Pflanzen,
dabei sind die, welche seit langer Zeit eingeschleppt und nunmehr
als eingebürgert zu betrachten sind, im Druck von den einheimischen
Arten nicht unterschieden.
Leider sind nur wenige der in der Provinz Schleswig-Holstein
gebräuchlichen plattdeutschen Bezeichnungen aufgenommen, da
Prahl nur wenige Mittheilungen in dieser Richtung zugegangen
sind, auch die Namen in verschiedenen Gegenden derselben Provinz
verschiedene Pflanzen bezeichnen.
Dass eine scharfe Kritik geübt worden ist, konnte man von Prahl
erwarten, der z. B. /soötes echinospora, Carex paueiflora und Cirsium
bracheatum als neu für die Provinz aufgefunden hat. Als Beispiel
möge angeführt werden, dass Verf. Cochlearia ofieinalis und Anglica
nach dem Vorbilde Griewank’s zusammenzieht.
Die zweite Hälfte soll nur in besonderen Fällen Beschreibungen
liefern, dagegen das Vorkommen der Pflanzen möglichst genau an-
geben und zugleich eine historische Uebersicht über die Bestrebungen
zur Erforschung der einheimischen Pflanzenwelt geben. Derselbe
Theil wird auch Aufschluss geben, warum manche Pflanzen zu
streichen waren, deren falsches Vorkommen sich von einer Flora
in die andere vererbt hatte. E. Roth (Berlin).
Himpel, J. St., Excursionsflora für Lothringen. 8.
VI, 222 p. Metz (Gebrüder Even) 1888. br. 2,75, geb. Sen M.
Verf. hat die dankenswerthe Aufgabe übernommen, eine Zu-
sammensteliung der im Bezirke Deutsch-Lothringen wild wachsenden
Gefässpflanzen zu geben und hat aus pädagogischen Gründen das
Linn &’sche System zur Bestimmung der Gattungen zu Grunde gelegt.
Himpel führt 484 Gattungen auf, von denen 16 auf die (refäss-
kryptogamen fallen. Um die Brauchbarkeit des Werkchens als
Taschenbuch auf Excursionen nicht durch zu grossen Umfang zu
beeinträchtigen, wurden von den kultivirten Pflanzen nur wenige,
hauptsächlich nur die Obstbäume, aufgenommen, wie denn auch
Abarten, Bastardbildungen und solche Pflanzen, deren Vorkommen
in Deutsch-Lothringen zweifelhaft ist, unberücksichtigt geblieben sind.
Auf Autoren bei den Gattungen und Species hat Verfasser
gänzlich Verzicht geleistet; wunderbar,berührt es, wenn man 2. B. unter
den Arten von Hieracium plötzlich auf Orepis paludosa stösst mit
dem Vermerk: Siehe die vorhergehende Gattung Crepis. Die
Unterschiede zwischen der Häufigkeit stehen mit dem wirklichen
Vorkommen nicht immer im Einklang. So heisst es z. B. von
Limodorum: „Bei Metz selten“, von Tulipa sylvestris: „Weinberge
sehr selten“. Aceras fehlt, um bei den Orchideen zu bleiben, ob-
wohl das Vorkommen dieser Pflanze gesichert erscheint und auch von
Garcke (vom Verf. immer als Garke citirt!) angegeben wird.
— Derart dürfte sich wohl die Zahl der lothringischen Gattungen
noch um etwas erhöhen, zumal z. B. Orypsis alopecuroides und
Cymodon Daectilon mit einer Senusnummer vorlieb nehmen müssen.
TEEN LET
=
Systematik und Pflanzengeographie. 491
Im Interesse der Pflanzengeographie wäre es zu wünschen,
dass Verf. bei einer etwaigen zweiten Auflage eine Skizze der
Provinz in botanischer Hinsicht vorausschickte.
Hervorzuheben ist die Correktheit in dem Satz, die wenigen
Druckfehler scheinen sämmtlich am Schlusse verbessert zu sein.
Roth (Berlin).
Aggjenko, W., Ueber die Pflanzenformationen der Tau-
rischen Halbinsel.*) (Sep.-Abdr. aus den Arbeiten der St.
Petersburger Naturforscher - Gesellschaft. 1888. 8°. 21 pag.)
[Russisch.]
Der Verfasser unterscheidet 4 solcher Formationen:
1. Die Formation der Steppe. Die Taurische Halbinsel
besitzt ächte Steppen ohne jeglichen Baumwuchs, bei denen man
wieder nach der Bodenbeschaffenheit und nach der darauf befind-
lichen Pflanzenwelt zweierlei Formen unterscheiden kann: a) die
Tschernosemsteppe und b) die Salzsteppe. (Sandsteppen kommen
in der Krim nicht vor.) Eine scharfe Grenze zwischen Tschernosem-
steppe und Salzsteppe giebt es hier nicht, indem die Tschernosem-
steppe in der Nähe des Meeres in die Salzsteppe übergeht. Für
die Tschernosemsteppe sind die Formationen zweier Gräser charak-
teristisch: die der Stipen und die von Andropogon Ischaemum. Die
Stipenformation in der Krim besteht sowohl aus 8. capillata, wie
aus S. Lessingiana Trin., beide gleich häufig auftretend, wobei jedoch
S. Lessingiana die üppigere Pfriemengrassteppe bilden hilft. Eine
selbstständige Formation bildet hier auch hie und da Andropogon
Ischaemum, und zwar an der Grenze der Steppe und der Berge,
ja auf den Bergen selbst, wie an der Nordseite des Tschaiyr-dagh.
Für die Tschernosemsteppe der Krim ist auch das Vorkommen von
Amygdalus nana charakteristisch.
Was die Salzsteppen anbetrifft, so lassen sich nach dem Salz-
gehalte derselben zweierlei Formen unterscheiden: a) solche ınit ge-
ringem Salzgehalte und b) eigentliche Salzgründe. Die letzteren
bilden sich an den Ufern von Salzseen oder am Ufer des Siwasch
oder des „faulen Meeres“. Besonders charakteristisch für solche
Salzgründe sind: Artemisia maritima L., Achillea leptophylla M. B.
var. bipinnata, Salicornia herbacea, Halocnemum strobilaceum, Atri-
plex, Statice Caspica W., Triglochin maritimum L., Frankenia his-
pida DC. u. a. m. Neben den genannten Formationen der Taurischen
Steppen kann man noch eine unterscheiden, welche man als Unkraut-
formation oder Peganum Harmala-Formation bezeichnen kann, nach
dem Vorherrschen dieser Pflanze in derselben. Sie findet sich so-
wohl innerhalb der Tschernosem- wie der Salzsteppen und zwar
meist in der Nähe von Dörfern. Der Boden, worauf sie wächst, ist
so hart, dass der Pflug bei dem Versuche, ihn urbar zu machen,
meistens zerbricht.
*) Vergl. mein Referat über: Aggjenko. Ueber die Vertheilung der Pflanzen
auf der taurischen Halbinsel. Botan. Centralbl. Bd. XXXIII. 1888. No. 12. pag.
364— 369.
492 Systematik u. Pflanzengeographie.
2. Die Formation der nördlichen Gebirgsseite, wo-
zu auch, ausser der Nordseite, die Ost- und Westseite des Tsschatyr-
dagh gehört, unterscheidet sich von der Flora der Südseite durch
das Fehlen einer ganzen Reihe von Formen. Die untere Zone der
Flora der nördlichen Gebirgsseite wird hauptsächlich von Quercus
Robur L. und Carpinus orientalis Lam. gebildet. In ihr kommen
auch Corylus Avellana L., Populus tremula L. u. a. m. vor. Die
obere Zone dieser Seite wird meist von Fagus sylvatica L. einge-
nommen, welche bis zur obersten Höhe des Gebirgszuges, d. h. bis
zu 4,700° emporsteigt. Zu ihr gesellen sich noch andere Laubhölzer,
wie Cuarpinus Betulus L., Quercus Robur L., Tilia parvifolia Ehrh.,
Acer opulifolium Vill., Sorbus Aucuparia L., 8. domestica L.,
Betula alba L., d. h. eine Birke, welche in der Mitte steht zwischen
BD. pubescens Ehrh. und BD. verrucosa Ehrh. In der Nähe der
Birken kommt auch häufig die Kiefer (Pinus sylvestris L.) vor,
welche ganze Haine bildet und die Espe (Populus tremula L.) In
ihrer Gesellschaft kommt eine nordische krautartige Pflanze, G@ood-
yera repens R. Br. und der s. g. Birkenpilz vor.
Von den hier angeführten nordischen Bäumen kommt Sorbus
Aucuparia L. nur selten und nur in der oberen Zone der nördlichen
Gebirgsseite vor, theils ale Baum, theils als Strauch. Die Birke,
von den Tartaren, ebenso wie die Espe, „weisser Baum“ genannt,
tritt in der Krim selten auf, war aber offenbar, wie A. theils aus
den Angaben eines Forstbeamten aus dem Jahre 1346, theils aus
den noch vorhandenen Baumstümpfen nachzuweisen vermag, irüher
zahlreicher und in grösseren Exemplaren vorhanden als heutzutage.
Doch traf A. Exemplare von 1 Arschin 1 Zoll bis 1 Arschin 5 Zoll
Umfang und von einer Höhe von 5 Saschen. Selbst am Ufer des
Meeres (bei Karabach) fand A. noch Exemplare von 1 Arschin
4 Zoll Umfang, ein Beweis, das die Kultur der Birke in der Krim
wohl möglich ist. Immer war es aber die Birke, welche in der
Gestalt der Blätter und der Früchte mit B. pubescens, in der Glätte
der Blätter aber mit B. verrucosa übereinstimmt. Auch die Kiefern
(Pinus sylvestris L.) und die mit ihr zusammen vorkommende Krim-
Kiefer (P. Larieio Poir.) zeigen durch ihr fröhliches Gedeihen in
der Buchenregion, dass alle für sie nöthigen klimatischen Lebens-
bedingungen vorhanden sind. A. fand Exemplare der gewöhnlichen
Kiefer, welche einen Umfang von 2 Arschin 5 Zoll und der Krim-
Kiefer, die einen Umfang von 1 Saschen 9 Zoll hatten. Zu den
selteneren Erscheinungen in der Buchenzone gehört der Eibenbaum
(Taxıs baccata), welcher bald als Strauch, bald als kleiner Baum
auftrat, und dann mitunter einen Umfang von 1 Saschen erreichte.
Zu den noch selteneren Erschemungen in dieser Zone gehört Juni-
perus excelsa M. B., welche A. an felsigen Orten in der Nähe des
Klosters Kossmodemjanow fand. Einige” von diesen Bäumen hatten
einen Umfang von 2’Arschin 5 Zoll und alle gehörten zu der Form
von J. excelsa M. B., welche mit dem Namen J. foetidissima W.
bezeichnet wird. Dieses Vorkommen auf der Nordseite des Ge-
birges ist desshalb interessant, weil sonst J. excelsa M. B. zu den-
jenigen Bäumen gehört, welche als Wahrzeichen der Südseite gelten.
Systematik und Pflanzengeographie. 493
Diese Wachholderbäume in der Nähe des genannten Klosters er-
reichen zugleich eine Höhe, wie sie an der Südseite in der Nähe des
Meeres nur selten beobachtet wird.
Etwas höher als die Zone der Buche beginnt die Zone der
Zwerg -Wachholder: J. depressa Stev. und J. Sabina L.,
welche nicht nur den Gipfel des Tschatyr-dagh, sondern auch die
Gipfel vieler anderer Berge, wie z. B. des Demerdscha von allen
Seiten umgiebt. Von diesen beiden Wachholdern zeigt Juniperus
depressa ein besonders eigenthümliches Wachsthum, "nämlich die
Gestalt eines Kegels von mitunter bedeutendem Umfange (gegen
32 Arschin). Auch J. Sabina nimmt in diesen Höhen eine mehr
oder minder runde Form an, so dass er bei seiner Höhe von den
grössten Exemplaren des J. depressa nicht leicht zu unterscheiden
ist. Diese Art Gestaltung, sowie auch die runde Form der meisten
Steppenpflanzen dürfte sich wohl aus der Anpassung an die Wir-
kung verschiedener Winde erklären lassen, welche, namentlich in
solchen Höhen, wie die der Zwergwachholder-Zone, d. h. bei 5000‘,
eine sehr mächtige zu sein pflegt.
3. Formation der Jaila. Die oberste Fläche des Gebirgs-
zuges oder die Hochfläche Jaila ist charakterisirt durch das
Fehlen der Wälder (Waldformation) und durch ihre niedrige, zwerg-
artige Kräuterflora. Dieser niedrige Wuchs ist das Resultat des be-
deutend rauheren Klima’s der Hochfläche. Von Kräutern, welche
für die Jailaflora charakteristisch sind, verdienen Erwähnung:
Cerastium Biebersteini, Draba cuspidata M. B., Androsace villosa
L., Viola Altaica Pall. und ausser diesen Hochgebirgspflanzen noch
von nordischen Formen: Viola tricolor L. var. vulgaris und Alchemilla
vulgaris. Diese Pflanzen beginnen im Gebiete der Wolkenbildung
aufzutreten, wo ein rauheres Klima und eine feuchtere Atmosphäre,
d. h. günstige Lebensbedingungen für sie vorhanden sind, während
dieselben für Steppenpflanzen ungünstig sind, was daraus zu er-
sehen war, dass Phlomis tuberosa auf der Babugan Jaila nur ein
sehr niedriges Wachsthum zeigte. An einigen Stellen der Jaila,
wie z. B. auf dem Gipfel des Tschatyr- dash bilden die dort wachsen-
den Gräser einen Rasen. Je mehr man sich dem Gipfel nähert,
um so deutlicher tritt das nordische Kolorit der Flora hervor. Hier
kommt auch nicht selten die gemeine Kiefer (Pinus sylvestris L.)
vor und an morastigen Stellen erscheinen Cyperaceae und Juncaceae.
4. Die Formation der südlichen Gebirgsseite.
Hier ist die unterste Zone, von der Meeresküste an gerechnet,
die der immergrünen Sträucher. Dank denselben erinnert
diese unterste Zone an die Uferländer von Südeuropa. Besonders
charakteristisch darunter sind die hier wildwachsenden: Ausceus
aculeatus L., Cistus Oreticus L. und der immergrüne Baum: Arbutus
Andrachne L., und die hier kultivirten Olea Europaea L., Laurus
nobilis L. und Cupressus sempervirens L. Unter den hier wild-
wachsenden Pflanzen sind ausserdem noch zu erwähnen: Capparis
herbacea W., Pistacia mutica Fisch. et Mey., Juniperus excelsa
M. B. und J. Oxycedrus L. Diese beiden Wachholderbäume bilden
auf der Südküste hie und da ganze Haine und erreichen einen be-
494 Systematik u. Pflanzengeographie.
deutenden Umfang (J. Oxycedrus L. von 1 Arschin 6 Zoll und
J. excelsa M. B. von 2 Arschin 7 Zoll). Besonders gut gedeihen
sie auf der Westseite des Südufers zwischen Balaklawa und Laspi,
während sie auf der Ostseite zwischen Sudak und Feodosia zwar
auch noch vorkommen, aber nur in geringer Anzahl und in ver-
kümmerten Exemplaren, so dass man daraus ersieht, dass das Klima
der Ostseite ihnen weniger gut zusagt, wie das der Westseite der
Südküste. Dasselbe gilt auch von den andern hier noch wildwachsen-
den Sträuchern: Jasminum fruticans L., Coronilla Emerus L., Vitex
Agnus castus L., Rhus Coriaria L. und den Tamarüx-Arten. In
dieser untersten Zone der Südseite befinden sich auch die Land-
häuser reicher Gutsbesitzer, der Garten von Nikita, im welchem
im freien Grunde Palmen, wie Chamaerops excelsa aus Japan
kultivirt werden, die Tabakplantagen und die Weingärten.
Die nächsthöhere Zone ist die der Eichen, welche im
westlichen Theile, bei Jalta in die der Krimkiefern (Pinus
Larieio Poir.) übergeht. Mit den Eichen (@xereus Robur L.), kommt
Cornus mas L. und Carpinus orientalis Lam. vor. Oberhalb der
Eichen- und Kiefernzone beginnt die Buchenzone, welche an
einigen Orten mit dem Vorkommen der Eiben (Taxus baccata L.)
nach oben zu abschliesst, oder wie am Tschatyr-dagh oben in die
Wachholderzone übergeht.
v. Herder (St. Petersburg).
Kusnetzoff, N. J., Natur und Bewohner der östlichen
Seite des nördlichen Urals. (Sep-.Abdr. aus dem 23.
Bande der Mittheilungen der Kais. ‚Russ. Geographischen Ge-
sellschaft St. Petersburg. 1888. 8° 24 Seiten.) [Russisch.|
Der Verfasser, welcher durch das Conseil der Kais. Russ.
(Geographischen Gesellschaft den mit der geologischen Erforschung
des nördlichen Ural beauftragten Bergingenieuren L. A. Lebed-
sinsky und J.S. Fedoroff zukommandirt war, hatte so Gelegen-
heit, einen bis jetzt botanisch noch ziemlich unbekannten Landes-
theil kennen zu lernen, besonders die Quellgebiete und den oberen
Lauf der Loswa, Sosswa und Petschora. Die beiden ersten, welche
auf der Ostseite des Ural ungefähr unter dem 62° n. Br. ent-
springen, entfernen sich bei ihrem Austritte aus der Gebirgskette
sofort von einander, indem die eine südwärts, die andere aber
nordwärts fliesst, ein Umstand, welcher die Verschiedenheit der
Pflanzenwelt m beiden Flussgebieten einigermassen erklären dürfte.
Dank der genaueren Bekanntschaft mit dem oberen Laufe der
Loswa rücken die Verbreitungsgrenzen vieler Pflanzen, welche
bisher durch Kr yloff nur vom _ mittleren Laufe der Loswa bekannt
waren, bedeutend weiter nach Norden vor, so z. B. die Verbreitungs-
grenzen von Paris quadrifolia L., Actaca spicata L., Adoxa Mo-
schatellina L., Vieia sepium L., V. sylvatica L., Strutiopteris Ger-
manica W., Fragaria vesca 2 Paeonia RE Pall., Sambucus
racemosa L. —
Systematik und Pflanzengeographie. 445
In zeographischer Beziehung unterscheidet Fedorotf
folgende Theile an der Ostseite des Ural: 1) den eigentlichen
Ural, weleher so ziemlich ein zusammenhängendes Gebiet bildet
und von der Waldflora eingenommen wird. Parallel mit demselben
zieht sich östlich von der Wasserscheide eine Reihe hoher Berge,
welehe von einander durch tiefe Flussthäler getrennt sind; 2) ein
breites Hügelgebiet, welches durch die Abwesenheit hoher
Berge ausgezeichnet ist und von Flüssen tief durehschnitten wird,
deren Ufer sehr felsenreich sind, bestehend aus Kalk und anderem
Sedimentärgestein. Dieses Hügelgebiet ist nach Osten zu durch
einen Absatz scharf abgeschnitten, jenseits welches die sibirische
Ebene beginnt, welehe sieh ununterbrochen weiter und weiter
ostwärts zieht und durch ihre Einförmigkeit m grellem Con-
traste zu den Hügel- und Berggebieten des Ural steht. — In
yflanzengeographischer Beziehung behält K. jedoch mit
Recht die bisherige Eintheilung in 2 Zonen bei: m eme Alpen-
zone und ineine Waldzone. Die Waldzone ist die vorherrschende
und nimmt die Ebene, die Hügelregion und die niedrigeren Berge
und den Fuss der Gebirge ein, während die Gipfel derselben der
Alpenzone zugehören. Diese Alpenzone ist durch den Mangel aller
höheren Lignosen und das Vorherrschen von montan-arktischen
Arten charakterisirt. Dieselbe beginnt zwischen dem 61. und 62°
n. Br. in emer Höhe von 2400° ü. d. M. und fällt fast ununter-
brochen mit der Wasserscheide zusammen, südlich vom 61° n. Br.
und auf den westlichen und östlichen Gebirgsarmen tritt sie mehr
inselartig auf, indem sie die Gipfel der Berge einnimmt, während
ein Berg vom andern dureh die Waldflora und durch tiefe
Flussthäler getrennt ist. Kryloft hat, nach K., bei Beschreibung
der Alpenzone des Gouv. Perm. die Grenze der Waldzone etwas
zu hoch angenommen, indem dieselbe nicht durchweg mit der
Waldgrenze selbst zusammenfällt, sondern gegen Norden zu tiefer
liegt und selbst bei zwei neben einander befindlichen Bergen oft
verschieden ist, da ihr Stand von verschiedenen zufälligen und
örtlichen Bedingungen abhängig ist.
Wenn wir die Alpenzone im weiteren Sinne mit 2400 ü. d.
M. beginnen lassen, so gewahren wir folgende Gruppirungen und
Formationen von Pflanzen: Die Gipfel der Berge, bedeckt mit
Felsen und Steingeröll, beherbergen nur eine sehr arme Pflanzen-
welt, zum Theil aus Flechten bestehend, wie Alectoria ochrolenca
Nyl., Cladonia vangiferina L., Thamnolia vermieularis L., Cetraria
nivalis L., Haematomma ventosum L., Rhizocarpon geographieum
L., Solorina erocea L. u. a., z. Th. aus Arten, welche die nordischen
Tundern bewohnen, wie Anemone nareissiflora L., Silene acaulis L.
Cerastium alpinum L., Hedysarım obscurum L., Dryas oetopetala
L., Pachypleurum alpinum Ledeb., Valeriana capitata Pall., Arcto-
staphylos alpina Spr., Cassiope hypnoides Don., Lycopodium alpinum
L. u. a. Diemeisten dieser Pflanzen haben einen niedrigen Wuchs
und bilden keinen diehten Rasen. Ihnen gesellen sich zu: Vacei-
nvum uliginosum L., Rubus Chamaemorus L. und einige andere, welche
in der Waldzone auf Sumpfboden vorkommen. Man könnte diese
496 Systematik und Pflanzengeographie.
Formation als die arktische und Flechtenformation®), oder als die
F. des Steingerölls oder als die F. der Flechten und Tundern be-
zeiehnen. Diesen Pflanzen gesellen sich theils an den Gipfeln der
Berge, theils nicht weit von der Waldgrenze folgende Arten zu:
Vaccinium Vitis Idaea L., V. Myrtillus L., Rubus arcticus L., R.
saxwatilis L.. Epiobium angustifolium L., Solidago Virgaurea L.,
Aconitum Lycoctonum L., var. septentrionalis Kölle, Geranium syl-
vaticum L., Rumex Acetosa L., Alchemilla vulgaris L., Dianthus
superbus L., Pleurospermum Uralense Hoffm., Myosotis palustris With.
u. e. a., während verschiedene Lignosen (Sträucher und Bäume),
in Zwergformen theils zwischen den Felsen, theils dem Steingerölle
sich anschmiegend einzeln dazu kommen, wie Picea vulgaris Lk., Pinus
Cembra L., Abies Sibirica Ledeb., Betula alba L., Rosa acieularis
Lindl., Sorbus Aucuparia L., FRubus Idaeus L., u. Alnus fruticosa
Ledeb. Von diesen fühlt sich allein Alnus fruticosa hier heimisch,
tritt zahlreich auf und trägt hier auch Früchte. — Doch giebt es
auch in besonders günstigen Lagen und unter besonders zusagenden
Bodenverhältnissen üppige Alpenwiesen, deren bunter Blumenflor
(ausser den obengenannten Kräutern auch noch Veratrum album
L. ß. Lobelianum Koch, Delphinium elatum L., Veronica longifolia
L., Hypericum quadrangulum L., Caltha palustris L., Allium Schoe-
noprasum L.), belebt durch Hummeln und Schmetterlinge in
schneidendem Gegensatze zu der oft nicht weit davon befindlichen
arktischen Formation steht, wo inmitten der Flechten oder blüten-
losen oder kleinblütigen Zwergpflänzchen nicht ein Käferchen
die Oede belebt und ringsum eisiges Schweigen herrscht. Das
Vorhandensein dieser Alpenwiesen wird von Kryloff nieht er-
wähnt, was wohl darin seine Erklärung findet, dass dieselben auf
den Seitenarmen des Ural, wie Tschistopa und Koiba, welche im
Bereiche des Gouv. Perm liegen, nicht vorkommen, sondern nur
auf der Hauptkette des Ural, welche die Wasserscheide bildet, in-
dem dessen Abhänge weniger stark geneigt sind und so die An-
sammlung von Erde zwischen den Felsen erleichtern. Diese Erd-
schichten halten zugleich das Schnee- und Regenwasser zurück und
schaffen so günstige Bedingungen zur Entstehung und Erhaltung
von Alpenwiesen. Aus denselben günstigen Bodenbedingungen
erklärt sich wohl auch der Umstand, dass an der Hauptkette des
Ural die Waldgrenze von der Birke gebildet wird. Die Birke
liebt bekanntlich besseren Boden und mehr Licht, als die Nadel-
hölzer und geht deshalb auch, da sie diese beiden ihr zusagenden
Bedingungen hier trifft, an der Hauptkette höher hinauf, als
andere Holzarten. Man trifft so am Grunde der Alpenwiesen schmale
Gürtel von Birkenhainen, welehe die Waldgrenze bilden, aber
tiefer durch die Fichte und Tanne allmählich verdrängt werden,
um noch weiter unten in den dichten sibirischen Fichtenwald über-
zugehen, dessen Boden von den Repräsentanten der Waldflora,
*) Cf. R.Hult. Die Pflanzenformationen des nördlichsten Finlands. (Medde-
landen af Soeietas pro fauna et flora fennica. Häftet 14. p. 153— 228.)
Systematik und Pflanzengeographie. 497
wie Polypodium Dryopteris, Linnaea borealis, Majanthemum bifolium,
Trientalis Europaea, Oxalis Acetosella u. a. eingenommen wird.
Auf den Seitenarmen des Ural dagegen, wo die Boden-
bedingungen weniger günstig sind, wird die Waldgrenze durch-
Nadelhölzer gebildet und zwar entweder durch die Ceder (Pinus
Cembra), oder durch die Fichte oder durch die sibirische Tanne,
deren Wachsthumsbedingungen derartig sind, dass sie sich gegen-
seitig ersetzen können. Die Kiefer und die Lärche gehen in den
Bergen nicht hoch hinan, sondern treten nur im Hügelgebiete
häufiger auf, wo die trockenen Kalkfelsen ihrem Weachsthum
günstig zu sein scheinen, doch giebt es Theile des Ural, wo wie
am Konshakow-Kamen, am Deneshkin, im Thale des Flusses Chai-
Jagi u. a., die Lärche höher als alle andereren Holzarten hinauf-
steigt.
Das Hügelgebiet des Ural und die sibirische Ebene sind nur
von der Waldflora bedeckt.
Dieser Wald, bestehend aus Fichten und Tannen, zieht sich
meilenweit hin, nur hie und da von den steilen Abstürzen der
Ufer breiter Flüsse unterbrochen, aus deren Erde die Wurzeln der
Waldbäume hervorsehen. Mitunter erscheinen auch überschwemmte
Wiesen mit der ihnen eigenthümlichen Vegetation von Kräutern
und Sträuchern, oder Sümpfe mit Mückenschwärmen oder Torf-
moore, bewachsen von der Tortkiefer. So erscheint die sibirische
Ebene. Ein etwas abwechselnderes Bild gewährt das Hügelgebiet,
ja in mancher Beziehung erscheint es als der interessanteste Theil
des Ural, es gewährt einmal ein volles Bild der Waldflora, wie sie
&o schön und. genau von Kryloff beschrieben worden ist, dann
eine ganze Reihe von Gebirgspflanzen, welche sich hier auf den
nackten Felswänden angesiedelt haben, die man hier mit dem
Namen „Ikonostasse“ bezeichnet.*) Und in der That ähneln die
Kalkwände hoch aufgerichtet diesen Gegenständen, umgeben von
thurmähnlichen Klippen, in deren Ritzen sich überall Pflanzen an-
gesiedelt haben, junge Kiefern und Lärchen, Astern, Nelken, Stein-
breche, Farnkräuter u. v. a. Am Ufer der Bäche und Flüsse aber
gewahrt man: Alnus fruticosa Ledeb., Spiraea chamaedryfolia, Sam-
bucus racemosa L. und dazwischen bunte Blumen wie Paeonia
anomala. — Ein solches Bild gewährt die Flora des Ural von
Aussen betrachtet, vergleichen wir jedoch ihren inneren Bestand im
Einzelnen und mit dem Bestande der benachbarten Landestheile,
so fällt uns zunächst auf, dass die Flora des Sosswathales zumeist
aus sibirischen Arten besteht, und dass hier diejenigen europäischen
Arten nicht mehr vorkommen, welche im Loswathale noch so
häufig sind; wie: Dianthus deltoides L., Lychnis flos cuculi L., Pim-
pinella Saxifraga L., Leucanthemum vulgare Lam., Sonchus oleraceus
L., Polemonium en L., Brunella vulgaris L., Cirsium_ ole-
raceum Scop., Veronica Chamaedrys L., Rumex Acetosella E., br
nanthus Crista galli L. u. a. Von einem klimatischen Hindernisse
*) Unter Ikonostass versteht man in Russland die Altarwand zwischen dem
Allerheiligsten und dem übrigen Theile der Kirche.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 6
493 Systematik und Pflanzengeographie.
kann nieht wohl die Rede sein, da diese Pflanzen noch im Petschora-
thale, ja manche von ihnen sogar noch bis zum 68° n. Br. vor-
kommen. Auch erreichen die im Sosswathale vorkommenden Holzarten
(Ceder und sibirische Tanne) noch eine bedeutende Höhe und
Crataegus sanguinea Pall., ein Strauch, weleher in der Waldsteppe
meist nur bis zum 57° n. Br. vorkommt, gedeiht hier noch vor-
trefflieh. Esmüssen also andere, als klimatische Ursachen das Vor-
dringen dieser Pflanzen bis jetzt gehindert haben, d. h., es müssen
die Faetoren. welche sonst zur Verbreitung vieler europäischer
Pflanzen so viel thun: Der Mensch und die Vögel, aus besonderen
Ursachen unwirksam gewesen sein. Und so war es und ist es auch
noch. indem der Verkehr zwischen den Wogulen des Loswa- und
des Sosswathales nur auf den Schlittenverkehr im Winter beschränkt
ist, da der Weg im Sommer über die Wasserscheide dureh Wälder
und Sümpfe zu unwegsam ist. Die Vögel aber nehmen ihren Weg
im Herbste aus Nord-Osten dem Meridian entlang südwärts und
gelangen so, auf die Südwestseite, sind also allenfalls im Stande,
Samen aus dem Sosswathal ins Loswathal zu bringen, aber nicht
umgekehrt. Endlich war auch wohl ein anderes Hinderniss im der
letzten Erdepoche vorhanden; als zur Eiszeit der skandimavische
Gletscher einen grossen Theil von Russland bedeckte, befand sich
auch auf dem Ural ein Gletscher. Derselbe drängte die Waldflora
weit nach Süden und Westen zurück und so war die Alpenflora
später im Stande, die Höhen des Ural in Besitz zu nehmen.
Da der Uralgletscher weniger mächtig, als der skandinavische
Gletscher war, so verschwand er auch früher, am Ende der Eiszeit,
als dieser, und die sibirischen Pflanzen konnten so zu einer Zeit nach
Westen vordringen, als es den europäischen Pflanzen noch nicht
möglich war, den Weg nach Osten zu nehmen.
Allerdings sind in Folge des gesteigerten Verkehrs viele Pflanzen
nord- und ostwärts gewandert; wo aber, wie wir geschen haben,
eigenthümliche Hindernisse bestehen, da ist die ursprüngliche Flora
zeblieben, wie im Sosswathale. KR. findet, dass sowohl die Ansicht
von der Armuth, als auch von der Jugend der Uralflora durch
seine Beobachtungen bestätigt worden sei und erblickt eine solehe
Bestätigung auch in der geringen Anzahl an endemischen Arten.
v. Herder (St. Petersburg).
Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen
des Kaukasus. [Fortsetzung.| (Bulletin de la Societe Impe-
riale des naturalistes de Moscou. 1887. No. 4. p. 929—1003.)
[Französisch.] *)
Nachdem wir aus der Einleitung die geologischen, klimatologi-
schen, meteorologischen, und topographischen Verhältnisse des Kau-
kasus gründlich kennen gelernt haben, gelangen wir in der vor-
liegenden Fortsetzung endlich zur Hauptsache, d. h. zur „Aufzählung
der Arten der Gefässpflanzen des Kaukasus“. Diese Fortsetzung
*) Of. Bulletin 1887. p. 633 und Botan. Centr.-Bl. B. 33. 1888. No. 9.
Systematik und Pflanzengeographie. 499
enthält nur die erste Familie der Zhalamiflorae, d.h. die Ranuneula-
ceae, aber in einer ebenso gründlichen systematischen, wie pflanzen-
geographischen und statistischen Bearbeitung, so dass wir der
Versuchung nicht widerstehen konnten, die sehr instructiven Ueber-
sichten (in pflanzengeographischer — und statistischer Beziehung)
in Tabellenform zum Theil auch hier wiederzugeben, da sie eben
nur in dieser Form verstanden werden können.
Die Familie der Aanunculaceae ist im Kaukasus durch
folgende Gattungen und Arten vertreten:
I. Tr. Clematideae, 1. gen. Clematis.
1. C. Viticella L. am pontischen Litoral von Transkaukasien, ausserdem
in Maeedonien, Phrygien, Persien, Italien und Dalmatien.
2.C. Flammula L. am Beshtau und Suram und var. rosea an den Ufern
des Sulak, ausserdem in Albanien, Griechenland, Syrien, Palästina, Mittel- und
Südeuropa und Nordafrika.
3. C. orientalis L. in Daghestan, am Kuban und Terek, bei Tiflis, Talysch;
ausserdem in Griechenland, Bithynien, Armenien, Persien, Centralasien, Songarai,
N.-O.-Indien (die sibirische C. glauea W. ist nach Boissier nur eine Form der
6.202):
4. C. Vitalba L. überall auf dem kaukasischen Isthmus bis zu 1000 m
Höhe; ausserdem am Pontus, Krim, Thracien, Griechenland, in ganz Mittel-
und Südeuropa und Nordafrika.
5. C. reeta L. in Stawropol und am Kuban, ausserdem in Thracien, in
ganz Mittel- und Südeuropa, von Spanien bis nach Centralrussland (Kursk) und
Südrussland (Zarizyn).
6. €. integrifolia L. auf der Nordseite zwischen 1280 und 1830 m
am Kasbek hei Sameba, 2102 m, bei Pjatigorsk 600 m und am Beshtan, ausser
dem in Lakonien, in Oesterreich-Ungarn, in Südrussland und in Sibirien.
ll. gen. Thalietrum.
1. T. alpinum L. auf dem eigentlichen Hochgebirge der Hauptkette ober-
halb 2200 m, auf dem Tufan-Dagh, Shah-Dagh und Bogoz in Daghestan bei
2930 m. auf dem Gunib, 2046 m und in Salatavien. 2426 m in der Hauptkette
am Kasbek, 2743 m und am Elbrus, 2640 m. — Im Orient nur im Kaukasus;
ausserdem in der arktischen Zone von Europa, Asien und Nordamerika, auf den
Alpen, Pyrenäen, Altai und Himalaya.
2. T. triternatum Rupr. auf der Nordostseite des Berges Oshaten in
Cirkasien, bei 1403 m. Steht am nächsten dem T. petaloideum L. und T.
Baikalense Turez, in Sibirien.
3. T. foetidum L. kommt auf dem ganzen Isthmus bis zu einer Höhe von
2200 m vor, in Daghestan am Sankur, 2260 m, am Gunib, in Salatavien,
Tushetien-Khevsuretien, 1530—1829 m, Darid, Akalzich und Georgien, ausser-
dem auf den Alpen, Apennin, Mitteleuropa, Sibirien, Centralasien und Tibet. Die
var. glaberrima Rupr. an den Ufern des Ardan bei Unal, 760—850 m.
4. T. elatum Murr. a. acuminatum Rgl. in Kachetien; ausserdem in
‚der Krim, im Ural und Westsibirien, b. mucronatum Rgl. in Swanetien,
750 m und am Kuban, 900 m, ausserdem in Europa, Sibirien und in Central-
asien; c. stipulatum Rgl. im Kaukasus und Georgien; ausserdem in Persien
und Sibirien.
5. T. minus L. a. nutans Rgl. in Georgien, Armenien, Aderbeidjan,
ausserdem in Norditalien und Frankreich, b. glandulosum Rgl. im Kaukasus,
bei Tiflis, 1000—1100 m, ausserdem in den Gebirgen von Griechenland. Ver-
breitung der Art: Europa, Sibirien, Gebirge von Nordafrika.
6. T. simplex L. var. intermedium Rgl. an den Quellen der Aragwa
am Berge Gud, 1280—1830 m, ausserdem in Thessalien, Verbreitung der Art:
Europa von Spanien bis Sidrussland, Sibirien.
7. T. flavum L. in Imeretien, bei Tiflis, Kislar, Benoi in der Tchetchnia,
‚ausserdem in Thraeien, Europa und Sibirien.
6*
500 Systematik und Pflanzengeographie.
III. gen. Adonis L.
1. A. Wolgensis Stev. am Terek, bei Derbent und in Georgien; ausserdem
in Südrussland, von Podolien bis zur Wolga, in der Songarei und ausserhalb:
Kusslands in Armenien und Ungarn.
2. A. parviflora Fisch. Nachitchewan (russ. Armenien) und im Distrikt
von Lenkoran.
3. A. autumnalis L. bei Tiflis, ausserdem in Griechenland, Kleinasien,
Krim, Mittel- und Südeuropa.
4. A. aestivalis L. im ganzen Kaukasus sehr verbreitet. — Die var.
pallida Ledeb. gemein in Georgien und Armenien. Die var. squarrosa
Boiss. (= A. squarrosa Stev.) kommt im Kaukasus nicht vor. Verbreitung
der Art: in Mittel- und Südeuropa, Nordafrika und im NW. Himalaya.
5. A. flammea Jacg. im Kaukasus bei Tiflis, ausserdem in Armenien,
Anatolien, Syrien, in Mittel- und Südeuropa. Die var. caudata (—=A. eaudata
Stev.) in der Krim und anderwärts im Orient.
4. gen. Anemone L.
1.A.Albana Stev.a. flavescens Rgl. auf allen Bergen des kaukasischen
Isthmus in einer Höhe von 1280 m bis 2560 m, am Elbrus zwischen 2012 und
2200 m., in Ossetien selten über 1830 m, am Ufer des Ardau, 883 m, Khena-
koitau, Schah-Dagh, an der Schneelinie, Trialethberge, Talysch; ausserdem im
nördlichen Persien. — b. Andina Rupr. am Berge Yoll-tau bei Gimry, 150 m
auf Kalkboden. — ce. violacea Rupr. am Kasbek, 1462 m, am Berge Gud,
2200 m und im centralen Theile von Waghestan, bei Dido zwischen 2380 und
2488 m, auf dem Didigverdi in Tushetien bei 3000 m und am Bogos zwischen
2100 und 2743 m. — d. Georgiea (— A. leptophylla Rupr.), am Berge Udzo bei
Tifis 875—1340 m. — e. Armena (= A. Armena Boiss.) auf dem Biugel-
Dagh zwischen 2438 und 3048, in russ. Armenien (?) und in Kappadocien.
2. A. montana Hoppe am Uchtapalar in Transkaukasien und an Fels-
saumpfaden der Kabarda in Ciskaukasien, ausserdem in der Krim, in Sibirien, in.
Mittel- und Südeuropa.
3. A. alpina L. Die typische Form mit weissen Blumen findet sich nicht
im Kaukasus. var. sulphurea L. am Berge Dadiasch in Swanetien zwischen
2012 und 2286 m, an den Bergen von Adjarien, 2134 m und an dem Berge
Trialeth, 2134 m. Findet sich ausserhalb des Kaukasus nirgends im Orient;
während sich die typische Form in den Alpen, Vogesen und in N. W. Amerika
ündet.
4. A. sylvestris L. an Saumpfaden bei Balta in Ciskaukasien, 762 m,
am Beshtau, 730 m, am Ardau auf dem Zelentschuk, bei Stawropol, immer in
geringen Höhen, ausserdem in Mittel- und Südeuropa, von Spanien bis Ostruss-
land, Sibirien.
5. A. blanda Schott. et Kotschy bei Saguram und Stawropol, subalpin
am Kaishaur, 1829 m, Martkobi bei Tiflis, 1096m, Kadjar, 1200 m und bei Tiflis,
500 m, ist häufig iu Kachetien und im Thale der Kura; ausserdem in Griechen-
land und Kleinasien, also nur im Orient.
6. A. ranunculoides L. am Terek, in Kachetien, Kadjar, 1200 m, Borjom,
780 m, Guriel; ausserdem in den höheren Gebirgen Armeniens und Kleinasiens,
in Europa und Sibirien.
7. A. narcissiflora L., sehr verbreitet auf beiden Seiten des grossen
Kaukasus, zwischen 1625 und 2560 m, findet sie sich selten bei 2750 m, am
Beshtau bei 1220 m, Sadan, 1615 m, Elbrus und Khevsuretien, 1830 m.
5. gen. MyosurusL.
M. minimus L. im Kaukasus am Terek, Lenkoran, ausserdem bei Kon-
stantinopel, in Syrien, Europa, Nordafrika, Nordamerika.
6. gen. Ceratocephalus L.
1. €. orthocerus DC. Kaukasus, russ. Armenien, Baku; ausserdem
Thracien, Krim, Nordpersien, Beludschistan, Mittel- und Südrussland, Ural, Süd-
deutschland.
2. C. falcatus Pers. a. vulgaris Boiss. Kaukasus, Baku, Elisabethpol,
Lenkoran, Tiflis; b. incurvus Boiss. — C. incurvus Stev.) Baku, Tiflis,
Krim, Kleinasien, Spanien. Verbreitung der Art: Spanien, Mittel- und Südfrank-
reich, Italien, Süddeutschland, Südrussland,
Systematik und Pflanzengeographie. 501
7. gen. Ranuneulus.
1. R. aquatilis L.Boiss. a. heterophyllus DC. Stehende Frühlings-
gewässer im Thale von Djalti-tchai bei Samur, 2560 m, b. submersus Boiss.
(— pantothrix Ledeb.), bei Tiflis im See Lisie.
2. R. Fiearia L. aufdem ganzen Isthmus, ausserdem in der Krim, Griechen-
land und in ganz Europa.
4. R. calthaefolius Jord. in Georgien, häufig bei Tiflis; ausserdem in
der Krim, Kleinasien, Südeuropa und Nordafrika.
4. R. edulis Boiss. in russ. Armenien, Talysch, Persien, Armenien.
5. R. polyrhizus Steph. am Terek, Somchetien, Ostarmenien bei
Erzerum, 2750 m; ausserdem im Südosten von Europa, Russland und Sibirien.
6. R. Illyrieus L. sehr verbreitet im ganzen Kaukasus, besonders in
Transkaukasien, Georgien, Kachetien, Mingrelien, bei Elisabethpol, Karabagh,
Armenien; obere Grenze zwischen 12—1400 m; ausserdem in Thracien, Krim,
Kleinasien, Italien, Dalmatien, Illyrien, Südkrain, Süddeutschland, in Russland,
‘bis Kiew und Tambow.
7. R. oxyspermus M. B. in Ciskaukasien, Tarki, Georgien, Somchetien,
Mingrelien, Swant (1470 m), Baku, Armenien; ausserdem in der Krim, Thracien,
‘Syrien, Nordpersien.
8. R. Peloponnesiacus Boiss. var. granulatus Boiss. im süd-
lichen Kaukasien bei Mamuti und südlich von Tiflis, 1000°; ausserdem in
Griechenland und Kleinasien.
9. R. orientalis L. in Georgien, Lenkoran, Talysch; ausserdem im nord-
westlichen Persien, Kleinasien, in Süditalien und Nordafrika.
10. R. cientarius Schlecht. am Ufer des Kaspischen Meeres im
Distrikt von Lenkoran, bei Kuba, in Schirwan und Ghilan, aber nicht in Ost-
sibirien.
11. R. bulbosus L., häufig bei Tiflis und auf der Insel Sara im Kasp.
Meere; ausserdem in Thracien, Nordpersien, Kleinasien (?) und in ganz Europa.
12. R. repens L. häufig auf dem ganzen Isthmus, bis zu 1500 m Höhe;
ausserdem in Nordpersien, Krim, Thracien, Griechenland. var. glaberrima
Ledeb. in Armenien und Somchetien. Die Art: in ganz Europa und Sibirien.
15. R. polyanthemus L. am Terek, im westlichen Kaukasus in Ossetien,
Swanetien bis 1000 m Höhe, bei Elisabethpol, Karabagh, Daghestan, bei Tiflis,
an den Trialeth-Bergen in Kachetien. var. latifolius Rup. an den Utern des
Argun bei Vedeno, 632 m. — Verbreitung der Art: Thracien, Krim, Armenien,
Mittel- und Südeuropa. (Weder R. nemorosus DC., noch R. acris L. kommen im
Kaukasus vor.)
14. R. subtilis Trautv., in der subalpinen Zone der Südseite des Berges
Nakhar in Abchasien, 1607 m.
15. R. Villarsii DC. = R. oreophilus M. B. = R. Baidarae Rupr., ist
sowohl in der typischen Form ais in ihren Varietäten sehr verbreitet am
grossen und kleinen Kaukasus, besonders zwischen 1460 und 2560 m, steigt je-
doch mitunter bis zu 3000 m hinauf, oder bis zu 825 m herab, aber niemals in
die Ebene; gefunden wurde erin Daghestan, in Tushetien, Pshawien, Khevsuretien
zwischen 1520 und 2930 m, in Ossetien bei Balta, 825 m, Ratcha, in Swanetien,
bei Tiflis zu Martkobi, 1188 m, zu Kodjari, 1280 m, bei Akhaltzikh, in Karabagh
auf dem Alaglıez und Talysch; ausserdem auf den Bergen von Macedonien,
Bithynien, dem Taurus, der pontischen Kette und in der Krim, auf den Alpen,
Apeninen und Pyrenäen. Variat: a. tenuifolius Rupr., auf dem Defile von
Dariel, 1000—1650 m; b. erassifolius Rupr., auf dem Schah-Dagh, 2740 m
und Ararat; c. angustilobus Rupr. auf den Khenakoi-tau in Salatavien,
2400 m; d. dissectus Rupr. auf dem Berge Gud, 1990 m; e. Baidarae
Rupr. in Ossetien bei Baidara, 1830 m.
16. R. acutilobus Ledeb. auf dem Kasbek, oberhalb 2700 m (nicht
450 m, wie Ledebour angiebt), auf dem Gunib, 2200 m, auf Anashoris-Ghele in
Khevsuretien, 3075 und auf dem Schabus-Dagh.
17. R. montanus W. (—Swaneticus Rups. —= R. graeilis Schleich. non Ledeb.),
in der Bergzone des Isthmus zwischen 2010 und 2740 m, so auf dem Sarial in
der Prov. Elisabethpol, auf dem Berge Tzihi-Djvari in Georgien, auf der Insel im
Goktcha-See und bei Bjeli-Klatch. — var. glabrata Trautv. in Swanetien
bei Pari, 2130—2440 m, auf dem Latkrasch, 3050 m, dem Keperdiyk in Karabagh
502 Systemat k und Pflanzengeographie.
und auf dem Murat-Tepe in Armenien; ausserdem auf dem Jura, den Alpen,
Pyrenäen, Apenninen und den Gebirgen Süddeutschlands.
18. R. arachnoideus C. A. Mey. in Daghestan auf dem Berge Tufan-
Dagh, 2750 m und auf der Westseite des Elbrus, 2450—2750 m.
19. R. Huetii Boiss. im Distrikt von Akhaltzikh in der Prov. Tiflis, in
der Nähe der alten türkischen Grenze; ausserdem in Armenien und in der Türkei.
20. R. disseetus M. B. an den Ufern des Kara-Tchai bei Buduk, 1902 m.,,
auf dem Schahenai bei Daratchitchag und bei Alaghez.
21. R. Caucasicus M. B., sehr verbreitet auf der grossen Kette des Kau-
kasus zwischen 1000 und 3000 m, aber, wie es scheint, weniger im westlichen,
wie im östlichen Theile, so auf dem Elbrus, in Daghestan zwischen 1220 und
2750 m, in Tushetien, Khevsuretien, Pshavien, Ossetien (2850 m), Kaischaur
(1645 m), auf dem Mamisson und Dadiash (= R. Raddeana Rgl.), bei Kadjar
(1180 m) und auf den Bergen der Krim.
22. R. lanuginosus L. in Georgien, Somchetien, Kachetien, Mingrelien,
Elisabethpol, Talysch, Armenien; ausserdem in der Krim, Griechenland, Mace-
donien und im übrigen Europa bis zum Ural.
23. R. grandiflorus L. im westlichen Kaukasus an der Quellen des Rior
und bei Poti.
24. R. Constantinopolitanus d’Urv. Die typische Form findet sich
nicht im Kaukasus, wohl aber: var. Persicus Boiss. (= R. villosus DC.) in
Talysch und in Persien, und var. dissectus Boiss in russ. Armenien bei Nakhit-
schewan. — Verbreitung der Art: bei Konstantinopel, Anatolien und Syrien-
25. R. anemonaefolius DC., im westlichen Kaukasus zwischen 1830 und
2740 m und im östlichen Kaukasus auf den Bergen von Khunzach, 1650—1830 m,
von Gunib, 2070 m, Kutushi, 1564 m, Martkobi, 1080 m und Kodjori, 1220 m.
26. R. Kotschyi Boiss. auf dem Berge Schambobel im Distrikt Akhalt-
zikh und in Nordpersien.
27. R. Lingua L. am Terek, im östlichen Kaukasus, in Imeretien und bei
Batum ; ausserdem in Thracien, Kleinasien (?), in ganz Europa und Sibirien.
28.R.auriecomus L.im Kaukasus, bei Wladikawkas; ausserdem in Thracien,
Europa, Sibirien.
29. R. obesus Trautv. am Fusse der Südseite des Berges Schambobel
im Distrikt Akhaltzikh in Südgeorgien.
30. R. chius DC. in Mingrelien, ausserdem in Griechenland, Kleinasien,
Syrien, Sicilien, Sardinien, Istrien.
31. R. arvensis L. im ganzen Kaukasus, besonders auf den Höhen, im
Orient fast überall; ausserdem in Europa, Westsibirien, Nord-Himalaya und
Nordafrika.
32. R. muricatus L. bei Elisabethpol, in Lenkoran; im Orient überall an
feuchten Orten, ebenso in Südeuropa, Nordafrika. Nordwest-Indien, Nord- und
Südamerika.
33. R. trachycarpus F.etM. an feuchten Orten in Lenkoran, Schemakha,
Imeretien, Mingrelien; ausserdem in der Krim, Griechenland, Syrien.
34. R. lomatocarpus F. et M. in Talysch, Lenkoran, Imeretien, Min-
grelien; ausserdem in Südarmenien, Nordpersien, Kleinasien und bei Konstanti-
nopel, var. leiocarpus Boiss, in Lenkoran.
35. R. ophioglossifolius Vill. in Lenkoran und Talysch, Griechenland,
Krim, Kleinasien, Syrien, in Südeuropa und Nordafrika.
36. R. sceleratus L. sehr gemein an feuchten Orten im ganzen Kaukasus,
ebenso im Orient, in ganz Europa, Nordafrika, Indien, Sibirien und Nordamerika.
37. R. dolosus F. et M. in der Küste in Lenkoran.
S. gen. Caltha L.
1. C. palustris L. (inel. C. orthorhyncha Rupr. et ©. polypetala Boiss.)
in Daghestan, an den Ufern des Samur, 1700 m, Tindi, 1554—1675 m, Akvakh,
2560 m, Diklo, 1629—-2379 m; in Össetien: Kobi, 1629 m, Kaishaur, 2330 m,
auf dem Mamisson, 2743 m und auf dem Dadiash, 2158 m, auch auf dem Sarial
und an den Quellen des Isti-su in Armenien; ausserdem in der Krim. in Griechen-
land, in Europa, Sibirien und Nordamerika.
(Fortsetzung folgt.)
Oekonom., Botanik. 503
Batalin, F. A., Die in Russland verbreiteten Hirsearten.
8°, 45 pp. (Separat-Abdruck aus der „Landwirthschaftlichen
Zeitung“, redigirt von F. A. Batalin. 1837. No. 53, 34, 35.)
St. Petersburg 1887. [Russisch.]
Diese Monographie bildet das 4. Heft der von dem
Leiter der an dem Kaiserl. botanischen Garten zu St. Petersburg
befindlichen Samenkontrollstation herausgegebenen ökonomisch-bota-
nischen Schriften, von welchen die 1. von den russischen Oelpflanzen
aus der Familie der Kreuzblüter, 1879, die 2. von den in Kultur
befindlichen Buchweizensorten, 1881, und die 3. von den russischen
Spelz- oder Dinkelsorten, 1885, handelte.
In Russland werden folgende 4 Panieumarten angebaut: P. miliaceum
L. (Prosso), P. (Setaria) Italieum L. und P. Germanieum Roth (Italienischer
Prosso, Gomi, Kunak oder Mogar), P. (Digitaria) sanguinale L. (Rossitschka)
und P. (Oplismenus) frumentaceum Roxb. (Bai-zsa) in eirca 35 und mehr
Sorten.
Von Panicum Italieum L. unterscheidet Verf., mit Zugrunde-
legung von Alefeld'’s landwirthschaftlicher Flora und Körnicke’s und
Werner 's Handbuch des Getreidebaues *), folgende Abarten und Formen,
wozu er einige neue selbst aufgestellt hat:
I. Maximum Alf. Aehrenähnliche Rispen von 15—30 ch
Länge, deutlich aufspringend (verzweigt), gekrümmt oder
niedergebogen. Grannenlang, deutlich hervorragend über
die Aehre. 1. lobatum Keke., 2. longisetum Döll., 3. erythrospermum
Keke., 4. rubrum Keke., 5. eroceum Btln. Die Samen von safran-
gelber Farbe, glänzend, nicht länger, als 1°/a bis 2 mm und 1!/g mm
breit, die Grannen 8 mm lang, gelb.
Grannen kurz, nieht oder kaum hervorragend über die
ausgewachsene Aehre.
6. brevisetum Döll., 7. ramosum Btln., die Samen gelb, glänzend,
die Spelzenschuppen violett-dunkelbraun, 8. ochroleueum BtlIn. Die
Samen fast weiss, wenig glänzend, die Grannen und Spelzenschuppen gelb,
die letzteren ausserdem mit rosenrothen Aederchen.
II. Moharium Alf. Aehrenähnliche Rispen von 7—13 cm
Länge, schmal, eylindrisch, nicht aufspringend (ohne
sichtbare Verzweigungen), gerade.
Grannen lang, bedeutend hervorragend über die
Aehre.
9. praecox Alf., 10. pabulare Alf., 11. Metzgeri Keke., 12. atrum
Kceke., 13. violaceum Alf.
Grannen kurz, nicht oder kaum hervorragend über
die ausgewachsene Aehre, 14. mite Alf.
Indem Verf. dieses „Handbuch“ im Ganzen lobend erwähnt, „bedauert er
zugleich, dass sich beide Autoren mitunter einander widersprechen, obwohl sie
beide eine uud dieselbe Sorte vor sich hatten und zusammen arbeiteten.“ Da
Verf. diesen Vorwurf nicht weiter erläutert, so kann Ref. nach mündlichen Mit-
theilungen, nur zur Erläuterung beifügen, dass sich die Verschiedenheiten in den
Angaben beider Autoren auf die Farbe, die Höhe und die Fruchtreife einzelner
einander nahe stehender Sorten beziehen sollen. Ref.
504 Oekonom. Botanik.
P. Italicum L. 1. var lobatum Keke. wird in Imeretien und
Gurien unter dem Namen „Gomi“, im Süd-Ussuri-Lande als „Ku-zsa“ und
„Giang-fau* kultivirt. Eine Unterform mit kleineren Samen wird vom
Verf. als subvar. mierocarpum Btln. bezeichnet.
2. var longisetum Döll. wird in Transkaukasien auch unter dem
Namen „Gomi“ und im Gouvernement Charkow unter der unrichtigen Be-
zeichnung: „ealifornischer Mogar“ kultivirt.
3. var. erythrospermum Kcke. wird ziemlich häufig im Alatan
und im ganzen Gebiete der „sieben Flüsse“ (Semiretschensk) und auch
in den benachbarten zu China gehörigen Landstrichen angebaut. Körnicke
kannte diese Form nur aus botanischen Gärten.
4. var. rubrum Keke. wird ebenfalls im Gebiete der „sieben
Flüsse“ unter dem Namen „Kunak“ und „Tarantschinischer Prosso“ viel-
fach angebaut und stammt offenbar aus China. Körnicke kannte diese
Form auch nur aus botanischen Gärten.
5. var. eroceum Btln.,, „rothe Tschumidsa“ oder „klebriger,
kleiner Prosso* stammt aus dem Süd-Ussuri-Lande.
6. var. brevisetum Döll. wird im Gebiete der „sieben Flüsse“
und anderwärts in Süd-Sibirien kultivirt. — 6a. subvar. brevisetum
insigene Keke. erhielt Verf. aus dem Gouvernement Charkow unter dem
Namen: „Italienischer Prosso“.
7. var. ramosum Btln. wird von den Goldie's im Ussuri-Lande
angebaut.
S. var. ochroleucum BtlIn. stammt aus dem Gebiete der „sieben
Flüsse“, wo diese Form auch unter dem Namen „Kunak“ angebaut wird.
9. var. praeeox Alf. wird in Süd-Sibirien und im Amurlande
kultivirt und auch gemischt mit andern Sorten im europäischen Russland
unter dem Namen „Mogar“ angebaut.
10. var. pabulare Alf. wird im Steppenlande des europäischen
Russland zusammen mit andern Sorten unter dem Namen „Mogar“ als
Viehfutter gebaut.
11. var. Metzgeri Keke. und 12. var. atrum Keke. ebenso.
13. violaceum Alf. wird im Gebiete der „sieben Flüsse“ an der
chinesischen Grenze angebaut und stimmt (nach Batalin) mit Metzger'’s
„kleiner violetter Kolbenbirse“ überein.
14. var. mite Alf. ist sehr verbreitet im Gebiete der „sieben
„Flüsse“.
Von Panieum miliacenm L. unterscheidet Verf. folgende Abarten und
Formen:
I. Effusum Alf. Rispen nach allen Seiten aufgelöst.
1. flavum Keke., 2. subflavum Btln., die Samen rein gelb, die
Rispen dunkelblau, 3. einereum Alf., 4. badium Keke., 5. subbadium Keke.,
6. laetum Keke., 7. coceineum Keke.
I. Contractum Alf. Rispen zusammengedrückt, gekrütnmt,
einseitig.
8. album Alf., 9. leptodermum Btln., die Samen rein weiss,
die Spelzenschuppen weich, leicht zerrieben, runzelig, die Rispen strohgelb,
10. aureum Alf., 11. subaureum Bitln. die Samen rein gelb, die
Rispen und oft auch die Blätter dunkelbraun-blau, 12. ochroleucum
Btin., die Samen von schwach schwefelgelber Farbe, die Rispen strohgelb,
Oekonom. Botanik. 505
13. luteum Keke., 14. griseum Keke., 15. atrocastaneum Btln., die
Samen dunkel kastanienbraun, die Rispen strohgelb, 16. sanguineum Alf.,
17. subsanguineum Kcke.
II. Compaetum Kcke. Rispen kurz, gerade, zusammengedrückt,
die Zweige sehr verkürzt.
18. densum Keke., 19. daeieum Keke.
P. miliaceum 1.var. flavum Kcke. wird sowohl im europäischen
Russland (wie im Gouvernement Saratow), als auch in West-Sibirien an-
gebaut.
2, var. subflavum Btln. aus dem Kreise Sergatsch im Gouverne-
ment Nischne-Nowgorod.
3. var. einereum Alf. wird entweder allein kultivirt wie in den
Gouvernements Jekaterinoslaw und Saratow, im Ussuri-Lande und auf der
Insel Sachalin oder mit andern Hirsesorten gemischt, wie im Gouvernement
Baku und anderwärts.
4. var. badium Kceke. wird mit andern Sorten gemischt im süd-
lichen Russland angebaut (Keke.)
5. var. subbadium Keke. wird im Gouvernement Jekaterinoslaw
kultivirt. (Koeke.)
6. var. laetum Keke., erhielt Verf. aus den Gouvernements Poltawa
und Charkow.
7. var. coeeineum Keke. ist sehr verbreitet im ganzen europäischen
Russland : in den Gouvernements Jekaterinoslaw, Charkow, Poltawa, Woronesh,
Saratow und Nischne-Nowgorod.
S. var. album Alf. erhielt Verf. aus dem Gebiete von Suchum
und aus dem Kreise Sergatsch im Gouvernement Nischne-Nowgorod.
9. leptodermum Btln. ist in den südlichen Gouvernements ver-
breitet und Verf. erhielt diese Sorte unter dem Namen „silberner Prosso“
aus den Gourvernements Charkow, Poltawa und Kursk.
10. var. aureum Alf. gehört zu den verbreitetsten Sorten in
Russland und variirt deshalb auch in seinen Merkmalen. Verf. erhielt
dieselbe aus Poti, Astrabad, Baku und von verschiedenen Orten in West-
Sibirien, dem Lande der „sieben Flüsse“ und Turkestan.
11, var. subaureum BtIn, auch sehr verbreitet, meist unter dem
Namen: „gelber Prosso“. Verf. erhielt diese Sorte aus den Gouvernements
Karsk und Saratow, wo sie häufig von den deutschen Kolonisten in den
Kolonien Wladimirow, Mariinsk und Alexandrowsk angebaut wird; auch
aus dem Kreise Sergatsch im Gouvernement Nischne-Nowgorod.
12. var. ocehroleucum Btln. ist sehr verbreitet im Gebiete der
„sieben Flüsse“.
13. var. luteum Keke. sah Verf. nur in einem einzigen Exemplare
im Herbar des Kaiserl. botanischen Gartens, welches aus Awarien in Trans-
kaukasien von Radde stammt.
14. var. griseum Keke. erhielt Verf. theils aus dem Kreise Kuba
im Gouvernement Baku, wo diese Sorte gemischt mit „gelbem Prosso“
angebaut wird, theils aus dem Kreise Tokmak im Gebiete der „sieben
Flüsse“, wo sie allein kultivirt wird.
15. var. atrocastaneum Btln. ist sehr verbreitet im Gebiete
der sieben Flüsse“.
506 Oekonom. Botanik.
16. var. sanguineum Alf. scheint auch sehr verbreitet zu sein
im Gebiete der „sieben Flüsse“, indem Verf. diese Sorte von 14 verschiedenen
Orten aus den Kreisen Wernoje, Issyk-kul, Kopal und Sergiopol erhielt.
17. var. subsanguineum Keke. erhielt Körnicke aus dem
Gouvernement Jekaterinoslaw und Verf. aus den Gouvernements Karsk,
Nischne-Nowgorod und dem Gebiete der „sieben Flüsse“.
15. var. densum Keke. erhielt Verf. aus dem Kreise Sergatsch
im Gouvernement Nischne-Nowgorod.
19. var. Dacieum Keke. ist sehr verbreitet im europäischen
Russland; Verf. erhielt diese Sorte aus den Gouvernements Charkow, Poltawa,
Kiew, Jekaterinoslaw, Cherson, Saratow, Rjasan, aus den Gebieten der
donischen Kosaken, des Kuban und der „sieben Flüsse“, während Körnicke
sie aus Rumänien erhielt und ihr deshalb den Namen „Daeieum“ gab, eine
Bezeichnung, welche Batalin für „vollkommen unpassend“ hält und durch
den Namen „russische“ ersetzt sehen möchte, da die grosse Masse des in
Russland gebauten Prosso (Hirse) aus dieser Sorte bestände.”)
Panieum sanguinale L. wird erst seit dem Jahre 1883 unter
dem Namen „Rossitschka“ in Süd-Russland hier und da angebaut, seitdem
ein Herr Tsch. W. Chwoika in Kiew den Anbau dieser Pflanze
empfohlen hatte. Die Samen werden als Brei oder Suppe gegessen und
haben einen angenehmen an Mannagrütze erinnernden Geschmack. Chwoika
und Batalin unterscheiden 2 Formen dieser Pflanze:
1. var. amethystinum Btln. mit violetten Aehren und oft rothen
Blättern.
2. var. viridens Btln. mit grünen Aehren und Blättern.
Die Kultur dieser Pflanze („Blutgras“, „Bluthirse“) ist, wie Chwoika
mit Recht bemerkt, nichts Neues, denn sie wird schon seit langer Zeit in
Böhmen angebaut und ihre enthülsten Früchte geben dort unter dem Namen
„Himmelthau“ oder „Mannagrütze“ gesunde, nahrhafte und wohlschmeckende
Speisen, welche besser als die vom „Mannaschwingel“ (Glyceria fluitans)
sein sollen.
Cfr. die deutsche Ausgabe der Elements de Botanique par Brierre
et Pottier von Th. Thon. Ilmenau 1828. p. 220 und Kosteletzky,
Allgemeine medieinisch-pharmaceutische Flora. Bd. I. p. 99. Prag 153
Panicum frumentaceum Roxb. wird im Süd-Ussuri-Lande unter
dem Namen „Bai-zsa“ angebaut und ihre Samen als Brei oder Grütze zur
Speise verwendet. Dieselbe Pflanze, aber wahrscheinlich andere Sorten
derselben, werden in China, Japan und Indien ebenso gebraucht.
Cfr. Memoires de l’Acad. des Sciene. de St. Petersbourg. Tome X.
1829. t. 22. Trinius, Spec. graminum. t. U. 164.
v. Herder (St. Petersburg).
*) Wobei Herr Dr. Batalin, wie es scheint, in seinem patriotischen Eifer
übersieht, dass 1. Herr Dr. Körnicke vollständig berechtigt war, eine Hirsen-
sorte, welche er aus Rumänien (Dacien) erhalten hatte, als var. Dacicum zu
bezeichnen, 2. dass diese Hirsensorte wohl eben so lange schon in Rumänien
gebaut wird, wie in Süd-Russland und dass 3. schon vor 1000 Jahren sich die
Bewohner Pannoniens von Hirse ernährten und überhaupt die Kultur dieser
Pflanze eine uralte, prähistorische in Mitteleuropa und Asien ist und Hirsekörner
schon in den Pfahlbauten der Schweiz und Oberitaliens aufgefunden wurden. —
Cir. Kanitz, Plant. Roman. p. 131 und Alphı. de Candolle, l’Origine des
plantes cultivees. p. 302—303. Ref.
Neue Litteratur. 507
Hetley, Charles. The native flowers of New-Zealand, illustrated in
colours.. Fol. London 1888.
Das Werk enthält ausgezeichnete Abbildungen von:
Clematis indivisa Willd., Olearia semidentata Dec., Epacris microphylla Br.,
Senecia perdieioides Hook. f., Celmisia Monroi Hook. f., Metrosideros lucida
Menzies, Pimelea longifolia Banks and Sol., Areca sapida, Dysoxylum speectabile
Hook. f., G@eranium Traversii Hook. f., Ranunculus Lyallit Hook. f., Loranthus
Adamsiüi, Senecio Huntii F. Müller, Anthericum Hookeri — Chrysobactron Hookeri
Hook. f., Senecio brachyglottis eleagnifolius Hook. f., Metrosideros florida
Hook. f., Dendrobium Cunninghami, Medrosideros albiflora Banks et Sol., Fuchsia
procumbens, Alsenosmia macrophylla, Senecio Hectori Buch., S. robusta Buch.,
Olearia ilieifolia Hook. f., Celmisia glandulosa Hook. f., Forstera Bidwillii Hook.
f., Celmisia longifolia Cass., Pimelea prostrata Hook. f., Lihertia ixioides Spreng.,
Gentiana saxosa Forst., Linum monogynum Hook. f., Meryta Sinclairii, Aristo-
telia racemosa Hook. f., Calceolaria Sinclairii Hook. f., Euphrasia Monroi Hook.
f., Earina mucronata, Metrosideros tomentosa, Loranthus Colensoi Hook. f., Gna-
phalium (Helichrysum) grandiceps, @n. bellidioides, Wahlenbergia saxicola, Senecio
glastifolium Hook. f., Phebalium nudum Hook. f., Quintinia serrata, Plagionthus
Lyallüi Hook. f., Olearia insignis; Freyeinetia Banksü.
3 Tafeln bringen dann noch einzelne Blütentheile.
Neben den lateinischen Namen sind meist die einheimischen «enannt;
englisch gehaltene Beschreibungen der einzelnen Arten geben im Allgemeinen
Aufschluss über den Habitus, die Standorte, den Wuchs, die grössere oder mindere
Häufigkeit, die Blütezeit und ähnliche Angaben.
E. Roth (Berlin).
Brunchorst, J. Ueber eine neue verheerende Krankheit
der Schwarzföhre (Pinus austriaca Hörs.) (Sonder-
Abdruck aus Bergens Museums Aarsberetning 1887.) Bergen
1888.
Die im Norwegen angepflanzten Schwarzföhren erliegen oft
einer Krankheit, deren charakteristisches Symptom in einer an der
Basis der Nadeln beginnenden und von dort nach der Spitze der-
selben fortschreitenden Braunfärbung besteht. Urheber der Krank-
keit ist em Pilz, dessen Mycel vermuthlich an der Basis der Nadeln
in die Zweige eindringt und von diesen aus in die Blätter gelangt.
Es wurden nur Pyenidenfrüchte beobachtet.
Oltmanns (Rostock i. M.)-
Neue Litteratur.”
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Bonnier, Gaston, Elömens de botanique. Anatomie et physiologie vegetales.
8°. 276 pp. Avec 345 fig. Paris (P. Dupont) 1889.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
508 Neue Litteratur.
Pizzetta, J., Dictionnaire populaire illustre d’histoire naturelle, comprenant la
botanique, la zoologie, l’anthropologie etc. Fasc. 1. 8°. 120 pp. Paris
(Hennuyer) 1889.
Algen:
Smith, H. L., Contribution & l’histoire naturelle des Diatomacees. [Suite.]
(Journal de Micrographie. Tome XIII. 1889. No. 3. p. 84.)
Went, F. A. F. C., Die Vacuolen in den Fortpflanzungszellen der Algen. (Bo-
tanische Zeitung. 1839. p. 197.)
Pilze:
Arustamow, M. J., Zur Morphologie und Biologie des Leptothrix. (Wratsch.
1889. No. 2, 3, 4. p. 21, 63—65, 96—99.) [Russisch.]
Duclaux, E., Sur la conservation des micerobes. (Annales de l’Institut Pasteur.
1889. No. 2. p. 78—81.)
Legrain, E., Sur le bacille rouge de Globig. (Revue med. de l’Est [Nancy].
1888. No. 20. p. 595—599.)
Maggi, L., Intorno ai batterii della grandine. (Bollettino seientifico Pavia. 1888.
No. 1.)
Marx, L., Les levüres des vins. (Moniteur scientifique. 1888. Nov.)
Metschnikoff, E., Contributions & l’etude du pl&omorphisme des bacteries,
(Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 2. p. 61—68.)
Regnard, P., Sur la putrefaction sous les hautes pressions. (Comptes rendus
de la Societe de biologie. 1889. No. 7. p. 124—126.)
Rodet, Sur la determination des esp&ces microbiennes, en partieulier du baeille
d’Eberth. [Societe des sciences medicales de Lyon.] (Lyon med. 1889. No. 8.
p. 308—309.)
Winogradsky, M. S., Recherches physioJogiques sur les sulfobacteries. (Annal.
de l’institut Pasteur. 1889. No. 2. p. 50— 60.)
Muscineen:
Mattirolo, O., Sopra aleuni movimenti igroscopiei nelle Epatiche Marcantieae.
(Atti dell’ Accademia di Scienze di Torino. XXIII. 1888. Adun. 17 giugno.)
Gefässkryptogamen:
Meunier, A., La Pilulaire. Etude anatomico-gendtique du sporocarpe chez la
Pilularia glotulifera. Avec 6 planches. (La cellule. Tome IV. Fasc. 2.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Correns, C. E., Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der extranuptialen
Nektarien von Dioscorea. (Separat-Abdruck.) 8°. 24 pp. 1 Tafel. Leipzig
(G. Freytag in Comm.) 1889. M. 0.90.
Guignard, L., Developpement et constitution des Antherozoides. [Snite.] (Revue
generale de botanique. Tome I. 1889. No. 3.)
Jumelle, H., Recherches physiologigqnes sur le developpement des plantes
annuelles. (1. ce.)
Martel, E., Sullo sviluppo del frutto del Paliurus australis. (Annali del Istituto
botanico di Roma. 1II. 1889. p. 136. c. 2 tav.)
Pirotta, R., Intorno ad una sensitiva dell’ Argentina. (l. e. p. 132. c. tav.)
— —, Sulla struttura delle foglie dei Dasylirion. (l. e. p. 170. ec. 2 tav.)
Rosenvinge, Kolderup, Influence des agents exterieurs sur l’organisation polaire
et dorsiventrale des plantes. [Suite] (Revue generale de botanique. Tome I.
1889. No. 3.)
Sestini, F., Di aleuni elementi chimiei rari a trovarsi nei vegetabili e non ancora
in essi trovati ed in ispecie del glueinio rispetto ad alcune piante coltivate.
(Stäzione agrarie italiane. XV. 1889. p. 290.)
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Wichtigkeit ihrer Beobachtung. (Mittheilungen der Section für Naturkunde
des Oesterreichischen Touristen-Clubs. Jahrg. I. 1889. No. 1/2. p. 3.)
Nene Litteratur. 509
Martelli, U.. Sul Chamaerops humilis var. dactylocarpa Bec. (Estratto dal
Bullettino della Reale Societä Toscana di orticultura. Anno XIV. 1889.) 8°.
Senne IERN,
Schulze, M., Die Orchideen der Flora von Jena. Mit 1 Tafel. (Mittheilungen
der Geographischen Gesellschaft für Thüringen und des Botanischen Vereins
für Gesammtthüringen. Bd. VII. 1889. Heft 3/4. p. 14.)
— —, Melica Aschersonii [M. untans X pieta.] (l. c. p. 38.)
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eati come rimedi antiperonosporici sulle foglie della vite. (Italia agrieola Milano.
1889. No. 3.)
Bargagli, Distruzione di insetti nocivi per mezzo di parassiti vegetali. (Rivista
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Danesi, Vigneti fillosserati: esperienze curative. (Agricoltura illustrata. Milano.
Anno I. 1889. No. 1/2.)
Franceschini, Come si scopre la fillossera? (l. c.)
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L.) (Entomolog. Nachrichten. 1889. Heft 3. p. 40—46.)
Kehrig, Henri, Traitement pratique du mildew par la bouillie bordelaise. 8°.
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Targioni Tozzetti, Infezioni di larve di elateridi nel Veronese e nel Polesine.
(Stazioni sperimentali agrarie di Roma. 1889. Febbraio.)
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nismi delle acque potabili. (Atti dell’ Accad. Gioenia d. scienze natur. in
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Krankheit der Schwarzföhre (Pinus austriaca Neue Litteratur, p. 507.
Hörs.), p. 507. |
Ausgegeben: 10. April 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
Band XXXVII.No.3.. ' ‚Jahrgang X.
ee 2777 x ' ü
IN (amisches Centrag hlayy
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes,
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrter
von
Dr. Oscar Uhlworm una Dr. @. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
> dee
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cvitur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. 16. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. |
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Anatomie und Chemie des Blumenblatts,
Von
Dr. E. Dennert.
(Fortsetzung.)
Hier mag noch Folgendes bemerkt sein, was ebenfalls noch
für einen Zusammenhang des Chlorophylis der Laubblätter mit
dem Anthoxanthin der Blumenblätter spricht.
Wir gedenken in erster Linie einiger chemischer Reaktionen:
Chlorophyll wird durch Aetzkali gelb, es müsste also dieses
Reagenz auf den gelben Farbstoff entweder ohne allen Einfluss
sein, oder aber eine andere Farbennuance von (selb hervorrufen.
Den ersten Fall eonstatirte ich z. B. bei Verbascum thapsiforme,
Hieracium pratense, Rudbeckia laciniata und Carthamus tinctorius.
Gewöhnlich wird die gelbe Farbe bei Behandlung mit Kalı-
lauge oder Ammoniak dunkler gelb bis orange. So bei Antirrhi-
num majus, Tropaeolum majus, Calceolaria pinnatifida, Convolvulus
tricolor, Mirabilis longiflora, Robinia Pseudacacia, Chrysanthemum
coronarium.
Bei Behandlung mit verdünnten Säuren nimmt Chlorophyll
eine gelbliche Farbe an: durch konzentrirte Salzsäure wird es
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 7
514 Dennert, Auatomie und Chemie des Blumenblatts.
blaugrün oder blau. Anthoxanthin wird durch Salzsäure gewöhnlich
nicht verändert, in manchen Fällen aber auch blau, z. B. bei Rosa
Eglanter:a.
Chlorwasser und schweflige Säure bleichen Clorophyll nicht
und ebenso wenig die körnige gelbe Farbe.
Ein anderes Argument für den Zusammenhang des Antho-
xanthins und Chlorophylis lieferte die Farbenwandlung. So sind
gelbe und orangefarbige Blüten im Knospenzustand grün und gehen
ohne Zwischenstufe aus dieser Farbe hervor. Dem entsprechend
enthalten in der That junge Knospen Chlorophyll an den Stellen,
wo die Korolle im Blütenzustand Anthoxanthin besitzt.
Beispiele: Calendula ofhcinalis, Althaea rosea, gelbe Var.,
Oenothera spec., Adonis autumnalis (orangeröthe Farbkörper), Hyo-
scyamus niger, Rosa Eglanteria lutea, Colutea arborescens und cruenta,
Cheiranthus Cheiri, Pavia flava, Coronilla Emerus.
Das einzige Beispiel eines farblosen Zwischenstadiums zwischen
dem grünen und dem gelben Stadium fand ich bei Lonicera capri-
folium, bei der im jüngeren Knospenzustand die Korolle aussen
und besonders innen grün, beim Aufblühen aussen röthlich und
innen weiss war, erst nachher färbt sich die Innenseite gelb.
Hier seien auch Fälle angeführt, in denen die Korolle in die
Perigonröhre u. s. w. übergeht. Bei Narecissus poetieus findet ein
allmählicher Uebergang an der Basis der Perigonblätter von der
gelben Farbe in die grüne der Röhre statt. Bei mikroskopischer
Untersuchung beobachtet man gleicherweise einen entsprechenden
Uebergang des gelben Farbstoffs in den grünen, ohne dass die
Körner dabei ihre Form ändern. Die Blumenblätter der gelben
Varietät von Fritillaria imperialis sind nach unten hin grün, der
mikroskopische Befund entspricht dem bei Nareissus, die Perigon-
blätter von Gagea stenopetala sind aussen grün, innen gelb, ana-
tomisch lässt sich ein Uebergang vom Chlorophyll zum Anthoxanthin
nachweisen.
Bei Ribes aureum sind die Kelchlappen gelb, die Kelchröhre
aber geht nach unten in die grüne Farbe über, dabei werden die
Körner in der Epidermis schärfer begrenzt, den "Chlorophylikörnern
gleichend; noch weiter nach unten” enthalten die Oberhautzellen
farblose Körner und gleichzeitig treten Spaltöffnungen auf.
Das Gelb der äusseren Hüllblätter von Euphorbia splendens
seht nach unten allmählich in das Grün des Stengels über, ebenso
lässt sich bei Euphorbia palustris em Uebergang vom Reingrün
des Laubblattes in das Gelb der Hüllblätter konstatiren.
Bei Pavia flava erscheint die gelbe Farbe der Blumenblätter
in stetem Uebergang in die gelblich grüne des Stengels und die-
selbe Erscheinung Bebbheßkehn man am Nagel des Vexillums von
Cytisus Adami.
Es ist auch wohl statthaft, die Analogie anderer Blüten heran-
zuziehen, welehe Chlorophyll statt des Anthoxanthins enthalten, als
solche seien die von Veratrum nigrum und Ruta graveolens erwähnt.
Noch eins sei hier als Belag des Zusammenhangs des grünen
Farbstoffs der Blätter mit den körnigen Farbstoffen der Blüten
ı
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. >15
m
angeführt, nämlich die analoge Vertheilungsweise innerhalb der
betreffenden Blattorgane. Es ist eine Eigenthümliehkeit sowohl der
grünen wie der gelben Farbkörper, dass sie die Epidermis gewisser-
massen fliehen (resp. in ihr nieht zur Ausbildung gelangen) und
mehr das mittlere Zellgewebe einnehmen. Dass diese Regel nicht
ohne Ausnahme ist, haben wir oben gesehen.
Wie wir die ungelöst vorkommenden Farbstoffe zusammen-
gefasst haben, so möchte auch vielleicht für die nicht gelben ein
gleicher Zusammenhang mit dem Chlorophyll angenommen werden
dürfen; für die orangerothen scheint er mir zweifellos zu sein.
Ob auch die blauen Farbstoffkörper von sStrelitzia hierhin zu
rechnen sind, mag dahin gestellt bleiben. — Andererseits scheint
mir ein Zusammenhang des gelösten gelben Farbstoffes mit dem
Anthoeyan zweifellos zu sein, es geht das aus oben angeführten
Fällen von Uebergängen wohl ohne Weiteres hervor.
Was die Ursache dieser Metamorphose zwischen Chlorophyll
und Anthoxanthin betrifft, so ist es zur Zeit schwer, selbst nur
Vermuthungen anzustellen. Dass die Ursache nieht in äusseren
Gründen zu suchen ist, liegt auf der Hand, denn von solchen wäre
nur die Wirkung des Lichts heranzuziehen und dass diese in unserm
Fall unzutreffend ist, lehrt ja die einfache Thatsache, dass Laub-
blätter am Licht ergrünen, viele Knospen dagegen gelb werden,
auch im Licht, wenn es auch vielleicht für die Ausbildung des
Anthoxanthins nieht von der grossen Bedeutung ist, wie für die
des Chlorophylis.
Vielmehr muss der Grund der Metamorphose ein rein chemischer
sein. Hierbei die herbstliche Vergilbung der Laubblätter als Ana-
logon heranzuziehen, möchte nieht angehen; denn diese beruht
doch zweifelsohne auf einer immerhin abnormen Zersetzung (Oxy-
dation) des grün machenden Bestandtheils im Chlorophyll, wodurch
der gelbe, das Xanthophyll, in Erscheinung gerufen wird. In den
Blüten aber haben wir es mit einem normalen Prozess zu thun,
der ganz gesetzmässig am bestimmten Ort eintritt.
Ich möchte den Grund dafür in einer in den jungen Blüten-
hüllen allmählich eintretenden veränderten Beschaffenheit des
Zellplasmas, vielleicht auch in einer hierbei stattfindenden Diffe-
renzierung der Plastiden, also der plasmatischen Grundlage, ver-
muthen, welche mit einer Einbusse des Assimilationsvermögens des
Protoplasmas in diesen Pflanzentheilen und weiterhin demgemäss
mit einer Umkehrung der normalen Funktion (Athmung statt der
Assimilation) verbunden ist. Denn da es ım erster Linie doch
das Protoplasma ist, das sich selbst der Chlorophyllfarbstoft aus
einem ihm zu Gebote stehenden Chromogen bildet, um dann mit
demselben als Mittel die Assimilation zu vollführen, so muss eme
Hemmung im Entstehen (und nicht minder eine Rückbildung) des
Chlorophylis auch in erster Linie auf die veränderte Fähigkeit und
Beschaffenheit des Protoplasmas selbst zurückzuführen sein. In der
That findet auch in den Blütenhüllen eine Art Verwässerung des
Protoplasmas resp. ein Zurücktreten desselben gegenüber anderen
(farbigen) Inhaltskörpern statt, ganz entsprechend der Aufgabe
7*
516 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
: dieser Hüllen, welche ihres kurzen, vergänglichen und mehr be-
sehaulichen Daseins wegen nur mit wenig „Lebenssaft“ ausgestattet
zu sein brauchen.
Es mag gestattet sein, hier nebenbei den Gedanken auszu-
sprechen, dass überhaupt die Differenzirung der Zellen und weiter-
hin der Gewebe und Organe ihren letzten Grund vielleicht in
einer inneren Umwandlung und Differenzirung des Protoplasmas
findet. Die Ausgestaltung des pflanzlichen Individuums würde
dann einmal von der letzteren und weiterhin von äusseren Um-
ständen herrühren, durch welche die latenten Eigenschaften des
Protoplasmas gewissermaassen ausgelöst werden
B. Das Verhältniss der gelösten Farbstoffe zum
Gerbstoff.
Den Gedanken, dass das Anthoeyan, unter welcher Bezeich-
nung wir hier alle im Zellsaft gelöst vorkommenden Farbstoffe
zusammenfassen, mit dem Gerbstoff genetisch zusammenhängt, hat
wohl zuerst Wigand in seinen „Sätzen über die physiologische
Bedeutung des Gerbstoffs und der Pflanzenfarbe“ *) ausgesprochen.
Die auf diese Theorie bezüglichen Bemerkungen Wiesner ’s**),
welche schon an und für sich zu wenig präzis sind, scheinen mir
hinfällig zu sem, worauf ich zurückkomme.
| Zunächst möchte ich auf die gewiss wichtige Analogie mit dem
Erythrophyl! der Laubblätter hinweisen. Dass diesem Farbstoff
Gerbstoff als Chromogen zu Grunde liegt, möchte nach den mehr-
fachen hierauf bezüg lichen Arbeiten (besonders auch vonW igand***)
und der jüngsten Kundgebung von Krausr) zweifellos sein. Da
das Erythrophyli nun manche Eigenheiten mit dem Anthoeyan
theilt, so möchte eine chemische Verwandtschaft beider Körper
wohl a priori als wahrscheinlich gelten können.
Was zunächst zum Beweise unseres Satzes heranzuziehen ist,
sind die chemischen Reaktionen: das Anthocyan zeigt im Allge-
meinen, wenn auch natürlich modifizirt, die Reaktionen des Gerb-
stoffs. Von der Chromreaktion sei hier abgesehen, weil sie in
unserem Fall, wie vorauszusehen, oft undeutliche und verschwommene
Bilder liefert.
Kalilauge färbt Gerbstoff gelb oder roth. Der rothe homo-
gene Zellsaft wird durch Kali (auch durch Ammoniak) ge-
sröhnlich erst blau, doch geht diese Farbe bald in blaugrün, grün
und endlich in gelb über; so bei Antirrkinum majus, Althaea rosea,
Dianthus eruentus, Muscari comosum, Rosa Eglanteria var. Punicea;
bei letzterer entsteht schon in einer Atmosphäre von Ammoniak
ein grünlicher Schein, der endlich in gelb übergeht; eine eben
aufgeblühte noch rothe Blume von Symphytum wurde in Ammoniak-
gas grün; ebenso die Kelehblätter der männlichen Blüten von
*) Bot. Zeit. 1862. p. 121 ff.
**) Bot. Ztg. 1862. p. 389.
**%) Bot. Ztg. 1. c., sowie Bot. Hefte. II. p. 218 ff.
7) Grundlinien zu einer Physiologie des Gerbstofies. Leipzig 1889. p. 30.
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. DO
Hydrangea hortensis schon mit sehr verdünntem Ammoniak. Durch
Salzsäure werden die gelb gefärbten Blüten oft wieder roth. —
Wenn Wiesner (l. e.) die Grünfärbung auf ein Gemisch von
Blau (Einwirkung des Alkalis ‚auf Anthoeyan) und Gelb (Ein-'
wirkung auf Gerbstoff) zurückführen will, so lässt er ausser Acht,
dass das Endresultat, wie er selbst angiebt, eine gelbe Farbe ist‘
und dass (nach ihm) blaue Blüten auch gelb werden. Handelt es
sich um eine einfache Mischfarbe (grün), so müsste es bei derselben
bleiben. Er selbst konstatirt aber, dass die blaue Farbe ohne das
grüne Zwischenstadium in gelb übergehen kann.
Die Gerbstoffreaktion mit Leimlösung hat auch Erfolg, erprobt
habe ich sie bei Euphorbia splendens und Paeonia offieinalis, doch
ist sie weniger zweckmässig.
Mit Eisensalzen wird der rothe Zellsaft blau und zuletzt grün;
dies konnte bei einer grossen Anzahl von Species beobachtet
werden, genannt seien: Althaea rosea, Mimulus cardinalis, Crataegus
oxyacantha, Euphorbia splendens, Mespilus Japonica, Calycanthus
floridus, Potentilla eoccinea, Dianthus eruentus, Verbena Melindres,
Pyrus malus, Muscari comosum, Amygdalus communis, Paeonia offi-
cinalis, Pelargonium sanguineum, Daphne Mezereum, Rosa camina,
Sazifraga erassifolia, Tulipa Gesneriana, Fritillaria imperialıs,
Viola trieolor, Primula acaulis, Scopolia atropoides, Corydalis cava.
Bei Mespilus und vielen anderen wird die Epidermis sehon bei Berüh-
rung mit dem Messer blau. Auch in den Epidermiszellen, welche, wie
oben schon angegeben, die rothen Strichelehen am Grunde desVexillums
von Oytisus Laburnum bilden, tritt die Gerbstoffreaktion sehon bei
Berührung mit dem Messer zu Tage, noch deutlicher mit schwefel-
saurem Eisen, während die übrige gelbe Epidermis keinen Gerb-
stoff enthält; ähnlich €. Adami.
Ebenso zeigen bei Azalea Pontica und nudiflora nur diejenigen
Zellen der Korolle Gerbstoffreaktion, welehe rothen Farbstoff ent-
halten, die mit gelbem dagegen nicht. Recht deutlich tritt dieser
Unterschied auch bei Zulipa und Fritillaria zu Tage.
Kommt der gelbe Farbstoff homogen vor, so wird er
meistens, wie schon mehrmals hervorgehoben, mit dem rothen nahe
verwandt oder gar identisch sein; damit stimmt auch seine Gerb-
stoffreaktion überein, z. B. bei Althaea rosea (weisse am Grunde
gelbe Varietät), Museari comosum (fruchtbare Blüten). Bei Dahlia
variabilis kommt, wie angegeben, roth und gelb gelöst vor und
beide werden dureh Eisenchlorid schmutzig grün. Durch Kalilauge
und Salzsäure bleibt der rothe ungeändert, dagegen wird der
gelbe roth. Dieselben Reaktionen zeigt auch der gelbe Farbstoff
der ganz gelben Blüten. Auch bei dem gelben homogenen Zell-
saft von Chrysanthemum carinatum tritt mit Eisenchlorid intensiv
blaue Färbung ein, ferner zeigt der gelbgrüne Zellsaft von Auta
graveolens entschieden Gerbstoffreaktion.
Bezüglich der blauen Farbe wird natürlich die Gerbstoff-
reaktion mit Eisensalzen kaum sichtbar sein oder sich höchstens
in einer grünen Nüaneirung der Farbe äussern, dagegen zeigt sie
‚oft gegen Kali ein der rothen analoges Verhalten, indem sie sich
518 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten.
in grün und dann in gelb umwandelt, so z. B. bei den Scheiben-
blüten von Centaurea Oyanus, gewöhnlich geht die gelbe Farbe
dann auch noch m den farblosen Zustand über. Direkt entfärbt
werden durch Kalilauge die Zellen der Antherenwand von Collomia
grandiflora, sowie die Strahlblüten von Centaurea Cyanus, letztere
werden dann bei nachträglicher Behandlung mit Säure roth. Die
blaue Farbe von Convolvulus tricolor wird durch Ammoniak grün.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und
Elaphomyceten.
Von
Dr. R. Hesse
in Marburg.
mer 1%
Mit der Herausgabe der bereits vor mehr als drei Jahren im
den Just’schen Jahresberichten angekündigten Monographie der
Hypogaeen Deutschlands zögerte ich besonders aus dem Grunde,
weil ich bei Beschreibung der Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen
und Zlaphomyceten auf grosse Schwierigkeiten stiess, die ihren
Grund vornehmlich in der gänzlichen Unkenntniss der Sporen-
keimung bei diesen Pilzen hatten. Auch der Umstand, dass sich
oft innerhalb weniger Monate die Zahl der von mir aufgefundenen,
theilweise noch nirgends beschriebenen Arten der Hypogaeen be-
trächtlich vermehrte, liess es mir wünschenswerth erscheinen, mit
der Publikation erwähnter Monographie noch etwas zu warten. Die
zunächst an dieser Stelle mitzutheilenden Resultate der innerhalb
der letzten Zeit angestellten, über die Entwieklungsgeschichte der
Tuberaceen und Elaphomyceten in den Hauptzügen Aufschluss
gebenden Beobachtungen werden eine Beschleunigung der längst
geplanten Publikation herbeiführen, was ich als eme Beantwortung
der von vielen Seiten an mich ergangenen Anfragen bezüglich
dieser Angelegenheit hinzunehmen bitte.
Die Arten der bereits von Vittadini, Tulasne und einigen
anderen Autoren beschriebenen und in der Provinz Hessen-Nassau
auftretenden Tuberaceen und Elaphomyceten, von denen ich hier
allein reden will®), sind sehr zahlreich. Etliche derselben kommen
*) Aus der Familie der Aymenogastreen kommen in Hessen-Nassau häufig
Hymenogaster vulgaris Tul., Hymenogaster tener Berk., Hymenogaster lilacinus 'Tul.,
Octaviania asterosperma Vitt., Melanogaster variegatus Tal., Melanogaster ambigquus
Tul., Hysterangium clathroides Vitt., Hysterangium wubrieatum Hesse, etwas seltener
Hymenogaster eitrinus Vitt., Hymenogaster griseus Vitt., Aymenogaster pallidus
Berk. et Broome, Hymenogaster calosporus Tul., Hymenogaster olivaceus Vitt.,
Hymenogaster luteus Vitt., Hymenogaster populetorum Tul., ferner Gautieria gra-
veolens Vitt., Octaviania lutea Hesse, Hysterangium membranaceum Vitt., Hyste-
rangiun fragile Vitt., Husterangium stoloniferum Tul., Rhizopogon provincialis Tul.,
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 519
häufiger als die gemeinsten Hymenomyceten- und Discomyceten-
speeies, viele seltener und einige wenige sehr selten vor. Aus der
Familie der Elaphomyceten sind beinahe unter jeder älteren Buche
Elaphomyces variegatus Vitt. und jeder älteren Kiefer Elaphomyces
granulatus Fr. anzutreffen. In gemischten, zumeist ausschliesslich
aus Buchen und Eichen zusammengesetzten Forsten werden die
Fruchtkörper von Tuber puberulum Berk. et Broome und Hydno-
bolites cerebriformis Tul. zu Tausenden gefunden, auch Tauber
rapaeodorum Tul. und Oryptica lutea Hesse, desgleichen einige der
zahlreichen, bisher noch nieht aufgezählten Vittadini'schen Kla-
‚phomycesspecies können in an Niederschlägen reichen Sommern häufig
gesammelt werden. Schon etwas seltener, aber immer noch häufig
genug ist das Vorkommen von Tuber aestivum Vitt., Pachyphloeus
melanoxanthus Tul., Tuber rufum Pico, Tuber dryophilum Tul.,
Pachuphloeus citrinus DBerk., Choiromyces meandriformis Vitt.,
Hydnotria Tulasnei Berk. et Broome, Genea sphaerica 'Tul., Genea
hispidula Berk. und Tuber nitidum Vitt. Sehr selten werden nach
meinen Erfahrungen Tuber maculatum Vitt., Balsamia fragiformis
Tul. und Tuber excavatum Vitt. in der Provinz Hessen-Nassau an-
getroffen. Die Fruchtkörper dieser drei Hypogaeen habe ieh nur
erst an wenigen Stellen, allerdings in mehr als hundert Exemplaren
ausfindig machen können, und doch sollte gerade an «diesen der
Schlüssel für die Entwieklungsgeschichte der Tuberaceen und der
diesen sehr nahe verwandten Elaphomyceten gefunden werden.
Behufs Klarlegung derselben ist es nothwendig, möglichst aus-
führlich Form, Gliederung und Bau dieser drei Tuberaceen zu be-
schreiben und über ihr Vorkommen und das der Tuberaceen und
Elaphomyceten überhaupt einige Bemerkungen vorauszuschicken.
Ich bediene mieh dabei zunächst der alten, bisher üblich gewesenen
Bezeichnungen: Fruchtkörper, Peridie, Gleba, Asci, Sporen, Myce-
lium ete., doch will ich schon an dieser Stelle erwähnen, dass nach
den später mitzutheilenden Untersuchungsresultaten die Zubera-
ceen und Elaphomyceten, wenn überhaupt zu den
Pilzen, an die äusserste Grenze der Mycetozoen zu
stellen sind. Jeder ihrer Fruchtkörper nimmt aus
Sehwärmern seine Entstehung, die ausser anderen,
später anzugebenden Eigenthümlichkeiten die Fähıg-
keit besitzen, unter gewissen Bedingungen zu Con-
gregaten oder Verbänden zusammenzutreten, welche
in Form, Grösse und Farbe sehr verschieden sind,
aber im normalen Entwickelungsgange in genau vor-
geschriebener Suecession entstehen und schliess-
lich nach mannigfaltigem Formwechsel die für
jede Tuberaceen- und Elaphomycesspecies cha-
Melanogaster odoratissimus Tul., Leucogaster liosporus Hesse und sehr selten
Octaviania compacta Tul., sowie Hymenogaster Klotzschii Tul. vor, doch lasse ich
diese und die noch unbeschriebenen Hymenogastreen hier ebenso unberücksichtigt,
als die in dem benachbarten Thüringen, im nordöstlichen Deutschland, im Elsass
etc. auftretenden T’uberaceen und Elaphomyceten, sowie endlich die grosse Zahl
der zwar subterran lebenden, bisher aber nicht zu den Hypogaeen gezählten Pilze.
520 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten.
rakteristischen Fruchtkörper combiniren. Das,
was man bisher als das schliessliche Ende oder
Schicksal dieser Pilze bezeichnete, nämlich
ihren Erweichungs- oder Anrlosunes De-
ziehungsweise Verwitterungsprocess, das ist
der Beginn ihrer Reproduetion, und das ver-'
meintliche Schieksal der Hymenogastreen und
typischen Lycoperdaceen (Lycoperdon, Bovista,
Geaster, FPolysaccum, BScleroderma etc. etc.)
dürfte, soweit mir meine an den Gattungen
Melanogaster, Leucogaster und Scleroderma ge-:
machten Beobachtungen schon jetzt ein Urtheil
gestatten, auch nichts anderes,als den Anfang
der Wiedergeburt dieser Pilze'bedeuten. De
erwähnten, aus dem Zerfall gewisser Glebabestandtheile der Zube-
raceen und Elaphomycetenfruchtkörper hervorgehenden Congregate
sind in ihrem Aeusseren Quarzkörnern durchaus ähnlich. Sie be-
sitzen Quarz- bis Fettglanz, sind aber, wenigstens zur Zeit ihrer
Entstehung, so weich wie Wachs und lassen sich darum leicht’
zerdrücken. Da neben diesen Schwärmerverbänden ähnliche Con-
gregate in ungemein grosser Anzahl, ferner nicht körnige oder
klumpige, sondern kugelige, eylindrische, überhaupt bestimmt
organisirte Verbände aus den abgestossenen Warzen der jungen
wie alten Peridien der Fruchtkörper dieser Pilze hervorgehen, und
wiederum auch die typischen Zycoperdaceen und Hymenogastreen
durch Zerfall von Peridialelementen ete. ebensowohl Schwärmer-
verbände erzeugen können, die, wie gesagt, äusserlich Quarzkörnern
sehr ähnlich sind und oft mit solchen verwechselt sein mögen, so
dürfte mit Rücksicht darauf, dass alle diese Verbände Vereinigungen
von Schwärmern sind, den Warzen dieser und wohl auch
anderer Pilze (Hymenomyceten) eine viel grössere Bedeutung
zuzuschreiben und dieselben einer genaueren Untersuchung zu
unterwerfen sein, als wie dieses bisher” geschehen ist. Schwärmer-
verbände, die aus dem Zerfall von Glebabestandtheilen, Warzen,
Schuppen etc. der mannigfaltigsten Pilze resultiren, finden sich nun
ungemein häufig in dem Humus des Waldbodens, in Compost-
haufen ete. Da dieselben unter Umständen wieder in Schwärmer
zerfallen können, die in diesem Humus ihre Wohn- und Ernährungs-
stätte haben, so werden dieselben bei der Humusbildung,
welcher man mit Recht in neuerer Zeit eine sehr grosse Aufmerk-
samkeit schenkt, wesentlich betheiligt sein. An denjenigen Stellen,
wo Trüffeln und Elaphomyceten vorzukommen pflegen, kann ınan
Schwärmerverbände zu Tausenden fast zu jeder Jahreszeit schon
in relativ kleinen Mengen Humus nachweisen.
(Schluss folgt.)
Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laberat. für Waarenk. zu Hamburg. 521
Botanische Gärten und Institute.
Das botanische Museum und bot. Laboratorium für
Waarenkunde zu Hamburg.
Eine Uebersicht seiner Sammlungen und Einrichtungen
von
Dr. M. Lierau,
Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg.
(Fortsetzung.)
Durch diese Sammlung wie durch die oben genannten Collectionen
von Gummi und Harzen wurde überhaupt erst die Aufmerksamkeit
auf die nicht organisirten Rohstoffe hingelenkt und demgemäss eine
eigene Abtheilung dafür begründet. Bald darauf kamen noch andere
Sammlungen unorganisirter Rohstoffe hinzu; so wurden unter Änderen
die wichtigsten Rohstoffe Chinas durch die Firma Cordes
dem Museum zum Geschenk überwiesen; ferner eine umfangreiche
Sammlung nicht organisirter Rohstoffe aus dem Dr. Sonder’schen
Nachlasse, unter denen die Akaroidharze namentlich hervor-
zuheben sind. Dieselben stammen von einigen Arten der australischen
Liliaceen-Gattung Xanthorrhoes ab und werden zur Darstellung
gefärbter Firnisse, besonders aber zum Ueberziehen von Metall-
gegenständen verwendet; sie sind dem botanischen Museum in einer
seltenen Reichhaltigkeit zugegangen, nämlich in 12 verschiedenen
Formen, während bisher überhaupt nur 2 Formen dieser Harze —
das rothe und das gelbe — in dem europäischen Handel allgemeiner
verbreitet sind. Zudem sind nicht nur vollständige, von Verharzung
freigebliebene Stammstücke dieser eigenartigen Liliacee, sondern
auch verharzte Stammstücke vorhanden, so dass man die Bildung
des Harzes aus dem Stamme Schritt für Schritt verfolgen kann.
Ausserdem sind aus dieser Sammlung noch eine ganze Reihe von
Gummiarten in prächtigen Exemplaren hervorzuheben, welche eben-
falls aus Australien stammen, eine weitere Verbreitung im europäischen
Handel aber bis jetzt noch nicht gefunden haben, wie z. B. das
Gummi von Brachychiton populneum R.Br., Callitris verrucosa R. Br.,
Nuytsia floribunda R. Br. u. s. w., obgleich namentlich das erstere
in Australien sehr geschätzt wird und dem Akaziengummi grosse
Konkurrenz zu machen geeignet ist. Endlich ist noch eine stattliche
Reihe von Rohstoffen zu erwähnen, welche Baron von Müller
in Melbourne dem Museum übersandte, darunter z. B. fast sämmtliche
bis jetzt bekannte Eucalyptus-Kino’s, in jedem Falle mit der genauen
Bezeichnung der Stammpflanze; ferner Farbstoffe, wie Brasilin,
Morin, Haematein ete, Gummicopale von verschiedenen Fund-
orten, Balsame u. s. w. Die nun noch vorhandenen Lücken in
dieser Abtheilung wurden so weit wie möglich durch Einzelerwerbungen
auszufüllen gesucht, von denen hier hervorgehoben werden mögen:
Quebracho-Extract, Japanisches Wachs, Myrica-Wachs,
Carnauba-Wachs/(opernicia cerifera Mart.), Palmfette(Elaeis,
522 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg.
Cocos etc.), Schweinsbalsam (Hedwigia balsamifera Sw.), Borneo-
Talg (Hopea spec.), Bidellium-Harz (Balsamodendron Rox-
burghii Am.), Hyava-Harz (Ieica heptaphylia Aubl.), Doona-
Harz, Mastix-, Copaiv-Balsame, Drachenblut, Elemi,
Dammar, Gummi-Gutt, Storax, Benzo&, u. s. w.
VI. Pflanzenkrankheiten, Bildungsabweichungen
und Pilze sind in eine Abtheilung zusammengefasst und auch
gemeinschaftlich ausgestellt. Abgesehen von den bekannteren Rost-
und Brandkrankheiten, welche z. Th. in sehr schönen Exemplarer
demonstrirt werden, sind namentlich auch die Baumkrankheiten zahl-
reich vertreten und ebenso wie die Beispiele für die Rostkrankheiten
theils trocken, theils in Conservirungsflüssigkeiten aufgestellt; als be-
sonders in die Augen fallend sind die durch prächtiges Material demon-
strirten Krebserscheinungen der Lärche zu nennen, zugleich auch mit
der Peziza Willkommiüi Htg. an den jüngeren Zweigen; ferner Agaricus
melleus nebst durch die Rhizomorphen dieses Pilzes zerstörten
Stämmen; verschiedene Roestelien nebst den zugehörigen Gymno-
sporangien (letztere ausschliesslich in Conservirungstflüssigkeiten) ;
namentlich interessant aber ist die vollständige Sammlung der durch
Exoasceen*) hervorgerufenen Baumkrankheiten, so z. B. Hexenbesen
von Betula alba L., Carpinus betulus L., Alnus incana DC., Prunus
domestica L., insititia L., avium L., Cerasus L., Orataegus Oxyacantha
L.; ferner die sogenannten „Narrentaschen“ von Prunus domestica
L., die durch Eroaseus amentorum Sad.**) deformirten Früchte von
Alnus incana DC. u. s. w.; ausserdem noch die durch Aeeidium
elatinum bewirkten Hexenbesen der Tanne, sowie namentlich ein
mächtiger durch einen bis jetzt noch unbekannten Pilz hervorgebracht
ter Hexenbesen von Fagus silvatica L.***)
Auch andere durch Pilze bedingte Bildungsabweichungen, wie
z. B. die durch Exobasidien an Rhododendron- und Vaceinium-Arten
erzeugten Blatt-Deformationen, die durch Melampsora Göppertiana
Kühn hervorgebrachten federkielartigen Gewebewucherungen der-
Stengel von Vaccinium Vitis Idaea L., u. s. w. sind in Conservirungs-
Hüssigkeiten aufgestellt und ihre Entwickelung durch bunte Ab-
bildungen demonstrirt.
Sehr reichhaltig sind die Basidiomyceten vertreten, ebenfalls
zum grössten Theil in Conservirungsflüssigkeiten, darunter auch
*) Es sind dies die Originale für Sadebeck's Untersuchungen über die
Exoasceen etc.
*#) cf. Botan. Centralbl. Bd. XXXVI. 1888. No. 50. p. 349.
*###) Sadebeck’'s Untersuchungen (ef. Jahrbuch I und II der Hamburgischen
Wiss. Anst,, sowie Ber. über d. Sitz. d. Ges. f. Botanik zu Hamburg. Heft I.
p. 20) haben zu dem Ergebniss geführt, dass die Rothbuche wahrscheinlich zwei
nach äusserer Form sowohl wie innerer Ursache verschiedene Hexenbesen besitzt,
von denen die kleinere Form wahrscheinlich eine durch einen Fxoascus hervor-
gebrachte Deformation, die grössere dagegen (bis jetzt, soweit bekannt, nur durch
das oben erwähnte 1 m in der Längsrichtung zeigende Exemplar aus dem Volks-
dorfer Forst vertreten) nach Sadebeck wahrscheinlich nicht durch einen Erxo-
ascus, sondern durch einen anderen Pilz hervorgerufen ist. Eine genauere
Erforschung dieser Rothbuchen-Hexenbesen ist wegen Mangel an Material bisher
unmöglich gewesen, wäre aber höchst erwünscht.
Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 525.
tropische und subtropische Formen, erstere besonders von den
schon erwähnten Stuhlmann’schen Zusendungen aus Ostafrika.
Ausserdem hervorzuheben sind hierbei die umfangreichen Pilz-
sammlungen aus Queensland und den Polynesischen Inseln, von
Fr. Amalie Dietrich gesammelt und aus dem Godeffroy-
Museum herstammend; ferner die durch ihre Grösse auffallenden
australischen Polyporus-Arten aus dem Dr. Sonder "schen Nachlasse.
Aus der deutschen Pilztlora ist zunächst die Herpel’sche Samm-
lung präparirter Hutpilze, die Fungi Saxoniei von Krieger (so-
weit erschienen) zu nennen; ferner in Conservirungsflüssigkeit auf-
gestellt die Hymenomycetes Hammonienses von Dr. Eichelba um
und unter den Fungi hypogaei eine interessante Sammlung von Direetor-
Dr. Hesse in Marburg. — Einzelne Pilze wurden zu verschiedenen
Zeiten dem Museum geschenkt, namentlich gesammelt von L. von
Poeppinghausen, darunter das um Hamburg häufige Zyeo-
perdon giganteum Batsch in riesigen Exemplaren.
VII. Das Herbarium. — Entsprechend reichhaltig wie die
bisher erwähnten museologischen Sammlungen und in jeder Be-
ziehung dieselben ergänzend, ist das Herbar, welches aus 2 Theilen
besteht, dem Herbarium generale*) und dem Herbarium
Hamburgense.
Im Nachfolgenden mögen dıe Hauptbestandtheile, zunächst
des Herbarium generale mitgetheilt werden. Wie bereits
erwähnt, ist der Grundstock des Ganzen das Herbar des Bürger-
meisters Dr. Binder, welches seinen Werth vornehmlich in dem
ausserordentlichen Reichthum an Algen besitzt. Auf diese Algen-
sammlung haben wegen der grossen Menge der Originalexemplarc-
uoAN As ardıh =) en Kützing z hingewiesen.
Hierzu kamen sodann nach der Begründung des Museums
die reiehen Sammlungen Hamburger Botaniker, welche im Ganzen
über 10,000 Arten enthielten und sich namentlich zusammensetzten
aus Phanerogamen von Deutschland, Italien, Nord-Amerika (Staat
Tenessee und New -Yersey), Aegypten | (Umgegend von Kairo und
Alexandria), ferner aber auch einen grossen Re ichthum an Gefäss-
kryptogamen aufwies, einmal aus den bereits vorher genannten
Ländern, dann aber noch namentlich aus Chile, Süd-Afrika, West-
Indien und Klein-Asien.
(Schluss folgt.)
*) Das Herbarium generale, das bestimmte und geordnete Material umfassend.
ist in etwa 700 Fascikeln grössten Formats untergebracht; das noch nicht be-
stimmte Material des Herbar Godeffroy füllt noch jetzt 15 je 1 Cubikmeter-
grosse Kisten,
**) Systema Algarum etc.
**#) Species Algarum.
524 Societas pro Fauna et Flora fennica.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Societas pro Fauna et Flora fennica in Helsingfors.
(Schluss.)
Sitzung am 3. März 1888.
Zur Publieation wurden angemeldet von Hrn. Prof. J. P.
Norrlin:
Bidrag tillHieracium-floran iskandinaviskahalföns
mellersta delar.*)
von Hrn. Dr. P. A. Karsten:
Symbola ad Mycologiam fennicam. Pars XXV.
und von Herrm Leetor Hj. Hjelt:
Conspeetus florae fennicae.
Hr. Prof. Th. Saelan beschrieb sodann unter Vorlegung von
Exemplaren:
Einen bisher unbeschriebenen Bastard von Pyrola
mımor Lund P. rotundifoliat.
Bei einer genauen Untersuchung der im Herbarium Musei
Fenniei befindlichen Pyrola-Arten traf ich eine Form an, die
sicherlich, so viel ich weiss, ein früher nieht bemerkter Bastard
von Pyrola minor und rotundifolia ist. Die hierhergehörenden
Exemplare sind Anfang August 1379 von den Hrrn. Hj. Hjelt
und R. Hult in Kemi- -Lappmark, Kirehspiel Kittilä, im Torfmoor
bei Kukas- und Aakennusjoki und bei Pyhäjärvi unweit Lainio-
tunturi gesammelt worden. Auf diesen Standort soll Pyrola minor
in der Nähe sehr allgemein und P. rotundifolia auch nicht selten
gewesen sein.
Dem Ansehen und den Kennzeichen nach intermediär zwischen
den ebengenannten Arten stehend, nähern sich jedoch gewisse
Formen theilweise Bade jener, andere wieder dieser Art.
Stengel 15—25 em hoch, etwas gedreht, scharf dreieckig.
Blätter blassgrün, ae stumpf, 3— 4 cm lang, 2—4 em breit,
an der Basis abgerundet oder schwach eingedrückt, fein gekerbt;
der Stiel so lang als die Blattspreite oder bei den oberen Blättern
etwas länger. Traube allseitig, 3—7 em lang, 7—20 blütig. Blüten
halb often, bezüglich der Grösse intermediär zwischen denen bei
P. minor und rotundifolia, S—1lO mm breit, 5 mm lang; Blüten-
stiele so lang als die Blüte oder ein wenig kürzer. Kelchzipfel
zusammengedrückt, stumpf, selten kurz zugespitz, am Rande
röthlich. Staubgefässe gekrümmt; Staubbeutel braungelb, in Bezug
auf die Grösse ne Mitte rischen denen der Eltern haltend, 1Yg
bis 2 mm lang. Griffel gekrümmt, an der Spitze etwas bogig
«oder fast gerade, so lang als die Blumenkrone oder unbedeutend
) Beiträge zur Hieracium-Flora in den mittleren Theilen der skandinavi-
schen Halbinsel.
Societas pro Fauna et Flora fennica. 225%
länger, wenigstens doppelt länger als der Fruchtknoten; Narbe
schmäler als der Ring an der Spitze des Griffels, 5-kerbig mit
aufrechten Zipfeln, also von demselben Bau wie bei P. rotundifolia..
Da die Exemplare in voller Blüte gesammelt worden sind, so
kann das Verhältniss der Frucht und des Samens nicht erörtert
werden. Der Pollen enthält ca. 80°%o schlechte, zur Befruchtung
untaugliche Körner, woraus mit der grössten Wahrschemlichkeit
die Bastardnatur der fraglichen Formen hervorgeht.
Bei den Exemplaren von Kukas- und Aakennusjoki sind die
Blätter 3—3"/s em lang und 2—3 em breit, der Stiel meistentheils
etwas länger als die Spreite; die Traube wenig dicht, derjenigen
bei P. rotundifolia ähnlich; der Blumenstiel gewöhnlich so lang
als die Blüte (3—5 mm lang); die Deckblätter der Blüte gleich
breit, lanzettlich, von der Länge des Blumenstiels oder etwas kürzer:
die Kelehzipfel wie bei P. minor, klein, eiförmig triangulär, 1 bis
1!/s mm lang, fast 5mal kürzer als die Krone.
Bei den bei Pyhäjärvi unweit Lainiotunturi gesammelten Exem-
plaren sind die Blätter etwas grösser, 31/„—4!/2 cm lang, 3—4 cm
breit, der Stiel gewöhnlich so lang als die Spreite; die Traube
ziemlich diehtblütig, derjenigen von P. minor ähnlich; der Blüten-
stiel meistens etwas kürzer als die Blüte (2—4 mm lang); die
Deckblätter der Blüte lanzettlich, länger als der Blütenstiel; die
Kelchblätter grösser, beinahe zungenförmig, rundlich stumpf, 2 bis
2!/; mm lang, halb so lang als die Blumenkrone.
Darauf legte Hr. Prof. Saelan
Eine Scerophularia nodosa L. mit gelblich-grünen
Blüten
vor. Diese vorher in Finnland nicht gefundene Form war auf
Runsala in der Nähe der Stadt Äbo von Hrn. Dr. Spoof ange-
troffen worden. In Gärten kultivirt, hatte sich die Farbenvarietät
erhalten.
Sitzung am 7. April 1888.
Zur Publication in „Acta“ wurde angemeldet eine Abhandlung
von Hrn. Assistent Axel Arrhenius:
Anatomisch-systematische Studien über skandina-
vische Juncaceen.
Darauf legte Herr Prof. Th. Saelan folgende
Ballastpflanzen
vor: Sisymbrium altissimum L., Austriacum Jacg. und Loeselü L.,
Roemeria hybrida DC., Silene muscipula L.
Alle waren von Hrn. Cand. W. Lauren bei der Stadt Wasa
(65° 5° n. Br.) gesammelt.
526 v. Herder, E. R. von Trautvetter.
Nekrolog.
E. R. von Trautvetter.
Eine biographische Skizze
von
F. G. von Herder.
Ernst Rudolph von Trautvetter, geboren zu Mitau
den 8./20. Februar 1809 und gestorben zu St. Petersburg den
12./24. Januar 1889, stammt aus einem alten Geschlechte, dessen
Namen durch Malers Trautvetterus (Isenacensis), Dache 8
Lehrer in der Philosophie zu Erfurt, in der Litteraturgeschichte, sowie
durch Johann Reinhold von Trautvetter in der nordischen
Staatengeschichte bekannt wurde. Sein Grossvaterr Johann
Valentin Trautvetter, auch als katechetischer Schriftsteller
bekannt, war Schullehrer zu Witzelrode im Sachsen-Meiningischen,
sein Vater Ernst Christian, geboren zu Witzelrode den
20. Juli 1780, gestorben zu Mitau den 14. /26. Januar 1859, genoss
eine höhere Bildung, besuchte das Lyceum zu Meiningen und
studirte zu Göttingen Theologie und Philologie, hörte jedoch auch
philosophische und naturwissenschaftliche Vorlesungen, sowohl in
Göttingen, wie auch später in Jena. Von hier begleitete er als
Hauslehrer die Familie des kurländischen Landesbevollmächtigten
Grafen Medem auf ihren Reisen und kam 1804 nach Kurland.
Hier lebte er abwechselnd im Sommer auf den Gütern des Grafen
und während des Winters in Mitau, bis er im Herbste 1806 diese
Stadt zu seinem beständigen Wohnsitze wählte, indem er den
Töchtern mehrerer angesehener Familien Unterricht gab und sich
selbst vornehmlich mit den griechischen und altdeutschen Dichtern
beschäftigte. Im Jahre 1808 erhielt er von Jena aus das Diplom
als Doctor philosophiae, verheirathete sich und wurde als Oberlehrer
der lateinischen Sprache und Litteratur am Mitauischen Gymnasium
angestellt, hielt auch 1810—1811 öffentliche Vorträge über Deutsche
Dichtung und ertheilte Unterricht au dem Doöllen 'schen Bildungs-
Institute. Im Jahre 1820 machte er mit seinem Bruder Friedrich
Wilhelm, geboren zu Witzelrode den 21. April 1782 und gest.
zu Dresden 1360, eine Reise nach Deutschland, auf der er viele
Gelehrte kennen lernte. Im Jahre 1825 Collegienassessor, 1829
Hofrath, 1838 Collegienrath, wurde er gleichzeitig Emeritus und
war Vater einer zahlreichen F amilie*) und vieler gelehrter Gesell-
schaften Mitglied bis an seinen Tod unausgesetzt litteräricch thätig.
Von seinen zahlreichen Schriften übergehen wir alle nicht botanischen
Inhalts und führen nur seine und seines Bruders botanische Schritten
hier auf, weil dieselben vielfach mit Unrecht semem Sohne Ernst
ls zugeschrieben werden:
*) Es waren 14 lebende Kinder, darunter Ernst Rudolph der älteste
Sohn; eine ältere und eine jüngere Schwester und ein jüngerer Bruder haben ihn
überlebt, die andern sind schon vor ihm aus dem Leben geschieden.
v. Herder, E. R. von Trautvetter. 527
I. Von Ernst Christian von Trautvetter: 1. De novo
systemate botanieo brevem notitiam dedit. 8°. 20 pp. 1 Tafel.
Erschien ursprünglich in Bull. de la Soc. des nat. de Moseou.
1841. III. p. 509—528 und später als Separatabdruck mit
der Angabe: Mitau (Reyher) 1842. — 2. Das Laubwerk oder
der Spross (frons) als eine Blume in Nacheinanderfolge. (Aus
einem handschriftliehen Werke: Grundriss der Pflanzenlehre.)
8°. 7 pp. Erschien auch ursprünglich im Bull. de la Soe.
des nat. de Moscou. 1842. III. p. 687—693 und später auch
als Separatabdruck mit der Angabe: Mitau (Reyher) 1844. —
3. Linne und die neueren Pflanzengelehrten (Vertheidigung
der Systematik). (Bull. 1853. I. p. 112—157.)
II. Von Friedrich Wilhelm von Trautvetter erschien:
Der Schilfroggen (Secale arundinaceum) durch botanische
Gründe und ökonomische Erfahrungen als die ergiebigste
und allerwärts gedeihlichste und eonstante neue Roggenart
dargestellt. 8°. 31 pp. Mit 2 Tafeln. Dresden und Leipzig
1840.
Ernst Rudolph, oder wie er von den Russen genannt wird,
Rudolph Ernestowitseh, d. h. Ernst’s Sohn, besuchte das
Gymnasium zu Mitau, studirte seit 1825 in Dorpat Mediein,
wo er der Curonia angehörte, legte das vorbereitende Examen
1828 ab, ging im Jahre 1829 zur philosophischen Faecultät über
und widmete sich nunmehr, unter der Leitung seines väterlichen
Freundes ©. F. von Ledebour, gänzlich der Botanik, bereiste
im Auftrag und auf Kosten der Universität Dorpat während der
Sommerferien 1829 und 1830 einen grossen Theil von Livland,
um den Weidenreichthum dieser Provinz, auf den schon Graf
de Bray hingewiesen hatte, genauer zu untersuchen, stattete-
der Universität über seine Nachforschungen Bericht ab und
legte die Resultate derselben zugleich der naturforschenden
Gesellschaft in Moskau vor, erhielt 1829 für Beantwortung der
Frage: „Inwiefern lässt sich die Theorie des Fehlschlagens, Aus-
artens und Zusammenschmelzens der Pflanzenorgane auf die natürliche
Anordnung der Pflanzen anwenden, um scheinbar Anomalien zu
erklären ?* die goldene Medaille von der Dorpater Universität,
wurde 1830 Mitglied der naturforschenden Gesellschaft zu Moskau
und kehrte 1831 nach Mitau zurück, wo er mehrere Jahre als
Hauslehrer lebte. Im Jahre 1832 promovirte T. zum Doctor philo-
sophiae an der Universität Königsberg, im Jahre 1835 wurde er
zum Directorgehilfen (unter Ledebour) am botanischen Garten
zu Dorpat ernannt, 1834 ward er Docent der Botanik an der
Universität Dorpat und im Jahre 1835 wurde er zum jüngeren
Directorgehilfen (unter Fischer) am Kaiserl. botanischen Garten
zu St. Petersburg ernannt. Hier blieb T. bis zum Jahre 1858 und
verheirathete sich mit Rosa Sehmalz, der Tochter des Professors
Fr. Sehmalz in Dorpat.
Den 12. Januar wurde T. (an Besser ’s Stelle) zum ordent-
lichen Professor der Botanik an der Wladimir-Universität zu Kiew,
zum Verwalter des botanischen Gartens zu Kremenetzk und des
528 v. Herder, E. R. von Trautvetter.
Herbariums zu Kiew ernannt. Während sich T. an der Universität
Dorpat mit der Abhandlung: „De Echinope genere“ habilitirt hatte,
that er dies zu Kiew mit der Abhandlung: „De Pentastemone genere*.
Im Jahre 1841 wurde T. zum Dekan der philosophischen Faecultät
erwählt und diese Wahl im Jahre 1843 auf weitere 4 Jahre erneuert.
Im Jahre 1847 wurde er zum Rektor der Universität Kiew erwählt
und verblieb in dieser Stellung bis 1859, d. h. bis zu seinem Ab-
gange von Kiew. Gleichzeitig, d. h. von 1851—1859, war er
Vicepräsident der Kommission, welche behufs Erforschung und
Beschreibung des Kiewer Lehrbezirkes eingesetzt worden war, und
betheiligte sich selbst eifrig an den bezüglichen Arbeiten. Ausser-
dem übernahm er an der Universität die Verwaltung des agro-
nomischen, mechanischen und mineralogischen Cabinets und unter-
nahm botanische Reisen in das südliche Russland und in die Krim
(1837 und 1853) und in die zum Kiew’schen Lehrbezirk gehörigen
Gouvernements Kiew, Podolien und Cherson (1856); wurde auch
ım Jahre 1840 als Deputirter der Universität Kiew nach Helsingfors.
geschickt, als die dortige Alexander-Universität ihr 200 jähriges
Jubilaum feierlich beging.
Als Professor der Botanik las T. täglich von 8—10 Uhr über
Allgemeine Botanik, botanische Terminologie und systematische
Botanik (nach eigenem natürlichen Systeme), ausserdem Krystallo-
graphie, Mineralogie, Geologie und Geognosie in den Jahren
1842—1846, ferner gab er Unterricht in der Naturgeschichte
in dem adeligen Mädcheninstitute zu Kiew bis zum Jahre 184.
Seine akademische Lehrthätigkeit erlitt durch seine amtlichen
Pflichten als Rektor der Universität Kiew und seine übrigen amt-
lichen Funktionen eine bedeutende Beeinträchtigung, und wenn man
es auch als Zeichen fortgesetzten hohen Vertrauens bezeichnen
kann, dass man mit Rücksicht auf seine Gewissenhaftigkeit und
sein administratives Talent ihn 12 Jahre lang in der Rektorstellung
beliess, so ist doch nicht zu leugnen, dass die wissenschaftliche und
die lehrende Thätigkeit Trautvetters während dieser bureaukratischen
Wirksamkeit nieht so voll zur Entfaltung kommen konnte, wie in
früherer Zeit.
(Fortsetzung folgt.)
Referate.
Rosenvinge, L. Kolderup, Sur la disposition des feuilles
chez les Polysiphonia. (Botanisk Tidsskrif. Band XVII.
Kopenhagen 1888. Heft 1—2. S. 1—9, Taf. 1, Fig. 1—5.)
Die Spiralstellung bei den Florideen ist bekanntlich in neuerer
Zeit mehrfach studirt worden. Trotz den von Berthold erhobenen:
Einwänden gegen die von Schwendener aufgestellte mechanische
Theorie wird diese doch von seinem Urheber aufrecht gehalten.
Verf., welcher schon vor einigen Jahren (Botan. Tidsskrift 14. Band)
Algen (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 529
dieselbe Frage behandelt hat, führt im vorliegenden Aufsatze ver-
schiedene Fälle an, welche gegen die Schwendener’sche Theorie
sprechen. Zuerst wird Polysiphonia violacea vorgeführt, bei der
die jungen Blätter sehr kurz sind und dem Stengel sich niemals
anlegen, so dass sie nicht durch Contact mit dem Stengel die
Stellung der folgenden Blätter bestimmen können. Demnächst
wird darauf hingewiesen, dass die Blätter der Seitensprosse vieler
Polysiphonia-Arten immer vom Anfang an in einer regelmässigen
linksgehenden Spirale gestellt sind, trotzdem die Seitensprosse nie-
mals mit irgend einer anderen Partie der Pflanze in Berührung
sind. Endlich hat Verf. Keimpflanzen von P. violacea untersucht,
bei welchen, mit einer einzigen Ausnahme, die Blätter ebenso
regelmässig, wie auf den älteren Pflanzen standen.
Nach Schwendener sollten ferner die primären Segmentwände
ursprünglich senkrecht zur Achse sein und erst später ihre schräge
Stellung erreichen, während sie nach Cramer, Kny und Berthold
vom Anfang an schräg sind. Verf. hat diese Frage näher an P. violacea,
untersucht. Wenn der grosse Kern der Scheitelzelle sich theilt,
fällt die Theilungsachse nicht mit der Achse des Stengels zusammen ;
der untere Kern ist vom Anfang excentrisch und legt sich an die
Stelle, wo das Blatt sich bilden wird, in dem künftigen Segment.
Kurz nach der Theilung des Kerns fängt die Wand an sich zu
bilden; sie wird succedan, aber nicht gleichzeitig an der
ganzen Peripherie der Zelle angelegt. Ihre Anlegung fängt
an einem Punkte an, welcher entgegengesetzt ist der Stelle, wo
der Kern liegt. Erst allmählich streckt sich die Leiste gegen die
andere Seite über, und jetzt erkennt man deutlich, dass die Wand
schräg ist, ehe sie noch fertig gebildet ist, indem ihr höchster
Punkt gerade über dem Kern liegt, also an der Stelle, wo das
Blatt sich später bilden wird.
Rosenvinge (Kopenhagen).
Rosenvinge, L. Kolderup, Sur la formation des pores
secondaires chez les Polysiphonia. (Botanisk Tids-
skrift. Band XVII. Heft 1—2. Kopenhagen 1888. S. 10-19.
Taf. 1, Fig. 6—12).
Die Zellen der Florideen sind bekanntlich durch Poren ver-
bunden, welche gewöhnlich gleichzeitig mit den Wänden, welche
sie durchsetzen, gebildet werden. Ausser diesen primären Poren
kommen aber in vielen Fällen auch secundäre vor, welche erst
später ausgebildet werden. Verf. hat nun die Entwicklungs-
geschichte der secundären Poren verfolgt, welche die Pericentral-
zellen von Polysiphonia (besonders untersucht wurde P. violacea)
mit den gleichartigen Zellen der benachbarten Glieder verbinden.
Die junge Pericentralzelle enthält einen ziemlich grossen Kern,
welcher sich bald in zwei theilt, von denen der untere sich an die
untere und äussere Kante der Zelle legt. Kurz nachher wird von
dem unteren Ende der Zelle durch eine schräge Wand ein
kleines dreieckiges Stück abgeschnitten, welches den unteren Kern
Boten. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 8
530 Algen. — Pilze.
enthält. Dieses Segment bewegt sich jetzt durch die unterliegende
Wand nach der angrenzenden Zelle zu und schmilzt mit ihr zusammen.
Der Kern tritt sofort in die untere Zelle hinein und allmählich.
wird das dreieckige Segment vollständig in diese Zelle aufgenommen.
Die Trennung des Segmentes von der oberen Zelle ist jedoch nicht
vollständig; ein dünner Protoplasmastrang verbindet es mit ihr,
und dieser Strang, welcher später die beiden Pericentralzellen ver-
bindet, ist der secundäre Porenstrang.
Das dreieckige Segment kann nach Verf.s Ansicht als eine
Zelle von sehr kurzer selbständiger Dauerhaftigkeit angesehen
werden. Die secundäre Porenbildung ist nicht wesentlich von der
primären verschieden ; in beiden Fällen bildet sich der Porus in
einer Wand, welche zwischen zwei aus einer Theilung hervorgehenden
Kernen entsteht. Die secundäre Porenbildung ist jedoch immer
von einer Verschmelzung von Zellen gefolgt.
Schliesslich weist Verf. auf die Schnallenbildung bei den Pilzen
hin, welche analog zu der secundären Porenbildung bei den
Florideen zu sein scheint. Es findet auch hier eine Verschmelzung
von Zellen statt, und eine neue Wand wird gebildet, welche mit
einem Porus versehen ist; eine Kernwanderung ist jedoch hier noch
nicht nachgewiesen worden.
Rosenringe (Kopenhagen).
. A. € ire sur s Chytridinedes. e
Dangeard, P.A., Memoir les Ohytrid (L
Botaniste. Serie I. Faseicule 2. 1888. p. 39—74. Avec
2 planches.)
erf. beginnt seinen Beitrag zur Kenntniss der Chytridiaceen
Verf. beginnt en Beitra K Yy
mit einer historischen Uebersicht dessen, was von den verschiedenen
Forschern in dem Studium dieser Familien geleistet worden ist.
evor er dann zur Beschreibung einzelner Species übergeht, stellt
Bevo 1 Beschreibung einzelner S geht,
er folgende Eintheilung für letztere auf: 1. Gruppe: ohne Mycelium,
a) mit einfachem, b) mit mehrzelligem Sporangium. 2. Gruppe:
mit Mycelium; hier lassen sich keine Untergruppen bilden.
Als zu la) gehörig werden folgende Species mehr oder weniger
ausführlich behandelt.
Sphaerita endogena Dang. auf Khizopoden, Euglenen und Uryptomonadineen;
die frühere Beschreibung des Verfs. wird hier vervollständigt durch die Darstellung
der Cystenbildung. Die Cysten lassen sich erst bei der Reife gut von den
Sporangien unterscheiden; betrefis der Einzelheiten sei auf das Original verwiesen
und hier nur erwähnt, dass Verf. an den aus den Cysten entlassenen Zoosporen
2 Cilien, eine kleine nach vorn und eine grössere nach hinten gerichtete, erkennen
konnte.
Olpidium Sphaeritae n. sp. zeigt die kisher nicht gekannte Eigenthümlichkeit,
auf einer anderen Ohytridiacee zu schmarotzen, nämlich auf Sphaerita endogena;
seine Entwicklung bietet nichts Besonderes.
Unter 1.b) wird zunächst die neue Gattung Micromyces beschrieben.
Micromyces bildet Plasmakugeln, die im Innern von Algenzellen schmarotzen ;
die Membran besitzt Dornen oder Protuberanzen; die Zellen entleeren sich bei
der Reife und ihr Plasma erzeugt, in Berührung mit der Hüllmembran, ein zu-
sammengesetztes Sporangium; dasselbe besteht meist aus 4 Zellen, deren jede
ca. 100 Zoosporen mit einer Cilie und einer Dicke von 1 # produeirt. Die stachlichen
Zellen können, anstatt unmittelbar Sporangien zu bilden, unter Verdickung ihrer
Membranen zu Cysten werden. Die Ernährung ist eine rein pflanzliche. Bekannt
Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 531
ist nur eine Art: M. Zygogonii sp. nov., welche parasitisch in den Zellen von
Zygogonium lebt.
Zur 2. Gruppe gehört zunächst die Gattung Chytridium, von der mehrere
neue Arten aus der 2. und 3. Sektion dieses Genus beschrieben werden,
Die 2. Sektion umfasst die Arten, bei denen das Sporangium an der Basis
ein einfaches fadenförmiges Ernährungsorgan besitzt.
Chytridium Braunü sp. nov. auf Apiocystis Brauniana,, ohne besondere
Eigenthümlichkeiten. {
Ch. zoophthorum n. sp., dem vorigen ähnlich, durch ein wohlentwickeltes,
verzweigtes Rhizoid unterschieden ; bewohnt Rotiferen, wie Ch. gregarium ; letzteres
ist aber grösser und besitzt kein Rhizoid.
Ch. Brebissonü sp. nov. heftet sich an der äusseren Wand der Randzellen
von Coleochaete scutata an und ist ausgezeichnet durch einen Kranz von Zacken
auf dem Sporangium.
Ch. simplex sp. nov. befällt die Cysten von Cryptomonas, mit unverzweigtem
Rhizoid.
Ch. Elodeae sp. nov., die Sporangien sitzen oft nahe beisammen, das Mycel
ist kaum zu unterscheiden.
Die 3. Sektion wird von manchen Autoren als Gattung Rhizophydium
Schenk von Chytridium unterschieden: Sporangium mit mehreren Oeffnungen,
Rhizoid einfach oder verzweigt. Die interessanteste Art ist
Ch. globosum A. Br., die Verf. auch an C'hlamydomonas und Euglenaceen
beobachtete; hierher gehört wohl auch eine Form, die die Cysten von einer auf
Gloeocystis vesiculosa schmarotzenden Vampyrella befällt. Die Zoosporen müssen
ausser der Sporangiummembran auch die Hüllgallerte von @loeocystis durchbrechen,
wobei ihr Körper eine stark verlängerte Form annimmt.
In der Gattung ARhizidium glaubt Verf. die Arten Rh. Zygnematis (Ch.
Zygnematis Rosen), Rh. dentatum (Ch. dentatum Rosen) und Rh. quadricorne (Ch.
quadricorne De By.) als Sektion der Dentigera zusammenfassen zu können.
Besprochen werden: Rh. Euglenae Dang., deren frühere Beschreibung durch
Angaben über die Cysten vervollständigt wird, Rh. Lagenaria Schenk, früher
zu Chytridium gestellt, und Rh. catenatum sp. nov. auf Nitella tenuissima mit
birnförmigen Sporangien, die mit 3 oder 4 Auftreibungen an beliebigen Stellen
versehen sind.
In dem, allgemeinen Betrachtungen gewidmeten, dritten Ab-
schnitt behandelt Verf. die Verwandtschaftsverhältnisse der Chytri-
diaceen und leitet sie von den Monadinae zoosporae ab. Ferner
macht er Angaben über die Beobachtungs- und Kulturmethoden
dieser Pilze und über ihre biologischen Eigenthümlichkeiten. Betreffs
letzterer seien hier nur folgende Punkte erwähnt:
Die Chytridien gedeihen nicht in Wasser, welches faulende
organische Stoffe enthält. Helles Licht befördert die Entwieklung
und das Ausschlüpfen der Zoosporen, bei den terrestrischen Formen
ist auch Feuchtigkeit hierauf von günstigem Einfluss. Die Temperatur
wirkt bei den einzelnen Arten verschieden, indem einige im Sommer,
andere im Winter sich lebhafter entwickeln.
Möbius (Heidelberg).
Mangin, L., Recherches sur la p&n&tration ou la sortie
des gaz dans les plantes. (Annales d. la science agronom.
frang. et etrangere. Tome I. 1888.) 8°. 43 pp. 3 pl. Paris
1389.
Verf. beginnt mit einer historisch-kritischen Besprechung der
Versuche, welche von Sachs, Garreau, Boussingault,
8*+
532 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Graham, Barthelemy und Merget angestellt sind, um zu
ermitteln, welchen Antheil die Diffusion durch die Epidermis und
die Bewegung durch die Spaltöffnungen beim Gasaustausch der
Pflanze spielen. Obgleich aus den bisherigen Untersuchungen
hervorgeht, dass die Spaltöffnungen eine wichtige Funktion bei der
Athmung und Assimilation ausüben, so ist doch noch die Kenntniss
über die Quantität ihrer Leistung gegenüber der Permeabilität der
Cutieula eine ziemlich mangelhafte, und deswegen hat Verf. genauere
Untersuchungen in dieser Beziehung angestellt.
Der erste Theil der Arbeit beschäftigt sich mit der Diffusion
von Gasen durch die Cutieula. Die Cuticularhäutchen stellte sich
Verf. dar, indem er das Gewebe des Blattes in Wasser von
10—15° C von Bacillus Amylobacter maceriren liess; dabei werden
die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Cutieula nicht
verändert. Um zufällige Löcher in derselben zu verschliessen,
überzog er sie mit Glyceringelatine, welcher Ueberzug die Permea-
bilität nicht verändert. Die Blätter wurden meist von der Stech-
palme genommen. Die präparirten Häutchen werden in einen
complieirten Apparat gebracht, der im Wesentlichen aus 2 Glas-
röhren besteht, zwischen denen das Häutchen ausgespannt ist und
die mit verschiedenen Gasen (z. B. H und COg) gefüllt werden,
eine der Röhren ist mit einem Manometer verbunden.
Zunächst wurde festgestellt, dass die Diffusionsschnelligkeit
eines bestimmten Gases durch eine gegebene Membran proportional
der Differenz des Druckes ist, den das Gas auf jede Seite der
Membran ausübt.
Ferner ergeben eine Reihe von Versuchen, die nach 2 Methoden
angestellt werden, dass verschiedene Gase sehr ungleich schnell
diffundiren und dass diese Geschwindigkeit für die Cutieula mehrerer
Pflanzen derjenigen vergleichbar ist, welche Graham für Kautschuk
ermittelt hat. Die Temperatur ist ohne Einfluss auf die Permea-
bilität der Cutieula für Gase. Natürlich varirt die Diffusion
desselben Gases nicht unbeträchtlich, wenn die Cutieula von ver-
schiedenen Pflanzen untersucht wird. Zum Theil hängt dies mit
der Stärke des Wachsüberzuges zusammen. Verf. fand, dass ein
solcher bei allen Pflanzen, auch den submersen Wasserpflanzen,
vorhanden ist. Entfernt man diese wachsartige Substanz, so zeigt
sich die Permeabilität der Membran beträchtlich erhöht.
Im zweiten Theil seiner Arbeit untersucht Verf. den Einfluss
der Spaltöffnungen, indem er 2 möglichst gleiche Blätter vergleicht,
deren eines auf der Unterseite mit Glyceringelatine überzogen
wird, um die Spaltöffnungen zu verstopfen. Was die Athmung
betrifft, so bewirkte der Verschluss der Spaltöffnungen eine be-
deutend geringere Aufnahme von Sauerstoff, während die Abgabe
der Kohlensäure bei manchen Blättern kaum alterirt war; es fand
also dann intramolekulare Athmung statt. Nur bei sehr niederer
Temperatur genügt die Diffusion durch die Membran für den
Gaswechsel bei der Athmung. Auch bei der Assimilation wird
durch Verstopfung der Spaltöffnungen der Gasaustausch vermindert
und zwar bis zu 2 Drittel oder sogar der Hälfte des normalen
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 533
Verhaltens, indem die CO: nur sehr langsam durch Diffusion in
das Gewebe des Blattes eindringen kann.
Es ergiebt sich also, dass die Permeabilität der Membranen,
abgesehen von dem Fall der Athmung bei niederer Temperatur,
im Allgemeinen eine zu geringe Ausgiebigkeit besitzt, als dass
die Diffusion den Gaswechsel auf normaler Höhe halten könnte;
vielmehr sind die Spaltöffnungen für den Gasaustausch der Lüuft-
pflanzen unumgänglich nothwendig.
Möbius (Heidelberg).
Steinbrinck, C., Ueber die Abhängigkeit der Richtung
hygroskopischer Spannkräfte von der Zellwand-
structur. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft.
Bd. VI. 1888. p. 385— 398.)
In der vorliegenden Arbeit bespricht Verf., dem wir bekanntlich
bereits mehrere grundlegende Beiträge zur mechanischen Erklärung
hygroskopischer Mechanismen verdanken, diejenigen Fälle etwas
ausführlicher, bei denen nicht durch die verschiedene Orientirung
verschiedener Zellcomplexe, sondern durch den verschiedenen Verlauf
der Streifensysteme an gleichsinnig orientirten Zellen hygroskopische
Spannungen hervorgebracht werden. Er zeigt, wie für mehrere,
bisher nicht genügend oder nicht ganz zutreffend erklärte Mecha-
nismen, wie das Winden der Erodium-Theilfruchtschnäbel und die
Torsion der Gramineengrannen, aus dem Verlauf der Tüpfel und
Streifen, über die Verf. die zur Zeit vorliegenden Angaben in einigen
Einzelheiten corrigirt, eine exact mechanische Erklärung gegeben
werden kann. Leider lassen sich diese Ausführungen des Verfs.
wohl nicht in einem kurzen Referate wiedergeben und Ref. will
sich deshalb auch auf die Bemerkung beschränken, dass bei den
Erklärungen des Verfs. namentlich solche Zellen eine grosse Rolle
spielen, die auf der einen Seite quergestellte, auf der anderen schiefe
Tüpfel besitzen. Wie Verf. zeigt, müssen solche Zellen beim Aus-
trocknen winden.
Zimmermann (Tübingen).
Robertson, Charles, Fertilization ot Calopogon parvi-
florus Lindl. (Bot. Gazette. Vol. XII. No. 12. p. 288—291.)
Beschreibung der Bestäubungseinrichtung von Calopogon par-
viflorus Lind., einer Orchidee mit nicht gedrehtem Ovarium, bei
der daher das Labellum sich oben befindet, die Pollinien nicht
am Kopf, sondern am ersten Hinterleibsring der Insekten fest-
geheftet werden. Verf. traf in Orlando, Florida, folgende Insekten,
welche die Blüte besuchten :
Bombus separatus ®, Halictus © (3 Sp.), Augochlora festiva Sm. 2, Au.
sumptuosa Sm. ©, Au. n. sp. @, Odynerus histrio St. Farg., Mesographa mar-
ginata Say, Papilio Philenor L., Pamphila sp.
Ludwig (Greiz).
534 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Robertson, Charles, Effect of the wind on bees and
tlowers. (Bot. Gazette. Vol. XII. No. 2. p. 33—34.)
Verf. fand, dass Insekten bei windigem Wetter bei dem Be-
stäubungsgeschäft gegen den Wind fliegen, also nach der Seite,
von welcher der Duft der Blumen kommt und von welcher die-
Blüten, deren Stengel durch den Wind gebogen werden, am besten
sichtbar sind. Er beobachtete dies hauptsächlich an Physostegia
Virginica, deren Hauptbestäuber, Bombus Pennsylvanicus, in zahl-
reichen Exemplaren bei windigem Wetter angetroffen wurden.
Ludwig (Greiz).
Hovelaceque, M., Caracteres anatomiques gencraux de
la tige des Bignoniacees. (Bull. d. I. Soc. d’etudes seientif.
dejnParıs.,, Annee X]. 1. semestre.. 1888.) .&..7.pp. ‚Paris
1888.
Verf. beschreibt den Bau des Stammes der Bignoniaceen im
Allgemeinen, mit Angabe der Unterschiede für einzelne Gattungen
und bespricht dann noch besonders die seeundären Holz- und Bast-
bildungen innerhalb des primären Bündelringes bei Bignoni«
unguis und Campsis. Man findet eime Darstellung dieser Verhält-
nisse nebst Abbildungen dazu auch in des Verf. grösserem Werke
Recherches sur l’appareil vegetatif ete., worüber im Bot. Central-
blatt. Bd. 37. No. 1 referirt wurde.
Möbius (Heidelberg).
Mangin, L., Observations sur le d&eveloppement des
fleurs dans les bourgeons. I. Amygdalees. (Journ. de
Botanique. N. des ler et 16 janvier 1888.)
Verf. beabsichtigt, eine Reihe von Untersuchungen über die
Entwicklung der Blüten und der Blätter in der Knospe anzustellen,
und beginnt aus praktischen Rücksichten mit der Entwicklung der
Blütenknospen bei den Amygdalen. Von diesen wird Cerasus
vulgaris ausführlich beschrieben. Die erste unterscheidbare Anlage
der Blüten am Vegetationspunkt einer betreffenden Knospe zeigt
sich mit Beginn des August. Bis Ende Oktober differenzirt sich
die Blüte bis zur Anlage der Samenknospe, in der aber noch kein
Embryosack zu erkennen ist, und zur Ausbildung der 4 Pollen-
fächer m den Antheren. Von dieser Zeit bis Mitte März bleibt
die Blüte in diesem Zustand ohne wahrnehmbare Veränderungen.
Gegen Ende März beginnen die Blüten ein lebhaftes intercalares
Wachsthum zu zeigen, während dessen sich die Ausbildung des
Pollens und des Ovulums vollendet. Was die anatomische Diffe-
renzirung betrifft, so lassen sich die Procambiumstränge bereits
Ende August in den Blütenorganen erkennen, die ersten Gefässe
erscheinen aber erst im März.
Aus der Entwicklungsgeschichte lassen sich auch Schlüsse auf
die morphologische Natur der Organe ziehen. Es geht daraus
hervor, dass die die Blütenknospen schützenden Schuppen dem
Physiol., Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 535
basalen Theil der Laubblätter mit Reduktion der Lamina auf ein
kleines Spitzchen entsprechen. Eine längere Betrachtung über die
sog. Kelchröhre und den Gefässbündelverlauf in der Knospe führt
zu keinem bestimmten Resultat: Verf. lässt es unentschieden, ob
die Stamina als Ligulargebilde der Sepalen und Petalen aufzu-
fassen sind, oder ob man in dem Receptaculum einen Achsenbecher
vor sich hat, der auf seinem Rande die Sepalen, Petalen und Staub-
gefässe als Blätter trägt; doch scheint sich Verf. der letzteren
Ansicht zuzuneigen.
Mit Cerasus vulgaris wird dann noch verglichen Cerasus avium,
der kaum eine Verschiedenheit von ersterem zeigt. Prunus do-
mestica und P. spinosa beginnen ihre Entwicklung etwas später
(Ende September und Anfang Oktober bis 20. Dezember.) Die
Blüten von Amygdalus Persica werden später angelegt, als die von
Cerasus, holen aber letztere nicht nur bald in der Entwicklung ein,
sondern überholen sie noch, so dass ca. am 20. Dezember derselbe
Zustand erreicht ist, in dem sich Cerasus am 30. März befindet.
Im Allgemeinen zeigt die Bildung der Blüten bei den Amygda-
Teen eine grosse Uebereinstimmung.
Möbius (Heidelberg).
Wittich, Christoph, Pflanzen-Areal-Studien. Die geo-
graphische Verbreitung « unserer bekanntesten
Sträucher. [lnaugural-Dissert.| Giessen 1889.
Die Arbeit schliesst sich an an die verdienstvollen grösseren
Arbeiten von H. Hoffmann an. Sie gibt sorgfältige Zusammen-
stellungen über Standorte und Bodenverhältnisse, Wärmebedürfniss,
Höhenverbreitung, Gesammtgebiet, spezielles Vorkommen in den
einzelnen Ländern, Grenzen des Vorkommens, sowie auch Areal-
karten für folgende Sträucher:
Acer campestre L., Alnus incana WC., Berberis vulgaris L., Buxus semper-
virens$L., Calluna vulgaris Salisb., Clematis Vitalba L., Cornus mas L., Daphne
Mezereum L., Empetrum nigrum L., Genista tinctoria L.
Ludwig (Greiz).
Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen
des Kaukasus. [Fortsetzung.] “Bulletin de la Societe Impe-
riale des naturalistes de Moscou. 1887. No, 4. p. 929—-1003.)
[Französisch.]
(Fortsetzung.)
9, gen. Trollius L.
1. T. Europaeus L. in der Alpenregion der grossen Kankasuskette;
ausserdem in der Bergregion in Italien und Spanien, in Mittel- und Nordeuropa
und Westsibirien.
2. T. patulus Salisb., var. gervinus Rgl. in den Bergen von
Georgien; ausserdem in Nordpersien und Kappadocien; var. Caucasicus Rgl.
(— T. Caucasieus Stev. — T. Somchetieus Koch), in der alpinen und subalpinen
Zone des ganzen Kaukasus, zwischen 950 und 2560 m, in Imeretien, Somchetien
Kasbek, Schambobel am See Tabitzkairi im südl. Georgien und in Armenien.
536 Physiol, Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr.
10. gen. Garidella L.
1.G. Nigellastrum L. im Kaukasus bei Elisabethpol und Tiflis; ausser-
dem in der Krim, in Kleinasien, in Nordpersien und in Südeuropa.
11. gen. Nigella L.
1, N. segetalis M. B. in Somchetien, Kachetien und im Distrikt von
Akhaltzikh; ausserdem in der Krim, in Armenien, Kleinasien und Nordpersien.
— var. Armena Boiss. (= N. Armena Stev.), in russ. Armenien.
2. N. arvensis L. bei Baku, in Armenien, Transkaukasien, Kachetien, am
Kuban; ausserdem in Kleinasien, Griechenland, Syrien, in Mittel- und Südeuropa
und in Nordafrika.
3. N. sativa L. In Georgien und Armenien (sponte?), hier und da in Klein-
asien und in Egypten.
4. N. orientalis L. in Georgien, im östl. Kaukasus, in Somchetien
Kachetien und bei Baku, in Kleinasien und Syrien.
N. Damascena L. (= N. Taurica Stev.), am Kuban (sponte?), in der Krim
und in Griechenland.
12. Helleborus L.
1. H. Caucasicus ©. Koch. ziemlich verbreitet im westlichen und mittleren
Transkaukasien, bis zu einer Höhe von 1000 m, in Georgien bei Martkobi, 989 m,
Borjom, Gori, Batcha und bei Tiflis.
2. H. Colehicus Rgl. in Mingrelien.
3. H. guttatus A. Br. im Kaukasus.
4. H. Abchasicus A. Br. in Abchasien.
Regel hält diese 4 Arten nur für Varietäten des H. orientalis Lam., dessen
Heimath Armenien und Kleinasien ist.
13. gen. Aquilegia L.
1. D. Persicum Boiss. auf den Bergen des Kaukasus. aber nicht gleich-
mässig verbreitet, so in Georgien, Kachetien, Somchetien, im Distrikt Akhalzikh,
in Daghestan auf den Bergen Gand und Kasbek, zwischen 1636 und 2204 m,
ausserdem in Armenien, Nordpersien und Kleinasien.
14. gen. Delphinium L.
1. A. olimphia Boiss. bei Ordubad und Nakhitschewan in russ. Armenien
und bei Atzkhur im Distrikt Akhaltzikh, und in Persien.
2. D. Consolida L. an den Ufern des Terek; scheint in Transkaukasien
nicht vorzukommen, wohl aber in Armenien, in der Krim, in Thracien, in ganz
Europa und Westsibirien.
3. D. orientale Gay sehr verbreitet, in der Umgebung von Tiflis und
in den benachbarten Bergen bis 1230 m Höhe, Elisabethpol, Karabagh, Talysch,
bei Tjatigorsk; ausserdem in Nordpersien, Kleinasien, Rumelien, hier und da in
Mitteleuropa und in Nordafrika.
4. D. divaricatum Ledeb. sehr gemein bei Tiflis und überhaupt in
Georgien, Schirwan, Armenien und Ciskaukasien; ausserdem im südöstl. Russland.
5. D. Hohenackeri Boiss. an der Talyschkette, in Armenien und
Kappadocien.
6. D. peregrinum L. a. eriocarpum Boiss. im südlichen Theil von
Transkaukasien, Kleinasien, Italien, Dalmatien.
7. D. Szovitsianum Boiss. im russ. Armenien bei Nakhitschewan und
Shusha und im türk. Armenien.
8. D. hybridum W. a. genuinum in Beshtau, Georgien, Shusha, Elisa-
bethpol, Talysch (1280 m), Armenien und in der Krim; forma leiocarpa in
Armenien bei Duratchitschag. var. b. puniceum Boiss. am Fusse der
grossen Kette, ziemlich selten; var. c. hirtellum Trautv., Steppe von Mugan;
var. ochroleueum Boiss. in Georgien, Kachetien, Elisabethpol, Armenien,
sehr verbreitet au den Trialethbergen von 630 m an; ausserdem in der Songorei
und in den Steppen an der unteren Wolga.
9. D. rugulosum Boiss,. in russ. Armenien bei Nakhitschewan; ausser-
dem in Nordpersien und Turkestan.
10. D. flexuosum M. B. a. typieum Rupr. gemein am Beshtau
(914 m), am Kasbek (1646 m), im östlichen Daghestan (1430 m), auf dem Ma-
misson (2105 m); b. Cassiopum am Beshtau; ec. erispulum auf dem Rücken
des Andi im nördlichen Daghestan; d. dasyanthum an den Ufern des Samur
bei Kussur, 2011 m.
Physiol., Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik Pflanzengeogr. 537
11. D. dasycarpum Stev. auf dem Beshtau und in der Umgebung von
Kislowodsk, in einer Höhe von 700 m.
12.D. speeiosum M. B. a. typicum Rupr. auf dem Berg Gud, 2011 m,
im östlichen Kaukasus auf dem Tufan-Dagh und Schah-Dagh; b. gymnopum
in Daghestan bei Kananghi, 2134 m; ce. trichocarpum am Kasbek, 1830 m,
am Mamisson und an den Quellen des Rion, 1952—2438 m; d. linearilobum
Trautv. im Distrikt von Akhaltzikh im südlichen Georgien, 1830 m. Ver-
breitungsareal der Art: Armenien und Nordpersien.
Trautvetter ist geneigt, die 3 letzten Arten nur für Formen einer und der-
selben Art zu halten.
13. D. Caucasiecum C. A. Mey., eine sehr seltene Pflanze, wurde bis
jetzt nur auf der grossen Kette in der Nähe des Elbrus an den Quellen der
Malka bei 2438 m, auf der östlichen Seite des Elbrus selbst bei 2560 m und am
Kasbek bei 2565 m gefunden.
15. gen. Aconitum L.
1. A. Anthora L. in der alpinen und subalpinen Zone des ganzen Kaukasus,
zwischen 2200 und 2375 m, steigt selten bis 2560 m empor und bis 1460 m
herab, so im Daghestan 1644—2480 m, Kobi 1644—1830 m, Elbrus 1830 m,
Beshtau, Somehetien, Trialethberge, Armenien, ausserdem Mitteleuropa, Alpen,
ligurischer Apennin, Mittel- und Südrussland.
2. A. Lycoctonum var. orientale Rgl. ist mehr oder minder im
ganzen Kaukasus verbreitet, mit Ausnahme des östlichsten Theiles, zwischen 1660
und 2590 m, besonders in den Wäldern am Fusse der Nordseite, so am Besthau,
bei Kislowodsk, am oberen Kuban, Wedens, Swanetien, bei T'schigaro 2195 m
am Mamisson 2620 m, am Ardan 1830 m, in Tuschetien, Daghestan, 1830—2104 m
Adjarien, Akhaltzith.
3.A. variegatumL.,var. Cammarum Rgl. und var. nasutum Rgl
ist im Kaukasus verbreitet in einer Höhe von 1560 und 2380 m, kommt jedoch
an der Nordseite der grossen Kette schon bei 730 m vor.
16. gen. Actaeal.
1. Aectaea spicata L. hier und da inden Wäldern des Kaukasus zwischen
450 und 1680 m, so am Beshtau, Naltschik, Ossetien, Ratcha, Saguramberge bei
"Tiflis, Kadjar, Sarial; ausserdem in Europa und Sibirien.
17. gen. Paeonia L.
1. P. corallina Retz. die typische Form kommt nur in dem südlichen
Theile von Transkaukasien auf den ersten Stufen des armenischen Plateau’s vor;
var. triternata Boiss. (= P. triternata Pall.) ist verbreitet an den Saguram-
bergen, bei Martkobi 1100 m, um Kodjari, bei Tiflis 1280 m, bei Borjom, Ratcha,
in Mingrelien und auf dem Talysch; ausserdem in der Krim, Kleinasien und
Südeuropa.
2. P.. Wittmanniana S$Stev. bei Atzkhur, Nakeral, in Imeretien, an der
Nordseite der Djichit-Djrari-Berge, 1900 m, wo sie in Wäldern einen grossen
Raum einnimmt die von Picea orientalis, Acer Trautvetteri und Quercus macran-
thera gebildet werden; ausserdem in Ghilan.
3. P. tenuifolia L. sehr verbreitet in den Ebenen von Ciskaukasien, im
mittleren und oberen Kurathal, und in Armenien; ausserdem in der Krim, im
Banat, in Südrussland und in Südwest-Sibirien.
(Fortsetzung folgt.)
Neue Litteratur.
Geschichte der Botanik:
Britten, James and Boulger, &. S., Biographical index of British and Irish
botanists. [Contin.] (The Journal of Botany. Vol. XXVIIL. 1889. No. 316
p. 113.)
Britten, Jas., Dr. Seemann’s studyset. (l. e. p. 102.)
Philipps, Wm., William Allport Leighton. (l. c. p. 111.)
The Rev. Churchill Babington, D. D. (l. e. p. 110.)
538 Neue Litteratur.
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Dubois, A., La science populaire. Dans les bois, notions d’histoire naturelle.
4°. 304 pp. Limoges (Ardant & Cie.) 1889.
Mangin, Louis, Cours el&mentaire de botanique pour la classe de einquieme.
3e edition. 8°. 382 pp. Avec 446 grav., 3 cartes et 2 planches en couleur.
Paris (Hachette et Cie.) 1889. 3 fr. 50%e.
Wiesner, J., Elemente der wissenschaftlichen Botanik. Bd. III. Biologie der
Pflanzen. Mit einem Anhang: Die historische Entwicklung der Botanik, 8°.
IX, 305 pp. Mit Illustr. Wien (Alf. Hölder) 1889. M. 8.—
Kryptogamen im Allgemeinen:
Plantae Turcomanicae a &. Radde et A. Walter collectae. I. Fungi. Examinavit
et enumeravit P. A. Karsten. Cum tabula 1. p. 1—5. [6 species] und I.
Lichenes. Examinavit et enumeravit Edv. A. Wainio. p. 5—22 [75 species].
(Sep.-Abdr. aus Acta horti Petropolitani. Tom. X. 1888. Fasc. 2.) 8°. 22 pp-
Petropoli 1889. v. Herder (St. Petersburg).
Algen:
Barber, C. A., Structure and development of bulb in Laminaria bulbosa. With
2 plates. (Annals of Botany 1889, dated February, issued March.)
Castracane, F., Reproduction and multiplication of Diatoms. (Jonrnal of the
Royal Microscopical Society. 1889. Febr.)
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8°. 16 pp. Petropoli 1888.
[Enthält die Beschreibung von 10 neuen Arten der Gattung Cousinia
und einen Nachtrag zum Sehlüssel in der vierten Decade: „Ad vlavem in
decade quarta a me propositam adde:
4°' capitulis 20- (nec 40-) 60-Hloris:
5,, involueris phyllis herbaceis apice brevissime mucronulatis, plantae
annuae vel biennes: ('. submutica Franchet.
5“ involueri phyllis rigidis sensim in spinam brevem pungentem atte-
nuatis, plantae perennes:
6,, ramis divaricatis, foliis ovato-lanceolatis hastatis eaulem amplectenti-
bus, eapitulis eirca 40-Horis: (€. hastifolia C. Winkl.
6” ramis ereetis, foliis lineari-lanceolatis eaulem non amplectentibus,
capitulis eirca 20-floris: C. Tancifolia C. Winkl.]
y. Herder (St. Petersburg).
Phaenologie.
Ihne, Egon, Ueber die Schwankungen der Aufblühzeit. Eine phänologische
Untersuchung. (Botanische Zeitung. Jahrg. 47. 1889. No. 13. p- 213.)
Wojekoff, A. J., Meteorologische landwirthschaftliche Beobachtungen in Russ-
land in den Jahren 1885 und 1886. 8°. 135 pp. St. Petersburg 1888. (Memoiren
der Kais. russ. geograph. Gesellschaft. Abtheilung: Allgemeine Geographie.
Bd. XVII. No. 3. Herausgegeben unter der Redaktion von U. M. Schokalsky.)
[Russisch.)
[Enthält pflanzenphänologische Beobachtungen aus verschiedenen Theilen
Russlands, auf welche wir in einem besonderen Referate zurückkommen
werden.] v. Herder (St. Petersburg).
Palaeontologie:
'Lesquereux, L., List of fossil plants collected by Mr. J.C. Russell at Black
Creek, near Gadsden, Ma. with descriptions of several new species. — Recent.
determinations of fossil plants from Kentucky, Luisiana, Oregon, California,
Neue Litteratur. 541
Alaska, Greenland ete. with descriptions of new species. (Proceedings of
United States National Museum. 1888.)
Moriere, Note sur un Echantillon de Williamsonia Carruth. trouve dans l’oxfor-
dien des Vaches-Noires en 1865. (Extr. du Bull. de la Soc. Linneenne de
Normandie. Ser. IV. T. II.) 8°. 8 pp. Caen 1889.
Benault, B., et Zeiller, R., Etudes sur le terrain houiller de Commentry.
Livre deuxieme: Flore fossile. Partie I. par R. Zeiller. 8°. 366 pp. Atlas 20.
XLII planches. (Bulletin de la societE de l’industrie minerale. Troisieme
serie. T. II. 1889. Livr. 2.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Beauvisage, Observations sur deux roses proliferes. (Extr. des Annales de la
Soc. bot. de Lyon. 1887.) 8°. 6 pp. 1 planche. Lyon (impr. Plan) 1889.
Dubourg, W. A., Recherches sur les causes de la chlorose de la vigne. Con-
siderations physiologiques. 8°. 48 pp. Angoulöme (impr. Chasseignac) 1889.
Godin, P., Maladie de la vigne. Guerison du mildew. 8°. 16 pp. Reims
(impr. Justinart) 1889. Fr. 1.—
La Blanchere, V. de, Les oiseaux utiles et les oiseaux nuisibles aux champs,
jardins, for&ts, plantations, vignes. 8°. VIII, 387 pp. avec 150 grav. Paris
(Rothschild) 1889.
Marsac, V. de, Reconstitution rapide et economique des vignobles phylloxeres.-
8°. 48 pp. Paris (librairie de la Maison rustique) 1889. Pr.4.—
Mathieu, Henri, Note sur le phyllox&ra et autres maladies de la vigne dans
la commune de Labergement-les-Seurre, Cöte d’Or. 8°. 36 pp. Lille (impr.
Danel) 1889.
Picaud, A., Parasites de la vigne, parasites vegetaux. 8°. 68 pp. Poligny
(impr. Cottez) 1889.
Salve, E. de, Du phylloxera et de la viticulture dans les Basses-Alpes. 8°. 7 pp.
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Zacharewicz, Maladies cryptogamiques de la vigne. La culture maraichere et
les engrais chimiques. (Extr. du Bull. Soc. d’agriculture de Vaucluse. 18883.
No. 8/9.) 8°. 16 pp. Avignon (Seguin Freres) 1889.
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
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transform&s en microbes simplement saprogenes, destitu&s de toutes proprietes
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Technische, Handels-, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Duchartre, Henri, Observations sur le sous-genre Lemoinea E. Fourn., Bego-
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de la science agron. franc. et &trangere. 1888. T. I.) 8°. 56 pp. Naney
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Grisard, Jules et Van den Berghe, Les Palmiers utiles et leurs allies: de-
scription, proprietes, produits, usages et emplois dans l’alimentation, l’agri-
eulture, la medeecine, les arts et l’industrie. 80, VIII, 232 pp. av. 120 vign. et
16 chromos. Paris (Rothschild) 1889.
Halsted, Byron D., Our Worst Weeds. (Bot. Gazette. 1889. p. 69.)
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Pecori, Raff., La cultura dell’ oliva in Italia: notizie storiche, scientifiche,
agrarie, industriali. Disp. 3. 8°. p. 33—48. Firenze (Mariano Ricei) 1889.
Regel, E., Russische Dendrologie oder Aufzählung und Beschreibung der Holz-
arten und perennirenden Schlingpflanzen, welche in Mittelrussland im Freien
aushalten, nebst Angaben über ihre Kultur und Verwendung in Gärten. Zweite,
verbesserte und vermehrte Auflage. Heft II. 1889. p. 69—194. St. Peters-
burg 1889. [Russisch.]
[Enthält die Familien der Myricaceae, Betulaceae, Cupuliferae, Juglan-
daceae, Salicaceae, Ulmaceae, Cannabineae, Moreae, Elaeagnaceae, Poly-
gonaceae, Daphnoideae und Aristolochiaceae. Ist mit zahlreichen Holz-
schnitten illustrirt und enthält am Schlusse ein Register der Gattungs-
und Arten-Namen und der Synonyma. Das erste Heft der zweiten Auf-
lage der russischen Dendrologie erschien schon im Jahre 1883 und be-
handelte die Familie der Coniferae. — Bei der Durchsicht und Ver-
besserung des russischen Textes im zweiten Heft half dem greisen Vater
sein jüngster Sohn Robert Kegel.] v. Herder (St. Petersburg).
‘Sarti, Augustin, Le jardin potager et la Basse-Cour. 5e &dition. 8°. 143 pp.
avec gravure. Limoges (E. Ardant et Cie.) 1889.
‘Silvestre, C., Congres de vitieulture de Vienne, les 17, 18 et 19 novembre
1888. 8°, 80 pp. Lyon (impr. Waltener & Cie.) 1889.
— —, Une excursion viticole dans le midi de la France. 8°. 77 pp. Lyon (impr.
Gallet) 1889.
Personalnachriehten.
An Stelle des verstorbenen Professor Paneie ist Herr St.
JakSie zum Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Belgrad ernannt worden.
Der um die botanische Durehforschung von Krain hochver-
diente Custos des Krainischen Landesmuseums, Karl Deschmann,
ist am 11. März gestorben.
Der bekannte Mykolog Dr. Antoine Mougeot ist am 20.
Februar im Alter von 74 Jahren gestorben.
Herr Geheimer Hofrath Prof. Dr. med. et phil. Hermana
Hoffmann in Giessen feiert am 22. April d. J. seinen 70. Ge-
burtstag, zu welehem auch wir unsere herzliehsten Glückwünsche
darzubringen uns erlauben. Red.
Aufrut. 543
Aufruf.
Am 5. April vorigen Jahres ist durch ein tragisches Geschick Dr.
Hubert Leitgeb, ord. Professor der Botanik an der Universität Graz,
geboren zu Portendorf in Kärnten (20. Oktober 1835), plötzlich dem Kreise
der Lebenden entrückt worden — ein Ehrenmann in der vollen Bedeutung
dieses Wortes, der, den selbstsüchtigen Bestrebungen unserer Tage durch-
aus fremd, nur in wissenschaftlicher Arbeit, im Unterrichte seiner Schüler
und in der Pflege häuslichen Sinnes und edler Freundschaft Befriedigung
suchte.
Leitgeb's Leistungen als botanischen Forscehers sind von Fach-
genossen des In- und Auslandes anerkannt und gepriesen. Gleich aus-
gezeichnet wie als Gelehrter war Leitgeb als Lehrer, und es betrauert
die Grazer Universität, an welcher er durch 22 Jahre erfolgreich gewirkt hat,
in ihm eine ihrer vorzüglichsten Lehrkräfte, die grosse Zahl seiner Schüler
einen sicheren Führer und opferfreudigen Rathgeber.
So hervorragenden Verdiensten gegenüber erscheint der Wunsch
vollauf gerechtfertigt, das Gedächtniss Leitgeb’s in würdiger und auch
der Denkart des Verstorbenen entsprechender Weise dauernd festzuhalten.
Das mit der Ausführung dieses Gedankens betraute Comit& richtet daher
an die Fachgenossen und Schüler, an die Collegen und Freunde Leitgeb’s
die Bitte um werkthätige Unterstützung, mit dem Bemerken, dass in erster
Reihe die Errichtung einer der Förderung wissenschäftlicher Bestrebungen
gewidmeten „Leitgeb-Stiftung“ in’s Auge gefasst ist.
Graz, im Februar 1889.
Dr. J. Aichhorn, Direktor des Landesmuseums (Graz); Dr. A. Ausserer,
Prof. (Graz); Dr. A. Birnbacher, Univ.-Prof. (Graz); Dr. A. Bleichsteiner,
Privatdocent (Graz); Dr. K. Blodig, Univ.-Prof. (Graz); Dr. med. J.Bogens-
berger (Graz); Dr. J. Boehm, Univ.-Prof. (Wien); Dr. L. Boltzmann,
Univ.-Prof. (Graz); L.Canaval, kais. Rath (Klagenfurt); Dr. J. v. Derschatta,
Reichsrathsabgeordneter (Graz); Dr. C. Dölter, Univ.-Prof. (Graz); F. Doser,
Oberbuchhalter (Graz); Dr. A. Egger von Möllwald, Direktor des theresia-
nischen Gymnasiums (Wien); Dr. J. Eppinger, Univ.-Prof. (Graz); Dr. A. von
Ettingshausen, Prof. a. d. techn. Hochschule (Graz); Dr. J. Finschger,
Advocat (Graz); A. von Gabriely, Prof. an der techn. Hochschule (Graz);
A.Ghon, eand. med. (Graz); Dr. J. Gobanz, Landesschulinspector (Klagenfurt) ;
J. Goll, Oberstlieutenant i. R. (Graz); Dr. V. Graber, Univ.-Prof. (Czerno-
witz); Dr. K. Gussenbauer, Univ.-Prof. (Prag); Dr. G.Haberlandt, Univ.-
Prof. (Graz); Dr. E. Heinricher, Privatdocent (Graz); W. Heyne, dz. Rektor
der techn. Hochschule (Graz); J. Holzer, Landtagsabgeordneter (St. Veit in
Kärnten); F. Huber, ceand. jur. (Graz); M. Freiherr v. Jabornegg, Landes-
kanzleidirektor (Klagenfurt); Dr. M. R. v. Karajan, Univ.-Prof. (Graz); Dr.
A. Kerner, R.v.Marilaun, Univ.-Prof. (Wien); J. Khul, Rechnungsrevident
(Graz); A. Knaffl, Handelsmann (Graz); J. Knaus (Graz); Dr. med. R. Koller,
(Wien); L. Kristof, Lycealdirektor (Graz); P. Kugy, mag. pharm. (Graz);
R. Freiherr v. Kulmer, Prof. a. d. techn. Hochschule (Graz); Dr. E. Lipp,
Univ.-Prof (Graz); Dr. M. v. Lexer, Univ.-Prof. (Würzburg); Dr. C.Marche-
setti, Direktor am Museo civico (Triest); Dr. A. v. Mojsisovics, Prof. an
d. techn. Hochschule (Graz); Dr. F. Müller, Privatdocent (Graz); Dr. C. von
Nägeli, Univ.-Prof. (München); Dr. J. Peyritsch, Univ.-Prof. (Innsbruck);
Dr. W. Pfeffer, Univ.-Prof. (Leipzig); Dr. F. Pichler, Univ.-Prof. (Graz);
Dr. N. Pringsheim, Univ.-Prof. (Berlin); Dr. F.Portugall, Bürgermeister
von Graz; Dr. V. Puntschart, Univ.-Prof. (Innsbruck); Dr. E. Richter,
Univ.-Prof. (Graz); V. Ritter, Reichsrathsabgeordneter (St. Leonhard b. Villach);
Dr. A. Rollett, Univ.-Prof. (Graz); Dr. F. Saria, Advokat (Graz); J. Satter,
Gymn.-Suppl. (Klagenfurt); Dr. M. R.v. Schreiner, Advokat (Graz); Dr.
L. Schuster, dz, Rektor der k. k. Universität (Graz); Dr. S. Schwendener,
5944 Notiz. — Anzeige. — Inhalt.
Univ.-Prof. (Berlin); Dr. Zd. Skraup, Univ.-Prof. (Graz); Dr. H. Spitzer,
Privatdocent (Graz); Dr. J. Stefan, Univ.-Prof. (Wien); Dr. E. Strasburger,
Univ.-Prof. (Bonn); Dr. E. Strohal, Univ.-Prof. (Graz); Dr. E. Sues, da.
Rektor der k. k. Universität zu Wien; Dr. med. A. Tschamer (Graz); Dr.
med. Tobeitz (az); Dr. M. Waldner, Privatdocent (Innsbruck);
J. Wastler, Prof. a. d. techn. Hochschule (Graz); Dr. J. A. Wiesner,
Univ.-Prof. (Wien) ;, Dr. M. Willkomm, Univ.-Prof. (Prag); Dr. M. R. von
Wretschko, Landesschulinspektor (Wien); Dr. K. Zelinka, Privatdocent
(Graz); Dr. med. F. Zizek (Graz).
Beiträge wollen entweder an Herrn Dr. Josef Finschger, Advokaten
in Graz (I. Albrechtsgasse 9), oder an die hiesige Universitätsbuchhandlung
Leuscehner & Lubensky (I. Sporgasse 11) eingesandt werden.
Zur gef. Kenntnissnahme.
Da mir nach Prof. Peyritsch’ Hinscheiden das Referat über
Variationen und Bildungsabweichungen für Just's „Jahresbericht“
übertragen wurde, bitte ich die Herren Autoren, auf diese Rubrik
bezügliche Abhandlungen an mich gelangen zu lassen.
Dr. M. Kronfeld,
Wien, IX., Schlickgasse 3.
Botanisir —
-Büchsen, -Mappen, -Stöcke, -Spaten.
Loupen, Pflanzenpressen
jeder Art, @itterpressen Mk. 3.—, zum Umhängen Mk. 4.50, Spatel-
taschen etc. — lllustrirtes Preisverzeichniss frei.
Friedr. Ganzenmüller in Nürnberg.
Inhalt:
"Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumen-
blatts (Forts.), p. 513.
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tubera-
ceen und Elaphomyceten I., p. 518.
Botanische Gärten und Institute.
Lierau, Das botanische Museum und bot.
Laboratorium für Waarenkunde zu Hamburg,
(Forts.), p. 521.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
Societas pro Fauna et Flora fennica in
Helsingfors.
Sitzung am 3. März 1888.
Saelan, Ueber einen bisher unbeschriebenen
Bastard von Pyrola minor L. und P. rotundi-
folia L., p. 524.
— —, Ballastpflanzen, p. 525.
— —, Serophul. nod. L., p. 525.
Nekrolog.
v. Herder, E. R. von Trautvetter, p. 526.
Referate:
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Mangin, Recherches sur la penetration ou la
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des fleurs dans les bourgeons. I. Amygda-
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Robertson, Fertilization of Calopogon parvi-
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— —, Effect of the wind on bees and
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Rosenvinge, Sur la disposition des feuilles chez
les Polysiphonia, p. 528.
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Smirnoff, Aufzählung der Arten der Gefäss-
pflanzen des Kaukasus. (Forts.), p. 535.
Steinbrinck, Ueber die Abhängigkeit der Rich-
tung hygroskopischer Spannkräfte von der
Zellwandstructur, p. 533.
Wittich, Pflanzen-Areal-Studien. Die geogra-
phische Verbreitung unserer bekanntesten
Sträucher, p. 535.
Neue Litteratur, p. 537.
Personalnachrichten.
Karl Deschmann (f), p. 542.
Dr. Hermann Hoffmann (Giessen) 70. Geburts-
tag, p. 542.
Herr St. Jacsic (Prof. u. Direktor in Belgrad),
p. 542.
Dr. Antoine Mougeot (F), p. 542.
Aufruf p. 545.
N otiz p. 542.
Ausgegeben: 16. April 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band!XXX VII. No.4. Jahrgang X.
Arc tr :
gun za 3 mL
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm ua Dr. G. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. 17 | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
Von
Dr. E. Dennert.
(Fortsetzung u. Schluss.)
Der violett gefärbte Zellsaft steht dem blauen sehr
nahe, durch Kalilauge wird er bei Geranium phaeum grün und
zuletzt gelb, bei Collomia grandiflora röthlich. Blaue oder
schmutzig grüne Reaktion bei Behandlung mit schwefelsaurem
Eisen deutet auf Gerbstoffnatur, so bei Collomia grandiflora, Ge-
ranium phaeum, Asarum Europaeum, Rhododendron FPonticum und
Hyoscyamus niger (die violetten Flecken am Grunde der Korolle),
bei Matthiola incana, Viola odorata, Iris pumila und beim Label-
lum von Orchis mascula.
Auch der lilafarbige Saft der Korolle von Syringa vulgaris
zeigt mit Eisensalzen Gerbstoffreaktion.*) |
Bei Behandlung mit schwefliger Säure werden die Korollen
mit rothem, blauem und violettem Farbstoff, d. h. also mit Antho-
eyan entfärbt, aber die Farbe wird durch Salzsäure wieder her-
*) Vergl. die weiteren Beispiele von Wiesner. !. c.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, be)
546 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
gestellt, oft noch intensiver, als vorher; erprobt an: Rosa Eglanteria
var Punicea, Salvia pratensis, mit einigen Modifikationen auch an
Symphytum ofjicinale, Hesperis matronalis; bei letzterer wurden die
Blumenblätter nach der Entfärbung mit Chlordämpfen Ammoniak-
dämpfen ausgesetzt, soweit sie entfärbt waren, trat Gelbfärbung
ein, soweit sie noch rothviolett waren, wurden sie blaugrün.
Was die Gerbstoffreaktionen des gefärbten Zellsaftes anbelangt,
so könnte man vielleicht einwenden, sie träten nur im Zellsaft
ein, unabhängig von dem Pigment, und dann wäre ja allerdings
der Nachweis sehr schwer; aber der Umstand, dass die Reaktion
immer nur in Farbstoff enthaltenden Zellen eintritt (und da auch
schon vorher im Knospenzustand) lässt doch wohl auf einen Zu-
sammenhang des Farbstoffes mit dem Gerbstoff schliessen. Wenn
die Gerbstoffreaktionen nicht ganz rein auftreten, so ist das wohl
nicht zu verwundern, denn eine ÄAenderung ist mit der Meta-
morphose natürlich verbunden.
Weiterhin ist hier nun noch besonders als Argument unseres
Metamorphosensatzes zu betonen, dass bei roth, blau oder violett
gefärbten Blüten die Gerbstoffreaktion sich in den noch unge-
färbten Knospen an den Stellen nachweisen lässt, woselbst später-
hin der Farbstoff auftritt. So wird das jüngste Blumenblatt von
Althaea rosea durch Eisenchlorid schmutziggrün und durch Kali-
lauge gelb. Auch die Epidermis der ungefärbten Knospen von
Hydrangea hortensis enthält Gerbstoff, ebenso die gelben Knospen
von Cheiranthus scoparius im farblosen Zellsaft neben dem schon
vorhandenen Anthoxanthin. Aehnlich bei Cheiranthus Cheiri und
Pelargonium sanguineum.
Es ist schon oben angedeutet, dass weisse Varietäten von sonst
bunt gefärbten Spezies am gleichen Orte Gerbstoffreaktion zeigen,
wo sonst Farbstoff vorkommt (die Umwandlung ist also unter-
blieben). Beispiele: Syringa vulgaris, Crataegus Oxyacantha, Cory-
dalis cava und Viola odorata.
Hier sei auch angeführt, dass der Zellsaft von Aesculus Hippo-
castanum an denselben Stellen auf Gerbstoff reagirt, wo der rothe
Farbstoff des nahe verwandten Aesculus carnae seinen Sitz hat.
Ebenso führt die gelbe Varietät von Primula acaulis in dem
körnerfreien Kegel der Epidermiszellen Gerbstoff, wo also in der
rothen Varietät der Sitz eben dieser Farbe ist. Ganz ebenso ver-
halten sich die verschiedenen Varietäten von Viola trieolor.
Ein wichtiges Moment, dessen wir auch noch gedenken müssen,
ist die Farbenwandlung, dafür folgende Beispiele:
Im Knospenzustand sind die Blumenblätter von Phaseolus
multiflorus grün, zuerst wird dann das Vexillum weiss (farblos)
und endlich roth, weiterhin die Flügel und zuletzt die Carina.
Bei der weissen Varietät nimmt das Vexillum und dann auch das
Uebrige eine chamoisgelbe Farbe an.
Die Korolle von Aydrangea hortensis ıst von Natur rosa, im
Knospenzustand und beim Autblühen grün, dann weiss und zu-
letzt roth. Bei der blauen Abart ist die Wandlung dieselbe, ent-
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 547
weder geht die Farbe dabei durch roth in blau über oder diese
Zwischenstute fehlt.
In ganz jungen Blütenknospen von Althaea rosea sind die
Blumenblätter farblos, später erscheinen die Nerven grünlich, aber
das Parenchym farblos, dann tritt jedoch die rothe Farbe gerade in
der Epidermis zwischen den Nerven auf, während diese selbst im
ausgebildeten Zustand farblos sind.
Die Krone von Convolvulus tricolor ist im Knospenzustand
grünlich, wird dann am Grunde gelb, nach oben aber weiss; erst
später, besonders beim Oeffnen, tritt nach oben die blaue Farbe auf.
Dem blutrothen Zellsaft von Adonis autumnalis geht ein farb-
loser Zustand in denselben Zellen voraus.
Bei Aesculus carnea und rubicunda, sowie A. Hippocastanum sind
die Blumenblätter in der Knospe grün oder gelbgrün und zwar
das ganze Blattgewebe. Mag dies nun wirklich Chlorophyll sein
oder nicht, jedenfalls verliert sich die grüne Farbe beim Oeffnen
und beschränkt sich auf den Fleck an der Basis, bei A. Hippo-
castanum verschwindet auch dieser. Demnach sind also die
Blumenblätter beim Oeffnen weiss, am Grunde gelblich, letztere
Farbe wird weiterhin intensiv gelb bis orange, die übrige Blatt-
fläche aber intensiv roth.
Bei den meisten Myosotis-Arten (M. versicolor nicht) ist der
Limbus in der Knospe weiss, dann lila oder roth und endlich
blau, ohne eine Spur von gelb. Bei M. versicolor ist es anders.
Hier haben wir es mit einem scheinbaren Uebergang von gelb in
blau zu thun. Die eingeschlossene Blüte hat eine rothe Röhre
und gelben Limbus, letzterer ist auch noch beim Oeffnen gelb,
geht dann aber allmählich in blau über. Dass dieser Uebergang
aber nur scheinbar ist, geht daraus hervor, dass die gelbe Farbe,
die hier wie sonst gewöhnlich körnig ist und sich mehr im Basal-
theil der Zellen findet, verschwindet, dafür aber der blaue Farb-
stoff im kegelförmigen Theil der Zellen auftritt; auch zeigt sich
in den nur gelben Farbstoff enthaltenden Zellen schon die Gerb-
stoffreaktion an dem farblosen Zellsaft.
Aehnlich verhält es sich mit einer an Melampyrum pratense
gemachten Beobachtung. Hier sind in der Regel die Blüten beim
Aufblühen hochgelb und gehen dann über in blassgelb oder gar
weiss, zuweilen aber auch noch weiter in lila. Jedoch bleibt dann
das körnige Anthoxanthin und der Zellsaft färbt sich (übrigens
zeigt letzterer in beiden Stufen Gerbstoffreaktion).
Bei Cheiranthus scoparius ist die in der Knospe eingeschlossene
Blüte lebhaft gelb, wird beim Oeffnen blass, dann ehamois und
endlich lila.
Aus den angeführten Beispielen lässt sich die Regel ziehen,
dass die im fertigen Zustand blau und roth gefärbten Blüten mit
einem farblosen Zustand beginnen, diesem geht dann allerdings oft
noch ein grüner vorher.
Ausnahmen von dieser Regel lassen sich meist anderweitig
erklären und in befriedigender Weise lösen. So ist die Blüte von
Collomia grandiflora beim Aufblühen rein gelb, wird damach aber
9*
548 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
in der oberen Hälfte chamois mit einem Stich ins Röthliche oder
Blassviolette. Dies beruht darauf, dass die gelben Farbkörner sich
zum Theil in röthlich gelbe umwandeln, theilweise tritt auch gleich-
zeitig eine schwach bläuliche oder violette Färbung des Zell-
saftes auf.
Lathyrus odoratus hat ein beiderseits dunkelrothes Vexillum,
am Grunde beiderseits mit blauem Fleck, auch Carina und Alae
sind blau. Vor dem Aufblühen ist das Vexillum, das die übrigen
Blütenteile umschliesst und daher mit der Luft in Berührung steht,
beiderseits roth, am Grunde dagegen, wo es vom Kelch bedeckt
ist, grünlich, die eingeschlossenen Theile sind grünlich und werden
beim Oeffnen sogleich blau. Das Fehlen der farblosen Zwischen-
stufe lässt sich hier wohl einfach so erklären, dass die grünen
Körner in diesem Zustand länger beharren.
Die Blüten von Carthamus tinctorius gehen mit gelber Farbe
auf und färben sich nach und nach gelbroth und roth. Hier ist
jedoch der gelbe Farbstoff anderer Natur wie gewöhnlich, nicht
körnig, sondern homogen und zeigt auch überdies in dem gleichen
Verhalten gegen chemische Reagentien seine Identität resp. Ver-
wandtschaft mit dem rothen Farbstoff.
Die Kronen von Lupinus Cruikshankü sind anfangs blasslila,
auf dem Vexillum mit lebhaft gelbem Fleck (der auf körnigem
Anthoxanthin in fast allen Zellen des an dieser Stelle verdickten
Blumenblatts inel. der Epidermis beruht, der übrige Zellsaft ist
farblos). Später wird die Farbe violettgelb, indem sich auch hier
in den Epidermiszellen und zum Theil auch tiefer, neben dem
Anthoxanthin homogen violetter Farbstoft bildet. Hier findet also
eine nachträgliche Bildung des Farbstoffs statt.
Die Blüten von ZLantana multiflora öffnen sich mit rein hoch-
gelber Farbe und gehen dann allmählich in orange, blutroth und
auch wohl blau über. Allein auch hier beruht der Wechsel darauf,
dass in den Papillenzellen, die anfangs nur im Basaltheil körniges
Anthoxanthin, sonst aber farblosen Zellsaft besitzen, späterhin letzterer
roth wird und zwar mehr und mehr zunehmend; also wandelt sich
auch hier nicht der gelbe Farbstoff in rothen um, sondern letzterer
geht unabhängig von ihm aus einem farblosen Chromogen hervor
und verdeckt ihn später.
Die Blumenblätter und Antheren von Potentilla coccinea gehen
aus dem grünen Zustande direkt in den rothen über, der Grund
ist hier derselbe, wie bei dem Ueberspringen des farblosen Zustands
bei Lathyrus odoratus.
Auch die Vertheilung der gelösten Farbstoffe im Gewebe
stimmt überein mit dem Vorkommen des Gerbstoffs in den Laub-
blättern, so dass sich auch aus diesem Grunde eine Metamorphose
vermuthen lässt. So findet sich der Gerbstoff in den Epidermis-
zellen vieler Laubblätter (z. B. Daphne Mezereum, Lonicera Capri-
folium, Iris pumila, Amygdalus communis, Paeonia ofhcinalis), ferner
besonders dem Lauf der Adern folgend. Dasselbe lässt sich bei
den Blumenblättern bezüglich des Anthocyans verfolgen. Dass
dieses sonderlich an die Epidermis gebunden erscheint, ist oben
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 549
genugsam erörtert, aber es sind auch Fälle nicht selten, in denen
es gleich dem Gerbstoff die Adern begleitet, dafür seien als Bei-
spiele nur angeführt: Cheiranthus Cheiri, Salpiglossis sinuata und
Crataegus Oxyacantha.
Mag auch das Anthoeyan mit dem Erythrophyll verwandt
sein, so ist an eine Identität beider doch nicht zu denken, schon
weil ihr äusseres Auftreten sehr verschieden ist. Dazu kommt das
Auftreten des Anthoeyans in einer durchaus festen gesetzmässigen
Weise, meist unabhängig von äusseren Umständen, während das
Erythrophyll wenigstens oft mehr als ein krankhaftes Produkt er-
scheint. Das Anthocyan tritt auf, wenn die Pflanze den Höhe-
punkt ihres Lebens, das Erythrophyll oft, wenn sie das Ende einer
Lebensperiode erreicht hat.
LIE
Die innere Metamorphose des Blumenblattes offenbart sich dem
Vorstehenden gemäss in einer anatomischen Verfeinerung des Laub-
blattes und im emer Umwandlung zweier im letzteren enthaltenen
Stoffe. Diese Metamorphose steht unter der Funktion der Fort-
pflanzung und auf letztere lassen sich alle Veränderungen zurück-
führen. Die äussere Erscheinung der Blumenblätter ist eine von
derjenigen des Laubblatts wesentlich verschiedene, indem sie die
Funktion der Assimilation ganz aufgeben und statt dessen einen
Apparat bilden, der zum Herbeiloeken von die Blüte befruch-
tenden Insekten dienen soll, einen „Schauapparat“ oder, wie man
passender sagen sollte, Lockapparat. Mit diesem Zweck stimmt
ganz die Wirkung der Metamorphose des Blattes überein. Die
starken, oft zertheilten und daher weniger anffallenden Laubblätter
sind zarter geworden und auf mancherlei anatomischen Verfeine-
rungen beruhen der Glanz und andere äussere Verhältnisse der
Blumenblätter. Vor Allem sind sie auch selten zertheilt und be-
sitzen daher eine grosse Fläche, die weithin sichtbar ist. Letzterer
Zweck wird auch dadurch erreicht, dass die Blumenblätter auf
einer Höhe der Axe zu einem Kreis veremigt sind. Die grüne
Farbe der Laubblätter ist wenig geschickt für den Zweck des
Blumenblattes: eine grüne Corolla hebt sich nicht ab von dem
vegetativen Stock und ist daher nicht weit sichtbar, daher das
Auftreten von Farbstoffen, welches, wie wir gesehen haben, auch
als eine Metamorphose des Laubblattes anzusehen ist, insofern, als
alle Farben sich auf Stoffe zurückführen lassen, die auch schon im
Laubblatt vorhanden sind. Die körnigen Farbstoffe (Chromoplasten
wie sie Schimper |]. ce. nennt) sind Metamorphosenstufen des
Chlorophylis (Sehimpers Chloroplasten) und die gelösten Meta-
morphosenstufen des (erbstoffes.
Wahrscheinlich wird der Gerbstoff dabei nun nicht direktin den
Farbstoff übergehen, vielmehr wird er wohl nur selbst erst das
Chromogen bilden. Hierdurch wäre es denn auch erklärt, dass
sich oft neben den gelösten Farbstoffen in den Zellen auch unver-
wandelter Gerbstoff, wenn auch in geringer Menge, finden kann.
550 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts.
Jedenfalls ist aber die Verwandlung keine sehr tiefgehende, weil auch
ihr Produkt doch immerhin noch, wenn auch oft auf Umwegen,
die Reaktionen des Gerbstoffs erkennen lässt. Hier sei über diese
Metamorphose noch Folgendes bemerkt.
Aus dem bei verschiedenen Species mannichfachen,, innerhalb
derselben aber konstanten Verhalten des Gerbstoffs in der Blüte
erklären sich viele der zahlreichen Farbennuancen als Variationen
desselben Stoffes; dieselben werden noch zahlreicher durch Kombi-
nation der Gerbstoffmetamorphose mit derjenigen des Chlorophylis
und mit den anatomischen Verhältnissen. Auch weisse und gelbe
Blüten enthalten Gerbstoff, genannt seien: Vrburnum Opulus , Cra-
taegus Oxyacantha, Rosa pimpinellifolia, Cerastium arvense, Achillea
millefolium, Bellis perennis, Nareissus poeticus, Allium ursinum,
Prumus avium, Mespilus Germanica; der weisse Theil der Strahl-
blüten von Chrysanthemum coronarium und carinatum; von gelben:
Erysimum Perofskianum, Gagea stenopetala; in diesen Fällen ist
also die Metamorphose des Gerbstoffs unterblieben, der Grund liegt
dann jedenfalls in innern uns unbekannten Faktoren. Wie sich
nahe verwandte Arten betreffs der Blütenfarben oft nur durch das
verschiedene Verhalten des Gerbstoffs unterscheiden, zeigt folgendes:
Scopolina Hladnikiana ist gelb, Sec. atropoides violett, erstere ent-
hält in der Epidermis (allerdings nur wenig) Gerbstoff, letztere
violetten Zellsaft mit Gerbstoffreaktion, also scheint ihr Unterschied
darauf zu beruhen, dass der bei Se. Hladnikiana unverändert ge-
bliebene Gerbstoff bei Se. atropoides in Farbstoff umgewandelt ist.
Primula acaulis varürt mit gelben, scharlachrothen und violetten
Blüten; die Epidermiszellen der gelben enthalten (ef. auch oben)
in dem Basalttheil Anthoxanthinkörner, der farblose Zellsaft des
Kegeltheils wird durch schwefelsaures Eisen schmutzig grün; an
Stelle des farblosen Zellsaftes hat die rothe Varietät carminrothen,
der durch jenes Reagens erst blau, dann schmutzig grün wird. Die in
der rothen Varietät noch vorhandenen Anthoxanthinkörner fehlen der
violetten ganz, ihr violetter Zellsaft wird durch Eisensalze schmutzig-
grün. Daraus folgt, dass die Farbenverschiedenheit der drei
Varietäten beruhen:
1) Auf dem Grad der Metamorphose des Gerbstoffs zum
Farbstoff.
2) Auf der Anwesenheit oder dem Mangel, resp. der relativen
Menge des körnigen gelben Farbstoffes.
Aus den oben schon angegebenen Daten geht auch hervor,
dass der Unterschied zwischen den gelben und rothen Varietäten
von Rosa Eglanteri« nicht auf der Abwesenheit des Gerbstoffs bei
jener, sondern auf der mangelnden Metamorphose desselben zu Farb-
stoff beruht; ebenso bei den roth und weiss blühenden Exemplaren
von Spiraea prunifolia.
Hier sei auch das Faecit aus den oben mitgetheilten und nach-
zulesenden Beobachtungen an Cytisus Laburnum und ©. Adami ge-
zogen. Der ganze Unterschied zwischen beiden besteht darnach darin,
dass bei ©. Adami die gelben Farbkörper im inneren Gewebe
spärlicher sind, dass sie in der Epidermis (mit Ausnahme des
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 551
gelben Flecks am Grunde der Krone) entfärbt sind, und dass die
rothe Farbe in der Epidermis auftritt. Dieser letztere wesentliche
Unterschied hängt hier damit zusammen, dass (€. Laburnum über-
haupt fast gerbstofffrei ist; die Epidermis der grünen Spindel zeigt
fast keinen (erbstoff, während die der grünen Spindel von €.
Adami (und wohl auch von C. purpureus) sehr reich an (eisen-
grünendem) Gerbstoff ist, auch die Epidermis des Laubblattes von
©. Laburnum ist gerbstofffrei. Bei der Vermischung der beiden
Spezies (©. Laburnum und purpureus) ist also der Gerbstoffgehalt
in der Epidermis zu C. Laburnum hinzugetreten und der gelbe
Farbstoff ist zum Theil entfärbt.
Der chemische Prozess, welcher sich bei der Metamorphose
des Gerbstoffs abspielt, ist wahrscheinlich ein Oxydationsprozess,
dies folgt aus der Thatsache, dass reduzirende Mittel die antho-
eyanhaltigen Blüthen entfärben, den Gerbstoff also gewissermassen
zurückbilden, dass aber die Farbe durch Oxydationsmittel wieder
hervorgerufen wird. Das ist auch sonst schon bekannt: wenn
man blaue Blüten (z. B. von Iris pumia) den Dämpfen von
schwefliger Säure (also einem Reduktionsmittel) aussetzt, so werden
sie augenblicklich entfärbt, behandelt man sie aber darauf mit
Schwefelsäure oder Chlorwasser als Oxydationsmitteln, so werden
sie sofort roth; ebenso rothe Blüten. Uebrigens ist der durch
schweflige Säure reduzirte Farbstoff insofern nicht ganz identisch
mit dem gewöhnlichen Gerbstoff, als letzterer durch Schwefelsäure
nicht roth gefärbt wird. Auch durch Alkohol entfärbte Blüten
erhalten durch Schwefelsäure ihre Farbe wieder.
Wie verhalten sich nun die rothen und blauen Farben zu
einander? Ihr genetischer Zusammenhang als Metamorphosen des-
selben Chromogens, nämlich Gerbstoff, liegt auf der Hand. Wir
wollen nun noch hinzufügen, dass sie aufeinanderfolgende Meta-
morphosenstufen des Gerbstoffs sind und zwar ist die blaue
Farbe die höhere Stufe. Mancherlei Umstände sprechen für einen
solehen sehr engen Zusammenhang. Wie oben gesagt, wird der
rothe Farbstoff rel Alkali blau, dann grün und endlich gelb,
dagegen wird der blaue sofort grün und dann gelb, ebenso auch
der ihm gewiss sehr nahe stehende violette. Wenn man den blauen
Farbstoff von Campanula glomerata durch Chlordampf entfärbt
(wobei völlige Zerstörung des Farbstofts stattfindet), so findet vor
der Entfärbung ein Uebergang in roth statt, auch werden manche
blaue Blüthen durch Säuren roth und wie wir schon sahen, werden
durch schweflige Säure entfärbte blaue Korollen durch Säure
ebenfalls roth. Vor Allem sprechen aber die Farbenwandlungen
dafür, dass die blaue Farbe eine höhere Stufe der Metamorphose
des Gerbstoffs ist, welche oft erst die rothe durchläuft. So führte
ich schon an, dass die blaublühende Varietät von Hydrangea hor-
tensis die rothe Farbe, wenigstens theilweise, durchmacht. Weitere
Belege liefern Myosotisarten und überhaupt viele Boragineen, Lan-
tana multiflora, Syringa vulgaris und auch TZulipa Gesneriana.
Dagegen kommt der umgekehrte Fall, dass rothe Blüten zunächst
blau wären, meines Wissens nie vor. Manche rothe Blumen werden
552 D)ennert, Anatomie und Chemie des Blumwenblatts.
dagegen beim Verblühen bläulich oder gar ganz blau; ich erinnere
an Rosa Gallica.
Fragen wir endlich noch nach der Ursache der Metamorphose,
so ist dieselbe wesentlich durch innere Faktoren bestimmt;*) von
der Metamorphose in anatomischer Hinsicht ist dies nicht anders
denkbar. Bezüglich der Metamorphose des Chlorophylis und des Gerb-
stoffs liesse sich ein Mitwirken äusserer Ursachen schon eher denken,
und zwar vor Allem das des Lichtes (ef. oben). Es lässt sich gar
nicht leugnen, dass das Licht und etwa auch die Luft bei der
Ausbildung der Farben oft eine Rolle spielt, dafür sprechen in
gewissem Sinne schon alle Farbenwandlungen, da diese doch ge-
wöhnlich erst beim Entfalten der Knospen eintreten. (Gresetzmässig-
keit lässt sich jedoch darin nicht erkennen, so ist z. B. die rothe
Farbe von Crataegus Oxyacantha in der Knospe viel intensiver, als
in der offenen Blüte; auch bei Paeonia officinalis tritt die rothe
Farbe schon in der Knospe auf. Versuche an Myosotis palustris
und Symphytum offieinale ergaben, dass sich dıe Blüten auch bei
Lichtmangel öffnen und färben und zwar indem sie vom rothen
Stadium ins blaue übergehen. Besonders bei der Umwandlung
des Chlorophylis in Anthoxanthin scheint aber die Einwirkung des
Lichts unnöthig zu sein, denn viele gelbe Korollen haben auch
schon in der Knospe ihre volle Farbenintensität (ef. Schimper.l. e.).
Dagegen zeugen andere Beispiele für die Bedeutung des
Lichts für die Farbenentwicklung. So färben sich gar viele
Blüten erst am Licht, manche Beispiele sind schon in den obigen
Angaben enthalten (z. B. Zathyrus odoratus). Bei der rothblühenden
Varietät von Phaseolus multiflorus färbt sich vor Allem das Vexil-
lum und zwar besonders die äussere Seite und auf ihr namentlich
wieder der vom Kelch nicht bedeckte Theil, weniger und später
die innere Fläche, — die vom Vexillum eingeschlossenen Alae und
die Carina innerhalb der Knospe entweder gar nicht oder erst
nach dem Oeffnen.
Sehr entschieden tritt ähnliches bei Cytisus Adami hervor:
der Nagel und die Basis des Vexillums sind, soweit sie von dem
dicht anschliessenden Kelch bedeckt sind, gelb und oberwärts tritt
die rothe Farbe ganz scharf nach dem Umriss des Kelchs auf.
Aehnlich bei Pyrus Malus, doch tritt hier nach voller Entfaltung
wieder eine Entfärbung ein. Uebrigens liegt hier die verschiedene
Färbung auch in der Vertheilung des Chromogens, denn die
Aussenseite ist reich, die Innenseite arm an Gerbstoff; nach der
Entfärbung zeigt sich auch die obere Epidermis arm an Gerbstoff.
Dies deutet darauf hin, dass die Entfärbung nicht durch Rück-
bildung des Gerbstoffs, sondern durch Zerstörung des Farbstoffs
zu erklären sein möchte.
Versuche, Pflanzen im Dunkeln zur Blüte zu bringen, zeigen
im Allgemeinen, dass die Farben dabei nicht so intensiv erscheinen,
wie am Licht.**)
*) cf. auch Schimperl. e. p. 161.
**) Vgl. Askenasy, Bot. Zeit. 1876. No. 1 und 2.
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 553
Was den Einfluss der Luft anbelangt, so möchte ich auf
Bonniers*) Beobachtungen hinweisen, wonach in den Alpen
mit der Höhe eine Zunahme der Farbe der Blüten Hand in
Hand geht.
Bei Hydrangea hortensis wurde die blaue Färbung der sonst
rothen Blüten nach der vierzigjährigen Erfahrung eines Züchters**)
in Marburg nicht durch die gewöhnlich angegebenen Mittel (Zu-
satz von Eisen oder Kohle zur Erde), sondern ausschliesslich durch
eine bestimmte schwarze zähe Schlammerde aus dem Teich am
Weg von Marburg nach Caldern hervorgerufen. Wurde dieselbe
mit gewöhnlicher Erde gemischt, so wurden die Blüten theils
blau, theils roth. Offenbar wird die Blaufärbung der Blüten in
der Kultur durch alkalische Einflüsse bedingt, und zwar schemt
aus einem Versuch an Hydrangea hortensis, bei dem ein Zweig
mit rothen Blüten in Ammoniakwasser gestellt wurde, so dass
das gasförmige Ammoniak die Blüten nicht erreichte, wobei nach
24 Stunden (an der Basis der Blumenblätter zuerst) Blaufärbung,
eintrat, hervorzugehen, dass der alkalische Einfluss nieht aus der
Luft, sondern aus dem Boden stammt oder doch wenigstens
stammen kann. Freilich spricht andererseits dagegen, dass bei
der Kultur die blaue Färbung an der Peripherie der Blätter zuerst
auftritt und dass die Nerven am längsten roth bleiben. Es liegt
nahe, anzunehmen, dass jene Schlammerde ein freies Alkali ent-
hielt. Auch folgender Versuch ist von Interesse: ich brachte
einige Exemplare von Myosotis palustris in Wasser, dem etwas
Aetzkali zugesetzt war; die sich weiterhin entwickelnden Blüten
waren nun schon meistens in der Knospe blau, jedenfalls aber nie
im ebengeöffneten Zustand roth, wie es unter gewöhnlichen Um-
ständen der Fall ist. Die rothen Blumenblätter von Papaver Rhoeas
werden durch Ammoniakdämpfe und Tabaksdampf gebläut.
Ob nicht auch in der freien Natur bei der Metamorphose
des Gerbstoffs alkalische Einflüsse thätig sind? Diesen Gedanken
unterstützt auch der Umstand, dass in der That rothe Blüten sauer,
blaue dagegen, wenigstens sehr oft, neutral oder gar alkalisch
reagiren.
Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und
Elaphomyeceten.
Von
Dr. R. Hesse
in Marburg.
(Schluss.)
Die Fruchtkörper von Tuber excavatum Vitt. sind in dem
Zustande ihrer Entwickelung, in welchem man sie mit unbewaff-
netem Auge noch deutlich erkennen kann, ein Flöckehen oder
*) Bulletin de la Societe botanique de France. T. XXVII. p 103.
**) Ich erfuhr dies aus einer Notiz Wigands.
554 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten,
Stäubehen von schneeweisser Farbe. Ein klein wenig weiter, etwa
bis zur Grösse eines Tabaksamens vorgeschritten, werden sie quitten-
gelb, dann gelblieh-roth und zur Zeit vollständiger Reife sind sie
rothbraun gefärbt. Sie lagern innerhalb der krumigen, von dem
Wurzelfilz der Eichen und Buchen vielfach durchsetzten Humus-
schichte des Waldbodens, die mit Dejectis der Waldvegetation
überdeckt ist. Die Tiefe, in der sie lagern, ist verschieden. Lässt
man die in ihrer Dieke sehr wechselnde Dejeeteschicht des Wald-
bodens unberücksichtigt, so kann dieselbe auf 1—5 em angegeben
werden. Da die jugendlichen, mit unbewaffnetem Auge noch erkenn-
baren Fruchtkörper die schneeweise, die tabaksamen- und stecknadel-
kopfgrossen Fruchtkörper schon die erwähnte gelbe Farbe zeigen, so
heben sie sieh von dem schwärzlichen Humus, „ihrem Substrat“, scharf
ab. Auch haselnuss- bis taubeneigrosse Fruchtkörper besitzen oft noch
die quittengelbe Farbe, durch welche angezeigt wird, dass in ihnen
noch keine Sporenbildung erfolgte. Andererseits können haselnuss-
srosse Fruchtkörper schon vollständig reif sein, dieselben sind
dann aber rothbraun gefärbt. Die grössten, reifen Exemplare be-
sitzen das Volumen einer stattlichen Wallnuss.. Die Gestalt der
zumeist in einem Neste beisammenliegenden Fruchtkörper ist nicht
kugelig, sondern höckerig und oft ganz unregelmässig. Drei bis
vier, in ihren Grundflächen sich nicht immer berührende Höcker
überragen an dem grösseren Fruchtkörper eine basale, spalten-
oder lochartige Vertiefung, die geräumiger werdend sich zumeist
bis in die Nähe des centralen Theiles des Fruchtkörpers fortsetzt,
oft aber die obere Seite desselben in Form einer schmalen Spalte
erreicht, so dass der Fruchtkörper von der Basis bis zum Scheitel
von einer zuerst engen, dann allmählich sieh erweiternden und
schliesslich wieder enger werdenden Höhlung durchzogen ist. Die
Oberfläche reifer Fruchtkörper erscheint glatt oder etwas gekleiet,
die der jüngeren, etwa tabaksamengrossen Fruchtkörper ist etwas
flockig, die der weissen Stäubehen durchaus flockig.*)
Im April 1887, im März und December vorigen Jahres stiess
ich innerhalb eines jüngeren, mit einigen Eichen untermischten
Buchenwaldes auf sehr zahlreiche Fruchtkörper der beschriebenen
Tuberart, die in Thüringen viel häufiger, als in Hessen vorzu-
kommen pflegt. Zur Frühjahrszeit fand ich total reife Fruchtkörper
neben tabaksamengrossen und grösseren Exemplaren, im December
nur die schneeweissen Flöckehen, die ich unter der Schneedecke
des Waldes nieht ohne Mühe hervorholte.
Die meist rundlichen, selten etwas plattgedrückten Frucht-
körper von Balsamia fragiformis Tul., einer bisher in
Deutschland wohl schwerlich aufgefundenen Tuberacee, sind reif
etwa saubohnen- bis haselnussgross. Sie entbehren einer beson-
deren Basis und vergebens sucht man an ihnen einen sog. My-
*) Der feinere anatomische Bau der Peridie und Gleba sowohl der’ in Rede
stehenden Tuberart, als auch der von Tuber maculatum Vitt. und Balsamia fragi-
formis Tul. wird am besten erst bei der Schilderung der Entwickelungsgeschichte
dieser drei Tuberaceen besprochen.
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 555
celiumschopf, wie derselbe für G@enea sphaerica Tul., Cryptica lutea
Hesse, Pachyphloeus melanoxanthus Tul. ete. charakteristisch ist.
Die Fruchtkörper sind ringsum geschlossen und mit kleinen, aber
mit unbewaffnetem Auge noch deutlich erkennbaren Warzen be-
setzt, die, wie die gesammte Peridienoberfläche, braunroth gefärbt
sind. Von vielen derselben gehen, wie die mikroskopische Unter-
suchung lehrt, dieke, in der Membran dunkelgelb bis dunkelbraun
gefärbte und septirte, in der Länge variüirende Hyphen ab, und
überall dort, wo die Peridie mit "dem Substrat in inniger Ver-
bindung steht, entsendet dieselbe zahlreiche Rhizinen, die, nur halb
so dick, als die ebengenannten Haare, meist viel länger und zuerst
liehter gefärbt sind Sie verwachsen vollständig mit dem Substrat,
so dass letzteres von dem Fruchtkörper nur mit Gewalt getrennt
werden kann. Noch nicht ganz millimetergrosse Fruchtkörper
stellen weisse Stäubehen oder Flöckehen vor, die denen von Tuber
exrcavatus Vitt. äusserlich sehr ähnlich sind, etwas grössere Exem-
plare sind gelblich-weiss, wiekengrosse licht-rothbraun und reife
Fruchtkörper sind, wie erwähnt, braunroth gefärbt
Die Arten der Gattung Dalsamia sind bekanntlich, ganz ab-
gesehen von dem höchst eigenartigen, später zu beschreibenden
Bau ihrer Gleba, mit Fruchtkörpern irgend welcher anderen Tube-
raceengattung kaum zu verwechseln. Selbst Tuber rufum Pico,
eine Trüffel, welche durch ihre rundliche Form und rothbraune
Farbe der Peridie der in Rede stehenden Balsamıa fragiformis
Tul. äusserlich noch am ähnliehsten ist, wird sofort durch ihre
glatte Peridie von letzterer leicht auseinandergehalten.
Balsamia fragiformis Tul. habe ich innerhalb krumiger, dabei
fetter und kalkreicher Erde vereinzelt bereits in den Monaten Juli
und September 1886 und 1887 unter dem Schatten von Buchen
(Stangenholz) meist in Gesellschaft mit Tuber rufum Pico und
Genea sphaerica Tul. angetroffen. Die Fruchtkörper lagerten in
geringer Bodentiefe. Einer derselben, ein etwa haselnussgrosses
Exemplar, war zur Hälfte innerhalb der humosen Erde verborgen,
während seine andere Hälfte über den nackten, zufälligerweise
nieht mit Laub überdeckten Boden hervorsah. Im October 1888
traf ich innerhalb humusreicher Erde, über welcher früher ein
Composthaufen Platz gefunden hatte und die spärlich mit Unkraut-
pflanzen bewachsen war, mehr als 60 Fruchtkörper dieser Species
in fast allen Entwickelungsstadien an. Auch hier war die Tiefe
der fetten Erde, innerhalb welcher die Fruchtkörper trupp- oder
nesterweise lagerten, eine unbeträchtliche, etwa auf 1—2 em anzu-
gebende. Als Gesellschafter figurirte hier Tuber maculatum Vitt.
Die millimetergrossen Fruchtkörper von Zuber maculatum
Vitt., einer Species, die bisher noch niemals in Deutschland be-
obachtet wurde, sind floekig und schneeweiss gefärbt. Diese weisse
Farbe ist auch bei etwas weiterem Wachsthum derselben vor-
handen. Selbst haselnussgrosse Fruchtkörper können noch schnee-
weiss gefärbt sein, erst mit beginnender Sporenbildung in ihrer
Gleba werden die Frucktkörper an ihrer Aussenfläche fleckig,
indem grauweisse und gelbliche Stellen von sehr verschiedenem
556 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten,
Umfange auf der weissen Peridie unregelmässig vertheilt auftreten.
Zur Zeit vollständiger Fruchtkörperreife erscheinen die gelblichen
Stellen goldgelb und glänzend. Die Form der Fruchtkörper ist
eine sehr unregelmässige; kugelige oder rundliche Exemplare sind
kaum anzutreffen, die meisten Fruchtkörper sind höckerig. Auch
die Grösse der Fruchtkörper ist sehr verschieden; die grössten,
von mir beobachteten Exemplare waren fast hühnereigross. Wie
die mikroskopische Untersuchung lehrt, ist die Peridie junger Frucht-
körper mit sehr dünnen, spitzendigenden Fäden besetzt, die von
den Peridialhyphen ihren Ursprung nehmen und die flockige Be-
schaflenheit am jüngeren Fruchtkörper bedingen. Ausserdem gehen
von den äussersten Peridialhyphen überall dort, wo der Frucht-
körper mit humosen Bestandttheilen des Substrates in inniger Ver-
bindung steht, farblose, etwas dicker als die spitzendigenden Fäden
erscheinende, lange und verzweigte Hyphen ab. Endlich sind
rings um die junge Fruchtkörperanlage zahlreiche, den abge-
stosscnen Warzen anderer Tuberaceen entsprechende Zelleneomplexe
vorhanden, von denen die älteren, zuerst abgestossenen wie des-
organisirt aussehen, während die jüngeren, zuletzt abgestossenen
noch deutlich Zellenstruktur und ihre Abstammung von der Peridie
erkennen lassen.
Die Fruchtkörper von Tuber maculatum Vitt. fand ich im
Oktober vorigen Jahres innerhalb fetter, von sehr viel Humus
durchsetzter, mit halbverwesten Holzstückchen reichlich unter-
mischter Erde, welche den Rückstand eines früheren Compost-
haufens bildete. Junge und ältere, sowie ganz reife und im Er-
weichungsprocesse befindliche Fruchtkörper von Tuber maculatum
Vitt. lagerten nesterartig in sehr verschiedener Tiefe. Einige
ältere, fast hühnereigrosse Exemplare waren von Reitmäusen in
eine Tiefe von wenigstens 20 cm gezogen worden, während die
von diesen Nagern verschont gebliebenen Fruchtkörper 1—6 cm
tief lagerten. Die Mehrzahl der jungen Fruchtkörper haftete den
Holzstückchen so innig an, dass sie ohne Verletzung der Peridie
nicht von ihnen entfernt werden konnten. Die saprophytische
Lebensweise dieser Trüffelart ging aber nicht blos aus dem soeben
erwähnten Umstande, sondern namentlich auch daraus hervor, dass
innerhalb ihrer Lagerstelle irgend welche Wurzeln lebender Pflanzen
überhaupt nicht vorhanden waren, auf denen sie hätten schmarotzen
können. Für Denjenigen, der viele Trüffeln gesammelt hat, bietet
dieses Factum nichts Auffallendes dar, wenn auch bekanntlich die
Pilzlitteratur der Neuzeit vielfach die Trüffeln als Schmarotzer auf
Baumwurzeln ete. hinzustellen pflegt. Ich habe Tauber rapaeodorum
Tul. in zahlreichen Exemplaren bereits vor acht Jahren innerhalb
eines Composthaufens gefunden, in dessen Nähe überhaupt kein
Baum und im dessen Innerem auch nicht eine Wurzel irgend
welcher lebenden Pflanze vorhanden war. Tausende von Frucht-
körpern von Tuber puberulum Berk. et Broome habe ich gleichfalls
als Saprophyten innerhalb der diekgehäuften Dejecta der Wald-
vegetation ohne jeden Zusammenhang mit Wurzeln lebender Pflanzen
angetroffen, desgleichen wiederholt Tuber rufum Pico, Tuber dryo-
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 557
philum Tul. Die saprophytische Lebensweise vieler, nicht zur
Gattung Tuber gehöriger Tuberaceen habe ich besonders an den
Fruchtkörpern von Hydnobolites cerebriformis Tul., COryptica lutea
Hesse und Balsamia fragiformis Tul. wiederholt konstatiren können.
Einen Fruchtkörper von Hydnotria Tulasnei Berk. et Broome fand
ich vor einigen Jahren unter Buchen auf der Oberfläche des Wald-
bodens einem einzelnen, trocken Laubblatte derartig anhängend,
dass kein Zweifel darüber entstehen konnte, dass derselbe auf
diesem Blatte seine ganze Entwickelung saprophytisch und zwar
epigäisch durchlaufen haben musste. Auch Zlaphomyces granulatus
Fr. habe ich in mehr als hundert Exemplaren seiner Fruchtkörper
in dem Sande der Altmark in einem Forstrevier angetroffen, in
welchem keine einzige lebende Kiefer wurzelte. Wohl hatten hier
etliche Jahre zuvor Kiefern gestanden, was ich theils an den noch
zahlreich vorhandenen, halbvermoderten Wurzelrückständen, theils
durch Befragen der Forstbeamten ermittelte. Der Schälpflug hatte
einen grossen Theil dieser Fruchtkörper blosgelegt, und letztere
veranlassten ein gründliches Absuchen dieses baum- und strauch-
losen, nur mit Gramineen bestandenen Terrains. Andererseits
habe ich freilich diese und auch andere Elaphomycesspecies inner-
halb des Wurzelfilzes von Waldbäumen derartig angetroffen, dass
mir eine parasitische Lebensweise derselben sehr wahrscheinlich
schien. Nach meinen bisherigen Erfahrungen leben die Tuberaceen
saprophytisch, ob sie gelegentlich auch als Schmarotzer auftreten,
bleibt noch zu ermitteln. Dass Elaphomyces granulatus Fr. als
Saprophyt auftreten kann, steht fest und muss den Untersuchungen
von Reess und Fisch*) gegenüber ganz besonders betont werden.
Ich halte es für mehr als wahrscheinlich, dass, nachdem die im
zweiten Theile**) dieser Abhandlung zu schildernde Entwickelungs-
geschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten in den Hauptzügen
bekannt ist, eine Kultur oder besser Zucht dieser Pilze, die
mir bereits bis zu einem nennenswerthen Entwicke-
lungsstadium gelungen ist, nur noch kurze Zeit wird auf sich
warten lassen, und dass dann durch sie selbstverständlich auch die
wichtige Frage nach der parasitischen oder saprophytischen Lebens-
weise der Tuberaceen und Elaphomyceten definitiv gelöst wird.
*) Biblioth. bot., Untersuchungen über Bau und Lebensgeschichte der
Hirschtrüffel.
**) Da die Anfertigung von den den Text begleitenden Tafeln sich ver-
zögert hat, so kann der zweite Theil dieser Abhandlung leider erst in einigen
Wochen publieirt werden.
558 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg.
Botanische Gärten und Institute.
Das botanische Museum und bot, Laboratorium für
Waarenkunde zu Hamburg.
Eine Uebersicht seiner Sammlungen und Eimrichtungen
von
Dr. M. Lierau,
Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg.
(Sehluss.)
Des Weiteren kamen dann folgende grössere Herbarien hinzu:
1) Ein etwa 1000 Arten enthaltendes, von Dr. Pfund gesam-
meltes Herbar ägyptischer Pflanzen. — 2) Ein etwa 1000 Arten
starkes südpolnisches Herbar von F. Karo. — 3) Etwa 100 Arten
japanische Pflanzen, durch die Vermittelung von Prof. Rein er-
halten. — 4) Eine Sammlung florentinischer Pflanzen, namentlich
Suceulenten. — 5) Eine Sammlung südostaustralischer Gefässkrypto-
gamen von Prof. Schomburgk in Adelaide. — 6) Herbarien
westindischer Pflanzen, gesammelt von Baron von Eggers. — 7)
Das Herbar des verstorbenen Bürgermeisters Dr. Kirchenpauer (7
4. März 1887), dessen Inhalt sich als ganz ungewöhnlich werthvoll
erwies; namentlich bei den Diatomeen befanden sıch vielfach nicht
nur die dazu gehörigen Präparate, sondern auch Handzeichnungen,
welche sowohl auf diagnostische und Verwandtschaftsverhältnisse,
als auch auf entwickelungsgeschichtliche Vorgänge Bezug haben
und den Nachweis einer grossen wissenschaftlichen Arbeitsleistung
liefern. Es ist deshalb dieser Theil der Kirchenpauerschen
Sammlungen nicht in das Herbarium generale eingeordnet worden,
sondern als Ganzes belassen worden, zumal auch hierin die Ori-
ginalexemplare zu der Abhandlung Kirchenpauers:*) „Die See-
tonnen an der Elbmündung“ enthalten sind. — Eine Farnsamm-
lung aus Madeira, von Dr. H. Traun. — 3) Herbarium Salicum,
von Wimmer. — 9) Mehrere Huter’sche Centurien norditalieni-
scher Pflanzen. — 10) Eine umfangreiche Sammlung brasilianischer
Pflanzen, von Dr. Ribeiro de Mendonca. — 11) Paraguay-
Pflanzen, von Dr. H. Toeppen 1883/84 gesammelt. — 12) Die
Bauer’schen ostindischen Sammlungen. — 13) Mehrere Fascikel
schlesischer und thüringischer Pflanzen, von W. Zimpel. — 14)
Scehlagintweit’sche Himalaya-Pflanzen. — 15) Die Warn-
storff’schen Torfmoose, soviel bis jetzt erschienen. — 16) Phyco-
theca universalis, soweit bis jetzt erschienen. — 17) Reiche Samm-
lungen oberitalienischer Frühlingspflanzen, von Dr. OÖ. Bergest.
Der bemerkenswertheste Zuwachs des Herbariums erfolgte aber
durch die botanischen Sammlungen des seitens des Hamburgischen
Staates angekauften Godeffroy-Museums, welche Anfang 1886
dem Museum zufielen. Die in diesem miteinbegriffenen Herbarien,
*) cf, Abhandl, d. Hamb. Naturw. Vereins. Bd. IV,
Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 559
gesammelt von Frau Amalie Dietrich, Dr. E. Gräffe und
Kleinschmidt, welche mehr als 33,000 Nummern umfassen,
enthalten ein unschätzbares Material für unsere Kenntniss der
Vegetation des Südseegebietes und Nordostaustraliens. Obgleich
mehr als °/ıo dieser werthvollen Sammlungen etwa 20 Jahre lang,
z. Th. in Kisten verpackt, in Bodenräumen und Speichern gelegen
haben, so sind wunderbarer Weise trotz der geringen Sorgfalt, die
unter diesen Umständen auf die Conservirung verwendet war, die
Pflanzen vorzüglich erhalten. Soweit das überraschend umfang-
reiche Material, dessen Bearbeitung von Seiten des Museums
schon begonnen ist,*) einen Ueberblick gestattet, sind in dem-
selben viele bisher unbekannte und noch nicht beschriebene Formen
aus allen Abtheilungen des Pflanzenreiches vorhanden.
Die Begründung des Herbarium Hamburgense wurde
durch Mitglieder der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg im Jahre
1887 angeregt. Inzyischen hatte W. Zimpel, einer der besten
Kenner der Flora von Hamburg sein Herbarium dem Museum als Ge-
schenk überwiesen; ausserdem wurde in der letzten Zeit auch von
anderen Mitgliedern der Botan. Gesellschaft, namentlich von Dr.
C. Brick, fleissig für das Museum gesammelt, und es umfasst
daher das Herbarium Hamburgense bereits den weitaus grössten
Theil der Phanerogamen und Gefässkryptogamen und in einer
ebenfalls nennenswerthen Reichhaltigkeit die Pilze. Die Muscineen
sind dagegen bis jetzt nur ganz vereinzelt vertreten, ebenso auch
die Algen.
IX. Das Botanische Laboratorium für Waaren-
kunde. — Dem wiederholt ausgesprochenen Wunsche hochange-
sehener und einflussreicher Hamburgischer Kaufleute, in dem
Botanischen Museum*®*) eine Abtheilung für pflanzliche Waaren-
kunde zu erhalten, glaubte Prof. Sadebeck umsomehr nach-
kommen zu müssen, als hiermit zugleich auch der für Hamburg
in Betracht zu ziehende praktische Werth des botanischen Museums
betont wurde. Auch fand die Erwägung Ausdruck, dass zugleich
mit der Einrichtung emer Abtheilung für Waarenkunde dem
Botanischen Museum eine Bedeutung gegeben werde, welche bis
jetzt keinem andern Institute des Deutschen Reiches zukomnt,
wohl aber in engster Beziehung zu der Thatsache steht, dass das
*) Bis jetzt wurden die Gefässkryptogamen, ein Theil der Moose und circa
600 Phanerogamen bearbeitet.
**) Das Botanische Museum ist eine der Hamburgischen Wissenschaftlichen
Anstalten und reiht sich dem Zoologischen und Mineralogischen Museum, dem
Botanischen Garten, der Sternwarte, dem physikalischen und dem chemischen
Staatslaboratorium an. Die genannten Institute sind fast durchweg reicher
dotirt, als die meisten der entsprechenden Universitätsiustitute und tragen auch
einen rein akademischen Charakter, indem die Directoren derselben zur Ab-
haltung semestraler Vorlesungen verpflichtet sind. Prof. Sadebeck hält z. B.
ausser den Vorlesungen ein botanisches Practicum und leitet im Sommer regel-
mässig stattfindende botanische Excursionen.
Die Gesammtheit dieser wissenschaftl. Institute repräsentirt somit gewisser-
massen eine naturwissenschaftliche Fakultät.
560 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. fir Waarenk. zu Hamburg.
so erweiterte Botanische Museum in der ersten Handelsstadt des
Deutschen Reiches seine Entstehung gefunden habe.
Da sich die Anfragen an das Museum und zwar vornehmlich
aus dem Gebiet der Waarenkunde mehrten, so wurde durch ein
am 16. Mai 1887 erlassenes Gesetz mit dem Botanischen Museum
ein Botanisches Laboratorium für Waarenkunde verbunden.
Es traten demnach zu den rein wissenschaftlichen Aufgaben
des Museums der Natur des Gesammtinstitutes nach auch diejenigen
hinzu, welche der botanischen Waarenkunde dienen und zum Theil
darin bestehen, dass auf desfallsige von Behörden oder Privat-
personen an das Institut gerichtete Anfragen aus dem Gebiet der
botanischen Rohstoffkunde Auskunft ertheilt wird. Die Anzahl
der hierdurch veranlassten Untersuchungen ist zeitweise eine recht
beträchtliche und es wird daher, je nach dem Umfange derselben,
ein gesetzlich festgestelltes Honorar erhoben, dessen Höhe in einer
speeialisirten Gebührenordnung*) durch Senat und Bürgerschaft
bestimmt worden ist. Diejenige Auskunft dagegen, welche sofort
und mündlich in der Sprechstunde ertheilt werden kann, behufs
deren also weitere Untersuchungen nicht erforderlich sind, erfolgt
kostenfrei.
Als die wichtigsten Aufgaben des botanischen Laboratoriums
für Waarenkunde werden aber nicht sowohl diese mehr oder
weniger durch den Zufall bedingten Untersuchungen und Aus-
kunftsertheilungen angesehen, sondern vielmehr die planmässigen,
wissenschaftlichen Bearbeitungen von Drogen und industriellen
Rohstoffen und namentlich die Prüfung neuer, im europäischen
Handel noch nicht eingeführter Rohstoffe und Drogen, sowie ev.
auch Angaben über die Kultur der Stammpflanzen derselben.
Die wichtigeren dieser, sowie der anderen im Institut aus-
geführten Arbeiten werden fortan unter der Rubrik „Mit-
theilungen aus dem Hamburgischen Botanischen
Museum“ in den Jahrbüchern der Hamburgischen wissenschaft-
lichen Anstalten veröffentlicht werden.**)
Dass das Laboratorium mit allen nöthigen Hülfsmitteln und
Instrumenten ausgerrüstet ist, braucht kaum noch besonders
erwähnt zu werden; dagegen verdient es hervorgehoben zu werden,
dass die Bibliothek des Institutes bereits jetzt ganz vorzüglich
ausgestattet ist. Eine bedeutende Grundlage für dieselbe war
bereits durch die Bibliothek des Physikus Dr. Bueck gelegt
worden, der dieselbe ebenso wie seine carpologische Sammlung dem
Hamburgischen Staate testamentarisch zum Eigenthum bestimmt
hatte. Bei der weiteren Vervollständigung der Bibliothek wird
nun das Prinzip beobachtet, möglichst die gesammte neuere Litte-
ratur, namentlich auch die Fach- und Zeitschriften zu beschaffen,
*) Man vergleiche Jahrbuch der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten.
V. pag. XLVI ff.
**) Um die Verbreitung dieser Arbeiten in den Fachkreisen zu ermöglichen,
ist die Einrichtung getroffen worden, dass jede einzelne Abhandlung in Form
eines Sonder-Abdrucks auf buchhändlerischem Wege zu beziehen ist,
v. Herder, E. R. von Trautvetter. 561
mit Ausnahme derjenigen, welche auf der Stadtbibliothek gehalten
werden, wie z. B. die Schriften der Akademien, die Annales d. sc.
nat. u. s. w., und daher in jedem Augenblick bezogen werden
können. Auch grössere Nachanschaffungen sind gemacht worden,
wie z. B. die Flora di Filipmas; Blume, Flora Javae; Flora
brasiliensis, der gesammte Just’sche Jahresbericht, das Bot. Central-
blatt u.s.w. Da für die Arbeiten im Museum ausserdem noch die reiche
Privatbibliothek Prof. Sadebeck’s zur Verfügung steht, so ist auch
an Jlitterarischen Hülfsmitteln kem Mangel. Dem Botanischen
Museum steht jedenfalls unter der Leitung des jetzigen Direktors
und bei der Munifizenz, mit welcher die reiche Hansestadt Hamburg
ihre wissenschaftlichen Anstalten ausstattet, eine grosse Zukunft
bevor, zumal das Institut schon jetzt unzweifelhaft eine der bedeu-
tendsten Schöpfungen seiner Art ist.
Hamburg, Botanisches Museum, im Februar 1889.
Nekrolog.
E. R. von Trautvetter,
Eine biographische Skizze
von
F. G. von Herder.
(Fortsetzung.)
Wenn man Trautvetter’s schwierige Stellung richtig
beurtheilen will, muss man sich in die damaligen Zeiten versetzen,
in welcher die Universität Kiew gegründet wurde. Es geschah
dies im Jahre 1833, also bald nach Unterdrückung des polnischen
Aufstandes, auf Befehl des Kaisers Nicolai l. me neue mit
grossem Aufwande von Mitteln geschaffene Universität, deren
kolossales Gebäude sich auf den Höhen Kiews erhebt, sollte an
die Stelle der eingezogenen Universität Wilna treten und wurde
theilweise mit den Mitteln der Akademie Kremenetzk ausgerüstet.
Bibikow, der Generalgouverneur von Kiew, begünstigte, den
Intentionen des Kaisers gemäss, die neue Schöpfung, aber in seiner
Weise. Junge rüstige Lehrkräfte, wie Trautvetter und Midden-
dorff sowie auch on und Kessler, waren für die natur-
historschen Fächer berufen worden und jeder derselben bemühte sich,
in seinem Ressort vorwärts zukommen. Wie mangelhaft aber die Mittel
waren und wie eigenthümlich mit denselben oft verfahren wurde, er-
fahren wir aus dem Zeugnisse eines Zeitgenossen (Blasius), welcher
die Zustände aus eigenen Anschauungen im Jahre 1841 schilderte.*)
*) Bis jetzt befanden sich die Sammlungen zerstreut in verschiedenen Ge-
bäuden. Die zoologische Sammlung konnte gut in einem mässig grossen Zimmer
untergebracht werden und die zoologische Bibliothek war in einem dreieckigen
Eckschrank in der Sammlung angebracht; ein mässig starker Mann hätte sie
ohne Bedenken auf einmal von hier entfernen können. Eine mineralogisch-geo-
gnostische Sammlung von 16,000 Handstücken hat die Universität bei ihrer
Gründung von ihren beiden Vorgängerinnen (Wilna und Kremenetzk) überkommen.
Die erste zweckmässige Bemühung für die Sammlung ist die gewesen, 15,000
Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. 10
563 v. Herder, E. R. von Trautvetter.
Trautvetter vollführte im den ersten 10 Jahren seiner
Wirksamkeit in Kiew ein wahres Riesenwerk mit Hülfe des bota-
nischen Obergärtners Hochhut: Die Gründung des botanischen
Gartens. Sie geschah ganz in der Nähe des neuen Universitäts-
gebäudes auf einem völlig wüsten Platze, in und an einem grossen
Lehmaberunde. Gleichzeitig wurden Gewächshäuser gebaut und
diese, sowie der Garten z. "Th. mit den dem aufgehobenen bota-
nischen Garten in Kremenetzk entnommenen Pflanzen bevölkert.
Dies geschah in den Jahren 1841—1850; doch fehlten bereits 1850,
als T. das Rektorat nochmals übernahm und gleichzeitig von allen
wissenschaftlichen Obliegenheiten entbunden wurde, die Mittel, um
die Gewächshäuser in Stand zu halten und viele der aus Kremenetzk
übergesiedelten Pflanzen gingen aus Mangel an den nöthigen Mitteln
wieder zu Grunde. Die botanischen Vorlesungen wurden von einem
Schüler Trautvetter’s, A. Rogowicz, in einer dem Lehrer
würdigen Weise fortgeführt und T. hatte bei seinem Abgange von
Kiew im Jahre 1859 (nach 25jährigem Dienste ausgedient) die
Beruhigung, alles von ihm Gegründete und in’s Leben Gerufene
in guten Händen zu wissen. Sein Abgang von Kiew brachte zu-
gleich das allgemeine Gefühl der Anerkennung der Verdienste
T rautvetter’s wieder zum Durchbruche, welches in den letzten
Jahren etwas durch Universitätszwiste getrübt worden war. Es
war nach dem Regierungsantritt Alexanders II. eben eine neue
Zeit gekommen, und Beamten, welche 20 Jahre lang unter dem
ancien regime gedient hatten, wurde es schwer, sich in die neue
Zeit zu finden. Ein Zwist mit dem berühmten Anatomen P.,
welcher damals Curator des Kiewer Lehrbezirkes war, führte zu
schweren Kollissionen innerhalb des Lehrkörpers. Glücklicherweise
endigte Trautvetter’s 2öjähriges Dienstjubiläum und Abgang
von der Universität im Jahre 1859 alle diese Zwischenfälle auf's
Beste; im Jahre darauf (1860) sehen wir ihn bereits wieder in
Thätigkeit: als Direktor der landwirthschaftliehen Schule in Gorki.
(Fortsetzung folgt.)
derselben zur Verwendung für den Strassenbau in Vorschlag zu bringen. Dass
ein solcher, nach dem noch vorhandenen Material unbedingt zweckmässiger
Vorschlag zur Ausführung gekommen, ist ein Beweis von seltenem Zutrauen, das
man ausnahmsweise den Professoren der jüngeren Universität zuwenden muss
Denn alle Stücke von Sammlungen der Art müssen nicht allein gezählt und
nummerirt, sondern auch gemessen und gewogen und, nach ihrem Totalwerth ab-
geschätzt, verzeichnet werden. Ist für irgend eine Nummer das volle Mass und
Gewicht nicht vorhanden, so muss der verantwortliche Aufseher derselben das
Fehlende nach Massgabe des Totalwerthes ersetzen. Ohne besondere Verwilligung
darf nicht die geringste Veränderung mit den verzeichneten Stücken vorgenommen
werden. Ist ein solches Stück auch unzweifelhaft werthlos und raumvernichtend,
es kann nicht entfernt werden. Es kann nichts Unveränderlicheres gedacht werden,
als eine solche. Sammlung nach den gesetzlichen Bestimmuugen. Nur atmo-
sphärische Einwirkungen und Motten haben das Recht, eine naturhistorische
Sammlung zu zerstören; aber auch ein Balg, der in eine Mottencolonie umge-
wandelt ist, behält alle gesetzlichen Ansprüche auf seine unveränderte Existenz.
Diese Bestimmungen dienen, wenn sie auch jeden anderen Zweck verfehlen, zum
Belege, wie sehr man zur Zeit ihres Entstehens geglaubt hat, das Gewissen und
Ehrgefühl der verwaltenden Unterbehörden unterstützen zu müssen, und eröffnen
insofern unerfreuliche Blicke in die Menschenkenntniss der Oberbehörden.
Pilze, 563
Referate.
Costantin, J., Les Muc&dinees simples,histoire, elassi-
fication, culture etröledes champignons inferieurs
dans les maladies des vegetaux et des animaux.
(Materiaux pour l’histoire des champignons. Vol. II. 1888.) 8°.
210 pp. 190 figg. Paris (P. Klincksieck) 1858.
Obwohl bekanntlich viele der sog. einfachen Schimmelpilze nur
Conidienformen höherer Pilze, meist Ascomyceten, sind, so ist es
doch wichtig, sie auch in der ersteren Form bestimmen zu können,
da sie darin nicht nur oft häufiger auftreten, sondern auch gewöhnlich
die Gattungs- und Artunterschiede charakteristischer zeigen, als in
der entwickelten Form. Es kann deshalb das mühevolle Unter-
nehmen des Verfs., eine systematische Darstellung der bezeichneten
Gruppe zu geben, gewiss als ein sehr nützlicher Beitrag zur Förderung
der Pilzkunde angesehen werden.
Unter einfachen Schimmelpilzen versteht Verf. Hyphomyceten,
welche sich an der Oberfläche eines lebendigen oder leblosen Sub-
strates entwickeln und oberflächlich Sporen produeiren;; die Uredineen
und Ustilagineen sind somit ausgeschlossen, weil sie erst die Epidermis
durchbrechen müssen, um an die Oberfläche zu gelangen. Die
Enthomophthoreen und Peronosporeen sind als natürliche Gruppen
besonders zu betrachten, während die Stilbeen, Tubercularien und
Melanconieen, als ungenügend bekannt, vorläufig unbesprochen
gelassen werden.
Was die Conservirungs- und Culturmethoden betrifft, so lässt
sich von diesen kleinen Pilzen kein Herbarium anlegen, sondern es
ist am besten, sie lebendig in Probirröhrchen mit geeignetem Nähr-
substrat aufzubewahren, wie man es bei Bakterien thut. Auch die
Isolirung der einzelnen Formen soll ganz ähnlich, wie bei diesen
vorgenommen werden. Um die Pilze aufzufinden und zu erlangen,
gibt Verf. ebenfalls einige Rathschläge. ’
Auf p. 6—25 folgen die Tabellen zur Bestimmung der Gattungen,
welche in 14 Gruppen vertheilt sind. Da es zu weit führen würde,
die Gattungen auch nur aufzuzählen, so sei blos kurz die Charak-
teristik der Gruppen mit den Worten des Verfs. angegeben.
Den ersten 3 Gruppen ist gemeinsam, dass die Sporen oder Sporenketten
auf besonderen Trägern (appareil special) stehen:
1. Groupe: Spores ou chapelets de spores fix&s sur une sph&re. Mit einer
neuen Gattung Harzia, zwischen Stilbodendron Bonorden und Acmosporium Corda
stehend, umfasst die früher getrennten Formen von Acmosporium und Monosporium
acremonioides Harz.
2. Groupe: Spores portees sur des appareils en forme de nacelle.
3. Groupe: Filaments articuldes presentant des spores ou chapelets de
spores & chaque articulation,
Bei den Gruppen 4 bis 12 werden die Sporen oder Sporenketten direkt von
den Mycelfäden gebildet.
4. Groupe: Filament simple termine par une spore ou un chapelet de
spores.
5. Groupe: Filament simple portant plusieurs spores ou chapelets de
spores & la pointe ou sur le cöte. Eine neue Gattung ist Pleurophragmium,
103
564 Pilze.
welche Verf. mit der einen Species P. bicolor Cost. beschreibt, aber ohne Weiteres
über ihr Vorkommen anzugeben.
6. Groupe: Filament simple portant & sa partie supe&rieure seule-
ment de courts rameaux fructiferes. Als neue Gattung wird aufgestellt Trizho-
cephalum Cost. = Cephalotrichum Berk., weil letzterer Name von Corda schon
an eine andere Form vergeben war.
7. Groupe: Filaments fructiferes ramifids ä rameaux en verticilles.
8. Groupe: Filaments fructiferes plus on moins irr&eguli&erement
ramifies.
9. Groupe: Filaments dressdäs de deux sortes, les uns fertiles en general
courts, les autres st@riles en general longs.
10. Groupe: Filaments fructiferes couche&s plus ou moins ramifies.
!1. Groupe: Filaments fructiferes tres courts on nuls.
12. Groupe: Spores enveloppees d’une membraue mucilagineuse ou
plongees dans une masse gelifi&e se dissolvant dans l’ean.
13. Groupe: Spores naissant & l’interieur d’un filament par de-
doublement de sa membrane. (Psiloniella, Malbranchea, Sporendonema, Glyco-
phila, Sporochisma.)
14. Groupe: Champignon uniquement filamenteux: (ne produisant pas de
spores). (Racodium, Actinomyces, Crocysporium, Mycorhiza.)
Im folgenden Haupttheil des Buches sind nun die Gattungen
der Reihe nach beschrieben, manche ausführlicher mit Beobachtungen
über Entwicklung und Kultur nebst kritischen Bemerkungen, manche
nur ganz kurz in Form der Diagnose. Die meisten der 235 an-
geführten Gattuugen sind durch einen in den Text gedruckten
Holzschnitt illustrirt. Auf die Species wird nur soweit eingegangen,
dass erwähnt ist, wie viele bekannt sind, und diese werden entweder
alle genannt, oder, wo sie zahlreich sind, nur einige Beispiele;
übrigens werden auch mehrere neue Arten beschrieben. Auf Einzel-
heiten dieses beschreibenden Theiles, welcher die pp. 26—197 um-
fasst, kann hier natürlich nicht eingegangen werden.
Es werden dann noch p. 198—201 die Peronosporeen, Entho-
mophthoreen und Bacteriaceen angeführt, indem die Gattungen in
einer Uebersicht zusammengestellt und mit kurzen Diagnosen ver-
sehen sind.
In den Schlussbemerkungen weist Verf. auf die Zugehörigkeit
der Schimmelpilze zu höheren Pilzgruppen hin, den Ascomyceten
und Busidiomyceten. Was erstere betrifft, so können die Conidien-
formen oft zur Erkennung natürlicher Gruppen dienen oder zur
Abgrenzung von Gattungen (Aspergillus, Penieillium), welche sich
durch die Perithecien nicht wohl unterscheiden lassen; Arten, die
nach dem Bau der Ascusfrüchte sich sehr nahe stehen, haben auch
ähnliche Conidienformen und umgekehrt. Von Basidiomyceten gibt
es vermuthlich auch viel mehr Conidienformen, als man bisher kennt;
wo solche bekannt sind, können sie auch zur Bestimmung der
Gattungen verwendet werden.
Als natürliche Gruppen unter den vom Verf. beschriebenen
Formen ergeben sich seiner Meinung nach vor Allem die Marten-
selleen (2. Groupe) und die Ahopalomyceen; letztere, die freilich
nur durch die eine Gattung mit 3 Arten (R. candidus und R.
pallidus werden zu Oedocephalum gezogen) gebildet werden, scheinen
mit den Mucorineen verwandt zu sein.
Möbius (Heidelberg).
u
Museineen. 565
Guinet, A., Catalogue de Mousses des environs de
Geneve. (Bulletin des travaux de la Societe botanique de
Gen&ve. 1888. No. 4.)
Verf. giebt eine theils auf früherer Litteratur, theils auf eigenen
Beobachtungen fussende Uebersicht der Laubmoose der weiteren
Umgebung von Genf. Denn ausser den innerhalb der Kantons-
grenzen liegenden Standorte werden solche des Departements Haute-
Savoie, sowie eines Theiles des Departements Ain angeführt. Verf.
macht 465 Species und 114 Varietäten nambhaft.
Als Neuheiten, die allerdings zum Theil auch schon anderwärts
publieirt wurden, mögen folgende Formen und Arten erwähnt
werden:
Dicranella varia Hedw. var. elongata Debat in Cill.
„Tiges atteignant pres de 2/2 cm.“ Mont Saleve.
Bryum ceymbulifsrme Cardot.
„Touffes noirätres, eneombrees de sable dans le bas. 'Tige grele, filiforme,
simple ou parfois diehotome, longue de 1& 3 cm. Feuilles disposees ä peu pres
uniformöment sur la tige, dressdes-imbriquees, incurvees par le sommet, ovales-
lanceoldes, largement et brievement acumindes, superficiellement denticulees vers le
sommet, ou presque entieres, non margindes, planes aux bords, tres concaves,
carendes, eymbiformes, pourvues d’une forte nervure noirätre s’arretant tres loin
du sommet; long. environ 1 mm, larg. '/s & !'x mm. Tissn läche et delicat, forme
de grandes cellules hexagones-rhomboidales, 3 & 4 fois aussi longues que larges;
les basilaires plus courtes, subrectangulaires. Inflorescence et fructification in-
connues.“
Hab. Aiguilles Rouges.
Rhynchostegium murale Hedw var. subalpinum Renauld.
Diese Varietät ist gekennzeichnet „par les tiges julacees, les teuilles cochl&ari-
formes, larges et courtes, arrondies au sommet, A peu pres entieres, plus distincte-
ment auriculees, par le tissu de la base beaucoup plus läche, enfin par la nervure
plus eourte, souvent bifurquee.“
Hab. Croisette.
Thamnium alopecurum L. var. Lemani Schnetzler.
„Petite plante grele, ramifiee des la base; toujours sterile et ne se repro-
duisant que par prolification.“ Diese Pflanze wurde von Forel auf dem Boden
des Genfer Sees vor Yvoire au fenier Moraine in circa 60 m Tiefe gefunden.
Von den seltenen Arten mögen folgende besonders erwähnt
werden:
Hypnum trifarium Web. et M., H. sarmentosum Wahl.,, H. eugyrium Sch.,
H. Vallis-Clusae, Amblystegium Sprucei Br., Orthothecium chryseuwn Sehwgr.,
Platygyrium repens Brid., Neckera turgida Jur., Buxbaumia aphylla Hall, 15%
indusiata Brid.. Timmia Austriaca Hedw., Philonotis Marchica, Mnium lycopodoides
Hook., Mn. spinulosum, Mn. hornum, Zieria julacea Dieks, Bryum areticum, Br.
badium Br., Br. tenue Ravaud. etc., Webera albicans W., W. carnea L., Funaria
calcarea Wahl, Splachnum ampullaceum L., Tayloria serrata Hedw., T. splachnoides
Schl., Dissodon Froehlichianum Hedw., Encalypta apophysata N. et H., E. longi-
colla Br., Orthotrichum pulchellum Sm., O. leueomitrium Br., O. fallax Seh. ete.,
Dlota Ludwigii Brid., U. Hutschinsiae Sm., Amphoridium Lapponicum Hedw.,
Racomitrium protensum A. Br., Grimmia triformis de Not., @. Schultzii Brid., @.
torquata Grev., @. Mühlenbeeki Sch., @. Donniana Sm., @. anceps Boul., @.
mollis Br., @. elongata ete., Geheebia cataractarum Sch., Barbula aloides Koch,
B. grisea Boul, B. Hornschuchiana Schulz, B. ceonvoluta Schw., Blindia acuta
Dicks., Dieranum Starkii Web., D. viride Sulliv., D. longifolium Hedw., D. albicans
B. E., D. Mühlenbeckii B.E, Dicranella Grevilleana B. E., Dicranoweisia Bruntoni
Sm. etc.
Keller (Winterthur).
566 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. (Teratologie.)
Duchartre, P, Note sur un cas d’abolition du geotro-
pisme. (Bulletin de la Soeiete botanique de France. T. XXXV.
p. 265—270.)
Verf. beschreibt einen sehr eigenthümlichen Fall vom Wachs-
thum eines Keimlings, der die umgekehrte Lage, als wie sie sonst
vom Geotropismus hervorgerufen wird, einnahm. Es war dies bei
einem Keimling von Phaseolus multiflorus L., der diese Erscheinung
zwischen andern normalen Pflanzen zeigte. Nach 2 Monaten hatte
er folgende Gestalt: die Hauptwurzel und das hypokotyle Glied
hatten sich senkrecht nach oben über den Erdboden erhoben, in
einer Länge von 1,5 cm. An der Hauptwurzel zeigten sich. die
Anlagen der Nebenwurzeln, welche kaum die Länge von 1 mm
erreicht hatten, in 4 Reihen entwickelt. Das erste Internodium
dagegen war direkt nach abwärts gewachsen (5 em lang) und
kräftig entwickelt, das zweite, letzte Internodium hatte sich ın
kurzem Bogen aufwärts gekrümmt und war ca. 4 em nach oben
gewachsen. Die Blätter des ersten Paares zeigten deutlich die
dh Etiolement hervorgerufene Missbildung und waren ebenfalls
an der Basis ihrer Stiele kurz nach aufwärts gekrümmt. Aus der
Achsel der Blätter waren kurze Seitenzweige entsprossen, die eine
ziemlich horizontale Lage einnahmen. Ein Grund für das Aufwärts-
wachsen der Wurzel, etwa durch Hydrotropismus, wie überhaupt
für das ganze Verhalten des Keimlings war nicht zu entdecken.
Verf. knüpft daran noch einige Betrachtungen über die Möglich-
keit, wie die Pflanze Feuchtigkeit und Nahrung aufgenommen hat,
ohne dabei natürlich bestimmte Angaben machen zu können.
Ferner weist er darauf hin, dass ähnliche Fälle sonst nicht bekannt
zu sein scheinen, indem ja auch bei Trapa das Organ, welches sich
bei der Keimung nach oben richtet, nachgewiesenermassen das
hypokotyle Glied und nicht die Wurzel ist.
Möbius (Heidelberg).
Molisch, H., Ueber denFarbenwechselanthokyanhaltiger
Blätter bei rasch eintretendem Tode. (Botanische
Zeitung. 1889. No. 2. p. 17-23.)
Verf. versuchte vergebens aus den stark anthokyanhaltigen
Blättern von Coleus Verschaffelti und Perilla Nankinensis durch
Kochen mit Wasser eine Lösung des Farbstoffs zu erhalten, wie
dies beispielsweise mit Amarantus- Arten gelingt. Die Blätter
wurden dabei mit Ausnahme der violett bleibenden Haare und
Adern plötzlich grün, die Flüssigkeit blieb farblos oder zeigte sich
schwach grünlich oder gelblich gefärbt. Dieselbe Farbenwandlung
vollzieht sich auch, wenn die Blätter Wasserdämpfen oder trockner,
heisser Luft ausgesetzt werden. Durch verdünnte Säuren wird die
ursprüngliche Farbe der Blätter wieder hergestellt, in ersterem
Fall aber auch das Wasser roth gefärbt.
Die eingehendere Untersuchung ergab, dass das verschiedene
Verhalten der rothgefärbten Blätter abhängig ist vom Säuregehalt
des Zellsaftes.. Die Verfärbung beruht auf der Eigenschaft des
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. (Teratologie.) 567
Anthokyans, mit Spuren eines Alkalis blau, mit mehr Alkalı grün,
gelb und schliesslich farblos zu werden. Mit dem Tod des Blattes
dringt der anthokyanhaltige Zellsaft in das alkalisch reagirende
Plasma, dieses bewirkt die angegebene Farbenänderung, wenn nicht
der Säuregehalt des Zellsattes die basischen Eigenschaften des Plasmas
überwiegt und alsdann die Erscheinung verhindert. Für diese
Deutung sprieht die öfters grünliche Farbe des benutzten Wassers,
herrührend von gelöstem, in die grüne Modifikation übergegangenen
Anthokyan, sodann die direkte Beobachtung des Farbenüberganges
beim Erwärmen der fraglichen Blätter unter dem Mikroskop, endlich
die Thatsache, dass alle Blätter, bei denen die Grünfärbung nicht
eintritt, stark sauren Zellsaft besitzen.
Wesentlich ist ferner für die Farbenwandlung, dass das Antho-
kyan in chlorophyllreichen Zellen oder in der Nachbarschaft solcher
sich befindet; nur unter dieser Bedingung tritt die Verfärbung ein;
in chlorophylllosen Theilen, Haaren, Gefässbündeln bleibt sie aus.
Die Rolle welche das Chlorophyll spielt, ergiebt sich besonders aus
folgendem Versuch: Man setzt ein Blatt von Saxifraga sarmentosa,
sowie ein Stück der stark anthokyanhaltigen Epidermis für sich
heisser Luft aus. Das Blatt wird grün, die Epidermis bleibt roth.
Eine nähere Erklärung für diese W irkung des Chlorophylls steht
noch aus; Verf. meint, dass „gerade in chlorophylireichen Zellen
die Bedingungen für die alkalischen Substanzen, welche den Far ben-
wechsel des Anthokyans bedingen, besonders günstige sem müssen“
Täimiche (Frankfurt a. M.).
Gregory, Emily L. Development of corkwings on cer-
tain trees. (Botanical Gazette. 1888. No. 10—12. Tfl. XXII
XXV.)
Verfasserin berichtet, nach einer kurzen Würdigung der wich-
tigsten Litteratur über den Kork, über ihre Untersuchungen, be-
treffend die Entwickelungsgeschichte der Korkflügel einiger Bäume.
Quercus microcarpa Michx. Die jungen Zweige sind, entsprechend den stark
entwickelten Blattspuren, fünfkantig, und ganz mit Periderm umgeben, welches
in der subepidermalen Schicht seinen Ursprung nimmt und zahlreiche Lenticellen
enthält. Ueber den Kanten reisst die Epidermis ein, und das Phellogen beginnt
hier eine grössere Thätigkeit, die erst später auf den ganzen Umfang übergeht.
Dadurch entsteht ein hochzelliges Phelloid, welches die 5 Bruchstücke der Epi-
dermis und der darunter liegenden ersten Korkschicht emporhebt und durch
stärkeres Wachsthum an den Rissstellen, wo es selbst weiter einreisst, rinnen-
förmig krümmt. Im Herbst entsteht am ganzen Umfang eiu Mantel aus echtem,
niedrigzelligem Kork. Dieser wird im kommenden Sommer an den Kanten ge-
sprengt und die fünf Theile durch neues Phelloid emporgehoben, worauf wieder
ein geschlossener Korkcylinder die Jahresvegetation abschliesst. Durch die
Wiederholung dieses Vorganges entstehen an den jüngeren Zweigen zwischen
den w'sprünglichen Kanten fünf Korkflügel, die sich aus abwechselnden höheren
Schichten von Phelloid und niedrigeren von echtem Kork zusammensetzen. Bei
Acer campestre L. und Monspesulanum L. geht die Bildung von 6 Korkflügeln
in den ersten Jahren in ziemlich ähnlicher Weise vor sich, später findet durch
Einschaltung neuer Flügel ein Uebergang zu gewöhnlichem rissigem Periderm
statt.
Liquidambar styraciflua L. An den Zweigen stehen die Flügel nur an der
Oberseite, mit einander längs verlaufende Mulden bildend. Das Phellogen ent-
568 Pbysiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
steht ziemlich früh im Jahre als zweite Schicht unter der Epidermis und ent-
wickelt zahlreiche lıenticellen. Von einer Reihe hinter einander liegender Lenti-
cellen geht die Bildung von zwei Korkflügeln aus, indem das Gewebe in ihrer
Umgebung zu wuchern beginnt, wobei der in den Lenticellen bereits vorhaudene
Längsspalt die beiden Flügel trennt; auch nach aussen werden die letzteren
durch einen kleinen Riss vom Periderm getrennt. Von diesem, wie es scheint,
normalen Falle kommen indess viele Abweichungen vor, intlem oft eine grössere
Zahl von Flügeln gebildet wird. Die Flügel erreichen eine Höhe von 3 cm;
die Zahl der Korkschichten in denselben stimmt genau mit der der Jahresringe
überein und kann zur Altersbestimmung dienen. Aeltere Zweige und Stämme
sind meist glatter, die Flügelbildung geht zurück.
Evonymus. Korkflügel fanden sich nur an fünf von 13 untersuchten Formen:
E. alatus, Europaeus und dessen Varietäten variegata, ovata, purpurea. Bei E.
Europaeus liegt an den 4 Kanten des Stengels je ein Bastbündel (Ausnahme
var. ovata), an dessen innerem Umfange sich das Phellogen bildet. Die an den
Kanten entstehenden Flügel heben also den Baststrang ab. Dei E. alatus bilden
sich die Flügel nicht an den Ecken, sondern zwischen densılben und zwar unter
Spaltöffnungen; man sieht zuerst eine Reihe von braunen Flecken, die leicht
mit Lenticellen verwechselt werden können. Die Epidermis, durch welche das
grüne Assimilationsgewebe hindurchschimmert, hält sich lange zwischen den
Korkfliigeln, bei alatus bis zum 3. Jahre, alsdann entstehen an ihrer Stelle meist
kleine Flügel.
Da Verf. die Lenticellen so oft erwähnt und bei Liguidambar und E. alatus
sogar eine Entstehung der Korkflügel unter Lenticellen bezw. Spaltöffnungen
nachweist, so ist es auffällig, dass sie nichts über die Durchlüftung sagt. Finden
sich an der mit Flügeln versehenen Rinde noch Lenticellen (oder Spaltöffaungen),
oder übernimmt vielleicht das Phelloid die Funktionen der Durchlüftung? Im
Phelloid der Korkflügel von Evonymus hat Ref. radial verlaufende Intercellu-
laren gesehen, während die Korkschichten lückenlos zu sein scheinen.
Klebahn (Bremen).
Strübing, 0., Die Vertheilung der Spaltöffnungen bei
den Coniferen. (Inaug.-Diss.) 8° 76 pp. Königsberg (W.
Koch’s Verlag) 1888.
Verf. hat es unternommen, „das über die Vertheilung der
Spaltöffnungen bei den Coniferen Bekannte zu sammeln, Falsches
zu berichtigen und das noch Fehlende durch neue Untersuchungen
zu ergänzen.“ So bringt die Arbeit eine grosse Anzahl von ein-
zelnen Beobachtungen, leider ohne dieselben durch Zusammen-
fassungen oder Angaben über Beziehung zur Lebensweise oder
Systematik zu verwerthen. Was letzteren Punkt betrifft, so finden
wir darüber nur bei Juniperus angegeben, dass die systematische
Botanik die Arten nach der Vertheilung der Spaltöffnungen
gruppiren könnte. Von Abies und Pinus wird auch eine Ein-
theilung nach den Spaltöffnungen angeführt, aber ohne Berück-
sichtigung des sonst gebräuchlichen Systems. In der Einleitung
wird meist nur Bekanntes angeführt; bemerkt sei, dass Verf. die
Blattpolster, welche bei vielen Coniferen vorkommen, als besonders
charakteristisch für die Lage der Spaltöffnungen bezeichnet. Da
Verf. 152 Arten aus 30 Gattungen untersucht hat und ziemlich
genaue Angaben über Bau und Vertheilung der Spaltöffnungen
bei ihnen macht, so bietet die Arbeit wenigstens Material genug
für Diejenigen, welche Veranlassung haben, sich mit diesem Gegen-
stand zu beschäftigen.
Möbius (Heidelberg).
Systematik und Pflanzengeographie.
969
Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen
des Kaukasus.
riale des naturalistes de Moscou.
[Französisch.]
(Fortsetzung.)
[Fortsetzung.] (Bulletin de la Soeiete Impe-
1887.
No. 4. p. 929-1003.)
Aus dieser Aufzählung der Arten geht hervor, dass die kau-
kasische Flora 98 Arten ARanunculaceen in 17 Gattungen enthält,
welche sich wieder folgendermassen geographisch - statistisch ver-
theilen:
T,
Uebersicht
der Im Orient
Ranuneulaceen- überhaupt
Arten
Ranuneulus 110
Delphinium 57
Thalietrum 14
Anemone 14
Nigella 13
Clematis 10
Adonis 12
Helleborus 10
Aconitum 5
Paeonia 5
III. Rauunculus.
Speziell
im
Kaukasus
ErE
vo oPpaax
II. III.
IE . =
4 Gemeinsame Gemeinsame
Endemische | Arten des Kau- | Arten des Kau-
Arten des ikasus mit andernf kasus mit dem
Kaukasus. Ländern des Orient und mit
Orients.
R. subtilis R. edulis Boiss.
Trautv. R. Peloponnesia-
R. obesus cus Boiss.
Ledeb. R. eieutarius
R. acutilobus L.
Trautv. R. Huetii Boiss.
R.arachnoideusj R. grandiflorus L.
C.A. Mey. | R. Constantino-
R. Caucasicus | politanusBoiss.
M.B. R. Kotschyi
R. disseetus Boiss.
M. B. R. anemonae-
R. dolosus folius DC.
F. et M.
7 spec. F. et M.
R. lomatocarpus
F. et M.
10 spec.
R.
R. arvensis L.
R. trachycarpus|R. lanuginosusL.
Europa.
R. calthasfolius
Jord.
. Ficaria L.
. bulbosus L.
. orientalis L.
t. chius Boiss.
. Villarsii DC.
. montanus W.,
. Illyrieus L.
ophioglossi-
folius Vill.
muricatus L.
12 spec.
11.
Zahl der Ranuneulaceen,
welche der
Kaukasus gemeinsam hat:
mit dem arktischen Russland 11
Mittelrussland 42
der Krim 30
dem Baikallande 24
Kamtschatka 8
Nordrussland 18
Südrussland
dem Ural 21, mit d. Altai 33
-
52
Daurien 14, mit Östsibirien 8
dem Tschuktschenlande
IV. Gemeinsame
Arten des
Kaukasus mit
dem Orient,
mit Europa u.
mit Sibirien.
u
R.
L
R
R
R.
R
2
. aquatilis L.
. Lingua L.
. sceleratus L.
. repens L.
6 spec.
polyanthemos
3
V.
Gemeinsame
Arten des Kau-
kasus mit dem
Orient, mit Süd-
ost-Russland und
mit Südsibirien.
R. polyrhizus
Steph.
auricomus L. | R. oxysper-
mus M. B.
2 spec.
570 Systematik und Pflanzengeographie.
IV. Uebersicht der Ranunculaceen-Arten des Kaukasus,
gruppirt nach ihrer Verbreitung.
2. 3. 4. = 6. 7. Kau-
> > Kau- Kau- Kau- | kasus,
Kau- Kau- &
kasus, | kasus, | kasus, | Orient,
kasus kasus = - Bu z
a q | Europa Orient | Orient | Europa
u ES: und und und und
Orient. | Europa [Sipirien. [Sibirien. Europa. [Sibirien.
eyasımap
-uU] 5
Clematis | | lg | 2 5 }
Thalietrum | ik | | : |
Adonis | | Ic | | | 3 | 1.
| |
| |
Anemone lc
Myosurus | | | | 1. |
Ceratocephalos | | | | | | je | Ir
Ranuneulus | 6. 122 | | | hl | 8.
Caltha |
Trollins |
Systematik und Pilanzengeograpbie. — Palaeontologie. 571
V. Vertheilung der Ranunculaceen-Arten:
In Cıskaukasien. Auf der Hauptkette. In Transkankasien.
Clematis integrifolia und
recta C, Viticella.
Thalietrum triternatum. T. alpinum. T. simplex.
Adonis parviflora.
Anemone sylvestris. A. alpina.
Ranunculus auricomus. R. acutilobus und arach- | R. obesus, R. Huetiü, R,
noideus. Kotschyi, R. Constantino-
politanus, R. orientalis,
R. grandiflorus, R. cicuta-
rius, R. subtilis, R. Pelo-
ponnesiacus, NR. edulis,
R. chius, R. ophioglossi-
folius, R. trachycarpus, R.
muricatus, R. lomatocar-
pus, R. dolosus.
Trollius Europaeus.
Helleborus guttatus und
Abchasicus.
Garidella Nigellastrum.
Nigella orientalis, sege-
talis und sativa.
Delphinium dasycarpum | D. Caucasicum.
und Consolida.
D. Hohenackeri, D. Persi-
cum, D. Szovitsianum, D.
rugulosum, D, peregrinum.
Paeonia corallina und Witt-
manniana.
Gesammtzahl 8. 4.
(Schluss folgt.)
Weiss, Ch. E, Ueber neue Funde von Sigillarien in der
Wettiner Steinkohlengrube. (Zeitschr. d. deutsch. geol.
Gesellschaft. 1888. p. 565-—570. Mit 4 Textfiguren.)
In der an Sigillarien verhältnissmässig armen Wettiner Stein-
kohlengrube sind in neuerer Zeit wiederholt reichliche Funde von
Exemplaren jener Pflanzengattung gemacht worden. Darunter ist
eine Reihe von besonderem Interesse deswegen, weil sie, von Sigdl-
laria spinulosa beginnend, sich allmählich so fortsetzt, dass sie fast
ohne Lücke in Sig. Brardi endet und so zwei bisher als Haupt-
572 Palaeontologie. — Forstbotanik (Systematik u. Pflanzengeographie.)
abtheilungen der sSigillarien betrachtete Gruppen, nämlich die
Leiodermarien und (ancellaten, verbindet. — Die zu den Leiodermarien
gehörige Sig. spinulosa zeigt keine Spur von Längs- oder Gitter-
furchen, vielmehr eine glattrindige, nur mit feinen Längs- und
Querrunzeln versehene Oberfläche. Die kleinen Stigmarien ähn-
lichen Narben unter den Blattnarben (wahrscheinlich Wurzelnarben,
nach Potonie erst nach dem Umfallen der Stämme entwickelt)
sind kein constantes Merkmal. — Bei gewissen Stücken nähern sich
die Blattnarben, und es stellt sich eine Abgrenzung des jede Blatt-
narbe umgebenden Theiles der Rindenoberfläche durch eine einge-
senkte Grenzlinie ein. Mit der stärkeren Ausbildung derselben
hängt eine sichtlicher werdende Polstererhöhung des Narbenfeldes
zusammen. So lange über und unter der Blattnarbe eine Quer-
furchung noch fehlt, entsprechen die Abdrücke so ziemlich der
Sig. rhomboidea Brongn. (non Zeiller). Bei anderen Exemplaren
wird die Polsterbegrenzung vollständig, und es entsteht ein gitter-
förıniges System von schräg über die Oberfläche verlaufenden
Furchen (Cancellaten). Werden die Polster kleiner, so treten die
erwähnten Quer- und Längsrunzeln zurück und hören in den Polstern
des Germar’schen Originals zu Sig. Brardi ganz auf. — Für
die Formen mit grossen Polstern, welche die Sig. rhomboidea mit
Sig. Brardi verbinden, schlägt Weiss den Namen Sig. Wettinensis
vor. — Das Germar’sche Original zu Sig. Brardi ist noch des-
wegen interessant, weil es erkennen lässt, dass die Gestalt der
Stamm-Blattnarben von denjenigen an den Zweigen sehr verschieden
ist. An letzteren sind die Narben querrhombisch und denen von
Sig. elegans ähnlich.
Sterzel (Chemnitz).
Pereira Cotinho, Antonio Xavier, Curso de silvicultura.
Tem II. Esboco de una Flora holena portugueza. 8°. XXI, 346 p.
Lisboa 1887.
Schon in No. 7 dieses Jahrganges hat Ref. in der Besprechung
der von dem Verf. veröffentlichten Monographie der Eichen Por-
tugals erwähnt, dass derselbe bereits ein Handbuch des Waldbaues
herausgegeben hat, dessen zweiter Theil eine kurzgefasste forstliche
Flora von Portugal enthält. Dieses Buch liegt jetzt dem Ref. vor,
und hält derselbe es für angezeigt, über dasselbe nachträglich noch
einen kurzen Bericht zu erstatten. Wie schon aus dem beschei-
denen Titel „esboco“, d. h. Skizze, hervorgeht, ist das Buch keine
wirkliche Flora, sondern vielmehr eine kurzgefasste Beschreibung
oder Charakteristik der Holzgewächse Portugals, lediglich dazu
bestimmt, den jungen Forstmännern und Allen, die sich dem Studium
der Holzgewächse widmen wollen, deren Bestimmung zu erleichtern.
Diesen Zweck hat der Verf. vollkommen erreicht, indem er der
Charakteristik sowohl der unter den Holzgewächsen Portugals ver-
tretenen 64 Pflanzenfamilien als derjenigen der Gattungen und Arten
die analytische dichotome Methode zu Grunde legte. Der Auf-
zählung der Holzgewächse ist eine kurze Anleitung zum Gebrauch
|
Neue Litteratur. 573
des dichotomischen Schlüssels und der analytischen Tabelle zum
Bestimmen der Familien vorausgeschickt, der Charakteristik der
Holzgewächse das vom Ref. in dem Prodromus Florae Hispanicae
angewendete System zu Grunde gelegt. 44 xylographische Illn-
strationen, welche zwar etwas roh, doch vollkommen zweck-
entsprechend sind, erleichtern das Verständniss der Gattungs- und
Familiendiagnosen. Ein Anhang enthält die Beschreibung einer
in Portugal (auch in Centralspanien) vorkommenden, ziemlich seltenen
Varietät von Pinus Pinea L., welche sich durch mit dünner zer-
brechlicher Schale begabte Samen auszeichnet (pinheiro de pin-
ho&s mollares) und einen verbesserten Schlüssei der portugiesischen
bis jetzt bekannten Weidenarten. Den Schluss des hübsch ans-
gestatteten und handlichen Buches bilden ein Wörterbuch der
botanischen Terminologie, und zwei Register, von denen das erste
die wissenschaftlichen Namen der beschriebenen Familien, Gattungen
„und Arten mit Einschluss der Synonyme von Linne und Brotero,
das zweite die portugiesischen Volksnamen der beschriebenen Arten
enthält.
M. Willkomm (Prag).
Neue Litteratur.
Geschichte der Botanik:
Lanessan, J. L. de, Histoire des sciences. Buffon et Darwin. (Revue seienti-
fique. Tome XXXXIII. 1888. No. 14. p. 425.)
Nomenclatur, Pfianzennamen, Terminologie etc.:
Henry, Chinese names of plants. (Journal of the China Branch of the Royal
Asiatic Society Shanghai. New Series. Vol. XXII. 1888. No. 5.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Seidel, L.E., Das Pflanzenleben in Charakterbildern und abgerundeten Gemälden.
8°. VIII, 399 pp. Langensalza (Schulbuchhandlg. von F. G. L. Gressler) 1889.
IM 3%
Algen:
Rattray, A., Diatomaceous deposit from North Tolsta, Lewis. (Transactions
of the Royal Society of Edinburgh. Vol. XXXIII. 1838. No. 2.)
Pilze:
Barla, J. B., Flore mycologique illustr&ee. Les Champignons des Alpes-Mari-
times, avec l’indication de leurs proprietes utiles ou nuisibles. Fase. I. Genus 1.
Amanita. 4° A 2 col., 20 pp. et 11 pl. Nice (Gilletta) 1889.
Bonardi, E. et &erosa, 6. @&., Nuove ricerche intorno all’ azione di aleune
condizioni fisiche sulla vita dei mieroorganismi. Memoria. (Estratt. dei Memorie
della elasse di scienze fisiche, matematiche e naturali. Ser. IV. Vol. V. 1888.)
4°. 45 pp. Roma 1888.
Duclaux, Observations ä& propos du m&moire de M. Herzen, sur le röle des
mierobes dans certaines fermentations. (Comptes rendus de la Societe de bio-
logie. 1889. No. 9. p. 163—164.)
Jamin, Ph., Vademecum du chasseur de champignons. 8°, 48 pp. Avec 16 color.
planches. Genf (Henri Stapelmohr) 1889, M. 2.—
Lorinser, F. W., Die wichtigsten essbaren, verdächtigen und giftigen Schwämme.
4 Aufl. 8°. 89 pp. mit 12 Tafeln in Farbendruck. Wien (Ed. Hölzel) 1839.
IM!aGr —
Martelli, M., Sur la phosphorescence de l’Agaricus olearius DC. (Revue Myco-
logique. T. XI. 1889. No. 42. p. 97.)
574 Neue Litteratur.
Moyen, J., Les Champignons. Trait& el@mentaire et pratique de mycologie,
suivi de la description des especes utiles, dangereuses, remarquables. Avec
une introduction par Jules de Seynes. 8°. XXXVI, 763 pp. avec 20 chromo-
typographies et 334 vign. Paris (Rothschild) 1889. Kr 12.
Roumeguere, (., Fungi selecti exsiccati: Centurie XLIX. Publie avec le con-
cours de Mlles. Carol. E. Destree, Angele Roumeguere et de M.M, Archan-
geli, Abb& Barbiche, Major Briard, Briosi, J. B. Ellis, F. Fautrey,
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Breton, P. Mac-Owen, N. Martianof, Moller, V. Mouton, 6. Marty, 6.
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Jönsson, B., Jakttagelser öfver fruktens sätt att öppma sig hos Nuphar luteum
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Nene Litteratur. 575
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des sciences exactes et naturelles. Tome XXIII. 1888. No. 1.)
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Bellair, @. Ad., Le Pommier, le Cognassier et le Neflier, leur culture au jar-
din fruitier. Origine, description, culture, multiplication, choix des varietes,
taille, insectes et maladies. 8°. 36 pp. avec fig. Paris (Le Bailly) 1889.
Hoffmann, Lehrbuch der praktischen Pflanzenkunde, 4. Aufl. Lieferung 20/21.
Fol. A 2 Tfl. mit 4 pp. Text. Stuttzart (C. Hoffmann) 1889. M. 0.60.
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Rundschau. Bd. VII. 1889. No. 4. p. 89.)
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Stephany, E., Die Zimmerpflanzen, ihre Behandlung und ihre Pflege. 8°. IV,
66 pp St. Petersburg (Schmitzdorff) 1889. M. 1.—
Trabut, L., Etude sur l’Halpha, Stipa tenacissima. Me&moire ayant obtenu le
premier prix au concours par le gouvernement general de l’Algerie 1888. 8.
91 pp. 22 planches. Alger (Alfr. Jourdan) 1889.
Varia.
Imhoof-Blumer u. Keller, O., Thier- und Pflanzenbilder auf Münzen und
Gemmen des klassischen Alterthums. 4°. X, 168 pp. M. 26 phototyp. Tiln.
Leipzig (Teubner) 1889. 24 M,
576
Personalnachrichten ete. — Anzeige. — Inhalt.
Personalnachriehten.
Dr. P. Uhlitzsch ist an Stelle des nach Java übergesiedelten
Dr. F. Benecke als Botaniker an der Kgl. Sächs. Versuchs-
Station in Möckern angestellt worden.
Ausgeschriebene Preise.
Die Societe de physique et d’histoire naturelle de Geneve hat
für die beste Monographie einer Gattung oder Familie einen Preis
von 500 Franes ausgeschrieben. Die Manuskripte, welche in latei-
nischer, deutscher, französischer oder italienischer Sprache ab-
gefasst sein können, sind bis zum 1. Oktober d. J. an den Präsi-
denten der Gesellschaft einzusenden.
Congresse.
Gelegentlich der diesjährigen Weltausstellung in Paris soll daselbst
ein Congress aller Botaniker in der 2. Hälfte des August veranstaltet
werden, auf dem Vorträge aller Art gehalten, sowie allgemein
wichtige Fragen, z. B. über Herstellung genauer pflanzengeo-
graphischer Karten etc. etc. erledigt werden sollen. Während des
Congresses findet eine Ausstellung von Büchern, Karten etc. statt.
Anmeldungen sind an Herrn P. Maury in Paris, rue de Grenelle
No. 84, bis zum 1. Juni d. J. zu richten.
Botanisir
-Büchsen, -Mappen, -Stöcke, -Spaten.
Loupen, Pflanzenpressen
jeder Art, Gitterpressenm Mk. 3.—, zum Umhängen Mk. 4.50, Spatel-
taschen etc. — Illustrirtes Preisverzeichniss frei. «
Friedr. Ganzenmüller in Nürnberg.
"Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumen-
blatts (Schluss), p. 545.
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tubera-
ceen und Elaphomyceten I. (Schluss), p. 553.
Botanische Gärten und Institute.
Lierau, Das botanische Museum und bot.
Laboratorium für Waarenkunde zu Hamburg,
(Schluss), p. 558.
Nekrolog.
v. Herder, E. R. von Trautvetter. (Forts.), p. 561.
Referate:
Costantin, Les Muce&dinees simples, histoire,
elassification, culture et röle des champignons
inferieurs dans les maladies des vegetaux et
des animaux, p. 563.
Duchartre, Note sur un cas d’abolition du g&o-
tropisme, p. 566.
Gregory, Development of cork wings on certain
trees, p. 567.
Inhal t:
Guinet, Catalogue de Mousses des environs de
Gen&ve, p. 565.
Molisch, Ueber den Farbenwechsel anthocyan-
haltiger Blätter bei rasch eintretendem Tode,
p- 566.
Pereira Coutinho, Curso de silvieultura. T. II.,
p. 572.
Smirnoff, Aufzählung der Arten der Gefäss-
pflanzen des Kaukasus. (Fortsetz.), p. 569.
Strübing, Die Vertheilung der Spaltöffnungen
bei den Coniferen, p. 568.
Weiss, Ueber neue Funde von Sigillarien in
der Wettiner Steinkohlengrube, p. 571.
Neue Litteratur, p. 573.
Personalnachrichten.
Dr. P. Uhlitzsch (Botaniker an der Königl.
Sächs. Versuchsstation in Möckern), p. 576.
Ausgeschriebene Preise p. 576.
Congresse p. 576.
Ausgegeben: 24. April 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
Are = uf
ya sche Centrap, ge
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cuiltar zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
TE RD FE Fe a Ir a
No. 18. Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen kurz nach ihrer
Reife keimen.*)
Von
Dr. Paul Dietel.
Unter den im Gebiete der Rabenhorst’schen Kryptogamen-
flora einheimischen Rostpilzen durfte man, nach unserer bisherigen
Kenntniss dieser Parasiten, diejenigen Arten, welche nur Teleuto-
sporen bilden und bei denen die letzteren noch auf der lebenden
Nährpflanze keimen — so dass also im Laufe eines Jahres mehrere
Teleutosporengenerationen aufeinander folgen können — für eine
wohl abgegrenzte natürliche Gruppe halten ; sie wurden zu den
Sektionen Leptopuceinia bezgl. Lepturomyces und Leptochrysomyxa
zusammengefasst. Bei allen bisher bekannten einheimischen Lepto-
puccinien und dem einzigen Lepturomyces stehen die Sporen auf
einem festen Stiele, dessen Länge in den weitaus meisten Fällen
wenigstens die halbe Länge der Spore erreicht, dieselbe bei der
*) Mitgetheilt aus dem Verein der Naturfr, zu Greiz.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 11
ATS Dietel, Ueber Rostpilze.
Mehrzahl der Arten sogar beträchtlich übertrifft. In Folge dieses
Umstandes treten die betreffenden Arten in derben, stark sawölbien
Polstern auf der Blattfläche und den Stengeltheilen der Pflanze
auf, und nur dann, wenn die Polster eine grössere Ausdehnung
erreichen, erscheinen sie Hach. Die Bildung solcher grösseren Polster
kommt häufig dadurch zu Stande, iss eine Anzahl dieht bei
einander stehender kleinerer Sporenlager bei fortschreitendem Wachs-
thum allmählich mit einander verschmelzen, in anderen Fällen aber,
namentlich an den Stengeln, nimmt auch ein einzelnes Sporenpolster
nach und nach sehr stattliche Dimensionen an. Indessen ist der
Besitz eines derben Stieles und die Eigenschaft, kompakte Lager
zu bilden, nieht den Zeptotformen ausschliesslich eigenthümliech, und
andererseits kommen unter ihnen auch Arten mit sehr hinfälligen
Stielen vor, die demgemäss auf den Blättern stäubende, pulverige
Häufchen oder Flecken bilden. Zu diesen gehört z. B. von den
einheimischen Arten Preeinia Sazxifragae Schlechtd., bei der das
sofortige Keimen der Sporen gleich nach ihrer Reife bisher über-
sehen worden ist, und die daher zur Sektion Mikropuecinia ge-
rechnet wurde.
Ebensowenig aber wie durch morphologische Merkmale ist eine
Lostrennung dieser Arten und ihre gesonderte Aufzählung als ZLepto-
puceinia, Lepturomyces u. s. w. im (regensatz "zu den anderen
Sektionen gerechtfertigt durch biologische Eigenthümliehkeiten.
Denn das Keimen der Teleutosporen bald nach der Reife ist eine
Eigenschaft, die auch bei anderen Arten aus sämmtlichen Sektionen
der Gattung Puceinia, sowie anderer Rostpilzgattungen anzutreffen
ist. In der Sektion Hemipuceinia, deren Arten ausser den Teleuto-
sporen auch Uredo bilden, sind es von den zur Untersuchung ge-
langten Arten die folgenden, deren Teleutosporen auf den lebenden
Blättern der 2 Nährpflanze keimen: Puee. Proserpinacae Farl., auf
Proserpinaca (Halorhagidacee) in Nordamerika vorkomunend, Z’uce.
Cerasi (Bereng) und eme noch unbeschriebene Pueeinia auf Satyrium
carneum vom Cap, von welcher ich durch die Freundlichkeit des
Herrn Dr. ©. Pazschke Material erhielt. Die erstgenannte Art
gleicht in dem äusseren Auftreten ihrer Teleutosporen, wie dies
auch von Farlow (Proceedings of the American Academy of arts
and sciences. Vol. XVII. p. SO) hervorgehoben wird, vollkommen
einer Leptopuceinia vom gewöhnlichen Typus, sie bildet sewölbte,
kompakte Polster. Der Autor bemerkt aber ausdrücklieh, dass
sie nieht zu dieser Sektion gestellt werden könne, da sie eine wohl
ausgebildete Uredoform besitze. In dem von mir untersuchten
Materiale habe ich die letztere nicht finden können, und anderer-
seits wird das Vorkommen der Uredo auf Proserpinaca olme die
Pueeinia von Arthur in semer „Preliminary list of Jowa Uredineae*
angegeben. Es wäre voreilig, diese beiden Thatsachen als einen
begründeten Einwand gegen die Ansicht Farlow s über die
Zusammengehörigkeit der Uredo und der Puceinia ansehen zu
wollen, es war indessen nöthig, dieselben zu erwähnen, um wenigstens
die Möglichkeit einzuräumen, dass es sich hier auch um ein zu-
fälliges gemeinsames Vorkommen einer Uredo mit einer Lepto-
Dietel, Ueber Rostpilze. 979
puceinia handeln könne. Dagegen unterliegt bei den anderen beiden
genannten Arten die Zusammengehörigkeit der beiden Sporen-
formen keinem Zweifel. Für Puceinia Cerasi ist dieselbe allgemein
anerkannt und ganz oftenkundig, so dass über diese Art kein
Wort weiter zu verlieren ist. Auch bei der Puceinia auf Satyrium
ist sie unzweifelhaft, da rings um die Uredolager in Form eines
konzentrischen Kreisringes die Jungen Teleutosporenlager gefunden
wurden. Auch findet man die Uredo, wenngleich nur noch vereinzelt,
in den älteren Teleutosporenlagern. — Aus anderen Gattungen
sind endlich den genannten Arten noch anzuschliessen Phragmidium
Barnardi Plowr. et Wint., auf Aubusblättern in Südaustralien mehr-
fach gefunden, und Lhragmidium albidum (Kühn), gleichfalls auf
Rubus, das bisher aus Deutschland und Nordamerika bekannt ist
‘von Ellis und Holway Coleosporium Rubi benamt).
Von denjenigen Arten, welche Aeeidien und Teleutosporen,
aber keine Uredo bilden, haben sofort keimfähige Teleutosporen
die durchweg heteröceischen Gymmosporangien, sowie die auf
Berberis glauca und B. spinulosa in Südamerika, auf Mahonia
aquifoliumn in Nordamerika beobachtete autöcische Puceinia Berberidis
Mont. Von den Arten endlich, welche ausserdem auch Uredo,
also alle drei Sporenformen besitzen, haben sofort keimfähige
Teleutosporen: Phragmidium obtusum (Strauss) Wint., Hamaspora
longissima (Thüm.) Körn., Chrysomyxa Rhododendri (DC.) de Bary,
Chr. Ledi (Alb. et Schw.) de Bary, ferner Puceinia Plectranthi
Thüm. und Puce. evadens Harkn. Die letztgenannte Art, die auf
Baccharis pilularis (Composite) in Californien vorkommt, ist vielleicht
nur fragweise hier mit zu nennen, da es nicht ganz zweifellos
erscheint, ob dieselbe eine Uredogeneration besitzt, oder nicht.
Nach der Beschreibung von Har kniess (Grevillea IV. p- 7) sollen
glatte Uredosporen in den Teleutosporenlagern vorkommen. Ich
habe dieselben an Originalexemplaren mit noch ziemlich jungen
Sporenlagern nicht finden können, wohl aber kann man die Beob-
achtung machen, dass in Folge einer Verschleimung des Epispors
bei der Keimung die Teleutosporen sehr leicht im ihre beiden
Theilzellen zerfallen und dass die freigewordenen Zellen, namentlich
die oberen, sieh stark abrunden und mehr oder weniger vollständig
kugelig werden. Die isolirten Sporenzellen lassen meist die Oeffnung,
durch welche das Promycel gedrungen ist, nie aber mehrere Keim-
poren erkennen. Endlich ist es auftällig, dass die Uredosporen
als glatt beschrieben werden, da völlig glatte Uredosporen bei
anderen Rostpilzen kaum beobachtet sem dürften. — Ob das auf
Baccharis vorkommende Aeeidium zur Puceinia gehört, wie bisher
angenommen wurde, oder ob diese etwa eine ae ist,
vermag ich nicht zu beurtheilen.
Wie es sich nun auch mit dieser Art verhalten möge, jeden-
falls ist aus der vorstehenden Zusammenstellung ersichtlich, dass,
ebenso wie man diejenigen Rostpilze, welche nur Teleutosporen
bilden, in solche theilt, deren Sporen sofort keimfähig sind und
solche, bei denen die Keimung erst nach der Ueberwinterung auf
den abgestorbenen Blättern eintritt — dass man ebenso jede der
1%
580 Dietel, Ueber Rostpilze.
anderen Sektionen nach demselben Prineip in zwei spalten könnte.
Eine solche Spaltung erscheint aber angesichts der verhältnissmässig
geringen Anzahl von Arten, deren Teleutosporen sofort keimfähig
sind und die nicht zu den Leptoformen gehören, nicht geboten,
eher würde es sich empfehlen, die beiden Sektionen, deren Arten
nur Teleutosporen bilden, also die Mikro- und Leptoformen, zu
einer zu vereinigen und in dieser Sektion könnte man die sofort
keimfähigen Arten von den anderen, unter Beibehaltung der bisher
üblichen Bezeiehnung für die Subsektionen, trennen.
Wir lassen nunmehr eine Aufzählung der übrigen Arten mit
sofort nach der Reife keimfähigen Teleutosporen folgen, soweit
dieselben sich bisher ermitteln liessen. Von solchen Arten, die
nicht den Gattungen Puccinia und Uromyces angehören, sind nur
zu nennen Chrysomysa Abietis (Wallr.) Unger und Hamaspora Ellisii
(Berk.) Körn., erstere auf Picea vulgaris, Abies Canadensis und,
nach de-Toni’s Angabe (Sylloge Ustilaginearum et Uredinearum.
p. 762), auch auf Adies pectinata, letztere auf Cupressus thyoides
in Nordamerika vorkommend. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass
Hamasp. Ellisii Aecidien auf einer anderen Nährpflanze bildet;
bisher sind aber nur die Teleutosporen bekannt.
Die übrigen Arten mögen meist ohne besondere Bemerkung,
nur mit Angabe der Nährpflanzen und ihrer Verbreitung nach dem
natürlichen System ihrer Wirthspflanzen geordnet hier angeschlossen
werden:
Puccinia aurea Wint., auf Monadenia rufescens (Orchidee) am
Kap vorkommend, ist die einzige bisher auf einer Monokotyle be-
kannte Leptopuceinia. Man vergleiche aber auch das, was oben
über die Puccinia auf Satyrium carneum gesagt wurde.
Puceinia ornata Arth. et Holw. auf Rumex Britannica in Nord-
amerika.
Die auf Caryophyllacen vorkommenden Leptopuceinien hat
Winter zu einer Art, Pueccinia Arenariae (Schum.) Wint.
zusammengefasst. Es scheint von den wieder davon getrennten
Arten nur Puceinia Spergulae DC. einigermassen sicher von der
Normart unterscheidbar zu sein. Pucc. Arenariae ist bekannt aus
Sibirien, allen Theilen Europas und Nordamerika.
Puccinia Anemones Virginianae Schw. auf Anemone-Arten und
Atragene alpina. Verbreitungsbezirk wie bei der vorigen Art.
Puceinia Thlaspeos Schubert auf T’hlaspi und Arabis ist bisher,
wie es scheint, nur in Europa gefunden worden. Es erscheint sehr
zweifelhaft, ob Duce. Thlaspidis Vuillem. = Pucc. Vuillemini De-
Toni auf T hlaspi alpestre von dieser Art verschieden ist, zumal
da 7hl. alpestre auch zu den Nährpflanzen von Puce. T hlaspeos gehört.
Verhältnissmässig gross ist die Anzahl der auf Malvaceen
parasitirenden Leptoformen. Nur eine derselben kommt auch in
Deutschland vor, die aus Südamerika nach Europa, Afrika und
Australien eingewanderte Puceinia Malvacearum Mont. In Nord-
amerika wird dieser Pilz vertreten durch /’uceinia Malvastri Peck,
die auf Malvastrum coccineum, M. marrubioides, Althaea rosea,
Malva borealis und Callirkoö dort beobachtet worden ist und die
Löwu.Bokorny, Verhalt.v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 5831
sich von der vorigen Art durch die Gestalt der Sporen, namentlich
die grössere Breite und die Abrundung am Scheitel, durch die geringe
Scheitelverdiekung der derben Sporenmembran, endlich auch durch
die dunklere Färbung der Sporen und Sporenpolster deutlich unter-
scheidet. Gerade auf dieselben Merkmale gründete aber bereits
früher Prof. Körnieke (Hedwigia. 1877. p. 19) die Beschreibung
einer Art, die, von Szovits in Armenien auf Malva Sherardiana
gesammelt, nach ihrer Nährpflanze den Namen Puceinia Sherardiana
Körn. erhielt. Lässt schon die genaue lateinische Diagnose keinen
Zweifel über die Identität mit ce. Malvastri, so tritt dieselbe
noch besonders hervor in der darauffolgenden Gegenüberstellung
mit Pucec. Malvacearum. Es heisst dort u. A.: „Die Farbe der
(ebenfalls schon auf der Nährpflanze keimenden) Sporen ist gesättigt
braun (nieht braungelblich). Ihre Gestalt ist völlig verschieden,
verkehrt eiförmig oder fast birnförmig, abgerundet stumpf mit
überall sehr dieken Sporenhäuten. (Bei Puce. Malvacearum sind
sie viel gestreckter, länglich, nach der Spitze zu allmählich ver-
schmälert.)“ Da die von Körnicke gegebene Beschreibung und
Benennung die ältere ist, so hat also jener Pilz den Namen Puece.
Sherardiana Körn. zu führen.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber das Verhalten von Pflanzenzellen zu stark
verdünnter alkalischer Silberlösung.
Von
O. Loew und Th. Bokorny.
Der Unterschied in dem Verhalten lebender und todter Zellen
gegen molecularen Sauerstoff ist ein so auffallender, dass man
eigentlich schon lange zu dem Schlusse hätte kommen müssen, der
Eiweissstoff des lebenden Protoplasmas besitze eine andere chemische
Constitution, als der des abgestorbenen. Erst im Jahre 1875 gab
Pflüger dieser logischen Schlussfolgerung Ausdruck; einige Jahre
später sprachen sich Detmer und Nencki im selben Sinne aus.
Die Oxydations- und Reductionsvorgänge in der lebenden Zelle,
welche in der abgestorbenen völlig mangeln, lassen auf labile
Atomgruppen im Eiweiss des lebendigen Protoplasmas schliessen,
durch deren Umlagerung in stabilere Gruppen die Inactivität des
abgestorbenen Protoplasmas auf einfachste Weise ihre Erklärung
findet. Nach öfterer Ueberlegung der Frage führte uns schliesslich
eine Hypothese der Eiweissbildung, welche der eine von uns (L.)
aus den wahrscheinlich nahen Beziehungen zwischen Asparagin und
Eiweiss ableitete, der Lösung jenes Problems näher. Wir gingen
zu Experimenten über. Ueber die Gesammtheit der von uns ange-
stellten Versuche haben wir im biologischen Centralblatt Bd. VIII
p- 1 ff eine Uebersicht gegeben, auf die wir hiermit verweisen.
Da aber unsere Arbeit zum Theil unrichtig verstanden und die
Silberreaction vielfach anders aufgefasst worden ist, als wir sie
582 Löw u.Bokorny, Verhalt. v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös.
erklären, sehen wir uns veranlasst, unsern Standpunkt nochmals
darzulegen.
Wir haben bekanntlich 1881 gefunden, dass viele Pflanzen-
objeete aus äusserst verdünnter alkalischer Silberlösung Silber
abscheiden, nach dem Töten durch Säuren, mechanische Eingriffe
etc. aber nicht mehr dazu befähigt sind. Unter voller Berück-
sichtigung aller einschlägigen Factoren haben wir daraus den
Schluss gezogen, dass das Eiweiss des lebenden Protoplasmas
reducirende Atomgruppen (Aldehydgruppen) enthalte, welche sich
beim Absterben des Protoplasmas in nicht redueirende Gruppen
umlagern.
Die publieirten Thatsachen fanden keinen Widerspruch, wohl
aber die daraus gezogenen Schlüsse. So wurde behauptet, W asser-
stoffsuperoxyd sei in den Zellen enthalten und veranlasse die
Reduction. In Erwiderung hierauf hat der eine von uns (B.) nach-
gewiesen, dass dasselbe in den untersuchten Pflanzenobjecten nicht
vorkomme*) und wohl überhaupt in Pflanzenzellen nicht nach-
gewiesen sei.”*) In jüngster Zeit ist Pfeffer***) ebenfalls zu einem
negativen Resultat gekommen.
Pfeffer hat sich vor kurzem dahin ausgesprochen, dass der
in Pflanzen so verbreitete Gerbstoff die Ursache der Reduction
sei, eine Anschauung, welche uns lebhaft in die Zeit vor unserer
ersten diesbezüglichen Publication 1381 zurückversetzte, wo wir
volle 3 Monate darauf verwandten, festzustellen, ob Gerbstoff
zu Täuschungen Anlass geben könne. Zahlreiche Ver-
suche brachten uns schliesslich die Gewissheit, dass dies nicht
der Fall sei, so lange der Gerbstoffgehalt der Objecte kein erheb-
licher ist.
Von den entscheidenden Versuchen erwähnen wir folgende
zwei: Wir liessen Spirogyren in einer Iprocentigen Gerbstofflösung
absterben und behandelten sie nach kurzem Abwaschen mit unserer
Lösung A.f) Obwohl der Gerbstoffgehalt nun viel grösser war als
vorher, bemerkten wir bei ebensolanger Einwirkung der Silber-
lösung A nur eine gleichmässige durchsichtige Bräunung, die nicht
entfernt der intensiven Silberreaction lebender Zellen glich. Ein
zweiter Versuch war folgender: Gerbstoffhaltige Spirogyren wurden
’/s St. in O.lprocentige Citronensäure gelegt, wodurch sie abstarben;;
dann kurze Zeit in 0.1°/o Kali gebracht, gaben sie — nach dem
Abspülen — mit Eisenvitriollösung eine fast ebenso starke Gerb-
stoffreacetion wie vorher, aber keine Spur von Silberab-
scheidung mit Lösung A. Wir hatten nämlich schon damals
beobachtet, dass beim Tödten mit verdünnten Säuren die Exosmose
des Gerbstoffs viel langsamer vor sich geht, als bei andern Tödtungs-
arten und stellten deshalb genannten Versuch an; er entschied zu
Ungunsten des Gerbstoffes.
*) Pringsheim’s Jahrb. Bd. XVII. Heft 2.
**) Ber. d. d. chem. Ges. 1888. p. 1100 und p. 1848.
*%*#) Ber. d. d. bot. Ges. 1889.
+) Alkalische Silberlösung mit */ıoooao Ag. Nos. (Siehe unsere Schrift „die
chemische Kraftquelle“ p. 51.)
Löwu.Bokorny, Verhalt. v. Pfianzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 583
Ferner ist als sehr wichtig hervorzuheben, dass man an gerb-
stoffarmen Spirogyren keine erheblich schwächere Silberabscheidung
bemerkt, wie an gerbstoffreichen, und dass der Gerbstoff während
der Reaktion mit Lösung A zum grossen Theil herausdiffundirt,
so dass letztere mit gerbstoffreichen Algen eine intensiv gelbbraune
Farbe annimmt.
Die Silberreaktion steigt ferner nicht in dem Maasse, als der
Gerbstoffgehalt zunimmt; sonst müssten gerbstoffreiche Objekte am
günstigsten für jene Reaktion sein, was durchaus nieht zutrifft.
Man nehme z. B. einen vorjährigen Trieb von Quercus peduneulata,
schneide ihn etwa 10 em unter der Gipfelknospe ab und bringe
Querschnitte (nicht zu dünn, damit auch unangeschnittene Zellen
zur Beobachtung kommen) einerseits m der Selbstoxydation über-
lassene Eisenvitriollösung von 1:200, andererseits in Silberlösung
A. Nach 10stündiger Pinwirkung (natürlich im Dunkeln) wird
sich zeigen, dass diese Eichenzweige ein mit Lösung A schlecht
reagirendes, aber sehr gerbstoffreiches Objekt sind, und dass beide
Reaktionen durchaus nicht parallel gehen. Die Silber ‚abscheidung
(in Form schwarzen Metalls) tritt nur in den Markstrahlzellen nd
in vereinzelten Zellen der äusseren Gewebeschichten ein‘, während
die gerbstofireichsten Zellen, die des dünnwandigen Bastes, nur
die uns schon lange als Gerbstoffreaktion bekannte diffuse Gelb-
braunfärbung zeigen.
Pfeffer führt zur Widerlegung unserer Ansicht folgendes
Experiment an: Imprägnirt man todte Spirogyren mit Aprozentiger
Gerbstofflösung und überzieht sie mit Leim, so erfahren dieselben
beim Einlesen in Lösung A Schwärzung. Diese imprägnirten
Spirogyren "enthalten. in ihrer Trockensubstanz etwa 40 °/, Gerb-
stoff! — einen Wassergehalt der Algen von 90 °/, se,
Sclche enorm gerbstoffreiche Algen würden wir, wenn sie über-
haupt angetroffen würden, nie für die Silberreaktion empfohlen haben,
haben wir doch len Zygnema ‚verworfen, weil sie eben wegen
ihres sehr hohen Gerbstoffgehaltes dem minder Geübten zu
Täusehungen Anlass geben kann. Wir sagten*): Doch sind diese
Algen (Zygnema eruciatum hauptsächlich) für Studien über den
Unterschied zwischen lebendem und todtem Protoplasma nicht
sehr günstig, weil sie grössere Mengen Gerbstoff enthalten und
dieser starke Bräunung herbeiführt, **)
Eine grössere Anzahl von Versuchen hat der eine von uns
(L.) angestellt, um die Differenz der Silbermengen zu bestimmen,
welche in Spirogyren abgeschieden werden, die man lebend und
*) Die chem. Kraftquelle. p. 55.
**) Pfeffer füllte ferner eine 3—4 prozentige Gerbstofflösung in mit Leim
verschlossene Capillaren und brachte diese in Lösung A. Aus der eintretenden
Schwärzung schloss er, dass auch unsere Reaktion lediglich auf Gerbstoft zurück-
zuführen sei. Hier sind ebenfalls in der hohen Concentration der Gerbstofi-
lösung und dem Leimverschluss abnorme Verhältnisse gegeben. Uebrigens fanden
wir bei Wiederholung dieses Versuchs lediglich die wohlbekannte Bräunung
gerbstoffreicher Objekte vor; selbstverständlich haben wir das Licht während
der Reaktionszeit ausgeschlossen.
584 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
todt mit dem Reagens behandelt. Bei einem Versuche mit lebenden
Algen wurden — auf 100 Theile aschenfreie Trockensubstanz be-
rechnet — 56 Theile Silber erhalten, während die durch kurzes
Verweilen in 1prozentiger Schwefelsäure getödteten Algen nachher
nur 9,5 Theile Silber lieferten. Dieser vergleichende Versuch
wurde mit einer lpro mille alkalischen Silberlösung gemacht,
statt mit der so hoch verdünnten Lösung A; der Unterschied (bei
gut ernährten Algen) würde sicherlich mit letzterer noch weit
grösser geworden sein.
Auch hat der eine von uns versucht, das Produkt der Oxy-
dation zu gewinnen. Wenn auch aus einer einzigen Analyse eines
amorphen Körpers nicht allzuviel geschlossen werden darf, so er-
gab sich immerhin ein sehr bedeutender Unterschied in der Zu-
sammensetzung der Eiweissstoffe vor und nach der Silberreaktion.
Sauerstoff war ohne Zweifel vom Eiweiss aufgenommen worden,
letzterer hatte also Silber redueirt.*) Weitere Studien über das
Produkt sind beabsichtigt.
(Schluss folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botaniska Sällskapet in Stockhoim.
Sitzung am 16. November 1887.
1. Herr J. A. Leffler gab eine
Uebersischt der bemerkenswertheren Rosaformen
der Skandinavischen Halbinsel.“*)
2. Fräulein M. Lewin sprach
Ueber spanische Süsswasser-Algen.***)
Einige spanische Süsswasseralgen wurden ım Jahre 1833 von
Herrn Dr. N. Hj. Nilsson (Docent in Lund) eingesammelt und
sind aus der botanischen Abtheilung des Reichsmuseums in Stock-
holm durch den Herrn Prof. V. B. Wittrock zu meiner Ver-
fügung gestellt worden. Die Algen stammen aus dem südlichen
und südöstlichen Spanien.
Von Phycochromophyceen fanden sich 10 Arten (eine neue),
die auf 9 Gattungen vertheilt waren. Dazu kommt eine noch
nicht bestimmte Nostochace. Den (hlorophyllophyceen gehörten
40 Spezies (4 neue) aus 13 Gattungen an, nämlich 1 Palmellacee,
18 Conjugaten (11 Desmidieen), 10 Confervaceen (7 Cladophoreen),
2 Vaucheriaceen und 9 Oedogoniaceen. Die ganze Sammlung ent-
*), Pflügers Arch. Bd. XXX. p. 357.
**) Eine Beschreibung sämmtlicher skandinavischen Rosaformen wird der
Vortr. in der bald erscheinenden neuen Auflage (12.) von Hartmans Skandi-
navischer Flora geben.
**%*) Die ausführliche Abhandlung erscheint in Bih. till K. Sv. Vet. Akad.
Handl. Bd. 14. Afd. III. No. 1. Mit 3 Tafeln. i
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 585
hielt also 50 Spezies (5 neue), auf 22 Gattungen vertheilt ; unter
den 50 Spezies fanden sich 9 neue Varietäten und Formen.
Die neue Phycochromophycee gehört der Gattung Oncobyrsa
Ag. an. Ich nenne sie O. Hispanica. Sie kam auf Vaucheria
pachyderma Walz. und V. sessilis (Vauch.) DC. in kleinen Kolonien
von etwas abgerundeten Zellen vor, die in zwei Schichten geordnet
und von einer Schleimhülle umgeben waren. Die Entwicklungs-
geschichte war folgende:
Die Pflanze besteht in ihrem jüngsten Stadium aus einer kleinen
abgerundeten Zelle, welehe sich durch eine vertikale Querwand in
zwei, und diese durch Wände, die gegen die erste rechtwinkelig sind
und in derselben Ebene wie diese stehen, weiter in vier theilen. Dann
tritt eine Theilung durch horizontal gestellte Wände ein, oder es
findet eine solche Theilung erst dann statt, wenn acht Zellen in
einer Ebene angelegt sind. Nachher können noch mehrere Wände
in der Vertikalebene entstehen.
Neu ist unter den Desmidieen Cosmarium Nilsonii, das zwischen
C. polymorphum Nordst. und (©. pseudonitidulum Nordst. steht. Von
C. laeve Rob. fand ich eine neue Varietät, welche durch grössere
Breite und abgerundete Ecken von der Hauptform abweicht. Auch
fanden sich zwei Formen von (. punctulatum Breb., eine Varietät
ellipticum von Staurastrum punctulatum Not., welche die zwei Hälften,
von der Seite gesehen, mehr abgerundet als gewöhnlich zeigte, und
endlich eine Form von Closterium Leibleinii Ke. ., die weniger breit
als die Hauptform war.
Die Gattung Cladophora war in der Sammlung reich vertreten.
Die Repräsentanten stammten aus 13 verschiedenen Fundorten.
Unter ihnen war C!. fracta (Vahl.) Kg. subspec. leptoderma (nov.
subsp.) durch die äusserst dünnen Wände ausgezeichnet, so auch
eine neue Form von (Cl. cristata Kg. In mehreren Hinsichten
eigenthümlich zeigte sich Cl. fracta (Vahl.) Kg. Die Zellen zeigen
eine grosse Neigung, sich von einander zu trennen. Sekundäre
Querwände kommen allgemein vor, nieht nur in den Zweigen,
deren Zellen sich von einander getrennt haben, sondern auch in
denjenigen, wo eine solche Trennung nicht beobachtet wird. Auch
die Zweigspitzen sehen eigenthümlich aus, indem sie schief sind,
als wenn die Scheitelzelle weggefallen sei und ein Seitenzweig aus
der unterliegenden Zelle hervorschiesse.
Von Oedogonieen fand ich in derselben Flasche 6 verschiedene
Arten. Im Ganzen wurden 7 Oedogonieen beobachtet. Unter den-
selben waren 2 monoeeisch, von denen eine neue Species, Oe. Hi-
spanicum, dem Oe. Ahlstrandii Wittr. nahe verwandt ist, von der-
selben aber dadurch abweicht, dass das Oogonium und die Oospore
eirund sind und dass letztere nicht immer jenes erfüllt. Die andere
monoeeische Form ist eine neue Varletät von Oe, urbicum W ittr.,
welche von der Hauptform dadurch abweicht, dass das Oogonium ei-
förmig ist und die Spermatozoiden zu 1—4 zusammen sitzen.
Unter den dioeeischen ist eine dem Oe. Pisanum Wittr. verwandte
neue Species, die dadurch abweicht, dass die Oospore gar nicht
das Oogonium erfüllt, und dass die Art in allen ihren Theilen
586 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
klemer, als jene ist. Eine neue Varietät variabilis von Oe. stagnale
Kg. besitzt ein bedeutend mehr angeschwollenes Oogonium, als die
Hauptform, welches durch die Oospore nicht gefüllt wird. Die
männlichen Pflanzen variiren beträchtlich in ihrer Länge und Dicke
sowie in der Zahl der Spermogonien. Eine Varietät von Oe. cal-
careum Clev. zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Oospore
das Oogonium nicht erfüllt.
3. Herr V. B. Wittrock lieferte eine zweite Mittheilung
Ueber schwedische Tannen- und Fichten-Formen [I.
Sitzung am 21. März 1838.
1. Herr N. Wille referivte eine Abhandlung von Fräulein
S. Andersson:
Ueber dieEntwickelung der primären Gefässbündel-
stränge der Monokotylen‘*)
Es sind Andeutungen über die Verwandtschaft zwischen den
Mono- und Dikotylen ausgesprochen und ist dabei von Baillon
besonders die Aehnlichkeit der Alismaceen mit den Ranunculaceen
im Bau der Blüten hervorgehoben worden. Im Bau der Vasal-
stränge hat man jedoch eine scharfe Verschiedenheit gefunden, in-
dem diese bei den Dikotylen offen sind und durch ein Kambium
zuwachsen, während dieselben bei den Monokotylen geschlossen,
ohne Kambium, sind und desshalb sich direkt aus den Procambium-
zellen entwickeln müssen.
Um in diesen Gegenstand näheren Einblick zu bekommen,
wurden emige Typen verschiedener Monokotylen-Familien unter-
sucht, und dabei die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die jungen
Stadien gerichtet, wo die ursprüngliche Anordnung der Elemente
nicht durch spätere Verschiebungen, z. B. durch die Ausdehnung
der Gefässe, verrückt ist.
Den Dikotylen am nächsten stehen offenbar die Ziliaceen und
besonders Zilium, denn hier findet man eine deutliche Grenze
zwischen Xylem und Phloöm. Die Grenze wird in jüngeren Stadien
von einem deutlichen Theilungsmeristem gebildet, das sich durch
tangentiale Wände theilt und zum Wachsen des jungen Vasal-
stranges beiträgt. Doch scheint nur das Phloöm auf diese Weise
sekundär zu wachsen, während das Xylem aus den protocambialen
Zellen direkt hervorgeht. Wenn man einen solchen jungen Vasal-
strang einer Lilium- Art mit dem gleichen von Ranuneulus repens
vergleicht, wird man über die grosse Aehnlichkeit erstaunt sein.
Es ist fast unmöglich, zwischen beiden eine Verschiedenheit zu
finden. Russow hat bereits der Hemerocallis flava eine Kambium-
zone zugeschrieben. Bei den übrigen zur Gruppe der Zilüaorae
gehörigen Familien zeigt sich eine Reduktion der Kambiumzone
der Vasalstränge. Bei’ den Convallariaceen stehen offenbar die
primären Vasalstränge von Draeaena am höchsten, da hier in
*) Die ausführliche Abhandlung ist in „Bihang till K. Sv. Vet.-Akad. Handl,
Bd. 13. Afd. III. No. 12. Stockholm. 1888* erschienen.
v. Herder, E. R. von Trautvetter. 587
jüngeren Stadien ein deutliches Kambium auftritt, das jedoch mit
dem Alter undeutlich wird. Bei den Convallaria- Arten ist diese
Zone etwas weniger hervortretend. Von Bromeliaceen ist nur
Acanthostachys strobilacea untersucht worden. Ihre Vasalstränge
zeigen in jüngeren Stadien eine deutliche Kambiumzone, die Pflanze
erinnert aber in den älteren sehr stark an Juncus. In der Fa-
milie der Colchicaceae tindet man grosse Schwankungen, denn bei
Vvularia grandiflora ist ein deutlich ausgeprägtes Kambium vor-
handen, das an die Ziliaceen erinnert, während bei Narthecium
ossifragum, einer typischen Sumpfpflanze, kein hervortretendes
Kambium zu finden ist, höchstens einige Theilungen, die daran
erinnern können.
«Fortsetzung folgt.)
Nekrolog.
FH. R. von Trautvetter.
Eine biographische Skizze
von
G. von Herder.
(Fortsetzung.)
Werfen wir jetzt einen Blick auf dıe wissenschaftliche Thätig-
keit Trautvetter’s in den ersten 25 Jahren, so finden wir,
abgesehen von den Monographien über die Weiden, Echinops und
Penstemon, zwei Arbeiten, welche ihn damals beschäftigten und an
welchen er bis zu seinem Lebensende fortarbeitete: nämlich die
Geschichte der Botanik in Bezug auf Russland und hauptsächlich
die pflanzengeographischen Verhältnisse Russlands und die Er-
forschung der russischen Flora.
es den von T. im Jahre 1837 herausgegebenen „Grundriss
einer Geschichte der Botanik in Bezug auf Russland“ betrifft, so
ist &, wie ja auch der Titel schon besagt, nur ein „Grundriss“
gewesen — und leider auch geblieben; denn T. beabsichtigte,
eigentlich eine „Bibliotheca botanica in Bezug auf Russland“ heraus-
zugeben, d.h. "eine Darstellung alles dessen, was auf die botanische
Litteratur und auf die Botaniker Russlands Bezug hat, auszuarbeiten.
‚Daher liess er es sich angelegen sein, ein Verzeichniss der in oder
über Russland verfassten Schriften botanischen Inhalts anzufertigen.
Zugleich aber sah er sich die Reiseberichte russischer Botaniker,
oder fremder Botaniker, welche in Russland reisten, sorgfältig durch;
ferner sammelte er alles, was ihm an Nachrichten über das Leben
russischer Botaniker hier und da aufstiess, und endlich benutzte er
auch treulich Alles, was er im Laufe der Zeit über diese Gegen-
stände dureh mündliche oder briefliche Mittheilung in Erfahrung
gebracht hat. So entstand allmählich ein Werk, das vielleicht
geschickt sein dürfte, den Anfänger ohne grossen Zeitverlust, ohne
reiche Bibliothek und ohne andere Bilsmittel einheimisch zu machen
in der Geschichte der Botanik, soweit sie zu Russland in besonderer
588 v. Herder, E. R. von Trautvetter.
Beziehung steht — das vielleicht selbst dem älteren Botaniker zum
Nachschlagen dienlich sein dürfte. Dieses aber in seiner Ausführlich-
keit dem botanischen Publikum vorzulegen, wage er noch nicht;
vielmehr halte er es für erspriesslicher, einstweilen nur in möglichster
Kürze darüber zu berichten, was er zusammengebracht habe. Er
hoffe nämlich, dass Männer von mehr Erfahrung diese flüchtige
Skizze einer Durchsicht würdigen und ihn auf die Lücken derselben
aufmerksam machen werden. „Erst dann, wenn er sicher
sei, nichts Wesentliches übergangen zu haben,
glaube er die umfassendere Arbeit bekannt machen
zu dürfen.“ So lautete Trautvetter’s Plan in der Vorrede
zu dem „Grundriss“. Leider hat er den Plan nur z. Th. in seinen
Fontes florae rossicae zur Ausführung gebracht, während der 2.
(biographische) Theil zwar vollendet, aber nie veröffentlicht wurde
und in Gestalt eines mässigen Folianten auf einer Etagere neben
seinem Schreibtische lag. Gern war er bei Anfragen bereit, aus
diesem Buche Mittheilungen zu machen, konnte sich aber nicht
entschliessen, sein, wie er es nannte, „unvollständiges* Werk heraus-
zugeben.
Im Anfange der dreissiger Jahre begann die Idee der Schaffung
einer Flora rossica weitere botanische Kreise in Russland zu erfassen.
Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg hatte
die Sache in die Hand genommen und erliess das erste Rundschreiben
im Jahre 1832, welchem im Jahre 1834 ein zweites folgte, in
welchem bereits 63 bekannte Botaniker an der zu schaffenden
Flora rossica, z. Th. mit Angabe der Familien, deren Monographie
zu schreiben sie übernommen hatten, genannt waren. Unter diesen
63 Mitarbeitern finden wir auch Trautvetter’s Namen, damals
‘noch Adjunkt-Professor in Dorpat. Die Familien, deren Bearbeitung
er übernommen, waren die der Pineaceae, Corylaceae und Salica-
ceae. Als Muster der Bearbeitung einer Familie war in dem
Cireulare der Akademie die Monographie der Zygophylleae von
Fischer aufgestellt worden. Doch zerschlug sich das geplante
Unternehmen, so dass Ledebour, als er Ada grosse Unternehmen
Ende der 40er Jahre allem unternahm, nur geringe Beihilfe fand
und namentlich auf die werkthätige Hilfe des Mannes verzichten
musste, der ihm durch sein an russischen Pflanzen so reiches Her-
barium so viel hätte sein können; wir meinen den Monographen
der Zygophylleeen.
Trautvetter erhielt in Kiew neben seinen, wie wir oben
gesehen haben, nur allzuvielen amtlichen Geschäften ein sehr werth-
volles Material zur Bearbeitung: die botanische Ausbeutung der
sibirischen Reise Middendortf’s, die ihn Ausgangs der 40er
Jahre beschäftigte, die jedoch erst später nach und nach im Drucke
erschien. Fast gleichzeitig finden wir ihn beschäftigt mit der
„Erläuterung“ der pflanzengeographischen Verhältnisse des euro-
päischen Russlands im Allgemeinen und des Kiew’schen Lehrbezirkes
insbesondere. Bei dieser Arbeit, welehe kolossale Vorarbeiten er-
forderte, und die T. mit einem Gebäude vergleicht, welches er aus
fremden Materialien zu errichten bestrebt war, hielt es T. für seine
v. Herder, E. R. v. Trautvetter. 589
Pflicht, seine Quellen überall anzugeben, um so mehr, als haupt-
sächlich die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der einzelnen von
ihm benutzten, z. Th. noch wenig gekannten Beobachtungen den
Werth der von ihm aus denselben gezogenen allgemeineren Resultate
bestimmt. Nachdem T. in der Einleitung die verschiedenen klima-
tischen Eintheilungen des europäischen Russlands von Georgi,
v. d. Brineken, Ledebour, Cancrin, Meyendorff,
Blasius, Arssenjew, Nadeshdin, Keyserling der Reihe
nach bespricht, gelangt er zu dem Schlusse, dass uns die Pflanzen
die in der Natur am bequemsten aufzufindenden Kennzeichen zur
Begrenzung der Gebiete geben. Indem T. der Ansicht ist, dass
die Kultur die Pflanzen in ein künstliches Verhältniss versetze,
hält er es für unzweckmässig, bei einer naturgemässen Eintheilung
des europäischen Russlands die Verbreitung der Kulturgewächse
vorzugsweise zu berücksichtigen, sondern glaubt, der Pflanzen-
geograph müsse hauptsächlich auf die wildwachsenden Pflanzen sein
Augenmerk richten und unter diesen vorzugsweise wieder auf die-
jenigen, welche mehr in die Augen fallen, wie die Baumarten,
welche auch hinsichtlich ihrer Verbreitung in Russland mehr be-
kannt sind, als alle übrigen. ° Dazu kommt noch, dass im europäischen
Russland die Nadelhölzer fast in allen Gebieten auftreten, in denen
es eine Waldvegetation giebt, und dass diese Nadelhölzer hier zahl-
reichen Arten angehören, welche nicht alle bei einander sich finden,
sondern nach gewissen Gesetzen einander ablösen. T. sieht hierin
einen besonderen Fingerzeig, bei Bestimmung von pflanzen-
geographischen Gebieten im europäischen Russland vor Allem auf
die Verbreitung der verschiedenen Nadelhölzer zu achten, und
gelangt damit zu folgender Eintheilung: I. Nordrussland oder
das Gebiet der Tundra, Il. Westrussland oder das Gebiet der
europäischen Tanne, III. Ostrussland oder das Gebiet der
sibirischen Nadelhölzer und IV. Südrussland oder das Gebiet
der Laubhölzer.
I. In Nordrussland unterscheidet T., Ruprecht folgend,
wieder drei speciellere Vegetationsbezirke: 1. Den Bezirk des
Nordmeeres, 2. den Bezirk der Alpenweiden (arktische
Zone) und 3. den Bezirk der Zwergbirke (alpine Zone),
in welchem ihre Nordgrenze erreichen: Ribes nigrum, Calluna vul-
garis, Sedum palustre, Betula nana und Juniperus communis var.
nana.
II. In Westrussland unterscheidet T.: a) den Bezirk der
Weissbirken, an deren Bildung aus der Familie der Abietineae
nur die europäischen Formen der Pinus sylvestris und Picea vul-
garis Antheil nehmen, während die Eichen fehlen, die Weissbirken,
die Zitterpappel und die Eberesche aber durch den ganzen Bezirk
und namentlich bis an das Eismeer reichen, wo sie die Vegetation
schliessen; b) den Bezirk der Ostsee; ce) den Bezirk
der Eiehen, in welehem sich ausser Pinus sylvestris, Picea vul-
garis, der Weissbirke, der Zitterpappel und der Eberesche noch
der Faulbaum, der wilde Apfelbaum, die Eiche, die Linde, die
Esche und die Ulme finden; d)den Bezirk der gemeinen
590 Aigen.
Hainbuche, welcher nur die gewöhnlichen Nadelhölzer Russ-
lands Pinus sylvestris und Pricea il garis besitzt, von Laubhölzern
aber die gemeine Hainbuche, während die Buche noch fehlt;
e)den Bezirk der Buche, in welchem neben Pinus sylvestris
und Picea vulgaris auch die Buche auftritt.
III. In Ostrussland oder in dem Gebiete der sibirischen
Nadelhölzer unterscheidet T. drei engere Pflanzenbezirke: 1. den
Bezirk des weissen Meeres, 2. den Bezirk der sibirischen Tanne
und 3. den Bezirk der sibirischen Edeltanne.
(Fortsetzung folgt.)
Referate.
Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der
Tilopterideen. (Botanische Zeitung. Jahrg. 47. 1889. Nr. T—2.)
Verfasser giebt
I. eine historische Einleitung über die bislıer bekannten
Tilopterideen, nämlich Tilopteris Mertensü Ktz., Haplospora globoss
Kj., Scaphospora speciosa Kj., Se. arctica Kj. und Eetocarpus
geminatus Menigh., eine „vermuthlich zu den Zilopterideen zu stellende
Pflanze“. Sodann bespricht derselbe
U. VorkommenundgeographischeVerbreitungder
Tilopterideen. „Abgesehen von der noch näher zu untersuchenden
Tilopteridee des Mittelmeers, dem Eetocarpus geminatus Menigh., sind
die übrigen 4 bis jetzt beschriebenen Arten nur von den Nord- und
Westküsten Europas bekannt geworden.‘ Daraus aber ist ersichtlich,
dass diese Pflanzen von den Botanikern an vielen Punkten der
europäischen Küste nur übersehen worden sind. Denn Verf. hat
bei seinen Untersuchungen über die Flora der westlichen Ostsee
im Frühjahr 1888 Haplospora globosa und Scaphospora specios«
längs der ganzen Schleswig-Holsteinschen Ostküste von Aarösund
bis Fehmarn verbreitet gefunden. Hapl. allein ferner zwischen
Fehmarn und Travemünde sowie nördlich von Warnemünde. Freilich
sind die Pflänzchen schwierig zu erlangen, weil sie sich nur auf
Kiesbänken in einer Tiefe von 12—20 m finden. Haplospora ist
der Masse nach vorherrschend. Scaphospora wurde immer nur
vereinzelt zwischen derselben gefunden, fehlte aber an keinem Stand-
orte von Haplospora, wo genauer danach gesucht wurde. Ein
weiteres Vorkommen von Zilopterideen ist sodann neuerdings bei
Helgoland konstatirt, wo Major Reinbold nicht bloss Haplospora,
sondern auch Zilopteris Mertensii im Juni 1338 gefunden hat. Hiernach
glaubt Verfasser annehmen zu dürfen, „dass das Verbreitungsgebiet
der Zilopterideen wohl die ganzen nördlichen und westlichen Küsten
Europas umfasst, wenn auch 7Xlopteris selbst nicht soweit nach
Norden vorzudringen scheint, wie die beiden anderen Grattungen.
In der ganzen Ostsee wird Tilopteris vermisst, in der salzärmeren
Alsen. BYBI
östlichen Ostsee dürften auch Haplospora und Scaphospora kaum
vorhanden sein; doch sind diese beiden Gattungen an den Küsten
Englands und Nord-Frankreichs nur übersehen.“
II. Haplospora globosa Kjellm. Von des Autors Be-
obachtungen über diese Tilopteridee möge Folgendes hervorgehoben
werden: Die Stämmchen haften mit Wurzelhaaren am Substrat,
und zwar kann der basale Theil von dreierlei Form sein: entweder
ist das Haftorgan ein kleines, vielzelliges Knöllchen oder ein
wurzelähnliches System gegliederter Wurzelhaare oder endlich eine
Art von pseudoparenchymatischer Haftscheibe. Struktur, Dicke und
Festigkeit des Stämmchens entsprechen im unteren Theile einer
Sphacelaria, in den Verzweigungen einem Eetocarpus. Die Fort-
pflanzungsorgane, die der Autor als Sporangien bezeichnet, gehen
zumeist aus den Endzellen ganz kurzer Seitenäste hervor. Am
Sporangialast ist der aus (1—5) vegetativen Zellen bestehende Stiel
und das Sporangium, die Terminalzelle des Stiels, zu unterscheiden.
Es kommen aber auch ungestielte Sporangien vor. „Von besonderer
Wichtigkeit ist aber, dass die Reduction des Sporangialastes noch
viel weiter gehen kann, dass seine Bildung ganz zu unterbleiben
vermag und das Sporangium durch Metamorphose einer
Gliederzelle des relativen Hauptastes, also intercalar zu entstehen
vermag.“ Da nun diese intercalaren Sporangien auch oft vereinzelt
zwischen zahlreichen gestielten auftreten, so kann das Vorkommen
intercalarer Sporangien nicht als Merkmal einer besonderen Species
angesehen werden, und auf diesen Umstand weist Verf. mit besonderem
Nachdruck deshalb hin, „weil Kjellman seine Gattung Scapho-
spora, welche stets intercalare Sporangien trägt, gerade durch die
Stellung der Sporangien von Haplospora unterscheidet.” — Verf.
hat Handerte von Exemplaren der Haplospora globosa von ver-
schiedenen Standorten und aus verschiedenen Jahreszeiten untersucht
und niemals andereFortpflanzungsorgane, als solche mit einer grossen
ruhenden Spore (u. 4—12 Kernen) gefunden. Diese ist aber ent-
schieden ungeschlechtlich. Verf. hält daher Haplospora globosa für
eine durchaus ungeschlechtliche Pflanze. —
IV. Scaphospora speciosa Kjellm. Der äussere Habitus gleicht
völlig, auch bezüglich der Formen des Haftorgaus, der Haplospore.
Sie unterscheidet sich von H. durch die zweierlei Fortpflanzungs-
organe, Oosporangien und Zoosporangien. Verf. kommt auf Grund
seiner Beobachtungen zu folgendem Resultat über das Verhältniss
von Haplospora zu Scaphospora: „Das Kriterium, auf welches die
generische Trennung von Haplospora und Scaphospora z. Th.
gegründet wurde, ob die Sporangien als eigene Auszweigungen einer
Achse hervortreten oder der Achse eingesenkt sind, ist urhaltbar“,
da durch die vorliegenden Untersuchungen nachgewiesen ist, dass
bei Haplospora die Sporangien auch alle die Stellungen einnehmen
können, wie sie für die Oogonien von Scaphospora bekannt sind.
Die Uebereinstimmung beider Pflanzen im vegetativen Aufbau ist
bereits hervorgehoben, „Als einziger konstanter Unterschied bleibt
demnach das Vorkommen von Antheridien bei Scaphospora, das
Fehlen derselben bei Haplospora.* Weil nun aber an allen Fund-
592 Algen. — Pilze.
orten der einen Alge auch die andere vorkommt, so nimmt Verf.
an, dass beide Pflanzen nur eine Art sind, dass Haplospora die
ungeschlechtliche, Scaphospora die geschlechtliche Pflanze ist. „Wenn
diese Annahme richtig ist, so würden die Tilopterideen charakterisirt
sein durch das Vorkommen von dreierlei Fortpflanzungsorganen :
a) von ungeschlechtlich bewegungslosen Sporen auf besonderen In-
dividuen, b) von bewegungslosen Eiern und c) von beweglichen
Spermatozoiden auf anderen Individuen.“ —
V. Tilopteris Mertensü, von Major Reinbold im Sommer 1888$-
für die deutsehe Flora entdeckt, entspricht in ihrer Structur den
beiden vorigen, ist unten Sphacelaria-artig-mehrreihig, oben Eetocar-
pus-artig-einreihig. Auch hier finden sich „Sporangien“, die denen
von Haplospora gleichen, welche die Spore in ähnlicher Weise wie
bei Haplospora durch eine seitliche Oeffnung der Sporangialhülle
entlassen. Die aus Helgoland dem Verfasser zugegangenen Pflanzen
erklärt derselbe für ungeschlechtlich. Nach Thuret sollen in
seltneren Fällen gleichzeitig mit den Sporen auch Antheridien auf
denselben Exemplaren vorkommen, ähnlich den Antheridien von
Scaphsspora. Nach diesem Beobachter scheinen also neben den
weitaus häufigeren ungeschlechtlichen Individuen von Tilopteris
auch Geschlechtspflanzen vorzukommen, „welche Antheridien und
Oogonien zugleich produciren, und deren Oogonien morphologisch
von den ungeschlechtlichen Sporangien nicht zu unterscheiden sind.“ —
Verf. kommt zu dem Resultat, dass, wenn seine Auffassung der in
vorliegender Abhandlung betrachteten Tilopterideen richtig, kein:
Grund mehr vorhanden ist, mehrere Genera derselben zu unter-
scheiden: „Wir würden Haplospora und Scaphospora als.
Tilopteris globosa mit 7. Mertensü zu einer Gattung ver-
einigen können. Der Zukunft muss darüber die Entscheidung
vorbehalten bleiben.“ — Die Abhandlung ist durch zwei vorzüg-
liche Tafeln illustrirt.
Lierau (Danzig).
Zopf, W., Oxsalsäuregährung fan Stelle von Alkohol-
gährung) bei einem typischen (endosporen) Saccha-
romyceten ($S. Hansenii n. sp. (Berichte der deutsch. bot. Ge-
sellschaft. 1889. p. 94—97).
Verf. hat im Baumwollsaatmehl einen neuen Saccharomyceten
aufgefunden, der der Alkoholgährung unfähig ist, aber aus den
verschie densten Substanzen Oxalsäure zu bilden vermag; Verf. be-
obachtete die Bildung von Caleiumoxalat in Lösungen von Galactose,
Traubenzucker, Rohrzucker, Milchzucker, Maltose, Duleit, Glycerin
und Mamnit. Charakteristisch ist der neue Pilz ausserdem nament-
lich dureh die Bildung kugeliger Sporen, die meist in Einzahl, ,
höchstens zu 2 in einer Mutterzelle entstehen und einen Durch-
messer von 2—4 u besitzen. Verf. giebt demselben den Namen:
Saccharomyces Hanseni. \
Zimmermann (Tübingen).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 593
Pfeffer, W., Ueber Oxydationsvorgänge in lebenden
Zellen. (Berichte d. deutsch. botanischen Gesellschaft. Bd. VI.
1889. Heft 2.)
Um Oxydationswirkungen in der Zelle und den Organen
kennen zu lernen, hat Verf. nach einem Mittel gesucht, dieselben
sichtbar zu machen und ein solches in Wasserstoffsuperoxyd ge-
funden. Taucht man z. B. Wurzeln von Vieia Faba in 0,1—1°,
Lösung desselben, so färben sich dieselben schnell rothbraun. Eine
ähnliche Färbung erfährt der Zellsaft der Wurzelhaare von Trianea
Bogotensis, welche sehr schnell schon auf 0,01 °/, reagiren. In dem
Staubfadenhaare von Tradescantia wirkt das Wasserstoffsuperoxyd
entfärbend, indem der Farbstoff oxydirt wird. Aehnliches Ver-
halten wurde auch an anderen nicht weiter namhaft gemachten
Pflanzen beobachtet. In die Zellen eindringendes W asserstoffsuper-
oxyd färbt aber nicht in allen farblosen Zellen und zerstört nicht
alle braunen oder rothen Farbstoffe. Das trifft auch theilweise zu
für Pflanzen, welche sich nach dem Tode an der Luft dunkel
färben, wie Monotropa; auch verschiedene Gewebe ein und des-
selben Organs verhalten sich verschieden. Dies mag daran liegen,
dass vielleicht die Gegenwart oder der Mangel bestimmter Stoffe
die Wirkung verhindert.
Die Oxydationen laufen ohne Schaden für das Protoplasma
ab, denn die Plasmaströmung bleibt erhalten und ebenso vegetiren
mit Wasserstoffsuperoxyd behandelte Keimpflanzen von Vieia Faba
normal weiter. Der entfärbte Farbstoff von Tradescantia wird
weder durch Reduktion wieder hergestellt, noch durch Neubildung
ergänzt; und das oxydirte Chromogen bei Faba wird weder re-
dueirt noch eonsumirt. Die Chromogene verhalten sich also wie
Sekrete und werden nicht bei der Athmung oder einem Stoff-
wechselprozess verbraucht und wieder gebildet.
Analoge Resultate konnten mit Ozon nicht erreicht werden,
da dies schon in der geringsten Menge tödtlich wirkt. Wasser-
stoffsuperoxyd und Ozon finden sich also im den Zellen nicht;
aber es kann auch kein activirter Sauerstoff vorhanden sein, denn
mit Cyanin gefärbte Protoplasmakörper werden nicht entfärbt,
trotzdem dieser Körper sehr leicht oxydabel ist. Bei Beleuchtung
wird Cyanin schon durch den passiven Sauerstoff entfärbt. Auch
beruht das Verhalten der mit Oyanin gefärbten Protoplasmakörper
nicht auf einem Schutz, der ihm vom Plasma durch leichter oxy-
dable Körper gewährt wird; da dieses mit und ohne Behandlung
mit Wasserstoffsuperoxyd sich dem Cyanin gegenüber gleich ver-
hält. Demnach steht der Zelle nur passiver Sauerstoff zur Ver-
fügung, der bis in den Zellsaft vordringen kann. Wenn Chromo-
gene also durch den passiven Sauerstoff nicht gespalten werden,
so beruht das darauf, dass in der Zelle nieht die nöthigen Be-
dingungen zu einer Zerspaltung gegeben sind, die häufig nach dem
Tode geboten wird, wo räumlich getrennte Stoffe zusammentreten,
wodurch eine Activirung des passiven Sauerstoffs ermöglicht wird.
Ein Schluss auf die Vorgänge in der lebenden Zelle ist hieraus
Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. 1%
594 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
aber nieht zu ziehen. Die Activirung des Sauerstoffes in den
Zellsäften nach dem Tode des betrefienden Organes legte die
Frage nahe, ob nieht schon die lebende Zelle etwa durch Sekrete
extracelluläre Oxydationen bewirke. Geeignete Kulturen von
Penieillium glaucum auf Cyanin- und Indigolösung gaben eine ne-
gative Antwort.
Nicht aetivirt ist auch der bei der Assimilation entstehende
Sauerstoft.
Die mitgetheilten Untersuchungen gestatten noch keine volle
causale Aufhellung der Athmungserschenungen, wohl aber eine
engere Umrahmung der Bedingungen, unter denen sie sich ab-
spielen, was als wesentlicher Fortschritt aufzufassen ist. Von einer
Diseussion des Athmungsproblemes nimmt Verf. unter Hinweis
auf eine ältere und auf eme ausführliche bald zu erwartende
Arbeit Abstand. Die Mittheilung schliesst mit einer Erörterung
der postmortalen Kohlensäureproduktion, deren regelmässiges Auf.
treten gegenüber Reinke bestritten wir d.
Wieler (Leipzig).
Wehmer, Carl, Das Verhalten des oxalsauren Kalkes
in den Blättern von Symphoricarpus, Alnus und Crataegus
(Botanische Zeitung. 1889. Nr. 9 u. 10).
Verf. hat während der Monate Mai bis Oktober die Blätter
von Kurz- und Langtrieben von Symphoricarpus racemosa, Alnmus
glutinosa und Crataegus oswyacantha mit grosser Sorgfalt auf ihren
Gehalt an oxalsaurem Kalk untersucht, um den von Schimper
aus seinen Beobachtungen abgeleiteten Satz, dass das genannte
Salz in den Laubblättern unserer Bäume eine ebenso leichte Be-
weglichkeit zeigt als die Produkte der Assimilation, einer genauen
Prüfung zu unterziehen. Verf. hat nun in keinem Falle eine
Auswanderung des Caleiumoxalates aus den Blättern in den Blatt-
stiel, Stengel oder Stamm beobachtet, vielmehr waren die ältesten
Blätter stets am reichsten an oxalsaurem Kalk. Ebensowenig hat
sich Verf. von einer Wanderung dieses Salzes vom Mesophyll "nach
den Gefässbündeln hin überzeugen können. Er hat zwar in einzelnen
Fällen ein Fehlen von Caleiumoxalatkrystallen i im Mesophyll älterer
Blätter beobachtet, da er aber in den meisten Fällen eine gleich-
zeitige Zunahme der Krystalle im Mesophyll und in der Umgebung
der Gefässbündel beobachtet hat, hält er jene Fälle für abnorm.
Die abweichenden Angaben von Schimper erklärt Verf.
zum Theil dadurch, dass dieser Autor nicht immer vollständig
entsprechende Blätter verglichen haben soll. Verf. fand nämlich,
dass sowohl in Lang- wie in Kurztrieben die oberen und unteren
Blätter bezüglich ihres Krystallgehaltes constante Verschieden-
heiten zeigen.
Bezüglich weiterer Details kann auf das Original verwiesen
werden, das auch noch einige Angaben über das Verhalten von
Schattentrieben enthält, die aber zu keinen allgemeinen Schlüssen
berechtigen.
Zimmermann (Tübingen).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 595
Wiesner, J., Der absteigende Wasserstrom und
dessen physiologische Bedeutung. — Mit Rücksicht
auf das Gesetz der mechanischen Coineidenz im Or-
ganismus. (Botanische Zeitung. 1889. No. 1 und 2.)
Taucht man einen Spross von Vitis vinifera in umgekehrter
Lage unter Wasser, so dass sich der Gipfel im Wasser, die älteren
Blätter aber in der Luft befinden, so erschlafft der Gipfel um so
früher, je stärker die Blätter transpiriren. Diese Erscheinung,
welehe man an Laub- und Blütensprossen vieler Holzpflanzen sehen
kann, wurde zuerst von Wiesner beobachtet und erklärt.*)
Infolge der Transpiration der-in der Luft befindlichen Blätter
entreissen dieselben dem Sprossgipfel Wasser und zwar mehr, als
dieser von aussen aufzunehmen vermag, wodurch sich eben das
Welken ergiebt. Es muss also ein basalwärts gerichteter Wasser-
strom sich einstellen, der das durch Transpiration sich ergebende
Wasserbedürfniss der (normal) tiefer stehenden Blätter deckt.
„Der absteigende Wasserstrom ist ein durch Ab-
saugung erfolgender Rückstrom.“ In der unten eitirten
Abhandlung*) hat Wiener den Einfluss des absteigenden Wasser-
stromes auf das Oeffnen der Perianthien experimentell dargelegt.
In der vorliegenden Arbeit giebt Verf. eine vorläufige Ueber-
sicht über die Beziehungen des absteigenden Saftstromes zur Aus-
bildung von Laubsprossen, Terminal- und Axillarknospen.
Die sympodiale Sprossentwieklung wurde. bisher als eine
durch Vererbung fixirte Eigenthümlichkeit angesehen. Naeh
Wiesner wird aber die Erschemung durch den infolge von
Transpiration erzeugten absteigenden Saftstrom hervorgebracht.
Die sympodiale Sprossfolge kommt nur an Gewächsen mit wechsel-
ständigen Blättern vor (Tilia, Ulmus, Fagus, Carpinus, Robinia ete.)
und tritt nur dann ein, wenn die betreffenden Pflanzen, z. B. bei
andauernder Trockenheit, stark transpiriren und die einzelnen
Blätter rasch heranwachsen, so dass über denselben sich in der
Entwicklung noch sehr zurückgebliebene Blätter befinden. Mit
fortschreitender Laubentwicklung steigert sich unter günstigen
Verdunstungsbedingungen die Transpiration der Sprosse so weit,
(dass der Wasserverlust durch Nachleitung vom Boden her nicht
vollkommen ersetzt werden kann. Durch Absaugung und eigene
Verdunstung wird der Sprossgipfel wasserarm, bleibt in der Ent-
wicklung zurück und wird später nach Bildung einer Trennungs-
schichte abgeworfen; auch kann er einfach vertrocknen oder auch
gänzlich unterdrückt werden. An Stelle der Terminalknospe tritt
nun eine Axillarknospe. Durch Regulirung der Transpiration lässt
sich das Abwerten des Terminaltriebes beschleunigen oder ver-
zögern, ja unter Umständen ganz hintanhalten, wie Verf. an
Ihamnus Cathartica experimentell bewiesen hat.
*) Studien über das Welken von Blüten und Laubsprossen, (Sitzb. d. k.
Akad. der Wissensch. Wien. Bd. 86. 1882. — Cfr. Bot. Centralblatt. XII. p. 358;
XIV. p. 68.)
12*
596 Fhysiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Sind die Blätter gegenständig, so verkümmert bei raschem
Heranwachsen der Blätter auch hier die Terminalknospe und es
entsteht eine falsche Diehotomie (Flieder). Es wird eben
die zarte, zwischen zwei kräftigen Axillarknospen stehende Ter-
minalknospe durch die starke, von 2 Blättern zugleich ausgehende
Absaugung, zum Theil auch durch eigene Verdunstung zum Ab-
sterben gebracht. Unterdrückte Transpiration kann indess auch
in diesem Falle die Terminalknospe zur Weiterentwicklung bringen.
Die Tendenz zum Abschluss der terminalen Winterknospe
macht sich merklich, wenn ein Missverhältniss zwischen der
transpirirten und aufgenommenen Wassermenge sich eingestellt
hat. Bei starker Verdunstung tritt dann der absteigende Wasser-
strom in Aktion: es wird dem Sprossgipfel Wasser entzogen, wo-
durch dessen Blätter in der Weiterentwicklung immer mehr
gehemmt werden, was schliesslich zum Abschluss des Triebes durch
eine Knospe führen muss. Aehnliche Bedingungen führen zur
Entstehung axillarer Winterknospen. Während die in den
Achseln von Stachelblättern stehenden Sprossanlagen (Berberis,
Grossularia) wegen der sehr geringen Transpiration der Stachel-
blätter unter gewöhnlichen Verhältnissen ihr Laub entwickeln,
wird die Entwicklung von in den Achseln stark transpirirender
Blätter befindlichen Sprossanlagen derart gehemmt, dass letztere
zu axillaren Winterknospen werden. Verf. stellte zahlreiche Ver-
suche mit in Wassereultur gezogenen, bewurzelten Weinstöcken
an: eine Parthie wurde in trockener, die andere in sehr feuchter
Luft gezogen ; bei der ersteren wurden die Axillarknospen gar
nicht oder nur sehr spärlich entfaltet, bei der letzteren entstanden
Axillartriebe von solcher Blattfülle, dass ihr Gewicht jenes der
Blätter der primären Sprosse beinahe erreichte.
Da die Transpiration hier einen so mächtigen Einfluss ausübt,
so ist das Vorkommen von Schutzeinrichtungen der Axillar-
knospen gegen zu starken Wasserverlust erklärlich. Als ein Bei-
spiel führt Wiesner die intrapetiolare Knospenbildung (Phila-
delphus, Platanus) an. Auch Terminalknospen sind oft m ähn-
licher Weise geschützt (Acer).
Ein weiteres Capitel handelt über Kurztriebe und sog.
Wurzelblätter. Drei möglichst gleiche Stöcke von Azalea
Indica, die blos Kurztriebe besassen, wurden bei fast gleicher Be-
leuchtung und Temperatur, aber bei verschiedenen Feuchtigkeits-
graden der Luft (R. F. im Mittel a) 59; b) 79; e) 93,5 %/o) durch
mehrere Monate belassen. Die Stöcke der ersten (a) und zweiten
(b) Parthie entwickelten ihre Kurztriebe weiter, die der dritten (e)
Parthie hingegen bildeten Langtriebe. — Kleine, sog. Wurzel-
blätter tragende Exemplare von Capsella Bursa pastoris wurden
durch zwei Sommermonate in absolut feüchtem Raum bei starker
Beleuchtung gehalten. Die Blattrosetten lösten sich auf und die
neu entwickelten, nicht etiolirten Internodien erreichten eine Länge
bis zu 12 mm. Ein gleiches Verhalten zeigten andere Pflanzen
mit Kurztrieben beziehungsweise grundständigen Blattrosetten unter
günstigen Vegetationsbedingungen im feuchten Raum. Es ergiebt
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 597
sich daraus, welch’ mächtigen Einfluss die Transpiration auf die
Ausbildung der Internodien ausübt.
Damit wird aber nicht behauptet, dass dieser Einfluss
(abgesehen von den allgemeinen Wachstliumsbedingungen) in der
Natur als allein wirkend anzusehen ist. Es unterliegen vielmehr
auch die besprochenen Erscheinungen jenem von Wiesner schon
früher ausgesprochenem Gesetz der mechanischen (physi-
kalisch-chemischen) Coineidenz im Organismus, welches
darin besteht, „dass jede Erscheinung — oder Thätigkeitsäusserung
— der Pflanze uns als ein einheitliches Ganzes entgegentritt und
doch gewöhnlich auf mehreren verschiedenen mechanischen Ur-
sachen beruht, die im Organismus sich in der mannigfaltigsten
Weise eombiniren, aber auch wieder substituiren können, so dass
dieselbe Erscheinung auch in vereinfachter Weise verursacht werden
und auf mechanisch verschiedene Weise zu Stande kommen kaan.*
Burgerstein (Wien).
Robertson, Charles. Notes on the mode of pollination
of Asclepias. (Botan. Gazette. Vol. XI. Nr. 10. p. 262—269.
With plate VIII.
— — Insect relations ofcertain Asclepiads. I I.
(Botan. Gazette. Vol. XH. Nr. 9. p. 207—216. With plate.
XI. Nr. 10. p. 244--250.)
Während unser einheimisches Vinecetoxicum offieinale durch den
Rüssel kleiner Fliegen, Arauja albens Brot. = Physianthus
Mark) durch den Rüssel von Hummeln, Stapelia durch den von
Musca vomitoria und Sareophaga Carnaria bestäubt werden, indem
dieses Körperorgan, nach der Aufnahme des Nektars, in die kleinen
hornigen Klemmkörper geräth und mit diesen die an ihnen haftenden
Pollenmassen aus den Antheren herauszerrt und dann auf andere Blüten
überträgt, sind esbeiAsclepias, Gomphocarpus, Centrostemma,
Hoya die Beine der Insekten, welche in die Klemme gerathen und die
Pollinien von Blüte zu Blüte übertragen. Es hängt dies damit zusammen,
dass bei den ersteren Aselepiadeen die 5 Honigbehälter mit den
Staubgefässen abwechseln, also unter den Klemmkörpern liegen, dass
es bei letzteren dagegen umgekehrt ist. Bei Ceropeja elegans bildet
die Blüte eine vorübergehende Kesselfalle, der von Aristolochia
ähnlich für kleine Fliegen (Gymmopa opaca). Weiter ist noch die
Bestäubungseinrichtung von Periploca, Bucerosia zur Zeit Herm.
Müllers bekannt gewesen. Seitdem ist, abgesehen von einer Arbeit von
T. H. Corry (Structure and Development of the Gynostegium and on the
Mode of Fertilization in Asclepias Cornuti - Trans. Linn. Soc. Lond. Bot.
2. Ser. Vol. II. part S. 1883. pp. 186, 187) meines Wissens wenig
über die Aselepiadeen geschrieben worden. Erst der Verfasser hat sich
mit dieser so interessanten Familie wieder eingehender beschäftigt und
seine Resultate in mehreren kleinen Aufsätzen niedergelegt. Das ein-
gehendere Studium der Familie setzte Verf. zunächst in den Stand, einige
Irrthümer, welche bisher bezüglich der Wirkung des eigenthümlichen
Bestäubungsapparates bestanden, aufzudecken. So glaubten H. Müller
und Corry, dass beiAselepias Cornuti und Verwandten die Pollinien,
züglich deren Klemmkörper, mittelst der Krallen der Insekten her-
598 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
ausgerissen werden müssten. H. Müller sagt: die Insekten . . „gleiten
mit ihren Füssen an den glatten Blütentheilen so lange ab, bis sie mit
ihren Krallen in die untere Erweiterung eines Schlitzes gerathen, in der
sie dann einen Halt finden. Wenn sie dann, um weiter zu schreiten, die
Füsse herauszuziehen versuchen, werden die divergirenden Krallen des
Fusses von den zusammenschliessenden Rändern zweier benachbarten
blattartigen Antherenausbreitungen so umfasst und im Schlitze aufwärts
geführt, dass unvermeidlich eine der beiden Krallen in die unten er-
weiterte Spalte des Klemmkörpers gelangt und sich in diese festklemmt.“
Robertson hat gefunden, dass die Klemmkörper, welche genau am
oberen Ende des Schlitzes sich befinden, an beliebigen Stellen der Beine
festgeklemmt werden können. Nur bei den grossblütigen Arten, Asclepias
Sullivantii und A. Cornuti sind die Beine mancher Bestäuber so kurz,
dass die Krallen die einzigen Theile derselben sind, welche festgeklemmt
werden können. Bei Bombus separatus, B. Pennsylvanicus und
B. seutellaris fand er die Pollinien von A. Sullivanti ebensowohl an
den Schienspornen als den Krallen, ebenso bei Danais Archippus, hoch
an den Tarsalhaaren bei Priononyx Thomae. Ebenso waren bei Scolia
bieineta die Pollinien der Asel. Cornuti an den Tarsenhaaren festge-
klemmt. Dieselben Insekten, welehe die Pollirien von A. Cornuti und
Sullivanti anihren Krallen fortschleppen, tragen die der kleinblütigen Arten,
Asclepiastuberosa,A.inecarnata, A.verticillata anden Tarsen-
haaren angeklemmt fort. Ein Exemplar von Argynnis Cybele,an Ascl.
Cornuti gefangen, hatte Pollinien dieser Pflanze an den Krallen, die von
Asel. tuberosa an den Tarsenhaaren, ebenso trug ein an Asel. tube-
rosa gefangenes Exemplar von Papilio Asterias die Pollinien dieser
Pflanze an den Tarsenhaaren, die von A. Sullivantii an den Krallen.
Bei Asclepias incarnata, A. vertieillata, A. tuberosa traf
Verf. folgende Insektengattungen an mit den Pollinien an höher gelegenen
Theilen des Beines: Apathus, Melissodes, Ceratina, Megachile,
Epeolus, Halietus, Vespa, Polistes, Odynerus, Cerceris,
Crabro, Pompilus, Priocnemis, Myzine, Pieris, Colias,
Libythea, Conops, Midas, Triehius, Euphoria. . Diese Be-
obachtungen wie auch eine Betrachtung der Blüteneinrichtung beweisen,
das es nicht, wie H. Müller und Corry annehmen, nöthig
ist, dass der ganze Fuss in die Pollenkammer eindringt, dass
auch einzelne Härchen und Sporme in die Klemme gerathen, wenn
sie durch den Schlitz die rechte Führung bekommen. — Sehr ein-
gehend hat Verf. die Art und Weise untersucht, wie die Pollinien (mit
Corpuseulum, Retinaculum und dem Knie) in den einzelnen Fällen in die
Narbenkammer gelangen und daselbst zurückgehalten werden. Auch hier
war es nöthig, einige falsche Vorstellungen, die weniger eingehende Unter-
suchungen der betreffenden Blüteneinrichtungen geschaffen hatten, zu be-
richtigen. — Im Weiteren gibt Robertson Beschreibungen der Be-
stäubungseinrichungen und Mittheilungen über den Insektenbesuch und das.
Verhalten der Bestäubungsvermittler bei Asclepias verticillata,
A: incarnata, A. Cornuti, A?78ulliyantıı, A, tuberosa,
A. purpurascens, Acerates longifolia, A. viridiflora.
Asclepias vertiecillata nähert sich in Farbe, Zugänglichkeit
des Nektars und nach seinem Bestäuberkreis mehr gewissen Umbelliferen,
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie, 599
als den übrigen Asclepiasarten. Das Gynostegium ist winzig, die Stamina-
flügel sind etwa 1—1?/5 mm. hoch. Dem entsprechend überwiegen kleine
kurzrüsselige Besucher, wie Halietus, Odynerus, Cerceris,Crabro,
Pomilups, Priosnemis, Myznie, während bei Asclepias in-
earnata, A. Cornuti, Sullivantii die Zahl der langrüsseligen
Insekten zunimmt mit der Grösse derBlüte. Nur die kleinsten Insekten,
Ceratina dupla, Halictus, Cerceris, compacta (?), trugen
die Klemmkörper an den Krallen. Von 92 Kilemmkörper tragenden
Insekten trugen 885 die ersteren nur an den Haaren, 4 an
den Krallen, bei 5 Exemplaren fanden sich die Klemmkörper am
Rüssel. Gefangene und getödtete Thiere kamen hier nicht vor. Auf
einem Fleck von 15 Fuss Länge und 4 Fuss Breite wurden in 10 Tagen
zwischen 20. Juli bis 21. Aug. vom Verf. gefangen:
mit Pollinien: 31 Hym. 4 Tagschmett. — Andere Lepidopt. 4 Diptera.
ohne Pollnien: 9 „ u H, 1 R > 7 »
40 15 1 11
Bei Asclepias incarnata hatten von 153 Insekten 105 die
Klemmkörper nur an den Haaren, 42 an Haaren und Krallen, 5 an den
Krallen allein. Von 156 Insekten trugen 29 Corpuscula am Rüssel,
davon 3 allein am Rüssel. Gefangene und getödtete Exemplare enthielt
diese Pflanze nur wenige, zuPelopoeus caementarius und Collites
gehörig. Am häufigsten wurden Bombus separatus, Sphex,
Tachytes, Papilio mit Danais angetroffen, im Ganzen wurden auf
einer Fläche von 2—3 Acres vom 22. Juli bis 21. Aug. getroffen:
mit Pollinien: 38Hym. 15 Tagschmett. — sonst. Lep. 3 Dipt. 3 Coleopt. 1 Hem.
ohne Pollinien: 5 „ 5 s Here. DRS en En
43 a ET 7 6 2
Bei Asclepias Cornuti wächst die Zahl der in den Krallen der
Insekten und in deren Nähe angeklemmten Corpuseula kleiner; kurz-
beinige Insekten haben grosse Mühe, die in der Narbenkammer verbleibenden
Pollinien abzureissen und müssen häufig ihr Leben lassen. An einem Tage
fand Verf. 30 todte Bienen, 5 Fliegenspecies und 4 Mottenspecies todt in
den Blüten. In Illinois wurden vom 21. Juni bis 22. Juli folgende In-
sekten beobachtet (man vergleiche die Liste der von Herm. Müller in
Europa beobachteten 31 Insektenarten):
Mit Pollinien: 10Hym. 6 Tagschmett. 1 ander. Schmett. 7 Dipt. 1 Coleopt 3 Hem.
Ohne Pollinien: 7 11 5 3 4 1
17 17 6 15 5 4
Asclepias Sullivantii bei der der Spalt zwischen den anderen
reichlich einen Millimeter länger ist, als bei A. Cornuti, ist die einzige
Asclepiadee, bei der nach dem Verf. die Klemmkörper häufiger an den
Krallen, als an anderen Fortsätzen der Beine festgeheftet werden. Die
Zahl der gefangenen und verendeten Insekten ist hier am grössten. An
einem Platz, der 52 Samenkapseln hervorbrachte, wurden 147 todte Bienen
eingesammelt, an einem anderen Fleek wurden in 14 Tagen 671 todte
Bienen abgelesen, öfter 4, einmal sogar 7 Stück in einer Dolde. Manche
der gefangenen Thiere fielen den Ameisen, Spinnen und dem Podisus
spinosus zum Opfer. Besonders ging letzterer häufig auf den Blüten
auf Beute aus. Ausser den Bienen wurden besonders Arten von Mega-
ehile, Halictus, Astata, Lucilia, Trichius, Pamphila und
Scepsis in den Klemmfallen getödtet. — Bei der Ausbildung der Be-
600 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
stäubungseinrichtung dieser Pflanze dürften die Hummeln den meisten
Einfluss gehabt haben; dass die Stock-Bienen ungeschickte Besucher
sind und der Pflanze nieht angepasst sein können, folgt daraus, dass sie
nicht der eigentlichen Fauna der Heimath von A. Sullivantii angehören.
Ihr zahlreicher Besuch und der widerliche Geruch ihrer Cadaver dürften
aber wohl eine Beeinflussung des Bestäuberkreises zur Folge gehabt haben.
Die Beobachtungen des Insektenkreises auf dieser Pflanze ergaben:
Mit Pollinien: 6 Hym. 4 Tagschm. — sonst. Schmett. — Dipt. —Coleopt. — Hem.
Ohne Pollinien : 10 7 2 3 1 1
16 11 2 3 1 1
Aselepias tuberosa ist dem Blütenbau und der orangerothen
Färbung der Blüten nach den Tagfaltern angepasst. Die Corpuseula werden
vorwiegend den Tarsalhaaren angeklemmt, nur Coelioxys und Augo-
chlora trugen sie allein an den Krallen fort. Von 53 Faltern hatten nur
8 Pollinien an den Krallen. Hummeln wurden in den Blüten nicht gesehen.
Mit Pollinien: 6 Hym. 7 Tagfalt.e. 1 and. Schmett. 1 Dipt.
Ohne Pollinien: 3 4 = =
9 11 1 1
Asclepias purpurascens. Die Antherenflügel fingen in allen
beobachteten Fällen die Tarsenhaare. Es wurden beobachtet:
Mit Pollinien: 1 Hym. 5 Falter 1 Dipt. 1 Hem.
Ohne Pollinien: 5 11 == =
6 16 1 1
Zu den Besuchern, welehe den genannten Asclepiasarten keinen
Nutzen bringen, gehören ausser denen, welche nicht genug Kraft besitzen, um
sich aus der Klemmfalle zu befreien, auch noch solche Thiere, welche
den Nektar entnehmen, ohne sich auf der Blüte niederzulassen, wie die
Colibris (the ruby-throated, humming-birds auf R. incarnata, Sulli-
vantii, purpurascens), die Aegeriadae und Sphingidae, oder
die zu kurze Beine haben, um die Pollinien herauszuziehen, wie die auf
R. tuberosa häufige Megachile. —
Bei Acerates longifolia hatten die Hauben keine Hörner, sie
liegen dem Gynostegium dicht an, und haben hier keine andere Funktion,
als die der Nektarien und dienen nicht, wie dies bei Asclepias der Fall
ist, dazu, die Beine der Insekten in den Klemmspalt zu führen. Die Antheren-
Flügel messen vom Corpusceulum etwa 1 mm und sind zum Fang feinerer
Härchen des Körpers der Insekten angepasst, welche leicht mit dem Rüssel
zum Nektar gelangen. Die eigentlichen Bestäuber der Pflanze, die Hum-
meln, z. B. Bombus scutellaris, zeigen dem entsprechend die ganze
Unterseite des Thorax und Abdomens von den Klemmkörpern mit den Pollinien
völlig bedeckt. Manche Exemplare tragen auf der Bauchseite über 100
Klemmkörper mit oder ohne Pollinien. Auch Bienen besuchen die Blüten
zuweilen. An einer derselben fand der Verf. 53, an einer anderen 54 Pol-
linien. Nächst den Hummeln ist Bembex nubillipennis am häufigsten,
welche aber so flüchtig die Blume besucht, dass sie nur wenig Pollinien
mit nimmt, ein Trichius piger trug 8 Corpuseula a 8 Pollinien an der
Bauehsseite. Insgesammt wurden 15 Species von Insekten: Apis, Bom-
bus (2), Megachile (2), Polistes, Odynerus, Cerceris (2),
Bembex, Myzine, Trichius, Thecla, Chrysophanus, Scepsis
an dieser Pflanze beobachtet.
Der Blütenbau von Acerates viridiflora ist der Verbreitung
der Pollinien durch die Härchen der Beine (nicht durch Krallen und
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 601
Ventralhaare) angepasst. Die Pollinien werden hier nicht durch das damit
verbundene Retinaculum, sondern infolge ihrer eigenen Grösse an der
Narbe zurückgehalten. Es wurden 5 Exemplare von Bombusseparatus
und 3 von B. seutellaris beobachtet, alle mit Pollinien an den Haaren
der Beine. Bei XNysmalobium linguiforme fand Mansel Weale
regelmässig die Corpuscula am Kopf der Insekten festgeheftet.
Ludwig (Greiz).
Schwendener, S., Die Spaltöffnungen der @ramineen
und (yperaceen. (Sitzungsber. der K. preuss. Academie d.
\
Wiss. in Berlin. Phys.-math. Cl. 1889. p. 69—79.)
Im ersten Abschnitt bespricht Verf. den Bau und die
Mechanik der Spaltöffnungen der Gramineen und Cyperaceen.
Er zeigt, dass die Mechanik derselben von der Spaltöffnungs-
meehanik der übrigen Angiospermen wesentlich abweicht; da es
jedoch leider nieht wohl möglich ist, dieselbe ohne Abbildungen
in der Kürze klarzulegen, glaubt sich Ref. auf die Bemerkung
beschränken zu sollen, dass bei dieser Mechanik die erweiterten
Enden der Schliesszellen eine wichtige Rolle spielen und bei einer
Zunahme der Turgeseenz in diesen eine Erweiterung der Spalte
bewirken. Auch hier wirken also die Schliesszellen aetiv und sind
von den Nebenzellen und umliegenden Epidermiszellen in ihrer
Mechanik ganz unabhängig. Nur in einigen Ausnahmefällen konnte
Verf. eine gewisse Betheiligung jener Zellen bei dem Verschluss
der Spalten nachweisen.
Im zweiten Abschnitt bespricht Verf. sodann einige Ver-
schiedenheiten im Bau der Spaltöffnungen, wobei
namentlich die verschiedenen sehützenden Vorrichtungen der Spalt-
öffnungen gegen allzu starke Transpiration Erwähnung finden.
Diese finden sich namentlich bei den Vertretern der Steppen- und
Wüstenflora und anderen Bewohnern trockener Standorte. Unter
den Carices tinden sie sich aber auch bei manchen Species, die
sumpfige Standorte bewohnen. Verf. fand jedoch, dass diese
Arten namentlich nordischen Ursprungs sind, und zeigt, dass es
das jetzige Klima Grönlands nicht unwahrscheinlich erscheinen
lässt, dass jene Arten früher extremeren Temperaturwechseln aus-
gesetzt waren.
Im letzten Abschnitt bespricht Verf. die systematische
Umgrenzung der beschriebenen Spaltöffnungsform.
Er hat dieselbe trotz einer Untersuchung zahlreicher Monokotylen
nur bei den Gramineen und Cyperaceen auffinden können, indem
dieselben unverkennbar auf eine wirkliche Stammesverwandtschaft
dieser beiden Familien hindeuten. Da jedoch andere anatomische
Eigenschaften ausschliesslich bei den Cyperaceen und Juncaceen
andere wieder bei den Gramineen, Cyperaceen und einem Theile
der Juncaceen angetroffen werden, stellt Verf. an den Schluss
seiner Mittheilung den Satz:
„So fördert die vergleichende Betrachtung der Gewebe und
localen Apparate mannichfache und wirkliche Verwandtschafts-
beziehungen zu Tage, welche bald nur kleine, bald grössere Formen-
ee ee reset A kn
EHER ER
tem er ee See ee Se Teer een Mei. Dez Zn Äh
EEE I EEE En a
a
Es
602 Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr.
kreise umfassen : sie lehrt uns aber auch, dass jedes Gewebesystem
) . «
und jeder Apparat seine eigene Geschichte hat, deren Wende-
punkte in der Reihe der Generationen mit denjenigen anderer
Entwiekelungesvoreänre meist nieht zusammenfallen.*
o oO Oo
Zimmermann (Tübingen).
Scholz, E.,. Morphologie der Smilacen mit besonderer
Berücksichtigung ihres Sprosswechsels und der
Anatomie der Vegetationsorgane. (Programm des
Landes-Realgymnasiums zu Stockerau in Nieder-Oesterreich. 1888).
Dieser Aufsatz bildet eine präcis abgefasste, dem heutigen
Standpunkt der Wissenschaft entsprechende Darstellung des in der
Ueberschrift genannten Gegenstandes. Berücksichtigt sind die
einheimischen Smilaceen: Majanthemum bifolium, _Convallaria
majalis, Polygonatum offieinale, multiflorum, latifolium und verti-
cillatum, Streptopus amplexifolius, Paris quadrifolia und Asparagus
offieinalis. Zwei Tafeln enthalten zumeist Abbildungen von
Rhizomen und Blüten-Diagrammen.
Burgerstein Wien).
Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen
des Kaukasus. [Fortsetzung.] (Bulletin de la Societe Impe-
riale des naturalistes de Moscou. 1887. No. 4. p. 929—1003.)
|Französisch.]
(Schluss.) ’
VI. Relative Zahlenverhältnisse der den
6 Gruppen angehörenden Ranunculaceen in Trans- Cis-
Cis- und Transkaukasien, ausgedrückt durch das kaukasien. | kaukasien.
Procentverhältniss innerhalb der Familie.
I. Endemische Arten. k 15,1 °/o 10,3 °/o
II. Gemeinsame Arten mit anderen Theilen der
orientalischen Flora, die anderwärts nicht vor- 24,4 °/o 8,6 °/o
kommen.
III. Gemeinsame Arten mit andern Theilen der
orientalischen und mit gewissen Theilen der Medi- 6,9 9,
terran-Flora.
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IV. Gemeinsame Arten mit gewissen Theilen von 5410|
Armenien, Südost-Russland und Süd-Sibirien. a
V. Gemeinsame Arten mit anderen Theilen der
orientalischen und europäischen Flora, die aber 17,4 °Jo 27,5 °/o
nicht im östlichen Ural vorkommen.
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VI. Gemei i H 1
semeinsame Arten mit anderen Theilen der 23.2°%0 41,3 0/0
orientalischen, europäischen und sibirischen Flora.
Gesammtzahlen: 99,6 °/o 99,7 °j0
603
Systematik und Pflanzengeographie.
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sop
604 Systematik und Pflanzengeographie. — Medicinische Botanik.
VIII. Verhältniss der orientalischen
Gesammtflora zur kaukasisehen Flora
im Besonderen
Anzahl der Ranunculaceen-Gattungen
Anzahl der Ranuneulus-Arten
Anzahl der Delphinium-Arten
Anzahl der Thalictrum-Arten
Anzahl der Anemone-Arten
Anzahl der Nigella-Arten
Anzahl der Adonis-Arten
Anzahl der Clematis-Arten
Anzahl der Helleborus-Arten
Anzahl der Paeonia-Arten
Anzahl der Aconitum-Arten
Anzahl der Aconitum-Arten
Anzahl der Aquilegia-Arten
Anzahl der Trollius-Arten
Anzahl der Ceratocephalus-Arten
Anzahl der Caltha-Arten
Anzahl der Garidella-Arten
Anzahl der Myosurus-Arten
Anzahl der Actaea-Arten
Gesammtzahlen
Orientalische Flora
Kaukasische Flora.
(nach Boissier).
20.
10.
=
5(n. Boissier).
3 (nach Regel).
3.
v. Herder (St. Petersburg).
Baumgarten, P, Lehrbuch der pathologischen Mykologie.
Vorlesungen für Aerzte undStudirende. I. Hälfte,
2. Halbband, Lieferung
1. Mit 13 grösstentheils nach
eigenen Präparaten des Verf. ausgeführten Original-Abbildungen
im Text, davon 3 in Farbendruck und einer lithographirten
Tafel. Braunschweig (Harald Bruhn) 1888.
-
Neue Litteratur. 605
Von dem Baumgarten’schen Lehrbuch ist nach einjähriger
Pause eine weitere Fortsetzung erschienen, welche das Buch aber
immer noch nicht ganz zum Abschluss bringt. Dieselbe giebt, wie
nicht anders zu erwarten, von derselben Sorgfalt und Umsicht in
der Bearbeitung Zeugniss, wie die früher erschienenen Lieferungen.
Nachdem der Tuberkelbacillus zu Ende geführt, behandelt sie den
Lepra, den Rotz-, den Syphilis-, den Rhinoselerom-, den Diptherie-
baeillus, ferner die Baeillen bei Dysenterie (anhangsweise: Ribberts
Bacillus der Darmdiptherie des Kaninchens), den Baeillus Malariae von
Klebs und Tommasi-Crudeli, den Tetanusbacillus, die Bacillen
bei Xerosis eonjunetivae und bei der acuten epidemischen Con-
junetivitis, den sogen. Careinombacillus.
Ferner finden Besprechung die Baeillenbefunde bei Keuch-
husten, bei Gasteritis und bei Nekrose der Magenschleimhaut, bei En-
teritis, Cholerine und Sommerdiarrhöen, bei Endocarditis, Pneumonie,
Meningitis, Nephritis, hämorrhagischen Prozessen, bei der Miliaria
von Palermo, bei der Beriberi-Krankheit, bei Bacteriurie, Gangraena
senilis, Elephantiasis Arabum. Endlich folgen noch Erörterungen
über den Bacillus der Rinderpest, der Acne contagiosa der Pferde,
der Pseudotubereulose des Kaninchens, der Frettchenseuche, des
erysipelatösen Prozesses beim Kaninchen und der Faulbrut der
Bienen, womit die 9. Vorlesung abschliesst. Die 10. Vorlesung
beschäftigt sich mit den pathogenen Spirillen und beginnt mit
der Choleraspirochäte (Koch’s Kommabacillus). Alle, welche dass
Buch anschafften, werden den innigsten Wunsch hegen, dasselbe
möglichst bald vollständig in die Hand zu bekommen.
Zimmermann (Chemnitz).
Neue Litteratur.”
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Wächter, Ch., Methodischer Leitfaden für den Unterricht in der Pflanzenkunde.
8°. 173 pp. und Begleitwort mit Illustr. Altona (A. C. Rehrer) 1889.
geb. M. 2.—
Pilze:
Arcangeli, La fosforescenza del Pleurotus olearius DC. (Atti della Reale
Accademia dei Lincei. Ser. IV. Rendieonti. Vol. IV. 1889. Fasc. 11. p. 365.)
Leuba, F., Die essbaren Schwämme und die giftigen Arten, mit welchen dieselben
verwechselt werden können. Lief. 3. 4°. p. 13—20 mit 4 Chromolith. Basel
(H. Georg) 1889. M. 2.40.
Trelease, William, Species in bacteriology. (The Weekly Medical Review.
Vol. XIX. 1889. No. 12. p. 309.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die KRedactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7,
606 Neue Litteratur.
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Clautriau, @., Recherches microchimiques sur la localisation des alcaloides
dans le Papaver somniferum. (M&moires de la Societ€ belge de Microscopie.
Tome XI. 1889. p. 67—85.)
Molisch, Hans, Das Bewegungsvermögen der Keimpflanze. (Vortrag mit Demon-
strationen gehalten im Vereine zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt-
nisse in Wien am 21. November 1888.) 8°. 27 pp. und 7 |Fig. Wien 1889.
Schmidt, Emil. Beitrag zur Kenntniss der Hochblätter. (Wissenschaftliche Bei-
lage zum Programm der Friedrichs-Werder’schen Oberrealschule zu Berlin 1889.)
4°. 28 pp. 2 Tfln. Berlin (R. Gärtner) 1889.
Schwendener, S., Zur Doppelbrechung vegetabilischer Objekte. (Sep.-Abar.
aus Sitzungsberichte der kgl. Preussischen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin. Physikalisch-mathematische Classe. Bd. XVIII. 1889.) 4°. 12 pp.
Berlin 1839.
Systematik und Pflanzengeographie:
Borbäs, Vinc. v., A lembergi egyetem herbariumäban levö Schur-Fele erdelyi
szegfüvekröl. [Dianthi Hungariei (Transsilvaniei) Schuriani, in herbario universi-
tatis Leopolitanae asservati.] (Sep.-Abdr. aus Termeszetrajzi füzetek. Vol. XIL,
1889. Pars 1. p. 40—56.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Barrett, C. @., Linen injured by Agrotis larvae. (Entomologist's Monthly
Magaz. 1889. March. p. 220— 222.)
Douglas, J. W., Notes on some British and exotic coceidae (No. 13). (Ento-
mologist’s Monthly Magaz. 1889. March. p. 232—235.)
Just, L. und Heine, H., Zur Beurtheilung von Vegetationsschäden durch saure
Gase. (Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. XXXVI. 1889. p.
135— 158.)
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Arloing, L., Effets generaux des substances produits par le Bacillus heminecro-
biophilus dans les milieux de eulture naturels et artificiels. (Comptes rendus
de l’Academie des seiences de Paris. Tome CVIII. 1889. No. 9. p. 458—460.)
Baginsky, A., Zum Grotenfelt’schen Bacillus der „rothen Milch“. (Deutsche
medic. Wochenschr. 1889. No. 11. p. 212—213.)
Banti, @., Pneumococco o diplococco capsulato? (Sperimentale. 1889. No. 2.
p. 138—145.)
Barbaglia, 6. A., Alcaloidi e ptomaine. La ptomaine in relazione alle malattie
d’infezione. 8°. 60 pp. Pisa 1889. Lire 2.50.
Bodamer, 6. A., Actinomycosis in man, with the report of a case. (Med. News.
1889. No. 9. p. 230—232.)
Cauvin, C., Considerations sur l’etiologie et la pathogenie du beriberi. Souve-
nirs d’un voyage & l’immigration hindoue. (These.) 4°. 113 pp. Lyon (impr.
nouvelle) 1889.
Chauveau, A., Les microbes ci-devant pathogenes n’ayant conserv& en appa-
rence que la propriet@ de vegeter en dehors des milieux vivants, peuvent-ils
recuperer leurs proprietes infectieuses primitives? (Comptes rendus de l’Aca-
demie des sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. No. 8. p. 379—385.)
Eve, F. S., Case of actinomycosis of the liver. (Brit. Med. Journ. No. 1472.
1889. p. 584—585.)
Fazio, E., I microbi delle acque minerali: ricerche sperimentali. 8°. 55 pp. fig.
Napoli 1889.
Geissler, Kasuistische Beiträge zur Aktinomykose des Menschen. (Breslauer
ärztliche Zeitschrift. 1889. No. 5. p. 58—61.)
Hanau, A., Zwei Fälle von Aktinomykose. (Korrspdzbl. für Schweiz. Aerzte.
1889. No. 6. p. 165—173.)
Hünermann, Kreolin als Mittel zur Tödtung pathogener Mikroorganismen.
(Deutsche militärärztliche Zeitschrift. 1889. No. 3. p. 111—120.)
Keegan, D. F., Four cases of rhino-seleroma. With histological notes by Dr.
D. D. Cunningham. (Indian Med. Gaz. 1889. No. 1. p. 10—13.)
Neue Litteratur. 607
Konjajew, W., Die bakterielle Erkrankung der Niere beim Abdominaltyphus.
(Jeshenedelnaja klinitsch. gas. 1888. No. 33—38.) [Russisch.]
Kurloff, Ueber eine im Laboratorium acquirirte Milzbrandinfection, nebst Be-
merkungen iber die Therapie des Milzbrandes. (Deutsch. Archiv für klinische
Medicin. Bd. XLIV. 1839. Heft 2/3. p. 87—97.)
Legrain, E., Les associations mierobiennes de l’ur&thre; leur röle dans la blen-
norrhagie et ses complications. (Annal. d. malad. d. organ, g£nito-urin. 1889,
No. 3. p. 141—152.)
Lloyd, J. U., Senega-Wurzel. (Pharmaceutische Rundschau. Bd. VII. 1889.
No. 4. p. 86.)
Minges, &., The present status of bacteriology. (Journal of the Amer. Med.
Assoc. 1889. No. 9. p. 298 —300.)
Orlow, L. W., Ein neuer Fall von Lungenaktinomykose. (Wratsch. 1889. No. T.
p. 187—158.) [Russisch.]
Park, R., Experiments with the pyogenie bacteria and report of a peculiar
abscess containing the Mierococeus tetragenus. (Transact. of the Amer. Surg.
Assoc. Vol. VI. Philadelphia 1888. p. 549—555.)
Pause, Die Naturgeschichte des Diphtheritispilzes und des ihm verwandten
Scharlachpilzes. 8°. V, 63 pp. Mit 5 Tab. und 3 Tfin. Dresden (E. Pierson)
1889. M. 2.80.
Pawlowski, A., Ueber die Kulturen der Tuberkelbaeillen auf der Kartoffel.
(Russkaja medic. 1888. No. 26.) [Russisch.]
— —, Ueber Tuberkelkulturen auf Pepton-Glycerin-Substraten. (l. c. No. 44.)
[Russisch.]
Petri, R. J., Ueber den Gehalt der Nährgelatine an Salpetersäure. (Central-
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. V. 1889. No. 13. p. 457 bis
460.)
Petri, R. J., Reduktion von Nitraten durch die Cholerabakterien. (Centralbl.
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 17. p. 561—569.)
Preusse, Ein weiterer Beitrag zur Aetiologie der Rotzkrankheit. (Berliner thier-
ärztliche Wochenschrift. 1889. No. 11. p. 81—82.)
Raskina, Aetiologie und klinische Bakteriologie der Rose und ihrer Compli-
cationen. (Prakt. med. 1888. November.) [Russisch.]
Rudenko, Bakteriologische Untersuchung der Unterkiefer-Lymphdrüsen bei rotz-
kranken Pferden. (Russkaja medic. 1888. No. 47.) [Russisch.]
Senn, N., The relation of micro-organisms to injuries and surgical diseases.
(Transactions of the American Surg. Assoc. Vol. VI. Philadelphia 1838. p.
45— 291.)
Sternberg, &. M., Hunting yellow fever germs. (Med. News. 1889. No. 10.
p. 253—256.)
Sternberg, 6. M., The etiology of croupous pneumonia. (Lancet. I. 1889. Vol.
No. 8, 10. p. 370— 371, 774—776.)
Steuert, L., Der Kampf gegen die Tubereulose und die Bedeutung der Desin-
fection in demselben. (Wochenschrift für Thierheilkunde und Viehzucht. 1889.
No. 10/11. p. 77—81, 89—94.)
Taylor, H. H., Cow-pox and small-pox. (Lancet. I. 1889. Vol. No. 9. p. 448.)
Uffelmann, J., Die Dauer der Lebensfähigkeit von Typhus- und Cholerabacillen
in Fäcalmassen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V.
1889. No. 16. p. 529—535.)
Zaufal, E., Neue Fälle von genuiner acuter Mittelohrentzündung, veranlasst
durch den Diplococcus pneumoniae A. Fraenkel-Weichselbaum. (Prag.
medic. Wochenschr. 1889. No. 6—10, 12.)
Ziegler, E., Zur Kenntniss der Wurstvergiftung. 8°. 22 pp. Tübingen (A. Moser
[Franz Pietzcker]) 1889. M. 0.70.
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Lewin, L., Ueber Areca Catechu, Chavica betle und das Betelkauen. 8°. VI,
100 pp. 2 Tfin. Stuttgart (Ferd. Enke) 1889. N —
Wittmack, L., Ueber einen Roggen aus dem dreissigjährigen Kriege. (Jahr-
buch der Deutschen landwirthschaftlichen Gesellschaft. III. 1888. p. 69— 76.)
=
608 Anzeigen. — Inhalt.
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zT Ein gut genährtes, am 25. März d. J. geborenes %
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; Kalb mit drei Füssen
® einen Hinter- und zwei Vorderfüssen, welches sich durch Gehen, resp. +
Springen, gut fort bewegen kann, steht zum Verkauf.
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& J. Drewes, Liehtenau in Westfalen.
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mit 700, reichlich aufgelegten, sauber auf
@,
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Moosherbar Papier gehefteten, von bryologischen Autori-
©
täten gesammelten Exemplaren zu dem billigen ®
Preis von 160 Mark zu verkaufen,
Marburg a. L.
OISSSHHISSTÄRSS
Wilhelm Lorch.
SSSEHESSSSISSEIESSSSSSSEHESSS Ol
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen
kurz nach ihrer Reife keimen, p. 577.
Löw u. Bokorny, Ueber das Verhalten von
Pflanzenzellen zu stark verdünnter alkalischer
Silberlösung, p. 581.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
Botaniska Sällskapet in Stockholm.
Sitzung am 16. November 1887.
Lewin, Frl., Ueber spanische Süsswasser-Algen,
p. 584.
Sitzung am 21. März 1888.
Andersson, S., Ueber die Entwicklung der
primären Gefässbündelstränge der Monoko-
tylen, p. 586.
Nekrolog.
v. Herder, E. R. von Trautvetter. (Forts.), p. 587.
Referate:
Baumgarten, Lehrbuch der pathologischen
Mykologie. II., 2., p. 604.
Pfeffer, Ueber Oxydationsvorgänge in lebenden
Zellen, p. 593.
Reinke, Ein Fragment aus der Naturgeschichte
der Tilopterideen, p. 590.
Robertson , Notes on the mode of pollination-
of Asclepias, p. 597.
— —, Insect relations of certain Asclepias. I.,
II PB: .097=
Scholz, Morphologie der Smilaceen mit beson-
derer Berücksichtigung ihres Sprosswechsels
und der Anatomie ihrer Vegetationsorgane,
p- 602.
Schwendener, Die Spaltöffnungen der Grami-
neen und Cyperaceen, p. 601.
Smirnoff, Aufzählung der Arten der Gefäss-
pflanzen des Kaukasus. (Schluss), p. 602.
Wehmer, Das Verhalten des oxalsauren Kalkes:
in den Blättern von Symphoricarpus, Alnus
und Crataegus, p. 59.
Wiesner, Der absteigende Wasserstrom und
dessen physiologische Bedeutung, p. 59.
Zopf, Oxalsäuregährung (an Stelle von Alcohol-
gährung) bei einem typischen (endosporen)
Saccharomyceten, p. 592.
Neue Litteratur, p. 605.
Ausgegeben: 30. April 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
ME
Band XXXVINH.No.6. Jahrgang X.
J:
ad dr If
& REFERIRENDES ORGAN .%
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Ausläandes,
rn
Herausgegeben
enter Bitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhiworm una Dr. G. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. 19. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen kurz nach ihrer
Reife keimen.
Von
Dr. Paul Dietel.
(Fortsetzung.)
Die dritte der hier zu nennenden Arten, Puceinia heterospora
B. et C., ist auf einer grossen Anzahl von Nährpflanzen bekannt
aus Nord- und Südamerika, Südafrika, Ceylon, Indien und Australien,
und dadurch bemerkenswerth, dass neben den zweizelligen Sporen
auch einzellige, und zwar oft in einer weit überwiegenden Anzahl
oder gar ausschliesslich vorkommen. Solche einzellige Formen
wurden als Uromyces Thwaitesii B. et Br. und Urom. pulcherrimus
B. et ©. beschrieben. — Auch unter den wirklichen Uromycesarten
der Malvaceen dürfte mindestens ein Lepturomyces vorkommen.
Für Urom. Sidae Thüm., Urom. Malvacearum Speg., Urom. malvi-
cola Speg. und Urom. heterogeneus Cke. wird übereinstimmend an-
gegeben, dass sie in kompakten, meist kreisförmig beisammen-
stehenden Lagern auftreten, wie dies bei Leptoformen ja sehr häufig
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 13
610 Dietel, Ueber Rostpilze.
der Fall ist. Da die vorhandenen Beschreibungen genannter
Arten in fast allen wesentlichen Punkten übereinstimmen (nur für
Urom. Sidae wird die Stiellänge erheblich kürzer angegeben als
für dje übrigen), so wird wohl die Artenzahl hier nicht unwesentlich
zu reduciren sein.
Die Antaceengattung Pilocarpus beherbergt auf Piloc. Selloanus
in Algier und auf Piloc. Pe in Südamerika eine Leptopueeinia,
Puceinia Pilocarpi Cke. (= Puce. Parodii Speg.).
Uromyces pervius nr auf einer nicht näher bestimmten Art
von Cupania (Sapindacee) in Südamerika vorkommend.
Puceinia Mesneriana Thün., auf Ahamnus Alaternus in Portugal
gefunden, ist mit der von Ellis und Harkness später aus Cali-
fornien beschriebenen Puceinia digitata auf Rhamnus eroceus identisch.
Diese Art ist insofern von Interesse, als das Epispor am Scheitel
meist mehrere tingerförmige Fortsätze trägt, so dass sie also hierin
der grasbew ohnenden Puce. coronata gleicht, deren Aeecidium auf
Rhamhusarten zur Ausbildung gelangt.
Puceinia Buxi DC., a Be sempervirens vorzugsweise ım
südlichen Europa.
Puccinia exanthematica Mae Ow., auf Crassula spathulata
am Kap.
Es wurde bereits oben darauf hingewiesen, dass Puceinia Saxr-
fragae Schlechtd. eine Leptopuceinia sei. Zu dieser Ansicht führte
die Beobachtung, dass amerikanische Exemplare dieses Pilzes auf
Sazxifraga Virginiea, die in Ellis’ Nortli American Fungi als Puce.
curtipes Howe und Puce. striata Cke. ausgegeben sind, in Menge
gekeimte Sporen auf den in frischem Zustande eingesatimelten
Blättern zeigten. Schon Farlow macht in seinen „Notes on some
speeies in the third and eleventh centuries of Ellis’s North
American Fungi“ (Proceed. Am. Acad. XVIID auf die vollkommene
morphologische Uebereinstimmung von Puce. curtipes mit Puce.
Saxifragae aufmerksam, und diese Uebereinstimmung liess sieh auch
für Puce. striata feststellen. Sollte aber die Identität der drei
Arten eine vollkommene sein, so musste auch an deutschen Exem-
plaren die bisher unbekannte Keimung der Sporen auf den grünen
Blättern der Nährpflanze sich nachweisen lassen. Und in der That
fanden sich auf zwei jungen Blättern von Saxifraga granulata, im
Mai gesammelt (weiteres Material stand mir nicht zu Gebote), ge-
keimte Sporen in manchen Lagern fast ausschliesslich, in anderen
mehr vereinzelt, so dass auch hierdurch die Ansicht des Herrn
Prof. Farlow eine weitere Bestätigung erfuhr, und die Zugehörigkeit
dieser Art zu den Leptopuceinien hiernach keinem Zweifel unter-
liegen kann.
Einen etwas schwierigeren Formenkreis bilden unter den Rost-
pilzen der Sazxifragaceen die Arten, die als Puceinia Chrysosplenvi
Grev., Puee. spreta Peck und Pace. congregata Ell. et Hark. be-
schrieben worden sind. Alle drei stimmen überein in der sofortigen
Keimung der Sporen, sowie in der Gestalt derselben und der
glatten Beschaffenheit des Epispors. Die Sporenlänge beträgt bei
Puce. Chrysosplenii und Puce. congregata durchschnittlich etwa 36 «,
Dietel, Ueber Rostpilze. 611
bei Puce. spreta ungefähr 31 «, jedoch sind bei letzterer grössere,
bei ersterer kleinere Sporen häufig genug. Bei Pucc. congregata
und Puce. spreta ist die Scheitelverdiekung oft papillenförmig, bei
Puec. Chrysospleniü meist kegelförmig. Bei Pucc. congregata stehen
die Sporenlager, wie es scheint, stets gruppenweise dicht beisammen, -
bei den zwei anderen Formen ist dies häufig nicht der Fall. Die
übrigen Unterschiede sind noch weniger durchgreifend, so dass es
unmöglich erscheint, die genannten drei F ormen, denen wahrscheinlich
noch Puee. Tiarellae B. et ©. und Puce. Heucherae Schw. anzureihen
sind, als selbständige Arten streng auseinander zu halten. Eine
Gewissheit hierüber” kann nur durch Vergleichung eines möglichst
umfangreichen Materiales oder durch Kulturversuche erlangt werden.
Bezüglich der amerikanischen Formen spiegelt sich auch die Un-
sicherheit in der Angabe der Nährpflanzen wieder. Pucc. Tiarellae
kommt vor auf Tiarella cordifolia, Mitella nuda und M. diphylla ;
dieselben Arten werden auch als Nährpflanzen von Puce. spreta
angegeben, ausserdem aber noch Heuchera Americana und AH. villosa.
Auf diesen beiden letzteren Arten kommt aber auch Pace. Heucherae
vor, und endlich Puece. congregata lebt auf Mitella nuda, Heuchera
mierantha und ceylindrica.
Auf Onagracen finden sich zwei Leptopuceinien: Puceinia
Circaeoe Pers. und Puec. gigantea Karst., erstere auf Circaea in
Europa und Nordamerika verbreitet, letztere auf Eptlobium anyusti-
folium nur aus Finnland bekannt.
Uromyces pallidus Niessl., auf Cytisus hirsutus, prostratus und
capitatus m Deutschland, Oesterreich und Italien.
Puceinia Dayi Clint., auf Steironema eiliatum (Primulacee) in
Nordamerika.
Pueeinia Jasmini DC., auf Jasminum fruticans in Frankreich
und Alsier.
Puceinia eshauriens Thüm., auf Jasminum tortuosum im Kap-
lande.
Von dem auf Asclepiaden vorkommenden Arten gehören zu
den Leptopueeinien: Puceinia Gonolobi Rav., auf Gonolobus und
Puecc. Araujae Lev. auf Arauja albens (Südamerika) und Sarco-
stemma Swartzianum (Cuba).
Auf Bl bederinoden sind mir drei Leptopuceinien bekannt:
Puceinia Seymeriae Burr., auf Seymeria macrophylla in Nordamerika,
Puec. Veronicae Anagallidis Oudem., auf Veronica Anagallis in den
Niederlanden, endlich Puec. Veronicae (Schum.), auf verschiedenen
Veronica-Arten in Europa und auf Ver. Virginica L. in Nord-
amerika. Es mag auch hier hervorgehoben werden, dass diese
Art zweierlei Sporen bildet, solche auf hinfälligem Stiel, braun
gefärbt, später keimend ( ana fragilipes), und solche auf festem
Stiel mit blasserer Membran, sofort keimend (forma persistens), und
dass auf Veronica montana nur die forma persistens auftritt. Die
letztere ist der folgenden Art sehr ähnlich.
Puceinia annularis (Strauss) Wint. auf Teuerium Scorodonta
und 7. Chamaedrys in den meisten Ländern von Europa. Von
dieser Art verschieden ist Puceinia Teueriüi Biv. Bernh. nec Fuck.
13*
612 Löw u.Bokorny, Verhalt. v. Pfanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös.
(= Puce. Beltraniana Thüm.), auf Teuerium fruticans auf der Insel
Sieilien gefunden.
Pucceinia verrucosa (Schultz) Lk., auf mehreren Labiaten in-
ganz Europa, Sibirien und Nordamerika vorkommend.
Puceinia grisea (Strauss) Wint. auf Globularia vulgaris, cordi-
folkia, nudicaulis und Willkommi in der westlichen Hälfte von
Europa.
Puceinia Lantanae Farl., die auf Lantana odorata (Verbenacee)
auf den Bermuda-Inseln vorkommt, gleicht der Pucce. heterospora
(s. 0.) insofern, als bei ihr einzellige Teleutosporen in Menge vor-
kommen. In dem von mir untersuchten Materiale wurden zwei-
zellige Sporen nur vereinzelt angetroffen. Deswegen trage ich:
auch kein Bedenken, den in Paraguay gefundenen Uromyces Lan-
tanae Speg. als dieselbe Art anzusehen, da bei dieser Art (von
der kein Material zu Gebote stand) ausdrücklich das Vorhanden-
sein zweizelliger Sporen neben den einzelligen angegeben wird
und die Bemerkung Spegazzini’s (Fungi Guaranitici I. No.
121): „episporium per aetatem suberustaceum evadit et apice saepe
irregulariter rimoso-diffraetum“ auf die tremelloide Entwicklung
dieses Pilzes deutlich genug hinweist. Zudem passt die Beschreibung
des Uromyces aut die einzelligen Sporen von Puce. Lantanae.
Puceinia microsperma B. et C. (— Puce. Lobeliae Gerard) auf.
Lobelia syphilitica und L. puberula in Nordamerika.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber das Verhalten von Pflanzenzellen zu stark
verdünnter alkalischer Silberlösung.
Von
O. Loew und Th. Bokorny.
(Schluss.)
Was den Einwand betrifft, dass die Reaktion keine allgemeine
sel, So verweisen wir auf unsere Schrift.*) Die Resistenz gegen
verschiedene Einflüsse ist nicht immer gleich gross ....... Objekte,
welche die Reaktion gewöhnlich nicht en liefern sie doch
unter gewissen Umständen; z. B. Hefezellen nach Züchtung bei
sehr niederer T emperatur in einer zuckerfreien Nährlösung.
Auch manche thierische Objekte (Froschniere z. B.) geben die
Reaktion.
Dass manchmal Vaucheria nach kurzem Aufkochen noch Silber
abscheiden kann, wundert uns nicht; ist doch bekannt, dass das
Plasma dieser Pflanze bei gewissen Einflüssen äusserst zähes Leben
zeigt, z. B. aus den Schläuchen lebendig ausgestreift werden kann,
oder dass diese in kleine fortlebende Stheke zerschnitten werden
können. Wenn man Vaucheria einen Moment in kochendes Wasser
taucht und dann zurück in kaltes Wasser bringt, so bemerkt man
deutliche Absterbe-Phänomene erst nach einiger Zeit.
*) Die chem. Kraftqnelle. p. 59, ferner Pfl. Arch. Bd. XXXV. p. 515.
Löwu.Bokorny, Verhalt. v, Pllanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 613
Dass manches Protoplasma gegen höhere Temperatur sehr
vesistent ist, wissen wir längst. Von Naegeli hat z.B. gezeigt,
dass es Spaltpilze gibt, welche durch 10stündiges Kochen mit
Wasser ihre Lebensfähigkeit nicht verlieren. Es ist ferner bekannt,
dass Algen in den 850 heissen Quellen von Ischia leben. Wahr-
scheinlich gibt es in manchem Pı votoplasma Vorrichtungen, welche
die sonst leichte Umlagerung des aktiven Albumins bedeutend ver-
zögern können. *)
Dass die von uns gefundene Reaktion etwas mit dem che-
mischen Charakter des lebendigen Protoplasmas zu thun hat,
geht auch aus dem Verlauf derselben hervor. Sie ist aber nur
dann richtig zu verstehen, wenn man sich die Begriffe aktives
Eiweiss, lebende Materie und lebende Zelle klar macht.
Aktives Eiweiss ist ein rem chemischer Begriff; erst durch einen
bestimmten moleeularen Aufbau wird daraus lebendige Materie
und durch weitere Complieation (des Aufbaues eine in verschiedene
Organe differenzirte Zelle. Wie ein vielzelliger Organismus als
Individuum schon abgestorben sein kann, während einzelne Theile
noch fortleben, so ist Aehnliches bei einer Zelle möglich; bezüglich
des Tonoplasten ist dies ja von H. de Vries gezeigt worden;
der Kern kann nach unseren Beobachtungen vor dem Cytoplasma
absterben, der Chlorophyllapparat vor dem farblosen Protoplasma
etc. Uebertragen wir das auf die kleinsten (unsichtbaren) Theile
des Protoplasmas, die emzelnen Molekel oder Micelle, so ist
klar, dass dieselben noch ihre unveränderte Beschaffen-
heit haben können, wenn der Tod der Zelle als In-
dividuum längst eingetreten ist. Das Leben hängt, wie wir in
der 1. Auflage unserer Schrift hervorgehoben haben, nach unserer
Ansicht wesentlich von 2 Faktoren ab: 1. dem chemischen Be-
wegungszustand, welcher in der labilen Beschaffenheit des aktiven
Albumins begründet ist und durch die Athmungsthätigkeit ge-
steigert wird, 2. dem molekularen unsi en Aufbau (der
Teetonik) des Protoplasmas und der siehtbaren Anordnung
der Theile (Organisation) in den Zellen.
Der Umstand, dass bei den meisten Eingriffen in lebende
Zellen auch sofort chemische Veränderung im Protoplasma Platz
greift, erschwert das Studium der Chemie des Protoplasmas. Es
gibt a einerseits Fälle, in denen bedeutende Eingriffe das Proto-
plasma nicht zum Absterben bringen (Ausstreifen des Protoplasmas
aus Vaucheria, Zerschneiden von Vaucheriafäden ete.); andererseits
ist es denkbar, dass zwar Organisation und Teetonik der Zellen
zerstört wird, nicht aber der chemische Charakter des aktıven
Eiweisses.
*) Auch ist es in der Chemie keineswegs eine seltene Erscheinung, dass
labile Körper durch gewisse Umstände an der leichten Umlagerung gehindert
werden. Es sei erinnert an den Orthoamido-benzaldehyd von P. Friedländer
und an das Esoamido-acetophenon V. Meyer’. Das Wasserstoffsuperoxyd
wird in alkalischen Flüssigkeiten unverhältnissmässig rascher zersetzt als in
sauren.
614 Löwu.Bokorny, Verhalt. v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös.
Letzteren Fall haben wir häufig bei Einwirkung von basischen
Stoffen auf Pflanzenzellen (besonders an gut ernährten Spirogyren)
beobachtet. Es bilden sich hierbei im lebenden Protoplasma
Granulationen, welehe aus sehr verdünnten alkalischen Silber-
lösungen Metall abscheiden und hierdurch intensiv schwarze
Färbung annehmen. Diese Körnchenbildung ist nur an
lebenden Zellen zu beobachten, niemals an abge-
storbenen. Sie ist also eine ächte Lebensreaktion, während die
Silberreduktion nicht auf die lebende Zelle, wohl aber auf das
aktive Albumin zu beziehen ist.
Lässt man Silberlösung A auf lebende Spirogyrenzellen ein-
wirken, so treten 2 wesentlich verschiedene Reaktionen nacheinander
ein: 1. Die Körnehenbildung, hervorgerufen durch das Ammoniak
und Kali der Lösung, 2. die Silberabscheidung durch diese Körnchen.
Alles dies ist detaillirt von einem von uns (B.) geschildert worden *)
in Pringsheims Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVIII. Heft2, wo orauf
hiemit verwiesen sei.
Bezüglich der Körnehenbildung ist besonders beachtenswerth,
dass sie weit mehr von verdünntem Ammoniak, als von concen-
trirtem Ammoniak hervorgerufen wird, und dass sie bei einer ge-
wissen Höhe der Concentration gar nicht mehr erfolgt. Ammoniak
1:5000 wirkt mehr körnchenbildend, als 1:100; ja selbst bei der
Verdünnung 1:100,000 bemerkt man nach einer halben Stunde
reichliche Körnchenbildung im Plasmaschlauch.**) Diese Körnchen
bestehen wesentlich aus Eiweiss. Der bedeutende Effekt einer so
überaus geringen Ammoniakmenge, wie in obigem Falle angegeben,
erinnert "sehr an die als Reizwirkungen bekannten Erscheinungen,
welche durch Disproportionalität zwischen Ursache und Wirkung
ausgezeichnet sind.
Die Granulationen, welche durch Alkaloide und deren Salze
entstehen, sind den durch Ammoniak gebildeten ganz ähnlich.
Ausser den Körnehen im Cytoplasma bemerkt man öfters
ganz ähnliche Ausscheidungen im Zellsaft, welche Pfeffer früher
als gerbsaures Eiweiss, nenerdines aber als Gerbstoff bezeichnet
hat. Nach unserer Ansicht Fanart sie aus aktivem Eiweiss, dem
Gerbstoff beigemengt ist. Dass sie gerbsaures Eiweiss nicht sind,
haben wir früher nachgewiesen; dass sie nicht aus Gerbstoff be
stehen, ist noch leichter darzuthun. Da diese Körnchen mit con-
eentrirter Salzsäure momentan verschwinden, müssen sie etwas
anderes sein als gerbsaures Eiweiss oder Gerbstoff, weil letztere
*) Das späte Erscheinen dieser Arbeit ist dadurch entschuldigt, dass B.
mehrere Jahre durch anderweitige Geschäfte in Anspruch genommen war.
**) Siehe auch B. in Pringsheims Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVIN. p. 202.
Bei längerem Verweilen der Körnchen in Ammoniak scheinen diese Ammoniak
chemisch zu binden, was daraus hervorgeht, dass die Körnchen nun auch neu-
trales salpetersaures Silber redueiren und gegen verdünnte Essigsäure beständiger
werden. Auch Hydroxylamin ruft ähnliche Körnchen hervor, welche aber durch
Essigsäure weit leichter ihr Reduktionsvermögen verlieren als jene, während sie
umgekehrt gegen Barytwasser beständiger sind. Ueber den wahrscheinlichen
Grund hiefür siehe L. in Pflügers Arch. Bd. XXXIH. p. 116. Für derartige
Experimente empfiehlt es sich, gut ernährte eiweissreiche Zellen zu verwenden.
Löwu.Bokorny, Verhalt. v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 615
beiden in concentrirter Salzsäure nicht löslich sind. Wären sie
Gerbstoff allein, so könnten sie ferner durch verdünntes Ammoniak
nicht entstehen. Concentrirte Gerbstofflösungen werden durch
eoneentrirte Salzsäure, sowie durch manche Salzlösungen (Dikalium-
phosphat, gerbsaures Ammoniak) gefällt; die Fällungen sind bei
Zutritt von Wasser wieder auflöslich. Eine verdünnte Gerbstoff-
lösung mit Ammoniak zu fällen, ist ganz unmöglich. *)
Nachschrift von 0. Loew.
Da Pfeffer auf die gegen mich gerichtete Kritik Bau-
mann’s hinweist, so erlaube ich mir, nach dem Grundsatze
audiatur et altera pars auch auf meine Antwort aufmerksam zu
machen, welche in Pflügers Archiv Bd. 30, S. 363 abgedruckt
ist. Meine Ansichten über Bildung und Constitution des aktiven
Albumins haben schon gar manche kräftige Stütze erhalten. Ich
konnte aus jener ableiten, dass „alle Körper, welche noch in sehr
verdünnten Lösungen auf Aldehydgruppen oder basische Amido-
gruppen wirken, auch Gifte allgemeinster Art sind“, ein Satz, der
vielfach Bestätigung gefunden hat. Die hohe Giftiekeit des Hydro-
xylamins, des Phenylhydrazins, des Formaldehyds, der salpetrigen
Säure finden dadurch ihre einfache Erklärung. Und ist denn eine
Hypothese etwa nicht berechtigt, weil sie emfache Erklärungen
für sonst mysteriöse Erscheinungen liefert? —
Meine Änsicht, dass das Eiweiss aus dem Aldehyd der Aspara-
ginsäure durch Condensation unter reducirendem Einfluss hervor-
gehe, liess voraussehen, dass die Massenproduktion von Asparagin
bei der Keimung mit einer lebhaften Oxydation des Eiweiss-
moleeuls verknüpft sei, worüber ich mieh auch mehrfach geäussert
habe.**) Kürzlich hat nun Palladin in der That gefunden, dass
bei Sauerstoffabschluss die Keimlinge wohl noch einen
Tag fortleben können, aber kein Asparagin mehr produ-
eiren.***) Ich zweifle nicht, dass die Thatsachen, welche meine
Eiweissbildungshypothese plausibler machen, sich bald weiter
mehren werden — dann wird auch derjenige, welcher diesen
Fragen ferner steht, die Ueberzeugung gewinnen, dass die An-
grife Baumann’s und Pfeffer’s unbegründet waren. —
*) Bezüglich der Wirkung des kohlensauren Ammoniaks auf Gerbstofi be-
richtet Pfetfer, dass diese im Reagensrohr keinen Niederschlag geben; wohl
aber, wenn Gerbstoft als 4prozentige Lösung in eine Capillare gebracht und
diese in kohlensaures Ammoniak von 5°/o getaucht wird. Wir können die
Sache dahin aufklären, dass die Entstehung des Niederschlags nur von der
Concentration der Lösungen abhängt. Mischt man beide Lösungen im concen-
trirten Zustande, so entsteht auch im Reagensrohr ein Niederschlag (hierbei
fällt das entstehende gerbsaure Ammoniak überschüssigen Gerbstofi aus.) Nimmt
man sie aber verdünnt genug, so entsteht auch in der Capillare kein Nieder-
schlag. Dass die Fällung leichter entsteht, wenn sich die Gerbstofflösung in
einer Capillare befindet, ist einfach dahin zu erklären, dass das durch den Ein-
tritt des kohlensauren Ammoniaks gebildete gerbsaure Ammoniak eine Zeit lang
in der Capillare als concentrirtere Lösung verweilen und den Gerbstoff in dieser
eher ausfällen kann, als wenn beide im Reagensrohr gemischt worden wären.
**) Pflüg. Arch. XXII. 507 und „Kraftquelle‘‘ pag. 2$
*%*%*) Ber. Bot. Ges. 1888..
616 Botanischer Verein in München.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München.
V. ordentliche Monats-Sitzung,
Montag, den 41. März 13839.
Herr. R. Hegler hielt folgenden Vortrag:
„Thallin ein neues Holzreagens.“
Trotz zahlreich ausgeführter Versuche über das Wesen der
Verholzung pflanzlicher Gewebe ist es bis jetzt nicht gelungen, die
chemische Natur des verholzenden Prinzips und den chemischen
Prozess bei der Verholzung aufzuklären.
Ein wichtiges Moment für die entwickelungsgeschichtliche Seite
dieser Frage bilden die Reaktionen auf verholzte Membranen und
es ıst somit als ein grosses Verdienst Wiesner’s zu verzeichnen,
in den Salzen des Anilins, Toluidins, Naphtalidins, sowie
besonders im Phloroglucin vorzügliche positive Holzreagentien
erkannt und so die Kenntniss vom Vorkommen verholzter Gewebe
wesentlich gefördert zu haben.
Erst fünf Jahre später gelang Singer der Nachweis des
Vanillins und Coniferins als zweier konstanter Begleiter verholzter
Membranen, wobei er zeigte, dass die von Höhnel entdeckte
Phenolsalzsäurereaktion durch die Anwesenheit des Coniferins, die
Phloroglucinreaktion dagegen durch das Vorkommen von Vanillin
in allen verholzten Geweben bedingt sei.
Wie schon Wiesner und Singer angeben, ist die Phloro-
glucinreaktion ausserordentlich empfindlich, und es würde keines
neuen Holzreagenses mehr bedürfen, wenn nicht diese, sowie die
anderen obgenannten Reaktionen den grossen Fehler hätten, dass
die mit denselben behandelten Schnitte mehr oder weniger rasch
verblassen und so nicht als Dauerpräparate konservirt werden können,
was gerade für entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen über
den Gang der Verholzung von grösstem Werthe ist; ausserdem ist
das Operiren mit Salzsäure äusserst unangenehm und erfordert
grosse Vorsicht.
Während meiner im vergangenen Winter unter Leitung des
Herrn Dr. Dingler ausgeführten Untersuchungen über die Ver-
holzung der Pflanzen fand ich in dem Thallin ein ganz vorzüg-
liches Reagens aut verholzte Membranen, das die Anwendung einer
Säure eliminirt.
Zum Nachweise verkolzter Membranen benutze ich eine conc.
Lösung des schwefelsauren Thallins in wässrigem Alkohol,
wobei ich die Schnitte zuerst in reinen Alkohol bringe und dann
in einem Uhrschälchen einige Zeit mit obiger Lösung des Reagenses
in Berührung lasse. Je länger diese Einwirkung dauert, desto
intensiver und schöner wird die Färbung, wobei sich sämmtliche
verholzte Partien dunkeiorangegelb färben, während die Cellulose- und
Botanischer Verein in München. 817
Korkmembranen völlig ungefärbt bleiben. Hierbei ist zu bemerken,
dass schon Skraup in seiner Arbeit über das Thallın *) sagt:
„Durch Belichtung wird dieses, sowie die andern Thallinsalze —
wenn sie nicht absolut rein sind — schwach rosa gefärbt.“
Diese Färbung nimmt in der wässrigen Lösung noch zu, und es
empfiehlt sich desshalb, wenig Lösung vorräthig zu halten, sowie
dieselbe vor Licht geschützt, aufzubewahren. Der Holzreaktion
thut ein derartiges Präparat keinen Eintrag, sondern es besitzt nur
‚die Eigenschaft, die Cellulose und. Korkpartien ebenfalls schwach-
rosa zu färben, wogegen die verholzten Membranen sich ebenso
intensiv orangegelb färben, wie zuvor, ohne durch monatelange
Belichtung merklich zu verblassen.
Es lag nun noch im Bereiche der Untersuchung über die Brauch-
barkeit des neuen Reagenses, das Verhalten des Thallinsulfats zu
verkorkten Membranen und ferner zu andern reagirfähigen im pflanz-
lichen Organismus vorkommenden Körpern, wie z. B. organischen
Säuren, Glycosiden und Gerbstoffen zu studiren, und ich kam hierbei
zu dem Resultate, dass die genannten Stoffe der Reaktion auf ver-
holzte Membranen nicht hinderlich sind.
Bei vergleichenden Untersuchungen über die Einwirkung der Holz-
reagentien auf Vanillin **) und Coniferin sowohl trocken als in Lösung
fand ich, dass dieselben sich in drei Gruppen eintheilen lassen
and zwar:
I. in solche, die nur mit Vanillin, nicht mit Coniferin
reagiren: Thallin;
II. in solche, die nur mit Coniferin und nicht mit Vanillin
reagiren: Phenolsalzsäure;
Il. in solele, die sowohl mit Vanillin als auch mit
Coniferin Farbenreaktionen liefern:
Sämmtliche andere Holzreagentien.
Dieser Umstand, sowie die sehr grosse Resistenzfähigkeit der
durch Thallin erzeugten Reaktionen gegen Belichtung dürften als
weitere Beweise für die Brauchbarkeit des Thallins insbesondere
da anzusehen sein, wo es darauf ankommt, Schnitte verschiedenen
Verholzungsgrades als Testpräparate zu konserviren.
Was endlich die Schärfe und Intensität der Thallin-
reaktion anlangt, so möchte ich einige Zahlenwerthe hierfür anführen:
1 cc. einer 0,1 prozentigen Lösung, enthaltend 0,001 gr. Thallin-
sulfat, wurde in einem Schälchen mit einigen Quer- und Längs-
schnitten von Fichtenholz in Berührung gebracht, die sofort die
Reaktion zeigten und zwar um so stärker, je länger die Einwirkung
‚dauerte. Hiermit war aber die äusserste Grenze der Reaktion keines-
wegs erreicht, es zeigten vielmehr 0,5 cc. einer 0,01 prozentigen
*) H. Skraup in den Berichten der Wiener Acad. d. W. II. Abth. 92.
S. 789 ff.
*%*) Ueber die chemische Natur des bei der Einwirkung von Thallinsulfat
auf Vanillin entstehenden Reaktionsproduktes, sowie Ausführlicheres über vor-
liegende Untersuchung, siehe die demnächst in den Berichten der deutschen Bot.
Gesellsch. zu Berlin erscheinende grössere Arbeit.
618 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
Lösung, einem Thallingehalt von 0,00005 gr. entsprechend, noch
deutliche Reaktion.
Es dürfte sich hieraus ergeben, dass das Thallinsulfat
ein ausserordentlich empfindliches Reagens auf ver-
holzte Gewebe ist, dass dasselbe vor anderen den
Vorzug unbegrenzter Farbendauer, leichter Herstel-
lung und Haltbarkeit mikroskopischer Präparate und
unter Umgehung der lästigen Anwendung einer Säure
ausserdem die Eigenschaft besitzt, mit Coniferin
keine Farbenreaktion zu geben.
Botaniska Säliskapet in Stockholm.
(Fortsetzung.)
Grosse Variationen findet man auch bei der Gruppe der
Helobieae. Triglochin maritimum z. B. hat die Kambiumzone etwa
ebenso gut entwickelt wie die Ziliaceen, zeigt auch mit Ranunculus
sceleratus grosse Aehnlichkeit. Bei den‘ übrigen Familien, die mehr
ausgeprägte Wasserpflanzen umfassen, sind die Vasalstränge stark
redueirt, und es ist dabei die Kambiumzone das erste, was redueirt
wird. Von Alismacen sind Alisma Plantage und »agittaria
sagittaefolia untersucht worden. Bei beiden sind die Stränge
schwach entwickelt und die primär gebildeten Stränge w un
später zerrissen, indem ein weiter intereellulärer Luftgang sich
bildet. Bei Alisma entstehen jedoch später halbmondförmig um
den Luftgang herum andere Stränge. Bei den Potamogetoneae
erinnern die Stränge an die bei Sagittari ia, indem keine Kambium-
zone vorhanden ist und die Stränge in den Internodien zerrissen
werden. Am meisten reducirt sind aber die Stränge bei Najas,
wo es keine Gefässe giebt, auch keine Differenzirung in Xylem
und Phloem.
In der Gruppe der Glumiflorae findet sich eine schwach ent-
wickelte und nur m den jüngeren Stadien sichtbare Kambiumzone
bei den Juncaceen und Cyperaceen, die in dieser Hinsieht etwa
gleich hoch stehen. Viel mehr entwickelt sich aber diese Zone bei den
eumlneen, so bei Zea Mais, wo man sogar bei älteren Vasal-
strängen m radial geordneten Zellen A Phloem und Xylem
Reste davon sehen kann. Die Stränge der Gramineen zeigen also
eine grössere Aehnlichkeit mit den Dikotylen, als mit den ‚Juneaceen
und Cyperaceen, welche sonst als höher stehend betrachtet werden
und aus welchen mehrere Autoren die Gramineen herleiten wollen.*)
*) Ich habe in einer Abhandlung „Ueber die Entwickelungs-
geschichte der Pollenkörner der Angiospermen“ gezeigt, dass die
Entwiekelung der Pollenkömer der (yperaceen für eine Reduktion derjenigen
der Juncaceen gehalten werden können, wogegen die der Gramineen derjenigen
der normalen Monokotylen ähnlich ist; daraus kann man schliessen, dass die
Gramineen aus den Cyperaceen nicht herzuleiten sind. Dieses wird durch die
hier referirten Untersuchungen über die Entwickelung der Vasalstränge bestätigt.
Anm. des Ref.
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 619
Von Seitamineen sind nur zwei untersucht, nämlich eine
Amomum- und eine Canna-Art. Geringe Andeutungen einer Kam-
biumzone sind bei beiden vorhanden. Etwas deutlicher sind sie
bei Amomum, was auch ganz natürlich erscheint, wenn man bedenkt,
dass die Cannaceen eine von dem Typus mehr abweichende und
mehr reducirte Familie sind, als die Zingiberaceen.
Bei den Orchideen hat Möbius kambiale Theilungen in den
Vasalsträngen beschrieben; solche hat auch die Verf. bei Platanthera
bifolia gefunden.
Unter den Spadicifloren stehen die Palmen am höchsten, denn
Godfrin hat bei Zatania und die Verf. bei Brahea filamentosa
eine deutlich ausgeprägte Kambiumzone gefunden, die durch tan-
gentiale Theilungen sowohl für den Xylem- wie für den Phloem-
Theil neue Zellen absetzt. Von 7: 'yphaceen ist nur eme Typha-Art
untersucht worden; diese besitzt freilich eine Kambiumzone, die
aber bei Weitem nicht so hoch entwickelt ist, wie bei den Palmen:
doch sind die Stränge von 7ypha in jüngerem Stadium sowohl
bezüglich des Kambiums wie anderer Dinge eher mit Juncus,
Scirpus, Cyperus, Carex, Zea, Ammomum und Canna zu vergleichen.
Bei den Aroideen ist eine weitere Reduktion eingetreten ; wenigstens
konnte bei der untersuchten Alocasia gigantea (?) keine deutliche:
Kambiumzone beobachtet werden; die Zellen der Stränge theilten
sich indessen im jungen Stadium in allen Richtungen, dabei auch
zum Theil in tangentialer zwischen Xylem und Phloem. Bei den
auch in morphologischer Hinsicht stark redueirten Zemnaceen ist
der Vasalstrang bis zum äussersten redueirt und keme Kambium-
zone vorhanden.
Es zeigt sich also, dass die Entwickelung der Vasalstränge bei
den Monokotylen von derjenigen der Dikotylen bei weitem nicht so
abweichend ist, wie man früher gemeint hat, und dass besonders
die Bohren sich den Aanunculaceen ganz nahe anschliessen. In
den grösseren Monokotylengruppen findet man Familien, wo die
Stränge am meisten dikotylenähnlieh sind, und von diesen kann
eine Reduktion gefolgt werden, die im Allgemeinen mit einer
Reduktion in morphologischer Hinsicht gleichen Schritt hält. Es
ist jedoch zu bemerken, dass bei allen "typischen Wasserpflanzen
die Vasalstränge stets stark redueirt sind, was ja auch bei den
Dikotylen der Fall ist und nach den Untersuchungen von Co-
stantin bei einer und derselben Ärt eintrifft, wenn dieselbe, von
Natur eine Landpflanze, gezwungen wird, im Wasser zu
wachsen.
2. Herr 8. Almquist sprach sodann
Ueber die Gruppen-Eintheilung und die Hybriden
in der Gattung Potamogeton.
Die Hauptgruppen sind 1) Plantaginifoliae Fr., 2) Gra-
minifoliae Fr. und 3) Ligulatae Fr. Die erste besteht aus:
den breitblätterigen Formen. Die zweite bilden die grasblätterigen,
die sich besonders dadurch auszeichnen, dass sie, wie es scheint.
620 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
immer einjährig sind, so wie auch durch ihre eigenthümlichen
Keimknospen. Die dritte besteht aus den borstenblätterigen, die
Blattscheiden mit Ligula, nicht wie die anderen freie Ligula-Scheiden
(Nebenblätter) besitzen. Zwei Arten, densa und erispa, können
nicht in diese Gruppen eingereiht werden, sondern möchten besser
auf Grund beträchtlicher Abweichungen als Typen ihrer Gruppe
betrachtet werden.
In der ersten Gruppe, Ei na die die grösste ist, kann
man 4 Typen unterscheiden, 1.:den Natans-Typus mit einer
Species natans (eine merkw irikk Abart ist sparganifolius),
durch die abfallenden Blattspreiten ausgezeichnet; 2. den Pol Y-
gonifolia-Typus, mit den Species fluitans (andererseits mit
natans und lucens verwandt), polygonifolia, plantaginea
(=colorata), lapina (=r u ns), eine Serie von mehr als in
anderen Gruppen isolirten, aber deutlich zusammenhängenden
Arten; 3. der @raminea-Typus, ein sehr verwickelter Form-
Complex, in zwei Arten getheilt, /ucens und graminea*),
und durch die verdiekten Aehrenstiele ‚ sowie durch die
zahlreichen sterilen kleinen Zweige ausgezeichnet: und 4. der
Perfoliata-Typus, der praelonga und perfoliata um-
fasst und durch die gleichförmigen, dünnen, umfassenden Blätter
ausgezeichnet ist.
In der Gruppe Graminifoliae findet man zwei Serien:
1) eine Hauptserie, die die Arten obtusifolia, pusilla””),
rutila umfasst, und 2) eine Nebenserie, mit den Arten zoster«ae-
folia, acutifolia und trichoides, die durch nur ein Pistill
in der Blüte charakterisirt ist (bei acutifolia erstreekt sich die
Reduktion auch auf die Staubblätter, zwei mit rudimentären An-
hängen); die Frucht aber ist gross und eigenthümlieh höckerig.
(Fortsetzung folgt.)
*) Eine in mehreren Gesichtspunkten interessante Form ist gramini-
folia Fr. (= borealis Kihlm., nicht Laest.), der Art graminea am nächsten stehend,
obgleich grösser ınit platteren und ebeneren, nach der Basis zu stumpfen Blättern,
aber auch an /ucens und sogar alpina, mit der sie bisweilen verwechselt
wird, sich nähernd. Es mag unentschieden bleiben, ob sie specifisch verschieden
ist, wie Kihlman annimmt, oder nur eine arktische Form bildet. Im nörd-
lichen Schweden dürfte sie graminea völlig ersetzen, nach Süden zu wird sie
immer seltener, doch so wie mehrere andere Alpenpflanzen, häufiger nach Westen
zu. Wenn graminea in Lappland nicht vorkommt, so wäre das ein sicherer Beweis,
dass graminifolia mit Linn&s graminea identisch sei, wie auch aus anderen
Gründen anzunehmen ist, Der Name graminea muss dann dieser Form gegeben
werden, und die gewöhnlich so benannte Pflanze heiter oph ylla Schreb. heissen.
Dem Graminea-Gebiet gehört auch Fries’ ursprüngliche nigrescens, die wahr-
scheinlich eine Beiform der graminifolia ist, an.
*#) P. gracilis Fr. halte ich für eine Varietät von pusilla. Zu bemerken
ist, dass die Scheitelblätter bei vollständiger Ausbildung eine schwimmende, recht
breite und gestielte Spreite bekommen, fast wie die Blätter einer (allitriche-
Rosette. Unter den schwedischen G@raminifoliae giebt es keine andere, die eine
solche Analogie mit den schwimmenden Blättern bei gramineau. and. zeigt. Hervor-
zuheben ist ferner das sporadische Auftreten; sie scheint niemals auf demselben
Standorte wiedergefunden zu sein, obgleich sie sonst nicht so selten zu seiu
scheint. In der Umgebung von Stockholm ist sie an 5 Stellen gefunden worden.
v. Herder, E. R. v. Trautvetter. 621
Nekrolog.
E. R. von Trautvetter.
Eine biographische Skizze
von
F. G. von Herder.
(Fortsetzang.)
Den Bezirk der sibirischen Tanne bezeichnet eine Baum-
vegetation, welche aus der Familie der Abietineae die europäische
Pinus sylvestris, ausser dieser aber bereits zwei Nadelhölzer Sibiriens,
die Picea obovata und Larix» Sibirica, enthält, während Abies Sibi-
rica und Pinus Cembra im Gouvernement Archangel nur sporadisch
auftreten.
Der Bezirk der sibirischen Edeltanne hat eine Nadel-
holzwaldung, welche neben der Pinus sylvestris aus Picea obovata,,
Larix Sibirica, Abies Sibirica und Pinus Cembra besteht.
IV. Südrussland oder das Gebiet der Laubhölzer lässt.
wieder 3 Landstriche und 7 Bezirke unterscheiden:
A. der Landstrieh der Laubhölzer, welche in der Nähe
von Flüssen Wälder bilden, in welchen ausser ihnen nur
noch die Kiefer vorkommt, zerfällt in 5 Bezirke:
a. der Bezirk des wilden Apfelbaumes, enthält noch
die Kiefer, aber weder den Birn- noch den Kirsch-
baum.
b. der Bezirk des Birnbaums, enthält auch die Kiefer,
aber noch nicht den Kirschbaum.
ce. der Bezirk des Kirschbaums, enthält auch noch die-
Kiefer.
B. Der Landstrich der Sträucher; hier gibt es keine Wälder
mehr, sondern nur einzeln stehende Baumgruppen an den
Flussufern, auch die Kiefer kommt hier nicht mehr vor.
Man kann hier wieder 2 Bezirke unterscheiden:
a. den Bezirk der Wiesenkräuter und
b. den Bezirk der Salzkräuter.
C. der Landstrich der Meerpflanzen an den Meeren Süd-
russlands mit 2 Bezirken:
a. den Bezirk des schwarzen Meeres und
b. den Bezirk des caspischen Meeres.
Trautvetter’s Eimtheilung, welche schon zur Zeit ihres-
Erscheinens durch Schrenk’s Reisewerk über die Tundern der
Samojeden und etwas später durch Bode’s Arbeit wesentliche Ver-
änderungen erlitt, hat natürlich im Laufe der letzten 40 Jahre noch
manche genauere Feststellung in der Verbreitung der zur Bezeich-
nung der einzelnen Bezirke gewählten Bäume erfahren, ist aber
in seinen Hauptzügen und in der Gruppirung der Pflanzen, welche
zusammen auftreten, eine gute Richtschnur geblieben und wird sie-
mit sorgfältiger Benutzung der neueren Forschungsresultate von
Aggjenko, Beketow, Kihlman, Koeppen, Krylow,
Kusnetzow und Medwedjew und mit Berücksichtigung der
622 v. Herder, E. R. von Trautvetter,
geologischen Arbeiten von Dokutschaew, Korschinskyu.a.
stets bleiben.
Im Anschlusse an die pflanzengeographischen Verhältnisse des
europäischen Russlands bearbeitete T. die pflanzengeographischen
Verhältnisse des Lehrbezirkes Kiew, doch rührt hier nur der all-
gemeine und litterarhistorische Theil und das Verzeichniss der Fa-
milien von T. her, während der spezielle Theil, d. h. die eigent-
liche Flora von Rogowicz bearbeitet wurde. — Der pflanzen-
geographische Theil ‚der Naturgeschichte des Kiewer Lehrbezirkes
befasst sich eigentlich nur auf den beiden letzten Seiten 19 und
20 (im Schlussw. orte) mit den pflanzengeographischen Verhältnissen
des Kiewer Lehrbezirkes, während. die ersten 18!/g Seiten eine
knappe, aber vollständige russische Bearbeitung der „pflanzen-
geographischen Verhältnisse des europäischen Russlands“ enthalten.
Dem Werke selbst ist eime Karte der Pflanzengebiete des euro-
päischen Russlands beigegeben, welehe dem ausführlichen, in
deutscher Sprache verfassten und in drei Lieferungen erschienenen
Original fehlt. Auf dieser Karte findet sich an auch, obwohl
nur in kleinem Maassstabe, eine Karte der Pflanzengebiete des
Kiewer. Lehrbezirkes eingetragen, woraus ersichtlich ist, dass der-
selbe zu dem Gebiete der Laubhölzer gehört und zwar mit seinem
östlichen Theile dem Bezirke des Birnbaumes, mit dem westlichen
dagegen dem Bezirke des Kirschbaumes angehört, während er mit
seinen nördlichen Ausläufern in die Bezirke der Buche und Hain-
buche hineinragt, mit seinen südlichen Ausläufern dagegen den
Bezirk der Wiesenkräuter und die Nordgrenze des Tschernosem
streift. — Daran schlossen sieh zahlreiche Monographien über
Pflanzenfamilien des Kiew’schen Gouvernements in den ‚Jahren
1852—1859 an, so über die Cyperaceae, RE Seneciones,
Urticaceae, Cuscutaceae, Ulmen und Crocusarten. — Den Reigen
der Pflanzenbearbeitungen aus den entfernteren Theilen des
russischen Reiches, mit welchen T. sieh in der zweiten Hälfte
seines Lebens beschäftigte, eröffneten Middendorff’s Pflanzen
aus Nordostsibirien, die er theils allein bearbeitete, wie die Florula
Taimyrensis und Boganidensis, theils in Verbindung mt O0. RA.
Meyer, wie die Florula Ochotensis. An diese schloss sich die
Bearbeitung der von A. v. Schrenk in der Kirgisensteppe 18340
bis 43 gesammelten Pflanzen an, welehe T. vom Jahre 1860 bis
bis 1868 beschäftigte und so in die erste Zeit seines St. Peters-
burger Aufenthalts hinemreichte, obwohl er dieselbe schon in Kiew
begonnen und in Gorki fortgesetzt hatte, aber darin unterbrochen
worden war. Aus dieser Unterbrechung erklärt sich auch der
Verlust der Separatabdrücke des ersten Theiles seiner Plantae
Sehrenkianae. — Es würde uns zu weit führen, wollten wir hier
alle die Pflanzenbearbeitungen ausführlich besprechen , welche in
den Jahren 1870 bis 1888 von Trautvetter’s fleissiger Hand
geschrieben, erschienen sind, und wir müssen deshalb auf das am
Ende dieser kleinen Biographie befindliche ehronologische Ver-
zeichniss seiner Schriften verweisen.
Algen. 623
Abgesehen von der Arbeit über die geographische Verbreitung
der Herniaria-Arten in Russland und der Flora von Nowaja Semlja,
beschäftigten sich seine Untersuchungen hauptsächlich mit zwei
Gebieten, deren Erforschung auch heutzutage noch nicht abge-
schlossen ist, mit dem Kaukasus und mit Sibirien. Während ihm
aus dem Kaukasus Radde und Becker fortwährend reiche
„Pflanzen-Erndten“ zuführten, erhielt er aus Sibirien, namentlich
aus dessen nordöstlichen Theilen, verschiedene kleinere Sammlungen,
so von Augustinowiez, Bunge til, Czekanowsky, F.
Müller, Diebr otworsky, Dauer sky »T08S8, ok alow sky 5
Schwanebach u. A., ausserdem aus der Kirgisensteppe von
Slowzow, aus der östlichen Mongolei von Korondn aus
Turkmenien von Beeker, Radde und Maloma und aus Chiwa
von Grodekow und Sievers. Dazwischen erschienen: Der
Abriss einer Geschichte des St. Petersburger botanischen Gartens,
bei Gelegenheit von dessem 50jährigen Jubiläum im J. 1873, zwei
Monographien über die russischen Campanula- und Vieia- "Arten
und, ausser den früher schon erschienenen Biographien von Ba-
siner, Besser und Steven, noch zwei von Fischer und
Stephan. Biographische Mittheilungen, welche T. einmal im
Jahre 13570 an einem bei ihm abgehaltenen „akademischen Abend“
über den Botaniker Gilibert machte, gelangten leider nicht zur
Veröftentlichung. (Fortsetzung folgt.)
Referate.
Hansgirg, A., Synopsis generum subgenerumque Myxo-
phycearum (Chanophycearum) hucusque cognitorum, cum
descriptione ee novi „Dactylococcopsis“. (Notarisia.
Anno II. No. 12. p. 584—590. Oktober 1888.)
Verf. giebt folgende Eintheilung der Classe der Myxophyceen:
I. Ordo. Gloeosipheae Ktz.
I. Subordo. Heterocysteae (Stiz.) Hansg.
1. Fam. Scytonemceae (Stiz.) Bzi.
1. Subfam. Sirosiphoneae Stiz.
. Trib. Stigonemeae (Bzi.) Bor. et Flah.
1. Subtrib. Eustigonemeae Hansg. Fila libera, cellulis ordine dupliei vel
multipliei, raro uniseriatis; vaginis erassis, lamellosis.. Genus: 1. Stigonema Ag.
(Subg. Fischera, Sirosiphon, Phragmonema).
2. Subtrib. Hapalosiphoneae Hansg. Fila libera, cellularum serie simplici,
an dupliei; vaginis arctis, tenuibus, raro suberassis. Genera: 2. Hapalosiphon
Näg. (Subg. Euhapalosiphon Mastigocladus); 3. Mastigocoleus Lagerh.
3. Subtrib. Capsosireae Hansg. Fila e cellularum serie simpliei constituta,
in frondem pulvinatam, adfixam, paralleliter concreta. Genus: 4. (apsosira Ktz.
H. Trib. Nostochopsideae Bor. et Flah. Genus: 5. Nostochopsis Wood.
2. Subfam. Seytonemeae (Stiz.; Bzi.
I. Trib.*) Euscytonemaceae Bazi.
1. Subtrib. Drilosiphoneae Hansg. Pseuderamuli gemini vel solitarii, inter
*) Die fortlaufende Numerirung der Tribus in den verschiedenen Familien
stört die Uebersicht; Ref. hat sie daher nicht angewendet.
024 br Algen,
heterocystas, rarius sub heterocystis egredientes. Genus: 6. Seytonema Ag. (Subg.
Myochrctos, Euscytonema).
2. Subtriv. Tolypotrichoidewe Hansg. Pseudoramuli solitarii, raro gemini,
sub heterocystis, rarius inter heterocystas formati. Genus: 7. Tolypothrix Ktz..
3. Subtrib. Plectonemeae Hansg. Fila scytonemacea psendoramosa; hetero-
eystis et sporis adhue non observatis. Genus: 8. Plectonema Thr. (Subg. Eu-
plectonema, Glaucothrix).
II. Trib. Coleodesmeae Bzi.
1. Subtrib. Desmonemeae Hansg. Fila saepe plura*) (2—8) in vagina
communi inclusa, erecta vel subflexuosa, repetite subdichotome pseudoramosa,
heterocystis basilaribus.. Genus: 9. Desmonema Berk. et Thwait.
2. Subtrib. Cystocoleae Hansg. Fila saepius plura vel bina, in vagina
communi inclusa, submoniliformia ; heterocystis intercalaribus. Genus: 10. Hydro-
coryne Schwabe.
3. Subtrib. Diplocoloneae Hansg. Fila repetite pseudoramosa, in vagina
communi plura, flexuoso-curvata, subnostochacea; pseudoramis in intervallum
heterocystarum, rarius sub heterocystis egredientibus. Genus: 11. Diplocolon
Näg.**)
2. Fam. Rivuleriaceae (Stiz.) Rbh.
1. Subfam. Zivularieae Ktz.
I. Trib. Zurivularieae Bor. et Flah. Genera: 12. Josacths Thr.; 13.
Rivularia (Roth) Ag.; 14. Gloeotrichia J. Ag.
ll. Trib. Brachytrichieae Bor. et Flah. Genus: 15. Brachytrichi@
Zanard.
2. Subfam. Mastichotrichieae Ktz.
I. Trib. Zucalotrichieae Hansg. Fila ramosa, vaginis firmis, arctis,
filis subeylindrieis. Genus: 16. Calothrix Ag. (Subg. Homoeothrix, Eucalothrix,
Dichothrix, Polythrix).
II. Trib. Sacconemeae Hansg. Vaginae filorum gelatinosae saccato-
ampliatae, filis moniliformibus. Genus: 17. Sacconema Bazi.
3. Subfam. Leptochaeteae Bor. et Flah.
Genera: 18. Leptochaete Bzi.; 19. Amphithrix (Ktz.) Bor. et Flah.; 20. Micro-
chaete Thr.
3. Fam. Nostoceae Bzi.
1. Subfam. Eunostoceae Hansg.
Trichomata flexuoso-curvata, submoniliformia, vaginis gelatinosis vel indi-
stinctis, cellulis vegetativis globosis, oblongis, subquadrangularibus, subeylindraceis,
rarius depresso-quadratis. Genera: 21. Nostoc Vauch. (Subg. vide Thuret et
Bornet); 22. Anabaena (Bory) Ktz. (Subg. Trichormus, Dolichospermum, Sphaero-
ziga, Oylindrospermum).
2. Subfam. Nodularieae Hansg.
Fila subrecta vel leviter fexuosa, vaginis membranaceis vel mucosis, cellulis
vegetativis subeylindrieis, compresso-diseiformibus vel depresso-globosis. Genera:-
23. Nodularia Mert.; 24 Aulosira Krch.
4. Fam. Lyngbyaceae (Thr.) Hansg.
1. Subfam. Mierocoleae Hansg.
Fila bina vel plura, in vagina communi inclusa, fasciculos vel caespitulos
procumbentes vel erectos, adnatos, rarius fiuctuantes formantia. Genera: 25.
Microcoleus Desmaz. (Subg. C'hthonoblastus, Schizothrix, Hydrocoleum); 26. Inactis
(Ktz.) Thr. (Subg. Euinaetis, Inomeria).
2. Subfam. Lyngbyeae Hansg.
Fila solitaria vel aggregata, vagina firma, membranacea inelusa vel tegumento
mucoso praedita, mobilia vel immobilia, libera vel adhaerentia. Genera: 27.
Symploca Ktz.; 28. Lyngbya (Ag.) Thr. (Subg. Leibleinia, Eulyngbya, Oseillaria,
Spirulina, |? Borzia, @liothrix, Agonium, Trichodesmium] ).
*) Ueber das Latein des Verfs. (er schreibt z. B. constant „pluria“) liesse:
sich manches sagen.
**) Die Aufstellung dieser Subtribus, die fast immer nur eine Gattung ent-
halten, ist wohl kaum nothwendig. Ref.
Algen, 625
II. Subordo Isocysteae Bzi.
5. Fam. Limnochlideae*) Hansg. Trichomata heterocystis desti-
tuta, in squamulas vel fasceiculos lubricos, facile secedentes paralleliter agglu-
tinata, raro subsolitaria; sporis globosis vel elongato-eylindrieis. Genera: 29.
Isoeystis Bzi.; 30. Aphanizomenon Morren.
II. Ordo. Chamaesiphonaceae Bai.
6. Fam. Chamaesiphonaceae*) (Bzi.) Hansg.
1. Subfam. Euchamaesiphoneae Hansg.
Coceogonia elongato-cylindracea, subfiliformia, rarius clavata vel pyriformia,
vagina apice rotundata, raro setuligera demum aperta. Genera: 31. C'hamaesiphor
A. Br. et Grun. (Subg. Brachythrix, Sphaerogonium); 32. Clastidium Kıceh.; 33.
Godlewskia Janezew.; 34. Hyella Bor. et Flah.
2. Subfam. C'ystogoneae (Bzi.) Hansg.
Coccogonia globosa, subglobosa vel obovata, membrana ad apicem demum
soluta vel transverse seissa. Genera: 35. (yanoeystis Bzi.; 36. Dermocarpa
Crouan; 37. Cyanoderma Web. v. Boss. (Subg. Eucyanoderma, Myxoderma); 38.
Pleurocapsa Thr.
111. Ordo. Chroococcoideae Hansg.
7. Fam. Chroococcaceae Rbh. ampl.
1. Subfam. Chroocysteae Hansg.
Cellulae in familiis affıxis, tegumento communi membranaceo vel gelatinoso
obtectis, regulariter consociatae. Genera: 39. Allogonium Ktz. (Subg. Asterocystis,
Chroodactylon); 40. Oncobyrsa Ag.; 41. Xenococcus Thr. [? 42. Enthophysalis
Ktz.; 43. Homalococcus Ktz.; 44. Placoma Thr.; 45. Gloeochaete Lagerh.].
2. Subfam. Euchroococcaceae Hansg.
Cellulae in familiis liberis, tegumento gelatinoso communi velatae vel in
muco ceommuni irregulariter dispositae; stratum amorphum, globosum vel sub-
globosum, raro tabellare.
I. Trib. Thecineae Hansg. Cellularum divisio ad unicam direcetionem
(transversalem). Genera: 46. Chroothece Hansg.; 47. Gloeothece Näg.; 48. Aphano-
thece Näg.; 49. Symechococeus Näg. [? 50. Dactylococcopsis Hansg. gen. nov.;
51. Glaucocystis Itzig; 52. Coccochloris Spreng.].
II. Trib. Phyllothecieae Hansg. Cellularum divisio in planitiei utramque
directionem. Genera: 53. Merismopedium Meyen (Subg. Eumerismogedium, Holo-
pedium); 54. Tetrapedia Reinsch.
III. Trib. Coccineae Hansg. Cellularum divisio directione ad tres
dimensiones alternante. Genera: 55. Coelosphaerium Näg.; 56. Gomphosphaeria
Ktz.; 57. Clathrocystis Henfr.; 58. Polycystis Ktz.; 59. Gloeocagsa (Ktz.) Näg.
(Subg. Rhodocapsa, Chrysocapsa, Eugloeocapsa); 60. Aphanocapsa Näg. (Subg.
Porphyridium, Autaphanocapsa); 61. Choococcus Näg. (Subg. Rhodococcus,
COhrysococcus, Euchroococeus).
8. Fam. Cryptoglenaceae Hansg. Genera: 62. Cryptoglena Ehrb.;
63. Chroomonas Hansg.
Genera incertae sedis: (Capsosiphon Gobi, Trichocladia Zanard.; Hormo-
thamnion Grun.
Die Diagnose der neuen Gattung lautet:
Dactylococcopsis gen. nOV.
Cellulae graciles, solitariae vel 2—8 in familias fasciculafim consociatae,
fusiformes, subovato-lanceolatae, modice vel faleato-curvatae, utroque polis an-
gustatis, subacutis vel longe cuspidatis. Cytoplasma pallide aerugineum vel
olivaceo-subeoeruleum, granula oleose nitentia, bina, raro plura vel singula in-
eludens. Membrana tenuis, homogenea, laevis.
Propagatio fit cellularum divisione ad unam directionem.
*) Bei den /socysteen, welche nur aus einer Familie bestehen, war es wohl
unnötbig, dieser Familie einen anderen Namen (Limnochlideae) zu geben; da-
gegen gilt „Chamaesipkonaceae“ als Ordnungs- und Familiennamen zugleich.
In diesem Falle sollten für Ordnungen andere Endungen verwendet werden als
für Familien.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 14
626 Algen.
Beschrieben sind 2 Arten:
D. rupestris Hansg. Hab. in rupibus madidis calcareis una cum Aphano-
capsis, Nostocibusque ete. ad Karlstein Bohemiae.
D. rhaphidioides Hansg. Hab. in terra humida, parietibus mucosis ete. inter
Hypheothricea ad Pragam Bohemiae.
Fritsch (Wien).
Farlow, W.G. On some new or imperfectly known
Algae of the United States. I. (Bulletin of the Torrey
Botanieal' "Club. Vol: XVEN41889. No., 1." p. 1-12. PIE
LXXXVO—- LXXXVIIL)
Enthält Notizen über 16 rothe und braune Meeresalgen von
den Küsten Nord-Amerikas, wovon fünf Arten neu sind. Zu
diesen giebt Verf. englische Diagnosen und auf zwei Tafeln Ab-
bildungen der Struktur, so weit diese bekannt.
Ohrysymenia pseudodichotoma Farl., n. sp., in Kalifornien von Dr. C. L.
Anderson und Anderen gesammelt, ward früher vom Verf. (Proc. Am. Acad.
Arts. and Sci. VII. 242) als Chr. obovata Sond. betrachtet.
Gloeosiphonia vertieillaris Farl., n. sp., aus Kalifornien, scheint zu dieser
Gattung zu gehören. Ihr Cystocarp ist dem von @. capillaris ähnlich und ihr
Procarp stimmt mit dem derselben Art, wie es von Schmitz abgebildet ist,
gut überein. Das Carpogon und das Trichophor sind auf zwei verschiedenen
Aesten entwickelt, die aus derselben Basalzelle entspringen, also ziemlich
weit entfernt. Ueber das Verbindungsmittel zwischen den beiden gab .das
Material keine Auskunft.
Mesogloea Andersonii Farl., n. sp.. auch von der Westküste, ist wahrschein-
lich mit M. greeilis Kütz. näher verwandt. Diese Alge ist als No. 163 in Far-
low, Anderson & Eaton, Algae Am. Bor. Exsiccatae, ausgegeben worden, und es
ist nicht unmöglich, dass sie mit M. deeipiens Suringar, aus Japan, identisch ist.
Dietyosiphon Macounii Farl., n. sp., von Prof. J. Macoun in Gaspe Quebec
gesammelt, ist die gröbste und dickste Art der Gattung und wächst, wie ver-
wandte Arten, auf COhordaria flagelliformis.
Eetocarpus tomentosoides Farl., n. sp., in Nahant, Mass. gefunden, bildet
dichte Rasen auf alten Laminarien. Ist mit E. tomentosus näher verwandt,
aber dıe Fäden bleiben immer sehr kurz und sind deutlich schmäler als die der
letzteren. Auch sind die Sporangien niemals gebogen wie bei E. tomentosus.
Exemplare von Choreocolax Polysiphoniae Reinsch., zu Nahant, Mass. auf
P. fastigiata im Mai 1888 gesammelt, tragen die bisher unbekannten Tetraspvren
dieser Art, welche Verf. beschreibt und abbildet. Die Tetrasporangien entstehen
aus den terminalen birnförmigen Zellen der radialen Gliederfiäden, aus welchen
der Thallus besteht. Die Tetrasporen sind in den meisten Fällen kreuzförmig
getheilt, jedenfalls aber tetraedrisch.
Unterscheidungsmerkmale zwischen Nereocystis gigantea Aresch. und N.
Lütkeana Rupr. mit Bemerkungen über die beiden Arten sind vom Verf. und
vonD. Cleveland gegeben. Verf. glaubt, die genannten Arten seien specifisch
verschieden, aber es besteht kein guter Grund für die Trennung der ersteren,
als Typus einer neuen Gattung Pelagophycus wie von Areschoug dargethan
worden ist.
Fucus platycarpus Thur., neu für die Ostküste Amerikas, findet sich in
Nahant und zwar im Oktober fruchtbar.
Nemalion Andersonii Farl. ist vielleicht eine Form von N. ramulosum Harv.
Die als Fucus furcatus in Farlow, Marine Algae of New England bezeichnete
Alge ist F. edentatus De la Pyl. Dieselbe ist die n Woodworth, The Apica
Cell of Fucus, unter dem Namen F. furcatus beschriebene Art. (Siehe Botan.
Centralbl. XXXVIl. 33.) Noten über Synonymie und neue Standorte anderer
Arten ergänzen die Mittheilung,
Humphrey (Amherst, Mass.).
Pilze. 627
Engelmann, Th. W., Die Purpurbakterien und ihre
Beziehungen zum Licht. (Botanische Zeitung. 1833. p. 661
und folg.)
Verf. beschreibt hier Versuche, die er mit dem von ihm sog.
Bacterium photometricum und anderen Bakterien angestellt hat,*)
welche sich durch den Besitz von Bakteriopurpurin auszeichnen.
Das Licht beeinflusst die Schnelligkeit der Bewegung dieser
Organismen, und zwar ist dieselbe proportional der Lichtstärke.
Völlige Dunkelheit bewirkt, allerdings oft erst nach einigen Tagen,
Starre, deren Eintritt durch Anwesenheit von etwas Schwefel-
wasserstoff verzögert werden kann. Die Dunkelstarre wird
durch Lichtzutritt nach längerer oder kürzerer Zeit aufgehoben.
Es kann aber auch längere Lichtwirkung Ruhe herbeiführen
und dann Dunkelheit die Bewegung wecken. Ausserdem zeigen
die Purpurbakterien die schon früher beschriebene Schreckbewegung,
welche durch plötzliches Beschatten hervorgerufen wird. Die
Empfindlichkeit für Beschattung ist vom Sauerstoff abhängig.
Die rothen Bakterien haben ein Unterscheidungsvermögen für die
verschiedenen Wellenlängen des Lichts, sie sammeln sich im Ultra-
roth massenhaft, weniger in Gelb und noch schwächer im Grün
an. Trotz kleiner Abweichungen ist es unzweifelhaft, dass die
Organismen nur auf die vom Bakteriopurpurin absorbirten Strahlen
reagiren. Verf. bestimmte die Absorptionsmaxima und fand, dass
diese in den Theilen liegen, wv die Bakterien sich ansammeln.
Die letzteren zeigen nun auch eine geringe Assimilationsthätig-
keit; sehr sauerstofftempfindliche Bakterien sammeln sich um die
rothen Zoogloeen resp. Einzelzellen an, wenn diese belichtet werden.
Die Ansammlungen der Bakterien sind nur deutlich, wenn vorher
aus dem Kulturtropfen der Sauerstoff grösstentheils entfernt war.
Die Purpurbakterien sind auf ein gewisses Sauerstoffquantum abge-
stimmt, halten sich daher meist in bestimmter Entfernung von der
Oberfläche der Kulturflüssigkeit. Bei Belichtung wird dieser Ab-
stand vergrössert, was Verf. auch auf eine Abscheidung von Sauer-
stoff zurückführt.
Die rothen Bakterien wachsen im Licht besser, als im Dunkeln,
auch das spricht nach Engelmann für ihre Assimilationsthätigkeit.
Verf. weist dann weiter nach, dass nur das von den Bakterien
absorbirte Licht assimilatorisch wirkt, was besonders gut dadurch
demonstrirt wird, dass auch hinter Lösungen von Jod in Schwefel-
kohlenstoff Sauerstoff ausgeschieden wird.
Verf. hebt nun hervor, dass das Vermögen, Sauerstoff zu ent-
wickeln, nicht die specifische Fähigkeit eines bestimmten Farbstoftes
sei; dass ausserdem die Assimilation nicht ausschliesslich an die
Strahlen gebunden sei, welche wir mit dem Auge wahrnehmen können.
Verf. weist dann darauf hin, dass man sich nun auch nicht
wundern dürfe, wenn farblose Formen aufgefunden würden, die im
Dunkeln Kohlenstoff assimiliren und Sauerstoff ausscheiden. Eine
Synthese von Kohlehydraten ohne Chromophyll, nur durch Wärme-
*) Die frühere Arbeit in Pflügers Archiv 30. Bd. 1883, p. 95.
14*
628 Pilze. — Flechten.
wirkung in der Pflanzenzelle erscheine umsoweniger unmöglich, als.
Hueppe und Heraeus gezeigt haben, dass gewisse Bakterien aus
kohlensaurem Ammonium ein der Cellulose nahe verwandtes Kohle-
hydrat herstellen können. Die rothen Bakterien würden dann ein
Mittelglied zwischen den grünen Pflanzen und solchen farblosen
Bakterien bilden. Sie selbst zeigen alle Uebergänge von ziemlich
stark assimilirenden Formen bis zu solchen, bei welchen eine
O-Ausscheidung kaum nachweisbar ist. Oltmanns (Rostock i. M.)
Harkness, H. W., Fungi of the Pacific Coast. (Bullet.
of the California Acad. of Sciences. Vol. II. Nr. 7. p. 437—447.):
Verzeichniss von kalifornischen Pilzen mit Standortsangaben.
Hierbei sind neu beschrieben: Ascochyta Fremontiae, Pestalozzia
gibbosa und Phyllachora (?) Polemoni. — Ausserdem ist das Vor-
kommen von Peronospora viticola B. et Ü. auf Vitis Californica
beschrieben und des Weiteren erörtert.
Freyn (Prag).
Müller, J., Graphideae Feeanae inclus. trib. affini-
bus neenon Graphideaeexoticae Acharii,EIl. Friesii
et Zenkeri e novo studio speciminum originalium
expositae et in novam dispositionem ordinatae.
(Memoires de la Soc. de phys. et d’hist. nat. de Geneve. T.XXIX.
No. 8. 80 pp.)
Der zweite Theil der kritischen Revision der von Fee in
„Essai* und „Supplementum“ beschriebenen Lichenen umfasst die
Graphideen im weiteren Sinne, etwa so abgegrenzt, dass sie
den gymnocarpen Selerolichenen Th. Fries entsprechen. In
anerkennenswerther Weise hat Verf. seme Studien auch auf
die von Acharius (Prodromus 1793, Methodus 1803, Licheno-
graphia universalis 1810, Synopsis 1814), E]. Fries (Vetensk.
Akad. Handl. 1820, Syst. Orb. Veget. 1825) und Zenker (in
Goebel, Pharm. Waarenkunde. I. 1827—29) aufgestellten Arten
ausgedehnt und für eime ausführliche Erweiterung der Diagnosen
Sorge getragen. Von Bedeutung ist auch die vom Verf. ange-
nommene systematische Gruppirung, welche als Grundlage für die
Anordnung die zweite Klasse der Liehenen im Sinne Th. Fries
angesehen werden kann.
Trib. I. Biatirinopsideae Müll. Arg.
Biatorinopsis lutea Müll. Arg. L. B. no. 254 — Leecidea biformis Ess. p. 11;
L. hypoxantha Fee Suppl. p. 109; L. patellula Fee Ess. p. 110.
Trib. U. Thelotremeae Müll. Arg.
1. Ocellularia Müll. Arg. L. B. no. 365.
Seet. I. Ascidium Müll. Arg. L. B. no. 366. ©. (s. Ascidium) Cinchonarum
Spreng. Syst. p. 4= Ascidium Cinchonarum Fee Ess. p. 96, t. 23, f. 5. — Oc.
(8. Ascidium) henatomma Müll. Arg. = Pyrenula henatomma Ach. Univ. p. 316.
Thelotrema Ach. Act. Stock et Syn. p. 114.
Sect. II. Euocellularia Müll. Arg. ©. alba Müll. Arg. = Myriotrema alba
Fee Ess. p. 104, t. 25, f. 2; T’helotrema Nyl. Syn. Nov. Cal. p. 35. — O. oliva-
Flechten. 629
cea Müll. Arg. = Myriotrema olivaceum Fee Ess. p. 103, t. 25, f. 1. — ©. clan-
destina Müll. Arg. = Thelotrema clandestinum Fee Ess. Suppl. p. 90; Pyrenuls
Ess. p. 72. — O. terebrata Müll. Arg. = T'helotrema terebratum Ach. Syn. p. 114,
Fee Ess. p. 93. — 0. fumosa Müll. Arg. = Thelotrema fumosum Ach. Syn. p. 115
et Pyrenula trypanea Ach. Syn. p. 119. — 0. calvescens Müll. Arg. == T'helo-
trema calvescens Fee Suppl. p. 89. — O. discoidea Müll. Arg. = Thelotrema di-
scoideum Ach. Syn. p. 116. — O0. Feeana Müll. Arg. = Urceolaria Üinchonarum
Fee Ess. p. 105. — O0. demersa Müll. Arg. = Pyrenula clandestine Fee Suppl.
pP. 83 non Ess. p. 90. —
2. Phaeotrema Müll. Are.
Ph. subfarinosum Müll. Arg. = Pyrenula subfarinosa Fee Ess. p. 79.
3. Thelotrema Müll. Arg.
Th. leueinum Müll. Arg. = Thelotrema urceolare Fee Ess. p. 92.
4. Leptotrema Montg. et van den Bosch.
L. umbratum Müll. Arg. = Pyrenula umbrata Fee Ess. p. 72; T'helotrema Fes
Suppl. p. 90. — L. bahianum Müll. Arg. = Thelotrema bahianum Ach. N. Act.
Stockh. et Syn. p. 114. — L. urceolare Müll. Arg. = Thelotrema urceolare Ach.
Syn. p. 115.
Trib. III. Graphideae Müll. Arg.
Subtrib. I. Zugraphideae Müll. Arg.
1. Dirina El. Fries.
D. Ceratoniae E. Fries. L. Europ. p. 194 = Chiodecton africanum Fee Suppl.
p- 53.
2. Platygrapha Nyl.
P. dirinea Nyl. = Chiodecton ? paradozum Fee Ess. p. 64 et Suppl. p. 53. —
P. viridescens Müll. Arg. = Urceolaria viridescens Fee Ess. p. 104 et Suppl.
p- 99; Urceolaria Bonplandiae Fee Ess. t. 25, f. 3. — P. byssiseda Müll. Arg.
= Lecanora byssiseda Fee Ess. p. 114, t. 29, f. 4. —
3. Platygraphopsis Müll. Arg.
P. interrupta Müll. Arg. = Graphis interrupta Fee Ess. p. 41, t. 8, f. 1 et
Suppl. t. 39. —
4. Opegrapha Nyl.
Sect. I. Euopegrapha Müll. Arg. ©. confusula Müll. Arg. = Opegrapha comme
Fee Ess. p 28, pr. p. — O0. Bonplandi var. abbreviata Müll. Arg. = Opegrapha
abbreviata Fee Ess. p. 25. — O. prosodea Ach. Meth. p. 22 = 0. Bonplandi var.
Quassiaecola Fee Ess. p. 26, t. 5, f. 5. —
Sect. II. Pleurothecium Müll. Arg. L. B. no. 1042.
Sect. III. Lecanactis Müll. Arg. 0. (s. Lecanactis) Feeana Müll. Arg.
Arthonia confluens Fee Ess p 55. — 0. (s. Lecanactis) Quassiae Müll. Arg.
Lecidea Quassiae F&e Suppl. p. 104, t. 42, f 13.
5. Melaspilea Müll. Arg.
Sect. I. Holographa Müll. Arg.
Sect. II. Hemigrapha Müll. Arg. MM. (s. Hemigrapha) heterocarpa Müil. Arg.
= Öpegrapha heterocarpa Fee Ess. p. 29, t. 6, f. 2 et Suppl. p. 23; Opegrapha
myriocarpa Fee Ess. p. 29, t. 6, f. 4, Opegrapha comma Fee, p. 28, pr. p. —
Sect. Ill. Eumelaspilea Müll. Arg. M. (s. Eumelaspilea) Graphidis Müll,
Arg. = Arthonia polymorpha Fee Ess. p. 53 (non Ach.); Arthonia Graphidis Fee
Suppl. p. 33. — M. (s. Eumelaspilea maculosa Müll. Arg. = Glyphis maculose
E. Fries Vet. Akad. Handl. p. 44. — M. (s. Eumelaspilea eicatrisans Müll. Arg.
= Öpegrapha eicatrisans Ach. Syn. p. 78. — M. (s. Eumelaspilea) Zenkeriana
Müll. Arg. = Verrucaria aspistea Zenk. Waarenk. I. p. 193, t. 24, f. 4 (non
Ach.) —
6. Sclerophyton Eschw. Syst. Lich. p. 25.
S. evanescens Müll. Arg. = Graphis evanescens Fee Ess. p. 35, t. 8, f. 2. —
7. Phaeographis Müll. Arg. L. B. 454.
Sect. I. Solenothecium Müll. Arg. L. B. no. 258. Ph. (s. Solenothecium) sub-
bifida Müll. Arg. = Graphis subbifida Zenk. Waarenk. I. p. 146, 17, f. 2.
Sect. II. Schizographis Müll. Arg. Ph. (s. Schizographis) sordida Müll. Arg.
= Graphis sordida Fee Ess. p. 42, t. 12, f. 6.
Sect. III. Melanobasis Müll. Arg. L. B. no. 455. Ph. (s. Melanobasis) Pa-
tellula Müll. Arg. L. B. no. 455 = Arthonia Patellula Fee Suppl. p. 41.
630 Flechten.
Sect. IV. Platygramma Müll. Arg. L. B. no. 458. Ph. (s. Platygramma)-
dendritica f obtusa Müll. Arg. = Arthonia sinensigrapha Fee Ess. p. 50, t. 14,
f, 35 —— — Y divergens Müll. Arg.= Arthonia divergens Fee Ess. p. 52, t. 14,
Heuale =
Sect. V. Hemithecium Müll. Arg. L. B. no. 459. Ph. (s. Hemitheeium) in-
conspieua Müll. Arg. = Graphis inconspieua Fee Ess. p. 39. — Ph. (s. Hemithe-
cium) Laubertiana Müll. Arg. — Graphis Laubertiana Fee Ess.p. 41, t. 7,f.3. —
Ph. (s. Hemitheeium) leucocheila Müll. Arg. — Arthonia leucocheila Fee Ess. p. 52.
— Ph. (s. Hemithecium) tortuosa Müll. Arg.— Graphis tortuosa Ach. Syn. p. 85.
-— Ph. (s. Hemithecium) decipiens Müll. Arg. — Opegrapha condaminea var. carti-
laginea Fee Ess. p. 30. —
Sect. VI. Phaeodiscus Müll. Arg. L. B. no. 462. Ph. (s. Phaeodiscus) Casca-
rillae Müll. Arg. L. B. no. 462 —Graphis Cascarillae Föe p. 34, t. 8, f. 5—6.
Sect. VII. Pyrrhographa Müll. Arg. L. B. no. 465. Ph. (s. Pyrhographa)
cinnabarina Müll. Arg. — Graphis cinnabarina Fee Ess. p. 44, t. 13, f. 4. — —
£ distans Müll. Arg. — Graphis distans Fee Ess. p. 44. — Ph. (s. Pyrrhographa)
aurantiaca Müll. Arg. —= Graphis? endocarpa Fee Ess. p. 49, t. 13, f. 5.
8. Graphis Müll. Arg.
Sect. I. Aulacogramma Müll. Arg. L. B. no. 453. Gr. (s. Aulacogramma)
cinerea Fee Ess. p. 37, t. 10, f. 3— Opegrapha scaphella Fee Ess. p. 31 (non
Ach.) et Opegrapha enteroleuca Fee Ess. p. 31; — — £ conglomerata Müll. Arg.
= Opegrapha conglomerata Fee Ess. p. 32, t. 13, f. 1.
Sect. II. Solenographa Müll. Arg. L. B. no. 445. Gr.(s. Solenographa) coo-
perta Zenk. in Goeb. Waarenk. I. p. 187, t. 24, f. 3— Opegrapha rhizocola Fee
IEsS.; pP. 38. —
Seet. III. Eugraphis Eschw. Brasil. p. 69. @r. (s. Eugraphis) Lineola Ach.
Lieh. Univ. p. 264 — Opegrapha comma Ach. Syn. p. 73, pr. p. et Fee Ess. p.
28, pr. p.; Opegrapha gracilis Fee Suppl. p. 22, t. 39, f. 12. — Gr. (s. Eu-
graphis) tenella Ach. Syn. p. 81 —=Gr. serpentina Fee Ess. p. 40. —
Sect. IV. Aulacographa Müll. Arg. L. B. no. 45. Gr. (s. Aulacographa)
rhabdotis Müll. Arg. = Opegrapha rhabdotis Fee Ess. p. 28. — Gr. (s. Aulaco-
grapha) duplicata Ach. $# umbrata Müll. Arg. — Opegrapha umbrata Fee Ess. p.
29, t. 6, f.5; — — var. nana Müll. Arg.—Opegrapha nana Fee Ess. p. 26,
t. 15, f. 3; — — var. sublaevis Müll. Arg. = Opegrapha peruviana Fee Ess. p.
27, t. 7, f. 2. — Gr. (s. Aulacographa) congesta Müll. Arg. = Opegrapha con-
gesta Fee Ess. Suppl. p. 155.
Sect. V. Chlorographa Müll. Arg.
Sect. VI. Fissurina Müll. Arg. @r. (s. Fissurina) Bonplandiae Müll. Arg. —
Fissurina Dumastü var. Bonplandiae Fee Ess. p. 60, t. 16, f. 5.
Sect. VII. Leucographis Müll. Arg.
9. Graphina Müll. Arg. L. B. no. 143 et 476.
Sect. I. Rhabdographina Müll. Arg. Gr. (s. Rhabdographina) canaliculata
Müll. Arg. = Graphis canaliculata Fee Ess. p. 28.
Sect. II. Solenographina Müll. Arg. L. B. no. 467. Gr. (s. Solenographina)
scaphella Müll. Arg. — Öpegrapha scaphella Ach. Syn. p. 78.
Sect. III. Aulacographina Müll. Arg. L. B. no. 469. Gr. (s. Aulacographina)
vernicosa Müll. Arg. — Opegrapha vernicosa Fee Ess. Suppl. p. 24, t. 39, f. 18.
— Gr. (s. Aulacographina) Müll. Arg. = Opegrapha graeilis El. Fries Vet. Acad.
Handl., 1826, p. 44. — Gr. (s. Aulacographina) oryzaeformis Müll. Arg. = Gra-
phis oryzaeformis Fee Ess. p. 45, t. 10, f. 2. —
Sect. IV. Eugraphina Müll. Arg. Gr. (s. Eugraphina) globosa Müll. Arg. =
Opegrapha globosa Fee Ess. p. 24, t. 5, f. 2. — Gr. (s. Eugraphina) cleitops
Müll. Arg.—=Graphis cleitops Fee Ess. Suppl. p. 32, t. 35, f. . — Gr. (s. Eu-
graphina) plagiocarpa Müll. Arg. = Graphis plagiocarpa Fee Ess. p. 38, t. 39.
— Gr. (s. Eugraphina) rugulosa Müll. Arg. — Opegrapha rugulosa Fee Ess. p.
30, t. 7, f. 1. — Gr. (s. Eugraphina) hiascens Müll. Arg.— Opegrapha endo-
chroma Fee Ess. p. 34 et Op. hiascens Fee Ess. Suppl. p. 25, t. 36, f. 1. —
Gr. (s. Eugraphina) Pelletieri Müll. Arg.— Opegrapha Pelletieri Fee Ess. p. 32,
RT
Sect. V. Mesographina Müll. Arg. Gr. (s. Mesographina) marcescens Müll.
Arg.— Graphis marcescens Fee Ess. p. 38, t. 15, f. 2.
Flechten. 631
Sect. VI. Chlorographina Müll. Arg. L. B. no. 475. Gr. (s. Chlorographina)
Schuberti Müll. Arg. = Opegrapha Schuberti El. Fries Syst. Orb. Veget. p. 288.
— Gr. (s. Chlorographina) reniformis Müll. Arg. = Graphis reniformis Fee Ess.
p- 46, t. 11, f£ 2 (non Nyl.). — Gr. (s. Chlorographina) rubiginosa Müll. Arg. —
@raphis rubiginosa Fee Ess. p. 47, pr. p., t. 12, f. 4.
Seet. VII. Chlorogramma Müll. Arg. Gr. (s. Chlorogramma) chlorocarpa
Müll. Arg. = Graphis chlorocarpa Fee Ess. p. 47, t. 12, f. 2.
Sect. VIII. Platygraphopsis Müll. Arg. Gr. (s. Platygraphopsis) confluens
Müll. Arg. — Arthonia confluens Fee Ess. p. 55, t. 14, f. 5 (non Nyl.).
Sect. IX. Platygrammina Müll. Arg. L. B. no. 474. Gr. (s. Platygrammina)
Poitaei Müll. Arg.— Graphis Poitaei Fee Ess. p. 64, t. 11, f. 1 (non Nyl.). —
Gr. (s. Platygrammina) virginea Müll. Arg. = Graphis cometia Fee Ess. Suppl.
. 35.
K Sect. N. Thalloloma Müll. Arz. L. B. no. 470. @r. (s. Thalloloma) obtrita
Müll. Arg. = Arthonia obtrita Fee Ess. p. 51, t. 14, f. 2, pr. p.; Arthonia obtusa
Fee Suppl. p. 37, t. 40, f. 5. — @r. (s. Thalloloma) inerustans Müll. Arg. =
Fissurina incerustans Fee Ess. p. 60.
10. Phaeographina Müll. Arg. L. B. no. 476.
Sect. I. Pachyloma Müll. Arg. Ph. (s. Pachyloma quassiaecola Müll. Arg. —
Thecaria quassiaecola Fee Ess. p. 97, t. 7, f. 16.
Sect. II. Epiloma Müll. Arg. L. B no. 480. Ph. (s. Epiloma) subsordida
Müll. Arg.— Graphis sordida Fee Ess. p. 42, t. 12, f. 6. — Ph. (s. Epiloma)
turgida Müll. Arg. — Graphis turgida Fee Ess. Suppl. p. 33, t. 35, f. 8.
Sect. III. Eleutheroloma Müll. Arg. L. B. no. 482. Ph. (s. Eleutheroioma)
caesio-pruinosa Müll. Arg. = Arthonia caesio-pruinosa Fee Ess. Suppl. p. 36, t.
40, f. 4; Arthonia marginata Fee Ess. p. 51, t. 14, f. 4 (non Duf.); Arthonia
obtrita Fee Ess. p. 51, t. 14, f. 2, pr. p.; Arthonia obtusa Fee Suppl. p. 37,
t.40, f. 5; Graphis crassa Fee in Bull. Soe. Bot France, XXI. p. 30. — — f re-
ticulata Müll. Arg. — Graphis reticulata Fee in Bull. Soc. Bot. France. XXI. p.
29. — Ph. (s. Eleutheroloma) pezizoidea Müll. Arg.— Graphis pezizoidea Ach.
Syn. p 86. — Ph. (s. Eleutheroloma) pachnodes Müll. Arg. = Graphis pachnodes
Fee Ess. p. 34, t. 8, f. 4. — Ph. (s. Eleutheroloma) exilis Müll. Arg. = Graphis
exilis Fee Ess. p. 36, t. 13, f. 3. — Ph. (s. Eleutheroloma) fulgurata Müll. Arg.
— Graphis fulgurata Fee Ess. p. 35, t. 11, f.4. — Ph. (s. Eleutheroloma)
Thelographa Müll. Arg. = Graphis polymorpha Fee Ess. Suppl. p. 156. —
Sect. IV. Chromodiscus Müll. Arg. Ph. (s. Ohromodiscus) irregularis Müll.
Arg. = Fissurina irregularis Fee Ess. Suppl. p. 46, t. 40.
11. G@yrostomum El. Fries Syst. Orb Veg. p. 268.
G. seyphuliferum Nyl. Prodr. Nov Gran. p. 51 = Lecidea scyphulifera Ach.
Syn. p. 27; Tähelotrema atratum Fee Ess. p. 109; Lecidea? T'helotrematis Fee
Ess. p. 109; Lecanora ocellata Zenk. in Goeb. Waarenk. I. p. 170; Verrucaria
parasema Zenk. 1. ce. p. 140.
12. Helminthocarpon Fee Ess. Supp!. p. 156.
13. Artkonia Ach. Lich. Univ. p. 25.
A. Meissneri Müll. Arg. — Coniocarpon extensum Meiss. in Fe@e Suppl. p. 95.
— A. varia Nyl. Prodr. Nov. Gran. = Opegrapha abnormis var. varia Ach. Univ.
p- 259 et O. epipasta var. Bonplandiae Fee Ess. p. 26. — 4. Cinchonae Müll.
Arg.—=Graphis? endocarpa Fee Ess. p. 49, t. 13, f. 5, pr. p. — 4. conferta
Nyl. Enum. p. 132 = Graphis atrata Fee Ess. p. 35. — 4. serialis Müll. Arg.
— (oniocarpon caribaeum Fee Ess. p. 99, pr. p. — 4. rubella Nyl. Syn. Arth.
p- 89 —= Ustalia figurata El. Fries Syst. Orb. Veg. p. 289. — A. subrubella Nyl.
Prodr. Nov. Gran p. 98 = Coniocarpon caribaeum Fee Ess. p. 99, pr. p. — 4.
polymorpha Nyl. Syn. p. T—A. dilatata Fee Ess p 54, t. 13, f. 7 et A. poly-
morpha £ maculans Fee Ess. p. 53; — — Pf guayacana Müll. Arg. — A. dilatata
P guyacana Fee Suppl. p. 39. — A. torulosa Nyl. Enum. p. 133 — A. poly-
morpha var. substellata Fee Ess. p. 53 et A. dilatata Fee Suppl p. 38, pr. p. —
A. atrata Müll. Arg. (non Nyl.) —= Graphis atrata Fee Ess. p. 35. —
14. Arthothelium Mass. Ric. p. 54.
A, nucis Müll. Arg. — Arthonia polymorpha 7 substellata Fee Ess. p. 53.
Subtrib. II. Glyphideae Müll. Arg.
15. Glyphis Fee Supl. p. 47.
632 Flechten. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
16. Sarcographa Fee Meth. Lich. p. 20.
Sect. I. Eusarcographa Müll. Arg. 8. (s. Eusarcographa) labyrinthica Müll.
Arg. = Glyphis labyrinthica Ach. Syn. p. 107 et Sarcographa westita Fee Ess.
Suppl. p. 44. — $. (s. Eusarcographa) Feei Müll. Arg. — Chiodecton Feei Meissn.
ap. Fee Ess. Suppl p. 51, t. 36, f 7. — 8. (s. Eusarcographa) Cinchonarum Fee
Ess. p. 58, t. 16, f. 3 = Asterisca Cinchonarum Spreng. Syst. Zenker in Goeb.
Waark. p. 128, t. 15, f. 3. — S8. (s. Eusarcographa) tricosa Müll. Arg. = @lyphis
tricosa Ach. Syn. p. 107; Sarcogrypha Cascarillae Fee Ess. p. 58, t. 16, £. 1,
— — Pf tigrina Müll Arg.— 8. tigrina Fee Ess. p. 58, t. 16, f. 2a.
Sect. II. Hemithecium Müll. Arg.
Sect. III. Phaeoglyphis Müll Arg. L. B. no. 1102. $. (s. Phaeoglyphis)
pedata Müll. Arg. — Medusula pedata El. Fries. Syst. Orb. Veget. p. 287.
17. Chiodecton (Ach) Müll. Arg
Sect. I. Euchiodecton Müll Arg. Ch. sterile Müll. Arg. —= Hypochnus albidus
Fee Ess. Suppl. p, 13. — Ch. argillaceum Müll. Arg. — Ch. farinaceum var. sul-
Jurescens F&e Ess. Suppl. p. 156. — Ch. effusum Fee Ess. p 63— @lyphis gra-
phica El. Fries Vet. Acad. Handl. 1820, p. 43. —
Sect. II. Enterographa Müll. Arg. Ch. verrucarioides Müll. Arg. — Entero-
grapha verrucarioides Müll. Arg. L. B. no. 838; Trypethelium verrucarioide Fee
Ess. Suppl. p 64. — Ch. quassiaecolum Müll. Arg. — Enterographa quassiaecola
Fee Meth. p. 17, t. 1, f. 6; Ess. p. 57. — Oh. stellulatum Müll. Arg. —= @lyphis
stellulata Fee Ess. p. 148, t. 35, f. 6.
18. Enterostigma Müll. Arg. L. B. no. 843.
E. compunetum Müll Arg. L. B. no. 344 = Porina compuncta Ach. Syn.
p- 112; Trypethelium sordidescens Fee Ess. Suppl. p. 64.
Nicht zu den Graphideen gehörig sind:
Arthonia granulosa Fee Ess. p. 56; A.? glomerulosa Fee Ess. p. 56; Spi-
loma Verrucaria Ach. Lich. Upiv. p. 135; Sp. inustum Ach. Syn. p. 3 und Sp.
effusum Ach. Syn. p. 2.
Ein sorgfältig ausgearbeiteter Index beschliesst die Arbeit.
Zahlbruckner (Wien).
Hansen, Adolph, Die Farbstoffe des Chlorophylls. 858.
u. 2 Tfln. Darmstadt 1889.
Die vorliegenden Untersuchungen schliessen sich im Wesent-
lichen an die früheren Publicationen des Verf. an, und haben wir
nach denselben ebenfalls einen gelben und einen grünen Chlorophyli-
farbstoff zu unterscheiden. Während jedoch Verf. bereits früher
beide Farbstoffe rein dargestellt zu haben glaubte, hat er sich jetzt
davon überzeugt, dass der früher von ihm als Chlorophyligrün be-
zeichnete Farbstoff in der That — wie dies bereits von Tschirch
u. a. behauptet wurde — eine Natriumverbindung jenes Farbstoffes
darstellt. Es ist dem Verf. aber jetzt gelungen, aus dieser Natriura-
verbindung, die er nach exakt chemischen Methoden in möglichster
Reinheit dargestellt hat, den ursprünglichen grünen Chlorophyli-
farbstoff wieder zu gewinnen. Die Darstellungsweise des gelben
Chlorophyllfarbstoffes hat er dagegen nicht wesentlich modificirt.
Einige weitere Einzelheiten aus seinen Untersuchungen mögen nun
in der vom Verf. eingehaltenen Reihenfolge kurz zusammengestellt
werden.
I. Der erste Theil, der nahezu die Hälfte der ganzen Arbeit
einnimmt, bildet eine kritische Besprechung der gesammten Chloro-
phyllliteratur und zwar werden in derselben namentlich die Arbeiten
der älteren Autoren sehr ausführlich besprochen. So giebt Verf.
auch eine getreue Nachbildung von einer Brewster’schen
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 633
Spectraltafel, auf der das Absorptionsspectrum des Chlorophylis und
‚das Spectrum des Grün erster Ordnung der Newton’schen Farben-
scala dargestellt ist. Die erstgenannte Abbildung zeigt in der
That, das Brewster bereits mit grosser Genauigkeit das Chloro-
phylispectrum gezeichnet hat.
II. Im zweiten Abschnitte, der die eigenen Untersuchungen
des Verf. enthält, wird sodann zunächst die Darstellung der
Chlorophyllfarbstoffe beschrieben. Verf. empfiehlt zu diesem
Zwecke namentlich Grasblätter, dieselben werden zuerst }a—!/a
Stunde mit Wasser gekocht und dann wiederholt mit neuem Wasser
gewaschen, darauf ausgepresst und im Dunkeln getrocknet. Aus
diesem vom Verf. auf seine Reinheit von störenden Substanzen
geprüften Rohmaterial werden dann die Chlorophyllfarbstoffe mit
siedendem Alkohol extrahirt und die so erhaltene Lösung, die Verf.
ebenfalls genau auf ihre chemische Zusammensetzung geprüft hat,
durch dreistündiges Erhitzen mit Aetznatron in geringem Ueber-
schuss verseift. Nach dem Verseifen wird das überschüssige Aetz-
natron durch Kohlensäure in Carbonat übergeführt und dann auf
dem Wasserbade bis zum Trocknen eingedampft. Aus der so
erhaltenen Seife wird dann zunächst der gelbe Chlorophylifarbstoff
mit Aether extrahirt, in diesem ist nämlich die ebenfalls in der
Seife enthaltene Natriumverbindung des grünen Chlorophylifarb-
stoffes ganz unlöslich. Um letzteren ebenfalls aus dem Seifen-
gemenge, das ausserdem noch Natriumcarbonat enthält, zu isolieren,
extrahirt Verf. aus diesem zunächst die verschiedenen Seifen mit
einem Gemisch von 1 Th. Alkohol und 1 Th. Aether, in dem die
Natriumverbindung des grünen Chlorophylifarbstoffes nur wenig
löslich ist; den Rückstand behandelt er sodann nach Zusatz von
1 Th. Aether und 1 Th. Alkohol mit Phosphorsäure. Diese macht
aus der Natriumverbindung den grünen Chlorophyllfarbstoff wieder
frei, der dann sofort von dem Aether-Alkohol aufgenommen wird.
Durch Isolirung dieser Lösung und Abdunsten des Aether-Alkohols
kann dann der Farbstoff als „glänzend schwarzgrüner, völlig fester,
spröder Körper“ erhalten werden. Derselbe ist unlöslich in Wasser,
Benzol, Schwefelkohlenstoff, schwer löslich in reinem Aether, leicht-
löslich in Alkohol. Die Lösungen besitzen eine prächtig rein grüne
Farbe, erscheinen in koncentrirter Lösung roth und fluoreseiren sehr
stark. Besonders bemerkenswerh ist aber, dass der Farbstoff in
diesen Lösungen eine viel grössere Resistenzfähigkeit gegen ver-
schiedene Reagentien, namentlich Mineralsäuren, besitzt als die
unreine Chlorophylllösung. Eine genaue Analyse des dargestellten
Körpers hat Vert. noch nicht ausgeführt, doch hat er sich davon
überzeugt, dass derselbe Eisen und Stickstoff enthält.
Der gelbe Farbstoff wurde aus der oben erwähnten ätherischen
Lösung nach Eindampfen derselben durch Extraktion mit einer
Mischung von Petroläther und Aether zu gleichen Theilen gereinigt
und konnte so in krystallinischer Form gewonnen werden. Besser
gelang. jedoch die Reingewinnung des gelben Farbstoffes, wenn
Grasblätter ohne vorheriges Auskochen mit Wasser direkt mit
‚Alkohol extrahirt wurden und das Extract dann in der oben beschrie-
634 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
benen Weise weiter behandelt wurde. Der Farbstoff krystallisirt
dann sehr schön in orangerothen Krystalldrusen, die in Wasser
unlöslich sind, sich aber in Alkohol, Aether, Chloroform und Benzol
mit dunkelgelber, in Schwefelkohlenstoff mit ziegelrother Farbe
lösen; besonders bemerkenswerth ist aber, dass sich diese Krystalle
am Licht allmählich in Cholesterin verwandeln sollen.
In einem besonderen Abschnitte bespricht Verf. sodann die
Beziehungen des gelben Chlorophyllfarbstoffes zu
den in zahlreichen Blüten und Früchten enthaltenen
gelben Farbstoffen. - Dieselben sollen nach den Untersuchungen
des Verf. alle als identisch anzusehen sein; es gilt dies namentlich
auch von dem rothen Farbstoffe der Möhren, für den Verf. eine
neue Darstellungsmethode beschreibt. Die zuerst von Schimper
beschriebene Thatsache, dass bei der Möhre die in der lebenden
Zelle beobachteten Farbstoffkrystalle theils ziegelroth, theils carmin-
roth erscheinen, soll nach den Beobachtungen des Verf. von einer
verschiedenen Dichtigkeit des Farbstofies in den verschiedenen
Krystallen herrühren.
Der letzte Abschnitt ist den optischen Eigenschaften
der verschiedenen Farbstofflösungen gewidmet. Nach einer Be-
sprechung der angewandten Beobachtungsmethode, bei der ein
Steinheil’scher Laboratorium - Spectralapparat in Verwendung
kam, giebt Verf. zunächst eine Beschreibung der Absorptionsspectra
der verschiedenen Farbstofflösungen, bezüglich derer auf das Original
verwiesen werden mag. Erwähnen will Ref. nur noch, dass Verf.
die Lösungen der beiden von ihm dargestellten Farbstoffe auch
auf ihre Absorptionsfähigkeit für ultra-violette und infra-
rothe Strahlen untersucht hat.
Die erstere Untersuchung geschah in der Weise, dass das
Funkenspectrum von Zink und Cadmium auf einem mit Chininsultat
bestrichenen Schirme aufgefangen und die Farbstofflösung in einem
Quarztroge eingeschaltet wurde. Verf. konnte auf diese Weise
den Nachweis liefern, dass der grüne Chlorophylifarbstoff selbst
in verdünnter Lösung das ultra-violette Licht total absorbirt, während
der gelbe Farbstoff einen Theil desselben durchlässt. Es sind
diese Beobachtungen namentlich mit Rücksicht auf die neueren Ver-
suche von Sachs, nach denen die ultra-violetten Strahlen auf die
Blütenbildung einen massgebenden Einfluss besitzen sollen, von
Interesse.
Zur Nachweisung der Absorptionsfähigkeit der intra-rothen
Strahlen benutzte Verf. einen mit Balmain’scher Leuchtfarbe
bestrichenen Schirm, dessen Phosphorescenzlicht durch die infra-
rothen Strahlen sofort bedeutend verstärkt wird. Es zeigte sich
hier, dass der grüne Farbstoff selbst bei ganz beträchtlicher Con-
centration die infra-rothen Strahlen ganz ungeschwächt hindurch-
lässt; auch der gelbe Chlorophyllfarbstoff erwies sich als sehr
diatherman, wenn auch in etwas geringerem Grade als der grüne.
Am Schluss seiner Arbeit spricht Verf. seine Ansicht über
die Form, in der die Chorophyllfarbstoffe in den lebenden Chloro-
plasten vorkommen sollen, dahin aus, dass die grüne Substanz,
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 635
welche die Vacuolen der Chlorophylikörner anfüllt, keine Lösung
ist, sondern aus den Verbindungen der beiden Chlorophyllfarb-
stoffe mit Fettsäureresten besteht, Substanzen, welche einen halb-
festen Aggregatzustand besitzen.“ Dasselbe soll auch für die
Chromoplasten gelten.
Zimmermann (Tübingen).
Wigand, Alb., Nelumbium speciosum W. Eine mono-
graphische Studie. Vollendet und herausgegeben von E..
Dennert. (Bibliotheca botanica. Heft 11). gr. 4°. 688. Mit
6 Tafeln. Cassel 1888.
Vorliegendes Werk enthält die von Wigand schon in den
sechziger Jahren angekündigten Untersuchungen über die Lotosblume,
welche Referent als Wigands Assistent vollendete und ergänzte
und nach Wigands Tode herausgab. Die Untersuchungen beziehen
sich auf den „morphologischen Aufbau“, „Entwickelungsgeschicht-
liches“, „Anatomie‘ (der grösste Theil), und „Biologisches“. Das
Ganze sollte nach Wigands Absicht eine möglichst vollständige
Lebensgeschichte von Nelumbium sein, einzelne noch vorhandene
Lücken konnte Referent wegen Mangels an Zeit leider nicht
ausfüllen.
Nach Beschreibung des Keimlings wird auf die bekanntlich
recht verwickelten Stellungsverhältnisse der Blätter am Rhizom
eingegangen, wobei das Resultat ein ähnliches ist, wie das, zu
welchem Warming kam: die mit einem Rudiment oder mit einer
Blüte endigende Hauptachse trägt zwei Niederblätter, in der Achsel
des unteren entspringt ein das Rhizom fortsetzender Axillarspross,
der unmittelbar an der Basis ein Laubblatt mit Axillarknospe be-
sitzt. Die Seitentriebe beginnen mit einen besonderen dritten
Niederblatt, das mit dem Laubblatt ausnahmslos alternirt, bei den
folgenden Internodien fehlt es. Weiterhin werden „die Deckungs-
verhältnisse der Blätter“, „Gestalt der Internodien“, „Bewurzelung
des Rhizoms“, Morphologie des Laubblattes und der Blüte be-
sprochen. Bei der Untersuchung der Frucht war von Interesse,
dass die beiden Samenlappen ausgehöhlt sind und am oberen Ende
zusammenbängen; dass die Radicula gar nicht hervortritt und dass-
die Plumula von einem dünnen weissen Häutchen umgeben ist.
Die Natur des letzteren ist verschieden gedeutet worden: Richard
hielt es für ein Kotyledon, De Candolle für ein Nebenblatt,
Brogniart für den Embryosack, Trecul liess seine Bedeutung
dahingestellt. Auf Grund der weiterfolgenden entwickelungsgeschicht-
lichen Untersuchungen wird das Häutchen hier als der Rest eines-
primitiven Endosperms angesprochen.
Im entwickelungsgeschichtlichen Theil wird zunächst Wachs-
thum und zeitliche Entwicklung des Rhizoms erörtert. Im Gegen-
satz zu anderen krautartigen Pflanzen, die während der Vege-
tationsperiode ein stetiges Wachsthum zeigen, äussert sich bei
Nelumbium das Wachsthum eine Zeitlang nur in Streckung des.
«536 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
frei gewordenen Internodiums und erst nachdem dieses eine gewisse
Länge erreicht hat, öffnet sich die Knospe und findet an der Spitze
Neubildung statt. Die Blätter folgen bei ihrer Entwickelung i
Wesentlichen den von Goebel aufgestellten Gesetzen: Die Nieder-
blätter entstehen aus dem gesammten Primordialblatt, die Ochrea des
Laubblattes aus einer Erweiterung des Blattgrundes und die Schild-
form des Blattes geht aus der Pfeilform hervor. Dann wird die
Entwickelung der Blüte und des Samens besprochen.
Der anatomische Theil beginnt mit der Struktur des epiko-
tyledonischen Internodiums und des ausgebildeten Rhizoms. Letzteres
besitzt eine Anzahl Luftkanäle und ca. 250 isolirte, aber konzentrisch-
strahlig angeordnete Gefässbündel. Auf die nähere Anordnung
kann hier natürlich nicht eingegangen werden. An Grösse nehmen
die Bündel von innen nach aussen ab, dann wieder zu und endlich
wieder ab; die Bündel des dritten und fünften Kreises (von innen)
sind centripetal, alle anderen centrifugal; ausserdem lassen sich die
Bündel nach ihrer Gestalt u. s. w. in 10 Typen ordnen. Weiterhin
wird „Bau und Entwickelung der einzelnen Gefässbündel“ erörtert.
Der Seitentrieb weicht in seiner Struktur etwas ab vom Haupt-
rhizom. Mit besonderer Schwierigkeit ist die Untersuchung des
anatomischen Baues des Knotens verbunden. Die verwickelten
Verhältnisse lassen sich nur nach dem Original verstehen, hier
seien kurz die anatomischen Phasen innerhalb des Knotens an-
‚gedeutet. |
1. Mehr oder weniger bedeutende Verschmelzung und Verschlingung
besonders der inneren Gefässbündel.
2. Bildung der Wurzeln aus den Bündeln der beiden inneren Kreise und
‚Austritt der gebildeten doldenförmig angeordneten Wurzeln.
3. Vergrösserung und Zusammenfliessen der Luftkanäle.
4. Am oberen Scheitel treten die Bündel zu einem Hufeisen zusammen, die
übrigen Bündel, besonders die des unteren Scheitels, theilen sich.
5. Verschiedene Bündel treten mit dem oberen Hufeisen nach aussen (um
Blütenschaft und Laubblatt zu versorgen). Auf der unteren Hälfte sondern sich
von den grossen Lufthöhlen mehrere kleinere ab.
6. Der obere Scheitel schliesst sich wieder; die Basttheille der Bündel
fliessen mehr oder weniger zusammen und nachmals findet Verschmelzung und
Theilung der Bündel statt.
7. Auch in der oberen Hälfte sondern sich mehrere Luftkanäle ab und die
aus dem Hauptverband ausgetretene Gruppe von Bündeln theilt sich für Blatt
und Blütenstiel.
8. Die mittleren (centripetalen) Bündel verschlingen sich zum zweiten
Mal; am oberen Scheitel sondert sich ein zweites Hufeisen ab; jetzt sind fast
zwei konzentrische Kreise von Luftkanälen vorhanden.
9. Sonderung der Bündel des Axillartriebes, Neuformirung des Terminal-
‚systems: Auftreten eines neuen centralen Kanals; Gruppirung der Luftkanäle.
10. Morphologische Absonderung der einzelnen Organe.
Auch das Laubblatt bietet im anatomischen Bau manches
Interessante. Die innere Struktur des Blattstiels ist noch mehr, als
die des Rlizoms symmetrisch (dorsiventral), was sich in der An-
ordnung der Luftkanäle und der Gefässbündel offenbart. Die
innersten Bündel sind hier centripetal; die Zahl der Bündel und
Kreise ist geringer, als im Rhizom. Auf den Bau der Blattspreite
und ihrer Nerven können wir hier nicht eingehen. Die Anatomie
‚des Blattstiels an der Ansatzstelle der Spreite ist wieder höchst
Physiol., Biol, Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 637
komplizirt und lässt sich kaum mit ein paar Worten erläutern.
Der Nachweis, welche Bündel blattstieleigen sind, welche nicht,
ist bei den verwickelten Verschmelzungen und Verschlingungen der
Bündel kaum zu führen. Auch die Luftkanäle theilen sich mannig-
fach. — Die Niederblätter sind natürlich einfach gebaut.
Der Blütenstiel ist nach demselben Prinzip gebaut, wie das
Rhizom, aber noch vollkommener konzentrisch. Wiederum wird
auch beim Blütenstiel dicht unter der Blüte der Bau komplizirter
und treten vielfache Verschlingungen der Bündel auf, ehe sie die
Blütentheile versorgen. Weiterhin wird die Anatomie der Blumen-
blätter, Staubgefässe, des Rezeptakulums und des Pistills erörtert.
Bei der Besprechung des Baues der Fruchtwand bietet sich Gelegenheit,
die Natur der „Lichtlinie‘“ zu diskutiren. Sie wird hier nicht als auf
chemischen (Mattirolo), oder physikalischen (Russow, Lohde,
Innowicz), sondern als auf anatomischen Ursachen beruhend
angesehen: die noch ganz jungen unverdickten Pallisadenzellen
zeigen an der Stelle, wo später die Lichtlinie auftritt, Protoplasma-
anhäufungen, später aber scheint die Membran hier eine Zone von
(freilich sehr auffallender Weise) senkrechten Längsspalten zu
haben.
Der letzte (sechste) Theil enthält „Biologisches‘‘ und bezieht
sich vor Allem auf das Verhalten des Amylums in Blatt und Rhizom,
sowie auf die Lebensperioden des letzteren. Bezüglich des Perennirens
des Rhizoms von Nelumbium ist interessant, dass es zwischen Knolle
und holzigem Stamm bezw. gewöhnlichen perennirenden Rhizomen
eine Mittelstellung einzunehmen scheint. Von letzteren unterscheidet
es sich in zweifacher Hinsicht: einmal ist sein Stillstandsstadium
nicht von einer besonderen Blattmetamorphose (Niederblattbildung)
begleitet, sondern bleibt wie eine einjährige Pflanze morphologisch
offen; sodann lagert es die Reservestoffe nicht periodisch ab, sondern
stirbt wie die andererseits morphologisch abgeschlossene Knolle ab,.
nachdem die Reservestoffe verbraucht sind.
Aus Vorstehendem wird sich der Leser ein Bild von dem In-
halt des Buches machen können. 69 auf 6 Tafeln vertheilte Ab--
bildungen erläutern den Text.
Dennert (Rudolstadt).
Greene, Edward Lee, Studies in the botany otfCalifornia
and parts adjacent. VI. (Bullet. of the California Academy
of Seiences. Vol. II. No. 7. p. 377—418.)
1. Notes on the botany ot Santa Cruz Island
(p. 377—388). Sa. Cruz ist eine der wichtigsten Inseln aus der
Inselreihe, welche entlang der Küste von Kalifornien südlich von
Point Conception situirt sind. Hier ist vor 44 Jahren durch einen
Zoologen die Dilleniaceae Crossosome als ausserordentliche Merk-
würdigkeit entdeckt worden. Ausgiebige Untersuchungen der Insel
fanden aber erst in den letzten Jahren statt und ergaben ungemein
reiche und interessante Ausbeute; zahlreiche neue Arten fanden
sich unter den auf Sa. Cruz und den Nachbarinseln gesammelten
638 Systematik und Pfanzengeographie.
Arten, auch die neue Gattung Lyonothamnus wurde dort 1884
‚entdeckt. Der Baumwuchs der Inseln besteht hauptsächlich aus
Acer macrophyllum, Quercus agrifolia, Populus trichocarpa und
Salıx laevigata. Insgesammt sind nun 321 Arten von Sa. Cruz
bekannt, wovon 25 auf Arten der alten Welt kommen, die sich
aber in Kalifornien eingebürgert haben. Von dem Reste heimischer
Arten waren nicht weniger als 48 unbekannt und unter diesen sind
28 endemisch für Sa. Cruz, wovon 24 neu für die Wissenschaft.
Da aber der östliche Theil der Insel noch nicht untersucht ist, so
ist weitere interessante Ausbeute zu erwarten und anzunehmen,
‚dass bisher nur etwa ®s der auf der Insel wirklich vorkommenden
Arten nachgewiesen sind. Jedenfalls steht der staunenswerthe
Endemismus von Sa. Cruz einzig da, wenn man erwägt, dass
‚die Insel nur 25 engl. Meilen vom Festlande entfernt, nur 23 engl.
Meilen lang und 3—7 engl. Meilen breit ist. Zudem sind die am
Continente verbreitetsten Typen auf der Inselgruppe äusserst spär-
lich vertreten; Delphinium, Ranunculus, Ribes, Rubus und Lonicera
beispielsweise, die auf der gegenüberliegenden Küste im Ueber-
flusse gedeihen, gehören zu den seltensien Pflanzen von Sa. Cruz.
Andererseits ist es höchst merkwürdig, dass die echt kalifornische,
bisher für monotypisch gehaltene Gattung Dendromecon auf den
Inseln durch 3 Arten vertreten ist, wovon die bekannte und eine
neue auf Sa. Cruz, eine dritte auf der Nachbarinsel Sa. Rosa vor-
kommen. Höchst merkwürdig ist auch, dass von einer anderen
ausgezeichneten kalifornischen Gattung, nämlich Eschscholtzia Sa.
‘Cruz gleich 2 Arten ausschliesslich sein eigen nennt; dasselbe gilt
von der kalifornischen Cruciferen-Gattung T’hysanocarpus, deren 2
auf Sa. Cruz entdeckte neue Arten vom Typus auch habituell
höchst abweichen. Von den Cistaceen, einer Ordnung, welche
wohl im Mediterrangebiet massenhatte Repräsentanten hat, ın
Kalifornien aber spärlichst und nur durch eine Art vertreten ist,
ist auf Sa. Cruz die kalifornische Art in Ueberfluss vorhanden, dazu
aber noch eine neue desselben Genus (Helianthemum). — Die auf
der Westküste Kaliforniens in Unmassen („superabundance“) und
in charakteristischen Typen vorkommenden Leguminosen und
Ranuneulacen haben auf den Inseln gar keine eigenthümlichen
und auch nur der Individuenzahl nach nur sehr wenige Vertreter.
Dagegen ist Sa. Cruz wieder mit Massen von Hosackia und
Syrmatium bestockt, zwei ausschliesslich westamerikanischen Gat-
tungen, und über die Hälfte der vorkommenden Arten ist für die
Insel endemisch. Alle ubiquitären Rosaceengattungen (Spiraea,
Fragaria, Potentilla und Geum) fehlen, dafür ist aber der echt
kalifornische Heteromeles auf Sa. Cruz unvergleichlich viel häufiger,
als in Kalifornien selbst, die echt pazifischen Adenostoma und
Cercocarpus sind auf der Insel viel schöner und üppiger, als am
Festland, Prunus oceidentalis auf Sa. Cataline endemisch, von
Zauschneria sind gleich 2 endemische Arten auf Sa. Cruz gefunden,
Bloomeria ist dort in Menge vorhanden; die von San Diego be-
kannte und dort so seltene Comarostaphylis diversifolia ist auf
Sa. Uruz gemein; desgleichen kommt die von Nuttal bei San
Systematik und Pflanzengeographie. 639
Diego entdeckte Malacothrixr incana, die völlig verschollen war,
häufig vor auf der westlich von Sa. Cruz gelegenen kleinen
Insel San Miguel. Von Compositen ist die seltene und sehr aus-
gezeichnete der San Bernardino-Region augehörende Stephanomeria
cichoriacea auf Sa. Cruz überaus häufig, die Gattungen ZLyono-
thamnus und Hazardia (Compositensträucher) sind durch 2 Arten
vertreten, die 3. überhaupt bekannte Art der letztern Gattung
findet sich dann erst auf Guadeloupe. Dementgegen ist keine
einzige Art Lavatera vertreten, obwohl sich deren 4 amerikanische
Arten ausschliesslich auf Inseln finden, eine davon auf Guadeloupe,
San Benito (nicht weit von der Halbinsel Kalifornien), den Coro-
nados-Inseln (inı Angesicht von San Diego) und im Sa. Barbara-
Archipel.
2. A. catalogue ofthe flowering plants and Ferns
of the Island of Santa Uruz (pp. 388—416). Vollständige
Pflanzenaufzählung mit phytograplischen Bemerkungen. Hiervon
sind an dieser Stelle neu beschrieben (die anderen neuen Arten
sind in früheren Heften oder in der Pittonia beschrieben):
Thysanocarpus ramosus Greene, Rhamnus insularis Kellog (Greene emendirt),
Hossackia (?) occulta Greene, Prunus oceidentalis Lyon (Greene emendirt),
Bigelovia veneta Gray var. sedoides Greene, Eriophyllum stoechadifolium Lag.
var. depressum Greene, Cnicus lilacinus Greene, Convolvulus macrostegius
Greene (emend.), Stachys acuminata Greene, Typha bracteata Greene.
3. Three new species. (p. 416—418.) Horkelia Kelloggii
— H. californica var. sericea Gray), H. Parryi, Convolvulus Bing-
hamiae, sämmtlich kalifornisch.
Freyn (Prag).
Fowler, J., On the arctice flora of New-Brunswick.
(Proceedings and Transactions of the Royal Society of Canada.
V. p. 189) 4°. 17 pp. Montreal 1888.
Verf. versteht unter arktischen Pflanzen nicht diejenigen, welche
auf die arktische Zone beschränkt sind, sondern diejenigen, welche
in der arktischen Zone überhaupt wachsen. Es sind dies naclı
J. D. Hooker im Ganzen 762; davon finden sich einschliesslich
48 eingeschleppten in Neubraunschweig 305 Arten und von diesen
305 hat Neubraunschweig 241 Arten mit dem arktischen Europa
(Lappland) gemeinsam, mehr als irgend ein anderer Theil der
arktischen Zone, mehr selbst, als Grönland und das übrige nord-
östliche Amerika. Eine vollständige Erklärung dieser bemerkens-
werthen Thatsache versucht Verfasser nicht; dagegen legt er die
Bedingungen dar, die einerseits in Norwegen unter hoher Breite
(66— 71° 1) einer verhältnissmässig reichen Flora (616 Arten) das
Dasein ermöglichen, andererseits in Neubraunschweig unter be-
- . . . = “
deutend niedererer Breite (45—48°) eine „so streng arktische
Flora erzeugen. Die klimatischen Verhältnisse Norwegens sind
bekannt ; die interessante Schilderung der klimatischen Verhältnisse
Neubraunschweigs verdient jedoch einige Berücksichtigung.
Das Klima Neubraunschweigs ergibt sich aus dem Einfluss
der Lage des Landes am Rande eines grossen Kontinents und aus
dem Einfluss des arktischen Stroms, der seine Küsten bespült. Im
640 Systematik und Pflanzengeographie.
Winter herrschen nordwestliche Winde vor, die über weite Strecken
gefrorenen Landes wehen und die Temperatur derart erniedrigen,
dass an der Nordküste des Landes oft noch im Juni Schnee liegt.
Im Frühling herrschen Nordostwinde vor und treiben mächtige
Eismassen an die Nordküste, dazu kommen häufige Nebel und
Regen, die im Verein mit der niederen Temperatur die Vegetation
zurückhalten. Erwärmt sich mit dem Herankommen des Sommers
das Innere des Festlands, so entstehen Seewinde, die ebenfalls die
Temperatur der Küstenstriche herabdrücken. Die Vegetation gelangt
erst zu freudigem Gedeihen, wenn das Meer erwärmt wird und sich
die vom Land her wehenden Westwinde einstellen. Aber auch
dann bleibt die Temperatur an der Küste niedrig, denn sobald
diese Winde in die durch den Einfluss des arktischen Stroms be-
deutend kühleren Küstenstriche gelangen, verdichtet sich ihr
Wasserdampf zu Nebel oder Regen, so dass im Sommer oft
Wochen lang dichter Nebel sich über die Küstenstriche breitet.
Verfasser belegt diese Ausführungen durch meteorologische Zahlen.
Alle diese Umstände wirken zusammen und ermöglichen einer
grösseren Zahl arktischer Pflanzen das Fortkommen, als es sonst
unter gleicher Breite der Fall ist. Das Land stellt sich ent-
sprechend den klimatischen Bedingungen als ein rauhes Sumpf-
und Waldland dar.
Verf. lässt anschliessend eine Aufzählung der in Neubraun-
schweig wachsenden arktischen Pflanzen folgen mit genauer An-
gabe der Verbreitung in den einzelnen Gegenden der arktischen
Zone. Aus derselben ergibt sich u. a., dass von den 305 phanero-
gamen Arten Neubraunschweigs in Grönland 104, in Europa 241,
in Asien 55, im westlichen Amerika 81 und im östlichen Amerika
167 wachsen. Von den fernerhin aufgezählten 25 Gefässkrypto-
gamen (sämmtlich einheimisch) wachsen in Grönland 16, in Europa
20, in Asien 3, im westlichen Amerika 4 und im östlichen 8.
Jännicke (Frankfurt a. M.).
Velenovsky, J., Resultate der zweiten botanischen Reise
nach Bulgarien. (Sonderdruck aus Sitz.-Ber. d. k. böhm.
Gesellsch. der Wissenschaften 10. Febr. 1888. S. 19—74.)
Im Juli und August 1887 unternahm der Verf. eine zweite Reise
nach Bulgarien, u. z. diesmal mit Vandas, hauptsächlich in die
Hochgebirge des Balkan, die Stara Planina mit dem
höchsten Gipfel Kom, den Vitos bei Sofia und das Gebirge
ÖOsogovska Planina an der macedonischen Grenze bei Kistendyl,
also im westlichen Bulgarien. Die Ausbeute enthält also meist
Hochgebirgspflanzen, zu denen Prof. Skorpil ebenfalls Beiträge
geleistet hat. Das gesammte Material ist zwischen den beiden
Reisenden derart vertheilt worden, dass Vandas die Choripetalen,
V. alle anderen Ordnungen zu bearbeiten hatte; vorerst liegt erst
die letztere Abtheilung vor. — Wie früher, sind auch diesmal un-
gemein viele Pflanzen nachgewiesen u. z. auch wieder kaukasische,
Systematik und Pflanzengeographie. — Pfianzenkrankheiten. 641
resp. pontische, für Europa neue Typen und überhaupt neue
Arten.
Es hält schwer, aus der Fülle dieses Materials auch nur die
interessantesten Arten hier herauszuheben; Ref. begnügt sich also
diesmal mit der Anführung der von V. als neu (*) bezeichneten
oder für Europa neuen, sowie der sonst aus einem Grunde
wichtigen Arten, welche im Folgenden unmittelbar angeschlossen
sind, und wobei die Pflanzen von dem bisher völlig unbekannten
macedonischen Grenzgebirge durch ein beigesetztes O kenntlich
gemacht sind.
Verbascum Banaticum Schrad. (= V. Jankae Velen. olim); V. heterophyllum
Vel.*; Veronica Apennina Tsch. (V. repens Vel. olim., non Clair.); Digitalis viri-
diflora (Lindl. (O); Serophularia aestivalis Gris. (O); Linaria Macedonica Gris,
(= L. Pan£itii Janka O.); Cynoglossum Nebrodense Guss. (O); Stachys plumosa
Griseb. (O); Gentiana lutescens Vel.* (Stara Plenina); G. Bulgariea Vel. (O0);
Primula exigua Vel. (mit ergänzter Beschreibung); Jasione orbicularis Gris.
(= J. supina Vel., O.); J. Jankae Neilr. (O.); Campanula Hemschinica
C. Koch (Vitos); C. Steveni M. B. (Vitos); Galium umbellulatum Vel.* (Vitos);
G. alpinum Schur (alle Hochgebirge); Knautia silvatica b. rosea Vel.* (Vitos,
Balkan); Scabiosa rotata M. B. (Konjavo-Planina); S. Balcanica Vel.*
(Vitos, Kom); Mulgedium sonchifolium Vis. Pand. (Balkan); Crepis viseidula
Fröl. (= C. nigra Velen. 1886; O); Tragopogon Balcanieus Vel. (emendirte
Beschreibung); T. Samaritani Held. und Sart. (ober Konjavo); Senecio Bulgarieus
Vel.* (O; auch in Serbien); $. Arnautorum Vel.* (0); Doronicum maecro-
phyllum Fisch. (Balkan); Ptarmiea multifida DC. (= Achillea aromatica Vel.
1886); Achillea lingulata W. K. (O); A. erithmifolia (W. K. (O); Pyrethrum
einereum Gris. (O); Chamaemelum Caucasicum Boiss (Vito$); Bidens orientalis
Vel.* (Sofia, Kistendyl, Slivno); Bellis Vandasii Vel.* (O.); Jurinea Bulgarica
Vel.* (Razgrad); Cirsium appendieulatum Gris. (O); C. armatum Vel.* (Balkan,
OÖ); C. albidum Vel.* (Donauebene); Carlina longifolia b. spinosa Vel.* (O);
Centaurea rutifolia Sibth. (= C. pannosa Vel. 1885); C. cana Sm. (O. ete.); C.
napulifera Rochl. (Balkan); C. Tartarea Vel. (geänderte Beschreibung); Betula
alba (O.); Parietaria Serbica Pand. (Beschreibung); Euphorbia altissima
Boiss. var. nuda Vel.* (VitoS); Abies alba Mill. (O); Pinus Pumilio Hänke (O);
Picea excelsa b) Balcanica Vel. (O); Juniperus communis (O); Orchis cordigera
Fries (O.); O. saceifera Brogn. (O.); Gymnadenia Frivaldskiana Hpe. (O); Iris
Reiebenbachii Heuff. (= I. Balcana Vel. olim.); Lilium Jankae Kern. (Kom);
Muscari pulchellum Held. (Slivno, Philipopel); Juncus Rochelianus R. Sch. (O);
Eriophorum graeile Koch (Vito$S); Carex caespitosa L. (O); C. digitata L. b.
Bulgarica Vel.* (VitoS); Arrhenatherum erianthum Bois-Reut. (= A. Rumelicum
Vel. olim.); Sesleria eylindrica DC. (Slivno); Bromus filuosus Hackel (Balkan) ;
Festuca poaeformis Host (O); Poa ursina Vel. (O); etc.
Bezüglich der vorkommenden Beschreibungen und allen Details
vide das Original.
Freyn (Prag).
Zopf, W., Zur Kenntniss der Infektionskrankheiten
niederer Thiere und Pflanzen. (Nova Acta der K. K.
Leop.-Carol. Deutsch. Akad. d. Naturf. Bd. LII. No. 7.) 4°.
67 pp. Mit 7 Taf. Halle 1888.
Eine an überraschenden und höchst bemerkenswerthen Resul-
taten reiche Arbeit. Verf. behandelt zunächst neue oder wenig
gekannte Krankheiten von Nematoden-artigen Würmern, durch
Schimmelpilze verursacht, dann neue Pilzkrankheiten niederer
Algen (Spaltalgen, Desmidiaceen, Diatomaceen), ferner Infeetions-
krankheiten von Monadinen und endlich eine Krankheit von einem
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 15
642 Pillanzenkrankheiten u. medicinische Botanik.
mistbewohnenden Kopfschimmel (Pilobolus erystallinus), welche
die bisher unbekannte Zygosporenbildung zur Folge hatte. Im
Anhang folgt dann die Bespreehung der “Wurzelfäule einer Com-
posite ( (Stiftia chrysantha), verursacht durch einen neuen P’rotomyces-
artigen Pilz, sowie die Charakteristik einer neuen ZLeptomitus-
artigen Saprolegnie mit Dauersporenfruktifikation. Es ist unmöglich,
im Rahmen eines Referats auf die Menge der interessanten Einzel-
heiten der Abhandlung einzugehen, sie muss ım Origimal gelesen
werden. Im Folgenden soll daher nur das Wichtigste herausge-
hoben werden.
Der erste Abschnitt behandelt einen höchst eigenthüm-
lichen Fallvon Anpassung zwischen einem Schimmel-
pilz, Arthrobotrys oligospora Fre., und gewissen
Anguillula-Arten, welche von der Art ist, dass die
Würmeheninschlingenartigen Mycelästen des Pilzes
gefangen werden. Die Arthr obotrys ist ein ziemlich ver-
breiteter Saprophyt. Bei Kulturen im N-armem Substrat, die aus
Conidien gezogen werden, entwickelt das Mycel bogenförmige
Kurzzweige, die mit einander anastomosiren und auf diese Weise
Schlingen oder Oesen von verschiedener Weite bilden. Gegen
Woronin bemerkt Verf., dass die Ebenen der ösenartigen Kurz-
zweige unter den verschiedensten Winkeln zur Mycelebene gestellt
sein können.
Nachdem nun Verf. beobachtet hatte, dass in allen spontanen
Arthrobotrys-V egetationen Anguillula-artige Nematoden vorkommen,
die in todtem Zustande von Arthrobotr: ys-Mycelien durchwuchert
waren, stellte er sich die Frage, ob etwa der Saprophyt sieh den
Anguillulen gegenüber als Parasit verhält, d. h. die lebenden
Individuen angreift und tödtet. Um diese Frage zu entscheiden,
kultivirte Verf. Arthrobotrys-Myeelien im der Geisslerschen
Kammer und setzte dann Waizenälchen (Tylenchus scandens) hinzu.
Die Beobachtung ergab, dass sich binnen kurzer Zeit Mengen
von Anguillulide en “ den Arthrobotrys-Oesen fingen
und vermöge der Elastieität derselben festgehalten wur den.
Verf. beobachtete dann weiter, dass die noch lebenden Würmehen
von Infeetionsschläuchen, die von den Arthrobotrys-Zweigen aus-
gingen, angegriffen und durch das rasche Auswachsen derselben
(binnen 10 ae kann das Waizenälchen der ganzen Länge
nach vom Mycel durchzogen sein) abgetödtet trden: Der Pilz
zerstört alle inneren Organe vollständig. Die bewirkten Verän-
derungen tragen den Charakter einer fettigen Degeneration,
womit zum ersten Male gezeigt ist, dass Verfettung thie-
rischer Gewebe als unmittelbare Folge von Pilzin-
vasion eintreten kann. Das Fett dient dem Pilz zur Nah-
rung und wird von ihm vollständig aufgezehrt. Endlich wachsen
die Hyphen aus der Wurmhaut wieder heraus, können neue Oesen-
systeme bilden und Würmer fangen und in Conidien frukti-
ficiren. Ausserdem entdeekte Verf. eine zweite Frukti-
fikation in Form von Dauersporen. Dieselben entstehen
ohne bestimmte Regel intercalar und terminal. Zu ihrer Aus-
Eı
Pfanzenkrankheiten u. medicinische Botanik. 643
bildung geben die übrigen Mycelemente ihren plasmatischen In-
halt vollständig ab. Eine Keimung der Dauersporen hat Verf.
noch nicht herbeiführen können. Vielleicht bedürfen sie einer
langen Ruheperiode.
Ausser Tylenchus scandens werden noch zahlreiche andere
nieht näher bestimmte Nematoden - Arten gefangen (mistbewoh-
nende, sowie in Schlamm und Wasser lebende). Verf. vermuthet,
dass auch die Rübennematode (Heterodera Schachtil) in der Arthro-
botrys ihren Feind findet. —
Sodann besprieht Verf. die Harposporium-Krankheit der
Anguillulen. Entdeckt wurde der Pilz (Harposporium Anguillulae)
von Lohde 1874. Zwei Jahre später schrieb darüber Sorokin
(Ann. des sc. nat. Bot. Ser. VI. Tome IV. p. 65), er stellte den
Parasiten unter dem Namen Polyrhina multiformis zu den Chytri-
diaceen. Verf. zeigt, dass Sorokin Unrecht hat, der Pilz ist ein
Myxomycet, kein Phycomycet. Er besitzt ein septirtes Mycel und
typische Conidienfruktifikation. Ausser letzterer entdeckte Verf.
eine intercalare Dauersporenbildung. Die Infektion lebender An-
quillulen durch die sichelförmigen Conidien konnte direkt nicht
beobaehtet werden, erscheint aber zweifellos, da noch lebende
Individuen bereits den Parasiten beherbergten. Oesenartige Fang-
fäden bildet Harposporium nicht. Das Mycel bleibt auf den
Wurmkörper beschränkt; die Conidienfruktifikation erfolgt aber
ausserhalb.
Im zweiten Absehnitt beschreibt Verf. einige Infektionskrank-
heiten niederer Algen. 1) Eine Pilzepidemie unter Chroocoeeus
turgidus (Kützing), verursacht durch Rhizophyton agile Zopf. Sie
wurde entdeckt in Moortümpeln des Riesengebirges.
3) Pilzkrankheiten an Desmidiaceen und Diatomaceen, gleich-
falls hervorgerufen dureh Rhizidium-ähnliche Chytridiaceen (Rehizi-
diaceen). Einen der Parasiten hat Verf. näher untersucht; er be-
nennt ihn Rhizophyton gibbosum. Dabei fand er dieinteressante
Thatsache, dass die Eier verschiedener Räderthiere
gleichfalls von der Pilzkrankheit befallen wurden.
In Abschnitt III („Ueber einige Infektionskrankheiten der
Monadinen“) handelt es sich um Monadinen in Monadinen. Ver-
schiedene zu Irrthümern Veranlassung gebende Umstände werden
aufgeklärt.
Im IV. Abschnitt endlich („Einfluss von Parasitismus auf
Zygosporenbildung bei Pilobolus erystallinus“) weist Verf. nach,
dass zwei Schmarotzer des Pilobolus, nämlich ein einzelliger
Organismus, Pleotrachelus fulgens (bereits beschrieben in Nova Acta
Bd. 47) und ein zur Gattung Syncephalis gehöriger Schimmelpilz
die meisten Sporangienträger abtödten und so durch Unterdrückung
der Sporangien Zygosporenbildung herbeiführen. Dies stimmt zu
der von Brefeld ermittelten Thatsache, dass man durch künstliche
Unterdrückung der Sporangienfrüchte von Mucor Mucedo die Zygo-
sporenbildung erzwingen kann. Merkwürdig ist, dass die Zygo-
15*
544 Botanische Ausstellungen und Congresse,
sporenapparate des Pilobolos erystallinus niemals von den genannten
Parasiten befallen wurden. Die Keimung der Zygosporen wurde
noch nicht erreicht.
Horn (Berlin).
Botanische Ausstellungen und Congresse.
In der grossen allgemeinen Gartenbau- Ausstellung des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen
Staaten, welche für den 25. April bis 5. Mai 1890 in dem Kg]. Aus-
stellungsgebäude am Lehrter Bahnhofe in Berlin geplant ist, wird die
Einrichtung einer wissenschaftlichen Abtheilung beabsichtigt, zu
deren Beschickung seitens der Herren Botaniker gebeten wird. Diese
Abtheilung zerfällt in folgende Gruppen:
I. Morphologie.
1. Darstellung des normalen morphologischen Aufbaues der
Pflanzen an frischen Topfgewächsen, getrockneten Exemplaren, an in Spiritus
oder anderen Konservirungsflüssigkeiten aufbewahrten Präparaten, an Wand-
tafeln und anderen Zeichnungen, sowie an Modellen.
1. A. Wurzeln.
a) Ursprung.
b) Verzweigung.
«) Gliederung in Triebwurzeln und Saugwurzeln.
ad) Vorkommen der Wurzelhaare und seine Abhängung von äusseren Ein-
flüssen.
e) Verschiedene Formen der Wurzel, welche bestimmten Lebensbedingungen
angepasst sind (Rüben, Knollen, Dornen ete.‘.
f) Reducirte Wurzelbildung.
g) Wurzellose Leitbündelpflanzen.
. Stengel.
a) Ursprung.
b) Verzweigung.
ce) Verschiedene Formen des Stengels, welche bestimmten Lebensbeding-
ungen angepasst sind.
d) Dorsiventrale Achsen.
3. C. Blätter der Laubregion.
a) Stufen der Blattbildung (Niederblätter, Laubblätter, Hochblätter).
b) Formen der Laubblätter, besonders solche, welche bestimmten Lebens-
bedingungen angepasst sind.
ce) Knospenlage der Laubblätter.
d) Blattstellung.
. Blütenstände.
. Blüten.
. Früchte.
. Samen.
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190
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2. Bildungsabweichungen verschiedener Art.
Als gärtnerisch besonders wichtig würde vor allem zu berücksichtigen sein:
8. A. Füllung der Blüte und Blütenstände im weitesten Sinne.
9. B. Umwandlung der Kelchblätter in Blumenblätter — doppelte Blumenkrone,
10. C. Formen mit pelorischen Blüten (z. B. Gloxinien).
11. D. Fasciation.
12. E. Verschiedenes.
. A. Bau der Zelle |
. B. Bau der Gewebe-Systeme
. C. Bau der Sprossungen j
Botanische Ausstellungen u. Congresse. 645
II. Anatomie
erläutert durch Zeichnungen, Modelle
und mikroskopische Präparate.
III. Entwickelungsgeschichte.
im Anschlusse an die Hauptabtheilungen des natürlichen Systemes, ebenfalls
durch Zeichnungen, Modelle und mikroskopische Präparate erläutert.
IV. Physiologie.
1. Bodenbildung und künstliche Düngemittel.
2. Einfluss der Mineralstoffe des Bodens auf die geographische Vertheilung
der Pflanzen (kalkliebende, kalkfliehende, Salz-Pflanzen), durch Topf-
gewächse und Herbarexemplare erläutert.
. Methoden der Ernährungsversuche in Form von Wasserkulturen, Quarz-
sandkulturen etc.
4. Bedeutung der mineralischen Bodenbestandtheile für die Pflanzenernährung,
insbesondere Kali, Phosphorsäure, Kalk, Eisen etc., erläutert an frischen
Pflanzen in künstlichen Kulturen oder an getrockneten Pflanzen, Photo-
graphien oder Zeichnungen.
. Kohlenstoff-Assimilation.
. Ernährung mit Stickstoff.
Mikroorganismen des Erdbodens. Wirkung der Sterilisation
. Eigenartige Ernährung.
a) Schmarotzer.
b) Saprophyten (inschl. der Mycorhiza-Pflanzen).
c) Fleischfressende Pflanzen
in Topfgewächsen, getrockneten Exemplaren, Zeichnungen und
Modellen.
9. Demonstration der sauren Wurzel-Ausscheidungen und des Verhaltens
der Wurzelhaare.
o
wann
. 10. Auftrieb des Wasserstromes durch den Holzkörper.
11. Wasseraufnahme durch oberirdische Organe (gewisse Bromeliaceen, Salvia
argentea etc.).
. 12. Verdunstung. Methode der Messung.
. 13. Athmung.
. 14. Bewegung und Speicherung plastischer Stoffe.
. 15. Neubildung von Organen in ihrer Abhängigkeit von äusseren Einflüssen.
2. 16. Wachsthum der Organe in seiner Abhängigkeit von äusseren Einflüssen.
Methode der Messungen.
. 17. Wachsthumsrichtung der Organe in ihrer Abhängigkeit von äusseren
Einflüssen (Geotropismus, Heliotropismus etc.), sowie spontan (Nutation).
Hier würde der Demonstration der Schlinggewächse ein besonders breiter
Raum zu gönnen sein.
. 18. Reizbare und periodisch bewegliche Pflanzen.
. 19. Geschlechtliche Befruchtung und Bestäubungsverhältnisse.
A. Insektenblütler.
a) proterandrische Pflanzen
b) proterogynische
c) dimorphe
d) trimorphe
e) monoeeische
f) dioeeische
&) polygamische
h) gynomonoecische
i) gynodioeeische
k) andromonoeeische
1) androdioeeische
B. Wasserblütler.
C. Windblütler.
D. Kleistogame Pflanzen.
BESZERLIT 3 307353,
646 Botanische Ausstellungen u. Congresse.
36.
37.
38.
39.
an.
48.
Bas >
E. Pflanzen mit grossen und kleinen Blüten, von denen erstere für Be-
fruchtung durch Insekten, letztere für Selbstbefruchtung bestimmt sind
(z. B. Viola tricolor, Euphrasia officinalis).
F. Bastardbildung.
G. Polyembryonie und Parthenogensis.
20. Ungeschlechtliche Vermehrung in den verschiedensten Formen, unter
denen die für den Gartenbau wichtigen, also die verschiedenen Veredelungs-
methoden, besondere Berücksichtigung zu finden hätten.
21. Wichtige Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren.
A. Gallen,
B. Schutzeinrichtungen der Pflanzen gegen Thiere.
C. Ameisenpflanzen.
D. Nützliche und schädliche Insekten.
22. Variabilität
A. in der Form der Laubblätter,
B. „ „ Färbung der Laubblätter,
€. „ ,„ Form der Blüten,
D. „ „ Färbung der Blüten.
23. Pflanzenkrankheiten
A. durch anorganische Einflüsse,
B. ,„ parasitische Pilze,
GBareS 9 Thiere,
D. ,, Verwundungen. Verschiedene Arten der Wundheil- und Wund-
schutzmittel (Wundkork, Schutzholz, Ueberwallung).
V. Instrumente und Untersuchungsmethoden.
soweit letztere nicht schon durch obige Versuche (siehe IV. Physiologie) zur
Anschauung gebracht sind.
. 1. Geräthe zum Sammeln, Untersuchen und Konserviren von Pflanzen.
. 2. Optische Instrumente.
. 3. Mikrotome.
. 4. Färbungsmittel.
5. Konservirungsmethoden.
. 6. Physiologische Instrumente.
VI. Nützliche und schädliche Pilze,
soweit sie nicht unter No. 39B. vertreten sind, mit besonderer Rücksicht
auf den Gartenbau,
A. Frisch, trocken und aufgelegt.
B. In Konservirungsflüssigkeiten.
C. In Modellen.
D. Kulturmethoden, soweit sie nicht im gärtn. Theil berücksichtigt sind.
V1. Officinelle und teehnisch wichtige Pflanzen.
nebst ihren Produkten.
A. Einheimische.
B. Exotische (Kolonial-Abtheilung).
VI. Samenkunde.
. Samen nützlicher Gewächse nebst deren häufigsten Verwechslungen und
Verunreinigungen.
Samen von Unkräutern.
. Grosse Sammlung von Koniferenzapfen, möglichst an frischen Zweigen.
. Geräthe zur Samen-Kontrole.
IX. Pflanzengeographie,
. A. Verbreitung der Pflanzen.
. B. Wanderung der Pflanzen (Unkräuter).
. C. Blütezeit der Pflanzen in verschiedenen Gegenden (Phänologie). Alles
erläutert durch Karten etc.
Botanische Ausstellungen u. Congresse. 647
X. Historische Aktheilung.
56. A. Erläuterung der Geschichte der Kulturpflanzen, besonders der Garten-
pflanzen, durch Abbildungen etc.
57. B. Prähistorische Gegenstände.
58. XI. Neuere Litteratur.
59. XII. Verschiedenes.
Der „Cerele Floral d’Anvers“ beabsichtigt im Jahre 1890 zur
Erinnerung an die vor 300 Jahren erfolgte Entdeckung des Mi-
kroskopes in Antwerpen eine internationale Ausstellung für Pflanzen-
und Handels-Geographie und für Mikroskopie zu veranstalten.
Dieselbe soll umfassen alles auf das Mikroskop und die Photo-
mikrographie Bezügliche. Ueber die pflanzengeographische Ab-
theilung gibt nachfolgendes Programm Aufschluss:
A. Exposition permanente.
I. Produits vegetaux.
1° Produits alimentaires: «) fruits, b) graines, e) racines, d) bulbes, e) tubercnles
F) autres parties de la plante.
2° Produits textiles.
3" Id. tinctoriaux.
4° Id. oleagineux.
53 Id. pharmaceutiques.
6° Industrie du bois.
Al)
7° Industries diverses.
8° Produits d’interet purement scientifique.
II. Plantes vivantes.
1° Flore de la Californie.
2° Id. de la Chine et dıı Japon.
3° Id. de l’Australie.
4° Id. de la Nouvelle-Zelande.
5° Id. du Cap.
III. Plantes fossiles.
Collections de plantes fossiles des zones dont les tlores sont repr&sentees & l’Ex-
position.
IV. Etudes botaniques.
1° Herbiers.
2° Collections de plantes, fleurs et fruits artifieiels pouvant servir & l’enseigne-
ment de la geographie botanique ou de compl&ement aux flores repr&sentees
par des plantes vivantes.
3° Gravures, dessins, photographies, chromolithographies, etce.: «) plantes, fleurs,
etc.; b) paysages, vues d’ensemble, etc.
4° Installations de musees et de jardins botaniques: plans, reproductions, cata-
logues, portraits de botanistes, d’explorateurs celebres, etc.
5° Musces commerciaux et industriels: statistiques et modes d’exposition des
produits vegetaux, ete.
6° Publications botaniques: a) ouvrages de geographie botanique; 5) flores gene-
rales et locales; c) publications periodiques; d) cartes geographiques, etc.
B. Expositions temporaires.
V. Flores.
1° Collection generale de la flore du Congo.
PA Id. des Indes orientales.
3° Id. du Domaine mexicain.
4° Id. des Andes tropicales.
5° Id. du Bresil.
6° Id. des Iles de la Malaisie.
u2 Id. des Iles oc&aniques d’Afrique.
3° Id. de la Nouvelle-Caledonie.
9° Id. des Indes occidentales.
643 Wehmer, Zur Calciumozxalat-Frage.
VI. Coneours.
ire Serie: Specimens d'une famille ou d’un genre propres & la region qui fait
l’objet d’une exposition temporaire ou d’une des flores mentionndes
sous A. II.
2me Serie: Plantes de culture,
3me Serie: Introductions nouvelles de ces pays.
4me Serie: Hybrides d’une ou de plusieurs plantes introduites determindes.
C. Conferences populaires.
avec projection & la lumiere oxy-hydrique sur chacune das contrdes ow
sur chacun des pays representes & l’Exposition.
1° Vues, paysages, sites, etc.
2° Arbres et plantes remarquables.
3° Organes ou parties de vegetaux offrant un interöt special.
4° Portraits de grands botanistes, explorateurs, ete,
5° Musees et jardins botaniques, etc, :
D. Congres.
Mode de creation d’un Musee populaire de Geographie botanique, commerciale
et industrielle, etc. etc.
zur Galciumoxalat-Frage.‘)
Von
Dr. C. Wehmer
in
Marburg.
Auf Grund landwirthschaftlicher Culturversuche ist seit lange bekannt, dass
die Getreidearten zur kräftigen Entwicklung des Chile-Salpeters — im Gegensatz
zum Kalksalpeter — bedürfen, indem mit jenem gedüngte Versuchsfelder nahezu
den dreifachen Mehrbetrag lieferten. Als Stickstoffquelle wird demnach die an
Natrium gebundene Salpetersäure bevorzugt, und tritt bei diesen Pflanzen logischer-
weise die Oxalsäure zum grösseren Theil als lösliches Natriumoxalat (nicht Kalium-
oxalat) auf, wie unter anderen auch Holzner bereits bei Zea Mays L. ein
gelöstes oxalsaures Salz constatirte.e Dasselbe gilt für eine Anzahl anderer
Calciumoxalat-freier Pflanzen und erklärt sich daraus das scheinbare Fehlen jener
organischen Säure.
Im Verlauf einer von mir ausgeführten Arbeit über die physiologische Be-
deutung des oxalsauren Kalks habe ich an der Hand „rationell angestellter
Culturen“ diese Thatsachen — die demnach keineswegs mehr neu sind — bestätigt,
und hebe ich an dieser Stelle nur hervor, dass beispielsweise Hordeum vulgare
L. in Caleciumnitrat als alleinige Stickstoffquelle darbietender Normallösung auch
das entsprechende oxalsaure Salz in erheblicher Menge erzeugt. Es ist dies
eigentlich eine selbstverständliche Erscheinung. Dass eine solche Lösung jedoch
eine schlechte Stickstoffquelle im Vergleich zu der Alkalinitrat-führenden, beweist
das langsame Wachsthum und die geringeren Grössenverhältnisse der einzelnen
Theile der unter diesen Umständen kultivirten Pflanzen, wie dies ja auch un-
mittelbar in den Resultaten landwirthschaftlicher Versuche zum Ausdruck kommt.
Es scheint überall jenes Salz für manche Pflanzen keine geeignete (alleinige)
Stickstoffnahrung zu sein, denn auch Vieia Faba L. und Pisum sativum L. bei-
spielsweise zeigten ähnliche Verhältnisse, ohne nach eirca 9 wöchentlieher Cultur
Anstalt zur Blütenbildung zu treffen.**) Kalium war selbstverständlich ausreichend
vorhanden.
*) Eine als „vorläufige Mittheilung“ bezeichnete Arbeit in Bd. XXXVIII No. 2.
des „Bot. Centralbl.“ veranlasst mich mit Widerstreben zu folgender Ergänzung
*%*) Nebenbei sei hier erwähnt, dass Blätter Kalk-frei gezogener Pflanzen von
Vieia Faba L. und Pisum sativum L. nach !/sstündigem Erwärmen mit Alkohol
noch keine Spur ihres Chlorophylis an diesen abgegeben hatten.
Kohl, Entgeg. auf Dr. Welımer’s Mittheil.: Zur Calciumoxalat-Frage., 649
Das Fehlen von oxalsaurem Kalk bei gewissen Parasiten ist, als dem
Rahmen meiner Arbeit entsprechend, bereits vor längerer Zeit von mir constatirt
worden; „vorläufige* Angaben habe ich allerdings nicht darüber gemacht, ob-
schon bekannter Weise umfangreichere Arbeiten längere Zeit bis zur Publikation
liegen. Mittheilung tiber meine Resultate nach verschiedenen Seiten überheben
mich einer nachdrücklichen Vertretung dieses Punktes und constatire ich hier
die Untersuchung von Raflesia Patma Bl., Lathraea squamaria L., Cuseuta
Europaea L. und einer Cassytha-Species*); des Weiteren von Viscum album L.
(diese Pflanze ist sehr reich an oxalsaurem Kalk) und Monotropa Hypopitys L.
die bekanntlich Parasit und Saprophyt — je nach Standort — ist; ich fand hier
stellenweise sehr geringe Mengen, in einigen Fällen fehlte er ganz.
Dass ich das Fehlen des Caleiumoxalats bei Parasiten mit dem Ausbleiben
der Production plastischer Stoffe aus den entfernteren Gliedern in Beziehung
setze, und die von Herrn Dr. Kohl gegebene Erklärung für nicht zutreffend
erachte, brauche ich kaum hinzuzufügen. Lathraea ist zu gewissen Zeiten sehr
reich an Stärke und Produzent dieser wie der stickstoffhaltigen Substanz ist die
Nährpflanze. Die näheren Beziehungen habe ich an einem anderen Orte zu
entwickeln.
An den Laubblättern einiger Pflanzenarten habe ich im vorigen Sommer
bereits entwicklungsgeschichtlich die Beziehung des oxalsauren Kalkes zu dem
Gefässbündelverlauf nachgewiesen und vorläufig die für die damalige Fragstellung
in Betracht kommenden Resultate in der „Botanischen Zeitung“ publicirt. Einen
beabsichtigten weiteren Verfolg der Frage habe ich damals ausdrücklich angegeben,
und werde ich mir erlauben, dieselbe demnächst — auf einwandfreie Thatsachen
gestützt — zu erledigen versuchen. Die Hypothese der Wanderung des Zuckers
als Kalkverbindung wurde u. a. neuerdings von Schimper erwähnt.
Es braucht von mir kaum hervorgehoben zu werden, dass ich weit davon
entfernt bin, eine berechtigte Priorität fertig vorliegender Untersuchungen zu
verkennen und überlasse ich nach dem Gesagten das Urtheil darüber dem Leser,
indem ich noch darauf hinweise, dass unter anderm aus der Fassung der „Vor-
läufigen Mittheilung“ die Thatsache hervorgeht, dass die für Entscheidung der
hier berührten Punkte in Betracht kommenden Untersuchungen zum Theil (speciell
Parasiten und Gramineen) noch neueren Datums, und eben deshalb „noch im
Gange sind“. Der Zusammenhang mit einem im Druck befindlichen Werke,
dessen Erscheinen durch Herstellung von complieirten lithographirten Doppel-
tafeln verzögert wird, ist darum nicht ohne Weiteres ersichtlich.
Meinerseits halte ich hiermit diese Angelegenheit für erledigt.
Marburg, April 1889.
Entgegnung auf Herrn Dr. Wehmer’s Mittheilung:
Zur Galciumoxalat-Frage.
Von
F. G. Kohl.
Dem vorstehenden Artikel des Herrn Dr. Wehmer würde ich sowohl seines
Inhalts, als auch seines „mindestens ungehörigen“ Tones wegen die Aufnahme
in das „Bot. Centralblatt“ verweigert haben, böte mir derselbe nicht willkommene
Gelegenheit, eine „sachliche“ Entgegnung auf dem Fuss folgen lassen und meine
Stellung Herru W. gegenüber ein für alle Mal kennzeichnen zu können.
Im einleitenden Passus erinnert uns W. an bereits vorhandene, auch mir
hinreichend bekannte landwirthschaftliche Kulturversuche, welche darlegen, dass
Getreidearten des „Chilisalpeters* — im Gegensatz zum Kalksalpeter — zur
kräftigen Entwicklung bedürfen, und folgert daraus, dass die Oxalsäure als
Natriumoxalat auftrete und daher scheinbar fehle. Es scheint W. in der Eile
entgangen zu sein, dass alle Gräser (also auch Getreidearten) Kalium-
reich, Natrium-arm sind. Meine Angabe, die Oxalsäure sei an Kalium ge-
bunden, ist also in allen Stücken aufrecht gehalten, was nicht ausschliesst, dass
*) Das von mir benutzte Material wurde zum Theil von Herrn Dr.Kohl ca.
ein Viertel Jahr später — unter ausdrücklicher Kenntniss der von mir bereits
ausgeführten Untersuchung desselben — benutzt.
650 Kohl, Entgeg. auf Dr. Wehmer’s Mittheil.: Zur Caleiumoxalat-Frage,
man künstlich Kalium durch Natrium substituiren kann. Von einem „schein-
baren Fehlen der Oxalsäure“ ist überhaupt gar nicht zu sprechen, sondern
nur von einem Mangel an Calciumoxalat. Ich empfehle Herrn Dr. W. ein
gründliches Studium der „Aschenanalysen von E. Wolff“, welche auf Seite
5—49 den nöthigen Aufschluss über derartige Fragen geben.
Im zweiten Abschnitt seines Elaborats theilt W. mit, dass Hordeum vulgare
in „nur Caleiumnitrat darbietender Normallösung (wohl Normallösung)“ schlecht
wächst, aber Caleiumoxalat erzeugt. Das habe ich bereits in meiner „vorläufigen
Mittheilung“ angeführt, nur habe ich es vorgezogen, andere Nitrate in den be-
treffenden Versuchen beizufügen, um eben keine „Kimmerlinge“, sondern wohl-
ernährte Pflanzen (z. B. Gräser) mit Caleiumoxalat zu erziehen.
Was die Bemerkung über die „Parasiten und Saprophyten“ anlangt, so
kann ich Herrn W. nur auf die zahlreichen Litteraturangaben meines Werkes
verweisen, die ihm zeigen dürften, dass alle von ihm angeführten Parasiten und
Saprophyten und noch eine ganze Anzahl mehr bereits auf Caleiumoxalat
untersucht sind. Es ist also überhaupt nur Controle nöthig. Kafflesia Patma
und Cassytha, von denen ich „irgend wichtige Aufklärungen‘‘ überhaupt gar
nicht erwartete, sind von mir z. Th. erst später untersucht, aber auch in meinem.
Manuscript früher nur „ohne jede bestimmte Angabe neben vielen anderen
Parasiten“ erwähnt. Ich pflege mit dem Druck einer Arbeit mit den ein-
schlägigen Fragen nicht definitiv abzuschliessen,, sondern über dieselben weiter
zu arbeiten, unbekümmert darum, ob ein Fachgenosse sich ebenfalls damit be-
schäftigt. Hätte Herr Dr. W. sich noch einige Zeit geduldet, so würde er sich
davon haben überzeugen können, dass die Resultate meiner Cassytha-Unter-
suchung in meinem Werk überhaupt gar nicht Platz gefunden haben und
nicht Platz finden konnten. Ich habe mich mit der Prüfung einheimischer
Parasiten und Saprophyten begnügt. Lathraea Squamaria, die ich an reichem
Material bereits März 1888 in Neapel untersuchte, weil sie in dessen Umgebung.
mir häufig entgegentrat, ist in mehrfacher Beziehung aufschlussgebend. Damit
wird auch der Sehlusssatz der W.’schen Mittheilung vollkommen gegenstandslos.
Dass mir Herrn W.'s Zustimmung fehlt für meine noch gar nicht gegebene
(!) Erklärung für den Kalkoxalatmangel bei Parasiten, würde ich aufrichtig be-
dauern, wäre ich durch Herın W.'s Satz: „Dass ich das Fehlen — setze“ nicht
in die Lage versetzt, eine vollständige Uebereinstimmung seiner und meiner An-
sicht konstatiren zu müssen. Wie aber W.: „mit dem Ausbleiben der Pro-
Auktion plastischer Stoffe aus den entfernteren Gliedern (?)“ seine Beobachtung,
dass „Lathraea zu gewissen Zeiten sehr reich an Stärke ist“ in Einklang
bringeu will, ist, abgesehen von dem jedes Sinnes entbehrenden Ausdrucke: „Pro-
duktion plastischer Stoffe aus den entfernteren Gliedern“ einigermaassen räthsel-
haft. Ich habe Stärke immer zu den plastischen Stoffen gerechnet.
In dem Absatz: „An der Laubblättern — erledigen“ erwähnt W. seinen
Aufsatz: Das Verhalten d s oxalsauren Kalkes in den Blättern von Symphori-
carpus, Alnus und Crataegus (Bot. Ztg. 1889. Nr. 9 u. 10), was mich veranlasst,
mein „sachliches“ Urtheil über dieselbe, nicht wie geplant, später, sondern
gleich hier abzulegen. Die von W. angewandte Methode der Schätzung ist ganz
unbrauchbar. Bei während der Untersuchung wachsenden Organen Grösse und
Zahl der Caleiumoxalatkrystalie etc. zu schätzen, ist unmöglich und zwecklos,
denn mit Ausdrücken: „ziemlich zahlreich, nicht häufig, fast überall leer, Nerven-
belastung gering etc.“ ist nichts auszurichten, Zählen und Messen der Aus-
scheidungen und Reduciren auf die Flächeneinheit ist ganz unerlässlich und
wird Jedem begreiflich, der nur ein einziges Mal sich der Mühe einer solchen
Zählung und Messung unterzogen hat. W. hat keine einzige Angabe über die
Flächenvergrösserungen seiner Blätter gemacht, denn dass man nicht aus der
„Spreitenlänge“ die Flächengrösse des Blattes ohne Weiteres ableiten kann,
wird wohl selbst W. einsehen müssen. Ein Caleiumoxalat-reiches Blatt erscheint
nach relativ unbedentender Flächenvergrösserung oft fast krystallarm u. s. w.
Da W. die Spreitenverlängerung überhaupt nur nach halben Centimetern und
mehr angiebt, muss mit einer solchen eine recht beträchtliche Flächenver-
grösserung Hand in Hand gegangen sein und seine „Schätzungen“ werden da-
mit ganz unbrauchbar. W. giebt ferner nicht an, wie er Blätter von 7 cm
Länge unter dem Mikroskop der Taxation unterworfen hat; da er so grosse
Blätter doch nicht auf einmal übersehen konnte, musste er sie verschieben;
Kohl, Entgegn. auf Dr. Wehmer’s Mittheil.: Zur Calciumoxalat-Frage. 691
dann hätte er aber Theilstriche auf Objektträger oder Deckglas, oder was
schwieriger sein würde, Marken am Blatt selbst anbringen müssen, um Anhalte-
punkte zu gewinnen. Das hat W. aber sicher nicht gethan, es findet sich kein
Wort darüber gesagt, wogegen er viel gleichgültigere Sachen im breitesten Stil
anführt. Endlich ist ein Drehen des Präparats beim Feststellen der Krystall-
menge (besonders wenn Einzelkrystalle in Betracht kommen) unerlässlich, da
zahlreiche „Auslösehungen“ das Resultat andernfalls wesentlich ändern.
Doch gesetzt den Fall, die Methode W.’s sei brauchbar gewesen, so würden
seine Resultate z. Th. nur wenig beweisen, z. Th. sogar für das Gegentheil von
dem sprechen, was W. zu beweisen sucht. Denn so lange die von Schimper
behauptete Wanderfähigkeit von W. nicht als „nicht existirend“ eruirt
worden ist, muss man eine Ableitung von Calciumoxalat auch bei gleich-
bleibender Krystallmenge als möglich annehmen, vorausgesetzt, dass fort-
währender Zufluss dieses Salzes oder fortdauernde Neubildung desselben statt-
hat; ja auch bei Mengenzunahme ist eine gleichzeitige, wenn nur geringere Ab-
leitung leicht denkbar und Schimper hat ja ausdrücklich die Kalkoxalat-
wanderung mit der Stärkewanderung verglichen, bei der wir allen diesen Fällen
begegnen. Hieraus folgt „logischer Weise“, dass auch fortdanernde Mengen-
zunahme an Caleiumoxalat eine gleichzeitige Ableitung a priori nicht ausschliesst,
es braucht ja eben die Neubildung nur intensiver vor sich zu gehen, als die
Ableitung. Dagegen würde jede Beobachtung einer Abnahme bedingungslos
für die Möglichkeit einer Wanderfähigkeit sprechen und derartige Beobachtungen
hat W. in der That selbst gemacht, denn er sagt p. 170: „Hier erscheint wieder
die auffallende Thatsache des abweichenden Verhaltens älterer Blätter, so dass
in diesen stellenweise nicht alleindie Mesophylldrusen verschwinden,
sondern in einigen Fällen auch die Nervenkrystalle zurückgehen! W,,
dem dieser Fall unbehaglich ist, construirt sich deshalb lieber eine Regel, von
der er aber sogleich wieder sagt: „dass sie nicht streng gilt“ (p. 170). Auf
Seite 174 behauptet W.: „Wo sie (die Abnahm e) scheinbar stattfand, wie bei.
den unteren Blättern von Symphoricarpus-Trieben, den Langtrieben von Crataegus,
lagen abnorme Verhältnisse vor.“ Was abnorm war, erfahren wir nicht. Das
ist bequem; was nicht ins Schema passt, sondern gegen die Meinung des
Forschers zeugt, wird einfach als „abnorm“ bezeichnet. Immer, wenn man
ein bestimmtes Resultat erwartet, kommt ein zaghaftes, unsicheres „es scheint“
(p. 175—178) in den Weg; W. konnte eben auf Grund so weniger, aber vor
allem so unzuverlässiger Beobachtungen zu keinem definitiven Resultat gelangen..
Das Einzige, was durch seine Untersuchung festgestellt ist, natürlich zunächst
nur für die drei Versuchspflanzen, ist, dass die unteren Blätter von Kurz- und
Langtrieben sich anders verhalten, bezüglich der Caleiumoxalatbildung, als die
oberen, was von vornherein nahe liegen musste, da die oberen Blätter unter
ganz anderen, viel günstigeren Vegetationsbedingungen sich entwickeln ais die.
unteren; dieses Resultat hätte sich aber vortheilhafter Weise in wenigen Worten
mittheilen lassen und wäre noch zuverlässiger unter Anwendung einer weniger
mangelhaften Methode erhalten worden.
Fahre ich nun nach diesem Excurs ia der Besprechung der neuesten Aus-
lassung W.'s fort.
W. hat die Güte, mir gegen Ende des vorletzten Abschnitts seines wohl
etwas in Eile gefertigten Elaborats mitzutheilen, dass „neuerdings Schimper
der Hypothese der Wanderung des Zuckers als Kalkverbindung gedenkt.‘“ Hätte
W. sich ein Wenig geduldet, so würde er aus meinem Buch ersehen haben,
dass ich gar nicht die Aufstellung obiger Hypothese fir mich in Anspruch nehme,
sondern es unternommen habe, nach dieselbe stützenden Thatsachen zu suchen.
und glaube, solche gefunden zu haben. Schimper’s werthvoller Arbeit und
der einzelnen darin enthaltenen Angaben habe ich am passenden Orte gern und
mit der Achtung Erwähnung gethan, die dem Verfasser jeder sorgfältigen Arbeit:
gebührt. Auf den Schlusssatz kann ich Herrn W. nur antworten, dass ich mich
bemüht habe, in meinem angekündigten Werke jede werthvolle früher erschienene,
das Caleiumoxalat betreffende Arbeit zu berücksichtigen, dass ich von ihm, W.,
weiter Nichts kenne als einen kurzen Formose-Artikel (Bot. Ztg. 1887. Nov.)
und jene oben charakterisirte, ernste Berücksichtigung kaum verdienende Arbeit
über „das Verhalten des oxalsauren Kalkes etc.‘, welche ich aber trotzdem in
meiner Schrift mit angeführt habe, dass ich deshalb seinen Angriff „leichtsinnig‘
652 Neue Litteratur.
und „unbegründet“ finden muss, denn wie ich soeben erörtert habe, ist das
„Sachliche“ seiner Ausführungen unrichtig und das „Persönliche“ gelinde
ausgedrückt unberechtigt und tactlos. Ich werde Herrn W. jederzeit auf
„sachliche“ Angriffe, sofern sie es überhaupt verdienen, gern Rede stehen
nnd „sachlich“ antworten, in „persönlichen“ Angelegenheiten bin ich für
ihn nicht mehr zu sprechen.
Marburg, am 24. April 1889.
Neue Litteratur.”
Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.:
Bessey, Charles, E., The questions of nomenclature. (The American Naturalist.
Vol. XXIII. 1889. No. 265. p. 53.)
Algen:
Macchiati, L., La Synedra pulchella Kütz. var. abnormis M., ed altre Diatomacee
della sergente di Ponte Nuovo (Sassuolo). (Bullettino della Societä Botanica
Italiana. 9. Decembre 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. Nov. 2.
p- 263.)
— —, Le Diatomacee della fortezza di Castelfranco Bolognese. (l. ce. p. 278.)
Piccone, A.. Alghe della crociera del „Corsaro“ alle Azzore. (Nuovo Giornale
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 171.)
Pilze:
Celotti, L., Contribuzione alla micologia romana. (Bullettino della Societä
Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889,
No. 2. pn. 295.)
Cuboni, &., Esperienze per la diffusione della Entomophthora grylli Fres. zontro
le cavallette. (l. ec. p. 340.)
Duclaux, E., Sur la nutrition intracellulaire. (Annales de I’Institut Pasteur,
1889. No. 3. p. 97—112.)
Frankland, Percy F., On the influence of carbonie anhydride and other gases
on the development of Micro-organisms. (Proceedings of the Royai Society
London. Vol. XLV. 1889. No. 276.)
Holschewnikoff, Ueber die Bildung von Schwefelwasserstoff durch Bakterien.
(Fortschritte der Mediein. 1889. No. 6. p. 201— 213.)
Lagerheim, 6., Revision der im Fxsiecat „Cryptogamen Badens von Jack,
Leiner und Stitzenberger“ enthaltenen Chytridiaceen, Pero1osporeen,
Ustilagineen und Uredineen. (Mittheilungen des Badischen botanischen Vereins.
No. 59. 1889.)
Laurent, E., Nutrition hydrocarbonde et formation de glycogene chez !a levure
de biere. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 3. p. 113—125.:
Martelli, M., Sul Polyporus gelsorum Fr. (Bulletino della Soeiett Botanica
Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. No. 2.
p. 292)
Massalongo, C., Nuovi Miceti dell’ agro veronese. (Nuovo Giornale Botanico
Italiana. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 161.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
‚gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
-der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratu: ” möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitsch:itten werden
‚ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefällizst mittheilen zu wollen,
«damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werdeu kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur. 653
Petri, R. J.. Reduktion von Nitraten durch die Cholerabakterien. [Schluss.]
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 18.
v. 593—604.)
Pirotta, R., Osservazioni sopra alecuni Funghi. (Bullettino della Societä Bo-
tanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889.
No. 2. p. 312.)
Russo-Giliberti, A. e Dotto. &., Sulla fermentazione ammoniacale dell’ urina.
(Sieilia med. 1889. No. 2. p. 97—99.)
Salkowski, E., Ueber Zuckerbildung und andere Fermentationen in der Hefe.
(Centralblatt für die medieinischen Wissenschaften. 1889. No. 13. p. 227— 228.)
Flechten:
Micheletti. L., Index schedularum criticarum in Lichenes exsiccatos Italiae
auctore A. B. Massalongo. (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI.
1889. No. 2. p. 2465.)
Williams, A., The status of the Algo-Lichen bypothesis. (The American Natu-
ralist. Vol. XXIII. 1889. No. 265. p. 2.)
Muscineen:
Martelli, U.. Una nuova specie di Riccia. (Bullettino della Societä Botanica
Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. No. 2. p. 290.)
Gefässkryptogamen:
Belajefi, Wl.. Ueber Bau und Entwicklung der Spermatozoiden bei den Gefäss-
kryptogamen (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII.
1889. Heft 3. p. 122.)
Farmer, J. B., On Isoetes lacustris. (Proceedings of the Royal Society.
London. Vol. XLV. 1889. No. 276.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Arcangeli, &., Sulla struttura dei semi della Victoria regia Lindl. (Bullettino
della Societ& Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico
Italiano. 1889. No. 2. p. 286.)
Baillon, H., Les stipules et les bractees des Circ&es. (Bulletin mensuel de la
Soeiete Linu&enne de Paris. 1889. No. 96. p. 772.)
— —, Organog£nie ovulaire des Acokanthera. (l. c. 1888. No. 95. p. 755.)
— —, Sur l'organisation florale de quelques Gentianacees (suite de la page 703).
(cp: 159)
De Bruyne, C., De la differeneiation du protoplasme chez les organismes uni-
cellulaires. (Annales et bulletin de la Societe de medecine de Gand. 1888.
Nro. 11.)
Durand, L., Note sur l’organogenie du Poa annua. (Bulletin mensuel de la
Societe Linndenne de Paris. 1889. No. 96. p. 771.)
James, Jos. F., Fortuitous variations in Eupatorium. (The American Naturalist.
Vol. XXIII. 1889. No. 265. p. 51.)
Lignier, O., De l’influence que la symmeötrie de la tige exerce sur la distribution,
le parcours et les contacts de ses faisceaux libero-ligneux. (Extrait du Bull.
de la Soeiete Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889.) 8°. 15 pp.
Caen 1889.
Lumia, C., Del miscuglio gassoso nel sicono del Fico, Fieus Carica. (Bullettino
della Societ4 Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico
Italiano. 1889. No. 2. p. 317.)
Palladin, W., Kohlehydrate als Oxydationsprodukte der Eiweissstoffe. (Berichte
der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 3. p. 126.)
Raimann, Rudolf, Ueber unverholzte Elemente in der innersten Xylemzone
der Dikotyledonen. (Sep.-Abdr. aus Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie
der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-naturwissenschaftliche ClJasse. Bd.
XCVIII. Abth. I. 1889.) 8°. 36 pp. Wien 1889.
Ross, H., Contribuzioni alla conoscenza del tessuto assimilatore e dello sviluppo
del periderma nei fusti delle piante povere di foglie o afille.. (Nuovo Giornale-
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 215.)
554 Neue Litteratur.
Schmidt, Erich, Ein Beitrag zur Kenntniss der secundären Markstrahlen. Mit
Tafel VI. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889.
Heft 3. p. 143.)
Weismann, A., Ueber die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen. Vor-
trag. 8°. 52 pp. Jena (Gustav Fischer) 1889. M. 1.20.
Wilson, William P., The production of aerating organ on the roots of swamp
and other plants. (From the Proceedings of the Academy of Natural Sciences
Philadelphia. April 1389.) 8°. 3 pp.
Wortmann, J., Beiträge zur Physiologie des Wachsthums. [Forts.] (Botanische
Zeitung. Jahrg. XLVII. 1839. No. 16. p. 261.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Avetta, C., Prima contribuzione alla flora della Seioa. (Bullettino della Societä
Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889.
No. 2. p. 344.)
Seconda contribuzione alla flora della Seioa. (l. e. p. 303.)
Baillon, H., Remarques sur le genre Thenardia. (Bulletin mensuel de la Soeiete
Linneenne de Paris. 1889. No. 96. p. 763.)
— —, Sur le Dissolaena vertieillata Lour. (l. e. p. 768.)
— —, Sur quelques Gynopogon ee (rc? pr 9192)
— —, Types uouveaux d’Apocynacees. (Suite de la page 752). (l. c. p. 757 et
772.)
Saint-Marcg, Chevalier de, La flore et les eultures du Congo. (Bulletin du
Cercle floral d’Anvers. 1388. No. 7.)
'Cicioni, 6., Sopra una varietä della Myosotis intermedia, e del Polygonum
dumetorum. (Bullettino della Societä Botanica Italiana. 9. Dec. 1888 — Nuovo
Giornale Botanico Italiano. 1889. No. 2. p. 267.)
Gandoger, M., Flora Europae terrarumque adjacentium, sive Enumeratio plantarum
per Europam atque totam regionem Mediterraneam cum insulis Atlantieis
sponte crescentium novo fundamento instauranda. Tom. XVI. compleectens:
ne Convolvulaceas, Solanaceas, Borraginaceas et Verbenaceas. 8°.
395 pp- Paris (Savy) 1889.
Goiran, A., Alcune notizie sulla flora veronese. (Bullettino della Societä Bo-
tanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889.
No. 2 p. 270 und 281.)
Mac Leod, J., De Epiphyten der Amerikansche Flora. (Nederlandsche
Museum. 1888. 10e en Ile atlevering.)
Parlatore, Til., Flora italiana, continuata da Teodore Caruel. Vol. VIII.
Parte II. (Ederacee, Apiacee.) p. 177—560. 1888. 8°.
Pierre, L., Sur le genre Meliantha. (Bulletin mensuel de la Societe Linneenne
de Paris. 1889. No. 96. p. 762.)
— —, Sur le genre Telotia. (l. ec. 1888. No. 95. p. 754.)
Sur l’Harınandia. (l. e. 1889. No. 96. p. 765.)
Sterk, Corylus glandulosa. (Mittheilungen des Badischen botanischen Vereins.
No. 59.) 1889.
Terracciano, A., Le Viole italiane spettanti alla sezione Melanium DC. Appunti
di studii filogenetico-sistematici. (Bullettino della Societä Botanica Italiana,
9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiauo. 1889. No. 2. p. 332.)
Wartmann, B. und Schlatter, Th., Uebersicht über die Gefässpflanzen der
Kantone St. Gallen und Appenzell. [Schluss.] (Bericht über die Thätigkeit
der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft während des Vereins-
Jahres 1836/37. St. Gallen 1888. p. 476.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
‚Baillon, H., Sur un mode particulier de propagation du Mildew. (Bull. men-
suel de la Soc. Linneenne de Paris. No. 96. 1888. p. 757.)
Hibsch, Em., Kurze, zwei Rübenschädlinge betreffende Mittheilung. (Sep.-Abdr.
a. Oesterr. -Ungar. Zeitschrift t. Zuckerindustrie und Landwirthschaft. Heft 1.
8%. 2 pp. Wien 1889.
‚Martelli, U., Caso teratologico nella Magnolia anonaefolia Salisb. (Nuovo Gi-
ornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 258. Tav.'II, II.)
Neue Litteratur. 655
Medicinisch- pharmaceutische Botanik:
Baillon. H., Sur des Schizophytes des urines acides, puis alealines. (Bull. men-
suel de la Soc. Linndenne de Paris. No. 95. 1888. p. 753.)
Baranski, A., Ein Beitrag zum Vorkommen des Actinomyces beim Pferde.
(Arch. f. wissenschaftl. u. prakt. Thierkeilk. 1889. No. 3/4. p. 242—247.)
Boinet, Microorganisme dans les ulceres du Tonkin. [Societe des sciences mö-
dicales de Lyon.] (Lyon med. 1889. No. 13. p. 487—438.)
Brassel, J., Narkotische Nahrungs- resp. Genussmittel. JII. Thee. (Bericht
üb. d. Thätigk. d. St. Gailischen naturwiss. Gesellsch. f. 1886/87. p. 145. St.
Gallen 1888.)
Cresantignes, de, Contribution & l’etiologie de la diphtherie. Contagion par
l’intermediaire d’un sujet indemne. 8%. 8 pp. Clermont, Oise (impr. Daix
treres) 1889.
Fahrenholtz, @., Beiträge zur Kritik der Metschnikoff’schen Phagocytenlehre
auf Grund eigener Infectionsexperimente mit Milzbrandsporen am Frosch. gr.
80. 34 pp. Königsberg (Wilh. Koch) 1889. Mn
Kitt, Th., Bakteriologische und pathologisch-histologische Uebungen für Thier-
ärzte und Studirende der Thierheilkunde. gr. 8°. VI, 328 pp. M. Illustr.
Wien (Perles) 1889. M. 1.—
Laue, W. W., Cynara Scolymus, or Garden Artichoke. (Therapeutic Gazette,
Vol. x111. 1889. No. 2. p. 96.)
Legrain, E.. Les microbes des &ecoulements de l’uretre. Contribution & l’etude
de l’&tiologie et de la pathogenie des uretrites. 80%. 104 pp. et 8 planch.
Naney (impr. Sordoillet) 1889.
Lichinger, F., Die offcinellen Croton- u. Diosmeenrinden der Sammlung des
Dorpater pharmaceutischen Institutes. 8°. 52 pp. Dorpat (E. J. Karow) 1889.
Me
Perron, P. @., De la nature infectieuse du tetanos. (These.) 4°. 112 pp.
Lyon (impr. nouvelle) 1889.
Roux, %., Revue generale bacteriologique. Le gonocoque. 80. 25 pp. Lyon
(impr. Vitte et Perussel) 1889.
Sawtschenko, J., Ueber Osteomyelitis leprosa. (Centralblatt für Bakteriologie
und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 18. p. 604—607.)
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Baudrand, E., Reconstitution des vignobles par les c&pages americains. In-
struetion pratique. 8”. 16 pp. Grenoble (Baratier et Dardelet) 1889.
Conzaga, Prinipe, Sulla coltivazione delle viti americane in Europa. (Estr.
dal Bolletino del comizio agrario di Mantova. Anno 1888. No. 12.) 8°. 8 p.
Dieck, &., Die Acclimatisation der Douglasfichte. (Humboldt. 1889. Heft 4.)
Fenk, C., Der Wachsthumsgang unserer Waldungen. (Bericht d. St. Gallischen
naturw. Gesellschaft f. 1886/87. p. 215.) St. Gallen 1888.
Gaucher. N., Handbuch der Obstkultur. 8°. X, 936 pp. M. Holzschn. und 7
lith. Taf. Berlin (Paul Parey) 1889. M. 20.—
Giescker, C. P., La culture de la betterave & sucre, ses effets &conomiques,
(suite et fin) (Agriculture rationelle. 1888. No. 25. Decembre.)
Goethe, H.. Der Obstbaum, seine Pflanzung und Pflege als Hochstamm. 3. Aufl.
8°. XII, 163 pp. M. Illustr. Weimar (Bernhard Friedr. Voigt) 1889.
M. 3.75.
Hellriegel, H., Bemerkungen zu dem Aufsatze von B. Frank: Ueber den Ein-
fluss, welchen das Sterilisiren des Erdbodens auf die Pflanzen-Entwicklung
ausübt. (Berichte der deutsch. botan. Gesellsch. Jahrg. VII. 1889. Heft 3.
ar 3L.)
Hellriegel, H.. u. Wilfarth, H., Erfolgt die Assimilation des freien Stickstoffs
durch die Leguminosen unter Mitwirkung niederer Organismen ? (l. c. Jahrg.
VI. 1889. Heft 3. p. 138.)
Jäger, H. u. Beissner, L., Die Ziergehölze der Gärten und Parkanlagen.
3. Aufl. 8°. X, 629 pp. Weimar (Bernh. Friedr. Voigt) 1839. M. 7.50
Petermann, Essai de culture & l’engrais de poisson. (Bull. de l’agriculture.
Tome IV. 1888. Liv. 4.)
Pl 1, N
7 2
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Quensell, €. &. L., Rathgeber bei Anpflanzung nutzbarer Bäume im Einzelnen,
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162 pp. M. 12 Tfln. Dresden (Friese & v. Puttkamer) 1889. Ni, BL
Sagot, Fruits comestibles de l’Afrique. (Bull. du Cercle floral d’Anvers. 1888.
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Warneken, H. B., Die Kultur des Obstbaumes im Topfe und dessen Behand-
lung im Freien und im Obsthause. 8°. IV, 55 pp. M. Illustr. Frankfurt a./O.
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In malt:
"Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen
kurz nach ihrer Reife keimen. (Forts.), p. 609.
Löw u. Bokorny, Ueber das Verhalten von
Pflanzenzellen zu stark verdünnter alkalischer
Silberlösung. (Schluss), p. 612.
Originalberichte zelehrter Ge-
sellschaften.
Botanischer Verein in München.
V. ordentliche Monatssitzung,
Montag, den 11. März 1889.
Hegler, Ueber Thallin, ein neues Holzreagens,
p. 616.
Botaniska Sällskapet in Stockholm.
Sitzung am 21. März 1888.
Andersson, Ueber die Entwickelung der pri-
mären Gefässbündelstränge der Monokotylen.
(Schluss), p. 618.
Almquist, Ueber die Gruppen-Eintheilung und
die Hybriden in der Gattung Potamogeton,
p- 619.
Nekrolog.
v. Herder, E. R. von Trautvetter (Forts.), p. 621.
Referate:
Engelmann, Die Purpurbakterien und
Beziehungen zum Licht, p. 627.
Farlow, On some new or imperfectly known
Algae of the United!!States. I., p. 626.
ihre
Fowler, On the artie fiora of New-Brunswick,
p- 639.
Greene Lee, Studies in the Botany of Califor-
nia and parts adjacent. IV., p. 637.
Hansen, Die Farbstoffe des Chlorophylis, p. 632.
Hansgirg, Synopsis generum subgenerumque
Myxophycearum (Cyanophycearum) hucusque
cognitorum, cum descriptione generis novi
„Dactylococcopsis“, p. 623.
Harkness, Fungi of the Paeifie Coast, p. 628.
Müller, Graphideae F&eanae inclus. trib. affini-
bus nee non Graphideae exoticae Acharii,
El. Friesii et Zenkeri e novo studio specimi-
num originalium expositae et in novam dis-
positionem ordinatae, p. 628.
Velenovsky, Resultate der zweiten botanischen
Reise nach Bulgarien, p. 640.
Wigand, Nelumbium speciosum W., p. 635.
Zopf, Kenntniss der Infektionskrankheiten
niederer Thiere und Pflanzen, p. 64.
Ausstellungen und Congresse.
Grosse allgemeine Gartenbau- Ausstellung am
Lehrter Bahnhof zu Berlin, p. 644.
Cercle Floral d’Anvers, p. 647.
Wehmer, Zur Caleciumoxalat-Frage, p. 648.
Kohl, Entgegnung auf Herrn Dr. Wehmer'’s
Mittheilung: Zur Caleiumoxalat-Frage, p. 649.
Neue Litteratur, p. 652.
Ausgegeben: 8. Mai 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gottbelfti in Cassel.
° |
Band XXXVII.No.T. Jahrgang X. _
Nec = .
sches Cenfr
ya REFERIRENDES ORGAN 77
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm und Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Fiora Fennica
in Helsingfors.
No. 2%. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen kurz nach ihrer
Reife keimen.
Von
Dr. Paul Dietel.
(Fortsetzung und Schluss.)
Auf Rubiaceen finden sich zwei Leptopuccinien: Puccinia Va-
lantiae Pers., auf zahlreichen Galium-Arten aus vielen Gegenden
Europas, sowie aus Sibirien bekannt, und Puceinia Spermacocis B.
et C., auf Spermacoce glabra in Nordamerika gefunden.
Unter den Leptopuceinien hat entschieden den grössten Formen-
kreis und die weiteste Verbreitung, sowohl hinsichtlich der geo-
graphischen Ausbreitung als auch hinsichtlich der Anzahl der Nähr-
pflanzen, Puceinia Asteris Duby. Der Umfang dieser Species ist
entschieden noch grösser, als man ihn bisher angenommen hat.
Denn rechnet man, wie das wohl nicht anders angeht, zu dieser
Art alle auf Compositen vorkommenden Leptopuecinien, die durch
den Bau, die Grösse und Färbung ihrer Teleutosporen sich nicht
von solehen Formen unterscheiden lassen, welche bisher ohne Be-
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 16
) | Ba a a En
655 Dietel, Ueber Rostpilze.
denken zu Pucc. Asteris gerechnet wurden, so sind dieser Art, in
dem Umfange wie Winter sie aufgefasst hat, noch die folgenden
beizuzählen: Puec. vomica Thüm. auf Saussurea sp. (Sibirien), Pucc.
Serratulae Thüm. auf Serratula sp. (Sibirien), Pucc. subtecta Rostr.
auf Oirsium heterophyllum (Skandinavien), JPucc. Printziae Thüm.
auf Printzia Huttoni (Kap d. g. Hoffn.), Pucc. Silphiüi Schw. auf
verschiedenen Silphiumarten (Nordamerika), Puce. Xanthü Schw.
auf Xanthium und Ambrosia (Nordamerika), Puceinia maculosa
Schw. auf Cynthia Virginica (Nordamerika) und endlich Pace. G@e-
rardii Peck auf Aster simplex und A. paniculatus (Nordamerika).
Bezüglich der Puce. vomica und Pucc. Serratulae ist nichts
Besonderes zu bemerken, als dass: sie völlig mit typischer Pace.
Asteris übereinstimmen. Von der gleichfalls in Sibirien vor-
kommenden Puec. Saussureae Thüm. ist Pucc. vomica völlig ver-
schieden, erstere steht der Pucc. Hieracii nahe und hat auch eine,
bisher freilich noch nirgends erwähnte Uredo. Auch zwischen
Pucc. subtecta und Puce. Asteris ist kein wesentlicher Unterschied
aufzufinden. Der auf Printzia Hutton! am Kap vorkommende und
als Pucc. Printziae beschriebene Pilz zeigt ebenfalls im Allgemeinen
volle Uebereinstimmung mit der typischen Form auf Aster. Nur
vereinzelt sind die Sporen am Scheitel zugespitzt, und noch seltener
tragen sie zwei oder drei Spitzehen, durch die sie an Pucc. coro-
nata entfernt erinnern. Bei anderen Formen von Pucc. Asteris
wurden solche Bildungen nie beobachtet, dieselben treten aber bei
der Puccinia auf Printzia viel zu selten auf, als dass sie zu einer
Speciesunterscheidung herangezogen werden könnten. Von den in
Amerika auf Aster vorkommenden Formen zeichnet sich besonders
die als Var. purpurascens Oke. beschriebene Form auf A. acumi-
natus und A. macrophyllus durch die durchschnittlich geringeren
Dimensionen der Sporen und die meist, aber nicht immer dunkel-
kastanienbraune Färbung der hier besonders stark verdickten
Scheitelmembran aus. Dagegen hat Puce. Gerardiü, die auch von
anderer Seite zu Pucc. Asteris gezogen wird, gerade sehr hellge-
färbte Sporen von derselben Grösse wie die typische Form, so
dass man diese zwei Formen, die Var. purpurascens und Puce.
Gerardii, für zwei weit von einander verschiedene Arten halten
könnte, wenn nicht die verbindenden Zwischenglieder vorhanden
wären. — Bei der Form auf Xanthium und Ambrosia (Puec. Xanthii
Schw.) ist die Scheitelmembran vielfach nicht so stark ver-
diekt, wie bei der Mehrzahl der übrigen Formen. Indessen zeigen
die Sporen diese Eigenthümlichkeit keineswegs durchgängig, und
andererseits kann man beobachten, dass Exemplare von Puce.
Asteris auf Cirsium oleraceum und Achillea millefolium der Puece.
Xanthii in dieser Hinsicht vollständig gleichen. Als einen Ein-
wand gegen die Vereinigung dieses Pilzes mit Pucc. Asteris könnte
man geltend machen, dass in Europa die Puceinia auf Xanthium,
wie es scheint, nicht vorkommt. Hiergegen ist zu bemerken, dass
man dieselbe Wahrnehmung auch bei anderen Pilzen machen kann,
dass selbst da, wo mehrere Nährpflanzen eines Pilzes gemeinschaft-
lich durcheinander wachsen, der Pilz nur auf der einen Art sich
Dietel, Ueber Rostpilze. 659
findet, auf den anderen Arten aber nicht. Als Beispiel sei er-
wähnt, dass G. von Niessl Pucc. Dentariae (Alb. et Schw.), eine
Mikropuceinia,, bei Adamsthal in Mähren massenhaft in üppigen
Exemplaren auf Dentaria enneaphyllos fand, während von der an
demselben Standorte reichlich vorhandenen Dentaria bulbifera, auf
der jener Pilz gewöhnlich vorkommt, nicht ein einziges Exemplar
von dem Parasiten befallen war. (Vol. Raben Bee Winter,
Fungi europaei No. 3207.) — Bezüglich Pucc. Silphii muss be-
merkt werden, dass in dem untersuchten Material von drei Stand-
orten zwei Formen, die eine auf Silphium integrifolium, die andere
auf S. perfoliatum, völlig der auf Aster amellus vorkommenden
Puceinia glichen, die dritte dagegen (Ellis, North American Fungi
No. 1462), ebenfalls auf 8. integrifolium parasitirend, von jenen in
der Grösse der Sporen und der Derbheit der Polster einiger-
maassen verschieden war. Hieraus dürfte zu entnehmen sein, dass
die im Vorstehenden erwähnten geringen Unterschiede, zumal da
sie keineswegs durchgreifend sind, weder ausreichen, noch be-
rechtigen, die hier zusammengefassten Arten specifisch zu trennen,
da ja auf einer und derselben Nähr species die Variationen mindestens
eben so gross sind, wie innerhalb der verschiedenen Formen. —
Endlich muss erwähnt werden, dass auf Xanthium und Stilphium
mit der Puceinia gleichzeitig oder derselben vorangehend, aber auch
isolirt für sich, ein Aecidium wiederholt gefunden worden ist, dessen
Zusammengehörigkeit mit der Puceinia einige amerikanische My-
kologen für möglich halten. Einen positiven Anhalt für diese
Ansicht liefern die vorliegenden Angaben freilich nicht, vielmehr
kommt meist die Puceinia ohne das Aeeidium vor. Das letztere
dürfte daher doch wohl nur zufällig mit der Puceinia gemeinsam
auftreten und zu einer heteröcischen Art, wie viele unserer ein-
heimischen Aeeidien auf Compositen, gehören. Die auf den übrigen
der oben erwähnten Nährpflanzen, z. B. auf Cynthia und Aster,
vorkommenden Aeeidien sind nicht einmal vermuthungsweise zu
der Puccinia gezogen worden, anderentheils auch gehören sie nach-
gewiesenermaassen zu anderen Arten.
Der im Vorstenenden besprochenen Art, namentlich den Formen
auf Cirsium oleraceum, Achillea millefolium und Xanthium steht
sehr nahe Pucceinia Grindeliae Peck, auf Grindelia squarrosa in
Nordamerika vorkommend. Der Sporenscheitel ist hier meist nur
wenig, mitunter auch gar nicht verdickt; der Stiel erreicht oft
eine bedeutende Grösse, etwa die doppelte Länge der Spore, und
hierin liegt das hauptsächlichste charakteristische Merkmal von
Pucc. Grindeliae.
Von den beiden vorigen Arten weicht in jeder Hinsicht er-
heblich ab die schöne, im Kaplande vorkommende Puccinia aecidii-
formis Thüm., die, wie der Name besagt, durch ihren Habitus
wohl den Eindruck eines Aecidiums machen mag. Sie tritt in
derben Polstern von hellbrauner Farbe auf Blättern und an Stengeln
von Nidorella mespilifolia auf, die Häufchen nehmen aber bald in
Folge der, wie es scheint, sehr energisch und vollständig ein-
tretenden Keimung der Sporen eine blasse, weissgelbe Färbung
16*
660 Dietel, Ueber Rostpilze.
an. Es mag hier erwähnt werden, dass bei dieser Art wiederholt
drei- und vierzellige Sporen, sogar eine fünfzellige vollständig aus-
gekeimte Spore gefunden wurden.
Auch einen Lepturomyces beherbergen die Compositen, näm-
lich den nordamerikanischen Uromyces Rudbeckiae Arth. et Holw.
Die vorstehend gegebene Zusammenstellung (die natürlich auf
Vollständigkeit keinen Anspruch erhebt, da ein grosser Theil der
bisher beschriebenen Rostpilze der Untersuchung nur schwer oder
überhaupt nicht zugänglich ist), zeigt, wie das schon die Betrachtung
der in Deutschland einheimischen Arten lehrt, dass das Vorkommen
von Rostpilzen, deren Teleutosporen gleich nach der Reife keimen,
nicht an bestimmte Phanerogamenfamilien geknüpft ist, sondern
dass dieselben in den verschiedensten Familien ziemlich gleich-
mässig vertheilt auftreten. Von solchen Familien, die in grösserer
Anzahl Rostpilze beherbergen, unter denen aber derartige Formen
noch nieht beobachtet wurden, sind nur die Liliaceen im weiteren
Sinne, die Gramineen, Cyperaceen und Umbelliferen besonders
hervorzuheben. Es ist auch eine derartige Beziehung zwischen
diesen Pilzen und ihren phanerogamen Nährpflanzen gar nicht zu
erwarten, da die besondere Art der Entwicklung nur aus einer
Anpassung an meteorologische Verhältnisse entsprungen sein dürfte.
Johanson hat (vgl. Botan. Centralblatt. Bd. XXVIIL.) bereits
hervorgehoben, dass in den Hochgebirgen Jemtlands und Herje-
dalens in Schweden unter den Rostpilzen die Lepto- und Mikro-
puccinien in einem verhältnissmässig hohen Prozentsatz vorkommen,
und das Nämliche scheint für die Hochgebirge überhaupt der Fall
zu sein. In weniger hoch gelegenen Gegenden sind die Lepto-
puccinien allem Änscheine nach besonders in feuchten Thälern
und Flussniederungen verbreitet, die dort herrschende Feuchtig-
keit begünstigt ohne Zweifel ihre Entwicklung und Ausbreitung.
Als ein Beispiel möge Folgendes dienen: auf einer etwa zwei
Kilometer langen Strecke der Pleisseniederung kommen bei Leipzig
vor Puce. Asteris auf Achillea millefolium, Pucc. verrucosa auf
Glechoma hederaceum, Pucce. Veronicae auf Ver. montana, FPuec.
Circaeae auf Cirec. lutetiana, Pucc. Malvacearum auf M. neglecta
und Pucc. Arenariae auf verschiedenen Caryophyllacen. Das sind
aber nahezu sämmtliche Arten, deren Nährpflanzen dort überhaupt
angetroffen werden, höchstens Puce. Valantiae könnte dort noch
vor komme N.
Ebensowenig wie eine bestimmte Beziehung zwischen dem Vor-
kommen der Leptoformen und ihren Wirthspflanzen zu Tage tritt,
lässt sich eine Abhängigkeit von der Beschaffenheit der bewohnten
Pflanzentheile erkennen. Auf derben lederartigen Blättern kommen
ebensowohl Leptoformen vor (z. B. Puce. Buxi, Pucc. Mesnieriana,
Puce. Pilocarpi, € Aa Abietis u. a.), als auf zarten oder
saftigen Blättern (z. B. Pucc. Circaeae, Pucc. aurea etc.), ja eine
und "dieselbe Art, wie z. B. Pucc. Arenariae, kommt auf Pflanzen
mit zarten wie auch mit derben Blättern vor.
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 661
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botaniska Sällskapet in Stockholm.
(Fortsetzung.)
In der Gruppe Ligulatae scheinen vaginata und fili-
formis*) durch die Beschaffenheit der Blätter und noch mehr
die des Pistills und der Frucht zusammengehörig zu sein; peeti-
nata aber muss als der Repräsentant einer anderen Untergruppe
betrachtet werden.
An die von den Hauptgruppen isolirten Arten densa und
erispa schliesst sich jene der perfoliata in der ersten Gruppe
ganz nahe an, bildet aber zu den scheideführenden Arten dadurch
einen Uebergang, dass die Blätter eime undeutlich ausgebildete
Scheide besitzen; auf einigen Blättern sitzt an der Grenze zwischen
diesen eine Art Ligula. P. crispa aber zeigt unzweifelbafte Ver-
wandtschaft mit alpina eimerseits und mit obtusifolia andererseits;
sie nähert sich in verschiedener Hinsicht auch der perfoliata und
kann ev. als ein Uebergangsglied zwischen den plantaginifoliae
und graminifoliae betrachtet werden.
Bezüglich des phylogenetischen Zusammenhanges zwischen den
Gruppen kann man annehmen, dass die Formen mit freier Ligula-
scheide den jüngeren Typus bilden, die mit Scheide und Ligula
den älteren. Einen Beweis dafür bildet der Umstand, dass bei
jenen das erste Blatt jedes Zweiges eine deutliche Scheide mit
Ligula besitzt. Ebenso halte ich für ziemlich sicher, dass die
schmalblätterigen ein älterer Typus, als die breitblätterigen sind,
und dass also die Formen mit bestimmt dimorphen Blättern den
höchsten und jüngsten Entwickelungstypus der Potamogetonen re-
präsentiren. Dafür spricht auch, dass die zuerst hervortretenden
Blätter dieser Formen immer sehr schmal, mehr oder minder gras-
artig sind. Diejenigen Formen der respektiven Serien, die als
Verbindungsglieder mit anderen Serien angesehen werden müssen,
sind weiter — mit Ausnahme von P. eatans — alle schmal-
blätterige Arten, so dass auch die breitblätterigen Serien nach den
schmalblätterigen Formen zusammenzulaufen scheinen. Endlich sind
die benachbarten Gattungen in der Familie, wie auch die sehr
nahe verwandten Juncagineen sämmtlich sehr schmalblätterig.
Unter den oben aufgenommenen Species fehlen nitens und
decipiens. Sie sind unzweifelhafte Hybriden: graminea X perfoliata
und /ucens X perfoliata. Besonders beweisend dafür ist ihre fast
*) Ein Zwischenglied zwischen diesen beiden, auf den ersten Anblick so
verschiedenen Arten bildet P. junceifolia Kern. (= flabellatus Tisel. in
Bot. Not. 1883, nicht Bab.), die jedoch der filöformis weit näher steht. Da in den
schwedischen alpinen Gegenden (besonders in Jemtland) eine sehr grossgewachsene
Form von filiformis (= # alpina Blytt) vorkommt, so liegt es ganz nahe,
die juncifolia als eine analoge Alpen-Form derselben Art zu betrachten, die
jedoch weit mehr differenzirt ist.
662 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
absolute Sterilität. Ohne diese Annahme wird es auch unerklär-
lieh, wie nitens, dessen Hauptform mit Frucht weder hier noch im
Auslande gefunden ist, dessen ungeachtet so verbreitet ist.
Als Hybride (alpina X graminifolia) bin ich auch geneigt, die-
jenige in älteren Herbarien sehr gewöhnliche La estadianische Form
zu betrachten, welche den Typus der salieifolia mit £ lanceolata
bildet und von Fries H. N. f. XVI. zu nigrescens gerechnet
wird. Eine unzweifelhafte Hybride ist auch die nicht seltene
Form, welche ich unter dem Namen fihformis X pectinata beschrieben
habe. Ausserdem habe ich in Herbarien Formen angetroffen, die
ich für Hybride zu halten geneigt bin, nämlich: natans X polygoni-
folia, graminea X natans, graminea X praelonga und obdtusifolia X pu-
silla.
3. Herr S. Almquist:
Ueber eine eigenthümliche Form von Potamogeton
‚filiformis.
In der Provinz Soedermanland Gäloe fand ich im vergangenen
Sommer eine Potamogeton filiformis, die beim ersten Anblick der
pusilla sehr ähnlich sah. Die Aehre war ohne Unterbrechung
dicht und kurz, ihr Stiel kurz, bogenförmig. Die Früchte
waren gut ausgebildet, ebenso die Blätter. Die Pflanze wuchs
reichlich in feinem reinem Sande in sehr seichtem Wasser.
Seit langer Zeit war niedriger Wasserstand gewesen, und durch
diesen Umstand hatte die Form wahrscheinlich ihr eigenthümliches
Aussehen bekommen. Sie stand da über der Wasserfläche, aber
die Feuchtigkeit des Sandes hatte wohl den Blättern, sowie dem
Blütenstand die Möglichkeit verliehen, fortzuleben und sich
weiter zu entwickeln. Einige Exemplare hatten nachher, gewiss
nachdem der Standort wieder unter Wasser gekommen war, jüngere
Sprosse von normaler Bildung getrieben. Diese Form erklärt
vielleicht das Räthselhafte des P. marinus Lin. Diese Art stellt
nämlich Linne& neben die pusilla; auch wird eine Figur eitirt,
die deutlich eine mit dieser verwandte Species darstellt, und die
wie die hier beschriebene Form aussieht. Vielleicht bildet eine
solche zusammengezogene ‚filiformis Linn&'s Species marina ?
4. Herr 8. Almquist sprach ferner
Ueber die sogen. Schüppchen der Honiggrube bei
Ranuneulus.
In einem Garten in Stockholm beobachtete ich an den Blumen-
blättern von Ranunculus aconitifolius eine eigenthümliche Bildung.
Es sah aus, als sässe ein kleineres Kronenblatt innerhalb eines
jeden der wirklichen. Der Aussenrand jeder Honiggrube war
nämlich zu einer kronenblattähnlichen Bildung ausgewachsen. Die
Grube selbst glich einem kurzen, über die Fläche des Blattes sich
erhebenden Rohre, welches mit genannter Bildung zusammen sehr
an eine Randblüte bei Achilles Millefolium erinnerte. Ich habe
leider nicht Gelegenheit gehabt, wilde Exemplare dieser Art zu
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 663
untersuchen, da aber bei R. glacialis die Kronenblätter gleich
oberhalb der Honiggrube eigenthümlich gerändert sind, so sieht
es aus, als sässen bei diesen beiden auch in anderer Hinsicht ab-
weichenden Arten die Schüppehenbildungen oberhalb (-ausserhalb)
der Honiggrube. Bei den typischen Ranunkeln ist bekanntlich der
untere (-innere) Rand zu einem die Grube bedeckenden Schüppehen
ausgewachsen, während bei der Abtheilung Batrachium, bei R.
sceleratus und den meisten schwedischen alpinen Arten (ex. R. nivalis,
pygmaeus, hyperboreus) der Rand nicht schuppenartig auswächst,
sondern die Grube vollständig offen ist. Ohne Zweifel ist der
letzte Typus der ursprüngliche, aus welchem die zwei anderen her-
vorgegangen sind.
5. Herr 8. Almquist sprach weiter
Ueber die Honigerzeugung bei Convallaria polygonatum
p%yg
und C. multiflora.
Bei diesen Ptlanzen findet man in der Höhle des Blütenrohres
keinen Honig. Reichlich dagegen ist Honigsaft in der Frucht-
wand und im Gewebe des Blütenrohres, am meisten aber in den
Mittelnerven der Kelehblätter vorhanden. Besonders bei Ü. multi-
flora quillt ein tüchtiger Tropfen von Honigsaft aus jedem der 6
Hauptnerven hervor, wenn man das Rohr quer durchschneidet.
Es wäre wohl der Mühe werth, zu untersuchen, ob nicht dieser
Honig von Nachtschmetterlingen auf dieselbe Weise verbraucht
ee wie der in der Sporenwand bei Orchis und Platanthera be-
findliche. Dieses Verhalten des Honigs bei den Convallaria-Arten
ist von Interesse, indem dadurch der Zusammenhang der drei Haupt-
typen für die Honieerzeugung bei den Ziliaceen und ihren Ver-
wandten verständlich w ird ; Sn Honigerzeugung geschieht bekannt-
lieh l. an den Mittelnerven der Blütenblätter in grösserer oder ge-
ringerer Ausdehnung (Lilium, Fritillaria, a ete.), 2. in den
Falten zwischen den Fruchtblättern (Allium, Or nithogalim, Hyaecin-
thus etc.) und 3. im Gewebe des Sporens (einige Orchideen). Es
scheint also nicht unmöglich zu sein, dass wir in Convallaria den
ursprünglichen Typus für die Honigabscheidung bei den Monoko-
tylen haben.
Herr Graf H. F. G. Strömfelt sprach:
Ueber neue Algen aus Skandinavien“)
(Fortsetzung folgt.)
*) Die Abhandlung „Algae novae, quas ad litora Scandinaviae indagavit“
auctor, ist publieirt in Notarisia. Anno III. Fasc. 9. Venezia 1888.
664 v. Herder, E. R. von Trautvetter.
Nekrolog.
E. R. von Trautvetter,
Eine biographische Skizze
von
F. G. von Herder.
(Fortsetzung und Schluss )
Die beiden wichtigsten Werke aus dem letzten Decennium
des arbeitsamen Mannes sind seine im Jahre 1830 erschienenen
Florae rossicae fontes und die in den Jahren 1882—1884 ver-
öffentlichten Inerementa florae rossieae. Die „Fontes* bilden das
im „Grundriss“ 1837 verheissene „Verzeichniss aller in oder über
Russland verfassten Schriften botanischen Inhalts“ in alphabetischer
Reihenfolge und bei jedem Autor wieder in cehronologischer Ord-
nung, mit genauer Angabe des Inhalts in lateinischer Sprache,
wobei T. zugleich nicht unterliess zu bemerken, ob sich das Buch
in seiner eigenen an Rossica reichen Bibliothek befindet, oder ob
er dasselbe in der Bibliothek des Kais. botan. Gartens oder in
der der Kais. Akademie der Wissenschaften gesehen oder ob er
dasselbe überhaupt nicht gesehen habe. Für den Verf. dieser
Zeilen ist es eine der angenehmsten Erinnerungen seiner sonst an
herben Erfahrungen reichen Dienstzeit, dass es ihm vergönnt war,
T. durch Herbeischaffung der nöthigen Litteratur aus der seiner
Obhut anvertrauten Bibliothek behülflich gewesen zu sein, und er
bewahrt deshalb auch das Exemplar der „Fontes“, welches er von
dem Verf. in „tesseram gratitudinis“ erhielt, als ein theures An-
denken an denselben auf.
In den „Inerementa florae phaenogamae rossicae“, an welchen
T. auch lange Jahre gearbeitet hat, wurden alle neuen russischen
Pflanzenarten zusammengestellt, welche seit dem Abschlusse von
Ledebours Flora rossiea irgendwo publieirt worden sind. Da
nun seit dem Jahre 1853 die botanische Erforschung sowohl der
bisherigen Gebiete als auch der neuerworbenen Provinzen Russ-
lands ungeheure Fortschritte gemacht hat, so lässt sich daraus er-
messen, welch’ grosses Werk hier T. unternommen und bis 1884
auch glücklich zu Ende geführt hat. T. musste sich damit be-
gnügen, bei jeder Pflanze anzuführen,, wo sie beschrieben ıst und
den Fundort, sowie die Synonyma nebst deren Litteratur anzu-
geben. Diagnosen und Beschreibungen der Arten mussten jedoch
weggelassen werden, um das Werk nicht allzu sehr anschwellen
zu lassen. Um den Besitzern von Ledebours Flora rossica die
Benutzung der „Inerementa* zu erleichtern, folgte T. der An-
ordnung Ledebours nach Familien und Gattungen und jeder
seiner 4 Fascikel entspricht emem der 4 Bände Ledebours.
Nur in der Anordnung der Arten innerhalb der Gattung verfuhr
T. nach alphabetischer Ordnung. Sehr dankenswerth ist, dass er
auch ältere Pflanzennamen, welche sich in den Werken von
Pallas, S. G. Gmelin und Güldenstädt finden, und auch
die Namen russischer Kulturpflanzen mit aufgenommen hat. —
v. Herder, E. R. von Trautvetter. 665
Was Trautvetter’s Inerementa als Nachschlagebuch werth
sind, vermag nur derjenige Botaniker ganz zu ermessen, welcher
bezüglich der neuen russischen Pflanzenarten nach dem Jahre
1884 auf das Suchen danach angewiesen ist.*) — Werfen wir
am Schlusse dessen, was T. in langjähriger Arbeit Alles geschaffen,
einen Blick auf seine Werkstätte: Bibliothek und Herbarium, so
gewahren wir eine an russischer botanischer Literatur sehr reiche
Büchersammlung, während sein Herbarium, welches nur russische
Arten enthält, in seiner Art gewiss das reichste ist, welches existirt.
Hoffen wir, dass beide der Wissenschaft nutzbar erhalten bleiben. —
Dass sein Name in der Botanik erlöschen wird, ist zwar nicht zu
befürchten; es ist aber auch direkt dafür gesorgt, dass dies nicht
geschehe, indem eine Ranunculaceen-Gattung ihm zu Ehren von
Fischer und Meyer Trautvetteria genannt wurde; ausserdem
existiren verschiedene nach ihm benannte Pflanzenarten, so eine
Artemisia Trautvetteri von Besser, Bromus Trautvetteri von
Schultes, Jurinea Trautvetteri von C. A.Meyer, Nepeta Traut-
vetteri von Buhse, Cousinia Trautvetteri, Salix Trautvetteri, Salvia
Trautvetteri, Serratula Trautvetteri von Regel, Oxytropis Traut-
vetteri von Meinshausen ete.
Betrachten wir den weiteren Lebensgang Trautvetters,
so wurde er nach semem Abgange von Kiew im Jahre 1859 zum
Direktor des landwirthschaftlichen Instituts zu Gori - Gorki im
Gouvernement Mohilew ernannt. Dies geschah im Jahre 1860.
Die Anstalt, in emem weitläufigen Gebäude untergebracht, welches
früher den Jesuiten gehört hatte ,‚ erfreute sich unter Traut-
vetter’s Leitung und unter tüchtigen Lehrern in der Zeit des
allgemeinen Aufschwunges (1857-1863) eines sehr zahlreichen
Besuches, namentlich aus den umliegenden ehemals polnischen
Gouvernements des südwestlichen Russlands. Dieser Umstand
sollte das Verderben der Anstalt werden, denn eines schönen Tages
im Winter 1863 erschien ein polnisches Streifeorps und nahm die
Mehrzahl der Studenten, welche Polen waren, mit sich fort. Die
Anstalt wurde in Folge dessen provisorisch geschlossen und Traut-
vetter erhielt im Sommer desselben Jahres 1863 den Auftrag,
den Kais. botan. Garten zu St. Petersburg, welcher sich in einem
Uebergangsstadium aus dem Ministerium des Kais. Hofes in das
Ministerium der Reichsdomänen befand, überzuführen, zu verwalten
und einen neuen Etat für den Garten auszuarbeiten. T. selbst
zog erst zu Ostern 1864 in den botanischen Garten über, stand
als Verwalter an der Spitze desselben bis 1866 und fungirte als-
dann; nachdem der neue Etat bestätigt worden war, und er eine
grössere Reise unternommen hatte, um die Ben bo-
tanischen Gärten kennen zu lernen, als Direktor des Gartens bis
Ende Mai 1875, nachdem er die schon mehrmals erbetene Ent-
lassung aus dem Dienste wegen zerrütteter Gesundheit erhalten
hatte. T. hat auf diese Weise dem Kais. botanischen Garten,
dessen botanischer Beamter er schon 30 Jahre zuvor gewesen war,
*) Vergl. meine Referate im botan. Centralbl. XIV. 1883. p. 139—146
XVII. 1884. p. 270—281, XXIII. 1885. p. 213—221 und p. 246—253. H.
666 v. Herder, E. R. von Trautvetter.
über 10 Jahre lang vorgestanden und in dieser Zeit denselben
auf einen Höhepunkt gebracht, wie er ihn nur zu den Zeiten
Fischer’s gehabt hatte. Gleichwohl hat T. nicht das für den
Garten und dessen Angestellte erreicht, was er erstrebt hatte, und
sowohl der projektirte Neubau der Gewächshäuser, als auch eine
den doppelt so hohen Preisen angemessene Erhöhung der Beamten-
Gagen und der Mittel des Gartens überhaupt wurden nicht ge-
nehmigt und die wissenschaftlichen Beamten (Bibliothekar und
Conservatoren) müssen sich heutzutage noch mit denselben Gagen
und Pensionen begnügen, welche bei der Gründung des botanischen
Gartens im Jahre 1823 und in den Etats von 1830 und 1843 für
ausreichend befunden worden waren -—— es damals vielleicht auch
waren, aber es jetzt ganz gewiss nicht mehr sind. — T. hatte
sich in der Nähe des botanischen Gartens ein Landhaus gekauft
und zog alsbald im Juni 1875 dahin über, um von jetzt an ganz
sich selbst und der Wissenschaft zu leben.
Werfen wir emen Rückblick auf Trautvetter’s langen
Staatsdienst (von 1833 bis 1875), so finden wir, dass er reichliche
Anerkennung gefunden hat. Im Jahre 1854 wurde er Wirklicher
Staatsrath, 1869 Geheimer Rath; von höheren Orden erhielt er
1852 den St. Annenorden 2. Klasse mit der Krone, 1857 den
Wladimirorden 3. Klasse, 1861 den Stanislausorden 1. Klasse,
1866 den Annaorden 1. Klasse und 1873 den Wladimirorden
2. Klasse. Ausserdem im Jahre 1854 das Dienstzeichen für
20jährigen treuen Dienst und im Jahre 1856 die Kriegsmedaille.
Kaiser Nicolaus Il. schenkte ihm im Jahre 1337 einen Brillantring,
im Jahre 1849 eine Belohnung von 1000 R. und sprach ihm 1850
bei Gelegenheit seines Besuches in Kiew sein Allerhöchstes Wohl-
wollen aus für den vortreffliehen Zustand, in welchem sich die
Universität damals befand; Kaiser Alexander I. hat ihn
wiederholt durch Geschenke beglückt und ihm auf 10 Jahre eine
Arrende von 1000 R. verliehen. —
Noch 14 Jahre verlebte T. „nunguam otiosus“ in seinem
Tuseulum; im August 1878 verlor er seine treue Lebensgefährtin
und lebte von da im Kreise seiner und seiner Frau Verwandten
und der zahlreichen Freunde, welche er sich in seinen verschiedenen
Lebensstellungen durch seine Freundlichkeit und Kollegialität und
seine sich stets gleich bleibende Höflichkeit erworben hatte.
Im Jahre 1885 wurde T. durch die Kais. Akademie der
Wissenschaften — deren correspondirendes Mitglied er schon ım
Jahre 1837 geworden war — durch die Verleihung der Bär-
medaille geehrt, und es gibt wohl keine naturforschende Gesell-
schaft mn Russland, angefangen von der alten Moskauer Natur-
forschergesellschaft bis zu den jüngsten, die ihn nieht zum Mitglieds
oder Ehrenmitgliede ernannt hätte. So lebte T. bis Ende 1388
mit botanischen Arbeiten beschäftigt und — wenn auch von asth-
matischen Beschwerden in den letzten 10 Jahren häufig heimgesucht,
doch geistig munter auch in das neue Jahr 1889 hinein, indem er
80 Jahre alt werden sollte, als ihn, nur wenige Tage unwohl, am
Morgen des 12. (24.) Januar ein sanfter Tod erlöste. Den 16.
v. Herder, E. R. v. Trautvetter, 667
(28.) Januar wurde er von Verwandten und Freunden, welche
sich
zahlreich eingefunden hatten — so viele ihrer noch vor-
handen waren, zur letzten Ruhe geleitet; an seinem Sarge sprachen
Maximowiez, Beketow und Regel, im Namen dreier Körper-
schaften (der Akademie, ‘der Universität und des botanischen
Gartens), der allgemeinen Liebe und Verehrung Ausdruck gebend.
. Ueber die Nebenblätter. Eine naturwissenschaftliche Abhandlung. (Sep.-
Abdr. aus „Die Quatember“.) kl. 8°. 30 pp. Mitau (gedruckt bei J. F.
Steffenhagen & Sohn) 1831. [Ist eine Streitschrift gegen eine Abhandlung
des Dr. W.Cruse „über den Blütenbau der Gramineen“. (Linnaea V.p. 299
bis 335.)]
. De Echinope genere capita II. 4°. 31 pp. 1 tab. Mitaviae 1838.
. De Salicibus frigidis Kochii dissertatio. (Nouv. M&m. de la Soc. d. nat.
de Mosc. II. (VIII.) 1832. p. 279—318. tab. 4—18.)
. De Salicibus livonieis dissertatio. (l. ec. II. [VIII] 1832. p. 361—384.)
. Die Gattung Salix L. (Ledebours Flora Altaica. IV. 1833. p. 251 bis
292.)
. Gemeinschaftlich mit Rathke und Parrot dem Jüngeren: Anzeige der
Nouveaux Memoires de la Societ@ Imperiale des naturalistes de Moscou,
dedies & S. M. l’Empereur Nicolas I. Tom. III. 1834. („Dorpater Jahr-
bücher“. Bd. III. 1834. p. 491—514.)
. Anzeige des Index seminum, quae hort. bot. Imp. Petropol. pro mutua
commutatione offert. S°. (Petropoli 1835. „Dorpater Jahrbücher“. Bd, IV.
1835. p. 457—480.
. Salicetum seu Salicum formae, quae hodie innotuere, descriptae et syste-
matice dispositae. (Sep.-Abdr. aus Mem. pres. ä l’Acad. d. Se. de St.
Petersb. par div. sav. III. 1837.) 4°. 30 pp. 4 tab. Petropoli 1836.
. Ueber die Weiden des Hortus Hostianus und der Dendrotheca bohemica.
(Linnaea. X. 1836. p. 571—581.)
. Grundriss einer Geschichte der Botanik in Bezug auf Russland. 8°, V,.
145 pp. St. Petersburg 1837.
. De Pentastemone genere commentatio. 4°. 26 pp. Petropoli 1839.
. Eine Bemerkung zu den von Dr. C.A.Meyer beschriebenen Missbildungen.
der Cardamine pratensis. (Bull. seient. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb.
V.,1839%44%.,p: 116)
. Beschreibung von Mirabilis planiflora Trautv. (Delect. sem. in hort. bot..
Kiov. Univers. Caesar. St. Vladimiri anno 1839 collectorum. 8°. p. III.)
. Eine neue einheimische Pflanzengattung (Faldermannia). (Bull. seient. de-
l’Acad. sc. de St. Petersb. VI. 1840. p. 184—186.)
. Eine neue Pflanzenart (Mirabilis planiflora). (1. ec. VI. 1840. p. 215-
bis 217.)
. Ueber Alyssum minutum Schlecht. (l. e. VI. 1840. p. 291 —292.)
. Eine neue einheimische Pflanzenart (Faldermannia parviflora Trautv.)-
(l. e. VII. 1840. p. 21—23.)
. Beschreibungen von Isatis laevigata Trautv., Mirabilis ambigua Trautv.
und Trigonella ensifera Trautv. und Bemerkungen zu den Gattungs-
charakteren von Medicago, Melilotus und Trigonella. (Del. sem. 1840,
pP: ‘VEL)
. Ueber die mit Trifolium verwandten Pflanzengattungen. (Bull. seient. de
l’Acad. d. sc. de St. Petersb. VIII. 1841. p. 267—272.)
. Beschreibung von Clematis lathyrifolia Bess. (Del. sem. 1841. p. VL)
. Ueber Lotus ceircinnatus Trautv. und Lotus (Candollei Trautv. (Bull.
scient. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. VIII. 1841. p. 209— 212.)
2. Verbesserte Charaktere einiger Papilionaceen. (Flora. 1841. No. 15..
p. 239— 240.)
. Beschreibung von Datura macraoantha Trautv. und Bemerkung zu Pocockia:
orbicularis Trautv. (Del. sem. 1842. p. 4.)
. Ueber die Trifolieae. (Flora. 1842, p. 382—384.)
568
25
26.
27.
28.
29.
‘30.
31.
"32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
v. Herder, E. R. von Trautvetter.
. Ueber die Gattungen Peplis, Ammania und Middendorffia. (l. e. 1842.
p. 494—496.)
Nekrolog des Staatsraths G. von Besser. (Bull. de la Soc. des nat. de
Moscou. T. XVI. 1843. II. p. 341—360.)
Ueber den Krzemienecer botanischen Garten. (l. c. T. XVII. 1844. II.
p. 386—398.)
Plantarum imagines et descriptiones floram rossicam illustrantes. Fasec, I.
— VII. 4°. 65 pp. 40 tab. Monachii. 1844—1846.
Russische Flora nach den Abbildungen und Beschreibungen von E. R.
Trautvetter. Bd. I. 4°. 81 pp. Mit 35 Tafeln. Kiew 1844. [Russisch.] (Ist
die russische Ausgabe der „Plantarum imagines et descriptiones floram
rossicam illustrantes“.)
De Sameraria et Isatide generibus commentatio. (M&m. pres. & l’Acad.
de St. Petersb. par div. sav. IV. 1845. 2 tab. p. 299—317.)
Ueber den Blütenbau der Gattung ‚Alnus Tourn. (Mitau, Sendung Kur-
länd. Gesell. II. 1845. p. 1—4.)
Middendorffia, genus plantarum novum. (Mem. pres. & l’Acad. d. sc. de
St. Petersb. par div. sav. IV. 1845. p. 489—493. 1 tab.)
Rede über die Flora des nördlichen Russland. 8°. Kiew 1846. [Russisch.]
Phänogame Pflanzen aus dem Hochnorden. (Middendorffs Reise. Bd.I.
Th. 2. Lief. I. p. 1—190.) Mit 8 Tafeln. St. Petersburg 1847. (Vergl.
No. 45—48.)
Die pflanzengeographischen Verhältnisse des europäischen Russlands.
Heft I. 1849. 8°. 51 pp. Riga. Heft II. 82 pp. 1850. Heft III. 64 pp.
1851.
Skizze der Klassen und Ordnungen des natürlichen Pflanzensystems. (Bull.
phys. math. de l’Acad. d. sc. de St. P£tersb. VIII. 1850. p. 331—333.)
Ueber die pflanzengeographischen Bezirke des europäischen Russlands.
4°. 20 pp. Kiew 1851. Mit einer Karte. [Russisch.] (Auch unter dem
Titel: Naturgeschichte des Kiew’schen Lehrbezirkes. Botanik. Geogra-
phischer Theil.)
Uebersicht der natürlichen Familien, welche zum Florenbestand des
Kiew’schen Lehrbezirkes gehören. 4°. 37 pp. Kiew 1853. [Russisch.]
(Auch unter dem Titel: Naturgeschichte des Kiew’schen Lehrbezirkes.
Botanik. Systematischer Theil.)
Geschichte der Erforschung der Flora des Kiew’schen Lehrbezirkes und
der einschlägigen Literatur. 4°. 11 pp. Kiew 1854 [Russisch.]
Beurtheilung von Wiedemanns und Webers Beschreibung phanero-
gamischer Gewächse von Esth-, Liv- und Kurland. („Jelandn“. 1853. No. 10.)
Ueber die C'yperaceae des Kiew’schen Gouvernements. (Bull. phys. math.
de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. X. 1852. p. 362—368.)
41. Ueber die Polygonaceae des Kiew’schen Gouvernements. (l.c. XI. 1853.
p. 378—384.)
42. Ueber die Seneciones des Kiew’schen Gouvernements. (l. c. XII. 1854.
p- 350—352.)
43. Ueber die Urticaceae des Kiew’schen Gouvernements. (l. ec. XIII. 1855
-44,
45.
46.
AT.
p. 187—192.)
Ueber die Cuscutaceae des Kiew’schen Gouvernements. (l. ce. XIII. 1855.
p. 369—379.)
Aufzählung aller auf der akademischen Expedition in das nordöstliche
Sibirien in dem Jahre 1843 von Dr. Alexander von Middendorff
gesammelten Pflanzen. (Middendorffs sibir. Reise. I. Lief. 2. 1. 1856.
p- 6—13.)
Florula Taimyrensis phaenogama oder die auf der akademischen Expedition
in das nordöstliche Sibirien im Jahre 1843 am Taimyr zwischen 73!/2°
und 75° 36' n. Br. von Dr. A. v. Middendorff gesammelten phänogami-
schen Pflanzen. (l. c. I. Lief. 2. 1. 1856. p. 13—143. tab. 1. 4—8.)
Florula Boganidensis phaenogama oder die auf der akademischen Expedition
in das nordöstliche Sibirien im Jahre 1843 am Flusse Boganida unter
71!/e’ n. Br. gesammelten phänogamischen Pflanzen. (l. e. I. Lief. 2. 1.
p. 144—167. tab. 2—3.)
48.
49,
50.
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53.
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60.
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62.
63.
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65.
66.
67.
v. Herder, E. R. von Trautvetter. 669:
Plantae Jenissenses oder die auf der akademischen Expedition in das
nordöstliche Sibirien im Jahre 1843 am Flusse Jenissei von Dr. A. von
Middendorff ges. phänogam. Pflanzen. (l.c. I. Lief. 2. 1. 1856.
p. 168—175.)
Trautvetter, E.R. und Meyer, C. A. Florula Ochotensis phaenogama..
(.-@. Bd,-T Th... 2, Botanik. Lief. 85. 1856,.: p: '1—133. Mit 14
Tafeln.)
Ueber Camforosma ovata Waldst. et Kit. und C. annua Pall. (Bull. phys.
math. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. XIV. 1856. p. 177—186.)
Ueber einige Staticaceae Russlands. (l. ec. XIV. 1856. p. 250—256.):
Ueber Betula Davurica Pall. (Bull. de la Soc. des nat. de Mosc. T. XXX.
1857. II p. 445—452. Mit 1 Tafel.) £
Ueber Betula Oykoviensis Bess. (Bull. phys. math. de l’Acad. d. sc. de
St. Petersb. XV. 1857. p. 287— 288.)
Ueber die Ulmen des Kiew’schen Gouvernements und der an dasselbe
grenzenden Gegenden. (l. ec. XV. 1857. p. 349—352.)
Einige neue Pflanzenarten. (l. ec. XVI. 1858. p. 321—327.)
Ueber die Crocus-Arten des südwestlichen Russlands. (l. ce. XVII. 1859..
p. 329—334.)
Enumeratio plantarum Songoricarum a Dre. Alex. Schrenk annis 1840 —
1843 colleetarum. (Bull. de la Soc. des nat. de Moscou. T. XXXIII. 1860.
I. p. 55—162. 1. °p.,450—534. T. XRXIZ. 1866. II. 2. 307——-392..:V.
405-—-461. T. XL. 1867. III..p. 50—123.)
Biographische Notizen über Th. Basiner. (l. e. T. XXXVI. 1863. IV.
p. 482—488.)
Einige Nachrichten über Chr. von Steven. (l.c. T.XXXVI. 1863. IV
p. 574-578.)
Ueber die geographische Verbreitung der Herniaria-Arten in Russland.
(l. e, T. XXXVII. 1864. IV. p. 561—-5653,)
Aufzeichnungen über Chr. Fr. Stephan. (l.c. T. XXXVIH. 1865. p.
596—599.)
F. E. L. von Fischer und seine Schriften. (l. e. T. XXXVIIH. 1865.
p. 585—595.)
Plantarum novarum in Caucaso a Dre. G. Radde lectarum decadem pro--
posuit. (Bull. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. X. 1866. p. 393—398.)
Collection d’&chantillons de bois envoy&e & l’exposition universelle de
Paris par le jardin Imperial botanique de St. Pötersburg. 8°. 16 pp.-
Paris 1867.
Plantarum species novas nonnullas proposuit. (Bull. de la Soc. des nat.-
de Moscou. T. XLI. 1868. II. p. 460—464.)
Plantae in Ind. sem., quae hortus botanicus Imperialis Petropolitanus pro
mutua commutatione offert: descriptae 1865. p. 37: Jurinea lyrata Trautv.,
Salix apoda Trautv., Senecio longiradiatus Trautv.; 1866. p. 93: Salvia
Regeliana Trautv.; 1869. p. 25: Rosa elasmacantha Trautv. cum var,
Jahresberichte über den Kais. botanischen Garten zu St. Petersburg.
1867—1874. 8°. [Russisch.] (Die Jahresberichte von 1867—1869% finden
sich abgedruckt in dem vom Ministerium der Reichsdomänen herausge-
gebenen Journal „Landwirthschaft und Forstwirthschaft“. 1868—1870;
die Jahresberichte von 1870—1874 in den Act. hort. Petropol. 1871— 1875.)
. Symphyti species nova. (Bull. de la Soc. des nat. de Moscou. T. XLIII.
1870. I. p. 72—73.)
. Observationes in plantas a Dre, G. Radde anno 1870 in Turcomania te-
Trautv. Caucasia leetas, nee non in alias quasdam. (Act. hort. Petropol..
I. 1. 1871. p. 13—34.)
. Conspectus florae insularum Nowaja-Semlja. (l. e. I. 1. 1871. p. 43—88.)
. Catalogus plantarum anno 1870 ab Alexio Lomonossovio in Mongolia
orientali lectarum. (l. e. I. 2. 1872. p. 165—195.)
. Plantae a Capite Maloma annis 1870 et 1871 in Turcomania collectae..
(1. e. I. 2. 1872. p. 262—282.)
. Stirpium novarum descriptiones. (l. ec. H. 1. 1872. p. 469—487.)
. Abriss einer Geschichte des Kais. botanischen Gartens zu St. Petersburg.
(l. e. II. 1. 1873. p. 145—304. Mit einem Plan.) [Russisch.]
670
75.
76.
de
78.
79.
97.
v. Herder, E. R. von Trautvetter. — Bot. Gärten u. Institute.
Enumeratio plantarum anno 1871 a Dre. G. Radde in Armenia rosica
et Turciae distrietu Kars lectarum. (l. e. II. 2. 1873. p. 489—597.)
Catalogus Viciearum rossicarum. (l. e. II. 1. 1874. p. 31—53.)
Verzeichniss der Pflanzen, welche im Jahre 1873 Oberst Grodekoff bei
dem Marsche der Truppen von Kinderli nach Chiwa in Ust-jart gesammelt
hat. (Mittheil. der Kaukas. Abth. der kais. russ. geograph. Gesellschaft.
Ba. III. No. 1. p. 17—18. Tiflis 1874.) [Russisch.]
Verzeichniss der von Dr. Sieversin den transkaspischen Ländern im Jahre
1872 gesammelten Pflanzen. (l. e. Bd. IV. No. 1. p. 18—21. Tiflis 1874.)
[Russisch.]
Aliquot species novas plantarum deseripsit. (Act. hort. Petropol. III. 2.
1875. p. 267-279.)
. Plantarum ınesses anno 1874 in Armenia a Dre. G. Radde et in Dage-
stania ab A. Becker factas commentatus est. (l. c. IV. 1. 1876. p. 97
bis 192.)
. Plantas a Dre. G. Radde inisthmo Caucasico anno 1875 lectas enumeravit.
(1. e. IV. 2. 1876. p. 341—406.)
. Plantas Sibiriae borealis ab A. Czekanowski et F. Müller annis 1874
et 1875 lectas enumeravit. (l. e. V. 1. 1877. p. 1—146.)
. Plantas Caspio-Caucasicas a Dre G. Radde et A. Becker anno 1876
lectas dilueidavit. (l. c. V. 2. 1878. p. 399—488.)
. Flora riparia Kolymensis. (l. e. V. 2. 1878. p. 495—574.)
. Flora terrae Tschuktschorum. (l. e. VI.'1. 1879. p. 1—40.)
. Catalogus Campanulacearum rossicarum. (l. c. VI. 1. 1879. p. 41—104.)
. Rossiae arcticae plantas quasdam a peregrinatoribus variis in variis locis
lectas enumeravit. (l. e VI. 2. 1880. p. 539—554.)
. Florae rossicae fontes. (l. ec. VIL. 1. 1880. p. 1—342.)
. Elenchus stirpium in isthmo Caucasico lectarum. (l.c. VI. 2. 1881.
p. 397—532.)
. Decas plantarum novarum, auctoribus Trautvetter, Regel, Maxi-
mowicz et Winkler. p. 1. Petropoli 1882. (Geranium Renardi Trautv.)
. Stirpium Sibiricarum collectianeulas binas commentatus est. (Act hort.
Petropol. VIII. 1. 1882. p. 1—22.)
. Inerementa florae phaenogamae Rossicae congregavit. Fase. 1—4. (l. e.
1882-1883. VII. 1. p. 23—268. VIII. 2. p. 297—576. IX. 1. p. 1—220,
221—415.)
. Contributio ad floram Turcomaniae. (l. e. IX. 2. 1885. p. 435—468.)
. Plantas quasdam in insulis praefectoriis nuper lectas lustravit. (l. c. IX,
2. 1885. p. 469—484.)
. Rhododendrorum novorum par descripsit. (l. ec. IX. 2. 1885. p. 511—514.)
. Contributionem ad floram Dagestaniae ex herbario Raddeano anni 1885
eruit. (l. c. X. 1. 1886. p. 95—134.)
Plantas in deserto Kirghisorum Sibiricorum ab I. J. Slowzow collectas
enumeravit. (l. c. X. 2. 1887. p. 1—44.)
98. Syllabus plantarum Sibiriae boreali-orientalis aDre Alex. a Bunge fil.
lectarum. (l. ec. X. 2. 1888. p. 45—110.)
Zu Trautvetter’s botanischen Schriften gehören auch die unter den Autoren-
namen:
„Fischer et Trautvetter“ beschriebenen und publicirten Pflanzen, wie:
Caryolopha n. g. in Indice tertio seminum, quae hort. bot. Petropol. pro
mutua commutatione offert. 1836. p. 31—32.
Nuttallia malvaeflora. Ibidem. III. 1836. p. 41.
Celsia brachysepala. Ibidem. IV. 1837. p. 33—34.
Laserpitium Steveni. Ibidem. IV. 1837. p. 40.
Botanische Gärten und Institute.
Arcangeli, J., Cazzuola, F. et Bottini, A., Enumeratio seminum in r. horto
botanico Pisano collectorum anno 1888. 8°. 28 pp. Pisis (typ. F. Mariotti)-
1888.
Instrum., Präpar.- u. Conserv.-Meth. — Sammlungen. 671
Cohn, Ferd., Die Gärten alter und neuer Zeit. [Fortsetzung.] (Pharmaceutische
Rundschau. Bd. VII. 1889. \o. 4. p. 96.)
Conwentz, Bericht über die Verwaltung der naturhistorischen, archäologischen
und ethnologischen Sammlungen des Westpreussischen Provinzial-Museums für
das Jahr 1888. Fol. 22 pp Danzig 1889
Pirotta, R., et Canneva, J. B., Index seminum horti universitatis Romanae
anno 1888 colleetorum. 8°. 24 pp. Roma (tip Civelli) 1889.
Weinzierl, Theodor v., Jahresbericht der Samen Control-Station der k. k. Land-
wirthsehafts-Gesellschaft in Wien für die Funetionsperiode vom 1. August 1887
bis 1. August 1888. (Publikationen der Samen-Control-Station. 1889. No. 50.)
8°, 24 pp. Wien (Verlag der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft) 1889.
'Weinzierl, Theodor von, Die Bedeutung der Samen-Control-Station für die
Landwirthschaft. (Publie. der Samen-Control-Station in Wien. No. 43.) 8°.
7 pp- Wien 1889.
Instrumente. Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Bessey, Charles, E., The need of marking measurements in microscopical
work. (The Americ. Naturalist. Vol. XXIII. 1888. No. 265. p. 52.)
Dixon, S. 6., A bacteriological manipulating chambre. (Therapeut. Gaz. 1889.
No. 3. p. 174—176.)
Engelmann, Th. W., Le microspectrometre. (Archives Neerlandaises des sciences
exactes et naturelles. Tome XXIII. 1889. No. 1.)
Errera, L., Sur des appareils destines & d&montrer le mecanisme de la tur-
gescence et le mouvement des stomates. Av. planche. (Bull. de l’Acad. roy.
des sciences des lettres et des b.-arts de Belgique 1888. No. 11.)
Heinricher, E., Ist das Congoroth als Reagenz auf Cellulose brauchbar? (Zeit-
schrift für wissenschaftliche Mikroskopie und für mikroskopische Technik.
Bd. V. 1888. p. 343—346.)
Lagerhein, @., L’acide tactique, excellent agent pour l’&tude des Champignons
secs. (Revue Mycologique. Annee XI. 1888. No. 42. p. 95.)
Tavel, Eine Spritze für bakteriologische Zwecke. Mit 1 Figur. (Centralblatt
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 16. p. 550 —552.)
Taylor, Th., Le microtome Taylor. (Journal de Micrographie. T. XIII. No. 3.
p. 93.)
Whithmann, C. 0. Thomas, Camera lucida. [Illustrated.] (l. c. p. 81.)
Zune, Aug., TraitE de mieroscopie medicale et pharmaceutique. Tome I. 8°,
136 pp. avec 41 fig. intercaldes dans le texte. Bruxelles (Lamertin) 1889.
Fır'a3}
Sammlungen.
E. R. von Traatvetter hat testamentarisch sein an russischen
Pflanzen so überaus reiches Herbarıum dem Kais. botanischen
Garten zu St. Petersburg vermacht.
Flahault, Catalogue des plantes que „l’Herbier Mediterraneen“ peut distribuer
au Printemps de 1889.
672 Algen.
Referate.
Istväanffi, ‚Julius, Die Ergebnisse der algologischen
Forschungen in denoberungarischen Torfgegenden.
Mit zwei Tafeln. (Mathem.-naturwiss. Mittheilungen der ungar.
Akademie d. Wissenschaften. Band XXIII. Nr. 2. pp. 205—262.)
[Ungarisch ]
Im Jahre 1884 beauftragte die ungarische Akademie der
Wissenschaften den Verfasser mit der Durchforschung der Algen-
flora der ungarischen, hauptsächlich aber der in Oberungarn ge-
legenen Torfgebilde, wozu ihm eine Summe zu Gebot gestellt
wurde. Verf. konnte seine Forschungsreise in Folge von Berufs-
geschäften nicht gleich Anfangs Sommer, wie es ihm wünschens-
werth erschien, sondern erst im Monat August antreten. Er be-
suchte die in den Comitaten Trenesen, Arva, Lipto und in der
Zips gelegenen Torfstellen während der Monate August und
September. Das gesammelte Material wurde theils an Ort und
Stelle determinirt, theils für spätere Untersuchungen auf geeignete
Weise aufbewahrt.
Die genannten 4 Comitate sind nach Verf. an Tortgebilden
sehr reich, besonders hervorragend ist in dieser Hinsicht das
Comitat Arva durch seine ausgebreiteten und zusammenhängenden
Torfwiesen. Als Wegweiser diente dem Verf. A. Pokorny’s
Werk: „Die ungarischen Torfgebilde“, 1863. Da aber
seit dem Erscheinen dieses Werkes bereits 22 Jahre verflossen
sind, konnte Verf. an mehreren Stellen grosse Veränderungen kon-
statiren; diejenigen Plätze, welche Pokorny dazumals noch als
entwickelte Hochmoore mit üppiger Vegetation kennzeichnete,
weisen heute nur hie und da die zerstreuten, spärlichen Ueberreste
einer einst mächtigen Torfgegend auf.
Verf. unterscheidet bei der Eintheilung der Torfgebilde, auf
Grund physikalischer und chemischer Beschaffenheit, sowie nach
ihrer Phanerogamen-Vegetation folgende 2 Gruppen: Hochmoore
und Wiesenmoore. Beiderlei Torfgebilde haben nach Verf. ihre
charakteristische Algenvegetation. Hernach folgt die umständliche
geographische, respektive topographische Beschreibung und
Charakterisirung der durch Vert. aufgesuchten und in algologischer
Beziehung erforschten Torfgegenden der genannten Comitate.
Zur Conservirung des gesammelten Algenmaterials, besonders
bei grösseren Formen, verwandte Verf. die Mischung von
1 Rauminhalt Glycerin, 2 R. i. Alkohol und 1 R. i. Wasser
mit Vortheil. Die kleineren, zarteren Algenformen, überhaupt
alle diejenigen, bei welchen die Struktur des Plasmas und des
Chlorophylis einer eingehenden Untersuchung unterzogen werden
sollte, wurden in !/e-—1P/oiger Osmiumsäure aufbewahrt oder durch
Alkohol absol. fixirt. Osmiumsäure conservirt ausserordentlich
schön, sie ist für morphologische Untersuchung der Chlorophore
und für Zellkernstudien sehr geeignet.
Algen. 673
Verf. sammelte an den Torfgegenden 213 Arten, welche 67
Gattungen angehören, u. zw.:
Chroococcaeeae 15 spec., Oscillariaceae 3 spec., Nostocaceae 3 speec., Stigone-
maceae 1 spec., Scytonemaceae 3 spec., Rivulariaceae 3 spec., Desmidiaceae
121 spec., Zygnemaceae 3 spec., Palmellaceae 12 spec., Protococcaceae 20 spec.,
Volvocaceae 2 spec., Vaucheriaceae 1 spec., Confervaceae 9 spec., Chaetophoraceae
1 spec., Ulvaceae 1 spec., Oedogoniaceae 15 spec., Coleochaetaceae 1 spec. —
Erwähnenswerthe oder neue Arten sind:
30. Micrasterias rotata (Greville) Ralfs, n. var. depressa: Cellula depresso-
orbicularis, diametro brevior. Cellula 200 «# longa, diameter 225 «, isthmus
18 «#. In turfosis prope pagum Cserna. n. f. duplex, Tab. I. f. 450/1. Latitudo
282 «, longitudo 672 #. n. f. monstrosa, Tab. I. f. 2. 450/1. Ibidem.
31. M. truncata (Corda) Brebisson, n. subspec radiosa: lobis lateralibus fere
usque ad medium ineisis, laciniis cuspidatis. M. semiradiatum Näg. n. sub-
spec. denticulata: lobis usque ad !/s bis '/ı partem ineisis, laciniis mucronato-
denticulatis, vel excisis. Ibidem.
32. M. Americana (E.) Ralfs. n. var. orbicularis, Tab. I. f. 3. 450/1. Subor-
bieularis, lobis lateralibus et basalibus bilobulatis, lobulis bifidis, angulis
exeisis. Longitudo 120 4, latitudo 100 «#. Isthmus 20 #. In turfosis prope
Nämeszto.
33. Euastrum verrucosum E. n. var. apiculata, Tab. I. f. 4. 450/1. Lobis
lateralibus et basalibus conico-productis, ad apicem dentieulis acutis 4—5 prae-
ditis, tumore centrali maiore, granulis concentrieis quadrangularibus, tumoribus
lateralibus valde minoribus. Longitudo 90 4, latitudo 80 «. Isthmus 18 «. Be-
senova in turfosis. Rözsahegy in lacunis prope fl. Väg.
34. E. oblongum (Greville) Ralfs, n. var. ocellata: Semicellulis supra basin
verruca magna instructis, membrana maculata (non verrucosa). In turfosis prope
Cserna et Nämesztö.
37. E. insigne Hassal, n. var. mastoidea, Tab. I. f. 5. 600/1: Membrana tota
— vel rarius excepto colli, maculata, lobis basalibus conico mammillosis, cum
verrucis 3—4 acute coniecis instructis. Longitudo 120 «, latitudo 60 «. Isthmus
14 #. In turfosis prope Nämesztö.
38. E. elegans (Brebisson) Kützing, n. var. oculata, Tab. I. f. 6. 450/1:
Semicellulis sub dorso maculis duobus praeditis. Longitudo 70 «, latitudo 50 «,
isthmus 20 «. Im turfosis prope Cserna; — n. var. Lundelli: longitudo 60 4,
latitudo 40 «, isthmus 24 4. In turfosis prope Cserna, Nämesztö, Csorba, Röz-
sahegy in lacunis fl. Väg.
39. E. binale (Turpin) Ralfs, n. var. rotundata, Tab. I. f. 8. a. b. Bre-
bisson sub E. lobatum Liste 1856 p. 124. t. I. f. 4. Lobis rotundatis, longitudo
19 #, latitudo 15 #, Isthmus 4 #. In lacunis fl. Väg prope Rözsahegy.
42. Cosmarium Botrytis (Bory) Meneghini, var. Afghanicum Schaarschmidt;
Notes on Afghanistan Algae (Journ. of the Linnean Soc. XXI. 1884. p. 245. t.
V.f. 19.) Longitudo 80 «, latitudo 60 #, isthmus 23 «. In turfosis prope
Besenova. — n. var. pseudospeciosum, Tab. I. Fig. 8. 600/1. C. ellipsoideum,
tertia parte fere longius quam latum, semicellulis dorso truncatis vel late rotun-
datis. Longitudo 73—94 4, latitudo 45—63 «, isthmus 16—20 #. In turfosis
Besenova, Nämesztö. N. var. pulchrum, Tab. I. fig. 9. 450/1. Semicellulis
tumore centrali maiore, cum granulis in series concentricis dispositis ornatis.
Longitudo 93 4, latitudo 67 «, isthmus 18 #. In turfosis prope Nämesztö.
46. (©. nasutum Nordstedt, n. var. simplex, Tab. 1. fig. 10. 450/1. Semi-
cellulis verruculis in series radiantes simplices ordinatis instruetis. Longitudo
40 #, latitudo 26 #, isthmus 10 «#. In turfosis prope Nämesztö.
49. C. punctulatum Brebisson, n. var. ornata, Tab. 1. f. 11. a. b. 450/1.
Semicellulis ad basin tumore praeditis, in centro tumoris verruca instructi, peri-
pheria tumoris verrueis in eirculo dispositis ornata. Vertice semicellulae ellip-
ticae medio inflatae, lateribus granulis 3 instructis. Membrana punctata, puncti-
bus in series periphericas dispositis instructa. Longitudo 26 «, latitudo 21 «,
isthmus 7 #. In lacunis fl. Väg prope Rözsahegy.
50. C. eirculare Reinsch, n. var. maculata, Tab. ], fig. 12. 450/1. Membrana
erassior, maculis tenerrimis instructa. Longitudo 47 4, latitudo 57 #, isthmus
8 #. In turfosis prope Besenova.
Botan, Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 17
674 Algen,
51. ©. seiunctum Wolle, haec species americana primum in Europa in tur-
fosis prope Cserna detecta est.
56. ©. homalodermum Nordstedt, n. var. maxima, Tab. I. f. 13. 450/1.
Angulis rotundatis, formae typicae duplo maiore, membrana crassa, maculata.
Longitudo 110 z, latitudo 90 «, isthmus 32 «. In turfosis prope Nämeszto.
57. CO obliquum Nordstedt, var. CÜ'satoi Schaarschmidt in Magyar Nörv.
Lapok. 1885. p. 7., Tab. I. f. 14. 45N/1. Longitudo 24 4, latitudo 24 u, f.
duplex Schaarschmidt 1. c. p. 7., Tab. I. f. 15. 500/1. Longitudo 40 «, latitudo
20 #. f. monstrosa Schaarschmidt 1. e. p. 7, Tab. I. f. 16. 500/1. Longitudo
20—24 4, latitudo 13 «. Ibidem cum forma typica.
58. © tetragonum Nägeli, n. f Lundelli, Tab. 1. f. 17. 560/1. Longitudo
48 4, latitudo 23 #, isthmus 9 «#. In turfosis prope Cserna.
60. C. Meneghinii Brebisson, n. f. Reinschii, Tab. I. f. 18—20, 450/1. In
turfosis prope Cserna, Nämesztö, in inundationis riv. Szjelniez et fl-Väg prope
Roözsahegy. ;
C. pachydermum Lundell., n. var. ochthodiformis, Tab. I. f. 19. 600/1. Semi-
cellulis alte convexis membrana verrucis depressis, minutissimis densissime sed
irregulariter dispositis, ornata. Longitudo 120 4, latitudo 86 «#, isthmus 35 «.
In lacunis prope balneum Babi-Gora.
66. ©. Ralfsii (Ralfs) Brebisson, n. f. depressa, Tab. I. f. 20. 4501. Semi-
cellulis depressis, orbieulato-convexis, lateribus arcuatis. Longitudo 120 #, lati-
tudo 104 4, isthmus 20 #. In turfosis Cserna et A. Tätrafüred cum forma
typica.
67. ©. Palangula Brebisson, #. de Baryi (Rabh.) m. Longitudo 45—49 u,
latitudo 25—28 4. In turfosis prope Csorba; n. var. rotundata, Tab. I. f. 21 —22.
450/1. Semicellulis dorso late rotundatis, lateribus arcuatis. Longitudo 47 ,
latitudo 28 #. In turfosis prope Csorba.
71. ©. Brefeldi n. sp. Tab. I. fig. 23. 450/1. C. mediocris, orbicularis,
longius quam latius, modice constrietus, sinu acutangulo, extrorsum sensim dila-
tato; semicellulae semicireulares, angulis inferioribus rarissime obtusangulis —
acutangulis, a vertice visae late ellipticae. Membrana tota, excepto isthmo
maculata. Longitudo 46 4, latitudo 74 #, isthmus 36 #. Sat differt a Calo-
ceylindro connato, praecipue in sinu acutangulo, angulis inferioribus acutangulis;
n. var. rotundata, angulis inferioribus plus minus rotundatis, sinu acutangulo ;
longitudo 60 2, latitudo 67 «, isthmus 31 4. In turfosis prope Nämeszto.
73. CO. Markusovszkyin. sp. Tab. II. fig. 24. 500/1. C.grandis, oblongo-ovatus,
fere duplo longius quam latius, medio haud constrictus; semicellulis ovatis, mem-
brana achroa, maculis conico-verrucaeformibus, superficie cytiodermatis proemi-
nentibus, in series longitudinales ordinatis, munita. Vertice visae semicellulae
perfecte eirculares. Longitudo 150 #, latitudo 84 «. In turfosis prope Nämesztö.
76. Staurastrum cosmarioides Nordstedt, n. subspecies arvensis, Tab. 1.
fig. 25. a. b. 450/1. S. ellipticum, fere tertia parte longius quam latum, valde
constrictum, sinu lineari, semicellulae alte triangulares, lateribus convexis, angulis
inferioribus late rotundatis, membrana glabra. Longitudo 7V 4, latitudo 53 4,
isthmus 20 #. In turfosis prope Nämeszto.
77. 8. granulatum Reinsch, n. var. Reinschü, Tab. II. f. 26. 450/1. Mem-
brana tota glabra. Longitudo 46 «, latitudo 34 #, isthmus 8 #. In turfosis
prope Nämesztö.
81. $S. Bieneanum Rabenh., f. convexa: lateribus convexis. In turfosis Babi-
Gora.
82. 8. insigne Lundeil, haec species solum in Suecia observata est, detexi
etiam in patria nostra in turfosis prope Csorba.
83. $. Haynaldii Schaarschmidt, longitudo 14 #, latitudo cum radiis 16 .
In turfosis prope Usorba.
84. S$. Eötwösü n. sp. Tab. II. f. 27. 600/1. $. minor, tam longum quam
latum, medio modice eonstrietum, semicellulae urniformes, e basi sensim dilatatae,
lateribus convexis, margine dorsali excavatis et gibberibus, cum 1—1 aculeo
ornatis — institutis, radiis reflexis, apieibus denticulatis. Membrana glabra.
Longitudo 28 #, latitudo 28 #, isthmus 8 #. In turfosis prope Nämesztö. Differt
ab aliis Staurastr. in semicellulis urniformibus, lateribus convexis, margine dor-
sali excavatis et cum gibberibus ornatis.
Algen. 675
87. S. margaritaceum (E.) Meneghini, n. var. spinosa, Tab. II. f. 28. 450/1.
Semicellulis apice radiorum aculeis longioribus ornatis. Diameter 48 «. In
turfosis prope Üserna.
89. S. geminatum Nordstedt, n. var. supernumeraria, Tab. II. fig. 29. 1000/1.
Semicellulae a vertice visae triangulares, lateribus concavis, angulis late rotun-
datis, ad polum aculeis 2 praeditis, ad angulos utrinque aculeis geminis 3 ornatis.
Diameter 20—22 «. In turfosis prope Csorba.
91. S. eristatum (Nägeli) Archer, forma Reinschü, longitudo 44 «#, diameter
47 4, Isthmus 23 4. In turfosis prope Csernva, in inundationis fl. Väg., prope
Rözsahegy.
92. 5. spongiosum Brebisson. In turfosis prope Cserna, in inundationis fl.
Väg. prope Rözsahegy, solum in paucis exemplaribus.
93. S. furcatum (E.) Brebisson, n. var. fissa, Tab. I. f. 30. 1000/1. Pro-
cessibus usque ad medium bifurcatis-instructa. Diameter 282 «. In turfosis
prope Csorba.
95. $. Sancti Sebaldi P. Reinsch, n. var. elegans, semicellulae radiis tumidis
instructae, dorso non mucronatis, mucronibus lateralibus triidis. Ab var. for-
natum Nordstedt differt in radiis brevioribus, tumidioribus, successive auctioribus.
Latitudo cum radiis 108 «#, longitudo 67—80 4. Isthmus 23—20 #; n. var.
superornata, Tab. II. f. 32. 1000/1. Minor, semicellulae ad basin granulis, in
serie ordinatis munitae. Diameter cum radiis 44—45 #. Rözsahegy in lacunis
prope fl. Väg cum antecelente.
97. 8. paradoxum Meyen, f longipes Nordstedt, f. minor. Longitudo 8 #,
diameter cum radiis 18 «. In turfosis prope Cserna, in inundationis fl. Väg
prope Rözsahegy.
98. S. proboscideum (Brebisson) Archer, n. var. furcata, Tab. II. f. 33.
1000/1. Semicellulis a vertice visae aculeis, utrinque latere processuum or-
natis. Diameter 23 #. In turfosis prope Csorba.
99. S. vestitum Ralfs, n. var. ornata, Tab. II. f. 34. 1000/1. Semicellulis
dorso mucronibus bidentatis ornatis. Diameter 50 #. In turfosis prope Cserna,
Rözsahegy in lacunis prope fl. Väg.
103. Xanthidium fascieulatum E. n. var. pulchra, tumoris centralibus maculis
ornatis. Latitudo sine aculeis 55 «, longitudo 50 #, isthmus 20 #. In turfosis
prope Üserna.
136. Pleurotaenium Brefeldiüi n. sp. Tab. II. f. 35. 225/1. Pleurotaenium
validum, oblongo-eylindricum, 4 longius quam latum, medio modice constrictum,
sinu rotundato, annulo margine valde prominenti; semicellulae oblongae, lateri-
bus levissime convexis, dorso truncato-rotundatae. Membrana achroa glabra.
Longitudo 280 , latitudo 68 #. Isthraus 44 #. In turfosis prope Nämesztö.
141. Spondylosium pulchellum Archer, # bambusinoides (Wittr.) Lundell, n,
forma duplex, Tab. U. f. 36. 1000/1. Divisioni incompleta orta. In turfosis
prope Csorba et Nämesztö.
142. Hyalotheca dissiliens (Smith), Brebisson y bidentula Nordstedt, n. var.
annulosa, Tab. II. f. 37. 450/1. Vagina mucosa solida latissima, ex annulis
erassis transversalibus, pro utringue cellula duobus constituta, annulis trans-
versim fissis. Latitudo filamenti 43 #, cum vagina, latitudo cellularum 26 ze.
Longitudo cellularum 13 «#. Latitudo annuli 5,5 #. Rözsahegy in lacunis prope
fl. Vaäg.
143. H. mucosa (Dillwyn) E. n. var. örregularis. Vagina mucosa solida un-
dulata, irregulariter incrassata. In turfosis prope Cserna.
171. Ophiocytium majus Nägeli, n. var. Gordiana. Cellula spiraliter et irre-
gulariter convoluta. Longitudo 200 #, latitudo 10—12 #. Im turfosis Besenova.
181. Pediastrum Haynaldii n. sp. Tab. II. f. 38. 450/1, f. 39. 1000/1. Di-
actinium. Cellulae radii emarginatae vel breviter bilobae, lobis cornubus line-
aribus, obtusis vel obtusiusculis terminatis, membrana cum granulis validioribus
medio cellularum in polygonis, peripheria cellularum parallelis ordinatis, angulis
polygonorum cum angulis cellularum granulis in serie ordinatis conjunctis. Dis-
positio communis cellularuım 16 + 115. Diameter cellularum 26—40 #. In
turfosis Babi Gora, Nämesztö. Differt ab aliis Pediastris dispositione granu-
lorum.
201. Oedogonium excisum Wittrock et Lundell, solum ex Anglia, Austria et
Suecia cognita.
172
676 Algen. — Pilze.
207. Oe. Cleveanum Wittrock, n. var. arvensis, echinis late conieis, sub-
rotundato-truncatis. Diameter oog. 67 #. Diam. oosp. 53—57 4. Latitudo
cellular. veg. 20 «. Longitudo cellular. veget. 9% #. In turfosis prope Nä-
mesztö.
Schilberszky (Budapest).
Dosset y Monzön, Jose Antonio. Datos par la sinopsis de
las Diatöomeas de Aragon. 8° 32 pp. Zaragoza 1888.
Eine auf eigenem Sammeln und Beobachten von mikroskopischen
Organismen beruhende Abhandlung aus der Feder eines Spaniers
ist in der That eine interessante und seltene Thatsache! Doch er-
fährt man aus dem Vorwort, dass diese Arbeit nicht die erste in
Spanien erschienene ist, indem das Interesse für das Studium der
Diatomeen bei dem Verfasser, welcher „doctor en farmacia“
(also vermuthlich ein Apotheker ist) durch eine von D. Alfredo
Truan y Luardo herausgegebene „Sinopsis de las Diatömeas
de Asturias“, welche Ref. bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen
hat, erweckt wurde. Die Schrift des Verf.’s weist ein Verzeichniss
von 200 Arten und Varietäten auf, welche 32 Gattungen ange-
hören. Eine neue Art befindet sich nicht darunter, doch sind
einige Formen unbenannt gelassen, andere sind zweifelhaft be-
zeichnet. Bei jeder Art sind die Fundorte genau angegeben. Die
Gattungen sind systematisch geordnet und zerfallen in 3 Sub-
familien: Raphideen, Pseudoraphideen und Cryptoraphideen, von
denen die erste die Tribus der Cymbelleen (Cymbella mit 9 Arten),
Naviculeen (Navicula mit 28 Arten), Gomphonemeen (Gomphonema.
mit 9 Arten), Achnantheen (Achnanthes mit 7 Arten) und Cboeco-
neideen, die zweite die Tribus der Fragilarieen, Tabellarieen und
Nitschia mit 19 Arten) umfasst, während die letzte nur die beiden
zu den Tribus der Coscinodisceen und Melosireen gehörenden
Gattungen Cyclotella und Melosira mit zusammen 5 Arten enthält.
Jedenfalls verdient dieses Verzeichniss die Beachtung aller Freunde
der Diatomeenkunde.
M. Willkomm (Prag).
Raunkier, 6, Myxomycetes Daniae eller Danmarks
Slimsvampe, tilligemed et Forsög til en Myxomy-
ceternes Systematik. (Sonder-Abdruck von Botanisk Tids-
skrift. Bd. XV11.)8°88 pp. 4 Tafeln. Kopenhagen (in Commission
bei J. Frimodt) 1888.
Nach einer geschichtlichen Uebersicht folgt im zweiten Ab-
schnitt ein „Versuch einer Systematik der Mysxomyceten“. Der
Raum verbietet uns, diesen Abschnitt ausführlich zu referiren; wir
beschränken uns daher, nur eine Uebersicht des Systems des Verf.'s
zu geben:
A. Ohne Capillitium.
I. Homodermeae.
Fam. Liceaceae.
Gattungen: Tubulina, Lindbladia.
Pilze. 677
II. Heterodermeae.
Fam. (Olathroptychiaceae.
Gattungen: Enteridium, Ciathroptychium.
Fam. Cribrariaceae.
Gattungen : Cribraria, Dietydium.
B. Mit Capillitium.
III. Cvelonemeae.
Fam. Arcyriaceae.
Gattungen! Perichaena, Lachnobolus, Arcyria, Cornuvia, Lyco-
gala.
Fam. Trichiaceae.
Gattungen: Hemiarcyria, Trichia.
IV. Stereonemeae.
Fam. Physaraceae.
Gattungen: Badhamia, Physarum, Tilmadoche, Fuligo, Leocarpus,
Craterium.
Fam. Didymiaceae.
Gattungen: Chondrioderma, Lepidoderma, Didymium, Spumaria.
Fam. Stemonitaceae.
Gattungen: Lamproderma, Enerthenema, Ancyrophorus n. gen.,
Comatricho, Stemonitis, Brefeldia, Reticularia.
Im dritten Abschnitte werden sämmtliche in Dänemark gefundenen
(96) Myxomyceten beschrieben und ungefähr die Hälfte der Arten
durch Figuren auf den beigefügten Tafeln erläutert. Es wird
eine neue Gattung und 7 neue Arten beschrieben. Da die Be-
schreibungen auf Dänisch geschrieben sind, geben wir sie hier in
‚deutscher Uebersetzung wieder:
Enteridium Rostrupü. Aethalien unregelmässig, langgestreckt, bis 4 cm lang,
von nur einer Schicht ca. 1 mm hoher Sporocysten aufgebaut. Peridium oliven-
grün; Seitenwände gegen die Sporenreife von grossen ovalen Oeffnungen durch-
brochen. Sporenmasse olivenfarbig; die einzelne Spore fast farblos, Sporen in
ovalen bis kugelförmigen Haufen, 5—25 in jedem, an der freien Oberfläche
warzig, sonst glatt, 11—12 «# in Diameter.
Enteridium macrosporum. Aethalien halbkugelig, ca. 2 mm breit, anfangs
röthlich, später olivengrün. Sporen in ovalen bis kugelförmigen Haufen, 5—25
in jedem, an der freien Oberfläche stachelig, sonst glatt, 12—14 4 in Diameter.
Perichaena (Perichaenella) cano-flavescens. Sporocysten gruppenweise auf
eipem dünnen, häutigen, gelblich-grauen Hypothallus, kugel- bis halbkugelförmig
oder länglich bis nierenförmig, sitzend, ca. 0,5 mm breit, hell, gelblichgrau; sie
öffnen sich dadurch, dass der obere Theil des Peridiums sich mehr oder weniger
regelmässig von dem unteren trennt. Peridium dicht incerustirt, mit zahlreichen
abgerundeten kantigen oder stabförmigen Körperchen, welche nur für einen
geringen Theil aus Kalk bestehen; der obere Theil des Peridiums ist an der
Unterseite mit sehr feinen Leisten ausgestattet, welche ein regelmässiges Netz-
werk bilden, dessen 5—6-kantige Maschen ca. 12 « weit sind. Capillitium fast
fehlend, nur von einzelnen kurzen, schwach verzweigten oder ganz unverzweigten
Fäden gebildet, deren wellige Oberfläche unregelmässig warzig ist; die Röhren
1,5—2 4 breit, farblos bis gelblich. Sporen goldgelb, sehr fein warzig, 12,5—14 u
im Diameter.
Perichaena (Perichaenella) nitens. Sporocysten einzeln oder zu wenigen
gehäuft, kugel- bis birnenförmig, sitzend bis kurzgestielt, unregelmässig aufspringend,
graubraun mit violettem Anstrich, metallglänzend, ca. 0,5 mm breit. Peridium
einzeln, fast ganz ohne eingelagerte Körperchen. Capillitium aus langen, schwach
verzweigten Röhren bestehend, welche von unregelmässigen, am Peridium fest-
gewachsenen Erweiterungen entspringen; die Röhren einseitig und sehr fein
stachelig, fast überall von der gleichen Weite, 1—1,5 «# breit. Sporen ebenso
wie die Capillitiumröhren fein stachelig, geiblich bis farblos, 10—12 # im Dia-
meter.
Arcyria (Arcyrella) aurantiaca. Sporocysten eiförmig bis kurz cylinder-
törmig, gestielt. Stiel von derselben Länge oder kürzer, wie die Sporocyste. Der
bleibende Theil des Peridiums an der Innenseite dicht mit feinen Warzen besetzt,
678 Pilze.
ebenso wie das Capillitiium und die Sporenmasse ziegelroth-pommeranzengelb.
Capillitiumröhren mit dicht gestellten, unregelmässig anastomosirenden Ringen
ausgestattet, 5—7 4 breit. Sporen glatt, 10—11 # im Diameter.
Didymium affine. Sporocysten kugel- bis halbkugelförmig, gestielt, Der
Stiel dünn, eben so lang oder länger wie die Sporocyste, unten in einen kreis-
förmigen Hypothallus erweitert, hellbraun. Columella kugel- bis halbkugelförmig,
von derselben Farbe wie der Stiel oder ein wenig heller. Peridium grau, unter
dem Mikroskope nach Entfernung des Kalkes farblos. Capillitiumfäden fast
farblos mit zahlreichen, kurz spindelförmigen, braun violetten Erweiterungen.
Sporen glatt, sehr schwach warzig, 8—9 # im Diameter.
Ancyrophorus gen. nov. Sporocysten gestielt. Der Stiel setzt sich in eine
Columella fort, welche bis zum Scheitel der Sporocyste reicht und sich hier zu
einer mit dem Peridium verwachsenen kreisrunden Scheibe erweitert, von deren
Unterseite und zugleich von der oberen Hälfte der eigentlichen Columella die
Capillitiumfäden ausgehen ; diese verzweigen sich gegen die Spitze hin gabel-
förmig; die äussersten biegen sich auswärts, und sind mit zahlreichen, pfriemlichen
Spitzen besetzt.
A. erassipes. Sporocysten kugelig, gestielt; der Stiel etwas kürzer als die
Sporocyste, unten sehr dick, nach oben allmählich dünner werdend, geht einfach
in die pfriemlich zugespitzte Columella über. Capillitiumfäden anfangs un-
verzweigt mit einzelnen Anastomosen, gegen die Spitze gabelförmig verzweigt,
oft anastomosirend; die äussersten Zweige zur Seite gebogen, parallel mit der
Oberfläche der Sporocyste, mit zahlreichen, kurzen, pfriemlichen, oft krummen
Spitzen besetzt. Stiel, Columella und Capillitiumfäden dunkel violettbraun bis
schwarz. Sporen glatt oder sehr schwach warzig, hell braunviolett, 10—12 4 im
Diameter.
In einem Anhange werden die anderen zur Klasse der Myce-
tozoen gehörenden Ordnungen besprochen und einige in Dänemark
gefundene Formen beschrieben, von denen Plasmodiophora Brassicae
Wor. und Tetramyxa parasitica Göb. hervorgehoben werden
können.
Rosenvinge (Kopenhagen).
v
Ziliakow, N., Zur Myxomycetenflora des Gouvernements
Kazan. (Sceripta botanıca horti Univ. Imp. Petropolitanae.
Bd. II. Heft 1. p. 25— 35. 18837—1888.) [Russisch mit deutschem
Resume.]
Das russische Reich war in Bezug auf Mysomyceten bisher
noch fast ganz unerforscht; es gab nur eine Aufzählung der Myxo-
myceten der Umgegend von Warschau, von Alexandrowiez.
Verf. durehsuchte die Umgegend der Stadt Kazan und stellte
eine Liste von 38 Species zusammen, denen Angaben über Zeit
und Ort des Fundes beigefügt sind.
Als häufig sind nur 3 Arten bezeichnet, nämlich Dietydium cernuum, Lyco-
gala epidendron und Fuligo septica, die auch anderwärts zu den häufigsten Myxo-
myceten gehören. Am reichsten ist in des Verf.’s Liste die Gattung Trichia
vertreten (7 Arten), sodann die Gattungen COribraria, Arcyria und Chondrioderma
(je 4 Arten). Hingegen ist die artenreiche Gattung Physarum nur mit einer,
und zwar einer sonst sehr seltenen Art (Ph. sulphureum), die ebenfalls artenreiche
Gattung Didymium, sowie die Gattungen Craterium, Tilmadoche und Badhamia
überhaupt nicht vertreten; es ist dies auffallend, da diese Gattungen mindestens
je eine sonst überall häufige Arten enthalten; überhaupt ist die Anzahl (8) der
Calcareen, die über die Hälfte der bekannten Myxomyceten ausmachen, auffallend
gering. — Auch unter den kalkfreien Myxomyceten fehlen einige sonst überali
gemeine Arten, wie (Cribraria argillacea, Comatricha typhina und Perichaena
corticalis, sowie die (vom Verf. vielleicht absichtlich nicht berücksichtigten) Zxo- °
sporeen Ceratium hydnoides und (©. porioides.
“3
Pilze. — Systematik und Pflanzengeographie. 679
Falls die Liste des Verf.’s auf einer gleichmässigen Durchsuchung der ver-
schiedenartigen Myxomyceten-Standorte beruht, so wäre hieraus auf eine Zusammen-
setzung der Myxomyceten-Flora der von ihm erforschten Gegend zu schliessen,
die von der des übrigen Europa nicht unerheblich abweicht.
Verf. macht Angaben über Entwicklung der Myxomyceten bei niederen
Temperaturen. So beobachtete er in einem Keller die Fructification von Lampro-
derma columbinum bei 1.8—2" R., diejenige von Arcyria punicea bei 5.8° R.
Auf den Fruchtkörpern von Stemonitis ferruginea beobachtete Verf. einen kleinen
Käfer, Omosita discoidea F., dessen behaarte Füsse sich mit dem Sporenpulver
beladen, und der wohl stark zur Verbreitung des Mysomyceten beitragen dürfte.
Rothert (St. Petersburg).
Gobi, Ch. J., Ueber Pythium subtile Wahrlich. (Arbeiten
der St. Petersburger Naturforscher-Gesellschaft. Bd. XIX. 1888.
p- 25.) [Russisch.]
Verf. hat den von Wahrlich beschriebenen Pilz schon im
Jahre 1886 untersucht und ist zu den nämlichen Resultaten ge-
kommen. Er hält denselben jedoch für keine neue Species, sondern
für zu Pythium reptans De Bary gehörig.
Rothert (St. Petersburg).
Widmer, E. Beitrag zur Kenntniss der roth-
plühenden Alpenprimeln, (Flora. 1889. Heft 1., 8°. 6 pp.)
Die rothblühenden Alpenprimeln theilt Verf. in 2 Gruppen:
Violaceae und Lilacinae. Erstere von gleichmässig dunklerer
Färbung der Blumenkrone enthalten: P. latifolia Lap., P. hirsuta
Vill.*) (= viscosa Aut.) und P. graveolens Heget.; zu letzteren,
die durch hellere Färbung der Krone und weissen Schlund aus-
gezeichnet sind, gehören: P. viscosa Vill. (= hirsuta Aut.),
P. cottia nov. spec., P. villosa Jaqg., P. commutata Schott., P.
confinis Schott., P. Oenensis Thom. und FP. Pedemontana Thom.
Will man Arten von weiterem Umfang annehmen, so stellen die
Violaceae wie die Lilacinae je eine besondere Art dar; keinenfalls
kann man jedoch diese beiden zu einer Art zusammenziehen, wie
es im Prodromus geschehen ist. Es spricht für diese Auffassung
u. a. ein geographisches Argument: die Formen der Lilacinae so-
wohl wie der Violaceae sind räumlich streng von einander getrennt;
— beispielsweise kommt von den Violaceae P. latifolia in den
Pyrenäen vor, P. hirsuta in Piemont und Dauphine und P. gra-
veolens in den Bündner Alpen; — Formen der Violaceae schliessen
aber nicht Formen der Lilacinae an demselben Standort aus, bilden
selbst unter Umständen Bastarde. Danach stellen die Zilacinae
und Violaceae Arten, die oben aufgezählten Formen geographisch-
Varietäten dar (Verf. bezeichnet selbst ?. commutata als Ebenen
form der P. viscosa Vill.)
Bezüglich der Beschreibung von P. cottia nov. spec. ist das
Original zu vergleichen.
Jännicke (Frankfurt a. M.)
*) Verf. kommt auf Grund eingehender kritischer Bemerkungen zum Resultat,
dass nur die Namen von Villars, nicht die von Allioni Berechtigung haben.
680 Systematik und Pflänzengeographie.
Schmidely, Aug., Catalogue raisonn& des Ronces des
environs de Gene&ve. (Bulletin des travaux de la societe
botanique de Geneve. 1888. Nr. 4.)
Das Gebiet, dessen Brombeerflora mit grosser Einlässlichkeit
in der vorliegenden Abhandlung besprochen wird, ist die weitere
Umgebung von Genf.
Im Ganzen werden 40 Arten und über 100 Formen nebst
einer grösseren Zahl wichtigerer Modifikationen aufgezählt und
kurz diagnostieirt. Hierzu kommen 52 Hybriden, von denen circa
die Hälfte noch nieht namhaft gemacht wurde.
Die nachfolgenden 10 Arten sind für das Gebiet neu:
R. propinquus Ph. M., R. insectifolius, Ph. M., R. Airensis sp. nov., R. de-
ceipiens Ph. J. M. £ juratensis, R. Favratii sp. nov., R. erinaceus sp. nov., R.
Histrix W. et N., R. reconditus sp. nov., R. serpens Wh.
Wir geben im Folgenden die Beschreibungen der neuen Arten
mit den Worten des Verf. wieder, da die Originalarbeit wohl nur
wenigen Fachgenossen leicht zugänglich sein wird.
Rubus Airensis Schmidely. Tige arqu&e dressee, verte ou d’un brun olive,
de force moyenne, anguleuse dans sa'moitie inferieure, canaliculde au sommet;
longue et rampante; en automne elle l’enracine assez facilement lorsque les
eirconstances sont favorables; elle est lisse, glabre ou glabrescente, armee
d’aiguillons moyens un peu greles, A base tr&s elargie, tres aigus, reclines ou
faiblement declines, assez nombreux; & la base quelques aiguillons raccoureis
ou avortes et ga et la de rares glandes stipitees.
Feuilles ä folioles 5-foliol&ees, vertes ou olivätres, de grandeur moyenne; &
poils simples et apprim&s en dessus; vertes ou d’un gris-verdätre & villosite fine,
serree et opaque en dessous.
Petioles plans tr&s faiblement velus, & aiguillons crochus nombreux et assez
forts, glanduleux.
Stipules lineaires, eil&es de glandes.
Foliole terminale suborbiculaire, obovale ou elliptique tr&s raccoureie, brus-
quement terminde en pointe large et courte presque cuspidde; cordee & la
base; & dentelure assez r&guliere, moyenne, peu profonde, arrondie, obtuse et
mucronn&e.
Folioles laterales et inferieures obovoides, oblongues; de dimensions bien
moindres que la foliole terminale; les inferieures courtement petiolulees.
Insertion des petioles centrale ou subcentrale.
Rameaux velus, habituellement courts et petits; anguleux, sauf ä la base
qui est ronde; munis d’aiguillons plus ou moins nombreux, faibles et greles,
declines ou falques ou möme un peu courbes; plus longs & la base de l’inflo-
rescence; plus nombreux et falqu&s sur les pedicelles.
Glandes stipit6es peu abondantes.
Folioles 3-foliol&s, petites, tres courtes suborbiculaires ou courtement ellipti-
ques, pen ou pas &chancrees, obtuses au sommet; les superieures simplement
pointues.
Dentelure plus profonde et comparativement plus grande que celle des foli-
oles caulinaires.
Petioles inferieurs canalicules, les autres plans.
Inflorescence souvent depassde par la derniere feuille; en grappe reduite
paueiflore presque simple; & villosit& läche et peu accusee; ramuscules £tales-
dresses, plus serres au sommet; interrompue et habituellement prolongee en
dessous par 2—3 ramuscules axillaires 1—2—3 pauciflores, distants, dresses,
divisös au delä du milieu. L’inflorescence prend parfois une disposition sub-
corymbiforme par l’allongement des ramuseules inferieures de la grappe.
Seöpales reflöchis, acuminds en longue pointe &troite; acul&oles et glanduleux.
Petales elliptiques, attenudes en onglet ou obovales, petits, en peu chiffon-
nes et concaves, tres caducs, blancs ou tr&s lögerement roses, r&pandant une
odeur fade, presque desagr£able.
Systematik und Pfanzengeographie. 681
Etamines nombreuses, dressdes ä l’anthese, conniventes sur le jeune fruit,
un peu plus longues que les styles et päles tous deux.
Jeunes carpelles glabrescentes, nombreux, formant un fruit assez gros.
Flor. Des les derniers jours de Juin jusquau 15 Juillet; fructifie deja
en Aoüt.
Hab. Taillis et lisieres des bois sous Aire.
Die Art steht dem R. macrophyllus Wh. et Nees nahe und ist von ihm
wesentlich durch die kahlen Schösslinge, die rundlichen, kleineren Blättehen
und die schwächere Behaarung verschieden.
Als Rubus Favrati bezeichnet Verf. eine Brombeere, deren Charaktere zum
Theil den Discolores, z. Th. den Subglandulosi, z. Th. den Glandulosi eigen
sind. Da sich aber die Fruchtbildung durchaus regelmässig vollzieht, glaubt
Verf. in demselben nicht ein Kreuzungsprodukt verschiedener Arten sehen zu
dürfen. Verf. beschreibt diese Spec. in folgender Weise:
Tige moyenne, etal&e, grimpaut dans les buissons, s’enracinant facilement
en automne; d’un brun verdätre, subanguleux, arrondie dans le haut; velue-
herissee, presque &glanduleux. Aiguillons nombreux dans le bas, greles, lög£re-
ment declines; presque &gaux, & base & peu pres nulle, moins nombreux et
plus forts en dessus, l&gerement falques.
Feuilles A folioles 5-foliol&es, persistantes, de grandeur moyenne ou petites;
d’un vert sombre, luisantes et un peu velues en dessus; finement tomenteuses-
velues, grises blanchätres en dessous, opaques.
Petioles plans velus-tomenteux, armes de petits aiguillons inelinds ou fal-
-que&s, erochus sur les feuilles du sommet.
Foliole terminale oblongue obovoide, elliptique, legerement &chanerde, ou
subcordiforme & la base; longuement acuminede au sommet.
Dentelure ineisee, sublobulee, irr&guliere, fine; acuminde ou mucron&e.
Folivles laterales et inferieures courtement petioluldees oblongues, &troites,
longuement acumindes; sensiblement inegales entre elles et la terminale.
Insertion des petiolules laterale, subcentrale.
Rameaux allonges, greles, flexueux; velus-herisses dans le bas, blanes, to-
menteux, velus en haut; anguleux, armes d’aiguillons gräles, courts, declines et
nombreux, plus forts dans le bas de l’infloresceence; nombreux et aciculiformes
sur les ramuscules et les pedicelles. Glandes stipuldes assez rares.
Folioles 3-folioldes, de m&me grandeur et forme que les caulinaires; les
exterieures courtement petioluldes; grises verdätre, velues et brillantes en dessous;
-celles de la moiti€ superieure du rameau sont tr&s blanches, finement tomen-
teuses et peu velues en dessous; finement velues en dessus.
Inflorescence courtement et incompletement thyrsiforme, parfois subeorymbi-
forme par l’allongement de 2—3 ramuscules axillaires inferieurs, gr&les, dressds-
‚talEs 2—3 pauciflores; divises vers le milieu & angle aigu; les superieurs
etales biflores ou simples; peu glanduleux.
Bractees trifides remplac&es par fois par 2 ou 3 petites feuilles ovales lan-
‚ceolees-
Sepales longuement acumines en pointe ötroite, plus courts que les pedi-
‚celles; blanes tomenteux avec quelques longs poils &pars; acul&oles et peu
glanduleux.
Petales ovoides, elliptiques, attenues en onglet; de grandeur moyenne; ve-
lues & l’exterieur; roses.
Etamines nombreuses presque &gales, aux styles verts, ou les &exterieures
un peu plus longues ; roses, dressees, puis conniventes sur le jeune fruit.
Drup£oles aplaties, nombreuses, se developpant normalement, un peu velues
au sommet.
Habit. — Pont de Coilonge en face du Fort de l’Ecluse.
Die 3. Neuheit, der ER. erinaceus Schmidely, gehört zu den Hystrices. Verf,
glaubt in ihm eine Form zu sehen, die sich auf dem Wege der Artbildung be-
findet. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er aus der Kreuzung von R. conspicuus
und AR. Villarsianus hervorgegangen. Die Gründe, die Verf. bestimmen, der
Brombeere trotz ihres muthmaasslichen hybridogenen Ursprungs das Artrecht
zuzuerkennen, sind wesentlich die völlige Uebereinstimmung der hierher ge-
hörigen Individuen und die Unabhängigkeit in der Verbreitung von den muth-
maasslichen ursprünglichen Eltern.
682 Systematik und Pflanzengeographie.
Verf. giebt folgende Beschreibung:
Tige moyenne, etalee, s’enracinant par la pointe; anguleuse, canaliculde au:
sommet, velue herissee, A poils läches fascieules et simples.
Aiguillons tres nombreux, tres niegaux; les plus grands mediocres, greles,.
& base A peine &largie, longs et vulnerants, faiblement declines, quelquesuns
arques.
Glandes stipitees et acicules tres nombreux.
Feuilles & folioles 5-foliolees, mediocres, vertes sur les Aerz faces, ä& dente--
lure presque composee, assez accusee, triangulaire, mucronee non dejetee.
Foliole terminale largement ovale, suborbiculaire, faiblement &chanceree A
la base, toutes cuspidees.
Villosit@E formee de poils simples en dessus, assez fournie et brillante en
dessous.
Petioles silloues, velus, munis de petits aiguillons arques ou courbes,.
d’acicules et de glandes nombreuses.
Rameaux peu allonges, assez robustes, fexueux; ronds ä la base, subangu--
leux au sommet; velus-herisses,
Aiguillons nombreux courts, faibles et arques dans le bas; plus nombreux
encore et plus forts dans le voisinage de l’inflorescence, ils se prolongept jusqu’au.
sommet de l’axe; deelines, quelquesuns arques.
Glandes stipitees et acicules tres nombreux.
Feuilles & folioles 3-foliolees, assez semblables aux caulinaires par la forme-
et la villosit&; les laterales ventrues exterieurement, petiolulees, petioles sillonne&s.
Infloresceence occupant, environ la moitie de la longueur du rameau; in-
terrompue & la base; deux on trois ramuscules inferieurs, espaces, dresses pluri-
pauciflores, & l’aiselle de feuilles 3-foliolees dont ils depassent parfois les peti-
oles; assez longuement nus velus-herisses, acul&oles et glanduleux; en dessus,
& Vaiselle de feuilles ovales lanc&olees de plus en plus reduites, quelques pedon-
cules etales-dresses; divises A toute hauteur en 2—3 pedicelles dresses; les su-
perieurs peu nombreux 2—1 fiores plus courts.
Le sommet de l’inflorescence est assez large et se presente rarement en-
grappe nettement exserte,
Aculeoles, acicules et glandes, inegales et tres nombreuses.
Sepales mucrones ou un peu acumines; les terminaux seuls assez longuement
prolong®s en points aigu&; tomenteux, velus-herisses; aculeoles et glanduleux ;:
constamment reflechis.
Corolle assez grande A petales arrondis d’un rose päle ou nuancee de
blanchätre; etamines roses, largement €gales aux styles roses a la base.
Drap£oles glabres.
Habit. Trou de Tarabara.
Die 4. neue Art gehört ebenfalls zur Gruppe der Hystrices. Verf. giebt von.
ihr folgende Diagnose:
Rubus reconditus spec. nov. Tige grele, courte, arquee, couchee, ronde,
stricee subanguleuse au sommet; glabrescente A aiguillons vulnerants, petits et
courts, tres inegaux, declines ou presque reclines, A base large et renforcee;
me&les de verrucosites plus ou moins abondantes; aciculdes et glanduleuses.
Feuilles & folioles, 3-foliol&es, mediocres; les laterales lobees exterieure-
ment; ovales cuspidees, vertes et lächement velues sur les 2 faces; & dente-
lure irreguliere, superficielle, mucronde, ca et lä dejetee.
Petioles plans munis de petits aiguillons & peine declines, acicules et
glanduleux.
Rameaux mediocres, irregulierement flexueux, velus-herisses A villosite Ega-
lant les longues glandes stipitdes ; ronds; anguleux seulement au sommet.
Aiguillons tres petits mais assez Epais, A base large, meles de verrucosites,
d’acicules et de glandes; ils sont un peu plus longs dans le voisinage de
Vinflorescence; tous regulierement declines.
Feuilles 3-folioldces, les laterales courtement petioluldes; nettement cunei-
formes A la base; pointues ou ä peine acumindes-cuspidees au sommet, velues-
et vertes sur les deux faces.
Dentelure assez profonde, triangulaire un peu irreguliere, mueronee.
Petioles sillonnes, les superieurs seulement vers la base. Inflorescence bien
developpee, aciculde, glanduleux, paueiflore, läche, pyramidiforme ou en grappe:
Systematik und Pflanzengeographie. 683:
rameuse; velue-herissee; prolongee en dessous A l’aiselle de 1 ou 2 feuilles
3-folioldes, par des ramuscules pluri-pauciflores, assez longuement nus; &tales-
dressös, depassant les petioles; endessus plusieurs p&doncules 3—2 flores, accom-
pagnds de bractdes ovales ou lanc£oldes, un peu reduites; puis des bractdes
trifides assez longues peu nombreuses et des p@doncules ou pedicelles courts
presque simples.
Sepales ovales mueronds, les terminaux un peu acumines en pointe aigue;
tres glanduleux, aculeol&s ; incompletement reflEchis ou &tal&s apres la floraison,
Corolle m&diocre ou m&me petite, ä& petales elliptiques, arrondis au sommet,
attenuds en onglet, velus exterieurement; d’un rose tres päle devenant bientöt-
blancs.
Etamines plus courtes que les Styles roses A la base,
Drup£oles glabres; fructification irreguliere.
Habit. au bord du grand ravin au-dessus de Sergy.
Die neuen Hybriden werden ebenfalls von ausführlichen Be-
schreibungen begleitet. Wir verzichten auf deren Wiederholung
und begnügen uns mit der Aufzählung einiger:
Rubus Mercieri $ frondosa X thyrsoideus y thyrsanthus.
insectifolius X tomentosus.
Guentheri x pilocarpus.
pilocarpus — Villarsianus.
Koehleri $# Reuteri = tomentosus.
Bayerix Köhleri $ Reuteri.
rigidulus X tomentosus.
caesius X vestitus.
caesius X rudis, supercaesius etc. etc.
Eine Reihe neuer Formen sind ebenfalls nachgewiesen worden. Sie sind
mit kurzen Diagnosen versehen. Dieselben scheinen uns allerdings hin und
wieder kaum mehr denn Modifikationen zu sein, die doch wohl als rein indivi-
duelle Vorkommnisse kaum als systematische Kategorie Geltung haben können,
Keller (Winterthur).
SEE IE
Greene. Edward L. West-American phases ofthe genus
Potentilla. (Pittonia. Vol. I. Part. III. p. 95—106.)
Verf. vereinigt Horkelia und Ivesia mit FPotentilla und
reiht die west-nordamerikanischen Arten wie folgt aneinander (die
mit * bezeichneten sind neu beschrieben):
Flowers scattered, solitary in the forks and attheends of
the repeatedly dichotomous elongated branches: P. Californica
(Cham. et Schlecht. pro Horkelia) Greene *, P. elata Gr.*.
Flowers eymosely buteithercompaetlyordiffuselygathered
above midway of the stems: P. Lindleyi Greene * (— Horkeila cuneata
Lindl.), P. Kelloggii (Greene pro Horkelia) Gr., P. puberula Greene *, P. Cleve-
landi Greene*, P. Parryi (Greene pro Hork ) Greene, P. Bolanderi (Gray pro
Horkel.) Greene, P. Douglasii Greene (= Hork. fusca Lindl.), P. ciliata Greene *,
P. capitala (Lindl. pro Horkelia) Greene, P. congesta (Hook. pr. Horkelia) Baill.,.
P. Andersonii Greene (— Hork. parviflora Nutt.), P. Howellii Greene *, P. seri-
cata (Wats. pro Horkelia) Greene, P. Arizonica Greene (— Ivesia pinnatifida
Wats.), P. Lemmonii (Wats. pro Ivesia), P. Tilingi (Regel pro Horkelia)
Greene, P. tenuiloba (Gray pro Horkelia) Greene, P. purpurascens (Wats. pro
Horkelia) Greene, P. depaureta Engelm., P. Kingü (Watson pro Ivesia), P.
Balleyi (Wats. pro Ivesia) Greene, P. Pickeringü (Torrey pro Ivesia), Greene,
P. unguieulata (Gray pr. Ivesia) Greene, P. Webberi (Gray pro Jvesia) Greene,,.
P. santolinoides (Gray pro Ivesia) Greene, P. Muirü (Gray pro Ivesai) Greene,
P. Gordoni (Hook. pro Horkelia) Greene, P. decipiens Greene (— Ivesia pyg-
maea Gray).
Freyn (Prag).
684 Systematik und Pflanzengeographie.
'Greene, Edw. L. Some West American Asperifoliae. Ill.
(Pittonia. Vol. I. Part. IH. p. 107—120.)
Enthält eine Revision der Gattung Cryptanthe Lehmann,
zu welcher die Gattung KÄrynitzkia Fisch. et Mey., dann Krynitzkia
$ Eukrynitzkia Gray und Arten von Eritrichium A. DC. (Prodom.)
and Gray gezogen sind. Das Resultat ist folgendes:
A. Südamerikanische Arten:
C. glometara Lehm. (— Eritrichium ceryptanthum DC.), (. microcarpa
Fisch. Mey. (— Erit. elandestinum A. DC), C. congesta (A. DC. pro Eri-
trichio) Greene, C. linearis (Colla pro Myosotide) Greene, C. glareosa
(Philippi pro Eritrich.) Greene, C. dimorpha (Philippi pro Eritrich.)
Greene *,
B. Nordamerikanische Arten:;,
* fruiting calyx closed, deeiduous, its segmentsnarrow
hispid.
T Nutlets muriculate.
° one only, or one larger and less roughened: (. crassi-
sepala (Torr. et Gray sub Eritrich.) Greene, C. Texana (Eritrichium
DC.) Greene, (. angustifolia (Eritrichium Torr. Gr.) Greene, (.
ae (Krynitzkia Greene) Greene, (©. micromeres (Eritrich.
ray). 3
four nutlets present and allalike: (Ü. muriculata (Eri-
trichium DC.) Greene, (0. Jonesü (Krynitzkia Gray) Greene, C.
ambigua (Krynitzkia Gray) Greene, (. foliosa (Krynitzkia Greene)
Greene, C. denticulata (Krynitzkia Greene) Greene, ©. polycarpa
Greene *, C. barbigera (Eritrichium Gray) Greene, E. intermedia
(Eritrichium Gray) Greene, (. echinella Greene*, C. pusilla (Eri-
trichium Torr. Gr.) Greene, (. ramosa (Eritrich. A. DC.) Greene
C. racemosa (Eritrichium Wats.) Greene.
77 Nutlets smooth and shining, light grey, or mottled
with dark brown.
° solitary, or rarely two, the othersabortive: (. flaccida
(Myosotis Lehm.) Greene, (. mierostachys (Krynitzkia Greene)
Greene, C. rostellata \Krynitzkia Greene) Greene, (. sparsiflora
(Krynitzkia Greene) Greene, (. ramosissima (Krynitzkia Greene)
Greene, (©. glomeriflora Greene *, (©. cedrosensis (Krynitzkia Greene)
Greene, (©. maritima (Krynitzkia Greene) Greene, C. Clevelandi
Greene *.
00
% Nutlets four: C. leiocarpa (Echinospermum Fisch. Mey.), €.
hispidissima Greene *, C. nemoclada Greene *, C. Torreyana (Kry-
nitzkia Gray) Greene, C. affinis (Krynitzkia Gray) Greene, Ü. ge-
minata Greene *, C. Watsoni (Krynitzkia Gray) Greene, (. Patter-
soni (Krynitzkia Gray) Greene, (©. Fendleri (Krynitzkia Gray)
Greene.
** Calyx persistent, spreading and discharging the nut-
lets,the segments broader and lest bristly. (Pterygium).
+ Nutlets broadly winged: (. pterocarpa (Eritrichium Torr.)
Greene, (©. cyeloptera (Krynitzkia Greene) Greene.
+r Nutlets acutely angled: (©. oxygona (Krynitzkia Gray) Greene,
C. mohavensis (Krynitzkia Greene) Greene, (. Utahensis (Krynitzkia
Gray) Greene.
Freyn (Prag).
Neue Litteratur. 685-
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
Braithwaite, R., Sextus Otto Lindberg. (The Journal of Botany. Vol. XXVIL.
1889. No. 317. p. 147.)
Britten, James and Boulger, 6. S., Biographical index of British and Irish
botanists. [Continued.] (l. ec. No. 317. p. 148.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Dumontail, Fulbert, Histoire naturelle en action. Animaux et plantes. 2e Edition.-
8°. 396 pp. Avec grav. Paris (Ve. Larouse et Co.) 1889.
Algen:
Maggi, Distribuzione delle Vampirelle e loro posto tra gli esseri organizzati.
secondo Dangeard. (Estr. dal Bolletino seientifico. 1888. No. 3/4.) 8°,
4 pp. Pavia (Bizzoni) 1889.
De Wildeman, E., Observations sur quelques formes de Trentepohlia. (Comptes-
rendus des seances de la Societe Royale de Botanique de Belgique. 1889.
13. avril. p. 67.)
Pilze:
Patouillard, N., Tabulae analyticae fungorum. Descriptions et analyses miero--
scopiges des champignons nouveaux, rares ou critiques. Fascicule VII. No.-
606— 700. 8°. p. 43—78. Paris (Klincksieck) 1889.
Pfeiffer, Ueber einen neuen Kapsel-Bacillus. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. VI.
1889. Heft 1. p. 145— 150.)
Muscineen:
Gepp, Antony, Is Hypnum catenulatum Brid. a North American Moss? (The-
Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 152.)
Gefässkryptogamen:
Dörfler, Ignaz, Ueber Varietäten und Missbildungen des Equisetum Telmateja-
Ehrh. Vorgelegt in der Versammlung aın 5. Dec. 1888. (Separat-Abdruck
aus den Verhandlungen der K.K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien.
1889.) 8°. 10 pp. Wien 1889.
Leclerc du Sablon, Observations sur la tige des Fougeres. (Bulletin de la
Societe Botanique de France. Serie II. Tome XI. 1889. p. 12.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Boulay, Les arbres. Questions de botanique generale. 8°. 87 pp. Lille (Berg£s):
1889.
Craig, John, Propagation of trees and shrubs from cuttings. (Bulletin of the
Jowa Agricultural Experiment. Station Ames, Jowa. 1889. No. 4. p. 133.)
Crepin, Francois, L’odeur des glandes dans le genre Rosa. (Comptes rendus
des seances de la Societe Royale de Botanique de Belgique. 1889. 13. avril.
p- 64.)
Halssted, Byron, An investigation of apple twigs. {Bulletin of the Jowa Agri--
eultural Experiment. Station Ames, Jowa. 1889. No. 4. p. 104.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Äutoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe-
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur” möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,.
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
686 Neue Litteratur.
Kronfeld, M., Heterogamie von Zea Mays und Typha latifolia. (Sep.-Abdr.
aus den Sitzungsberichten der K.K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien.
Bd. XXXIX. 1889. 6. Febr.) 8°. 1 p. Wien 1889.
Patrick, 6. E., A chemical study of apple twigs. (Bulletin of the Jowa Agri-
eultural Experiment. Station Ames, Jowa. 1889. No. 4. p. 95—99.)
Raäthay, E., Ueber das frühe Ergrinen der Gräser unter Bäumen. (Sep.-Abdr.
aus den Sitzungsberichten der K.K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien.
Bd. XXXIX. 1889. 2. Jänner.) 8%. 2 pp. Wien 1889.
"Wortmann, J., Beiträge zur Physiologie des Wachsthums. [Forts. u. Schluss.]
(Botanische Zeitung. Jahrg. XLVII. 1889. No. 17. p. 277. No. 18. p. 293.)
Systematik und Pflanzengeographie:
Basteri, V., Flora ligustica: le Composite. Parte II. (Cinarocefale). 8°. 55 pp.
Genova (tip. dell’ istituto Sordomuti) 1889.
Billiet, Lettre a M. Malinvaud. Plantes d’Auvergne. (Bulletin de la Soecidte
Botanique de France. Serie II. Tome Xi. 1889. p. 15.)
Blanc, Edouard, Notes recueillies au cours de mes derniers voyages dans le
sud de la Tunisie. (l. c. p. 37.)
Britten, James, Melampyrum sylvaticum in Caithness? (The Journal of Botany
Vol. XXVILN1889: No, 317. p: 1529
Chabert, Alfred, Note sur la flore d’Algerie. (Bulletin de la Societ& Botanique
de France. Serie II. Tome XI. 1889. p. 15.)
Crepin, Francois, Recherches & faire pour &tablir exactement les &poques de
floraison et de maturation des especes dans le genre Rosa. (Comptes rendus
des seances de la Societ@€ Royale de Botanigne de Belgique. 1889. 13. avril.
p- 60.)
Druce, Claridge G., Festuca heterophylla Lamk. in Oxfordshire. (The Journal
of Botany. Vol. XXVII. 1889. Nv. 317. p. 153.)
Eichenfeld, M. v., Eine neue Doronicum-Hybride, Doronicum Haläcsyi nova
hybrida. (Sep.-Abdr. aus den Sitzungsberichten der K.K. zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien. Bd. XXXIX. 1889. 2. Jänner.) 8°. 1 p. Wien 1889.
Farkas-Vukotinovic, Ludwig v., Beitrag zur Kenntniss der croatischen Eichen.
Vorgelegt in der Versammlung am 2. Jänner. (l. ec.) 8°. 8 pp. Wien 1889,
Fritsch, C., Ueber Spiraea und die mit Unrecht zu dieser Gattung gestellten
Rosifloren. (l. c. 6. März.) 8°. 6 pp. Wien 1889.
Goetbloets, Maria, Note sur le Sedum palustre L., plante signalde autrefois
dans la Campine Limbourgeoise. (Comptes rendus des sdances de la Soeidte
Royale de Botanique de Belgique. 1889. 13. avril. p. 57.)
‚Hennings, P., Ueber Picea Alcockiana und ajanensis, zwei gewöhnlich mit
einander verwechselte Fichtenarten unserer Gärten. Hierzu Abbildung 40.
(Gartenflora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 8. p. 209.)
Kirk, Thomas, A new Chenopodium from New Zealand. (The Journal of Bo-
tany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 139.)
Marshall, Edward S., Notes on Epilobia. (l. c. p. 143.)
‚Martin, B., Notice sur les Iberis de la flore du Gard. (Bulletin de la Socidte
Botanique de France. Serie II. Tome XI. 1839. p. 32.)
Masters, Maxwell T., Abies lasiocarpa Hook. and its allies. (The Journal of
Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 129.)
Maus, Botanische Wanderungen um Altbreisach in den Monaten Juli u. August.
(Mittheilungen des Badischen botanischen Vereins. No. 60. 1889.)
Murray, R. P., Sedum pruinatum Bot. (The Journal of Botany. Vol. XXVII.
1889. No. 317. p. 141.)
Neuberger, Bemerkungen zur Flora Heidelbergs. (Mittheilungen des Badischen
botanischen Vereins. No. 60. 1889.)
Scheuerle, Die fı ühblütigen Weiden. (l. e. No. 61.)
Townsend, Frederick, Ranunculus Steveni Andrz. and R. acris L. (The Journal
of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 140.)
Trabut, L., De Djidjelli aux Babors par les beni Fonghal. (Bulletin de la Soc.
Botanique de France. Serie II. Tome XI. '889. p. 56.)
Wittmack, L., Aörides expansum Leoniae Rchb. fil. Hierzu Tafel 1296. (Garten-
flora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 8. p. 209.)
Neue Litteratur. — Personalnachrichten. 687
Phaenologie.
Audigier, Lettre A M. Malinvaud. |Floraison precoce du Galanthus nivalis.]
(Bull. de la Soc. Bot. de France. Serie II. Tome XI. 1889. p. 31.)
Palaeontologie:
'Krasser, Fridolin, Bemerkungen über die Phylogenie von Platanus. [Vortrag.]
(Separat-Abdr. aus d. Sitzungster. d. k. k. zoologisch-bot. Gesellsch. in Wien.
Bd. XXXIX. 2. Jänner.) 8°. 4 pp. Wien 1889.
— —. Ueber die fossilen Pflanzenreste der Kreideformation in Mähren. (I. e,
6. März.) 8°. 4 pp. Wien 1859.
Meschinelli, Lu., Studio sulla flora fossile di Monte Piano. (Estr. dagli Atti
della Soc. veneto-trentina di scienze naturali. Vol. X. Fasc. 2.) 8°. 31 pp.
Padova (Prosperini) 1889.
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Hansen, Emil, Chr., Ueber die in dem Schleimflusse lebender Bäume beob-
achteten Mikroorganismen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde.
Bd. V. 1889. No. 19. p. 632—640.)
Hermanu, Jules, L’Hemileia n’est pas de mal. 8°. 15 pp. Saint-Denis (Reunion)
1889.
Leclerce du Sablon, Sur un cas pathologique presents par une Legumineuse.
(Bull. de la Soc. Bot. de France. Serie I. Tome XI. 1889. p. 55.)
Mesnard, P., Maladie de la vigne, les causes et le remede. 8°. 14 pp. Le
Blanc (Ve. Ribiere) 1889.
Osborn, Herbert, Some suggestions concerning the Corn Root-worm, Diabro-
tica longieornis Say. (Bull. Jowa Agrieultural Experiments. Station Ames,
Jowa. 1889. No. 4. p. 137.)
'Vermocel, V., Resume pratique des traitements du mildion. ?2e edition. 8°,
79 pp. avec fig. Paris (Michelet) 1889. Er. 1.
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Almquist, E., Einige Erfahrungen über Verschleppung von Typhusgift durch
Milch. (Vierteljahrsschr. f. ö. Gesundheitspfl. 1889. No. 2. p. 527—337.)
Fränkel, C., Untersuchungen über Brunnendesinfection und den Keimgehalt
des Grundwassers. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 23—61.)
Kitasato, S., Ueber das Verhalten der Cholerabakterien zu anderen pathogenen
und nicht pathogenen Mikroorganismen in künstlichen Nährsubstraten. (Zeit-
schr. f. Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 1—10.)
— —, Nachtrag zu der Abhandlung: „Die Widerstandsfähigkeit der Cholera-
bakterien gegen das Eintrocknen und Hitze.“ (I. ec. p. 11—12.)
Klein, E., The Bacteria in Asiatic Cholera. 8°. 176 pp. London (Macmillan)
1889.
Klein, E., Ein Beitrag zur Aetiologie der eroupösen Pneumonie. (Centralblatt
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 19. p. 625—632.)
Lauder Brunton, T., Trattato di farmacologia, di terapeutica e di materia me-
dica, adattato alla farmacopea degli Stati Uniti da Franeis H. Williams.
Traduzione italiana col consenso dell’ autore adattata alla farmacopea francese
ed alla germanica, per cura dil EC. Tamburini. 8°. Fasc. 1. 1889. p. 1—48.
Manfredi, L., Ancora sulla batterioterapia. (Giorn. internaz. d. scienze med.
1889. No. 3. p. 204—212.)
Plevani, Silvio, Farmacopea ad uso degli ospitali, farmaeistie medici privati,
colle applicazioni pratiche della microbiologia, chimiea-celinica e toxicologia.
8°. 142 pp. Milano (Wilmaut di G. Bonelli e Co.) 1889.
Personalnachrichten.
Der Privatdocent der Botanik an der Universität Leipzig,
Dr. Hermann Ambronn, ist zum a. ord. Professor daselbst er-
nannt worden.
Am 26. April starb der K. Bezirksarzt Dr. August Progel
in Waldmünchen im Alter von 61 Jahren. Derselbe hat sich um
“
ne
688 Berichtigung. — Anzeigen. — Inhalt.
die bryologische Erforschung des südöstlichen Bayerns (Chiemgau,
Salzach und Traungebiet) sowie des Böhmerwaldes grosse Ver-
dienste erworben. Auch als hervorragender Kenner der Gattungen
Rubus und Rosa war er in weiten Kreisen bekannt und geachtet.
Berichtigung.
Auf p. 437, Zeile 16 ist statt usufa mosi zu lesen ufuta mosi.
Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 18.
Bakteriologische Diagnostik.
Hilfstabellen beim praktischen Arbeiten.
Von Dr. ]J. Eisenberg.
Zweite, völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage.
Lex. 8 Gebunden. M.5.—.
Verlag von J. M. Späth, Berlin C.
H. Karsten, Deutsche Flora. Ya a venwenzer Ge:
fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zellenpflanzen und
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark.
—$%& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung. >
Inhalt:
Wissenschaftliche ÖOriginalmit-
theilungen.
Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen
kurz nach ihrer Reife keimen. (Schluss), p. 657.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
Botaniska Sällskapet in Stockholm.
Sitzung am 21. März 1888.
Almgquist, Ueber die Gruppen-Eintheilung und
die Hybriden in der Gattung Potamogeton.
(Schluss), p. 661.
— —, Ueber eine eigenthümliche Form von
Potamogeton filiformis, p. 662.
— —, Ueber die sogen. Schüppchen der Honig-
grube bei Ranunculus, p. 662.
— —, Ueber die Honigerzeugung bei Conval-
laria polygonatum und C. multiflora, p. 663.
Nekroloe.
v. Herder, E.R. v. Trautvetter (Schluss), p. 664.
Botanische Gärten und Institute
p- 670.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. 671.
Sammlungen p. 671.
Referate:
Dosset y Monzon, Datos par la sinopsis de
las Diatömeas de Aragon, p. 676.
Gobi, Ueber Pythium subtile Wahrlich, p. 679.
Greene, West- American phases of the genus
Potentilla, p. 683.
Greene, Some West American Asperifoliae.
III., p. 684.
Istvanffi, Die Ergebnisse der algologischen
Forschungen in den oberungarischen Torf-
gegenden, p. 672.
Raunkier, Myxomycetes Daniae eller Dan-
marks Slimsvampe, tilligemed et Forsög til
en Myxomyceternes Systematik, p. 676.
Schmidely, Catalogue raisonn& des Ronces des
environs de Gene&ve, p. 680.
Widmer, Beitrag zur Kenntniss der roth-
blühenden Alpenprimeln-Flora, p. 679.
Ziliakow, Zur Myxomycetenflora des Gouver-
nements Kazan, p. 678.
Neue Litteratur, p. 685.
Personalnachrichten:
Dr. Hermann Ambronn (a. ord. Prof. der Botanik
an der Univ. zu Leipzig), p. 688.
Dr. August Progel (f), p. 688.
Ausgegeben: 14. Mai 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
Band XXX VIII. No.8. | Jahrgang X.
yarl REFERIRENDES ORGAN Uf
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm und Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
No. 21. durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 1889.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Ueber Maqui.*)
Von
Dr. Carl Ochsenius in Marburg.
Vor etwa einem Jahre las man in der Kölnischen Zeitung:
„Aus Geschäftskreisen wird zur Lage des Weinhandels u. a. ge-
schrieben, dass die massenhaft in Deutschland eingeführten fran-
*) Da durch die Zeitungen des letzten Jahres in Artikeln über den Wein-
handel, besonders den französischen, öfters der Name Maqui (sprich Maki) als
Weinfärbemittel gegangen ist, halten wir uns für verpflichtet, unsere Leser in
den Stand zu setzen, jedem sie danach fragenden Laien über die jenes Mittel
liefernde Nutzpflanze, deren ausführliche Beschreibung bislang nur in der Flora
ihrer Heimath Chile einen Platz inne hatte, genaue Auskunft zu geben.
Obschon uns nun die folgende Motivirung der Beschreibung und Verwendung
des Maqui etwas ausgedehnt erscheint, haben wir den Herrn Verfasser, einen
Freund unseres Blattes, ausnahmsweise doch nicht zur Kürzung seiner Einleitung
veranlassen wollen und denken, dass unsere Leser das billigen werden im Hin-
blick darauf, dass wohl jeder Botaniker die gute Gottesgabe, den Wein, liebt
und sich dessen Genuss nicht gern ungestraft verkümmern lässt.
Jedenfalls bietet die nicht uninteressante Vorgeschichte dem kleinen Auf-
satze eine annehmbarere Unterlage, als ein Schlusswort des Inhalts: Wird neuer-
dings in Südfrankreich vielfach zum Weinfärben benutzt, DIR:
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 18
690 y Öchsenius, Ueber Maqui.
1
zösischen Rothweine unmöglich Traubenblut sein können. Als Beweis
wird neben dem‘ durch die Reblaus seit 25 Jahren verursachten
Ausfall der Produktion in Frankreich*) auch noch angeführt, dass
man dort aus andern. Mittelmeerländern grosse Mengen von Land-
weinen verarbeite und zu deren Färbung Maque&, eine chilenische
rote Färbepflanze, die jetzt in edientenden Quantitäten dazu von
drüben bezogen würde, anwende.“
Es hiess da auch: „Die Franzosen sind uns in der Weinan-
fertigung weit über ; ihre Waare geht unbeanstandet über die Grenze
und wird vom grossen Publikum flott getrunken. Würde auch
das Zeug einmal durch eine Analyse als reines (ebräu ohne alles
Rebenbltt : entlarvt werden, so ist.der Koch desselben doch nicht
zu fassen, während ein Weinfälscher in Deutschland schwer be-
straft wird“.
Auf eine Beleuchtung dieses Verfahrens in der Oeffentlichkeit
mit Hinweis auf die Melon Mark, die alljährlich von Deutsch-
land nach Frankreich für sog. ächte, Bordeaux-, aber in Wirklich-
keit für wenigstens zum Theil nur maquisirte, minderwerthige, aus-
ländische Land-Weine wandern, erschien ein geharnischter Protest
des Präsidenten der dortigen Handelskammer, in welchem die An-
schuldigung der Weinfabrikation in Bordeaux zwar zurückgewiesen,
aber in keinerlei Weise widerlegt wurde.
Daraufhin bewies man dem erwähnten Herrn, dass der Auf-
kauf der getrockneten Maquibeeren in den Südprovinzen von
Chile schon seit Jahren systematisch von französischen Händlern be-
trieben würde, dass tausende von Säcken nach Bordeaux gingen und
1384 auf diese Weise 26692 kg Maqui von jener Republik
unter der Bezeichnung „Samen“ nach dem genannten Hafen ver-
schifft worden seien nd in 1836 bereits 136 \ 026 ke.
Ferner wurde angeführt, dass nicht nur aus den unmittelbar
am Mittelmeer liegenden Ländern,**) sondern sogar aus Bulgarien
ganze Schiftsladungen leichten Weines alljährlich nach Südfrankreich
transportirt würden, und man in erstgenannter Gegend auch wisse,
dass sie da einer kleinen Manipulation unterzogen und als franzö-
sische Weine wieder ausgeführt würden.
*) Das Jahr 1885 hat in der gesammten Gironde die geringste Ernte ge-
bracht, nämlich 1076056 hl, 1886 erzeugte 1108685 und 1887 1139367 hl,
während in den guten Weinjahren 1874 und 1875 5 bezw. 5'/» Millionen hl pro-
dueirt wurden. Dann trat die reissende Abnahme des Ertrags ein, der nur 1877
und 1878 noch einmal 3 bezw. 2 Millionen überstieg, in den übrigen Jahren
aber nur zwischen 1°/ und 1 Million schwankte.
**) Dünne spanische Landweine sind recht billig, das Liter ist nicht selten
um 20 Pfennig zu haben. Es wird erzählt, dass bei dem Bau einer Dorfkirche
in einer wasserarmen Gegend man den Kalk einmal mit Wein gelöscht habe, als
das Wasser gerade sehr rar geworden war und man die Arbeit nicht bis zur An-
fuhr von weiter her unterbrechen wollte. Der Erfolg war ein überraschender.
Der:Mörtel erhärtete rasch und fest bindend. Jetzt weiss man, dass ein geringer
Zusatz von Zuckerlösung zum Kalkbrei genügt, um seine Verwandlung in krystal-
linisches Caleiumcarbonat sehr zu beschleunigen, und ebenso wird der wenige
Alkohol im verwendeten Weine gewirkt haben.
Dass die spanischen Bauern nach recht gesegneter Ernte in einzelnen
entlegenen Gegenden die Reste vorjährigen Weines ausgiessen, wenn es ihnen
an Fässern für den frischen fehlt, ist eine bekannte Sache,
»
Ochsenius, Ueber Maqui. 691
Diesen erdrückenden Thatsachen gegenüber erschien zwar kein
‘amtlicher Widerspruch, sondern nur eine Aeusserung, nach welcher
die so fabrieirten Weine vom Bordelais ihren Weg hauptsächlich
nach den amerikanischen Colonien nähmen oder = sog. billiger
vin de table in Frankreich selbst Verwendung fänden.
Nun wäre ja die einfache Färbung von Wen durch Maqui
an und für sich keine Qualitäts-Verschlechterung, wie sich weiter
unten zeigen wird, aber der Verkauf von künstlich gerötheten
billigen Weissweinen zu hohen Bordeauxpreisen ist geradezu eine
Fälschung und ein Betrug, und ein derartiges Vorgehen durfte der
Beurtheilung dureh die Oeffentlichkeit nieht vorenthalten werden.
Uebrigens steht dieses Verfahren nicht isolirt in Frankreich da.
Noch "schwerwiegender ist das Factum, dass deutscher Sprit
massenhaft nach den Stapelplätzen französischen Cognacs geht, um
von da aus allmälig in etwas veränderter Form ee seinen
Weg als ächter Brandy d. i. Cognae nach England zu finden,
wie s. Z. der amtliche Hericht: Se britischen Consuls in La Rochelle
besagte. Eine solehe Procedur wirft auf den französischen Spiri-
‘tuosenhandel ein noch viel ungünstigeres Licht, als das Maquisiren
importirter Weissweine.
Aber bei letzterem Verfahren ist es nicht geblieben.
Jetzt stellt sich gar heraus, dass man. nicht nur im Kleinen,
sondern auch im ganz Grossen Gemische aus Wasser, Sprit, See-
salz und anderem Zeug vermittels Maquizusatz in französischen
Rothwein umstempelt.
Der Berichterstatter der Kölnischen Zeitung schrieb aus Paris
in Nr. 16 derselben am 13. Januar d. J.:
„Diejenigen, welche glauben, dass der unmittelbare Bezug von
Bordeauxweinen aus Bordeaux selbst eine Bürgschaft für deren
Aechtheit bietet, können aus Nachstehendem ersehen; dass das durch-
aus nicht immer der Fall ist. Vor vier Tagen kam nämlich hier
‚eine Sendung von 1500 Fässern Wein aus Bordeaux an, die von
einem dortigen grossen Weinhause stammten. In Folge einer ein-
gegangenen Anzeige liess die Gesundheitsbehörde diese Sendung
genau untersuchen, wobei sich herausstellte, dass die 1500 Fässer
ein grässliches Gemisch enthielten, das mit Wein nur die Farbe
gemeinsam hatte. Die chemische Analyse ergab als Bestandtheile
Wasser, schlechten Spiritus, etwas Glycerin, den chilenischen
Farbstoff Maqui, starke Mengen Gips und Seesalz. Wieviele
und schreckliche Kater mögen durch rechtzeitige Entdeckung und
Beschlagnahme dieses Zeugs verhütet worden sein X
Man begnügt sich also nieht mehr, vorhandene Weine zu ver-
bessern, sondern macht Kunstwein aus Materialien, die nie mit
‚einem Rebenstock in Berührung gekommen sind, und färbt ihn
auf mit Maqui.
Nun bringt allerdings die Handelskammer von Bordeaux in
in Nr. 42, II. der Kölnischen Zeitung d. J. die Berichtigung, dass
‚jene Sendung nicht von einem Hause herrühr e, sondern aus Spanien
gekommen und von Cette direkt nach Paris versandt worden sei,
und das könnte unter Umständen auf die Vermuthung führen, dass
18*
692 Ochsenius, Ueber Magui.
die Weinfabrikation der schlimmsten Sorte von Bordeaux nach
Spanien verlegt sei, um der Beleuchtung durch die deutsche Presse-
etwas entrückt zu werden.
Dem gegenüber theilt mir jedoch Dr. G. Kümmel von Cassel,
der den Herbst 1888 in Spanien verbrachte, mit, dass nach dortigen.
Zeitungsnachrichten damals ein Franzose versuchte, eine grosse
Quantität Wein nach Spanien zollfrei zu importiren unter der An-
gabe, es sei spanisches Erzeugniss, das in Frankreich keine Ver-
wendung gefunden habe. Die in Madrid angestellte chemische-
Untersuchung konnte die Flüssigkeit aber nur als chemisches Pro-
dukt bezeichnen, und die Folge davon war, dass der betreffende-
statt des verhältnismässig niedrigen Einfuhrzolles für Wein den sehr
beträchtlichen für Chemikalien im Betrage von etwa 10,000 Fr.
bezahlen musste.
Sollte da nicht vielleicht eine Verwandtschaft existiren zwischen:
den gelösten Chemikalien und der Pariser Sendung, die wahrscheinlich.
nur einen Umweg von Bordeaux über die spanische Grenze und
Cette nach Paris gemacht hat?
Spanien scheint hiernach sich nicht zum Mitschuldigen der
französischen Weinfabrikation hergeben zu wollen.
Doch nun zum Maqui selbst, zur
Aristotelia Maqui L’Herit., A. glandolosa R. u. P. inc. chil. Clon..
Der nur in Chile einheimische Strauch wurde von L’Heritier
Aristoteles zu Ehren so benannt, unter Beibehaltung des:
indianischen Namens Maqui für die Frucht als Speciesbezeichnung.
Bei den Indianern heisst der Strauch selbst Clon.
Cl. Gay, der französische Gelehrte, welcher im Auftrage der
chilenischen Regierung die Republik in den 30er und 40er Jahren
durcehforschte und darauf ein Werk von 23 Bänden — Historia
fisiica y politica de Chile — in Paris erscheinen liess, betrachtet
das Geschlecht Aristotelia als Bindeglied zwischen den Tiliaceen:
und Elaeocarpeen, G. W. Bischoff stellte es s. Z. mitR. Brown
und Decandolle in die Nähe der Homalinen und in die
Linne&'ische Classe Dodecandria Monogynia, während Reichen-
bach dasselbe den Escalloniaceen, Lindley den Philadelphaceen
und Endlicher es den Ternstroemeriaceen zuwies. Der italienische
Abbe Molina, welcher vor etwa 100 Jahren in Chile lebte und
die erste Naturgeschichte davon schrieb, nannte den Strauch Cornus
Chilensis, offenbar wegen seiner Aehnlichkeit im Habitus mit
unserem Cornus mas; meines Erachtens nähert sich jedoch der
Typus des Maqui mehr dem eines schlanken und schmalblättrigen
Exemplars unserer Ahlkirsche (Prunus Padus), mdem die Stamm-
farbe, Astwinkel, Stärke und Höhe des Strauches (bis zu 6 m),
auch Form, Grösse und Randung der Blätter bei beiden Gewächsen
sich sehr ähnlich sind; nur ist die Belaubung des Magui mit seinen
nickenden Blättern lichter und sind seine Aeste weniger verzweigt,
sie pflegen sich schon nahe dem Boden zu entwickeln und dann
stanzen- und rutenförmig ungetheilt nach oben zu streben.
Der Magui tritt fast immer gesellig auf, liebt feuchte schattige
Ränder von Lichtungen, Ufer von Wasserläufen, aber nicht den
Ochsenius, Ueber Maqui. 693
‚eigentlichen Urwald, und hält nur vereinzelt gegen das Andringen
von Escallonien und Myrten auf den ebenen Grasflächen Stand.
In den Gegenden, die seiner Entwickelung günstig sind, d.h.
in dem mittlern Theil seines Verbreitungsgebietes, das vom 31. bis
48. Grad S. Br. in Chile reicht, ist Aristotelia Maqui recht
häufig.
Die Wurzeln bieten nichts besonders Auffallendes; sie folgen
der Gewohnheit der andern chilenischen Hölzer, keine Pfahl-
wurzeln zu treiben, sondern in diehtem Gewirr sich mehr in hori-
zontaler Richtung auszubreiten. Daher kommt es, dass die toten
Baumriesen, wie sie in den Urwäldern des chilenischen Südens
sich präsentiren, eine förmlich aufrecht stehende, hohe, dichte Erd-
und Wurzelwand hinterlassen, wenn sie nach ihrem Absterben
(durch Waldbrand z. B.) vom Sturme umgelegt werden.
Die schwarzbraune, saftreiche Stamm- und Astrinde des Maqui
ist zähe und geschmeidig, sitzt lose an dem hellen Holze und
giebt ein gesuchtes Bastmaterial.e. Das Holz selbst ist weich und
leicht, dient zur Anfertigung von musikalischen Instrumenten, Ver-
zierungen und dergl. Mit der Zeit erhärtet es, ist aber gegen
Nässe nicht sehr widerstandsfähig. Der Ansatz von dunkelem,
‚schwerem Kernholz (Pellin), welcher sich bei den meisten chilenischen
Laubbäumen im Alter einstellt, findet auch beim Magqguwi statt.
Dasselbe zeigt die Farbe der reifen Beeren in lichter Abstufung.
Maqui-Ruten ersetzen fehlendes Rohr, so u. a. bei Herstellung von
Dächern, Flechtzäunen u. s. w.
Die rinnenförmigen Blattstiele sind ebenso wie die jungen
‚Zweige röthlich und etwa halb so lang als die bis zu 6 em langen
elliptischen Blätter, deren Breite die Hälfte ihrer Länge beträgt.
Die Blätter selbst sind klein gesägt und zugespitzt, nickend, kahl,
gegenüberstehend, oben dunkelgrün und glänzend, unten hellgrün
und matt, im Alter rothgeadert und meist rinnenförmig der Länge
nach nach oben zusammengebogen.
Sie sind nicht, wie die der meisten chilenischen Gesträuche
und Bäume, starr und lederartig, fallen aber trotzdem im Winter
nicht in dem Masse ab, wie wir Europäer es an der gleichartigen
Belaubung unserer Holzpflanzen zu sehen gewöhnt sind; doch
pflegt unter den Maquibeständen mehr vegetabilischer Detritus zu
liegen, als unter anderm Buschwerk.
Als Hausmittel finden die Blätter auf dem Lande in Chile
vielfache Anwendung.
Getrocknet und pulverisirt streut man sie auf rebellische
Geschwüre, gebraucht sie als Kataplasmen, und giebt den Aufguss
der frischen gegen Mund- und Halskrankheiten.
Offenbar besteht ihre Wirksamkeit in der von H. Warlich in
ihnen beobachteten reichlichen Menge von Gerbsäure. Die 5 mm
grossen Blüten bestehen aus einem flach glockenförmigen, ein-
blätterigen, tief vier-, fünf-, seltener sechsspaltigen hellgrünen Kelch,
‚der ebenso wie die ganz jungen Theile der Pflanze Flaum trägt
und von den gelblich weissen Blumenblättern in gleicher Anzahl
nur wenig überragt wird; sehr kurzgestielte, hypogynische Antheren
694 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
sind zwei- oder dreimal soviele vorhanden als Blumenblätter und!
umgeben den Fruchtknoten, der drei sehr kleine, sitzende Narben
zeigt. Vereinigt zu armblütigen, achselständigen, aber äusserst
zahlreichen Träubchen, deckt das helle, reine Gelbgrün der Maqui-
blümehen die Ruthen des Strauches im Frühling, d.h. in Chile im
September und Oktober, in einer recht wohlthuenden Fülle und
einem angenehmen Gegensatze zu dem massigen Blütenschnee,
der auf den dunkelen, klein- und spitzblättrigen Myrten liegt, und
dem bestäubt erscheinenden Graugrün der starren Escallonien,.
welche häufig die nächste Umgebung oder Nachbarschaft der-
Maquibestände zusammensetzen.
(Fortsetzung folgt.)
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botaniska Sällskapet in Stockholm.
(Fortsetzung.)
Sitzung am 23. Mai 1888.
1. Herr J. Eriksson sprach über:
Gerste-Varietäten und -Sorten.*)
Im Sommer 1887 hatte Vortr. auf dem Experimentalfelde der
Landbau-Akademie 117 verschiedene Gerstensorten kultivirt, welche
den folgenden 19 botanischen Varietäten angehörten: Hordeum
hexastichum L. var. pyramidatum Keke., H. vulgare L. (H.
tetrastichum Keke.) var. pallidum Ser., var. coerulescens Ser., var.
nigrum Willd., var. leiorrkynchum Keke., var. coeleste L., var.
Himalayense Ritt., var. violaceum Keke. und var. trifurcatum Schl. ;
H. distichum L. var. nutans Schübl., var. nigricans Ser., var. erectum
Schübl., var. zeocrithum L., var. nudum L., var. Braunü Keke., var.
Abyssinicum Ser., var. macrolepis Kcke., var. defieiens Steud. und
var. Steudelüi Keke. Von sämmtlichen Varietäten wurden Aehren
und Körner, sowie auch nach der Natur ausgeführte grosse, farbige
Abbildungen vorgelegt, und die botanischen Verschiedenheiten und
die Geschichte der Varietäten besprochen. Alle Varietäten waren
reif geworden, jedoch nicht alle gleich gut.
Vortr. hatte die Länge der Körnerreihe, sowie den Körner-
reichthum der Aehre, zugleich auch das absolute Gewicht und die
Dünnschaligkeit der Kömer für jede Varietät bestimmt und hatte
dabei die in der folgenden Tabelle mitgetheilten Zahlen bekommen.
Die Länge der Körnerreihe und der Kömerreichthum der Aehre
*) Ausführliches wird hierüber in „Studier och iakttagelser öfver vära
Sädesarter. I.“ [Studien und Beobachtungen über unsere Getreidearten. I.) (Kgl.
Landtbr. Akad. Handl. o. Tidskr. 1889) mitgetheilt.
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 695,
wurde nach einer Untersuchung von 10 gut entwickelten Aehren
bestimmt. Die für die Bestimmung des absoluten Gewichtes aus-
gelesenen Körner wurden vor der Wägung zur gleichmässigen
Austrocknung, nach einer vom Vortr. in einer besonderen Schrift *)
vorgeschlagenen Methode, in einem Exsiccator über Schwefelsäure
getrocknet.
l
Die Zahl
dereinzel- Die : Das
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Ziffern |Aehre. er | Kör- |Körner
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Aehre
gegangen
sind. | Cm. Gr. | °
Hordeum hezastichum var. pyramidatum 4 4.9 59 | 5.390 | 87.95
z vulgare „ pallidum | 5 u) 59 |4.298 | 89.22
- e „ coerulescens 2 5.4 39 6.188 | 88.51
= = n Nigrum 1 5.8 42 6.547 | 88.40
- . „ leiorrhynchum 1 6.5 45 |4.835 | 88.56
h 1, „ coeleste 3 9.0 66 | 3.779 | 100.00
5 » „ Himalayense 1 6.0 47 | 4.180 | 100.00
= n „ violaceum 1 6.7 48 | 4.302 | 100.00
. R „ trifurcatum 1 7.0 60 | 4.235 | 100.00
> distichum „ nutans 3 11.4 50 | 6.399 | 90.59
; » „ nigricans 1 10.5 28 6.171 | 883.25
2 = „ erectum 2 8.7 30 |6.123 i| 90.76
n > „ zeocrithum 2 5.5 24 |5.828 | 89.46
= „ „ nudum 1 10.1 21 7.008 100.00
. = „ Brauniü 1 9.5 23 | 6.408 | 90.04
& . „ Abyssinicum 1 9.0 23 |6.573 | 89.65
“ pP „ macrolepis 1 8.0 22 | 6.860 | 86.66
v r „ deficiens 1 7.3 17 |6.528 | 88.53
= . „ Steudelii 1 9,3 23 16.989 | 88.99
|
\
Endlich sprach der Vortr. über die Berechtigung einer Trennung
so vieler sog. Sorten, wie sie die neuen Handbücher über Getreide-
sorten aufnehmen, seine Zweifel aus.
2. Herr N. Wille referirte eine Abhandlung von Fräulein
E. Söderström:
Ueber die Entwieklung und den anatomischen Bau
von Desmarestia aculeata. **)
*) J. Eriksson, Om bestämmandet af fröns absoluta vigt. [Ueber die Be-
stimmung des absoluten Gewichtes von Samen]. (Kgl. Landtbr. Akad. Handl.
och Tidskr. 1888).
**) Diese Abhandlung wird in deutscher Sprache mit 1 Tafel in Bih. till K.
Sr. Vet.-Akad. Handl. Bd. XIV. Afd III. No. 3 publicirt.
696 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
3. Herr S. Almgvist sprach:
Ueber das Vorkommen von Euphrasia Salisburgensis.
Bei einer Excursion auf Gotland, auf der Vortr. Euphrasia
Salisburgensis suchen wollte, beobachtete er, dass diese Pflanze
stets in kleinen absterbenden Höckern von Schoenus ferrugineus
vorkam. Später fand er eine andere Lokalität auf derselben Insel,
wo die Pflanze in ähnlichen Höckern wuchs, doch fand sie sich
hier auch in dem Kalkschlamme im der unmittelbaren Nähe der
Höcker. Auf anderen Stellen konnte Vortr. sie nicht entdecken.
Es scheint demnach, als wäre diese Pflanze wenigstens in Gotland
mit Schoenus ferrugineus konstant verbunden, ganz so wie E. ofi-
cinalis var. gracilis ausschliesslich, wenigstens nach dem Wissen des
Vortr., immer mit Heidekraut zusammen angetroffen wird. Da die
Verwandten aller dieser Pflanzen Parasiten sind, vielleicht auch,
wie man nach dem Vorstehenden schliessen könnte, zuweilen Sapro-
phyten, ist eine Bundesgenossenschaft mit einer bestimmten Wirths-
pflanze nieht wunderbar. Es kann auch die Frage aufgestellt werden,
wie weit die grosse Veränderlichkeit bei Euphrasia ofhicinalis im
Vorkommen mit verschiedenen Wirthspflanzen ihre Erklärung findet.
Herr €. @. H. Thedenius legte vor und demonstrirte:
Einige eigenthümliche Phanerogamen-Formen aus
Ahus, Skäne (südliches Schweden).
Eine f. fava von Pulsatilla pratensis Mill., bleichgrün, an
den Kelchblättern schwefelgelb, auswendig an der Basis grünlich,
kam auf Sandfeldern spärlich mit der Hauptform zusammen vor.
Eine andere f. monstrosa derselben Pulsatilla-Art, ohne Kelehblätter,
aber mit normalen Staubfäden und Pistillen, wuchs auch mit der
Hauptform spärlich gemischt. Allgemein war auf den Sandfeldern
eine f. arenaria von Medicago falcata L. mit grobem und
kurzem Stamm und mit dicht köpfehenähnlichen Intloresceenzen.
Nicht selten kam im Gruppen unter der Hauptform eine bleich-
grüne f. pallida von Listera cordata vor. Eine weitere Verbreitung
zeigte Carex obtusata Liljebl. auf offenen Lokalitäten, sie ist 5—8 cm
hoch und mit starren, kurzen Blättern versehen, an schattigen aber
ist sie bisweilen üppig entwickelt und besitzt 20—25 em lange,
weiche Blätter. Trapa natans L. P. conocarpa F. Aresch., im
Jahre 1871 in dem See Jmmeln neu entdeckt, scheint in gewissen
Jahren recht zahlreich vorhanden zu sein. Jm Herbste 1887 fand
Vortr. etwa 100 Individuen. Nach der Angabe eines Fischers
konnte im Jahre 1886 ein Botaniker an demselben Fundorte nur
2 Exemplare entdecken. Jährlich wird die Pflanze von Botanikern
eingesammelt, was jedoch ihre Verbreitung nicht in so hohem Grade
hemmt, wie der am Platze jährlich zum Brachsenfang vorgenommene
Netzzug.
(Fortsetzung folgt.)
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 697
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet
i Upsala.
Sitzung am 9. Februar 1888.
Professor F. R. Kjellman hielt einen Vortrag
Ueber den Bau des Sprosses beider Fucoideenfamilie
der Chordariaceae.
und bewies, dass die für diese Familie als charakteristisch ange-
sehene Strukturform, obgleich in der völlig ausgebildeten Form
gleichartig, doch der Entwicklungsgeschichte nach vier wesent-
lich verschiedenen Typen angehört. -Ein solcher Typus wird durch
die Gattungen Chordaria, Leathesia u. a. repräsentirt, ein zweiter
von der Gattung Blachista s. s., ein dritter von den Gattungen
Scytothamnus und Coilodesme und der vierte von einer, wie es
scheint, bisher unbeschriebenen Alge aus dem die Japanische Insel-
gruppe umgebenden Meere.
In einem Aufsatze, mit dessen Ausarbeitung Vortr. beschäftigt
ist, wird dieser Gegenstand ausführlicher behandelt werden.
Herr €. J. Johanson berichtete
Ueber das Vorkommen von als Reservenahrung fun-
girender Cellulose in den Zwiebelblättern von Poa
bulbosa L. und in den Stammknollen von Molinia coerulea
Moench
und beschrieb die Art und Weise wie die Oelluloseschichten bei der
Entwicklung der neuen Sprosse aufgelöst werden.
Der Inhalt des Vortrags wird in einer der K. Schwed. Akademie
‚der Wissenschaften eingereichten Abhandlung „Om gräsens qväf-
vefria reservnäringsämnen, särskildt de inulinartade kolhydraten*
‚erscheinen.
Sitzung am 23. Februar 1888.
Herr K. 0. E. Stenström legte die im Sommer 1887 im
Botanischen Garten in Upsala kultivirten Arten von Crepideae und
den verwandten Gruppen der Familie der Compositae vor.
Docent A. N. Lundström gab sodann folgende Mittheilung:
Einige Beobachtungen über Calypso borealis.
Schon im Jahre 1862 hatte Vortr. Gelegenheit, diese Pflanze,
‚ohne Zweifel die niedlichste der schwedischen Flora, an einem der
Standorte einzusammeln, wo sie, soweit ihm bekannt war, am
reichsten aufgetreten ist, nämlich bei Längviken unfern Piteä.
Während der nächstfolgenden 10 Jahre sah er sie fast jährlich
wieder, und seine Aufmerksamkeit wurde schon damals durch
einige kleine korallenähnliche Anhängsel erregt, die recht oft —
‚doch nicht immer — an den älteren Knollen sassen, wenn sie aus
698 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
der Erde aufgenommen wurden. Da Vortr. diese Gebilde vom
keinem früheren Verfasser erwähnt gefunden, mag ihr Aussehen
hier eingehender beschrieben werden. Die bei-
stehende Fig. a bildet einen solehen Anhang in
dl natürlicher Grösse ab. Die Zweige sind ge-
3 5; wöhnlich in einer Ebene ausgebreitet; bisweilen
wird die Spitze eines Zweiges von der eines
anderen bedeckt. Die Spitzen sind abgerundet
und mit einem kleinen länglichen Eindrucke
versehen, wie Fig. ce zeigt. Dieser Eindruck
läuft rechtwinkelig gegen die Einsenkung, die
bei der Verzweigung entsteht. In seltenen
2 « Fällen ist eine Zweigspitze konisch (Fig. b);
ob eine solche Spitze die Anlage eines blatt- und blütentragenden
Individuums ist, wie bei Corallorhiza, konnte Vortr. nach dem
jetzt vorhandenen Materiale nicht entscheiden. In der Nähe der
abgerundeten Spitzen können ein bis zwei schr kleine (ungefähr
0,5 mm lange), gebogene, konische Körperchen wahrgenommen
werden (siehe Fig. e, dreimal vergr.), welche Niederblätter mit der
Blattstellung Ys sind. Der korallenähnliche Anhang ist demgemäss
ein Rhizom, dessen Zweige zufolge der Blattstellung !/g in einer
Ebene ausgebreitet worden sind.
Diese Rhizome ähneln, wie leicht zu ersehen ist, in ihrer
äusseren Erscheinung sehr den bei Corallorhiza und Epipogium:
vorkommenden; deren Zweige gleichfalls in einer Ebene ausge-
breitet sind. Auch in dem anatomischen Baue ist mit diesen eine
grosse Uebereinstimmung vorhanden, und die bei den Orchideen-
wurzeln so häufigen endophytischen Pilze erscheinen in diesen
Rhizomen wie bei Corallorhiza im besonderen Zellschiehten. Solche:
deutlich septirte Hyphen, wie sie bei Corallorhiza vorkommen,.
hat Vortr. bei Calypso nicht finden können, und es schien ihm
wahrscheinlich, dass die „gelben Klümpcehen“, die Wahrlich*)
als eine Art Haustorien deutet, ein Plamodiumstadium sein könnten,
das in jeder Zelle der Bildung der Hyphen vorhergeht. Es
tritt nämlich bei Calypso — wie man nach dem jetzt vorliegenden
Material schliessen darf — in den fraglichen Zellen zuerst ein
Plasmodium auf, mit feinen Strängen, die in verschiedenen Zellen
mit einander correspondiren. Später nehmen diese Stränge
eine mehr oder weniger deutliche Aehnlichkeit mit Hyphen an.
Wenn es Vortr. gelingen wird, lebendiges und vollständigeres
Material zu erhalten, so hat er die Absicht, eine eingehendere
Untersuchung über diesen Gegenstand auszuführen.
Vortr. fand keinen Grund, zu vermuthen, dass die erwähnten
korallenähnlichen Anhänge irgend eine pathologische Bildung
wären, dann müssten sie auch bei Corallorhiza derselben Natur
sein. Indessen kommen sie bei Calypso, wie oben erwähnt wurde,
nicht immer vor. An den Blüten tragenden Knollen wurden sie
*) Siehe W. Wahrlich, Beitrag zur Kenntniss der Orchideenwurzelpilze..
(Bot. Zeitg. 1886. p. 481.)
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 699:
nie beobachtet, sondern nur an den des vorhergehenden Jahres;
oder an noch älteren. Wahrscheinlich haben sie auch nicht die
nämliche Bedeutung wie bei Corallorhiza, bei welcher Gattung sie
ja konstant vorhanden sind. Vortr. fand es am meisten wahr-.
scheinlich, dass sie bei Calypso redueirte Organe sind, also ein
Erbe, dessen sich die Natur zu entheben sucht, da es der Pflanze:
zu keinem wesentlichen Nutzen ist.. Diese Bildungen zeugen je-
doch von einem engen phylogenetischen Zusammenhang zwischen
diesen beiden Gattungen, und Vortr. konnte nicht umhin, hier her-
vorzuheben, dass-P fitzer*), dessen System der Orchideen durch
seine denkwürdigen Prineipien und seine vorgeschrittene Position
Vortr. besonders angesprochen hat, die Gattung Calypso zunächst
Corallorhiza innerhalb der Gruppe der Liparidineae (unter Dupli-
catoe) gestellt hat.
Vor einigen Jahren versuchte Vortr. Calypso aus Samen zu
ziehen, aber ohne Erfolg. Auch in der Natur dürften die Keim-
pflanzen sehr selten sein — Vortr. hat sie nur einmal gesehen —
und reife Früchte kommen gleichfalls äusserst spärlich vor. Es
ist aber nicht unwahrscheinlich, dass gerade an den Knollen der
Keimpflanze die erwähnten Rhizome gefunden werden können.
Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass an einem behutsam.
aufgehobenen Exemplar, an welchem die Knollen der letzten drei
Jahre noch hingen, aber keine Spur von einem vierten, die korallen-
ähnlichen Anhängsel an den ältesten Knollen gefunden wurden.
Diese schienen der Verzweigung nach drei Jahre alt zu sein.
Nur einmal wurde die Pollination bei Calypso in der Natur
beobachtet; das besuchende Insekt war eine Hummel. Durch
artificielle Pollination wurden jedoch mehrmals reife Früchte er-
zeugt.
Unter den in einigen Floren über diese Pflanze vorkommenden
Angaben mögen die folgenden berichtigt werden: Die Pollen-
massen sind nicht keulenförmig, sondern scheibenförmig, ungestielt;
die Blätter sind nicht immer langgestielt, sondern können (auf
nackter Erde) fast ungestielt sein. Das Deckblatt ist nieht häutig,
sondern hat die nämliche Konsistenz wie die Kelchblätter. Die-
Griffelsäule ist nicht gelb, sondern blassroth, wie die angewachsenen
Anhänge. Der Standort ist nie in Gebüsch, sondern in feuchten,
alten Nadelholzwäldern, in welchen diese Pflanze besonders auf
oder neben umgefallenen, von Moos überwachsenen und vermoderten
Stämmen vorkommt.
Weiter mag hinzugefügt werden, dass die entwickelten Blätter-
zwei grosse, der Länge nach verlaufende Kiele haben (die von
der duplieativen Knospenlage abhängen), sowie, dass sie an der
unteren Seite oft violett gefärbt sind. Der Fruchtknoten ist nicht
gedreht, die Lippe wird aber hier dadurch nach unten gerichtet,
dass die einzelne Blüte sich rückwärts beugt (nicht dreht). Die:
*) E. Pfitzer, Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen..
Heidelberg 1887.
"700 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
Frucht ist aufreeht und keulenförmig, und die Blüte hat einen an-
‚genehmen Vanillegeruch.
Vortr. hielt es nicht für unwahrscheinlich, dass der an der
Griffelsäule angewachsene Anhang die beiden vorderen Staubblätter
des inneren Kreises repräsentirt. Da er aber nicht Gelegenheit
gehabt hatte, die Entwicklungsgeschichte der Blüte zu verfolgen,
‚so wagt er keine bestimmte Meinung darüber auszusprechen und
ebensowenig, ob die Griffelsäule als eine Stammı- oder Blattbildung
zu deuten sei, zu entscheiden.
Dann theilte Professor Th. Fries folgende
terminologische Notizen
mit:
I. Wie sollen die Namen der Klassen und Ordnungen
in Linn&’s Sexualsystem betont werden?
Schwedische Botaniker hört man diese Namen bald mit dem
"Ton auf der Penultima, bald auf der Antepenultima prononeiren.
Hervorragende klassische Philologen, die über diesen Gegenstand
befragt wurden, haben erklärt, dass der Ton auf der Penultima
der richtige ist, oder doch mit guten Gründen vertheidigt werden
kann; andere sind der entgegengesetzten Meinung. Da dieses also
eine streitige Frage zu sein scheint, so kann es von Interesse sein,
zu wissen, wie Linne selbst diese Namen prononeirte. Es ist
ganz ausser Zweifel, dass er den Ton auf die Penultima verlegte
und also Monandria, Didynamia, Monogynia u. s. w.
aussprach, und ebenso thaten auch seine Schüler (z. B. Retzius,
Thunberg, Acharius u.a.) sowie alle schwedischen Botaniker
am Anfange und in der Mitte dieses Jahrhunderts (z.B. Wahlen-
berg, Wikström, E. Fries u. a.) Erst in den letzten De-
cennien hat man in Schweden begonnen, die Aussprache mit dem
Ton auf die Antepenultima zu gebrauchen.
II. Welche Bezeichnung ist im natürlichen Systeme
vorzuziehen: „Ordnung“ (ordo) oder „Familie* (familia)?
Unter schwedischen Botanikern ist bekanntlich der Ausdruck
„Familie“ bisher angewandt worden, und es dürfte nicht geleugnet
werden können, dass damit besser, als mit dem Worte „Ordnung“
‚ausgedrückt wird, dass eine wirkliche Verwandtschaft, eine ge-
meinsame Abstammung der der Familie angehörenden Formen
‘vorhanden ist. Indess hat man auch in Schweden, wie es im Aus-
lande an mehreren Orten geschehen, in der letzten Zeit versucht,
„Familie* gegen „Ordnung“ auszutauschen und als Grund dafür
ist angeführt worden sowohl das Prioritätsgesetz im Allgemeinen,
als besonders der Umstand, dass Linne& letzteren Ausdruck an-
gewendet hat. Weiter ist hervorgehoben worden, dass mehrere
der hervorragendsten Systematiker (z. B. L. A. de Jussieu, A.
P. und Alph. de Candolle, Bentham, Lindley, End-
licher u. a.) die Bezeichnung „ordo“ aufgenommen haben. Diese
‘Gründe mögen hier genauer geprüft werden.
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 70L
Wenn gefragt wird, wo die Bezeichnung „ordo* zum ersten:
Mal in der botanischen Litteratur vorkommt, so ist es nicht gar
zu leicht, darauf eine Antwort zu geben. Vielleicht ist Caesal-
pinus (De plantis libri XVI) der erste, welcher im Jahre 1583:
sagt: „in ordines redigantur plantae.“ Es scheint einleuchtend zu
sein, dass „ordo“ hier in demselben Sinne angewendet wird, wie
„elassis“ in den artifieiellen Systemen. Die nämliche Bedeutung
hat dies Wort auch bei Rivinus (in seinen Ordines Plantarum,
1690) und anderen Vor-Linneanischen Verfassern.
Fragt man dann weiter, wer die Ansicht von natürlichen Ver-
wandtschaften im Pflanzenreiche zuerst ausgesprochen’ und das.
Bedürfniss eines natürlichen Systems hervorgehoben hat, so ist
dies P. Magnol (1689), und er ist auch derjenige, welcher für
die natürlichen Gruppen des Pflanzenreichs die Benennung „fa-
miliae plantarum“ angewandt hat — eine Bezeichnung, die nach-
her von Adanson in seinem grossen Werke Familles des.
plantes (1763) aufgenommen wurde.
Aus diesem Grunde hat „familia*, als Bezeichnung einer na-
türlichen Gruppe, einen unstreitigen Vortritt des Alters, denn in
diesem Sinne wird „ordo* ungefähr 50 Jahre später, nämlich
von Linn& in seinem Classes plantarum (1738) zum ersten
Mal angewendet.
Doch wird man vielleicht einwenden, dass man, um:
diese Frage zu beantworten, nicht weiter zurück als bis zu
Linne gehen dürfe, und dann müsse dem Worte „ordo“ der
Vortritt zuerkannt werden. Auch dieses ist aber nicht berechtigt.
Es verhält sich nämlich so, dass Linne, wo er den Ausdruck.
„ordo“ zum ersten Mal anwendet (1735 in Systema naturae,
ed. I.), damit nicht eine natürliche Familie bezeichnet, sondern
die artificiellen Abtheilungen der Classen des Sexualsystems, und.
so ist es auch in den späteren Schriften Linn&’s.
Der Gebrauch von „ordo* in der Bedeutung von „natürliche-
Familie“ hat daher zur Folge, dass dem Worte „ordo* oder Ord-
nung) zwei ganz verschiedene Bedeutungen gegeben werden. In
der That hat auch Linn& in dem Sinne von natürlicher Familie-
nicht „ordo“, wohl aber „ordo naturalis“ angewendet, obgleich
das letzte dieser Worte, seitdem es in einem Werke erst erwähnt
worden, in der Folge bisweilen ausgelassen wird. Dies ist z. B..
der Fall in Classes plantarum, wo p. 485 von „ordines-
naturales“ gesprochen wird, aber nachher, p. 489 u. f., nur von
„ordo I, I... . LXV.* Unter jeder von diesen, die nicht mit
eigenen Namen versehen sind, werden verschiedene Gattungen auf--
gezählt, welche Linne& als zusammengehörig betrachtete, und!
welche in der That auch jetzt im Allgemeinen als verwandt er-
kannt werden.
(Fortsetzung folgt.)
702 | Algen. — Muscineen.
Referate.
‚Raeiborski, M, Materyjtiy do flory glonöw Polski.
[Materialien zur 'Algenflora Polens.] (Sep.-Abdr. aus Berichte
der physiographischen Commission der Krakauer Akademie der
Wissenschaften. Bd. XXII. 1883.) 8°. 43 pp. Krakau 1888.
Verf. giebt ein Verzeichniss der Algenspecies nebst ihren
Varietäten, die er grösstentheils selber in den Jahren 1883—1886
in Polen, und zwar hauptsächlieh in der Umgebung von Krakau,
gesammelt hat; bei jeder Speeies sind die Fundorte verzeichnet.
Das Verzeichniss ist nach Kirchner’s schlesischer Algenflora an-
geordnet. Es umfasst 374 Species, nämlich:
2 Batrachospermaceen, 5 COoleochaetaceen, 11 Oedogoniaceen, 33 Confervaceen,
.3 Siphoneen, 8 Volvocaceen, 32 Protococeaceen, 18 Palmellaceen, 12 Zygnemeen,
130 Desmidieen, 75 Baecillariaceen, 31 Nostocaceen, 5 Chroococcaceen, 8 Characeen.
Eine neue Desmidieen-Species, Staurastrum alpinum, ıst mit
‚einer lateinischen Diagnose versehen.
Rothert (Riga).
Babenhorst, L., Kryptogamen-Flora von Deutschland,
Oesterreich und der Schweiz. Bd. IV. Die Laub-
moose von K. Gustav Limpricht. Lief. 9. Bryineae: Stego-
carpae (Äcrocarpae). 8°. 64 pp. Leipzig (Eduard Kummer)
1888. — 2,40 M.
Die 9. Lieferung schliesst mit der Gattung Distichium die Distichaceen ab
und beginnt die umfangreiche Familie der Pottiaceae, aus welcher die Gattungen
Pterygoneurum, Pottia, Didymodon, Leptodontium und 5 Arten von Trichostomum
"beschrieben und abgebildet werden. — Verf. theilt die Familie in 2 Gruppen:
A) Pottieae. Blattrippe mit 2 (selten bis 4) medianen Deutern und mit Be-
gleitern, oberes Stereidenband fehlend, Bauchzellen locker, ein- oder zweischichtig.
Blätter meist breit (ei- bis spatelförmig); Blattnetz oben meist locker, unten
verlängert bis wasserhell. Centralstrang lockerzellig, abwärts oder längs zu-
weilen fehlend. —
B. Trichostomeae. Mediane Deuter meist mehrzählig, ohne Begleiter,
2 Stereidenbänder ıdas obere selten fehlend). Blätter meist schmäler, oft lineal
bis lanzettlich, niemals in der oberen Blatthälfte breiter; Blattnetz oben klein-
zellig. Centralstrang engzellig, gut begrenzt, selten fehleud — Gehen wir die
Gattungen, wie sie Verf. uns vorführt, der Reihe nach durch, so finden wir
zunächst das von Juratzka (Laubmoosflora 1882, p. 95) aufgestellte, von
Lindberg (De Tort. 1864, p. 213) der Gattung Pottia als Section unterge-
‚ordnete Genus Pferygoneurum, welches gewiss am natürlichsten 3 unter einander
nahe verwandte Arten vereinigt, die in Schimper’s Synopsis II. zu 3 ver-
schiedenen Gattungen gestellt wurden, nämlich: Pterygoneurum subsessile Jur.
(= Phascomitrium subsessile Brid.), Pt. cavifolium Jur. (= Pottia cavifolia Ehrh.)
und Pt. lamellatum Jur. (= Barbula cavifolia Schpr.). — Pottia wird um eine
neue Art bereichert, P. commutata Limpr. n. sp. Von Dr. E. Weiss am
23. December 1866 auf kalkig-thonigem Boden der Halbinsel Lapad bei Ragusa
(Istrien) entdeckt nnd von Juratzka (Laubmoosflora von Oesterr.-Ung.) je
nach der Ausbildung des Peristoms theils der P. Starkeana, theils der P. minu-
tula zugerechnet. Gleicht in der Skulptur des Exospors und in der Grösse der
Blattzellen mehr der P. minutula, im Habitus und in der Blattform jedoch der
P. Starkeana. — Eine zweite, wenn auch nicht neue, doch lange Zeit ver-
kannte Art wird vom Verf. wieder zu Ehren gebracht: Pottia mutica Vent.
ai
'Muscineen. 703
«in. Erbar. critt. ital. Ser. II. No. 160 et De Not. Epil. 1869, p. 592). Von
Schimper und Milde ignorirt, von Juratzka (Laubmoosflora) als Synonym
zu P. Starkeana gebracht, unterscheidet sich P. mutica von der allerdings nahe
verwandten P, Starkeana durch Rippe, Kapselmündung und Beschaffenheit der
Sporen. Ausser dem ÖOriginalstandorte (Trient) sind noch in der Rheinprovinz
«St. Goar) und in Westfalen (Warstein) Stationen für diese zierliche Art bekannt
geworden. — Für Pottia truncata L. wird, dem Vorgange Lindberg’s folgend,
vom Verf. der Name P. truncatula (L.) Lindb. gebraucht. — Pottia cerinita
Wils. Die Angabe des Vorkommens dieser englischen Art im Gebiete (Saline
Salzungen in der vorderen Rhön) bezieht sich auf das Originalräschen, welches
Ref. am 20. Aug. 1870 in sterilem Zustande zwischen fructificirender P. Heimii
dort sammelte und Milde zuerst als P. crinita erkannte. Was Ref. in späteren
Jalren von Salzungen mitbrachte, erwies sich als zu P. lanceolata gehörig. Ein
Stückchen jenes Öriginalräschens ist vom Verf. untersucht worden und hat die
Richtigkeit der Milde schen Bestimmung bestätigt. — Didymodon. — Die
Arten dieser von Hedwig auf D, rigidulus gegründeten Gattung werden vom
Verf. folgendermassen gruppirt:
A) Erythrophyllum Lindb. — Zellen des röthlichen Blattgrundes verlängert,
dünnwandig und durchsichtig. —
1. Didymodon rubellus Hoffm., 2. D. alpigenus Vent., 3. D. ruber Jur. —
B. Didymodon im engeren Sinne. Alle Zellen des Blattgrundes gelblich,
derbwandig, meist nur im Mittelfelde rectangulär bis verlängert. —
4) Didymodon luridus Hsch., 5. D. cordatus Jur., 6. D. tophaceus (Brid.)
Jur., 7. D. rigidulus Hdw., 8. D. spadiceus Mitt., 9. D. validus Limpr. n. sp.,
10. D. rufus Lorentz., 11. D. gigunteus (Funck) Jur. —
Didymodon alpigenus Vent. in Rev. bryol. 1879 p. 53, in Schimp. Synops.
als D. rubellus, # dentatus beschrieben, hält Verf. selbst nur für eine schwache
Species, die sich von D. rubellus eigentlich nur durch die schräg nach
rechts gereihten Zellen des Deckels unterscheidet, welche bei D.
rubellus in geraden Reihen angeordnet sind. Von Salzburg, Steiermark,
Tirol und der Schweiz bekannt. — In einem feuchten Basaltbruch bei Friede-
wald (nördliche Vorder-Rhön) beobachtete Ref. eine Form des D. rubellus mit
_breiterer, stärker gezähnter Blattspitze; diese Form wird vom Verf. als var.
intermedia unterschieden, da sie ein Mitteiglied bildet zu D. alpigenus. —
Didym. ruber Jur. (Laubmoosflora) (Syn. D. rubellus, # cavernarum Mdo.,
1864), durch zweihäusigen Blütenstand von D. rubellus abweichend, wurde mit
Früchten auch in der Schweiz, bei Lou£che-les-Bains, 1800 m, von Philibert
entdeckt. —
Didym. spadiceus Mitt. (Syn. Barbula insidiosa Jur. et Milde, 1869, B.
spadicea Mitt. 1867, Didymod. Zetterstedtii Schpr. Synops. II). Von Didym. rigi-
dulus (Barbula rigidula Dicks.) unterscheidet sich diese ausgezeichnete Art am
sichersten durch die Blattrippe, welche aus breitem Grunde sich gegen die
Spitze allmählich verschmälert. —
Didym. validus Limpr. n. sp. — Am 27. Juli 1882 an Kalkfelsen bei Kalch-
stein nächst Innervillgraten in Tirol von H. Gander entdeckt; Gebiet von
Görz: an Strassenmauern bei Flitsch (J. Breidler, 1884); Kärnthen: auf
der Kühweger-Alp bei Hermagon (Dr. H. Graef, 1888). — Die Fructification
unbekannt, nur weibliche Blüten beobachtet; habituell an üppige Formen des
D. rigidulus erinnernd, durch das eigenartige Zellnetz und die austretende,
vom Grunde bis über die Blattmitte gleichbreite, im oberen Theile stielrunde
Rippe sehr ausgezeichnet. —
Didym. rufus Lorentz. — Von diesem Hochalpenmoose beschreibt Verf.
die ersten weiblichen Blüten, welche bis 15 Archegonien (0,60 mm lang)
ohne Paraphysen enthalten. Unter den zahlreichen Stationen ist als der höchste
bekannte Standort die Schöntaufspitze (3300 m) im Suldenthal in Tirol; als der
niedrigste der Lunghinosee (1970 m) in der Schweiz angegeben. —
Didymodon giganteus (Funck) Jur. — (Syn. Geheebia cataractarum Schpr.
Syn. II). Auch für diese Art beschreibt zuerst Verf. die weiblichen
Blüten, von J. Breidler am 7. August 1885 am Kareck bei St. Michael im
Lungau (2470 m) entdeckt. Dieselben sind gipfelständig, mit 3—5 schlanken
Archegonien (0,35—1,0 mm lang) und kurzen, fadenförmigen Paraphysen. Verf.
bemerkt über dieses Moos: „Gleicht im anatomischen Baue des Stengels und der
704 Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Blattrippe der Barbula recurvifolia und könnte neben dieser Art eingereiht.
werden. Männliche Pflanze noch unbekannt. Die axillaren Kurztriebe, welche-
Chalubinsky in „Grimmieae tatrenses“ p. 82 als männliche Blütensprosse
deutet, gleichen nach der Beschreibung den jugendlichen Innovationen, die-
unterhalb der weiblichen Blüte hervorbrechen. Sie sind am Grunde mit ovalen,.
dünnrippigen Niederblättern bekleidet und finden sich auch an sterilen Stämm-
chen, doch zeigten sie niemals Geschlechtsorgane.*“ —
In einer Anmerkung werden vom Verf. 2 Didymodon-Arten der Schimper-
schen Synopsis Il. als Formen schon bekannter Moose angezeigt, nämlich =
Didym. Mildei Schpr. ist nach einer Probe vom Original die männliche Pflanze
von Barbula unguiculata und Didym. mollis Schpr. (Didym. denticulatus Schpr. in
Husnot, Musci Galliae, Nr. 508) nach dem Original leg. Payot eine sterile
Alpenform von Philonotis fontana! — Endlich werden noch einige in Schimper’s-
Synopsis 1I. beschriebene Arten von Didymodon vom Verf. in andere Gattungen
versetzt, nämlich: Didymod.-flexifolius und D. recurvifolius in die Gattung Lep-
todontium, Didym. ceylindricus in die Gattüng Trichostomum und Didym. sinuosus
in die Gattung Barbula. —
Leptodontium Hampe (Linnaea XX., 1847, p. 70). Es werden 4 Arten
beschrieben, von welchen nur die 1. und 3. im Gebiete einheimisch sind, näm-
lich: 1) Leptodontium flexifolium (Dicks.) Hampe (Syn. Didymodon flexifolius
Dicks). 2) L. gemmascens (Mitt.) Braithw. (Syn. Didymodon flexifolius, P,
gemmiferus Schpr. Synops. II). 3) L. styriacum Jur. (Syn. Didymodon styriacus-
Jur. Mser.). 4) L. recurvifolium (Tayl.) Lindb. (1864). (Syn. Didymodon recur-
vifolius Tayl.). — Leptodontium styriacum, in Juratzka’s „Laubmoosflora“
nicht aufgenommen, obwohl schon 1869 entdeckt, wird hier zum ersten Male
beschrieben und abgebildet. Früchte und männliche Blüten unbekannt, nur die-
weiblichen Blüten beobachtet. Von dem nahe stehenden L. flexifolium lässt:
sich diese neue Art schon durch die Loupe an der Blattrichtung im feuchten
Zustande unterscheiden, indem die Blätter aufrecht abstehend erscheinen,
während sie bei ersterer Art sparrig zurückgebogen sind. Die stengel--
bürtigen Brutkörper und die grösseren grünen Blattzellen trennen L. styriacum-
hinreichend von den Formen des L. flexzifolium. — Leptodontium styriacum ist.
ein Hochalpenmoos, das an zahlreichen Localitäten in Steiermark, Tirol und im
Lungau von J. Breidler gesammelt worden ist. — Von Leptodontium flexi-
Folium macht Verf. noch Stationen in Westfalen und Luxemburg bekannt; da-
gegen bleibt ihm der in Schimper’s Synopsis I. aus der Schweiz (feuchte Felsen.
der Grimsel) angegebene Standort fraglich, weil derselbe in der II. Auflage der
Synopsis fehlt. —
L. gemmascens ist nur aus England (Sussex) bekannt, L. recurvifolium wurde
bisher nur in Irland, Schottland und Wales beobachtet. — Zur Gattung Tri-
chostomum übergehend, begrüssen wir eine lange Zeit verschollene Art, welche
vom Verf. der Vergessenheit entrissen wird, nämlich Trichost. brevifolium Sendt.
(in C. Müll. Synops. I. p. 572, 1849), in Bosnien bei Sutynska am 4. Juni 1847
von Otto Sendtner entdeckt. Diese dem Trich. erispulum zunächst stehende
Art ist, wie es scheint, nirgends wiedergefunden worden. —
Ueber die einzelnen Arten der Gattung und ihre Gruppirung werden wir
bei Besprechung der nächsten Lieferung berichten. —
Geheeb (Geisa).
Krabbe, &, Zur Kenntniss der fixen Lichtlage der
Laubblätter. (Pringsheims Jahrbücher für wissenschaftliche
Botanik. Bd. XX. p. 211—260.)
Verf. sucht die Frage zu entscheiden, ob bei den Bewegungen
der Laubblätter zur fixen Lichtlage ein besonderer Transversal-
heliotropismus allein wirksam sei (Frank), oder ob ausser diesem
auch den übrigen Kräften, wie Geotropismus, Epinastie, Eigengewicht
der Blätter etc. ein massgebender Einfluss zukomme (de Vries,
Wiesner). Theoretische Erwägungen führen bereits zu dem
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 705
Schlusse, dass eine einfache Combination der letztgenannten Richt-
kräfte zur Erklärung der Erscheinungen nicht ausreiche. Um
experimentell das Problem seiner Lösung näher zu führen, sucht
Verf. die einzelnen Kräfte allein wirken zu lassen. Bei einer
ersten Versuchsreihe wurde das Blattgewicht durch Belasten oder
Wegschneiden verändert. Da die Lichtlage trotzdem erreicht
wurde, so ist das Gewicht der Blätter ohne Einfluss auf dieselbe.
Die Pflanzen einer zweiten Versuchsreihe wurden am Klinostaten
dureh Rotation um ihre horizontal gelegte Axe der Schwerkraft
und der einseitigen Lichtwirkung entzogen. Die Epinastie kam
allein zur Geltung und bewirkte eine Zurückkrümmung der Blätter
in ihrer Insertionsebene, die bei Dahlia oft so stark war, dass die
Blätter sich spiralig aufrollten. Die epinastische Kraft ist entweder
auf der ganzen Oberseite wirksam oder auf einzelne Zonen be-
schränkt *), namentlich auf die untere Zuwachszone des Blattstiels
(Pelargonium, Tropaeolum, Phaseolus) oder zugleich auch auf die
obere (Fuchsia, Dahlia), stets aber nur in einer Ebene wirksam,
so dass Torsionen des Blattstiels, die nur durch Zusammentreffen
zweier in verschiedenen Ebenen wirkender Kräfte zu erklären
sind, nicht zu beobachten waren. Die Bewegungen zur Lichtlage
werden dagegen nach des Verf. Versuchen ausschliesslich von der
oberen Blattstielregion ausgeführt; ein Zusammenwirken von
Epinastie und Licht ist daher in allen Fällen ausgeschlossen, wo
erstere sich auf die untere Blattstielregion beschränkt. Auch er-
reichten die Blätter die Lichtlage, wenn durch Befestigen des
Blattstiels die Epinastie ausser Wirkung gesetzt wurde. Wenn
nun Blätter wie die letztgenannten auf dem Klinostaten die Licht-
lage annehmen, so ist bei ihnen auch in der Natur der Geotropis-
mus am Zustandekommen der letzteren unbetheiligt; treten zugleich
Torsionen auf, so muss die zweite dazu erforderliche Kraft im
anatomischen Baue des Stiels zu suchen sein ; unterbleiben letztere
und zugleich die Lichtlage, so ist der Geotropismus diese zweite
Kraft. Heliotropische Torsionen giebt es also nicht, da das ein-
seitig einfallende Licht immer nur in einer Ebene krümmend
wirken kann. Bei Versuchen mit Pelargonium (Rotation der
Pflanzen mit ihrer Axe als Radius in einer dem Fenster parallelen
Ebene) wurde die Lichtlage durch einfache Krümmung der oberen
Blattstielregion erreicht, und zwar auf dem Klinostaten etwas
rascher. Der Geotropismus hat daher auf das schliessliche Resultat
keinen Einfluss, wenn er auch die Bewegungen zur Lichtlage
etwas modifieirt. Diese werden vom Lichte beherrscht, das auch
das Stillstehen in der Lichtlage bewirkt. Zugleicht ergiebt sich,
dass bei Pelargonium der Geotropismus der Blätter vom Lichte
nicht beeinflusst wird **). Bei Pflanzen mit ausgesprochen dorsi-
ventralem Blattstiel, der auch oben stark epinastisch ist (Dahlia,
Fuchsia), kann die Lichtlage bei gewissen Stellungen nur durch
Torsion erreicht werden. Bei einer ersten Versuchsreihe fiel das
*) Cfr. Bot. Centrabl. Bd. XXXII., p. 263.
*%) Vergl. Stahl, D. Bot. Ges. 1884, p. 383.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 19
706 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Lieht parallel der Insertionsebene der Blätter ein, wirkte also mit
der Epinastie in derselben Ebene (Rotation wie vorher). Lichtlage
trat hier unter ausschliesslicher Wirkung des Lichts durch ein-
faches Abwärtskrümmen der vorderen und Aufwärtskrümmen der
hinteren Blätter ein. Bei einer zweiten Versuchsreihe fiel das
Lieht senkrecht zur Insertionsebene der Blätter ein. Die von
Dahlia erreichten in diesem Falle überhaupt keine Lichtlage,
woraus zu schliessen ist, dass bei dieser Pflanze der Geotropismus
eine hervorragende Rolle spielt. Bei Fuchsia dagegen trat unter
Torsion des Stiels von 90° ziemlich vollkommene Lichtlage ein;
das verschiedene Verhalten führt der Verf. auf den verschiedenen
Grad der Epinastie zurück. Von der Unterseite beleuchtete Dahlia- und
Fuchsia-Blätter erreichten auf dem Klinostaten die Lichtlage durch
Zurückkrümmung (Addition von Licht und Epinastie), ohne
Klinostaten durch Blattstieltorsion von 180° (Wirkung der Schwer-
kraft). Bei Versuchen mit Phaseolus trat keine Lichtlage ein,
wenn das obere Blattstielpolster durch geeignetes schwarzes Papier
verdunkelt wurde, wohl aber, wenn die Blattfläche, nicht das
Polster, beschattet wurde. Diese Versuche stehen im Gegensatze
zu Versuchen Vöchtings*) an Malva, nach welchen die Spreite
die Bewegungen zur Lichtlage beherrschen soll.
Der Arbeit soll ein zweiter Theil folgen.
Klebahn (Bremen).
Batalin, A. Th, Ueber den Einfluss der Feuchtigkeit
der Samen auf ihre Keimung. (Arbeiten der St. Peters-
burger Naturf. Gesellsch. Bd. XVII. pag. 50—52.) [Russisch.]
Die bereits früher an Hafer und Gerste gemachte Beob-
achtung, dass völlig reife Samen ein gewisses Quantum Wasser
verloren haben müssen, um gut zu keimen, bestätigt sich auch für
Panicum miliaceum, Secale Cereale, Setaria Germanica und Digitaria
sanguinalis. Roggensamen wurden völlig reif aus den Aehren
entnommen und in drei Portionen geteilt: die erste wurde direkt
keimen gelassen, die zweite zuvor einen Tag bei Zimmertemperatur
getrocknet (20%, Gewichtsverlust), die dritte bei 35—40° R. stark
getrocknet (Gewichtsverlust 30%,. Es keimten:
Erste Portion. Zweite Portion. Dritte Portion.
Nach 5 Tagen 11.4 °/o 27.3010 823 °%o
Bu ET, E 26.8 °/o 40.5 °/o 838.5 %/o
Se 1 32.2 %/0 44,2 Jo 0.9 9/0
Nachdem die nichtgekeimten Samen der ersten Portion vor-
sichtig getrocknet worden waren, zuletzt bei 40° R., keimten in
3 Tagen 80°, derselben. — Aus diesen Versuchen ergibt sich der
günstige Einfluss des Austrocknens der Samen sowohl auf die
Keimfähigkeit überhaupt, als auch auf die Schnelligkeit und
Energie der Keimung.
*) Bot. Centralbl. Bd. 37, p. 245.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 707
Verf. beobachtete auch einen günstigen Einfluss zeitweiliger
“Temperaturerniedrigung auf die Keimfähigkeit der nicht getrockneten
Samen. Von frischen Hafer-Samen keimte nur ein Theil; die
nicht gekeimten wurden 3 Tage lang einer Temperatur von
—+ 24° R. ausgesetzt; darauf keimten nm 3 Tagen 95%
derselben.
Beide Erscheinungen sind, für einjährige Pflanzen besonders,
von grosser biologischer Bedeutung.
Rothert (St. Petersburg).
Sanderson, Burdon, Die elektrischen Erscheinungen
am Dionaeablatt. (Transact. Royal Soc. London. Vol. 179,
1885. p. 417-449. Pl. 69—70. Im Auszug im Biol. Centralbl.
IX. 1889. p. 1—14.)
Schon Ranke hatte (Unters. über Pflanzenelektrizität, Sitzber.
d.k.k. Akad. d. Wissensch. München 1872, vgl. auch W. Velten,
über die wahre Pflanzenelektrizität, Bot. Ztg. XXXIV. 1876.
p- 273, 289 ff.), die von Du Bois-Reymond aufgestellte Mole-
kularhypothese zur Erklärung der thierelektrischen Ströme auf die
Pflanzenelektrizität anwendend, den Ausspruch gethan: „Wir
‘ dürfen uns auch das Innere der regelmässig elektromotorisch
wirkenden Pflanzentheile gleichmässig erfüllt denken von kleinen,
in eine leitende Substanz eingebetteten, peripolar angeordneten
Massentheilchen, deren Axen, welche die beiden Pole jedes Mole-
kuls verbinden, sämmtlich mit einander . . parallel sind... Das
Gesetz der Pflanzenelektrizität verlangt für jedes ihrer Moleküle
2 positive Polar- und eine negative Aequatorialzone . . .“
1875 hatte dann der Verf. die Entdeckung gemacht, dass die,
auf mechanische oder elektrische Reize hin sich wie Muskeln be-
wegenden Blätter der Dionaea museipula in der Ruhe den thierischen
Muskeln auch darin gleichen, dass sie in der Ruhe elektromo-
torische Kräfte zeigen, welche bei der Bewegung bestimmte, den
sich kontrahirenden Muskeln und damit verbundenen Nerven ähn-
liche Stromschwankungen offenbaren (Naturforscher. 1882. p. 492).
Nach den Untersuchungen von Munk und Kunkel hatte er so-
dann über denselben Gegenstand eine Arbeit 1881 in der Royal
Society vorgelegt (Biol. Centrbl. II. 1882. p. 481—500); die vor-
liegende Arbeit” bestätigt die früheren Untersuchungen und ver-
vollständigt dieselben. Verf. fasst die bisher ermittelten That-
sachen in folgender Weise zusammen:
1. Im Blatte von Dionaea ist die obere Fläche zuerst der
unteren gegenüber positiv elektrisch. Infolge einer Reizung wird
sie plötzlich negativ. Diese Veränderung (erste Phase der Er-
regungsstörung) “dauert den grössten Theil der ersten Sekunde
nach der Reizung. Es geht ihr häufig eine momentane Aenderung
in entgegengesetzter Riehtung voraus.
2. Es findet hierauf in dem Blatte eine allmähliche Verände-
rung statt, dahin zielend, dass die Negativität der oberen Fläche
verringert und schliesslich durch relative Positivität ersetzt wird.
198
708 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Diese Aenderung, die „Modifikation“, ist begleitet von einer Um-
kehrung des Zeichens der Erregungsstörung und später von einer
Verminderung des elektrischen Widerstandes des Blattes.
3. Auf die erste Phase der Erregungsstörung folgt sowohl in
dem „modifizirten“ wie in dem nicht „modifizirten“ Zustande des-
Blattes ein Nacheffekt, der immer das entgegengesetzte Zeichen
hat (lI. Phase). Diese Phase tritt aber nur ein, wenn das Blatt
nicht unmittelbar zuvor gereizt ist. Ist es bereits unmittelbar vor-
her gereizt worden, so bleibt sie aus.
4. „Modifikation“ kann nach Belieben hervorgerufen werden,
wenn man einen elektrischen Strom durch das Blatt von der oberen.
nach der unteren Blattfläche oder in umgekehrter Richtung leitet,
selbst wenn dieser Strom so schwach ist, dass auf den Stromschluss
keine Erregungsreaktion folgt. Sie ist eine lokale Wirkung, die
nicht fortgeleitet wird. Ein Blattflügel kann „modifizirt“ sein,
ohne dass dies bei dem anderen eintritt, und selbst ein Theil eines
solchen Flügels, ohne dass die umgebenden Theile „modifizirt“
werden.
5. Wenn eine fortgeleitete Erregung einen Theil des Blattes
erreicht, welches modifizirt worden ist, so ruft sie eine „modifi-
zirte* Reaktion hervor, deren Richtung in der ersten Phase eine
aufsteigende ist und eine Reaktion mit entgegengesetzten Zeichen
in den nicht „modifizirten“ Theilen.
Der Erregungsvorgang im Blatte von Dionaea ist wesentlich
derselbe wie der, welcher der Reizung thierischer Organe, be-
sonders von Nerven und zum Nervensystem gehörigen Organen
folgt. Auch der Einfluss, welchen äussere galvanische Strömung
sowohl auf den Erregungsstrom (Aktionsstrom) als auf die voraus-
gehende elektrische Differenz (den Blattstrom bei Dionaea) ausübt,
ist der gleiche. Die Wirkung, welche der äussere Strom zurück-
lässt, bleibt stets in derselben Richtung; ihre Intensität, nicht ihr
Zeichen, hängt von der Richtung des Stromes ab, dem sie ihre
Entstehung verdankt.
Dass die Bewegungen des Drosera-Blattes zuletzt durch den
Verlust des Turgors in den der oberen Fläche naheliegenden Zell-
schichten veranlasst werden, setzt Verf. als feststehend voraus;
während aber J. von Sachs die Wanderung des Wassers als die
direkte Folge der Irritation und die elektrische Störung als eine
Folge der Wanderung des Wassers (der von Kunkel untersuchten
osmotischen Ströme) betrachtet, weist Verf. nach, dass die Turgor-
änderung erst der elektrischen Störung folgt. Die eigentliche
Reaktion auf einen Reiz ist „eine molekulare Veränderung, die der
Ursache auf dem Fusse folgt und die fortgepflanzt wird, soweit
das erregbare Protoplasma kontinuirlich zusammenhängt; wir er-
kennen ihre Existenz, messen ihre Dauer und ihre Fortpflanzungs-
geschwindigkeit nicht erst an den sichtbaren Bewegungen der Or-
gane, welche der Reaktion erst nach verhältnissmässig langen Zeit-
räumen folgen, sondern an den elektrischen Störungen, welche der
direkte Ausdruck der molekularen Veränderung sind.“ Während
lie sichtbaren Veränderungen in einer Entfernung von 1 cm von
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 709
der gereizten Stelle erst in einer Zeit von ca. 0,25 Sek. eintreffen,
trifft die elektrisch nachweisbare, der Turgoränderung voraus-
gehende Reaktion bereits nach 0,05, bei hohen Temperaturen schon
nach 0,03 Sekunden ein. — In den thierischen Nerven, mit denen
das Protoplasma der Pflanze in Bezug auf die Reizwirkung völlig
übereinstimmt, pflanzt sich die elektrische Veränderung zwar etwa
100mal so rasch fort als im Blatt des Sonnenthaues, aber dieser
Unterschied in der Geschwindigkeit ist unwesentlich, da sie z. B.
im gestreiften Muskel nur 1Omal so gross und im Muskelgewebe
des Froschherzventrikels nur halb so gross ist als bei dem Dio-
naea-Blatt.
Bezüglich der Untersuchungsmethoden und der Einzelergebnisse
sei auf die Arbeit von Burdon Sanderson selbst verwiesen.
Ludwig (Greiz).
Praöl, Edmund, Vergleichende Untersuchungen über
Scehutz- und Kernholz der Laubbäume. (Pringsheim’s
Jahrb. f. w. Botanik. Bd. XIX. p. 1—81.)
Verf. hat sich im Anschluss an die Untersuchungen von
Temme die Aufgabe gestellt, die völlige Identität des bei Ver-
letzung des Holzkörpers sich bildenden „Schutzholzes* mit dem
Kernholze für eine grössere Anzahl von Pflanzen nachzuweisen,
und zwar hat er namentlich solehe Gewächse untersucht, die ein
lebhaft gefärbtes Kernholz besitzen. Das Ergebniss dieser Unter-
suchungen, die an 30 verschiedenen Species ausgeführt wurden,
zeigte denn auch in der That eine vollständige Uebereinstimmung
zwischen Kern- und Schutzholz.
Unter den Prozessen, die bei der Bildung von Kern- und
Schutzholz eintreten, kommt nun in erster Linie die Verstopfung
der trachealen Elemente in Betracht, deren physiologische
Bedeutung namentlich beim Schutzholz sofort in die Augen springt.
Diese Verstopfung kann nun in dreifach verschiedener Weise vor
sich gehen. Bei der bei weitem grössten Anzahl der untersuchten
Gewächse geschieht dieselbe durch eine gummiartige Sub-
stanz, die in den lebenden Zellen gebildet und von diesen aus
in das Lumen der Gefässe secernirt wird.
Substantiell unterscheidet sich dieselbe übrigens von den
anderen Gummiarten durch ihre Unlöslichkeit in Wasser, Säuren
und Alkalien; sie ist aber namentlich durch die von Temme
aufgefund&ne Reaktion charakterisirt, dass sie sich nach vorheriger
Behandlung mit Salpetersäure und chlorsaurem Kali in Alkohol löst.
Bei manchen Gewächsen wird sodann der Verschluss der Ge-
fässe entweder ausschliesslich oder neben der gleichzeitig ein-
tretenden Gummibildung durch Thyllen herbeigeführt; nur bei
wenigen wird dasselbe durch Seeretion harzartiger Substanzen
erreicht.
Verf. fand nun, dass bei derselben Species der Verschluss
der Gefässe an Wundstellen stets in gleicher Weise erfolgt, als
im Kernholz und konnte auch speciell für die Thyllen im Gegen-
710 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
satz zu den Angaben von Reess und in Uebereinstimmung mit
Böhm nachweisen, dass bei solehen Pflanzen, die normal schon
im Splint Thyllen führen, durch Verletzung die Thyllenbildung
stets beträchtlich beschleunigt wird. Auch sah Verf. bei anderen
Pflanzen, die im normalen jungen Holze überhaupt keine Thyllen
führen, an künstlich verletzten Stellen die Thyllenbildung ein-
treten.
Sodann ist mit der Kernholzbildung stets auch eine mehr
oder weniger intensive Färbung der Membranen verbunden,
die namentlich bei den Farbhölzern scharf hervortritt. Diese:
Färbung wird nun nach den Untersuchungen des Verf.s durch
Farbstoffe veranlasst, die höchst wahrscheinlich im Inneren der
lebenden Zellen gebildet werden und erst nach dem Absterben
derselben die Membran infiltriren, wo sie vielleicht in irgend einer
Weise chemisch gebunden werden. Es gelang Verf. ferner bei
mehreren Farbhölzern mit Hilfe verschiedener Reagentien den
sicheren Nachweis zu liefern, dass auch in dem Schutzholz ein
gleicher Farbstoff auftritt, wie im Kernholz der betreffenden Art.
Interesse verdient sodann noch die vom Verf. constatirte That-
sache, dass luftdichtes Verschliessen von Schnittflächen des Holz-
körpers verhindernd oder mindestens verzögernd auf die Schutz-
holzbildung einwirkt.
Von chemischen Details will Ref. noch erwähnen, dass Verf.
verschiedene Beobachtungen anführt, die dagegen sprechen, dass
die Braun- und Schwarzfärbung des Kernholzes durch humusartige
Substanzen oder gar durch eine Art von Verkohlung bewirkt
werde.
Schliesslich sucht Verf. auch nachzuweisen, dass der von
Thomsen dargestellte Holzgummi als eine in gewisser Weise
modifizirte Cellulose zu betrachten ist.
Zimmermann (Tübingen).
Wisselingh, C. van, Sur la paroi des cellules sub&reuses.
(Extrait des Archives N&erlandaises. Tome XXI. 46 pp. Planches
X und XI.)
Wie Verf. in der Einleitung sagt, wollte er eigentlich die Ent-
wicklung des Korkes, die Beschaffenheit der Membran der jugend-
lichen Korkzellen studiren, kam aber bei seinen Voruntersuchungen
über die ausgebildete verkorkte Membran zu Resultaten, welche
zwar den Befund von Höhnel’s bestätigten, aber den Verf, grossen-
theils zu anderen Schlüssen führten und überhaupt noch manches
Neue und Beachtenswerthe, besonders in Betreff der Reactionen
des Korkes, boten. Die ganze Abhandlung ist in 8 Kapitel getheilt,
deren letztes ein Resume über die Ergebnisse der Untersuchung,
welche dem Verf. die wichtigsten scheinen, enthält. Mit Benutzung
dieses sei der Inhalt der Arbeit kurz wiedergegeben.
Das erste Kapitel enthält nichts wesentlich Neues, sondern be-
handelt den allgemeinen Bau und die chemischen Bestandtheile der
Membran der Korkzellen. Im zweiten Kapitel kommt Verf. zu dem
we
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. Til
Schluss, dass das sogenannte Wachs in der verkorkten Membran
viel häufiger anzutreffen ist, als man bisher angenommen hatte.
Dagegen enthält die Korklamelle der Membran nach Verf. (3. Kap.),
im Gegensatz zur Angabe v. Höhnel’s, keine Cellulose und unter-
scheidet sich dadurch von den cuticularisirten Schichten. Wenn
man durch Erwärmen in Glycerin die Korklamelle von Suberin
befreit, so bleibt eben kein Celluloserückstand. Auch kann die
Korklamelle mit Jodjodkaliumlösung wie mit Chlorzinkjod violett
gefärbt werden, wenn man sie bei gewöhnlicher Temperatur mit
Chromsäure oder Kali behandelt oder mit Kali erwärmt. Den
wesentlichen Bestandtheil der Korklamelle bilden verschiedene
chemische Verbindungen, die den Fetten sehr nahe stehen und unter
der allgemeinen Bezeichnung Suberin zusammengefasst werden. Die
als Cutin bezeichneten Stoffe zeigen sich diesem Suberin sehr ähnlich
in ihrem Verhalten. (Dies und das Folgende, was wir nach dem
Resum& wiedergeben, bildet den Inhalt der Kapitel IV, V und VI.)
Wenn man die Korklamelle mit Glycerin erwärmt auf eine Temperatur,
bei der die Fette sich zersetzen, so erleidet sie einen Zerfall, ohne
vorher aufgelöst zu werden. Die Temperatur, welche diese De-
composition hervorruft, ist für verschiedene Pflanzen verschieden
und oft sogar bei verschiedenen Theilen derselben Korklamelle eine
ungleiche. Die Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung des
Kali und anderer energischer Reagentien ist für die verschiedenen
Elemente der Korklamelle eine sehr verschiedene. Nach längerer
Behandlung mit diesen Reagentien bei gewöhnlicher Temperatur
gelingt es, durch einen leichten Druck auf das Deckglas die Kork-
lamelle in kleine runde Körper oder Dermatosomen zerfallen zu
sehen, die aus Suberin bestehen und demgemäss sich von den
Wiesner’schen Dermatosomen, die aus anderen Geweben gewonnen
wurden, unterscheiden. Bei dieser Behandlung erfährt die Suberin-
substanz, welche sich zwischen den Dermatosomen befindet, eine
Zersetzung und zwar bei der Anwendung von Kali eine Verseifung,
Abgesehen von der Einwirkung des Kali lässt sich auch beobachten,
dass die Bindesubstanz der Dermatosomen im Allgemeinen viel
leichter in der tangentialen als in der radialen Richtung zerstört
wird, woraus es sich erklärt, dass eine blätterige Structur in der
Korklamelle zu erkennen ist.
Aus dem 7. Kapitel ist hervorzuheben, dass Verf. auch an
Korkzellen eine Wellung der radialen Wände, in ähnlicher Weise
wie sie die Schutzscheidezellen zeigen, beobachtet hat.
Möbius (Heidelberg).
Haberlandt, @., Zur Anatomie der Begonien. (Mittheilungen
des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Jahrg. 1887.
10 pp. 1 Tafel.)
Die Laubblätter von Begonia imperialis var. smaragdina sind
mit nach oben gerichteten kegelförmigen Ausstülpungen der Lamina
versehen, die an der Spitze je eine ca. 1,4 mm lange Zotte tragen.
Aehnliche Zotten finden sich an der Unterseite auf den Blattrippen.
712 Physiol., Biol, Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie.
Die Zotten, welche sich entwicklungsgeschichtlich als Emergenzen
erweisen, sind dadurch eigenthümlich, „dass sie fast ausnahmslos
von specifisch-mechanischen Elementen, Bastzellen im anatomisch-
physiologischen Sinne, der Länge nach durchzogen sind. Im ein-
fachsten Falle finden wir nur eine lange Bastfaser, oder eine Reihe,
in einer Zotte, bei stärkeren ein Bündel aus mehreren (bis zu 5)
Fasern. Dieselben haben verholzte Wände und zahlreiche einfache
Poren. Die Epidermis ist ganz dünnwandig und dadurch zeichnen
sich diese Zotten vor anderen stachligen Emergenzen aus: es sind
Haare, die ein Skelet besitzen.
Eine andere anatomische Eigenthümlichkeit der Blätter besteht
darin, dass zwischen dem Assimilationsgewebe verzweigte diekwandige
Zellen, ähnlich denen von Camellia, Fagraea, Olea u. a. auftreten,
Die biologische Bedeutung dieses Baues dürfte nach Verf. in einem
Schutz gegen starke Turgorschwankungen zu suchen sein, indem
die Stereiden das Blattgewebe vor dem Zusammensinken beim
Austrocknen schützen. Besonders befähigt erscheinen dazu diejenigen,
welche den soliden oberen Theil jeder hohlkegelförmigen Ausstülpung
der Lamina säulenartig von der Unterseite bis an das Bastbündel
der Zotte hin durchziehen. Die mechanischen Elemente der letzteren
sollen eine Schrumpfung dieser Organe in der Längsrichtung zu
vermeiden, damit also die Wiederfüllung der entleerten Zotten mit
Wasser zu erleichtern, resp. zu ermöglichen haben.
Möbius (Heidelberg).
Pröaubert, E, Revision des Violarides de la Flore de
Maine-et-Loire. (Bulletin de la Societe d’etudes scientifiques
d’Angers. Nouvelle serie. Annee XV]. p. 65—82.)
Verf. beschreibt alle Violarieen der Flora von Maine-et-Loire.
Es finden sich in diesem Gebiete:
Viola hirta L. var. «@. genuina, ß. Foudrasi Jord. y. profera Jord., sciaphila
Koch bei Chalonnes; Viola odorata L. «. genuina überall; £. semperflorens hort.
und y Parmensis hort. eultivirt; 0. suavis M. B., eultivirt bei Anrers. Viola
hirta — odorata = Viola alba Besser f. scotophylla Jord. dürfte an der Grenze
zu suchen sein; f. virescens Jord. um Saumur, Saint-Vincent, Fourneux, la Bou-
chardiere ete.; #. = hirta X = odorata = V. abortiva Jord. ist noch zu suchen;
Y- — hirta, X odorato = V. permixta Jord. zu Saint-Sylvain, Briollay, Seiches,
um Saumur und Bange. V. silvatica Fries «. Riviniana Rchb., häufig; #. Reichen-
bachiara Jord. im Thale der Loire, Mayenne, der Sarthe und des Layon. V.
canina L. «. genuina, häufig; Pf. montana L., Forst von Fontevrault. V. lancifolia
Thore, an manchen Orten. YV. tricolor L. «. genuina, nicht selten, f. degener
Bar. und y. arvensis Murray, häufig.
Weiss (München).
Radikofer, L, Ueber einige Capparis-Arten. Zweite
Mittheilung. (Sonderdruck aus Sitzber. k. bayr. Akad.
d. Wissenschaft. Math.-phys. Clase.e Bd. XVII. Heft 3.
S. 365—14122).
Verf. unternahm es im J. 1884 gewisse Capparis-Arten nach
der anatomischen Methode zu untersuchen, beziehentlich die letztere
Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie. 713
zur Speziesbestimmung herbeizuziehen. Hierdurch kam er in
Auseinandersetzungen mit Vesque, derderselben Methode huldigt,
und ist daher die vorliegende Abhandlung ihrer Form nach durch-
aus eine (in freundschaftlichem Tone gehaltene) Polemik mit V.,
deren Resultat hier in Kürze wiedergegeben sei:
1. Capparis Volkameriae Vesque (nicht DC.) = C. Zeyheri
Turez. (eapensisch); C. Volkameriae DC. vera = Volkameria
Capensis Burman = C., horrida L. fil. also indisch und nicht capensisch.
2. C. flexuosa Vell. (non Linne, nee Blume) = C. Arra-
bidae Steud., vielleicht identisch mit C. elegans Mart. — Labatia
conica Vell. = Jlex conica Radlf.
3. C. anceps Shuttlew. (Florida) = C. Jamaicensis Jacg.
Forma 1. emarginata Griseb., während C. Jamaicensis Vesq. (non
Jacg.) zur Form 5. sublanceolata dieser Art, welche Form sich
„durch eine zwar reichlich Gyps enthaltende, denselben aber nicht in
Form von Krystallen bergende Epidermis“ unterscheidet. Das Auf-
treten oder Fehlen soleher Krystalle ist also für die Capparideen
nicht von spezifischem Werthe; wichtig aber das Vorkommen des Gypses
Die von Vesque für Haarnarben an der oberen Blattseite gehaltenen
Stellen sind bei allen Arten der Sektion Quadrella nichts anderes, als
die oberen Endigungen von Spieularzellen.
4. C. oxysepala Vesque (Nicaragua) scheint die echte von
Wright beschriebene Art dieses Namens zu sein, abgesehen jedoch von
den für sie von V. angegebenen Schülferchen, welche durch Verwechslung
von einer anderen Pflanze hierher übertragen zu sein scheinen. Schül-
ferchen sind in der Gattung Capparis bisher überhaupt nur bei den
Arten der Sektion Quadrella und Breyniastrum bekannt (Doppel-
schülferchen und nur auf der Blattunterseite). Solche Doppelschülferchen
finden sich noch bei den Capparideen -Gattungen Atamisquea
(A. emarginata Miers) undMorisonia (M. Americana L. und M.
Imrayi Gris.). Den Doppelschülferchen analoge Sternhaare besitzen
Steriphoma paradoxum Endl. und Peruyianum Benth., sowie
Cadaba heterotricha Stocks.
5. Die von Vesque ais Capparis salicifolia Hort. Paris. be-
zeichnete Pflanze scheint=C.neriifoliaRadlk.,welchevielleicht nur Form 6.
neriifolia Radlk. der ©. Jamaicensis ist, also zu Quadrella und
nicht Breyniastrum gehört. Die obere Epidermis ihrer getrockneten
Blätter ist bald mit Gypskrystallen versehen, bald mit kugeligen Körpern
aus Gyps oder doch gypsreicher Substanz, von welcher letztere meistens,
erstere selten auch schon im lebenden Blatte sich vorfinden. — Die Epidermis
an der unteren Blattseite ist, was nunmehr als ein ausgezeichneter Charakter
der Sektion Quadrella erscheint, völlig wulstig gestreift. Auch in
den Zellen des schwammförmigen Gewebes lässt sich im Blatte (wie auch
bei C. Jamaicensis) durch oxalsaures Ammoniak und darauf folgende
Einwirkung von Schwefelsäure leicht reichlicher Gypsgehalt nachweisen.
Freyn (Prag).
714 Palaeontologie. — Oekonomische Botanik.
Schenk, A, Bemerkungen über einige Pflanzenreste
aus den triasischen und liasischen Bildungen des
Comersees. (Ber. d. math.-phys. Cl. d. Kgl. Sächs. Ges. d.
Wiss. 1889.) 8°. 13 p. m. 1 Tafel. Leipzig 1889.
Aus der Umgegend des Comersees brachte schon früher
Escher von der Linth Pflanzenreste heim, die von Heer
beschrieben wurden ; neuerdings erhielt Verf. ebenfalls, leider zum
grössten Theile sehr fragmentarische, Pflanzenreste von dort zur
Untersuchung. Dieselben enthielten vor allem die vermeintlichen
Bacillariaccen Bactryllium canaliculatum Heer und B. Schmidü
Heer; von Equisetaceen in ziemlicher Anzahl die Calamitenstände
von Equisetum arenaceum Schimp.; Axenreste von Aethophyllum
spinosum Schimp.; wobei auf die kritischen Bemerkungen des
Verf.s bezüglich dieser Pflanzenreste besonders aufmerksam ge-
macht wird. Wir erwähnen hier nur, dass diese Axenreste den
Steinkernen von Schizoneura Meriani Heer sehr ähnlich sind, so
wie auch die neben ihnen vorkommenden Fragmente schmaler
linearer Blätter mit parallelen Nerven von Schizoneura Meriani
Schimp. nicht zu unterscheiden sind.
Von Farnen lagen dem Verf. drei Arten in sehr schlecht
erhaltenen Fragmenten vor, von denen er das eine mit der provi-
sorischen Benennung Andriania Stoppanü belegt; das zweite
Fiederfragment gehört entweder Lomatopteris Schimp. oder
Oycadopteris Sap. an, das dritte schliesslich Pecopteris angusta Heer.
In ziemlicher Anzahl und in besser erhaltenem Zustande
bekam Verf. Coniferenzweige zum Studium; dieselben gehören
Pagiophyllum Heer (Pachyphyllum aut.) an, mit welchem Sapor ta
ohne jede Begründung Zapfen und Samen vereinigt hat. Schliess-
lich erwähnt Verf. noch den näher nicht bestimmbaren Rest eines
Cycadeenblattes.
Die beschriebenen Pflanzenreste lassen auf das Vorkommen
liasischer Bildungen beim Comersee schliessen, u. z. Andriania,
welche bisher aus dem alpinen Rhät unbekannt war, auf Rhät;
ebenso Cycadopteris, Pagiophyllum auf den unteren Lias.
Staub (Budapest).
Wittmack, L, Ueber einen Roggen aus dem dreissig-
jährigen Kriege. (Jahrbuch der Deutschen Landwirth-
schafts- Gesellschaft, Bd. 1888. P: 69).
Bei Gelegenheit der Versammlung der Deutschen Landwirth-
schafts-Gesellschaft in Breslau legte der Ref. eine von dem Kgl.
preuss. Kriegsministerium übersandte Probe alten Roggens, sog.
„Schwedenkorn“, aus der Festung Neisse vor, welcher der Ueber-
lieferung nach aus dem 30jährigen Kriege stammen soll. Als
am 16. Juni 1642 Neisse endlich an den schwedischen General
von Torstenson überging, war der grossen Hungersnoth wegen
sofort Getreidelieferung veranlasst und zum Andenken an die Be-
lagerung eine Quantität dieses Roggens aufbewahrt worden. Das
ganze Aussehen des Kornes lässt die Erzählung glaubwürdig er-
Neue Litteratur, 715:
scheinen. Der Roggen zeichnet sich aus durch 1) gelb- oder
braunröthliche (nieht graue) Farbe, 2) schlanke Gestalt und mässige
Grösse, 3) das Fehlen des Embryos an vielen Körnern, 4) die
Menge von Verunreinigungen, 5) mikroskopische Eigenthümlichkeiten,
6) vollständig erloschene Keimkraft, 7) geringen Wassergehalt.
Ad. 1. Die gelb- oder braunröthliche Farbe nimmt beim
Einweichen noch zu, ein Korn wurde ganz blutroth. — Ad. 2.
Die kleinsten Körner sind 5,6 mm. lang, 0,7 breit (senkrecht zur
Furche gemessen), 1,3 mm. dick, dabei meist schlank, die meisten
haben 6 bis 7, einzelne bis 8 mm. Länge. Unser heutiger Sommer-
roggen ist nieht grösser, da kommen selbst Körner von nur
5,4 mm. Länge vor. Der grösste heutige Roggen, den Ref. fand
(aus Haiger in Nassau) hat aber 11,0 mm. Länge, 2,5 mm. Breite
und 2,9 mm. Dicke. Gewicht von 100 Körnern Schwedenkorn 1,98,
heutiger Sommerroggen 2,14, Nassauer 4,05! Ad. 3. Der Embryo
ist wahrscheinlich durch öfteres Schütteln und Sieben des Kornes
abgerieben. In der That hat auch, wie sich aus nachträglicher
Anfrage ergeben, nach einer am 28. Mai 1856 aufgenommenen
Verhandlung eine durchgreifende Reinigung stattfinden müssen ,.
weil „weisser Wurm“ (die Raupen von Tinea granella,
der Kornmotte) sein Zerstörungswerk begonnen hatte. —
Ad. 4. Eine Berechnung ergab, dass auf 1000 g. kommen :
47,100 Roggenkömer, 5,625 Trespenkörner (Bromus secalinus),
900 Radenkörner (Agrostemma Githago) und 75 Wicken (Ervum.
hirsutum). Ausserdem fanden sich einzelne Zwiebelchen von Allium
oleraceum oder vineale, Früchte von Ranunculus arvensis, GFalium etc.
auch einzelne Vieia sativa, Hordeum tetrastichum oder hexastichum
und ein Weizenkorn. — Ad. 5. Die Längszellen der Kornschale
sind viel schmäler, namentlich aber die Querzellen viel kürzer als
bei heutigem Roggen. Ad. 6. Der Wassergehalt beträgt nur
8,54 %/o, daher liegen die Stärkekörner eng zusammen und das
Korn erscheint auf dem Querschnitt stearinartig.
Das ganze Getreide bietet mit seinen vielen Verunreinigungen
ein trauriges Bild von dem entsetzlichen Niedergange, den die
Landwirthschaft im 30jährigen Kriege erlitten.
W.
Neue Litteratur.”
Geschichte der Botanik:
De-Toni, 6. B. e Levi-Morenos, David, Guiseppe Meneghini. Cenni:
biografici. (Notarisia. Anno IV. 1889. No. 14. p. 725.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Antoren um-
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe»
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damitin der „Neuen Litteratur” möglichste-
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden.
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefällisst mittheilen zu wollen,.
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werder kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
716 Neue Litteratur.
Algen:
.Algae novae: Diagnoses. (Notarisia. Anno IV. 1889. No. 14. p. 733.)
De-Toni, &. B., Boodlea Murray et De-Toni, nuovo genere di Alghe a fronde
reticolata. (Malpighia. Vol. III. 1889. p. 14.)
— —, Sopra due Alghe Sud-Americane. (l. c. p. 67.)
‚Prantl, K., Die Assimilation freien Stickstoffs und der Parasitismus des Nostoc.
(Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889. Heft 2.)
Pilze:
‚Anderson, J. W., Breef notes on a few common Fungi of Montana. (The
Journal of Mycology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 30.)
Bäumler, J. A., Mycologische Notizen. (Separat-Abdruck aus der Oesterr.
botan. Zeitschrift. Jahrg. 1889. No. 5.) 8°. 3 pp. Wien 1889.
Berlese, Aug. Napoleone, Rivista delle Laboulbeniacee e descrizione d’una
nuoya specie di questa famiglia. (Malpighia. Vol. III. 1889. p. 44.)
— —, Sulla Pleospora herbarum e sulla Pleospora infectoria. Lettera aperta al
Oreste Mattirolo. (l. c. p- 84.)
Dietel, P., Ueber das Vorkommen von zweierlei Teleutosporen bei der Gattung
Gymnosporangium. (Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889. Heft 2.)
Ellis, J. B. and Everhart, Benj. M., Some new species of Hymenomycetous
fungi. (Plate VIII.) (The Journal of Myeology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 24.)
— —, Synopsis of North American species of Nummularia and Hypoxylon.
(ie: p. 19.)
Ellis, J. B., The genus Scleroderma in Saccardo’s Sylloge. (l. e. p. 23.)
— —., Triblidium rufulum (Sprenzel). (l. e. p. 29.)
Fayod, V., Sopra un nuovo genere di Imenomiceti. (Malpighia. 1889. Vol.
IN. p. 69.)
‚Halsted, Byron D., An interesting Uromyces. (The Journal of Myecology.
Vol. V. 1889. No. 1. p. 11.)
— —, Peronosporeae and rain-fall. (l. ce. p. 6.)
Karsten, P. A., Fragmenta mycologiea. XXVI. (Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889.
Heft 2.)
XKellermann, W. A. and Swingle, W. T., New species of Kansas Fungi.
(Plate I.) (The Journal of Mycology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 11.)
Magnus, P., Thorea ramosissima bei Belgrad in Serbien und deren weitere
Verbreitung. (Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889. Heft 2.)
Overbeck, A., Bakteriologische Versuche, um die Fähigkeit der Magnesia,
Spaltpilze zu tödten, festzustellen. (Zeitschr. f. Naturwissenschaften. Bd. LXI.
1888. Heft 5.)
Raciborski, M., Ueber einige neue Myxomyceten Polens. (Hedwigia. Bd. XXVIII.
1889. Heft 2.)
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N)
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1889. April.)
Muscineen:
"Stephani, F., Hepaticae Australiae. I. (Hedwigia. Bd. XXVIIT. 1889. Heft 2.)
Renauld, F. and Cardot, J., New mosses of North America. II. (With plates
XII—XIV.) (The Bot. Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 91.)
Gefässkryptogamen:
‘Du Buysson, Robert, Monographie des eryptogames vasculaires d’Europe. (Ex-
trait de la Revue seientif. du Bourbonnais et du centre de la France 1888.)
8°. 44 pp. et planches. Moulins (impr. Auclaire; 1889.
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Acqua, Camillo, Nuova contribuzione allo studio dei eriStalli di ossalato di
caleio nelle piante. (Malpighia. Vol. III. 1889. p. 17.)
Arcangeli, 6., Sopra l’esperimento di Kraus. (l. e. p. 4.)
<Coulter, Stanley, Histology ot the leaf of Taxodium. II. (The Bot. Gazette.
Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 101.)
Neue Litteratur. 617
Fankhauser, J., Bewegung der Flüssigkeiten in pflanzlichen Geweben, insbe--
sondere im Gerstenkorn. (Sep.-Abdr. a. Allgem. Zeitschr. f. Bierbrauerei u..
Malzfabrikation. 1889.) 4°. 6 pp. 2 col. Tfin. Wien 1889.
— —, Beiträge zur Erklärung der Saftleitung im Holztheile der Gefässpflanzen..
4°. 14 pp. 1 col. Tf. Bern 1889.
Halsted, Byron D., A modification of the versatile anther. (The Bot. Gazette..
Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 107.)
— —, Pollen mother-cells. (l. c. p. 109.)
Huth, E., Brennsäfte als Pflanzenschutz. (Helios. Monatl. Mittheil. aus dem.
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Meehan, Thomas, Elastic stamens in Compositae. (Bull. of the Torrey Bot..
Club New York. 1889. March.)
— —, The winter leaves of Corydalis glauca and C. flavula. (The Bot. Gazette..
Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 108.)
Mertins, Hugo, Beiträge zur Kenntniss des mechanischen Gewebe-Systems der
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Pirotta, R., Intorno all amido della epidermide di certi Rhamnus. (Malpighia..
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Zeitung. Jahrg. 47. 18%9. No. 19. p. 309.)
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Systematik und Pfianzengeographie:
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euntenant la description de toutes les plantes sigualees jusqu’ä ce jour comme
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Caliciflores polypetales. 8°. p. 185—384. Alger et Paris (Savy) 1889.
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Grant, J. F. and Bennett, Arthur, Contributions towards a flora of Caithness..
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Gremli, A., Excursionsflora für die Schweiz. Nach der analyt. Methode bear--
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618 Neue Litteratur.
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Frauenfeld (J. Huber) 1889. M. 2.—
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.Male, Maurice, Les insectes nuisibles au blE: en terre, en farmation, dans les
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Blanc, E., Action pathog&ne d’un microbe trouve dans l’urine d’&clamptiques.
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Bossano, P. B., Origine tellurique du tetanos; attenuation du virus tetanique
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‚Chauveau, A., Sur les propriötes vaceinales de microbes ei-devant pathogenes
transformes en mierobes que la eulture destitue de toutes proprietes virulentes.
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Courmont, J,, Sur une tubereulose microbienne et particuliere du boeuf. (Compt.
rendus de la Soeiete de biologie. 1889. No. 11. p. 215— 218.)
Di Mattei, E., Il metodo Schottelius nella diagnosi batterioscopica del colera
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Galippe et Vignal, W., Note sur les miero-organismes de la carie dentaire.
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in 1887. (Dublin Journ. of Med. Science. 1889. April. p. 299—302.)
-Janowski, Th., Zur diagnostischen Verwerthung der Untersuchung des Blutes
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und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 20. p. 657—663).
Kartulis, Zur Aetiologie der Cholera nostras, bezw. der Cholera ähnlichen Er-
krankungen. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 62—64.)
Kitasato, S., Ueber den Rauschbrandbacillus und sein Kulturverfahren. (Zeit-
schr. f. Hygiene. Bd.VI. 1889. Heft 1. p. 105—116.)
Lumniczer, J., Beiträge zur Aetiologie des Tetanus. (Wiener medic. Presse.
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Norderling, K. A., How to stain and to avoid decolorizing the tubercle bacillus,
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‘Schütz, J., Ein Beitrag zum Nachweise der Gonokokken. (Münch, med.
Wochenschr. 1889. No. 14. p. 235.)
Neue Litteratur, — Personalnachrichten. 719
Widenmann, Zur Aetiologie des Tetanus. (Korrspdzbl. des württemb, ärztlichen
Landesver. 1889. No. 8. p. 57—61 )
Wyssokowitsch, W. K., Versuche über Impfung mit sterilisirter (Milzbrand-)
Lymphe. (Wratsch. 1889. No. 9, 10. p. 221— 222, 244— 246.) [Russisch.]
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Basset, N., Guide du planteur de cannes. 8°. 895 pp. Paris (Challemel et Ce.)
1889.
Boinette, Alfr,, La production de la graine de betterave riche dans la Meuse.
8°. 8 pp. Bar-le-Due (imp. de l’ind&pendance de l’Est) 1889.
Delbetz, P. Theodore, Du topinambour. Culture, panification et destillation
de ce tuberceule. 8°. 144 pp. Paris (Goin.) 1889.
Fitz-James, Duchesse de, La viticulture franco-americaine (1869-1889). Les
Congres viticoles; Exeursions viticoles en France et en Algerie; la vitieulture
au point de vue finaneier; la Bouture & un oeil. (Bibliotheque du Progres
agricole et viticole.) 8°. 654 pp. Montpellier (Coulet), Paris (G. Masson)
1339. Br 6.
Matthei, Giov. Ett., Monografia della Vieia Faba. 8°. 81 pp. con tavola.
Bologna (Zamorani-Albertazzi) 1889. L. 1,50
Micoleanu, @., Notice sur la viticulture en Roumanie. 8°. 14 pp. Paris (Kugel-
mann) 1889.
Peckolt, Theodor, Nutzpflanzen Brasiliens. [Forts.] (Pharmaceutische Rund-
schau. Bd. VII. 1889. No. 5. p. 110.)
Quensell, €. @. L., Erziehung, Behandlung u. Pflege der Kern- u. Steinobst-
bäume. 8°. VIII, 97 pp. M. Illustr. Dresden (Friese u. Puttkammer). M. 1.—
Robinet, Ed., Notice sur le vinage des moüts et des vins mousseux avec l’al-
cool pur de la Soeiete francaise des alcool purs (proc&des Bang et Ruffin).
8°. 15 pp. Paris (Chaix) 1889.
Robinson, W., The Englisch tlower garden, style, position and arrangement,
followed by a description of all the best plants for it, their culture and ar-
rangement; forming Vol. I. of the „Garden Cyclopaedia“. Illustrated with
many engravings. 8°. 842 pp. London (Murray) 1889. 15 sh.
Rougier, L., Manuel pratique de vinification. Vins naturels, vins de sucre,
piquettes, eaux-de-vie, mares. 8°. VII, 143 pp. Avec 30 fig. dans le texte
(Bibliothöque du Progres agricole et viticole. 1889.) Montpellier (Coulet),
Paris (Lecrosnier et Bab&) 1889. Fr. 2.—
Sagnier, Henry, La reconstitution du vignoble frangais. 8°. 19 pp. Paris
(Chaix) 1889.
Weinzierl, Theodor v., Beobachtungen und Studien über den Futterbau, die
Alpwirthschaft und die Flora der Schweiz (Publicationen der Samen-Control-
Statiop in Wien. 1889. No. 52.) 8°. 46 pp Wien 1889.
— —, Feldmässige Kulturversuche mit verschiedenen Klee- und Grassamen-
Mischungen. (l. c.) 8°. 46 pp. Wien 1889.
Personalnachrichten.
Der Privatdocent an d. Universität Graz, Dr. Emil Heinricher,
ist zum a. o. Professor der Botanik und Director des botanischen
Gartens der Universität Innsbruck ernannt worden.
In Cluny (Frankreich) starb der frühere französische Marine-
arzt Dr. Sagot, bekannt durch seine Erforschungen der Pflanzen-
welt von Guyana.
720 Anzeigen. — Inhalt.
Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleiehen 18.
Bakteriologische Diagnostik.
Hilfstabellen beim praktischen Arbeiten.
Von Dr. J. Eisenberg.
Zweite, völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage.
Lex. 8 Gebunden, M. 5.—.
Verlag von J. M. Späth, Berlin C.
H. Karsten, Deutsche Flora. #:::: 4: Dienostit «ler äentschen,
fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zelleupflanzen und
der ausländischen Medieinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark.
—$%& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung >-
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit- Referate:
! en Batalin, Ueber den Einfluss der Feuchtigkeit
Ochsenius, Ueber Maqui, p. 689. der Samen auf ihre Keimung, p. 706.
4 = Haberlandt, Zur Anatomie der Begonien, p. 711.
Originalberichte gelehrter Ge- Krabbe, Zur Kenntniss der fixen Lichtlage der
sellschaften. Laubblätter, p. 704.
Botaniska Sällskapet in Stockholm. Prael, Vergleichende Untersuchungen über
Sitzung am 23. Mai 1888. Schutz- und Kernholz der Laubbäume, p. 709.
Almguist, Ueber das Vorkommen von Euphra- Preaubert, Revision des Violariees de la Flore
sia Salisburgensis, p. 696. | „de Maine-et-Loire, p. 712.
Eriksson, Ueber Gerste-Varietäten und -Sorten, | Rabenhorst, Kryptogamen-Flora von Deutsch-
p. 694. land, Oesterreich und der Schweiz. Bd. IV.
Thedenius, Ueber einige eigenthümliche Pha- Die Laubmoose von K. Gustav Limpricht,
nerogamen-Formen aus Ahus, Skäne (süd- p- 702. e x A 2
lichem Schweden), p. 696. ’ | Eh: Materijaly do flory glonöw Polski,
Wille, Ueber eine Abhandlung von Frl. Söder- |
ström: Ueber die Entwicklung und den ana-
tomischen Bau von Desmarestia aculeata, |
Radikofer, Ueber einige Capparis-Arten. Zweite
Mittheilung, p. 712.
Sanderson, Die elektrischen Erscheinungen am
. 695. |
2 \ _ Dionaeablatt, p. 707.
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga ; Schenk, Bemerkungen über einige Pflanzen-
Studentsällskapet i Upsala. | reste aus den triasischen und liasischen Bil-
| dungen des Comersees, p. 714.
Si 9. - = 5 - -
EnnE ara I. EEDFHAT. 1528 Wisselingh, Sur la paroi des cellules sube-
Johanson, Ueber das Vorkommen von als
Reservenahrung fungirender Cellulose in den reuses, p. 710. :
Zwiebelblättern von Poa bulbosa L. und in Wittmack , Ueber nen Roggen aus dem
den Stammknollen von Molinia coerulea dreissigjährigen Kriege, p. 714.
Moench., p. 697. - S =
Kjellman, Ueber den Bau des Sprosses beider | Neue’Tiikteräsrun ER
Fucoideenfamilie der Chordariacea, p. 697. | Personalnachrichten:
Sitzung am 23. Februar 1888. Dr. Sagot (F), p. 720.
Fries, Terminologische Notizen, p. 700. Dr. Emil Heinricher (a. o. Prof. der Botanik
Lundström, Ueber einige Beobachtungen über und Director des bot. Gartens der Universität
Calypso borealis, p. 697. Innsbruck), p. 719.
Ausgegeben: 21. Mai 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gottihelft in Cassel.
AP” Dieser Nummer liegt ein Prospect der Firma T. ©. Weigel
in Leipzig, betreffend Taschenwörterbuch für Botaniker
und alle Freunde der Botanik, bei.
Band XXXVIII. No.9. Jahrgang X.
ya
REFERIRENDES ORGAN
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes,
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. G. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsinefors.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
No. 22. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Ueber Maqui.
Von
Dr. Carl Ochsenius in Marburg.
(Fortsetzung und Schluss.)
Mich erinnerte der Magui in seinem ganzen Auftreten mehr
an die heimathlich deutschen Büsche und Vorwälder, als an die
chilenischen Llanos. Wusste man doch auch, dass die. Früchte
gleichsam einen Ersatz für unsere Heidelbeeren bieten.
Bald nach der Befruchtung führt der Wind die hinfälligen
Keleh- und Blütentheile weg, und die kugeligen , fleischigen
Früchtehen wachsen bis zu D mm Grösse heran; doch nehmen die
harten, hellbräunlichen Samenkerne wohl die Hälfte der ganzen
kurzgestielten Beere ein, die, wenn reif, schwarzpurpurn, in der
Farbe und Grösse ähnlich unsern Hollunderbeeren, in reichlicher
Menge an den Ruthen hängt.
Hin und wieder trifft man auf eine weissfrüchtige Varietät,
M. blanco, deren Beeren als Obst den schwarzen, gewöhnlichen
vorgezogen werden, weil sie nicht wie diese den Mund des sie
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 20
122 Ochsenius, Ueber Maqui.
Geniessenden so wie unsere Heidelbeeren färben. Das Kernholz
dieser Abart ist gelbgrün, nicht röthlich, wie das der Hauptart.
Cand. H. Warlich aus Cassel hat die mir jüngst von Osorn
in Chile zugeschickten Maquifrüchte, sowie ein getrocknetes Her-
bariumsexemplar einer eingehenden Untersuchung im hiesigen
botanischen Institute unterworfen und äussert sich dari über, wie folgt:
Die ersten Nachrichten über die zu den Tiliaceen Berechneie
Aristotelia Maqui L’Her. finden sich m Watson’s Dend. brit. I.
pag. 44 aus dem Jahre 1733. Die weiteren bis gegen die Mitte
dieses Jahrhunderts sich erstreckenden Berichte über diese Pflanze
beziehen sich meist auf eine Habitüsbeschreibung derselben und auf
ihr Vorkommen. Nach Bentham and Hooker*) unterscheidet
man 4 Arten: eine chilenische, eine tasmanische und zwei neusee-
ländische. Unter folgenden Sy nonymen findet sich die Pflanze in
der Literatur vor: ce L’Her., Aristotela Gmel., Aristotelea
Spreng., Friesia Cunn, Benmäria Hb. Deless., Dicera Forst.,
Cornus Mol. und Elaeocarpus Vahl. Die von Hooker**) unter
dem Namen Friesia racemosa aufgeführte Pflanze, welche nach
Bentham and Hook er**) mit Aristotelia identisch sein soll, stimmt
nur ganz im allgemeinen mit derselben überein. Frisia racemosa
soll nach Hooker diöeisch sein, was bei Aristotelia keineswegs der
Fall ist; der Blüten- und atelheonnnl unterscheidet sich ea
bei beiden, auch sind Kelch- und Staubfäden bei Aristotelia nicht
stark behaart; ; ebensowenig passt die Bemerkung Hookers,
dass die Einseborenen die Pflanze Mako-Mako nennen, zu dem
von Ochsenius oben Mitgetheilten. Man kann daher mit
Sicherheit annehmen, dass Hooker eine andere Pflanze unter den
Händen gehabt habe. Wie weit die unter den übrigen Namen
aufgeführten Pflanzen mit Aristotelia übereinstimmen mag dahin-
gestellt bleiben, es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob alle die nämliche
Pflanze bezeichnen. Die Blüte von Aristotelia Maqui (Fig. 11),
ist zwitterig, sie besitzt emen eimblätterigen, tief 4-, 5-, selten
6spaltigen Kelch und eine ebensolche Blümenkrone, zahlreiche
Staubfäden und ein dreigespaltenes Pistill. Die a
blätter sind an der Spitze meist leicht gezähnt oder gelappt, i
der Knospe klappig; die zahlreichen Staubfäden, welche nicht ver-
wachsen sind, stehen zwischen drüsigen Organen auf einem erhöhten
Blütenboden. Die Antheren springen an der Spitze mit einer
Spalte auf.
Die Blütezeit der Aristotelia fällt bei uns in die Monate April
und Mai, die Früchte reifen jedoch hier nie. Die in den &ewächs-
häusern des botanischen Gartens zu Marburg vorhandenen Exemplare
haben bis jetzt meist geblüht, besitzen jedoch eine viel geringere Grösse
als die oben angegebene und scheinen sich überhaupt an die Umgebung
nicht recht gewöhnen zu können. Der Fruchtknoten ist, soweit
sich dies an den mir zur Verfügung stehenden reifen, getrockneten
Beeren erkennen liess, polymer-mehrfächerig, er enthält 2—8 karpell-
*) Bentham aud Hooker, Genera Plantarum. Vol. I. Pars. I. pag. 239.
**) Hooker, Icon. Plant. tab. 601.
OÖchsenius, Ueber Maqui. 123
bürtige Samen. Von einer grösseren Anzahl untersuchter Beeren
enthielten 48%, 4, 27%/0 3, 17%, 2, je 3/, 5 und 6 und 2 %1
Samen; man sieht hieraus, wie sehr die Anzahl der Samen in den
reifen Beeren schwankt. Ein Querschnitt durch das Pericarp lässt
deutlich Epi-, Meso- und Endocarp (Fig. 1. a, b, c) erkennen. Das
Epicarp (Fig. 1 a) besteht aus zwei verschiedenartigen Zellreihen;
hieran schliessen sich die langgestreckten Zellen des Mesocarps
(Fig. 1. b), welche in Form von zusammengeballten Massen den
dunkelrothen Farbstoff der Beere enthalten. Nach Auslaugen desselben,
welcher anfänglich im Zellsaft gelöst war, findet man in vielen
Zellen, meist in dem mittleren und dem unterhalb des Gefässbündels
(Fig. 1.e) gelegenen Theile, Drusen von Caleiumoxalat. Einige
Steinzellen liegen nach aussen dem Gefässbündel an, während das
Endocarp (Fig. 1. c) vollständig sklerenchymatisch ist. Ein Quer-
schnitt durch die Samenschale (Fig. 2) zeigt eine äussere gross-
lumige, dem äusseren Integument entsprechende, und eine zweite
sklerenchymatische, aus dem inneren Integument hervorgegangene
Zellenschicht (Fig. 2. a und b); die letztere geht nach innen zu
allmälig wieder in dünnwandiges, grosslumiges Gewebe über; darauf
folgt die völlig zusammengepresste Knospenkernmasse (Fig. 2 u. 3. c)
und das Endosperm mit dem Embryo (Fig. 3, d, e). Das Endo-
sperm enthält keine Stärke, sondern fettes Oel und Aleuronkörner
(Fig. 4); ausserdem finden sich in jeder Zelle kleine Krystalle
von Caleiumoxalat, welche mit einer plasmatischen Hülle
umgeben sind. Der Embryo ist ebenfalls stärkefrei. Die
Samenknospe ist, soweit sich dies aus dem fertigen Samen
ersehen lässt — Material zu entwicklungsgeschichtlichem Studium
stand nicht zur Verfügung — orthotrop. Fig. 5 zeigt einen reifen
Samen im Längsschnitt, a ist der Funiculus, welchem die, jetzt nicht
mehr sichtbare, Mikropyle gegenüberlag, unterhalb des Funiculus
ist durch Resorption des Gewebes ein kleiner Kanal entstanden,
welcher blind in der Samenschale endigt. Unterhalb desselben
befindet sich zwischen Samenschale und Samen ein kleiner Raum
(Fig. 5, d), der Samen zeigt an dieser Stelle, auf der Mitte seiner
oberen Fläche, eine kegelförmige Erhebung, welche in den Hohl-
raum hineinragt. (Fig. 5 und 6 d.)
Die gesägt-eiförmigen Blätter der Aristotelia Maqui haben einen
unangenehm-bitteren Geschmack, welcher durch die in ihnen ent-
haltene Gerbsäure hervorgerufen wird; auf letzterer mag auch
vielleicht die heilsame Wirkung der Blätter bei Geschwüren beruhen.
Die Beeren, welche von Morren als bacca sicca bezeichnet werden,
enthielten im getrockneten Zustand 15°, Wasser, was die Vermuthung
zulässt, dass ihr Wassergehalt im frischen Zustand ein bedeutend
höherer ist. Sie fühlen sich in Folge ihres grossen Zuckergehaltes
— 18°, auf Trockensubstanz bezogen — klebrig an und besitzen
einen angenehmen, süss-säuerlichen Geschmack. Leider gelang es
nicht, den Farbstoff rein darzustellen; der mit ihm verbundene
Zucker konnte auf keine der gewöhnlichen Methoden entfernt werden;
weder gelang es denselben in ein Saccharat überzuführen, noch ihn
zu vergähren. Der Farbstoff ist sehr leicht in kaltem Wasser löslich ;
20*
Ochsenius, Ueber Maqui. 125
jedoch gelingt es erst nach mehrstündigem Kochen, ihn vollständig
aus den betreffenden Geweben zu entfernen; er besitzt ein intensives
Tinktionsvermögen, auf welchem seine in Frankreich in neuerer
Zeit so beliebte Verwendung als Weinfärbemittel beruht. In absolutem
Alkohol ist er, selbst in kochendem, verhältnissmässig wenig löslich;
daher nimmt auch seine Löslichkeit in Gemischen von Wasser und
Alkohol mit der Zunahme des letzteren ab. Aether, Benzin, Benzol,
Schwefelkohlenstoff nehmen ihn nicht auf, dagegen ist seine Lösung,
wie die der meisten derartigen Pigmente, in mit Wasser verdünnte
Säuren sattroth und in verdünnten Basen dunkelblau.
Die Röthe der Blattstiele und jungen Zweige rührt von einem
in den Rindenparenchymzellen gelösten Farbstoff, der sich auch bei
anderen Pflanzen häufig vorfindet, her.
Figurenerklärung.
Fig. 1. Querschnitt durch das Perikarp. a)Epicarp, b) Mesocarp, ce) Endocarp,
d) Drusen von Calciumoxalat, e) Gefässbündel.
Fir. 2. Querschnitt durch die Samenschale. a) Aeusseres, b) inneres Integument.
Fi. 3. Querschnitt durch einen Samen. a) Aeusseres, b) inneres Integument.
e) jedenfalls die Reste der zusammengepressten Knospenkernmasse,
d) Endosperm, e) Embryo.
Fig. 4. Einige Zellen aus dem Endosperm. a) Caleiumoxalatkrystalle.
Fig. 5. Längsschnitt dich einen Samen. a) Funiculus, b) Samenschale, c)
Endosperm mit Embryo.
Fig. 6. Längsschnitt durch den reifen Samen. a) Endosperm, b) Embryo.
Fig. 7. Freier Samen.
Fig. 5. Samen mit Funiculus.
Fig. 9. Längsschnitt durch eine Beere.
Fig. 10. Querschnitt durch dieselbe.
Fig. 11. Blüte von Aristotelia, die vorderen Blütenblätter sind weggelassen.
Litteratur.
1. Watson: Dend. brit. I. p. 44.
2. Bentham and Hooker: Gen. Plant. V. I PB. I. p. 239.
3. Hooker: Jcon Plant tab. 601.
4. Cunningham: Ann. Nat. Hist. V. 4. p. 24.
5. Hoxster: Prod. p. 227.
6. De Candolle: Prod. Syst. Regn. veget. Bd. II. p. 56 (Bd. I. p. 520 und
Bd. IV. 'p. 274).
7. Berter: Bullet. sc. nat. 1830. p. 108.
8. Molina: Hist, chil. p. 148.
9. Gay: Hist fisica y politica de Chile. Bot. I. p. 335.
10. Loudon: Encycelop. of piants. p. 394.
11. Lindley: The veget. kingdom, 371.
12. Ruiz et Pavon: Prod. p. 12.
13. L’Heritier: Stirp. 16.
142 Gartmer2 Canp, p. 211.
15. Lamarck: Encycelop. bot. pl. 399.
16. Guimpel: Abbild. d. fremd. in Deutschland ausdauernden Holzarten. p. 112.
tab. 88.
17. Koch: Dendrologie. p. 481—82.
18. Rosenthal: Syst. Uebersicht d. Heil-, Nutz- und Giftpflanzen aller Länder.
p- 789.
Nur wenig habe ich vorstehenden, mit dankenswerthem Fleisse
von H. Warlich angestellten Untersuchungen und Nachrichten
noch zuzusetzen.
726 Ochsenius, Ueber Maqui.
Der Geschmack der frischen Maquibeeren ist süssaromatısch ;
die Farbe ihres carmesinrothen Saftes geht beim Trocknen in die
schwarz violette der Frucht über und dieser liefert daher (oder
lieferte wenigstens früher) ein recht brauchbares Tintenmaterial. Ich
selbst habe in den 50er Jahren dort als Richter manches Protokoll
auf dem Lande mit Maquitinte aufgenommen, wenn keine andere
zur Hand war. Trockner Maqui fehlt, da wo er wächst, als Haus-
mittel fast in keiner ländlichen Wohnung, weil er adstringirend
wirkt und gegen die häufigen Erkältungsdurchfälle meist erfolgreich
angewendet wird.
Auch beim Maqui macht sich die Regel Be welcher die
grösste Zahl der chilenischen Pflanzen huldigt, d. i. Fernbleiben
des Aromas aus den Blütentheilen gegen starke en des-
selben in den Holzzellen, Blättern oder Früchten.
Frischer Maqui wird in grossen Mengen verzehrt, eingekeltert,
zu Confituren eingemacht und zu Obsteis gebraucht; doch sind
die Kerne immerhin etwas störend.
Wir treffen aber in dem Fleische der Beeren also vereint:
Träger von Zucker, Aroma, Farbe und angenehmer Herbe, d. h.
vier Substanzen, die, in hinreicehender Menge einem mittelmässigen
Weisswein zugesetzt, denselben zu einem vortrefflichen Rothwein
machen können.
Nun darf man mit Recht fragen: „Wenn das alles so ist,
müsste der aus Maquibeeren unvermischt, gewonnene Most bezw.
Wein ja auch ein vorzügliches Getränk sein.“ Das ist in der
That der Fall. Die en bei denen die Zeit, welche auf das
etwas mühsame Einsammeln des Maquis geht, keinen grossen Werth
besitzt, stellen aus ihm einen Tecu genannten Most her, den sie
ausserordentlich schätzen. Derselbe hat aber auch einen bei weitem
höheren Preis als Traubenblut und als der jetzt nach der Ent-
stehung von ausgedehnten Apfelwäldern recht sgeringwerthige
Apfelwein.
Selbstredend macht ein Zusatz von Maqui zu den Trauben
beim Keltern aus dem Produkt einen vortrefflichen „mosto*. So
nennt man in Chile den eimfach gegohrenen en wird da-
gegen ungefähr ein Drittel des ch gekelterten Traubensaftes
langsam zur Syrupsdicke eingedampft und das übrig bleibende
Gemisch von Zucker und Extraktivstoffen dem Most vor der
Gährung zugesetzt, so führt das daraus hervorgehende Getränk
den Namen „vino“. Doch scheint in letzter Zeit der Unterschied
in der Bezeichnung nicht mehr so scharf aufrecht erhalten zu
werden. ®)
Im Innern der zunächst südwärts von Valparaiso gelegenen
Provinzen wusste man während der Zeit meines Aufenthaltes die
Fülle der herrlichen, aber nicht haltbaren Saftfrüchte oft nicht
*) Europäische Gebräuche, Ausdrucks- und Behandlnngsweisen durchsetzen
immer mehr das Vaterland des Maqui; wie denn auch europäische Unkräuter
die niedere chilenische Flora stellenweise schon auf ein Minimum reducirt
haben.
Botanischer Verein in Lund. 127
als solehe zu verwenden. In der Melonen- und Wassermelonen-
ernte kam es vor, dass die Hörigen so viele Wagenladungen von
jenen ablieferten, dass man auf den von guten Verkehrsadern ent-
fernt gelegenen Gütern genöthigt war, sie mit Kleie vermischt zur
Fütterung des Viehes, besonders der Schweine, zu verbrauchen,
weil die Transportkosten bis zum nächsten Markte kaum durch
den Erlös gedeckt wurden. Aehnliches passirte übrigens im 16.
Jahrhundert auch in Calabrien mit köstlichen Feigen, wie die
Chronik über die Rückreise Karls V. von Tunis im Jahre 1535
besagt. In Yaquil liess ich den Ueberfluss an schönen, süssen,
violetten Feigen einfach nach Landessitte mit den Trauben keltern,
und nicht zum Schaden des ablaufenden „mosto“. Gedörrte Birnen
schen da nebenbei einen recht brauchbaren Zusatz zum Material
für Branntweindestillation ab.
Vielleicht ist es jetzt durch Eisenbahnen u. s. w. anders ge-
worden, aber trotzdem man in jenen Gegenden mancherlei im Ver-
ein mit Trauben zu recht gutem Weine macht, führt Chile denn-
noch viel von diesem Getränke ein; so 1884 für mehr als eine
Million Pesos an Werth gegen eine Ausfuhr von etwa nur 41,000
Pesos in 1884 und ebensoviel in 1885.
Ich glaube, dass die in Chile berühmten Weine von Cauquenes
und Concepeion einen grossen Theil ihrer Lieblichkeit, Stärke und
dunkeln schönen Farbe dem Maquizusatz verdanken; schwerlich
stammt die letztere nur aus dem Pigment der blauen Trauben-
schalen, &bensowenig wie die schöne dunkelgelbe Farbe der Weine
von Istrien, Dalmatien u. s. w. aus den Trauben selbst herrührt,
sondern aus einem Zusatze von Sirup, zu dem Croton tinctoria L.
einen Hauptbestandtheil liefert.
Das muss man sich schon gefallen lassen, aber den Preis
minderwerthiger Weine bloss durch emen Zusatz von Zucker und
Maqui, um fast das 10fache zu erhöhen, wie es die Franzosen
gegenwärtig thun, ist schon nicht mehr schön, und noch weniger
hübsch ist die Herstellung von Flüssigkeiten, wie die oben er-
wähnten 1500 Fässer enthielten, um solche mit Hilfe von Maqui
als Bordeauxwem an den Mann zu bringen. Deshalb schien es
zeitgemäss, den Lesern des botanischen Centralblattes eine genaue
Beschreibung des Maquis und seines Wesens anzubieten.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botanischer Verein in Lund.
(Fortsetzung.)
b) Die Aussenrinde nicht deutlichkollenchymatisch.
6. Typus: Die Zellen der Aussenrinde sind relativ dünn-
wandig, die äusseren bisweilen mit Tendenz zu kollenchymatischer
Entwickelung. Im Querschnitt sind sie gewöhnlich abgerundet, im
{o) fo) Oo ?
728 Botanischer Verein in Lund.
Radialschnitt abgerundet oder etwas lang ggestreckt. Unter den
Spaltöffnungen, wdlche besonders bei Myrtillus nigra in ziemlich
grosser Menge vorkommen, ist die Aussenrinde lakunös ; sonst
liegen die Zellen wenigstens in dem äusseren Theile gewöhnlich
dieht zusammen. Die Innenrinde ist heterogen. Sie besteht theils
aus kleineren, diekwandigeren, mit Inhalt versehenen, theils aus
grossen, sehr dünnwandigen, farblosen Zellen. Jede Sorte bildet,
wie es scheint, ein zusammenhängendes System. Bei Myr #öllne
findet sich keine deutliche Anordnung in vertikalen Reihen wie
bei den Uebrigen vor. Die klemetet zellen nahmen mrohi selten
die Form von Armparenchymzellen an, welches besonders deutlich
im radialen Längsschnitt von Vaceinium hervortritt. Sie stehen
durch Ausstülpungen mit einander in Verbindung. Intereellu-
larräume zwischen ihnen sind darum nicht selten. Diese Zellen
liegen im Querschnitt in Gruppen oder in unregelmässig ver-
laufenden und einander oft kreuzenden Reihen. Die Zwischen-
räume werden durch die grossen dünnwandigen Zellen ausgefüllt.
Hierher gehören : nm Vitis idaea , Myrtillus nigra, Akaloı
pr ocumbens und Andromeda hypnoides.
B. Die primäre Rinde differenzirt in mehrere
Schichten.
7. Typus: Direkt unter der Epidermis liegt eine einfache
oder eine doppelte Schicht Kollenehymzellen. Innen vor dieser
findet sich eine 3 bis 4 Zellen mächtige Schicht von dünnwandigen,
im Querschnitt wie Längsschnitt kan fast runden und ah
chlorophyliführenden Zellen. Unter den in ziemlich grosser Zahl
vorkommenden Spaltöffnungen erstreckt sich dieses Gewebe bis zur
Epidermis und wird mehr lakunös. Die Spaltöffnungen und diese
Schieht werden ganz gewiss von einander bedingt. (efr. Prof.
F. Areschoug: Om ZLeycesteria, 1. c.)
Darauf folgt eine etwas mächtigere Schicht von deutlich kollen-
chymatischen Zellen, welche in tangentialer Richtung ein wenig
gestreckt sind. In dieser Schicht treten jedoch zahlreiche Inter-
cellularräume auf, welche im Querschnitt in der Regel die Form
kleiner, eckiger Oeffnungen haben, wo drei oder mehrere Zellen
an eimander stossen. Bisweilen haben dieselben grössere Aus-
dehnung in tangentialer Richtung. Schliesslich, dem Baste am
nächsten, liegt eine Schicht von ungefähr derselben Mächtigkeit,
deren Zellen grösser sind, im Querschinitt ovaler und dünnwandiger.
Diese Vertheilung in Schichten findet sich indessen nicht ungestört
im ganzen Umkreise vor. An 4 Stellen, den Ecken des Zweiges
entsprechend, verlaufen nämlich längsgehende Streifen von aus-
geprägt kollenehymatischem Gewebe, welche sich von der Epidermis
dureh die chlorophyllführende Sehicht bis zu der inneren Kollenehym-
zone erstrecken. Hierher gehört Evonymus Europaea.
Botanischer Verein in Lund. 129
1.
Die Rindenuringewissenlängsgehenden Streifen
in zwei Schichten differenzirt.
8. Typus: An 4 oder mehreren Stellen (verschieden bei
verschiedenen Arten) verlaufen grössere oder kleinere Streifen
Kollenehymgewebes direkt unter der Epidermis, denen mehr
oder weniger deutliche Leisten auf der Oberfläche des Zweiges
entsprechen. Zwischen diesen Streifen findet sich keine deutliche
Differenzirung in verschiedene Schichten, wenn auch eine schwache
Tendenz hierzu bisweilen bemerkbar ist. Uebrigens stimmt die
Rinde in Bezug auf Form und Anordnung der Zellen und das
Aussehen der Intercellularräume mit Syringa überein. Zu diesem
Typus gehören: Viburnum Opulus, Forsythia, Cornus sanguinea
und a. Arten.
III.
Keine deutliche Differenzirung in zwei Rinden-
Schichten.
9. Typus: Längsgehende Kollenchymstreifen fehlen. Im
Uebrigen stimmt die Rinde im Bau mit diesem Gewebe bei dem
nächst vorhergehenden überein. Bisweilen findet sich eine deut-
lichere Tendenz zur Differenzirung in zwei Schichten, dadurch,
dass die alleräussersten Zellen schwach kollenchymatisch sind. Dies
varürt bei derselben Art. Unter diesen Typus gehören: Sta-
phylea pinnata, Rhamnus Cathartica, Prunus spinosa.
10. Typus: Steht dem vorigen nahe und unterscheidet sich
von diesem in derselben Weise wie der 2. Typus sich vom 1.
unterscheidet, d. h. durch die im Querschnitt gewöhnlich abge-
rundeteren und dünnwandigeren Zellen und durch die nicht spalten-
förmigen Intercellularräume. Hierher gehören; Hippophae rham-
oiden und Diapensia Lapponica.
Als gemeinsam für alle 10 Typen kann Folgendes hervor-
gehoben werden: Der Inhalt besteht, wo nicht anders angegeben,
zum wesentlichsten Theil aus Chlorophyll und Stärke, bei ver-
schiedenen Arten in wechselnder Menge und Proportion. Bei den
meisten Arten treten Krystalldrusen oder einzelne Krystalle in
grösserer oder geringerer Anzahl auf. Sie sind gewöhnlich zahl-
reicher in der Innen- als in der Aussenrinde, liegen entweder in
den Zellen der Rinde oder auch in eigenen, dünnwandigen Zellen.
Die Krystall führenden Zellen kommen bald zerstreut vor, bald
bilden sie, was besonders in dem inneren Theil der Rinde der
Fall ist, vertikale Reihen.
Die Rindenzellen sind in der Regel in längsgehenden Reihen
geordnet. Die Zellen der kollenehymatischen Aussenrinde sind im
Querschnitt mehr oder weniger länglich oval, im Allgemeinen in
vertikaler Richtung etwas mehr gestreckt als die Zellen der Innen-
rinde. Da diese letzteren von mehr als einer Sorte sind — die
krystallführenden Zellen, welche ja in allen Typen auftreten, werden
hierbei ausser Acht gelassen —, bilden die gewöhnlich kleineren,
1730 Botanischer Verein in Lund.
regelmässigeren und inhaltführenden Zellen in der Regel eine mehr
oder weniger mächtige Zone unmittelbar um den Bast. Die ho-
rizontalen Wände sind mit zahlreiehen Poren versehen, welche
den sekundären Membranen oft ein fibröses Aussehen verleihen.
Auf den vertikalen Wänden scheinen sie geringer an Zahl und
nicht selten in Reihen über einander gestellt zu sein. Auch die
dünnen Zellwände in der Innenrinde bei den Typen 4, 5 und 6
haben zahlreiche, dieht sitzende, kleine Poren.
Lund, im Februar 1888.
Hans Tedin.
IX. Sitzung am 27. März 1888.
1. Licenciat @. A. Karlsson sprach über
Das Transfusionsgewebe bei den (Üoniferen.
Obgleich verschiedene Verfasser mehr oder weniger ausführlich
das Transfusionsgewebe beschrieben haben, entweder mit anderen
Gewebearten in den Coniferenblättern zusammen oder einzeln für
sich, so blieb doch Verschiedenes in Betreff dieses Gewebes bisher
unberücksichtigt, ungenügend auseinandergesetzt oder sogar fehler-
haft dargestellt Ich habe eben deshalb die Resultate meiner Unter-
suchungen, die ich vor einigen Jahren über dieses Gewebe an-
gefangen hatte, publieirt (Transfusionsnäfvaden hos Coniferne,
Akad. Abhdl. Lund 1888), und da die Resultate vielleicht ein all-
gemeineres Interesse haben, so will ich hier kurz das Wichtigste
davon mittheilen.
Zur besseren Orientirung schicke ich die Beschreibung des
Transfusionsgewebes bei Pinus Austriaca voraus. Die Zeilen, welche
innerhalb der Scheide die eigentlichen Gefässbündel ungchenn sind
verschiedener Art, was von anderen Verfassern übersehen und
nicht erwähnt oder nur angedeutet wurde. Wir finden daselbst:
I. die eigentlichen Transfusionszellen, welche zum
grössten Theil den Platz zwischen der Strangscheide und den Ge-
fässbündeln ausfüllen. Sie haben an jeder der verholzten Wände
mehrere Ringporen und wasserhellen Inhalt. Von isodiametrischer
Form, gehen sie an der Holzseite des Bündels allmählich in eine
Zellenform über, welche an die der Zellen der Schutzscheide er-
innert, indem sie länger werden und kleinere, ovale, quergestreckte
Poren erhalten, um endlich näher an dem Xylem und zwischen den
Bündeln kontinuirlich in:
Il. das markähnliche Transfusionsgewebe über-
zugehen, dessen Elemente sehr lang sind und deutliche Intercellular-
räume zwischen sich lassen. In den dünnen, schwach verholzten
Zellwänden derselben finden sich sehr kleine Poren. Sie führen
spärlich Protoplasma und im Sommer eime kleine Anzahl grosser
Stärkekörner, im Uebrigen klaren Zellsaft. In vielen Beziehungen
bilden diese wiederum einen Uebergang zu:
Ill. den oft durch dünne Querwände gefächerten Bastfasern,
welche spärlich im markähnlichen Transfusionsgewebe zerstreut
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 731
liegen und ausserdem eine Scheibe unterhalb des Phloömes der
Bündel bilden.
Endlich finden wir zwischen den eigentlichen Transfusionszellen :
1V. gewöhnlich isodiametrische Elemente, welche ich einfach
poröse Transfusionszellen genannt habe. Sie liegen in den-
selben Vertikalreihen, wie die eigentlichen Transfusionszellen und
wechseln mit diesen ab, sind aber mit den gleichnamigen Zellen
anderer Vertikalreihen verbunden, so dass sie dadurch zusammen
ein Netzwerk darstellen. Sie haben einfache, siebscheibenähnliche
Poren, um welche die unverholzte Membran rundlich verdickt ist,
enthalten Protoplasma und im Sommer reichlich Stärke.
Das Xylem der beiden Gefässbündel erhält in der gegen den
Blattrand sehenden Flanke immer kürzere, weitere und mehr dünn-
wandige Elemente, welche nicht in wohlgeordneten Radialreihen
liegen und durch alles dieses einen Uebergang zu den angrenzenden
eigentlichen Transfusionszellen darstellen, von welchen sie sich je-
doch dadurch unterscheiden, dass ihre Ringporen etwas grösser
sind, mit einer schwachen Einbuchtung der Hofwand um den
Porenkanal und dass sie kurz zugespitzt enden, wodurch nur ein
einziger Ringporus auf jeder von den schiefgestellten Querwänden
Platz findet. Ebenso wie das Xylem also mittels dieses Gewebes,
welches ich Transfusionsxylem nenne, in das eigentliche Trans-
fusionsgewebe übergeht, so geht auch das Phloöm in demselben
Theil des Gefässbündels durch eine Modifikation, das Trans-
fusionsphlo@äm, in das Gewebe der einfach porösen Trans-
fusionszellen über. Auch die Zellen des Transfusionsphlo&ms
werden nämlich gegen die Flanken hin immer kürzer und weiter,
so dass die äussersten isodiametrisch sind. In der unverholzten
Membrane kann man nur an Zellen, welche auf der Grenze gegen
das Transfusionsgewebe liegen, Poren wahrnehmen und zwar sehr
niedrige. Auch der Inhalt geht nach aussen hin von feinkörnigem,
farblosem Protoplasma in chlorophyllhaltiges über.
(Fortsetzung folgt.)
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet
i Upsala.
(Fortsetzung.)
In Philosophia Botanica (1751) ist das Verhältniss etwas
verschieden. Hier werden freilich in $ 77 als „methodi naturalis
fragmenta*“ 67 Gruppen aufgestellt, jede mit besonderem Namen
(doch ohne beigefügte Charaktere), aber inwiefern diese als ordines
oder classes gefasst werden, ist zum mindesten unklar. Nach
$ 160 sind sie als „naturales classes“ zu betrachten und als solche
werden Umbellatae, Vertieillatae, Siligquosae, Legumi-
nosae, Compositae u. a. besonders erwähnt, aber nach $ 162
und $ 205 sind sie „ordines naturales“; nach dem Register (p. 351
732 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
und 359) sind sie sowohl elasses als ordines.*) — Später bestimmte
sich Linne gänzlich für das Anwenden des Ausdrucks ordo na-
turalis, wie es aus seinen im Jahre 1771 gehaltenen, von Gieseke
1792 ausgegebenen Proleetiones in ordines naturales
plantarum hervorgeht. Auch hier fehlen jedoch Charaktere,
und Linne sagt selbst: „fateor me eos dare non posse.“
Was weiter den Umstand betrifft, dass mehrere spätere Ver-
fasser nicht die Bezeichnung „familia“, sondern „ordo” anwenden**),
so hat dieses offenbar wenig oder nichts zu bedeuten. Es ist
nämlich sehr leicht, viele andere, gleichfalls hervorragende Syste-
matieci zu nennen, mlche die Bezeichnung Familie oder natürliche
Familie vorziehen. In dieser Beziehung mögen besonders hervor-
gehoben werden — unter den Verfassern unserer Zeit — Eichler,
Engler, Prantl andere nicht zu erwähnen. Noch andere
gebrauchen beide Bezeichnungen zugleich, wobei „ordo“ eine
höhere Abtheilung ausmacht, die mehrere Familien m sich schliesst.
Diese Ausdrücke jetzt ganz synonym zu machen, wie sie unstreit-
bar ehemals gewesen sind, kann daher leicht Verwirrung ver-
ursachen.
Zufolge der hier angeführten Gründe dürfte das Cassiren
der Benennung „Familie“ und ihr Austauschen gegen „Ordnung“
mit Recht als wenig wohlerwogen bezeichnet werden können.
Hierzu kommt anserdem, dass in der Zoologie und der Botanik
denselben Begriffen wohl auch dieselben Namen beigelegt werden
müssen. Schon Magnol hebt darum hervor, dass” die. Pflanzen
wie die Thiere in natürliche Familien getheilt "werden müssen.***)
III. Nackte Samen (oder Samenknospen.)
Bisweilen findet man auch bei sehr hervorragenden Verfassern
(z. B. Eichler, Syllabus 4. Aufl. p. 33 und 58. Vergl. auch
Warming, Den systematiske Botanik. 2. Aufl. p. 134 und 394),
dass sie aus Versehen diesen Ausdruck m ganz verschiedener
Weise anwenden, nämlich theils wenn die Samen (Samen-
knospen) nicht von geschlossenen Fruchtblättern umgeben sind
(Gymnospermae) , theils wenn sie keine Samenschale besitzen
(z. B. Santalaceae).. Um diese kleine Unrichtigkeit zu ver-
meiden, wurde vom Vortr. vorgeschlagen, dass die ersteren nackte
(semina oder ovula nuda) in Gegensatz zu gedeckten (in-
elusa) heissen mögen, die letzteren könnten dagegen unge-
*) Es mag hervorgehoben werden, dass die Bezeichnung „Familie“ im
Pflanzenreiche auch von Linne& angewendet wird. Er spricht z. B. in Phil.
Bot. $ 78: „vegetabilia comprehendunt Familias VII: Fungos, Algas, Mu-
scos, Filices, Gramina, Palmas, Plantas.“
**) Einige von diesen gebrauchen dieses Wort allein (De Candolle,
Lindley, Endlicher), andere fügen „naturalis” hinzu (Jussieu, Bart-
ling), so dass auch unter diesen eine vollständige Uebereinstimmung nicht vor-
handen ist.
*+*) „J’ai cru apercevoir dans les plantes une affinite, suivant les degres de
la quelle on pourrait les ranjer en diverses Familles, comme on ranje les ani-
maux.“
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 733
kleidet (etunicata) in Gegensatz zu gekleideten (tuni-
cata) genannt werden.
Zuletzt wurden von Professor F. R. Kjellman
Pneumathoden
bei Phoeniw pumila vorgelest und der Bau dieser Organe be-
schrieben.
Sitzung am 8. März 1888.
Docent K. F. Dusen hielt einen Vortrag
Ueber die Verbreitung einiger am Wetter-See und
besonders in der Umgegend von Omberg vorkommen-
der Phanerogamen.
Dann theilte Herr J. R. Jungner
Ueber Rumex crispus L. X Hippolapathum Fr.
Folgendes mit:
Diese Form wurde vom Vortr. an mehreren Orten in der
Provinz Upland, sowie in Westergotland und Schonen gefunden.
In Herbarien hatte er dieselbe Form aus Upland, Östergotland,
Westmanland, sowie aus dem nördlichsten Finnland gesehen. Durch
die geringe Zahl der entwickelten Nüsse (sammt ihren Kelchblättern)
und Pollenkörner, durch intermediäre Charaktere, sowie durch ihr
Vorkommen in Gesellschaft mit Aumex erispus L. und R. Hippola-
pathum Fr. erwies sich diese Pflanze als ein Bastard der erwähnten
Arten.
Die Grundblätter sind eiförmig-lanzettlich mit etwas herz-
förmigem Grunde und am Rande kraus. Die Stengelblätter sind
in jeder Beziehung deutlich intermediär. Auch in der relativen
Länge der Zweige und des Hauptstammes, in der Entfernung der
Blütenwickel, der Tiefe der Furchen am Stamme, der Grösse und
Form der äusseren und inneren Perigonblätter, sowie in dem Vor-
kommen von Schwielen an den Perigonblättern und in der Grösse
der Nüsse ist dies eine deutliche Zwischenform jener Arten.
An sämmtlichen Standorten, wo diese Form beobachtet wurde,
tritt sie mit den Stammarten vergesellschaftet auf.
Eine interessante Erscheinung, welche bei Bastarden und be-
sonders Rumex-Bastarden oft beobachtet wird, findet auch bei dieser
Form statt, dass nämlich dieselbe Form, welche an einem Standorte
spärlich und steril vorkommt, an einem anderen in grösserer Zahl
und mehr oder weniger fertil auftreten kann.
Dieser Bastard ist schon vorher in Deutschland unter dem
Namen Rumex similatus von Haussknecht beschrieben worden.
Sitzung am 22. März 1888.
1. Herr R. Jungner hielt einen Vortrag, in dem die allgemeinen
Gesichtspunkte und die wichtigsten Resultate seiner Abhandlung:
734 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
Ueber die Anatomie der Dioscoreaceen*),
mit der er unter der Leitung des Herrn Professors F. W. C. Are-
schoug in Lund während mehrerer Jahre beschäftigt gewesen,
dargestellt wurden.
Gegenstand der Untersuchungen waren Arten aus Gattungen,
die zur Familie der Dioscoreaceae gehören, sowie einige wenige
Arten, die verwandte Familien repräsentiren. Nur die oberirdischen
Theile der Stämme und die Blätter wurden untersucht und die
Aufmerksamkeit dabei wesentlich auf die Gefässstränge gerichtet.
Weil auch anatomische Unterschiede verschiedener Arten,
Gattungen und Familien einen systematischen Werth haben ınüssen,
so liess Verf. seine Abhandlung ausser dem allgemeinen auch einen
speciellen Theil umfassen.
Im ersteren sind folgende Fragen behandelt worden — jedoch
wurde für jede besondere Frage nur eine oder wenige Arten be-
rücksichtigt, weil Verf. aut diese Weise grössere Genauigkeit zu
gewinnen glaubt.
1. Die Differenzirung der Gewebe im Allgemeinen und insbesondere
die Entstehung und die Entwicklung der Gefässbündel sowohl
in horizontaler wie in vertikaler Richtung.
2. Das Hautgewebe.
3. Das Grundgewebe.
4. Der Gefässbündel.
a) Der Verlauf und die Anordnung der Gefässbündel im
Stamm und Blatt.
b) Die verschiedenen Gewebe des Fibrovasalsystems und ihre
gegenseitige Anordnung in verschiedenen Höhen des Stammes
und des Blattes.
c) Der Bau der Elemente des Gefässbündels und besonders
des Weichbastes, sowie die gegenseitige Anordnung dieser
Elemente im Stamme und im Blatte.
In dem speciellen Theile wurden die wesentlicheren anatomischen
Unterschiede und die verschiedenen Strukturverhältnisse verschiedener
Arten erforscht. Da aber bei der Ausarbeitung des allgemeinen
Theiles beobachtet worden war, dass die verschiedenen Arten der
Gattung Dioscorea in Betreff des Verlaufes und Baues der Gefäss-
bündel nur geringfügige Unterschiede darboten, so müssten, um für
diese Arten unterscheidende Merkmale zu finden, die Verschiedenheiten
in anderen Geweben gesucht werden. Es ergab sich dann, dass
das Hautgewebe die wichtigsten Unterschiede zeigte.
(Fortsetzung folgt.)
*) Bidrag till kännedomen om Anatomien hos Familjen Dioscoreae af J. R.
Jungner. Med 5 Taflor. (Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. Handl. Bd. XIII.
Afd. III. No. 7.)
Bot. Gärten u. Instit. — Instrumente, Präpar.- und Conservations-Meth. 735
Botanische Gärten und Institute.
’asserini, J., et Coccotti, N., Delectus seminum in r. horto botanico uni-
versitatis Parmensis anno 18838 collectorum. 8°. 14 pp. Parmae (Jacobi
Ferrari et fil.) 1889,
Peek, Chas. H>, Borty-tiret AnnwahReport'öf the
Trustees ofthe State Museum of Natural History
for the Year 1837. (Report of the Botanist. p. 51--86.)
New York 1888.
Der Jahresbericht des berühmten Staatsbotanikers in Albany enthält neben
anderen wichtigen Beiträgen zur Flora Nordamerikas und Beobachtungen über
Phanerogamen (Nymphaea odorata Ait., Rubus villosus Ait. var. humifusus T. & G.,
Vaccinzum Canadense Kalm, Seirpus polyphyllus Vahl, $8. Torreyi Olney) eine
Liste für den Staat New York neuer Pilze (hauptsächlich Hymenomyeeten), ein
Ergebniss der Pilzexcursionen in den für die Entfaltung der Pilzflora besonders
günstigen Monaten Juli, August und September des Jahres 1887.
Von diesen sind die folgenden Arten und Varietäten neu:
Lepiota arenicola Peck, Tricholoma intermedium Peck, Tricholoma_ terri-
ferum Peck, T. tricolor Peck, T. fuligineum Peck, Clitocybe subsimilis Peck,
Clitoeybe caespitosa Peck, Clitocybe sulfurea Peck, Collybia strictipes Peck,
Collybia alba Peck, Omphalia subgrisea Peck, Mycena capillaripes Peck,
M. erystallina Peck, Entoloma flavoviride Peck, Clitopilus erythroporus Peck,
C. conissans Peck, C. caespitosus Peck, Pholiota minima Peck, Inocybe fibrillosa
Peck, I. subfulva Peck, I. violaceifolia Peck, I. agglutinata Peck, I. nigridisca
Peck, Flammula subfulva Peck, Naucoria paludosa Peck, N. unicolor Peck, Psilo-
cybe senex Peck, Deconica subviscida Peck, Psathyrella minima Peck, Corti-
narius muscigenus Peck, C. brevipes Peck, C. brevissimus Peck, C. albidifolius
Peck, C. flavifolius Peck, C. griseus Peck, C. badius Peck, C. subflexipes Peck,
Lactarius maculatus Peck, Russula atropurpurea Peck, Boletus glabellus Peck,
B. variipes Peck, B. indecisus Peck, B. albellus Peck, Polyporus mutans Peck,
P. pineus Peck, Hydnum fasciatum Peck, Irpex nodulosus Peck, Clavaria albida
Peck, C. densa Peck, Cercospora Gentianae in foliis Gentianae linearis, Oöspera
Cucumeris (Cucumis Melo). — Lepiota granulosa Batsch var. albida Peck, Clito-
eybe laccata Scop. var. amethystina Peck, Collybia lentinoides var. rufipes Peckii
und var, flaviceps Peck, Marasmius salignus Peck var. major Peck, Solenia villosa
Fr. var. polyporoidea Peck, Clavaria stricta Pers v. fumida Peck.
Ludwig (Greiz).
Instrumente, Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Poli, Aser, Note di Microtecnica. (Malpighia. Vol III. 1889. p. 77.)
Schweinfurth, &., R£colte et conservation des plantes pour collections botaniques
prineipalement dans les conirdes tropicales. Traduit par E. Autran. 8°,
64 pp. Basel (H. Georg) 1889. M 1.20.
Elsner, F., Die Praxis des Chemikers bei Untersuchung von Nahrungsmitteln
und Gebrauchsgegenständen, Handelsprodukten, Luft, Boden, Wasser, bei bak-
teriologischen Untersuchungen, sowie in der gerichtlichen und Harn-Analyse.
4. Aufl. Lief. 2 u.3. 8°. p. 97—288. Hamburg (Leopold Voss) 1889.
a M. 1.60
736 Algen.
Referate.
Boldt, Robert, Desmidieer frän Grönland. [Desmidieen
aus Grönland]. (Bihang till Kongl. Svenska Vetenskaps-
Akademiens Handlingar. Bd. XIII, Afd. III. No. 5.) 48 pp.
2 Tfln. Stockholm 1888.
— —, Grunddragen af Desmidieernas utbredning i
norden. [Grundzüge der Verbreitung der Desmi-
dieen im Norden]. (Ibid. No. 6. 110 pp.) Separat-Ab-
drücke unter dem Titel: Studier öfver sötvattensalger och deras
utbredning. [Studien über Süsswasseralgen und deren Ver-
breitung.] II—III. (Akademisk afhandling.) 4°. 154 pp. 2 Tiln.
Helsingfors 1888.
Das grönländische Material, welches dem Verf. zur Verfügung
stand, war von Th. Fries 1871 und der Nordenskiöld’schen
Expedition 1883 gesammelt worden. Es bestand aus 122 Collee-
tionen von 29 verschiedenen Lokalitäten in verschiedenen Gegenden,
auch in Ost-Grönland. Die Zahl der Arten beläuft sich auf 125.
Folgende neue Arten und Formen sind beschrieben:
Micrasterias denticulata Breb. f., der M.-angulosa Reinsch sehr nahestehend
und damit vielleicht identisch. Euastrum peetinatum Breb. f intermedia und
P$ lagenale mit einfacheren Loben. E. oblongum Ralfs f. depressa mit breiterer
Basis des Endlappens. E. cuneatum Jenn. f subansatum, dem E. ansatum
näher. E. denticulatum (Kirchn.) Gay fi. 2. E. elegans (Breb.) Kütz. $ spe-
ciosum (E. bidentatum Näg. f.). E. Berlini, an E. pectinatum etwas erinnernd,
aber mit konischen Seitenlappen. Cosmarium suberenatum Kütz. # rotundatum,
durch convexen Scheitel von @ sehr verschieden, — yY subsolidum von Ü. solidum
nur wenig verschieden und vielleicht eher damit zu vereinigen. (©. Nathorstii,
dem (©. subspeciosum Nordst. und dem (. formosum Hoff. sehr nahestehend. (.
costatum Nordst. # subhexalobum mit sehr ausgezogenem Scheitel. (€, cyelium
Lund. * arcticum Nordst. $ subarcticum. C. hexastichum Lund. £ polystichum wit
wenigstens 10 Reihen von Warzen. (. subquasillus mit nicht ausgezogenem
Scheitel. C. Biretum Breb. f. Groenlandica und f. subeonspersa. C. Holmii Wille
f. depauperata. Arthrodesmus octocornis Ehrb. £ trigonus. Xanthidium theilt der
Verf. in 2 Subgenera, A. Euxanthidium (Massa chlorophyllacea lateralis, e laminis
parietalibus formata) und B. Centrenterium (massa chlorophyllacea centralis), zu
welchem letzteren X. acanthophorum Nordst. und Groenlandicum (jede Zellhälfte
mit 6 Warzen am Rande anstatt Stacheln, übrigens dem X. fasciculatum ziemlich
ähnlich) gehören. Staurastrum trapezicum, dem St. muricatum täuschend ähn-
lich. St. margaritaceum Ehrb. £ truncatum.
Die Grundzüge der Verbreitung der Desmidieen
im Norden.
A. Historischer Rückblick. Verf. zählt in chronologischer
Ordnung die Arbeiten auf, die sich mit Nordischen Desmidieen
beschäftigen, er theilt mit, wie viele Arten und wie viele neue
(oft welche) davon in jeder Arbeit aufgeführt sind und macht da-
bei kritische Bemerkungen. Die betreffenden Verfasser sind:
Ueber die Flora Schwedens: C. A. Agardh, P. T. Cleve, L. Raben-
horst, O0. Nordstedt, W. Wittrock, P. M. Lundell, G. Lagerheim;
über die Flora Norwegens: C. Boeck, L. Rabenhorst, W. Wittrock,
O. Nordstedt, N. Wille; Finlands: Fr. Elfving; über Luleä Lappmark:
W. Wittrock und G. Lagerheim; über Russisch Lappmark: O. Nord-
stedt; über die Flora Sibiriens: R. Boldt; von Nowaja Semlja: ©. Nord-
Algen. 737
stedt, N. Wille; von Spitzbergen und Beeren-Eiland: O. Nordstedt; von
Grönland: G. Diekie, G. C. Wallich, 8. Berggren, OÖ. Nordstedt und
R. Boldt.
B. Verzeichniss der im Gebiete vorkommenden Arten und
Formen: Die Gattungen und Arten sind alphabetisch aufgezählt
und es ist angeführt, in welchem von folgenden kleineren Gebieten
jede Art resp. Form vorkommt: Schweden (exel. Lule& Lapp-
mark), Norwegen, Finland, Lules Lappmark, Russisch Lappmark,
Sibirien (nördlich vom Polarkreis), Nowaja Semlja, Beeren-Eiland,
Spitzbergen, Ost-Grönland, Süd-Grönland, Nord-Grönland, Nord-
west-Grönland. (Diese sorgfältige Zusammenstellung von allen im
(ebiete bekannten Formen ist für alle Desmidiologen von grossem
Werthe.)
C. Die Bearbeitung des Materiales.. Das Resultat der Unter-
suchung.
In Bezug auf die verschiedene Rolle, welche die Gattungen
in den südlicheren und nördlichen Floren spielen, können sie auf
folgende Weise gruppirt werden:
1. Gattungen, die auf Spitzbergen ganz und gar fehlen:
Arthrodesmus, Desmidium, Docidium, Gymnozyga, Mesotaenium.
2. Gattungen, die Stellvertreter auf Spitzbergen besitzen,
aber deren Artenzahl und Prozentzahl dort niedriger ist, als in
Schweden:
Closterium, Penium, Pleurotaenium.
3. Gattungen, deren Artenzahl gegen Norden vermindert wird,
aber deren Prozentzahlen dieselben oder auf Spitzbergen unbe-
deutend grösser, als in Schweden sind:
Cylindrocystis, Euastrum, Gonatozygon, Hyalotheca, Sphaerozoma.
4. Gattungen, deren Prozentzahl bedeutend grösser auf Spitz-
bergen, als in Schweden ist:
Cosmarium, Spirotaenia, Staurastrum.
5. Gattungen, die ausschliesslich der Schnee- und Eis-Flora
angehören:
Ancylonema, Pagetophila.
Aber auch Verschiedenheiten in Betreff der Artengruppen
der grösseren Gattungen treten hervor. Vergebens sucht man in
dem Verzeichniss der Pflanzen von Spitzbergen und Beeren-Eiland
nach den grösseren Arten von Euastrum verrucosum-, E. pecti-
natum-, E. oblongum- und E. erassum-Gruppen. Nur auf Nowaja
Semlja oder Spitzbergen, aber nicht in Norwegen, Schweden, Finn-
land Hoplar südlicheren Gegenden kommen folgende Arten vor:
Cosmarium einctulum, abend, Novae Semliae, protumidum, pseudoisthmochon-
drum, pyenochondrum, subreniforme, tumens ; Euastrum tetralobum, Gonatozygon
Kjellmani; Staurastrum megalonotum, Novae Semliae und rhabdophorum.
Keine einzige für Europa unbekannte, aber für das amerika-
nische Festland eigenthümliche Art ist in Grönland gefunden
worden. Bei Betrachtung der Zusammensetzung der Grönländischen
Desmidieen-Flora findet man, dass ihre 158 Arten den folgenden
Kategorien zugehören: 1. endemische Arten 5; 2. Arten mit nur
endemischen Varietäten 4; 3. Arten mit für Grönland und den
alten Kontinent gemeinsamen Varietäten 149. Grönland und Süd-
skandinavien haben gemeinsam Varietäten von 138 Arten. Mit
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIIL. 1889. 21
738 Algen.
Nowaja Semlja, Beeren-Eiland und Spitzbergen hat Grönland
80 Arten gemeinsam; in den 3 erstgenannten Ländern fehlen
folgende in Grönland und Skandinavien vorkommende Gattungen:
Ancylonema, Desmidium, Gymnozyga, Micrasterias, Spondylosium
und Xanthidium. Davon ist Micrasterias mit 5 Arten in Grön-
land besonders bemerkenswerth. Die südlicheren Theile von Grön-
land beherbergen eine Zahl von Gattungen und Arten, die nörd-
lich von Holsteinborg nicht angetroffen sind, und welche eben für
die skandinavische Flora, aber nicht für Nowaja Semlja oder
Spitzbergen charakteristisch sind. Das nördliche Grönland be-
sitzt einige Arten, die in Europa nur oder beinahe nur den
hochnordischen Ländern zugehören. — Die vom Verf. erhaltenen
Resultate seiner geographischen Desmidieen-Studien fördern noch
bestimmter die Theorie von einer früheren Landverbindung
zwischen Grönland und dem alten Kontinent (mit Spitzbergen),
als die Resultate der Untersuchungen über die Verbreitung
der Gefässpflanzen. Da nämlich nach Nathorst von den 123
Gefässpflanzen Spitzbergens auf Grönland 9,7%, auf Nowaja
Semlja 17,9%, und in Südost und Süden 2,4 0%/, fehlen, so hat
man unter den 88 Arten Spitzbergens vergebens Sosucht, identische
Varietäten von 32 Arten (36,3 °/ %/,) im Grönland, 30 (34 0), auf
Nowaja Semlja, 4 (4,5 °/,) in Süden und Südost zu finden. Von
den Gefässpflanzen Grönlands fehlen in Skandinavien 22,68 9,
aber von den Desmidieen Grönlands daselbst nur 7,6°%,.
Nur eine von den 28 Arten Beeren-Eilands kommt nicht auch
in Skandinavien oder Nowaja Semlja vor. Die Flora dort stimmt
mehr mit der Flora Spitzbergens, als mit der Grönlands überein.
91,35°/, von sämmtlichen Arten Nowaja Semlja’s kommen auch
auf Spitzbergen, Beeren-Eiland oder dem Kontinent vor.
Für das ganze Gebiet sind 477 Arten bekannt, von denen
445 in Schweden (excel. Luleä Lappmark), Norwegen oder Finnland
vorkommen.
Der Verf. hebt selbst am Ende seiner Untersuchungen folgende
Resultate besonders hervor:
1. In desmidiologischer Hinsicht steht Grönland sehr nahe
dem dem Untersuchungsgebiet zugehörigen Theile der alten Welt,
besonders Skandinavien.
2. Es giebt eine arktische Desmidieen-Flora (auf Nowaja Semlja,
Spitzbergen, im nördlichen Grönland), die durch wohl ausgeprägte,
sowohl positive als negative Merkmale von südlicheren Floren des
Gebietes in Skandinavien (Finnland, Schweden, Norwegen) und in
Grönland (Ost- und Süd-Grönland) verschieden ist. Luleä Lapp-
mark und Russisch Lappland sollen als Uebergangsgebiet be-
trachtet werden.
3. Sowohl durch das Auftreten eines arktisch -nordalpinen
Florenelements, als auch in anderen Beziehungen stimmt die Flora
Norwegens mehr als diejenige von Schweden und Finnland mit
der arktischen überein.
4. Die Zusammensetzung der Desmidieen-Floren von Spitzbergen
und Grönland spricht nie ‚ht für einen direkten Austausch von
#
Algen. — Pilze. 739
Pflanzen zwischen diesen Ländern, wird aber durch die Voraus-
setzung sehr gut erklärt, dass die beiden Floren auf Landbrücken
eingewandert sind, welche einmal jedes dieser Ländern mit dem
Festland der alten. Welt verbunden haben.
Am Ende stehen 5 Uebersichtstabellen: 1. Ueber die Arten-
zahl in den verschiedenen Regionen, 2. Ueber die Prozent-
zahlen und
3. folgende Uebersichtstabelle über die Zahl der Arten, welche
die verschiedenen Regionen des Untersuchungsgebietes mit ein-
ander gemeinsam haben:
Schweden 300
Norwegen 279(5) 332
Finnland 245(1) 210(1) 255
Luleä Lappmark 141(7) 133(8) 117(8) 161
Russisch Lappland 27(7) 30 27 20(2) 31
Nord-Sibirien 42(6) 30(7) 33(7) 31(4) 8(3) 53
Nowaja Semlja 69) TA(T) 4S(12) 50(4) 14(3) 197) 104
Beeren-Eiland 24(1) 2263) 17(1) 14(2) 4(2) 5(3) 19(4) 28
Spitzbergen 616) 62(4) A6(5) 38(7) 15 14(6) 58(6) 23(1) 88
Ost-Grönland 33(7) 33(6) 25(5) 283) 7(2) 14(4) 21(3) 3(4) 18(4) 44
Süd-Grönland 60T) 6815) 53(4) 4615) 18(1) 18(3) 35(4) 10(2) 30(3) 26(2) 76
Nord-Grönland 9119) 98(7) 72(10) 57(8) 23 25(7) 63(4) 2211) 54(3) 30(2) 46(5) 123
Nordwest-Grönland 131) 8 12 10 2 4 2() 21)ıT 9A) 92) 19(1) 28
Ganz Grönland 121(8) 129(6) 97(8) 75(7) 25(1) 295) 66(4) 22(2) 56(2) Ad 76 123 23 158
au 2 le] 3) ee] zZ z u (re) je z 2 Q
& o = = =] o o © FO cr =D ° ° 8
a
= 2 — zo = > f
a a 2, a pe:
S © = » 7 = Bon B E &: n 5
E B S he} al = ze ur oe 8 Bi B Su
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= < B = B ; = 2 5 & 5
EaTker m) : Be
Ro8 - Se:
: B
en Eu
Die Zahlen vor der Parenthese in dieser Tabelle bedeuten
die Arten, von welchen beide Regionen identische Varietäten be-
sitzen; die Zahlen in Parenthese beziehen sich auf die Arten, die
wohl in beiden Regionen vorkommen, aber nur mit ungleichen
Varietäten.
Nordstedt (Lund).
Schlitzberger, 8., Unsere häufigeren essbaren Pilze. In
22 naturgetreuen und fein kolorirten Abbildungen
nebst kurzer Beschreibung und Anleitung zum
Einsammeln und zur Zubereitung. 25, Aufl 1 TR. "ım
Fol. und Text. 8°. 20 pp. Cassel (Th. Fischer) 1888. M. 1.60.
Das Werkchben ist im Auftrage der Königl. Regierung zu
Cassel verfasst und stellt folgende Ärten dar: Psalliota campestris
L., P. silvatica und arvensis Schaefl.; Citopilus prunulus Scop.;
Collybia esculenta S.; Armillaria mel. Vahl; Lactarius volemus
Fr., L. delieiosus L.; Cantharellus cibarius Fr.; verschiedene
Tricholoma-Arten ; Böldius edulis Bull., B. seraber Fr., B. bovinus
L.; B. subtomentosus, luteus und granulatus L.; Hydnum repandum
L.; Morchella esculenta und conica Pers.; Helvella esculenta Pers.;
Clavaria flava und Botrytis Pers.; Tuber aestivum Vitt. — Die
Abbildungen sind einfach, nicht künstlerisch gehalten. Schattirungen,
wie sie Ref. auf andern Pilztafeln zu Gesicht bekommen hat, sind
hier vernünttigerweise unterblieben; sie würden die Deutlichkeit
21*
740 Pilze. — Museineen.
der Anschauung nur beeinträchtigen. Das Kolorit ist im all-
gemeinen gelungen, doch gilt auch hier das alte Comenius’sche
Wort: „Oeularis inspectio pro demonstratione est.“
Eine werthvolle Ergänzung zu den Abbildungen bildet der
beigegebene Text (20 pp. im 8°), so dass das Ganze für den natur-
kundlichen Unterricht angelegentlich empfohlen werden kann.
Nur will es Ref. scheinen, als ob Verf. die den Menschen von
Pilzen drohende Vergiftungsgefahr etwas zu gering achtete. Er
stellt folgende Behauptungen auf: „Es ist nicht schwer, die
siftigen Pilze von den unschädlichen zu unterscheiden, wenn man
sie nur mit Aufmerksamkeit betrachten wollte.‘‘ Ferner: „Mit
dem giftigen, dem knolligen Blätterpilz, könnte der Champignon
in der Jugend verwechselt werden, was aber keine Gefahr bringt,
dain der Jugendzeit das Gift sich noch nicht ent-
wickelt hat.“ Ref. möchte dazu nur ein bedenkliches ‚Na, na!“
setzen. Jedenfalls thäte Verf. gut, bei den Helvellen und auch
Morcheln wiederholtes Abwaschen und Abbrühen zu betonen: denn
Erkrankungen nach dem Genuss dieser Pilze kommen gar nicht
so selten vor.
Horn (Cassel.)
Stephani, F., Westindische Hepaticae. (Hedwigia. 1888.
Heft 11 u. 12. p. 276—302. Mit 4 lith. Tafeln.)
In dem ersten Theil vorstehender Abhandlung — Hepaticae
portoricenses — werden die von Sintenis in denJahren 1885 —1887
auf der Insel Puerto Rico und ausserdem die seinerzeit von
Schwanecke ebendaselbst gesammelten Lebermoose aufgezählt und
kritisch beleuchtet, während in der zweiten Abtheilung behandelt
werden „Hepaticae ex insulis St. Domingo et Dominica, quas
collegit Eggers.‘ Den neuen Arten sind lat. Diagnosen beigegeben.
Abgebildet sind auf Taf. XI: Kantia Portoricensis St. n. sp. (Fig. 1—3);
Taxilejeunea Antillana St. n. sp. (Fig. 4.5); Odontolejeunea Berteroana G. ms.
(Fig. 6); Microlejeunea ovifolia G. ms. (Fig. 8); Cololejeunea stylosa St. n. sp.
(Fig. 9, 15, 16 u. 17); Eulejeunea Urbani St. n. sp. (Fig. 10—14). — Taf. XU:
Taxilejeunea Eggersiana St. n. sp. (Fig. 7); Lejeunea macroloba (Fig. 18—20);
Cololejeunea siccaefolia G. ms. (Fig. 21—24); Micropterygium Martianum St. n. sp.
(Fig. 25—26). — Taf. XIII: Cololejeunea Sintenisii St. n. sp. (Fig. 27); Pyeno-
lejeunea Schwaneckei St. n. sp. (Fig. 28); Micropterygium Portoricense St. n. sp.
(Fig. 29 u. 30); Radula tectiloba St. n. sp. (Fig. 39); Bazzania Krugiana St.n. sp.
(Fig. 40). — Taf. XIV: Radula Portoricensis St. n. sp. (Fig. 31 u. 32); Radula
Eggersiana St. n. sp. (Fig. 33); Odontolejeunea accedens G. (Fig. 34—38). —
Die von Portorico angeführten Arten sind folgende:
1. Aneura digitiloba Spruce ms., 2. Aneura fucoides (M. u. N.) Sintenis
No. 138, Aneura virgata G. ms., .Aneura Zollingeri St. n. sp., Aneura Schwa-
neckei St. n. sp., Dazzania bidens (Ldbg. a. G.), Sintenis No. 37, Bazzania
Breutelü (Ldbg. u. G.) Sintenis No.28, Bazzania gracilis (Hpe. u. G.), Bazzania
Portoricensis (Hpe. u. G.) Sintenis No. 87. 123., Bazzania Schwaneckiana (Hpe.
u. G.) Sintenis No. 12, Bazzania stolonifera (Ldbg.), Bazzania variabilis (Hpe.
u. G.), Bazzania Vincentina (L. u. L.) Sintenis No. 16, Bazzania Wrightü G.
SintenisNo, 3, 18, 33, 62, 84, 92, 124,130, Dumortiera hirsuta Nees. Sintenis
No. 31, 57, 89, 105, 121, Frullania arietina Taylor. Sintenis No. 76, 106.
Frullania atrata Nees. SintenisNo. 14, Frullania Riojaneirensis Raddi. Sintenis
No. 48, 54, Frullania replicata Nees., Herberta juniperina (Nees). Sintenis No.
26, 30, Kantia Miquelüi Mont., Kantia Portorscensis St. n.sp. Sintenis No. 58.
Museineen, 741
Kantia Trichomanis (Corda), Odontolejeunea accedens G., Taxilejeunea Antillana
St. n. sp. Sintenis No. 46, 113, Platylejeunea barbiflora Läbg. u. G., Odonto-
lejeunea Berteriana G. ms., Ceratolejeunea Breutelü G. Sintenis No. 23., Cera-
tolejeunea ceratantha N. u. M., Hygrolejeunea cerina L.u.L., Platylejeunea con-
ferta Meissner. Sintenis No. 100. Odontolejeunea convezxistipa L.u.L. Sintenis
No. 4, 97, Ceratolejeunea cornuta Ldbg. Sintenis No. 37, 78, 91, 102, 125,
Prionolejeunea denticulata Nees, Cheilolejeunea duriuscula Nees. Sintenis No. 52,
53, Taxilejeunea Eggersiana St.n.sp. Sintenis No.126, Leptolejeunea elliptica L.
u. L. Sintenis No. 45, 136, Bryolejeunea filieina (Nees). Sintenis No. 1, Om-
phalolejeunea filiformis (Nees.). Sintenis No. 21, 35, 36, 37, 96, 97, Eulejeunea
fava Sw. Sintenis No. 98, 135, 141, Platylejeunea granulata Nees, Eulejeune«
glaucescens G. Sintenis No. 142, Drepanolejeunea humatifolia Dum., Strepsi-
lejeunea involutaG. SintenisNo. 96, 97, 107, Drepanolejeunea inchoata Meissner.
Cheilolejeunea lineata L. u. L. Sinutenis No. 10, 15, 25, 34, 44, Odontolejeunea
lunulata Nees, Cololejeunea marginata L. u. L., Microlejeunea ovifolia G. ms.
Sintenis No. 100, Harpalejeunea patentissima Hpe. u. G., Diplasiolejeunea pellu-
cida Meissner. Sintenis No. 27, Neurolejeunea Portoricensis Hpe. u. G., Colole-
jeunea stylosa St. n. sp. Insel Luzon, leg. Micholitz, Pyenolejeunea Schwaneckei
St. n. sp., Cololejeunea sicaefolia G. ms. Sintenis No. 4, Cololejeunea Sintenisii
St. n. sp. Sintenis No. 136, Ceratolejeunea spinosa G. Sintenis No. 34, 35,
Stictolejeunea squamata Nees. Sintenis No. 49, Harpalejeunea strieta Ldbg. u. G.
SintenisNo. 99, Macrolejeunea subsimplex M. u.N. Sintenis No. 5, 38, 40, 79,
83, Tazilejeunea sulphurea (L.u. L.) Sintenis No. 40, Drepanolejeunea tenuis Nees,
Platylejeunea transversalis Nees. Sintenis No. 2, Euosmolejeunea trifaria Nees,
Ceratolejeunea variabilis Libg. Sintenis No 7, 23, 78, 100, Platylejeunea vin-
centina G. Sintenis No. 64, Leiomitra flaccida Spruce. Sintenis No. 86, 95.
Leiomitra tomentosa Spruce., Lepidozia commutata St. n. sp. Sintenis No. 25,
Lepidozia verrucosa St. Hedw. 1385, Lophocolea connata Sw. u. Nees, Sintenis
No. 59, Lophocolea Martiand Nees. Sintenis No. 11, Marchantia chenopoda
Linne. Sintenis No. 46, 51, Marchantia linearis L.u. L. SintenisNo. 42, 43, 69,
Metzgeria furcata Lindb. Sintenis No. 144, Micropterygium portoricense St. n. sp.,
Schwanecke Micropterygium eymbifolium Nees, Micropterygium Martianum St.n.
sp., Monoclea Forsteri Hook. Sintenis No. 63, 81, 133, 138, 139, Nardia callithrix
G. Sintenis No. 56, Odontoschisma Portoricensis Hpe. u. G., Odontoschisma
prostrata Nees, Pallavicinia Lyellü {(Endl.) Sintenis No. 67, 104, 111, 112,
115, 118, Plagiochila abrupta L. u. L., Plagiochila adiantoides Ldbg., Plagiochila
bicornisHpe. u. G. Sintenis No. 39, Plagiochila Breutelii Ldbg. Sintenis
No. 41, 116, Plagiochila bursata Ldbg. Sintenis No. 21, 22, Plagiochila Chi-
nantlana G. Sintenis No. 8, Plagiochila confundens Ldbg. u. G. Sintenis
No. 50, 70, 101, 103, 107, Plagiochila contigua G. Sintenis No. 140, Plagio-
chila distinctifolia Ldbg. Sintenis No. 72, 73, 75, 90, 93, Plagiochila domini-
censis Taylor. Sintenis No. 45, Plagiochila dubia Ldbg. u. G. SintenisNo.140,
Plagiochila flaceida Ldbg. Sintenis No. 13, 24, Plagiochila gymnocalycina M.
u. N., Plagiochila heteromalla L. u. L., Plagiochila Portoricensis Hpe. u. G.
Sintenis No. 61, 94, Plagiochila rutilans Ldbg. Sintenis No.5, 6, 114, Pla-
giochila remotifolia Hpe. u. G. Sintenis No. 25, Plagiochila tenuis Ldbg., Pla-
giochila salupensis G. Sintenis No. 128, Porella Swartziana (Ldbg.) Sintenis
No. 46, Radula flaccida Ldbg. n. G. Sintenis No. 135, Radula Grevilleana
Taylor. Sintenis No. 96, Radula Kegelü G. Sintenis No. 140, Radula pallens
Nees. Sintenis No. 32,55, 114, 137, Radula Portoricensis St. n. sp. Sintenis
No. 75, 108, 109, Radula recubans Taylor. Sintenis No. 74, 109, 129, 143,
Radula Surinamensis St. Hedw., 1884. Sintenis Nr. 77, Radula subsimplex St.
Hedw., 1884, Bertero in Herb. Jack, Aadula tectiloba St.n. sp. Sintenis Nr.
65. Scapania Portoricensis H. und G. Sintenis Nr. 29, Symphyogyna sinuata
M. u. N. Sintenis Nr. 20, 119, Syzygiella perfoliata (Sw.). —
Die von Eggers auf den Inseln St. Domingo und Dominica
gesammelten Lebermoose sind folgende:
Aneura Bogotensis G. Dgo. Nr. 32. Bazzansa Breutelii (Ldbg. u. G.) Dom.
Nr. 1. Bazzania Krugiana St. n. sp. Dgo. n. 18, 19. Dendroceros crispus Nees.
Dgo. Nr. 24. Dwumortiera hirsuta Nees. Dgo.Nr. 31, 34,; Dom. Nr. 2. Frullania
subtilissima Ldbg. Dgo. Nr. 17. Ceratolejeunea cerataniha N. u. M. Dgo. Nr,
742 Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie.
10, 18, 19. Ceratolejeunea Cubensis Mont. Dgo. Nr. 43. Bryolejeunea diffusa
(Nees.) Dgo. Nr. 28 Cheilolejeunea duriuscula (Nees) Dgo. Nr #6. Taxilejeunea
Eggersiana St. Dgo. Nr. 21, 42, 47. Bryolejeunea filiceina (Nees.) Dgo. 12, 16.
Eulejeunea flava Sw. Dgo. Nr. ı1, 12, 15, 19, 24, 35. Ceratolejeunea Kegeliüi L.
ct G. Dgo. Nr. 13, 14, 24. Eulejeunea muscicola Spruce. Dgo. Nr. 41. Macro-
lejeunea subsimplexM. et N. Dgo. Nr. 8, 30, 38. Tazxilejeunea sulphurea (L. u.
L.) Dgo. Nr. 50. Platylejeunea transversalis Nees. Dom. Nr. 6. Eulejeunea
Urbani St. n. sp. Dgo. Nr. 33. Leiomitra flaccida Spruce, Dgo. Nr. 13, 17, 18,
19; Dom. Nr. 9. Metzgeria conjugata Lindb. Dgo. Nr. 11, 12. Metzgeria hamata
Lindb. Dgo. Nr. 20. Marchantia inflexa M. u. N. Dg». Nr. 25. Marchantia
linearis L. u. L. Dgo. Nr. 23, 46; Dom. Nr. 3, 4, 7. Plagiochila adiantoides
Ldbg. Dgo. Nr. 50. Plagiochila distinctifolia Ldbg. Dgo Nr. 13, 17, 19.
Plagiochila flaccida Ldbg. Dgo. Nr. 45; Dom.Nr. 5. Plagiochila Guilleminiana
Mont. Dgo. Nr. 47. Plagiochila patula L. u. M. Dgo. Nr. 12, 18. Plagiochila
Portoricensis Hpe. u. G. Dgo. Nr. 48. Plagiochila sinuata G. Dgo. Nr. 49.
Madula campanulata Ldbg. u. G. Dgo. Nr. 11, 22, 27. KRadula Eggersiana St.
n. sp. KRadula pallens Nees. Dgo. Nr. 44. KRadula Portoricensis St. Dgo.
INr.217. 139:
Warnstorf (Neuruppin).
Aggjenko, W, Notiz über einen Fall auffallend
schnellen Wachstums. (Seripta botanica horti Univ. Imp.
Petropolitanae. T. II. Heft 1. p. 23—25.) [Russisch u. französisch.]
Im Petersburger botanischen Garten erreichte ein junger
Spross von Bambusa arundinacea in 2!/g Monaten eine Länge von
5.288 Meter, bei einem Umfang von 12.2 cm. an der Basis,
15.1 em. in der Mitte, 11,1 cm. an der Spitze. Gleichmässiges
? ? . . ” ” r, je)
Wachsthum angenommen, ergibt sich ein stündlicher Zuwachs-
eylinder von 2.93 em. Höhe und 0.21 cm. Peripherie.
Rothert (St. Petersburg).
Huth, E, Ueber stammfrüchtige Planzen. (Sammlung
naturwissenschaftl. Vorträge. Band. II. Heft 8. (Sep. -Abdr.
aus den Abhandlungen des botan. Vereins der Provinz Branden-
burg. XXX. p. 218—228.) Berlin (Friedländer) 1888.
Verf. will die von Johow') und Esser?) gegebene Liste
eauliflorer Pflanzen vervollständigen und namentlich die einschlägige
Litteratur namhaft machen. Bezüglich der biologischen Erklärung
und der morphologischen Deutung stammständiger Blüten bringt
Verf. in der Einleitung nichts wesentlich Neues.
Das Pflanzenverzeichniss selbst enthält folgende Arten:
Phytocrenaceae: Phytocrene gigantea Wall.
Artocarpaceae: Ficus Sycomorus L., macrophylla Roxb., glomerata Roxb.,
Artocarpus integrifolia L., Jaca Lam.
Papayaceae: Carica Papaya L., Vasconcellea cauliflora DC., Boissierii
DC., peltata DC.
Euphorbiaceae: Phyllanthus distichus Müll, cladanthus Müll., cauliflorus
Müll, ; Baccaurea ramiflora Lour., cauliflora Lour.
Bignoniaceae: Crescentia Cujete L., trifolia Blanco, Kigelia pinnata DC.
Schlegelia (dem Verf. unbekannt).
Ebenaceae: Diospyros cauliflora Bl.
Theophrastaceae: Theophrasta latifolia W., Strasburgeriüi Esser.
!) Jahrbuch des kgl. botan. Gartens in Berlin. 1884.
%) Verhandl. d. naturh. Vereins der preuss. Rheinlande. 1887 “
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 743
Myrsinaceae: Ardisia cauliflora (dem Verf. unbekannt),
Sapotaceae: Omphalocarpum procerum P. B., Lucuma mammosum Gärtn.,
Cainito DC.
Rubiaceae: Siderodendron triflorum Vahl.
Myrtaceae: Gustavia tetrapetala Räusch., Grias cauliflora L., Couroupita
Guianensis Aubl., Eugenia ramiflora Desv., lateriflora W., cauliflora DC., um-
bellata DC., Guapurium DC., Syzygium earyopkyllifolium DC., Jambosa döinesiica
Rumph, cauliflora DC.
Melastomaceae: Clidemia latifolia, Guadelupensis.
Papilionaceae: Amerimnum Brownei Sw
Caesalpiniaceae: Cereis Siliquastrum L., Canadensis L., Chinensis Bge.
Brownea Rosa Pers., coccinea L., Cynometra cauliflord L.
Mimosaceae: Pithecolobium cauflerum Mart.
Xanthoxylaceae: Aanthoxylon cauliflorum Mx.
Ozalidaceae: Averrhoa Carambola L., Bilimbi L.
Sapindaceae: FPaullinia cauliflora Jacqg. Ueber diese Pflanze hat Radl-
kofer dem Verf. interessante Mittheilungen gemacht.
Oiacaceae: Heistera cauliflora Sw.
Clusiaceae: Ochrocarpus longifolius Bth.
Buetineriaceae: Theobroma Cacao L., Guyanensis Aubl., Durio zibethinus
L., @oethea cauliflora Nees et Mart., strictiflora Hook.
Capparidaceae: Morisonia Americana L.
Schizandraceae: Kadaura cauliflora Bl.
Anonaceae: Anona rhizantha Eichl.
Unter den angeführten Planzen finden sich nicht nur die dem
Verf. bekannten stammfrüchtigen, sondern auch einzelne astfrüchtige.
Es ist ja auch selbstverständlich, dass zwischen diesen zwei Kate-
gorieen keine strenge Grenze zu ziehen ist.
Das Hauptverdienst des Verf. liegt darin, dass er überall die
Quellen angibt, aus denen man über die betreffende Pflanze
Näheres erfahren kann. Neues enthält die Abhandlung nicht, mit
Ausnahme der erwähnten Mittheilungen Radlkofers über
Paullinia cauliflora Jacg. Noch sei bemerkt, dass Verf. selbst
zugiebt, dass er „die Menge der in den Tropen gar nicht so
seltenen, -hierhergehörigen Pflanzen“ durchaus nicht vollständig ver-
zeichnet habe. Fritsch (Wien).
Dammer, U., Beiträge zur Kenntniss der vegetativen
Organe von Limnobium stoloniferum Grisebach nebst
einigen Betrachtungen über die phylogenetische
Dignität von Dielinie und Hermaphroditismus.
[Inaug.-Diss. zu Freiburg.] 8°. 17. pp. Berlin 1888.
Aus dem ersten Theile, welcher die „Betrachtungen“ enthält,
sei nur einiges hier wiedergegeben. Nach des Verf. Ansicht ist
der ne Zustand phylogenetisch der älteste, aus dem sich
dann Diöcismus und Hermaphroditismus entwickelt haben. Der
letztere ist dabei später entstanden, als der erstere. Da er, der
Hermaphroditismus, aber leicht zu den verderblichen Folgen der
Inzucht führte, so entwickelten sich aus ihm Diehogamie und
Heterostylie. Die höchste denkbare Form unter den jetzigen Ver-
hältnissen wäre also die, „bei der dichogame, heterostyle, herma-
phrodite Blüten mit dielinen so dicht beisammen stehen, dass
zwar eine Selbstbefruchtung vermieden, eine Bestäubung über-
haupt aber gesichert ist. Diese Form sollen die Compositen
744 Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie.
repräsentiren, die sich schon durch ihre grosse Zahl an Arten und
Individuen als die den äuseren Verhältnissen (Insekten) am besten
angepasste Ordnung der Dikotylen zeigen. Unter den Monokotylen
sind am höchsten, aber nicht so hoch wie die Compositen aus-
gebildet, die Orchideen, während die Hydrocharideen, von deren
19 bekannten Gattungen nur 2 hermaphrodite Blüthen besitzen,
„einem der ältesten Zweige der Monokotylen angehören.“
Zu den diöcischen Hydrocharideen zählt das in den botanischen
Gärten vielfach kultivirte, aber immer nur in weiblichen Exem-
plaren vorhandene Limnobium stoloniferum. Dasselbe wird im
zweiten Theil der Arbeit morphologisch, anatomisch und biologisch
beschrieben. Aus der Anatomie ist nur hervorzuheben, dass das
Blatt sich durch ein ungemein stark ausgebildetes Intereellular-
system auszeichnet und dass die Wurzel mit „mehreren Hauben“
versehen ist, wie dies Janczewskiauch an Hydrocharis morsus ranae
beobachtete. Die Entstehung dieser Hauben konnte Verf. leider
nicht ermitteln. Beide anatomische Eigenschaften sollen von be-
sonderer biologischer Bedeutung sein. Die Pflanze wächst nämlich
in seichten stehenden Gewässern, wo sie sich mit den Wurzeln im
Grunde befestigt. Starke Regengüsse erhöhen aber den Wasser-
stand plötzlich bedeutend. Dann wird die Pflanze durch den
grossen Luftgehalt der Blätter emporgetrieben und reisst ihre
Wurzeln aus dem Schlamm und wenn diese dabei die äuserste
Haube verlieren, so sind sie doch immer noch durch die inneren
geschützt. Auf direkter Beobachtung scheint freilich diese Er-
klärung nicht zu beruhen.
Möbius (Heidelberg).
>
Oliver, F. W, On the structure, development, and
affinities of Trapella Oliv., anew genus of Peda-
lineae. (Annals. of Botany. Vol. II. No. V. June 1888
p. 75—115. Pl. V—IX.)
Eine eigenthümliche von Dr. Henry in China entdeckte
und nach Kew gesandte Wasserpflanze, die in Habitus und
Frucht an Zrapa natans erinnert, wurde von D. Oliver Trapella
Sinensis genannt und in die Ordnung der Pedalineae gestellt.
Weiteres aus China gesandtes Alkoholmaterial diente dem Sohne
Oliver’s zur Untersuchung, deren Resultat in der vorliegenden Ab-
handlung niedergelegt ist. Die Diagnose der Gattung und Art
(basırt auf der Beschreibung in Hook. Ic Plant. Tab. 1595)
lautet jetzt:
Trapella Oliv. Calyx tubo ovario adnato, limbo libero 5-fido, l,bis ovatis
acutis. Corolla perigyna tubuloso-infundibuliformis, limbo patente bilabiato
albido v. pallide coerulescente, labio superiore breviter bifido, lobulis rotundatis,
labio inferiore trifido lobulis rotundatıs, centrali paullo minore; tubo flavido basi
abrupte angustato; aestivatione imbricata, labio superiore exteriore. Stamina
pollinefera 2 epipetala inclusa, antheris bilocularibus, loculis sub-parallelis v.
leviter divergentibus connectivo peltato rotundato, carnosulo insidentibus; filamentis
filiformibus glabris; staminodia antica 2, elongata, antheris rudimentariis;
stamen posticum 0 Ovarium inferum apice tantum liberum, biloculare, loculo
antico rudimentario, loculo postico biovulato ; stylo gracile elongato, stigmate
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 1745
basi lateraliter dilatato bilabiato lobo postico minore adnato; ovula 2, anatropa
prope apicem cavitatis septo inserta pendula, superiore sessili, inferiore breviter
funiculato, deinde abortivo. Fruectus angustus elongatus monospermus indehiscens,
apice appendieibus 5 coronatus, 3 elongatis rigidis gracilibus arrectis apice
uncinatim ineurvis, 2 brevioribus spinosis anguste subulatis ıeetis patentibus ;
pericarpio tenuiter chartaceo-lignoso. Semen pendulum, elongatum, ceylindraceum,
endospermio tenui; embryonis recti radieula supera, cotyledonibus lineari-oblongis
semi-teretibus radiceula brevioribus. — Herba natans foliis oppositis petiolatis,
inferioribus lineari-oblongis basi angustatis denticulatis, superioribus deltoideo-
rotundatis v. cordiformibus obtusis cerenato-dentieulatis glabratis v. nervis
subtus puberulis. Flores axillares, solitarii, peduneulati, pedunculus fructiferus
recurvuüs.
T. Sinensis Oliv. l. e. (sp unica). Hab. Schang, China, Dr. A. Henry leg.
Caulis gracilis inferne radices fibrosas ad nodos emittens. Folia superiora
25—.0 mm lata: petiolus 15-20 mm longus, inferiora 30—35 mm longa,
5—7mmlata. Flores peduneulati, pedunculus 12—25 mm longus ; corolla perigyna
10—15mm longa. Frucetus 15—20 mm longus, 2—3 mm latus, spinis apicalibus
longioribus 44,—70 mm longis, 2 brevioribus 3—5 mm longis.
Es folgt nun zunächst eine ausführliche Beschreibung der
Blüte, in der besonders die beiden fertilen Staubgefässe, sowie
die Staminodien durch die sonderbare Verbreiterung des Conneetivs
auffallen. Die eigenthümlichen ‘ Stacheln (Fortsätze) der Frucht
sind in der Blüte nur angelegt, sie entwiekeln sieh nach dem
Abfall der Krone; der Kelch bleibt und schliesst sich über der
Frucht; dieselbe wird nach der Reife durch die Krümmung
des Stiels unter die Wasseroberfläche gebracht.
In den Achseln der submersen Blätter entwiekeln sich häufig
kleistogame Blüten, welche sehr klein sind, aber normale Früchte
produeiren. Von der Entwicklung der Blüte ist besonders die
des Ovulums und des Embryosacks ausführlich behandelt und ist
hier manches Interessante mitgetheil. Nur das obere Ovulum
wird zu einem Samen; es hat ein stark entwickeltes Integument,
das an der Mikropyle fast zusammenschliesst. Die Kappenzellen
(3) werden von der Embryosackmutterzelle eigenthümlicherweise
nach der Chalaza hin abgeschieden. Die oberste derselben geht
nicht zu Grunde, sondern wird zu einem sonderbaren Appendix des
Embryosacks. Der Embryo ist mit einem langen Suspensor ver-
sehen; Endospermbildung findet nur in den unteren 2 Dritteln
des Embryosackes statt, während die beiden Synergiden, anstatt
zu verschwinden, sich enorm vergrössern und eine Anschwellung
des Embryosacks an diesem Ende bewirken. Später treten hier
Schiehten verholzender Zellen auf, welche als „Diaphragma* das
Synergiden-Ende von dem übrigen, den Embryo enthaltenden
Theil trennen. Zur deutlicheren Beschreibung sind die im Original
gegebenen zahlreichen und guten Abbildungen erforderlich. Er-
wähnt sei nur noch, dass Verf. die vergrösserten Synergiden wie
den Appendix als Absorptionsorgane auffasst, welehe dem Endo-
sperm und mittelbar dem Embryo Nahrung zuführen. Dessen
Entwickelung geht normal vor sich. Im Endosperm sind Aleuron
und Oeltropfen als Reservestoffe aufgespeichert. (Den Besitz von
Endosperm konnte Verf. auch beim Samen von Pedalium nach-
weisen, sodass sich auch hier die Verwandtschaft bestätigt.) Zum
Schluss dieses Abschnitts vergleicht Verf. die Samenentwicklung
746 Physiologie, Biologie ete. - Systematik und Pflanzengeographie.
von Trapella mit andern abnormen Fällen, findet aber nirgends
eine ausgesprochene Homologie.
Die Anatomie der vegetativen Organe zeigt die den Wasser-
pflanzen eigenthümlichen Verhältnisse; so ist der Stamm dem von
Hippuris sehr ähnlich gebaut. Die Wurzel hat ein tetrarches
Bündel, ihre Rinde entspricht der des Stammes von Myri: phyllum.
Die Blätter besitzen, vorzugsweise auf der Unterseite, vierzellige
Drüsenhaare, welche, insofern sie sich in gleicher Weise bei
Pedalium und Pretrea wiederfinden, für die Pedalineen charakte-
ristisch sind. Sowohl die submersen als die schwimmenden Blätter,
die sonst im Bau etwas abweichen, haben an den Zähnen Wasser-
spalten, ähnlich wie Saxifraga erustata.
Die Auseinandersetzungen des Verf. im letzten Abschnitt über
die systematische Stellung von Trapella hier zu wiederholen, würde
zu weit führen; es sei nur erwähnt, dass die ne dieser
Pflanze zu den Pedalineen durch die Untersuchungen des Verf.
bestätigt wird. Neben den Pedalieae, Sesameae, JPretreae soll
eine neue Tribus Trapelleae aufgestellt werden, dagesen sollen
die Martynieae, die Hooker ebenfalls den Fodalun einreiht,
ausgeschlossen sein.
Die interessante und sorgfältig ausgeführte Beschreibung wird
von 5 Doppeltafeln begleitet, die "die morphologischen und histo-
logischen Verhallnisse a Pflanze in anschaulichster Weise
darstellen.
Möbius (Heidelberg).
Scheutz, N. J., Plantae vasculares Jenisseenses inter
Krasnojarsk urbem et ostium Jenisei fluminis hac-
tenus lectae. (K. Svenska Vet. Akad. Handlingar. Bd. XXII.
No. 10. p. 1207. Stockholm 1888.)
Ein sehr wichtiger Beitrag zur Flora des nördlichen Asiens.
Der erste Abschnitt der schwedisch geschriebenen Einleitung behandelt
die Geschichte der Untersuchung der Jeniseiflora von Messerschmied
(ungefähr 1720) bis zu den letzten Jahren. Aus dieser Geschichte geht
hervor, dass die zwischen Jeniseisk 58° 20° n. Br. und Turuhansk
65° 55° n. Br. und nördlich von 71° n. Br. belegenen Theile des Jenisei-
thales in botanischer Hinsicht völlig unbekannt waren, bis sie in den
Jahren 1875 und 1876 durch zwei vom Professor Nordenskiöld aus-
gesandte schwedische Expeditionen untersucht wurden. Theilnehiner dieser
Expeditionen, deren Sammlungen vom Verf. bearbeitet wurden und somit
die Grundlage seiner Abhandlung bilden, waren im Jahre 1875 Dr.
A. N. Lundström, der die Strecke von Dieksons Hafen 73° 20° n. Br.
bis Jeniseisk in den Monaten August und September bereiste, und im.
Jahre 1876 Rektor M. Brenner und der Ref., die in den Monaten Juni
bis Oktober das Jeniseithal von Krasnojarsk 56° n. Br. bis zu den Brio-
chovskij-Inseln 70° 30° n. Br. untersuchten. Der letzteren Expedition
schloss sich auch Herr Professor J. Sahlberg aus Helsingfors an. Von
den schwedischen Expeditionen wurden an 77 verschiedenen Stellen der
Jeniseiufer Gefässpflanzen eingesammelt; ausserdem wurden zahlreiche Reise-
notizen über die Flora dieser Gegenden gemacht.
Systematik und Pflanzengeographie. 74T
Im zweiten Abschnitte (p. S—46) werden die Vegetationsverhältnisse
des Jeniseithales beschrieben und werden dabei behandelt 1. die Topographie
des Jeniseithales, 2. das Klima, 3. die phänologischen Verhältnisse, 4.
die Verbreitung der Bäume und Sträucher, 5. die statistischen Verhältnisse
der Flora, 6. der Ursprung der Flora, 7. die Eintheilung des Gebietes.
Wir müssen uns bier auf einige wenige Notizen aus diesem Abschnitt be-
schränken. Die Weiden sind im Jeniseithale sehr zahlreich, besonders auf
den periodisch überschwemmten Ufern des Flusses.*) Von anderen Bäumen
sind am Jenisei gefunden: Prunus Padus, häufig zwischen 56°—66° 30°
n. Br, Sorbus Aucuparia, häufig zwischen 560°—69° 45° n. Br.,
Betula verrucosa, waldbildend, bei 69° 10° n. Br. aufhörend, B.
latifolia Tausch. @ Tauschii Regel, selten bei 59° 35° n. Br., B.
pubescens, waldbildend und bis zu 69° 35° n. Br. gehend, B. tortuosa
Ledeb., selten bei 69° 35’ n. Br., Alnaster fruticosus, sehr häufig,
besonders nördlich von 61° n. Br., zwischen 57—72° n. Br. verbreitet,
Alnus incana var. hirsuta (Spach.), selten zwischen 60° 20°—-61° 15°
n. Br., A. ineana var. Sibiriea Ledeb., häufig zwischen 58° 20° bis
66° 55'n.Br., Populustremula, häufig bis 65° 55° n.Br., P. nigra,
nicht selten bis 64° 5° n. Br., P. laurifolia, selten und strauchförmig,
zwischen 62° 10—64° 5' n. Br, Pinus Sibiriea, häufig aber kaum
waldbildend bis 66° 20° n. Br., ganz unerwartet auch bei 71° 40° n. Br.
gefunden, Pinus orientalis, waldbildend, bis 69° 35° n. Br. gehend,
P. Ledebourii, die meisten Wälder bildend, bis 70° n. Br., P.ecembra,
häufig, aber kaum waldbildend, bis 68° 15’ n. Br., P. silvestris, häufig,
aber kaum waldbildend bis 65° 55° n. Br.
Die häufigsten Sträucher (ausser den Weiden) sind Spiraeachamaedry-
folia, 580 20°—68° 40° n. Br., S. salicifolia, bis 64°5‘ u. Br.,
S. sorbifolia, bis 63°25’ n. Br., Rubus idaeus, bis 68° 5’ n. Br.,
Rosa acieularis, bis 69° 50° n. Br, Cotoneaster vulgaris, nur
im südlichsten Theile gemein, bis 65° 50° n. Br, Ribes rubrum mit
var. propinquum, bis 70° 10° n. Br., R. nigrum, bis 68° 5‘ n. Br.,
Cornus alba, bis 61° 30° n. Br, Lonicera coerulea, bis 69° n.
Br., Sambueus racemosa, bis 65° 50° n. Br., Linnaea borealis,
bis 70° 10° n. Br., Vaceinium Vitis idaea, bis 71° 20° n. Br. (bier
als var. pumilum Hornem.), V. Myrtillus, bis 710 20° n. Br. (hier
als var. mierophyllum Lange), Oxycoccus palustris, bis 69° 35‘
n. Br. (nördlich als var. mierocarpus Turez.), Andromeda poly-
folia, 58° 20°—69° 35‘ n. Br., Cassandra calyeulata 58° 20° bis
69° 35° n. Br., Ledum palustre, bis 72°5° n. Br. (am nördlichsten
Standorte als var. deeumbens Ait., Pyrola rotundifolia, bis
70° 30° n. Br., P. minor, 58%°—71° 20° n. Br., P. secunda, bis
70° 20° n. Br. (nördlich als var. pumila Cham. & Schlecht.), Thymus
serpyllum, wenigstens bis zu 70° 10° n. Br, Empetrum nigrum,
63° 25°—71° 20° n. Br., Betula nana, 580 20‘—-72° 40° n. Br. (erst
nördlich von 65° 50° gemein), Juniperus communis, bis 70° 10’
n. Br. Seltenere Sträucher in diesem Theile des Jeniseithales sind: Cara-
gana arborescens, bis 57° n. Br., Spiraea hypericifolia, bis
*) Siehe A. N. Lundström’s Original-Mittheilungen in Botan. Centralbl.
Bd. XXXV.
1748 Systematik und Pflanzengeographie.
580 20° n. Br., $. flexuosa, nur bei 690 30° n. Br., Dryas octo-
petala, am südlichsten bei 65° 50° n. Br., Potentilla fruticosa,
560—670 25° n. Br, Rosa cinnamomea, bis 710 20° n. Br., Cra-
taegus sanguinea, häufig bis 590 20° n. Br, Viburnum Opulus,
bis 599 10° n. Br, Aretostaphylos alpina, nördlich von 650 50°
immer häufiger, Cassiope tetragona, häufig nördlich von 700 20°
n. Br, Rhododendron Davuricum, bis 560 n. Br, Solanum Dul-
camara var. persicum, bis 650 50° n. Br, Daphne Mezereum,
bei 590 20° n. Br., Betula humilis, 580 20°—650 50° n. Br.
Die Jeniseiflora ist südlich sehr üppig, besonders an den periodisch
überschwemmten Flussufern, wo z.B. Cacalia hastata, Anthriseus
silvestris und Struthiopteris Germanica bis 6—5 Fuss hoch
werden können. Noch so nördlich wie die Schlammufer in der Jenisei-
mündung (70—71° n. Br.) sind die Kräuter verhältnissmässig üppig; so
werden hier Saxifraga hieracifolia, Arnica alpina, Cortusa
Matthioli, Pedicularis compacta, Wahlbergella affinis bis
1,5—2 Fuss hoch. Auf der Tundra aber ist die Vegetation ebenso
verkümmert wie gewöhnlich in den arktischen Gegenden.
Die Flora des unteren Jenisei rechnet 686 Diecotyledonae, 240 Mono-
ceotyledonae,6Coniferae und 36 Gefässkryptogamen oder 968 Phanero-
gamen und höhere Kryptogamen. Zu dieser Summe kommen noch 70 Arten,
die Ledebour ohne specielle Fundorte für das Jeniseigebiet angegeben
hat, warum es sich nicht entscheiden lässt, ob diese Arten im unteren
Jeniseithale oder südlich von Krasnojarsk gefunden sind. Die artenreichsten
Familien sind Compositae (mit 104 Arten), Gramineae (85),
Cyperaceae (75), Ranunculaceae (55), Cruciferae (48), Legu-
minosae (46), Rosaceae (42), Caryophylleae (41), Personatae
(33), Salieineae (29), Umbelliferae (27), Polygoneae (26),
Labiatae (25), u. s. w. Die artenreichsten Gattungen sind: Carex
(mit 61 Arten), Salix (26), Ranunculus (18), Potentilla (18),
Artemisia (15), Pedieularis (14), Viola (13), Draba (12),
Polygonum (12), Saxifraga (11), Poa (10), Astragalus (9),
Rumex (9) u. s. w. Spärlich vertreten sind die Familien Malvaceae
(mit 1 Art), Hyperiecineae (1), Solanaceae (2), Onagraricae
(5), Rubiaceae (6), Crassulaceae (8) u. s. w. und die Gattungen
Hieracium (mit nur 6 Arten, von welchen nur H. umbellatum häufig
ist), Trifolium (3), Sedum (4), Rosa (2), Rubus (5), Geranium
(5). 8. w.
Das in latitudinaler Richtung ausgedehnte Jeniseithal theilt Verf.
(nach dem Vorbilde von J. Sahlberg) in vier Territorien; diese werden
genannt T. montosum, als dessen Nordgrenze die Mündung des Angara-
flusses angenommen wird, T. silvosum, zwischen den Mündungen der
Angara, 580 n. Br. und der Nischnje Tunguska, 650 50° n. Br., T. sub-
arcticum, das mit der Waldgrenze (umher bei 690 35° n. Br.) endet
und T. arecticum, die Gegenden nördlich von der Waldgrenze.
(Schluss folgt.)
Neue Litteratur. 749
Neue Litteratur.”
Bibliographie:
Letacg, A., Essai sur la bibliographie botanique du departement de l’Orne.
(Bulletin de la Societe Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889.
p. 261.)
Geschichte der Botanik:
Letacq, A., Notice sur quelques botanistes ornais. (Bulletin de la Soeiet& Linndenne
de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 228.)
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Beketow, A., Botanischer Kurs. Morphologie, Systematik und geographische
Verbreitung der Familien; Tabellen zur Bestimmung der Familien und Gattungen
des europäischen Russlands nebst Beschreibung derselben. 2. Auflage. Mono-
kotyledonen, 8°. II, 266 pp. Mit einem Atlas von 35 Tafeln und mit 25 Ab-
bildungen im Text. St. Petersburg 1889. [Russisch.]
Algen:
Dangeard, P. A., Note sur la formation des antherozoides dans l’Eudorina
elegans. (Bulletin de la Societe Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II.
1889, p. 124.)
Pilze:
Bülow, Waldemar, Bidrag till Skänes svampflora. (Botaniska Notiser. 1889,
Ball.)
Dangeard, P. A., Sur deux nouvelles esp&ces de Chytridium. (Bulletin de la
Soeiete Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 152.)
Lecoeur, Recolte mycologique faite pendant les exeursions de Bell&me. (l. ce.
p- 450.)
Flechten:
Wainio, Ed. A., Plantae Turcomanicae a G. Radde et A. Walter collectae. II.
Lichenes. 8°. 12 pp. Petropoli 1888.
Muscineen:
Letacq, A., Liste des Muscindes rares ou peu communes recoltees par la Soeiete
Linn&eenne aux environs de Bellöme et de Mamers. (Bulletin de la Soeiete
Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 175.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Borodin, J. P., Kurs der Pflanzenanatomie. 8°. II, 263 pp. Mit 157 Abbild.
im Texte. St. Petersburg und Moskau 1888. [Russisch.]
Dangeard, Recherches sur la structure des Salicornia et des Salsolaceae. (Bull.
de la Societe Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 88.)
— —, Anatomie et developpement de l’Eranthis hiemalis. (l. e. p. 130.)
Forsell, J., Anteckningar öfver Rhinanthaceernas anatomi. (Botaniska Notiser.
1889. p. 118.)
Kronfeld, M., Ueber die biologischen Verhältnisse der Aconitum-Blüte. Mit
Tafel I und 1 Holzschnitt. (Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzen-
geschichte und Pfianzengeographie. Bd. XI. 1889. Heft 1. p. 1.)
Lignier, Note relative ä des protubörances observ&es sur des branches de Biota.
(Bulletin de la Soeiete Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889,
p- 118.)
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ilırer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redaetionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
750 Neue Litteratur.
Lundström, Axel N., Om regnuppfängande växter. En antikritik. II. (Bota-
niska Notiser. 1889. Heft 3. p. 97)
Palladin, W., Der Einfluss des Sauerstoffes auf das Auseinanderfallen der Ei-
weisskörper in den Pflanzen. 8°. IV, 93, II pp. Warschau 1889. [Russisch.]
Solereder, W., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Aristolochiaceen nebst
Bemerkungen über den systematischen Werth der Secretzellen bei den Pipera-
ceen und über die Structur der Blattspreite bei den Gyrocarpeen. Mit Tafel
XII—XIV. [Schluss.] (Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte
und Pflanzengeographie. Bd. X. 1889. Heft V. p. 421.)
Wothtschall, E., Das Geschick des Solanins in der Pflanze und seine Bedeutung
für das Leben derselben. (Arbeiten der Kasaner Naturforschergesellschaft.
XIX. 5.) 8°. 74 pp. Kasan 1889. [Russisch.]
Systematik und Pflanzengeographie:
Beust, F. v., Schlüssel zum Bestimmen aller in der Schweiz wild wachsenden
Blüten-Pflanzen, sowie der für ein Herbarium wichtigen Sporenpflanzen. 2. Aufl.
8°. 49 pp. Zürich (Meyer und Zeller) 1889. Kart. M. 1.60.
Dangeard, Compte-rendu de l’exeursion botanique de Bellöme. (Bulletin de la
Soeiet& Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 166.)
Drude, 0., Ueber die Prinzipien in der Unterscheidung von Vegetationsformationen,
erläutert an der centraleuropäischen Flora (Botan. Jahrbücher für System.,
Pflanzengesch,. und Pflanzengeogr. Bd. XI. 1889. Heft 1. p. 21.)
Heimerl, Ant., Neue Arten von Nyctaginaceen. Mit Tafel II. (l. e. p. 84.)
Johansson, K., Bidrag till Gotlands växtgeografi. (Botaniska Notiser. 1389.
p- 128.)
Kaufwann, N., Moskaner Flora oder Beschreibung der höheren Pflanzen und
pflanzengeographische Skizze des Gouvernements Moskau. 2. verb. u. verm,
Anfl. von P. Majewsky. 8°. XXXVIII, 761 pp. Moskau 1889. [Russisch.]
Kihimann, A. O., Rumex cerispus X. domestieus i Finland. (Botaniska Notiser.
1889. p. 145.)
— —, Taraxacum nivale n. sp. J. Lange. (l. e)
Malinvaud, Ernest, Ranunculus chaerophyllos et flabellatus. (Bulletin de la
Soeidt& Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 135.)
Pax, Ferd., Nachträge und Ergänzungen zu der Monographie der Gattung Acer.
(Botan. Jahrbücher für System., Pflanzengesch. und Pflanzengeogr. Bd. XI.
1889. Heft 1. p. 72.)
Radde, 6., Pflanzen in der Schneeregion des Kaukasus. (Petermann’s Mit-
theilungen. Bd. XXXV. 1889. p. 35.)
Schifiner, Viet., Die Gattung Helleborus. (Botan. Jahrbücher für System.,
Pflanzengesch. und Pflanzengeogr. Bd. XI. 1889. Heft 1. p. 92.)
Urban, Ign., Simaruba Tulae Urb. Hierzu Tafel 1298. (Gartenflora. Jahrg.
XXXVIII. 1889. Heft 10. p. 257.)
Wainio, E., Androsace filiformis ny für Europa. (Botaniska Notiser. 1889.
LEN)
Wittmack, L., Plantae Lehmanianae in Guatemala, Costarica, Columbia, Ecuador
ete. collectae. Bromeliaceae. (Botan. Jahrbücher für System., Pflanzengesch.
und Pflanzengeogr. Rd. XI. 1889. Heft 1. p. 52.)
Palaeontologie:
Moriöre, Note sur une fougere trouvde dans le gres liasique de Ste-Honorine-
la-Guillaume. (Bulletin de la Soeiete Linmdenne de Normandie. Ser. IV. Vol. Il.
1889. p. 45.)
— —, Note sur un dchantillon de Williamsonia trouv& dans l’oxfordien des
Vaches-Noires. (l. ce. p. 61.)
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
Hansen, Emil Chr., Ueber die in dem Schleimflusse lebender Bäume beob-
achteten Mikroorganismen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde.
Bd. V. 1889. No. 21. p. 693—696.)
Räthay, Emerich, Das Auftreten der Gallenlaus im Versuchsgarten zu Kloster-
neuburg im Jahre 1887. (Sep.-Abdr. aus den Verhandlungen der K. K. zoo-
logisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 1889.) 8°. 44 pp. 2 Tafeln. Wien
1889.
Neue Litteratur. — Personalnachrichten. — Anzeige. 751
Räthay, Emerich, Die Blattgallen der Rebe. (Die Weinstube. Zeitschrift für
Weinbau und Kellerwirthschaft. Jahrg. XXI. 1889. No. 2. p. 15.)
Riley, C. F., Cranberry fungus gall. (Insect life [Washington]. I. 1889. p. 261.)
Sorauer, P., Die Lohkrankheit der Kirschbäume. (Forschungen auf dem Gebiet
der Agrikulturphysik. Bd. XII. 1889. Heft 1/2. p. 109.)
Thomas, Fr., Mittheilungen über einige neue exotische Ceeidien. (Sep.-Abdr.
aus Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde Jahrg. 1889.
No. 4 p. 101.)
— —, Cranberry leaf-galls. (Insect life [Washington]. I. 1889. No. 9. p. 279 bis
280.)
Weed, €. M., Contribution to a knowledge of the automn life-history of certain
little-known Aphididae. (Psyche. Vol. V. 1889. No. 151/152. p. 123—134 )
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Arnold, J., Ueber den Kampf des menschlichen Körpers mit den Bakterien.
Rede. 2. Abth. 8°. 46 pp. Heidelberg (Carl Winter) 1889. M. 1.20.
Belfanti, S. und Pescarolo, B., Neuer Beitrag zum bakteriologischen Studium
des Tetanus. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889.
Nor: 2129p 27410 712})
Boinet, M., Microcoques dans la fiövre r&mittente bilieuse. [Socidte des sciences
medicales de Lyon.] (Lyon med. 1889. No. 16. p. 599—600.)
Celli, A. e Guarnieri, @., Sull’ etiologia dell’ infezione malarica. (Bullettino
d. reale accad. med. di Roma. 1888/89. No. 2/3. p. 78—80.)
Golgi, C., Intorno al preteso bacillus malariae di Klebs, Tommasi-Crudeli e
Schiavuzzi (Arch. per le scienze med. Vol. XIII. 1889. No. 1. p. 93—128.)
Hedenius, P., Nägra patogena bakterier och nya mikroskoplampor. (Upsala
läkareför. förhandlingar. 1889. No. 5. p. 306—318.)
Klein, E., Ueber eine epidemische Krankheit der Hühner, verursacht durch
einen Baeillus — Bacillus Gallinarum. (Centralblatt für Bakteriologie und
Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 21. p. 689—693.)
Raue, B., Untersuehungen über ein aus Afrika stammendes Fischgift. 8°. 72 pp.
Dorpat (E. J. Karow) 1889. M. 1.50.
Semenow, Arkadius, Histologisch-pharmacentische Abhandlung über die vege-
tativen Theile des Pernambuco-Jaborandi (Pilocarpus pinnatifolius Lemaire).
8°. 51 pp. Mit 2 Tafeln. Moskau 1887. [Russisch ]
Personalnachrichten.
Professor Dr. Ferdinand Nobbe in Tharand ist zum Geheim.
Hofrathı ernannt worden.
Der Lic. philos. A. Vinge ist zum Docenten der Botanik an
der Universität Lund ernannt worden.
Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach, Director des
botanischen Gartens in Hamburg, ist am 6. Mai nach längerem
Leiden gestorben.
Verlag von J. M. Späth, Berlin C.
H. Karsten. Deutsche Flora Ausser der Diagnostik aller deutschen,
° österreichischen und schweizer Ge-
fässpflanzen, der systematisch und medieinisch interessanten Zelleupflanzen und
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark.
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152 Anzeigen. — Inhalt.
Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 18.
Bakteriologische Diagnostik.
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Von Dr. ]J. Eisenberg.
Zweite, völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage.
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des Kupferwerkes
Schlechtendal, Langethal u. Schenk. Flora von Deutschland
5. (neueste) Auflage, herausgeg. von E. Hallier, welches im Ladenpreis 294 M.
kostet, wünscht für den Preis von 200 Mark (wobei zu bemerken, dass von den
20 Bänden 17 bereits gebunden sind) zu verkaufen
Stud. philos. Josef Guckler, Adresse: Deutsche Universität in Prag.
Der Verkäufer, ein strebsamer, aber mittelioser Student, welcher sich
obiges Werk seit dessen Erscheinen mühsam angeschafft hat, wünscht dasselbe
zu veräussern, um sich aus dem Erlös ein gutes Mikroskop für seine Studien
anschaffen zu können, weshalb den Ankauf jenes sehr gut gehaltenen Exemplars
empfiehlt
Prof. Dr. M. Willkonm.
Inhatt:
Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Ochsenius, Ueber Maqui. (Schluss), p. 721.
Originalberichte gelehrter Ge-
sellschaften.
VIII. Sitzung am 25. Februar 1888.
Tedin, Die primäre Rinde bei unsern holz-
artigen Dikotylen, deren Anatomie und deren
Funktion als schützendes Gewebe (Schluss),
p- 727.
IX. Sitzung am 27. März 1888.
Karlsson, Das Transfusionsgewebe bei den
Coniferen, p. 730.
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga
Studentsällskapet i Upsala.
Sitzung am 23. Februar 1888.
Fries, Terminologische Notizen. (Schluss), p. 731.
Sitzung am 8. März 1888.
Jungner, Ueber Rumex crispus L. X Hippo-
lapathum Fr., p. 733.
Sitzung am 22. März 1888,
Jungner, Ueber die Anatomie der Dioscoreaceen,
p. 733,
Botanische Gärten undInstitute
p- 755.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. 735.
Peck, Forty-first Annual Report of the Trustees
of the State Museum of Natural History for
the Year I887, p. 755.
Referate:
Aggjenko, Notiz über einen Fall auffallend
schnellen Wachsthums, p. 742.
Boldt, Desmidieer frän Grönland, p. 736.
— —, Grunddragen af Desmidieernas utbred-
ning i norden, p. 736.
Dammer, Beiträge zur Kenntniss der vegeta-
tiven Organe von Limnobium stoloniferum
Grisebach nebst einigen Betrachtungen über
die phylogenetische Dignität von Diclinie
und Hermaphroditismus, p. 743.
Huth, Ueber stammfrüchtige Pflanzen, p. 742.
Oliver, On the structure, development and
affinities of Trapella Oliv., e new genus of
Pedalineae, p. 744.
Scheutz, Plantae vasculares Jenisseenses inter
Krasnojarsk urbem et ostium Jenisei fluminis
hactenus lectae, p. 746.
Schlitzberger, Unsere häufigeren essbaren
Pilze, p. 739.
Stephani, Westindindische Hepaticae, p. 740.
Neue Litteratur, p. 749.
Personalnachrichten:
Prof. Dr. Ferdinand Nobbe (Geh. Hofrath), p. 752.
Lie. philos. A. Vinge (Docent der Bot. a. d.
Univ. Lund), p. 752.
Prof. Dr, Heinrich Gustav Reichenbach (f),
p. 752.
Ausgegeben: 28. Mai 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
Band XXXVIIINo.10. Jahrgang X.
AL,
REFERIRENDES ORGAN Z
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr: Oscar Uhlworm una Dr. G. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingzfors.
No. 2. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889,
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Bemerkungen über die Farbenreaktionen und die
Aldehydnatur des Holzes,
Von
Dr. Emil Nickel.
Wiesner”) war es, der 1366 mit geschicktem Griff das Anilin-
sulfat als Reagens auf verholzte Zellmembranen einführte und dadurch
den Anstoss gab zu dem jetzt weit entwickelten Gebrauch der
organischen Reagentien für die Zwecke der Erkennung der Kohlen-
stoffverbindungen. Wiesner war es auch (1878), welcher das
Dunkel der im Jahre vorher von v. Höhnel entdeckten „Xylo-
philinreaktion“ lichtete und uns dadurch im Phlorogluein ein zweites,
ganz vorzügliches Reagens auf verholzte Zellmembranen bescherte.
Inzwischen ist die Zahl der „Ligninreagentien“ ganz bedeutend
— vielleicht schon auf 30 — gewachsen, und auch der theoretische
*) Litteratur bei Behrens, Hülfsbuch für mikroskopische Untersuchungen
im botanischen Laboratorium.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. Fade
754 Nickel, Bemerk. üb. d. Farbenreaktionen u. die Aldehydnatur d. Holzes.
Werth derselben ist erheblich gestiegen. Während früher die
Bedeutung der Ligninreagentien ausschliesslich darin bestand, in
gewissen Fällen Bestandtheile der pflanzlichen Gewebe für das Auge
stärker zu differenziren, offenbaren uns jetzt die Ligninreagentien
theilweise den chemischen Charakter der untersuchten Suhstanz.
In meiner Arbeit über die Farbenreaktionen der Kohlenstoff-
verbindungen — vergl. Botan. Centralbl. Bd. XXXV. p. 396 und
Bd. XXXVI. p. 393 — habe ich gezeigt, dass die Farbenreaktionen
der Kohlenstoffverbindungen meist von gewissen Atomgruppen ab-
hängen. — Die sog. Ligninreagentien: Anilinsulfat, Phlorogluein
u. 5. w. sind unter den Bedingungen, unter denen sie zum Nachweis
des Holzes gebraucht werden, Erkennungsmittel für aromatische
und ihnen nahe verwandte Aldehyde, mit denen sie unter Bildung
von Triphenylmethanfarbstoffen und analogen Verbindungen reagiren.
(Vergl. Nickel, Farbenreaktionen p. 22). — Ich glaube, ich bin
der Erste*) gewesen, welcher auf Grund umfassender Studien über
die Farbenreaktionen der organischen Verbindungen die Ansicht
ausgesprochen hat, dass es gegenwärtig noch nicht gerechtfertigt
sei, die sog. Ligninreaktionen einer bestimmten chemischen
Verbindung zuzuschreiben, dass man sie aber bereits sehr wohl
allgemein aut aldehydartige Bestandtheile des Holzes
beziehen dürfe.
Meine Auffassung unterscheidet sich eben dadurch von der älteren,
von Singer (1382) ausgesprochenen Anschauung**), nach welcher
bekanntlich die Ligninreaktionen mit Hülfe von Anilinsulfat, Phloro-
glucin, Indol u. s. w. auf einem Vanillingehalt des Holzes beruhen
sollen.
Bei meinen Studien über die Natur der Verholzung ergaben
sich mir verschiedene Gründe gegen die Anschauungen Singer ’s.
Derselbe stützt sich wesentlich darauf, dass die Farbenreaktionen
desVanillins, eines zu den aromatischen Aldehyden gehörigen Körpers,
mit denen des Holzes übereinstimmen, und dass das Holz unter
gewissen Bedingungen einen Vanillingeruch entwickelt. Auch ich
habe bei der chemischen Untersuchung des Holzes häufig einen
vanillinartigen Geruch wahrgenommen, muss aber gegen die Ueber-
einstimmung der Farbenreaktionen des Holzes mit denen des Vanillins
Widerspruch erheben.
Als ich im Sommer 1884 im botanischen Institut der Berliner
Universität eine Wiederholung der Singer’schen Versuche vor-
nahm, wurde ich überrascht durch die geringe Empfindlichkeit des
Vanillins gegen die Ligninreagentien, während die Singer’sche
Deutung der Ligninreaktionen gerade das Gegentheil vermuthen
lässt. Aehnlich ist es später (1886) auch Forssell gegangen,
welcher in einer Mittheilung über die Mikrochemie der Flechten
(Berichte der Wiener Akademie. 93. I. p. 225) ebenfalls auf jenen
*) Vergl. meine Notiz in der Chemiker-Zeitung vom 4. December 1837.
XI. 1520.
*#) Berichte der Wiener Akademie. Bd. LXXXV. 1. p. 347; Botanisches
Centralblatt. Bd. X. 1832. p. 343.
u ae N A A Te Dur 5
u, ehem A a5
Nickel, Bemerk. üb. d. Farbenreaktionen u. die Aldehydnatur d. Holzes. 755
Umstand hinweist. Ich habe die Empfindlichkeitsgrenze bei der
zwischen Vanillin und Anilin eintretenden Farbenreaktion annäherungs-
weise bestimmt. Bei einer Lösung mit !/s/o Vanillin ruft das Anilin-
sulfat nur noch ein schwaches Gelb hervor. Die Phenole (Phloro-
glucin u. s. w.) sind noch weniger emptindlich und erfordern immer
eine grössere Menge Säure als bei den Ligninreaktionen noth-
wendig ist.
Da es mir zweifelhaft erschien, dass die beim Vanillin mit den
Ligninreagentien auftretenden Farbenreaktionen für dasselbe specifisch
sind, untersuchte ich noch andere aromatische Aldehyde, sowie
überhaupt die verschiedensten Kohlenstoffverbindungen mit den
Reagentien der genannten Art. Ich will hier nur bemerken, dass
z. B. die salieylige Säure mit Anilinsulfat eine ganz ähnliche Reaktion
gibt wie das Vanillin.
Ausser den genannten Reagentien, welche wesentlich auf die
Aldehydgruppe des Vanillins und ähnliche Aldehyde wirken, habe
ich auch solche Reagentien für die Untersuchung herangezogen, für
deren Wirksamkeit die freie an den Benzolkern gebundene — auch
im Vanillin vorhandene — Hydroxylgruppe eine wesentliche Be-
dingung ist, und gerade dabei Unterschiede zwischen den Lignin-
und Vanillinreaktionen gefunden. Genauere Angaben über die
weiteren speciellen Gründe gegen die Singer ’sche Anschauung
werde ich folgen lassen, sobald ich meine Versuche in jener
Richtung zu einem besseren Abschluss gebracht habe, und beschränke
mich zunächst darauf, noch einige Thatsachen anzuführen, welche
für die eingangs aufgestellte Behauptung sprechen, dass die sog.
Ligninreaktionen einer aldehydartigen Substanz zuzuschreiben sind.
Bekanntlich vereinigen sich die aldehydartigen Verbindungen
unter Aufhebung der Aldehydgruppe mit den Alkalibisulfiten, und
es bleiben bei Gegenwart der letzteren die Farbenreaktionen zwischen
den Aldehyden und dem Anilinsulfat und ähnlichen Verbindungen
aus. Auch Holz, welches mit Bisulfitlösung durchtränkt war, zeigte
mit Anilinsulfat keine Reaktion mehr. Dieselbe trat erst ein, als
das Bisulfit durch verdünnte Schwefelsäure zerstört wurde.
Ausser den genannten Aminen und Phenolen besitzen wir noch
andere Reagentien auf Aldehyde. Durch die Untersuchungen von
Schiff (1867), V.Meyer (1880), Schmidt (1881) und Tiemann
(1881) ist festgestellt, dass eine durch schweflige Säure entfärbte
Fuchsinlösung ein Reagens auf Aldehyde ist. Auch diesem Reagens
gegenüber verhält sich das Holz wie ein Aldehyd, worauf erst
neuerdings wieder Seliwanoff aufmerksam gemacht hat. (Russ.
phys.-chem. Ges. Oct. 1887.) Ich will übrigens bei dieser Gelegenheit
bemerken, dass das Vanillin gegen das Schiff’sche Reagens
nach meinen Beobachtungen überaus unempfindlich ist.
Als Reagens auf Aldehyde ist ferner von Nägeli das Hydroxyl-
amin vorgeschlagen worden (Berichte d. D. chem. Ges. 16. 494),
welches sich mit den Aldehyden unter Aufhebung der Aldehyd-
gruppe chemisch vereinigt. Seliwanoff hat nun gezeigt (l. c.
Febr. 1389), dass mit Hydroxylamin behandeltes Holz nicht mehr
die Aldehydreaktionen mit Phlorogluein u. s. w. zeigt. Derselbe
22°
756 Botanischer Verein in Lund.
Forscher hat auch nachgewiesen, dass das Lignin sich wie gewisse
Oxyaldehyde mit Phenylhydrazin vereinigt, und hat dabei ein krystalli-
sirtes Produkt erhalten, dessen nähere Untersuchung uns vielleicht
über die chemische Natur der Verholzung weitere Aufschlüsse
bringen wird.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botanischer Verein in Lund.
(Schluss.)
Diese sämmtlichen Gewebearten, bei gewissen Gattungen die
Bastfaser und das einfach poröse Transfusionsgewebe jedoch aus-
genommen, finden sich in den Blättern aller von mir untersuchten
Coniferen wieder, obgleich sie verschiedenen Modifikationen unter-
worfen sind. Die erste Anlegung und die Entwickelung derselben
habe ich bei Pinus Austriaca und silvestris, Larixs Europaea,
Taxus baccata, Taxodium mucronatum, Thujopsis dolabrata und
Podocarpus longifolia studirt und dabei gefunden, dass sie im
Grossen und Ganzen bei allen in derselben Weise entstehen. Aus
dem Periblem der Blattanlage entwickelt sich demnach der innerste
Theil durch Längsstreckung und Zuspitzung der Zellen zu einem
axilen Strange, mit dem vergleichbar, was Hanstein im Stamme
Plerom nennt. Durch Längstheilungen und darauf folgende Quer-
theilungen entwickelt sich aus diesem Plerom das Transfusions-
gewebe gleichzeitig mit der Anlage in demselben Plerom von einem
Procambiumstrang (oder von 2 solchen), woraus später das eigent-
liche Gefässbündel hervorgeht.
Die eigentlichen Transfusionszellen nehmen in den verschiedenen
Gattungen der Coniferen eine verschiedene Lage in Betreff des
Gefässbündels ein; und hauptsächlich hierauf bezugnehmend habe
ich folgende Typen aufgestellt:
I. Pinus-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe ist
um die Gefässbündel zu einem Hohleylinder entwickelt, welcher
über dem Xylem entweder geschlossen ist (Pinus, Picea), oder erst
gegen die Spitze zu sich darum schliesst (Abies) oder auch offen
bleibt (Cedrus, Larix). Die Membranen haben Ringporen, aber keine
netzförmigen Verdickungen. Einfach poröse Transfusionszellen
finden sich unter den eigentlichen Transfusionszellen zerstreut.
Bastfaserzellen liegen in einer geschlossenen Gruppe unterhalb
des Phloöms und zudem gewöhnlich zwischen den Gefässbündeln
und oberhalb des Xylems zerstreut. Markähnliches Transfusions-
gewebe in Gruppen über dem Xylem, selten auch unterhalb
des Phloems (Zarix). Transfusions-Xylem und Phlo&m wenig ent-
wickelt. Die Zellen der Strangscheide gut entwickelt. Besonderes
Zuleitungsgewebe fehlt im Grundgewebe:
Pinus, Picea, Abies, Cedrus, Larix.
Botanischer Verein in Lund. 757
I. Araucaria-Typus. Eigentliche Transfusionszellen nur
in den Flanken und über dem Xylem der Gefässbündel entwickelt,
welche sich gewöhnlich zu mehreren vorfinden, parallel und durch
ein Grundgewebe von einander getrennt sind, in welchem kein
besonderes Zuleitungsgewebe entwickelt ist. Einfach poröse Trans-
fusionszellen kommen spärlich vor. Transfusions-Xylem und -Phloem
sehr schwach entwickelt. Markähnliches Transfusionsgewebe und
Bastfasern zwischen dem Phlo&m und der Strangscheide, welche
weniger gut vom Grundgewebe differenzirt ist:
Araucaria, Sciadopitys.
III. Taxus-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe liegt
nur in den Flanken des Gefässbündels, durch ein ziemlich reich-
liches Transfusions-Xylem und -Phloöm damit verbunden. Es gibt
ferner in den verholzten Membranen der Zellen sowohl Ringporen
wie netzförmige Verdiekungen. Spärlich in demselben eingestreute
protoplasma- und stärkeführende Zellen mit dünnen, unverholzten
Membranen entsprechen den einfach porösen Transfusionszellen des
Pinus-Typus. Ueber dem Xylem und unter dem Phloöm liegen
markähnliche Transfusionszellen. Bastfaserzellen fehlen entweder
oder liegen dicht aussen vor dem Phloöm. Die Zellen der Strang»
scheide nur schwach von denen des chlorophyllführendeu Gewebes
differenzirt. Letzteres in den Flanken zu einem wenig ausgeprägten
Zuleitungsgewebe entwickelt:
Taxus, Cephalotaxus, Taxodium, Sequoia sempervirens.
IV. Cupressineen-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe
bildet dünne Platten oder Stränge, gewöhnlich ohne eingestreute
einfach poröse Zellen, und liegt im freien Theil der Nadel in den
Flanken des Gefässbündels, mit diesem durch ein schwach entwickeltes
Transfusions-Xylem und -Phlo&m verbunden. Die Membranen sind
ohne netzförmige Verdickungen, haben aber Ringporen, von deren
Hofwänden gewöhnlich Auswüchse in die Zellen hineinragen. Ueber
dem Xylem und dem Phloöm markähnliche Transfusionszellen wie
bei dem vorigen Typus.
a) Die Aeste flach, die Blätter schuppenförmig. Das Transfusions-
gewebe in den randständigen Blättern aus dem Parenchym
dicht neben dem Gefässbündeleylinder des Stammes entstehend.
Ehe diese Blätter sich vom Stamme trennen, tritt deren Trans-
fusionsgewebe mit dem eigentlichen Transfusionsgewebe der
ober- und unterständigen Blätter mittelst eines saftleitenden
Gewebes in Verbindung.
Thujopsis, Thuja, Libocedrus.
b) Die Aeste nicht fach, die Blätter gewöhnlich schuppenförmig.
Das Transfusionsgewebe läuft zwar in dem an dem Stamme
festhängenden Theile der Nadel herunter, doch nie so tief,
dass eine direkte Verbindung der Transfusionsgewebe der
nach einander folgenden Blätter zu Stande kommt:
Frenela, Juniperus Sabina, Cupressus Goveniana, Callitris
propinqua U. a.
758 Botanischer Verein in Lund.
c) Die Aeste nicht flach, die Blätter entwickelt. Das Transfusions-
gewebe tritt erst da um den Gefässbündel auf, wo dieses eben
im Begriff ist, vom Stamme in das Blatt überzugehen:
Juniperus communis und drupacea, Qunninghamia Sinensis.
V. Podocarpus-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe liegt
in den Flanken das Gefässbündels, mit diesem durch ein stark ent-
wickeltes Transfusions-Xylem und -Phloöm verbunden und zeigt
Andeutungen zu netzförmigen Verzweigungen. Reichlich eingestreute
Protoplasma- und Stärke-führende Zellen mit dünnen, unverholzten
Membranen entsprechen den einfach porösen Transfusionszellen des
Pinus-Typus. Die Membranen der eigentlichen Transfusionszellen
sind verholzt und haben Ringporen und netzförmige Ablagerungen.
Ueber dem Xylem und unter dem Phlo@m findet sich ein Proto-
plasma- und Stärke-reiches, markähnliches Transfusionsgewebe mit
eingestreuten Bastfaserzellen. Das Transfusionsgewebe ist durch
eine Strangscheide, aus dünnwandigen Zellen bestehend, von einem
wohl entwickelten Zuleitungsgewebe im Grundgewebe getrennt:
Podocarpus (Cycas).
Zuletzt möchte ich einiges über die Funktionen des Trans-
fusionsgewebes erwähnen. Die Zellen des einfach porösen und des
markähnlichen Transfusionsgewebes enthalten gewöhnlich sehr
reichlich Protoplasma und in der Vegetationszeit viel Stärke. Sie
stehen zudem in direkter Verbindung mit dem Weichbast oder mit
den Markstrahlen des Gefässbündels, welche denselben Inhalt haben.
Man dürfte deshalb den Schluss ziehen können, dass die betreffenden
Transfusionsgewebearten die verarbeiteten Nährstoffe von der Strang-
scheide nach dem Gefässbündel hinleiten. Hierfür spricht ebenfalls,
dass der Weichbast des Gefässbündels des Blattes jährlichen
Zuwachs zeigt, was nur so erklärt werden kann, dass dieser jüngere
Weichbast die Funktion hat, die bereiteten Nährstoffe in den Stamm
herunter zu leiten.
Der Bau des eigentlichen Transfusionsgewebes sowie dessen
Verhalten in Betreff der übrigen Gewebe im Blatte zeigen, dass
dasselbe auch zur mechanischen Stütze dienen kann. So sind die
Wände des Transfusionsgewebes bei Sciadopitys und Picea alba so
dicht stehend und so stark verdickt, dass sie sehr gut geeignet
sind, einem transversalen Druck auf das Blatt zu widerstehen.
Ferner trägt das Transfusionsgewebe das chlorophyllführende, in
Querlamellen geordnete Grundgewebe bei vielen Coniferen, besonders
den Abietineen, oder das Zuleitungsgewebe, wie u. a. bei Podocarpus
longifolia. Bei Cupressineen mit stark herablaufenden Blättern und
keinen oder nur wenigen Bastfasern giebt gewiss das flügelartig
sich verbreiternde Transfusionsgewebe dem angrenzenden, lakunösen
Parenchym eine erhebliche Stütze.
Die grosse Uebereinstimmung in Bezug auf Poren, Verholzung
und Inhalt, welche zwischen dem eigentlichen Transfusionsgewebe
und dem Xylem des Gefässbündels besteht, sowie der Uebergang
zwischen beiden, durch das Transfusionsxylem vermittelt, bezeugen
jedoch, dass die eigentlichen Transfusionszellen ein saftleitendes
Gewebe bilden. Von diesem Gesichtspunkte aus gesehen, finden
Botanischer Verein in Lund. 159
viele der Anordnungen des betreffenden Gewebes ihre Erklärung.
So ist es in centrischen Blättern, z. B. bei Pinus, wo ein allseitig
gleicher Wasserverlust stattfindet, rings um das eigentliche Gefäss-
bündel entwickelt, während es in flachen Blättern sich gegen die
beiden Flanken des Gefässbündels verbreitet und dabei nicht selten
mit einem im chlorophyliführenden Grundgewebe entwickelten Zu-
leitungsgewebe in Verbindung steht, z. B. Podocarpus longifolia.
Bei Cupressineen mit schuppenförmigen Blättern, die am Stamme
herablaufen, ragt das Transfusionsgewebe wie zwei Hörner nach
unten in der Nähe der Falten vor, welche der angewachsene Basal-
theil des Blattes mit dem Stamme bildet. Da die Spaltöffnungen
in diesen Falten liegen, steht also die Entwicklung des Transfusions-
gewebes und das Vorkommen der Spaltöffnungen mit einander in
naher Beziehung. Dieses tritt noch deutlicher hervor, wenn, wie
bei Thujopsis und Zhuja, die beiden flachen oppositen Blätter, oder,
wie bei Callitris propingua, die wirtelständigen Blätter mit ihren
oberen, vom Stamme freien Theilen schalen- oder hülsenförmig den
Basaltheil des nächst oberen Internodiums umschliessen. Gleichzeitig
verbreitert sich daselbst das Transfusionsgewebe stark, so dass auch
dieses als schalenförmig bezeichnet werden kann.
In der Oberhaut der Innenseite dieser Schuppenblätter liegen
zahlreiche Spaltöffnungen, durch welche eine lebhafte Transpiration
stattfindet, sobald ein Windhauch die Aeste in Bewegung setzt.
Diese biegen sich nämlich fast ausschliesslich an den Noden und
dabei öffnen und schliessen sich die Spalten zwischen dem Aste
und der von den freien Spitzen der Blätter gebildeten Schale bei
jeder Biegung des Astes nach vorne oder nach hinten.
A. L. Grönwall sprach:
Ueber die Stellung der männlichen Blüten bei den
Orthotrichum-Arten.
Bezüglich der Stellung der männlichen Blüten zeigen die Arten
der Gattung Orthotrichum unter sich grosse Verschiedenheiten.
Meistens unterscheidet man in bryologischen Arbeiten*) dreierlei
Blütenstände, indem die männlichen Blüten entweder axillär sind
oder pseudolateral (an der Basis des fructifieirenden Zweiges
sitzend) oder terminal auf eigenen Zweigen, in welch letzterem
Fall man, wie es scheint, auch den sympodialen Blütenstand mit-
unter einbegreift, welcher bisweilen (z. B. bei ©. pallens) vorkommt,
und dadurch entstelit, dass mehrere Generationen männlicher Blüten
längs desselben Zweiges auf einander folgen. Diese Terminologie
ist, wie leicht nachzuweisen ist, etwas unklar und nicht ganz exakt,
wozu kommt, dass ohne allen Zweifel zwischen diesen Arten von
Blütenständen viele Uebergänge vorkommen und dass sehr oft sogar
eine Art beträchtlichen Variationen in dieser Beziehung unter-
worfen ist.
*) Vergl. besonders Venturi’s letzte Monographie dieser Gattung in
„Muscologia gallica“ 6ıne livraison.
760 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
Ein Beispiel liefert ©. speciosum (Vergl. des Vortr. Schrift:
„Nya bidrag till kännedomen om de rordiska arterna af slägtet
Orthotrichum |= neue Beiträge zur Kenntniss der nordischen Arten
der Gattung OÖ.) p. 4), und andere noch sprechendere Beispiele sind
von gewissen arktischen Arten zu holen. Ein paar Mittheilungen
aus den Notizen, die Vortr. bei der Untersuchung einiger hierher-
gehörender Formen gemacht hat, dürften beweisend sein.
1. O. areticum (aus Finnmarken, Alten): männliche Blüten in
den Spitzen kurzer, vom unteren Theil des Stammes ent-
springender Zweige angehäuft, oder ungestielt in den oberen
Blattwinkeln, oder auch übereinander auf besonderen, kurzen
Zweigen befestigt.
2. O. Blyttü (?) (Norwegen, Helgoland, Hemn&sbjerg): männliche
Blüten in den Spitzen kurzer Zweige angehäuft.
3. ©. Blyttüi (?) (Norwegen, Helgoland, Moe): männliche Blüten
zahlreich in den Blattwinkeln.
4. 0. Blyttii (Norwegen, Ofoten): männliche Blüten in den obersten
Blattwinkeln oder in den Spitzen von kurzen Zweigen (zu
zweien?) u. s. f.
Uebrigens kommen bisweilen von einer und derselben Art ver-
schiedene Angaben in Betreff der Stellung der männlichen Blüten
vor. So — um nur ein Beispiel zu erwähnen — sagt Schimper,
dass sie bei OÖ. Aogeri sitzen „in ramis propriis, in eodem ramo
pro more complures approximati“ *), während Venturi in seiner
Beschreibung dieser Art sie mit Bestimmtheit als pseudolateral
bezeichnet.
Eingehenderes Studium der betreffenden Arten wäre deshalb
höchst erwünscht.
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet
i Upsala.
(Schluss.)
Resultate.
1. Der radiäre Zuwachs der Gefässbündel geschieht in der
Familie der Dioscorese in centrifugaler Richtung. Sie entstehen
durch procambiale Theilungen einer einzigen Meristemzelle und
müssen somit als einfach betrachtet werden.
2. Die Gefässbündel werden angelegt, um verschiedene Blätter
mit einander in Verbindung zu setzen. Ihre verticale Entwicklung
begiunt daher an dem Grunde der Blattanlage und schreitet gleich-
zeitig nach oben und unten fort.
*) Soviel Vortr. an den wenigen Exemplaren gesehen hat, die ihm vor
Augen kamen, ist Schimper’s Beobachtung richtig. Die Angabe Venturi’s
ist wahrscheinlich auf eine Verwechslung von OÖ. Rogeri mit Formen von OÖ,
stramineum, welcher V. sich wenigsten gewissermasen schuldig machte, zu be-
gründen, wie Vortr. früher an anderer Stelle nachgewiesen hat.
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 761
3. Weil aber der Hauptstamm in der Regel nicht nur Blätter,
sondern auch Zweige erzeugt, so müssen die Blattspurstränge dieser
‚mit denjenigen des Hauptstammes verbunden werden. Zweigspur-
stränge kommen daher normal vor.
4. Bei den hierher gehörigen Familien hören die Blattspuren
dadurch auf, dass sie sich an die Zweigspuren anlegen; das um-
gekehrte Verhältniss kommt nie vor. Die unterste Blattspur eines
Zweiges kann nämlich immer weiter nach unten im Hauptstamme
verfolgt werden, als die Stränge, welche auf derselben Seite des
Hauptstammes verlaufen und welche aus denjenigen Blättern des
Hauptstammes stammen, die sich mehr oder weniger gerade über
dem Insertionspunkt des fraglichen Zweiges befinden.
5. Die Anordnung und der Verlauf der Gefässstränge im Stamme
und im Blatt stellen keinen aikotylen Typus dar, obwohl mehrere
Uebereinstimmungen mit einem solchen vorhanden sind.
6. Es herrscht in der erwähnten Familie eine grosse Ver-
änderlichkeit in der Zahl und dem Verlaufe der Gefässbündel;
jedoch nicht unter verschiedenen Arten, aber bei verschiedenen
Individuen derselben Art, sowie bei verschiedenen Internodien desselben
Individuums. Verschiedene Individuen sind nämlich schon vom An-
fange an ungleich kräftig und die Zahl der Gefässbündel wird dadurch
verschieden. Und die Stammspitze ist während der Zeit, wo sie
die mittleren, grösseren Blätter bildet, kräftiger, als wenn sie solche
Blätter erzeugt, welche den Nieder- oder Hochblättern näher stehen;
aus diesem Grunde wird die Blattdivergenz an der mittleren Ab-
theilung des Stammes kleiner und mithin werden die Gefässstränge
im Stamme zahlreicher.
t. Betrachtet man dagegen für sich jedes Blatt sammt seinem
in den Stamm sich herabstreckenden Strangsysteme, so findet man
die grösste Uebereinstimmung zwischen verschiedenen Internodien
nicht nur derselben, sondern auch verschiedener Individuen. Sogar
die verschiedenen Arten und Gattungen der Familie der Dioscoreae
sind in dieser Hinsicht weniger als in anderen anatomischen Chara-
kteren untereinander verschieden.
8. Die feinere Nervatur der Blätter wird von Maschen und
blind endigenden Spitzen, wie bei den typischen Dikotylen, gebildet.
9. Der Getässbündelbau in der Familie der Dioscoreae weicht
von demjenigen der meisten anderen Monokotylen dadurch ab, dass
ausser der Protophloömgruppe auch zwei Siebröhrengruppen sowohl
im Stamme als im Blattstiele und in den grösseren Blattnerven
auftreten. Bisweilen wird die innere oder äussere von ihnen durch
mechanisches Gewebe in zwei Theile getheilt.
10. Eine partielle Nodusbildung findet bei der Familie der
Dioscoreae statt und besteht darin, dass die hinauslaufenden Zweigspur-
stränge in den Noden so bedeutend in horizontaler Richtung ent-
wickelt sind, dass sie miteinander verschmelzen. sowie darin, dass
sie, wie es auch bei anderen Pflanzen der Fall ist, gebogen sind,
und dass sie hier in grösserer Zahl als in den Internodien auftreten.
Die Nodusbildung wird keineswegs durch das Auftreten von Ana-
stomosen verursacht.
762 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
11. Diese Bildung ist ohne Zweifel darauf abgesehen, die
Stränge verschiedener Blätter und Zweige mit einander zu ver-
binden, um die Zweige zu unterstützen und eine Saftkommunikation
zu bewirken. Die Elemente der Gefässbündel sind daher hier für
diese Zwecke umgebildet.
12. Die Stränge im Stamme stimmen in ihrem Baue mit den-
jenigen der Monokotylen überein, ebenso diejenigen der gröberen
Blattnerven, welche deutlich bicollateral sind. In den feineren
Nerven sind sie collateral. Das Xylem ist dann immer nach oben,
das Phloem nach unten gekehrt, wie es in den Blattsträngen der
Dikotylen der Fall ist.
13. Die Protophloömgruppe besteht hauptsächlich aus Cambi-
formzellen, die in jüngeren Entwicklungsstadien Stärke enthalten.
Solche Zellen werden in den nach aussen gelegenen Phloömgruppen
des Stammes vermisst, in den Blättern aber sind oft die Zellen,
welche dem Sklerenchyme des Phloöms entsprechen, unverholzt und
stärkeführend.
14. Die äusseren Weichbastgruppen werden von Siebröhren
und Geleitzellen gebildet. Die ersteren sind im Stamme sehr gross,
nehmen aber immer mehr an Grösse ab, je höher sie in den feineren
Nerven der Blätter gelegen sind. Die Geleitzellen nehmen dagegen
an Grösse zu, je mehr sie sich der Basis der freien Strangspitzen
annähern. Dies scheint die Ansicht A. Fischer’s zu bestätigen,
dass es diese Zellen sind, die im Blatte die plasmatische Nahrung
zubereiten, und dass die Siebröhren sie nach den Stellen, wo sie
verbraucht oder aufgespeichert werden, ableiten. Diese beiden
Arten von Zellen sind mit deutlichen Perforationen, die jedoch in
den feineren Blattsträngen immer kleiner und undeutlicher werden,
versehen. Die Siebröhren enthalten aussen Protoplasma und
innerhalb dessen Zellsatt.
15. Bei denjenigen Arten und in denjenigen Geweben, wo die
Siebröhrengruppen an dünnwandige Elemente angrenzen, enthalten
sie Stärkekörner. Diese tehlen dagegen meistens in den Theilen
der Pfianze und bei den Arten, bei welchen das ringsum liegende
Gewebe verholzt ist.
16. Das Grundgewebe besteht in den aufgetriebenen Partien
des Blattstieles und zuweilen an der unteren Seite der Nerven aus
Wasser- und Schleim-führenden Zellen, sowie aus Kollenchym, was
darauf berechnet ist, sowohl das Blatt zu tragen, als auch eine
Bewegung desselben zu ermöglichen.
17. Das Hautgewebe ist mit längsgehenden, den Gefässsträngen
entsprechenden Furchen und Kanten, mit vertikalen Rinnen gerade
ausserhalb der Zwischenwände der Epidermiszellen und mit Cuticular-
streifen versehen, welches alles den Zweck hat, Wasser, sowie Ver-
wesungsprodukte und Stickstoff-haltige Substanzen, welche möglicher-
weise darin zuweilen aufgelöst vorkommen, zum Stammknollen hinab-
zuleiten.
18. Es scheint als allgemeine Regel besonders in Betreff der
Familie der Dioscoreae zu gelten, dass die Arten, welche immer oder
doch vorzugsweise an zum Theil beschatteten Standorten mit con-
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 663
stanter Feuchtigkeit leben, sowie in den tieferen Waldungen,
wo nur schwache Luftströmungen vorkommen, sowohl grössere An-
schwellungen zeigen, als auch im Zusammenhang damit anstatt des
Sklerenchymes an der unteren Seite der Blattstränge ihr Grund-
gewebe für mechanische Funktion zu einem schwellbaren Wasser-
gewebe und zu einem ausserhalb dieser gelegenen mehr oder weniger
kräftig ausgebildeten Collenchym ausbilden. Dass diejenigen Arten
aber, die von höheren Gebirgsgegenden und dem Lichte allseitig
ausgesetzten Orten stammen, oder welche den temperirten Regionen
der Erde angehören und stärkeren Windzügen ausgesetzt sind,
zeigen kleinere Anschwellungen und haben das Sklerenchym zwischen
den Siebröhrengruppen des Blattes sowie ausserhalb dieser stark
entwickelt
19. Obgleich Furchen mit begleitenden Kanten am Stamme,
Rinnen gerade über den Scheidewänden der Epidermiszellen und
Cuticularstreifen bei allen Arten in der Familie der Dioscoreen
vorhanden sind, scheinen diese Bildungen doch in grösserer Zahl
bei denjenigen aufzutreten, welche in den tropischen Wäldern leben.
20. Da auch bei diesen Arten der Stamm besonders am Grunde
sehr schmal ist und die Gefässbündel mithin auch bei diesen gering
an Zahl sind, so hat, je nachdeın die Furchen, Rinnen und Streifen an
Zahl und Tiefe zugenommen, auch der obere, dem Stengel zunächst ge-
legene Theil des Rhizoms an Dicke zugenommen und ist fast kugel-
oder scheibenförmig geworden, um auf diese Weise ein Reservoir
für die Wassermenge zu bilden, die bei diesen Pflanzen herabgeleitet
wird und die durch den bisweilen überaus dünnen und langen
Stamm an die Blätter, welche hier durch ihre Zahl und Grösse ein
sehr weites Transpirationsfeld darbieten, stetig hinaufgeführt werden
muss. Weil nämlich die Vegetationsperiode eine lange ist, so gehen
die Windungen sehr weit nach oben fort, das Laubwerk wird reicher
und der Wasserverbrauch grösser.
21. Je mehr der unterirdische Stamm darauf berechnet ist, ein
Wasserreservoir zu sein, wobei er stets auch ein Aufbewahrungsort
für Reservenahrung ist, desto mehr scheint er abgerundet zu werden
und in Beziehung zum oberirdischen Stamme einen solchen Platz
zu bekommen, dass er sammt seinem Wurzelsysteme diesem möglichst
nahe kommt.
Da aber nur ein Theil von den Arten der Familie untersucht
wurde, konnte Vortr. darüber keine Meinung aussprechen, in
welcher Ausdehnung die vier letztgenannten Gesetze gültig sind.
22. Das Hautgewebe, das Grundgewebe und die Gefässbündel
sind in verschiedenem Grade Veränderungen durch das umgebende
Medium ausgesetzt. Das Hautgewebe wird von äusseren Um-
ständen am leichtesten und zuerst beeinflusst, dann das Grundgewebe
und schliesslich der Getässbündel. Aus diesem Grunde ist es, in
Betreff der anatomischen Charaktere, fast nur das Hautgewebe,
sowie die Verschiedenheiten in anderen anatomischen Verhältnissen,
die durch Variationen in diesem Gewebe direkt hervorgerufen sind,
wodurch die Arten der Gattung Dioscorea von einander unterschieden
werden. Dagegen werden einerseits die Gattungen Testudinaria
764 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala.
und TZamus und andererseits die Gattung Dioscorea auch durch
Verschiedenheiten im Grundgewebe unterschieden (nämlich durch
den Bau des Palissadenparenchyms im Blatte), während diese drei
Gattungen im Baue des Gefässbündels einander sehr ähnlich sehen.
Und endlich sind die hier abgehandelten Familien sowohl im Haut-
und Grundgewebe als hinsichtlich des Baues und Verlaufes der
Gefässbündel untereinander verschieden.
Der Unterschied, welcher dennoch in der Stärke des mecha-
nischen Gewebes der Blattstränge, sowie in der Ausbildung des
Grundgewebes der Anschwellungen zwischen tropischen und nicht-
tropischen Arten vorhanden ist, ist offenbar solcher Natur, dass
man nicht behaupten kann, dass das Gefässbündel hier von seinem
typischen Baue abgewichen sei. Denn der Unterschied liegt ja
zur darin, dass dünnwandige und unwesentliche Gewebeelemente
bisweilen verholzt werden.
23. Obgleich sämmtliche hier abgehandelten Familien sowohl
im Haut- und Grundgewebe, als im Baue und Verlaufe der Gefäss-
bündel im Stamme und im Blatte untereinander verschieden sind,
zeigen sie doch, besonders in den letzten Hinsichten, viele gemeinsame
Charaktere, die auf ihre nahe Verwandtschaft deuten.
24. Die Dioscoreen stimmen mehr als die übrigen verwandten
Familien mit den Dieotylen überein durch die geringe Zahl der
Blattspurstränge, durch deren kreisförmige Anordnung im Stamme
und durch das Vorhandensein blind endigender Strangspitzen in den
Blättern.
Die Smilacineen dagegen kommen in dieser Hinsicht den
typischen Monocotylen am nächsten.
Hierauf lieferte Professor Th. M. Fries
Einige Bemerkungen über die Gattung Pilophorus.
Von dieser schönen Gattung, welche zwischen Cladonia und
Stereocaulon steht, waren bisher drei Formen bekannt, nämlich P.
robustus Th. Fr., dessen Podetien nach oben in zahlreiche kurze
Zweige getheilt und dessen Apothecien schliesslich niedergedrückt-
kugelig und unregelmässig wellig sind; P. acieularis (Ach ) Tuckerm.
mit schmächtigeren, einfachen oder wenig verzweigten Podetien und
fast spitzkugelähnlichen, konischen Apothecien; und P. cereolus
(Ach.) Th. Fr. (= P. fibula Tuckerm.), erheblichkleiner als die beiden
anderen, mit ganz einfachen Podetien und Apothecien von derselben
Form wie bei P. robustus. Ausserdem zeichnet sich diese letztere
dadurch aus, dass zahlreiche, warzig-körnige Phyllocladien am
Substrate (Steine) eine ziemlich zusammenhängende, ausgebreitete
Kruste bilden, wogegen solche Phyllocladien bei den beiden
anderen nur spärlich und zerstreut in der Nähe der Podetien an-
getroffen werden.
Von seinen Verwandten am meisten verschieden ist, wie leicht zu
ersehen, P., cereolus, aber wegen der Zwischenformen, welche auf
Stuelsbron in Gudbrandsdalen in Norwegen vom Vortr. gefunden
wurden, glaubte er (1864) sie mit P. robustus zusammenführen zu
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 765
müssen. Irgend welche direkte Uebergänge zwischen dem amerika-
nischen P. acicularis und den beiden anderen, auch in Skandinavien
gefundenen Formen *), zwischen denen jener offenbar einen inter-
mediären Platz einnimmt, hatte Vortr. damals nicht gesehen und
er hielt es daher für rathsam, diese Form als eigene Art zu behalten.
Seitdem hat aber Tuckerman alle drei Formen unter einer Art
vereinigt.
Dieser Auffassung Tuckerman’s von dem gegenseitigen.
Verhältnisse dieser Formen glaubte Vortr. jetzt beistimmen zu können.
Er hatte nämlich das Vergnügen gehabt, von Professor J. Macoun
in Canada eine Sammlung von Flechten aus Vancouver Island (an
der Westküste von Nord-Amerika) zu empfangen, und darunter
gab es Exemplare eines Pilophorus, der ein deutliches Zwischen-
glied bildet zwischen P. acicularis, mit welchem er die schmächtigen,
einfachen oder nur spärlich verzweigten Podetien gemeinsam hat,
und P. robustus, mit welchem er in der Form der Apotheeien über-
einstimmt. Einige Podetien zeigen auch eine Verzweigung, die von
derjenigen bei P. robustus nur wenig verschieden ist. Diese Form
dürfte am passendsten var. conjungens genannt werden. Eine aus-
führlichere Beschreibung derselben ist überflüssig; es mag nur be-
merkt werden, dass die Paraphysen apice violascentes sind.
In der nämlichen Flechtensendung gab es ausserdem noch eine
Pilophorus-Form, welche bisher unbeschrieben und durch die
eigenthümliche Form der Apothecien sehr bemerkenswerth ist. Dass
es Flechten giebt, deren Früchte so convex sind, dass ihre Höhe
mit ihrem grössten Querdurchmesser gleich gross ist, oder noch
grösser, ist nichts Neues, aber soweit Vortr. bekannt war, wurde
bisher keine Flechtenart beobachtet, bei der die Höhe in dem Grade
die Breite überschreitet, wie bei der hier erwähnten Pilophorus-Form.
Die Höhe ist nämlich hier vier- bis fünfmal grösser als der Quer-
durchmesser. Inwiefern auch diese Form, ihres sehr abweichenden
Aussehens ungeachtet, mit irgend einem der anderen Pilophori (und
in diesem Falle am ehesten mit /. acicularıs, dem
sie im übrigen am meisten ähnlich ist) durch
Zwischenformen vereinigt ist, mögen künftige Unter-
suchungen entscheiden. Jedenfalls verdient sie
einen besonderen Namen zu bekommen. Vortr.
gab daher folgende Beschreibung von
a P. clavatus n. sp. (Botaniska Notiser 1888.
= p. 214): podetiis simplieibus, gracilibus; apotheciis
Pilophorus clavatus elavaeformibus.
n. Sp. Habitat in Mount Mark, West Island, ad oram
a natürliche Grösse, „ecidentalem Americae septentrionalis (J.Macoun).
b vergrössert. Ur ce icol
generes saxicola.
Podetia solitaria vel subcaespitose conferta, sterilia apice subu-
lata, 5—6 mm alta. Phyllocladia basalia sparsa, minuta, granuli-
*) Von P. robustus, welche Art in Skandinavien nur an sehr wenigen Orten
gefunden ist, sind ausgezeichnet schöne Exemplare am Tronfjeld in Throndhjems
Stift von Cand. E. Nyman eingesammelt worden.
766 Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. — Algen.
formia; in podetiis depresso-verrueulosa, vestimentum contiguum
vel passim deficiens formantia. Apothecia terminalia, clavata vel
subeylindrica, regularia vel leviter irregularia, apice obtusa vel
rarius subtruncata, basin versus in podetium vulgo attenuata.
Hypothecium nigricans; paraphyses conglutinatae, apice coeru-
lescentes; asci clavati; sporae $:nae, elongato-oblongae vel elongato-
fusiformes (rarius immixtis oblongis), 0,013—24 mm longae et
0,005—7T mm latae. Cephalodia in speeiminibus missis non visa.
Instrumente, Präparations- u. Uonserva-
tionsmethoden.
Abel, Karl, Ein neuer Thermostat und Thermoregulator zum sofortigen Ein-
stellen und absoluten Konstanthalten jeder beliebigen Temperatur nach Lauten-
schläger. Mit 3 Figuren. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde.
Bd. V. 1889. No. 21. p. 707—710.)
Bertot, Note sur la production des plantes par impression directe. (Bulletin
de la Societ€ Linneenne de Normandie. Ser, IV. Vol. II. 1889. p. 442.)
Detmers, H. J., Microscopes d’Europe et d’Amerique. (Journal de Micrographie.
Jahrg. XIII. 1889. No. 8. p. 238.)
Referate.
Klein, L., Beiträge zur Morphologie und Biologie der
Gattung Volvox. Vorläufige Mittheilung. (Berichte d. Deutsch.
bot. Gesellschaft. 1888. Generalversammlungsheft: p. IC.—CI.)
— —, Morphologische und biologische Studien über
die Gattung Volvox. (Pringsheim’s Jahrbücher. Bd. XX. 1889.
p. 135—210. 3 Tafeln.)
— —, Neue Beiträge zurKenntniss der Gattung Volvo.
(Ber. d. Deutsch. bot. Gesellsch. Bd. VII. 1889. p. 42—53,
1 Tafel.)
Die Hauptarbeit (Nr. 2) gliedert sich in 24 Abschnitte, die
eine Uebersicht über den Inhalt geben: 1. Vorkommen und Ver-
halten im Freien. 2. Bestimmung des Untersuchungsmaterials.
3. Kritisches zur Terminologie. 4. Gestalt und Grössenverhält-
nisse der verschiedenen Colonieen. 5. Die Gesammtzahl der Einzel-
zellen und die Methoden ihrer Berechnung. 6. Die Protoplaste
der vegetativen Einzelzellen. 7. Die Zellmembran und das Zell-
gewebe. 8. Der Innenraum der Colonie. 9. Die Verbindungs-
fäden der Einzelzellen. 10. Die Organe der ungeschlechtlichen
Vermehrung. 11. Das Ausschlüpfen der Tochterkugeln. 12. Die
Bewegungsweise der Familien. 13. Die Organe der sexuellen Re-
production. 14. Die bei den Einzelcolonien vorkommenden Com-
binationen in der Zusammensetzung aus sterilen und fertilen Zellen.
Algen. 767
15. Die räumliche Vertheilung der Reproductionsorgane in den
verschiedenen Colonien. 16. Die Arbeitstheilung in den verschiedenen
Colonieen (die Ernährungsgenossenschaft). 17. Die Beziehungen
der Reproductionsorgane zur Segmentation der jungen Volvoxkugel
(Trennung des Keimplasmas von der somatischen Substanz). 18.
Der zeitliche Wechsel in der Geschlechtervertheilung bei Volvox
aureus. 19. Der Generationswechsel bei Volvox aureus. 20. Die
Geschlechtervertheilung in den Colonien von Volvox globator. 21.
Die Zeit der Sexualthätigkeit. 22. Volvox Carteri Stein. 23. Die
morphologische Deutung (Colonie oder Einzelwesen?). 24. Die
systematische Stellung (Thier oder Pflanze?).
Beide einheimischen Arten der Gattung Volvox, V. globator
(L.) Ehrenbg. und V. aureus Ehrenbg. (= V. minor Stein), deren
vegetative Colonieen von den älteren Beobachtern, speziell von
Ehrenberg, niemals scharf unterschieden wurden, variiren ausser-
ordentlich bezüglich der Zahl und Grösse der vegetativen Einzel-
zellen (V. g. 1500— 22,000; V. a. 200—4400 gegen 3000 — 12,000
und 600—900 der Angaben in der Literatur, Einzelzellen bei V.
g. 2— 1,5 u, in der Regelö—5; bei V. a. 5, —6,5—8, gelegentlich auch
9 u), der Grösse der ganzen Colonieen (V. g. 400—800 u,
Durchsch. 600—700 u; V. a. 170—850 u) und der zum Aus-
schlüpfen reifen Tochtercolonien (V. g. — 250 u, meist darunter;
V. a. 150—350 u), der Zahl der Tochtercolonieen (V. g. meist
8; V. a. 1—--14) der Eier resp. Oosporen (V. g. ca. 20—64; V.a.
3—15, meist nicht mehr als 8) und der Spermatozoidenbündel in
den männlichen Colonieen von V. aureus (100—1100). Nahezu
constant ist dagegen die Grösse und die Gestalt bei den Oosporen
beider. Im vegetativen Zustande sind darum beide Arten dann,
wenn sie gemeinsam in einem Tümpel vorkommen, nur durch die
Gestalt der Protoplaste der Einzelzellen zu unterscheiden, die bei
V. aureus von der Fläche gesehen rundlich, bei V. globator eckig
oder sternförmig sind; ausserdem sind die Protoplaste bei V. aureus
meist um das Mehrfache ihres Durchmessers von einander entfernt.
Die Protoplaste stehen durch in der Mitte unterbrochene Plasma-
fäden durch die dicken Gallertmembranen hindurch in Verbindung
(correspondirende Tüpfelcanäle), die bei V. aureus sehr fein, von
der Dicke der Cilien, bei V. globator ziemlich kräftig sind. Die
Gesammtheit der Einzelzellen ist ein ächtes, durch succesive Zwei-
theilung entstandenes Gewebe (kein Scheingewebe), das einen
gallert erfüllten Innenraum umschliesst. Die Tochterkugeln ver-
halten sich bei der Geburt bei beiden Arten activ und bohren sich
durch das Gewebe der Mutterkugel einen Ausweg in’s Freie, von
einem Aufspringen der Mutter und Herausgeschleudert werden der
Töchter kann dabei keine Rede sein. Alle Kugeln bewegen sich
durch Drehung um eine zur Bewegungsbahn schief geneigte Ro-
tationsaxe, wobei die Reproductionsorgane stets die hintere Hälfte
bezw. die hinteren ?/s einnehmen. Die zu Sexualorganen werdenden
Zellen (Individuen) erreichen eine im Pflanzenreiche einzig in ihrer
Art dastehende relative Grösse. Die Spermatozoidenbündel ent-
stehen gerade so, wie die vegetativen Colonieen aus den Partheno-
768 Algen.
gonidien oder keimenden Oosporen durch „radförmige“ Theilung,
entwickeln sich bei V. aureus $ = Sphaerosira Volvox Ehr. suc-
cessive, die hintersten zuerst, und werden ebenso, und zwar stets
als Bündel von (8) 16—32 Zellen entlassen. V. aureus ist weder-
rein geschlechtslos und diöcisch, wie es Stein, noch rein geschlechts-.
los und monöcisch proterogyn, wie es Kirchner angegeben hat,
sondern besitzt bezüglich der Geschlechtervertheilung fast alle
möglichen Combinationen: 1. rein vegetative Colonieen mit
Parthenogonidien (resp. aus denselben hervorgegangenen Tochter-
colonieen). 2. vorwiegend vegetative Colonieen mit Parthenogo-
nidien und ca. 1—2 Dutzend Spermatozoidenbündeln. 3. vor-
wiegend vegetative Colonieen mit Parthenogonidien und ver-
einzelten (1—2) Eiern. 4. rein männliche Colonieen (= Sphaero-
sira Volvox) mit ausserordentlich zahlreichen 100—1100 Spermato-
zoidenbündeln. 5. rein weibliche Colonieen. 6. vorwiegend
weibliche Colonieen mit vereinzelten (1—2) Parthenogonidien. 7.
monöeisch-proterogyne Colonieen. 8. monöecisch-proterogyne Colo-
nieen mit einzelnen Parthenogonidien resp. vorwiegend vegetative
Colonieen mit Parthenogonidien und vereinzelten Eiern und Sper-
matozoidenbündeln. Dazu kommen im 3. Aufsatze noch: 9. wie
vegetative Colonieen mit weiblichen Tochtercolonieen und völlig
reifen Sphaerosiren (in wechselnden Verhältnissen) und 10. vor-
wiegend vegetative Colonieen mit weiblichen Tochterfamilien.
völlig reifen Sphaerosiren und vereinzelten Eiern.
Physiologisch ist die Volvoxcolonie als eine Ernährungsge-
nossenschaft aufzufassen, in welcher ähnlich wie in einem Bienen-
volke eine kleine Zahl von Individuen, die dafür die Reproduction
der Art ausschliesslich übernehmen, von der Arbeit der übrigen
leben. Wie dort Königin und Drohnen von den Arbeitsbienen
gefüttert werden, so werden hier die Parthenogonidien, die Eier
und die Spermatozoenbündel vorzugsweise von den vegetativen,
sich dabei erschöpfenden Zellen emährt. Der Wechsel
der Geschlechtervertheilung fällt im Grossen und
Ganzen mit dem Wechsel der Jahreszeit zusammen.
Im Frühjahr findet man bei Volvox aureus vorwiegend
ungeschlechtliche Colonieen und solche mit reiner
Diöcie, im Sommer die Spermatozoiden nur in sonst
vegetativen Colonieen, im Herbst und Spätsommer
ausserdem noch die monöcisch-proterogynen
Geschlechtsfamilien und daneben vegetative
Colonieen. Der Generationswechsel ist hier ein
dreifach verschiedener: a) Der normale, der seinen
Abschlussmit diöcischen, reinen Geschlechtscolonien
erreicht und b) zwei als accessorische Erscheinungen
zu betrachtende: dereine zwar mitdiöcischen Schluss-
generationen, vondenenaber die männlichen gemischt
sind, der andere mit monöcisch-proterogynen.
Bei Volvox globator sind die Verhältnisse gleichfalls erheblich
verwickelter, als wie Cohn dieselben geschildert hat, doch genügen
die gemachten Beobachtungen hier einstweilen noch nicht zu klarer
Algen. — Pilze, 169
Erkenntniss des Sachverhalts. Sexualthätigkeit wurde bei Volvox
aureus am gleichen Orte vom April bis in den Dezember be-
obachtet, entgegen dem Gros der oogamen C'hlorophyceen, wo dieselbe
gewöhnlich auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt erscheint.
Der dritte Aufsatz bringt einige Nachträge, von denen ein
eigenartiges Verhalten von Volvox globator hier hervorgehoben sei,
der von Anfang November bis Mitte Dezember an einem Fundorte
nur Eier ohne Spermatozoen produzirte, die ausnahmslos, weil
unbefruchtet geblieben, zu Grunde gingen und sich auch nicht mit
den gleichzeitig dort vorhandenen Spermatozoen von V. aureus
in eine Verbindung einliessen. Die Spermatozoentafel in toto wird
auf Grund ihrer Entwickelungsgeschichte nicht mehr als Antheridium,
sondern als kleine rein d Colonie aufgefasst, die Sphaerosiren
stellen dann aus Arbeitszellen und männlichen Colonieen zusam-
mengesetzte Colonieen dar. In den Fällen, in welchen die
noch ungeborenen Tochtercolonieen vollständig reife Sphaerosiren
darstellen (die Spermatozoen haben bereits ihre Cilien entwickelt!),
haben wir dann drei in einander eingeschachtelte
Generationen, von welchen jede vollkommen aus-
gebildet ist. L. Klein (Freiburg i. B.).
Lagerheim, 6., Sur un genre nouveau de Chytridiacees
parasite des Uredospores de certaines Uredinees.
(Journal de Botanique. 1888. 16. Dec. Pl. X.)
Verf. beschreibt eine neue Chytridiaceenform unter folgender
Diagnose:
Olpidiella nov. gen. Zoosporae cilio singulo, recto, posteriore praeditae
zoosporangium orifiecio singulo.
0. Uredinis n. sp. Zoosporangia rotundata vel plus minusve rotundato-
angulata, usque ad 26 # crassa, membrana tenui hyalına vel subhyalina, laevi
contentu achroo, sine collo vel collo brevi praedita, singula vel compluria in cellula
nutrieis consociata. Zoosporangia perdurantia (kystae) globosa, membrana crassa,
achroa, laevia, 16 # crassa, et contentu’achroo; zoosporae 3—4 4 crassae.
Habitat in uredosporis Uredinis Airae, Puceiniae Violae et P. Rhamni,
entophytica ad Friburgum in Br. et ad Monachium Germaniae.
Als Uredo Airae bezeichnet Verf. eine vermuthlich keine
Teleutosporen bildende Uredinee, deren Uredosporen auf der Blatt-
oberseite von Aira caespitosa orangefarbene Lager bilden, welchen
auf der Unterseite ein violetter Fleck entspricht. Zwischen den
kugeligen, mit farbloser oder gelblicher, dicht feinstachliger Membran,
die 8 Keimporen enthält, versehenen, 23—83 u grossen Uredosporen
finden sich zahlreiche, dickwandige Paraphysen, die anfangs weiss
sind, aber nach und nach braun werden.
Die infieirten Sporen werden in ihrer Form mehr oder weniger
verändert, wenn mehrere Sporangien in ihnen enthalten sind; auch
letztere zeigen alsdann Abweichungen von der Kugelform. Von
den zwei Farbstoffen der Uredosporen wird der gelbe durch den
Parasiten zerstört, der rothe bleibt zurück.*) Uredosporen, welche
*) ef. J. Müller, Rostpilze der ARosa- und” Rubusarten. (Landwirthschaftl.
Jahrb. 1886.)
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 23
770 Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
reife Zoosporangien enthalten, entleeren, wenn man sie in Wässer
legt, die Zoosporen durch einen ganz kurzen Kanal, der die Sporen-
membran durchbricht, aber nicht nach aussen vortritt. Diese bewegen
sich sehr schnell und regelmässig. Sind in dem Wasser gesunde
Uredosporen vorhanden, so kann man beobachten, wie die Zoo-
sporen sich mit ihrem Vorderende daran setzen, die Cilie abwerfen
und dann nach Bildung einer zarten Membran eindringen. Höchstens
6 kommen in einer Spore zur Entwickelung. Die nicht eindringenden
Zoosporen sterben nach einiger Zeit ab. Mitunter kommen auch
grössere Zoosporen mit 2—4 Cilien vor, wahrscheinlich Produkte
unvollständiger Theilung; Copulation scheint nicht stattzufinden.
Cysten bilden sich besonders in jüngeren dünnwandigen Uredosporen ;
reif sind sie noch mit der mehr oder weniger zerfliessenden Membran
der letzteren umgeben; ihre Keimung wurde noch nicht beobachtet.
Zum Schlusse macht Verf. einen Vorschlag zur systematischen
Anordnung der Gattungen der Chytridiaceen - Familie Olpidiaceae:
1. Sphaerita Dangeard*): Das Sporangium entleert die Zoosporen durch
Platzen; Cilie an dem stark umgebogenen Vordertheil der Schwärmer. &. endo-
gena Dangeard.
2. Olpidium A. Braun**): Sporangium durch eine Oeffnung entleert, Cilie
vorn, gerade. 0. Lemnae Schroeter.
3. Olpidiella Lagerheim: Sporangium durch eine Oeffnung entleert. Cilie
hinten, gerade, ©. Uredinis Lagerheim; O. endogena (A. Braun); O. decipiens
(A. Braun); ©. Diplochytrium (Tomaschek, Schroeter).
4. Plaeotrachelus Zopf***): Kugelige Sporangien durch mehrere Oefinungen
entleert. Cilie hinten. P, fulgens Zopf.
5. Eetrogella ZopfrY): Wurmförmige Sporangien durch mehrere Oeffnungen
entleert. Cilie gerade (vorn oder hinten?) E. Bacillariacearum Zopf.
6. Olpidiopsis Fischer 77): Sporangien durch eine Oeffnung entleert. Zwei
Cilien. ©. Saprolegniae Cornu, etc.
In Bezug auf einige Einzelheiten muss auf das Original ver-
wiesen werden.
Klebahn (Bremen).
Levi-Morenos, David, Contribuzione alla conoscenza
dell’ antocianina studiata in alcuni peli vegetali.
(Atti del R. Istituto veneto di scienze ed arti. Tomo VI. Serie
VI. Venezia 1888. Con 2 tavoli.)
Die unteren Stengel-Internodien und die Innenseite der Blatt-
stiele der Wurzelblätter von Scabiosa arvensis zeigen zahlreiche
durch Anthocyanin roth gefärbte Stellen. In den oberen Stengel-
theilen ist die Färbung weniger ausgebreitet und an dem gefärbten
Punkte findet sich ein Haar, dessen Basalzellen nebst den benach-
barten Epidermiszellen den im Zellsafte gelösten Farbstoff enthalten.
An den jüngsten Stengeltheilen sowie an jungen Pflanzen ist die
Färbung zu jeder Jahreszeit gering oder fehlt gänzlich, während
zur Blütezeit dieselbe stets sehr intensiv ist.
*) Bull. soc, bot. France. 1886.
**) Abh. K. Akad. Berlin 1855.
+%*#) Nova.acta. 18834.
7) Nova acta. 1884.
iT) Pringsh. Jahrb. 1882.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. LIE
Die Haare auf den Blättern von Hieracium Pilosella sind den
oben beschriebenen sehr ähnlich und am Grunde ebenfalls roth ge-
färbt. Vom Januar bis zum März nimmt die Intensität der Fär-
bung zu, während die sich später entwickelnden Blätter fleckenlos
sind. Wenn ein Blatt oder ein Theil desselben beschattet wird, so
entwickelt sich der rothe Farbstoff nicht, oder wo er vorhanden
ist, verschwindet er.
Da der rothe Farbstoff sich reichlicher an völlig erwachsenen
Organen, als an jüngeren findet und sogar in unterirdischen Theilen
vorkommt, so kann derselbe nicht einen schützenden Einfluss auf
die in der Entwickelung begriffenen Gewebe ausüben, noch kann
die Entstehung dieses Farbstoffes direkt von dem Lichte abhängen.
Das Anthocyanin wird anfangs in den Basalzellen der Haare
aufgespeichert und verbreitet sich von dort aus über die benach-
barten Zellen. Auf den beiden Tafeln ist je ein Stück der Epider-
mis mit mehreren Haaren der in Rede stehenden Pflanzen dar-
gestellt.
Ross (Palermo).
Briosi, Giovanni, Intorno alle sostanze minerali nelle
foglie dellepiantesempreverdi. Prima serie. (Istituto
bot. della R. Universita di Pavia. 1388. 63 p.)
Nach allgemeiner Besprechung der Bedeutung, Aufnahme und
Leitungsbahnen der im Boden befindlichen Nährsalze kommt Verf.
zum eigentlichen Thema, der Feststellung der mineralischen Be-
standtheile der Blätter immergrüner Pflanzen in verschiedenem
Alter. Untersucht wurden 14 Arten:
Pinus Picea L., Cephalotaxus drupacea Sieb. et Zuce., Quercus
Jlex L., Nerium Oleander L., Olea Europaea L., Prunus Lauro-
cerasus L., llex aquifolium L., Citrus Aurantium L., Laurus nobilis
L., Metrosideros tomentosa Rich., Ceratonia Siligua L., Laurus
glauca Hort., Mahonia Nepalensis DC., Eucalyptus globulus Labill.
Die Ergebnisse sind in entsprechenden Tabellen zusammenge-
stellt, welche 16 Rubriken enthalten: Alter und Anzahl der unter-
suchten Blätter; Oberfläche, in Gesammtheit und des einzelnen
Blattes; Gewicht der frischen Blätter, absolut und pro qgem.;
Trockengewicht bei 110° Cels., absolut, pro gem. und pro 100
Theile frischer Blätter; Aschengehalt, absolut, pro gem. und pro
100 Th. frischer und trockener Blätter ; Wassergehalt, absolut, pro
gem und pro 100 Th. Blattsubstanz. Die Schlussfolgerungen sind
folgende: Der Gehalt an mineralischen Substanzen nimmt in den
untersuchten Blättern mit geringen Ausnahmen im Laufe der Jahre
zu, während die Menge der organischen Substanzen im ersten
Jahre am grössten ist und dann nach und nach geringer wird.
Trockensubstanz und Wassergehalt stehen im verschiedenen Alter
der Blätter in einem gewissen Verhältniss zu einander. In der
Rhachis nehmen sowohl die mineralischen, wie auch die organischen
Substanzen mit den Jahren zu: die ersteren finden sich hier in
geringerer Menge vor als in den Blattflächen, mit Ausnahme der
237
7172 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
vertikal stehenden Blätter von Eucalyptus globulus. Die jungen,
horizontalen Blätter des letzteren enthalten mehr Mineralsubstanz,
als die älteren vertikalen.
Verf. gibt ferner eine Zusammenstellung zahlreicher Analysen
verschiedener Pflanzentheile in verschiedenem Alter, aus welcher
sich ergibt, dass mit geringen Ausnahmen die unorganischen Sub-
stanzen der Blätter der jährlich laubabwerfenden Bäume vom
Frühjahre zum Herbste zunehmen, während die Blätter krautartiger
Pflanzen mit zunehmendem Alter meistens geringeren Aschengehalt
aufweisen. Der Holzkörper ist an anorganischen Substanzen ärmer,
als die Blätter, und die Menge derselben nimmt mit dem Alter ab;
in den Rinden finden sie sich dagegen ungefähr in denselben Ver-
hältnissen, wie in den Blättern und nehmen mit dem Alter zu. Die
Stengel krautartiger Pflanzen werden im Laufe der Zeit ärmer
daran; die einjährigen Blätter enthalten durchschnittlich grössere
Mengen mineralischer Substanz, als die immergrünen.
Ross (Palermo).
Mez, Carl, Beiträge zur Kenntniss des Umbelliferen-
Embryos. (Verhandlungen des botan. Vereins der Provinz
Brandenburg. Jahrgang XXIX. Abhandlungen. p. 30—36.
Berlin 1888.)
Verf. erstrebte die Beantwortung der Frage: „Welche Diffe-
renzirungen zeigt in der grossen Familie der Umbelliferen der Same
und besonders der Embryo rücksichtlich seiner Lage, Form, der
Stellung der Kotyledonen u. s. w. und lassen sich etwaige Unter-
schiede systematisch verwerthen ?*
Die Untersuchung erstreckte sich auf 73 Gattungen (181 Arten)
und ergab im Allgemeinen folgende Resultate: „Vollkommen über-
einstimmend in der ganzen Familie ist die Lagerung des Embryo.
Wo die Form des Samens es gestattet schneidet die Symmetrieebene
der ganzen Frucht (senkrecht zur Commissurfläche der Theilfrüchte)
die Ebene der Berührungsflächen der Kotyledonen unter einem mehr
oder weniger spitzen Winkel. Diese Regel erleidet keine Ausnahme,
sie gilt bei Eryngium so gut wie bei Ammi und Laserpitium. Je deut-
licher die Frucht zusammengepresst ist (bei den Peucedaneen etc.
vom Rücken, bei den Hydrocotyleen von der Seite her), desto voll-
ständiger legt der Embryo die Berührungsfläche seiner Kotyledonen
senkrecht zur Richtung des Druckes, im ersten Falle senkrecht zur
Symmetrieebene, im zweiten parallel. Dabei ist aber immer zu be-
obachten, dass die Kotyledonen seitlich an einander verschoben sind:
auf dem Querschnitte decken sich die Blattränder nicht mehr. —
Die Calyptra der Radicula ist bei allen Umbelliferen deutlich ent-
wickelt, eine Plumula fehlt beim ungekeimten Samen immer. Die
Kotyledonen sind meist gleichlang, doch bei Scandie L. typisch
von verschiedener Länge. Das Verhältniss der Länge von Kotyle-
donen und Radicula, die Gestalt der Kotyledonen, die verhältnis-
mässigen Durchmesser beider, die Gestaltung der Spitzen von
Kotyledonen und Radicula ist in den von den verschiedenen Autoren
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 773
unterschiedenen Gruppen nach keinem erkennbaren Gesetze geregelt,
nicht einmal bei Species derselben Gattung durchgängig constant.
— Auch die verhältnissmässige Grösse von Embryo und Samen
ist eine sehr schwankende, doch wie es scheint, innerhalb derselben
Species wenigstens die gleiche.
Sehr zu bedauern ist der Umstand, dass Verf. die von ihm
untersuchten Arten nur in einigen Fällen anführt und in der
Regel nur die Charakteristik der Gattungen in Bezug auf den Embryo
gibt. Wenn es dem Verf. noch möglich wäre, das Verzeichniss der
untersuchten Arten nachzuholen, so würden wir ihm dafür gewiss
Dank wissen.
Aus dem speciellen Theil der Abhandlung seien im Folgenden
nur einige für die Systematik bemerkenswerthe Ergebnisse angeführt:
Lagoecia L. stimmt mit den übrigen untersuchten Saniculeen
nicht überein. — Smyrnium Olusatrum L., verwandt mit Physosper-
mum Cuss.! — Bupleurum sehr variabel in Bezug auf Embryo-
Formen. — Apium Chilense Hook. et Arn. weicht vom Typus der
Gattung ab. — Carum Bulbocastanum Kch. weicht vom Typus der
Gattung bedeutend ab. — Pimpinella Anisum L. weicht von den
anderen Arten ab. — Anthriscus Cerefolium Hoffm. stimmt mit
Scandix L. überein; dagegen scheint A. silvestris Hoffm. zu Chaero-
phyllum L. zu gehören! *) -—— Tinguarra Sicula Bth. gehört zu
Athamanta L.! — Anethum L.**) und Bunium L. müssen zu den
Seselineen gestellt werden. — Cnidium apioides Sprg. und orientale
Boiss. schliessen sich an Seseli L. an. — Angelica Razoulii Gouan
nimmt eine Sonderstellung ein, während A. Pyrenaica Sprg. und A.
heterocarpa Lloyd. an Seseli L. erinnern. — Oreoselinum M. B. ist
von Peucedanum L. zu trennen.
Wäre Verf. auf die einzelnen Arten näher eingegangen, so
hätte er noch manches Interessante auffinden können. Zur defini-
tiven Fixirung unseres schwankenden Umbelliferen-Systems bedarf
es namentlich noch eingehender anatomischer Untersuchungen !
Fritsch (Wien).
Clos, D., De la dimidation des &tres et des organes
dans le regne vegetal. (Association Francaise pour l’avan-
cement des sciences. ÜCongres de Toulouse 1887, 29. Septbr.)
Was Verf. eigentlich unter der Halbirung versteht, ist dem
Ref. nicht recht klar geworden, denn es werden mit diesem Begriffe
die verschiedenartigsten Erscheinungen belegt. Als Beispiele für
Halbirung von Organismen führt Verf. die Theilungen der Diato-
meen und Desmidiaceen an, ferner die künstliche Halbirung von
Keimlingen, deren Hälften sich dann wieder ergänzten und ent-
wickelten. Bei der Halbirung der Zellen weist Verf. z.B. auf die
Schliesszellen der Spaltöffnungen hin („ne peut-on pas considerer
*) Schon Linne stellte die erstere Art zu Scandix, die letztere zu Chaero-
phyllum ! — Ref.
**) Die habituelle Aehnlichkeit von Anethum und Foeniculum weist ebenfalls
darauf hin! — Ref.
774 Systematik und Pflanzengeographie. (Biologie.)
comme demi-organes.“). Sodann führt er unter der Rubrik „Hal-
birung zusammengesetzter Organe“ eine ganze Reihe von Fällen
auf, wo Blätter, Stipulen, Kelch- und Kronblätter, Staubgefässe
und Stempel und dergl. normaler oder monströser Weise in ihrer
Ausbildung auf eine Längshältte redueirt sind, andererseits soll auch
die Dichotomie von Stämmen und Wurzeln hierher gehören. Gegen-
über dieser häufig auftretenden Halbirung der Länge nach sei die
der Quere nach ziemlich selten; als solche würde man z. B. den
Fall anzusehen haben, wo bei Pothos scandens sich ein Blatt so
deformirt hat, dass es aus 2 übereinanderstehenden Spreiten zu be-
stehen scheint.
Möbius (Heidelberg).
Huth, E.,DieVerbreitungderPflanzen durch dieExcre-
mente der Thiere. I. (Sammlung naturwissenschaftl. Vorträge,
herausgeg. von E. Huth. Band III.) 8°. 35 pp. Berlin 1889.
In dem vorliegenden Aufsatz gibt Verf. ein systematisch ge-
ordnetes Verzeichniss der Pflanzen, bei denen es entweder direkt
beobachtet oder durch Analogie unbedingt zu schliessen ist, dass
die Samen von Thieren verschlungen und wieder ausgeschieden und
auf diese Weise verbreitet werden. Ausser dem Menschen werden
als Thiere, die in dieser Beziehung thätig sind, Rinder,
Pferde, Schafe, Fledermäuse, Affen, Sing-, Hühner- und Laufvögel
angeführt. Früchte, die sich zu solcher Verbreitung eignen, sind
nicht bloss Beeren- und Steinfrüchte, fleischige Sammel- und Schein-
früchte, sondern auch solche mit grell gefärbten Samen
(z. B. Abrus) und mit anderen Anlockungsmitteln versehene (z. B.
Evonymus.)
In dem systematischen Verzeichniss werden die betreffenden
Gattungen oder Arten meist mit Citirung der Worte des Beobach-
ters angeführt; daneben bemerkt Verf. auch, von welchen Pflanzen
er die Verbreitung der Samen durch die Excremente der Thiere
für wahrscheinlich hält. Sicher beobachtet ist die bezeichnete Aus-
säung der Samen bei etwa 100 Pflanzenarten. Die erwähnten
Pflanzen seien hier kurz angeführt:
Magnolia grandiflora L. (?), Anona-Arten, Durio zibethinus L., Elaeocarpus-
Arten, Citrus Aurantium L., (anarium commune L., Heisteria coccinea Jacq., Ilex-
Arten, Evonmyus Europaeus L., Vitis vinifera, Mangifera-Arten, Anacardium-, Seme-
carpus- und Spondias- (?) Arten, Lespedeza striata, Poineiana pulcherrima (?),
Adenanthera pavonina L., Pongamia Corallaria Miq., Abrus precatorius L.,
Prosopis juliflora DC., Acacia Arabica Willd., Ceratonia Siliqua L. (?), Pithe-
colobium Saman, Prunus-Arten, Fragaria vesca, Rubus-Arten, Potentilla anserina,
Sorbus Aucuparia, Pirus L., Malus, Crataegus oxyacantha L., Ribes-Arten, Bucida
Buceras L., Psidium-Arten, Pimenta vulgaris Lindl., Eugenia-Arten, Passiflora-
Arten (?), Carica Papaya L., Cereus- und Opuntia-Arten, Mammillaria simplex
Haw. (?), Peireskia aculeata Mill. (?), Mesembryanthemum-Arten, Trevesia
Moluccana Mig. (?), Sambucus- und Viburnum-Arten, Linnaea borealis L., Nauclea
elegans T. et B., Psychotria arborea, Coffea Arabica L., Faramea odoratissima
DC., Hydrophytum, Myrmecodia, Myrmedoma, Myrmephytum, Osteospermum-
Arten, Vaccinium-Arten, Achras Sapota L. (?), Solanum-Arten, Atropa Belladonna
L., Nicotiana Tabacum L., Duranta-Arten, Chamissoa, Phytolacca decandra L.,
Daphne Mezereum L., Loranthus, Viscum album, Santalum album L., Henslowia (?),
Polygonum Chinense, Myristica-Arten, Litsaea, Cinnamomum Ceylanicum L.,
Systematik und Pflanzengeographie. 775
Exocarpus (?) Macaranga Tanarius Müller, Sponia Timorensis Deene., Maclura
tinctoria D. Don., Ficus-Arten, Artocarpus-Arten, Clinogyne grandis, Maranta-
Arten, Stromanthe Tonckat (?), Musa sapientium L., Asparagus officinalis L.,
Smilax-Arten, Campelia, Kentia, Oreodoxa regia H. et Kth. (?), Seaforthia Rum-
phiana Mart., Andropogon-Arten, Melocanna (?) Ochlandra (?), Panicum barbinode,
Setaria, Manisuris granularis Sw., Juniperus communis L., Taxus baccata L.
Auf die interessanten Einzelheiten kann hier natürlich nicht
eingegangen werden.
Möbius (Heidelberg).
Greene, Edw. L., New or noteworthy species. (Pittonia.
Vol. I. Part. IH. p- 139—143.)
Sidaleea Hickmani Greene* (Californien), Clarkea Sazxeana
Greene * (Californien); ım Anschluss an letztere sind die anderen
2 Arten der Gattung revidirt, nämlich:
C. coneinna (Eucharidium Fisch. Mey.) Greene, C. Breweri (Eucharidium
Gray) Greene, Carpenteria Californica Greene, Cuphea mesochloa Greene 1887
(=. viridostomma Wats. Proc. Amer. Acad. XXII. 142), Phlox gracilis (Gilia
Hook.) Greene, Phacelia nemoralis Greene * (Californien, Sierra Nevada), Allo-
carya scripta Greene * (Californien).
Freyn (Prag).
Scheutz, N. J., Plantae vasculares Jenisseenses inter
Krasnojarskurbem et ostium Jenissei fluminis hac-
tenus lectae. (K. Svenska Vet. Akad. Handlingar. Bd. XXII.
No. 10. p. 1—207. Stockholm 1888.)
(Schluss.)
Das bergige Territorium (T. montosum) zeichnet sich durch Reichthum
an Bergen (Granit-, Kalk- und Sandstein), aber durch Armuth an Sümpfen
aus. Die Landschaft bietet eine reiche und schöne Abwechselung von
Standorten dar und hat daher eine reiche und fast tropische, üppige Vege-
tation. Von dem in der Abhandlung besprochenen Theile des Gebietes
sind 543 Gefässpflanzen, wovon 407 Dikotylenund 111 Monokotylen,
bekannt; die artenreichsten Familien sind Compositae (mit 70 Arten),
Gramineae (45), Ranunculaceae (37), Rosaceae (33) und Legu-
minosae (28). Eine grosse Menge Arten finden in diesem Gebiete ihre
Nordgrenze.
Das Urwaldgebiet (T. silvosum) ist zum grössten Theil eben und niedrig
und von Nadelwäldern bedeckt ; an den niedrigen Flussufern treten die Weiden
massenhaft auf. Die Flora ist im südlichen Theile noch sehr üppig. Von
diesem Territorium sind 554 Gefässpflanzen, wovon 388 Dikotylen und
133 Monokotylen, bekannt; die artenreichsten Familien sind Composi-
tae (mit 55 Arten), Cyperaceae(44), Gramineae (38), Ranuncula-
ceae (36), Caryophylleae (27) und Rosaceae (27).
Das subarktische Territorium bildet den Uebergang zum arktischen;
fast alle Bäume, die im Gebiete vorkommen, haben in demselben
ihre Nordgrenze. Die Landschaft ist meistens eben und niedrig, von
Nadelwäldern bedeckt und reicher an Versumpfungen als das Urwaldgebiet.
Die Flora erinnert an die der lappländischen Wälder. Von diesem Terri-
torium sind 419 Gefässpflanzen, wovon 288 Dikotylen und 105 Mono-
= a .
156 Systenatik und Pflanzengeographie.
kotylen bekannt; die artenreichsten Familien sind: Cyperaceae (mit
44 Arten), Compositae (41), Gramineae (28), Ranunculaceae
(25), Rosaceae (20) und Cruciferae (19). Im Territorium finden
160 Arten ihre Nordgrenze.
Im südlichsten Theile des arktischen Gebietes kommen noch zerstreute
und verkrüppelte Exemplare von Pinus Ledebourii, P. orientalis
und Sorbus Aucuparia vor, ohne aber Wälder zu bilden. Der Boden
ist hier den ganzen Sommer hindurch gefroren; die braune Tundra ist
hügelig und reich an Versumpfungen und kleinen Seeen. An den Fluss-
ufern gedeiht im Bezirke der Ueberschwemmungen eine etwas reichere und
üppigere Vegetation und südlich auch ein manneshoher Unterwald von
Weiden und Alnaster. Vom arktischen Territorium sind 336 Gefässpflanzen,
wovon 269 Dikotylen und 101 Monokotylen, bekannt ; die artenreichsten
Familien sind: Cyperaceae (mit 39 Arten), Gramineae (37), Compo-
sitae (33), Caryophylleae (28), Cruciferae (26) und Ranun-
eulaceae (24).
Die Vegetation mehrerer Stellen in den verschiedenen Territorien
wird ausführlicher geschildert, ebenso werden die für jedes Territorium
charakteristischen (eigenthümlichen oder dort häufigen) Arten erwähnt.
Im letzten Abschnitte der Einleitung (p. 46—-66) vergleicht Verf.
die Jeniseiflora mit der bei Minusinsk, im Taimyrgebiete, am Ob, auf den
Inseln Nowaja Semlja und Waigatsch, am Beringssund, in Grönland, auf
Island, auf Spitzbergen, auf dem nördlichen Uralgebirge, im Gebiete der
Samojeden, in den Arkangelschen und Permischen Gouvernements, in
Ingermanland, in Finnland und dem Russischen Lappland und auf der
Skandinavischen Halbinsel. Aus der Fülle der in diesem Abschnitte an-
geführten Thatsachen können hier nur einige der wichtigsten angedeutet
werden.
Hooker’s Ansicht gegenüber, dass der Ob und dessen Mündungs-
busen die Grenze zwischen einem arktisch-europäischen und einem arktisch-
asiatischen Florengebiete bildet, folgert Verf. aus seinen Vergleichungen,
dass diese Grenze zum Uralgebirge zu verlegen ist. Die Flora der Insel-
gruppe Nowaja Semlja zeigt grössere Aehnlichkeit mit der arktisch-asiatischen,
als mit der arktisch-europäischen Flora. Die Grenze zwischen den west-
sibirischen und ostsibirischen arktischen Florengebieten verlegt Verf. zum
Lenaflusse ; diese Florengebiete sind von einander ebenso gut verschieden
wie die arktisch-europäischen und arktisch-westsibirischen Florengebiete.
Besonders auszeichnend für die arktisch-asiatische Flora ist der Reichthum an
Compositen, welche Familie in mehreren Theilen des Gebietes die arten-
reichste zu sein scheint.. Die Vegetation des Permischen Gouvernements
zeigt grössere Aehnlichkeit mit der in Skandinavien, als mit der im Jenisei-
thale; sonderbarerweise zeigen die Dikotylen grössere Uebereinstimmung
in diesen Fiorengebieten, als die Monokotylen.
Besonders eingehend wird die Jeniseiflora mit der auf der unter
denselben Breitegraden liegenden Skandinavischen Halbinsel verglichen.
Das Jeniseigebiet unterscheidet sich von der Skandinavischen Halbinsel
durch kontinentales Klima, durch verschiedene Naturverhältnisse, indem das
Jeniseithal fast völlig eben ist und nur im südlichsten Theile gebirgig
wird, durch verschiedenen Ursprung der Vegetation und durch eine von
er menschlichen Kultur wenig beeinflusste Flora, wogegen 15%0 (225
Systematik und Pflanzengeographie. 777
Arten) der Schwedischen Pflanzen von den Menschen eingeschleppt wurden.
Die latitudinale Verbreitung der Pflanzen am Jenisei und in Skandinavien
ist häufig sehr verschieden. Am Jenisei sind in Wäldern und Sümpfen
wachsende Pflanzen vorherrschend, dagegen sind dort felsenbewohnende
Pflanzen und Unkräuter sehr spärlich und selten. Von den 1527 Skandi-
navischen Gefässpflanzen sind 941 (66”/o) nicht am Jenisei gefunden,
von den 968 Jeniseipflanzen 3833 für Skandinavien fremd. Der
arktische Theil des Jeniseithales hat °/s der Pflanzen mit Skandinavien
gemein; in den subarktischen und waldigen Theilen ist kaum mehr als
die Hälfte der Pflanzen mit Skandinavien gemein; im südlichsten Theile
(Terr. montosum) ist die Verschiedenheit noch grösser. Die Jeniseiflora
wird somit südlich von der Skandinavischen immer mehr verschieden.
P. 71—207 werden die am unteren Jenisei gefundenen Gefässpflanzen
mit ihren Fundorten enumerirt und ist dieser wichtige Theil in lateinischer
Sprache abgefasst. Für jede Art werden alle die von den eingesammelten
Exemplaren, von den Reisenotizen und aus der Litteratur erhaltenen
‚Standorte angeführt; für die mehr verbreiteten Arten werden somit häufig
20—30, ja sogar bis 35 Standorte aus dem Jeniseithale erwähnt. Aus
dieser Thatsache geht hervor, wie weit unsere Kenntniss der früher
zum grössten Theil völlig unbekannten pflanzengeograpbischen Verhältnisse
des unteren Jeniseithales durch diese Abhandlung gefördert worden ist.
Neu aufgestellt werden folgende Arten oder Varietäten: Ranun-
ceulus hyperboreus Rottb. * Arnelli Scheutz, R. Purshii Hook.
@ aquatilis Scheutz et ? terrestris Scheutz, Armoracia brassi-
coides Scheutz, Silene repens Patrin. * aretiea Scheutz, Wahl-
bergella affinis (J. Vahl) Fries 7 glabra Scheutz, Sagina arctica
Scheutz, Vieia CraecaLl. var. aretiea Scheutz, Nardosmia Sahl-
bergii Scheutz, Cineraria palustris L. % subacaulis Sceheutz,
Sonchus arvensis L. # subacaulis Scheutz, Rumex gramini-
folius Lamb. $ sublanceolatus Scheutz, Euphorbia perfoliata
Scheutz, Alnaster frutieosus Ledeb. ? mierophyllus Scheutz,
Salix Arnelli Lundström, S.eriocaulos Lundström, $.viminalis X
depressa Lundstr., S.viminalis X glauca Lundstr., S.lanata X
pyrolaefolia Lundstr., S. hastata X pyrolaefolia Lundstr., 8.
glauca X lanata Lundstr., Luzula hyperboreaR. Br. f extensa
Scheutz, Juneus ceastaneus subtriflorus Scheutz, Carex Da-
valliana Smith. # pallida Christ, C. ineurva Lightf. $ setina
Christ., C. Arnelli Christ, C. Brenneri Christ, C. Limula Fries P
submiliaris Christ, €. pulla Good. $ Sibiriea Christ., C. mollis-
sima Christ, Poa nemoralis L. var. vivipara Scheutz, Hiero-
chloa alpina Roem. & Schult. var. vivipara Scheutz, Colpodium
latifolium var. vivipara Scheutz.
Besonders bemerkenswerth sind ausserdem die für Nord-Asien neuen
Arten Plantago Virginica L, Platanthera obtusata (Banks.)
und Allosurus gracilis Presl.
Bei einer sehr grossen Anzahl Arten werden sehr wichtige kritische
Bemerkungen gegeben, so z. B. in den Gattungen Thalictrum, Ranun-
culus, Draba, Wahlbergella, Sagina, Stellaria, Cerastium,
Potentilla, Aster, Senecio, Euphorbia, Salix, Anticlea
178 Systematik und Pflanzengeographie.
Luzula, Eriophorum, Carex, Arctophila, Avena, Cala-
magrostis u. Ss. w.
Die kritischen Carex-Arten wurden von Dr. H. Christ, die
Calamagrostis-Arten von Dr. S. Almgvist und die Gattung Salix
von Dr. A. Lundström bestimmt.
Arnell (Jönköping).
Greene, Edw. L.. Some American Polemoniaceae. ].
(Pittonia. Vol. I. Part. III. p. 120—139.)
Revision der Gattungen Polemonium, Collomia und Navarretia.
Die Gruppirung der Arten ist folgende, wobei die neuen Arten
mit * bezeichnet sind:
Polemonium (Auctor omnium).
* Root annual: flowers solitary opposite theleaves. Species.
non typical: P. micranthum Benth.
#2 Root perennial; corolla campanulate; stamms free or
nearly so and strongly declined. Typical species.
° Stem-leaves few; inflorescence loose and open: P. reptans
L., P. carneum Gray.
% Stems leafy; inflorescence more congested andterminal:
P. flavum Greene, P. filicinum Greene *, P. pectinatum Greene, P. folio-
sissimum Gray.
000 Stems very leafy at or near the base, naked, or nearly
so, above; flowers very few and cymose or many in race-
mose or thyrsoid elusters: P. caeruleum L., P. humile Willd.,
P. viscosum Nutt.
*** Root perennial; leaflets imbricated, simple or 2-parted;
corollanarrowly funnelform, the tubeexceeding the limb.
° Stamens adrate to the middle of the tube, or higher,
slightly or not atalldeclined; flowers blue, variing to
white: P. confertum Gray.
0° Stamens adnate almost wholly, hence not susceptible of
being declined; corolla yellow, the limb morespreading
than in the last, tube stillnarrower:P. Brandegei (Gilia Gray)
Greene.
Re er Nutt. et Auct. omnium.
* Perennial species, not typical, the stamens exerted and
declined: (Ü. debilis (Giia Watson) Greene.
** Annuals with striet and simple stem and flowers in eapi-
tate-crowded terminalleafy celusters; typical species, the
leaves all entire: ©. grandiflora Dougl., C. linearis Nutt.
*** Annuals branched from the base
° Branches depressed; flowers in nearlyorquilebractless
small elusters, in the 'axils, and at the ends of the
branches: C. heterophylla Hook., C. diversifolia Greene *.
° Branches ascending; flowers bractless and few or soli-
tary in allthe axils: €. tinctoria Kellogg, C. tenella Gray.
Navarretia Ruiz et Pavon.
* Pericarp hyaline and indehiscent, the walls closely ad-
herent to and transparently exhibiting the agglutinated
mass of dark-colored mucilaginous seeds: N.involucrata R. et
P., N. prostrata (Gilia Gray) Greene *, N. leucocephala Benth., N. minima
Nutt., N. intertexta Hook.
** Capsule of firm texture, opagne, more or less perfectly
dehiscent; seeds not agglutinate in a mass.
° Leaves glabrous, setaceous)y multifid, but softandin-
ocuous; only the floral braets pungent; herbage scent-
less: N. cotulaefolia Hook. Arm., N. nigellaeformis Greene *.
Palaeontologie. 719
0 Leaves filiform and simple, or else pinnatifid or multi-
fid, the segments rigid and with pungent tips; herbage
viseid-pubescent, and fragraut or illscented in mort
speies: N. viseidula Benth., N. pubescens Hook. Arn., N. squarrosa
Hook. Arn., N. mellita (Gilia Greene) Greene, N. heterodoxa (Gilia
Greene) Greene, N. parvula (Gilia Greene), N. filicaulis (Gilia Tarr.
Gray) Greene, N. mitracarpa Greene*, N. prolifera Greene *, N. diva-
ricata (Gilia Torr. Gray) Greene, N. penninsularis Greene*, N. Breweri
(Gilia Gray) Greene, N. subuligera Greene *, N. tagetina Greene*, N,
atractyloides Hook. Arn., N. foliacea Greene *, N. hamata Greene *,
Freyn (Prag).
Stur, D., Die Calamarien der Carbontlora der Schatz-
larer Schichten. Beiträge zur Kenntniss der Flora
der Vorwelt. bed. U. Abth. 2... (Abhbandl. der k. k.,ceol_
Reichsanstalt. Bd. XI. Abth. II. Wien 1887. Mit 25 Doppel-
tafeln, 1 einfachen Tatel und 43 Zinkotypien.)
Dieser stattliche Folioband mit seinen sehr gut ausgeführteu
Abbildungen ist ein neuer werthvoller Beitrag zur Kenntniss der
Flora der Vorwelt. — Der allgemeine Theil behandelt die
„Morphologie der Calamarien.“
a) Die Wurzeln der Üalamiten, von denen bereits Weiss“)
gute Darstellungen gab, sind ursprünglich cylindrisch, aber im
fossilen Zustande plattgepresst, von bandförmiger Gestalt, dünn in
der organischen Masse, durchzogen von einem mehr oder weniger
dicken „Wurzelstrang“, welcher aus mehreren Fibrovasalbündeln
besteht. Die epidermale Wurzelumhüllung zeigt ein mosaikartiges
Chagrin, und dieses ist wahrscheinlich der Abdruck der Um-
grenzungen der einzelnen Zellen. Kleine Eindrücke auf der Ober-
fläche hielt schon Weiss für Narben abgefallener Würzelchen, die
an manchen Stellen auch selbst noch erhalten sind. In den nicht
mit Würzelchen versehenen Wurzeln erblickt Stur flottirende
Wasserwurzeln, während die in den Boden eingedrungenen Wurzeln
Würzelchen besitzen. Die Wurzelnarben liegen nach Stur unter-
halb der Blattnarbenreihe und unter der Internodiallinie.
b) Das Rhizom der Calamiten. In Bezug auf diese, ver-
weist der Verf. auf das in seiner Culmflora I. p. 48 (154)
Gesagte.
ce) Der Stamm der Calamiten. 1. Die Basis. Erst
Geinitz hat begonnen, die kegelfürmigen Basen der Calamiten-
stämme in der natürlichen Lage, nämlich mit der Spitze nach
unten, darzustellen. Während aber Geinitz mit Weiss, Schim-
per, Grand’Eury u. A. die Knötchen am oberen Ende der
Rippen für Blattnarben, diejenigen am unteren Ende für Wurzel-
narben hält, ist Stur’s Ansicht hierüber folgende: Die über der
Internodiallinie stehenden Knötchen sind als Blattnarben, die aufder
Internodiallinie sind als Astnarben, die unter der Internodiallinie
als Wurzelnarben aufzufassen. Er glaubt dies auch an Bei-
spielen „unzweifelhaft“ nachgewiesen zu haben und hält die neuer-
dings namentlich von W eiss vertretene abweichende Anschauung
für „widernatürlich.“ — Diejenigen Calamiten-Basen, deren Spitze
*) Vergl. Botan. Centralbl. Bd. XXIII. 1885. N. 11. p. 310 f.
780 Palaeontologie.
genau in der geraden Axe des Kegels situirt ist, sind Hauptstamm-
basen, die mehr oder minder gebogenen Basen dagegen aufsteigende
sekundäre Stammbasen; doch kann eine seitlich aus dem Rhizom
hervorbrechende Hauptstammbase auch eine gekrümmte Axe be-
sitzen, und es sind individuelle Abweichungen möglich, je nach
dem Maasse der gebotenen Nahrung, nach der Stellung der In-
sertion und der zufälligen Beschaffenheit des Bodens. Der Aufbau
der Stammbasen ist im Wesentlichen der der Stämme.
2. Der eigentliche Stamm. Die meisten Exemplare
unserer Sammlungen sind Stücke hiervon. Sie besitzen die
wichtigsten Eigenthümlichkeiten der Organisation des Equisetaceen-
stengels überhaupt, nämlich die drei Quirle der vegetativen Knospen
an jeder Internodiallinie und das eigenthümliche Skelet aus Fibro-
vasalsträngen. Wohlerhaltene Stämme zeigen auch Spuren der
wesentlichen und unwesentlichen Luftkanäle. An dem versteinerten
CalJamitenstamme gelangen in Folge der stattgefundenen Pressung
. viele Details, namentlich seiner inneren Beschaffenheit, zum Ab-
drucke, die am lebenden Stamme unbemerkbar waren. — Die Er-
scheinung der Blattknospenquirle kann eine dreifach
verschiedene sein: a) Die Blattknospen treten als „Knötchen“ von
wechselnder Gestalt auf und zwar, wie es scheint, am häufigsten
bei mittleren Stücken des Calamitenstammes. Diese Knötchen
sind als unentwickelt gebliebene Blattknospen anzusehen. b) Der
Calamitenstamm ist thatsächlich beblättert und es sind zugleich
fruchttragende Aeste vorhanden. Das ist der Fall bei den oberen
Stammtheilen. Die abfallenden Blätter hinterlassen eine wahre
Blattnarbe mit einem centralen Punkte, der die Durchgangsstelle
für den Blattmedianus bezeichnet. c) der Blattknospenquirl stellt
eine kettenförmige Reihe von wirklichen Blattnarben dar. In
diesem Falle liegen beblättert gewesene, in späterem Alter der
vollen Reife entblätterte Calamitenstämme vor. — Der Wurzel-
knospenquirlist meist durch unentwickelte Knospen („Knötchen“)
dargestellt. Wurzeln selbst findet man an den eigentlichen Stämmen
der Calamiten selten, wohl nur dann, wenn die Basen durch Ver-
schüttung zu tief in den Boden gelangten. —
Bezüglich des Astknospenquirls unterscheidet der Verf.
eine regellose, eine kreuzständige und eine periodische Astnarben-
stellung, vermag aber hierin kein generisches Merkmal zu erblicken,
weil er die Combination dieser drei Stellungen auf dem Stamme
einer und derselben Art beobachtete. — Calamites Germarianus
Goepp. besitzt grosse Astnarbenpolster, die wie die Blattpolster der
Lepidodendren abfällig waren. Bei Calamites Sachsei Stur ver-
wachsen die dichtgedrängten Astnarben zu einem Ringe.
An den Culm-Calamitenstämmen beobachtete Stur ausser
dem noch heute an den lebenden Zguiseten vorhandenen „equi-
setalen Strangverlauf* mit unterbrochenen und alternirenden
wesentlichen Lacunen noch den „archäocalamitalen Strangverlauf“
mit ununterbrochen fortlaufenden wesentlichen Lacunen. Die Arten
der Schatzlarer Schichten zeigen neben ziemlich häufig auftretendem
rein equisetalen Strangverlauf lebhafte Reminiscenzen an den
Palaeontologıe. 81
archäocalamitalen Strangverlauf und Uebergangsformen zwischen
beiden.
Einen längeren Abschnitt widmet der Verf. der Verholzung
der Calamitenstämme. (Fast wörtlich widerholt aus „Zur Mor-
phologie der Calamarien.“ Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch.
in Wien. 1881). Die Eigenschaft der Calamiten, einen Holzkörper
zu bilden, entfernt sie am meisten von den lebenden Equisetaceen.
Der Holzkörper kann zunächst in Gestalt von Kohle in
Schiefer erhalten sein. Um aus der Dicke der Kohle die ur-
sprüngliche Stärke der organischen Masse zu finden, multiplieirt
Stur jene mit 26 oder 27 wegen stattgehabter Schrumpfung beim
Verkohlen. Sodann verdoppelt er das Produkt wegen der grösseren
Einschrumpfung der nicht holzigen, zelligen Stammasse.*”) — Zu-
weilen ist die Dicke des Calamitenkörpers neben dem Steinkern als
Abdruck zu sehen. Endlich kommen die Calamitenstämme ver-
steinert vor mit Erhaltung aller anatomischen Einzelheiten und
zwar bei Oldham und Halifax in England, bei Autun u. St. Etienne
in Frankreich, bei Chemnitz in Sachsen und bei Neupaka in Böhmen.
Stur beschreibt Exemplare von den drei letzteren Fundpunkten
und giebt Abbildungen des Calamites striatus Cotta sp. und des
C. bistriatus Cotta sp. von Chemnitz, des C. cf. lineatus Cotta sp. und
mehrerer nicht näher bestimmter Calamiten von Neu-Paka, des Cal.
cf. approximatus Bgt. e. p., sowie des (C. subcommunis Gr. Eury
von St. Etienne. Die Holzkörper dieser Calamiten zeigen genau
vieselbe Organisation, wie die von Williamson beschriebenen
dersteinerten Arten aus England, und sie alle finden in der lebenden
Pflanzenwelt nur in den Zquisetenstengeln ein Analogon, keineswegs
bei @ymnospermen. — Mit der steigenden Zunahme der Entwicklung
des Holzkörpers im Calamitenstamme nahm auch die Complication
der Structurverhältnisse zu. Zur Zeit des Maximums der Holz-
entwicklung im Obercarbon und im Rothliegenden hatten auch die
Structurverhältnisse der Calamitenstämme ihren Culminationspunkt
erreicht. Später wurden sie mit Abnahme der Holzentwickelung
wieder einfachere, und der Bau des Zquisetenstengels zeigt heute
in dessen an Gefässen sehr armen Fibrovasalsträngen den letzten ihm
noch übrig gebliebenen Rest der einstigen Holzzone der Calamiten.
3. Das obere Ende, die Spitze des Calamitenstammes,
gehört zu den grössten Seltenheiten unserer Sammlungen. Die in
der Entwickelung begriffenen, noch Ast- und Aehren-losen Spitzen
besitzen Internodien, die kürzer als die Scheidenblätter sind und
von letzteren eingehüllt werden. Später tritt die das Ende des
Stengels krönende Aehre hervor, und es beginnen sich unterhalb
derselben Aeste zu entwickeln. Besonders an den Zweigenden bleibt
aber die Terminalknospe häufig unentwickelt.
(Schluss folgt.)
*) Referent kritisirte diese Ansicht Stur’s in „die Flora des Rothliegenden
im nordwestlichen Sachsen“. Pal Abh. v. Dames Kayser, 3. Bd. 4. Heft, 1886
p..14 £.
782 Neue Litteratur.
Neue Litteratur.
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METZ
Regel, E., Populäre Anleitung zum russischen Obstbau, oder Handbuch zur
Anzucht von Aepfeln, Birnen, Kirschen und Pflaumen im nördlichen und mittleren
Russland. 8°. 44 pp. St. Petersburg 1889. [Russisch.]
Personalnachrichten.
Dr. B. D. Halsted, bisher Professor der Botanik am Jowa
Agricultural-College zu Ames, ist zum Professor der Botanik am
Rutgart-College zu New-Brunswick, New-Jersey, ernannt worden.
784 Anzeigen. — Inhalt.
L. H. Pammal, bisher Assistent an d. Shaw-School of Bo-
tany zu St. Louis, Mo., ist an Stelle des obengenannten Dr. B. D.
Halsted als Professor der Botanik in Ames, Jowa, angestellt
worden.
Dr. Gustav v. Lagerheim aus Stockholm, bisher in Freiburg i. B.,,
ist zum Attache am „Laboratoire de Botanique de l’Ecole Poly-
technique de Lisbonne (Museu Nacional de Lisboa)“ ernannt worden
und wird am 1. Juli seine Stelle antreten.
—4e- Zu verkaufen. >
Sotanische Zeitunz
Jahrgang 22—44, dreiundzwanzig Bände,
sehr gut erhalten. Anfragen an L. Just, Karlsruhe i/B., Bismarckstrasse 16.
„u... Verlag von..d..M. Spsth, ‚Berlin. 0.7 me
H. Karsten, Deutsche Flora Ausser der Diagnostik aller deutschen,
* österreichischen und schweizer Ge-
fässpflanzen, der systematisch und medieinisch interessanten Zelleupflanzen und
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von
1138 Species auf 1284 Seiten ger. Lex. Broschirt 20 Mark.
—$% Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung. >
Inhalt:
Wissenschaftliche Originalmit- Greene, New or noteworthy species, p. 775.
theilungen. Huth, Die Verbreitung der Pflanzen durch die-
Nickel, Bemerkungen über dieFarbenreaktionen Exeremente der Tbiere. L, p. 774. ARE UM
und die Aldehydnatur des Holzes, p. 753. Klein, Beiträge zur Morphologie und Biologie
der Gattung Volvox, p. 766.
Originalberichte gelehrter Ge- — —, Morphologische und biologische Studien
sellschaften. über die Gattung Volvox, p. 766.
— — Neue Beiträge zur Kenntniss der Gattung
Volvox, p. 766.
Lagerheim, Sur un genre nouveau de Chytri-
Botanischer Verein in Lund.
IX. Sitzung am 27. März 1888,
Grönwall, Ueber die Stellune der männlichen diacdes parasite des Ur&dospores de certaines
Blüten bei den Orthotrichum-Arten, p. 759. Uredine&es, p. 769,
Karlsson, Das Transfusionsgewebe bei den Levi-Morenos, Contribuzione alla conoscenza
Coniferen (Schluss.), p. 756. dell’ antocianina studiata in alcuni peli vege-
| tali, p. 770,
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Mez, Beiträge zur Kenntniss des Umbelliferen-
Studeutsällskapet i Upsala. Eınbryos, p. 772.
Sitzung am 22. März 1888. Scheutz, Plantae vasculares Jenisseenses inter
Fries, Einige Bemerkungen über die Gattung Krasnojarsk urbem et ostium Jenisei fluminis
Pilophorus, p. 764. hactenus lectae. (Schluss), p. 775.
Jungner, Ueber die Anatomieder Dioscoreaceen, | Stur, Die Calamarien der Carbonflora der
(Schluss), p. 760. Schatzlarer Schichten, p. 779.
Instrumente, Präparations- Neue Litteratur, p. 749.
methoden etc. etc. p. 667.
Personalnachrichten:
Referate: Dr. B. D. Halsted (Prof. der Botanik am Rutgart
Briosi, Intorno alle sostanze minerali nelle College zu New-Brunswick), p. 783.
foglie delle piante sempreverdi. (Prima L. H. Pammel (Prof. der Botanik in Ames,
serie), p. 771. Jowa), p. 784.
Clos, De la dimidation des ©tres et des organes Gustav v. Lagerhein: (Attach€ au Laboratoire
dans le r&gne vegetal, p. 773. | de Botanique de l’Ecole Polytechnique de
Greene, Some American Polemoniaceae, p. 778. Lisbonne), p. 784.
Ausgegeben: 5. Juni 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel,
_ Band XXX VII. No.11. Jahrgang X.
Acc 416 . Y S (e >
sches Ventrazn,
an { lat
V REFERIRENDES ORGAN
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
Te EEE ee ET EEE TEE UT IT TUN ET IE TE TE TE TEE
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M.
No. 24, | durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. | 1889.
Originalberichte gelehrter Gesellschaften.
Botaniska Sällskapet in Stockhoim.
(Schluss.
Sitzung am 17. Oktober 1888.
1. Herr V. B. Wittrock lieferte
Einige Mittheilungen über die Vegetation der
südlichsten Halbinsel von Gotland.
2. Herr S. Almgvist gab eine
Kritische Uebersicht der in Schweden auftretenden
Formen von Örchis incarnata.
Sitzung am 19. Dezember 1888.
1. Herr Y. B. Wittrock sprach:
Ueber den morphologischen Werth der Köpfchen-
Deckblätter bei (entaurea, Jacea-Gruppe.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. 24
736 Botaniska Sällskapet in Stockholm.
2. Herr J. Erikssen legte vor und demonstrirte:
Fungi parasitiei scandinavici exsiceati. Fasc. 6.
In dem Faseikel haben die Herren J. Brunchorst, G.E.
Rorsberer rt. Je Sohannsony(T)2 ®. .Juel,. DA Krıstor-
ferson, G. u. N. Lagerheim, C. Lindman, K. Starbäck
und L. J. Wahlstedt Beiträge geliefert.
Der Fascikel enthält 55 Formen (50 Species), wovon 16 Usti-
lagineae, 22 Uredineae, 2 Hymenomycetes, 2 Discomycetes, 5 Pyre-
nomycetes, 1 Myxomycet, 3 Oomycetes, 1 Melanconiee und
3 Hyphomycetes. Es finden sich u. a. T’hecaphora affinis Schneid.
auf Astragalus glyeiphyllus von Balsberg (Skäne), Tilletia deeipiens
(Pers.) Keke. an Agrostis alba aus Engelholm, Entyloma irreqularis
Johans. in Poa annua aus Vexiö, Urocystis Anemones (Pers.)
Wint., forma Aconiti auf Aconitum Lycoctonum aus Kongswold
(Norwegen), Doassansia Alismatis (Nees von Es.) Cornu und D.
Martianoffiana (Thüm.) Schröt., beide aus Smäland, Entorrhiza
Aschersoniana (Magn.) Lagerh. in Juncus bufonius aus Varberg,
Uromyces Genistae f. Phacae Eriks. nov. form. auf Phaca frigida
aus Kongsvold [„Teleutosporae elipsoideo-sphaeroideae, saepe mutua
pressione angulatae, 24—32 u longae, 18—22 4 latae*], Puccinia
Malvacearum Mont. auf Althaea rosea aus Stockholm, P. rubefaciens
Johans. auf Galium boreale aus Jämtland, P. Drabae Rud. an
Draba hirta und D. incana aus Kongsvold und Hjaerkin (Norwegen),
P. Molinige Tul. aus Uddevalla, Peridermium Strobi Kleb. aus
Stockholm, Aecidium Magelhaenicum Berk. aus Stockholm, 4e.
Astragali Eriks. nov. spec. in Astragalus alpinus aus Lille Elv-
dalen (Norwegen) |„Sporangia hypophylla, superficiem folii inferi-
orem tegentia, late-urceolata, ore lacero-denticulato, albo-favida.
Sporae pallidae, 16—24 u longae , 11—16 u latae“], Selerotinia
Selerotiorum (Lib.) Brunch. auf Solanum tuberosum aus Stavanger,
Plasmodiophora Brassicae Wor. aus Bergen, Peronospora alpina
Johans. aus Jämtland, Cylindrosporium Padi Karst. aus Stockholm,
Fusicladium ramulosum (Desm.) Rostr. auf Populus tremula aus Smä-
land, Cercospora Calthae aus Stockholm und Haplobasidion Thalietri
Eriks., nov. gen. u. nov. spec. auf Thalictrum flavum aus Stock-
holm [. Haplobasidion Eriks., nov. gen. (Etym.: «rrl00s = simplex,
et Baoidıor — basidium): Hyphae fertiles e mycelio endophyllo assur-
gentes, breves, simplices, basidioideae apicem versus incrassatae, ibique
(3-)& ramis conidiigeris coronatae, demum replicatae deeiduisque coni-
diis eieatricosae. Conidia globosa, fuliginea, levia. Hoc genus Demati-
earum (Sect. 1 Amerosporeae Sace., Subseet. 2 Macronemeae Sacce.,
Trib. 4 Periconieae Sace., Syllog. Fung. Vol. IV, p. 235) differt
a generibus afinibus (Stachybotrys, Periconia [Per iconiella] et Ce-
phalotrichum) hyphis fertilibus simplieibus basidioideis apiceque
demum cieatricosis, ramis conidiigeris paueis eonidiisque globosis.
H. Thalictri: Biophila. Maculae effusae, pagina superiore folii
exaridae, inferiore atrae et denigrantes. Hyphae fertiles basidioi-
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 787
deae 20—30 u longae, regione media 6—8 u apiceque inerassato
10—12 u latae. Conidia 8 « diam.]
3. Herr J. Eriksson beschrieb ferner:
Eine neue Fahnenhafer-Varietät.
Unter den Hafersorten, die Vortr. im Sommer 1887 auf dem
Experimentalfelde der Landbau-Akademie kultivirte*), fand sich
auch eine von Haage & Schmidt in Erfurt unter dem Namen
„Tatarischer weisser Hafer“ bezogene, welche bald besondere
Aufmerksamkeit auf sich zog. Die mit dieser Sorte bebaute Par-
zelle zeigte zwei scharf getrennte Formen von fast gleicher Menge.
Die eine Form war ein gewöhnlicher weisser Fahnenhafer, der in
Folge seiner vorwiegenden Neigung zur Grannenbildung der Va-
rietät Tatarica zuzurechnen ist. Auch die andere Form war ein
weisser Fahnenhafer, aber von der genannten Varietät so wie von der
anderen beschriebenen weissen Fahnenhafervarietät, der vorwiegend
unbegrannten var. odtusata durch die unten anzugebenden Kenn-
zeichen scharf getrennt. Im Jahre 1888 gebaut, blieb die Form ganz
unverändert. Vortr. hält sie für eine neue Varietät und giebt ihr
den Namen:
Avena orientalis Schreb. var. turgida Eriks. nov. var. Dick-
körniger weisser Fahnenhafer.
Diagn.: Die Aehrehen vorwiegend grannenlos; die Schein-
früchte diek und kurz.
Beschreib.: Halm stark und steif. Rispe neuausgesprossen
dunkelgrün, mit weissen häutigen Klappenspitzen. Rispenzweige’
kurz. Die Zahl der Aehrchen der Rispe im Mittel (aus 10 gut
entwickelten Rispen berechnet) 54,9. Die Aehrchen vorwiegend
unbegrannt (99,3 °/o), meist zweikömig (77,4 °/o), selten ein-
körnig (13,1 °/,) oder doppelkörnig (9,5 %,), niemals drei)
körmig. Das absolute Gewicht der grossen Körner (Aussenkörner-
*) Näheres hierüber in Jakob Eriksson, Studier och iakttagelser öfver
vara Sädesarter. I. (Kgl. Landtbr.-Akad. Handl. o, Tidskr. 1889.)
788
Botaniska Sällskapet in Stockholm.
SI
= = BEN
x = 2 - _ —
s . re Se 2 Sr
Te. TEE = Jen m - ee zen
er nn FESTE ER
m > TE Feen
- tr
Pe Terre
918 gr. pr. 100 Körner, das der
kleinen (Innenkörner) 2,409 gr.
und das der Doppelkörner 2,580
gr. Der Kerngehalt der Aussen-
körner 66,10 %o, derjenige der
Innenkörner 74,84 °/o und der-
jenige der Doppelkörner 65,89/,.
Reifezeit: 1887 der 12. Sep-
tember (gesäet am 6. Mai) und
1888 der 16. September (gesäet
'am 14. Mai).
Sowohl in der äusseren Aus-
bildung der Körner, als in ihrem
Kerngehalt zeigt sich die
neue Varietät derjenigen voll-
ständig analog, die im Jahre
1837 von J. W. Krause (Ab-
bild. und Beschr. aller bis jetzt
bekannten Getreidearten. Heft
VII. 'p.' 63 .Taf. 3a... Leipzie)
unter dem Namen „Avena sativa
alba mutica, seminibus brevibus“
beschrieben ist, in der neueren
Literatur aber unter dem Varie-
täts- Namen praegravis Kr. —
diese zwei von Krause ge-
gebenen Namen sind im Laufe
der Zeit verwechselt worden —
besprochen wird und die sich
durch ihre relativ dieken und
kurzen Körner _ kennzeichnet.
Auch im regnerischen Herbste
1888 hielt sich die Varietät bis
zur Erntezeit aufrecht und war
darın den meisten daneben
gebauten Varietäten überlegen.
Sie schien theils aus diesem
Grunde, theils wegen ihrer
reichkörnigen Rispen im Allge-
meinen denjenigen, welche die
Form wachsen sahen, die beste
aller auf dem Versuchsfelde ge-
bauten Formen zu sein. In dem
Erklärung der Abbildungen.
A Rispe in der Hälfte der natürlichen
Grösse, B ein Aehrcehen, C! ein grosses
(Aussen-) Korn, C? ein kleines (Innen-)
Korn, D ein Doppel-Korn, von der Seite
und von Innen gesehen. Die Bilder
B—D in natürlicher Grösse.
Pilze, 789
absoluten Gewichte und in dem Kerngehalt der Körner
tritt sie indessen, ebenso wie die analoge var. praegravis,
gegen die jetzt am höchsten geschätzten Rispenhafer-Varietäten, var.
mutica und var. nigra merkbar zurück. Inwiefern dieses Zurück-
stehen durch die Steife des Halmes und den Körnerreichthum der
Rispe aufgewogen werden könne, wird nur ein vergleichender
Versuch — und einen solchen hat Vortr. noch nicht ausführen
können — entscheiden. Vortr. hält es jedoch nicht für unwahr-
scheinlich, dass, wenn die neue Form durch rationelle Auswahl
veredelt wird, dieselbe einen recht grossen Kulturwerth bekommen
kann. Dass die neue Varietät, wenn auch in der Litteratur nicht
früher beachtet, vielleicht schon eine nicht geringe Verbreitung
hat, schliesst Vortr. nicht nur daraus, dass die hier besprochene
Aussaat ihm von einer der grössten europäischen Samenfirmen zu-
gekommen ist, sondern auch daraus, dass er dieselbe Form, dies-
mal ganz rein und ungemischt, auf einer*Parzelle wiederfand, deren
Saatgut der berühmte Botaniker Herr Baron F. von Müller in
Melbourne ihm gütigst unter anderen als Probe in Australien
kultivirter Hafersorten im vergangenem Frühjahre zugeschickt
hatte.
Referate.
Chmielewskij, W., Zur Frage über die Copulation der
Kerne beim Geschlechtsprocess der Pilze. (Arbeiten
d. neurussischen Naturf. Gesellschaft. Bd. XIII. Hft. 1. pag.
113—121. Odessa 1888.) [Russisch.]
Diese Frage ist noch sehr wenig aufgeklärt. Nur für Pythium
ist es Fisch gelungen, eine Verschmelzung der Kerne bei der Be-
fruchtung nachzuweisen; die Angaben Fisch’s für Cystopus und
Eidam’s für Basidiobolus sind lückenhaft, weshalb Verf. eine
genauere Untersuchung dieser beiden Formen unternahm.
Bei der Bildung der Zygoten von Basidiobolus ranarum theilen
sich bekanntlich zunächst die Kerne der copulirenden Zellen in dem
Schnabel derselben; die einen Theilkerne (die vegetativen) gehen
zu Grunde, die anderen (die generativen) treten in die sich bildende
Zygote ein. Wegen der Undurchsichtigkeit des Plasmas dieser
konnte Eidam das' weitere Schicksal der generativen Kerne nicht
verfolgen; er hält es jedoch für fraglich, ob dieselben miteinander
verschmelzen, da beim Keimen der Zygoten stets zwei aneinander
gepresste Kerne in den Keimschlauch treten.
Dem Verf. gelang es, die Zygoten durchsichtiger und die Kerne
darin sichtbar zu machen, indem er die Präparate nach der
Zacharias’schen Berlinerblau- Eiweissreaction färbteund zur Aus-
ziehung des Fettes für eine Woche in ein Gemisch von Aether,
Alkohol und Wasser einlegte. In 2 Wochen alten Zygoten fand
17190 Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
er stets noch zwei aneinandergelegte Kerne, später finden sich be-
reits solche mit nur einem Kern, und in 4 Wochen alten
Zygoten sind durchgängig die Kerne verschmolzen.
„Die Verschmelzung der Kerne geht hier also ausserordentlich lang-
sam vor sich. Es gelang Verf. nicht, Zygoten mit verschmolzenen
Kernen zur Keimung zu bringen; offenbar sind dieselben nach
Vollendung dieses Processes noch nicht völlig ausgereift, sondern
müssen noch eine Ruheperiode durenmachen. Unreife Zygoten
hingegen, in denen die Kerne sich nur aneinandergelegt haben,
aber noch nicht verschmolzen sind, keimen leicht aus, wenn sie in
Wasser gebracht werden, und alsdann treten natürlich auch in den
Keimschlauch sofort 2 Kerne, wie dies Eidam beobachtet hat.
Zur Untersuchung von (ystopus candidus fertigte Verf. dünne
Schnitte aus von diesem Pilz befallenen Pflanzen und tingirte sie
‚mit Safranin. Das Protoplasma junger Oogonien hat netzartige
Structur, und die Knoten ‚des Netzes, welche aus körnigen Plasma-
ansammlungen bestehen, färben sich stark mit Tinetionsmitteln.
Diese Ansammlungen muss Fisch für Kerne gehalten haben, wenn
er von zahlreichen Kernen spricht, die erst später zu einem einzigen
verschmelzen. In Wirklichkeit enthalten auch die jungen Oogonien
nur einen wandständigen Kern. Derselbe ist ziemlich gross und
hat die Form einer Ellipse, in deren einem Focus gewöhnlich der
sehr kleine Nucleolus liegt. Der Kern ist sehr arm an CUhromatin,
färbt sich folglich nur schwach und ist deshalb nur in den selten-
sten Fällen, an besonders gelungenen Präparaten, sichtbar zu
machen. — Später tritt der Kern mehr ins Centrum des Oogoniums.
Die Grenze zwischen Epiplasma und Gonoplasma wird sichtbar.
Das anfänglich gleichmässig dichtkörnige Gonoplasma der Oosphaere
beginnt allmälig, von der Peripherie zum Centrum zu, seine Kör-
nigkeit und gleichzeitig seine Färbbarkeit zu verlieren. — Kurz
vor der Befruchtung contrahirt sich der Kern ein wenig und wird
stärker tingirbar (auch jetzt ist er aber noch grösser als die Kerne
der vegetativen Fäden). — Im Antheridium findet sich ebenfalls nur
ein Kern im netzförmigen Protoplasma; er hat gleiche Grösse und
Tingirbarkeit wie derKern der befruchtungsfähigen Oosphaere, auf
welche eigenthümliche Gleichheit der generativen Kerne Verf. beson-
ders aufmerksam macht. Nach dem Uebertritt des männlichen
Gonoplasmas (derselbe erfolgt durch einen Schlauch, der oft tief
in die Oosphaere eindringt) konnte Verf. in der Oosphaere die beiden
Kerne bald noch weit von einander entfernt, bald ganz nahe bei-
einander, endlich auch im Stadium der Verschmelzung nachweisen;
reife Oosporen enthalten stets nur einen Kern.
Rothert (St. Petersburg).
Chmielewskij, W., Zur Frage über die Wasseraufnahme
durch die oberirdischen Organe der Pflanzen. (Arb.
d. neurussischen Naturf. Ges. Bd. XIU. Hft. 1. pag. 123—154.
Odessa 1888.) [Russisch.]
Nach einer Uebersicht der Litteratur der genannten Frage,
aus welcher sich ergiebt, dass dieselbe reicher an sich widersprechen-
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 79
den Angaben als an sicher festgestellten Thatsachen ist, be-
richtet Verf. über einige Versuche, die er im Jahre 1886 im bota-
nischen Institut zu Bonn ausgeführt hat. Um zu entscheiden, ob
eine Aufnahme von Wasser durch die Blätter stattfindet, versenkte
er abgeschnittene Zweige verschiedener Pflanzen derart, dass ein
Theil ihrer Blätter unter Wasser, ein anderer gleicher Theil in der
Luft sich befand ; möglichst gleiche Controlzweige wurden, caeteris
paribus, ganz in der Luft belassen. Indem Verf. die Zeit verglich,
nach welcher die in der Luft befindlichen Blätter beider Zweige
zu welken begannen, konnte er einen Schluss darauf ziehen, ob
und in welchem Maasse die untergetauchten Blätter Wasser aufnehmen.
Nur bei Saliz dasyclados war das Resultat ein negatives: die Blätter
beider Zweige welkten gleich schnell. Bei Juglans fraxinifola,
Salixz Forbiana, Populus argentea, Staphylea Colchica ete. blieben die
Blätter des Versuchszweiges beträchtlich länger frisch als diejenigen
des Controlzweiges. Bei Aesculus Hippocastanum, Syringa vulgaris,
Acer Austriacum und Veronica Chamaedrys endlich war der Control-
zweig schon nach 5 resp. 2 Tagen völlig verwelkt, während die
Blätter des Versuchszweiges beim Abbruch des Versuches (nach
11—21 resp. 8 Tage) noch ganz frisch waren. Die durch die
untergetauchten Blätter aufgenommene Wassermenge genügte hier
also, um den Transpirationsverlust der übrigen völlig zu decken.
Wiesner hatte gefunden, dass die Blätter vieler Pflanzen
Wasser leichter durch die Unterseite, als durch die Oberseite auf-
nehmen, und erklärte diese Erscheinung durch die auf der Unter-
seite grössere Zahl der Spaltöffnungen. Verf. weistnach, dass diese
Erklärung unrichtig ist, da in die Spaltöffnungen kein Wasser ein-
dringt. Unter Wasser angefertigte Flächenschnitte von Blättern
verschiedener Pflanzen zeigten auch nach tagelangem Liegen unter
Wasser die Spaltöffnungen mit Luft erfüllt. Blätter von Hyacinthus,
Nareissus, Iris, Ajuga reptans und Vinca minor wurden für 24 Stun-
den und darüber in Eosinlösung gelegt; falls Wasser in die Spalt-
öffnungen dringt, müsste auch Eosin mit hineingelangen, dies war
jedoch nicht der Fall.
Die verschiedene Wasseraufnahme durch die beiden Blattflächen
muss somit durch eine verschiedene Durchlässigkeit der Cuticula
bedingt sein. Um diesen Schluss zu bekräftigen, legte Verf. unbe-
schädigte Blätter verschiedener Pflanzen in Jodjodkalium, meist für
24 Stunden und darüber. Der Grad der Durchlässigkeit der
Cuticula gibt sich darin zu erkennen, wie weit das Jod von beiden
Blattoberflächen aus in die Gewebe eindringt. Es stellte sich her-
aus, dass in der That in der Mehrzahl der Fälle die Cuticula der
Unterseite durchlässiger ist; doch kommt auch das entgegengesetzte
Verhalten vor (Lamium purpureum): Matthiola incana, Cheiranthus
Cheiri und Syringa vulgaris liessen Jod überhaupt nicht durch.
Sichtbare Unterschiede in der Beschaffenheit der verschieden durch-
lässigen Cuticula-Arten konnte Verf. nicht bemerken, doch fand er,
dass die durchlässige Cuticula von Anemone nemorosa in
Schwefelsäure stärker aufquillt als die undurchlässige von Cheiran-
thus Cheiri, Rothert (St. Petersburg).
192 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Mattei, Giov. Ettore, I lepidotterie ela dicogamia. 44 p.
Bologna 1838.
Verf. behandelt zunächt diejenigen Eigenschaften der Schmetter-
linge, welche für die Befruchtung der Blüten von Werth sind,
und bespricht eingehend die je nach den einzelnen Gruppen ver-
schieden entwickelten Sinne derselben und die entsprechenden
Anpassungen der Blüten. Es schliesst sich daran eine eingehende
Beschreibung des Rüssels einer Reihe von Genera der verschiedenen
Familien an, und folgert Verf. aus der Beschaffenheit derselben
ihren Werth für die Dichogamie. Es folgen dann nähere Betrach-
tungen über die den verschiedenen Schmetterlingsgruppen ange-
passten Pflanzen. Die sphingophilen Blüten zeichnen sich aus:
durch abendliche oder nächtliche Blütezeit, durch starken Geruch,
besonders während der Nacht, durch weisse oder gelbliche Farben,
durch dünne, häufig gekrümmte, honigabsondernde Sporne oder
Blütenröhren, durch das Fehlen von Anflugsplatten, durch leicht
bewegliche, klebrige oder zusammenhängende Pollenkörner, durch
meistens weit hervorragende Narben und Staubgefässe mit sehr
beweglichen Filamenten und durch reichliche Absonderung von
Honig. Ausser den Sphinxen kommen für derartige Blüten nur
noch honigsaugende Vögel in Betracht; da dieselben jedoch am
Tage fliegen, so müssen die für deren Besuch bestimmten Blüten
sich durch lebhaftere Färbung auszeichnen. Verf. gibt dann mit
Benutzung früherer Angaben von Delpin, eine Liste von 132
sphingophilen Pflanzenarten, mit näherer Beschreibung der in Be-
tracht kommenden Blütentheile. Da die Tag- und Nachtschmetter-
linge, im Gegensatze zu den flatternden Sphingiden, sich auf den
Blüten während des, Honigsaugens niederlassen, so zeigen die
diesen beiden Gruppen angepassten Blüten manche Aehnlichkeit.
Psychophile Blüten sind verhältnismässig wenig zahlreich; Verf.
unterscheidet folgende Gruppen: Astern-Typus (viele Gattungen
und Arten der Compositen, Astrantia, Bupleurum sp. ete.); Scabiosen-
Typus Dipsacus, Cephalaria, Scabiosa, Valeriana, Fedia, Jasione,
Phyteuma ete.); Trachelium-Typus (Trachelium, Centranthus). Die
Zahl der ausschliesslich den Nachtschmetterlingen angepassten
Blüten (fiori falenofili) ist sehr gering; die meisten derselben sind
auch für Besuche der Sphingiden (Gymnadenia, Anacamptis), der
Bienen (Compositen und Crueiferen) oder anderen Insekten geeignet.
Ross (Palermo).
Bordzilowski, J., Ueber die Entwickelung der beeren-
artigen und fleischigen Früchte. Erste Mittheilung.
(Arb. d. Kiew’er Naturf. Gesellschaft. Bd. IX. Heft 1. pag. 65
—106 mit 2 Tfln. Kiew 1888.) [Russisch.]
Verfasser untersuchte die Steinfrucht von Prunus Padus und
P. Cerasus, die Beerenfrucht von Ampelopsis hederacea und Sam-
bucus nigra, die Apfelfrucht von Sorbus aucuparia und Pyrus
Sibirica, und die Kürbisfrucht von Cucumis sativa. Er beschreibt
bei jeder Species eingehend die morphologischen Verhältnisse, den
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 193
gröberen anatomischen und den histologischen Bau des jungen
Fruchknotens nebst Griffel und Narbe und die beim Reifen in der
Fruchtknotenwand stattfindenden Veränderungen. Auf diese Einzel-
heiten kann hier nicht eingegangen werden, und muss sich Ref.
darauf beschränken, im Wesentlichen nur das Resume des Verf.
wiederzugeben.
1) Der anatomische Bau des jungen Fruchtknotens ist überall
nahezu der gleiche.
2) Der Leitstrangverlauf ist in den Fruchtblättern der gleiche
‘wie in den Laubblättern, d. h. ausser einem medianen sind 2 rand-
ständige Stränge vorhanden; besteht der Fruchtknoten aus mehreren
Blättern, so können je 2 randständige Stränge miteinander ver-
schmelzen. Die Verzweigung der Leitstränge geschieht stets nach
‚dem Dicotyledonen-Typus. Im oberständigen Fruchtknoten ist, wenn
‘er nur aus einem Blatt besteht, nur ein Kreis von Leitsträngen
vorhanden; besteht er aus mehreren Blättern, so können zwei
Kreise vorhanden sein, von deren der eine die medianen, der andere
die randständigen Stränge nebst ihren Verzweigungen umfasst. Im
unterständigen Fruchtknoten, welcher aus der Verwachsung der
Fruchtblätter mit der Kelchröhre hervorgeht, bilden die der letzeren
zugehörigen Stränge einen selbstständigen Kreis: die Anzahl der
Hauptstränge entspricht derjenigen der Kelchzipfel, und die Rand-
stränge verschmelzen immer zu je zweien und trennen sich erst
beim Uebergang in die Kelchzipfel. Im halbunterständigen Frucht-
knoten von Sambucus sind im unteren Theil die medianen Stränge
der Fruchtblättter mit denjenigen des Kelches verschmolzen. —
Die Leitstränge zeigen, besonders im unteren Theil des Frucht-
knotens, ein geringes cambiales Dickenwachsthum.
3) Die Entwickelung der fleischigen Frucht aus dem Frucht-
knoten erfolgt in sehr verschiedener Weise.
a) Bei der Steinfrucht bildet sich das Exocarp aus der
äusseren Epidermis und einem mehrschichtigen Hypoderm, ohne
tangentiale Theilungen; das Mesocarp aus einer äusseren Zone
grosszelligen Parenchyms; das sclerotische Endocarp aus einer inneren
‚Zone kleinzelligen isodiametrischen Parenchyms und der mehr-
schichtigen prosenchymatischen inneren Epidermis.
b) Die Beerenfrucht entwickelt sich bei Ampelopsis und bei
Sambucus sehr verschieden; das Mesocarp der ersteren entsteht
hauptsächlich durch die tangentiale Theilung der inneren subepider-
malen Schicht, die den Charakter eines Cambiums annimmt.
c) Das Mesocarp der Apfelfrucht entsteht wesentlich durch
Theilung des peripherischen (dem Kelch angehörigen) Parenchyms;
das Gewebe der Fruchtblätter nimmt an der Bildung des Frucht-
Heisches nur einen sehr beschränkten Antheil.
d) In der Kürbisfrucht vermehrt sich, im Gegensatz hierzu,
das peripherische Gewebe nur wenig und bildet nur das Exocarp;
‚das Mesocarp entsteht theils durch die Thätigkeit einer cambialen
Zellschicht, theils durch unregelmässige Theilungen des übrigen
inneren Parenchyms.
Rothert (St. Petersburg).
794 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Kononezuk, P., Ueber die locale oder einseitige Hart-
schichtigkeit des Holzes. (Jahrbuch d. St. Petersburger
Forstinstituts. Bd. II. pag. 41—56. m. 4 Tfln. St. Peters-
burg 1888.) [Russisch.]
Bekanntlich wachsen die Stämme der Kiefer und Fichte ge-
wöhnlich excentrisch in die Dicke, so dass die Breite der Jahres-
ringe auf der einen Seite über hundert mal grösser sein kann als
auf der anderen; an solchen Stämmen zeigt sich häufig die sog.
Hartseitigkeit: das Holz ist auf derjenigen Seite, wo die Jahres-
ringe breit sind, beträchtlich härter und röthlich gefärbt. Verf.
sucht nicht zu ermitteln, welche Factoren diese Erscheinung beein-
flussen. Einen grossen Einfluss scheint die Schwere zu haben: bei
schräg wachsenden Stämmen oder gekrümmten Theilen von Stämmen
findet sich die Hartseitigkeit stets auf der Unterseite und ist um
so stärker ausgesprochen, je stärker die Abweichung von der
Verticalen ist. Dies stimmt mit der Thatsache überein, dass die be-
kamntlich ebenfalls excentrischen Aeste der Nadelhölzer auch immer
auf der Unterseite die Hartseitigkeit zeigen, und zwar um so
stärker, je horizontaler ihre Lage ist.
Bei vertical wachsenden Stämmen müssen jedoch die Ursachen
andere sen. An Waldrändern wachsende Stämme zeigen die
Hartschichtigkeit an der dem Felde zugekehrten Seite, an der sie
mehr Aeste tragen. Auch wenn aus anderen Gründen der Baum
auf der einen Seite reicher an Aesten ist, so ist es immer diese
Seite, welche die Hartseitigkeit aufweist. In mehreren Wäldern
beobachtete Verf. die Hartseitigkeit durchgängig auf der Ost- oder
Südostseite, doch nur in den äusseren Jahresringen, während sie in
den innersten regellos vertheilt war. — Die Zusammensetzung und
der Wassergehalt des Bodens sind ohne Einfluss auf die fragliche
Erscheinung.
Verf. fand die Hartseitigkeit, entgegen früheren Angaben,
auch bei Stämmen mit schrägem Verlauf der Fasern. Bei den
Wurzeln kommt sie nicht vor.
Die Rinde ist auf der harten Seite bei der Kiefer dünner und bei
der Fichte dicker, sie ist härter, bildet weniger Borke und in Form
kleinerer Schuppen als auf der weichen Seite.
Rothert (St. Petersburg).
Borowski, J., Untersuchung des anatomischen Baues
und der technischen Eigenschaften des Holzes von
Pistacia mutica. (Jahrbuch des St. Petersburger Forstinstituts.
Bd. II. pag. 1—39. St. Petersburg 1888.) [Russisch.]
Pistacia mutica wächst in der Türkei, auf den Inseln Chios.
und Rhodos, in der südlichen Krim, in Transkaukasien, Kleinasien,
Nordpersien und Afghanistan und bildet einen ziemlich ansehnlichen
Baum. Verf. untersuchte eine aus Transkaukasien stammende
Querscheibe eines ca. T5jährigen Stammes. Auf alten Schnittflächen
ist das Kernholz rothbraun, das Splintholz gelb, auf frischen.
Schnittflächen ersteres schmutziggrünlich, letzteres gelblich.
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 795
Die Markstrahlen sind sehr zahlreich und klein; sie bestehen
auf dem Querschnitt aus einer bis vier Reihen und sind bis 20
Zellen hoch. Die oberste und unterste Zellreihe besteht aus be-
trächtlich grösseren, aber kürzeren Zellen, die je einen grossen
rhombischen Kalkoxalatkrystali enthalten ; der Kıystall ist in einer
Cellulosehülle eingeschlossen, welche an der einen Seite mit der
Zellmembran verwachsen ist.
Das Holz besteht aus Holzparenchym, Libriform, Tracheen und
Tracheiden (während nach Moeller Pistacia T'herebinthus und
P. vera nur Libriform und Tracheen besitzen. Das dickwandige,
ungefächerte Libriform bildet die Hauptmasse des Holzes; das
Libritorm des Herbstholzes unterscheidet sich kaum von dem-
jenigen des Frühlingsholzes. Die Tracheen sind zweierlei Art:
weitlumige, nur mit Hoftüpfeln versehene und englumige, mit Hof-
tüpfeln und spiraliger Verdickung; bei beiden sind die Querwände
durch ein rundes Loch perforirt. Die weitlumigen finden sich nur
im Frühlingsholz, wo sie in 1—3 unterbrochenen Reihen ange-
ordnet sind, so dass sie für's blosse Auge einen schmalen Ring
bilden, an dem die Grenze des Jahresringes erkannt werden kann;
sie sind sämmtlich, ausser im jüngsten Jahresring, mit Thyllen
ausgefüllt. Die englumigen Tracheen finden sich im ganzen Jahres-
ring zerstreut. — Die Tracheiden kommen nur in geringer Anzahl
vor, sie sind den englumigen Tracheen ähnlich und finden sich
vornehmlich in deren Nachbarschaft. — Auch das Holzparenchym
tritt sehr zurück ; es bildet kurze, eine Zelle dicke und 2—-4 Zellen
hohe Reihen, vornehmlich in der Nachbarschaft der Markstrahlen
und der Gruppen englumiger Gefässe; die Zellen sind stark ver-
dickt, so dass sie auf dem Querschnitt von den Libriformfasern
nicht zu unterscheiden sind; auch sie enthalten manchmal Einzel-
krystalle.
Die Borke ist von gewöhnlicher schuppiger Structur. Die
Peridermlagen bestehen aus zahlreichen Schichten echter Kork-
zellen; meist sind dieselben dünnwandig und isodiametrisch, doch
finden sich dazwischen einzelne Schichten radial comprimirter
Zellen mit verdickter Innenwand ; Phelloidzellen fehlen; nach innen
schliessen sich einige Schichten sclerotischen Phelloderms an. —
Die secundäre Rinde entbehrt der Sclerenchymfasern; dafür unter-
liegen die Bastparenchymzellen zum grossen Theil der Sclerose.
Schon mit blossem Auge sind concentrische, hellere, tangentiale
Streifen oder zu tangentialen Reihen angeordnete Gruppen sichtbar,
welche aus stark sclerotischem Parenchym bestehen; auch die
Markstrahlen unterliegen im Bereiche dieser Streifen der Sclerose.
Die Weichbastzonen bestehen aus Bastparenchym, welches kleine
Siebröhrengruppen und schizogene Gummiharzgänge mit zwei- bis
drei-schichtigem Epithel einschliesst. Zahlreiche Parenchymzellen
oder ganze “verticale Reihen solcher entlıalten rhombische Einzel-
krystalle..e. Die Markstrahlen haben, bis auf den Mangel der Ver-
holzung, die nämlichen Eigenschaften wie im Holz.
Holz und Rinde sind offenbar sehr reich an Gerbstoff; doch
gelang der mikrochemische Nachweis desselben weder mit Eisen-
796 Systematik und Pfanzengeographie.
chlorid, noch mit Kaliumbichromat. (Es dürfte somit hier eine ab-
weichende Modification des Gerbstoffes vorliegen. Ref.)
Die Untersuchung der technischen Eigenschaften des Holzes
ergab ein sehr bedeutendes specifisches Gewicht (lufttrocken:
Splintholz durchschnittlich 0.852, Kernholz durchschnittlich 1.156,
beide zusammen 1.004), einen sehr bedeutenden Widerstand gegen
Druck (10.3 kgr. pro 1 qmm. Querschnitt) und gegen Spaltung
(17.5 kgr. pro 1 gem. Querschnitt) und eine bedeutende Härte.
Somit gehört das Holz von Pistacia mutica zu den technisch
werthvollsten Hölzern, zumal da es eine schöne Zeichnung hat und
sich vorzüglich poliren lässt.
Rothert (St. Petersburg).
Perez-Lara, Jose, Florula Gaditana. Pars II. 8°. p. 133
bis 232. Madrid 1887.
Schon in No. 1 des 31. Bandes (1837) p. 14 dieser Zeitschrift ist
von uns bei Besprechung des ersten Theiles dieses Werkes auf dessen
hohe Bedeutung aufmerksam gemacht worden. Der vorliegende zweite
Theil enthält in der systematischen Reihenfolge des Prodromus Florae
Hispanicae die apetalen Dicotyledonen und die ersten Familien der
gamopetalen bis einschliesslich der Compositen und Ambrosieen, im
Ganzen No. 349 bis 658 der fortlaufenden Nummern der Arten.
Reich vertreten sind unter den Apetalen die Chenopodiaceen
(27 Arten, zu 10 Gattungen gehörend), was bei den ausge-
dehnten Salzsümpfen (marismas) der Provinz von Cadix nicht
zu verwundern ist, doch finden sich keine neuen Formen be-
schrieben. Solche, doch nur wenige, finden sich nur unter den
Compositen, nämlich eine Var. speciosa von Calendula arvensis L.,
zu welcher Art Verf. auch die ©. Malacitana Boiss. Reut. als
Varietät zieht, eine Var. divisa von Hedpnois arenaria DC. mit
fiedertheiligen und fiederspaltigen Blättern und eine fragliche Varietät
der Orepis vesicaria L., welche der Verf. dem Referenten zu Ehren,
der sie seiner Zeit bei Cadix zuerst aufgefunden, Wilkommiti ge-
nannt hat. Diese im Prodr. Florae Hispanicae als Ü. scariosa
Willd. beschriebene Pflanze unterscheidet sich von dieser Art so
wesentlich, dass Verf., welcher eine sehr ausführliche Beschreibung
derselben giebt, geneigt ist, sie für eine eigene Artzu halten. Auch
in dieser Lieferung hat Verf. viele Arten zusammengezogen und
dadurch die Artenzahl der gaditanischen Flora verringert. So zieht
er Onopordon macracanthum Boiss. als Var. zu ©. Illyricum L.,
Carduus tenuissimus Curt. zu C. pyenocephalus Jequ. (was vor ihm
schon J. Ball gethan hat), Cichorium divaricatum Schomb. zu C.
Intybus L., FPieridium Gaditanum Wk. zu P. tingitanum Desf.,
ÜOrepis (Barkhausia) Haenseleri Boiss. zu C. taraxacifolia Muell.
u.s. w. Auch dieser Theil ist von vielen kritischen Noten be-
gleitet.
M. Willkomm (Prag).
Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 797
Cosson, E., Illustrationes florae Atlanticae. Fasc. I.
4°. p. 37—72, tab. 26—50. Paris 1884. Fasc. III. 4°. p. 73
—120, tab. 51—75. Paris 1888.
Die erste Lieferung dieses schönen und wichtigen Werkes,
welche 1882 erschien, ist vom Ref. im 15. Bande des Centralblattes
(1883. p. 12) besprochen, dagegen vergessen worden, über die:
zweite Lieferung zu berichten. Das möge jetzt, wo die 3. Lieferung
vorliegt, nachgeholt werden. Von beiden Lieferungen gilt dasselbe,
wasa.a.0). von der ersten gesagt worden ist. Die zweite Lieferung
enthält die Beschreibungen und Abbildungen der folgenden Arten:
Moricandia Torneuxü Coss., Henophyton deserti Coss. DR., Diplo-
tawis süfolia Kze. var. bipinnatifida, Sinapis procumbens Poir.,
Sinapis indurata Coss., sSinapis Aristidis Coss., Reboudia.
erucarioides Coss. DR., Erucaria Aegiceras J. Gay, Enarthrocarpus
clavatus Del., Hemicrambe fruticulosa Webb., Cossonia africana
DR., Cossonia platycarpa Coss., Farsetia linearis Dene., Alyssum.
cochleatum Coss. DR., A. psilocarpum Boiss.*, A. macrocalyx Coss.
DR., A. Granatense Boiss. Reut.*, Koniga marginata Webb., Draba.
hederaefolia Coss., Lepidium humifusum Req., L. acanthocladum
Coss. DR., Clypeola cyclodontea Del., Vella glabrescens Coss., Sa-
vignya longisyla Boiss. Reut., Biscutella radicata Coss. DR.
In der 3. Lieferung sind folgende Arten beschrieben und abgebildet:
Biscutella frutescens Coss.*, Iberis odorata L., I. Gibraltaica L.*,
I. semperflorens L., Senebiera violacea Munby., 5. lepidioides Coss.
DR., Isatis Djudjurae Coss. DR., /. Aleppica Scop. var. constricta
Coss., Zilla macroptera Coss., Crambe Kralikü Coss., Kremeria
cordylocarpus Coss. DR., Rapistrum bipinnatum Coss. Kral., Cerato-
cnemon rapistroides Coss. Bal., Draba lutescens Coss.*, Lepidium
subulatum L.*, Rytidocarpus moricandioides Coss., Randonia Africana
Coss., Reseda tricuspis Coss. Bal., R. Arabica Boiss., R. villosa.
Coss., R. elata Coss. Bal., R. Alphonsi Müll. Arg., Helianthemum
Metilense Coss., Frankenia Boissieri Reut.*, Polygala Munbyana Boiss.
Reut. Die mit * versehenen Arten kommen auch in Spanien vor
und sind dort zuerst aufgefunden worden.
M. Willkomm (Prag).
Stur, D., Die Calamarien der Carbonflora der Schatz-
larer Schichten. Beiträge zur Kenntniss der Flora
der Vorwelt. Bd. II. Abth. 2. (Abhandl. der k. k. geol.
Reichsanstalt. Bd. XI. Abth. II. Wien 1887. Mit 25 Doppel-
tafeln, 1 einfachen Tafel und 43 Zinkotypien.)
(Schluss.)
Die Blätter und Aeste der Calamiten. Während an
den lebenden und fossilen Eguiseten die Blätter in eine Scheide
verwachsen sind, erscheint das Blatt an den Calamiten in mannig-
faltiger Gestalt. Es ist in der einfachsten Gestalt ein lineales oder
lanzettliches, mit einem Medianus versehenes Blatt (Asterophylliten-
oder Annularien-Blatt), das an der Basis frei oder mit dem Nachbar
798 Palaeontologie.
blatt verwachsen erscheint. Bei anderen Calamitenblättern ist der
Medianus gabelig getheilt u. das Blatt selbst zweizipfelig (Volk-
mannia-Blatt). Wiederholt sich die Gabelung des Medianus und
nimmt die Blattspreite überhand, so entsteht das Sphenophyllum-
Blatt. Spielt jedoch hierbei die Blattspreite eine untergeordnete
Rolle, so haben wir das Archaeocalamites-Blatt vor uns.
Die Polymorphie der Aeste tritt bei den Calamiten weit präg-
nanter hervor, als bei den lebenden Equiseten. Asterophylliten und
Annularien sind homomorphe, die Sphenophyllen heteromorphe Aeste.
Sie waren bestimmt, verschieden organisirte Aehren zu tragen; die
homomorphen Aeste trugen Bruckmannia-Aehren mit Mikrosporen,
die heteromorphen Aeste dagegen Volkmannia-Aehren mit Makro-
sporen. Der Verf. sucht diese Theorie in sehr ausführlicher Weise
zu begründen. Wir müssen uns hier begnügen mit Wiedergabe
der Tabelle, in welcher die nach Stur’s Ansicht zusammengehörigen
Stämme, AÄeste und Fruchtähren übersichtlich zusammengestellt
und zugleich die vom Verf. überhaupt beschriebenen Arten aufge-
führt sind.
f. Die Gestalt der Calamiten. Der Verf. ‘macht ‘in
diesem Abschnitt den Versuch, nach den gesammelten Bruchstücken
einiger Calamiten deren vollständiges Bild zu reconstruiren und
wählt dazu Calamites Schulzi, ©. eruciatus, C. ramosus und €.
Sachsei aus. Die betr. Holzschnitte sind Copien nach Originalien,
die Herr Akademiker Hoffmann nach Stur’s Angaben aus-
führte behufs Aufnahme in ein Gemälde der Flora der Steinkohlen-
formation für das Wiener Hofmuseum.
In dem speziellen Theile beschreibt der Verf. die aus der
oben gegebenen Tabelle ersichtlichen Arten sehr eingehend, ohne
indessen bestimmte Diagnosen zu geben. Wir müssen uns darauf
beschränken, die Abgrenzung der Stur’schen Arten durch Wieder-
gabe der Synonymie anzudeuten.
1. Calamites Schulzi Stur. Asterophyllites tuberculata Lindl. et Hutton (t.
180). — Stylocalamites arborescens Weiss ex p. (Calam. I. t. 2. f. 2;
t. 8. f. 3.) — Palaeostachia arborescens Weiss (l. c. t. 14. f. 1—3, t.
15. f. 2, 3; t. 16. f. 1, 2 (?). — Desgl. var. Schumanniana Weiss (l. c.
t. 122 41..8).
2. Calamites Schumanni Stur. Stylocalamites arborescens Weiss ex. p. (l. c.
ES EEE, ae
3. Calamites cruciatus (et regularis) Sternb. — Sternberg, Tent. t. 49, f. 5,
t. 59, f. 1. — (alamites approximatus Lindl. et Hutt. t. 216, nec. Bgt.
— (. approximatus Schimper, traite t. 19, f. 1. — Calamitina Weiss
(Calam. I, p. 121, Textfigur). — Eucalamites cruciatus quaternarius
Weiss (Cal. II, t. 13, f. 1). — Calamostachys Schenk (in Richthofens
China, Bd. 4, t. 37, f. 1). — Calamostachys paniculata Weiss (Cal. II,
t. 19, f£. 3; t. 21, £. 6). — Eucalamites cucullatus Weiss (l. ec. t. 28,
f. 3).
4. Calamites ramosus Artis. Artis, Antedil. Phys. t. 2. (Copie bei Bgt., hist.
t. 17, £. 5.) — Weiss, Cal. II, t. 2, 5—10, 20.
5. Calamites paleaceus Stur.
6. Calamites approximatus Bgt. ex p. (nec Artis). Eventuell: C. Walden-
burgensis Stur. — Brongniart, hist. t. 24, 3 uw.4; t.5, f£2 u. 3;
t. 8, f. 2, 3, 4; t. 12, f. 7. — Var. vulgaris Weiss, Cal. II, t. 25, f. 1.
— (alamitina varians cf. Schützei Weiss, 1. e. t. 21, £f. 5; t. 27, f. 2.
Calamitina varians inversus Weiss, l. c. t. 28, f. 2. — Calamitina
varians incostans Weiss, 1. c. t. 28, f. 4.
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800
Palaeontologie.
7. Calamites Schützei Stur. Cal. approximatus Bgt. ex p, hist., t. 24, f. 1..
8. Calamites Suckowü Brgt. ex p. — Calamites Suckow, Beschr. t. 15—19-
exel-s1t..1891..10.—
C. Suckowi Brongt. ex p., hist. t. 15 f. 1—3. — (. decoratus Artis, 1. c..
t. 24 —
C. dubius Artis, t. 13. — (al. Cistii autorum et Bgt. ex p. — C. variaus-
Roehl, Flora, t. 1 f1. —
Calamocladus equisetifomis Crepin, Bull. 1874, tom. 38, t. 2 f. 1,2, 3.—
Calamites Suchowü Weiss ex p. (Cal. II. t.3f.2,3.—t.4f.1;t. 17,
f. 4 (umgekehrt).
9. Calamites Schatzlarensis Sur. CO. Cistii aut. ex p.
10. Calamites Germarianus Goepp., Nov. Act. acad. C. L. C. 1852, Suppl. t.
A Ban la lege
Calamitina macrodiscus Weiss, Calam. I. t. 11 f. 2. — (. discifer Weiss,
EN BD 3
C. pauciramis Weiss, 1. c. t. 11 f. 1. —
11. Calamites Sachsei Stur. — Calamitina extensa Weiss, Cal. II. t. 4 f. 2. —
Calamitina varians incostans Weiss, ibid. t. 25 f.2. — (. varians Sachse
Weiss, ibid. p. 77. —
Asterophyllites striatus Weiss, ibid. t. 20 f. 3. — Paracalamostachys
striata Weiss, ibid., t. 20 f. 4,5. — Calamostachys Ludwigi Weis pars,
ibid. t. 18 f. 2 (?). Roehl, 1. e. t. 7 f. 1. —
Macrostachya Hauchecornei Weiss, ibid. t. 19 f. 4.
12. Asterophyllites trichomatosus Stur et Sphenophyllum trichomatosum Stur ef.
Spenophyllum tenerrimum Weiss, Cal. II, t. 16 f. 4 und 5
13. Bruckmannia polystachya St. sp. et Asterophyllites polystachyus Stur.
Calamostachys longifolia Weiss und Asterophyllites longifolius Weiss,
Calamal. 1078.12, 7 DeselN Cal I 1 RX 6, tr
14. Asterophyllites belgicus Stur et Bruckmannia belgica Stur.
15. Asterophyllites Roehli Stur. Asteroph, delicatula Roehl, Flora, t. 2 f 6;
ERS na abe n2ra DB: LRAsrlmerd:
16. Annularia microphylla Sauveur, Veget, t. 69 f..6 — Asterophpyllites spi-
catus Weiss, einko (nec. Gutb.), foss. Fl. d. jüngst. Sthlenf. t. 18 f. 32. —
Annularia floribunda Stbg. (?) i
17. Asterophyllites westphalicus et Annularia Westphalica Stur. — Annularia
longifolia Roehl, Flora, t. 4, f. 6 (nec 15).
18. Annularia fertilis Sternberg, Verg. I. t. 5Lf, 2.
19. Oyngularia typica Weiss et Annularia radiata Bgt. sp. (nec. Ant.). Cin-
gularia tipica Weiss, Flora, t. 14 f. 4; Cal. I, t. 6—9. — Stur, Culm-
flora II. Textfig. 14.
Asterophyllites radiatus Bgt., sur la classif., t. 2 f7 aundb.
20. Annularia sarepontana Stur. Ann. sphenophylloides Roehl., Flora t. 4 f. 5.
— Zeiller. veget. foss., t. 160 f. 4.
21. Volkmannia capillacea Weiss sp. — Asterophyllites capillaceus Weiss,
Galamısl, .t: 1TAfTT.
22. Volkmannia costatula Stur et Sphenophyllum costatulum Stur. cf. Bechera
grandis Lindl. et Unk. t. 19 £. 1.
23. Sphenophyllum Orepeni Stur.
C. nodosus Bgt. ex p., hist., t. 23, f. 3 (?) — Cal. Suckowi Schiinper,
traite, t. 18, f. 1 (?). — Cal. cannaeformis Schimper, 1. c., t. 20, f. }
(?). — Cal. varians Weiss, Cal. II, p. 78 (von Waldenburg). ef. Cal.
verticillatus Lindl. et H. t. 139. — cf. Calamitina Wedekindi Weiss,.
ISent.10,,tle
Sphenophyllum dichotomum Germ. Kaulf. sp., Planzenabdr. t. 66 f. 4.
Sphenophyllum erosum Lindley et Hutton, t. 13.
Sterzel (Chemnitz).
Palaeontologie. 8501
Feistmantel, Ottokar, Ueber die Saaloe ige und pa-
lae ontologischen Verhältnisse de Gondwaäna-
Systems in Tasmanien etc. N, d. k. böhm.
Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag 1888. December. p.
584—654.)
Tasmanien, von wo ursprünglich Graf Strzelecki Pflanzen-
petrefakte mitgebracht hatte (aus dem Jerusalembecken), die von
Morris beschrieben wurden, zeigt, neueren Forschungen zufolge,
in seinen Pflanzen und Kohlen führenden Schichten ähnliche Ver-
hältnisse, wie das Gondwäna-System in Australien, Indien
und Afrika, was vom Ref. schon anderwärts besprochen worden ist.
Strzelecki hat aber die Lagerung der ihm damals bekannten
Pflanzenschichten nicht richtig gedeutet, indem er vermuthete, dass
dieselben unter marine palacozoische Schichten einfallen.
In Folge dessen wurden dieselben wohl auch den Kohlen- und
Pflanzenschichten in Neu-Süd-Wales (New castle beds)
gleichgestellt und wie diese als karbonisch dargestellt. Neuere
Beobachtungen haben diese Vermuthung nicht bestätigt, im Gegen-
theil gezeigt, dass die von Strzelecki beobachteten Pflanzen-
schichten in Tasmanien (Jerusalembassin) den kohlen-
führenden mesozoischen Schichten (Carbonaceous) in
Australien, namentlich in Queensland (Tivoli, Ipswich) ent-
sprechen, während im sog. M ersey-Kohlenfelde im Norden
der Insel und am Porter’s Hill bei Hobarttown tiefere
pflanzen- und kohlenführende Schichten entdeckt wurden,
deren Pflanzen sich von denen der höheren Schichten vollkommen
unterscheiden.
Ref. hat im Jahre 1334 von Herrn T. Stephens, Oberschul-
inspektor in Tasmanien (Hobart), eine Suite Pflanzenpetrefakte ein-
gesandt bekommen, welche diesen zwei verschiedenen Horizonten
entstammten ‚ nämlich den Schichten im Merseykohlenfelde
und den höheren Schichten im Jerusalembassin. Herr
Stephens hatte auch einzelne Bemerkungen beigefügt.
Aus diesen Bemerkungen, sowie aus der dem Ref. zugänglichen
Litteratur ergiebt sich, dass nTasmanien im Grossen und Ganzen
eine ähnliche Schichtenfolge anzutreffen ist, wie in Australien;
nämlich: Silur, marin; Devon, Süsswasserschichten mit Anodonta
Gouldi (diese entsprechen den Goonoo-Goonoo-Schichten in Neu-
Süd-Wales und Mt. Wyatt Schichten in Queensland mit Lepidoden-
dron notum) ; dann folgen marine Schichten (bei Mersey und
Porter's Hill); daun Kohlenschichten im Mersey-Kohlentelde
und abermals marine Schichten. (Diese 3 letzteren entsprechen
wohl der Schichtenreihe über den genannten Devon-Schichten in
Neu-Süd-Wales und in Queensland, also Carbon und Perm.) Hier-
auf folgen die höheren kohlenführenden Schichten im
Jerusalembassin urd an anderen Orten, die mesozoisch
sind und wohl die Hawkesbury- (Werigsen: theilweise) und
Wianamatta- Schichten in Neu-Süd- Wales und die Tivoli-Ipswich-
Schichten in Queensland repräsentiren. Darauf folgen noch höhere
Schichten, De hier aber nicht weiter in Betracht kommen.
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 25
802 Palaeuntologie.
Was nun die Pflanzenpetrefakte anbelangt, so sind:
1. aus dem Horizont der Mersey-Kohlenschichten und
von Porter’s Hill bei Hobart folgende Arten bekannt:
Phyllotheca australis Brgt , Mersey-Kohlf.; @lossopteris communis
Fstm., Mersey ; @lossopt. Browniana Brgt., Mersey; @lossopt. ampla
Dan., Mersey, Porter’s Hill; @lossopt. spathulato-cordata F'stm.,
Mersey; Glossopt. reticulum Dan., Mersey; Gangamopteris obligua
Me’Coy, Mersey, Porter’s Hill; Ganyamopt. spathulata Me’Coy
Mersey; Gangamopt. angustifolia Me’Coy, Mersey; Gangamopt. cy-
clopteroides Fstm. nebst Varietäten, Mersey; Tasmanites punctatus
Newt., Mersey; Noeggerathiopsis Hislopi Fstm., Mersey; Noegger.
media Dan., Mersey ; Squamae gymnosperm., Mersey ; Samaropsis (?)
sp. Mersey.:
Diese Petrefakte sind nun deutlich solche, wie sie auch in den
Newcastlebeds in Neu-Süd-Wales, in den Bacchus Marsh-
sandsteinen in Victoria und in den Tältschir-Karharbäri-
Schichten in Indien vorkommen — und es werden wohl auch
die Schichten im Mersey-Kohlenfelde und am Porter’s
Hill mit den Schichten in den eben genannten Ländern zu pa-
rallelisiren sein, wobei es jedoch sein kann, dass, wie schon er-
wähnt, diese Schichten in Tasmanien, als oberhalb der devo-
nischen Schichten liegend, die ganze Reihenfolge ober
dem Devon in Neu-Süd-Wales repräsentiren, ähnlich wie es
in Queensland der Fall ist; so dass diese Mersey-Porter’s
Hill-Schichten, sammt den marinen Ablagerungen Carbon und
Perm vertreten würden. In Süd-Afrika würden die Ekka-
Kimberley-Schichten ihre Repräsentanten sein.
2. Ausdem höherenHorizont,ausdenkohlenführenden
Schichten (Carbonaceous beds) im mittleren, südlichen und östlichen
Tasmanien sind von verschiedenen Lokalitäten folgende Pflanzen-
petrefakte bekannt:
Fhyllotheca australis Bgt., verschiedene Lokalitäten; Sphenop-
teris elongata Carr., verschiedene Lokalitäten; Trichomanites Etting-
hauseni Johnst., Spring Hill; ZRhacopteris (2) Feistmanteli Johnst.,
Spring Hill, nicht selten; Z’hinnfeldia odontopteroides Fstm. (Morr.
sp.), Jerusalem, Gravelly Beach, häufig; Thinnf. odontopt. var.
obtusifolia Johnst., Spring Hill; T’hinnf. odontopt. var. superba
Johnst., Spring Bay; Thinnfeldia trilobita Johnst., Spring Bay;
Thinnfeldia media Ten. Woods, Spring Hill (gewöhnlich) Spring
Bay; Pecopteris caudata Johnst., Longford-Kohlenfeld; Alethopt.
australis Morr. sp., an verschiedenen Orten häufig; Taeniopteris
Tasmanica Johnst., Spring Hill, gewöhnlich; Taeniopt. Morrisiana
Johnst., Longford, selten; Arhacophyllum coriaceum Johnst., Sage-
nopteris salisburoides Johnst. (beide wohl aus dem Jerusalembassin) ;
Sagenopt. Tasmanica Feistm., Jerusalembasin; Baiera tenuifolia
Johnst., New Town; Lepidostrobus (wohl ?) Mwuelleri Johnst., Cam-
pania; Zeugophyllites (Podozamites) elongatus Morr., an verschiedenen
Orten.
Diese Flora stimmt nun nahe überein mit jener inden meso-
zoischenSchichten (Carbonaceous) in Vietoria, Queens-
Palaeontologie. 803
land, wohl auch in den Hawkesbury-Wianamatta-
Schichten Neu-Süd-Wales, inden Stormbergschichten
(obere Karoo) Süd-Afrika, in den Panchet (?)und Räd-
schmahäl-Schichten in Indien, und in den Schichten von
Cacheuta, Mendozaetc. der argentin. Republik in
Süd-Amerika.
Eine Tabelle (Sten. 617—618) veranschaulicht de Paralleli-
sirung der einzelnen Schichtengruppen in einzelnen Ländern;
und eine andere (auf S. 619—620) macht das Vorkommen von
Pflanzenpetrefakten aus Tasmanien in anderen Ländern ersichtlich.
Ferner ist eine allgemeine Uebersicht der aus dem Gond-
wäna-System von Australien und Tasmanien bis
Jetzt beschriebenen Pflanzen- und Süsswasserthierpetrefakte auf S. 616
und 621—639 gegeben; dann eine Uebersicht der Fund-
orte und endlich einzelne Schlussbemerkungen. Aus diesen
letzteren wäre hier das Endresultat anzuführen:
a) Eine Flora, die man mit Rücksicht auf europäische Ver-
hältnisse als mesozoisch betrachten muss (Phyllotheca, Glosso-
pteris, Noeggerathiopsis) trittin Neu-Süd-Wales, Queens-
land und wohl auch theilweise in Tasmanien schon in
Schichten auf, die als obercarbonisch anzusehen sind.
Ihre Hauptentwickelung erfährt sie im Newcastlebeds-
Horizont (Phyllotheca, Glossopteris, Gangamopteris, Noeggerathiopsis
etc.), der als Repräsentant des Perm betrachtet wird.
b) In dieser Zeit erscheint sie auch in Vietoria (Ganga-
mopteris), Indien (G@lossopteris, Gangamopteris, Noeggerathiopsis
etc.)undin Afrika (Glossopteris), beziehungsweise in den Bacchus-
Marshschichten, Tältschir-Karharbäri-Schichten und
Ekka (Kimberley) Schiefern.
c) Das Ende der Carbonzeit ist in Indien, Afrika
und Australien durch gewisse Ablagerungen charakterisirt,
deren Entstehen man mit Eisthätigkeit in Beziehung bringt
und würde dies jedenfalls eine bedeutende klimatische Veränderung
andeuten.
d) Von einer einheitlichen und einzeitigen @losso-
pteris-Flora zu sprechen, wie dies in letzter Zeit in einzelnen
Werken vorkommt, ist aus obigen Gründen nicht natur-
gemäss, denn @lossopteris gehört entschieden drei
Horizonten an; denn wenn auch die Damudagruppe
aus der Trias zuscheiden hätte, kommt @lossopteris
auch noch in der Panchetgruppe, an deren tria-
sischem Alter wohl nicht zu zweifelnist, nicht
selten vor; undim Karbon in Australien fängt siean.
Feistmantel (Prag).
804 Oekonomische Botanik.
Semler, Heinrich, Dietropische Agrikultur.. Ein Handbuch
für Pflanzer und Kaufleute. Band I. XII, 690 pp. 1886. Band II.
VII, 693 pp. 1887. Band II. 8°. XII, 806 pp. Wismar (Hins-
torff’sche Hofbuchhandlung) 1888.
Dieses umfangreiche, ziemlich breit angelegte Werk hat einen in
San Franeisco lebenden Praktiker zum Verfasser, der sich durch seine
Schriften über die amerikanischen Productionsverhältnisse und durch sein
Werk über die Obstverwerthung einen sehr angesehenen Namen erworben
hat. Das Werk behandelt die specifisch tropischen Culturen, unter denen
solche verstanden sind, die dem Erdkreise zwischen den Wendekreisen
eigen sind; man scheidet diesen noch in einen engeren tropischen und
in einen halbtropischen Gürtel; eine bestimmte Abgrenzung für den
Bodenbau in diesen beiden Gürteln zu geben, ist aber nicht möglich.
Was nun die Behandlung des Stoftes betrifft, so kann das Urtheil, soweit
ich überhaupt ein solches abzugeben vermag, dahin lauten, dass alle
praktischen landwirtschaftlichen und technischen Angaben, die Produetions-
und Sorten-Rundschau von ausserordentlich hohem Werte sind, und in
vorzüglicher Weise eine Materie behandeln, über die vorher kein Buch ge-
schrieben wurde, weil es Niemanden gab, der eineso umfassende Kennt-
niss der landwirthschaftlichen und handelspolitischen
Verhältnisse mit den reicheninvielen Jahren erworbenen
praktischen Erfahrungen verbunden hat. Aber auch für die
technische Botanik und Rohstofflehre enthält das Werk so viele neue und
werthvolle Daten, dass auch das ausführlichste Referat nicht ausreichen
würde, einen vollständigen Auszug desselben wiederzugeben. In dem
Folgenden sind die allerwichtigsten Daten reprodueirt worden. Wenn ich
dem Verfasser als Praktiker uneingeschränktes Lob zuerkannt habe, so
kann ich ihm als einem Schriftsteller, der auch rein botanische Bemerkungen
ausspricht, den Vorwurf nicht ersparen, dass er zu wenig sich in diesem
Gebiete umgesehen hat und er hätte besser gethan, dieses Gebiet nicht
zu betreten. Um nur ein Beispiel hervorzuheben: Im 3. Bande wird die
Genesis der Baumwolle behandelt. Da heisst es pag. 482: „Die
mikroskopische Untersuchung eines Bruchstückes des Samens ergiebt, dass
derselbe aus 3 Abtheilungen besteht, nämlich aus der Schale, der eine
Schicht von Doppelzellen folgt, welche den Keimkern umschliessen. Aus
den Doppelzellen entspringt die Baumwolle.“ Weiter pag.
48%: „Die Baumwollfasern erscheinen eine beträchtliche Zeit, bevor die
Samen ihre volle Grösse erreicht haben und fahren nach Massgabe der
fortschreitenden Zellenbildung in den Schalen der Zellen in ihrem Wachstum
fort. Diese Zellen entstehen unter der Oberhaut des Samens, durch-
stossen dieselbe allmählich, saugen ihre Zellwände auf und bilden mit
dieser Bereicherung grössere Zellen in geradliniger Anordnung.“ Nun
führt allerdings Semler den Engländer Dr. Bowmann als Gewährsmann
für diese seltsame Entwickelungsgeschichte an — aber immerhin entspricht
die mikroskopische Untersuchung diesen Verhältnissen ganz und gar
nicht. Auch was über die Anatomie des Zuckerrohrs gesagt wird, dem
eine eigentliche Rinde, eine Unterhaut und eine Oberhaut zugeschrieben
wird, was über die morphologische Abstammung des Safrans (die getrockneten
„Blütenstempel“) über „diezarten Staubfäden der weiblichen Blüten“
des Mais (Bd. UI, p. 40, statt „Griffel“) und über noch manches andere,
Oekonomische Botanik. 805
das Verf. anführt, mitgetheilt wird, das stimmt nicht mit den in der
Wissenschaft als richtig erkannten Thatsachen überein. Unrichtig ist auch die
Angabe, dass Lygaeum Spartum ein Synonym für Stipa tenacissima ist;
beide Namen bedeuten verschiedene Pflanzen. Aber wie schon gesagt, die
Bedeutung des Werkes für die Praxis steht unbestritten und wird durch die
angedeuteten Ungenauigkeiten nahezu nicht beeinflusst.
Der erste Band enthält die Abtheilung: Allgemeine Kulturarbeiten
(Ansiedelung, Wegebau, Urbarmachung, Hülfsmittel, künstliche Bewässerung,
Vertilgung der Schädlinge); ferner Spezialkulturen und zwar die der
Reizmittel (Kaffee, Cacao, Kola, Guarana, Thee, Yerba, Mate, Coca und
verschiedene Theegattungen) und die der nützlichen Palmen, deren 24
Arten behandelt werden.
Aus der ersten Abtheilung soll über die Vertilgung der Schädlinge
einiges hier mitgetheilt werden. Einen guten Schutz leistet der Trut-
hahn, der in Tabakpflanzungen den Hornraupen und andern Schädlingen
mit Erfolg nachstellt; ebenso ist das Ichneumon von grossem Nutzen.
Petroleum, Tabakssaft und Tabakbrühe vertilgen die Insekten, am besten
aber Abkochungen von persischem Insecetenpulver.
Kaffee. Verf. bespricht die Verwerthung von Coffea arabica und
den Ersatz durch Coffea liberiea. Letzterer ist eine Tieflandspflanze
(bis 500 Fuss); und soll auch weniger empfänglich sein für die Laub-
krankheit (Hemileia vastatrix); er trägt das ganze Jahr hindurch und
wird als Baum gehalten, mit aufwärts strebenden Aesten. — Sehr Aus-
führliches erfahren wir über die einzelnen Kaffeekulturdistriette und die
zahlreichen Sorten. Die Hemileja verursacht bekanntich die Laubkrankheit
in Südasien. Der Pilz wird erst entdeckt, wenn er grössere Flecken von
Rostfarbe bildet, die aus Sporenhäufchen bestehen, und nach dem cali-
fornischen Inspector of fruit pests giebt es ein Mittel, das den Pilz ver-
nichtet. Die Bestandtheile sind Walthranseife, concentrirte Lauge, Tabak,
Schwefel, Petroleum, schwefelsaures Eisen. Die Bereitung geschieht in
einem Kessel nach folgendem Verhältniss: 32 Gallonen (1 Gall. = 3.786
Liter), Wasser, 2 Pfd. grüner Vitriol, 2 Quart (ungefähr 2 Liter)
Petroleum, 8 Pfd. Schmierseife, 2 Pfd. Schwefel, !/2 Pfd. kaustische Soda
oder Potasche. Zuerst kommt Schwefel in den Kessel, dann etwas Soda
und Potasche, dann die Schmierseife und Petroleum ete. Das Mittel
wird mit der Bürste oder Spritze angewendet. Bezüglich der Dünge-
mittel weist Semler auf den Seetang hin, von dem die Erfahrung
(China, Japan) seinen Werth als Dünger festgestellt hat. Die
Untersuchung der Asche von Rockweed (Aseophyllum nodosum) ergab:
Fe 0 0.66, Mn 0 0.69, Ca O 10.52, MgOS.89, Kali 14.36, Natron 23.80,
Phorphorsäure 1.352, H2S0429.15 Cl, Br, J8.41, Reinasche 1.67. —
Auch der Thierdünger (Cadaver) wird sehr empfohlen. — Die Kaffee-
bäume tragen selten schon im 3., in der Regel im 4. Jahre nach ihrer
Aussaat und erreichen im 6. Jahre ihre volle Tragbarkeit. Jeder Baum
trägt °/a—4, selten sogar 6 Pfund. „Sobald die ersten Schauer die
Regenzeit eingeleitet haben, erscheinen in den Blattachseln der Trag-
zweige Bündel von 5—10 Blüthenknospen, in der Form von kleinen
dunkelgrünen Spitzen. Je grösser sie werden, desto lichter wird ihre
Farbe, allmählich werden sie strohgelb und schliesslich nahezu weiss.
Einige Schauer bringen sie zum Bersten und — da liegt die Plantage
806 Oekonomische Botanik.
im unbeschreiblich schönen Blüthenschmuck. Später erscheinen gewöhnlich
noch zwei, manchmal 3 Nachblüthen.* — Die kleinen aus dem Pistill
heranwachsenden Früchtehen sind erst tiefgrün, werden gelblich und
schliesslich roth. Tiefes Purpurroth bis Schwarzroth kennzeichnen die
Vollreife.. Die Araber lassen die Früchte so lange an den Bäumen
(„todtreif“), bis diese abgeschüttelt werden können, daher die Güte des
Mokkakaffees.
Ganz ausgezeichnet ausführlich ist die Zubereitung der Handelswaare
bearbeitet.
Cacao. Bekanntlich wird allgemein angenommen, dass die Kerne
der unreifen und auch die ausgebildeten, aber frischen Cacaosamen sehr
licht, ja nahezu weiss seien. Semler sagt aber p. 353: Die Früchte
sind mit einem rosafarbigen süsssäuerlichen Mark gefüllt, in dem 10—40,
gewöhnlich aber 20 blassröthlichbraune Kerne mit dünnen Schalen
getrennt zwischen Scheidewänden liegen. Das Innere der Kerne
besteht aus den braunen Samenlappen des Embryo, dessen
zarte, weisse Innenseiten durch die Ritze leuchten.“ Was
der letzte Satz bedeuten soll, ist dem Referenten nicht klar geworden.
Bei der Besprechung der Inhaltsstoffe kann Verf. nicht umhin, seinen
Unmuth darüber auszusprechen, dass den Chemikern gleich den Botanikern
die unheilbare Sucht eigen ist, Scherflein auf Scherflein zur Namens-
verwirrung beizutragen. Verf. meint dies in Bezug auf die ältere An-
schauung von dem Vorhandensein eines Coffeins, Theins, Guararins u. s. w.
Nun, das Cocain darf er nicht als gleich dem Coffein ansehen, wie er
es in seinem Buche thut; er wird auch nicht übel erstaunen, wenn er
erfährt, dass das Coffein gar kein eigentliches Alkaloid,
sondern das Ureid Trimethylxanthin ist.
Die Mittheilungen des Verf. über die Cacaokulturländer und über
die Spielarten des Baumes sind vom hohem Interesse. Hier sei nur die
Culturmethode erwähnt, die von den Eingebornen auf den Philippinen
geübt wird. Diese drehen aus Bananenblättern spiralförmige Düten,
füllen letztere halb mit Erde an und stecken in eine jede eine Cacaobohne.
Die Düten bleiben in den Hütten hängen, bis die Keime sichtbar werden,
dann erfolgt ihre Versetzung ins freie Land.
Als Erkennungszeichen eines guten Cacaos gelten, dass das
Innere der Nibs (Samenlappen) klar rothbraun (chocoladebraun), ihr
äusseres tief purpurroth mit einem Stich ins Braun gefärbt sein soll.
Die Nibs sollen sich leicht von einander, wie auch von der Schale trennen,
Bruch soll fein, glänzend, glasartig sein. Die Farbe der Schale wird
zimmtbraun gewünscht; mit den Fingernägeln geritzt müssen die Bohnen
Oel austreten lassen und Aroma entwickeln. Cacao, welcher nicht der
Gährung unterworfen wurde, hat eine dunkelviolette bis purpurrothe
Schale, die Nibs lösen sich nur schwer ab und schmecken bitter. Ein
Anhaltspunkt für die Güte des Cacaos kann auch aus der Gewichtsver-
gleichung gewonnen werden, worauf auch Ref. schon vor einigen Jahren
besonders hingewiesen hat. Es wiegen 100 Bohnen von
Trinidad ordinär . . Glen 3
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5 hochfem „2. 1178.75
Grenada mittelgut . . 104.5 „
Oekonomische Botanik. 807
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Bahıa, gut ie
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Mexiko. gut u .,,% l3b2Dr;
Die schwersten Sorten sind in den Börsenberichten am höchsten
notirt.
Bezüglich der Zubereitung ist Folgendes zu erwähnen. Das Oeffnen
der Früchte geschieht durch einen Schlag mit einem Prügel, das Mark
wird meist weggeworfen, ist aber tauglich zu Gelees, Liqueuren, Brannt-
wein und Essig. Die Bohnen werden einer Gährung ausgesetzt; dadurch
wird das anklebende Mark, das Wasser und die Bitterkeit entfernt,
der Geschmack milde, und die Schalen lassen sich leichter ablösen;
auch die Keimkraft soll zerstört werden. Die Bohnen der edlen Spiel-
arten werden auf Tischen ausgebreitet, in einer 4 Zoll hohen Schichte,
mit Bananenblättern belegt und mit einem Brett beschwert. Nach einem
anderen Verfahren häuft man die Bohnen in grossen Massen auf und
schaufelt sie ununterbrochen um, was. durch 5 Tage geschieht; dann
werden sie noch einen Tag nach der ersten Methode behandelt. Die
roheste Methode des Gährungsverfahrens besteht darin, dass man die
Bohnen in ein in die Erde gegrabenes Loch wirft und mit Bananen-
blättern und Erde zudeckt, auch wohl Fässer und Tröge hierzu verwendet.
Nach der Gährung erfolgte die Färbung, deren Hauptzweck
weniger die Täuschung — wie beim Caffee — als vielmehr die Präser-
virung der Bohnen ist. In England heissen gefärbte Bohnen Clayed
(gethont). Man verwendet hierzu feine rothe Erde, seltener Ziegelmehl,
nebst Zinnober. Hierauf müssen die Bohnen getrocknet werden.
Kolanüsse. Der Artikel enthält für die technische Botanik nichts
Neues.
Guarana. Enthält nebst den bekannten Körpern einen Farbstoff,
den die Indianer zum Bemalen des Gesichtes benutzen.
Thee. Dieser Artikel ist so reichhaltig, dass, von den Abschnitten
über die Cultur abgesehen, auch über die Sorten, Produetion kein an-
nähernd taugliches Referat geliefert werden könnte. Als besonders bemerkens-
werth hebe ich Folgendes heraus: Theestaub geht als Verfälschungs-
mittel besonders nach den vereinigten Staaten, i. J. 1881 die Kleinig-
keit von 3,3536,104 Pfd.. — Ein gut entwickelter Strauch bringt eine
Jahresernte von °/a Pfd. Eine Arbeiterin kann täglich 10—13 Pfd.
frische Blätter einheimsen. Die gepflückten Blätter kommen in Japan in
einen Bambuskorb, der auf den Rost eines Kessels gesetzt wird; letzterer
enthält etwas Wasser und ist mit einem hölzernen Deckel verschliessbar ;
er steht über einem Kohlenfeuer und es werden auf diese Weise die
Blätter gedämpft. Auf einem Feuerherd (3 Fuss hoch, 3/2 Fuss lang,
2 Fuss breit) liegen Roste übereinander; auf den oberen Rost wird eine
„Horde“ aus japan. Papier mit einem hölzernen Rahmen gesetzt; je 5
Pfd. Blätter werden in die Horde geworfen und eine Stunde lang mit den
Händen umhergeschoben und geknetet. Hierauf werden sie auf einer
308 Oekonomische Botanik,
Matte abgekühlt, wieder geröstet und das geschieht noch ein drittes Mal.
Es giebt auch noch eine andere Methode in Japan (p. 441). Die
Gewinnungsweise des schwarzen und grünen Thees in China. ist sehr aus-
führlich geschildert. Um grünen Thee zu erzeugen, kommen die
Blätter auf Horden aus Bambusstäben; mehrere solcher Horden bringt
man in eine Kiste mit durchlöchertem Boden. Letztere wird auf einen
geheizten, mit Wasser gefüllten Kessel gesetzt, die Dämpfe durchfeuchten
die Blätter, daher diese ihre grüne Farbe behalten. Dann folgt das Rösten.
Java und Ceylon produeiren nur schwarzen Thee, Indien beiden Sorten.
— Der grüne Thee Chinas wird in 5 Hauptsorten Moyune, Tienke,
Fychow, Taiping und Pingsuey (nach den Productionsdistrieten) ge-
schieden. Es wird behauptet, dass Pingsuey kein echter Thee ist,
sondern von Weiden-, Schwarzdorn- und Eschenblättern stammt. Die
Sorte Canton soll aus Thee- und Weidenblättern bestehen. — Der
schwarze Thee China’s zerfällt in 2 Gruppen: Oolong und Bohea.
Oolong-Sorten sind eigentlich nicht schwarz, sondern gelblichbraun, daher
eine Unterscheidung in schwarzen, gelben und grünen Thee gerecht-
fertigt ist. Die Bohea-Sorten umfassen Caper, Pekoe, Souchong, Pouchong
und Congou. Alle diese Sorten und Untersorten sind ausführlich be-
schrieben, ebenso die verschiedenen empirischen Prüfungsverfahren. Recht
gute Abbildungen eines assamesischen Theeblattes, zweier assamesischer
Hybridenblätter und eines chinesischen Theeblattes beschliessen den langen
Artikel.
Yerba Mate. Enthält nichts Neues.
Coca. Man kennt 2 Spielarten, von den Eingebornen Ipara und
Hatun Yunca genannt. Die erstere wird vorzugsweise in Peru getroffen ;
ihre Blätter sind etwas kleiner, schmäler, dünner und heller als diejenigen
der zweiten, in Bolivia verbreiteten Spielart, welche oben dunkelgrün,
unten aber heller sind. Für den Export werden die Blätter der Ipara
vorgezogen, weil sie im Lagern grün bleiben, während die dickeren Hatun
Yunca im Alter leicht gelbbraun werden. — Die geernteten Blätter werden
auf grobem schwarzem Tuch oder auf Schieferplatten an sonnigen Plätzen
zum Trocknen ausgebreitet. Die Blätter dürfen nicht gähren, sonst
schmecken sie faulig. Tadellose Coca soll nicht gekräuselt, oben tief
grün, unten bläulichgrün sein, einen starken theeartigen Geruch besitzen,
beim Kauen ein Gefühl der Wärme im Munde erzeugen; schlechte Coca
hat einen kampherartigen Geruch.
Im Capitel: Verschiedene Theegattungen werden der Faham-, Khat-
Busch-, Y-dizi-, Pimento- und der Ugnithee (Chili) mit kurzen Bemerkungen,
aufgeführt.
Die zweite Gruppe umfasst die nützlichen Palmen. Cocos-
palme. Interessant sind die statistischen Daten. Ceylon besitzt 20
Mill. Bäume (nach Haeckel sogar 40 Mill., vergl. meine Nahrungs- und
Genussmittel p. 157), verschifft jährlich 6 Mill. Cocosnüsse und bis
60000 Ctr. Copra. Der Export des Oels beträgt 150000 Ctr.; ferner
werden noch ausgeführt: 70000 Ctr. Coir, 10000 Ctr. Taue, 50000
Ctr. Garn und 250000 Ctr. Arrak. — Die Zahl der Spielarten ist
unbestimmt und soll bis 100 betragen; die beliebteste heisst Tanjore,
dann folgen Oora, kugelrunde, Palameotta, Goa, Jaffna, Inselcocosnuss,
männliche Cocosnuss, milchige, Goulpatra ete. — Das Holz kommt als
Oekonomisshe Botanik. “09
Porkupinenholz in den Handel und aus ihm ziehen die Tahitianer ein
wohlriechendes Gummi, Pia-Pia, das sie zur Haarparfümirung gebrauchen.
Die Bereitung des Coir, der Copra etc. wird ausführlich beschrieben,
Dattelpalme und die wilde indische Dattelpalme (Phoenix
silvestris). Letztere ist für die Zuckerproduction in Bengalen von grosser
Wichtigkeit. Sie wird nach ihrem Alter in 3 Classen geschieden: Comra
oder Chora (junge Bäume, die in einer Nacht 1—3 Seer = 2—6
Pfd. liefern); Majhari, Utit oder Nalgas, liefern 7—9 Seer in der
Nacht; Kakni oder Daria, alte der Erschöpfung nahe Bäume. Je
. kühler die Nacht ist, desto grösser ist der Ausfluss des Zuckersaftes.
Die männliche Palme, Chotna genannt, kommt früher in Saft, als die
Weibliche, die Baron heisst. Der bei Tag ausfliessende Saft (Ola) giebt
nur Syrup. Der eingekochte Saft heisst Goor, von dem es 3 Sorten
giebt: 1) Patali, harter Kuchen; 2) Khan Goor oder Nagre dient
zur Zuckerbereitung; 3) Ola Goor wird aus dem Tagsaft bereitet. —
Sehr eingehend wird über die Sagopalmen und die Bereitung
des Sago berichtet.
Die Palmyrapalme (Borassus flabelliformis) gilt bei einigen
Völkern Südasiens mehr, als die Cocospalme. Die jungen Blätter geben
Fächer, die ausgewachsenen dienen als Beschreibstoff, zu Kopfbedeckungen,
Sieben, Körben, Matten, Säcken. Der Baum wird zu Toddy angezapft,
3 Liter Saft geben 1 Pfd. Rohzucker. Auch die Gomutipalme (Go-
mutus saecharifera — Saguerus Rumphii —= Arenga saccharifera) liefert
Zuckersaft und Sago. Die Früchte der Daumpalme (Hyphaene
Thebaica) sind für die armen Aegypter ein wichtiges Nahrungsmittel. —
Raphis vinifera liefert ein weinartiges Getränk. — Die ab-
geschnittenen Blätter der Wachspalme (Copernieia Carnauba) werden
getrocknet, nach 4—5 Tagen auf einen Haufen zusammengetragen,
neben welchem ein Tuch liest. Jedes Blatt wird auf diesem Tuch
mit einem Stock so lange geklopft, bis alles Wachs abgefallen
ist. Das Wachs wird mit sehr wenig Wasser gekocht und in thönerne
Formen gegossen, in welchen es Kuchen von 2 Kg. bildet. — Jedesmal
werden 8 Blätter — und zwar je zweimal im Monat, durch 6 Monate,
im ganzen also 96 von einer Palme, abgeschnitten. Durchschnittlich
geben 850 Blätter 16 Kg. Wachs. Die Provinz Ceara liefert
etwa 2 Millionen Kg. — Von der Macoyapalme (Macahuba,
Acrocomia selerocapa — Bactris globosa) sammelt man in Jamaiea die oliven-
grünen Früchte wegen des gelben, veilchenartig riechenden, süss schmecken-
den Oeles und wegen der politurfähigen zu Schmucksachen drehbaren
Samen. Die Assaipalme (Euterpe edulis) liefert von den Früchten ein
ausgezeichnetes rahmartiges Getränk. —. Die Früchte der
Pupunja-(Piritu-) Palme in Südamerika{Guilielma speciosa)gleichenmehligen
Aprikosen und sind eine vorzügliche Nahrungsquelle der Indianer. —
Jubaea speetabilis, die Honigpalme Chilis, liefert Palmhonig,
— Ausserdem sind noch die Patanapalme (Oenocarpus Batava), Kohlpalme
(Oreodoxa oleracea, Elfenbeinpalme, Muritipalme (Mauritia flexuosa), Besen-
palme (Thrinax argentea), Palmetto (Sabal) und die Rattangpalme (Calamus
Rattang) angeführt.
Im zweiten Bande sind zunächst die Südfrüchte abgehandelt.
Als solche sind Orangen und Citronen, Feigen, Ananas, Bananen und
810 Oekonomische Botanik.
Tamarinden angegeben. Dann folgen die Handelsrinden, wie Kork,
Chinarinde, Mimosa-, Tanekaha- und Seifenrinde. Die 5. Gruppe umfasst
die Gewürze in dem bekannten Umfange. Oele, Farbstoffe,
Kautschuk und Gutapercha bilden Gruppe 6 bis 8. Die Wurzeln,
wie Pfeilwurz, Manioka, Batatas, Yams und Chayote stellen die 9. Gruppe
dar. Damit schliesst der 2. Band.
Die Auslese der Orangenspielarten ist für das Gelingen der Kultur
wichtig. Verf. führt deren eine Reihe an. — Für lagernde Citronen
empfiehlt es sich, wenn sie vor Säureverlust (?) geschützt sein sollen,
dieselben mit Schellakiösung zu überziehen. Zur Gewinnung des Citronöles
bedient man sich eines Instrumentes Eceuelle & piquer, ein seichtes
Zinnbecken, auf dessen Boden mehrere Rundreihen starke Messingstifte
sitzen, und eine Röhre vom Mittelpunkt abwärts. Ueber dieselben werden
die Früchte hin- und hergerollt, dass die in der Schale befindlichen Oel-
behälter (Verf. sagt „Zellen“) bersten müssen und ihr Inhalt in die
Röhre fliesst. Ein Nebenproduet wird gewonnen, indem man die zerrrissenen
Früchte in heisses Wasser legt. — Die Caprificationstheorie der
Feigen verwirft Verf. vollständig, was übrigens deutsche Forscher vor
ihm schon längst gethan haben. Verf. benutzt diese Gelegenheit, um
gegen den Autoritätsglauben loszuziehen, worin man ihm übrigens nicht
kurz abweislich entgegen treten kann. — Sehr interresant ist der Artikel
über Bananen. Im Handel wird von Banane und Platane (nicht
mit unserem Genus Platanus zu verwechseln) gesprochen. Banane oder
Pisang ist Musa sapientum, Platane, Platano, Plantain ist Musa para-
disiaca. Als Unterschied wird angegeben, dass die Banane klein und
länglich, die Platane gross und gedrungen sei. Verf. meint nun, dass
beide Formen nur einer Art angehören. Auf den Philippinen und Ma-
layischen Inseln sowie in Centralamerika gedeiht die B. am besten. Die
grösste Spielart heist el platano macho, die kleinste el pl. de Costarica;
El platano chica manzanita ist jenen gefährlich, welche zu Gallenfiebern
geneigt sind; überhaupt sind Bananen kein gesundes Obst und stören
bäufig die Verdauung. Auch die Behauptung Humboldt's, dass auf
einer gegebenen Fläche eine 133mal grössere Gewichtsmenge als Weizen
produeirt werden könne, dass also 25mal mehr Menschen von dieser
Fläche leben können, wenn sie mit Bananen, statt mit Weizen bebaut würde,
ist nicht richtig. Wozu muss denn in diese Länder Mehl von der Union
und von Europa eingeführt werden? Verf. will nieht die Bedeutung der
Bananen für die Tropen leugnen, sondern nur den masslosen Uebertreibungen.
entgegentreten.
Cinchonarinden sind heute bekanntlich ein Welthandelsartikel
geworden. Trotz des stets steigenden Consums ist die Ausfuhr aus den
südamerikanischen Staaten bedeutend gefallen und als Gründe sind die
Ausfuhrzölle, die zahlreichen Fälsehungen und der Niedergang
der Baumbestände anzuführen. Schliesslich ist natürlich die riesige Con-
currenz Indiens, Ceylons und Javas nicht ohne starken Einfluss auf den
amerik. Export geblieben. — Von grosser Wichtigkeit für die Erhaltung
der Rinde und ihren Alkaloidgehalt ist das Bemoosen derselben. Es
besteht darin, dass längs des ganzen Stammes zwei Einschnitte gemacht
werden; der zwischen diesen Einschnitten liegende Rindenstreifen wird
von unten nach oben abgeschält, womöglich ohne das Cambium zu ver-
Oekonomische Botanik. sil
letzen; unmittelbar darauf wird um den Stamm eine dicke Schicht Moos
gebunden (in gewissen indischen Distrieten auch die Blattstiele von Bananen
oder Blätter von Cardamom). Unter dieser Schutzdecke bildet das
Cambium rasch wieder neue Rindentheile. Der Gehalt an Chinin wird
dadurch bedeutend erhöht. Die Methode hat aber auch Nachtheile,
z. B. eine Verkürzung der Lebensdauer der Bäume infolge der zahlreicheren
Rindenernten, eine Besiedelung durch Ameisen etc.
Mimosa- oder Wattlerinde stammt von Acacia-Arten, besonders
von Acacia decurrens var. mollissima und var. dealbata und ist in
Australien ein höchst werthvolles Gerbematerial, sie kommt gemahlen in
den Handel und soll mit den Rinden von Eucalyptus leucoxylon und Eugenia
Smithii vermischt werden. — Tanekaha oder Tanekayarinde enthält
28—30°o Gerbstoff und ist besonders für manche Ledersorten erwünscht;
Grenoble bezieht das Meiste für Glacehandchuhleder. Auch zum Gelb-,
Fleischrot- und Rehbraunfärben ist die Rinde tauglich. Sie stammt von
Phylloecladus triehomanoides, und P. glauca.
So reich auch der Inhalt der Gewürzgruppe ist, für die technische
Botanik ist nur wenig Neues enthalten und dieses betrifft hauptsächlich
die Gewinnungsweisen der verschiedenen Gewürze.
Von den Oelarten seien hier erwähnt: Arzneinussölstammt von
Curcas purgans (Jatropha purgans); die Samen kommen zumeist von
den Capverdischen Inseln und werden in Frankreich und England, auch
in Portugal ausgepresst. — Lichtnussöl ist das Product der Ban-
coolnuss, Aleurites triloba, Brasilnussöl das von Bertholletia
excelsa. — Cariocar nuciferum liefert das Suarinussoel; der Suari-
kern hat einen ausgezeichneten Geschmack und soll die feinste „Nuss“
sein. — Anacardium occidentale, liefert (aus den Kernen) das vorzüglich.
schmeckende Acajouöl. — Ben- oder Souajuaöl ist klar, geruchlos,
wird nicht leicht ranzig, dient als Speise- und Uhrmacheröl und stammt
von Moringa-Arten.
Holzöl ist der Namen für Oele verschiedener Abstammung. Am
wichtigsten ist das japanische Holzöl von Aleurites cordata. Der
Samen enthält ein fettes Oel, das durch kalte Auspressung bis 35°/o ge-
wonnen wird und in Japan Ducoica heisst. Es dient zum Ausfüllen
der Poren des Holzes, bevor der Lack aufgetragen wird, oder um das
Holz gegen Feuchtigkeit undurchdringlich zu machen, Es ist
wohl das vorzüglichste Trockenöl. — Als Farbstoffe sind behan-
delt: Catechu, Gaınbir, Annato, Henna, Dividivi, Sumach, Turmerik,
Saflor, Safran, Indigo.
Der dritte Band (1888) enthält Gruppe 10—14 der Speeialkul-
turen. Behandelt werden Getreide, Zucker, Tabak, Faserstoffe und die
nützlichen Wüstenpflanzen. Nur von der Gruppe „Faserstoffe“ soll hier
Einiges auszüglich mitgetheilt werden. Die Baumwollsamen sind
bekanntlich ein werthvoller Oelrohstoff und das kaltgepresste Oel dient
auch zum Consum. Das Rohöl enthält einen, ,Gossypin“ genannten Farb-
stoff, der in einer Metertonne Rohöl zu 7 kg enthalten ist. Nach Be-
handlung der durch die Reinigung des Oeles erhaltenen Rückstände mit
Soda und Schwefelsäure scheidet sich das Gossypin als flockiger Nieder-
schlag ab und bildet getrocknet ein braunes stechend riechendes Pulver,
* das in Alkohol und Alkalien leicht löslich is. Obwohl es für Wolle und
312 Oekonomische Botanik.
Seide ein kräftiges Färbemittel ist, so verhindert seine allgemeine Anwen-
dung doch hauptsächlich der Mangel an Haltbarkeit. — Der Centralmarkt
für indische Jute ist Caleutta. Die Zahl der Sorten, die an Güte
weit differiren, ist ziemlich gross. Bei uns bilden aber nur die Marken
der Exporteure die Grundlage der Werthschätzung.
So ausgezeichnet auch die Eigenschaften der Ramiefaser (Boeh-
meria nivea, tenacissima) sind, eine umfassende Bedeutung konnte sie
doch nicht erlangen, weil eine entsprechende „Entfaserung“ auch heute
noch nicht möglich ist. Die verschiedenen zu diesem Zwecke construirten
Maschinen leisten nicht so viel, dass die Faser den anderen verbreiteten
Fasern Concurrenz machen könnte. : In China wird sie durch Menschen-
arbeit auf sehr umständliche Weise (von Frauen und Kindern) gewonnen.
Nach Semler sind Sisalhanf und Pitehanf zwei ganz ver-
schiedene Fasern. Sisalhanf, Hanfgras, mexik. Gras, Seidengras,
Henequen kommt über Sisal auf Jucatan zur Ausfuhr und stammt von
Agave Sisalana und anderen Agave-Arten. Man unterscheidet 7
Sorten: Chelem, Jaxei (von Ci-Agave), Sacci, Chueumi, Babki,
Citamei und Cajun, letztere Sorte stammt von Fureroya gigantea und
cubensis. — Pitahanf oder Maguey ist die Faser von Agave
americana und deren Abart mexicana. —
Istle, Ixtle, Tampico, Hondurasgras wird von Bromelia
silvestris in Mexiko gewonnen.
Espartogras stammt von Macrochloa tenacissima und Lygeum
Spartum. Verf. lässt beide Namen irriger Weise als gleichbedeutend
gelten. — Die meisten übrigen Fasern, die Verf. anführt, sind schon
ausführlich von Wiesner und von Höhnel beschrieben worden.
Der Schluss des Werkes ist den nützlichen Wüstenpflanzen gewidmet
und bildet ein ebenso fesselnd und anregend geschriebenes, als auch
wissenschaftlich und praktisch werthvolles Capitel.
T. F. Hanausek (Wien).
Neue Litteratur.”
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.:
Bastin, E. S., College botany; including organography, vegetable histology
vegetable physiology, and vegetable taxonomy; with a brief account of the
succession of plants in geologie time and a glossary of botanical terms: being
a revised and enlarged edit. of the „Elements of Botany“. Illustrated. 8°.
151 pp. Chicago 1889. Shalo.
*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur” möglichste
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälbgst mittbeilen zu wollen,
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann.
Dr. Uhlworm,
Terrasse Nr. 7.
Neue Litteratur. 813:
Johnstone, A., Botany notes for students of medicine. 4. edit. Parts I/II.
London (Simkin) 1889. Sh. 2.—
Potonie, H., Elemente der Botanik. 2. Ausgabe. 8°. V, 323 pp. Mit Illustr.
Berlin (Julius Springer) 1889. M. 2.80. Geb. M. 3.60.
Algen:
Dangeard, P. A., Me&moire sur les Algues. Avec 2 planches. (Le Botaniste.
Ser. I. 1889. Fasc. 4. p. 127—174.)
Flechten:
Bruttan, Nachtrag zu den Lichenen Liv-, Est- und Kurlands. (Sitzungsberichte
der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Bd. VIII. 1889.
Heft 3. p. 444.)
Muscineen:
Russow, Ueber den Begriff „Art“ bei Torfmoosen. (Sitzungsberichte der
Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Bd. VIII. 1889. Heft 3.
p. 413.)
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie:
Blondel, R., Surle parfum et son mode de production chez !es Roses. (Bulletin
de la Soeiete botanique de France. Ser. II. Tome XI. 1889. p. 107.)
Daniel, L., Structure anatomique comparee de la feuille et des folioles de
l’involucre dans les Corymbiferes. (l. e. p. 82.)
Devaux. Sur quelques modifications singulieres observees sur des racines de
Gramindes croissant dans l’eau. (l. e. p. 76.)
Jumelle, Henri, Marche de l’aceroissement en poids des differents membres
d’une plante annuelle. (l. c. p. 72.)
Meyer, Arthur, Ueber die Entstehung der Scheidewände in dem sekretführenden,
plasmafreien Intercellularraume der Vittae der Umbelliferen. Hierzu Tafel IV.
(Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII. 1889. No. 21. p. 341; No. 22. p. 357.)
Wagner, M., Die Entstehung der Arten durch räumliche Sonderung. Gesammelte
Aufsätze. 8°. V, 667 pp. Basel (Benno Schwabe) 1888. Man
Systematik und Pfianzengeographie:
Bozzi, Piante americane naturalizzate nei dintorni di Pavia. (Atti della Societä
italiana d. scienze naturali Milano. Vol. XXXI. 1889. Fasc. 3/4.)
Clos, D., Le Stachys ambigua Sm. est-il espece, variete ou hybride? (Bulletin
de la Societe botanique de France. Ser. II. Tome XI. 1889. p. 66.)
Cosson, E., Plantae in Cyrenaica et agro Tripolitano anno 1875 a cl. Daveau
lectae. (l. c. p. 100.)
Hildmann, H., Echinopsis ceristata Salm. Hierzu Abbildung 47. (Gartenflora.
Jahrg. XXXVIII. 1889. p. 286.)
Letourneux, A., Note sur un voyage botanique & Tripoli de Barbarie. (Bulletin
de la SoeietE botanique de France, Ser. II. Tome XI. 1889. p. 91.)
Mueller, Ferd., Baron v., Considerations of phytographie expressions and
arrangements. (Extraprint from the Proceedings of the Royal Society of
New South Wales. 1888.) 8°. 17 pp.
Potonie, H., Illustrirte Flora von Nord- und Mittel-Deutschland mit einer Ein-
führung in die Botanik. 4. Aufl. 8°. VII, 598 pp. Mit Illustr. Berlin (Julius
Springer) 1889. M. 6.—. Geb. M. 7.—
St. Paul-Illaire, v., Cattleya Walkeriana Gardner. Hierzu Tafel 1299. (Garten-
fiora. Jahrg. XXXVIII. 1889. p. 281.)
Rouy, &., Le Silaus virescens Boiss. dans les Pyrenees-Orientales. (Bulletin
de la Societe botanique de France. Ser. II. Tome XI. 1889. p. 65.)
Wittmack, L., Tillandsia streptophylla Scheidw. Hierzu Abbildung 48. (Garten-
flora. Jahrg. XXXVIIL 1889. p. 288.)
314 Neue Litteratur.
Teratologie und Pflanzenkrankheiten:
«Cavazza, Erinosio Phytoptosidella vite. (Agricoltura illustrata [Milano]. 1889.
No. 3/&)
Zur Mühlen, von, Getreideverwüster. (Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesell-
schaft der Universität Dorpat. Bd. VIII. 1889. Heft 3. p. 398.)
Relazione degli esperti fillosserici sullo stato dei vigneti nel Cantone Ficino
concernente le malattia dominanti. (Agricoltura Fieinese [Lugano]. 1889.
Fasc. 6—7.)
Medicinisch-pharmaceutische Botanik:
Ammentorp, L., 4 Tilfälde af actinomycosis hominis. (Nord. med. arkiv. Bd.
XX..1889.. No, 4. p. 1—19.)
Arloing, S., Effets locaux zymotiques des substances solubles contenues dans
les cultures du Bacillus heminecrobiophilus. (Compt. rend. de l’Academie des
seiences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 10. p. 532—534.)
Bouchard, Ch., Influence qu’exerce sur la maladie charbonneuse l’inoeulation
du bacille pyocyanique. (Compt. rend. de l’Acad&mie des sciences de Paris.
T. CVIII. 1889. No. 14. p. 713—714.)
Charrin et G@uignard, L., Action du bacille pyocyanique sur la bacteridie char-
bonneuse. (Compt. rend. de l’Acad&ämie des sciences de Paris. T. CVII.
1889. No. 14. p. 764— 766.)
Dönitz, W., und Lassar, O., Ueber Mycosis (Granuloma fungoides). (Arch. f.
pathol. Anat. Bd. CXVI. 1889. Heft 2. p. 301—309.)
Frick, Bakteriologisches über das grüne Sputum. [Ges. d. Aerzte in Zürich.]
(Korrspdzbl. f. Schweiz. Aerzte. 1889. No. 7. p. 273— 276.)
&abbi, U., Sopra un caso di tonsillite follicolare acuta infettiva; contributo
allo studio delle rare localizzazioni del virus pneumonico. (Sperimentale.
1889. No. 4. p. 388—398.)
Heim, L., Ueber das Verhalten der Krankheitserreger der Cholera, des Unter-
leibstyphus und der Tuberculose in Milch, Butter, Molken und Käse. (Arb.
a. d. kais. Gesundh.-Amt. Bd. V. 1889. Heft 2. p. 295—311.)
Heinz, A., Bakterioloöka analiza zagrebalkih pitkih vodah. [Bakteriologische
Analyse der Agramer Trinkwässer.] (Societas histor. natur. Croatica. (Vol.
III. 1888. p. 286—324.) [Kroatisch.]
Jaccoud, Ueber Endocarditis infeetiosa. (Wiener med. Blätter. 1889. No. 17.
p. 262—264.)
Lindt, jun., W., Ein Fall von primärer Lungenspitzenaktinomykose. (Korrspdzbl.
f. Schweiz. Aerzte. 1889. No. 9. p. 262— 272.)
Nesemann, Ueber Pemphigus-Erkrankungen in der Praxis einer Hebamme nebst
Bemerkungen über Pemphigus acutus neonatorum. (Zeitschr. f. Medicinal-
beamte. 1889. No. 4, 5. p. 102—105, 148—152.)
Oechsner de Coninck, Contribution & l’&tude des ptomaines. (Compt. rend.
de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 15. p. 809—810.)
Pause, Die Naturgeschichte des Diphtheritis-Pilzes und des ihm verwandten
Scharlach-Pilzes. gr. 8°. V. 63 pp. mit 3 Tab., 1 Elbthalkarte, 1 Kurventaf.
u. 4 Taf.-Zeichnungen. Dresden (Pierson) 1889. M. 2,80.
Prudden, T. M., On the etiology of diphtheria. An experimental study. (Amer.
Journ. of the Med. Sciences. 1889. No. 4, 5. p. 329—350, 450—478.)
Schiller, Beitrag zum Wachsthum der Typhusbacillen auf Kartoffeln. (Arb. a.
d. kais. Gesundh,-Amt. Bd. V. 1889. Heft 2. p. 312—320.)
Straus, J., Sur la vaccination contre la morve. (Compt. rend. de l’Acade&mie
des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 10. p. 530—532.)
Thierry, M. de, Contribution & l’&tude des alcaloides mierobiens et physiologiques
(ptomaines et leucomaines) (these). 8°. 157 pp. Paris, Davy 1889.
Wangenheim, W. v., Schutzimpfung gegen den Milzbrand. (Milch-Zeitg. 1889.
No. 11, 12. p. 203—205, 221—223.)
Neue Litteratur, 815
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik:
Anderlind, P. V. Leo, Die Landwirthschaft in Egypten. 97 pp. Dresden
(Adolph Lüders) 1889. M. 2,75.
Giordani, Semina del lino. (Agricoltura illustrata [Milano]. 1889. No. 3—4.)
Melzi, Raccolto delle olive e operazione della spremitura. (l. c.)
Nessler, J., Die Bereitung, Pflege und Untersuchung des Weines. 5. Aufl. M.
e. Anhang: Grundzüge für die Behandlung des Obstweines u. Weinessigs. 8°.
VIII, 428 pp. M. Illustr. Stuttgart (Eugen Ulmer) 1889, M. 5,50.
Lefevre, P. J., Guide elömentaire et pratique pour la fabrication du cidre et
du poire et la culture du pommier A cidre, & l’usage des cultivateurs et des
personnes qui veulent elles-m&mes fabriquer leur eidre. 8°. VIII, 202 pp. et
planche. Rouen (Auge) 1889. Fr. 1,50.
Römer, B., Grundriss der landwirthschaftlichen Pflanzenbaulehre. 3. Afl. 8°.
X, 150 pp. (Deutsche landwirthschaftliche Taschenbibliothek. 1889. Heft 24.)
Leipzig (K. Scholtze) 1889. geb. M. 1.80.
Schawrow, N., Der Fruchtwein-Ertrag in Transkaukasien. 8°. 72 pp. Tiflis
1887. [Russisch.]
Sprenger, C., Acer palmatum und seine Formen. (Gartenflora. Jahrg. 38.
1889.)
Usspenssky, P. P., Zimmercultur. 2. verm. u. verb. Auflage. 8°, IV, 144 pp.
St. Petersburg 1889. [Russisch.]
Wittmack, L., Zizania aquatica L. — Der Wasserreis. Hierzu Abbild. 44—46.
(Gartenfiora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 10. p. 262.)
Wolkenstein, P. E., Gartenlexikon. 8°. VIII, 436 pp. St. Petersburg 1889.
[Russisch.]
Wollny, E., Untersuchungen über den Einfluss der Pflanzendecke und der Be-
schattung auf die physikalischen Eigenschaften des Bodens. Dritte Mittheilung.
(Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd. XII. 1889. Heft 1/2.
p- 1.)
Sämmtliche früheren Jahrgänge des
Botanischen Centralblattes
sind vollständig & M. 24.—, sowie in Quartalsbänden & M. .—
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Inhalt:
Originalberichte gelehrter Ge- | Chmielewskij, Zur Frage über die Copulation:
sellschaften. | der Kerne beim Geschlechtsprocess der Pilze,
2 u s p- 789.
Botaniska Sällskapet in Stockholm. Chmielewskij, Zur Frage über die Wasserauf-
Sitzung am 19. Dez. 1888. | nahme durch die oberirdischen Organe der:
| Pflanzen, p. 790.
Eriksson, Fungi parasitiei scandinavici exsic- | Cosson, lllustrationes Florae Atlanticae. Fasc.
cati. Fasc. 6, p. 786. | HIN.) PAIR:
Eriksson, Eine neue Fahnenhafer - Varietät, Feistmantel, Ueber die geologischen und pa-
p. 7837. laeontologischen Verhältnisse des Gondwäna-
Systems in Tasmanien, p. 801.
Kononezuk, Ueber die lokale oder einseitige
Hartschichtigkeit des Holzes, p. 794.
Bordzilowski, Ueber die Entwickelung der Mattei, I epidotteri e la dicogamia, p. 792.
beerenartigen und fleischigen Früchte. Erste Perez-Lara, Florula Gaditana, p. 796.
Mittheilung, p. 792. Semler, Die tropische Agrikultur, p. 804.
Borowski, Untersuchung des anatomischenBaues Stur, Die Calamarien der Carbonflora der
und der technischen Eigenschaften des Holzes Schatzlarer Schichten. (Schluss), p. 797.
von Pistacia mutica, p. 794. | Neue Litteratur, p. 812.
Referate:
Ausgegeben: 17. Juni 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
and XXXVIII.No.12. Jahrgang X.
. isehes Centrz Ih}
AN am REFERIRENDES ORGAN Kaly
für das Gesammtgebist der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund: und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
No. 25,
Wissenschaftliche Original-Mittheilungen.
Rubus Faäbryi Alad., Richt. nov. sp. und Rosa sub-
duplicata Borb. var. nov. albiflora A. Richt,
Auctore
Aladär Richter.
I. Rubus Fäbryi e sectione Chlorobatorum Borb. (Suberectorum
Focke). Twuriones suberecti, apice haud nutantes, epruinosi, acute
pentagoni obsoleteque sulcati, omnino glabri, aculeis tota longitu-
dine sat crebris, validis, e basi dilatata compressa rectiusculis, ad
angulos dispositis; folia quinato-digitata, petiolis parce pilosis, acu-
leis parum recurvis crebrisque armatis, stipulis pilosis, anguste
linearibus; folia inaequaliter grosse biserrata, superne viridia gla-
braque, subtus subcanescentia tenuiterque pubescentia; terminale
distincte cordato-ovatum, acuminatum, longe petiolulatum, tertia
parte petiolulo longius; infima breviter, sed manifeste (2—3 mm.)
petiolulata.
Rami floriferi elongati, erecti, obtusanguli, superne teretiusculi,
foliis ternatis frondosi; foliolis illis turionum, quod formam atque
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 26
818 Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov. sp. etc.
pubent attinet, parum diversis; inflorescentia thyrsoidga, om cr
nino foliosa, ramuli inferiores cymoso-partiti, sup£riores mo-
nanthi; pedunculi elongati moliterque pilosi, aciculis parvis induti,
flores maiusculi ; sepala inermia, post anthesin reflexa, externe vi-
ridi-tomentosa, albo-marginata, eglandulosa; petala obovata ad basin
versus attenuata (14 mm longa, 9 mm lata), sepalis duplo longiora,
albida; stamina stylos superantia, in flore omnino. aperto expansa
post anthesin haud marcescentia; fructus? — Tota planta eglan-
dulosa.
Floret exeunte Junio et ineunte Julio.
Legi die 15 julii anno 1888, .in balnearum Stoöszensium
(Comit. Abauj-Torna Hung.) silvis acerosis.
Rubum sıuperne deseriptum, decus florae Hungariae borealis,
in hororem viri clarissimi et professoris olim mei Johannis Fäbry,
de flora Comitatus Gömöriensis optime meriti, dicavi.
Fubus Fäbryi inflorescentia elongata , foliis magnis ad apicem
usque interruptis, inflorescentia igitur fere soluta, ramulis foliorum
axillis egredientibus omnibus Chlorobatorum Borb. (Subereetorum
Focke) speciebus prorsus dissimilis.
Rubus Bertramii G. Braun, quiin Fockei Synopsi Ruborum
(1877) pag. 117 inter Chlorobatos singularis inflorescentia foliosa
deseribitur, et gquem in herbario Borbäsii (ex herb. Baenitzii Euro-
paeo Nr. 4802 e loc. class. edito) comparavi, - cum Rubo Fäbryi
inflorescentia foliosa quidem affinis est, sed posterioris inflorescentia
elongata, multiflora (Rubi Bertramü brevis, pauciflora!) differt,
praeterea foliolo terminali haud suborbiculari, omnibus subtus magis
dense ac in Rubo Bertramiü G. Braun canescentibus (foliola Rubi
Bertramii in Baenitziil. c. subtus tenuissime puberula, concoloria!),
petiolorum aculeis non falcatis, petiolulis lateralibus magis abbre-
viatis etc.
Rubus Fäbryi praeter has notas foliolis turionum terminalibus
longe petiolulatis, subtus tenuiter pubescentibus, turionibus haud
sulcatis a Rubo sulcato Vest. — in Tratt. Rosac. monogr. III.
(1825) 42, bene distinetus est; a Rubo plicate Weihe et Nees Rub.
Germ. (1322).15, qui ex observationibus batographorum Frubum
Fruticosum Linnaei verum sistit, turionibus distincte angulatis, tota
longitudine tenuiter obsoleteque striatis, stipulis anguste linearibus,
foliolis subplicatis, subtus tenuiter pubescentibus, nahe turionum
breviter, sed manifeste petiolulatis, inflorescentiae habitu, staminibus
stylos superantibus — diversissimus. Planta ARuborum typica.
Il. Rosa subduplicata Borb. Oest. Bot. Zeitschr. (1883). p. 15.
— (Rosa Heimerlü H. Braun; Beiträge zur Kenntniss einig. Art.
und Form. d. Gattung Rosa. Mittheil. d. Zool. Bot. Ges. 1885.
p. 51. Mit Tafel.) var. nov. albiflora m. — Flores mediocres,
albi; receptaculum globosum vel subglobosum, cum peduneulis se-
palisque glandulosum; styli pilosi. Foliola elliptica (longa: 30 mm,
lata 18 mm. — foliola haud maiora), acuta, superne tenuiter pubes-
centia, virescenti-canescentia, subtus dense adpresseque cano-tomen-
tosa, eglandulosa, simpliciter vel plus-minus subbiserrata, petiolis
glandulosis; aculei ramorum erebri inclinatique.
Instrumente, Präparations- und Vonservations-Methoden. 819
Hanc Rosam superne descriptan a Rosa subduplicata Borbäsii
(= Rosa Heimerlii H. Braun ]. c.) \aud discernendam esse puto.
Inveni prope Muräny-Huta, wrsus Muräny (Com. Gömör.
Hung.), d. 30. junii anno 1888.
Budae Pestini 10. mart. an. 1389.
Instrumente, Präparations- u. Conserva-
tionsmethoden.
Koch, Alfred, Eine Combination von Schraubenmikro-
meter und Glasmikrometerocular. (Zeitschrift für wiss.
Mikroskopie. Bd. VI. Heft 1. p. 33—35.)
Verf. beschreibt ein durch R Winkel auf seine Anregung
construirtes Messocular, welches eıtweder als gewöhnliches Mikro-
meterocular mit feststehendem Mikroneter für weniger feine Messungen
oder unter Zuhilfenahme einer argebrachten Mikrometerschraube
für genauere Bestimmungen in Anwendung gebracht werden kann.
In einem durch die Mikrometerschraube bewegbaren Schlitten ist
ein in 10 mm/100 getheiltes Glasm’krometertäfelchen eingelegt, das
leicht zum Zweck der Reinigung herausgenommen werden kann.
Eine sehr zweckmässig befestigte Feder beseitigt, ohne irgendwo
störend hervorzuragen, den todten Gang der Schraube. Die obere
Linse des Oculars, welches durch Schraube am Tubus festgestellt
wird, ist behufs genauer Einstellung der Mikrometertheilung aus-
ziehbar. Preis des Oculars 50 Mark.
Kohl (Marburg).
Schimenz, P., Ein Athemschirm. (|. e.)
Um das Beschlagen des Tubus, Objekttisches und Objektträgers
durch die feuchte Expirationsluft des Mikroskopirenden zu verhindern,
empfiehlt Verf. einen höchst einfachen mittels Faden am Tubus
befestigten Papierschirm.
Kohl (Marburg).
Heinsius, H. W., Eine Verbesserung der Abbe’schen
Camera lucida. (l. c. p. 36—37.)
Um das häufige Abschrauben der Camera beim Nichtgebrauch
zu vermeiden, richtete Verf. dieselbe zum Umlegen ein. Ein Ring
aus geschwärztem Messing von den Dimensionen des unteren Theils
der Camera wird mittels eines Gelenkes an den Arm befestigt, der
den Spiegel trägt, und zwar an der Stelle, wo dieser an die Fassung
des Prismas angeschraubt ist. Die drei Klemmschrauben werden
durch den neuen anstatt durch den alten Ring geführt und das
Instrument am Tubus festgeklemmt. Jetzt lässt sich die Camera
26*
\
820 Instrumente, Präparatins- u. Conservationsmethoden.
leicht umlegen und nimmt, wieler übers Ocular gebracht, genau die
alte Stellung ein. Eine kleineAenderung lässt das Herausfallen der
Rauchgläser resp. der Gilt:y’schen Linse beim Umlegen leicht
verhindern.
Kohl (Marburg).
Braemer, L., Un nouveau r&activ histo-chimique des
tannins. (Bull. de la Soc, d’hist. nat. de Toulouse. Seance
d.. 23. janv. 1889.) S. A. 8°. 4 pp. Toulouse 1889.
Verf. theilt mit, dass beinale sämmtliche Gerbstoff-Reagentien,
deren man sich bisher bediente, unbrauchbar sind, so Eisensalze,
Kaliumbichromat, Kaliumhydrosyd (Sachs), Natriumarseniat
(Procter), Jodjodkalium (Griessmayer, Sanio), Anilinfarben
(Hanstein, Pfeffer), Kwpferacetat (Moll), Osmiumsäure
(Stadler, Pick, Dufour). Ammoniummolybdänat hat den Nach-
theil, dass seine Niederschläge nit Gerbsäure in Wasser und ver-
dünnten Säuren löslich sind und das Reagens selbst geringe Haltbarkeit
zeigt. Als besseres mikrochemisches Reagens auf Gerbsäuren schlägt
Verf. folgendes Gemisch von Natriumwolframat und Natriumacetat
vor: Natriumwolframat 1 grm., Natriumacetat 2 grm., aqua destillata
ca. 10 cc. Natriumwolframat fällt die Gallussäure braun, die
Gallusgerbsäure fahlgelb, in saurer oder ammoniakalischer Lösung.
Zur Unterscheidung beider Säuren ist das Reagens nach Verf. nicht
zu brauchen. Anwesenheit von concentrirter Wein- oder Citronen-
säure verhindert die Reaction. Das Reagens fällt weder Eiweisstoffe,,
noch den Gerbstoffen ähnliche Körper, welche letztere sich in
verschieden gelben Tönen färben, wogegen die Gerbsäuren gelbe
Niederschläge {in Wasser, sauren und basischen Salzlösungen unlöslich)
geben. Die Reaktion soll noch 0,00001 Gallusgerbsäure anzeigen.
Die Reaktion wird unterm Deckglas vorgenommen und tritt
momentan ein.
Kohl (Marburg).
Capranica, S., Photographie instantande des pr¶tions microscopiques. Note
preliminaire. (Bull. de la Soc. belge de Microscopie. Tome XI. 1889. No. 5.
pP 9%)
Jeffries, J. A., A new method of making ana@robie ceultures. (Med. News.
1889. No. 13. p. 347 —348.)
Jörgensen, Alfred, Die zymotechnische Wasseranalyse in Hueppe’s Buch: Die
Methoden der Bakterienforschung. (Centralblatt für Bakteriologie und Para-
sitenkunde. Bd. V. 1889. No. 22. p. 724—727.)
Krasilstchick, J., Nouvelle &tuve, chauffee au petrole, ä& temperature reglable
ä volonte. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. p. 166—176.)
Van Heurck, Henri, Les derniers progres de l’&clairage &lectrique applique &
la micrographie et & la photomicrographie. (Bull. de la Soc. belge de Micro-
scopie. Tome XV. 1889. No. VI. p. 24.)
Algen, 821
Referate.
Reinsch, P. F., Species et genera nova Algarum ex in-
sula Georgia australi. (Berichte d. deutsch. bot. Gesellschaft.
1388. p. 144 —156.)
Verf. bringt eine Reihe von Seealgen, die von Wille auf der
Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges im Jahre 1882/83
gesammelt worden sind:
Es sind:
Desmarestia pteridoides sp. n., D. aculeata (L.) Lamour. var. nova compressa,
Chroa (Genus novum Chordariacearum) saceuliformis sp. unica, Polysiphonia in-
conspicua Sp. n., Kalymenia multifida sp. n., Gracilaria prolifera sp. n., Rhody-
menia Georgica sp. n., Rh. ciliata Grev. v. nov. ligulata, Rh. deeipiens sp. n.,
Delesseria liqulata sp. n., D. salicifolia sp. n., D. polydaetyla sp.n., D. conden-
sata sp. n., D. carnosa sp. n., Merenia (Genus novum Rhodomelearum) mierocla-
dioides sp. n., Nitophyllum afine sp. n., Bonnemaisonia prolifera sp. n., Choreo-
colax Rhodymeniae sp. n., Pilota confluens sp. n., Callithamnion pinastroides
Reinsch v. ramulosum, Straggaria (Genus novum Floridearum incertae sedis).
Uhlitzsch (Tharand).
Möbius, M., Beitrag zur Kenntniss der Algengattung
Chaetopeltis Berthold. (Berichte d. deutsch. bot. Gesellsch. Bd. VI.
1888. p. 242—247.)
Verf. beschreibt eine auf Blättern von Myriophyllum proser-
pinacoides in einem Bassin des Heidelberger botanischen Gartens auf-
gefundene Alge, die in ihrem vegetativen Aufbau mit der von
Berthold beschriebenen Chaetopeltis orbicularis eine grosse Ueber-
einstimmung zeigt. Als einzige Art der Fortpflanzung beobachtete
Verf. die Bildung von Schwärmsporen, die zu 4 oder 8 in jeder
beliebigen Zelle des Thallus entstehen können, mit 2 Cilien und
einem rcthen Augenfleck versehen sind und zu zweit zu einer
Zygote verschmelzen.
Verf. bezeichnet die von ihm gefundene Alge als Ohaetopeltis
minor und vertheidigt die Ansicht, dass die Gattung Chaetopeltis
im natürlichen System in die Nähe der Chaetophoraceen zu stellen sei.
A Zimmermann (Tübingen).
Reinke, J., Algenflora der westlichen Ostsee Deutschen
Antheils. — Eine pflanzengeographische Studie,
mit 3 Holzschnitten und einer Vegetationskarte.
(Sep.-Abdr. aus dem VI. Berichte d. Commission z. Untersuchung
der deutschen Meere in Kiel. 1839.) 4°. 101 pp. Kiel 18839.
Die Arbeit zerfällt in drei Abschnitte: 1. Allgemeines. 2.
Specielle Aufzählung der im Gebiete beobachteten Algen. 3. An-
deutungen zu einer Geschichte der westlichen Ostsee.
I. Allgemeines. Verf. rechnet den Umfang der „westlichen
Ostsee“ nach dem Vorgange von Ackermann von der Verengerung
des Kleinen Belts südlich von Fredericia bis zu einer von Darser
Ort nach Gjedser Odde (I. Falster) gezogenen Linie, durch
welche zwei dem Salzgehalt nach verschiedene Gebiete der Ostsee
822 Algen.
von einander getrennt werden, „mit einer Schärfe, wie sie für keine
ähnliche Abgrenzung in der Ostsee wieder hervortritt. Das vom
Verf. bearbeitete Gebiet der westlichen Ostsee, der deutsche Antheil
derselben *), „wird auf der einen Seite begrenzt durch die deutsche-
Küste, auf der anderen Seite durch eine Linie, welche, vom nörd-
lichsten Punkte der deutschen Küste, bei Heilsminde beginnend,
die kleine Bucht von Heilsminde halbirt, dann südöstlich, ungefähr
der deutschen Küste parallel verläuft, die Inseln Brandsö und Baagö-
ausschliesst, Linderum und Aarö einschliesst und in annähernd
gleichem Abstande von der dänischen Küste weiter läuft, den
südlichen kleinen Belt ungefähr halbirend. In der Kieler Bucht
zieht sich diese Grenzlinie mitten durch deren tiefste Einsenkung,,
halbirt den Fehmarn-Belt und erstreckt sich in gleichem Abstande
von der Insel Laaland bis zur Spitze des Gjedser Riffs, wo das
Feuerschiff liegt, von dort noch eine kurze Strecke längs der
Kadetrinne laufend bis zum Schnittpunkt mit der Graden Gjedser-
Odde-Darser Ort, welche das Gebiet gegen die östliche Ostsee
abgrenzt.“ Der Autor gibt sodann eine Uebersicht der wichtigsten
einschlägigen Litteratur, sowie der Quellen und Hülfsmittel der
Arbeit, welcher ausschliesslich vom Verf. selbst gesammeltes oder
wenigstens selbst untersuchtes Material zu Grunde liegt.
Auf den Exeursionen suchte Verf. nicht nur die Zahl und
Verbreitung der Algenspecies festzustellen, sondern auch planmässig
zu ermitteln, welche Theile des Meeresgrundes überhaupt bewachsen
sind. Das Resultat dieser äusserst schwierigen Aufgabe ist folgendes:
Die Küstenzone ist durchweg — mit kleinen localen Ausnahmen — bis
zur 10-Meter-Grenze als bewachsen anzusehen und zwar meist
mit Zostera; auf steinigem Boden wird Zostera in der Litoralregion
durch Algen verdrängt. Im Uebrigen hängt die horizontale Ver-
theilung der Algen in der westlichen Ostsee von der Beschaffenheit
des Meeresgrundes ab und es gilt hier der Erfahrungssatz: „Fester
Meeresgrund ist bewachsen ‚beweglicher Meeresgrund ist unbewachsen.“
Dieser Unterschied der Meeresvegetation nach der Beweglichkeit
oder Unbeweglichkeit des Substrats schwindet in den tieferen Theilen
des betrachteten Gebietes, indem hier auch noch der steinarme oder
völlig steinlose Sandboden als fester Meeresgrund zu betrachten ist.
Nur der Schlickboden ist in grösseren Tiefen pflanzenfrei, da er zu
beweglich ist, um den Algen den nöthigen Halt zu gewähren. —
Bezüglich der vertikalen Vertheilung der Algen unterscheidet Verf.
nach dem Vorgange von Kjellman zwei Tiefenregionen: die
litorale bis zu 4 Meter, die sublitorale von 4—40 Meter Tiefe; die
noch tiefere elitorale Region K jellman’s fehlt im Gebiete gänzlich;
bewachsener Grund geht kaum tiefer als 35 m herab. Als Grenz-
linien für das Vorkommen mancher Arten treten am deutlichsten
die 4- und die 12-Meter-Linie hervor. Nächst der Bodenbeschaftenheit
ist für den Charakter einer Algenflora die chemische Zusammen-
setzung des Wassers, vornehmlich der Salzgehalt desselben, von
*) Eine algologische Untersuchung der dänischen Küstengebiete ist für die
nächsten Jahre in Aussicht genommen.
Algen, 823
grösster Wichtigkeit und hier weist Verf. auf das Ergebniss der
bisherigen Untersuchungen hin, dass nämlich, „während das Ober-
flächenwasser der westlichen Ostsee nur etwa den halben Salzgehalt
des Nordseewassers (3.25—3,50°o) besitzt, der Salzgehalt des
Wassers der grösseren Tiefen sich demjenigen der Nordsee viel
weiter nähert und denselben stellenweise sogar erreicht.“ *) Dieser
Faktor ist zwar nicht allen für die Tiefenanordnung der Algen
bestimmend, doch erklärt er, wie z. B. Desmarestia aculeata, eine
bei Helgoland litorale Alge, in der Kieler Bucht nur in Tiefen von
mehr als 12 m gefunden wird.
Die Wirkung höheren Salzgehaltes auf die Algen sieht Verf.
nicht darin, dass derselbe eine grössere Quelle von Nährstoffen
repräsentirt, sondern darin, dass der Turgor der Algenzellen in
salzreicherem Wasser durch Steigerung des osmotischen Aussendrucks
eine Minderung erfährt, in salzärmerem Wasser eine Erhöhung.
Eine Bestätigung dieser Ansicht liegt in der Erfahrung, „dass Algen
des tieferen Wassers, im lea Oberflächenwasser kultivirt,
vielfach eine Tendenz zu monströsen Aussprossungen ihrer Zellen
zeigen, was auf den Einfluss eines abnorm gesteigerten Turgors
hinweist.“ Der Einfluss des Salzgehaltes auf die Ernährung ist
indirekt insofern vorbanden, als (nach Jacobsen) der Kohlensäure-
gehalt des Meereswassers um so grösser ist, je salzreicher dasselbe
ist. Bezüglich der Temperaturverhältnisse weist Verf. auf eine Eigen-
thümlichkeit der Algenflora unseres Gebietes hin. Während sonst
die Temperatur des Meeres nur äusserst geringen Schwankungen
unterworfen ist, wie z. B. nach Kjellman „die Temperatur
arktischer Gewässer, in denen die reichste Algenvegetation vor-
kommt, sich im Allgemeinen nicht über 0°C. erhebt zu irgend einer
Jahreszeit“, sind die Algen unseres Gebietes eurytherm, vermögen
grosse Temperaturunterschiede zu ertragen. „Differenzen der
Beleuchtungsstärke scheinen auf die Algen der westlichen Ostsee
einen sehr geringfügigen Einfluss auszuüben.“
Am Schlusse dieses Abschnitts hebt Verf. hervor, dass der
verminderte Salzgehalt auch bereits hier eine Verkümmerung der
Formen, freilich nur bei der Minderzahl der betrachteten Algen,
hervorgerufen. Die Mehrzahl tritt noch ebenso kräftig und üppig
auf wie bei Helgoland.
U. Specielle Aufzählung der im Gebiete beob-
achteten Algen. Die kritische Aufzählung der Arten umfasst
nicht sämmtliche Algen der westlichen Ostsee; von der Bearbeitung
ausgeschlossen sind die Diatomeen und Flagellaten ; nieht ganz voll-
ständig sind die Plankton-Algen. Es sind — und zwar mit einer
Abweichung von der üblichen Praxis bezüglich der Autornamen**) —
folgende Arten in folgender Reihenfolge erwähnt:
*) Es ist dies eine Folge der in der westlichen Ostsee noch kräftigen Unter-
strömung aus der Nordsee.
**) Verf. setzt für gewöhnlich nur den Namen desjenigen Autors hinter den
Pflanzennamen, welchem wir die Begründung des Artbegrifis verdanken. Hat
dieser Autor bei Aufstellung der Art diese einer anderen Gattung zugezählt, so
setzt Verf. ein sp. hinter den Autor.
824 Algen.
1. Rhodophycseae: Erythrotrichia ceramicola Lyngb. sp., Actinococcus roseus
Suhr sp., Oruoria pellita Lyngb. sp., Petrocelis eruenta J. Ag., Hildenbrandtia
rosea Kütz., Chantransia virgatula Harv. sp., secundata Lyngb. sp., efllorescens
J. Ag. sp., Spermothamnion roseolum Ag. sp., Nemalion multifidum Web. et Mohr
sp., Rhodochorton Rothüi Eng. Bot. spec., membranaceum Magnus, chantransioides
nov. spec., Antithamnion Plumula Ellis, boreale Gobl. forma baltica!, Callithamnion
roseum Rth. sp. (nee Harv.), byssoideum Arn., corymbosum Engl. Bot. sp., Cera-
mium tenuissimum Lyngb., arachnoideum J. Ag., divaricatum Cr., Deslongehampii
Chauv., strietum Kütz. sp., diaphanum Lightf. sp., eircinatum Kütz., rubrum Huds.
sp., Fastigiaria furcellata L. sp., Dumontia filiformis Lyngb. sp., Chondrus crispus
L. spec., Gymnogongrus plicatus Huds. sp., Phyllophora Brodiaei Tuın. sp., rubens
Good. et Woodw. sp., membranifolia Good. et Woodw., Bangii Fl. Dan. sn.,
Cystoclonium purpurascens Hud. sp., Hydrolapathum sanguineum L. sp., Fhody-
menia palmata L. sp., Delesseria alata Hudson sp., sinuosa Good. et Woodw. sp.,
Gracilaria confervoides L. sp., Harveyella mirabilis Reinsch sp., Polyides rotundus
Gmel. sp., Rhodomela virgata Kjellm., subfusca Woodw. sp., Polysiphonia urceo-
lata Ligthf. sp., violacea Rth. sp., elongata Huds. sp., fibrillosa Dillw. sp., byssoides
Good. et Woodw. sp., nigrescens Dillw. sp., Melobesia Corallinae Cr., Laminariae
Cr., membranacea Lamour., Lejolisii Ros., farinosa Lamour., Lithophyllum Lenor-
mandi Aresch. sp., Corallina ojlhieinalis L.
2,Phaeophyceae: Fucus vesieulosus L., serratus L., ceranoides L., Ascophyllum
nodosum L. sp. var. scorpioides Fl. Dan., Halidrys siliquosa L. sp., Haplospora
globosa Kjellm., Scaphospora speciosa Kjellm., Sphacelaria cirrkhosa Roth sp.*),
olivacea Dillw. sp., racemosa Grev. var. arctica!, spinulosa Lyngb, Chaetopteris
plumosa Lyngb. sp., Eetocarpus sphaericus Derb. u. Sol., Pringsheimii nov. nom.,
Stilophorae Cr., repens nov. nom., terminalis Kütz., ovatus Kjellm. var arachnoi-
deus!, Sandrianus Zanard. var. balticus!, 'tomentosus Huds. sp., confervoides
Roth spec., varius Kjellm. sp, litoralis L. sp., Sorocarpus wvaeformis Pringsh.
var. balticus!, Ascoeyelus reptans Cr. sp., ocellatus Kütz. sp., balticus nov. Sp.,
foecundus Strömf. sp. var. seriatus!, globosus Rke. sp., Microspongium gelatinosum
Rke., (?) Myronema strangulans Grev., Ralfsia verrucosa Aresch., elavata Carm.
sp., Lithoderma fatiscens Aresch., Giraudia sphacelarioides Derb. u. Sol, Halo-
thrix lumbricalis Kütz, sp., Leptonema fasciculatum Rke., Elachista fueicola Velley
sp., Symphoricoccus radians Rke., Asperococcus echinatus Mert. sp. var. filiformis!,
Striaria attenuata Grev., Stietyosiphon subarticulatus Aresch. sp., tortilis Aresch.
sp., Punctaria plantaginea Roth sp., Desmotrichum undulatum J. Ag. sp., balticum
Kütz., scopulorum Rke., Kjellmannia sorifera Rke., Scytosiphon lomentarius Lyngb.
sp., pygmaeus Rke., Phyllitis Fascia Fl. dan. sp., zosterifolia nov. nom., Chorda
Filum L. sp., tomentosa Lyngb., Dietyosiphon hippuroides Lyngb. sp., foeniculaceus
Huds. sp., Chordaria Aresch., Mesogloia Aresch., Gobia baltica Gobi sp.**), Des-
marestia viridis Fl. dan, aculeata L. sp., Spermatochnus paradoxus Roth sp.,
Stilophora rhizodes Ehrh. sp., tuberculosa Fl. dan. sp., Halorhiza vaga Kütz. sp.,
Chordaria flagelliformis Fl. dan. sp., divaricata Ag., Castagnea virescens Carm. sp.,
Leathesia difjormis L. sp., Laminaria saccharina L. sp., Hlexicaulis Le Jol. —
3. Chlorophyceae. Polypella nidifica Fl. dan. sp., Lamprothamnus alopecu-
roides Del. sp., Chara erinita Wallr., baltica Fr.,aspera Deth., Capsosiphon aureolus
Ag. sp., Enteromorpha marginata .J. Ag., percursa Ag. sp, erecta Lyngb. sp.,
ramulosa Engl Bot. sp., clathrata Roth sp., minima Näg., mierocoeca Kütz., inte-
stinalis L. sp., compressa L. sp., Linza L. sp., Ulva Lactuca L., Monostroma
fuscum Post. u. Rupr. sp., Grevillei Thur. sp., Lactuca Ag. sp., latissimum Kütz.
sp., quaternarium Kütz. sp., Wittrockii Born., Diplonema confervoideum Lyngb.
sp., Ulvella Lens Cr., Protoderma marinum nov. spec., Pringsheimia scutata Rke.,
Prasiola stipitata Suhr., Schizogonium laetevirens Kütz., Urospora penicelliformis
Roth. spec., Ulothrix implexa Kütz., Chaetomorpha Melagonium Web. et Mohr sp.,
aerea Dillw. sp., Linum Fl. dan. sp., chlorotica Kütz., tortuosa J. Ag. sp., gracilis
Kütz., Rhizoclonium riparium Roth sp., Kochianum Kütz., Cladophora arcta Dillw.
sp., lanosa Roth sp, Agardhi Kütz., pygmaea Rke., rupestris L. sp., utriculosa
Kütz., hirta Kütz., refracta Roth. sp., graeilis Griff. sp., sericea Huds. sp., ceratina
*) Es beginnt hier die Ordnung der Phaeosporeae, deren Gruppirung, wie
sie sich den Untersuchungen des Autors gemäss herausgebildet, neu ist.
**) Gobia nov. gen.! —
Algen. 825
Kütz., glaucescens Griff. sp., marina Roth sp., Entocladia Wittrocküi Wille, Epi-
cladia Flustrae Rke., Phaeophila Engleri nov. sp., Bolbocoleon piliferum Pringsh.,
Gomontia polyrhiza Lagerh. sp., Blastophysa rhizopus Rke., Bryopsis plumosa
Huds. sp., Vaucheria litoria Hofm. Bang., sphaerospora Nordst., synandra Woron.,
Codiolum gregarium A. Br., Chlorochytrium dermatocolax nov. spec., Chlamydo-
monas Magnusii nov. nom., Spirogyra subsalsa Kütz.? —
4. Cyanophyceae: Hormospora ramosa Thwaites, Calothrix confervieola Roth.
sp., scopulorum Web. et M, parasitica Chauv. sp., aeruginea Kütz. sp., fasciculata
Ag., Isactis plana Harv. sp., Rivularia atra Roth., nitida Ag., Mastigocoleus
testarum Lagerh., Microchaete grisea Thur., Anabaena variabilis Kütz., gigantea
Mohr sp., Nodularia Harveyana Thwaites sp., spumigena Mertens, Hyella caespi-
tosa Born. u. Flah., Zyngbya majuscula Dillw. sp., aestuarii Jürg. sp., luteo-fusca
Ag. sp., semiplena Ag. sp., gracilis Menegh. sp., membranacea Kütz., persicina
nov. sp., ÖOsecillaria subsalsa Ag., tenuis Ag., Spirulina Thureti Cr., tenuissima
Kütz., versicolor Cohn, Pleurocapsa fuliginosa Hauck, Merismopoedia glauca
IST —
III. Andeutungen zueinerGeschichte derFlorader
westlichen Ostsee. Das in diesem Abschnitt Gesagte bezieht
sich nur auf die apodepfajseen und Phaeophyceen. Als für das Ge-
biet eigenthümliche Formen werden aufgeführt: Rhodochorton chan-
transioides, Phyllophora Bangi, Ascocyelus ocellatus, baltieus, glo-
bosus, Microspongium gelatinosum, Halothrix lumbricalis, Symphori-
coccus radians, Desmotrichum balticum, scopulorum, Kjellmania sori-
fera, Gobia baltica, Seytosiphon pygmaeus, Stilophora tuberculosa,
Halorhiza vaga. Von diesen 15 Arten, welche circa 12°/o des
Bestandes repräsentiren, könnten mehrere ausserhalb der Grenzen
des Gebiets nur übersehen sein, so dass als wirklich endemisch
nur 6°/, der Arten zu rechnen sein würden. Die übrigen Zrhodo-
phyceen und Phaeophyceen finden sich noch in anderen Meeren;
Verf. unterscheidet eine „atlantische Reihe* mit 33 Arten (26 %
des Bestandes), eine „subarktische“ mit 29 Species (22,7 %/,), eine
„hemiarktische* mit 16 Arten (12,5 °,) und endlich eine „arktische
Reihe* mit 32 Arten (25 %0). Bezüglich des Alters, d. h. der
„Entstehung der ein historisches Continuum mit der Jetztzeit
bildenden Ostseeflora* kommt Verf. zu folgendem Resultat: „Die
Möglichkeit des Pflanzenwuchses entstand in der Ostsee erst nach
dem Abschmelzen und Zurückweichen des letzten Inlandeises.
Demnach ist der Ursprung unserer Flora erst in die Periode nach
‚der zweiten Glacialzeit zu verlegen, und da eine autochthone Ent-
stehung der Flora im jetzigen Ostseebecken ausgeschlossen ist, so
kann sie nur postglacial aus der Nordsee in das "Ostseebecken ein-
gewandert sein.“ Wenn damit Alter und Ursprung der jetzigen
Ostseeflora bestimmt ist, so lässt sich geologisch die Herkunft der
einzelnen Elemente derselben noch weiter zurückverfolgen. Wir
gehen von der Tertiärzeit aus, derjenigen Periode, in welcher der
Abschluss des Mittelmeers nach Osten, die Trennung des Atlantic
vom Grossen Ocean durch eine Landbrücke stattgefunden, in
welcher aber anfänglich noch keine Verbindung zwischen dem At-
lantic und dem nördlichen Eismeer bestand, also jedes dieser Meere
‚seine eigene Flora besass. Vergleichen wir die Elemente unserer
heutigen mittelatlantischen Flora an der nordamerikanischen Küste
mit denen der europäischen, so kommen wir zu dem Schluss, dass
326 Algen. — Pilze.
„die Europa und Nord-Amerika gemeinsamen Arten (wobei hier
von den zugleich auch im arktischen Ocean vorkommenden Species.
abgesehen wird) den ältesten Grundstock der Flora bilden, deren
Entstehung in eine Periode der Tertiärzeit zurückverlegt werden
muss, in welcher noch eine Landbrücke zwischen beiden Continenten
bestand, wovon wir heute in den Faröer und in Island die Reste
erblicken. Nur die Annahme einer solchen Landbrücke macht die
so weit gehende Uebereinstimmung in der Zusammensetzung der
Flora beider Küsten verständlich.* „Auch für die Gestaltung des
in der Jetztzeit so einheitlichen Charakters der arktischen Flora
möchte diese Landbrücke, die in Form einer Inselkette vielleicht
bis tief in die Diluvialzeit hinein bestanden haben dürfte, von
grosser Bedeutung gewesen sein“ Nach dem Durchbruch dieser
europäisch - nordamerikanischen Landbrücke erfolgte eine Mischung
der arktischen und atlantischen Florenelemente, so dass sich wahr-
scheinlich gegen Ende der Tertiärzeit eine der jetzigen mittel-
atlantischen sehr ähnliche Flora ziemlich weit nach Norden hinauf-
zog. Die Eiszeit gestaltete die Mischung atlantischer und arktischer
Elemente im Mittel-Atlantie nur noch inniger, so dass die mittel-
atlantische Flora Nord-Amerikas und Europas, speciell auch die
der Nordsee, am Ende der Eiszeit im Grossen und Ganzen sich
ebenso zusammensetzt, wie die heutige, aus atlantischen und ark-
tischen Elementen; die Zahl ihrer Arten hat sich seitdem durch
Einwanderung und endemische Neubildung nur um ein Geringes.
vermehrt. Ihrer Entstehung nach ist die Ostseeflora ein Ab-
leger der Nordseeflora. Die Einwanderung der Algen aus der
Nordsee in die Ostsee nach dem Abschmelzen der Gletscher der
Glacialzeit ist so zu denken, dass zuerst solche Arten eindrangen,
welche auch in salzärmerem Wasser gedeihen, namentlich diejenigen,
welche die geringsten Ansprüche auf Salzgehalt stellen, also solche,
welche noch heute in der östlichen Ostsee sich finden. Der Um-
stand, dass durch das Schmelzwasser des Eises das Ostseewasser
lange eine niedrigere Temperatur besass, als das Nordseewasser,,
sowie die regelmässige winterliche Eisbildung in der Ostsee be-
günstigte vornehmlich das Einwandern arktischer Formen, wie denn
auch der Charakter der Ostseeflora ein subarktischer geblieben ist:
60 °/o subarktisch-arktischen Arten stehen kaum 40 °/, atlantische
und endemische Arten gegenüber. Die geringe Anzahl der ende-
mischen Arten in der Ostsee erklärt Verf. durch die Schwank ungen
des Salzgehaltes, da ja gerade „constante Lebensbedingungen für
die Fixirung neu entstandener Formen wichtig sind.“
Lierau (Hamburg).
Pilze. 827
Meyer, Bernhard, Untersuchungen über die Entwicklung
einiger parasitischer Pilze bei saprophytischer Er-
nährung. [Erlanger Dissertation.] (Sep.-Abdr. aus Landwirth-
schaftliche Jahrbücher.) 8°. 35 pp. 4 Taf. Berlin 1888.
Für mehrere bisher nur als Schmarotzer bekannte Pilze hat:
Verf. facultativen Saprophytismus nachgewiesen, für einige die:
Reihe der Formen erweitert, die sie auf todtem Substrat zu bilden:
vermögen, eine Reihe anderer schliesslich konnte mit den angewandten
Nährstoffen saprophytisch nicht ernährt werden.
Polystigma rubrum Tul. galt nach den eingehenden Unter-
suchungen von Fisch und Frank als streng obligater Parasit,.
dessen Askosporen ein kurzes Mycel und 1—2 Sporidien bilden,
die nur auf Pflaumenblättern auskeimen. Verf. gelang es in einem
einzigen Falle unter zahlreichen Versuchen, die Askosporen zur-
kräftigen Weiterentwicklung zu bringen in einer Fruchtkammer-
kultur mit verdünnter Malzlösung mit etwas Phosphorsäure. Von
den zahlreichen Sporen, die durch ein über das reife Stroma.
gehaltenes Deckgläschen aufgefangen wurden, entwickelten sich nur
die ausserhalb des eigentlichen Hängetropfens im Niederschlagswasser-
gekeimten Sporen zu einem reichverzweigten, stattlichen Schimmel-
mycel mit zahlreichen Apressorien. 6 Tage nach der Aussaat wurden
reichlich Gonidien gebildet, die von der Spitze der Fäden oder-
kurzen, senkrecht vom Mycelfaden abgezweigten Basidien successive
abgeschnürt wurden; mitunter auch direct von kurzen Sterigmen
der Seitenwände. Diese Gonidien keimten rasch in der gleichen
Cultur, wuchsen theils zu kleinen, theils zu stattlichen Mycelien
aus und bildeten abermals Gonidien. Diese wurden in frisches.
Nährmaterial übertragen (Malzlösung, Extracte von Moorerde,
Kuhmist, Kirschen, Fleisch mit wechselndem Säurezusatz, auf
Gelatine, coagulirtes Eiweiss, Kartoffeln, Bohnen, Spargeln, Brot)
und entwickelten überall das gleiche üppige Mycel, wie die Asko-
sporen. Schon nach 2 Tagen trat röthliche Färbung des Mycels
auf. was bei parasitärer Lebensweise erst nach 4—6 Wochen der
Fall zu sein pflegt. Askosporenbildung wurde nicht beobachtet.
Ramularia asperifolia Sacc., auf Symphytum-Blättern als
Schimmel gefunden, ein typischer Parasit, ist bei Saccardo (Fungi
italici. No. 65) nicht ganz richtig abgebildet, da die Sporen nicht,
wie dort angegeben, einzeln gebildet werden. Bei dem ungemein
leichten Zerfall der Sporenbüschel liess sich an dem von den
Symphytum-Blättern entnommenen Materiale kein klares Bild von
der Bildungs- und Wachsthumsweise der Gonidien gewinnen. In
Hängetropfenkultur mit Mist-, Malz-, Weinbeeren- und Pflaumen-
decoct wurden die Gonidien zur Keimung gebracht und bis zur-
Bildung neuer Sporen verfolgt. In Wasser unterblieb die Keimung-
fast stets. Die neuen Gonidien bilden sich an untergetauchten wie:
an Lufthyphen des gegliederten Schimmelmycels in ziemlich mannig-
facher Weise: einzeln, zu mehreren in Ketten und selbst in bäumchen-
artigen Verbänden, die sogar nach Art der Sprosspilze aus einer-
zuerst gebildeten Gonidie ihren Ursprung nehmen können.
828 Pilze.
Die leichtkeimenden Gonidien von Claviceps purpurea Tul.
(= Sphacelia segetum) wurden schon von Kühn zur Bildung eines
kleinen Mycels und Abschnürung gleichgearteter Gonidien gebracht.
Um den natürlichen Ernährungsverhältnissen einigermassen nahe
zu kommen, wurden vom Verf. Nährlösungen angewandt, die der
Nowacki’schen Analyse milchreifer Weizenkörner entsprachen.
Hierin zeigte der Pilz reichliche Mycelentwicklung und Sporen-
bildung, die Sporen keimten alsbald wieder aus. Beiläufig bemerkt
sei, dass die Gonidien im eingetrockneten Honigthau (auf dem
Mützchen des Mutterkorns) ihre Keimfähigkeit sehr lange bewahren
und noch im Oktober gerade so schnell, wie frisch gebildete aus-
keimten. Massenkulturen unter den Bedingungen des freien Landes
ergaben ausgiebige saprophytische Entwicklung. Eine beinahe ein
Jahr alte Massenkultur auf präparirtem Brod in einer grossen
feuchten Kammer lieferte zwar keine Sclerotien, zeigte aber, dass
ein Ruhezustand auch ohne besondere Formänderung möglich ist,
und dass die typischen Formen der Sphacelia, die „Gebirnwindungen*
und die Sporenabgliederung an einer besonderen Schicht, nicht der
parasitischen Ernährung allein zukommen.
Protomyces macrosporus Unger scheint ein relativ streng an-
gepasster Parasit zu sein. Er bildet ausserhalb der Nährpflanze an
seinem Mycel keine Sporen, verträgt nur äusserst geringe Acididät
des Zellsaftes und künstliche Kultur wird durch seine grosse
Empfindlichkeit gegen Bakterien sehr erschwert. Aehnlich wie bei
den Ustilagineen fand die Copulation der Sporen viel spärlicher in
Nährlösungen als in Wasser statt und ebenso wie dort wuchs er
bei künstlicher Ernährung als Sprosspilz und’ zeigte nur schwache
Andeutung von Mycelbildung. Sporenbildung unterblieb. Infection
konnte mit dem saprophytisch ernährten Mycel nicht erzielt werden.
Plasmodiophora Brassicae Wor. wird als streng obligater Parasit
angesprochen, denn die Sporen waren vom Verf. bei saprophytischer
Ernährung überhaupt nicht zum Keimen zu bringen (Woronin
ist dies bekanntlich gelungen !).
Anhangsweise werden noch eine Reihe anderer Pilze besprochen,
deren Untersuchung meist negativen Erfolg hatte und nicht zu
befriedigendem Abschlusse führte. Es sind dies: die Ustilaginee
Cordalia persicina Gobi auf Röstelia cancellata, Uredo von Triphrag-
-mium Ulmariae, Teleutosporen von Melampsora populina Jacgq.,
Puceinia Phragmitis Schum. und Gymnosporangium juniperinum L.,
Ascosporen von Tuber aestivum, Cryptomyces Pteridis Rebent und
Rytisma acerinum Fr., Spermatien von Discosia alnea Fr.
Die 4 sehr schön gezeichneten Tafeln stellen Polystigma rubrum,
"Ramularia asperifolia, Olaviceps purpurea und Protomyces macro-
.‚sSporus dar. Klein (Freiburg i. B.).
Muscineen. — Gefässkryptogamen. 829
Haberlandt, @., Ueber das Längenwachsthum und den
Geotropismus der Rhizoiden von Marchantia und Lunu-
laria. (Oesterreichische botan. Zeitschrift. 1889. No. 3. p. 93—98.)
Verf. hatte bereits früher festgestellt, dass das Längenwachsthum
der Wurzelhaare lediglich auf Spitzenwachsthum zurückzuführen ist.
Nun gelang es ihm auch, dasselbe für die Rhizoiden von Marchantia
und Zunularia nachzuweisen. Die Versuche wurden im feuchten
Raume ausgeführt und durch Anblasen von Reisstärke eine Markirung-
der Rhizoiden vorgenommen. Es zeigte sich, dass stets nur der
calottenartige Scheiteltheil derselben im Längenwachsthum be-
griffen war.
Es lag nun die Frage nahe, wie bei diesen Rhizoiden die Reiz-
kriimmungen zu Stande kommen. Man fand bisher die Krümmungen:
immer nur in der im Längenwachsthum befindlichen Zone eintreten.
Thatsächlich lehrten die Versuche auch hier, dass die geotropische
Krümmung der genannten Rhizoiden nur durch die Aenderung der
Wachsthumsrichtung der Spitze zu Stande kommt. Versuche mit
in oben angegebener Weise markirten Rhizoiden misslangen ; offenbar
war die Sensibilität derselben durch die Markirung sehr abgeschwächt
worden. Dagegen ergaben die Versuche mit unmarkirten (aber
genau gemessenen), in annähernd horizontale Lage gebrachten
Rhizoiden folgendes Resultat: Es trat geotropische Krümmung nur
in dem durch Spitzenwachsthum neu hinzukommenden Theile ein;.
diese Krümmung führte jedoch nicht zur verticalen Lage, sondern
nur bis zu einem bestimmten Grenzwinkel (50—70°).
Schliesslich wendet sich Verf. gegen die Hypothese Wort-
mann’s, nach welcher - die geotropischen und heliotropischen
Krümmungen auf Reizbewegungen des Protoplasmas beruhen sollen.
In den untersuchten Rhizoiden zeigte sich nicht nur der Scheiteltheil,.
sondern auch noch eine ziemlich lange Zone dahinter ganz gleich-
mässig mit Plasma erfüllt. Es war weder eine Differenz im Plasma-
belage, noch in der Membrandicke wahrnehmbar. Nur in den
älteren Partien solcher Rhizoiden von Lunularia-Brutknospen,
welche auf einer Nährlösung schwimmend kultivirt wurden und
undulirende Nutation zeigten, war manchmal die Membran auf der
Concavseite dicker als auf der Convexseite. Da in den jüngeren
(auch schon geschlängelten) Partien der Rhizoiden die Membran-
dicke stets beiderseits dieselbe war, so kann diese Ungleichheit nur
die Folge, nicht aber die Ursache der Krümmung sein.
Fritsch (Wien).
Beddome, R. H., Two new Athyriums from the N. W.
Himalayas. (Journal of Botany. 1889. p. 72--73.)
Verf. beschreibt folgende zwei Arten:
1. Asplenium (Athyrium) Duthiei n. sp. Aehnlich der Lastrea Brunoniana..
Gesammelt von Duthie.
2. Asplenium (Athyrium) Macdonelli n. sp. Aehnlich dem Diplazium:
Schkuhrii von Ceylon. Gesammelt von Macdonell.
Fritsch (Wien).
830 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Molisch, H. und Zeisel, L, Ein neues Vorkommen von
Cumarin. (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft.
Bd. VI. Heft 8. p. 353—358.)
Molisch fand Cumaringeruch an Ageratum-Stecklingen, die,
viel zu früh ins frei Land gebracht, vom Spätfrost getödtet waren
und im Sonnenschein aufthauten. Er stellte fest, dass Ageratum im
lebenden Zustande niemals nach Cumarin riecht, sondern dass das
Cumarin erst nach dem Tode aus irgend einer leicht zersetzlichen
Verbindung gebildet wird.
Die Hauptmenge des Cumarins kommt bei Ageratum in den
Blättern vor, während die Blätter 'nur Spuren, die Wurzeln gar
keines aufzuweisen scheinen.
Zeisel untersuchte das estillat von 4!/s 1 destillirtem Wasser,
in welches 1 kg der frischen, nicht nach Cumarin duftenden Blätter
gebracht worden war und das im Rückstand verbliebene, von
‚den ausgekochten Blättern durch Pressen möglichst getrennte Extract
chemisch und stellte durch die Analyse und den Schmelzpunkt fest,
dass man es mit Cumarin zu thun hatte.
E. Roth (Berlin).
Wiesner, J., Zur Erklärung der wechselnden Ge-
schwindigkeit des ' Vegetationsrhythmus. (Oesterr.
botan. Zeitschrift. 1889. No. 3. p. 79—85.)
„Der Rhytimus der Vegetationsprocesse spielt sich an jeder
Pflanze im Einklange mit den äusseren Bedingungen des Pflanzen-
lebens ab, so dass in den kältesten und in den trockensten Vege-
tationsgebieten jedes Gewächs sein Leben oder doch seinen jährlichen
Vegetationscyclus in wenigen Wochen abwickelt, während — um
gleich das andere Extrem hervorzuheben — in den feucht-heissen
Tropengegenden die Pflanzen das ganze Jahr hindurch wachsen
und grünen, und viele auch fortwährend blühen und fruchten.*
Diese Erscheinung, welche uns einerseits selbstverständlich
erscheint, welche aber andererseits doch einer Zurückführung auf
ihre Ursachen bedarf, wird uns durch verschiedene vom Verf. hier
mitgetheilte Beobachtungen leichter verständlich. Diese Beobachtungen
sind viererlei Art.
1. Verschiedene Samen keimen nach vorausgegangener Er-
wärmung rascher als sonst. Besonders schöne Resultate ergaben
in dieser Beziehung die Samen von Stipa tortilis, einer ausgesprochenen
Steppenpflanze. Auch Roggen, Weizen und Wicke (Vieia sativa)
zeigten dieses Verhalten in auffallender Weise. Daraus erklärt sich
wohl, dass Samen, die auf stark erwärmten Boden fallen, sich dann
rascher entwickeln, was namentlich für Steppenpflanzen von grosser
Wichtigkeit ist.
2. Frost wirkt auf reife Samen um so schädlicher ein, je mehr
Wasser dieselben enthalten. Bei geringer Menge des Quellungs-
wassers wird durch Frost die Keimungsgeschwindigkeit — insoweit
die Samen nicht zu Grunde gehen — erhöht; dies zeigte sich so-
wohl beim Roggen und Weizen, als auch bei der Wicke und Kresse
Ze ae ee innen. -
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. s31
(Lepidium sativum). Diese Thatsache erklärt uns die Abkürzung
der Vegetationszeit bei Pflanzen kalter Gebiete.
3. Zum Nachweis der beschleunigenden Wirkung der Kälte
auf die Entfaltung der Laubknospen wurden Versuche in folgender
Weise eingeleitet: Vom Spätherbste an wurden alle zwei Wochen
Zweige bestimmter Holzgewächse stets von derselben Localität im
Freien in ein temperirtes Gewächshaus gebracht und hier mit den
Schnittenden in Wasser gestellt Die Versuchspflanzen waren Aesculus
Hippocastanum, Sambucus nigra, Ligustrum vulgare, Syringa vulgaris,
Crataegus oxyacantha und Acer platanoides. Bei allen diesen
Pflanzen — mit Ausnahme von Acer, der nicht zur Laubentwicklung
zu bringen war — zeigte sich, dass jene Zweige ihre Knospen am
raschesten entfalteten, welche vorher im Freien stärkerer Kälte aus-
gesetzt gewesen waren.
4. Auch der Eintritt der Fruchtreife ist bei manchen Pflanzen
in auffallender Weise von äusseren Verhältnissen abhängig. Tarazxa-
cum ofhicinale braucht zum Ausreifen der Früchtchen an trockenen,
sonnigen Standorten 7—11, an schattigen, feuchten Orten 20—27
Tage. Bei Senecio vulgaris entwickeln sich auf dürrem Boden die
Früchtchen schon in 5 Tagen, an schattigen Orten erst nach 5—10
Tagen; im absolut feuchten Raume reifen sie überhaupt nicht. Die
Keimung der an sonnigen Orten gereiften Senecio-Früchtchen erfolgt
schon nach 20 Stunden, diejenige der im Schatten gereiften aber
erst nach 3—4 Tagen.
„Die mitgetheilten Beobachtungen erleichtern das Verständniss
der Anpassung der Pflanzen an wechselnde klimatische Verhältnisse.
Sie zeigen, wie die starke Erwärmung des Bodens die Keimungs-
geschwindigkeit der auf die Erde gefallenen Samen befördert; sie
lehren ferner, dass ein sonniger Standort nicht nur die Entwicklung
der Vegetationsorgane abkürzt und das Blühen beschleunigt, sondern
auch die Fruchtreife schneller herbeiführt, ja sogar in der erhöhten
Keimungsgeschwindigkeit der sonnenreifen Samen nachwirkt.
Wie die Wirkungen trockener Wärme in den Xerophyten-Gebieten
die Pflanzen zu schnellerer Entwicklung drängen, so scheint der
Frost in den kältesten pflanzenbewohnten Erdgebieten die erforderliche
Raschheit in der Abwicklung des jährlichen Lebenscyelus der
Pflanzen herbeizuführen. Wenigstens lehren die mitgetheilten Ver-
suche, dass die Frostwirkung unter Umständen, welche in der Natur
wahrscheinlich häufig auftreten, die Keimungsgeschwindigkeit steigert,
und dass auch die Laubentwicklung der Holzgewächse durch die
Kälte befördert wird.
Zweifellos sind noch andere Momente thätig, um den jährlichen
Vegetationsrhythmus in den trockensten und kältesten Gebieten zu
beschleunigen und überhaupt je nach den klimatischen Verhältnissen
zu reguliren. Auch erscheinen uns viele einschlägige Fälle, namentlich
jene, in welchen die Erblichkeit mitspielt, in welchen sich also die
Einwirkung des Klimas und des Bodens auf die Dauer der Vege-
tationsperiode viel mittelbarer als in den angeführten Fällen aus-
spricht, kaum weniger räthselhaft als vordem.“
Fritsch (Wien).
832 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
Kerner v. Marilaun, A., Ueber das Wechseln der Blüten-
farbe an einer und derselben Artin verschiedenen
Gegenden. (Oesterr. botan. Zeitschrift. 1889. p. 77—78.)
Verfasser geht von der Erfahrung aus, dass auf Wiesen in
der Regel zwei contrastirende Blütenfarben vorherrschen — z. B.
das Blau der Campanula barbata und das Orange der Arnica
montana — und erklärt dies dadurch, dass die für die Bestäubung
wichtigen Insekten durch die auffallenden Farben angelockt werden.
Wächst eine Campanula zwischen rothen Blüten, z. B. Nelken, so
werden jene Stöcke derselben, die zufällig weiss blühen, mehr auf-
fallen und daher leichter durch Vermittlung von Insekten zur
Fruchtentwickelung gelangen. Auf diese Weise wird an der be-
betreffenden Localität die weissblühende Spielart gezüchtet und es
werden schliesslich dort die meisten Exemplare der Campanula
weisse Blüten zeigen. An anderen Orten, wo die betreffende Cam-
panula-Art z. B. mit gelbblühenden Pflanzen zusammen wächst,
werden die blau blühenden Stöcke sich reichlicher vermehren und
daher vorherrschen. Thatsächlich besitzt z. B. Campanula Trache-
lium in der Umgebung des Brenners in Tirol weisse, in den öst-
lichen Kalkalpen dagegen blaue Blüten.
Von weiteren Beispielen für die Verschiedenheit der Blüten-
farbe einer Art in verschiedenen Gegenden*) bringt Verf. folgende:
Viola calearata blüht in den westlichen Oentralalpen blau, in Krain
gelb; Astragalus vesicarius im Vintschgau (Tirol) gelb, in Ungarn
violett; Melittis Melissophyllum in Südtirol weiss, in Niederösterreich
und Ungarn purpurn gefleckt; Nigritella anqustifolia in den west-
lichen Kalkalpen schwarzpurpurn, in den südöstlichen Kalkalpen
rosenroth; Anacamptis pyramidalis auf der Nordseite der Alpen tief
karminroth, auf den quarnerischen Inseln und in Dalmatien bleich
fleischfarbig; Anemone alpina auf den Centralalpen Tirols meist
schwefelgelb, in den östlichen Kalkalpen nur weiss. Melampyrum
cristatum hat in Südtirol blassgelbe, in Niederösterreich und Ungarn
aber in der Mehrzahl der Fälle rothe Deckblätter.
j Fritsch (Wien).
Simek, F., Der Kotyledon und das normale Blatt. (Pro-
gramm des Staats-Untergymnasiums in Prag, Neustadt 1883.)
Nach einer historischen Einleitung über die Morphologie der
Kotylen und deren Beziehungen zu den Primordial- und eigentlichen
Laubblättern geht der Verf. zu seinen eigenen Beobachtungen über.
Dieselben beziehen sich auf Orueiferen von denen Arten aus den
Gattungen Arabis, Barbarea, Brassica, Camelina, Cheiranthus, Ery-
simum, Hesperis, Iberis, Isatis, Lepidium, Neslia, Raphanus und
Thlaspi untersucht wurden. Die Ergebnisse werden in folgende
zwei Sätze formulirt: 1. Es wurde erwiesen, dass die ersten Blätter
(Drude’s Primordialblätter) mit Ausnahme von Brassica und
*) Vergl. hierüber auch Fritsch, Beiträge zur Flora von Salzburg. (Verh.
d. zool.-bot. Ges. in Wien. 1888. Abhandl. p. 76—77.)
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 833
Raphanus sich in Form und Grösse zumeist unmittelbar an die
Kotylen anschliessen und durch ganz geringe Modifikationen die
der betreffenden Species eigenthümlichen Blattformen gleichsam
vorbereiten, demnach als Bindeglieder zwischen den Kotylen und
und den normalen Blättern angesehen werden können. 2. Bei allen
jenen (vom Verf.) untersuchten Pflanzen, die verschieden geformte
untere und obere Blätter besitzen, wurde zumeist durch Uebergangs-
glieder der Zusammenhang aller untereinander, sowie eine allmäh-
liche Abnahme der Gestaltungs- und Gliederungsfähigkeit der
Blätter von unten nach oben nachgewiesen.
Burgerstein (Wien).
Tsehernich, Fr., Ueber die Bedeutung des Pollens für
die Charakteristik der Pflanzen. (Programm der Staats-
Realschule in Elbogen 1888.)
Der Verf. weist darauf hin, dass der morphologische Bau des
Pollens für manche Ordnungen (Coniferen, Gramineen, Compositen,
Caryophyllaceen) so eigenthümlich und constant ist, dass er als ein
charakteristisches Merkmal für dieselben erscheint. Innerhalb
mancher Ordnungen kann der Pollen auch zu den Gattungsmerk-
malen gezählt werden, so bei Salix und Populus unter den Sali-
cineen, bei Euphorbia, Buxus, Croton unter den Euphorbiaceen.
Auch bei manchen Arten einer Gattung, z. B. bei Pyrola, kommt
den Pollenzellen ein systematischer Werth zu. Die Abhandlung
enthält nichts Neues, giebt aber Anregung, die Morphologie des
Pollens bei der systematischen Phytographie zu berücksichtigen.
Burgerstein (Wien).
Laux, W., Ein Beitrag zur Kenntniss derLeitbündel
im Rhizom monokotyler Pflanzen. (Verhandlungen des
botan. Vereins der Provinz Brandenburg. Jahrgang XXIX.
p. 65—111. Mit zwei Doppeltafeln. Berlin 1888.)
Die Fragen, deren Beantwortung Verf. zu erreichen bestrebt
war, sind folgende:
1. „Sind die concentrischen Monokotylen-Leitbündel in ihrer
extremsten Form, wie sie z. B. im Rhizom von Acorus Calamus,
Juncus silvaticus, Carex arenaria vorkommen, von den eollateralen
Bündeln der oberirdischen Theile nur durch die Anordnung
ihrer beiden Hauptbestandtheile (Xylem und Phlo@m) oder auch
durch Art und Qualität der Elementarorgane verschieden ?
2. In welcher Weise gehen die collateralen Bündel bei ihrem
Eintritt m das Rhizom in die concentrischen Bündel über? Ist
dieser Uebergang ein allmählicher oder plötzlicher? Im welcher
Region findet er statt? Kann ein und dasselbe Bündel in mehr-
facher Wiederholung aus einem collateralen in ein concentrisches
übergehen und umgekehrt? Wenn dies der Fall ist, welche Be-
deutung besitzt dies für die Pflanze ?
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIH. 1889. 27
834 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
3. Zeigen sich auch auf demselben Rhizom-Querschnitte Ueber-
gänge vom collateralen Typus zum ‘concentrischen? Welche Be-
ziehungen weisen solche Uebergänge zum Verlaufe der Bündel
und zu ihrer Entwicklungsfolge auf ?
4. Besitzen die Rhizome aller Arten eines und desselben Ver-
wandtschaftskreises (z. B. der Gattungen Juncus und Carex) den-
selben Bau ihrer Leitbündel, und falls sich erhebliche Verschieden-
heiten finden, lassen sich dann enge Beziehungen zwischen dem
Bau und der Lebensweise der Arten erkennen ?*
Wir schliessen hier gleich die Antworten auf diese Fragen
an, wie sie im Schlusskapitel gegeben sind:
1. „Es wurde in den hierauf untersuchten Fällen (Acorus
Calamus L., Juncus acutiflorus Ehrh., Juncus lamprocarpus Ehrh.,
Carex arenaria L.) nachgewiesen, dass die concentrischen Monoko-
tyledonen-Bündel (perixylematischen Bündel) der Rhizome von
den collateralen Bündeln der Blätter und Stengel nicht durch die
Qualität ihrer Elementarorgane, sondern nur durch die Anordnung
ihrer Haupttheile (Phloöm und Xylem) sich unterscheiden; hierbei
kommen betreffs der Anzahl der einzelnen Elemente mannigfache
Abweichungen im Einzelnen vor.
2. Der Uebergang des collateralen Bündels in das perixyle-
matische findet in den weitaus meisten Fällen durch Umlagerung
des Xylems um das Phloöm ein und desselben Bündels statt; nur
bei Acorus Calamus L. kommen durch Zusammenlagerung von
collateralen und eoncentrischen, im Stamme vorhandenen Bündeln
neue perixylematische Bündel zu Stande. Der Uebergang von
einer Form in die andere ist meist ein sehr allmähliger; er findet
stets mehrere Millimeter unterhalb der Blattansatzstelle an das
Rhizom, also bereits innerhalb und zwar im Centraleylinder des-
selben statt. Es kann eine Umwandlung eines und desselben Leit-
bündels aus dem collateralen in den ceoncentrischen Typus und
wieder in den collateralen statt haben. Solche mehrfache Um-
wandlung wurde indessen nur beobachtet in den Knoten der Juncaceen
(Juncus acutiflorus Ehrh. und Juncus lamprocarpus Ehrh.). Eine
solche wiederholte Umwandlung hat jedenfalls den Zweck, der
Pflanze an der Stelle, wo die perixylematische Bündelform auftritt
(also im Knoten), eine erhöhte Festigkeit zu verleihen; sie ist also
mechanisch wichtig.
3. Auf einem und demselben Querschnitte zeigten sich oft die
mannigfachsten Uebergangsformen vom collateralen zum perixyle-
matischen Bündeltypus, und zwar gehörten die collateralen Bündel
den dem Querschnitt zunächst, aan desselben liegenden, also
den ältern Blättern an, während die concentrischen Bündel den
höher liegenden, jüngeren Blättern zukommen, indem sie erst kurz
vor dem Austritt in ein nächsthöheres, jüngeres Blatt die collaterale
Form annehmen.
4. Was nun die Anordnung der Leitbündel in den Rhizomen
aller Arten eines und desselben Verwandtschaftskreises anbetrifft,
so haben wir gesehen, dass hier eine ausserordentliche Verschieden-
heit herrschen kann. Während bei der Gattung Juncus noch eine
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 335
gewisse Uebereinstimmung besteht, tritt bei der Gattung Caree
nicht bloss in Bezug auf die Lage der Bündel im Rhizom, sondern
auch auf Gestalt des einzelnen Bündels selbst eine so grosse
Mannigfaltigkeit auf, dass hiernach unter Zuhülfenahme des Baues
der Rinde eine Gruppirung der Carices in neun Typen sich
ermöglichen lies. .... Im Grossen und Ganzen konnte con-
statirt werden, dass die mit grossen Lücken im Grundgewebe, be-
züglich im Rindenparenchym, ausgestatteten Arten einen wasser-
reichen Boden, die mit festerem Grundgewebe versehenen auch
einen festeren Standort, wie Grasplätze und dgl., bewohnen. Für
das Vorkommen sowohl collateraler als auch concentrischer,
perixylematischer Bündel in einer und derselben Gattung konnte
indes bis jetzt keine genügende Erklärung gefunden werden.“
Untersucht wurden Acorus Calamus L., zahlreiche Arten von
Juncus, Luzula und insbesondere Carex, einige von Eriophorum,
Seirpus (im alten Sinne), Heleocharis, Schoenus und Ithynchospora.
Die Abbildungen bringen 12 schematisirte, colorirte Quer-
schnittsbilder von Rhizomen und 4 genau ausgeführte Querschnitte
‚durch vollkommen und unvollkommen perixylematische Bündel.
Fritsch (Wien).
Buchenau, Fr., Ueber die Vegetationsverhältnisse des
„Helms“ (Psamma arenaria Roem. et Schult.) und der ver-
wandten Dünengräser. (Abhandlungen d. naturw. Vereins in
Bremen: Bd. X. p. 397—412.)
Der „Helm“ erzeugt im Dünensande langgestreckte, aufrecht-
wachsende Triebe, deren Vegetation das ganze Jahr hindurch fort-
dauert, vielleicht nur durch wirkliche Frostperioden unterbrochen
wird ; geschlossene Knospen fehlen denselben, und es ist daher kein
‚Jahrestrieb gegen den vorhergehenden scharf abgegrenzt, umso-
weniger als auch kein regelmässiger Wechsel von Laub- und Nieder-
blättern stattfindet. An diesen Trieben entwickeln sich zweierlei
Arten von Seitensprossen: 1. aufrecht wachsende, also dem Mutter-
‚spross angedrückte Laubsprosse, mit ein bis mehreren Nieder- und
2—6 Laubblättern; sie entspringen aus Knospen in den Achseln
der 2—3 (selten bis 6) abgestorbenen vorjährigen Laubblätter des
Muttersprosses (die Achseln der darüberstehenden frischen Laub-
blätter haben, mit Ausnahme des am Blütenstengel stehenden, zwar
auch kleine Knospen, die aber in demselben Jahre in der Regel
nicht zur Entwicklung kommen). Die Internodien der Seitensprosse
haben die Fähigkeit, sich, im Falle der Mutterspross vom Sande
stark verschüttet wird, beträchtlich zu strecken; ja eine solche
Verschüttung scheint die Entwicklung von Seitensprossen sogar zu
begünstigen, wie aus einem vom Verf. angeführten Beispiele her-
vorgeht. In solchem Falle bleiben übrigens die Triebe nicht in so
dichtem Schlusse, sondern gehen etwas auseinander („Gabeltriebe“
Ratzeburgs)*). Wird die Düne vom Winde abgetragen, so sterben
*) Aehnlich beschreibt es schon Linn& in Amoen. acad. VII. p. 166 („per
dichotomiam divisum“). Anm. d. Ref.
ar
336 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
die freigelegten Triebe zwar ab, aber sie werden rasch wieder
durch Knospen der tiefer liegenden Ausläufer ersetzt.
2. Diese Ausläufer, die zweite Sprossform des „Helm“, ent-
springen aus der Achsel von Laub- oder Niederblättern an nicht
fest bestimmten Stellen, am häufigsten dort, wo ein älterer Aus-
läufer sich aufrichtet und zur Laubachse übergeht. Sie wachsen
unter einem rechten Winkel von der Mutterachse weg und
erreichen eine erstaunliche Länge. Verf. beschreibt einen solchen
von 5.25 Meter Länge mit 87 Internodien, der von unten her in
3 m Länge abgestorben und saftlos, aber noch sehr zähe war;
natürlich hatte er seinerseits sekundäre Ausläufer getrieben. Sie
sind mit weissen, bis 20 cm langen, stachelspitzigen Niederblättern
besetzt; ihre Rinde vertrocknet bald und löst sich als strohartiges
Häutchen ab, so dass die Oberfläche der älteren Ausläufer von
der mächtig entwickelten Schutzscheide gebildet wird.
Die Nebenwurzeln des Helm zeigen die Eigenthümlichkeit,
dass ihre Spitze beständig fortwächst und in einer gewissen Ent-
fernung vom Vegetationspunkte eine Zone von Wurzelhaaren pro-
ducirt, während hinter dieser Zone die Rinde sehr bald abstirbt
und verwest, so dass nur der kaum ?/s mm dicke, aber sehr wider-
standsfähig gebaute, zähe Centraleylinder übrig bleibt und die Saft-
leitung besorgt. Solche Wurzeln werden 3—5 m lang, im berindeten
Theile 2 mm dick.
Aus den vorerwähnten Vegetationsverhältnissen erklärt sich,
wie der Helm mit der Düne fortwachsen und sie mit einem Geflecht
von Ausläufern und aufrechten Sprossen durchziehen kann, die den
Sand binden. Ausser der Schilderung dieser Verhältnisse enthält
der Abschnitt über den „Helm‘‘ noch Angaben über die Organisa-
tion der Blätter, blühenden Halme, über Keimung und Widerstands-
kraft gegen Austrocknung, ökonomische Details ete.
Der „blaue Helm“ (Elymus arenarius L.) bildet über der
Erde nicht wie Psamma dichte besenartige Büsche, sondern einzelne,
sparrig abstehende Triebe. Die Seitensprossen wachsen nämlich
nicht der Mutterachse parallel, sondern unter einem spitzen, und
wenn sie zu Ausläufern werden, unter einem rechten Winkel von
derselben weg; schon im Juzendzustande durchbohren sie ihr Trag-
blatt, sowie alle im Wege liegenden Scheiden älterer Blätter; sie
beginnen mit 3—7 Niederblätteın; nach 3—4 cm Länge biegen
sie sich aufwärts und gehen zur Laubblattbildung über. Die dies-
jährigen Laubblätter sterben im Winter ab, es zeigt sich daher
eine ausgeprägtere Periodicität als beim ächten Helm.
Der Dünenweizen, Triticum junceum L., zeigt ähnliche
Verhältnisse, aber viel vergänglichere, brüchigere Triebe, ist also
zur Bindung des Sandes wenig tauglich; Carex arenaria L. hin-
gegen, mit ihren oft mehrere Meter langen Ausläufern mit den
zahlreichen, in einer Reihe stehenden Laubsprossen ist hierzu recht
wohl geeignet. Der Ausläufer besteht hier aus den sympodial ver-
einigten unteren Gliedern der aufeinander folgenden Stengel.
E. Hackel (St. Pölten).
Phaenologie. 837
Hoffmann, H., Ueber den praktischen Werth phaeno-
logischer Beobachtungen. (Sonderabdruck aus der All-
gemeinen Forst- und Jagdzeitung, herausgegeben von T. Lorey
und J. Lehr. 1889. April-Heft. 8 pp.)
Der hauptsächlich an die Forstleute gerichtete Aufsatz soll
dazu beitragen, „dass die bisherigen phaenologischen Beobachter
nicht ermüden, und dass zahlreiche neue — so zahlreich wie in
der Meteorologie sich anschliessen mögen, damit die Knoten-
punkte des Beobachtungsnetzes und unserer klimatologisch - bio-
logischen Erkenntniss immer zahlreicher, dichter, gleichmässiger ver-
breitet und endlich lückenlos werden.“ Es werden daher vom Verf.
besonders praktische Gesichtspunkte hervorgehoben, welche zu
phaenologischen Beobachtungen anfeuern sollen.
Schon binnen etwa 5 Jahren kann der Beobachter annähernde
Mittelwerthe gewinnen, welche ihm eine ganz wesentliche Orientirung
gestatten. Er kaun dann schon ungefähr beurtheilen:
„1. wie sich seine Station klimatologisch zu beliebigen anderen
verhält, deren phaenologische Stellung bereits anderweitig er-
mittelt ist;
2. wie sich dann jede einzelne Stelle seines Reviers zu
jener Hauptstelle verhält, ob kühler oder wärmer, zu schätzen nach
der Vegetationsstufe identischer Pflanzenarten hier und dort; und
zwar besser, als wenn er hundert genau verglichene Thermometer
und Regenmesser an hundert Stellen aufgepflanzt hätte, ganz ab-
gesehen von der Unmöglichkeit der Beobachtung so vieler Instru-
mente und der Unerschwinglichkeit der Kosten für deren Beschaffung.
Die Phaenologie arbeitet ohne Kosten, während die Meteorologie
recht theuer ist (Nordamerika verausgabie allein im Jahre 1372
300,000 Dollars für meteorologische Zwecke).
3. er kann in jedem folgenden Jahre und in jeder Woche des-
selben durch Vergleichung mit dem obigen Mittel jederzeit beur-
theilen, ob die Vegetation auf seiner Station dermalen normal, be-
schleunigt oder verzögert ist“ etc.
Die phaenologischen Beobachtungen in Messel bei Darmstadt
ergaben, dass die mittlere Entwicklungszeit der Frühlingsblüten
gegen das etwas nördlicher und gleich hoch gelegene Giessen im
Mittel von 5 Jahren um 6 Tage verzögert ist, während die be-
nachbarten Stationen Darmstadt um 5 Tage und Frankfurt um
7 Tage vor Giessen voraus sind. Die Ursache dieser auffälligen
Thatsache liest in der Undurchlässigkeit des lettigen Bodens für
Wasser bei einem ungewöhnlichen Mangel an Fall und dadurch
erschwertem Abfluss. Dadurch wird Kälte bedingt. Die phaeno-
logische Vergleichung führte hier zu der Ueberzeugung, dass durch
Meliorationen und zwar durch Drainage, durch welche der Boden
erwärmt wird, abgeholfen werden könnte. Und dies ist denn auch
mit dem besten Erfolg geschehen. — Verf. hat auch im botanischen
Garten zu Giessen derartige Versuche angestellt. Die Boden-
temperatur in der Tiefe von 12 cm betrug über Sommer im Mittel
für das drainirte Beet 1° R. mehr als für das undrainirte, nämlich
838 Phaenologie.
13,4° gegen 12,6°. Die ersten Blüten gleichzeitig ausgesäeter rasch-
lebiger Pflanzen öffneten sich auf dem drainirten Beete in 3 auf-
einander folgenden Jahren um 9, 7 und 7 Tage früher als auf dem
nicht drainirten, was soviel bedeutet, als wenn das betreffende Beet
um etwa 650 par. Fuss tiefer oder nahezu 2 Breitegrade südlicher
(Giessen-Strassburg) gelegen hätte.
Umgekehrt ist die phaenologische Beobachtung im Stande,
thermometrische Fehlschlüsse zu korrigiren. So hielt Verf. eine
mit niederem Buschwerk von Eichen bestandene Stelle für eine be-
sonders kalte, weil diese Eichbüsche sich sehr spät belaubten, bis.
er fand, dass überhaupt und überall die Büsche im Allgemeinen
weit später ausschlagen als die alten Holzstämme.
Die Ptlanze wird als Thermometer-Uhr bezeichnet, da sie nicht
nur den augenblicklichen Stand, sondern die ganze abgelaufene
Temperatursumme angibt. Phänologische Angaben sind überhaupt
vielfach brauchbarer als thermometrische, wie die Isophanen cha-
rakteristischer sind als die Isothermen. „Wollte Jemand zum Ver-
gnügen oder aus gesundheitlichen Gründen von Frankfurt nach
Petersburg oder umgekehrt reisen, so wird er besser fahren, wenn
er sich den geignetsten Monat nach phaenologischen Daten aus-
wählt, als nach thermometrischen. Heist es, die Frühlingsblüten
gewisser Kategorien blühen in Frankfurt im mittleren Durchschnitt
7 Tage vor Giessen, in Petersburg 42 Tage nach Giessen oder:
die Natur steht in Petersburg am 15. Mai durchschnittlich auf der-
selben Stufe, wie in Giessen am 1. April; bezüglich Nizza ist es
umgekehrt — so gestaltet sich vor dem Leser ein ganz anderes.
Bild als bei blossen Temperaturangaben. — Weiss man, dass die
Frühlingsblüten in Berlin um 10 Tage später als in Giessen zur
Entfaltung kommen, so hat man dann einen der Gründe, warum
die Vegetation in Berlin weniger durch die Nachtfröste der „kalten
Heiligen“ des Mai leidet als in Giessen.
Die vom Verf. früher mitgetheilten „empirischen Summen“
für die einzelnen Pflanzen lassen im Verein mit den Beobachtungen
der Vegetationsphasen etc. werthvolle Schlüsse ziehen bezüglich
der Prognose für diese und jene Pflanze wie auch bezüglich der
Wärmemengen, welche an verschiedenen Stellen desselben
Revieres den gegebenen Pflanzen zur Verfügung stehen. So wird
man im Anfang des Oktober ungefähr beurtheilen können, ob für
diesmal im Oktober bei durchschnittlichem mittleren Gang der
Witterung weiterhin noch eine gute Ausreifung der Zwetsche, der
Spätsorten von Weintrauben, der Eicheln etc. zu erwarten ist. Im
Anfang des letzten Oktober blühten im Giessener Garten noch.
nicht Grocus sativus und Plumbago Europaea, obwohl der mittlere
Aufblühtag erschienen war, und es liess sich voraussehen, dass sie
nun überhaupt nicht mehr zur Blüte kommen würden. In Giessen
ist der mittlere Blühtag von Plumbago der 5. Oktober, bis dahin
sind vom 1. Januar im Mittel 5429° R. aufgelaufen (Summe der
täglichen Maxima in der Sonne). 1888 waren nun aber am 5. Oktober
erst 4887° erreicht, also 542° zu wenig, deren Ergänzung in Monats-
frist und vor Eintritt der Winterfröste nach Maassgabe durch-
>
Forst- und ökonomische Botanik. 839
schnittlicher Verhältnisse ausser aller Wahrscheinlichkeit lag. Am
31. Oktober betrug in der That die Summe noch immer 160° zu
wenig. — Auch anderweitige Anwendungen der Phytotermometrie
liegen nahe, z. B. Erkennung der sehr variablen Laichzeit der
Fische an der Phase der Wasserpflanzen als Indicatoren der Wasser-
temperatur. Bei der künstlichen Fischzucht: Beurtheilung, ob man
langsam oder rasch die Eier ausbrüten soll, je nach dem für die
jungen Fische bereits Nahrung vorhanden ist oder nicht etc.
Auf rein phaenologischer Grundlage beruht es, dass man im
mittleren Deutschland in etwas rauheren Gegenden die Obstbäume
von nördlicheren Gegenden bezieht und nicht etwa von Bozen, wo
die Obstbäume 19 Tage vor Giessen blühen, weil nordische Stämme
später ausschlagen als die südlichen und damit der Gefahr der
Nachtfröste entgehen. Es ist dies eine Eigenthümlichkeit, welche
zeitlebens an dem individuellen Stamm haftet und nicht etwa all-
mählich durch Akkomodation verloren geht. Bei kurzlebigen Ge-
wächsen gehen solche Eigenschaften in der raschen Aufeinander-
folge der Generationen dagegen durch Akkomodation verloren,
daher bezieht man für hochgelegene rauhe Orte Deutschlands den
Saatroggen nicht aus Finnland , obwohl dort der Roggen nur ?s
der Zeit vom Blühen bis zur Fruchtreife braucht, wie im mittleren
Europa.
Ludwig (Greiz).
Senft, J., Der Erdboden nach Entstehung, Eigen-
schatten und Verhalten zur Pflanzenwelt. 8%. 158 8.
Hannover 1888.
Dieses Buch soll das oft fühlbar gewordene Bedürfniss be-
sonders forstwissenschaftlicher und landwirthschaftlicher Kreise nach
einer klar verständlichen, praktischen Forderungen nachkommenden
Darstellung der Beziehungen zwischen Bodenkunde und Pflanzen-
kunde befriedigen. Eine erste Abtheilung behandelt die „Natur-
geschichte des Erdbodens,* bespricht seine mineralischen Bildungs-
mittel (die kristallinischen und klastischen Felsarten, den Fels-
und Erdschutt) sowie seine vegetabilischen Zersetzungs-(Humus)-
substanzen. Nach einer genaueren Beschreibung der Rohboden-
und Kulturbodenarten beginnt die zweite uns näher angehende
Abtheilung, „der Erdboden in seinem Verhalten zur Pflanzenwelt,“
welche ungefähr die Hälfte des Buches einnimmt. Da es sich in
ihr nicht um neue Untersuchungen, sondern zweckmässige Dar-
bietung des schon Bekannten handelt, so können wir uns mit einer
detailirteren Disposition des Inhalts begnügen. Zunächst wird
der Boden als Heimathstätte der Pflanzen betrachtet und erörtert,
wie er ihnen Wohnsitz und Nahrung liefert. In ersterer Hinsicht
muss er Raum bieten und durch seine Bindigkeit die Wurzeln
festhalten; in letzter Hinsicht liefert er durch Gesteinstrümmer
und organische Reste das Rohmateriai, aus dem er, unterstützt
durch atmosphärische Luft, Feuchtigkeit und Wärme und die
Pflanzen selbst, die lösliche Pflanzennahrung bildet; der im Boden
840 Forst- und ökonomische Botanik.
enthaltene Thon speichert die letztere auf; endlich regulirt der
Boden die Einwirkung von Wärme und Luft. In diesen Aufgaben
für die Pflanzen wird der Boden unterstützt durch seine Ablagerungs-
art (ob wagrecht, schief u, s. w.), durch seinen Untergrund und
die Umgebung (Flüsse, Berge, Wälder).
Ein weiterer Abschnitt behandelt „das Verhalten der lebenden
Pflanzen zum Erdboden.“ Hier wird die Bedeutung der ver-
schieden hoch organisirten Pflanzen für die Bodenerzeugung be-
sprochen: Die Flechten führen Verwitterung fester Gesteinsarten
herbei, was dann die Laubmoose fortsetzen, letztere ziehen Kiesel-
säure — erstere kalkhaltige Gesteine vor. Bildung der Torfmoore
ist besonders wichtig. Weiterhin treten höhere Pflanzen auf, von
denen namentlich Schuttpflanzen Bedeutung für die ‘Bildung eines
fruchtbaren Frdreichs haben, indem sie gewissermassen Gährungs-
mittel für organische Reste abgeben. Den Wechsel der Pflanzen-
decke hat Verf. 60 Jahre hindurch am Hörselberge bei Eisenach
beobachtet.
Sodann bespricht Verf. die Untersiedlerpflanzen, welche sich
zwischen den Kulturpflanzen ansiedeln und scheidet sie in: Boden-
charakterpflanzen, Kulturschutzpflanzen und schädliche Unkräuter.
Erstere zeigen Eigenschaften und mineralische Nahrungsstoffe
des Bodens an (Bodendüngeranzeiger, Kalkanzeiger, Kalianzeiger,
Kochsalzanzeiger, Kieselanzeiger). Die Kulturschutzpflanzen ändern
den Boden in einer für die Kulturpflanzen günstigen Weise um,
verbessern sein Nahrungsmagazin und schützen die Keimpflanzen
der Kulturgewächse. Die Unkräuter endlich, von denen der Schluss-
paragraph des Buches eine Uebersicht nach Standort und Wirt-
schaftsweise giebt, werden geschieden in: Versumpfungspflanzen,
Ausdürrungspflanzen, Verdämmungspflanzen, Würgpflanzen, Schma-
rotzerpflanzen, Vergiftungspflanzen.
Die hier zusammenhängend angegebene Disposition lässt die
Uebersichtlichkeit des Buches erkennen, überhaupt zeichnet es sich
durch klare und angenehme Darstellung aus und wird, von einigen
botanischen Ungenauigkeiten abgesehen, seinen Zweck sehr gut
erreichen.
Dennert (Rudolstadt).
Kraus, C.,, Das Wurzelsystem der Runkelrüben und
dessen Beziehungen zur Rübenkultur. Mit 9 Tafeln.
(Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik. Bd. XI.
Heft 4—5. S. 358—407.)
Diese Untersuchungen bezweckten eine nähere Verfolgung des
Wurzelsystems der genannten Pflanzen unter Berücksichtigung der
Eigenthümlichkeiten verschiedenerVarietäten, sowie der Abänderungen
durch Bodenbeschaffenheit und Kulturweise, dann unter spezieller
Beachtung des sog. Herauswachsens der Rüben aus dem Boden.
Zu diesem Behufe wurden ausgedehnte Kulturen verschiedener Art
ins Werk gesetzt, und zur Feststellung des Typischen in den ver-
schiedenen Vorkommnissen die Untersuchungen jedesmal an einer
Forst- und ökonomische Botanik, 841
grösseren Anzahl von Individuen ausgeführt. Zu den Hauptunter-
suchungen dienten drei Varietäten von verschiedener Wachsthums-
weise: Die Kleinwanzlebener Zuckerrübe, die lange rothe aus der
Erde wachsende Futterrübe, die runde gelbe Leutewitzer Futter-
runkel. Ausserdem wurden aber 9 weitere Varietäten in Betracht
gezogen.
I. Das Wurzelsystem der Kleinwanzlebener
Zuckerrübe.
a. Die typische Gestaltung des Wurzelvermögens
bei Samenpfanzen. Die Pfahlwurzel verlängert sich zunächst
sehr ausgiebig, so dass sie schon 4—5 Wochen nach der Saat auf
tief gelockertem Boden 30 cm und tiefer eingedrungen sein kann.
Die Seitenwürzelchen, welche in zwei Reihen erscheinen, be-
schränken sich nicht auf die Pfahlwurzel, sondern sie kommen auch
aus dem Hypokotyl zur Entstehung, mit dem Abstossen der primären
Rinde geht der äussere Unterschied zwischen Hypokotyl und Pfahl-
wurzel verloren. Zwischen den anfänglich entstandenen Seiten-
wurzeln schalten sich fortgesetzt neue Generationen solcher ein.
Schon in verhältnissmässig jugendlichem Zustande heben sich drei
Regionen der Pfahlwurzel mehr oder weniger von einander ab:
1. Zu oberst eine Region (I) feiner, dicht gedrängter Wurzeln. Stärkere
Wurzeln sind hier seltener oder ganz fehlend. Diese Region hat
die grössste Zahl von Wurzeln. 2. Anschliessend eine Region (II),
in der die feinen Wurzeln an Zahl vermindert sind, während dafür
stärkere in beschränkter Zahl auftreten. 3. Ueber diese Region
hinaus setzt sich die Pfahlwurzel fort (Region III), entwickelt aber
nur spärlich feine Wurzeln, bisweilen dazwischen etliche stärkere.
Zuletzt verliert die Pfahlwurzel meist das Uebergewicht, sie geht
in stärkere Aeste auseinander oder endigt in einem reich verästel-
ten Wurzelbüschel. — Region I. nimmt die lockere Krume ein,
Region II die tiefere Erdschicht, wo der Boden schon fester wird,
Region III macht die Fortsetzung in den Untergrund aus.
Diese Gestaltung des Wurzelsystems steht im Einzelnen hin-
sichtlich der Beschaffenheit und Vertheilung der Auszweigungen
der Pfahlwurzel in nächster Abhängigkeit von der Bodenbeschaffen-
heit. Region I erstreckt sich um so weiter abwärts, je tiefer der
Boden gelockert ist, in ähnlicher Weise sind Region II und II
je nach den Bodenverhältnissen verschieden ausgedehnt und in der
Beschaffenheit der Wurzeln abweichend. Die grösste Zahl der
Wurzeln kann für den benützten Boden bis zu einer Tiefe von
25—30 em. angesetzt werden. Aber auch wenn die Region III
ärmer an Wurzeln ist, so machen dieselben doch bei der beträcht-
lichen Länge dieser Region immerhin eine beträchtliche Summe aus.
Mit der Tiefe der Bodenlockerung vermehrt und vergrössert
sich aber nicht allein das Wurzelsystem, sondern es nimmt auch
die Sicherheit zu, dass eine schöne, weit nach abwärts nur mit
schwachen Wurzeln besetzte Rübe entsteht. Je weiter Region
II aufwärts reicht, d. h. je näher der Blattkrone stärkere Seiten-
wurzeln vorhanden sind, um so näher liegt die Möglichkeit, dass
die lezteren rübenförmig werden.
842 Forst- und ökonomische Botanik.
b. Abnorme Gestaltungen des Wurzelvermögens
bei Samenpflanzen und Uebergangsformen. Die Be-
einträchtigung des freien Wachsthums der Pfahlwurzel bewirkt
bei den Seitenwurzeln in Bezug auf Stärke und Wachsthumsrich-
tung alle Grade des Uebergangs vom typischen Wachsthum bis
zur völligen Verdrängung der Hauptwurzel aus ihrer prädominie-
renden Stellung. Am auffälligsten zeigte sich dieser Zusammen-
hang bei Pflanzen, welche in einem nur etwa 12 cm. tief ge-
loekerten Boden bei fest zusammengeschlagenem Untergrund kul-
tivirt wurden. Beim Wachsthum im freien Lande genügte im All-
gemeinen eine Krume von 20—25 cm., um die Ausbildung nor-
maler Rüben zu gestatten. Der Tiefgang der Wurzeln scheint
gegenüber dem typischen Wachsthum dadurch nicht beemträchtigt
zu werden, dass statt der einen Pfahlwurzel mehrere Aeste sich in
den Untergrund einbohren.
c. Die Gestaltung des Wurzelsystems bei Setz-
pflanzen. Bisweilen stellt sich bei den Setzlingen die normale
Form wieder her, wenn nur eine kräftige Ersatzwurzel am un-
teren Ende des Pfahlwurzelstücks entsteht, meist aber entsteht ein
vergabelter Rübenkörper. Die bei der Pflanzung entstehenden
abnormen Formen stimmen mit denjenigen überein, welche an Samen-
pflanzen bei Störungen der Pfahlwurzel auftreten. Die Benach-
theiligung der Rübenform durch das Verpflanzen ist um so grösser,
je mehr das Eindringen der Wurzel in die Tiefe durch die Boden-
beschaffenheit erschwert ist.
1m... Das Würzelsystem der" langen rothen Wansrder
Erde wachsenden Futterrübe.
a... Die typische Gestaltung des Wurzelvermö-
gens bei Samenpflanzen. Das anfängliche Verhalten und
die Ausbildung der 3 Regionen von Seitenwurzeln ist ganz wie
bei der Kleinwanzlebener, später dagegen treten wesentliche Ab-
weichungen insofern ein, als «die Pfahlwurzel immer weiter über
den Boden herauskommt. Zum kleinsten Theil handelt es sich um
ein wirkliches Herauswachsen, soweit die Rübe nämlich epikotyl
einen Zuwachs erfährt, der Hauptsache nach ist es ein Heraus-
schieben als Folge der Art und Weise, wie sich die Verdiekung
der Pfahlwurzel vollzieht. Durch das Emporschieben kommen die
Wurzeln der Region I immer weiter über den Boden heraus, auch
die stärkeren Wurzeln: der Region II werden gespannt und schliess-
lich abgerissen. Natürlieh reisst auch die Pfahlwurzel selbst ab
und zwar in verschiedener Tiefe, infolge dessen an der Pfahlwurzel
meist dieselben Erscheinungen entstehen, welche bei sonstigen Stö-
rungen ihres Wachsthums eintreten. Meist entstehen am unteren
Ende Ersatzwurzeln, welche sich später rübenförmig verdicken
können. Der ganze "Prozess ist sehr eigenthümlich und bietet viele
besondere Momente, auf welche hier nicht näher eingegangen wer-
den kann.
b. Abnorme Gestaltungen des Wurzelvermögens bei
Samenpflanzen. Störungen der Pfahlwurzel geben, wenn sie
Forst- und ökonomische Botanik. 843:
in zu geringer Tiefe eintreten, wie bei der Kleinwanzlebener, Anlass-
zu Vergabelungen des Rübenkörpers oder sonstigen Abnormitäten.
Nur kommt bei dieser Varietät in Betracht, dass auch da, wo das
Wachsthum der Pfahlwurzel auf erhebliche Tiefe normal war,
durch das Abreissen derselben beim Herausschieben ebenfalls Ab-
normitäten herbeigeführt werden können. Bezüglich der Einzel-
heiten aller dieser Vorgänge muss auf das Original verwiesen
werden.
c. Die Gestaltung des Wurzelvermögens bei Setz-
pflanzen. Das Verhalten ist im Ganzen ähnlich wie bei der
Kleinwanzlebener Rübe. Die Setzpflanzen schieben sich ebenso her-
aus wie die Samenpflanzen.
III, Das Wurzelsystem der Leutewitzer runden,
gelben Futterrübe.
a. Die typische Gestaltung des Wurzelvermögens
bei Samenpflanzen. Anfängliche Entwickelung und Ausbil-
dung der 3 Seitenwurzelregionen wie bei den vorigen Varietäten.
Das Dieken-Wachsthum beschränkt sich auf die oberste Partie der
Pfahlwurzel. Der Druck des sich verdickenden Theils auf die
Erde hebt die Pflanzen, dazu kommt aber ein wirkliches Heraus-
wachsen, indem der Rübenkörper epikotyl einen Zuwachs erfährt;
das Emporwachsen macht gegenüber dem Emporschieben weit mehr
aus als bei der langen, rothen; bisweilen ist Alles, was von der
Rübe über der Erde zum Vorschein kommt, epikotyl. Beim Heraus-
schieben reisst die Pfahlwurzel ebenfalls ab, die Ersatzwurzeln
bleiben aber hier in der Regel schwach, so dass sie der Verwerth-
barkeit der Rüben meist keinen Emtrag thun.
b. Abnorme Gestaltungen des Wurzelvermögens.
bei Samenpflanzen. Störungen der Pfahlwurzel haben ebenso-
wenig wie das Absprengen der Pfahlwurzel beim Emporschieben
nachtheiligen Einfluss auf die normale Rübenform. Es fehlt das
energische Wachsthumsbestreben der Pfahlwurzel, hiermit die Eigen-
thümlichkeit, recht starke Ersatzwurzeln auszubilden. Selbst auf
ganz seichtem Boden konnte die normale Rübenform zur Entstehung
kommen.
c. Die Gestaltungdes Wurzelvermögens bei Setz-
flanzen. Eine Kürzung der Pfahlwurzel hat nicht entfernt die
nachtheiligen Folgen wie bei den vorigen Varietäten, es treten zwar
Seitenwurzeln in grösserer Zahl an den Flanken auf, aber die Ver-
dickung bleibt nach wie vor auf Pfahlwurzel und epikotylen Zu-
wachs beschränkt, während die Seitenwurzeln nur mässig an Dicke
zunehmen.
Die genannten 3 Varietäten unterscheiden sich demnach ganz:
wesentlich durch die Empfindlichkeit gegen Störungen des Wachs-
thums der Pfahlwurzel durch mangelhafte Bodenbeschaffenheit oder
Verletzungen, ferner durch ihr Verhalten beim Eintritt der Rüben-
verdickung. Das Herausschieben ist die Folge der Art des Ver-
- Jaufs der Verdickung welche eben bei „herauswachsenden“ und
„nicht herauswachsenden“ Varietäten typisch verschieden ist. Da
844 Forst- und ökonomische Botanik.
der Widerstand des Bodens bei der Hebung in Wirkung kommt,
macht sich auch dessen Beschaffenheit bei diesen Ortsveränderungen
bemerklich.
Die übrigen 9 nebenher untersuchten Varietäten stimmen mit
den genannten drei überein in der Anordnung und dem allgemeinen
Charakter der Verzweigungen entlang der Pfahlwurzel, ebenso in
den Beziehungen zwischen dem Wachsthumstypus, der Empfindlich-
keit gegen Störungen des Pfahlwurzelwachsthums und dem Ver
halten bei der Verdickung hinsichtlich des Herausschiebens.
Der Typus des Wurzelsystems der Runkelrübe, nämlich eine
kräftige Pfahlwurzel mit den beschriebenen drei Regionen der Ver-
zweigung, wiederholt sich bei anderen Pflanzenarten, so bei Cheno-
‚podium-Arten, Weissrübe, Rettig, Cichorie.
IV. Die Ernährungsverhältnisse der Runkelrübe.
Die Zuckerrübe hat schon in wenigen Wochen nach dem
Aufgehen die Bodenschichten durchwachsen, in der sie sich der Haupt-
sache nach ihre ganze Wachsthumszeit hierdurch ernährt; diese Boden-
schicht reicht um so tiefer, je tiefer die Bodenlockerung war. Die
Ausnützung dieser Schicht geschieht nicht nur Anfangs, sondern
während der ganzen Vegetationszeit, indem fortgesetzt neue Wurzeln
aus dem Rübenkörper erzeugt werden. Die Vorstellung ist un-
richtig, dass die Nahrung liefernde Region sich immer weiter vom
Rübenkörper entfernt und näher demselben keine Aufnahme von
Nahrung mehr geschieht. In dem tieferen festeren Boden erzeugt
die Pfahlwurzel zwar weniger Verzweigungen, aber hieraus folgt
nicht, dass der Beitrag, welchen die Wurzeln der Region III zur
Ernährung liefern, nebensächlich ist. Bei Trockenheit kann es der
Fall sein, dass sich die Pflanze lange Zeit gerade mit Hülfe ihrer
Tiefwurzeln ernährt, abgesehen von mehrfachen anderen Gründen,
deren Wiedergabe zu weit führen würde, welche es aber mit sich
bringen, dass der Ernährungsbeitrag der tieferen Wurzeln sehr
wichtig sein kann. Alles in Allem ergiebt sich in Uebereinstimmung
mit der Erfahrung, dass es auf jeden Fall die grösste Sicherheit
‚guter Ernten bietet, wenn die Bewurzelung durch recht tiefe Be-
arbeitung auch recht tief laufen kann.
Bei der langen, rothen Futterrübe rücken die unteren,
erst in grösserer Tiefe gewesenen Wurzeln mehr und mehr in obere
Schichten vor, wo die Verhältnisse der Nahrungsaufnahme günstiger
sind. Die Erdschicht, aus welcher die Haupternährung geschieht,
wird aber aus verschiedenen Gründen ebenso hoch anzusetzen sein,
wie bei der Zuckerrübe. Aehnlich verhält es sich mit der rund-
lichen Futterrübe, welche zufolge ihres Wachsthumstypus
seichteren Boden ganz wohl vertragen kann. Jedenfalls ist es un-
richtig, die Runkelrüben in ihren Ansprüchen an die Bodenbeschaffen-
heit und Kulturweise blos nach dem Typus der Zuckerrüben zu
beurtheilen, da sich je nach der Wachsthumsweise der Varietäten
grosse Verschiedenheiten geltend machen.
In einem zweiten, angewandten Theil sind verschiedene
in der Praxis der Rübenkultur angewandte Maassnahmen vom
Neue Litteratur. 845.
Standpunkte der physiologischen Verhältnisse der Bewurzelung
näher beleuchtet, so die Bedeutung der tiefen Bearbeitung des
Bodens für die Rübenkultur, die zweckmässige Tiefe und Art der
Düngerunterbringung, die bei der Auswahl und Züchtung der
Rübenvarietäten manch onen Faktoren im Wachsthumstypus,
das Verfahren der Saat und Pflanzung, der Eben- und Kammbau.
Kraus (Weihenstephan).
Neue Litteratur.
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Inserate, — Inhalt,
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Excursionsflora für die Schweiz.
Nach der analytischen Methode bearbeiter von A Gremili.
6. vermehrte und verbesserte Auflage 1889. Preis brosch. M. 4.50, geb. M. 5.10.
Ph. Wirz-Christen in Aarau.
Verlag von J. M. Späth, Berlin C. |
H. Karsten, Deutsche Flora. na
fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zellenpflanzen und
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark.
—$& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung >-
Inhalt.
"Wissenschaftliche Originalmit-
theilungen.
Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov. sp.
und Rosa subduplicata Borb. var. nov. albi-
flora A. Richt., p. 817.
Instrumente, Präparations-
methoden etc. etc. p. 819.
Koch, Eine Combination von Schraubenmikro-
meter und Glasmikrometerocular, p. 819.
Schimenz, Ein Athemschirm, p. 819.
Heinsius, Eine Verbesserung der Abbe’schen
Camera lucida, p. 819.
Braemer,, Un nouveau re&activ histo-chimique
des tannins, p. 820.
Referate.
Beddome, Two new Athyriums from the N. W.
Himalayas, p. 829.
Buchenau, Ueber die Vegetationsverhältnisse
des „Helms* und der verwandten Dünen-
gräser, p. 835.
Haberlandt, Ueber das Längenwachsthum und
den Geotropismus der Rhizoiden von Mar-
chantia und Lunularia, p. 829.
Hoffmann, Ueber den praktischen Werth phäno-
logischer Beobachtungen, p. 837.
Kerner v. Marilaun, Ueber das Wechseln der
Blütenfarbe an einer und derselben Art in
verschiedenen Gegenden, p. 832.
Kraus, Das Wurzelsystem der Runkelrüben
und dessen Beziehungen zur Rübenkultur,
p. 840.
Laux, Ein Beitrag zur Kenntniss der Leitbündel
im Rhizom monokotyler Pflanzen, p. 833.
Meyer, Untersuchung über die Entwicklung
einiger parasitischer Pilze bei saprophytischer
Ernährung, p. 827.
Möbhius, Beitrag zur Kenntniss der Algengattung
Chaetopeltis Berthold, p. 821.
Molisch u. Zeisel, Ein neues Vorkommen von
Cumarin, p. 830.
Reinke, Algenflorra der westlichen Ostsee
Deutschen Antheils, p. 821.
Reinsch , Species et genera nova Algarum ex
insula Georgia australi, p. 821.
Senft, Der Erdboden nach Entstehung, Eigen-
schaften und Verhalten zur Pflanzenwelt,
p- 839.
Simek, Der Kotyledon und das normale Blatt,
p. 832.
Tschernich , Ueber die Bedeutung des Pollens
für die Charakteristik der Pflanzen, p. 833.
Wiesner, Zur Erklärung der wechselnden Ge-
schwindigkeit des Vegetationsrhythmus, p. 830.
Neue Litteratur p. 845.
Ausgegeben: 19. Juni 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
Band XXXVIII. No.13. Jahrgang X. _
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"+ sches Centr
ya! REFERIRENDES ORGAN 77
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes.
Herausgegeben
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten
von
Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl
in Cassel. in Marburg.
Zugleich Organ
des
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm,
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala,
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica
in Helsingfors.
No. %, | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889.
durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
Sammlungen.
Lagerheim, 6. v., Revision der im Exsiccat „Krypto-
gamen Badens von Jack, Leiner und Stizenberger“
enthaltenen Chytridiaceen, Peronosporeen, Ustilagineen und
Uredineen. (Mittheilungen des badischen botanischen Vereins.
Nr. 59. 1889.)
In dem bekannten Exsiccat der Kryptogamen Badens sind
253 Nummern Pilze ausgegeben, deren Namen im allgemeinen
nicht mehr dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechen,
und von denen einige sogar falsch bestimmt sind. Da ein derartiger
Uebelstand die Benutzung eines Exsiccats bekanntlich sehr er-
schwert und die ÖOriginalarbeit in einer relativ unzugänglichen
Zeitschrift steht, seien hier die Bestimmungen des Verfassers aus-
führlich referirt. (Verf. hat sämmtliche Formen der in der Ueber-
schrift angegebenen Abtheilungen mikroscopisch untersucht und
bestimmt.)
Nr. 41. Ustilago segetum (Pers.) Fr. = Ustilago Hordei (Rabh.), 44. Coleo-
sporium Synantherarum fr. f. Prenanthis = Puceinia Prenanthis (Pers.) Fuck. Il.
1II.*), 45. Epitea gyrosa (Rabh.) Fr. = Phragmidium Rubi Idaei (Pers.) Wint. I,
*) J. = Aecidium, II, — Uredo, III. = Teleutosporen.
Botan. Centralbl, Bd. XXXVIII. 1889. 28
850 Sammlungen.
45. Aecidium Euphorbiarum Pers. = Uromyces Pisi, (Pers.) Bar. % ran
midium bulbosum (Strauss,) Schlecht. = Phragmidium Rubi Idaei (Pers.) int.
IIr., 142. Uredo Labiatarum Link f. Menthae Pers. = Puccinia Menthae (Pers.)
II, 144. Epitea vulgaris Fr. = Melampsora epitea (Kunze und Schm.) Thüm. II.,
145. Aecidium leucosporum Dec. = Aecidium punctatum Pers., Fusidium Ranun-
culacearum Rabh. ined. = Entyloma Ranuneuli (Ben.) Schröt., 242. Puceinia
arundinacea Hedw. = Puceinia Rumieis (Gmel.) Lagerh. II. III. und Puceinia
Magnusiana Körn. II, 244. Aecidium Compositarum Mart. f. Tussilaginis Pers. =
Puceinia epiphylla (L.} Wettst. I und Coleosporium Sonchi arvensis (Pers.) Lev.
li., 245. Uredo linearis Pers. = Puceinia Asperifolüi (Pers.) Wett. #. simplex
Körner II. und (2?) Puccinia Rhamni (Gmel.) Wettst. IL, 322. Aecidium Ranun-
culacearum, a. Ranuneuli Pers. = Uromyces Dactylidis Otth. I. oder Puceinia
Magnusiana Körn. 1.*), 323. Aecidium Rauunculacearum Pers. b. Ficariae =
Uromyces Poae Rabh. I., 328. Peronospora effusa Rabh. f. Ranunculi Casp. =
Plasmopora pyqmaea (Ung.) Schröt, 403. Uredo Rumicum Dec. = Puceinia Ru-
micis scutati (DC) Wint. II. III, 405. Uredo Leguminosarum (Link), c. faba-
rum Rabh. = Uromyces Orobi (Pers.) Wint. II, 406. Puceinia Asari Rabh. m.
s. = Puceinia asarina Kunze, 407. Puceinia Punetum Link = Puceinia Urticae
(Schum.) III. (Syn. Aec. Urticae Schum., Puec. Caricis (Schum ) Rabh, nicht
Pucc. Urtiecae Berk.), 408. Epitea longicapsula Dec. f. Carpini Rabh. = Melamp-
sora Carpini (Nees) Fuck. II, 409. Epitea Vittelinae (Wallr.) Dec. —= Melamp-
sora Vittelinae (DC.) Thüm. II. IIL, 410. Epitea Euphorbiae (Pers.) Fr. =
Melampsora Helioscopiae (Pers.) Wint. II., 411. Epitea Fragariae Rabh. —
Phragmidium Fragariae (DC.) Wint. #. Sanguisorbae (DC.) U. IL,
(Syn. Phr. Sanguisorbae (DC.) Schröt., welche nur eine Var. von P. Fra-
gariae (DC.) Wint. sein dürfte, und auch auf Potentilla fragariastrum vorkommt;
die Hauptart hat 3zellige, warzige, die Var. 4—Ö5zellige, glatte oder wenig warzige
Teleutosporen. (Die Art ist besonders durch ihre warzigen Uredosporen ausge-
zeichnet.) 412. Epitea Potentillarum (Pers.) Fr. Phragmidium Potentillae
(Pers.) Wint. II., 413. Aecidium Tragopogi Pers. — Puceinia Tragopogonis (Pers.)
Corda, 414. Aecidium Ranunculacearum Pers. e. (Clematidis, f. petiolorum —
Aecidium Clematidis DC., 416. Aecidium Leguminosarum Link b. Orobi verni —
Uromyces Orobi (Pers.) Wint. I., 541. Urocystis Anemones (Pers.) Rabh. ms. —
Synchytrium Anemones (DC.) Wor., 542. Coleosporium Synantherarum Fr. f. Tussi-
laginis Pers. — Cboleosporium Sonchi arvensis (Pers.) Lev. Il., 543. Puccinia
Anemones Pers. — Puccinia fusca (Rabh.) III., 544. Puccinia compacta De Bary
— Puccinia Anemones Virginianae Schw., 546. Peronospora parasitica (Pers.) —
COystopus candidus (Pers.) Lev. und Peronospora parasitica (Pers.) Tul., 602.
Uredo Artemisiae (Link) Rablı. = Puceinia Tanaceti DC. II. II., 603. Uromyces
Muricella (Wallr.) f. Oonii Strauss — Puceinia bullata (Pers.) Schröter II., 604.
Uromyces Polygonorum Dec. — Puceinia Polygoni (Alb. et Schw.) Wint. II., 605.
Puceinia Maydis Poetsch —= Pueceinia Sorghi Schwein. IIL, 606. Puccinia Stel-
lariae Duby — Puceinia Arenariae (Schum.) Schröt., 607. Puccinia conglomerata
(Schm. et Kze.) — Pueccinia Prenanthis (Pers.) Fuck. III., 609. Aecidium um-
brinum Rabh. —= Uromyces scutellatus (Schrank) Schröt. III, 610. Cronartium
commune Rabh. ms. var. Paeoniae Fr. — Cronartium flaceidum (Alb. et Schw.)
Wint., 614. Phragmidium asperum Wallr. = Phragmidium violaceum (Schulze)
Wint. III., 615. Phragmidium obtusum Schw. et Kze. a. Potentillae (Pers.) Rabh.
— Phragmidium Potentillae (Pers.) Wint. III., 814. Uromyces apiculatus (Strauss)
Fr. f. Laburni Dec. — Uromyces Oytisi (DC.) Schröt. III, 815. Dieaeoma Pruno-
rum (Link) Nees = Puceinia Pruni spinosae Pers. III, 816. Coleosporium Sene-
cionis (Schlecht.) Lev. — Coleosporium Pini Willd. IL, 817. Roestelia cornuta
(Ehr.) Rabh. —= Gymnosporanginum juniperium (L.) Wint. I., 912. Uredo Iridis
— Puccinia Iridis (DC.) Duby I. III., 914. Oystopus ceubicus (Strauss) Lev. —
Oystopus Tragopogonis (Pers.) Schröt., 915. A.B. Phragmidium Rosarum (Rabh.)
Fuck. —= Phragmidium subcorticium (Schrank) Wint. I. III.
L. Klein (Freiburg i. B.).
*) Urom. Dactyl. und Pucc. Magnus. haben, wie Plowright nachgewiesen,
beide ihre Aecidien auf Ranunc. bulb. Die beiden Aecidien sind einander voll-
ständig gleich.
Algen. 851
Referate.
Nordstedt, Otto, Fresh-Water Algae collected by Dr.
S. Berggren in New-Zealand and Australia. (Kongl.
Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar. Stockholm. Band
XXI. 1888. Nr. 8. 4°. 98 pp. 7 Pl.). [Englisch mit lateinischen
Diagnosen].
Da der Ref. eine vorläufige Mittheilung schon in Botan. Cen-
tralbl. *) gegeben und auch **) über einen (vorläufigen) Auszug
dieser Abhandlung referirt hat, kann er sich hier kurz fassen und
nur kleinere Zusätze liefern.
A. Algen aus Neu-Seeland.
In einer historischen Einleitung zählt Ref. alle bis jetzt in
Neu-Seeland gefundenen Süsswasseralgen auf, jedoch mit Ausnahme
der Diatomeen.
Die Algen stammten aus 50 verschiedenen Lokalitäten der
Provinzen Canterbury, Westland, Wellington und Auckland. Die
Süsswasseralgen treten auf Neu-Seeland nicht in so grosser Menge
auf, wie in Gegenden von entsprechender Breite der nördlichen
Hemisphäre. Der Ursachen sind vielerlei. In Folge des gewöhn-
lich steil abfallenden Bodens laufen natürlich die Flüsse und
Bäche schnell und stehende Wasser, Moore und Sümpfe sind wenig
verbreitet. Von grosser Bedeutung ist die relative Abwesenheit
der gesellig wachsenden Wasser- und Sumpf-Pflanzen (Potamo-
getoneae, Üyperaceae, Gramineae u. a.), welche in stehendem
Wasser und den Morasten Europas beliebte Standorte der Süsswasser-
algen sind. In den gewöhnlich trockenen Sommern trocknen selbst
die während der feuchten Jahreszeit (Winter) sumpfigen Stellen
völlig aus. Deshalb sind die Süsswasseralgen zahlreicher auf
feuchten und von Moosen bewachsenen Stellen in den Gebirgen
sowohl auf der Süd- als der Nordinsel. In den schnell fliessenden
Rinnen des Distriets der warmen Quellen und Seen auf der Nord-
insel treten Süsswasseralgen in grösster Menge auf, besonders Phy-
cochromaceae, aber auch Confervaceae und Zygnemaceae.
Prof. Ch. Flahault, der die Nostochaceae heterocysteae be-
stimmt hatte, war erstaunt über die Uebereinstimmung der Flora
von Neu-Seeland und West-Frankreich. Das häufige Auftreten von
Hapalosiphon pumilus Kirchn. und der Arten der Gattung Stigonema
kennzeichnet ein feuchtes und relativ kaltes Klima.
Alle Gattungen mit Ausnahme einer, Phymatodocis, kommen
auch in Europa vor.
Die Gattung „Microthamnion Näg.“ ist zuerst von Kirchner in Schles.
Alg.-Flor. richtig beschrieben. M. Vexator Cooke ist wahrscheinlich mit M.
Kützingianum identisch.
Da die Gattungen Herposteiron Näg. und Ochlochaete Thwaites dem Ref.
zweifelhaft scheinen, hält er A. Braun’s Gattung Aphanochaete aufrecht.
*) Bd. XXXI. 1887. p. 321—22.
**) Botan. Centralbl. Bd. XXXIII. 1888. pp. 289, 291. —
28*
sh2 Algen. — Pilze.
Spirogyra singularis hat einfache Scheidewände; Ref. glaubt, dass die
Fäden mit gefalteten Scheidewänden, die er früher spärlich fand, einer anderen
Art zugehören. — Debarya glyptosperma, forma mit spärlicheren Längsriefen
der Sporen. — Phymatodocis Nordstedtiana Wolle £ Novizelandica Nordst.,
Scheitelansicht mit wenig konkaven Seiten. Die Mitteleinschnürung der PA.
alternans Nordst. ist nicht linealisch, sondern nach Löfgren nach innen er-
weitert.
Bei Desmidium Baileyi (Ralfs) De Bar. sind die Seiten niemals vollkommen.
eben. Die Löcher zwischen den Zellen sind grösser oder kleiner. Die vor-
springenden Füsse sind in der Scheitelansicht rund oder in var. Ö keilförmig; « hat:
elliptische Sporen, # Bengalense Nordst. beinahe runde; y coelatum (Kirchner)
Nordst. hat deutlicher eingeschnürte Zellen; d undulatum (Mask.) Nordst. mehr:
konvexe, drei-undulirte Seiten.
Da Desmidium bambusinum Breb. in Cher. Microgr. nicht beschrieben ist,
hat Ehrenbergs Name Gymnozya moniliformis die Priorität.
Da die Seitenlappen bei anderen Micrasterias-Arten variiren, so glaubt
Ref., dass auch M. Mahabubeshwarensis sowohl einfache wie getheilte Läppchen
besitzen kann und vereinigt mit dieser Art mehrere andere Arten folgender-
weise: A. Genuina. a. Indica, lobulis indivisis: M. Mahab. Hobs., M. morsa Ö
Wallich, f. lobulo superiore diviso: M. Wallichkii Grun.; b. Europaea, f. lobul..
indiv.: M. Mahab. Lund., f.lob. super. diviso: M. Wallichii Lund.; B. Compacta,.
lobi laterales crassiores et breviores, a. Americana, f. lobul. indiv.: M. Mahab.
Wolle, f. lobul. omnibus divisis: M. Americana v. Hermanniana Wolle; b. Euro-
paea, f. lobul. sup. diviso: M. Hermanniana Reinsch; ce. Novizelandica (M. am-
pullacea Mask.) f. lobul. indiv. et f. lobul. super. diviso,
Unter Cosmarium minutum Dalp., f. Novizelandica wird eine Zusammen-
stellung von 13 Formen von und zwischen (. bioculatum und Ü. moniliforme ge-
macht. — Staurastrum clepsydra Spene. non Nordst. wird als var. Spencerianum
Y pP
(Mask. in litt.) zu St. connatum (Lund.) Roy et Biss. geführt. — Triploceras:
tridentatum Mask. # superbum Mask. wird als subsp. superbum von T. verticilla-
tum aufgestellt.
B. Australische Algen.
Nach einer kurzen geschichtlichen Betrachtung werden 8 Arten
aus der Gegend von Melbourne und 12 Arten aus New-South Wales
aufgezählt. Ausserdem wird erwähnt, dass Ref. mehrere andere
Gattungen aus Australien gesehen hat, z. B. Phymatodoeis und
Streptonema.
Im Appendix werden die Bestimmungen einiger Hawaiischen
Phycochromaceen von Ch. Flahault mitgetheilt. — Ein Verzeichniss:
der citirten 128 Arbeiten und ein Index aller erwähnten Arten
befindet sich am Ende. -— Auf den 7 Tafeln sind 134 Arten,
Varietäten oder Formen abgebildet.
Nordstedt (TLund.)
Zukal, H., Hymenoconidium petasatum. Ein neuer Pilz als
Repräsentant einer neuenFamilie Vorläufige Mit-
theilung. (Verhandl. d. k. k. zool. bot. Ges. in Wien. 1888.
Abhandl. p. 671—672.)
In der Wohnung des Verf. entwickelten sich auf faulenden
Blättern und Früchten der Olive unter einer Glasglocke kleine:
Marasmius-ähnliche Pilze, die von allen bekannten Aymenomyceten
wesentlich abweichen.
„Das Hymenium überzieht die gewölbte obere Seite des Hutes
u. zw. in der Form einer glatten Schicht. Die dicht nebeneinander
stehenden, oben keulenförmig erweiterten Basidien (?) tragen je
a TE
Pilze. . 353
eine bräunliche, mit stacheligen Verdickungen versehene Spore.
Letztere entsteht nicht durch Sprossung oder Vermittlung eines
‚Sterigmas, sondern sie wird in der Weise angelegt, dass der oberste,
keulenförmig angeschwollene Theil der Basidie (?) durch eine Quer-
wand von dem unteren Theile abgegrenzt wird. Der obere, durch
die Querwand zur selbstständigen Zelle gewordene Theil der
Basidie (?) entwickelt sich dann zur Spore, der untere Theil zum
‚Sporenträger.“
Keimungsversuche waren bisher ohne Erfolg. Näheres über
die Entwicklungsgeschichte will Verf. anderswo mittheilen.*) Er
ist geneigt, anzunehmen, dass der Pilz ein sehr einfach organisirter
Hymenomycet ist, „bei welchem der Conidienträger noch nicht zur
Basidie specialisirt worden ist.‘
Fritsch (Wien).
Fayod, V., Vorläufige Bemerkung zurFrage des Auto-
nomierechts des „Fymenoconidium petasatum*“ Zukal. (Bo-
tanische Zeitung. 1889. Nr. 9. p. 158—159.)
Verf. hält es für wahrscheinlich, dass das von Zukal be-
schriebene Aymenoconidium petasatum**) nichts anderes sei, als das
junge Entwicklungsstadium einer Agaricinee und zwar des Maras-
mius hygrometrieus Breg. Verf. behält sich ausführlichere Mit-
theilungen über die Resultate seiner Untersuchungen über Bau und
Entwicklung verschiedener Agaricineen vor und gibt diese vor-
läufige Bemerkung rur zur Wahrung der Priorität.
Fritsch (Wien).
Ernst, Paul, Ueber Kern- und Sporenbildung bei
Bacterien. (8.-A. aus Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. 1888.
SINGT BB. 2 Tal.)
Bei einer Reihe von Bacterien hat der Verf. durch drei von
einander ganz verschiedene Metlioden ein neues Element nachge-
wiesen, kleine Körnchen, die in der Ein- oder Mehrzahl auftreten,
‚die keineswegs constant, sondern häufig nur dann zu sehen sind, wenn
die Bacterien kümmerlich wachsen oder sich zur Sporenbildung an-
schicken. Diese Körnchen färben sich blau-schwarz nach Ein-
wirkung warmer (nicht heisser!) alkalischer Methylenblau- und
kalter Bismarckbraunlösung („Mischfärbung“); sie färben sich
schwarz-violett mit Delafield’schem Hämatoxylin, schwärzlich mit
Platner’s Kernschwarz. Bei einigen Bacterien glaubt Verf. den
direkten Uebergang dieser Körner in Sporen nachgewiesen zu
haben, und schlägt darum den Namen „Sporogene Körner“
dafür vor. Einige mal konnte bewiesen werden, dass sie sich
durch Neisser’s Sporenfärbung nicht tingiren; sie sind darum als
ein von den Sporen wesentlich verschiedenes Ding
sui generis (wennauch als deren Vorläufer) angesprochen worden
*, Botan. Zeitung. 18389. No. 4.
**) Verhandlungen der k. k. zoolog. botan. Gesellschaft in Wien 1883. Ab-
‘handlungen. p. 671—672. — Botan. Ztg. 1889. Nr. 4. p. 61—65. tab. I.
854 Pilze. — Gefässkryptogamen.
und zwar aus folgenden Gründen: Haematoxylin färbt sie intensiv,
dagegen niemals eine Spore; dasselbe gilt von Platner’s Kern-
schwarz, nur dass dieses die intensive Färbung des Haematoxylin
lange nicht erreicht; in den Vorstadien (Prophasen) lassen sie sich
leicht peptonisiren (in 3 Stunden in einer Lösung von Pepsin 0.5,
acid. muriat. 0.2, Aqua 100.0), kommen später in ein Stadium grösserer
Resistenz gegenüber der Verdauung und sind als fertige Sporen
unverdaulich; mit Methylenblau-Bismarckbraun färben sich die sporo-
genen Körner schwarzblau (Mischfärbung), die fertigen endogenen
Sporen hellblau (Doppelfärbung); sie färben sich nicht nach
Neisser, verschwinden urplötzlich in allen siedenden Flüssigkeiten
und wenn es auch nur reines Wasser ist. Die Körner sind sicher
keine Vacuolen, bestehen nicht aus Fett (unlöslich in kochendem
Aether), auch nicht aus Amylum (nicht färbbar mit Jodjodkalium).
Der gemachte Vorschlag, ihnen die Natur von Zellkernen zu-
zuerkennen, stützt sich auf folgende Gründe: Haematoxylin und
Kernschwarzfärbung, relativer Widerstand gegen Verdauung (na-
mentlich in den späteren Uebergangsstadien), Theilungsstadien,
Fähigkeit, selbst zu Sporen zu werden (was Verf. für ein „ver-
breitetes biologisches Princip, namentlich bei Ascomyceten‘‘ hält),
Vorkommen derselben bei den Öscillarien, bei denen sie sich auch
weniger leicht peptonisiren lassen.
Die empfohlene Methylenblaureaction hat auch bei Micrococcen,
Sarcinen und Hyphomyceten positive Resultate geliefert, ohne dass
diese Befunde in dieser Arbeit näher verfolgt wären.
Ref. hat sich, um möglichst objectiv zu referiren, genau
an des Verf. eigene Worte gehalten, stimmt aber in der
Beurtheilung der Resultate fast ganz mit Zacharias überein
(Bot. Zeitg. 1889. p. 315). Die Fähigkeit, der Verdauung
in gewissem Grade zu widerstehen und sich mit Haemotoxylin-
Kernschwarz zu färben, sind keine specifischen Eigenschaften
des Kerns unter den Bestandtheilen der Pflanzenzelle; die
Theilungsstadien, wenn es wirklich solche sind und keine Ver-
schmelzungen, würden ebensowenig einen Grund für die Kernnatur
abgeben und ebenso steht es mit dem Umstande, dass die Körper
zu Sporen werden, was übrigens nach den mitgetheilten Be-
obachtungen durchaus nicht geschlossen werden muss und auch
nicht mit eigenen Erfahrungen des Ref. in diesem Punkte stimmt.
Was über analoge Verhältnisse bei den Ascomyceten gesagt ist,
beruht natürlich auf einem Missverständniss des Verf. Das Ver-
schwinden in siedenden Flüssigkeiten endlich widerspricht direkt
unsern sonstigen Kenntnissen vom Kern.
L. Klein (Freiburg i. B.).
Dörfier, J., Ueber Varietäten und Missbildungen des
Equwisetum Telmateja Ehrh. (Verhandlungen der k. k. zoolog.-
botan. Ges. in Wien. 1889. pag. 31—40, Tafel 1.)
Verf. hat in der Umgegend von Ried und Gmunden in Ober-
Oesterreich eine Anzahl interessanter Formen der im Titel genannten
Gefässkryptogamen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 855
Equisetum-Art gesammelt, die er übrigens durchweg auch Herrn
Professor Luerssen zur Durchsicht eingesandt hatte,
In der Einleitung theilt Verf. mit, dass Milde’s Eintheilung
der sterilen Formen in solche mit und solche ohne Spaltöffnungen
am Stengel unrichtig ist, da auch die normalen Formen und ebenso
Milde’s Varietät dreve in den meisten Fällen Spaltöffnungen
besitzen.
Die vom Verf. gesammelten Formen sind folgende:
I. Varietäten des unfruchtbaren Stengels.
1. var. dreve Milde, 2. var. ramulosum Milde, 3. var. compositum Luers-
sen et Dörfler, 4. var. gracile Milde.
II. Monstrositäten des unfruchtbaren Stengels. (Vgl. das Orig.)
III. Var. serotinum A. Br. in folgenden Formen:
1. normalis Dörfler, 2. patens Dörfler, 3. mierostachyum Milde, 4. inter-
medium Luerssen, 5. macrostachyum Milde, 6. drevisimilis Dörfler. Ferner
monströs:
7. polystachyum Milde, 8. proliferum Milde, 9. distachyum Dörfler (ab-
gebildet.)
IV. Varietäten des fruchtbaren Stengels.
1. var. elatius Milde, 2. var. frondescens A. Br. (Synon. Equisetum ebur-
neum Schreb.)
Es ist selbstverständlich anzunehmen, dass alle diese Formen
gelegentlich überall dort auftreten können, wo Equisetum Telmateja
Ehrh. häufig auftritt.
Auf die neu beschriebenen Formen kann hier natürlich nicht
näher eingegangen werden. Uebrigens hat Luerssen die Funde
Dörfler’s in den Nachträgen am Schlusse seiner „Farnpflanzen“*)
berücksichtigt.
Fritsch (Wien),
Solereder, Hans, Beiträge zur vergleichenden Ana-
tomie der Aristolochiacen nebst Bemerkungen über
den systematischen Werth der Secretzellen bei
den Piperacen und über die Structur der Blatt-
spreite bei den Gyrocarpeen. (Engler’s Bot. Jahrb. f. Syst.
u. Pfigeogr. Bd. X. 1888/89. p. 410—524. Mit 3 Tafeln.)
Namentlich die Schule Radlkoter ’s hat festgestellt, dass die
Secretzellen constant für die Familien der Anonaceen, Calycanthaceen,
Canellaceen, Chloranthaceen, Laurineen (inel. Gyrocarpeen), Magno-
liaceen (excel. Trochodendreen), Meliaceen (incl. Cedreleen), Monimia-
ceen, Myristicaceen und Piperaceen sind.
Die Beiträge nehmen Bezug auf die Anatomie der Aristolochia-
ceen und gliedern sich in 8 Theile.
1. Die Secretzellen der Aristolochiacen. Keinem Mitgliede
dieser Familie fehlen wohl die Secretzellen überhaupt. Bei fast
allen finden sich dieselben in der Blattspreite und zwar aus-
schliesslich im Hautgewebe wie im Mesophyll. Die Secretzellen
der Blattepidermis finden sich in beiden Epidermisplatten oder nur
in der unteren Epidermis, nie allein in der oberen Epidermis, ihre
Gestalt ist meist kugelig oder ellipsoidisch. Die Grösse ist sehr ver-
*) Rabenhorst’s Kryptogamenflora III. p. 886.
856 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
schieden, sie varirt von 0,012 mm. bis zu 0,075 mm. Die
Wandungen sind häufig verkorkt. Der Inhalt besteht aus gelb-
lich oder weisslich gefärbten Tropfen.
2. Die Blattstruktur der Aristolochiaceen giebt zu folgender
Uebersicht Anlass:
1. Klimmhaare fehlen völlig, Oelzellen stets vorhanden, ent-
weder nur in der Epidermis oder epidermoidal und im Meso-
phyll: Asarum.
2. Klimmhaare meist vorkommend, Oelzellen nur bei bestimmten
Arten von Aristolochia fehlend.
@. Die unregelmässig gestalteten Secretschläuche vorhanden:
Bragantia, Thottea.
ß. Die unregelmässig gestalteten Secretschläuche fehlen: Holo-
stylis, Aristolochia.
Da die Eintheilung der einzelnen Gattungen hier nicht auf-
geführt werden kann, möge nur das Gerippe der Arten von Ari-
stolochia folgen:
1. Centrischer Blattbau:
A. Eintheilung der Arten nach den Blattbau.
2. Bifacialer Blattbau.
B. Eintheilung der Arten nach der Beschaffenheit der Epidermis.
a. Spaitöffnungen.
3 auch auf der oberen Blattseite.
2. ” nur auf der unteren Blattseite.
b. Besondere Verhältnisse.
1. Epidermis der Blattunterseite papillös.
2. Hypoderm unter der oberen Epidermis entwickelt.
e., Haare.
«@. Klimmhaare:
1. nicht vorhanden, bezw. nicht beobachtet;
2. von der gewöhnlichen Beschaffenheit d. h. mit meist
einzelligem Sockel und mit Halszelle;
3. dito, selten mit 1-—3zelligem Sockel;
4. mit mehr- oder reichhaltigem Sockel vorwiegend.
ß. Einfache, aus einer Zellreihe bestehende Haare.
1. Ziemlich breitzellige Haare mit spitzer Endzelle.
2. Arm- oder reicherzellige Haare mit stumpfer, abge-
rundeter Endzelle.
3. Pritschenförmige, schmalzellige Haare.
4. Sogenannte unentwickelte Klimm-Haare.
C. Eintheilung der Arten rücksichtlich der Oelzellen:
a. Bezüglich des Vorkommens der Secretzellen.
1. Secretzellen fehlen in der Blattspreite.
2. " sind in den Trichomen vorhanden.
3. 4 finden sich in beiden Epidermisplatten.
4. a kommen nur in der unteren Epidermis vor.
b. Bezüglich der Lumengrösse der Secretzellen.
1. Kleine Secretzellen mit einem Durchmesser unter
0,025 mm.
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 8357
2. Secretzellen von mittlerer Grösse, Durchmesser von
0,025— 0,035 mm.
3. Grosslumige Secretzellen mit einem Durchmesser von
über 0,035 mm.
D. Eintheilung der Arten nach der Entwickelung des Skleren-
chyms in den Nerven.
1. Sklerenchym kräftig entwickelt.
2. a weniger kräftig oder schwach entwickelt.
3. 5 fehlt.
E. Verkieselte Zellgruppen vorhanden.
3) Was die Blattstiele betrifft, so finden sich dort auch Secret-
zellen vor.
Die Gefässbündel sind meist halbmondförmig angeordnet oder
in einen Bündelring vereinigt
4) In der Achse befindet sich ein einziger Gefässbündelring,
daher einzeine Bündel durch breite prinnäre Markstrahlen getrennt
sind. Der Holztheil der Gefässbündel besteht in den oberirdischen
Achsentheilen aus Gefässen, Holzenchym und Holzparenchym.
Die Gefässe sind oft sehr weitlumig und besitzen einfache, wie
leiterförmige Perforirungen. Das Holzparenchym ist bald wenig,
bald reichlicher entwickelt, es zeigt an seinen Wandungen deut-
liche Hoftüpfel. — Die Siebplatten der Siebröhren sind verhältniss-
mässig grobporig. — Kork wurde nur bei Aristolochia beobachtet.
Die untersuchten Rhizome zeigten in ihrer Struktur sich analog
den oberirdischen Achsentheilen.
5) Verf. beseitigt die Angabe von Schleiden und de Bary
in Bezug auf eine anormal gebaute Aristolochia, indem er
nachweist, dass die von Stahl gütigst übersandten Zweigstücke
des Schleiden’schen Originals vollkommen normal gebaut sind. —
Wenn ferner Masters ein neues Vorkommniss anomaler Achsen-
structur bei den Aristolochiaceen und speciell bei Bragantia gefunden
haben will, so brachten die Untersuchungen von Solereder ihn
dahin, dass das von Cleghom und von Masters ge-
sammelte, unter der Bezeichnung Bragantia Wallichii beschriebene
anomal gebaute Achsensück sicher keiner Aristolochiacee, sondern
vielleicht einer Menispermacee angehöre.
6) Was das Vorkommen der Secretzellen in den Blütentheilen
anlangt, so fehlen sie dort, wo sie in den Blättern nicht vorhanden
sind, und wo sie in den Laubblättern auftreten, zeigen sie sich auch
in den Blütentheilen.
Der Pollen aller Aristolochiaceen ist sphärisch und besitzt weder
Spalten noch Poren.
7) Von Früchten wurden nur solche von Aristolochia unter-
sucht. A. Sipho fehlen Secretzellen in den Klappen und in den
Scheidewänden der Kapseln, wie auch der Fruchtknoten keine auf-
zuweisen hat. — Eine andere von Martius gesammelte Art zeigte
Secretzellen in der äusseren Epidermis der Fruchtwandung, das
Gewebe der letzteren entbehrte derselben.
858 Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie.
8) In Bezug auf den Samen kommt Solereder zu Folgendem:
l. Same flach. Die zweite Zelllage der Samenschale (von
aussen gerechnet) besteht aus parenchymatischen Zellen, deren
innere der Samenoberfläche parallele Wandungen stärker verdickt:
sind; in dem Innern einer jeden Zelle dieser Schicht findet sich:
je ein Einzelkrystall, mitunter auch Krystallsand. Die dritte und
vierte Zellage der Samenschale sind von bastfaserigen Prosenchym-
zellen gebildet. Aristolochia und Asarum.
a. Samen sehr flach. Nur Einzelkrystalle in den Zellen der
zweiten Schicht der Samenschale.. Die untersuchten Arten von
Aristolochia.
b. Samen weniger flach. Einzelkrystalle und Krystallsand in
den Zellen der zweiten Schicht der Samenschale. Asarum
Europaeum.
2. Same länglich dreikantig, nicht flach. Die zweite Zelllage-
des Samens besteht aus parenchymatischen Zellen mit leistenartigen
Verdickungen an den zur Samenoberfläche senkrecht stehenden:
Wandungen; auf der inneren, der Samenoberfläche parallelen Wan-
dung entspringt in jeder Zelle der zweiten Zellschicht der Samen-
schale ein centrales Bündel aus Zellstofffäden, welches durch das-
Zelllumen bis zur äusseren, der Samenoberfläche parallelen Wan-
dung reicht. Krystalle fehlen in der zweiten Zellschicht der Samen-
schale gänzlich. Die dritte und vierte Zelllage ist aus modificirten:
Prosenchymzellen zusammengesetzt. Bragantia und T'hottea.
Anhang.
1) Die früher zu den Aristolochiaceen gerechnete Gattung
Trichopus mit der einzigen Art Zeylanicus schliesst sich durch das.
Vorkommen von Rhaphiden an die Dioscoreaceen und nicht an die
Aristolochiaceen an.
2) Was den systematischen Werth der Secretzellen bei den
Piperaceen anlangt, so ist die Angabe Bokorny’s, dass fast alle:
Piperaceen mit Oelzellen versehen sind, dahin zu berichtigen,
dass keine Piperaceen-Art bekannt ist, bei welcher Secretzellen
fehlen.
3) Ueber die Struktur der Blattspreite bei den Gyrocarpeen
theilt Solereder mit, dass die Blätter bifacial gebaut sind, dass.
sich Spaltöffnungen nur auf der unteren, niemals auf der oberen
Blattseite finden, das Hypoderrm bei vielen Arten auf der Blatt-
oberseite entwickelt ist. Einfache, wie Klimm- und zweiarmige
Haare wurden constatirt. — Als besondere anatomische Verhält-
nisse treten in der Blattspreite Krystallnädelchen aus oxalsaurem
Kalk und endlich Secretzellen auf, welche in keiner Art fehlen.
Wegen aller Einzelheiten u. s. w. muss auf die Arbeit selbst
verwiesen werden.
E. Roth (Berlin).
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. Syst. u. Pflanzengeogr. 859:
Engler und Prantl, Die natürliche Pflanzenfamilien.
Lieferung XV. (Cyperacen. Riedgräser von F. Pax. Mit
59 Einzelbildern in 12 Figuren. Leipzig (Engelmann) 1887.
Indem sich der Verf. der grossen Mühe unterzogen hat, diese
so äusserst artenreiche Gruppe der Monocotylen, deren Erforschung-
das Leben eines arbeitsamen und bis in das hohe Alter rastlos
thätigen Mannes ausgefüllt hat, von modernen morphologischen und
phylogenetischen Gesichtspunkten zu bearbeiten, hat er sich gewiss
den Dank aller derer verdient, welche sich in etwas umfangreicherem:
Maasse mit den verschiedengestaltigen Formen der Familie vertraut‘
machen wollen. Zur Untersuchung vieler dieser Pflanzen gehört:
eine recht geduldige Aufmerksamkeit und eine subtile Beobachtung,.
die in der Darstellung der von ihm mitgetheilten Originalzeichnungen.
zum Ausdrucke gelangen.
Nach den knapp gefassten Merkmalen entwickelt Verf. die-
verschiedenen Modificationen der Sprossfolge, in denen die von:
Gelakovsky mitgetheilten Verhältnisse ihre gebührende Berück--
sichtigung finden. Es wird darauf hingewiesen, wie die sogen.
infraaxillären Sprosse der Läufer ihre Zurückführung auf die ge-
wöhnlichen Typen der Verzweigung erfahren, und dass für jede-
Art die Zahl der Internodien in den Sympodialgliedern constant zu
sein pflegt. In den Besprechungen über die anatomischen Ver-
hältnisse sind die von Klinge gegebenen Untersuchungen über-
den Bau der Wurzel, so viel es der Raum gestattet, benutzt.
Was die Bestäubung anbetrifft, so sind die Cyperaceen durch-
gehends Windblütler, was natürlich nicht ausschliesst, dass Kirchner
pollensammelnde Insekten an den Blüten beobachten konnte.
Uebrigens möchte sich Ref. die Bemerkung gestatten, dass die In-
florescenzen von Mapania hypolytroides M. einen köstlichen Geruch
aushauchen, eine von Hollrung in Kaiser Wilhelmsland gemachte:
Beobachtung, welche vielleicht doch auf Insektenbestäubung hinweist.
In der Keimung unterscheiden sich die Uyperaceen sehr wesentlich:
von den Gramineen dadurch, dass die Kotyledonar-Scheide vollkommen.
und früher zu Tage tritt, als die Wurzel.
An eine kurze pflanzengeographische Schilderung schliessen:
sich einige Bemerkungen über die sehr unsicher bestimmbaren.
fossilen Reste. Dann folgt eine Besprechung der verwandtschaftlichen:
Beziehungen, welche eine enge Verbindung mit anderen Familien.
nicht anerkennt, denn von den gewöhnlich als näher stehend an-
gesehenen Gramineen werden sie doch durch sehr wesentliche:
Merkmale getrennt.
Die systematische Eintheilung der Familie ist nach ganz neuen.
Gesichtspunkten gefasst und weicht daher von der bisher geltenden:
recht beträchtlich ab. Für einige Punkte wird der Verf. der all-
gemeinen Zustimmung sicher sein können; so dass er z. B. die mit:
Mapania verwandten Gattungen von den Hypolytreen getrennt hat.
Weniger allgemein dürfte aber die Haupteintheilung der Familie
gebilligt werden. Da sich Ref. mit diesen Fragen ein wenig be-
schäftigt hat, so sei es ihm gestattet, dass er etwas näher auf sie:
eingeht.
860 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. Syst. n. Pflanzengeogr.
Schon in einer früheren Arbeit hat Verf. ausführlich nachzuweisen
versucht, dass die Cyperaceen zwei verschiedene Typen des Aehrchen-
‚aufbaues besitzen. Die erste Gruppe, sSeirpoideae, hat nach
ihm botrytische, die zweite dagegen, die (Caricoideae, cymöse
Inflorescenzen letzten Grades. Schon Celakovsky hat darauf
aufmerksam gemacht, dass der Ausdruck cymöse Aehrchen einen
"Widerspruch einschliesst und hat dafür die Bezeichnung Aehrchen
‚mit Endblüten vorgeschlagen. Die vom Verf. vertretene Ansicht,
‚dass in der Gattung Carex die männlichen und weiblichen Blüten
‚Achsen gleichen Grades abschliessen, ist von M. Schulze mit
‚Hülfe eines umfangreichen Materiales als nicht richtig darzulegen
versucht worden.
Man mag über die Bedeutung der Entwicklungsgeschichte für
-die Interpretation morphologischer Begriffe denken wie man will,
in dem Punkte wird wohl ein Einverständniss zu erzielen sein, dass
‚man über die Frage, ob in einem bestimmten Verzweigungssystem
ein Monopodium oder Sympodium vorliegt, nur endgültig durch sie
eine Entscheidung gewinnen kann. So viel Ref. aus Verfs. Arbeiten
-ersieht, hat er diesen Weg nicht betreten; seine Resultate sind nur
mit Hülfe des Vergleichs entwickelter Gestalten gewonnen. Ref.
‚meint aber, gerade das Studium der Entwicklung des Blütenstandes von
Elyna seirpina Pax, welche für die Entscheidung so sehr bedeutungs-
voll gewesen wäre, hätte nicht verabsäumt werden sollen. Der
Umstand, ob hier oberhalb der männlichen Blüte ein Achsenende
vorhanden ist oder nicht, wird zwar die Frage noch nicht endgültig
lösen, sie aber doch der Entscheidung näher bringen. Die Analogie des
Schoenoxiphium-Aehrchens erschüttert doch die Pax’sche Vorstellung
‘von der Carex-Blüte ziemlich heftig, da hier in der That die
männlichen und weiblichen Blüten Achsen gleichen Grades ab-
schliessen. Die entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen des
Ref. an Ahynchospora fusca und Schoenus ferrugineus haben ihm
nicht die Ueberzeugung gebracht, dass bei ihnen sogen. cymöse
Aehrchen von der Form der Fächel vorliegen. Man hat sich offenbar
durch die Annahme, dass die /ridaceen diesen Blütenstand besitzen,
zu Analogien führen lassen, welche nicht mit den Thatsachen in
Einklang stehen. Die /ridaceen haben nach den Beobachtungen des
‚Ref. an Sisyrinchium und Iris keine Cymen, sondern distiche Trauben.
Ref. behält sich vor, diese Beliauptung durch Veröffentlichung seiner
Untersuchungen später zu begründen.
Die Aehrchen der beiden erwähnten Cyperaceen sind ebenso
wenig Fächeln, wie die der Gramineen, mit denen sie im Aufbau,
von den Eigenthümlichkeiten der letzteren abgesehen, vollkommen
‚übereinstimmen.
Eine andere Sache ist die, dass gewisse (yperaceen Blüten-
:stände aufweisen, die mit einer Blüte abschliessen. Diese Thatsache
ist zweifellos richtig. Göbel hat sie neuerdings in einer ganz
vortrefllichen Untersuchung über einige javanische Cyperaceen
widerspruchsfrei bewiesen. Ref. ist in der Lage gewesen, an der
‚obenerwähnten Mapania hypolytroides die Richtigkeit zu bestätigen.
‚Somit könnten diese Inflorescenzen als Polychasien aufgefasst werden.
En
u mn ia
ne en rt
Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie. 86H
Aber auch dieser Meinung möchte Ref. nicht beipflichten. Ein»
cymöser Blütenstand setzt voraus, dass ‘der Spross durch eine-
Giptelblüte geschlossen wird und dass unter dieser Lateralstrahlen:
entstehen. Der Aufbau von Seirpodendron- und Mapania-Aehrehen
vollzieht sich aber dergestalt, dass vor Abschluss der Achse an
einem Vegetationskegel Blätter mit Achselprodukten erscheinen und:
dass dann erst die Spitze für die Bildung der weiblichen Blüte
aufgebraucht wird. Diese Blütenständchen fallen also in die Kate-
gorie der Aehren mit Gipfelblüten und sind keine Polychasien.
Daran wird nichts geändert, wenn auch Oreodolus nur eine terminale
Blüte besitzt. Wir haben ganz denselben Fall bei den @ramineen.
Ret. hat eine sehr grosse Zahl von Grasblüten entwicklungsgeschichtlich-
studirt und kann auf das Bestimmteste nachweisen, dass alle Blüten
von dem Typus der Gattung Panicum, Phalaris u. s. w. terminale
Endblüten besitzen. Ebenso hat die dreiblütige Aierochloe eine-
echte Gipfelblüte, die durchaus nicht pseudoterminal ist. Trotzdem
wird wohl Niemand meinen, dass die letzterwähnte Gattung eine-
Cyma besässe. Sehr entschieden muss man von diesen Blüten
diejenigen trennen, welche, wie Phleum, Calamagrostis und Deyeuzia,.
in der That pseudoterminale Blüten entwickeln, indem ein Achsen-
rudiment vorhanden bleibt, das freilich bei den erst genannten
(sattungen zuweilen so winzig ist, dass es an den Blüten sub anthesi.
kaum oder gar nicht mehr nachgewiesen werden kann.
Die Pax’sche Voraussetzung bewirkt, dass manchmal eine
Gattung in zwei weit von einander stehende Theile zerspalten wird.
Ref. ist z. B. nicht im Stande, Dichronema von Rhynchospora zw
trennen und befindet sich in diesem Punkte mit seinem Freunde-
C. B. Clarke, dem vortrefllichen Kenner dieser Pflanzen, in Ueber-
einstimmung. Sollte Jemand im Stande sein, nachzuweisen, dass-
die erstere botrytische, die letztere cymöse Inflorescenzen hat ?
An einzelnen Orten nimmt Verf. Bezug auf die Hackel’sche-
Auffassung der Grasblüte, die ihm „in befriedigender Ueberein-
stimmung mit seinen in Bezug auf die Verwandtschaft der Cypera--
ceen gewonnen Resultaten steht, denn die Hackel’sche Auffassung-
setzt voraus, dass die Gramineen nicht zur Bildung eines Perigons-
vorgeschritten seien“. Diese Behauptung bedarf nach dem Erachten
des Ref. in so fern einer gewissen Abminderung, als Hackel die-
Frage, ob man die Lodiculae als Perigonialblätter betrachten, oder
noch zur Hochblattregion rechnen soll, nicht definitiv entscheidet.
Er zieht nur subjektiv das letztere vor, wobei er allerdings von der
ungewöhnlichen Thatsache absieht, dass die Lodiculae ausnahmslos-
nach den Staubgefässen und in höherer Insertion als diese auftreten,
eine Erscheinung, die besonders bei der hinteren Lodicula von-
Stipa sehr auffällig ist. Ref. sind Analogien,. dass Hochblätter an-
einer so hohen Stelle der Blüte und so spät sich entwickeln, nicht:
bekannt. Auch andere Erwägungen, welche sich aus der Ent-
wicklungsgeschichte der Grasblüte ergeben, haben ihn an der unbe-
dingten Richtigkeit der Hackel’schen Theorie zweifeln lassen.
Schumann (Berlin),
:362 Forst- u. ökonomische Botanik. (Palaeontologie.)
Ramann, E., Die v. Post’schen Arbeiten über Schlamm,
Moor, Torf und Humus. (Landwirthsch. Jahrbücher. Band
XVII. 1888. Heft 2 und 3.)
Ramann erwirbt sich durch die ausführliche Darstellung und
theilweise wörtliche Uebersetzung einer Arbeitvonv. Post *) (Upsala):
„Ueber thierische (koprogene) Bodenbildungen der Jetztzeit, Schlamm,
Moor, Torf und Mull (Humus)“ den Dank aller Forscher auf diesem
Gebiete. Dieselbe scheint selbst neueren Autoren unbekannt ge-
blieben zu sein. (So Früh.**)
1. Schlamm. Bildet vorzugsweise aus zertheilten Pflanzenresten
und Diatomeenschalen bestehende, im nassen wie im trockenen
Zustande graue, elastische Massen, die sich auf dem Grunde klarer
(nieht durch Humusstoffe braun gefärbter) Gewässer, Quellen, Bäche,
‚Seen u. s. w. auf Sand oder Lehm ablagern.
Besteht unter dem Mikroskop aus zertheilten Algenresten,
Diatomeenschalen, lebenden Diatomeen, Desmidiaceen, Infusorien,
‚Schalen von Crustaceen und Insectenlarven. Letztere Thiere leben
von den Algen und verzehren sich gegenseitig; ihr Koth zusammen
mit den Resten abgestorbener Thiergenerationen mit Diatomeen-
schalen und Algenresten lagert sich als grauer Schlamm ab.
v. Post unterscheidet Wiesen- oder Meteorpapier (Ehrenberg), das
sich auf überschwemmten Wiesen bildet, Quellschlamm, Teichschlamm,
Flussschlamm, Seeschlamm ohne speeifische Unterschiede. Vom
‚Seeschlamm trennt er den Strandschlamm, der sich 10—12 Fuss
vom Ufer ablagert und hauptsächlich aus dem Koth von Schnecken,
Muscheln und Wasserinseecten und neben den übrigen Schlamm-
bestandtheilen aus Resten höherer Pflanzen, sowie Pollen besteht.
v. Post will zolldicke Schichten überwiegend aus Samenstaub von
Nadelhölzern bestehend beobachtet haben. Interessant ist die Be-
obachtung, dass der Schlamm in Seeen seine grösste Mächtigkeit
in 3—6 Fuss Tiefe hat; von da nimmt die Ablagerung nach dem
Strande und nach der Tiefe ab und gewinnt ein anderes Aussehen.
Durch Aufnahme anorganischer Bestandtheile geht der Schlamm
über in Sandschlamm und Thonschlamm, auch kommt er in Ver-
bindung mit Seekreide und Wiesenerz vor und bildet Uebergänge
zum Moor. Fossile Schlammablagerungen werden oft unter Torf-
mooren gefunden; zu diesen gehört auch der von Früh ein-
gehend untersuchte Lebertorf, den v. Post merkwürdigerweise zum
Torf stellt.
2. Moorboden. In durch Humusstoffe braungefärbten Ge-
wässern lagert sich rascher als Schlamm der Moor ab. Derselbe
bildet eine schwarzbraune, weiche Masse, welche bei ausserordent-
lichem Schwinden zu einer harten Masse eintrocknet, die im Wasser
nicht mehr plastisch wird. (Eigenschaft der Humusstoffe überhaupt.
Ref.). Er besteht aus fein vertheilten Pflanzenresten, die aus dem
Koth der Wasserthiere stammen, Häufchen von Humussubstanzen
und im Uebrigen aus denselben Bestandtheilen, wie der Schlamm.
*) Hampus v. Post: Nytidens koprogena Bildningar: Gyttja, Dy, Torf och
'Mylla. (Kong. svensk. Vetensk. akad. Handling. Nyd. F. 4. 1861/62.)
**) Ueber Torf und Dopplerit. Zürich 1883.
Forst- u. ökonomische Botanik. (Palaeontologie.) sH3
Dabei walten die Thierreste mehr vor, während die Diatomeen
zurücktreten; der Chitingehalt soll etwa !/s bis Y/s ausmachen.
Moor bildet sich besonders in Seeen und Teichen der Wälder,
welche viel Humussubstanzen gelöst enthalten, die dann durch
Kalksalze niedergeschlagen werden. v. Post unterscheidet Strand-
moor mit Resten höherer Pflanzen (bis 2 Faden Tiefe) und See-
moor ohne solche (in 3—6 Faden Tiefe).
3. Torf. Torf sind braune organische Massen, die aus nicht
zernagten oder abgebissenen Pflanzenresten bestehen. Dieselben
sind in eine moorartige, überwiegend aus Thierkoth bestehende
Masse eingelagert. (Ist, wie Früh gezeigt hat, körnige oder krümlige
Humussubstanz. D. R.) Enthält Diatomeen und Thierreste in ge-
ringerer Menge. Torf entsteht nach v. Post in Wasserflächen, die
sich mit einer Decke von Wasserpflanzen bekleidet haben, was
jedoch nur für einen Theil der Torfablagerungen zutrifft. Ausser
den gewöhnlichen Rasentorfablagerungen ist für Schweden charak-
teristisch der Moostorf der Nadelwälder. Hier bildet sich in Tüm-
peln und Teichen mit Calla und Menyanthes eine Sphagnumvege-
tation, auf der sich später Calluna und Ledum, sowie Fichte und
Kiefer ansiedeln. In den nördlichen Gegenden Schwedens finden
sich auf dem Moostorf häufig Flechten ein (namentlich Cladonia
rangiferina und Diatora icmadophila), welehe denselben ganz über-
ziehen und so graue, wüste Flächen bilden (schwed. Myrarne).
Eine eigenthümliche Form ist ferner der Kärrtorf, der aus den
Wurzelfilzen von Cyperaceen, sowie namentlich Calamagrostis stricta,
Aira fleeuosa und anderen Hungergräsern gebildet wird. Derselbe
stellt das Endglied einer Rasenmoorformation dar, ist in feuchtem
Zustande rostroth, im trockenen grauroth. Die 10—12 Torflager
des mittleren Schweden, die v. Post untersuchte, waren alle Aus-
füllungen alter Seebecken und bauten sich auf Schlammablage-
rungen auf, deren Diatomeen von den jetzt dort lebenden Formen
z. Th. abwichen. (So Campylodiscus elypeus, welcher lebend in
Schweden nicht bekannt ist.) Den Einfluss des im Wasser ent-
haltenen Kalkes auf die Torfbildung kennt v. Post nicht.
4. Mull (Humus). Besteht neben Thierresten aus zerbissenen
Pflanzentheilen und körnigen, braunen, formlosen Massen. Diese
sind als Fällungen von humussauren-Salzen zu betrachten; sie
sind unlöslich in Wasser, Säuren und Alkalien. Zwischen diesen
Bestandtheilen findet sich, für alle Humusarten charakteristisch, zur
Hälfte bis zu zwei Drittheilen Thierkoth. Einige Arten des Humus
sind: der Moos- oder Flechtenhumus, welcher überwiegend aus
Thierresten besteht und sich auf kahlen, waldlosen Bergen findet
(Berghumus). Der Nadelholzhumus besteht aus Holzresten (Borke!
d. R.), Pilzmyeel, Pollenkörnern; er enthält mehr Humussäuren
als Torf und Moor, ist dagegen ärmer an Salzen. Laubholzhumus,
dunkler als der vorige, ist reich an Koth und Thierresten, enthält
reichlich Humussäuren, sowie Kalk, Phosphorsäure und Alkalien.
Der Acker- und Wiesen- (Gras-) Humus ist mit Sand und Lehm
gemischt und besteht sonst wesentlich aus Thierkoth. Hungergras-
humus bildet sich auf mit Hungergräsern bewachsenen Flächen.
864 Inserate. — Inhalt,
Er ist staubartig und entspricht dem „kohligen Humus“ der
deutschen Forstleute.
Eine Anzahl mechanischer und chemischer Analysen vervoll-
ständigen die v. Post’sche Arbeit, deren Hauptwerth in der Be-
tonung der Thierreste und des Thierkothes in humosen Ablage-
rungen beruht. Wiewohl der Verfasser die Bedeutung derselben
z. B. beim Torf überschätzt, so werden andererseit viele unver-
ständliche Thatsachen klar. So finden, wie Ramann sehr richtig
hervorhebt, die schwere Zersetzbarkeit der Stickstoffverbindungen
im Moor, ebenso die Anreicherung der humosen Schichten im
Walde an Stickstoff im Gegensatz zum Stickstoffgehalt der Wald-
streu leieht ihre Erklärung, wenn man bedenkt, dass derselbe
hier zumeist an thierische Reste, namentlich an Chitin gebunden ist.
Woilschach (Breslau).
H. Karsten, Deutsche Flora Ausser der Diagnostik aller deutschen,
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fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zelleupflanzen und
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Meldungen an den Vorsitzenden H. Redlich, Guben.
Inh alt.
Sammlungen. | Autonomierechts des „Hymenoconidium peta-
Lagerheim, Revision der im Exeissat „Krypto- satum“ Zukal, p. 853.
gamen Badens von Jack, Leiner und Stizen- | Nordstedt, Fresh-Water Algae collected by
berger“ enthaltenen Chytridiaceen, Perono- Dr. S. Berggren in New-Zealandand Australia,
sporeen, Ustilagineen und Uredineen, p. 849. p. 851.
Ramann, Die v. Post’schen Arbeiten über
Schlamm, Moor, Torf und Humus, p. 862.
u Referate. Solereder, Beiträge zur vergleichenden Ana-
Dörfler, Ueber Varietäten und Missbildungen tomie der Aristolochiaceen nebst Bemerkungen
des Equisetum Telmateja Ehrh., p. 854. | über den systematischen Werth der Sekret-
Engler und Prantl, Die natürlichen Pflanzen- zellen bei den Piperaceen und über die.
familien. Lieferung XV. Cyperaceen. Ried- Struktur der Blattspreite bei den Gyrocarpeen,.
gräser von F. Pax, p. 859. p- 855.
Ernst, Ueber Kern- und Sporenbildung bei Zukal, Hymenoconidium petasatum. Ein neuer
Bakterien, p. 853. Pilz als Repräsentant einer neuen Familie,
Fayod, Vorläufige Bemerkung zur Frage des p. 852.
Systematisches Inhaltsverzeichniss
von Bd. XXXVIII
Ausgegeben: 25. Juni 1889.
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel.
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