Skip to main content

Full text of "Botanisches Zentralblatt; referierendes Organ für das Gesamtgebiet der Botanik"

See other formats


Free 


Botanisches Centralblatt. 


Referirendes Organ 


esammtgebiet der Botanik des In- nnd Anslandes, 


Zugleich Organ 
des 


Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet in Stockholm, der Gesellschaft für Botanik 

su Hamburg, der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cnltur zu Breslan, 

der Botaniska Sektionen af Natnrvetenskapliga Student sällskapet i Upsala, der k, k, zoologisch- 

botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et 
Flora Fennica in Helsingfors. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. G. F. Kohl 
in Cassel in Marburg. 


‘ 


Zehnter Jahrgang. 1889. 


I. Quartal. 


XXNXVII. Band. 


Mit 3 Tafeln und 4 Figuren. 


CASSEL. 
Verlag von Gebr. Gottheltft. 
1889. : 


Ban AQANVITr 


Syvstematisches Inhaltsverzeichniss. 


I. Geschichte der Botanik: 


Olos, Le jardin des plantes de Toulouse 
et la botanique locale et pyreneenne. 
107 

Kraus, Der botanische Garten der Uni- 
versität Halle. Heft 1. 43 


Westermaier, Die wissenschaftlichen 
Arbeiten des botanischen Instituts 
der K. Universität zu Berlin in den 
ersten 10 Jahren seines Bestehens. 

106 


II. Bibliographie: 
Farlow, A supplemental list of works on North American Fungi. 120 


III. Nomenclatur, Pfianzennamen, Terminologie etc. 


Hansgirg, Bemerkungen über einige von 
S. Winogradsky neulich aufgestellte 
Gattungen und Arten von Bakterien. 
(Orig.) 413 


Ludwig, Bemerkung über Phragmidium 
albidum (Kühn). (Orig.) 483 


IV. Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten: 


Burgerstein, Leitfaden der Botanik für 
niedere landwirthschaftliche Schulen. 
238 

Günther, Botanik. Zum Gebrauche in 
Schulen und auf Exeursionen be- 
arbeitet. Theil I. Morphologie. Syste- 


Löffler, Wichtige Stoffe zu 20 Unter- 
richtsstunden in der Pflanzenkunde 
für die Schüler der oberen Klassen 
der Volks- und Bürgerschulen. 238 

Schurig, Der Botaniker. Eine Anleitung 
zur Kenntniss der überall häufig vor- 


matik. Bestimmungstabellen. Aus- kommenden Blütenpflanzen, 270 
ländische Kulturpflanzen. 3. Aufl. 81 
V, Algen: 


Askenasy, Algen. Mit Unterstützung der 
Herren Bornet, Grunow, Hariot, 
Möbius, Nordstedt bearbeitet. Theil 
IV. Botanik. Red von Engler. 112 

Bornet et Flahault, Note sur deux nou- 
veaux genres d’algues perforantes. 

270 

Hansgirg, Noch einmal über Bacillus 
muralis Tom. und über einige neue 
Formen von Grotten-Schizophyten. 
(Orig.) 3 

Directions for using Prof. H. L. Smith’s 
high refracetive mounting media. 46 


Gay, Sur les Ulothrix a6riens. 239 


@omont, Recherches sur les enveloppes 
cellulaires des Nostocac&es filamen- 
teuses, 239 

Lagerheim, Ueber Desmidiaceen aus 
Bengalen nebst Bemerkungen über 
die geographische Verbreitung der 
Desmidiaceen in Asien. 132 

— —, Ueber die Anwendung von Milch- 
säure bei der Untersuchung von 
trockenen Algen. 47 

Noll, Ueber den Einfluss der Lage auf 
die morphologische Ausbildung einiger 


Siphoneen. 306 
— —, Ueber die Funktion der Zellstof- 
fasern der Caulerpa prolifera.. 306 


* 


EN: 


Noll, Die Farbstoffe der Chromato- 
phoren von Bangia fusco-purpurea 
Lyngb. 307 

Penard, Contributions & l’etude des 
Dino-Flagelles. Recherches sur le 
Ceratium macroceros avec observa- 
tions sur le Ceratium cornutum. 131 

Schmidt, Atlas der Diatomaceenkunde. 
Heft 27—30. 82 

Schütt, Weitere Beiträge zur Kenntniss 
des Phycoerythrins. 169 


v1 


Bary, de, Species der Saprolegnien. 
Beck, Ritter v., Poroptyche nov. gen. 
Polyporeorum. 135 
refeld, Untersuchungen aus dem Ge- 
sammtgebiet der Mykologie. Heft VII. 
Basidiomyceten. II. Protobasidiomy- 
ceten. 308, 345, 382 
Clark, Ueber den Einfluss niederer 
Sauerstoffpressungen auf die Bewe- 


gungen des Protoplasmas. 173 
Cunningham, On a new genus of the 
family Ustilagineae. 135 


Dudley, Fungi destructive to wood. 172 
Farlow, A supplemental list of works 
on North American Fungi. 120 
Hansgirg, Noch einmal über Bacillus 
muralis Tom. und über einige neue 
Formen von Grotten-Schizophyten. 
(Orig.) 413 
— —, Bemerkungen über einige von 
S. Winogradsky neulich aufgestellte 
Gattungen und Arten von Bakterien. 


(Orig.) 413 
Hartig, Eine Krankheit der Weisstanne. 
(Orig.) 78 
Harz, DBergwerkspilze. II. Aus den 


Kohlenbergwerken Hausham u. Penz- 
berg in Oberbayern. (Orig.) 341, 376, 
416 

— —, Die Sporen der Hymenomyceten 
auf Papier zu fixiren. (Orig.) 77 
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger 
Oelkörper in den Mycelfäden von 
Penieillium glaucum. 201, 232, 264 


Lagerheim, Mykologisches aus dem 
Schwarzwald. 271 
— —, Neue Beiträge zur Pilzflora von 
Freiburg und Umgebung. 271 


Ludwig, Australische Pilze. (Orig.) 337 
— —, Bemerkung über Phragmidium 
albidum (Kühn). (Orig.) 413 


Trelease, The Water-Bloom of the Madi- 
son Lakes. 240 
Wille, Ueber das Scheitelzellwachsthum 
bei Lomentaria kaliformis. (Orig.) 
420 

Woodwarth, The apical cell of Fueus. 
83 

Zopf, Untersuchungen über Parasiten 
aus der Gruppe der Monadinen. 206 


Pilze: 


Massalongo, Sulla germogliazione delle 
sporule nelle Sphaeropsideae. 241 
Miliarakis, Tylogonus Agavae. Ein 
Beitrag zur Kenntniss der niederen 
endophytischen Pilze. 84 
Pasquale, Influenze del flusso elettrico 
nello sviluppo dei vegetali aclorofilliei. 


174 
Reinke, Der Farbstoff der Penicilliopsis 
clavariaeformis Solms. 134 


Schnabl, Ueber das Vorkommen des von 
Prof. Harz im Jahre 1887 auf dem 
Lechfelde neu entdeckten und be- 
schriebenen Agaricus Lecensis Hrz. 
in der Nähe von München. (Orig.) 

78. 

Schwalb, Die naturgemässe Conservirung 
der Pilze mit einer einleitenden Ex- 
cursion behufs Einführung in die 
Pilzkunde. 79 

Solms-Laubach, Graf zu, Penicilliopsis 
clavariaeformis, ein neuer Javanischer 
Ascomycet. 132 

Tacke, Ueber die Entwicklung von Stick- 


stoff bei Fäulniss. 56 
Trelease, Description of Lycoperdon 
Missouriense n. sp. 271 


— —, The Morels and Puff-Balls of 


Madison. 240 
Tubeuf, von, Lophodermium brachy- 
sporum. (Orig.) 79 


Wettstein, von, Zur Verbreitung des. 
Lärchenkrebspilzes, Helotium Will- 
kommii Hart. 218 

Hartig, Zusatz zu dem vorstehenden 
Artikel. 218 

Winogradsky, Beiträge zur Morphologie 
und Physiologie der Bakterien. 170 

Woronin, Ueber die Sklerotienkrankheit 
der Vaccinieen-Beeren. 282 

Zopf, Untersuchungen über Parasiten 
aus der Gruppe der Monadinen. 206 


VII. Flechten: 


Lindau, Ueber die Anlage und Ent- 
wicklung einiger Flechtenapothecien. 
208 


Stitzenberger, Lichenes instulae Maderae. 
84 


V 


VIII. Muscineen: 


Amann, Leptotrichum glaucescens 
Hampe. (Orig.) 71 
Braithwaite, The British Mossilora. 
Part. XI. 392 


Burchard, Bryologische Reiseskizzen 
aus Nordland. Mit 1 Skizze. (Orig.) 
97 


Kaurin, To nye Lövmosser. 241 
— —, Brachythecium Ryani n. sp. 241 


Müller, Die Mooswelt des Kilima- 
Näscharo’s. 11 


Yoll, Ueber das Leuchten der Schisto- 
stega osmundacea Schimp. 85 
Renauld and Cardot, New mosses of 
North America. I. 136 
Rosetti, Epatiche della Toscana Nord- 
Ovest. 138 
Stephani, Hepaticae africanae. 354 
Warnstorf, Revision der Sphagna in 
der Bryotheca europaea von Raben- 
horst und in einigen älteren Samm- 
lungen. 137 


IX. Gefässkryptogamen: 


Campbell, Einige Notizen über die 
Keimung von Marsilia aegyptiaca. 85 


Strasburger, Histologische Beiträge. 
Heft II. Ueber das Wachsthum vege- 
tabilischer Zellhäute. 394 


X. Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Arcangeli, Sul germogliamento della 
Euryale ferox Sal. 139 
Bateson and Darwin, On a method of 
studying geotropism. 88 
Boehm, Stärkebildung in den Blättern 
von Sedum spectabile Boreau. (Orig.) 
1935 225 

Bokorny, Ueber die Einwirkung basi- 
scher Stoffe auf das lebende Proto- 
plasma. 173 
— —, Bemerkung zu Prof. Dr. Josef 
Boehm’s Mittheilung über Stärke- 
bildung in den Blättern von Sedum 
spectabile Boreau. (Orig.) 414 
Brenstein, Ueber die Produktion von 
Kohlensäure durch getödtete Pflanzen- 
theile. 141 
Burgerstein, Ueber den Einfluss des 
Kampfers (Kampferwassers) auf die 
Keimkraft der Samen. 242 
Campbell, Einige Notizen über die 
Keimung von Marsilia aegyptiaca. 85 
(Clark, Ueber den Einfluss niederer 
Sauerstoffpressungen auf die Bewe- 
gungen des Protoplasmas. 173 
Dalle-Torre, v., Zum Insektenbesuch 
an schleimflusskranken Eichen. 324 
Duchartre, Note sur l’enracinement de 
l’albumen d’un Cycas. 17 
Eimer, Die Entstehung der Arten auf 
Grund von Vererben erworbener 
Eigenschaften nach den Gesetzen 
organischen Wachsens. 176 
Elliot and Trelease, Observations on 
Oxalis. 89 
Elliot, Measurements of the trimorphic 
flowers of Oxalis Sucksdorfi. 89 
Eittingshausen, v. und Standfest, Ueber 
Myrica lignitum Ung. und ihre Be- 
ziehungen zu den lebenden Myrica- 
Arten. 281 


Frank, Untersuchungen über die Er- 
nährung der Pflanze mit Stickstoff 
und über den Kreislauf desselben in 
der Landwirthschaft. 248 


Hanausek, Ueber Nag-Kassar von Mesua. 


ferrea. 219 
— —, Zur Frage über Nag-Kassar 
ron Mesua ferrea. (Orig.) 415 


Hartig, 2jährige Rothbuchenausschläge 
von etwa Handlänge, die an Wurzel- 
stöcken kurz zuvor gefällter Bäume 
sich entwickelt hatten und dicht mit 
Bucheckern besetzt waren. 79 

— —, Ueber den Ort der Saftleitung 
im Holze. (Orig.) 418 

Heimerl, Die Bestäubungseinrichtungen 
einiger Nyctaginaceen. 273 

Hovelacque, Recherches sur l’appareil 
vegetatif des Bignoniacdes, Rhinantha- 
cdes, Orobanchees et Uftrieularides. 

17 

Huth, Die Hakenklimmer. 143 


Janczewski, de, Germination de l’Ane- 
mone apennina L. 140 
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger 
Oelkörper in den Mycelfäden von 
Penicillium glaucum. 201, 232, 264 
Johannsen, Sur la localisation de l’&mul- 
sine dans les amandes. 140 


Klercker, af, Studien über die Gerbstoff- 
vacuolen. 312 
Knuth, Botanische Beobachtungen auf 
der Insel Sylt. 187 
Koch, Zur Entwicklungsgeschichte der 
Rhinanthaceen (Rhinanthus minor 
Ehrh.). 398 
Kohl, Wachsthum und Eiweissgehalt 
vegetabilischer Zellhäute. Mit einer 
Tafel. (Orig.) 1 


BL, 


Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 


Mit 2 Holzschnitten. (Orig.) 65 
— —, Zur Blumenstetigkeit der Bienen 
und Hummeln. 273 


Lauterbach, Untersuchungen über Bau 
und Entwicklung der Sekretbehälter 
bei den Cacteen. (Orig.) 257, 289, 

329, 369, 409 

Leclerc du Sablon, Recherches sur l’en- 
roulement des vrilles. 175 

Lermer und Holzner, Beiträge zur Kennt- 
niss der Gerste. Herausg. von Holzner. 


317 
Lignier, Observations sur la structure 
des Lecythidees. 145 


Loew, Ueber Assimilation. (Orig.) 417 


Ludwig, Biologische Notizen. 1. Das 
Blühen von Polygonum Bistorta. 2. 
Gynodimorphismus von Stellaria ne- 
morum in Folge einer längeren Inun- 
dation kurz vor der Blütezeit. Blüten- 
einrichtung bei Stellaria nemorum 
und Malachium aquaticum. 3. Carda- 
mine amara. 4. Polykarpie und Andro- 
monoecie von Magnolia Yulan. 210 


— —, Einige Beobachtungen über 
die Beziehungen von Pflanzen und 
Schnecken. 1. Eine Befruchtung durch 
Schnecken. 2. Schneckenfrass am 
Hopfen. 392 


— —, Einige neue biologische Beob- 
achtungen aus Brasilien und Austra- 
lien. II. Milbenhäuschen des Fonta- 
de-Condebaumes. III. Eine Pflanze, 
welche den Vögeln Leimruten stellt. 

393 


— —, Ueber ein abweichendes Verhalten 
der in Europa gezogenen Urena 
lobata bezüglich Ausbildung der 
Ameisen-Nektarien. 393 


— —, Beobachtungen von Fritz Müller 
an Hypoxis decumbens. 393 


Meehan, Contributions to thelife-histories 
of plants. 58 
Morong, Studies in the Typhaceae. I. 
Typha. 145 
Noll, Beitrag zur Kenntniss der physi- 
kalischen Vorgänge, welche den Reiz- 
krümmungen zu Grunde liegen. 86 
— —, Die Farbstoffe der Chromato- 
phoren von Bangia fusco-purpurea 
Lyngb. 307 
— —, Ueber die Funktion der Zell- 

stofffasern der Caulerpa prolifera. 
306 


Noil, Ueber den Einfluss der Lage 
auf die morphologische Ausbildung 
einiger Siphoneen. 306 

— —, Ueber das Leuchten der Schisto- 
stega osmundacea Schimp. S35 

Palladin, Ueber Zersetzungsproducte 
der Eiweissstofe in den Pflanzen bei 
Abwesenheit von freiem Sauerstoff. 88 

Pammel, On the Pollination of Phlomis 
tuberosa L. and the perforation of 
flowers. 355 

Pasquale, Sulla influenza del flusso 
elettrico nello sviluppo dei vegetali 
aclorofillici. 174 

Pax, Monographische Uebersicht über 
die Arten der Gattung Primula. 58 

Reinke, Der Farbstoff der Penicilliopsis 
clavariaeformis Solms. 134 

Schaefer, Ueber den Einfluss des Turgors 
der Epidermiszellen auf die Funktion 
des Spaltöffnungsapparates. 175 

Schimper, Die epiphytische Vegetation 


Amerikas. 180 
Schütt, Weitere Beiträge zur Kenntniss 
des Phycoerythrins. 169 


Strasburger, Histologische Beiträge. 
Heft II. Ueber das Wachsthum vege- 
tabilischer Zellhäute. 394 

Tacke, Ueber die Entwicklung von 
Stickstoff bei Fäulniss. 56 

Tedin, Ueber die primäre Rinde bei 
unseren holzartigen Dikotylen, deren 
Anatomie und deren Funktion als 


schützendes Gewebe. 300, 380 
Tomes, The fly-catching habit of 
Wrightia coceinea. 123 


Tretease, Observations suggested by the 


preceding paper. 39 
Velenovsky, Zur Deutung der Frucht- 
schuppe der Abietineen. 401 


Vöchting, Ueber die Lichtstellung der 
Laubblätter. 245 
Wakker, Studien über die Inhaltskörper 
der Pflanzenzelle. 243 
Wille, Ueber das Scheitelzellwachsthum 
bei Lomentaria kaliformis. (Orig.) 
420 

— —, Ueber den Teeufelsbiss im Blatte 


von Phragmites communis. (Orig.) 

422 
Willkomm, Ueber die Grenzen des 
Pflanzen- und Thierreichs und den 


Ursprung des organischen Lebens auf 
der Erde. 142 
Wilson, On the relation of Sarracenia 
purpurea to Sarracenia variolaris. 90 
Wollny, Elektrische Kulturversuche. 157 


XI. Systematik und Pflanzengeographie: 


Areschoug, Ueber Rubus obovatus G. Br. 
und R. ciliatus C. J. Lindeb. 268, 297 
Balfour, Botany of Sokotra. 184 


Bolus, Grundzüge der Flora von Süd- 
afrika. Aus dem Englischen über- 
tragen von Kersten. 150 


VII 


Borbds, de, Tilia Richteri Borb. n. sp. 
hybr. (Orig.) 161 
Bornmüller, Ein Beitrag zur Eichentflora 
des südöstlichen Europa (Orig.) 129 
Britton, Plants collected by H. H. Rusby 
in S. America. 286 
Cogniaux, Sur quelques Cueurbitacees 
rares ou nouvelles, prineipalement du 
Congo. 148 
Örepin, Rosae Helveticae. Observations 
sur les roses de la Suisse. 155 
— —., Description d’une nouvelle Rose 
asiatique, 211 
Debeaux, Notes sur quelques plantes 
rares ou peu connues de la flore 
oranaise. 149 
Elliot and Trelease, ÖObservations on 
Oxalis. 39 
Elliot, Measurements of the trimorphie 
flowers of Oxalis Sucksdorfi. 89 
Forbes and Hemsly, Flora of China. 126 
Gruner, Conspeetus stirpium vascula- 


rium in vieinitate urbis Woronesh 
sponte nascentium. 357 
Javaseff, Beitrag zur Kenntniss der 
Bulgarischen Flora. 148 
Knuth, Botanische Beobachtungen auf 
der Insel Sylt. 187 


Korschinsky, Ueber die Bodenarten und 
über geobotanische Forschungen im 
Jahre 1886 in den Gouvernements: 
Kasan, Samara, Ufa, Perm und 
Wjatka. 274 

Krassnoff, Descriptiones plantarum no- 
varım vel minus cognitarum anno 
1886 ab A. Krassnovio in regionibus 
Thian-Schanieis lectarum. 246 

Lignier, Observations sur la structure 
des Lecythidees. 145 

Ludwig, Ueber eine eigenthümliche 
australische Tertiärfiora. 402 


Milutin, Einige Nachträge zur Flora 
“ des Gouyernements Moskau 213 
Molendo, Ueber sogenannte aussterbende 
Arten. (Orig.) 303 
Montresor, Uebersicht der Flora des 
Kiew’schen Lehrbezirkes, d. h. der 
Gouvernements Kiew, Podolien, Wol- 
hynien, Tschernigow und Poltava. 276 
Morong, Studies in the T'hyphaceae. 145 
Pax, Monographische Uebersicht über 
die Arten der Gattung Primula. 58 
Pereira Continho, Os Quercus de Por- 


tugal. 212 
Post, Diagnoses plantarum novarım 
orientalium. 126 


Prein, Mittheilungen über eine Expe- 
dition in das Sajangebirge. 358 
Raeiborski, Die polmischen Ahorne. 146 
‚ Conspeetus Juncacearum Polo- 
niae. 147 
— —, Floristische Notizen. 148 
Schimper, Die epiphytische Vegetation 
Amerikas. 180 
Schurig, Der Botaniker. Eine Anleitung 
zur Keuntniss der überall häufig vor- 
kommenden Blütenpflanzen. 270 
Trautvetter, ab, Syllabus plantarum 
Sibiriae boreali-orientalis a Dre. Alex. 
a Bunge fil. lecetarum. 214 
Trelease, Observations suggested by the 


preceding paper. 89 
Velenovsky, Zur Deutung der Frucht- 
schuppe der Abietineen. 401 
Willkomm, Ueber die Grenzen des 


Pflanzen- und Thierreichs und den 
Ursprung des organischen Lebens auf 
der Erde. 142 
Wilson, On the relation of Sarracenia 
purpurea to Sarracenia variolaris. 90 
Winkler, Decas quarta Compositarum 
vuovarum Turkestaniae nec non Bucha- 
rae incolarum. 315 


XI. Palaeontologie: 


Ettingshausen, v., Die fossile Flora von 
Leoben in Steiermark. 216 
Eitingshausen, v., und Standfest, Ueber 
Myrica lignitum Ung. und ihre Be- 
ziehungen zu den lebenden Myrica- 
Arten. 281 
Geyler und Kinkelin, Oberpliocäne Flora 
aus den Baugruben des Klärbeckens 
bei Niederrad und der Schleuse bei 
Höchst am Main. 277 
Harz, Ueber den Dysodil. (Orig.) 39, 12 
Raciborski, Ueber die Flora und das 
Alter der Krakauer feuerfesten Thone. 
188 


402 
Saporta, de, Origine pal&ontologique 
des arbres cultives ou utilises par 
l’homme. 359 


Schenk, Fossile Hölzer aus Ostasien 


Renault, Les plantes fossiles. 


und Aegypten. 215 
Seward, On a specimen of Cyclopteris 
(Brongniart). 151 


Ward, Types of the Laramie Flora. 
152 


vmI 


XII. Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Arthur, Report of the botanist of the 
N. York agriceultural experiment sta- 
tion, Geneva N. Y. 108 

Cunningham, On a new genus of the 
family Ustilagineae. 135 

Dalla-Torre, v., Zum Insektenbesuch an 


schleimflusskranken Eichen. 324 
Danger, Unkräuter und pflanzliche 
Schmarotzer. 154 


Halsted, Bulletin from the bot. depart- 
ment of the state Agricultural College, 


Ames 109 
Hartig, Eine Krankheit der Weiss- 
tanne. (Orig.) 73 


Hisinger, Recherches sur les tubercules 
du Ruppia rostellata et du Zannichellia 
polycarpa, provoques par le Tytra- 
myxa parasitica. 1. 316 

Kieffer, Neue Mittheilungen über loth- 
ringische Milbengallen (Orig.). 6 

Koch, Zur Entwicklungsgeschichte der 
Rhinanthaceen (Rhinanthus minor 
Ehrh.). 398 

Kronfeld, Ueber vergrünte Blüten von 
Viola alba Bess. 316 

— —, Bemerkungen über Coniferen. 


(Orig.). 65 
Lagerheim, Mykologisches aus dem 
Schwarzwald. 271 


Ludwig, Einige Beobachtungen über 
die Beziehungen von Pflanzen und 
Schnecken. 2. Schneckenfrass am 
Hopfen. 392 

Ludwig, Bemerkung über Phragmidium 
albidum (Kühn). (Orig.) 413 

Miliarakis, Tylogonus Agavae.. Ein 
Beitrag zur Kenntniss der niederen 
endophytischen Pilze. 34 

Raeiborski, Teratologische Form von 
Lamium album. 217 

Sorauer, Die Schäden der einheimischen 
Kulturpflanzen durch thierische und 
pflanzliche Schmarotzer, sowie durch 
andere Einflüsse. 153 

Tubeuf, v., Lophodermium brachyspo- 
rum. (Orig.) 79 

Vries, de, Over steriele Mais-planten. 

363 

Wettstein, v., Zur Verbreitung des 

Lärchenkrebspilzes, Helotium Will- 


kommii Hart. (Orig.) 218 
Hartig, Zusatz zu dem vorstehenden 
Artikel. (Orig.) 218 


Woronin, Ueber die Sklerotienkrankheit 
der Vaccinieen-Beeren. 282 
Zopf, Untersuchungen über Parasiten 
aus der Gruppe der Monadinen. 206 


XIV. Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Henschke, Bestandtheile der Scopolia- 
Wurzel. 188 
Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar 
von Mesua ferrea. (Orig.) 415 


Hueppe, Die Methoden der Bakterien- 
Forschung. 4. Aufl. 236 


XV. Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Bolus, Grundzüge der Flora von Süd- 
afrika. Aus dem Englischen über- 
tragen von Kersten. 150 


Burgerstein, Leitfaden der Botanik für 
niedere landwirthschaftliche Schulen. 
238 

— —-, Ueber den Einfluss des Kampfers 
(Kampferwassers) auf die Keimkraft 
der Samen. 242 


und pflanzliche 
154 

Dudley, Fungi destructive to wood. 172 
362 
Frank, Untersuchungen über die Er- 
nährung der Pflanze mit Stickstoff 
und über den Kreislauf desselben in 
der Landwirtlischaft. 248 
Gildemeister, Zur Kenntniss der Euca- 
lyptusöle. 219 


Danger, Unkräuter 
Schmarotzer. 


Eberhardt, Ueber den Japantalg. 


Halsted, Bulletin from the botanical 
department of the State Agricultural 
College, Ames. 109 

Hanausek, Ueber Nag-Kassar von Mesua 
ferrea. 219 

— —, Beiträge zur Kenntniss der 
Nahrungs- u. Genussmittel-Fälschung. 

406 

— —, Zur Frage über Nag-Kassar von 
Mesua ferrea. (Orig.) 415 

Hartig, 2jährige Rothbuchenausschläge 
von etwa Handlänge, die an Wurzel- 
stöcken kurz zuvor gefällter Bäume 
sich entwickelt hatten und dicht mit 
Bucheckern besetzt waren. (Orig.) 79 

— —, Ueber den Ort der Saftleitung 
im Holze. (Orig.) 418 

Harz, Ueber die Nahrung des Steppen- 
huhnes. (Orig.) 304 

Johannsen, Sur la localisation de l’&mul- 
sine dans les amandes. 140 


IX 


Korschinsky, Ueber die Bodenarten und 
über geobotanische Forschungen im 
Jahre 1886 in den Gouvernements: 
Kasan, Samara, Ufa, Perm und 
Wjatka. 274 

Naudin et Müller, Baron von, Manuel 
de l’acclimateur ou choix de plantes 
recommandees pour l’agriculture, l’in- 
dustrie et la medecine et adoptees 
aux divers climats de l’Europe et des 
pays tropicaux. 317 

Sadebeck, Zur Frage über Nag-Kassar 
von Mesua ferrea (Orig.). 297 

Sorauer, Die Schäden der einheimischen 
Kulturpflanzen durch thierische und 


pflanzliche Schmarotzer, sowie durch 
andere Einflüsse. 153 
Sapota, de, Origine paleonteologique 
des arbres cultives ou utilises par 
l’homme. 359 
Vries, de, Over steriele Mais-planten. 
363 

Weinzierl, von, Die neue Art der Unter- 
suchung und Controle der mehligen 
Kraftfuttermittel. 80 
Wollny, Elektrische Kulturversuche. 157 
— —, Untersuchungen über den Ein- 
fluss der Pflanzendecke und der Be- 
schattung auf die physikalischen 
Eigenschaften des Bodens, 155 


Neue Litteratur: 
P. 25, 62, 90, 124, 158, 189, 220, 253, 285, 320, 364, 403. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen und -Berichte : 


Amann, Leptotrichum glaucescens 
Hampe. 71 
Areschoug, Ueber Rubus obovatus G. 
Br. und R. ciliatus C. J. Lindeb. 
268, 297 

Boehm, Stärkebildung in den Blättern 
von Sedum speetabile Boreau. 193, 
225 

Bokorny, Bemerkung zu Prof. Dr. Josef 
Boehm’s Mittheilung über Stärke- 
bildung in den Blättern von Sedum 
spectabile Boreau. 414 
Borbds, de, Tilia Richteri Borb. n. sp. 
hybr. 161 
Bornmüller, Ein Beitrag zur Eichen- 


flora des südöstlichen Europa. 129 
Burchard, Bryologische Reiseskizzen 
aus Nordland. 97 


Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar 
von Mesua ferrea. 415 
Hansgirg, Noch einmal über Baecillus 
muralis Tom. und über einige neue 
Formen von Grotten - Schizophyten. 


— —, Bemerkungen über einige von 
S. Winogradsky neulich aufgestellte 
Gattungen und Arten von Bakterien. 

413 

Hartig, 2jährige Rothbuchenausschläge 
von etwa Handlänge, die an Wurzel- 
stöcken kurz zuvor gefällter Bäume 
sich entwickelt hatten und dicht mit 
Bucheckern besetzt waren. 79 


Hartig, Eine Krankheit der Weisstanne, 
78 

— —, Ueber den Ort der Saftleitung 
im Holze. 418 
Harz, Ueber die Nahrung des Steppen- 
huhnes. 304 
— —, Ueber Bergwerkspilze. II. Aus 
den Kohlenbergwerken Hausham und 
Penzberg in Oberbayern. 341, 376, 
416 

— —, Ein Verfahren die Sporen der 
Hymenomyceten auf Papier zu fixiren. 
27 

— —, Ueber eine zweckmässige Kon- 
servirungsmethode getrockneter Pflan- 
zen. T4 
— —, Ueber den Dysodil. 39, 72 
Jönsson, Ueber Entstehung schwefel- 
haltiger Oelkörper in den Mycel- 
fäden von Penieillium glaucum. 201, 


232, 264 
Kieffer, Neue Mittheilungen über loth- 
ringische Milbengallen. 6 


Kohl, Wachsthum und Eiweissgehalt 
vegetabilischer Zellhäute. 1 
Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 
65 

Lauterbach, Untersuchungen über Bau 
und Entwicklung der Sekretbehälter 
bei den Cacteen. 257, 239, 329, 369, 


409 
Loew, Ueber Assimilation. 417 
Ludwig, Australische Pilze. 337 


X 


Ludwig, Bemerkung über Phragmidium 
albidum (Kühn). 413 
Molendo, Ueber sogenannte aussterbende 
Arten. 303 
Sadebeck, Zur Frage über Nag-Kassar 
von Mesua ferrea. 297 
Schnabl, Ueber das Vorkommen des 
von Prof. Dr. C. ©. Harz im Jahre 
18837 auf dem Lechfelde neu ent- 
deckten und beschriebenen (Botan. 
Centralbl. Bd. 33. 1888. p. 221) Aga- 
ricus Lecensis Hrz. in der Nähe von 
München. 78 


Tedin, Ueber die primäre Rinde bei 
unseren holzartigen Dikotylen, deren 
Anatomie und deren Funktion als 
schützendes Gewebe. 300, 380 

Tubeuf, v., Lophodermium brachyspo- 
rum, ein Parasit der Weymouths- 
kiefer, und Exoascus borealis. 79 


Wille, Ueber das Scheitelzellwachsthum 
bei Lomentaria kaliformis. 420 


— —, Ueber den Teufelsbiss im Blatte 
von Phragmites communis. 422 


Botanische Gärten und Institute: R 


Arthur, Report of the botanist of the 
New - York agriceultural experiment 
station, Geneva N. Y. 108 

Clos, Le jardin des plantes de Toulouse 
et la botanique locale et pyreneenne. 

107 

Halsted, Bulletin from the botanical 
department of the State Agricultural 
College, Ames. 109 


Kraus, Der botanische Garten der Uni- 
versität Halle. Heft 1. 43 
Sommer, Führer durch den Grossh. Bo- 
tanischen Garten zu Karlsruhe. 44 
Westermaier, Die wissenschaftlichen Ar- 
beiten des Botanischen Instituts der 
K. Universität zu Berlin in den ersten 
10 Jahren seines Bestehens. 106 
Vergl. auch p. 169, 205, 306. 


Sammlungen: 


Haynald, Herbarium und botanische 
Fachbibliothek dem National-Museum 
in Budapest geschenkt. 382 

Pringle, 300 seltene Arten von einer 
Forschungsreise durch Nord-Mexiko. 

382 


Warnstorf, Revision der Sphagna in 
der Bryotheca europaea von Raben- 
horst und in einigen älteren Samm- 
lungen. 137 

Vergl. auch p. 95, 205. 


Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden etc.: 


Bateson and Darwin, On a method of 
studying geotropism. 88 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern 
von Sedum speetabile Boreau. (Orig.) 
193, 225 

Bokorny, Bemerkung zu Prof. Dr. Josef 
Boehm’s Mittheilung über Stärke- 
bildung in den Blättern von Sedum 
spectabile Boreau. (Orig.) 414 
Directions for using Prof. H. L. Smith’s 
high refractive mounting media. 46 
Frank, Untersuchungen über die Er- 
nährung der Pflanze mit Stickstoff 
und über den Kreislauf desselben in 
der Landwirthschatt. 248 


Harz, Ein Verfahren, die Sporen der 
Hymenomyceten auf Papier zu fixiren. 
(Orig.) 77 

— —-, Ueber eine zweckmässige Kon- 
servirungsmethode getrockneter Pflan- 
zen. (Orig.) 74 


Hueppe, Die Methoden der Bakterien- 
Forschung. 4. Anfl. 236 
Klercker, af, Studien über die Gerb- 
stoftvacuolen. 312 
Kohl, Wachsthum und Eiweissgehalt 
vegetabilischer Zellhäute. Mit einer 
Tafel. (Orig.) 1 
Lagerheim, Ueber die Anwendung von 
Milchsäure bei der Untersuchung von 
trockenen Algen. 47 
Medium of high refractive index. 46 
Die neue Mikroskopirlampe von Kochs- 
Wolz in Bonn. 45 
Schwalb, Die naturgemässe Conservirung 
der Pilze mit einer einleitenden Ex- 
eursion behufs Einführung in die 
Pilzkunde. 79 
Strasburger, Histologische Beiträge. 
Heft II. Ueber das Wachsthum vege- 
tabilischer Zellhäute. 394 
Tacke, Ueber die Entwicklung von 
Stickstoff bei Fäulniss. 56. 


xI 


Vöchting, Ein Dynamometer zum Ge- 
brauch am Klinostat. 238 
— —, Ueber die Lichtstellung der 
Laubblätter. 245 
Wakker, Studien über die Inhaltskörper 
der Pflanzenzelle. 243 


Weinzierl, Neue Art der Untersuchung 
und Controle der mehligen Kraft- 
futtermittel. 80 


Vergl. auch 111, 169, 205, 270, 306, 382, 


Botanische Reisen. 


Bornmüller, Reise in das nordöstliche Kleinasien. 191 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften : 


Botanischer Verein in Lund. 201, 232, 
264, 298, 380 
Sitzungsberichte des Botanischen Ver- 


eins in München. 39, 72, 303, 341, 


Personalnachrichten: 


Dr. Beutell (Professor in Santiago). 29 
Dr. Pio Bolzoni (2. Assistent in Bo- 


logna). 191 
Dr. Franeis Darwin (Professor in Cam- 
bridge). 95 
Dr. Engler (eorrespondirendes Mitglied 
in St. Petersburg). 160 
Dr. Goebel (Redakteur der „Flora“). 29 
Dr. Lahm (Y). 127 
Dr. Sextus Otto Lindberg (T). 368 
Dr. Mattei (1. Assistent in Bologna). 
191 

Dr. Morini (Professor in Sassari). 191 
Dr. Sava Petrovie (f). 256 


376 
Botaniska Sällskapet i Stockholm. 420 
Dr. Peyritsch (F). 407 


Dr. Pfeffer (Geheimer Hofrath in Leip- 


zig). 29 
Dr. Philippi (achtzigster Geburtstag in 
Santiago gefeiert). 29 
Dr. Max Scheit (T). 327 


Dr. Schenck (in Bonn habilitirt). 327 
Dr. Schönland (Curator des Albany 
Museum in Grahamstown, Süd-Afrika). 
407 

Dr. Timbal-Lagrave (f). 95 
Dr. von Wettstein (Redakteur der Oester- 
reichischen Botanischen Zeitschrift). 
29 


Autoren-Verzeichniss: 


A. 
Amann, J. 71 
Arcangeli, G. 139 
Areschoug, F. W. C. 268 
Arthur, J. C. 108 
Askenasy, E. 112 
B. 
Balfour, J. B. 184 
Bary, A. de. 47 
Bateson, A. 88 


Beauregard, H. 


Beck, Günther v. 135 
Boehm, Jos. 193, 225 
Bokorny, Th. 173, 414 
Bolus, Harry. 150 
Borbäs, V. de. 161 
Bornet, E. 112, 270 
Bornmüller, J. 129 
Bower, F. O. 13 
Braithwaite, R. 392 
Brefeld, O. 308, 345, 382 


Brenstein, Georg. 141 
Britton, N. L. 286 
Burchard, Oscar. 97 


Burgerstein, A. 


C. 
Campbell, H. Douglas. 85 


238, 242 


Cardot, J. 136 
Clark, James 173 
Clos, D. 107 
Cogniaux, Alfred. 148 
Crepin, Fr. 183, 211 


Cunningham, D. D. 15, 
135 


D. 
Dalla-Torre, C. W. von. 
324 
Danger, L. 154 
Darwin, Francis. 83 
Debeaux, O,. 149 
Duchartre, P. 17 
Dudley, P. H. 172 

E. 
Eberhardt, Louis A. 362 
Eimer, G. H. Th. 176 
Elliot, W. G. 39 
Ettinghausen, C. v. 216, 
281 

F. 
Farlow, W. G. 120 
Flahault. 270 


Forbes, J. B. 126 
Frank, B. 248 
6. 

Galippe, V. 11 
Gay, F. 239 
Geyler, Th. 277 
Gildemeister, Eduard. 219 
Gomont. 14, 239 
Gruner, L. 357 
Grunow, A. 112 
Günther, H. 81 
H. 

Halsted, B. D. 109 


Hanausek, T. F. 219, 406, 
415 
Hansgirg, Anton. 33, 413 


Hariot, P. 112 
Hartig, R. 78, 79, 218, 
418 

Harz, 020,2 39, 72, 14, 
77, 304, 341, 376, 416 
Heimerl, A. 273 
Hemsly, W. B. 126 


Henschke, Herm. 
Hisinger, C. 
Holzner. 
Hovelacque, M. 


Hueppe, Ferd, 236 
Huth, E. 143 
J. 
Janczewski, E. de. 140 
Javaseff, A. 148 
Johannsen, M. 140 


Jönsson, B. 201, 232, 264, 


298 
K. 

Kaurin, Chr. 241 
Kieffer, J. J. 6 
Kinkelin, F. 277 
Klebahn. 96 
Klercker, John E. FE. af. 

312 
Knuth, Paul. 187 
Koch, L. 398 
Kohl, F. G. 1 
Korschinsky, S. 274 
Krassuoftf, A. 246 
Kraus, Gregor. 43 


Kronfeld, M. 65, 273, 316 


L. 
Lagerheim, G. 47, 132, 271 


Lauterbach, Carl. 257, 
329, 369, 

Leclere du Sablon. 

Lermer. 

Lignier, M. O. 

Lindau, Gust. 

Löfller, C. 

Leew, E. 

Loew, O. 

Ludwig, F. 210, 337, 
393, 402, 


M. 
Massalongo, C. 
Meehan, Thomas. 
Miliarakis, S. 
Milutin, S. N. 
Molendo. 

Montresor, W. 
Morong, T. 

Möbius, M. 

Müller, Ferd. Baron 


Müller, Karl. 


N. 
Naudin, Charles. 
Noll, F. 85, 86, 306, 
Nordstedt, O. 


P. 
Palladin, W. 
Pammel, L. H. 
Pasquale, Freda. 
Bax, PR. 
Penard, E. 
Pereira Continho, 


Post, G. E. 
Prein, Jacob. 


R. 
Raciborski, M. 146, 
148, 188, 
Reinke, J. 
Renauld, F. 
Renault, B. 
Rossetti, C. 


S. 
Sadebeck. 
Saporta, G. de. 
Schaefer, R. 
Schenk, A. 
Schimper, A. F. W. 
Schmidt, A. 


A. 


289, 
409 


Schnabl, J. N. 78 
Schütt, Franz. 169 
Schurig, E. 270 


79 
151 


Schwalb, C. 
Seward, Alb. C. 


Solms-Laubach, H. Grafzu. 


132 
Sommer, Gust. 44 
Sorauer, Paul. 153 


Standfest, 
Stephani, F. 
Stitzenberger, E. 
Strasburger, Ed. 


T. 
Tacke, Br. 


XII 


Tedin. 300, 380 
Tomes, A. 123 
Trautvetter, E. R. v. 214 


Trelease, William. 89, 240, 
271 


Tubeuf, C. v. 79 


V. 


Velenovsky, J. 401 
Vöchting, Herm. 238, 245 
Vogel, H. W. 11 
Vries, Hugo de, 


W. 


Wakker, J. H. 
Ward, Lester F. 


Warnstorf, C, 137 
Weinzierl, Th. v. so 
Westermaier, Max. 106 
Wettstein, R. v. 218 
Wille, N. 420, 422 
Willkomm, M. 142 
Wilson, W. P. 90 
Winkler, C. 315 
Winogradsky, S. 170 
Wollny, E. 155, 157 


Woodwarth, W. Mc. M. 83 
Woronin, M. 282 


2. 


Zopf, W. 206 


Band XXXVII. No.1. Jahrgang X. 


ll. ce’ 
er "sches Üenfran ©: 
ga“ ERIRENDES U 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


enter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. G. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


I = = = 
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 
No. 1. | durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 1889. 


v 


Wissenschaftliebe Original-Mittheilungen. 


Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer 
Zellhäute, 


Von 
DIFR.G KRoht% 


Mit einer Tafel. 


In den Haargebilden vieler Borragineen, Moraceen, Ur- 


ticaceen, Cucurbitaceen etc. habe ich gelegentlich eingehender 
Untersuchungen über Kalkablagerungen im Pflanzenkörper, weiche 
ich demnächst veröffentlichen werde, wertvolles Material für das 
Studium des Wachstumsmodns der Zellhäute aufgefunden. Die 
Triehome zahlreicher zu genannten Familien gehörender Pflanzen 
zeigen ein intensives Membrandickenwachsthum an ihren Spitzen, 
welchem später eine partielle Verkalkung (bez. Verkieselung) des 
Haares folgt. Die ganze Haarspitze, anfangs hohl und in der 
Membrandicke nicht von der Basis abweichend, wird allmälig voll- 
ständig massiv und zwar in Folge eines Wachstumsprocesses der 
Membran, welcher häufig nichts gemein hat weder mit Apposition 
noch mit Intussusception, sondern der allein in periodischen 
Botan. Certralbl. Jahre. IX. 1388. Bd. XXXVI. x 1 


> Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellhänte. 


Er 


Neubildungen von Cellulosemassen resp. Membranen besteht. 
G. Krabbe*) hat bereits das Dickenwachstum der Bastfasern 
der Apocyneen und Asclepiadeen durch eine solche Aut- 
einanderlagerung successive vom Protoplasma neugebildeter Cellulose- 
massen erklärt, “und wie er für die Bastzellen eruiren konnte, dass 
an ein Zuriektieten des Plasmaschlauches und eine darauf folgende 
Ausscheidung von Cellulose an der eingezogenen Stelle nicht ge- 
dacht werden dürfe, so bin ich im ande ein Gleiches für die in 
Rede stehenden Trichome nachzuweisen. Es ist nicht zu verkennen, 
dass die Haare vor den Bastzellen den Vorzug haben, leichter 
untersucht werden zu können (es ist weder Anfertigung von Schnitten 
noch Isolirung einzelner Zellen nöthig) und sogar die Anwendung 
der Methode kontinuirlicher Beobachtung erlauben, zwei Punkte, 
deren Wichtigkeit jedem Sachverständigen ohne Weiteres in die 
Augen springen dürfte. Allein das ist nicht Alles, was die Haar- 
gebilde zu besonders ausgezeichneten und dankbaren Untersuchungs- 
objekten stempelt. Es kommt zu dem Gesagten noch hinzu, wie 
ich konstatiren konnte, dass bei ihnen jener Fall besonders häufig 
in die Erscheinung tritt, den schon Krabbe als wichtig für die 
Beurtheilung der Membranverdiekungen hervorhebt, dass zwischen 
den einzelnen nach einander eebildeten Balken deutliche 
Plasmareste nachgewiesen ee können, wichtig deshalb, weil 
dieser Fall die Möglichkeit einer Kontraktion des Plasmaschlauches 
während der successiven Ausbildung der Cellulosepartien ausschliesst, 
weil er weiter darthut, dass nicht die äusserste Plasmaschicht es 
sein muss, durch deren Umwandlung oder gar secernirende Thätig- 
keit die aufeinanderfolgenden Cellulosemassen ihren Ursprung haben. 
Bei sehr vielen Haaren bietet es nicht die geringste Schwierigkeit, 
in den Räumen zwischen den Cellulosekapnen Protoplasma nach- 
zuweisen. Je kleiner die Zwischenräume zwischen den einzelnen 
Cellulosekappen sind, um so mehr wird naturgemäss der Ort der 
Cellulosebildung ch der Aussenseite des Plasmaleibes veriegt. 


Für alle von Krabbe an bestimmten Bastfasern beobachtete 
Formen der Kappenbildung habe ich Analoga bei den Trichomen 
entdeckt und bin ausserdem in der Lage, noch andere erweiternde 
Beobachtungen denen Krabbe’s demnächst zufügen zu können. In 
diesen Zeilen seien zunächst einige einfache Fälle mitgetheilt. 

Symphytum officinale zeigte mir die Kappenbildung zu- 
erst; ich erhielt durch einfaches Behandeln der Trichome mit Chlor- 
zinkjod nach Entfernung des Kalkcarbonats durch verdünnte Salz- 
säure Präparate, die ich in den Fig. 1 und 2 wiedergegeben habe. 
kı ke ks ka sind die nach einander gebildeten Kappen, pı—p« die 
zwischen denselben liegenden Protoplasmamassen. Die Kappen 
sitzen in einander, sodass ihre basalen Theile zusammen die Ver- 
diekung v v der Trichommembran bilden, welche letztere demnach, 
wie ein Blick auf die Zeichnungen lehrt, von unten nach der Spitze 


*) Krabbe, G., Ein Beitrag zur Kenntniss der Struktur und des Wachstums 
vegetabilischer Zellhäute. (Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVII. Hft. 3 
346—423.) 2 


Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellhäute. > 


zu dünner wird. Die am weitesten nach der Haarbasis zu .ge- 
legene Kappe ist die jüngste, sie besitzt daher meist Eigenschaften, 
die den älteren abzugehen scheinen. Sie ist vor Allem noch sehr 
duktil und liegt der nach aussen folgenden Kappe noch lose an, 
‚da sie bei Anwendung von Salzsäure mit ihrem oberen Theil der 
Bewegung des darunterliegenden Plasmaschlauches folgt und einge- 
stülpt wird, wie die Finger eines Handschuhs, deren Spitzen 
man beim Herausziehen der Hand von Innen festhält. Behandelt 
man ein solches Präparat mit Methylviolett, so bietet es einen An- 
blick dar, wie er in Eig. 3 reprodueirt ist. Der kontrahirte Plasma- 
schlauch hat die letzte Kappe k in eben angegebener Weise aus 
der regelrechten Lage gebracht. Während die Membran v fast 
farblos bleibt, ist die letzte Kappe k schwach bläulich tingirt und, 
was besonders interessant ist, im Plasmaschlauch erscheint eine 
violette zusammenhängende Partie, welche nichts Anderes darstellt, 
als die gleichsam zur Einschaltung vorbereitete nächste Kappe, 
welche wie die jüngsten Theile der bereits angelagerten Neu- 
bildungen sich mit Methylviolett tingiren. In Fig. 4 ist p eben- 
falls der kontrahirte Plasmaschlauch, k die mit Methylviolett inten- 
siv gefärbte Kappenanlage. In ähnlicher leicht erkennbarer Weise 
tritt Kappenbildung in den Haarcı der Blätter und Blattstiele von 
Fieus Carica auf. Die Fig. 5a stellt ein Haar dieser Pflanze 
mit 3 Kappen dar, von welchen die jüngste im oberen Theil in 
zwei gespalten ist. Beide Theile sind nach der Trichombasis zu 
konvex vorgewölbt, ohne dass mir bis jetzt ersichtlich geworden 
wäre, welche Umstände diese Hervorwölbung veranlasst hätten. 
b stellt eine durch Kontraktion des Plasmaschlauches losgelöste, 
an der Spitze mächtig verdickte Kappe dar, während in den 
Fig. 6a, b künstlich eingestülpte Kappen, in c aber eine mehr zu- 
sammengefaltete junge Kappe abgebildet ist. 

In höchstem Grad interessant sind die vielzelligen Trichome 
vieler Cucurbitaceen deshalb, weil bei ihnen oft einer localen 
Verdiekung der Membran durch ächte Apposition eine weitere durch 
Membran-Neubildung folgt, wodurch diese Haargebilde eine oft 
auf den ersten Blick unverständliche innere Kammerung und Skulp- 
tur erhalten. Ich habe von unzähligen zu anderem Zwecke unter- 
suchten Cucurbitaceen-Haaren nur zwei hier abgebildet, das eine 
Fig. 7 von Momordica Elaterium, das andere Fig. 8 von 
Lagenaria vulgaris; beide Haare sind nicht vollständig, son- 
(dern nur in den uns hier interessirenden Theilen wiedergegeben. 
aaa sind durch Apposition gebildete Verdiekungsschichten, welche 
in Zelle I (Fig. 7) zu einer Zerlegung des Zelllumens in zwei 
Theile geführt haben. Oberhalb der Verstopfung des Lumens ist 
eine Kappe kı bereits ausgebildet, unterhalb jener eine in Bildung 
begriffen (ke); in der Zelle II dieses Haares veranlasste der durch 
Apposition erzeugte Ringwulst a a keinen Verschluss des Zellinnen- 
raumes; dieser ist bewirkt durch 2 bereits fertige ka kı und eine soeben 
angelegte Kappe ks. Ueberall finden wir hier sowohl zwischen 
zwei aufeinanderfolgenden Kappen als auch zwischen Kappe und 
Ringwulst oder Kappe und Haarscheidewand Protoplasmamassen. 

1* 


4 Kohl, Waehstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellhäute. 


In Zelle II erkennt man deutlich, wie die jüngste Kappe ks der 
Bewegung des Plasmaschlauches bei der Kontraktion in Folge 
Säurewirkung gefolgt ist, sie ist also anfangs immer nur in losem 
Zusammenhang mit den vorher gebildeten. Diese jüngsten Zell- 
hautbildungen verhalten sich optiseb anders als die älteren; ihre 
Konturen finde ich oft noch nicht so scharf, wie gewöhnlich, ihre 
Substanz macht oft den Eindruck, als wäre sie gekörnelt oder aus 
kleinen Stäbchen aufgebaut, ja mitunter ist ein System senkrecht 
auf einander stehender Linien deutlich zu bemerken, welches die 
Masse der jungen Membran als aus kleinen würfelartigen Form- 
Elementen bestehend erscheinen lässt. Diese ebenerwähnte Be- 
obachtung lässt sich nach meinen bisherigen Erfahrungen am besten. 
an den grossen Haaren von Cajophora lateritia machen, von 
denen ich im Ganzen drei in Stücken aus der apicalen oder basalen 
Gegend in den Fig. 9, 10 und 11 abgebildet habe. Fig. 9 zeigt, 
wie komplieirt die Kappenbildung in den Haaren dieser Pflanze 
werden kann. Besonders die zuletzt von innen her angefügten 
Cellulosemassen und die in der äussersten Spitze befindlichen be- 
sitzen die angedeutete Struktureigentümlichkeit, welche ich an 
apponirten Membranschichten nicht habe finden können; ich betone 
hier „Schichten“, denn jene Cellulosemassen sind trotz feiner in 
tangentialer Richtung verlaufender Linien nicht eigentlich in Schichten 
formirt, sondern machen mehr den Eindruck, als seien sie durch 
Aneinanderfügung kleinster ganz gleich beschaffener Cellulose- 
würfelchen entstanden; hätte man es mit veritablen Schichten zu 
thun, so müsste bei dem annähernd paralleien Verlauf der tangen- 
tialen Linien der Innenkontur der Verdickungsmassen dem äusseren 
parallel sein, was keineswegs der Fall ist. Genau genommen haben 
wir es hier mit einer besonderen Art von Apposition zu thun, die 
wesentlich von der gewöhnlichen abweicht. Ich werde später auf 
die weitgehende Differenz zwischen beiden Wachstumsweisen der 
Membran in die Dicke in einem besonderen Artikel zurückkommen. 
Jetzt seinoch einer anderen neuerdings eifrig ventilirten Frage gedacht, 
bezüglich deren wir von den hier in Rede stehenden Membran- 
bildungen einigen Aufschluss erwarten dürfen, der Frage nämlich 
nach dem Eiweissgehalt (resp. Plasmagehalt) der Membran. 


In unseren Trichomen folgen Membranen des verschiedensten 
Alters in bestimmten Zwischenräumen und von einander isolirt auf 
einander, Membranen, über deren Alter in keinem Fall ein Zweifel 
herrschen kann, weder über das absolute, noch relative, welche 
ausserdem durch verschiedene Duktilität, Verkalkungsintensität, durch 
mehr oder weniger fortgeschrittene Verwachsung ihrer Basaltheile 
noch bessimmte Anhaltspunkte für ihre successive Entstehung liefern, 
welche demnach ideale Objekte abgeben müssten für den Nachweis 
des in der Jugend reichen, mit dem Alter aber sich verringernden 
Plasmagehalts der Cellulosemembran, für welchen Wiesner in 
letzter Zeit Beweise zu bringen lebhaft bemüht gewesen ist. 


Wie verhalten sich nun die verschiedenaltrigen Kappen bei 
der Prüfung auf Plasma? 


Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabilischer Zellbäute. 15) 


Nach Wiesner soll die Cellulosemembran, so lange sie wächst, 
Eiweiss*) führen, woraus, wie bekannt, dieser Forscher auf einen 
Gehalt der Membran an Protoplasma schliesst. Den Eiweissgehalt 
zu eruiren, bedient sich Wiesner der Methode von Krasser, 
durch zwei verschiedene Reagentien zwei verschiedene im Eiweiss- 
molekül nie fehlende Atomgruppen (eine aromatische und eine Fett- 
körpergruppe) zur Anschauung zu bringen, durch Millon’s Reagens 
die einfach hydroxylirte aromatische Gruppe, durch Alloxan jene 
Atomgruppe, welche bei Zersetzung der Eiweisskörper als Asparagin 
oder Asparaginsäure austritt. Da keine der beiden Atomgruppen 
nach Wiesner im Eiweiss jemais fehlt, genügt es zunächst, eines 
der empfohlenen Reagentien anzuwenden; dass man auch die an- 
‚dere Gruppe aufzufinden nicht unversucht lassen wird, ist selbst- 
redend, aber nicht wesentlich. Ich habe daher die Kappen in den 
zahlreichen Trichomen, welche mir gelegentlich anderer Unter- 
suchungen unter die Hand kamen, sehr häufig mit Millon’s Flüssig- 
keit behandelt, ohne aber auch nur ein einziges Mal eine Rot- 
färbung erhalten zu haben. Mich der Wiesner’schen Mittheilung 
über die Unzuverlässigkeit dieser Reaktion bei Gegenwart redu- 
‚eirender Substanzen erinnernd, unterwarf ich die Trichome vorher 
einer Behandlung mit Chlorwasser und erwärmte dann mit Millon’s 
Reagens, aber ohne die geringste Spur von Rotfärbung beobachten 
zu können. 


Für mich folgt aus diesem Ausbleiben der Reaktion, dass ent- 
weder das Millon’sche Reagens ein zuverlässiger Indikator für 
Eiweiss nicht ist, oder dass die mir vorliegenden Kapper. Eiweiss 
nicht enthalten. Ob etwa der Einfluss der Salzsäure, die icn zur 
Entfernung des Caleiumcarbonats auf die Trichome vorher einwirken 
liess, die Rotfärbung unmöglich macht, vermag ich nicht zu ent- 
scheiden. Dagegen möchte ich hier des Unterschiedes Erwähnung 
thun, den die jüngsten Kappen in ihrem Verhalten zu Methylviolett 
gegenüber den älteren Membranen zeigen. Wie die Fig. 5 und 4 
besonders gut illustriren, kommt den jüngsten Membrankappen eine 
besonders grosse Tinktionsfähigkeit durch genannten Farbstoff zu. 
Während z. B. in Fig. 3 die ältere Membran v ganz farblos ge- 
blieben ist, lässt die nach innen eingestülpte Kappe k eine schwache 
Violettfärbung erkennen, während die im kontrahirten Plasmaschlauch 
liegende jüngste Kappe als ein tief violett gefärbtes gewundenes 
Gebilde scharf hervortritt. 

Da, wie auch die Tinktionen der abgebildeten Präparate zeigen, 
die Affinität des Methylviolett zum Plasma häufig grösser ist als 
zu älteren Zellhäuten, liegt hier der Gedanke nahe, die Violett- 
färbung der jüngsten Kappen, die mit dem Alter sich erfahrungs- 
gemäss vermindert, als ein Anzeichen für einen Plasmagehalt jugend- 
lieher Membranen zu halten. Die Differenz in der Kapaeität der 
verschiedenalterigen Kappen, den Farbstoff aufzuspeichern, ist um so 
frappanter, als den Membranen durch die successive Behandlung 


*) Wiesner, J., Zur Eiweissreaktion und Struktur der Zellmembran. (Ber. 
4. d. bot. Ges. 1888. H. 5. p. 187.) 


6 Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. 


mit Salzsäure (zur Entfernung des Caleiumcarbonats) und Wasser 
(zur Wegschaffung des Chlorcaleiums und überschüssiger Salzsäure) 
sicher schon mancherlei, die Tinktionsfähigkeit bestimmende Stoffe: 
entzogen worden sind. Jedenfalls ist es für die Lösung der ein- 
mal aufgeworfenen Frage nach dem Eiweissgehalt der Membran 
förderlicher, auch derartige Einzelbeobachtungen zu berücksichtigen 
und zu sammeln, als wenn man immer und immer wieder zu einem. 
Reagens wie dem Millon’schen greift, das, in bestimmten Fällen 
sehr brauchbar, doch, wie die himmelweit von einander abweichenden 
Angaben der streitenden Autoren beweisen, den an dasselbe ge- 
stellten Forderungen nicht zu genügen scheint. Von diesem Stand- 
punkt aus hielt ich es für nicht überflüssig, im Anschluss an die- 
Mittheilung über die häufig an Haaren in ausgezeichneter Weise 
vorhandene Kappenbildung kurz auch die an diesen ineinander ge- 
schachtelten Membranen ungleichen Alters gelegentlich gemachten. 
Erfahrungen zu anderweitiger Benutzung oder Anregung zu ver- 
öffentlichen. 


Marburg, am 15. December 1388. 


Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. 
Von 
J: J. Kieffer, 
Lehrer der Naturgeschichte in Bitsch. 


Folgende Zeilen enthalten Mittheilungen über einige in Loth- 
ringen gesammelte Milbengallen, welche in meinen früheren Arbeiten 
über lothringische Phytoptoceeidien*) nicht besprochen wurden. 
Diejenigen Cecidien, welche wenigstens dem Substrate nach neu 
sind, werden mit einem Sternchen aufgeführt. 

Ajuga reptans L. 

* Blattrandrollung mit abnormer Behaarung; 
Blütendeformation. — Auf mehreren feuchten Wiesen in der 
Nähe von Bitsch findet man das ganze Jahr hindurch auffallende 
Missbildungen an oben genannter Pflanze, welche den von mir an 
Ajuga Genevensis L. beobachteten (Zeitschr. f. Naturw. Halle. 1385. 
p. 579) ia Manchem ähnlich sind, dagegen aber von der auf A. 
pyrawmidalis L. von Dr. Lütkemüller bei Sulden in den Alpen 
entdeckten und von Dr. Fr. Thomas beschriebenen Deformation 
(Verh. d. zool.-bot. Ges. z. Wien. 1886. p. 297) merklich abweichen. 
Von letzterer wird nämlich keine Rollung der Blätter aufgeführt, 
und betreffend die Haarbildung ist a. a. OÖ. zu lesen: „Die Behaarung 
der Blätter war schwankend, ist es aber auch an den normalen 
Pflanzen, so dass ich im Ungewissen bin, ob die hier und da be- 


*) Ueber lothringische und zum Theil neue Phytoptocecidien. (Zeitschr. f. 
Naturw. Halle. 1885. p. 113—133.) — Neue Beiträge zur Kenntniss der in 
Lothringen vorkommenden Phytoptoceeidien. (l. ec. p. 579—589). — Dritter 
Beitrag zur Kenntniss der in Lothringen vorkommenden Phytoptoceeidien. (l. c. 
1886. p. 409—420.) 


Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. Y 


obachtete Vermehrung nur auf Rechnung der Milben zu setzen ist;“ 
das alpinische Cecidium scheint also von den lothringischen gänzlich 
verschieden zu sein. 

Die Wurzelblätter zeigen an A. reptans L. wie an A. Genevensis 
L. bald eine enge, schön rot gefärbte involutive Blattrandrollung, 
welche sich gewöhnlich nur über eine Seite des Blattes ausdehnt, 
und selten bis zur Mittelrippe reicht, bald auch eine Faltung ver- 
bunden mit Drehung; die zwei oder vier oberen Triebblätter sind 
zwar entwickelt, bleiben aber ihrer Knospenlage entsprechend mit- 
einander verbunden, d. h. ineinander gerollt, und zwar so, dass an 
dem oberen Paare die beiden Spreiten ganz angedrückt liegen, 
während dieselben an dem unteren ihre Basalhälfte frei haben und 
sich zuletzt gänzlich zu trennen vermögen. Während aber an A. 
Genevensis L. der dichte weisse Haarrasen sowohl (obschon seltener) 
die Unterseite als die Oberseite der Blätter überzieht, so ist hier, 
wo das normale Blatt keine Behaarung zeigt, die Oberfläche allein, 
und zwar nur in der Rollung oder Faltung mit dichtem, gelblich- 
weissem, aus 4—5-gliederigen, walzenförmigen Haaren bestehendem 
Rasen versehen; selten dehnt derselbe sich von da auf einen Theil 
der frei gebliebenen Blattfläche oder auf den Blattstiel aus. An 
A. Genevensis L. ist die Behaarung am auffallendsten: hier dagegen 
ist es die rote Roilung oder Faltung. 

Die Blütendeformation ist an A. reptans L. sehr leicht zu 
übersehen; sie besteht darin, dass die Achse ihre normale Länge 
nicht erreicht, so dass die einzelnen bald normal geöffneten, bald 
verkümmerten Blüten dicht gedrängt bleiben. An den Blättern 
konnte ich nie das bleiche Aussehen bemerken, welches von den 
alpinischen Exemplaren von A. pyramidalis L. angegeben wird. 


Artemisia campestris L. 


* Blatt-, Triebspitzen- und Blütendeformation. — 
In seinem Handbuch der Pflanzenkrankheiten 1880. p. 696 be- 
schrieb Frank angeblich als Phytoptocecidium eine auf A. campestris 
L. bei Dresden entdeckte, Phytopten beherbergende Galle, in welcher 
aber später Fr. Thomas die Galle der Cec. Artemisiae B. ver- 
muthete (Bot. Jahresber. v. Just. VIII. p. 714). Desgleichen 
wurde von mir in der Zeitschr. f. Naturw. 1885. p. 118 dieselbe 
Galle als tragliches Phytoptocecidium aufgeführt; Dr.v. Schlechten- 
dal, welcher die Dresdener Exemplare mit den lothringischen verglich, 
und in den ersteren, sowie in zwei der letzteren nebst den Gall- 
milben auch eine Mückenlarve fand, erklärte, „dass nähere Unter- 
suchungen und Beobachtungen an lebenden Gallbildungen nötig 
seien, um die Frage zu lösen, ob die Gallmilben Einfluss auf die 
Bildung der Galle ausüben, oder ob sie nur als Inquilinen auf- 
treten (Zeitschr. f. Naturw. 1885. p. 136—137). Diese Frage nun 
wurde schon zum Theil gelöst, nachdem sowohl von R. Liebel 
als von mir solche Gallen aufgefunden wurden, welche von den 
hier weit häufiger vorkommenden Mückengallen dadurch verschieden 
waren, dass sich an ihnen, wie Liebel angibt, die „inneren Blätter 
mehr zerschlitzt“ zeigten. (Zeitschr. f. Naturw. 1886. p. 536. No. 


8 Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. 


34.) Nach genaueren Untersuchungen an derselben Stelle bei 
Bitsch gelang es mir im October d. J. das eigentliche Phytopto- 
cecidium zu entdecken. Dasselbe besteht vorwiegend in einer 
Verbildung der Blätter, welche bleicher und schmäler als die 
normalen, dazu verdreht oder gekräuselt sind und eine runzelig 
aufgetriebene Epidermis zeigen. Wenn die Triebspitze von der 
Gallmücke angegriffen ist, so wird sie in ihrem Wachstum gehemmt, 
so dass sich au dieser Stelle durch Verkürzung der Internodien 
zahlreiche abnorme Blätter bilden, welche eine von den Seiten- 
trieben weit überragte Knospe darstellen; dagegen erscheinen die 
von den Gallmilben angegriftenen Triebspitzen verlängert, fast faden- 
förmig, mit nur wenigen weiter als im normalen Zustande von 
einander entfernten urd deformirten Blättern versehen. Auch einzelne 
Blütenköpfe zeigten sich auf ähnliche Weise verbildet, nämlich die 
Hüllblättchen waren stark verlängert, schmal und an der Spitze 
eingekrümmt, während die Blüten in ihrer Mitte nicht entwickelt 
waren. Dieselbe Deformation war auch an den die Mückengalle 
bildenden Schuppenblättchen vorhanden; solche Gallen haben, als- 
dann durch Verlängerung, Verschmälerung und Kräuselung der 
Blättchen ihre knospenförmige Gestalt eingebüsst und eine schopf- 
förmige erhalten: ein solches Gebilde ist folglich eine von Gall- 
milben deformirte Mückengalle, also ein Phytopto-Dipterocecidium. 


Betonica oflicinalis L. 


1. Erineum auf Blättern und Stengeln, sowie auf 
den vergrünten Blüten. — Im Herbste dieses Jahres fand 
ich an einem Waldrande bei Mengen, im Kreise Bolchen, dieses 
seit Kirchner (Lotos. Zeitschr. f. Naturw. Prag 1863. S. 43) 
nicht wieder gefundene und zuerst fragliche filzige Phy toptoceeidium, 
worüber Fr. Löw Aufschluss gab (Verh. d. zool. bot. Ges. 
Wien. 1885. 8. 130). Das Erineum ist an dieser Pflanze über- 
aus dicht, lang und von gelblichweisser Färbung; es kann am 
besten mit der auf Poterium Sanguisorba L. so häufig vorkommenden 
Behaarung verglichen werden. Am häufigsten tritt dasselbe an der 
Unterseite der Blätter auf; seine Gegenwart wird alsdann an der 
Blattoberseite durch nichts oder höchstens dadurch verraten, dass 
letztere gelbe oder rote dem Filze entsprechende Flecken auf- 
weist, was jedoch selten vorkommt. Diese Behaarung verläuft oft 
fleckenweise längs des Blattrandes und erinnert dann, wie Fr. 
Löw von dem aus Kirchner’s Herbar stammenden Exemplar a. 
a. O. angiebt, an das Erineum von Salvia pratensis L. (aber ohne 
Ausstülpung der Blattfläche), oder auch streifenweise, in welchem 
Falle der Blattrand eine schwache Umbiegung nach unten erleidet, 
oder endlich sie überzieht die ganze Unterseite. An der Oberseite 
des Blattes ist sie dagegen seltener vorkommend; sie dehnt sich 
alsdann dem Mittelnerv entlang aus, oder überzieht auch wohl die 
ganze Blattfläche; in letzterem Falle hat das Blatt seine normale 
Grösse gewöhnlich nicht erreicht, wie dies auch für Poterium San- 
guisorba L. vorkommt, es erscheint nur mehr als ein filziger mehr 
oder weniger gekrümmter Knäuel und die Behaarung erstreckt sich 


Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. 9 


von diesen Blättern über den am oberen Ende oft verbreiteten und 
bogenförmig gekrümmmten Stengel und selbst über die normalen, so- 
wie vergrünten Blüten. In ersterem Falle, d. h. falls die Blüten 
normal entwickelt sind, tritt die filzige Behaarung fleckenweise auf 
beiden Lippen, besonders aber reichlich im Schlunde auf, so dass 
die roten Blüten weiss gefleckt erscheinen. In letztem Falle ist 
der Blütenstand in seiner Entwickelung gehemmt; er stellt einen 
länglichen oder runden Knäuel dar, woran die Achse sehr dick 
und fleischig angeschwollen, die Blüten unentwickelt, dicht aneinander 
gedrängt und mit demselben weissen Filze überzogen erscheinen. 

2.*UnbehaarteBlatt- und Stengelverbildung, so- 
wie Blütenvergrünung mit abnormer, nicht filziger 
Behaarung. — Diese Form trat an gleicher Stelle wie vorige 
auf und beherbergte ebenfalls zahlreiche weisse Gallmilben. Die 
nicht abnorm behaarten Blätter sind daran nur schwach verbildet: 
sie zeigen sich durch Konstriktion in ihrer Entwickelung gehemmt, 
ihre Fläche ist stellenweise nach der einen oder anderen Seite ge- 
wölbt und der Rand oftmals zurückgerollt; der Stengel ist ober- 
seits gekrümmt und seine Kanten etwas geschlängelt und warzig. 
Am auffälligsten ist die Deformation des Blütenstandes: bald stellt 
derselbe einen länglichen oder rundlichen Knäuel dar, woran die 
vergrünten Blüten nur noch durch die verlängerten und verkrümmten 
Kelchzähne von einander zu unterscheiden sind, bald auch verbinden 
sich mit der Vergrünung zugleich Zweigsucht und Phyllomanie. In 
beiden Fällen erinnert diese Deformation an die bekannte Ver- 
grünung von Campanula rapunculoides L.; in beiden Fällen ist eine 
abnorme Behaarung vorhander, aber nur so wie an genannter 
Deformation von Campanula, d. h. eine spärliche, welche mit dem 
Erineum nicht verwechselt werden kann. 

Centaurea Jacea L. 

Rot gefärbte Pocken auf Wurzel- und Stengel- 
blättern. — Häufig auf unbebauten Anhöhen bei Metz, Sierck 
und Mengen. 

Centaurea Scabiosa L. 

Blattpocken wie vorher. Mit vorigem bei Sierck. 

Crataegus Oxyacantha L. 


Beide Arten des Vorkommens von Erineum oxyacantha 
Pers., welche Fr. Löw in den Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien. 
1885. S. 462 angiebt, beobachtete ich auch in Lothringen. Erstere, 
nämlich die das Erineum einschliessende Randrollung ist wohl die, 
häufigste: letztere fand ich nur im Walde von Ottendorf bei 
Bolchen: das Erineum tritt daran mit oder ohne Umbiegung des 
Blattrandes auf, je nachdem es denselben erreicht oder nicht; an 
den Stellen, wo dasselbe auftritt, findet gleichzeitig eine meist 
gelblich gefärbte flache Auftreibung der Blattfläche nach oben statt. 

Juglans regia L. 

Rote oderschwarzbraune, beiderseits vorragende, 
knötchenartige Blattgallen. — Bis jetzt in Lothringen nur 
zu Rozerieulles bei Metz gefunden. 


10 Kieffer, Neue Mittheilungen über lothringische Milbengallen. 


Lysimachia vulgaris L. 


Rollung der Blätter. — Dieses weit verbreitete Cecidium 
fand ich 1888 auch im Juli in Lothringen, nämlich an einem Wald- 
rande zwischen Roppeweiler und Eppenbrunn. Die untersten Blätter 
waren von dem Angriffe der Milben frei; gewöhnlich war die Miss- 
bildung erst an dem vierten oder fünften Blattpaare zu sehen. Die- 
selben zeigten eine vom Grunde bis zur Hälfte gehende, an der 
Basis die Mittelrippe erreichende, rot gefärbte und kurz, aber ab- 
norm behaarte revolutive Randrollung. An den oberen Blättern 
war der Angriff stets stärker: die Randrollung umfasste da ge- 
wöhnlich das ganze Blatt und reichte in der unteren Blatthälfte bis 
zur Mittelrippe. Die obersten zwei oder vier Blätter waren in ihrer 
Entwickelung gehemmt und so wie die Triebspitze mit dichterem 
Haarwuchs überzogen. Auf dieselbe Weise waren auch die Achsel- 
triebe verbildet. 


Thymus Serpyllum L. 


*Unbehaarte Blütendeformation. — Kelch stark auf- 
gedunsen; Krone angeschwollen, geschlossen bleibend, oder schwach 
aufgebrochen, die Kelchzipfel selten überragend, am Grunde grün, 
nur an der Spitze rot, mit wenigen kurzen und wohl nicht ab- 
normen Haaren versehen; Fruktifikationsorgane blattartig vergrünt 
und eine unförmliche, den ganzen Innenraum erfüllende Masse bil- 
dend. Die weissen Gallmilben zahlreich, an den Fruktifikations- 
organen und an der Innenseite der Krone saugend. Blätter und 
Triebe der Pflanze normal. 

Dieses Cecidium fand ich häufig auf der steinigen und sonnigen 
Anhöhe von Rozerieulles bei Metz. An derselben Stelle beobach- 
tete ich auch die von Fr. Löw (Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien. 
1578. 8.2397: No. 1) und Trail (Trans. of the Aberdeen nat.- 
hist. Soc. 1878. S. 67) beschriebene, von einer Gallmücke hervor- 
gebrachte Blütenanschwellung des wilden Thymians; dieselbe ist 
äusserlich dem Phytoptocecidium ähnlich und von demselben wohl nur 
dadurch verschieden, dass die Fruktifikationsorgane nicht vergrünt 
sind, so dass ein leerer Innenraum entsteht, worin die rote Mücken- 
larve lebt. Dieses Dipteroceeidium ist dagegen von dem verschieden, 
welches hier um Bitsch häufig vorkommt und von mir in Verh. d. 
zool.-bot. Ges. Wien. 1888. S. 101 und 102 beschrieben worden 
ist. Ersteres besteht vorwiegend in einer Anschwellung der Krone 
und ist der bekannten an Vicia Cracca L. ähnlich; letzteres da- 
gegen ist eine kuglige Anschwellung des Kelches, welcher bald 
grün, bald rötlich gefärbt ist und keine Zipfel trägt; Krone und 
Fruktifikationsorgane gänzlich verkümmert; ersteres meist in An- 
zahl an derselbe Aehre auftretend, letzteres meist einzeln. 


Tilia grandifolia Ehrh. 


Das Erineum nervale Kz., welches ich bisher in Lothringen 
nur auf T. parvifolia Ehrh. gefunden hatte, beobachtete ich auch 
1888 bei Metz auf der grossblättrigen Linde. 


j 
j 


Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 11 


Trifolium aureum Poll. 


*Blütendeformation und Blättchenfaltung. — Die 
Kelchzipfel sind verlängert, verkrümmt oder gekräuselt; die Krone 
bald kaum sichtbar, bald auch hervorragend, aber nicht normal 
entwickelt und von grüner oder grünlichgelber Farbe. Die Gall- 
milben weiss. 

In wenigen Exemplaren am Gravenberg bei Mengen gefunden. 


Bitsch, 25. November 1888. 


Instrumente. Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Vogel, H. W., Praktische Spekiralanalyse irdischer 
Stotfe. 2. Auflage. Theil I. Qualitative Spektralanalyse. 8°. 
515 pp. Mit 194° Holzstichen und 5 Tafeln. Berlin (Robert 
Oppenheim) 1859. M. 11.50. 

Von diesem vorzüglichen, soeben in 2. Auflage erschienenen 

Werke ist für den Botaniker vorzugsweise der $ 270 von Interesse, 

welcher sich auf 12 Seiten mit dem Chlorophyll beschättigt. Man 

findet darin eine gedrängte Uebersicht über die Resultate der bis- 
herigen spektroskopischen Untersuchungen des Chlorophylfarbstotfes. 

Abgesehen von den Arbeiten Engelmann's s, Reinke’s u. A., die 

eitirt werden, rekurrirt Verf. hauptsächlich auf die Untersuchungen 

Tschirch’s (siehe Wiedemann’s Annalen. XXI. 1854. p 370 

und Abhandlungen über das Chlorophyll. Berlin [Parey] 1384). 

Das Vorkommen des Chlorophylis, die Abänderungen des Spektrums 

bei Chlorophyllen verschiedener Herkunft, Chlorophyllan und Phyllo- 

eyaninsäure werden der Reihe nach behandelt und zum Schluss 
auch das Protophyllin Timiriazeff’s erwähnt, „dessen Ver- 
halten vielleicht das Phänomen der Reduktion der Kohlensäure in 
grünen Pflanzentheilen erklären kann,“ wenn es nämlich gelänge, 
das Protophyllin in den lebenden Pflanzen selbst nachzuweisen 

(Comptes rendus. T. CH. 1386. p. 686). — Das Buch schliesst ab mit 

einem langen, übrigens wohl noch zu vermehrenden (z. B. p. 34, 

Zeile 24 von unten gleichschenkliches) Druckfehlerverzeichniss, 

für welches man jedoch den Verf. nach seiner im Vorwort gegebenen 

Erklärung gern entschuldigen wird. 

Horn (Cassei). 


Beauregard, H. et Galippe, V, Guide pratique pour les 
travaux de mierographre, comprenant la technique 
et les applications du microscope & lhistologie ve&- 

getale et animale, & la bact&eriologie, & la clinique, 


Y 


a l’hygiene et la me&decine legale. Ile edition, entiere- 


12 Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden, 


ment refondue, avec 586 figures dans le texte. 8. 900 pp. 
Paris (G. Masson) 1888. 


Die Fortschritte, welche die Mikrographie und vor Allem 
die Bakteriologie seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses 
Werkes; gemacht haben, veranlassten die Verf. zu einer 
gänzlichen Umarbeitung und Erweiterung desselben für die neue 
Ausgabe. Die neuen Hülfsmittel, die optischen und die der Präpa- 
ration und Färbung dienenden, scheinen indessen weniger berück- 
sichtigt worden zu sein. Es ist wenigstens auffallend, dass in dem 
ersten Kapitel, welches der Beschreibung der Instrumente und 
Reagentien gewidmet ist, nicht einmal die neuen Mikrotome, noch 
der Abbe’sche Zeichenapparat erwähnt werden; auch von Rea- 
gentien sind nur die allergebräuchlichsten angeführt. 


Auf diese Einleitung folgt die Pflanzenhistologie, und da unter 
dieser auch die Bakteriologie inbegriffen ist, so haben wir uns hier 
ausschliesslich mit diesem Theil zu beschäftigen. Der Gang der Dar- 
stellung ist im Allgemeinen derselbe wie in Strassburgers Prak- 
tikum, insofern als zuerst die vegetativen Organe, dann die Krypto- 
gamen und zuletzt die Reproduktionsorgane besprochen werden; 
indessen ist die Anordnung im Einzelnen anders als dort und vor 
Allem die Darstellung selbst eine ganz andere. Es wird hier 
nämlich nicht von dem vorliegenden Objekt, dem Präparat selbst 
ausgegangen, sondern es werden nach den theoretischen Angaben 
an einzelnen „sujets d’etude* die besprochenen Verhältnisse noch 
einmal demonstrirt. Manchmal vermisst man aber auch diese Ein- 
führung in die Praxis und zwar gerade bei dem schwierigsten 
Kapitel von der Befruchtung der Phanerogamen. Abgesehen von 
dem die Bakterien behandelnden Abschnitt hat die Darstellung 
also mehr den Charakter der beschreibenden Histologie, als den 
der praktischen Beratung. Das 2. Kapitel ist eine ziemlich aus- 
führliche Zellenlehre, das 3. eine ebenso behandelte Gewebelehre; 
das 4. können wir als physiologische Anatomie bezeichnen, indem 
hier die einzelnen Gewebe nach ihren Funktionen betrachtet werden. 
Dann wendet sich Verf. zur mikroskopischen Untersuchnng der 
einzelnen Organe: Stamm (6. Kap.), Wurzel (7. Kap.) und Blatt 
(5. Kap.), die nach ihren verschiedenen Eigenschaften bei den ver- 
schiedenen Pflanzenklassen (Monokotylen, Dikotylen u. s. w.) be- 
sprochen und demonstrirt werden. Das 9. Kapitel ist der Betrach- 
tung der vegetativen und Reproduktionsorgane der Zellkryptogamen 
gewidmet, von denen den ersten und grössten Abschnitt die Bakterien 
einnehmen. Von diesen werden die wichtigsten Methoden der Be- 
stimmung, Kultur und Färbung, sowie ihre biologischen Verhältnisse 
und ihre Gruppirung zuerst im Allgemeinen, dann noch speziell für 
die einzelnen Abtheilungen angegeben. Es folgen dann die Hefe- 
pilze und nach diesen die Algen, Pilze, Flechten und Characeen, 
in einigen wichtigen Repräsentanten besprochen. 

Das 10. Kapitel behandelt die Reproduktionsorgane der Moos- 
und Gefässkryptogamen und das 11. die der Phanerogamen, über 
welch letzteres oben schon Einiges bemerkt wurde. 


Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 13 


Die Abbildungen sind je nach den Werken, denen sie entlehnt 
sind, mehr oder weniger gut, es finden sich aber auch einige recht 
mangelhafte‘ (z. B. die des Hymeniums von Agaricus) darunter. 

Der übrige Theil des Buches gehört nicht in das botanische 
Gebiet. Möbius (Heidelberg). 


Bower, F.O. A course of practical instruction in bo- 
tany. Part 1. 8° 328 pp. Part II. 144 pp. Appendix XLXII pp. 
London (Macmillan) 1888. 


Das vorliegende Werk ist jetzt in einer zweiten, umfangreicheren 
Ausgabe erschienen. Von der ersten, welche 1885 erschien, ist im 
Botanischen Centralblatt nur der erste Theil besprochen worden 
(Bd. XXV, Nr. 5, p. 135). Wir haben, da die Einrichtung dieselbe 
geblieben ist, dem dort Gesagten nichts mehr hinzuzufügen, als 
dass dieser erste Theil von 226 auf 328 Seiten vermehrt worden 
ist und dass er einige schematische Figuren in Holzschnitt enthält, 
von denen das frühere Referat nichts erwähnt. 

Der zweite Theil, der die Bryophyten und Thallophyten be- 
handelt, schliesst sich in seiner Einrichtung vollkommen an das 
Vorhergehende an, nur ist hier der Natur der Sache gemäss jedes- 
mal der Abschnitt über die makroskopisch wahrnehmbaren Eigen- 
schaften der betreffenden Pflanzen ziemlich kurz. Als Hauptvertreter 
der betreffenden Abtheilungen sind gewählt: Polytrichum commune, 
Marchantia polymorpha, Polysiphonia fastigiata (an den englischen 
Küsten gemein), Fucus serratus, Coleochaete, Oedogonium, Ulothrix, 
Spirogyra, Desmidieen und Diatomaceen, Nostoc, Agaricus cam- 
pestris, Puccinia graminis, Peziza, Parmelia parietina, Claviceps pur- 
purea, Eurotium Aspergillus glaucus, Pythium Debaryanum, Mucor 
Mucedo. Daneben sind in kleinerem Druck noch andere, für den 
Anfänger weniger wichtige, aber wenn möglich noch zu beobachtende 
Formen angeführt. 

Anhang A gibt eine Liste der wichtigeren Reagentien, ihrer 
Bereitung und Anwendung; B eine Uebersicht der Bestandtheile und 
Inhaltskörper der Zelle mit ihren Hauptreaktionen, unter Hinweis 
auf die betreffende Stelle im Text; Ü ein alphabetisches Verzeichniss 
der für den Kurs gebrauchten Objekte mit Angabe der Zeit, wann 
sie zusammeln sind, und des Präparationsverfahrens. 

Es ist somit auch in der Einrichtung nichts versäumt, den 
Gebrauch dieses Werkes zu erleichtern, das nicht bloss an englischen 


Unterrichtsanstalten mit grossem Vorteil zu verwerten sein dürfte. 
Möbius (Heidelberg). 


Klein, L., Ein neues Excursionsmikroskop. (Berichte der Deutschen botanischen 
Gesellschaft. 1888. p. XCVII.) 

Petri, R. J., Einfacher Apparat zum Einspritzen von Flüssigkeiten für bakterio- 
logische Zwecke. Mit1 Abbildung. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde. Bd. IV. 1888. No. 25. p. 785—787.) 

Soyka, J., Bakteriologische Untersuchungsmethoden mit besonderer Berück- 
sichtigung quantitativer bakteriologischer Untersuchungen. (Allgemeine Wiener 
medicinische Zeitung. 1888. No. 42. p. 507—509.) 


14 Lehrbücher. — Algen. 


Referate. 


Loew, E., Pflanzenkunde für den Unterrichtanhöheren 
Lehranstalten. In zwei Theilen. II. Theil Cursus 3—5. 
Mit vielen Abbildungen. 8°. 205 pp. Breslau (F. Hirt) 1888. 


Die Vorzüge, welche an dem ersten Theil dieses Lehrbuches 
gerühmt wurden*), zeigt auch der zweite Theil, sowohl was den 
Text, als was die Holzschnitte betrifft. Der Inhalt des Buches 
zerfällt in 3 Curse und eine am Ende gegebene Uebersicht des 
natürlichen Systems. 

Die Kurse 3—5 entsprechen den Stufen des fortschreitenden 
Unterrichtes, wobei sich natürlich Cursus 3 an den zweiten des 
ersten Theils anschliesst. Dieser 3. Cursus enthält Familien- 
beschreibungen aus dem Kreise der Dikotyledonen nebst Kapiteln 
aus der Biologie und Morphologie, die in sehr geschickter Weise 
den einzelnen besprochenen Familien angereiht werden, indem z. B. 
auf das Kapitel von den Cupuliferen eines folgt, welches die wind- 
blütigen Pflanzen behandelt. Der letzte Abschnitt dieses Cursus 
ist den Elementen der Morphologie gewidmet, d. h. es wird die 
Lehre von der Sprossfolge und Blattstellung an einer Reihe gut 
gewählter Beispiele demonstrirt. 

Der 4. Cursus ist ebenso eingerichtet, beschäftigt sich aber 
mit den Monokotylen und behandelt in den nicht systematischen 
Abschnitten ganz besonders die Blütenmorphologie und die Be- 
stäubungsverhältnisse. 

Der 5. Cursus bringt die Beschreibung einiger Sporenpflanzen, 
mit der aus der Anatomie das Kapitel von der Zellenlehre verbunden 
wird, und zwar wird mit den Pilzen angefangen und dann nach 
aufwärts vorgeschritten. So schliesst sich denn an die Pteridophyten 
noch Pinus silvestris an. Es folgt eine Charakterisirung der Haupt- 
gruppen der Blütenpflanzen (Gymno- und Angiospermen) besonders 
mit Rücksicht auf die Fortpflanzungsverhältrisse und daran schliessen 
sich noch 2 Kapitel über den inneren Bau der Blütenpflanzen und 
die wichtigsten Lebenserscheinungen der Pflanzen. Diese letzten 
Abschnitte enthalten also in gedrängter Kürze die Hauptzüge der 
Anatomie und Physiologie geschickt behandelt. 

Von der Uebersicht des natürlichen Systems auf den letzten 
23 Seiten ist nur zu sagen, dass es im Wesentlichen dem Systeme 
von Eichler entspricht und dass auch hier zahlreiche Holzschnitte, 
besonders Diagramme und Blütenanalysen, in den Text eingefügt sind. 

Möbius (Heidelberg). 


Gomont, Note sur le genre Phormidium. (Session cerypto- 
gamique tenue & Paris en octobre 1887. p. 18—21.) 
Die Fäden von Phormidium sind von einer Schleimhülle 
umgeben und zusammengekittet, während die von Lyngbya nach 
aussen deutlich konturirt sind und frei bleiben. 


*) Vergl. Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. No. 5. p. 129. 


Algen. (Teratologie u. Pilauzenkrankheiten.) 15 


Die vom Vert. beobachtete Oscillarie ist mit der von Raben- 
horst in den Algen Sachsens unter No. 120 herausgegebenen 
Öscillaria viridis identisch. Er hat die Alge theils in Wasser, 
theils auf einem feuchten Ziegelstein kultivirt. Im Wasser sind die 
Fäden pinselförmig vereinigt und sitzen mittelst eines hyalinen 
Fortsatzes auf dem Substrat. Die geraden oder leicht gebogenen 
Fäden sind in eine gemeinsame Schleimmasse eingebettet, in welcher 
sich zahllose kleine rhombo@drische Krystalle ausgebildet haben. 

An der Luft sind die Fäden im Gegentheil stark gewunden, 
von festen Scheiden umgeben, in denen sich die Hormogonien be- 
wegen, welche aber scharf konturirt und nicht verschmolzen sind 
(Lyngbya). Es steht aber fest, dass dieselbe Pflanze bald die 
Gestalt emes Phormidium, bald die einer Lyngbya annimmt. 

Ob alle Lyngbya eine Phormidiumform besitzen, muss 
dahingestellt bleiben. Verf. hat dieselbe fürL. majuscula Harvey 
nicht aufgefunden. Jedenfalls kann aber das Verschleimen der 
Scheiden nicht als ein Gattungsmerkmal gelten. 

Vesque (Paris). 


Cunningham, D. D., On an entophytic alga oceurringin 
the leaves ofLimnanthemum Indicum, withnotes on 
a peculiarly parasitie variety of Mycoidea. (Scientific 
Memoirs by medical officers of the army of India. Edited by 
Sir Benj. Simpson. Part III. 1887. [Calecutta 1888] p. 
33—40.) 

Verf. beschreibt eine endopliytische Alge, die in den Atem- 
höhlen der Blätter von Limnanthemum Indieum lebt und zwar nur 
auf der Oberseite derselben. Die infieirten Blätter zeigen gelbliche 
Flecken mit unbedeutender Erhebung über die Fläche. Unter den 
Spaltöffnungen innerhalb des Fleckens, die Schliesszellen unmittelbar 
berührend, befindet sich diese einzellige Alge, über deren an Chloro- 
chytrium Lemnae Cohn erinnernde Lebensweise und Entwicklungs- 
geschichte Verf. Folgendes angiebt: 

1. Junge Zelle dünnwandig. Weandständiges Plasma blassgrün 
mit Stärkeeinschlüssen, inneres farblos mit 1 Zellkern. 

2. Das ganze Plasma granulirt unter naclı innen fortschreitender 
intensiverer Grünfärbung. 

3. Wiederholte Kerntheilungen. Zellinhalt verwandelt sich in eine 
gleichmässige Protoplasmamasse, in der zahlreiche Zellkerne 
vertheilt sind. 

4. Das Plasma ballt sich jetzt um die einzelnen Zellkerne, so 

dass das Ganze ein maulbeerähnliches Aussehen erhält. Zoo- 

sporangium mit Zoosporen. 

. Ausschwärmen der Zoosporen durch einen Riss in der Zell- 
wand. Zoosporen birnförmig mit 2 Cilien, Hintertheil grün, 
Vordertheil farblos. Kopulation in bekannter Weise. Zygo- 
spore noch kurze Zeit im Wasser schwärmend kommt zur Ruhe. 
(Aehnlich verhalten sich die nicht kopulirenden, sowie die nicht 
ausgeschwärmten Zoosporen.) 


{eb} | 


16 Algen. (Teratologie u. Pflanzenkrankbeiten). 


6. Keimung findet nicht statt. Invasion der Stomata seitens. 
der Zoosporen und Zygosporen nicht beobachtet, doch nicht 
zweifelhaft Es scheint also, dass die Spore, nachdem sie zur 
Ruhe gekommen, zur jungen AÄlgenzelle wird, von der der 
beschriebene Entwicklungsgang neuerdings anhebt. 

Die beschriebenen Erscheinungen vollziehen sich während der 
Regenzeit und bei Beginn des kalten Wetters. Mit dem Absterben 
der Blätter geht eine Veränderung der Algenzellen Hand in Hand. 
Starke Anhäufung von Stärkekörnern findet statt. Der Zellinhalt 
nimmt statt der grünen gelbe bis orangerote Färbung an, schrumpft 
etwas zusammen und umgiebt sich mit einer besonderen, ziemlich 
dicken Begrenzungsschicht innerhalb der Aussenmembran. Auch 
letztere verändert sich, nimmt an Dicke zu mit warzenförmigen 
Erhabenheiten und erscheint an älteren Zellen gebräunt. In diesem 
Dauerzustand verharren die Zellen monatelang. Mit Beginn der 
heissen Jahreszeit wird die ruhende Zelle zum Zoosporangium, 
indem die Orangefärbung der grünen weicht, die Stärkekörner auf- 
gelöst werden, Zoosporen sich bilden u. s. w. 

Diese Alge ist mit Chlorochytrium nicht identisch. Als Haupt- 
unterschiede hebt Verf. hervor: 1. dass weder Zygosporen noch 
Zoosporen keimen; 2. dass letztere innerhalb des Zoosporangiums 
schon frei werden, anstatt in einer gemeinsamen Gallerthülle ein- 
geschlossen entleert zu werden. Verf. definirt demnach Gattung 
und Art wie folgt: 

Stomatochytrium (Familie der Protococcaceen). 
Endophytisch: Zoosporen konjugirend; weder Zoosporen noch 
Zygosporen keimend; Zoosporen frei innerhalb des Zoosporangiums. 

Stomatochytrium Limnanthemum: Charaktere die der 
Gattung; bewohnt die Atemhöhlen auf Blättern von Limnan- 
themum Indicum. 


Verf. tritt der Klebs’schen Ansicht bei, dass, wie bei Chloro- 
chytrium, so auch bei Stomatochytrium kein een Parasitismus, 
sondern nur ein Endophytismus vorliegt. Das umgebende Zell- 
sewebe des Wirts erleidet, abgesehen von den durch Druckursachen 
bedingten mechanischen V erschiebungen, keinerlei wesentliche Ver- 
änderung durch etwaiges Entziehen von Nährmaterial. So unter- 
scheiden sich diese Algen in nichts von den frei lebenden, ausser 


in ihrer endophytischen Gewohnheit. 


Im Anschluss daran bespricht Verf. den wahren Parasitismus 
von Mycoidea sp., die er auf den Blättern von Cinnamomum 
iners (Reinwardt) gefunden. Seine Ausführungen scheinen Ref. 
eine Ergänzung zu dem schon bekannten Aufsatz über Mycoidea 
parasitica in Transact. Linn. Soc. Ser. I. Bot. Vol. I. 1879. 

Horn (Cassel). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 7 


Duchartre,P.,Notesurl’enracinement de l’albumend’un 
Cycas. (Bulletin de la Societe botanique de France. T. XXXV. 
1888. p. 243—251.) 

An Samen von Cycas Thouarsii R. Br., welche Humblot 
auf den Komoren gesammelt hatte, studirte Verf. die Keimungs- 
verhältnisse. Dabei fand sich, dass die grössere Zahl der Samen 
keinen Embryo aufwies, nichtsdestoweniger aber aus dem Endosperm 
Adventivwurzeln (bis zu 20!) erzeugte. Dieselben erschienen in 
der Nähe der Pollenkammer (chambre pollinique), d. i. an dem 
oberen Ende des Samens, allwo durch die Mikropyle zunächst die 
Feuchtigkeit eingedrungen war. Weiter zeigte sich, dass keiner 
der Samen ohne Embryo im Stande war, oberirdische Organe und 
somit eine Cycadeenpflanze hervorzubringen. Ist nun nach War- 
ming das Endosperm von Cycas dem Prothallium der Gefäss- 
Kryptogamen gleichwertig, so steht Verf. seinerseits nicht an, die 
von ihm beobachtete Erscheinung als Apogamie zu bezeichnen. 

Kronfeld (Wien). 


Hovelacque, M., Recherches sur l’appareil vegetatifdes 
Bignoniacees, Rhinanthace&es, Orobanch&es et Utri- 
culariees. gr. 8°. 765 pp. 651 figg. Paris (G. Mason) 1888. 

In diesem umfangreichen Werke hat Verf. die vegetativen Or- 
gane einiger Gruppen der Labiatifloren, die durch ihre Lebensweise 
und ihren Bau ein besonderes Interesse verdienen, einer sehr ein- 
gehenden anatomischen Untersuchung unterworfen. Die Entwicklung 
und der fertige Bau von Stamm, Blatt und Wurzel ist für eine 
möglıchst grosse Anzahl von Species aus den betreffenden Familien 
sorgfältig studirt und ausführlich dargestellt mit Benutzung einer 
grossen Menge theils schematischer, theils detaillirt ausgeführter 
Figuren in Holzschnitt. Es wird ferner untersucht, inwieweit der 
anatomische Befund als eine Anpassung an die Lebensweise zu be- 
trachten ist und inwieweit man ihn zu systematischen Zwecken 
verwerten kann. Ausserdem ergeben sich eine Anzahl anatomischer 
Eigentümlichkeiten, besonders bei den Utricularieen, die bisher 
noch nicht oder nur wenig bekannt waren. Die Litteratur ist sehr 
ausführlich behandelt und wird für jede Familie an dem Anfang 
des derselben gewidmeten Abschnittes in einem grösseren Kapitel 
(Historique betitelt) besprochen. Am Ende eines jeden Abschnittes 
finden sich die Hauptergebnisse als Conclusions zusammengestellt ; 
mit Hülfe derselben wollen wir versuchen, Einiges von dem 
Inhalte dieses Buches wiederzugeben. Derselbe zerfällt nach den 
Familien in der im Titel angegebenen Reihenfolge in 4 Theile. 

I. Bignoniaceen. A. Stamm. Der Bau des Stammes 
lässt allenthalben den Typus der Familie erkennen mit sehr ge- 
ringen Variationen. Die Querschnittsform durch das Internodium 
eines jungen Stammes ist hexagonal, 4 spitzere Winkel entsprechen 
den Bastkeilen, die beiden andern den von dem nächsten Knoten 
herabkommenden Blattspursträngen. Der Gefässbündelverlauf ist 
in allen untersuchten Arten derselbe (siehe Original). Die Epidermis 

Betan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 2 


a a a a a a a Er a a. 


Sg Physiologie, Biolorie, Anatomie u. Morpholoeie. 
y o- ’ = > 


der jüngeren Theile ist mit linfälligen Haaren bedeckt von zweierlei 
Form, Kopfhaaren mit einem aus 4—-8 Zellen bestehenden Köpfchen 
und spitzen Haaren. Nur Amphilophium Mutisii hat verzweigte 
Haare. Der Kork entsteht unmittelbar unter der Epidermis rings 
um den Stamm und zwar verhältnissmässig bald. Die innerste 
Schicht des Rindengewebes ist kaum als Schutzscheide zu erkennen. 
Im Basttheil ist ein Unterschied zwischen den peripherischen Sieb- 
röhren und denen in den Bastkeilen (wo solche vorhanden) zu be- 
merken, indem die Siebplatten der letzteren complieirter gebaut sind. 
Der secundäre Bast zeigt meist eine deutliche Schichtung, indem 
Schichten von Bastfasern mit solchen von Weichbast abwechseln. 
Innere Basttheile (um das Mark) kommen bei den Bignoniaceen 
nicht vor. Die Zellen des Markes sind aussen kleiner und dick- 
wandiger als innen. Kalkoxalat tritt reichlich in verschiedenen 
Formen auf. Die Hauptvariationen im Bau des Stammes sind 
folgende: 

1. Stämme mit Bastkeilen. Die Entstehung der letzteren ist 
bekannt; doch ist zu bemerken, dass das Gewebe des Bastkeils 
mit den Rändern der Holzkerbe zusammenhängt; ibr gemeinsames 
Wachstum wird vermittelt durch die schiefen Wände, welche sich 
an den Berührungsstellen beider Gewebe bilden; neues sekundäres 
Gewebe wird hier aber nicht erzeugt. Die Lage der Bastkeile ist, 
wie schon angedeutet, eine ganz konstante, entsprechend den 4 
spitzeren Winkeln des Sechsecks; später entstehen bei manchen 
neue Keile zwischen den ersten. Die Bastkeile treten bei den 
verschiedenen Gattungen mehr oder weniger deutlich auf, je 
nachdem es früher oder später geschieht und zwar in folgender 
absteigenden Reihe: Bignonia (untersucht wurden: B. Twee- 
diana, capreolata, unguis, aequinoctialis, Sonderi), 
Melloa (populifolia), Cuspidaria (pterocarpa), Clys- 
tostoma (sciuripabulum), Amphilophium (Mutisii); 
Pandorea (jasminoides umd australis) bildet nur die Bast- 
keile der zweiten Art (Zwischenkeile); von Pithecocetenium 
vitalba konnte nur ein einjähriger Ast untersucht werden. Das 
Parenchym des Markes und der Markstrahlen bleibt sehr lange 
theilungsfähig und kann noch spät ein Cambiform bilden, aus dem 
neue Gefässbündel in unregelmässiger Lage entstehen. Dieselben 
drängen die normal entstandenen primären und secundären Holz- 
und Bastmassen auseinander, sodass oft die ursprüngliche Struktur 
ganz unkenntlich wird. Die neuen Gefässbündel sind invers orientirt. 

2. Stämme mit inneren Gefässbündeln (a productions libero- 
ligneuses circummedullaires) bei Campsis radicans und C. 
adrepens. Sie sind späte Bildungen der peripherischen Theile 
des Markes und bestehen aus 2 gegenüberliegenden Bogen in der 
die beiden stumpfen Winkel des Sechsecks verbindenden Linie, das 
Phlo&m ist nach der Axe, das Xylem nach der Peripherie des 
Stammes gerichtet. Diese Bündel biegen nicht in die Blätter aus. 

3. Normale Stämme: 

Catalpa syringaefolia (Baum), Stenolobium stans, Ducoudraea 


Capensis (Sträucher), Amphicome arguta (Halbstrauch), Incarvillea 
Sinensis (einjährig). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 19 


4. Die Stämme mit flügelartigen Fortsätzen (Eceremocarpus 
seaber) unterscheiden sich vom normalen Typus nur dadurch, dass 
die Phlo&mtheile der Gefässbündel, welche der Lage nach den 
Bastkeilen der 1. Gruppe entsprechen, stark radial vergrössert sind 
und dass der äussere Theil dieser Baststrahlen in eine Sklerenchym- 
fasergruppe und eine parenchymatöse Zone differenzirt ist. 

B. Blatt. Verf. unterscheidet. 

1) Blätter ohne Flügel mit Ranken (dieselben Species wie A. 1). 

2) Blätter mit Flügelv, an der Spitze eine Ranke oder ein Blättchen 
tragend (Campsis, Pithecoctenium, Pandorea, Ducoudraea, 
Stenolobium). 

3) ungetheilte Blätter (Catalpa). 

4) getheilte oder gelappte Blätter (Amphicome, Incarvillea). 

5) mehrfach zusammengesetzte Blätter (Eeeremocarpus). 

Wie beim Stamm, so spricht sich auch beim Blatt der Bigno- 
niaceen ein gemeinsamer Charakter im Bau aus, der in der An- 
ordnung der Gefässbündel liegt. Diese Verhältnisse lassen sich 
nicht wohl ohne Abbildungen oder grosse Ausführlichkeit wieder- 
geben. Eigentümlichkeiten anderer Art können zur Charakteristik 
von Gattungen und Arten bis zu einem gewissen Grade dienen. 
Von solchen Merkmalen sind zu nennen die verzweigten Haare von 
Amphilophium, die mehrzelligen spitzen Haare von Bignonia 
Sonderi, die farblosen Hypodermzellen von Pandorea u. s. w. 
Auch das Auftreten und die Form des oxalsauren Kalkes ist nach 
Gattung und Species verschieden. Pithecoctenium ist durch 
die grosse Zahl der braunen Sphärokrystalle charakterisirt. Am - 
phicome arguta zeichnet sich durch vorspringende Stomata am 
Rande und die fingerförmigen Haare aus. Eccremocarpus hat 
ein sehr wenig differenzirtes Pallisadenparenchym. 

Die im Stamm theilweise auftretenden Abnormitäten in Ver- 
theilung von Holz und Bast finden im Blatt kein Analogon; auch 
sonst zeigt der Bau des Blattes nichts gerade Merkwürdiges. Die 
(nach Vesque) den Ürescentieen und Sesameen eigentümlichen 
Sklerenchymbildungen am Blattrande fehlen den Bignoniaceen. 

C. Wurzeln konnten von Pflanzen dieser Familie nicht unter- 
sucht werden. 

II. Rhinanthaceen. In jedem Kapitel (Stamm, Blatt, 
Wurzel) werden zuerst die einjährigen, zugleich xerophilen Gat- 
tungen Melampyrum, Rhinanthus, Euphrasia, Bartsia, 
Ödontites, dann die Arten von Pedicularis, welche zwei- 
jährig oder ausdauernd und mehr hygrophil sind, und zuletzt 
Tozzia alpina behandelt. Diese Art nähert sich den Lathraeen 
dadurch, dass ihre Schuppenblätter nach oben umgeschlagene Ränder 
besitzen, wie solches in geringerem Grade auch schon bei Pedicu- 
eularis vorkommt. 

A. Stamm. Der Bau desselben ist in seinen Grundzügen 
bei allen hierhergehörigen untersuchten Formen ziemlich derselbe. 
Er enthält 6 Bündel, von denen 2 gegenüberliegende, die in die 
nächsten Blätter ausbiegen, kleiner sind als die 4 breiten, welche 
im Stamme weiter aufwärts verlaufen. (Verf. unterscheidet sie, wie 
schon bei den Bignoniaceen als sortants und r&parateurs.) Die Neben- 

23*+ 


20 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


äste haben ein verhältnissmässig grösseres und mehr kreisförmiges- 
Mark als die Hauptstengel. Bei diesen wird das Mark nach der 
Basis zu kleiner und in den Rhizomen von Tozzia ist es auf eine 
kleine Anzahl von Zellen redueirt, während Holz und Rinde mäch- 
tiger entwickelt sind. Die Epidermis ist mit zweierlei Haaren be- 
setzt, kurzgestielten Drüsenhaaren mit einem Köpfchen und mehr- 
zelligen spitzen Haaren. Unter der Epidermis ist ein schwaches- 
Collenchym vorhanden. Eine deutliche Schutzscheide findet sich 
nur im Rhizom von Tozzia. Die Gefässbündel sind zu einem. 
Cylinder verschmolzen. Das Gewebe des Bastes ist sehr gleich- 
mässig und entbehrt im Allgemeinen der Faserzellen; Bildungen,. 
die an die Bastkeile von Bignonia erinnern, kommen nicht vor. 
Die Holzgefässe sind bei den xerophilen Arten eng, bei den hygro- 
philen weit; das primäre Holz tritt wenig vor; die Markstrahlen 
sind einreihig. Spuren von markständigem Xylem und Phlo&m. 
wurden nur bei Pedicularis sylvatica in der unteren 
Region des Stengels beobachtet. Das Mark ist von einer Höhlung 
durchsetzt. Krystalle fehlen, ebenso Korkbildung. Nur bei Pedi- 
cularis-Arten blättern sich die oberflächlichen Schichten des- 
Rhizoms und unterirdischen Stengeltheils ab durch Vertrocknung; 
in den nun äussersten Zellen treten Theilungen auf, doch wird kein 
eigentliches Phellogen gebildet. Bezüglich der übrigen geringen 
Abweichungen dieser Pedicularis- Arten sei auf das Original ver- 
wiesen. 

B. Blatt. Charakteristisch ist die Nervatur des Blattes. 
(s. Original), im anatomischen Bau dagegen finden wir wenig be- 
merkenswertes. Pallisaden- und Schwammparenchym sind differen- 
eirt, ein Hypoderma fehlt immer. Ausser den Haaren, die wir 
schon am Stamm kennen gelernt haben, trägt das Blatt elliptische 
Drüsen, besonders längs der dem Blattrand nahen Nerven; bei: 
Rhinanthus und Pedicularis sind sie in Furchen eingesenkt, 
besonders reichlich finden sie sich an den unterirdischen Schuppen, 
50 bei denen von Tozzia, wo sie längs der Randfalte stehen. 
Auch im Blatt sollen Krystalle fehlen. 

C. Wurzel. An den typischen Wurzeln fehlen die Wurzel- 
haare. Das Rindenparenchym ist dünn, das Gefässbündel allgemein 
diarch; die Hauptwurzeln können in die Dicke wachsen. Bei 
Rhinanthus, Melampyrum und Euphrasia persistirt die- 
Epidermis, bei Pedicularis wird sie abgeworfen, doch ist die 
Korkbildung unbedeutend. Bei letzterer Gattung wird die Rinde 
von grossen Luftgängen durchsetzt. Am Vegetationspunkt sind ge- 
meinsame Initialen für die Wurzelhaube und die 3 Meristeme- 
vorhanden. (Die betreffende Abbildung sieht wenig vertrauen- 
erweckend aus.) 

Aus der Anatomie der Vegetationsorgane, aber nur wenn man 
alle 3 untersucht, kann man gewisse Arten erkennen, aber selbst 
manche Gattungen sind so ähnlich gebaut, dass man sie danach 
nicht unterscheiden kann. Einzelne Arten haben bestimmte histo- 
logische Merkmale. Im Allgemeinen sind die Rhinanthaceen ana- 
tomisch den Scrophulariaceen sehr ähnlich. 


Physiologie, Biologie, Anatomie uw. Morphologie. >] 


II. Orobancheen. A. Lathraea (untersucht L. clan- 
destina und L. squamaria). Der unterirdische Stamm zeigt 
‚denselben Gefässbündelverlauf, wie der Stamm der Rhinanthaceen, 
auch die Struktur ist ziemlich die gleiche. Die Epidermis weicht 
‚dadurch ab, dass sie nur Köpfchenhaare und zwar nur an den 
jungen Theilen trägt, und die Rinde ist viel breiter als dort und 
reich an grossen Stärkekörnern. Die Holzgefässe sind auffallend 
weit, was Lathraea als hygrophile Pflanze kennzeichnet. Krystalle 
sollen auch hier fehlen. Ebenso wenig konnte Verf. die von Radl- 
kofer in den Zellkernen beobachteten Krystalloide wiederfinden. 

Die Blattnervatur ist der der Rhinanthaceen sehr ähnlich: 
‚das einzige aus dem Stamm austretende Gefässbündel theilt sich 
am Blattgrunde in 5 Aeste, deren mittelster dann weiter oben noch 
zwei starke seitliche Aeste abgiebt. Köpfchenhaare kommen nur an 
der Basis des Blattes vor. Der Rand des Blattes ist nach oben um- 
‚geschlagen und in dem Grunde dieser Falte haben sich die inneren 
Kammern ausgehöhlt. Dieselben öffnen sich alle in einen gemein- 
samen Vorraum, der mit der Umgebung durch einen engen Spalt 
communieirt. Die Kammern sind dadurch entstanden, dass während 
des Wachsthums des Blatthöckers an gewissen Stellen keine Zell- 
vermehrung eintrat, während an den dazwischen liegenden Stellen 
durch Zelltheilung sich die Kammerwände bildeten. Die Innen- 
fläche der Kammern ist mit kurzgestielten Köpfehenhaaren und mit 
elliptischen Drüsen besetzt. Eine Beziehung zwischen letzteren und 
den Endigungen der Gefässbündel lässt sich nicht erkennen. Die 
Kammern scheinen viel eher sekretorische oder exkretorische Or- 
gane, als absorbirende zu sein, denn nichts spricht für die letztere 
Funktion. Sie könnten nur insoweit als Fangorgane angesehen 
werden, als dıs von ihnen producirte Sekret Insekten anlockt. 

Die Wurzeln der Lathraeen unterscheiden sich im Bau von 
‚denen der Rhinanthaceen nur durch stärker entwickeltes Rinden- 
parenchym, stärkeren Bast und deutlichere Schutzscheide. Die von 
Krause beobachteten Haare wurden nicht bemerkt. 

L. squamaria und L. clandestina haben dieselbe Struktur, 
können aber doch anatomisch an der Inflorescenzachse und der 
Wurzel unterschieden werden. Die Vegetationsorgane von Lathraea 
und den Rhinanthaceen zeigen also bis in die kleinsten Einzel- 
heiten Uebereinstimmung, wenn man die sich aus der ungleichen 
Lebensweise ergebenden Unterschiede berücksichtigt. 

B. Orobanche (untersucht wurden die Arten: O. epi- 
thymum, eruenta, minor, Galii, Hederae, Rapum). 

Die Anatomie der Infloreseenzaxe weicht wesentlich von der 
bei den Rhinanthaceen und Lathraea gefundenen ab, da hier eine 
grössere Anzahl durch breite primäre Markstrahlen getrennter 
Bündel vorhanden ist. Die Rinde ist ziemlich gleichförmig gebaut, 
im Marke dagegen sind die peripherischen Zellen klein und dick- 
wandig, sodass ein mechanischer Ring entsteht, der mittlere Theil 
des Markes ist oft zerrissen. Die Blätter sind von sehr einfacher 
‚Struktur, mit einem oder 3 Hauptnerven versehen und einem un- 
-differenzirten Mesophyll. Spaltöffnungen finden sich auf der äusseren 


22 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie, 


Seite der Blätter und auf dem Stengel. Dieser und das Blatt be- 
sitzen gestielte Köpfchenhaare; Krystalle fehlen wiederum in beiden. 
Auf das, was Verf. über die Entwicklung der Orobanchen und die 
Ausbildung ihrer unterirdischen Theile sagt, glaubt Ref. nicht ein- 
gehen zu müssen, da die genaueren Untersuchungen von L. Koch 
über diesen Gegenstand hier schon referirt wurden (Bd. XXXI. 
p. 361) und auch die unbedeutenden Unterschiede des Befundes 
beider Forscher, worauf Verf. in einer kleinen Mittheilung auf- 
merksam machte, hier besprochen wurden (Bd. XXXIII. p. 166). 
In diesem Kapitel theilt Verf. auch Einiges über die Haustorien 
der Rhinanthaceen und von Lathraea mit; bei beiden sollen 
sie dieselbe Struktur besitzen. Die Angaben des Verf. weichen 
einigermassen von denen Leclere du Sablon’s und L. Koch'’s ab- 
und wir verweisen desswegen betreffs der Einzelheiten auf das 
Original. 

IV. Utrieularieen. Verf. bespricht hier in 3 Kapiteln 
1) U. vulgaris, 2) U. montana, 3) Pinguicula vulgaris. 
Da die Angaben des Verf. über die Stamm- und Blattanatomie- 
ziemlich mit denen Schenck’s*) übereinstimmen, so brauchen 
wir hauptsächlich nur die Vergleichung beider Formen und die 
Untersuchung der Utrikeln zu berücksichtigen. Ausserdem aber 
ist die morphologische Bezeichnung der Organe für U. mon- 
tana eine ganz eigentümliche. Nach Verf. besteht der vegetative 
Stamm aus einem unterirdischen kurzen Stück mit kaum unterscheid- 
baren Internodien. Dies trägt zweierlei Blätter, grosse Luftblätter 
und unterirdische unregelmässig gestellte zertheilte Blätter, welche 
bis auf die Nerven redueirt sind. Einige dieser Blätter besitzen 
Anschwellungen, die durch Vergrösserung des parenchymatischen 
(ewebes entstanden sind und als Wasserreservoire dienen. Die 
Knollen haben also naclı Verf. Blattnatur. Schliesslich trägt auch 
der Blütenschaft noch eine besondere Art kleiner Blätter, die aber 
den grossen Luftblättern gleich gebaut sind. 

Die Luftblätter von U. montana haben ein lange Zeit an- 
dauerndes Spitzenwachstum, die zerschlitzten Blätter beider Arten 
aber wachsen immer an der Spitze und zwar jeder Zipfel unab- 
hängig von dem benachbarten. Die Zipfel können auch auswachsen 
in Adentivsprosse oder in Schläuche. Wenn ein Schlauch gebildet 
werden soll, so krümmt sich die Spitze nach oben zurück und legt 
sich an eine weiter unten enstehende Verdickung des Blattzipfels 
an. So entsteht eine kleine napfförmige Vertiefung, deren Wände 
sich vergrössern und zu der Blase werden. Deren Eingang ist die 
ursprüngliche Oeffnung der Vertiefung. Durch Verdiekung und 
Einstülpung entstehen dann die eigentümlichen Bildungen an dem 
Blaseneingang. Die Utrikeln von U. montana sind viel einfacher 
und kleiner als die von U. vulgaris und scheinen funktionslos ge- 
wordene Organe zu sein. Bei beiden Arten ist das Blatt bilateral 
symmetrisch gebaut. 


*) 1) Vergl. Anatomie der submersen Gewächse. Ref. im Bot. Centralbl.. 
Bd. XXX. p. 200. 2) Beiträge zur Kenntniss der Utricularien. Ref. im Bot.. 
Centralbl. Bd. XXXH. p. 266. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 253 


Die Inflorescenzaxen sind von den vegetativen Stammitheilen 
im Bau nicht unwesentlich verschieden, indem bei ersteren ein Holz- 
und Basteylinder gebildet wird, bei letzteren dagegen Siebtheile 
und Gefässtheile in einzelne Gruppen zerstreut sind. Bei U. mon- 
tana finden sich bekanntlich im inneren Parenchym verstreut 
Gruppen von Siebelementen. Der vegetative Stamm von U. vul- 
garis ist nach Schenck dorsiventral gebaut, Verf. bezeichnet 
ihn als radiat, weil der Unterschied zwischen Unter- und Oberseite 
nur in einer etwas geringeren Verdickung der Holzelemente auf 
der ersteren liege. Bastfasern fehlen bei beiden Arten, Kalkoxalat 
findet sich nur bei U. montana. 

Pinguicula zeigt in ihren Vegetationsorganen der Haupt- 
sache nach Uebereinstimmung mit Utricularia, in Einzelheiten weicht 
sie vielfach ab. Die unterirdischen Stämme unterscheiden sich von 
den Inflorescenzaxen in derselben Weise wie bei Utriceularia, inneres 
Phloöm ist nicht vorhanden. Die zahlreichen Wurzeln, welche von 
dem Rhizom entspringen, bewirken oft, dass um den normalen 
Bündeleylinder noch ein zweiter entsteht, dessen Holz- und Bast- 
theile ebenso orientirt sind, wie die des ersten. Die Siebelemente 
sind wie bei Utrieularia in Gruppen vereinigt, die sich zu grösseren 
Komplexen verbinden. 

Die dünnen Wurzeln zeigen nichts Bemerkenswertes, die 
Meristeme und die Wurzelhaube haben gemeinsame Initialen, sekun- 
däres Dickenwachstum fehlt. 

Die Nervation des Blattes ist dieselbe wie bei Utricularia 
montana. Das Mesophyll ist in Pailisaden- und Schwammparen- 
chym differenzirt, die Epidermis ist mit zweierlei Haaren versehen. 
Im Uebrigen zeigt der anatomische Bau des Blattes Nichts, was auf 
eine absorbirende Funktion desselben hinwiese. Kalkoxalat fehlt 
nicht nur im Blatt, sondern auch in den anderen Organen. 

In den Achseln der unteren Blätter entwickelt diese Pflanze 
Brutknospen, die durch Absterben des alten Stammes frei werden. 
Sie bestehen aus einer kleinen Axe, die 4 oder 5 sich eng um- 
schliessende Blättchen trägt. Die beiden ersten, äusserlich allein 
sichtbaren, sind viel grösser als die anderen, welche sie bedecken, 
das 5. ist nur als ein kleiner Höcker angelegt. Das erste Inter- 
nodium der Axe ist verlängert, die anderen sind so kurz, dass das 
4. schon kaum sichtbar ist; der Vegetationspunkt ist sehr flach. 
Die Anatomie dieser Organe bietet nichts Besonderes; an der Basis 
finden sich nur 2 Gefässbündel, oben ist ein undeutlicher Kreis 
von Blattspursträngen vorhanden. 

Nach den anatomischen Verhältnissen also zu schliessen, können 
Pinguicula und Utricularia in derselben Familie gelassen 
werden, wenn auch die Unterschiede nicht unbeträchtlich sind. 

Verf. setzt an das Ende seines Werkes noch eine Reihe von 
Schlussbetrachtungen, die wir in kurzem Auszug wiedergeben. 

1. In den untersuchten Familien zeigt der Bast eine Reihe 
von Komplikationen, deren Steigerung auf eine immer weiter gehende 
physiologische Differenzirung hinweist. Am einfachsten gebaut ist 
der Bast bei den einjährigen Rhinanthaceen; bei Pedicularis 


24 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


hat er noch dieselbe Struktur, wird aber verhältnissmässig dicker. 
Bei Bartsia kommen hinzu einige Bastfasern, die in grösseren 
Gruppen bei den Bignoniaceen auftreten. Diese, und zwar 
speciell die mit Bastkeilen, zeigen die grösste Differenzirung : zweierlei 
Siebröhren, von denen die weiteren mit den grossen Siebplatten 
ausgestattet sind. Diese Reihenfolge in der Ausbildung des Bastes 
bei den verschiedenen Gruppen erinnert an die mit dem Alter 
komplieirter werdende Struktur des Bastes bei den Holzptlanzen, 
wie es sich schon bei Oatalpa zeigt. Lathraea steht ungefähr 
auf derselben Stufe wie Pedicularis, während die Orobanchen 
den komplicirteren Zustand repräsentiren. Gegenüber dem fast 
homogenen Gewebe des Bastes der einjährigen Rhinanthaceen 
erscheint am meisten differenzirt der Bast der Utricularieen durch 
die von Parenchym getrennten Siebgruppen und die inneren Sieb- 
theile. Aehnliche allmähliche Komplikation im Bast, wie der bisher 
allein in Betracht gezogene Stamm, weist auch die Wurzel auf; im 
Blatte ist die Struktur dieses Gewebes immer einfacher. 

2. Im Holz können wir wiederum eine allmählich zunehmende 
Differenzirung konstatiren. Bei den Bignoniaceen, Rhinan- 
thaceen und Lathraeen sind die Holztheile der in die nächsten 
Blätter ausbiegenden Bündel von denen der im Stamm verbleibenden 
nach Struktur und Lage deutlich verschieden, bei den Orobanchen 
ist dies nicht der Fall. Die komplicirteste Struktur des Holzes be- 
sitzen die Bignoniaceen, nach ihnen kommen die Rhinantha- 
ceen. Trotz der parasitischen Lebensweise und der unterirdischen 
Lage des Stammes erreicht bei den Lathraeen die Differenzirung 
des Holzes denselben Grad wie bei den Rhinanthaceen. Die An- 
ordnung der Gefässe ist bei den genannten Gruppen eine ganz be- 
stimmte mit Ausnahme der Orobanchen, noch unregelmässiger 
wird die Vertheilung der trachealen Elemente bei den Utricu- 
larieen, wo auch die Ausbildung von Markstrahlen und Erzeugung 
sekundären Holzes in dem allergeringsten Maasse vorhanden ist. 

3. Was das Blatt betrifft, so sind es wiederum die Big- 
noniaceen, die auf der obersten Stufe der Ausbildung stehen 
und zwar obenan Catalpa und Eceremocarpus. Einfacher 
ist das Blatt gebaut bei den Rhinanthaceen. Die Blätter von 
Pedicularis und die unterirdischen Schuppen von Tozzia zeigen 
eine Tendenz zur Einkrümmung der Blattfläche. Indem diese bei 
Lathraea zu ganz besonderen Bildungen führt, werden hier die 
unterirdischen Blätter komplicirter als die Schuppen an dem ober- 
irdischen Stengel. Die Schuppen der Orobanchen sind einfacher 
als die von Lathıraea. Sehr einfach gebaut sind die Blätter der 
Utricularien, zeigen aber einen auffallenden Dimorphismus: 
bei U. montana sind die Luftblätter gross, bei U. vulgaris 
klein und schuppenförmig. Die zerschlitzten Blätter beider Arten 
zeichnen sich durch ihr Spitzenwachstum aus und durch das Ver- 
mögen, die Utrikeln zu produciren. Diese kleinen Organe, ohne 
bestimmten morphologischen Wert, fehlen den übrigen Pflanzen; sie 
weisen auf gewisse, den Utricularien eigenthümliche, physiologische 
Eigenschaften hin. Aber schon bei U. montana erschienen sie 


Neue Litteratur. 25 


fiunktionslos. Trotz ihrer komplieirten Struktur werden sie also 
keine besondere Bedeutung besitzen, und es sind die Blattorgane 
der Utricularien ebenso gut wie von Pinguicula eben ein- 
fache Blätter. 

4. Die betrachteten Pflanzen scheinen in ihren vegetativen Or- 
ganen keinen gemeinsamen Typus zu repräsentiren. Indessen zeigt 
der Stamm der Bignoniaceen und der der Rhinanthaceen 
eine gewisse Uebereinstimmung. Jedenfalls stehen die ersteren 
höher als die letzteren, welche sich den Scrophularineen an- 
schliessen. Die Lathraeen nähern sich den Rhinanthaceen in 
allen anatomischen Eigenschaften und können mit ihnen vereinigt 
werden oder eine ihnen sehr nahe verwandte monogenerische Gruppe 
bilden. Dagegen weichen die Orobanchen bedeutend von den 
Lathraeen ab, sie haben keine Verwandtschft mit ihnen, sondern 
schliessen sich an die Gesneriaceen an. Die Utricularien 
bilden eine wohlumschriebene Gruppe. 

5. Vom allgemein morphologischen Standpunkt bieten die 
OÖrobanchen und Rhinanthaceen in ihren Haustorien eine 
sehr interessante Erscheinung. Denn diese sind gewöhnlich Thallome, 
die sich oberflächlich an normalen Wurzeln entwickeln; die ein- 
fachsten gleichen Haaren, ohne Holz und Bast, die komplicirteren 
haben einen centralen unregelmässigen Strang aus Holz und Bast. 
Im Falle der grössten Vollkommenheit können sie den Wert von 
Wurzeln und selbst von Fasciationen dieser Organe erreichen, wie 
beiden ÖOrobanchen, bei den Rhinanthaceen dagegen sind 
es nur Holz und Bast besitzende Thallome. 

Anatomisch interessant ist die Erscheinung, dass diese Haustorien 
sich mit den Nährwurzeln so verbinden, dass Holz an Holz, Bast 
an Bast, Parenchym an Parenchym schliesst (Holz und Bast ge- 
langen also an die Oberfläche des Organs). Zu erklären ist dies 
dadurch, dass das Meristem, wenn es in die Nährwurzel eindringt, 
von der Stelle aus, wo es an das Holz stösst, nachı innen hin Holz 
ausbildet; dadurch wird auch die Lage der übrigen Gewebe be- 
stimmt. Möbius (Heidelberg). 


Neue Litteratur.” 


Geschichte: 
Duchartre. P., Notice sur Jcan-Antoine Seopoli botaniste. 8°. 8 pp. Paris 
1888. 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen‘ 
damit derselbe ebenfalls schnell berücsichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


a a a ET a ne. 


26 Neue Litteratur. 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Linne, Carl von, Ungdomsskrifter samlade af Ewald Ahrling. Ser. I. 1888, 
Heft 2. 8°. p. 107—360. Stockholm (Norsted u. Söners) 1888. 3 Kronor. 
Wegner, A., Allgemeine Pflanzenkunde. Leitfaden für den Unterricht an niederen 
landwirthschaftlichen Lehranstalten. 8%, 27 pp- Norden (D. Soltan) 1888. 
M. 50, 

Algen: 

Klein, L., Beiträge zur Morphologie und Biologie der Gattung Volvox. [Vor- 
läufige Mittheilung.] (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. 1888, 
p-XIC.) 

Pilze: 


Benecke, F., Ueber die Mykorhiza. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde. Bd. IV. 1888. No. 24. p. 753—755; No. 25. p. 781—784.) 

Brefeld, 0., Untersuchungen aus dem Gesammtgebiete der Mykologie. Heft 
VIII. Basidiomyceten. III. Autobasidiomyceten und die Begründung des 
natürlichen Systems der Pilze. 8°. IV, 305 pp. Mit 12 Tafeln. Leipzig (Arthur 
Felix) 1888. M. 38.— 

Dietel, R., Ueber eine neue auf Euphorbia duleis Jacq. vorkommende Melampsora, 
(Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. 1888. p- 400.) 

Kirchner, Oskar, Ueber einen im Mohnöl lebenden Pilz. Mit Tafel. (. « 
1338-1p.CH) 

Klebahn, H., Weitere Beobachtungen über die Blasenroste. (l. c. 1888. p. 
XLV.) 

Miquel, P., Monographie d’un bacille vivant au-delä de 70° centigrades. (An- 
nales de mierographie. 1888. Octobre.) 


Muscineen : 


Jeanbernat et Renauld, Bryo-geographie des Pyren&es. (Memoires de la Soeite. 
nationale des sciences naturelles et de mathematique de Cherbourg. Ser. III. 1888. 
ar Vi) 

Warnstorf, C., Revision der Sphagna in der Bryotheca Europaea von Raben- 
horst und in einigen älteren Sammlungen. (Separat-Abdruck aus Hedwigia. 
1888. Heft 11/12.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Beauvais, Joseph, Ueber den anatomischen Bau von Grindelia robusta. (Berichte 
der Deutschen botanischen Gesellschaft. 1888. p. 403.) 

Büsgen, M., Ueber die Art und Bedeutung des Thierfangs bei Utrieularia vul- 
garis. (l. ec. p. LV.) 

Duchartre, P., Quelques observations sur la floraison du Tigridia pavonia Red. 
(Journal de la Soeiet& nationale d’horticulture de France. 1888. Juillet. p. 
411—420.) 

Frank, B., Ueber den Einfluss, welchen das Sterilisiren des Erdbodens auf 
die Pflanzenentwicklung ausübt. (Berichte der Deutschen botanischen Gesell- 
schaft. 1888. p. LXXXVII.) 

Mangin, Louis, Recherches sur la penetration ou la sortie des gaz dans les 
plantes. (Extrait des Annales de la Science agronomique frangaise et &trange£re. 
Tome 1. 1888.) 8°. 43 pp. Nancy (impr. Berger-Levrault et Co.) 1888. 

Meehan, Thomas, Contributions to the life histories of plants. No. II. (From 
the Proceedings of the Academy of natural Sciences Philadelphia. 1888. 
October.) 

Moeller, Hermann, Anatomische Untersuchungen über das Vorkommen der 
Gerbsäure. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. 1888. p- LXVI.) 

Schunck, Contributions to the Chemistry of Chlorophyll. (Proceedings of the 
Royal Society of London. 1888. No, 271.) 

Solereder, H., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Aristolochiaceen nebst 
Bemerkungen über den systematischen Werth der Seeretzellen bei den Pipera- 
ceen und über die Structur der Blattspreite bei den Gyrocarpeen. Mit 3 Tfln. 
(Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeo- 
graphie. Bd. X. 1888. p. 411.) 

Zacharias, E., Ueber Entstehung und Wachsthum der Zellhaut. (Berichte der 
Deutschen botanischen Gesellschaft. 1888. p. LXIII.) 


Neue Litteratur. 27 


Systematik und Pflanzengeographie: 

Beissner, L., Ueber Jugendformen von Pflanzen, speciell von Coniferen. (Berichte 
der Deutschen botanischen Gesellschaft. 1888. p. LXXXIII.) 

Duchartre, P., Organisation de la fleur des Delphinium, en particulier du D. 
elatum eultive. (Extrait du Centenaire de la Societe philomatique.) 4°. p. 
193—213. Paris (Gauthier-Villars et fils) 1888. 

Mejer, L., Vaceinium uliginosum X Vitis Idaea. (Botanische Zeitung. 1388, 
p- 790.) 

Palla, Ed., Zur Kenntniss der Gattung Seirpus. Mit Tfl. (Botanische Jahr- 
bücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie. Bd. X. 1888, 
p. 293.) 

Schultze, Alb., Die Phanerogamenflora um Altenburg. Dikotyledonen. Nach 
Aufzeichnungen des verstorbenen Seeretärs Stoy zusammmengestellt. (Mit- 
theilungen aus dem Osterlande. Hrsg. von der naturforschenden Gesellschaft 
zu Altenburg. Neue Folge. Bd. IV. 1888.) 

Schumann, K., Ueber einige verkannte oder wenig bekannte Geschlechter der 
Rubiaceen Südamerikas. (Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzen- 
geschichte und Pflanzengeographie. Bd. X. 1888. p. 302.) 

Thome’s Flora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz in Wort und Bild. 
Lfg. 44. [Schluss.] Bd. IV. 8°. VIII, u..p. 129—577. Mit 17 color. Tafeln. 
Gera-Untermhaus (Eugen Köhler) 1888. M.2.— 

Warming, E., Ueber Grönlands Vegetation. (Botanische Jahrbücher für Systematik, 
Pflanzengeschichte und Pflanzengeograpbie. Bd. X. 1838. p. 364.) 

Wartmann, B. und Schlatter, Th., Kritische Uebersicht über die Gefäss- 
pflanzen der Kantone St. Gallen und Appenzell. Heft III. [Schluss.] (Mono- 
chlaurydeae, Monocotyledones, Gymnospermae, Cryptogamae vasculares.) 8°. p, 
353—568. St. Gallen (Köppel) 1888. M. 1.80 

Palaeontologie: 


Braun, Versteinerte Bäume in den Steinkohlenlagern von St. Etienne, an der 
Stätte ihres ursprünglichen Wachsthums noch eingewurzelt und aufrecht stehend. 
(Gaea. Bd. XXV. 1889. Hft. 1.) 

Mayer-Eymar, K., Systematisches Verzeichniss der Kreide: u. Tertiär-Ver- 
steinerungen der Umgegend von Thun nebst Beschreibung der neuen Arten. 
(Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Lig. 24. Thl. 2. Beilage. 
4°. XXVIN, 128 p. M. 6 Tfl. Bern (Schmidt, Francke & Cie.) 1888. 8M. 

Newberry, Rhaetic plants from Honduras. (he American Journal of Science. 
1288. No. 11.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 

Beyerinck, M. W., Die Bacterien der Papilionaceen-Knöllchen. Hierzu TH. XI. 
(Botanische Zeitung. Jhg. XLVI. 1888. No. 50. p. 797.) 

Breal, Sur les tubereules & bacteries des raciues des legumineuses (\nnales 
agronomiques. 1888. No. 11.) 

Dodille-Bourgeon, J. B., Notice sur le phylloxera et sa vraie destruction. 8". 
20 p. Chalon sur-Saöne (imp. Marceau) 1888. Ehe 

Kosmalıl, Die Fichtennadelröthe in den sächsischen Staatsforsten. (Sitzungs- 
berichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Geselischaft Isis in 
Dresden. 1888. Januar-Juni.) 

Maspin, Sur l’hermaphrodisme du Lychnis dioica atteint d’Ustilago. (Comptes 
rendus des seances de l!’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 17/18.) 

Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 

Adonis aestivalis, pianta dell’Emilia, introdotta nell’ uso medico dal prof. Pietro 
Albertoni. 8°. 7 pp. Ferrara 1888. 

Bernheim, H., Die parasitären Bakterien der Cerealien. (Münchener med. 
Wochenschrift. 1888. No. 44, 45. p. 743—745, 767—770.) 

Bujwid, O., Wyniki poszukiwag bakteryjologieznych nad woda i powietrzem 
miasta Warszawy. [Bakteriologische Untersuehungen über Wasser und Luft in 
der Stadt Warschau.] (Przeglgd lekarski. 1888. No. 44. p. 561—562.) 

Cornet, &., Die Verbreitung der Tuberkelbacillen ausserhalb des Körpers. 
(Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. 1888. Heft 2. p. 191—331.) 

Deichler, Ueber den Ursprung des diphtherischen Giftes. (Deutsche Medicinal- 
Zeitung. 1888. No. 94. p. 1119—1120.) 


28 Neue Litteratur. 


Eberhardt, E. &., Beiträge zur Kenntniss der Hydrastis-Alkaloide. (Pharma- 
ceutische Rundschau. Bd. VI. 1888. No. 12. p. 285.) 

Feroci, C. A., Brevi notizie intorno al tyrotoxicon. (Annali univ. di med. ® 
chir. 1888. Ottobre. p. 241—251.) 

Ferrari, P., Ueber das Verhalten von pathogenen Mikroorganismen in den 
direkt in das Blut einzuführenden Flüssigkeiten. (Centralblatt für Bakterio- 
logie und Parasitenkunde. Bd. IV. 1888. No. 24. p. 744—747.) 

Fränkel, C., Die Einwirkung der Kohlensäure auf die Lebensthätigkeit der 
Mikroorganısmen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. 1888. Heft 2. p. 332 —362.) 

Frank, Georg, Ueber den Untergang der Milzbrandbaciller im Thierkörper. 
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. IV. 1888. No. 24. 
p. 737— 743.) 

Haudring, E. von, Ueber den Bakteriengehalt einiger Gebrauchswässer Dorpats. 
(Petersburger medieinische Wochenschrift. 1888. No. 45. p. 385—386.) 

Heckel, Ed., et Schlagdenhauffen, Fr., Nouvelles recherches anatomiques, 
chimiques et therapeutiques sur le Boabab. (Der Fortschritt. Le Progres. 
1888. No. 21.) 

Jaccoud, Action de l’acide fluorhydrique sur le bacille tuberculeux. (Bulletin 
de l’acad&mie de medecine. 1888. No. 44. p. 607—610.) 

Jacquemet, E., Etude des ipecacuanhas, de leurs falsifications et des sub- 
stances vegetales qu’on peut leur substituer. (These.) 4°. 296 p. et planche. 
Lyon (imp. Pitrat aine) 1888. 

Kühne, H., Ueber Färbung der Bacillen in Malleusknoten. (Fortschritte der 
Medicin. 1838. No. 22. p. 560—863.) 

Maggi, L., Intorno alla determinazione della specie batteriche secondo Pflüger, 
ossia mediante i caratteri desunti dalle loro ceultura. (Bollettino scientifico. 
1887. Dicembre.) 

Macnamara, Ch. E., On tuberele bacillus. (Dublin Journal of Medical Science. 
1888. November. p. 369—372.) 

Mittmann, R., Formen, Herkunft und allgemeine Lebensbedingungen der Bak- 
terien. (Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 1888. p. 25.) 

Perret, L., N&phrite bacterienne primitive. (Lyon medicale. 1888. No. 45, 47. 
p- 319— 326, 411—423.) 

Pfuhl, Zur Sporenbildung der Typhusbaeillen (Centralblatt für Bakteriologie 
und Parasitenkunde. Bd IV. 1888. No. 25. p. 769—776.) i 

Protopopoff, N., Ueber die Vacceination der Hunde gegen Tollwuth. (Central- 
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. IV. 1888. No. 25. p. 787—791.) 

Radziwillowicz, Raphael, Ueber Nachweis und Wirkung des Cytisins. [Inaug.- 
Dissert.] 8°. 78 p. Dorpat 1888. 

Schrodt, J., Ueber eine Vergiftung durch Colchieum autumnale. (Sitzungsbericht 
der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. 1888. No. 8.) 

Tizzoni, &., e Mircoli, S., Intorno ad aleune localizzazioni della infezione de- 
terminata nell’ uomo dal diplococco lanceolato e capsulato del Fraenkel; osser- 
vazioni. (Arch. ital. di clin. med. 1888. No. 3. p. 453—465.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 

Bornemann, &., Die fetten und die flüchtigen Oele des Pflanzen- und Thier- 
reichs, ihre Gewinnung und Reinigung, ihre Eigenschaften und Verwendung. 
5. Aufl. von Fontenelle’s Handbuch der Oelfabrikation. Bd. I. Die fetten 
Oele. 8°. XVI, 313 p. M.1 Atlas von 12 Tfl. Weimar (Friedr. Voigt) 1888. 6M. 

Fesca, Litteratur über die Verhältnisse des Bodens und der Landwirthschaft 
in Japan. (Mittheilungen der deutschen Gesellschaft für Naturwissenschaft 
und Völkerkunde Östasiens in Tokio. 1888. Hft. 39.) 

Hellriegel, H., u. Willfarth, H., Untersuchungen über die Stickstoffnahrung 
der Gramineen und Leguminosen. (Beilageheft zu der Zeitschrift des Vereins 
für die Rübenzucker-Industrie des deutschen Reichs. 1888. Nov.) 4°. 234 p. 
6 Tfln. Berlin (Kayssler & Co.) 1888. 

Kraus, C., Das Wurzelsystem der Runkelrüben und dessen Beziehungen zur. 
Rübencultur. (Forschungen auf dem Gebiete der Agrieulturphysik. Bd. XI. 
1888. Heft 4/5. p. 358.) 

Kellner und Mori, Untersuchungen über das Rösten des Thees. (Mittheilungen 
der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Tokio. 
1888. Heft 39.) 


Personalnachrichten. 29 


Margano, Sur le yaraque, boisson fermentee des tribus sauvages du haut Ore- 
noque. (Comptes rendus des sdances de l’Acad&mie des sciences de Paris. 
T. CVII. 1888. No. 19.) 

Ramann, E., Untersuchungen über Waldböden. J. Abhandlung. [Mittheilungen 
der chemisch-physikalischen Versuchsabtheilung der Forstakademie Eberswalde.) 
(Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd. XI.: 1888. Heft 4/5. 

. 299.) 

Tabenf, E. v., Bericht über die Veröffentlichungen auf dem Gebiete der forst- 
lichen Botanik vom Jahre 1887. (Sep.-Abdr. aus der allgemeinen Forst- und 
Jagdzeitung. 1888. December-Heft.) 

Verschuren, H. A., De roos. Korte handleiding voor het kweeken en verzorgen 
van rozen. 8°. VI, 155 pp. Cuyk a./Maas (J. J. van Lindert) 1888. in 


Personalnachrichten. 


Professor Dr. Goebel in Marburg übernimmt vom 1. Januar 1889 
ab die Redaktion der „Flora“, Dr. Richard von Wettstein in 
Wien die der „Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift“. 


Dem o. Professor der Botanik an der Universität Leipzig, 
Dr. Pfeffer, ist der Charakter als Geheimer Hofrath verliehen 
worden. 


Dr. A. Beutell in Poppelsdorf- Bonn ist zum Professor in 
Santiago ernannt worden. 


Zu den deutschen Nestoren der botanischen Wissenschaft gehört 
unstreitig Professor Dr. R. A. Philippi, der am 14. September 
d. J. seinen achtzigsten Geburtstag in Santiago, der Hauptstadt von 
Chile, begangen hat und bei dieser Gelegenheit ausserordentlich 
gefeiert worden ist. 

Derselbe wurde 1308 zu Charlottenburg geboren, besuchte von 
1818—1822 das Pestalozzische Institut von Iverdun in der Schweiz, 
trat dann in das berühmte Berliner Gymnasium zum grauen Kloster, 
bezog die dortige Friedrich-Wilhelms-Universität, machte 1830 sein 
Staatsexamen als Medieiner und promovirte zugleich. 

Dort hatten die Vorlesungen Humboldt’s einen so tiefen Ein- 
druck bei ihm hinterlassen, dass er beschloss, sich den Naturwissen- 
schaften ausschliesslich zu widmen. Er zog nach Italien, um seme 
schwächliche Gesundheit zu stärken und naturhistorischen Studien 
obzuliegen; dabei kam ihm sein Talent für fremde Sprachen sehr 
zu statten. 

In Sieilien machte er die Bekanntschaft von F.Hoffmann und 
Escher v. d. Linth, und es entstand daraus ein Freundschafts- 
bund für das ganze Leben. 


u en 


30 Personalnachrichten. 


Während des Aufenthaltes der drei Gelehrten in Sieilien stieg 
auch das vulkanische Eiland Ferdinandea südwestlich von jener Insel 
aus dem Mittelmeer und wurde von ihnen recognoseirt, verschwand 
aber bald darauf wieder unter den Meeresspiegel. 

Im Jahre 1835 wurde Philippi als Lehrer für Zoologie und 
Botanik an die 1831 in Cassel gegründete höhere Gewerbeschule, 
an der auch Wöhler, Bunsen, Dunker, Winkelblech und 
Schwedes thätig gewesen sind, berufen und verliess dieselbe erst Ende 
1850 als deren Direktor. Während jener Zeit verbrachte Phi lipvi die 
beiden Jahre 1858—1840 wieder in Italien. Bedenkliche Lungen- 
blutungen hatten sich bei ihm eingestellt, aber die noch unmittelbar vor 
dem ersten Besteigen des Reisewagens stattgehabte blieb dieletzte. Reisen 
und Leben in einem wärmeren Klima thaten ein halbes Wunder 
an Philippi. Seine Frau begleitete ihn nach Neapel und beschenkte 
ihn dort mit seinem Sohne Fritz, der Jetzt Professor an der Univer- 
sität und Direktor des ‚botanischen Gartens in Santiago ist. 

Philippi’s Arbeit über die Flora des Aetna wird heute noch 
als Basis für die dortigen weiteren Forschungen rühmlichst ange- 
führt und benutzt; auch sein Andenken lebt noch unter den Ein- 
wohnern der Umgebung des Vulkans. So erkundigten sich mehrere 
von ihnen im vergangenen Jahre bei dem Sicilien bereisenden Mar- 
burger Professor Dr. Th. Fischer nach ihm und waren verwundert, 
von diesem zu hören, dass Philippi seit fast vier Decennien in 
Südamerika ansässig sei. 

In Cassel wurde Philippi einer der Gründer des Vereins 
für Naturkunde und dirigirte denselben bis zu seinem Abgange 1851. 

1348 stellte er sich in die Reihen der eifrigen Kämpfer für eine 
wahrhaft constitutionelle Monarchie bis zu Beginn des Reaktions- 
Jahres 1851. Die Aufgabe seines Amtes zog er behördlichen Mass- 
regelungen und Bequartierungen vor und siedelte nach Chile über, 
wo sein Bruder, der damals in chilenischem Interesse in Deutsch- 
land weilende Major B. E. Philippi, angesehene Stellung und 
Grundeigentum besass. 

Als Assistent begleitete ihn einer seiner Favoritschüler, der 
gegenwärtig in Marburg lebende bekannte Geolog Dr. C. Ochse- 
nius, dem er eine innige Freundschaft bis heute bewahrt hat. 

Der bald darauf zum Oberstlieutenant beförderte und nach 

Chile zurückgekehrte B. E. Philippi wurde zum Gouverneur der 
kurz zuvor zerstörten Kolonie von Punta Arenas in der Magel- 
haensstrasse ernannt, aber leider bald darauf von Patagonenhorden, 
die Freundschaft geheuchelt, dort im November 1852 ermordet und 
liess so seinen Bruder im Alleinbesitz des ausserordentlich grossen 
Gutes San Juan in der Provinz Valdivia. 
Im Juli 1853 übertrug man Philip pi die Leitung des Lyceums 
von Valdivia, berief ihn aber schon im Oktober desselben Jahres 
als Professor der Botanik und Zoologie an die Landesuniversität 
der Hauptstadt Santiago und machte ihn zugleich zum Direktor des 
Museums. Auch physikalische Geographie hatte er zu lehren. 

Auf seine Anregung hin und unter seiner Leitung wurden die 
naturwissenschaftlichen Fächer, die vorher nur durch Mineralogie 


Personalnachrichten. 31 


und Dokimasie vertreten waren, in weitem Massstabe aufgenommen 
und kultivirt: und wenn jetzt Chile seine Lehrkräfte für die Univer- 
sität und höheren Lehranstalten hauptsächlich aus Deutschland be- 
zieht, so ist das zum grossen Theil das Werk Philippi’s. Hoch- 
gestellte und angesehene Patrizier jener Republik sind seine Schüler 
gewesen und wenden nun ihren Einfluss daran, den einmal mit 
so brillantem Erfolg betretenen Weg fortzuführen. 

Alle seine Professuren legte Philippi zwar schon 1874 nieder, 
um sich ausschliesslich der Direktion des Santiagoer Museums, 
das das wertvollste von ganz Südamerika unter ihm geworden ist, 
zu widmen, aber seine Thätigkeit im Unterrichtsrat der chilenischen 
Republik wurde dadurch nicht geschmälert. 

Bekannt sind Philippi’s botanische Arbeiten über Sicilien, 
die Wüste Atacama, zahlreiche Aufsätze in der Linnaea, Botanischen 
Zeitung, Gartenflora, den Anales de la Universidad de Santiago etc. 
Speciell für Chile schrieb er Elementos de Historia Natural (4 Auf- 
lagen, 1364—1885) und Elementos de Botänica 1885. 

Nach Tausenden zählen die neuen Pflanzen der chilenischen 
Flora, deren Diagnosen u. s. w. Philippi publicirt hat, während 
der Franzose Cl. Gay vor ihm nur an 5000 erkannt hatte. Wir 
citiren hier nicht seine zoologischen Werke und Aufsätze; diese 
sind nicht weniger umfangreich als seine botanischen. 

Die in Valparaiso erscheinenden deutschen Nachrichten be- 
richteten in den Tagen vom 15.—23. September d. J. über die 
liebevollen Ovationen, die man dem allseitig und hochverehrten 
Greise entgegengebracht hat, führten die von ihm verfassten Werke 
(nicht ganz vollständig!) an und gaben den Wünschen der Be- 
völkerung, Dr. R. A. Philippi noch lange in seinem Adoptiv- 
vaterlande so segensreich wie bisher wirken zu sehen, herzlichen 


Ausdruck. 


Aus vorstehenden Zeilen geht noch hervor, dass Chile ein 
ausserordentlich gesundes Klima besitzen muss; denn sonst hätte 
der 1858 sich selbst als Todeskandidat bezeichnende Dr. Philippi 
nicht in jenem Lande Cordillerenreisen, Vulkanbesteigungen und 
weite Exkursionen zu Fuss, zu Pferd, zu Wagen und zu Schiff 
ausführen und dabei ein so hohes Alter in grosser Rüstigkeit er- 
reichen können. Er hat noch vor einigen Jahren, wie wir hören, den 
Weg von der Fluss- und Zwischenstation Futa bei Valdivia bis 
nach seinem Gute San Juan — 7,2 Meilen in der Luftlinie — in 
einem Tage zu Fusse zurückgelegt, weil ihm das Reiten unbequem 
geworden. 

Auch wir schliessen uns den Ehrenbezeugungen unserer Lands- 
leute in Chile für den würdigen, hochverdienten Mann, der dem 
deutschen Namen im Auslande so grosse Ehre bringt, mit Freuden 
an, und rufen ihm in unserm und unserer Fachgenossen Namen 
ein inriges Glückauf zu. DR. 


32 Berichtigung. — Inhalt. 


Berichtigung. 


In Bd. XXXVI. p. 11 ist statt 


Tierschke zu 


lesen: Tschierske, auf 


p- 351, Zeile 22 von oben statt „Speichergewebe*: Sammelgewebe und ebenda 
Zeile 24 statt Speicherzelle: „Sammelzelle“, auf p. 352, Zeile 4 statt gestreckten: 


kultivirten. 


Inhalt: 


Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 


Kohl, Wachstum und Eiweissgehalt vegetabi- 
lischer Zellhäute. (M. ı Tf.), p. 1. 

Kieffer, Neue Mittheilungen iiber lothringische 
Milbengallen, p. 6. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 11. 


Beauregard et Galippe, Guide pratique pour 
les travaux de Micrographie, comprenant la 
technique et les applications du microscope 
a l’histologie vegetale et animale, ä la bac- 
teriologie, ä la clinique, ä l’hygiene et ä& la 
ınedecine l&gale, p. 11. 

Bower, A course of practical instruction in 
botany. 2e edition, p. 13. 

Vogel, Praktische Spektralanalyse 
Stoffe. 2. Aufl. Th. IL, p. 11. 


irdischer 


Referate: 
Cunningham, On an entophytie alga occurring 


in the leaves of Limnanthemum Indieum, 
with notes on a peculiarly parasitic variety 
of Mycoidea, p. 15. 

Duchartre, Note sur l’enracinement de l’albu- 
men d’un Cycas, p. 17. 

Gomont, Note sur le genre Phormidium, p. 14.. 

Hovelacque, Recherches sur l’appareil vegetatif 
des Bignoniacees, Rhinanthacees, Orobanchdes 
et Utriculariees, p. 17. 

Löw, Pflanzenkunde für den Unterricht an 
höheren Lehranstalten. Th. II. Cursus 3.—5 
p. 14. 


Neue Litteratur, p. 25. 


Personalnachrichten. 


Dr. Beutell (Poppelsdorf-Bonn), Professor in 
Santiago) p. 31. 

Prof. Dr. &oebel (Marburg) 
„Flora“, p. 31. 

Dr. Pfeffer (Univ. Leipzig), Geh. Hofr., p. 31. 

Philippi (Santiago), p. 29. 

Dr. v. Wettstein (Wien) Redaktion der „Oester- 
reicbischen Botanischen Zeitschrift“, p. 31. 


Redaktion der 


Ausgegeben: 2. Januar 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


Band XXXVI. No.2. Jahrgang X. 


ee 4% MEAN 
| sches bentram; 
ga REFERIRENDES ORGAN 77 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelebrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 2. 


Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Noch einmal über Bacillus muralis Tom. und über 
einige neue Formen von Grotten-Schizophyten. 


Von 
Prof. Dr. Anton Hansgirg 
in Prag. 


Durch den von Dr. A. Tomaschek im Botanischen Centralblatt 
Bd. XXXVI. 1888. p. 180 mir gemachten Vorwurf, dass ich „den 
Bacillus muralis ungeachtet seiner Chlorophylilosigkeit noch 
immer für keine echte (legitime) Bakterie halte,“ sehe ich mich veran- 
lasst, hier noch einmal auf Bacillus muralis Tom. zurückzukommen 
und zur näheren Begründung meiner in diesen Blättern Bd. XXXV. 
1888. p. 54. erörterten Ansicht, dass die oben genannte Spaltptlanze 
keine echte Bakterie, sondern eine Form der Aphanothece calda- 
riorum Rich. sei, noch Folgendes mitzutheilen. 

Zunächst erwähne ich, dass vor 1879 eine nicht unbedeutende 
Anzahl von farblosen Schizophyten wegen der zwischen ihnen und 
einigen blaugrünen Algen (Spaltalgen) bestehenden vollständigen 
morphologischen Homologie mit diesen letzteren vereinigt und in 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 3 


34 ‘; Hansgirg, Noch einmal über Baeillus muralis Tom. etc. 


das System der Spaltalgen eingereiht wurde, während man nach 
1379 diese chlorophylifreien Spaltpflanzenformen, der Cohn’schen 
streng dualistischen Klassifikation der Schizophyten*) entsprechend, 
ohne Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse etc. von den 
morphologisch gleichartigen, jedoch chlorophyliführenden Formen 
trennte und mit den Bakterien (Schizomyceten) vereinigte. 


Nach Ermittelung der auch durch Dr. Tomaschek’s Unter- 
suchungen bestätigten Thatsache, dass einige blaugrüne Spaltpflanzen 
unter gewissen Umständen auch farblos werden, habe ich nicht ge- 
zögert, die von mir beobachteten, fast oder ganz farblosen Formen 
der Aphanothece caldariorum Rich. mit den ihnen entsprechenden 
blaugrünen Formen zu vereinigen, wie auch Dr. Tomaschek die 
von ihm beobachteten farblosen Gloeocapsa- und Scytonema-Formen 
mit den diesen entsprechenden blaugrünen Formen vereinigte. 

Dass einzelne Zellen oder ganze Zellhaufen der Aphanothece 
caldariorum Rich. und der mit dieser im genetischen Zusammenhange 
stehenden Coccenformen, welche ich in verschiedenen Warmhäusern in 
Böhmen, Wien etc. gesammelt habe, mitunter auch fast oder scheinbar 
ganz farblos werden **), habe ich, ehe Bacillus muralis Tom. publieirt 
wurde, ermittelt. Nachdem ich dann durch vergleichende mikro- 
skopische Untersuchungen der von mir gesammelten farblosen Form 
der Aphanothece caldariorum Rich. und des von Dr. Tomaschek 
mir zugekommenen Bacillus muralis mich von der Identität dieser 
beiden Spaltpflanzen überzeugt habe, veröffentlichte ich in dieser 
Zeitung Bd. XXXII. No. 5 einige Bemerkungen zum Aufsatze A. 
Tomaschek’s „Ueber Bacillus muralis“. 

Auf den oben eitirten Vorwurf Dr. Tomaschek’s zurück- 
kommend, will ich hier blos entgegnen, dass die Chlorophylllosigkeit 
allein, meiner Meinung nach, nicht als sicheres Kriterium zur Ent- 
scheidung der Frage angesehen werden kann, ob eine Spaltpflanze 
eine echte Bakterie sei, da bei der Klassifikation der morphologisch 
und entwickelungsgeschichtlich homologen Schizophytenformen das 
Vorhandensein oder Fehlen des Chlorophylis öfters nicht einmal 
als Speciescharakter, um so weniger als Kriterium zur Unterscheidung 
von Klassen dienen kann. ***) 

Ausser der Chlorophylllosigkeit, welche, nebenbei bemerkt, für 
Bacillus muralis mit Gewissheit noch nicht ermittelt wurde, scheint 
Dr. Tomaschek als ein weiteres Kriterium für die Echtheit der 
Bakteriennatur seines Bacillus muralis auch die von ihm bei der 
soeben genannten Spaltpflanze entdeckte, besondere Ernährungsweise 
anzusehen. Leider hat aber Dr. Tomaschek, welcher den Ba- 
cillus muralis in Bezug auf die Ernährung mit den flechtenbildenden 


*) In den Jahresb. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 1879. p. 286. 

*#=) Während einzelne Zellen dieser Spaltpflanze, wie die des Bacillus mura- 
lis Tom. scheinbar ganz farblos sind, ist das Lager dieser Schizophyten blau- 
grün oder violett gefärbt. Man vergl. auch Bot. Centralbl. Bd. XXXV. 1888. 
No. 28. p. 57, 13. Anmerk. 

***) Dasselbe hat‘Klebs auch von chlorophyligrünen Algen, z. B. Volvoci- 
neen etc. erklärt (Organisation einiger Flagellatengruppen etc. 1883. p. 292. 
1. Anmerk.) 


Hansgirg, Noch einmal über Baeillus muralis Tom. etc. 35 


Pilzen vergleicht, seine Lehre von einer auf Mutualismus gegründeten 
Symbiose zwischen Bacillus muralis und der innerhalb des Gallert- 
lagers von diesem Bacillus vereinzelt oder gruppenweise zerstreuten, 
stellenweise auch ganz fehlenden Gloeocapsa-F'ormen *) bisher noch 
nicht streng wissenschaftlich erwiesen, weshalb Dr. Kronfeld die 
soeben erwähnte Lehre Tomaschek’s für eine blosse Hypothese 
erklärte, welche „auf ein einzelnes Stadium einer bereits bekannt 
gewordenen Entwickelungsreihe zurückführbar sei“, da es „sehr 
wahrscheinlich ist, dass Tomaschek’s Bacillen (Bacillus muralis) 
Zerfallprodukte von Algenfäden darstellen.“ **) 

Weiter glaubt Dr. Tomaschek — welcher, wie es scheint, 
die soeben eitirte, nicht sehr zu Gunsten der Tomaschek’schen 
Ansicht über die Bakteriennatur des Bacillus muralis sprechende 
Erklärung Kronfeld’s übersehen hat —- dass sein Bacillus mu- 
ralis von allen Spaltalgen durch die von Dr. Tomaschek an 
diesem Bacillus entdeckte endogene Sporenbildung sich unterscheide. 

Was diese endogene Sporenbildung anlangt, so will ich hier 
— da meine eigenen Beobachtungen über die Sporenbildung des 
Bacillus muralis, welchen ich zu diesem Zweck ınehr als vier Mo- 
nate lang cultivirte, den Tomaschek’schen widersprechen — blos 
die vonDr. Tomaschek im Botan. Centralbl. Bd. XXXVI. p. 183 
publieirten Zeichnungen, welche die endogene Sporenbildung des 
Bacillus muralis illustriren, näher berücksichtigen. Nach diesen 
Abbildungen ist anzunehmen, dass die endogenen Sporen des Ba- 
<illus muralis nur wenig oder gar nicht von den Dauerzellen der 
Microzoogloeazustände dieses Bacillus sich unterscheiden, was auch 
Dr. Tomaschek selbst durch folgende Worte zugibt „die einge- 
betteten Gebilde (Dauersporen) gleichen den endogenen Sporen 
der Stäbchen insbesondere durch ihre starke Lichtbrechung und den 
bläulichen Glanz.“ 

Auf Dr. Tomaschek’s Bemerkung: „selbst wenn wider 
Erwarten Bacillus muralis mit der Alge Glaucothrix gracillima in 
genetischem Zusammenhang stände, wieDr. Hansgirg (? Dr. Kron- 
feld — Anmerk. des Verf.) anzunehmen glaubt, müsste ersterer 
als Theilprodukt einer anderen Entwicklungsreihe der genannten 
Älge angesehen werden und könnte demnach nicht mit Aphanothece 
caldariorum identificirt werden,“ sei hier erwidert, dass ich auf 
Grund meiner Beobachtungen der Ansicht bin, dass die farblose 
Form der Aphanothece caldariorum Rich., welche mit Bacillus mu- 
ralis Tom. identisch ist, höchst wahrscheinlich direkt aus der chlo- 
rophylliführenden Form, die mit der farblosen Form nicht selten 
gesellig vorkommt, entsteht. Diejenigen, welche die Annahme, dass 
aus einer blaugrünen eine farblose Pflanze direkt entstehe, für un- 
wahrscheinlich erklären möchten, will ich hier darauf aufmerksam 


*) Diese Gloeocapsa-Formen hielt Dr. Tomaschek früher (Bot. Ztg. 1887. 
p- 670) für Gl. polydermatica Ktz., Gl. fenestralis und Gl. fuscolutea, später 
(Bot. Centralbl. 1888. No. 22. p. 283) erklärte er sie für Gl. muralis Ktz. [Gl. 
fenestralis Ktz. ist keine blaugrüne, sondern eine chlorophyligrüne Alge = Gloe- 
veystis fenestralis (Ktz.) A. Br. — Anmerk. des Verf.] 

*%) Bot. Centralbl. 1887. No. 37. p. 351 f£. 


3* 


36 Hansgirg, Noch einmal über Bacillas muralis Tom. ete. 


machen, dass schon Klebs auf Grund seiner Untersuchungen zu 
der Ueberzeugung gelangte, „dass die farblosen Euglenen in manchen 
Fällen direkte Abkömmlinge grüner Euglenen sind“ *,) indem ich 
zugleich bemerke, dass die Unterschiede in der Organisation der 
beiden oben genannten Spaltpflanzenformen bei weitem geringer 
sind, als diejenigen, welche zwischen den farblosen und chlorophyll- 
haltigen Euglenen bestehen. 

Schliesslich sei hier noch hervorgehoben, dass die Abbildungen 
Dr. Tomaschek’s im Bot. Centralbl. Bd. XXXVI. leicht zu einer- 
irrigen Annahme führen können, nämlich, dass Aphanothece calda- 
riorum Rich. von Bacillus muralis Tom. in der Form und Grösse 
der Zellen und Zellfamilien sich bedeutend unterscheide, was jedoch, 
wie aus nachfolgender Beschreibung dieser beiden Spaltpflanzen 
ersichtlich wird, thatsächlich nicht der Fall ist. Die Zellen der 
Aphanothece caldariorum sind nach Richter 5—7 u lang, etwa 
2 u breit, einzeln oder zu zweien, hinter oder nebeneinander, von 
einer cylindrischen, 8 bis 16 « langen, etwa 5 u breiten, wenig 
scharf contourirten Gallerthülle umgeben. Die Zellen und Zell- 
familien der von Dr. Tomaschek |. c. p. 185 abgebildeten 
Aphanothece caldariorum Rich. stimmen aber mit der vorstehenden 
Beschreibung viel weniger überein, als die Zellen und Zellfamilien 
des daselbst 1. c. p. 183 abgebildeten Bacillus muralis Tom., dessen 
Zellen nach Dr. Tomaschek 2,5 « dick, 4—6mal so lang und 
von einem im Umrisse ovalen, oft geschichteten gelatinösen Hofe 
umringt sind. (Ich beobachtete unter dem von Dr. Tomaschek 
mir zugesandten Materiale auch Zellen, welche vollkommen in der 
Form und Grösse mit der oben beschriebenen Aphanothece über- 
einstimmten). 

Was endlich die von Dr. Tomaschek |. c. p. 185 ange- 
führten Unterschiede zwischen Bacillus muralis und Aphanothece 
caldariorum betrifft, so seien hier, da diese Unterschiede, auch 
wenn sie wirklich vorhanden wären, ziemlich gering sind, blos 
folgende Bemerkungen hinzugefügt: a) die blaugrüne Färbung der 
Stäbchen von Aphanothece ist ein inkonstantes Merkmal, da sie 
nach Dr. Tomaschek ]l.c.p. 182 im Allgemeinen „sehr unbeständig 
ist“, b) die kreisförmige Gestalt der Gallerthöfe der Aphanothece- 
Zellen bezieht sich, wie aus der obigen Richter’schen Beschreibung 
zu ersehen ist, nicht auf die typische Form der Aphanothece caldariorum, 
c) die geringe Anzahl (2—4) der Aphanothece-Zellen differirt von 
der „bedeutend grösseren Anzahl“ der Bacillus-Stäbchen, die nach 
Tomaschek (l. c. p. 185) bis 8 in einer gemeinsamen Gallert- 
hülle eingeschlossen sind, höchstens um 4, gewöhnlich aber (man 
vergl. auch Dr. Tomaschek’s Abbildungen) nicht um eine einzige 
Zelle („nirgends bemerkte ich mehr als zwei Stäbchen von einem 
gemeinsamen Hofe eingeschlossen“ sagt Dr. Tomaschek in Bot. 


Ztg. 1887. p. 666).**) 


=) 1. X, 002 202% 

**) Von den auf feuchten Mauern verbreiteten einzelligen Spaltpflanzen stimmt 
mit Bacillus muralis Tom. die Palmella (Phytoconis) hormospora Menegh., mit 
der Micrococcen-Form des Bacillus muralis der von Meneghini zugleich mit 


Hansgirg, Noch einmal über Bacillus muralis Tom, etc. 37 


Im Anschluss an die vorstehenden Bemerkungen über Bacillus 
muralis möge hier ein Beitrag zur Kenntniss der bisher gänzlich 
unbekannten Grotten-Schizophytenflora Böhmens veröffentlicht werden. 
Bei der algologiscben Durchforschung Böhmens, welche ich seit 1850 
ununterbrochen fortsetze, habe ich in den letzten zwei Jahren auch 
den in Grotten, Felsenhöhlen, Felsenkellern, unterirdischen Felsen- 
brunnen etc. des botanisch, geologisch u. s. w. hochinteressanten 
‘Gebietes der silurischen Kalksteinfelsen Mittelböhmens verbreiteten 
Schizophyceen und Bakterien (Spaltpilzen) meine Aufmerksamkeit 
gewidmet. 

Bei der Erforschung der Schizophytenflora dieser bisher von 
keinem Botaniker näher untersuchten Lokalitäten suchte ich vor 
Allem zu konstatiren, ob und inwiefern die an den mehr oder 
weniger feuchten, meist nur wenig, stellenweise auch gar nicht be- 
leuchteten Wänden dieser Kalksteinfelsenhöhlen ete. mehr oder 
minder reich entwickelte Algen- und Bakterienflora mit der von 
mir bereits erforschten, auf feuchten Kalkwänden etc. in Warm- 
häusern und auf feuchten Mauern in unterirdischen Kellern vor- 
kommenden Spaltpflanzenflora übereinstimmt. 

Aus den von mir bisher durchgeführten, diesbezüglichen Unter- 
suchungen ergiebt sich zunächst, dass die Schizophytenflora der 
‚Grotten und Felsenhöhlen in den silurischen Kalksteinfelsen von 
Mittelböhmen, wie a priori zu erwarten war, bezüglich des Formen- 
reichthums und der Massenhaftigkeit bedeutend ärmer ist, als die 
in alten Gewächs- und Warmhäusern entwickelte Spaltpflanzen- 
Nora. Von den in älteren Gewächshäusern verbreiteten, von mir in 
meiner Abhandlung: „Ueber den Polymorphismus der Algen“ be- 
schriebenen Spaltalgen habe ich in den Felsenhöhlen etc. bisher 
blos Lyngbya caleicola (Leptothrix caleicola Ktz.) und deren ver- 
schiedene tadenförmige und einzellige Entwicklungszustände fast 
allgemein verbreitet angetroffen und zwar in der typischen blau- 
grünen und in einer fast oder ganz farblosen Form, von welcher 
an völlig dunklen Standorten neben der Leptothrix- auch eine 
'Glaucothrix-, eine Nostoc-Form und verschiedene einzellige Ent- 
wicklungszustände vorhanden waren. 

Von den von mir bisher in Bezug auf Algen und Spaltpilze 
näher untersuchten Felsenhöhlen Böhmens will ich hier beispiels- 
weise nur eine anführen und deren Schizopbytenflora kurz beschreiben. 
Von besonderem Interesse in Bezug auf Spaltpflanzen scheint mir 
von den, in der stellenweise wildromantischen Umgebung von Karl- 
stein und Beraun, vorzüglich bei St. Iwan unter den Felsen, bei Tetin, 
Hostin u. s. w., recht zahlreichen Felsenhöhlen und kleinen Grotten 
‚eine kaum mannshohe Höhle zu sein, welche fast in der Mitte des 
von einem kleinen Bergbache durchrieselten Engpasses liegt, der 


Palmella hormospora entdeckte und 1842 beschriebene Protococeus roseus Menegh. 
in mancher Beziehung überein. (Den aerophytischen Protococcus roseus Menegh. 
hat P. Richter [„Ueber die in den Entwicklungskreis von Beggiatoa roseo- 
persicina Zopf gehörenden Algenspecies“ p. 3 im Sep.-Abdr.] irrtümlich für 
‚einen Coccenzustand der blos in Sümpfen, nie auf feuchten Kalkwänden vege- 
tirenden Beggiatoa roseopersieina erklärt.) 


ui ET a ir A ai u 


38 Hansgirg, Noch einmal über Bacillus muralis Tom. ete. 


durch die Kalksteinfelsen unterhalb Korno nach Karlstein führt. 
Diese Höhle liegt unmittelbar unter einem kleinen Katarakte. des 
vorher erwähnten, über eine mehrere Meter hohe, fast senkrechte 
Kalksteinwand herabstürzenden Bergbaches, so dass deren Wände 
von Wasserdämpfen und Wassertropfen der schäumenden Kaskade 
stets genügend feucht erhalten werden. 

In dieser in einem von Wasser ausgehöhlten Kalksteinfelsen, 
resp. Kalksinterblocke von riesigen Dimensionen entstandenen Höhle, 
deren Wände nur schwach von einer Seite beleuchtet werden, habe 
ich nachstehende bemerkenswerte, auch in Warmhäusern verbreitete 
Schizophyten gesammelt: 1. Gloeothece rupestris (Lyngb.} 
Bor. (Palmella rupestris Lyngb.), deren in Warmhäusern vor- 
kommende Form unter dem Namen Gloeothece tepidariorum 
(A. Br.) Lagerh. (Gloeothece decipiens A. Br. — Gloeocapsa tepi- 
dariorum A. Br.) bekannt ist. Sie kommt auf mässig beleuchteten 
Stellen der soeben beschriebenen Höhle (sog. Kaskadenhöhle) unter- 
halb Korno sowohl in der typischen Form, deren 'Zellinhalt mehr 
oder weniger intensiv blaugrün gefärbt ist, als auch (an sehr dunkeln 
Stellen in der Höhle) in einer fast oder ganz farblosen Form vor, 
die ich hier als var. cavernarum bezeichnen will. 2. Aphano- 

 thece caldariorum Rich. in einer von der typischen, meist 
blaugrünen, seltener fast violetten Warmhausform, durch die schön 
rosenrote Farbe des Lagers, welche an im Dunkeln vegetirenden 
Zellen resp. Zellhaufen stark verblasst, und die etwas kürzeren, 
nur selten bis 2'/smal so langen als breiten Stäbchen sich unter- 
scheidet (var. cavernarum nob.); sie geht stellenweise, wie 
die Warmhausform auch in eine aphanocapsaartige Micrococcen- 
zoogloea über, von welcher, sowie von der typischen Stäbchen- 
(Bacillus-) Form ich an einer ziemlich trockenen Stell ein der 
Höhle auch Dauerzellen vorgefunden habe. 3. Lyngbya caleicola 
(Hypheothrix caleicola [Ktz.] Rbh.) in der typischen blaugrünen 
Form und in einer fast oder ganz farblosen Form, mitleicht zerflies- 
senden Gallertscheiden, die ich auch in Warmhäusern und zwar meist 
im schleimigen Lager verschiedener einzelligen Schizophyten etc. 
öfters angetroffen habe und als var. gloeophila nob. bezeichne. 

Von den in alten unterirdischen Kellern verbreiteten Bakterien, 
von welchen ich in Prag mehrere neue Formen entdeckte *), kommen 
in der Felsenhöhle unterhalb Korno in grösserer Menge Leptothrix 
cellaris, spärlicher auch Leuconostoc Lagerheimii var. cellaris, Hyalo- 
coceus cellaris, Micrococeus subterraneus und Leucocystis cellaris 
in einer mit der typischen ganz übereinstimmenden Form vor. 

Von chlorophyligrünen Algen war neben dem ziemlich seltenen 
Protococeus glomeratus Rich. im Gallertlager der Aphanothece calda- 
riorum etc. stellenweise in grösserer Anzahl eine dem Pleurococeus 
minjatus (Ktz.) Näg. sehr ähnliche Alge vorhanden, deren Zellinhalt 
Jedoch selten orangerot, meist fast blutrot gefärbt und deren Hüll- 
membranen an einigen Exemplaren urococeus-artig geschichtet war. 


*) Vergl. meine Abhandlung: „Beiträge zur Kenntniss der Kellerbakterien 
etc.“ (Oesterr. bot. Zeitschr. 1888. No, 7/8.) 


Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 39 


Aehnlich wie die Zellen des in Warmhäusern verbreiteten Pleuro- 
coccus miniatus ihre orangerote Farbe auch im Dunkeln nicht 
verändern, verlieren sie auch in derin Felsenhöhlen an ganz dunklen 
Stellen vorkommenden Form ihre (resp. des Hämatochroms) rote 
Farbe nicht. 

Durch vergleichende mikroskopische Untersuchungen der von 
mir in der freien Natur in Felsenhöhlen ete., dann der in Warm- 
häusern und in unterirdischen Kellern gesammelten Schizophyten, 
deren Resultate ich hier blos bruchstückweise mitgetheilt habe, bin 
ich zu dem Resultate gelangt, dass die Spaltpflanzenflora der letzteren 
von derjenigen der ersteren sich insbesondere, was die Mannig- 
faltigkeit und Menge der Spaltpflanzenformen anlangt, wesentlich 
unterscheidet. Der Umstand, dass einige Repräsentanten der Schizo- 
phytenflora der Warmhäuser auch in der freien Natur in Felsen- 
höhlen etc. verbreitet sind, macht es wahrscheinlich, dass diese 
Spaltpflanzen aus der freien Natur in die Warmhäuser eingeschleppt, 
resp. dass die Schizophytenflora der Warmhäuser wenigstens zum 
Theile eine sekundäre ist.*) Weiter gebt aus meinen bisherigen 
Untersuchungen über die Spaltpflanzenflora der Felsenhöhlen etc. 
ziemlich klar hervor, dass auch in der freien Natur neben den 
blaugrünen Formen an wenig beleuchteten Stellen deren fast oder 
ganz farblose Varietäten nicht selten anzutreffen sind. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Sitzungs-Bericht des Botanischen Vereins in München. 


II. Ordentliche Monatssitzung. 
Montag den 10. December 1888. 


Herr Professor Dr. C. 0. Harz sprach: 


I. Ueber den Dysodil. 


Dieses auch als blättriges Erdpech, terre bitumineuse feuilletee, 
Blätterkohle, Papier- oder Stinkkohle, erdpechhaltiger Polirschiefer 
u. s. w. bezeichnete tertiäre Mineral erhielt im Jahre 1803 von 
Cordier in Paris seines beim Verbrennen unangenehmen Geruches 
wegen den in der Ueberschrift genannten Namen. 

Der Dysodil war schon im vorigen Jahrhundert auf Sieilien, 
gleich Torf, als Brennmaterial verwendet; später hat man ihn auch 
in Deutschland an mehreren Orten aufgefunden: am Siebengebirge, 
der Wetterau, Vogelsgebirg, Westerwald, in der Rhön u. s. w., 


*) In einem Warmhause des Prager Vereinsgartens habe ich an den auf 
einem grösseren Wasserbehälter aufgestellten, stets genügend feuchten Kalksinter- 
blöcken, dann an daselbst vorkommenden silurischen Kalksteinen eine grössere 
Anzahl von Spaltpflanzen und chlorophyligrünen Algen gesammelt, welche ich 
auch in der freien Natur auf ähnlichem Substrat angetroffen habe. 


40 Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 


im Riesgau in Bäyern; in Frankreich im Val de la Mone in der 
Auvergne. 

Der Dysodil bildet mässig ausgedehnte Lager von sehr ver- 
schiedener Mächtigkeit, von ca. 1 Meter (Sieilien, Rott), 5—15 Meter 
(Liessem) bis herab zu wenigen Deei- und selbst Millimeter. 

Ueber die Bestandtheile und die Entstehung dieser interessanten 
Kohle ist seit Ehrenberg sehr wenig bekannt geworden. 


Ehrenberg*) fand in verschiedenen Dysodilsorten nament- 
lich viele Diatomaceen und Blütenstaub. Ausserdem kommen 
höhere und niedere Wirbelthiere, sodann Insekten, Kruster u. s. w. 
und über 200 Pflanzen darin vor. 

Wegen seines reichen Gehalts an Kieselsäure und Diatomaceen 
rechnet man seit Ehrenberg den Dysodil fast allgemein zur 
Gruppe der sogen. Diatomeen- oder Infusorienerde, in die Opal- 
reihe u. s. w. "Derselbe sei „offenbar ein von Erdpech durch- 
drungener Polierschiefer“ (Ehrenberg I. c.) 

Von chemischen Analysen ist mir nur ene— von Hermann 
Friekhinger fil.“*) ausgeführte — zur Kenntniss gelangt. 

Derselbe fand in bei 100° ©. getrocknetem Mineral: 

Asche, hauptsächlich aus Caleiumcearbonat und Thon 


bestehend 2, 0 , u, Sal Men KERNE rn 


Ichlenstoll, . aene .2 sa) mer ol Ban ee Dean ee 
NMassersiol,. Su are une 101) Volle ne RE 1er 
IE EERLOHEN in u ER EA ar NG. RR en Kae. 000 
Schwetel; an 0, ELDER 2) 0. 00 ze 
Sauerstald IE 7A IU. THAINIE. BESTAUSRELLIABEB 5 
SEELE SRRRRD I U RT ae le a ee 1: 

100.00 %,, 


woraus er die organische Substanz berechnet als bestehend 
aus: 


RK ner he De een TDG: 
1 a IE SE re | DET OR EL ID: 
IN RER Hs 21.102230. 


Der Herr Landtagsabgeordnete Albert Friekhinger hatte 
die Freundlichkeit, mir eine genügende Menge Dysodil vom Ries 
behufs eingehenderer Untersuchung. zu übermitteln. Nach ihm und 
H. Friekhin ger fil. findet sich der Dysodil im Riesgau in Tiefen 
von 8—-9 Meter, eingebettet in grauen bis blaugrauen ' Tertiärletten 
in Lagen von wenigen bis zu mehreren Centimeter Miächtigkeit. 

Das Mineral, welches mir vorliegt, ist grau, blau- bis gelb- 
grau, reichlich mit leieht abwischbarem Thon durchsetzt. Nach 
dem Befeuchten mit Wasser erscheint es grau- bis schwarzgrün, 
oft mit kleineren und grösseren, bald isolirten, bald zusammen- 
fliessenden, strahligen, dunkleren Flecken dicht bedeckt und mar- 
morirt. 


*) Poggendorf’'s Annalen Bd. 48. 1839. p. 573. — Bericht über d. Ver- 
handlungen d. kgl. preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1846. p. 158. 1848. p. 8. 
**) Verhandl. d. physik.-medicin. Geseilsch, Würzburg. Bd. VIII. 1875. p. 238. 


Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 41 


Leicht kann man nach längerer geeigneter Maceration in 
Wasser, Säuren und KÖH durch Spaten oder Messerklinge, auch 
dureh Abspülen mit Wasser u. dergl. einzelne sehr dünne Plättchen 
von manchmal Decimeter-Durchmesser lostrennen, welche bei durch- 
tallendem Licht gelbgrünlich bis hell oliv erscheinen. 

Der Dysodil vom Ries verbrennt mit stark russender Flamme, 
unter Verbreitung eines schwach übelriechenden Geruches. Bei 
der trockenen Destillation gibt er ein sauer reagirendes Destillat. 
Es entweicht zuerst Wasserdampf unter Knistern, hierauf folgen 
dieke gelblichweisse Nebel und Dämpfe, die mit hell leuchtender 
Flamme verbrennen und einen unangenehmen Geruch nach ver- 
Jampfendem Paraffin und Petroleum verbreiten. 

KOH-Lösung entzieht dem Dysodil keine braunen Humus- 
säuren, wodurch er sich wesentlich von der Braunkohle und von 
«lem Torf unterscheidet. 

Drei verschiedenen Orten des Ries entnommene Proben lieferten 
folgende analytische Ergebnisse. 

Es beträgt der procentische Gehalt des natürlichen Dysodil 
an Wasser und Kohlenstoff: 


| - ; 
| bei der lufttrockenen Substanz Kohlenstoffgehalt der bei 


No, 100® C. getrockneten 
H:O °/o | C lo Substanz. 
| 5 | 
1 | 7.93 | 8.59 | 9.27 
2 | 5.01 | 15.74 16.53 
3 | 5.88 | 5.00 5.31 
) 


Die wasserfreie organische Substanz enthält Kohlenstoff*) bei‘ 
Nest) an 
N 02 or 
Nor 092. 03004. 

Der Dysodil No. 3 besteht lufttrocken aus: 


12.22 CO: Spuren von PsO5 und HCl. 
28.52 SiO> Kein K2O und NaeO. 

4.76 SOs 5.88 H2sO. 

4.58 AlsOs 5.00 °C: 

12.09 FeO rer 

15.25 CaO 0.10 N. 

3.16 MsO 1.260. 


Somit in der lufttrockenen Substanz 80.38 %o Asche. 
Hieraus berechnet sich für die wasserfreie organische Substanz 
folgende Zusammensetzun:z: 


RE Sg 5 
0.72 N 
93.26 1) 


*) Für die Braunkohle werden im Mittel 63 °/o, für den wasserfreien Torf 
ca. 60°/o Kohlenstoff angegeben. Vergl. W. v. Gümbel, Geologie von Bayern. 
Theil. I. 1888. p. 68, 69. 


42 Sitzungs-Bericht des botanisehen Vereins in München. 


Höchst merkwürdig ist das Vorkommen von Chlorophyll in 
diesem Mineral. 

Durch Behandlung mit Alkohol erhält man eine tief oliven- 
grüne bis braungrüne Lösung, welche schwachrote Fluoreseenz 
zeigt. Im Spektrum kann man sich überzeugen, dass man es hier 
mit echtem Chlorophyll zu thun hat, welches sonach theilweise 
unbekannte Jahrtausende hindurch sich im Schoosse der Erde er- 
halten hat. Es ist dies wohl das erste bekannt gewordene fos- 
eile Chlorophyll. 

Auch Fett und Paraffıne finden sich, jedoch in sehr geringer 
Menge, im Pe Der lufttrockene Dysodil gibt ca. 0.28 %o 
Aetherextrakt *), wonach sich für die organische Substanz ca.1.8 °/o 
berechnen. 


Das Extrakt ist grünlichgelb und von butterartiger Konsistenz. 

Mikroskopische Untersuchung. Der oben gefundene und auch 
früher schon stets hervorgehobene hohe Gehalt an SiOs, sowie die 
Forschungen Ehrenberg’s liessen eine grosse Menge von Diato- 
maceen erwarten. Zu meiner Ueberraschung fand ich jedoch erst 
nach langem Suchen und nach eingehender Besichtigung mehrerer 
hundert Präparate nur 3 Navicula-Exemplare und einige an Actino- 
eyelus erinnernde Individuen. 

Diese Verhältnisse blieben bei 3 verschiedenen Dysodilproben 
des Ries, sowie beim Dysodil von Glimmbach und von Rott an- 
nähernd dieselben. 


Hieraus ergibt sich die Thatsache, dass der Dysodil, trotz 
seiner 28 /, SiOs (in der lufttroekenen Substanz) ) an die Gegenwart 
von Diatomaceen keineswegs, wie man bisher allgemein angenommen, 
gebunden ist. Die konstante, zum Theil sehr massige Anwesenheit 
der Kieselsäure hat sonach ihre Quelle anderen Verhältnissen und 


nicht jenen interessanten Organismen zu verdanken. 


Die Diatomaceen stehen vielmehr zum Dysodil ungefähr in 
demselben Verhältniss wie zum Torf; sie können absolut fehlen, 
oder spärlich oder in Nestern und mächtigen Lagern stellenweise 
vorhanden sein: rein lokale und zufällige Erscheinungen. 


Es: gelingt bei günstigen Objekten und nach zweckmässiger 
Behandlung und Präparation meist leicht, den Dysodil in Plättchen 
von grosser Dünne zu spalten; diese selbst lassen sich nach den 
Aufkleben auf einen Objektträger in äusserster Feinheit abpinseln 
oder abschleifen. Die so gewonenen Häute sind von struktur- 
losem Ansehen; nach Behandlung mit Chlorzinkjod jedoch erkennt 
man bei vielen Ueberreste von Zellmembranen, die durch ein- 
getretene Blaufärbung deutlicher zum Vorschein "kommen. Auch 
werden häufig diverse, unbestimmt umschriebene kleinere und 
grössere Stellen dieser Häute durch Chlorzinkjod blau gefärbt, 
ohne dass man bestimmte abgegrenzte Membranen bemerkt: ofien- 
bar Cellulosefragmente oder -Molekülanhäufungen, die der voll- 
ständigen Zerstörung entgangen sind. 


\ 


*) Die Aetherextraktion hatte Herr Dr. E. Wein die Güte auszuführen. 


Botanische Gärten und Institute. 43 


Die Häute erweisen sich sehr häufig deutlich als Cutieular- 
häute, offenbar von Blättern herrührend. Sie besitzen hin und 
wieder mit einer gewissen Regelmässigkeit vorkommende und ver- 
theilte Löcher von 20—24 wu Durchmesser: offenbar die Lage der 
früher vorhanden: gewesenen Stomata bezeiehnend. Auch werden 
in deren Umgebung da und dort häufig 40—48 u weite, undulirt- 
berandete Oberhautzellen wahrgenommen. Einige Male kamen 
papillenartig ausgestülpte Oberhautzellen vor. Die Cuticularhäute 
werden niemals in toto blau gefärbt, aber meist da, wo Zellen- 
grenzen an denselben bemerkbar sind, tritt die Cellulosereaktion 
ein. Lignin- und Eiweissreaktion (mit Millon’s Salz) konnte ich 
bis jetzt nicht beobachten. Ueberall, wo die Cuticularhaut einen 
ringsum geschlossenen Schlauch bildet, ist der Celluloseinhalt des 
Blattes ganz oder nahezu ganz verschwunden, vom Lignin, von Skle- 
renchym- und Gefässelementen nichts mehr zu finden. 

Bei der vor sich gegangenen Carbonisation sind die Wan- 
dungen der Gefässe und Zellen deformirt und desorganisirt, zum 
Verfall veranlasst worden. Nur ein Theil der Cellulose blieb in 
stark angegriffenem Zustande, einige Zellwandfragmente höchst 
comprimirt erhalten. 

Bei den herauspräparirten Plättchen sowohl, als auf Quer- 
schnitten gewinnt man unschwer die Ueberzeugung, dass der Dy- 
sodil nahezu ausschliesslich aus Blättern entstanden ist. Sehr 
häufig erkennt man auf dem Querschnitt noch jene gerundeten, 
scharf abgesetzten Vorsprünge, welche die einstigen Blattrippen 
anzeigen, deren Bestandtheile jedoch bis auf unkenntliche Frag- 
mente verschwunden sind. 

Die einzelnen Blattlagen lassen sich häufig von einander ab- 
trennen, auf gelungenen Querschnitten stets von einander unter- 
scheiden. Da auch aus der Cuticula die Cellulose meist ver- 
schwunden, ihre Wachs- und Fettbestandtheile in paraffinartige 
Substanzen zum Theil umgewandelt wurden, so ist sie selbst sehr 
gelockert und stellt daher fast ausnahmslos eine äusserst zarte, 
leicht zerreissende Haut dar, die nur hin und wieder ihre wahre 
Natur unzweifelhaft erkennen lässt. 

(Fortsetzung folgt.) 


Botanische Gärten und Institute. 


Kraus, Gregor, Der botanische Garten der Universität 
Halle. Heft 1. Mit 5 Photolithogr. und 2 Holzschn. 8°. 79 pp. 
Leipzig (W. Engelmann) 1888. 

Eine Centenniumsschrift vom zeitigen Direktor des botanischen 
Gartens in Halle. Sie interessirt nicht blos solche, die in Halle 
studirt haben, sondern geht als ein wertvoller Beitrag 
zur Geschichte des botanischen Unterrichts auch 


44 Botanische Gärten und Institute, 


weitere Kreise an. Als Quellen dienten dem Verf. vorzugsweise die 
Universitätsakten. Die Geschichte hebt an mit der Gründung des 
alten hortus mediceus unter Kurfürst Friedrich Ill. im Jahre 1693 
und umspannt dann fast das ganze 18. Jahrhundert bis zur Anlage 
des jetzigen botanischen Gartens im Jahre 1787. Da das bischen 
descriptive Botanik derzeit nur ein Anhängsel der Medicin war, so 
sollte auch der alte, nur °?/a Morgen grosse hortus medicus in Halle 
nur dazu dienen, den jungen Medicinern die Heilkräuter zu demon- 
striren. Er war dem zweiten Professor der Medicin unterstellt, 
und sein erster Leiter war kein Geringerer als G. E. Stahl. Der 
Staat meinte in altpreussischer Sparsamkeit Wunders was gethan 
zu haben, wenn er den Grund und Boden dazu hergab; für die 
Verwaltung wurde kein Geld ausgeworfen. Sollte also im Garten 
noch etwas anderes als Dornen und Disteln wachsen, so geschah 
es auf die Privatrechnung Stahl’s. Er liess sich’s auch etwas 
kosten. Seine Nachfolger suchten sich dadurch schadlos zu halten, 
dass sie neben den Heilkräutern auch ihren Kohl bauten. Da der 
Boden aber sehr schlecht war und das Wenige, was er trug, aus 
Mangel an Aufsicht Felddieben zur Beute fiel, so war die Folge 
der gänzliche Verfall des Gartens. Erst in der zweiten Hälfte des 
vorigen Jahrhunderts erbarmte sich seiner wieder der fleissige und 
anspruchslose stud. med. Junghans, später Prof. der Botanik in 
Halle. 17 Jahre lang erhielt er ihn mit Hülfe anderer Studirender 
im selbstgeschaffenen Zustand, bis der von Friedrich Wilhelm 1. 
eingesetzte Kanzler vonHoffmann, wie manchen anderen Schäden 
in den Universitätseinrichtungen, so. auch dieser Not ein Ende 
machte und am 28. September 1787 den jetzigen botanischen Garten 
für die Universität erwarb und mit einem Etat von 240 Thalern 
ausstattete. Der erste Direktor des Gartens war Junghans, der 
sich aber der neuern besseren Verhältnisse nicht lange mehr erfreute, 
da er 1197 starb. Sein Nachfolger wurde der berülımte Kurt 
Sprengel. So. weit reicht die Geschichte des botanischen Gartens. 
Es liegt in der Absicht des Verfs., diese Geschichte bis auf die 
Gegenwart fortzusetzen. Möge ihm das gelingen! Möchten aber 
auch die hohen Behörden aus der vorliegenden Schrift Anlass 
nehmen, auf eine baldige Erweiterung bezw. Erneuerung der unzu- 
länglichen botanischen Institute in Halle bedacht zu sein! 
Horn (Cassel). 

Sommer, Gustav, Führer durch den Grossh. Botanischen 

Garten zu Karlsruhe. Mit einem Plane. 8°. 72 pp. Karls- 

ruhe (J. J. Reiff) 1888. M. 0.80. 


Eine übersichtliche Beschreibung der Einrichtungen des Gartens 
und Aufzählung der vorhandenen Gewächse. Letzteren sind vielfach 
biographische, für den Laien wertvolle Notizen beigegeben, die, 
in geschickter Form abgefasst, die Lektüre des „Führers“ ganz 
amüsant gestalten. Den Besuchern des Gartens, die nicht bloss 
sehen und riechen, sondern auch lernen wollen, sei das Büchlein 
empfohlen. 

Horn (Casael). 


Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 45 


Instrumente. Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Die neue Mikroskopirlampe von Kochs-Wolz in Bonn. 


Auf der 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
in Köln wurde zuerst eine Mikroskopirlampe ganz eigenartiger 
Konstruktion vorgeführt, die nunmehr von den Firmen: Marquart 
(C. Gerhardt) und Max Wolz, beide in Bonn, in den Handel 
gebracht ist und hier an der Hand nebenstehender Figur eine kurze 
Beschreibung erfahren soll. 


Die Konstruktion beruht auf dem physikalischen Gesetz, dass 
Licht bei seinem Gang durch Glas an der Luft total reflektirt 
wird, so lange der auffallende Lichtstrahl den Winkel von ca. 40° 
nicht überschreitet. Das von der verdeckten Lampe / erzeugte 
Licht gelangt in einen doppelt oder einfach gekrümmten Glasstab (s), 
welcher dasselbe in voller Stärke bis zum Präparat p fortleitet 
und unterhalb desselben diffus und kalt austreten lässt. Die 
Vorzüge ergeben sich von selbst. Das Auge wird, da nirgends 
anders als unter dem Objekt Licht austritt, von direktem Licht 
nicht belästigt, ebenso fällt die oft sehr unangenehme Wärme- 
ausstrahlung der Lampe weg. Die Beleuchtung des Präparats 
geschieht ohne Spiegel, Sammellinse etc., das Präparat erwärmt 
sich nicht; die Intensität des Lichtes kann durch Entfernen 
der Austrittsfläche vom Objekt, die Färbung durch Anwendung 
geeigneter Farbengläser leicht modificirt werden. Mit Hülfe eines 
einfach gekrümmten Stabes kann man undurchsichtige Objekte aus- 
gezeichnet beleuchten. Nur eine Unbequemlichkeit hat die Lampe, 
die daraus entspringt, dass unter dem Objekttisch bei complieirteren 
Mikroskopen doch eine Menge Vorrichtungen angebracht zu sein 
pflegen, wie der Abbe&’sche Beleuchtungsapparat, Blenden etc. und 
man gezwungen ist, das lichtspendende Stabende ziemlich weit zu 


46 Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden. 


entfernen. Doch ist dieser Mangel gewiss vom Mikroskopiker, event. 
vom Fabrikanten zu beseitigen und durchaus nicht im Stande, die 
Vorzüge der Lampe in den Schatten zu stellen. Der billige Preis 
von 15 Mark wird es ja Jedem gestatten, sich über die Leistungs- 
fähigkeit der neuen Lichtquelle zu unterrichten. 

Kohl (Marburg). 


Medium of high refraetive index. (Journ. R. Microscopical 
Society 1888. Pt. 3. p. 519.) 

Direetions for using Prof. H. L. Smith’s high refrac- 
tive mounting media. (The Mieroscope. Vol. VII. 1887. 
p- 308; Journ. R. Mierose. Soc. 1887. pt. 6. P. 1063.) 


Von den zur Einbettung von Diatomeen benutzten stark licht- 
brechenden Mitteln sind von besonderem Wert die von H.L. 
Smith erfundenen, über deren Brauchbarkeit Arth. E. Mentes 
ausgedehnte Untersuchungen anstellte. Nach deren Ergebnissen 
empfiehlt M. als vorzüglichstes Medium das auf folgende Weise 
hergestellte: Man bringe in eine 10cm Probirröhre 71\s Gran 
{4,63 g) Brom, füge 28°/ı Gran (1,86 g) Schwefel hinzu, erwärme 
leicht, bis sich beide vereinigt haben, und gebe dann in kleinen 
Portionen 67 Gran (4,34 g) frisch sublimirten Arsens zu (bei 
Zufügung grösserer Mengen ist heftige Reaktion und Ueber- 
schäumen unvermeidlich). Nach leichtem Kochen (15—20 M.) 
ist alles Arsen gelöst. Dünne Schichten des erkalteten Mittels 
erscheinen blassgelb, sein Brechungsindex ist beträchtlich höher 
als der des Phosphors, sein Schmelzpunkt liegt bei 200° C. Zur 
Herstellung von Diatomeen-Präparaten wird eine kleine Menge des 
vorher geschmolzenen Mittels mit dem Glasstab auf den Objektträger 
übertragen, und so lange dieselbe noch weich ist, das Deckglas 
mit den angetrockneten Diatomeen aufgedrückt. Ueber den Rand 
vorgetretenes Mittel wird entfernt und das Präparat mit irgend 
welchem Lack gerändert. 

Das Mittel ist also Auripigment (AssSs) in Arsenbromid ge- 
löst, welche Einzelbestandtheile jedoch im status nascendi zu- 
sammengebracht werden müssen. Smith’s Medium ist dagegen 
Realgar (AssS2) gelöst in Arsenbromid. Von dem Einschluss- 
mittel gebrauche man gerade soviel als ausreicht, den Raum 
unter dem Deckglas zu füllen, da es sich beim nachfolgenden Er- 
wärmen nur wenig an Masse verändert. Durch Kochen entfernt 
man die Luftblasen. Ueber das Deckglas hervortretendes Mittel 
wird mit feuchtem Tuche oder Fliesspapier entfernt, weil es Lack 
angreift. Metallische Flecken auf dem Deckglas werden nach dem 
Trocknen des Lacks mit einem durch Salzsäure befeuchteten Röll- 
chen Fliesspapiers entfernt. Vor dem Anbringen des Lackrings 
muss zur Vertreibung jeder vom Mittel etwa angezogenen Spur 
Feuchtigkeit der Objektträger erwärmt werden. Der mittelst Wachs, 


Pilze. 47 


Asphalt oder Zinklack hergestellte Verschlussring wird zweck- 
mässiger Weise mit einer Schellackschieht überzogen. 
Kohl (Marburg). 


Lagerheim, @., Ueber die Anwendung von Milchsäure 
bei der Untersuchung vontrockenen Algen. (Hedwigia. 
1888. p. 58—99.) 

Verf. empfiehlt Milchsäure, um getrocknete Algen für die mikro- 
skopische Untersuchung aufzuweichen und ihnen ihre natürliche 
Form wiederzugeben. Die in Wasser erweichten Algen werden in 
concentrirte, dickflüssige Milchsäure übertragen und auf dem Objekt- 
träger bis zum Entweichen kleiner Gasblasen erhitzt, hierauf mit 
dem Deckglas bedeckt und untersucht. Die Milchsäure bewährt 
sich zu diesem Zwecke besser als das früher vom Verf. (cf. Botan. 
Centralbl. Bd. XVII. 1884. No. 19) empfohlene Gemisch von 


Kalilauge und Glycerin. 
Kohl (Marburg). 


Referate. 


Bary, A. De, Species der Saprolegnien. Hierzu Taf. IX. 
und X. (Botanische Zeitung. Jahrg. XLVI. 1888. No. 38. 
p. 597—610, No. 39 p. 615—621, No. 40 p. 629 —636, No. 41 
p. 645—653.) 


Die Arbeit, welche Graf zu Solms-Laubach aus dem 
Nachlass (de Bary’s veröffentlicht, soll nach de Bary’s Be- 
merkungen auf eine Thatsache bez. Thatsachen hinweisen, die längst 
bekannt, aber augenscheinlich nicht gehörig beachtet und infolge- 
dessen nicht vollkommen verstanden worden sind, und versuchen, 
daraus einige praktische Folgerungen zu ziehen. 

Das Material verschaffte sich deBary dadurch, dass er nicht 
Wasser, von den natürlichen Standorten geschöpft, sondern eine 
Portion Schlamm- oder Wasserpflanzen, vor Austrocknen geschützt, 
in's Laboratorium und hier in ausgekochtes Leitungswasser brachte 
und in dieses dann ein vorher getötetes und an einigen Stellen, 
aber nicht zu weitgehend verletztes Insekt legte, an dem fast 
immer — und zwar zunächst an den entblössten Stellen — eine 
Saprolegnien- Ansiedelung erfolgte. Es stellte sich dabei heraus, 
dass die Saprolegnien in den natürlichen offenen Gewässern eine 
sehr weite Verbreitung haben müssen; denn unter den zahlreichen 
Schlamm- oder Wasserpflanzenproben, die er während 8 Jahren 
aus Seeen, Tümpeln, Bächen, Pfützen entnahm, war nur eine ein- 
zige keimfrei (aus einem Bächlein am Abfluss des Rhonegletschers), 
während alle übrigen aus der Ebene, dem Mittelgebirge und den 
Alpen bis zu 2000 Meter Seehöhe ohne Ausnahme 2 bis mehrere 


48 Pilze. 


(bis je 7) Saprolegnieenspecies lieferten. Im Ganzen waren die- 
selben nicht zu zahlreich; es wurden bloss 23 Arten (bei Anrech- 
nung nur eines Aphanomyces) unterschieden. Davon kehrten einige 
häufig wieder, andere blieben selten und fanden sich nur an be- 
stimmten Orten, und die Species, welche auftreten, gehörten meist 
zu den alten Genera Achlya, Saprolegnia, Dietyuchus, Aphanomyces; 
drei von ihnen wurden als Repräsentanten besonderer Genera: 
Aplanes, Leptolegnia, Pythiopsis unterschieden. Leptomitus lacteus 
wurde nur einmal beobachtet. Dieser, sowie die Aphanomyces- 
formen bleiben unberücksichtigt, ebenso Cornu’s Rhipidium und 
Monoblepharis, da sie Verf. nicht begegneten. 

Die gefundenen Formen waren theils nach früher gegebenen 
Beschreibungen sicher zu bestimmen, theils waren sie neu. Blieb 
die Identifieirung mit früher aufgestellten Formen zweifelhaft, 
weil die Beschreibung ungenügend oder darin mehrere distinkte 
Formen vermischt waren, so wurde das Gefundene ebenfalls neu be- 
schrieben und benannt. 

Die allgemeinen morphologischen Eigenschaften der ganzen 
Gruppe setzt Verf. als bekannt voraus und recapitulirt nur Einiges 
zur Verständigung über die Terminologie. 

Aus der keimenden Spore geht ein Schlauch hervor, dessen 
oberes Ende zum primären, senkrecht abstehenden Hauptende und 
dessen Basis zu einem im Substrate reich verzweigten Rhizoidensystem 
sich entwickelt. An diesem letzteren werden nach und nach viele 
schwächere und dünnere Seitenzweige gebildet, die sich zwischen 
den strahlenden Hauptschläuchen oft in unregelmässigster Weise 
umherschlängeln und sie nach Art der Schlingpflanzen umwinden. 
An der Spitze der Hauptschläuche entstehen die normalen primären 
Sporangien, die oft ausschliesslich vorhanden sind. Gewöhnlich 
aber setzen sich nach ihrer Entleerung andere an ihre Stelle, von 
denselben Hauptfäden ausgehend, sie durchwachsend oder seitlich 
hervorsprossend und durch Wiederholung dieses Vorganges Spross- 
generationen darstellen, deren Glieder mit je einem Sporangium 
abschliessen und dichasiale, wickelige oder schraubelige Verbindung 
zur Schau tragen. Die eigentümliche Erscheinung der Zoosporen, 
dass sie, mit 2 Cilien versehen, aus dem Sporangium beweglich 
hervortreten, zur Ruhe kommen, eine Cellulosemembran ausscheiden 
und unter veränderter Form mit seitlich inserirten, vor- und rück- 
wärts gerichteten Cilien wieder aus derselben hervorschlüpfen, um 
dann zum 2. Male zur Ruhe zu kommen und nun erst zum neuen 
Thallus auszukeimen, wird (nach der seinerzeit von Leitgeb darauf 
gegründeten Gattung Diplanes) als Diplanie bezeichnet. Die 
Oogonien erscheinen gewöhnlich terminal an den seitlichen Faden- 
zweigen, seltener an den Hauptschläuchen, und nur ausnahmsweise 
kommen sie intercalar vor. Androgyn ist die Geschlechtsverthei- 
lung, wenn die Antheridien sich an den Seitenzweigen der oogonien- 
tragenden Fäden bilden oder ein unter dem Oogonium gelegener 
Abschnitt des Tragfadens selbst zum Antheridium wird. Arten, 
bei denen Antheridien und Oogonien den Verzweigungssystemen 
verschiedener Hauptschläuche entspringen, werden dielin genannt. 


vr. 


Pilze. 49 


Ob wirkliche Diöcie vorkommt, ist wohl kaum sicher zu ent- 
scheiden. Die Oosporen sind bei den meisten Arten centrisch 
gebaut, d. h. sie enthalten eine genau centrale, von einer körner- 
reichen plasmatischen Schicht umgebene Fettkugel; excentrisch 
gebaute Oosporen kommen nur bei wenigen Formen vor, wie bei 
Saprolegnia anisospora, Achlya polyandra, A. prolifera, Dietyuchus 
elavatus, Pythiopsis cymosa. Bei letzterer sind an Stelle der einen 
immer zahlreiche kleine Fettkugeln vorhanden. Zwischen beiden 
Fällen vermitteln die Oosporen subcentrischen Baues, wo, wie 
bei Achlya apiculata, oblongata und spinosa, die die Fettkugel 
umgebende Hülle von Körnerplasma an der einen Seite dünner ist 
und hier derart durchbrochen wird, dass die Fettkugel mit einem 
kleinen Theile ihres Umfangs direkt an die Sporenmembran anstösst. 


Zunächst folgt nun eine Zusammenstellung und kurze Charak- 
teristik der Genera, die auf die Saprolegnieen im engeren Sinne 
beschränkt bleibt. Gattungen, bez. deren Neues nicht gewonnen 
wurde und deren Species deshalb nicht behandelt werden sollen, 
stehen in Klammern. 


1. Saprolegnia Nees. Gonidien aus dem Sporangium mit 2 endständigen 
Cilien beweglich hervortretend, einzeln schwärmend, nach Abscheidung einer 
Cellulosemembran wieder zur Ruhe kommend, später die Membran von neuem 
verlassend und in das 2. Schwärmstadium tretend, das mit der Keimung endet. 
Zoosporangien kräftiger Individuen nach ihrer Entleerung häufig vom Trag- 
faden durchwachsen, worauf in Folge der Durchwachsungen nicht selten successive 
eine Mehrzahl in einander geschachtelter Sporangien gebildet werden. Oosporen 
1 bis viele, das Oogonium nie völlig erfüllend. 


2. Leptolegnia n. gen. Eine das ganze Organ lückenlos erfüllende 
Oospore; sonst wie Saprolegnia. 

3. Pythiopsis nz. gen. Gonidien das Sporangium mit 2 endständigen 
Cilien beweglich verlassend, einzeln schwärmend, um dann zur Ruhe zu kommen 
und ohne Häutung und zweites Schwärmstadium direkt zu keimen. Zoo- 
sporangien endständig auf den Aesten der Hauptfäden, cymös angeordnet 
oder reihenweise hinter einander, nach der Entleerung nie durchwachsen. 
Oogonium und Oosporen wie bei Saprolegnia. 


4. Achlya. Gonidien ohne Cilien aus dem Sporangium hervorgehend, 
vor der Oefinung desselben zu einem hohlkugeligen Kopf vereinigt und von 
zarter Cellulosemembran umhüllt; aus dieser später schlüpfend und in ein zweites 
Bewegungsstadium eintretend, auf das die Keimung folgt. Sporangien cylindrisch- 
keulenförmig, ja mehrere Reihen von Gonidien bildend, nach der Entleerung eine 
deutliche Entleerungspapille zeigend, nicht durchwachsen, sondern nur durch 
cymöse Verzweigung des Trägers erneuert. Im Uebrigen wie Saprolegnia. 

5. AphanomycesdeBy. Sporangien lang fadenförmig, gestaltlich nicht 
von den vegetativen Fäden verschieden, ohne deutliche Oeffnungspapille ; die 
Gonidien in einfacher Reihe hinter einander bildend. Im Uebrigen wie Achlya.) 


6. Dietyuchus Zeitgeb. Gonidien innerhalb des Sporangiums, ohne 
den Ort der Entstehung durch Theilung zu verändern, Cellulosemembran bildend; 
später aus derselben hervorschlüpfend, um zu schwärmen und endlich zu keimen. 
Sonst wie Achlya. 

7. Aplanes na. g. Gonidien nicht schwärmend, übrigens wie Achlya. 


8.Leptomitus (Apodya Cornu). Thallus durch regelmässige Einschnürun- 
gen (ohne Scheidewände) in einkernige Glieder getheilt. Zoosporangien 
endständig, oft zu mehreren hintereinander, nicht durchwachsen. Zoosporen 
mit endständigen Cilien (nach Pringsheim) direkt auskeimend, ohne Diplanie. 
Sexualorgane unbekannt (von Cornu zwar die Oosporen erwähnt, aber 
nicht genauer beschrieben). 


Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1389. Bd. XXXVII. 4 


50 Pilze. 


I. Saprolegnia. 


1. Asterophora-Gruppe, mit sternförmigen Oogonien: S. asterophora de By. 

2. Ferax-Gruppe (S. terax Pringsheim), mit plattwandigen, runden, bis nach 
der Sporenreife mit ihren Trägern in festeın Zusammenhange bleibenden Oogonien; 
die Normalsporangien nur mittelst Durchwachsung erneuert. a) Ohne Antheridien, 
mit centrischen Oosporen: $. Thureti de By. b) Antheridien meist vorhanden, 
als kurze Gliederzellen des Oogoniumträgers unter resp. neben dem Oogonium 
(androgyn), Oosporen centrisch: S. hypogyna Pringsh. ce) Antheridien auf Neben- 
ästen, «) mit centrischen Oosporen: S. monoica Pringsh., androgyn, Antheridien 
stets vorhanden; S. mixta, androgyn oder dielin oder ohne Antheridien ; S. torulosa 
de By., S. dioica dielin; #) mit excentrischer Oospore: S. anisospora de By. 
dielin. 

3, Monilifera-Gruppe, mit glatten, runden, während oder vor der Oosporen- 
bildung von ihrem Träger abgegliederten, resp. im Zusammenhang mit ihm 
gelockerten Oogonien. Erneuerung der Sporangien theils mittelst Durchwachsung 
der entleerten, theils durch cymöse Verzweigung des Trägers. 

Zoosporen centrisch, Antheridien fehlend: S. monilifera de By. 


1. Saprolegnia asterophora de By. in Pringsheim's Jahrb. II. t. 19. 20. 

Die geraden, schlaf abstehenden Hauptfäden tragen eylindrisch-keulige 
Sporangien, die sich mittelst Durchwachsung erneuern. Die zahlreichen Oogonien 
finden sich endständig auf den Verzweigungen von Aesten, welche zum Theil 
an den Sporangienträgern selbst, überwiegend aber am Mycel entspringen, kaum 
die halbe Dicke der Sporangienträger erreichen und sammt ihren Verzweigungen 
wellig gekrümmt sind. Die runden, iu Folge der stumpf- oder spitz-konischen 
Aussackungen morgensternförmig erscheinenden, mit derber, tüpfelfreier Wand 
versehenen Oogonien schliessen meist eine, selten zwei, im höchsten Falle drei 
centrische Oosporen ein. Die keulig-schiefen Antheridien werden an den Enden 
von Nebenästen gebildet, die dicht bei dem Organ von dessen Träger entspringen ; 
sie setzen sich dem Organ mit breiter Endfläche an. Nicht selten kommen 
antheridienfreie Oogonien vor, welche normale Oosporen reifen. Fundorte: Frei- 
burg, Königsberg in Pr., Titisee, Kestenholz i. E. 


2. Saprolegnia Thureti de By., S. ferax Thuret, Ann. se. nat. ser. 5. Bot. 
Vol. XIV. t. 622. de Bary, Betr, IV. V. J..1-10: 

Die runden Oogonien haben in der Wand zahlreiche, meist grosse Tüpfel. 
Die Antheridien fehlen gewöhnlich. Sonst gleich S. monoica. — Sehr grosse, 
40 bis 50 Oosporen einschliessende Oogonien kommen nicht selten vor, besonders 
an den Enden der Hauptfüden. Relativ häufig finden sich auch eylindrische, in 
entleerte Zoosporangien eingewachsene Oogonien. Wurde ein Antheridium gefunden, 
stand es auf einem Nebenaste in morphologischer Nähe des zugehörigen Organes 
und trieb einen normalen Befruchtungsschlauch. Häufig. 


3. Saprolegnia hypogyna Pringsh. Jahrb. IX. p. 196. t. 18 f. 9 u. 10. 

Wächst in zarten, straff abstehenden Rasen. Die Primärsporangien durch- 
wachsen wiederholt. Die Oogonien finden sich endständig und sind dann meist 
rund bis birnförmig oder stehen intercalar und sind breit tonnenförmig; im 
letzteren Falle folgen oft 2 bis 3 aufeinander. In der glatten, mässig derben 
Wand beobachtet man wenig zahlreiche, grosse Tüpfel. Die centrischen Oosporen 
entstehen meist zu 5—10 (1—40) in einem Oogonium. Nebenäste fehlen. Anthe- 
ridien sind meist vorhanden und sitzen in Form einer eylindrischen oder cylindrisch- 
keulenförmigen Zelle am basiskopen Ende des Organes; sie treiben zuweilen einen 
ästigen Befruchtungsschlauch in das Oogonium; oft wölben sie auch blos die 
Querwand ein. Einzelne intercalare Oogonien haben an jedem Ende ein Anthe- 
ridium. Fundorte: bei Berlin, bei Strassburg. 

4. Saprolegnia monoica de By. (Aut. ex parte) Pringsh. Jahrb. I.t. 19 u. 20, 
de By. Beitr. IV t.6 f. 1. 2.t. V f. 1—19. 

Die Hauptfäden sind gerade und straff, die primären Sporangien schlank, 
keulenförmig-cylindrisch. Androgyne Nebenäste mit Antheridien fehlen an keinem 
Organ. Die Antheridien entspringen entweder an der gleichen Abstammungs- 
achse, wie das letztere, oder einer nächst benachbarten. Die runden, stumpfen, 
glatten, mit mässig grossen Tüpfeln versehenen Oogonien finden sich auf dem 
Scheitel traubig geordneter, kurzer Seitenästchen der Hauptfäden, die ihrerseits 
selbst mit einem Oogon oder Zoosporangium oder auch steril endigen. Sie enthalten 


Pilze. 51 


1 bis über 30, meist 5—10 centrisch gebaute Oosporen. Die krummkenlen- 
törmigen Antheridien legen sich mit der concaven Seite dem Oogon an. 

$ Var. montana. Durch häufig unregelmässiger geordnete und mehr gestreckte 
Oogonienträger, längere, schlankere Gesammtverzweigung und sehr vereinzelte 
‚oder ganz feblende Tüpfel in der Oogonienmembran von der vorbeschriebenen 
Form ausgezeichnet. Hauptform in den Gewässern der Rheinebene um Strassburg, 
£ aus Gebirgsseen: Vogesen, Schwarzwald, Grimsel. 

5. Saprolegnia mixta de By. 

Schlanke, schlaffästige Hauptfäden, die Oogonien theils mit, theils ohne 
angelegte Antheridien. Die Nebenäste, an welchen letztere stehen, sind entweder 
diklinen oder androgynen Ursprungs. In der Oogonienwand beobachtet man 
zahlreiche, oft sehr grosse und etwas nach aussen vorspringende Tüpfel. — Die 
erwähnten Merkmale bilden ein Gemisch von denen der beiden Species monoica 
und Thureti. Fundorte: Rheinebene um Strassburg, Meissen in Sachsen, Bieler 
See, Vierwaldstädter See bei Wäggis. 

6. Saprolegnia torulosa de By. Beitr. IV t. VI f. 3—17. 

Die primären Zoosporangien sind schlank, cylindrisch-keulenförmig; die 
unregelmässig keuligen, länglich birnförmigen oder eylindrischen, selten bis zur 
Eiform verbreiterten Oogonien treten fast immer als Glieder torulöser Zellwände 
‚auf, in welche sich die Hauptfäden theilen, stehen in dieser oft zu 2 bis mehreren 
übereinander und bleiben bis nach der Reife fest mit den übrigen Zellen ver- 
bunden. Die Oogonienwand ist mit spärlichen Tüpfeln besetzt oder ohne solche. 
Die Oosporen sind centrisch gebaut. Nebenäste und Antheridien fehlen gewöhnlich. 
Sind erstere vorhanden, so ist ihr Ursprung androgyn oder diklin. Anfangs ist die 
Species von S. monoica nicht zu unterscheiden, erst später, wenn die Hauptäste 
sich gliedern und torulös werden. Scheint nicht selten. 

7. Saprolegnia dioica de By. (Aut. ex pte.) t. II f. 12 u. 15. 

Bildet dichte Rasen, welche aus dünneren, schlanken Hauptfäden bestehen. 
Die primären Zoosporangien sind lang und schlank, eylindrisch-keulenförmig und 
werden vielfach (6—8 Mal) mittelst Durchwachsung erneuert, und zwar bei allmählich 
abnehmender Länge und dem entsprechender Einschachtelung der späteren in 
die entleerten früher gebildeten. Die glatten, runden oder birn-, keulen- oder 
tonnenförmigen Oogonien erscheinen an den Hauptfäden terminal oder intercalar, 
einzeln oder zu mehreren reihenweise hinter einander. Ihre derbe, zuweilen 
gelbliche Membran hat manchmal vereinzelte kleine Tüpfel. Sie enthalten bis 
20 mehr centrische Oosporen. Die Antheridien fehlen niemals, sondern umhüllen 
oft in grosser Zahl das ganze Oogon, sie sind schief keulenförmig oder eylindrisch 
und bilden oft reihenweise hinter einander normale Befruchtungsschläuche. 
Immer werden sie von Nebenästen getragen, die von dünnen oogonfreien Haupt- 
fäden entspringen (Diclinie). Oft zeigt ein Oogon Antheridienäste von verschiedenen 
Stämmen. — Simpfe der Rheinebene, am Kniebis im Schwarzwald, beim Grimsel- 
hospiz, See des Rätherichsbodens im Oberhaslithal. 


3. Saprolegnia anisospora de By. t. I. f. 4. 

Die zarten, straff abstehenden Hauptfäden endigen mit cylindrisch-keulen- 
förmigen Primärsporangien, die sich mittelst wiederholter Durchwachsung erneuern. 
Die einen enthalten grosse, die anderen kleinere Zoosporen, welche letztere denen 
verwandter Arten, besonders S. monoica, gleichen, während die grossen den 
Oosporen nahekommen. Die keulig birnförmigen, glatten, derbwandigen, tüpfel- 
freien Oogonien stehen terminal auf kurzen, längs der Hauptfäden traubig an- 
geordneten Seitenzweigen oder auf langen, minder regelmässig angeordneten 
Aesten. ÖOosporen finden sieh 1—10, meist 5—8 in einem Oogon, bei der Reife 
mit einer grossen oder einer Gruppe seitlicher Fettkugeln. Die zahlreichen, 
grossen, krumm-keulenförmigen Antheridien umhüllen meist ein Oogonium dicht 
und legen sich demselben mit den konkaven Seitenflächen oder der Endfläche 
dicht an. Sie entstehen immer auf Nebenästen diklinen Ursprungs, die ihrerseits 
von dünnen Hauptfäden entspringen und, sich nach allen Seiten zu den Oogonien 
begebend, den Rasen dicht durchflechten. — Aus einem Rheinsumpf nächst der 
Orangerie bei Strassburg erzogen. 

9. Saprolegnia monilifera n. sp. t. 1 f. 6. 

Die kaum über 2 mm langen Hauptfäden bilden dichte Rasen. Die primären 
Zoosporangien sind bauchig keulenförmig und werden theils mittelst Durchwachsung 
erneuert, theils stehen sie in Folge cymöser Verzweigung auf dem Scheitel der 


A® 


52 Pilze. 


Hauptfäden büschelig neben einander. Die fast kugeligen, mit kurz eylindrischem. 
Ansatzstück versehenen Oogonien finden sich meist auf dem Scheitel von Haupt- 
fäden, selten auf kürzeren Aestchen in basipetaler Folge, zuweilen bis 15 hinter 
einander. Stets tritt ziemlich früh eine Trennung ein, und sie durchlaufen, einzeln 
im Wasser liegend, den Process der Reifung. Die derbe, farblose oder hell 
gelbbraune Oogonienwand trägt wenige, sehr kleine oder gar keine Tüpfel. Ein 
Oogon zählt bis 16, meist 6—12 centrische Oosporen. Antheridien wurden auf 
den Nebenästen nie beobachtet. — Die Species steht der $. torulosa am nächsten. 
ist aber durch Zoosporangien und Oogonien wie durch das ganze Wuchsverhältniss 
von allen Verwandten unterschieden. Die Oogonien werden sehr reichlich 
gebildet, minder reichlich die Zoosporangien. Erstere erscheinen theils auf 
besonderen Hauptfäden, theils auf solchen, die früher Sporangien trugen. — In 
den moosreichen kleinen Seen an der Schwedenschanze beim Kniebis (Schwarz- 
wald) immer gefunden. 


I. Leptolegnia deBy. 


Leptolegnia eaudata de By. ef. t. I. f. 5. 


Bildet dichte, schlaff- und dünnfädige Rasen. Die cylindrischen, mit dem 
Tragfaden gleich breiten Zoosporangien erzeugen durch Quertheilung des Proto- 
plasma gewöhnlich nur eine Längsreihe von Sporen. Sehr selten sind dieselben 
streckenweise spindelig angeschwollen und dann mit 2—3 Reihen durch Theilung 
des wandständigen Protoplasma entstandener Sporen versehen. Eine Durch- 
wachsung der Sporangien findet nicht immer, aber zuweilen 2—3 Mal nach einander 
statt. Die schief eiförmigen, mit der grösseren Achse quer zum Träger gerichteten, 
seltener (wenn 2 Antheridien vorhanden), etwas birnförmigen Oogonien erscheinen 
am basalen Theile der Hauptfäden auf kurzen, reihenweise einseitig traubigen 
Seitenästehen oder auch am Ende direkt vom Mycel entspringender, dünner Aeste. 
Sie werden lückenlos von einer Oospore erfüllt, die aus einer dicken, farblosen 
Membran und einem helldurchschimmernden, feinkörnigen Protoplasmakörper 
nebst einer zu einer kleinen, runden, unregelmässig gestalteten oder in 2 Theile 
zerklüfteten Platte gruppirten Schicht von kleinen Fettkörnern besteht. Die 
Antheridien sind diclinen Ursprungs von schief keuliger Form und treten an den 
Enden dünner Fäden auf, welche den Rasen nach allen Seiten durchflechten. 
Sie legen sich einzeln, selten zu zweien dem Oogon mit breiter Endfläche an, 
von der aus sie einen kurzen Befruchtungsschlauch treiben. — Schwedenschanze 
am Kniebis, Rätherichsboden im Oberhaslithal. 


IU. Pythiopsis de By. 

Pythiopsis cymosa de By. ef. t. 1. f. 1. 

In dem feinfädigen Thallus strahlen die dicht stehenden Hauptfäden nach 
allen Seiten aus. Die primären Zoosporangien finden sich am Ende derselben, 
zuweilen mehrere hinter einander, sind kurzkeulenförmig und bilden vor der 
Zerklüftung ihres Inhalts auf dem Scheitel einen kurzen schnabelartigen Fort- 
satz, in dem sie sich öffnen. Die sekundären entstehen durch seitliches Aus- 
wachsen unter den primären, bei normaler Entwicklung je eines unter jedem 
primären und erzeugen so durch Wiederholung des Vorgangs regelmässige 
Wickel, während bei minder regelmässigem Wachstum kopfige Häufung der 
Sporangien eintritt. Später entstehen an viel dünneren gebogenen, aus der 
Basis des Rasens entspringenden Fäden die Oogonien; mitunter treten sie aber 
auch weit oben auf und erweisen sich als Seitensprossen der Hauptfäden. Sie 
sind terminal, kugelig und haben eine tüpfellose, mitunter mit spärlichen, kurzen, 
unregelmässig vertheilten Papillenvorsprüngen versehene Wandung. Der Inhalt 
derselben ballt sich zu einem, selten 2 oder 3 Eiern. An kurzen androgynen, 
dicht unter dem Oogon entstehenden Seitenzweigen entstehen 1—4 Antheridien; 
mitunter beobachtet man auch Stielantheridien, besonders dann, wenn mehrere 
an einem Oogonium entwickelt sind. Das Antheridium treibt in das Oogenium 
einen Befruchtungsschlauch, der das Ei berührt. Aus letzterem entsteht eine 
grosse, excentrisch mit zahlreichen, seitlich gelegenen Fettkugeln versehene 
Oospore. — Aus einem Schneewassertümpel auf dem Vogesenkamm. — In den 
Oktoberkulturen hatten die Oogonien zahlreichere Papillenvorsprünge und die 
zur Reifezeit der Oosporen hellbraune Wandung war derart verdickt, als ob ihr 
eine dicke, aber sehr durchsichtige äusserste Schicht aufgelagert wäre. 


Pilze, 53 


IV. Achlya. 
1. Achlya prolifera de By. Autorum ex parte. cf. de Bary, Beitr. IV. t. II, 
SE er u ® 

Die Hauptschläuche, welche stark aus dem Substrat strahlen, enden gewöhn- 
lich mit primären Zoosporangien, unter denen die sekundären in sympodialer 
Verkettung hervorsprossen. Die Oogonien stehen in traubiger Anordnung seit- 
lich an den Hauptfäden, sind kurz gestielt, in der Regel terminal kugelig, auf 
‚der Wandung mit zahlreichen, scharf umschriebenen, deutlichen Tüpfeln ver- 
sehen. Sie schliessen eine wechselnde, meist grössere Zahl Oosporen excentrischen 
Baues ein. Die Antheridien tragenden Nebenäste — die Pflanze ist diklin — 
umschlingen die Oogonien und die sie tragenden Hauptfäden in vielfachen 
Windungen und dabei vieltacher Verzweigung, ähnlich wie Parasiten. Die 
Oogonien werden meist dicht, oft lückenlos von den Nebenastzweigen umwickelt, 
die zahlreiche, oft selbst intercalare Antheridien tragen, welche jenen mit der 
Seitenwand anliegen und Befruchtungsschläuche in ihr Inneres treiben. — Wohl 
überall verbreitet. 

2. Achlya polyandra de By. cf. Beitr. IV. t. IV. f. 5—12. 

Die Hauptschläuche wie bei vor. Art. Der Thallus ist aber nicht diklin, 
sondern audrogyn, mit kurz gestielten endständigen, selten intercalaren, traubig 
angeordneten Oogonien und dünnen, vielfach gewundenen und verzweigten 
Antheridien tragenden Nebenästen, die an den Hauptschläuchen verschiedenen, 
Orts, nie jedoch an den Oogonienstielen stehen. Zuweilen tragen schwache 
Hauptschläuche auch terminale Oogonien. Die kugeligen Oogonien besitzen 
eine derbe, hie und da lokal verdünnte, nicht getüpfelte Wandung, die vereinzelte 
warzenförmige Aussackungen erkennen lässt. Die Antheridien finden sich an 
der Spitze der 1—4, das Oogonium bogig umwachsenden Nebenastzweige; sie 
schmiegen sich seitlich fest an und treiben je ein oder zwei Betruchtungs- 
schläuche ins Oogon. Die ÖOosporen bilden sich in wechselnder grösserer Zahl 
und sind excentrischen Baues. — Häufig, aber minder gemein wie vor. 

3. Achlya gracilipes de By. cf. t. II. f. 2. 

Der kräftige und längfädige Thallus gleicht im Wuchs der vorigen Art, 
ebenso die primären Zoosporangien. Die sekundären, welche seitlich hervor- 
sprossen und gestielt sind, entwickeln sich meist nur spärlich. Bez. der Ge- 
schlechtervertheilung ist die Pflanze als androgyn zu bezeichnen. Die kugeligen, 
mit ungetüpfelter, derber Membran und meist stark empor gewölbter Basalwand 
versehenen Oogonien finden sich auf langen, dünnen, im Allgemeinen unverzweigten 
‚oder einen sympodialen, wieder mit einem Oogonium endenden Seitenzweig 
treibenden Stielen. An den Hauptschläuchen stehen dieselben in unregelmässiger, 
racemöser Anordnung gehäuft. Vom Oogonstiel entspringen in der Regel ein, 
selten mehrere ziemlich reich verzweigte Nebenäste, welche kleine, seitlich an- 
liegende Antheridien tragen, die Befruchtungsschläuche ins Oogon treiben. Die 
kugligen, centrisch gebauten Oosporen entstehen in letzterem meist zu 8—18, 
aber auch bis zu 40. — Rheinsümpfe bei Strassburg, bei Weilburg in Nassau. 

4. A. apiceulata. de By. n. sp. cf. t. II. f. 8—5. 

Der Thallus ist mässig staık. Die Zoosporangien erscheinen oft einzeln, 
‚oft mit cymös sprossenden, gewöhnlich gestielten Sekundärsporangien. Die ei- 
länglichen, in ein ziemlich schroffes, abgesetztes Spitzchen endenden Oogonien 
stehen meist seitlich an den Hauptschläuchen in traubiger Anordnung, an der 
Spitze kurzer, einfacher, oft hakenartig gekrümmter Seitenzweige. Ihre Mem- 
bran entbehrt der Tüpfel. Aus dein Hauptschlauch in der Nähe des Oogonium- 
stiels, selten aus diesem selbst gehen spärlich verzweigte, kurze, mit der Breit- 
seite anliegende Antheridien hervor, die einen Befruchtungsschlauch bilden und 
sich nicht an die Scheitelpapille anlegen. Die wenig zahlreichen (1—6, meist 
3 oder 4) Zoosporen sind entweder genau centrisch gebaut, oder die centrale 
Fettkugel durchbricht die Körnerschicht an einem Punkte und berührt an be- 
‚grenzter Stelle die Membran. — Wendenheim nächst Strassburg. 

5. A. racemosa Hild. cf. Pringheim's Jahrb. vol. 9. t. 6. 19. 

Die starken Harptschläuche schliessen mit primären Zoosporangien ab, 
während am Ende kurzer seitlicher Zweige in locker traubiger Anordnung die 
kugeligen, von derber, bräunlicher, tüpfelloser und nur ımit einzelnen flachen 
Papillenfortsätzen versehener Wandung umschlossenen Oogonien stehen. Die 
Pflanze ist streng androgyn: ein oder zwei unverzweigte Nebenäste entspringen 


54 Pilze. 


dicht unter dem Oogonium an dem dasselbe tragenden Zweige und setzen, 
henkelartig gebogen, nur ihre zum Antheridium verwandelte Spitze auf dessen 
Wandung auf. Die Antheridien sind ziemlich gross, verkehrt kegelförmig und. 
liegen mit der vordern breiten Endfläche dem Oogonium an, das an der betr. 
Stelle stark verdünnt und eingestülpt ist und bei Bildung von Befruchtungs- 
schläuehen durchbrochen wird. Den Befruchtungsschläuchen ähnliche blasige Aus- 
stülpungen entwickeln sich häufig auch an der nicht ans Oogonium grenzenden. 
Seitenwand des Antheridiums. Die wenig zahlreichen Oosporen (1—6) sind 
diekwandig, genau centrisch gebaut, mit lateralem hellen Kernfleck. Bei Berlin,. 
Bonn; Weilburg gesammelt. 


6. A. oblongata de By. ef. t. II. f. 7—9. 

Die starken, über 1 cm hohen Rasen bilden typische, wiederholt sympodial 
sprossende Zoosporangien. Die grossen Oogonien stehen theils traubig an der 
Spitze gerader, gestreckter , abstehender Seitenzweige von Hauptschläuchen, 
theils am Ende längerer Aeste. Im letzteren Falle erscheinen sie annähernd 
kugelig, sonst typisch ei- oder birnförmig. Ihre Wandung ist derb, tüpfellos. 
Sie schliessen 6—10 kugelige, verhältnissmässig kleine, centrisch gebaute 
Oosporen ein (kleiner, als bei allen Verwandten), die in der Mitte zu einer 
Gruppe vereinigt sind. Der Thallus ist absolut diklin: die Antheridien finden 
sich an der Spitze zarter, weithin schlingender und über die Oogonien kriechender, 
verzweigter Schläuche; sie liegen der Oogoniumfläche meist mit der Breitseite, 
seltener mit dem stumpfen Vorderende an und bedecken trotz grosser Zahl nur 
einen kleinen Theil der Oogoniumoberfläche. Die Befruchtungsschläuche sind 
sehr deutlich, oft verzweigt. — Aus Material von Wendenheim, von Kork und. 
von der Schwedenschanze am Kniebis erhalten. 


7. A. spinosa de By. Beitr. IV. t. IVrT. 18-18; 

Die Hauptfäden bilden mittelst zahlreicher, weitabstehender, mit einander 
verschränkter Aeste schneeweisse, wellige, bis 2—3 cm hohe Rasen. Die kleinen 
Zoosporangien werden wenig zahlreich oder fehlen ganz. Die Oogonien sind 
immer endständig, nie intercalar, haben eine tonnenförmige Gestalt und erscheinen 
durch zahlreiche, dicht gestellte, breitkonische, spitze oder stumpfe Aussackungen 
stachelig; nur ihr oberes und unteres Ende bleiben stachelfrei, und ist ersteres 
konisch — oft in Form eines spitzen Schnabels — ausgezogen. Die Oosporen 
— 1 bis 2, selten 3 an Zahl — sind von wechselnder Grösse, füllen aber stets- 
den Mittelraum des Oogons aus. Von Gestalt rund oder oval, zeigen sie zur 
Reifezeit eine grosse centrale Fettkugel und eine ringsum gehende oder strecken- 
weise unterbrochene peripherische Körnerschicht ohne deutlichen Kernfleck. Die 
Antheridien fehlen aber so oft, wie sie vorhanden sind; sie haben eine eylindrisch 
keulenförmige Gestalt, legen sich — stets nur eins an einem Oogon — mit der 
ganzen einen Seitenfläche an und finden sich am Ende eines ganz kurzen, 
dicht neben der basiskopen Wand des Oogons entspringenden Nebenastes — aus- 
nahmsweise an einem Nebenaste diklinen Ursprungs. — Aus dem Titisee am. 
Schwarzwald. 

8. A. oligocantha de By. n. sp. EN 

Die Hauptfäden sind schlank und zart. Die Oogonien finden sich theils 
auf schlanken, kurzen oder langen Seitenästen Zoosporangien-tragender Haupt- 
fäden, theils am Ende von schlanken Hauptfäden und deren traubigen Zweigen, 
(selten intercalar). Im Umriss kugelig, sitzen sie dem unter der Insertionsstelle- 
etwas verbreiterten Tragfaden auf. Auf der Oberfläche sind sie immer mit Stachel- 
aussackungen von ungleicher Zahl (1—16), Grösse und Gestalt besetzt, die durch 
relativ grosse, glatte Wandstücke von einander getrennt werden. Ihre Membran 
ist relativ dünn, farblos, ohne Tüpfel und nur in den Aussackungen dünner, als 
zwischen denselben. Sie enthalten 4—8 (selten bis iiber 12) kleine, runde, cen- 
trisch gebaute Oosporen. Die Antheridien sitzen stets und meist zu mehreren. 
an einem Oogon; sie finden sich auf Nebenästen, theils androgynen, theils di- 
klinen Ursprungs, einzeln oder zu zweien hinter einander terminal. Ferner sind 
sie krumm-keulig oder krumm-eylindrisch, relativ klein und legen sich mit der 
Seitenfläche an. — Tümpel bei Kork (Baden). 

9. A. stellata de By. cf. t. II. f. 10—11. 

Die Hauptfäden sind schlank und zart. Die Oogonien stehen theils einzeln 
auf den Enden kurzer, dünner Seitenzweige der Gonidienträger, theils am Ende 
besonderer, dünner Hauptfäden und deren kurzen Seitenästen. Rund von Gestalt, 


Du 


Pilze. 55 


werden sie durch dicht nebeneinander stehende, kurze, spitzkonische Aussackungen 
morgensternförmig. Antheridien feblen vollständig. Die runden, centrisch ge- 
bauten und mit dichter peripherer Plasmaschicht versehenen Oosporen finden sich 
stets einzeln in einem Organ und füllen dasselbe nahezu aus. — Tümpel bei 
Göttingen. 

V. Aphanomyces de By. 


VI. Dietyuchus Leitgeb. 


Dietyuchus clavatus de By. cf. t. 1. f. 3. 

Bildet dichte Rasen mit abstehenden Hauptästen. Die eigenthümlich kurzen 
und breit keulenförmigen Zoosporangien, von denen das primäre terminal, die 
seeundären seitlich hervorsprossen, werden in wickeliger oder schraubeliger Auf- 
einanderfolge vom umgekehrt kegelförmig erweiterten Fadenende getragen. Meist 
wölbt sich die Basalwand stark ins Sporangium vor. Die Sporangialwand wird 
mit Entstehung der Sporen, ein schmales, ringförmiges Basalstück ausgenommen, 
blass, zart und sehr zerbrechlich. Die stumpf-kantig polyedrischen, von einer 
eignen Membran umgebenen Sporen sind von den benachbarten durch eine weiche 
Schicht getrennt. Bei der leisesten Erschütterung zerfällt das Sporangium bis 
auf den Basalring in vereinzelte Sporen. Oogonium und Nebenäste finden sich 
seitlich an den mit Zoosporangienwickeln endenden Hauptschläuchen, entweder 
beide zusammen in unregelmässiger Stellung, oder auf verschiedene Hauptschläuche 
vertheilt. Die kugeligen, kurzgestielten Oogonien sind traubig angeordnet. Die 
Tüpfel der Membran treten erst nach Färbung mit Chorzinkjod hervor. Die 
wellenförmig verlaufenden Nebenäste bilden reiche Verzweigungen, ähnlich wie 
bei Achlya polyandra. Die zahlreichen kleinen Antheridien schmiegen sich mit der 
Seitenwand an. In einem Oogonium beobachtet man bis zu 12 kugelige, excen- 
trische Oosporen. — Aus Algenmaterial von Wendenheim. 

Eine auffallende Analogie herrscht zwischen den Sporangien dieser Species 
und denen von Mucor: gemeinsam ist die konvexe Vorwölbung der basalen 
Scheidewand, die Zerbrechlichkeit der reifen Sporangialmembran, von der bei 
beiden ein basales Ringkrageustück stehen bleibt, sowie die Zwischenmasse 
zwischen den Sporen. 

VII. Aplanes de By. 


Aplanes Braunii de By. cf. t. 1. f. 2. (Achlya Braunii Reinsch ?) 

Die abstehenden, unregelmässig verzweigten Thallusfäden tragen vielfach 
äusserst dünne, spitz endende Seitenzweige. Spärlich, ja fast nur ausnahmsweise 
finden sich Sporangien; gewöhnlich sind ausschliesslich Oogonien und zwar in 
reicher Menge vorhanden. Letztere stehen terminal oder intercalar und dann 
entweder durch längere zwischenliegende Fadenstücke getrennt oder zu 2—5 
hintereinander. Sie sind sehr verschieden gestaltet, meist keulen- oder spindel- 
förmig, die intercalaren wenig angeschwollen tonnenförmig, mit getüpfelter Mem- 
bran. Die androgyn entstehenden Antheridien entwickeln sich an der Spitze 
zarter Seitenzweige, welche dicht unter, bei intercalaren auch über den Oogonien 
entspringen und über deren Oberfläche hinkriechen. Häufig sind die Antheridien- 
tragenden Seitenzweige wieder verzweigt, und jeder Zweig endet mit einem 
Antheridium. Bei intercalar aneinandergereihten Oogonien enspringen die 
Antheridienäste der obern am obern Ende der untern, woher die absteigende 
Entwicklungsfolge der Oogonien kommt. Die Antheridien sind sehr klein, schief 
oval und liegen seitlich dem Oogon an. Zur Reifezeit lösen sich die Oogonien 
gern aus dem Verband der noch lebenden Thallusfäden. Ihre Wand ist farblos, 
sehr dick, hat deutliche Tüpfel und zeigt an der Querscheidewand oft eine 
zapfenartig einspringende Membranverdickung. Die zahlreichen (12—40), centrisch 
gebauten, kugeligen Oosporen erfüllen den Innenraum des Oosporiums fast voll 
ständig. Bei Keimung derselben brechen kurze Schläuche hervor, deren Inhalt 
in einreihige, mit Membran versehene Sporen zerfällt, die direkt mittelst seitlich 
durchbrechender Schläuche auskeimen und dargebotenes Nährmaterial inficiren. 
Selten wächst der Oosporenkeimschlauch direkt zur neuen Pflanze aus. Die 
ausnahmsweise gebildeten Sporangien des erwachsenen Thallus sind eylindrisch, 
endständig, mit lockern, aber unregelmässig mehrreihig gelagerten Sporen, die in 
derselben Weise auskeimen. — An vielen Orten im niederen Schwarzwald. 


VII. Leptomitus Ag. (Apodya Cornu). 
Zimmermann (Chemnitz). 


56 Fäulniss. 


Tacke, Br., Ueber die Entwicklung von Stickstoff bei 
Fäulniss. (Landwirtschaftl. Jahrbücher. Bd. XVI. p. 917—939.) 


Verf. weist zunächst darauf hin, dass die bisherigen Unter- 
suchungen über die Frage der Abscheidung von Stickstoff oder 
gasförmigen Stickstoffverbindungen bei der Fäulniss zu sehr ab- 
weichenden Resultaten geführt haben. Er findet den Grund hierfür 
einerseits in der Schwierigkeit, für die Fäulnissvorgänge gleiche Ver- 
suchsbedingungen zu schaffen, andrerseits aber auch darin, dass 
die Möglichkeit der Diffusion von Stickstoff in die Apparate oft 
nicht streng genug ausgeschlossen worden ist. Die stickstoffhaltigen 
Substanzen werden in zwei Gruppen eingetheilt, von denen die eine 
die Eiweiss- und eiweissartigen Körper, die andere die Stickstoff- 
Sauerstoffverbindungen umfasst. Erstere zerfallen bei der Fäulniss 
in Körper mit niedrigerem Molekulargewicht, wobei organische 
Basen, Kohlensäure, ee vielleicht auch Stickstoff entstehen 
können , welche bei Luftzutritt einer Oxydation anheimfallen 
können. Die Körper der zweiten Gruppe erleiden hierbei unter 
geeigneten Bedingungen Reduktionen (Ammoniak). Gelegenheit 
für die Entstehung freien Stickstoffs ist bei jedem dieser Vorgänge 
gegeben, da beispielsweise sowohl bei der Oxydation von Ammoniak, 
als auch bei der Reduktion von Salpetersäure ein Punkt eintreten 
kann, wo sich zwei freiwerdende Stickstoffatome zu einem Molekül 
vereinigen und so aus der faulenden Masse entweichen können. 

Während die Reduktionsvorgänge unzweifelhaft an die Lebens- 
thätigkeit von Mikroorganismen gekettet sind, ist für den Oxydations- 
prozess die Möglichkeit einer direkten langsamen Verbrennung des 
Ammoniaks nicht ausgeschlossen, aber auch hier spielt die Mit- 
wirkung der Mikroben, wie durch eine grosse Reihe von Arbeiten 
nachgewiesen ist, eine sehr hervorragende Rolle. 

Endlich ist eine Stickstoffabscheidung auch noch in der Weise 
denkbar, dass sich salpetrige Säure, die bei der Fäulniss mitunter 
auftritt, mit Ammoniak, mit Amiden oder Amidosäuren unter Stick- 
stoffentbindung umsetzt. 

Bei seinen Versuchen schlug Verf. folgendes Verfahren ein. 
Ein Glaskolben, dessen Hals sich zu einem engen, abwärts gebogenen 
Rohr verjüngt, welches über Barometerlänge hatte, wurde durch 
ein seitlich befindliches Ansatzrohr mit der Fäulnisssubstanz be- 
schickt. Durch dasselbe Rohr wurde auch das Infektionsmaterial 
eingegeben. Nachdem dies geschehen, wurde es an einer Stelle 
dünn ausgezogen, sodass es leicht mit dem Lötrohr abgeschmolzen 
werden konnte. Nun wurde das Ansatzrohr mit einer Quecksilber- 
luftpumpe verbunden und das nach abwärts gebogene Rohr unter 
Quecksilber getaucht. Durch mehrmaliges Evakuiren und längeres 
Stehenlassen oder auch durch oftmaliges Evakuiren und Füllen mit 
einem dazu geeigneten Gase konnte aller Stickstoff aus dem 
Gährungsgefäss entfernt werden. Sobald diese Operation beendet 
war, wurde das Ansatzrohr an der Verengung abgeschmolzen. Ueber 
die Mündung des nach unten gebogenen Rohres wurden zum Aut- 
fangen der Gasproben mit Quecksilber gefüllte Sammelröhren ge- 
stülpt. Was die bei der Untersuchung der erhaltenen Gemische 


Fäulniss, 57 


benutzten gasanalytischen Methoden betrifft, so beschränke sich Ref. 
hier darauf, auf das Original hinzuweisen. Es sei noch bemerkt, 
dass nicht die sämtlichen bei der Fäulniss gebildeten Gase aufge- 
fangen und analysirt wurden, sondern dass von Zeit zu Zeit Gas- 
proben entnommen und diese dann einer quantitativen Untersuchung 
unterworfen wurden. 

Als Fäulnissmaterial dienten Fleischmehl, Klee, Gras, Rüben, 
Mehl und Gemische derselben. Die Fäulniss wurde in Gang gesetzt 
durch Erdboden, Erde aus Abfallgruben, Kloakenschlamm oder 
auch faulenden Käse. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen stellt 
Verf. ungefähr in folgender Weise zusammen: 

Bei der Fäulniss stickstoffhaltiger, organischer, jedoch nitrat- 
freier Substanzen wurde sowohl bei Gegenwart als Abwesenheit 
von Sauerstoff Stickstoff nicht oder doch nicht in nennenswerter 
Menge entwickeit. Die gasförmigen Produkte der Fäulniss sind 
unter Umständen Kohlensäure, Wasserstoff (Schwefelwasserstoff), 
Sumpfgas. Finden sich in dem faulenden Gemisch Nitrate, so tritt 
bei Abwesenheit von Sauerstoff eine lebhafte Reduktion derselben 
ein unter Bildung von Stickstoff und aller dazwischen liegenden 
Reduktionsprodukte: Ns O, NO, Ns Os. Das Verhältniss derselben 
zu einander ist bedeutenden Schwankungen unterworfen. Durch 
die Gegenwart von Sauerstoff wird diese Reduktion wenn auch 
erheblich geschwächt, jedoch nicht unterdrückt. Sie wächst mit 
der Abnahme des Sauerstoffs in dem Fäulnissapparat. Möglich ist 
es, dasssich bei vollständigerer Durchlüftung der faulenden Masse mit 
Sauerstoff die Reduktion der Nitrate herabdrücken lässt. Die Behaup- 
tung von Dehe&rain und Maquenne'), dass eine Reduktion nur 
bei völligem Ausschluss von Sauerstoff statthaben könne, ist hiernach 
nieht aufrecht zu erhalten. Ehrenberg kam auf Grund seiner 
Versuche, sowohl was die Fäulniss nitratfreier als nitrathaltiger 
Substanzen betrifft, im Grossen und Ganzen zu denselben Ergebnissen. 
Stickoxydul und Stickoxyd konnte er nicht beobachten, dagegen 
häufig Sumpfgas. Wollny?) hat jedoch ebenso wie früher Dehe@rain 
und Maquenne die Entstehung von Stickoxydul nachgewiesen ; 
ebenso wurde bei Fäulniss von Melassesäften Stickoxydentwicklung 
schon beobachtet. Alle die beobachteten Körper verdanken nach 
der Ansicht des Verfassers ihre Entstehung Reduktionen, die direkt 
oder noch wahrscheinlicher unter Bildung von Wasserstoff im Zu- 
stande des Entstehens den salpetersauren Salzen den Sauerstoff 
entziehen. Hierdurch erklärt es sich, weshalb nach dem Verschwinden 
der Salpetersäure freier Wasserstoff auftritt. Auch der sekundären 
Reaktion der Einwirkung von sehr verdünnter salpetriger Säure 
auf Amidosäuren etc. kommt nach den Versuchen des Verf. mitunter 
eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. 

Die Mikroben, welche die Reduktion der Nitrate hervorrufen, 
sind von Gayon und Dupetit untersucht, und es ist von diesen 
festgestellt worden, dass sie die Reduktion ohne Entwicklung von 
Wasserstoff bewirken. Beutell (Bonn-Poppelsdorf). 


!) Compt. rend. 95, 691, 732. 
2) Journal f. Landw. 34, 213. 


58 Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie, 


Meehan, Thomas, Contributions to the life-histories of 
plants. (Proceedings of the Academy of natural sciences of 
Philadelphia. 1887. p. 323). 8°. 11 pp. Philadelphia 1888. 


Enthält Beobachtungen über das Aufblühen und die Be- 
fruchtungsvorgänge von Amphicarpaea monoica, Cephalanthus 
occidentalis, Amorpha canescens Nutt. und Oxybaphus hirsutus 
{(Autornamen fehlen). 

Bezüglich Amphicarpaea bemerkt Verfasser, dass die Samen- 
produktion nicht auf die kleistogamen Blüten der niederliegenden 
Zweige beschränkt ist, sondern dass auch die Blüten der oberen 
Zweige, die gewöhrlich für unfruchtbar gehalten werden, zuweilen 
Samen hervorbringen — wohl bedingt durch spezielle Stand- 
ortsverhältnisse. Die Blütentrauben dieser Zweige besitzen am 
Grunde 2 apetale Blüten, die Hülsen von anderer Form hervor- 
bringen wie die mit purpurner Corolle versehenen übrigen Blüten, 
so dass die Pflanze im Ganzen dreierlei Hülsen erzeugt: die der 
kleistogamen, die der apetalen und die der corollinischen Blüten. 
Die apetalen Blüten haben zuweilen unentwickelte Staubgefässe, 
alsdann werden sie mit Pollen der petalen Blüten befruchtet. Die 
petalen Blüten sind der Selbstbestäubung angepasst, Fremdbe- 
stäubung ist in Anbetracht des Baues der Blüte völlig ausgeschlossen. 

Auch bei Cephalanthus findet Verf. Selbstbestäubung. 

Interessante Verhältnisse bietet Amorpha dar. Die Blütentheile 
zeigen centrifugales Wachsthum; nach dem Oeffnen der Blüte streckt 
sich zuerst der Griffel, dann wächst ein Staubfaden nach dem an- 
dern zur vollen Länge aus und öffnet, wenn er diese erreicht hat, 
seine Staubbeutel; zuletzt wächst die Corolle, die hier nur aus 
der Fahne besteht. Ehe letzteres jedoch geschieht, krümmt sich 
der Griffel nach unten, so dass die Narbe zwischen die Staubfäden 
der nächst unteren Blüte gelangt und hier die Befruchtung eintritt, 
wenn sie nicht schon vorher mittelst Pollen der eignen Blüte statt- 
gefunden hatte. Es tritt also hier Befruchtung ein, ehe die Corolle 
bez. die Fahne sich entfaltet; trotz ihrer lebhaft blauen Farbe ist 
dieselbe hier nicht Anziehungsmittel für Insekten n dem gewöhn- 
lich angenommenen Sinn. 

Bei Oxybaphus konstatirt Verf. im Hinblick auf die schwan- 
kenden Angaben über die Zahl der Staubgefässe dieser Gattung, 
dass vorliegende Art immer 5 Staubgefässe hat. Es folgen ein- 
gehende Bemerkungen über den Bau und die Entfaltung der Blüte. 
Als auffallende Thatsache erscheint es, dass die Blüten sich gegen 


Abend öffnen, aber bei heiterem Wetter früher als bei trübem. 
Jännicke (Frankfurt a. M.). 


Pax, F, Monographische Uebersicht über die Arten 
der Gattung Primula. (Engler’s botanische Jahrbücher. 


Bd. X. 1888. p. 75—241.) 


Die Arbeit, die gleich so vielen anderen wertvollen systematisch- 
pflanzengeographischen Abhandlungen durch genaue Bearbeitung 
einer Familie für „Engler-Prantl’s Natürliche Pflanzenfamilien“ 


Systematik u. Pflanzengeographie. 59 


hervorgerufen ist, enthält eine vollständige Monographie der Gattung 
Primula, der nur die Beschreibungen der einzelnen Arten fehlen. 

Zunächst wird die historische Kenntniss der Gattung Primula 
erörtert, wobei Verf. auf die klassischen Schrittsteller zurückgeht, 
indem er nachweist, dass diesen die Primeln ganz unbekannt waren. 
Im 16. Jahrhundert waren indessen sicher P. elatior und P. ofhi- 
einalis bekannt. Die Benennung Primula veris ist dagegen zuerst 
für Bellis perennis angewandt, aber schon Clusius hat 4 unserer 
Primula-Arten als P. veris bezeichnet. Dieser Botaniker erkannte 
auch schon die nahe Verwandtschaft der Primeln und Aurikeln. 
Linne& vereinigte Primeln und Aurikeln in eine Gattung, von der 
er 9 Arten in unserem Sinne erkannte. Das bis jetzt herrschende 
System der Gattung rührt von Dury her, nur einmal noch 
wurde später der Versuch zu einem neuen System durch Schott 
gemacht, das sich aber nur auf die Arten der Alpen bezog. Die 
anatomische Methode hat sich bisher vergebens in dieser Beziehung 
bemüht, da sie ohne Berücksichtigung der Morphologie arbeitete. 

Hierauf folgt eine äusserst gründliche morphologisch-anatomische 
Studie der Gattung, in welcher Keimung, vegetativer Aufbau, Blätter, 
Blüten, Früchte und Samen einzeln behandelt werden. Da ein ein- 
gehendes Referat hierüber zu ausführlielı werden müsste, seien hier 
nur einige Hauptergebnisse mitgetheilt. Betreffs des Spross- Auf- 
baues ergeben sich folgende Hauptresultate: 

1. Sämmtliche Arten der Gattung Primula sind zweiachsig, die 
einzelnen Blüten entspringen aus der Achsel von Hochblättern, die 
das Involuerum einer Dolde, seltener die Brakteen einer Aehre 
bilden; bisweilen erscheinen neben jener auf einem Schaft aufsitzenden 
Intlorescenz noch grundständige Einzelblüten in der Achsel von 
Laubblättern. (Hierbei ist P. Clarkei unberücksichtigt.) 

2. Blütenschäfte stets terminal, länger oder kürzer; die Zahl 
der Blüten einer Inflorescenz bisweilen auf eine reducirt, die dann 
scheinbar terminal. In den am meisten reducirten Fällen werden 
auch die Involucralbrakteen unterdrückt. 

3. Sprossverkettung zu einem perennirenden Rhizom sympodial 
durch die in der Achsel des letzten Blattes unterhalb der Inflorescenz 
stehende Hauptknospe, die bald früher, bald später sich entwickelt 
und nach einer Anzahl Laubblätter wieder mit einer Inflorescenz 
abschliesst, erfolgend. Neben jener Hauptknospe werden in den 
darunter liegenden Blattachseln neue Knospen angelegt, die aber 
später zur Entwicklung gelangen als jene. 

4. Zahl der Laubblätter an den Achselsprossen wechselnd, bei 
den Monocarpicae fehlend, daher diese monokarpisch. 

5. Bei den Minutissimae kommt Läuferbildung vor. 

Anatomische Merkmale sind, wie schon angedeutet, nur im 
Verein mit morphologischen zur Charakteristik natürlicher Sektionen 
verwendbar. 

Bezüglich der Blattform lassen sich 7 durch Uebergänge ver- 
bundene Haupttypen unterscheiden. 

Auch die Knospenlage ist systematisch verwertbar und für 
Jede Art durchaus constant, doch ist eine Trennung in Untergattungen, 


60 Systematik u. Pflanzengeographie. 


auf die Knospenlage basirend, wie sie Schott versuchte, nicht 
durchführbar. 

Für die Systematik verwendbar ist ferner die Beschaffenheit 
der Hülle unterhalb des Blütenstandes. 

Bei Erörterung der Blütendiagrammatik werden namentlich 
Androeceum und Gynaeceum ausführlich besprochen. 

Auch auf die biologischen Verhältnisse betreffs der Bestäubung 
wird eingegangen. 

Aus dem Kapitel über „Stellung der Gattung im System“ sei 
darauf hingewiesen, dass eine strenge Trennung von Primula und 
Androsace nicht möglich. Verf. sagt über dies Verhältniss: „Primula 
und Androsace sind zwei Gattungen, deren generische Charaktere 
sich im Laufe der Entwicklung noch nicht genügend befestigt haben: 
beide stellen Verwandtschaftskreise dar, die in den Florengebieten 
der nördlichen gemässigten Zone zwar in sich einheitlich entwickelt 
und gut umgrenzt erscheinen; aber je mehr man sich dem Centrum 


ihrer Entwicklung nähert, desto unsicherer und schwankender werden 


die Grenzen. Für solche Genera reicht die sonst übliche Nomen- 
klatur nicht mehr aus; denn das Mittel, beide Genera in eines zu 
vereinigen, wodurch man sich der Schwierigkeiten zu entledigen 
glauben könnte, ist doch unzureichend, eben weil es sich in der 
That um zwei Genera handelt, die jüngeren Ursprungs sind und 
deren Charaktere noch nicht den erforderlichen Grad der Konstanz 
erlangt haben.“ Ref. würde in solchem Falle doch eine Kontraktion 
der Gattungen vorziehen, da beide doch offenbar gemeinsamen 
Ursprungs und noch nicht hinreichend differenzirt sind. 

Geographisch ist die Gattung Primula fast auf die nördliche 
gemässigte Zone beschränkt. Deren Gebiet überschreitet nur P. 
prolifera vom Himalaya, die auf Java sich wiederfindet, ein Fall 
der häufig vorkommt, sowie P. farinosa, die in einer besonderen 
Form an der Magelhaenstrasse gefunden ist. Verf. glaubt, da 
sich dort eine ganze Kolonie arktisch-alpiner Arten findet, es könne 
an eine zufällige Einschleppung nicht gedacht werden, sondern die 
Art habe sich über die Anden Südamerikas zu einer Zeit, als diese 
ein feuchteres Klima hatten, dorthin verbreitet. Da die Art aber 
in Nordamerika nicht südlicher als Oregon vorkommt, andrerseits 
gar keine Arten der Gattung in dem dazwischenliegenden Gebiete 
sich finden und schliesslich die magelhaenische Form nur wenig von 
der sonst in verkehrsreichen Ländern weit verbreiteten Art abweicht, 
möchte Ref. doch ihr Vorkommen, so lange keine Zwischenstationen 
nachgewiesen, durch eine zufällige Einschleppung erklären, ähnlich 
wie von ihm das Vorkommen einer Valeriana, die V. oftieinalis nahe- 
steht, am Kapland erklärt ist. 

Die Sektionen sind in ihrer Verbreitung meist beschränkt, doch 
fehlen nur 4 derselben dem Himalaya und den sich daran an- 
schliessenden Gebirgen von Yun-Nan. Da dies Gebirgssystem auch 
das artenreichste, ist es wohl als Verbreitungscentrum anzusehen. 
Es lassen sich der Verbreitung nach folgende 4 Gebiete unter- 
scheiden: 1. das arktisch-alpine, 2. das europäisch-westasiatische, 
3. das ostasiatische und 4. das ostasiatisch-amerikanische. Amerika 


Systematik u. Pflanzengeographie. 61 


ist auffallend arm an Primeln, doch ist dies nicht durch die klimatischen 
Verhältnisse zu erklären; denn eingeführte Arten akklimatisiren sich 
vollkommen. 

Die Primulaceen bewohnen die ganze Erde, vorzugsweise aber 
die nördliche gemässigte Zone. Ueber die Verbreitung der Tribus 
gilt Folgendes: 

1. Die Primuleae sind in den kälteren Gegenden der nördlich- 
gemässigten Zone verbreitet und strahlen nur wenig aus. 

2. Die Samoleae besitzen ihre Hauptverbreitung auf der südlichen 
Hemisphäre. S. Valerandi ist fast kosmopolitisch. 

3. Die Lysimachieae sind hauptsächlich in den wärmeren und 
subtropischen Gegenden der nördlichen Halbkugel verbreitet, 
strahlen aber auch nach S. zu vielfach aus. 

4. Die Cyelamineae sind Gebirgspflanzen der nördlichen Erd- 

hälfte. 

5. Alle genannten Tribus sind auf der östlichen und westlichen 

Halbkugel. 

6. Die Corideae sind ausschliesslich mediterran. 


Die jetzige Verbreitung der Primula-Arten ist nicht erst das 
Resultat von Wanderungen in der Jetztzeit (wozu Samen und 
Früchte auch wenig Gelegenheit bieten), sondern ist auf ursprüngliche 
Verhältnisse in der Tertiärzeit zurückzuführen. Schon in jener Periode 
existirten 4 Verbreitungscentren entsprechend den obengenannten Ver- 
breitungsgebieten, nämlich 1. der Osthimalaya und die angrenzenden 
chinesischen Gebirge, 2. der Kaukasus, 3. die Alpen und Pyrenäen, 
4. die nordasiatischen resp. nordwestamerikanischen Gebirge. 

Aus dem speciellen Theil kann hier nur die Eintheilung der 
Gattung Primula in Sektionen mitgetheilt werden: 

A. Folia iuvenilia involutiva. 
a. Folia membranacea. Flores in verticillos superpositos dispositi. Bracteae 


nvolueraleskfoliaces® Aa ram. Las Bun a nr Bloribundae. 
b. Folia eoriacea v. subeoriacea. Flores umbellati. Braeteae involucrales 
Sappissime; non, fpliaeesp.. el, .= >. =@8= = urn en ng 20 -Attieuls. 


B. Folia iuvenilia revolutiva. 
a. Folia lobata, lobis dentieulatis v. erenatis. - . » 2... 1 Sinenses. 
b. Folia non distincte lobata. 
@. Calyx foliaceus, post anthesin valde accrescens . . 3 Monocarpicae. 
P. Calyx post anthesin vix accrescens, 
I. Species stoloniferae . - » 2» 2.2.2.0... 13 Minutissimae. 
Il. Species astolonae. 
1. Flos in scapo ebracteato, elongato solitarius . . 15 Bullatae. 
2. Flos in scapo bracteato solitarius v. saepius inflorescentia multi- 
flora. 
AA. Folia pilosa v. pubescentia. 
aa. Flores distinete pedicellati. 
aa, Folia coriacea v. subcoriacea, valde rugosa 6 Barbatae, 
BR. Folia membranacea, rugosa. 
* Folia distincte petiolata, basi cordata . . 2 Fallaces. 
** Folia in petiolum attenuata, rarissime basi cordata 
7 Vernales. 
bb. Flores striete sessiles v. breviter pedicellati, v. flos solitarius. 
«a, Bracteae involuerales breves, latae . 38. Soldanelloides. 
#P. Bracteae invol. subulatae v. lanceolatae 10 Capitatae. 


62 Neue Litteratur. 


BB. Folia glabra v. minutissime pubescentia. 
aa. Bracteae invol. basin versus productae v. gibbosae. 
aa, Capsula globosa, calyce inclusa.. . . . 9 Auriculatae. 
£#. Capsula oblongo-eylindrieo, calyce exserta 11 Farinosae. 
bb. Bracteae invol. haud gibbosae v. basin versus productae. 
««, Folia in petiolum alatum angustata vel (in uno ac eodem 
specimin) petiolata, eroso-denticulata, costa latissima, 
Flores maiores in scapo elongato v. reducto umbellati. 


Capsula globesa. 2 un 2. 2.0... DeLeuolarem 
$#. Folia distinete petiolata, basi manifeste cordlata. Capsula 
eylindrica . . . . 2... 18 Cordifoliae. 


yy. Folia in petiolum sensim angustata. Capsula globosa. 
* Flores in umbella plures v. numerosi. Species elatae. 

+ Folia coriaceae, obtuse erenulata . Flores subsessiles 

v. breviter pedicellati, umbellati . 17 Callianthae. 

+7 Folia membranacea v. chartacea, serrulata v. denti- 
culata v. biserrata. Flores pedicellati, saepissime 

in vertieillos superpositos dispositi . 19 Proliferae. 

=* Flores in umbella 1—2. Species humiles v. minutissimae. 


Folia subcoriaces . . . . . 2.2.2. 133 Tenellae. 

dd, Folia in petiolum alatum angustata, integra v. serrulata v. 
denticeulata. Capsula eylindrica . . . . . 14 Nivales. 

ee, Folia in petiolum contracta, cuneata v. rotundata, apicem 
versus grosse paueiserrata v. denticulata. Capsula 
eylindrica v. rarius ovoidea . . . .„ 16 Macrocarpae. 


Schon die Zahlen vor den Namen der Sektionen deuten an, dass 
die vorstehende Tabelle ni®ht die Verwandtschaftsbeziehungen andeuten 
soll. Bezüglich der Verwandtschaft lassen sich 3 Gruppe unter- 
scheiden, die sich um die Sinenses, Nivales und Farinosae schaaren. 
An die Sinenses schliessen sich die Fallaces, Monocarpicae, Flori- 
bundae, Petiolares, Bullatae, Vernales und Soldanelloides. Die Fari- 
nosae bilden den Ausgangspunkt für die Auriculatae, Capitatae und 
Minutissimae, während die Nivales das Centrum bilden für die 
Tenellae, Barbatae, Macrocarpae, Callianthae, Cordifoliae, Proliferae 
und Auricula. 

Im letzten Teil der Arbeit werden die einzelnen Sektionen 
in der Weise behandelt, dass nur von den neuen Arten eine Beschrei- 
bung, von den anderen aber ausschliesslich die unterscheidenden 
Merkmale angegeben werden, stets aber die geographische Verbreitung 
genau berücksichtigt und auf Grund derselben und der morpholo- 
gischen Unterschiede der Versuch einer Phylogenese der einzelnen 
Gruppen gemacht wird. Als neue Art wird beschrieben P. 


eordifolia Pax aus der Sect. Cordifoliae. 
Höck (Friedeberg i. d. N. Mark). 


Neue Litteratur.” 


Bibliographie. 
Krok, Th. O0. B. N., Literaturöfversigt. Svensk botanisk literatur 1887. 
(Botaniska Notiser. 1888. p. 263.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
efällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 


Neue Litteratur. 63 


Geschichte: 


Galitzin, N. N., Biographisches Wörterbuch der weiblichen Schriftsteller in der 
russischen Litteratur. (Journal des Ministeriums der Volksaufklärung. 1888. 
Septemberheft bis Decemberheft 1888. A bis Ma.) [Russisch.] 


Pilze: 


Karsten, P. A., Syınbolae ad Mycologiam Fennicam. Pars XVIII—XXN. 
(Acta Societatis pro fanna et flora Fennica. 1888. p. 78—110 et 147—152.) 


Flechten: 


Wainio, E., Revisio Lichenum in herbario Linnaei asservatorum. (Acta Socie- 
tatis pro fauna et flora Fennica. 1888. p. 1—10.) 

— —, Revisio Lichenum Hoffmannianorum. (l. ec. p. 11—19.) 

— —, Notulae de Synonymia Lichenum. (l. e. p. 20—30.) 

— —, De subgenere Cladinae. (l. e. p. 31—32.) 

Olivier, H., Glossologie lichenique, ou vocabulaire alphabetique et raisonne des 
prineipaux termes speciaux & l’&tude de la lichenologie. (Extrait de la Rerue 


de botanique. T. VII. 1888.) 8°. 31 pp. Auch (impr. Foix) 1888. Ir, 
Muscineen : 
Hult, R., Mossfloran i trakterna mellan Aavasaksa och Pallastunturit. — En 


studie öfver mossornas vandringssätt och dess inflytande pä frägan om relikt- 
floror. (Acta Societatis pro fauna et flora Fennica. Vol. III. 1888. p. 1—110.) 
Lindberg, S. 0., Bidrag till nordens mossflora. I. (l. e. p. 63—77.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 
Lindman, €. A. M., Nägra annızerkningar till „Nägra anteckningar öfver post- 
florationen“ af L. M. Neuman, Botaniska Notiser 1888. (Botaniska Notiser. 
1888. p. 273.) 
Schnetzler, Sur un cas de fecondation d’Eremurus robustus. (Archives des 
seiences physiques et naturelles. 1888. No. 9.) 
Strübing, 0., Die Vertheilung der Spaltöffnungen bei den Coniferen. 8°. 76 pp. 
Königsberg i. Pr. (Wilhelm Koch) 1888. M. 1.20. 
Westermaier, M., Zur Frage der Wasserbewegung in den Pflanzen. (Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift. Bd. IIl. 1888. p. 99.) 


Systematik und Pfianzengeographie: 


Brenner, M.. Om variations vermägan hos Primula offieinalis (L.) Jacq. in 
Finland. (Meddelanden af Societas pro fauna et flora Fennica. 1888. Heft 
14. p. 33—52.) 

Om förekomsten af Festuca duriuscula L. in Finland. (l. ec. p. 139—142.) 

Gordjagin, A., Flora der Umgegend von Krassnoufimsk im Gouvernement Perm. 
(Arbeiten der Naturforscher-Gesellschaft an der Kaiserl. Universität Kasan. 
Bd. XVII. 1888. Heft 6.) 8°. 57 pp. Kasan 1888. [Russisch.] 

Hult, R., Die alpine Pflanzenformation des nördlichen Finnlands. (Meddelanden 
of Societas pro fauna et flora Fennica. 1888. p. 153—228.) 

Javaseffl, A. P., Beitrag zur Kenntniss der Bulgarischen Flora. (Zeitschrift 
der bulgarischen literarischen Gesellschaft in Sophia. Bd. XXI und XXII. p. 
279—304.) [Bulgarisch.] 

Lenström, C. A. E., Spridda växtgeografiska bidrag till Skandinaviens flora. 
(Botaniska Notiser. 1888. p. 241.) 

Milutin, S. N., Einige Nachträge zur Flora des Gouvernements Moskau. (Bulletin 
de la Societe Imperiale des naturelles de Moscou. 1888. No. 3. p. 549—560.) 
[Russisch.] 


der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 
Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr, T. 


64 Inhalt. 


Müller, Ferdinand, Baron von, Key to the system of Vietorian plants. I. 
Dichotomous arrangement of the ordres, genera and species of the native 
plants, with annotations of primary distinetions and supporting characteristics. 
8°. XIII, 559 pp. Melbourne (R. S. Brain) 1887/88. 

Norlin, J. P., Bidrag till Hieracium-floran i Skandinaviska halföns mellersta 


delar. 


(Acta Societatis pro fauna et flora Fennica. 1888. p. 1—117.) 


Saelan, Th., Om en för vär flora ny fröväxt Eritrichium villosum (Ledeb.) 


Bunge. (l. c. p. 143—146.) 


Palaeontologie: 


Saporta, @. de, 


Notions stratigraphiques et pal&ontologiques appliquees & 
l’etude du gisement des plantes fossiles d’Aix en Provence. 


(Annales des 


seiences g&ologiques. T. XX. 1888. No. 12.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 
Des Tournelles, F., Leze, R, et Piret, A., Proce&d&s de preparation de l’alcoo} 


de riz de Cochinchine. 


8°. 47 pp. Paris (Challemel et Co.) 1888. 


Inhalt: 


Wissenschaftliche Originalmit- 
heilungen. 


Hansgirg, Noch einmal über Bacillus muralis 
Tom. und über einige neue Formen von 
Grotten-Schizophyten, p. 33. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaften. 


Botanischer Verein in München. 


II. Ordentliche Monatssitzung 
Montag den 10. December 18838. 


Harz, Der Dysodil, p. 39. 


Botanische Gärten undInstitute. 


Kraus, Der botanische Garten der Universität 
Halle. Heft 1., p. 43. 


Sommer, Führer durch den Grossh. Botanischen 
Garten zu Karlsruhe, p. 44. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. &. 


Die neue Mikroskopirlampe von Kochs-Wolz, 
p- 45. 

Lagerheim, Ueber die Anwendung von Milch- 
säure bei der Untersuchung von trockenen 
Algen, p. 47. 


Referate: 


Bary, de, Species der Saprolegnien, p. 47. 

Meehan, Contribution of the life-histories of 
plants, p. 58. 

Pax, Monegraphische Uebersicht über die Arten 
der Gattung Primula, p. 58. 

Tacke, Ueber die Entwickelung von Stickstoff 
bei Fäulniss, p. 56. 


Neue Litteratur, p. 62. 


Ausgegeben: S. Januar 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


Band XXXVI. No.3. Jahrgang X. 
WA a et (: 
sches Uenfr 
Be. Mal 
S ORGAN A 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Osear Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


| . = . | 
No. 2. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Bemerkungen über Coniferen. 
Von 
Dr. M. Kronfeld. 


(Mit 2 Holzschnitten.) 


Der Umstand, dass die orthotrope Hauptachse von allem An- 
fang an für den Habitus des Baumes massgebend bleibt, bedingt 
wesentlich den auffallend regelmässigen Wuchs zahlreicher Coniferen, 
wie Abies, Larix, Cupressus, Thuja sp. Mit Vöchting*) können 
wir diese Bäume monocormische nennen. 

Mitunter aber geschieht es, dass der gerade Hauptstamm seine 
Gipfelknospe einbüsst und wipfeldürr wird, hernach auch von oben 
nach unten allmählich abstirbt oder abdorrt. Die nahezu horizon- 
talen Seitenäste von Abies excelsa geben dann in einigem Abstande 
vom Hauptstamm ihre ursprünliche Richtung auf, biegen unver- 
mittelt nach aufwärts um, und die Fichte erhält anstatt ihres 
pyramidalen Wuchses ein geradezu kandelaberartiges Aussehen. 


*) Ueber Organbildung im Pflanzenreiche, II. 1884. S. 3. 
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 


[> } 


66 Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 


Schübeler*) beschreibt eine Fichte, deren Wipfel abgestorben 
war und bei der 2 Meter über dem Boden zwölf Seitenäste hervor- 
kamen, von denen einzelne sich bis 31 m in horizontaler Richtung 
ausstreckten, um sich dann auf einmal nach oben zu richten. 


Ferner kommt es vor, dass parallel mit 
der Hanptachse nur ein Seitenast sich auf- 
richtet, zu einem Nebenwipfel wird und der Baum 
im Ganzen das Aussehen einer Riesengabel oder 
eines umgekehrten h (y) erhält. Unweit von 
Wien beim Eingange zum Hadersdorfer Parke 
steht eine derartige Fichte (s. d. Abbildung); 
einen Meter hoch über dem Erdboden erfolgt 
die Theilung des Stammes. In gerader Rich- 
tung steigt der über der Gabelungsstelle ver- 
dorrende Hauptstamm auf, während der seitlich 
auslaufende Ast mächtig emporsteigt. Dieser 
hat an der Bifurcation einen Durchmesser von 20, jener nur von 
12 cm. Aus dem Nebenwipfel ist zugleich die relative Hauptachse 
geworden. 

Bei Kiefern (Pinus nigra Arn., silvestris L.) wird die sogenannte 
Fächerbildung zur Ursache einer auffallenden Abflachung der Krone. 
Die heimischen Coniferen erhalten dadurch das Aussehen einer 
Pinie. Ueberzeugend genug beweist v. Seckendorff**), speciell 
für die Schwarzföhre, dass die Fächerbildung mit Weachstums- 
hemmungen des Wurzelsystems Hand in Hand geht. Eines Bei- 
spieles zu gedenken, wurde in der Vorderbrühl bei Wien eine 
Schwarzföhre ausgehoben, deren Krone sich vorzüglich in der 
Richtung der weitausstreichenden Wurzeln ausbreitete, während die 
dem Kalkfelsen zugekehrte Seite, wo nur die Hauptwurzel aus dem 
Gestein hervortrat, eine geringe Astverbreitung aufwies. Die von 
den älteren Autoren mehrfach behauptete Correlation von Wurzel 
und Baumkrone, für welche Vöchting ***) neuerdings Beweise bei- 
brachte, findet in v. Seckendorff’s Angaben abermalige Be- 
stätigung. Auch bei Pinus silvestris ist gelegentlich Fächerbildung 
und Abflachung der Krone zu beobachten. Bis zum Jahre 1871 
befand sich bei Schönkirchen im Marchfelde eine Föhre, die unter 
dem Namen der „stolzen Föhre“ von der Bevölkerung wohl ge- 
kannt war und ganz den Habitus einer Pinie hatte. 


Unter jungen Sträuchern von Abies pectinata im Walde bei 
Weidlingau nächst Wien, welche behufs Aufforstung ausgesäet 
worden waren, bemerkte ich zwei auffällig verschiedene Formen. 
Während die normale Form 15 bis 2 cm lange Blätter hat, er- 
reichen die Blätter der weit selteneren zweiten Form nur 0°5 bis 
1'2 cm Länge. Zudem zeigen die seitlichen Auszweigungen der 
kleinblättrigen Form die Neigung, sich in gerader Linie fortzusetzen, 


*) Die Pflanzenwelt Norwegens. 1873—75. 8. 167. Fig. 32. 
**) Beiträge zur Kenntniss der Schwarzföhre. ISST STH en 
***) A. a. O. im Abschnitte über die Symmetrie im Wachstum des Wurzel- 
und Zweigsystems. 


Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 67 


ohne ihrerseits am Ende der Internodien Axillärtriebe zu entwickeln. 
Die Zukunft wird lehren, ob sich die Abnormität erhalten und aus 
den fraglichen Sträuchern Schlangentannen oder Hängetannen 
(s. unten) hervorgehen werden. 


Gleichfalls in Niederösterreich wurde in den letzten Jahren 
Caspary’s Hängefichte (Abies excelsa var. viminalis Casp.) von 
Wilhelm und Raiman aufgefunden. Man vergleiche hierüber 
die Verhandlungen der k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft 1887, Sitzb. 
S. 8, 1888, Abhandl. S. 71, Taf. II. 


Wie von Abies excelsa, so kennt man von Abies pectinata eine 
var. pendula. Sie ist nach Willkomm*) in den Vogesen und in 
Ostfriesland wild angetroffen worden. Es ist historisch bemerkens- 
wert, dass schon Linne&**) einer Hängetanne Erwähnung thut, die 
er auf Gothland beobachtete und als Bastard von Tanne und Fichte 
anzusehen geneigt war. Ebenso gedenkt Linn&***) einer im Wuchse 
an die Cypresse erinnernden Form von Juniperus communis. Da 
er dieselbe auf Oeland „bei Hohenöfen, Ziegelhütten und anderen 
dergleichen rauchenden Werkstätten“ sah, hielt er den aufsteigenden 
Rauch für die unmittelbare Ursache des pyramidenförmigen Wuchses. 


Für Endlicher’s Eintheilung der Pinus-Arten in die sechs 
Sectionen Cembra, Strobus, Pseudostrobus, Taeda, Pinaster, Pinea****) 
war die Anzahl der Laubblätter (Nadeln) an den seitlichen Kurz- 
zweigen mit bestimmend. Indess machte Endlicher, wie vor 
ihm Antoiner), auf die Variabilität der Blattzahl bei einzelnen 
Pinus-Arten aufmerksam. Stellen wir diese Angaben mit späteren 
von Reichardtyrj), Parlatorejjr), Stenzelffff), Engelmann 
und Beckfr), ferner mit zwei Vorkommnissen aus Tirol zusammen, 
welche im Botanischen Museum der Universität durch Specimina 
Prof. v. Kerner’s belegt sind, so ergiebt sich die folgende Tabelle 
über die Veränderlichkeit der Blattzahl bei Pinus; hierbei ist mit 
grösseren Ziffern das gewöhnliche, mit kleineren das seltenere und 
abnorme Verhalten bezeichnet. 


Sy kiorstl#Blore Pr Aufl. 117 
=#) Synopsis Coniferarum 1847. p. 79. 
*#=#) Die Coniferen. 1840. 
*###) Ueber eine Missbildung der gemeinen Föhre. (Verh. d. zool.-botan. Ges. 
1866. S. 457 ff.) 
7) In De Candolle’s Prodromus. XVI. 1868. 8. 378 ft. 
ir) Beobachtungen an durchwachsenen Fichtenzapfen. (Verh. d. Leop. Carol. 
Akad. 1876. S. 298.) 
irr) Revision of the gen. Pinus. (Transact. Acad. St. Louis. 1880. p. 161 ff.) 
iirr) Nachträge zur Flora von Wien v. Haläcsy und Braun. 1882. S. 66. 


5* 


68 Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 


Sect. Cembra 


Pinus Cembra L. . | | 3/45 Ant.?) 
4 r „ee | 415|/6| Endl. Parl. 
Pseudo-Strobus | 
Pinus Hartwegii Lindl. | | a|5} | Endl. 
A # RR Fa ce an ee 
„ _leiophylla Schied. | | 
Depp An ar E 415 Parl. 
„ Montezumae Lamb. | 3/4/5 Ant. 
„ oceidentalis Sw. | 3/4158 Parl. 
Taeda 
Pinus Coulteri Don. . 34/5) | Ant. Parl. 
3 A EA 3|4 Endl. 
„  Cubensis Griseb. 3|2 Parl. 
„  Elliotti Engelm. | 2/3 Engelm. 
„ iInsignis Dougl. . 34 | Ant. Endl. 
„  patula Sch. Depp. 34 Parl. 
„  Persica Strangw. . 3/4 Endl. Parl. 
„  $abiniana Dougl. . 3/4 Ant. Endl. Parl. 
„  $Sinensis Lamb. 2/3 . 4 
Pinaster. si 
Pinus Halepensis Mill. BE Ant. Parl 
„ ILaricis Poir. 2|3 
„ mitis Mchx. 2|3 «ia. Barlı 
„  montana Duroi 2|3 Stenz. Beck. Kern. 
„  Pyrenaica Lapeyr. 2|3 Parl. Ant. Endl. 
„onsilvestre, bi) ul: 2|3|4|5 Reich. 
5 h  Jeaiı 2|3 Stenz. Kern. 
„  variabilis Lamb. 2|3 Endl. 
Pinea 
Pinus cembroides Zuce. . 2|3 Endl. 
„ Tremontiana Endl. |13| 2 2 


Aus dieser Uebersicht erhellt vor Allem die Annäherung der 
in ihrem Hauptvorkommen europäischen und asiatischen Section 
Pinaster an die vorzüglich nordamerikanische Sektion Taeda. Denn 
zahlreiche Pinaster-Arten variiren mit dreinadligen Kurzzweigen, wie 
solche der Rotte Taeda zukommen. 

Dreinadlige Zweige habe ich von Pinus montana Duroi (Blaaser, 
Tirol) und Pinus silvestris L. (Gschnitzthal, Tirol) — beide ge- 
sammelt von Prof. A. v. Kerner — untersucht. Unter die 
paarigen Kurzzweige finden sich die dreinadligen eingemengt. 

Zwischen dem Kontour des Blattquerschnittes und der Blatt- 
zahl bei Pinus ist eine bestimmte Abhängigkeit festgestellt worden.*) 


!) Ebenso Hausmann, Flora v. Tirol u. A. 

?) „Folia ..... rarissime discreta, plerumque in folium unicum eylindricum 
eoalita.“ 1. c. p. 133; dagegen nach Thomas (Pringsheim’s Jahrb. 1865. 
S. 24) gemäss dem anatomischen Bau wirklich einfache Blätter. 

*) Cf. Eichler in „Die natürl. Pflanzenfamilien“. II. Bd. 1 Abth. S. 30. 


Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 69 


Dieselbe lässt sich dahin aussprechen, dass die Blätter einnadliger 
Kurztriebe (P. Tremontiana) im Querschnitte kreisrund sind, und 
in allen übrigen Fällen als Sektoren an der Fläche eines Kreises 
gleichen Antheil haben. Wo zwei Nadeln zusammenstehen, sind 
ihre Querschnitte demnach Halbkreise oder Sektoren mit einem 
Centriwinkel von 180°. (Pinaster, Pinea, Taeda, Pseudostrobus, 
Cembra.) Wo drei, vier, fünf und sechs Nadeln aus einer Nieder- 
blattscheide hervorgehen, sind ihre Querschnitte Kreissektoren mit 
Centriwinkel von bezüglich 120, 90, 72 und 60 Graden. In ein- 
facher Weise lässt sich somit die Blattform von Pinus als mathe- 
matische Funktion des Knospenraumes ausdrücken. 


1. Querschnitt durch eine Nadel von Pinus montana Duroi (Mughus Scop.) 
2. Querschnitt durch eine ebensolche aus einem dreiblättrigen Büschel, 3. Quer- 
schnitt durch eine Nadel von Pinus tuberculata Jord. 

Dieser Regel entsprechen auch die Blatt-Querschnitte der ab- 
norm dreinadligen Kurztriebe von Pinus montana und silvestris. Sie 
sind nicht mehr Halbkreise, sondern nothwendigerweise Kreissektoren. 
Die beistehende schematische Figur stellt in 2 den Blattquerschnitt 
eines dreinadligen Kurztriebes von Pinus montana, in 1 den gleichen 
von einem normalen Kurztriebe — an demselben Zweige — dar. 
Man erkennt, dass nebst dem Kontour des Querschnittes auch die 
anatomischen Details einigermassen verändert sind. Nach v. Wett- 
stein*) bewegt sich die Anzahl der Harzgänge im Blatte der 
Krummföhre zwischen 2 und 6. Das mir vorliegende Exemplar vom 
Blaaser hatte sowohl in den normalen, wie in den dreikantigen 
Blättern zumeist 3 Harzgänge (1, 2). In beiden Blättern entsprechen 
die beiden primären Harzgänge der linken und rechten Kante. Der 
dritte — sekundäre — Harzgang findet sich beim normalen Blatte 
an der Unterseite, beim dreikantigen Blatte dagegen an der oberen 
Seite vor, wo ihm mehr Raum geboten ist. Nach eben dieser 
Richtung buchtet sich im Querschnitte des dreikantigen Blattes das 
chlorophylllose, die Vasalien umgebende Gewebe aus. In beiden 
Momenten spricht sich deutlich die Anpassung an den aus halb- 
eylindrischer Form prismatisch umgestalteten Blattkörper aus. 

Vergleicht man den Querschnitt eines dreikantigen Pinus mon- 
tana-Blattes mit demjenigen eines Vertreters der Rotte Taeda, bei- 
spielsweise Pinus tubereulata Gord. (3), so erkennt man unschwer 
die Uebereinstimmung. Dass Pinus montana arm ist an Harz- 


*) Ueber die Verwerthung anatom. Merkmale ete. (Sitzb. d. k. Akad. d. 
Wissensch. I. Abth. 1887. S. A. S. 12.) 


Sn 


4 


70 Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen. 


gängen, die andere Art dagegen zahlreiche Harzgänge besitzt, darf 
dabei vernachlässigt werden. 

Während Reichardt*) angiebt, an den Blatt-Querschnitten 
drei und fünfnadliger Kurztriebe von Pinus silvestris die Anzahl 
der Harzgänge vermehrt gesehen zu haben, habe ich dies weder- 
an den Blattquerschnitten dreinadliger Kurztriebe dieser Art (aus 
dem Gschnitzthal) noch an ebensolchen der Pinus montana_ be- 
obachtet. In beiden Fällen war die Anzahl der Harzgänge gleich 
jener der normalen Blätter von demselben Zweige. Der Wider- 
spruch findet darin seine Erklärung, dass Reichardt das Vor- 
handensein von zehn Harzgängen für den Typus von Pinus silvestris. 
hielt, und in 13—15 Harzgängen schon eine Abweichung von der 
Norm erkannte. Allein v. Wettstein**) bemerkt, dass die Ge- 
sammtzahl der Harzgänge im Blatte von Pinus silvestris zwischen 
? und 14 schwankt. 

Es ist öfters hervorgehoben worden, dass über den Medianen 
der unteren Laubblätter des Jahrestriebes vieler Abietineen und 
Taxineen keine Seitenachsen angelegt werden. Damit hängt, wie 
leicht ersichtlich, die in ebenmässig distaneirten Wirteln erfolgende 
seitliche Auszweigung der Coniferen zusammen. Auf dieses Moment 
weist schon Zuecarini***) hin und Ho fmeister?) bemerkt: „bei 
Taxus, bei Abies und Picea erfolgt die Anlegung von Seitenachsen. 
nur über den Medianen der 2—-5 obersten Laubblätter des Jahres- 
triebs; bei den Kiefern beginnt sie viel tiefer, reicht jedoch nicht 
in die Achseln der 8—21 basilaren Blätter des Jahrestriebs “ 

So gefasst ist aber dieser Satz bloss auf die vegetativen Aus- 
zweigungen anwendbar. Denn ein Blick auf einen männlichen Blüten- 
zweig von Abies pectinata, oder von Abies Apollinis Link lehrt, dass 
die Pollenkätzchen an den Jahrestrieben bis tief herunterreichen und 
an üppigen Exemplaren nur eben 3—5 Medianen freilassen. 

An Zweigen der Tanne, welche von Peziza Kerneri Wettst. 
(Fungi novi Austriaci. Ser. I. p- 12) befallen sind, erscheinen 
merkwürdig genug männliche Blütenknospen sogar über den unter- 
sten Blättern. Mir vorliegende Specimina von Weissenbach bei 
Mödling weisen demgemäss über sämmtlichen Blättern des vorjährigen 
Triebes Seitenachsen, beziehungsweise Knospen männlicher Blüten- 
kätzchen auf. In denselben ist die Entwicklung der Blüten bereits. 
bis zur Ausgiiederung der einzelnen Pollenblätter vorgeschritten. 

Nach Eichler++) scheinen die Kotyledonen der Coniferen nie- 
mals Achselknospen zu entwickeln. Dern steht eine freilich ältere 
Angabe C. L. Richard’s irr) gegenüber, welcher Autor bei einem 
Keimling von Pinus Cedrus L. über der Mediane Jedes Keimblattes 
eine kleine von ihm als Knospe gedeutete Hervorragung wahrnahm. 
Jedenfalls bleibt der Gegenstand weiterer Untersuchung würdig. 


*) ANSIOJS) 59; 
Fr) Asa. Oi SWA, 810: 
*##) Zur Morpholog. d, Coniferen. (Abh. d. Bair. Akademie. 1844.) 
7) Allgem. Morphol. S. 430. 
77) Coniferae in Engler-Prantl. Natürl. Pflanzenfam. II. 1. S. 52. 
777) Memoire sur les Coniferes. p. 119: 


Amann, Leptotrichum glaucescens Hampe. al 


Leptotrichum glaucescens Hampe. 
Von 
J- Amann 
in Davos, 


Die Räschen dieses Mooses haben eine typische meergrüne 
Farbe, welche dadurch bedingt ist, dass der obere grüne Theil der 
Pflanze mit einem weisslichen schorfartigen Ueberzug bedeckt ist, 
welcher auf der Oberfläche des Stengels "und der Blätter als kleine 
Klümpchen und Fäden unregelmässig vertheilt erscheint. Diese 
amorphen Körper, deren Natur und Entstehung bis jetzt noch un- 
bekannt waren, finden sich reichlicher auf der Unterseite der Blätter 
als auf deren Oberseite. 

Boulay (in „Museinees de la France“) vermutet, dass dieselben 
ein Produkt „niederer Organismen“ darstellen; indessen liegt die 
Annahme näher, dass dieser „Schorf“ ein Lebensprodukt der vege- 
tabilischen Zelle ist, dies umsomehr, als es bis jetzt nicht gelungen, 
einen konstanten Organismus, Spaltpilz oder Alge, in den Lepto- 
trichum-Räschen aus verschiedener Provenienz nachzuweisen. 

Dieser Ueberzug ertheilt dem Pflänzchen die Eigenschaft, vom 
Wasser nicht benetzt zu werden und bietet hierin eine gewisse 
Aehnlichkeit mit dem wachsartigen Ueberzug gewisser Phanero- 
gamen, Uerinthe z. B. 

Dieser Leptotrichum-Schorf ist in Wasser, kalt oder heiss, 
vollkommen unlöslich, dagegen löst er sich sehr leicht in Aether 
und Chloroform und ist ebenfalls in heissem 90°/o Alkohol löslich. 
Er scheidet sich aus dieser alkoholischen Lösung durch Erkälten 
oder Zufügen von Wasser als weisse, voluminöse Flocken aus. 

Die concentrirte ätherische Lösung reagirt deutlich sauer und 
lässt durch Verdampfen die „Leptotrichunsäure“, so will 
ich vorläufig diesen Körper nennen, als farblose, rings um ein Gentrum 
gruppirte prismatische Nadeln zurück. Diese Nadeln sind voll- 
kommen geschmack- und geruchlos und wirken optisch stark doppelt- 
brechend. 

Auf dem Platinblech erhitzt, schmelzen sie zu farblosen Tropfen, 
entwickeln weisse Dämpfe und sublimiren ohne Zersetzung. 

Die Leptotrichumsäure wird aus ihrer ätherischen Lösung durch 
Tannin nicht gefällt, giebt dagegen mit Platinchlorid einen gelben 
Niederschlag. Üoncentrirte Salpetersäure, sowie unterchlorigsaures 
Natrium ertheilen derselben eine goldgelbe Färbung. Sonst zeichnet 
sich dieser Körper durch seine grosse Beständigkeit aus, indem er 
weder von concentrirter Schwefel- oder Salzsäure noch von kaustischen 
Alkalien in Lösung in der Kälte merklich angegriffen wird. 

Die grünen Theile der Pflanze enthalten verhältnissmässig viel 
von dieser Verbindung, nach mehreren Versuchen etwa 13/0 ılıres 
Gewichtes. Nachdem die Pflanze durch die Behandlung mit Aether 
von diesem „Schorf“ befreit worden ist, zeigt sie die schwach 
seidenglänzende, gelbliche Farbe der anderen Leptotrichum-Arten. 

Diese Leptotrichumsäure ist meines Wissens die erste 
krystallisirbare Verbindung, welche bis jetzt bei den Moosen nach- 


a 


72 Sitzungs-Berichte des botanischen Vereins in München. 


gewiesen wurde. Leider ist das mir jetzt zu Gebote stehende 
Material zu spärlich, um daraus eine genügende Menge dieses 
Körpers herstellen zu können, so dass ich dessen eingehenderes 
chemisches Studium auf später verschieben muss. 


Davos, im December 1888. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München. 
(Schluss.) 


Es ist übrigens die Verkohlung in sehr geringem Grade vor 
sich gegangen. Die gefundene Menge von CO lässt sich nur an- 
näherungsweise mit dem C-Gehalt des Torfes, fast gar nicht mit 
dem der Braunkohle vergleichen. 

Für die Braunkohlen werden im Mittel 63 %, C, für den 
wasserfreien Torf im Mittel ca. 60 %, C angegeben. *) 

In drei Dysodilsorten vom Ries fand ieh im Mittel 47 % ©. 
— Die Cellulose (CsHı1005) besitzt 44%/, C. 

Vergleicht man die bei einem der drei Dysodile gefundenen 
Mengen von C, H und O mit der Formel der Cellulose, so. würden 
sich für den Dysodil (wenn man ihn hier in allerdings roher Weise 
mit jener vergleichen will) und jene folgende Formeln ergeben: 

Dysodil Cso Has Oıs. 
Cellulose Cso Hso Os5. 

Bei der Dysodilbildung hat also (von der Cellulose ausgehend) 
ein Verlust von Wasser stattgefunden. 

Es ist aber der Dysodil keine einheitliche Substanz, sondern 
ein Gemenge vieler, derzeit noch unbekannter Körper. Ein Theil 
hat sicher einen höheren Grad der Carbonisation, also einen 
grösseren Wasserverlust erlitten, als ein anderer Theil, der z. Th. 
weniger HsO verloren, z. Th. nahezu unverändert geblieben ist. 

Nur zerstreut findet man kleine Zellenkomplexe oder einzelne 
Zellen, da und dort einzelne Nadelholztracheiden, auch Borsten- 
haare: durchgehends diekwandige Zellen, deren Wände eine voll- 
ständige Carbonisation, dabei eine schwarze oder tiefschwarzbraune 
Färbung erlitten haben. 

Stengel und Caulome überhaupt konnte ieh in dem mir zu- 
gänglichen Material nicht beobachten. 

Man findet ferner, abgesehen von den obigen Verhältnissen, 
überall im Dysodil: 

1. Eine ungeheuere Menge von Spaltpilzen in der Form eines 
Mieroeoceus, den ich als M. oligocaenieus bezeichnen möchte. Er 
ist sehr klein, von ca. 0.4—0.5 u Durchmesser. Stäbehen (Baeillen) 
kommen stellenweise spärlich vor; sie sind stets viel seltener. 


*) W. v. Gümbel, Geologie von Bayern. I. Theil. 1888. p: 68, 69. 


Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 173 


2. Grünlichgelbe, 4—8—9 « grosse, meist kugelrunde, fast 
ausnahmslos hautlose Zellen, die mitunter in Zweitheilung be- 
griffen sind. Oftenbar eine Palmella. wie wir sie heute noch in 
unseren Teichen, Sümpfen, Seen u. s. w. überall vorfinden. Sie 
mag als P. oligocaenica bezeichnet werden. 

Diese Alge ist manchmal in so ungeheuerer Menge vorhanden, 
dass die Individuen sich dicht berühren und die ganze Substanz aus 
ihnen zu bestehen scheint. Häufig ist sie seltener, aber sie fehlt 
niemals, weder im Dysodil vom Ries, noch in dem von Rott 
und von Glimbach. 

Auch diese Palmella ist meist vom Mierocoeeus oligocaenieus 
«urehsetzt.*) 

Diese Alge ist offenbar der Träger des Chlorophylis; jedoch 
finden sich auch formlose, zerfetzte und tloekige grünliche Frag- 
mente, von denen ich es dahin gestellt sein lasse, ob sie von der Pal- 
mella oder von den Blättern, welche die Hauptmasse des Dysodil 
darstellen, herrühren; ersteres scheint mir das Wahrscheinlichere. 

3. Pollenkörner von 20, 24, 30, 36 und 49 « kommen hin 
und wieder vereinzelt, stellenweise in ungeheuren Mengen vor. 
Viele derselben sind geplatzt. — Die charakteristischen Pollen der 
Coniferen (Pinus?) sind im Allgemeinen seltener, doch findet man 
einzelne fast in jedem Präparate. Sie haben 98—108 «u Breiten- 
‚durchmesser. 

4. Von sonstigen häufigeren Vorkommnissen möge erwähnt 
sein: Cladosporium peniecillioides, ein Sporidesmium, eine Alternaria 
und eine Bispora. Alle 4 nur in Fragmenten (zerstreuten Sporen, 
Hyphen, auch Myvcelfäden) vorhanden. Endlich sah ich hin und 
wieder Beggiatoa- oder Leptothrixfäden in geringer Menge. 

Aus obigen Mittheilungen ergibt sich nun: 

1. Der Dysodil ist nahezu ausschliesslich aus vermodernden 
Blättern entstanden. 

2. Die im Dysodil konstant vorhandene grosse Menge von 
Kieselsäure steht zu den Diatomaceen in keinerlei Beziehung. 

3. Er enthält Chlorophyil, das er der Anwesenheit der nie- 
mals fehlenden Palmella oligocaenica verdankt. 

4. Der Dysodil, besser als Chlorophyll- oder Kiesel- 
kohle bezeichnet, hat weder mit dem Torf noch mit der Braun- 
kohle nähere Verwandtschaft, da er an KOH- und NaOH-Lösungen 
nichts Wesentliches, jedenfalls keine braunen Humussäuren abgibt. 
Dieses Mineral muss als Typus einer ganz eigenartigen Gruppe 
fossiler Pflanzenüberreste betrachtet werden. 


Allem Anschein nach ist der Dysodil dadurch entstanden, 
dass in kieselsäurereiche ruhige Gewässer, welehe ihre Ent- 
stehung wahrscheinlich heissen Quellen verdankten, von den pflanzen- 
reichen Ufern alljährlich grosse Mengen von Blättern gelangten. 
Diese sanken auf den Grund der Gewässer, lagerten sich hier mit 


*) Vergleiche Harz. ©. O., Trübung des Schliersees (Bot. Ver. in München, 
Bot. Centrbl. 1887. Bd. II. p. 331) und Schnetzler, J. B., Trübung des Bret- 
sees (ebenda Bd. III. p. 219.) 


74 Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 


kiesel-, thon-, eisen- und kalkhaltigem Schlamme und wurden hier, 
wahrscheinlich bei etwas höherer Temperatur, einem nicht zu 
raschen Fäulnissprozess unterworfen. 

Da die grüne Palmella in so grosser Menge vorhanden war, 
kann der Process nieht in sehr grossen Tiefen, beziehungsweise 
nur bei Gegenwart von Lieht stattgefunden haben. Jedenfalls hat 
diese grüne Pflanze die Dysodilbildung wesentlich beeinflusst, da 
sie im Stande war, auch in einem sauerstoffarmen Wasser den 
Spaltpilz reichlichst mit Sauerstoff zu versehen. 

Weitere Mittheilungen werden anderwärts erfolgen. 


Hierauf sprieht Herr Professor Dr. Harz 


II. Ueber eine zweekmässige Konservirungsmethode 
getrockneter Pflanzen. 


Wenn es hier gestattet sein mag, über eine praktische Auf- 
bewahrungsmethode von Pflanzensammlungen u. dergl. zu sprechen, 
so möchte ich mich weniger an die Dirigenten grosser Staats- 
sammlungen, als an die Adresse privater Herbarienbesitzer wenden. 
Erstere sind ja meist so vortrefflich ausgerüstet, dass man wenig 
Besseres oder Zweckmässigeres zur Erhaltung des massenhaft an- 
gehäuften Pflanzenmateriales vorzuschlagen vermöchte. 

Privatleute dagegen leiden sehr häufig an den Missständen: 
der gewöhnlichen Aufbewahrungsart. 

Diese besteht darin, dass die in Papier befindlichen Objeete 
gruppenweise u. dergl. zwischen zwei Deckeln aus Pappe fest ein- 
gebunden sind. In günstigeren Fällen werden die Faseikel in 
wohl verschliessbaren Sehränken aufbewahrt, in der Regel aber 
liegen dieselben direkt auf offenen Repositorien, höchstens von 
einem Vorhange bedeckt. 

In diesem Falle werden Pflanze und Papiere ungemein durch 
Staub geschädigt; ein Wohnraum, in dem zahlreiche Pflanzenpräparate 
in dieser Art aufbewahrt werden, leidet schliesslich bis zur Unerträg- 
liehkeit durch Schmutz und Staub, selbst wenn allwöchentlich em- 
bis zweimal das gesammte Herbar abgewischt wird. Ueberdies 
leiden Möbel, Teppiche, Kleider u. s. w. durch die nicht mehr 
zu beseitigenden Motten u. dergl. in ganz ungewöhnlichem (Grade. 

Eine Menge von Thieren dringen überall ungehindert ein und 
sind rastlos bestrebt, die Pflanzen zu benagen und in Stücke und 
Pulver zu verwandeln. So Papierläuse, Milben, Käfer- und 
Schmetterlingslarven, gelegentlich selbst Mäuse. 

Gewisse Familien sind hierbei besonders bevorzugt: Compo- 
siten, Umbelliferen, Salieaceen; gemieden wird keine einzige. 
Manche Polypori und andere Pilze werden durch die Larven einer 
Motte oft innerhalb einiger Wochen total zu Pulver zerfressen. 
Diese wenigen Andeutungen dürften genügen, auf die Nachtheile 
der gewöhnlichen Aufbewahrungsweise hinzuweisen. 

Sehr fleissiges Durchsehen schützt gegen diese Missstände nur 
wenig, der Zeitpunkt der völligen Vernichtung wird nur hinaus- 
eschoben, nieht beseitigt. Dabei geht eine enorme Zeit für solehe 


Sitzungsbericht des botanischen Vereins in München. 75 


rein mechanische Arbeit verloren, selbst wenn die Sammlungen 
einen nur mässigen Umfang erreichen. 

Manche suchen sieh damit zu behelfen, dass sie ihre Pflanzen 
mit Sublimat vergiften. Dies ist aber ein durchaus verwerfliches 
System. Die Pflanzen leiden dadurch sehr, der Studirende der 
Sammlung noch mehr und die Pflanzen werden schliesslich dennoch 
verzehrt. 

Ich habe z.B. Agarieinen und Boleti in Händen gehabt, welche 
mit einer Kruste von Sublimat überzogen, dadurch für wissen- 
schaftliche Untersuchung ganz unbrauchbar geworden, und denn- 
noch von Anobienlarven zerfressen und durchlöchert worden 
waren. 

Man kann sich noch einigermassen dieser lästigen Feinde er- 
wehren, wenn man von Zeit zu Zeit die Sammlungen in wohl 
verschlossenen Kisten mit Schwefelkohlenstoff behandelt. Aber 
dies müsste mindestens zwei Mal im Jahre geschehen und würde 
dennoch nicht im Stande sein, den Insektenfrass völlig auszu- 
schliessen. 

Die Pflanzensammlungen aber für die Dauer derartig in Kisten 
verpackt aufzubewahren, hindert jedenfalls in ungebührlicher- 
Weise die Benutzung derselben. 

Eine Pflanzensammlung soll, wenn irgendwie möglich, auch 
in Privaträumen so aufgestellt sein, dass der Besitzer oder Be- 
nützer jeden Augenblick in bequemer Weise das Gewünschte zu 
erreichen vermag. 

Seit ca. 10 Jahren bediene ich mich eines ziemlich einfachen 
Verfahrens, welches die oben angeführten Missstände ziemlich be- 
seitigt und welches ich Jedem empfehlen kann, der sich nicht: 
grosser passender Schränke oder sonstiger besserer Vorrichtungen 
zum Aufbewahren seiner Sammlungen zu bedienen beliebt. 

Ich habe mir rechteckige Blechschachteln aus gewöhnlichem 
Weissblech in drei verschiedenen Grössen anfertigen lassen. Der 
(selbstverständlich aus derselben Substanz hergestellte) Deckel soll 
möglichst gut anschliessen und mit 6—-10 Ctm. hohem Rande über- 
greifen. 

Ich habe im Laufe der Jahre folgende 3 Grössen als zweck- 
mässig befunden: 


E45 Cm. 1. 30. Cim. br. 29. Chin. I: 


BE en VEINDEHID LUHMR SR 
III. 30 A ee 


Selbstverständlich lässt sich Jedermann diese Behälter in der’ 
ihm passenden Grösse anfertigen. 

Die Grösse I verwende ich für (Gefässpflanzen, die Grösse II 
für Boleti, die meisten Agarieinen, für grössere Algen, Moose- 
u. dergl. Die Nummer II für kleinere "Objecte; so für viele: 
Polypori, kleine Agarieinen, überhaupt kleinere Pilze (Uredineen,, 
Ustilagineen, Ascomyceten) u. s. w. 

So aufbewahrt, kann man die Pflanzensammlung überall be- 
quem aufstellen ; Staub, Insekten u. dergl. vermögen nicht einzu- 
dringen. Auch die Feuchtigkeit wirkt auf sie nicht leicht ein. 


76 Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. 


Es ist hierbei zu beachten, dass die Objekte nicht in feuchtem 
Zustande eingereiht werden. Frisch getrocknete oder frisch auf- 
‚geklebte Pilze lasse ich z. B. 8—14 Tage, zwischen Papier locker 
gehäuft, in einem trockenen Zimmer verweilen, ehe sie in die 
Blechbehälter kommen. 

Die Gefässpflanzen, welche während des Sommersemesters ete. 
gesammelt wurden, bleiben in derselben Weise bis zum Herbst 
lose zwischen Papier und Pappendeckel liegen; an und für sich sehr 
trockene Pflanzen, wie holzige Polypori, Lenzites, Marasmii u. dergl. 
werden unbedingt sofort untergebracht. 

Bei den selbst gesammelten, wie bei den von anderwärts er- 
haltenen Pflanzen braucht vor dem Einreihen in die Sammlung 
gar nicht darauf geachtet zu werden, ob sie durch Insektenfrass 
leiden, da das folgende Verfahren gegen alle derartigen weiteren 
Beschädigungen schützt. 

Es befindet sich nämlich in den Blechbehältern je eine Probe- 
röhre (sogen. Reagensglas), in welehe nach jeder Einreihung neuer 
Pflanzen ca. 20—30 CC Schwefelkohlenstoff gebracht werden. 
Man verschliesst sofort mit dem Deckel und stellt die Pflanzen- 
‚schachtel wieder an ihren gewohnten Ort. Befanden sich Eier 
oder Larven irgend eines Thieres an den Pflanzen, so werden sie 
nach 1—3 Tagen durch die entweiehenden Dämpfe des Schwefel- 
kohlenstofts sicher getödtet. Man kann die Wirkung des CSs etwas 
verstärken, indem man die ihn enthaltende Probierröhre mit einem 
Wattepfropf locker verschliesst. Hierbei entweicht CS etwas lang- 
samer, und der Luftraum im Innern des Blechbehälters bleibt 
8S—10 Tage lang mit dessen Dämpfen bereichert. 

Wer zufällig genötigt sein sollte, seine Pflanzen in Wohn-, Speise- 
oder Schlaträumen aufzubewahren, dürfte nicht zu viele Faseikel 
auf einmal in dieser Weise behandeln, oder er würde dieselben 
einige Tage lang irgendwo unterzubringen haben, wo der Geruch 
nicht unangenehm empfunden wird. Einige wenige Nummern so 
behandelt, belästigen in keiner Weise. 

Man kann z. B. in einem geräumigen Arbeitszimmer, welches 
1—2 Mal täglich gelüftet wird, 15—20 Blechschachteln gleichzeitig 
in obiger Weise behandeln, ohne dass der Aufenthalt darin unan- 
genehm wird. — Jeder Behälter kann endlich, wenn solches zu- 
fällig einmal geboten wäre, sofort geruchlos gemacht werden, in- 
dem man ihn einfach öffnet und den etwa noch vorhandenen 
flüssigen CSa beseitigt. 

Der Schwefelkohlenstoff ist sehr billig, momentan erhält man 
ein Kilogr. für 70 Pfennig; damit kann man ein grosses Herbarium 
für lange Zeit versorgen. Er hat nur die beiden Nachtheile, sehr 
unangenehm zu riechen und sehr brennbar zu sein. Aus letzterem 
“Grunde soll die Anwendung desselben möglichst bei Tag statt- 
finden; wer indessen sorgsam damit umgeht, kann jederzeit, auch 
bei Gas- und Lampenlicht mit CSz unbesorgt arbeiten. 

Der Schwefelkohlenstoff wirkt in keiner Weise nachtheilig 
auf Metallgegenstände ein, was für gewöhnliche Wohnräume von 
besonderem Werthe ist. 


Sitzungs-Bericht des botanischen Vereins in München. la 


Da endlich bei einer wohlgehaltenen Sammlung die Behand- 
lung mit CSs nur sehr selten, sozusagen ausnahmsweise erforder- 
lich wird, so kann von einer wirklichen Belästigung auch in einer 
kleineren Wohnung nicht die Rede sein. 


III. theilt Herr Professor Dr. C. 0. Harz ein Verfahren mit,. 
die Sporen der Hymenomyceten auf Papier zu 
tixiren. 

Zum Studium der Hymenomyceten und bei der Anlegung 
einer Sammlung derselben ist u. a. die Herstellung von Sporen- 
präparaten auf Papier durchaus geboten. 

Ich bediente mich früher bei farbigen Sporen eines ziemlich 
einfachen Verfahrens: ich liess dieselben auf beliebiges weisses 
Papier fallen, was, je nach dem Objekt, eine bis einige Stunden 
bis zu einem halben oder ganzen Tag ete. Zeit erfordert. Nach 
dem Abnehmen des Pilzes liess ich kurze Zeit behufs Abtrocknen 
an der Luft liegen, worauf die Rückenseite mit einer Auflösung 
von Canadabalsam in absolutem Alkohol derartig mit Vorsicht be- 
strichen wurde, dass durch etwa zu reichlich eindringende Flüssig- 
keit keine Ueberschwemmung des Sporenpräparates stattfand. Auf 
diese Weise gelang die Herstellung resp. Fixirung einfach und 
rasch. 

Bei farblosen Sporen stiess ich auf Schwierigkeiten, insofern, 
als es schwer gelingt, ein passendes, gut geglättetes farbiges Papier 
zu erhalten, dessen Farbstoff in Alkohol unlöslich ist. 

Herpell suchte dem Uebelstande durch Anwendung von 
Aether und Mastix etc. abzuhelfen; indessen gelang es mir 
wenigstens nicht immer, befriedigende Präparate aus weissem 
Sporenmaterial zu gewinnen. 

Folgendes Verfahren habe ich nun seit 2 Jahren erprobt ge- 
funden: 

Man löst 

1 Vol. Canadabalsam in 

4 „ Terpentinöl, 
indem man ganz gelinde im Wasserbade oder über freier Flamme 
erwärmt. 

Mit dieser Lösung können die Sporen aller Farben, gleich den 
farblosen auf jedes beliebige weisse oder farbige Papier rasch 
fixirt werden. 

Für farbige Sporen nehme ich irgend ein glattes, holzfreies 
weisses Schreib-, Konzept- oder Postpapier; zu weissen, beziehungs- 
weise farblosen Sporen kann jedes beliebige Glanzpapier Verwen- 
dung finden. Blaues und schwarzes eignet sich hierzu besonders 
gut; aber auch gelbe, rote, grüne u. s. w. Glanzpapiere liefern 
schöne Präparate. 

Die Anwendung der obigen Lösung ist sehr einfach: mit einem 
weichen Haarpinsel wird jene auf die Rückenseite des sporen- 
besäeten Papieres dünn aufgestrichen; allzureichliches Auftragen 
ist zu vermeiden, damit keine Ueberschwemmung der Sporen ver- 
ursacht wird. Schon nach 2—4 Tagen ist das Präparat so weit 


78 Sitzungsbericht des botanischen Vereins in Miinchen. 


abgetroeknet, dass man es ungefährdet zwischen Papier aufbe- 
wahren kann. Ganz trocken (dass z. B. die Finger der Hand 
nichts mehr abwischen) wird dasselbe erst nach 4—6 Wochen. 

In emigen Fällen bedarf das Verfahren einer kleinen Korrektion : 

1. Wenn die Sporen sich überaus reichlich entleert haben, 
thut man gut, das Bepinseln nach 1—2 Tagen noch einmal zu 
wiederholen ; oder man bereitet sieh zu diesem Zweck eigens eine 
Lösung von 2 Vol. Canadabalsam in 5—6 Vol. Terpentinöl. 

2. Fallen zumal die sogen. weissen Sporen sehr spärlich auf 
‚das Papier, so bediene ich mich einer Lösung von 1 Vol. Canada- 
balsam in 6—8 Vol. Terpentinöl. 

Es ist wohl selbstverständlich, dass irgend ein anderer in 
Terpentinöl löslicher Balsam, z. B. Terpentin oder ein sich darin 
lösendes Harz dieselben Dienste leisten wird. Auch könnte man 
das Terpentinöl dabei dureh ein beliebiges anderes ätherisches Oel 
ersetzen. 


Herr Lehrer J. N. Schnabl berichtet hierauf 


über das Vorkommen des von Prof. Dr. €. ©. Harz 
ım Jahre 1857 auf dem Lechfelde neu entdeckten und 
beschriebenen (Botan. Centralbl. Bd. 33. 1888. p. 221) 


Agarieus Lecensis Hrz. in der Nähe von München. 


Er fand denselben in mehreren Exemplaren im Sep- 
tember dieses Jahres auf einer Waldwiese bei Holzapfelskreuth. 
Farbe, Grösse und Form der Sporen, die Schuppen des Hutes, 
das Velum, Geruch u. s. w. stimmten genau mit der l. e. gegebenen 
Beschreibung überein. Nur bei einem Exemplar war der Stiel 
etwas schlanker, als bei den übrigen und bei den auf dem Lech- 
telde gefundenen Individuen. 

Herr Professor Dr. Hartig besprach sodann: 

eine Krankheit der Weisstanne, 
die im Bayerischen Walde sehr grossen Schaden anrichtet, in den 
Voralpen nur vereinzelt von ihm aufgefunden wurde und in einem 
Absterben der Rinde jüngerer oder älterer Zweige und Aeste oft 
bis auf Handlänge sich äussert. In der Regel verbreitet sich das 
Absterben auf den ganzen Umfang des Zweiges und hat alsdann 
nach wenigen Jahren das Absterben des darüber gelegenen 
Pflanzentheiles zur Folge. Seltener beschränkt sich die Erkrankung 
auf eine Seite des Zweiges, schreitet im folgenden Jahre nicht 
weiter, sondern es tritt eine Ueberwallung der abgestorbenen 
Stelle vom Rande aus ein. In der abgestorbenen Rinde entwickeln 
sich zahllose, die Grösse eines Steeknadelknopfes selten übersteigende 
schwarze Pyeniden, welche ein Aufplatzen der darübergelegenen 
Korkschicht veranlassen. Im Innern der Pyeniden entstehen zahl- 
lose kleine, spindelförmige, einzellige Gonidien, welche leicht 
keimen. Leider konnte nach mehrjährigen Beobachtungen und 
Kulturversuchen eine Ascen tragende Fruchtform des Parasiten 
nicht aufgefunden werden. Allerdings entwickelt sich fast stets 
in unmittelbarer Nähe der erkrankten Stellen eine üppige Apo- 


Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. 7\ 
P io 


theeienbildung der Peziza salyeina, doch war der sichere Nach- 
weis eines Zusammenhanges mit dem Pyeniden erzeugenden Para- 
siten nieht möglich. Der Vortragende hat dieser Pilziomm bis auf 
die ne wo sie vollständiger Best sein wird, den Namen Phoma 
abietina n. sp. gegeben. 

Darauf zeigte Herr Professor Hartig 
2jährige Rotbuchenausschläge von etwa Handlänge 
or, die an Wurzelstöcken kurz zuvor gefällter 
Bäume sich entwickelt hatten und dieht mit Bueh- 

eckern besetzt waren. 

Sie waren in Württemberg im letzten Sommer gefunden worden 
und zwar in grossen Mengen. Im Anschluss an seinen Vortrag in 
der letzten Sitzung über die Beziehungen zwischen Reservestoff- 
vorrat und Samenproduktion leitete der V ortragende diese Er- 
scheinung von dem Vorrat an Stickstoff ab, der at in den Wurzeln 
und im Wurzelstocke angesammelt habe. 

Endlich zeigte derelhe eine Kollektion höchst eigentümlicher 
Abnormitäten - Rindebildung der Fichte und der Rotbuche vor. 


Zum Schlusse demonstrirte Herr Privatdozent Dr. €. v. Tubeuf: 
Lophodermium brachysporum, 


einen Parasiten der Weymouthskiefer, und Exoasceus borealis, 
welcher Hexenbesen an Alnus incana erzeugt, und referirte kurz 
über seme Untersuchungen, welche beide Pilze betreffen. 

Der erstere tödtet Nadeln und junge Triebe von Pinus Strobus 
und wurde im Bayerischen Walde gefunden. Der letztere tritt 
häufig im Bayerischen Walde, ın den bayerischen Alpen und in 
der, nächsten Umgebung Münchens auf, wo viele Weisserlen oft 
über 100 Hexenbesen tragen, welehe sich erst spät belauben, gelb- 
liche langgestreckte Blätter tragen, auf denen im August beider- 
seits die Asken als w eisser Ueberzug erscheinen und w elche früher 
als die übrigen Blätter abfallen. Er hat am meisten Aehnlichkeit 
mit Exoaseus epiphyllus, für welchen jedoch Sadebeck keine 
Hexenbesenbildung angiebt. 


Instrumente, Präparations- u. Gonserva- 
tionsmethoden. 


Schwalb, €. Die naturgemässe Öonservirung derPilze 
mit einereinleitenden Excursion behufs Einführung 
in die Pilzkunde. 3°. 114pp. Wien (Pichlers Witwe & Sohn) 
1839. 


In populärer Weise macht Verf. seine Leser gleichsam auf 
einem Spaziergange durch Wald und Flur mit den wichtigsten 
Pilzen bekannt, um sodann auf sein eigentliches Thema: Die natur- 
gemässe Conservirung der Pilze, einzugehen. Wie die schon ge- 
legentlich des hygienischen Congresses in Wien (1887) besprochenen 


80 Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden. 


Pilzpräparate*) darthun, verdient die leicht fassliche und zweck- 
dienliche Methode Schwalb’s allgemein bekannt zu werden. Dort 
namentlich, wo es sich darum handelt, Pilze in natürlicher Form 
und Farbe für den Anschauungsunterricht vorzubereiten, ist das 
Verfahren am Platze. Verf. unterzieht die Pilze zunächst dem 
Vortrocknen, indem er sie bei einer Temperatur von 10—16, 
beziehungsweise 16—19° R. der Zugluft aussetzt. Madige Pilze 
müssen rasch und bei erhöhter Temperatur vorgetrocknet werden. 
Beim eigentlichen Trocknen wendet Verf. eine Temperatur von 
10—16, 16—19, 20—24, 20—45° R. und darüber an. Je nach 
dem vorliegenden Pilze ist das weitere Verfahren ein verschiedenes. 
Manche machen, um Farbe und Form zu conserviren, eine späterhin 
abnehmbare Decke aus plastischer Masse nöthig, wenige können 
frei oder in Erde getrocknet werden. Demnach ist das Trocknungs- 
verfahren ein achtfaches: 

1. Belegen der Hutoberfläche mit einer Lehm- oder Mehl-Masse-Decke. 

2. Belegen der Hutoberfliche mit einer Lehm-Masse Decke mit vorher auf- 
as Unterlage von Leim oder eines hierzu eigeus bereiteten Lackes. 
3. Belegen der Hutoberfläche mit Wachs. 
. Belegen der Hutoberfläche mit Stearin. 
. Belegen der Hutoberfläche mit einer Stearin-Mehl-Decke. 
. Aushöhlen des Hutes, wie auch des Stieles. 


. Freies Trocknen. 
. Troeknen in Erde. 


ano ww 


Jedes dieser Verfahren wird möglichst eingehend erläutert. Auf 
die Trocknung folgt die Reinigung der getrockneten Pilze, 
welche je nach der angewendeten Decke durch vorsichtige Er- 
weichung derselben mit Wasser oder über einer heissen Platte er- 
folgt. Der V. Abschnitt berichtet über die Herstellung von 
Pilz-Sammlungen und ihre Aufbewahrung. Die Aufbe- 
wahrung der Präparate hat in einem trockenen Lokale zu ge- 
schehen. Verf. findet, dass als einziger Schädling seiner Samm- 
lungen eine kleine Motte auftritt, und dass sie im Uebrigen „kaum 
zerstörungsfähig“ sind. Indem Verf. schliesslich seine reiche Er- 
fahrung ins Feld führt, gibt er detaillirt an, welche Pilze in dieser, 
welche in jener Weise am thunlichsten getrocknet und zu Präpa- 
raten hergerichtet werden. So z. B. eignen sich für das Verfahren 
No. 1 Collybia stolonifera, Marasmius oreades, Mycena laevigata, 
Psalliota campestris u. a.; für das Verfahren No. 5 Morchella 
esculenta, Russula virescens u. a. **) 

Kronfeld (Wien). 


Weinzierl, Theodor, von. Die neue Art der Untersuchung 
und ÖControle dermehligen Kraftfuttermittel. (Land- 


*) Cf. dieses Blatt. Bd. XXXII. p. 223, 

**) Verf. theilt mit, dass er nach seiner Methode präparirte Pilze in 
grösserer Menge vorräthig habe und erbötig sei, dieselben an Museen und 
Schulen zu billigem Preise abzugeben. (Lehrer Carl Schwalb, Ober-Rokitai, 
Post Hühnerwasser, Böhmen.) 


Lehr- und Handbücher. 81 


wirthschattliche Zeitschritt, herausgegeben von d. k. k. Land- 
wirthsch. Gesellsch. in Wien. 1388. September.) 


Einer kurzen Beschreibung seiner Methode der Kraftfutter- 
mitteluntersuchungen*) lässt der Verf. die von ihm ins Leben ge- 
rufenen Control-Verträge der Samen-Control-Station in Wien mit 
Händlern und Produzenten genannter Erzeugnisse folgen. Der 
Käufer (insbesondere der Landwirth) kann hierdurch vollkommen 
Reinheit, Echtheit und Unverfälschtheit, sowie einen bestimmten 
Feinheitsgrad (beziehungsweise Mehlgehalt) **) der unter Garantie 
gehandelten Futtermittel beanspruchen, widrigenfalls der Verkäufer 
zu gewissen Ersatzleistungen resp. hücknahme der Waare ver- 
pflichtet ist. Schliesslich wird das Verfahren angegeben, welches 
bei der Probenahme behufs Garantie sowohl als auch Nachunter- 
suchung und bei Plombirung (der Säcke) anzuwenden ist. 

A. Wiener (Wien). 


Referate. 


Günther, H., Botanik. Zum Gebrauche in Schulen und 
auf Excursionen bearbeitet. Theil I. Morphologie. 
Systematik. Bestimmungstabellen. Ausländische 
Kulturpflanzen. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. 
Mit 140 in den Text gedruckten Holzschnitten. 8°. 343 pp. 
Hannover (Helwing’sche Verlagsbuchhandlung) 1888. 


Das vorliegende Buch ist für die ersten Stufen des botanischen 
Unterrichts eine recht gute Anleitung zur Kenntniss der Pflanzen, 
denn es befähigt jedenfalls, auch beim Selbstunterricht, dazu, die 
wichtigeren einheimischen Blütenpflanzen und Gefässkryptogamen 
bestimmen zu können. Der morphologische, mit vielen Abbildungen 
versehene Theil ist ziemlich ausführlich gehalten und lehrt die 
einzelnen Theile der Pflanze richtig bezeichnen, wenn seine Defi- 
nitionen und Unterscheidungen (z. B. der Blütenstände) auch nicht 
immer streng wissenschaftlich durchgeführt sind. 

Der systematische Theil gibt eine Uebersicht über das Linne- 
sche und einige natürliche Systeme, speciell das von A. Braun, 
und enthält als Anhang noch eine Gruppirung der Pflanzen nach 
der Anwendung, welche der Mensch von ihnen macht. 

Die Tabellen zum Bestimmen der Pflanzen bilden den bei 
weitem grössten Theil des Buches; für die Hauptabtheilungen und 


*) Des Näheren siehe: v. Weinzierl, die qualitative und quantitative 
mechanisch-mikroskopische Analyse, eine neue Untersuchungsmethode der Mahl- 
“ producte auf Futterwerth und event. Verfälschungen. 

**) Als Grundlage hierfür dient Publication No. 29 der Samen-Control-Station 
in Wien: „Die Mittelwerthe und Latituden für den Gehalt an groben und 
mehligen Bestandtheilen, Spelzen, resp. Spreu der häufigsten mehligen Kraft- 
futtermittel“, welche auf Verlangen jedermann gratis von der S.-C.-St. in Wien 
zugesendet werden. 


Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVIE. 6 


82 Lehr- und Handbücher. — Algen. 


Klassen, sowie auch für die Familien sind Bestimmungstabellen nach 
dem Linne&’schen nnd nach dem Braun’schen System gegeben; 
die Arten werden nach dem letzteren bestimmt. Bei der Diagnose 
hat Verf. absichtlich meist solche Unterscheidungen verwendet, 
welche jeder Schüler leicht selbst finden kann, also nicht immer 
gerade diejenigen, welche die wissenschaftliche Botanik als die 
wichtigsten bezeichnet. Eine richtige Auswahl, da bei weitem nicht 
alle deutschen Arten aufgenommen sind, ist natürlich schwer zu 
treffen, doch dürfte dies dem Verf. im Allgemeinen gelungen sein, 
wenn auch einzelne Familien (Orchideen mit nur 10 Arten) etwas 
knapp weggekommen sind. Von ausländischen Kulturpflanzen sind 
30 beschrieben; diese sind unter den wichtigsten überhaupt aus- 
gewählt und nicht systematisch geordnet. 

Im zweiten Theil des Buches, der dem Ref. nicht vorlag, sollen 
für die höheren Klassen die Grundzüge der Anatomie, Physiologie 
und Pflanzengeographie, sowie ein Abriss der Kryptogamenkunde 
zusammengestellt sein. 

Möbius (Heidelberg). 


Schmidt, A., Atlas der Diatomaceenkunde. Heft 2730. 
Mit Tafel 105—120. Aschersleben (L. Siever) 1888. 


Von den mit bekannter Genauigkeit gezeichneten Tafeln ent- 
halten: 


Taf, 105—107. Aulacodiseus. Neu sind: A. catenarius Witt, A. secedens 
A. Schm., A. Kinkeri A. Schm., A. margaritaceus var. robusta Witt. und einige 
andere ebenfalls mit A. Crux und A. margaritaceus verwandte nicht benannte 
Formen. Ferner A. Oreganus var. sparsius-punctata Grun. und A. Sturzii Kittoa, 
von A. Comberi durch den Mangel eines hyalinen Randes verschieden. 

Taf. 108 und 117. Auliseus, Eupodiseus, Glyphodiscus. Neu sind: Auliscus 
intestinalis A. Schmidt und einige unbenannte Varietäten von A. pulvinatus und 
A. Hardmannianus, sowie eine Form des Glyphodiscus stellatis mit 8 ocellis. 

Taf. 109. Aetinoptychus. Neu ist: A. Truani A. Schm., eine von den vielen 
von A. Horonensis schwer trennbaren Formen. Von A. heterostrophus und dem 
nach dem Autor selbst nicht scharf trennbaren A. Simbirskianus sind verschiedene 
interessante Formen abgebildet, sowie eine 8 strahlige Form von A. undulatus 
und (auf tab. 117) eine bicentrale Abnormität eines Actinoptychus. 

Taf. 110—1]2. Trinacria und Triceratium. Neu sind: Trinacria Heibergii 
var. sparsim-punetata A. Schm., Triceratium mueronatum A. Schm. (Nach Witt 
zu Trinacria Grevillei gehörig, was trotz der fehlenden Stacheln nieht unmöglich 
ist, da die beiden Schalen einer Frustel bei mehreren Hemiaulus- und Trinacria- 
Arten sehr verschieden gebaut sind.) Dasselbe gilt für Tr. ventrieulosum A. Schm. 
n. sp., welche nach Witt zu Trinacria insipiens gehört. Auf Taf. 112, Fig. 13 
bildet der Autor eine Frustel von Trinacria Pileolus Grun. ab mit ganz 
verschiedenen Schalen, wie sie Referent mehrfach zu beobachten Gelegenheit 
hatte, von denen eine stachlige und die andere stachellose Hörner hat. (Ref. 
sieht aber hierin keinen Grund, Trinacria mit Triceratium zu vereinigen, um so 
mehr, als er letztere Gattung vorläufig nur für einen argen Notbehelf ansieht. 
Sie besteht aus drei und mehrseitigen Formen von Biddulphia Odontella und 
anderen Gattungen, während Trinacria aus mehrseitigen Formen von Hemiaulus 
besteht.) Neu sind noch Tr. lueidum A. Schm., Tr. ferox A. Schm. und Tr. 
Stokesianum var. Moravica Grun. 

Taf. 113. 114. Coseinodiscus. Neu sind: C. Aeginensis A. Schm., €. flori- 
dulus A. Schm., C. Kurzii Grun., C. secernendus A. Schm., C. Moravicus Grun., 
C. entoleion Grun., C. vigilans A. Schm,, die sich alle nur durch die Abbildungea 
erläutern lassen. 


Algen. 33 


Taf. 115. 116. Cerataulus und Kittonia. Neu sind: C. Thumii A. Schm. 
(Einem Auliscus höchst ähnlich und nur durch den Mangel eines glatten Mittel- 
raumes davon zu trennen.) C. Californicus A. Schm. (ebenfalls sehr Auliseus- 
artig), C. ovalis A. Schm., C. Galapagensis A. Schm. (wahrscheinlich gleich 
Biddulphia Galapagensis Cleve), C. Kinkeri A. Schm., C. paeifieus Grun. (aus- 
gezeichnet durch die grossen Maschen, zwischen denen eine feinere Punktirung 
‚siehtbar ist), C. laevis var. thermalis Grun., sowie verschiedene andere unbenannte 
Varietäten dieser vielgestaltigen Art. C. subangulatus Grove et Sturt (jedenfalls, 
wie auch Herr Schmidt bemerkt, kein Cerataulus und entweder vorläufig in 
den Sammelkasten Triceratium zu stellen oder zu einer neuen Gattung zu erheben. 

Taf. 118—120. Biddulphia (incl. Odontella Kz.). Neu sind: B. Gründleri 
A. Schm. (ähnlich der B. Tusmeyi), B. capucina A. Schm (ähnlich der B. regina), 
B. rigida A. Schm. (ebenfalls mit B. regina und B. Turmeyi verwandt und 
durch sehr robuste Stacheln auf den Segmenten ausgezeichnet). 


A. Grunow (Berndorf). 


Woodwarth, W. Me. M., The apical cell of Fucus. (Contri- 
butions from the Cryptogamie Laboratory of Harvard University. 
No. IX. — Annals of Botany. Vol. I. No. 3/4. 18883. Pl. X.) 


Während Reinke und Rostafinsky am Vegetationspunkt 
‘von Fucus (F. vesiculosus) nicht eine Scheitelzelle, sondern eine 
‘Gruppe von Initialen fanden, ergab dem Verf. die Untersuchung 
von F. furcatus das Vorhandensein einer einzelnen centralen Zelle 
am Scheitel, die durch ihre Grösse leicht von den umgebenden 
Zellen zu unterscheiden ist. Diese Zelle war auf den Schnitten 
der 3 verschiedenen Richtungen durch den seitlich zusammengedrückten 
‚und etwas eingesenkten Vegetationspunkt zu erkennen. Sie hat die 
Form eines Keiles mit convexen Seiten und flach gewölbter oberer 
‚Fläche. An jeder Seite (also nach 4 Seiten) der grossen centralen 
‚Zelle findet sich eine Reihe von Zellen, die, je mehr sie sich von 
der Mitte entfernen, um so kleiner werden und allmählich in die 
Epidermis übergehen. Unter diesen Zellen und der mittleren finden 
sich kleinere Zellen von unregelmässiger Form, von denen, wie 
sich zeigt, die den Stamm bildenden Zellreihen (Hyphen) ihren 
Ursprung nehmen. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich, dass die 
mittelste grosse Zelle eine Scheitelzelle ist, aus deren Segmenten 
alle den Thallus bildenden Gewebe hervorgehen. Sie theilt sich 
durch Wände in 5 Richtungen, nämlich Längswände rechts und 
links und vorn und hinten und eine horizontale Wand, die ein 
basales Segment abgliedert; der oberste Theil jeden Segments wird 
.zur Epidermis, der untere Abschnitt theilt sich unregelmässig und 
‚liefert, wie schon angedeutet, das innere Gewebe. 


Mit Reinke’s Figuren sind die vom Verf. nach Mikrotom- 
‘schnitten gezeichneten nicht in Einklang zu bringen, dagegen schon 
-eher mit denen Rostafinsky’s, wenn man den Zellen eine andere 
Bedeutung beilegt. 

Mit den für F. furcatus ermittelten Verhältnissen des Vege- 
tationspunktes fand Verf. auch die von F. vesiculosus und 
F. filiformis ganz übereinstimmend, und so würde sich denn 
‚auch in dieser Beziehung Fucus den anderen Fucaceen, bei denen 

6* 


84 Pilze. — Flechten. 


Kny, Reinke und Valliante eine Scheitelzelle fanden, gleich 
verhalten. 
Möbius (Heidelberg). 


Miliakaris, $S., Tylogonus Agavae Ein Beitrag zur 
Kenntniss der niederen endophytischen Pilze. 


KR 4°. "TA pp...1, Tat. Athen 1888. 


Verf. beschreibt in vorläufiger Mittheilung einen Parasiten der 
Agave-Blätter und giebt ihm seiner polsterbildenden Eigenschaft 
wegen obigen Namen. Der Pilzkörper ist ein unter der Epidermis. 
;m Palissadengewebe vegetirendes weisses Plasmodium in Form 
strangförmiger, wurmartiger Fäden, die von einer Gallerthülle um- 
geben sind. Letztere erfüllt „nicht nur die zwischen den einzelnen 
Fasern leeren Räume, sondern auch die an den Zweigen angrenzenden 
Zellen“ (!) Die benachbarten Palissadenzellen hypertrophiren unter 
dem Einflusse des Parasiten; in ihnen (!) will Verf. auch „Sporen“ 
gesehen haben. Die Sporenkeimung und die Anfangsstadien der 
Entwickelung dieses fraglichen Myxomyceten hat Verf. bisher nicht 
finden können. Verf. meint, dass der Pilz als eine Amöbe durch 
eine Spaltöffnung eintritt und dann die Athemhöhle umbiegend, in 
das Palissadenparenchym eindringt, welches er nach und nach zer- 
stört. „Indem nun sein hyalines oder Gallert-Plasmodium die um- 
gebenden Zellen zur Hypertrophie veranlasst und seine Zweige 
nach allen Richtungen sendet, wandert das Sporenplasma 
von einemZweige oder einer Faser zueiner Zelle oder 
zu mehreren, und dort theilt es sich in mehrere 
Sporen.“ Diese auffallende Erscheinung bedarf doch noch sehr 
der Bestätigung. — Uebrigens stellt _ Verf. seine Präparate und 
Rohmaterial Interessenten zur Verfügung. 

Horn /Cassel). 


Stitzenberger, E., Lichenes insulae Maderae. (Boletim 
da Sociedade Broteriana. Tom. V. Fasc. 2/3. p. 123—131.) 


Wie aus dem Vorwort zu diesem 145 Nummern, beziehungs- 
weise Arten ausweisenden Verzeichniss hervorgeht, hat der Verf. 
die hier allem mit ihren Namen und Fundorten in systematischer 
Reihenfolge aufgeführten Flechten den Sammlungen von Heer, 
Hartung, Baum, Mandon, Fritze und Stein, welche alle 
auf Madera botanisirt haben, und die sich sammt einigen von 
Castello da Paiva gesammelten Flechten in Arnold’s Herbar 
befinden, entnommen. Diese Liste bildet ein beachtenswerthes 
Supplement zu dem von dem verstorbenen Krempelhuber 1868 
in der „Flora“ veröffentlichten „Prodromus Lichenographiae insulae 
Maderae.* | 


M. Willkomm (Prag). 


Muscineen. — Gefässkryptogamen. 35 


Noll, F., Ueber das Leuchten der Schistostega osmun- 
dacea Schimp. (Arbeiten a. d. bot. Institut in Würzburg. 
Bd. III. No. XXH. p. 477-488. M. 5 Fig. in Holzschn.) 


Die Beobachtungen des Verf. bestätigen die Angaben von 
Vuillemin*) über den Bau der Vorkeimzellen des genannten 
Mooses und den Grund der Lichtreflexion; indessen hat Noll den 
Strahlengang und die ganzen optischen Verhältnisse noch genauer 
dargestellt und mit Experimenten begründet. Er vergleicht die 
einzelne Zelle mit einer kleinen Blendlaterne, in welcher die vom 
Tageslicht bestrahlten Chlorophylikörner ein Licht innerhalb eines 
grünen Glascylinders repräsentiren, der vordere hyaline Raum eine 
Linse und die hintere Wandung einen Hohlspiegel darstellt, der 
den optischen Effekt der Linse noch bedeutend verstärkt. Die 
theoretisch abgeleiteten Erscheinungen werden durch Beobachtungen, 
die an lebendem Material in natürlicher Lage mit dem Mikroskop 
angestellt wurden, durchaus bestätigt, ebenso durch ein Modell, 
welches den Bau einer Schistostega-Linsenzelle im grösserem Mass- 
stabe und deren Lage im Hintergrunde eines dunkeln nur von 
aussen Licht empfangenden Raumes wiedergiebt. 

Der Vortheil dieser Einrichtung für das Leuchtmoos ist offen- 
bar der, dass „die an der hinteren Zellwand gelegenen Chlorophyli- 
körner durch die Konzentration des Lichtes dort ebenso stark be- 
leuchtet werden, als ob die Pflanze am helleren Eingange der 
Höhle wüchse.“ 

Verf. macht noch darauf aufmerksam, dass die Lage der 
Chlorophylikörner eine durch das Licht veranlasste und demgemäss 
wechselnde Reizstellung ist, und behandelt die Frage, ob dem 
Leuchten selbst eine biologische Bedeutung für die Pflanze zuge- 
schrieben werden kann. 

Dieses Leuchten der Schistostega hat offenbar Nichts gemein 
mit dem Schimmern gewisser Meeresalgen, wofür Verf. in der Ein- 
leitung verschiedene Beispiele aufführt, dagegen findet der eigen- 
thümliche Zellbau ein Analogon in den „Trichterzellen* des 
Assimilationsgewebes von manchen Schattenpflanzen. Dass Verf. 
in dem anatomischen Bau der betreffenden Zellen, z. B. der Ober- 
hautzellen vieler Selaginellen, eine Einrichtung zur Lichtkondensation 
erblickt und von diesem Standpunkte aus den Bau der Licht- und 
Schattenblätter vergleicht, dürfte wohl noch besondere Beachtung 
verdienen. 

Möbius (Heidelberg). 


Campbell, H. Douglas, Einige Notizen über die Keimung 
von Marsilia aegyptiaca. (Berichte der Deutschen Bot. 
Gesellschaft. Bd. VI. 1888. Heft 3. p. 340—-345.) 

Das Material für die Untersuchungen wurde von dem Botan. 

Museum zu Berlin zur Verfügung gestellt und ist von Ascherson 

und Schweinfurth gesammelt worden. 


*) Vergl. Bot. Centralbl. Bd. XXXII. No. 4. p. 104. 


Eine Tafel veranschaulicht in 17 Figuren den Entwickelungs-- 
gang von der ungeöffneten Frucht bis zum Archegonium 13 Stunden 
nach der Aussaat. 

Als wichtigste Resultate der mitgetheilten Arbeit ergiebt sich. 
Folgendes: 

1. Die Mikrosporen der Marsilia entwickeln ein Prothallium,, 
welches zwei Theile besitzt; eine basale oder vegetative Zelle und: 
ein Antheridium von ähnlichem Bau wie das von Pilularia und ge-- 
wissen Farnen, namentlich Polypodiaceen. 

2. Das weibliche Prothallium und Archegonium sind denen von 
Pilularia ähnlich, d. h. sie bestehen nicht aus Primordial-Zellen,. 
sondern es werden bei allen Theilungen Scheidewände gebildet. 

E. Roth (Berlin). 


86 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Noll, F., Beitrag zur Kenntniss der physikalischen Vor- 
sänge, welche den Reizkrümmungen zu Grunde 
liegen. (Arbeiten a. d. bot. Institut in Würzburg. Bd. TIL. 
No. XXIV. p. 496—533. M. 4 Holzschn.) 


Veranlassung zu den im Titel bezeichneten Untersuchungen- 
gab dem Verf. die von Wortmann vor Kurzem publicirte Er- 
klärung der geo- und heliotropischen Krümmungen durch eine: 
Wanderung des reizbaren Plasmas nach einer Seite hin und da- 
durch bewirkte Veränderungen in der Dicke und Ausdehnung der- 
Wände. Da Verf. verschiedenen Punkten dieser Ausführung nicht 
zustimmen kann, so hat er eine andere Erklärung der Krümmungs- 
mechanik aufzufinden gesucht. Durch diese wird vor allem. die: 
Wachsthumsförderung der bei der Krümmung konvex werdenden. 
Seite als Hauptmoment in Betracht gezogen, welche durch die An- 
nahme Wortmanns nicht erklärt wird. Als Objekt, an dem die- 
absolute Förderung des Wachsthums vortrefllich zu beobachten sein 
soll, benutzte Verf. die Stengel von Hippuris und beschreibt einige: 
daran gemachte Beobachtungen. Andererseits operirte er mit den: 
geotropisch empfindlichen Halmknoten, bei denen der Streckungs- 
vorgang erst durch den Reiz in's Leben gerufen wird. Gerade 
hier zeigt es sich deutlich, dass die durch den Reiz bewirkte 
Krümmung durch ein positiv verändertes Wachsthum der konvexen 
Seite, nicht aber eine blosse Hemmung in der normalen Aktion. 
der konkaven Seite geschieht. 

Nach Feststellung dieser Thatsache geht Verf. zu den ge- 
naueren Untersuchungen über die physikalische Veranlassung dieser 
Wachthumsförderung über. Dass dieselbe auf einem erhöhten Tur- 
gor der Zellen der Konvexseite beruhe, ist nicht nur theoretisch 
unwahrscheinlich, sondern es ist auch experimentell nachgewiesen,- 
dass der Turgor in den Zellen der Konkav- und Konvexseite gleich 
ist. Nach Verf. ist es nun „eine Veränderung in der Elasticitäts- 
spannung der Membran zu Gunsten einer erhöhten Dehnbarkeit“, 
welche die einseitige Streckung hervorruft. Auf 3 Methoden sucht 
Verf. den Nachweis für die Richtigkeit dieser Annahme zu erbringen... 

Die erste Methode besteht in der Bestimmung der Dehnbarkeit. 
durch Beugungsversuche. Die Versuche wurden an den wachsenden. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. s7 


Stengeln mehrzelliger Pflanzen angestellt, derart, dass die Aus- 
schlagsmaasse, welche das betrefiende Organ bei gleich starker 
mechanischer Beugung nach rechts und links vor und nach dem 
Reize gab, verglichen wurden. Ueber die ebenso einfache als sinn- 
reiche Konstruktion des benutzten Apparates ist das Original zu 
vergleichen. Hier sei nur erwähnt, dass alle Versuche das Resultat 
gaben, dass unter dem Einfluss des Reizes die Membranen der 
Konvexseite dehnbarer als die der Konkavseite geworden sind. 

Die zweite Methode beruht auf plasmolytischen Versuchen. Aus 
theoretischer Betrachtung nämlich hatte Verf. gefunden, dass durch 
Plasmolyse zuerst mit der Verkürzung eine stärkere Krümmung 
des durch Reiz gekrümmten Organs eintreten muss, weil die dickere 
Membran der Konkavseite sich nach Aufhebung des Turgors stärker 
zusammenzieht als die durch Dehnung dünner gewordene Membran 
der Konvexseite. „Dann macht diese Verstärkung der Krümmung 
Halt (während sich das ganze Organ immer noch verkürzt), um 
schliesslich in die entgegengesetzte Bewegung, die Verflachung der 
Krümmung, umzuschlagen“. Den Eintritt der stärkeren Krümmung 
am Anfang der Plasmolyse konnte nun Verf. bei exakter Versuchs- 
anstelluüng und Verwendung von tadellosem Material (Nitellen, 
Phycomyces, Keimstengel von Dikotylen, Halme, Ranken, Wurzeln) 
regelmässig konstatiren. Aus der ungleichen Dehnbarkeit der Mem- 
bran erklärt Verf. auch die paradoxe Erscheinung, dass bei Meeres- 
siphoneen sowohl Herabsetzung wie Erhöhung des Turgors die 
heliotropische oder geotropische Krümmung verstärkt. 

Als dritte Methode diente die mikroskopische Untersuchung, 
speciell die Messung der Zellwanddicke. Eine geringere Dicke der 
Membran auf der konvexen Seite gegenüber der auf der koncaven 
liess sich im Anfang der Krümmung *) (durch genaues Nachzeichnen 
mit der Camera) deutlich erkennen; später wird der Unterschied 
durch Apposition neuer Lamellen auf die dünnere Wand wieder 
ausgeglichen. Ferner lässt sich mikroskopisch die Verschiedenheit 
des Plasmagehaltes der antagonistischen Zellen an scharf gekrümm- 
ten Organen nachweisen. Die Abnahme des Plasmas in den Zellen 
der Konvexseite wird nach Verf. bewirkt, indem ein Theil desselben 
in osmotische Stoffe, um bei Zunahme des Wassers die osmotische 
Kraft auf gleicher Höhe zn halten, ein Theil in neu aufgelagerte 
Membranlamellen verwandelt wird. 

In einem kurzen Abschnitt wird dann die Verlangsamung des 
Wachsthums aut der Konkavseite betrachtet mit besonderer Berück- 
sichtigung der Fälle, wo geradezu eine Verkürzung stattfindet. So- 
wird bei den Grashalmen die Konkavseite durch die Knickung 
mechanisch zusammendrückt. 


Ferner bringt Verf. noch Verschiedenes vor, was gegen die 
Annahme einer Plasmawanderung (die Feinheit der Porenkanäle) 
oder doch gegen die Behauptung, dass ungleiche Plasmaansammlung 


*) Ueberhaupt betont Verf., dass die Beobachtungen während der Reiz- 
krümmung nicht nach deren Vollendung anzustellen sind, wo es unsicher wird, 
was Ursache und was Folge der Krümmung selbst ist. 


38 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


der Grund einer verschiedenen Streckung sei, geltend gemacht 
werden muss, nachdem bereits in der Einleitung verschiedene diesen 
Punkt betreffende Beobachtungen und Betrachtungen angeführt 
waren. Auf eine Erklärung für die Veränderungen an gewaltsam 
gestreckt gehaltenen Organen, mit denen Wortmann operirte, 
lässt sich Verf. nicht ein. 

Der physikalische Vorgang bei der Reizkrümmung besteht 
also darin, dass die Membran (bei einzelligen Organen oder nicht 
cellulären Pflanzen) oder die Membranen (bei mehrzelligen Organen) 
der konvex werdenden Seite dehnungsfähiger werden und aus diesem 
Grunde rascher in die Länge wachsen, als die der konkaven Seite. 
Die grössere Dehnbarkeit (Herabsetzung der Elasticität) der Mem- 
bran auf der einen Seite ist aus einer Thätigkeit der Hautschicht 
des Protoplasmas abzuleiten, wobei die bewegliche Körnerschicht 
keine Rolle spielt; zu dieser specificirten Thätigkeit wird die Haut- 
schicht eben durch äussere Einflüsse (Schwere, Licht u. dergl.) an- 
geregt und diese Beziehung nennen wir den Reiz, ohne hier eine 
weitere Erklärung finden zu können. 

Möbius (Heidelberg). 


Bateson, A. and Darwin, F., On a method of studying 
geotropism. (Annals of Botany. Vol. II. No. 5. 1888. 
p. 65—70.) 


Der Verfasser und die Verfasserin geben eine Methode an, 
um zu ermitteln, in welcher Lage ein geotropisch reizbares Organ 
vom Geotropismus am stärksten beeinflusst wird. Sie wählten dazu 
die Blütenschäfte von Plantago lanceolata, die abgeschnitten und 
von den Blütenspindeln befreit waren. Diese wurden oben, unten 
und in der Mitte auf ein Brett befestigt und die Bretter in einem 
feuchten, dunkeln Raum bei 25° C 2 Stunden lang gelassen. Die 
Bretter hatten theils eine horizontale, theils eine schräge Lage (60°) 
mit der Spitze nach oben oder unten. Nach der bezeichneten Zeit 
wurden die Stengel abgelöst, in Wasser geworfen und die Krümmung 
derart gemessen, dass der Winkel, den die an die Biegung gelegten 
Tangenten bildeten, bestimmt wurde. Die Resultate waren folgende: 


Horizontale Lage Mittel aus 51 Messungen 58.4° oder 100 
Spitze nach unten (60°) „ kr ® A3.SNSEH ENT 315 
Spitze nach oben (60°) „ 50 M AB ss. 


Daraus ergiebt sich, dass die horizontale Lage eines Organs 
die günstigste ist für die Wirkung des Geotropismus. 
Möbius (Heidelberg). 


Palladin, W., Ueber Zersetzungsprodukte der Eiweiss- 
stoffe in den Pflanzen bei Abwesenheit von freiem 


Sauerstoff. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. 
Bd. VI. 1888. Heft 8.) 


Die Arbeit umfasst 9 Seiten und bringt die Fortsetzung einer 
früheren Arbeit. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 39 


Aus den ausführlich mitgetheilten Versuchen ergeben sich 
folgende Hauptresultate: 

1. Bei der Eiweisszersetzung in den Pflanzen bilden sich bei 
Abwesenheit von freiem Sauerstoff stickstoffhaltige Zersetzungs- 
produkte in einem anderen quantitativen Verhältnisse, als bei der 
Zersetzung in der freien Luft. 

2. Das Asparagin entsteht bei Abwesenheit von freiem Sauer- 
stoff in sehr geringer Menge, ähnlich dem, wie bei dem Erhitzen 
der Eiweissstoffe durch Säuren oder Alkalien. 

3. Die Hauptprodukte der Eiweisszersetzung bei Abwesenheit 
von freiem Sauerstoff sind Tyrosin und Leuein. 

4. Asparagin, welches in den Pflanzen während der ersten 
Tage in einem sauerstoffleeren Raume gebildet wird, verschwindet 
nach dem Tode der Pflanzen, indem es in bernsteinsaures Ammoniak 
übergeht. 

5. Bei der Eiweisszersetzung in Gegenwart des atmosphärischen 
Sauerstoffs beim Weizen ist das Asparagin fast das einzigste stick- 
stoffhaltige Zersetzungsprodukt. 

6. Die Anhäufung einer grossen Menge von Asparagin bei der 
Eiweisszersetzung in den Pflanzen kann nur neben der Assimilation 
des atmosphärischen Sauerstoffs vor sich gehen und ist also eine 
Folge einer Oxydation der Eiweissstoffe, aber keiner Dissociation. 

7. Für die Hypothese von E. Schulze, dass die bei der 
Eiweisszersetzung in freier Luft neben einander entstehenden, stick- 
stoffhaltigen Produkte sich in demselben Mengenverhältniss vorfinden, 
wie man sie bei dem Erhitzen der Eiweissstoffe mit Säuren oder 
mit Alkalien erhält, ist kein Grund vorhanden. 

Die Arbeit wurde im botanischen Institut von Nowo-Alexandria 


in Russland angefertigt. 
E. Roth (Berlin). 


Elliot and Trelease, Observations on Oxalis. 

Elliot, W. G., Measurements of the trimorphie flowers 
of Oxalis Sucksdorfii.*) 

Trelease, William, Observationssuggested by the prece- 
ding paper.) (Contributions from de Shaw School of Botany. 
1888. No. 2. p. 278—291.) 


Der vorliegende Artikel der beiden Verff. beschäftigt sich 
hauptsächlich mit dem Trimorphismus amerikanischer Oxalis-Arten. 
Elliot hat die Längen von zusammengehörigen Staubgefässen und 
Griffeln für die 3 Formen von Oxalis Sucksdorfii, welche früher 
als Varietät der Oxalis corniculata galt, an zahlreichen Exemplaren 
bestimmt und die Resultate graphisch dargestellt. Die Durchschnitts- 
werte sind: 

für die langgriffelige Form: Pistill 9,44 mm; lange Staubgefässe 5,09 mm: 
n „n kurzgriffelige Form: „. 4,60 „ n - 9,78 
»  „ mittelgriffeligeForm: „ 1.032, „ n Y,luwen 


*) Vergl. Botan. Centralbl. Bd. XXXV. 1888. p. 87. 


90 Systematik und Pflanzengeographie. — Neue Litteratur. 


Kurze Staubgefässe 4,10 mm. 
n . 77T» 
n ” 4,50 ” 

Trelease erörtert in gleicher Weise verschiedene verwandte: 
Formen und Arten von Oxalis und gibt die Kurven (welche durch 
graphische Darstellung der Messungen gewonnen sind) für Oxalis 
violacea. Das procentuarische Vorkommen der 3 Formen ist für 
OÖ. Sucksdorfi und O. violacea das folgende: 

OÖ. Sucksdorfi. ©. violacea. 


langgriffelige "IXEorm Mr URSIHER URN EU 168} 
mittelgriffelige „ re LADE emehrrnd: 
kurzgriffelige 5 A EA Os te 


Ludwig (Greiz). 


Wilson, W. P., On the relation of Sarracenia purpurea 
to Sarracenia variolaris. (Proceedings of the Academy 
of natural sciences of Philadelphia. 1888. p. 11.) 


Einige interessante Bemerkungen über das Verhältniss- 
von Sarracenia purpurea zuS. variolaris. Erstere bringt 
zweierlei, wesentlich verschiedene Blätter hervor. Die zuerst ent- 
stehenden der jungen Pflanze gleichen, abgesehen von der geringeren 
Grösse, völlig den Blättern von S. variolaris, indem sie wie diese: 
einen die Mündung des Kruges verschliessenden Deckel tragen, 
während derselbe bei den später gebildeten Blättern gerade auf- 
gerichtet ist. So sind die jüngsten Blätter beider Pflanzen einander 
zum Verwechseln ähnlich. Wilson meint daher, dass die Species: 
purpurea nichts weiter sei als eime retrograde Umwandlung von 
variolaris. Diese Meinung wird noch gestützt durch den Umstand, 
dass die Nektarien im Kruge von purpurea mehr oder weniger 
rudimentär sind und dass die geringe Menge von Digestionsflüssig- 
keit, welche sich auf dem Boden des Kruges findet, kaum eine 
Spur des Verdauungsferments enthält, wohingegen variolaris in all 
diesen Punkten vorzüglich zum Insektentange ausgerüstet ist. 

Horn (Cassel). 


Neue Litteratur.” 


Bibliographie: 
Just’s botanischer Jahresbericht. Herausgeg. von E. Koehne und Th. Gayler.- 
Jahrg. XVI. 1886. Abtheilung I. Heft 3 und Abtheilung II. Heft 1. 8®, 
Berlin (Gebr. Bornträger) 1889. M. 16.— 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um. 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 


Terrasse Nr. 7. 


Neue Litteratur. 9Y 


Geschichte der Botanik: 
Alberg, Albert, Linnaeus. The floral king: a life of Linnaeus. 8°. 240 pp.- 
London (W. H. Allen) 1888. 5 sh. 
Correspondance inedite de J. B. Mougeot avec Nestler, Villars, Persoon, 
Ed. Fries et de ces derniers botanistes avec le promoteur de la collection, 
des eryptogames Vosgiennes. (Revue Mycologique. T. XI. 1888. p. 17.) 
Gallerie österreichischer Botaniker. Johann Palacky. (Oesterreichische bota-- 
nische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 2.) 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Bouant, E., Mineraux, animaux, vegetaux. Premitres notions des sciences physi-- 
ques et naturelles redigees sous forme de lecons de choses (programme preserit: 
pour la classe preparatoire et la classe de huitiöme). 8°. 164 pp. Avec- 
221 fig. Paris (libr. Delalin freres) 1388. fe, 00..ers. 

Algen: 

Dangeard, P. A., La sexualit& chez quelques Algues inferieures. (Journal de- 
Botanique. 1888. 1. Nov.) 

Hansgirg, Anton, Beiträge zur Kenntniss der guarnerischen und dalmatinischen. 
Meeresalgen. (Oesterreichische botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1888.. 
No. 1. p. 4.) 

Smith, H. L., Contribution & l’histoire naturelle des Diatom&es. [Suite.] (Journal: 
de Micrographie. 1888. No. 16. p. 507.) 

Traill, @. W., Marine Algae of Elie. (Transactions of the Botanical Society’ 
of Edinburgh. Vol. XVII. 1888. Part II.) 


Flechten: 

Müller, J., Lichenologische Beiträge. XXX. (Flora. Jahrg. LXXI. 1888. No. 
34—36. p. 528.) 

— —, Revisio Lichenum Eschweilerianorum e novo studio speciminum originalium: 
in herbario regio Monacensi asservatorum. (l. c. p. 521.) 

Pilze: 

Barbiche, Note sur l’Omphalia retorta Fr. var. Lotharingiae. (Revue- 
Mycologique. Annee XI. 1888. No. 41. p. 14.) 

Briard, Champignons nouveaux de l’Aube. (l. ce. p. 16.) 

Dietel, P., Ueber einige auf Compositen vorkommende Rostpilze. (Hedwigia.. 
Bd. XXVI. 1888. Heft 11/12.) 

Ellis, J. B. and Everhart, Benj. M., Synopsis of the North American species 
of Hypoxylon and Nummularia. [Cont.] (Journal of Mycology. Vol. VII. 
1588. No. 11. p. 109.) 

— —, New species of Fungi from various loealities. [Cont.] (l. ce. p. 113.) 

Fischer, Ed., Zur Kenntniss der Pilzgattung Cyttaria. Hierzu Tafel XII. 
(Botanische Zeitung. Jahrg. XLVI. 1888. No. 51. p. 813.) 

Klebahn, H., Beobachtung über die Sporenentleerung des Ahornwurzelschorfs,. 
Rhytisma acerinum Fr. (Hedwigia. Bd. XXVII. 1888. Heft 11/12.) 

Nawaschin, S., Ueber das auf Sphagnum squarrosum Pers. parasitirende Helotium.. 


(1. e.) 
Patouillard, N., Le genre Coleopuceinia. (Revue Mycologique. XI. 1888. Heft: 
41. p. 35.) 


Muscineen: 
Stephani, F., Westindische Hepaticae. (Hedwigia. Bd. XXVII. 1388. Heft: 
11/12.) 
Gefässkryptogamen: 
Van Tieghem, Ph., Sur le dedoublement de l’endoderme dans les Cryptogames 
vasculaires. (Journal de Botanique. 1..Novbr. 1888.) 
— —, Sur la limite du cylindre central et de l’&corce dans les Uryptogames- 
vasculaires. (l. c.) 
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 
Kornhuber, A., Alte Parallelen zu neuen Angaben. (Oesterreichische botanische- 
Zeitschrift. Jahrg. NXXIX. 1889. No. 1. p. 28.) 


92 Neue Litteratur. 


Loew, E., Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen. (Naturwissenschaftl. 
Wochenschrift. Bd. III. 1888. No. 15. p. 113.) 

Macgret, E., Le tissu seereteur des Aloes. (Journal de Botanique. 1. Novbr. 
18883.) 

Savageau, C., Sur un cas de protoplasme intercellulaire. (l. c.) 

'Velenovsky, J., Zur Deutung der Fruchtschuppe der Abietineen. Mit TA. XL 
(Flora. Jahrg. LXXI. 1888. No. 34—36. p. 516.) 


Systematik und Pfianzengeographie: 


Bessey, Charles E., A few notable weeds of the Nebraska plains. (American 
Naturalist. Vol. XXII. 1888. No. 264. p. 1114.) 

Biocki, Br., Potentilla Knappii n. sp. (Oesterreichische Botanische Zeitschrift. 
Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 8.) 

Blytt, A., The probable cause of the displacement of beach-lines, an attempt 
to compute geological epochs. (Christiania Videnscabs-Selkabs Forhandlinger. 
1889. No. 1. With a table.) 8°. 66 pp. Christiania 1889. 

Engler, A. u. Prantl, K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gat- 
tungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lieferg. 24. 
8°. 3 Bog. m. Illustr. leipzig (Wilhelm Engelmann) 1888. M...3,-t 

Formänek, Ed., Beitrag zur Flora von Bosnien und der Hercegowina. [Forts.] 
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 22.) 

Franchet, A., Lefrovia, genre nouveau de Mutisiacdes. (Journal de Botanique. 
1888. 1. Novembre.) 

Huth, E., Die Verbreitung der Pflanzen durch die Excremente der Thiere. 
(Monatliche Mittheilungen aus dem Gesammtgebiete der Naturwissenschaften, 
1888. No. 7.) 

-Simonkai, L., Bemerkungen zur Flora von Ungarn. IX. (Oesterreichische Bo- 
tanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 13.) 

Maury, P., Cyperacees de l’Ecuador et de la Nouvelle Grenade. (Journal de 
Botanique. 1888. 1. Novbr.) 

Murr, Josef, Wichtigere neue Funde von Phanerogamen in Nordtirol. II. 
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1888. No. 1. p. 9.) 
Regel, E., Ein neues Zygopetalum, Zygopetalum Sanderianum Rgl. Hierzu 

TA. 1287. (Gartenflora. Jahrg. 37. 1888. Heft 24. p. 657.) 

Reichenbach, H. @., fil., Grammatophyllum speeiosum Bl. (l. ec. Jahrg. 38. 
1889. Heft 1. p. 10.) 

Vandas, K., Beiträge zur Kenntniss der Flora von Süd-Hercegovina. |[Forts.] 
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. NXXIX. 1889. No. 1. p. 14.) 

Phaenologie: 


Berthold, Jos. Frz.. Pflanzenphaenologie im Dienste der Klimatologie und 
deren Bedeutung für die Interessen des Gartenbaues. [Schluss.] (Ilustrirte 
Monatshefte für die Gesammtinteressen des Gartenbaues. Jahrg. VII. 1888. 
Heft 12. p. 367.) 

Entleutner, A. F., Die periodischen Lebenserscheinungen der Pflanzenwelt in 
den Anlagen von Meran. November 1888. (Oesterreichische Botanische Zeitschrift. 
Jahrg. XXXIX. 1889. No. 1. p. 18.) 

Höck, Phaenologisches aus Friedeberg Nm. (Monatliche Mittheilungen aus dem 
Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. 1888. No. 7.) 

Nobbe, F., Beobachtungen über den zeitlichen Verlauf des Blattfalls bei Erlen. 
(Gartenflora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 1. p. 6.) 


Palaeontologie: 


:Dawson, William, Cretaceous floras of the Nordwest territories of Canada. 
(American Naturalist. Vol. XXII. 1888. No. 263. p. 953.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


'Bieler, S., Les traitements contre le mildion dans le canton de Vaud en 1887. 
(Rapport present€ & la reunion de Cully de la Societe vaudoise d’agriculture 
et de viticulture, le 19 novembre 1887. (Chronique agricole et viticole du 
canton de Vaud. 1888. No. 1. p. 3.) 

Dufour, Jean, Le mildiou et son traitement. (Extrait de la Chronique agricole 
et viticole du canton de Vaud. 1888.) 8°. 14 pp. Lausanne (Georg Bridel) 
1888. 


Neue Litteratur. 93 


Dufour, Jean, Notice sur quelques maladies de la vigne. Le blac rot, le coitre 
et le mildiou des grappes. (Extrait du Bulletin de la Societ€E Vaud. des 
sciences naturelles. T. XXIII. 1888., 97.) 8°. 7 pp. Lausanne (impr. Corbaz 
& Comp.) 1888. 

— —, Phylloxera. Rapport de la station viticole du champ-de-l'air, & Lausanne 
pour l’exereice de 1887. 8°. 24 pp. Lausanne (impr. Aug. Pachl) 1888. 
Fitz-James, Mme. de, Sur un moyen de conserver le vignoble algerien & peu 
de frais et sans interruptions de recolte. 8°. 12 pp. Paris (impr. Chaix) 

1888. 

Frank, B., Das diesjährige Ergebniss der Bekämpfung der Kirschbaum-Seuche 
im Altenlande. (Gartenflora. Jahrg. 38. 1888. Heft 1. p. 12.) 

Massa, Cam., Non & peronospora: esperienze originale sulla nuova malattia 
dei grappoli d’uva, Greeneria fuliginosa? 8°. 11 p. Milano (l’Italia agricola 
edit. tip. degli Operai) 1888. 

Oberth, Fr., Erfahrungen über die Bekämpfung der Peronospora viticola im 
Jahre 1888 zu Mediasch in Siebenbürgen. (Weinlaube. 1888. No. 49, 
p. 578—579.) 

Pound, R., Ash Rust in 1888. (American Naturalist. Vol. XXI. 1888. 

No. 264. p. 1117.) 


Prillieux, Rapport sur le traitement experimental du blac-rot fait & Aiguillon 
en 1888. (Extrait du Bulletin de l’agrieulture. 1888.) 8°. 7 pp. Paris (impr. 
nationale) 1888. 

Roumeguere, C., La maladie des Chätaigniers. (Revue Mycologique. 
Jahrg. 11. 1888. deft 41. p. 34.) 

Vuillemin, M. P., Sur une Bacterioc&eidie ou tumeur bacillaire du Pin d’Alep. 
(Journal de Micrographie. 1888. No. 16. p. 514.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Brand, A. Th., Ueber die Beziehung der Scheurlen’schen Baeillen zur Aetio- 
logie des Krebses. (Dnewnik Kasansk. obschtschestwa wratschei 1888. No. 10 
— 12.) [Russisch.] 

Bonome, A., Pleuro-pericardite e meningite cerebro-spinale siero-fibrinosa, pro- 
dotte da un mierorganismo simile al diplocoeco pneumonico. (Arch. ital. di 
elin. med. 1888. No. 4. p. 837—846.) 

Charteris, M., A leeture on the relations of micro-organisms to the treatment 
of disease. (Brit. Med. Journ. No, 1458. 1888. p. 1273—1274.) 

Chibret, P., Etudes de bacteriologie pour la determination d’une antisepsie 
exacte en ophthalmologie. Avantages de l’oxyeyanure de mercure comme 
antiseptique. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. 
No. 2. p.. 74—176.) 

Hansen, A., Systematische Charakteristik der medieinisch-wichtigen Pflanzen- 
familien, nebst Angabe der Abstammung der wichtigeren Anzneistoffe des 
Pflanzenreiches. Neu bearbeitet. 8°. IV, 56 p. Würzburg (Stahel) 1889. 

Kart. 1 Mk. 


Joubin, L., Note, contenue dans un pli cachete depos& le 22 octobre, sur les 
ravages causes chez les sardines par un crustace parasite. (Compt. rend. de 
l’Academie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 21. p. 842—844.) 

Kelsch et Kiener, Le poison palustre; sa nature et ses proprietes. (Annal. 
d’hygiene publ. et de med. legale. 1888. Decembre. p. 510—522.) 

Kolokolow, M. M., Die mittelst qualitativer bakterioskopischer Analyse unter- 
suchten Gewässer St. Petersburgs. (Wojenno-medicinski shurnal. 1888. Sept.) 
[Russisch. ] 

Konjajew, Ueber die sogenannte bakterielle Nephritis beim Abdominaltyphus. 
(Jeshenedelnaja klinitschesk. gaseta. 1888. No. 24.) [Russisch.] 

Lüpke, F., Der ursächliche Erreger der Drusekrankheit des Pferdes. (Central- 
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 2. p. 44—57.) 

Matschinski, Ein Fall von Aktinomykose der Lunge, diagnosticirt am Lebenden, 
(Jeshenedelnaja klinitschesk. gaseta. 1888. No. 25—26) [Russisch.] 

Metschnikoff, E., Ueber das Verhalten der Milzbrandbakterien im Organismus. 
(Arch. f. pathol. Anat. u, Physiol. Bd. 114. 1888. No. 3. p. 465—492.) 

Miura, Beiträge zur Pathologie der Kakke. (Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. 
Bd. 114. 1888. No. 2, 3. p. 341— 363, 385— 394.) 


94 Neue Litteratur. 


.Petrow, N., Ein Fall von Aktinomykose beim Menschen. (Dnewnik Kasansk. 
obschtschewstwa wratschei. 1888. No. 4—6.) [Russisch.] 

.Rabe, C., Ueber einen neuentdeckten, pathogenen Mikroorganismus bei dem 
Hunde. (Berliner thierärztliche Wochenschrift. 1838. No. 44. p. 77—78.) 
[Schluss.] 

"Rossi, Cl., Gastromicologia ossia nozioni popolari sopra una gran parte delle 
migliori specie di funghi mangerecci, sul modo di cucinarli e conservarli: 
memoria. 8°. 140 p. Con ventitre tavole Milano (tip. edit. ditta Giacomo 
Agnelli) 1888. L. 1,50. 

Sattler, H., Die Bedeutung der Bakteriologie für die Augenheilkunde. (Central- 
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 2. p. 70—74.) 

Schmitt, Sur un cas de broncho-pneunomie infectieuse. (Rev. med. de l’Est. 
1888. Octobre.). 

Tarkowski, J. W., Zur Pathologie und Aetiologie der fibrinösen Pneumonie. 
(Medicinski sbornik Imperatorsk. Kawkask. medicinisk. obschtschestwa. 1888. 
No. 47.) [Russisch.] 

"Thue, Kr., Untersuchungen über Pleuritis und Pericarditis bei der croupösen. 
Pneumonie. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. 
No. 2. p. 38 —41.) 

Veulliot et Planuchon, L., Un cas d’empoisonnement par les Morilles. (Revue 
Mycologique. Annde XI. 1889. p. 9.) 

"Wallich, V., Sur la nature tuberculeuse des synovites A grains riziformes. 
(Compt. rend. de la soc. de biol. 1888. No. 35. p. 762— 763.) 

“Weichselbaum, A., Der Diplococcus pneumoniae als Ursache der primären, 
acuten Peritonitis. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 
1889. No. 2. p. 33—38.) 

Wolkowicz, Scleroma respiratorium in klinischer, pathologisch-anatomischer und 
bakteriologischer Beziehung. (Kiewer Universitäts-Nachrichten. Jahrg. 28. 
1888. No. 9. Septemberheft.) 8°. 52 pag. Mit 3 Tabellen. [Russisch.] 

“Woskressenski, A. J., Zur Frage der Bedeutung der atmosphärischen Erschei- 
nungen für die Aetiologie der croupösen Pneumonie. (Wojenno-ssanitarnoje 
delo. 1888. No. 44.) [Russisch.] 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


"Braun, J., Ein japanesıscher Pfirsich. (Illustrirte Monatshefte für die Gesammt- 
interessen des Gartenbaues. Jhg. VII. 1888. Heft 12. p. 355.) 

"Chuard, E., et Dufour, Jean, De l’influence des sulfatages de la vigne sur la 
qualit@ de la recolte. (Chronique agricole et viticole du canton de Vaud. 
1888. No. 5. p. 89.) 

'Dufour, Jean, Moüts sulfates et non sulfates. (Chronique agricole et viticole 
du eanton de Yaud. 1888. No. 11. p. 213.) 

Gillieron-Duboux, Soudages de quelques moüts de Lavaux en 1888. (Chronique 
agricole et viticole du canton de Vaud. 1888. No. 11. p. 217.) 

“Graebener, L., Ein Wiaterblüher, Siphocampylos bieolor Sweet. (Gartenflora. 
Jhg. 38. 1889. Hft. 1. p. 23.) 

Kolb, Max, Androsace lanuginosa Wall. M. Tfl. (Illustrirte Monatshefte für 
die Gesammt-Interessen des Gartenbaues. Jhg. VII. Hft. 12. p. 354.) 

Lock, €. 6. W., and Newlands, Sugar: a handbook for planters and refiners. 
Illustrated. 8°. London (Spon) 1888. 30 s. 

Marie, T., M. Georges Mantin. Les Orchidees. Av. Portr. (L’Enyclopedie 
contemporaine illustree. II. 1888. p. 225.) 

Marvin, A. T., The Olive: its culture in theory and practice. San Franeisco 
1888. 10 s. 6d. 

Peneveyre, F., Quelques mots sur la plantation des arbres fruitiers en automne. 
(Chronique agricole et viticole.. 1888. No. 11. p. 223.) 

‚Regel, E., Die ersten im Frühling blühenden Stauden des freien Landes, welche 
in Nord- und Mittelrussland aushalten. III. („Bote für Garten-, Obst- 
und Gemüsebau“. 1888. Decemberheft. p. 524—559.) [Russisch.] Das Ganze 
auch als Separatabdruck. 8°. VIII. 82 pag. St. Petersburg 1888. 

‘Savorgnan d’Osoppo, M. A., Delle piante tessili propriamente dette e di 
quelle che danno materia per legacci, corderi, cesti, spazzole, scope, carta, ecc. 1. 
La canapa: sua coltivazione e manipolazione del raccolto. 8°. 160 p. Milano 
(L'Italia agricola edit. tip degli Operai) 1888. L. 3. 


Sammlungen. — Personalnachrichten. 95 


‘Sturtevant, Lewis, History of Garden Vegetables. [Cont.] (American Naturalist. 
Vol. XXII. 1888. No. 263. p. 979.) 

Weiss, J. E., Die Pflanzengeographie in ihrer Bedeutung für die Pflanzeneultur. 
(Illustrirte Monatshefte für die Gesammtinteressen des Gartenbaues. Jhg. VII. 
1888. Hft. 12. p. 367.) 

'Wesselowsky, W., Die Ofendarre von Gemüsen und Grünem. (Nach Barfuss 
und Uslar.) 8°. 16 pag. Mit 5 Texabbildungen. St. Petersburg 1888. [Russisch.] 

Wittmack, L., Billbergia X Krameriana Wittm. (B. thyrsoidea X amoena.) 
(Garteuflora. Jhg. 37. 1888. Heft 24. p. 657.) 

— —, Billbergia Windii hort. Makoy. Hierzu Abb. 3—5. (Gartenflora. Jhg. 38. 
1889. Hft. 1. p. 7.) 


Sammlungen. 


Roumeguere, C., Fungi selecti exsiceati. Centurie XLVIII. (Revue Mycolo- 
gique. T. XI. 1889. p. 1.) 


Personalnachrichten. 


Dr. Franeis Darwin, der Sohn Charles Darwin’s, bisher Lector 
‚der Botanik am Trinity College von Cambridge, ist zum Professor 
der Botanik am Christ College ernannt worden. 


Dr. Timbal-Lagrave, einer der besten Kenner der Flora von 
Languedoc und der Pyrenäen, lange Zeit Professor der Botanik 
an der Ecole de medecine et de pharmacie in Toulouse, ist im 
September 1388 gestorben. 


96 Berichtigung und Bitte. — Inhalt. 


Berichtigung und Bitte. 


In dem Referat über meinen Aufsatz „Ueber die Zygosporen 
einiger Conjugaten* im Botan. Centralbl. Bd. XXX VI. p. 194 ist dem 
Herın Referenten leider ein störendes Versehen begegnet. Es heisst 
dort unter Closterium: „Nur einmal ist es Verf. geglückt, 2 Kerne 
deutlich nachzuweisen“, während ich deutlich genug ausgesprochen 
zu haben glaube, dass meine Angabe sich auf zahlreiche nach ver- 
schiedenen Methoden ausgeführte Beobachtungen stützt. Es sei 
gestattet, hinzuzufügen, dass ich nach dem Drucke der Arbeit sehr 
intensive Hämatoxylinfärbung der 2 Kerne der reifen Sporen nach 
einer besonderen Methode erhalten habe. 

Für die Uebersendung frischer oder fixirter Zygosporen von 
Desmidiaceen in zur Untersuchung genügender Menge würde ich 
den Herren Fachgenossen dankbar sein, da ich die begonnenen 
Untersuchungen bisher aus Mangel an Material habe liegen lassen 


müssen. 


Dr. Klebahn (Bremen). 


Innalt: 


Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 


Kronfeld, Bemerkungen über Coniferen, p. 65. 
Amann, Leptotrichum glaucescens Hampe,p. 71. 


Originalberichte gelehrter Ge- 


sellschaften. 
Botanischer Verein in München. 
II. Ordentliche Monatssitzung 
Montag den 10. December 1888. 
Harz, Der Dysodil (Schluss), p. 72. 
Harz, Ueber eine zweckmässige Konservirungs- 
methode getrockneter Pflanzen, p. 74. 
Harz, Verfahren, die Sporen der Hymenomy- 
ceten auf Papier zu fixiren, p. 77. 
Hartig, eine Krankheit der Weisstanne, p. 78. 


Tubeuf, Lophodermium brachysporum und 
Exoascus borealis, p. 79. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. 
Schwalb, Die naturgemässe Conservirung der 
Pilze mit einer einleitenden Exeursion behufs 

Einführung in die Pilzkunde, p. 79. 

Weinzierl, Die neue Art der Untersuchung 
und Controle der mehligen Kraftfuttermittel, 
p- 80. 


Referate: 

Bateson und Darwin, On a method of studying- 
geotropism., p. 88. 

Campbell, Einige Notizen über die Keimung 
von Marsilia aegyptiaca, p. 55. 

Elliot and Trelease, Observations on Oxalis, 
p-. 89. 

Günther, Botanik. 3. Aufl. Th. L, p. 81. 

Miliakaris, Tylogonus Agavae, p. 84. 

Noll, Beitrag zur Kenntniss der physikalischen 
Vorgänge, welche den Reizkrümmungen zu 
Grunde liegen, p. 86. 

Noll, Ueber das Leuchten der Schistostega 
osmundacea Schimp., p. 85. 

Palladin, Ueber Zersetzungsprodukte der Ei- 
weissstoffe in den Pflanzen bei Abwesenheit 
von freiem Sauerstoff, p: 88. 

Schmidt, Atlas der Diatomaceenkunde. 
27/30, p. 82. 

Stitzenberger, Licbenes insulae Maderae, p. 84. 

Wilson, Onthe relation of Sarracenia purpurea 
to Sarraceria variolaris, p. 90. 

Woodwarth, The apical cell of Fucus, p. 83. 


Lief. 


Neue Litteratur, p. 9%. 
Sammlungen p. 9. 
Personalnachrichten. 

Dr. Francis Darwin (Professor der Botanik am 


Christ College von Cambridge), p. 95. 
Dr. Timbal-Lagrave (7), p- 9. 


Berichtigung und Bitte p. %. 


Ausgegeben: 15. Januar 1889. 


ee ee nn — 


Druek und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


Band XXXVI. No.+. Jahrgang X. 


2" RT Re 
sches Centy 
ya! REFERIRENDES ORGAN 77 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
‚der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
'Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No: 4. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Bryologische Reiseskizzen aus Nordland. 
Von 
Dr. Oscar Burchard 


aus Hamburg. 
Mit 1 Skizze, 


Nördlich von Drontheim gehört es zu den Seltenheiten, dass 
der von Süden kommende Tourist den sicheren Pfad des Dampf- 
schiffes verlässt, um sich den rauhen, meist menschenleeren und 
daher fast aller Kultur entbehrenden Klüften und Fjorden des 
Norwegischen Berglandes auf eigene Hand anzuvertrauen. All- 
sommerlich wandert eine erbebliche Menschenschaar aus aller Herren 
Länder dem reizvollen Gebiete der Mitternachtssonne zu, aber sie 
hält fest an dem wellentheilenden Dampfross gleich ihrem sicheren 
Hause, fern bis zum Nordkap hin, nur hier und da bei einer kurzen 
Landung einen gemeinsamen Gang unternehmend — nach einem 
Naturtunnel oder einem nahen Wasserfall — und der Führung des 
Steuermannes folgend. Vereinzelte „Tindenbesteiger“ vielleicht, 
etwa um den stolzen Sulitjelma zu bewältigen, unternehmende 

Botan. Centralbl, Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII, 7 


98 Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland. 


Sportsmen, welche in „Norway*, ihrem Eldorado, nut eigener Aus- 
rüstung in das Innere dringen — Jagens halber oder um Lachse 
zu fangen an einem majestätischen „Voss“ — und auch wohl 
Pioniere der Wissenschaft machen Halt an einem auserwählten 
Punkte, um ihr Heil zu versuchen. Allen diesen Freunden der 
Natur — denn um diese handelt es sich nun einmal immer — 
kommt der schöne, lange nordische Sommertag zu statten, der alles 
Sichtbare in ein reizvolles Licht hüllt, und wohl keiner, der die 
erhabenen Fjorde gesehen, kommt unbefriedigt zurück aus diesem 
Paradiese urwüchsiger Kraft und edelsten Genusses. 


Skizze des Ranenfjordes. 
Nordre Helgeland. 


Mir als Naturforscher lag es seit Jahren ob, die Flora der 
Moose in verschiedenen Gegenden zu studiren, und nachdem ich 
die Alpen zu wiederholten Malen und in wechselnder Lage besucht, 
versuchte ich es nunmehr, in neuen, noch unerforschten Punkten 
der Norwegischen Westküste die Verbreitung dieser Pflanzen fest- 
zustellen. Ich lenkte meine Schritte nach Drontheim und gelangte 
von dort nach zweitägiger Reise in die Gegend des einen Breite- 
grad südlich von Bodö gelegenen „Ranenfjordes“ der sich ungefähr 
auf der Höhe des Polarkreises — also nördlicher als die Insel 
Island — in den Continent hineinerstreekt, und dessen umliegende 
Distrikte sich zu der Landschaft Helgeland rechnen. Der Eingang 
derselben, wie die ganze Westküste von grösseren und kleineren 
Inseln, sogenannten „Schaeren“, umlagert, bildet einen Fortsatz 
der durch seine charakteristisch-bizarren Inselformen in Nordland 


Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland. 99 


bekannten Traenfjordes. Eine dieser vorgelagerten Inseln, Namens 
Hannaesö, hatte ich durch die sehr gütige Vermittelung eines dort 
einsam stationirten Kreisrichters Gelegenheit, zu einem längeren 
Studienaufenthalte zu machen; im Uebrigen unternahm ich von dem 
im Endpunkt des Rauenfjordes gelegenen Oertchen „Mo“ aus Ex- 
kursionen nach den Abhängen der kolossalen Eis- und Gletscher- 
feider, des Svartisen. Der Raumersparniss wegen möge beifolgende 
Skizze die Topographie jener Gegend versinnlichen. Die am Ein- 
gang fast nackten und unzugänglichen Felswände des Fjordes machen 
im Innern desselben dunklen, aber sehr anmuthigen Bewaldungen 
Platz, welche in wechselvoller Harmonie mit leuchtend grünen Wiesen- 
hängen den Fjord zu einem sehr lieblichen gestalten. Bei Mo mündet 
in denselben die von N.-O. kommende breite Dunderlandself, welche, 
weiter oberhalb mehrere Fälle bildend, hier auf ausgedehnten 
Flächen alluvialen Terrains üppige Fichten hat gedeihen lassen. 
Die felslosen Wälder, nur hie und da von einem Moraste unter- 
brochen, waren im Wesentlichen von gemeinen Polytrichaceen be- 
standen (Polytrichum juniperinum, P. piliferum, einmal P. gracile, 
Atrichum undulatum) und bergen noch Dicranum scoparium, einmal 
Dicranella cerviculata, klein aber kräftig, an sandigen Stellen Bryum 
pallens Sw. und Philonotis fontana, auf einem Baumstumpf einmal 
sehr schönes Plagiothecium Silesiacum. An Picea excelsa, sowie an 
einzelnen Stämmen von Alnus gedieh in üppigster Weise Ulota 
Drummondii Brid., an Abhängen nahe dem Fjorde unter über- 
hängenden Hylocomiumrasen: Webera cruda Sch. Einige Kilometer 
thalaufwärts bei einem Saeter, Namens Skonseng, mündet nun ein 
von N. kommendes Seitenthal, dessen Gewässer der Abfluss von 
einem See , ‚Langvand“ ist, welcher mit seinen felsig-waldigen, gigan- 
tischen Ufern einen Zugang bildet zum Svartisen und seinen Gletscher- 
thälern. Von Mo aus jedoch kann man leicht per Kahn (eine 
Brücke über die Elf besitzt der Thalweg nicht) nach dem jenseitigen 
Dorf Yttern gelangen, von wo ein Pfad über eine wenige 100 Meter 
hohe Wasserscheide direkt nach dem an Moosen überaus reichen 
„Langvand-Thale“ bis Ytterlaendingen führt. Hier hinabsteigend 
nach dem armseligen Saeter hat man plötzlich den gewaltigen 
See vor sich, dessen Felswände schon von fernem Firnschnee 
des Svartisen überragt werden, welcher sich allerdings mehr 
und mehr enthüllt, wenn man seeaufwärts rudernd die Hütte 
Hammernaes erreicht. Anfangs nämlich sind die Ufer schroff und 
absolut unwegsam. Von diesem Saeter an treten die eigentlichen 
Wände ein wenig zurück und wild überwucherte und bewaldete 
Felsblöcke, bald sich terrassenförmig aufbauend, ermöglichen ein 
allerdings wegloses und mühevolles Vordringen zu Fuss nach Nord. 
Dafür aber entschädigte die Flora. Ich bewegte mich nun je nach 
den Terrainschwierigkeiten bald am Ufer, bald 100 —200 m auf- 
steigend über Ravnaa nach Lillevand, "beides ureinfache Alpen- 
hütten oder Saeter, von wo dann das eigentliche engere Flussthal 
bis Fisktjern dicht an den Absturz des blauen Gletschereises vor- 
dringt, etwa 25 km von Mo. 


7*F 


| 


100 Burchard, Bryologische Reiseskizze aus Nordland. 


Von Yttern ansteigend beobachtete ich an Gneisfelsen Cyno- 
dontium polycarpum Sch. und C, torquescens (Bruch.) Limp., 
dichte Rasen von Ditrichum glauceseens Hamp. und reich fruch- 
tende Blindia.. Gemein waren: Tortella tortuosa L., aber meist 
steril, ein Moos, welches gemeinsam mit den Racomitrien zu den 
gemeinsten Arten des Nordens zählt, Racomitrium canescens Brid., 
Racomitrium lanuginosum Brid. und R. aciculare Brid., hie und da 
Distichium capillaceum Br. eur. Unter überhängenden Blöcken 
Webera cruda Sch., Hylocomium loreum und die gemeineren Poly- 
tricha. Etwas oberhalb Hammernaes landend, gleich am Ufer des 
Langvand, fand ich eine sehr viel üppigere Moosvegetation. Auf 
humusbedeckten Felsblöcken sehr lang und c. fr. Dieranum elon- 
gatum Schwgr. neben Cynodontium polyearpum und C. torquescens 
Limp. An Baumleichen und Gestein Dicranum fuscescens Turn. 
und D. scoparium mit relativ kurzen Kapseln, selten, aber schön 
Cynodontium schisti Ldbg. Felswände bekleidete Hylocomium loreum 
in grösserer Menge als triquetrum, massenhaft Anoectangium com- 
pactum Schwr., Didymodon rubellus Br. eur., sehr vereinzelt 
Dieranum Blyttü Br. eur. Horizontale Felsspalten liessen Bryum 
pendulum Schp. und die reizende Webera longicolla Hedw. 
üppig gedeihen, während hier und dort neben Oncophorus virens 
Brid. Oncophorus Wahlenbergii Brid. auf humusbedeckten Felsen 
anfing aufzutreten. Auf einem Baumstumpf gedieh seidenglänzendes 
Plagiotheeium piliferum uberrime c. fr. steril in Ritzen Fissidens 
osmundoides Hedw. neben Heterocladium heteropterum. Auf- 
wärts schreitend findet man auf Terrassen verschiedentlich Wald- 
blössen, welche, kurz vor Ravnaa und 100-200 m über dem 
Seespiegel, die für Splachnaceen günstigen Bedingungen zeigen. 
Nach einigem Suchen entdeckte ich dann bald sehr grosse 
Rasen von Splachnum vasculosum L. mit 4—6 cm höhen Seten, 
sehr reich fruchtend. Diese Art war überhaupt, wie sich nachher 
zeigte, in diesem Gebiete verbreitet. Aber nur zweimal, ebenfalls. 
sehr üppig, sammelte ich hier das reizende gelbe Schirmmoos, Splach- 
num Juteum L., welches gleich einem Kissen weisslich-gelber Blumen 
sich von weitem verriet. Jedoch vermisste ich den in Norwegen 
sonst ziemlich verbreiteten Tetraplodon mnioides. Von Lillevand thal- 
aufwärts gewann die Moosvegetation einen etwas anderen Charakter. 
Ich ging in der Sohle des Tbales, die der breite, oftmals sich 
gabelnde Gletscherbach des Svartisen einnimmt, ausgedehnte Sand- 
bänke bildend. Ich hoffte hier sehr auf Aongstroemia und suchte eben- 
falls vergebens Bryum Blindüi Br. eur., fand dafür aber Entschädigung 
in zwei anderen seltenen Moosen, welche kilometerweise die Sand. 
flächen bestanden, nämlich die reizende Webera gracilis De Not, 
reich fruchtend, und ebenso eine Philonotis mit dickem, oft fast an 
Amblyodon erinnerndem Kapselhalse, deren Beschreibung am Ende 
der Arbeit folgt, weil ich diese Art mit keiner der bekannten Bar- 
tramieen genau zu vereinigen vermag. Ebenfalls auf sandigem Sub- 
strate gedieh steriles Hypnum arcuatum. In diesem Thale war 
ausserdem Oncophorus Wahlenbergii Brid. gemein; nicht allein auf 
Felsblöcken, sondern auch auf moorigem Untergrunde überzog dieses 


Burchard, Bryologische Reiseskizze aus Nordland. 101 


auffällige Moos, oft fast von schwärzlichem Aussehen, ganze Flächen, 
überall reich fruchtend. Leider musste ich von diesen Seen und 
Thälern, in die nur eine sehr vollkommene Ausrüstung ein weiteres 
Vordringen gestattet, nur zu bald Abschied nehmen, weil sowohl 
Karten als auch Transportmittel und jede Unterkunft weiterhin 
fehlten. Hütten, wie sie die lobenswerten Bestrebungen der Alpen- 
vereine in den südlichen Gebirgen gegründet haben, giebt es m 
diesen unerschlossenen Klüften Nordlands nicht. Aber dadurch 
wieder haben diese einen unbestrittenen Reiz des Neuen. 

Den Ranenfjord abwärts fahrend, nahm ich, weil der Zufall es 
mir bot, meinen Standort auf der dem kleinen Oertchen Naesne 
am Festlande gegenüber liegenden Insel „Hannaeso“. Diese ca. 
10 km lange Insel erstreckt sich mit etwa 400—500 m Erhebung 
mit ihrem Kamme von West nach Ost. Nach Süden zu sanft ab- 
fallend, trägt sie bis etwa 200 m Höhe niedrige, aber ziemlich dichte 
Bewaldung von Alnus und Populus tremula und wird von einzelnen 
Bachthälern, die höher hinauf zu tiefen Felseinschnitten in die schräg- 
plateauartig ansteigende Inselmasse werden, durchschnitten. Auf dem 
Plateau des Kammes hie und da kleine Vermoorungen bildend, fällt 
die Insel nach N.-W., der Richtung des Traenfjordes, im schroft 
senkrechten und theils unzugänglichen Felswänden nach dem Meere 
zu ab, unten an der ganzen Längsseite ein schmales, aber schluchten- 
reiches und an sumpfigen Wasserabstürzen reiches Küstenstreifchen 
dem Fusse des Wanderers bietend. Wenige km westwärts von der 
Insel liegt der schöne, Hannaesö weit an Höhe überragende Tom- 
tinden, der einem Horne gleich aus der Salzflut emportaucht. 

An dem von Felsblöcken umrandeten Gestade der Südseite 
landend, begrüsste mich zuerst das gesuchte Schistidium maritimum, 
welches an den seebespritzten Gneiss- und Granitfelsen die Hegemonie 
erobert hatte. Einige Schritte landeinwärts kamen an nämlichen 
Felsen reichlicher hinzu eine sehr laxe Form von Sch. apocarpum (L.) 
Br. eur., Didymodon rubellus Br. eur., Tortella tortuosa (L.) Limp., 
Grimmia commutata Hüb. und seltener Gr. ovata W. et M., Hed- 
wigia ceiliata Ehrh., Racomitrium canescens, meist 2 ericoides in 
sehr dichten, kräftigen und, ebenso wie das feinblättrige, elegante 
R. languinosum Brid., in oft reich fruchtenden Rasen. Enälich auch 
Andreaea petrophila Ehrh., ebenso oft in der Normalform als in 
der var. 3 rupestris Wallr. Der Weg von dem „Saura“ benannten 
Wohnhause des „Sörenskrivers* führte mich, wenn nicht bergan, 
um die nahe Westspitze nach der Nordseite der Insel. Dicht um 
Saura rivalisirten auf Wiesen Hylocomium squarrosum und Hypnum 
purum, an Felsblöcken fanden sich sehr üppig: Dicranoweisia 
erispula Schp. und Dieranum scoparium. Weiteres Suchen in den 
waldigen Abhängen war, wie vorauszusehen, von keinem wesent- 
lichen Erfolge, nur an den Baumstänmen der Erlen und Pappeln 
fanden sich noch als bemerkenswerte Moose die schon bei Mo ge- 
sammelte Ulota Drummondiü und zierliches Hypnum uncinatum. 

Längs der kleinen Bäche gediehen schwellende Polster von 
Racomitrium fascieulare Brid. und bald in grossen schwarzgrünen 
Rasen, bald in kleinen hellen Rosetten R. aciculare Brid., beide 


102 Burchard, Bryologische Reiseskizze aus Nordland. 


reich fruchtend, seltener R. Sudeticum Brid. c. fr. und hie und da 
recht üppig und mit schönsten Früchten Grimmia patens Br. eur. 
Zwischen dieser Massenvegetation zeigte sich seltener das kleine 
Dieranum Blyttii Br. eur. An Felswänden, namentlich feuchten, 
bildete Massenvegetation Anoectangium compactum, selten erschien 
da und dort die diesem Moose habituell ziemlich ähnliche, schon 
weiter südlich am Berge Torghatten*) bei Brönö von mir ge- 
sammelte Grimmia torquata Grev. steril, einmal in einer humus- 
reichen Höhle Zieria julacea. 

Trockene, oft der Sonne ausgesetzte Felsblöcke boten noch 
Ditrichum glaucescens Hampe, während am Rande des einzigen 
auf Hannaesö befindlichen „Weges“ Ditrichum homomallum gedieh. 
Nirgends fehlte auch Blindia. Felsen weiter westwärts, alle im 
Küstenniveau, trugen massenhaft Onecophorus virens Brid., Normal- 
form, und neben den gemeineren Grimmien stellte sich selten und 
spärlich ein an besonnten Granitwänden: Grimmia spiralis Hook. 
Auch zeigte sich in senkrechten Spalten zuweilen Conostomum bore- 
ale Sw. in blaugrünen sterilen Räschen. Um die Westspitze herum 
an die Nordseite gelangend, stiess ich zunächst auf ausgedehnte: 
Vermoorungen, welche zwischendurch steinigem Boden Platz machten. 
Die hier aus verschiedenen rötlichen Sphagnapolstern mitgenom- 
menen Exemplare wiesen sich als Sphagnum rubellum Wils. aus. 
Im Uebrigen legte ich auf diese Klasse von Moosen weniger Wert, 
nur sammelte ich später in einer Felsschlucht noch das sehr auf- 
fällige Sphagnum riparium Ängstr. Auf steinigen Gründen gedieh 
Bryum pallens Sw. und in den Spalten der ersten Felswände er- 
schien Bryum pendulum Schp. in zierlichen Räschen neben der 
mit ihm wetteifernden Bartramia ityphyllea Brid. Weitergehend 
am Rande der Felshänge entdeckte ich Dieranum fuscescens Turn. 
eir., an triefenden Wänden dunkel goldbraune Rasen von Bryum 
alpinum L. mit mehreren F rüchten, darüber, die Felskronen zierend, 
ein kleines, sehr zierliches Cynodontium, das ich primo visu für 
C. alpestre Milde hielt, welches aber zu C. torquescens (Br.) Limp. 
gehörig sich erwies. Ueberhaupt scheint diese Art, welche oft für 
C. alpestre gehalten und ausgegeben wurde, sich in Norwegen einer 
recht weiten Verbreitung zu erfreuen. Unter überhängenden Platten 
zeigte sich Heterocladium heteropterum und auf moderigem Sub- 
strate ein sehr anmutiges Plagiothecium des Formenkreises denti- 
culatum: P. turfaceum Ldbg. cfr., zu welchem stellenweise sich 
steriler Fissidens osmundoides gesellte. An erdigen Hängen fand 
ich einmal Dicranella heteromalla als unerwarteten Gast. Nun 
drang ich endlich aufwärts durch eine der querliegenden Schluchten, 
um die Gipfel der Insel zu erreichen, welche neben der zu er- 
wartenden Flora auch einen herrlichen Blick über den sich mehr 
und mehr eröffnenden Traenfjord versprachen. Ein kleiner Bach, 
dem ich folgte, strotzte von bis 8 cm hohen, aber sterilen Rasen von 
Dieranella squarrosa Schp. Weiter aufwärts erreichte ich einen 


*) Ausser hier schon genannten Arten fand ich dicht vor dem Tunnel 
dieses Berges bei 120 m Höhe noch ziemlich reichlich Dieranum Starkei W. et M.. 


Burcharä, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland. 105 


Felskessel, dessen sumpfiges Centrum fast völlig erfüllt wurde von 
herrlichen, bis 10 und 20 cm hohen Exemplaren von Sphagnum ri- 
parium Aongstr. mit dicken, zottigen Aesten, stellenweise untermischt 
von robustem Mnium punctatum Hdw. und die mich umgebenden 
stufenweise zu erkletternden Felsen trugen eine Moosvegetation von 
verlockender Ueppigkeit. Unten am Grunde derselben noch Hyp- 
num cupressiforme und eine Handbreit hohe, kräftige Webera al- 
bicans Schp., leider steril. In den Ritzen der Felsen zeigten sich 
bei eifrigem Nachsuchen hie und da Rhabdoweisia fugax, ferner 
auf Blöcken kieseligen Gesteins, gern inmitten der ihm ähnlichen 
Rasen von Dicranoweisia wachsendes üppiges Dieranum Blyttii Br. 
eur. und an Wänden Cynodontium polycarpum Schp., umgeben von 
Hylocomium loreum. Plötzlich nahm em goldig schimmerndes, 
tiefrasiges, sehr breit ausgedehntes und feinblättriges Dieranum 
meine gesammte Aufmerksamkeit in Anspruch, welches ich von 
fern als ein kräftiges Dieranodontium taxirte, das aber bei näherer 
Besichtigung einzelne aufrechte purpurne Seten mit schief-ovalen 
rothbraunen Kapseln trug und welches ich nicht kannte. An- 
genehmer Weise tielen reichliche und schöne Exemplare dieses 
seitenen Mooses in meine Hände, denn bei nachheriger Kenntniss- 
nahme am Lunder Herbar in Süd-Schweden erwiesen sich dieselben als 
Dieranum arctieum! Dieser Fund ist umsomehr ein besonderer 
zu nennen, als dies hie und dort aus dem Norden citirte Moos 
meist nur in höheren Gebirgslagen gefunden wurde und dieser 
Standort die Höhe von 100 m über dem Meeresspiegel noch lange 
nicht erreicht! Allerdings entdeckte ich weiter aufsteigend auf 
dem Plateau des Kammes noch eine zweite Fundstelle dieses schönen 
Mooses, allein die Exemplare daselbst waren, obwohl 400 m kaum 
überschreitend, keine so üppigen und reich fruchtenden, als die 
tiefer gesammelten. Weiter blickend sah ich eine kalkhaltige Wand 
dicht überwuchert von Neckera crispa Hedw. st., und fand eben- 
falls steriles Dieranodontium longirostre Br. eur. Durch einiges 
Klettern wurde ein Felsblock erreicht, der durch den Feldstecher 
betrachtet einige Grimmien zu besitzen schien, welche in der That 
durch zierliche Fruchträschen von Grimmia spiralis Hook. vertreten 
waren, zu der sich hier, nur ein einziges Mal beobachtet, die reizende 
Ulota curvifolia Brid. gesellte. Nach Passirung einer hohen, nackten 
Schlucht kamen wiederum Vermoorungen und in diesen nun fand 
sich als Besonderheit abermals das schon am Festlande beobachtete 
Splacknum vasculosum. Mehr und mehr dem Kamme mich nähernd 
sing es über horizontale Schieferplatten und sumpfige Vertiefungen, 
welche mehrere Dicraneen brachten. Zuerst und mit zahlreichen 
Früchten _ auf geschlängelten Seten: Dieranum Bergeri Blandow, 
bis 8 em hoch, dann weiter steriles Dieranum elongatum Schwgr., 
auf Moorgrund und am Grunde von Felsen jenes schöne Dieranum 
arcticum. An einer anderen Stelle fiel ein sehr dichtrasiges, etwas 
krauses Moos auf. Dasselbe hatte im einzigen Rasen nur 2—3 rost- 
rote, wenige mm hohe Seten mit sehr kleinen, rund ovalen Kapseln 
und erwies sich als eine Form von Oncophorus Wahlenbergii Brid. 
nämlich O. compactus (Funk) Br. eur. Endlich sei noch erwähnt, 


104 Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland. 


dass sich an einem sehr exponirten Felsen hier ein einziges Mal 
Racomitrium heterostichum Brid. fand, eine ihren Geschwistern 
gegenüber hier im Norden anscheinend zurücktretende Art. Die- 
selbe gedieh in niedrigen, aufrechten, an ächte Grimmien erinnern- 
den Rasen und trug ihre bleichen F rüchte auf kurzen Seten. Nach 
langem Gehen gewann ich eine hohe feuchte Wand, welche trotz 
ihrer Exponirtheit nach N. zu eine üppige Flora barg, namentlich 
allerdings an alpinen Phanerogamen*) und an dem Farne Woodsia 
hyperborea. An derselben gediehen in schwellendem Rasen Distichium 
capillaceum Br. eur. und Blindia neben Tortella tortuosa, jenem 
Moose, welches durch sein massiges Auftreten und sein helles Grün 
wohl hauptsächlich zu jener oft gerühmten Leuchtkraft bemooster 
Felszacken der Lofoten und der Wände von Fjorden beiträgt. Auch 
fand ich endlich hier die ersten und einzigen Früchte von Cono- 
stomum, einem steril auf Hannaesö ziemlich häufigen Moose. Schliess- 
lich noch Didymodon rubellus ; aber leider misslang mir trotz 
vielfachen Bemühens auch hier wie sonst überall auf der Insel der 
Nachweis anderer Didymodonten. 


Gewisse gemeinsame Arten zeigen deutlich die Zusammen- 
gehörigkeit der Flora von Festland und Insel. Jedoch tritt deut- 
lich der Unterschied hervor, welcher — trotz der relativ geringen 
linearen Entfernung —- durch das Insel- und Festlandsklima be- 
dingt wird. Namentlich sind die Pleurocarpen ein Reagens für das 
Klima. Ueberbaupt hier im Norden zurücktretend vor den Alles 
antecipirenden Grimmiaceen , sind jene auf Hannaesö zu suchende 
Moose. Im Inneren des Ranenfjordes gediehen stellenweise immer 
noch üppige Hylocomien, manch hübsches Plagiotheeium und 
Hypnum, wenn immerhin es auch trotz aller Aufmerksamkeit miss- 
lang, Brachythecien nachzuweisen. Aber auf der den Stürmen aus- 
gesetzten Insel kamen Hypneen nur spärlich fort, nie eigentliche 
Massenvegetation bildend. Immerhin aber ist die Flora der Insel 
eine reiche zu nennen, namentlich an der felsigen Nordseite, wo 
stellenweise doch viele Arten gedrängt vorkommen und manche in 
besonderer Ueppigkeit. Die Nähe des Golfstromes befördert alles 
Lebende. Dennoch aber sucht ein arger und langer, an Nord- 
stürmen reicher Winter die Küsten heim und nur die Frucht eines 
kurzen Sommers ist alles, was gedeiht auf diesem arktischen Eiland. 


Hiermit schliesse ich den Bericht über die Flora vom Ranen- 
fjord und wende mich kurz der Aufzählung einiger auf meiner 
Rückreise in Gudbrandsdalen gesammelter Moose zu, dem an Natur- 
schönheiten reichen Thale der Lösna, oberhalb des Mjösen, welches 
ich nach einem Plateauübergang von Koppang in Oesterdalen aus 
erreichte. Auf der Strecke zwischen Kjerkestuen und Lillehammer 
fand ich an den zum Theil von Nadelwald überwölbten Felsen und 
Wänden, Massenvegetation bildend, Cynodontium strumiferum (Ehrh.) 


*) Ein äusserst zierliches, bis 10 und 12 em hohes, oft hängendes Thalietrum, 
mehrere Saxifrageen, darunter die reizende S. oppositifolia der Alpen, Azalea 
procumbens, Dryas octopetala, Cerastium alpinum und eine kleine weisse, für 
die Gebirge Norwegens charakteristische Draba. 


Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nordland, 105 


De Not., nirgends aber C. polycarpum und stellenweise recht üppig 
in bis 5 cm hohen Rasen Ü. torquescens, wahrscheinlich die von 
Lindberg aufgestellte var. brevipes. Ganz selten ist C. schisti 
Ldbg. Auf Blöcken im Nadelwald war Dieranum longifolium Hedw. 
gemein, überall reich fruchtend und an der Erde bisweilen D. un- 
dulatum Br. eur. Hart an der Strasse an besonnten Felsen üppiges 
Ditrichum glaucescens Hamp., an mehreren Stellen Gymnostomum 
'rupestre Schwgr. cfr. und verborgen gleich Rhabdoweisia stellenweise 
Zygodon Lapponieus Br. eur. An Wänden klomm Hypnum stella- 
tum empor, während an allen Steinen neben Grimmia commutata 
eine etwas auffallende, sehr kräftige Form obliqua Brid. Br. univ. 
von Gr. ovata sich bemerklich machte, welche oft lebhaft grün 
war und ein wenig schiefe Früchte mit meist schrägen, einseitig 
‚eingerissenen Hauben besass. Endlich bemerkte ich noch eine 
etwas krause Form von Bartramia Halleriana Hedw., während am 
Grunde feuchter Klüfte Prachtexemplare von Timmia Austriaca 
Hedw. überraschten. In ausgedehnten Sümpfen der Plateaus zwischen 
Oesterdalen und Gudbrandsdalen, wo übrigens Unwetter mich am 
eingehenden Sammeln hinderte, waren Sphagnum compactum Brid., 
Aulacomniump alustre Schwgr., reich ce. fr., und Paludella squarrosa 
Ehrh. häufig, während zwischen Felstrümmern bisweilen dunkel- 
rotes Hypnum revolvens aufliel. 


Die im oberen Langvand-Thale am Svartisen gefundene Philo- 
aotis zeigte folgende Beschaffenheit: 


Philonotis crassicollis. 


„Zweihäusig. Blüten knospenförmig, im Fusspunkt einer bis 
mehrerer Innovationen. Paraphysen fadenförmig, gelblich. Rasen 
ausgedehnt und mässig dicht, 2—3 cm hoch, gelbgrün, mit rost- 
braunem Wurzelfilz mässig durchsetzt. 


Stengel schlank und zierlich, schräg aufsteigend, rot, im 
‘Querschnitt rund. Centralstrang entwickelt aus kleinzelligem, 
hyalinem Meristeme bestehend. Grundgewebe locker, gelblich, 
gegen die aus mehreren Schichten englumiger, sehr stark verdickter 
Zellen gebildete braune Rinde plötzlich abgesetzt, welche nach 
Aussen noch durch eine Reihe runder, sehr zartwandiger, hyaliner 
und im Alter theilweise collabirender Zellen überdeckt ist. Blätter 
aufrecht und fast anliegend, am Grunde hohl, nicht einseits- 
wendig undnichtlängsfaltig, meist 1—1,2 mm lang, schmal 
bis eilanzettlich, in eine sehr scharf gesägte, schlanke Spitze aus- 
laufend und bis gegen die Basis durch papillös vortretende Zell- 
wände entfernt crenulirt. Rippe zart, in der Spitze endigend, an 
der Basis schwach gerötet und herablaufend. Im Querschnitt fast 
kreisförmig, grundwärts mehr oval, mit ihrem Haupttheil auf der 
Blattaussenseite liegend und aus ca. 18—20 ziemlich homogenen, 
sehr mässig verdickten Zellsträngen gebildet. Lamina einschichtig 
und durchsichtig, beiderseits, aber mehr an der Unterseite, durch 
auf Zellquerwänden stehende Papillen verunebnet. Zellen an der 
Basis oval bis längsoval, aufwärts lang rectangulär, oben prosen- 
ehymatisch. Perichaetialblätter den gewöhnlichen ähnlich, nur 


106 Botanische Gärten und Institute. 


kürzer und ohne die schlanke Spitze. Seta 2—2!/s cm hoch, links 
gedreht, glänzend rot, fein, nach oben zu an Dicke ab- 
nehmend. Kapsel braun, schwach übergebogen, mit dickem 
scharf abgesetztem Halse. Hals nach oben zu buckelig, 
oft fast spitz, von äusserst charakteristischem Habitus. Exothecium 
mässig derbhäutig, fein längsfurchig, entdeckelt unter der Mündung 
nicht verengt. Ring nicht differenzirt, nur durch einige bleibende 
Reihen kurz-querrectangulärer Zellen angedeutet. Deckel rotbraun, 
relativ hoch und scharf gespitzt, glattrandig. Peristom doppelt, 
das äussere rotbraun mit stark nachı innen vorspringenden Quer- 
leisten, die Zähne der inneren gelblich, zarthäutig, papillös, etwas 
breiter als die äusseren und daher beiderseits etwas vortretend, 
/a—!/s von der Spitze zwei und mehrtheilig. Sporen oval bis 
nierenförmig, im Mittel 0,025 mm lang und 0,019 mm breit, braun 
und gekörnt*). 
Aachen im December 1388. 


Botanische Gärten und Institute. 


Westermaier, Max., Die wissenschaftlichen Arbeiten 
des Botanisehen Instirass der KMUnIverattattze 
Berlin in den ersten 10 Jahren seines Bestehens. 
8°. 65 pp. Berlin (Springer) 18853. M. 1.40. 

Verf. stellt sich die Aufgabe, ein Bild von der wissenschaft- 
lichen Thätigkeit des Berliner Botanischen Instituts zu skizziren.- 

Das Institut ist 1578 von S. Schwendener errichtet worden; 

alle Arbeiten, die daraus hervorgegangen sind, tragen daher den 

Stempel seines Geistes, d.h. sie bewegen sich in der von Schwen- 

dener mit seinem „mechanischen Prinzip" (1874) inaugurirten 

neuen anatomisch - physiologischen Forschungsrichtung. Die De- 
cenniumsschrift ist also speziell der Schwendener’schen Schule 
und ihren Leistungen gewidmet. Sie giebt aber nicht bloss eine 
chronologische Aufzählung der gelieferten Arbeiten, sondern be- 
müht sich auch, den inneren Zusammenhang derselben erkennen 
zu lassen. In fünf Kapiteln, von denen das erste aus naheliegenden 

Gründen das umfangreichste ist, werden die Forschungsergebnisse 

1. der physiologischen Anatomie, 2. entwicklungsgeschichtlicher 

Untersuchungen, 3. über Physiologie des Wachstums, 4. über 

Physiologie der Bewegungserscheinungen und 5. aus der Molekular- 

physik besprochen. Wenn Ref. richtig gezählt hat, so haben sich 

ausser Schwendener 54 Forscher mit insgesammt 95 Arbeiten 
an der „Vertiefung unserer Einsicht in die Zweckmässigkeit des 
inneren Baues der pflanzlichen Geschöpfe“ betheiligt. Wenn Verf. 


* Pr) > . ” . 
) Von sämmtlichen genannten Moosen gebe ich Exemplare im Austausch oder 
50 Arten für Mk. 10 aus. Hamburg, Magdalenenstrasse 22. 


Botanische Gärten und Institute. 107 


schon die Resultate der mannigfaltigen Publikationen in gedrängter 
Kürze zusammenfasst und damit die Summe der gewonnenen wissen- 
schaftlichen Fortschritte zieht, so kann es nicht Sache des Ref. 
sein, das Extrakt nochmals zu destilliren. Ref. muss also auf die 
Schrift selbst verweisen. Dass dem Veırf., als einem begeisterten 
und hervorragenden Vertreter der Schwendener’schen Forschungs- 
richtung scharfe Ausdrücke in der Vertheidigung der neuen Lehre 
von den harmonischen Wechselbeziehungen zwischen anatomischem 
Bau und physiologischer Funktion mit unterlaufen, ist wohl erklär- 
lich. Die Schrift orientirt über die Leistungen der Schwen- 
dener’schen Schule und ist ein erwünschter und wertvoller Bei- 


trag zur Geschichte der Botanik. 
Horn (Cassel). 


Clos. D., Le jardin des plantes de Toulouse et la bota- 
nique locale et pyrendeenne. (Extrait du volume imtitule: 
Toulouse, publie ä l’occasion de la seizieme session de l’Asso- 
eiation francaise pour l’Avancement des Sciences.) 8°. 18 pp. 


Toulouse (E. Privat) 1887. 


Abriss einer Geschichte der Botanik, soweit die Toulouser- 
Akademie, der dortige botanische Garten und die dortigen Botaniker 
in Betracht kommen. Wir begegnen schon 1677 in Franz Bayle 
einem Manne, dessen botanisches Verdienst nur durch jenes ver- 
dunkelt wurde, das er sich als Arzt erwarb. 1729 wurde die 
Akademie von Toulouse und der botanische Garten gegründet; es. 
folgen der Reihe nach die Botaniker Gouaze, Gardeil, Dunber- 
nard (1758), Pourret, Parmentier und vor Allen Picot de 
Lapeyrouse (1749—1S18), denen die lokale Botanik, zum Theil 
sogar die universelle Botanik so viel zu verdanken hat. Bent- 
ham (1826), Endress (1832), Duchartre (1832), Robert: 
Spruce (1847), C. Mueller (1854), Nylander (1853), Zetter- 
stedt (1356), Philippe (1859), Dulac (1867) veröffentlichten 
der Reihe nach Abhandlungen über Phanerogamen oder Krypto- 
gamen der Pyrenäen, während die langjährige Arbeit von Bubani 
bisher noch nicht erschienen ist; die Societe botanique de France: 
tagte 1864 in Toulouse und Luchon und liess darüber einen Be- 
richt veröffentlichen. 

Eigenartig, wie in vieler Richtung, war in der Botanik Mo-- 
quin-Tandon, der 1834 nach Toulouse kam und durch seine 
Monographie der Chenopodiaceen, sowie die Pflanzen-Teratologie- 
bekannt ist. 

Die rein lokale Botanik lieferte 1311 die erste Flora von Tou- 
louse durch Tournon, welcher sich erst 1336 die flore abregee- 
de Toulouse von Serres anreihte. Hierauf erschienen aber im: 
rascher Folge die Floren von Noulet (Bassin sous -pyreneen),. 
Noulet et Dassier (champignons comestibles et veneneux 1333),. 
Noulet (flore analytique de Toulouse 1855; edit. 3. 1884), Ar- 
rondeau (flore toulousaine 1856) und andere Arbeiten. Vor Allen: 
thätig war jedoch Timbal-Lagrave, welcher zahlreiche Ab- 


108 Botanische Gärten und Institute. 


handlungen über die aquitanische Flora (theilweise zusammen mit 
‚Jeanbernat) veröffentlicht hat und noch thätig ist. 

Das Herbar der Akademie wuchs in den Jahren beträchtlich 
an, es zählt jetzt 32,000 Arten in 660 Päcken; die Gattungen in 
‚den Familien und die Arten innerhalb der Gattungen sind alpha- 
betisch geordnet: ein stets im Laufenden erhaltener Catalog er- 
möglicht jede Uebersicht; der botanische Garten, welcher mehr- 
‚mals übersiedelt werden musste, veröffentlicht seit 1856 (bis 1887) 
Cataloge in ziemlich regelmässiger Folge und besitzt eine ansehn- 
liche botanische Bibliothek, deren wichtigste Werke Verf. ver- 


"zeichnet. 
Freyn (Prag). 


Arthur, J. C., Report ofthe botanist ofthe New-York 
agricultural experiment station, Geneva N. Y. [Ex- 
tracted from the 2d edition of the 5th annual report for 1886.} 
8°. Albany (The Argus Company, pr.) 1887. 

Der Bericht behandelt folgende Themata: 1. Pear blight, 
“2. Rotting of tomatoes, 3. Disease of clover-leaf weevil, 4. Mildew 
-of strawberries, 5. Plum leaf fungus, 6. Weed statistics, 7. Im- 
portant articles on pear blight. — Die mit dem unbestimmten 
Namen blight bezeichnete Infektionskrankheit der Pomaceen hat 
‚drüben, wie aus Abschnitt 7 hervorgeht, schon seit Ende des 
vorigen Jahrhunderts eine immer mehr anschwellende Literatur er- 
zeugt; sie wird auch voraussichtlich noch längere Zeit die ameri- 
kanischen Gelehrten beschäftigen. Bekanntlich hat der Birnbaum 
mehr als der Apfelbaum unter der Krankheit zu leiden. Der 
‘Grund dafür wird in dem grösseren Wassergehalt des Splintholzes 
‚gefunden. Es sind auf diesen Wassergehalt hin denn auch die 
verschiedenen Birnsorten mit Rücksicht anf ihre verschiedene In- 
fektionsfähigkeit geprüft worden, doch sind die Resultate nicht 
‚ganz klar und zweifelsohne. Der gegenwärtige Stand der „pear 
blight“-Frage ist folgender: 

Der Beweis, dass der von T. J. Burrill in 1882 entdeckte 
Microcoecus amylovorus Burr. der Krankheitserreger sei, scheint 
unter Erfüllung der vier Koch’schen Postulate erbracht zu sein. 
Der Parasit befällt mit Vorliebe die Pomaceen; andere Bäume, 
‘wie Sambucus Canadensis, Populus alba und balsamifera var., er- 
wiesen sich gegen künstliche Infektion immun. Die Bakterien ge- 
-deihen in Gegenwart ziemlich erheblicher Mengen von Fruchtsäuren, 
woraus ihre Fähigkeit erhellt, in den sauren Geweben der lebenden 
Pflanze (Zweige und Früchte) zu schmarotzen. Den darin ent- 
haltenen Zucker verwandeln sie in Gummi (?), bewirken also eine 
schleimige Gährung. Giftige Eigenschaften kommen dem M. amy- 
lovorus nicht zu. Er hat die Fähigkeit, im Wasser oder feuchtem 
Erdreich zu überwintern. Junge, rasch gewachsene Triebe mit 
‚succulenten Geweben werden am ehesten vom pear blight befallen. 
— Ueber die Morphologie, Vegetation und Vermehrung des Mikro- 
kokkus, sowie über seine systematische Stellung ist im Bericht 
michts angegeben; nur die Zoogloeenbildung ist kurz erwähnt und 


Botanische Gärten und Institute. 109 


durch einige mangelhafte Abbildungen illustrirt. Vert. verweist 
auf seine History and biology of pear blight. (Proc. Phila. Acad. 
Nat. Sci. 1886.) 

Der nächste Abschnitt des Berichts gedenkt mit wenigen Worten 
der Fäulniss der Tomaten. Die weiche Fäulniss „soft rot“ der: 
reifen Früchte soll Wirkung einer sauren Fermentation sein; ob und 
welche Mikroorganismen dieselbe hervorrufen, wird nicht gesagt.- 

Sodann giebt Verf. einige ergänzende Bemerkungen über den 
von ihm in 1885 beschriebenen Pilz Entomophthora Phytonomi. 
Arth., welcher die Larven von Phytonomus punctatus befällt. Das 
Mycelium soll mit den Larven selbst überwintern, Dauersporen: 
sind bisher nicht gefunden. Die Keimung der Sommersporen an 
der Oberfläche des Wassers oder in feuchter Luft ist auffallend. 
„Instead of at once produeing mycelium they send out a short 
slender pedicel from one side, which bears a solitary minute spore.“ 
Eine ähnliche Bildung von Sekundärsporen ist nach Winter von: 
E. Muscae bekannt. 

Ueber den Mehlthau der Erdbeere, verursacht durch Sphaero- 
theca Castagnei Lev., wird nichts Neues mitgetheilt. Als Mittel. 
zu seiner Bekämpfung empßehlt Verf. Schwefelkalium. 

Bezüglich des „Plum-leaf fungus“, Septoria cerasina Peck, muss- 
auf das Original verwiesen werden. Hervorzuheben ist nur, dass 
dreierlei Sporen gebildet werden: 1. Septoria-Sporen im Sommer, 
2. Phoma-artige im Winter und 3. Ascosporen im Frühling. Verf. 
ist geneigt, den Phoma-Sporen eine sexuelle Bedeutung beizulegen 
und zwar sollen sie das männliche Element bei der Erzeugung des- 
Ascusstromas repräsentiren (?). Das Vorkommen des Pilzes scheint: 


auf Amerika beschränkt zu sein. 
Horn (Cassel). 


Halsted, Byron D., Bulletin from the botanical depart-- 
ment ofthe State Agricultural College. 8°. 118 pp. 
Ames, Jowa 1888. 

Dem ziemlich ausführlichen und umfangreichen Jahresbericht. 
aus der botanischen Abtheilung der Landwirtschaftsschule zu Ames- 
entnimmt Ref. folgende ihm bemerkenswert erschienenen Einzelheiten. 

Die ausserordentliche Trockenheit des Jahres 1887 {vom 
1. März’ bis 1. September fielen in Jowa 38,32 Zoll (Am.) 
Regen, im Monatsdurchschnitt also 1,39 Zoll) hat die Vegetation 
der Prairie nach verschiedenen Richtungen hin beeinflusst. Der 
allgemeinen Dürre widerstanden am besten natürlicher Weise die 
tiefwurzelnden Pflanzen mit verhältnissmässig kleinen Blattspreiten. 
Andere fristeten unter Habitusveränderungen ein kümmerlich Dasein,- 
oder gingen gänzlich ein. Eine für die Gärtner wenig erfreuliche 
Ausnahme machte die succulente Portulacca oleracea L., die die. 
von anderen Unkräutern geräumten Plätze okkupirte. Silphium. 
laciniatum L. blieb unter dem Einfluss der Trockenkeit klein, die- 
Blätter waren schmal, hatten wenig Mesophyll und zeigten nicht 
die bekannte Polarität der „Kompasspflanze“. 


110 Botanische Gärten und Institute. 


Von Kulturgewächsen gediehen trotz der Trockniss Poa pratense 
L. und besonders Trifolium pratense L., zweifellos infolge ihres‘ 
tiefgehenden Wurzelsystems. Dasselbe gilt vom „Indian corn“, dem 
Mais, dessen Blätter sich ausserdem durch zimmetrindenartiges Einrollen 
den abnormen Verhältnissen akkommodirten. Die subtropische Natur 
dieser Pflanze offenbart sich auch darin. Bei genügender Feuchtig- 
keit verlaufen die Wurzeln nahe unter der Oberfläche des Bodens, 
in trockenen Zeiten suchen sie die Tiefe auf. Der Landmann ent- 
nimmt hieraus die Lehre, den Boden möglichst tief umzuackern. 

Als dann nach der sechsmonatlichen Dürre die Septemberregen 
eintraten, da wurde der Herbst zum Frühling. Die ganze Prairie 
ergrünte. Veilchen, Anemonen und Oxalis sprangen auf, die Aepfel- 
bäume trugen Früchte und Blüten zugleich, und auch der Schnee- 
ball entfaltete zwischen vergilbenden Blättern seine weisstrahlenden 
Trugdolden. 

Die bezüglich der niedern Pflanzenschmarotzer gesammelten 
Beobachtungen haben ergeben, dass die Ustilagineen von der Trocken- 
heit viel weniger beeinflusst werden als die Peronosporeen. Aus 
allen Theilen des Staates kamen Klagen über Ustilago Zeae-Mays 
Wint. Verf. schreibt: „In short, 1887 is set down among the 
farmers as a ‚smut year‘ *., 

Eine Erklärung für diese auffallende Erscheinung findet Verf. 
darin, dass durch die Trockenheit die Widerstandsfähigkeit der 
Wirtspflanzen gegen den Parasiten geschwächt wurde. 

Die Peronosporeen hingegen waren weniger häufig. Sie gedeihen 
zweifellos in feuchten Jahren am besten. Doch scheint die Gattung 
Cystopus weniger unter der Trockenheit zu leiden, als Peronospora. 
Letztere fand sich nur auf saftigen Pflanzen längs der Wasserläufe 
(z. B. P. sordida Berk. auf Scerophularia nodosa L., P. Halstedii 
Farlow auf Bidens frondosa L. und anderen in Flussbetten wachsenden 
Bidens-Arten). P. viticola und Phytophthora infestans fehlten in 
diesem Jahre gänzlich. 

Soviel über die Vegetation im Zusammenhange mit der Dürre 
des Sommers 1887. Die physiologischen Studien im Institut selber 
haben verschiedene interessante Ergebnisse gebracht, bezüglich 
deren in der Hauptsache auf den Bericht selbst verwiesen werden 
muss. Einzelnes sei herausgehoben. Für das Studium der Proto- 
plasmabewegung während der ganzen Vegetationsperiode werden 
empfohlen: die Trichome an der Basis der Corolla von Mertensia 
Virginica DC. und Phlox divaricata L. (Frühling) ; die Trichome 
an den Stamina von Linaria vulgaris L. und Lobelia syphilitica L. 
(Sommer); endlich die Trichome an der Basis der Petalen von 
Viola palmata L. und der Varietät eucullata Gray (Herbst). Letztere 
Spezies blühen sehr oft spät im Oktober. 

Im Anschluss hieran möge auf die zwischen den Antheren der 
Cucurbitaceen befindlichen, trichomartigen Oeldrüsen hin- 
gewiesen werden, deren für die verschiedenen F ormen charakteristische 
Gestalt zur Diagnose der Arten und Varietäten dienen kann. Die 
physiologische Funktion dieser Gebilde ist leicht einzusehen. Ihre 
Entwicklung geschieht gleichzeitig mit der Pollenproduktion. Die 


Botan. Gärten u. Institute. — Instrumente, Präpar.- u. Conservationsmeth. 111 


aufspringenden Antherenwände oder auch honigsuchende Insekten 
brechen die ein- oder mehrzellige Spitze ab, so dass sich das Oel 
aus der grossen Basalzelle ergiesst, die Pollenkörner befeuchtet und 
adhäsiv macht, so dass sie trotz ihrer Grösse leicht transportabel sind. 

Eine weitere Untersuchung hat die Reizbarkeit und Ana- 
tomie der Grannen von Stipa sparta Trin. zum Gegenstande. Dass 
Hunde eine grosse Scheu vor diesem „porceupine grass“ an den 
Tag legen und Schafe durch die Grannen ums Leben gekommen 
sind, ist schon von andern Stipa-Arten bekannt geworden, wird 
aber auch hier bestätigt. — Ueber die intensive Reizbarkeit der 
Staubfäden von Portulacca oleracea und grandiflora L. hat eine 
mikroskopische Forschung keine Aufklärung gebracht. 

Der bekannte Dimorphismus der Lytlrum-Blüten hat 
Veranlassung gegeben, die Pollenkörner der lang- und kurzstieligen 
Antheren unter sich und mit den Narbenoberflächen der entsprechenden 
Pistille zu vergleichen (spez. bei L. elatum Pursh.). Die Pollen- 
körner der kurzen Stamina sind kleiner (um '/s des Durchmessers), 
als die der langen, ausserdem farblos, während die andern schön 
blassgrün aussehen. Entsprechend sind die Narben der langgriffeligen 
Form halbkugelförmig und doppelt so breit, als die der kleingriffeligen 
Form, welche ausserdem mehr eben ist. Dasselbe Grössenverhältniss 
besteht zwischen den Längen der Papillen. Die der langgriffeligen 
Form sind gleichmässig dick, 5—6 mal so lang als breit, die der 
kurzgriffeligen aber birnförmig, aus breiter Basis sich verjüngend. 
Pollen beider Arten wurden auf derselben Narbe gefunden, doch war 
in der Regel der dichogamisch zugehörige in grösserer Menge vor- 
handen und aktiver. 

Eine grosse Reihe weiterer Pollenuntersuchungen sind angestellt 
worden, auf die Ref. hier aus Raummangel nicht weiter eingehen 
kann. Erwähnt sei nur, dass im Pollen von Sambucus race- 
mosa drei Nuclei gefunden wurden. Als das bei weitem beste 
Kernfärbemittel befürwortet Verf. das Azorubin, gegen welches die 
von Strasburger empfohlene Methylgrün-Essigsäure keinen Ver- 
gleich aushalten soll. (Der Artikel „Three Nuclei in Pollen Grains“ 
ist übrigens auch in Botan. Gazette, Dezemberheft 1887, erschienen). 

Endlich beschreibt Verf. noch den Heliotropismus der 
Spargelstengel (In looking toward the north over a large area of 
asparagus stems this heliotropie property is evident to any one etc.), 
sowie der Blätter von Malva borealis Wall. Letztere Pflanze ist 
unter dem Titel „A Plant Heliostat* in der Botanical Gazette 1887, 
p- 32—83 abgehandelt worden. Horn (Cassel). 


Instrumente. Präparations- u. Gonserva- 
tionsmethoden. 
Verschaffelt, J. Het nut der photomierographie bij de studie der plantenkunde. 


(Botanisch Jaarboek uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea 
te Gent. I. 1889. p. 219.) 


112 
Referate. 


Askenasy, E., Algen. Mit Unterstützung der Herren E. Bornet, 
A. Grunow, P. Hariot, M. Möbius, 0. Nordstedt bearbeitet. 
Mit 12 Tfln. (Forschungsreise S. M. S. „Gazelle“. Theil IV. 
Botanik. Red. von A. Engler.) 4°. 58 pp. Berlin (Mittler 
& Sohn) 1888. 


Da dieses Werk vermutlich vielen Botanikern nicht zu 
Gesicht kommt, so dürfte ein etwas längeres. Referat darüber 
gerechtfertigt sein, um so mehr, als einige interessante Gattungen 
wie Halimeda, Ectocarpus, Sargassum, Galaxaura, so 
weit Arten davon gesammelt waren, hier sehr gründlich bearbeitet, 
speciell von Halimeda und Galaxaura die morphologischen 
und anatomischen Verhältnisse zum ersten Mal genauer beschrieben 
werden. 

Die Algen werden in der Reihenfolge Cyano-, Chloro-, 
Phaeo-, Rhodophyceae aufgeführt, bezw. beschrieben. 

Die Cyanophyceae sind nur durch Nostocaceae mit 
8 (10?) Gattungen vertreten. 

Neu ist: 

Mierochaete Vitiensis, die sich von M. grisea Thur. durch lockere 
Rasen und dickere, gewundenere Fäden unterscheidet: 

„Caespitosa, strato laxo tomentoso, filis mm. vix attingentibus, 7—9 # erassis,. 
basi curvatis, incrassatis, erectis, flexuosis. Vagina tenui, arcta, hyalina, in filis 
vetustioribus ocreata. Trichomatibus 5—6 « crassis. Artieulis diametro paulo 
brevioribus. Heterocysta basilari. — Hab. ad Algas oceani paeifiei oceidentalis: 
pr. ins. Vitiensem Matuku.“ 

Unter den Chlorophyceae werden zuerst eine Anzahl im 
süssen Wasser gesammelter Conjugatae angeführt, darunter neu: 

Gymnozyga longicollis Nordst. 

„G. cellulis cylindraceo-osculiformibus, medio strietura fere occulta, laevissime- 
bidentatis, diametro circa triplo longioribus, semicellulis e basi lata ad medium 
sensim attenuatis, ibique strietura levissima instructis, inde ceylindraceis, striis 
longitudinalibus in utraque semicellula eirca 22 (a fronte vis. circa 10). Lat. 
cell. 24 4, long. 64—82 u, lat. apieis 18 . — Liberia, ad urbem Monroviam. 

Von den Confervaceae sind Cladophora-Arten am 
reichlichsten vertreten. Neu ist: 

Anadyomene reticulata Ask., welche von dem Gattungstypus dadurch 
abweicht, dass der Thallus keine zusammenhängende Fläche, sondern ein Netz, 
wie Mierodictyon (das auch gesammelt wurde) bildet; die Anordnung der: 
Zweige indessen bestimmte den Verf., die Alge zu Anadyomene, deren 
Gattungsdiagnose danach etwas zu verändern wäre, zu stellen. 

„Thallus 5—6 mm in diametro, filo articulato repetito-ramificato constitutus. 
Articuli in parte superiore 3 ad 7 ramos flabellatim dispositos gerentes; rami 
peripherici liberi, interiores in rete laxe areolatum connati. — Australia occiden- 
talis, ad ins. Dirk Hartog.“ 

Die Ulvaceae sind durch 3 Ulva-Arten vertreten. 

Die Characeae enthalten die Gattungen Nitella (5 sp.), 
Tolypella (1) und Chara (4) sp.) Neu ist: 

Nitella dualis Nordst.,, zu den Polyarthrodactylae gehörig. 

„Subspecies N. myriothricae A. Br. Folia sterilia triplicato-, rarius partim 
quadruplicato-divisa. Divisio prima et secunda in radios 5—7, tertia in 4—7, 


Algen. 115 


quarta in 3—4. Segmenta ultima foliorum tam fertilium quam sterilium bicellu- 
laria, cellula ultima, non tumida, elongata, acnminata, non mucroniformi, quam 
cellula penultima dimidio eirciter breviore. 

Von den Dietyosphaeriaceae wird die interessante Dietyo- 
sphaeria farulosa (Ag.) Decaisne ausführlich beschrieben. Sie 
besteht aus grossen (/s—2 mm) Zellen, zwischen die von beiden 
Seiten mehrere Etagen sehr kleiner Zellen eingekeilt sind. Letztere 
zeigen eine sehr eigenthümliche Wandstruktur (s. Original). Die 
Neubildung des Thallus erfolgt in grossen, kugeligen Zellen am 
Rande durch Theilung ihres Inhaltes; genauer konnte der Vorgang 
nicht verfolgt werden. 

Die jungen Exemplare besitzen die Form geschlossener Säcke, 
die sicher aus der Fächerung grosser Zellen herorgegangen sind. 
In den Zellen finden sich zahlreiche Zellkerne, Stärkekörner und 
eigentümliche bräunliche, stickstoffhaltige Körper von elliptischer 
Form. 

Die Codieae sind reichlich vertreten. Zunächst ist bemerkens- 
wert Chlorodesmis comosa Bailey et Harvey. Im Gegensatz 
zu@runow und Sonder fand Verf. bei dieser Alge keine wirklichen 
Querwände, weshalb sie mit Bryopsis am nächsten verwandt 
sein dürfte. 


Codium difforme Kütz. wird nach Verf. mit Recht als 
eine von Ü. adhaerens wohl unterschiedene Species angesehen. Sie 
zeichnet sich aus durch grössere Sporangien und grössere pallisaden- 
förmige Rindenschläuche, welche nicht in festem Zusammenhang 
mit einander stehen. Aus dem unteren Ende der meisten dieser 
Schläuche entspringt je ein längerer, engerer Faden, der in dem 
Innern des Thallus blind endigt. 

Bei C. tomentosum (Huds.) Stackh. finden sich in den 
Verbindungsschläuchen (zwischen Rinde und Mark) hier und da 
Scheidewände. Zwischen den Schläuchen wächst eine grosse An- 
zahl fremder Algen. 


Halimeda ist genau studirt und beschrieben worden. Der 
Thallus besteht bekanntlich aus einzelnen, durch Gelenke verbundenen 
Gliedern. Diese werden durchzogen von einem Bündel Markschläuche 
die sich meist trichotomisch theilen: der mittlere Ast setzt den 
Markfaden fort, die seitlichen liefern in ihren Auszweigungen die 
Rinde. Dieselbe zerfällt in eine Subeortical- und Corticalschicht; 
die Glieder der letzteren entspringen mit einem Stiel zu mehreren 
aus einem Glied der ersteren. Gestalt und Grösse der Rinden- 
schläuche ist für die meisten Arten sehr charakteristisch. Die 
Markschläuche sind an den Gelenken mit einander verwachsen und 
communieiren sogar durch Löcher in der Membran. Am ruhenden 
Scheitel endigen sie in derselben Ebene wie die Rindenzellen 
zeichnen sich aber durch ihre Grösse aus. Wenn ein neues Glied 
gebildet wird, so sprossen sie aus, wobei die äussere Membranschicht 
von der inneren durchbrochen wird. Fast immer tritt eine Ver- 
kalkung des Thallus ein, von der aber die Aussenflächen der Rinden- 
zellen immer, ihre Seitenflächen häufig frei bleiben. Mit dem Alter 
schreitet die Verkalkung von aussen nach innen fort, so dass um 

Botan. Centralbl. Jahrg, X. 1889. Bd. XXXVIE. 3 


114 Algen. 


die immer unverkalkt bleibenden Marklıyphen eine dicke, von den 
Rindenschläuchen durchsetzte Kalkplatte entsteht. Auch die Gelenke 
können in den ältesten Theilen verkalken. Die Glieder wachsen 
nachträglich noch in die Dicke durch reichliche Vermehrung der Rinden- 
schläuche. Von den Schläuchen des untersten Gliedes entspringen 
zahlreiche Rhizoiden. Chlorophylikörner und Stärke kommen in 
allen Theilen des Thallus vor. Gesammelt wurden: 


H. euneata Kütz. (Ins. Anachoretorum); von anderen Halimeden mit flachen 
Gliedern durch die fast geradlinig verlaufenden seitlichen Umrisslinien des Gliedes 
unterschieden. 

H. inerassata (EIl. et Sol.) Lamour. (Ins. Vitiensis, Matuku.) 

H. Opuntia (EIl. et Sol.) Lamour. (Ins. Vitiensis, Matuku. — Ins. Neu- 
Hannover). 

H. Opuntia var. macropus Ask. nov. var., von der gewöhnlichen Form 
dureh die bedeutende Grösse der Rindenschläuche unterschieden. 

„H. macrophysa Ask. nov. spec. Articuli plani deltoideo-rotundati, 
inargine iutegro, incrassato, medio sulcato. Utrieuli corticales pro genere maximi, 
eylindrice-claviformes, 0.21 mm longi, 0.15 mm diametro; membrana laterali 
totaliter ealcarea (et ideirco acido immersi totaliter soluti diseedunt). — Ins. 
Vitiensis, Matuku.* Die Rindenschläuche verwachsen also hier auch nicht mit 
den Seitenwänden, sondern sind nur durch die Kalkgürtel verbunden. 

H. macroloba Deen. (Australia occidentalis, ad ins. Dirk, Har tog.) Bei 
dieser Art ist nur in den ältesten Gliedern Kalk in unbedeutender Menge aus- 
geschieden. 


Von Caulerpaceae sind 8 Arten aufgeführt, darunter eine 
neue: 


Caulerpa delicatula Grunow. — „Ad Tr. IX. Lycopodioideae J. Ag. 
pertinens. Omnium tenuissima, rachide filitormi, ramentis erecto-patentibus, densis, 
linearibus arcuatis, breviter subacuminatis, multifariis. — Australia occidentalis, 
ad ins. Dirk. Hartog. Ins. Anachoretorum. Am nächsten mit C. Brownii ver- 
wandt. 


Unter ©. peltata Lamour. werden auch einige Exemplare 
beschrieben, die von der typischen Form etwas abweichend vielleicht 
als C. Chemnitzia (Esp.) anzusehen sind. Diese stellt einen Ueber- 
gang zu Ü. clavifera dar, wie denn solche Uebergänge bei den 
Caulerpen nach Verf. recht häufig zu sein scheinen. 


Phaeophyceae: Phaeozoosporeae: Ectocarpeae. 
Die von der „Gazelle“ gesammelten Eetocarpen sind, soweit sie in 
guten Exemplaren vorlagen, sämmtlich beschrieben und (in ihren 
wichtigen Theilen) abgebildet. 


Ectocarpus geminatus Hook. f. et Harv. Aeste und Sporangien immer 
paarweis einander opponirt, aus demselben Gliede der Hauptachse entspringend ; 
mit dauerndem intercalarem Wachstum. Eine etwas abweichende Form wurde 
reichlich zwischen den Schläuchen des Codium difforme vegetirend gefunden. 


E. Constaneiae Hariot nov. spec. „Fronde caespitosa, caespite denso, 
brevi; filis primariis erectis, apice nudis, ad medium parce ramosis, ramis sparsis, 
quoquoversum egredientibus, erecto patentibus. Sporangiis pluriloeularibus 
cireumseriptione laneiformibus obtusis, inferioribus saepe longe pedicellatis, 
superioribus sessilibus. — Ins. Kerguelen.“ Charakteristisch ist auch die bogen- 
förmige Zurückkrümmung der jüngeren Aeste, welche bei älteren Exemplaren 
nicht mehr vorhanden ist. 


E. eonfervoides var.? (Roth) Le Jolis. Mit drei verschiedenen Sporangium- 
formen, die allerdings vielleicht nur auf verschiedenem Alterszustand beruhen. 
E. fasciculatus (Grif.) Harv. var. macrospora nov. var. Australia 
oceidentalis. Die pluriloeulären Sporangien durchschnittlich 16 « lang und 26 # 
breit, der durchschnittliche Durchmesser einer Sporenmutterzelle beträgt 12 2. 


Algen. 115 


E. Indicus Sonder. Bei jungen Pflanzen führen die meisten Zellen feste 
Inhaltsstoffe, bei älteren Pflanzen erscheinen alle Zellen bis auf die Sporangien 
entleert, so dass offenbar zu deren Bildung der gesammte Inhalt verbraucht 
wird und die Pflanze nach der Sporenentleerung abstirbt. 

E. simpliciuseulus Ag. Besonders charakteristisch ist das Vorhandensein 
eines lange Zeit thätigen intercalaren Vegetationspunktes. 

E. terminalis? Kütz. Zwischen den Schläuchen von Codium tomentosum 
gefunden. 

Sphacelaria funicularis Mont. Fretum Magellanicum. Ins. Kerguelen. 

Sph. Novae Hollandiae Sonder. Australia occidentalis. 

Sph. fureigera Kütz. — Australia. Bei dieser Species geben sich die 
Brutknospen sehr deutlich als modifieirte Zweige zu erkennen. Diese Art ist 
von der vorigen im sterilen Zustand nicht ganz sicher zu unterscheiden. 


Von Punctarieae wurde Desmarestia viridis Lam. 
(nebst # distans Hook. et Harv.) und D. Rossii gefunden. Die 
Aeste der Desmarestien sind von einer charakteristischen centralen 
Zellreihe durchzogen. 

Aus den Mesogloeaceae sei Myriocladia Sciurus Harv. 
erwähnt. Das Wachstum ist ausgeprägt trichothallisch. Nach 
Verf. ist die Gattung Myriocladia kaum als sicher begründet zu 
betrachten, und besonders M. Sciurus zeigt in den Sporangien 
Aehnlichkeit mit Mesogloea Natalensis Kütz. 

Von Laminarieae ist nur Macrocystis pyrifera Ag. 
angeführt. 

Von Fucaceae sind einige nur namentlich angeführt, andere 
werden beschrieben und einige neue Arten aufgestellt. 


Zwischen Sargassum und Cystophyllum in der 
Mitte steht: 

*C. nothum Grun. nov. spec. „C. caule teretiuseulo vel subangulato, 
spinulis brevibus obtusis sparsim vestito, inter ramulos superiores alternantes et 
distantes plerumque flexuoso; foliis inferioribus acute-dentatis, nervo percursis, 
dense et valde conspicue glandulosis, e basi angusta cuneata late-lanceolatis, 
superioribus sensim angustioribus, lineari-lanceolatis, supremis fere omnibus in 
vesiculas transmutatis; vesiculis parvis, elliptieis, conspieue glandulosis, stipite 
ipsis aequali vel longiore suffultis, mucrone longo lineari, biseriatim glanduloso 
vel saepe parum latiore, denticulato, foliaceo, terminatis; receptaculis minutis 
lanceolatis, in stipite subfastigiatim ramoso terminalibus, laevibus. Color plantae 
exsiccatae obscure fuscus. — Australia occid., pr. ins. Montebello, in mari alto.“* 

Sargassum Peronii (Mertens) Ag. In den Conceptakeln nur Oogonien 
oder wenige Oogonien neben zahlreichen Antheridien, in allen lange Fäden, so 
dass Fruchthöhlen und Fasergrübchen vereinigt erscheinen. 

S. tenue J. Ag. var. acrocysta Grun. nov. var. „Die Varietät unter- 
scheidet sich vom typischen S. tenue durch etwas breitere Blätter, oft zugespitzte 
Luftblasen und weniger tief gezähnte Receptakel. 

*S. carpophyllum J. Ag. 

S. carpophyllum var. leptophyllum Grun. nov. var., eine oft sehr 
schmalblätterige Form von S. carpophyllum. 

*S. flavicans (Mert.) Ag. var. Moretonensis Grun. Diese Form ist 
dem $. carpophyllum ähnlich, wird aber wegen der kurzen stumpfen Blätter 
zu S. flavicans gestellt. 

S. pulchellum Grun. nov. spec. „Dioieum; caule....; ramis tenuibus, 
teretiusculis, laevibus, ramis alternis patentibus, iterum breviter ramulosis; foliis 
e basi tenui, longe cuneata lineari-lanceolatis, minute dentatis, biseriatim vel 
sparsim glandulosis, fuscis, submembranaceis, adultiorum nervo apicem attingente, 
jJuniorum minus conspicuo ante apicem evanescente; vesiculis in petiolo tenui, 
tereti, ipsis parum breviore, sphaericis, mutieis, parce et minute glandulosis, 
Junioribus ovatis, hine inde breviter acuminatis; receptaculis femineis spinulosis, 
substipitatis, singulis vel paucis cymoso racemosis; masculis parum majoribus, 

g* 


116 Algen. 


eylindraceis, substipitatis, hinc inde cum foliolis vel vesiculis intermixtis, eymoso- 
racemosis. — Ins. Neu-Guinea.“ 

*S. pulchellum Grun. var. subspathulata Gr. nov. var. nur männliche 
Pflanze. 

*S. gracile var. pseudogranulifera Grun. nov. var. Von der typischen 
Form durch die kleineren Luftblasen verschieden. Australia boreali-occidentalis. 
Vor ebendaher stammt auch eine *forma latifolia. 

S. polyeystum var. parvifolium Grun. = S. parvifolium J. Ag. 

S. heterocystum Mont. var. Timoriensis Grun. nov. var. Nach 
Grunow ist wohl S. heterocystum selbst nur eine Varietät von $, poly- 
cystum; die neue Varietät ist durch die fast rippenlosen, kleinen Blätter aus- 
gezeichnet. 

S. Biserrula J. Ag. var. Tranquebarensis Grun. n. var. Durch die: 
verbreiterten Blätter und die weniger scharf stachligen Receptakeln von der 
typischen Form unterschieden. 

S. ilieifolium var. venustaGrun. nov. var., ausgezeichnet durch kleinere, 
zarthäutige, oft etwas bereifte Blätter, durch die nur selten geflügelten Luftblasen 
und die cylindrischen oben nur wenig erweiterten Stiele derselben. Die andere- 
var. nov. oocystoides Grun. steht der vorigen nahe, bat aber etwas rigidere, 
nicht bereifte Blätter und längliche Luftblasen, wodurch sie sich im Habitus S. 
oocyste nähert. 

S. subfaleatum ‚Sond. var. Montebellensis Grun. nov. var. Diese 
Form hat Aehnlichkeit mit S. ornatum Grev. 

S. einctum var. lanceolata (Grev.) Grun. mit schwächer gezähnten 
Blättern und theilweise blattartigen Luftblasenstielen. 

S. Binderi var. Vitiensis Grun. = S. echinocarpum var. Vitiensis Grun. 

*S. (Boveanum J. Ag. var.?) Mauritianum Grun. nov. spec. „Caule...; 
ramis subangulatis vel subcompressis laevibus; ramulis patentibus; foliis e basi 
brevi cuneata lineari-lanceolatis, irregulariter dentatis, nervo percursis, plerumque 
biseriatim minute glandulosis, submembranaceis, sordide obscure fuseis; vesieulis 
elliptieis, petiolo ipsis longiore, teretiusculo vel sursum compresso suffultis, fere 
omnibus apiculatis vel foliolo eoronatis; receptaculis eylindraceo-torulosis, inermi- 
bus, furcato-ramosis, cymosis vel eymoso-racemosis, sporas et antheridia foventibus. 
— Ins. Mauritius.“ 

*S. stenophyllum var. subdisticha Grun. nov. var. Von der typischen. 
Form durch weniger flache Aeste, kürzere, bisweilen etwas gezähnte, rigidere 
Blätter und kleinere Receptakel unterschieden. 

Zu anderen bekannten Arten, wie S. bacciferum, sind wert- 
volle kritische Bemerkungen gemacht, auf die hier nicht eingegangen 
werden konnte. Zu den im Obigen mit einem * bezeichneten sind 


Habitusbilder gegeben. 


Von Dicetyotaceae werden Arten (im Ganzen 7) von 
Dietyota, Zonaria, Padina und Dietyopteris angeführt. 
Die Rhodophyceae sind sehr reich vertreten; viele davon 
sind genauer untersucht. Die Familien sind wie folgt aufgeführt: 
Squamariaceae: Peyssonellia (2 sp.). 
Hildenbrandtiaceae: Hildenbrandtia prototypus 
Nardo var. Kerguelensis Ask. nov. var. Diese Varietät zeichnet 
sich durch ihre grosse Dicke (bis zu 370 «) aus; die Fruktifikations- 


organe deutet Verf. als Cystocarpien. 

H. Lecannellieri Hariot nov. spec. „Frons indefinite expansa, obscure- 
purpurea, cartilaginea, rugosa, cavernosa, saxis parum adhaerens, usque ad 
5—8 mm crassa, cellulae quadraticae radiatim dispositae 5—10 4 aequantes, 
confertissimae. Tetrasporae in eryptis superfieialibus apertis dispositae para- 
physibus linearibus immixtis, oblongae, zonatim quadridivisae. 

Ab Hildenbrandtia Nardi fronde multo crassiore et inaequali superficie primo 
intuitu differt. Species insignis in hoc monotypico genere novam formam efficiens, 
quae per totum Magellani freti transitum et oras Fuegiae ad Caput Horn fre- 
quentissima.* 


Algen. 117 


Wrangeliaceae: Chantransia Naumannii Ask. nov. spec. 

„Ihallus ad 3 mm longus, a filis rectis quoquoversim ramosis constitutus, 
ramis erectis in latu superiore complures sporas sessiles secundatim ordinatas 
gerentibus, ita ut utraque cellula rami sporam singulam ferat. Sporae forma 
ellipsoideae, longitudine 25 #, diametro 11 4. Cellulae vegetativae longitudine 
a 25 ad 55 #, diametro a 7 ad 10 «. Planta inter ascos exteriores Codii tomentosi, 
a cl. Naumann collecti, frequentissima. Ins. Promont. virid. Santiago.“ Es 
sei noch hinzugefügt, dass durch Auswachsen der Trägerzelle in die entleerte 
Membran hinein eine neue Spore gebildet werden kann. 


Chaetangiaceae: Galaxaura. Die Arten sind im Bau 
ziemlich übereinstimmend, der an Halimeda erinnert: gerade ver- 
laufende, verzweigte Markhyphen senden rechtwinklig nach aussen 
die Rindenfäden aus. Die Rinde ist zwei- bis dreischichtig, zwischen 
den Zellen ist Kalk eingelagert, aber ihre äusseren Membranen 
bleiben immer unverkalkt. Der Vegetationspunkt liegt in einer 
Einsenkung. Fruktifikation (nur Cystocarpien) ist spärlich. Ge- 
sammelt: 

G. rigida Lamour. Charakteristisch sind die in regelmässigen Wirteln 
stehenden Haare (was aber nicht zur Aufstellung des neuen Genus Actinotrichia 
Deene. berechtigt). Die Wände der 3 äussersten Rindenzellschichten sind mit 
Ausnahme der oberflächlichen Wände stark verkalkt; an den tangentialen Wänden 
sind kreisförmige Stellen unverkalkt. Diese Kalkeinlagerung erfolgt ziemlich 
früh. „Im polarisirten Lichte erscheinen die verkalkten Wände als ein Gewirr 
verschiedener, stark glänzender, scharfkantiger Krystalle von sehr verschiedener 
‚Grösse und Gestalt.“ 

G. rugosa (EIl. et Sol.) Lamour. Nur an den älteren Theilen ein Haaräilz. 
Die Rinde wird nahe am Vegetationspunkt angelegt; die Zellen, die den Mark- 
fäden den Ursprung geben, werden durch das stärkere Wachstum der Rinden- 
zellen noch stärker als bei G. rigida auseinandergezogen. Die Entwicklung der 
Cystocarpien, die in der Rinde entstehen und durch Absterben der darüber 
liegenden Zellen frei werden, konnte nicht vollständig verfolgt werden; eine 
äussere Hülle, von der Fäden nach innen sprossen, ist deutlich sichtbar. 

G. lapidescens (EIl. et Sol.) Lamour. Durch ihren Reichtum an Haaren 
ausgezeichnet. Die Rindenzellen sind nicht fest mit einander verbunden, die 
Ausserste Schicht sehr wenig verkalkt. 

Chaetangium variolosum (Mont.) J. Ag. — Fretum Magellanicum. 

Ceramiaceae: Callithamnion simile Hook. f. et Harv. 
wird näher beschrieben. In Bau und Wachstum stimmt es mit 
C. floccosum und plumula überein. Die Antheridien werden als 
‚dichte Zellkomplexe an den Blattfiedern zweiter Ordnung gebildet. 
Die CUystocarpien sind scheinbar endständig, indem die Fortsetzung 
des Tragastes zur Seite gedrängt wird; in ihrer Ausbildung scheinen 
sie andern Ü.-Species zu gleichen. Die kreuzförmig getheilten 
Tetrasporen stehen endständig an Zweigen zweiter oder dritter 
Ordnung. 

An Corynospora Wüllerstorfiana Grun. beobachtete 
Verf. Polysporen, welche die grösste Aehnlichkeit mit denen von 
Pleonosporium Borreri, aber keine mit denen von Grunow für 
erstere Art beschriebenen haben. Zur sicheren systematischen Stellung 
dieser Alge ist erst die Kenntniss der Cystocarpien erforderlich. 

Griffithsia Tasmanica (J. Ag.) Kütz. Verf. giebt die 
Maasse der Gliederzellen und beschreibt die an 3 verschiedenen 
Exemplaren gefundenen Fruktifikationsorgane. Die Tetrasporangien 
sind etwas anders als sie Agardh beschreibt; sie werden von 
büscheligen Sprosssystemen, die auf der Gliederzelle im Kreis an- 


118 Algen, 


geordnet sind, erzeugt. Die Antheridienkomplexe verhalten sich 
ähnlich; die Cystocarpien stehen terminal an Zweigen, wie bei G. 
corallina (nach Janczewsky). 

G. thyrsigera Thw. Durch sehr kurzlebige Haare, die den 
Scheitel in Wirteln umgeben, ausgezeichnet. Merkwürdig ist die 
Bildung der Aeste, welche aus einer Gliederzelle seitlich nahe der 
unteren Scheidewand aussprossen. Tetrasporen, Antheridien und 
Cystocarpien wurden auch an dieser Art beobachtet. 

Ptilota Eatoni Dickie zeigt einige charakteristische von 
Dickie nicht erwähnte Eigenschaften. In den Wachstums- 
verhältnissen zeigt sie manche Uebereinstimmung mit P. Harveyi 
(Cramer), doch bleibt bei ersterer ein deutlicher Unterschied zwischen 
Priman- und Secundanzweigen auch im vorgerückten Alter bestehen, 
und in der Berindung ist zwischen Lang- und Kurztrieben kein 
Unterschied. Die Tetrasporen sind auffallenderweise durch kreuz- 
förmige Theilung entstanden. Cystocarpien wurden beobachtet und 
auch Organe, die als Antheridien gedeutet werden können. 

Ceramium pygmaeum Kütz. wird mit (??) angeführt; die 
Alge gleicht einem Exemplar von Lenormand aus Neukaledonien, 
das er so bezeichnet hat. Fundort: Australia occidentalis. Es 
wurden alle 3 Fruktifikationsorgane beobachtet. 

Von Centroceras clavulatum (Ag.) Mont. werden die 
Antheridien hier wohl zum ersten Male abgebildet. 


Die Spyridiaceae sind durch Spyridia filamentosa 
(Wulf.) Harv. vertreten. 

Von den Areschougiaceae wird die sehr merkwürdige 
Marchesettia spongioides Hauck beschrieben und ausführlich 
abgebildet. Nach den Untersuchungen des Verf. „kann es keinem 
Zweifel unterliegen, dass M. sp. eine Symbiose zwischen einer 
Floridee und einer Spongie darstellt. Dies geht schon aus der 
Anwesenheit der Mundöffnungen hervor, welche keine nähere Be- 
ziehung zum Leben der Alge haben.“ Ob die Spongie überall 
dieselbe ist, scheint fraglich, denn ein vom Verf. mit dem in Neu- 
Guinea gesammelten verglichenes Exemplar aus Singapore besass 
Nadeln von 2—3 mal grösserem Durchmesser als ersteres. Die 
Floridee trug von Fruktifikationsorganen nur Tetrasporen. 


Zu den Cryptonemiaceae ist auch Episporium Centro- 
ceratis Möbius gestellt, über dessen Oystocarpien Verf. noch Einiges 
hinzufügt. 

Von den Gigartineae wird eine grössere Anzahl angeführt, 
einige (G. Radula und Ahnfeldtia coneinna) sind von 
kritischen Bemerkungen begleitet. 

Genaueres über die ziemlich zahlreich gesammelten Rhod y- 
meniaceae und Delesserieae gedenkt Verf. später zu ver- 
öffentlichen. 

Es folgen dann einige Vertreter der Sphaerococcaceae, 
Solieriaceae, Hypneaceae und Gelidiaceae, woraus nur 
erwähnt sei: 


Rhabdonia decumbens Grun. in lit. „Irregulariter dichotome et latera- 
liter ramosa, anastomosans, decumbens, segmentis lateralibus patentibus, ultimie 


Algen, 119 


acutis. Substantia erassa, carnosa. Color rubro-fuscus in carneum vergens. 
Tetrasporae sparsae, zonatim divisae. Hab. ad insulas Canarienses, ad insulam 
Madeira et prope San Jago ins. prom. virid.“ 

Unter den Rhodomeleae sind zunächst eine Anzahl Lau- 
rencia-AÄrten angeführt. 

Von Asparagopsis Delilei Mont. werden die männlichen 
Organe abgebildet, welche eine einschichtige Decke auf den Enden 
etwas angeschwollener Zweige bilden, und es wird die Struktur des 
Stammes beschrieben, da der Befund des Verf. mit Kützing’s 
Abbildung nicht ganz übereinstimmt. 

Von Acanthophora orientalis J. Ag. (ob = A. Thierii ?) 
werden ebenfalls die bisher noch nicht bekannten Antheridienkomplexe 
abgebildet und beschrieben; sie haben grosse Aehnlichkeit mit denen 
von Chondria tenuissima. 

Näher besprochen werden sodann einige Polysiphonia- 
Arten, von denen wir anführen: 

P. absceissa Hook. f. et Harv. Die genau untersuchte Entwicklung der 
Cystocarpien bestätigt die Angaben von Schmitz und Dodel-Port an Polysi- 
honia. 

r P. Havanensis Mont. Die dreierlei Fruktifikationsorgane werden ab- 
gebildet und Angaben über Länge und Durchmesser der Glieder gemacht. 

P. Calothrix Harv. wurde in 2 Formen gesammelt: a) jedes Glied des 
Haupttriebes erzeugt nach oben einen Kurztrieb und nach unten Rhizoiden; 
b) nur jedes 4. Glied des Haupttriebes erzeugt einen Kurztrieb, Rhizoiden 
spärlicher. 

P. anisogona Hook. f. et Harv., von der die Maasse der Glieder gegeben 
werden, stimmt in der Entwicklung der Cystocarpien ebenfalls mit P. abseissa 
überein. 

P. atricapilla J. Ag. wird beschrieben, da die Bestimmung nicht ganz 
sicher ist. Die Rindenzellen beginnen sehr früh, schon 3 mm vom Scheitel, 
seeundäre Rindenzellen zu bilden; die Cystocarpien sind fast kugelie. 

Von den andern hierher gehörigen Formen wird Dasya 
Berkeleyi (Mont.) J. Ag. genauer beschrieben. Die Hauptachse 
ist wie bei andern Dasyen sympodial verzweigt und zwar immer 
in derselben Ebene. Die reifen Cystocarpien sind ebenfalls wie bei 
den andern gebaut, ihre Entwicklung erfolgt ähnlich wie bei Polysi- 
phonia. Die Stichidien sind in besonderen Fruchtständen vereinigt. 
Die Antheridien bilden den Stichidien ganz ähnliche Zweige. 

Auch D. capillaris Harvey wird beschrieben, da Verf. zur 
genaueren Bestimmung der so bezeichneten Alge keine Original- 
exemplare oder Abbildungen vergleichen konnte. Zu erwähnen ist 
aus dieser Abtheilung noch die interessante Alge Taenioma 
perpusillum J. Ag., die mit Teetrasporen an der Dark Hartog Insel 
(Westaustralien) gefunden wurde. 

Den Schluss bilden die Corallineae, vertreten durch Melo- 
besia (1 sp.), Lithothamnion (2 sp), Jania (1 sp.). 

Um nicht zu weitläufig zu werden, haben wir im Vorhergehenden 
die für die Arten neuen Standorte nicht anführen, noch viel weniger 
die aufgezählten Arten alle namhaft machen können. Im Referat 
sind die gefundenen Arten von den nur erwähnten durch gesperrten 
Druck unterschieden. 

Möbius (Heidelberg). 


120 Pilze. (Bibliographie.) 


Farlow, William Gilson, A supplemental list of works 
on North American Fungi. 8%. 9 pp. Cambridge, Mass. 
(Library of Harvard University) 1888. 

Ein weiteres Verzeichniss der 1887 erschienenen Schriften über 
nordamerikanische Pilze (No. 654—739) mit kurzer Inhaltsangabe. 
Dasselbe gibt Zeugniss von dem regen Eifer, mit welchem jetzt 
die amerikanischen Botaniker dem Pilzstudium obliegen. So sind 
z. B. folgende Gebiete neu, bezüglich weiter ausgeforscht 
worden in mykologischer Hinsicht: 


Minnesota (durch Joseph Charles Arthur, Edward Willet Holway). 

Ilinois (durch Frederik Brendel, Thomas Jonathan Burril, 
Franklin Summer Earle). 

Florida (durch William Wirt Calkins, Mordecai Cubit Cooke). 

Er (durch Job Bicknell Ellis, William Ashbrook Keller- 
mann). 

Pacific Coast (durch Harvey Wilson Harkness). 

Jowa (durch Albert Spear Hitchcock 20 Perisporiaceen). 

Miami Valley, Ohio (durcb Andrew Price Morgan). Vergl. auch unsere 
früheren Referate über Arbeiten von Trelease, Peck u. A. 


Monographisch sind ausser den früher gleichfalls in dieser 
Zeitschrift besprochenen Gattungen und Familien bearbeitet 
worden: 


Durch Benjamin Lincoln Robinson: Taphrina; durch Ellis und 
Everhart!: Cercospora (40 neue Arten), Gloeo sporium (3 neue Arten), 
Cylindrosporium (4 neue Arten), Xylariei, Poronia (30 Arten), Hypo- 
ereaceen. Cooke hat die Synopsis Pyrenomycetum fortgesetzt. Mo rgan 
beschreibt 28 amerikanische Amaniten. Andere Hymenomyceten siehe Bakt. 
Centralbl. bei den Arbeiten von Charles Horton Peck. 


Von parasitischen Pilzen und Pilzkrankheiten sind 
besonders erwähnt: 


Septoria cerasina Peck (Pflaumenblattkrankheit), Botrytis Bassiana (Riley, 
Fungus disease of the webworm), B. Rileyi Farlow (Krankheit der Plusia Brassicae), 
Greeneria fuliginea und andere Pilze des Weinstockes (Arthur, Trelease, 
Scribner ete.), Entomophthora Phytonomi Arthur (Krankheit des Kleewurms), 
Puceinia Malvacearum Mont. (nach Arthur Blis Seymour in Massachusetts), 
Aecidium Fraxini (Eschenrost und dessen Verbreitung. — Bessey, Halsted). 
Von der merkwürdigen Uredineengattung Ravenelia auf Legu- 
minosen ist eine neue Art Ravenelia verrucosa Cke. et Ell. aus 
Mexico beschrieben worden, nachdem im Jahre 1886 G. H. Parker in einer 
monographischen Bearbeitung dieser Gattung die Arten R. glandulaeformis B. & C., 
R. Tephrosiae Kalchbr., R. minima Cke., R. glabra K. & Cke., R. Hieronymi 
Speg., R. Indica Berk., R. aculeifera Berk. & Curt., R. sessilis Berk., R. stietica 
Berk., R. macrocystis Berk. & C. aufgeführt hatte. Ein neuer Uromyces 
auf LeersiaVirginica istvon Byron David Halsted in Jowa gefunden 
und Uromyces digitatus in Journ. Mycol. III. 138. Dee. 1887 benannt 
worden. Dieser Name ist jedoch bereits an einen anderen Uromyces auf 
Acacia notabilis F. v. Müller aus Süd-Australien, den G. Winter aus 
dem Herbar des Referenten (gesammelt 1885 von Dr. J. G. Otto Tepper) er- 
hielt, vergeben worden (Revue de mycologique, Oetobre 1886. p. 3). Wir schlagen 
daher für den Halsted’schen Pilz den Namen Uromyces Halstedii*) vor. 


*) Das vorstehende Referat wurde bereits am $. Juni an die Redaktion 
abgeschickt, der Name Uromyces Halstedii von mir auch in einem Brief 
an Farlow (vom 14. Juni) gegeben. Inzwischen hat in dem im November er- 
schienenen Band von Saccardo’s Sylloge De Toni den gleichen Namen für den 
Pilz gegeben wie ich. Es würde daher der Uromyces digitatus Halst. Ur. Hal- 
stedii Ludw. (nec de Toni) zu benennen sein, 


Pilze. — Museineen. 121 


Ueber die Zusammengehörigkeit der Roestelien und Gymnosporangien Amerikas 
ist in dieser Zeitschrift früher referirt worden ; nur ein interessantes Vorkommen 
eines Aecidiums auf dem sonst die Teleutosporengeneration 
der Gymnosporangien beherbergenden Juniperus sei hier erwähnt: 
Aecidium Bermudianum Farl. auf Juniperus Bermudiana und J. 
Virginica. 

Schliesslich sei hier der Entdeekung von Gasteromycetenflechten 
(z. B. von Trichocoma laevispora aus Süd-Carolina) durch George Scampston 
Massee (On Gasterolichenes: a new type of the group Lichenes. (Philos. Trans. 
Roy. Soc. London. Vol. CLXXVII. 305—309. Pl. 25. Read 16. June 1887) 
Erwähnung gethan. 

Ludwig (Greiz). 


Müller, Karl, Die Mooswelt des Kilima-Ndscharo’s. 
(Sep.-Abdr. aus Flora. 1888. No. 27.) 3. 15 pp. Regensburg 
1888. 

In dieser neuen und wichtigen Publikation macht uns Verf. 
nit den Laubmoosen bekannt, welche Dr. Hans Meyer aus 
Leipzig gelegentlich seiner ersten Besteigung des in der Ueberschrift 
genannten afrikanischen Schneeberges gesammelt hat. Verf. giebt 
zunächst die Uebersicht der von Hannington und Johnston 
auf dem Kilima-Ndscharo entdeckten Moose, welche von Mitten 
bestimmt und im Journal of the Linnean Society 1886 (Vol. XXI. 
No. 146 p. 298—319) veröffentlicht worden sind. Diese Moose, 
meist den unteren tropischen Regionen angehörend, zählen 38 Arten, 
von welchen 7 als neu beschrieben wurden. Nun kommen durch 
Dr. H. Meyer sogleich 25 neue Species hinzu, so dass die Moos- 
flora des höchsten Berges Afrika’s zur Zeit sich auf 63 Arten 
beläuft. Vorzugsweise den höheren Regionen entstammend, zeichnen 
sich die Meyer ’schen Moose durch eine gewisse Härte und Sprödigkeit 
aus und rufen in ihrer häufigen Sterilität (nur 6 Species lagen dem 
Verf. in Fruchtexemplaren vor!) den Wunsch in uns wach, es möge 
‚dem kühnen Leipziger Reisenden vergönnt sein, bei seiner soeben 
angetretenen zweiten Besteigung des Bergriesen auch noch Früchte 
zu den sterilen Arten zu entdecken. 

1. Andreaea firma C. Müll.n. sp. 

Kilimandscharo, zwischen 3000 und 4000 m, auf grasigen Plätzen. — Eine 
zierliche Art, mit kleinen, festen, rippenlosen Blättern, der A. sparsifolia 
Zett. ähnlich. 

2. Andreaea striata C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, zwischen 3000 und 4000 m. — Ausgezeichnet durch die 
Längsstreifen besonders der oberen Blätter, im Uebrigen mit A. arachnoidea 
‚aus Argentinien zu vergleichen. — Fruchtkapsel klein, normal. 

3. Fissidens undifolius €. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, bei eirca 4000 m. — Steril, doch von allen verwandten 
Arten durch den querwelligen Dorsallappen ausgezeichnet. 

4. Fissidens ealoglottis C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, bei 3000—4000 m. — Aus der Verwandtschaft der Fissidenten 
nit zungenförmig abgerundeter Blattspitze. — Steril. 

5. Mnium (Eumnium) Kilimandscharicum C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, auf grasigen Stellen bei 4000 m, in einem einzigen sterilen 
Stengel zwischen anderen Moosen. — Wahrscheinlich dieselbe Pflanze, welche 
Mitten als Mn. rostratum anführt, mit welchem sie Blattform und Saum 


gemein hat; doch das Zellnetz erscheint dem Verf. abweichend. 
6. Polytriechum (Eupolytrichum) nanoglobulus C. Mill. n. sp. 


122 Museineen. 


Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m. — An P. 
piliferum erinnernd, doch in allen Theilen viel kleiner, steril, 
7. Polytrichum (Eupolytrichum) pungens C. Müll. n. sp. 


Kilimandscharo, mit voriger Art. — Mit P. Rehmanni C. Müll, zu ver- 
gleichen. 
8. Bryum (Khodobryum) minuti-rosatum C. Mill. n. sp. — (An 


Bryum roseum Mitt. ]. c. p. 307?) 

Kilimandscharo, zwischen 3000 und 4000 m, in wenigen sterilen Pflänzchen. 
— Habituell an Br. Billardieri erinnernd, doch viel zierlicher und kleiner. 

9. Bryum (Apalodietyon) minutirete C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze zwischen 3000 und 4000 m. — 
Mit Br. Gilliesii Hook. zu vergleichen. 

10. Bryum (Sclerodietyon) eom pressalum C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze bei 3000-4000 m. 

Von dem ähnlichen Br. julaceum durch Zellnetz und Blattrippe abweichend... 

11. Dieranum (Campylopus) Joannis Meyeri C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze zwischen 3000 und 4000 m. 

Vom Habitus des Campylop. polytrichoides. 

12. Dieranum (Campylopus) acrocaulon C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, an der oberen Baumgrenze bei 3000—4000 in, 

Mit Camp. Vallis gratiae Hpe. oder C. leucobaseos C, Mill. aus 
dem Caplande zu vergleichen. 

13. Dieranum (Campylopus) leucochlorum €. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, am Ende der oberen Baumgrenze zwischen 3000 und 4000 m. 
— Erinnert im Habitus mehr an kleine Formen des D. sco parium, als an 
Campylopus und hat eine gewisse Aehnlichkeit mit D. albicans. 

14. Bartramia (Plicatella) Kilimandscharica C. Müll. n. Sp. 

Kilimandscharo, auf Grasplätzen zwischen 3000 und 4000 m, in einem 
unvollständigen Pröbchen gesammelt, vom Habitus der südafrikanischen B. afro- 
scoparia C. Müll. 

15. Bartramia (Eubartramia) strietula C. Mill. n. sp. 


Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m. — Stellt 
gleichsam ein Diminutivum der B. stricta dar. 

16. Barbula (Senophyllum) pygmaea C. Müll. n. Sp» 

Kilimandscharo, mit der vorhergehenden Art. — Zierliches Pflänzchen mit 
tief rinnenförmigen Blättern und schmal umgerolltem Blattrande. 

17. Leptodontium Joannis Meyeri C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m. 

Die dachziegeligen (nicht sparrigen) Blätter lassen diese Art von allen be- 
kannten Species der Gattung sogleich unterscheiden. 

18. Anoectangium paucidentatum C. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, auf grasigen Plätzen bei circa 4000 m. — Durch Blattform 
und Zähnelung der Blattspitze sehr eigenartig. 

19. Orthotriehum (Euorthotrichum) undulatifolium C. Müll. n. SP- 

Kilimandscharo, an der oberen Waldgrenze zwischen 3000 und 4000 m. — 
Bezüglich der Fruchtkapsel und des Habitus mit O. speciosum verwandt, 
durch wellenförmige Blätter jedoch sofort abweichend. 

20. Grimmia (Eugrimmia) campylotricha C, Müll. n. Sp. 

Kilimandscharo, mit voriger Art. — An G, pulvinata erinnernd, in der 
Bildung der Haarspitze aber verschieden. 

21. Grimmia (Eugrimmia) calyculata €. Müll. n. sp. 

Kilimandscharo, an der oberen Waldgrense bei 3000—4000 m. — Mit G. 
uncinata Kaulf. zu vergleichen. 

22. Hedwigia Joannis Meyeri C. Müll. n. sp. (Syn. Hedwigia 
eiliata Mitt. in Journ. of Linn. Soc. 1886. p. 310). 

Kilimandscharo, auf Grasplätzen zwischen 3000 und 4000 m, breite Rasen 
bildend, vom Aussehen des Rhacomitrium lanuginosum. — Verf. glaubt 
dieses Moos seiner eigenartigen Blattrichtung wegen von H. ciliata trennen 
zu müssen. 

23. Braunia (Hedwigidium) teres C. Müll. n. Sp. 

Kilimandscharo, am Ende der oberen Waldgrenze bei 3000—4000 m. — 
Mit B. maritima C. Müll. zu vergleichen. 


Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 123- 


24. Neckera (Orthostichella) imbrieatula C. Müll. n. sp. (Pilotri- 
chella imbricatula C. Müll. in Relig. Rutenbergianis p. 209). 

Kilimandscharo, im Urwald bei 2500 m. — Dieses Moos, auf Madagascar 
mehrfach steril gesammelt, liegt mit ausgebildeten Früchten hier vor und dürfie, 
nach Verf., mit dem von Mitten angeführten Meteorium imbricatum 
Schwg. identisch sein, von welchem jedoch das ächte Met. imbriecatum. 
verschieden sein soll. 

25. Hypnum (Trismegistia = Prionothrix) Trichocolea C. Müll. n. sp 

Kilimandscharo, im Urwald zwischen 2500 und 3000 m. — Habituell dem 
H. triehocoleoides von der Insel Sn. Thom& sehr ähnlich, weicht dieses: 
Moos durch rippenlose Blätter und fremdartige Blattflügelzellen entschieden ab. 

In einem Anhang wird vom Verf. beschrieben: 

Bryum Baenitzii C. Müll. n. sp. 
Norvegia, ad Lyngenfjord prope Lyngslidet, 70° lat. bor., 26. Julio 1888: 
Dr. C. Baenitz (Königsberg). — Dem Br. pendulum sehr ähnlich, aber 
durch die Bildung des Peristoms und des Blattrandes verschieden. 
Geheeb (Geisa). 
Tomes, A., The fly-catchinghabitof Wrightia coccinea. 
(p. 41—43.) (Seientifie memoirs by medical officers of the army 
of Jndia. Edited by Sir Benjamin Simpson. Part III. 1387.) 
sr. 4°. Calcutta 1888. 

Verf. hat im Androeceum von Wrightia coccinea eine Art 
Fliegenfalle entdeckt. Nach Zeichnung und Beschreibung verhält 
sich die Sache folgendermassen: Auf den fünf kurzen und ziemlich. 
steifen Filamenten sitzen verhältnissmässig lange Antheren, die sich 
oberwärts zu einem über dem Pistill dicht geschlossenen Kegel zu- 
sammenneigen. Jede einzelne Anthere erscheint in Flächenansicht: 
pfeilförmig, weil berandet mit einer schmalen, längsgerippten Mem- 
bran. Diese Randmembranen sind im Kegel etwas einwärts ge- 
bogen und lassen zwischen je zwei Antheren einen nach oben sich. 
verengenden Schlitz, der aber höchstens bis zur Mitte der Anthere- 
offen ist. Zwischen den kurzen Filamenten sind fünf weite Oeft- 
nungen, welche den Zugang zum Nektarium gestatten. Die An- 
theren öffnen sich nach innen oberhalb des Stigmas. Doch erscheint: 
Selbstbestäubung ausgeschlossen ; denn — „the upper portion of the 
cone is so elosely applied to and around the stigma, that pollen: 
could scarcely fall spontaneously upon the stigma“. Verf. hat nur 
Fliegen und Ameisen an den Blüten beobachtet, die mit Rüssel 
oder Kopf regelmässig in dem Schlitz stecken bleiben und sterben. 
Eine etwaige Reizbarkeit der Staubfäden liegt nicht vor: für in- 
sektivor hält Verf. die Blüten nicht. Das Fangen und Töten der- 
genannten Insekten muss ein zufälliges sein, begründet in den zum 
Zweck der Fremdbestäubung getroffenen Einrichtungen. Denn dass 
eine solche vorliegt und wahrscheinlich von Insekten mit längerem. 
Rüssel, z. B. Bienen und Schmetterlingen, vollzogen wird, nimmt: 
Verf. an. Er hat sie auch mit Hülfe einer Borste künstlich voll- 
zogen, indem er letztere in schräger Richtung nach oben durch den: 
Schlitz und die etwas nachgebenden Antherenspitzen hindurchzog.. 
Doch gesteht Verf., dass die Sache noch weiterer Aufhellung be-- 
darf. Vor Allem dürfte erst einmal nötig sein festzustellen, ob» 


und welche andere Insekten die Blüten besuchen. 
Horn (Cassel). 


124 Neue Litteratur. 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 


Britton, James and Boulger, 6. S., Biographical index of British and Irish 
botanists. [Contin.] (Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 16.) 

"Teirlinck, Js., Onze oude kruidkundigen uit een folkloristisch oogpunt. (Bo- 
tanisch Jaarboek uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te 
Gent. I. 1889. p. 1.) 


Kryptogamen im Allgemeinen: 

De Bruyne, C., Over Monadinen. Met plaat. (Botanisch Jaarboek uitgegeven 

door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889. p. 155.) 
Algen: 

'Balters, E. A. L., Three new marine Algae. W. 1 plate. (Journal Linnean 
Society Botany. XXIV. 1888. No. 164. Dec. 8.) 

[Ectocarpus Holmesii, Phyllitis filiformis, Ralfsia spongiocarpa.] 

Collins, F. S., Algae from Altantie City. (Bulletin of the Torrey Botanical 
Club New-York. 1885. No. 12.) 

Dangeard, P. A., La sexualit@ chez quelques Algues inferieures. (Journal de 
Botanique. 1888. Dec. 1.) 

Pichi, P., Elenco delle alghe toscane. (Atti della societä toscana di scienze 
nat. in Pisa. Memorie. Vol. IX. 1888.) 

Richter, Ueber Gloeotrichia solida. (Sitzungsberichte der naturforschenden Ge- 
sellschaft zu Leipzig. XIII./XIV. 1888.) 

Pilze: 

‚Bäumler, J. A., Fungi Schemnitzenses. Ein Beitrag zur ungarischen Pilzflora. 
(Verhandlung der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 1888. 
p. 707.) 

'Boudier et Patouillard, Hydrangium monosporum, Helvella Barlae, spp. nn. 
(Journal de Botanique. Dee. 15. 1888.) 

Fischer, Ed., Zur Kenntniss der Pilzgattung Cyttaria. [Schl.] (Botanische 
Zeitung. Jhg. XLVI. 1888. No. 52. p. 842.) 

"Giard, Note sur deux types remarquables d’Entomophthorees, Empusa Fresenii 
Now. et Basidiobolus ranarum Eid. suivie de la description de quelques esp&ces 
nouvelles. (Comptes rendus des seances de la Societe de Biologie & Paris. 
1888. Novembre 24.) 

Lagerheim, @., Sur un genre nouveau de Chytridiacees, Olpidiella. (Journal 
de Botanique. 1888. Dec. 15.) 

Voglino, P., Enumerazione di aleuni funghi raccolti nella provineia di Massa, 
Carrara. (Atti della societä di scienze nat. di Pisa. Memorie. Vol. IX. 1888.) 

"Winter, Georg, Ueber Anpassungserscheinungen bei exotischen Pilzen. (Sitzungs- 
berichte der naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. XIII/XIV. 18838.) 


Muscineen: 
Mc. Ardle, David, Hepaticae of Wicklow. (Journal of Botany. Vol. XXVI. 
1839. No. 313. p. 11) 


Gefässkryptogamen: 
“Clarke, C. B. and Baker, J. 6, Ferns of Northern India. Alsophila sikki- 
mensis sp.n. (l.c. XXIU. 1888. No. 164. Dee. 8.) 
‘Sterns, E. E., The bulblets of Lycopodium luciduhım. (Bulletin of the Torrey 
Botanical Club New-York. 1888. Dec.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
‚gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
‚der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
"Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
-damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 


Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. T. 


Neue Litteratur. 125 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

De Caluwe, P., Over eenige onderzoekingen omtrent de eenjarige violier, Mat- 
thiola annua, gedaan te Tharand. Met plaat. (Botanisch Jaarboek uitgegeven- 
door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889. p. 297.) 

Detlefsen, E., Die Lichtabsorption in assimilirenden Blättern. (Arbeiten des- 
botanischen Instituts zu Würzburg. Bd. III. Hft. 4. 1888.) 

Hartig, Robert, Ueber die Bedeutung der Reservestoffe für den Baum. (Bota- 
nische Zeitung. Jhg. XNLVI. 1888. No. 52. p. 837.) 

Heckel u. Schlagdenhauffen, Sur un latex du Bassia latifolia Roxb. (Comptes 
rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 24.) 

Huth, Ernst, Die Verbreitung der Pflanzen durch die Exeremente der Thiere.. 
(Sammlung naturwissenschaftlicher Vorträge. Bd. III.) 8°. 36 pp. Berlin (Fried- 
länder & Sohn) 1889. 

James, J. F., Notes on development of Corynites Curtissii. With 1 plate. 
(Bulletin of the Torrey Botanical Club New-York. 1888. No. 12.) 

Korschinsky, S., Was ist Leben. (Antrittsvorlesung, gehalten den 1. Sept.- 
1888 bei Eröffnung der Kais. Universität zu Tomsk.) 8%, 48 pag. Tomsk 
1888. [Russisch.] 

Mac Leod, J., Statistische beschauwingen omtrent de beyruchtiug der bloemen 
door de insecten. M. 3 plat. (Botanisch Jaarboek uitgegeven door het kruid-- 
kundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889. p. 19.) 

— —, Veronica arvensis en Veronica serpyllifolia, twee planten wier zaden door 
den reegen uitgestrooid worden. (l. c. p. 19.) 

— —, Aanteekeningen omtrent den bouw en de bevruchting van eenige bloemen. 
der Belgische Flora. (l. c. p. 100.) 

Shattock, S. &., On the Scars oceurring on stem of Dammara robusta. With- 
1 plate. (Journal of the Linnean Society London. Botany. XXIV. 1888.. 
No. 164. Dee. 8.) 

Staes, @., De bloemen van Daucus Carota. Met plaat. (Botanisch Jaarboek 
uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889.. 
p. 124.) 

— —, De Waterplanten. Met plaat. (l. c. p. 167.) 

Van Tieghem, Phil. et Douliot, Recherches comparatives sur l’origine des 
membres endogenes dans les plantes vasculaires. (Annales des sciences natu- 
relles. Botanique. Ser. VII. T. VIII. 1888. No. 1—3.) 

Van Tieghem, P., Hydroleueites et grains d’aleurone. (Journal de Botanique. 
1888. Dec. 15.) 

Vries, Hugo de, Over sterile Mais-planten. Met plaat. (Botanisch Jaarboek 
uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 1889. 
p. 141.) 

Systematik und Pflanzengeographie: 

Baker, J. 6., A new species of Cytinus, C. Baroni, from Madagascar, constitu- 
ting a new section (Bothryoeytinus) of that genus. With 1 plate. (Journal 
of the Linnean Society London. Botany. XXIV. 1888. No. 164. Dec. 8.) 

Baker, J. &., New petaloid Monocotyledons from Cape Colony. (Journal of 
Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 1.) 

Barrett-Hamilton, &. and Glascott, L. S., Plants found near New Ross, 
Ireland. (Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 4.) 

Batelli, Andrea, Flora umbra. III, (Annali della libera universita di Perugia 
1887/88.) 

Beck, Günther, Ritter von, Die alpine Vegetation der südbosnisch-hercego- 
vinischen Hochgebirge. (Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Ge- 
sellschaft in Wien. 1888. p. 787.) 

— —, Mittheilungen aus der Flora von Niederösterreich. (Verhandlungen der 
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 1888. p. 765.) 

Beiträge zur Flora des Regnitzgebietes. Zusammengestellt vom botanischen. 
Verein in Nürnberg. (Deutsche botanische Monatsschrift. Jhg. VI. 1888. 
No. 11 u. 12. p. 184.) 

Benbow, J., Crepis taraxacifolia in Middlesex. (Journal of Botany. Vol. 
XXVI. 1889. No. 313. p. 22.) 

Bennett, Arthur, Potamogeton perfoliatus L. var. Richardsonii. (Journal of 
Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 25.) 


126 Neue Litteratur. 


Brandegee, F. S., Flora of the Santa Barbara Islands. (Proceedings of the 
California Academy of sciences. Ser. II. Vol. I. Part 2. 1888. p. 201— 226.) 

Clarke, €. B., Panicum supervacuum sp. n. (Journal of the Linnean Society 
London. Botany. Vol. XXIV. 1888. No. 164. Dee. 8.) 

XCurran, Mary K., Botanical notes. (Proceedings of the California Academy 
of sciences. Ser. I. Vol. I. part 2. 1888. p. 227—26$.) 

Forbes, J. B. and Hemsly, W. B., Flora of China. (Journal of the Linnean 
Society London. Botany. Vol. XXIIL 1888. No. 156/57. Dec. 29.) 

[Compositae: Vernonia esculenta, Aster alatipes, A. Fordii, A. Henıyi, 
A. limosus, A. Oldhami, A. procerus, Pluchea? pteropoda (t.11), Leontopodium 
Sinense (t. 12). Carpesium minus (t. 13), Seneeio Faberi, S. Henryi, S. Jamesii, 
Saussurea lamprocarpa, S. mierocephala Franchet, Ainsliaea glabra (t. 14), 
A. ramosa, Crepis heterophylla, C. longipes, C. prenanthoides, Faberia (gen. 
nov.) Sinensis, Lactuca elata, L. triflora, Prenanthes Faberii, spp. nn. all 
of Hemsley.] 

Franchet, Plantae Davidianae ex Sinarum imperio. [Fin.] (Nouvelles Archives 
du Museum d’histoire naturelle de Paris. Ser. I. T. X. Part. 2.) 

Fryer, Alfred, Notes on pondweeds. (Journal of Botany. Vol. XXVI. 1889. 
No. 313. p. 8.) 

Geisenheyner, L., Bemerkungen und Zusätze zur dritten Auflage der Exkursions- 
flora des Grossherzogthums Hessen von L.Dosch und J. Seriba. (Deutsche 
botanische Monatsschrift. Jhg. VI. 1888. No. 11 u. 12. p. 175.) 

Geldart. Herbert D., New Banffshire records. (Journal of Botany. Vol. XXVIL. 
1889. No. 313. p. 23.) 


Hennig, Phanerogamenfunde aus dem Harthwalde. (Sitzungsberichte der natur- 
forschenden Gesellschaft zu Leipzig. XIII/XIV.) 

Hollick, A., A recent discovery of hybrid Oaks on Staten Island. With 3 plates. 
(Bulletin of the Torrey Botanical Club New York. 1888. December.) 

Hooker, Joseph Dalton, Icones plantarum, or figures, with desceriptive cha- 
racters and remarks ofnew and rare plants selected from the Kew Herbarium. 
Series III. Vol. IX. Part 1. London (Williams and Norgate) 1889. 4 sh. 

Köhler’s Medicinalpflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit erklärendem Text. 
Hrsg. von @. Pabst. Lieferung 35/36. 4°. 24 pp. Mit 8 Tafeln. Gera- 
Untermhaus (Koehler) 1889. M. 1.— 

Maury, P., Cyperacdes de l’Ecuador et de la Nouvelle-Grenade (Rhynchospora 
panicifolia sp. n.). (Journal de Botanique. 1888. Dec. 1.) 

Meehan, T., The bract in Tilia. (Bulletin of the Torrey Botanical Club New 
York. 1888. Dec.) 


Post, @. E.. Diagnoses plantarum novarum orientalium. (Journal of the Linnean 
Soeiety. XXIV. 1888. No. 164. Dec. 8.) 

[Hesperis Aintabica, Maleomia Auranitica, M. Zachlensis, Aethionema 
longistylum, Ae. Gileadense, Dianthus Auraniticus, Silene Porteri, Linum rigi- 
dissimum, Medicago Shepardi, Trifolium Candollei, T. Alsadami, Astragalus 
Trachonitieus, Bupleurum Boissieri, B. Antiochinum , Pimpinella depauperata, 
Scaligeria capillifolia, Carum brachyactis, C. nudum, Chaerophyllum oligocarpum 
Ferulago Amanvi, F. Blancheana, F. Anamitica, Johrenia Porteri, Daucus Jorda- 
nicus, Galium eymulosum, G. lanuginosum, Asperula dissitiflora, Erigeron 
setiferum, Achillea Shepardi, Cirsium Amani, Centaurea Doddsii, C. Trachonitica, 
Campanula Aınasiae, Anchusa Shattuckii, Trichodesma Boissieri, Verbascum 
Barbyi, V. Gileadense, V. Quelebicum, Celsia Berneti, Serophularia Gileadensis, 
Salvia purpurescens, Nepeta Trachonitica, N. Shepardi, Teucrium Auraniticum, 
Alopecurus involucratus spp. nn.] 

Rogers, W. Moyle, Notes on the flora of South Hants. (Journal of Botany. 
Vol. XXVI. 1889. No. 313. p. 12.) 

— —, Rosa stylosa var. pseudo-rusticana Cr&p. (l. ce. p. 23.) 

Schneider, G., Uebersicht der sudetischen und systematische Gruppierung der 
europäischen Archieracia. Erläuternde Bemerkungen. [Sehluss,] (Deutsche 
botanische Monatsschrift. Jahrg. VI. 1888. No. 11/12. p. 161.) 

Stratton, Frederic, Arum Italicum Mill. (Journal of Botany. Vol. XXVII 
1889. No. 313. p. 24.) 

White, J. W., Scilla autumnalis on St. Vincent's Rocks. (1. ce. p. 22.) 

Wright, C. H., Distribution of Caloglossa Leprieurii (Mont.) J. Ag. (1. e.) 


Personalnachrichten. — Inhalt. 


127 


Phaenologie. 


George, F. J., Autumnal flowering of Mercurialis perenunis. 


Vol. XXVII. 1889. No. 313. p. 22.) 


(Journal of Botany. 


Palaeontologie: 


Stenzel, @.. Die Gattung Tubicaulis Cott. 


Mit 7 Tfln. (Bibliotheca Botanica. 


Hersgeg. von O. Uhlworm und F. H. Hänlein. Bd. II. 1888. Heft 1%) 


Fol. 50 pp. 


Cassel (Theod. Fischer) 1889. 
Verschaffelt, Ed., De tlora van het steenkooltijdperk. 


Met 2 pl. (Botanisch 


Jaarboek uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea te Gent. I. 


1889. p. 188.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 
Peyritsch, J., Ueber künstliche Erzeugung vun gefüllten Blüten und anderen 


Bildungsabweichungen. 
schaften in Wien. 
Abth. I. 1888. p. 597.) 
Sachs, Jul., 


(Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissen- 
Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe. 


Bd. XCVL. 


Erfahrungen über die Behandlung chlorotischer Gartenpflanzen. 


(Arbeiten des botanischen Instituts zu Würzburg. Bd. III. 1888. Heft 4.) 
Zopf, Wilhelm, Zur Kenntniss der Infections-Krankheiten niederer Thiere und 


Pflanzen. Mit 7 Tifln. 


(Nova Acta der K. Leopold-Carol. Deutschen Akademie 


der Naturforscher. Bd. LII. 1888. No. 7. p. 315 — 376.) 
Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Müller, Ferd. Baron von, 


Select extratropical plants, readily eligible for 


industrial eulture or naturalisation, with indications of their native countries 


- 


and some of their uses. 7. 
Melbourne (R. S. Brain) 188S. 


edition, revised and enlarged. S”. 


IX, 517 p. 
4 sh. 


Uhr, David, De bästa svenska foderväxterna samt de olika gödselämnenas till 
godogörande. Med 6 upplysande planscher. 8°. 43 pp. Stockholm (R. Blaedel &K.) 


1888. 


1 kr. 


Personalnachrichten. 


Der durch verschiedene botanische Arbeiten bekannte Dom- 
capitular Dr. Gottlob Lahm ist am 30. December 1888 zu Münster 
i. Westf. im 75. Lebensjahre gestorben. 


Tablart: 


Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 
Burchard, Bryologische Reiseskizzen aus Nord- 
land, p. 97. 


Botanische Gärten undInstitute. 


Arthur, Report of the botanist of the New-York 
agricultural experiment station, Geneva N. Y., 


p- 108. 

Clos, Le Jardin des plantes de Toulouse et la 
botanique locale et pyr@ne&enne, p. 107. 

Halsted, Bulletin from the botanical department 
of the State Agrieultural College, p. 109. 

'Westermaier, Die wissenschaftlichen Arbeiten 
des Botanischen Instituts der K. Universität 
zu Berlin in den ersten 10 Jahren seines 
Bestehens, p. 106. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 111. 


Referate: 

Askenasy, Algen, p. 112. 

Farlow, A supplemental list of works on Norti 
American Fungi, p. 120. 

Müller, Die Mooswelt des Kilima-Ndscharo's, 
p- 21. 

Tomes, The fiy-.catching habit of Wrightia 
coceinea, p. 123. 


Neue Liitteratur, p. 124. 


Personalnachrichten. 
Dr. Gottlob Lahm (f), p. 127. 


128 Anzeigen. 


Blumenerde'! 


Lauberde, Doppellowry 200 Ctr. 90 Mark franco, geladen Bahnhof‘ 
Zahna. 


Heideerde | Die Doppellowry 75 M. franko geladen Bahnhof 
Moorerde f Zahna oder frei Elbhafen Wittenberg. 


Ir. Säcken verpackt 50 Kg. 1 Mark, einzelne Ztr., einschl. 
Sack 1 M. 50 Pf. Bei Entnahme grösserer Posten einschl. Sack: 
a Ztr. 1 M. 20 Pf, Torfmull, per 50 Kilo einschl. Sack 1 M. 


Wir sind in der angenehmen Lage, eine bereits vielfach an- 
erkannte u. vorzügliche Ware, wie noch nie in den Handel gekommen, 
auf lange Zeit zu liefern u. erlauben uns einige der renom. k. köngl.. 
Hof-, Kunst- u. Handelsgärtnereien anzuführen, welche unsere Erden 
bezogen u. ihre Vorzüglichkeit durch Wiederbestellungen u. Attestate: 
anerkannt haben u. werden gen. Firmen gewiss gern bereit sein, 
über die Vorzüglichkeit unserer Erden Auskunft zu geben. 


Die Zahnaer Fischzüchterei in Zahna Rgb. Merseburg. 


Hofl. Chrestensen, Erfurt. J. C. Schmidt, Erfurt. Max Goeschke, Cöthen. 
K. k. Hofgärtnerei Cassel. Gebr. Dippe, Quedlinburg. Wormbrunn, Quilitzsch 
u. Co., Berlin. M. gräfl. v. Hardenberg’sche Gartenverw., Hardenberg. Hermann. 
Starke, Samenhdlg. Göttingen. J. W. Weissbach, Gärtnerei Hohenstein-Ernstthal.- 
Werner, Stadtgärtner, Chemnitz i. S. H. Köwing, Kunst- u. Handelsgärtnerei,. 
Göttingen. Markus & Söhne, Landschaftsgärtner, Gross Lichterfelde. Hofliefer. 
Hanisch, Leipzig. Gartenverwaltung d. Nicolaiparkes Pirna. Lessers, Gärtnerei 
Steglitz b. Berlin. E. Käsebier, Obergärtner b. Hr. Comm. -Rath Gruson, Buckau 
Magdeburg. Funk, Obergärtner, i. botan. Garten Leipzig. Gärtnerei v. Schirm, 
Berlin, Thiergartenstr. No. 7. Metz & Co. Steglitz b. Berlin. H. Müllenberg, 
Gohlis-Leipzig, H. Bornstedt, Schlossgärtner, Muhrau b. Striegau. Georg Beckers, 
kl. Giessen, Wilh. Schade, Blankensee. J. Vetter, Wilhelmshöhe b. Cassel. Aug. 
Heym, Themar. Joh. Cordes, Nied. Lössnitz b. Kötzschenbroda. Fürstl. Hof- 
gärtnerei Sondershausen. A. Credner & Co, Weissenfels.. H. Siermann, Gera. 
Gärtner Oehmig, Rittgt. Sommeritz. Gesch. Amt Ges. n. H. Gärtner, Pankow b. 
Berlin. Martens, Handelsgärtner, Jüterbog. Graf v. Bernstorf-Beseritz, Fried- 
land i. M. Bernh. Knauth, Meissen. Johs. Hördemann, Cassel. A. Ritter, Gärtner,. 
Hohenwolsch b. Bismark. A. Altscher, Handelsgärtner, Schweidnitz. Carl Sattler, 
Handelsgärtner, Quedlinburg. Richelmann, Obergärtner, Hameln. Friedrich, 
Handelsgärtner, Mansfeld. Oskar Goeschke, Cöthen. H. Gunkel, Hanau. Herm. 
Kreutzinger, Lichtenberg. Christ. Warlich, Cassel. P. E. Krüger, Gohlis b.. 
Leipzig. Jaec. Sals, Obergärtner, Burg Hoheneck b. Bacharach. H. Graf, Kunst- 
u. Handelsgärtner, Birkenweg b. Steglitz., W. Bossinz, Obergärtner, Buckau. b. 
Magdeburg. Mtrtens, Handelsgärtner, Insterburg. W. Schübeck, Inspect. d. 
Gartenverw. Geisenheim. Friedr. Spittel, Hofgärtner, Arnstadt. Alf. Fischer, 
Kunst- u. Handelsgärtner, Hirschfelde b. Zittau. Gebr. Grob, Kunst- u. Handels- 
gärtner, Wittenberg. 


Wir offeriren für Rmk. 150 


1 Fries, Icones selectae Hymenomycetum 


cum 200 tabb. color. et efligie auctoris. 
complet, ganz sauber, brochirt. 
Refleectanten wollen sich direet an uns wenden, 
Stockholm, 11. Januar 1889. 
€. E. Fritze’sche Hot-Buchhandlung. 


Ausgegeben: 22. Januar 1889. 
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel 
35” Hierzu als Beilage: Prospect der im Verlag von Paul Klinck- 
sieck in Paris erscheinenden Revue generale de Botanique. 


Jahrgang X. 


REFERIRENDES ORGAN IL 
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


(ER a TR Sy a a a a ET Er u EB EEE TE ET TEENS 
No. 5. Klee für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Ein Beitrag zur Eichenflora des südöstlichen Europa. 
Von 
J. Bornmüller 
in Belgrad. 


Herr Professor Dr. V. v. Borbäs hatte die Güte, eine von 
mir im Jahre 1886 gemachte Quereuscollection einer sorgfältigen 
Revision zu unterziehen und dabei einige in geographischer Hinsicht 
recht interessante Resultate aufzudecken. Es sei mir gestattet, eine 
kurze Aufzählung der aufgenommenen Arten hier wiederzugeben. 

Aus der Flora von 
Triest: Querceus Cerris L., Q. lanuginosa Lam., Q. 

crispata Stev., Q. Tergestina Wenzig (beide am Mt. 

Spaccato); Q. Vukotinovici Borb. 1887 („var. Q. lanu- 

ginosae, insignis cupulae squamis ad Q. confertam vergentibus*“). 
Dalmatien: Q. lanuginosa Lam. (Ragusa-Lapad) zusammen 

mit var. Budensis Borb. 1878 („ramis glabratis, pedun- 
culis elongatis insignis*“). 
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 9 


130 Bornmäller, Ein Beitrag zur Eichenflora des südöstlichen Europa. 
‚ 3 p 


Q. Tommasinii Kotschy „foliis magis laciniatis* " »» ” 
Ragusa: am Weg nach Trebinje, linker Hand kurz nach 
Einbiegen der Landstrasse ins Brenothal einige alte Stämme. 

@Q. IiexL. überall in heissester Lage (Stagno grande, Ragusa, 
Gravosa). 

Hercegovina: An der alten Poststrasse von Metchovie nach 
Mostar, im besonderen in den Waldungen bei Domanovic 
folgende Arten: @. Cerris L., @. conferta Kit. und 
var. Hungarica Hub,, var. spectabilis Kit.*), Q. 1a- 
nuginosa Lam.,Q.crispata Stev. („ramulis glabratis“), Q. 
Budensis Borb., Q. Macedonica DC!!, Q.Ilex L.— Am 
Mostarsko Blato: Q. pinnatifida Gm. (= Q. Susedana 
Vuk.) „ramis denique fere glabris“. — Bei Konjica: Q. sessi- 
liflora L. 

Ost-Bulgarien: Quercus Cerris L. mit var. cyloloba 
Borb. „lobis foliorum rotundatis* und Austriaca W., Q. 
conferta Kit. am Kamcykfluss; @. lanuginosa Lam., 
Q. pinnatifida Gm. und Q. crispata Stev. überall um 
Varna bei Kebedze, eine Varietät letzterer „ramulis glabres- 
centibus. 

Attika: Q. llexL.var. calycina Poir. („cupula alta insignis“), 
Felsensträucher auf der Spitze des Pentelikon; meist auch 
hierher gehörig die in Athen als Chausseebaum kultivirte hoch- 
stämmige Form. 

Q. Aegilops L. (@. Graeca Kotschy, vom klass. Standort), 

eine kleine Waldung prächtiger Bäume am Pentelikon-Kloster; 

zugleich mit Q. pseudo-coccifera Desf. (baumartig). 

Q. coccifera L. a) genuina Boiss., dichte Massen niedriger 

Gestrüppe, ganze Bergrücken bedeckend (Hymettos-Pentelikon); 

strauchartig auch auf den Prinkipo-Inseln bei Konstantinopel. 

Insel Korfu: Quercus Haas Kotschy var. atrichoclados 

3orb. et Bornm. 

„rami leves, haud tomentosi ac in typo. Qu. pedun- 
euliflora C. Koch. folis multilobis, illis Qu. confer- 
tae Kit. similibus, lobis in utroque latere — ut ait Koch 
— haud „subtribus“, petiolo elongato, haud „perbrevi“, 
cupulae maximae squamarum appendice laxe patente, 
neque adpressa etc. diversa® Borb. in litt. — In grossen 
Exemplaren südlich der Stadt Korfu, unweit der alten 
Olivenwälder; mit der Kotschy’schen Abbildung (Eich. 
d. Or. tab. II) auch in der Blattform gut übereinstimmend. 
Oktober 1886. — Dieselbe Form zuvor auch auf klein- 
asiatischem Boden in Bithynien zugleich mit der typischen 
Q. Haas Ky. gesammelt. Dort an der Landstrasse von 
Mudania nach Brussa eine grosse Gruppe dieser Eichen, dem 
Besucher des Oiymps ganz unverfehlbar (der schattige Platz 


*) „Variatio Qu. confertae Kit. pedunculis axillaribus usque 4cm elon- 
gatis (Qu. conferta var. intermedia Heuff. non Bönngh., Qu. Heuffe- 
lii Simk.)* Borb. in litt. 


Algen. 131 


mit dem türkischen Kaffeehaus — rastende Karawanen, Ziegen- 
und Büffelheerden — liegt hinter Missipoli im Thal des Ulfer- 
Tschai, „Ketschid“ genannt); wohl weit verbreitet, doch 
meist steriles Strauchwerk und schwer zu erkennen. Am Fusse 
des Olymps bildet die strauchige @. infectoria L. dichte 
Bestände, meist reich fruchtend; höher findet sich noch @. 
pinnatifida Gm. sowie Q. sessiliflora Sm. 


Belgrad, Juni 1888. 


Referate. 


Penard, E., Contributions A ’etude des Dino-Flagelles. 
Recherches sur le Ceratium macroceros avec obser- 
vations sur le Ceratium cornutum. 4°. 43 pp. 3 Pl. 
Geneve (St. Stapelmohr) 1888. 

Der Inhalt dieser Arbeit ist im Verhältniss zu ihrem Umfang 
ein ziemlich geringer; Neues bringt sie noch weniger, denn wie Verf. 
selbst im Vorwort sagt, hat er seine Untersuchung ausgeführt, ohne 
die neueren Bearbeitungen der Peridineen (von Klebs, Bütschli 
u. a.) zu kennen. Nach Einsicht dieser wichtigen Schriften hat er 
entsprechende Bemerkungen seinem ursprünglichen Texte, äusser- 
lich kenntlich, eingefügt. Es sei desshalb nur über das referirt, 
was er von der Reproduktion sagt. Er unterscheidet hier 3 Formen: 

1. Durch innere Keimzellen (embryons internes). Im Sommer 
fand er in manchen Individuen 1, 2, 3 oder 4 länglich-runde Zellen 
mit Kern, Chlorophyll und Augenfleck. Diese Keimzellen verlassen 
-die alte Hülle und sind beweglich (par des cils invisibles peu nom- 
breux!) oder unbeweglich, was von der mehr oder weniger starren 
Membran, mit der sie umgeben sind, abhängt. Beide wachsen nach 
ihrem Austritt noch etwas heran, encystiren sich dann und gehen 
einen Ruhezustand ein; bisweilen findet auch vorher noch eine 
Theilung des Inhaltes statt und beide Theile werden dann zu 
Cysten. Was aber aus diesen wird, hat Verf. nicht beobachtet. 

2. Durch totale Zellverjüngung. Dies ist derselbe Vorgang, 
wie ihn Schütt für Peridinium beschrieben hat, indem der Inhalt, 
welcher ausgetreten ist, zu 2 Schwärmsporen wird; insofern ist 
diese Form auch der „Theilung im ruhenden Zustand“ (nach 
Bütschli) zu vergleichen. Für ÜCeratium dürfte eine solche 
Reproduktion noch nicht bekannt gewesen sein; was aus den 
Schwärmern wird, ist in diesem Falle auch nicht gesagt. 

3. Durch Spaltung, der Theilung im beweglichen Zustand ent- 
sprechend. Ausserdem hat Vert. noch Zustände beobachtet, die auf 
eine Abstreifung der alten und Ersetzung durch eine neue Membran 
(Häutung, wie sie Pouchet angiebt) deuten. 

Zum Schluss wägt Verf. die Gründe gegeneinander ab, welche 
für die pflanzliche oder thierische Natur des Ceratium sprechen, und 
entscheidet sich für die erstere. 


132 Algen. — Pilze. 


Ceratium cornutum Clap. & Lach. wird anhangsweise kurz 
seinem Bau nach beschrieben, sonst aber nicht weiter besprochen, 
da es sich bezüglich des Zellinhaltes und der Reproduktion ganz 
wie das vorige verhalten soll. 

Möbius (Heidelberg). 


Lagerheim, @., Ueber Desmidiaceen aus Bengalen nebst 
Bemerkungen über die geographische Verbreitung 
der Desmidiaceen in Asien. (Bihang tillk. Svenska Veten- 
skaps-Akademiens Handlingar. Bd. XIII. Afd. III. No. 9.) 12 pp. 
Mit 1 Tafel. Stockholm 1888. 


Nur 28 Arten und Varietäten sind Sibirien (mit 143) und 
Birma (mit 156) gemeinsam. Das arktische Element in Sibiriens 
Desmidieenflora ist wenig vertreten. Japans Desmidieenflora hat 
eine bedeutend grössere Anzahl Arten mit Sibirien einerseits und 
Birma andererseits gemeinsam, als Sibirien mit Birma, was mit 
Hinsicht auf Japans geographische Lage und Klima zu erwarten 
war. Ein grosser Theil der Desmidiaceen Birmas (ca. 50 Arten) 
und Bengalens (ca. 30 Arten) sind Arten von nur tropischer Ver- 
breitung. 


Verf. hatte zugleich mit einer in Tibet, 11000 Fuss über dem 
Meer, gesammelten Utricularia 5 Arten von Desmidieen angetroffen 
und fand 52 Arten und Varietäten auf Myriophyllum aus Bengalen. 
Folgende Formen sind beschrieben: 

Micrasterias Mahabuleshwarensis Hobs. # surculifera und M. ampullacea 
Mask. £ Bengalica sind unbedeutende Var. Euastrum Didelta Ralfs # Bengalicum 
von var. scrobieulata (mihi) durch 2 vertical gestellte, nach innen zugespitzte- 
scrobieuli verschieden. E. coralloides Josh. £ trigibberum. Cosmarium coli- 
ferum von C. Americanum durch mehr trapezoide Zellhälften verschieden. Xan-. 
thidium Indicum, dem X. fasciculatum vielleicht am nächsten, mit nur 2 einzelnen 
(statt paarigen) lateralen und 2 paarigen oberen Stacheln. X. acanthophorum. 
Nordst. # Bengalicum. Pleurotaenium constrietum (Bail.) Lagerh. subspec. coroni- 
ferum an den Enden verziert wie bei P. coronulatum (Grun.) Wille. 

Nordstedt (Lund). 


Solms-Laubach, H., Graf zu, Penicilliopsis clavariae- 
formis,einneuer Javanischer Ascomycet. Mit 2 Tafeln. 
(Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg. Vol. VI. Partie 
1. p. 53—12.) 


In diesem Aufsatze wird ein neuer Ascomycet beschrieben, 
welchem Verf. den Namen Penicilliopsis clavariaeformis beilegte 
und welchen Verf. im Botanischen Garten zu Buitenzorg auf fast 
allen abgefallenen Früchten von Diospyros macrophylla Bl., jedoch 
auch nur auf diesen, antraf. Dieser Pilz ist von allgemeinerem 
Interesse, weil er die Lücke zwischen Eurotium, Penicillium einerseits 
und Onygena andrerseits weiter ausfüllt und ausserdem beweist, 
dass alle diese Formen wirklich mit Recht zu gewissen Gattungen 
der Tuberaceen, wie Terfezia, gerechnet werden. 


Pilze. 135 


Der Pilz hat eine schön schwefelgelbe Farbe, welche aber in 
abgestorbenen Exemplaren sich in tiefes Braunrot verändert hatte. 
Dieser Farbstoff wurde optisch von Reinke untersucht.®) 

Der Thallus ernährt sich vorzugsweise vom Samenendosperm, 
die Cellulosemembran auflösend, und er entwickelt sich durch locale 
oberflächliche Infektion der herabgefallenen, etwa apfelgrossen Frucht. 
Die verhältnissmässig dicken Thalluszellen (Diam. 0.006—-0.008 mm) 
durchsetzen dann zuerst die 2—3 mm dicke, derbe, holzige Rinde 
und dann die zuinnerst liegende, saftig schleimige Pulpa, in der etwa 
10 Samen sich befinden. 

Auf der Oberfläche der Frucht treten die spitzen, bis über 
‚Zoll langen, elavarienähnliche Hörner hervor, und an diesen, welche 
die oben erwähnte, schön schwefelgelbe Farbe besitzen, bilden sich 
‚die Conidien. Ausserdem aber producirt der Pilz kleine, unregel- 
mässige, schliesslich rotbraun gefärbte Knöllchen von fester Be- 
schaffenheit. 

Diese Knöllchen sind Sporocarpien, welche sich in vieler 
Hinsicht unmittelbar an die des Penicillium anschliessen, obwohl 
jene die Ruheperiode dieser entbehren. 


Die Sporocarpien bestehen aus einem Geflecht knäuelartig ver- 
schlungener Hyphen, welches nur an der äussersten Peripherie etwas 
dichter ist wie in der Mitte. Ihre Wachstumsweise ist die nämliche, 
‚wie de Bary sie für die äusserlich sich sehr ähnlich verhaltenden 
Fruchtkörper von Elaphomyces constatirte. ' Erst wenn die definitive 
Grösse annähernd erreicht ist, treten die Asci-erzeugenden inneren 
Theile deutlich hervor, doch anstatt einer einzigen Höhlung, wie 
bei Elaphomyces, treten hier mehrere solcher neben einander auf, 
welche eine unregelmässige, gelappte und gebuchtete Form haben. 
Das reife Sporocarp ist also vielkammerig. 


Die Asci werden im Inneren gebildet von den Endverzweigungen 
‚der Hyphen und die Endzellen können direkt zu einem solchen 
auswachsen. Kurze Seitenzweige gehen aus ihren Grliederzellen 
hervor, deren Spitze, blasenfürmig anschwellend, zum Ascus 
‘wird, deren Ausbildung im ganzen Sporocarp sehr bald vollendet 
ist. Die jungen Asci sind meistens von unregelmässiger Form, im 
Allgemeinen aber oval und messen etwa 0.01 mm im Durchmesser. 
Das Plasma färbt sich mit Jod einfach gelb; Epiplasma konnte 
zu keiner Zeit nachgewiesen werden. In den Asci enstehen winzige 
eiförmige Sporen in wechselnder Anzahl; nachdem diese gereift 
sind, schwindet die Aussenwand, wie es auch bei den Penicillien 
die Regel ist. 


Die eiförmigen Sporen sehen jenen von Eurotium und von 
Penicillium ähnlich, doch ist die Untersuchung der Membranstruktur 
hier der geringen Grösse wegen (sie sind 0.006 mm lang und 
0.002 mm breit) ungemein schwer. Ihre äusserste Schicht ist wahr- 
scheinlich ein Perinium und trägt entweder leistenförmige Vorsprünge 


*) Der Farbstoff von Penicilliopsis elavariaeformis (Solms Annales du 
Jardin Botanique de Buitenzorg. Vol. VI. 1886. Partie 1. p. 73—78. Referat 
siehe unten.) 


134 Pilze. 


oder, obwohl ziemlich selten, eine grosse Anzahl winziger Stachelchen, 
wie diese sich auch auf den Sporen von Tuber vorfinden. Die 
Askosporen scheinen somit hier dimorph zu sein, eine Eigen- 
tümlichkeit, welche bisher noch nicht constatirt wurde. 

Angeregt durch dieses Ergebniss untersuchte Verf. nun auch 
die grossen Sporen von Tuber und fand dabei erstens, dass die 
stachelsporigen Trüffeln nur durch graduelle Differenzen des Ent- 
wicklungsprocesses mit den netzsporigen verbunden sind, und ausser- 
dem, dass auch dort die äusserste Membran ein Perinium ist und 
also von aussen her durch das Periplasma gebildet wird (wie z.B. 
auch bei der Aussenwand der Zygote von Peronospora). 

Der wichtigste Unterschied zwischen dieser Penieilliopsis und 
Penieillium liegt in der Entstehung der Asci, welche bei letzterem 
(nach Brefeld) in langen Ketten zusammenhängen und durch 
Umwandlung der Gliederzellen der Endzweige im fertilen Gewebe 
entstehen. 

Verf. konnte keine Spur von Organen finden, welche auf eine 
geschlechtliche Differenzirung hindeuten sollte; Penicilliopsis scheint 
somit apogam zu sein. 

Im Anschluss an die erhaltenen Resultate untersuchte Verf. 
jetzt auch zuerst eine Onygena-Art, an welche Penieilliopsis durch 
Vermittlung der Penicillieae fast vollkommen angegliedert wird. 
Verf. fand, dass dieser die Conidien vollkommen abgehen; seine 
Sporocarpien werden in der Einzahl terminal auf langen Trägern 
erzeugt, sind einkammerig und schliessen die aus den Asci befreiten, 
vollkommen glatten, ovalen Sporen ein. 

Ausserdem gelangten Terfezia Leonis und eine Elaphomyces- 
Art, welche letztere sich als abweichende Form an die Terfezia 
angliedern lässt, zur Untersuchung. 

Janse (Leiden). 


Reinke, J., Der Farbstoff der Penicilliopsis elavariae- 
formis Solms. Mit 1 Tafel. (Annales du Jardin Botanique 
de Buitenzorg. Vol. VI. Partie 1. p. 73—78.) 

Verf. giebt hier die Resultate der optischen Untersuchung des. 
Alkohols, in dem Solms-Laubach seine Exemplare von Peni- 
eilliopsis während längerer Zeit aufbewahrt hatte. 

Diese Flüssigkeit hatte eine rein purpurrothe Farbe, welche 
von einem Stoffe herrührt, welchen Verf. „Mykoporphyrin“ nennt 
und welcher in roten Prismen krystallisirt. 

Die Lösung zeigte, ausser der Fluorescenz, die Merkwürdigkeit, 
dass ihr Spectrum sehr scharf hervortretende Absorptionsbänder 
besitzt; durch diese, sowie auch durch die Stärke des Fluorescenz- 
lichtes erinnert sie an Chlorophyll und an Phycoerythrin. 

Das Spectrum zeigt 4 Bänder: eins im Gelb von 4 598 bis. 
4 587, ein zweites von A 540 bis A 530, ein schwächeres, drittes 
von 4 512 bis 4 503, welches durch einen Schatten mit dem vierten 
von etwa 4 480 bis 4 470 verbunden ist. Auf dieses folgt ein 


Pilze. 135 


hellerer, aber doch abgeschatteter Bezirk, der bis an das sichtbare 
Ende des Spectrums reicht. 

Das Fluorescenzlicht erstreckt sich im Spectrum in Orange und 
Gelb von A 650 bis 4 580, doch zeigen sich in diesem Bezirk sehr 
verschiedene Abstufungen von Helligkeit. 

Weiter bestimmte Verf. die quantitative Lichtabsorption an 
verschiedenen Stellen des Speetrums und fand dabei, dass nur dem 
dritten Bande kein Absorptionsmaximum entsprach. Verf. meint 
daher, dieses dritte Band, wie auch das Band III im Chlorophyll- 
spectrum, als ein subjektives, durch Kontrastwirkung erzeugtes 
betrachten zu müssen. Janse (Leiden). 


Cunningham, D.D., On a new genus of the family Usti- 
lagineae. (Scientific memoirs by medical officers of the army 
of India. Edited by Sir Benjamin Simpson. Pars III. 1887. p. 
27—32.) [Caleutta 1888.] 

Verf. beschreibt einen zur Familie der Ustilagineae gehörigen 
Parasiten der Blätter von Nymphaea stellata, N. Lotus und N. 
rubra. Vorzüglich findet er sich auf der erstgenannten Art; die 
Gattungen Euryale und Nelumbium scheint er zu meiden. Verf. 
hat Gründe, den Pilz nicht bloss für eine Varietät etwa von Entyloma 
zu halten, der er ja morphologisch und biologisch nahesteht; er 
statuirt in ihm eine neue Gattung Rhamphospora und begründet, 
wie folgt. 

Erstens: die Sporen entstehen allerdings an den Enden 
der sporenbildenden Zweige, aber nicht unmittelbar an der Spitze, 
sondern subterminal, so dass die fertige Spore einen schnabel- 
förmigen Fortsatz erhält. Letzterer ist erst hohl, plasmahaltig, 
später wird er solid, geht also wohl in das Epispor auf, Zweitens: 
die Sporidien entspringen nicht an der Spitze des ein- 
fachen Keimschlauches. Letzterer bildet vielmehr erst an 
seinem Ende einen Kranz septirter Zweige, die dann 
ihrerseitsdieSporidien hervortreiben. Letztere kopuliren 
von Zweig zu Zweig. Die Definition der neuen Gattung und Art 
giebt danach Verf. folgendermassen: 

Rhamphospora (Familie der Ustilagineae). 

Sporen einzeln, subterminal, geschnäbelt. Promycel bestehend aus langem 
Keimschlauch mit Endverzweigungen, welche an der Spitze die Sporidien erzeugen, 

Rhamphospora Nymphaeae. 

Charakter der Gattung; bewohnt die Blätter von Nymphaea stellata, Nym- 


phaea Lotus und Nymphaea rubra. 
Horn (Cassel). 


Beck, Günther, Ritter von, Poroptyche nov. gen. Poly- 
poreorum. (Verhandlungen der K. K. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien. 1888. Abhandlungen p. 657—658. Mit 
3 Holzschnitten.) 

Die Gattungsdiagnose dieses neuen Pilzes lautet: 
„Fungus resupinato-expansus, in margine definito et sursum acerescens, in 


tota superficie poriferus, subtus mycelii ramis funiformibus solo indefinite sed 
arcte afixus. Porae in margine primum foveatae rotundae, mox magis con- 


136 Pilze. — Muscineen. 


cavatae, lobis varie accerescentibus tortuosae et labyrinthiformes, saepe clausae, 
serius stroma poris numerosissimis irregulariter perforatum et in superficie poris 
apertis praeditum formantes. Hymenium poras induens. Basidia clavata in 
stipitibus brevibus sporas 4 ellipsoideas hyalinas fingentia. Cystidia nulla.“ 


Poroptyche candida, ein übelriechender, nur 3—5 mm dicker 
Pilz, wurde vom Verf. im Hofraume des naturhistorischen Hof- 
museums in Wien, auf feuchtem, kalkhaltigem Boden entdeckt. 

Die für Poroptyche charakteristischen labyrinthartigen Poren 
werden dadurch hervorgerufen, dass der Pilz nicht nur am Rande, 
sondern auch an der Oberseite des porentragenden Fruchtkörpers 


fortwächst. 
Die Holzschnitte zeigen einen Querschnitt durch den Pilz, eine 


Flächenansicht des Hymeniums, die Basidien und Sporen. 
Fritsch (Wien). 


Renauld, F. and Cardot, J., New mosses of North America. I. 
(Botanical Gazette. Vol. XIII. 1888. No. 8. With plates 
XIHI—XX.) 

Enthält die ausführlichen Beschreibungen von 8 neuen nord- 
amerikanischen Laubmoosarten, deren jede auf je einer Tafel 


abgebildet ist. 

1. Dieranella Fitzgeraldi. 

Florida: auf Sandboden bei Palatka (Fitzgerald). — Durch Kapselform 
und Peristom von D. heteromalla verschieden, ist diese neue Art mehr mit 
D. stenocarpa Besch. von den Antillen verwandt, von welcher sie jedoch 
durch schärfer zugespitzte, gezähnelte Blätter, nicht verengte Kapselmündung 
und weniger papillöse Peristomzähne abweicht. 

2. Campylopus Henrici. 

Kansas: Saline County, auf Sandboden (Joseph Henry ). — Hat eine 
gewisse Aehnlichkeit mit C. brevipilus Br. et Sch., habituell auch an C. 
brevifolius erinnernd, von beiden jedoch durch die Struktur der Blattrippe 
abweichend. — Weibliche Pflanze und Fruktifikation unbekannt, 

3. Racomitrium Oreganum. 

Oregon: auf felsigen Hügeln (Th. Howe ll). Hält die Mitte zwischen 
R. canescens undR. heterostiehum, doch mehr mit letzterer Art verwandt, 
von welcher sie durch Habitus, gelbliche Färbung, zweimal so langen Fruchtstiel 
und viel längere Peristomzähne unterschieden wird. 

4. Webera camptotrachela. 

California. — Sehr nahe mit W. annotina verwandt, von welcher sie 
durch gekrümmten Fruchthals und unvollkommenes inneres Peristom abweicht. 

5. Polytrichum Ohioense. 

Diese gut charakterisirte Art, zuerst in Revue bryo logique 1885. p. 11 
von den Verfl. beschrieben, ist jetzt von zahlreichen nordamerikanischen Stationen 
bekannt und unterscheidet sich von dem täuschend ähnlichen P. formosum 
durch die mehr oder weniger verschmälerte Kapselbasis mit undeutlicher Apo- 
physis und besonders durch die eigentümliche Form der Randzellen der Lamellen. 
Das ächte Polytrichum formosum Hdw. scheint in Nord-Amerika auffallend 
selten zu sein und ist den Verff. bis jetzt nur von der Insel Miquelon bekannt. 

6. Fontinalis Howellii. 


Oregon: an alten Baumstämmen in Sümpfen (Th. Howell). — Von allen 
bekannten Arten ausgezeichnet durch steifen Stengel mit abwärts gebogenen 
Aesten und durch zweigestaltige Blätter. — Fruchtkapsel 2 mm lang, vom Peri- 


chätium ganz eingeschlossen. 

7. Fontinalis flaccida. 

Ost-Louisiana: Bayou Bonfouca, an überfluteten Aesten und Baum- 
wurzeln (A, B. Langlois). Steril, doch sehr eigenartig durch äusserst locker 


Muscineen, 137 


beblätterten Stengel und lange, flache oder kaum konkave Blätter mit schwach 
gezähnelter Spitze. 

8. Camptothecium Amesiae, 

California: Auburn, in Gesellschaft von Hypnum pinnatifidum 
Sull. et Lesq. (Mrs. Mary E. Pulsifer Ames). — Steht zwischen Hypnum 
Nuttallii Wills. und H. pinnatifidum Sull. et Lesgq. und unterscheidet 
sich von ersterem durch ganzrandige Astblätter, schmäler zugespitzte Peristom- 
zähne und längere Wimpern, von letzterem durch schmälere, lang eylindrische 
Fruchtkapsel, von beiden aber durch breitere, kurz zugespitzte Astblätter. 

Geheeb (Geisa). 


Warnstorf, C., Revision der Sphagna in der Bryotheca 
europaea von Rabenhorst und in einigen älteren 
Sammlungen. (Separat-Abdruck aus Hedwigia. 1883. Heft 
11/12. p. 265—276.) 

Von den zahlreichen Berichtigungen, welche Verf. an den Be- 
stimmungen der in der Bryoth. europ. ausgegebenen Sphagnen vor- 
nimmt, ganz abgesehen, verdienen einige Bemerkungen in vorliegender 
Abhandlung, weil von allgemeinem Interesse, besonders hervor- 


gehoben zu werden. 

Unter No. 302 ist $. subsecundum £#. contortum (Schultz) ausgegeben. 
Hierbei macht Verf. darauf aufmerksam, dass das wahre S. contortum Schultz 
Prodr. fl. Starg. gar nicht diejenige Pflanze sei, welche Nees, Schimper und 
‚alle neueren Autoren bisher darunter verstanden haben, sondern zu S. laricinum 
Spruce gehöre. Auf diese Thatsache hat den Verf. zuerst Limpricht in 
einem Briefe, dat. v. 16. April 1888, aufmerksam gemacht, welcher 2 Originale 
im Hrb. der schles. Ges. untersucht hatte. Was wir nach Schimper unter S. 
‚contortum verstehen, ist das $. contortum Nees in dessen var. f. rufescens (S. 
rufescens Nees) in Bryol. germ. p. 15, t. 12, Fig. 6*. Im Berliner Museum sah 
Verf. eine Originalprobe von Schultz im Bridel’schen Hrb. und eine andere 
in Funck, Deutschlands Moose unter No, 6, welche ebenfalls zu S. larieinum 
Spruce gehörten. Es ist deshalb kein Zweifel, dass das wahre S. contortum 
Schultz in der That mit S. larieinum Spruce identisch ist und letzteres deshalb 
den Schultz’schen Namen führen muss. F 

Bei No. 712: S. larieinum Spruce nec Wilson, von Angstroem b. Lycksele 
(Lappland) gesammelt, bemerkt Verf., dass dasselbe identisch sei mit S.mendo- 
einum Sulliv. et Lesgq. in Sulliv. Icon. musc. Suppl. p. 12 (1874). Es ge- 
hören hierzu folgende Synonyme: S. cuspidatum var. major Russ. Beitr. 1865; 
S. porosum Schlieph. et Warnst.; S. cuspidatum var. Dusenii Jens.; S. cuspidatum 
var. Nawaschini Schlieph. — Die Untersuchung einer Originalprobe von Lesque- 
reux, welche Verf. der Güte Renauld’s (Monaco) verdankt, ergab die voll- 
kommene Uebereinstimmung im anatomischen Baue mit der europäischen Pflanze. 
Die Rinde des Stengels erwies sich 2—3schichtig und war vom gelblichen Holz- 
<ylinder deutlich abgesetzt. Die Stengelblätter waren gross, dreieckig-zungenförmig 
bis zungenförmig und an der abgerundeten Spitze schwach gezähnelt oder zart aus- 
gefasert; der breite Randsaum war nach unten stark verbreitert, die Hyalinzellen 
zeigtenim apicalen Theile, öfters sogar bis zur Mitte herab Fasern und auf der Aussen 
seite zahlreiche kleinere oder grössere Poren in der Nähe der Commissuren. 
Die Astblätter waren gross, breit-lanzettlich, an der gestutzten Spitze gezähnt, 
am Rande breit gesäumt, und die Hyalinzellen zeigten auf der Blattaussenfläche 
die charakteristiscen, meist starkringigen Poren in Reihen an den Commissuren, 
seltener in der Blattmitte. 2 

Limpricht zieht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. p. 132 das Angstroem'sche 
8. larieinum zu $. obtusum Warnst., was aber dem Verf. nach seinen neuesten 
Untersuchungen nicht gerechtfertigt erscheint. Das letztere besitzt zwar auch 
auf der Blattaussenseite Poren, doch sind dieselben stets viel weniger zahlreich, 
viel kleiner, meist unberingt und können nur durch starke Tinetion der Blätter 
sichtbar gemacht werden; ausserdem sind die grossen zungenförmigen Stengel- 
blätter stets faserlos und die grünen Zellen auf der Blattinnenseite allermeist 


138 Muscineen. 


gut eingeschlossen. Nach des Verfs. Ansicht sind demnach S. mendocinum und 
S. obtusum zwei verschiedene Arten-Typen der Cuspidatum-Gruppe, von welchen 
sich das erstere habituell mehr dem S. cuspidatum, das letztere mehr S. recurvum 
nähert. 

Dusen macht in Om Sphagnaceernas utbredning i Scandinavien p. 27 
(1887) darauf aufmerksam, dass in dem im Museum zu Upsala befindlichen 
Exemplar der Ehrhart’schen Plantae eryptogamae unter No. 72 als S. acuti- 
folium auch eine Probe von S. fimbriatum liege; dasselbe ist in dem Exemplar 
der Fall, welches im Berliner Museum aufbewahrt wird; die andere Probe auf 
demselben Blatte ist S. subnitens R. et W. 

Ueber S. cuspidatum Ehrh. (No. 251 der Ehrhart’schen Dee.) sagt Verf. 
Folgendes: 

Rinde des Stengels 2—3schichtig, Zellen ziemlich weit und vom Holzkörper 
deutlich abgesetzt. Stengelblätter gross, gleichschenklig-dreieckig, breit gesäumt, 
Saum nach unten stark verbreitert, hyaline Zellen nicht durch Querwände getheilt, 
gegen die Spitze fibrös, aber ohne Poren, höchstens in der unteren Blatthälfte 
mit Membranverdünnungen in den oberen Zellecken. Astblätter der abstehenden 
Zweige lang-lanzettlich, röhrig-hohl, weit herab am Rande umgerollt, breit (bis 
10 zellreihig) gesäumt, ausser an der gestutzten Spitze nicht gezähnt. Faser- 
bänder weit nach innen vorspringend. Hyalinzellen beiderseits fast ganz porenlos. 
Chlorophylizellen im Querschnitt gleichschenklig-trapezisch, beiderseits frei. 

Ausser den Sphagnen in Ehrhart P]. cerypt. werden dieselben 
noch in folgenden älteren Sammlungen revidirt: Mougeot und 
Nessler, Stirpes erypt. Vogeso-Rhenanae; Crome, Samml. deutsch. 
Laubm.; Hornschuch, Moostaschenherbar ; Funck, Deutschlands 
Moose und Kryptogamische Gewächse, besonders des Fichtelgebirges ; 
H. Müller, Westfalens Laubmoose; Sendtner, Musci frondosi 
Silesiae; de Brebisson, Mousses de la Normandie, worüber man 


in der Arbeit selbst nachlesen wolle. 
Warnstorf (Neuruppin). 


Rossetti, C., Epatiche della Toscana Nord-ÖOvest. (Bul- 
lettino della Societä botan. ital., in Nuovo Giornale botan. ital. 
Vol. XX. Firenze 1388. pag. 461— 462.) 

Vorliegendes ist nur eine vorläufige Mittheilung über die 
Lebermoose der Pisanerberge, der Apuaneralpen und der Ebene 
zwischen diesen Höhen und dem Meere, mit Hervorhebung der 
interessanten oder für die Gegend neuen Arten. Die noch zu ver- 
öffentlichende Arbeit wird eine Darstellung des Distriktes, eine 
Studie über die geographische Verbreitung und Betrachtungen über 
Bodennatur und Pflanzenvertheilung bringen. 

Die für die Gegend interessanteren Arten und die überhaupt 
für Italien neuen (welche durch ein vorgesetztes * hervorgehoben 
sind) wären: 

Nardia Funckii Carr., N. geoseyphus Lindb., N. obovata Carr., N. hyalina 
Carr., * Plagiochila tridenticulata Tayl., Scapania eurta Dimrt., Diplophylleja 
taxifolia Trevis., Jungermannia riparia Tayl., J. pumila With., J. sphaerocarpa 
Hook., J. Bantriensis Hook., J. alpestris Schlch., J. exseeta Schmd., J. quinque- 
dentata Web., J. myriocarpa Carr., Cephalozia catenulata Lindb., C. multiflora 
R. Spr.?, *C, Franeisci Dmrt., Odontoschisma Sphagni Dimrt., Lejoseyphus inter- 
ruptus Mitt., Lepidozia setacea Mitt., Bazzonia trieenata Trevis., Porella Thuja 
Lindb., Frullania fragilifolia Tayl., Lejeunea calcarea Lib.,, * L. ovata Tayl., 
*_L. Mackayi Sprg,, Kantia arguta Lindb., Trichocolea tomentella Dmrt., Dilaena 
Lyelli Dmrt., Pellia epiphylla Gott., Riecardia sinuata Trevis., Rupinia Italica 
Trevis. 

Solla (Vallombrosa). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 139 


Arcangeli, &, Sul germogliamento della Euryale ferox 
Sal. (Bulletino della Soc. botan. ital., in Nuovo Giornale botan. 
ital. Vol. XX. Firenze 1888. pag. 467—473.) 

Ueber die Struktur des Samen der Euryale ferox Sal. findet 
sich in der Litteratur überaus wenig vor; Vert., welcher sich längere 
Zeit mit der Biologie dieser Pflanze beschäftigte, giebt eine detail- 
lirte morphologische Beschreibung des Samens. 

Letzterer wird von einem hochroten Samenmantel umhüllt, 
welcher seinerseits aus zwei Theilen besteht: einem äusseren, dicken, 
fleischigen Gewebe, das von Luftlücken unterbrochen ist und durch 
welche die Samen leichter zu schwimmen vermögen, und einem 
inneren schmalen, faltigen, knorpelartigen Gewebe, das dem Samen 
selbst innig anliegt. Der Same ist kugelig, 6—12 mm gross, und 
wenn frisch vom Samenmantel befreit, mit einer gelatinisirenden 
Celluloseschicht überzogen. Die Testa ist an verschiedenen Punkten: 
von verschiedener Dicke (0,5—2 mm); anfangs aussen bouteillengrün,. 
dann braun schliesslich schwarz; hat einen wohlausgebildeten Naht- 
anhang, welcher an dem Nabel endigt; der Nabel ist flach, viel 
lichter gefärbt und von einer kreisförmigen Furche umschrieben. 
Das Gewebe der Samenschale beseht aus unregelmässigen Skleren- 
chymzellen mit grünlichem oder fuchsbraunem Inhalte. Die Innen- 
haut ist von mehreren Schichten zusammengepresster dünnwandiger- 
Zellen gebildet und adhärirt an dem Samenkerne. Beide Samen- 
hüllen geben in ihren Elementen — ausschliesslich der erwähnten 
Cellulosehülle — die Ligninreaktion. — Im Samenkerne ist der 
Embryo in wenig Endosperm eingebettet, und zusammen nimmt: 
das Ganze die Form eines linsenartigen Gebildes an, nach der Mikro- 
pyle zu gerichtet, während das übrige von stärkereichem Perisperm: 
eingenommen wird. Der Embryo ist gross, mit 2 dicken Kotylen.. 
verkürztem Achsenorgane und besitzt eine Plumula mit mehreren 
Blattansätzen. 

Ueber die Keimung der Samen sind wir einigermassen durch 
Treviranus (1847) informirt; A. findet aber mehreres in den: 
Angaben dieses Forschers zu berichtigen. Im Ganzen und Grossen 
verläuft die Keimung älnlich wie bei Victoria regia (Treeul, 
1854). 15—30 Tage (je nach den äusseren Umständen) nach der: 
Aussaat beginnt die Keimung, welche sich zunächst in einem deckel- 
artigen Abwerfen der Nabelfläche kundgiebt, worauf die unterste 
Embryospitze herausragt. Auf dieser enstehen sodann vier 
Emergenzen gleich wertiger Zellen, welche den Austausch und die 
Aufnahme der Nahrungsstoffe vermitteln, erst nacher entwickelt: 
sich aus dem Innern dieser vier ein fünfter Auswuchs, die Pfahl- 
wurzel, welcher jedoch zumeist atrophirt oder in der Entwicklung‘ 
sehr zurückbleibt und der Pflanze gar nicht dient. Nicht lange: 
darauf sieht man die Basis der Kotylen aus den Samenschalen 
hervorbrechen, und aus deren Mitte erhebt sich pfriemenartig das 
epikotyle Stengelglied; dieses erreicht, je nach dem Wasserstande,, 
sowie je nach der Intensität der Beleuchtung, eine Länge von 
einigen Milli- bis wenige Centimeter und entwickelt zunächst an 
der Spitze ein scheidenartig umfassendes, nach oben fadenförmig; 


4140 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


-verlängertes Anhängsel (Niederblatt. Aus dem Schosse dieses 
‚gehen dann zwei langgestielte Blätter hervor, von denen das eine 
‚spiessförmig, mit drei linearen Abschnitten, das andere pfeilförmig 
ist; das dritte entstehende Blatt ist gleichfalls langgestielt, aber ei- 
zund oder rundlich wie die darauffolgenden. — Aus den Blatt- 
‚polstern (ausgenommen aus jenem des ersten Niederblattes) brechen 
fadendünne Emergenzen hervor, die sich bald darauf als Adventiv- 


wurzel kundgeben und funktioniren. 
Solla (Vallombrosa). 


.‚Janezewski, E. de, Germinationde l’Anemone apenninal. 
(Comptes rendus des seances de !’Academie des sciences de Paris. 
T.2CVL,,(1888. ;3’pp.) 

Verf. beschreibt den sehr eigentümlichen Keimungsvorgang 
von Anemone Apennina L., der von dem aller andern Anemonen, 
soweit bekannt, sehr abweicht und einigermassen an den von 
‚Oyclamen Europaeum erinnert. Nachdem die Wurzel herausgetreten 
ist, entwickelt sich nach oben ein blattförmiges Gebilde, das an 
:seiner Spitze das Pericarp emporträgt. Nach dem Abwerfen des 
letzteren breitet sich ein deutlich zweispaltiges grünes Blatt aus, 
‚dessen Stiel direkt in die Wurzel übergeht. Von Kotyledonen ist, 
wie auch die anatomische Untersuchung lehrt, keine Spur vorhanden. 
‘Später bildet sich am oberen (basalen) Theil der Wurzel ein Knöll- 
chen aus und zwar, wie dies wiederum die Anatomie bestätigt, aus 
‚dem Gewebe der Wurzel selbst. In diesem entsteht endogen, 
‚neben der Basis des Stieles des primären Blattes, die Anlage des 
Laubsprosses und unter Durchbrechung des äusseren Knollen- 
‚gewebes kommt hier das erste normale Laubblatt hervor. Zu 
weiterer Entwickelung brachten es die Keimlinge nicht, sondern 
Blatt und Wurzeln starben Mitte Maı ab, so dass das unscheinbare 
Knöllchen allein übrig blieb. 

= Möbius (Heidelberg). 


‚Johannsen, M., Sur la iocalisation de l’emulsine dans 
les amandes. (Annales des sciences naturelles. Botanique. Ser. 
vu. T. VI. p. 118—126.) 

Verf. prüfte die bitteren und süssen Mandeln in ihren einzelnen 
Theilen auf ihren Gehalt an Emulsin und Amygdalin, indem er im 
Destillat die Blausäure volumetrisch mit Silbernitrat bestimmte. 
Er fand, dass bei den bitteren Mandeln das Amygdalin im Parenchym 
der Kotyledonen enthalten ist, während das Emulsin auf die Gefäss- 
bündel derselben und auf die axilen Theile des Embryos beschränkt 
äst. Bei den süssen Mandeln, denen das Amygdalin fehlt, ist das 
‚Emulsin in demselben Gewebe lokalisirt wie bei den bitteren. Diese 
lokale Trennung der beiden aufeinander wirkenden Stoffe erinnert, 
wie Verf. bemerkt, an die Verhältnisse beim Getreidekorn, wo die 
Diastase sich auch gerade in den Theilen. befindet, die Stärke-frei 
‚sind, im Embryo und der peripherischen Schicht des Endosperms 
«nach Aime& Girard). Möbius (Heidelberg). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 148. 


Brenstein, Georg, Ueber die Produktion von Kohlen- 
säure durch getödtete Pflanzentheile. [Inaug.-Diss. 
von Rostock.] 8%. 46 pp. Mit 1. Tafel. Kiel 1887. 


Verf. wählte für seine Untersuchungen theils phanerogame- 
Pflanzen, theils Meeresalgen. Von ersteren waren es Keimpflanzen 
von Gerste und Weizen, sowie Elodea Canadensis, Aegopodium. 
Podagraria und Anthriscus silvestris, von letzteren einige Fucus- 
Arten und Desmarestia aculeata. Auf die Auswahl der Pflanzen: 
wurde eine besondere Sorgfalt verwendet, um zu den einzelnen. 
Versuchen möglichst gleichwertiges Material zu haben. Ausserdem: 
wurden noch zuvor entsprechende Parallelversuche mit lebenden: 
Pflanzen gemacht, um aus der Menge der im lebenden Zustande- 
gebildeten Atmungskohlensäure auf die Güte des Versuchsmaterials 
schliessen zu können. Zur Verhinderung jeder etwa noch möglichen. 
antagonistisch wirkenden Kohlenstoff-Assimilation wurden die dem: 
jedesmaligen Versuche unterworfenen Pflanzen in zweckmässiger‘ 
Weise durch Umhüllung vor Licht geschützt. 

Verf. construirte sich zu seinen Arbeiten einen eigenen Apparat, 
welchen die beigegebene Tafel näher erklärt, doch kann hier nicht‘ 
darauf eingegangen werden. 


Verf. operirte zunächst mit Pflanzen, welche verschiedene Zeit- 
dauer hindurch kochendheissen Wasserdämpfen ausgesetzt gewesen: 
waren, dann mit Keimpflanzen von Gerste und Weizen, welche: 
durch kochendes Wasser getödtet waren, dann mit Grewächsen,. 
welche sich fortwährend in gesättigter Aetheratmosphäre befanden,. 
und kommt zu folgenden Ergebnissen: 


1. Die in der lebenden Pflanze durch den Athmungsprocess- 
stattfindende Kohlensäureausscheidung hört mit dem Tode der 
Pflanze nicht auf, sondern es findet noch postmortal andauernd 
eine Kohlensäureproduktion statt. 


2. Die Kohlensäure entsteht auch in dem todten Pflanzenkörper‘ 
durch Oxydation von oxydirbaren Substanzen mit Hülfe des atmosphä- 
rischen Sauerstoffes, und zwar sind es 

a) leicht oxydirbare, schon bei niederer Temperatur verbrennbare- 
Körper, 

b) solche Stoffe, die ausserhalb der Pflanze bei gewöhnlicher 
Temperatur durch den Sauerstoff der Luft nicht angegriffen: 
werden, im Innern der Pflanzenzelle aber bei solcher niedrigen 
Temperatur einer Verbrennung unterliegen, wie ein Verlust‘ 
an Traubenzucker in Folge eingetretener Oxydation beweist. 
3. Die Quantität dieser noch post mortem auftretenden Kohlen- 

säure ist, wie im lebenden Pflanzenkörper, von der Temperatur 
abhängig, indem mit zunehmender Temperatur auch eine Steigerung 
der Kohlensäureproduktion eintritt. 


Folgende 4 Tabellen mögen einen genauen Einblick in die 
Resultate der quantitativen Kohlensäurebestimmungen geben. 

I. Bestimmung der jedes Mal während 24 Stunden neugebildeten 
Kohlensäure von Pflanzen, welche sich fortwährend in gesättigter‘ 
Aetheratmosphäre befanden: 


142 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie, 


Produeirte Kohlensäure in Milligsramm nach 


Ge- 
den & 2 H sammt- 
ersten weiteren weiteren weiteren menge 

nach 


24 St. 24 St. 24 St. 24 St. 4 Tagen 


Fucus vesiculosus \ erste \ Versuchs- 10.23 6.83 4.51 4.18 25.75 
25 gr. fzweitef reihe 0.13 5.22 4.51 4.51 23.37 


Elodea Canadensis \ erste \ Versuchs- 13.88 5.28 4.73 4.13 28.62 
25 gr. fzweitef reihe 156.73 484 5.83 6.06 32.46 


Keimpfl. von Gerste \ oberird. Teil 7-Sem 22.8 6.93 5.28 5.238 40.29 
25 gr. J oberird. Teil9-10 cm 24.2 5.61 4.51 4.55 38.87 


Keimpfl. von Weizen \ oberird. Teil 7-8cm 16.28 5.23 4.18 4,38 30.12 
25 gr. S oberird. Teil9-10 cm 16.22 5.06 5.06 A.51 30.85 


II. Bestimmung der während 24 Stunden neugebildeten Kohlen- 
säure von mit siedendheissen Wasserdämpfen behandelten Pflanzen: 


Produeirte Kohlensäure in Milligramm nach Minuten 
2 6 10 15 20 30 


5.5 6.05 8.8 6.82 9.57..10:12 


Elodea Canadensis 12.5 gr. { 572 6.82 5.83 4.62 6.38 5.83 


Keimpil. von Gerste \ 8-9 cm 36.3 33.0 29.7 23.716 28.82 38.72 
12.5 gr. 10-11 cm 21.12 26.62 14.52 10.12 10.12 25.52 


Keimpfl. von Weizen \ 8-9 cm 14.52 17.32 26.62 19.25 17.6 20.9 
12.5 gr. $ 10-11 cm 7.5 6.065 605 883 20.85 13.2 


III. Längere Zeit fortgesetzte Bestimmungen der Kohlensäure 
von Keimpflanzen, in der Weise, dass nach den ersten 24 Stunden 
ein Gefäss mit Aether zur Verhinderung eintretender Fäulniss in 
den Recipienten gebracht wurde: 

Produeirte Kohlensäure in Milligrammen nach 
den ersten weiteren weiteren weiteren weiteren 


24 St. 24 St. 24 St. 24 St. 24 St. 
Keimpfl. von Gerste r 
12.5 gr. 10 cm 10.725 10.05 5.5 4.4 5.5 
Keimpfl. von Weizen 6.05 715 55 38 AA 


12.5 gr. 10 cm 


IV. Bestimmung der während 24 Stunden neugebildeten Kohlen- 
säure von Pflanzen nach der Behandlung mit kochendem Wasser: 


Producirte Kohlensäure in Milligrammen nach Minuten 


2 6 10 15 

Keimpfl. von Gerste \ oberird. Teil 8-9 cm 24.42 20.02 10.56 2.1 
12.9807. S oberird. Teil 10-11 cm 19.92 8.36 3.41 6.16 
Keimpfl. von Weizen \ oberird. Teil 8-9 cm 16.72 14.52 12.32 8.91 
‚12.5 gr. f oberird. Teil 10-11 em 18.7 2.5 9.9 19.8 


E. Roth (Berlin). 


'Willkomm, M., Ueber die Grenzen des Pflanzen- und 
Thierreichs und den Ursprung des organischen 


Lebens auf der Erde. 8°. 31 pp. Prag (O. Beyer) 1888. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 143 


Verf. belhandelte das im Titel genannte Thema in seiner Rektorats- 
rede; als er dieselbe drucken liess, fügte er noch eine ziemliche 
Anzahl erläuternder Anmerkungen für die nicht zu den Fachgenossen 
gehörenden Leser bei. 

Nachdem er nachgewiesen hat, dass kein durchgreifendes 
Kriterium existirt, wonach ein Organismus unbedingt als Thier oder 
Pflanze bestimmt werden kann, kommt er zu der Annahme, dass 
es eben Organismen gibt, die, auf der Grenze beider Reiche stehend, 
die Eigenschaften von Thier und Pflanze in sich vereinigen, wie die 
Mycetozoen, Gregarinen und Amöboiden, und welche „als die 
direkten Abkömmlinge jener Urwesen zu betrachten sind, die der- 
einst den Grundstock des organischen Lebens auf Erden bildeten.“ 

Die Beantwortung der Frage, auf welche Weise das erste 
Leben entstanden ist, hält Verf. geradezu für unmöglich. Denn 
er erklärt den Gestaltungstrieb des lebenden Protoplasmas, wie 
Hanstein, für eine eigene Naturkraft, die gleich andern Kräften 
ihren Ursprung in einer ewigen und unendlichen Macht hat, welche 
auch die Materie und die Gesetze für die Natur erschuf. 

Dass ein Anerkennen solcher Grenzen in der menschlichen 
Forschung für diese eher förderlich als schädlich ist, werden dem 
Verf. gewiss Viele zugeben. Möbius (Heidelberg). 


Huth, E, Die Hakenklimmer.*) (Sammlung naturwissenschaft- 
licher Vorträge. Band II. Heft 7. Mit zwei Tafeln und sechs 
Holzschnitten. Sep.-Abdr. aus den Abhandlungen des Botan. 
Vereins der Prov. Brandenburg. XXX. p. 202—217). Berlin (Fried- 
länder) 1888. 

In der Einleitung bespricht Verf. kurz die wichtigste ein- 
schlägige Litteratur, ferner die morphologische Deutung und bio- 
logische Erklärung der Kletterhaken. 

Das „systematische Verzeichniss der Hakenklimmer* enthält 
folgende Arten: 

Gramineae. Panicum divaricatum L. 

Cyperaceae. Scleria Flagellum Sw., reflexa H. B. K. 

Palmae. Desmoncus sp., Calamus rudentum W., equestris W., verus Lour., 
Ceratobolus glaucescens Bl., Daemonorops melanochaetes Bl., Pleetocomia elongata 
Mart. — Calamus Rotang L., viminalis W.**) 

Smilacaceae. Smilax lappacea H. B., aspera L. 

Dioscoreaceae. Dioscorea pentaphylla L., aculeata L. 

Phytocrenaceae. ‚Jodes ovalis Bl., Phytocrene gigantea Wall., macro- 
phylla Bl., palmata W. 

Ancistroceladeae. Ancistrocladus Pinangianus Wall., Vahlii Arn. 

Urticaceae. Pouzolzia Indica Gaud. 

Cannabaceae. Humulus Lupulus L., Japonieus S. Z. 

Acalyphaceae. Tragia angustifolia Müll., hirsuta Bl. (?) 

Nyetaginaceae. Pisonia aculeata L. 

Borraginaceae. Asperugo procumbens L, 

Polygonaceae. Polygonum horridum Roxb., perfoliatum L. 

Polemoniaceae. Cobaea scandens Cav. 


* Ueber des Verf. früher erschienene Arbeit „Die Klettpflanzen etc.“ vergl. 
Bot. Centr. Bd. XXXIH. p. 259. 

*= Die beiden letzten Arten klettern durch krumme Stacheln an den Blüten- 
scheiden. 


144 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Bignoniaceae. Bignonia Unguis L., Macfadyena uncinata DC., Spathodea. 
uncata Spr. 

Loganiaceae. Strychnos Tieute Lesch., Rouhamon Guyanense Aubl. 

Apoceynaceae. Dipladenia Martiana DC. 

Rubiaceae. Galium Aparine L., uneinulatum DC., Rubia sp., Asperula. 
Aparine M. B., Uncaria acida Roxb., Gambir Roxb., lanosa DC., ovalifolia Roxb., 
athemiata, Horsfieldiana, glabrata DC. 

Loasaceae. Gronovia scandens L., Cajophora lateritia Kl., Klaprothia 
mentzelioides H. B. K. [Selerothrix fascieulata Presl., Loasa atriplieifolia Presl., 
Mentzelia aspera L., strigosa H. B. K.*)] 

Rosaceae. Rosa sempervirens L., recurva Roxb., Rubus australis Forst., 
squarrosus Fritsch.**) 

Caesalpiniaceae. Guilandina Bondue Ait., Caesalpinia scandens Roth. 

Mimosaceae. Acacia sarmentosa Desv., Intsia W., caesia W., pluricapitata, 
Hooperiana Zipp. (?) ***) 

Papiiionaceae. Dalbergia Zollingeriana Miq., Teramnus uneinatus Sw.,. 
volubilis Sm. Desmodium Aparines DC., uneinatum. 

Rhamnaceae. Ventilago Maderaspatana Gaertn. 

Sapindaceae. Paullinia fibulata Rich., Serjania sp., Urvillea sp., Cardio- 
spermum sp., Thinonia sp.f) 

Aurantiaceae. Luvunga eleutherandra, scandens Ham., Paramignya. 

Olacaceae. Olax scandens Roxb., imbriecata Roxb. (?) 

Eueryphiaceae. Hugonia Planchonii, Mystax L. 

Buettneriaceae. Buettneria angulata. 

Capparidaceae. Capparis Roxburghii DC., subeordata, Mitchellii, pube- 
rula DC., Brassii DC. 

Anonaceae. Unona sp. (?), Artobotrys odoratissimus R. Br., suaveolens 
Bl., Blumei Hook. f. et Thoms. 

Dilleniaceae. Delimopsis hirsuta, Tetracera fagifolia, euryandra 
Vahl, rigida, laevigata, Delima sarmentosa L, Tetracera Tigarea DC. 

Die Holzschnitte betreffen Desmoncus, Ancistrocladus, Uncaria, 
Selerothrix und Olax. Ausserdem sind zwei Tafeln aus Kerner's 


„Pflanzenleben“ (Hopfen und Kletterpalmen) beigegeben. 
Fritsch (Wien). 


*) Die in der Klammer stehenden Arten haben Hakenhaare, klettern. 
aber nicht. 

*#*) Auch Rosa arvensis Huds., sowie viele unserer heimischen Brombeeren 
können hier eingereiht werden. Die Gattung Rubus ist in dieser Beziehung be- 
sonders interessant, indem gewisse Arten mit aufrechtem, niemals kletterndem 
Wuchs, wie namentlich Rubus odoratus L. und dessen Verwandte, der Stacheln 
ganz entbehren. — Betrefis der neuseeländischen Rubus-Arten, die Verf. 
anführt, muss sich der Ref. noch eine Bemerkung erlauben. Verf. sagt: „Als Kletter- 
apparat dienen einigen Rosenarten, sowie auch gewissen Brombeeren, besonders 
den neuseeländischen Rubus australis Forst. und R. squarrosus, die rückwärts 
gekrümmten Stacheln besonders der Schösslinge.“ Diese Angabe be- 
ruht wohl auf einem falschen Analogieschluss. Die neuseeländischen Rubus- 
Arten (aus der Sektion Mieranthobatus Fritsch) sind ausdauernde Sträucher; von 
„Schösslingen“ in dem Sinne, wie bei unseren Brombeeren, kann also bei ihnen 
gar nicht die Rede sein. Bei diesen Arten sind besonders die Blattstiele und 
Blättchenstiele reich mit krummen Stacheln versehen, während die Stämme an 
Stacheln viel ärmer sind oder gar keine besitzen, wie bei Rubus squarrosus. 
(Ueber letzteren vergl. die vom Ref. gegebene Beschreibung in Oesterr. botan. 
Zeitschr. 1886. Nr. 8.) 

***) Auch Mimosa-Arten wären hier zu erwähnen. Ref. 

+) Die rankenden Sapindaceen bilden, wie Verf. sagt, gleichsam den 
Uebergang zwischen Ranken- und Hakenkletterern. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 145 


Lignier, M. O., Observations sur la structure des Lecy- 
thidees. (Association Francaise pour l’avancement des sciences. 
Congres de Toulouse 1887. 3°. 9 pp.) 

Da die Anatomie des Stammes der Lecythideen bisher nur 
mit Rücksicht auf den Unterschied, den sie den verwandten Familien 
gegenüber bietet, behandelt war und sich auf die einfache Betrach- 
tung des Stammquerschnittes beschränkt hatte, so hat Verf. nun- 
mehr seine Untersuchung auf den ganzen Verlauf der Gefässbündel 
in Blatt und Stamm erstreckt und den Ursprung der Rindenbündel 
ermittelt. Nach der Beschreibung der Verhältnisse, die durch eine 
Anzahl schematischer Holzschnitte erläutert wird, kommt er zu 
folgenden Resultaten: 

Der Verlauf der Gefässbündel im Blatte der Lecythidaceen 
ist ein sehr konstanter und weicht von dem der eigentlichen Myrtaceen 
so ab, dass er als charakteristisches Merkmal der ersteren Familie 
betrachtet werden kann. Von untergeordneterer Bedeutung ist die 
Örientirung der rindenständigen Bündel: durch normal orientirte 
sind die Lecythideen, durch verkehrt orientirte die Barring- 
tonieen ausgezeichnet, jene amerikanische Pflanzen, diese der alten 
Welt und Australien angehörend. Die Napoleoneen zeichnen 
sich durch einfacheren Gefässbündelverlauf aus: während bei den 
andern im Blattstiel die Bündel in mehreren Bogen angeordnet sind, 
so dass Hauptbündel (in der Mitte), vordere (auf der Innenseite) 
und hintere (auf der Aussenseite) unterschieden werden, sind bei 
diesen nur wenige Hauptbündel vorhanden, ausserdem ist die Zahl 
der normal orientirten Rindenbündel eine sehr beschränkte. Bei allen 
Leeythidaceen (die also die genannten Unterfamilien Lecythi- 
deen, Barringtonieen, Napoleoneen umfassen sollen) sind 
die vorderen und hinteren Bündel des Blattstiels Abzweigungen von den 
Rändern der Hauptbündel. Aus dem Blattstiel verlaufen die Bündel 
in den Stamm derart, dass die mittleren Hauptbündel (der inneren 
Bogen) sich zu dem normalen Gefässbündelkreis vereinigen, die 
randständigen Bündel des mittleren Bogens, sowie die vorderen und 
hinteren Bündel aber in der Rinde des Stammes abwärts steigen: 
demgemäss sind also auch diese rindenständigen Bündel normale 


Blattspurstränge. 
Möbius (Heidelberg). 


Morong., T., Studies in the Typhaceae. I. Typha. (Bulletin 

of the Torrey Botanical Club New York. 1888. pag. 1—8.) 

Eine schätzenswerte Bearbeitung der Gattung Typha mit be- 
sonderer Rücksicht auf die nordamerikanischen Species. 

Aus dem allgemeinen Theile heben wir hervor, dass Verf., 
übereinstimmend mit den Erfahrungen der übrigen Autoren, die Unter- 
scheidung von T. latifolia und angustifolia nach dem Fehlen, 
beziehungsweise Vorhandensein einer Distanz zwischen männlicher 
und weiblicher Blüten -Gemeinschaft verwirft, dagegen die Wichtig- 
keit der Pollengestalt (ob in Tetraden, ob einzeln) gebührend betont. 
Mit Bezug auf die Bracteolen oder Spreuhaare der männlichen 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 10 


146 Systematik u. Pflanzengeographie. 


Inflorescenz, deren morphologischer Wert bislang zweifelhaft ge- 
blieben ist, spricht Verf. die originelle Ansicht aus, dass dieselben 
unvollkommene Pistille — „disused and degraded organs* — dar- 
stellen. Die Haare um die männliche, wie die weibliche Blüte fasst 
Verf. als Kelch auf. 

Hieran reiht sich eine Tabelle zur Bestimmung der Typha- 
Arten, wesentlich nach Rohrbach. Schliesslich werden die nord- 
amerikanischen Arten vorgeführt und durch gelungene Analysen im 
Holzschnitt illustrirt. Zu T. latifoliaL. zieht Verf. die var. elon- 
gata Dudley’s — mit 12 Zoll langer weiblicher Blütengemeinschaft — 
als blosse Form. Bei T.angustifoliaL. merkt Verf. an, dass dies 
Art in Nordamerika seltener als die vorige beobachtet wird und 
gerne der Meeresküste folgt. Die Bracteolen der weiblichen In- 
florescenz, von Rohrbach für kürzer als die Narben erklärt, haben 
an den nordamerikanischen Speeiminibus mit den Narben öfters 
gleiche Länge. Die dritte im südlichen Theil Nordamerikas (Cali- 
tornien, Texas) vorkommende Species ist Typha Dominginensis 
Pers. Verf. findet, dass während die anderen Arten Pollenkörner von 
. = _. Zoll Durchmesser haben, dieses Maass bei T.Domin- 

i 
1500 
dieser wohl charakterisirten Art gegenüber T. angustifolia erhellt. 
Greene’sT. bracteata ist eine grosse 15—18 Fuss Höhe er- 
reichende Form von T. Dominginensis; sie kommt an der Küste 
Californiens vor. Kronfeld (Wien), 


ginensisnur Zoll beträgt, woraus ein weiterer Unterschied 


Raciborski, M., Klony polskie [Die polnischen Ahorne.] 
(Sep.-Abdr. aus den Berichten der physiographischen Commission 
der Krakauer Akademie der Wissenschaften. Bd. XXI. 1383.) 
8°. 6 pag. Krakau 1888. 

Mit Hilfe der Pax’schen Monographie der Gattung Acer unter- 
suchte Verf. die Herparexemplare der polnischen Ahorne. Er unter- 
scheidet und versieht mit lateinischen Diagnosen die folgenden zum 
Theil neuen Varietäten und Formen, und macht Angaben über 


deren Fundorte resp. Verbreitung in Polen: 
Acer Tataricum L. 
1. genuinum: a) forma oblongifolia, b) forma rotundifolia, ec) forma tormina- 
loides Pax, d) fruetus maturi pauce pilosi. 
2. Var. Slendzinskii: a) forma oblongifolia, b) forma rotundifolia. 
Acer Pseudo-Platanus L., Subspecies typicum Pax. 
1. Var. vitifoium Tausch. 
2. Var, subtruncatum Pax. 
3. Var. Fieberi (Ortmann) Pax. 
4. Var. compliecatum Mortensen. 
5. Var. Dittrichii (Ortmann) Celakovsky. 
Acer campestre L. 
1. Var. Marsicum (Gussone) Koch. 
2. Var. leiocarpum Tausch, 
3. Var. hebecarpum D.C. 
4. Var. oblongifolium. 


Systematik u. Pflanzengeographie. 147 


Acer platanoides L. 
1. Var. typicum Pax: a) forma communis Pax, b) forma pseudotruncata 
Bar 
Die anderen von Pax unterschiedenen Varietäten und Formen 
der genannten Species sind bisher in Polen nicht gefunden worden. 


Rothert (Riga). 


Raciborski, M., Conspectus Juncacearum Poloniae. (Be- 
richte der physiographischen Kommission der Krakauer Akademie 
der Wissenschaften. Bd. XXII. 1888.) 8°. 32 pag. Krakau 
1888. [Polnisch.] 

Verf. benutzte das reiche, in Krakau befindliche Herbarien- 
material, um eine Uebersicht der in Polen vorkommenden Junca- 
ceen zu geben. Der Begriff Polen ist dabei in weitestem Sinne, 
inel. einige angrenzende nicht-polnische Länder, verstanden und 
umfasst das Gebiet von der Düna bis zu den Karpathen und von 
der Oder bis zum Dniepr. 

Bei jeder Art und Varietät sind angegeben die Verbreitung 
im Gebiet resp. specielle Standorte, bei den im Gebirge vorkommenden 
Arten auch die vertikale Verbreitung; ferner finden sich vielfach 
Bemerkungen über die allgemeine geographische Verbreitung der 
Art, sowie kritische Bemerkungen über die Angaben anderer Forscher. 

Einige neu unterschiedene Formen sind mit lateinischen Dia- 
gnosen versehen. — Die eingeklammerten Species sind für das Ge- 
biet zweifelhaft. 

1. Juneus bufonius L., mit 5 Formen; — (J. sphaerocarpus N. ab E.); — 
2. J. Tenageia F. Ehrh.; — 3. J. trifidus C. Linne, mit 3 Formen ; — (J. monan - 
thos Jacquin); — 4. J. squarrosus C. Linne; — 5. J. compressus N. J. Jacquin, 
mit 6 Formen; — 6. Juncus Gerardi Loiseleur-Deslongchamps. — 7. J. tenuis 
Willd. — 8. J. Jaequini C. Linne. — 9. J. Balticus Willd. — 10. J. filiformis 
C. Linn&, mit 3 neu unterschiedenen Formen. — 11. J. glaueus Ehrh. — 11 X 12. 
J. diffusus Hoppe (J. effuso-glaucus Schnitzl. et Frickh). — 12. J. effusus C. Linne, 
mit 3 Formen. — 13. J. Leersii T. F. Marsson, mit 4 Formen. — (J. maritimus 
J. de Lamarck). — 14. J. supinus K. Moench., mit 4 Formen. — 15. J. obtusi- 
florus Ehrh. — 16. J. lamprocarpus Ehrh., mit 6 Formen. — 17. J. Rochelianus 
Schultes. — 18. J. alpinus Villars, mit 2 Formen. — 19 (?). J. acutiflorus Ehrh. 
— 20. J. atratus A. Krocker, mit 3 Formen. — 21. J. castaneus J. E. Smith. 
— (J. stygius C. Linne). — 22. J. triglumis C. Linne, mit 3 Formen. — 23. J. 
capitatus Weigel mit 3 Formen. — 24. Luzula flavescens (Hort) J. Gaudin. — 
(L. Forsteri [Smith] DC.) — 25. L. pilosa Willd., mit 3 neu unterschiedenen 
Formen. — 26. L. spadicea (Allioni) DC., mit 7 z. T. neu unterschiedenen 
Formen. — 27. L. nemorosa (Pollich) E. Meyer, mit 4 Formen. — 28. L. sil- 
vatica (Huds.) Gaudin. — 29. L. spicata (L.) DC., mit 3 Formen. — 30. L. 
eampestris (L.) DC., mit 18 z. Th. neu unterschiedenen Formen. 2 

Bei fast allen einheimischen Luzula-Arten sind manchmal die 
Perigonblätter hell, anstatt, wie gewöhnlich, dunkel gefärbt. Ueber 
die Ursache dieses Verhaltens giebt es bisher nur Vermuthungen. 
Im Allgemeinen wiegt, wie Verf. beobachtete, die dunkelblütige Form 
im Gebirge, die hellblütige in der Ebene vor, doch giebt es auch 
Species mit umgekehrtem Verhalten. Bei Luzula pilosa und L. 
spadicea beobachtete Verf., dass die hellen Blüten von Ustilago Lu- 
zulae befallen waren, worin vielleicht die Ursache der Verfärbung 
zu suchen sein dürfte. Rothert (Riga). 


10* 


148 Systematik u. Pflanzengeographie. 


Raciborski, M., Zapiski florystyezne. [Floristische Notizen.] 
(Berichte der physiographischen Kommission der Krakauer Aka- 
demie der Wissenschaften. Bd. XXII. 1888.) 8°. 15 pag. 
Krakau 1888. 

Diese Notizen betreffen eine grössere Reihe von in Polen, be- 
sonders in Galizien vorkommenden Gefässpflanzen, welche sich durch 
Seltenheit oder durch Variabilität auszeichnen, oder welche von 
früheren Beobachtern unrichtig bestimmt worden sind. Die Details 
eignen sich nicht für eine kurze Zusammenfassung. 

Rothert (Riga). 


— 


Javaseff, A. Beitrag zur Kenntniss der Bulgarischen 
Flora. (Zeitschrift d. bulgar. literar. Gesellschaft in Sophia. 
Bd. XXI u. XXII pp. 279—304.) [Bulgarisch.] 

Verf. giebt ein noch nicht beendigtes Verzeichniss der von ihm 
während der Jahre 1884—1885 an verschiedenen Orten Nord- 
Bulgariens (Varna, Basgrad, Popovo, Tirnova, Selvi, Lovta, Tür- 
kischer-Isvor, Jablanitza, Orchanie, Sophia, VitoS- Gebirge) ge- 
sammelten Phanerogamen. Für die seltenen, sowie für die neuen 
Velenovsky’schen Arten findet man Diagnosen, welche den „Bei- 
träge zur Kenntniss der Bulgarischen Flora. Prag. 1886“ des 
letzteren Autors entuommen sind. Die Arten, Gattungen ete. sind 
nach Nyman’s „Conspectus florae europaeae“ angeordnet. In dem 
his Ende 1887 erschienenen Theile findet sich eine Anzahl von 
Pflanzen, für welche neue Fundorte angegeben sind. Die für Nord- 
Bulgarien neuen Species sind folgende: 

Aconitum Napellus L., Helleborus viridis L., Berberis vulgaris L., Pulsatilla 
patens Mill., Ranunculus sceleratus L., Glaueium luteum Scp., Fumaria Vaillantii 
Lois., Barbarea vulgaris Br., Camelina mierocarpa Andrz., Hesperis matronalis L., 
Syrenia sessiliflora Led., Viola mirabilis L., Linum perenne L., Malva Alcea L., 
Hypericum montanum L., H. pulchrum L., Oxalis Acetosella L., Dietamnus 
albus L., Ruta graveolens L., Lathyrus latifolia L., L. pratensis L., Orobus 
luteus L., Vicia lutea L., V. Cracca L., V. Cassubica L., Rubus corylifolius Sm., 
Fragaria elatior Ehrh., Potentilla cinerea Chx., P. canescens Bess., Geum urbanum 


L., Rosa rubiginosa L., R. arvensis Huds., Bryonia alba L., Br. dioica Jacq., 
Sedum acre L. 


Gheorghieff (Sophia). 


Cogniaux, Alfred, Sur quelques Cucurbitac6es rares 
ou nouvelles, prinecipalement du Congo. (Bulletin de 
’acadsmie royale des sciences de Belgique. 1888. No.i8. Pp. 
232 — 244.) 

Als neu stellt Verf. auf: 


Peponia dissecta verwandt mit P. Cienkowskii Hook. f.; Cogniauxia Braz- 
zaei, Momordica enneaphylla, der M. clematoidea Sonder benachbart ; M. Thollonii 
aus der Nähe von M. Welwitschii Hook. f.; Ceratosanthes parviflora zeigt Be- 
ziehungen zu C. Hilariana Cogn.; Cayaponia (sect. Eucayaponia) Schenckii muss 
wohl zu C. podantha Cogn. gestellt werden, obwohl sie sich keiner der bekannten 
Art direkt anschliesst. > 

Im Ganzen sind 24 Pflanzen aufgeführt, ausser den neu auf- 
gestellten Arten noch: 


Systematik u. Pflanzengeographie. 149 


Trochomeria debilis Hook. f.; Cogniauxia podolirena H. Baill.; C. cordifolis, 


Cogn.; Lagenaria vulgaris Ser.; Momordica eissoides Planch.; M. Charantin L. 


u. var. abbreviata Ser.; M. Gabonii Cogn.; M. foetida Schum. et Thom.; Luffa 
eylindrica Roem.; Sphaerosycios sphaericus Cogn.; Cucumis ficifolius A. Rich. 
&, dissertus Naud. ; Physedra Barteri Cogn. ; Melothria deltoidea Cogn.; M. tridactylon 
Hook.; M. hederacea Cogn.; M. punctata Cogn.; Gurania ovata Cogn. 

E. Roth (Berlin). 


Debeaux, O., Notes sur quelques plantes rares ou peu 
connues de la flore oranaise. (Association frangaise pour 
l’avancement des sciences fusionee avec l’association scientifique 


de France. Congres d’Oran 1888. S°. 16 pp.) 


Verf., bekannt durch seine Reisen in Ostasien, war während 


der Jahre 1330—1885 als Militärbeamter in Oran ansässig und hat 


in diesem interessantesten Theile Algeriens nicht nur umfassende 
Pflanzensammlungen angelegt, sondern auch Beobachtungen angestellt, 
die er an oben bezeichneter Stelle nunmehr in systematisch geordneter 
Folge mittheilt. Zum grossen Theile sind es Standortsnachweise 
seltenerer Arten, welcher zu gedenken ist, zum kleineren Theile 
phytographische oder pflanzengeographische Bemerkungen. Ref. 
muss sich auf Wiedergabe der folgenden Notizen beschränken: 
Moricandia longirostris Pomel ist durch Schoten kenntlich, welche 3—4 mal 
länger sind, als jene der nächstverwandten M. arvensis; Clypeola eyclodonta Del., 
eine Art der inneralgerischen Hochebenen, findet sich merkwürdigerweise auch 
an einer einzelnen Stelle bei Oran, also in der Nähe der Küste; Helianthemum 
maritimum Pomel ist dem H. virgatum nächstrerwandt und sind die Unterschiede 
beider hervorgehoben; Silene pteropleura Boiss. Reut. ist von $S. museipula L. 
an den vom Verf. hervorgehobenen Kennzeichen zu unterscheiden; von der sehr 
seltenen S. rosulata Soy. Willem. et Godron sind alle Standorte (zusammen 4), 
darunter ein vom Verf. entdeckter neuer nachgewiesen; Linum maritinum L. 
var. giganteum Deb. ist neu beschrieben; die auf das stärkste adstringirenden 
Früchte von Rhus pentaphyllum Desf. werden nichtsdestoweniger von den Arabern 
als geniessbar auf den Markt gebracht; zu Ononis psammophila Dur. gehören 
O.lingulata Munby und O.natricoides Coss. Dur. als Synonym; Melilotus speeiosa 
Dur. ist bei Oran nur von einem Standorte bekannt und ist beschrieben; zu 
längerer Auseinandersetzung hat Leobordea lupinifolia Boiss. Anlass gegeben 
und ist deren Synonymie erörtert; Onobrychis trilophocarpa Dur. = O. Crista 
galli Lam.; die Unterschiede des Sedum Clusianun Guss. von den Verwandten 
sind klar gelegt; von dem seltenen am Originalstandorte nicht mehr auffindbaren 
Peucedanum Munbyi Boiss. sind zwei Standorte nachgewiesen; Balansea Fontanesii 
Boiss. ist ziemlich gemein; die Unterschiede zwischen Hippomarathrım erispatum 
Pomel und H. Sieulum L. sind auseinandergesetzt; desgleichen jene des Galium 
Bovei Boiss. et Reut. von G. glomeratum Desf.; Bellis rotundifolia Boiss. et Reut. 
und B. microcephala Lgs. sind besprochen; Anthemis santolinoides Munby hat 
zu Synonymen: A. piscinalis Dur., A. aurea Munby und A.nobilis var. floseulosa 
Pers.; viele Synonyme hat Artemisia herba alba var. Oranensis O. Deb,, 
dieselbe ist beschrieben ; letzteres gilt auch von Senecio Mauritanicus Pomel, 
Catananche coerulea var. propinqua Pomel, Kaulfussia Oranensis Pomel, Pieridium- 
discolor Pomel und noch drei Arten dieser Gattung, und Anagallis repens Pomel; 
Boucerosia Munbyana Decsn., eine der charakteristischsten Pflanzen von Oran, 
kommt daselbst an mehreren Stellen in Menge vor; Cuscuta cuspidata Pomel 
ist beschrieben; Lycium imbricatum Boiss. als gemein verzeichnet; mehrere 
Linaria-Arten sind auseinandergesetzt; Orobanche minor var. Ballotae O. Deb., 
und Salvia nemorosa L. var. Oranensis Deb., Rosmarinus lavandulaceus de 
No& var. littoralis O. Deb.; R. laxiflorus de No@ var. reptans O. Deb,., 
Sideritis Guyoniana Boiss. Reut. var. latifolia und var. angustifolia O. 
Deb. sind neu beschrieben, von der seltenen $. leucantha ein algerischer Stand- 
ort nachgewiesen; von Teucrium fruticans L. sind 3 Varietäten (2 neu) beschrieben ; 
die Unterschiede von T. crispum Pomel und T. pseudoscorodonia Desf., von 


150 


Systematik u. Pfianzengeographie. 


Statice sebkarum Pomel (= cyrtostachya Boiss. non: Gir.) und $. minutiflora 
Guss. sind klar gelegt; Euphorbia dumetorum Coss. ist fraglich zu E. rupicola. 
Boiss. gestellt; Juniperus Oxycedrus L. kommt nur auf den algerischen Hoch- 
fiächen vor, die nächst verwandte J. maerocarpa Ten. nur am Mittelmeere;. 
Bellevalia variabilis Freyn ist beschrieben ; Nareissus pachybulbus Dur. ist identisch 
mit N. niveus Boiss. nach Vergleich lebender Exemplare von Gibraltar; Arisarum 
Simorrhinum Dur. scheint in der Gegend von Oran das mittel- und ostalgerische 
A. vulgare zu vertreten. Marsilea pubescens Ten. und Pilularia minuta Dur. 
scheinen verschwunden zu sein, konnten wenigstens trotz sorgfältigen Suchens 


vom Verf. an ihrem Standorte nicht gefunden werden. etc. 


Freyn (Prag). 


Bolus, Harıy, Grundzüge der Flora von Südafrika. 


Aus dem Englischen übertragen von Dr. Otto Kersten. 
einem Anhang über die wichtigsten Nutzhölzer Südafrikas. 
Leipzig (Quandt u. Händel) 1888. 


45 pp. 


also hier nur der 


1 Karte. 


Anhang der Besprechung. 


Mit 


g0 


M. 1.50. 
Ueber das englische Original ist in diesen Blättern bereits ein 
ausführliches Referat erschienen (Bd. XXX. p. 172). 


Es bedarf 


Derselbe enthält 


folgende, aus dem officiellen „Handbook“ der Cap-Kolonie ent- 


nommene 
Uebersicht der wichtigsten Nutzhölzer des 
Kaplandes. 
Botanischer Name | Engl. bezw. holländ. ete.u. deutscher Name | Gebiet 
Atherstonea decussata. | Kojatenhout od. Cape Teak, kapländisches | 
Teakholz. — K. W.?). 

Brabejum stellatifolium. | Red Stinkwood od. Bitter Almond, rot. 
Stinkholz od. bitt. Mandel. Tun WW 
Calodendron Capense. | Wild Chestnut, wilde Kastanie. = K.W. 
Celastrus acuminatus. Zybast, sog. Baummörder. Kal) Sl 
Celtis rhamnifolia. Kamdeboo Stinkwood,Kamdebu-Stinkholz. — RW 
Cunonia Capensis. Red Els, Red Alder, rote Erle. Kn, | K.W- 
Curtisia faginea. Assegai, Assegaiholz. Kn. |K.W. 
Eckebergia Capensis. Essenhout (Cape Ash), kapländ. Esche. | Kn K.W. 
Elaeodendron ceroceum. | Saffronwood, Safranholz. Kn. |K.W. 
Euelea undulata. Quar, Raute? (Ebenacee!) | Kn | — 

» lauceolata. Guarri, Guarri. en 

P sp. Red Currant, rote Johannisbeere ? | NEN: 
Gonioma Kamassi. Kamassi (Cape Box), kapländ. Buxbaum. Kn. | — 

» sp. Cape Box (Gala-gala), kapländ. Buxbaum.| — |K.W. 
Grumilia eymosa, (?) Wild Lemon, wilde Limone. ER R 
Halleria elliptica. Septee, Septiholz. Zune We 
Harpephyllum Caffrum. | Kafır Plum, Kaffer-Pflaume. 1 ara | RE 
Hippobromus alata. Paardepis, od. Foul Leafwood, Faulblatt- 

holz. _ K.W. 

Mimusops ebovata. Melkhout (Milk Wood), Milchholz. Kn, „KW, 

Myrsine melanopleos. Beukenhout, Buchenholz. Kn K.W. 
Nuxia floribunda. | Vlier (Wild Elder), wilder Hollunder. Kn. 7 

Ochna arborea. ‚Cape Plane (Red Wood), kapländische 

ı Platane (Rotholz). Kn. | K.W. 

Olea laurifolia. Black Ironwood, schwarzes Eisenholz. | Kn. | K.W. 
„ faveolata. | Bastard Ironwood, unechtes Eisenholz. Kn. = 

„  verrucosa. ı Olyvenhout (Wild Olive), wilde Olive. Mir: K.W.. 


') Kn. = aus den Knysna-Tsitsikamma-Wäldern (westlich). TE: 
*) K. W. = aus dem Forstgebiet von King Williams-Town (östlich). 


Systematik u. Pfianzengeographie. — Palaeontologie. 151 


Botanischer Name Engl.bezw.holländ. etc. u. deutscher Name Gebiet 
| 
Olinea Capensis. Hard Pear, hartes Birnholz. Kn.’uReW.. 
Oreodaphne bullata. Stinkwood, Stinkholz. Kn. — 
Platylophus trifoliatus. | Wit Els (White Alder), weisse Erle. Kn. = 
Pleetonia Mundtiana. Klip Els (Rock Alder), Klippen-Erle, Kn. >= 
Podocarpus Jatifolius. Upright Yellowwood, echtes Gelbholz. Kinwer WICHW 
5 elongatus. | OuteniquaYellowwod,Outeniqua-Gelbholz. | Kn. | K.W. 
= pruinosus,. |Bastard Yellowwood, unechtes Gelbholz. | — K.W. 
Protea sp. Terblanz, eine Protea-Art. Kn. = 
Pterocelastrus rostratus. | White Pear, weisser Birnbauın. Kranke We 
er variabilis. | Kersehout (Candlewood), Kerzenbaum 
| (Kirschbaum ?) Kn. u 
Pteroxylon utile. Sneezewood, Niessholz. = RAW. 
Rogena lueida. | Swart Bast (Black Bark), Schwarzrinden- 
| holz (Ebenacee?). Knzal ke. We 
Scalopia Ecklonii. Red Pear, rotes Birnbaumholz. Kr IHRE WW. 
. Zeyheri. ‚ Thorn Pear, dormniges Birnbaumholz. =: KW: 
Schotia latifolia. \ Boerbone (Boerboon = Bauernbohne ?). = K.W. 
Sideroxylon inerme. ı White Milkwood, weisses Milchholz. = KıWw. 
? ? Red Milkwood, rotes Milchholz. — K.W. 
Vepris lanceolata. White Ironwood, weisses Eisenholz. | Kn KW. 
Xanthoxylon Capense. | Knobwood, Knotenholz. I K.W. 
? F;  Natal Mahogany, Blinkbar or Wild Peach, | 
‘  Natal-Mahagoni oder wilde Pürsiche. | — K.W. 
? ? ; Zwarthout, Schwarzholz. ı Kn. = 
? ? ı White Wood, Weissholz. | Kn. — 


Verf. vermutet, dass in den noch weiter östlich gelegenen 
subtropischen Waldungen von Pondoland noch verschiedene andere 
Nutzhölzer anzutreffen sind. Ferner sind von Bachmann nähere 
Mittheilungen über die Flora des Küstengebietes von Natal zu 
erwarten. 

Ferner theilt Verf. aus jenem ofüiziellen Berichte noch mit, dass 
Eucalyptus globulus und Acacia Saligna in Südafrika massenhaft 
angepflanzt werden, dass Quercus pedunculata — vor 200 Jahren 
eingeführt — vortreflich dort gedeiht, dass Widdringtonia juni- 
peroides („Ceder“ der Kolonisten) in den Bergen von Clanwilliam 
grosse Bestände bildet und dort einheimisch zu sein scheint, dass 
Pinus insignis, P. Pinaster und P. Pinea zu Anforstungen benutzt 
werden, die beiden letzteren auch mit Acacia Saligna, Hakea 
suaveolens und Ehrhartia gigantea („Pyp Grass“) zur Befestigung 
wandernder Sanddünen dienen, endlich, dass auch der Kampferbaum 
und der Jarrahbaum häufig angepflanzt werden. 

Fritsch (Wien). 


Seward, Alb. C., On a specimen of Cycelopteris (Brong- 
niart). Mit 1 Tafel. (Geologieal Magazine. Decade Ill. Vol. V. 
1888. No. 8.) 

Aus den Upper Coal-measures von Brierly Common in Yorkshire 
beschreibt Verf. ein Specimen einer sehr grossblättrigen Cyelopteris, 
welche mit C. obliqua Brogn. die meiste Aehnlichkeit hat und 
folgende Verhältnisse erkennen lässt: 

Wedel gefiedert. Die Fiedern suborbicular, sitzend, an der 
Basis deutlich gelappt, die Lappen der Rhachis anliegend; der 


152 Palaeontologie. 


obere Rand der Fiedern ist etwas steil abgeschnitten, wie wenn die 
gegenwärtige Gestalt durch einen Riss oder unvollkommene Er- 
haltung verursacht würde, während die Originalfiedern sicherlich 
eine mehr gerundete oder spitz zulaufende Basis hatten. 

Eine Mittelrippe ist nicht vorhanden, die Nervatur strahlt von 
der basalen Parthie der Fiedern aus und es treten in ihrem Ver- 
laufe gegen den Rand, wo die Nerven zart und zahlreich sind, 
häufige Dichotomien auf. — Die Rhachis repräsentirt sich als eine 
erhöhte Parthie des Steins, welche der Länge nach fein gestreift 
ist, die Streifen sind etwas unregelmässig und reichen nicht von 
einem Ende zum anderen. Einige unzusammenhängende Fragmente 
kohliger Masse repräsentiren das ursprüngliche Rindengewebe der 
Rhachis.. Das erhaltene Rhachisfragment ist 8 cm lang, 2 cm 
breit; die Fiedern messen im längsten Theile 7 cm und ihre grösste 
Breite beträgt 5 cm. 

Verfasser verbreitet sich in sehr eingehender Weise über die 
Schicksale des Genus Cyelopteris, besonders aber der Uyclopteris 
obliqua Brogn., welche von Brongniart selbst später als eine 
Nephropteris angesehen wurde, schliesslich von Kidston mit Neu- 
ropteris Scheuchzeri Hoffm. sp. vereinigt wurde. Die Frage, ob 
die als Cyelopteris beschriebenen Farnblättchen ein natürliches Genus 
repräsentiren oder nur differente Blattformen von Neuropterisarten 
etc., zieht Seward ebenfalls in Behandlung, erklärt sie jedoch 
schliesslich als noch nicht spruchreif. 

Die Diagnose des Belegstückes und die daran geknüpften 
Erörterungen erweisen jedenfalls das Vorkommen des Brong- 


niart’schen ursprünglichen Genus Cyclopteris in den Coal-Measures. 
Krasser (Wien). 


Ward, Lester F., Types of the Laramie Flora. (Bulletin 
of the United States Geological Survey No. 37.) 8°. 115 pp. 
87 Tflin. Washington 1887. 

Die Arbeit bildet einen Nachtrag zu der 1885 erschienenen 
Abhandlung desselben Verfassers: Synopsis of the Flora of the 
Laramie Group (Sixth Annual Report U. St. Geol. Surv.). Sie 
enthält mit ausführlichen litterarischen Hinweisen versehene kritische 
Bemerkungen über einige daselbst nur angeführte und abge- 
bildete Pflanzen, sowie die Beschreibungen der dort aufgezählten 
neuen Arten aus der reichen Flora der Laramiegruppe, der zu 
beiden Seiten des Felsengebirges von Mexiko bis zum britischen 
Nordamerika sich erstreckenden Schichten, über deren Zugehörig- 
keit — ob zur Kreide oder zum Tertiäir — noch nicht end- 
gültig entschieden ist. Um die vorliegende Arbeit in sich abge- 
schlossen zu machen, sind in diese die Abbildungen aus der früheren 
Abhandlung herüber genommen. 

Es werden im Ganzen kritisch beschrieben und abgebildet 140 
Arten, darunter folgende 84 als neu vom Verf. aufgestellte: 

Spiraxis bivalvis, Populus speeiosa, P. amblyrhyncha, P. daphnogenoides, 
P. oxyrhyncha, P. eraspedodroma, P. Whitei, P. hederoides, P. anomala, P. 
Grewiopsis, P. inaequalis, Quercus bicornis, Q. Carbonensis, Dryophyllum aqua- 


Palaeontologie. — Teratologie u. Pflanzenkrankheiten. 153 


marum, D. Bruneri, D. falcatum, D. basidentatum, Corylus Forsteri, Aluus 
Grewiopsis, Betula coryloides, B. basiserrata, Platanus basilobata, Fieus Crossii, 
F. speciosissima, F. sinuosa, F. limpida, F. viburnifolia, Ulmus planeroides, U. 
minima, U. rhamnifolia, U. orbicularis, Litsaea Carbonensis, Nyssa Buddiana, 
? Cornus Forsteri, C. Emmonsii, Hedera parvula, H. minima, H. Bruneri, HR. 
aquamara, Aralia digitata, Sapindus grandifoliolus, S. alatus, Vitis Bruneri, V. 
Carbonensis, V. Xantholithensis, V. cuspidata, Zizyphus serrulatus, Paliurus pul- 
cherrimus, P. Pealei, Celastrus ferrugineus, C. Taurinensis, C. alnifolius, C. 
pterospermoides, C. ovatus, CE. grewiopsis, C. curvinervis, Euonymus Xantho- 
lithensis, Elaeodendron serrulatum, E. polymorphum, ? Grewia celastroides, ? G. 
Pealei, Grewiopsis platanifolia, G. viburnifolia, G. populifolia, G. fieifolia, G. 
paliurifolia, Pterospermites eordatus, P. Whitei, P. minor, ? Credneria daturae- 
folia, Cocculus Haydenianus, Liriodendron Laramiense, Magnolia pulehra, ? Dios- 
pyros obtusata, Viburnum perfectum, V. macrodontum, V. limpidum, V. perplexum, 
V. elongatum, V. oppositinerve, V. ereetum, V. Newberrianum, V. betulaefolium, 
V, finale, 
Jännicke (Frankfurt a. M.). 


Sorauer, Paul, Die Schäden der einheimischen Kultur- 
pflanzen durch tierische und pflanzliche Schmarotzer, 
sowie durch andere Einflüsse. Für die Praxis bearbeitet. 


Berlin (Paul Parey) 1888. 


Nach dem Vorwort möchte der vorliegende Leitfaden dem 
Schüler der landwirtschaftlichen und Gärtnerschulen in die 
Lehre von den Krankheiten einführen und den Praktikern, die nicht 
viel Zeit zum Studium haben, einen Ueberblick über das Gesammt- 
gebiet gewähren. 

Die Einleitung bringt Erörterungen iiber den Krankheitsbegrift, Krankheits- 
verlauf, Praedisposition, Altersschwäche, Entartung, Krankheitsursachen. 

Der erste Abschnitt erörtert die „Krankheiten, welche durch Mangel einzelner 
notwendiger Wachstumsfaktoren eingeleitet werden“ und zwar I. Wassermangel, 
II. Mangel an Stickstoff und den übrigen Pflanzennährstoffen, III. Wasserüberschuss, 
IV. Ueberschuss an sonstigen Nährstoffen, V. Unzeitgemässe Wasser- und Nähr- 
stoffzufuhr, Vf. Wärmemangel, VII. Wärmeüberschuss, VIII. Lichtmangel, 
IX. Liehtüberschuss, X. Sturmbeschädigungen, XI. Blitzschlag, XII. Hagelschlag. 

Der zweite Abschnitt bespricht Störungen des Pflanzenkörpers durch zufällige 
schädliche anorganische Einflüsse; der dritte „Störungen durch künstliche Ein- 
griffe von Menschenhand.“ Vierter Abschnitt: Beschädigungen der Vegetation 
durch Thiere. Fünfter Abschnitt: Schädigung der Pflanze durch andere Pflanzen 
und zwar XVI. Unkräuter, XVII. Phanerogame Parasiten, XVIII. Kryptogame 
Parasiten. Den Schluss des Werkes bildet ein Verzeichniss der häufigsten an 
Kulturpflanzen vorkommenden Krankheiten. 


Sehen wir uns einmal die Anordnung der Kapitel des ersten 
Abschnittes an, so ist es kaum als eine präcise Disposition aufzu- 
fassen, für den Ref. wenigstens ist es ein Unding, den Mangel an 
Stickstoff ete. zwischen Wassermangel und Wasserüberschuss zu 
stellen und dergleichen mehr. Auch die in den einzelnen Kapiteln 
behandelten Materialien gehen oft recht bunt durcheinander, z. B. 
stehen die „Fadenbildung“ der Kartoffel, der Honigtau und das 
„Verholzen“ der fleischigen Wurzeln unmittelbar nebeneinander, und 
schliesslich figuriren in einigen Kapiteln Dinge, die doch gewiss 
nicht dahin gehören, z. B. ist es eine eigene Sache, die 
Wasserreiser unter der Ueberschrift „Woasserüberschuss“ zu 
behandeln, da doch sicher ist, was auch Verf. in seiner Auseinander- 
setzung durchblicken lässt, dass diese Sprossbildungen nicht ein- 


154 Teratologie und Pflanzenkrankheiten. 


{ach auf übermässige Wasserzufuhr zurückzuführen sind. Sodann 
gebraucht Verf. oft wenig präeise Ausdrücke, z. B. spricht er von 
Schmelzungsprodukten, d. h. von den Substanzen, welche durch 
Verflüssigung und „Verschleimung“ von Zellen entstehen. Es wäre 
doch wohl besser gewesen, den Ausdruck Schmelzung zu vermeiden, 
weil dieser einen ganz bestimmten wissenschaftlichen Sinn bereits hat. 

Fast als Kuriosum sei erwähnt, dass der Schneedruck unter 
„Wärmemangel“ abgehandelt wird und die „Hexenbesen“ unter 
der Ueberschrift „Störungen durch Eingriffe von Menschenhand“ 
Erwähnung finden. Dazu kommen andere Ungenauigkeiten. Unter 
den durch Spaltpilze hervorgerufenen Krankheiten fehlt die von 
Wakker beschriebene „gelbe Krankheit* der Hyacinthen, bis vor 
Kurzem die einzige gut studirte Bakterien-Krankheit von Pflanzen, 
die doch wohl nicht übergangen werden durfte. Etwas kühn ist 
es auch, wenn Verf. die Chytridien zu den Phycomyceten rechnet, 
die Mucorinen von denselben ausschliesst, oder aber die Gymnot 
asceen mit den Discomyceten vereinigt, während er die Pyreno- 
myceten von denselben trennt. 

Wollte man alle Mängel aufführen, so würde das Referat sehr 
umfangreich werden, es mag daher das oben Gesagte genügen, um 
zu zeigen, dass das Buch vielfach verbesserungsbedürftig ist. Es 
fehlt an einer präeisen Eintheilung des Ganzen und an einer 
klaren, knappen Darstellung im Einzelnen, welche letztere auch 
nicht immer das, was man sicher weiss, genügend unterscheiden 
lässt von dem, was man nur vermuthet oder was sich der Laie 
bei oberflächlicher Betrachtung der Dinge zurechtlegt. Das ist 
aber unbedingt erforderlich für ein Buch, das dem Anfänger 
dienen soll, der wohl meistens noch nicht im Stande ist, selber 
Kritik zu üben. So dankenswerth und nützlich eine Zusammen- 
stellung aller der oben genannten Krankheiten und Abnormitäten 
ist, so kann sie denjenigen, für welche es bestimmt ist, doch 
nur den vollen Nutzen bringen, wenn sie von einer guten Dar- 
stellung begleitet wird. . 

Oltmanns (Rostock). 


Danger, L., Unkräuter und pflanzliche Schmarotzer. 
Ein Beitrag zur Erkenntniss und Bekämpfung derselben für Land- 
wirte. und Gartenfreunde. 8°. 166 pp. Hannover (Carl Mayer) 
1887. M. 2.80. 

Verf. ist praktischer Landwirth. Er kennt seine Feinde aus 
dem Pflanzenreiche durch persönliche Erfahrung, hat aber zur Ab- 
fassung seines Werkes auch die einschlägige Litteratur eingehend 
studirt. Diese glückliche Verbindung von Theorie und Praxis 
macht das Buch nicht bloss lesenswert für Landwirte und Garten- 
freunde, denen es geradezu unentbehrlich sein dürfte, sondern auch 
für den Botaniker von Fach. Wie gerade in den Naturwissen- 
schaften die Resultate der theoretischen Forschung der Praxis zu 

Gute kommen, so stellt umgekehrt -letztere der ersteren auch Pro- 

bleme. In dieser Hinsicht dürfte das Werk nach mancher Richtung 


Oekonomische Botanik. 155 


hin anregend wirken. Auf den Inhalt kann hier nicht näher ein- 
gegangen werden. 
Horn (Cassel). 


Wollny, E, Untersuchungen über den Einfluss der 
Pflanzendecke und der Beschattung auf die physi- 
kalischen Eigenschaften des Bodens. (Forschungen auf 
dem Gebiete der Agrikulturphysik. Bd. X. Heft 4/5. S. 261—364.). 

I. Der Einfluss auf die Bodenfeuchtigkeit. 

a) Der Wassergehalt des Bodens im beschatteten 
und unbeschatteten Zustande. Nach zahlreichen Versuchen 
ist der Wassergehalt des mit einer vegetirenden Pflanzendecke über- 
zogenen Bodens während der Vegetationszeit bei allen Bodenarten 
stets niedriger, als im unbeschatteten Zustande. Noch feuchter, 
als nackter Boden ist während der wärmeren Jahreszeit solcher, 
der mit leblosen Gegenständen bedeckt ist. Durch die Bedeckung- 
mittelst lebender Pflanzen wird die Verdunstung von der Ober- 
tläche des Bodens allerdings gemindert, auch dringt von dem 
Regenwasser weniger in den Boden ein, weil ein Theil an den 
oberirdischen Organen der Pflanzen hängen bleibt und von diesen 
aus verdunstet. Der Hauptsache nach erklärt sich aber die ge- 
nannte Erscheinung durch den Wasserverbrauch der Pflanzen, vor- 
nehmlich zur Transpiration. Die unrichtige Ansicht, dass die Acker- 
krume durch die Bedeckung mit Pflanzen feucht erhalten werde, 
ist dadurch entstanden, dass bei der Beurtheilung der Bodenteuchtig- 
keit nur die oberste Bodenschicht in Rücksicht gezogen wurde, 
nicht die tieferen Lagen, aus denen die Pflanzen das Wasser haupt- 
sächlich entnehmen Die äusserste, für die Vegetation bedeutungs- 
lose Schichte ist allerdings unter der Pflanzendecke aus mehreren 
Gründen feuchter, als beim nackten Boden, wo das rasche Aus- 
trocknen an der Oberfläche Ursache der beträchtlichen Abnahme- 
der Verdunstung des nackten Bodens von dem Moment ab ist, wo- 
jener Zustand eingetreten ist. — Das Mass der Einbusse, 
welche der Boden in seinen Feuchtigkeitsmengen durch die Ge- 
wächse erleidet, hängt nicht allein von Wärme, Belichtung u. s. w. 
ab, sondern auch vom Wassergehalte des Bodens: je höher der 
letztere, um so grössere Mengen von Wasser verdunsten die Pflanzen. 
und umgekehrt. Die Verdunstungsmenge betrug in gr bei einem. 
Wassergehalte von Grasboden: 

25% 50%o  70P/o 
9195 15671 21409 

Hierdurch erklärt sich, warum die Pflanzen in der treien Natur- 
noch bei sehr kleinem Wasservorrathe im Boden bestehen können. 
Wenn nach Regenperioden der Unterschied im Wassergehalte un- 
bebauten und bebauten Bodens verschwunden sein sollte, so wird: 
er sich bald wieder herstellen, da bei hoher Feuchtigkeit des Bodens- 
auch die Verdunstung durch die Pflanzen sehr hoch wird. Auch 
der Entwickelungszustand der Pflanzen hat nach Massgabe ihrer 


156 Oekonomische Botanik. 


Transpiration Einfluss auf die austrocknende Wirkung: diese tritt 
am stärksten in den mittleren Vegetationsphasen hervor, zu Anfang 
und Ende der Entwickelung ist sie geringer. Sind die Pflanzen 
ganz oder theilweise abgestorben, so tragen sie zur Erhaltung der 
Bodenfeuchtigkeit ähnlich wie eine leblose Decke bei. 


b) Der WassergehaltdesBodensbeiverschiedener 
Beschaffenheit der Pflanzendecke. 


Hierüber ergeben die Versuche: 

1) Dass die Wasserverdunstung aus dem angebauten Boden 
um so stärker ist, je dichter die Pflanzen stehen. Unter sehr dicht 
‚gebauten Gewächsen äussert sich unter günstigen Verhältnissen die 
stärkere Austrocknung des Bodens in frühzeitigem Reifen oder 
Absterben vor Erreichung vollkommener Entwickelung. 

2) Die Wasserverdunstung ist aber nicht proportional der 
Dichte des Pflanzenstandes, weil bei dichterem Stande die Ent- 
wickelung der einzelnen Pflanzen geringer ist, ebenso die Erwärmung 
des Bodens und der Luft zwischen den Pflanzen, sowie die Be- 
lichtung, weshalb jede einzelne Pflanze weniger verdunstet. 

3) Gesteigerte Ueppigkeit der Pflanzen, sei es zufolge Ver- 
"wendung grösseren Saatguts oder zeitigerer Saat oder Düngung er- 
höht ebenfalls die Austrocknung des Bodens, Abmähen perennirender 
Gewächse (Wiesen, Kleefelder u. s. w.) vermindert sie. Unter Um- 
ständen sind die Unterschiede wegen der Einwirkung anderweitiger 
Faktoren nicht sehr gross oder sie können durch diese Faktoren 
selbst zum Verschwinden gebracht werden. 


I. Der Einfluss auf die Sickerwassermengen im 
Boden. 

Nachdem gefunden war, das der Wassergehalt des Bodens durch 
‚die Beschattung sehr beeinflusst wird, durften von vornherein auch 
beträchtliche Unterschiede in den durch den Boden sickernden 
Wassermengen je nach der vorhandenen oder fehlenden Beschattung 
‚erwartet werden. 


Die Versuche beweisen: 

1) Von derselben Niederschlagsmenge sickern während der 
Vegetationszeit in dem nackten Boden bedeutend grössere Wasser- 
mengen in die Tiefe, als in einem mit einer lebenden Pflanzendecke 
versehenen. 

2) Die Sickerwassermengen erfahren durch eine Decke von 
leblosen Gegenständen im Vergleich zu jenen in brachliegendem 
Boden eine wesentliche Vermehrung, die um so grösser ist, je 
stärker die obenaufliegende Decke innerhalb gewisser Grenzen ist. 


Die Ergebnisse ad 1 erklären sich leicht, nachdem die aus- 
trocknende Wirkung lebender Pflanzen bekannt ist. Wie die Unter- 
schiede im Feuchtigkeitsgehaite zwischen dem bebauten und nackten 
Boden zur Zeit der stärksten Entwickelung der Pflanzen den höch- 
sten Betrag erreichen, so ist dies auch bezüglich der Sickerwasser- 
mengen der Fall. Die Austrocknung kann so weit gehen, dass 
er in abnorm regenreichen Perioden Sickerwasser gebildet 
wird. 


Oekonomische Botanik. 157 


Der Einfluss der verschiedenen Beschaffenheit der Pflanzen- 
decke auf die Sickerwassermengen ist analog der Einwirkung, welche 
die verschieden beschaffene Pflanzendecke auf den Wassergehalt 
des Erdreichs ausübt. 

Kraus (Weihenstephan). 


Wollny, E., Elektrische Kulturversuche. (Forschungen 
auf dem Gebiete der Agrikulturphysik. Ba. XI. Heft 1/2, 
S. 85—112.) 

Angesichts der widersprechenden Ergebnisse der Versuche an- 
derer Autoren leitete Verf. eine Reihe von Experimenten ein, in 
welchen zunächst der Einfluss, den ein durch die Ackererde gehender 
galvanischer und Induktionsstrom auf das Produktionsvermögen der- 
Kulturgewächse auszuüben vermag, festgestellt werden sollte. 

Nach den Versuchen des Jahres 1883 hatte der elektrische 
Strom in fast allen Fällen das Produktionsvermögen der Pflanzen 
herabgedrückt, die Thatsachen sprachen für Anwendurg schwächerer 
Ströme bei Wiederholung der Versuche. Diese geschah 1886. Es 
wurden 4, durch 1,2 m breite Wege von einander getrennte Acker- 
streifen von 2 m Breite und 16 m Länge abgegrenzt und jede in 
8 Parzellen getheilt. An den schmalen Seiten wurden Zinkbleche 
von 2 m Breite und 30 cm Höhe in die Erde gesenkt und ober- 
irdisch durch einen isolirten Kupferdraht verbunden. In die eine 
Leitung wurde eine Batterie von 4 bis 5 Meidinger Elementen, in 
die andere ein durch 4 bis 5 ebensolche Elemente in Betrieb ge- 
setzter Induktionsapparat eingeschaltet. Der eine Längsstreifen er- 
hielt eine Kupfer- und eine Zinkplatte, welche ebenfalls durch einen 
Kupferdraht oberirdisch verbunden waren. Ein Längsstreifen end- 
lich blieb ohne Elektrizität. Angebaut wurden Sommerroggen, 
Sommerraps, Erbsen, Ackerbohnen, Runkelrüben, Kohlrüben, Kar- 
toffeln, Mais. — Während der Wachsthumszeit waren keine Unter- 
schiede erkennbar. Als Resultat wurde 1386 und 1887 gefunden, 
dass die Elektrizität, als galvanischer Strom von ver- 
schiedener Stärke, oder als Induktionsstrom durch 
die Erde geleitet, im Allgemeinen keinen oder einen 
schädigenden Einfluss auf das Produktionsvermögen 
der Pflanzen ausgeübt hat. 

Ob die Elektrizität indirekt einen Einfluss üben könnte durch 
Steigerung der Zersetzungs- und Lösungsvorgänge wurde eigens 
geprüft, aber gefunden, erstens dass die Zersetzung der organischen 
Substanz, erkennbar an der Kohlensäureproduktion, nicht zunahm; 
zweitens dass der innerhalb der zulässigen Grenzen elektrisirte Boden 
nur unbedeutend mehr, oder selbst weniger lösliche Nährstoffe an 
Wasser abgab, d. h. so, dass die Differenzen nach beiden Seiten 
gingen und die Unterschiede ganz gering blieben. 

„Aus diesen Versuchen lässt sich mit ziemlicher Gewissheit 
im Endresultat die Schlussfolgerung ableiten, dass durch die Erde 
geleitete Induktions- und galvanische Ströme selbst bei geringer 
Intensität eher einen nachtheiligen als nützlichen Einfluss auf das 


155 Nene Litteratur, 


Produktionsvermögen der Pflanzen ausüben und dass selbst im 
günstigsten Falle, nämlich dann, wenn bei einer gewissen minimalen 
‘Stärke der elektrischen Ströme sich durch weitere Versuche ein 
eünstiger Einfluss der bezeichneten Richtung herausstellen sollte, 
die sogen. Elektrokultur kaum eine praktische Anwendung finden 
dürfte, weil. wie auf Grund der bisher gewonnenen Thatsachen an- 
genommen werden darf, der Abstand zwischen den Punkten einer 
schädlichen und einer etwaigen nützlichen Wirkung so klein zu sein 
scheint, dass eine Regulirung der Elektrizität in wünschenswerter 
Weise nicht durchführbar, oder doch mit den grössten Schwierig- 
keiten verknüpft ist.“ 
Kraus (Weihenstephan). 


Neue Litteratur.” 


Kryptogamen im Allgemeinen: 


Balbiani, 6., Evolution des micro-organismes animaux et vegetaux parasites 
[suite], lecons faites au college de France. (Journal de Micrographie. T. 
XII. 1888. No. 17. p. 517.) 

Algen: 

Bornet, Ed., Note sur l’Eetocarpus (Pylaiella) fulvescens Thuret. Avec planche. 
(Revue generale de Botanique. Tome I. 1889. No. 1. p. 5.) 

De-Toni, 6. B., Pilinia Kuetz. ed Acroblaste Reinsch. (Notarisia. Anno IV. 
1889. No. 13. p. 653.) 

Guignard, Leon, Developpement et constitution des antherozoides. I. Chara- 
cees. (Revue generale de Botanique. Tome I. 1889. No. 1. p. 11.) 

Hansgirg, A., Addenda in Synopsin generum subgenerumque Myxophycearum 
(Cyanophycearum, Notarisia. 1888. No. 12) cum descriptione spec. nov. „Cyano- 
derma (Myxoderma)rivulare* et generis nov. Phaeophycearum „Phaeodermatium*. 
(Notarisia. Anno IV. 1889. No. 13. p. 656.) 

Piccone, A., Noterelle ficologiche. I. Fucus vesiculosus L. vive spontaneo in 
Liguria? — II. Pugillo di alghe sieule. — III. Se la eostituzione chimiea del 
corpo sul quale le alghe sono affisse possa influire sulla loro distribuzione 
geografica. (l. c. p. 664.) 

Raciborski, M., Su aleıne Desmidiaceae lituane. (l. e. p. 659.) 

Pilze: 
Poulsen, V. A., Svampen stillingen i Botanisk Have i Dagene fra d. 25. til 


den 27. September 1888. (Meddelelser fra den botaniske forening i Kjobenhavn. 
Bd. II. 1888. No. 4. p. 93.) 


Rostrup, E., Mykologiske Meddelelser. (l. ce. p. 84.) 
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 


Franceschini, Giovanni, L’azione della luce sugli organismi. (Atti della 
accademia olimpica di Vincenza. Anni 1886/1887.) Vincenza 1888. 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 


- 


Terrasse Nr, 7. 


Neue Litteratur. 159 


&regory, Emily L.. Development of cork-wings on certain trees. III. With 
plate XXV. (The Botanical Gazette. Vol. XTII. 1838. No. 12. p. 312.) 

Jumelle, Henri, Assimilation et transpiration chlorophylliennes. (Revue generale 
de Botanique. Tome I. 1889. No. 1. p. 37.) 

Koch, Ludwig, Zur Entwicklungsgeschichte der Rhinanthaceen (Rhinanthus 
minor Ehrh). Hierzu 1 Tafel. (Sep.-Abdr. aus Pringsheim’s Jahrbücher für 
wissenschaftliche Botanik. Bd. XX. Heft 1.) 8°. 37 pp. Berlin (G. Bernstein) 
1889. 

Loew, E., Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen. [Schluss.] (Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 16. p. 121.) 

Leclere du Sablon, Revue des travaux d’anatomie publies en 1888. I. Anatomie 
cellulaire. Avec figures dans le texte. (Revue generale de Botanique. Tome 
I. 1889. No. 1. p. 47.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Bonnier, Gaston, Etudes sur la vegetation de la vallee de Chamonix et de la 
chaine du Mont-Blane. (Revue generale de Botanique. Tome I. 1889. No. 1. 
p. 28.) 

Chickering, J. W., Some Maine plants. (The Botanical Gazette. Vol. XII. 
1888. No. 12. p. 322. 

Hennings, P., Erytrophloeum pubistamineum n. sp. Hierzu Abb. 8. (Garten- 
flora. XXXVIII. 1889. p. 59.) 

Hill, E. J., Some Indiana plants. (The Botanical Gazette. Vol. XIII. 1833. 
No. 12. 'p.: 323.) 

Johnson, L. N., A tramp in the North Carolina Mountains. II. (l. c. p. 318.) 

Lod, Piccioli, Guida alle escursioni botaniche nei dintorni di Vallombrosa, con 
chiavi analitiche per determinare i nomi delle piante che vi crescono. 8°. 
297 pp. Firenze (tip. dell’ Arte della Stampa) 1888. SL. 

Ortgies, E., Cattleya Schilleriana Reichb. fil. Hierzu Tafel 1290. (Gartenflora. 
Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 2. p. 33.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Cuboni, La peronospora dei grappoli nella Italia centrale. (Bollettino d. soc. 
gener. dei viticoltori italiani. 1888. No. 11/12.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Cantani, A.. La diffusione del virus rabieo lungo i nervi e le inoeulazioni pre- 
ventive di Pasteur. (Giornale ınternazionale d. scienze med. 1888. No. 9. 
p. 657—660.) 

Felser, J. S., Ueber die Mikroorganismen des Conjunctivalsacks und über die 
Aseptik des Auges. (Wratsch. 1888. No. 43, 45. p. 849—850, 895—898.) 
[Russisch.] 

'Halliburton, W. D., On the nature of fibrin ferment. (Journal of Physiology. 
Vol. IX. 1888. No. 4. p. 229—286.) 

Harris, V. D. and Tooth, H. H., On the relations of miero-organisms to pan- 
ereatic (proteolytie) digestion. (l. c. p. 220— 226.) 

Klein, E., Bemerkungen über die Aetiologie der Schweineseuche. (Fortschritte 
der Mediein. 1888. No. 24. p. 929—-931.) 

Kreibohm und Rosenbach, Experimentelle Beiträge zur Frage: Kann Eiterung 
ohne Mitbetheiligung von Mikroorganismen durch todte Stoffe entstehen? 
(Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XXXVI. 1888. No. 4. p. 737— 744.) 

Leber, Th., Die Bedeutung der Bakteriologie in der Augenheilkunde. (VII. 
Ophthalmol. Kongress zu Heidelberg.) (Archiv für Augenheilkunde. Bd. XIX. 
1888. No. 2. p. 192—196.) 

Nathan, A., Zur Aetiologie der Eiterung. (Archiv für klinische Chirurgie. Bd. 
XXXVIL 1888. No. 4. p. 875—879.) 

Neuhauss, R., Ueber die Geisseln an den Bacillen der asiatischen Cholera. 
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 3. p. 

. 81—84.) 

Nikiforow, Ueber den Mikroorganismus bei Rhinosklerom. (Medieinskoje obo- 
srenije. 1888. No. 20.) [Russisch.) 

Orlow, L. W., Ueber Aktinomykose des Gehirns und seiner Häute. (Wratsch. 
1888. No. 41—44,. p. 809—810, 833—835, 853—855, 874—876.) [Russisch.] 


160 


Personalnachriehten. — Inhalt. 


Raskina, M. A., Ueber die Natur der hauptsächlichsten bösartigen Compli- 
cationen der Searlatina (bakteriologische Untersuchungen). (Wratsch. 1888. 


No. 37, 39, 41—44. p. 723—725, 769—771, 


872—873.) [Russisch.] 


810—812, 831—833, 855—859, 


Robertson, J. D., Abstract of presidential address on a study of the miero- 
organismes in air, especially those in sewer air, and a new method of demon- 
strating them. (British Medical Journal. No. 1459. 1888. p. 1330—1334.) 

Simon, P. et Legrain, E., Contribution & l’e&tude de l’eryth&me infectieux. 


(Annales de dermatol. et de syphil. 1888. No. 


Ullmann, E., Beitrag 


11. p. 697— 701.) 


zu der Lehre von der Aktinomykose. (Wiener medi- 


einische Presse. 1888. No. 49—51. p. 1769—1772, 1812—1816, 1853—1856.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 
Dubrulle, Cours d’arborieulture ou resume des conferences publiques sur la 


eulture et la taille des arbres fruitiers, 


et Co.) 1888. 


8°. 400 pp. Bruxelles (J. Lebegue 


M. 3.50. 


Giessler, H., Abriss der allgemeinen Waarenkunde. 2. Aufl, 8°, VI, 167 pp.. 


Berlin (P. Langenscheidt) 1889. 


Hoffmann, Lehrbuch der praktischen Pfanzenkunde. 


8%, 3 2 TA. m. 4 S. Text. 


M. 3.— 
4. Aufl. Lieferung 14/15. 


Stuttgart (Hoffmann’sche Verlagsh. [A. Beil]) 1888. 


a M. 0.60, 


Personalnachrichten. 


Dr. Adolf Engler, Professor und Direktor des botanischen 
Gartens zu Breslau, wurde von der Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften in St. Petersburg zum correspondirenden Mitglied ernannt. 


Inhalt: 


'Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 

Bornmüller, Ein Beitrag zur Eichenfiora des 
südöstlichen Europa, p. 129. 


Referate: 


Arcangeli, Sul germogliamento della Euryale 
ferox Sal., p. 139. 

Beck, Poroptyche nov. 
p- 135. 

Bolus, Grundzüge der Flora von Südafrika, 
p- 150. 

Brenstein, Ueber die Produktion von Kohlen- 
säure durch getödtete Pfianzentheile, p. 141. 

Cogniaux, Sur quelques Cucurbitacdes rares 
ou nouvelles, principalement du Congo, p. 148. 

Cunningham, On a new genus of the family 
Ustilagineae, p. 135. 

Danger, Unkräuter nnd pflanzliche Schmarotzer, 
p. 154. 

Debeaux, Notes sur quelques plantes rares ou 
peu connues de la flore oranaise, p. 149 

Huth, Die Hakenklimmer, p. 143. 

Janczewski, Germination de l’Anemone apen- 
nina L., p. 140. 

Javaseff, Beitrag zur Kenntniss der Bulgarischen 
Flora, p. 148. 

Jokannsen, Sur la localisation de l’&mulsine 
dans les amandes, p. 140. 

Lagerheim, Ueber Desmidiaceen aus Bengalen 
nebst Bemerkungen über die geographische 
Verbreitung der Desmidiaceen in Asien, p. 132. 


gen. Polyporeorum, 


Lignier, Observations sur la structure des 
Lecythbidees, p. 145. 
Morong, Studies in the Typhaceae. I. Typha, 


p. 145. 
Penard, Contributions ä l’&tude des Dino-Fla- 
gell&s, p. 131. 


Raeiborski, Die polnischen Ahorne, p. 146. 

Raciborski, Conspectus Juncacearum Poloniae, 
p. 147. 

Raeiborski, Floristische Notizen, p. 148. 

Reinke, Der Farbstoff der Peniecilliopsis elava- 
riaeformis Solms, p. 134. 

Renauld and Cardot, New mosses of North 
America. I., p. 136. 

Rossetti, Epatiche della Toscana Nerd-Ovest, 
p- 138. 

Seward, On a speeimenr of Cyelopteris (Brong- 
niart), p. 151. 

Solms-Laubach,, Penicilliopsis clavarireformis, 
ein neuer Javanischer Ascomycet, p. 132. 
Sorauer, Die Schäden der einheimischen 
Kulturpfianzen durch tierische und pflanzliche 
Schmarotzer, sowie durch andere Einflüsse, 

p- 153. 

Ward, Types of the Laramie Flora, p. 152. 

Warnstorf, Revision der Sphagna in der Bry- 
otheca europaea von Rabenhorst undineinigen 
älteren Sammlungen, p. 137. 

Willkomm, Ueber die Grenzen des Pflanzen- 
und Thierreichs und den Ursprung des orga- 
nischen Lebens auf der Erde, p. 142. 

Wollny, Untersuchungen über den Einfluss der 
Pfianzendecke und der Beschattung auf die 
physikalischen Eigenschaften des Bodens, 
p. 155. 

Wollny, Elektrische Kulturversuche, p. 157. 


Neue Litteratur, p. 158. 


Personäalnachrichten. 
Dr. Adolf Engler (korrespond. Mitglied der 
Kaiser. Akademie der Wisseuschaften in 
St. Petersburg), p. 160. 


Ausgegeben: 30. Januar 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in CasseL 


Band XXXVII. No.6. 


Ara #16 > (‘ 
sches Gentra77., 
AN) a REFERIRENDES ORGAN 77 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslands. 


Jahrgang X. 


Herausgegeben 


water Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Osear Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der &esellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoolozisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 6 Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. | 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 


(T. eordata [T. parvifolia] X super - petiolaris) 
und 
zu der Geschichte der Silberlinde. 
Von 


Dr. Vinc. de Borbaäs. 


Tilia Richteri e sectione Diplopetaloidearum Bayer 
(Lindnerae Rchb.) ramis anni superioris fuscis glabris, ramulis 
hornotinis pallidius fuscescentibus, cum gemmis ovoideis pilosis, 
florendi tempore abbreviatis. Folia, more Tiliae petiolaris 
DC., petiolis elongatis, lamina paulo brevioribus, tenuibus, 
pubescentibusque insidentia, quod magnitudinem atque 
consistentiam attinet, mediocria tenuiaque illis T. tomentosae 
Moench minora, illis autem T. cordatae Mill. multo maiora, 
illa T. cordatae var. maioris Spach circiter adaequantia, 
fere papyracea, basi obliqua, rarius dimidiato leviter cordata, 
saepius linea fere recta utrinque truncata, oblique 
ovata vel ovato-subrotunda, longe abruptimque acuminata, 
‘erebre atque cuspidato-serrata, serraturis inaequalibus hinc- 
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVIE. 11 


162 de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 


inde fissis vel magis duplicatis, cuspide 1—2 mm longa‘ saepius ' 
falcata, foliacea, rarius horizontaliter patente plerumque abruptim 
emergente, — palmatinervia, supra intense viridia nitentiaque, demum 
glabra, pilis stellatis hinc et inde in nervis crassioribus remanentibus, 
subtus canescentia, pilis stellatis tota pagina tenuiter 
inspersa, ad nervos crassiores magis rufescenti- 
pubescentia, pube hac rufescenti ad foliorum basin, in angulis 
nervorum, multo densiore aut barbam efficiente, sed barbula in 
axillis superioribus vix conspicua, venis vix aut haud conspieue 
reticulatis. Stipulae deciduae. 

Inflorescentia multiflora, porreceta. PBracteae 
angustae, lineares, breviter pedunculatae, vernicoso-nitentes, 
apice rotundatae, basin versus cuneato-angustatae, glabratae, nervo 
medio pedunculogte pubescente, foliis multo breviores, inflorescentiae 
vero aequilongae, aut paulo breviores, membranaceae. Pedunculi 
liberi infra medium bractearum egredientes, cum pedicellis inferne 
quasi articulatis, apicem versus parum incrassatis glabrati, pilis 
stellatis hinc-inde remanentibus. 

Flores minores T. cordatae, pallide flavescentes, pedicellis 
patentibus fere aequilongi. Sepala ovato-lanceolata, albida, stellato- 
puberula, petala cum staminodiis flavescentia, anguste oblonga, 
basin versus angustata, explanata, sepalis fere duplo longiora, illis 
T. argenteae Rchb. Icones angustiora, staminodia longe ungui- 
eulata, apice dilatata, quasi spathulata, antheris longiora, petalis 
autem paulo breviora. Stamina numerosa, petalis conspicue breviora, 
sepalis fere aequilonga, antherae polliniferae. Ovarium albo- 
tomentosum, stylis glabris, aut basi solum villosis, elongatis, petala 
superantibus terminatum, stigmatibus patentibus. Fructus...? 

Crescit in valle Marilla ad Oravitza, ubi 14. Jul. 1838 florentem 
clarissimus Ludoviceus Richter, botanicus indefessus et de 
tlora Hungariae optime meritus invenit. Arborem hanc pulcher- 
rimam in honorem eius dicavi. 

Tilia Richteri m. partibus vegetationis habitum T. tomen- 
tosae Moench refert, floribus minoribus, pilis subfoliaribus 
rufescentibus bracteaque Tiliae cordatae Mill. aflinior et a 
T. tomentosa var. virescenti Spach diversissima. Folia 
maiora, longe petiolata, oblique truncata, cuspidato-serrata, pubem 
stellatam, parapetala, stamina petalis inelusa et stylum elongatum 
Tilia Richteri a T. petiolari habet, a qua foliorum pube 
tenui (haud densa atque albicante) canescente, ramulis gemmisque 
sparse pilosis, foliis ramulorum infimis etiam parvis, breviusque 
petiolatis, illa T. cordatae Mill. (T. parvifolia Ehrh.) 
referentibus, bracteis cum foliis consistentiae multo tenuioris, bre- 
viter sed distinete pedunculatis, floribus eonspieue minoribus ete., 
a T. cordata autem, ad quam T. Richteri foliorum paucorum 
forma, bracteis membranaceis et floribus — parapetalis exceptis — 
minoribus ete. accedit, pube partium vegetationis stellata, petiolis 
plurimis elongatis, pedunculo bractearum similium brevi, foliis 
cuspidato-serratis, vix barbulatis, parapetalis et staminibus brevioribus 
etc. diversissima. 


de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 163 


Folia superiora maiora, absque acumine circiter 15 mm longo, 
7—8 cm longa, fere totidem lata, petiolo 5-6 cm longo insidentia ; 
inferiora minora 4—5 cm longa, totidem lata, magis cordiformia, 
petiolo duplo longiora. Bracteae maiores 7—8 cm longae, 1 cm 
latae pedunculis 4—5 mm longis insertae. Pediceili 1 cm longi vel 
breviores. Corolla expansa 13—14 mm lata, petala 8 mm longa, 
superne 2 mm lata, stylus 7 mm longus, sepala 5 mm longa. 

Tilia Richteri, ex affinitate parentum, T. Juränyianae 
(T. super-cordata X tomentosa), in Flora exsiecata Austrohungarica 
1684 editae aflınis quidem, at diversissima atque ei omnino dissimilis. T. 
Juränyiana enim folüis T.cordatae parvis, cordatis, firmis, subtus 
glaucescentibus, haud cuspidato-serratis, breviter acuminatis, pube 
partium omnium multo parciore excellit, dum pubes Tiliae 
Richteri infrafoliaris folia canescentia reddit. Bracteae quoque 
T. Juränyianae firmiores atque latiores, longius pedunculatae, obli- 
quae, etiam dimensio partium floris ab ea Tiliae Richteri diversa. 
— A. var. eudimidiata T. Juranyianae, cuwus exsiccatis 
Tilia Richteri similior est, foliis basi linea recta truncatis, haud 
glabris, sed subtus cum petiolo aequaliter stellato-pubescentibus, 
canescentibusque, pilis basin versus foliorum rufescentibus, — haud 
firmis, sed tenuissimis (lamina var. eudimidiatae subtus glabra, 
glaucescens atque hine inde ad nervos crassiores solum pilosula, 
consistentia magis T. cordatae firmiore), serraturis acuminatis, 
eximie mucronatis (in var. eudimidiata haud acuminatis, neque 
distincte mucronatis), Horibus minoribus, multo gracilioribus, pallidio- 
ribus, petalis expansis, neque — ut illa var. eudimidiatae— parallele 
porrectis, pedunculis stylisque multo tenuioribus, prioribus, more 
var. eudimidiatae apice vix clavato-incrassatis, bracteis breviori- 
bus, in peduneulum brevem angustatis, cum cyma foliis dimidio 
brevioribus (var. eudimidiatae bracteis foliorum longitudinem 
adaequantibus), stigmatum iobis haud erectis, sed patentibus T. 
Richteri diversissima. 

Tilia Hegyesensis Simk., quae in „Magyar Növenytani 
Lapok“ 1887. p. 4 „T. tomentosa X subulmifolia (proba- 
bilius sub-cordata!) esse dieitur, non adeo ac T. Richteri a 
T. Juränyiana recedit. T. Hegyesensis, fide etiam amiciss. 
H. Braun Vindobonensi in litt.*), probabilius cum T. Juränyiana 
1886. conjungenda. Exemplaria Tiliae Hegyesensis, quae 
pauca atque valde incompleta, solum fructifera**) examinare potui, 
foliorum consistentia, serraturis nec non eorum forma cum T. 
Juränyiana bene convenit, folisque T. cordatae magis similis 
est. Folia Tiliae Richteri cum petiolis distincte illis T. tomen- 
tosae aut T. petiolaris similia sunt, differt praeterea a T. 
Hegyesensi foliorum consistentia tenuissima, haud coriacea, minus 
aut non reticulato-venosa (quae indoles in T. Hegyesensi bene 


*) „T. Hegyesensis.. . anfangs ..identisch mit T. Juränyiana 
hielt und eigentlich noch halte* Braun in litt. 

**) Die Blüten bat auch der Autor dieser unhaltbaren Tilia nicht ge- 
sehen und beschrieben, doch behauptet er in Mathem. &s term. tud. Közl. Tom. 
XXII. p. 296, dass sie mit der T. tumentosa gleichzeitig blüht! 

11* 


164 de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n, sp. hybr. 


conspicua est), quoad formam basi truncata, haud distincete cordata, 
foliorum acumine longissimo (quod breve est in T. Hegyesensi), 
petiolis elongatis, serraturis cuspidatis, multo magis ac in posteriore, 
crebris, magis clausis, dum serraturae Tiliae Hegyesensis illis. 
T. eordatae similiores, magis apertae, atque latiores, paueioresque 
sunt, quam in T. Richteri. — Etiam partes, T. Hegyesensis 
reliquae in illas T. Juränyianae, non in Tiliam Richteri 
quadrant, quare T. Hegyesensem aT. Juränyiana, fide exem- 
plarium authenticorum incompletorum separare nolo.. — A. T. 
Haynaldiana demum (T. platyphyllos X super-tomen- 
tosa), l. c. 1683 edita pilis subfoliaribus rufescentibus, floribus 
minoribus ete. T. Richteri abhorret. Differentia singularis sine: 
dubio fructibus apparebit. 


Ich will hier noch bemerken, dass n De Candolle’s Pro- 
dromus 1. 514 bei T. argentea Desf. eine Tilia petiolaris 
DC. beschrieben ist, welche von ersterer „petiolo duplo longiore“ 
verschieden ist. Da der Blattstiel der T. Richteri verhältniss- 
mässig viel länger ist, als jener der typischen T. tomentosa 
Moench und T.argentea Desf. (T. rotundifolia Vent!), so 
glaube ich, dass, wenn dieses Merkmal des Blattstieles vererbungs- 
fähig ist, eine der beiden Eltern der T. Richteri die T. petio- 
laris, d. h. die mit langen Blattstielen versehene Varietät der 
T. tomentosa ist. Dies ist um so wahrscheinlicher, da an dem 
Standorte der T. Richteri auch diese var. petiolaris DC. 
vorkommt. 

Was ferner die Nomenklatur der Eltern der T. Richteri be- 
trifft, so will ich diesbezüglich mittheilen, dass ich die kleinblättrige 
Linde nach dem Vorgange Ascherson’s*) Tilia &ordata 
Mill. (Diet. I. 1768) nenne. Miller hat eine europäische (eng- 
lische) Linde als T. cordata beschrieben, und er eitirt dazu 
akılıa Temina ‘folıo minore ©. Bauh.-;. man‘ kann 
daraus sicher wissen, was T. cordata Mill. sei (= T. par- 
vifolia Ehrh.). Im Gegentheile irrt Simonkai stark, wenn er 
diejenige Linde für T. cordata ansehen will,**) welche in der Amur- 
gegend wächst und welche den diesem Verf. unbekannten Namen 
T. Amurensis Rupr. führt. 

Man könnte ferner noch etwas zweifeln, ob unsere Silberlinde 
wirklich den Namen T. tomentosa Moench als ältesten zu 
führen hat. In der Zeit nämlich, wo Moench die Tilia tomentosa 
1785 kurz beschrieb, war unsere T. argentea Desf. (T. alba 
W. Kit., non Ait.) in den deutschen Ziergärten schwerlich vor- 
handen oder verbreitet. Im Gegentheile hat Moench meist nord- 
amerikanische, aus England erhaltene Bäume beschrieben und des- 
wegen wäre es nicht unmöglich gewesen, dass er die Tilia alba 
Ait. Hort. Kew. II. p. 230 (1789) (‚non W. Kit.) d. h. die T. hete- 
rophylla Vent., Monogr. du genre Tilleul in M&m. de Vinstitut 


*) Flora der Provinz Brandenburg p. 933. 
**) Mathematicai &s termöszettudomanyi Közlemenyek. Bd. XXII. No. VII. 
p- 327. 


de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 165 


nat. des sc. et art. Paris. Tom. IV. p. 16 (1803), zuerst (1785) als 
T. tomentosa Moench genannt hätte. 

Die Beschreibung der T.tomentosa istim „Verzeichniss aus- 
ländischer Bäume und Stauden des Lustschlosses Weissenstein 
bei Cassel, 1785 p. 136, sehr kurz: „Foliis cordatis, acute serratis, 
subtus tomentosis“, — im Methodus p. 67. (1794) wird dazu noch 
„albidis h. H. arbor“ gegeben. In der ersten Beschreibung sagt 
ferner Moench: „Wir besitzen diese Art erst seit zwei Jahren, 
es ist noch kaum eine drei Schuh hohe Staude, daran die Rinde 
weisslich ist. Die herzförmigen Blätter sind drei Zoll lang und 
zwei Zoll breit, auf der obern Seite haarigt und unten weiss filzigt, 
wie der wilde virginische Wein (Vitis labrusca). Diese drei letzteren 
‚Arten haben hier noch nicht geblüht.*“ Scharfe Unterschiede der 
T. tomentosa gegenüber der T. alba Ait. sieht man aus dieser 
Beschreibung nicht, und wahrscheinlich deswegen wurde T. tomen- 
tosa Moench durch die älteren Floristen öfters nicht hinlänglich 
berücksichtigt oder nur als Synonym angeführt. 

Die Beschreibung Moench’s passt jedoch besser auf die 
ungarische Silberlinde, ais auf die heterophylle T. alba Ait., be- 
‚sonders was die herzförmigen Blätter und die weissliche Rinde 
betrifft, denn Ventenat |. c. p. 16 sagt über T. heterophylla 
„les jeunes pousses et les boutons sont d’un pourpre noirätre et 
presque glabres“. und hätte Moench vielleicht die Heterophyllie 
auf dem jungen Baume schon bemerkt und nicht unerwähnt ge- 
lassen. Die Möglichkeit, dass Moench unsere orientalische Silber- 
linde gesehen hat, scheint durch die Kulturgeschichte bewiesen zu 
sein. Wir lesen nämlich in Vent. ]. e. p. 12 über T. rotundi 
folia Vent. (T. alba W. Kit. 1799, non Ait. 1789) wie folgt: 
„eroit naturellement dans la Hongrie; et Bruguiere et Oliver 
Yont trouve& pres de Constantinople*), M. Godron l’introduisit en 
Angleterre en 1767, Moench konnte sie also vor 1783 aus Eng- 
land erhalten haben. Auch die Angaben der meisten Floristen 
stimmen darin überein, das T. tomentosa Moench = T. 
argentea Desf. ist, wenn auch, wie in DC. Prodr. I. p. 513, 
T. tomentosa nur als Synonym angeführt wird. 

Dr. O. Uhlworm hatte die Gefälligkeit, mir durch die Güte 
des Herın Kgl. Garteninspektors Vetter in Wilhelmshöhe bei 
Cassel Tilia tomentosa Moench mit Fruchtständen zu schicken. 
„Die Zweige stammen, nach Vetter, direkt vom alten (aus dem 
Anfang dieses Jahrhunderts) Abkömmlinge desjenigen Exemplares, 
von welchem Moench seine Diagnose schrieb, welches aber leider 
vor ca. 18 Jahren einem Sturme zum Opfer fiel. Die T. tomen- 
tosa ist durch den gedrängten Wuchs der Krone sofort von der 
T. alba Ait. zu unterscheiden. T. alba Ait (T. hetero- 
phylla Vent.), welche hier auch in jungen Exemplaren ange- 
pflanzt ist, hat einen ganz anderen lockeren, etwas hängenden 
Habitus, die jungen Zweige sind wenig behaart, an jungen Bäumen 


.  _*) Erwähnenswert ist, dass dieser längst bekannte Standort der Silberlinde 
2m Boiss. Flora Orient. I. p. 848 nicht angeführt ist. 


166 de Borbäs, Tilia Riehteri Borb. n. sp. hybr. 


purpurfarbig, an älteren Bäumen erst perlgrau, und ist hierdurch: 
sofort zu unterscheiden.“ 

Die Exemplare, welche mir Dr. Uhlworm sandte, stimmen 
mit jenen gut überein, welche in Kerner Fl. exsice. Austro-hung. 
No. 1682 als T. tomentosa aus dem Wiener Botanischen Garten 
ausgegeben wurden. Um auch die Form dieser Linde näher zu 
bezeichnen, sind diese Exemplare durch 5—10 mm lang gestielte 
Bracteen ausgezeichnet. Die Blätter sind öfters gross und am 
oberen Theile, wie jene der Tilia vitifolia Host, mit grösseren 
Zähnen geziert, also grob doppelt gesägt. Sie entspricht also, in 
dem Formenkreise der T. platyphyllos, der T. vitifolia, in 
dem Formenkreise der T. intermedia DC. der T. corylifolia 
Host, und in dem Formenkreise der T. begonifolia Stev. der 
T. Hazslinszkyana Borb. — Solche Exemplare habe ich in 
„Oesterreichische Botan. Zeitschrift“ 1887. p. 147 als var. subviti- 
folia bezeichnet; sie kommt in Siebenbürgen (Talmäcs), in dem 
alten Banate von Ungarn (Heuff.!), sowie in Kroatien vor. Kulti- 
virt sah ich sie im Budapester Stadtwäldchen, auf der Margarethen- 
Insel, sowie auch in Boitzenburg in Norddeutschland. 

T. argentea bractea sessili wird gewöhnlich ohne Autornamen 
(Desf.), nur mit der Bezeichnung „Catal. Hort. Paris.,* „Hort. 
Par. et hortul.“ (in DC., Catal. horti Monspel. p. 150), oder Jardin 
du Mus. d’hist. nat. de Paris (Vent. l. c. p. 12) angeführt, und 
das scheint ein Grund zu sein, weswegen Ventenat |. c. dieser 
Bezeichnung die T. rotundifolia Vent., einen jedenfalls un- 
passenden Namen voranstellte.e Auch nm De Candolle’s Catal. 
horti bot. Monspel. p. 150 (1813), wo zuerst T. argentea (T. 
rotundifolia Vent., T. alba Willd. Enum. horti bot. Berolin. 
p- 566) unter diesem Namen charakterisirt und von T. alba Ait. 
1789 (non Waldst. et Kit. Ic. et deser. pl. rar. Hung. Tom. 
I. tab. 3. 1799) unterschieden wird, sieht man Desf. als Autor bei 
T. argentea nicht. So wäre der Autor der T. argentea eigent- 
lich De Candolle, während in Ascherson |. e. p. 933 „T. 
argentea Desf.“ aus 1805, aber ohne Citirung der ersten Quelle 
der Beschreibung, datirt wird. Nach brieflicher Mittheilung meines 
Freundes H. Braun in Wien ist T. argentea Desf. in 
Catal. horti Paris. schon im Jahre 1801 erwähnt; ich sehe sie auch 
in Vent. l. c., 1802 eitirt. Ueber die Heimat dieser Silberlinde 
lesen wir Willd. Spec. pl. Tom. II., pars Il. p. 1162 das Folgende: 
Clariss.. Aiton patriam huius Americam esse dixit, sed a nullo 
peregrinatore indicata est. Amieus meus claris. Kitaibel silvas 
huius speciei in Hungaria nuper detexit et meeum speeimina com- 
municavit, iis ex amussim simillima, quae ex hortis nostris accepi, 
hince de origine Americana huius valde dubite,* — in Willd. 
Enum. pl. h. Berol. aber „Tilia foliis subtus albo-tomentosis ex 
America boreali est alia species.“ — T. alba Ait. I. c. 1789 
„nat. of North America“ ist also eine andere Lindenart, als die T. 
alba W. Kit. 1. c. 1799 oder T. argentea Desf., obwohl 
Aiton ]. ce. „eult. 1767 by Mr. James Godron‘“, also jene 
orientalische Linde citirt, welche — fide Vent. I. ce. — nach Eng- 


de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 167 


land eingeführt wurde. Aus diesem sieht man aber auch die Mög 
lichkeit, dass auch T. alba Kit. = T. tomentosa Moench 
(T. alba W. Kit., T. argentea Desf.) wäre, wie in Waldst. 
Kit. 1. e. angegeben ist. Oder hätte Godron beide sich 
viecarürende T. alba kultivirt? — Diese Frage konnten nur die 
Original-Exemplare sicher entscheiden. — Anderseits ist es aber 
gegenüber der Meinung Steven’s*) sicher, dass Tilia rotundi- 
folia Vent., mag sie auch als Gartenabänderung von der unga- 
risch-orientalischen Silberlinde (T. eandicans Kit. primum in 
sched.) etwas abweichen, nach der ausführlichen Beschreibung 
Ventenat’s von T. heterophylla Vent. verschieden ist, ja 
es sind sogar wichtige Merkmale bei Ventenat und Steven ver- 
kehrt, wie folgt, angegeben: „Les pedoneules sont trois fois plus 
longs, que ceux du Tilia rotundifolia* (Vent. 1. ce. p. 17). 
hingegen bei Stev. Bull. Mosc. 1832. p. 263. „T. argenteae 
pedicelli ealyce fere duplo longiores sint, T. albae (Ait. (!), mit 
welcher die T. heterophylla vereinigt wird) vix aequent.“ 

Die Tilia tomentosa Moench bracteis sessilibus (T. 
argentea Desf., T. alba W. Kit., T. rotundifolia Vent. 
„pedoneule commune ... . adherent dans presque toute l’etendue 
de sa moitie inferieure & la nervure moyenne d’une bractee“) ist 
in Ungarn häufiger, als die Form bracteis pedunculatis, ich sah sie 
in montibus ad Ujlak (Illok) foliis turionum giganteis, inter Carlo- 
vicium et Görgeteg ditionis Syrmiensis, in montibus ad ÖOrsova, 
Simontornya, ad Nädas in comitatu Tolnaönsi, Bäziäs, in valle Käzan, 
ad Szvinitza, Oravitza, Anina, in collibus arenosis ad Grebenätz, in 
Romania ad Bukarest et Dealu Stirmina (Mehedintzi) (Grecescu 
exsicc.!). 

Zur Kenntniss des Formenkreises der T. tomentosa Moench 
will ich noch hier die mir bekannten Varietäten derselben anführen: 


A) Quo tolıa atLınet: 


a) parvifrons (T. alba a) mierophylla Schur Enum. 
pl. Transs. p. 131, non Vent. 1. c. p. 5 (1802) foliis parvis, veluti 
illa T. cordatae Mill. (T. parvifoliae Ehrh.) minora, non 
valde oblique cordatis; bracteis sessilibus, abbreviatis angustisque. --- 
In silvis ad Talmäls (Rotherthurmpass) Transsilvaniae. In silvulis 
ad oppidum Baden Austr. infer. legit H. Braun. — 

ABCD*EFG*HI, Bay l. c. 45. gehört hierher. 

b) virescens Spach in Annal. d. sc. nat. ser. II. Tom 1. 
(1834) 344, Revis. Tiliarum extr. p. 13. (var. glabrescensej. p. 
346. extr. 15., T. alba var. calvescens Schur 1. c. 131) „foliis 
subtus virescentibus, fere glabris, nucibus ellipsoideis acuminatis“ 
(Spach Il. ce.) cum priore ad Talmäcs, ad Brassoviam et in cacu- 
— 1 

*) Bull. soe. Mose. 1832. p. 263. „Videntur Ventenat et post eum ali 
huius (T. argenteae) cum T. albae W. (sie!) (T. heterophyllae Vent.) 
patriam et synonima confudisse. Desecriptio T. rotundifoliae Enc. bot. VII. 
p. 682, quam ad T. argenteam Hungaricam trahunt, quadrat exacte in T. 


albam Ait. et Duroi Harbk. Baumz. III. p. 115, quae certe ex America 
boreali“ Stev. l. c. 


168 de Borbäs, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr. 


mine montis Domugled ad Thermas Herculis (Heuff. in Reichenb. 
Ic. VI.p. 60). T.Haynaldiana (T. platyphyllos X super- 
tomentosa) Simk. plus quam verosimiliter huc pertinet. 

c. petiolaris DC. Prodr. I. p. 514 pro spee., petiolis 
plurimis elongatis, Jamina non multo brevioribus, bracteis sessilibus, 
foliis oblique cordatis, magnis, ramis ut in prioribus adpresse 
tomentosis. — In silvis ad Thermas Hereculis, ad Bozsovics!! et in 
convallibus ad Marilla prope Oravitza. Colitur in silvula urbana, 
in insula St. Margarethae, in horto botanico Budae - Pestini. 
Loco posteriore 22. Jun. 1888 petalis roseis florere ineipit et T. 
rosea Ü. Koch Dendroi. sine dubio huc spectat. T. tomentosa 
var. obliqua Thüm. Oesterr. Botan. Zeischr. 1877 p. 333 et in 
Baenitzii Herb. Europ. 3434 (1878) nee non T. tomentosa 
var. inaequa Simk. l. c. p. 318 huc pertinent. 

B) Quod ramulos attinet. 

d) Pannonica Jeg. apıd Läng in „Flora“ 1827, p. 233, 
Rchb. Fl. Germ excurs. 11. 830, Bayer. Monogr. Tilarnrap . 46. 
spetsoblr et ramulı subpubescentes f* (de ceteris cfr. Be 
l. c.). Diese Lindenform mit 3—6-blütiger Infloresceenz („ceyma 
pauciflora® Bay. 1. ce.) hat mir Freund H. B raun aus dem Wiener 
Bot. Garten in schönen Exemplaren geschickt. Die blühenden 
Triebe sind jedoch nicht alle kahl, sondern meist die oberen, die 
unteren aber dicht granlich filzig, und so ist die Trennung der var. 
petiolaris von var. Pannonica nicht natürlich. Durch die 
kahlen Zweige neigt sich aber die var. Pannonica Jeq. zu T. 
alba Ait. (T. heterophylla Vent.), von wecher letzteren sie 
aber foliis conformibus, subtus imberbibus, gemmis etiam ramulorum 
glabrorum stellato-puberulis, more T. albae Ait. haud glabris, 
costis fructuum vix conspieue prominulis ete. verschieden ist. Die 
kahlen Zweige der T. Pannonica Jegq. konnten jedoch öfters 
Verwechselungen mit T. alba Ait. hervorrufen. Endlich bemerke 
ich hier noch, dass T. Pannonica gewöhnlich als ein in 
Reichenb. l. c. 1332 erschienener Name zitirt wird, obwohl sie 
schon in „Flora“ 1827 von Läng erwähnt ist. Eine ältere Quelle 
für die T. Pannonica Jegq. finde ich in den mir zu Gebote 
stehenden Büchern nicht; in Neilreich’s Aufzählung p. 295 wird 
„Jaeq. fil. Cat. Hort. Vindob.*, aber ohne Jahreszahl erwähnt. 

C) Quod frucetuum formam attinet. 

e) sphaerobalana, fructibus exacte vel depresso globosis, 
ecostatis vel costis tenuibus, apice breviter rostratis (T. alba 
fructu depresso Bay. 1. c. p. 47). In montibus ad Oravitza, 
‚Carlovieii, in insula St. Mar Be Budae-Pestini. 

Endlich sei noch bemerkt, dass T. tomentosa auch zur 
Sandbindung sehr geeignet ist. Bei Grebenätz, im südlichen Theile 
des Temeser Comitates, sind ganze Sandrücken dieses ungeheuren 
Sandmeeres mit jungen T. tomentosa bewachsen. Bei Szvinitza 
aber sah ich die auf der Erde liegenden und schon verfaulenden 
alten Stöcke der T. tomentosa, welche mit jungen Trieben ganz 
bedeckt waren, älmlich, wie die liegenden Aeste der Populus 
nigra am Grebenätzer Sande, woraus, durch die Winde mit 
Sand bedeckt, sehr viele neue "Triebe hervorspriessen. 


Botanische Gärten u. Institute. — Instrumente. — Algen. 169 


Botanische Gärten und Institute. 


Dudley, William R., Strassburg and its botanical laboratory. Illustrated. (The 
Botanical Gazette. Vol. XIII. 1888. No. 12. p. 305.) 

‘&oethe, R., Bericht der Königl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau (Höhere 
Gärtner-Lehranstalt) zu Geisenheim am Rhein für das Etatsjahr 1887/88. 8°. 
96 pp. Wiesbaden (Druck von Rudolf Bechtold u. Comp.) 1888. 

Kiaerskou, Hjalmar, Erindringer fra et Besog i Haverne ved Kew. (Meddel- 
elser fra den botaniske Forening i Kjobenhavn. Bd. I. 1888. No. 4. p. 81.) 


Instrumente, Präparations- u. Gonserva- 
tionsmethoden. 


Amann, Möthodes de pr&parations mieroscopiques pour l’etude des Muscinedes. 
(Journal de Micrographie. T. XII. 1888. No. 17. p. 527.) 

Marktanner-Turneretscher, &., Appareil & mierophotographies instantandes. 
Traduit par E. Dineur. (Bulletin de la Soeiet& Belge de Microscopie. Annee 
XV. 1889. No. 1. p. 4.) 

Mittman, Robert, Die bakteriologischen Untersuchungsmethoden. (Naturwissen- 
schaftliche Wochenschrift. Bd. 11I. 1889. No. 17. p. 129.) 


Referate. 


Schütt, Franz, Weitere Beiträge zur Kenntniss des 
Phyeoerythrins. (Berichte d. deutschen botanischen (fesell- 
schaft. Bd. VI. 1888. p. 305—323.) 

Verf. hat zunächst mit Hilfe des Spektrophors und eines 
Spektralokulars das Fluorescenzlicht des Phyeoerythrins untersucht 
und festgestellt, dass dasselbe nur aus Licht von den Wellenlängen 
2 590-560 besteht und dass nur Strahlen zwischen 4 600—486 
eine kräftige Fluoreseenz zu bewirken im Stande sind. Eine Ver- 
gleichung mit dem Absorptionsspektrum des Phycoerythrins zeigt 
denn auch, dass die Maxima der Absorption und der Fluoreseenz- 
erregung zusammenfallen. 

Sodann bespricht Verf. den Einfluss verschiedener Reagentien 
auf das Phyeoerythrin. Indem Ref. bezüglich weiterer Details auf 
das Original verweise, will er aus diesem Abschnitt nur hervor- 
heben, dass Verf. ausser dem durch direkte Extraktion mit Wasser 
gewonnenen Phyeoerythrin, das er jetzt als @e-Phyeoerythrin 
bezeichnet, noch 2 Derivate desselben näher untersucht hat. Das 
erstere derselben, $-Phyeoerythrin, wird aus der wässerigen 
Lösung durch Alkalizusatz gefällt und ist in Wasser mit schön 
karminroter Farbe löslich. Es giebt ein dem e-Phyeoerythrin zwar 


170 Algen. — Pilze. 


sehr ähnliches, mit diesem aber keineswegs identisches Absorptions- 
spektrum. Die dritte optisch gut definirte Verbindung der Phyco- 
erythrin-Gruppe, das/-Phyeoerythrin, wird aus der w ässerigen 
Lösung des «-Phy coerythrins durch Säuren als violettblauer Nieder- 
schlag gefällt; derselbe ist aber so fein, dass er lange Zeit in der 
Flüssigkeit suspendirt bleibt. Das untersuchte Absorptionsspektrum 
gab Abweichungen von dem des «- und des $-Phycoerythrins. 


Am Schlusse seiner Arbeit macht Verf. noch einmal auf die 
grossen Verschiedenheiten, die zwischen dem Phyeoerythrin und 
dem Chlorophyll vorhanden sind, aufmerksam. 


Zimmermann (Tübingen). 


Winogradsky, 8., Beiträge zur Morphologie und Physio- 
logie der Bakterien. Heft I. Zur Morphologie und Physio- 
logie der Schwefelbakterien. Leipzig (Engelmann) 1888. 

Preis 6 M. 40 Pf. 


In einer kurzen Einleitung bespricht Verf. die Angaben von 
Ray Lancaster, Warming, Zopf und Cohn, welche sich für, 
bezw. (Cohn) gegen den Pleomorphismus der Schwefel führenden 
Bakterien ausgesprochen haben. Sodann recapitulirt er die Resultate 
seiner früheren Arbeit über Vorkommen und Kultur der Schwefel- 
bakterien und hebt insbesondere hervor, dass es für die vorliegen- 
den Untersuchungen keiner absoluten Reinkultur bedürfe, wenn 
man nur bestimmte Individuen fixire und diese hinreichend lange 
beobachte. Dies Verfahren wurde vom Verf. eingeschlagen. 


Beggiatoa nennt Verf. scheidenlose, stets frei bewegliche Fäden, 
welche immer Schwefelkörner enthalten resp. bilden können. Diese Fäden 
lassen eine Gliederung erkennen, wenn man sie durch Ha S-Entziehung ent- 
schwefelt; sie wachsen sehr langsam. In den Kulturen wurden die Fäden 
oft bis 1 cm lang, sie zerbrechen nicht selten durch gegenseitige Ver- 
schlingung ete. in mehrere Stücke, allein das Zerbrechen trägt einen rein 
zufälligen Charakter. Unter ungünstigen Kulturbedingungen (Ha S-Mangel) 
zerfallen die langen Fäden in Stäbehen von 10—15 Zellen, welche bei 
andauerndem Ha S-Mangel zu Grunde gehen, bei rechtzeitiger Zufuhr von 
Schwefelwasserstoff aber wieder zu längeren Fäden auswachsen können, 
Fehlt den Fäden der H2S längere Zeit, so zerfallen sie in einzelne Zellen, 
welche nicht entwickelungsfähig sind. Beggiatoa besitzt also nur eine 
Wuchsform, die Fäden, und einen äusserst einfachen Entwickelungsgang. 
Verf. beschreibt drei Species, welche sich durch konstante Fadengrösse von 
einander unterscheiden. Gegen Zopf bemerkt Vert., dass er Beggiatoa 
und die von W. als Thiothrix bezeichnete Form verwechselt habe, und 
dass Zopf’s Beggiatoafäden im Mierococeenzustand nichts anderes seien, 
als Fäden, welche mit gleichgrossen Schwefelkörnern erfüllt waren. 

Thiothrix bildet schleimige Büschel, welehe dem Substrat fest an- 
haften. Die Festheftung geschieht durch Umbiegen eines Endes und durch 
ein kleines hier auftretendes Schleimpolster. Der Faden ist an der Basis 
dieker, als an der Spitze, hier sind die Zellen etwas länger als unten; 


Pilze. 171 


eine Scheide kann bei pathologischen Vorgängen nachgewiesen werden, sie 
ist an der Basis derb, an der Spitze zart. An der Spitze eines Fadens 
werden Stäbchen, die wahrscheinlich aus 2—-4 Zellen bestehen, abgegliedert, 
sie fallen einzeln oder in Stäbchenketten ab und bewegen sich langsam 
kriechend auf dem Substrat. Bald setzen sich die Stäbchen (gern in 
dichten Haufen) fest und wachsen wieder zu längeren Fäden aus. Da ist 
der ganze Entwickelungsgang geschlossen. Auch hier lassen sich mehrere 
konstante Arten unterscheiden. 

Rote Schwefelbakterien. Dieselben sind durch den Besitz 
des Bakteriopurpurins ausgezeichnet, dessen Reaktionen beschrieben werden ; 
hervorzuheben ist, dass es sich durch con. Ha SO4 intensiv blau färbt. 
Es ist ein leicht oxydabler Körper, der nur bei Gegenwart von reducirenden 
Substanzen bestehen kann. Gegenwart von Schwefeleisen beeinflusst die 
Intensität der Färbung. Diese Bakterien bedürfen nur wenig Sauerstoft, 
sie gedeihen in den Kulturen am besten, welche grüne Bakterien enthalten; 
die von diesen abgegebene Sauerstoffmenge scheint gerade für die in Rede 
stehenden Organismen das Optimum zu sein. Eisen- und Mangansalze 
fördern den Lebensprozess bedeutend. Diese roten Bakterien bewegen: 
sich nach dem Lieht hin. Engelmann'’s Bacterium photometrieum gehört 
hierher. W. bezweifelt aber Engelmann’s Angabe, dass diese Organismen 
€ O2 assimiliren, weil es fast unmöglich sei, sie frei von grünen Bakterien 
zu erhalten, welehe vermutlich inEngelman n s Versuchen die Assimilation 
bewirkten. 

Thioeystis nov. gen. enthält viele Familien in einer dieken Gallerte 
eingebettet, welehe gegen das umgebende Wasser schar? abgegrenzt ist. 
Die Familien bestehen aus 4—20— 30 kugeligen Zellen und können sich 
theilen, wenn sie eine bestimmte Grösse erreicht haben. Auf einen ge- 
wissen Stadium verquillt die ganze Gallerte, oder sie löst sich an einer 
Seite auf und die Familien schwärmen aus. Die Schwärmerfamilien sitzen 
noch fest und bilden dureh Theilung eine neue Kolonie. 

Lamprocystis roseo-peregrina ist eine von den vielen Formen, 
welche unter dem Namen Clathrocystis beschrieben sind. Sie bildet an- 
fangs Gruppen von 20—30 Coecen in einer Gallerte. Durch Theilung gehen aus: 
denselben Zellflächen hervor, welche durch Faltenbildung nach innen hin. 
ıniteinander verschmelzen und ein schwammartiges Netzwerk darstellen. 
Später verschwindet die Gallerte, das Netz löst sich in Gruppen von sehwär- 
menden Zellen auf, welche wieder zur Netzform heranwachsen. 

Amoebobacter nov. gen. Dicht zusammengepresst in einer Cyste 
liegen mehrere Zellen, diese treten aus, bleiben aber dicht beisammen und bilden 
durch Theilung eine grosse Kolonie, welche in kleine zerfallen kann, die- 
auseinanderkriechen und neue grosse Kolonien bilden. Unter ungünstigen 
Bedingungen erfolgt Eneystirung. Auffällig an dieser Form ist die Be- 
wegung. Die Kolonien können dadurch, dass ihre Zellen sich spontan ein- 
ander nähern oder sich von einander entfernen, ihre Gestalt wechseln, zeigen 
aber auch zuweilen Ortsveränderung gleich einer Amöbe. Die Einzelzellen: 
veranlassen auch diese Bewegung. Sie scheinen übrigens nicht durch Schleim, 
sondern durch unsichtbare Stränge mit einander verbunden zu sein. 

Thiopolyeoceus ruber nov. gen. et spec. bildet solide unregel- 
mässige Coccenaggregate, welche bis 1 mm Grösse erreichen. Die Ver- 
mehrung erfolgt durch kleine losgelöste Coecenhaufen. 


a12 Pilze. 


Thiodictyonn. g. stellt hydrodietyonähnliche Netze dar. Ver- 
:mehrung durch 5—15 zellige Verbände, welche sich unter eigentümlichen 
‚Bewegungen von der Mutterkolonie entfernen. 

Thiothece ist der Aphanothece ähnlich. Die Zellen schwärmen 
-aus und wachsen dann wieder zu Kolonien heran. 

Thiocapsa gleicht Aphanocapsa Näg. Schwärmer wurden nicht 
gefunden. 

Thiopediaist eine Merismopedia ohne Phykochrom. Die Zellen 
‚schwärmen aus. 

Chromatium. Hierher gehört Monas Okenii Cohn, Monas 
vinosa, Monas Warmingii etc.; schwärmende einzellige Formen, 
welche sich senkrecht zur Längsachse theilen und während dieser Zeit 
ruhen. Zopf's Angaben, dass die Schwärmer zu Beggiatoa roseo- 
persicina gehören, ist unrichtig, sie sind selbständige Organismen. Eine 
‚Beggiatoa roseo-persicina konnte $. überhaupt nicht auffinden. 
Engelmann’ Baecterium photometricum ist ein Gemenge 
‘von Chromatiumformen. Die Bewegung wird aber nicht, wie 
Engelmann angiebt, ausschliesslich durch Licht geweckt. Längere 
Zeit im Dunklen gehaltene Kulturen wiesen auch viele schwärmende Chro- 
‚matien auf. Setzt man zu einer Kultur mit beweglichen Chromatien Ha S., 
:so tritt anfangs eine Beruhigung der Schwärmer ein, später aber eine leb- 
hafte Bewegung, welche nach 24 Stunden am lebhaftesten zu sein pflegt. 
Ist zu viel HS vorhanden, so wird die Bewegung gehemmt. W. führt 
‚diese Erscheinung darauf zurück, dass die Bewegung nur bei Gegenwart 
‚eines bestimmten Sauerstoffquantums ausgeführt wird. Die Schwärmer be- 
wegen sich nach dem Lichte hin, wenn genügend He S vorhanden ist; in 
Ha S-freien oder -armen Flüssigkeiten sind sie indifferent. Die Angaben 
Engelmanns bezügl. der Schreckbewegung werden bestätigt. 

Rhabdochromatium n. g. ist ausgezeichnet durch spindelförmige 
‚Zellen, welche sich durch Einschnürung theilen. Oft bilden sich lange 
‚Stäbchen, von welchen die Endglieder abgeschnürt werden. 

Nach einer Übersicht über die verschiedenen Schwefelbakterien hebt 
Verf. hervor, dass alle die besprochenen Formen distinete Species sind 
und keine pleomorphen Organismen, dass alle früher von Ray Lancaster, 
Zopf und Warming zusammengeworfenen Formen von Schwefelbakterien 
scharf von einander zu trennen sind. Auch Cladothrix diehotoma hat 
einen ganz einfachen Entwiekelungsgang, die Spirillen, Zoogloeen ete., welche 
Zopf damit in Verbindung gebracht hat, sind selbständige Organismen, und 
ebenso verhält es sich mit Leptothrix u. a. Zum Schluss weist Verf. 
‚darauf hin, dass damit der Lehre von dem Pleomorphismus der Bakterien 
die letzte Stütze entzogen sei und dass Cohn mit der Unterscheidung der 
‘Species im Recht war. Oltmanns (Rostock). 


Dudley, P. H., Fungi destructive to wood. (Forty-first 
Annual Report of the Trustees of the State Museum of Natural 
History for the year 1887. New-York 1888. p. 36—94.) 

Verf. hat die Wirkung der Pilze auf die verschiedenen zu 
Bauten, Bahnschwellen, Brücken etc. verwendeten Holzsorten einer 
«eingehenden Untersuchung unterworfen. Die von ihm beobachteten 
Pilze kommen an folgenden amerikanischen Holzsorten vor: 


Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 173: 


Quercus alba L.: Polyporus applanatus Fr., P. versicolor Fr.,. 
P. Pergamenus Fr., Daedalea unicolor Fr., D. quercina Pers., 
Lenzites vialis Pk. 

Castanea vesca L. var. Americana Mx.: Polyporus sulphu-- 
reus Fr., P. spumeus Fr., P. hirsutus Fr., P. versicolor Fr., P. 
Pergamenus Fr., Agaricus Americanus Pk., A. sublateritius- 
Schaeff. 

Chamaecyparis sphaeroidea Spach.: Agaricus campanella 
Batsch. 

Larix Americana Mx.: Polyporus pinicola Fr., Trametes Pini Fr.. 

Tsuga Canadensis Carr.: Agaricus melleus Vahl., Ag. campanella. 
Batsch, Ag. porrigens Pers., Ag. succosus Pk., Ag. rugoso- 
diseus Pk., Ag. epipterygius Scop., Paxillus atrotomentosus- 
Fr., Lenzites sepiaria Fr., Stereum radiatum Pk., Polyporus 
lueidus Fr., P. benzoinus Fr., P. epileucus Fr., P. Vaillantiv 
Fr., P. subacidus Pk., P. medulla panis Fr., P. pinicola 
Fr., P. abietinus Fr., P. borealis Fr. 

Pinus palustris Mill.: Lentinus lepideus, Sphaeria pilifera Fr., 
Trametes Pini Fr., Merulius lacrymans Fr. 

Pinus Strobus L.: Lentinus lepideus Fr., Agaricus melleus Vahl,. 


Polyporus Vaillantii Fr., Merulius lacrymans Fr. 
Ludwig (Greiz). 


Bokorny, Th, Ueber die Einwirkung basischer Stoffe 
auf das lebende Protoplasma. (Pringsheim’s Jahrbücher- 
f. wiss. Botanik. Bd. XIX. p. 206.—220.) 

Nach den Beobachtungen des Verf. sollen die von Ch. Dar- 
win zuerst beschriebenen Granulationen, die durch Ammoniak und 
Ammonsalze innerhalb verschiedener Zellen bewirkt werden, theils 
im Cytoplasma, theils im Zellsaft entstehen und ausschliesslich oder 
wenigstens zum grössten Theil aus „aktivem Eiweiss“ bestehen; 
nur Gerbstoff soll demselben in manchen Fällen in mehr oder 
weniger grosser Menge „als unwesentlicher Bestandtheil“ beige- 
mischt sein. 

Aehnliche Ausscheidungen sah Verf. auch innerhalb verdünnter 
Lösungen verschiedener organischer Amminbasen und Alkaloide 
eintreten. Schliesslich zeigt er, dass isomere stickstoffhaltige Stoffe 
auf das Protoplasma einen verschiedenen Einfluss ausüben. 

Zimmermann (Tübingen). 


Clark, James, Ueber den Einfluss niederer Sauerstoff- 
pressungen auf die Bewegungen des Protoplasmas. 
Vorläufige Mittheilung. (Berichte d. deutsch. bot. Gesellsch.. 
Bd. VI. 1888. p. 273—280 ) 


Verf. hat für eine sehr grosse Anzahl von Objekten die ge- 
ringste Sauerstofispannung , bei der noch Plasmabewegung statt- 
findet, festzustellen gesucht. Er brachte dieselben zu diesem Zweck 
in den hängenden- Tropfen und liess entweder ein Gemisch von 
Stickstoff oder Wasserstoff und entsprechenden Sauerstoffmengen zu-- 


174 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


treten, oder verdünnte die Spannung der umgebenden atmosphärischen 
Luft durch eine Wasserstrahlpumpe. 

Er fand nun zunächst, dass bei den Plasmodien ver- 
schiedener Myxomyceten eine Sauerstoffspannung von 1,2 
bis 1,4 mm (Hg) zur Erhaltung der Bewegung ausreicht, dass aber 
unterhalb dieser Grenze keine strömende Bewegung mehr statt- 
findet, während die amoeboide Bewegung der Plasmodien noch an- 
dauert. 

Die Plasmaströmung in behäuteten Zellen, die Verf. 
an einer beträchtlichen Anzahl verschiedener Gewächse und Zellen- 
arten untersucht hat, beginnt bei einem Druck von 1,2—2,8 mm. 
Verf. weist darauf hin, dass diese Grösse mit der von Wieler 
für das Wachstum festgestellten Grenze zusammenfällt. 

Für die Cilienbewegung wurde namentlich bei einigen 
Ciliaten die untere Grenze festgestellt. Dieselbe lag hier unter 
l mm. Es trat bei den Ciliaten mit der Ös-Entziehung ferner 
auch ein eigenartiges Zerplatzen der Organismen ein, das, vom 
Mundende beginnend, immer weiter fortschritt; durch Sauerstoff- 
zufuhr liess sich aber das weitere Vordringen des Zerplatzens 
sistiren und der noch unversehrte Theil des betreffenden Individuums 
blieb denn auch vollständig lebensfähig. 

Chiamydomonas und Euglena sp. gehen dagegen bei 
geringer Sauerstoffpressung alsbald in das Ruhestadium über. 

Zimmermann (Tübingen). 


Pasquale, Freda. Sulla influenza del flusso elettrico 
nello sviluppo dei vegetali aclorofillici. (Le stazioni 
sperimentali agrarie italiane. Vol. XIV. Fasc. I. p. 39—56). 
Roma 1888. 


Verf. stellte sich die Frage, wie sich chlorophylifreie Pflanzen 
zum elektrischen Strome verhalten, ob derselbe günstig oder schäd- 
lich wirke, oder ohne Einfluss auf die Entwickelung derselben sei. 

Als Versuchsobjekt wurde Penicillium (Verf. schreibt stets 
Penicillum) benutzt. Nach Angaben über die Herstellung der 
Kulturen und des zu den Versuchen benutzten Apparates, be- 
schreibt Verf. acht Versuchsreihen, welche foigende Resultate er- 
gaben: 

1) Ein schwacher elektrischer Strom scheint keinen Einfluss 
auf die Entwickelung des Penicillium auszuüben, oder derselbe 
ist so gering, dass er sich innerhalb der Beobachtungsfehler der an- 
gewandten Methode bewegt. 

2) Durch einen genügend starken, im Dunkeln leuchtende 
Funken gebenden Strom wird das Wachstum des Penicillium stark 
behindert oder sogar zum Stillstand gebracht, wenn der Strom 
ohne Unterbrechung längere Zeit andauert. Die Wirkung ist jedoch 
lokal und beschränkt sich auf die von demselben direkt betroffenen 
Theile der Kulturen. 

3) Wenn die Versuche in einem geschlossenen Gefässe statt 
haben, so ist die Wirkung des elektrischen Stromes bedeutend 
stärker in Folge der Ansammelung des Ozons; es ist wahrscheinlich, 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 175 


dass dasselbe eine tötliche Wirkung auf den Schimmelpilz ausübt 
oder wenigstens dessen Entwiekelung suspendirt. 
Ross (Palermo). 


Schaefer, R., Ueber den Einfluss des Turgors der Epi- 
dermiszellen auf die Funktion des S paltöffnungs- 
apparates. (Pringsheim’s Jahrb. f. wiss. Botanik. Bd. XIX. 
1888. p. 178—203.) 


Verf. hat die Frage, welchen Einfluss die die Schliesszellen 
umgebenden Epidermiszellen auf die Mechanik des Spaltöffnungs- 
apparates ausüben, einer eingehenden Untersuchung unterzogen. 
Er weist durch zahlreiche Beobachtungen nach, dass die Spaltweite 
stets in erster Linie von dem Tur gescenzzustande der Spaltöffnungen 
abhängig ist und dass diese Sich , wie dies von Schwendener 
nachgewi iesen wurde, in Folge ihres anatomischen Baues bei zu- 
oder abnehmender Tur gescenz selbständig öffnen oder schliessen. 
Dahmgegen können nun die umgebenden Zellen bei stärkerer 
Turgescenz eim geringes Schliessen oder bei schwächerer Turges- 
cenz ein etwas weiteres Oeffnen der Spalte bewirken. Verf. zeigt 
jedoch, dass diese Bewegungen unter normalen Verhältnissen stets 
nur gering sind und an der lebenden Pflanze jedenfalls nur eine 
sehr untergeordnete Rolle spielen. 

Ein besonderes Interesse verdienen noch die vom Verf. über 
die Spaltöffnungen von Azolla gemachten Angaben. Er bestätigt 
bezüglich der Anatomie derselben vollständig die Beobachtungen 
von Haberlandt und giebt an der Hand eines aus Kautschuk 
angefertigten Modelles eine exakte Erklärung des Mechanismus des 
Spaltöffnunesapparates. Auch hier kommen die umliegenden Epi- 
dermiszellen nicht in Betracht. Zimmermann (Tübingen). 


Leclere du Sablon, Recherehes sur lenroulement des 
vrilles. (Annales des sciences naturelles. Botanique. Ser. 
VI. Tome V. p. 5—50.) 

Nachdem Verf. im ersten Abschnitt seiner Arbeit die über die 
Anatomie und Beweg gungsmechanik der Ranken vorliegende Litteratur 
besprochen, giebt er im zweiten Abschnitt für eine Anzahl von Ge- 
wächsen eine ziemlich eingehende Beschreibung des anatomischen 
Baues der Ranken. Er leitet aus seinen Untersuehungen den Satz 
ab, dass die Grösse der Empfindlichkeit einer bestimmten Stelle 
eimer Ranke in Beziehung steht zu der Anzahl von Fasern oder 
langgestreckten Zellen, die sich in der Nähe der fraglichen Stelle 
finden. So sollen z. B. bei den Cucurbitaceen langgestreckte Bast- 
fasern nur auf der allein reizbaren Seite vorhanden sein, während 
sich bei Vitis, deren Ranken allseitig reizbar, aber wenig empfind- 
lich sind, an der ganzen Peripherie der Ranken nur langgestreekte 
Zellen befinden sollen. Zwischen der Anordnung der Gefässbündel 
und der Reizbarkeit hat Verf. dagegen keine Beziehungen kon- 
statiren können. 


176 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Der dritte Abschnitt, in dem verschiedene Experimente, die 
zur Ermittelung der Mechanik der Rankenbewegungen dienen. 
sollen, mitgetheilt werden, enthält keine wesentlich neuen Gesichts- 
punkte. 


Zimmermann (Tübingen) 


Eimer, 6. H. Th., Die Entstehung der Arten auf Grund 
von Vererben erworbener Eigenschaften nach den 
Gesetzen organischen Wachsens. Ein Beitrag zur ein- 
heitlichen Auffassung der Lebewelt. Theil I. Mit 6 Abbildungen 
im Text. 8°. 461 pp. Jena (Gustav Fischer) 1888. 

Dass über das Werk eines Zoologen in diesem Blatte referirt 
wird, bedarf wohl kaum der Rechtfertigung, indem die darin diskutirten 
Fragen sich auf alle Organismen, pflanzliche so gut wie tierische, 
beziehen und die aufgestellten allgemeinen Theorien somit für den 
Botaniker von gleichem Interesse sind wie für den Zoologen; ausser- 
dem haben ja auch mehrere der Ersteren (v. Nägeli, Sachs, 
Vöchting) dieselben Gegenstände behandelt und werden demgemäss 
vom Verf. eitirt und kritisirt. So bringt gleich der erste Abschnitt 
eine Darstellung und Kritik der Theorien von Weismann und 
Nägeli, worin sich Verf. gegen die von Letzterem den Organismen 
beigelegte Vervollkommnungstendenz wendet und erklärt, dass er 
die Auffassung N.’s eher als eine materialistisch-philosophische, denn 
als eine mechanisch-physiologische Theorie betrachte. Im Uebrigen 
ist die ganze Schrift hauptsächlich gegen Weismann gerichtet. 
Die in ihr niedergelegte Anschauung glaubt Ref. am besten zum 
Ausdruck bringen zu können, wenn er möglichst die Hauptsätze 
mit des Verf. eigenen Worten hier anführt. 

So findet sich die Ansicht des Verf. über „das organische 
Wachstum der Lebewelt“ (il. Abschnitt) oder die Entstehung der 
Arten so ziemlich in Folgendem ausgesprochen: 

„Nach meiner Auffassung sind die physikalischen und chemischen 
Veränderungen, welche die Organismen während des Lebens durch 
die Einwirkung der Umgebung, durch Licht oder Lichtmangel, Luft, 
Wärme, Kälte, Wasser, Feuchtigkeit, Nahrung u. s. w. erfahren, 
und weiche sie vererben, die ersten Mittel zur Gestaltung der 
Mannigfaltigkeit der Organismenwelt und zur Entstehung der Arten. 
Aus dem so gebildeten Material macht der Kampf ums Dasein 
seine Auslese.“ Diese Veränderungen fasst Verf. nun als einfaches 
Wachsen auf und für ihn sind sowohl Fortpflanzung als individuelle 
Entwicklung ein organisches Wachsen: „Die Ontogenie ist ein ab- 
gekürztes phylogenetisches Wachsen.“ Er betrachtet also die 
ÖOrganismenwelt als ein Herangewachsenes und da wir den ununter- 
brochenen Zusammenhang nicht mehr sehen, so fragt es sich 
1. „welche Ursachen haben eine Trennung dieser Organismenwelt 
in Arten, Gattungen u. s. w. hervorgebracht?“ Darauf antwortet 


er: „Abarten und Arten sind im Wesentlichen nichts als auf 


verschiedenen Stufen der Entwicklung, bezw. auf bestimmten Stufen 
des phyletischen Wachsthums stehende Gruppen von Formen.“ 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 177 


Auf die 2. Frage: „welche Ursachen bewirkten, dass eine jede 
gegebene höchste Art einer Gruppe von verwandten Arten um eine 
Stufe weiter gewachsen ist als ihr Vorgänger?“ (warum also nicht 
auch eine Entwicklung nach rückwärts stattfindet) finden wir die 
Antwort nach der Meinung des Verf. darin, „dass jede erreichte 
höhere Stufe der Entwicklung ein festgefügter Zustand ist* (die 
niedere dagegen nicht), „welcher um so weniger leicht zurückzubilden 
sein wird, je länger er besteht.“ 

„Ich finde also“, sagt Verf. kurz vorher, „die letzten und 
wesentlichsten Ursachen der Vorwärtsentwicklung selbstverständlich 
in allen Ursachen des Wachsens überhaupt — also in allen Ein- 
wirkungen der Aussenwelt auf die Organismen.“ 

Es würde zu weit führen, auf das, was Verf. über den Einfluss 
geschlechtlicher Mischung — wobei sich vieles Interessante findet 
— und über die Anpassung sagt, einzugehen. Der letzte Punkt 
erfährt noch eine besondere Erörterung im folgenden Abschnitt. 

In diesem III. Abschnitte „Bedeutung der Anpassung für die 
Artbildung“, handelt es sich vor Allem um die Frage: „Ist alles 
angepasst?“ Verf. gibt eine verneinende Antwort; er kann den Tod 
nicht, wie Weismann, als Anpassung betrachten; er findet auch, 
dass die Organismen Eigenschaften besitzen, die ihnen nicht nützlich 
sind. „Wenn alles angepasst wäre, so gäbe es keine im Augenblick 
nutzlosen Eigenschaften, welche entweder Ueberreste von früher 
nützlichen oder Anfänge von neuen darstellen.“ „Wäre alles an- 
gepasst, so würde alle Entwicklung der Lebewelt ausgeschlossen 
sein — Erstarrung bestehen.“ In den nächsten Kapiteln nun sucht 
Verf. das nachzuweisen, worauf sich seine Auffassung vom orga- 
nischen Wachsen der Lebewelt stützt, nämlich „l., dass äussere 
Verhältnisse die Organismen umändern und 2., dass solche erworbene 
Eigenschaften vererbt werden.“ 

Er beginnt (im IV. Abschnitt) damit, dass er sich gegen die 
von Nägeli behauptete Bedeutungslosigkeit der klimatischen und 
Ernährungseinflüsse auf die Bildung der Abarten wendet. „Gegen 
die beweisende Gültigkeit der Versuche Nägeli’s möchte ich vor 
Allem den Umstand ins Feld führen, dass dieselben durchaus 
künstliche sind, und dass sie als solche volle Beweiskraft für in 
der ungebundenen Natur stattfindende Vorgänge nicht beanspruchen 
können.“ „Ein bedeutungsvoller Umstand ist aber bei der Beweis- 
führung Nägeli’s ausserdem gänzlich ausser Acht gelassen worden: 
die Wichtigkeit der Zeitdauer für die Erzeugung bleibender Um- 
bildungen.“ „Meine Theorie vom Heranwachsen der Lebewelt und 
von der Entstehung der Arten muss zur Umbildung einer Form 
nach physiologischen Grundsätzen je nach dem vorliegenden Falle 
die Forderung von ungeheuren Zeiträumen stellen.“ Verf. also 
nimmt an, dass von den Organismen während des „Heranwachsens“ 
neue Eigenschaften erworben und diese dann vererbt werden können. 
Die Erwerbung soll geschehen können: 1. durch unmittelbare Ein- 
wirkung der Aussenwelt, 2. durch Gebrauch, 3. durch Nichtgebrauch 
der Organe. Für die Begründung dieser 3 Ursachen führt Verf. 
in diesem und dem folgenden (V.) Abschnitt ein sehr umfangreiches 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 12 


Arie: Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Belegmaterial an, welches fast ausschliesslich der Biologie der Thiere 
und des Menschen entnommen ist. Es sei deshalb aus diesem Theile 
nur der folgende Satz eitirt: „Die Vertreter der Lehre von der Kon- 
tinuität des Keimplasmas steilen indem sie die Vererbung vom Körper 
während des Lebens erworbener Eigenschaften leugnen, dagegen die 
Vererbung von unmittelbar auf die Keimzellen einwirkenden Einflüssen 
zugestehen, eine vollkommen künstliche Grenze zwischen der Natur 
und den Fähigkeiten der Keimzellen vor und nach der Furchung 
auf, welche, abgeschen davon, dass sie durchaus hypothetisch ist, 
der die morphologische und plıysiologische Einheit der Lebewelt 
bekundenden Gesetzmässigkeit vollkommen widerspricht.“ 

Den VI. Abschnitt, welcher eine „besondere Betrachtung der 
geistigen Fähigkeiten als erworbener und vererbter Eigenschaften“ 
enthält, können wir hier ganz übergehen und brauchen nur zu er- 
wi ähnen, dass Verf. den Ausgangspunkt aller dieser Fähigkeiten in 
der Reizbarkeit des Plasmas, wie sie auch bei Pflanzen vorhanden 
ist, sieht. 

Der VII. Abschnitt ist betitelt: „Organisches Wachsen, morpho- 
logische und physiologische Umbildung der Lebewelt als Folge der 
Funktion.“ Es soll hier noch „im Besonderen gezeigt werden, dass 
die Organisation überhaupt, dass vor allem die erste Entstehung 
von Organen und dass ferner auch alle höhere physiologische Aus- 
bildung auf Uebung beruht, zurückzuführen ist auf Vererbung 
erworbener Eigenschaften“. Verf. geht aus von der Monere, die 
eigentlich kein "Organismus ist, weil sie keine Organe besitzt. „Es 
treten an diesem Wesen Werkzeuge (Organe) nur im Augenblick 
des Bedürfnisses hier oder dort am Körper auf“ (Pseudopedien). 
Bei höheren Organismen, Wimperinfusorien, finden wir die durch 
das Bedürfniss gebildeten Bewegungsorgane als Wimpern Axirt. 

„Die Organisation kann sich nicht herausgebildet haben durch 
Veränderung ihrer Keimzellen, aus dem einfachen Grunde, weil sie 
solche nicht besitzen, sondern es muss geschehen sein in Folge von 
Erwerbung durch den Gebrauch und in Folge von Vererbung solcher 
Erwerbung® . Den grössten Theil des Abschnittes nimmt dann die 
Darstellung von der Entstehung der Organisation bei vielzellisen 
Thieren ein, worauf wir hier natürlich nicht eingehen. 

Im VII. Abschnitt wird zunächst der „Begriff des organischen 
Wachsens“ testgestellt. „Ich verstehe unter organischem Wachsen 
jede durch äussere Einwirkungen auf den gegebenen Körper oder 
aus konstitutionellen Ursachen erfolgende gesetzmässige, physiologische, 
nicht krankhafte und nicht zufällige Aenderung in der Zusammen- 
setzung desselben, welche bleibend ist oder nur derart vorübergehend, 
dass sie eine weitere Stufe der Veränderung vorbereitet.“ Nach 
Vert. ist also schon jede Umlagerung der Theilchen im Körper ein 
Wachsen, wenn auch keine sichtbare Veränderung damit verbunden 
ist; es sind dazu zweierlei Sn nötig: „1. die gegebene Zu- 
sammensetzung des Lebewesens, 2. Reize (die Nahrungsaufnahme 
auch als Reizwirkung genommen)“. Erstere „ist zum weitaus grössten 
Theil nur das Ergebniss der Vererbung von Eigenschaften von Seiten 
der Vorfahren, zu einem kleinen Theil beruht sie auf Erwerbung“. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 179 


Diese Erwerbung aber „ist von grösster Bedeutung deshalb, weil 
sie die fortwährende Umbildung der Formen wesentlich veranlasst“. 
Ferner wird in diesem Abschnitt besprochen das „restaltungsgesetz 
der Organismen“ und zwar speziell auf Gestalt und Bau der Pflanzen 
angewendet. Denn „die Pflanzenphysiologie ist es, welche die hand- 
greitlichsten Beweise dafür liefert, dass es die äusseren Einwirkungen 
auf das Plasma, dass es erworbene und vererbte Eigenschaften sind, 
welche die Gestaltung der Organismen bedingen“. Verf. macht 
darauf aufmerksam, dass das, was man gewöhnlich Anpassung nennt, 
eben die Wirkung der äusseren Einflüsse ist. Es werden hier ver- 
schiedene Beispiele angeführt, wie die für gewisse Standorte an- 
gepassten Pflanzen, die Laub- und Schattenblätter, die Kompass- 
pflanzen u. a. Wenn diese auch nur ihre „Anlage‘‘ vererben, so 
besteht doch eben schon die Anlage in molekularer Veränderung. 
Es sind dann nicht blos einzelne auffallende Erscheinungen in dieser 
Weise zu erklären, sondern man kann auch sagen, „dass die Laub- 
blätter der Wirkung von Licht und Luft überhaupt mit ihre Ent- 
stehung verdanken müssen‘ 

Besondere Berücksichtigung finden die Pflanzen auch in dem 
folgenden, von der Wiedererzeugung verloren gegangener Theile 
handelnden Kapitel. Für des Verf. Theorie vom organischen 
Wachsen der Lebeformen sollen sowohl die Fälle sprechen, bei 
welchen deutlich äussere Reize die unmittelbare Veranlassung zum 
Nachwachsen geben (das Wurzelschlagen der Stecklinge) als ganz 
besonders solche, in welchen eine derartige Veranlassung nicht vor- 
handen ist. „Denn hier wird die Wiedererzeugung offenbar aus- 
schliesslich bewirkt durch die von den Vorfahren erworbenen und 
von ihnen auf die Nachkommen vererbten bestimint gerichteten 
Kräfte“. Jeder Organismus ist durch wiederholte Vererbung seiner 
Gestaltung zu einem Ganzen gelangt, das sich nach Verletzungen 
wiederherzustellen sucht. Indem so ein jedes Theilchen als abhängig 
von dem andern betrachtet wird, kann dieses auf Wiederherstellung 
gerichtete Wachstum auch unter den Begriff der Korrelation gebracht 
werden. Verf. gedenkt hier der Versuche von Vöchting mit 
zerschnittenen Lebermoosen und mit Weidenzweigstücken. Er erklärt 
die Versuchsresultate V.’s in einer ganz ähnlichen Weise, wie es 
dieser selbst gethan hat und bekämpft die gegentheilige Ansicht 
von Sachs. „Meines Erachtens“, sagt Verf., „fällt die Wieder- 
erzeugung verloren gegangener Theile ebenso unter die Gesetze des 
Erwerbens und Vererbens wie das gewöhnliche Wachsen: sie ist 
nichts als unter besonderen Verhältnissen in verstärktem Maasse 
vor sich gehendes Wachstum.“ 

Es folgt auf diesen Abschnitt nur noch ein kurzes Schlusswort 
und als Anhang die Wiedergabe der vom Verf. 1883 in Freiburg 
gehaltenen Rede „über den Begriff des tierischen Individuums‘, 

So abgerissen auch das, was hier von dem Inhalt des inter- 
essanten Buches reprodueirt wurde, erscheinen muss, so wird sich 
daraus doch wohl entnehmen lassen, welchen Standpunkt der Verf. 


vertritt und mit welchen Gründen er ihn zu verteidigen sucht. 
Möbius (Heidelberg). 


12* 


180 Physiel., Biolog., Anatom. u. Morphol. — System. u. Pflanzengeogr. 


Schimper, A. F. W., Die epiphytische Vegetation 
Amerikas. (Botan. Mittheilungen aus den Tropen. Heft I1I.*) 
8°. 162 pp. und 6 Tafeln. Jena (Gustav Fischer) 1888. 

M. 7,50. 


Im ersten Kapitel (voraus geht ein Verzeichniss der benutzten 
Litteratur und eine kurze Eimleitung, die namentlich die charakte- 
ristische Physiognomie des nordamerikanischen tropischen und 
antarktischen Urwaldes schildert) giebt Verf. ein Verzeichniss der‘ 
Epiphyten enthaltenden Pflanzengattungen. Hier sei nur die An- 
zahl der Gattungen in den einzelnen Familien angeführt: 

Lycopodiaceae 3, Filicest) 18, Liliaceae 2, Amaryllidacese 1, Bromeliaceae 
18, Cyclanthaceae 1, Araceae 5 (?), Zingiberaceae 1, Orchidaceae**), (Epi- 
dendreae 39, Vandeae 77, Neottieae 2, Cypripedieae 1) 119, Urticaceae 3,. 
Piperaceae 2 (?), Clusiaceae 6 (?), Bombaceae 1, Celastraceae 1, Aquifoliaceae 1, 
Araliaceae 3 (?), Cornaceae 1 (?), Saxifragaceae 1, Cactaceae 4, Melastomaceae 
10, Onagraceae 1, Rosaceae 1, Ericaceae (Vaccinieae 10, Rhodoreae 3) 13, 
Myrsinaceae 3, Loganıaceae 1, Asclepiadaceae 3, Solanaceae 5, Serophulariaceae 1,. 
Lentibulaıiaceae 1, Gesneraceae 16, Bignoniaceae 1, Verbenaceae 1, Rubiaceae 14, 
Compositae 1. 


„Die erste Bedingung, damit eine Pflanze der epiphytischen- 
Genossenschaft angehören könne, ist, dass ihre Samen zur 
Verbreitung auf Baumästen geeignet seien, was bekanntlich 
durchaus nicht von allen Samen gilt; ausserdem müssen sie an dem 
Substrat hängen bleiben und auf demselben die zur Keimung 
nöthige Wassermenge finden.” Verf. theilt die Samen der Epi- 
phyten in drei Kategorien: solche, die ihrer saftigen Hülle wegen. 
von Thieren verzehrt werden (Mehrzahl der Epiphyten), solche, 
die ihrer Kleinheit wegen durch den Luftzug verbreitet werden 
und in Risse der Rinde, bezw. in Moospolster eindringen (Orchideen ; 
Sporen der Farne), endlich solche mit Flug- oder Haftapparaten. 
„In den eben erwähnten Eigenschaften der Samen epiphytischer 
Gewächse haben wir, in der grossen Mehrzahl der Fälle wenigstens, 
nicht eine Anpassung an atmosphärische Lebensweise, sondern viel- 
mehr eine präexistirende Eigenschaft, durch welche letztere erst 
ermöglicht wurde, zu erblicken.“ „Der Bau der Früchte bezw. Samen 
ist es jedenfalls gewesen, der... . den systematischen Charakter 
der epiphytischen Genossenschaft hauptsächlich bedingt hat.“ 

Das zweite Kapitel behandelt die „Anpassungen der 
Epiphyten an den Standort.“ In Beziehung auf die Auf- 
nahme der wässerigen Nährsubstanz unterscheidet Verf. vier Gruppen 
von Epiphyten. Die Epiphyten der ersten Gruppe begnügen sich 
damit, die an der Oberfläche der Wirtspflanze befindlichen Nähr- 
stoffe auszunutzen. Die meisten hierher gehörigen Pflanzen sind 
gegen Vertrocknen besonders geschützt, und zwar gewöhnlich durch 
das Vorhandensein von Wasserbehältern, die sich bei Regen füllen 
und so das Wasser speichern (Wassergewebe, Speichertracheiden, 
Intercellularräume). Andere vertragen überhaupt beträchtlichen 


Wasserverlust (Polypodium sp., Rhipsalis Cassytha). Hier 


*) Cf. Botan. Centralblatt Bd. XXXIV. p. 265. 
**) Bei den Farnen und Orchideen sind nur die amerikanischen Epiphyten 
berücksichtigt. 


Physiol., Biologie, Anatom. u. Morphol. (System. u. Pflanzengeogr. 181 


werden auch die Luftwurzeln der Orchideen abgehandelt. Besonders 
interessant sind die laubblattlosen Aeranthus-Arten, bei denen 
das Wurzelsystem die Assimilation besorgt. 

Die Epiphyten der zweiten Gruppe sind jene, deren Wurzeln 
den Erdboden erreichen. Hier werden besonders jene Pflanzen 
besprochen, die zweierlei Wurzeln aufweisen: Nährwurzeln, die 
stark geotropisch sind und rasch bis zur Erde wachsen, und viel 
kürzere Haftwurzeln zur Befestigung an der Wirtspflanze. 
(Carludoviea, Anthurium, Philodendron, Clusia rosea). 

Die Epiphyten der dritten und vierten Gruppe sind solche, 
die durch Aufsammeln abfallender Pflanzentheile, Thierexkremente 
und atmosphärischen Wassers sich ein Nährsubstrat bilden; dies 
geschieht bald durch das Wurzelsystem, bald durch die Blätter. 
Im ersteren Falle bilden die negativ geotropischen Nährwurzeln 
vielverweigte Geflechte schwammartiger Struktur (OÖncidiumaltis- 
simum, Anthurium Hügelii u.a.). Zur vierten Gruppe gehören 
namentlich viele Bromeliaceen, deren Blätter einen Humus und 
Wasser sammelnden Triehter bilden. Das Wichtigste hierüber 
findet sich schon in des Verf. früherer Arbeit (Botan. Centralblatt 
1884). Verf. kommt auch hier zu dem Schlusse, dass die An- 
passungen an Wasseraufnahme als Ursache, nicht aber als Folge 
‚der epiphytischen Lebensweise vieler Bromeliaceen anzusehen sind. 

Eine fünfte Gruppe würden die echten (mit Haustorien ver- 
sehenen) Parasiten bilden, die jedoch Verf. aus der Betrachtung 
.ausschliesst. 

Das dritte Kapitel behandelt die „Vertheilung der epi- 
phytischen Arten innerhalb ihrer Verbreitungs- 
bezirke.“ Die Faktoren, welche für die Gliederung der epiphyti- 
‚schen Vegetation in kleinere Gesellschaften in erster Linie maass- 
gebend sind, sind Licht und Feuchtigkeit. Im Urwalde kann man 
drei Etagen unterscheiden: am Stamme und den untersten Aesten 
der Bäume wachsen nur wenige Epiphyten, die Hauptmasse auf 
den oberen dieken Aesten; auf den Endzweigen aber die am 
meisten gegen Austrocknen geschützten Epiphyten. Die letzteren 
wachsen allein auf den Bäumen der Savannen und anderer trockener 
Standorte. 


Auch die Beschaffenheit der Baumrinde ist für die auf der- 
selben wachsenden Epiphyten durchaus nicht gleichgiltig. Im All- 
gemeinen werden Bäume mit rissiger Rinde bevorzugt; auf ganz 
glatten Flächen (auch Blättern!) wachsen namentlich Bromeliaceen. 
Die Palmen mit persistirenden Blattbasen tragen eine eigenartige 
Vegetation, in der hauptsächlich grosse Farne auffallen. Noch 
-charakteristischer ist die Flora auf den Baumfarnen, wo die 
Hymenophyllaceen vorherrschen. 

Bemerkenswert ist der Umstand, dass nur die Epiphyten der 
Stämme oder unteren Aeste (ausnahmsweise auch solche der zweiten 
Etage) auch terrestrisch vorkommen, niemals aber die Bewohner 
der Baumgipfel. Viele Epiphyten sind zugleich Felsenbewohner; 
‚aber nicht alle Felsenbewohner sind geeignet, epiphytisch zu wachsen. 


152 Physiol., Biologie, Anatomie u. Morphol. (System. u. Pflanzengeogr.) 


Das vierte und letzte Kapitel handelt „über die geo- 
graphische Verbreitung der Epiphyten in Amerika.“ 
Ref. kann aus dem reichen Inhalt desselben nur einige wichtige 
Sätze hervorheben. — Die Epiphvtenflora trägt im ganzen Um- 
fange des tropisch-amerikanischen Urwalds, trotz der Artenunter- 
schiede, einen sehr gleichmässigen systematischen und physiognomi- 
schen Charakter. — Die Vebereinstimmung der (xerophilen) Sa- 
vannen-Epiphyten mit denen der Baumbipfel im Urwald ist durch 
Auswanderung derselben aus dem Urwald (nieht umgekehrt} zu 
erklären. — Jede neue Eigenschaft, die einen Epiphyten in den 
Stand setzte, sich aufwärts f dem Lichte zu) zu bewegen, wurde im 
Kampfe ums Dasein gezüchtet. So entspricht die "etagenmässige 
Gliederung der epıphytischen Urwaldvegetation einer steigenden 
Vervollkommnung der Anpassungen. Damit ging aber die Fähig- 
keit, sich auch auf dem Boden zu behaupten, immer mehr ver loren. 
— Die reichste Epiphyten- Entwickelung zeigen meist die Berg- 
abhänge (auch im temperirten Klima). Nur wenige Epiphyten 
erreichen die Baumgrenze. — Die Epiphyten - Genossenschaft in 
der temperirten Region des Himalaya setzt sich aus Einwanderern 
der Tropen und aus Pflanzen der nördlichen temperirten Zone zu- 
sammen. Letztere können also ebensogut epiphytische Lebensweise 
annehmen, wie erstere. — Die epiphy tische Lebensweise ist keines- 
wegs an tropische Hitze gebunden, sondern sie tritt da ein, wo 
der Dampfgehalt der Luft und die Regenmenge gross genug sind, 
um terrestrischen Gewächsen das Gedeihen auf Bäumen zu sestatten. 


Verf. besprieht nun namentlich das Vorkommen von Epiphyten 
ausserhalb der Zone des tropischen Regens und giebt eine tabella- 
rische Zusammenstellung der epiphy tischen Arten der südlichen 
Vereinigten Staaten, Argentina’s, Süd-Chile’s und Neu-Seelands. 
Die Epiphyten der Vereinigten Staaten und die von Argentina sind 
Einwanderer aus den Tropen, und zwar solche, die in hohem Grade 
gegen Trockenheit geschützt sind. Zur Entstehung einer autoch- 
thonen Epiphy tenflora ist: die Feuchtigkeit der genannten (rebiete 
eine zu geringe; dagegen ist die Epiphytenflora” des antarktischen 
Waldgebietes (Süd- Chile) und Neuseelands autochthon, da hier die 
nötige Niederschlagsmenge (resp. Dampfgehalt der Luft und 
Taubildung) vorhanden ist. 

Zum Schlusse weist Verf. auf die Unterschiede zwischen der (ge- 
wöhnlich angewendeten) systematischen Pllanzengeographie und dem 
von ıhm eingeschl: agenen Wege (biologische Pflanzen-Geo- 
graphie) bil und erläutert die Aufgaben der letzteren. 


Die sechs beigegebenen Tafeln bringen Habitusbilder eines 
epiphytischen Fieus, einer dicht mit Tillandsia usneoides 
bewachsenen Eiche, ferner von Tillandsia bulbosa und 
Tillandsia eireinalis, ausserdem verschiedene Details (Samen, 
Schuppen, Quersehnitte durch Blätter, Nähr- und Haftwurzeln.) 

Fritsch (Wien). 


Systematik u. Pflanzengeographie. 183 


Crepin, Fr., Rosae Helveticae Observations sur les 
roses de la Suisse. (Extrait du Bulletin de la Societe 


royale de botanique de Belgique. Tomes XXVII et XXVIII.) 


Unter diesem Titel beabsichtigt Verf. eine Reihe von Notizen 
über gewisse schweizerische Rosen zu veröffentlichen, deren Kenntniss 
ihm nicht hinreichend vollständig zu sein scheint, ferner über die 
specifischen Merkmale anderer Arten, damit so gewissen Charakteren 
diejenige Aufmerksamkeit zugewandt werde, die sie verdienen, und 
endlich Bemerkungen über verschiedene die geographische Verbreitung 
und en betreffende Thatsachen. 

Im vorliegenden 1. Heft werden folgende Gegenstände behandelt: 

1. Le Rosa en Gren. tel que l’a compris M. Christ. 

2. L’armature du Rosa alpina L. 

3. Le Rosa ferruginea Vill. 

4. Moyen de bien observer les glandes sous-foliaires sur les folioles pubes- 
centes. j 

Wir werden im Folgenden den ersten Artikel etwas eingehender 
besprechen, da er für alle Rhodologen eine ganz hervorragende 
Bedeutung hat. 

In seiner Monographie „die Rosen der Schweiz‘ unterscheidet 
Christ folgende Formen: typica, Brueggeri, Uriensis, Gis- 
leri, Be orophila, T Dean eelandulosa, Gla- 
ronensis und Heerii. Diesen fügte er in der „F lora"* noch 
folgende Formen zu: die pyenocephala, Favrati, Monnieri 
und elivorum. 

Fünf dieser entfernt Verf. aus dem Formenkreise der Rosa 
abietina Gren., indem die f. confusa und Gisleri der R. to- 
mentosa, die pycenoce De der. »Scomentel la Sehe 
eglandulosa und Favrati der R. coriifolia zugetheilt 
werden. Die übrigen Formen theilen sich in zwei distinkte 
Gruppen, welche Verf. im folgender Weise charakterisirt: 

Le premier groupe est caracterise par des aignillons ordinairement faible- 
ment erochus, des pedicelles ordinairement courts ou assez courts, par des sepales 
se redressant apres l’anth&se, plus ou moins convergents, couronnant le receptacle 
jJusqu’ä sa complete ınaturit@ comme dans le R. eori iifoli ia, A appendices etroits, 
ordinairement entiers et peu nombreux, par des petales ordinairement d’un bean 
rose, par ın capitule stigmatique densement laineuse. 

Zu dieser Gruppe zählt er die R. rigidula, R. Uriensis 
f. orophila und vielleicht die R. abietina Gren. 

Le second groupe est caracterise par des aiguillons assez fortement crochus, 
des pedicelles plus ou moins allonges par des sepales refractes apr&s l’anthese 
ou restant &tales, ordinairement cadues avant la maturit€ du r&crptacle, A appen- 
dices plus nombreux, les plus grands ordinairement ineises, par des petales d’un 
rose plus ou moins päle, par un capitule stigmatique faiblement ou moderement 
herisse. 

Hierher zieht Verf. die Rosa Thomasii, R. Dematranea, 
f. Brueggeri und vielleicht f. Glaronensis. 

Unter Berücksichtigung aller Charaktere, a Werhsels und 
ihrer Verbindung in individuellen Abänderungen, erklärt Verf. die erste 
Gruppe, die R. Uriensis, „für sehr mahestehend ; jenen Bergrosen, 
deren kahle Formenreihe den Namen R. glauca Vill. erhalten hat 
und deren pubescirende Formen als R. eriilolia Fries beschrieben 
wurden“. Wie die R. Uriensis in ihren kahlen Formen dem 


134 Systematik u. Pflanzengeographie. 


Formenkreise der R. glauca verbunden erscheint, in entsprechender 
Weise schliesst sich die R. coriifolia an ihre pubescirenden Formen 
an. Denn auch die R. glauca und R. coriifolia können bisweilen 
an Blättchen und Blütentheilen eine Drüsigkeit aufweisen, die 
ebenso reichlich ist, wie bei der R. Uriensis. 

In den Formen der zweiten Gruppe sieht Verf. Variationen, 
die sehr nahe verwandt sind mit R. tomentella. Er wirft die 
Frage auf: 

Ce groupe est-il autonome, c’est-A-dire est-il constitu& par autre chose que de 
simples variations du R. tomentella Lem. de la plaine, ou bien est-il compose& 


de forınes auxquelles la montagne a imprime au caractere particulier plus ou 
moins constant? 


Zweifellos wird diese Arbeit des Verf. wieder manche Rhodo- 
logen zur Untersuchung von Fragen anregen, die viele bereits 
gelöst glaubten. 


Keller (Winterthur). 


Balfour, J. B., Botany of Sokotra (Transactions of the Royal 
Society of Edinburgh. XXXI). 4°. LXXV, 446 pp. mit 100 Tfln. 
Edinburgh 1888. 

Das umfangreiche Werk. enthält die Bearbeitung des Materials, 
welches die Expedition unter Balfour im Jahre 1880 und die Rie- 
beck’sche mit Schweinturtli 1881 von Sokotra mitbrachten. Vor 
dieser Zeit war Genaueres über die Flora der Insel nicht bekannt, 
selbst nicht über diejenigen Pflanzen, welche die bekannten Handels- 
produkte Aloö& und Drachenblut liefern, die beiden endemischen 
Arten Alo&ö Perryi Baker und Dracaena Cinnabari Balf. fil. 

In der Einleitung bespricht Verf. an der Hand ausführlicher 
Tabellen die allgemeinen pflanzengeographischen Verhältnisse. Ref. 
setzt die Endergebnisse hierher und fügt das Nötigste aus den 
vorausgehenden Erörterungen bei (Zahlen ohne nähere Angabe be- 
zichen sich auf Phanerogamen): 

1. Die Flora von Sokotra hat insularen Charakter 

a. durch die grosse Zahl von Ordnungen (81) im Ver- 
gleich zur Zahl der Gattungen (314), ebenso wie durch 
die grosse Zahl der Gattungen im Vergleich zu der- 
jenigen der Arten (69). 

b. durch die relativ grosse Zahl endemischer Arten (206) 
und Gattungen (20). Das Verhältniss ist grösser, als 
auf den Seychellen und Maskarenen und etwa dasselbe, 
wie auf Madagaskar; doch ist hier das Verhältniss 
endemischer Gattungen bedeutender. 

c. durch die geringe Anzalıl einjähriger endemischer 
Pflanzen (17.) 

2. Die Flora Sokotras ist die einer kontinentalen Insel, indem 
ihre Formen mit denen des benachbarten Festlandes über- 
einstimmen oder nächstverwandt sind. Von den nach Ab- 
zug der endemischen verbleibenden 359 Arten gehören 
109 Arten Nordostafrika und Südwestasien gemeinsam an, 
35 Arten sind auf Asien und 39 auf Afrika allein beschränkt. 


D. 


Systematik u. Pflanzengeographie. 185 


Die endemischen Arten zeigen ihre hauptsächlichsten Ver- 
wandtschaftsbeziehungen zu afrikanischen Pflanzen, weniger 
zu Pflanzen Asiens oder solchen, die beiden Kontinenten 
gemeinsam sind. 


. Die Flora scheint von alter Herkunft zu sein. Nicht nur 


spricht sich dies im ganzen Charakter aus, sondern mehr 
in der besondern Erscheinung einiger endemischer Arten 
und ihrer isolirten Stellung im System. Als Beispiele nennt 
Verf.: 

Coceculus Balfourii Schweinf., Nirarathamnos asarifolius Balf. 
fil., Dracaena Cinnabari Balf. fil. (verwandt mit D. Draco L. von 
den Canaren), Dendrosycios Socotrana Balf. fil. (eine baumförmige 
Cueurbitacee), Dorstenia gigas Schweinf. u. a. 

Die Flora der Insel zeigt drei verschiedene Vegetations- 
formationen: 

a. Die charakteristische arabisch-saharische Wüsten- 
vegetation der sandigen Ebene zwischen dem Meer 
und dem steilabfallenden Bergland mit zahlreichen 
endemischen Arten. 

b. Eine tropische Gebüschformation in den tief einge- 
schnittenen Thälern des Berglandes mit Formen vom 
Charakter der Tropenvegetation der alten Welt, be- 
stehend aus kleinen Bäumen und Buschwerk, die mit 
Lianen und dichter Bodenvegetation undurchdringliche 
Dickichte bilden. 

c. Eine Vegetationsformation vom Charakter gemässigter 
Klimate auf dem Hochland der Insel mit dem ausge- 
sprochensten endemischeu Charakter. Hier einzeln 
stehende Exemplare von Dracaena Cinnabari Bal. 
fil. und baumförmige Euphorbien, struppige Compositen 
(Psidia,Pluchea,Euryops, Helichrysum), das 
succulente Senecio Scotti Balf. fil. nebst andern 
merkwürdigen Formen. Diese Formation zeigt bemer- 
kenswerte Beziehungen zur Flora der Canarischen Inseln. 

Zahlreiche eingeführte Pflanzen sind der einheimischen Flora 
beigemischt, was im Hinblick darauf, dass die Insel seit 
langer Zeit dem Weltverkehr erschlossen ist, nicht auffällig 
erscheint. Verf. zählt 90 Pflanzen Sokotras mit weiter 
Verbreitung in den Tropen und 62 Arten mit weiter Ver- 
breitung in der alten Welt auf, von denen ein grosser 
Theil als eingeführt zu betrachten ist. 

Die Flora Sokotras zeigt die hauptsächlichsten Verwandt- 
schaftsbeziehungen zu Afrika und Asien, und zwar zur 
Flora der nächstgelegenen Theile dieser Kontinente, also 
Nordostafrika und Südwestasien, und zwar einerseits durch 
Pflanzen, welche in diesen Gebieten wiederkehren, andrerseits 
durch endemische Pflanzen, die mit Formen dieser Gebiete 
nächst verwandt sind. 

Beziehungen zu Afrika ergeben sich: 

a. durch Formen, welche die Ebenen vom tropischen 
und nordöstlichen Afrika bewohnen und sich durch 
Nordafrika bis zu den atlantischen Inseln erstrecken, 


186 Systematik und Pflanzengeographie. 


b. durch Formen, welche der tropisch - ostafrikanischen 
Flora angehören. 

c. durch Formen, welche auf den Gebirgen Abessyniens, 
des östlichen und westlichen tropischen Atrikas, sowie 
in Südafrika und auf Madagaskar vorkommen. 

Beziehungen zu Asien ergeben sich: 

a. durch Formen, welche den Ebenen Südwestasiens an- 
gehören und sich östlich bis zum nordwestlichen Indien 


erstrecken. 

b. durch Formen, welche der Tropenflora Asiens an- 
gehören. 

c. durch Formen, welche in Indien oder weiter östlich 
wiederkehren. 


1. Die Flora zeigt eine bemerkenswerte Beziehung zu den Mas- 
karenen durch das Vorkommen von Elaeocarpus, einer 
in den Tropen der alten Welt mit Ansschluss des afrika- 
nischen Festlands vorkommenden Gattung, und Uylista 
scarıosa Ait., einer sonst auf Indien und Mauritius be- 
schränkten Art. 

. Die Flora zeigt Beziehungen zu Amerika durch das Vorkom- 
men von ThamnosmaSocotrana Balt. fil. — endemisch, 
die Gattung hat ausserdem zwei nordamerikanische Arten —, 
DirachmaSocotrana Schweinf. — endemische Gattung, 
verwandt mit den südamerikanischen GattungenWendtia und 
Balbisia — und Coelocarpus Socotranus Balf. 
fl. — verwandt mit der südamerikanischen Gattung 
Cytharoxilum. 

Verfasser knüpft an diese Ergebnisse Bemerkungen über den 
Ursprung der Flora Sokotras. Die Bezieliungen zur Flora Afrika’s 
wie zu der Asiens nötigen, eine frühere Landverbindung zwischen 
Sokotra und diesen beiden Kontinenten anzunehmen und zwar 
in der Art, dass die Küstenlinie über die Maskarenen, Seychellen, 
Sokotra und von da quer durch das arabische Meer nach Ostindien 
verlief. Diese Annahme erklärt das Auftreten ostindischer und 
malayischer Formen auf den genannten afrikanischen Inseln. Diese 
Landverbindung glaubt Verf. in die Zeit verlegen zu müssen, in 
der Afrika noch vollständig von jener alten Flora bewohnt wurde, 
die heute auf einzelne Hochpunkte beschränkt ist. Eine folgende 
Senkung machte Sokotra zur Insel und eine abermalige, jedoch ge- 
ringere Hebung brachte es wiederum in Landverbindung mit Afrika 
und Arabien, so dass die Formen der noch jetzt diese Länder be- 
wohnenden Flora sich auf Sokotra ausbreiten konnten. Seit der 
Tertiärzeit ist Sokotra Insel. 

In dem systematischen Theil des Werkes werden aufgeführt: 

1. 565 Phaerogamen in 314 Gattungen (bearbeitetvonBalfour), 

darunter 206 endemische Arten, und 100 Monokotyledonen, 
welche Zahl durch spätere Forschungen wohl erheblich 
vermehrt werden dürfte. 

2. 19 Gefässkryptogamen, darunter 2 endemische, in 14 Gat- 

tungen (bearbeitet von Balfour). 


ee) 


Systematik u. Pflanzengeographie. 157 


3. 16 Muscineae, davon 3 endemisch, in 14 Gattungen (be- 
arbeitet von W. Mitten). Es werden die Diagnosen 
folgender neuen Arten veröffentlicht: 

Symblepharis Socotrana Mitt., Weisia Socotrana Mitt., W. punctulata 
Mitt., Schlotheimia Balfourii Mitt., Fabronia Socotrana Mitt., Frul-- 
lania Socotrana Mitt., Fimbriaria pusilla Mitt., sämmtlich endemisch. 

4. 3 Characeae (bearbeitet von Nordstedt und Benett), 
davon endemisch Chara Socotrensis Nordst. (Berichte 
d. deutschen bot. Gesellschaft 1853). 

9. 27 Fungi, davon 11 endemisch, in 21 Gattungen (bearbeitet 
von Cooke). 

. 130 Flechten, davon 69 endemisch, in 47 Gattungen (be- 
arbeitet von Jean Müller). 

. 22 Algen, davon 1 endemisch, in 14 Gattungen (bearbeitet: 
von Dickie). 

8. 11 Schizophyta, davon 1 endemisch, in 6 Gattungen (be-- 
arbeitet von Dickie). i 

9. 25 Diatomeae in 14 Gattungen (bearbeitet von Kitton).. 


Die Beschreibungen aller neuen Arten, welche die Arbeit ent- 
hält, sind bereits, soweit nicht anders angegeben, in „Proceedings 
of the Royal Society of Edinburgh, 1382“ erschienen. 

Der dritte Theil des Werkes bringt auf 100 Tafeln die Ab- 
bildungen von 117 fast ausschliesslich neuen und auf Sokotra be- 
schränkten Pflanzen. Obwohl nach getrockneten Exemplaren ange- 
fertigt, geben die Abbildungen doch ein anschauliches Bild der 
eigenthümlichen Pflanzenformen, wie sie die Insel Sokotra bevölkern. 

Jännicke (Frankfurt a M.). 


er) 


| 


Knuth, Paul, Botanische Beobachtungen auf der Insel 
Sylt. (Humboldt. 1888. Heft 3. p. 104—106.) 

Wind und Sand sind die Bedingungen, denen sich die Pflanzen 
der Insel Sylt anzupassen haben. 

Der Wind bewirkt zwerghaftes,, niederliegendes Wachstum, 
häufiges Auftreten von Blattrosetten und beschränkt die Baum- 
und Strauchvegetation auf Orte, die den Schutz einer Mauer oder- 
einer sonstigen Erhöhung geniessen. Als Folge des Windes er- 
scheint ferner das Vorwalten windblütiger Pflanzen (Gramineen, 
Juncaceen etc., 95 von insgesammt 245 Pflanzen), sowie solcher, 
deren Samen mit Flugapparaten versehen sind (Hieracium um- 
bellatum, Arnica, Salix repens). 


Als Anpassung an den Flugsand erscheinen Rhizome, die fast 
alle Dünenpflanzen besitzen: diese festigen nicht allein den Boden, 
sondern vermindern mit Zunahme an Grösse die Gefahr für die 
Pflanze, gänzlich verschüttet zu werden. Werden die Pflanzen ver- 
weht, so treiben sie zum Theil Schösslinge (Calluna, Empetrum), 
andere beginnen sich zu verästeln und bilden bei öfterer Wiedcr- 
holung des Sandflugs ein immer weiter greifendes Gewirr von 
Aesten, die den Sand festhalten (Plantago maritima, 
Honckenia peploides). 


188 Palaeontologie. — Medicinische Botanik. 


Als Anpassung zur Erhaltung der Art erscheinen auffallende 
Blüten, durch Grösse und Farbe (Viola-Arten) wie durch die Form 
(Senecio vulgaris mit Strahlblüten), ebenso die auf die Insekten- 
‚armut der Insel zurückzuführende Selbstbestäubung bei Lathyrus 
‚maritimus, welche bereits in der Blütenknospe stattfindet. 

Jännicke (Frankfurt a. M.) 


Raeiborski, M., OÖ florze i wieku ogniotrwatych glinek 
krakowskich. [Ueber die Flora und das Alter der Krakauer 
feuerfesten Thone.] (Sitzungsberichte der physiographischen 
Commission der Krakauer Akademie der Wissenschaften. Bd. 


XXIII. 1888.) 8°. 4 pp. Krakau 1888. 


Der feuerfeste Thon wird in mehreren Oertlichkeiten in der 
Nähe Krakaus abgebaut. Verf. fand in den verschiedenen Schachten 
ungefähr 60 Pflanzenspecies. Die wichtigsten davon sind: 

Equisetum Ungeri Ett., Ctenis asplenioides Ett. und C. Potockii Stur, Taenio- 
pteris ef. vittatam Brongn., Taeniopteris aff. parvulae Heer, 'Thaumatopteris exilis 
Sap., Clathropteris platyphylla Brong , Sagenopteris elongata Brong., Sphenopteris 
-obtusifolia Andrae, Cyatheites aff. decurrens Andrae, Thinnfeldia rhomboidalis 
Ett. und Th. aff. ineisae Sap, Alethopteris Bartoneei Stur., Pterophyllum aff. 
Zenkeriano Germar, Zamites gracilis Kurz = Pterophyllum imbricatum Eitt. 
Ferner 2 neue Species der Gattung Thinnfeldia, zahlreiche Cycadeen aus den 
Gattungen Zamites, Nillsonia, Otozamites, Anemozamites und Cycadites, einige 


Koniferen und eine Menge fruktificirender Farne. 
Rothert (Riga). 


Henschke, Hermann, Ueber die Bestandtheile der Sco- 
poliawurzel. (Inaug.-Diss. von Freiburg i/B.) 8°. Halle a/S. 
1888. 

Dieser Beitrag zur Kenntniss der mydriatisch wirkenden Alka- 
loide umfasst 41 Seiten und kommt zu folgenden Resultaten: 

Die Wurzel der in China und Japan einheimischen Scopolia 
-Japonica enthält keine ihr allein eigentümlichen Alkaloide, dagegen 
in wechselnden Mengen die drei bereits bekannten, mydriatisch wir- 
kenden und isomeren Alkaloide: Atropin, Hyoscyamin und Hyoscin. 

Das käufliche Rotoin ist keine Pflanzenbase, sondern ein Ge- 
misch der Natriumsalze mehrerer kohlenstoffreicher Fettsäuren. 

Der in der Scopoliawurzel als Spaltungsprodukt eines Glycosides 
auftretende tluoreseirende Körper, von Eykmann Scopoletin genannt, 
ist identisch mit dem Schillerstoff der Atropa Belladonna, 
welchem Kunz den Namen Chrysatropasäure beigelegt hat. Es 
ist wahrscheinlich, dass das Scopoletin identisch mit dem Methyl- 
‚aesculetin ist und ihm die Formel Cıo Hs O4 zukommt. 

E. Roth, Berlin. 


Neue Litteratur. 189 


Neue Litteratur.” 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Edmonds, H., Elementary Botany. Theoretical and practical. New and revised. 

edition. 8°. 206 pp. London (Longmans) 1888. 23.6d. 

Wouters, L., Cahiers d’histoire naturelle & l’usage des colleges et pensionats. 

Partie II. Elements de botanique. 8°. 192 pp. Avec nombreuses gravures 

intercall&es dans le texte. Malines (Raym. Van Velsen) 1889. ar fr: 
Algen: 

De Toni, &. B., Prima contribuzione diatomologica sul lago di Alleghe. (Nuovo- 
Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 126.) 

De Wildeman, E., Quelques mots sur la flore algologique du Congo. (Comptes- 
rendus des s&ances de la Societe royale de botanique de Belgique. T. XXVIII. 
1889. No. 2. p. 6.) 

Flechten: 


Mueller, J., Lichenes Spegazziniani in Staten Island, Fuegia et in regione- 
freti Magellanici leeti. (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889.. 
No. 1. p. 35.) 

Pilze: 

Adametz, B., Saccharomyces lactis, eine neue Milchzucker vergährende Hefe- 
art. (Centralblatt für Bakteriologie undParasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 4. 
p 116—120.) 

Firtsch, 6., Untersuchungen über Variationerscheinungen bei Vibrio Proteus, 
(Kommabacillus von Finkler-Prior.) (Arcv für Hygiene. Bd. VIII. 1888. 
Heft 4. p. 369—401.) 

Mori, A., Enumerazione dei Funghi delle provincie di Modena ed di Reggio.- 
[Continuazione.] (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1.- 
p. 76.) 

Muscineen: 


Poggi, F. e Rossetti, C., Contribuzione alla flora della parte nord-ovest della 
Toscana. (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 9.) 
Tripp, F. E., British Mosses. New edition. 2 vols. 8°. London (Bell et Co.) 
1888. 528. 6.d. 

Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Arcangeli, 6., Sulla struttura dei semi della Nymphaea alba. (Novo Giornale- 
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 122.) 

— —, Sulla struttura del seme del Nuphar luteum Sm. (l. c. p. 138.) 

Errera, E., Pollinisation ou pollination. (Revue de l’hortieulture belge et 
etrangere. 1888. No. 9.) 

Grassmann, F. L., Die Schöpfungslehre des heiligen Augustinus und Darwins. 
8°. VIII, 142 pp. Regensburg (Verlags-Anstalt) 1889. M. 1.80. 

Pirotta, R., Sui pronubi dell’ Amorphophallus Rivieri Dur. (Nuovo Giornale- 
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 156.) 

Wortmann, Julius, Einige kurze Bemerkungen zu einer Abhandlung von Dr.. 
Fr. Noll. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VI. 1888. 
Heft 10. p. 435.) 

Wieler, A., Ueber den Ort der Wasserleitung im Holzkörper dikotyler und 
gymnospermer Holzgewächse. (l. ec. p. 406.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste- 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden: 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


1°0 Neue Litteratur. 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Arcangeli, @., Sopra aleune piante raccolte nel Monte Amiata. (Nuovo Giornale 
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 119.) 

‘Caruel, T., Conspectus familiarum phanerogamarum. (l. ce. p. 132.) 

‘Crepin, Francois, Nouvelles observations sur le Rosa gigantea Collet. (Comptes 
rendus des seances de la Societe royale de botanique de Belgique. Tome 
XX VIII. 1889, No. 2. p.' 11.) 

De Toni, E., Note sulla flora de Bellunese. (Nuovo Giornale Botanico Italiano. 
Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 55.) 

Engler, A. und Prantl, A., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren 
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lfg. XXVI. 
8°. (3 Bogen mit Illustrationen.) Leipzig (Wilhelm Engelmann) 1889. M. 3.— 

Gennari, P., Florula di Palabanda. (l. ce. p. 28.) 

Nicotra, L., Elementi statistici della flora sieiliana. [Continuazione.] (l. e. 
p- 90.) 

Nöldecke, C., Flora des Fürstenthums Lüneburg, ‘des Herzogthums Lauenburg 
und der freien Stadt Hamburg (ausschliesslich des Amtes Ritzebüttel). Lfg. Il. 
8°. 128 pp. Celle (Capaun-Karlowa’sche Buchhandlung [E. Spangenberg.]) 1888. 

IN 

Terracciano, A.. Le piante spontanee dell’ Isola Minore nel lago Trasimeno. 

(Nuovo Giornale Botanieco Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 146.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Arcangeli, &., Sopra aleune mostruositä osservate nei fiori del Narcissus 
Tazetta. (Nuovo Giornale Botanieco Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 1. p. 5.) 

Cuboni, &., Sulla cosidetta uva infavata dei colli Laziali. (l. ce. p. 158.) 

— —, Sulla erinosi nei grappoli della Vite. (l. c. p. 143.) 


Pietquin, F., Une fleur anomale de Nareissus Pseude-Nareissus L. (Comptes 
rendus des sdcances de la Societe royale de botanique Belgique. Tome XXVII. 
1889. No. 2. p. 14.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Ahadie, Ch., Etiologie du tetanos. (Union med. 1888. No. 156. p. 893—895.) 

Baumgarten, P., Mittheilungen über einige das Creolin betreffende Versuche. 
(Ceutralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 4. p. 
113—116.) 

Bongartz, Ueber einen infectiösen Katarrh der Pferde. (Berliner thierärztliche 
Wochenschrift. 1888. No. 51. p. 133—135.) 


Darlington, Ti., Observations on the etiology of pneumonia. (Med. Record. 
No. Vol. H. 1888. 23. p. 672—673.) 

Diday, P. et Doyon, A., Gonocoques latents et gonocoques caches. (Lyon 
med. 1888. No. 51. p. 541—546.) 

Feilchenfeld, L., Erysipelimpfung bei inoperabelem Mammacareinom mit letalem 
Ausgang. (Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XXXVII 1888 Heft 4 p. 
8334— 840.) 

Gehrhardt, C., Heilkunde und Pflanzenkunde. Rede, gehalten* bei Antritt des 
Rectorats in der Aula der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität am 15. Oct, 
1888. 8°. 20 pp. Berlin (August Hirschwald) 1888. 

Giaxa, de, Del quantitativo di batteri nel contenuto del tubo gastro-enterico 
di aleuni animali. (Giornale internazionale d. scienze med. 1888. No. 10. p. 
790— 798.) 

Guelpa, Recherches sur la pathogenie et le traitement du tetanos. (Bulletin 
generale de therapeutique. 1888. No. 46. p. 508—518.) 

Jacobi, W., Beitrag zur Schutzimpfung gegen den Rothlauf der Schweine. 
(Berliner thierärztliche Wochenschrift. 1888. No. 50. p. 125—126.) 

Klein, E., Remarks on the etiology of swinefever. (Veterinary Journal. 1888. 
December. p. 393— 394.) 

Lang, E., Wege und Wandlungen des Syphiliscontagiums und Bemerkungen zur 
Syphilistherapie. (Internationale klinische Rundschau. 1888. No. 51. p. 2023— 
2025.) 


Neue Litteratur. 191 


Ljubimow, N.. Ueber die Färbung von Tuberkel- und Leprabacillen mit Boro- 
Fuehsin. (Dnewnik Kasansk. obschtschestwa wratschei. 1888. No. 2/3.) [Rus- 
sisch.} 

— —, Ueber die Färbung der Recurrens-Spirillen. (l. ce. No. 15—18.) [Rus- 
sisch.] 

Meyer, Recherches sur l’&tat actuel de nos connaissances concernant l’action 
du Strophantus hispidus. [Suite et fin.] (Annales et Bulletin de la Societe de 
medeeine d’Anvers. 1888. Juillet-aoüt.) 

Park, R., A study of some of the pyogenie bacteria and of the germicidal 
activity of certain antisepties. (Medical News. 1888. Vol. II. No. 22. p. 
AN RU)) 

Pavone., A., Nuovi punti di vista nello studio della quistione del potere pato- 
zeno del bacillo del tifo degli animali di sperimento. (Giornale internazionale 
d. scienze med. 1888. No. 8—10. p. 612—632, 700—720, 764— 770.) 

Smith, T., The relation of drinking water to some infectious diseases. (Albany 
Med. Annals. 1888. No. 11. p. 297—302.) 

Smith, W. R., Etiology of puerperal fever. [Royal medical aud chirurgical 
society.] (Lancet. 1888. Vol. II. No. 22. p. 1067—1068.) 

Vossius, A., Ueber die Uebertragbarkeit der Lepra auf Kaninchen. (Zeitschrift 
für vergleichende Augenheilkunde. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 1—-26.) 

Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 

Adlam, R. W., Dracaena Hookeriana K. Koch. (Revue de l’hortieulture belge 
et etrangere. 1888. No. 9.) 

Bandart, J. F., Parmentier et la pomme de terre. (l. c.) 

Depierreux, J.,. Cours pratique d’arboriculture fruitere. 8°. 228 pp. Liege 
(H. Dessain) 1888. 2 fr. 50 c. 

Gieseker, C. P., La culture de la betterave & sucre, ses effets deonomiques. 
(Agrieulture rationelle. 1888. No. 21/22.) 

Haussy, W. de, Pincement long de la vigne. (Bulletin d’arboriculture, de 
florieulture et de culture potagere. 1888. No. 10.) 

Heine. F., Experiences de culture de ble d’hiver au domaine d’Emersleben. 
(Agriculture rationelle. 1888. No. 19/20.) 

Sagot, P., Fruits comestibles de l’Afrigue. (Bulletin du Cercle floral d’Anvers. 
Annee sociale 1888. No. 6.) 

Yan Hulie, MH. 3.. Les Nepenthes. (Revue de l’hortieulture belge et etrang£ere. 
1888. No. 9.) 


Personalnachriehten. 


Dr. F. Morini, in Bologna ist zum Professor der Botanik an 
der Universität zu Sassari ernannt worden. 

Der bisherige 2. Assistent des Botanischen Instituts zu Bologna, 
Dr. &. E. Mattei, ist zum 1. Assistenten befördert worden, als 
2. Assistent ist Dr. Pio Bolzoni aus Treviso eingetreten. 


Botanische Reisen. 


Unterzeichneter wird in den ersten Tagen des März eine bota- 
nische Reise in das nordöstliche Kleinasien (mit Ausschluss des 
Küstenlandes) antreten, um in dem seit 30—40 Jahren kaum wieder 
besuchten und überhaupt ziemlich unerforschten Distrikte, welcher 
vom Flusse Kisil-Irmak (Halys) begrenzt ist, grössere Herbar- 
Sammlungen aufzunehmen. Das Bestimmen der Ausbeute über- 
nimmt Herr Professor Haussknecht. Preis der Centurie 


192 Anzeige. — Inhalt. 


seltener Arten 20 Mark: vorherige Einzahlung nicht erwünscht. 
Abnehmer sind gebeten, ihre Wünsche mitzutheilen bis 1. März 
direkt an den Unterzeichneten, später per Adr. Herrn Dr. H.Möckel 
in Leipzig, Marienstrasse. 


15. Januar 1889. J. Bornmuller, 
Belgrad, kgl. botan. Garten. 


Berichtigung. 


In Band XXXVII. p. 41, Zeile 9 von oben ist statt „ein sauer reagirendes- 
Destillat“ zu lesen ein alkalisch reagirendes Destillat. 


Verlag von Gustav Fischer in Jena. 


Soeben erschien: 


Hugo de Vries, 


ord. Professor der Botanik an der Universität Amsterdam. 


Intracellulare Pangenesis. 


Preis 4 Mark. 
Eduard Strasburger, 


Histologische Beiträge. 


Heft II. 
Ueber das Wachsthum vegetabilischer Zellhäute. 
Mit 4 lithographischen Tafeln. Preis 7 Mark. 


Inhalt: 


Wissenschaftliche ÖOriginalmit- ! Knuth, Botanische Beobachtungen auf der 
theilungen. Insel Sylt, p. 187. 
Borbäs, de, Tilia Richteri Borb. n. sp. hybr., Leelere du Sablon, Recherches sur l’enroule- 
p. 161. ment des vrilles, p. 175. 
Pasquale, Sulla influenza del flusso elettrico nello 
sviluppo dei vegetali aclorofilliei, p. 174. 
Raciborski, Ueber die Flora und das Alter der 
Krakauer feuerfesten Thone, p. 188. 
Schäfer, Ueber den Einfluss des Turgor der 
Epidermiszellen auf die Funktion des Spalt- 
öffnungsapparates, p. 175. 
Schimper, Die epiphytische Vegetation Ame- 
rikas, p. 180. 
Schütt, Weitere Beiträge zur Kenntniss des 
Phycoerythrins, p. 169. 
Winogradsky, Beiträge zur Morphologie und 
Physiologie der Bakterien. I., p. 170. 


Botanische Gärten und Institute 
p- 169. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 169. 


Referate: 


Balfour, Botany of Sokotra, p. 184. 

Bokorny, Ueber die Einwirkung basischer 
Stoffe auf das lebende Protoplasma, p. 173. 

Clark, Ueber den Einfluss niederer Sauerstoff- 
pressungen auf die Bewegungen des Proto- 
plasmas, p. 173. 

Crepin, Rosae Helveticae. Observations sur 
les roses de la Suisse, p. 183. 

Dudley, Fungi destructive to wood, p. 172. 

Eimer, Die Entstebung der Arten auf Grund 
von Vererben erworbener Eigenschatten nach 


Neue Litteratur, p. 189. 


Personalnachrichten. 
Dr. 6. E. Mattei (1. Assist), Dr. Pio Bolzong 
(2. Ass.) des Bot. Instituts zu Bologna, p. 191. 
Dr. F. Morini (Prof. der Botanik an der Uni- 


den Gesetzen organischen Waclısens, p. 176. versität zu Sassari), p. 191. 
Henschke, Ueber die Bestandtheile der Scopo- 
liawurzel, p. 188. Botanische Reisen p. 191. 


Ausgegeben: 5. Kebruar 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. @otthelft in Cassel. 


Band XXXVII. No.7. Jahrgang X. 


RVAPL PT, ® 


ansehe Centrz Ihr, % 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Ausländer. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. G. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


| Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 
No. [£ durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 1839. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile 
Boreau. 


Von 


Prof. Dr. Josef Boehm. 


1. Einleitung. 


Im Jahre 1865 publizirte Famintzin*) die interessante Be- 
obachtung, dass von entstärkten Spirogyra-Fäden im Kerasin-Lampen- 
lichte, welches durch zwei Reflektoren und eine plankonvexe Linse 
verstärkt wurde**), „in ungefähr einer halben Stunde* Stärke ge- 

*) Melanges biol. Tom. V. 1865— 1866. p. 528; und Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. VI, 
1867—1868. S. 31. 

**) Auf die Bemerkung Famintzin's (am Schlusse seiner Abhandlung: die 
Zerlegung der Kohlensäure durch Pflanzen hei künstlicher Beleuchtung (Mel. 
biol. Tom. X. 1880), dass ich die Zerlegung der Kohlensäure durch grüne Pflanzen bei 
künstlicher Beleuchtung überhaupt geleugnet habe, muss ich erwidern, dass ich 
meine negativen Resultate bei Blättern von Juglans erhielt, welche, wie dies auch 
Famintzin l. c. $S. 380 anführt, von zwei Gasschmetterlingsflammen beleuchtet 
wurden. Schon 1874 habe ich in den Sitzb. der Wiener Akademie (Bd. 69. 
S. 183) bemerkt: „Es fällt mir natürlich nicht ein, auf Grundlage dieser That- 
sache behaupten zn wollen, dass grüne Pflanzen bei künstlicher Beleuchtung 
Kohlensäure nicht zerlegen können.“ 


Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889, Bd. XXXVII. 13 


194 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum. spectabile Borean. 


bildet werde. Einige Jahre später fand Kraus“), dass in ‘dir&ktem ,« 
Sonnenlichte die Chlorophylikörner der genannten Fäden schon 
naeh. 5 Minuten stärkehaltig werden. — Godlewski®*) ver- 
wendete zu seinen oft eitirten Versuchen über die Zeit, innerhalb 
welcher von grünen Blättern Stärke gebildet werde, Keimpflanzen 
des Rettigs, welche früher während 24 Stunden verdunkelt 
wurden. 

Von der durch Sachs bekannt gewordenen Thatsache ausgehend, 
dass die entstärkten Chlorophylikörner verdunkelt gewesener Blätter 
unter dem Einfluss des Lichtes in kohlensäurehaltiger Luft wieder 
stärkehaltig werden, zweifelte bis dahin ausser mir Niemand, dass 
die in den Chlor ophylikörnern g gefundene Stärke ste ts ein direktes 
Assimilationsprodukt, sogenannte autochthone Stärke sei***). In der 
Abhandlung: Ueber Stärkebildung in den Keimblättern der Kresse, 
(les Rettigs "und des Leinsf) habe ich gezeigt, dass die Chlorophyll- 
körner der genannten Keimpflanzen, vor dem völligen Verbrauche 
des Oels, durch Liehtabschluss gar nieht entstärkt werden können, 
weil die suceessive Umwandlung der Fette in Stärke bekanntlich 
auch im Dunkeln erfolgtr rn). W Eden die in Rede stehenden Keim- 
pflanzen aber so lange im Dunkeln oder bei mangelhafter Be- 
leuehtung kultivirt, bis die Reservestoffe sicher verbraucht sind. so 
gehen sie auch im vollen Tageslicht zu Grunde. Bezüglich der 
Spirogyra-Fäden kam es mir sehr unwahrscheinlich vor, dass schon 
nach so kurzer Zeit m ihrem zewöhnlichem Medium aus Kohlensäure 
und Wasser Stärke gebildet werde, und ich sprach „vorläufig“ 
die Vermuthung aus, „dass in den stärkeleeren Zellen und zwar 
in deren Inhalte oder Wandung eine organische Substanz vor- 
handen sei, welche bei dem Stoffwechsel rähzend des Lichtab- 
schlusses oder Lichtmangels ihrer unvollständigen Assimilation wegen 
nicht weiter verwerthet Werden konnte. Um die Form von Amylum 
annehmen, oder als Baustoff. dienen zu können, müsste dieser hy- 
pothetische Körper noch weitere Metamorphosen erleiden . 


Während meiner Lehrthätigkeit in Mariabrunn 1874 u. 1875 
glaubte ich einen weiteren Beweis für die Richtigkeit meiner An- 
sicht, dass das Material (Zucker) zur Stärkebildung auch in die 
Chlorophylikörner einwandern könne, gefunden zu haben. Blätter 
der Feuerbohne (Phaseolus multiflor wet welche nach zwei bis drei- 
tägiger Verdunklung entstärkt worden waren, wurden in hellem 
Tages- oder in direktem Sonnenlichte über Kalilauge wieder stärke- 
haltig. Als ich aber im folgenden Jahre in Wien die Beding- 
ungen der Stärkebildung in den Chlorophylikörnern aus Reserve- 
stoffen weiter verfolgen wollte, erhielt ich stets negative Resultate, 


*) Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. VI. S. 511; 1869 —1870. 

+*) Flora. 1873. S. 378. 

*+*) „Es ist somit die Thatsache konstatirt, dass die in den Chlorophyll- 
körnern enthaltene Stärke eine Funktion des Lichtes ist“. Sachs (Bot. Ztg. 
1864. S. 289.) 

a, Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Bd. 69, 1. Abthlg. S. 163; 1874. 
'T) Sachs, Bot. Ztg. 1859. S. 177. 


=? =F 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 195 


and ich hielt mich, da die Frage damals nicht ohne Belang war*), 
für verpflichtet, dies sotort den Fachkollegen mitzutheilen (Oesterr. 
bot. Ztschrift. 1877. S. 176).**) 

Dass die Chlorophylikörner in der That auch als gewöhnliche 
Stärkebildner in Schimper’s Sinne (Bot. Ztg. 1880) fungiren, 
habe ich später endgiltig bewiesen***) „Ich war aber, auch als ich 
mich zu dem „Widerruf“ veranlasst sah, subjektiv überzeugt, dass 
die in Mariabrunn erhaltenen Resultate nicht durch einen Fehler 
in der Methode, sondern durch Umstände bedingt waren, welche 
wieder herzustellen mir nieht gelang. Diese Umstände aufzufinden 
war ich seither, besonders während der Ferienmonate, ich darf 
wol sagen, rastlos bemüht; es handelte sich ja auch um meine 
wissenschaftliche Stellung. Wiederholt glaubte ich die Lösung des 
Räthsels gefunden zu haben, und nach weiteren Versuchen war 
dasselbe dunkler als zuvor. Bei Fragen und insbesondere bei 
Streitfragen, die nur durch den Versuch beantwortet und ent- 
schieden werden können, darf das Resultat nicht von unkontrolir- 
baren Zufällen abhängen, sondern es muss dasselbe für gegebene 
Bedingungen mit Bestimmtheit vorausgesagt werden können. Jeder 
Experimentator weiss aber, dass die Versuchsresultate oft in hohem 
Grade von scheinbar ganz kleinlichen Nebenumständen beeinflusst 
oder sogar von Ursachen bedingt sind, von deren Existenz die 
Wissenschaft derzeit überhaupt keine Ahnung hat. 

Zur Erklärung der Disharmonie meiner Versuchsresultate in 
Mariabrunn und in Wien lag zunächst selbstverständlich die An- 
nahme nahe, dass bei meinen ersten Versuchen die Atmosphäre, in 
welcher die Blätter belichtet wurden, nicht frei von Kohlensäure 
war. Die Versuche wurden jedoch in ganz gleicher Weise 
durchgeführt. ! 

Falls die Voraussetzung, von welcher ich bei meinen Versuchen 
geleitet wurde, dass nämlich in entstärkten Chlorophylikörnern auch 
aus Reservestoffen Stärke gebildet werden könne, richtig ist, so ist 
es selbstverständlich, dass in fraglicher Beziehung die Blätter ver- 
schiedener Individuen derselben Art sich nicht gleich verhalten 


*) „Die Versuche von Boehm, welcher die Richtigkeit des so wichtigen, 
ja vielleicht des ersten Satzes der ganzen Ernährungsphysiologie: dass die Stärke, 
welche sich in den Chiorophyllkörnern stärkefreier Pflanzentheile bei Belichtung 
bildet, ein direktes Assimilationsprodukt sei, bestreiten zu dürfen glaubt, sind 
vom botanischen Publikum von vornherein mit geringem Vertrauen aufgenommen 
worden.“ (Bot. Ztg. 1877. S. 553 u. 554.) 

*%) Meiner Ueberzeugung treu, dass es ein Gebot des wissenschaftlichen 
Anstandes sei, einen erkannten Irrthum auch sofort einzugestehen, beeile ich 
mich, zu erklären, dass mich die Präparate, welche mir Molisch zur Einsicht 
überliess, von der Unrichtigkeit meiner früheren Ansichten über die Genesis der 
Thyllen überzeugt haben. Es entstehen dieselben weder durch Auswachsen der 
Innenhaut der betreffenden Zellen, noch als Primordialzellen aus Protoplasma- 
tropfen, welche sich aus letzteren in die Gefässe ergiessen, sondern thatsächlich 
so, wie es schon seinerzeit von dem „Ungenannten“ (Hermine von Reichen- 
bach“) dargestellt wurde. (Molisch, Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. 
1588, Bd. 97, 1. Abth. S. 264.) 

**%) Ueber Stärkebildung in verdunkelten Blättern und Blatttheilen der Feuer- 
bohne. (Oesterr. bot. Ztschr. 1877. S. 307. — Landw. Versuchsst. Bd. 23. 1879) 
und Ueber Stärkebildung aus Zucker. (Bot. Zte. 1883.) 


13* 


196 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 


werden. Es ist schon vielleicht nieht gleichgiltig, unter weleher 
Bedingungen das Saatgut und aus diesem die Versuchspflanzen 
selbst gezogen wurden. Wie variabel ist nicht der Zuckergehalt 
der Runkelrüben und zahlreicher sonst gleichartiger Früchte! Die 
Blätter müssen ferner vor dem Versuche entstärkt werden und da 
kann leicht des Guten zu viel geschehen, d. h. es können während 
der Verdunklung auch die Reservestoffe verbraucht werden, welche 
das Material für die Stärkebildung liefern sollen. 

Davon, dass in der That in abgeschnittenen entstärkten Blättern, 
welche in kohlensäurefreier Luft belichtet wurden, Stärke gebildet 
werden kann, habe ich mich schon im Sommer 1878 endgiltig 
überzeugt. Wenn dies aber hie und da in einer Blatthälfte ge- 
schah, blieben alle übrigen Hälften, welche ganz gleich behandelt 
und unter derselben Glocke über Kalilauge belichtet wurden, sowie 
die Probehälften stärkefrei! 

Nachdem es zweifellos war, dass es wesentlich durch die Blatt- 
qualität bedingt ist, ob das Versuchsresultat positiv oder negativ 
ausfällt, hielt ich es an der Hand meiner mittlerweile gemachten 
Erfahrungen über Stärkebildung in verdunkelten, nicht abge- 
schnittenen Blättern und Blatttheilen und in auf Zuckerlösung ge- 
legten Blättern für sehr wahrscheinlich, dass es Pflanzen gebe, deren 
entstärkte Blätter über Kalilauge im Lichte und vielleicht auch im 
Dunkeln ebenso sicher Stärke bilden, als unter geeigneten Be- 
dingungen in kohlensäurehaltiger Luft. Beim Aufsuchen einer 
solchen Pflanze war ich von folgender Erwägung geleitet: Jüngere 
Blätter verdunkelter Sprosse werden im Sommer meist schon nach 
2 bis 3 Tagen oder selbst früher entstärkt, erhalten sich aber oft 
noch wochenlang frisch und glykosehaltig. Zu den Pflanzen mit 
stärkeführenden Chlorophylikörnern, bei welchen auch die unteren 
Sprossblätter im Dunkeln lange Zeit frisch bleiben, und welche 
nach dem Abschneiden auch in trockener Luft nur langsam welken, 
— Eigenschaften, welche für die Stärkebildung in kohlensäurefreier 
Luft offenbar in erster Linie von Belang sind, gehören bekanntlich 
die Crassulaceen. Bei einer breitblätterigen Sedum-Art, welche 
häufig in Gärten kultivirt wird (und bei welcher ich 1857 die 
Lageveränderung der Chlorophylikörner im direkten Sonnenlichte 
entdeckte), fand ich wirklich die gesuchte Erscheinung wiederholt 
in so auffälliger Weise, wie bei keiner anderen Pflanze zuvor. Im 
Laufe der weiteren Versuche erwies sich diese Pflanze zum Studium 
der Stärkebildung aus Reservezucker in jeder Beziehung so vor- 
züglich geeignet, dass sie von nun an wohl in keinem pflanzen- 
physiologischen Laboratorium fehlen wird. Die in geeigneter Weise 
behandelten Blätter sehen zudem so auffallend aus, dass die 
Demonstration derselben auf das Auditorium stets überraschend wirkt. 
Ich bezog die Pflanze vom Garteningenieur des allgemeinen Kranken- 
hauses, Herın Franz Erban. Stapf, welchem ich die Be- 
stimmung der Pflanze verdanke, schrieb mir: „Das mir übergebene 
Sedum ist Sedum spectabile Boreau. Dasselbe ist abgebildet in 
Lemaire, Illustration hortieole. Vol. VIII. tab. 271 (1861) als S. 
Fabaria und in Regel’s Gartenflora. Jahrg. 21. tab. 709 (1872) als 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 197 


». speetabile Boreau. Regel beruft sich auf den botanischen 
(Garten im Wien, wo er es 1871 in Blüte gesehen habe. — Als 
Heimat wird Japan angegeben. Franchet und Savatier be- 
merken aber dazu im der Flora Japonica, dass diese Angabe bis- 
her noch nicht als riehtig erwiesen worden sei. Maximo wiez 
Diagn. plant. nov. asiat. V. p. 750, in Melang. biol. T. XI. 1883) sagt: 
Japonia (fide Baker, ubitamen a nemine colleetum), China borealis: 
Pekini frequenter eultum (Skatschow, Bretschneider) et nune 
introduetum in hortos europaeos, ubi satis vulgare.“ 

Die Blätter unserer Sedum-Art entstärken sich nur sehr lang- 
sam. Von 200 numerirten Blättern, welche vom 17. Juli bis 
20. August bei einer Temperatur von 15 bis 30° C auf täglich 
zewechseltem Wasser lagen, waren nur die unteren Sprossblätter 
Srösstentheils und andere nur an der Spitze entstärkt. Selbst ver- 
zilbte Blätter enthielten stellenweise oft noch viel Stärke, und von 
‚Jen oberen Sprossblättern wurden auch solche, welche an der Basis 
reich bewurzelte Triebehen entwickelt hatten (selbstverständlich 
nach geeigneter Vorbehandlung), in Jodtinktur nicht selten ganz 
schwarz. Viel leichter entstärken sich die Blätter von Sprossen, 
welche vor vollendetem Längenwachsthum, nachdem die Blüten- 
zweige sich zu entwickeln begonnen haben, im Dunkeln in Wasser 
gestellt wurden. Nach 14 Tagen sind dann auch die oberen 
Blätter, mit Ausnahme des unteren Theiles der Mittelrippe oder 
auch der grösseren Seitenrippen, in der Regel entstärkt und die 
Stengel bewnezelt, Im Hochsommer dagegen blieben die oberen 
Stengelblätter, besonders wenn die Blütensprossen rechtzeitig ent- 
fernt. wurden, oft selbst nach vierwöchentlicher Verdunklung stellen- 
weise sehr stärkereich. Zu den Schlussversuchen wurden aus- 
schliesslich Blätter von Topf- und Freilandspflanzen verwendet, 
welche seit 1880 in meinem Versuchsgärtchen in grosser Menge 
kultivirt wurden. Die Verdunklung geschah mittelst” grosser Zink- 
eylinder. Zu einem bestimmten Versuche werden am besten alle 
Blätter eines Sprosses mit Ausnahme der etwa vergilbten unteren 
und der oberen (wahrscheinlich noch nieht genügend entstärkten) 
verwendet. 

Während es im Sommer gar nicht gelingt, die Blätter unserer 
Versuchspflanze, ohne sie sichtlich zu schädigen, vollständig, d. i. 
mit Einschluss des unteren Theiles der Mittelrippe, zu entstärken 
(was aber auch gar nicht nothwendig ist), geschieht dies in der 
zweiten Oktoberhälfte auch bei ganz gesund aussehenden Blättern, 
wenn die Pflanzen nur während 1 oder 2 Tagen oder auch gar 
nicht absichtlich verdunkelt wurden. Zu den in den folgenden 
Paragraphen beschriebenen Versuchen eignen sich nicht nur diese 
Blätter noch meist ganz vorzüglich , sondern , wenn auch minder 
gut, selbst solche, "welche schon seit mehreren Tagen gefroren 

waren und nach dem Aufthauen ganz welk erschienen. Versuche 
mit nicht verdunkelt aber vollständig entstärkt gewesenen Blättern 
von Freilandpflanzen in kohlensäurefreier Luft, sowie unter Alkohol 
und Glycerin im vollen Tageslichte am 10. November vorigen 
Jahres ergaben ein recht befriedigendes Resultat, obwohl die Tem- 


198 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Borean. 


peratur schon seit dem 6. November unter Null und in der Nacht 
vom 9. bis 10. November auf minus 8,2° C gesunken war. Im 
Spätherbste vergilben die Blätter von Topfpflanzen auch im Ge- 
wächshause. Blätter, welehe zur Zeit der Herbstfröste schön grün 
sind, erhält man von Stöcken, deren Sprosse im Juni entfernt 
wurden. 


Die beste Methode, um hunderte von Blättern schnell und 
sicher auf Stärke zu untersuchen, ist die, welche ich schon 1857. 
beschrieben habe. Die Blätter (oder ganze Pflanzen) werden in 
verhältnissmässig grossen und gut verkorkten, kaum zur Hälfte mit 
Alkohol gefüllten, eprouvettenförmigen Röhren im direkten Sonnen- 
lichte entfärbt, dann, um das Protoplasma zu zerstören, ca. 2 Tage 
in Kalilauge macerirt, in Wasser wiederholt ausgewaschen und, um 
Jod zu sparen (da sich die Lauge nur sehr schwer entfernen lässt) 
nach dem Vorschlage von Sachs in Essigsäure digerirt und in 
Jodtinktur gelegt. Die „alte“, d. i. die schon vorher noch vor- 
handen gewesene, während der Verdunkelung nicht verschwundene 
Stärke wird schwarz. Werden die Blätter dann in Wasser ge- 
kocht und noch heiss in eine stark weingelbe, wässerige Jodlösung 
(welche man erhält, wenn laues Wasser mit Jodtinktur versetzt 
wird) gebracht, so entgehen auch dem unbewaffneten Auge, selbst 
wenn das Blatt stellenweise noch ziemlich viel alte, schwarz 
werdende Stärke enthält, nicht die geringsten Spuren der sich 
sofort violett färbenden neuen, d. i. während des 
Versuches gebildeten Stärke. Nach längerem Liegen in Jodtinktur 
bräunen sich die Blätter und werden auch in kochendem Wasser 
nicht mehr weiss. Das Entfärben mit Chlorkalk hat, abgeschen 
von der Umständlichkeit, insbesondere den Nachtheil, dass bei 
längerer Einwirkung desselben auch die Stärke zerstört wird. Zu 
späterer Demonstration müssen daher die Blätter in Alkohol auf- 
bewahrt und vor dem Einbringen in diluirte Jodtinktur in Wasser 
gekocht werden. 

Wenn im Folgenden kurz gesagt wird, dass die Blätter z. B. 
in Alkohol, Salpeter, Glycerin u. s. w. violett wurden oder farb- 
los blieben, so versteht es sich wohl von selbst, dass dies erst ge- 
schah, nachdem sie in der beschriebenen Weise behandelt w urden. 


II. Stärkebildung in kohlensäurefreier Luft im Lichte und 
im Dunkeln. 


Bei den Versuchen mit Sedum über Stärkebildung in kohlen- 
säurefreier Luft im Lichte wurden zunächst Topfpflanzen oder in 
Wasser gestellte bewurzelte Sprosse und später auch Blätter, welche 
mit ihrer Basis in Wasser tauchten oder auf Wasser lagen, unter 
Glasglocken über Kalilauge während 6 bis 12 Stunden theils insolirt, 
theils dem hellen diffusen Tageslichte ausgesetzt. Die Resultate dieser 
ersten Versuche in den Jahren 1880 und 1831 waren nicht sehr 
ermuthigend; in unverletzten Blättern wurde nie, in abgeschnittenen 
nur bisweilen, aber zweifellos, Stärke gebildet. Oefters waren so- 
gar gleichartige Blätter derselben Sprosse, welche vor der Be- 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 199 


liehtung, als Proben über den Grad der Entstärkung, in Alkohol 
kamen, unvergleichlich stärkereicher, als die Versuchsblätter. 

Es fällt mir nieht ein, die zahlreichen Versuche zu beschreiben, 
welche ich durehgeführt habe, um die Ursache dieses verschiedene 
Verhaltens aufzudecken. 

Nachdem ich wusste, dass entstärkte Blätter auf Zuckerlösung 
Stärke bilden und zwar um so mehr, je concentrirter bis zu einer ge- 
wissen und zwar relativ hohen Grenze die Z uckerlösung ist und 
dass auch vollständig entstärkte, ja im Herbste bereits ganz ver- 
gilbte und sogar halb vertrocknete Blätter noch reichlich Zucker 
enthalten*), war es mir zweifellos, dass bei den eben erwähnten 
Versuchen mit positivem Resultate die Stärke aus Zucker gebildet 
wurde. Mit dieser Ueberzeugung war auch die Methode für die 
weiteren Versuche an die Hand gegeben. Es war mehr als wahr- 
scheinlich, dass bei Zunahme der Concentration der Zellsäfte ein Theil 
des in denselben gelösten Zuckers in den Amyloplasten der Blätter 
(dini: Chlorophylikörnern) als Stärke niedergeschlagen werde.**) 
Schon der erste Versuch bestätigte diese Vermathung. Blätter von 
Sprossen, welehe unter Glaselocken über concentrirter Kalilauge 
oder neben Kalilauge über "Schwefelsäure in leere Gefässe ge- 
stellt wurden, werden nach ca. 12 stündiger Belichtung stets 
stärkehaltig und oft gleichmässig prachtvoll violett, während Blätter 
gleichartiger Sprosse, die mit ihren bewurzelten Enden jedoch in 
mit Wassergefüllte Gefässe eingekorkt waren, sowie die von ge- 
hörig lang verdunkelt gewesenen Topfpflanzen, stärkefrei bleiben. 

"Um. die Verdunstung der Blätter und dadurch das Concen- 
triren der Zuckerlösung stellenweise zu beschleunigen, kam ich 


*) Dr. E. Meissl, Vorstand der landwirthschaftlich-chemischen Versuchsstation 
in Wien, fand am 17. Oktober in dem Safte von 


Trocken- | ’ 
darin Zuckerlalso Zucker im Safte 
substanz | 


TG 


a) belichtet gewesenen 

Pflanzen . . : 6.5°/o 26.7°/o 1.82°/o 
b) Seit dem 24. N 

ber verdunkelt gewe- 

senen Pflanzen. . . 5.0°/0 18.8°/o 0.94°/o 


„Die Aciditätat des Saftes war bei den belichtet und verdunkelt gewesenen 
Pflanzen ganz gleich; sie betrug, auf Aepfelsäure berechnet, 0.147°/o des Saftes. 
Eiweissstoffe waren nur in sehr geringer Menge, Pflanzenschleim dagegen war 
reichlich vorhanden. Peptone fehlten. 

Der Gang der Untersuchung war folgender: Die gewogenen Pflanzen (Blätter 
und Stengel) wurden mit der gleichen Gewichtsmenge Wasser verrieben und bei 
35° C während 1!/s Stunden macerirt. Der verdünnte Saft wurde filtrirt und 
diente zu allen Bestimmungen. Behufs der Zuckerbestimmung wurde der Saft mit 
Bleizucker gefällt, hierauf mit schwefelsaurem Natron entbleit und das Filtrat 
mit der Fehling’schen Lösung vorschriftsmässig weiter behandelt. Das im 
Wasserstoffstrome reducirte Kupfer wurde schliesslich gewogen. 

Die Reaktion auf Eiweiss und Peptone wurde mit Salpetersäure, dem 
Millon’schen Reagens, Essigsäure und gelbem Blutlaugensalz, Tannin und Phos- 
phorwolframsäure angestellt.“ Meissl. 

**) Schimper Untersuchungen über die Entstehung der Stärkekörner Bot. Ztg. 
1880, S. 881. 


200 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 


später auf den Einfall, dieselben mittelst eines engen Korkbohrers 
beiderseits 1, 2 oder 5 mal zu durchlöchern. Der Erfolg dieser 
Operation war ein überraschender. Schon nach einigen Stunden, 
wenn das übrige Mesophyll noch ganz farblos blieb, wurde ein 
breiter Saum um die Löcher oft bereits prachtvoll violett. Bei 
Versuchen mit durchbohrten Blättern von Topfpflanzen und von in 
Wasser stehenden Sprossen wurden auch nach 12stündiger Be- 
liehtung nur die Lochränder stärkehaltig. 

Die Richtigkeit meiner Ansicht über die Quelle der Stärke 
bei den beschriebenen Versuchen wird völlig einwurfsfrei und 
endgiltig dadurch bewiesen, dass die Stärkebildung auch im 
Dunkeln stattfindet und sich bei sonst gleichen Bedingungen von 
der im Lichte nur dadurch unterscheidet, dass sie langsamer er- 
folgt und erst nach ca. 5 Tagen vollendet ist. 


Durchbohrte Blatthälften, welche bei einer Temperatur von 
11° C im Keller neben Kalilauge unter vier mit concentrirter 
Schwefelsäure abgesperrten Glocken in trockene Krystallisirschalen 
zelegt wurden, waren nach dem 

1. Tage: weich und wurden nur an den Wundrändern zart 
violett. 

2. Tage: sehr schlaf? und wurden an den Wundrändern in- 
tensiv, sonst blass bis sehr schön pfirsichblütenviolett. 

3. und 4. Tage: halbtrocken, sehr dünn und färbten sich 
meist gleichmässig pfirsichblüten- bis intensiv violett. 

Nach dem Gesagten ist es selbstverständlich, dass sich Stärke 
auch in Blättern bildet, welche bei Lichtabschluss in einem mehr 
oder weniger feuchten Raume frei aufgelegt werden. Nach bei- 
läufig 3 Tagen verschwindet aus den noch nicht zu trockenen 
Blättern die neu gebildete Stärke wieder und zwar, nachweisbar, 
zuerst in den Zellen der Wundränder. 


III. Stärkebildung in Salpeterlösung. 


Nachdem die Stärkebildung in trocknenden Sedum-Blättern 
aus Reservezucker erwiesen war, lag es nahe, zu untersuchen, ob 
entstärkte Blätter nicht auch in Salpeterlösung stärkehaltig werden. 
Es ist dies thatsächlich der Fall. 

Auf*) 1 bis 1Oprocentiger Lösung von Kalisalpeter wird 
während eines Tages sowohl im Lichte als im Dunkeln Stärke ge- 
bildet, im Dunkeln aber nur verhältnissmässig wenig. Auf 1 bis 
5 °/o**) werden auch im Dunkeln die Lochränder oft prachtvoll 
violett und selbst auf 5 °o füllen sieh bisweilen selbst die (unver- 


*) Bei den Versuchen auf Salpeterlösungen, Alkohol u. s. w. wurde (in 
grossen Krystallisirschalen) nur die Unterseite der durchbohrten oder nicht durch- 
bohrten Blätter und Blatthälften von der betreflenden Flüssigkeit benetzt. Bei 
den Versuchen unter der betreffenden Flüssigkeit waren die Blätter von Ob- 
jektträgern aus dieckem Spiegelglase bedeckt. 

#*) Wenn in diesem Kapitel und in den folgenden Paragraphen ohne weiteren 
Zusatz einfach gesagt wird: auf oder unter 1°/o, 5°/o ....., so wird diese be- 
queme Kürzung hoffentlich entschuldigt werden. 


Botanischer Verein in Lund. 201 


letzten) Zellen des innersten Lochrandes mit Stärke. Auf 10 %o 
bleibt im Lichte ein breiter Rand um die Löcher der ganz 
schlaf? gewordenen Blätter farblos, während unverletzte Blätter 
sich oft gleichmässig prachtvoll violett färben. Im Dunkeln 
bleiben die Blätter auf 10 %/o entweder ganz farblos, oder es werden 
dieselben mehr oder minder auffällig zart violett oder violett- 
fleckig. 

Unter Salpeter wird von durchlöcherten Blättern im Lichte 
nicht viel weniger Stärke gebildet, als auf gleichprozentigen 
Lösungen. Unter 5°o bleiben die Zellen an den Wundrändern 
stets stärkefrei. Unverletzte Blätter*) von Sprossen, welche unter 
!/s bis 2 prozentigen Lösungen eingesenkt wurden, bleiben steif und 
stärkefrei und auch unter 5°, erschlaften dieselben nur wenig. 

Im Dunkeln wurden bei meinen Versuchen unter Salpeter- 
lösungen nur m 2°/, die Lochränder öfters mehr oder minder 
schön violett. Unter 10 °o bekamen nur einige unverletzte Blätter 
stellenweise einen violetten Schimmer. 

Auch unter einer gesättigten Kochsalzlösung wurden die 
Blätter nach 12stündiger Belichtung zart violett; im Dunkeln 
blieben sie stärkefrei. 

(Schluss folgt.) 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botanischer Verein in Lund. 
FIT Sitzungs am’ Ie November Tal. 
2. Docent B. Jönsson sprach über: 


Entstehungschwefelhaltiger Delkörper in den My.eel- 


fäden von Penieillium glaucum. 


Der Schwefel gehört zu den für die normale Entwickelung der 
Pflanze nöthigen Stoffen, die in der Regel nur in geringer Menge 
in derselben vorhanden sind. Hauptsächlich tritt derselbe in den 
Eiweissstoffen als konstituirender Bestandtheil auf, ausserdem ist er 
als Schwefelsäure in den Sulphaten gebunden, die in allen Pflanzen- 
säften aufgelöst vorhanden sind und den für die Bildung der 
Eiweisstoffe erforderlichen Schwefel abgeben. Seltener kommt der- 
selbe in der Form eines Reservestoffes oder als ein beim chemischen 
Umsatz in der Pflanze entstandenes Nebenprodukt vor. Am be- 
kanntesten in diesem Falle ist der Schwefel in den Allylver- 
bindungen, welche den Hauptbestandtheil der schwefelhaltigen 
ätherischen Oele ausmachen, die neben den Albuminaten in den 
Alliumzwiebeln und im Samen der Uruciferen vorkommen. Seltener 
ist das Auftreten desselben in der Form von Caleiumsulphatkrystallen 


*) Wenn die Blätter ganz unverletzt bleiben sollen, müssen sie wenigstens 
mit einem Theile des Stengels in Verbindung bleiben. 


202 Botanischer Verein in Lund. 


im Zuckerrohr*) und in gewissen kryptogamischen Pflanzen**), so- 
wie als Aetherschwefelsäure bei im Lichte keimenden Samen von 
Pisum***), ganz in der Art, wie es beim Senfkorn der Fall ist, 
chemisch nachgewiesen worden. Im freien Zustande wird zuweilen 
der Schwefel im Zelleninhalt der sogenannten Schwefelbakterienf) 
als körniger, sehr lichtbrechender Körper in verhältnissmässig grossen 
Mengen gefällt. 

Das Vorhandensein von Schwefel im Mycelium des Penicillium 
glaucum bildet, wie nachstehender Bericht ergeben dürfte, eine Er- 
weiterung des Vorhandenseins von Schwefelverbindungen und zwar 
mit einer Zusammensetzung, die sehr an die der Glukoside von 
Allium und den Cruciferen erinnert. 

Das Material für die hier vorliegenden Untersuchungen wurde 
aus einer !/ıo Normalschwefelsäurelösung erhalten, die eine längere 
Zeit, ungefähr ein halbes Jahr, in einem verschlossenen Glaskolben 
von "/s Liter Inhalt unberührt gestanden hatte und die eine Schimmel- 
Vegetation enthielt. 

In dem genannten Zeitraum hatte sich in der Schwefelsäure- 
lösung eine weisse, flockige, fadige Masse entwickelt, die sich fort- 
während unter der Oberfläche der Flüssigkeit hielt und sich zu 
Anfang der Untersuchung in derselben gleichmässig vertheilt hatte, 
sowie derselben, oberflächlich betrachtet, ein milchähnliches Aus- 
sehen gab. Die Lösung war übrigens vollkommen klar und durch- 
sichtig und eine mikroskopische Untersuchung ergab, dass sie von 
ungelösten Stoffen nur den einen oder anderen fremden Körper, 
vermuthlich Staubkörner, die während der Zeit auf irgend welche 
Weise in den Kolben gekommen waren, enthielt. 

Die chemische Analyse der Flüssigkeit ergab nach Abrechnung 
der in derselben entwickelten Pilze ausser dem bestimmten Gehalt 
an Schwefelsäure, der ursprünglich 0,4 °/o betrug, in Folge der Ver- 
dunstung des Wassers aber sich auf beinahe 1 °/, vermehrt hatte, Spuren 
von Ammoniak. Vielleicht hatte die Schwefelsäure auf die Wände 
des Kolbens auflösend eingewirkt und waren auf diese Weise 
Mineralstoffe in die Lösung gekommen oder es waren Staubkörner 
organischer oder unorganischer Natur der Flüssigkeit aus der Luft 
zugeführt worden, die dann in derselben aufgelöst wurden. Die 
Menge derselben muss jedoch in diesem Falle äusserst gering ge- 
wesen sein, denn mittelst der üblichen Reaktionsmittel liessen sich 
keine derartigen aufgelösten Stoffe nachweisen. 

Die weisse, flockige Masse bestand, wie eine flüchtige mikro- 
skopische Untersuchung erkennen liess, aus einem Schimmeipilze, 
der aus septirten Hyphen, welche sparsam verzweigt waren, be- 
stand. Die Pilze schienen ein kümmerliches Dasein geführt zu 
haben. Die verhältnissmässig geringe Entwickelung, die sie m einer 


*) Hansen, Arb. d. bot. Inst. in Würzb. Bd. III. Heft I. S. 118. 
**) Fischer, Pringsh. Jahrb. Bd. 14. S. 133. Hansen |. ce. S. 101. 
***) Tamman, Zeitschr. für physikal. Chemie. Bd. IX. 1885. S. 419. 
) Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pflanzen. Bd. I. Heft 3. — Warming, Vidensk. 
medd. fra Natur. Forening i Kjobenhavn. 1875. S. 99; vergleiche ferner 
Winogradsky, Bot. Zeit. 1887. S. 489. 


Botanischer Verein in Lund. 205 


so langen Zeit erreicht hatten, sowie die Ausbildung und Form der 
Hyphen und der einzelnen Hyphenzellen, besonders der älteren, 
deuteten an, dass der Kampf ums Dasein ein schwerer gewesen war. 
Nach einer genauen Untersuchnng zeigte es sich indessen, dass 
das Mycelium aus einem zum Theil verzweigten System von Zell- 
fäden bestand, die hier und da, vorzugweise in dessen älteren 
Theilen, mit kugelförmigen Anschwellungen versehen waren. Diese 
letzteren sassen zuweilen in einer grösseren Anzahl und oft ganz 
dicht an einander und bildeten demnach perlschnurartige Reihen, 
welche in der zusammengesetzten Masse von über- und ineinander 
verwickelten Pilzfäden hier und da zum Vorschein kamen. In den 
jüngeren Theilen des Myceliums waren dagegen die Fäden von 
ziemlich gleicher Breite und verschmälerten sich in gewöhnlicher 
Weise allmälig nach den Spitzen zu. Die Länge der Hyphenzellen 
wich recht bedeutend von einander ab, indem das Messen der 
älteren Hyphenzellen eine Länge ergab, die zwischen 8,0—21,5 
— 38,6 u wechselte, während die jüngsten oder Spitzenzellen durch- 
schnittlich eine Länge von 42,0 « hatten. Die Breite der gleich 
schmalen Zellfäden variirte zwischen 3,9 « für die älteren und 
1,43 «4 für die jüngsten Zellen, während die kugelförmigen An- 
schwellungen einen Durchmesser hatten, der je nach der Grösse 
zwischen 5,7 und 7,2 u schwankte*). 
Der Inhalt der Zellen war, mit Ausnahme desjenigen der 
Spitzenzellen, in deren äussersten und jüngsten Theilen das Plasma 
eine einzige dichte und stark lichtbrechende Masse war, die das 
Zelllumen vollständig ausfüllte, vollständig durchsichtig, indem das 
Plasma an die Wände der Zellen gedrängt war. In der Mehrzahl 
der Zellen, von den ältesten bis zu den jüngsten, waren meistens 
abgerundete, feste, stark lichtbrechende Körper vorhanden, die mit- 
unter die Zeilen ganz und gar anzufüllen schienen, in der Regel 
aber in einiger Entfernung von einander lagen. Die Körper waren 
in den kugelförmigen Anschwellungen am grössten, in denen sie neben 
einander in einer Anzahl von 2—5 und bisweilen in einer noch 
grösseren Anzahl auftraten. In der Regel waren 1 bis 2 grösser, 
die anderen klein. Sonst könnte in den gleich dünnen Fäden 
deren Anzahl bis zu 14 in einer Zelle steigen; doch war die 
gewöhnliche in denselben 4—6. Nach der Spitze der Zellenfäden 
hin traten sie am spärlichsten auf, so dass deren Anzahl in den 
jüngsten Zellen alle Spitzenzellen nur 2—3 betrug, aber bis zu 
4—5 in jeder Zelle steigen konnte. Dem äussersten Theil der 
Spitzenzellen fehlten doch solche Körner vollständig und zwar in 
einer Entfernung von den Zellenspitzen, die zwischen 7,2 und 2,2 
wechselte. Die Grösse der Körper war sehr verschieden und stand 


*) Die Membran bestand aus wenigstens zwei deutlich zu unterscheidenden 
Schichten, was unter anderem aus deren verschiedenartiger Reaktion in Bezug 
auf das sogenannte Kornblau klar hervorging. An einigen Fäden war nämlich 
aus irgend einer Veranlassung die äussere Schicht geborsten, so dass dadurch 
die innere Schicht auf lange Strecken blosgelegt war als ein farbloses Zwischen- 
stück, während die äussere Schicht vom Kornblau eine tiefblaue Färbung 
annahm, 


204 Botanischer Verein in Lund: 


diese Variation der Grösse öfters in naher Verbindung mit ‘der 
Zellenweite. Deshalb fand man immer die grössten Körner in den 
Zellenanschwellungen 1.5—3,0 u. Dagegen nahmen sie in dem 
Maasse an Grösse ab, je näher sie den Zellfädenspitzen, 0,4—0,7 u, 
lagen, was natürlich von der in derselben Richtung abnehmen- 
den Zellenweite herrührtte Auch die Form der Körper wechselte, 
In der Regel waren dieselben mehr oder weniger kugelrund, doch 
kamen oft Körner vor, die länglich- rund und zuweilen in die 
Länge gezogen waren, so dass sie lange, runde Stäbe, die eine 
Länge. von bis zu 7—8 u erreichen konnten, bildeten. Nicht selten 
waren sie eckig, fast krystallähnlich, doch waren die Kanten immer 
abgerundet. Hier und da traf man mehr abweichende Formen, in- 
dem die Körper unregelmässige, mit zweigähnlichen Auswüchsen 
versehene Formen annahmen. Diese letzgenannte Formveränderung 
zeigte sich meistens in den Zellfädenverzweigungen. Die Körper 
hatten übrigens eine feste Konsistenz, ein Verhältniss, welches unter 
anderem deutlich aus der Schmelzbarkeit derselben hervorging; sie 
zeigten nämlich stets die Eigenschaften von schmelzenden festen 
Stoffen. Ausserdem konnten beim Druck oder Reiben unter dem 
Deckglase oft die einzelnen Körner zertheilt werden, und es zeigten 
sich dann immer die Theilstücke als Theile eines festen Körpers. 
Sie waren stark lichtbrechend und gaben bei den angestellten 
Polarisationsversuchen im Allgemeinen isotropische Bildungen zu 
erkennen. Dann und wann und besonders bei den abgerundet- 
kantigen Körnern ergab die Polarisation eine schwache doppelte 
Brechung. Die Körper zeigten sich sofort beim ersten Anblick als 
Bildungen ungewöhnlicher Art, die in mancher Hinsicht an die 
Körner erinnerten , die man immer bei den Beggiatoa-Arten in 
grösserer oder geringerer Menge antrifft und die bekanntlich aus 
Schwefel bestehen. Diese zogen deshalb sofort meine besondere 
Aufmerksamkeit auf sich und wurden sogleich vorbereitenden, vor- 
zugsweise mikroskopischen Untersuchungen unterworfen, welche, 
wie bereits hervorgehoben, einen gewissen Gehalt von Schwefel zu 
erkennen gaben. 

Auf dem Entwickelungsstadium, auf dem der Pilz sich in 
der Schwefelsäurelösung befand, war die Gattung desselben 
selbstverständlich unbestimmbar. Um jedoch dieses zu ermöglichen, 
wurden in einer 3prozentigen Zuckernährlösung Kulturversuche 
angestellt, wobei natürlich alle die Vorsichtsmassregeln getroffen 
wurden, die bei solchen Versuchen erforderlich sind. Nach einer 
fortgesetzten vierwöchentlichen Kultur in oben erwähnter Nahrungs- 
flüssigkeit erschienen Sporenträger mit Sporen, die deutlich zu er- 
kennen gaben, dass das Mycelium zu dem sehr gewöhnlichen 
Penieillium glaueum gehörte. P. glaucum hatte demnach unter 
den oben angegebenen äusseren Umständen in den Zellen des 
Myceliums Körper abgesetzt, die, wenn sie auch nicht ganz und 
gar daraus bestanden, so doch wenigstens einen Stoff enthielten, der 
sich sonst nur selten auf ähnliche Weise in den Zellen entwickelt. 

Die in der Schwefelsäurelösung stattgefundene Pilzbildung war 
natürlich an und für sich nicht geeignet, grosse Aufmerksamkeit zu 


Botanische Gärten u. Institute. — Sammlungen. — Instrumente. 205 


nd 


erregen, da man weiss, dass Reagenzlösungen und ähnliche Flüssig- 
keiten, wenn man sie eine Zeitlang unberührt stehen. lässt, sich 
sehr oft mit derartigen Schimmelbildungen überziehen. Häufig sind 
ja sogar solche in Flüssigkeiten von solcher Art und Konzentration, 
dass sie für andere Pflanzenorganismen als reine Gifte zu be- 
trachten wären. Wir wissen übrigens aus den Mittheilungen der 
älteren sowohl wie der neueren botanischen Litteratur,*) dass gewisse 
niedrige Pflanzenformer, zu denen besonders die sogenannten 
Schimmelpilze gezählt werden, in Medien eine ausserordentlich grosse 
Widerstandskraft und Entwickelungsfähigkeit besitzen, die unter 
anderen Verhältnissen hemmend und für höhere Organismen sogar 
sofort tödtlich sind. Vor allen anderen scheint sich P. glaueum 
durch seine Empfindungslosigkeit gegen Gifte hervorzuthun, und cs 
nimmt nebst Macor Mucedo unter allen Pflanzen mit einer derar- 
tigen Fähigkeit**) den höchsten Rang ein, hat sich auch dadurch 
den Namen „eines plebejischen Herrschers“ unter den Schimmel- 
pilzen erworben***), 
(Fortsetzung folgt.) 


Botanische Gärten und Institute. 


Eriksson, Jakob, Om nägra landtbruks botaniska institut och fürsöksstationer. 
Reseanteckningar. (Aftryck ur Landtbruks-Akademiens Handlingar och Tid- 
skrift för är 1888.) 8°. 13 pp. Stockholm 1888. 


Sammlungen. 


Flahault, C. M., L’herbier mediterranen form& & la facult& des sciences de 
Montpellier. (Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome X. p. IX.) 

Rony, Notice sur les colleetions botaniques de M. Gaston Gauthier. (l. c. 
p. CLIX.) 


Instrumente, Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Bartoschewitsch, S., Wie muss man Wasser auf Typhusbacillen untersuchen ? 
(Wratsch. 1888. No. 50. p. 1005—1006.) [Russisch.] 


*) Vergleiche Litteraturangaben in Pfeffer’s Physiologie S. 443—455 ; 
Centrbl. für Agric.-Chem. 1883, S. 46; Loew, Arch. f. d. gesammte Physiol. 
Bd. 40, 9. 10. Heft u. m. a. 

*#*) Chatin, Flora 1845, S. 214; Manassein, Wiesner’s mikrosk. Unters., 
S. 174; De Bary, Morphol. u. Physiol. d. Pilze, 1866, S. 214; vergl. übrigens 
auch Litteraturverzeichniss in Wiesners mikrosk. Unters. S. 155—189, sowie 
Pfeffer’s Pflanzenphysiol. 454. 

**%*) Brefeld, Botan. Unters. üb. Schimmelpilze. Heft II, S. 4. 


206 Algen. — (Pflanzenkrankheiten). 


Ignatjew, W., Die Neelsen’sche Methode zur Färbung der Tuberkelbacillen. 
(Russkaja medicina. 1888. No. 13.) [Russisch.] 

Klein, Ludwig, Beiträge zur Technik mikroskopischer Dauerpräparate von Süss- 
wasseralgen. II. (Sep.-Abdr. aus Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie 
und für mikroskopische Technik. Bd. V. 1838. p. 456 —464.) 


Referate. 


Zopf, W, Untersuchungen über Parasiten aus der 
Gruppe der Monadinen. Fol. 39 pp. Mit 3 Taf. Halle 
(M. Niemeyer) 1887. M. 6,00. 


Hauptgegenstand dieser Abhandlung ist die Entwickelungs- 
geschichte einer neuen, pleosporen Süsswasser-Monadine, die Verf. 
Polysporella Kützingii nemnt. Verf. fand sie als Parasiten ver- 
schiedener Algen (Cosmarium, Oedogonium, Cladophora). Das 
Algenmaterial stammte aus westpreussischen Seeen. Unter An- 
wendung von ÖObjektträgerkulturen gelang es Verf., sowohl die 
Zoocysten- als die Sporocysten- bildende Generation zu verfolgen. 

Was zunächst die Dauersporen -bildenden Cysten 
(Sporoeysten) anlangt, so unterscheiden sie sich von den gleichen 
Entwickelungsstadien anderer Monadinen u. z. der Pseudosporeen 
durch den wichtigen Umstand, dass sie pleospor erscheinen (mit 
4, 8, 16 Dauersporen). Die Form der Cysten ist den Raum- 
verhältnissen der Wirtszelle angepasst (rund, gestreckt). Die Haut 
der ÜUyste ist einfach (im Gegensatz zu andern Monadinen), aber 
ziemlich dick, skulpturlos und ungefärbt. Sie wird durch J und 
HsSOs nicht gebläut, ist aber in H3SO,ı löslich. Ueber ihr Ver- 
halten gegen andere Reagentien s. Original. Die Dauersporen 
sind kugelförmig oder ellipsoidisch, mit skulpturloser, hyaliner Haut 
umkleidet. Inhalt ein relativ grosser, schwach amöboider Kern 
und Plasma, das in der Peripherie Gebilde fettartiger Natur (Re- 
servestoffe) einschliesst. 

Die Zoosporen-erzeugenden Üysten (Zooeysten) sind 
im allgemeinen etwas kleiner, als die Sporocysten. Membran dünn, 
z. 7. der Reife sehr zart, skulpturlos. Inhalt: entweder nur Zoo- 
sporen oder daneben noch Ingestareste, die meist zu einem centralen 
Ballen zusammengedrängt sind. Die Zoosporen durchbohren die 
Haut des Behälters, ihre Cilie nachziehend, an einer oder mehreren 
Stellen. In ähnlicher Weise gelangen sie aus der Wirtszelle ins 
Freie. Wie sie zur Ruhe kommen und neue Algenzellen infieiren, 
konnte direkt nicht beobachtet werden. Doch liess sich indirekt 
schliessen, dass die jungen Amöben, welche plötzlich in vorher in- 
takt gefundenen Algenzellen erschienen, von jenen Zoosporen her- 
stammten. Die Amöben zeigten deutliche, spitze Pseudopodien, 
krochen träge in den Zellen herum und eigneten sich den Inhalt 
derselben an. Das Wachstum der Amöben erfolgt durch Nahrungs- 
aufnahme; eine Fusion mehrerer zu Plasmodien wurde nicht bemerkt. 


Algen. — (Pflanzenkrankbeiten). 207 


Nach hinreichender Nahrungsaufnahme ziehen die Amöben ihre 
Fortsätze ein, runden sich ab und gehen unter Abscheidung einer 
Haut in den Cystenzustand über. Jetzt erst erfolgt die Verdauung. 
Etwa übrigbleibende Reste werden in einer grossen, centralen Vacuole 
ausgeschieden. 


Die weitere Entwickelung des Inhalts gestaltet sich nun ver- 
schieden, je nachdem aus der Cyste eine Zoocyste oder Sporocyste 
entstehen soll. 


Sobald die Verdauung vollendet, d. h. die aufgenommene Stärke 
verschwunden ist, theilt sich in der jungen Sporocyste das 
wandständige Plasma in zwei etwa gleich grosse, einander gegen- 
überliegende, der Membran angelagerte, deutlich metabolische 
Massen. Die Zweitheilung kann weiter gehen (bis zu 16); aus den 
Theilprodukten gehen unter Abrundung und Zurücktreten von der 
Cystenwand die Sporen hervor, die sich alsbald mit Membran um- 
geben. Es zeigt sich also, dass die Sporenbildung in der 
pleosporen Cyste durch einfache successive Zwei- 
theilung des Inhalts erfolgt, welche eingeleitet wird durch 
wiederholte Kerntheilung. 

Bei der Keimung, die ohnelängereRuheperiode 
und ohne Wechsel des Mediums (Austrocknen) erfolgt, 
wird die Dauerspore zu einer Zoocyste. Meist werden 4 Schwärmer 
gebildet, die erst die Matricalmembran, dann die Sporocystenhaut 
durchdringen und nun in der Wirtszelle (Oedogonium) umher- 
schwimmen. Ob sie auch durch wiederholte Zweitheilung entstehen, 
konnte nicht beobachtet werden. Was weiter aus den Schwärmern 
wird, giebt Verf. nicht an, wahrscheinlich wieder junge parasitische 
Amöben. 

Die Entwickelung der jungen Zoocysten erfolgt gleich- 
falls wie bei den Sporocysten durch successive Zweitheilung des 
Plasmas. Nur geht die Theilung hier zum Zwecke der Schwärmer- 
bildung noch etwas weiter, wodurch das Volumen der Plasma- 
portionen verkleinert wird. 


Biologische Bemerkungen. Die Schwärmer scheiden 
Stoffe ab, welche ihnen die Durchbohrung auch der Cellulose- 
Wandung der Wirtszelle ermöglichen. Zur Amöbe entwickelt nehmen 
die Individuen alle Inhaltsbestandtheile der Zelle, nachdem sie den 
Primordialschlauch zur Kontraktion gebracht haben, in sich auf 
(Plasma, Chlorophyll, Stärke, Pyrenoide, Zellkerne und Fetttröpfchen). 
Das Chlorophyll wird entweder bei der Verdauung (innerhalb der 
Cyste) ganz entfärbt oder in gelbbraune Massen umgewandelt. 
Durch Abscheidung eines diastatischen Ferments tritt eine Lösung 
der Stärkekörner ein, doch bleiben auch häufig Körner ungelöst. 
Sie werden dann sammt nicht verdautem Chlorophyll in der Mitte 
zu einem Ballen zusammengedrängt. 

Systematisch gehört der Organismus zu den Monadineae 
zoosporeae Z. und zwar zur Familic der Pseudosporeen. Wegen 
seiner pleosporen Sporocysten bildet er die neue Gattung Pleos- 
porella, Species Pl. Kützingii. 


208 Flechten. 


Verf. theilt noch einige andere, unvollständiger bekannte Mona- 
dinen mit (Leptophrys Kützingü Z., Pseudospora aculeata Z., En- 
domonas spermophla Z.), auf die hier aus Raumrücksichten nicht 
näher eingegangen werden kann. 

Horn (Cassel), 


Lindau, Gustav, Ueber die Anlage und Entwickelung 
einiger Flechtenapothecien. (Flora. 1888. No. 30—32. 
Taf. X.) 


Um gegenüber den gegen die Sexualitätstheorie der Flechten 
ausgesprochenen Bedenken neue Thatsachen aufzufinden, hat 
Verf. die Entwickelung der Apothecien einer Anzahl von Flechten 
untersucht und ist dabei zu dem Resultate gekommen, dass bei 
allen untersuchten Arten Schlauch- und Hüllsystem getrennt ent- 
stehen und dass im Entwickelungsgange des Apotheciums eine 
weitgehende Aehnlichkeit mit den Collemaceen hervortritt. 

Bei der am vollständigsten untersuchten Anaptychia ciliaris 
Krb. scheinen die ersten Anlagen (Primordien) der Apothecien in 
der Gonidienzone gelegene, keulig angeschwollene Zellen zu sein, 
die, als seitliche Anhänge oder auch wohl am Ende einer Hyphe 
entstehend, sich durch ihren stark lichtbrechenden, mit Chlorzinkjod 
sich tief braun färbenden Inhalt auszeichnen. Sie sind sehr zahl- 
reich, doch kommen von ihnen wohl nur wenige zur Weiterbildung, 
da die Zahl der später vorhandenen Ascogone weit geringer ist. 
Die Weiterentwickelung derselben zu Ascogonen hat Verfasser nicht 
verfolgen können; das nächste untersuchte Stadium sind bereits 
fertige Ascogone. Diese sind schraubig oder unregelmässig ge- 
wundene Hyphen aus dicken, fast tonnenförmigen, von den vegeta- 
tiven wohl verschiedenen Zellen. Der Inhalt gleicht dem der Pri- 
mordien, färbt sich auch mit Chlorzinkjod dunkelbraun, während die 
Membran in diesem Reagens verquillt. Nur dadurch lassen sie sich 
leicht und deutlich von den vegetativen Hyphen unterscheiden. 
Mehr oder weniger senkrecht gegen die Oberfläche wachsende Fäden, 
die Anlagen der Paraphysen, schliessen die Ascogone ein; ausserdem 
werden dieselben oben und unten, namentlich aber an den Seiten, 
von reichlichen Gonidien umgeben. Jedes Ascogon setzt sich in 
ein Trichogyn fort, welches unverzweigt die Rinde erreicht und mit 
seiner Spitze dieselbe oft etwas mehr überragt, als die Spitzen der 
Rindenhyphen; die Endzelle desselben hat eine ausserordentlich 
dünne Membran. Deutliche Unterscheidung der Trichogyne von 
den Rindenzellen ist nur durch Anwendung von Chlorzinkjod mög- 
lich. Nach feuchtem Wetter lassen sich leicht Spermatien am Tri- 
chogyn nachweisen, die durch Spülen mit Wasser nicht zu entfernen 
sind, während die an den Rindenhyphen sitzenden sich ablösen. 
Indessen gelang es nicht, eine Membranbrücke vom Spermatium 
nach dem Trichogyn nachzuweisen, und Verf. kommt zu dem 
Satze, den auch Ref. jüngst in Bezug auf die etwaige Sexualität 
der Rostpilze ausgesprochen hat, dass sich durch blosse mikro- 


skopische Betrachtung die Frage, ob Kopulation stattfindet, nicht 


Flechten. 209 


lösen lassen werde. Ebensowenig hat Verf. eine nach der ver- 
muthlichen Befruchtung von der Spitze nach innen fortschreitende 
Veränderung des Trichogyns beobachten können. Von benachbarten 
Ascogonen kommt wahrscheinlich nur eines zur Entwickelung, was 
auch mit der „-förmigen Gestalt der jungen Apothecien in Einklang 
steht. Nach dem Absterben der Trichogyne beginnt das Gewebe 
um die Ascogone zu sprossen, wodurch das runde Thallusstück 
über der Anlage zum Absterben gebracht und abgehoben wird; 
dabei werden auch die Gonidien in Mitleidenschaft gezogen. so dass 
das weiter entwickelte Apothecium ein excipulum thallodes erhält. 
Das Ascogon beginnt erst später auszusprossen und die mit Chlor- 
zinkjod sich blau färbenden Anlagen der Asei zwischen die Ver- 
zweigungen des Paraphysengewebes zu treiben. Unter dem Apo- 
thecium bildet sich durch stärkeres Wachstum des darunter liegen- 
den Gewebes ein kleiner Stiel aus. 

Die Untersuchung weiterer Arten ergab, soweit Verfasser sie 
genauer untersuchen konnte, analoge Resultate. 

Bei Ramalina fraxinea Fr. kennzeichnen sich die Apothecien- 
anlagen durch dichte Massen sie umgebender Gonidien. Trichogyne 
ragen daraus in grosser Menge über die Rinde hervor; es sassen 
sehr häufig Spermatien daran, mitunter schien sich ein dunkler 
Streifen vom Spermatium durch die Membran des Trichogyns zu 
ziehen. Die an vegetativen Fäden sitzenden Ascogone werden erst 
durch Zerdrücken der Anlage deutlich. Das Paraphysengewebe 
durchbricht die Rinde zuerst an einem Punkte und breitet sich dann 
centrifugal weiter aus, so dass die Rinde nicht abgehoben, sondern 
zur Seite geschoben wird. Das später eindringende ascogene Ge- 
webe ist durch die Chlorzinkjodreaktion zu unterscheiden. 

Bei Physcia stellaris Nyl. mussten dünne Schnitte nach der 
Behandlung mit Kali und Essigsäure längere Zeit in Chlorzinkjod 
liegen, um dieselben Erscheinungen deutlich zu zeigen. Von den 
unregelmässig gewundenen Ascogonen erheben sich auffallend viele 
Triehogyne, deren Spitzen über der Thallusoberfläche oft eine kleine 
Anschwellung zeigen. Bei dieser Art sind zunächst um die Asco- 
gone keine paraphysenbildenden Hyphen zu bemerken, das Ascogon 
geht mit der Entwickelung voran, später erst bilden sich Paraphysen 
und Hüllgewebe, worauf die Anlage, die Rinde durchbrechend und 
zur Seite schiebend, hervorwächst. 

Weniger vollständig sind die Angaben über Physcia pulveru- 
lenta Nyl., Parmelia tiliacea Hofiim., Aanthoria parietina Th. Fr 

Bei Placodium saxieolum Krb. fanden sich einfache oder mit- 
unter verzweigte Ascogone. Die Trichogyne wachsen von den zer- 
streut in einem Hofe der Gonidienzone liegenden Ascogonen alle 
nach dem höchsten Punkte der Anlage, wo sie zahlreich die Rinde 
durchbrechen. Ihre Spitze ist nicht angeschwollen, ihre Membran 
gleichmässig dick. Die Bildung der Asci und Paraphıysen geht 
gleichzeitig vor sich. 

Bei Lecanora subfusca Ach. fand Verf. ausser den nor- 
malen gelbgrünen Gonidien auch Kolonien von blaugrünen (Gloeo- 
capsa), die gleichfalls von Pilzfäden umwachsen waren, ausserdem 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1829. Bd. XXXVI. 14 


210 Flechten. — Physiologie, Biologie, Anatomie n. Morphologie. 


noch kleinere Gonidien. Die Zugehörigkeit derselben zum Lecanora- 
Thallus bleibt unentschieden. Die Apothecienanlagen bestehen aus 
meist zahlreichen Ascogonen und Paraphysengrundgewebe. Ein 
Ascogon läuft bisweilen in zwei Trichogyne aus. Die Apothecien 
scheinen mitunter aus mehreren Ascogonen hervorzugehen. Para- 
physen und Asci entwickeln sich gleichzeitig. 

Der Thallus von Leeidella enteroleuca Krb. wächst vielfach 
bypophloeodisch, es scheinen die Hyphen (wie auch bei Lecanora) 
die Fähigkeit zu haben, Cellulose zu lösen und für die Ernährung 
nutzbar zu machen. Lebende Spermogonien und Spermatien hat 
Verf. bei beiden Arten nicht geseben. Die Hohlräume der nicht 
mehr funktionirenden Spermogonien werden, namentlich auch bei 
Usnea barbata und Cornicularia aculeata, wieder von Hyphenge- 
flecht ausgefüllt. Ueber das Ascogon sind die Angaben etwas 
lückenhafter; an den Trichogynen waren die Spitzen wahrscheinlich 
schon abgestorben, erstere waren nur bis zur Mitte der Rinde zu 
verfolgen. Die Scheibe wölbt sich später konvex hervor, das Para- 
plıysengewebe bildet ein excipnlum proprium um dieselbe. Später 
zerfällt das Apotliecium durch Spaltung in eine Anzahl kleinerer, 


deren jedes sein eigenes excipulum hat. 
Klebahn (Bremen). 


Ludwig, F., Biologische Notizen: 1) DasBlühen von Polygonum 
Bistorta. 2) Gynodimorphismus von Stellaria nemorum in Folge 
einer längeren Inundation kurz vor der Blütezeit. Blütenein- 
richtung bei Stellaria nemorum und Malachium aquaticum. 3) 
Cardamine amara.. 4) Polykarpie und Andromonoecie von 
Magnolia Yulan. (Deutsche bot. Monatsschrift. VI. 1888. p. 5—9.) 


Die Bestäubungseinrichtungen der Polygoneen sind von ©. 
Kirchner neuerdings untersucht worden, wobei die Beobachtungen 
Herm. Müllers in einigen wesentlichen Punkten (Heterostylie 
bei FPolygonum amphibium var. terrestis Leers etc.) ergänzt 
worden sind. Bei Polygonum Bistorta wird jedoch das eigentüm- - 
liche mehrfache Abblühen des Blütenstandes weder von 
Müller noch von Kirchner erwähnt. Untersucht man einen 
jugendlichen Blütenstand, so bemerkt man neben den in °ıs Di- 
vergenz angeordneten rötlichen Blütenknospen noch ganz unent- 
wickelte blasse Knöspchen, die zu jenen in den Fünferzeilen parallel, 
in den Achterzeilen abwechselnd angeordnet, erst nach dem gänz- 
lichen Abblühen der primären Blüten zur Entfaltung kommen. 
Das Blühen des gesammten Blütenstandes liess folgende Stadien 
unterscheiden: 

1) Männliches Stadium der primären Blüten. Erst sind nur 4, 
dann 8 Staubgefässe entwickelt. 

2) Weibliches Stadium der ersten Generation. Staubbeutel ab- 
sefallen, Narbenäste entfaltet. Die Blüten schliessen sich und 
färben sich etwas lebhafter. Blüten der zweiten Generation 
noch unentfaltet, aber mit verlängerten Blütenstielen. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphol. — System. u. Pflanzengeogr. 211 


3) Die Stiele der in der Fruchtbildung begriffenen ersten Blüten- 
Generation liegen der Achse an. Die Blütenstiele der zweiten 
Generation sind soweit verlängert, dass sie die der ersten 
weit überragen. Männliches Stadium der Il. meist blasseren 
Blütengeneration. Nur die terminalen Blüten des centripetalen 
Blütenstandes haben noch empfängnissfähige weibliche Blüten 
der ersten Generation mit weit hervorragenden Griffelästen. 

4) Weibliches Stadium der zweiten Generation. Oft Entwicklung 
weiterer Blüten. 

Es ist also im ]. und II. Stadium nur xenogame, im III. als 
Notbehelf auch allogame Befruchtung für die erste Blüten-Gene- 
ration und xenogame für die II. Generation möglich, zuletzt ist die 
Pflanze wieder völlig xenogam. 

Bei dem reichen Insektenbesuch braucht die vom Ili. Stadium 
ab mögliche allogame Bestäubung nur selten zur Anwendung zu 
kommen. Sie wird aber bei ausbleibender xenogamer Bestäubung 
gesichert durch die Gewohnheit der Empiden und zahlreicher 
anderer kleiner Insekten, sich längs der Parastichen innerhalb des- 
selben Blütenstandes längere Zeit umherzutummeln. 

Auf das ]. Stadium kamen etwa 1!/s—2 Tage, auf das ge- 
sammte Blühen eines Blütenstandes 6—8 Tage, auf das gesammte 
Blühen der Pflanze an einem Standort 2—3 Wochen. 

Die zweite Notiz berichtet über einen Fall von Gynodimor- 
phismus bei sStellaria nemorum in Folge einer mehr- 
tägigen Inundation. Während Malachium aquaticum aus- 
geprägt gynodimorph ist, konnte Ref. bei der ähnlichen Stellaria 
nemorum, deren Blüteneinrichtung a. a. ©. näher besprochen ist, 
früher eine kleinblütige weibliche Form nicht finden, auch an dem 
Orte nicht, an welchem diese Ueberflutung stattfand. Erst im 
Jahre 1887 traten an dem oft von Ref. besuchten Orte nach dem 
Zurückweichen des Wassers zahlreiche kleinblütige weibliche, so- 
wie zwitterblütige Stöcke mit einzelnen weiblichen Blüten auf. 
Verf. erinnert an den Umschlag des Geschlechtes, der bei Weiden 
in Folge einer Ueberflutung beobachtet worden ist. — Die letzten 
Notizen beziehen sich auf die biologischen Verhältnisse von Car- 
.demine amara und Cardamine pratensis, sowie auf einen bei 
Magnolia Yulan beobachteten Fall von Polykarpie und Andro- 
monöie. 

Ludwig (Greiz). 


Crepin, Fr., Description d’une nouvelle Rose asiatique. 
(Extrait du Bulletin de la Societe royale de botanique de Belgique. 
Tome XXVII.) 


Beschreibung der Rosa gigantea Collett, einer in Shan Hills 
von General Collet gesammelten Rose. Sie ist vor allem durch 
die blendend weisse, überaus grosse (12 cm im Durchmesser) Korolle 
‚ausgezeichnet. Verf. schliesst seine Beschreibung mit den Worten: 

La decouverte de Mr. le general Collet est digne d’attirer l’attention des 
savants et des amateurs de Roses. Si l’on parvient & introduire et & cultiver 
en Europe le R. gigantea, celui-ci enrichira les collections d’une forme splendide 


14* 


212 Systematik u. Pflanzengeographie. 


par son @norme corolle et son beau feuillage; il sera, en outre, par son eroisement 
avec d’autres esp&ces, la sources de produits hybrides probablement sup£rieurs 
& ceux du AR.Indica. 

Keller (Winterthur). 


Pereira Continho, Antonio Xavier, Os Quercus de Portugal. 
(Boletim da socied. Broteriana Coimbra. Tom. VI. p. 47—116). 
Coimbra 1838. 


Die Eichen der pyrenäischen Halbinsel sind bekanntlich schon 
oft der Gegenstand kritischer und monographischer Arbeiten ge- 
wesen, aber trotzdem bis heutigen Tages wegen ihres Formenreich- 
thums eine erux botanicorum geblieben. Was Spaniens Eichen an- 
belangt, so haben wenigstens die prächtigen Abbildungen in der 
vom Ministerio del Fomento herausgegebenen Flora forestal espanola 
(Madrid 1884*) einen guten Anhalt zur Bestimmung und Unter- 
scheidung der zahllosen Formen gegeben, denn der überaus kurze 
Text des genannten Prachtwerkes hat die botanische Kenntniss der 
spanischen Eichen kaum gefördert. Für Portugal fehlte es noch 
gänzlich an einer eingehenden Bearbeitung der auch dort überaus 
zahlreichen Eichenformen. Um so grösser ist das Verdienst des 
Verfassers der im der Ueberschrift genannten umfangreichen Ab- 
handlung, da diese ihrem Wesen nach eine Monographie der portu- 
giesischen Eichen und zwar sowohl im botanischen als forstlichen 
Sinne ist. Der Verfasser ist ein wissenschaftlich gebildeter und 
auch der deutschen Litteratur kundiger Forstmann, welchem die 
portugiesischen Forstmänner bereits einen zweibändigen „Curso de 
silvicultura* zu verdanken haben, der dem Ref. leider bisher unbe- 
kannt geblieben ist, dessen zweiter in Lissabon 1887 erschienener 
Theil aber eine kurzgefasste Flora der Holzgewächse Portugals ent- 
hält. Die vorliegende Abhandlung über die Eichen zerfällt in eine 
Einleitung, in welcher die Geschichte der in Portugal bekannt ge- 
wordenen Eichen sowie die Unterscheidung von Arten, Varietäten 
und Formen und das Vorkommen von Eichenbastarden in Portugal 
besprochen wird, in einen Artikel über die geographische Verbrei- 
tung der Eichenarten in Portugal und über deren forstliche Be- 
deutung und über die eigentliche systematische Beschreibung der 
Eichenarten, ihrer Varietäten und Formen. Verf. nimmt nur 8 Arten 
an, nämlich: 1) Quercus pedunculata Ehrh., 2) Qu. sessiliflora 
Salisb., 3) Qu. Toza Bosc., 4) Qu. Lusitanica Lam. (die am weitesten 
verbreitete Art, zu welcher nicht nur (u. Valentina Cav. und Qu. 
Laginea Lam., sondern auch Qu. alpestris Boiss., Qu. hybrida Brot. 
und Qu. Mirbeckü Dur. als Varietäten gezogen werden), 5) Qu. 
humilis Lam., 6) Qu. Suber L. (mit welcher Qu. oceidentalis Gay 
wieder und wohl mit Recht vereinigt wird), 7) Qu. Ilex L. (zu 
welcher Art Verf. auch Qu. Ballota Desf. und Qu. avellaniformis 
Colm. et Bout. zieht) und 8) Qu. coceifera L. (zu deren Formen- 
kreis nach dem Verf. auch Qu. Mesto Boiss. und Qu. pseudococcifera 
gehören). Bei jeder Art sind sowohl die Hauptiorm als deren 


*) Vgl. Botan. Centralbl. Band XXIIL S. 48. 


Systematik und Pflanzengeographie. 213 


Varietäten und Nebenformen ausführlich beschrieben mit genauer 
Angabe der gesammten einschlägigen Litteratur, der Synonyme und 
aller bekannt gewordenen Standorte in Portugal und der Namen 
der Sammler. 

Die für Portugals Landwirthschaft wichtigsten Eichenarten 
sind: (Qu. Lusitanica, Qu. Suber und Qu. Ilex, alle drei zu- 
gleich durch fast ganz Portugal verbreitet. Qx. pedunculata kommt 
vorzugsweise im nördlichen Portugal vor und Qu. sessiliflora bloss 
an wenigen Punkten der Provinz Traz os montes als eine sehr seltene 
Holzart, die deshalb für Portugal gar keine forstliche Bedeutung hat. 

Der Aufzählung dieser 8 Arten, an deren Kopf stets eine 
lateinische Diagnose steht, an welche die ausführliche Beschreibung 
in portugiesischer Sprache sich anschliesst, folgt die Schilderung 
von 4 Eichenbastarden, nämlich Qu. pedunculata X Lusitanica, Qu. 
Lusitanica X peduneulata, Qu. Toza X Lusitanica und Qu. Ilex X 
Suber. (Qu. Pseudosuber Desf. nec Santi). Ein analytischer Schlüssel 
zur Bestimmung der Arten, Varietäten und Hybriden schliesst diese 
höchst beachtenswerthe Abhandlung, welcher 3 Tafeln mit Blatt- 
und Eichelformen beigegeben sind. M. Willkomm (Prag). 


Milutin, S. N, Einige Nachträge zur Flora des Gou- 
vernements Moskau. (Bulletin de la Societe Imperiale des 
naturalistes de Moscou. 1888. No. 5. p. 549—560.) [Russisch.] 


Der auf Professor Goroschankin’s Antrag von der Kaiserl. 
Naturforschergesellschaft mit der botanischen Durchforschung der 
Gouvernements Moskau, Kaluga, Tula und Rjasan beauftragte 
Assistent am botanischen Laboratorium zu Moskau, S. N. Milutin, 
theilt hier die Resultate seiner botanischen Excursionen während 
des vergangenen Sommers 1883 im Gouvernement Moskau in Form 
von zwei Verzeichnissen mit, deren erstes die Pflanzen enthält, 
welche für das Gouvernement Moskau ganz neu sind oder deren 
Vorkommen in demselben dem Autor der Moskauer Flora, Kauf- 
mann, zweifelhaft erschien, und deren zweites seltene Pflanzen mit 
neuen Standorten aufführt. 

I. Verzeichniss. 


1. Sysimbrium Pannonicum Jacq., 2. Alyssum minimum W,, 3. Helianthemum 
vulgare Gärtn., 4. Viola uliginosa Schrad., 5. Vicia Cassubica L., 6. Prunus 
spinosa L., 7. Veronica agrestis L. var. opaca Fries, 8. Scutellaria hastifolia L., 
9. Urtica cannabina L., 10. Festuca sylvatica Vill., 11. Caulinia fragilis W. 


II. Verzeichniss. 


1. Ranunculus flaceidus Pers., 2. Chorispora tenella DC., 3. Viola odorata 
L., 4. V. silvestris Lam., 5. Cucubalus baceifer L., 6. Elatine triandra Schk., 
7. E. eallitrichoides Rupr., 8. Anthyllis Vulneraria L., 9. Onobrychis sativa Lam., 
10. Spiraea Filipendula L., 11. Potentilla alba L., 12. P. collina Wib., 13. Montia 
rivularis Gm., 14. Saxifraga Hirculus L.. 35. Ribes rubrum L., 16. Daucus Carota 
L., 17. Galium triflorum Michx., 18. Inula hirta L., 19. Matricaria discoidea DC., 
20. Senecio silvaticus L., 21. S. Sarraceniens L., 22. Crepis praemorsa Tausch., 
23. Pyrola uniflora L., 24. Melampyrum cristatum L., 25. Salvia verticillata L, 
26. Thymus Serpyllum L., 27. Lithospermum offieinale L., 28. Omphalodes 
scorpioides Lehm., 29. Androsace filiformis Retz., 30. Salix myrtilloides L., 31. 
Orchis militaris L., 32. Iris Sibirica L., 33. Veratrum nigrum L., 34. Allium 


214 Systematik und Pflanzengeographie. 


angulosum L., 35. Seirpus maritimus L., 36. Carex chordorrhiza Ehrh., 37. C.. 
paradoxa W., 38. C. limosa L., 39. C. tomentosa L., 40. C. montana L., 41. C. 
praecox Jacq., 42. Avena flavescens L., 43. Glyceria distans Wahl., 44. Molinia 
caerulea Mönch., 45. Brachypodium pinnatum P. d. B., 46. Triticum rigidum: 
Schrad., 47. Sparganium minimum Fr., 48. Ophioglossum vulgatum L., 49. Botry- 
ehium Lunaria Sw., 50. B. rutaefolium All. 

Diese „Nachträge* Milutin's und Goroschankin’s. 
„Materialien zur Flora des Gouvernements Moskau“, über welche 
wir vor Kurzem referirt haben, werden die Grundlage zu einer 
neuen verbesserten Auflage von Kaufmann’s Moskauer Flora 
bilden, welche unter Goroschankin’s Redaktion in Kurzem er- 
scheinen soll. 

v. Herder (St. Petersburg). 


Trautvetter, E. R. ab, Syllabus plantarum Sibiriae 
boreali-orientalis a Dre. Alex. aBungefil. leetarum.. 
(Acta horti Petropolitani. Tome X. 1888. Fasc. 2.) 8°. 66 pp.. 
Petropoli 1888. 


Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften*) rüstete in den 
Jahren 1832 bis 1887 zwei Polarexpeditionen aus, um am Ausflusse 
der Lena und in Neu-Sibirien ihre Forschungen anzustellen. An 
beiden nahm A. Bunge, der Sohn des berühmten Botanikers- 
gleichen Namens, Theil, welcher im Jahre 1882 von Irkutzk aus 
die Lena hinabreiste und so ans Eismeer gelangte, wo er während 
der Jahre 1885—84 verweilte und im Jahre 1884 nach Irkutzk 
zurückreiste. Die zweite Expedition leitete Bunge selbst; ihm: 
zugesellt war der Baron Toll, welcher zunächst von Irkutzk aus 
an die Quellen der Jana reiste und dann auf diesem Flusse bis zu 
seiner Mündung hinabfuhr und von hier aus nach Neu-Sibirien: 
übersetzte. Eine der Inseln dieses ungastlichen Archipels: Ljachowsky 
Östrow wurde von Bunge, Kotelni-Ostrow dagegen von Baron 
Toll während des Sommers 1886 durchforscht; im Jahre 1887 
kehrten beide nach St. Petersburg zurück. Trautvetter bietet 
uns hier die Resultate ihrer botanischen Ausbeute, worunter sich 
natürlich nicht nur Pflanzen aus dem arktischen Sibirien, sondern: 
auch aus den Thälern der Jana und Lena befinden. Sie vertheilen 
sich folgendermaassen auf die natürlichen Familien: 

Ranunculaceae 23 Arten, Papaveraceae 1, Fumariaceae 2, Cruciferae 36,. 
Violarieae 4, Parnassieae 1, Polygaleae 1, Sileneae 8, Alsineae 14, Lineae 1, 
Geraniaceae 1, Papilionaceae 23, Amygdaleae 1, Rosaceae 21, ÖOnagrarieae 2, 
Halorageae 1, Hippurideae 1, Crassulaceae 4, Grossularieae 1, Saxifrageae 13, 
Umbelliferae 5, Corneae 1, Caprifoliaceae 2, Stellatae 2, Valerianeae 1, Compo- 
sitae 32, Uampanulaceae 2, Waceinieae 3, Ericaceae 7, Pyrolaceae 2, Lenti-- 
bularieae 3, Primulaceae 6, Gentianeae 4, Polemoniaceae 2, Diapensiaceane 1, 
Borragineae 6, Scrophularineae 18, Selaginaceae 1, Labiatae 4, Plumbagineae 1,. 
Plantagineae 1, Chenopodeae 1, Polygoneae 8, Santalaceae 1, Empetreae 1, 
Euphorbiaceae 1, Salicineae 9, Urticeae 1, Betulacese 4, Gnetaceae 1, Coniferae- 
1, Typhaceae 1, Orchideae 3, Liliaceae 5, Colchicaceae 3, Juncaceae 7, Cypera- 
ceae 16, Gramineae 29, Equisetaceae 3, Lycopodiaceae 1, Filices 3. Zusammen. 


#=) Cfr. Beitr. zur Kenutniss des russischen Reiches. 3. Folge. Band IIL. 
8°. VI, 412 pp. Mit 6 Karten. St. Petersburg 1887. 


Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 215 


363 Arten, mit zahlreichen Varietäten, worunter auch einige neue. Die einzige 
neue Art darunter ist: Potentilla Tollii Trautv.*) „proxime affinis P. dealbatae 
Bnge. et P. Altaicae Bnge.“, vom Flusse Jana (Toll). 

v. Herder (St. Petersburg). 


Schenk, A., Fossile Hölzer aus Ostasien und Aegypten. 
(Bihang till Kongl. Svenska Vet. Akad. Handl. Bd. XIV. III 
Nr. 2.) 24 pp. Stockholm 1888. 

Verf. konstatirt mit dieser Arbeit, dass in der Tertiärzeit auf 
Kamtschatka, Sachalin, den Behrings- und Kupferinseln (östlich von 
Kamtschatka) Nadelhölzer mit Cupressinenstruktur einerseits, mit 
der Struktur der Kiefern und Fichten andererseits vorkamen. „Im 
Ganzen ist es nicht unwahrscheinlich, dass die innerhalb des Polar- 
kreises vorkommenden Coniferen, welche auf Spitzbergen, Alaska 
und Grönland, aber auch jene, welche im Tertiär von Sachalin und 
Japan nachgewiesen sind, zum Theile wenigstens bei der Abstam- 
mung der Hölzer in Frage kommen also Sequoia, Biota, T’huja, 
Chamaecyparis, Pinus und Picea undArten derselben auch an den 
genannten Lokalitäten vorkamen.* Es ist nur zu bedauern, dass 
die dem Verf. übergebenen Holzfragmente sich in schlechtem 
Erhaltungszustande befanden und so nicht nur die specifische, 
sondern manchmal auch die generische Bestimmung unmöglich 
machten. Von Kamtschatka liessen sich nur das Wurzelholz von 
Cupressionoxzylon. Severzovü Merkl. und Pityoxylon Pachtanum Kraus; 
von der Insel Sachalin Pytyoxylon Nordenskiöldi n. sp. feststellen; 
die übrigen Fragmente gehören theils zu Cupressino&ylon, theils zu 
Pityosylon. — 

Von der japanischen Insel Iwojima beschrieb der Verf. ein 
Wurzelholz, welches dem Merklin’schen Cupressinoxylon erraticum 
am nächsten steht. — 

Schon in dem Werke Zittel’s über die lybische Wüste sprach 
der Verf. die Vermutung aus, dass es nicht richtig sein wird, 
dass in dem sogenannten versteinerten Walde bei Kairo nur 
die bekannten Nicolia Aegyptiaca Ung. und N. Oweni Carr., Palmen 
aber überhaupt nicht vorkämen, denn unter den von der Vega heim- 
gebrachten Hölzern konnte der Verf. ausser den schon erwähnten 
noch folgende drei neue Arten entdecken u. z. Celastrinoeylon 
affine, Acerinium Aegyptiacum, Acaciowylon Vegae, und in einer von 


*) P. Tollii Trautv. herbacea, perennis, caespitosa, caulibus erectis vel 
adscendentibus, folia radicalia longe superantibus, pubescentibus, parce ramosis; 
foliis digitatis, supra glabris et viridibus, subtus glaucis et in nervis adpresse 
sericeo-pubescentibus vel glabratis, — radicalibus longe petiolatis, 3—5 foliolatis, 
— caulinis abortivis, sparsis, sessilibus, 1—3 foliolatis; foliolis foliorum radi- 
calium omnibus ipsi apiei petiolorum insertis, elliptieis vel obovatis, basi longe 
euneatis, in lacinias lineares, elongatas, integras integerrimasque, margine revo- 
lutas pectinato-pinnatisectis, intimo (terminali) longe petiolulato, exterioribus 
(lateralibus) sessilibus; stipulis lineari-lanceolatis, subulato-acuminatis, integris 
integerrimisque; periantii pubescentis laciniis Janceolatis, acutis, bracteolas lineares, 
acutas subaequantibus ; petalis luteis, orbieulato-obovatis, profunde-emarginatis, 
perianthio duplo longioribus; caryopsibus laevibus. 


216 Palaeontologie. 


Dr. Schweinfurt aufgebrachten Sammlung Palmenhölzer, darunter 


Palmoxylon Aschersont. 
Staub (Budapest). 


Ettingshausen, C. v., Die fossile Flora von Leoben in 
Steiermark. Theil I. (Kryptogamen, Gymnospermen, Mono- 
kotyledonen und Apetalen.) Mit 4 Tafeln. Theil II. (Gamo- 
petalen und Dialypetalen). Mit 5 Tafeln. (Denkschriften der 
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathem.- 
naturw. Klasse. Bd. LIV. 1888.) 

Verf. legt in diesem Werke die Resultate seiner nahezu 
20jährigen Studien über die fossile Flora von Leoben nieder. 
Ein ausgezeichnetes und reichhaltiges Material *) liegt dieser wichtigen 
Arbeit zu Grunde. An Artenzahl ist die in Rede stehende Flora 
eine der bedeutendsten, und der vortrefllichen Erhaltung der Fossil- 
reste halber „bildet diese fossile Flora einen wichtigen Bestandtheil 
des Archivs der Vorwelt*“. Die 411 Arten vertheilen sich auf 
177 Gattungen, 77 Ordnungen und 34 Klassen. 44 Arten sind 
Kryptogamen, 367 Phanerogamen, von diesen 132 Apetalen, 52 
Gamopetalen, 137 Dialypetalen. 136 Arten sind der Tertiärflora 
von Leoben eigentümlich. Dieselben vertheilen sich auf die 
Gattungen: 

Phyllerium, Sphaeria, Dothidea, Depazea, Phaeidium, Xylomites, Rhytisma, 
Ceratozamia, Pinus, Podocarpus, Cyperites, Smilax, Najadopsis, Myrica, Betula, 
Quercus, Corylus, Ostrya, Celtis, Ficus, Urtica, Platanus, Populus, Salix, Poly- 
gonites, Laurus, Oreodaphne, Persea, Litsaea, Daphnogene, Exocarpus, Daphne, 
Protea, Hakea, Embothrium, Dryandroides, Lonicera, Olea, Ligustram, Fraxinus, 
Apocynophyllum, Plumeria, Myrsine, Ardisia, Maesa, Diospyros, Macreightia, 
Styrax, Vaceinium, Araliophyllum, Cornus, Loranthus, Bombax, Stereulia, Tilia, 
Acer, Heteropteris, Hiraea, Sapindus, Celastrus, Maytenus, Celastrophyllum, Evo- 
uymus, Hippocratea, Illex, Zizypbus, Khamnus, Cissus, Juglans, Pterocarya, Rhus, 
Anacardiophyllum, Ailanthus, Coriaria, Eucalyptus, Callistemophyllum, Photinia, 
Sorbus, Spiraea, Cytisus, Dalbergia, Palaeolobium, Cassia. 

Die meiste Uebereinstimmung herrscht mit der fossilen Flora 
von Bilin, da die „allgemeine Beschaffenheit der Gesammtflora“ so- 
wie die „Vertretung der Florenelemente‘* die gleiche ist. 

Da von den meisten Phytopaläontologen besonderer Wert 
auf die Blüten- und Fruchtreste gelegt wird, so mögen die 
wichtigsten derselben im Folgenden hervorgehoben werden: 


Blütenreste: 

Styrax sp. Blumenkrone, an welcher die im Schlunde angewachsenen Staub- 
gefässe, sowie die linealen Kölbehen deutlich zu sehen sind; Castanea und Quereus, 
S Kätzchen mit wohlerhaltenen Staubgefässen; Hydrangea, sterile Blume; Peri- 
gone von Smilax, ferner von Asterocalyx, welehe neue Gattung als ein Verbindungs- 
glied der Dioscoreen und Smilaceen zu betrachten ist; ausdauernde Blütenkelche 
von Porona, Diospyros, Royena, Macreightia und Heterocalix (= Getonia Ung.); 
ö Blütenkätzchen von Pinus, Alaus, Carpinus und Populus; Inflorescenzen von 
Cinnamomum und Engelhardtia, Deckblätter von Tilia und Betula. 


Fruchtreste: 
Anı bemerkenswertesten ein Nüsschen mit langem Griffel von Protea, 
Flügelfvucht von Hiraea, Kapselfrüchte von Apeibopsis und Aristolochia, weitere 


*) Das Material wurde an vier Fundstellen (Münzenberg, Unterbuchwiesen, 
Seegraben, Moskenberg) des Braunkohlenbeckens von Leoben zu Tage gefördert. 


Palaeontologie. 217 


Fruchtreste von Engelhardtia, Carpinus, Ostrya, Glyptostrobus, Pinus, Sequoia, 
Alnus, Betula, Ulmus, Fraxinus, Acer, Dodonaea, Tetrapteris, Ailanthus, Callitris, 
Embothrium (6 Species), Hakea, Laurelia, Echitonium, Cassia, Bauhinia, Mimo- 
sites, ferner Persoonia (2 Species), Myrica, Salix, Cinnamomum, Heliotropites, 
Symplocos, Platanus, Polygonites, Diospyros, Sapindus, Evonymus, Pterocarya. 

Bezüglich der Blattreste verweist Ref. auf das Original. Hier 
sei nur erwähnt, dass die früher als Myrica acuminata Unger be- 
zeichneten Blattfossilien, da man die Theilblättchen noch in Ver- 
bindung mit der Blattspindel auffand, als Theilblättchen einer 


Rhopala-ähnlichen Pflanze erkannt wurden. 

Von besonderer Wichtigkeit sind die Anschlüsse der Leobener 
Tertiärflora an die Flora der Jetztwelt, da sie m mehreren Fällen 
bis nahe zur Gleichartigkeit kommen. 

Castanea atavia Ung. geht durch C. Ungeri Heer und C. Kubinyi Kov. voll- 
kommen in die recente (. vesca über; Fagus Feroniae Ung. schliesst sich durch 
F. Deucalionis Ung. an die nordamerikanische F. ferruginea, durch F. Goepperti 
Ett. an die europäische F. silvatica unmittelbar an. Pinus Palaeo-Strobus ist, 
wie die Zwischenglieder P. Palaeo-Cembra, P. hepios und P. Palaeo-Larieio be- 
weisen, nicht nur die Vorpflanze der amerikanischen P. Strobus, sondern auch 
die Stammpflanze unserer P. Cembra und P. Laricio. In nächster genetischer 
Beziehung stehen Alnus Kefersteinii zu A. glutinosa, Corylus Palaeo-Avellana zu 
C. Avellana, Carpinus Heerii zu C. Betulus, Ostrya Atlantidis zu O. Virginica 
und vulgaris, Ulmus Bronnii zu U. campestris, Planera Ungeri zu Pl. Richardi, 
Salix Palaeo-Caprea zu S. caprea, Salix Palaeo-repens und subrepens zu S. repens, 
Daphne Palaeo-Mezereum zu D.‘ Mezereum, Daphne Palaeo-Laureola zu D. 
Laureola, Daphne prae-longifolia zu D. longifolia, Lonicera prisca zu L. nigra; 
Fraxinus prae-exeelsior zu Fr. excelsior, Arbutus serra zu A. Unedo, Prunus 
Palaeo-Cerasus zu P. Cerasus, Cytisus Palaeo-laburnum zu C. Laburnum, ete. 

Es dürfte nicht überflüssig sein, zum Schlusse noch auf einige 
Punkte der Einleitung aufmerksam zu machen. Jenen, welche es 
leugnen, dass überhaupt welche Blattfossilien nach der Nervation 
vollkommen sicher bestimmbar sind, hält Ettingshausen seine 
durch vieljähriges Studium der Blätter gewonnene Ueberzeugung 
entgegen, dass eine grosse Anzahl von Pflanzen aus den verschiedensten 
Familien nach den Blättern allein erkannt werden können und weist 
darauf hin, dass sich, wie er in den „Blattskeletten der Dikoty- 
ledonen“ zeigte, über 200 Merkmale der Nervation unterscheiden 
lassen, deren Kombination eine ungemein ergiebige — noch immer 
nicht ausgenützte — Quelle für die Charakteristik der Pflanzen 
bilden. Ferner betont er die Wichtigkeit, welche einerseits die 
Progression in den Blattformen der fossilen Arten, andererseits die 


Regression in den Blattformen der lebenden Arten — als Anhalts- 
punkte für die Untersuchung und Bestimmung der fossilen Blätter 
besitzen. Krasser (Wien). 


Raeiborski, M. Odmiana teratologiezna Lamium album. 
|Teratologische Form von Lamium album.] (Sep.-Abdr. aus 
Verhandlungen und Sitzungsberichte der Krakauer Akademie der 
Wissenschaften. Bd. XV1I. 1888). 8°. 19 pag. Krakau 1838. 


In einem Garten in Krakau wurde wiederholt eine eigenthüm- 
liche teratologische Form von Lamium album beobachtet, die bei 
den sie aufweisenden Stöcken beständig zu sein scheint. Die wich- 
tigsten Abweichungen waren folgende: 1) Vermehrung der Blätter 


218 Teratologie und Pflanzenkrankheiten. 


in den Quirlen, sowohl der gewöhnlichen Laubblätter, als auch der 
metamorphosirten Blätter in den Blüten. 2) Verwachsungen von 
Blättern, sowohl gewöhnlichen als metamorphosirten, und Verwach- 
sungen von ganzen Blüten untereinander, 3) Dislocationen in der 
Lagerung der Blätter und der Blüten in den Quirlen, 4) Form- 
veränderungen der Stengel, und zwar sowohl Vieleckigwerden des 
Querschnitts, als auch leichte Fasciationen. Die sonst so häufig 
vorkommende unvollständige oder abnorme Metamorphose der 
Blätter in den Blüten fehlte hingegen vollständig. 

Die oben genannten Veränderungen, welche natürlich auch 
weitgehende Veränderungen der anatomischen Structur zur Folge 
haben, betreffen nie die sämmtlichen Theile eines Sprosses, sondern 
treten an den Sprossen ganz regellos auf. Verf. beschreibt ein- 
gehend mehrere solche teratologisch ausgebildete Sprosse, und re- 
sumirt und bespricht alsdann die Veränderungen, denen die ver- 
schiedenen Sprosstheile (Rhizom, Stengel, Laubblätter ete.) unter- 
liegen. Rothert (St. Petersburg). 


Wettstein, R. v., Zur Verbreitung des Lärchenkrebs- 
pilzes, Helotium Willkomm,ii Hart. (Hedwigia. 1888. 
Heft 3/4. p. 1—4.) 

Der kurze Aufsatz ist hervorgerufen durch einen Artikel R. 
Hartig’s, der einige Punkte der früheren Abhandlung W.’s (Botan. 
Centralbl. 1887, N. 35 und 36) über denselben Pilz angegriffen 
hatte. Um nicht auf die ganze Controverse einzugehen, sei hier 
nur bemerkt, dass Verf. nochmals betont, dass in den Ostalpen 
Helotium Willkommii heute viel häufiger ist, als noch vor 
wenigen Jahren, heute hier Epidemien verursacht, wo solche trüher 
unbekannt waren. Ferner führt Verf. noch Mehreres zur Unter- 
stützung seiner früher ausgesprochenen Ansicht an, dass die Wälder 
der Voralpen, nicht durch den nur vereinzelt in den Hochalpen sich 
findenden Pilz, sondern durch den in ungeheuren Mengen in den 
vorliegenden Niederungen verbreiteten infieirt werden. Bezüglich 
der Nomencelatur bleibt Verf. dabei, dass der Pilz in die Gattung 
Helotium zu stellen sei. 

Hartig, R., Zusatzzu dem vorstehenden Artikel (l.c. 
p-5—8). Hartig will den Pilz solange als Peziza Willkommii Hart. 
bezeichnet wissen, als nicht seine Stellung zu Helotium definitiv 
festgesetzt wird. Seine Ansicht über das Auftreten des Parasiten 
fasst er in folgende Worte kurz zusammen: 

„Entweder gab es in jenen Gebieten, in denen heute der Parasit 
allgemein beobachtet wird, früher den Pilz überhaupt nicht und 
dann handelt es sich um eine Weiterverbreitung desselben auf neue 
Gebiete, wie wir sie fast in ganz Mitteleuropa beobachten können, 
nicht aber um eine Rückwanderung, oder derselbe war, wenn auch 
vielleicht nur vereinzelt, an den stets im Gebiet heimischen Lärchen 
und hat sich der Beobachtung früher entzogen. Dann fand derselbe 
in den jungen geschlossenen Lärchenbeständen, welche die fortge- 
schrittene Forstkultur seit einigen Decennien auch im Gebiete der 


Medicinische und technische Botanik. 219 


Voralpen begründete, die günstigen Bedingungen zur allgemeinen 
epidemischen Verbreitung, womit natürlich eine gleichzeitige In- 
vasion von aussen nicht ausgeschlossen sein soll.“ 

Möbius (Heidelberg). 


Hanausek, T. F.,, Ueber Nag-Kassar von Mesua ferrea. 
(Pharmaceutische Post. 1888. No. 27.) 


Ascherson hat eine Droge beschrieben, die nur aus Antheren 
zusammengesetzt ist, einen Veilchen-Geruch besitzt und aus Ceylon 
stammte. Es war eine sehr schwierige Aufgabe, die Abstammung 
der Droge festzustellen und Ascherson konnte nach langem Nach- 
forschen Mesua ferrea als jene Pflanze angeben, deren Antlıe- 
ren die Droge bilden. Sadebeck giebt Mesua saliecina Pl. 
et Tr. an. Ref. findet diese Pflanze in der Litteratur nur als eine 
Varietät der vorher genannten angeführt. 

Prof. Ascherson hat dem Ref. freundlichst Muster der Droge 
zur Verfügung gestellt, die er mit Originalantheren von JMesua 
terrea (durch gütige Vermittlung des Herrn Custos Dr. G. Ritter 
von Beck) vergleichen konnte. Das Aussehen der Antheren wurde 
schon früher beschrieben. Sie messen 1,3 mm—3 mm (Länge), 
0,6—0,35 mm (Breite), alle Thecae sind mit einem Längenspalt ge- 
öffnet, dottergelb, das Connectiv purpurbraun, die Filamente sehen 
rothbraunen Haaren ähnlich. Das Connectiv besteht aus einem 
mauerförmigen Parenchym mit durchaus homogenem, rothbraunem 
Inhalt; die Zellen sind daher ganz opak; ausgezeichnet sind die 
Oberhautzellen meistens durch die feine, aber sehr deutliche ceuti- 
culare Streifung; die Streifen sind parallel, verlaufen sanft wellen- 
föormig geschwungen. Die Thecae zeigen ein Oberflächengewebe 
und ein Ausfüllungsparenchym. Ersteres setzt sich aus polygonalen 
Zellen zusammen, deren Querwände Warzen- und Knotenverdickung 
zeigen, während die Flachwände die zierlichste Netzverdickung auf- 
weisen. Als Hauptinhalt beider Gewebe sind citronengelbe Körper, 
theils Tröpfehen, theils Massen von mehr consistentem Gefüge wahr- 
zunehmen, ausserdem noch Oxalatkrystalldrusen und monokline 
Einzelkrystalle. — Pollenkörner kommen in der Droge reichlich vor. 
Der Durchmesser derselben beträgt 0,057—0,04 mm ; sie sind ellipsoi- 
disch oder rundlich, haben 3 Poren, aus denen nach Einwirkung 
quellender Mittel kurze Pollenschläuche hervortreten; um die Poren 
ist eine farblose ringförmige Verdickung wahrzunehmen. Denselben 
Bau besitzen auch die Original-Antheren von Mesua ferrea; als 
Differenzen sind anzugeben: die Streiftung der Oberfläche ist schärfer 
ausgeprägt, die Netzverdickung der Zellen der Thecae weniger 
deutlich und seltener.*) T. F. Hanausek (Wien). 


Gildemeister, Eduard, Zur Kenntniss der Eucalyptusöle. 
(Inaug.-Diss. von Freiburg i/B.): 8°. 14 p. Bonn 1858. 

Verf. untersuchte das Oel von Eucalyptus globulus und Eu- 

calyptus amygdalina. Die Arbeit kommt zu folgenden Resultaten: 


*) Sadebeck fand in den Pollen von M. salicina Harzzänge, die auch 
in der Droge vorkommen; bei M. ferrea sollen sie fehlen. 


220 Neue Litteratur. 


Sin Hauptbestandtheil des australischen Eucalyptusöles ist das 
Phellandren, welches durch das bei 105—104° schmelzende Nitrit 
Cıo Hıs Ne Os charakterisirt ist. 

In demselben Oele ist das Cineol in reichlicher Menge ent- 
halten. Dasselbe ist nicht direkt durch Bildung des Chlorwasser- 
stoffadditionsprodukts nachweisbar. Hierzu eignet sich aber vor- 
züglich die Bromwasserstoffverbindung, welche Cineol in Gemengen 
mit anderen Terpenen selbst noch in 1°, Lösung erkennen lässt. 

Das Cineol kann auch leicht durch Bildung eines Oxydations- 
produktes, der Cineolsäure, nachgewiesen werden. 

Die Bromreaktion (Bildung des Bromadditionsproduktes) kann 
nicht als Unterscheidungsmerkmal für die Oele von Eucalyptus glo- 
bulus und Euc. amygdalina dienen. 

Bei der Oxydation ceineolhaltigen Oeles mit Kaliumpermanganat 
in neutraler Lösung wird als Hauptprodukt Cineolsäure erhalten; 
als Nebenprodukte treten auf: Oxalsäure, Kohlensäure und sehr 
wenig Essigsäure. 

Die Cineolsäure ist eine zweibasische Säure, der die empirische 
Formel Cıio Hıs Os zukommt. Durch Oxydation scheint sie aus- 
schliesslich in Oxalsäure übergeführt zu werden. 

Beim Erhitzen zerfällt die Cineolsäure in eine Säure von der 
Formel Cs Hıs Os, CO2, einer geringen Menge eines brennbaren 
Gases nnd H2 ©. Nebenbei bildet sich eine kleine Quantität eines 
Körpers von angenehmem, fruchtätherhaltigem Geruch. 

Die Säure Cs Hıı Os ist einbasisch. 

Cineol, Eucalyptol und Cajeputol sind identische Körper. Sie 
liefern bei der Oxydation dieselbe Cineolsäure. 

Beim Kochen mit Terpinhydrat mit verdünnter Schwefelsäure 
‚oder Phosphorsäure entsteht neben anderen Produkten Cineol, was 


durch Bildung der Cineolsäure festgestellt wurde. 
E. Roth, Berlin. 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 
Du Bois Reymond, E., Albert von Chamisso als Naturforscher. Rede. 8°, 
64 pp. Leipzig (Veit & Co.) 1889. M. 1.20. 
Mouillefarine, E., Sur une famille de botanistes: Les Thomas de Bex. 
(Bulletin de la Societ© Botanique de France. Tome X. 1889. p. XL.) 
Vincent, L., Note sur J. Blanche, aneien consul de France en Syrie. (I. e. 
p. XXXVIIL) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen 


«damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 
Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


Neue Litteratur. 2a 


Algen: 

Hansgirg, Anton, Beiträge zur Keuntniss der guarnerischen und dalıntinischen 
Meeresalgen. [Schluss ] (Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. NXXIX. 
1889. No. 2. p. 42.) 

Pilze: 

Di Vestea, A., De l’absence des mierobes dans les tissus vegetaux. (Annales 
de l’Institut Pasteur. 1888. No. 12. p. 670—671.) 

Kunz, J., Bakterivlogisch-chemische Untersuchungen einiger Spaltpilzarten. 8. 
36 pp. Bern (Huber & Co. [Hans Körper]) 1889. M. 0.70. 

Schrank, J., Untersuchungen über den im Hühnerei die stinkende Füäulniss 
hervorrufenden Bacillus. (Medicinische Jahrbücher. 1888. No. 6. p. 303— 322.) 

Yuillemin, Paul, Sur les P£zizes des chancres des Coniferes. (Bulletin de la 
Soci@tE Botanique de France. Tome X. 1889. p. LXIV.) 


Flechten: 


Hy, l’abbe, Lichens recueillis aux environs de Quillan. (Bulletin de la Soeidte 

Botanique de France. Tome X. 1889. p. CXXXVI.) 
Muscineen: 

Chevallier, L., Liste des Mousses et Hepatiques recoltes dans la foret des 
Fanges, le 16 juin. (Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome X. 
1888. p. CXXXVIIL) 

Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Abbott and Trimble, On the oceurrence of solid hydrocarbons in plants. 
(American Chemical Journal. Vol. X. 1888. No. 6.) 

Strasburger, Eduard, Histologische Beiträge. Heft I. Ueber das Wachsthum 
vegetabilischer Zellhäute. Mit 4 lithogr. Tafeln. 8°. 186 pp. Jena (Gustav 


Fischer) 1889. M. 7.— 
Vries, Hugo de, Intracellulare Pangenesis. 8°. 212 pp. Jena (Gustav Fischer) 
1889. ’ Nie 


Wiesner, J., Der absteigende Wasserstrom und dessen physiologische Bedeutung. 
(Botanische Zeitung. 1889. No. 1.) 


Systematik und Pfianzengeographie: 


Baichere, E., Herborisations dans le Carbadts et le Minervois, versant meri- 
dional de la Montagne Noire, Aude. (Bulletin de la Societe Botanique de 
France. Tome X. 1888. p. L.) 

— —, Note sur la vegetation des environs de Carcassonne. (l. ec. p. XXVIIL) 

Biocki, Br., Potentilia Tynieckii n. sp. P. leucopolitanoidi X argentea? 
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 2. p. 49.) 

Borbäs, Vincenz v., Tilia semicuneata Rupr. in Galizien. (l. c. p. 44.) 

Copineau, Sur I’ excursion faite par la SocietE A Saint-Antoine de Galamus le 
20 juin. (Bulletin de la Societ& Botanique de France. Tome X. 1889. p. 
CXXV.) R 

— —, Exeursion aux Etroits-d’Alet, le 21 juin. (l. ec. p. CXXVII.) 

— —, Herborisation dans la vall&e de Veraza, le 22 juin. (l. e. p. CXXXII.) 

Coste, H., Mes herborisations dans le bassin du Dourdou. (l. e. p. XI.) 

Formänek, Ed., Beitrag zur Flora von Bosnien und der Hercegovina. [Forts.] 
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Jahrg. XXXIX. 1889. No. 2. p. 55.) 

Fritsch, Carl, Vorläufige Mittheilung über die Rubus-Flora Salzburgs. Vorgelegt 
in der Versammlung am 7. November 1888. (Separat-Abdruck aus den Ver- 
handlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1888.) 
8°. 10 pp. Wien 1888. 

Gautier, &., Liste möthodique des plantes, Phanerogames et Cryptogames 
superieures, r&coltees pendant la session de Corbitres, juin 1888. (Bulletin 
de la Societe Botanique de France. Tome X. 1889. p. CXL.) 

— —, Sur l’herborisation faite par la Socidte, le 9 juin au Pech-de l’Agnele. 
6.9. DEXVE) 

— —, Sur l’herborisation aux iles de Laute et de Sainte-Lueie. (l. ec. p. LXXIX.) 

— —, Sur l’herborisation aux pinedes de Boutenae. (l. c. p. LXXXIIE) 

— —, Sur l’herborisation au mont Alaric, le 12 juin. (L e. p. LXXXVL) 

— —, Sur l’herborisation aux sidrieres de Fitou et de Leucate, le 14 jiin. (l. ce. 
p- CIII.) 


222 Neue Litteratur. 


Gautier, @., Sur l’herborisation A la Font-Estramer, le 13 juin. (l. c. p. XCVIII.) 

— —, Sur l’herborisation aux gorges de la Pierre-Lisse, le 15 juin. (l. c. p. 
CVvI.) 

— —, Sur l’herborisation & la for&t des Fanges, le 16 juin. (l. e. p. CXL) 

— —, Sur l’herborisation & la for&t et au Pla-d’Estable, le 18 juin. (l. c. p. 
CXVIII.) 

— —, Sur l’herborisation faite au Pont-de-la-Fous, le 9 juin. (l. e. p. CXXII.) 

Lawson, George, Remarks on the distinetive characters of the Canadian Spruces, 
species of Picea. (Proceedings of the Canadian Institute Toronto. Ser. II. 
Vol. VI. 1889. No. 1. p. 169.) 

Martin, B., Sur une Euphorbe hybride. (Bulletin de la Soeciete Botaniqne de 
France. Tome X. 1889. p. XXXV.) 

Murr, Josef, Wichtigere neue Funde von Phanerogamen in Nordtirol. [Schluss.] 
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 2. p. 45.) 

Oliver, Sur le Lathyrus tenuifolius Desf. (Bulletin de la Soeiet@ Botanique de 
France. Tome X. 1889. p. XXXVI.) 

Radikofer, L., Ueber die Versetzung der Gattung Dobinea von den Acerineen 
zu deu Anacardiaceen. (Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen 
Klasse der königl. bayrischen Akademie der Wissenschaften. Bd. XVII. 1888. 
Heft III. p. 385.) 

— —, Ueber die Versetzung der Gattung Henoonia von den Sapotaceen zu den 
Solanaceen. (l. c. p. 405.) 

Simonkai, L., Bemerkungen zur Flora von Ungarn. X. Bromus Baumgartenii 
Steund. und Br. Bäreensis Simk. (Oesterreichische Botanische Zeitschrift, 
Jahrg XXXIX. 1889. No. 2. p. 54.) 

Solla, R. F., Ein Tag in Migliarino. (l. ce. p. 60.) 

Vandas. K., Beiträge zur Kenntniss der Flora von Süd-Hercegovina. [Forts.] 
(1. e. p. 50.) 

Teratologie und Pfianzenkrankheiten: 

Peelen, H. J. E., Eenige opmerkingen omtrent de kofliebladziekte. 8°. 38 pp. 

Batavia (Albrecht und Rusche) 1889. ri. 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 

Arnold, J., Ueber den Kampf des menschlichen Körpers mit Bakterien. Aka- 
demische Rede. 4°. 33 pp. Heidelberg (Carl Winter) 1888. Min 

Arustamow, M. J., Ein Fall von Leptothrieosis vesicae urinariae. (Wratsch. 
1888. No. 50. p. 997—1000.) [Russisch.] 

Arustamow, M. J., Ueber den Mikroorganismus der typhösen Pneumonie. 
(Wratsch. 1888. No. 47, 49. p. 933—935, 984—986.) [Russisch.] 

Baumgarten, P., Lehrbuch der pathologischen Mykologie. 2. Abth. Lfg. 1. 8°. 
p. 619—790. Braunschweig (Harald Bruhn) 1838. M. 4.60. 

Bayard, M., Ueber die lokalen Beziehungen zwischen der Perlsucht und der 
Tuberculose des Menschen. (Archiv für wissenschaftliche und praktische Thier- 
heilkunde. Bd. XV. 1889. Heft 1/2. p. 1—47.) 

Cazin et Iscovesco, H., Amygdalite infectieuse grave. (France med. 1889, 
No. 3. p. 25—27.) 

Dittrich, Paul, Zur Aetiologie des Rhinoskleroms. (Centralblatt für Bakterio- 
logie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 5. p. 145—156.) 

Engelmann, F., Kann eine Uebertragung der Tubereulose durch die Wohnräume 
erfolgen? (Berliner klinische Wochenschrift. 1889. No. 1.) 

Evans, Ch. $., Ueber in Lungencavernen vorkommende Mikroorganismen. 
(Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie. Bd. CXV. 1889. Heft 1. 
p. 185—192.) 

Ferrän, J., Notas sobre el microbio de la rabia. (Medicina präctica (Madrid), 
1888. No. 7. p. 67—70,) 

Florkiewiez, W., Kilka uwag nad objawami promienniey u ludzi (actinomycosis 
hominis). (Medycyna. 1888. No. 52. p. 861—868.) 

Gilbert, A. et Lion, &., De la recherche des mieroorganismes dans les &pan- 
chements pleuraux. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 12. p. 662—669.) 

Huguenin, P., Contribution ä l’&tude de la myocardite infectieuse diphtherique. 
(Revue de med. 1888. No. 10. p. 790—799.) 

Juhel-Renoy, E., De la trichomycose nodulaire. (Annales de dermatol, et de 
syphil. 1888. No. 12. p. 777—784.) 


Neue Litteratur. 223 


Karlinski, Justyn, Ein neuer pathogener Spaltpilz (Baeillus muriseptieus pleo- 
morphis). (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. 
No. 6. p. 193— 207.) 

Kurlow, M. G@., Ueber die Bedeutung der Milz bei der Vernichtung der in's 
Blut eingeführten Mikroorganismen. (Wratsch. 1888. No. 45, 47. p. 890—892, 
936 —939.) [Russisch.] 

Lang, E., Wege und Wandlungen des Syphiliscontagiums und Bemerkungen zur 
Syphilistherapie. (Wiener medicinische Blätter. 1888. No. 50/51.) 

Legrain, Sur le bacille rouge de Globig. (Revue med. de l’Est. 1888. Octobre.) 

Lissitzyn, F., Ueber Katzen als Versuchsobjekte bei diagnostischer Impfung 
von Malleus. (Wratsch. 1888. No. 51. p. 1017—1018.) [Russisch.] 

Martin, @.. Les microbes en oculistique. (Echo med. 1888. Octobre.) 

Orthenberger, M., Ueber Pneumoniecoccen im Blute. (Miinchener medieinische 
Wochenschrift. 1888. No. 49/50. p. 853— 857, 873— 877.) 

Petrow, N., Zur Lehre von der Aktinomykose. (Russkaja medieina. 1888. 
No. 12.) [Russisch.] 

Pulido, A., La bigiene de Madrid y las enfermedades infecciosas. (Medieina 
präctica. 1889. No. 10. p. 107—110.) Madrid 1889. 

Renon, J., La diphthörie, son traitement antiseptique. 8°. XXX, 303 pp. Paris 
(Doin) 1888. 

Roux, E. et Yersin, A.,. Contribution &-l’&ude de la diphtherie. (Annales de 
l’Institut Pasteur. 1888. No. 12. p. 629— 661.) 

Sasjadko, N. S., Ueber die Bakterien des blaugrünen Eiters und ihre patho- 
genen Eigenschaften. Kiew 1888. [Russisch.] 

Skadowski, 6, Antwort auf das Urtheil des Herrn Metschnikow über die 
Bjeloserski’sche Impfung der sibirischen Pest. Odessa 1888. [Russisch.] 

Stschastny, A., Ueber Beziehungen der Tuberkelbaeillen zu den Zellen. (Archiv 
für pathologische Anatomie und Physiologie. Bd. CXV. 1889. Heft 1. p. 108— 
127.) 

Tiemann, F. und Gärtner, A., Die Geschichte und mikroskopisch-bakterio- 
logische Untersuchung des Wassers. 3. Auflage von Kubel-Tiemann’s Anleitung 
zur Untersuchung von Wasser. Lieferung 1. 8°. 352 pp. Braunschweig 
(Friedrich Vieweg & Sohn) 1888. M. 7.50. 

Verneuil, A. et Clado, De la presence des mierobes dans les kystes dermoides 
congenitaux de la face. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. 
Tome CVII. 1888. No. 25. p. 973—974.) 

Wachtl, F. A., Ein Lindenverwüster. Beitrag zur Kenntniss der ersten Stände 
und der Lebensweise des Agrilus auricollis Kiesw. (Wiener entomologische 
Zeitung. 1838. Heft 9. p. 293—297.) 

Wangenheim, W. v., Die bisherigen besonders in Ungarn bezüglich der Impfung 
gegen den Milzbrand und gegen den Rothlauf gemachten Erfahrungen. (Milch- 
Zeitung. 1888. No. 47. p. 923—926.) [Schluss.] 

Washbourn, J. W., Experiments on the influence of creolin on the anthrax 
bacillus. (Guy’s Hospital Reports. Vol. XLV. 1888. p. 365—378.) 

Weichselbaum, A., Ueber eine von einer Otitis media suppurativa ausgehende 
und durch den Bacillus pneumoniae (Friedländer) bedingte Allgemeininfection. 
(Monatsschrift für Ohrenheilkunde u. s. w. 1888. No. 8, 9. p. 200—205, 
229 —233.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 

Brinkmeyer, E., Der Zimmer-, Fenster- und Balkongarten in allen Jahreszeiten. 
8°. IV, 268 pp. Mit Illustr. Ilmenau (August Schröder) 1889. M. 2.50. 

Eriksson, Jakob, Hvad betydelse eger doktor A. Atterbergs nya metod att 
bestämma de i en kornvara förekommande kornvarieteterna? (Sartryck ur 
Tidskrift för Landtmänd, 9 och 16. Juni 1888.) 8°. 10 pp. Lund 1888. 

— —, Landtbruks botanisk berättelse. Afgiven till Kongl. Landtbruks- Akade- 
mien ä dess högtidsdag den 30. September 1887. (Aftryck ur Landtbruks 
Akademiens Handlingar och Tidskrift. 1888.) 8°. 12 pp. Stockholm 1888. 

— —, Om bestämmandet af fröns absoluta vigt.° (Meddelanden frän Kongl. 
Lavdtbruks-Akademiens Experimentalfält. 1888. No. 4.) 8°. 12 pp. Stockholm 
1888. 

Hampel, W., Die Kultur der Artischocken. (Gartenflora. Jahrg. XXXVIH. 
1888. Heft 3, p. 70.) 


224 Neue Litteratur. — Inserat. — Inhalt. 


König, Ueber das Wachsthum unserer Waldbäume bei ausgeschlossener directer 
Bestrahlung durch die Sonne. (Forstliche Blätter. 1888. Heft 11/12.) 

Kraus, Ü., Beobachtungen über die Kultur des Hopfens im Jahre 1887. 
(10. Bericht des deutschen Hopfenbauvereins.) 8°. 29 pp. München (Theodor 
Ackermann) 1888. MS 

Parsons, Analysis of some southern fruits with reference to their foud values. 
(American Chemical Journal. Vol. X. 1888. No. 6.) 

Reichenbach, H. @., fll., Odontoglossum vexillarium Leopoldi II. (Gartenflora. 
Jahrg. XXXVIII. 1888. Heft 3. p. 65.) 

Riepenhausen-Crangen, K. v., Stechginster (Ulex Europaeus) und seine wirth- 
schaftliche Bedeutung als Futterpflanze für den Sandboden. 8°. VII, 78 pp. 
Leipzig (Duneker und Humblot) 1889. M. 1.60. 

fiet, A., Eine Kulturpflanze von Orchis latifolia L. Hierzu Abbildung 17. 
(Gartenflora. Jahrg. XXXVIII. 1888. Heft 3. p. 72.) 

Wittmack, L., Billbergia thyrsoidea Mart. Hierzu Tafel 1291. (l. e. p. 65.) 

— —, Colocasia Indica Engl. Hierzu Abbildung 16. (l. ce. p. 66.) 


Verlag von Gustav Fischer in Jena. 


Soeben erschien: 


Hugo de Vries, 


ord. Professor der Botanik an der Universität Amsterdam. 


Intracellulare Pangenesis, 


Preis 4 Mark. 
Eduard Strasburger, 


vo. ö. Professor der Botanik an der Universität Bonn. 


Histologische Beiträge. 


Heft II. 


Veber das Wachsthum vegetabilischer Zellhäute. 
Mit 4 lithographischen Tafeln. Preis 7 Mark. 


I’nhart: 


Wissenschaftliche Originalmit- Eitingzshausen, Die fossile Flora von Leoben 
theilungen. in Steiermark, p. 216. 
Boehn, Stärkebildung in den Blättern von Gildemeister, Zur Kenntniss der Eucalyptus- 
Sedum spectabile Boreau, p. 193. öle, p. 219. 
Hanausek, Ueber Nag-Kassar von Mesua 
Originalberichte gelehrter Ge- | „Tea, p. 219. 
A a Lindau, Ueber die Anlage und Entwickelung 
B scher Werd einiger Flechtenapotheeien, p. 208. 
Er Verein in Lund. Ludwig, Biologische Notizen, p. 210. 
VII. Sitzung am 18. November 1837. Milutin, Einige Nachträge zur Flora des Gou- 


Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger Oelkö:per vernements Moskau, p. 213. 
2 5 A # vipe Pereira Continho, Os Quercus de Portugal 


in den Mycelfäden von Penicillium glaucum, z 
p. 201. p. 212. - { k 
Raciborski, Odmiana teratologiezua Lamium 


Botanische Gärten ur stit ‚album, p. 217. 
UEnEtURGe Schenk, Fossile Hölzer aus Ostasien und 


d. 205. 
- i Aegypten, p. 215. 
Trautvetter, Syllabus plantarum Sibiriae bo- 


Sammlunge 205. 
> Se i reali-orientalis a Dre. Alex. a Bunge fil. 
Instrumente, Präparations- leetarum, p. 214. 
metnodenvetei es p. Preee Wettstein, Zur Verbreitung des Lärchenkrebs- 
pilzes, Helotium Willkommii (Hart.), p. 218. 


Referate: Zopf, Untersuchungen über Parasiten aus der 
Gruppe der Monadinen, p. 206. 


Crepin, Description d’une nouvelle Rose asia- 
tique, p. 211. | Neue Litteratur, p. 220. 


Ausgegeben: i2. Februar 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


Band XXXVIL No.8. Jahrgang X. 
Bu Zr} = 


ayamsches Öen brany, 


REFERIRENDES ORGAN U 
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. G. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 


Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Feunica 
in Helsingfors. 


No. 8. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile 


Boreau. 
Von 
Prof. Dr. Josef Boehm. 
(Schluss. ) 
IV. Stärkebildung in Alkohol. 
1. In Aethylalkohol. 

Wie sehon Eingangs des zweiten Kapitels bemerkt wurde, 
kam es seinerzeit wiederholt vor, dass von gegenständigen Blättern 
eines Sedum-Sprosses das eine Blatt, welches als „Probe“ für den 
Grad der Entstärkung in Alkohol kam, trotz 3 bis 4wöchentlicher 
Verdunklung sehr schön violett wurde, während das Versuchsblatt 
ganz stärkefrei oder doch viel stärkeärmer war. An sich wider- 
sinnig war ein solcher Befund nicht, denn es war ja möglich, dass 
die weitere Entstärkung erst während des Versuches erfolgte. 
Auffallend war aber der Farbenton der Jodstärke und die gleich- 
mässige Vertheilung derselben, während unvollständig entstärkte 
Blätter besonders in der Nähe der Rippen schwarz gefleckt oder 
punktirt werden. Später fand ich bisweilen Probeblatthältten, 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII, 15 


226 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 


welche ınit Ausnahme des 2 bis 5 Mllm. breiten Schnittrandes 
gleichmässig violett wurden, während sonst bei verdunkelt ge- 
wesenen Blättern das Mesophyll gerade in der Nähe der Mittel- 
rippe zuletzt entstärkt wird. Nach vielen resultatlosen Versuchen 
blieb mir zur Erklärung dieser sonderbaren Erscheinung nur die 
Annahme übrig, dass sich die Stärke in den Proben erst 
unter Alkohol gebildet habe. — So paradox diese Annahme 
auch war, sie erwies sich als richtig. 

Entstärkte Blätter und Blatthälften, welche unter Glasglocken 
über Kalilauge auf oder unter 1 bis 80 prozentigem Alkohol 
während 4 Stunden oder länger belichtet wurden, färben sich 
oft prachtvoll violett, und selbst nicht nur auf, sondern auch unter 
95 procentigem Alkohol wird noch Stärke gebildet. 

Unter 1 bis 4 und bisweilen auch unter 5 und selbst 6 ”/e, 
und auf 1 bis ca. 10°, wird’ am stärkereichsten das Mesophyll 
in der Nähe der Wunden; die Löcher erschemen oft prachtvoll 
violett umrandet. In höheren Prozenten bleiben die Wundränder 
stets stärkefrei, und die Breite des durch den eindringenden Alkohol 
vor der Stärkebildung getödteten Streifen oder Ringes wächst mit 
der: Coneentration des Alkohols bis zu ca. 6 Millimeter. 

Die Stärkebildung in Alkohol dauert länger, als man ver- 
muthen möchte, mindestens 4 Stunden. Unter 15 °o beobachtete 
ich die ersten Spuren nur ausnahmsweise nach 5, und unter 70% 
nie vor 10 Minuten. Selbst nach einer Stunde wurde häufig nur 
das Mesophyll in der Nähe der Schnitt- und Lochränder erst zart 
violett. 

Während in Luft bei Liehtabschluss, wenn auch viel langsamer, 
aus Reservezucker ebenso viel Stärke gebildet wird, als über Kalı 
im Lichte, wird im Dunkeln auf und insbesondere unter Alkohol, 
unabhängige von der Concentration desselben, unvergleichlich 
viel weniger Stärke gebildet, als unter sonst gleichen Ver- 
hältnissen ie den Blattschwesterhälften im Lichte. Aber auch auf 
75 °/o werden die Blatthälften im Dunkeln bisweilen theilweise noch 
schön violett und unter 75°/o bekommen dieselben nicht selten 
einen vicletten Schimmer oder werden mitunter selbst zart violett. 


2. In Methylalkohol. 

Die Mittheilung von Th. Bokorny *), dass entstärkte Spiro- 
gyren nach 6 bis 24 Stunden im Lichte (nicht aber im Dunkeln) 
unter 1°/, bis 1 pro Mille Methylalkohol Stärke bilden, veranlasste 
mich im vorigen Sommer zu diesbezüglichen Versuchen mit entstärkten 
Sedum-Blättern. Das Resultat derselben war ganz ähnlich wie bei 
den Versuchen auf und unter Aethylalkohol, nur war die gebildete 
Stärkemenge unvergleichlich geringer, und die Blätter wurden sicht- 
lich viel früher geschädigt und getödtet. Auf 1 bis 10 °/o Methyl- 
alkohol werden im Lichte die Lochränder nur selten schön violett, 
während die Flanken ganz stärkefrei bleiben. Aber selbst unter 


*) Ueber Stärkebildung aus verschiedenen Stoffen. (Berichte der deutschen 
bot. Ges. Bd. VII. 1886. p. 116.) 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 227 


75 und auf 95 prozentigem Methylalkohol wird oft noch zweifel- 
los Stärke gebildet. Unter Methylalkohol beobachtete ich im 
Dunkeln nie Stärkebildung, wohl aber, jedoch nur eine sehr 
geringe, auf 1/,. 

Ich brauche es wohl kaum ausdrücklich zu bemerken, dass 
ich der Ansicht Bokorny’s über die Quelle der in Methylalkohol 
gebildeten Stärke nicht beipflichte. *) 


V. Stärkebildung in Glycerin. 


Nach den hisher mitgetheilten Versuchsresultaten ist es fast 
selbstverständlich, dass von entstärkten Blättern auch in Glycerin 
Stärke gebildet werde. 

Auf 5 bis 20 procentiger Lösung werden nach ca. 10 Stunden 
die Blätter nicht nur im Lichte, sondern auch im Dunkeln oft 
gleichmässig sehr schön pfirsichblütenviolett, auf 1°/o wird jedoch 
im Dunkeln viel weniger Stärke gebildet, als bei sonst gleichen 
Verhältnissen im Liehte. Auf Lösungen von 30 Prozent und dar- 
über entsteht im Lichte viel mehr Stärke als im Dunkeln. Auf 
käuflichem, nicht verdünntem 95 prozentigen Glycerin bleiben die 
Blätter im Dunkeln ganz stärkefrei oder bekommen nur violette 
Flecke, während sie im Lichte meist gleichmässig schön zart violett 
werden. 

Unter Glycerin wurden die Blätter im Lichte mindestens 
ebenso stärkereich, ja oft stärkereicher als auf Glycerin. Selbst 
unter nicht verdünntem Glycerin wurden dieselben oft intensiv 
dunkelviolett. 

Im Dunkeln bleiben die Blätter schon unter 20%, farblos 
oder bekommen nur einen violetten Schimmer und selbst unter 1°/o 
werden sie höchstens gleiehmässig zart violett. 

Durchbohrte Blätter bekommen um das Loch im Lichte so- 
wohl auf als unter, im Dunkeln aber nur auf 1 bis 20 oder 


*) Auf die Bemerkung Bokorny’s (l. c. p. 119), dass die von mir fest- 
gestellte Thatsache der Stärkebildung aus Zucker „von vornherein kaum anzu- 
zweifeln war,“ erlaube ich mir, dem Chemiker zu erwidern, dass (abgesehen von 
der nur für autochton gehaltenen Stärke in den Chlorophylikörpern) an dieser Mög- 
lichkeit auch kein Physiologe gezweifelt hat. Was aber meine Fachkollegen 
für ganz unmöglich hielten, war ein positives Resultat eines Versuches über 
Stärkebildung aus künstlich zugeführtem Zucker. Ein solches Resultat hätte 
ja im Widerspruche gestanden mit dem damals unerschütterlichen Glauben an 
den endosmotischen Turgor, dessen Ursachen, Allmacht und Allgegenwart. So- 
gar das Wachsthum des bereits weiss gewordenen isolirten Markes der Sonnen- 
blume sollte durch den endosmotisch wirksamen Zellinhalt bedingt sein! (Vergl. 
Bot. Ztg. 1886. p. 257). Damit Bokorny sich eine Vorstellung machen könne, 
wie felsenfest noch vor einigen Jahren der Glaube an die Impermeabilität der 
protoplasmatischen Hautschicht der Zelle für Zucker etc. gewesen sei, möchte ich 
demselben verrathen, dass seinerzeit von fachmännischer Seite sogar Zweifel darüber 
geäussert wurden, ob die Blaufärbung entstärkt gewesener und dann auf Zucker 
gelegter Blätter (nach geeigneter Vorbehandlung) in Jodtinktur, durch Stärke be- 
dingt sei. Die Ursache, warum ich in der betreffenden, für Physiologen ge- 
schriebenen Abhandlung, diese Seite der Frage nicht in den Vordergrund gestellt 
habe, war die, weil ich einem unfrachtbaren Wortstreite gerne aus dem Wege 
gehe, Die kompetenten Fachkollegen haben aus der konstatirten Thatsache so- 
fort den richtigen Schluss gezogen. 

15* 


228 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Borean. 


30°/o einen oft recht breiten intensiv violetten Ring. Selbst in: 
5%, füllen sich auch die unverletzten Zellen des innersten Loch- 
randes meist mit Stärke. In mehr als 1Oprocentigen Lösungen 
bleibt aber, ähnlich wie in Alkohol, der innere Lochrand stärke- 
frei. Im Dunkeln wird nur unter 1 bis 5 °%o em schmaler- 
Saum des Lochrandes auffallend violett. Unter concentrirteren, 
besonders unter mehr als 20 prozentigen Lösungen unterbleibt die- 
Stärkebildung bei Liehtabschluss ganz. 

Erst unter 5 procentiger Glycerinlösung werden unverletzte 
Blätter mässig weich, unter 10%o jedoch fast ebenso dünn und 
schlaff wie unter 10 Proc. Kalisalpeter. 

Stärkebildung auf resp. unter Glycerin wurde bekanntlich be- 
reits von Laurent*), Arthur Meyer**) und Klebs***) beobachtet. 
Die von diesen Forschern vertretene Ansicht, dass in den von. 
ihnen konstatirten Fällen die Stärke aus Glycerin gebildet wurde, 
lässt sich a priori nicht bestreiten; die Zelle ist em wunderbares- 
Laboratorium. Die Chemie hat auch für die Umwandlung der 
fetten Oele in Zucker und umgekehrt keine Erklärung; dass aber 
hierbei die Stärke (resp. der Zucker) vorzüglich aus den betreffen- 
den Säuren gebildet wird, ist eben so sicher, als es ungewiss ist,. 
welche Rolle hierbei dem Glycerin zufällt. Laurent hat zu seinen. 
musterhaft durchgeführten Versuchen die Spitzen von vergeilten. 
Kartoffeltrieben verwendet, welche nach dem Abschneiden in 
Wasser gestellt und im Dunkeln bis zum Absterben ihrer unteren. 
Enden kultivirt wurden. Die Anwesenheit von Zucker in den. 
Sedum-Blättern würde allerdings nicht beweisen, dass sich in den- 
selben nicht auch aus Glycerin Stärke bilde. Ich glaube dies 
aber entschieden deshalb nicht, weil in Glycerin in keinem Falle 
mehr Stärke gebildet wird, als wenigstens stellenweise in Alkohol, 
Salpeter und selbst im Dunkeln in Luft, während bei gleichzeitigen 
und mehrtägigen Versuchen im Hochsommer die auf 15 oder 
20 prozentiger Rohrzuckerlösung gelegenen Blätter, theilweise- 
wenigstens, anscheinend ebenso stärkereich werden, wie sie vor 
der Entstärkung waren. Ich werde übrigens diese und andere ein- 
schlägige Fragen noch weiter verfolgen. 


VI. Stärkebildung im Wasser. 


Die Probe für die Richtigkeit meiner Ansicht über die 
Ursache der in den vorigen Capiteln beschriebenen Stärkebildung 
aus Reservezucker in Sedum-Blättern dürfte, so sollte man meinen, 
darin liegen, dass bei gehindertem Wasserverluste die Stärkebildung- 
unterbleibe. Der Versuch lehrt jedoch das Gegentheil. Im Lichte 
wird unter Glasglocken über Kalilauge sowohlauf als 
unter destillirtem und frisch ausgekochtem, also 
kohlensäurefreiem Wasser, aber nur in verletzten 
Blättern, Stärke gebildet. 


*) Bot. Ztg. 1886. 
**) Bull. de la Soc. roy. de bot. de Belgique. Tom. XXVI. 1883. 
**#) Untersuchungen aus dem bot. Inst. zu Tübingen. Bd. 1. 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 229 


Sedum-Blätter, welche unter frisch ausgekochtes und bei Luft- 
:abschluss abgekühltes Wasser eingesenkt werden, injieiren sich im 
Dunkeln grösstentheils sofort, und während 12 Stunden werden 
auch im vollen Tageslichte ganze Blätter wenigstens theilweise und 
Blatthälften vollständig injieirt. Nach 12 Stunden betrug die pro- 
centische Gewichtszunahme im Mittel von je 9 Versuchen mit 
nicht entstärkten Blättern bei gleicher Temperatur am 16 Juli: 

a) unter gewöhnlichem Wasser, im Hellschatten (nicht in- 
‚Jeirt) : 5.63; 

maxim.: 7.60, minim.: 3.52; 

b) unter ausgekochtem Wasser, im Dunkeln (vollständig 

injieirt) : 31.96; 
maxim.: 34.43, minim.: 30.52. 

In viel Brunnenwasser injieiren sich die Blätter auch im 
Dunkeln während der ersten 12 Stunden nicht. Die Injection in 
‚ausgekochtem Wasser ist durch den Mangel an Sauerstoff bedingt. 
Während nämlich durch das Ansäuren des ausgekochten Wassers 
mit Kohlensäure die Injektion im Dunkeln nicht verhindert wird, 
unterbleibt sie dann im Lichte mehr oder minder vollständig. 

Bekanntlich werden entstärkte Blätter von Landpflanzen, wenn 
sie in kohlensäurehaltigem Wasser belichtet werden, theilweise 
‚stärkehaltig (violett punktirt). „Es bekleiden sich nämlich“, wie 
ich schon vor Jahren gezeigt habe, „die in kohlensäurehaltiges 
Wasser getauchten Landpflanzen zuerst mehr oder weniger voli- 
ständig mit einer kohlensäurehaltigen Atmosphäre und verhalten 
sich dann bezüglich der Sauerstoffabscheidung gerade so wie in 
ihrem natürlichen Medium“.*) — Selbst unter kohlensäurefreiem 
Wasser kann auf Kosten der bei der Athmung erzeugten Kohlen- 
säure Stärke gebildet werden. Unverletzte Blätter unserer Pflanze 
blieben jedoch bei meinen zahlreichen diesbezüglichen Versuchen 
anter kohlensäurefreiem Wasser sowohl in direktem Sonnenlichte 
:als im Hellsehatten vollsändig stärkefrei, während halbirte und 
durehbohrte Blätter in der Regel mindestens an den Wundrändern 
violett wurden. Halbirte und durchbohrte Blätter wurden selbst in 
‚ausgekochtem Wasser, auch wenn sie nach 12 stündiger Belichtung 
vollständig injieirt waren, fast ausnahmslos an den Loch- und Schnitt- 
zändern und bisweilen in toto zart und selbst recht schön pfirsielh- 
‚blütenviolett. Werden jedoch die (an Glasstäben befestigten) 
Sprosse mit durehbohrten Blättern und Batthälften bereits Abends 
in Glaseylindern unter ausgekochtes Wasser eingesenkt, so bleiben 
«die mittlerweile ganz injieirten Blätter nach 12stündiger Belichtung 
am folgenden Tage stärkefrei, während Blätter, welche erst Morgens 
in denselben Cylinder eingesenkt wurden, obwohl sie sich tagsüber 


*) Ueber die Bildung von Sauerstoff durch grüne in kohlensäurehaltiges 
Wasser getauchte Landpflauzen. (Sitzb. d. kais. Akad. der Wissensch. in Wien. 
Bd. 66. 1872.) Abthlg. 1. S. 169. — Die diesbezüglichen Versuche wurden jüngst 
'theilweise von Dr. Atsusuke Nagamatsz aus Tokio wiederholt. (Arbeiten des 
‘Bot. Inst. in Würzburg. Bd. 3. 1887. S. 389.) — Dass dem genannten Herrn meine 
Abhandlung unbekannt blieb, ist nicht zu verwundern; es wurde dieselbe über- 
Nıaupt todtgeschwiegen. 


230 Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 


ebenfalls mehr oder minder vollständig injieiren, fast ausnahmslos: 
mindestens an den Schnitt- und Loochrändern Stärke bilden. 

Der allfällige Einwand, dass die im Lichte selbst unter aus- 
gekochtem Wasser gebildete Stärke vielleicht denn doch von 
Kohlensäure stamme, art endgiltig durch die Thatsache beseitigt, 
dass, wenn auch nicht immer, so doch in der Regel oder mindestens 
nicht seiten, die Wundränder der Blätter besonders auf, bisweilen 
aber auch unter lufthaltigem Wasser im Dunkeln stärkehaltig 
werden. 

Durch den Nachweis der Stärkebildung nicht nur bei auf- 
gehobener Transpiration, sondern auch in Blättern, welche besonders 
unter Wasser im Gegentheile ihr Gewicht vergrössern, scheint 
die von mir supponirte Ursache der in den früheren Kapiteln be- 
schriebenen Stärkebildung aus Zucker vollständig ad absurdum 
geführt zu sein. Es ist dies jedoch, nach meiner Ueberzeugung, 
sieher nicht der Fall. Die Concentration des in den Zellen vor- 
handenen Zuckers bis zu dem für die Stärkebildung nothwendigen 
Grade muss ja nicht ausschliesslich durch Wasserverlust erfolgen... 
In assimilirenden Zellen geschieht dies durch Neubildung und m chloro- 
phylilosen Zellen durch Zuleitung von Zucker. Ueber die Löslich- 
keit des Zuckers in der lebenden Zelle wissen wir Nichts, und ich 
zweifle nicht im Mindesten, dass dieselbe durch übermässigen 
Wassereintritt und vielleicht auch in Folge von Wundreiz (?) 
geändert, resp. (im Protoplasma) vermindert wird. Auch die 
reichliche Stärkebildung selbst in nur lprocentigem Alkohol ist 
gewiss nicht durch Verminderung des Wassergehaltes in der Zelle 
bedingt. 


VII. Einfiuss des Lichts auf die Stärkebildung aus Reserve- 
zucker. 


Wenn die im Vorstehenden beschriebene Stärkebildung in 
Sedum-Blättern wirklich durch relative Steigerung der Coneentration 
der Zuckerlösung in den Zellen bedingt ist, so scheint auf den 
ersten Blick die Thatsache befremdend zu sein, dass diese Stärke- 
bildung fast ausnahmslos gefördert wird durch das Licht und dass 
unter dessen Einfluss dieselbe auch unter Bedingungen erfolgt, bei 
welchen sie im Dunkeln vollständig unterbleibt. Bei einiger Ueber-- 
legung wird es aber sofort klar, dass dies gar nicht anders sein 
kann. Zu allen uns bekannten normalen Stoffwechselprozessen der 
höher organisirten und auch der meisten einzelligen Lebewesen ist 
nämlich Sauerstoff unerlässlich. In Wasserstoff und anderen in- 
differenten sauerstofifreien Medien sterben grüne Zellen nach ver- 
hältnissmässig kurzer Zeit, während sie sich im vollen Tageslichte 
wenigstens relativ lange vollständig lebenskräftig erhalten. Es ge- 
schieht dies mittelst des Sauerstoffes, welehen sie von der zunächst: 
in Folge imnerer Athmung*) gebildeten Kohlensäure abspalten. **) 


*) Die Bezeichnung der inneren Athmung als „intramolekulare“ ist sprach- 
lich, sachlich und historisch gleich ungerechtfertigt. Wenn Thierphysiologen. 
unter innerer Athmung den Gasaustausch zwischen Blut und den Organen ver-- 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern von Sedum spectabile Boreau. 231 


In Wasserstoff bleiben entstärkte Sedum-Blätter auch im Lichte 
stärkefrei. Stärkebildung in untergetauchten Blättern ist bei Licht- 
absehluss nur möglich durch Vermittlung des in den betreffenden 
Flüssigkeiten gelösten Sauerstofies. In luftfreien Flüssigkeiten er- 
folgt im Dunkeln nie Stärkebildung. Die Stärkebildung im Dunkeln 
unterbleibt aueh unter nicht ausgekochten Flüssigkeiten bei Licht- 
abschluss stets, wenn die Gefisse (ohne Luft) mit möglichst viel 
Blättern beschiekt und verschlossen werden. 


Aber auch auf Wasser, Alkohol u. s. w., also bei Luftzutritt, 
wird im Lichte meist viel mehr Stärke gebildet, als unter sonst 
gleichen Verhältnissen im Dunkeln. 


In Folge der Lichtwirkung auf die Spaltöffnung wird nicht 
nur die Transpiration, sondern auch der Gaswechsel gefördert. 
Sehon vor Jahren habe ich mieh durch zahlreiche vere deren 
Resultate zu publiziren ich bisher leider keine Zeit fand, überzeugt, 
dass von lederartigen Blättern, welche mit der Unterseite auf 
Wasser gelegt wurden, auch nach 12stündiger Belichtung in kohlen- 
säurereicher Luft nur stellenweise etwas Stärke gebildet wird. Bei 
25 bis 30° C erfolgt im Dunkeln sogar oft innere Athmung, wenn 
die mit Spaltöffnungen versehene Unterseite vor Luftzutritt sorg- 
fältig geschützt wird. Zu denselben, Boussingault’s Angaben 
widersprechenden Resultaten kam mittlerweile Mangin bei Ver- 
suchen mit Blättern, deren Unterseite nicht, wie es von B ou ssingault 
geschah, mit Särkekleister, sondern nn Vaselin oder verdundier 
Gelatinelösung überzogen wurde. *) Durchd ie Oberhautzellen 


stehen, so müssen sie, wenn sie konsequent sein wollen, auch die Athmung der 
Milzbrandbakterien, Muskeltrichinen u. s. w. als innere Athmung bezeichnen! 
Von Adolf Mayer wurde zuerst die Gährung als eine eigenthümliche Art der 
Athmung der Hefezellen erkannt und als innere Athmung bezeichnet (Landwirth. 
Versuchsst. Bd. XIV. 1870.) Heft 1. und ein Be Verhalten der „höheren“ 
Päanzen in indifferenten sauerstofffreien Medien wurde von mir in der Abhand- 
lung: Ueber die Respiration der Landpdanzen. (Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. 
Bd. LXV]I. Abth. I. 1875.) beschrieben. Die damals bereits publieirten diesbezüg- 
lichen Beobachtungen französischer Forscher waren mir entgangen uud wurden 
auch in den vor meiner Abhandlung erschienenen physiologischen Handbüchern 
nicht erwähnt. 


*=#) Boehm, Physiologische Bedingungen der Bildung von Nebenwurzeln 
bei Stecklingen der Bruchweide. (Sitzb. d. kais. Akad. d, Wiss. Bd. LV. Abth. 1. 
1867.) [In dieser nirgends erwähnten Abhandlung wurde bewiesen, dass an den 
unteren abgeringelten, bis über die Ringwunde verdunkeiten und in Wasser 
eingesenkten grün berindeten Enden von Stecklingen der Bruchweide etc. die 
Wurzelbildung nicht, wie Hanstein glaubte, in Folge von Eiweiss-, sondern 
in Folge von Sauerstofimangel unterbleibt.| — Boehm, Ueber die Entwicklung 
von Sauerstoff aus grünen Zweigen unter ausgekochtem Wasser im Sonnenlichte. 
(Ann. der Chemie. Bd. CLXXXV., 1877.) 


*) „Les stomates sont indispensables ä la circulation de gaz chez les plantes 
a@riennes; l’occlusion de ces orifices provoque une diminution plus ou moins 
forte des echanges gazeux respiratoires et tr&s consid@rable des &changes gazeux 
chlorophylliens.*“ Ein Blatt von Zigustrum vulgarc, dessen Unterseite mit Gela- 
tine überzogen war, zerlegte 1,92, und ein anderes gleich grosses, mit nicht 
verstopften Spaltöffaungen, bei sonst gleichen Bedingungen, 6,26 Kohlensäure. 
Mangein (Compt. rend. T. CV. 1887. p. 879.) 


232 Botanischer Verein in Lund. 


diffundiren die Gase eben sehr langsam *); im Dunkeln schliessen 
sich aber die Spaltöffnungen mehr oder minder vollständig. 


Die in vorliegender Abhandlung mitgetheilten Versuchsresultate 
beweisen, dass entstärkte Blätter recht viel Zucker enthalten, weleher 
in Folge verminderter Löslichkeit im Protoplasma als Stärke nieder- 
geschlagen wird. Diese Thatsache ist, wie ich glaube, in me- 
thodischer Beziehung nicht ohne Interesse, für das Verständniss 
des Assimilationsprozesses selbst ist sie ohne Belang. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botanischer Verein in Lund. 


(Fortsetzung.) 


Desgleichen ist kein Grund vorhanden, hinsichtlich der Konzen- 
tration besonderes Gewicht auf die in Rede stehende Pilzentwickelung 
zu legen, da es bekannt ist, dass z. B. Mucor Mucedo sich in einer 
Säurelösung von der Zusammensetzung 1:9 in 70 ccm Zuckernahrung 
entwickeln kann**) und Hefenpilze in einer Schwefelsäurelösung von 
1:100 Wasser am Leben zu erhalten sind***), verschiedener anderen 
Beispiele nicht zu gedenken. Der Umstand muss doch hervor- 
gehoben werden, auf den übrigens Brefeld?7) und Andere schon 
betrefts Nahrungsflüssigkeiten, die mit Säuren oder anderen auf das 
Wachsthum schädlich einwirkenden Stoffen versetzt worden, hinge- 
wiesen haben, dass nämlich die Koncentration nur in so fern relativ 
von Wert ist, als der Pilzorganismus durch eine, eine längere Zeit 
fortgesetzte Kultur sich allmählich daran gewöhnt, einen höheren 
Gehalt von hinzugesetztem Giftstoff zu vertragen, als von Anfang 
an in der Kultur vorhanden war. Die Fäden des Pilzmyceliums 
liessen nämlich in deren späterer Entwickelungsperiode ein in die 
Augen fallendes kräftigeres und schnelleres Wachstum erkennen, 
als in der ersteren, obschon der Schwefelsäuregehalt sich auf beinahe 
1°/, erhöht hatte. Uebrigens müssen die Vegetationsverhältnisse 
für das Gedeihen des Pilzes ziemlich ungünstig gewesen sein, wenn 


*) Durch unverletzte vegetabilische Membranen, mögen dieselben feucht oder 
trocken sein, bewegen sich die Gase ausschliesslich nach den Gesetzen der Ab- 
sorption und Diffusion. Auch zwischen den Molekülen der trockenen Membran 
tindet sich kein Raum für eine Gasfiltration; gegentheilige Behauptungen basiren 
auf mangelhafter Versuchsanstellung. Die durch Absorption bedingte Diffusion 
der Gase durch vegetabilische Membranen erfolgt aber bei diesbezüglichen Ver- 
suchen verhältnissmässig langsam. Die Art und Weise der Sauerstoffversorgung 
intensiv athmender parenchymatischer Gewebe, z. B. der inneren Zellen einer 
geschälten Kartoffel (Boehm, Bot. Ztg. 1887) ist mir volltändig räthselhaft. 

**) Wenckiwiez. Verhalten des Mucor zu Antiseptieis. u. s. w. Inaug.-Diss. 
Dorpat 1880. 
***) Weber Wirkungen einiger Antis. Inaug.-Diss. Dorpat 1879. 
T) Brefeld, 1. c. Heft. 4. S. 52. 


Botanischer Verein in Lund. 2353 


man in Betracht zieht, dass ausser der Schwefelsäure und dem ge- 
ringen Quantum von Stickstoff, der in dem aus der Luft aufge- 
nommenen Ammoniak vorhanden war, das sich sicherlich in der 
Flüssigkeit als Sulphat aufgelöst hat, demselben keine anderen 
Nahrungsstoffe zu Gebote standen, als die zufälligerweise der Flüssig- 
keit zugeführten Staubkörner und vielleicht auch die Absonderung 
von unorganischen Stoffen von den Wänden des Glases. Wie weiter- 
bin nachgewiesen werden soll, erscheint es am merkwürdigsten, dass 
der Pilz imstande war zu wachsen, indem er bei einem so geringen 
Vorrat von organischem Material eine so grosse Masse davon in 
sich aufnahm, wie im vorliegenden Falle geschehen. Es giebt in- 
zwischen Angaben über ähnliche Fälle, wo der Vorrat an orga- 
nischer Nahrung oder ein besonderer für das Wachsthum des Orga- 
nismus erforderlicher Stoff gefehlt hat, ohne dass deswegen die Ent- 
wickelung ins Stocken gerathen, sondern im Gegentheil ganz normal 
verlaufen ist.*) In vorliegendem Falle scheint der Pilz dem Mangel 
durch Auflösung von älteren Zellen abgeholfen zu haben, indem er 
diese an anderen Stellen zum Aufbau neuer Zellen verwandte. 
Dieses Verhältniss schien vor Allem im Anfang der Pilzvegetation 
vorzukommen, weil hier und da Spuren von derartiger Auflösung 
in alten Theilen zum Vorschein kommen, während in der weiteren 
Entwickelurg solches Auflösungphaenomen zurückzutreten schien. 


Der interessanteste Umstand dieser mehrerwähnten Pilzbildung 
dürfte jedoch in der schon angedeuteten Schwefelerscheinung liegen, 
die sich in der einen oder anderen Form in den Zellen der Hyphen 
offenbarte. Die äussere Aehnlichkeit zwischen den Körpern, die 
im Innern der Hyphenzellen auftreten und den körnigen Gebilden, 
die bei Beggiatoa angetroffen und dort gewöhnlich Schwefelkörner 
genannt werden, ist schon hervorgehoben worden, und fiel bei der 
vergleichenden Untersuchung, die zu dem Zwecke über die Schwefel- 
körper der Beggiatoaarten nicht nur hinsichtlich des äusseren Aus- 
sehens, sondern auch in vielen Fällen in mikroskopischer Hinsicht 
angestellt wurden, sehr in die Augen. Die Verhältnisse, unter 
denen sie entstanden, trugen das ihrige dazu bei, den Vergleich 
zwischen diesen beiden. Gebilden noch hervorragender und lehr- 
reicher zu machen. 

Die Globoliten**) von Schwefel, die ursprünglich von Cramer 
nachgewiesen, von Co hn“**) als Schwefelkrystalle beschrieben und von 
Warmingr) als öltropfen-ähnliche Schwefelkörner bezeichnet wurden, 
sowie im Uebrigen Gegenstand der Beschreibungen) anderer Ver- 
fasser gewesen und nun zuletzt von Winogradskyrj) unter dem 
Namen „Schwefelkügelchen“ umfassender untersucht und beschrieben 
worden sind, gehören vorzugsweise zu den sogenannten Schwefel- 


*) Joclin, Compt. rend. Tom. 35. S. 612; Winogradsky, 1. ec. S. 571 u. l.c. 
1888. S. 269. 
=*) Vogelsang, Poggendorf’s Ann. der Phys. Bd. 143. S. 261. 
#=#%) Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pflanzen. Bd. I. Heft 3. 
7) Warming, Einige an Dänemarks Küste lebende Bakt. 1876. S. 43—100. 
r) Planchud, Compt. rend. 1877. S. 237; Etard. et Olivier, Compt. rend. 1382. 
ir) Winogradsky, |. c. 1887. 8. 518, 519. 


234 Botanischer Verein in Lund. 


bakterien und sind mehr zufällig in gewissen Oscillarien und Ulothrix”) 
vorgefunden worden. Winogradsky führt ausser den schon früher 
bekannten Reaktionen, wodurch diese Körper auf mikrochemischem 
Wege charakterisiert”*) worden sind, die Krystallisation des Schwefels 
in wohl ausgebildeten Krystallformen aus desorganisirten oder aus mit 
Pikrinsäure getöteten Zellen und dessen Schmelzung in TOgradigem 
Wasser***) als neue an und glaubt auf Grund dieses und unter Berück- 
sichtigung der schon bekannten chemischen Eigenschaften der Körper 
genügenden Grund zu haben, dieselben als ölige und bei gewöhn- 
licher Temperatur halbflüssige Gebilde zu betrachten.****) 


Stellt man zum Vergleiche alle für diese Schwefelkörper be- 
zeichneten Reaktionsversuche mit den Körpern an, die in P. glaucum 
gefunden wurden, so beobachtet man eine überraschende Ueberein- 
stimmung zwischen diesen und den bei den Beggiatoen nachgewiesenen 
Körpern. Behandelt man demnach teils frisches, teils desorganisirtes 
Materialf) mit Kohlenschwefel, so lösen sich die Körper ail- 
mählich auf, am schnellsten in dem desorganisirten Material, weil in 
demselben die Membranen dem Zutritt des Kohlenschwefels zu den 
Körpern nicht hinderlich sind, während die Auflösung in dem lebendigen 
Material eine bedeutend längere Zeit erforderte. Hierbei widerstand 
immer ein innerer, scheinbar festerer Kern energischer der auf- 
lösenden Wirkung des Kohlenschwefels, und zeigte sich unter 
allen Umständen als ein im Innern der Körner vorhandener mehr 
resistenter Theil. Daneben ist hervorzuheben, dass der Gang der 
Reaktion in allen Theilen mit dem von Warming geschilderten 
bei der Einwirkung des Kohlenschwefels auf die Schwetelkörner der 
Beggiatoayj) übereinstimmte. Es entstand bei der Reaktion eine leb- 
hatte Blasenbildung ausserhalb der Zellfäden in unmittelbarer Nähe 
der Membrane, während zu derselben Zeit eine Abnahme der Körner- 
grösse eintrat. Unlösliche Reste dagegen, wie Winogradsky sie 
bei der Anwendung der nämlichen chemischen Mittel zur Lösung 
des Schwefels bei der Beggiatoa gefunden hat, kamen nie vor.fff) 

In kochendem Kali oder schwefelsäuerlichem Natron ver- 
schwanden die Körner nach kurzer Zeit vollständig aus den Zell- 
fäden. Chlorsaures Kali, Salpetersäure und Alkohol, die letzteren 
jedoch erst nach einer während längerer Zeit fortdauernden Einwir- 
kung, lösten ebenfalls die Körner bei gewöhnlicher Temperatur, da- 
gegen waren die Körper gleichwie die Schwefelkörner in Wasser 


*) Etard. et Oliviers, l. c.S. 846. Wenn Winogradsky, ohne sein Urtheil 
auf schwerer wiegende Gründe als auf angenommene Unmöglichkeit und ver- 
muthete fehlerhafte Beobachtung zu stützen, die Richtigkeit von Claude und 
OÖliviers Beobachtungen in Abrede stellt, so schiesst er sicherlich übers Ziel hinaus. 

**) Zimmermann, Morphol. u. Physiol. d. Pflanzenzelle. 1887. S. 99. 
=*%*) Winogradsky, l. c. S. 518—580. 
*3*#) Winogradsky, 1. c. S. 520, 521. 

7) Es sei hier ein für alle Mal bemerkt, dass das Untersuchungsmaterial für 
sämmtliche mikrochemische Versuche mehrmals nach einander in Aqu. dest. 
während wenigstens 24 Stunden ausgewässert wurde. Dieser Zeitraum wurde 
nämlich behufs vollständiger Entfernung der Schwefelsäure für genügend erachtet. 

Tr) Vergl. Warming 1. c. S. 100, Note, sowie Taf. X, Fig. 8. 
Tr) Winogradsky, 1. ce. S. 521. 


Botanischer Verein in Lund. 235 


unlöslich. Hier wie bei allen anderen Gelegenheiten, wenn mikro- 
chemische Versuche angestellt wurden, erforderte das frische Mate- 
rial aus leicht begreiflichen Ursachen eine längere Zeit zum Ab- 
schluss der Reaktionen, während an auf die eine oder andere Weise 
desorganisirtem Material die Reaktion in verhältnissmässig kurzer 
Zeit von statten ging. 

Bis so weit stimmten also die hier besonders besprochenen Ge- 
bilde der Schwefelkörper überein. Bei den im Folgenden ange- 
führten Reaktionsversuchen kamen dagegen grössere oder kleinere 
Abweichungen vor, die den für die Schwefelkörper angegebenen 
charakteristischen Kennzeichen nach zu urtheilen, rücksichtlich der 
chemischen Zusammensetzung der Körper auf eine Grundverschieden- 
heit schliessen lassen. Die Schwefelkörner lösen sich laut Angabe 
nicht in Salzsäure, sind aber im Ueberschuss von Alkohol löslich. 
Die Körper des Penieillium dagegen lösen sich allerdings nicht 
mit Leichtigkeit in Salzsäure, verschwanden aber doch allmälig 
nach einer 2—Btägigen Digerirung, und noch schneller, wenn gleich- 
zeitig Erwärmung statt hatte. Auch Alkohol und Salpetersäure 
lösen die Körper nur allmälig. Erhitzt man in Schwefelsäure eine 
kleinere Probe Pilzmycelium, so entsteht in den Körpern eine starke 
Blasenbildung. Diese Blasen vergrössern sich und vereinigen 
sich zum Theil zu grösseren Ansammlungen einer gelblichen, 
ölichten Flüssigkeit, die jedoch bei einer fortgesetzten Einwir- 
kung der Salpetersäure zuletzt verschwinden. Winogradskys 
Reaktion mit Pikrinsäure ergab ein negatives Resultat, in sofern 
als keine Krystalle gefällt wurden. Nur ein paar Mal geschah 
dieses, aber diese Fälle wurden unbestreitbar nicht durch den 
Inhalt der Pilzhyphen veranlasst, sondern durch die Pikrinsäure, 
die sich ja bekanntlich nur mit einer gewissen Schwierigkeit aus 
einem mit diesem Reaktionsmittel imprägnirten Präparat wieder 
auswaschen lässt und desshalb auch trotz sorgfältiger Wässerung 
den Observator mitunter durch Ansetzung von wohl ausgebil- 
deten Kıystallblättern überrascht. Die Schmelzung, theils direkt. 
theils im Wasser, ergab einen Schmelzpunkt, der ebenfalls etwas 
unter dem Siedepunkt des Wassers lag. Der Verlauf beim 
Schmelzen zeigte ausserdem deutlich, dass die Körper keine flüssigen 
Oeltropfen waren, sondern aus einer festen Substanz bestanden, 
deren Natur eines festen Fettstoffes aus der oben angegebenen Er- 
hitzung zusammen mit der Salpetersäure auf eine besonders in die 
Augen fallende Weise hervorging. 

Aus den angeführten Reaktionsversuchen geht deutlich hervor, 
dass die öfter erwähnten Körper des Penicillium in gewissen Hin- 
sichten von den Schwefelkörpern der Bakterien abweichen, während sie 
denselben in verschiedenen anderen Punkten ähnlich sind. Sie zeigen 
also nicht ganz die nämlichen Löslichkeitsverhältnisse und es lässt sich 
hinzufügen, dass sie in Aether oder Chloroform nicht löslich waren. 
Fügt man hinzu, dass deren Konsistenz eine ganz andere ist, als die 
der Schwefelkörper, so dürften sie schon auf Grund dessen als Körper 
ganz anderer Natur zu betrachten sein. Eine solche Annahme ge- 
winnt durch folgende Versuche noch mehr Grund, die überdies für 


236 Instrumente, Präparations- und Conservations-Metlıoden. 


die Deutung der wirklichen Zusammensetzung der Körper einen 
Anhaltspunkt geben. Beim Sieden mit Kalihydrat lösen sich die 
Körper fast vollständig auf. Erhitzt man eine solche Lösung zu 
wiederholten Malen einige Minuten (5—10), verdünnt sie dann 
mit Wasser und versetzt darnach mit Chlorbariumlösung, so 
entsteht augenblicklich eine Fällung von kleinen rhombischen 
Krystallen, die überall in der Flüssigkeit zu finden sind und sich nicht 
im Ueberschuss der Säure lösen. Zu demselben Resultat gelangt 
man, wenn man Myceliumteile unter Erwärmung mit Salzsäure 
digerirt und die so entstandene Lösung mit Chlorbarium fällt.*) 
Bei dieser Prozedur erfolgt übrigens ganz das Gegenteil von dem, 
was wir bei der Lösung im Kohlenschwefel erfahren haben. Zuerst 
wird der innere Teil angegriffen, der zugänglicher und lösiicher 
erscheint als der äussere Teil. Auf dieselbe Weise und vielleicht noch 
mehr in die‘ Augen fallend, werden die Körner bei der Lösung durch 
Salpetersäure allein angegriffen, so dass der innere auch auf 
optischem Wege zuweilen sich bemerkbar machende Kernteil zuerst 
verschwindet, während die umschliessende Masse des Kornes, die jeden- 
falls den Hauptteil ausmacht, sich erst später löst und verschwindet. 

Es sei hier erwähnt, dass das Material der vorliegenden mikro- 
chemischen Versuche einer noch genaueren Waschung unterworfen 
und einer mehrtägigen Wässerung in Aqu. dest. ausgesetzt wurde, 
um auf diese Weise die Schwefelsäurelösung zu beseitigen, die viel- 
leicht entweder die Zellhyphen begleiten oder in die Membran resp. 
in das Innere der Zellen eingedrungen sein könnte. 

Wenn derartige Reaktionen demnach bestimmt angeben, dass 
die Körper des Penicillium Gebilde ganz anderer Art sind, als 
die bei den Schwefelbakterien unter dem Namen von Schwefel- 
körnern beschriebenen, so zeigen sie andererseits eben so bestimmt, 
dass dieselben Gebilde wenigstens zum Theil aus Schwefel bestehen, 
möglicherweise an einen anderen Stoff gebunden, der nebst 
dem Schwefel die Körper konstituirte und diesen das denselben 


eigene Aussehen verlieh. 
(Fortsetzung folgt.) 


Instrumente, Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Hueppe, Ferd., Die Methoden der Bakterien-Forschung. 
Vierte vollständig umgearbeitete und wesentlich verbesserte 
Auflage. Mit 2 Taf. in Farbendruck und 68 Holzschnitten. 8° 
454 S. Wiesbaden 1889. 

Von Hueppes Methoden der Bakterienforschung liegt bereits 
seit mehreren Wochen die 4. Auflage vor. Das Werk ist darin 
einer vollständigen Umarbeitung unterzogen worden, um die ein- 


*) Schmidt, Zeitschr. für physiol. Chemie. Bd. XII. 1888. Heft 5. S. 521. 


Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden. 237 


zelnen Methoden biologisch besser entwiekeln und historisch besser 
sichten zu können. Wer es darauf hin näher prüft, muss zugeben, 
dass dies in ganz vorzüglicher Weise gelungen ist und der Verf. 
ein Buch geschaffen hat, das in Bezug auf Durchsichtigkeit, Klar- 
heit und Prägnanz der Darstellung, sowie in Bezug auf Vollständig- 
keit des Stoffs seines Gleichen sucht. Dass sich die Zahl der 
Seiten dadurch um ziemlich 200 vermehrt, wird man bei der Menge 
von neuen bakteriologischen Ermittelungen, die das vergangene 
Jahr zu Tage gefördert, ganz erklärlich finden. Nach einer Ein- 
leitung, in welcher Verf. einen Ueberblick über die Geschichte der 
methodischen Forschung und der Erkenntniss auf dem Gebiete 
der kleinsten Lebewesen giebt, gliedert er den zu behandelnden 
Stoff in zwei Abschnitte: I. Die mikroskopische Technik und 
Il. Die experimentelle Technik. Im I. Abschnitt behandelt er die 
Formen der Bakterien, das Bakterien-Mikroskop und die Hilfs- 
apparate, den Nachweis der Bakterien im ungefärbten Zustande, 
giebt dann Allgemeines über Farben und F; ärben, Allgemeines 
über Färbungsmethoden, Specielles über die Farben "und die Her- 
stellung der Farblösungen und spricht schliesslich über Deckglas- 
Präparate und Schnitt-Präparate. Der II. Theil enthält Aus- 
einandersetzungen über die Methoden der Sterilisation, die Nähr- 
substrate, das Infieiren oder Impfen der sterilisirten Nährsubstrate, 
die Kulturmethoden im Allgemeinen und Massenkulturen, die direkte 
Beobachtung der Entw icklung bei Ausgang von emem "Keime und 
die Gelatinekulturen von Klebs und Brefeld, die Verdünnungs- 
methode und die Ein-Zell-Kultur, die Kulturen in Haarröhrehen 
von Salomonsen, ferner über undurehsichtige, feste Nährsub- 
strate und Kartoffelkulturen nach Schröter, über durchsichtige, 
feste Nährsubstrate und speciell das Blutserum nach Koch, 
über die Kulturen auf durchsichtigen, gelatinirenden Nährböden 
nach Koch: a. Objektträgerkulturen, b. Plattenkulturen, e. Modi- 
feationen der Plattenkulturen durch Verwendung von Kölbehen 
und Rollröhrehen, über Verbindung des Prineips der Verdünnung 
in Flüssigkeiten mit dem Prineip der Plattenkultur, über Luft- 
beschränkung und Luftabschluss, Hydrobiose, Asrobiose, Anaöro- 
biose, über allgemeine biologische Aufgaben und Uebertragungen 
zum Nachweise der causalen Beziehungen der Bakterienvegetationen 
zu Zersetzungsvorgängen, Saprophyti ismus, Fäulniss, Gährung, 
über die Infeetions-Methode, über die Uebertragungsversuche bei 
parasitischen Bakterien, über Schutzimpfungen, über den Gang der 
Kultur und die biologische Bedeutung der Kulturen, über Unter- 
suchung des Wassers, Untersuchungen von Boden und Schlamm, 
Unte rsuchung der Luft. 

Im mikroskopischen Theile finden sich die allgemeinen Me- 
thoden sorgfältig erörtert, um die Anwendung der speeielle n Me- 
thoden dem nach dem Buche Arbeitenden zu erleichtern. Wer 
sich dasselbe zum Führer erwählt, wird selbstständiger arbeiten 
lernen und sich schneller zurechtfinden, als der nach blossen Re- 
cepten Verfahrende, der oft schon beim Dazwischentreten gering- 
fügiger Umstände rathlos ist. Im experimentellen Theile liegt der 


938 Instrumente etc. — Lehr- und Handbücher. 


Schwerpunkt bei den Kulturen auf der Verdünnungsmethode, der 
Plattenmethode und auf den Verbindungsmöglichkeiten der ein- 
zelnen Methoden, weil sich dadurch am ersten die Lösung von 
mancherlei noch offenen Fragen erwarten lässt. Eine wesentliche 
Verbesserung im Vergleich zu den früheren Auflagen ist das am 
Schlusse beigegebene specielle Inhaltsverzeichniss, "da durch das- 
selbe das Bich’ zum Nachschlagen geeigneter geworden ist. Auch 
in der neuen Auflage werden die Methoden der Bakterien: Forschung 
ein gern zur Hand senommener Führer und Rathgeber für den 
Bakteriologen wie überhaupt für den Erforscher der niedersten 


Lebewesen werden. Sie seien Allen bestens empfohlen. 
Zimmermann (Chemnitz). 


Vöehting, Hermann, Ein Dynamometer zum Gebrauch 
am Klinostat. (Berichte der deutsch. bot. Gesellschaft. Bd. VI. 
1888. p. 280 —282.) 


Verf. beschreibt an der Hand von 2 Abbildungen ein Dyna- 
mometer, das zur genauen Bestimmung von Kraftgrössen dient 
und so eingerichtet ist, dass es auch bei am Klinostat befindlichen 
Pflanzen angewandt werden kann, wenn es sich um die genauere 
Bestimmung irgendwelcher Kraftgrössen handelt. 

Zimmermann (Tübingen). 


Referate. 


Löffler, C. Wichtige Stoffe zu 20 Unterrichtsstunden 
in der Pflanzenkunde für die Schüler der oberen 
Klassen der Volks- und Bürgerschulen. 8°. 35 pp. 
Bielefeld (A. Hellmich) 1889. 

Einige naheliegende praktisch wichtige Unterrichtsstoffe aus 
der Pflanzenkunde sind jedesmal durch Frage und Antwort und 
darauf folgende Zusammenfassung behandelt, wie es dem praktischen 
Bedürfnis der Schulen, für die das Buch bestimmt ist, entspricht. 

Dennert (Rudolstadt). 


Burgerstein, A. Leitfaden der Botanik für niedere 
Landwirthschaftliche Sehulen. Mit 117 Abbildungen 
Wien (A. Hölder) 1888. 

Verf. machte dieses Buch durch stetes Hinweisen auf die Land- 
wirthschaft für seinen Zweck sehr brauchbar. Ausserdem zeichnet 
es sich durch knappe Darstellung und zahlreiche gute Abbildungen 
vortheilhaft aus. 

Dennert (Rudolstadt). 


Algen. 239 


Gomont, M., Recherches surlesenveloppescellulaires 
des Nostocacees filamenteuses. (Bulletin de la So- 
eiete botanique de France. T. XXXV. 1888. p. 204—235. Avec 
pl. III et IV.) 

In dieser ausführlichen Arbeit wird der Bau der Zellwand bei 
den Oseillarien, Nostocaceen, Scytonemeen, Stigonomeen und Rivu- 
larieen besprochen. Das Resultat der Abhandlung lautet: Die 
Zellwand der vegetativen Nostocaceen-Örgane setzt sich aus zwei 
durch das äussere Ansehen und durch die chemischen Eigen- 
schaften deutlich unterschiedenen Membranen zusammen. A. die 
Eigen-Membran (membrane propre) ist in jedem Lebensstadium 
der Zelle vorhanden, sie ist dünn und legt sich dieht dem Proto- 
plasma an; sie ist unlöslich in Säuren und färbt sich dureh die 
Jodreaktion niemals blau. B. Die Scheide (gaine) fehlt in ge- 
wissen Lebensaltern der Zelle; sie löst sich in Chrom- und Schwefel- 
säure; durch Chlorzinkjod wird sie häufig blau gefärbt. Die Spore 
besitzt ein Exposporium, in welchem sich Scheide und Eigen-Membran 
erkennen lässt, ausserdem ein Endosporium, welches der Eigen- 
Membran entspricht. 

Kronfeld (Wien). 


Gay,, F. Sur les Ulothrix aeriens (Bulletin de la 
Societe botanique deFrance. T. XXXV. 1888. p. 65—74.) 


Als Schizogonium bezeichnet man eine Alge, die grosse Aehn- 
lichkeit mit Ulothriöe hat, sich von letzterer aber dadurch unter- 
scheidet, dass die Fäden seitlich zu 2—5 zu flachen Bändern ver- 
bunden sind. Nach Schmitz hat Schizogonium ein sternförmiges 
Chromatophor, das, da die Strahlen sehr kurz sind, die Zelle fast 
ausfüllt, Ulothriw aber ein bandförmiges, das nur einen Theil der 
inneren Wand bedeckt. Verf. hat nun gefunden, dass die als 
Ulothrie radicans Kütz., U. parietina Kütz. und D. cerenulata Kütz. 
bezeichneten Luftalgen nicht nur in der Zellstruktur mit Schizo- 
gonium übereinstimmen, sondern dass auch ihre Fäden durh Längs- 
wände stellenweise zu einige Zellen breiten Bändern werden können. 
Er stellt deshalb diese 3 Arten zu Schizogonium, versieht sie mit 
neuen Diagnosen und führt die Synoyme auf, wie folgt: 

Schizogonium radicans. (Oseillaria muralis Lyngb. Tentam. 
1819 pro parte. Lyngibya muralis Ag. Syst. Alg. p. 74, 1824, pro parte. Rhizo- 
elonium murale Kütz. Phyc. gen. p. 261, 1843. Hormidium murale 
Kütz. Phyc. germ. p. 193, 1845. Ulothrix radicans Kütz. Spee. Alg. p. 
349, 1849. Oscillaria muralis Lyngb. Rabenhorst, Flora Eur. Alg. III, 
p- 367. Algen no. 817 und 875). 

Strato tomentoso, molli, laete viridi. Filis flexuosis intricatis, simplieibus 
7—14 «., saepius 8—10 «. crassis, e cellulis singulis pluribusve seriatim ordinatis 
per divisionem secundum axim fascias planas dupliei-raro pluriseriatis eflingen- 
tibus; cellulis diametro subaequalibus vel duplo triplove brevioribus, passim iu 
rhizulam unicellularem flavo-viridem lateraliter elongatis. 

Hab. ad terram nudam, truncos arborum, muros rupesque umbrosos. 

Schizogonium murale. (? Oseillaria parietina Vauch. Hst. 
Conf. p. 196, 1803. Bangia velutina Kütz. Alg. aq. dule. dec. n? 95, 1834. 
Schizogonium murale Kütz. Phycoth. gen. p. 246.— Spec. Alg.p 350. —. 
Rabh. Flor. Eur. Alg. IIl, p. 388. — Algen n’22 et n’ 2107. Hormidium parie- 


240 Algen. — Pilze. 


tinum Kütz. Phyc. germ. p. 193. — Rabh. Flor. Eur. Alg. UI. p. 368. — 
‘Algen n’162. Hormidium delicatulum Kütz. Phyc. germ. 193. Hormidium 
erassum Kütz. ord. p. 193. — Rabh. Algen n? 350 et 357. — Ulothrix 
parietina Kütz. Spec. Alg. p. 350. — Rabh. Flor. Eur. Alg. III. p. 367. — 
Wittr. et Nordst. Alg. exs. n® 636. Ulothrix delicatula Kütz. Spec. Alg. 
p. 350. — Rabh. Alg. n® 163. Ulothrix erassa Kütz. Spec. Alg. p. 350. 
Ulothrix crassiuscula Kütz. Spee. Alg. p. 350. Rabh. Flor. Eur. Alg. III, 
p. 368. — Algen n° 700. — Erb. crittog. Ital. n® 252.) 

Strato tomentoso, molli, laete vel obscure viridi, saepe late expanso. Filis 
fiexuosis, intricatis, simplieibus diam. 9—18 4, saepius 10—14 4 crassis, e cellulis 
singulis pluribusve seriatim ordinatis per divisionem secundum axim fascias 
planas duplici-raro pluriseriatas efingentibus, interdum, haud frequenter, ramu- 
iosis, ramulo brevi pluricellulari; cellulis diametro subaequalibus, vel duplo- 
quadruplo brevioribus. 

Hab. ad terram nudanı, muros, truncos arborum, rupes, tecta vetusta. 

Schizogoniumerenulatum. (Hormidium erenulatum Kütz. Phye 
germ. p. 193. Ulothrix crenulata Kütz. Spec. Alg. p. 350. Rabh. Algen. 
n° 615. — Wittr. et Nordst. Alg. exs. n’ 637. ? Schizogonium Neesii Kütz. 
Spec. Alg. p. 350. — Rabh. Algen. n? 558.) Strato tenui laete vel obscure. 
viridi. Filis rigidis, contortis, intricatis, suberenulatis, simplieibus diam. 11—14 
crassis, passim per cellularum singularum vel paucarum divisionem secundum 
axim duplicatis; cellulis a latere subiuflatis, diametro aequalibus vel brevioribus ; 
membrana inter cellulas singulas binasve crassiore. 

Hab. ad truncos arborum, ad rupes umbrosas. 

Diese sSchizogonien können im einen Protococcus-ähnlichen 
Zustand übergehen, der aber nach Verf. nichts mit Pleurococcus 
vulgaris zu thun hat. Ebenso soll Prasiola eine mit Schizogonium 
nicht zu vereinigende, wenn auch mit letzterem durch P. crisp« 
verknüpfte Gattung sein. 

Möbius (Heidelberg). 


Trelease, William, The Morelsand Puff-Balls ofMadison. 
(From the Transactions of the Wisconsin Academy of Sciences, 
Arts and Letters. Vol. VII. Issued 1888. p. 105—120. Plate 
VII—IX. — The Water-Bloom of the Madison Lakes. Plate X.) 


Die vorliegende Bearbeitung der Helvellaceen und Lycoperdaceen 
als Anfang eines Verzeichnisses der nicht parasitischen Pilze von 
Madison schliesst sich an die 1882 der Wisconsin-Academy vor- 


gelegte Liste von Schmarotzerpilzen derselben Gegend an: 

Von Morcheln fanden sich um Madison nur Morchella esculenta 
(Mich.) und M. hybrida (Sow.) P. — In Nordamerika wurden sonst gefunden: 
M. alata Tr., M. crassipes Tr, M. deliciosa Tr., M. conica P. 

Die Gasteromyceten, welche aus dem Staate Wisconsin beschrieben: 
werden, sind folgende: 

Geaster hygrometricus P., G. saccatus Tr., G. Rabenhorstii Kunze, G. 
limbatus Tr. (ausserdem sind G. Bryantü B., G. striatus |DC.] und G. triplex: 
Jungh. aus Nordamerika bekannt). 

Bovista plumpea P, B. Pila B. & C., B. ammophila Lev., B. subterranea 
Pk., Mycenastrum spinulosum Pk., Lycoperdon favosum (Rostk.), L. Boviste L., 
L. pedicellatum Pk., L. Wrightii B. & C., L. gemmatum Batsch., L. oblongi- 
sporum B. & C., L. pusillum Tr., L. moile P., L. coloratum Pk., L. pulcherrinum: 
B. & C., L. atropurpureum Kitt., L. constellatum Tr., L. rimulatum Pk., L. 
ylabellum Pk. (Tulostoma fimbriatum Tr.), Secotium acuminatum (Mont.). 

Scleroderma verrucosum (Vaill.), Sel. vulgare Tr. (Sel. Bovista Tr.). 

Die Standorte vorgenannter Arten sind ausser durch den Verf. 
hauptsächlich noch durch die Professoren King, Pammel und 


durch Miss Rosa Schuster (Sparta) beobachtet worden. — Tafel X, 


Pilze. — Museineen. 241 


welche eigentlich wohl zu dieser Abhandlung gehört, enthält Ab- 
bildungen von Algen (Anabaena eirinalis, Nostoc flos aquae), welche 
die Wasserblüte der Seen von Madison bilden. 

Ludwig (Greiz). 


Massalongo, C., Sulla germogliazione dellesporule nelle 
Sphaeropsideae. (Bulletino della Soc. botan. italiana, in 
Nuovo Giornale bot. ital. Vol. XX. Firenze 1888. pag. 437 
bis 440). 

Verf. beobachtete die Keimung der Sporen von Herbarexem- 
plaren neuer Arten: von Phillosticta Bizzozeriana (auf Reben- 
blättern), P. Aristolochiae (auf Blättern von Aristolochia Clematitis), 
Phoma Orobanches (in den Kronenblättern von Orobanche rubens) — 
nach einer siebenmonatlichen Trockenperiode. Die in Brunnen- 
wasser keimenden Sporen zeigten bei P’hyllostieta Schlauch- und 
Sprosskeimung, bei Phoma nur den letzteren Keimungstypus. 
M. hält die betreffenden Sporen für Stilosporen, da er die Unfähig- 
keit der Spermatien zur Keimung aufrecht zu erhalten scheint. — 
Drei Holzschnitte vergegenwärtigen die Umgestaltungen der kei- 
menden Sporen. Solla (Vallombrosa.) 


Kaurin, Chr, Brachythecium Ryani n. sp. (Botaniska 
Notiser. 1888. p. 177.) 

„Dioiecum, robustum, nitidum; habitu Br. glareosi sive Eurh. piliferi: caulis 
parce ramosus, ramis saepe arcuatis acutis vel obtusis; folia caulina magna ad- 
pressa e basi angustiore late ovata sensim vel fere subitoin subulam longam 
sub-piliformem exeuntia, pluries sulcata, margine foliorum ad basin saepe 
receurvato, parum serrulata, nervo tenui brevi, cellulis longis et angustis, illis in 
angulis basilaribus parvis, paucis, quadratis et reetangulis; folia ramorum minora; 
eeta longa valde papillosa; capsula horizontalis cylindrica; perichaetialia 
longe pilifera sine nervo; peristomium Zurh. piliferi, eilia haud appendieulata; 
opereulum omnino DBrachytheii haud subulatum. Planta maseula 
minor.“ 

„Habitat in Norvegiae meriodinalis parochia Onsö (Smaalenene) prope prae- 
dium Torgauten ad terram argillaceam, ubi oculatissimus amicus E. Ryan plan- 
tam hane ceuriosam Octobris 1887 detexit.“ 

Arnell (Jönköping). 


Kaurin, Chr, To nye Lövmosser. (Nyt Magazin for Natur- 
videnskaberne. B. XXXI. 1858. p. 217—220.) 

Zuerst wird eme neue Moosart, Grünmia Hageni, in 
norwegischer Sprache, beschrieben. Die Art steht der Gr. con- 
torta am nächsten, in ihrem Habitus aber zeigt sie sich von dieser 
Art sehr verschieden. Die Blätter sind diehtsitzend, nicht gekräuselt 
und anders geformt, nämlich viel breiter und von der Mitte an 
schmäler werdend. Die Blattrippe wird an der Spitze des Blattes 
immer breiter und füllt zuletzt die ganze Blattspitze aus. Das Zellnetz 
besteht im unteren Theile des Blattes aus rectangulären, farblosen 
und dünnwandigen Zellen; von diesen sind scharf abgegrenzt die 
Zellen des übrigen Theiles der Blätter, die elliptisch, abgerundet 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 16 


242 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


und sehr diekwandig sind. Die Art wurde 1887 bei 1800 m 
Meereshöhe auf Galdhö in Norwegen von J. Hagen entdeckt. 
G. Limpricht hat die schöne Tafel, welehe die Blätter des 
Mooses abbildet, gezeichnet. 
Ausserdem beschreibt Verf. zwei neue auf Dovre gefundene 


Formen (var. Bryhnü und forma laxa) von Brachythecium collinum. 
Arnell (Jönköping). 


Burgerstein, A, Ueber den Einfluss des Kampfers 
EIN; ers) auf, die ,Keimkraft der Samen. 
Landwir thschaftl, Versuchs-Stationen. Bd. XXXV. p. 1—-18.) 


Vogel (München)*) hatte behauptet, durch Versuche fest- 
gestellt zu haben, dass der Kampfer im Stande sei, Samen, welche 
durch langes Liegen in ihrer Keimfähigkeit stark gelitten hätten, 
ihre Keimkraft wieder zu verleihen und den Keimungsprozess selbst 
bedeutend zu beschleunigen. Sogar Samen, welche unter normalen 
Verhältnissen überhaupt nicht mehr keimten, sollen nach ihm in 
Kampferwasser ihre Keimkraft wieder erlangen. 

Bei der Wichtigkeit, welche diese Eigenschaft des Kampfers, 
falls sie richtig gewesen wäre, für die Landwirthschaft gehabt 
haben würde, konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass bald Kontrol- 
versuche gemacht wurden. So hat z.B. @. Wilhelm**) das Ver- 
halten einiger Getreidearten nach dieser Richtung geprüft und kam 
hierbei zu dem Resultat, dass Kampferwasser die Keimfähigkeit 
vermindere. Zu demselben Ergebniss gelangte auch Nobbe.***) 

Verf. hat es nun unternommen, dureh ausgedehnte Versuche 
(er hat gegen 1600 Samen untersucht) diese Frage zu entscheiden. 
Ohne auf die Einzelheiten dieser allem Anschein nach mit grosser 
Sorgfalt angestellten Versuche näher einzugehen, begnügt sich Ref. 
damit, die Versuchsergebnisse anzuführen. 

1. Die Aufnahme von Kampferwasser hat bei keimfähigen Samen 
einen Einfluss auf den Keimprozess. Dieser Einfluss hängt 
in hohem Grade von der Dauer der Aufnahme des Kampfer- 
wassers ab. 

2) Eine 24stündige Quellung im Kampferwasser übt (gegenüber 
destillirtem Wasser) sowohl auf frische, gut keimfähige, als 
auch auf alte, schlecht keimfähige Samen. eine nachtheilige 
Wirkung aus, welche sich Sowohl durch eine Verminderung 
des Keimprozentes, als auch durch Verzögerung des Keim. 
prozesses bemerkbar machen kann. Auch ist eine Hemmung 
des Längenwachsthums zu konstatiren. 

Meist wird sogar schon durch eine 12stündige Aufnahme von 
Kampferwasser die Keimkraft geschwächt. 
4) Eine 1—6stündige Quelldauer wirkt verschieden. Von 27 

Keimversuchen liessen 8 eine Beschleunigung, 9 eine Ver- 


0 
7 


*) Sitzungsbr. math.-naturw. Cl. d. Bayr. Akad. 1873. 
**) Wiener Landw. Ztg. 1875. p. 409. 
*%*#*) Handbuch der Samenkunde. Berlin 1876. p. 286. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 243 


zögerung der Keimung erkennen In 10 F ällen waren 
die Unterschiede zwischen den mit destillirtem Wasser und 
den mit Kampferwasser behandelten Samen so gering, dass 
die erhaltenen Zahlen auf die vorliegende Frage über den 
Einfluss des Kampfers eine positive Antwort zu geben nicht 
im Stande sind. 
5. Wenn die mit Kampferwasser behandelten Samen rascher, als 
die mit destillirtem Wasser keimten, so waren in der Regel 
auch die aus ersterem hervorgegangenen Keimlinge in der 
Entwiekelung voran und umgekehrt. Diese Beobachtungen 
beziehen sich jedoch nur auf junge, 8—14 Tage alte Keim- 
pflänzehen. Das weitere Wachsthum wurde nicht verfolgt. 
Eine Wiederbelebung der Keimkraft durch den Kampfer bei 
Samen, die dieselbe verloren hatten, konnte in keinem Fall 
konstatirt werden. 


Beutell (Santiago). 


Wakker, J. H., Studien über die Inhaltskörper der 
Pflanzenzelle. (Pringsheim’s Jahrb. f. wiss. Botanik. Bd. XIX. 
1888. p. 423—496.) 


Verf. hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Caleium- 
‚oxalatkrystalle, Proteinkörner , Proteinkrystalloide, Oeltropfen 
und Oelkörper den Ort der Entstehung und Ablagerung festzu- 
stellen, und zwar handelt es sich hier namentlich um die Frage, 
ob diese Gebilde innerhalb des Plasmakörpers oder innerhalb des 
Zellsaftes gebildet werden. 

I. Was nun zunächst die Caleiumoxalatkrystalle an- 
langt, so hat Verf. durch sorgfältige Untersuchung einer grossen 
Anzahl von Pflanzen den sicheren Nachweis liefern können, dass 
dieselben, abgesehen von den innerhalb der Membran auftretenden 
Krystallen, die Verf. nieht näher untersucht hat, stets im Zellsaft 
entstehen. Es gelang dieser Nachweis am besten mit Hilfe der 
von H. de Vries eingeführten Methode der abnormen Plasmolyse 
in concentrirten Salzlösungen. Es lagen in derartig behandelten 
Präparaten die Krystalle stets im Innern der isolirten Vaeuolen- 
membran und zwar nehmen sie fast ausschliesslich den untersten 
Theil derselben ein; durch ein Drehen des Objektes liessen sich 
auch häufig entsprechende Bewegungen der Krystalle hervorrufen. 
In einigen Fällen beobachtete Verf. jedoch eine theilweise oder 
gänzliche Verklebung der Krystalle mit der Vacuolenmembran. 
Er führt dann auch weiter an, dass das mehrfach beobachtete 
Mitschleppen der Caleiumoxalatkrystalle bei der Plasmaströmung 
in der Weise zu erklären ist, „dass das Körnerplasma durch Rei- 
bung die Wand der Vacuole mit in Bewegung setzt und diese 
letztere sich wieder den Krystallen, welche mit der Vacuolenwand 
fest verbunden sind, mittheilt.“ 

Lückenhafter sind die Beobachtungen des Verf. über die 
Rosanoff’schen Cellulosebalken und Cellulosehüllen der Caleium- 
oxalatkrystalle. Die letzteren werden nach den Untersuchungen des 

16* 


244 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Verf. stets erst nach der Ausbildung der Krystalle diesen auf- 
gelagert. Die die Krystalle mit der Membran verbindenden 
Cellulosebalken, die Verf., weil sie stets hohl sein sollen, als 
„Celluloseschläuche“ bezeiehnet, sollen durch Absterben der be- 
treffenden Zellen und nachherige freie Ausdehnung durch den 
Turgor der umgebenden Zellen entstehen. 

II. Unter den im zweiten Theile besprochenen Eiweisssub- 
stanzen werden nach den Untersuchungen des Verf. die 
Proteinkörner stets innerhalb von Vacuolen gebildet, und zwar 
gilt dies nicht nur von der Grundmasse derselben, sondern auch 
von den innerhalb derselben auftretenden Einschlüssen (Protein- 
krystalloide, Globoide und Caleiumoxalatkrystalle). Die Bildung 
derselben wird dadurch eingeleitet, dass an Stelle der einen 
grossen Vacuole eine entsprechende Anzahl kleiner Vaeuolen tritt; 
ebenso geht bei der Keimung aus jedem Proteinkorn eine eiweiss- 
erfüllte Vaeuole hervor; erst in späteren Keimungsstadien findet 
dann wieder eine Verschmelzung dieser Vacuolen zu einer grossen 
Vacuole statt. Zur Nachweisung des Eiweisses in den Vacuolen 
verwandte Verf. mit bestem Erfolg verdünnte Salpetersäure. 

Ebenso wie die in den Samen enthaltenen Proteinkörner ver- 
halten sich ferner auch die in den sogenannten Müller’schen 
Körpern enthaltenen Eiweisskörper, deren Entwickelung Verf. bei 
Acacia cornigera verfolgen konnte. Auch die in den Fruchtkörpern 
von Pilobolus erystallinus und die in den vegetativen Zellen von 
Codium und Derbesia beobachteten Proteinkrystalloide bilden sich 
nach den Untersuchungen des Verf. stets im Zellsaft. Dasselbe 
gilt endlich von den vom Verf. in der Blattepidermis von Pothos 
scandens aufgefundenen Proteinkrystalloiden, die relativ grosse sechs- 
eckige Tafeln bilden. Dahingegen ergaben die Untersuchungen 
des Verf., dass die bekannten Krystalloide der Kartoffelknollen 
stets im Cytoplasma gebildet werden. 

III. Im dritten Theile seiner Arbeit bespricht Verf. sodann 
die Bildung oelartiger Substanzen und zwar beginnt er mit der 
Oelbildung in den Epidermiszellen der Blätter von Vanilla plani- 
folia. Dieselbe geschieht hier innerhalb scharf begrenzter plas- 
matischer Körper, die Verf. als Oelbildner oder Elaioplasten 
bezeichnet. Dieselben liegen meist in Einzahl in jeder Zelle und 
zwar stets innerhalb des Plasmakörpers; sie lassen sich durch 
Pikrinsäure fixiren und durch Cyanin und andere Farbstoffe tin- 
giren. In ihrer Verbreitung sind die Elaioplasten fast gänzlich 
auf die Epidermis beschränkt, finden sich hier aber nicht nur in 
den oberirdischen Organen, sondern auch in den Luftwurzeln. 
Sie sind schon in sehr jugendlichen Zellen zu finden, verschwinden 
aber — im Blatt wenigstens — vor der vollkommenen Ausbildung 
desselben.“ 

Bezüglich der bekannten Oelkörper der Lebermoose hat Verf. 
sodann nachgewiesen, dass sie ebenfalls stets im Oytoplasma liegen, 
auch konnte er ferner durch entwieklungsgeschichtliche Unter- 
suchung feststellen, dass die die Oelkörper begrenzende plasma- 
tische Membran nicht erst nachträglich den Oeltröpfehen überlagert 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 245 


wird, dass diese vielmehr innerhalb wohl differenzirter Oelkörper 
gebildet werden. 

Die Oelbildung in den Samen ist dagegen nach den Unter- 
suchungen des Verf. an keine bestimmte Stelle des Plasmakörpers 
gebunden, sondern findet vielmehr gleichmässig in der gesammten 
Masse der Cytoplasmen statt. 

Zimmermann (Tübingen). 


Vöchting, Hermann, Ueber die Lichtstellung der Laub- 
blätter. (Bot. Ztg. 1888. Nr. 32—35.) 

Wie aus der vom Verf. in der Einleitung gegebenen Litteratur- 
übersicht hervorgeht, war es bislang nicht möglich, über die Kräfte, 
die die sogenannte fixe Lichtlage der Blätter herbeiführen, ein ab- 
schliessendes Urtheil zu fällen. Verf. hat seine Untersuchungen 
fast ausschliesslich mit Malva verticillata und verwandten Formen 
‚angestellt, deren Blätter durch grosse Empfindlichkeit gegen das 
Licht ausgezeichnet sind und am Tage mit grosser Exaktheit dem 
Laufe der Sonne folgen, derartig, dass sie stets senkrecht zu dew 
einfallenden Sonnenstrahlen stehen. 

Was nun zunächst die Versuchspflanzen selbst anlangt, so ist 
namentlich von Interesse, dass dieselben unmittelbar unter der 
Ansatzstelle des Blattes ein bisher ganz übersehenes Gelenk be- 
sitzen. Dasselbe ist im Gegensatze zu dem übrigen Theile des 
Blattstieles streng radiär gebaut; ferner sind innerhalb desselben 
fast alle Elemente des Gefässbündels eigenartig kollenchymatisch 
verdickt. Besonders bemerkenswerth ist aber die vom Verf. ge- 
machte Beobachtung, dass innerhalb des Gelenkes und der diekeren 
Blattnerven ein grosser Theil der Gefässe plasmatischen Inhalt und 
sogar Chloroplasten führt. Da jedoch entwicklungsgeschichtliche 
Untersuchungen bisher noch nicht ausgeführt wurden, muss Verf. 
zur Zeit noch die Möglichkeit zugeben, dass es sich hier um Thyllen 
handelt. 

Von den Bewegungen der Blätter verdient nun zunächst die 
grosse Bewegungskurve des Blattes Beachtung. Dieselbe 
wird durch den unteren Theil des Blattstieles bewirkt und verläuft 
in der Weise, dass die zunächst vertikal nach oben stehenden 
Blattstiele sich allmählich der Horizontalen immer mehr nähern und 
schliesslich sogar vertikal nach unten krümmen, so dass sie also 
‘einen vollen Halbkreis durchlaufen. 

Ausserdem zeigen die Blätter noch auftallende periodische 
Bewegungen, derartig, dass dieselben in der Schlafstellung 
vertikal stehen. 

Was nun den Einfluss des Lichtes auf die Bewegungen 
der Blätter anlangt, so weist Verf. zunächst nach, dass die Gelenke 
an und für sich positiv heliotropisch sind und zwar stimmen die- 
‚selben insofern mit den Gelenken von Mimosa pudica überein, dass 
auch bei ihnen nur die Unterseite des Gelenkes reizbar ist. Ausser- 
«dem werden nun aber die Gelenke auch durch einseitige Beleuchtung 
‚der Blattlächen zu derartigen Bewegungen veranlasst, dass diese 


246 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


senkrecht zum einfallenden Lichte stehen. Verf. konnte sogar . 
durch entsprechende Beleuchtung der Blätter und der Gelenke 
nachweisen, dass die durch einen Wechsel der Beleuchtungs- 
richtung der Blattflächen in den Gelenken ausgelösten Kräfte eine 
grössere Energie besitzen, als die durch einseitige Beleuchtung der 
Gelenke selbst erzeugten Kräfte, dass somit bei einem künstlich 
herbeigeführten Antagonismus beider Kräfte die von den Blättern 
verlangte Lage eingenommen wird. Dahingegen werden die nor- 
malen Bewegungen des übrigen Theiles der Blattstiele auch nach 
Entfernung der Blattfläche in gleicher Weise ausgeführt; immer- 
hin führt Verf. einige Versuche an, aus denen hervorgeht, dass 
auch zwischen dem Blattstiel und der Blattfläche innere Wechsel- 
beziehungen bestehen. 

Um sodann über den Einfluss der Schwerkraft auf 
die Lage der Blätter sicheren Aufschluss zu erhalten, hat Verf. 
zunächst geeignete Pflanzen in verschiedenartiger Stellung und 
unter verschiedenen Beleuchtungsbedingungen auf dem Klinostaten 
ın langsame Rotation versetzt. Er fand, dass auch hıer die Blätter 
sich stets senkrecht zum einfallenden Licht stellten und dass somit 
weder der Geotropismus, noch das Eigengewicht der Blätter für- 
die Lichtlage derselben von Bedeutung sein können. Dahingegen 
geht aus diesen Versuchen hervor, dass die Lage des Stieles von 
dem Geotropismus beeinflusst wird, indem derselbe der Epinastie 
derselben entgegenwirkt und die Abwärtskrümmung der Blätter 
(grosse Periode) verlangsamt. Verf. beobachtete nämlich, dass bei 
den am Klinostaten befindlichen Pflanzen sich alle noch reizbaren 
Blätter erheblich dem Topfe zukrümmten. 

Zu ähnlichem Ergebniss führten auch die Umkehrungsversuche 
des Verf.; aus denselben ergab sich auch von Neuem der starke 
negative Geotropismus der Blattstiele. Dahingegen ist aus den 
Versuchen, bei denen die Pflanzen auf dem Centrifugalapparate- 
um eine vertikale Axe gedreht wurden, zu folgern, dass die Blatt-- 
flächen das Bestreben haben, sich senkrecht zur Schwerkraftwirkung:- 
zu stellen, somit als transversal-geotropisch bezeichnet werden 
können; dass aber dieser Transversalgeotropismus dem Transversal- 
heliotropismus ‘gegenüber nur eine ganz untergeordnete Rolle spielt, 
liegt auf der Hand. 

Zum Schluss beschreibt Verf. noch einige Versuche mit künst- 
lichen Belastungen. Es geht aus denselben hervor, dass die- 
vom Licht indueirten Bewegungen sich auch dann in gleicher 
Weise abspielen, wenn dadurch Lasten gehoben werden müssen, 
die das Gewicht des Blattes um das Mehrfache' übertreffen. Auch 
für die unter Umständen beobachteten Torsionen erwies sich das. 
Eigengewicht des Blattes als gänzlich bedeutungslos. 

Zimmermann (Tübingen). 


Krassnoff, A, Descriptiones plantarum novarum vel 
minus cognitarum anno 1886 ab A. Krassnovio im 
regionibus Thian-Schanicis leetarum. (Seripta botanica 


Systematik und Pflanzengeographie. 247 


hort. univ. Imp. Petropolitanae. Tom II. Fasc. 1. p. 9—22.*) 8°, 
St. Petersburg 1887/88. 


Andreas Krassnoff wurde im Jahre 1386 von der Kais. 
Russ. Geographischen Gesellschaft mit der Erforschung des öst- 
lichen Thianschan beauftragt; im Frühling besuchte er, da das 
Hochgebirge noch unzugänglich war, die Gegenden am Flusse Ili, 
machte Excursionen an der Mündung des Ili in der Wüste Kamau, 
nicht weit vom Alakul, bestieg die Berge Andrakai und Chantau 
zwischen den Flüssen Tschu und Ili und sammelte Pflanzen in den 
Vorbergen des transiliensischen Alatau, in den Thälern des Almaty, 
Keghen und Tscharyn, ferner im Thale des Issyk-kul und Tekkes, 
auf dem Ketmen-Gebirge und am Flusse Chorgos. Hierauf bestieg 
er im Monate Juli den Thianschan und zwar das Hochgebirge 
zwischen den Quellen des Flusses Sarry-Jassy, den Semenoff- und 
Muschketoff-Gletschern am Chan Tengri und die Quellgebiete der 
Flüsse Ajak-tass und Jir-tass, von denen der eine sich in den 
Tarym, der andere in den Jaxartes ergiesst. Im Monate August 
endlich besuchte er die Stadt Utsch-Turfan, fuhr über die Flüsse 
Bedel und Sauk-schak in das Thal des Jyssk-kul und kehrte über 
den Almaty nach Wernoje zurück. Ein Theil der von ihm be- 
suchten Gegenden, wie das Gebirge zwischen dem Chan-Tengri und 
dem Bedel-Pass, war bis jetzt noch von keines Botanikers Fuss 
betreten worden, ein anderer Theil, wie die Wüste am Balchasch, 
war nur zur ungeeigneten Zeit besucht worden. 

Während in den Schriften der geographischen Gesellschaft 
bald eine Abhandlung von K. über die geographische Vertheilung 
der Pflanzen im Thianschan in Aussicht steht, enthält der uns hier 
vorliegende Aufsatz nur eine Aufzählung der neuen Arten oder 
für den östlichen Thianschan wenigstens neuen Arten. Die Pflanzen 
selbst, welche K. am Thianschan sammelte, bestehen aus 1180 
Arten und befinden sich im Herbarium des Kais. botanischen 
Gartens zu St. Petersburg. 

Diceotyledonen: 1. Ceratocephalus orthoceras L. var. reflexa Krassn. 
(C. reflexus Stev.), 2. C. falecatus Pers. var. ineurrens Boiss., 3. Ranunculus lineari- 
lobus Bnge., 4. RK. afiinis R. Br. var. Mongholica Maxim. (inedit.), 5. Aconitum 
rotundifolium Kar. et Kir., 6. Berberis Kaschgarica Rupr., 7. Nelumbium speeiosum 
W., 8. Roemeria rhoeadiflora Boiss., 9. R. hybrida /£. refracta Rgl., 10. Corydalis 
Kaschgarica Rupr., 11. C. Fedschenkoana Rgl. et Schmalh., 12. Arabis fruticulosa 
C. A. Mey., 13. Parrya exscapa C. A. Mey., 14. P. siliquosa Krassn. n. sp., 
simillima P. stenocarpa Rgl. sed petalorum unguibus, foliis siliquisque egregie 
ab ea differt, 15. P. Beketovi Krassn. n. sp., a P. pinnatifida Kar. et Kir. habitu, 
siliquis, scapo multifloro, pilositate, foliorumque forma differt. 16. P. flabellata 
Rgl. et Schmalh.; 17. Beketovia Krassn. n. g. Cruciferae sect. platylobeae 
fructu bivalvi non articulato valvis septo parallele compressis, seminibus cotyle- 
donibus incumbentibus. Calyx erectus basi aequalis, petala unguiculata, stamina 
libera basi paullo dilatata, siliqua abbreviata pilosa in stigma subbilobum apice 
attenuata, semina uni-biseriata pauca, septum cellulis minimis constans. Herba 
perennis floribus albis. A Malcolmia siliquis abbreviatis, a Hesperide siliquis 
habitu calyceque non deciduo et floribus bracteatis, a Cochlearia et Smelowskia 
ab hac cotyledonibus incumbentibus siliquis pilosis ab illa foliis, siliquarum 
squamis uninerviis et floribus bracteatis differt: B. Thianschanica Krassn. 
A Malcolmia Mongholica Maxim., cui affinis radice perenni, foliis angustis integris 


*) Vergl. Petermann, Mittheilungen. 1886. p. 124. 


248 Systematik u. Pflanzengeographie. 


pilosis, siliquis brevibus latioribus, bracteis calyceque non deeiduis longe distat, 
18. Malcolmia Mongholica Maxim., 19. Sisymbrium humile C. A. Mey, 20. Strepto- 
loma desertorum Bnge., 21. Stroganowia intermedia Kar. et Kir., 22. Smelowskia 
annua Rupr., 23. Cythareloma vernum Bnge., 24. Neslia paniculata L., 25. Silene 
halopetala Bnge. var. Gavrilovii Krassn., 26. Thylacospermum rupifragum Schr., 
27. Stellaria graminea v. apetala Maxim., 28. Zygophyllum xanthoxylon Maxim., 
29. Juglans regia L., 30. Caragana frutescens DC. var. Turfanensis Krassn,, 
31. C. pygmaea var. parvifolia Krassn., 32. Oxytropis Beketovii 
Krassn. Seetio Mesogaea, O. mixotriche Bnge. affinis sed diversa, 33. Astra- 
galus Borodini Krassn., Sectio Trachycerris Bnge. Subgenus Cereidotrix, 
34. A. nivalis Kar. etKir., 35. Severzovia Turkestanica Rgl., 36. Lathyrus tuberosus 
L., 37. L. sativus L., 38. Potentilla biflora W., 39. Fragaria collina Ehrh., 40. 
Rubus Idaeus L., 41. R. saxatilis L., 42. Umbilicus Turkestanicus Rgl., 43. 
Chrysosplenium Thian-schanieum Krassn. nov. spec. Subg. Gamo- 
splenium. Div. 1. Sect. 1. Ovulifolia Maxim., 44. Bupleurum Kokandieum Rgl., 
45. Scorodosma foetidum Bnge. var. Songarica Krassn,, 46. Callipeltis eucul- 
laria Stev., 47. Scabiosa Olivieri Coult., 48. Calimeris suffruticosa Winkl., 49. 
Tanacetum Grigorievi Krassn. „Sub hoc nomine conjungimus T. Scharn- 
horstii Rgl. et Schmalh., T. Capusii Franch. et T. leucophyllum Rgl., quae 
varietas tantum unicus formae esse putamus“, 50. Artemisia eriocarpa Bng®,, 
51. A. Songarica Schr., 52. A. erianthema Bnge., 53. Saussurea Famintzi- 
niana Krassn. nov. spec. Sect. 2. Involucri squamis imbricatis exterioribus 
brevioribus, antherarum caudis bisetis, involueri squamis apice inappendiculatis 
Ledeb., 54. Cnicus Sairamensis Winkl., 55. Scorzonera ammophila Bnge., 56. 
S. hemilosia Bnge., 57. S. conopleura Bnge., 58. Hieracium virosum Pall., 59. 
Gentiana azurea Bnge., 60. Echium Italicum C. A. Mey, 61. Echinospermum 
deflexum Lehm., 62. E. Wahlianum Lehm., 63. Cynoglossum macrostylum Bnge., 
64. Lycium Ruthenicum Murr., 65. Solanum nigrum L., 66. Veronica agrestis L., 
67. Pedicularis Maximowiezii Krassn. nov. spec. Sect. Anodonta. Div. 
Sceptra. 68. Lagotis deeumbens Rupr., 69. L. Grigorievi Krassn. nov. 
spec., proxima L. decumbenti Rupr., 70. Dracocephalum discolor Ledeb., 71. 
D. Gobi Krassn. nov. spec. „A. D. peregrino, cui simili, differt petiolis longio- 
ribus, vertieillastris congestis, internodiis abbreviatis, bracteis longe aristatis.“ 
72. D. villosum Krassn. nov. sp., affine D. stamineo, discolori et pinnato. 
73. Eremostachys nuda Rgl., 74. Acantholimon diapensioides v. Borodini 
Krassn., 75. Kirilovia eriantha Bnge., 76. Londesia eriantha Fisch. et Mey, 
77. Camphorosma RuthenicaM. B., 78. Atraphaxis Muschketovii Krassn. 
nov. spec. „Ab A. lanceolata, cui similis, staminum numero (9), statura altiore, 
florendi tempore, ramis fructiferis steriles aequantibus vel parum tantum superanti- 
bus foliis latioribus, totoque habitu egregie differt. 


Monocotyledonen: 79. Tulipa Regelii Krassn.nov. spec. „Bulbus 
bulbi T. Gesnerianae magnetudine, vel paullo minor, folium unieum, flos solitarius 
habitu structuraque florum T. sylvestris“. 80. Colehieum croeiflorum Rgl., 81. 
Lepturus incurvatus L. var. hirtulus Rgl., 82. Triticum Batalini Krassn. 
nov. spec. Sect. Agropyrum. „A T. strigoso spica densa non interrupta ovata 
vel ovato-oblonga pilosa, internodiis spicae brevissimis aristisque brevibus ad- 
pressis longe distat.*“ 83. Bromus graeillimus Bnge., 84. Calamagrostis antlo- 
xanthoides Rgl., 85. Stipa Semenovii Krassn. nov. sp. „A Ptilagrostide 
Mongholica panieula semiinelusa minus patente, glumis florem superantibus 
acutioribusque, arista longiore, infra tertiam partem geniculata palaeque inferiore 
apice indiviso aristato dignoscitur. A Stipa orientali Ledeb. panicula exsertiors 
pedicellis ramisque longioribus, glumis brerioribus, arista infra tertiam partem 
geniculata differt.*“ 86. St. Woronini Krassn. nov. spec. „A Stipa capillata 
Ledeb., cui affinis, aristis reetis brevioribus pilosis, a St. orientali glumis breviori- 
bus, aristis non pennatis totoque habitu egregie differt.“ 


r. Herder (St. Petersburg). 


Frank, B. Untersuchungen über die Ernährung der 
Pflanze mit Stickstoff und über den Kreislauf des. 


Oekonom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 249 


selben in der Landwirthschaft. (Landwirthschaftl. Jahr- 
bücher. 1888. p. 419—554.) 


Verf. stellt sich die Aufgabe, durch exakte Versuche zu prüfen, 
ob sich der Stiekstoffgehalt des Bodens durch Aufnahme von at- 
mosphärischem Stickstoff vermehren könne, wie dies schon ver- 
schiedentlich behauptet worden ist, und ob die Pflanzen direkt 
Stickstoff aus der Luft assimiliren können. 

Der Gesammtstickstoff der Pflanzen und Böden wurde stets 

nach der Methode von Varrentrap-Will bestimmt, wobei das 

bei der Verbrennung entweichende Ammoniakgas in Salzsäure auf- 
gefangen wird. Diese Flüssigkeit wurde dann bis zur Troekne 
eingedampft und dann w ieder mit Wasser aufg genommen, „wodurch 
kleine Mengen von Destillationsprodukten , die sich leicht bei der 
Verbrennung bilden, sowie Spuren mitgerissenen Kalkes ausge- 
schieden w erden.“ u) 

Die Salpetersäure wurde in wässerigen Extrakten theils nach 
Schlösing als Stickoxydgas bestimmt, theils wurde sie in der 
von Mayrhofer**) angegebenen Weise mit einer schwefelsauren 
Lösung von Indigotin titrirt. Bei kleinen Mengen von Salpeter- 
säure kan auch die colorimetrische Methode W agners®*), welche 
auf der Blaufärbung mit Diphenylamin beruht, zur Anwendung. 


Um zu untersuchen in welchem Maasse die Ammoniakver- 
bindungen im Boden nitrifieirt werden und ob hierbei Stickstoff- 
verluste eintreten, wurden verschiedene, vorher durch Auslaugen 
mit Wasser ihrer Nitrate beraubte Bodenproben mit einer Lösung 
von schwefelsaurem Ammoniak übergossen und einige Wochen 
stehen gelassen. Verf. folgert aus seinen Versuchen, dass in den 
schweren Bodenarten die "zugeführten Ammoniaksalze bald ver- 
schwinden, jedoch nur zum geringen Theil in Salpetersäure um- 
gesetzt werden, während sich der grössere Theil als Ammoniak 
verflüchtigt. Der leichte reine Sandboden treibt das Ammoniak 
nicht aus, hat aber auch nur ein sehr schwaches Nitrifieationsver- 
mögen. Ausserdem wurden noch gleiche Versuche mit kohlen- 
saurem Kalk, gereinigten Quarzkörnern und Thonerde angestellt. 
Während die Quarzkörner und die Thonerde unbetheiligt an der 
Nitrifieation sind, schreibt Verf. dem kohlensauren Kalk die Fähig- 
keit zu, Ammoniak in Salpetersäure zu verwandeln, wobei jedoch 
ebenfalls bedeutende Verluste eintreten. 

Die Stickstoffverluste, welche durch das Entweichen von gas- 
förmigem Stickstoff entstehen, werden in folgender Weise bestimmt. 
Die Versuchsböden wurden in grosse offene Glas- oder glasirte 
Thongefässe gegeben, und im Freien, geschützt gegen Regen, auf- 
gestellt. Von Zeit zu Zeit wurden sie mit destillirtem Wasser be- 
gossen. 


*) Es ist nicht einzusehen, wie auf diese Weise geringe Mengen von Kalk 
abgeschieden werden können. Der Ref. 
**) Correspondenz der freien Vereinigung bayrischer Vertreter der ange- 
wandten Chemie. 1884. No. 1. 
***) Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chem. 20. p. 329. 


250 Oekonom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 


Die Versuchsdauer betrug 180—200 Tage. Die Differenzen 
des Bodens im Stiekstoffgehalt vor dem Versuch und nach dem 
Versuch sind nur sehr geringe und betragen meist nur wenige 
tausendstel Prozente. Sie weisen theils auf eine Zunahme, theils- 
auf einen Verlust hin. Verf. nımmt an, dass in allen Fällen ein 
Stiekstoffverlust stattfindet, der durch einen gesteigerten Luftzutritt 
vermindert wird. Humusreiche Böden sind jedoch im Stande, 
auch Stickstoff aus der Luft zu fixiren, und die in mehreren Fällen 
beobachtete Zunahme erklärt sich dann dadurch, dass die Stick- 
stoffbindung grösser war, als der entgegengesetzte Prozess. 

Schliesslieh stellt sich Verf. die Frage, ob auch die lebende 
Pflanze freien Stickstoff verliere. Um zugleich die Behauptung 
von Boussingault*) zu prüfen, dass die Pflanze die Fähigkeit 
besitze, im Dunklen dargebotene Nitrate unter Entbindung freien 
Stickstoffs zu zersetzen, Sürden Samen von Phaseolus ilöuflins- 
in stiekstofffreien und in nitrathaltigen Nährlösungen im Dunkeln 
kultivirt. Die Nährlösung mit der sieh: entwiekelnden Pflanze be- 
fand sich in einer unten durch Quecksilber abgesperrten Glocke, 
die oben eine mit Salzsäure gefüllte Vorlage trug, durch welche 
die Luft aus der Glocke abgesaugt werden konnte. Es zeigte 
sich hierbei, dass sowohl bei den in nitratfreien Nährlösungen, als: 
auch bei den im nitrathaltigen Nährlösungen gezogenen Pflanzen 
ein Stiekstoffverlust eintritt. In den Vorlagen fanden sich nur 
äusserst geringe Mengen Ammoniak, so a der Verlust auf die 
Abspaltung freien Stickstoffs zurückgeführt werden muss. Der- 
selbe ist bei allen Versuchen ungefähr gleich gross und somit liegt 
kein Grund vor, ezanehiien dass die Wurzeln die Fähigkeit 
hätten, Nitrate zu zersetzen. Verf. hält es für möglich, dass keine 
Entbindung von Stickstoff im lebenden Organismus stattgefunden 
hat, ‚sondern dass der Verlust durch den Fäulnissprozess der ab- 
gestorbenen Kotyledonen bedingt ist, die noch unresorbirte Stick- 
stoffverbindungen enthalten. 


In einem „die sicher bekannten direkten Quellen der Stick- 
stoffnahrung der Pflanzen“ betitelten Kapitel giebt Verf. zunächst 
eine Uebersicht über die einschlägige Literatur, und da die An- 
sichten der verschiedenen Forscher bedeutend auseinandergehen, 
sind eigene Versuche nach dieser Richtung unternommen worden. 
Verf. liess Samen von Phaseolus multiflorus und vulgaris und von 
Helianthus annuus theils in Wasserleitungswasser, theils in nitrat- 
haltigen, theils in nitratfreien Ni ihrlösungen keimen. 


In allen Fällen zeigte es sich, dass die Pflanzen, welche in 
nitratfreien Flüssigkeiten wuchsen, keine nachweisbaren Mengen 
von Nitraten enthielten. Verf. kommt daher zu dem Schlusse, 
„dass die Pflanzen, und selbst die echten Salpeterpflanzen, nur 
dann Nitrate enthalten, wenn solehe den Wurzeln zur Aufnahme 
geboten sind, und dass die bisweilen in bedeutenden Mengen vor- 
handenen Nitrate nur aus jener Quelle und weder aus dem freien 


*) Ann. Chym. et Phys. Ser. 5. 32. 1881. 


Oekonom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 251 


Stickstoff der Luft, noch aus den in der letzteren enthaltenen 
geringen Beimengungen von Ammoniak stammen.“ 

Ueber die Bewegung und das Schicksal der Salpetersäure in 
der Pflanze ist bereits früher referirt worden. *) Verf. weist noch- 
mals darauf hin, dass in allen Pflanzen Salpetersäure nachzuweisen 
sei, dass dieselbe jedoch bei vielen Pflanzen nur in den Wurzeln 
auftrete. In den nun folgenden Ausführungen sucht Verf. die 
Ansicht zu widerlegen , dass die Nitrate im Mesophyll des Blattes 
assimilirt werden. Als Gegenbeweis führt er unter Anderem an, 
dass bei der Lupine die Salpetersäure überhaupt nicht bis ins 
Blatt gelangt und daher schon vorher assimilirt sein muss. Auch 
bestreitet er, dass die Salpetersäure in den Geweben, in denen sie 
sich nachweisen lässt, in Wanderung begriffen sei. Er hält es für 
wahrscheinlicher, dass die Salpetersäure im Parenchym als Reserve- 
stoff aufgespeichert werde. Um zu erfahren, ob auch oberirdische 
Theile der Pflanze die Fähigkeit besitzen, Nitrate aufzunehmen, 
wurde ein Tropfen 3 prozentiger Salpeterlösung auf die trichter- 
förmige Vertiefung gebracht, welche die auf dem Blattstiel auf- 
sitzenden Blättehen der Lupine bilden. In der That färbten sich 
die Durehsehnitte dieser Blattgelenke mit Diphenylamin tief blau. 

In dem nächsten, „die Ammoniaksalze® überschriebenen, Ka- 
pitel wird zunächst die Frage behandelt, ob die Pflanzen ihren 
Stickstoffbedarf dureh Ammoniaksalze deeken können. Auf Grund 
von Wasserkulturen, bei denen als Versuchspflanze Phaseolus vul- 
garis benutzt wurde, kommt Verf. zu dem Resultat, dass Ammoniak- 
salze die Pflanze zwar bis zu einem gewissen Grade mit Stickstoff 
versorgen können, dass dieselben jedoch in ihrer Wirkung der Sal- 
petersäure durchaus nachstehen und wenigstens für gewisse Pflanzen 
eine hinreichende Ernährung nicht zu bieten vermögen. Wurden 
derartige in nitratfreien Lösungen gewachsene Pflanzen auf Nitrat 
untersucht, so konnte nie eine Spur davon nachgewiesen werden, 
und demnach hält es Verf. für unmöglich, dass die Pflanzen aus 
Ammoniak Salpetersäure bilden können. 

Von anderen stickstoffhaltigen Körpern sind nach den Zu- 
sammenstellungen des Verf.'s als brauchbare Nährstoffe für die 
Pflanze bisher Harnstoff, Glykokol, Kreatin, Leuein, Tyrosin, As- 
paragin und Acetamid mit Sicherheit erkannt worden. Noch 
zweifelhaft ist die Frage für Harnsäure, Hippursäure und Guanin, 
während bei Versuchen mit Nitrobenzoesäure, Pikrinsäure, Amido- 
benzoesäure, Morphin ‚Chinin, Cinehonm, Coffein, Thiosinamin, Ferro- 
eyan- und Ferrideyankalium stets negative Resultate erhalten 
wurden. 

Auch die Frage, ob durch den Anbau von Pflanzen «s dem 
Erdboden Bindung atmosphärischen Stickstofis stattfindet, hat Verf. 
einer experimentellen Prüfung unterzogen. Als Versuchspflanzen 
wurden Z upinus luteus, T' rifolium incarnatum, Brassica Napus und 
Avena sativa benutzt: Die Samen wurden in Glasgetässe aus- 
gesät, die mit Erde von genau bekanntem Stickstoffgehalt gefüllt 


*) Berichte d. deutsch. bot. Ges. 29. Dec, 1837. 


252 Oekorom. Botanik. (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 


waren. Zu jedem Vegetationsversuch wurde ein Parallelversuch 
in der Weise angestellt, dass ein gleiches Quantum Erde in einem 
Gefäss von derselben Grösse und Form die gleiche Zeit unter 
denselben Bedingungen stehen gelassen wurde. Die Analyse er- 
gab, dass der Stickstoffgehalt des Bodens und der Pflanzen zu- 
sammen genommen in den meisten Fällen bei Beendigung des 
Versuchs grösser war, als im Anfang. Auch die Erdproben, die 
ohne Vegetation gestanden hatten, wiesen theilweise einen Zuwachs 
an Stickstoff auf, jedoch war derselbe stets geringer, als bei den 
Versuchen mit Vegetation. Wurde ein Stickstoffverlust konstatirt, 
so war derselbe in den Versuchen mit Vegetation durchweg ge- 
ringer, alsin denen ohne Vegetation. Verf. nimmt daher an, „dass 
durch die Anwesenheit einer Vegetation ein Prozess erhöht wird, 
welcher auf die Vermehrung des ursprünglich im Beden und in 
den ausgesäeten Samen enthaltenen Stickstoffs hinwirkt.“ Der 
Ammoniakgehalt der Luft spielt hierbei keine wesentliche Rolle, 
denn Versuche, welche unter abgesperrten Glasglocken, durch 
welche ammoniakfreie Luft gesaugt wurde, angestellt wurden, 
hatten dasselbe Resultat. 

Dass die Stickstoffanreicherung im Boden durch die Wurzel- 
knöllehen der Leguminosen verursacht werde, nimmt Verf. nicht 
an. Er glaubt vielmehr als Urheber derselben kleine Krypto- 
gamen, ehlorophy Ihaltige Organısmen, Algen ansehen zu müssen, 
welche sich stets während der Versuche in dem Boden einstellten. 
Um zu konstatiren, ob auch der Boden für sich, ohne Organismen 
Stickstoff! aufnehmen könne, wurde Mergel wochenlang mit heissem 
Wasser ausgewaschen und das Filtrat geprüft. Es "enthielt stets 
Salpetersäure, jedoch war auch salpetrige Säure nachzuweisen. Die 
gleichen Versuche wurden mit kohlensaurem Kalk und kohlensaurer 
Magnesia angestellt. Der Erfolg war auch hier derselbe. Wwurderr 
die Experimente bei Zimmertemperatur ausgeführt, so enthielt das 
Waschwasser weder Nitrate noch Nitrite. Die quantitative Be- 
stimmung geschah theils durch Titriren mit Indigotinlösung, theils 
kolorimetrisch mit Hilfe von Diphenylamin, und zwar wurde jedes 
Filtrat für sich untersucht. Die gefundenen Salpetersäuremengen 
betrugen nach den Angaben des Verf.’s meist nur einige hundertstel 
Milligramm. Summirt blieben sie bei Caleium- und Magnesium- 
carbonat noch unter 0,5 Milligr., bei dem Versuch mit Mergel be- 
trugen sie einige Milligramm. ® *=) Diese geringe Stiekstoffanreicherung 
genügt nicht, um die Stickstoffzunahme der weiter unten ange- 
führten Versuche zu erklären. 

„nomit beruht die Stiekstoffanreicherung des Erdbodens auf 
einer Entwicklung eiweisshaltiger Pflanzenzellen, welche zunächst 
als ein selbstständiger, mut Vorgängen im Erdboden nicht in Ver- 
bindung zu bringender Prozess zu betrachten sein würde.“ 

Im Anschluss hieran wird das eigenthümliche Verhalten des 
Erdbodens gegen Diphenylamin beschrieben. Bringt man nämlich 


*) Ich unterlasse es, die Zahlenangaben des Verf.'s zu reproduziren, da mit 
den angewandten Methoden keine genauen Zahlen gefunden werden können. 
Der Ref. 


Neue Litteratur. »53 


märkischen Flugsand, weleher die Erscheinung am schönsten zeigt, 
nachdem man ihn mit Diphenylaminlösung befeuchtet hat, unter 
ein Deckglas, so erscheint unter dem Mikroskop nicht nur die 
Flüssigkeit blau, sondern die emzelnen Quarzkörner haben an der 
Oberfläche blaue Flecken. Durch Kochen mit Wasser und durch 
Auswaschen verlieren sie diese Eigenschaft nicht. Verf. nimmt 
an, dass die blauen Flecke von Nitraten herrühren, welche den 
Quarzkörnern anhaften und sich mit Wasser nicht auslaugen lassen. 
Sand, der mit Schwefelsäure gekocht ist, zeigt die Reaktion nicht 
mehr, „da hierdurch bekanntlich die Salpetersäure zerstört wird.“ *) 

Schliesslich stellt Verf. noch fest, dass die Wurzelhaare nicht 
bei der Stiekstoffbindung im Boden betheiligt sind. 

Beutell (Santiago). 


Neue Litteratur.”” 


Geschichte der Botanik: 

Britten, James, and Boulger, 6. S., Biographical index of British and Irish 
botanists. [Contin.] (The Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 314. 
p. 45.) 

Algen: 

Hansgirg, A., Ueber die Gattung Phyllactidium (Bor.) Möb. non Ktz., nebst 
einer systematischen Uebersicht aller bisher bekannten Confervoideen-Gattungen 
und Untergattungen (resp. Sectionen). (Hedwigia. 1889. Heft 1/2.) 

— —, Nachträge zu meinen in der Hedwigia 1888. No. 5/6 und No. 9/10 ver- 
öffentlichten Abhandlungen. (l. c.) 


Pilze: 

Buchner, Notiz, betreffend die Frage des Vorkommens von Bakterien im normalen 
Pflanzengewebe. (Münchener medieinische Wochenschrift. 1888. No. 52. p. 
906— 907.) 

Ellis, J. B., and Everhart, Benj., New species of Fungi from various loca- 
lities. New Series. (Journal of Mycology. Vol. IV. 1888. No. 12. p. 121.) 

Flechten: 


Müller, Graphideae Feeanae, inel. trib. affinibus nee non Graphideae exoticae 
Acharii, El. Friesii et Zenkeri, e novo studio speciminum originalium 
expositae et in novam dispositionem ordinatae. (M&moires de la Societe de 
physique et d’histoire naturelle de Genetve. Tome XXIX. 1889. No. 2.) 


*) In der Chemie ist nichts davon bekannt, dass die Salpetersäure durch 
Schwefelsäure zerstört wird. Der Ref. 


**) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7, 


254 Neue Litteratur. 


Zahlbruekner, A., Zur Lichenenflora der kleinen Tauern. (Separat-Abdruck 
aus den Mittheilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. 
Jahrg. 1888.) 8°. 11 pp. Graz 1889. 


Muscineen : 


Mc. Andrew, Jas., Radula voluta in Scotland. (The Journal of Botany. Vol. 
XXVII 1889. No. 314. p. 51.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Calloni, Anomalies de la fleur du Rumex scutatus Linne, avec notes sur l’Evo- 
iution florale, l’anthotaxie et la nature axile de l’ovule dans les Rumex. 
(M&moires de la Societe de physique et d’histoire naturelle de Geneve. Tome 
XXIX. 1889. No. 2.) 

Körner, Intorno alla Siringina, un glucoside della Syringa vulgaris. (Rendi- 
conti del r. Istituto lombardo di scienze e lettere. Serie II. Vol. II. 1888. 
Fasc. 6.) Milano 1888. 

Tamba, Die Herkunft der Zellkerne in den Gefässthyllen von Cueurbita. (Sitzungs- 
berichte der phys.-medieinischen Soeietät zu Erlangen. 1888. Heft XIX.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Andree, Pflanzenansiedlungen auf Neubruch. (Jahresbericht der Naturhistorischen 
Gesellschaft zu Hannover 1883/87. Hannover 1888.) 

— —, Vaceinium macrocarpum Ait. am Steinhuder Meere und die Flora des 
Winzlawer Moores. (l.-e.) 

Baker, J. @., New Petaloid Monocotyledons from Cape Colony. [Contin.] (The 
Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 314. p. 42.) 

Basteri, Flora ligustica. (Giornale della Societ& di letture e conversazioni 
scientifiche di Genova. Anno XI. 1888. No. 5/6.) 

Beck, 6@., et Szyszylowicz, Ign., Plantae a Dre. Ign. Szyszylowiez in itinere 
per Cernagoram et in Albania adjacente anno 1886 lectae, 8°. 166 pp- 
Cracoviae (Typis univ. Jagellonicae) 1888. 

Beiträge zur Fauna und Flora von Aschaffenburg. II. (Mittheilung des Natur- 
wissenschaftlichen Vereins zu Aschaffenburg.) 8°. 116 pp. Aschaffenburg 


(Krebs’sche Buchhandlung) 1889. M. 2.— 
Benett, J. L., Plants of Rhode Island, an enumeration of the plants growing 
without ceultivation in the State of Rhode Island — includes a list of about 


600 Fungi. (Proceedings Providence Franklin Society. 1888. 8°. 128 pp.) 

Dutoit, Ueber den Vegetationscharakter von Nord-Wales. (Mittheilungen der 
Naturforscher-Gesellschaft in Bern. 1888. No. 169/94.) 

Ewing, P., Flora of Beinn Laoigh. (The Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. 
No. 314. p. 51.) 

Fryer, Alfred, Notes on Pondweeds. (l. ce. p. 33.) 

Jackson, B. Daydon, Daboecia. (l. c. p. 50.) 

Kerner, A., Schedae ad floram exsiccatam austro-hungaricam. V. 8°. IV, 118 pp. 
Wien (Wilhelm Frick) 1889. M. 2.80. 

Mejer, Die Veränderungen der Flora der Eilenried in den letzten 30 Jahren. 
(Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover 1883/87. 
Hannover 1888.) 

Nicholson, &eorge, Extracts from Report of the Botanical Exchange Club for 
1887. (The Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 314. p. 52.) 

Notes on nomenclature etc. from Langes Nomenclator Florae Danicae. (l. ce. 
p- 36.) 

Towndrow, Richard F., Ranunculus Baudotii in Worcestershire. (l. c. p. 50.) 

White, J. W., Juncus Gerardi Lois. (l. e. p. 49.) 


Palaeontologie: 


Britton, On an archaean plant from the white cerystalline limestone of Sussex 
Co., New Jersey. (Annals of the New York Academy of sciences. Vol. IV. 
1888. No. 3/4.) 

Grad, Les forets petrifi&es de l’Egypte. (Bulletin de la Societe d’histoire naturelle 
de Colmar. Annee XXVII/XXIX. 1886/88. Colmar 1888.) 


Neue Litteratur. 355 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


De Candolle, Sur une monstruosit& du Cyclamen neapolitanum. (Memoires de 
la Societd de physique et d’histoire naturelle de Geneve. Tome XXIX. 1889. 
No. 2.) 

Targioni-Tozetti e Berlese, Intorno ad aleuni insetticidi, alle loro mescolanze, 
ed alle attivitä relative di quelli e di queste contra gl’insetti. (Atti dell’Acca- 
demia economico-agraria dei Georgofili. Serie IV. Vol. XI. 1888. Fasc. 2. 
Firenze 1888.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Baracz, R. v., Uebertragbarkeit der Aktinomykose vom Menschen auf den 
Menschen. (Wiener medieinische Presse. 1889. No. 1. p. 6—11.) 

Diday, P., La prophylaxie de la rage & Lyon. [Province med.] (Journal de 
medeeine de Bordeaux. 1888/89. p. 240— 241.) 

Edson, C., The poison of typhoid fever. (Med, Record. 1889. Vol. I. No. 1. 
p. 9—12.) 

Foä, P., Weitere Untersuchungen über die Aetiologie der Pneumonie. (Deutsche 
medicinische Wochenschrift. 1889. No. 2. p. 21—22.) 

@luzinski, W. A., Pızyezynek do patologii ukladu miesniowego. [Polymyositis 
acuta progressiva infectiosa.] (Przeglad lekarski. 1889. No. 1/2.) 

Kidd, P., and Taylor, H.H., On the value of the tuberele baeillus in clinical 
diagnosis. (Medico-chirurg. Transaet., publish. by the Royal Med. and Chir. 
Soc. of London. Vol. LXXI. 1888. p. 331-362.) 

Lampiasi, J., Ricerche sull’etiologia del tetano. (Giornale internazionale di 
scienze mediche. 1888. No. 11. p. 852—860.) 

Legry, T., Le microbe de la fitvre typhoide. Revue critique. (Arch. gener. 
de med. 1889. Janvier. p. 77—92.) [Fortsetzung folgt.] 

Maffucci, Angelo, Ueber die tuberculöse Infektion der Hühnerembryonen. 
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. T. p. 
238— 241.) 

Mibelli, V., Sulla patogenesi dell’ alopecia areata; studio critico sperimentale. 
(Bollettino d. sez. dei eultori d. scienze mediche in Siena. 1888. No. 8. p. 
314—351.) 

Peiper, E., Zur Frage der Uebertragung der Tuberculose durch die Vaccination. 
(Internationale klinische Rundschau. 1889. No. 1/2. p. 10—13, 72—75.) 

Ueber Bakterien, welche von hervorragender Bedeutung für die animalische 
Nahrungsmittelkunde sind. (Archiv für animalische Nahrungsmittelkunde. Bd. 
IV. 1889. No. 3. p. 29—33.) 

Wysokowiez, W., Ueber Schutzimpfungen gegen Milzbrand in Russland. (Fort- 
schiitte der Mediein. 1889. No. 1. p. 1—5.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Bechi, Intorno all’olio di eotone. (Atti dell’Accademia economico-agraria dei 
Georgofili. Serie IV. Vol. XI. 1888. Fasc. 2. Firenze 1888.) 

-Caselli, Di aleune applicazioni della elettrieitä all’agricoltura. (l. c.) 

Fesca, Litteratur über die Verhältnisse des Bodens und der Landwirthschaft in 
Japan. (Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde 
Ostasiens in Tokio. 1888. Heft 39.) Yokohama 1888. 

Kellner und Mori, Untersuchungen über das Rösten des Thees. (l. c.) Yoko- 
hama 1888. 

König et Durckel, Les plantes indigenes de l’Alsace propres & l’ornamentation. 
(Bulletin de la Societ@ d’histoire naturelle de Colmar. Annee XXVII/XXIX. 
1886/88.) Colmar 1888. 

Lawley, Relazione sul libro di F. Sahut che tratta dello adattamento delle 
viti americane, al terreno ed al clima. (Atti dell’Accademia economico-agraria 
dei Georgofili. Serie IV. Vol. XI. 1888. Fasc. 2. Firenze 1888.) 

— —, Sulla eoneimazione della vite. (l. c.) 

Roster, Sunto degli studi eseguiti su l’acido carbonico dell’ aria e del suolo di 
Firenze. (l. c.) 


256 


Personalnachrichten. — Berichtigung. — Inhalt. 


Personalnachrichten. 


Dr. Sava Petrovie, Sanitätsoberst in Belgrad, der 


sich um 


die Erforschung der Flora von NisS grosse Verdienste erworben 


hat, ist gestorben. 


Berichtigungen. 


In Band XXXVII. p. 192, Zeile 1 von oben ist zu lesen „20—24 Mark“ 
statt 20 Mark und |. c. p. 130, Zeile 33 von oben statt Q. pedunculiflora. 


„a Q. pedunculiflora“. 


Pag. 233, Zeile 7 von unten lies: Jodin statt Joclin. 
234, Zeile 11 von unten lies: Etard’s statt Claude. 
234, Zeile 19 von unten, lies: „sehwefligsaurem Natron“ statt „schwe- 


felsäuerlichem Natron“. 


„ 235, Zeile 5 von unten, ist anstatt „nicht löslich waren“ zu lesen: 
„nicht schwer zu lösen waren.“ 
„ 235, letzte Zeile ist anstatt „durch folgende Versuche noch mehr 


Grund“ zu lesen: 
folgende Versuche“ 


„noch mehr an Wahrscheinlichkeit durch 


inhaTt: 


Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 


Boehm, Stärkebildung in den Blättern von 
Sedum spectabile Boreau (Schluss), p. 225. 
Originalberichte gelehrter Ge- 

sellschaftten. 


Botanischer Verein in Lund. 


VII. Sitzung am 18. November 1887. 
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger Oelkörper 
in den Mycelfäden von Penicillium glaucum 
(Forts.), p. 232. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 236. 


Hueppe, Die Methoden der Bakterienforschung. 
4. Aufl., p. 236. 

Yöchting, Ein Dynamometer zum Gebrauch am 
Klinostat, p. 238. 


Referate: 


Burgerstein, Leitfaden der Botanik für niedere 
Landwirthschaftliche Schulen, p. 238. 

Burgerstein, Ueber den Einfluss des Kampfers 
(Kampferwassers) auf die Keimkraft der 
Samen, p. 242, 

Frank, Untersuchungen iiber die Ernährung 
der Pflanze mit Stickstoff und über den Kreis- 
lauf desselben in der Landwirthschaft, p. 248. 


Gay, Sur les Ulothrix a6eriens, p. 239. 

Gomont, Recherches sur les enveloppes cellu- 
laires des Nostocacees filamenteuses, p. 239. 

Kaurin, Brachythecium Ryani n. sp., p. 241. 

Kaurin, To nye Lövmosser, p. 241. 

Krassnoff, Descriptiones plantarım novarım 
vel minus cognitarum anno 1886 ab A. Krass- 
novio in regionibus Thian-Schanieis lectarum, 
p. 246. 

Löffler, Wichtige Stoffe zu 20 Unterrichts- 
stunden in der Pflanzenkunde für die Schüler 
der oberen Klassen der Volks- und Bürger- 
schulen, p. 238. 

Massalongo, Sulla germogliazione delle sporule 
nelle Sphaeropsideae, p. 241. 

Trelease, The Morels and Puff-Balls of Ma- 
dison, p. 240. 

Vöchting, Ueber die Lichtstellung der Laub- 
blätter, p. 245. 

Wakker, Studien über die Inhaltskörper der 
Pfianzenzelle, p. 243. 


Neue Litteratur, p. 255. 


Personalnachrichten. 
Dr. Sava Petrovi& (7), p. 256. 


Berichtigung p. 256. 


Ausgegeben: 19. Februar 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


Hierzu 1 Beilage. 


Band XXXVII. No.9. . Jahrgang X, 


Aue *ırı6 » Ä | | 
REN Centrz 7} ln = 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der &esellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
'‘Schlesischen 6esellschaft für vaterländische Cuitur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
. Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


Er EEE TEE VEIT EET BSR ETF TE DERF ERDE TEE TZATTIET A N BRIETHZTRT CH EEE 
No. 9, Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret- 
behälter bei den Cacteen, 


unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse 
der letzteren. 
Von 


Dr. Carl Lauterbach 


aus Breslau. 
Mit 2 Tafeln*) 


Das erste Werk, in welehem die Sekretbehälter der Cacteen 
erwähnt werden, ist, abgesehen von einigen kurzen Angaben älterer 
Autoren, Schleiden’s Anatomie der Cacteen!). Schleiden spricht 
im ersten Theil seiner Arbeit, welche vom Mark- und Rinden- 
Parenchym handelt, von Schleim und Gallerte enthaltenden Zellen bei 
Opuntia, bildet auch solche ab, ohne jedoch weiter auf das Wesen 


!) Schleiden, Beiträge zur Anatomie der Cacteen. (M&moires presentes 
a 1’ Acad&mie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg par divers savans 
„Tome IV. 1845. pag. 337— 366.) 
*) Tafeln folgen in nächster Nummer. 


Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 17 


358 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl.d. Sekretbehälter d. Cacteen. 

A " Es “ 
und die Verbreitung derselben einzugehen. Bei der Zusammen- " 
setzung des Holzbündels erwähnt er ausserdem Gummigänge an 
Stelle des Bastes bei Opuntia Peruviana, giebt aber auch hier keine 
weiteren Erklärungen. P. Harting, der in seinen „Bijdrage tot de 
Anatomi der Cacteen“!) die Untersuchungen Schleiden’s wiederholt, 
beziehentlich vervollständigt, giebt keine weiteren Aufschlüsse; auch 
er beschreibt bei Opuntia „Gefässbündel von Bastzellen umschlossen, 
durch einen Gummikanal umgrenzt“. Die nächsten Arbeiten, 
über Cacteen?) beschäftigen sich mit dem Hautgewebe oder den 
Stacheln dieser Gewächse, ohne das innere Zellgew ebe zu berück- 
sichtigen. H. Voechting thut in seinen „Beiträgen zur Morphologie 
und Anatomie der Rhipsalideen®) der "Sekretbehälter keine Er- 
wähnung. 

De Bary giebt in seiner „Vergleichenden Anatomie der Phane- 
rogamen®) in dem Kapitel über Sekretbehälter für die Cacteen 
sehleimführende Schläuche an. Nach ihm?) zeigt die Schleimmasse 
„die Struktur einer sehr dicken, reich und zart geschichteten Zell- 
membran und ist ihrer Entstehung und morphologischen Bedeutung 
nach nichts anderes, als eine auf Kosten des Innenraumes stark 
verdickte Zellwand“. Doch bezeichnet er diesen Befund als zweifel- 
haft und neue Untersuchungen als wünschenswerth. Er führt dann®) 
die Sekretbehälter der Opuntien in der Reihe der lysigenen Inter- 
cellularen auf, indem er sie Schleim- und Gummi Gänge nennt. 
Ferner”) giebt er für einige Mammillarien, M. anqularis, Hystrix, 
Zuccariniana milchsaftführenden Gänge an (zuerst von De Can- 
dolle°®) und Unger erwähnt), ist aber sowohl bei diesen als bei 
den Opuntien über die Entstehung, sowie über die Natur ihres 
Inhalts im Unklaren. An einer späteren Stelle’) beschreibt er die 
‚Lage und den Verlauf der milchsaftführenden Gänge der Mammil- 
larien, sowie den Verlauf der schleimführenden Gänge bei Opuntia, 
indem er angiebt, dass die letzteren den an der Aussengrenze des 
Siebtheils zu einem Netz verbundenen Blattspursträngen in ihrem 
Längsverlaufe folgen und nicht, wie Schleiden memte, im Sieb- 
theil selbst liegen. 

Das Auftreten von Krystalldrusen wurde schon bei den ersten 
Untersuchungen dieser Familie beobachtet und besonders ihr 
massenhaftes Vorkommen wird unter Andern von Schleiden er- 
wähnt, der in der Trockensubstanz des Stammes von Cereus sentlis 


‘) P. Harting; Bijdrage tot de Anatomi der Cactaen. 1846. 

®) Nik. Kauffmann. Zur Entwickelungsgeschichte der Cacteenstacheln. 
Moskau 1859 u. 1868. 

Caspari. Hauptgewebe der Cacteen. Bonn. 

°) Hermann Voechting, Beiträge zur Morphologie und Anatomie der 
Rhipsalideen. (Pringsheim’s Jahrbücher. IX. pag. 329 —477.) 

*) A. de Bary. Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Pha- 
nerogamen und der Farne. 1877. 

5) pag. 51. 

®) pag. 211 und 214. 

”) pag. 216. 

®) De Candolle. Revue de la famille des Cactdes. (M&moires du Musdum 
d’Histoire naturelle de Paris. Vol. XVII. 1828.) 


9) pag. 466. 


Lauterbach; Unters. üb, Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 2359 


85 Proz. Kalkoxalat fand. Derselbe führt als vorkommende Krystall- 
formen an: Quadratoktaeder, vierseitiges Prisma und davon ab- 
geleitete Formen ; als Gruppirungen : Bündel nadelförmiger Krystalle, 
Drusen von vierseitizen Prismen mit sehr kurzer Hauptaxe, einer 
aus quadratischen Tafeln zusammengesetzten Kugel gleichend, 
Drusen von vierseitigen Prismen, deren Hauptaxe länger als die- 
Nebenaxe ist, mit dem Oktaeder 1. Ordnung combinirt. 

De Bary!) giebt für die Cacteen ausschliesslich Drusen an. 

Hiermit schliessen die vorhandenen Beobachtungen und soll 
es die Aufgabe dieser Arbeit sein, die Verbreitung und Ent- 
wickelung der Sekretbehälter in der gesammten Familie der Cacteen 
zu untersuchen, sowie einen Ueberblick über die allgemeinen ana- 
tomischen Verhältnisse der hauptsächlichsten Gattungen zu geben. 

Das Material entnahm ich meiner eigenen Sammlung und 
zwar nur gesunde normal entwickelte Pflanzen. Wo nicht Anderes 
angegeben ist, wurden ein- bis zweijährige, völlig ausgebildete 
‘ Sprosse oder Triebe untersucht. In der systematischen Ordnung 
folgte ich Foerster’s Handbuch der Cacteenkunde?) in seiner 
neuen Bearbeitung von Th. Rümpler, dem die Eintheilung des 
Fürsten Salm- -Dy ck zu Grunde legt. 

Die Eintheilung von Bentham- Hooker? ) erschien weniger 
verwendbar, weil dieselbe zu wenig auf die Zerlegung der Familie 
in kleinere Gruppen eingeht. 


Allgemeiner Ueberblick über die Anatomie der Cacteen. 


Mammillaria Haw. 


Epidermiszellen an den Rändern stark ausgebuchtet, meist eine 
geradlinige, nachträgliche, antikline Scheidewand zeigend. Die 
Spaltöffnungen entstehen durch wiederholte T heilung einer ge- 
wöhnlichen Epidermiszelle. Die sich bildenden Wände sind nach 
innen concav und folgen abwechselnd nach rechts und links. Da- 
durch werden ausser den Schliesszellen drei bis vier Nebenzellen 
gebildet, von denen die inneren mit den Schliesszellen ungefähr 
gleiche Länge haben, während die äusseren nach oben und unten 
übergreifen. In den meisten Fällen sind drei Nebenzellen vorhan- 
den. Die Richtung der Spaltöffnungen ist keine bestimmte. Die 
Epidermiszellen sind bei Arten mit wenig ausgebildeter Cutieula, 
wie z. B. M. glochidiata, Mart. etwas vorgewölbt; diesen Arten 
fehlt das Hypoderma. Bei den übrigen findet sich eine starke 
Cutieula. Die Epidermiszellen derselben sind flach, darunter liegt 
ein einschichtiges, aus hohen Zellen gebildetes, collenchymatisch 
entwickeltes Hypoderma. 

Hierauf folgt nach Innen in radiale Reihen angeordnetes, 
Chlorophyll führendes Parenchym mit im Querschnitt beinahe 
‘quadratischen Zellen. Der grosse Zellkern ist wandständig. Die 


N) pag. 149. 

®2) Carl Friedrich Foerster’s Handbuch der Cacteenkunde etc., ver- 
zuehe yon Theodor Rümpler. Leipzig 1886. 

®) Bentham et Hooker. Genera Plantarum. pag. 846. 


17? 


260 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter.d. Cacteer. 


‚Stärke des Chloröphyll führenden Parenchyms ist bei den einzel- 
nen Arten ziemlich verschieden. Nach Innen geht das letztere in 
‚das grosszellige, dünnwandige Rindenparenchym über, das be: 
weitem die grösste Masse des, Stammes bildet. 

Es folgt dann ein Kranz von Gefässbündeln, der von zahl- 
- reichen Markstrahlen durchsetzt wird. Derselbe schliesst den aus: 
dünnwandigem Parenehym bestehenden Markeylinder ein, dessen 
Durchmesser ungefähr '/a bis '/s des gesammten Stammes beträgt.. 

In den Gefässbündeln ist ein sehr dünnwandiger Phloemtheil 
vorhanden, dessen Inhalt im Alkoholmaterial bräunlich erscheint, 
Die Gefässe des Xylems sind stets spiralig verdiekt und von Spiral- 
und Ring-Tracheiden begleitet. Die Bündel verlaufen von den 
..Axillen (den zwischen den Warzen stehenden Haarbüscheln) und 
Areolen (den am Ende der Warzen stehenden Stachelgruppen) im 
Rindenparenchym schräg nach abwärts und bilden in gesetzmässiger 
Weise mit einander verschmelzend ein regelmässiges Maschen- 
werk von Gefässbündeln, welches den Markeylinder einschliesst.. 
Während in der Jugend diese Gefässbündel ein durch weite Lücken 
(Markstrahlen) unterbrochenes System bilden, verengen sich im 
Alter die Lücken durch cambiale Thätigkeit mehr und mehr. Die 
vom Cambium. nach Innen erzeugten Elemente sind ausschliesslich 
‚Spiral- und Ring-Tracheiden, welche, in radialen Reihen angeordnet, 
das Holz des Mammillarienstammes zusammensetzen. 

Um Wiederholungen zu vermeiden, werde ich im Folgenden 
nur das von Mammillaria Abweichende und für die einzelnen 
(Gattungen besonders Charakteristische erwähnen. 

Echinocactus Sk. et Otto. 

Epidermiszellen mit sehr massig entwickelter Cuticeula, an der 
Oberfläche Cutieularleisten zeigend. Spaltöffnungen meist von zwei 
‚.Nebenzellen seitlich umgeben. Die Richtung des Spaltes ist keine 
bestimmte. Im späteren Alter werden die Epidermiszellen von einer 
Korkschieht emporgehoben und schliesslich abgestossen. Darunter 
. befindet sich ein zwei- bis fünfschichtiges, stark collenchymatisch 
entwickeltes Hypoderma. Gefässbündelring von Anfang an etwas 
‚enger zusammenschliessend als bei Mammillaria. Im Alter tritt 
deutliches Interfascieularcambium auf. 


Echinopsis Zuce. 


Epidermiszellen, von der Fläche gesehen, am Rande ausge- 
buchtet, je eine geradlinige Theilwand zeigend. Die Spaltöffnungen 
entstehen durch wiederholte Theilung einer Epidermiszelle. Hier- 
bei werden ausser den Schliesszellen vier Nebenzellen gebildet, 
welche zu je zwei zu beiden Seiten der Schliesszellen liegen. Durch 
zwei auf den ersten Theilwänden senkrecht stehende Wände werden 
die zwei aussen liegenden Nebenzellen in vier zerlegt. Die Rich- 
tung des Spaltes steht.senkrecht zur Längsachse der Pflanze; Cuti- 
cula stark entwickelt, Hypoderma zwei- bis dreischiehtig, kollen- 
chymatisch. Die das Mark umgebenden Gefässstämme sehr weit 
von einander entfernt. Markständige Gefässbündel sind m grosser 
Zahl vorhanden. 


Lauterbach, Unters. üb. Bau a. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cäcteem. DEN". 


Cereus Haw. 

Epidermiszellen weniger ausgebuchtet, als bei den vorher- 
xchenden Gattungen, mässig bis stark vorgewölbt, besonders bei‘ 
den (©. radicantes in einen Zipfel auslaufend, der Längsachse der 
Pflanze parallel gestreekt. Cuticula mässig entwickelt. Die Rich-' 
tung des Spaltes steht senkrecht zur Längsachse der Pflanze. 3° 
seitliche Nebenzellen vorhanden. Zwei- bis dreischichtiges Hypo- ) 
.derma, in der collenehymatischen Ausbildung hinter den’ früheren‘) 
Gattungen zurückbleibend. Der Gefässbündeleylinder schliesst sich. 
früh durch die Thätigkeit eines interfaseieularen Cambiums. Die! 
‚cambiale Zone ist deutlich ausgeprägt. Vor dem Phloemtheil jedes‘ 
Bündels finden sich Gruppen von Sklerenchymzellen. Das sekun+ 
däre Xylem besteht zum grossen Theil aus sklerenehymatischen ı 
Elementen, denen nur wenige, verhältnissmässig dünnwandige Ge-' 
fässe eingelagert sind. 


Phyllocactus Link. P 
Fpidermiszellen in der Flächenansicht geradlinig begrenzt... 
viele nachträgliche Theilwände zeigend. Schliesszellen von drei’ 
seitlichen Nebenzellen umgeben. Die Richtung des Spaltes ist 
keine bestimmte. Ziemlich starke Cuticula, zweischichtiges Hypo- 
derma. Das Chlorophyll führende Parenchym zeigt keine Reihen- 
anordnung. Im Rinden- und Markparenchym zahlreiche Stärke- 
körner. Die Gefässbündel zu einem Cylinder verbunden. Spiral- 
und Ring-Tracheiden fehlen. Cambiale Zone deutlich vorhanden. 
Xylem und Phloem im der bei Cereus beschriebenen Weise aus- 
gebildet. 
Epiphyllum Pfeiff. ! 
Epidermiszellen an den Rändern ausgebuchtet. Sehliesszellen. 
von 2 bis 4 seitlich gelegenen Nebenzellen umgeben. Die Rich- 
tung des Spaltes liegt meist der Längsachse der Pflanze parallel. 
Einschichtiges, schwach kollenchymatisch entwickeltes Hypoderma. 
Chlorophyll führendes Parenehym nicht in Reihen angeordnet. 
Gefässbündel im Stammquerschnitt in der Mitte des Sprosses eine 
nach den beiden Flügeln zu oftene Ellipse bildend, deren einzelne 
Bündel durch interfaseieulares Cambium verbunden werden. Das, 
‚sekundäre Xylem besteht vorwiegend aus Sklerenchymzellen. 


Rhipsalis Gärtn. 

Epidermiszellen mehr oder minder vorgewölbt, rundlieh bis 
‚geradlinig begrenzt. Die Schliesszellen sind beiderseits von je 
einer Nebenzelle umgeben. Die Richtung des Spaltes ist horizontal. 
Hypoderma einschichtig und zweischichtig, meist aus quadratischen, 
nur schwach eollenehymatisch verdiekten Zellen bestehend. Reihen- 
‚anordnung des Chlorophyll führenden Parenchyms undeutlich. Der 
Gefässbündeleylinder zeigt eine deutliche Cambialzone. Die ein-, 
zelnen Bündel sind durch breite primäre Markstrahlen getrennt. 
Im Xylem und Phloem sklerenehymatische Elemente. Im Phloem! 
«ler rindenständigen Bündel finden sich dieselben ebenfalls. 


262 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 
4 
Opuntia Mill. 

Epidermiszellen flach oder nur wenig vorgewölbt, in der 
Flächenansicht an den Rändern bogig bis mehr oder minder aus 
gebuchtet; Schliesszellen seitlich von zwei Nebenzellen umgeben. 
Die Richtung des Spaltes liegt der Längsachse der Pflanze parallel. 
Hypoderma zwei- bis vierschichtig, stark collenchymatisch verdickt. 
Chlorophyll führendes Parenchym in deutliche Reihen angeordnet. 
Gefässbündel eine dem äusseren Umriss entsprechende Figur bildend, 
welche stellenweise durch Interfascieularcambium geschlossen ist. 
Im höheren Alter schliesst sich, verbunden mit einer Abrundung 
des Stammes (bei den aufrecht wachsenden Arten), der Holzeylinder 
völlig, während unter der Epidermis sich eine starke Korkschicht 
entwickelt. Im Xylem starke Sklerenchymstränge, welche im 
Phloem nur vereinzelt auftreten. In den Bündeln herrschen Ring- 
Tracheiden, die eine bedeutende Länge erreichen, vor. 

Im Blatt fehlt das Hypoderma; das Chlorophyll führende Pa- 
renchym (Pallisadenparenchym) ist ringsum in radiale Reihen an- 
geordnet; nach innen schliessen sich Schwammpar enchym und drei 
bis vier central gelegene Gefässbündel an. 


Peireskia Mill. 
Stamm: Epidermiszellen, von der Fläche gesehen, geradlinig 
= .. ® = .. = OÖ .. 

begrenzt, viele nachträgliche Theilwände zeigend. Spaltöffnungen 
kürzer als bei den übrigen Gattungen. Hypoderma nicht besonders 
ausgebildet. Chlorophyll führendes Parenchym unregelmässig ge- 
tagert. Gefässbündeleylinder durch Interfaseicularcambium ge- 
schlossen. Dem Phloem sind Sklerenchymstränge vorgelagert, eben 
solche finden sich im Xylem. Ausser spiralig verdickten treten 
auch getüpfelte Gefässe auf. Im Alter findet starke Korkbildung 
statt. 

Blatt: Schliesszellen von zwei seitlich gelegenen Nebenzellen 
umgeben. Die Richtung des Spaltes ist keine bestimmte. Unter 
der flachen Epidermis liegt auf der Oberseite ein einschichtiges 
Pallisadenparenchym , welches besonders in den Blattlamina deut- 
lich entwickelt ist. Der mittlere diekere Theil des Blattes, sowie, 
der unter dem Pallisadenparenehym liegende Theil wird von 
ehlorophylihaltigem vrundlichem Parenchym gebildet. Die die 
Mittelrippe des Blattes zusammensetzenden Gefässbündel sind, fünf 
oder sechs an der Zahl, zu einem nach oben offenen Halbmond 
verschmolzen, in welchem die Xylemtheile nach oben liegen. 

Im Allgemeinen lässt sich nur bemerken, dass die anatomischen 
Befunde mit der zu Grunde gelegten Eintheilung so ziemlich über- 
einstimmen. 

Das mechanische Moment kommt auch hier zur Geltung, in- 
dem die kugeligen Arten: Mammillaria, Echinocactus und Echi- 
nopsis, welche keine grosse Höhe Sn, und mithin dem Winde 
wenig Angriffsfläche bieten, einzig-und allein ihr Hautskelet ver- 
stärken, im Innern aber keinerlei festes Gewebe besitzen. Im 
(egensatz hierzu entwickeln die übrigen strauch- und, baumartig 
wachsenden Gattungen unter theilweiser Rückbildung des Hypo- 


Lauter bach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d, Sekretbebälter d. Cacteen. 263 


dermas starke sklerenchymatische Stränge, welche im Innern des 
Körpers einen Hohleylinder bilden. 


Einzel-Untersuchungen (in Bezug auf Sekretbehälter), 


Melocacteae. 


Anhalonium fissuratum Engelm. 


enthält weder Schleimzellen, noch Milchsaft führende Gänge. Kıy- 
stallzellen sind ziemlich zahlreich. Krystalldrusen von 0,098 mm | 
Durchmesser zeigen eine für diese Gattung charakteristische Form. 
Dieselben bilden ein kugeltörmiges sphaerokrystallähnliches Aggre- 
gat von monoklinen Prismen mit sehr kurzer Hauptaxe, welche in 
regelmässiger Weise um einen Mittelpunkt angeordnet sind und 
sich dachziegelförmig decken. 


Ferner enthalten die meisten Zellen Sphaerokrystalle eines in 
der Form der Abscheidung dem Hesperidin ähnlichen, vielleicht 
neuen Körpers. Möglicherweise ist derselbe mit dem von Lewin?) 
entdeckten Anhalonin identisch. Derselbe löst sich weder in 
kochendem Wasser, noch in Glycerin, wohl aber in Kalilauge, 
ohne jedoch dabei die für das Hesperidin charakteristische braune 
Färbung zu zeigen. 


Pelecyphora aselliformis Ehrenb. 
enthält weder milchsaftführende Gänge noch Schleimzellen. Kry- 
stallzellen sind häufig, besonders in den Warzen, wo sie zum Theil 
nebeneinander unter der Epidermis liegen. Die Form der Krystall- 
drusen ist dieser Gattung eigenthümlich und bestehen die letzteren 
aus einem kugelförmigen Aggregat von monoklinen Prismen mit 
kurzer Hauptaxe, die etwas mehr über die Oberfläche der Druse 
emporragen, als dies bei Anhalonium der Fall ist. 


Mammillaria Haw. 

Es folgt hier eine Liste der untersuchten Arten, welche sich, 
ın ziemlich gleichmässiger Weise über alle Gruppen vertheiler 
unter gleichzeitiger Angabe, ob die betreffenden Species milchsaft- 
führende Gänge enthalten. 

I. Zongimammae. 
MH. longimamma D.C. 


II. Crinitae. 
M. Bocasana Poselg. 
„ glochidiata Mart. 
„ multiceps S. 
III. Heteracanthae. 
AM. sanguinea Hge. 
„ elegans D.C. 


!J'L. Lewin, Ueber Anhalonium Lewinii. (Archiv für experimentelle Pa- 
thologie und Pharmakologie Bd. XXIV.) 


964 “r “ Botanischer Verein in Lund. 


M. Haageana Pfr. 
„ rhodantha Lk. A. O. 
„ pulchella Hort. berol. 
»„». fulvispina Haw. 

„ nigra Ehrenb. ;') 

Milchsaftführende Gänge im Durchmesser von 0,210 bis 
0,280 mm verlaufen nur im Rindenparenchym des Körpers, ohne 
sich in die Warzen oder das Mark zu erstrecken. Der Milchsaft 
ist arm an Stärkekörnern. 

(Fortsetzung folgt.) 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botanischer Verein in Lund. 
(Fortsetzung.) 

Die Reaktionen, die zur genaueren Bestimmung. der etwaiger 
Zusammensetzung der Körper in verschiedenen Richtungen unter-_ 
nommen wurden, haben klar bewiesen, dass der Schwefel keines- 
wegs frei oder für sich die Körper bildet, sondern dass derselbe an 
einen andern Stoff gebunden ist, der mit dem Schwefel diese festen 
Körper bildet, welche die Hyphenzellen in so grosser Menge anfüllen: 

Die Reaktionen, die für die Schwefelkörner der Bakterien als 
charakteristisch angeführt werden und die im Wesentlichen für die 
in Rede stehenden Gebilde für anwendbar gehalten werden können, 
sind, wie man bei genauerer Erwägung finden wird, Reaktionen, 
die eben so gut zum Nachweis von Oelen und derartigen Ver- 
bindungen verwendet werden können. Die Abweichungen, wie die eben 
beschriebene Versuche betrefis der Löslichkeit in Säuren, Alkohol, 
Aether u. s. w., werden auch für die Anwesenheit von solchen 
Stoffen als sichere Kriterien gehalten. Diese Umstände könnten 
also schon für die Auffassung dieser Körper als schwefelhaltige 
Fettverbindungen sprechen, in denen, wie es scheint, Fett 
oder Oel und Schwefel innig mit einander verbunden sind. In- 
zwischen überzeugt man sich hiervon noch fester, falls man die 
üblichen für Oele resp. fette Stoffe charakteristischen Färbungen mit 
Alkannatinetur oder Osmiumsäure ausführt. Legt man ein Präparat 
von lebenden Myceliumfäden in eine Lösung von frischen Alkanna- 
wurzeln, die einige Tage auf das Präparat einwirken kann, oder 
behandelt man ebenso lange ein ähnliches Präparat mit einer ein- 
procentigen Osmiumsäurelösung, so erscheinen folgende Farben- 
reaktionen, welche die fettartige Natur der Körper klar darstellen. 
Im erstereren Fall färbten sich die Körper sehr hübsch roth, im 
letzteren Fall schwarzbraun. Die rothgefärbten Körper lösten sich 
übrigens nicht in Alkohol. 


!) y=Milchsaftführende Gänge enthaltend. 


Botanischer Verein in Lund. ° 265“ 


Wir hätten demnach Gebilde mit ‘einer Structur ‘vor uns, die‘, 
diese möglicherweise in die Nähe der bei Allium und den Oruc- 
feren bekannten schwefelhaltigen ätherischen Oelverbindungen‘ 
stellen könnte, die einen wichtigen Bestandtheil der in den respek- 
tiren Zwiebeln und Samen genannter Pflanzen aufbewahrten 
Reservenahrung ausmachen. Die Konsistenz- sowie die Löslichkeits- 
verhältnisse der Körper widersprechen dem möglicherweise in 
gewisser Hinsicht. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass ' 
schwer wiegende Gründe für einen solchen Vergleich sprechen. 
Die Körper müssen, wie es scheint, unter allen Umständen zu den‘ 
natürlichen Fettarten gezählt werden, innerhalb welcher sie unter. 
dieser Annahme an Stearin reiche Verbindungen darstellen würden, 
die auf die eine oder andere Weise Schwefel an sich gebunden | 
halten. 

Das Vorhandensein von Fettarten, wenn auch in flüssiger. 
Form, ist solchen Pflanzenorganismen wie Penicillium keineswegs 
fremd; im Gegentheil enthalten sie immer eine grosse Menge Fett 
oder Oel und besonders sind sie im Ruhe- oder Involutionszustande 
reich daran, zu welcher Zeit der Fettgehalt mitunter bis zu 50°, der. 
Trockensubstanz beträgt.*) Wie unter solchen Verhältnissen der 
Schwefel mit dem Fette verbunden oder von demselben aufge- 
nommen ist, lassen wir auf jeden Fall dahingestellt: Die Lösung 
der Körper in Alkali würde indessen auf diese Weise ein gewöhn- 
liches Verseifungsphänomen sein, wobei das Fett sich unter Bildung , 
von Alkali zertheilte und unter Bildung von Fettsäuresalz und 
anderen Stoffen sich in Wasser löste. Bei Erwärmung mit Säure, 
Salpeter- oder Salzsäure, sowie Fällung mit Barytsalz hat der. 
Schwefel sich aus seiner Verbindung gelöst, sich gesäuert und ist 
als in Säuren unlösbares Barytsulphat vom Barytsalz gefällt worden, 
Der in gewissen Fällen mehr resistente, in anderen wiederum 
weniger widerstandsfähige innere Theil des Kornes, der überdies 
oft schärfer lichtbrechend ist, als der umgebende Theil des Körpers, 
würde dabei möglicherweise auf eine verschiedenartige Konstitution 
der Körpermasse hindeuten. Da inzwischen so unbedeutendes Materiäl® 
vorhanden ist, die Körper so winzig klein und die mikrochemischen. 
Reaktionen überhaupt zu ungenügend sind, ist man unter keinen Um- 
ständen zu entscheiden berechtigt, ob der Schwefel in grösserer 
oder geringerer Menge oder ganz und gar im Kern des Körpers 
gebunden oder über die ganze Masse des Körpers vertheilt ist. 
Wie die Körper aus den Fettstoffen und dem Schwefel aufgebaut 
sind, müssen wir nämlich dahingestellt sein lassen. Nicht zü 
bestreiten ist indessen, dass diese beiden Stoffe die Körper or- 
ganisiren. x 

Man kann also nicht behaupten, dass die in Penicillium nach-' 
gewiesenen Körper denen der Schwefelbakterien nahe stehen, wenn sie 
auch mit diesen eine äussere Achnlichkeit haben, insofern diese 
letzteren aus reinem Schwefel bestehen, der sich in den Zellen in. 


*”) De Bary, Morphol. u. Physiol. d. Pilze 1884, 8.7; Brefeld, L!-C. 
Hei II, Tab. VII. Fig. 11—12, Heft V, Tab. L Fig: 19— 230. 


266. Botanischer Verein in Lund. 


Tropfenformen abgesetzt hat. Wären diese beiden Körperarten zu 
betrachten, als hätten sie eine analoge Bildung und eine gleich- 
artige Zusammensetzung, so dürfte eine solche Annahme sich nicht 
darauf stützen, dass sie ausschliesslich aus Schwefel beständen, 
sondern ganz einfach darauf, dass die sogenannten Schwefelkörner 
ganz so gebaut wären, wie die in Penicilium vorkommenden Ge- 
bilde. Eine solche Auffassung dürfte auch bei genauerer 
Erwägung und Untersuchung der Sachverhältnisse nicht ganz un- 
annehmbar sein. Die wenigen Versuche, die ich in dieser Richtung 
vorgenommen habe, haben mich für diese Auffassung bestimmt. 
Hat man nämlich gut ausgebildete Fäden der Beggiatoa, die ohne- 
dies gut entwickelte Schwefelkörner umschliessen, und unterzieht 
man diese den nämlichen Reaktionsversuchen hinlänglich lange, wie sie 
an den schwefelhaltigen Fettkörpern des Penicilliums angestellt 
wurden, so gelangt man zu denselben Reaktionsresultaten. Die 
Körner haben sich mit Alkannawurzeln schwach roth gefärbt und 
in der Osmiumsäure eine schwarzgraue oder braunschwarze Färbung 
angenommen. Bei der Digerirung mit Aether lösen sie 'sich, 
und die Versuche mit Kali, Salpetersäure, Salzsäure und Barytsalz 
hatten auch, wie zu erwarten war, einen Erfolg, der dem bei den 
Körnern von Peniecillium entsprach. Die weniger gut entwickelten 
Körner waren dagegen zu klein, als dass deren Reaktionen ent- 
scheidend sein könnten. Die angeführten Reaktionsversuche wurden 
mit einem Material ausgeführt, das theils von einer Zuckerfabrik 
bezogen, theils durch das Kloakenwasser der Stadt Lund angesam- 
melt worden war. Die Untersuchungen dieser Gebilde sind indessen 
zu unvollständig und unzureichend gewesen, um beanspruchen zu 
können, für entscheidende zu gelten und aus ihnen im vorliegen- 
den Fall einen bestimmten Schluss zu ziehen. Da hierüber die 
Untersuchung im nächsten Sommer wiederholt wird, dürfte 
möglicherweise auf diese Frage eine mehr bestimmende Antwort 
erfolgen. 
Da es inzwischen eine unwiderlegbare Thatsache sein dürfte, 
dass wir, wenn auch nur ausnahmsweise, in. .Penicillium auf 
eine Absonderung von Schwefel in Verbindung mit Fett ;n 
den Zellen gestossen sind, so bleibt die Frage noch zu beantworten 
übrig, wie dieser Schwefel in die Zelle hineingekommen ist und 
sich dort mit einem Fettstoffe zusammen abgesetzt hat. Unter den 
gegebenen Verhältnissen: Vorhandensein einer Schwefelsäurelösung 
von bestimmter Konzentration, geringer Vorrath an übrigen Stoffen, 
Entwickelung des Pilzes in der Flüssigkeit, lässt sich ein 
solcher Absatz von Schwefel einzig und allein auf die Weise er- 
klären, dass das Ammoniumsulphat die Schwefelsäure entweder 
allein oder gebunden in sich aufgenommen hat, wonach sich die’ 
Schwefelsäure oder das Ammoniumsulphat auf die eine oder andere 
Weise getheilt hat, um dergestalt dem Organismus Stickstoff und 
möglicherweise Säure zuzuführen, wobei sich der Schwefel in der 
einen oder anderen Form mit einem gleichzeitig abgesetzten 
ölichten Stoffe verbunden hat. Eine andere Erklärungsweise ist 
nicht wohl denkbar. 


Botanischer Verein in Lund. 267 . 


In Uebereinstimmung mit Hoppe-Seyler’s Untersuchungen 
der Cellulosegährung und den dabei gemachten Aeusserungen mit, 
Rücksicht auf die Entstehungsweise des Schwefels in den Schwefel- 
bakterien*) hat Winogradsky**) diese Organismen äls eine in 
physiologischer Hinsicht durchaus eigenthümliche Gruppe aufgestellt, 
die ihres Gedeihens wegen mit Nothwendigkeit auf. die Aufnahme von. 
Schwefelwasserstoff angewiesen sei. Letzterer gebe durch Oxydation 
in der Zelle seinen Schwefel ab, welcher Stoff allmälig sich oxydire und 
als Schwefelsäure aus der Zelle entfernt werde, um im umgebenden 
Wasser den Platz der Kohlensäure des im Wasser vorhandenen 
Kalkcarbonats einzunehmen. Duclaux hat dagegen, auf Etaires. 
und Oliviers Beobachtungen sich stützend, die. Annahme. als die: 
wahrscheinlichste hingestellt, dass die Fällung des Schwefels inner: 
halb der Zelle direkt unter Reduktion der Schwefelsäure geschehe, 
wie diese von ihrer Base geschieden worden ist. | 

Ohne auf eine Kritik von Winogradsky’s Experimenten 
oder Schlusssätzen einzugehen, da die vorliegende Untersuchung 
keine Veranlassung dazu giebt, kann man sich doch schwerlich der 
Bemerkung enthalten, dass eine solche Erklärung über den Absatz. 
des Schwefels etwas verwickelter Natur ist, wenn auch nicht in dem 
Maasse, wie Cohns Reduktions- und Oxydationsprocesse***). Es. 
dürften übrigens hinreichende Gründe vorhanden sein, Duclaux’s- 
Erklärung derWinogradsky'’s gegenüberzustellen. Jedenfalls scheint 
der vorliegende eigenthümliche Fall mit Penicihium glaucum. die: 
Möglichkeit der direkten Aufnahme und Verarbeitung der Sulphate 
und Schwefelsäure in der Zelle unter gleichzeitigem Absatz von. 
Schwefel allein oder in gebundener Form zu beweisen. 

Die Bedeutung der in den Zellenhypben abgesetzten Körper 
dürfte keineswegs schwer zu erklären sein. Sie entsprechen sicher- 
lich den Oeltropfen, die man oft in den Sklerotien der Schimmelpilze- 
in bedeutender Menge antrifft, sowie in den Poren der Pilze 
oder noch mehr den schwefelhaltigen Oelstoffen, welche die: 
Samenzellen der Cruciferen anfüllen. Sie sind als gewöhnliche 
Reservestoffe zu betrachten, die bei eintretenden günstigeren 
Wachsthumsverhältnissen wiederum als Nahrung und Baumaterial 
neuer Zellen zur Verwendung kommen, In Folge besonderer Um- 
stände haben sie einen Zusatz von Schwefel erhalten, dessen An-- 
wesenheit möglicherweise die testere Konsistenz oder fettartige Be- 
schaffenheit der Körper veranlasst hat. 

Kulturversuche gaben ebenfalls hinlänglich Grund für 
eine solche Annahme. Wenn man eine Probe des Myceliums- 
aus der Schwefelsäurelösung in eine Nährungsflüssigkeit, z. B.. 
Zuckerlösung, bringt, wodurch der Pilz natürlich in günstigere 
Lebensbedingungen versetzt wird und auf Grund dessen sich schnell 
entwickelt, nahmen die Körper in einem fort an Grösse ab und 
verschwanden schliesslich. Die Auflösung gab deutlich einen mit. 


*) Hoppe-Seyler, Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. X. Heft 5. $. 4822.. 
**) Winogradsky,l. c. S. 590. 
2%) Cohn, l..e.. 8. 180. 


268° Botanischer Verein in Lund. 


‚dem Wachsen gleichzeitig stattfindenden Verbrauch und Abfuhr 
von solchen Stoffen zu erkennen, äus denen die Körper zusammen- 
‚gesetzt waren, besonders von Fett. Die Körper theilten sich 
und der Schwefel wurde entweder zur Bildung von Albuminaten 
angewandt oder auch möglicherweise oxydirt und aus den Zellen in 
das umgebende Medium gebracht. 


VIH. Sitzung am 25. Februär 1888. 
1. Professor F. W. C. Areschoug sprach: 


Ueber Rubus obovatus G. Br. und R. eiliatus C. J. Lindeb. 


Die erste Bedingung, um eine wissenschaftliche Behandlung 
-einer jeden polymorphen "Gattung möglich zu machen, ist die 
geographische Verbreitung der Arten genau zu kennen, und dieses 
setzt wiederum eine sichere Auseinandersetzung der Synonymie 
voraus. ‘Aber grade in Betreff’ der Synonymie lässt die Behandlung 
‚der Gattung Rubus viel zu wünschen übrig. Die meisten Botaniker, 
welche sich mit dieser Gattung beschäftigten, dehnten ihre Unter- 
suchungen nur selten auf grössere geographische Gebiete aus und 
konnten auch deshalb nicht mit voller Gewissheit ermitteln, in wie 
‚weit die in einem kleineren Gebiete angetroffenen Formen vielleicht 
schon in anderen bekannt und beschrieben waren. Darum sahen 
‚sie, sobald sie sich überzeugt hatten, dass irgend eine Form mit 
den im selben Gebiete früher beschriebenen Arten nicht ganz über- 
einstimmte, gewöhnlich dieselbe als eine neue Art an. Ein paar 
solcher sogenannter neuer Arten ist Vortr. jetzt im Stande zu schon 
seit lange wohl bekannten Arten zurückführen zu können. 

R. obovatus G. Braun, Herb. Rub. Germ. Erst neulich ist es 
mir gelungen, in den Besitz von diesem Exsiccatenwerk zu kommen. 
Die betreffende Form ist freilich daselbst als eine Varietät von R. 
‚pubescens W. & N. dargestellt, wird aber nachher im Register als 
eigene Art aufgenommen. In der That ist sie auch so gut von 
Fe. pubescens getrennt, dass sie schwerlich damit verwechselt werden 
kann. Dagegen war es dem Vortr. beim ersten Blick klar, dass 
(dies die Form R. Lindebergii P. J. Müll. ist. Die Exemplare sind 
‚ganz typisch und stimmen in jeder Beriehihe mit den skandinavischen 
Exemplaren von R. Lindebergü dermassen überein, dass sie z. B. 
recht gut in Schonen hätten eingesammelt sein können, wo diese 
Art ihr Centrum zu haben scheint. Wahrscheinlich kommt diese 
auf der skandinavischen Halbinsel sehr konstante Art auch an 
mehreren anderen Stellen im nordwestlichen Deutschland vor, ob- 
wohl sie vermuthlich von R. villicaulis Focke (W. & N.?) nicht 
unterschieden wird. Dass sie aber daselbst ziemlich selten sein 
muss, scheint dem Vortr. daraus hervorzugehen, dass er sie weder 
selbst in diesem Lande beobachtet, noch von den deutschen Rubologen 
bekommen hat, mit denen er im Verkehr gestanden hat. Ihr 
eigentliches Centrum hat diese Art in der südlichsten Provinz 
‚Schwedens, -Schonen, und auf derjenigen der dänischen Inseln, See- 
land, welche Schonen am nächsten liegt. Von diesem Centrum aus 
hat sie sich sowohl gegen Süden nach Fünen, der Jütländischen 


Botanischer Verein in Lund. 269 


Halbinsel und dem nordwestlichen. Deutschland als auch gegen 
Norden hin verbreitet, wo sie an einzelnen Stellen im westlichen 
Schweden und südlichen Norwegen angetroffen worden ist. 

Innerhalb dieses Gebietes bleibt sich R. Lindebergü auch überall 
gleich und unterscheidet sich leicht von R. viülicaulis, nieht nur 
durch die oben graugrünen, unten etwas filzigen Blätter, deren 
Filz nicht mit längeren Haaren vermischt ist, sondern auch durch 
die Serratur der Blättchen, die Form. des Endblättchens, die Be- 
waffnung, die Inflorescenz, die Farbe der Kronblätter und die kleineren 
Früchte. Die Blätter der blütentragenden Aeste sind nämlich fein 
und gleichmässig gesägt, bei A. villicaulis dagegen mehr grob und 
ungleichmässig, das Endblättchen gegen die Basis hin verschmälert, 
oval-verkehrt eifürmig, oberhalb der Mitte am breitesten, nicht wie: 
bei R. villicaulis an der Basis herzförmig und bei oder unterhalb- 
‘der Basis am breitesten. Die Stacheln der blütentragenden Aeste 
nehmen gegen die Inflorescenz hin an Zahl und Grösse zu und 
werden mehr gebogen. — Der Blütenstand ist mehr verlängert 
traubig und fast eylindrisch dadurch, dass die unteren Partialblüten- 
stände wenig oder gar nicht gestielt sind, während die unteren Aeste 
‚des Blütenstandes bei R. villicaulis lang sind und der ganze Blüten- 
stand dadurch mehr doldenförmig erscheint. Die Kronblätter sind 
immer weiss, die des typischen R. villicaulis dagegen, wenigstens 
in Schweden und Dänemark sowie um Greifswald, hellroth. Die 
Frucht ist klein, hemisphärisch, bei R. villicaulis mehr verlängert, 
fast eylindrisch. 

R. ciliatus Lindeb. Herb. Rub. Scand. No. 50. Ungefähr 
gleichzeitig mit der Herausgabe des 2. Fascikels des eben eitirten 
verdienstvollen Exsiccatenwerkes erschien des Vortr. Arbeit über 
. die Brombeeren der skandinavischen Halbinsel, in welcher er eine 
in diesem Gebiete wachsende Form von R. corylifolius Sm. mit 
dem englischen R. Balfourianus identifieirte. — Es ist dies dieselbe 
Form, welche Lindeberg (l. ce.) R. ciliatus genannt hat, wie 
Vortr. schon anderweitig (Botaniska Notiser. 1886. p. 79) darzutbun 
suchte. Da nun nicht nur Lindeberg selbst, sondern auch ein 
jüngerer dänischer Rubolog, Friedrichsen (in Dansk Flora 
von Lange, 4. Aufl.), dessen ungeachtet R. ciliatus für eine von 
R. Balfourianus verschiedene Form halten, so erlaubt sich Vortr., 
‘seine Ansicht noch des Näheren zu begründen. 

Eine der grössten ‚Schwierigkeiten beim Feststellen der Syno- 
.nymie:innerhalb der Gattung Rubus, eine Schwierigkeit, welche von der 
grossen Variabilität der Gattung selbst herrührt, ist die, mit Sicherheit 
entscheiden zu können, welche Form der Autor einer neuen Species 
eigentlich gemeint hat. Darin gehen viele neuere Rubologen nicht 
mit ausreichender Beurtheilung und Kritik vor. Mancher begnügt 
sich mit der ersten besten Form, die er unter dem Namen der 
betreffenden Art erlangen konnte, annehmend, dass gerade diese die 
richtige sei, ohne zu bedenken, dass die vielleicht durch Tausch 
zusammengebrachten kritischen Formen, ja sogar Exemplare solcher 
Formen in Exsiccatenwerken sehr oft unrichtig bestimmt sind. Ja 
es kommt überdies nicht selten vor, dass die Autoren ‚selbst, ‚von: 


270 Instrumente ete. — Lehr- und Handbücher. — Algen. 


einer gewissen Schwäche geleitet, ihren Arten eine grössere Ver- 
" breitung zu verleihen, mit ihren Arten heterogene Formen aus 
. anderen Gebieten identificiren. 

(Fortsetzung folgt.) 


Instrumente, Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Krüger, W., Over het nemen en uudersoeken van monsters bij veldcultuurproeven. 

(Bulletin van het proefstation voor Suikerriet in West-Java. Samarang 1888. 
Va No.n.0n, 1.) 

Mittmann, Robert, Die bakteriologischen Untersuchungsmethoden. [Fortsetzung.] 
(Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1888. No. i8. p. 139.) 
"Soyka, J., Ueber Milchreis, einen neuen festen Nährboden. (Wiener medi- 
cinische Presse. 1889. No. 2. p. 53—55.) 


Referate. 


'Sehurig, E, Der Botaniker. Eine Anleitung zur Kennt- 
niss der überall häufig vorkommenden Blüten- 
pflanzen. 4° 144 pp. mit Abbildungen und Tafeln. Halle 
(0. Hendel) 1888. 1. M. 


Dieses für junge Botaniker bestimmte Buch möchte durch 
- klare verständige Darstellung seinen Zweck recht gut erreichen. 
Die Hauptvertreter unserer Flora sind nach dem Linne'schen 
System angeordnet, die Diagnosen meist treffend und klar. Die 
“ Ausstattung ist bei sehr billigem Preis anerkennenswerth. 

Dennert (Rudolstadt). 


-Bornet et Flahault., Note sur deux nouveaux genres 
d’algues perforantes. (Journal de Botanique. 1838. Mai 16.) 


Die Verff. haben ihre Aufmerksamkeit auf die Algen gerichtet, 

welche, wie den Zoologen bekannt, sich auf den Schalen der Mol- 
lusken anzusiedeln pflegen. Die von v. Lagerheim beschriebenen 
Algen dieser Art, Mastigocoleus testarum und Codiolrum polyrhizum 
fanden Verff. auch allenthalhen auf den Muschelschalen an den 
französischen Küsten ; doch ergaben die neuen Untersuchungen ge- 
wisse Abweichungen von den Angaben v. Lagerheims. Dieser 
erwähnt bei Mastigocoleus Fäden, die in einen Chroococcaceen- 
ähnlichen Zustand übergehen. Nach B. und F. aber gehören 
diese Fäden einer andern Alge an, die sie Ayella caespitosa nennen 
und deren Eigenschaften die lateinische Diagnose am besten 
wiedergiebt: 


ee 


ei a 1a 


Algen. — Pilze. 271 


Hy 'ella. Thallus radiatim expansus, orbieularis, e filis duplieis indolis com- 
“ positus. Primarii horizontales, intricati, tortuosi, in stratum pannosum demum 
densissime implicati; ‚secundarii verticales per testam longe excurrentes; vagina 
septata, ad basin filorum erassiuscula, superne tenuior. Artieuli disjuncti, id est 
in trichomate continuo, Nostocacearum modo non catenati, inferiores breves, 
haud raro longitudinaliter divisi, superiores longiores. Ramificatio vera. Hetero- 
eystae nullae. Propagatio fit per cellulas vegetativas vagina liberatas, et per 
sporas in sporangiis evolutas, cytioplasmatis divisione succedanea formatas. 


Die Gattung soll den höchstentwickelten Repräsentanten der 
Familie der Chamaesiphoneen bilden. 

Was Codiolum polyrhizum betrifft, so besteht diese Alge nach 
den Untersuchungen von B. und F. nur aus den Sporangien 'einer 
neuen Chlorosporee, welche Gomontia polyrhiza genannt wird. 
Ausser den schon bekannten Aplanosporen beobachteten sie auch 
Zoosporen.. Erstere werden bei der Keimung nicht direkt zu 
---der fadenförmigen Gomontia, sondern zu einem dem Sporogo- 
-nium, aus dem sie entstanden sind, ähnlichen Gebilde, dessen In- 
halt sich in 2--8 membranumhüllte Sporen theilt. 

Gomontia. Thallus minutus e filis radiantibus ramosis, articulatis com- 
positus. Sporangia magua articulorum transformatione exorta, radicantia, demum 
libera et seorsim ceresceutia. Sporae duplicis indolis: 1° zoosporae, divisione, 


succedanea formatae, numerosissimae, piriformes, ciliis binis polo antico ornatae; 
2° sporae immobiles \aplanosporae) globosae. 


Möbius (Heidelberg). 
Trelease, William, Description of Lycoperdon Missou- 
riense n. sp. (Contributions from the Shaw School of Botany. 
No. 3. — Transactions of the Acad. of Beienices of- St. Louis. 
Vol, Va Nos 1..p.-240) 


Beschreibung und Abbildung einer neuen Es Lycoperdon 
Missouriense Trel., welche Verf. in St. Louis, Dr. Pammel bei 
Old Orchard Mo., Demetrio in Concordia fand. 

Ludwig (Greiz). 


Lagerheim, @, Mykologisches aus dem Schwarzwald. 
(Mittheilungen des botanischen Vereins für den Kreis Freiburg 
und das Land Baden. 1888. No. 46. p. 403--4.06.) 2 


— —, Neue Beiträge zur Pilzflora von Freiburg und 
Umgebung. (l. <. No. 55/56. p. 33—48.) 

Beide Aufsätze führen ausschliesslich parasitische Pilze auf 
nebst Angabe von Standort und Wirthspflanzen, vorwiegend Uredineen, 
Ustilagineen und Peronosporeen. Berücksichtigt werden nur seltenere 
oder sonst bemerkenswerthe Formen. 

Das erste Verzeichniss enthält 47, das zweite, viel ausführlicher 
‚gehaltene und mit zahlreichen kritischen Bemerkungen versehene 124; 
beide legen Zeugniss ab, eben so sehr von dem Reichthum des 
Schwarzwaldes an interessanten und seltenen Pilzen, wie von dem 
Geschick und der Ausdauer des Verfs. im Aufspüren derselben. 

Aus dem ersten Verzeichniss seien hier hervorgehoben: 

Puceinia papiülosa Johans. auf Polygonum Bistorta, vorher 
nur in den Gebirgen Schlesiens und Schwedens angetroffen. 


.212 Pilze. 


Uromyees. Aconiti Lycoctoni (DC.) mit Aecidium, Uredo und 
Teleutosporen auf Aconitum Lycoctonum. Die vom Verf. für diese 
Species entdeckten Uredosporen sind oval oder citronenförmig (nie 
rundlich) mit orangefarbenem Inhalt und farbloser Membran, die 


‘der Länge nach mit leistenartigen Verdickungen besetzt ist. 


Uromyces Aconiti Lycoct. gehört demnach zum Subgen. Euuro- 


.. myces Sect. Auteuuromyces. Die sehr seltene Uredoform scheint 


übersprungen werden zu können. | 
Taphrina PotentillaeFarl. (vorher mit Sicherheit nur in Schweden 


‚und den Vereinigten Staaten gefunden). 


Aus dem zweiten Verzeichniss seien zunächst 3 vom Verf. hier 


. ‚entdeckte neue Arten hervorgehoben: ° 


Entorrhiza digitata Lagerh. (Hedwigia. 1888. No. 9/10.) 


Peronospora Thesit Lagerh. mit der Diagnose: P. conidio- 
phoris arborum :modo repetite dichotomis, ramulis plus minusve 
eurvatis, membrana achroa praeditis, stratum rarum griseo-album 
formantibus; ramulis terminalibus rectis vel curvatis, obtusis; conidiis 
piriformibus vel late ovalibus, membrana achroa praeditis; oosporis ? 
long. eonidioph. ad 600 u, lat. 9—12 u; long. con. 15—20 u, lat. 


12—15 u. 


Aecidium Linosuridis Lagerh. Aec. pseudoperidiis et epi- 
phyllis et hypophyllis, gregariis brevibus, ore dilacerato, sporis- 
angulato-globosis, membrana subtiliter verruculosa, achroa et contentu 


aurantiaco praeditis. Diam. spor. 16—20 u. 


Von den anderen Pilzen seien noch erwähnt: 


Oladochytrium graminis (nur einmal von de Bary 1864 


» in Graswurzeln gefunden) sehr reichlich auf den Blättern von 
 Dactylis glomerata und einer andern Graminee. 


Ustilago Caricis (Pers.) Fuck. 2. leioderma nov. var. mit 
glatter Membran, während die Hauptart eine körnig punktirte 
besitzt. Entyloma irregulare Johans. auf Poa annua (vorher nur 
aus Schweden und Island bekannt), E. ambües (Karst.) Johans. auf 
Agrostis vulgaris und Holcus lanatus, Tuberculina Persicina (Ditm.) 
Sacc. auf Aecid. Linosyridis und anderen Aecidien. Uromyces 
Acetosae Schröt. Uredosporen mit kleinen stumpfen Stacheln 
sehr dicht besetzt und 2 Keimporen, Teleutosporen durch 
leistenartige, anastomosirende Verdickungen sehr schön retieulirt; 
Uromyces minor Schröt. auf Trifolium montanum; Puceinia Angelicae 
Schum.) Winter mit ausführlicher Beschreibung; Paccinia 
gibberosa Lagerh., Puccinia Anemones Virginianae Schwein. auf 
A. silvestris (Keimung der Teleutosporen beobachtet: Leptopuceinta!); 
Phragmidium tuberculatum Müll. auf Rosa spec. (vorher nur in 


‘ Schlesien gefunden). Phragmidium albidum (Kühn) Lagerh. — Chry- 


r 


somyxa albida Külın (Uredosporen einzeln gebildet, Teleutosporen 
farblos und locker). Uredo Milleri Schröt. auf Rubus fruticosus. 


‘(vorher nur in der Schweiz und in Schweden gefunden); Aecidium 


punectatum Pers. auf Anemone coronaria; Taphrina borealis Johans. 


“auf Alnus incana (bisher nur in Skandinavien und DBayern).. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u, Morphologie. 273 


Ramularia Bartsiae Johans. auf 5. alpin. (vorher nur in Skandi- 
navien und Irland.) Isaria arachnophila Ditm. und Cidium erysi- 
‚phoides Fr. auf Cajophora lateritia und (Cleome cyantea im bota- 
nischen Garten. 

Cladochytrium graminis, Ustilago Carieis ß. leioderma, Uromyces 
minor, Puecinia Anemones Virginianae mit keimenden Teleutosporen 
und Aecidium Linosyridis werden in Roumeguere’s Exsiccaten 
zur Vertheilung kommen. L. Klein (Freiburg i. B.). 


Kronfeld, M., Zur Blumenstetigkeit der Bienen und 
Hummeln. (Sep.-Abdr. aus Verhandlungen der k. k. zoolo- 
gisch-botanischen Gesellschaft in Wien. XXXVII. p. 785.) 8°. 
2 pp. Wien 1888. 

Verf. theilt drei von ihm beobachtete Fälle mit zum Beleg der 

Blumenstetigkeit mancher Insekten: 

1. Eine Biene, die zehnmal von Gurkenblüten vertrieben wurde, 
kehrte immer wieder dahin zurück, obgleich in nächster Nähe 
Blüten der verschiedensten Art waren. 

Auf einem Beete, das mit 3 verschiedenen Pflanzenarten, vorzugs- 

weise Compositen, bepflanzt war, besuchten drei Bienen aus- 

schliesslich Zinnia elegans Jacgq. 

Auf einer Wiese mit den verschiedensten blühenden Pflanzen 

besuchte eine Hummel ausschliesslich die Blütenköpfe von 

Tragopogon major Jacq., in 10 Minuten 28 Stück. 


Jännicke (Frankfurt a. M.). 


IV 


os 


Heimerl, A, Die Bestäubungseinrichtungen einiger 
Nyetaginaceen. (Sep.-Abdr. aus Verhandlungen der k. k. 
zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. XXXVIIl. p. 709.) 
3°. 6 pp. und 3 Abbild. Wien 1888. 

Verf. beginnt mit Oxybaphus wiscosus lHeritier. Man kamn 
mit Rücksicht auf die Bestäubungsvorgänge drei Stadien der Blüte 
unterscheiden: im ersten Stadium ragen Griffel und Staubgefässe 
aus der Röhre heraus, nach abwärts gekrümmt, wodurch zygomorpher 
Habitus entsteht; die Antlıeren sind noch geschlossen, die Narbe ist 
dagegen bereits empfängnissfähig, so dass Fremdbestäubung durch 
anfliegende Insekten stattfinden kann, die Verf. indessen nicht be- 
obachtet hat. Im zweiten Stadium springen die Antheren in eigen- 
thümlicher Weise auf; die ungewöhnlich grossen Pollenkörner 
(137—146 u) fallen herab, unter Umständen auf die unter den 
Staubbeuteln befindliche Narbe, so dass hier Selbstbestäubung statt- 
finden kann. Ob nun in einer dieser Weisen Befruchtung statt- 
gefunden hat oder nicht, jedenfalls krümmen sich in einem dritten 
Stadium Staubfäden und Griffel aufwärts, wobei die Narbe sicher 
an einen der offenen Staubbeutel anstreift und befruchtet wird. 
Staubfäden und Griffel liegen schliesslich völlig eingekrümmt in 
der Blumenkrone, die sich selber einrollt und alsdann einer Knospe 
völlig ähnlich sieht. Warmes Wetter befördert die ganzen Vorgänge, 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 18 


274 Physiologie, Biol., Anatom. u. Morph. — System. u. Pflanzengeogr. 


die in genau derselben Weise, nur etwas verlangsamt, sich bei 
Mirabilis Jalapa L. wiederholen. 

Mirabilis longiflora L. öffnet sich abends, die Befruchtungs- 
vorgänge vollziehen sich während der Nacht. Es ist kaum zweifelhaft, 
dass im Heimathland die Pflanze von Nachtschmetterlingen befruchtet 
wird, da die Blüte alle Eigenschaften der Schwärmerblumen hat: 
lange und enge Blumenröhre, lichte, helle Farbe, starken Duft. 

In der Sektion der Mirabileen, zu der die genannten gehören, 
kommen häufig kleistogame Blüten vor, zuweilen fast ausschliesslich 
(Pentacrophys Wrightii A. Gray), häufiger mit offenen Blüten zu- 
sammen. 

Bei Ambronia umbellata Lam., welche Gattung eine eigene 
Tribus vertritt, sitzen die Blüten in Köpfchen; es findet Selbst- 
bestäubung statt, während der Blütenbau auf Insektenbefruchtung 
hinweist. 

Im Gegensatz zu allen genannten Nyetaginaceen, wo bei aus- 
bleibender Fremdbestäubung überall sicher wirkende Selbstbestäubung 
stattfindet, steht die Abtheilung der Z’isonieen mit Vertheilung der 
Geschlechter auf getrennte Pflanzen. 

Jännicke (Frankfurt a. M.). 


Korschinsky, S. Ueber die Bodenarten und über geobo- 
tanische Forschungen im Jahre 18386 in den Gouver- 
nements: Kasan, Samara, Ufa, Perm und Wjatka. 
(Arbeiten der Naturforscher-Gesellschaft an der Kais. Universität 
Kasan. Band XVI. Heft. 6.) 8°. 72 pag. [Russisch.] 


Die von K. aus seinen Forschungen in den bezeichneten Ge- 
bieten gewonnenen Schlüsse sind folgende: 

1. Die Nordgrenze des Tschernosem (schwarze Erde) beschreibt 
eine ungemein gewundene Linie. Nördlich von dieser Nordgrenze 
kommen häufig auch einzelne Tschernosem-Inseln vor, wie z. B. die 
von Tschistopol und einige im Kreise Menselinsk. 

2. In allgemeinen Zügen (und die Tschernoseminseln mit ein- 
geschlossen) verläuft die Nordgrenze des Tschernosem in folgender 
Richtung: in den Kreisen Birsk und Ufa geht sie bis an den Fluss 
Belaja, in dem Kreise Menselinsk entfernt sie sich etwas von dem 
Fluss Kama, im Kasanschen Gouv. jenseits des Flusses Scheschna 
erhebt sie sich bis zur Kama, aber jenseits der Wolga bis zum 
Dorfe Burundukow am Flusse Swjaga; von hier geht sie in gerader 
Linie bis zum Dorfe Prousina Gorodischtscha am Flusse Sama und 
jenseits desselben erhebt sie sich wieder zum bis Flusse Pjana. 

3. Tschernosemähnliche Bodenarten treten theils längs der Nord- 
grenze des Tschernosems auf, theils weit entfernt vom eigentlichen 
Tschernosemgebiete in Form von Schichten und Parthien, theils finden 
sie sich inmitten grauer Bodenarten, wie in den Inseln von Arsk, 
Malmysch, Sarapul und Perm. 

4. Auf ähnliche Weise sind auch die grauen, hellgrauen und 
weisslichen Bodenarten gelagert, nicht in dichten Schichten, sondern 
häufiger in einzelnen Parthien, welche theils eine auf die andere 
folgen, theils einander durchsetzen. 


Systematik u. Pflanzengeographie. (Oekonomische Botanik.) 275 


5. Jedenfalls steht die Vertheilung der Bodenarten in keinem 
Zusammenhange mit klimatischen Linien. 

6. Der Tschernosem ist die typische Steppenbodenart, welche 
nie unter Wald gestanden hat. Er trägt die Steppenformation, indem 
eben die eigentliche Formation der Tschernosemsteppe an die „schwarze 
Erde“ gebunden erscheint. 

7. Die Tschernosemähnlichen Bodenarten waren alle mit Wald 
bedeckt. Die ursprünglichen Wälder waren Nadelhölzer oder Laub- 
hölzer. Eigentliche Steppenformation trifft man hier nicht an, wohl 
aber Abhänge mit Steppenpflanzen („Distributio exoeeica“).*) 

8. Die grauen, hellgrauen und weisslichen Bodenarten waren 
ursprünglich mit Nadelhölzern bestanden. Steppenpflanzen-Abhänge 
giebt es in diesen Gebieten nicht. 

9. Der mit Wald bedeckte Tschernosem bleibt nicht ohne Ver- 
änderung, und zwar wird er nicht reicher an Humus, sondern 
ärmer. 

10. Diese Beraubung des Tschernosem vollzieht sich, indem 
1. der Humus zersetzt und 2. seine Struktur zerstört wird. 

11. Beide Processe gehen genau parallel, indem die Zersetzung 
an denjenigen Theilen beginnt, welche am meisten der atmos- 
phärischen Luft ausgesetzt sind, also an der Oberfläche, unmittel- 
bar unter der Waldstreu und dann in denjenigen Ritzen und Spalten, 
welche in die Tiefe führen. 

12. Im Verlaufe des ersten Stadiums, wodurch der Tschernosem 
verhältnismässig wenig verändert wird, bilden sich die tschernosem- 
ähnlichen Bodenarten. 


13. Die grauen Uebergangsbodenarten bilden sich im Verlaufe 
des zweiten Stadiums der Verschlechterung des Tschernosem, wobei 
er einer gründlichen Veränderung unterzogen wird, indem sich seine 
Struktur verändert hat und er ärmer an Humus geworden ist, be- 
sonders in den oberen Schichten, während sich in der Tiefe eine 
weissliche aschenähnliche Materie gebildet hat. 


14. Die hellgrauen Bodenarten bilden das letzte Stadium der 
Verschlechterung des Tschernosem und sind sowohl durch ihre 
Struktur charakterisirt, als auch durch die grosse Anhäufung von 
weisslicher aschenähnlicher Materie in der Tiefe, an der Grenze des 
Untergrundes. 


15. Die weisslichen Bodenarten sind das End-Derivat des 
Tschernosem. Die weissliche aschenähnliche Materie erfüllt Alles 
und von der ursprünglichen Tschernosem-Struktur und dem Steppen- 
Humus ist keine Spur mehr vorhanden, dagegen findet man häufig 
verfaulte wurzelähnliche Reste im lehmigen Untergrunde. 


16. Der sich an der Oberfläche des Waldes ansammelnde und 
durch das Verfaulen der Waldstreu allmählich bildende Humus unter- 
scheidet sich von dem Tschernosem-Humus durch seine geringe Dauer- 


*) Vergl. das Referat über Korschinsky, Einige Angaben über die nördliche 
‘Grenze des Steppengebietes in den östlichen Landstrichen Russlands. (Botan. 
Centralbl. Bd. XXXII. 1887. p. 267—269.) 


15* 


276 Systematik u. Pflanzengeographie. 


haftigkeit, durch sein leichtes Zusammenhalten und wohl auch durch. 
seine chemische Zusammensetzung. 

17. Desshalb kann auch die verfaulte Waldstreu nicht zu den. 
ständigen Bodenbestandtheilen gerechnet, sondern muss als eine zu- 
fällige Beimischung des Bodens betrachtet werden. 

18. Wälder sind überhaupt nicht im Stande, einen ständigen 
Humus zu bilden. Jeder ständige Humusgehalt des Waldbodens 
muss deshalb als ein Derivat des Tschernosem betrachtet werden. 

19. Es giebt desshalb nur zwei Elemente der erwähnten Boden-- 
arten: der ständige Humus, ein Element der Steppe, und die weiss- 
liche, aschenähnliche Materie, ein Element des Waldes. 

20. Demgemäss lassen sich auch in dem durchforschten Ge- 
biete nur zwei Bodenarten unterscheiden, beruhend auf den beiden 
Elementen, und ihnen entsprechend auch zwei Pflanzenfacies: 

I. Der Tschernosem, die typische Erde der Steppen- 
facies, charakterisirt durch das Ueberwiegen des ständigen Humus- 
gehaltes und durch seine Struktur und durch die Abwesenheit der- 
weisslichen, aschenähnlichen Materie. 

II. Der weissliche Boden, die typische Erde der Wald- 
facies, charakterisirt durch die Abwesenheit des ständigen Humus- 
gehaltes und der Tschernosemstruktur und durch das Ueberwiegen 
der weisslichen, aschenähnlichen Materie. 

Zwischen beiden unterscheidet dann K. noch: Uebergänge 
(graue Bodenarten), welche sich theils mehr dem Tschernosem,. 


theils mehr dem weisslichen Boden nähern. 
v. Herder (St. Petersburg). 


Mortresor, W., Uebersicht der Flora des Kiew’schen 
Lehrbezirkes, d. h. der Gouvernements Kiew, Podo- 
lien, Wolhynien, Tschernigow und Poltawa.* ®°. 
Heft 3. p. 1328. (Sep.-Abdr. aus Memoiren der Kiewer- 
Naturforschergesellschaft. Kiew 1886/87.) [Russisch.] 

Da wir erst jetzt (November 1888) das zwar schon im Jahre 1887 
erschienene 3. Heft im zweiten verbesserten Abdruck erhielten, der 
vom Verf. auf eigene Kosten hergestellt wurde, weil der erste 
Abdruck zu viel sinnstörende Druckfehler enthalten hatte, so gelangen 
wir auch jetzt erst dazu, über dieses Werk zu referiren. Verf., 
‚welcher sich seit dem Jahre 1377 mit der botanischen Durchforschung 
des genannten, ziemlich ausgedehnten Lehrbezirkes und in den letzten 
Jahren mit der Zusammenstellung dieser „Uebersicht“ beschäftigt 
hat, wurde bei seiner Arbeit, wie er angiebt, von den Herren 
Lindemann, Schmalhausen und Trautvetter freundlichst 
unterstützt. Der Anordnung des Stoffes liegt das natürliche System 
von Trautvetter zu Grunde und werden danach die Pflanzen 


in folgender Weise klassificirt: 
I. Thallophyta. Confervaceae 1, Nostochineae 1, Fungineae 10, Lyco- 
perdaceae 5, Exosporieae 1, Ustilagineae 1, Cyphelleae 2, Hypoxyloneae 1, 


*) Vergl. das Referat über Schmalhausen’s Flora von Südwestrussland. 
(Botan. Centralbl. Bd. XXVII. 1886. p. 103—107.)- 


Systematik u. Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 277 


Pezizese 1, Nidularineae 1, Lichenes 10, Characeae 2, II Gymnosporae. 
Riecieae 1, Marchantieae 1, Jungermanniaceae 1, Encalypteue 1, Funarieae 1, 
Fontinales 1, Disceleae 1, Hypneae 2, Sphagneae 1, Polytricheae 1, Polypodia- 
ceae 17, Ophioglosseae 3, Lycopodiaceae 4, Equisetaceae 7. II. Athalamicae. 
Salviniaceae 1. IV. Gymnospermae. Abietaceae 3, Cupressaceae 1, Lorantha- 
eeae 2. V. Monocotyledones. Araceae 1, Najadaceae 2, Lemnaceae 5, 
Potamogetonaceae 10, Callaceae 1, Cyperaceae 40, Typhaceae 5, Acoraceae 1, 
Graminaceae 97, Juncaceae 6, Juncagineae 3, Veratreae 3, Colehicaceae 1, Lilia- 
ceae 2, Methonicaceae 4, Smilacaceae 6, Asphodelaceae 21, Asparagaceae 2, 
Butomaceae 1, Alismaceae 4, Iridaceae 8, Amaryllidaceae 1, Hydrocharidaceae 2, 
Orchidaceae 26. VI. Dieotyledones. Ceratophyllaceae 4, Callitrichaceae 3, 
‚Salicaceae 21, Thymelaeaceae 3, Chenopediaceae 32, Amarantaceae 5, Sclerantha- 
ceae 2, Urticaceae 6, Moraceae 1, Polygonaceae 21, Cannabinaceae 2, Sangui- 
sorbaceae 3, Betulaceae 4, Ulmaceae 3, Santalaceae 3, Hippuridaceae 1, Aristo- 
lochiaceae 2, Juglandeae 1, Cupuliferae 6, Ranunculaceae 44, Paeoniaceae 2, 
Anacardiaceae 2, Crassulaceae 7, Potentillaceae 27, Rosaceae 6, Spiraeaceae 5, 
Drupaceae 10, Berberidaceae 1, Papilionaceae 65, Alsinaceae 15, Silenaceae 37, 
Fraxinaceae 1, Rutaceae 2, Oxalidaceae 2, Monotropaceae 1, Pyrolaceae 5, Erica- 
ceae 5, Aceraceae 4, Linaceae 8, Elatinaceae 2, Hypericaceae 6, Lythraceae 6, 
Dietamnaceae 1, Balsaminaceae 1, Euphorbiaceae 12, Staphylaeaceae 1, Tribula- 
.ceae 1, Geraniaceae 11, Celastraceae 2, Tiliaceae 2, Paronychiaceae 6, Portu- 
lacaceae 2, Resedaceae 1, Papaveraceae 6, Fumariaceae 7, Cruciferae 74, Droseraceae 
4, Parnassiaceae 1, Tamaricaceae 1, Violaceae 10, Cistaceae 1, Malvaceae 14, 
Apocynaceae 2, Asclepiadaceae 2, Labiatae 72, Borragineae 30, Polygaleae 6, 
Lentibulariaceae 3, Verbenaceae 1, Plantagineae 6, Staticaceae 5, Primulaceae 10, 
Cuscutaceae 6, Orobanchaceae 4, Polemoniaceae 1, Oleaceae 2, Convolvulaceae 2, 
Gentianaceae 5, Menyanthaceae 2, Solanaceae 17, Serophulariaceae 43, Nymphaea- 
ceae 2, Pomaceae 8, Rhamnaceae 2, Ampelidene 2, Hippocastaneae 1, Saxifraga- 
ceae 1, Grossulariaceae 4. 
v. Herder (St. Petersburg). 


-Geyler, 'Th. und Kinkelin, F., Öberpliocäne Flora aus den 
Baugruben des Klärbeckens bei Niederrad und der 
Schleuse bei Höchst am Main. (Abhandlungen, heraus- 
gegeben von der Senckenbergischen Naturf. Gesellschaft.) 4°. 
47 pp. und 4 Tafeln. Frankfurt am Main 1887. 


Die Resultate der Untersuchungen sind folgende: 

1. Zu den 1375 von Sandberger aufgeführten Pliocänbildungen, 
Deutschlands kommen zwei weitere pliocäne Becken, dasjenige 
von Hanau - Gross - Steinheim - Seligenstadt und dasjenige von 
Niederrad-Flörsheim. 

2. Wie es schon die Untersuchungen Ludwig's klar gelegt haben, 
so bestätigt es sich aus den in oben genanntem Becken ge- 
fundenen Pflanzenresten, dass das damalige Klima ein dem 
heutigen sehr ähnliches war. 

3. Die an Früchten besonders reichen pliocänen Flötzchen des 
Klärbeckens und der Höchster Schleusenkammer setzen sich 
aus hauptsächlich 4 Gruppen zusammen: 

a) aus ausgestorbenen Formen, welche man mit Arten aus 
der heutigen europäischen Flora nicht identificiren kann; 


es sind dieses: 
Frenelitis Europaeus, Pinus Askenasyi, Pinus Ludwigi, Abies Löhri, 
Picea latisquamosa, Fagus pliocaenica, Potamogeton Miqueli. 


278 Palaeontologie. 


b) aus ausgestorbenen Formen, die unter recenten nordameri- 
kanischen Arten ihre nächsten Verwandten haben, es sind: 
Liquidambar pliocaenicum, Nyssites obovatus, N. (?) ornithobromus, 
Juglans globosa. 
c) aus Formen, welche mit recenten nordamerikanischen Arten 
identisch sind: 
Taxodium distichum, Pinus Strobus, Juglans cinerea, Carya Illio-- 
noensis, C, ovata, C. (?) alba. 


d) aus Formen, welche heute noch in Europa leben: 

Pinus montana, P. Cembra, Abies (?) pectinata, Picea vulgaris, 
Corylus Avellana, Betula alba. 

e) als einzige, vielleicht aus dem Orient wieder nach Europa 
eingeführte Species: Aesculus (?) Hippocastanum (in Thess- 
alien, wild von Th. von Heldreich gefunden. Ref.), 
welche Ende des Pliocän und im Quartär noch in Europa 
einheimisch gewesen zu sein scheint. 

Von diesen deuten auf ein kälteres Klima, als eben hier 
herrseht: Pinus montana, die Krummholzföhre, welche heute haupt- 
sächlich nur im Gebirge, in den Alpen und Karpathen lebt, und 
Pinus Cembra, die Zirbelkiefer, welche nach den Alpen Europas. 
und Nordasiens in bedeutendere Höhen sich zurückgezogen hat. 
Dagegen verweist die Mehrzahl der übrigen Arten auf ein Klima, 
welches sich von dem jetzigen nicht gar zu sehr entfernen dürfte, 
wenn auch die Temperatur im Ganzen etwas wärmer und die. 
Feuchtigkeit etwas grösser gewesen sein mag. 


Frenelitis Europaeus steht den obigen Pflanzenformen fremdartig 
gegenüber, da die ihm am nächsten stehende recente Gattung eine 
australische ist. 


Aus der hier beschriebenen Flora könnte man noch eine Gruppe 
herauslösen, deren Bestandtheile im Oligocän und Miocän der 
Wetterau u. s. w. wurzelt. Man kann als solche betrachten: 
Liquidambar, Fagus, Nyssites, Junglans (Carya), Taxodium etc., 
Nadelhölzer, an denen man mehrfach, z. B. an Pinus-Arten, Form- 
ähnlichkeiten erkennen könnte; diese hatten sich auf ihrer Wanderung 
vom Norden schon zur Untermiocänzeit, ja schon im Oberoligocän 
eingestellt (Winterhafen bei Frankfurt, Salzhausen und Hessenbrücken, 
Münzenberg, Flörsheim), manche mit amerikanischem Anklang wie 
Sequoia. 

4. Fast Dreiviertel der Höchst-Klärbecken-Flora sind dem kalten 
Klima, welches der Pliocänzeit folgte, erlegen, da die dortige 
Gegend von zwei mächtigen Eisfeldern in die Mitte genommen 
wurde; es sind dies: 

a) die ausgestorbenen Arten Frenelitis Europaeus, Pinus Aske- 
nasyi, Pinus Ludwigi, Abies Loehri, Picea latisguamosa, 
Fagus pliocaenica, Po otamogeton Miqueli; 

b) die in Europa jetzt fehlenden, in Amerika aber einheimischen 
Pinus Strobus, Juglans cinerea, die verschiedenen Hickory- 
nüsse, auch Ziguidambar in etwas anderer Form, ebenso 
Juglans globosa, deren Nachkommen wohl die Juglans nigra 
ist; hierzu wird auch Nyssites gerechnet werden können. 


Palaeontologie. 219 


In Nordamerika haben sich diese letzteren Bäume zum Theil 
in derselben, zum Theil in etwas veränderter Form erhalten, da sie 
dem zur Diluvialzeit auch dort vom Norden vordringenden Eise 
nach Süden ausweichen konnten, um nach dem Schmelzen der 
ungleich ausgedehnteren nordamerikanischen Eismassen ihr ehe- 
maliges Gebiet wieder zu erobern oder in demjenigen, in welches 
sie zur Diluvialzeit eingezogen waren, zu bleiben. 

Durch Menschenhand sind nun freilich Pflanzen, die zur Pliocän- 
zeit der Flora angehörten, aus Nordamerika wieder in die europäische 
Flora versetzt worden, wie Pinus Strobus, Juglans nigra etc. 

Einige Typen, welche Nordamerika wohl auch zur Pliocänflora 
nicht angehört haben, erhielten sich in Europa über die Pleistocän- 
zeit bis heute und haben sich daher auch in interglaeialen Ab- 
lagerungen Mittel-Europas vorgefunden, wie Pinus montana, Corylus 
Avellana ete. 

5. Beim Vergleiche der Pliocänflora der dortigen Gegend mit der 
anderer fällt vor Allem auf: 

a) dass sie an Nadelhölzern die weitaus reichste ist, dass ihr 
aber trotzdem der fast allen europäischen Oberpliocänfloren, 
so auch der Wetterauer, Steinheim-Seligenstädter und der 
Pfälzer zugehörige Pinus Cortesii fehlt. 

Im Klärbecken-Höchster-Becken wurden 11 verschiedene Nadel- 
hölzer durch ihre Früchte unterschieden, von Gross-Steinheim 5, 
von welchen nur eine Art der Sammlung von Geyler fehlt, von 
der Wetterau nur 3, da drei von Ludwig aufgestellte Arten nur 
eine, nämlich die Pinus Cortesii darstellen, auf welche jene drei von 
Sandberger bezogen werden; von den 3 Arten der Wetterau 
befindet sich auch eine in der Sammlung der Autoren — Pinus 
montana Müll. = brevis Ludw. — eine Ludwig’sche Art, Pinus 
disseminata, ist nur durch Samen vertreten. Ob diese auch der 
Klärbecken - Höchster Flora angehört, kann man nicht behaupten 
und nicht verneinen, da nur wenige der gefundenen Zapfen Samen 
enthielten. 


Mit der Steinheimer Flora hat diejenige von Rotenham und 
Höchst 4 Arten gemein, mit der Wetterauer S—9. Jene sind: 

Frenelitis Europaeus, Pinus Ludwigi, Pinus Strobus und Picea latisquamosa; 
die mit der Wetterauer Flora geineinsamen sind: Pinus montana, Potamogeton 
Miqueli (?), Betula alba, Corylus Avellana var., Nyssites obovatus, Juglans globosa 
und (?) Carya. 

b) Dass keine der bisher bekannten Oberpliocänfloren so reich 
an nordamerikanischen Arten ist, als die von Klärbecken- 
Höchst, dass aber letzterer Flora (abgesehen von Aesculus 
Hippocastanıum) die kleinasiatischen Formen fehlen, auf welche 
Ludwig bei Beschreibung seiner Wetterauer Pliocänflora 
hinweist, so dass unsere Floren doch vielleicht nicht als 
mannichfaltiger zu bezeichnen sind, als die Wetterauer; 
übrigens möchte manche Ludwig’sche Bestimmung nicht 
zuverlässig sein, wie man dieses an Pirus Schnittspahm, 
tumida und resinosa, Pinus brevis und an Taxus trieicatricosa 
sehen kann. 


280 Palaeontologie. 


Die Wälder, welche die pliocänen Wasser im Gebiete des 
untersten Mainlaufes umsäumten, hatten demnach, verglichen mit 
denjenigen der mittleren Wetterau, eine wesentlich verschiedene 
Zusammensetzung und zwar nicht allein qualitativ, sondern auch 
quantitativ, da mehrere den beiden Becken gemeinsame Arten in 
der Wetterau zu den Seltenheiten gehören: 

Pinus montana = brevis, Corylus Avellana var. bulbiformis und inflata, 
Juglans cinerea var. Goepperti, Potamogeton Miqueli, Carya, im südlicheren 
Becken hingegen zum Theil die zahlreichsten Reste wie Juglans einerea, Corylus 
Avellana und Carya. 


6. Die Flora aus der jüngsten Pliocänzeit wird durch die vor- 
liegende Untersuchung in dreifacher Weise bereichert: 


a) Durch die neuen Arten: 
Pinus Askenasyi, Abies Loelhri, Fagus pliocaenica, Liquidambar 
pliocaenicum, Rhizomites Spletti, Rh. Moenanus, Potamogeton Miqueli. 


b) Durch den Nachweis einiger recenter Formen: 

Pinus Cembra, Abies (?) peetinata, Picea vulgaris, Larix Europaea, 
Carya Illinoensis, C. ovata, C. alba (?). 

c) Dadurch, dass eine bisher für oligocän gehaltene Flora sich 
als oberpliocän erwiesen hat; von dieser Steinheimer Flora 
hat sich unter den Nadelhölzern nur Pinus Steinheimensis 
nicht im Klärbecken oder in der Höchster Schleuse vor- 
gefunden. 

Als oligocäne Pflanzen sind somit zu streichen alle allein nur 
von Gross-Steinheim von Ludwig in Pal. VIII aufgeführten und 
von ihm daselbst beschriebenen Arten: 

Frenela Europaea Ludw. = Frenelitis Europaeus Ludw. spec., Thuja 
Roessleriana Ludw. = Pinus Strobus L., Th. Theobaldana Ludw. = Pinus 
Strobus L.. Pinus oviformis Ludw. = P. Ludwigi Schimper, P. Steinheinensis 
Ludw. — P. Abies latisgquamosa Ludw. Picea latisquamosa Ludw. spec., 
Populus duplicata serrata Ludw., Betula arcuata Ludw., Quercus Steinheimensis 
Ludw., Fraxinus spee., Prumus Russana Ludw. 

Gänzlich in Fortfall kommen demnach: 

Thuja Roessleriana, Th. Theobaldana, Pinus oviformis, Frenela Ewaldiana. 

Die Flora von Niederrad nnd Höchst besitzt noch ein ganz 
besonderes Interesse, weil sie den Ausgangspunkt der pliocänen 
Periode zu bezeichnen scheint und als vermittelndes Glied zwischen 
dem Ende der Tertiärperiode und der nun anbrechenden Quartär- 
zeit sich hinstellt. Eine nicht unbedeutende Zahl, wie es scheint, 
erloschener Typen, eine Reihe anderer Formen, welche aus der 
Tertiärzeit noch herüberreichen, wie Taxodium, Lignidambar oder 
auch Nyssites, geben Veranlassung, neben lithologisch-stratigraphischen 
Gründen, diese Flora noch zum Oberplioeän , als Ausläufer der 
Tertiärperiode hinzustellen. Aber schon sind die Formen unter- 
mischt mit einer bedeutenden Anzahl von Pflanzentypen, welche 
sonst in quartären resp. interglacialen Fundstücken auftreten. So 
insbesondere Juglans cinerea, welche neuerdings von Sordelli als 
Leitpflanze für das Quartär hingestellt wurde. so die verschiedenen 
Coniferen-Arten, welche sich z. B. auch in den Schieferhöhlen der 
Schweiz wiederfinden, ferner die zahlreich auftauchenden Früchte 
der Haselnuss u. s. w., alles Typen, welche den Uebergang zur 
lebenden Flora vermitteln. E. Roth (Berlin). 


Palaeontologie. 281 


Ettingshausen, €. v. und Standfest, F., UeberMyricalignitum 
Ung. und ihre Beziehungen zu den lebenden Myrica- 
Ar te en. Mit 2 Tafeln. (Denkschriften der Kaiserl. Akademie 
der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-naturwissenschaftliche 
Klasse. Bd. LIV. 1888.) 


Aus den pflanzenführenden Schichten von Parschlug, sowie 
Schoenegg bei Wies in Steiermark wurde namentlich durch Ettings- 
hausen ein überaus reiches Material der Wissenschaft aufgeschlossen. 
Der Reichthum der genannten Lokalitäten an Resten (Blätter und 
Fruchtstände) von Myrica lignitum Ung. und die ausserordentliche 
Variabilität*) der Myrica lignitum-Blätter an Grösse und Gestalt 
musste zu einer genauen Untersuchung geradezu einladen. 


Die Verff. geben zunächst die bisher in der Litteratur mangelnde 
Zusammenstellung der mannigfachen Formen der Myrica lignitum 
und daran knüpfen sie die Erörterungen über die genetischen Be- 
ziehungen zu den jetzt in verschiedenen Welttheilen lebenden Myrico- 
Arten. 

Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Blätter von Myrica 
lignitum von lederartiger Konsistenz sind, einen ziemlich langen 
Stiel und eine lanzettliche Spreite von durchaus nicht beständiger 
Randbeschaffenheit besitzen. Primärnerv deutlich, gegen die Spitze 
hin verschmälert, Sekundärnerven unter wenig spitzen Winkeln 
(manchmal nahezu ein rechter) entspringend, zahlreich, ungleich- 
werthig (zwischen zwei stärkeren gewöhnlich ein schwächerer ein- 
geschaltet), Nervation bogenläufig, vielleicht sogar schlingläutig. 
Bei den meisten gezähnten Blättern tritt insofern eine Complication 
ein, als stärkere Aeste der Sekundärnerven sich in die Randzähne 
begeben und dort enden. 


Es lassen sich neun Blatttypen unterscheiden: 

I. Die Blätter von kleinen Dimensionen, der Rand entbehrt meist aller 
Einschnitte oder er ist wellenförmig hin und her gebogen bis undeutlich 
gezähnt. Man kann in dieser Abtheilung unterscheiden: parvifolia, brevi- 
folia, angustifolia, angustissima. 

II. Blätter von sehr bedeutenden Dimensionen, sonst wie I. Sie zerfallen in 
longifolia nnd grandifolia. 

III. Blätter von mittleren Dimensionen. Eintheilung in integrifolia, subintegra 
undulata, subdentata, dentieulata und apocynoides. Letztere so genannt, 
weil sie durch sehr zahlreiche und einander sehr genäherte Sekundärnerven - 
an die Blätter der Apocyneen erinnern. 

IV. Blätter von mittleren Dimensionen, deren Rand deutliche Einschnitte trägt: 
dentata, remote dentata, serrata, argute serrata und crenata. 

V. Blätter mit sehr grossen, manchmal selbst wieder gezähnten Zähnen. Man 
unterscheidet sie als grandidentata, grosse dentata und duplico-serrata, 

VI. Blätter mit lappigen Abschnitten: sublobata und lobata. 

VI. Breite Blätter, welche in latifolia und obovata eingetheilt werden. 

VIII. Diese Abtheilung umfasst die alata (weil sich die Spreite zu beiden Seiten 
des Stieles ziemlich weit nach abwärts verfolgen lässt), die acuminata 
und die longe petiolata. 

IX. Irregularia, das sind unregelmässig und nur auf einer Seite gezähnte Blätter, 
und faleiformia (pathologisch). 


*) Die Formen sind durch lückenlose Uebergänge mit einander verbunden, 
was dafür spricht, dass man es an genannten Lokalitäten, wirklich nur mit einer 
Myricaspecies zu thun hat. 


2832 Palaeontologie. — Teratologie u. Pfianzenkrankheiten. 


Die aus den Blattformen ableitbaren genetischen Beziehungen: 
der wichtigsten recenten Myrica-Arten zur Myrica lignitum sind die 
Banden: 


. Myrica Aethiopica L. (Südafrika). Die ganzrandigen Blätter erinnern auf- 

fallend an die Formen angustifolia und angustissima. 

. M. Cale (Europa und Nordamerika) lehnt sich vorzüglich an die Formen 
parvifolia und brevifolia an. 

3. M. cerifera (Nordamerika). Die Früchte der M. lignitum lassen sich am 
besten mit denen von M. cerifera vergleichen. Von Parschlug ist ein 
Blattrest bekannt, an welchem deutlich die Reste eines Wachsüberzuges- 
zu sehen sind. Mit M. cerifera lassen sich in Verbindung bringen die 
Blattformen: integrifolia, subintegra, undulata, subdentata, dentata und. 
remote dentata. 

4. M. serrata Lam. (Südafrika) steht wahrscheinlich in genetischer Besiäkinn 
zur Form grandidentata. 

5. M. Caroliniana Willd. (Nordamerika) ist als eine posttertiäre aus der M. 
cerifera bervorgegangene Art zu betrachten. 

6. M. Pennsylevanica Lam. ist von den Formen duplico serrata und sub- 
lobata herzuleiten. 

7. M. querecifolia L. ist von den Formen der VI. Abtheilung (lobata etc.) 
ableitbar. 

S. M. Faja L. (Nordamerika) ist mit den Formen alata und grandifolia, M. 

sapida Wall. (Nepal) mit der Form grandifolia in Zusammenhang zu 

bringen. 

M. integrifolia Roxb. (Silhet) und M. tinctoria Ruiz (Peru) dürften sich 

nicht von M. lignitum ableiten. 


td 


de) 


Krasser (Wien). 


Woronin, M., Ueber die Sklerotienkrankheit der Vacei- 
nieen-Beeren. (Memoires de ’Acad&mie imperiale des sciences 
de St. Petersbourg. Serie VII. Tome XXXVI. No. 6.) Fol. 49 
pp. Av. 10 planch. St. Petersbourg 1888. 


Die sklerotienbildenden Pilze können als takultative und obligate: 
Parasiten unterschieden werden. Erstere entwickeln ihre Sklerotien 
in den Stengeln oder Blättern der Wirtspflanze, letztere in den 
Blüten resp. jungen Fruchtknoten. Hierher gehören die bekannten 
(laviceps-Arten — und die Sklerotinien der Vaccinieen. Der 
Erste, welcher auf diese Krankheit aufmerksam wurde, war 
J. Schröter. Er fand 1579 in den sog. „weissen Heidelbeeren“ 
das Sklerotinm der von ihm so benannten Peziza baccarum, züchtete 
daraus den Becherpilz, konnte aber eine vermuthete Conidien- 
fruktifikation nicht beobachten. 

Vert. fand 1884 in Finnland alle einheimischen Vaceinieen 
vom Pilz befallen, nämlich ausser Vaceinium Myrtillus auch V. Vitis 
idaea, V. oxyeoccos und V. uliginosum. Es gelang ihm, bei allen 
vieren die Entwicklung ihres eigenthümlichen Schmarotzers voll- 
ständig klarzulegen. Eine ausführliche Darstellung giebt er von 

Selerotinia Vacciniüi Woronin, dem Pilz der Preisselbeeren- 
krankheit. Im Frühjahr erkranken junge Triebe. Der Stengel 
wird etwas unterhalb der Spitze welk, schrumpft zusammen und 
trocknet ein. Dabei wird er gelbbraun bis schwarz. Meist biegt 
er sich mit der Spitze bogenförmig nach unten. Die ansitzenden 
Blätter erkranken von der Basis an in gleicher Weise, doch bleibt 
die Spitze oft grün im Gegensatz zur schwarzbraunen Basis. Das: 


Teratologie u. Pflanzenkrankheiten. 283 


Umgekehrte kommt nicht vor, Beweis, dass die Krankheit vom 
Stengel aus in den Blattnerv hineingeht. Zu gegebener Zeit erhalten 
Stengel und Hauptnerven einen weisslichen, schimmelartigen Ueber- 
zug von angenehmem Mandelgeruch, dies ist die Conidienfrukti- 
fıkation. 

Die Untersuchung des erkrankten Stengels ergab, dass die 
Pilzwucherung vom Centrum zur Peripherie fortschreitet. Die vom 
Pilz befallenen Gewebe des Holz- und Markkörpers schrumpfen 
unter Braunfärbung. Am meisten leidet die Cambiumschicht, in der 
sich der Parasit mit Leichtigkeit verbreitet; sie schrumpft zusammen 
und trennt sich vom Holzkörper. Dem Vordringen des Pilzes zur 
Rinde geht die an der Braunfärbung der Zellen erkennbare Ab- 
tödtung derselben voraus. Der Pilz hat also das Eigenthümliche, 
dass er die umgebenden Gewebe der Wirtspflanze erst vergiftet, 
bevor er sie zum Zwecke der Aussaugung bewohnt. 

Vom Cambium aus dringen nun die Hyphen zwischen und in 
die Rindenelemente ein, nehmen an Dicke zu, verzweigen sich bei 
reicher Querwandbildung und konstituiren schliesslich in der ganzen 
Dicke der äusseren Rindenzone einpseudoparenchymatisches 
Polster, in welchem die braunen, abgestorbenen Rindenzellen in 
unregelmässig concentrischen Reihen eingelagert sind. Meist ent- 
wickelt sich das Stroma bloss einseitig, wodurch das Umbiegen des 
Stengels verursacht wird. Die Cutieula wird endlich unter dem 
Druck des Stromas gesprengt, die Hyphen treten hervor und bilden 
Conidien. 

Die Conidienbildung ist nun sehr eigenthümlich. Die aus 
dem Stroma hervorwachsenden Fruchthyphen sind von Anfang an 
mit konstanten, gleich weit von einander entfernten Einschnürungen 
ohne Querwand versehen ; die Lumina aller Glieder gehen unmittelbar 
in einander über. Sobald aber die Fruchthyphe das Spitzenwachsthum 
eingestellt hat, zerfällt der ganze Plasmakörper in so viel Theile, 
als Glieder im Faden vorhanden sind. Jeder Plasmatheil umgiebt 
sich mit einer feinen Membran, die der äusseren, gemeinschaftlichen 
„primären“ Membran dicht anliegt. An der Einschnürungsstelle 
des torulösen Fadens bildet sich folglich eine aus zwei feinen 
Lamellen bestehende Querwand; dieselbe ist in der Mitte beiderseits 
mit einem Tüpfel (?) versehen. Durch jene Tüpfel werden nun 
aus beiden Nachbarzellen Zellstoffmassen ausgeschieden, die sich in 
Form eines kleinen Doppelkegels zwischen die Querwandlamellen 
einlagern, letztere nach innen wölben und bestimmt sind, die reifen 
Conidien von einander zu trennen. Verf. giebt ihnen daher den 
Namen „Disjunctor“. 

In Folge des Drucks der sich vergrössernden Disjunetoren 
zerreisst endlich die „primäre“ Membran ringsum, die Conidien 
strecken sich und nehmen citronenförmige Gestalt an. Sie hängen 
jetzt nur noch lose vermittelst der Disjunetoren zusammen, eine 
leichte Erschütterung lässt die reifen Conidien auseinanderfallen. 

Conidienbestäubung. Durch Wind und Insekten werden 
die reifen Conidien auf die Narben der Vaceiniumblüten übertragen. 
Vom Narbensekret ernährt, treiben sie septirte Schläuche den Griffel- 


284 Teratologie u. Pflanzenkrankheiten. 


kanal hinab in den Fruchtknoten und schmiegen sich den Placenten 
fest an. Sie umwachsen in reicher Verzweigung die Ovula, ersticken 
dieselben, und das Hyphengeflecht füllt die Fruchtknotenfächer 
völlig aus. In dem Parenchym zwischen den Fächern und der 
äusseren Epidermis der Beere ist vom Pilz noch keine Spur. 

Das Sklerotium entsteht nun folgendermassen: Die an die 
Fruchtknotenwand anstossenden Hyvhen ordnen sich zu einer 
Pallisadenschicht. Die dünnwandigen Scheitelflächen der 
Pallisaden entsenden 1 oder 2, selten mehrere Zweige in das 
Parenchym der Fruchtknotenwand. Diese verzweigen sich inter- 
cellular weiter, durchwuchern das ganze Perikarp bis zur Oberfläche 
vollständig und zehren es aus. Während nun die Hyphen in der 
Fruchtknotenwand sich immer dichter verflechten, fängt das Pilz- 
gewebe im Innern der Fächer an lockerer zu werden, bis es fast 
ganz verschwindet. Das zanze Pilzgewebe rückt förmlich vom 
Centrum zur Peripherie, und das fertige Sklerotium bestelıt jetzt 
aus den Pallisadenschichten der Fruchtfächer und der Pilzmasse 
des Perikarps, zerfällt demnach in zwei distinkte Zonen, die 
äussere und innere Markzone. Letztere ist natürlich durch 
die Scheidewände des Fruchtknotens diskontinuirlich. 

Aeusserlich unterscheiden sich die erkrankten Vaceinium-Beeren 
anfangs nicht von den gesunden. Erst beim Reifen, wenn die gesunden 
Beeren rothı werden, nehmen die erkrankten eine schmutzig gelb- 
braune Farbe an, die allmählich in dunkles Kastanienbraun über- 
geht. Gleichzeitig trocknet die dünne Oberhaut ein, schmiegt sich 
dem Sklerotium fest an, und jede der braunen, dürren, „mumi- 
ficirten“ Preisselbeeren nimmt zuletzt die Gestalt eines miniatüren, 
4- oder 5-rippigen, melonenartigen Körpers an. Die Gefässbündel 
der Fruchtknotenwand werden merkwürdigerweise vom Sklerotium 
nie eingeschlossen, sie verlaufen meridional über die schwarze 
Sklerotiumkugel von einem Pole zum audern. 

Weiter als in die Beeren dringt der sklerotiumbildende Pilz 
niemals ein, die kleinen Fruchtstiele der Preisselbeeren sind frei 
davon. 

Die mumificirten Beeren fallen leicht von ihren Stielchen ab, 
das Sklerotium überwintert zwischen Laub und Moos, um im Früh- 
jahr zur Zeit der Schneeschmelze die Becher früchte auszutreiben. 
Noch unter dem schmelzenden Schnee — also bei ziemlich niedriger 
Temperatur — erfolgt in der äusseren Markzone des Sklerotiums 
die Anlage der Primordien. Ein Geschlechtsakt konnte nicht 
ermittelt werden. Sie sind in Vielzahl vorhanden, doch wachsen 
nur ein bis zwei zum Fruchtkörper aus. Letzterer setzt sich aus 
zwei verschiedenen Hyphenelementen zusammen. Die centralen, 
vom Primordium entspringenden bilden die Asci im Hymenium, 
die peripheren, dem Markgewebe des Sklerotiums entsprossten 
dienen zur Ausbildung der apothecialen Hülle und der Paraphysen. 

Die Apothecienbecher sind langgestielt, kastanienbraun, 
anfangs glockig, dann tellerförmig mit umgeschlagenem Rand. An 
der Basis des Stieles entstehen zottige „Rbizoiden“. Die Asci 
enthalten immer S fast gleich grosse Sporen, die sämmtlich keim- 


Neue Litteratur. 285 


fähig sind. Die Ejakulation der Sporen geschieht in bekannter 
Weise (Vergl. de Bary, „Morph. u. Biol. d. Pilze. 1884. p. 95). 
Ihre äussere Membranschicht ist gallertig. Die Infektion der jungen, 
diesjährigen Preisselbeerentriebe erfolgt Ende Mai. Die ausge- 
schleuderten Sporen haften an der jungen Epidermis, treiben durch 
die äussere Membran derselben (nie durch Spaltöffnungen) einen 
bis zwei Keimschlänche hinein, die direkt zum Gefässbündel hin- 
streben, um sich darin anzusiedeln und fortzuentwickeln, bis centri- 
fugales Wachsthum wieder zur Conidienbildung hinstrebt. 

Dies ist die Entwicklungsgeschichte der Selerotinia Vaceinti. 
Verf. hat sie auch für die Sklerotinien der drei übrigen Vuceinium- 
Arten untersucht und im Wesentlichen damit übereinstimmend gefunden. 
Aus Mangel an Raum kann hier nicht weiter darauf eingegangen 
werden. Bemerkt sei nur, dass Verf. die Sklerotinien nicht für 
identisch hält, sondern in Rücksicht auf manche, namentlich auch 
die Ascosporen betreffende Differenzen je eine besondere Species 
aufstellt und zwar: 

Scelerotinia oxyeocci Wo. für Vaceinium oxyeoccos, 


Selerotinia baccarum Schr. „ n Myrtillus, 
Selerotinia megalospora Wo. „ 5 uliginosum. 
Bezüglich dieser muss auf die Abhandlung selbst verwiesen 
"werden. Horn (Cassel). 


Neue Litteratur. 


Geschichte der Botanik: 
Dangeard, P. A., Notice biographique sur J. Mori&re. (Joumal de Botanique. 
1889. No. 1.) 
Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 
Hoffmanu, Lehrbuch der praktischen Pflanzenkunde. 4. Auflage. Lief. 16/17. 
Fol. & 2 Tafeln mit 4 pp. Text. Stuttgart (C. Hofimann’sche Verlags-Buch- 


handlung [A. Bleil]) 1889. a M. 0.60. 

Wagner, H., Pflanzenkunde für Schulen. 9. Auflage. I. Kursus. 8°. VI, 

128 pp. Mit Abbild. Bielefeld (Velhagen und Klasing) 1889. M. 1.20. 
Algen: 


De-Toni, Intorno all’ identitä del Phyllactidium tropieum Möbius con la Hans 
girgia flabelligera De-Toni. (Atti della Reale Accademia dei Lincei. Ser. IV. 
Rendiconti. Vol. IV. 1888. p. 281.) 

Farlow, W. 6., New or imperfeetly known algae of United States. W. 2 plates. 
(Bulletin of the Torrey Botanical Club New-York. 1889. No. 1.) 

Johnson, T., Sphaerococcus eoronopifolius. With 1 plate. (Annals of Botany. 
1888. Nov. publ. Jan. 1889.) 

Studnicka, Franz, Beitrag zur Kenntniss der böhmischen Diatomeen. (Separat- 
Abdruck aus den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
in Wien. Jahrg. 1888.) 8°. 10 pp. Wien 1888. 

Pilze: 

Costantin, J., Recherches sur Cladosporium herbarum. (Journal de Botanique. 
1889. No. 1.) 

Errera, L., Les bacteries pathog&nes. (Bulletin scientifique de la France et 
de la Belgique. Sörie III. Annee I. 1888. No. 1.) 

Mancini, Imenomiceti viticoli. (Rassegna Nuova di viticoltura ed enologia della 
r. Scuola di Canegliano. Anno II. 1888. No. 14/15.) 

Trail, J. W. H., Peronosporeae of Orkney. (Scottish Naturalist. 1889. No, 1.) 


286 Neue Litteratur. 


Flechten: 
Macmillan, H., Lichens of Inverary. (Scottish Naturalist. 1889. No. 1.) 


Gefässkryptogamen: 
Campbell, D. H., Development of Pilularia. W. 3 plates. (Annals of Botany. 
1888. Nov. publ. Jan. 1889.) j 
Farlow, W. %., Apospory in Pteris aquilina. (l. c.) 
Sterns, E. E., Bulblets of Lycopodium lueidulum. (Bulletin of the Torrey 
Botanieal Club New-York. 1889. No. 1.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Farmer, J. B.. Development of endocarp in Sambucus nigra. (Annals of Bo- 
tany. 1888. Nov. publ. Jan. 1889.) 

Focke, W. O., Variationen von Melandryum album L. (Abhandlungen des 
Naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen. Bd. X. 1888. p. 434.) 

— —, Blumen und Insekten. (l. e. p. 437.) 

Giard, A., La castration parasitaire. Nouvelles recherches. (Bulletin scienti- 
fique de la France et de la Belgique. Serie III. Annee I. 1888. No. 1.) 

Hartog, M. M., Floral organogeny and anatomy of Brownea and Saraea, 
(Annals of Botany. 1888. Nov. publ. Jan. 1889.) 

Kerner von Marilaun, Anton, Ueber den Duft der Blüten. (Separat-Abdruck 
aus den Sitzungsberichten der k. k. zool,- botanischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. XXXVIIl. 5. Dec. 1888.) 

Licopoli, Sul polline dell’ Iris tuberosa Lin. (Atti della r. Accademia delle 
scienze fisiche e matematiche. Ser. II. Vol. II. 1888.) 

Lawes and @ilbert, On the present position of the question of the sources 
of the nitrogene of vegetation, with some new results, and preliminary notice 
of new lines of investigation. (Proceedings of the Royal Society London. 
Vol. XLIY. 1888. No. 268/269.) 

Murray, @.. and Boodle, L. A., Structural and systematice account of Struvea. 
With plate. (Annals of Botany. 1888. Nov. publ. Jan. 1889.) 

Ridley, H. N., Foliar organs of Utrieularia bryophila n. sp. With 1 plate. 
(l. ec.) 

Sanderson, On the electromotive properties of the leaf of Dionaea in the 
exeited and unexcited state. (Proceedings of the Royal Society London. Vol. 
XLIV. 1888. No. 268/269.) 

Sauvageau, C., Sur la racine du Najas. (Journal de Botanique. 1889. No. 1.) 

Schönland, S., Morphology of Viseum album. With ı plate. (Annals of 
Botany. 1888. Nov. publ. Jan. 1889.) 

Schunck, Contributions to the chemistry of Chlorophyll. III. (Proceedings of 
the Royal Society London. Vol. XLIV. 1888. No. 270.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Barrington aud Vowell, Report on the flora of the Shores of Lough Ree. 
(Proceedings of the Royal Irish Academy. Serie II. Science. Vol. IV. 1888. 
No. 6.) 

Beeby, W. H., On the flora of Shetland. Glyceria distans var. prostrata n. var. 
(Scottish Naturalist. 1889. No. 1.) 

Britton and Rusby, List of plants from Texas collected by Miss Croft. 
(Transactions of the New-York Academy of Science. Vol. VI. 1888. No, 1.) 

Britton, N. L., Plants colleetted by H. H. Rusby in 8. America. (Bulletin 
of the Torrey Botanical Club New-York. 1889. No. 1.) 

[Duguetia ? glabra, Trigyneia Boliviensis, Cardamine speciosa L., 
Sisymbrium ? Rusbyi, Cremalobus Bolivianus, Morisonia oblongifolia, Viola 
Boliviana, V. Bridgesii, V. thymifolia, Alsodeia ovalifolia spp. nn. all of 
Britton. Polygala Andina, P. formosa, Monnina Boliviensis spp. nn. 
of A. W. Benett.] 

Druce, 6. C., Plants of Peebleshire. (Scottish Naturalist. 1889. No. 1.) 

Focke, W. O0., Anmerkungen zur Gattung Potentilla. Hierzu Tafel VII. (Ab- 
handlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen. Bd. X. 1838. p. 
413.) 

Franchet, A., Note sur le Ranunculus chaerophyllos. (Journal de Botanique. 
1889. No. 1.) 


Nene Litteratur, 237 


Grant, J. F., and Bennet, Arthur, Flora of Cailhness, (Scottish Naturalist, 
1889. No. 1.) 

Haläcsy, Eugen v., Beiträge zur Flora der Landschaft Doris insbesondere des 
Gebirges Kiona in Griechenland. (Sep.-Abdr. aus den Verhandlungen der k. 
k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1888.) 8°. 22 pp. 1 TH. 
Wien (A. Hölder) 1888. 

Richter, Carl, Ueber den Bastard zwischen Senecio viscosus L. und S. silvaticus 
L. (Sep.-Abdr. aus den Sitzungsberichten der k. k. zoolog.-botanischen Gesell- 
schaft in Wien. Bd. XXXVIII. 1888. Dee.) 

Okubo, Samuro, On the plants of Sulphur Island. (Journal of the College of 
Science imperial University Japan in Tokyo. Vol. II. 1888. No. 2/3.) 

Phaenologie. 

Devalque, Etat de la vegetation & Andenne, & Gembloux, ALitge, A Spa et & 
Vielsalm le 20—21 avril 1888. (Bulletin de l’Academie r. des sciences de 
Bruxelles. Ser. III. Tome XV. 1888. p. 6.) 


Palaeontologie: 

Barrois, Note sur l’existence du genre Oldhamia dans les Pyrenees. (Annales 
de la Soeiete geologique du Nord & Lille. Tome XV. 1888. No. 3/4.) 

Gümbel, Algenvorkommen im Thonschiefer des Schwarz-Leogangthales bei Saal- 
felden. (Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. 1888. 
No. 9.) 

Ward, Evidence of the fossil plants as to the age of the Potomae formation. 
(American Journal of science. Vol. XXXVI. 1888. No. 212.) 

Williamson, On the organisation of the fossil plants of the coal measuses. 
Sr XV. (Proceedings of tbe Royal Society London. Vol. XLIV. 1888. 

No. 270.) 
Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 

Berlese, Lo sviluppo dei parassiti vegetali. (Bollettino della Societä veneto- 
trentina di scienze naturali. Tome IV. 1888. No. 2.) 

Cerletti, Le nuove infezioni filosseriche. (Bollettino della Societä generale dei 
viticoltori italiani. Anno III. 1888. No. 14.) 

De-Toni, Notizie sopra un caso di fasciazione caulina. (Bollettino della Societä 
veneto-trentina di seienze naturali. Tome IV. 1888. No. 2.) 

Griffiths, On degenerated specimens of Tulipa sylvestris. (Proceedings of the 
Royal Society of Edinburgh. 1883/87.) 

Prillieux, Esperienze sul trattamento del Blac-Roth. (Nuova Rassegna di viti- 
coltura ed enologia della r. Seuola di Conegliano. Anno II. 1888. No. 14/15.) 

Vines, S. H., Tubercles on roots of Leguminosae. (Annals of Botany. 1888. 
publ. Jan. 1389.) 

Ward, H. M., A lily-disease. With 5 plates. (l. c.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 

Abelous, La doctrine microbienne et la physiologie de l’apparail digestif. Apergu 
historique; recherches personnelles. (Gazette hebdomadaires de Montpellier. 
1888. 17, 24 novembre.) 

Alapy, H., Ueber das Verhalten der Wundinfektionserreger im Darme. (Wiener 
medieinische Wochenschrift. 1889. No. 1—3. p. 6—8, 59— 61, 98—100.) 

Arloing, S., Contribution & l’etude de la resistance de l’organisme aux microbes 
pathogenes, notamment des rapports de la necrobiose avec les effets de certains 
microbes. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. Tome CVII. 
1888. No. 27. p. 1167—1169.) 

Biasi, 6. de, Della febbre difterica senza difterite come cerisi dell’ infezione. 
(Riv. celin. e Beet 1889. No. 1. p. 49.) 

Bonizzardi, T., La palude ed i vari sistemi di coltivazione del riso in rapporto 
alla febbre intermittente ed alla eziologia delle febbri tifoidiche. (Giornale d. 
r. soc. ital. d’igiene. 1888. No. 11/12. p. 993—994.) 

Bossano, P. B., Attenuation du virus tetanique par le passage sur le cobaye. 
(Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVII. 1888. No. 27. 
p. 1172—1174.) 

Bujwid, 0., Wyniki poszukiwan bakteryjologieznych nad woda i powietrzem 
miasta Warszawy. [Bakteriologische Untersuchungen über Luft und Wasser 
der in Stadt Warschau.] (Przeglad lekarski, 1888. No. 44. p. 561—562.) 


28 


DR 


Neue Litteratur. — Inhalt. 


Capitan et Morau, Recherches sur les miero-organismes de l’estomac. (Compt. 
rendus de la Soeiete de biologie. 1889. No. 2. p. 25—26.) 


Crivelli, M., The mierobe of gonorrhoea. 


No. 31. p. 489—497.) 


(Austral. Medical Journal. 1888. 


Cntter, Ephraim, Food versus Bacilli in consumption. An open letter to his son, 


John Ashburton Cutter. 
Dee.) 8°. 23 pp. New York 1888. 


(Reprint from Virginia Medical Monthly. 1888. 


Di Mattei, E., Sulla trasmissione di aleune immunitä artifieiali della madre ai 


feti. 


(Bollettino d. r. Accad. di Roma. 1888. No. 8. p. 368—386.) 


Focken, Premiere liste des galles observ6es dans le nord de la France. (Revue 
biologique du nord de la France. 1888. No. 3.) 


Grancher et Deschamps, 


Recherches sur le bacille typhique dans le sol. 


(Archives de medecine exp£r. et d’anat. pathol. 1889. No. 1. p. 33—44.) 
Gilbert, A., et Lion, &., Deuxiöme note sur un microbe trouve dans un cas 


d’endocardite infectieuse. 
No. 2. p. 21—24.) 


(Comptes rendus de la Societe de biologie. 1889. 


Hansen, A., Systematische Charakteristik der medieinisch-wichtigen Pflanzen- 
familien nebst Angabe der Abstammung der wichtigeren Arzneistoffe des 


Pflanzenreichs. 8°. 56 pp. 
Kunsthandlung) 1889. 


Kamen, L., Die Syphilisbacillen im Auswurf. 


Würzburg (Stahel’sche Universitäts-Buch- und 


(Internationale klinische Rund- 


schau. 1889. No. 2/3. p. 65—69, 113—115.) 
Koränyi, F., Ueber Mischinfektion. (Termöszettudomänyi közlöny. 1889. Januar.) 


[Ungarisch.] 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 
Anderegg, F., Die Obst- und Gemüseverwerthung vom volkswirthschaftlichen 


Standpunkte. Vortrag. 8°. 


56 pp- Bern (K. J. Wyss) 1888. 


M. 0.70. 


Gladstone and Hibbert, The optical and chemical properties of caoutchoue. 
(Journal of the chemical Society London. 1888. No. 308.) 


&oemans, H. J., Le Rodgersia podophylla A. Gr. 


belge et etrangere. 1888. No. 11.) 
Schmidt, J. C., Der Gemüsebau. 8°. 
Voigt) 1889. 


(Revue de l’horticulture 


(Gartenbibliothek. Heft 2.) Leipzig (Hugo 


M. 0.75. 


Inhalt: 


Wissenschattliche Originalmit- 
theilungen. 
Lauterbach, Untersuchungen über Bau und 
Entwicklung der Sekretbehälter bei den 
Cacteen, p. 257. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaftten. 
Botanischer Verein in Lund. 
v1I. Sitzung am 18. November 1837. 
Jönsson, Entstehung schwefelhaltiger Oelkörper 
in den Mycelfäden von Penicillium glaucum. 
(Schluss), p. 264. 
VIII. Sitzung am 25. Februar 1888. 
Areschoug, Rubus obovatus G. Br. und R. cili- 
atus C. J. Lindeb., p. 268. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 270. 


Referate: 


Bornet et Flahault, Note sur deux nouveaux 
genres d’algues perforantes, p. 270. 

Britton, Plants eollected by H. H. Rusby in 
S. America, p. 286. 

Ettingshausen und Standfest, Ueber Myrica 
lignitum Ung. und ihre Beziehungen zu den 
lebenden Myrica-Arten, p. 231. 


Geyler und Kinkelin, Oberpliocäne Flora aus 
den Baugruben des Klärbeckens bei Nieder- 
rad und der Schleuse bei Höchst am Main, 
p- 277. 

Heimerl, Die Bestäubungseinrichtungen einiger 
Nyctaginaceen, p. 273. 

Korschinsky, Ueber die Bodenarten und über 
geologische Forschungen im Jahre 1886 in 
den Gouvernements Kasan, Samara, Ufa, 
Perm und Wijatka, p. 274. 

Kronfeld, Zur Blumenstetigkeit der Bienen 
und Hummeln, p. 273. 

Lagerheim, Mykologisches aus dem Schwarz- 
wald, p. 271. 

— — Neue Beiträge zur Pilzflora von Freiburg 
und Umgebung, p. 271. 

Mortresor, Uebersicht der Flora des Kiew’schen 
Lehrbezirkes, d. h. der Gouvernements Kiew, 
Podolien, Wolhynien, Tschernigow und Pol- 
tawa, p. 276. 

Schurig, Der Botaniker, p. 270. 

Trelease, Description of Lycoperdon Missou- 
riense n. sp., p- 271. 

Woronin, Ueber die Sklerotienkrankheit der 
Vaeeinieen-Beeren, p. 282. 


Neue Litteratur, p. 285. 


Ausgegeben: 26. Februar 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


Band XXXVL. No.10 Jahrgang X. 


Acttk 
ga er i ET 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes, 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 10. Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 3 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret- 
behälter bei den ÜCacteen, 
unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse 
der letzteren. 
Von 


Dr. Carl Lauterbach 


aus Breslau. 
Mit 2 Tafeln. 
(Fortsetzung.) 
IV. Subsetosae. 
M. dolichocentra Lem. 
V. Centrispinae. 
M. applanata Engelm. 7 
VI. Angulares. 


M. Webbiana Sem. 
crocidata Lem. 
Emundtsiana Hort. + 


Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1839. Bd. XXXVI. 19 


290 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


WE 
31. Bockül Foerst. f 37 " 
viridis S. } 
„ Aystrie Mart. 7 d 
Durchmesser der Gänge 0,084 bis 0,140 mm. Maasse der 
Zellen: 0,070 X 0,112 X 0,084 mm. 
M. Foersteri Muelenpf. 7 
pyrrhocephala Schdw. ; 
centricirra Lem. } 
„ Hopferiana Lke. 7 
glauca Dietr. ; 
cirrifera Mart. + 
angularis O.7 
subangularis DC. 
megacantha S. 
Neumanniana Lem. 
Krameri Muehlenpf. 7 
pentacantha Pfr. 
.magnimamma Haw. 
gladiata Mart. 7 
Zuecariniana Mart. 7 
Durchmesser der Gänge 0,112 mm. 
Maass der Zellen O, 196 X 0,224 x 0,196 mm. 
Gänge am reichsten in dem chlorophyliführenden Parenehym 
entwirk A meist die Gefässbündel begleitend. 
M. macracantha DC. T 
VII. Stelligerae. 
M. subechinata S. 
anguinea O. 
rufocrocea 8. 
elongatu DU. 
stella aurata Mart. 
graeilis Pfr. 
VIII. Aulacothelue. 
M. raphidacantha Lem. 7 
Milchsaftführende Gänge von 0,070 bis 0,140 mm Durchmesser, 
welche in typischer Weise im Rinden- und Chlorophyliführenden 
Parenchym verlaufen. 


” 


” 


M. macrothele Mart. 
enthält keine milchsaftführenden Gänge, aber zahlreiche Schleimzellen. 
Maasse derselben: 0,210 X 0,352 X 0,210 oder 
0:72 > 0.1327° 0112 mm. 

Maass der Zellen: 0,056 X 0,084 X 0,078 mm. 

Unter der Epidermis findet sich im Hypoderma eine zusammen- 
hängende Schicht von Quadratoktaedern. 

Drüsen, von rother Farbe und plattgedrückt kugeliger Form, 
stehen bis zu dreien m den Axillen. Dieselben sondern einen 
wasserhellen Schleim ab. Sie bestehen aus einer mit hyaliner 
Cutieula versehenen Epidermis, die nur lose aufsitzt und sich ab- 


ARE 


a a Fun A ee 


ef, 
[en 


el 


Lauterbach,Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 291 


hebt, im Innern aus sehr kleinzelligem inhaltsreichen Gewebe. Sie 
sitzen einem Gewebepolster auf, in welchem mehrere Gefässstämme 
endigen, während Schleimzellen in grosser Zahl dieses im Körper 
liegende Gewebepolster umgeben. 

M. elephantidens Lem. 

„ macromeris Engelm. 

Dem äusseren Ansehen nach unterscheiden sich die milchsaft- 
führenden Arten von den andern einmal durch die dunkelblau- 
grüne (glauke) Färbung ihres Körpers, durch die glatte Epidermis 
und durch die nur in verhältnissmässig geringer Zahl vorhandenen 
und unscheinbar gefärbten Stacheln. 

Die Arten ohne Milchsaft besitzen dagegen eine hell- oder 
auch graugrüne mehr matte Färbung, zum Theil höckerig vor- 
gewölbte Epidermiszellen, sehr zahlreiche, meist weisse oder bunte, 
in manchen Fällen haarartige Stacheln, die den Körper fast gänz- 
lieh decken und einhüllen. Eine Ausnahme hiervon macht eben 
die Gruppe der Aulacothelae, welche ihrem äusseren Ansehen nach 
nach obiger Definition zu den milchsaftführenden Gruppen zu 
rechnen sein würde. 

Unwillkürlich kommt man nach dieser Betrachtung zu dem 
Schluss, dass der Milehsaft eine Art Schutzmittel gegen die An- 
griffe der Thierwelt bildet. 


Melocactus communis DC. 


Schleimzellen sind in geringer Anzahl vorhanden. 

Maass derselben: 0,280 X 0,560 X 0,360 mm. 

Maasse der Zellen: 0,280 X 0,196 X 0,210 mm. 

Die Längsachse der Schleimzellen liegt horizontal. Sie finden 
sich nur im Rindenparenchym. Krystallzellen zahlreich, die Kry- 
stalldrusen von 0,140 mm Durchmesser halten in ihrer für die 
Gattung charakteristischen Form ungefähr die Mitte zwischen denen 
von Pelecyphora und Opuntia. Sie sind sternförmig, mit der 
Grundform des monoklinen Prismas, doch ist die Hauptaxe des 
Prismas kürzer, als bei Opuntia, im Folge dessen die Spitzen nicht 
so hervortreten. In dem sehr stark entwickelten, sklerenchymatisch 
ausgebildeten Hypoderma von grosser Festigkeit sind massenhaft 
prismatische Einzelkrystalle eingelagert. 

Fasst man die Tribus der Melocacteae zusammen, so besitzen 
Anhalonium und Pelecyphora weder milchsaftführende Gänge, noch 
Schleimzellen, dagegen charakteristische Krystalldrusen, Melocaetus 
ausser charakteristischen Drusen auch Schleimzellen. 

Bei den Mammillarien deckt sich das anatomische Verhalten 
nicht ganz mit der oben angeführten Gruppen-Eintheilung; während 
den Longimammae, Orinitae, Subsetosae und Stelligerae die milch- 
saftführenden Gänge fehlen, sind sie bei den Centrispinae und 
Angulares vorhanden. Nicht so gleichmässig verhalten sich die 
noch übrigen zwei Gruppen. Von den Heteracanthae enthält M. 
nigra milchsaftführende Gänge, während sie den übrigen untersuchten 
Arten der Gruppe fehlen. Noch abweichender gestaltet sich das Ver- 
hältniss bei den Aulacothelae; M. raphidacantha und macromeris 

19? 


292 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


führen Milchsaft, elephantidens besitzt keine Sekretbehälter und 
M. macrothele ıst die einzige Mammillarie, welche Schleimzellen 
führt. Da sie auch durch die eigenthümlichen Drüsen gänzlich von 
den übrigen Mammillarien abweicht, so wurde diese Art nebst 
einigen andern ebenfalls Drüsen tragenden unter dem Gattungs- 
namen „Coryphantha* von Lemaire abgezweigt, welche Abzweigung 
nach Obigem auch vom anatomischen Standpunkt wünschenswerth 
erscheint. 
Echinocacteae. 


Malacocarpus corynodes 8. 


enthält zahlreiche Schleimzellen im Chlorophyll führenden Rinden- 
und Mark-Parenchym ; am häufigsten sind dieselben in den Kanten. 
Ihre Grösse beträgt 0,168 X 0,210 X 0,224 mm. Die Grösse 
der Zellen: 0,140 X 0,184 X 0,198 mm. Die Längsachse liegt 


horizontal. 
Astrophytum myriostigma Lem. 


Weder Schleimzellen noch milchsaftführende Gänge vorhanden. 
In den Zellen des Hypoderma findet sich je ein sehr regelmässiges- 
Quadratkoktaeder, Epidermis Wachs absondernd. 


Echinocactus Lk. et Otto. 


Echinocactus eylindraceus Engelm. 

(Gruppe der Cephaloidei), Sekretbehälter fehlen. 

E. electracanthus Lem. (Macrogoni). 

Krystallzellen fehlen im Parenchym. In dem stark collen- 
chymatisch entwickelten .Hypoderma findet sich in jeder Zelle je 
eine sphaerokrystallähnliche Druse, welche aus sehr kleinen Kry- 
ställchen besteht, so dass bei tausendfacher Vergrösserung ihre 
Krystallform noch nicht erkennbar ist. 


E. Lecontei Engelm. (Uncinat:i.) 

Massenhafte Krystallzellen mit Drusen von 0,028 bis 0,210 mm 
Durchmesser im Rindenparenchym; im chlorophyliführenden 
Parenchym nur vereinzelt und klein. Grundform der Drusen 
prismatisch. In dem starken, collenchymatisch entwickelten Hypo- 
derma in jeder Zelle je eine sphaerokrystallähnliche Druse. 


E. crispatus D.C. (Stenogon:). 
Zahlreiche Krystallzellen mit Drusen von 0,070 mm Durch- 
messer im Rindenparenchym. Hypoderma nicht entwickelt. 


E. Öttonis Lehm. (Microgoni.) 

Massenhafte Schleimzellen im Rindenparenchym. 

Maasse derselben: 0,238 X 0,280 X 0,210 mm. Maasse der 
Zellen: 0,238 X 0,168 X 0,140 mm. Längsachse horizontal 
liegend, Krystallzellen mit eigenthümlichen Drusen, denen ein 
monoklines Prisma mit sehr langer Hauptaxe zu Grunde liegt. 

E. gracillimus Lem. (Microgoni) halbjährige Pflanze. Sekret- 
behälter fehlen. 

E. Monvilleie Lem. (Hypogoni),. Im chlorophyliführenden 
Parenchym zahlreiche Schleimzellen. 


ol- 


Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 293 


Maasse derselben: 0,210 X 0,420 X 0,200 mm. Maasse der 
Zellen: 0,112 X 0,140 X 0,110 mm. Krystallzellen fehlen. 

Für die Gattung Echinocactus charakteristisch ist die Aus- 
bildung des Hypoderma’s, das sehr stark und collenehymatisch 
entwickelt ist, während in jeder Zelle desselben sich je eine Sphaero- 
krystallähnliche Druse befindet. 

Wenn diese typische Entwickelung nicht bei allen unter- 
suchten Gruppen nachgewisen werden konnte, so lag dies wohl 
lediglich an dem zu geringen Alter der verwendeten Exemplare, 
welches ca. 3 bis 5 Jahre betrug, während die Pflanzen mit ent- 
wickeltem Hypoderma Originalexemplare von vielleicht 10 bis 
30 Jahre Alter waren. Die Entwickelung des Hypoderma und 
die Anhäufung von Krystalldrusen in demselben schreitet bis zu 
einem gewissen Alter vor, worauf dann ausserhalb des Hypoderma’s 
Korkentwiekelung eintritt, während das Hypoderma nach und nach 
undeutlich wird. Die Ausbildung des Hypoderma’s zeigt eine 
gewisse Aehnlichkeit einmal mit Melocactus, in zweiter Linie mit 
den noch zu betrachtenden Opuntien. Schleimzellen wurden bei 
E. Ottonis Lehm. aus der Gruppe der Mierogoni gefunden, während 
E. gracillimus Lem. derselben Gruppe solche nicht besitzt. Schleim- 
zellen enthält ferner E. Monvillei Lem. 

Fasst man die Tribus der Echinscacteae zusammen, so sieht 
man, dass hier milchsattführende Gänge nicht auftreten. Dieselben 
fehlen auch allen noch folgenden Tribus.. Schleimzellen finden 
sich bei Malacocarpus und bei dem im äusseren Habitus sehr 
ähnlichen Echinocactus Ottonis, ferner bei E. Monwillei. Astro- 
phytum schliesst sich durch das Fehlen von Schleimzellen und die 
Beschaffenheit des Hypodermas eng an die übrigen Zchino- 
cacteen an. 

Cereastreae. 
Leuchtenbergia prinecipis Fisch. 

In den Zellen des collenchymatisch entwickelten Hypoderma 
liegt je ein sehr regelmässig ausgebildeter Sphärokrystall von 
0,014 bis 0,070 mm Durchmesser. ‘Im Parenchym sind verzweigte 
intercellulare Gänge vorhanden von 0,028—-0,042 mm Durchmesser. 
Dieselben verlaufen nach .der Peripherie zu zwischen den Zellen 
‚des Hypoderma bis an die Epidermiszellen. In dem untersuchten 
Exemplar enthielten sie wenig Inhalt, doch schien derselbe dem 
Milchsaft der Mammillarien analog zu sein. Im inneren Gewebe 
finden sich vereinzelte Krystallzellen mit Sphaerokrystallen von 
0,042 bis 0,098 mm Durehmesser mit runzlicher Oberfläche. 


Echinopsis Zuce. - Ä 


Echinopsis Dwvallü (Tubereulatae). 
Schleimzellen sind zahlreich in Rinde und Mark vorhanden. 
Sie zeigen körnige Struktur mit deutlicher Schichtung und ent- 
halten Vakuolen. Oxalatdrusen fehlen. Die Maasse der Schleim- 
zellen betragen 0,280 — 0,220 —- 0,168 mm und stimmen die- 
selben an Grösse genau mit den gewöhnlichen Zellen, überein. 


294 Lanterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Caeteen. 


E. Eyriesiü Zuce. (Costatae). 

Schleimzellen finden sich nur in geringer Menge im Chloro- 
phyll führenden Parenchym und im Mark, im Rindenparenchym 
fehlen sie gänzlich. Am grössten ist ihre Zahl in den Kanten. 
Maasse der Schleimzellen: 0,126 X 0,154 X 0,180 mm, jmit der 
Grösse der übrigen Zellen übereinstimmend. In den Kanten ver- 
einzelte Oxalatdrusen. 


Pilocereus Russellianus hort. ber. 

Sehr zahlreiche Schleimzellen im Chlorophyll führenden Pa- 
renchym, Rinde und Mark. 

Maasse derselben: 0,140 X 0,154 x 0,210 mm, 

Maasse der Zellen: 0,140 X 0,098 X 0,112 mm. 


Längsachse horizontal. Oxalatdrusen fehlen. 


Cereus Haw. 
Cereus eriophorus Hort. berol. (Sulcati). 


Schleimzellen im Chlorophyll führenden Parenehym zahlreich ; 
Maasse derselben: 0,140 X 0,140 X 0,168 mm, 
Maasse der Zellen: 0,098 X 0,084 X 0,098 mm. 


C. Peruvianus Haw. (Angulati). 


Schleimzellen in Rinde und Mark nicht sehr zahlreich. 
Maasse derselben: 0,224 X 0,210 X 0,322 mm, 
Maasse der Zellen: 0,168 X 0,252 X 0,350 mm. 


C. Bazxaniensis Karw. (Articulati). 
Scehleimzellen nur im Mark vorhanden. 


Maasse derselben: 0,140 X 0,168 X 0,280 mm, 
Maasse der Zellen: 0,070 X 0,112 X 0,140 mm. 
Die Längsachse der Schleimzellen liegt vertikal, sie enthalten 
sehr zahlreiche kleine Quadratoktaeder. 


©. flagelliformis Haw. (Radicantes). 
Massenhafte grosse Schleimzellen in der Rinde, zahlreiche 
kleinere im Mark. 
Maasse der Schleimzellen in der Rinde: 0,182 X 0,168 X 0,140 mm. 
im Mark: 0,054 X 0,070 X 0,050 mm. 

Maasse der Zellen : 0,084 X 0,084 X 0,070. 
C. grandiflorus Haw. (Radicamtes). 
(Grosse Schleimzellen in der Rinde, kleinere im Mark. Maasse 
derselben in der Rinde: 0,360 — 0,490 — 0,602 mm, 
im Mark: 0,154 — 0,140 — 0,182 mm. 
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,140 — 0,168 mm. 

In Rinde und Mark Krystallzellen. 


C. speciosissimus DC. (Radicantes). 
Massenhafte grosse Schleimzellen in Rinde und Mark. 


Maasse derselben: 0,280 — 0,224 — 0,350 mm, 


Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbebälter d. Cacteen. 295 


Maasse der Zellen: 0,140 — 0,182 — 0,210 mm. 
Oxalatdrusen von 0,070 bis 0,154 mm Durchmesser. In den 
Schleimzellen Sphaerokrystalle. 


Echinocereus Engelm. 


Echinocereus cinerascens DC. (Lophogoni). 
Schleimzellen im ganzen Körper zahlreich vorhanden. 


Maasse derselben: 0,112 — 0,210 — 0,168 mn, 

Maasse der Zellen: 0,196 — 0,224 — 0,140 mm. 

Im Rindenparenchym Krystallzellen häufig mit Krystalldrusen 
von 0,126 mm Durchmesser; mitunter finden sich sehr regelmässige 
Einzel-Oktaeder von 0,112 mm Durchmesser. 


E. Spachianus Lem. (Proliferi). 
Grosse Schleimzellen im ehlorophyllführenden Parenchym zahl- 
reich, in Rinde und Mark vereinzelt. 
Maasse derselben: 0,210 — 0,294 — 0,332 mm, 
Maasse der Zellen: 0,182 — 0,163 — 0,112 mm. 
Die Schleimzellen enthalten Quadratoktaeder. 


Ein Rückblick auf die Cereastreae ergibt, dass mit Ausnahme 
von Leuchtenbergia Schleimzellen stets vorhanden sind. Durch das 
Vorkommen von intercellularen Gängen, deren Inhalt nieht ge- 
nügend festgestellt werden konnte, schliesst sich diese Gattung eng 
an die Mammillarien an, während sie in der Ausbildung des Hypo- 
dermas den Echinocacteae ähnelt. Ausserdem besitzt sie wohl 
die grössten bis jetzt bekannten Sphaerokrystalle.. Die Schleim- 
zellen treten in chlorophyliführendem Rinden- und Mark-Parenchym 
auf und erreichen die grösste Entwicklung im ersteren, nur selten 
im Rindenparenchym. Nur in der Gruppe der Artieulati (C. 
Bazxaniensis) sind die Schleimzellen auf das Mark beschränkt. 


Phyllocacteae. 
Phyllocactus Link. 


Phyllocaetus Ackermanni Haw. 


Sehr zahlreiche Schleimzellen in Rinde und Mark. 
Maasse derselben: 0,140 — 0,120 — 0,154 mm, 
Maasse der Zellen: 0,140 — 0,084 — 0,098 mm. 
Grosse Krystallzellen häufig. 


Ph. anguliger Lem. 


Schleimzellen liegen fast alle unter der Epidermis, ganz ver- 
einzelt in der Rinde, fehlen im Mark. 

Maasse derselben: 0,098 — 0,154 — 0,200 mm, 

Maasse der Zellen: 0,154 — 0,168 — 0,196 mm. 

Ein Fall, in dem die Schleimzellen kleiner als die übrigen 
Zellen sind. Krystallzellen finden sich vereinzelt. 


296 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter.d, Cacteen. 


Epiphyllum Pfeiff. 
Epiphyllum truncatum Haw. 


Schleinizellen zahlreich, nach den Kanten des Sprosses an 
Menge zunehmend. 

Maasse derselben: 0,140 — 0,196 — 0,112 mm, 

Maasse der Zellen : 0,140 — 0,112 — 0,084 mm. 


E. Russellianum Hook. var. Gaertneri Hort. 


Schleimzellen sehr zahlreich, in manchen Fällen zusammen- 
stossend und scheinbar Gänge bildend, in der Grösse sehr variirend. 

Maasse derselben: 0,084 — 0,140 — 0,120 mm bis 

0,168 — 0,182 — 0,252 mm, 

Maasse der Zellen: 0,112 — 0,182 — 0,084 mm. 

In den Schleimzellen kleine Gruppen von Quadratoktaedern. 
Krystallzellen besonders im Mark häufig, Sphaerokrystalle von 
0,126 mm Durchmesser enthaltend. 

Für die Tribus der Phyllocacteae ergibt sich folgendes Re- 
sultat: Schleimzellen, die an Grösse die übrigen Zellen nur wenig 
übertreffen, durchsetzen Rinde und Mark und häufen sich besonders 
in den Kanten an. 


Ichipsalideae. 
Ihipsalis Gärtn. 
Rhipsalis pachyptera Pfr. (Alatae). 


Vereinzelte Schleimzellen m der Rinde. 

Maasse derselben: 0,196 — 0,196 — 0,098 mm, 

Maasse der Zellen: 0,140 — 0,140 — 0,112 mm. 

Krystallzellen vereinzelt, regelmässige Drusen enthaltend, denen 
ein monoklines Prisma zu Grunde liegt. 


Pen. paradoxa S. (Angulosae). 
Keine Schleimzellen vorhanden; in der Rinde grosse Krystall- 
zellen in Menge. 
Rh. Cassytha Gaertn. (Zeretes). 


Schleimzellen im Rindenparenchym häufig. 

Maasse derselben: 0,084 — 0,084 — 0,165 mm. Längsachse ver- 
tikal. Maasse der Zellen: 0,084 — 0,084 — 0,095 mm. Krystall- 
zellen mit sternfürmigen Krystalldrusen von 0,056 mm Durch- 
messer. 


?h. mesembryanthemoides Haw. (Articuliferae). 
Schleimzellen sehr zahlreich vorhanden. 
Maasse derselben: 0,140 — 0,112 — 0,152 mm, 
Maasse der Zellen: 0,098 — 0,126 — 0,140 mm. 
In den Schleimzellen Quadratoktaeder. Krystallzellen selten. 
Rh. salicornioides Haw. (Articuliferae). 


Schleimzellen in Rinde und Mark zahlreich. 


Sadebeck, Zur Frage über Nag-Kassar von Mensua ferrea. 297 


Maasse derselben: 0,140 — 0,182 — 0,224 mm, 
Maasse der Zellen : 0,056 — 0,098 — 0,084 mm. 
Krystallzellen häufig sternförmige Drusen mit der Grundform 
eines monoklinen Prismas enthaltend. 
(Fortsetzung folgt.) 


Zur Frage über Nag-Kassar von Mesua ferrea. 


Eine kurze Berichtigung 
von 
Prof. Dr. Sadebeck, 


Direktor des Hamburgischen botan. Museums und botan. Laboratoriums für 
Waarenkunde. 


In No. 7. p. 219 des Botanischen Centralblattes d. J. referirt 
T. F. Hanausek einen von ihm selbst in der Pharmaceutischen 
Post, 1888, No. 27 publieirten Artikel „Ueber Nag-Kassar von 
Mesua ferrea“: in diesem Referat finden sich aber einige Irr- 
thümer, welche sich auf meine in dieser Sache gegebenen Angaben 
beziehen, so dass ich mich zu den nachfolgenden faktischen Be- 
richtigungen veranlasst sehe. 

Hanausek schreibt daselbst, dass er Mesua salicina Pl. & Tr. 
in der Litteratur nur als eine Varietät von Mesua ferrea angeführt 
findet. Dieser Behauptung ist die Thatsache entgegen zu halten, 
dass J. E. Planehon und J. Triana in ihrer Arbeit: Memoire 
sur la famille des Guttiferes (Ann. d. se. nat. Ser. IV. Bot. T. XV. 
1861. p. 302) Mesua salicina als neue Species aufstellen 
und mit einer Diagnose versehen. Als synonym wird am Ende 
der Diagnose ganz ausdrücklich Mesua ferrea var. P angustifolia 
Thw. Enum. pl. Zeyl. p. 50 angeführt. Auch ©. Müller (Wal- 
pers. Annales botanices systematicae. T. VI. p. 358) nimmt hier- 
von Akt und bezeiehnet Mesua salicina Pl. & Tr. als No. 5 der 
bis dahin bekannten 8 Mesua-Arten. Ob nun Mesua salicina in 
der That eine nach unseren heutigen Vorstellungen sogen. „gute 
Species“ ist, involvirt eine Frage, auf welehe ich demnächst in 
ausführlicherer Form zurückzukommen gedenke; so viel aber steht 
fest, das Hanausek’s Berufung auf die Litteratur mit den that- 
sächlichen Befunden der Litteratur im Widerspruch steht. 

Am Schlusse des qu. Referates fügt Hanausek noch folgende 
Anmerkung hinzu, welche ich hier wörtlich wiedergebe: „Sade- 
beek fand in den Pollen von Mesua salicina Harzgänge, die auch 
in der Droge vorkommen; bei M. ferrea sollen sie fehlen.“ Diesem 
gegenüber hebe ich zunächst hervor: „Ich habe bis jetzt 
nirgends etwas über die Beschaffenheit des Pollen 
von Mesua-Arten veröffentlicht; ich muss mich also 
auf das Entschiedenste dagegen verwahren, dass ich 
je so etwas gesagt, d. h. dem qu. „Pollen“ Harz- 
gänge zugeschrieben haben sollte“, wie Hanausek 
angibt. Ueber den Bau der Antheren von Mesua aber habe ich 


298 Botanischer Verein in Lund, 


nur an einer Stelle (Bot. Centralbl. Bd. XXXV1. 1888. p. 350) eine- 
— vorläufige — Mittheilung gegeben, welche in ihrer kurzen 
Form wörtlich lautet: „Die mikroskopische Untersuchung ergab, 
dass sie” —- nämlich die in Frage stehenden Antheren von Mesua 
aus Ceylon — „zu Mesua salicina Pl. zu ziehen sind, deren Con- 
nectiv keine Harzgänge führt, während die Connective von Mesua 
ferrea L. 3—4 um den centralen Bündelstrang gruppirte Harz- 
gänge enthalten.“ Ich konstatire demnach, dass ich von „Pollen“ 
überhaupt nicht gesprochen habe; wie kommt also Hanausek 
dazu, mir eine derartige Unterstellung zu machen, dass ich in dem 
„Pollen“ „Harzgänge“* beobachtet hätte? Man könnte vielleicht 
annehmen wollen, dass diese Behauptung auf einen Schreib- 
fehler Hanausek’s zurückzuführen sei, demzufolge das Wort 
„Pollen“ an Stelle des richtigen Wortes „Conneetiv“ ge- 
braucht worden wäre; aber auch diese Annahme ist nicht möglich, 
denn dann würden — gemäss der Hanausek schen Anmerkung 
— ja gerade den Connectiven von M. salicina von mir Harzgänge 
zugeschrieben werden, denen von Mesua ferrea aber nıcht, während 
ich doch das Gegentheil gefunden habe (man vergl. oben). Es 
liegt mir fern, der Ursache so unbegreiflicher Missverständnisse, 
wie sie in der Hanausek’schen Anmerkung eumulirt sind, nachzu- 
forschen; ich hatte aber die Pflicht der möglichst schnellen Berichti- 
gung, wobei ich nochmals auf den oben angegebenen 36. Band des 


Bot. Centralbl. 1888. p. 350 verweise. 
Hamburg, Botanisches Museum, 17. Febr. 1889. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botanischer Verein in Lund. 
(Fortsetzung. 

R. Balfourianus wurde zuerst von Bloxam benamnt (in Fase, 
of Rubi, zufolge Babington, Brit. Rubi), welcher jedoch, so viel 
dem Vortr. bekannt ist, die Art nicht beschrieben hat. Vortr. hat 
auch keine derjenigen Exemplare gesehen, welche von ihm zuerst aus- 
gegeben worden sind. Dagegen hat Vortr. sowohl von Bloxam selbst 
später Exemplare der betr. Species bekommen, als auch auf einer 
Exceursion in England in seiner Gesellschaft eine Form gesammelt, 
welche von ihm als ächter R. Balfourianus bezeichnet wurde und 
in jeder Beziehung mit den von ihm mitgetheilten Exemplaren 
übereinstimmte. Auch Briggs hat dem Vortr. die nämliche Form. 
aus dem südwestlichen England geschickt mit der Angabe, dass sie 
von Bloxam als R. Balfourianus bestimmt worden sei. 

Vortr. glaubt also mit gutem Grunde annehmen zu können, 
dass diese Form Bloxam’s ursprünglicher R. Balfourianus ist. 
Andererseits aber ist ohne Zweifel RR. eiliatus Lindeb. genau dieselbe 
Form, weil er, kurz gesagt, in fast den kleinsten Details, auch durch 


Botanischer Verein in Lund. 299 


die haarigen Staubbeutel, damit übereinstimmt. Es bleibt dann zu 
untersuchen übrig, ob Babington, der zuerst den R. Balfourianus 
beschrieben hat, ebenfalls diese Form vor sich gehabt hat. 

Babington’s Beschreibung (The Brit. Rubi. p. 225) giebt 
zwar nicht das für /2. ciliatus am meisten Charakteristische an und 
kann demnach zu Zweifeln berechtigen, ob die letztere Form vorzugs- 
weise oder ausschliesslich der Beschreibung zu Grunde gelegen hat. 
Dieser Mangel an Uebereinstimmung rührt aber nicht so sehr davon 
her, dass die in der Beschreibung angegebenen Charaktere nicht 
auf unsere Form passen, sondern vielmehr daher, dass einer oder 
der andere der kennzeichnendsten Charaktere übersehen wurde. Denn 
vergleicht man seine Beschreibung mit derjenigen des Vortr. über 
dieselbe Art (l. ec.) oder mit Lindeberg’s von R. ciliatus, so 
wird man eine sehr grosse Uebereinstimmung finden in Betreff der 
Bekleidung und Bewaffnung der Turionen, der Farbe und Form 
der Blättchen, der Inflorescenz, der sich bald aufrichtenden Kelch- 
blätter u. s. f. Allerdings giebt Babington an, dass die Kron- 
blätter, Filamente und Griffel roth sind, was. bei dem typischen 
R. eiliatus nicht der Fall ist, aber auch in Schweden kommt eine 
roth blühende Varietät dieser Art vor und wird von Lindeberg 
(l. e.) beschrieben. Der Charakter, welcher in Babington’s Be- 
schreibung das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen R. 
Balfourianus und corylifolius auszumachen scheint, ist, dass bei 
ersterem die Kelchblätter die reife Frucht umschliessen, während 
sie bei dem letzteren zurückgeschlagen sind. Auch die übrigen 
englischen Rubologen, welche diese beiden Arten zu der Gruppe 
von R. corylifolü führen, die keine oder nur wenige gestielte Glandeln 
hat, unterscheiden sie hauptsächlich durch dieses Merkmal, in Folge 
dessen auch andere Formen als Z. ciiatus zum R. Balfourianus 
gezogen werden. So führt Babington selbst (l. c. p. 255) unter 
R. Balfourianus die von Billot Fl. Gall. et Germ. exsiec. No. 1471 
unter dieser Benennung mitgetheilte Form an, die ohne Zweifel 
unserem R. Wahlbergüi viel näher steht. Dass jedoch auch Babington 
zu I. Balfourianus dieselbe Form gerechnet hat, die Lindeberg 
später R. ciliatus nannte, geht nicht nur aus der Beschreibung hervor, 
sondern auch daraus, dass er erwähnt (]. c. p. 259), von Professor 
Joh. Lange in Kopenhagen unter dem Namen R. dumetorum 
W. & N. eine Form bekommen zu haben, die bei: Apenrade in 
Schleswig gesammelt wurde. die zufolge Babington „exacly 
the AR. Balfourianus“ ist. Nur kommt R. ciliatus gerade 
in dieser &egend von Schleswig vor und Vortr. hat eben vom Prof. 
Lange unter dem Namen AR. dumetorum eine Form bekommen, 
die wohl nicht von Apenrade, sondern von Helsingör auf Seeland 
stammt, welche aber der typische AR. ciliatus ist. 

Auch von anderen Seiten her hat Vortr. 2. eiliatus. unter dem 
Namen R. Balfourianus bekommen, so aus Cheshire im westlichen 
England von G. E. Hunt und aus verschiedenen Orten im west- 
lichen Frankreich von Gaston Genevier. 

Weil Bloxam, wie Vortr. hier. ausführlich nachzuweisen gesucht 
hat, mit seinem R. Balfourianus dieselbe Form gemeint hat, welche 


300 Botanischer Verein in Lund. 


ein paar Decennien später vonLindeberg R. eiliatus genannt wurde 
und weil Babington, sowie mehrere andere Rubologen, z. B. 
Briggs, Hunt und Genevier, auf dieselbe Weise den R. 
Balfourianus aufgefasst haben, so muss den allgemein angenommenen 
Gesetzen für Nomenclatur zufolge der von Bloxam gegebene Name 
für die betreffende sog. Art behalten bleiben und die Benennung 
Lindeberg’s fortfallen. 

R. Balfourianus scheint im westlichen und mittleren Europa 
sehr verbreitet zu: sein. Zu den oben erwähnten Vorkommnissen 
kann auch das auf Rügen zugefügt werden (zufolge Ex. in Marsson’s 
Herb.).. Da diese Form zugleich eine der distinktesten in dem über: 
aus grossen Formenkreise von R. corylifolius ist, und die englischen 
Rubologen ebensowenig wie die des Kontinentes ihr ausreichende 
Aufmerksamkeit geschenkt oder sie scharf genug begrenzt zu haben 
scheinen, so dürfte es nicht ungeeignet sein, aus der vom Vortr. 
eben citirten Arbeit ihre wichtigsten Charaktere hervorzuheben. 

Die an der Basis runden Turionen sind mit ziemlich kurzen, fast 
geraden, verschieden langen Stacheln bewaffnet und mit spärlichen 
Glandeln und Haaren bekleidet. Die gewöhnlich flachen Blätter 
sind unten graulich oder blassgrün, die Endblätter der Turionen 
eirund, an der Basis nicht oder nur wenig herzförmig, die seitlichen 
Blättehen ziemlich verlängert oval- bis verkehrt ‘eirund oder oval- 
lanzettlich. Die blütentragenden Aeste sind spärlich mit kleinen, fast 
geraden’ Stacheln und Aciculi bewaffnet und mit gestielten Glandeln 
besetzt. Seine obersten, unter den untersten Zweigen des Blüten- 
standes sitzenden Blätter sind oft einfach, stark verlängert, oval- 
keilförmig. Die kräftigsten Blütenstände sind oft stark verzweigt, 
beblättert und im Ganzen corymbös, die untersten Zweige dabei 
stark verlängert, abstehend und sekundäre Blütenstände tragend: 
Die einzeinen Blütenstiele sind gewöhnlich dicht mit kurzen, oft 
regelmässig gleichhohen Glandeln besetzt. — Staubbeutel haarig, 
Frucht gewöhnlich wohl entwickelt, gross und oft fast cylindrisch, 
von den Kelchblättern früh umschlossen. 


2. Kand. Tedin sprach 


Ueber die primäre Rinde bei unseren holzartigen 
Dikotylen, deren Anatomie und deren Funktion als 
schützendes Gewebe. 


Bei der Mehrzahl unserer holzartigen Dikotylen entwickelt sich 
schon während des ersten Jahres ein mehr oder weniger *mächtiges 
Korklager, welches gewöhnlich entweder in der Epidermis oder in 
dem nächst der Epidermis befindlichen Theil der primären Rinde, 
seltener dagegen in dem inneren Theil dieses Gewebes oder in dem 
Baste entsteht. Die Gewächse, bei welchen der Kork’ ein peripheri- 
sches Lager 'bildet, haben im Allgemeinen ein mächtigeres, mehr 
diekwandiges Rindengewebe („Rindengewebe“* wird sowohl hier 
wie weiter unten immer anstatt „primäre Rinde‘ gebraucht), 
als diejenigen, bei welchen der Kork in den weiter innen belegenen 
Schichten entsteht. Den erstgenannten schliessen sich in dieser Be* 


Botanischer Verein in Lund. 301 


ziehung auch diejenigen an, welche während des ersten Jahres 
durchaus keinen Kork entwickeln. Diese Verschiedenheit im Bau 
der Rinde steht mit entsprechend verschiedener Funktion in Be- 
ziehung. Bei denjenigen, welche schon während des ersten Jahres 
in den inneren Theilen Kork erzeugen, hat nämlich die primäre 
Rinde schon bei Schluss der Vegetationsperiode in der Regel ihre 
Rolle als lebender Theil des Organismus ausgespielt. Dieselbe ist 
desorganisirt, zersprengt und nicht selten zum grösseren oder 
kleineren Theil abgeschuppt worden. Diese Zersprengung und 
Abschuppung wird in gewisser Weise durch den schwächeren Bau 
erleichtert, wie auch gerade hierdurch sowohl Arbeit als Material 
gespart wird, welche sonst in und durch den Aufbau eines kräftigeren 
Rindengewebes sozusagen mit geringem Nutzen verbraucht würden. 
Dass bei einigen Gewächsen mit Korkbildung in inneren Schichten 
(Berberis, Mahonia) der nächst ausserhalb des Korkes befindliche 
Theil der primären Rinde in ein mehr oder weniger dickwandiges 
Sklerenchymgewebe verwandelt wird, dürfte die Unhaltbarkeit der 
oben angegebenen Regeln nicht beweisen. Es ist nicht nur die 
Funktion, die Anpassung an äussere Verhältnisse, welche bestimmend 
auf die Ausbildung der Gewebe wirkt, vielmehr müssen viele andere 
Faktoren mit in Rechnung gezogen werden. Manche anatomische Eigen- 
thümlichkeiten beruhen auf Erblichkeit und werden wenig oder gar 
nicht durch die veränderten äusseren Lebensbedingungen modificirt. 
In der Regel besteht dieser Theil der: primären Rinde aus dünn- 
wandigen Zellen. 

Die Aussenrinde (da die primäre Rinde sich in zwei Schichten 
theilt, so wird die äussere Aussenrinde, die innere Innenrinde ge- 
nannt. Cfr. Areschoug, Vergleichende Untersuchungen über 
die Anatomie des Blattes. Einleitung) wird bei den in Frage 
stehenden Gewächsen (mit Korkbildung in inneren Schichten) 
meistens von einer wenig mächtigen Schicht ausgemacht und ihre 
Zellen sind gewöhnlich wenig kollenchymatisch. Bei Lonicer« 
findet sich deshalb nur eine einfache oder an einigen Stellen doppelte 
hypodermatische Schicht von Kollenchymzellen. Bei P’hiladelphus Co- 
narius und Potentilla fruticosa ist diese Schiebt ungefähr drei Zellen 
mächtig. Bei den Berberideen fehlt die Kollenchymschicht. Bei 
Rubus thyrsoides und Wahlbergii und mehreren bei uns vorkommen- 
den trifft man dagegen eine kollenchymatische Aussenrinde an, 
welche sowohl bezüglich der Mächtigkeit wie der Beschaffenheit der 
Zellwände besser mit der bei unseren holzartigen Dikotylen 
gewöhnlichen übereinstimmt, abgesehen davon, dass sich in der- 
selben Gruppen mehr dünnwandiger Zellen vorfinden, welche ihren 
Platz unter den ziemlich zahlreich vorkommenden Spaltöffnungen 
haben. Das Rindengewebe bei diesen Rubi wird aber auch nicht 
während des ersten Jahres desorganisirt, sondern bleibt lebenskräftig 
bestehen, genau so wie bei den Gewächsen, welche entweder peri- 
pherische Korkbildung haben oder auch erst im zweiten Jahre oder 
später Kork erzeugen. Dieses Fortdauern der Rinde bei den ge- 
nannten Rubusarten steht gewiss damit in Zusammenhang, dass der 
Kork während des ersten Jahres eine relativ unbedeutende Entwicke- 


302 ° Botanischer Verein in Lund. 


lung erreicht. Dieser Umstand scheint mir anzudeuten, dass die 
in Frage stehenden Audi anstatt eines mächtigeren Korklagers und 
als Ersatz für dieses eine verhältnissmässig mächtige kollenchymatische 
Aussenrinde entwickelt haben. Für diese Auffassung spricht auch, 
dass bei (den nordamerikanischen ARubus spectabilis und XNut- 
kanus — gleichwie die erstgenannten aus dem botanischen Garten 
in Lund zur Untersuchung geholt — ein entgegengesetztes Verhältniss 
stattfindet. Bei diesen erreicht nämlich die Korkschicht, welche 
wie bei den übrigen Zubi gleich aussen vor dem Baste entsteht, 
schon während des ersten Jahres eine ziemlich grosse Mächtigkeit, 
weshalb auch das aussenvorliegende Rindengewebe desorganisirt 
und theilweise abgeschuppt wird. In Uebereinstimmung hiermit ist 
dieselbe auch auffallend schwächer entwickelt, als bei den erst- 
genannten Rubusarten. Eine Schicht Kollenchymgewebes scheint dem- 
nach gewissermassen fähig, das Korkgewebe zu ersetzen und folglich 
auch dessen Dienst zu verrichten, d. h. zum nöthigen Schutz nicht 
blos gegen zu hohe, sondern auch gegen zu niedrige Temperatur 
beizutragen. (Cfr. Fr. Areschoug, Ueber den Stammbau bei 
Leycesteria formosa. Bot. Not. 1879. Seite 173 u. f.) 

Bei der Mehrzahl der holzartigen Dikotylen, welche während 
des ersten Jahres entweder eine peripherische Korkschicht oder auch 
gar keinen Kork bekommen, bildet die Aussenrinde eine solche 
kollenchymatische Hypodermschicht bei verschiedenen Arten in wech- 
selnder Stärke. Aber die schützende Fähigkeit der Rinde ist, wie mir 
scheint, nicht nur durch die Anwesenheit derselben bedingt, sondern 
es dürfte auch die Innenrinde in dieser Beziehung von keiner geringen 
Bedeutung sein. Dieses Gewebe wird zum Unterschied von der 
Aussenrinde unter anderem gewöhnlich auch dadurch charakterisirt, 
dass Intercellularräume oft ın ziemlicher Zahl und Grösse ir dem- 
selben vorkommen. Ganz gewiss ist die in denselben eingeschlossene 
Luft als Schutzmittel von Bedeutung. Damit indessen eine Luft- 
schicht gegen Kälte schützen kann, muss diese durch eine feste 
und dichte Wand von dem umgebenden Medium abgeschlossen 
werden. Diese Grenze wird nicht unbedeutend durch die kollen- 
chymatiche Aussenrinde gestärkt. Während der warmen Jahreszeit 
trägt diese dazı bei, eine allzu starke Verdunstung in der innen 
vorgelegenen lakunösen Innenrinde zu verhindern. Während der 
kalten Jahreszeit wird durch das Zusammenwirken beider Rinden- 
schichten die schützende Fähigkeit der primären Rinde nicht un- 
wesentlich erhöht. 

Bei Ulmus und Tilia besteht die Innenrinde theilweise aus 
schleimführendem Gewebe. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass 
auch Schleimbildungen in gewisser Weise schützend wirken, wenn 
nicht in anderer Art, so doch dadurch, dass sie die Verdunstung 
vermindern. Der Umstand, dass auch die Knospenschuppen dieser 
Gewächse, welche spezielle Schutzorgane sind, zum grossen Theil 
aus schleimführendem Gewebe bestehen, spricht für die genannte 
“Auffassung. Bei einigen untersuchten Arten fehlt ein deutliches 
Kollenchym, bei anderen finden sich Längsstreifen von solchem Ge- 
webe nur an gewissen Stellen des Umkreises. Von diesen Gewächsen 


Botanischer Verein in Lund. 303 


entwickelt weder Cornus, noch Staphylea während des ersten 
Jahres Kork, aber obgleich dieselben mit einer relativ starken 
Epidermis und Cuticula versehen sind, haben sie überdies Inter- 
cellularräume, welche zahlreich vorkommen und welche auf be- 
sonders vortheilhafte Weise für eine schützende Funktion konstruirt 
sind. (Vgl. den anatomischen Bericht.) Bei Ahamnus, Prunus, 
Viburnum und. Forsythia kommt ein mehr oder weniger mäch- 
tiges Korklager dazu, und bei Zippophae erreicht dieses eine 
besonders starke Entwickelung. Diapensia und die zu dem 
6. Typus gehörenden Krieineen scheinen in Bezug auf ein zum 
Schutz eingerichtetes Rindengewebe am schlechtesten ausgerüstet 
zu sein. Sie werden nicht einmal von irgend einem Korkgewebe 
geschützt und die Epidermis ist oft schwach. Was Azalea und 
Andromeda betrifft, so kann ich in dieser Beziehung nichts 
ınit voller Gewissheit sagen, da mir kein Material zueänglich 
wurde, welches später, als Ende Juli eingesammelt war. Zu dieser 
Zeit hatte indessen der Kork noch nicht angefangen sich zu bilden. 
Bei diesen Gewächsen hat man indessen die nöthigen Schutzmittel 
gegen die Kälte nicht allein in dem inneren Bau zu suchen. Ge- 
wisse äussere Verhältnisse sind in dieser Beziehung von nicht 
geringer Bedeutung. Diese Pflanzen haben nämlich) einen nicht 
unbedeutenden Vortheil in der Art ihres Wachsthums. Sie sind 
niedrig, wachsen oft dicht und schützen sich dadurch sozusagen 
selbst und werden nicht selten auch mehr oder weniger von 
dem umgebenden Rasen oder Moosteppich beschützt. Dies gilt 
speziell von Azalea, Andromeda und Diapensia, bei welchen die 
Stiele zudem mehr oder weniger vollständig von denüberwintern- 
den Blättern bedeckt sind. Uebrigens sind dieselben, besonders 
die drei letztgenannten, wenn nicht während der ganzen kalten 
Jahreszeit, so doch während des grössten Theiles derselben durch 
eine Schneedecke überhüllt, welche dem heftigen Einfluss der 
Kälte in nicht unbedeutendem Grade entgegenwirkt. 
(Fortsetzung folgt.) 


Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München. 


III. ordentliche Monatssitzung. 
Montag, den 14. Januar 18839. 


Herr Redakteur Molendo hielt einen längeren Vortrag 

„Ueber sogenannte aussterbende Arten“. 
Redner ging von den bekannten Thatsachen des Thierreiches 
aus, um zu zeigen, dass heute noch zu Lebzeiten des Menschen 
diese Erscheinungen fortdauern. Es gilt dieser Process auch für 
die Pflanzen, nicht ausgenommen die Moose. Weniger die Hand 
des Menschen, als vielmehr der langsame aber hochgesteigerte 
Klimawechsel in der Eiszeit hat dieses Aussterben der alten und 
die Neubildung verwandter oder homologer Arten befördert. Redner 


304 Botanischer Verein in München. 


räth zum Schlusse an, die Gattungen /osa, Rubus und Hieracium 
als Gradmesser für den Schritt des Aussterbens zu benutzen. 


Professor Dr. €. 0. Harz berichtet hierauf 
„Ueber die Nahrung des Steppenhuhnes‘. 


Das Steppen- oder Fausthuhn, Syrrhaptes paradozus, bewohnt 
vorzugsweise die Steppen östlich vom Kaspischen Meere bis zur 
Songarei; doch besuchen zahlreiche Schwärme alljährlich die Ge- 
genden ostwärts bis zur Wüste Gobi und selbst Nordchina und 
westwärts bis zum Don und dem Asow’schen Meere. Seit einigen 
Decennien ist das Steppenhuhn aber auch mehrfach in Europa 
beobachtet worden. Im Jahre 1860 und 1861 ist nach A. E. Brehm, 
Schlegel, Moore und Collett dieser Vogel in Holland, Grossbritan- 
nien und in Norwegen gesehen und erlegt worden. Im Jahre 1863 
fand eine sehr grosse Einwanderung in Europa statt; der Fremdling 
zeigte sich im ganzen nördlichen und mittleren Europa bis nach 
Südfrankreich, Irland und den Faroerinseln. Seit dieser Zeit wurden 
hin und wieder bei uns kleinere und grössere Schwärme dieses 
asiatischen Huhnes beobachtet. Im vorigen Jahre aber strömten 
abermals viele Hunderttausende desselben nach Europa, verbreiteten 
sich in ähnlicher Weise über dasselbe wie im Jahre 1863; diesmal 
drangen sie auch südlich bis Griechenland, Rom und das nördliche 
Spanien. Nicht wenige Bruten schlüpften im Jahre 1888 aus und 
mehr als früher besteht diesmal die Hoffnung, dass das Huhn sich 
bei uns einbürgern werde. 

Ueber die Nahrung dieser Thiere in Deutschland ist noch nicht 
sehr viel bekannt geworden. Altum auf Borkum fand*) im Jahre 
1863 in dem Kropf der erlegten Thiere ausschliesslich Samen und 
zwar besonders die von Schoberia maritima, sodann die Früchte 
von Poa distans und von Lepigonum marinum. 

Ausserdem hat der botanische Verein zu Magdeburg Beiträge 
zur Ernährungsweise des asiatischen Steppenhuhnes in Deutschland 
geliefert.”*) Es waren nämlich Erde Juli 1888 in den Fluren zu 
Schönebeck und Neuhaldensleben, in der Prov. Sachsen, mehrere 
asiatische Steppenhühner aufgefunden, welche sich an Telegraphen- 
drähten u. s. w. zu Tode gestossen hatten. Der Inhalt der Kröpfe, 
der reichlich Samen führte, wurde im städtischen botanischen Schul- 
garten zur Aussaat gebracht und hierbei eine üppige Grasvegetation 
erzielt, die sich zusammensetzte aus Avena sativa, Setaria viridis, 
Setaria glauca und Digitaria filiformis. 

Vor Kurzem erhielt ich von Herrn Dr. G. Fischer, Inspektor 
des Kg!. Naturalien-Cabinets zu Bamberg, den Kropfinhalt eines, 
im December vorigen Jahres im Steigerwalde erlegten Steppen- 
huhnes mit der Bitte zugeschickt, die im Kropfe dieses Thieres 
befindlichen Samen einer Analyse zu unterwerfen. Der gesammte 
Inhalt war behufs Konservirung von dem Herrn Einsender mit 
Natriumarsenatlösung übergossen, sodann getrocknet worden. Die 


*) Brehm, A. E., Thierleben. Vögel. Bd. III. 1879 S. 23. 
*+) Allg. Anzeiger f. d. Forstprodukten - Verkehr, herausgegeben von R. 
Weber, München. 4. Jahrg. Nr. 50, vom 13. Sept. 1888. 


Botanischer Verein in München. 305 


erhaltene Kropfinhaltsmasse wurde mit Wasser reichlich gewaschen 
und gereinigt. Sie enthielt zunächst 0,85 grm. Sand von bis 
1,5 mm. Durchmesser. 

Das Gemenge von Früchten und Samen setzte sich folgender 


Weise zusammen: 
Früchte oder Samen, 


1. Hordeum distichon. . . .» . 94 Stück. 
DINSECGLEHCERE@LER NER ar: et. LHHGaEEn 
B. Selaria vinidis Krsay says lioy% 297,8, 
4. Bromus arvensis . . 2... nen 
5. Atriplex angustifolia. -. -. . 155 „ 
6. Chenopodium murale. . . . 668 „ 
7. Polygonum lapathifolium . . 21 „ 
8. - Convoloulus „ » - 201°, 
9, Silene noctiflora und 237 
10. ," inflata NT #3 ” 
11. Trifolium pratense (Früchte mit 

Samen)" JDI AN aa Ing 
124 Yreiitsawa. Syke eg: SER > 
Sin eraec 2,.uB 
14. Plantago lanceolata . .». . . 97% 
Ion Nuenafere oa ee 


Summa . . . 2637 Stück. 


Hieraus ergiebt sich, dass das asiatische Steppenhuhn auch in 
‚den ungünstigeren Jahreszeiten bei uns sich genügende Mengen 
Samen von den bei uns häufigsten Unkräutern, auch von Kultur- 
pflanzen zu verschaffen weiss. 


Alle obengenannten Gewächse kommen in verwandten Formen 
oder als solche in den asiatischen Steppen ebenso häufig vor, wie 
bei uns. Namentlich finden sich die Curvembryonaten sowohl auf 
salzigen, als salzfreien Böden überall in den grössten Mengen. 

Von der Gerste, vom Roggen und vom Klee waren je mehrere, 
von der Saatwicke zwei Stück stark angekeimt. 

Krautige Bestandtheile sowie thierische Organismen waren in 
dem Kropfinhalte nicht aufzufinden. 

Die Früchte des Polygonum Convolvulus mögen das Steppen- 
huhn an den Buchweizen erinnert haben. Es würde vielleicht nicht 
undankbar sein, Kulturversuche mit dieser Pflanzenart, sowie mit 
Polhygonum dumetorum anzustellen. Beide machen an das Terrain 
geringe Ansprüche, beide sind sehr ertragreich; sollten sie als 
Nahrungsmittel, wenn auch nur für Hausthiere (Vögel), verwendbar 
sein, so müsste ihr Anbau sicher nutzbringend werden. 


Professor Hartig demonstrirte Blattläuse von 1 cm Grösse, 
welche ihm aus St. Francisco zugesendet worden sind. Dieselben 
richten dort grossartige Verwüstungen an den Bäumen und 
Sträuchern an. 

Schliesslich referirte derselbe eingehend über die interessante 
Arbeit Woronin’s, die Sklerotienkrankheit der Vaccineen. 

(Fortsetzung folgt ) 


Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 20 


306 Bot. Gärten u. Inst. — Instrum., Präp.- und Conserv.-Meth. — Algen. 


Botanische Gärten und Institute. 


Botany in the University of Pennsylvania. With Plates I—-V. (The Botanical 
Gazette. Vol. XVI. 1889. No. 1.) 


Instrumente. Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Kräl, F., Weitere Vorschläge und Auleitungen zur Anlegung von bakteriolo- 
gischen Museen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 497—505.) 

Mittman, Robert, Die bakteriologischeu Untersuchungsmethoden. [Schluss.] 
(Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1888. No. 19. p. 149.) 

Plaut, Hugo, Zur Conservirungstechnik. (Centralblatt für Bakteriologie und 
Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 9, p. 324.) 


Referate. 


Noll, E, Ueber die Funktion der Zellstofffasern der 
Caulerpa prolifera. (Arbeiten a. d. bot. Institut in Würz- 
burg. Bd. III. No. XX. p. 459—465.) 

Verf. weist zunächst nach, dass die das Innere von Caulerpa 
durchsetzenden Zellstofffasern schwerlich eine mechanische Funktion, 
wie dies häufig angenommen wird, haben können. Vielmehr bilden 
sie leicht passirbare Bahnen für den Stoffaustausch und setzen die 
inneren Plasmamassen mit der Aussenwelt in Verbindung. Aus 
den angestellten Versuchen geht hervor, dass Flüssigkeiten in den 
Cellulosefasern weit schneller fortgeleitet werden, als in getödtetem 
Plasma, das sich in dieser Beziehung nicht viel anders verhalten 
wird, als lebendes. Nutzen bieten sie nur insofern für das Plasma 
dar, als es an ihnen eine Unterlage für seine Bewegung findet. 

Verf. sieht in den Zellstofffaserın von Caulerpa eine analoge 
Einrichtung, wie in den Ausstülpungen der Schläuche bei den Codieen 
und der Fächerung durch Zellwände bei den höheren Pflanzen. 
Bei diesen letzteren ist eben die Zelle nicht als morphologisches 
Grundorgan zu betrachten, sondern in dem cellulären Bau ist eine 
physiologiseh-biologische Einriehtung zu sehen. 

Möbius (Heidelberg). 


Noll, F., Ueber den Einfluss der Lage auf die morpho- 
logische Ausbildung einiger Siphoneen. (Arbeiten 
a. d. bot. Institut in Würzburg. Bd. III. No. XXI. p. 466—476. 
M. 2 Figg. m Holzschn.) 


Algen. — (Physiologie, Biologie, Anatomie u, Morphologie.) 307 


„Die Hindernisse, welehe bei höheren Gewächsen die spezielle 
Anatomie der Organe einer Umbildung entgegenstellt, kommen bei 
Cöloblasten ganz in Wegfall und es bleibt nur die eigenartige 
Reizbarkeit der Hautschieht zu überwinden und umzustimmen.“ 
Solehe Versuche, durch äussere Einflüsse die ursprüngliche Polarität 
der Pflanze zu ändern, stellte Verf. mit Bryopsis muscosa Lamour. 
und Caulerpa prolifera Lamour. an. Die Exemplare der ersteren 
Alge wurden gezwungen, in umgekehrter Richtung zu wachsen, 
wobei die Stammspitze und die Blattfiedern sich entweder auf- 
richteten und ihren Charakter behielten — dies trat bei sehr rasch 
wachsenden Pflänzchen ein — oder in Wurzelscehläuche übergingen, 
während das ursprüngliche Wurzelende, jetzt nach oben gerichtet, 
in ein Stämmehen mit Blattfiedern auswuchs. Die zweite Alge 
diente hauptsächlich zu der Untersuchung, ob es wesentlich das 
Licht oder die Schwerkraft sei, was den Ort der Neubildung be- 
stimmt. Es ergab sich, dass immer nur auf der belichteten Seite 
‚der abgeschnittenen Blätter neue Rhizom- und Blattanlagen ent- 
stehen, mag diese Seite nach oben oder unten gekehrt sein (die 
Wurzelbildung ist sehr beschränkt), und dass bei Rhizomen eben- 
falls, nachdem ihnen Blätter und Wurzeln abgeschnitten sind, 
stets auf der belichteten Seite Blätter, auf der andern Wurzeln 
neu hervorsprossen, mag das Rhizom normal oder invers auf dem 
Substrat befestigt sein. Die Schwerkraft tritt hier nicht weiter 
bestimmend hervor. 


Da das Körnerplasma auf einer Wanderung durch alle Organe 
bei diesen Pflanzen begriffen ist, so kann es nur die Hautschicht 
sein, welche, je nach den äusseren Einflüssen, die Anlage der 
neuen Organe bestimmt. Dieselbe besitzt hier eine grosse Plastieität, 
während sich bei höheren Pflanzen eime Polarität herausgebildet 
hat, die nicht so leicht durch Veränderung in der Wirkungsrichtung 
der äusseren Einflüsse geändert werden kann. Verf. vergleicht 
«lerartige Verschiedenheiten im Verhalten bei den Pflanzen mit dem 
des weichen Eisens und des Stahls gegenüber dem Magneten. Inwie- 
weit eine Pflanze für äussere Einflüsse sich plastisch verhält, hängt 
ab von Prädisposition und dem correlativen Wachsthum, über 
welche Begriffe Verf. am Schluss noch einige Betrachtungen an- 
stellt. 

Möbius (Heidelberg). 


Noll, F., Die Farbstoffe der Chromatophoren von 
Bangia fuseo-purpurea Lyngb. (Arbeiten a. d. bot. 
Institut in Würzburg. Bd. III. No. XXIH. p. 489—-495). 


Verf. machte die Beobachtung, dass in den Zellen von Bangia 
fusco-purpurea, wenn sie einer Temperatur zwischen 50° und 70° C 
ausgesetzt werden, eine Trennung des im Chromatophor vorhandenen 
Farbstoffs in der Art eintritt, dass der Zellsaft blau, eine grössere 
plasmatische Masse grün und eine kleinere ebenfalls plasmatische 

20* 


308 & - Algen. — Pilze, 


Masse roth gefärbt erscheint.*) Da bei der Tödtung durch die 


Temperatur Plasma, Chromatophor und Zellkern sich mit. einander 


vermischen, so lässt sich nicht mehr entscheiden, welchem Bestand- 


theil der grüne und welchem der rothe Klumpen entspricht. Dass 
die getrennten Farbstoffe wirklich als solche in dem Chromatophor- 


vereinigt sind und nicht erst durch die Tödtung entstehen, dafür 
spricht schon der Umstand, dass sie immer in dem relativen Menge- 
verhältniss auftreten, um bei der Mischung den ursprünglichen 


Farbenton des Chromatophors zu geben. Dieser nämlich zeigt in 


verschiedenen Zellen des Fadens oft ganz verschiedene Nüancen, 
und dementsprechend ist nach der Trennung gar kein oder mehr 
oder weniger Blau und Roth vorhanden. Der grüne Farbstoff er- 
scheint immer und erweist sich nach seinen Reaktionen als identisch 


mit dem Chlorophyll. Dasselbe ist demnach allein massgebend für- 


die Assimilation, mit der die beiden anderen Farbstoffe nicht so: 
eng verknüpft sind. 
Möbius (Heidelberg). 


Brefeld, O., Untersuchungen aus dem Gesammtgebiet 
der Mykologie. Heft. VII. Basidiomyceten. I. Proto- 
basidiomyceten. Mit 11 lithographirten Tafeln. Leipzig 1888.. 


Nachdem Verf. in der Einleitung die massgebenden Gedanken 
der Untersuchungen und den Gang ihrer Ausführung auseinander- 
gesetzt, giebt er einen kurzen kritischen Ueberblick über die Gruppe 
der T’remellineen, so wie sie seither begrenzt wurde, und kommt 
dann zu einer natürlichen Anordnung und Gruppirung des Materials. 
die im Weitern der ausführlichen Mittheilung und Darstellung des 
Ganzen zu Grunde gelegt wird. Darnach bilden die Formen mit 
getheilten Basidien als einfachste Formen der Basidiomyceten den 
natürlichen Ausgangspunkt. Es sind dies die Trremellineen in dem 
engern, frühern Sinne nach Fries und dann die weiteren Formen, 
welche in der Formgestaltung der getheilten Basidien mit diesen 
übereinstimmen. Zu diesen letztern gehört Pilacre und möglicher- 
weise auch der von Tulasne abgebildete Hypochnus purpureus. 
Nach der Gestalt der Basidie zerfallen die Formen wieder in solche. 
welche lange, quer getheilte Basidien tragen mit seitlich stehenden 
Sterigmen und Sporen, und in solche, welche runde, transversal 
getheilte Basidien besitzen mit apical gestellten sporentragenden 
Sterigmen. Die ersteren sind die angiocarpen Placrei und die 
gymnocarpen Auriculariei, die letzteren die wiederum gymnocarpen 
Tremellinei. Bei den Pilacreen erfüllen die Basidien, ohne regelmässig 
angeordnet zu sein, als eine Gleba das Innere eines geschlossenen 
Fruchtkörpers, bei den Auricularieen und T’remellineen tritt eine be- 


*) Ref. hat auch an den Zellen von Süsswasser-Chantransien beobachtet, 
dass beim Absterben sich der Zellsaft violett färbt, während die Chromatophoren 
rein chlorophyligrün werden; der violette Farbstoff diffundirt eben hier wie der 
blaue von Bangia nur schwer durch die Membran nach aussen. Ref. 


Pilze, 309 


stimmtere und regelmässigere Anordnung der Basidien auf; sie stellen 
schon eine Art Fruchtschicht dar, wenn dieselbe auch noch nicht so 
scharf als Hymenium ausgeprägt ist, wie bei den höher organisirten 
Hymenomyeeten. Die eben angedeuteten Verschiedenheiten in den 
Basidien und ihrer Anordnung, sowie in der Struktur des Frucht: 
körpers sind gross genug, um diese dreifach verschiedenen Formen 
als ebenso viele Grundtypen einfacher Basidiomyceten erscheinen 
zu lassen, an die sich die höher entwickelten, formenreicheren 
‘Glieder der Klasse Hymenomyceten und Gasteromyceten anschliessen ; 
die gymnocarpen Formen an die T’remellineen, die angiocarpen und 
hemiangiocarpen an die Pilacreen. Nur für die Auricularieen sind 
noch keine Formen bekannt, die auf sie zurückzuführen wären. 
Die Formen mit getheilten Basidien, die unstreitig als die einfachern 
anzusehen sind, lassen sich passend mit dem Namen Proto: 
‚hasidiomyceten bezeichnen. Dann würde man die höher diffe- 
renzirten eigentlichen Formen der Klasse wohl Autobasidio- 
imyceten nennen können. Die formenarmen Protobasidiomyceten 
umfassen darnach nur 3 Familien: die Pilacreen, Auricularieen 
und T’remellineen. Zu den Autobasidiomyceten, welche überaus 
reich an den verschiedensten Formen sind, gehören aber die sämmt- 
lichen Familien der Hymenomyceten: die Daeryomyceten, Cla- 
varieen, Telephoreen, Hydneen, Agaricineen, Polyporeen, sowie 
‚die der Gasteromyceten: die Lycoperdaceen (Tulostomeen), Hymeno- 
‚gastreen, Nidularieen und Phalloideen. 

1. Protobasidiomyceten, Formen mit geteilten Basidien. 

Pilacren: Fruchtkörper angiocarp, 
ohne Hymenium, mit Gleba. 
1. Basidien quergetheilt , Auricularieen : Fruchtkörper gymno- 
| carp, Basidien zu einer hymenium- 
artigen Oberflächenschicht vereinigt. 
2. Basidien transversal getheilt T’remellineen: Fruchtkörper 
gymnocarp, Basidien zu einer hymenialen Oberflächenschicht 
vereinigt. 

Pilacreen. Diese Familie ist bis jetzt nur durch die Gattung 
Prlaere vertreten, von der 2 Arten bekannt sind. Das vom Verf. 
eingehend studirte P. Petersüü, welches 1859 von Berkeley und 
‘Curtis näher beschrieben wurde, ist ein äusserst zierlicher Pilz, 
‚der schon in der äusseren Erscheinung den Eindruck eines kleinen 
“@asteromyceten macht. Die äusserlich grauweiss erscheinenden 
'Fruchtkörper besitzen verschieden dicke, zuweilen mit unregel- 
mässigen Aussackungen versehene Köpfe und werden von ver- 
schieden langen Stielen getragen. Diese Verschiedenheit der Frucht- 
körper in Länge und Grösse ist um so auffälliger, als sie gesellig 
dicht neben einander wachsen und vielfach in Reihen geordnet aus 
‚den Rindenspalten der Buche hervorbrechen. Bis zur vollen Ent- 
wicklung und Sporenreife schwillt der Kopf: immer mehr an und 
wird im Innern etwas dunkler, da die braunen Sporen durch: die 
hellgraue Peridie hindurchleuchten. Letztere verdickt sich nicht 
unbedeutend und umschliesst zuletzt, einem Spinngewebe gleich, die 
‘Sporenmassen des Innern. Im Zimmer unter Bedeckung von Glas- 


310 Pilze. 


glocken bleibt die Sporenmasse in den Fruchtkörpern ganz bestehen, 


während sie im Freien durch atmosphärische Einflüsse jedenfalls 


langsam zerbricht und die Sporen ohne vorher bestimmte Oefinung: 


frei werden. Der Stiel wird von einem Bündel ziemlich gerade 
verlaufender und seitlich zusammenschliessender Hyphen gebildet, 
das sich nach unten zu ins Substrat fortsetzt und schliesslich in. 
der Rinde verliert, indem es wahrscheinlich auf die darin befindlichen 
Mycelfäden zurückgeht. Vom Substrat aus verläuft das Bündel iu 
gleichmässiger Dicke eine mehr oder minder lange Strecke nach 
oben, ehe die Anlage des Kopfes erfolgt, weshalb die Fruchtträger 
selten von gleicher Länge sind. Bei Anlage des Kopfes verdickt 
sich der Stiel an der Spitze. Es geschieht dies durch eine ausgiebige 
Hyphenverzweigung. Die austreibenden Seitenzweige nehmen dabei 
einen gleichen geradlinigen Verlauf wie die ersten Fäden und ver- 
stärken das Bündel, lockern aber auch gleichzeitig den dichter 
Zusammenhang, da sie sich fächerartig nach oben verbreiten. Die 
Seitenzweigbildung nimmt von unten nach oben zu und wird am. 
den oberen Enden am stärksten, wenn das Längenwachsthum all- 


mählich erlischt. In diesem Zustande ähnelt der Fruchtkörper- 


einem aus reich beästeten Zweigen gebundenen Besen. Dabei zeigt 
sich, wie die immer und immer dünner werdenden, reich verzweig- 


ten Fadenenden sich durch ungleichseitiges und langsam an-. 


dauerndes Längenwachsthum lockenartig einrollen, in einandergreifen 
und den äussern Umfang der Kopfanlage zu einer Art Hülle ver- 
dichten, welche die Kopfanlage als zukünftige Peridie um- 
schliesst. Nach innen zu werden durch das lockige Einrollen der 
Fäden die Grenzen der Peridie ziemlich scharf gekennzeichnet :. 
noch bestimmter wird die Markirung durch Aussprossung der- 
Basidien und der Basidien bildenden Seitenzweige. Es erfolgt 
dieselbe an denselben Fäden, aus denen die Peridie entsteht und 
zwar weiter nach innen von der Stelle, wo diese Fäden sich lockig 
einrollen, um durch ihre Verzweigung eine Peridie darzustellen. 
Erst wenn die peridialen Aeste ihr Längenwachsthum an Umfang 
langsam einzustellen beginnen, treten die basidialen Seitenäste auf. 


Das Auftreten beginnt im ganzen Umfange des Kopfes unter der- 


Peridie und setzt sich von da nach innen fort. Dadurch wird 
eine zunehmende Verdickung des Kopfes bedingt, die denselben 
schliesslich zu einer sackartigen apicalen Verbreiterung ausdehnt. 
Die Dicke des Kopfes ist von der Nahrungszufuhr abhängig; sie- 
steht aber auch einigermassen im Verhältniss zum Hyphenbündel 
in der ersten Anlage des Stieles, obwohl sich auch dicke Köpte- 
auf dünnen Stielen und dicke und lange Stiele mit kleinen Köpfen 
finden. Je dicker der Kopf, desto mehr weicht er von der runden 
Form ab und lässt Ausbuchtungen wahrnehmen. Seine Anschwellung 
erfolgt wegen der peripherischen und centrifugal fortschreitenden: 
Anlagen der Basidienäste von oben nach unten und bedingt, je 
nachdem sie gleichmässig in dieser Richtung weitergeht oder durch 


mangelnde Ernährung still steht, die Form des Kopfes (Kugel oder- 


Kreisel). Durch die Basidienäste würden die zuerst angelegten 
Endverzweigungen der Peridie vollständig gelockert und schliesslich. 


£ 


Be 


Pilze. 311 


aus einander getrieben werden, wenn mit ihrer zunehmenden Ent- 
wickelung nicht auch die peridiale Hülle langsam sich weiter ent- 
wickelte: die Hüllfäden verzweigen sich immer reicher und ver- 
schlingen sich immer dichter. Zu gleicher Zeit tritt an letzteren eine 
starke Membranverdiekung ein, in Folge deren das Lumen oft 
völlig verschwindet. In einem bestimmten Stadium erscheint der 
Kopt des Pilzes voll und prall, er hat seinen grössten Umfang er- 
reicht. Wenn die älteren Basidienzweige zu Sporen zerfallen 
sind, wird er wieder langsam kleiner und beginnt zu schrumpfen. 
Schliesslich bleiben im Innern nur die Sporenmassen zurück, die 
in Haufen zwischen den Hauptfäden liegen, welehe nach den Ba- 
sidien in ihren oberen Teilen ebenfalls verschwinden, ohne sich 
zu einem Capillitium auszubilden. An der Peridie treten nach 
dem Zerfall der Basidien tragenden Fäden keine Veränderungen 
auf; sie hat auch dann noch das frühere grauweisse Ansehen, 
wenn die reifen Sporenmassen einen dunkeln Hintergrund geben; 
auch der Zusammenhang bleibt vollständig erhalten. Nach innen 
fehlt zuletzt freilich dem Zusammenhange der Rückhalt, un: es 
bedarf bei der durch Austrocknen herbeigeführten Zerbrechlichkeit 
nur eines geringen Anstosses, die Peridie zu zertrümmern und die 
Sporenmassen frei zu machen. Wenn der Kopf abgeweht ist, 
bleibt der Stiel allein noch stehen, als winziger Rest, der es nicht 
mehr möglich macht, den Pilz als Pilacre zu erkennen und sicher 
zu bestimmen. Von der ersten Anlage bis zur Reife des Frucht- 
körpers vergehen ca. 1’/;—2 Monate, wonach die Entwickelung 
des Pilzes im Freien von Mitte September bis Anfang November 
erfolgen dürfte. 

Nach dem eben Dargelegten besteht der ganze Fruchtkörper 
einer Pilacre nur aus einerlei Fäden. Dieselben Fäden, welche 
den Stiel bilden, werden zur Peridie und erzeugen schliesslich 
durch interealare Verzweigung die Basidien bildenden Seitenäste, 
welche die Masse des Hutes ausmachen. Die Anlage der Basidien 
beginnt im ganzen Umfange des Kopfes gleichzeitig. An jedem 
an der Koptbildung theilnehmenden Faden tritt eine Aussprossung 
basidialer Aeste ein, und zwar sind es immer die Scheidewände, 
unter denen die Seitensprosse hervorkommen. Der erste Seiten- 
spross erscheint unter der obersten Scheidewand, die sieh unter- 
halb der am Aufbau der Peridie betheiligten Spitze befindet. 
Meist entstehen unter einer Scheidewand zwei oder mehr Aus- 
sprossungen, selten nur eine einzige, und noch seltener wird diese 
eine Aussprossung unmittelbar zur Basidie. Fast immer tritt nach 
kurzem Längswachsthum mit der ersten Seheidewand und unter 
dieser eine abermalige Aussprossung von secundären Seitenzweigen 
hervor, so dass ein die Scheidewand des Hauptfadens dicht um- 
gebender Knäuel zur Ausbildung kommen kann. Die letzten 
Aussprossungen bleiben immer kurz und werden zu Basidien. An 
jedem köpfchenbildenden Faden erfolgt die Basidienanlage von 
oben nach unten, im ganzen Fruchtkörper schreitet sie also von 
aussen nach innen fort. Sobald das Austreiben basidienerzeugender 
Sprosse an allen Fäden begonnen, zeigen sich an allen Seheide- 


312 Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


wänden Schnallenbildungen, indem kurze Seitensprossen von oben 
die’ Scheidewand umwachsen und dann sogleich fusioniren. Die 
Sehnallenfusionen gehen bis an die Basidien, die entweder unab- 
hängig von den Schnallen neben diesen austreiben, oder von dem 
Rücken ihrer Oese sich erheben. Zuweilen gehen unterhalb der 
basidialen Sprossungen noch Seitenzweige ohne Beziehung zu den 
Scheidewänden ab. Diese entsprechen dann den primären Hyphen- 
verzweigungen, die ursprünglich mit dem Längenwachsthum der 
Fäden an ihren Spitzen angelegt wurden, dort, wo noch alle 
Scheidewände fehlten und sie Stehen morphologisch den noch 
reicheren Verästelungen im der Peridie gleich. Mit dem Fort- 
schreiten der basidialen Sprossung nach innen gehen die ersten 
und älteren Anlagen zur Bildung von PBasidien über. Kurze 
Sprosse schwellen Kkeulenförnig an, bilden nahe an der Insertions- 
stelle eine Scheidewand, (die Basidienwand ‚die sich in der Regel 
mit einer 'Schnalle ausrüstet. Darauf theilt sich die Basidie selbst 
in 4 Zellen von ungefähr gleicher Länge, deren jede seitlich einen 
Sporn austreibt. Selten steht an einer Seheidewand nur eine Ba- 
sidie; gewöhnlich sprosst mit der Anlage der ersten unter der 
Scheidewand, die sie abgrenzt, eine zweite, aus dieser eine dritte 
u. s. w. Jede nächste erhebt sich höher, wie die frühere, und 
dieser Aufbau kann sich, von der Fläche "gesehen, bis zu sechs 
Etagen ausdehnen. Manche basidiale Austriebe werden vorher zu 
Langtrieben, aber gleichviel, ob dies geschieht, es kann als Regel 
gelten, dass ihre letzten Verzw eigungen kurz bleiben, am Ende 
zu Basidien werden. Jede Basidie aber theilt sich, nachdem sie 
von dem Tragfaden abgegrenzt ist, durch 3 Sporenwände in 4 
übereinander stehende Zellen. Dieser bestimmten Zellen- 
zahlentsprichtdiebestimmteZahlderBasidiensporen. 
Aus jeder Theilzelle entsprosst eine Spore, und jede 
einzelne vierzellige Basidiebekommt demnach nicht 
mehr und nicht weniger, als vier Sporen. In dieser 
bestimmten Form und Gliederung und in dieser bestimmten Zahl 
der Sporen ist nach Br. der morphologische Werth einer Basidie 
nieht minder sicher begründet, als dies für irgend eine andere 
ganz unbezweifelte Basidiomycetenform gilt, und in eben diesen 
Charakteren ist der Unterschied der Basidie vom Conidienträger 
gegeben, der in seiner Formausbildung und Gliederuug weniger 
bestimmt und in der Zahl seiner Sporen immer schwankend ist. 
(Fortsetzung folgt.) 


Klercker, John E. F. af, Studien über die Gerbstoff- 
vacuolen. [Tübinger Inu; -Diss.] (Bihang til K. Svenska 
Vet.-Akad. Handlinger. Band XIII. Afd. III. Nro. 8.) 

I. Was zunächst die Untersuehungsmethode des Verf. 
anlangt, so verwandte derselbe namentlich die Pfeffer’sche 
Methy lenblautinetion, ferner Akalicarbonate , die bekanntlich, wie 
Darwin gefunden, Fällungen in den gerbstoffhaltigen Zellen be- 
wirken. 


« 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 313 


Eine gleichzeitige Tinetion des Gerbstoffes und Fixirung des 
gesammten Zellinhaltes erreichte Verf. durch eine Modifieation der 
M oll’schen Gerbstoffreaktion, die darin bestand, dass er an Stelle 
dler wässrigen Kupferacetatlösung eine alkoholische Lösung des ge- 
nannten Salzes anwandte. Durch Chromsäure und Chromosmium: 
säure soll dann unter gleichzeitiger Fixirung des Plasmakörpers 
der Gerbstoff mit braunrother Farbe niedergeschlagen werden. 
Auch soll das Eintauchen m kochende Kaliumbichromatlösung 
häufig gute Dienste leisten. Zur schnellen Orientirung über die 
Vertheilung der Gerbstoffe empfiehlt Verf. endlich Schnitte nach 
einander mit Kaliumdichromat und Eisensulfat zu behandeln. 

II. Verf. hat seine Untersuchungen vorwiegend an Wurzeln 
angestellt. Er zeigt zunächst, dass die Gerbstoffe aueh in diesen 
eine grosse Verbreitung besitzen. Derselbe ist meist auf bestimmte 
\rew ebe, Zelleomplexe oder Zellen beschränkt, zeigt aber bei den 
verschiedenen Arten grosse Verschiedenheiten in semer Verbreitung 
und fehlt keinem Gewebesysteme gänzlich. 

III. Was ferner die Vertheilung des Gerbstoffes auf 
die verschiedenen Elemente der Zelle anlangt, so konnte 
Verfasser nachweisen, das der Plasmakörper, inel. Zellkern, stets 
frei von Gerbstoffen ist. Dagegen wurde in der Zellmembran bei 
Sibbaldia und Faba Gerbstoff gefunden, derselbe war jedoch auch 
hier ausschliesslich auf die jüngeren Zellen beschränkt. Abge- 
sehen von diesen Ausnahmefällen kommt nun der Gerbstoff_ent- 
weder innerhalb der vom Zellsaft separirten Gerbstoffbläschen oder 
als Lösung im Zellsaft, oder m Form nicht flüssiger amorpher 
Massen vor. 

Bezüglich der Gerbstoftbläschen, die Verf. auser den bereits 
bekannten Fällen noch bei einer ganz beträchtlichen Anzahl von 
Pflanzen angetroffen hat, hat derselbe durch entw ickelungsge- 
schichtliche Untersuchungen festgestellt, dass sie stets im Plasma- 
körper entstehen. Ebenso sollen auch bei den Zellen, die im aus- 
eebildeten Zustande gerbstoffhaltigen Zellsaft führen, im den 
meisten Fällen zunächst im Plasmakörper Gerbstoffbläschen ge- 
bildet werden, die erst später mit dem zuvor gerbstoffreien Zell- 
saft verschmelzen. 


Amorphe, nicht flüssige Gerbstoffmassen fand Verf. bei Marsi- 
lea, Doronicum u.a. Dieselben liegen stets im Zellsaft und werden 
mit zunehmendem Alter der Zellen aufgelöst. 


IV. Am genauesten werden sodann vom Verfasser die che- 
mischen Eigenschaften der Gerbstoffvacuolen er- 
örtert. Dieselben müssen zunächst eine sehr koncentrirte Lösung 
von Gerbstoff enthalten, wie aus ihrem starken Lichtbreehungs- 
vermögen hervorgeht. Von anderen Stoffen wurde in ihnen nur 
ein unter dem Einfluss des Lichtes sich bildender rother Farbstoff 
nachgewiesen (bei Salix und Neptunia). 

Bezüglich des ausführlich beschriebenen Verhaltens der Gerb- 
stoffvakuolen bei Wasserentziehung, will Ref. hier nur erwähnen, 
dass dieselben sich dabei entweder vollständig in feste Gerbstoff- 


314 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphelogie. 


massen verwandeln oder in ihrem Innern zähflüssige Tropfen von 
Gerbstoff ausscheiden. 

Ammoniumcarbonat bringt in fast allen Fällen, wenn es in 
verdünnter Lösung mit den lebenden Zellen in Berührung gebracht 
wird, eine Fällung in den Gerbstoffvacuolen hervor. Ebenso wirken 
auch andere Ammonsalze, sowie Natrium- und Kaliumearbonat. 
Es können aber diese Stoffe, wie Verf. zeigt, nicht als absolut zuver- 
lässige Gerbstoffreagentien angesehen werden; ın dieser Hinsicht 
verdienen Kaliumdichromat und Methylenblau den Vorzug. 

In einem besonderen Paragraphen erörtert Verfasser sodann 
die Frage, ob in den Gerbstoffbläschen Eiweissstoffe enthalten sind, 
die er für die meisten Fälle mit Sicherheit verneint. Als Haupt- 
argument für den Eiweissgehalt der Gerbstoffvacuolen wurde früher 
der Umstand angeführt, dass die Gerbstoffbläschen durch so ver- 
dünnte Ammoncarbonatlösungen zur Fällung gebracht werden, die 
im Reagenzglas mit einer Tanninlösung zusammengebracht, keine 
Spur einer Fällung hervorzubringen im Stande sind. Verf. zeigte 
nun aber, dass bei langsamer Diffusion, wie z.B. wenn der Gerb- 
stoff in eine Capillare eingefüllt ist, die nur an einem Ende mit 
der Ammoniumearbonatlösung in Berührung steht, viel verdünntere 
Lösungen dieses Salzes den Gerbstoff zur Fällung bringen können, 
als bei direkter Mischung beider Substanzen im Reagenzrohr. Die 
in dieser Weise aus reinem Gerbstofft und Ammoncarbonat ent- 
standenen Fällungen stimmen ferner in ihrem Verhalten gegen die 
verschiedenartigsten Reagentien vollständig mit den mnerhalb der 
Pflanzenzellen durch Ammoniumcarbonat hervorgerufenen Fällungen 
überein. Entsprechende Erscheinungen konnte Verf. auch inner- 
halb der aus gerbsaurem Leim bestehenden künstlichen Zellen 
beobachten. 

V. Im fünften Abschnitt sucht Verf. sodann den Nachweis 
zu liefern, dass die Gerbstoffvacuolen während ihres ganzen Bestehens 
von einer Plasmalamelle umschlossen sind, von der sie wahr- 
scheinlich durch eine Niederschlagsmembran aus gerbsaurem Eisen 
getrennt sind. 

VI. Physiologisches. Nach den Beobachtungen des Verf. 
entsteht der Gerbstoff der Gerbstoffblasen und in vielen Fällen 
auch der im Zellsaft enthaltene Gerbstoff zunächst in Gestalt fester 
Körnchen, die sich erst später lösen; es ist diese Bildungsart aber 
stets auf das Urmeristem und die jüngere Streckungszone be- 
schränkt. 

Was die weiteren Schicksale der Gerbstoffe anlangt, so be- 
obachtete Verfasser, dass der Gerbstoff der Blasen der Wurzel- 
rinden sowie der in den Wurzelknoten enthaltene später keine 
Veränderung erfährt; dahingegen findet in der Oberhaut bei 
der Ausbildung der Wurzelhaare häufig eine Resorption der Gerb- 
stoffblasen statt. 

Den Schluss der Arbeit bildet eine tabellarische Uebersicht der 
untersuchten Pflanzenspeeies nebst Angaben über die Reaction und 
morphologischen Eigenschaften der in ihnen beobachteten Gerbstoffe. 

Zimmermann (Tübingen). 


Systematik u. Pflanzengeographie. 315 


Winkler, C., Decas quarta Compositarumnovarum Tur- 
kestaniae nee non Bucharae incolarum. (Acta horti 
Petropolitani. X. 2.) 8°. 16 pp. Petropoli 1888. 


In dieser vierten Dekade beschreibt Verf. : 

10 neue Arten aus der Gattung Cousinia: C, pygmaea C. W., C. pusilla C. 
W., C. tomentella C. W., C. pseudomollis C. W., C. fallax C. W., C. Jassyensis 
©. W., C. Schmalhausenii C. W., C. aurea C. W., C. Bucharica C. W. und C. 
pulchra C. W. 

Diese Pflanzen wurden an den im Text genauer angegebenen 
Fundorten grösstentheils von Alb. Regel, einige auch von Mad. 
Olga Fedsehenko und den Herren Korolkoff und Krause 
entdeckt und mitgebracht. Ausserdem hat Verfasser die Schlüssel 
zum Bestimmen der Arten zweier Gruppen dieser Gattung bei- 
gefügt, nämlich der Gruppe Molles Bunge mit 3 Arten*) und der 
Gruppe Microlonchoides Winkler mit 9 Arten. **) 


*#) Molles Bnge. foliis subinermibus decurrentibus integris linearibus vel 
pinnati-partitis segmentis linearibus remotiusculis: 
1, foliis minute decurrentibus: 
C. Komarowii (Kuntze sub Arctio) quae minime cum Neurocentris 
collocanda est. 
1° foliis longissime decurrentibus: 
2, tota planta densissime albo-lanuginosa, capitulis 3—5 floris: 
C. mollis Schrenck. 
2' tota planta parce arachnoideo-cana, capitulis 9—25 fioris: 
3, involueri phyllis intimis acuminatis mueronatis, capitulis 
9—12 floris: 
C. pseudomollis C. Winkl, 
3° involucri phyllis spathulatis apice membranaceo-scariosis rotun- 
datis; capitulis 20—25 floris: C. fallax C. Winkl. 
*=*) Microlonchoides C. Winkl. 
1, foliis radicalibus pinnati-partitis: 
2, foliorum lobis subulatis acutis: C.Candolleana Jaub. etSpach. 
2° foliorum lobis ovatis obtusis: C. Korolkowi Rgl. et Schmalh. 
1’ foliis radicalibus subintegris vel deuticulato-sinuatis: 
1,, involueri phyllorum spina brevissima phyllo multoties breviore: 
2, involueri parce arachnoideo-lanuginosis phyllis lanceolatis: 

3, invulueri phyllis interioribus spathulatis, phyllorum exteri- 
orum spinis subpatentibus: ’ 
4, eapitulis 12—15floris:C.KrauseanaRgl.etSchmalh. 
4° capitulis 40-—60 floris: C. submutica Franchet. 

3°“ involueri phyllis interioribus e basi latiore subito acuminatis: 
C. Jassyensis C. Winkl. 

involueri glaberrimi phyllis ovato-lanceolat!s, foliis radicalibus 

sinuato-lobatis: 

1,,, inflorescentia corymbosa, foliorum radicalium lobis latitudine 
longitudini subaequantibus dentieulatis, dentibus vix spines- 
eentibus: C. Schmalhauseni C. Winkl, 

1“ inflorescentia paniculata, paniculae ramis divaricato - paten- 
tissimis, foliorum radicalium lobis lanceolatis, loborum longi- 
tudine latitudinem triplo superante, lobis subintegris apice 
et hinc inde margine spina pungente armatis: C. Radde- 
ana C. Winkl. (inedit.) 

1“ involueri arachnoidei phyllorum spina phyllum subaequante: 

2,,, foliis eaulinis omnibus sessilibus: C. BucharicaC. Winkl. 
2‘ foliis caulinis inferioribus petiolatis: C. aurea C. Winkl. 
v. Herder (St. Petersburg). 


DIL 
- 


316 Teratologie u. Pflanzenkrankheiten. 


Hisinger, E., Recherches sur les tubereules du Ruppia 
rostellata et du Zannichellia polycarpa, provoqu&s 
par le Tetramyxa’ parasitica. I. Notice preliminaire. 
Avee 10 planches. (Meddel. af Societas pro Fauna et Flora 
fennica. XIV. p. 53—57.) 


Verf. theilt mit, dass er schon in den 50er Jahren die Knöllchen 
an Ruppia rostellata und Zannichellia polycarpa, die er an der nörd- 
lichen Küste der Ostsee sammelte, gefunden und ‚untersucht hat, 
ohne ihre Natur zu erkennen, bis «öbel*) nachwies, dass sie 
durch einen Pilz, Tetramyxa parasitica, veranlasst werden. Etwas 
Neues fügt er den Angaben Göbel’s nicht hinzu und legt den 
Hauptwerth auf seine in 28 einfachen Figuren bestehenden Zeich- 
nungen, die er auf 10 Tafeln zu vertheilen verstanden hat. 

Möbius (Heidelberg). 


Kronfeld, M., Ueber vergrünte Blüten von Viola alba 
"Bess. (Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien. Mathem.- 
naturw. Classe. Bd. XCVI. Abth. I. 1888. p. 58-67. Taf. I.) 


Verf. erhielt ein Exemplar der Viola alba Bess. $ scotophylla 
(Jord.), an dem die Triebe der letzten Vegetationsperiode, ein- 
schliesslich der zu denselben gehörigen Blüthen, eigenthümlich 
deformirt waren. Letztere befanden sich innerhalb zweier Blatt- 
rosetten, die den Auszweisungen des Rhizoms dieht aufsassen. Sie 
bestanden aus einer Anzahl deformirter Blattgebilde, die keine 
Unterscheidung im Kelch und Krone zuliessen, einer Anzahl Pollen- 
blätter, nach “denen sich wohl zwei Blüten in jeder Rosette be- 
fanden, und einem mit einer Achsenprotuberanz verwachsenen Knäuel 
von rudimentären Carpiden. Die verschieden gestalteten Hüll- 
blätter wiesen durch die eingerollten und knorpelarti ig verdickten 
Ränder darauf hin, dass die V erunstaltung wohl durch Ceeidomyia 
affınis Kiefer hervorgerufen sein dürfte. Die deformirten Pollen- 
blätter, verglichen mit den normalen, führten den Verf. zu dem 
Ergebniss, dass „in dem Stamm von Viola sämmtliche Bestandtheile 
eines Nomophyllum, nämlich Spreite, Stiel und Stipeln, enthalten 
sind“, indem die staminodialen Anhänge unmittelbar als Nebenblatt- 
bildungen aufgefasst werden. Ferner liess sich für die Morphologie der 
Staubblätter noch entnehmen, dass der Nektarienfortsatz der vorderen 
„als seriale Sprossung des Pollenblattes oder als Auszweigung des- 
selben“ anzusehen ist. Die Carpiden zeigten deutlich marginale 
Placentation gegenüber der parietalen in der normalen Blüte. Es 
beweist dies also, „dass Schemata, die von dem Diagramm der 
normalen Blüte abgenommen werden, sich in Vergrünungen er- 
heblich alterirt zeigen. 

Möbius (Heidelberg). 


*) Vergl. Bot. Centralbl. Bd. XXI. N. 3. p. 67. (Referat.) 


ar 


Oekon, Bot. — (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 317 


Lermer und Holzner, Beiträge zur Kenntniss der Gerste. 
Herausgegeben von @. Holzner. München (R. Oldenbourg) 1888. 


Diese Arbeit bringt 51 Tafeln mit 106 Seiten Text und stellt 
eine Zusammenfassung unserer gesammten Kenntnisse über die 
Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Anatomie und Systematik 
der Gerste dar. Ref. begnügt sich deshalb, in Kürze den Inhalt 
des Werkes anzuführen: 


A. Einleitende Bemerkungen zur Entwicklungsgeschiehte und 
Morphologie der Gerstenpflanze. 
1. Entwickelung der Aehrchen. Balgklappen. Untere Blütenspelze. Obere 


Blütenspelze. Aehrchenspindel. Schüppchen. Staubgefässe. Stempel bis zur 
Befruchtuug. Bestäubung und Befruchtung. 


2. Entwickelung der einzelnen Theile des Stempels nach der Befruchtung. 

3. Aehrchenspindel. 

4. Keimung. I. Anhang: Die Varietäten der Saatgerste. II. Anhang: 
Morphologische Deutungen. Litteratur. III. Anhang: Befruchtung. Litteratur. 
B. Anatomie. 

1. Gewebesysteme. Oberhaut. Litteratur. Mechanische und stoffleitende 
Gewebe. Litteratur. Grundparenchym. 

2. Vegetationsorgane. Halm. Litteratur. Blatt. Litteratur. Wurzeln. 
Litteratur. 


3. Fortpflanzungsorgane. Spindel. Aehrchen. Aehrchenachsen. Balg- 
klappen. Aeussere Blütenspelzen. Innere Blütenspelzen. Schüppchen. Litte- 
ratur. Staubgefässe. Litteratur. Stempel Litteratur 


4. Das reife Gersenkorn. Litteratur. IV. Anhang: Meteorologisches. 
Erklärung der Tafeln. 


Die Tafeln stellen in sehr schöner Zeichnung und Ausstattung 
und zum Theil in sehr grossen Dimensionen Morphologisches, Ent- 
wicklungsgeschichtliches und Anatomisches dar. Bei jedem Ab- 
schnitte werden die gesammte einschlägige Litteratur von den ältesten 
Zeiten an und alle Schriften, welche aus dem gesammten Gebiet 
der Botanik eine nähere oder entferntere Beziehung zu dem Gegen- 
stande haben, erwähnt oder besprochen. Es beschränkt sich die 
Arbeit demnach nicht darauf, dasjenige anzuführen, was bei der 
Gerste abweichend oder neu ist, sondern der Leser kann das Werk 
wenigstens im entwickelungsgeschichtlichen und anatomischen Theil 
als Lehrbuch der Botanik benutzen, wie denn ja auch dasselbe 
wesentlich mitbestimmt ist als Hülfsmittel zum Studium für die 


Studierenden an Brauereischulen. 
Wieler, Berlin. 


Naudin, Charles, et Müller, Ferd. Baron von, Manuel de 
l’aeclimateur ou choix de plantes recommande6es 
pour l’agriceulture, l’industrie et la medecine et 
adopteesauxdiverselimats de l’Europe et des pays 


318 Techn., ökonomische etc. Botanik. 


tropieaux. 8°. 565 pp. (Mit Bildniss von Ch. Naudin.) 
Parıs 1887. 


Man thut diesem ausgezeichneten Werk ein Unrecht an, wenn 
man es in einem kurzen und seiner Bedeutung somit durchaus nicht 
genügenden anzeigeähnlichen Referat abfertigt. Wollte man indess 
andererseits auf Einzelheiten des überaus reichen Inhalts eingehen, 
so würde man in die Verlegenheit des Homerischen Odysseus ge- 
rathen und nicht wissen, wo anfangen und aufhören; denn das 
3uch bietet fast auf jeder Seite eine solche Fülle interessanten 
und belehrenden Stofts, ‘dass es Einem beim Hervorheben des 
Einen sofort leid thut, Anderes vernachlässigen zu müssen. Sehen 
wir zu, wie wir, ein mittleres Verfahren innehaltend, dem Werke 
tiefer Gelehrsamkeit und grossen Fleisses möglichst gerecht werden! 

Den Zweck, welchen die a mit der Herausgabe des 
Buches verfolgen, giebt Ch. Naudin in der Einleitung selbst 
folgendermassen an: „d’aider a la propagation et & la culture 
a lair libre de toutes les plantes capables de se plier, en chaque 
lieu determine, au climat qui y regne. 


Das Buch will eime Ergänzung sein zu dem seit länger als 
einem Jahrhundert in Frankreich aufgelegten klassischen Werk 
über Ackerbau und Gartenkunst „Le bon Jardinier“. Dieses zielt 
bei seinen Bemühungen um die Verbreitung und Kultur exotischer 
Nutz- und Zierpflanzen nur auf das nördliche Frankreich mit dem 
Mittelpunkt Paris. Die klimatischen Verhältnisse dieses eng be- 
grenzten (sebietes beschränken die Pflege vieler ausländischen Ge- 
wächse auf Warmhäuser und Orangerien. Das Naudin-Müller- 
sche Werk hingegen ist weit umfassender angelegt, es bezweckt 
die Einführung und Verbreitung exotischer Pflanzen innerhalb der 
Länder der gemässigten und subtropischen Zone und ihre Kultur 
im Freien, und zwar besonders in Europa, Nord-Afrika und den 
französischen Kolonien „de r@cente ou d’aneiennne acquisition.“ 

Die Einführung und der Anbau exotischer Nutzpflanzen in- 
sonderheit kann für das eine und andere Land von hoher national- 
ökonomischer Bedeutung werden. Denn dieselbe Pflanze, die Jahr- 
hunderte hindurch den Wohlstand eines Landes ausgemacht hat, 
kann einmal von einem gegebenen Zeitpunkt an durch irgend 
welche äussere Hindernisse nicht mehr die Kosten ihrer Kultur 
decken (vgl. den Weinbau in Frankreich und seine Verwüstungen 
durch die Reblaus). Regierungen und Private müssen demnach 
darauf bedacht sein, dur ch Einführu ung und Anbau anderer geeigneter 
Nutzpflanzen der eventuellen Verarmung ganzer Landstriche und 
Länder vorzubeugen. Andere Gesichtspunkte sind die möglichst 
rasche Wiederbewaldung zu ihrem eigenen Nachtheil entforsteter 
(regenden, sowie die Sanirung fieberschwangerer Landstriche durch 
Anbau geeigneter Gewächse, 2. B: Encalyptus. 


Um solehe Unternehmungen zu ermöglichen, bedarf es eines 
Werkes, welches die Kenntniss anbauwürdiger Gewächse vermittelt 
und gleichzeitig die Kulturbedingungen derselben nach Klima und 
Bodenbeschaffenheit angiebt. Die Idee, ein solches Werk zu 


Teehn., ökonomische etc. Botanik. 319 


schaffen, ist von dem verdienstvollen Ferd. v. Müller in Mel- 
bourne ausgegangen. Ch. Naudin und Ferd. von Müller 
haben das Werk gemeinsam vollendet; es liegt fertig vor Ne und 
erregt unsere Freude und Bew underung. Und wenn "Ch. Naudin 
am Schlusse der Einleitung in seiner bescheidenen Weise die Hoff- 
nung ausdrückt, dass dies Werk, so unvollständig (?) es auch sein 
möge, „rendra quelques services a ce nombreux publie qui, en 
Europe et ailleurs, prend interet a tout ce qui peut augmenter le 
bien-etre general, embellir les jardins et rendre plus agröable la 
vie des champs“ — so wird diese Hoffnung sicherlie h ın Erfül- 
lung gehen. Soviel über den Zweck und die Bedeutung des 
Buches im Allgemeinen. Es sei nur noch erwähnt, dass es unter 
den Auspieien der „Soeiete nationale d’acelimatation“ zu Paris er- 
schienen ist. 


Der Inhalt des Buches gliedert sich nun kurz folgendermassen: 


S. 5—12. Considerations generales sur l’acelimatation des 
plantes. Hierin wird zunächst unterschieden zwischen „Naturali- 
sation” und „Acelimatisation“. Erstere vollzieht sich ohne 
Mitwirkung des Menschen, oft sogar gegen seinen Willen, wogegen 
die Acclimatisation in bewusster Weise zum Zweck hat: 
die Einführung und Pflege von Pflanzen in für sie neuen 
Ländern und zwar solcher Pflanzen, die dem Menschen in land- 
wirthschaftlicher, industrieller und medizinischer Hinsicht Dienste 
leisten „sous la condition que les soins du cultivateur ne lui man- 
queront pas“. 


Sodann werden Vorschriften gegeben über Wahl des Klimas, 
der günstigen Lagen, des Bodens, sowie über Herbeiführung von 
die Fremdbestäubung sichernden und begünstigenden Umständen; 
endlich wird auch die Nothwendigkeit einiger meteorologischer Kennt- 
nisse für denjenigen betont, der sich mit der Kultur exotischer 
(rewächse abgeben will. 


Ss. 15—27 folgt eine Aufzählung und Gruppirung der Gat- 
tungen nutzbarer Arten je nach ihrer Verwendbarkeit. 


S.28—78. Summarische Beschreibung der natürlichen Familien 
oder Gruppen, deren Respräsentanten weiterhin im Buche behandelt 
werden sollen. 


S. 79—101. Register vulgärer Pflanzennamen mit ihren wissen- 
schaftlichen Synonymis. 


S. 103—562. Der Hauptheil des ganzen Werkes. Eine alpha- 
betische Aufzählung und ausführliche Beschreibung der Gattungen 
und Arten nach ihrem Nutzen und ihren Kulturbedingungen, ihrer 
Herkunft und geographischen Verbreitung. Hier sind über manche 
Pflanzengattungen förmliche Monographien geliefert (z. B. über 
Gattung Eucalyptus, von deren 150 bis jetzt bekannten Species 
nicht weniger als 60 ausführlich geschildert werden). 


Ref. kann unmöglich weiter auf Einzelheiten eingehen; er muss 
auf das Werk selbst verweisen, das auch für den Nichtbotaniker 


320 Neue Litteratur. 


von grossen. Interesse sein wird. Die Darstellung ist leicht, 
fliessend und sehr anregend. 
Mit einem Autoren-Verzeichniss schliesst das Werk ab. 


Horn /Berlin). 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 


Magnin, A., La famille de Jussieu. (Bulletin trimestriel de la Socidte botanique- 
de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

Solms-Laubach, H. Graf zu, Anton de Bary. (Botanische Zeitung. 1889. 
p- 33.) 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Edmonds, H., Elementary botany. Theoretical and practieal. New and revised 
edition. &°. 206 pp. London (Longmans) 1889. Den. b.d. 


Kryptogamen im Allgemeinen: 


Aigret, C. et Francois, V., Flore &l&mentaire des Cryptogames. Analyses,. 
descriptions et usages des Mousses, Sphaignes, Hepatiques, Lichens, Algues, 
Champignons. Trait€E ne reclamant pas l’usage du microescope et orne de 
11 planches originales. Augmentdee d’une notice sur les Diatomdes par 
H. Van Heurck. 8°. 236 pp. Namur (Wesmael-Charlier) 1889. 2 fr. 50 e. 


Algen: 


Balsamo, F., Homonymiae algarum in plantis, animalibusque: tentamen. 8°, 
25 pp. Neapoli (typ. r. scientiarum Acad.) 1889. 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Publicationen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 


Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


Neue Litteratur, 321 


De-Toni, J. B., Ueber die alte Schneealgen-Gattung Chionyphe Thienemann, 
(Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1. 


ni28. 

Frank, B., Ueber den experimentellen Nachweis der Assimilation freien Stick- 
stoffs durch erdbodenbewohnende Algen. (l. e. p. 34.) 

«uignard, Sur la formation des antherozoides des Characdes. (Comptes rendus 
des söances de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 1.) 

Klein, Ludwig, Neue Beiträge zur Kenntnis der Gattung Volvox. Mit Tfl. 3. 
(Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1. 
p. 42.) 

Levi-Morenos, D., Appunti algologiei sulla nutrizione dei girini di Rana escu- 
lenta. (Rendiconti della r. Accademia dei Lincei. Vol. IV. 1888. Fase. 8. 
p. 264.) 

Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der Tilopterideen. Hierzu 
Tafeln II und III. (Botanische Zeitung. Jahrg. XLVI. 1888. No. 7. p. 101.) 

Vries, Hugo de, Ueber die Contraction der Chlorophyllbänder bei Spirogyra. 
Mit 1 Tafel. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VI. 
1889. Heft 1. p. 19.) 


Pilze: 


Atkinson, George F., Another phosphorescent mushroom. (Botanical Gazette. 
MOLEXEVS 18892 Nos.l. p= 19.) 

Blanc, L., Saint-Lager et Beauvisage, A propos de mierobes. (Bulletin trimestriel 
de la Societ€ Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

Ernst, P., Ueber Kern- und Sporenbildung in Bakterien. (Zeitschrift für Hygiene. 
Bd. V. 1889. Heft 3. p. 428—486.) 

Meyer, B., Untersuchungen über die Entwicklung einiger parasitischer Pilze bei 
saprophytischer Ernährung. (Landwirthschaftliche Jahrbücher. 1888. Heft 6. 
p- 915—945.) 

Plowright, €. B., A monograph of the British Uredineae and Ustilagineae, 
with an account of their biology, including the methods of observing the germi- 
nation of their spores and of their experimental culture. 8%. 346 pp. 8 plates. 
London (Paul) 1889. 12 s. 

Richon, Charles, et Roze, Ernest, Atlas des champignons comestibles et veneneux 
de la France et des pays circonvoisins, contenant 72 planches en couleur. — 
Accompagn& d’une monographie de 229 esp&ces et d’une histoire generale des 
champignons comestibles et vendneux par E. Roze. 4°. XCVII, 265 pp. 
Paris (Doin) 1889. 

Romell, L., Fungi aliquot novi in Suecia media et meridionali lecti. (Botaniska 
Notiser. 1889. Heft 1. p. 23.) 

Schroeter, J., Pilze. Lieferung 5. (Kryptogamen-Flora von Schlesien, heraus- 
gegeben von Ferd. Cohn. Bad. III. p. 513—640.) 

Warlich, W. K., Pythium subtile n. sp. (Arbeiten der St. Petersburger Natur- 
a Gesellschaft [Abtheilung Botanik]. Bd. XIX. 1889. p. 23—25.) [Rus- 
sisch. 

Zopf, W., Ueber einen Nematoden fangenden Schimmelpilz. (Biologisches 
Centralblatt. Bd. VIII. 1889. No. 23.) 

— —, Ueber Pilzfarbstoffe.. Mit 1 Tafel. (Botanische Zeitung. 1889. p. 53, 
71, 86.) 

er Hugo, Hymenoconidium petasatum, ein neuer merkwiürdiger Hutpilz. 
(1. c. p. 61.) 


Muscineen: 
Debat, Anatomie de la tige des Mousses. (Bulletin trimestriel de la Soeiete 
Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 
Nordenström, H. och Nyman, E., Växtgeografiska bidrag till Ostergotlands 
mossflora. (Botaniska Notiser. 1889. Heft 1. p. 16.) 
Ryan, E., Nogle bemaerkninger om Brachytheeium Ryani Haur. (l. ce. p. 20.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 


Albini, @., Osservazione sui vegetali segregati. (Rendiconti dell’ Accademia 
delle science fisiche e matematiche di Napoli. Anno XXVII. 1888. Fasc. 12.) 
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXX VII. 21 


322 Neue Litteratur. 


Beauvisage, L’inuline dans les Jonidium. (Bulletin trimestriel de la Soeidte 
Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

Berthelot et Andre, Sur l’absorption des mati@res salines par les vegdtaux. 
(Annales de chimie et de physique. 1889. No. 1.) 

Borggreve, Verminderung der Blattgrösse als eine Folge der Fortpflanzungs- 
thätigkeit bei unseren Waldbäumen. (Forstliche Blätter. 1889. Heft 1.) 

Darwin, Charles, Insectivorous plants. 2. edition revised by Franeis Darwin. 
8°. 394 pp. With Illustrations. London (Murray) 1889. 9 sh. 

Detlefsen, E., Die Lichtabsorption in assimilirenden Blättern. (Arbeiten des 
Botanischen Instituts in Würzburg. Bd. III. 1889. Heft. 4.) 

Dobrowljansky, W. J., Vergleichende Anatomie der Weidenblätter. (Arbeiten 
der St. Petersburger Naturforscher-Gesellschaft [Abtheilung Botanik]. Bd XIX. 
1888. p. 161—170.) [Russisch.] 


Frank, B., Was nützen den Waldbäumen die Wurzelpilze? (Forstliche Blätter. 
1889. Heft 1.) 


Garcin, Developpement des fleurs et des frnits. (Bulletin trimestriel de la 
Soeiete Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 


Gerard, Localisation mierochimique des alcaloides. (l. c.) 
Gregory, Emily L., Development of cork-wings on certain trees. IV. (The 
Botanical Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 1. p. 5.) 


Gulbe, L. A., Ueber die periodische Thätigkeit des Cambiums in den Wurzeln 
unserer Bäume. (Jahrbuch des St. Petersburger Forst-Instituts. Jahrg. IH. 
1888. p. 3—47.) [Russisch.] 

Ludwig, F., Einige Beobachtungen über die Beziehungen von Pflanzen und 
Schnecken. I. Eine Befruchtung durch Schnecken. II. Schneckenfrass am 
Hopfen. (Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin. 
1889. No. 1. p. 16—18.) 

— —, Ueber ein abweichendes Verhalten einer in Europa gezogenen Urena 
lobata bezüglich der Ausbildung der Ameisen-Nektarien. (Biologisches Central- 
blatt. Bd. VIII. 1888. p. 742— 743.) 

— —, Einige neue biologische Beobachtungen aus Brasilien und Australien. 
II. Milbenhäuschen des Forta de Condebaumes. III. Eine Pflanze, welche den 
Vögeln Leimruthen stellt. (Wissenschaftliche Rundschau der Münchener Neuen 
Nachrichten. 1889. No. 33.) 


Magnin, A., Apropos des plantes silieicoles. (Bulletin trimestriel de la Soeidte 
Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

Maxwell, W., Zur Kenntniss der löslichen Kohlenhydrate der Leguminosensamen. 
(Landwirthschaftliche Versuchsstationen. Bd. XXXVI. 1889, Heft 1.) 

Molisch, Hans, Ueber den Farbenwechsel anthokyanhaltiger Blätter bei rasch 
eintretendem Tode. (Botanische Zeitung. 1889. p. 17.) 


Pappenheim, K., Zur Frage der Verschlussfähigkeit der Hoftüpfel im Splint- 
holze der Coniferen. Mit 1 Tafel. (Berichte der Deutschen botanischen 
Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1. p. 2.) 

Platner, Zur Kenntniss der Zelle und ihrer Theilungserscheinungen. (Archiv 
für mikroskopische Anatomie. Bd. XXXilI. 1889. Heft 1.) 

Popoff-Wedensky, W. N., Bäume und Sträucher im winterliehen Zustande. 
(Jahrbuch des St. Petersburger Forst-Instituts. Jahrg. III. 1858. p. 49—111. 
Mit 123 Abbildungen.) [Russisch.] 

Schultze, E. und Kisser, E., Ueber Zersetzung von Proteinstoffen in verdunkelten 
grünen Pflanzen. (Landwirthschaftliche Versuchs-Stationen. Bd. XXXVI. 1889. 
Heft 1.) 

— — und Steiger, E., Ueber das Vorkommen eines unlöslichen Schleimsäure- 
gebenden Kohlenhydrates in Rothklee- und Luzerne-Pflanzen. (l. ec.) 

Schumann, K., Untersuchungen über das Borragoid. Mit 1 Tafel. (Berichte 
der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 1. p. 52.) 

Schwendener, 8., Die Spaltöffnungen der Gramineen und Cyperaceen. (Sitzungs- 
berichte der k. preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Bd. V1. 
1889.) 4°. 15 pp. 1 Tafel. Berlin 1889. 

Silantjeff, A. A., Der Einfluss des Wetters im Sommer 1888 auf Pflanzen und 
Thiere. (Jahrbuch des St. Petersburger Forst-Institnts. Jahrg. III. 1888. p. 
115—118.) [Russisch.] 


Neue Litteratur, 323 


Van Tieghem et Douliot, Sur l’origine des membres endogenes dans les plantes 
vasculaires. [Suite.] (Annales des sciences naturelles. Botanique. Ser. VII. 
1888. No. 6.) 

Westberg, P., Ueber den Hoftüpfel und dessen Geschichte. (Correspondenzblatt 
des Naturforscher-Vereins zu Riga. Bd. XXXI. 1888. p. 1—11.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Akinfiefl, J. J., Die Vegetation der Umgegend der Stadt Jekaterinoslaw am 
Ende des ersten Jahrhundert ihrer Existenz. 8°. Mit Bildern und Plänen. 
Jekaterinoslaw 1889. [Russisch.] 

Beauvisage et Blanc, Excursion & Donzere et Viviers. (Bulletin trimestriel 
de la Societe Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

Beckmann, (C., Carex remota X canescens A. Schultz. Carex Arthuriana Beck- 
mann et Figert. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 
1889. Heft 1. p. 30.) 

Blanc, Leon, Excursion & la for&t des Eparres. (Bulletin trimestriel de la 
Soeiet& Botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

— —, Excursion au col de la Ruch£re. (l. ce.) 

— —, Exeursion au Mont Granier. (l. c.) 

— —, Exeursion aux environs de Givors. (l. ce.) 

Blanc, Louis, Flore des envirous d’Ajaceio. (I. c.) 

Blanc, Viviant-Morel ete, Dispersions des Tulipes. (l. c.) 

Boullu, Le Doum et l’Argan. (l. ce.) 

Daguillon, Sur le polymorphisme foliaire des Abietinees. (Comptes rendus des 
seanres de l’Acad. des sciences de Paris. T. CVII. 1889. No. 2/3.) 

Doumergue, Plantes remarquables recueillies en mars ä Gambetta et ä la bat- 
terie espagnole, Oran. (Extr. d. Bull. de la Soc. d’etudes scientif. d’Angers. 
1887.) 8°. 4 pp. Paris (Germain et Grassin) 1889. 

Doümet-Adanson, Exploration scientifique de la Tunisie. Rapport sur une 
mission botanique executee en 1884 dans la region saharienne, au nord des 
grands chotts et dans les iles de la eöte orientale de la Tunisie. 8°. 153 pp. 
Paris (Imprimerie Nationale) 1889. 

Gadeceau, Emile, Ascension botanique du col du Galibier, Hautes-Alpes, alti- 
tude 2800 m. 8°. 11 pp. Nantes (impr. Mellinet & Co.) 1889. 

Holuby, Jos., Die bisher bekannten Gefässpflanzen des Trencsiner Comitates, 
(Jahreshefte d. naturwiss. Ver. d. Trenesiner Comitates in Trencesin. X. 1888, 
p. 100— 209.) 

Kihlman, 0., Atragene alpina. (Botaniska-Notiser. 1889. Heft 1. p. 26.) 

Peteaux, Bunias orientalis naturalise ä Ecully. (Bull. trimestriel de la Soc. 
Bot. de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

Regel, Robert, Ueber die Pflanzen-Kolonisation im Gouvernement St. Peters- 
burg. (Arbeiten der St. Petersburger Naturforscher-Gesellschaft. Bd. XIX. 
Abth. Botanik. 1888. p. 8—17.) [Russisch.] 

Runge, C., Zwei neue Cacteen, Mammillaria Grusoni Runge und Echinocaetus 
Bolansis Runge. Hierzu Abbild. 20 und 21. (Gartenflora. 1889. Heft 4. 
p- 105.) 

Skarman, J. A. O., Om Alnus incana (L.) Willd. f. arcuata n, f. (Botaniska 
Notiser. 1889. Heft 1. p. 1.) 

Syanlund, F., Anteckniugar till Blekinges flora. III. (l. e. p. 6.) 

Thedenius, H. K. Fr., Om Potentilla thuringiaca Bernh. i Sverige. (l. c. 
p. 12.) 

Treub, M., Notice sur la nouvelle flore de Krakatau. Av. planche. (Archives des 
seiences physiques et naturelles de Geneve. Periode III. T. XX. 1888. No. 12.) 

— —, The new flora of Krakatao. (Annals and Magazine of Natural History. 
1388. Nr, 2.) 

Yiviand-Morel, Hybridations de Rosiers. (Bnll. trimestriel de la Soc. Bot, de 
Lyon. 1888. No. 1 et 2. ) 

— —-, Origine de la Mäche. (l. ce.) 

Ward, er The „King-Devil“. (Ihe Botanical Gazette. Vol. XIV. 1889, 
No. 1. p. 10. 

Watson, Sereno, Contributions to american Botany. XVI. I. Upon a colleetion 
of plants made by Dr. Palmer in 1887 about Guaymas, Mexico at Muleje and 


23* 


324 Neue Litteratur. 


Los Angeles Bay in Lower California and on tbe Island of San Petro Martin 
in the Gulf of California. II. Deseriptions of some new species of plants, 
chiefly Californian, with miscellaneous notes. (From the Proceedings of the 
American Acad. of arts and sciences. Vol. XXIV. 1889.) 


Palaeontologie: 


Arnell, H. W., Fossila hasselnötter. (Botaniska Notiser. 1889. Heft 1.) 

Szachnaja, Ueber fossile Pflanzenreste aus Cacheuta in der argentinischen Re- 
publik. (Sitzber. d. K. Akad. d. Wiss. in Wien. Math.-nat. Cl. Abth. I. 1889, 
Bd. XCVII.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Altum, Zur Lebensweise und Vertilgung des Kiefernspinners. (Zeitschr. f. Forst- 
und Jagdwesen. 1889. Heft 1. p. 39—47.) 

Blanc, Louis, Anomalies de Nareissus. (Bull. trimestriel de la Soc. Bot. de 
Lyon. 1888. No. 1 et 2.) 

Dalla-Torre, C. W. von, Zum Insektenbesuch an schleimflusskranken Eichen. 
(Just’s Botanischer Jahresbericht. XIV. 1. Abth. 1888. p. 836.) 

[Verf. hat bei Brixen an dem Schleime gährender Eichen ganze Ketten 
von dicht übereinander liegenden Cetonia affınis beobachtet.] 
Ludwig (Greiz). 

Gojewsky, W., Die Krankheit des Maulbeerbaumes im Gouvernement Jelisa- 
bethpol. (Arbeiten der Kaukas. landwirthschaftl. Gesellschaft. Jahrg. XXXTII. 
1888. Juniheft. p. 329—334.) |[Russisch.] 

ismailoff, A., Die neue Krankheit des Weinstockes: Mehlthau. (l. e. Juli- 
Augustheft. No. 7—8. p. 438—461.) [Russisch.] 

Iwanowsky, D. O., Ueber die Krankheiten der Tabakspflanzen. (Arbeiten der 
St. Petersburger Nat.-Ges. Bd. XIX. 1888. p. 19—21.) [Russisch.] 

Jensen, J. L., Neue Untersuchungen über den Brand des Getreides. (Bieder- 
mann’s Rathgeber in Feld, Stall und Haus. 1889. Januar. p. 8—10.) 

Kessler, H. F., Ueber die Verwandlung der ungeflügelten Rebläuse in geflügelte. 
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889, No. 9. 
p. 301—313.) 

Kieffer. Anomalies d’un Agropyrum campestre. (Bull. tremestriel de la Soc. 
Bot. de Lyon. 1888. No. 1 et 2.) 

Loi eoncernant la destruction des insectes, des cryptogames et autres vegetaux 
nuisibles Ai l’agriculture. (Vigne frang. 1889. No. 1. p. 6—7.) 

Magnus, P., Ueber Wurzeln von Passiflora mit kleinen seitlichen Verdiekungen 
verursacht von Heterodera. (Sitzber. d. Gesellschaft naturforsch. Freunde in 
Berlin. 1888. No. 9.) 

Meyran, Divers cas de teratologie. (Bull. trimestriel de la Soc. Bot. de Lyon. 
1888. No. 1 et 2.) 

Murtfeldt, Mary E., Floral eccentrieities. (The Botanical Gazette. Vol. XIV. 
1889. No. 1. p. 18.) 

Privat, J., L’ampelosoter. Nouveau proced@ pour combattre le mildiou et l’oi- 
dium,. (Vigne am£rie. 1889. No. 1. p. 24—25.) 

Rhone-Converset, J. L.. La Vigne, ses maladies, ses ennemis, sa defense en 
Bourgogne. 8°. 123 pp. av. grav. Paris (Michelet) 1888. 2 fr. 50 ce. 

Saint-Lager, Viviand-Morel etc., Decoloration des fleurs. (Bull. trimestriel 
de la Soc. Bot. de Lyon. 1888. No. 1 et 2.) 

Sorauer, P., Ueber Stengelfäule der Kartoffeln. (Zeitschrift für Spiritusindustrie. 
1888. No. 44.) 

Ulibetoff, Georg, Die Weinstockkrankheiten: Mehlthau und Oidium Tuckeri 
im Kreise Gori. (Arkeiten der Kaukas. landwirtbschaftl. Gesellschaft. Jahrg. 
XXXII. 1888. No. 7—8. p. 379—401.) [Russisch.] 

Viviand-Morel, Divers cas de teratologie. (Bull. trimestriel de la Soe. Bot. de 
Lyon. 1888. No. 1 et 2.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Babes, V. Bakteriologische Untersuchungen über septische Processe des Kindes- 
alters. gr. 8°. 51 pp. Leipzig (Veit & Co.) 1839. 2,60 M. 


Neue Litteratur. 325 


Barbier, H., Hygiene publique de l’importance des fumiers et des oiseaux de 
basse-cour dans l’&tiologie de Ja diphtherie. (Gaz. med. de Paris. 1889. No. 4. 
p. 37-40.) 

Beauvisage, Note sur un faux Ipdcacuanha strie noir. (Bull. trimestriel de la 
Soc. Bot. de Lyon. 1888. No. 1 et 2.) ! 

Buchner, H., Immunität und Immunisirung. (Münch, medie. Wochenschr. 1889 
No. 2, 3. p. 22—25, 42—45.) 

Cadeac et Malet, Recherches experimentales sur la virulence des matiöres tu- 
bereuleuses dessech6s, putrefies ou congeldes. 8°. 12 pp. Lyon (impr. Plan) 
1889. 

CailleE, A., Our present knowledge concerning the etiology of typhoid fever. 
(New York Med. Journ. 1889. No. 3. p. 62—65.) 

Crozier, A. A., Another death from eating Cieuta maculata. (The Botanical 
Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 1. p. 17.) 

Del Rio, A., EI micro-organismo en la disenteria. (Rev. med. de Chile. 1888, 
No. 6. p. 267—269.) 

Flashar, Die therapeutische Verwendung der Ananassa. (Der Fortschritt. 1889. 
N022%) 

Flick, F., The contagiousness of phthisis (tubereular pulmonitis). (Reprinted 
from the „Transactions of the medical society of the state of Pennsylvania.) 

Foä, P. u. Bonome, A., Ueber Schutzimpfungen. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. 
1889. Heft 3. p. 415—427.) 

Grotenfeldt, &., Studien über die Zersetzungen der Milch. I. Ueber rothe 
Milch. (Fortschr. d. Medic. 1889. No. 2. p. 41—46.) 

Hesse, W., Unsere Nahrungsmittel als Nährboden für Typhus und Cholera. 
(Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 527—546 ) 

Hooper, David, Ein pharmaceutisch-eommereieller Streifzug durch Cochin und 
Travancor, Malabarküste, Ostindien. (Der Fortschritt. 1889. No. 1.) 

Hüppe, Sur la virulence des parasites du chol&ra. (Compt. rend. de l’Academie 
des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 2. p. 105—106.) 

Jacquemet, L., Ipecacuanha striC noir. (Bull. trimestriel de la Soc. Bot. de 
Lyon. 1888. No. 1 et 2.) 

James, A., Pulmonary phthisis: Its etiology, pathology, and treatment. 8°, 
280 pp. London (Pentland) 1889. 9 sh. 

Kelsch, Considerations sur l’etiologie du choldra. (Rev. d’hygiene. 1889. No. 1. 
p. 5—40.) 

Kitasato, S., Das Verhalten der Cholerabakterien im menschlichen Koth. (Zeit- 
schr. f. Hygiene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 487—490.) 

— —, Das Verhalten der Cholerabakterien in der Milch. (Zeitschr. f. Hygiene. 
Bd. V. 1889. Heft 3. p. 491— 496.) 

Korkunow, A. P., Können die Mikroben durch normale Darmwände passiren ? 
(Wratsch. 1888. No. 48, 50, 52. p- 959—960, 1005—1004, 1042—1044.) 
[Russisch.] 

Landry, 8. F., Notes on jAnhalonium Lewinii, Embelia ribes and Cocillana. 
(Therapeutie Gazette. Vol. XIII. 1889. No. 1. p. 16.) 

Lampiasi, Rubino I., Sulla natura parassitaria dei tumori cancerosi. Roma 
(Stabilimento del Fibreno) 1889. 

Lang, E, Wege und Wandlungen des Syphiliscontagiums und Bemerkungen zur 
Syphilistherapie. (Mitth. d, Wiener medic. Doctoren-Kolleg. 1888. No. 26. 1889. 
No. 1.) 

Leoni, O., Le acque potabili in rapporto al cholera. (Giornale d. r. soe, ital. 
d’igiene. 1888. No. 11/12. p. 995—999.) 

Maiden, J. H., Some reputed medicinal plants of New South Wales. (Procee- 
dings of the Linnean Society of N. S. Wales. Vol. III. 1888. p. 354—393.) 
Matlakowski, W., Przypadek wyleezonej promieniey [Actinomycosis hominis.] 

(Gaz. lekarska. 1389. No. 3. p. 46—50.) 

Mollereau, Un cas d’actinomycose du cou (vache). (Rec. de med, veterin. 1888. 
No. 24. p. 664—665.) 

Oechsner de Coninck, Contribution A l’etude des ptomaines. (Comptes rendus 
des seances de l’Academie des sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. No. 1. 
p. 58—59.) 

Petrescu, Z., Ueber die Methode, um der Contagiosität der tuberculösen Sputa 
vorzubeugen. (Aus dem Französischen von Reuter. 8°. 11 pp. Bukarest 1889. 


326 Neue Litteratur, 


Preusse, M., Beiträge zur Aetiologie der Rotzkrankheit. (Berliner thierärztl. 
Wochenschr. 1889. No. 3, 4. p. 45—48, 66—68.) 

Rembold, S., Weiterer Beitrag zur Milzbrandätiologie. (Zeitschr. f. Hygiene. 
Bd. V. 1889. Heft 3. p. 506508.) 

Ricochon, Essai sur la recherche, l’isolement et l’emploi vaceinal des exerdts 
solubles de certains microbes pathogenes (Gazette hebdomadaires de medeecine 
et de chir. 1889. No. 1—3. p. 10-13, 21—24, 40—-42.) 

Roger, @. H., Quelques effets des associations mierobiennes. (Compt. rend. de 
la soc. de biol. 1889. No. 3. p. 35—38.) 

Rudenko, A., Bakteriologische Untersuchung der Lymphdrüsen im Kehlgange 
rotzkranker Pferde. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 
1889. No. 8. p. 269— 275.) 

Siebenmann, F., Die Schimmelmykosen des menschlichen Ohres. 2. Ausgabe 
von: Die Fadenpilze, Aspergillus und Eurotium. 8° 112 pp. Mit Illustrat. 
Wiesbaden (J. F. Bergmann) 1889, M. 3.— 

Smith, R. S., Some recent developments of the germ theory, more particularly 
in relation to the treatment of phthisis. (Bristol Medico-chir. Journal. 1888. 
December. p. 225— 264.) 

Straus, J., et Dubarry, A., Recherches sur la duree de la vie des microbes 
pathogenes dans l’eau. (Arch. de med. exper. et d’anat. pathol. 1889. No. 1. 
p. 5—32.) 

Widenmann, Beitrag zur Aetiologie des Wundstarrkrampfes. (Zeitschr. f. Hy- 
giene. Bd. V. 1889. Heft 3. p. 522—526.) 

Wittenmeier, Zur Statistik und Aetiologie der Meningitis cerebro-spinalis im 
Kanton Blieskastel. (Vereinsblatt der pfälzischen Aerzte 1889. No. 1. p. 6—20.) 

Wolkowiecz, Scleroma respiratorium in klinischer, pathologo-anatomischer und 
bakteriologischer Beziehung. (Kiewer Universitätsnachrichten. Jahrg. XXVII. 
1888. No. 11. Novemberheft. p. 169—190.) [Russisch.] 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Anderlind, Die Fruchtbäume in Syrien, insbesondere Palästina. (Zeitschrift des 
deutschen Palästinavereins. XI. 1889. Heft 2.) 

— —, Die Rebe in Syrien, insbesondere Palästina. (l. e. Heft 3.) 

Atterberg, Alb., Die Erkennung der Haupt-Varietäten der Gerste in den nord- 
europäischen Saat- und Malzgersten. (Landwirthschaftliche Versuchs Stationen. 
XXXVI. 1889. Heft 1) 


Ballet, Charles, Les fruits populaires, indiquant le merite et la valeur des 
meilleurs fruits A eultiver, suivis des conseils aux planteurs, 2e edition. 8". 
VIII. 204 pp. Paris (Rovet) 1888. 1 fr.'25 cent. 

Daredshanaschwili, A.. Kurze Belehrung iiber die Vermehrung der Frucht- 
bäume und Fruchtsträucher. (Arbeiten der Kaukas. landwirthschaftl. Gesell- 
schaft. Jahrg. XXXIIIL. 1888. No. 6. p. 296—310. Mit 1 Tafel.) [Russisch.] 

Dieck, @., Dendrologische Plaudereien. III. Die Oelrosen und ihre deutsche 
Zukunft. (Gartenflora. 1889. Heft 4. p. 98.) 

Dsubenko, Peter, Der Tabakbau im Gouvernement Kutais. (Arbeiten der 
Kaukas. landwirthschaftl. Gesellschaft. Jahrg. XXXIII. 1888. No. 7—8. p. 
350—373.) [Russisch.] 

Heckel et Schlagdenhauffen, Sur la constitution chimique et la valeur in- 
dustrielle du latex coneräte de Bassia latifolia Roxb. (Comptes rendus des 
seances de l’Acad. d. se. de Paris. T. CVIII. 1889. No. 2/3.) 

Henry, E., Repartition du tannin dans les diverses regions du bois de chäne, 
suivi de: le tannin dans le chene, nouvelles recherches. (Extr. des Annales 
de la science agronom. franc. et &trang. T. I et II.) 8°. 28 pp. Nancy 1889. 

Hinzenberg, A.. Das Einsammeln, Aufbewahren, Trocknen und der Transport 
der Frichte. (Arbeiten der Kaukas. landwirthschaftl. Gesellschaft. Jahrg. 
XXXIH. 1888. No. 6. p. 277—296.) Mit 1 Tafel. [Russisch.] 

Hopffeld, Le Tabac, la plante et ses varietes, climat, terrain, engrais, semis. 
plantation, conditions imposdes, travaux d’entretien, maladies etc. 8°. 36 pp, 
av. fig. Paris (Le Bailly) 1889. 


Personalnachrichten. — Notiz. — Berichtigungen. 327 


Kraus, C., Ueber Bedeutung und Aufgabe von Hopfencultur-Versuchen. (Sepa- 
rat-Abdruck aus der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung. No. 130.) Fol. 


16 pp. Nürnberg 1888. 

Molisch, Hans, Eine neue Cumarinpflanze. (Der Fortschritt. 1889. No. 2.) 

Mondesir, de, Des l&ögumineuses fourrageres en terrains acides. (Comptes ren- 
dus de l’Acad&mie des seienees de Paris. T. CVIII. 1889. No. 1.) 

Mondenard, A. de, Les Vignes americaines & la Chambre des depntes. La 
methode de reconstitution opposee aux traitements chimiques et A la methode 
destructive. 8°. 36 pp. Paris (Masson) 1889. 

Passerini, N., La coltivazione razionale del grano. (Bulletino di agricoltura, 
agronomia e chimica agraria. Anno I. 1889. No. 1.) 

Raulin, Experiences relatives A l’action de divers phosphates sur la eulture des 
eereales. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVIH. 


1889. No. 1.) 
Viollette et Desprez, Races de betteraves hätives et races tardives. (l. c.) 


Wittmack, L., Convallaria majalis L. var. prolificans. Mit 1 Tfl. (Gartenflora. 


1889. Heft 4. p. 97.) 
Zabel, H., Jamesia Americana Torr. et Gray. Hierzu Abb. 18 u. 19. (l. e. 


p- 103.) 


Personalnachricehten. 


Dr. H. Schenck hat sich als Privatdocent für Botanik an der 
Universität zu Bonn habilitirt. 

Dr. Max Scheit, Lehrer an der höheren Bürgerschule in Sonne- 
berg, ist am 22. Dezember 1888 zu Marksuhl bei Eisenach im 
30. Lebensjahre gestorben. 


Zur sefälligen Kenntnissnahme! 


Besonderer Verhältnisse halber ist der ergebenst Unterzeichnete 
von der Redaction der „Bibliotheka botanica‘ zurückgetreten. 


Cassel, den 1. März 1889. 
Dr. Osear Uhlworm. 


Berichtigungen. 


Seite 273, Zeile 2 von oben lies statt Irland „Island“ und statt Cidium 
„Oidium“. Zeile 3 von oben lies statt cyantea „gigantea“. 


328 Inserat. — Inhalt. 


Verlag von Arthur Felix in Leipzig. 


Untersuchungen " 4.2." Mykologie. 


Fortsetzung der Schimmel- und Hefenpilze. 
Von Oscar Brefeld. 


VIll. Heft. Basidiomycetien III. Autobasidiomyceten 


und die Begründung des natürlichen Systems der Pilze. Die Untersuchungen 
sind ausgeführt im Königl. botanischen Institute in Münster i. W. mit Unter- 
stützung der Herren Dr. G. Istvänffy und Dr. Olav Johan-Olsen, Assi- 
stenten am botanischen Institute. 
Mit 12 lithographischen Tafeln. In gr. 4. IV. 306 Seiten. 1889. Brosch. 
Preis: 383 Mark. 


Beiträge zu 


Morphologie und Physiolonie der Bacterien 


vn®S. Winogradsky-. 
Heft,I: 


Zur Morphologie und Physiologie der Schwefelbaeterien. 


Mit 4 Farbendruck-Tafeln. 
In gr. Ss. VI. 120 Seiten. 1888. Brosch. Preis: 6 Mk. 40 Pfg. 


Inhalt: 


Wissenschaftliche Originalmit- | Hisinger, Recherches sur les tubereules du 
theilungen. | Ruppia rostellata et du Zannichellia polycarpa, 
Lauterbach, Untersuchungen über Bau und _provoqu6s par le Tetramyxa parasitica, p. 316. 
Entwicklung der Sekretbehälter bei den Klercker, Studien über die Gerbstoffvacuolen, 
Cacteen (Forts.), p. 289. p. 312. x 5 a 
Kronfeld, Ueber vergrünte Blüten von Viola 
Originalberichte gelehrter Ge- alba Bess, p. 216. 
sellschaften. Lermer und Holzner, Beiträge zur Kenntniss 
Botanischer Verein in Lund. | der Gerste, p. 317. 3 
VI. Sitzung am 25. Februar 1888. Naudin et Müller, Manuel de l’acelimateur ou 
Areschong, Rubus obovatus G. Br. und R. cili- choix de plantes recommandees pour l’agri- 
atus C. J. Lindeb. (Schluss), p. 297. eulture, Y'industrie et la medeeine et adop- 
Tedin, Die primäre Rinde bei unsern holz- tces aux divers climats de l’Europe et des 
artigen Dikotylen, deren Anatomie und deren „Days tropicaux, p. 318. e Ä 
Funktion als schützendes Gewebe, p. 300. Noll, Ueber die Funktionen der Zellstoflfasern 
der Caulerpa prolifera, p. 306. 
Botanischer Verein in München. Noll, Ueber den Einfluss der Lage auf die mor- 
III. ordentliche Monatssitzung. phologische Ausbildung einiger Siphoneen, 
Montag, den 14. Januar 1889, p- 306. 
Molendo, Ueber sogenannte aussterbende Arten, Noll, Die Farbstoffe der Chromatophoren von 
p- 303. Bangia fusco-purpurea Lyngb., p. 307. 
Harz, Die Nahrung des Steppenhuhnes, p. 304. Winkler, Decas quarta Compositarum novarum 
Turkestaniae nee non Bucharae incolarum, 
Botanische Gärten und Institute p- 315. 
« 306. 
z Neue Litteratur, p. 320. 
Instrumente, Präparations- e 
methoden etc. etc. p. 306. Personalnachrichten. 
h Dr. H. Schenck (Privatdocent der Botanik an der 
Referate: Universität zu Bonn), p. 327. 
Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesammt- Dr. Max Scheit (f), p. 327. 
gebiet der Mykologie. Heft VII., p. 308. E e 
Dalla-Torre, von, Zum Insektenbesuch an Notiz p. 327. 
schleimflusskranken Eichen, p. 324. Berichtigung p. 327. 


Ausgegeben: 5. März 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


Band XXXVII.No.11. Jahrgang X. 


yisches Cenfray ] 


REFERIRENDES ORGAN IL 
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes, 


Herausgegeben 


anter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl 


in Casael. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der &esellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


RE ee ES Er er EZ En TE u Er u EEE, 
No. 1. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret- 
behälter bei den Cacteen, 
unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse 
der letzteren. 
Von 
Dr. Carl Lauterbach 
aus Breslau. 
(Fortsetzung.) 
Pfeiffera cereiformis S. 
Schleimzellen zahlreich. 
Maasse derselben: 0,140 — 0,182 — 0,112 mm, 
Maasse der Zellen: 0,112 — 0,112 — 0,084 mm. 


Zahlreiche Krystallzellen mit Drusen von 0,112 mm Durch- 
messer und rundlicher Gestalt. 


Lepismium commune Pfr. 
Schleimzellen im der Rinde ziemlich zahlreich, im Mark fehlend. 
Maasse derselben: 0,182 — 0,224 — 0,280 mm, 
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,126 — 0,140 mm, 


Botan. Centralbl. Jahrg. X, 1889. Bd. XXXVIH, 22 


330 Lauterbach, Unters. ib. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


In den Schleimzellen finden sich Quadratoktaeder- Ind im“ 
einigen schwärzliche Sphaerokrystalle von zweifelhafter Natur. 

Eine Zusammenfassung der Rhipsalideae ergiebt Folgendes: 
Schleimzellen sind mit Ausnahme von Rh. paradoxa vorhanden, in 
der Rinde zahlreich, im Mark vereinzelt. Sie übertreffen die 
übrigen Zellen an Grösse um die Hälfte bis das Doppelte und ent- 
halten im fast allen Fällen Einzelkrystalle oder auch Sphaerokry- 
stalle. Krystallzellen mit Drusen verschiedener Gestalt meist in 
geringer Anzahl vorhanden. 


Opuntieae. 
Opuntia Mill. 
Opuntia Boliviana S. (Glomeratae). 
Sehr zahlreiche Schleimzellen. 


Maasse derselben: 0,112 X 0,112 X 0,140 mm, 

Maasse der Zellen: 0,098 — 0,098 — 0,112 mm. 

Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. Krystallzellen ver- 
einzelt im Mark. Im chlorophyliführenden Parenchym liegt die 
Längsachse der Schleimzellen horizontal, in Rinde und Mark ver- 
tikal. In den Schleimzellen finden sich Quadratoktaeder. 


OÖ. papyracantha (Platyacanthae). 
Schleimzellen in geringer Zahl vorhanden. 


Maasse derselben: 0,112 — 0,084 — 0,084 mm, 
Maasse der Zellen: 0,070 — 0,084 — 0,098 mm. 


Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. 


O. Salmiana Parm. (Divaricatae). 
Schleimzellen nicht sehr zahlreich. 
Maasse derselben: 0,084 — 0,112 — 0,154 mm, 
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,098 — 0,098 mm. 
Krystalldrusenschieht unter der Epidermis. In den Schleim- 
zellen findet sich je eine sternförmige Druse. 


OÖ. Bernardina Hort. Hge. et Schm. 
Krystalldrusenschieht unter der Epidermis. 
Maasse der Schleimzellen : 0,140 — 0,112 — 0,098 mm, 
Maasse der Zellen: 0,112 — 0,070 — 0,042 mm. 


O. vulgaris Mill. (Ellipticae). 


Krystalldrusenschieht unter der Epidermis. Schleimzellen 
massenhaft vorhanden. 

Maasse derselben: 0,154 — 0,252 — 0,112 mm. 

Maasse der Zellen: 0,126 — 0,154 — 0,070 mm. 

Krystallzellen mit grossen unregelmässigen Drusen, denen ein 
monoklines Prisma mit kurzer Hauptaxe zu Grunde zu liegen 
scheint. 

O. Rafinesquiana Engelm. 

Zusammenhängende Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. 

Schleimzellen zahlreich. 


Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 331 


Maasse derselben: 0,154 — 0,112 — 0,140 mm, 

Maasse der Zellen: 0,112 — 0,084 — 0,126 mm. 

Krystallzellen mit sternförmigen Drusen in grosser Zahl im 
Parenchym. 


OÖ. Ficus indica Mill. 


Einjähriger Spross: Krystalldrusenschicht unter der Epi- 
dermis. Schleimzellen zahlreich. 

Maasse derselben: 0,140 — 0,210 — 0,224 mm. 

Krystallzellen nicht sehr häufig. 

Zehnjähriger Stamm: Schleimzellen sehr selten, meist grosse 
sternförmige Drusen enthaltend. Im Rindenparenchym zahlreiche 
Drusen, aus Prismen mit sehr langer Hauptaxe bestehend. Kry- 
stallzellen massenhaft vorhanden. Ueber dem Hypoderma eine 
starke Korkschicht. 


OÖ. albicans 8. 


Epidermiszellen mit körnigem Wachsüberzug bekleidet. Kry- 
stalldrusenschicht unter der Epidermis. Krystallzellen vereinzelt. 
Schleimzellen in Rinde und Mark, zum Theil viele Vakuolen ent- 
haltend. 

Maasse derselben: 0,140 — 0,168 — 0,112 mm, 

Maasse der Zellen: 0,140 — 0,112 — 0,112 mm. 


OÖ. filipendula Engelm. (Setispinae). 

Schleimzellen massenhaft vorhanden. 

Maasse derselben: 0,112 — 0,168 -— 0,112 mm, 

Maasse der Zellen: 0,140 — 0,112 — 0,126 mm. 

Längsachse horizontal. Unter der Epidermis eine Schieht von 
0,023 mm im Durchmesser haltenden Sphärokrystallen. Um die 
Gefässe herum Krystallzellen mit sternförmigen Drusen. In den 
Schleimzellen finden sich central gelegene, kleine, sternförmige 
Drusen. 


O. rubescens S. (Cruciatae). 


Halbjährige Pflanze. Schleimzellen in geringer Anzahl im 
chlorophyliführenden Parenchym vorhanden. 

Maasse derselben: 0,126 — 0,140 — 0,182 mm, 

Maasse der Zellen: 0,112 — 0,168 — 0,196 mm. 

Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. Vereinzelte Kry- 
stallzellen mit sternförmigen Drusen in der Nähe der Gefässbündel. 


OÖ. Brasiliensis Haw. (Paradozxae). 
Schleimzellen zahlreich: 


Maasse derselben: 0,126 — 0,140 — 0,168 mm, 

Maasse der Zellen: 0,084 — 0,098 — 0,112 mm. 

Krystallzellen sehr zahlreich, mit sternförmigen Drusen von 
0,042 mm Durchmesser. In den Schleimzellen findet sich je eine 
sternförmige Druse von 0,014 bis 0,023 mm Durchmesser. Kry- 
stalldrusenschicht unter der Epidermis ziemlich lückenhaft, aus 
sphaerokrystallähnlichen Drusen bestehend. 

22* 


332 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


O. brachyarthra Engelm. (Xerocarpeae). 


Schleimzellen massenhaft vorhanden. 

Maasse derselben: 0,084 — 0,098 — 0,140 mm, 
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,084 — 0,098 mm. 
Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. 


O. leonina Hge. et Schm. (Clavatae). 
Sehleimzellen vereinzelt. 


Maasse derselben: 0,098 — 0,168 — 0,140 mm, 
Maasse der Zellen: 0,084 — 0,098 — 0,112 mm. 
Sehleimzellen im ehlorophyliführenden Parenchym horizontal, 
im Mark vertikal gestreckt. Krystalldrusensehicht unter der Epi- 
dermis. 
O. arborescens Engelm. (Cylindricae). 


Schleimzellen ziemlich zahlreich. 

Maasse derselben: 0,182 — 0,126 — 0,126 mm, 

Maasse der Zellen: 0,084 — 0,112 — 0,126 mm. 

Krystalldrusenschicht unter der Epidermis. Krystallzellen mit 
sternförmigen Drusen von 0,042 mm Durchmesser. 

Aus Obigem geht hervor, dass für die Opuntien die sphaero- 
krystallähnlichen Oxalatdrusen, die je eine Hypodermazelle aus- 
füllend, in dichter Schicht unter der Epidermis liegen, charakte- 
ristisch sind. Schleimzellen, meist von doppelter Grösse im Ver- 
gleich zu den übrigen Zellen, sind stets vorhanden und enthalten 
sternförmige Drusen. Krystallzellen im Parenehym zahlreich. Bei 
einigen Arten findet sich ein Wachsüberzug. 


Peireskieae. 
Peireskia Mill. 
Peireskia subulata Mhlpf. 


Stamm: Schleimzellen zahlreich, von Vakuolen durchsetzt. 

Maasse derselben: 0,280 — 0,168 — 0,210 mm, 

Maasse der Zellen: 0,084 — 0,112 — 0,140 mm. 

Unter der Epidermis eine zusammenhängende Sehicht von 
sphaerokrystallähnlichen Drusen vorhanden. Im Parenchym Kry- 
stallzellen häufig, sternförmige Drusen von 0,028 bis 0,056 mm 
Durehmesser enthaltend, denen ein monoklines Prisma mit sehr 
langer Hauptaxe zu Grunde liegt. Blatt: Schleimzellen in ge- 
ringer Zahl vorhanden. 

Maasse derselben: 0,196 — 0,098 — 0,210 mm, 

Maasse der Zellen: 0,140 — 0,112 — 0,112 mm. 


P. aculeata Plum. 


Stamm: Grosse Schleimzellen in Rinde und Mark sehr- häufig. 

Maasse derselben: 0,168 — 0,154 — 0,084 mm, 

Maasse der Zellen: 0,070 — 0,070 — 0,098 mm. 

Krystallzellen in Rinde und Mark. Blatt: Schleimzellen un- 
regelmässig vertheilt; theils direkt unter der Epidermis liegend, 
theils tiefer. 


Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Caeteen. 333 


Maasse derselben: 0,098 — 0,098 — 0,112 mm, 
Maasse der Zellen: 0,054 — 0,042 — 0,070 mm. 
Vereinzelte Krystallzellen. 


P. Bleo DC. 


Stamm: Schleimzellen in Rinde und Mark. 

Maasse derselben: 0,230 — 0,308 — 0,364 mm. 

Mitunter kurze Gänge von 0,084 mm Durchmesser bildend. 

Maasse der Zellen: 0,070 — 0,084 — 0,112 mm. 

Krystallzellen zahlreich. 

Blatt: Die Hauptmasse der Schleimzellen im Pallisadenparen- 
chym an der Oberseite des Blattes. 

Maasse derselben: 0,098 — 0,154 — 0,126 mm, 

Maasse der Zellen: 0,070 — 0,098 — 0,056 mm. 

Krystallzellen vorhanden. 

Für die Peireskieae ergibt sich mithin: P. subulata nähert 
sich ihrem anatomischen Verhalten nach den Opuntien. Im 
Uebrigen sind bei den Peireskien Scheimzellen immer vorhanden, 
die übrigen Zellen an Grösse um das Doppelte bis Vierfache über- 
treffend, mitunter zu kurzen Gängen verschmelzend. Sie fehlen 
den Blättern ebenfalls nicht, sind aber hier beträchtlich kleiner. 
Krystallzellen mit unregelmässigen Oxalatdrusen sind in Zweigen 
und Blättern vorhanden. 

Versucht man die gesammte Familie der Cacteen im Bezug 
auf das Vorkommen und die Vertheilung der Sekretbehälter zu- 
sammenzufassen, so erhält man folgendes Resultat: 


1. Nur Krystallzellen vorhanden. 

a. unregelmässig vertheilt: 

Anhalonium, Mammillariae longimammae, crinitae, heteracanthae 
p. p-, subsetosae, stelligerae, M. elephantidens Lem., Rhipsalis pa- 
radoxa S. 

b. eine zusammenhängende Schicht unterhalb der Epidermis 
bildend, indem in jeder Zelle des Hypoderma je ein Einzelkrystall 
oder eine Krystalldruse liegt 

Pelecyphora, Astr opktum, Echinocaetus z. g. T. 


2. Milehsaftführende Gänge und Krystallzellen 
vorhanden. 
Mammillariae: centrispina und angulares: M. nigra Ehrenb., 
rhaphidacantha Lem., macromeris Engelm., Leuchtenbergia? 


3. Schleimzellen und Krystallzellen vorhanden. 


a. Krystallzellen unregelmässig vertheilt: 

Malacocarpus , Echinocaetus Ottonis Lehm., Monvillei Lem.; 
Echinopsis, Pilocereus, Cereus, Echinocereus , Piallocactus, Epi- 
phyllum, Rehipsalis, Pfeiffera, Lepismium, Peireskia. 

b. Krystallzellen eine zusammenhängende Schicht unter der 
Epidermis bildend: 

Mammillaria macrothele Mart., Melocactus, Opuntia, Peireskia 
subulata Mhlpf. 


334 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


Nachdem die Verbreitung der Schleimzellen in der Familie 
der Cacteen durch vorstehende Untersuchungen festgestellt ist, 
möchte ich hier Einiges über die Schleimzellen selbst, sowie über 
die Lage und Vertheilung derselben im Allgemeinen anschliessen. 
Der Inhalt der Schleimzellen besteht aus einer hyalinen Grund- 
masse, der hin und wieder kleine Körnchen eingelagert sind. Die- 
selbe zeigt am Rande eine der Zellwand parallel verlaufende 
Schiehtung, während in der Mitte meist eine unregelmässig ge- 
staltete Masse vorhanden ist. In anderen Fällen ist die Grund- 
masse von Vakuolen durchsetzt. Oft enthalten die Schleimzellen 
Oxalat-Krystalle, sowohl Einzelkrystalle, Quadratoktaeder und 
Prismen, als auch Krystalldrusen, sowie Sphaerokrystalle. 

Schleim- oder Gummigänge, wie solche von den älteren Autoren 
als im Phloem oder in der Nähe desselben verlaufend angegeben 
werden, konnte ich trotz der so zahlreich angestellten Untersuchungen 
nicht auffinden. Den einzigen Fall, der an Gänge erinnert, sah ich 


im Stamm der Peireskien. Hier fliessen mehrere hinter einander 
liegende Schleimzellen zusammen und bilden so verschieden lange 


Zellen oder gewissermaassen Gänge. Dieselben liegen jedoch so- 
wohl in der Rinde als im Mark und lassen keinerlei Beziehung zu 
dem Phloemtheil der Gefässbündel erkennen, auch anastomosiren 
sie weder miteinander, noch verzweigen sie sich. In allen anderen 
Fällen sind nur Schleimzellen vorhanden, die sich fast immer 
durch ihre Grösse auszeichnen ; von gleichem Durchmesser mit den 
umliegenden Parenchymzellen beginnend (bei Prlocereus, Rhipsalis), 
bis zu doppeltem und fünffachem Durchmesser anwachsend (ber 
Opuntia und FPeireskia). 

Die Schleimzellen verhalten sich in der Lage ihrer Längsachse, 
soweit eine solche zu unterscheiden ist, analog dem umgebenden 
Zellgewebe. Dieselbe liegt daher in dem chlorophylliführenden 
Parenchym , dessen Zellen horizontal gestreckt sind, horizontal; 
im Rindenparenchym tritt eine Längsachse nur bei den Peireskien 
hervor, bei welchen sie wie die des Zellgewebes vertikal steht. 
Eine gleiche Lage ist für das Markparenchym Regel. 

Die Hauptentwieklung der Schleimzellen findet in dem chlo- 
rophyliführenden Parenchym statt, sowohl was Grösse als Häufig- 
keit anbetrifft. Bei Arten, die nur wenige Schleimzellen besitzen, 
liegen sie an dieser Stelle. Von der Peripherie nimmt ihre Grösse 
nach Innen zu ab, ist folglich im Mark am geringsten. Bei 
manchen Gattungen, P’hyllocacteen und Cereen, kommt dazu noch 
eine zweite Anhäufung der Schleimzellen im Mark, doch stehen 
diese an Grösse denen der Rinde weit nach. Das Maximum an 
Grösse und Zahl erreichen sie im den vorspringenden Kanten, 
Flügeln und Warzen und erfüllen sie diese mitunter vollständig. 
In den Blättern der Opuntien finden sie sich vereinzelt im Palli- 
sadenparenchym. Bei den Peireskien liegen, wie schon oben er- 
wähnt, die Schleimzellen der Längsachse der Pflanze parallel. Sie 
sind von bedeutender Grösse und in Rinde und Mark gleich 
häufig. Bei Peireskia Bleo verschmelzen sie zum Theil zu Schleim- 
gängen, die dann einen erheblich geringeren Durchmesser zeigen 


ee 


Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 335 


als die einzelnen Schleimzellen. In den Blättern liegen die Schleim- 
zellen vereinzelt im Pallisadenparenchym, bald direkt unter der 
Epidermis, bald tiefer. 


In den Wurzeln sind keine Schleimzellen vorhanden, weder 
in den rübenförmigen Hauptwurzeln, noch in den Faserwurzeln. 
Sie fehlen ebenso den Luftwurzeln, welche bei einigen schleim- 
führenden Arten vorkommen. Desto zahlreicher treten sie in den 
Blüten und Früchten auf. In den ersteren erstreckt sich ihre 
Verbreitung bis in die Blumenblätter, in den letzteren finden sie 
sich in grosser Menge in den Carpellen. 


Sekret der Scehleimzellen. 


Die Wandung der Schleimzellen, die in allen Fällen deutlich 
erkennbar ist, färbt sich mit Jod und Schwefelsäure blau, besteht 
also aus Cellulose. Ein Unterschied von der Wandung der übrigen 
Zellen ist nicht wahrzunehmen. 


Bei der Behandlung mit Jodjodkalium verquillt in Folge des 
Zutretens von Wasser der Schleim und es zeigt sich im Innern 
der Zellen ein Plasmanetz, in welchem einige blau gefärbte Stärke- 
körnchen (Reste von Chromatophoren) hängen, ausserdem einige 
hellglänzende Körperchen. Auf Zusatz von Kali (zu dem in Al- 
kohol liegenden Schnitt) tritt eine leichte Quellung der Schleim- 
zellen ein, dieselben werden durchsichtig, ohne dass der Schleim 
heraustritt. Schwefelsaures Kupferoxyd und nachfolgende Behand- 
lung mit Kahlösung färbt den Schleim hellblau. Mit Alkannatinktur 
gibt der Schleim die bekannte Reaktion. Hanstein’s Anilin- 
violett färbt dieselben intensiv violett. Chloroform löst einen Theil 
des Sekretes, lässt aber eımen körnigen Rückstand. 


Hieran anschliessend möchte ich Einiges über die Behandlungs- 
methoden, die sich am besten bewährten, mittheilen, 


Das beste Härtungsmittel ist Alkohol, doch muss derselbe in 
verschiedenen Stärkegraden angewendet werden, indem er bei 
Arten mit massenhaften Schleimzellen,, wie z. B. Opuntien, in zu 
starker Concentration Sprödigkeit verursacht. In allen Fällen ge- 
nügt Alkohol von 90°/o, der natürlich bei der Härtung diekerer 
Stücke mehrmals gewechselt werden muss. Er ist zugleich das 
best€e Medium für das Einlegen beim Betrachten der Sehnitte, vor- 
ausgesetzt, dass dieselben dünn genug sind. Um das schnelle 
Verdunsten des Alkohols zu verhindern, wurden solche Präparate 
provisorisch mit einer durch Wärme flüssig gemachten Mischung 
von Guttapercha und Rindertalg verschlossen. 


Bei diekeren Schnitten, wie sie des Volumens der Schleim- 
zellen wegen häufig untersucht werden mussten, wurde mit Vortheil 
Nelkenöl angewandt, welches den Schleim nicht löst und in welchem 
die Schleimzellen in Folge des Durchsichtigwerdens des übrigen 
Zellgewebes sehr deutlich und scharf hervortreten. Um Schrumpfung 
zu vermeiden, müssen die Schnitte jedoch vorher genügend in ab- 
solutem Alkohol gehärtet sein. DBleiessig, welchen Meyer in 


336 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


seiner Abhandlung über die Knollen der einheimischen Orchideen *) 
empfiehlt, um das Quellen des Schleimes zu verhindern, hatte diese 
Wirkung nur bei einigen Arten, z. B. Opuntien, während bei den 
meisten der Schleim sich löste. Zum Einschliessen ven Schleim- 
zellenpräparaten diente Canadabalsam. Färbemittel können nur 
in alkoholischer Lösung in Betracht kommen und empfehlen sich 
hier in erster Reihe Fuchsin, Methylviolett, Methylgrün und be- 
sonders eine Mischung von Fuchsin und Methylviolett, das so- 
genannte Hanstein’sche Anilinviolett. Ausserdem färbt alko- 
holische Haematoxylintinktur den Schleim lebhaft, während Eosin 
ihn nicht tingirt. Hierauf beruht die Möglichkeit emer Doppel- 
färbung, da Eosin das Zellgewebe lebhaft färbt. Man bringt die 
Schnitte in eine alkoholische Methylgrünlösung; nachdem die 
Schleimzellen gehörig gefärbt sind, für ganz kurze Zeit m eben- 
solehe Eosinlösung, hellt mit Nelkenöl etwas auf und schliesst in 
Canadabalsam ein. Die grün gefärbten Schleimzellen heben sich 
dann sehr deutlich von dem rosa Untergrund ab. 


Milcehsaftführende Gänge. 


Viele Arten von Mammillaria sind durchsetzt von einem System 
von Gängen, die beim Ansehneiden einen weissen, diekliehen, an 
der Luft bald. erhärtenden Saft im ziemlicher Menge ausfliessen 
lassen. Dieser Saft ist in Wasser unlöslich, m Chloroform bei 
längerer Einwirkung und genügender Menge vollständig löslich, 
Alkohol löst Spuren davon, Aether einen Bruchtheil. Da ferner 
Alkannatinktur die Gänge lebhaft roth färbt, so möchte ich den 
Inhalt als ein Gemenge von harz- und kautschukartigen Substanzen 
betrachten. 

Der Durehmesser der Gänge ist sehr schwankend und diffe- 
rirt von 0,042 bis 0,140 mn, während die Maasse der Zellen 
0,070 X. 0,098 X. 0,112 mm betragen. 

Der Verlauf dieser Gänge ist em regelloser; im Innern der 
Pflanze sind sie sehr vereinzelt, nach der Peripherie nehmen sie 
an Häufigkeit zu. Im Rindenparenchym anastomosiren sie mit 
einander und schicken zahlreiche Aeste in das chlorophyliführende 
(Pallisaden-) Parenehym, besonders in dasjenige der Warzen. Hier 
folgen die Gänge dem Verlauf der Zellreihen und erstrecken sich 
bis unter das Hypoderma. Im Rindenparenehym der Hauptwurzeln 
sind ebenfalls zahlreiche milehsaftführende Gänge von 0,070 bis 
0,140 mm Durchmesser vorhanden; bis in die kleineren Neben- 
wurzeln scheinen sich dieselben nicht zu erstrecken, wenigstens 
konnten in den untersuchten Schnitten solehe nieht aufgefunden 
werden, auch ergaben Verwundungen von Wurzeln lebender 
Pflanzen negative Resultate. 

(Fortsetzung folgt.) 


*) Arthur Meyer, Ueber die Knollen der einheimischen Orchideen. (Archiv 
der Pharmacie. Bd. XXIV. Göttingen 1886.) 


Ludwig, Australische Pilze. 337 


Australische Pilze“) 
Von 
Prof. Dr. F. Ludwig. 


1. Eine neue Batarrea. 

Australien bietet, wie überhaupt die südliche Hemisphäre, eine 
grosse Anzahl merkwürdiger Gasteromyceten; wir erinnern an die 
australischen Phalloideen Aseroö rubra La Bill., As. pentactina 
Endl., As. actinobola Cord., As. viridis Berk., Lysurus aseroöformis 
Cord., Anthurus Muellerianus Kalchbr., Ileodietyon eibarium Tul., 
Clathrus pusillus Berk., Clathrus gracilis Berk. neben unserem ein, 
heimischen Clathrus cancellatus L., Cynophallus Papuanus Kalchbr.- 
Phallus Tahitensis Schlecht., Ph. Novae Hollandiae Cord., Ph. me- 
rulinus Berk., Ph. curtus Berk., die Lycoperdaceen: Lycoper- 
don Gunnü Berk., Bovista lilacina Mont. et Berk. ete., Geaster 
Archeri Berk., @. australis Berk., @easter vittatus Kalehbr. und 
an die merkwürdige Gattung Batarrea der Unterabtheilung der 
Diplodermei, deren bis fusslanger holziger Stiel und deren mit 
Spiralverdiekungen der Membran versehene Capillitiumfasern 
zwischen den Sporen der inneren Peridie einzig dastehen dürften 
in dem Reich der höheren Pilze. Von letzterer Gattung ist aus 
Australien eime Art als Batarrea Mülleri von Kalehbrenner 
beschrieben und abgebildet worden (Ertekezesek a termeszettudo- 
mänyok Köreböl. Kiadja a Magyar Tudomänyos Akademia. XII. 
kötet. VIII. Zam. 1883. Budapest 1884 p. 3 u. 8. Täbla II. 2.) 
Eine dieser letzteren nahestehende Art hat J. G. O. Tepper 
kürzlich bei Balaclava in Süd-Australien entdeekt und mir zugesandt. 

Gleich der Batarrea Miülleri Kalchbr. weicht dieselbe von 
den übrigen bekannten Arten (B. phalloides Fr., B. Stevenii Fr., 
B. Gaudichaudii Mont., B. Guicciardiana Ces.) schon dureh den ganz 
mit häutigen Schuppen bedeckten Stiel ab, unterscheidet sich aber 
von 5. Müller! durch wesentliche Merkmale. Zunächst ist dieser 
Pilz ganz weiss in allen Theilen, unsere Art besitzt einen durch- 
weg bis auf die weisslichen Markfasern dunkelbraunen Stiel. 
Letzterer ist dort voll, hier durehweg hohl (ähnlich wie bei B. 
Steven‘ mit herablaufenden Markfasern versehen), holzig. Die 
Sporen haben bei unserer Art 5—5,75 mm Durchmesser, dort 
4 u mm Durchmesser u. s. w. Wir benennen diese neue Art nach 
dem Entdecker (welcher auch bereits die B. Mülleri am Spencer 
Golf in Süd-Australien entdeckt hat) und geben folgende Dia- 
gnose: 

Batarrea Tepperiana n. sp. Peridium interius membrana 
regulariter disrupta sporisque remotis candicans campanulato-mitra- 
tum insidet stipiti longissimo sursum incrassato, lignoso intus cavo, 
fibris pallidis a pileo per totam cavitatem deeurrentibus. Stipes, 
totus squamis paleisve, in superiore parte magnis membranaceis 
laceratis, in parte inferiore lineari lanceolatis imbrieatis deorsum 
direetis vestitus, dimidio in terra latet, extus, intusque colore brun- 


*) Zuerst mitgetheilt im Ver. d. Naturfr. zu Greiz im Januar 1889. 


338 Ludwig, Australische Pilze. 


neo. Sporae brunneae globosae vix verruculosae 5—5,75 zı diam. 
cum fibris capillitii eurtis 5,5—6 zı cerassis spiralibus parce inter- 
mixtae sunt. 


Habitat ad terram arenosam in Australia, Balaclava (leg. J. 
G. OÖ. Tepper). Peridium ca 3 cm latum, stipes 26 cm long., 
bası 0,4, superiore parte 1,8, apice 0,3 cm crassus, cavitatis diam. 
0,3—0,5 cm. 

Bei dem von mir untersuchten Exemplare fehlte der obere 
Theil der inneren die Sporen bergenden Peridie, die Photographie 
eines zweiten Exemplars des Pilzes, welche von Herrmm F. J. Craw- 
ford in Norwood hergestellt wurde, zeigt indessen, dass die Pe- 
ridie zunächst am Scheitel unregelmässig zerreisst und zuletzt sich 
rundum fast regelmässig ablöst, so dass wie in dem vorliegenden 
Exemplar der Rest einem Agar tcushut nicht unähnlich wird. Von 
der äusseren Peridie ist natürlich am Hute bei meinem Exemplar 
nichts mehr vorhanden, doch rührt die untere knopfförmige Ver- 
diekung des Stieles von den Ueberresten derselben (Volva) her. 
Dieselbe löst sich, wie es scheint, bei der Streckung des Stieles- 
von diesem nicht ganz los, die häutigen Fetzen und Schuppen, 
welche der Batarrea ein so eigenartiges Aussehen verleihen, dürften 
die Reste derselben sein. Sie bedecken den oberen Theil des. 
holzigen längsfaserigen Stieles unregelmässig bastartig, während sie 
an dem unteren in der Erde verbleibenden Theil des letzteren fast 
zottig erscheinen. Die Höhlung der holzigen Stielröhre zieht sich 
von der Basis (hier nur durch die Volvahaut verdeckt) bis dicht 
unter die Hutsubstanz, von welcher sich eine lockere, aus fast par- 
allelen weisslichen Fasern bestehende Masse — einem Lampen- 
dochte nicht unähnlieh — bis zum unteren Stielende hindurchzieht. 
Es kann kaum zweifelhaft sein, dass diese Verbindung auch ganz 
wie ein Docht wirkend, die Wasserzufuhr aus den tieferen 
Schichten des sandigen Bodens in den sporenbildenden Hut be- 
sorgt, während die hohle holzige Röhre, die bei beiden Exem- 
plaren "etwas sekrümmt war, als “An passung an die mecha- 
nische Inanspr uchnahme des Stieles, durch den die 
tief in dem sandigen Boden zur Entwicklung kommende Pe- 
vidie über den Boden emporgehoben” wird, ‚zu,be> 
trachten sein dürfte. Die hygroskopischen, mit spiraligen Wand- 
verdiekungen versehenen Capillitiumfasern erinnern zu schr an die 
der Mysomyceten, als dass sie einer anderen Verrichtung als bei 
diesen der Oeffnung des Fruchtkörpers und der Verstäubung der 
Sporen, angepasst sein könnten. 


Der holzige Theil des Stengels erschemt im Längsschnitt aus- 
parallelen Fasern zu bestehen, der Querschnitt zeigt aber unter 
dem Mikroskop, dass diese häutigen Längsfasern mit einander zu 
einem Scheingewebe verbunden sind. Der Querschnitt erinnert 
an das Aussehen der Mündungen weitmaschiger Polyporusröhren 
bei Loupenvergrösserung. Die eckigen Scheinzellen haben einen 
Durchmesser von 15—30 u, die a Faserung entsprechend un- 
regelmässig dieken Zwischenwände sind ca. 1,5—4 u dick. 


Ludwig, Australische Pilze. 33% 


2. Eine mikroskopische Schlingpflanze. 


Die 1—2 Fuss hohe strauchartige Euphorbiacee Bertya ro- 
tundifolia F. v. M., welche auf Kangoroo Island in Süd-Australien. 
verbreitet ist, besitzt sowohl auf ihren dunkelgrünen, ovalen, rauhen 
Blättern mit zurückgerolltem Rande, wie an ihren Zweigen dicht 
stehende gestielte Stern- oder richtiger Büschelhaare, die häufig — 
ich erhielt von dieser Pflanze zu verschiedenen Zeiten Zusendungen 
von meinem Freunde Herrn J. G. OÖ. Tepper — eine schwärz- 
liche Färbung haben und die Färbung der gesammten Sträucher 
noch dunkler erscheinen lassen. Eine nähere Untersuchung zeigte 
mir, dass diese Färbung durch die braunen Sporenhäufehen und 
(gegliederten) Fäden eines Pilzes verursacht werden, welcher ein,. 
wie mir scheint, ganz ungewöhnliches Verhalten zeigt. 


Die Stiele der erwähnten Haare haben eine Länge von etwa 
300—350 « und eine Dicke von 30—50 u und tragen an ihrem 
Ende einen Schopf von 10—20 einzelligen, fast in einer Ebene: 
(senkrecht zum Stiel) ausgebreiteten spitzen Borsten, welche gleich- 
falls etwa 350 « lang und an der Basis 20—26 u diek sind, aber 
nur ein Lumen von 3—5 u besitzen. Die vielzelligen Stiele sind 
von dem braunen Pilze meist derartig durchwachsen, dass von dem 
Inhalt derselben nicht viel zu sehen ist, vom Ende der Stieles aus: 
beginnt jedoch der Pilz eine andere Verbreitung, die Fäden winden 
‘sich von dem Centrum des Schopfes aus mit grosser Regelmässig- 
keit um die Borsten herum und umschlingen dieselben meist bis 
zur Spitze. Nicht selten sind in dieser Weise die sämmtlichen 
Borsten eines Schopfhaares umschlungen, regelmässig wie eine 
Bohnen- oder Hoptenstange. Bei üppiger Entwicklung verzweigen 
sich die Gliederfäden des Pilzes und anastomosiren, bilden Packete- 
von Zellen, zuletzt bemerkt man an manchen Borsten nur noch 
Häufchen kugeliger Sporen von 5—6 zw Durchmesser. Der 
kleine Schlingpilz umwindet die Seitenäste des 
Haares fast ausnahmslos linksum. Öb dies eine spezi- 
fische Eigenthümlichkeit des Pilzes ist — der der windenden Arten 
unter den Blütenpflanzen entsprechend — konnte ich bisher 
nicht entscheiden. Doch scheint es mir, als ob die feinen Risse 
und Streifungen der Zellhaut, welche linksschraubige Anordnung 
haben, durch ihren ungleichen Wassergehalt den Pilztäden den Weg 
bezeichneten. Zuweilen sind die Borsten selbst schraubig gedreht, 
auch wohl zu zweien verschlungen, doch dies könnte ebensowohb 
Wirkung des Schlingpilzes sein, der seine Hauptnahrung der Cellu- 
lose zu entnehmen scheint. Der Pilz breitet sich auch auf und in 
den Bertyablättern selber aus und es sind hier häufig die Epi- 
dermiszellen völlig von einander gelöst oder es sind die Pilzzellen 
völlig an die Stelle der dieken Zellwände getreten. Solchen Cellu- 
losezerstörungen, hervorgerufen durch einen ähnlichen Pilz, be- 
gegnet man in den Holzfasern von entrindeten Holzstämmen und 
Bauhölzern, welche lange den Atmosphärilien ausgesetzt waren. 
Hier verwittert die Oberfläche derartig, dass sie fast nur noch aus: 
(leicht abschabbaren) wolligen, filzigen Fasern bestehen. Letztere: 


340 Ludwig, Australische Pilze. 


zeigen aber nicht die weisse Farbe, die man nach den bleichenden 
Wirkungen der Sonnenstrahlen erwarten sollte, sondern eine schwärz- 
lich-graue. Ich fand den Grund für diese Erscheinung darin, dass 
diese Fasern sehr regelmässig von eimem bräunlichen Pilz durch- 
wuchert werden, welcher anscheinend die direkte Ursache jener 
Zerfaserung und der Bildung jener Holzwolle ist. Der fragliche 
Pilz dürfte hier in die Verwandtschaft von Fumago salieina oder 
vielleicht auch zu Pleospora herbraum gehören. 


Der Pilz der Bertyahaare scheint im Zusammenhang zu stehen 
mit perlschnurartigen verzweigten hyalinen Torulaketten auf der 
Blattoberfläche, wenigstens gehen diese häufig in die braunen, dem 
Sehlingpilz eigenen Zellreihen über. Saccardo hat diesen Pilz 
Heterobotrys paradoxa benannt. 


3. Brandpilze. 


Von Ustilagineen sind aus Australien bisher folgende Arten 
bekannt geworden: 

Ustilago australis Cke. in den Fruchtknoten von Eriachne. 

U. Millleriana Thüm. in den Samen von Juncus planifolius. 

U. Fimbristylis Thüm. in reifen Samen von Fimbristylis. 

U. marmorata Berk. auf Blättern von Isolepis prolifera. 

U. bromivora (Tul.) Wint. in den Blüten von Bromus mollis. 

U. segetum (Bull.) Wint. in den Blüten von Avena sativa. 

U. solida Berk. auf Schoenus imberbis. 

U. utrieulosa (Nees) Wint. in den Blüten von Polygonum minus. 

Cintractea axicola Berk. in den Früchten und Rispen von 
«Cyperus, Fimbristylis und Seirpus. 

Doassansia punetiformis Wint. auf Blättern von Zythrum 
hyssopifolium. 

Thecaphora globuligera Berk. et Br. in den Spelzen von Leersia 
hexandra. 

Sorosporium Müllerianım Thüm. in den Rispen von Cladium 
flum. 

8. Eriachnes Thüm. in den Achren von Zriachne. 

Cerebella Paspali Cke. et Massee auf Paspalus scrobiculatus. 


In Deutschland sind nach Winter 86 Species, nach Saec- 
cardo (De Toni) insgesammt gegen 400 Arten bekannt. Es 
scheint daher die Ustilagineenflora Australiens noch wenig Gegen- 
stand specieller Untersuchungen gewesen zu sein, wie dies auch 
für die Uredineen und andere Abtheilungen des Pilzreiches gilt. 
Ich habe daher meinen Freund J. G.O. Tepper ersucht, zunächst 
den genannten Familien seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ihm 
dankt seitdem die Wissenschaft bereits verschiedene neue Uredineen, 
wie Uromyces Limosellae Ludw., Uromyces digitatus Wint., auch 
Phragmidium Barnardi Plowr. et Wint. erhielt ich von ihm, bevor 
er diesen Namen erhielt. Die letzte Sendung, welche mir zuging, 
enthält auch bereits eine neue hübsche Ustilaginee, welche aus- 
gedehnte Sporenlager in den Infloreseenzen und Blattscheiden von 
Amphipogon und Neurachne bildet: 


Botanischer Verein in München. 341 


Ustilago Tepperi n. sp. Pulvere sporarum atro, partes 
florales et superiorem caulis partem destruente; sporis plerumque 
sphaerieis aut breviter ellipsoideis 12-——17 « diam. brunneis, epi- 
sporio papillo ac paene aculeato. 

Hab. in Amphipogone strieto et Neurachne alopecuroide 
Australiae (Torrens Garge et Highbury serub) Igt. J. G.O. Tepper. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München. 
(Fortsetzung.) 


IV. ordentliche Monatssitzung. 
Montag den 11. Februar 1889. 


Herr Professor Dr. €. 0. Harz spricht im Anschluss an seine- 
früheren diesbezüglichen Mittheilungen*), unter Demonstration des 
vorgetragenen Materials über 


Bergwerkspilze 1. 


aus den Kohlenbergwerken Hausham und Penzberg 
in Obervayern. 


I. Telephorei. 


1. Corticium (Hypochnus) subterraneum n. sp. Thallus häutig- 
filzig, der Unterlage nur locker angebeftet, stellenweise leicht ab- 
trennbar, das Hymenium pulverig-filzig, gleichmässig die Oberfläche 
überziehend, grau. Sporen an beiden Enden gerundet, oval, bräun- 
lich-grau, 3.5—3.7 u breit, 6—7 u lang. 

Nicht selten in der Leitzachsohle und im Moritzstollen. 

2. Corticium (Hypochnus) ferrugineum Pers. In der bereits- 
früher beschriebenen Form wiederum an zahlreichen Stellen sowohl 
in Hausham als in Penzberg aufgefunden. 

3. Cortieium (Telephora Pers.) incarnatum Fr. Aeusserlich. 
auf das Genaueste in Farbe und Form mit dem oberirdisch ge- 
wachsenen Corticium incarnatum Fr. übereinstimmend; nur durch 
die Sporen abweichend. Nach Fuckel besitzt C. incarnatum 
kugelige Sporen von 4 Durchmesser, während die der Bergwerks- 
form länglich sind und 4.6—4.8 u Länge bei 2.1—2.3 u Dicke be-- 
sitzen. 

Pilzrasen verschieden gestaltet, meist rundlich-lappig ausge-- 
breitet, 1—3 Ctm. im Durchmesser. 

Im Haushamer Stollen auf Fichtenrinde. 


II. Hydnei. 


4. Grandinia (Odontia Pers.) crustosa Fr. Schmutzig-weiss,. 
fein granulirt, zarthäutig, hin und wieder als dünnes Häutchen ab- 


*) Botanisches Centralblatt. Bd. XXXVI. Nr. 12. 


342 Botanischer Verein in München. 


lösbar, meist aber der Fichtenholzunterlage fest anhaftend. Gestalt 
aunregelmässig, zerklüftet, lappig u. s. w. Sporen vorwiegend 
kugelrund, zuweilen nach einer Richtung fast unmerklich verlängert, 
3.8-—4.5 .ı im Durchmesser. Die gerundeten, stumpfen Hymenial- 
papillen von 0.07—0.15 M. Quer-Durchmesser. 

Im Haushamer Stollen. 


5. Hydnum farinaceum Pers. 

Ueberzieht gleichmässig grössere Flächen von Fichtenholz- 
objekten. Die jüngsten Stellen haben das Aussehen aufgestreueten 
weissen Mehles, später geht die Farbe in ein schmutziges Weiss 
über. Die Anfangs in der Farbe mit der Thallus-Unterlage über- 
einstimmenden Stacheln erhalten zuletzt ein durchscheinendes, wachs- 
oder besser carragheenartiges Aussehen, wodurch sie sich von der 
Unterlage ziemlich scharf abheben. 

Im Moritzstollen an Fichtenbalken. 


6. Hydnum coralloides Scop., H. ramosum Bull. 

Die normale, bei Lichtzutritt gewachsene Form an Fichtenholz 
am Schliers und Hausham nicht selten im Spätsommer und Herbste 
in ausserordentlich üppigen Exemplaren vorkommend. Die Hyphen 
der Fruchtträger 4—12 u dick, mit sehr kleinem Lumen. Sämmt- 
liche Hyphen und ebenso die Wandungen der kugeligen, 4.8 —5.2 u 
grossen Sporen aus Amyloid bestehend ; sie werden demgemäss 
durch Jodlösung insgesammt prachtvoll blau gefärbt. Dünne 
Schnitte, mit Jodlösung befeuchtet, erscheinen dem unbewaffneten 
‚Auge tief violettblau. 


Im Münchener Staatsherbar befindet sich ein von L. B. de 
Strauss gesammelter, als Hericium Stalactieium Schrank bezeich- 
neter Pilz. Nach eingehender mikroskopischer Untersuchung finde 
ich diesen Pilz in allen Punkten, namentlich in Form und Grösse 
der Sporen, sowie in der Amyloidreaction auf’s genaueste überein- 
stimmend mit dem normalen HAydnum coralloides. 

Es ist demnach das Hericium Stalacticium Schrank zu 
streichen. 


Hydnum coralloides var. subterranea Hrz. erhielt ich am 
6. November 1888 durch die Freundlichkeit des Herrn Bergwerks- 
directors Engel zu Hausham von der „Leitzachsohle“, woselbst 
dasselbe „in einer Teufe von SO m gefunden worden“. 


Es sind 7—8 cm hohe und breite Individuen mit theils auf- 
wärts, theils abwärts gerichteten Stacheln; reich verzweigt, doch 
nicht so dicht, wie die am Lichte gewachsenen normalen Formen. 
Die Hyphen sind viel dichter an einander gedrängt, als bei den 
Lichtformen, die Aeste sehen daher nicht weiss, sondern gelblich 
durchscheinend aus, und nach dem Trocknen erscheinen sie nicht 
matt kreidig weiss, sondern hornartig, oder besser carragheenartig. 
Sporen kugelig, 4.0—5 u gross, durch Jodlösung gebläut. 
Die Hyphen sind dünner, als bei der Lichtform, meist nur 4.0 bis 
5 u dick und häufig weiterlumig, durch Jodlösung werden sie 
weniger deutlich blau gefärbt, viele färben sich damit gar nicht. 


Botanischer Verein in München. 343 


Dünne Schnitte mit Jodlösung behandelt, erscheinen dem un- 
bewaffneten Auge braun: erst unter dem Mikroskop erkennt man 
‚die theilweise Blaufärbung. 


III. Polyporei, 


T. Merulius laerymans (Wulf) Fr. 

Im Haushamer Stollen. 

S Trametes (Boletus Bull.) eryptarum Hrz.  Heterobasidion 
annosum Bref. Unters. Bd. VII. 

Diesen, in unseren Bergwerken sehr häufigen, im vergangenen 
Jahre noch im Penzberger Kohlenbergwerk an mehreren Orten ge- 
sehenen Pilz habe ich bereits in meiner früheren Mittheilung als 
Trametes scutata, aufgeführt. Die inzwischen wieder gesammelten 
Exemplare lassen keinen Zweifel mehr darüber bestehen, dass wir 
in Hoffmanns Poria scutata denselben Pilz vor uns haben, wie 
in Bulliard’s Boletus eryptarum. Beide sind identisch; nur sind 
die von Hoffmann gezeichneten so charakteristischen Formen 
viel häufiger, als dievon Bulliard abgebildeten, mehr dem normalen 
Typus entsprechenden Formen. Bulliard giebt folgende Be- 
schreibung: 

„Ce Bolet qui n’a encore &t@ rencontre que dans les mines, 
des carrieres, des caves humides est d’une substance subereuse tres 
sporzieuse; il reste pendant un grand nombre d’annees attach& dans 
une direction verticale & des pices de bois dont il recouvre quel- 
que fois toute la surface, dans son developpement parfait sa partie 
superieure chargee de rides est pli&e en gueule de carpe, sa partie 
inferieure est garnie de longs tubes fort irreguliers ...... 

Diese Angaben, in Verbindung mit der sehr guten Abbildung 
entsprechen vollkommen den mehr normal entwickelten Individuen 
des vorliegenden Pilzes. Da nun die Bulliard’sche Bezeichnung 
älter ist, als die G. F. Hoffmann’sche, so gebührt jener das 
Vorrecht. Im Uebrigen verweise ich auf meine frühere Mit- 
theilung. 

9 und 10. Trametes odorata Fr. und T. Pini Fr. wurden in 
denselben Formen, wie früher in Hausham, so auch in Penzberg 
gefunden. 

11. Polyporus vaporarius Fr.*) 

Ausser den früher beschriebenen Variationen, die auch in 
Penzberg vorkommen, wurde diesmal in der Leitzachsohle die 
normale, Poren und Sporen bildende Form aufgefunden. Die 
resupinate Fruchtform ist der Unterlage fest auf- und eingewachsen, 
uneben, bildet ein 5—10 mm mächtiges Lager von kreidig weisser 
Farbe. Die Poren erscheinen auf dem Querschnitt sehr verschieden, 
kreisförmig, oval bis länglich, aber nicht eckig, von 0.15 —0.5 mm 
Weite. Die farblosen Sporen sind oval, 2.3—3 u breit, 4.6—5 u lang. 

12. Polyporus (Poria Pers., Boletus Pers.) vitreus Fr., Poly- 
porus xylostromeus Pers. Myc. eur. II. p. 112. 


*) In meinen früheren Mittheilungen, Bot. Centralbl. Bd. XXXVI. S. 379 ist 
ganz oben im Drucke ausgelassen, beziehungsweise aus Versehen auf eine andere 
‚Seite verdruckt worden. 8. Polyporus (Poria Pers., Boletus Pers.) vaporarius Fr. 


344 Botanischer Verein in München. 


Die jugendlichen, auf der meist sehr feuchten Unterseite horizontal 
verlaufender Bretter und Gerüste wachsenden Pilze sind 0.3—0.6 mm. 
dick, häutig, etwas spröde, lassen sich leicht von der Unterlage in 
Decimeter langen und breiten Stücken abheben. Sie bestehen aus 
concentrisch ausgewachsenen Individuen, die sich schliesslich im 
Verlaufe ihres Wachsthums mit einander vereinigt haben. Getrocknet 
sind diese häutigen Platten brüchig und spröde, gegen das Licht 
gehalten, besonders an den Rändern pergamentähnlich durchscheinend. 
Die stumpfen Poren, 0.09—0.13 Mm. im Durchmesser, sind meist 
kreisrund, im ausgewachsenen Zustande 1.3—2.2 Mm. lang. Sporen 
farblos, kugelrund, von 3.6—4.9 1 Durchmesser. 

Alte, dem Absterben nahe gekommene Pilze haben ein ganz 
anderes Aussehen; sie werden matt, die Poren werden weiter, also 
deutlicher, gegen das Licht gehalten, haben sie nichts Pergament- 
artiges; sie sind nicht mehr transparent. Oft sind sie schwielig. 
Während junge Pilze eine gelblich-mehlig-weisse Farbe und ein 
bereiftes, sammetartiges Aussehen haben, sind die alten Pilze weiss- 
farbig, bräunlich, matt. 

Auf den alten Pilzplatten entwickeln sich häufig neue Individuen 
und breiten sich über jene auf grosse Strecken aus. Dies kann 
sich noch ein- oder einige Male wiederholen. Man findet daher 
nicht selten 2—4 Stockwerke über einander, welche sich mittels 
einer Messerklinge meist ohne Schwierigkeit von einander lostrennen 
lassen. 

Ausser der gewöhnlichen, sich gleichmässig ausbreitenden Normal- 
form kommen zerrissene, gelappte oder vielfach durchbrochene 
Platten vor. 

An sehr feuchten Stellen entsteht eine unregelmässig knollige, 
zerklüftete, krustige Form, var. erustosa n. var., welche von labyrinth- 
artigen Kanälen und Spalten durchzogen ist. 

Wenn an solchen oder an anderen Formen constant Wasser 
abtropft, so wächst der Pilz zu 1—5 cm langen Röhren aus. Etwas 
ähnliches kommt, wie früher berichtet, noch bei Polyporus vaporarius 
vor. Nicht unerwähnt möge sein. dass im Münchener Staatsherbar 
in der Rabenhorst’schen Sammlung, Fung. europ. No. 1412 
sich unter der Bezeichnung „Polyporus callosus Fr.“ ein Stück des 
vorliegenden Polyporus vitreus vortindet; es ist dies ein etwas derbes, 
abnormes, krustiges Exemplar, wie solche Vortr. aus dem Kohlen- 
bergwerke Penzberg der Gesellschaft vorlegt. Sie sehen dem 
Exemplar der Rabenhorst’schen Sammlung zum Verwechseln 
ähnlich, stammen aber ersichtlich von dem durchscheinenden Poly- 
porus vitreus ab. 

Demnach dürfte es erlaubt sein, die Frage aufzuwerfen, ob der 
Polyporus callosus Fr. überhaupt als eigene Art existenzfähig bleibt, 
oder ob wir es hier vielmehr mit krustenförmigen Variationen des 
P. vitreus zu thun haben? 

(Fortsetzung folgt.) 


Pilze. 345 


Ss 
Referate. 

Brefeld, 0, Untersuchungen aus dem Gesammtgebiet 
der Mykologie. Heft. VII. Basidiomyceten. II. Proto- 
basidiomyceten. Mit 11lithographirten Tafeln. Leipzig 1888. 

(Fortsetzung.) 

Die Aussprossung der 4 Sporen aus den 4 Theilzellen der Basidie 
erfolgt gleichzeitig. Der Ort der Aussprossung zeigt die grössten Ver- 
schiedenheiten und steht zur Scheidewand in keiner Beziehung. Die 
Sporen schwellen direkt über ihrer Ursprungsstelle an, sie besitzen 
keine Spur von Sterigmen. Anfangs erscheinen sie farblos und rund, 
später gelblich, schliesslich braun und kuchenartig zusammengedrückt. 
Wie die Basidienanlage schreitet auch die Sporenbildung am Faden 
von oben nach unten fort. Infolge dessen wird auf Längsschnitten 
durch den Kopf unter der Peridie zuerst eine diehte braune Zone 
wahrnehmbar, welche die beginnende Sporenreife in den oberen 
Etagen der Fäden anzeigt. Diese wird in den nächsten Stadien 
dunkler und breiter, indem sie sich nach innen fortsetzt. Später 
zerfallen die Basidien in den oberflächlichen Sehiehten be- 
reits, und es finden sich freie Sporen, während im Innern noch 
sporenbildende Basidien an den Fäden haften, ja noch Basidien in 
der Anlage begriffen sind. Zuletzt resultirt eine Peridie mit 
dichten Sporenmassen und verschrumpftem Kopfe, an dem durch 
die dunkeln Sporenmassen des Innern der zarte, weisse Peridien- 
schleier scharf abgehoben wird. Bei der Reife lösen sich zuerst die Ba- 
sidien auf, dann die Hauptfäden; nur die unteren verkorkten Enden 
bleiben schliesslich als kleine Ruine zurück, wenn die Peridie zer- 
brochen, die Sporenmasse verweht ist. Die Sporen messen durch- 
schnittlich 0,011 mm in der Breite und 0,009 mm in der Länge; 
gewöhnlich sind die zuletzt gebildeten etwas kleiner, als die zuerst- 
gebildeten. Der Farbenton ist ebenfalls verschieden, er wechselt vom 
Hellgelb bis zum dunkeln Braun. Auf der Rückenseite ist die 
Spore am dunkelsten, nach der Innenseite, der früheren Insertions- 
stelle zu, wird sie heller. In Nährlösungen erfolgt die Keimung 
nach zwei Tagen. Der Keimschlauch tritt aus einem an der 
Insertionsstelle der Spore befindlichen Porus hervor. Er hat 
noch nicht die doppelte Länge der Sporenbreite erreicht, wenn 
schon der erste Seitenzweig auftritt. Die Verzweigungen sind an- 
fangs gering, da die Fäden im Längenwachsthum bevorzugt sind 
und erst nachträglich an ihnen Zweige erscheinen. Zu einem 
Theile gehen sie von der Spitze, zum andern von älteren Faden- 
partien aus, die inzwischen Querwände bekommen haben, hinter 
denen sie entspringen. Die Mycelien nehmen infolge dessen einen 
eigenthümlichen sperrigen Charakter an. Schnallen bleiben ihnen 
fremd. Nach etwa 5—7 Tagen treten vereinzelte Fäden über den 
Kulturtropfen hinaus und entwickeln sich zu einem zweiten Luft- 
mycel, an dem etwa 2 Tage später diekere Fäden entstehen, die 
sich weniger verlängern und an der Spitze verjüngen. Die Spitze 

Beotan. Centralbl. Jahrg. X, 1889. Bd, XXXVII. 23 


346 Pilze. 


schwillt nunmehr zu einer eiförmigen Bildung an, eimer apikalen 

Jonidie, auf feinem Sterigma sitzend. Ebnan. unter der Stelle, wo 
der Faden sich zum Sterigma der Conidie verjüngt, bildet sich 
eine seitliche Aussackung, ee sich verlängernd und aufstrebend, 
die erste Conidie, die dem Sterigma noch ansitzt, zur Seite schiebt, 
um sieh zu einem neuen Sterigma zu verjüngen, das wieder apikal 
zur Conidie anschwillt. Auch diese zweite Conidie steht nicht 
lange an der Spitze des Fadens; noch ehe sie völlig ausgebildet, 
wird sie abermals bei Seite geschoben. Das geht nun Itägere 
Zeit so fort, und die Zahl der Conidien, die sich sämmtlieh seitlich 
anordnen, wird nach und nach ziemlich beträchtlich. Man kann 
oft über 30 dem Träger ansitzende zählen. Später fallen sie in 
dem Maasse, wie sie oben gebildet werden, unten ab. Nach der 
Einnahme ihrer seitlichen Stellung am Träger gelangen sie ganz 
allmählich zur Reife und vollen F ormausbildung. Die Träger be- 
kommen schliesslich eine braune Farbe und sind stark euticula- 
risirt, die Conidiensporen bleiben heller; sie erhalten eine gelb- 
bräunliche Färbung. Ein mit Conidien reich besetzter Träger sieht 
einem Thyrsusstabe nieht unähnlieh. Die Conidien und deren 
Träger werden aber nicht ausschliesslich in der Luft gebildet, es 
nn dies auch in der Nährlösung erfolgen. Nur tritt in solcher 
eine langsamere Färbung ein. Besonders. häufig finden sie sich in 
älteren Kultüren, wo die Nährlösung fast erschöpft i ist. Die 
meisten Conidienträger bleiben einfach und unverzweigt, doch 
zeigen sie in grossen üppigen Kulturen nicht selten auch eine 
starke Verzweigung, besonders wenn sie in diehtem Gedränge bei- 
sammenstehen. Die Verzweigungen sind unregelmässig, sperrig, 
seltener fächerförmig; sie erinnern oft an die Coremium-Form von 
Penieillium. Die reifen gelben Conidien fallen leicht ab, während 
die Sterigmen an den euticularisirten Trägern sitzen bleiken; Ihre 
Grösse ist durchschnittlich dieselbe, wie die der Basidiensporen 


—0,009 mm Länge und 0,007 mm Breite, nur ist die Färbung 


heller und die Gestalt verschieden (nach dem Sterigma zu spitzer 
werdend). Der weniger gefärbten und dünnen Membram  ent- 
sprechend erfolgt die Keimung schneller, als bei den Sporen der 
Fruchtkörper, geht aber in gleicher Weise vor sich, nur dass 
der Keimschlauch an jeder Stelle hervortreten kann. Die Mycelien 
sind ununterscheidbar. Die Conidien der 2. Generation gaben Br. 
genau die dieselben Resultate, wie die der ersten, die Conidien der 
3. erzeugten eine 4., diese eine 5. u. s. w. Generation u. s. w. 
Nur in den letzten Kulturen gelang es, die Anlage der Frucht- 
körper an den Locken der Peridienkörper zu erkennen und end- 
lich in einer nicht gerade üppigen Kultur drei kleine Fruchtkörper 
mit reifen Sporen zu erzielen. Wie also bei den Ascomyceten die 
betr. zugehörige Conidienform in Reihengenerationen fortgebildet 
wird, bis die Bildung der höher differenzirten Asensfrüchte sie 
ablöst, ebenso rhythmisch und bestimmt folgen bei Zilacre 
Generationen von Conidien auf einander, bis die hierzugehörigen und 
höher ausgebildeten Basidienfrüchte erscheinen. (Auch an anderen 
Basidiomyceten verspricht Verfasser im nächsten Hefte Conidien- 


Pilze. 347 


formen nachzuweisen.) Nachdem Verfasser weiter gezeigt, wie 
frappant die Formanklänge zwischen Basidien- und Conidiensporen 
sind, kommt er zu dem "Resultat, dass die Basidie nichts 
anderes sei, wiederzur bestimmtenFormg estaltung, 
zur bestimmten Gliederung und zur bestimmten 
Sporenzahl fortgeschrittene Conidientr äger, und die 
Basidienfrucht nichts anderes, wie eine hochge- 

glie derte Conidienfrucht; dass Conidienträger und 
Basidienfrucht gemeinsamen Ursprungs sind und 
„eine conidientragende Stammform* der Ursprung 
von! beiden‘war: : Indem nächsten Hefte will Verf. auch den 
Nachweis bringen, dass in demselben Verhältniss wie Basidie und 
Basidienfrucht zur Conidie und zum Conidienlager steht, der 
sogenannte Ascus und die Ascusfrucht zum Sporangium und 
zum Sporangienträger steht, so dass der Asceus gar nichts 
anderes, als ein Sporangium von regelmässiger und bestimmter 
Formausbildung und von bestimmter Zahl und bestimmter 
Form der Sporen ist. „Wie die Basidiomyceten unter den 
eonidientragenden Pilzen dort anfangen, wo die Conidien- 
träger in der Form und namentlich in der Zahl und der Ge- 
stalt der Sporen bestimmt werden, so fangen die Ascomyceten unter 
den sporangientragenden Formen an der Stelle an, wo das Sporan- 
gium und die Sporangienträger in der Formausbildung und 
der Sporenzahl regelmässig und bestimmt geworden sind. "In der 
einfachen Formsteigerung des Conidienträgers zur Basidie und 
Basidienfrucht und des Sporangiumträg ägers zum Ascusträger und zur 
Aseusfrucht ist dann mit überzeugender Einfachheit der Gang der 
morphologischen Differenzirung von den niedern zu den höher 
Pilzen und der innere natürliche Zusammenhang beider aufgedeckt“. 
Eine Sexualität besteht bei den Ascomyceten ebensowenig, wie bei 
den Basidiomyceten; sie keimen und bilden in Generationen 
Myeelien mit neuen Conidien. Ueberhaupt sind „alle höhern Pilze 
geschlechtslos, und ihre verschiedenen Fruchtformen besitzen keinen 
sexuellen Werth; sie sind vielmehr durch Spaltung entstanden und 
gehen auf die ungeschlechtlichen Fruchtformen der niedern Pilze, 
der Zygomyceten und Oomyceten zurück, bei denen übrigens eine 
Spaltung in 2 Fruchtformen (zweierlei Sporangien oder eine Spo- 
rangien- und eine Oonidienform), schon erfolgt ist.“ Die besondere 
Richtung der morphologischen Differenzirung bei den Pilzen ist somit 
scharf von der grünen Reihe in der Botanik und der zoologisehen 
Reihe unterschieden. In letztern beiden schreitet die morphologische 
Steigerung in der sexuellen Differenzirung und geschleehtlichen 
Fortpflanzung fort, während die ungeschlechtliche nach oben ver- 
schwindet. Bei den Pilzen, welche nach unten an die Algen in 
grüner Reihe anschliessen, findet das Gegentheil statt. Mit den 
höhern Pilzen erlischt die bei den niedern noch vorhandene Sexu- 
alität in ihren Fruchtformen und „die ungeschleehtliche Fructifieation 
allein steigt unter mancherlei Spaltungen in mehrere Fruchtformen 
zumeist in einer einzigen unter diesen zu einer wunderbaren Höhe 
der Differenzirung und Formausbildung an und endet in 2 ver- 

23* 


348 Pilze. 


schiedenen Richtungen, von denen die eine und niedere wenigstens- 
in einer Fruchtform noch die zu Asken fortgeschrittenen Sporan- 
gien trägt, die andere höhere nur noch zu Conidien redueirte 
gleichsam einsporige Sporangien besitzt, die wiederum in einer 
einzigen, durch Grösse und Formbildung den Ascusfrüchten gleich 
bevorzugten Form die zu Basidien fortgeschrittenen Fruchtträger 
ausbildet“. 


Auricularieen: Dieselben haben wie diePilaereen quergetheilte 4 zel- 
lige und 4sporige Basidien. Aber sie besitzen sehr lange Sterigmen, und ihre 
Fruchtkörper sind gleich denen der Tremellineen gymnokarp. Ihre Basi- 
dien ordnen sich zu einem Hymenium an der Oberfläche der Fruchtkörper 
oder bei bilateraler Ausbildung auf einer Seite derselben. Aussehen und 
Formgestaltung der Fruchtkörper sind wesentlich durch eine starke 
Gallertbilduug, wahrscheinlich aus den äusseren Membranschichten der Fäden, 
bedingt. Zu ihnen gehören die beiden Gattungen: Auricularia und 
Tachaphantium. 


Die Gattung Auricularia wird durch grosse, unregelmässig gelappte, 
bald schüsselförmig, bald ohrförmig gewundene Fruchtkörper charakterisirt, 
welche ausgeprägt bilateral ausgebildet sind und nur an einer Seite das 
Hymenium tragen, während die andere rauh, bezw. filzig oder behaart erscheint. 
Die quergetheilten 4zelligen Basidien ragen nur mit den äussersten Spitzen der‘ 
langen Sterigmen frei über die gallertartige Masse des Fruchtkörpers 
heraus, um hier zu einer grossen, langen, etwas gekrümmten Spore anzu- 
schwellen, die nach voll erreichter Grösse abgegliedert wird. Die Sporen 
keimen in Wasser und Nährlösungen und bilden an kleinen Fruchtträgern 
büschelig angeordnete, hakenförmig umgebogene, minutiöse Conidien, 
die in Nährlösungen wieder auskeimen. Auf den Fruchtträgern treten: 
Conidien niemals auf. — Auricularia sambueina Martius. Die 
gallertigen Fruchtkörper wachsen rasenweise in wechselnder Grösse an 
alten Stämmen von Sam bucus, selten an anderen Laubhölzern. Sie sind 
ohr- oder muschelförmig gewunden und verschmälern sich nach der Ansatz- 
stelle. Aussen sind sie dunkel olivengrün und schwach filzig, innen 
braungrau, fast schwärzlich, kahl, mehr gefaltet, als aussen und mit dem 
Hymenium versehen, das von langen, fadenförmigen, palissadenartig neben 
einander geordneten Basidien gebildet wird. Die den Fruchtkörper auf- 
bauenden Hyphen sind sehr fein. Die jungen Basidien sind keulig und 
bleiben bis zu erfolgter Ausbildung einzellig, darauf theilen sie sich 
durch Querwände in 4 Zellen, an denen jede unmittelbar unter der 
Scheidewand in einen Faden auswächst, der zum Sterigma wird und sich 
nach der Oberfläche wendet. Die Sterigmenbildung beginnt in der obersten 
Zelle und schreitet nach aussen fort. Nach der Oberfläche hin werden 
die Sterigmen immer dicker, sie spitzen sich aber nach Durchbohrung der- 
selben wieder zu, und an der einen Spitze entsteht die nierenförmige Spore, 
die sich mit dem obersten Ende des Sterigma, das als schräg stehendes 
Spitzchen erscheint, abgliedertt. Zur Bildung des Sterigma sammt 
Sporen wird der Inhalt der einzelnen Theilzelle der Basidie verwendet. 
Wahrscheinlich reisst schlieslich die Spitze des Sterigma auf und 


Pilze. 349 


schleudert die Sporen weg. Die Sterigmen der obersten Theilzelle der 
Basidien bleiben am kürzesten, weil sie der Oberfläche am nächsten 
stehen, sie gelangen auch eher zur Entwicklung der Sporen, als die der 
unteren. Die Sporenbildung erfolgt schnell und reichlich. In wenigen 
Stunden werden sie in dicken, weissen Lagen abgeworfen, und der 
Vorgang währt unter feuchter Glocke tagelang. Die Sporen sind sehr 
gleichartig, 0,02—0,025 mm lang und 0,007—0,009 mm breit. Der 
dichte, feinkörnige Inhalt wird in der Mitte von einer hellen Stelle durch- 
brochen. In Wasser und Nährlösungen keimen sie leicht, aber weder 
schnell, noch allgemein (oft nach 8 Tagen die ersten). Sie verlieren dabei 
ihr feinkörniges Aussehen und die helle Stelle in cer Mitte; der Inhalt 
wird matt, vacuolig, und es entsteht in der Mitte eine Scheidewand. Durch 
abermalige Theilung wird die Spore 3- oder 4zellig.. Die Theilzellen 
schwellen tonnenförmig an. Bei Auskeimung in Wasser tritt aus jeder 
Theilzelle ein nieht sehr dieker, kurzer Faden, der sich unregelmässig 
‘verzweigt und an den Astenden sehr kleine Conidien bildet, die schliesslich 
köpfehenartig angeordnete Knäuel darstellen. In dünnen Nährlösungen 
werden die Keimschläuche grösser, dieker und fruchtbarer an Conidien, 
die Sporentheilung unterbleibt, oder die Auskeimung erfolgt nur aus einer 
Zelle. In eoncentrirten Nährlösungen wird die Theilung der Sporen seltener, 
sie erzeugen reicher verzweigte Mycelien und legen besondere Zweige 
als Conidienträger an, die durch dieken und reichen Inhalt von den 
feinen Mycelfäden auffällig abstechen. Anfangs einfach, verzweigen sich 
‚dieselben später reichlich zu diekfädigen Verzweigungssystemen in Coremium- 
form, Die Zweigenden laufen in kurze, dünne Seitentriebe aus, an 
denen die Conidien in so dichten Köpfchen erscheinen, dass die End- 
verzweigungen der Träger sehr schwer zu erkennen sind. Conidien 
bilden sich so lange, bis das Material erschöpft ist. Sie wurden immer 
nur unter Flüssigkeiten angelegt, nie am Luftmycel. Zur Anlage von 
Fruchtkörpern kam es nicht. Die kleineren, nur 0,004 mm langen und 
0,001 breiten Conidien keimen in Nährlösungen schnell aus. Sie schwellen 
ein wenig an und treiben an beliebigen Stellen feine Keimschläuche 
hervor. Die Conidien der 2. Generation keimen wie die ersten aus. 
‘Sie vermehren sich durch Generationen in gleicher Weise fort. Von den 
Basidien sind die Conidien dadurch verschieden, dass sie bei mangelnder 
bestimmter Gliederung eine unbestimmte Anzahl von Sporen hervorbringen. 
Eigenthümlich ist ihnen und ihren Trägern die submerse Bildung. 
Aurieularia mesenterica Dicks. Der mit muschel- oder ohrförmigen 
Ausbuchtungen versehene Thallus ist am Rande gelappt und unregelmässig 
gefaltet. Eingetrocknet erinnert der Pilz an Stereum. Fast keulenartig 
(fiechtenähnlich) überziehen die ausgebreiteten Massen das Substrat, dem 
sie nach der Mitte zu an mehreren Stellen angeheftet sind. Die freien 
Lappen des Umfangs zeigen eine ausgeprägte Bilateralität, besonders 
wenn sie sich horizontal vom Substrat abstellen und nach oben wölben. 
Die Aussenseite ist dicht behaart. fast filzig, die Innenseite glatt und 
vom Hymenium überkleidet. Aeusserlich der vorigen wenig ähnlich (wegen 
geringerer Gallertbildung), sind doch die Basidien beider nach Grösse und 
Form nicht zu unterscheiden, auch die Sporen haben fast dieselbe Gestalt 
und Grösse (0,02 mm lang und 0,007 ınm breit), Keimungserscheinungen 
and Conidienbildung sind dieselben, wie bei voriger Art. — Auricularia 


350 Pilze. 


lobata Sommerf. von mesenterieca durch die sterile Unterseite des 
Fruchtkörpers verschieden, mehr weisslich, rothgelb behaart, und die 
Behaarung wird durch kahle Zonen unterbrochen. Daneben ist die 
Hymenium tragende Seite von mehr röthlich blauer Farbe und das Hymenium 
reicher netzförmig gerippt. In den Basidien, den Sporen und der Keimung 
derselben stimmt sie ganz mit den andern Formen überein. 

Die Gattung Tachaphantium wird auf eine neue Pilzform ge- 
gründet, welehe B. in den Wintermonaten an Lindenzweigen fand. Die 
Fruchtkörper, die in der äussern Erscheinung weit von Auricularia ab- 
weichen, sind klein, warzenförmig und brechen in weisser Farbe aus der 
Rinde abgefallener Lindenzweige hervor. Das Hymenium bedeckt die ganze 
Oberfläche, welehe etwas glänzend aussieht. Die Basidien sind wie bei 
Auricularia gegliedert, haben aber die doppelte Länge und bilden viel grös- 
sere Sporen, die aber sonst denen von Auricularia ähnlich sind. Die 
Basidien entspringen von subhymenialen Fäden von der Dicke der Sterigmen. 
Dieselben bilden anfangs paraphysenähnliche Fadenenden, zwischen denen 
die Basidien sich allmälig zahlreicher einstellen. Das Hymenium sammt 
dem ganzen Fruchtkörper ist gelatinös. Die Basidien sind in die Gelatine 
eingebettet, nur die Spitzen der Sterigmen treten zur Sporenbildung 
nach aussen. Der Fruchtkörper des Pilzes liess sich nur bei nassem Wetter 
deutlich an Lindenzweigen unterscheiden und wurde nur vom December bis März. 
gefunden. Der erste und vorläufig einzige Vertreter der neuen Gattung erhält den. 
Namen T. Tiliae. Die Gliederung der Basidien, ihre Entwicklung, die 
Sterigmen, die Sporenbildung sind wegen der bedeutenderen Grösse von 
Fäden und Sporen leichter, als bei Aurieularia zu beobachten, zeigen aber 
keinerlei Abweichungen. Die Sporen keimen in Wasser mit einem kurzen 
Keimfortsatze zu Seeundärsporen und diese oft zu Tertiärsporen aus, im 
Nährlösungen treten innerhalb der Spore Quertheilungen in verschiedener 
Zahl auf, und erst nachträglich keimen die 'Theilzellen in Fäden aus, 
vorher aber schwellen sie tonnenförmig an. Die austreibenden Fäden 
verzweigen sich zu grossen septirten, aber schnallenlosen Myecelien, die 
weder Conidien, noch Fruchtkörper entwickeln. Wahrscheinlich ist, dass 
der Pilz keine Conidien besitzt. 

Tremellineen: Mit dieser Familie in der neuen Umgrenzung beginnen 
die Formen der Protobasidiomyeeten mit transversal getheilten 4 zel- 
ligen und 4 sporigen Basidien. Letztere sind rundlich birnförmig, die 4 langen, 
je einer Theilzelle entsprechenden Sterigmen stehen apical, und ihre frei übers- 
Hymenium vortretende Spitze schwillt zur Spore an. — Die gymnocarpen 
Fruchtkörper zeigen eine stark entwickelte gallertig-zitterige Beschaffenheit 
(diese Eigenthümlichkeit findet sich aber auch in andern Pilzfamilien, hat 
also keine systematische Bedeutung.) Diese Gallerte bildet das Wasser- 
reservoir, das für längere Zeit dem Fruchtkörper das nöthige Wasser liefert. 
Lezterer trocknet zur Zeit der Dürre zu einem Minimum von Substanz 
zusammen, um bei Regen zur alten Mächtigkeit wieder anzuschwellen. 
Das Eintrocknen tötet nicht, sistirt nur zeitweilig die Lebensvorgänge. 
Auch Kälte (bis 15° R) ertragen die Tremellineen ohne Schaden. Da 
die Fruchtkörper sich mit dem Alter und dureh wiederholtes Eintrocknen bez. 
Farbe und Form bedeutend ändern, können sie für die Begründung von 
Gattungen nur ungenügende Hülfsmittel abgeben. Die Begründung wird 
aber möglich dureh die eigenartigen, bestimmt gestalteten Nebenfruchtformen, 


Pilze. 331 


welche die einzelnen Gattungen in ihrem Entwicklungsgange haben. 
Exidia hat minutiös kleine hakenförmige Conidien; Tremella (ein- 
schlieslich der bisherigen Gattung Naematelia) rundliche, kleine Conidien ; 
Uloeolla (auf Tremella foliacea gegründet) lange, stäbchenförmige 
Conidien, Sebaeina ist mit eigenartigen schimmelähnlichen Conidien- 
trägern versehen. 

Die Gattung Exidia ist nach Fries wesentlich nur durch die 
papillöse Hymevialfläche verschieden, ein ziemlich bedeutungsloser Charakter, 
da bei ein und derselben Art Papillen vorhanden sein oder fehlen können. 
Das Vorhandensein der kleinen haken- oder bogenförmigen Conidien, die 
sammt ihren Trägern völlig denen von Auricularia gleichen, giebt aber 
eine durchschlagende Verschiedenheit. Bei kleinen Formen überzieht das 
Hymenium die ganze Oberfläche, grössere zeigen eine ausgeprägte Bilate- 
ralität. Die Farbe ist schmutzig grau bis schwarz, an der hymenialen 
Seite dunkler, nur Exidia albida ist weiss bis röthlich. Die Fruchtkörper 
sind zäh gelatinös; ein Ausnahme macht nur eine früher wahrscheinlich als 
Cortieium uvidum beschriebene Form, welche in röthlicher Farbe und 
dünner Lage im Norden weite Flächen von Alnus- Aesten überzieht, da die 
papierdünne Masse nur wenig gelatinös ist. Für sie könnte wegen des ganz 
verschiedenen Aussehens nach Olsen vielleicht der Name „Exidiopsis“ 
angewendet werden. ‘Die Fruchtkörper kommen bei nassem Wetter in 
jeder Jahreszeit vor, verschwinden nur im Sommer schneller, als im 
Winter. — E. papillata (nov. sp.). Die Fruchtkörper treten in kleinen 
Tröpfehen auf, die später Einsenkungen und Falten bekommen; sie sind 
äusserlich schwarz glänzend, bei durchfallendem Lichte heller und schwarz 
violett. Ober- und Unterseite nieht unterscheidbar; Papillen fehlen. 
An Kastanienreisern, wahrscheinlich identisch mit der früheren Tremella 
violacea. Basidien und Sporen mit folgender übereinstimmend. — 
E. glandulosa (Bulliard). In Grösse und Formumrissen mächtiger, als 
vorige, auf der hymenialen Oberseite mit kleinen Papillen, Unterseite 
ein wenig rauh. Falten schwach oder fehlend, Umriss kreisförmig. Die 
birnförmigen Basidien entspringen von den sehr feinen subhymenialen Fäden in 
reicher Zahl und meist gleicher Höhe, so dass sie eine Zone bilden. Die 
Basidienäste schwellen kugelig an und werden durch Theilung 4 zellig. 
Dann treibt jede Theilzelle zu einem feinen Sterigma aus, an dem die 
feine Spitze zur Spore anschwillt, welche nierenförmig wird. Die abge- 
fallenen Sporen (0,014 mm lang, 0,005 breit) haben in der Mitte eime 
hyalin-vacuolenähnliche Stelle, die bei der Keimung verschwindet. Letztere 
erfolgt im Wasser nach 1— 3 Tagen; der kurze Keimfortsatz bildet sich 
am Ende unmittelbar zu einem kleinen, sehr kleine Conidien tragenden 
Köpfehen um. In dünnen Nährlösungen entstehen in gleicher Weise reichere 
Conidien in diehten Köpfehen, in eoncentrirteren aber bildet sich ein feinfädiges 
schnallenloses, septiertes Mycel, an dem wie bei Auricularia die etwas 
diekeren Conidienträger (nach höchstens 3tägiger Entwicklang) auftreten. 
In neuen Nährlösungen keimen die Conidien wieder zu Fäden aus, die nach 
wiederum 3 Tagen abermals Conidienträger bilden. Fruchtkörper erscheinen 
auch in Massenkulturen von gedüngtem Brot nieht. — Exidia plicata 
(Klotzsch). Im Winter an Alnus. Fruchtkörper schwarz, unten heller, 
glänzend, mit sehr kleinen, zahlreichen Falten versehen. Ansatzstellen 
wurzelartig verschmälert. Papillen fast fehlend. Sporen 0,02 mm lang, 


332 Pilze. 


0,05 breit, wie vorige gestaltet. Bei der Keimung theilen sie sich vor 
der Bildung von Keimschläuchen mit Conidien in 3—4 Theilzeilen. — 
Exidia repanda (Fries) an gleichen Standorten mit voriger, Frucht- 
körper aber grösser und massiger (oft l/g Fuss Fläche bedeckend), mehr 
braun, an manchen Stellen heller und durchscheinend. Statt der 
Falten zahlreiche wulstartige Erhebungen mit zwischenliegenden Ein- 
senkungen. Unterseits hell und meist kahl, an der hymenialen Seite sehr 
kleine Papillen, die nicht selten auch fehlen. Die Sporen keimen gleich 
den vorigen und früheren. — Exidia truncata (Fries). An Linden- 
zweigen, deutlich gestielt. Fruchtkörper schwarz und wenig durchscheinend. 
Die sterile Unterseite mit kurzen, schwarzen Haaren dicht bedeckt, die 
hymeniale Oberseite glänzend schwarz, mit kleinen Papillen, die 
besonders beim Eintrocknen hervortreten. Anfangs erscheint der Frucht- 
körper kreiselförmig, oben mit flacher Scheibe, die sich am Rande des 
Hymeniums etwas kräuselt; später sinkt die Oberfläche napfförmig ein, und 
an der Unterseite treten Längsfalten auf. — Exidia reeisa (Ditmar). 
Wie truncata gestielt, aber flacher, schüsselförmig ausgebreitet, auf dem 
sammetglänzenden Hymenium grosse und deutliche Papillen. Beim Aus- 
trocknen wölbt sich der Rand der Fruchtkörper nach oben, und sie werden 
napfförmig. Ihre sehr gallertige Masse ist durchscheinend, bläulich 
schwarz. Die Unterseite von kurzen schwarzbraunen, oft stark vortretenden 
Haaren rauh. Die Sporen sind grösser und länger wie bei den 4 ersten 
Formen (0,02 mm lang und 0,007 mm breit), sie theilen sich bei der 
Keimung in 4 Theilzellen, keimen aber ebenso, wie für die andern 
besehrieben wurde. — Nun kommen drei weisse, papillenlose, früher unter 
Tremella albida vereinigte Formen: Exidia guttata (nov spec.). 
Sehr kleine, weisse, glänzende Tröpfehen, im Winter an zu Bündeln 
vereinigten Eichenreisern. Fruchtkörper weich, gelatinös, lassensichin Schnitten 
zerdrücken, so dass man die einzelnen Basidien mit ihren Sterigmen 
deutlich erkennt. Sporen nierenförmig, aber klein (0,01 mm lang und 
0,004 mm breit). Sie keimen in Wasser oder Nährlösungen und bilden 
die bekannten Conidien. — Exidia corrugativa (n. sp.) in äusserst 
klein gefalteten und gefurehten Fruchtkörpern an Birkenreisern. An 
Substanz etwas fester, haben sie ein röthliches, kristallinisches Ansehen. 
Die Sporen grösser, als bei voriger, theilen sich vor dem Auskeimen in 
2—3Zellen und bilden die bekannten Conidien. — Exidia albida 
(n. sp.). Nieht wählerisch im Substrat, Fruchtkörper milchig weiss, an 
der Oberfläche matt, bei Regenwetter heller und glänzend. Kleinere 
Exemplare auf der hymenialen Seite glatt und faltenlos, grössere schwach- 
faltig, am Rande wellig und dann zuweilen ins Röthliche steehend. Frucht- 
körper mehr weich, als zäh gelatinös. Sporen 0,02 mm lang, 0,007 mm 
breit, bei der Keimung sich viertheilend und reichlich Conidien bildend. Die 
Untergattung Exidiopsis ist cortieiumähnlich, blassröthlich und über- 
zieht krustenartig weite Flächen von Erlenzweigen. Fruchtkörper papier- 
dünn ausgebreitet, matt klebrig, einer wachsreichen, gelatinösen Haut gleich. 
Einzige Art: Exidiopsis effusa (nov. sp.). Basidien wie bei der vorigen 
Form, Sporen klein wie bei guttata und in Keimung und Bildung der 
Conidienträger identisch mit den verschiedenen Formen von Exidia. 
Die Gattung Uloeolla ist bisher bald als Exidia saccha- 
rina, bald als Tremella foliacea beschrieben, zeigt in den 


Pilze. 353 


Form-Umrissen der Fruchtkörper grosse Aehnlichkeit mit den Exidia- 
Arten, bes. E. albida; auch in der Sporenform stimmt sie mit Exidia 
überein. Die Sporen bilden bei Keimung in Wasser in der Mitte eine 
Scheidewand, dann treten aus jeder Theilzelle kurze Fäden, die an den 
Enden ein Köpfchen von stäbehenförmigen geraden Conidien bilden. In 
Nährlösungen entstehen dieselben Sporen an grossen Mycelien auch ohne 
Fruchtträger. — Uloeolla saecharina (nov. sp.), in Massen auf totem 
Nadelholz, breitet sich flach aus. Jung ist sie hell und durchscheinend, 
gelblichbraun wie kristallisirter Zucker, älter mehr bräunlich. Die 
Fruchtkörper erscheinen anfangs fast glatt, später am Rande gefaltet; 
Papillen fehlen. Die sterile Seite ist heller, als die hymeniale. An 
ersterer laufen die Fruchtkörper in eine centrale Anheftungsstelle zurück, 
die sich undeutlich wurzelartig ins Substrat verliert. Das Hymenium ist 
sehr zäh, gelatinös, die runden viergeteilten Basidien bilden eine ober- 
flächliche, in Gallerte gebettete Zone, aus der die Sterigmen treten, um an 
ihren feinen Spitzen die nierenförmigen Sporen zu bilden, die 0,01—0,012 
mm lang, 0,005—0,006 mm breit sind und nach 2—3 Tagen in Wasser 
auskeimen. Der Keimung geht eine Zweitheilung der Spore voraus, und 
aus den Enden beider Theilzellen wachsen kurze Keimschläuche hervor, 
die auf sehr kurzen, feinen Sterigmen neben einander eine Anzahl Conidien 
bilden. Bei Anwendung dünner Nährlösungen wachsen die Sporenenden 
ohne vorgängige Sporentheilungen unmittelbar zu diekern und längern 
Fäden aus, die aber bald ihr Wachsthum einstellen und Sporenköpfehen 
bilden. Mit zunehmender Concentration der Nährlösung verzögert sich 
die Conidienbildung; es entstehen erst Mycelien, und daran erscheinen 
die Conidienköpfehen. Die abgefallenen Conidien sind 0,01—0,015 mm 
lang und 0,005 —0,005 mm breit; sie keimen nur in Nährlösungen und 
bilden wieder eonidientragendes Mycel. — Uloeolla foliacea (n. sp.y 
ist vielleicht nur eine üppigere Bildung der vorigen, hat ganz ähnliche Farben, 
dasselbe Hymenium, dieselben Sporen und Conidien und bewohnt denselben 
Standort. Die Fruchtkörper sind nur massiger und tiefer gefurcht, ohne 
dass in den Lappen irgend eine Theilung eintritt. 

Die Gattung Craterocolla ist auf die bisherige Tremella 
Cerasi begründet worden. Sie wird durch in Fruchtkörpern auf- 
tretende Conidien charakterisirt, die mit einem eigenen Hyphenbehälter 
umgeben sind, der bei Conidienreife an der Spitze sich öffnet. Die 
Conidiensporen haben bei etwa halber Grösse gleiche Gestalt mit den 
Besidiosporen. Ihre Bildung erfolgt auf etagenartig verzweigten Trägern 
und zwar auf den Spitzen der letzten Verzweigungen in diehten Köpfchen. 
Die Träger stehen an der Innenfläche des Hymenium, sind aber nicht in 
Gallerte eingebettet. Die Conidien bildenden Becher gehen den Basidien- 
früchten voraus und werden von den mächtig aufquellenden Fruchtkörpern 
emporgehoben, auf deren Flächen sie rothberandete kraterartige Löcher bilden. 
— Crateroecolla Cerasi an der Rinde umgehauener Kirschbäume, 
Tulasnes Tremella Cerasi. Anfangs blassroth, wird sie bei Quellung 
blasser. Hymenium und Basidien wie bei Exidia und Ulocolla, ebenso 
die Bildung der nierenförmigen Sporen. Die Basidiensporen, welche 0,012 bis 
0,015 mm in der Länge und 0,005—0,007 in der Breite messen, und die 
Conidiensporen, welche 0,008—0,009 lang und 0,004—0,005 breit sind, 
keimen in Nährlösungen ganz gleich an den beiden Enden aus, ohne sich 


354 Pilze. — Museineen. 


zu theilen. Sie bilden mächtige septierte Mycelien, die aber keinerlei 
Fruchtformen hervorbringen. Es entwickelt sich zwar die Anlage von 
Conidienfrüchten, aber zu einem Conidienlager in den Früchten kommt es 
nicht. Die Conidienträger mit ihren Sporen zeigen auch bei Craterocolla 
die unverkennbarsten Anklänge an die Basidien; der wesentlichste Unter- 
schied besteht darin, dass die Basidien eine ganz bestimmte Gliederung 
erfahren und eine begrenzte Zahl Sporen bilden, die Conidienträger 
weniger bestimmt gegliedert sind und eine unbegrenzte Zahl Sporen. 


erzeugen. 
(Fortsetzung folgt.) 


Stephani, F., Hepaticae afrieanae. (Hedwigia. 1888. p. 59—63, 
106—1135). 

Verfasser bringt eine Reihe von Lebermoosen, die der Haupt- 
sache nach am Kilima-Ndscharo von H. Meyer gesammelt worden 
sind, zum Theil aber auch anderen atrıkanischen Gebieten ange- 
hören. Die Ansicht des Verfassers, dass die Flora des tropischen 
Westafrika viele Lebermoose mit Südamerika gemein hat, be- 
stätigte sich, hingegen kann man von dem Osten Afrikas bis heute 
Anklänge an die asiatische Lebermoosflora nur spärlich nachweisen, 
denn Verf. hat unter den hier in Frage kommenden Pflanzen nur 
zwei, Lejeunea flava (vom Kilima-Ndscharo) und Pfychanthus squar- 
rosus (von Mozambique) gefunden, die auch aus dem tropischen 
Asien bekannt sind, während die Lebermoosflora der Insel Mada- 
gascar und der Mascarenen mehrfach auch im Innern des Con- 
tinents nachweisbar sind. Zwei weit verbreitete Arten, Frullania 
Arecae und Lejeunea xzanthocarpa, fanden sich auch am Kilima- 
Ndscharo, darunter waren aber auclı zwei Rasen der gewöhnlichen 
südeuropäischen Zunularia vulgaris, die hier m 3500 m Höhe das 
ihr zusagende Klima wiedergefunden hat. 

Die untersuchten Pflanzen sind folgende: 

a) vom Kilima-Ndscharo: 

1. Lejeunea brevifissa Gottsche, 2. L. zanthocarpa L., 3. L. fava Sw.. 
4. Eulejeunea hepaticola Steph. n. sp., 5. Mierolejeunea Africana Steph. n. sp., 
6. Lunularia vulgaris Mich., 7. Plagiochila Comorensis Steph. n. sp., 8. Frullania- 
Arecae (Sprengel) G., 9. Radula Meyeri Steph. n. sp., 10. R. Mascarena Steph., 
11. AR. recurvifolia Steph. n. sp. 

b) Von den Mascarenen und Mozambigqne. 

12. Ptychanthus squarrosus Mont., 13. Mastigobryum schismoideun Steph. n.. 
sp., 14. Radula caespitosa Steph. n. sp., 15. Acro-Lejeunea Renauldii Steph. n.. 
sp., 16. Eu-Lejeunea Rodrigquezii Steph. n. sp. 

ce) Von der Insel Prineipe. 

17. Aneura latissima Spruce, 18. Chiloscyphus dubius Gottsche, 19. Frullania 
squarrosa Nees., 20. Lophocoleu connata Sw., 21. Plagiochila securifolia Nees, 
22. P. praemorsa Steph., 23. Eu-Lejeunca flava Sw., 24 Cheilo-Lejeunea Newtoni 
Steph. n. sp., 25. Cheilo-Lej. Principensis Steph. n. sp. 

d) Aus verschiedenen Theilen des westlichen Afrika’s. 

26. Riceia lanceolata Steph. n. sp., 27. Martigo-Lejeunea Büttneri Steph. n. 
sp., 28. M.-L. crispula Steph. n. sp., 29. Homalo-Lejeunea Henriquesii Steph. n.. 
sp., 30. Acro-Lejeunea occulta Steph. n. sp., 31. Micro-Lejeunea cochlearifolia 
Steph. n. sp., 32. Archi-Lejeunea erronea Steph. n. sp., 33. Isotachis uneinata 
(Wel.) 

Uhlitzsch (Leipzig). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 355 


Pammel, L.H., On the pollination of Phlomis tuberosa 
L. and the perforation of flowers. (Contributions from 
the Shaw-School of Botany. No. 1. — From the Transaetions of 
the St. Louis Academy of Science. Vol. V. No. 1. p. 241—277. 
Plate 6 and 7.) 


Ueber die eigenthümliche Blüteneinriehtung der Phlomis Rus- 
seliana und deren Bestäubungsvermittler im Berliner botanischen 
Garten hatte Löw interessante Beobachtungen veröffentlicht. Verf. 
hat in einer ausserordentlich fleissigen Arbeit — in derselben sind 
nicht weniger als 152 biologische Abhandlungen zu Rathe gezogen 
worden — seine Beobachtungen an P%hlomis tuberosa L. nieder- 
gelegt und die Blüteneinrichtung und Bestäubungsweise bei dieser 
Pllanze mit der ihrer Verwandten verglichen. Phlomis tuberosa. 
hat hiernach ein ähnliches „Charniergetenk“ in der Blüte, wie es. 
Löw für Ph. Russeliana, Mae Leod für Scutellaria alpina ete. 
beschrieben hat. Die Bestäubungsvermittler der proterandrischen 
Ph. tuberosa sind hauptsächlich Hummeln, Bombus separatus (Rüssel- 
länge 11 mm), B. Pensylvanicus (Rüsselläinge 16 mm), B. vagans- 
(?). Ph. Russeliana hat eine Blumenröhre von 20—22 mm Länge, 
so dass in Deutschland nur Bombus hortorum (von Löw beob- 
achtet) und Anthophora als legale Bestäuber wirken können,, 
während Ph. tuberosa bei nur 10 mm langer Korolle für mehrere 
Hymenopteren zugänglich ist. Ein Haarring zum Nektarschutz 
ist der Pflanze nicht nur mit vielen Labiaten, sondern auch mit 
Cobaea, Bryonia, Echium, Bouvardia ete. gemein. Die Farbenver- 
schiedenheit nahe verwandter Arten von Phlomis (Russeliana blüht 
gelb, tuberosa purpurn), wie von Monarda, von Diceutra (D. Ca- 
nadensis blüht weiss, D. eximia purpurroth), Viola, Aconitum (Ly- 
coctonum gelb, Napellus blau), Salvia (glutinosa gelb, pratensis- 
blau) scheint dem Verf. mit H. Müller für die Insekten emen. 
gleichen Vortheil zu haben, wie der Farbenwechsel mancher Blumen. 
beim Verblühen; sie kennzeichnen den Insekten die in ihrem Be- 
stäubungsmodus ete. verschiedenen Blüteneinriehtungen. 

In dem zweiten Theil der Abhandlung erörtert Verf. die Fälle, 
in denen von ihm und anderen Forschern die sonst schwer zu- 
gänglichen Blumen gewaltsam erbrochen und des Nektars_ ete. 
beraubt gefunden wurden, und er bespricht die Schutzmittel der 
Pflanzen gegen unberufene Gäste. Ein Verzeichniss, welches die 
bisher beobachteten Fälle von Einbruchsdiebstahl bei Blumen und 
die desselben bezichtigten Insekten enthält, bildet den Schluss der 
Arbeit. Dasselbe enthält folgende Arten von Pflanzen mit ihren 
Blumenfeinden: 


- 


Aconitum lyeoctonum — Bombus mastrucatus, B. terrestris. 

Aesculus glabra, A. flava, A. Napellus — Bombus mastrucatus. 

Aquilegia Canadensis, A. Olympiaca, A. vulgaris — Xylocopa Virginica,, 
Bombus terrestris. 

Amsonia Tabernaemontana — Xylocopa Virginica. 

Antirrhinum majus L. — Xylocopa Virginica. 

A. Vulneraria — Bombus Lapponicus, B. mastrucatus, B. terrestris. 

Arctostaphylus oflicinalis — Bombus mastrucatus. 


Astragalus glycyphyllus L. 


356 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Brugmansia. 

Brunella grandiflora — Bombus mastrucatus, B. terrestris. 

B. vulgaris — Bombus mastrucatus. 

Canna Indica — Xylocopa violacea. 

Centrosema Virgintana. 

Convallaria Polygonatum — Bombus mastrucatus, Cetonia aurata. 

Cordia mixta — Xylocopa violacea 

Corydalis aurea. 

©. cava — Bombus terrestris. Die Durchbohrungen der Blüte von Apis 
benutzt. 

C. glauca — Bombus sp. 

C. solida — Bombus terrestris. 

Dicentra Canadensis — Bombus Virginicus. 

D. cucullaria. 

D. eximia. 

D. spectabilis — Bombus Rajellus, B. pratorum, B. terrestris. Die Oeff- 
nungen von Apis mellifica, Megachile centuncularis, Osmia rufa benutzt. 

Delphinium. 

Diervilla Japonica — Xylocopa Virginica. 

Digitalis Jutea — Bombus mastrucatus, B. terrestris. 

Echinum rosulatum — Bombus terrestris. 

Erica tetralix — Apis, Bombus terrestris. 

Fuchsia elegans. 

Galeobdolon luteum — Bombus terrestris (Apis die Oeffnungen benutzend). 

Galeopsis Tetrahit — Bombus mastrucatus, B. terrestris. 

Gentiana acaulis — Bombus mastrucatus. 

Gentiana aselepiadea, campestris, obtusifolia — Bombus mastrucatus. 

-Gerardia flava, laevigata, pedicularis, purpurea — Bombus sp. 

Halesia tetraptera — Bombus sp. 

Impatiens balsamina, nolitangere, fulva — Bombus sp., 1. fulva — Bombus 
Virginicus. 

Lamium album — Bombus alticola, B. mastrucatus, B. terrestris. 

L. maculatum — Bombns Rajellus benutzt die Löcher von B. terrestris. 

L. purpureum — Bombus terrestris. 

Lathyrus silvestris; L. latifolius — Bombus terrestris, 

Linaria alpina — Bombus mastrucatus. 

L. striata — Croto. 

L. vulgaris — Xylocopa violacea; Lithospermum angustifolium. 

Lonicera Caprifolium, L. glauca, L. grata. 

L. flava — Xylocopa Virginiea; L. sempervirens — Megachile brevis. 

Medicago sativa — Apis. 

Melampyrum nemorosum — Bombus lapidarius, B. muscorum, B. pratorum, 
B. terrestris, Psithyrus rupestris (Apis die Oeffnungen benutzend). 

M. pratense — Bombus lapidarius, B. pratorum, B. terrestris; M. silvaticum. 

Mertensia Virginica — Bombus sp. 

Mirabilis Jalappa — Bombus sp., Xylocopa violacea. 

Monarda fistulosa; M. didyma — Bombus terrestris. 

Nepeta glechoma — Bombus terrestris, Apis. 

Nicotiana rustica X panieulata — Bombus lapidarius. 

-Orchis. 

Orobus vernus — Bombus terrestris. 

-Oxytropis campestris — Bombus mastrucatus. 

„Pedicularis Canadensis — Bombus terrestris. 
12% foliosa — Bombus mastrucatus. 
1% lanceolata. 
1ER silvatica — Bombus Serimshiranus, B. terrestris. 
Pr tuberosa. 
r vertieillata — Bombus mastrucatus, B. terrestris. 

Pentstemon argutus, campanulatus, gentianvides, Hartwegi. 

Petunia — Xylocopa, Bombus sp. 

Phaseolus multiflorus — Bombus terrestris. 

Phaseolus multiflorus — Bombus terrestris. 


Physiol., Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 357 


Plumbago Capensis — Xylocopa Virginica. 

Plumeria. 

Polygala Chamaebuxus — Bombus mastrucatus. 

Primula veris; P. latifolia — Bombus sp.; P. elatior — Bombus terrestris, 

P. viscosa — Bombus mastrucatus. 

Rhinanthus Alectorolophus -— Bombus mastrucatus. 

Rh. alpinus — Bombus mastrucatus, B. pratorum, B. terrestris. 

Rh. Crista galli — Bombus sp. 

Rh. major — Bombus pratorum, B. terrestris. 

Rhododendron azaleoides, nudiflorum — Bombus sp. 

Rh. ferrugineum, hirsutum — Bombus mastrucatus. 

Ribes aureum — Vespa maculata. 

R. Cynosbati — Vespa maculata, Formica fusca. 

Robinia Pseudacacia — Bombus sp. 

Salvia splendens, cocceinea; S. eriocalyx, S. Mexicana, S. menthaefolia, Gra-- 
hami — Apis, Xylocopa violacea. 

S. pratensis, oflieinalis, glutinosa — Bombus terrestris. 

Scrofularia nodosa var. Marylandica — Vespa sp. 

Silene nutans, inflata — Bombus mastrucatus, B. terrestris, 

Stachys cocecinea. 

Symphoricarpus racemosus — Eumenes Odynerus, Vespa sp. 

Symphytum asperrimum; S. offieinale — Bombus lapidarius, B. pratorum, B. 
terrestris (Apis). 


S. peregrinum — Bombus pratorum (durch die Perforation Anthidium mani- 
catum). 

S. tuberosum — Xylocopa violacea. 

Tacsoma. 

Tecoma radicans — Formica, Trochilus. 

Trifolium pratense — Bombus mastrucatus — B. pratorum, B. terrestris. 

var. nivale — Bombus mastrucatus, B. mesomelas, B. terrestris.- 

7 alpinum — Bombus terrestris. 
I; medium — Bombus sp. 

Tritoma. 

Tropaeolum majus, tricolor; T. Lobbianum — Xylocopa violacea. 

Verea crenata. 

Vieia Cracea — Bombus mastrucatus. 

V. Faba — Bombus mastrucatus, B. terrestris (Apis). 

V. sepium — Bombus mastrucatus, B. terrestris (Apis u. Osmia rufa). 

Viola cucullata var. palmata. 

Wistaria Sinensis — Boımbus sp., Xylocopa Virginica. 


Ludwig (Greiz). 


Gruner, L, Conspectus stirpium vascularium in vici- 
nitate urbis Woroneshb sponte nascentium. (Arbeiten 
der Naturforscher-Gesellschaft an der Kais. Universität Charkow. 
Band XXI. Charkow 1888. p. 1—117.) [Russisch.] 


Woronesh, am rechten Ufer des Flusses Woronesh, Hauptstadt 
des Kreises und des Gouvernements gleichen Namens, liegt unter dem 
51,39° N. Br. und 56,52° Oe. L. und gehört ebenso wie das ganze 
Gouvernement zu den botanisch bis jetzt am wenigsten durch- 
forschten Gebieten des europäischen Russlands. Um so dankens- 
werther ist es daher, dass Gruner, ein durch seine früheren 
floristischen und pflanzengeographischen Arbeiten rühmlichst be- 
kannter Botaniker aus A. v. Bunge’s Schule, sich entschlossen hat, 
die Resultate 8jähriger Arbeit endlich zu publiziren. So besitzen wir 
wenigstens über die Umgegend von Woronesh und die Flussgebiete- 


358 Systematik u. Pflanzengeographie. 


des oberen Don und seiner Zuflüsse Woronesh und Usman ein 
wohl ziemlich completes Pflanzenverzeichniss, was um so will- 
kommener ist, als Taratschkoff’s Centurien der Flora von Woro- 
nesh leider nie ausgegeben wurden und wie G. mit Bedauern mit- 
theilt, auch von ihm nur theilweise benutzt werden konnten. Der 
beste und grösste Theil davon ging leider verloren, ein Schicksal, 
welches schon manchen werthvollen Herbarien in Russland zu Theil 
wurde. 

Nach dem vorliegenden Pflanzenverzeichnisse, welches zugleich 
genaue Angaben über die Fundorte und die Zeiten der Blüte und 
der Fruchtreife bei jeder einzelnen Art enthält, vertheilen sich die 
Pflanzen der Umgegend ven Woronesh folgendermassen auf die 
natürlichen Familien : 

Ranunculaceae 32, Berberideae 1, Nymphaeaceae 2, Papavera- 
ceae 1, Fumariaceae 2, Cruciferae 45, Violarieae 10, Droseraceae 
2, Polygaleae 1, Sileneae 23, Alsineae 11, Lineae 4, Malvaceae 3, 
Tiliaceae 1, Hypericineae 2, Acerineae 3, Geraniaceae 7, Balsami- 
neae 1, Celastrineae 2, Rhamneae 2, Papilionaceae 41, Amygdaleae 
5, Rosaceae 28, Pomaceae 4, Onagrarieae 7, Halorageae 1, Calli- 
trichineae 1, Ceratophylleae 1, Lithrarieae 3, Cucurbitaceae 1, 
Sclerantheae 1, Paronychieae 4, Crassulaceae 5, Grossularieae 1, 
‚Saxifrageae 1, Umbelliferae 29, Corneae 1, Caprifoliaceae 3, Rubia- 
ceae 11, Valerianeae 3, Dipsaceae 3, Compositae 96, Campanulaceae 
13, Vaceinieae 3, Ericaceae 1, Pyrolaceae 5, Primulaceae 7, 
Oleaceae 1, Asclepiadeae 1, Gentianeae 5, Polemoniaceae 1, Con- 
volvulaceae 2, Cuscuteae 3, Borragineae 18, Solaneae 5, Scrophu- 
lariaceae 31, Orobancheae 1, Labiatae 37, Plantagineae 4, Amaran- 
taceae 2, Chenopodeae 18, Polygoneae 18, Santalaceae 2, Aristo- 
lochiaceae 2, Euphorbiaceae 5, Cupuliferae 2, Salicineae 8, 
Cannabineae 1, Urticaceeae 2, Ulmaceae 2, Betulaceae 3, 
Typhaceae 4, Aroideae 1, Lemnaceae 3, Najadeae 5, Juncagineae 
1, Alismaceae 2, Butomaceae I, Hydrocharideae 2, Orchideae 6, 
Irideae 4, Smilaceae 5, Liliaceae 13, Veratreae 1, Juncaceae 6, 
Cyperaceae 30, Gramineae 61, Abietineae 1 (Pinus sylvestris L.), 
Equisetaceae 4, Lycopodiaceae 1, Ophioglosseae 1, Polypodiaceae S, 
J. S. 778 Arten. 

Gruner ist der Ansicht, dass diese Zahl mit den in Taratsch- 
koff’s Centurien enthaltenen Species, welche Gruner nicht ge- 


funden hat, wohl auf 800 Arten steigen dürfte. 
v. Herder (St. Petersburg). 


Prein, Jacob, Mittheilungen über eine Expedition in 
das Sajangebirge. (Mittheilungen der ostsibirischen Abthei- 
lung der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Irkuztk. Band 
XVH. p..210—212.) [Russisch.] 


Diesem von Monda aus, einer Missionsstation, den 6/15 Juli 
1887 an die Gesellschaft gerichteten Berichte Preins entnehmen wir 
folgende botanische Notizen: Der Charakter der Pflanzenformation 
dieser Gegend, — deren Mittelpunkte die schon früher von Tureza- 


Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 359 


ninoff, Radde und Uzekanowsky besuchte Berg Munku- 
Sardyk und Bergsee Kossogol bilden, — ist durchgehends der der 
Waldsteppe, wobei die Waldformation mehr am westlichen Ufer des 
Kossopol, die Steppenformation mehr am östlichen Ufer überwiegt, 
was schon daraus erklärlich ist, dass auf dem Ostufer die Berge 
nicht hoch, die Thäler dagegen mehr oder weniger breit sind, 
während auf dem westlichen eine Menge hoher „Glatzköpfe**) auf- 
treten. Die Flora dieses Ufers erinnert daher lebhaft an die des 
Kan’schen Kreises im Gouv. Jenisseisk, während die Flora des 
östlichen Ufers an die von Transbaikalien erinnert, nur dass sie 
noch ärmer als diese ist. 

Eigentliche Hochalpenflora existirt, mit Ausnahme des Munku- 
Sardyk, auf dem Hochgebirge am westlichen Ufer eigentlich nicht, 
sondern es sind Formen, die auch anderwärts an hochgelegenen 
Punkten vorkommen. wie Anemone nareissiflora, Saxifraga Hireulus, 
Trollius Asiaticus und Patrinia rupestris, wobei am Munku-Sardyk 
Anemone nareissiflora und Patrinia rupestris bedeutend die Wald- 
grenze überschreiten. — Die Wälder bestehen fast ausschliesslich 
aus Lärchen, seltener aus Cedern, Fichten und Birken und die 
Kräuterflora in denselben ist eine sehr einförmige; nur an den süd- 
lichen Bergabhängen des östlichen Kossogolufers erscheint die Flora 
etwas reicher, namentlich an den Blössen und Granitsandhalden 
derselben. 

Ein Verzeichniss der von J. Prein hier gesammelten Pflanzen 
— circa 400 Arten — findet sich in einem späteren Hefte der- 


selben „Mittheilungen“. 
v. Herder (St. Petersburg). 


Saporta, 6. de. Origine paleontologique des arbres 
eultiv&s ou utilises par l’homme. (Bibliotheque seienti- 
fique contemporaine.) 8°. XVI, 380 p. Paris (J. B. Bailliere 
et fils) 1888. 


Dieses mit 44 instruktiven Textillustrationen versehene Werk 
des ausgezeichneten Gelehrten behandelt im allgemeinen Theile 
die Frage, wie sich die Wälder zusammensetzen, wie sie sich 
bildeten und erneuert werden. Zu diesem Zwecke untersucht Verf. 
vor allem Charakter und Vertheilung der Wälder, wobei er in be- 
sonders ausführlicher Weise die Wälder des Mediterrangebietes 
bespricht. Dann legt er die Uebereinstimmung zwischen den re- 
centen Pflanzengenossenschaften und denen der Vorzeit dar. Bei 
dieser Darlegung behandelt Verf. unter Anderem die successive 
Erneuerung der Wälder, die Art der Analogie mit der Vergangen- 
heit, die morphologischen Schwankungen der Art, die Indieien des 
genetischen Zusammenhanges, direkte und Abkömmlinge der Seiten- 


*) Der Ausdruck „Glatzköpfe* wurde von Middendorff zuerst gebraucht, 
später auch von Glehn und entspricht wohl am besten der Bezeichnung 
„Goletz“ für die hohen Gebirgskämme Sibiriens. 


360 


Palaeontologie. 


linien, die aufeinander folgenden Entwicklungsperioden des Ge- 
wächsreiches und die klimatischen Zonen. 


Ueber die Konkordanz der Entwicklung der Baumvegetation 
während der aufeinander folgenden Perioden und Etagen giebt 


Saporta eine Uebersicht, 
kürzter Form mitgetheilt sei: 


_ 2 Archaeophytisches 

= Sılursse ur. Zeitalter, . 

& Devon. 

S, Carbon . Re N lab 
2 Palaeophytisches 
CH Zeitalter. 

4 es Reich der Krypto- 
S gamen und der Ur- 
= Gymnospermen. 
=. Perm 
S 
= 


föres bigarre 
Trias er 
\Kenper 
Rhät 
Tjasigearrs 
Oolith ne 
BULER PIE NEN, 


Jura 
Oxfordstufe 
Corallenstufe 
Kimmeridge 


Neocom . . |. 


Urgon 


"OLTSASUOTJRULIO, T SUOSLOZOSOW 


Cenoman . |: 


Nm? 


Turon 
Senon 
Kreide von 
Mesestricht 1... cur 


2. 


welche im Folgenden in etwas abge- 


Erste Anfänge der Pflanzenwelt. 


Die ersten Anzeichen der Existenz 

von Öycadeen. 
Urformen der Salisburieen und 
Dammareen. 


Die ersten Spuren des Typus 
Salisburia o. Ginkgo im Roth- 
liegenden des Ural. 


Urformen der Dammareen. 


Entfernte Verwandte von Ginkgo, 
Cycas; Urformen der Taxodi- 
neen, Abietineen etc. 

Entfernte Verwandte der Cupres-- 
sineen. 


Mesophytische Aera. 
Reich der G@ymnospermen : 
cadeen und der Coniferen, vergesellschaftet 
mit gewissen proangiospermen Typen. 


Vorwalten der C'y- 


Die Existenz der Genera Arau- 
caria und Widdringtonia sicher- 
gestellt. 

Die Existenz der Genera Pinus,. 
Abies, Cedrus sichergestellt. 

In der Polarkreide die ersten noch 
zweifelhaften Spuren von angio- 
spermen Dikotylen: Genus Po- 
pulus? 


| Neophytisches Zeitalter, 
Reich der Angiospermen. 


Simultanes Erscheinen der diko- 
tylen Angiospermen in der ark- 
tischen Region, in Centraleuropa 
und Nordamerika; prototypische 
Quercineen und Laurineen; die 
ersten Leguminosen und Sapin- 
daceen; — die Genera Fagus, 
Platanus, Magnolia, Lirioden- 
dron, Comptonia, Aralia, Hedera, 
ete., Oredneria, Aspidiophyllum 
etc. 

Zahlreiche prototype Quercineen 
und Castaneen; Urformen von 
Nerium; Genus Dewalquea. 


Palaeontologie, 


Kalk von Mons, Heersien- 
Kalk, Sande von Bracheux, 
Lignite von Soissonais, 
untere und mittlere Schieh- 
ten des Londoner Beckens, 


Ei eocener Pariser 


Palaeocen 


Grobkalk, und obere Par- 
thie des Londoner Beckens 


Eocen Oberer eocener Kalk von 
Saint-Ouen, 
Gypse von Aix und Mont- 
INATETORE LS 0 En > 
Olgesan litt. Bulle 
ne 
© 
er 
= Aquitanische Stufe . 
a] 
3 
3 
= 
eo 
> 
Minen Helvetische Stufe (Molasse) 
n_ - 
Unter-Pl.: Tuffe von Mexi- 
mieux, Cinerite von Cantal 
Pliocen 
Ober-Pl,: Schichten mit 
Elephas meridionalis 
Btuyaum. 1222 a DR 


361 


Entfernte Verwandte von Casta- 
nea, Eichen aus der Cerris- 
Gruppe, Laurus, Persea, Cinna- 
momum, Sassafras, europäischer 
Epheu, die ältesten Weiden. 


Entfernte Verwandte von Ginkgo, 

Callitris, Widdringtonia, Pinus, 
von Phoenix u. Sabal, von My- 
rica, Comptonia, Nerium, Zizy- 
phus, Acacia etc. 

Die ersten europäischen Betula- 
ceen und Ulmen, Verwandte von 
echtem Lorbeer, die Genera Fra- 
xinus, Catalpa, Acer, Ailanthus, 
Cerris etc. 


Einwanderung nach Europa und 
stufenweise Vervielfältigung der 
Typen mit Laubfall, Erlen, Bir- 
ken, Weissbuche, Ulmen, Wei- 
den und Pappeln, Ahorn ete. 

Entfernte Verwandte der euro- 
päischen Rothbuche, der Kasta- 
nien, der Platane; Vervielfältig- 
ung der Erlen, Weissbuchen, 
Ahorne; Verminderung der Pal- 
men nach Zahl und Bedeutung. 

Wachsende Vermehrung d. Weiss- 
buchen, Weiden und Pappeln, 
Ahorne, vergesellschaftet mit 
zahlreichen Laurineen. 

Die Palmen, die Typen mit per- 
sistirenden Blättern und die sub- 
tropischen Formen weichen mehr 
und mehr, die Einwanderung 
ist Anfangs auf Eichen mit hin- 
fälligen oder welkenden Blättern 
beschränkt. 

Elimination der Palmen. 

Platanen, Lorbeer- und Tulpen- 
bäume, Vorkommen von Ginkgo 
in Europa ; zahlreiche Ahorne und 
Linden. — Immergrüne Eichen 
vergesellschaftet mit solchen mit 
welkendem Laube. — Verschwin- 
den der Palmen. 

Graduelle Elimination der letzten 
Tertiärtypen und Ausbreitung der 
distinkten Formen der jetzigen 
Periode in Europa. 


Die Wälder sind ebenso zusam- 
mengesetzt wie gegenwärtig. 


Der specielle Theil befasst sich mit der kritischen Analyse des 
Ursprungs und der muthmasslichen Abstammung der verschiedenen 


Typen der baumartigen Gewächse. 
Betan, Centralbl, Jahrg. X. 1389. Bd. XXXVII, 


Verf. nnd bei dieser Unter- 


24 


362 Palaeontologie. — Techn. u. ökonom. Botanik. 


suchung die einzelnen systematischen Gruppen der Reihe nach 
durch und berücksichtigt in gleicher Weise die durch die phyto- 
paläontologische, wie die durch die pflanzengeographische Forschung 
festgestellten Thatsachen. 

Aus dem „Conelusions“ überschriebenen Schluss-Kapitel mögen 
in den nachstehenden Zeilen einige der leitenden Ideen wieder- 
gegeben werden. Die Ursache der Vervielfältigung der Pflanzen- 
formen erblickt Saporta in der von den Polen ausgehenden 
Erkaltung („retroidissement polaire“). Während der Kreidezeit 
trat dieselbe nur auf beschränktem Gebiete auf. Das Polarmeer 
war damals jedenfalls eisfrei. Gegen das Ende der Kreidezeit 
wird die Erkaltung stark, und es verschwinden im Norden einzelne 
Species, so dass die tropische oder subtropische Zone bis zum 
56—61° reicht. Die Nordküsten Europas verlieren ihren tropischen 
Charakter. — Die Gebirgsflora der an die von der Temperatur- 
erniedrigung betroffenen Gebiete angrenzenden Landstriche konnte 
nun in die vorliegenden erkälteten Ebenen sich verbreiten. Die 
Verschiedenheit der Vegetation unter gleichen Breiten erklärt Sa- 
porta theilweise dadurch, dass die gleichfalls gegen das Ende der 
Kreidezeit eingetretenen Senkungen höher gelegener Gebiete, wo- 
durch auch das erwähnte Herabsteigen der Gebirgsflora in die 
Ebenen begünstigt wurde, nicht überall gleich bedeutend war. — 
Jene Gattungen, deren Arten der Mehrzahl nach immergrünes 
Laub besitzen, sieht Verf. als ursprüglich in der heissen Zone eim- 
heimisch an. Nur wenige ihrer Arten (nämlich die mit Laubfall) 
konnten nach Norden vordringen und sich hier den Verhältnissen 
assimiliren. Umgekehrt verhält es sich mit jenen Gattungen, deren 


Arten der Mehrzahl nach abfallendes Laub besitzen. Auch auf 


seine Anschauungen über Artenbildung und den Begriff der Art 
kommt Saporta zu sprechen. 
Krasser (Wien). 


Eberhardt, Louis A., Ueber den Japantalg. Ein Beitrag 
zur Kenntniss der Pflanzenfette. (Inaug.-Diss. von 
Strassburg i/E.) 8°. New-York 1888. 


Auf 30 Seiten, welche von 2 Tafeln (die Rhus succedanea L. 
und die Verbreitung des Talg- und Lackbaumes in Japan dar- 
stellend) begleitet sind, erläutert Verf., dass der Japantalg, wie be- 
reits Sthamer angegeben, der Hauptsache nach aus Palmitin bestehe. 

Die feste Fettsäure, welche Buri’s Untersuchung vermuthen 
liess, ist nur Palmitinsäure, deren Schmelzpunkt durch die Beimengung 
einer der Oxalsäurereihe angehörigen Säure erhöht ist. Wahrschein- 
lich entspricht diese von Eberhardt isolirte Säure der Formel 
Cıs Hss Po 

COOH. 
Isobuttersäure ist im Japantalg vorhanden als Glycerinester 
und bedingt wahrscheinlich den unangenehmen Geruch des ranzig 
werdenden Fettes. 


wi 


Techn. u. ökonom. Botanik. (Teratologie u. Pflanzenkrankheiten) 363 


Oelsäure ist nur in geringer Menge vorhanden, entweder aus 
den Kotyledonen der Ahusfrüchte stammend oder von Perillaöl 
herrührend. 

Ausserdem finden sich unverseifbare Antheile von weicher, 
vaselinartiger Beschaffenheit vor; andere Fettsäuren, als Isobutter- 
säure und Palmitinsäure konnten nicht aufgefunden werden. 

Der Japantalg ist seit der Eröffnung der Häfen Japans im 
Jahre 1854 als Handelsartikel in den Weltverkehr eingetreten. Ein 
grosser Theil geht von Japan nach China, ein anderer nach Amerika 
und Europa, besonders nach London und Hamburg. Ein geringer 
Theil nimmt seinen Weg über Holland und Frankreich. Die Ausfuhr 
von Japantalg betrug 1879 333 974 Yen, in den folgenden Jahren 
blieb sie sich ziemlich gleich, bis sie in Folge einer Missernte im 
Jahre 1883 im folgenden auf 136 633 sank. 

Der Japantalg wird in Japan selbst, sowie in China, Amerika 
und Europa zur Kerzenfabrikation vielfach verwandt, ferner in vielen 
Fällen an Stelle des Bienenwachses.. Durch die Einführung des 
Petroleums hat auch der Japantalg viel an Werth verloren. In der 
Pharmacie hat derselbe, seiner Neigung wegen, ranzig zu werden, 
keinen dauernden Platz finden können. 

Das Fett ist im Fruchtfleisch, dem Mesokarp, enthalten, dessen 
äussere Zellen fast ganz damit angefüllt sind. 

Die Gewinnung des Talges findet im Oktober und November statt. 

Die Angaben des Schmelzpunktes variiren zwischen 42° und 


55°C.; Verf. giebt 52—53°C. an; als Graduirungspunkt 48,5°. 
E. Roth, Berlin. 


Vries, Hugo de, Over steriele Mais-planten. (Botanisch 
Jaarboek, uitgegeven door het kruidkundig genootschap Dodonaea 
te- Gent. 1, , 1889: ;p- 141. ,T%. VW.) 


Verfasser zog seit 1883 eine Maisvarietät, deren Samen gewöhn- 
lieh in 10—12 Längsreihen am Kolben standen. Die Rasse varlirte 
in verschiedener Beziehung: Verzweigung am Grunde und in den 
Blütenständen, Zahl der Samenreihen, Vorkommen weiblicher Blüten 
im männlichen Blütenstande, Rothwerden der Blätter im Herbst, Vor- 
kommen weisser Keimlinge und weissgestreifter Pflanzen et. Um 
Versuche über die Zunahme der Samenreihen durch Zuchtwahl an- 
zustellen, wurden 1887 eine Anzahl Samen eines Kolbens mit 16 
Reihen gesäet. Die 54 erhaltenen Pflanzen trugen 69 Kolben mit 
folgender Reihenzahl: 10 (1 Kolben), 12 (7), 14 (21), 16 (26), 18 
(10), 20 (4). Von einem Kolben mit 20 Reihen wurden 1888 alle 
Samen gesäet und 340 Pflanzen erhalten. Unter diesen trat eine 
sehr auffällige Varietät auf: 40 Pflanzen waren von Grund auf un- 
verzweigt und infolgedessen völlig steril. Die männlichen Blüten- 
stände waren auf nackte Spindeln redueirt, die nur am Ende 
eine pinselähnliche Gruppe von Spelzen trugen. Wo sonst die 
Kolben stehen, fehlten selbst Knospen in den Blattwinkeln, ebenso 


fehlten die grundständigen meist kolbentragenden Verzweigungen. 
24% 


364 FB Neue Litteratur. 


In der Ausbildung des Wurzelsystems und in der vegetativen Ent- 
wickelung standen die sterilen Pflanzen hinter normalen keineswegs 
zurück, so dass die Sterilität nicht Folge schwächerer Ernährung 
ist. Sie gingen im Herbst gleichzeitig mit den normalen ein und 
konnten also nicht durch Ueberwinterung erhalten werden. Zwischen 
den sterilen Pflanzen fanden sich nur geringe Unterschiede; mit- 
unter waren kleine Zweige im männlichen Blütenstande vorhanden, 
in 2 Fällen auch einige Blüten ; besonders merkwürdig waren Pflanzen 
mit bis in die Spitze völlig nackten Spindeln. — Ausser von dem 
20-reihigen Kolben wurden von einem 12-reihigen und von 5 kleinen 
Kolben von Seitenzweigen gleichzeitig, aber an einem anderen Orte, 
Aussaaten gemacht. Diese Pflanzen wuchsen auf weniger gutem 
Boden und ohne die Pflege, welche die ersteren erfuhren, heran. 
Auch unter ihnen fanden sich 3 sterile Exemplare. 

Dieses Variiren der verschiedenen Kulturen in derselben Rich- 
tung scheint demnach von äusseren Umständen nicht unmittelbar 
abhängig zu sein. Vielmehr ist die Erscheinung wahrscheinlich eine 
Folge der gemeinschaftlichen Abstammung (von einem Kolben von 
1886). Auf frühere Kulturen wirkende Einflüsse haben dieselbe 
verursacht; 18837 muss sie bereits potentiell (latent) vorhanden ge- 
wesen sein, obgleich weder in diesem Jahre, noch in früheren sterile 
Pflanzen bemerkt wurden. 

Am Schlusse des Aufsatzes kommt Verf. auf den Gedanken der 
„Erblichkeit erworbener Eigenschaften“ zu sprechen, der trotz der 
Arbeiten Weismann’s noch gelegentlich wieder zum Vorschein 
kommt. Es scheint dieses an einer ungenauen Fassung des Begriffes 
zu liegen. Nur diejenigen Eigenschaften, welche an den Körper- 
zellen nach deren Absonderung von den Keimzellen entstehen, sind 
nach Weismann als „erworbene“ zu bezeichnen. Es fragt sich, 
ob solche Eigenschaften noch auf die Keimzellen übergehen und 
damit erblich werden können. Verf. neigt der Ansicht Weis- 
mann’s zu, dass es für die Erklärung der uns bekannten Ver- 
erbungserscheinungen nicht nothwendig sei, letzteres anzunehmen; er 
hofft durch seine Maiskulturen Beweisgründe dafür zu erhalten. 

Klebahn (Bremen). 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 
Schilling, A. J., Johann Jakob Dillenius (1687—1747). Sein Leben und 
Wirken. (Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge. Neue 
Folge. Ser. III. Heft 66.) Hamburg 1889, M. —.80. 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 


Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


Neue Liitteratur, 365 


Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.: 


Lacoizquetta, J. M., Diceionario de los nombres euskaros de las plantas. 8°, 

4 plts. Madrid (M. Murillo) 1889. 4 pes. 
Algen: 

Biaille de Langibaudiere, Montage des Diatomdes. Lettreä M. le Dr. Pelletan. 
(Journal de Micrographie. T. XIII. 1889. No. 2. p. 59.) 

Smith, H. L., Contribution A l’histoire naturelle des Diatomaedes. [Suite] (l. e. 
p. 49.) 

Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der Tilopterideen. Hierzu 
Tafeln II und III. [Fortsetzung.] (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII. 
1889. No. 8. p. 125.) 

Pilze: 

Kübler, P., Ueber das Verhalten des Mierococeus prodigiosus in saurer Fleisch- 
brühe. (Centralblatt fir Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889, 
No. 10. p. 333— 336.) 

Museineen: 


Haberlandt, 6., Ueber das Längenwachsthum und den Geotropismus der 
Rhizoiden von Marchantia und Lunularia. (Oesterreichische botanische Zeit- 
schrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 93.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Gutwinski, Roman, Budowa i rozwöj przewodow soku mlecznego w rodzaju 
Wymiona Czerw. (Mamillaria Haw.). [Ueber den Bau und die Entwicklung der 
Milchgänge bei der Gattung Mammillaria.] (Sep.-Abdr. aus dem Jahresbericht 
des k. k. Franz Josefs Gymnasium in Lemberg.) 8°. 12 pp. Mit 1 Tafel, 
Lemberg und Berlin (R. Friedländer & Comp.) 1889, 

Kerner von Marilaun, A., Ueber das Wechseln der Blütenfarbe an einer und 
derselben Art in verschiedenen Gegenden. (Oesterreichische botanische Zeit- 
schrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 77.) 

Er Hans, Notiz über das Verhalten von Gingko biloba L. im Finstern. 
l. c. p. 98.) 

Weismann, August, Ueber die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen. 
(Vortrag, gehalten am 20, September 1888 auf der Naturforscher-Versammlung 
zu Köln.) 8°. 52 pp. Jena (Gustav Fischer) 1889. M. 1.20. 

Wiesner, J., Zur Erklärung der wechselnden Geschwindigkeit des Vegetations- 
rhythmus. (Oesterreichische botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. 
ee) 

Systematik und Pflanzengeographie: 


Ascherson, P., Zur Synonymie der Eurotia ceratoides (L.) C. A. Mey. und einiger 
ägyptischer Paronychieen. (Oesterreichische botanische Zeitschrift. Jahrgang 
XXXIX. 1889. No. 3. p. 99.) 

Beling, Th., Fünfter Beitrag zur Pflanzenkunde des Harzes und seiner nächsten 
nordwestlichen Vorberge. (Deutsche botanische Monatsschrift. 1889. p. 12.) 

Berichte über neue und wichtigere Beobachtungen aus dem Jahre 1887. Ab- 
gestattet von der Commission für die Flora von Deutschland. Abromeit, J., 
Preussen, p. CVI, Marsson, Th., Baltisches Gebiet, p. CXI, Ascherson, P., 
Märkisch-Posener Gebiet, p. CXI, Fiek, E., Schlesien, p. CXIV, Ascher- 
son, P., Obersächsisches Gebiet, p. CXVIII, Haussknecht, C., Hercynisches 
Gebiet, p. CXIX, Prahl, P. und Timm, €. T., Schleswig-Holstein, p. CXXII, 
Buchenau, Fr., Niedersächsisches Gebiet, p CXXV, Geisenheyner, L., 
Niederrheinisches Gebiet, p. CXXVI, Metz, K., Oberrheinisches Gebiet, p. 


CXXVIIN, Prantl, K., Bayern, p. CXXX, Celakowsky, L., Böhmen, p. 
CXXXII, Oborny, Ad., Mähren, p. CXXXVII, Beck, v., Niederöster- 
reich, p. CXI, Vierhapper, Oberösterreich, p. CXLII, Fritsch, K., 
Salzburg, p. CXLVI, Freyn, J., Oesterreichisches Küstenland, p. CXLV]I, 
Dalla-Torre, K. L. von und Sarnthein, L., Tirol und Vorarlberg, p. 
CXLVII, Jäggi, J., Schweiz, p. CLI, Luerssen, Chr., Pteridophyta, p. 
CLIV, Warnstorf, C., Laub-, Torf- und Lebermoose, p. CLIX, Magnus, P., 
Characeae, p. CLXT, Kirchner, O., Süsswasseralgen, p. CLXII, Hauck, F., 
Meeresalgen, p. CLXV, Minks, A., Flechten, p. CLXV, Ludwig, F., Pilze, 
p. CLX VIII, Verzeichniss der Pflanzennamen (exel. der im Bericht der Commission 


366 Neue Litteratur, 


für die Flora von Deutschland vorkommenden), p. CLXXVI. (Ber, d. deutsch, 
bot. Ges. 1888.) 

Borbas, Vincent v., Die Hybriden der peutapetalen Linden. [Formae Tiliarum 
pentapetalarum hybridae.] (Deutsche botanische Monatsschrift. Jahrg. VII. 
1889. No. 1. p. 1.) 

Clavaud, A., Flore de la Gironde. Avec atlas. Fasc. 1: Thalamiflores, 222 pp. 
et atlas de 8 planches (1882); Fasc. 2: Caliciflores (premiere partie) p. 225 A 
348 et atlas de 4 planches (1884). Paris (Masson) 1889. 

Figert, F., Mentha paueiflora n. sp., eine neue Mentha in Schlesien. (Il. c. 
P-11.) 

Freyn, J., Ueber einige kritische Arabis-Arten. (Oesterreichische botanische 
Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 101.) 

Ormerod, Eleanor A., Notes on the Australian Bug. (Icerya Purchasi) in South 
Africa. 8°. 36 pp. London (Simpkin) 1889. 3.d. 

Sagorski, E., Plantae eriticae Thuringiae. II. (Deutsche botanische Monats- 
schrift. Jahrg. VII. 1889. No. 1. p. 6.) 

Wettstein, R. v., Pinus digmea (P. nigra X montana Dur.). (Oesterreichische 
botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 3. p. 108.) 

I Daun n Ueber einige kritische Labiaten der spanisch-balearischen Flora. 
lac5p.82: 

Woerlein, Georg, Beiträge in Bezug auf die Verbreitung der Potentilla-Arten. 
(Deutsche botanische Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 1. p. 7.) 


Palaeontologie: 


Knowlton, F. H., Description of two species of Palmoxylon new, from Luisiana. 
(Proceedings of United States National-Museum. 1888.) 

Knowlton, F. H., New species of fossil wood (Araucariexylon Arizonieum) from 
Arizona and New-Mexiko. (Il. c.) 

Potonie, H., Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom 
Typus Araucarioxylon) in den paeolithischen Formationen. Mit Abbild. (Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift. Ba. 111. 1888. No. 21. p. 163.) 

Weiss, Briefliche Mittheilungen an Herrn von Fritsch über neue Funde von 
Sigillarien in der Wettiner Steinkohlengrube. (S=p.-Abdr. aus der Zeitschrift 
der Deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg. 1888. p. 565.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Sorauer, Paul, Pbytopathologische Notizen. I. Der Mehlthau der Aepfelbäume. 
(Sep.-Abdr. aus Hedwigia. 1889. Heft 1.) 8°. 4 pp. 

Bartet et Vuillemin, Recherches sur le rouge des feuilles du pin sylvestre et 
sur le traitement A& lui appliquer. (Extrait du Bulletin de l’agrieulture.) 8°. 
3 pp. Paris (imp. nationale) 1889. 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Boinet, Recherches sur le mieroorganisme pathogene de l’ule&re phagödenique 
observe au Tonkin. (Lyon med. 1889. No. 5. p. 157—171.) 

Deligny, A propos de l’origine du tetanos. (Union medic. 1889. No. 15. p. 
172-183.) 

Di Vestea, A., Sull’ assenza de’ microbi nei tessuti vegetali. (Gi«rnale inter- 
nazionale de scienze med. 1889. No. 1. p. 41—43.) 

Dominguez, S., Extrana evulueiön del bacilo eoma. 8°. Valladolid (Hijos de 
Rodriguez) 1889. S pes. 

Dubarry, A., Contribution A l’etude de la vie des microbes pathogenes dans 
V’eau. (These). 8°. SO pp. Paris (G. Masson) 1889, 

Ducrey, A., Il virus dell’ uleera venera non & stato ancora coltivato. (Giorn. 
internazionale d. scienze mediche. 1859. No. 1. p. 44. — Gazz. d. ospit. 
1889. No. 10. p. 76.) 

(amaleia, N., Erwiderung auf die Aeusseruug des Herrn Wysokowiez in der 
Frage über die von der Odessaer bakteriologischen Station vorgenommenen 
Impfungen gegen Milzbrand. (Fortschritte der Medicin. 1889. No. 3. p. 100— 
101.) 

«olgi, C., Ueber den Entwicklungskreislauf der Malariaparasiten bei der Febris 
tertiana. (Fortschritte der Mediein. 1889. No. 3. p. 81—100.) 


Neue Lit'eratur. 367 


Kijewski, F., O promieniey u ezlowieka. [Aktinomykose beim Menschen.] (Gaz. 
lekarska. 1889. No. 3. p. 50—58.) 

Kinnicutt, L. P., Tyrotoxicon in milk. (Boston Med. and Surg. Journal. 1889. 
No. 3. p. 64—65.) 

Legry, T., Le microbe de la fitvre typhoide. Revue critique. (Arch. gener. 
de med. 1889. Fevrier. p. 213—226.) [Schluss.] 

Lumniczer, J., Beiträge zur Aetiologie des Tetanus. (Orvosi hetilap. 1889. 
No. 4.) [Ungarisch.] 

Mackenzie, &. H., The influence of certain medicinal agents upon the baecillus 
of tuberelein man. (Edinburgh Medical Journal. 1888/89. January. p. 596— 602.) 

Manfredi, L., Stato attuale della questione della batterioterapia. (Giornale 
internazionale d. scienze mediche. 1889. No. 1. p. 28—40.) 

Martin, H., Note sur la eulture du bacille de la tuberculose. (Arch. de med. 
exper. et d’anat. pathol. 1889. No. 1. p. 77—86.) 

Mercier, P. J., De la nature de la diphtherie d’apres les nouveaux progres de 
la seience. (Rev. mens. d. malad. de l’enfance. 1889. Fevrier. p. 49—63.) 
Metschnikoff, E., Recherches sur la digestion intracellulaire. (Annales de l’In- 

stitut Pasteur. 1889. No. 1. p. 25—29.) 

— —, Entgegnung auf die Bemerkungen des Herrn Wysokowiez über die Milz- 
brandschutzimpfungen. (Fortschritte der Mediein. 1889. No. 3. p. 101—102.) 

Michaux, P., De la nature infeetieuse du. tetanos. — De l’origine &quine du 
tetanos humain. (Seinaine med, 1889. No. 6. p. 41—43.) 

Miura, Zur Aetiologie der Kakke. (Archiv für pathologische Anatomie. Bd. CXV. 
1889. No. 2. p. 55—56.) 

Moniez, R., Les parasites de l’homme (animaux et vegetaux). Avec 72 figures 
intercalees dans le tente. 8°, VIII, 307 pp. Paris (J. B. Bailliere et fils) 1889. 

3 fr! 50 c. 

Mueller, Ferdinand, Baron von, Intercolonial Medical Congress, Melbourne 
1839. Address. 8°. 30 pp. Melbourne (Stillwell & Co.) 1889. 

Nelson, 8. N., Best method of staining tuberele-bacilli in sputum. [Gynaeecol, 
Soeiety of Boston.] (Journal of the Amer. Med. Assoc. 1888. Vol. II. No. 25. 
p. 887—888.) 

Raum, J., Zur Aetiologie des Tetanus. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. No. 3. 
p. 509—517.) 

Sanquirico, C., Sul cosi detto bacillo del canero. (Bollettino d. sez. dei’ 
eultori d. seienze med. in Siena. 1888. No. 8. p. 294—311.) 

Schimmelbusch, C., Ueber die Ursachen der Furunke). (Archiv für Ohrenheil- 
kunde, Bd. XXVII. 1889. No. 4. p. 252—264.) 

Schrodt, M., Die bakteriologische Forschung im Dienste der Milchwirthschaft. 
(Milch-Zeitung. 1889. No. 2. p. 22—23.) 

Shufelt, W. A., The poison of typhoid fever. (Medical Record. 1889. No. 4. 
pr111.) 

Siebenmann, F., Neue botanische und klinische Beiträge zur Otomykose. (Sep.- 
Abdr. aus der Zeitschrift für Ohrenheilkunde. Bd. XIX.) 8°. 48 pp. Mit 1 Til. 
Wiesbaden (J. F. Bergmann) 1889. M. 1.20. 

Steinhaus, J., Zur Aetiologie der Eiterung. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. 
No. 3. p. 518—521.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Barth, F,, Kurze Anleitung im Obstbau für junge Lehrer, Landwirthe und 
ältere Volksschüler. 8°. 75 pp. Mit Illustr. Jena (Fr. Mauke [A. Schenk]) 
1889. la 

Heckel et Schagdenhauffen, F., Recherches sur les gutta perchas fournies 
par les Mimusops et les Payena, famille des Sapotees. (Extrait du Journal 
de pharmacie de Lorraine.) 8°. 10 pp. Naney (impr,. Berger-Levrault et Co.) 
1889. 

Kleemann, 6, Der praktische Zuckerrübenbau. 3. Auflage. 8°. 38 pp. Leipzig 
(Hugo Voigt [Paul Moeser]) 1889. M. 1.— 

Philippson, A., Ueber den Anbau der Korinthe in Griechenland. (Naturwissen- 
schaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 22. p. 173.) 

Russ, Karl, Das heimische Naturleben im Kreislauf des Jahres. Ein Jahrbuch 
der Natur. Lief. 1. Berlin (Robert Oppenheim) 1889. M. 0,80, 


368 Personalnachriehten. — Inserat. — Inhalt. 


Varia. 


Fricke, K., Der biologische Unterricht an höheren Lehranstalten, sein Gang 
und seine Bedeutung für eine allgemeine höhere Bildung nach psychologisch- 
pädagogischen Grundsätzen. 8°. 29 pp. Leipzig (Gustav Fock) 1889. M. 1.— 


Personalnachrichten. 


Dr. Sextus Otto Lindberg, Professor der Botanik an der 
Universität, Direktor des botanischen Gartens und botanischen 
Museums zu Helsingfors, einer der bedeutendsten Bryologen, ist am 
20. Februar nach kurzer Krankheit im 53 Lebensjahre gestorben. 


a | 


Eine Sammlung ausgestopfter Vögel aus der 
schlesischen Fauna, 


darunter besonders viele seltene Wasservögel, zu verkaufen durch 


R. F'ritze, | 


N.-Rydnitau (Post Czernitz) Ober-Schlesien. 


Inhalt: 


Wissenschaftliche Originalmit- 

theilungen. 

Lauterbach, Untersuchungen über Bau und 
Entwicklung der Sekretbehälter bei den 
Cacteen (Forts.), p. 329. 

Ludwig, Australische Pilze, p. 337. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaften. 
Botanischer Verein in München. 


IV. ordentliche Monatssitzung. 
Montag, den 11. Februar 1889. 
Harz, Bergwerkspilze II., p. 341. 


Referate: 


Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesammt- 
gebiet der Mykologie. Heft VII. (Forts.), 
p. 345. 


Eberhardt, Ueber den Japantalg, p. 362. 

Gruner, Conspectus stirpium vascularium in 
vieinitate urbis Woronesh sponte nascentium, 
p. 357. 

Pammel, On the pollination of Phlomis tube- 
rosa L. and the perforation of flowers, p. 355. 

Prein, Mittheilungen über eine Expedition in 
das Sajangebirge, p. 358. 

Saporta, de, Origine pal&eontologique des arbres 
eultives ou utilises par l’homme, p. 359. 

Stephani, Hepaticae africanae, p. 354. 

Vries, Over steriele Mais-planten, p. 363. 


Neue Litteratur, p. 364. 


Personalnachrichten. 
Dr. Sextus Otto Lindberg (7), p. 368. 


Ausgegeben: 12. März 1880. 


nn -— — 


namen en un un Lu nn ne 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Caasel. 


4 


Band XXXVII. No.12. Jahrgang X. 
Ace a 9 W 6 eo 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes, 


Herausgegeben 


water Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


No. 12. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret- 
behälter bei den ÜCacteen, 


unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse 
der letzteren. 
Von 


Dr. Carl Lauterbach 


aus Breslau. 
(Fortsetzung.) 

Der Inhalt der Gänge lässt bei genügender Vergrösserung 
eine schwach glänzende hyaline Grundmasse erkennen, in welcher 
kleine Körnehen neben grösseren, aus kleinen Körnchen zusammen- 
gesetzten Chlorophyll ähnlichen Körpern vertheilt sind. Die Gänge 
selbst sind intercellulare Räume. 

Von Farbstoffen färben Eosin und Corallin die Gänge schor 
bei kurzer Einwirkung, Haematoxylin dagegen nur schwach; gut 
anwendbar sind ferner Fuchsin, Methylgrün und Hanstein’sches 
Anilinviolett. Methylgrünessigsäure färbt die Gänge gut und lässt 
die Struktur schön hervortreten. Zum Einschluss der gefärbten 
Präparate wurde mit Vortheil eine gesättigte Lösung von ara- 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVIE. 25 


370 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 

* Ph 
bischem Gummi in ee m Kali verwendet, die sogenannte 
Hoyer’'sche Einsehlusstlüssigkeit für Anilmpr äparate. 

Als Substanz von zweifelhafter Natur und Zusammensetzung 
mag hier der Inhalt des Phloems bei sämmtlichen Caeteen erwähnt 
werden. Man tindet nämlich die Phloemtheile der Bündel stets 
mit emer Masse erfüllt, die bei den Schleimzellen führenden Arten 
mit diesem Schleim identisch zu sem schemt. Sie löst sich ın 
Wasser und zeigt dieselben Reaktionen und gleiche Tinktions- 
fähigkeit. Bei den Mammillarien verhält sich der Inhalt des 
Phloems analog dem der milehsaftführenden Gänge mit dem ein- 
zigen Unterschiede, dass im Phloem die Stärkekörner, sowie die 
anderen körnigen Inhaltskörper des Milchsaftes fehlen. 

Betrachtet man nun Schnitte dieser Pflanzen in einem den 
Schleim oder Milehsaft nieht lösenden Medium, so erscheint der 
Phloemtheil als Sehleim- beziehentlich Milchsaft führender Gang, 
da die sehr dünnwandigen, fast gleichen Brechungsexponenten 
wie der Schleim besitzenden Bastzellenwände bemahe unsichtbar 
sind. Hierdurch mag wohl die irrige Angabe schleimführender 
Gänge für die Opuntien bei den. älteren Autoren entstanden sein. 
Man kann sich leicht von dem Irrthum überzeugen, wenn man 
den Sehleim löst und die Schnitte tingirt, wo dann an Stelle des 
früheren Ganges das Gewebe der Phloemzellen klar hervortritt. 

In den keme Milchsaft führenden Gänge enthaltenden Arten 
der Mammillarien zeigt der Phloemtheil denselben Inhalt. Auch 
hier konnte nur festgestellt werden, dass derselbe sich in gleicher 
Weise gegen Reagentien und Farbstoffe verhält, wie der der 
Milehsaft führenden Arten. 

Ueber den Inhalt des Phloems der keine Sekretbehälter ent- 
haltenden Arten liess sieh etwas Sicheres nicht feststellen. 


Krystallzellen. 

Die dritte und letzte Art von Sekretbehältern, die sich bei 
allen Caeteen ohne Ausnahme finden, sind die Krystallzellen. Es 
sind dies gewöhnliche dünnwandige Zellen, die im ausgebildeten 
Zustand als einzigen Inhaltskörper eine Krystalldruse von oxal- 
saurem Kalk im Z eis sehwimmend enthalten. Das Vorkommen 
mehrerer Drusen in einer Zelle ist selten. 

Die Krystallzellen treten vereinzelt auf, können aber auch so 
ungeheure Häufigkeit erlangen, dass sie bis zu 85 %/, der Asche 
bilden. Das letztere ist in alten verholzten Stämmen der Fall. Die 
verbreitetste Form ihres Auftretens sind aus monoklinen Prismen 
zusammengesetzte Drusen von regelmässiger Form, die an eimen 
Morgenstern erinnern. Die Spitzen dieses Sternes sind, entsprechend 
der kürzeren oder längeren Hauptaxe der ihn zusammensetzenden 
Einzelkrystalle, je nach der Art und Gattung, bald spitzer, bald 
stumpfer. Charakteristisch ist diese Form besonders für die 
Opuntien, bei denen sie eine regelmässige Lage in den Hypoderma- 
zellen bilden. Jede Druse füllt" eine Zelle aus. Die Drusen sind 
hier verhältnissmässig klein, grösser werden sie im Rinden- und 
am grössten im Mark-Parenchym. Bemahe ebenso häufig wie 


Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälterd. Cacteen. 371 


diese regelmässige ist eine ganz unregelmässige Form der Drusen, 
welchen ebenfalls ein monoklines Prisma, jedoch mit sehr 
kurzer Hauptaxe zu Grunde zu liegen scheint. Sie erreichen 
zum Theil beträchtliche Grösse und stellen die grössten bei den 
Caeteen überhaupt vorkommenden Drusen dar. Die Drusen sind 
ausser dem oben erwähnten Vorkommen bei den Opuntien dureh 
den ganzen Körper regellos vertheilt und treten mitunter nester- 
weise auf. 

Einzelkrvstalle sind verhältnissmässig selten, immer klein 
und kommen in gewöhnlichen Zellen vor. Es finden sich Quadrat- 
oktaeder , quadratische und monokline Prismen. Bündel nadel- 
förmiger Krystalle, aus monoklinen Prismen mit sehr langer Haupt- 
axe bestehend, wurden bei Opuntia Ficus Indica und Echino- 
caetus Ottonis beobachtet. Bei manchen Arten treten Sphäro- 
krystalle*) auf. Dieselben sind sehr regelmässig ausgebildet mit 
deutlich eoneentrischer Schiehtung. Sie kommen, wie schon oben 
erwähnt, im den Schleimzellen vor, mitunter aber auch in gewöhn- 
liehen Zellen. 

Anschliessen möchte ieh hieran noch das häufige Vorkommen 
von Sphaerokrystallen, welche bis zu gewissem Grade denen des 
Inulins gleichen, sich jedoch bei längerem Liegen in Glycerin 
lösen. Dieselben krystallisiren sowohl an den Hellwänden als ım 
Innern der Zellen bei im Alkohol liegenden Stücken aus. Ihre 
chemische Beschaffenheit ist nieht näher untersucht worden. 

Ferner kommen bei vielen Cereen und Opuntien Wachsüber- 
züge vor. Dieselben lassen die Pflanzen bläulich bereift erscheinen 
und sitzen der Epidermis in Gestalt von Körnehen auf. 


Entwicklung der Schleimzellen und Krystallzellen. 

Die Schleimzellen entwickeln sich früh in den Meristemgeweben, 
und es lassen sich nach dem Ort der Entstehung zwei Centra unter- 
scheiden, die allerdings zeitlich zusammenfallen. In der grössten 
Anzahl entstehen sie in den seitlich vom Vegetationspunkte her- 
vorsprossenden Kanten, Höckern und Blätten. Da bei der 
spiraligen Anordnung diese Gebilde auf einem Schnitt nur in 
lückenhafter Reihenfolge erscheinen, auch in Folge ihrer Zartheit 
und Sprödigkeit schwer zu behandeln sind, so kann man m den- 
selben die einzelnen Entwicklungsstadien schwer verfolgen, doch 
liess sich feststellen, dass im dritten Höcker (oder Blatt) die An- 
fangsstadien auftreten, im siebenten bis neunten die Entwicklung 
vollendet ist. Die Schleimzellen eilen hier der Entwicklung des 
übrigen Zellgewebes voraus, so dass diese Höcker mitunter fast 
nur aus Schleimzellen zu bestehen scheinen. — Das zweite Centrum 
ihrer Entwicklung liegt im Rindenparenchym und fällt hier meist 
in die Procambiumzone, wechselt jedoch im seinem höheren oder 
tieferen Auftreten bei den einzelnen Arten. Beide Centra fallen 
der Zeit ihrer Entwieklung nach zusammen. Bei einigen Arten 
endlich kommt noch ein dritter Entstehungsherd hinzu. Derselbe 


*) M. Moebius: Sphaerokrystalle von Kalkoxalat bei Cacteen. (Berichte 
der deutschen botanischen Gesellschaft, Bd. III. 1885. Heft 5.) 
25* 


372 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


liegt im Mark unterhalb der ausgebildeten Gefässe, und findet hier 
die Entwieklung später als an den beiden anderen Stellen statt. 

Die Entwicklung selbst erfolgt auf zweierlei Art; die eine 
ist für die Opuntien charakteristisch, die andere kommt sämmt- 
liehen übrigen Schleimzellen enthaltenden Gattungen zu. 

Als beste Beobachtungsobjekte dieser letzteren Entwicklungs- 
art im Stamm wurden Peireskia aculeata Plum. und Cereus grandi- 
florus Haw. ermittelt. In den jungen Blütenblättern von Epiphyllum 
lässt sieh die Entwicklung der Schleimzellen an unverletzten Zellen 
beobachten, wenn man die Blättehen der jungen Knospen durch 
Zuckerlösung, Glycerin oder Glycerin und Alkohol zu gleichen 
Theilen durchsichtig macht. Setzt man Eosinlösung hinzu, so färbt 
sich das Plasma und lässt den Schleim als stark glänzende, un- 
gefärbte Masse hervortreten. 

Der Entwicklungsgang der Schleimzellen in jungen Blüten- 
blättern von Epiphyllum ist folgender: Im jüngsten Stadium 
zeichnen sich die Schleimzellen vor den übrigen Zellen durch be- 
deutende Grösse, beziehungsweise schnelleres Waehsthum aus. Sie 
besitzen einen wandständigen Plasmaschlauch, dem ein grosser 
Zellkern eingelagert ist. Das Innere der Zelle ist von einer Zell- 
saft-Vakuole erfüllt. (Taf. 1. Fig. 1.) 

In dem Plasmaschlauch beginnt nun die Bildung von Schleim. 
Derselbe tritt in Tropfen auf, welche zusammenfliessend nach und 

nach grössere mit Schleim erfüllte Räume im Plasma erfüllen. 
Das Wachsthum der Zelle in diesem Stadium ist noch immer leb- 
haft, der plasmatische Inhalt hat das Maximum seiner Entwicklung 
erreicht. Durch den Schleim wird der innerhalb liegende Theil 
des Plasmaschlauches nach Innen gedrängt (Taf. 1, Fig. 2), während 
die mittlere Vakuole unter allmählicher Resorption ihres Inhalts 
durch den Schleim immer kleiner wird. Charakteristisch ıst, dass 
der Schleim stets an der Peripherie im Plasmaschlauch entsteht, so 
dass die wandständige Plasmaschicht eine äusserst zarte ist, ja im 
Laufe der Entwicklung bis auf kleine Reste und schliesslich voll- 
ständig verschwindet. Bei ungenauer Beobachtung und nicht ge- 
nügend starker Vergrösserung "kann es daher leicht den Anschein 
be, dass der Schlei aus der Membran entsteht. Durch An- 
wendung konzentrirter Zuckerlösung gelingt es jedoch wenigstens 
stellenweise den den Schleim aussen begrenzenden Plasmabelag 
mit sammt dem Schleim von der Wandung abzuheben. 

Im weiteren Verlaufe fliessen die einzelnen mit Schleim er- 
füllten Räume zusammen und sieht man daher auf dem optischen 
Durchschnitt nur wenige Stellen, an welehen das innere Plasma mit 
dem wandständigen Plasma zusammenhängt. (Taf. 1, Fig. 3.) Der 
Zellkern beginnt in diesem Stadium undentlich zu werden, indem 
zuerst das Cytoplasma mit dem Zellplasma verschmilzt, daun der 
Nucleolus, indem er eine unregelmässig begrenzte Form annimmt, 
nach und nach verschwindet. 

Im Plasma bilden sieh nun immer neue Massen von Schleim, 
welche die innere Begrenzung des Plasmaschlauchs vor sich her- 
drängen und dieselbe unter völliger Resorption der inneren Vaku- 


Lauterbach, Unters. üb. Ban u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 373 


ole schliesslich ganz zusammenpressen, so dass in der Mitte der 
Zelle nur noch eine seitlieh mannigfach ausgebuchtete Plasmamasse 
übrig bleibt (Tat. 1, Fig. 4). Die Vorsprünge dieser Plasmamasse 
entsprechen den Resten der Plasmafäden,, mit denen dieselbe ur- 
sprünglich mit dem wandständigen Plasma zusammenhing. 

Im weiteren Verlauf schwindet dae Plasma mehr und mehr, 
indem es Schleim bildet und es bleibt zuletzt von demselben nur 
im Innern der Zelle ein zartes Plasmanetz zurück. 

Bei Peireskia aculeata Plum. ist der Gang der Entwicklung 
ähnlich. Innerhalb der Procambiumzone wachsen einige Zellen 
stärker wie die übrigen. Der in einem Plasmanetz suspendirte 

Zellkern befindet sich hier fast stets in der Mitte; derselbe nimmt 
auch an Grösse zu, in gleicher Weise der Nucleolus. Die Vaku- 
olen der Zelle sind von Zellsaft erfüllt. Der plasmatische Inhalt 
der jungen Schleimzelle vermehrt sich nur unter besonders stark 
ausgeprägtem Längenwachsthum der letzteren. Die Umgrenzung 
des Zellkernes beginnt undeutlich zu werden. Im Plasma erfolgt 
die Bildung von Schleim in klemen Tropfen. An in Alkohol 
liegenden Pri äparaten kann man dieselben nach Färbung des Plasmas 
mit Eosin als ungefärbte, hellglänzende Tröpfehen besonders in den 
dünneren Fäden des Plasmas liegen sehen. Nach und nach re- 
sorbiren diese Tröpfehen zusammenfliessend den Zellsaft der Vaku- 
olen und drängen in der bei Zpiphyllum geschilderten Weise das 
Plasma zu einem Klumpen in der Mitte der Zelle zusammen (Taf. 1. 
Fig. 7). Je weiter die Entwicklung vorschreitet, desto mehr 
schwindet der Plasmaklumpen (Taf. 1, Fig. 8) und schliesslieh 
bleibt nur noch ein mehr oder weniger "reichmaschiges Plasmanetz 
übrig, im welchem emige Reste von Stärkekörnern. hängen. Das 
ganze Lumen der Zelle ist jetzt von Schleim erfüllt. Beim (Ge- 
rinnen des Schleimes in Alkohol wird, wohl hervorgerufen durch 
verschiedenen Wassergehalt, beziehungsweise ungleiche Diehtigkeits- 
verhältnisse, in demselben eine Schiehtung wahrnehmbar, die ın 
ihren inneren Umrissen stets die Conturen der früheren Plasma- 
masse zeigt, in ihren äusseren Schiehten sich mehr den Grenzen 
(der Zellwände anschliesst u so Anschein einer geschiehteten 
Membran erweckt. (Taf. 2, Fig. 

Ebenso verläuft die Has N bei Cereus grandiflorus Haw. 
Die Schleimzellen entstehen auch hier ziemlich weit unterhalb des 
Vegetationspunktes in der Procambiumzone. Fast in der Hälfte 
der Fälle entwickeln sich jedoch hier zwei Damen 
Zellen in der bei Peireskia angegebenen Weise (Taf. 2, Fig. 1). 
In den ersten Stadien der Entw ieklung findet eine Auflösung der 
beide Zellen trennenden Zellwand statt (Taf. 2, Fig. 2). Die 
Plasmaklumpen mit den Zellkernen verschmelzen mit einander 
(Taf. 2, Fig. 3) und findet man daher m diesem Stadium häufig 
eine Schleimzelle mit zwei Kernen, die in ihrer gegenseitigen An- 
ordnung keine Regel erkennen lassen. Die Zellkerne und das 
Plasma schwinden unter der Bildung von Schleim (Taf. 2, Fig. 4), 
und unterscheidet sich schliesslich die aus zwei Zellen entstandene 
Schleimzelle von der aus einer Zelle hervorgegangenen nur dureh 


374 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Caeteen. 


ihre bedeutendere Grösse, bezüglich Länge. Häufig tritt auch der 
Fall ein, dass bei schon ziemlich weit vorgeschrittener Entwicklung 
angrenzende Zellen durch Auflösung der trennenden Wand mit 
der Sehleimzelle verschmelzen , wobei ihr Inhalt sich »leichfalls in 
Schleim verwandelt. 

In mancher Beziehung anders gestaltet sich die Entwicklung 
bei den Opsmtien. So treten bei Opuntia maxima S. in dem Me- 
ristemgewebe an einzelnen Zellen kleine Oxalatdrusen von stern- 
förmiger Gestalt auf. Dieselben entwickeln sieh im weiteren Ver- 
lauf in zweierlei Weise. Die einen nehmen sehr rasch an Grösse 
zu, während die Zelle mit dem Wachsthum der umgebenden Zellen 
gleichen Schritt hält. Jemehr der Krystall, der anfangs selbst von 
einem Plasmabelag überzogen ist, wächst, um so mehr schwindet 
der Inhalt der Zelle, bis zuletzt nur die Oxalatdruse übrig bleibt, 
die, im Zellsaft liegend, ihrerseits m ihrem Wachsthum noch lange 
fortfährt, ja dies vielleicht periodenweise wieder aufnimmt, indem 
man in älteren Geweben mitunter sehr grosse Drusen vortindet. 

Ein anderer Theil jener Oxalatdrusen enthaltenden Zellen, 
von den eben beschriebenen im ersten Stadium nicht zu unter- 
scheiden, entwickelt sich in ganz anderer Weise. Die Zelle zeigt 
ein lebhaftes Wachsthum, so dass sie die umgebenden Zellen sehr 
bald an Grösse übertrifft. An diesem Wachsthum nimmt der Zell- 
kern und das Plasma theil, so dass die Zelle auch durch ihren 
reichen Inhalt von dem übrigen Zellgewebe absticht. Die Oxalat- 
druse jedoch wächst nicht mit oder nur ganz unmerkhich; sie 
scheint gewissermaassen den Anlass zu eimer Wucherung des. 
Plasmas gegeben zu haben, die mit der Bildung von Schleim 
endet. In einem weiteren Stadium sieht man daher den Zellkern 
und die Oxalatdruse von einem Plasmaklumpen eingehüllt im 
Innern der Zelle an Plasmafäden suspendirt. Doch kann der Zell- 
kern oder auch die Oxalatdruse der Zellwand eingelagert sein. 
Der erst beschriebene Fall ist der häufigere und ist bei letzterem 
vielleicht eine Verschiebung durch den Schnitt anzunehmen. In 
der Peripherie des Plasmas tritt nun die Bildung von Schleim auf,, 
die nach und nach weiter nach Innen vorschreitet und mit dem 
beinahe völligen Schwinden des Plasmas endet. Die Vakuolen 
werden in der bei Zpiphyllum angegebenen Weise resorbirt. Zu 
gleicher Zeit wird der Zellkern undeutlich und verschwindet schliess- 
lich (Taf. 2, Fig. 6). In der ausgebildeten Schleimzelle ist ausser 
einigen Trümmern von Stärke- oder Chlorophylikörnern, die m 
dem sehr reduzirten Plasmanetz hängen, nur noch die Oxalatdruse 
vorhanden. Dieselbe hat sich so gut wie gar nicht oder nur un- 
merklich vergrössert. 

Hiermit scheint der Entwicklungsgang jedoch noch nicht ab- 
geschlossen zu sein. An Schnitten von einem circa zehn Jahre 
alten Stamm von Opuntia Fieus Indica Mill. konnte beobachtet 
werden, dass die Oxalatdrusen im den Schleimzellen zum Theil 
von bedeutender Grösse waren, während gleichzeitig der Schleim- 
inhalt der Zellen zurücktrat. Auffällig war hierbei überhaupt die- 
äusserst geringe Zahl der Schleimzellen , die in jüngeren Stamm- 


Lauterbach, Unters. üb. Ban u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 375 


theilen massenhaft vorkommen. Die enorme Anzahl der Krystall- 
zellen in älteren Stammtheilen ist ja bekannt. So liegt die Ver- 
muthung nahe, dass ein Theil dieser Krystallzellen aus Schleim- 
zellen durch Resorption des Schleimes entsteht. Aus Mangel an 
Material von genügendem Alter konnte dieser Punkt nicht völlig 
sicher gestellt werden. 

Meist sekundärer Natur ist das Auftreten von Einzelkrystallen, 
wie solehe bei den Einzeluntersuchungen häufig erwähnt sind. 

Ueber den Entwicklungsgang, sowie Art und Ort des Auf- 
tretens der Schleimzellen bei den einzelnen Gattungen wurden 
folgende Beobachtungen gemacht: 


Echinocacteae. 
Malacocarpus. 
Die Schleimzellen entwickem sich sehr rasch unterhalb des 
Vegetationspunktes. In den Kanten entstehen sie später. 


Echinocactus Ottonis Lehm. 

Die Schleimzellen entstehen erst spät und zwar in den seitlich 
vom Vegetationspunkt gelegenen Kanten im chlorophyliführenden 
Parenchym. Im Rindenparenchym entstehen sie circa zwei Milli- 
meter unterhalb des Vegetationspunktes. 


Cereastreae. 

Echinopsis. 

Die Schleimzellen entstehen erst spät m den Kanten, die um 
den Scheitel herumliegen. Im Meristemgewebe treten sie nicht auf. 

Cereus. ' 

Die Entwieklung geht verhältnissmässig MED und langsam vor 
sich, weshalb Arten dieser Gattung, wie z. B. €. grandiflorus, in einem 
Schnitt oft alle Stadien verfolgen lassen. m Ort der Entwicklung 
ist bei den einzelnen Arten verschieden. So liegt derselbe bei 
€. flagelliformis oberhalb der Procambiumstränge, bei €. grandi- 
forus m der Procambiumzone, bei Ü. speciosissimus dagegen in 
der Region der bereits völlig ausgebildeten Gefässe. Unabhängig 
davon geht, wie oben geschildert, die Entwieklung in den Kanten 
vor sich. 


Phyllocacteae. 

Phyllocaetus. 

Ph. Ackermanni. Bei dieser Art lassen sich die drei Ent- 
stehungscentren gut unterscheiden. Die Entwicklung im Rinden- 
parenchym fällt in die Procambiumzone, die Entwicklung im Mark 
dagegen unterhalb der ausgebildeten Gefässe. 

Epiphyllum. 

Die Schleimzellen werden sehr zeitig in den am Vegetations- 
punkt sich seitlich vorwölbenden Flügeln angelegt. 

(Schluss folgt.) 


376 Botanischer Verein in München. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München. 
(Fortsetzung.) 

Die Fries’sche Beschreibung passt im Uebrigen ganz gut auf 
die vorgezeigten Formen: 

Polyporus callosus Fr. Syst. mycol. I. p. 381: „longe effusus, 
tenax, secedens, glaber, albus, poris rotundis effusis.“ — Odor 
acidulus. Crusta tenuis, coriacea, adnata quidem, sed integra a 
ligno separari potest, laevis, immarginata. Pori aequales, obtusi, 
mediae magnitudinis. 

Die für den P. vitreus aufgestellten älteren Diagnosen sind 
sehr allgemein gehalten: 

Persoon giebt Obs. mycol. I. 1796. p. 15, sodann Synopsis 
methodica 1801. p. 15 folgende Diagnose: „Boletus vitreus. Poria 
vitrea: inaequaliter lateque effusa aquoso — albida hyalina undulata 
subinterrupta, poris obliquis. 3—4 unc. ad spithamam latus. 

Fries beschrieb diese Art in seinem Systema mycologieum. 1. 
p- 381 noch nicht viel ausführlicher: „I. vitreus, eflusus, carnosus, 
undulatus, aquose albidus, subhyalinus, poris minimis.“ — „Late 
et inaequaliter effusus, erassiusculus, humidus glaber, margine tenui 
villoso candido. Pori e situ recti s. obliqui.“ 

Erst später wird der Charakter des Pilzes etwas ausführlicher 
angegeben. So insbesondere die leichte Lostrennbarkeit desselben 
von der Unterlage und die Stumpfheit der kleinen runden Poren 
(Epierisis. II. p. 577). Der Polyporus vitreus kommt im Haushamer 
und im Penzberger Bergwerk, besonders an feuchten Stellen, nicht 
selten vor. 

13. Polyporus (Boletus Pers.) mucidus Fr. 

Ueppige Formen mit theilweise 10—20 mm. langen Röhren; 
diese sind im Querschnitt meist schmal, länglich, lanzettförmig oder 
unregelmässig comprimirt, seltener kreisrund, sehr ungleich gross, 
0.12—0.4 Mm. weit. Sporen oval, farblos, 4.5--5.0 u lang, 2.8 u 
breit. 

Während der normale Pilz sich in Form kleinerer oder 
grösserer Polster ausbreitet, kommen abnorme, schwach korallenartig 
sich verzweigende Formen vor. Letztere sind matt kreidig-weiss, 
während die ersteren wasserreicheren auf mässig dünnen Schnitten 
etwas durchscheinend sind. Moritzstollen und Leitzachsohle an 
mehreren Stellen. 

14. Polyporus (Poria Pers., Boletus Pers.) Radula Fr. 

4.5 cm breites und 9 cm langes Exemplar, der Fichten-Unter- 
lage fest aufgewachsen. 

Im Moritzstollen zu Hauslıam. 

15. Poluporus Engeliüi Harz ]. c. 

Gleichwie im Haushamer, fand Vortr. diesen hervorragenden 
Pilz im verflossenen Jahre auch im Kohlenbergwerk Penzberg, 
201 m tief unter der Erde. Auch hier waren die resupinaten 


Botanischer Verein in München. 377 


Formen die vorwiegenden, kleine Hüte tragende waren seltener. 
"Wo letztere zur Ausbildung gelangen, besitzen sie an ihrer Oberfläche 
eine dünne, härtliche, spröde Rinde. Der normale Pilz würde daher 
in die Fries’sche Gruppe der /nodermei gehören und hier seines 
harten, brüchigen Gewebes wegen den Typus einer besonderen 
Gruppe (Fragiles) darstellen. 

Die am häufigsten vorkommende resupinate Form steht dem 
Polyporus vulgaris Fr. am nächsten, indem nämlich die kleinen, 
gleich grossen, rundlichen Poren gleichfalls einen gefranzten oder 
gezähnt-zerschlitzten Saum besitzen. 

Der Polyporus vulgaris, früher mit I. medulla panis eonfundirt, 
wurde zuerst von Fries von letzterem unterschieden und als eigene 
Art aufgestellt (Syst. mycol. 1821. I. p. 381): „P. vulgaris, longe 
effusus, tenuis, siccus, laevis, albus, poris exiguis aequalibus.“ 

„Ad longitudinem usque pedalem effusus, laevis, !/s lin. crassus, 
detritus immutabilis, nec nisi in frustulis a ligno separabilis; margine 
praecipue junioris tenuissime pubescente. Pori recti s. obliqui, sub- 
rotundi.“ 

Erst in der Epicrisis wird von Fries eine präcisere Chara- 
kteristik des Pilzes gegeben: „late effusus, tenuis, aridus, arcte 
adnatus, laevis, albus, ambitu mox glaber, totus e poris 
constans firmis, stipatis, exiguis, rotundis, aequalibus.“ 

Die Poren des P. vulgaris sind bedeutend weiter, als die des 
P. Engelü. Während sie bei letzterem 20—30 «u weit sind, haben 
sie bei P. vulgaris 96—120 u Durchmesser. 

P. vulgaris ist der Unterlage stets fest aufgewachsen, während 
P. Engelii sich leicht in Centimeter langen und breiten Stücken 
intakt abheben lässt. Die Consistenz des P. vulgaris ist korkig, 
die des /. Engelii knorpelig, hart und spröde. 

16. Polyporus (Boletus L.) versicolor Fr. v. alcicornis nov. var. 

Fruchtkörper in grosser Menge z. Th. dachziegelig, z. Th. (bei 
Exemplaren, welche sich an einem am Boden der Sohle befindlichen 
Balken befanden) aufrecht-büschelig, bis 10 cm breit, fast alle 
schildförmig, schmal, niemals breit aufsitzend oder an einem sehr 
kurzen Stiele befestigt.) Hutrand stark wellig, fingerlappig bis 
fingertheilig, graubraun, sammetartig, wenig deutlich gezont, gegen 
den Rand hin blasser. Poren kreidigweiss bis gelblich, klein, 
zerschlitzt, stellenweise etwas grösser, als bei normalen, am Tages- 
lichte gewachsenen Individuen. 

Kohlenbergwerk Penzberg, 201 m tief an und auf Fichtenholz. 

17. Polyporus albidus Schaeft. 

Auch in Penzberg, theilweise nicht selten vorkommend. Ver- 
gleiche früher Mitgetheiltes. 1. ce. 1888. 

18. Polyporus caesius Fr. 

In grossen bis 8 cm breiten, 6 cm tiefen und bis 1 cm 
dieken Exemplaren am Eingange in den Hauptstollen des diluvialen 
“Torfkohlenbergwerkes Gross-Weil bei Murnau, an Stellen, welche 


*) Längere Stiele beobachtete v. Humboldt (Il. c. 181) ebenfalls bei einer 
Bergwerksform dieses Pilzes, seiner var. stipitata. 


378 Botanischer Verein in München. 


noch diffuses Tageslicht erhalten. Hutoberfläche und Hymenium 
sind bei den am Lichte gewachsenen Individuen stets mehr oder 
weniger intensiv blau-grau, auch derber aufgebaut, als bei den in 
völliger Dunkelheit gewachsenen, welch’ letztere im frischen Zu- 
stande in der Regel zart, weich und blendend weiss sind. (Vergl. 


Harz ]. e. 1888.) 


19. Polyporus (Boletus Pers.) mollis. Fr. 

3—7 Ctm. breite und tiefe, 1.5—2 Ctm. hohe Fruchtkörper 
von weicher Consistenz und blasser Fleischfarbe, stellenweise weiss- 
lich. Bei Berührung verfärben sich Fleisch und Hymenium und 
gehen in Roth über; dasselbe erfolgt auch beim Eintrocknen an 
der Luft. Sporen 2.5—2.8 u breit, 4.8—5.7 u lang, an beiden 
Enden gerundet, oft etwas unsymmetrisch. 


Ausgebildete Fruchtkörper selten in der Leitzachsolle. 
Dagegen kommt die sterile Form dieses Pilzes allgemein ver- 


breitet m den Bergwerken Hausham und Penzberg an altem: 


oO 
fiehtenen Holze vor und bildet an den Decken und an den seit- 


lichen Vertäfeluugen der Sohlen und Gänge der Bergwerke mit- 


unter kopfgrosse, weissflockige, sehr lockere, fast genau wie aus. 


Baumwolle bestehende, bei Berührung rasch zusammensinkende, 


kugelige, ei- und birnförmige, mitunter dünn nabelig lang gestielte 


Flockenrasen. 

Diese „var. Tanuginosa, mollis, sterilis“ wurde früher schon 

von v. Humboldt. ce. als Dyssus globosa beschrieben. 
IV. Agarieini. 

20. Schizophyllum alneum H. Karsten (Deutsche Flora, 
Berlin 1880. S. 99.), Agaricus alneus L. (Flora Suecica 1242), 
Schizophyllum commune Fr. Es existirt kein Grund, den alten 
Linnd&’schen Artnamen durch den Fries’schen zu ersetzen. 

Die gewöhnliche Form um Schliers und Miesbach ungemem 
häufig; etwas seltener ist: 

a. Schizophyllum alneum v. multilobata nov. var. 

Eine durch besonders tiefe Fingertheilung und dichtere, sowie 
reiner weisse Filzbehaarung ausgezeichnete Varietät. Auf Erlenholz 
beim Freudenberg. Juli 1387. 

b. Schizophyllum alneum v. subterranea nov. var. 

Nur einige Exemplare dieser Varietät wurden auf Fichtenholz 


im Haushamer Bergwerk, SO m tief, gefunden. Theils sitzend, theils- 


mit 1 cm langem, 5—4 mm dickem Stiele. Hut bis 2 cm breit 
und 1.4 cm tief, von gewöhnlicher Dicke. Diese Varietät ist so- 


wohl auf der Hutoberseite, als, wo er vorhanden, am Stiel besonders 
dicht, lang und abstehend, sammetartig-weissfilzig behaart. Sporen 
2.5—3 u im Durchmesser, kugelig. Moritzstollen, Sept. 1857. 

21. Lentinus hygrophanus Hrz. 

Hut muschelförmig, 3 cm breit, 2cm tief, 1—2 mm dick, 
wellig, fingerlappig bis fingertheilig, fast schneeweiss bis blass- gelb- 
ocker, kahl, hygrophan, brüchig; in einem schmalen Punkte seit- 
lich befestigt. Lamellen an der Basis 2—3.5 mm breit, gegen den 


NEN EDEL ERENETSE BL 


Botanischer Verein in München. 379 


dünnen Hutrand hin spitz auslaufend, dicht und scharf zähnig ge- 
sägt und gekerbt. Die farblosen Sporen kugelig, 2.3—3.5 u gross. 

In der Leitzachsohle auf Fichtenholz. September 1888. 

22. Paxillus acheruntius Harz. Agaricus acheruntius v. Hum- 
boldt. Fl. Friberg. spec. 1795. p. 73. — Merulius lamellosus 
Sowerb. 1797. T. 403. 

Agaricus Concha G. F. Hoffmann, Vegetab. m Hereyn. 
subt. 1797—1811. p. 32. Tab. VII. f. 3. — Gomphus pezizoides 
Pers. MyeinBur.JiÄg. 22 pI10:N. 9. 157 27,6K 

Merulius erispus Turpin 1834. — Agaricus eroceo-lamella- 
tus Letell. 1835. — Agaricus lamellirugus DC. A. fr. V. p. 44. 
Pazxillus panuoides Fr. Ed. I. 1836. p. 518. Agaricus Fr. Obs. 
Il. p. 227. — Cantharellus Dutrochetii Montagne 18336. 

Dieser vielgestaltete und so verschieden bezeichnete Pilz findet 
sich sowohl im Kohlenbergwerk Hausham, als in dem von Penz- 
berg stellenweise nicht selten auf Fichtenholz. 

Hutform sehr variabel, stets mit schmaler Basis seitlich an 
der Unterlage befestigt; nicht selten sehr kurz gestielt und dann 
sehr häufig excentrisch schildförmig angeheftet. Hut muschelig, 
spatelförmig bis fast kreisrund, dünnrandig, öfters vieltach gelappt 
und getheilt (nach Schröter auch glockenförmig). Bis zur ein- 
tretenden Reife ist der Hut fast schneeweiss, von weicher Consistenz, 
oberseits kurzwollig bis sammetartig behaart; mitunter sind die- 
Haare sehr kurz und so spärlich, dass sie kaum bemerkt werden. 
Der Fruchtkörper ist hygrophan, nur bei den grösseren Exem- 
plaren wird er gegen die Basis undurchsichtg. 

Im Haushamer Bergwerk kommen Hüte vom Durchmesser 
weniger Millimeter bis zu 10 em Länge und (bei diesen spatel- 
förmigen, lang ausgezogenen Formen im vorderen Drittel bis zu 
6 em Breite) vor. Hutrand oft einwärts gebogen. Bei Berührung- 
verfärbt sich der Pilz und wird ockergelb bis grau- und rostbraun:: 
Gleiches wiederfährt den reifen und überreifen Exemplaren. Aeltere 
Hüte laufen sammt dem Fleische zuweilen violet bis schwarz- 
blau an. 

Die Lamellen sind gegen den Rand dünn und schmal, 
nach dem Grunde zu dicker und breiter: sie erscheinen anfangs 
blass, fast weiss, dann gelbocker, zuletzt rothocker; sie verlaufen 
strahlig, vom Anheftungspunkt des Hutes ausgehend; die Insertions-- 
stelle kann ganz seitlich oder excentrisch situirt sein. Die Lamellen 
sind locker gestellt, fast durchgehends wellenrandig, öfters dicho- 
tom. Gegen die Hutbasis hin finden sich @Querrippen und Quer- 
leisten (ähnlich wie bei vielen Russula-Arten) die unter sich netzig 
und mit den Lamellen verbunden sind, und so theilweise an die- 
netzigen Falten vou Merulius erinnern. 

Sporen auf weissem Papier gelbocker, oval, 3—-3.5 u breit,. 
4—5.7 u lang mach Schröter 3—4 u breit, 5—6 u lang). 

Im Haushamer Bergwerk: Haushamer Stollen, Leitzachsohle- 
August und September 1837, 18883; im Penzberger Kohlenberg- 
werk 201 m tief. 6. November 1888. 


(Fortsetzung folgt.) 


380 Botanischer Verein in Lund. 


Botanischer Verein in Lund. 


(Fortsetzung.) 

Nach diesen Erwägungen über die Aufgabe der primären Rinde 
‚und über ihre Fähigkeit zu schützen, sowie über die Umstände, die 
-damit in näherem Zusammenhang stehen, will ich eine kurzgefasste 
Uebersicht über die Anatomie dieses Gewebes bei denjenigen Arten 
liefern, welche bei Eintritt der kalten Jahreszeit das betreffende 
Gewebe noch lebenskräftig besitzen, das heisst mit anderen Worten, 
-denen bei Schluss des ersien Jahres entweder Kork fehlt, oder die 
eine peripherische Schicht solchen Gewebes haben. 


Der Analogie wegen verdient bemerkt zu werden, dass die 
Epidermis bei den ersteren in der Regel viel stärker ausgebildet 
ist, als bei den letzteren. (Vgl. hiermit das ungleiche Verhalten 
der primären Rinde bei Gewächsen mit peripherischer oder gar 
keiner Korkbildung während des ersten Jahres und bei Ge- 
wächsen mit einer solchen in den inneren Schichten.) Gewisse 
Salixarten machen hiervon eine Ausnahme, indem bei ihnen die 
Epidermis stark ist, obwohl bei ihnen schon während des ersten 
‚Jahres eine Korkschicht zu Stande kommt. Diese Korkschicht 
ist jedoch auf ein Minimum beschränkt und besteht nur aus einer 
einfachen Schicht von Korkzellen, wodurch die Abweichung in 
Bezug auf die Epidermis eine natürliche Erklärung erhält. Ein 
analoges Verhältniss in Bezug auf den Bau der Rinde wurde im 
Vergleich zu Rubus Nutkanus und spectabilis bei Rubus thyrsoides 
und anderen gefunden. 


Die im Folgenden aufgestellten Typen sind bei weitem nicht 
alle streng von einander getrennt, was auch ganz natürlich ist, da die 


Eintheilung sich oft nur auf relative Merkmale gründet. Solches ist 
'besonders der Fall bei 1, 2, 8, 9 und 10. — Durch die Aufstellung 
dieser Typen wird aber, wie mir scheint, ein kürzerer und klarerer 
Ueberblick über den anatomischen Charakter der Rinde gewonnen. 

Die Untersuchungen sind mit einjährigem Material angestellt, 


welches von Oktober bis März eingesammelt wurde. 


1? 

Die primäre Rinde ist im ganzen Umkreis des 
Zweiges deutlich in zwei oder mehrere Schichten 
differenzirt. 

A. Die Rinde aus nur zwei Schichten. 

a) Die äussere Schicht (Aussenrinde) ist 
collenchymatisch. 
aa) Die innere Schicht (Innenrinde)ist homogen. 

1. Typus: Die Zellen der Innenrinde sind mehr oder weniger 
diekwandig, im Querschnitt oval, und liegen in ziemlich regel- 
mässigen, konzentrischen Schichten geordnet, zwischen welchen 
‚schmale, spaltenförmige Intercellularräume verlaufen, mit oft grosser 
Ausdehnung nicht blos in vertikaler, sondern auch in tangentialer 
Richtung, einer aussen vor dem anderen. Mit grösserer oder ge- 


Botanischer Verein in Lund. 381 


ringerer Abweichung in Bezug auf die relative Dicke der Rinden- 
schicht. die Grösse der Zellen u. s. w. gehören zu diesem Typus- 
Syringa vulgaris, Viburnum Lantana, Acer platanoides, striatum u. a., 
Rosa canina, cinnamomea u. a., Sorbus, Crataegus und noch 
einige. 

2. Typus: Unterscheidet sich vom vorgehenden dadurch, 
dass die Zellen der Innenrinde in der konzentrischen Schicht weniger: 
regelmässig geordnet, im (Querschnitt gewöhnlich runder sind. Die 
Intercellularräume sind nicht spaltenförmig, sondern dehnen sich auch 
in radialer Richtung aus und stellen deshalb grössere oder kleinere 
unregelmässige Gänge oder Lakunen dar. In Einzelheiten sind 
übrigens, wie im ersten Typus, die hierher gehörenden Gewächse- 
verschieden: Salix myrsinites, glauca, reticulata, arbuscula, amyg- 
dalina u. a., Alnus, Betula, Corylus und viele andere. 


bb) Die Innenrinde ist heterogen. 


3. Typus: Die Innenrinde besteht theils aus kleineren, mit 
einem grüngefärbten körnigen Inhalt versehenen Zellen, theils aus 
grossen dünnwandigen Zellen, welche Schleim führen. Die ersteren 
stehen in vertikalen Reihen über einander, welche mit einander 
kommuniciren, sie sind im Querschnitt abgerundet oval und liegen hier 
bald zerstreut, bald in grösseren oder kleineren Gruppen oder auch 
in Reihen, welche in verschiedenen Richtungen verlaufen. Die 
schleimführenden Zellen haben keine bestimmte Anordnung und 
sind sowohl im Horizontal- wie im Längsschnitt abgerundet oval oder 
Janggestreckt. Ihre Membranen scheinen an einigen Stellen aufgelöst 
zu werden, wodurch Schleimkavitäten entstehen, in welchen Reste 
der Membrane zu bemerken sind. Hierher gehört Ulmus montana. 


4. Typus: Die Innenrinde ist zusammengesetzt theils aus regel- 
mässigeren Zellen mit dickeren Wänden und einem grüngefärbten In- 
halt, theils aus dünnwandigeren, in ihrer Form unregelmässigen Zellen, 
welchen Inhalt zu fehlen scheint. Die ersteren liegen im Querschnitt 
zerstreut oder in Gruppen und in letzterem Falle oft zu zweien 
oder mehreren zusammen, welche deutlich aus einer einzigen Zelle 
hervorgegangen sind. In der Innenrinde finden sich überdies längs- 
gehende, mehr oder weniger eckige Kanäle, welche Schleim ent- 
halten, der offenbar von den ira Querschnitt plankonvexen mit einem 
grünen feinkörnigen Inhalt versehenen Tapetenzellen abgesondert ist, 
welche in Reihen übereinander in einer einfachen oder bisweilen 
doppelten Schicht die Kanäle umgeben. Zu diesem Typus gehört 
Tilia. 

5. Typus: Die diekwandigeren, regelmässigeren und oft 
kleineren Zellen in der Innerinde haben einen grüngefärbten, kör- 
nigen Inhalt, welcher dabei in der Regel wie der in den Zellen 
der Aussenrinde auf Gerbstoff reagirt. Neben diesen finden sich 
andere unregelmässige, dünnwandigere und vollkommen farb- 
lose Zellen. Beide Sorten bilden jede für sich zusammenhängende 
Systeme. Auf einem Querschnitt scheinen sie ohne bestimmte Ord- 
nung durcheinander vorzukommen. Als eine Sekundärform kommen 


382 Instrumente, Präpar.- u. Conserv.-Methoder. — Sammlungen. — Pilze. 


überdies parenchymatische Sklerenchymzellen (de Bary: Vergleich. 

Anatomie pag. 555) einzeln oder in Gruppen vor; diese sind sehr 

-diekwandig, beinahe ohne Lumen, gewöhnlich grösser, als die um- 

gebenden Rindenparenchymzellen, nicht selten in vertikaler Richtung 

ausgedehnt und bisweilen mit kürzeren oder längeren Ausstülpungen 

versehen. Zu diesem Typus gehören die Oupuliferae und Juglans. 
(Fortsetzung folgt.) 


Instrumente. Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Fabre-Domergue, Premiers prineipes du microscope et de la technique micro- 
scopique. 8°. VII, 284 pp. Avec figures. Paris (Asselin et Houzeau) 1889. 

Schill, Kleine Beiträge zur bakteriologischen Technik. (Centralblatt für Bakterio- 
logie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 10. p. 337—340.) 


Sammlungen. 


Herr Cardinal-Erzbischof Dr. L. Haynald hat sein grosses 
Herbarium, sowie seine werthvolle botanische Fachbibliothek dem 
National-Museum in Budapest geschenkt. 

Herr Pringle ist von einer zehnmonatlichen Forschungsreise 
durch Nord-Mexiko zurückgekehrt. Er hofft aus den Ergebnissen 
dieser Expedition in Kürze etwa 300 seltene Arten ausgeben zu 
können. Die Vertheilung erfolgt durch Herrn K. Keck in Aisters- 
heim (Preis pro Centurie 10 Dollars). 


Referate. 


Brefeld, O., Untersuchungen auf dem Gesammtgebiet der 
Mykologie. Heft VII. Basidiomyceten. I. Protobasi- 
diomyceten. Mit 11 lithographirten Tafeln. Leipzig 1888. 

(Schluss.) 

Die Gattung Sebacina ist von Tulasne aufgestellt und näher 
untersucht worden. Die Fruchtkörper erscheinen im Spätherbst auf dem 
Boden feuchter Wälder, wo sie sich unregelmässig ausbreiten und beliebige 
Gegenstände überziehen. Sie sind gelblich wachsartig, wenig gelatinös 
und gleichen in ihrem dünnen lederartigen Ueberzuge einem Cortieium. 
Das Hymenium besteht aus viergetheilten kugeligen Basidien, welche von 
einem feinfädigen, septierten, schnallenlosen, subhymenialen Hyphengeflecht 
entspringen, dessen Enden bis zur Oberfläche gehen und wenig gallertig 


EEE EEE LT EEE LETTER IE 


Pilze. 333 


werden. Das Uharakteristische der Form aber sind die vor den Basidien 
an ähnlichen dicken Seitenzweigen der subhymenialen Fäden entspringenden, 
aus lang-eiförmigen Conidien gebildeten Sporenköpfchen. 

Sebaceina inerustans Tul. Die Fruchtträger sind erst fädig filzig ; 
später kommt nach rückwärts in diehtem Zusammenschluss der Fäden die wachs- 
ähnliche Beschattenheit derselben zu Stande. Sie können einen Durchmesser von 
20 cm erlangen. Ihre ganze Oberfläche wird von dem gelbweissen wachs- 
artigen Hymenium überzogen. Ehe sich auf diesem die Basidien ent- 
wickeln, erscheinen die langen schönen Conidienträger. Sie entspringen 
den feinen subhymenialen Fäden. Anfangs schr dick, verlängern sie sich 
bald zu einem dünnen Faden, der sich an der Basis zwiebelartig verdickt. 
Diese Träger wachsen weit übers Hymenium. hinaus und bilden einen 
feinen Schimmel. Wenn ihre Spitze zu wachsen aufhört, entstehen kurze 
Seitenzweige, die sich köpfehenartig zusammenstellen und die Conidiensporen 
aussprossen, welche, wie dieZweige, an denen sie sitzen, nach einander ge- 
bildet und köpfchenartig angeordnet werden. Die lang-eiförmigen Conidien 
sind sehr gross, 0,012 mm lang und 0,005—0,006 breit. Die Bildung 
der Conidienträger währt nur eine bestimmte Zeit, dann werden sie von 
den Basidien abgelöst, die ebenfalls als dicke Seitenäste an den sub- 
hymenialen Hyphen entstehen. Sie werden birnförmig, sistieren dann ihr 
Wachstum und theilen sich durch doppelte Zweitheiluug in 4 Zellen. Hier- 
auf wächst jede Zelle zum sporenbildenden Sterigma aus, das über das 
Hymenium frei hervortritt. Die Bildung der schief länglichen Sporen 
unterscheidet sich nicht von den beiden früher besprochenen Gattungen. 
Die Sporen sind 0,018—0,012 lang und 0,005—0,001 breit. In Wasser 
keimten einzelne und endeten in der Luft mit Bildung einer Seeundärspore, 
in Nährlösung blieben Basidiensporen wie Conidien unverändert. 

Die Gattung Tremella. Dieselbe umfasst nach Ausscheidung der 
Formen von Exidia, Ulocolla und Craterocolla den Rest von Formen 
der alten Gattung Tremella und ausserdem die früher von ihr ausge- 
schiedene Formenreihe der Gattung Naematelia. Ihr Hauptcharakter liegt 
ebenfalls in den eigenartigen Conidien. Die Fruchtkörper sind meist stark 
gallertig; bald sehr gross, bald von mittleren Dimensionen, bald wieder 
erscheinen sie als geringe krustenförmige Bildungen. Die vierzelligen, trans- 
versal getheilten Basidien erzeugen auf langen Sterigmen fast runde Sporen. 
In der Natur wurden nur bei Tremella mesenterica undTTr. lutescens 
eigentliche Conidienlager als Vorläufer der gallertigen Fruchtkörper ge- 
funden. Dagegen bildeten die übrigen dieselben Conidien bei der Keimung 
der Sporen. Demnach grenzen sich die Formen in 2 Typen ab: in einen 
Typus mit noch freien Conidienlagern und einen solchen ohne freies Co- 
nidienlager (die Conidienbildung auf die Keimung der Sporen beschränkt). 
Die kleinen rundlichen Conidien, welche in Köpfchen angelegt werden, be- 
sitzen die Eigenthümlichkeit, in mehr oder minder langen Generationen in 
Nährlösungen sich in direkter Sprossung zu vermehren und dabei wohl 
charakterisierte Hefeformen darzustellen, ähnlich wie die Brandpilze. 
Tremella lutesceens Pers. Sie zeigt sich in den Wintermonaten an 
Laubholzreisern und bricht aus der Rinde frei hervor, aber in anderer 
Erscheinung, je nachdem sie Conidien- oder Basidienlager ausschliesslich 
‚oder beide vereint erzeugt. Die erstern sind in Grösse und Umfang ge- 
ring; erst mit dem Auftreten der Basidien nimmt die Vergallertung der 


334 Pilze. 


Hyphen mächtig zu und es entwickelt sich der ansehnliche Zitterpilz. 
Die kleinen Conidienlager sind leuchtend orangegelb, von den massenhaft 
aufliegenden, mit einander verklebten, stärker gefärbten Conidien grumös. 
Ihre Bildung kann monatelang anhalten. Das Auftreten der Basidien 
macht sich durch Anschwellen des Fruchtkörpers bemerklich. Die kleinen 
verknitterten Falten werden verbreitert und gehoben und damit die krusten- 
artig verklebten Conidienmassen aufgerissen, wodurch sich die Thäler ver- 
tiefen und die Falten schärfer markiren. Schliesslich ist ein ansehnlicher 
Körper entstanden von glasig gallertigem Ansehen und gelber Farbe, der 
von orangenen Wellenlinien überzogen wird, die immer dem Rücken der 
Falten entsprechen. Wenn sich nachträglich noch die gallertige Eruption 
von der Mitte aus steigert, gewinnen die mächtigen Falten des ausschliess-- 
lichen Basidienlagers eine reingelbe Farbe und ein durchsichtigeskrystallinisches 
Ansehen, und nur am Rande dauert der orangene Farbenton fort. Ist der 
Pilz in ausschliesslicher Conidienbildung begriffen, so sind die Hyphen des 
Fruchtlagers wenig gallertig und dieht verflochten. Die Hyphenenden streben 
dicht gedrängt der Oberfläche zu und verzweigen sich hier aufs reich- 
liehste. Endlich werden die Verzweigungen kürzer und enden mit kurzen, 
dieken Aussackungen, die ein förmliches Lager bilden, an denen die sehr 
kleinen rundlichen Conidien in enormen Massen gebildet werden. Ihre 
Grösse beträgt 0,0015—0,002 mm Durchmesser. Dieselben verschleimen 
in den äussern Membranschichten und kleben zu dieken orangegelben 
Krusten zusammen, die das Conidienlager bedecken. Die einzelne Conidie 
erscheint rund und kaum gefärbt. An denselben subhymenialen 
Fäden, welche die Conidien erzeugten, entstehen auch die Basidien — 
erst zwischen den Conidienträgern, später aber das Hymenium allein 
bildend. Die Basidien theilen sich in 4 Theilzellen, deren jede ein verhält- 
nissmässig dickes Sterigma treibt, das die bedeckende Gallertschicht 
durchbricht und an der freien Spitze eine Spore abgliedert. Die Sporen- 
bildung dauert lange an, immer erstehen zwischen der erschöpften neue 
Basidien. Bei Trockenheit wird der Prozess nur unterbrochen, Nässe regt 
ihn wieder an. Am Ende zerfliesst der Fruchtkörper zu einer weissen 
Masse. Die Basidienspore ist farblos, rundlich (0,012—0,015 mm. im 
Durchmesser) und läuft nach der Insertionsstelle birnenartig in eine Spitze 
aus. Im Wasser kommts bei der Keimung nur zur Bildung einer Sekun- 
därspore; bei Nahrungszufuhr entstehen an beliebigen Stellen der Keim- 
sporen kurze dicke Aussackungen von derselben Form und Function, wie 
an den Trägern des Conidienlagers und gliedern die gleichen kleinen 
runden Conidien ohne jedes Sterigma in Köpfchen ab. In dünnen Nähr- 
lösungen erschöpft sich der Inhalt der Spore langsam, in concentrirten 
sind die Aussaekungen zahlreicher, die Sporenbildung unbegrenzt, wozu 
noch kommt, dass die Conidien sofort wieder auskeimen und ihre Ent- 
wicklung fortsetzen. Dabei bilden sie nicht Keimfäden, sondern direkt 
wieder Conidien, und zwar so lange in reichem und unbegrenztem Masse, 
so lange die Nährlösung fortdauert. Diese Sprossung ist die gleiche, wie: 
sie Verf. schon für Conidien der Brandpilze, speeiell für zahlreiche Arten der 
Gattung Ustilago beschrieben hat und wie sie auch bei den Conidien der 
Ascomyceten vorkommt; es entstehen Hefeformen. Die Fähigkeit der 
direkten Sprossung in mehr oder weniger langen Generationen innerhalb der 
Nährlösungen besitzen die Conidien von Exidia, Ulocolla,Craterocolla, 


Pilze. 385 


Sebaeina nicht, sie kommt nur denen der Gattung Tremella zu. Wenn 
die Weiterbildung der Conidien mit Erschöpfung der Nährlösung erlahmt 
oder die Conidienbildung eine Zeit lang angedauert hat, treiben sie erst 
zu einfachen und dann verzweigten Keimschläuchen aus. Die Conidien 
(der Fruchtlager verhalten sich gleich, nur hört die Sprossung bald auf, 
und sie wachsen zu einem Keimschlauche aus, wie ihn die Conidien der 
Basidiensporen nach kürzeren Generationen treiben. — Tremella 
mesenterica Retz. steht der vorigen am nächsten. Von ihr hat 
Tulasne sehon Anfang der 50er Jahre mit den Basidien zugleich die 
Conidienträger in den Fruchtlagern gefunden und abgebildet. Die von 
W. Voss in Laibach gesammelten Fruchtkörper waren matter und mehr 
orange gefärbt, als vorige, aus netzförmig gefalteten Lappen zusammen- 
gesetzt und in der Masse sehr weich. Basidienträger und Conidien wichen 
von denen der Tremella lutescens nicht wesentlich ab. Die Basidien- 
träger zeigten starke Anschwellungen an den Enden, hie und da auch 
seitliche Aussackungen. Die Fruchtkörper warfen reichlich Sporen, von 
Grösse und Form der lutescens (0,01—0,0i12 mm diam.), die sich im 
Wasser durch Bildung von Conidien erschöpften, aber im Gegensatz zu 
luteseens an wenigen blasenförmigen Anschwellungen erzeugt wurden. 
Auch in Nährlösungen bildeten sich bloss 2—3 Aussackungen, aus denen 
Conidien hervorsprossten. Die abgefallenen Conidien verharrten endlose Gene- 
rationen hindureh in direkter Conidiensprossung; erst nach 5 Wochen zeigten 
sich in einzelnen Kulturen Fadenauskeimungen. Von Tr. lutescens 
unterscheidet sich also mesenteriea durch abweichende Keimung der Ba- 
sidiensporen und durch das Verhalten der Conidien. — Tremella 
frondosa (Fries) ist die grösste und mächtigste Form. Die Frucht- 
körper gehen in mächtige Lappen aus, die unregelmässig muschel- oder 
ohrförmig verbogen sind. In der Jugend weissrötblich, verdunkeln sie 
mit dem zunehmenden Alter die Farbe und werden bräunlich, sodass die 
einzelnen Lappen eines Fruchtkörpers verschiedene Färbung wahrnehmen 
lassen und alle Nüaneen vom schwach Röthlichgelb bis zum Braun gleich- 
zeitig zeigen. Die Masse ist zäh gallertig; dureh wiederholtes Eintrocknen 
wird sie glasiger und durchsichtiger, aber nicht weicher. Die Hymenien 
sind frei von Conidienträgern und bestehen ausschliesslich aus Basidien. 
Die von ihnen in dieken Massen abgeworfenen rundlichen, unten zugespitzten 
Sporen haben 0,01—0,012 mm. im Durchmesser. Bei der Keimung im 
Wasser sprossen die Conidien direkt aus der Spore und fallen ab, um 
neue Conidien durch direkte Sprossung hervorzubringen; in Nährlösungen 
werden die Aussprossungen reicher und dicker; hier kommen schliesslich 
bestimmte Hefekolonien zu Stande. Die Conidienbildung war eine unbe- 
grenzte; Fadenbildung trat nur ein, wenn alle Nährlösung sich erschöpft 
hatte und die Hefemasse einige Tage stehen blieb. Bei Zusatz neuer 
Nährlösung gingen die Keimfäden sofort zu neuer Conidienbildung zurück. — 
Tremella Genistae Lib. ist klein, unscheinbar, nur krustenförmig 
und bedeekt in ganzen Herden die feuchten Reiser von Sarothamnus 
scoparius. Die Fruchtkörper haben eingetrocknet ein schwärzlichgraues 
Ansehen und harte Consistenz, aufgeweicht werden sie heller, grau be- 
reift und nehmen, ohne stark zu quellen, eine zäh gelatinöse Beschaffenheit an. 
Die Basidien stecken tief in der harten Gallertee Die mit dem kleinen 
schiefen Spitzchen des Sterigma abgegliederten Sporen sind wie die der 
Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVLI. 26 


386 Pilze. 


übrigen Arten rundlich birnförmig und messen 0,01—0,013 diam. Die 
Keimung der Basidiensporen erfolgt wie bei Tr. frondosa, nur sind die 
Yonidien etwas kleinere und etwas länger als diek und keimen niemals in Fäden 
aus, sondern bilden stets nur die schönsten regelmässigsten Hefesprossungen, die 
aberebenso wie die Hefeconidien der Ustilagineen und mehrerer 
Ascomyceten niemals Zucker vergähren, auch in ihrem Innern keine Sporen 
erzeugen. — Tremella globulus (nov. sp.), wahrscheinlich der frühren 
Naematelia globulus Corda entsprechend. Die nicht grossen, zäh galler- 
tigen Fruchtkörper sind einfach rundlich, braun und durchscheinend, innen 
weiss. Die Sporen (0.015—0,018 im Durchm.) keimen im Wasser wie Tr. 
lutescens, d. h. sie bilden Aussackungen an denen erst die kleinen Conidien 
entstehen. Letztere (0,0025 mm 1. und 0,002 min br.) bilden durch 
direkte Sprossung neue und noch kleinere Conidien. In Nährlösungen ent- 
stehen zahlreichere Aussackungen,. und daran erfolgt eine üppigere Sporen- 
bildung. Die Sprossung währt nur eine begrenzte Zeit, dann treiben die 
Sporen zu Fäden aus. Das Stadium der direkten Conidiensprossung ist 
demnach ein schnell vorübergehendes. Die Fäden wachsen zu reichver- 
zweigten Mycelien aus, die aber steril bleiben und niemals Schnallen auf- 
weisen. — Tremella encephala (n. sp.), früher Naematelia 
encephala Wildenow. auf Nadelhölzern im Gebirge. Die sitzenden Frucht- 
körper sind runzelig gefaltet und sehen schmutzig-grau-braun, anfangs heller, 
später dunkler aus, erscheinen etwas zäh gallertig. Basidien und Sporen glei- 
chen völlig denen von Tr. globulus. In Wasser keimen die Basidiensporen 
wie bei Tr. frondosa. Die Conidien sprossen direkt aus bis zur Erschöpfung 
der Spore: in Nährlösungen geht die Sprossung unendlich fort. Die ersten 
Sprosse sind immer grösser und dieker, sie gehen aber allmählich zu den 
kleinen normalen Conidien über. Die Conidien schwellen, ehe sie aus- 
treiben, stets zu doppelter Grösse an. Bei völliger Ruhe entstehen in 
starken Nährlösungen leicht grössere Sprossverbände. Fadenkeimungen 
wurden nie beobachtet. — Tremella virescens {n. sp.) früher 
Naematelia virescens Sehm., ist kleiner, mehr niedergedrückt, als 
vorige und schmutziggrünlich gefärbt, weich gallertig und kommt nicht selten 
auf Erlenholz vor. Die PBasidiensporen keimen in Wasser und Nähr- 
lösungen mit kleinen Conidien, welehe anschwellend in Nährlösungen neue 
Conidien durch direkte Sprossung erzeugen, wodurch ebenfalls hefenartige 
Verbände entstehen. Die Conidien sprossen direkt aus den Basidiensporen, 
anfangs in etwas stärker angeschwollenen Gliedern, doch nicht so dick, wie bei 
Tr. eneephala. Dabei sprossen die Conidien in Nährlösungen an allen 
Stellen aus den Sporen aus, nicht wie bei encephala nur aus einer 
oder zwei. — Tremella alabastrina (n. sp.) bildet grosse, weisse, 
faltenlose stark gelatinöse Fruchtkörper auf Kiefernholz. In den Basidien, 
den Sporen und der Keimung mit rundlichen Conidien, die sich direkt in 
hefeartig er Sprossung vermehren, ist sie den vorhergehenden gleich. 

Die Gattung Gyrocephalus wurde von Persoon aufgestellt, von 
Fries als Guepinia bezeichnet. Die Beobachtung Tulasne's, der die 
Basidien bei Guepinia helvelloides zweiarmig abbildet, ist falsch; sie 
sind 4theilig, wie bei den anderen Tremellineen (Tulasne's Guepinia 
Pezizaistein Daeryomyceet). —Gyrocephalus rufus, die frühere 
Guepinia helvelloides, die schon 1775 Tremella rufa (Jaeg. Misc. 
I. p. 145) getauft wurde. Die ziemlich grossen Fruchtkörper sind zähe, fast 


Pilze. 387 


knorpelig gallertig und haben eine auffallend rothe, fast braune Farbe. Nach 
oben verbreitern sie sich becher- oder trichterförmig, nach unten verschmälern 
sie sich stielartig. Das Hymenium befindet sich nur an der Unterseite 
der obern Verbreiterung. Die Sporen sind denen von Tremella ähnlich, 
nur länger und mitunter in Form und Grösse schwankend (0,012— 0,015 mm 
lang und 0,008—0,01 breit). Sie keimen nur ganz vereinzelt und 
kümmerlich, entweder mit kurzem Keimschlauch oder Bildung einer Seceundär- 
spore, wahrscheinlich haben sie ein Ruhestadium nöthig. 
II. Autobasidiomyceten (Formen mit ungetheilten Basidien). 

Dieselben bilden die Hauptmasse der Basidiomyceten. Sie setzen sich 
zuzusammen aus Formen mit gymnocarpen Fruchtkörpern (den einfachsten), aus 
angiocarpen und hemiangiocarpen Formen. Letztere sind in der Jugend angio- 
carp und öffnen sich nachträglich meistens von unten. Die gymnocarpen 
Formen werden vertreten : 1. durch Daeryomyceten, 2. Clavarieen 
and 3. Thelephoreen; die angiocarpen Formen 4. durch Tulos- 
tomeen (Lycoperdaceen), 5. Hymenogastreen, 6. Nidularieen 
und 7. Phalloideen; die hemiangiocarpen Formen 8. durch die 
Hydneen, 9. Agaricineen und 10. Polyporeen. — Die rein 
gymnocarpen Formen der Autobasidiomyceeten schliessen sich an die 
gleich gebauten Protobasidiomyeeten, dierein angiocarpen Auto- 
basidiomycetenan die angiocarpen Protobasidiomyceten, die 
Pilacreen; die hemiangiocarpen Typen haben keine natürliche Verbindung 
in den bis jetzt bekannten Formen der Protobasidiomyceten, wahrscheinlich 
sind sie abgeleitete Formen, die jedenfalls bei den angiocarpen Formen auftraten. 

Dacryomyceten: Durch langkeulenförmige Basidien ausgezeichnet, 
welche sich nach oben in zwei lange, unten dicke, sich allmählich ver- 
jüngende Sterigmen spalten, die an den Spitzen auffallend grosse Sporen 
bilden. Fruchtkörper den Formen der Tremellaceen ähnlich, viele gleich 
diesen gallertig zitterig. Das Hymenium überzieht entweder die ganze Ober- 
fläche oder nur deren obere Seite, oder an dieser nur eine bestimmte, scharf 
markirte Region, oder nur die oberen Enden. Bei der Keimung theilen 
sich die Sporen, und an den Theilzellen entstehen kleine, länglich runde 
'Conidiensporen. In Nährlösungen werden letztere an feinfädigen schnallen- 
losen Mycelien in unglaublicher Menge in Köpfehenform ohne Fruchtträger 
auf kaum unterscheidbaren Sterigmen gebildet. Sie stellen damit eine 
für dieFormen der Familiecharakteristische Nebenfrucht- 
form dar, während eine andere Fruchtform in fruchtkörperähnlichen Bildun- 
gen bis jetzt nur bei Daeryomyces deliquescens sicher nachgewiesen 
wurde. 4 Gattungen: Daeryomyces mit den einfachst gebauten Frucht- 
körpern, die das Hymenium allseitig ausbilden; Guepinia, Peziza-ähn- 
liche, bilaterale Fruchtkörper, die das Hymenium oberseitig tragen; Daery o- 
mitria, unrverzweigte gestielte Fruchtkörper mit Hymenium -tragendem 
Kopfe; Calocera, einfache oder verzweigte Fruchtkörper, die eine 
Gliederung in Stiel und Kopf, also eine scharfe Abgrenzung der hymenialen 
Region nicht erkennen lassen. 

Die Gattung Daeryomycees. Die meist kleinen, gelb oder 
röthlich gefärbten, gallertigen Fruchtkörper sind nur mikroskopisch von 
Tremella unterscheidbar. Sie brechen in grösserer oder kleinerer Tropfen- 
form aus dem todten Holze unserer Wälder hervor. Vorher glatt, erhalten 
sie mit fortschreitender Entwicklung resp. Sporenbildung ein faltiges, ge- 

26* 


388 Pilze. 


wundenes Ansehen. Bei nassem Wetter erschöpfen sie sich schnell durch 
ımassenhafte Sporenbildung, bei trockenem leben sie lange und ertragen 
sehr gut wiederholtes Eintroeknen. Die Basidien entspringen etwas unter 
(der Oberfläche von den subhymenialen Fäden als dickere Seitenäste und 
‚ordnen sich zu einer regelmässigen hymenialen Oberflächenzone. Haben sie 
‚die normale Länge erreicht, so treten an der Spitze zwei dicke Vegetations- 
punkte auf, die zu den langen Sterigmen auswachsen, an deren Spitze die 
Sporen durch Anschwellung und spätere Abgliederung entstehen. Die 
grossen Sporen haben eine längliche bis eiförmige, zuweilen auch rundliche 
Gestalt. Sie theilen sich bei der Keimung in 4 Theilzellen, von denen 
im Wasser jede auf kurzem Fortsatze ein kleines Köpfchen rundlicher 
Conidien erzeugt, die in Nährlösungen aber auf längeren Fadenfortsätzen 
veichere und dichtere Conidien-Köpfehen hervorbringen. Die Conidien 
wachsen immer wieder zu Conidien-tragenden Mycelien aus. Die Conidien- 
bildung dauert lange Zeit, später werden die Mycelien dichter und gehen erst 
nach langer Kultur zur Bildung von Fruchtkörpern über, D. deliquescens 
‚erst nach Jahren, nachdem inzwischen eine zweite Fruchtform in eigen- 
thümlichen Conidienfrüchtehen die einfachen Conidienköpfchen abgelöst hat. 
— Daeryomyces deliquescens (Bulliard), von Tulasne Anfang 
der fünfziger Jahre untersucht und gezeichnet. Derselbe stellte die kleinen 
Conidien den Spermatien der Diseomyceten und flechtenbildenden Aseo- 
myceten zur Seite. Die Fruchtkörper des Pilzes finden sich bei nassem 
Wetter im Winter überall an todtem Laubholz. Am häufigsten ist die Form von 
Fruchtkörpen zu finden, welche Tulasne „steril“ nennt. Dieselben bedeeken 
in brennend-rothen kleinen Tröpfchen heerdenweise das durchnässte Holz. 
Wird es trocken, so verschwinden die kleinen Bildungen ; sobald es regnet, 
sind sie wieder da, und zwar den ganzen Winter hindurch, auch den nächsten 
noch, und dann erst erscheinen die gelblichen Hymenium-tragenden Dae- 
ryomyces-Fruchtkörper. Die rothen Fruchtkörper gehen also dem eigent- 
lichen Hymenium im gelben Fruchtkörper voraus. Die rothen entsprechen 
in der Grösse den gelben, während die rothen aber rauh sind und leicht in 
Gliederungsprodukte zerfallen, sind die gelben zähgallertig und alle Fäden 
einer dicken Gallertmasse eingebettet. Beim ersten Auftreten sind die 
letzteren tropfenartig, später breiten sie sich aus und bekommen Einsenkungen 
und Falten. Die gelbe Farbe, die auf die Aussenschicht des Hymeniums 
beschränkt bleibt, verblasst mit seiner Erschöpfung. Das Hymenium 
besteht aus pallisadenartig angeordneten zweiarmigen Basidien; zwischen 
ihnen finden sich anfangs noch die sterilen Fadenenden des subhymenialen 
'Gefleehtes. Mit Bildung der Sporen werden die Basidien erschöpft, und 
an ihre Stelle treten neue, so lange deren Entwicklung möglich ist. Die 
Sporen sind nierenförmig, 0,015 mm lang, 0,005 mm breit. Ihre Keimung 
beginnt sofort; sie bilden zuerst eine Scheidewand und die beiden neu 
entstandenen Zellen theilen sich abermals. Dann treibt jede der 4 Zellen 
an einer oder zwei Stellen kurze Fortsätze, an deren Spitze nach einander 
kleine Köpfchen sehr kleiner Conidiensporen zur Anlage kommen. Letztere 
messen 0,002—0,003 diam. und keimen nur in Nährlösungen aus, wo 
neben den Conidien neue Mycelien gebildet werden. Bei Keimung in 
Nährlösungen werden die Keimsporen an Imhalt nicht erschöpft, und die 
Conidiensprossung geht in unendlicher Fülle fort. Die bei Sporenkeimung in 
Nährlösungen gebildeten Conidien sind unerheblich länger (0,005 —0,007 mm), 
wie die bei Sporenkeimung in Wasser beobachteten. Die Conidien schwellen 


Pilze. 389 


bei der Keimung mehr oder weniger an und treiben dann zu Fäden aus, 
die sehr frühe wieder an Conidien fruchtbar werden. Die aus Conidien 
hervorwachsenden Mycelien sind im weiteren Verlaufe der Entwicklung nicht 
von den direkt aus Basidiensporen gezogenen zu unterscheiden. Monate 
vergehen, ehe sich am Mycel weitere Veränderungen zeigen, als Massen- 
zunahme und Conidienbildung. Dann aber zeigt sich an Stellen, wo auch 
gelbröthlich gefärbtes Luftmycel auftritt, in bevorzugten rundlichen Partien: 
unterhalb des Luftmycels, eine massenhafte Bildung, die schliesslich in 
brennend rother Farbe sichtbar wird. Bald bedecken dergl. Neubildungen 
die dieken Mycelmassen der Kulturen fast an allen Stellen und erweisen: 
sich identisch mit den rothen Fruchtkörpern, die Tulasne als steril be- 
zeichnete. Sie entstehen aus reichen Fadenverbindungen, deren Enden sich 
mit ihren Verzweigungen büschelartig ausbreiten und dann um das Mehrfache 
der Fadendicke anschweilen unter Ansammlung eines dichten, röthlich ge- 
färbten Inhaltes.. In einem bestimmten Stadium gliedern sich die lose: 
verbundenen Fadenenden durch Scheidewände, welche von oben nach untem 
auftreten und zerfallen in kurze Gliederzellen, die als Gemmen aufzu- 
fassen sind, welche in Nährlösungen auskeimen und sich zu Mycelien ver- 
zweigen, die sich von den aus Sporen oder Conidien entstandenen nicht 
unterscheiden. 

Die Gemmenfrüchte erzeugenden Mycelien waren bei der Untersuchung, 
über ein Jahr lang thätig. Wenn die Bildung der Gemmenfrüchte auf- 
hört, nehmen die Mycelien eine gelbe Farbe an und gewinnen ein anderes, 
mehr glänzendes Aussehen. Letzteres bedingt die Gallertmasse, die zwischen 
(der gelben Fadenmasse erscheint. Nunmehr treten die Basidien auf resp: 
das Hymenium freilich nicht überall, sondern vorzugsweise an einzelnen Stellen; 
die anschwellen, durchscheinend werden und das Ansehen von Fruchtkörpern: 
des Daeryomyces annehmen. In der Natur geht die Entwicklung noch 
weit langsamer vor sich, als in der Kultur. 

Daeryomyces lutescens (n. sp.). Dem vorigen in der äusseren 
Gestalt nahestehend, die Fruchtkörper grösser, lebhafter gefärbt, hell orange, 
mit festerer Substanz, jung weniger gefaltet, nach Sporenentleerung mit 
kraterartigen Einsenkungen. Gemmenfrüchte fehlen. Hymenium vom 
vorigen kaum verschieden, nur Basidien und Sporen dicker und: grösser. 
Letztere 0,0258 mm lang und 0,05 mm breit. Keimung und weitere Ent- 
wicklung wie bei D. deliquescens. 

Daeryomyces cerebriformis (n. sp.), ausgezeichnet durch die 
reichen, gehirnartig gewundenen Falten ihrer Fruchtkörper, wohnt auf todtem 
Birkenholz. Die anfangs kleinen, blassgelblichen Fruchtkörper überdecken 
später oft zollweite Flächen; sie sind ziemlich hart, nicht zerfliessend, 
sitzen auf dem Holze und erscheinen erst nach Abhebung der Rinde: in 
ihrer ganzen Ausdehnung. Die stattlichen Basidien des Hyımenium sind 
noch grösser, wie die von D. lutescens. Die grossen, langen Sporen 
(0,025—0,028 mm Länge und 0,008 mm Breite) zeigen gleich nach dem 
Abfallen vom Sterigma die Anzeichen der Keimung in der Scheidewand- 
bildung. Im Nährlösung erreichen die Conidien die doppelte Länge 
von den in Wasser entstandenen. Sie keimen sofort nach ihrer 
Bildung, aber nur in Nährlösung. Zunächst schweller sie an, und dann 
erscheinen sofort an einem oder beiden Enden Conidienköpfehen. Zur 
Bildung von Gemmen kommt es nicht. — Dacryomyces stellatws 


390 Pilze. 


(Nees). Von den vorhergehenden Formen durch die feste, knorpelig-gallertige 
Beschaffenheit der Fruchtkörper und die mehr rothe Färbung verschieden. 
Die einzelnen Fruchtkörper sind nicht gross, brechen dafür aber häufig 
gesellig reihenweise aus der Rinde von Pinus silvestris hervor. Sie haben 
eine rundliche Gestalt und oberflüchliche Falten. Die Basidien wie bei 
den vorigen, die Sporen aber grösser und weniger gekrümmt (0,025—0,03 mn 
lang und 0,012 mm breit). Bei der Keimung werden sie durch wiederholte 
Theilung S—10zellig. Die weitere Entwicklung ist von voriger nicht 
verschieden. — Daeryomyces chrysocomus (Bull.) kommt wie vorige 
Art auf Nadelholz (abgefallenen Reisern) vor, ist aber weich-gallertig 
zitternd, brennend gelb orange gefärbt, gleicht in der äusseren Erscheinung 
vollständig einer Tremella und ist nur mikroskopisch von Tr. lutescens 
zu unterscheiden. In der Jugend kugelig, bekommen die Fruchtkörper mit 
fortschreitender Sporenbildung tiefe Einsenkungen. Ihre Masse zerfliesst 
schliesslich zu farblosem Schleim. Das Hymenium ist hier grossartiger, wie 
früher, die riesigen Basidien wachsen erst in eine lange Keule aus, ehe 
sie sich nach oben in die 2 mächtigen Arme spalten. Die Sporen werden 
0,035 mm lang und 0,015 mm breit. Bei Keimung setzen sich die fort- 
schreitenden Theilungen bis zur Bildung von tafelförmigen, flachen Zellen 
fort. Dann treten aus den Theilzellen eine Anzahl Conidienköpfchen 
hervor. Die Conidien sind sehr klein, vergrössern sich aber bei der 
Keimung in Nährlösungen. Sie erscheinen hier wie bei der nächsten 
Form länglich stäbchenförmig und werden in enormer Masse gebildet. — 
Daeryomyces longisporus (n. sp.). Kleine, schwachgelbe Frucht- 
körper, kaum von der Grösse eines kleinen Nadelkopfes, gesellig an alten 
Zäunen, hat die längsten Sporen (0,035—0,040 bis 0,015 mm) und ent- 
eprechende Basidien. Die Sporen theilen sich bei der Keimung durch 
succedane Zweitheilung in 12—15 Zellen. Nach beendeter Theilung, die 
mit entsprechender Grössenzunahme verbunden ist, bilden sich am Um- 
fange Unmassen von Conidienköpfchen aus. In Nährlösungen werden diese 
grösser und reicher, unter starker Verlängerung der Conidien, und es. 
schreitet die Auskeimung unter reichlicher Köpfchenbildung allmählich zur 
Mycelbildung fort. Jede abgefallene Conidie wächst wieder zu neuen 
conidientragenden Mycelien aus. — Daeryomyces ovisporus (n. sp.)- 
Fruchtkörper wie bei vorigem, produeirt aber runde Sporen. Die Basidien 
zeigen ausserdem zwischen den Armen eine Aufwölbung. Die 0,02—0,025 mm 
langen und 0,015 mm breiten Sporen bleiben in Wasser und Nährlösungen 
viele Tage scheinbar unverändert liegen, wandeln sich aber während dieser 
Zeit durch Theilungen nach allen Richtungen des Raumes in einen förm- 
lichen Gewebekörper um, an dem die Conidienköpfchen erscheinen. Gemmen- 
früchte fehlen auch hier. 

Die Gattung Guepinia. Die becherförmigen, gestielten Frucht- 
körper tragen das Hymenium nur auf der Oberseite. Die grossen Sporen 
theilen sich bei der Keimung wie die von Daeryomyces und treiben dann 
die gleichen Conidienköpfchen, wie jene 2 Arten; Guepinia Peziza Tul. 
ward in Deutschland noch nicht angetroffen und von Brefeld nicht untersucht. 
— Guepinia Femsjoniana (Olsen) auf Eichenholz. Farbe schmutzig 
gelb, die Unterseite etwas behaart. Basidien und Sporen verhältnissmässig 
gross und lang; letztere 0,04—0,045 mm lang und 0,015 mm breit. Bei 
der Keimung reiche Theilung in mehr als 20 Zellen, aber niemals Längs- 


Pilze. 391 


theilungen. In Wasser und Nährlösungen Bildung reichlicher Conidienköpfchen, 
Die Conidien werden in Nährlösungen stäbchenförmig. 

Die Gattung Daeryomitria zeigt das Hymenium auf eine 
deutlich apieale Region des Fruchtkörpers beschränkt. Die Basidien sind 
tief 2spaltig wie beiden Daeryomyceten, und die Sporen theilen sich 
bei der Keimung in 4 Zellen. 2 Formen bekannt. Tulasne hat D. pusilla 
beschrieben. — Daeryomitria glossoides (n. sp.), an alten dieken 
Balken von Eichenholz gefunden. Das Hymenium sammt den Basidien 
zeigt nichts Bemerkenswerthes, es gleicht vollständig der von Tulasne ge- 
zeichneten D. pusilla. Die Sporen (0,02 mm lang und 0,006 mm breit) 
theilen sich durch doppelte Zweitheilung in 4 Zellen, und an die letzte 
Theilung schliesst sich unmittelbar die Conidienbildung an, die wie bei 
den früheren Gattungen vor sich geht. 

Die Gattung Calocera. Die Fruchtkörper ähneln den Cla- 
varieen, sie sind keulenförmig, knorpelig, wenig gallertig.. Von einfachen 
Formen schreiten sie zu grossen verzweigten Bildungen vor. Das Hyımenium 
bedeckt die ganze Oberfläche der Fruchtkörper ringsum bis fast zur Basis. 
Die Basidien desselben sind nicht mehr einer Gallertmasse bis auf die 
Spitzen der Sterigmen eingebettet; die oberen Theile sind vielmehr 
frei und geben (unter der Loupe betrachtet) der ganzen Oberfläche ein 
rauhes Ansehen. Sporen und Basidien erscheinen kleiner, wie bei den früheren 
Gattungen, doch sind letztere, wie die übrigen Dacryomyceten, 
tief zweispaltig. Mit der Keimung theilen sich die Sporen in 2 Zellen, 


an denen die typischen Conidienköpfchen auftreten. — Calocera eorti- 
calis (Batsch.), kleinste Form, bildet die Fruchtkörper in förmlichen 
Rasen an faulendem Holze. — Calocera cornea (Batsch) tritt in 


dichten Reihen aus den Spalten feuchten Laubholzes. Nach feuchtem 
Wetter Fruchtkörper mit dichtem Hymenium bedeckt, Sporen in Masse 
abwerfend. Letztere 0,012 mm lang und 0,005 mm breit. In dünnen 
Nährlösungen Fadenbildung häufig, in concentrirteren dichte Conidienköpfchen, 
erst allmählich daneben Mycelfäden, die sich wieder mit Conidienköpfchen 
bedecken. Die Conidien sind sofort keimfähig und schwellen mit der 
Keimung zur mehrfachen Grösse an. — Calocera palmata (Schum.). 
Der vorigen an Grösse und Farbe ähnlich, aber zusammengedrückt und 
nach oben ähnlich den Schaufeln des Dammhirsches verzweigt. An einem 
todten Eichenstamme. Voriger im übrigen gleich. — Calocera striata 
Hoffin., wie C. cornea, aber dieker und grösser und bei fortschreitender 
Reife mit Längsstreifen. Diese 4 Formen sind möglicherweise verschiedene 
Bildungen einer Grundform. — Calocera viscosa (Pers.) ist aber eine be- 
stimmte Art. Sie treibtihre Cla varia-ähnlichen, reich verzweigten, brennend 
orangerothen, klebriger Fruchtkörper auf Nadelholz. Besonders leuchtend 
erscheinen sie, wenn sich die Fruchtkörper in alle Verzweigungen bis fast 
zum Boden mit dem Hymenium bedecken. Letzteres bleibt lange thätig, 
da die verwelkten Basidien immer durch neue ersetzt werden. Die Sporen, 
von derselben Grösse, wie die der früheren Arten (0,015 mm lang und 
0,006 mm breit), keimen nach erfolgter Zweitheilung mit Bildung von 
Conidienköpfehen aus oder von Keimfäden, die später Köpfchen bilden, 
oder von Mycelien, die sich überreich mit Conidien bedecken. — Wie aus 
dem Mitgetheilten erhellt, bietet die Arbeit ungemein viel Neues und 
Interessantes. 


392 Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Möge es dem Verf. vergönnt sein, noch recht vieler soleher Bausteine 
zur Errichtung eines auf echt wissenschaftlicher Grundlage ruhenden 


Pilzsystems zu liefern! 
Zimmermann (Chemnitz). 


Braithwaite, R., The British Mossflora. Part XI. 4°. 56 pp. 
London 1888. 


Die vorliegende XI. Lieferung dieses Werkes eröffnet dessen 
zweiten Band und zwar mit der Familie 10: G@rimmiaceae. Letztere 
umfasst die Gattungen: 

Grimmia mit den Sectionen Schistidium (3 Spec.), Eugrimmia (22 Spee.), 
Dryptodon (4 Spee.) und Trichostomum (9 Speec.), dieses gleich Racomitrium Schimper 
Syn. Ed. II. Ferner die Gattungen Coscinodon (1 Spee.), @lyphomitrium (incl. 
Ptychomitrium und Campylosteleum Syn. — 3 Spec.) und schliesst ab mit Anoectangium 
(Amphoridium Syn.) Lapponicum. 

Auf 8 Tafeln sind sämmtliche beschriebene Arten abgebildet. 
Die Abbildungen sind mehrfach der Bryologia Europaea entnommen. 
Die Blattzellnetze sind übrigens viel zu schwach vergrössert, über- 
haupt zu schematisch behandelt. Auch darf man sich billig wundern, 
dass der Anatomie der Stengel- und Blattquerschnitte keine grössere 
Sorgfalt gewidmet wurde. Stärker vergrösserte Querschnitte hätten 
dem Forscher sicher bessere Dienste geleistet, als die gerade bei 
dieser Familie herzlich wenig besagenden Habitusbilder in natürlicher 
Grösse. Sehr ausführlich und zwar in chronologischer Reihenfolge 
geordnet, sind bei jeder Art die Synonyme verzeichnet. Die Um- 
grenzung der Arten, besonders bei Trichostomum (= Racomitrium) 
weicht vielfach von jener der Autoren der Bryol. europaea ab, indem 
mehrere von denselben eingezogene Arten wieder anerkannt werden. 

Holler (Memmingen). 


Ludwig, F., Einige Beobachtungen über die Beziehungen 
von Pflanzen und Schnecken. 1. Eine Befruchtung 
durch Schnecken. 2. Schneckenfrass am Hopfen. 


(Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu 
Berlin vom 15. Januar 1889. No. 1. p. 16—18.) 


Die erste Beobachtung beweist, dass Pflanzen, welche bei 
anhaltendem Regen während derBlütezeit derüblichen 
Bestäubungsvermittler entbehren und sonst keine Früchte 
ansetzen würden, in den Schnecken einen wirksamen Ersatz 
für die nur bei trockenem Wetter thätigen Insekten 
finden können. Ref. fand in den Regentagen des Juni vorigen 
Jahres auf seinen Excursionen unter dem Schutze des Regenschirms, 
dass für Leucanthemum vulgare eine kleine Nacktschnecke, Limax 
Iaevis Müll., diesen Dienst der Befruchtung in der Regenzeit besorgt. 
Dieselbe wurde auf einem kleinen Distriet an Hunderten von Blüten- 
köpfen angetroffen. Die weissen Randstrahlen, die ihr zur Lieblings- 
nahrung zu dienen scheinen, dürften auch für Zimax die Loekmittel 
abgeben. 

Die zweite Mittheilung enthält Beobachtungen über Schnecken- 
frass mit Rücksicht auf die Stahl’sche Arbeit. Die Blätter des: 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie: 393 


Hopfens werden bei Greiz völlig zerfressen (siebartig 
durchlöchert) durch Helix fruticum Müll. (daneben auch durch 
H. nemorensis Müll. 

Ludwig (Greiz). 


Ludwig, F.,, Einige neue biologische Beobachtungen 
aus Brasilien und Australien. II. Milbenhäuschen 
des Fonta-de-Condebaumes. III. Eine Ptlanze, welche 
den Vögeln Leimruten stellt. (Wissenschaftliche Rund- 
schau der Münchener N. N. 1889. No. 33.) 


Der erste Aufsatz enthält eine Beschreibung der Milbenhäuschen 
einer brasilianischen Anona spec. (Fonta-de-Condebaum), welche in 
den Nervenwinkeln befindliche Täschehen der IV. Gruppe von 
Lundström’s Acarodomatien darstellen, denen von Elaeocarpus 
Lundström Taf. II, Fig. 4 ähnlich, aber mit Haarbildungen am 
Raud. In Brasilien sind diese Täschchen stets von Milben bewohnt. 

Im zweiten Aufsatz werden die mit einer zähen Vogelleim- 
ähnlichen Masse überzogenen, klebrigen Früchte einer australischen 
Pisonia beschrieben. Die Vorrichtung wird als Anpassung an die 
Verbreitung durch Vögel gedeutet, welche den grossen Samen nach- 
gehend in den Früchten gefangen werden und nur durch Abreissen 
der Früchte wieder frei werden, die letzteren so verschleppend. 
Die Sperlinge sollen in diesen Leimruten in Menge gefangen werden. 

Ludwig (Greiz). 


Ludwig, F., Ueber ein abweichendes Verhalten einer 
der in Europa gezogenen Urena lobata bezüglich 
Ausbildung der Ameisen -Nektarien. (Biologisches 
Centralblatt. Bd. VIII. 1888. No. 24. p 742—-743.) 

—m, Beobachtungen; von ‚Britz. Müller an Hypozss 
deceumbens. (Flora. 1389. No. 2.) 


Ref. erhielt im December 1887 frische Samen von Urena lobata 
aus dem Garten von Dr. Fritz Müller in Blumenau in Brasilien, 
die er sofort im Gewächshaus zur Aussaat brachte. Nach der An- 
gabe von F. Müller hatten die Urena-Exemplare seines Gartens, 
so wie sie auch De Candolle beschreibt, 7 nervige Blätter, 
deren stärkster Nerv an der Basis ein Nektarium trägt. Das einzige 
Exemplar, welches Ref. in Deutschland aus den Samen zog, 
hatte fast ausnahmslos Ynervige Blätter, mit 3 Nektarien an der 
Rückseite der Basis, einem grösseren und zwei kleineren, welche 
reichlich Nektar secernirten. Auf Veranlassung des Ref. hatte 
F. Müller nochmals die Exemplare seines Gartens durchsucht, traf 
aber überall nur 1 Drüse mit 7 Nerven. Bei einem gelbblühenden 
Hibisceus der Küste fand er dagegen die Ameisennektarien zwischen 
1 und 3 in gleicher Lage, wie bei Urena. Hier fanden sich beide 
Zahlen nicht selten auf einem Strauch; in anderen Fällen waren 
auf weite Strecken nur Sträucher mit ldrüsigen, auf anderen nur 
solche mit 3drüsigen Blättern zu finden. In Brasilien war kein 


394 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Exemplar der Urena lobata ohne Crematogaster, auch das Exemplar, 
welches im Gewächshaus gezogen, dann theils im Freien, theils im 
Zimmer weiter kultivirt wurde, wurde in Deutschland im Freien 
reichlich von Ameisen besucht, im Wohnzimmer waren die Stuben- 
fliegen eifrige Gäste. — Von den 21 Urena-Arten, welche Delpino 
nach De Candolle aufführt, haben 4 Arten 1—5 Nektarien, 
8 Arten sind mit einem, Urena sinuata (Indien) ist typisch mit 
3 Nektarien versehen, die übrigen Arten sind nektarienfrei. — Die 
Zahl der Honigdrüsen schwankt auch an den Blättern vieler anderer 
Pflanzen, wie Citharoxylon, Nanthoxylon, Alchornea Iricura ete., hier 
bei U. lobata handelt es sich aber um eine in ihrer Heimath mit 
konstanter Nektarienzahl auftretende Pflanze, aus deren Samen nach 
Abänderung des Wohnortes und wohl in Folge der damit verbundenen 
abgeänderten Lebensbedingungen für die ganze Pflanze, Pflanzen 
hervorgehen, welche die zur Erhaltung der Art in der Heimath 
unentbehrlichen Schutzmittel in gesteigertem Maasse zur Ausbildung 
brachten. 

In dem zweiten Aufsatze berichtet Verf. über eine, anscheinend 
gleichfalls durch Migration bedingte Abänderung in der Zahl der 
Blütentheile einer sonst in dieser Hinsicht sehr konstanten Pflanze, 
Hypoxis decumbens. Dieses an unsere Gagea erinnernde gelbe Stern- 
blümchen hatte Fritz Müller in Brasilien in Tausenden von 
Exemplaren nur mit 6theiliger Blüte gesehen. Erst kürzlich fand 
er an einer Stelle, wo wahrscheinlich eine einzige Samenkapsel 
durch den Fluss angeschwemmt worden war, eine 4 und eine 5 blütige 
Blüte und einige roch nicht blühende Exemplare, die er sämmtlich 
in den Garten verpflanzte. Hier blüten vom 3. September bis 
28. November an 24 Pflanzen 246 6theilige, 177 viertheilige, 21 
Stheilige Blumen und 15 Zwischenformen. 

Ludwig (Greiz). 


Strasburger, Ed., Histologische Beiträge. Heft ll: Ueber 
das Wachsthum vegetabilischer Zellhäute. 3°. 186 p. 
mit 4 lithographischen Tafeln). Jena (Gust. Fischer) 1889. 7M. 

Die umfassenden Beobachtungen, welche der Verfasser über 
Bau und Wachsthum der Membran lange Zeit hindurch anstellte, 
veranlassten denselben, bereits vor mehreren Jahren mit der Lehre. 
der Intussusceptions-Theorie vollständig zu brechen, an die Stelle 
derselben, insbesondere mit Bezug auf das Dieken-Wachsthum der 
geschichteten Membran die Apposition zu setzen und die Ent- 
stehung der ersten Anlage der Zellwand durch direkte Umwand- 
lung einer Plasmaplatte zu erklären. Im vorliegenden Buche knüpftnun 
derVerf. an seine früheren Untersuchungen an und erweitert undergänzt 
dieselben in bedeutendem Maasse ; einzelneWachsthumserscheinungen 
betrachtet er aber von einem Standpunkte aus, der früher von ihm 
nieht eingenommen wurde, sich jedoch in vieler Hinsicht einer 
gleichfalls vor mehreren Jahren von J. Wiesner ausgesprochenen, 
vielfach bekämpften Ansicht über die Organisation der vegeta- 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 395 


bilischen Zellhaut nähert. Wiesner hatte bekamntlich die wachsende 
Membran als Plasma führend hingestellt; er konnte, diesen Ge- 
danken festhaltend, Erscheinnngen verständlich machen, welche die 
Apposition gar nicht, die Intussuseeption nur sehr mangelhaft zu 
erklären im Stande rare (S. Referat Botan. Centralbl. Bd. XXVII. 
1886. p. 98.) Eine der wesentlichsten Stützen für Wiesner ’'s Ansicht 
liegt I dem Nachweis des Vorhandenseins von Eiweisskörpern in 
der Membran: gelingt es, diesen für alle wachsenden Zellhäute durch- 
zuführen, so gewinnt Wiesner’s Gedanke bedeutend an Sicher- 
heit. Und in der That ist es auch Krasser gelungen, für einen 
grossen Theil der untersuchten Membranen diesen Nachweis zu 
erbringen. (S. Referat im Bot. Centralbl. Bd. XXXL.p. 4.) Stras- 
burger ist mit der hier kurz erwähnten Ansicht Wiesner's n 
ihrer Allgemeinheit nicht einverstanden, konnte aber nicht umhin, 
ihre weitgehende Bedeutung anzuerkennen, und erklärt sogar gewisse 
an ausg ebildeten Membranen nachträglich auftretende Wachsthums- 
erscheinüng en dur ch einen Vorgang, kalan sehr lebhaft an den Stand- 
punkt Wiesner’s erinnert, nämlich durch Eimwanderung von 
lebendem Zellplasma in die Zellhaut. Er geht allerdings von der 
Annahme aus, dass sich das lebende Plasma, resp. die hyaloplas- 
matischen Bestandtheile desselben, ın der Membran nicht nach- 
weisen lassen, dass dies nur für dessen Producte gelingt; und diese 
Producete geben seiner Meinung nach die auf Eiweiss gedeuteten 
Reactionen der Membran. DE Verfasser findet, dass eutinisirte, 
verkorkte und verholzte Zellwände in der Zeit, in der sie wachsen 
und neue Strueturen anlegen, diese Reaetionen geben; genannte 
Membranen werden als einfache Cellulosewände angelegt. Aus den 
mikrochemischen Reactionen, sowie aus der Entwicklungsgeschichte 
geht nun mit Bestimmtheit hervor, dass Einwanderung lebender 
Substanz anzunehmen ist, welche die durch Wachsthum bedingte 
Volumenzunahme, verbunden mit einer chemischen Aenderung ver- 
ursacht. Aber auch dort, wo die charakteristischen Reactionen 
ausbleiben, «die wachsende Sehichte also ihren Cellulose-Charakter 
beibehielt, wäre eine Einwanderung von Cytoplasma nicht ausge- 
schlossen. 

Im ersten Capitel werden die Sporenhäute der Hydropterideen 
behandelt; an eigene Beobachtungen, sowie an jene von Hein- 
richer und da anyi anknüpfend, besprieht Verfasser besonders 
ausführlich die Entwicklung der Massulae bei Azolla, der Perine 
an den Makrosporen von Azolla, Salvinia und Marsilia. Die 
Untersuchung lehrte, dass bei Azolla die Massulae zu einer Zeit 
ihre Entstehung nehmen, in der die Bildung der Mikrosporenhäute 
vollendet ist. Dein die Mikrosporen ehtstöhen helle Höfe, die aus 
einer vom umgebenden Plasmodium erzeugten hyalinen Flüssigkeit 
bestehen; die einzelnen Höfe rücken an emander, verschmelzen 
stellenweise, so dass schliesslich im Mikrosporangium \ eine bestimmte 

Anzahl hyaliner Blasenvorhanden sind, die von dem Protoplasma 
des Plasmodiums getrennt und umgeben werden. Aus den Blasen 
gehen die Masse hervor. Der Plasmabeleg um die Blasen 
nimmt an Dicke ab, in den Blasen entstehen zarte Scheidewände 


396 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


und an ihrer Oberfläche treten die Glochiden auf. Später werden 
die Kammerwände der Massulae resistenter und bräunen sich. 
Jodtinetur bewirkt in der Gallerte der Massula einen körnigen: 
Niederschlag; derselbe wird reichlicher, je weiter die Massula im 
ihrer Entwicklung fortschreitet; auch das Hüllplasma zeigt sich bei 
der Kammerbildung kömerreich. Die Beobachtungen zeigten 
übereinstimmend, dass die Grössenzunahme der Massula durch 
Einwanderung von Substanz vom umgebenden Plasmodium aus 
erfolgt. Diese Substanz ist Hyaloplasma, das geformt in die 
Blasen eintritt. Die Reactionen, welehe die werdenden Massulae- 
Anlagen geben, deuten auf plasmatische Substanz hin; die 
fertigen Massulae stehen in der Substanz eutinisirten Zellwänden: 
nahe. Vergleichende Untersuchungen zeigten weiter, dass dieselbe: 
Substanz, welche im Mikrosporangium Massulae und Glochiden 
bildet, im Makrosporangium Veranlassung giebt zur Entstehung 
jenes eigenthümlichen, aus drei birnförmigen Theilen bestehenden 
Körpers von schaumig kammeriger Structur, der vom Verfasser 
als Schwimmapparat bezeichnet wurde. 

Ebenso erwies sich die Perine an der Makrospore von Salvinia 
als ein der Massula im Mikrosporangium daselbst oder dem Schwimm- 
körper und Massula bei Azolla gleichwerthiges Gebilde, denn hier 
wie dort wandert Substanz aus den zellenartigen Räumen, in welche 
das Plasmodium zerfällt, aus, um das Kammerwerk der Perine, 
resp. Massula-Anlage zu bilden. 

Eine reiche Fülle von Beobachtungen finden wir in dem 
zweiten Capitel, das der Entwicklung der Pollenhäute gewidmet 
ist. Der Verfasser hatte bereits in seinem Zellhaut-Buche diesem 
Gegenstand seine vollste Aufmerksamkeit zugewendet; hier werden 
neue Thatsachen hinzugefügt, die bereits constatirten bestätigt, wo 
nöthig beriehtigt und von dem neu angenommenen Gesichtspunkte 
aus beleuchtet. Es können im Referate nieht alle Details wieder- 
gegeben werden, daher sei nur Folgendes erwähnt: In den Pollen- 
körnern der Onagrarieen wird eine Intine angelegt, was früher 
übersehen wurde. Die Aussenschicht des Plasmakörpers bildet an 
der Pollenkornanlage zunächst eine zarte Membran mit den linsen- 
förmigen Zwischenkörpern, welche durch Apposition sich verdicken ; 
das weitere Wachsthum derselben, sowie dasjenige der Exine und 
deren Structurdifferenzirungen erfolgen durch Substanzeinwanderung. 
Bezüglich Pollenkörner mit stachlicher Aussenfläche wird ange- 
nommen, dass die Stacheln und andere nach Aussen hervortretende 
Reliefbildungen, welche Verfasser früher als eime durch das Plasma 
der Tapetenzellen bedingte äussere Wandverdickung entstehen liess, 
gleichfalls durch Vermittlung von aus dem Pollenplasma in die 
Exine eingewanderter lebender Substanz entstehen. Bei den meisten 
untersuchten Pollenhäuten gelang es, sobald die Differenzirung der 
Sehiehten in der Exine beginnt, eine Cutinisirung in derselben 
nachzuweisen. Die Tetraden der Ericaceen und Epipactis bilden 
die Exine als polleneigene Haut aus, bei Orchis mas werden an den. 
Massulae keine polleneigenen Häute angelegt (in Uebereinstimmung 
mit Wille.) Die Angabe von Wille hingegen, dass bei einer 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 397 


Reihe von Angiospermen die Pollenhäute aus der Innenschichte 
der Spezialmutterzelle entstehen, wird bestritten. Die Entwicklung 
der Sporenhäute ist im Wesentlichen dieselbe, wie die der Pollen- 
häute, wenn auch hier Vorgänge beobachtet wurden, welche nur 
den Sporenhäuten allein zukommen, so bei der Elaterenbildung der 
Equisetum-Sporen, bei den Sporenwänden von Riceia und Sphaero- 
carpus, den Oogonien von Peronospora etc.; über dieselben werden 
ausführliche Angaben gemacht und diese wo möglich mit den bei 
Hydropterideen gefundenen Thatsachen in Einklang gebracht. 

In einem besonderen Abschnitte werden Beobachtungen über 
Wachsthumserscheinungen an den später cutinisirenden Aussen- 
membranen der Epidermiszellen mitgetheilt. An einer Reihe 
typischer Beispiele legt der Verfasser klar, dass die Qutieular- 
schichten als Cellulose-Lamellen angelegt werden, und dass erst 
später jene Substanz eintritt, welche die Cutieularisirung bedingt. 
Häufig ist die betreffende Lamelle schon von zahlreichen anderen 
Lamellen gedeckt, so dass die wandernde Substanz letztere passiren 
muss. Die zur Cutinisirung bestimmte Substanz muss auch innere 
Cutieularschichten durchwandern, um zu den äusseren zu gelangen, 
welche an wachsenden Pflanzentheilen nicht einfach gedehnt werden, 
sondern vielmehr, wie verschiedene Beobachtungen lehren , that- 
sächlich eine Substanzzunahme erfahren. Die radialen Streifen in 
den Cuticularschichten geben die Wege an, auf welchen die 
wandernde Substanz sich bewegt. Aus dem Umstande, dass die 
Cutieularisirung sich nicht an bestimmte Schichteneomplexe hält, 
an den Seitenwänden scharf aufhört und häufig, wie bei Aloe, mit 
Vorsprüngen in die nicht eutieularisirten Schichten hineinragt, 
schliesst Verfasser, dass die wandernde Substanz ein lebender Be- 
standtheil -des Zellleibes sei; jedenfalls ist es nicht Cutin, das in 
die Membran eindringt, denn sonst müsste dieses in jenen Schichten, 
welche durchsetzt werden, um zu den äusseren Lamellen zu ge- 
langen, nachgewiesen werden können. 

Schwieriger ist es, die bei der Verkorkung und Verholzung 
vorkommenden Erscheinungen im Sinne der neuen Auffassung zu 
erklären; die beobachteten Thatsachen lassen verschiedene Deutung 
zu, doch hat die Mitwirkung lebendiger Substanz, die in die 
Membranen eindringt, für den Verfasser die grösste Wahrschein- 
lichkeit. Im folgenden Capitel werden Schiehtung, Streifung, 
lamellöser Bau, insbesonders mit Rücksicht auf Krabbe’s Unter- 
suchungen, besprochen. Verfasser bestätigt die von Krabbe 
angeführten Beobachtungen, wendet sich jedoch gegen die von 
diesem Forscher daraus gezogenen Folgerungen und sucht erstere 
mit den oben mitgetheilten Thatsachen und seiner neueren Auf- 
fassungsweise in Zusammenhang zu bringen. Ueber das Zustande- 
kommen der Schichtung verweist Verfasser auf die in seinem 
Zellhautbuche mitgetheilten ausführlichen Angaben. Was nun die 
Streifung betrifft, so knüpft Verfasser gleichfalls an sein Zellhautbuch 
an und erinnert an eine dort angeführte Beobachtung, derzufolge 
innerhalb der Tracheiden des Kiefernholzes sich eine Streifung 
schon in der Anordnung der Körnehen des Primordialschlauchs 


393 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


zu erkennen giebt, und es dürfte nach Verfassers Ansicht auch in 
anderen Fällen, so bei Sklerenchymfasern, das Cytoplasma an dem 
Zustandekommen dieser Structurerscheinung betheiligt sein. Auch 
locale Erweiterungen, wie sie an älteren Sklerenehymfasern häufig 
vorkommen, lassen sich nicht anders, als durch Substanzemwanderung 
erklären. Allerdings gelingt hier der mikrochemische Nachweis 
der Einwanderung gar nicht; doch wäre das damit zu erklären, 
dass hier das Product der Einwanderung Cellulose ist. Die Ent- 
stehung von Membran-Falten in Blumenblätter n, bei Spirogyra, 
Oedogonium führt Verfasser auf Leistenbildung zurück. Die Leisten 
sind Anfangs solid; das Wachsthum der Leiste dürfte durch Appo- 
sition im Vereine mit Substanzeinwanderung erfolgen. Sicher tindet 
das Letztere statt, wenn die Leiste sich zurFalte weiter entwickelt. 
Auch hier gelingt der mikrochemische Nachweis der eingewanderten 
Substanz nicht und kann nur die geringe Resistenzfähigkeit junger 
Falten in Eau de Javelle zu (Gunsten einer Einwanderung von 
toplasma angeführt werden. In Kürze bespricht nun Verfasser 
noch das Flächenwachsthum der Membran. Erwiesen ist für ge- 
wisse Objekte, dass das Flächenwachsthum durch Dehnung und 
Sprengung der vorhandenen und fortgesetzter Anlagerung neuer 
Membranlamellen vor sich geht; bei localen Erweiterungen, Falten 
und Wellenbildung ist jedoch Substanzeinwanderung wahrscheinlich, 
wenn auch nicht erwiesen 
Am Sehlusse des Buches kommt Verfasser auf die Eingangs 
des Referats erwähnte Arbeit Wiesner's zurück, deren Gedanke 
sich mit seinen eigenen Beobachtungen und den daraus gezogenen 
Schlussfolgerungen wohl verträgt, was insbesondere aus dem Schluss- 
satze deutlich hervorgeht; hier heisst es: „durch den hier ver- 
suchten Nachweis, dass nachträgliche Ausg estaltunge en in wachsenden 
Membranen auf die formbildende Thätigkeit des Protoplasma 
zurückzuführen seien, ist, wie ich denke, ein weiterer Schritt zu 
einer einheitlichen Auffassung der Lebenserscheinungen gethan, 
indem hiermit von Neuem auch auf das Protoplasma als auf den 
einzigen Träger der ererbten, formgestaltenden Thätigkeit inner- 
halb des Organismus hingewiesen wird.“ 
C. Mikosch (Wien). 


Koeh, Ludwig, Zur Entwickelungsgeschichte der Rhi- 
nanthaceen (Ahinanthus minor Ehrh.). (Pringsheims Jahr- 
bücher für wissenschaftliche Botanik. Bd. XX. 1889. Heft 1. 
Mit Taf. I.) 

Auf Grund einer Reihe von Kulturversuchen sowie einer ein- 
gehenden anatomischen Untersuchung der Haustorien, bei welcher 
mittels Paraffineinbettung hergestellte Schnittserien verwandt wurden, 
liefert der Vert. eine Fortsetzung seiner Untersuchungen über die 
Schmarotzer- uod Verwesungspflanzen.*) 


*) efr. Bot. Centralbl. Jahrgang I. p. 1482 (Klee- und Flachsseide); 
Bd. XXXI. p. 361 (Orobanchen):; XXXIIH. p. 328 (Melampyrum). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 399 


Kulturen von Ahinanthaceen waren bis dahin olıne Erfolg ver- 
sucht worden, offenbar wegen der eigenthümlichen Lebensweise 
dieser Pflanzen. Verf. säete im Juni frisch geerntete Arhinanthus- 
Samen aus, und zwar theils allein, theils mit Grassamen, theils auf 
alte Grasnarbe. Alle keimten reichlich, aber erst im folgenden 
Frühjahr; eine von denselben Samen im April gemachte Aussaat 
blieb bis zum Juli, wo die Arbeit abgeschlossen wurde, ohne Erfolg. 
Die Keimung ist demnach von der Nährpflanze unabhängig, scheint 
aber nur im Frühjahr stattzufinden. Alle Keimlinge entwickelten 
sich 5 Wochen lang, zunächst auf Kosten des Sameneiweisses, 
ziemlich” gleichmässig. Dann begannen die onne Nährpflanzen ge- 
zogenen langsam einzugehen, falls sie einzeln wuchsen. Standen 
aber zahlreiche dieser letzteren Keimpflanzen nahe bei einander, so 
entwickelte sich eine von ihnen auf Unkosten der anderen weiter, 
diese durch zahlreiche Haustorien ausnutzend, und brachte eine 
ziemlich normale Blüte und spärliche schwache Samen; das Laub 
blieb jedoch klein. Mit Nährpflanzen aufwachsende Keimlinge ent- 
wickelten sich völlig normal. 

Die Wurzeln von Ahinanthus haben nur spärliche Wurzelhaare, 
sodass die directe Stoffaufnahme aus dem Boden unerheblich ist. 
Dafür tritt die Ernährung durch die Haustorien stellvertretend ein. 
Die erste Anlage dieser Gebilde ist, wie bei Melampyrum, exogen. 
Bald wird die Nährwurzel vom Zellgewebe gepackt und umwallt. 
Zugleich wächst eine schlauchförmige Zelle, die nach rückwärts in 
Zellgewebe übergeht, einem Vegetationspunkt mit Scheitelzelle nicht 
unähnlich, gegen das Gefässbündel vor, durchbricht die Endodermis 
und dringt, obgleich sie dünnwandig ist, und daher wahrscheinlich 
unter Mitwirkung lösender Kräfte, im den dieckwandigen Holzkörper 
ein. Es zeigen sich dabei übrigens Verschiedenheiten, jenachdem, 
ob die Nährwurzel eine monokotyle oder eine dikotyle ist. Durch 
die Verbreiterung der Basis des keilförmigen Gebildes wird das 
Holz gesprengt, in den Spalt dringt die Schlauchzelle weiter vor, 
ihre Nachbarinnen folgen nach und treiben Ausstülpungen gegen die 
Holzzellen hin. Das so entstandene Haustorium nimmt zunächst 
die zersetzten Holzelemente in sich auf und tritt dann durch einen 
Tracheidenstrang mit den Gefässen der Nährwurzel in organische 
Verbindung. Ein Anschluss des Parasiten an den Weichbast findet 
nur bei Dikotylen statt; bei Monokotylen wird letzterer zerstört, 
mitunter aber auch die Gefässe; es erweisen sich für die Ernährung 
des Parasiten Gefässe und Holzzellen als gleichwerthig. Schnitt- 
serien quer zur Nährwurzel ergaben, dass die Ausbildung des 
Haustoriums längs dieser fortschreitet, so dass man auf successiven 
Schnitten alle Entwickelungsstadien findet. Schnittserien quer zur 
Mutterwurzel, längs durch die Nährwurzel, zeigen, dass der tracheale 
Strang des Haustoriums sich mit breiter Basis innig an das Gefäss- 
bündel der ersteren ansetzt, im weiteren Verlauf dünner wird, sich 
dann aber wieder verbreitert und Trachealreihen schräg gegen das 
Nährbündel sendet, die in oder über den Initialen der Saugfläche 
enden. Diese haben schlauchförmige Gestalt und sind bis 10 mal 
so lang wie breit, doch kommt es nicht zu einem Durchwuchern 


400 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


des Gewebes wie bei Cuscuta oder wie bei Pilzuyphen. Die End- 
zellen des Höckers wachsen auf der Nährwurzel weitergleitend fort, 
gehen rückwärts in Haustorieninitialen über und vergrössern dadurch 
das ganze Gebilde. 

Querschnitte des Haustoriums parallel den beiden Wurzeln 
zeigen in der Mitte den trachealen Strang, dem ein ausgeprägter 
Weichbast fehlt, und von welchem Tracheiden frei in das theilungs- 
fähige Grundgewebe hineinragen. Auf solchen, die Nährwurzel 
treffenden Schnitten zerfällt das Haustorium in drei Theile, gemäss 
den beiden die Nährwurzel zangen- oder rinnenförmig umfassenden 
(ewebepartien und dem in die Mitte der Wurzel eindringenden 
Saugfortsatz. 

Geformte Stärke fehlt den Haustorien. Dagegen finden sich 
winzige körnchen- bis stäbchenförmige Eiweisskörper, die nach dem 
Eindringen des Haustoriums in die Nährwurzel von den Initialen 
und dem trachealen Strange aus allmählich das Gewebe füllen und 
zur Blütezeit entleert werden.*) 


Rhinanthus ist im Gegensatze zu Melampyrum, welches sapro- 
phytisch lebt, ein echter Parasit. Der Anschluss an den Wirth schemt 
der Pflanze die fehlenden Wurzelhaare zu ersetzen; durch die Ver- 
bindung mit den Holzzellen nimmt das Haustorium das mit Nähr- 
salzen, namentlich auch mit stickstoffhaltigen, beladene Wasser in 
sich auf. Das darin enthaltene Rohmaterial für die Eiweissbildung 
wird im haustorialen Knöllchen alsbald in Eiweiss umgewandelt 
und aufgespeichert. Die Orobanchen unterscheiden sich, wie Verf. 
früher gezeigt hat, dadurch, dass sie sich an sämmtliche Stoff- 
leitungsbahnen des Wirths anschliessen und bereits verarbeitete Stoffe 
aus demselben aufnehmen. Nur wenn Dikotylenwurzeln ergriffen 
werden, scheinen auch bei Ahinanthus bereits verarbeitete Stoffe in 
das Haustorium aufgenommen zu werden; dafür spricht der in 
diesem Falle stattfindende engere organische Anschluss des Para- 
siten an die Gewebe des Wirths, speciell an den Weichbast und an 
die Rinde. 

Neben der parasitischen Ernährung findet indessen zugleich 
eine saprophytische statt. Die Zellen des Schmarotzers grenzen an 
eine homogene gelbliche Masse, welche durch Zersetzung der Zellen 
des Wirths entsteht und um so homogener wird, je länger der Parasit 
auf sie einwirkt; ferner wird das Nährgefässbündel immer weiter 
zerstört und grösstentheils zum Verschwinden gebracht; endlich 
findet man noch völlig frische, lebenskräftige Haustorien an Wurzeln, 
die unterhalb und eine Strecke oberhalb der befallenen Stelle bereits 
abgestorben sind. Namentlich lässt sich auch beobachten, dass von 
dem Rande der zangenförmigen Umwallung aus Zellen rückwärts 
in die Nährrinde eindringen und sie zerstören, den abgestorbenen 
Theilchen sich wurzelhaarähnlich anlegen und sie umwachsen und 


*) Es sei hier darauf hingewiesen, dass die ganz ähnlichen Bacteroiden der 
Papilionaceenknöllchen nach Beijerinck umgewandelte Bacterien sind, und 
adass nach demselben Autor und de Vries auch die Rhinanthaceenknöllchen 
Bacterien enthalten sollen (Bot. Zeitung. 1888 p. 725 seq.). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 401 


allmählich aufzehren. Einen einzigen Fall beobachtete der Ver- 
fasser, in welehem sich nicht mit Sicherheit entscheiden liess, ob 
die Ansaugung an der bereits toten oder noch an der lebenden 
Wurzel stattgefunden hatte. 

Der Parasitismus ist für das Gedeihen von Rhinanthus noth- 
wendig, aber er ist nur ein partieller, er erstreckt sich (ähnlich wie 
bei der Mistel) nicht auf den Bedarf an Kohlehydraten, welchen 
die Pflanze durch eigene Assimilation deckt und für welchen nur 
gelegentlich und lokal die saprophytische Ausnutzung abgestorbener 
Reste in Betracht kommt. Den Wirthen, hauptsächlich Gräsern, 
kommt die Entnahme von Nährstoffen natürlich nicht zu gute, doch 
ist wohl die Schädigung während der nur 2 Monate dauernden 
Vegetation des Parasiten keine erhebliche. 

Den Schluss bilden einige Bemerkungen zu einschlägigen Ar- 
beiten von Graf zu Solms-Laubach, Leclere du Sablon 


und Hovelacque. 
Klebahn (Bremen). 


Velenovskf, J., Zur Deutung der Fruchtschuppe der 
Abietineen. (Flora. 1888. Nr. 34. p. 516—521. Mit 1 Tafel.) 


Verf. hatte Gelegenheit, aus einer vollen Centurie abnorm 
entwickelter Lärehenzapfen die deformirten Fruchtschuppen einer 
Abietinee genau zu untersuchen. Das ihm vorliegende Material 
bestätigt alle Beobachtungen und Deduktionen, welche s. Z. Cas- 
pary, Mohl, Stenzel, Wilkomm und später ausführlich 
Celakovsky (zur Kritik der Ansicht von der Frehtsch. der 
Abiet. Prag 1882) bezüglich des Fichtenzapfens durchgeführt 
haben, in allen Details und widerlegt die Anschauungen Eiehler’s. 
Dass normal entwickelte Lärchenzapfen oben in einen beblätterten 
/weig auswachsen, ist keine Seltenheit. Zur morphologischen 
Untersuchung erschienen aber Verf. diejenigen Zapfen besser ge- 
eignet, deren Fruchtschuppen nur in dem untersten Zapfenteile 
entwickelt sind, oben aber locker stehen und längs des ganzen 
/weiges allmählich in die Achselknospen übergehen. Der Zapfen 
ist dabei stets dünn und einem normalen Lärchenzapfen ziemlich 
unähnlieh (s. Abbild.). Alle Brakteen sind in grüne Nadelblätter 
verwandelt. Hier findet sich nun eine ganze Reihe von 
Uebergängen und allmählicher Transformirung der 
untern Fruchtsehuppen in die oben stehenden nor- 
malen Winterknospen. Daraus folgt, dass die Frucht- 
schuppe eines normalen Zapfens nichts weiter ist, 
als die Repräsentation der zwei ersten zusammen- 
gewachsenen Brakteen einer Knospe, welche in der 
Achsel der Zapfenbraktee zuletzt vollkommen ver- 
kümmert. 

Die beiden Fruchtsehuppen (d. h. die zwei ersten transver- 
salen Brakteen der normalen Knospe) sind nur dann zur Mediane 
transversal orientirt, wenn die Achselknospe entwickelt ist, weil sie 
eben zur Achse derselben gehören. Sobald diese aber verschwindet, 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1899. Bd. XXXVII. 27 


403 Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontolopie. 


tritt eine allmähliche Drehung ein und Orientierung zur Zapfen- 
achse. Dabei verdicken sich die Schuppenränder da, wo das 
Verwachsen stattfinden soll, stark, die Achselknospe erhält immer 
weniger Raum, bis sie schliesslich zwischen den fleischigen starken 
Fruchtschuppen ganz verschwindet. 

Verf. glaubt, dass die Fruchtschuppe der Abietinen überall 
aus zwei Blattschuppen entstanden ist, weil ihre Form bei allen 
(attungen darauf hinweist. — Die deformirten Zapfen sind keine 
solche Monstrosität, in der die einzelnen Theile gesetzlos und un- 
regelmässig entwickelt wären. Im Gegentheil herrscht in allen 
Stadien der Schuppenumwandlung ein gewisses Gesetz und die 
höchste Regelmässigkeit. 

Horn (Cassel). 


Ludwig, F.,, Ueber eine eigenthümliche australische 
Tertiärflora. (Die Natur. 1889. No. 7. p. 36—87.) 


Mittheilungen über eine Pygmaeenflora, welche sich auf tertiären 
Ablagerungen bei Burnside, einem Vororte von Adelaide, findet. 
Dieselbe ist von der der nahen Gebirge und Ebenen völlig ver- 
schieden. Die winzigen, meist nur 1—5 cm hohen Pflänzchen, 
welche J.@.O. Tepper gesammelt hat, gehören folgenden Arten an: 

Helipterum dimorpholepis, H. exiguum, Calocephalus Drummondi, 
Iutidosis pumilio, Tillaea purpurescens, Stylidium calearatum, Drosera 
glanduligera, Hydrocotyle callicarpa, Leeuwenkookia a Wahlen- 
bergia quadrifida, Mitrasacme paradoxa, Isoetopsis graminifolia, 
Triglochin centrocarpa, Seirpus cartilagineus, Centrolepis fascieularis, 
©. aristata, ©. polygyna. Für eine 5—6 cm hohe winzige Iris, welche 
seit 1338 das Torresthal entlang vorkommt, wird der Name /ris 
Centunculus vorgeschlagen. Zwei andere Pflanzen, Calodenia lepto- 
chila und eine weissblühende var. von Thelymitra carnea, welche 


ebenfalls bei Burnside wachsen, zeigten beträchtlichere Grösse. 
Ludwig (Greiz). 


Renault, B.,, Les plantes fossiles. (Bibliotheque seientifique 
contemporaine.) Paris 1888. 

Verf. des „Cours de Botanique fossile* bietet dem grossen 
Publikum ein Werk dar, welches zwar, dem Titel „Les plantes 
fossiles“ entsprechend, viele Fragen behandelt, welche sich im 
Allgemeinen auf die fossilen Pflanzen beziehen, jedoch mit be- 
sonderer Vorliebe bei den Darlegungen der anatomischen und 
morphologischen Verhältnisse alter Pflanzentypen verweilt. Es 
werden vorzugsweise die folgenden Fragen erörtert: 1. Die ver- 
schiedenen Erhaltungsw eisen er fossilen Pflanzen. 2. Sammeln, 
Präpariren und Conserviren phytopaläontologischer Objekte. Be- 
sondere Berücksichtigung erfährt die Herstellungsweise von Dünn- 
schliffen. 3. Die Rolle der fossilen Pflanzen bei der Kohlen- 
bildung. 4. Typische Vertreter verschiedener Pflanzenfamilien 
(Equisetaceen u. Annularieen, Calamodendreen, Spenophyllum, Lepido- 


Neue Litteratur. 403 


dendron, Sigillaria, Farne, Coniferen). 5. Anwendung der fossilen 
Pflanzenreste zur Erkennung der klimatologischen Verhältnisse der 
Vorzeit, zur Altersbestimmung der Schichten. 6. Tableaux der für 
die Etagen charakteristischen Pflanzenarten. 7. Nützlichkeit des 
Studiums der fossilen Pflanzen in Bezug auf die Uebersicht der 
pflanzliehen Evolution. Das Werk enthält auch ein Glossarium 
der technischen und der weniger gebräuchlichen Ausdrücke. Zahl- 
reiehe Illustrationen dienen zur Erläuterung der Ausführungen. 
Krasser (Wien). 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 

Britten, James and Boulger, S. A., Biographical index of British and Irish 
botanists. [Contin.] (Journal of Botany. 1889. p. 79.) 

Heinricher, E., Hubert Leitgeb, sein Leben und Streben. (Separat-Abdruck 
aus den Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. 
1888.) 8°. 25 pp. Graz (Verlag des naturw. Ver.) 1889. 

Algen: 

Castracane, F., Reproduction and multiplication of Diatoms. (Journal of the 
Royal Microscopical Society London. 1889. No. 2.) 

Murray, George aud Boodle, Leonard A., A systematie and structural account 
of the genus Avrainvillea Deene. (Journal of Botany. 1889. p. 67.) 

Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der Tilopterideen. [Schluss.| 
Hierzu Tafeln II und III. (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII. 1889. No. 9. 
p- 155.) 

West, W., List of Desmids from Massachusetts. With 2 plates. (Journal of 
the Royal Microscopical Society London. 1889. No. 2.) 

Wildeman, E. de, Encore quelques mots & propos de l’Hausgirgia flabelligera 
De-Toni. (Comptes Rendus de l’Academie des sciences de Belgique. 1889. 
p. 34.) 

Wille, N., Ueber die Blasen der Fucaceen. (Biologiska Föreningens Förhand- 
lingar in Stokholm. Bd. I. 1889. No. 3. p. 63.) 


Pilze: 


Fayod, V., Vorläufige Bemerkung zur Frage des Autonomierechts des „Hymeno- 
conidium petasatum“ Zukal. (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII. 1889. 
No. 9. p. 158.) 

Kitasato, S., Ueber den Moschuspilz. Mit 5 Figuren. (Centralblatt für Bak- 
teriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 11. p. 365—369.) 

Pick, A.. Ueber die saccharificireude Thätigkeit einiger Mikroorganismen. 
(Wiener klinische Wochenschrift. 1889. No. 5—7. p. 89—91, 113—115, 133 — 
134.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Augabe 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittbeilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 
277 


404 Neue Litteratur. 


Muscineen : 


Barnes, Charles R., Notes on North American Mosses. I. (Botanical Gazette. 
1889. p. 44.) 


Gefässkryptogamen: 


Beddome, R. H., Two new Athyriums from the N. W. Himalayas. (Journal of 
Botany. 1889. p. 72.) 

Zeiller, R., Sur la presence, dans les Pyrendes, de l’Aspidium acnuleatum var. 
Braunii. (Bulletin de la Soeidt& Botanique de France. Tome XXXV. 1889. 
p. 140.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 


Bonnier, Gaston, Etude experimentale de l’influence du climat alpin sur Ia 
vegetation et les fonetions des plantes. (Bulletin de la Soeiete Botanique de 
France. Tome XXXV. 1889. p. 436.) 

Daniel, L., Structure anatomique comparee de la feuille et des folioles de l’in- 
voluere dans les Chieoracdes. (l. ce. p. 432.) 

Gregory, Emily L., Development of cork-wings on certain trees. V. (Botanical 
Gazette. 1889. p. 37.) 

Guinier, M., Developpement anormal de bourgeons de Hötre & l’automne. 
(Bulletin de la Soeiet€ Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 400.) 
Heckel, Edouard, Sur la presence et la nature des eystolithes dans le genre 

Exostemma, Rubiacdes. (l. e. p. 400.) 

Hooker, Henrietta E., On Cuscuta Gronovii. With fig. (Botanical Gazette. 
1889. p. 31.) 

Lecomte, H., Note sur le d&veloppement des parois eriblees dans le liber des 
Angiospermes. (Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome AXXV. 
1889. p. 405.) 

Mangin, Louis, Sur les r&actifs jod&s de la cellulose. (l. e. p. 421.) 

Meehan, T., Gyno-dioecious Labiatae. (Bulletin of the Torrey Botanical Club 
New York. 1889. No. 2.) 

Planchon, Louis, Note sur la floraison et la fructification de la Vanille au 
Jardin des plantes de Montpellier. (Extrait des Annales de la Societe d’horti- 
eulture et d’histoire naturelle de 1’Herault 1888.) 8°. 8 pp. Montpellier 
(Hamelin freres) 1889. 

Wehmer, Carl, Das Verhalten des oxalsauren Kalkes in den Blättern von 
Symphoricarpus, Alnus und Crataegus. (Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVIl. 
1889. No. 9. p. 141. No. 10. p. 165.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Battandier, J. A., Note sur quelques plantes d’Algerie rares ou nouvelles. 
(Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 385.) 
Bebb, M. S., White Mountain Willows. (Bulletin of the Torrey Botanical Club 

New York. 1889. No. 2.) 
Camus, E. @., Une herborisation & Pourville pres de Dieppe (Seine-Inferieure). 
(Bulletin de la Societe Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 408.) 
Clarke, €. B., Plants of Kohima and Muneypore. (Journal of the Linnean 
Society London. Botany. Vol. XXV. 1889. Febr. 2.) 

Coulter and Roze, Revision of North American Umbelliferae. 8°. 144 pp. and 
9 plates. s. 1. 1888. 

Crepin, Francois, Nouvelles recherches sur les Roses americaines. |[Suite.] 
(Comptes Rendus de l’Academie des sciences de Belgique. 1889. p. 18—33.) 

Deane, Walter, A few Cape Cod plants. (Botanical Gazette. 1889. p. 45.) 

Engler, A. und Prantl, K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren 
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lief. 29. 
s°, 48 pp. mit Illustr. Leipzig (Wilhelm Engelmann) 1889. M. 3.— 

Franchet, A., Note sur quelques Primula du Yun-Nan. (Bulletin de la Societe 
Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 428.) 

Fryer, arg uliginosum L., var. pilulare Wahl. (Journal of Botany. 1889. 
p- 83. 


Neue Litteratur. 405 


Fryer, Alfred, Notes on Pondweds. (l. e. p. 65.) 

Gremli, August, Extraits de lettres äM. le President. Observations sur des plantes 
douteuses pour la flore de la Suisse. (Bulletin de la Societe Botanique de 
France. Tome XXXV. 1889. p. 395.) 

Hanbury, Frederick J., Further notes on Hieracia new to Britain. (Journal 
of Botany. 1889. p. 73.) 

— —, Callitriche truncata Guss. in Gloucestersbire. (l. e. p. 95.) 

Kneucker, A., Carduus nutans X acanthoides Koch. = C. orthocephalus Wallr, 
(Mittheilungen des Badischen Botanischen Vereins. 1889 No. 58.) 

Lloyd, James, Flore de l’ouest de la France, ou description des plautes qui 
croissent spontanement dans les departements de: Charente-Inferieure, Deux- 
Sevres, Vendee, Loire-Inferieure, Morbihan, Finistere, Cötes-du-Nord, Ille-et- 
Vilaine. 4e Edition, augmentee des plantes de la Gironde, des Landes et du 
littoral des Basses-Pyrönees par J. Foucaud. 8°. LXXII, 458 pp. Rochefort 
(Foucaud) 1889. 6 fr. 50 ce. 

Marshall, Edward S., A new British Festuca. (Journal of Botany. 1889. 
p. 94.) 

Martin, B., Note sur deux Centaurea de la flore du Gard. (Bulletin de la 
Soeiete Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 442.) 

Maury, Paul, Sur les aftinites du genre Susum. (Bulletin de la Soeiete Bota- 
nique de France. Tome XXXV. 1889. p. 410.) 

Morong, T. S., American vegetation. (Bulletin of the Torrey Botanical Club 
New York. 1889. No. 2.) 

Porter, T. C., Gentiana alba Mull. (l. ce.) 

Scully, Reginald W., Further notes on the Kerry flora. (Journal of Botany. 
1889. p. 85.) 

Smith, John Dannell, Undeseribed plants from Guatemala. VI. With 2 plates. 
(Botanical Gazette. 1889. p. 25.) 

White, F. Buchanan, The collecting and study of Willows. (Journal of Botany, 
1889. p. 77.) 

Winter, Am Isteiner Klotze. (Mittheilungen des Badischen Botanischen Vereins. 
1889. No. 57.) 

Wittich, Christoph, Pflanzen - Areal-Studien. Die geographische Verbreitung 
unserer bekanntesten Sträucher. [Inaug.-Dissert.] Giessen 1889. 

Zabel, H., Aus den Gärten der Forst-Akademie Minden. I. Pachystima Canbyi 
A. Gray und Ceanothus prostratus Benth. (Gartenflora. 1889. p. 138.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Dufour, E., Le traitement du mildew par le sulfate de cuivre assoecie au car- 
bonate de soude. (Vigne france. 1889. No. 2. p. 21— 24.) 

Menault, E., Le traitement du black-rot. (Vigne francaise. 1889. No. 2. p. 
20— 21.) 

Prillieux, Tumeurs ligneuses ou broussins des vignes. (Bulletin de la Soeiete 
Botanique de France. Tome XXXV. 1889. p. 393.) 

Rkostrup, E., Afbildning og Beskrivelse af de farligste Suyltesvampe i Danmarks 
Skove. Med 8 kolor. Tavler og nogle Traesnit. 4°. 30 pp. Kjoubenhavn (P 
G. Philipsen) 1889. 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Charrin et Ruffer, A.. Mecanisme de la fitvre dans la maladie pyocyanique. 
(Comptes rendus hebdomadaires de la Soeidte de biologie. 1889. No. 4; p. 
63—64.) 

Chibret, P., Etudes de bacteriologie pour la determination d’une antisepsie 
exacte en ophthalmologie. Avantages de l’oxyeyanure de mercure comme anti- 
septique. (7. period. internat. Ophthbalmol.-Kongress. 1888. p 385—407.) 

Dinkler, Ueber Gonokokken im Hornhaut- und Irisgewebe nach perforirender 
Keratitis in Folge gonorrhöischer Conjunctivalblennorrhöe. (7. period. internat. 
Ophthalmol.-Kongress. 1888. p. 178—185.) 

Dubarry, A.. Contribution & l’etude de la vie des mierobes pathogenes dans 
l’eau. (These.) 4°. 80 pp. Faris (G. Masson) 1889. 

Eberth, J. €. und Schimmelbusch, €C., Der Bacillus der Frettchenseuche. 
(Archiv für pathologische Anatomie. Bd. CXV. 1889. Heft 2. p. 282—302.) 


406 Neue Litteratur. 


Ernst, P., Demoustratiouen von Kulturen und mikroskopischen Präparaten des 
sogenannten Baeillus Xerosis. (7. period. internat. Ophthalmol.-Kongress. 1888. 
p. 185—186.) 

Glenk, Robert. Metlıysticin aus Piper methysticum. (Nach American Journal 
of Pharm. 1889. in Pharm. Post. 1889. No. 5. p. 71—72.) 

Graflunder, Zur Keuntniss der Schweineseuche. (Deutsche Zeitschrift für Thier- 
med. u. at Patholog. Bd. XIV. 1889. No. 4/6. p. 391—410.) 

Hager, H., Mastixfliissigkeit, Mastichoneron, Mastixwasser. (Pharmaceutische 
Post. 1889. No. 3. p. 37.) 

Köhler’s Medieinalpflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit erklärendem Text. 
Herausgegeben von @. Pabst. Lief. 37—39. 8°. 28 pp. Mit 12 Tafeln. 
Gera-Untermhaus (Fr. Eugen Köhler) 1889. M. 1.— 

Laquerriere, Recolte 7 conservation du virus peripneumonique. (Rec. de med. 
veterin. 1889. No. 2. p. 41—46.) 

Loewenthal, W., Sur “ virulence des eultures du bacille cholerique et l’action 
que le salol exerce sur cette virulence. (Comptes rendus de l’Academie des 
seiences de Paris. Tome CVIII. 1889. No. 4. p. 192—193.) 

Novi, J., Sulla resistenza del virus rabico. (Bullettino d. seienze mediche. 
1889; No. 1. p. 1620.) 

Pekelharing, C. A. et Winkler, Recherches sur la nature et la cause du 
beri-böri et sur les moyens de le combattre (faites par ordre du gouvernement 
neerlandais). 4°. 140 pp. Avec planches. Utrecht 1889. 

Peuch, F., Passage du bacille de Koch dans le pus de seton de sujets tuber- 
en Application au diagnostic de la tubereulose bovine par l'inoculation 
au cobaye du pus de s&ton. (Comptes rendus de l’Acad&mie des sciences de 
Paris. Tome CVIII. 1889. No. 4. p. 193.) 

Rachford, B. K., The etiology of diphtheria. (Med. News. 1889. No. 5. p. 
113-119.) 

Roger, 6. H., Inoculation du charbon symptomatique au Aue (Comptes rend. 
hebdomadaires de la Soeiete de biologie. 1889. No. 5. p. 77—80.) 

Siebenmann, F., Die Schimmelmycosen des ehren Olıres. 2. Ausg. v 
Die Fadenpilze Aspergillus und Eurotium. 8°. 112 pp. Mit Illustr. ee 
(Bergmann) 1889. M. 

Sternberg, 6. M., Recent researches relating to the aetiology of yellow fever. 
(Reprinted from the „Transactions of the association of American physicians“.) 

Surmont, Du röle du bacille dans les affections de la poitrine. (Journal de 
med., de chir. et de pharmacol, 1888. No. 15/16.) 

Zehenter, Josef, Pharmacognostische Notizen. (Pharmaceutische Post. 1889. 
p. 145— 147.) 


Technische, Handels-, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Dieck, &., Dendrologische Plaudereien. III. Die Oelrosen und ihre Deutsche 
Zukunft. (Gartenflora. 1889. p. 127.) 

«aerdt, H., Pfropfen und Veredeln. (l. c. p. 133.) 

Hanausek, T. F., Beiträge zur Kenntniss der Nahrungs- und Genussmittel- 
1% Sachen, (Zeitschrift für Nahrungsmittel- Untersuchung und Hygiene. 198). 
No. 1. p. 3—5; No. 2. p. 30—33.) [Fortsetzung folgt.] 

[Enthält die Beschreibungen künstlicher Kaffeebohnen und 
Pfefferkörner, die aus Weizenkleie und entsprechenden Zusätzen 
(Pfeffer, Paprika) dargestellt siud.| T. F. Hanausek (Wien). 

Karsten, Hermann, Der Sternanis. Geschichtliche Studie. (Zeitschrift des 
allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereins. 1889. No. 2/3.) 

Moeller, Jos., Ueber Ziegelthee. (Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchuug 
und Hygiene. 1889. p. 25— 29.) 

Rössing, W., Anthurium Andreanum und seine Hybriden. Mit 1 Tafel. (Garten- 
flora. 1889. p. 121.) 

Silex, Ueber Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume. (l. e. p. 137.) 

Theyskens, Joseph, Le poirier. Trait& pratique de sa culture. Description 
raisonnde des meilleures varietes de poires A cultiver en Belgique. Histoire de 
la pomologie belge. 8°. 162 pp. Bruxelles (J. Lebögue et Co.) 1889. 

Zacharewicz, Ed., La culture maraichere et les engrais chimiques. (Extrait 
du Progres agricole et viticole. 1889.) 8°. 7. pp. Montpellier 1889. 


Personalnachrichten. — Inhalt. — Anzeigen. 407 


Dr. S. Sehönland, Assistent am Botanischen Institut zu Oxford, 
ist zum Curator des Albany Museum in Grahamstown, Süd-Afrika, 
ernannt worden. 

Prof. Dr. J. Peyritsch ist am 14. März in Gries bei Bozen 
an Herzschlag gestorben. 


Inhalt: 


Wissenschafttliche Originalmit- Hanausek, Beiträge zur Kenntniss der Nahrungs- 
theilungen. und Genussmittel-Fälschung, p. 406. 
Lauterbaeh, Untersuchungen über Bau und Koch, Zur Entwickelungsgeschichte der Rhinan- 
Entwicklung der Sekretbehälter bei den thaceen, p. 398. 
Cacteen. (Forts.), p. 369. Ludwig, Einige Beobachtungen über die Be- 


ziehungen von Pflanzen und Schnecken, p. 392. 

Ludwig, Einige neue biologische Beobachtungen 
aus Brasilien und Australien, p. 393. 

Ludwig, Ueber ein abweichendes Verhalten 
einer in Europa gezogenen Urena lohata be- 
züglich der-Ausbildung der Ameisen-Nektarien, 
p. 393. 

Ludwig, Ueber eine eigenthümliche australische 
Tertiärflora, p. 402. 

Ludwig, Beobachtung von F. Müller an Hypoxis 
decumbens, p. 393. 

Renault, Les plantes fossiles, p. 402. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaften. 
Botanischer Verein in München. 
IV. ordentliche Monatssitzung. 
Montag, den 11. Februar 1889. 
Harz, Bergwerkspilze. II. (Forts.), p. 376. 
Botanischer Verein in Lund. 
VII. Sitzung am 25. Februar 1888. 
Tedin, Die primäre Rinde bei unsern holz- 
artigen Dikotylen, deren Anatomie und deren 
Funktion als schützendes Gewebe. (Forts.), 


D: 9). 5 4 Strasburger , Histologische Beiträge. Heft II. 
Instrumente, Präparations- Ueber das Wachsthum vegetabilischer Zell- 
methoden etc. etc. p. 3832. häute, p. 39. 
Sammlungen p. 382. Velenovsky, Zur Deutung der Fruchtschuppe 
der Abietineen, p. 401. 

Referate: a F4 

Braithwaite, The British Mossflora. Part XL, Neue Litteratur, p. 405. 

p. 392. | Personalnachrichten. 
Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesammt- | Dr. S. Schönland (Curator des Albany Museum 

gebiet der Mykologie. Heft VII. (Schluss), in Grahamstown, Süd-Afrika), p. 406. 

p. 382. | Prof. Dr. J. Peyritsch (7), p. 407. 


SB“ Dieser Nummer liegt ein Prospekt, betr. das im Verlag von 
Julius Springer in Berlin erschienene „Lehrbuch der Baum- 
krankheiten‘“ von Dr. Rob. Hartig, Professor in München, bei. 


:"naler Entomolo an 
„tion Jen -Yo,.. 
yarert Grösste Vereinigung erein 


aller Insectensammler und Entomologen der Welt! 
= Schon jetzt ca. S00 Mitglieder in allen Welttheilen. = 
Zwei Oentralstellen für Umsatz von Doubletten. 
Verbindungen mit Sammlern in fremden Erdtheilen, wodurch Bezug 
aller exotischen Insecten zu ganz geringen Preisen ermöglicht wird. 
Wissenschaftlich redigirtes Vereins-Organ. 

38 100 Zeilen F'reiinserate pro anno. 38 
Halbjährlicher Beitrag nur 2,50 Mark und 1 Mark Eintrittsgeld. 
—e- Vereins-Organ an die Mitglieder gratis und franco. +>- 

Meldungen an den Vorsitzenden H. Redlich, Guben. 


Herbarium zu verkaufen. 


In dem Nachlass des j Pfarrers Dr. Karl Albert Kemmiler, Ver- 
fassers der Flora von Württemberg und Hohenzollern (3. Aufl. Heilbronn 1882), 
befindet sich ein Herbarinm von Phanerogamen, 12,500—13,000 
Spezies enthaltend, gut erhalten und musterhaft geordnet, welches die Hinter- 
bliebenen dem Verkauf aussetzen. Der selır genau geführte Katalog dazu wird 
auf Wunsch übersandt. 


Anträge nimmt entgegen Pfarrverweser Kemmiler in Donnstetten 
(Oberamts Urach), Württemberg. 


408 Anzeigen. 


Blumenerde' 


Lauberde, Doppellowry 200 Ctr. 90 Mark franco, geladen Bahnhof 
Zahna. 


Heideerde | Die Doppellowry 75 M. franko geladen Bahnhof 
Moorerde j[ Zahna oder frei Elbhafen Wittenberg. 


Ir Säcken verpackt 50 Kg. 1 Mark, einzelne Ztr., einschl. 
Sack 1 M. 50 Pf. Bei Entnahme grösserer Posten einschl. Sack 
ä Ztr. 1 M. 20 Pf., Torfmull, per 50 Kilo einschl. Sack 1 M. 


Wir sind in der angenehmen Lage, eine bereits vielfach an- 
erkannte u. vorzügliche Waare, wie noch nie in den Handel sckommen, 
auf lange Zeit zu liefern u. erlauben uns einige der renom. k. köngl. 
Hof-, Kunst- u. Handelsgärtnereien anzuführen, welche unsere Erden 
bezogen u. ihre Vorzüglichkeit durch Wiederbestellungen u. Attestate 
anerkannt haben u. werden gen. Firmen gewiss gern bereit sein, 
über die Vorzüglichkeit unserer Erden Auskunft zu geben. 


Die Zahnaer Fischzüchterei in Zahna Rgb. Merseburg. 


Hofl. Chrestensen, Erfurt. J. C. Schmidt, Erfurt. Max Goeschke, Cöthen. 
K. k. Hofgärtnerei Cassel. Gebr. Dippe, Quedlinburg. Wormbrunn, Quilitzsch 
u. Co., Berlin. M. gräfl. v. Hardenberg’sche Gartenverw., Hardenberg. Hermann 
Starke, Samenhdlg. Göttingen. J. W. Weissbach, Gärtnerei Hohenstein-Ernsttahl 
Werner, Stadtgärtner, Chemnitz i. S. H. Köwing, Kunst- u. Handelsgärtnerei, 
Göttingen. Markus & Söhne, Landschaftsgärtner, Gross Lichterfelde. Hofliefer. 
IHanisch, Leipzig. Gartenverwaltung d. Nicolaiparkes Pirna. Lessers, Gärtnerei 
Steglitz b. Berlin. E. Käsebier, Obergärtner b. Hr. Comm, - Rath Gruson, Buckau 
Magdeburg. Funk, Obergärtner, i. botan. Garten Leipzig. Gärtnerei v. Schirm, 
Berlin, Thiergartenstr. No. 7. Metz & Co. Steglitz b. Berlin. H. Müllenberg, 
Gohlis-Leipzig, H. Bornstedt, Schlossgärtner, Muhrau b. Striegau. Georg Beckers, 
kl. Giessen, Wilh. Schade, Blankensee. J. Vetter, Wilhelmshöhe b. Cassel. Aug. 
Heym, Themar. Joh. Cordes, Nied. Lössnitz b. Kötzschenbroda. Fürstl. Hof- 
gärtnerei Sondershausen. A. Credner & Co., Weissenfels. H. Siermann, Gera. 
Gärtner Oehmig, Rittgt. Sommeritz. Gesch. Amt Ges. n. H. Gärtner, Pankow b. 
Berlin. Martens, Handelsgärtner, Jüterbog. Graf v. Bernstorf-Beseritz, Fried- 
land i.M. Bernh. Knauth, Meissen. Johs. Hördemann, Cassel. A. Ritter, Gärtner, 
Hohenwolsch b. Bismark. A. Altscher, Handelsgärtner, Schweidnitz. Carl Sattler, 
Handelsgärtner, Quedlinburg. Richelmann, Obergärtner, Hameln. Friedrich, 
Handelsgärtner, Mansfeld. Oskar Goeschke, Cöthen. H. Gunkel, Hanau. ITerın. 
Kreutzinger, Lichtenberg. Christ. Warlich, Cassel. P. E. Krüger, Gohlis b. 
Leipzig. Jac. Sals, Obergärtner, Burg Hoheneck b. Bacharach. H. Graf, Kunst- 
u. Handelsgärtner, Birkenweg b. Steglitz. W. Bossinz, Obergärtner, Buckau. b. 
Magdeburg. Mtrtens, Handelsgärtner, Insterburg. W. Schübeck, Inspeet. d. 
Gartenverw. Geisenheim. Friedr. Spittel, Hofgärtner, Arnstadt. Alf. Fischer, 
Kunst- u. Handelsgärtner, Hirschfelde b. Zittau. Gebr. Grob, Kunst- u. Handels- 
gärtner, Wittenberg. 


Sees: eu een Ser She sr an = 
Eine Sammlung ausgestopfter Vögel aus der 
schlesischen Fauna, 
darunter besonders viele seltene Wasservögel, zu verkaufen durch 
2. HFritze, 
N.Rydnitau (Post Czernitz) Ober-Schlesien. 


Ausgegeben: 19. März 1889. 
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


Band XXXVIH.No.13. Jahrgang X. 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. @. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 


Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 23. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Sekret- 
behälter bei den Oacteen, 


unter Berücksichtigung der allgemeinen anatomischen Verhältnisse 
der letzteren. 


Von 
Dr. Carl Lauterbach 


aus Breslau. 
(Schluss.) 


Fehipsalideae. 

Fehipsalis. 

Die Schleimzellen entstehen unmittelbar am Vegetationspunkt 
und entwickeln sich so schnell, dass sie in der Procambiumzone 
schon völlig ausgebildet sind. 

Lepismium. 

Zuerst entwickeln sich die Schleimzellen in den schuppen- 
artigen Blättern, welche den V egetationspunkt einhüllen. Die 
Schleimzellen des Stammes entstehen erst in der Region der diffe- 
renzirten Gefässe. Dieselben haben den bei Cereus beschriebenen 

Botan. Centralbl. Jahrg. X. 1889. Bd. XXXVII. 28 


410 Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


Entwicklungsgang und zeiehnen sich von Anfang an®dirch‘ ihre - 
bedeutende Grösse vor den übrigen Zellen aus. 

Die Opuntieae und Peireskieae sind schon oben geschildert 
worden. 

Fasst man diese Be obachtungen zusammen, so sieht man, dass 
die Ansicht De Bary’'s*), der den Inhalt der Schleimzellen seiner 
Entstehung und morphologischen Bedeutung nach für eine auf 
Kosten des Innenraumes stark verdickte 7 ellwand erklärt, irr- 
thümlich ist. Die Schleimzellen sind vielmehr Zellen, in deren 
Plasma sich der Schleim bildet. Die Schleimbildung wird bis 
zum beinahe völligen Verschwinden des Plasmas unter gleichzeitiger 
Resorption des Zellsaftes fortgesetzt. Die Zellwand hat an der 
Bildung keinen Antheil. 

Was die Entw icklung der Krystalldrusenschicht unterhalb der 
Epidermis anbetrifft,, so erfolgt diese bei den Opuntien später, als 
die Entwicklung der Krystalldr usen in den Meristemen. Sie findet in 
der Höhe und unterhalb der Procambiumzone statt, ungefähr ein 
bis zwei Millimeter vom Scheitel entfernt. Die Drusen sind an- 
fangs klein und in Plasma eingebettet; mit der Vollendung ihres 
Wachsthums ist auch der übrige Zellinhalt grösstentheils ver- 
schwunden. 

Während, wie oben gezeigt wurde, bei den Opuntien die Ent- 
wicklung der Krystallzellen der der Schleimzellen vorangeht, findet 
bei den übrigen Gattungen gerade das Gegentheil statt. Die Kry- 
stallzellen eben rer meist erst nach vollendetem Waehsthum 
der einzelnen Triebe und werden besonders im höheren Alter oft 
in ungeheurer Anzahl gebildet. 


Entwieklung der Sekretbehälter bei Keimlingen. 


Im Zellgewebe des Samens sind keinerlei Anlagen von Sekret- 
behältern vorhanden. Dieselben finden sich auch nicht in den 
Keimlingen. Sie fehlen also auch den Kotyledonen der Opuntien, 
die eme besonders starke Entwicklung erreichen. Bei letzterer 
Gattung treten erst im Alter von circa 30 Tagen im hypo- 
kotylen Theile, und zwar in der Nähe der Gefässbündel, Nr 
stallzellen auf, deren Krystalldrusen die den Opuntien eigen- 
thümliche Sternform zeigen. Dieselben sind besonders gegen 
den Vegetationspunkt zu zahlreich. Erst mit der Entwicklung 
des eigentlichen Cacteenkörpers, der sich von den Kotyledonen 
scharf absetzt, beginnt die Entwieklung der Schleimzellen in der 
vorher beschriebenen Weise. 

An einer 54 Tage alten Opuntia elata Hort. ber. wurden 
bereits massenhaft völlig ausgebildete Schleimzellen beobachtet. 
Am meisten vorgeschritten war ihre Entwieklung in den Blättern, 
nächstdem im Chlorophyll führenden Parenchym. 

Die Entwicklung der Milchsaft führenden Gänge bei Keim- 
lingen konnte aus Mangel an Material nicht untersucht werden. 


*) De Bary, Vergleichende Anatomie. p. 151. 


Lauterbach, Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. $ekretbehälter d. Cacteen. 411 


Entwieklung der Milchsaft führenden Gänge der 
Mammillarien. 


In dem Parenchym der um den Vegetationspunkt hervor- 
sprossenden Mammillen beginnen sich kurz nach der Differenzirung 
der Procambiumstränge Zellgruppen durch reicheren protoplas- 
matischen Inhalt auszuzeiechnen. Diese Zellgruppen bestehen zu- 
meist aus zwei bis drei neben einander und in unbestimmter Zahl 
hinter einander liegenden Zellen, welche gewundene Stränge oder 
längliche Gruppen im Parenchym darstellen. Die einzelne Zelle, 
welche an Grösse sich von den umliegenden nicht unterscheidet, 
enthält einen Zellkern, der stets in der Mitte der Zelle in einem 
reich verzweigten Plasmanetz suspendirt ist. Um den Kern herum 
findet eine Plasmaansammlung statt, und sieht im diesem Stadium 
die Zelle einer sich entwickelnden Schleimzelle völlig ähnlich, nur 
mit dem Unterschiede, dass hier viele derartige Zellen in Strängen 
beisammen liegen (Taf. 2, Fig. 7). 


Bei fortschreitender Entwicklung lässt der Turgor der Zellen 
nach. Der Zellkern wird undeutlich. Es tritt ein Schrumpfen der 
Zellen ein, die Zellwand erscheint schwächer, während die um- 
liegenden Zellen jene des Ganges zusammendrücken. In diesem 
Stadium zeigen die Gänge ein Konglomerat von zusammengedrückten 
undeutlichen Zellen, in denen man noch Reste des Zellkerns und 
der Chlorophylikörner erkennt. Es findet nun ziemlich rasch eine 
Desorganisation der Zellen und ihres gesammten Inhalts statt. 
Reste der Zellwände sind fast stets noch zu erkennen, die Stärke- 
körner bleiben ebenfalls erhalten. Die Gänge haben in Folge 
ihrer Entstehung an Durchmesser bedeutend verloren und werden 
im ausgebildeten Zustande von den Wänden der angrenzenden 
Parenchymzellen begrenzt. Sie werden nicht auf einmal in ihrer 
ganzen Ausdehnung angelegt, sondern entwickeln sich mit dem 
fortwachsenden Gewebe, indem an den Endverzweigungen benach- 
barte Zellen sich in der oben beschriebenen Weise fortentwickeln. 
Die Zweige, welche in dem chlorophyllführenden Parenchym ver- 
laufen, entstehen zuletzt. 


Mit der Entstehungsweise hängt auch die Art des Ausfliessens 
des Milchsaftes bei Verletzungen der Gänge zusammen. Der Milch- 
saft steht unter dem Druck des Turgors der angrenzenden Zellen 
und wird durch denselben bei Verletzung des Ganges selbst her- 
vorgepresst. In Folge davon findet das Ausfliessen des Milchsaftes 
nur in ganz unbedeutendem Maasse oder gar nicht statt, wenn 
der Turgor der Zellen nachlässt, z.B. bei trocken gehaltenen oder 
auch kranken Pflanzen. 


Wie aus Obigem erhellt, gehören die Milchsaft führenden 
Gänge der Mammillarien zu den lysigenen intercellularen Sekret- 
behältern, während De Bary*) dieselben unter den schizogenen 
aufführt. 


*) De Bary, Vergleichende Anatomie. p. 216. 


28* 


412 Lauterbach,Unters. üb. Bau u. Entwickl. d. Sekretbehälter d. Cacteen. 


Physiologische Bedeutung der Sekretbehälter für 
die Cacteen. 


Wie schon früher erwähnt wurde, hat der Milchsaft wohl den 
Zweck, die Mammillarien vor den Angriffen der Thiere zu schützen. 
Derselbe besitzt einen kratzenden und brennenden Geschmack und 
wahrscheinlich giftige Eigenschaften. 

Die Schleimzellen möchte ich als Feuchtigkeitsreservoire be- 
zeichnen, die die Cacteen befähigen, in den trockensten Gegenden 
der Erde zu vegetiren. Man kann gewisse Wechselbeziehungen 
zwischen dem Vorhandensein von Schleimzellen einerseits und dem 
Fehlen oder der geringeren Ausbildung von anderen Schutzvor- 
richtungen gegen die Trockenheit andererseits beobachten. So sind 
bei den Echinocacteen, die sich durch die enorme Entwicklung 
ihres Hypoderms auszeichnen, und die hierdurch jedenfalls genügend 
gegen die Einwirkung der Trockenheit geschützt sind, Schleim- 
zellen nicht vorhanden. 

Dagegen treten dieselben in grösster Anzahl in den Organen 
oder den Theilen der Pflanze auf, welche am meisten dem Ein- 
trocknen ausgesetzt sind, wie die Höcker, Kanten und vor allem 
die Blätter. Hiermit hängt auch ihr Verschwinden in alten ver- 
holzten Stämmen zusammen. 

Die Krystalldrusen tragen bei einigen Gattungen ebenfalls 
zum Schutze bei. Am besten tritt dies bei den Echinocacteen und 
ÖOpuntien hervor, wo sie eine zusammenhängende Schicht unter der 
Epidermis bilden. Die Drusen erhöhen hier vielleicht auch die 
Festigkeit des Hautskelets. 


Zusammenfassung der Ergebnisse. 


Kalkoxalatdrusen führende Krystallzellen kommen allen Cacteen 
zu. In jeder Krystallzelle ist nur eine Druse vorhanden. Milch- 
saft führende Gänge finden sich bei einem Theil der Mammillarien. 
Dieselben entstehen durch Desorganisation von Zellgruppen und 
sind mithin als lysigene Intercellularen zu betrachten. Die Mehr- 
zahl der Cacteen enthält Schleimzellen, welche als Behälter aufzu- 
fassen sind, deren Sekret durch Umwandlung des Plasmas der be- 
treffenden Zellen entsteht. Die Zellwand nimmt an dessen Bildung 
keinen Antheil. 

Das anatomische Verhalten stimmt im Grossen und Ganzen 
mit der Eintheilung von Salm-Dycek überein, lässt jedoch im 
Einzelnen viele Widersprüche hervortreten. 

Zum Schluss sei es mir gestattet, Herrn Hofrath Pfitzer für 
die freundliche Anleitung und Unterstützung, die er mir bei vor- 
liegender Arbeit angedeihen liess, meinen herzlichen Dank auszu- 
sprechen. 


Erklärung der Tafeln. 
Tafel 1. 
Fig. 1—5. Entwicklung der Schleimzellen in jungen Blütenblättern von 
Epiphyllum truncatum Haw. Fig. 1, 2, 3 und 5 in 540facher, Fig. 4 in 230- 
facher Vergrösserung. 


Ludwig, Phragm.alb. (Kühn). —Hansgirg, Winogradsky’s Bakt.-Aufst. 413 


Fig. 6 u. 7. Entwicklungsstadien von Schleimzellen bei Peireskia aculeata 
Plum. Der Schleim ist gelöst und nur das Plasma sichtbar. Vergrösserung 
230fach. 

Fig. 8. Beinahe völlig ausgebildete Schleimzelle von Cereus grandiflorus 
Haw., in dem auf Taf. 2 dargestellten Entwicklungsgang zwischen Fig. 4 u. 5 
‚einzuschieben. Der Schleim in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach. 

Tafel 2. 

Fig. 1—4. Entwicklung der Schleimzellen in einem wachsenden Spross von 
Cereus grandiflorus Haw. Schleim in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach. 

Fig. 5. Ausgebildete Schleimzelle von Cereus flagelliformis Haw. Schleim 
in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach. 

Fig. 6. Junge Schleimzelle aus einem wachsenden Spross von Opuntia 
maxima S. Schleim in Alkohol geronnen. Vergrösserung 230fach. 

Fig. 7. Entwickelungsstadium von der Endverzweigung eines Milchsaft 
führenden Ganges von Mammillaria pentacantha Pfr. Vergrösserung 230fach. 


Bemerkung über Phragmidium albidum (Kühn). 
Von 
Prof. Dr. Ludwig 


in Greiz. 


Das Referat in Band XXXVII. No. 9 des Bot. Centralbl. p. 271 
über die mykologischen Entdeckungen von G.v. Lagerheim ver- 
anlasst mich, zur neueren Benennung der Chrysomyxa albida Kühn 
‚eine kurze Bemerkung zu machen. Das Verdienst, die Zugehörig- 
keit des Pilzes zu Phragmidium begründet zu haben, gebührt Dr. 
P. Dietel (vergl. dessen Dissertation „Beiträge zur Morphologie 
und Biologie der Uredineen,“ Cassel 1887), Dietel hat nur 
verabsäumt, den Namen Phragmidium albidum selbst aufzustellen, 
dies habe ich vor v. Lagerheim gethan, z. B. im Centralbl. 
f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. Bd. III. p. 762. Wenn es also nicht 
genügen sollte, dass der Pilz Phragmidium albidum (Kühn) heisst, 
dann möchten wir auf unsere Prioritätsansprüche zu Gunsten 
Dietels verziehtend — vorschlagen, denselben Phragmidium 
albidum (Kühn) Dietel zu nennen, jedenfalls aber ist die 1. c. an- 
gegebene Bezeichnung Ph. lbidum (Kühn) Lagerheim inkorrekt. 


Bemerkungen über einige von 8. Winogradsky neulich 
aufgestellte Gattungen und Arten von Bakterien. 


Von 
Prof. Dr. Anton Hansgirg 
in Prag. 

Es sei mir erlaubt, hier zur Wahrung der Priorität Folgendes 
über einige von S. Winogradsky in den Beiträgen zur Mor- 
phologie und Physiologie der Bakterien neulich publieirte Gattungen, 
und Arten von Bakterien mitzutheilen. 

Die von Winogradsky I. e. p. 29 f. Tab. I. beschriebene 
und abgebildete Gattung Thiotrie ist mit der von Borzi „Note 
alla morfologia e biologia delle alghe fieoeromacee*. I. p. 274. 


414 Bokorny,Ueb.Boehm’s Mitth.ü. Stärkebild. i. d. Blätt. v. Sed. spect. Bor. 


Tab. X. Fig. 11—16. (1878) aufgestellten Gattung Ophryothrüc 
(Leptothrix Ktz. ex p.) aus ähnlichen Gründen zu vereinigen, wie 
die Schwefelbakterien - „Gattung“ Thiosarcina Winogr. mit der 
Bakterien-Gattung Sarcina Goods. 1842, T’hiopedia Winogr. mit 
Lampropedia Schröt. 1886, T’hiospirülum Winogr. mit Spirillum 
Ehrb. 1830 und wahrscheinlich noch einige andere „Gattungen“ 
der sog. Schwefelbakterien (Thiopolycoceus, Thiocapsa u. Thiocystis) 
mit den ihnen entsprechenden Bakteriengattungen. 

Auch die von Winogradsky proponirten neuen Species- 
namen sind nach den Regeln der botanischen Nomenelatur, inso- 
fern nämlich die von Winogradsky beschriebenen Schwefel- 
bakterienspecies mit den schon früher von anderen Forschern pu- 
blieirten Arten von farblosen, rosenrothen und violetten Schizomyceten*) 
identisch sind, durch die älteren speeifischen Namen zu ersetzen. 

Da Winogradsky die Schwefelbakterien mit den übrigen 
Bakterien zu einer und derselben Klasse vereinigte, so wird sein 
System, so lange man die von Nägeli u. A., ja selbst von 
Cohn**) für blosse Formgenera und Formspecies erklärten Bak- 
teriengattungen als aequivalent mit den Gattungen und Arten 
von höheren Pflanzen ansehen wird, wie im Vorhergehenden an- 
gedeutet wurde, modifieirt werden müssen. 


Bemerkung zu Prof, Dr. Josef Boehm’s Mittheilung 
über Stärkebildung in den Blättern von Sedum 
spectabile Boreau.‘”” ) 

Von 
Dr. Th. Bokorny. 


Gelegentlich der Beschreibung von Versuchen über Stärkebildung 
aus Reservezucker hebt Boehm hervor, dass auch die von mir 
beobachtete Stärkebildung in entstärkten Spirogyren bei Zugabe 
von 1 pro mille Methylalkohol (in wässeriger Lösung) auf Reserve- 
zucker zurückzuführen sei. Hierzu sei mir die kurze Bemerkung 
gestattet, dass der von mir beschriebene Fall mit den Boehm’schen 
Beobachtungen nichts zu thun hat. Boehm hat nach langem 
Suchen in der Orassulacee Sedum spectabile Boreau eine Pflanze 
aufgefunden, welche ihm das gewünschte Exempel für seine Reserve- 
zucker-Theorie darbot. Ihre durch längere Verdunklung entstärkten 
Blätter liessen auch ohne Zusatz organischen Nährstoffes Stärke- 
bildung erkennen, wenn sie in einen kohlensäurefreien belichteten 
Raum verbracht wurden — aber nur unter ganz besonderen Um- 
ständen. Um zu seinem Ziele wenigstens bei der einen Pflanze zu 
gelangen, musste Boehm zu wasserentziehenden Mitteln greifen, 


*) Siehe P, Richter’s Abhandlung „Ueber die in den Entwickelungskreis 
von Beggiatoa roseo-persicina Zopf gehörenden seitherigen Algenspecies“, 1884, 
dann Winter’s und Schröter’s Pilzwerke etc. 

**) Man vergl. De Bary, ,‚‚Vergleichende Morphologie und Biologie der 
Pilze‘, 1884. p. 511. 
***) Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. No. 8. 


Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar von Mesua ferrea. 415 


wie starken Salz-, Glycerin-, Alkohol-Lösungen, trockner Luft. Die 
beim Einlegen in 10®%oige Salpeterlösung etc. erfolgende Con- 
centrirung der Zellsäfte und dadurch bedingte Anhäufung des Zuckers 
in den Zellen hatte Stärkebildung zur Folge, was nach Boehm’s 
und Schimper’s älteren Versuchen nicht mehr auffallend ist. 
Eine solche Säfteconcentration wurde aber bei meinen Versuchen 
vermieden, da ich meist 1-pro mille Lösungen anwandte, selten zu 
l-procentigen griff und es mir darum zu thun war, die Spirogyren mög- 
lichst lebenskräftig zu erhalten, was bei Anwendung von 10°/o, 75°, 
und 95°/o Methylalkohol nicht ganz gelingen dürfte. Der stets mitauf- 
gestellte Controlversuch bietet bei meinen Experimenten sichere 
Gewähr dafür, dass die Stärkebildung wirklich auf Ernährung durch 
den beigegebenen organischen Stoff beruht, da gar nicht einzusehen 
ist, wie der Zusatz von 1 pro mille Lösungen in der von Boehm 
gemeinten und nicht in der von mir vermutheten Weise wirken soll. 
Erlangen, 5. März 1889. 


Zur Frage über Nag-Kassar von Mesua ferrea. 


Bemerkung zu der Berichtigung des Herın Prof. Dr. Sadebeck 
im Bot. Centrbl. Bd. XXXVII. No. 10. p. 297. 
Von 
Dr. T. F. Hanausek, 
k. k. Professor. 

Herr Prof. Sadebeck hat sehr richtig vermuthet, wenn er 
in seiner Berichtigung annimmt (oder wenigstens „annehmen könnte“), 
es läge in meinem Referate (l.c. No.7. p. 219) über Nag-Kassar 
ein Schreibfehler und leider auch eine Verwechslung vor. 

In der That ist mir der überaus bedauerliche Lapsus calami 
unterlaufen, statt des Wortes Gonnectiv, wie es selbstver- 
ständlich richtig hätte heissen sollen, das Wort „Pollen“ 
zu schreiben; ich sage „selbstverständlich“, denn es wird 
doch kein Vernünftiger einem Botaniker zumuthen wollen, in einem 
Pollenkorn Harzgänge zu finden. 

Indem ich also nochmals mit dem Ausdruck des Be- 
dauerns diesen Lapsus ausdrücklich eonstatire — eine 
in der letzten Zeit überaus grosse Arbeitsüberlastung möge als 
Entschuldigung angesehen werden — will ich die fehlerhafte Notiz, 
in der auch die Namen verwechselt worden sind, hier in der 
richtigen Form reprodueiren: 

„Sadebeck fand in dem Connectiv von Mesua ferrea 
Harzgänge, die in der Droge nicht vorkommen; bei 
Mesua salicina sollen sie fehlen.“ 

Bezüglich der übrigen Bemerkungen des Herrn Prof. Sade- 
beck will ich nur hervorheben, dass meine kleine Arbeit über 
Mesua durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit macht. Mir 
und allen Freunden der Wissenschaft kann es ja nur erfreulich 
sein, wenn durch die Forschung neue Thatsachen entdeckt und 
Irrthümer beseitigt werden. 


Wien, 8. März 1889. 


416 Botanischer Verein in München. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München. 
(Schluss.) 


22. Coprinus solifugus March. 

Das rhizomorphenähnliche Mycel findet sich auf feuchtem 
morschen Fichtenholz; es ist vielfach verzweigt, 0.5—0.4 mm dick bis 
feiner; von ihm erheben sich die sehr dünnen, 0.10—0.18 mm dicken, 
8—15—30—50 mm hohen Träger des Hutes. Letzterer 2—4 m 
breit, 1—3 mm hoch, zart gestreift, kahl, halbkugelig bis schwach 
kegelförmig, grau bis röthlichgrau oder braun. Alle von mir 
untersuchten Individuen waren sporenlos! 

In der Auersohle, 256 Meter unter der Haushamer Sohle; 
ziemlich häufig. Auch an anderen Orten im Haushamer, sowie im 
Penzberger Bergwerk nicht selten. 


25. Coprinus caducus Harz. 

Hut sehr zart, anfangs eiförmig oder oval, später cylindrisch, 
8—11 mm lang, 5—7 mm breit, zuletzt fast flach ausgebreitet und 
in diesem Stadium radiär-faserig, zerschlitzt, -getheilt oder -zer- 
schnitten. 

Der Hut ist gleich dem Stiel von oben bis zur Basis dicht 
‚pulver- und kleienschuppig, in Folge dieser Bekleidung schneeweiss 
bis graulich weiss. Nach Entfernung des Indumentes erscheint der 
Hut fein längs-gestreifelt, im cylindrischen Stadium erst grau, so- 
dann braunschwarz. Letztere Färbung bleibt bis zum zerfliessenden 
radiär-faserigen Stadium. Das Hutcentrum stets grau bis dunkel- 
grau. 

Lamellen frei, lineal-länglich, der an der Spitze des Stieles 
befindlichen knopfförmigen Ringverdickung angeheftet, schwarzbraun ; 
im Jugendstadium erst weiss, dann hellbraun. Sporen schwarz- 
braun, elliptisch, glatt, 6.5—7.0 u dick, 9.3—10.0 u lang. Der 
Stiel sehr variabel in der Länge, 2—12 cm lang, 0.3—1.6 mm 
dick, je nach der basalen Insertion verschieden in seiner Wachs- 
thumsrichtung. Aufrecht ist er, wenn er der Oberseite eines 
Balkens, Brettes u. dgl. aufsitzt, aufsteigend, wenn er seitlich an 
den Holzverschlägen inserirt ist, und herabhängend aufsteigend, 
wenn er an der Decke der unterirdischen Gänge entspringt. Im 
letzteren Falle hängt der Stiel in der Regel senkrecht herab bis 
zum letzten Viertel und Fünftel, welches sich senkrecht nach oben 
umbiegt, so dass der Hut eine aufrechte Lage einnimmt. Nach 
dem vollständigen Zerfliessen des Hutes sinkt auch der oberste 
Theil des Stieles herab und begiebt sich mit der übrigen Stiel- 
parthie in lothrechte Lage. Stiel im Alter dunkel graubraun ge- 
färbt, an der Basis wenig erweitert. 

Dieser Pilz unterscheidet sich leicht von C. plicatilis, C. so- 
ciatus, ©. ephemerus, Ü. stercorarius und (. domesticus. Er steht 
unter den verwandteren Arten dem ('. Friesü Quel. am nächsten, 


Botanischer Verein in München. 417 


von dem er sich jedoch durch den dickeren Stiel und den Mangel 
jedweder violetten Färbung unterscheidet. 

Im Haushamer Stollen, in der Leitzachsohle, auch im Kohlen- 
bergwerk Penzberg; nicht sehr selten. September 1887, Sept. 1888 
und 6. November 1889. 

24. Coprinus (Agaricus Schaeffer) truncorum Fr. 

Stiele 5—10 cm lang, 3—5 mm dick, weiss, seideglänzend. 
Hüte vorwiegend halbkugelig bis etwas verlängert, an der Spitze 
gerundet, bis 1.6 cm hoch und ebenso breit oder etwas kürzer; 
Oberfläche krystallkörnig-glänzend, sonst matt. Sporen in der 
Grösse auffallend verschieden, 5—9.7, ausnahmsweise selbst 12 u 
lang, 4.0—5—7.2 u breit, elliptisch oder an der Basis deutlich ab- 
gestutzt, glatt, schwarzbraun. 

In einigen, je 15—28 Exemplare zählenden Rasen Fichten- 
holz aufsitzend; bei einigen, dem Holzkörper seitlich inserirten In- 
dividuen waren die Stiele bogig aufwärts gekrümmt, um die Hüte 
in aufrechte Stellung zu bringen. 

Im Kohlenbergwerk Penzberg, 201 m tief, 6. November 1888. 

25. Agaricus (Hypholoma) fascicularis Huds. v. Haushamensis 
nov. var. 

Hut flach, 1.5—2 cm breit, olivenbraun, im Centrum dunkler. 
Lamellen grünlichbraun. Stiel 4—5 cm lang, 1.3—2 mm dick, 
von der Spitze bis zur Mitte gelb, nach unten schmutzig braun. 
Stiel- und Hutfleisch lebhaft goldgelb. Der an der Basis schwach 
birnförmig gedunsene Stiel hier lang und dicht zottig gelb behaart. 
Seitlichem Holzwerk inserirte Exemplare krümmen den Stiel bogig 
aufwärts. 

Sporen von der bekannten, eigenthümlichen Färbung, oval, 
zuweilen eiförmig, hin und wieder etwas gebogen, 3.5—3.7 u dick, 
9—6 ıı lang. Bei normalen, unter Lichteinfluss gewachsenen Pilzen 
sind die Sporen grösser: 4 « dick und 6—7 u lang (nach Winter). 
Leitzachsohle am 21. September 1887; Moritzstollen August 1888, 

26. Rhacodium cellare Pers. 

Wurde in Penzberg 201 m tief auf Fichtenholz gefunden. _ 

27, 28. Reticularia umbrina Fr. und Arcyria ochroleuca Fr. 

Kommen beide im Kohlenbergwerk Hausham, Leitzachsohle 
vor. Andere Myxomyceten habe ich bis jetzt in den genannten 
Bergwerken nicht beobachtet. 


Herr Privatdocent Dr. 0. Loew machte sodann einige Be- 

merkungen 
„über Assımilation“, 

Redner wies darauf hin, dass nach den Resultaten neuerer 
Arbeiten zwingende Gründe für die Richtigkeit der Assimilations- 
lehre v. Baeyer vorhanden sind. Die Ansicht von Liebig, dass 
Oxalsäure das erste Product der Assimilation sei, müsse fallen, Oxal- 
säure komme in allen Theilen von Pflanxen als Caleiumoxalat vor, 
auch in Wurzeln und im Innern der Stämme, sie sei lediglich ein 
Oxydationsproduct; auch weitere zu Gunsten der Liebig’schen Idee 
vorgebrachte Erscheinungen haben andere Deutung gefunden. Zu 


418 Botanischer Verein in München. 


Gunsten der Baeyer schen Theorie, dass das erste in den Pflanzen 
gebildete organische Product der Formaldehyd ist, aus dem dann 
Zucker und Stärkemehl gebildet wird, spricht nicht nur, dass 
Redner künstlich verschiedene Zuckerarten (auch einen gährfähigen*) 
in neuester Zeit) erhalten hat dureh Condensation des Formaldehyds, 
sondern vor Allem auch eine neuere wichtige Beobachtung von 
Th. Bokorny, dass nämlich die Pflanzen im Stande sind, aus 
Methvlalkohol Zucker, resp. Stärkemehl zu bilden. Es wäre 
geradezu verkehrt, hier anzunehmen, dass zuerst daraus Oxal- 
säure oder Weinsäure werden müsste, ehe der Zucker gebildet 
würde. Nach der Theorie von Baeyer wird hier einfach durch 
Oxydation aus dem Methylalkohol unter Verlust zweier Wasser- 
stoffatome Formaldehyd gebildet, welches dann den Zucker liefert. 

Die Beobachtung, dass der Formaldehyd giftig wirkt, spricht 
nieht gegen diese Theorie. Man muss sich vorstellen, dass im 
Chlorophylikorn eine Vorrichtung vorhanden ist, wodurch jedes 
Moleeul Formaldehyd so tixirt wird, dass das nächste sieh sofort 
damit verbinden muss und nicht auf das active Eiweiss des lebenden 
Protoplasmas schädlich wirken kann. 

Zum Schlusse sprach Herr Prof. Dr. Hartig 

„Ueber den Ort der Saftleitung im Holze“. 


Redner besprach zunächst seine älteren Untersuchungen über 
den Wassergehalt der Bäume und das Verhalten derselben in 
solchen Fällen, in denen der Splint ganz oder theilweise durch- 
schnitten worden war. Aus letzteren Untersuchungen hatte sich 
ergeben, dass die Leitungsfähigkeit für Wasser dem eigentlichen 
Kern, auch wenn derselbe sehr wasserreich ist, wie bei der Eiche, 
ganz verloren gegangen ist, dass dagegen die älteren, inneren 
Splintschiehten, z. B. alter Rothbuchen und Birken, im Nothfalle 
das Wasser nach oben zu leiten vermögen. Unter normalen Ver- 
hältnissen bilden die inneren Splintlagen nur em Wasserreservoir, 
aus dem in trockenen Jahreszeiten Wasser an den äusseren S»lint 
abgegeben würde, welches dann bei Wasserreichthum diese 
Schichten wieder an die inneren Holzschichten zurückgeben würde, 
Die lebhaftere Wasserbewegung erfolgt dagegen nur m den 
jüngeren Splintlagen, was er daraus folgerte, dass hier je nach der 
Jahreszeit eine bedeutende Veränderung bis zum Doppelten des 
eeringsten Wassergehaltes eintrete. Dass bei den Nadelhölzern die 
Tracheiden wahrscheinlich unter Mitwirkung des Strahlenparen- 
chyms die Organe der Leitung sind, ist zweifellos. Bei den Laub- 
holzbäumen dagesen scheinen es vorzugsweise die Gefässe zu sein, 
in denen die Saftleitung erfolgt und dies geht aus meinen Unter- 
suchungen über das Rothbuchenholz hervor. Die Gefässe, welche 
durch ihre Weitlumigkeit und relative Dünnwandigkeit auf das 
Gewicht der Hölzer nachtheilig einwirken, verlaufen von den 
Blättern abwärts durch den entsprechenden Jahresmantel bis zu 


*) Redner eonstatirte für seinen neuen Zucker, den er Methose (v. Methyl) 
nennt, nicht nur die Alkoholbildung durch Bierhefe, sondern stellte auch 
fest, dass er weit mehr der Laevulose, als der Dextrose verwandt ist. 


Botanischer Verein in München, 419 


den Wurzelspitzen. Oberhalb der Wurzelvertheilung und unter- 
halb der Krone wird also die Zahl der Gefässe in jeder Baumhöhe 
für einen bestimmten Jahresmantel dieselbe sen. Nun nimmt der 
Jahresmantel gesetzmässig von oben nach unten an Grösse zu. 
Dieselbe Gefässzahl, welche oben z. B. bei einer 150jähr. Buche 
auf einer Querfläche von 14 [_jem sich vertheilt, vertheilt sich 
unten auf 40 [_Jem. Folge davon ist, dass sie unten weiter aus- 
einanderstehen. Auf die Querfläche von 1|_|mm kommen z. B. unten 
63, dagegen oben 155 Gefässe. Deshalb ist das Holz des betreffenden 
Baumes oben 650 kg pro ebm schwer, während es unten 726 kg wiegt. 
In der Baumkrone vermindert sich die Zahl der Gefässe, da mit 
jedem Seitenaste ein Theil derselben für den Schaft verloren geht; 
es vermindert sich aber auch die Grösse derselben, da der Gipfel 
verhältnissmässig am wenigsten Wasser bekommt, und desshalb 
wird das Holz nach oben schwerer. In der Wurzel dagegen findet 
keine Verkleinerung der Gefässe statt, vielmehr vermindert, sieh die 
Zahl der anderen Organe schneller, wesshalb das Holz viel leichter 
wird. Es sinkt auf 400 kg pro cbm. 

Nach den Untersuchungen des Rothbuchenholzes zeigt sich, 
dass mit dem Alter des Baumes das Gewicht der neuen "Jahres- 
ringe immer mehr abnimmt, weil sich die Zahl der Gefässe im 
Vergleich zum Diekenzuw achs ve ergrössert. Hierfür giebt es eine 
einfache Erklärung. Unter übrigens gleichen Verhältnissen darf 
man in der jährlichen Zuwachsgrösse einen Massstab für die Grösse 
des Transpirationsstromes erblicken. 

Nun setzt sich der Zuwachs zusammen aus dem Dickenzu- 
wachs des vorhandenen Baumes und aus der Zunahme der Baum- 
‚länge. Daraus folgt unmittelbar, dass sich der Diekenzuwachs eines 
Baumes allein in "Jangsamerem Tempo vergrössert, als der ganze 
Massenzuwachs oder die Transpirationsgrösse des ganzen Baumes. 
Wenn der Zuwachs sich durch eine Reihe von Jahren gleichbleibt, 
muss der Jahresmantel kleiner werden. Da der Jahresmantel 
langsamer wächst, als der ganze Baum, muss die Leitungsfähigkeit 
des Jahresmantels, d. h. dessen Gefässreichthum steigen, das Holz 
also mit zunehmendem Baumalter leichter werden. Das in 10jähr. 
Alter erzeugte Buchenholz wiegt 800 kg pro ebm, das m 
150jähr. Alter erzeugte kaum 600 kg pro ebm. 

An einer 3060 jähr. Buche nehmen auf Brusthöhe die Ge- 
fässe 16,4 °/, der Querfläche ein, an einer 120—150jähr. Buche 
48:79] ,: 

Aus den Untersuchungen lässt sich aber auch folgern, dass 
es besonders die jüngeren Splintringe sind, in welchen die Wasser- 
leitung vor sich geht. Wird bei einem "Baume plötzlich durch 
Freistellung die Transpirationsgrösse erheblich vergrössert oder 
durch Ausästung vermindert, dann übt dies sofort einen gewaltigen 
Einfluss auf den Gefässreichthum der neu sich bildenden Jahres- 
ringe aus. 

An einer 143jähr. Buche war die Gefässzahl 116,000 im letzten 
Ringe. Nach der Freistellung steigerte sich dieselbe alsbald auf 
260,000. An zwei stark aufgeästeten Buchen von 90jähr. Alter, 


‘420 Botaniska Sällskapet i Stockholm. 


deren Holzgewicht 664 kg pro cbm betrug, stieg das Gewicht 
sofort auf 688 kg pro ebm, weil sich die Gefässzahl bedeutend 
vermindert hatte. 

Würde der ganze aus Splint bestehende Holzkörper der Bäume 
den Saft leiten, so wäre kaum anzunehmen, dass der Effect der 
Transpirationsveränderung sich so auffallend in dem Bau der neuen 
Jahresringe ausprägen werde. 

Neuerdings ist Wieler auf anderem Wege, nämlich durch 
Farblösungen soleher Stoffe, welche die Parenchymzellen nicht 
tödten (Methylenblau und Fuchsin), zu ähnlichen Resultaten ge- 
kommen und hat dadurch jene Untersuchungen bestätigt. 


Botaniska Sällksapet i Stockholm. 
Sitzung am 21. September 1387. 
1. Herr N. Wille sprach: 


Ueber das Scheitelzellwachsthum bei Lomentaria 
kaliformis. 

Vor etwa zwei Jahren gab ich in dieser Gesellschaft ein kurzes 
Resum& meiner Untersuchungen über Entwickelungsgeschichte der 
anatomisch-physiologischen Gewebesysteme einiger Florideen, die 
an der Westküste Schwedens wachsen*). Unter Anderem theilte ich 
da mit, dass ich bei Lomentaria kaliformis (Good. u. Wood.) Gail. 
eine einzige Scheitelzelle gefunden habe, die durch Theilungen in 
mehreren Richtungen Segmente absetzte. Weil ich hoffte, dass 
meine ausführliche Abhandlung bald erscheinen würde, theilte ich 
keine Details mit, sodass unmöglich aus meinen damaligen Mit- 
theilungen zu ersehen ist, worauf ich meine Auffassung stützte. 

Bevor meine Hauptabhandlung gedruckt war, erschien eine 
Arbeit von F. Debray [Recherches s. 1. struct. et l. developp. d. 
Thalle de Chylocladia, Champia et Lomentaria. (Extr.d. Bull. sc. d. dep. 
d.Nord. Ser. II. An IX., No. 7—8. Paris 1886)]**), in welcher der 
Verf. für Chylocladia (Lomentaria) kaliformis, wie für andere unter- 
suchte Arten, 6 Scheitelzelien angiebt, welche in einem Punkt zu- 
sammenstiessen. Eine Abbildung (l. c. fig. 2) des Aussehens der 
Zweigspitze in Querschnitt ist Debrays Abhandlung beigegeben. 

Dass bei Lomentaria kaliformis mehrere Initialen vorkommen 
sollten, ist schon früher von L. Kny |[Ueb. ächt. u. falsch. Dichot. 
im Pflanzenr. (Sitzber. d. Ges. nat. Freunde zu Berlin. 1872. S. 7)] 
angegeben worden; wahrscheinlich ist aber dies Debray unbekannt 
gewesen, da er die genannte Abhandlung nicht eitirt. Die Gründe 
für meine im Gegensatz zu einem so genauen Forscher wie Kny 
stehenden Behauptung, dass nur eine Initiale vorhanden sei, sind in 
meiner Hauptabhandlung (Beitr. zur Entwick.-Gesch. d. physiol. 
Gewebesysteme b. ein. Florid. — Nova Act. d. kais. Leop. Carol. Akad. 
Bd. LII. No. 2. S. 76—79. Fig. 55—64) angeführt. 


‚*) Cfr. Botan. Centralbl. Bd. XXVI. S. S6. 
#*) Botan, Centralbl. Bd. XXIX. 1887. S. 354. 


Botaniska Sällskapet i Stockholm. 491 


Während meines Aufenthaltes in der zoologischen Station Kristine- 
berg an der Westküste Schwedens im vergangenen Sommer be- 
nutzte ich die Gelegenheit, die Frage von Neuem zu untersuchen. 
Ich will hier das Resultat dieser Untersuchung mittheilen. 

Die Zweige von Lomentaria sind, wie bekannt, hohl mit queren 
Diaphragmen. Die äussere Wand besteht nur aus zwei primären 
Zellschichten, deren äusserste später den kleinen mit Endochrom 
reichlich gefüllten Zellen den Ursprung giebt. Diese Zellen breiten 
sich bei älteren Zweigen zu einer zusammenhängenden Zell- 
schicht ausserhalb der äussersten primären Zellschicht aus. Da 
diese sekundären Zellen in den jüngsten Keimspitzen nicht vor- 
handen sind, können wir hier, wo es nur das Scheitelwachsthum 
gilt, dieselben ganz ausser Betracht lassen. Wir haben es also in 
der Nähe der Zweigspitze nur mit zwei Zellschichten zu thun. Die 
eine äussere besteht im jüngeren Zustande aus fast isodiametrischen 
Zellen, die so dicht aneinander liegen, dass sie einander unmittelbar 
ohne Zwischenräume berühren (Wille, 1. ce. Tafel VII, Fig. 61; 
Taf. VIII, Fig. 62, 63). Innerhalb dieser liegt eine Zellschicht, 
die meiner Meinung nach als ein Leitungssystem aufzufassen ist, 
und aus langgestreckten Zellen besteht, die in Längsreihen liegen, 
welche durch recht grosse Zwischenräume getrennt sind. Wie ich 
vorher gezeigt habe, sind diese Leitungsstränge mit der inneren 
Wand der äusseren Zellschicht fest verwachsen (Wille, I. ce. Taf. 
VAL, Eie.61). 

Meine früheren Untersuchungen waren hauptsächlich darauf 
gerichtet festzustellen, wie die äussere Zellschicht gebildet sei. Ich 
habe eine einzige polygonale Scheitelzelle angegeben, welche Tochter- 
zellen in 6 Richtungen abscheidet. Dagegen hatte ich nicht darauf 
geachtet, wie sich die Leitungszellen in den Zweigspitzen verhalten, 
nachdem ich gefunden hatte, dass sie durch Theilungen der äusseren 
Zellenschicht entstanden und dass sie sehr früh so stark ver- 
schoben werden, dass ihre Herkunft nicht mehr deutlich zu erkennen 
ist. Die Abbildung Debray’s (l. c., Fig. 2), die eine abgeschnittene 
Zweigspitze von innen gesehen darstellt, zeigt nur das Leitungs- 
system, nicht aber die äusserste Zellenschicht. 

Ich gebe hier eine Abbildung einer abgeschnittenen Zweig- 
spitze von innen gesehen. Es ist leicht zu ersehen, dass in der 
äusseren Zellenschicht nicht mehr, als drei in einem Punkt zusammen- 
stossende Zellen vorhanden sind. Allein andere Zweigspitzen, wo. 
die Verhältnisse deutlicher, als an der abgebildeten hervortraten, 
zeigten, dass auch nicht alle drei zusammenstossende Zellen Initialen 
sein können, sondern nur eine von diesen, die mit t‘ bezeichnete. 
Was die jüngsten Zellen des Leitungssystems angeht, so findet man, 
dass ihre Zellreihen in einen Punkt zusammenlaufen. Die Reihen 
stossen jedoch nicht unmittelbar zusammen, wie es Debray (l.c., 
Fig. 2) abbildet. Man findet nämlich in der Mitte eine grosse 
Zelle, von der man nicht sagen kann, ob sie einer bestimmten 
Serie angehört. Diese Zelle (t) dürfte nach meiner Auffassung aus. 
der Scheitelzelle (t‘) der äusseren Schicht durch eine Theilung 
parallel der Basis entstanden (Wille, Beiträge z. Entw. d. Flor. 


492 Botaniska Sällskapet i Stochkolm. 


add 


Taf. V., Fig. 55, 56) und dann ein wenig verschoben sein. Wohl 
könnte man diese Zelle (t‘) für eine Initialzelle in der mit I. be- 
zeichneten Serie halten und sie sollte da, mit der gegenüber liegenden 
Scheitelzelle in der Serie II. 
zusammen, der Beschreibung 
entsprechen, welcheKny (l. c., 
p. 7) von Lomentaria gegeben 
hat: „Verfolgt man die Ent- 
stehung dieses Baues bis zum 
llachgewölbten Scheitel, so 
überzeugt man sich, dass der 
Anstoss zum Längenwachs- 
thum von mehreren (etwa 
6—S) um den Scheitelpunkt 
gruppirten Zellen (Initialen 
nach Hanstein) ausgeht, von 
denen sich indess nur je zwei 
gegenüberliegende direkt be- 
rühren, während die übrigen 
seitlich zwischen ihnen ein- 
N greifen“. Nach meiner Auf- 
Zweigspitze von Lomentaria kalifornis. fassung entstehen jedoch die 
Die vollen Linien bezeichnen die Zellen. Zellen des Leitungssystems 
ursprünglich durch tangentiale 

Theilungen gewisser jüngster Zellen der äusseren Schicht. Leider 
macht die Gallertbildung zwischen denselben und die daraus folgende 
Verschiebung die Verhältnisse auf anderen Stellen, als auf dem 
Ouerschuitie: in unmittelbarer Nähe der Scheitelzelle weniger deutlich. 


2. Herr N. Wille beschrieb hierauf 


den Teufelsbiss im Blatte von Phragmites communıs. 


Bei den meisten Blättern von Phragmites communis findet 
man einige Centimeter von der Blattscheide entfernt drei deutliche 
Eindrücke quer über das Blatt, bisweilen auch noch weiter 
oben 3 andere, die jedoch immer bedeutend schwächer sind. 

Diese Eindrücke sollen nach einer laut Mittheilung von 
Dr. Fr. Svenonius auf der Grenze zwischen den schwedischen 
Provinzen Helsingland und Dalarne bestehenden Volkssage den 
Zähnen des Teufels zuzuschreiben sein. Ein Fischer, der mit 
diesem einen Vertrag geschlossen hatte, sollte am Verfalltage, als 
er sich in einem Boote auf einem See befand, abgeholt werden, 
las aber eine Beschwörungsformel vor und zwar mit dem Erfolge, 
dass der Teufel zu Boden sank. Dieses geschah aber nahe dem 
Ufer, wo Phragmites wuchs, und der Sinkende fasste mit en 
Zähnen ein Blatt dieser Pflanze. Zuerst biss er recht kräftig 
wobei die drei unteren tieferen Eindrücke entstanden. Firmiidet 
liess er aber bald wieder loss, doch gelang es ihm noch einmal, 
das Blatt mit den Zähnen zu fassen. Seine Kräfte waren aber jetzt 
erschöpft, so dass die Eindrücke nach diesem Bisse, die drei oberen, 
recht schwach wurden. Der Fischer ging frei "davon, aber die 
Phragmitesblätter tragen noch Narben von “den Zähnen des Teufels. 


Botaniska Sallskapet i Stockholm. 423 


Herr Professor A. G. Nathorst, der diese Eindrücke fast 
eonstant auf allen untersuchten Phragmitesblättern in der Nähe 
von Stockholm gefunden hatte, forderte mich auf, die Sache näher 
zu untersuchen und wenn möglich mechanisch zu erklären. 

Betrachtet man das Blatt von der unteren Seite, so treten 
die genannten Eindrücke als Erhebungen hervor, die unmittel- 
bar oberhalb einer schwach einge ‚rückten Zickzacklinie am höchsten 
sind, die aber nach oben, wo sie sich bisweilen etwas schief 
strecken, allmälig geringer werden. Rollt man das Blatt so zu- 
sammen, wie es in der Knospenlage liegt, so findet man, dass alle 
drei Erhebungen einander deeken und dass die Ziekzacklinie zu einem 
schiefen Ring rings um das zusammengerollte Blatt zusammenläuft. 
In den Blättern, wo die linke Seite (von vorn gesehen) der Blatt- 
scheide die rechte deckt, hat der linke Blattrand starken Ziekzack- 
eindruck und umgekehrt. Giebt es zwei Reihen von Eindrücken 
auf einem Blatte, so ist die obere so undeutlich, dass man nieht 
entscheiden kann, auf welcher Seite die Ziekzacklinie am deut- 
lichsten hervorvortritt. 

Es zeigt sich, dass die Ränder der jungen Blattscheiden von 
der Oeffnung her schief nach oben gehen, was auch bei dem voll 
entwickelten Blatte der Fall ist. Rollt man das Blatt so zusammen, 
wie es in der Knospenlage liegt, so findet man, wie gesagt, dass 
die drei Erhebungen einander deeken und dass die Fi 
einen einzigen schiefen Ring bildet. Die Erhebung tritt eben an 
derjenigen Stelle hervor, wo die Blattscheide am niedrigsten ist, 
wogegen der schiefe Ring da am höchsten aufsteigt, wo die Blatt- 
scheide am höchsten ist. Die zusammengerollten Blätter bilden 
übrigens nicht ein durchaus geschlossenes Rohr, denn vor und un- 
mittelbar über der Blattscheide findet man eine kleine dreieckige 
Oeffnung. 

Wie die genannten Bildungen, die drei Erhebungen und die 
Zickzacklinie entstehen, geht schon aus dem oben Nitgetheilten 
unter Berücksichtig ungd er Wachsthumsverhältnisse der Gras-Blätter 
und — Stämme deutlich hervor. Wie bekannt, befinden sich die Zu- 
wachszonen sowohl der Blattscheiden wie der Stämme intercalar 
unmittelbar oberhalb der Nodi. Die zarten Zuwachszonen werden 
dureh die aussen befindlichen älteren Blattscheiden gestützt, die 
ihren mehr entwickelten mechanischen Gewebesystemen zufolge 
ziemlich steif sind. Diese äusseren Blattscheiden sind bedeutend 
länger, als die innerhalb befindlichen Blattscheiden und Blätter, so 
dass an einer bestimmten Stelle die äussere Blattscheide bis 
einige Centimeter der zusammengerollten Scheibe des innerhalb 
liegenden Blattes umfasst. Setzen wir voraus, dass eine Zeit 
lang kein Zuwachs stattfindet, so wird ein Theil der Spreite des 
inneren Blattes aus der umgebenden Seheide hervorragen, und da 
dieser Theil grün ist, muss er dabei assimiliren. Diese Assimila- 
tionsprodukte dürften. zum Theil nach unten transportirt werden, 
um zum Wachsen der unteren Theile der Blattscheide und des 
Internodiums, wo der Zuwachs eigentlich stattfindet, beizutragen. 
Es handelt sich demnach hier um dasselbe, wie wenn man um 
den Stamm ein starkes Band herumbindet; es wird sich dann über 


ei ; 
424 Inhalt. — Inserat. 
dem Bande eine Erhebung bilden, da ein Theil des Nahrungs- 
stromes nicht vorbei passiren kann, sondern aufgehalten wird und 
so den Zuwachs an der oberen Seite verursacht. Da aber zu- 
gleich das zusammengerollte Blatt oberhalb der Oeffnung der 
Scheide selbst gepresst wird, so mag dieser Zuwachs hauptsächlich 
an der Seite stattfinden, wo der Druck am geringsten ist, und das 
wirdselbs tverständlich da der Fall sein, wo das umgebende zusammen- 
gerollte Blatt seine dreieckige Oeffnung hat. An der Oeffnung ist 
die umgebende Scheide immer enger. als unten, weshalb auch an 
diesem Orte das Wachsthum der Zellen am meisten gehindert 
wird und die besprochene Zickzacklinie hervortritt. 

In wie fern das gesteigerte Wachsthum bei der Bildung der 
Erhebungen mit einer Zellvermehrung oder einer Vergrösserung 
schon vorhandener Zellen verbunden ist, habe ich nicht entscheiden 
können. Wo diese Erhebungen sich schief nach oben strecken, 
beruht dieses offenbar auf einer Torsion des jungen Blattes, die 
man oft findet. Hervorzuheben ist indessen, dass die in der Jugend 
entstandenen Eindrücke nicht später ausgeglichen werden. Sie 
treten im Gegentheile mit der Zeit mehr hervor. Der Vorsprung 
oder das Zurückbleiben gewisser Zellen in der ersten Jugend 
macht sich während der ganzen Wachsthumsperiode geltend. Zur 
Erklärung, dass diese Erhebungen sich an einem oder bisweilen 
an zwei bestimmten Orten zeigen, müssen wir wohl eine Periodieität 
im Wachsthum der umgebenden oder der eingeschlossenen Blatt- 
scheiden voraussetzen, wobei der Druck während einer längeren 
Zeit auf denselben Punkt wirkt, denn wenn der Zuwachs die 
ganze Wachsthumsperiode hindureh gleichförmig vor sich ginge, 
wäre kein Grund für die Lokalisirung der Erhebungen an bestimmten 
Orten zu ersehen. 


(Fortsetzung folgt.) 


TIahalt: 
Wissenschaftliche Originalmit- Originalberichte gelehrter Ge- 
theilungen. sellschaften. 
Bokorny, Bemerkung zu Prof. Joseph Botanischer Verein in München. 


Boehm'’sMittheilung über Stärkebildunginden 
Blättern von Sedum spectabile Boreau, p. 414. 

Hanausek, Zur Frage über Nag-Kassar von 
Mesua ferrea, p. 415. 

Hansgirg, Bemerkungen über einige von 
S.Winogradsky neulich aufgestellte Gattun- 
gen und Arten von Bakterien, p. 413. 

Lauterbach, Untersuchungen über Bau und 
Entwicklung der Sekretbehälter bei den 
Cacteen. (Schluss), p. 409. 

Ludwig, Bemerkung über Phragmidium albidum 
(Kühn), p. 413. 


IV. ordentliche Monatssitzung. 
Montag, den 11. Februar 1889. 


Hartig, Ueber den Ort der Saftleitung im. 
Holze, p. 418. 

Harz, Bergwerkspilze. II. (Schluss), p. 416. 

Loew, Ueber Assimilation, p. 417. 


Botaniska Sällskapet i Stockholm. 
Sitzung am 21. September 1887. 
Wille, Das Scheitelzellwachsthum bei Lomen- 
taria kaliformis, p. 420. 
Wille, Der Teufelsbiss im Blatte von Phrag-- 
mites communis, p. 422. 


| darunter besonders 


Eine Sammlung ausgestopfter Vögel aus der 
schlesischen Fauna, 


viele seltene Wasservögel, zu verkaufen durch 


RR. Fritze, 
N.-Rydnitau (Post Czernitz) Ober-Schlesien. 


Ausgegeben: 26. März 1889. 
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


EN u. a 6 u u DE 


Tat. l. 


Artist.Anst.x.Th.Rischer. Casse) 


Botan. Centralblatt Bi. XNNVIL 1889. 


F.G.Kohl del. 


* 
— 


Artist. Anstv. Th. Fischer, Cassel. 


nr Er Tr 


Botan. (entralblatt BA.AXNI 1889. 


Artist. Anstv. Th. Fischer, (assel 


) 
1 
IE > - 
N = 


2} 


Ki 
4 


J ve 
” 


i 
1% 


WHOI LIBRARY z 


a 


WH 1975 S 


Y; 
B 
= 
8 
F ) 
E Y 
9% N 
’ 
% 
T > 
>> 
‘ps | 
k In 
{ F 
wi x 
Y 
_ > 
ER f 
r - 
Pi . 
| 
! y 
er 
x S | 
Zur 
s 
ei 


DR 


. 

Ku” B 

Y 

’ 

3 

; - 
j 
.- E 


a | 


MARINE BIOLOGIGAL LABORATORY. 


Received 
Accession No. 
Given by 


Place, 


*,* No book or pamphlet is to be removed from the Lab- 
oratory without the permission of the Trustees, 


% 


Acc” +16 


| Botanisches Gentralblatt. 


Referirendes Organ 


resammtgebiet der Botanik des In- nnd Anslandes, 


Zugleich Organ 
des 


Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet in Stockholm, der Gesellschaft für Botanik 

zn Hamburg, der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultar zu Breslan, 

der Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, der k. k, zoologisch- 

botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen Vereins in Lund und der Societas pro Fanna et 
Flora Fennica in Helsingfors, 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm za Dr. G. F. Kohl 


in Cassel in Marburg. 
Zehnter Jahrgang. 1889. 
II. Quartal. 


XXXVII. Band. 


Mit 15 Figuren. 


CASSEL. 
Verlag von Gebr. Gottheltft. 
1889. 


% 
her 7/ FE 


KA bi 


a Eu, 
a 


2/66 


Bande& X XWVLil: 


Systematisches Inhaltsverzeichniss.” 


I. Geschichte der Botanik: 


Herder, von, E. R. von Trautvetter. 


(Orig.) 


526, 561, 587, 621, 664 


II. Nomenclatur, Pfianzenamen, Terminologie etc.: 


Filet, Plantkundig Woordenboek voor 
Nederlandsch-Indi&E. Met korte aan- 
wijzingen van het geneeskundigen 
huishoudelijk Gebruik der Planten, 


en Vermelding der verschillende in- 
landsche en wetenschappelijke Bena- 
mingen. 440 
Fries, Terminologische Notizen. 700 


III. Allgemeine Lehr- und Handbücher, Atlanten: 


Helms, Ein kurzer Leitfaden der all- 


gemeinen Botanik. 482 
Sprockhoff, Schulnaturgeschichte. Ab- 
theilung Ill. Botanik. 3. Auflage. 
441 


Sprockhoff, Grundzüge der Botanik. Ein 
Hilfsbuch für den Schulgebrauch 


und zum Selbstunterrichte. 12. Auf- 
lage. 441 
— —, Einzelbilder aus dem Pflanzen- 
reiche. 5. Auflage. 441 


IV. Kryptogamen im Allgemeinen: 


Clos, De la dimidation des ätres et 


Dangeard, Recherches sur les Crypto- 


des organes dans le regne vegetal. monadinae et les Euglenae. 442 
173 
V.. Algen: 


Boldt, Desmidieer frän Grönland (Des- 
midieen aus Grönland). 736 
— —, Grundd:agen af Desmidieernas 
utbredning i norden (Grundzüge der 
Verbreitung der Desmidieen im 


Norden). 736 
Dangeard, Recherches sur les Crypto- 
monadinae et les Euglenae. 442 


Dosset y Monzon, Datos par la sinopsis 
de las Diatömeas de Aragon. 676 


Farlow, On some new or imperfectly 
known Algae of the United States. 
Je 626 

Hansgirg, Synopsis generum subgene- 
rumque Myxophycearum (Chanophy- 
cearum) hucusque cognitorum, cum 
descriptione generis novi „Dactylo- 
coccopsis“, 623 


Istvanfi, Die Ergebnisse der algolo- 
gischen Forschungen in den ober- 
ungarischen Torfgegenden. 672 


Kjellman, Ueber den Bau des Sprosses 
bei der Fucoideenfamilie der Chor- 
dariaceae. (Orig.) 697 

Klein, Beiträge zur Morphologie und 
Biologie der Gattung Volvox. 766 

— —, Morphologische und biologische 
Studien über die Gattung Volvox. 


766 

— —-, Neue Beiträge zur Kenntniss 
der Gattung Volvox. 766 
Lewin, Ueber spanische Süsswasser- 
Algen. (Orig.) 584 
Möbius, Beitrag zur Kenntniss der 


Algengattung Chaetopeltis Berthold. 
821 


*) Durch ein Versehen ist Bd. XXXVIII nicht von 1 ab paginirt worden. 
* 


IV 


Nordstedt, Fresh-Water Algae collected 
by Dr. S. Berggren in New-Zealand 
and Australia. 851 

Raciborski, Materyjiy do flory glonöw 
Polski. (Materialien zur Algenflora 
Polens.) 702 

Reinke, Algenflora der westlichen Ost- 
see Deutschen Antheils. 821 
‚„—, Ein Fragment aus der Natur- 
geschichte der Tilopterideen. 590 


vi. 


Baumgarten, Lehrbuch der patholo- 
gischen Mykologie. Vorlesungen für 
Aerzte und Studirende. II. Hälfte, 
2. Halbband, Lieferung 1. 604 

Beijerinck, Die Bakterien der Papilio- 
naceenknöllchen. 458 

Chmielewskij, Zur Frage über die Co- 
pulation der Kerne beim Geschlechts- 
process der Pilze. 789 

Costantin, Les Mucedinees simples, 
histoire, classification, culture et röle 
des champignons inferieurs dans les 
maladies des vegetaux et des ani- 
maux. 563 

Dangeard, M&moire sur les Chytridinees. 

53U 

Dietel, Ucber Rostpilze, deren T'’eleuto- 
sporen kurz nach ihrer Reife keimen. 


(Orig.) 577, 609, 657 
Engelmann, Die Purpurbakterien und 
ihre Beziehungen zum Licht. 627 


Eriksson, Fungi parasitieci scandinavici 
exsiecati. Fase. 6. (Orig) 786 
Ernst, Ueber Keru- und Sporenbildung 
bei Bakterien. 353 
Fayod, Vorläufige Bemerkung zur Frage 
des Autonomierechts des „Hymeno- 
conidium petasatum“ Zukal. 853 
Gobi. Ueber Pythium subtile Wahrlich. 


679 
Harkness, Fungi of the Pacifie Coast. 
628 
Henslow, I. Transpiration of living 


protoplasm; ]Ii. Transpiration and 
1II. Evaporation, in a saturated at- 
mosphere. 452 
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der 


Tuberacen und Elaphomyceten. 
(Orig.) 518, 553 
Karsten, Symbola ad mycologiam 
Fennicam. Pars XXIUI—XXVII 


485 


Reinsch, Species et genera nova Al- 
garum ex insula Georgia australi. 
821 

Rosenvinge, Sur la formation des pores- 
secondaires chez lez Polysiphonia. 
529 

— —, Sur la disposition des feuilles 
chez les Polysiphonia. 528 
Woltke, Zur Entwickelungsgeschichte 
der Urospora mirabilis Aresch. 483 


Pilze: 


Lagerheim, Sur un genre nouveau de 
Chytridiacees parasite des Uredo- 
spores de certaines Uredinees. 769 

Lagerheim, v., Revision der im Exsiccat 
„Kryptogamen Badens von Jack, 
Leiner und Stitzenberger“ enthaltenen 
Chytridiaceen, Peronosporeen, Usti- 
lagineen und Uredineen. 849 

Lister, Notes on the Plasmodium of 
Badhamia utricularis and Brefeldia 
maxima. 443- 

Meyer, Untersuchungen über die Ent- 
wieklung einiger parasitischer Pilze 
bei saprophytischer Ernährung. 827 

Peck, Forty-first annual report of the 
trustees of the State Museum of 
Natural History for the year 1887. 

735 

Raunkier, Myxomycetes Daniae eller 

Danmarks Slimsvampe, tilligemed et 


Forsög til en Myxomyceternes 
Systematik. 676 
Schlitzberger, Unsere häufigeren ess- 
baren Pilze. In 22 naturgetreuen: 


und feinkolorirten Abbildungen nebst 
kurzer Beschreibung und Anleitung 
zum Einsammeln und zur Zubereitung. 
.2. Aufl. 739 
Ziliakow, Zur Myxomycetenflora des 
Gouvernements Kazan. 678 
Zopf, Zur Kenntniss der Infektions- 
krankheiten niederer Thiere und 
Pflanzen. 641 
‚ Oxalsäuregährung (an Stelle 
von Alkoholgährung) bei einem 
typischen (endosporen) Saecharomy- 
ceten (S. Hansenii n. sp. 592° 
Zukal, Hymenoconidium petasatum. Ein 
neuer Pilz. 852. 


VII. Flechten: 


Fries, Einige Bemerkungen über die 
Gattung Pilophorus. (Orig.) 764 
Müller, Graphideae Fe&eanae inclus. 
trib. affinibus nec non Graphideae 
exoticae Acharii, El. Friesii et Zen- 


keri e novo studio speciminum origi-- 
nalium expositae et in novam dis- 
positionem ordinatae. 628 
Müller, Revisio Lichenum Feeanorum. 
445- 


VIII. Muscineen: 


-Grönwall, Ueber die Stellung der 


männlichen Blüten bei den ÖOrtho- 
trichum-Arten. (Orig.) 759 
-Guinet, Catalogue de Mousses des 
environs de Gen&ve. 565 


Haberlandt, Ueber 
tbum und den 


das Längenwachs- 
Geotropismus der 


Rhizoiden von Marchantia und Lunu- 


laria. 329 
Rabenhorst, Kryptogamen-Flora von 
Deutschland, Oesterreieh und der 


Stephani, Westindische Hepaticae. 740 
Schweiz. Bd. IV. Die Laubmoose v. 
Limpricht. Lief. 9. 702 


IX. Gefässkryptogamen: 


Baker, On a third colleetion of Ferns 
made in West Borneo by the Bishop 
of Singapore and Sarawak. 485 

Beddome, Two new Athyriums from 
the N. W. Himalayas. 329 


Dörfler, Ueber Varietäten und Miss- 
bildungen des Equisetum Telmateja 
Ehrh. 854 

Greene, Studies in the botany of 
California and parts adjacent. VI. 

637 


X. Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie: 


Aggjenko, Notiz über einen Fall auf- 
fallend schnellen Wachsthums. 742 
Almquist, Ueber die Honigerzeugung 
bei Convallaria polygonatum und €. 
multiflora. (Orig.) 663 
Ueber die sogen. Schüppchen 
der Honigsgrube bei Ranunculus. 
(Orig.) 662 
Andersson, Entwickelung der primären 
Gefässbündelstränge der Monokotylen. 
556, 618 


Batalin, Ueber den Eiufluss der 
Feuchtigkeit der Samen auf ihre 
Keimung. 706 


Bordzilowski, Ueber die Entwiekelung 
der beerenartigen und fleischigen 
Früchte. I. 192 

Borowski, Untersuchung des ana- 
tomischen Baues und der technischen 
Eigenschaften des Holzes von Pista- 
cia mutica. 794 

Briosi, intorno alle sostanze minerali 
nelle foglie delle piante sempreverdi. 
Prima serie. 771 

Buchenau, Ueber die Vegetationsver- 
hältnisse des „Helms” (Psamma 
arenaria Roem. et Schult.) und der 


verwandten Dünengräser. 835 
Chmielewskij, Zur Frage über die 
Copulation der Kerne beim Ge- 
schlechtsprocess der Pilze. 789 


-—.—, Zur Frage über die Wasser- 
aufnahme durch die oberirdischen 
Organe der Pflanzen. 790 

(los, De la dimidation des ätres et 
des organes dans le r&gne vegetal. 

773 

Dammer, Beiträge zur Kenntniss der 
vegetativen Organe von Limnobium 
stoloniferum Grisebaclı nebst einigen 
Betrachtungen über die phylogene- 
tische Dignität von Diclinie und 
Hermaphroditismus. 743 


Dennert, Anatomie und Chemie des 
Blumenblatts. (Orig.) 425, 465, 513,545 
Dobrowlianskij, Vergleichende Anatomie 
der Blätter der Salicineen. 487 
Duchartre, Note sur un cas d’abolition 
du geotropisme. 566 
Engelmann, Die Purpurbakterien und 
ihre Beziehungen zum Licht. 627 
Engler und Prantl, Die natürlichen 
Pflanzenfamilien. Lief. XV. Cypera- 
ceen. Riedgräser von F. Pax. 859 
Ernst, Ueber Kern- und Sporenbildung 
bei Bakterien. 353 
Focke, Rosaceae (erster Theil). Natürl. 


Pflanzenfamilien von Engler und 
Prantl, Lieferung 24. 488 
Gregory, Development of corkwings 
on certain trees. 567 


Gulbe, Ueber die periodische Activität 
des Cambiums in den Wurzeln 
unserer Bäume. 487 

Haberlandt, Zur Anatomie der Begonien. 

aul 

— -—, Ueber das Längenwachsthum 
und den Geotropismus der Rhizoiden 
von Marchantia und Lunularia. 829 

Hansen, Die Farbstoffe des Chloro- 
phylis. * 632 

Hegler, Thallin ein neues Holzreagens. 
(Orig.) 616 

Henslow, 1. Transpiration of living 
protoplasm; II. Transpiration and 
III. Evaporation in a saturated at- 


mosphere. 452 
Hovelacque, Caracteres anatomiques 
generaux de la tige des Bignoniacees. 
534 

Huth, Ueber stammfrüchtige Pflanzen. 
742 

— —, Die Verbreitung der Pflanzen 
durch die Excremente der Thiere. 
774 


Johanson, Ueber das Vorkommen von 
als Reservenahrung fungirender 


VI 


Cellulose in den Zwiebelblättern von 
Poa bulbosa L. und in den Stamm- 


knollen von Molinia coerulea 
Moench. (Orig.) 697 
Jungner, Ueber die Anatomie der Dio- 
scoreaceen. (Orig.) 733 
Karlsson, Das Transfusionsgewebe bei 
den Coniferen. (Orig.) 730 


Kerner v. Marilaun, Ueber das Wech- 
seln der Blütenfarbe an einer und 
derselben Art, in verschiedenen Ge- 


genden. 832 
Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der 
Pflanze. (Orig.) 471 


— —, Entgegnung auf Herrn Dr. Weh- 
mer’sMittheilung: Zur Caleiumoxalat- 
frage. (Orig.) 649 

Kononczuk, Ueber die lokale oder ein- 
seitige Hartschichtigkeit des Holzes. 


794 
Krabbe, Zur Kenntniss der fixen Licht- 
lage der Laubblätter. 704 


Kraus,C., DasWurzelsystem der Runkel- 
rüben und dessen Beziehung zur 
Rübenkultur. 340 

Kraus, Gregor, Grundlinien zu einer 
Physiologie des Gerbstoffs. 447 

Kruticky u. Bielkowsky, Ueber die 
Diosmose durch die Cellulose-Häut- 
chen aus Phragmites communis. 486 

Laux, Ein Beitrag zur Kenntniss der 
Leitbündel im Rhizom monocotyler 
Pfianzen. 833 

Levi-Morenos, Contribuzione alla conos- 


cenza dell’ antocianina studiata in 
aleuni peli vegetali. 770. 
Lister, Notes on the Plasmodium of 


Badhamia utricularis and Brefeldia 
maxima. 443. 
Loew u. Bokorny, Ueber das Verhalten 
von Pfianzenzellen zu stark verdünn- 
ter alkalischer Silberlösung. (Orig ) 
581, 612. 

Lundström, Einige Beobachtungen über 
Calypso borealis. (Orig.) 697. 


Mangin, Sur la constitution de la mem- 
bran des vegetaux. 451. 
— —, Recherches sur la penetration ou 
la sortie des gaz dans ies plantes. 
531 

Mattei, I lepidotteri e la dicogamia. 
792 

Mez, Beiträge zur Kenntniss des Um- 
belliferen-Embryos. 112 
Molisch, Ueber den Farbenwechsel an- 
thokyanhaltiger Blätter bei rasch ein- 
tretendem Tode. 566. 
— — u Zeisel, Ein neues Vorkomn:en 
von Cumarin. 830 
Monteverde, Ueber den Einfluss des 
Lichts auf die Bildung des oxalsauren 
Kalks in den Pflanzen. 486 


Nickel, Bemerkungen über die Farben-. 
reaktionen und die Aldehydnatur des 


Holzes. (Orig.) 753 
Ochsenius, Ueber Maqui. (Orig.) 689, 
721 


Oliver, On the structure, development, 
and affinities of Trapella Oliv., a 
new genus of Pedalineae. 744 

Pfeffer, Ueber Oxydationsvorgänge in 
lebenden Zellen. 593 

Prael, Vergleichende Untersuchungen 
über Schutz- und Kernholz der Laub- 
bäume. 709 

Pringsheim, Ueber die Entstehung der 
Kalkinkrustationen an Süsswasser- 


pfianzen. 452° 
Radlkofer, Ueber einige Capparis-Arten. 
Zweite Mittheilung. 712 
Robertson, Fertilization of Calopogon 
parviflorus Lindl. 533 
— —, Effect of the wind on bees and 
flowers. 534 
— —, Notes on the mode of pollination 
of Asclepias. 597 
— —, Insect relations of certain Ascle- 
p3adsz2EIIE 597 
Rosenvinge, Sur la disposition des 


feuilles chez les Polysiphonia. 528 
— —, Sur la formation des pores se- 
condaires chez les Polysiphouia. 529 
Sanderson, Die elektrischen Erschei- 
nungen am Dionaeablatt. 707 
Scholz, Morphologie der Smilaceen mit 
besonderer Berücksichtigung ihres 
Sprosswechsels und der Anatomie der 
Vegetationsorgane. 602 
Schwendener, Die Spaltöffnungen der 
Gramineen und Cyperaceen. 601 
Senft, Der Erdboden nach Entstehung, 
Eigenschaften und Verhalten zur 
Pflanzenwelt. 839 
Simek, Der Cotyledon und das normale 
Blatt. 832 


Solereder, Beiträge zur vergleichenden 
Anatomie der Aristolochiaceen nebst 
Bemerkungen über den systematischen 
Werth der Sekretzellen bei den Pi- 
peraceen und über die Struktur der 
Blattspreite bei den Gyrocarpeen. 855 

Steinbrinck, Ueber die Abhängigkeit der 
Richtung hygroskopischer Spann- 
kräfte von der Zellwandstructur. 533 

Strübing, Die Vertheilung der Spalt- 
öffnungen bei den Coniferen. 568 

Tschernich, Ueber die Bedeutung des 
Pollens für die Charakteristik der 
Pflanzen. 833 

Wehmer, Das Verhalten des oxalsauren 
Kalkes in den Blättern von Symphori- 
carpus, Alnus und Crataegus. 594 

‚ Zur Caleiumoxalatfrage. (Orig.) 

648 


a 


v1 


Wiesner, Zur Erklärung der wechseln- 
den Geschwindigkeit des Vegetations- 
rhythmus. 830 

— —, Der absteigende Wasserstrom 
und dessen physiologische Bedeutung 
— mit Rücksicht auf das Gesetz 


der mechanischen Coineidenz im Or- 
ganismus. 595 
Wigand. Nelumbium speeiosum W., eine 
monographische Studie. 635 


Wisselingh, van, Sur la paroi des cel- 
lules sub£reuses. 710. 


XI. Systematik und Pfianzengeographie: 


Aggjenko, Ueber die Pflanzenformationen 
der Taurischen Halbinsel. 491 
Almquist, Ueber eine eigenthümliche 
Form von Potamogeton filiformis. 
(Orig.) 662 
— —, Ueber die Gruppen-Eintheilung 
und die Hybriden in der Gattung Po- 
tamogeton. (Orig.) 619 
Ueber die schwedischen Pota- 


’ 


mogeton-Formen aus der Gruppe 

„Ligulati“. (Orig.) 439 

— —, Ueber das Vorkommen von 
Euphrasia Salisburgensis. (Orig.) 

696 


Ärrhenius, Ueber Polygonum Rayi Bab. 
var borealis A. Arrh. n. var. (Orig.) 481 
Batalin, Die in Russland verbreiteten 


Hirsearten. 503 
Brenner, Ueber einige Ruderalpflanzen. 
(Orig.) 481 


Buchenau, Ueber die Vegetationsver- 
hältnisse des „Helms“ (Psamma are- 
naria Roem. et Schult.) und der ver- 


wandten Dünengräser. 835 
Cosson, Illustrationes Florae Atlanticae. 
Fasc. II. 111. 797 
Eriksson, Ueber Gerste-Varietäten und 
-Sorten. (Orig.) 694 
— —, Ueber eine neue Fahnenhafer- 
Varietät. (Orig.) 787 


Engler und Prantl, Die natürlichen 
Pflanzenfamilien. Lief. XV. Cypera- 
ceen. Riedgräser von F. Pax. 859 


Focke, Rosaceae. Theil I. 488 
Fowler, On the aretic flora of New- 
Brunswick. 639 


Gordjagin, Flora der Umgebung von 
Krassnoufimsk im Gouvernement 
Perm. 455 

Goroschankin, Materialien zur Flora des 
Gouvernements Moskau. 456 

Greene, Studies in the botany of Cali- 
fornia and parts adjacent. VI. 637 

— —, Some American Polemoniacene. 

778 

— —, New or noteworthy species. 775 

— —, Some West American Asperi- 
foliae. III. 684 

‚ West-American phases of the 

genus Potentilla. 683 


Hetley, ‘The native flowers of New-Zea- 


land, illustrated in colours. 507 
Himpel, Excursionsflora für Lothringen. 
490 


Huth, DieVerbreitung der Pflanzen durch 
die Excremente der Thiere. I. 774 
Jungner, Ueber Rumex crispus L. X 
Hippolapathum Fr. (Orig.) 733 
Kusnetzoff, Natur und Bewohner der 
östlichen Seite des nördlichen Urals. 
494 

Lundström, Einige Beobachtungen über 
Calypso borealis. (Orig.) 697 
Mueller, Notes on Australian Logania- 
ceae. 461 
Ochseninus, Ueber Maqui. (Orig.) 689, 
721 


Oliver, On the structure, development, 
and affınities of Trapella Oliv., a 
new genus of Pedalinea. 744 

Peck, Forty-first annual report of the 
trustees of the State Museum of 
Natural Hystory for the year 1887. 

735 

Perez-Lara, Florula Gaditana. Pars U. 

796 

Prahl, Kritische Flora der Provinz 
Sehleswig-Holstein, des angrenzenden 
Gebietes der Hansestädte Hamburg 
und Lübeck und des Fürstenthums 
Lübeck. Unter Mitwirkung von R. 


v. Fischer Benzon und E. H. L. 
Krause. Theil ]. Schul- u. Excursions- 
fiora. 489 
Preaubert, Revision des Violariees de 
la flore de Maine-et-Loire. 712 
Radlkofer, Ueber einige Capparis-Arten. 
Zweite Mittheilung. 712 


Regel, Russische Dendrologie oder Auf- 
zählung und Beschreibung der Holz- 
arten und perennirenden Schling- 
pflanzen, welche in Mittelrussland 
im Freien aushalten, nebst Angaben 
über ihre Kultur und Verwendung in 
Gärten. 542. 

Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov. 
sp. und Rosa subduplicata Borb. var. 
nov. albiflora A. Richt. (Orig.) 817 

Saelan, Ein bisher unbeschriebener 
Bastard von Pyrola minor L. und P. 
rotundifolia L. (Orig.) 524 


VIII 


(Orig.) 
525 
— —, Eine Scrophularia nodosa L. mit 
gelblich-grünen Blüten. (Orig.) 525 
Scheutz, Plantae vasculares Jenisseenses 
inter Krasnojarsk urbem et ostium 
Jenissei fluminis hactenus lectae. 746 


Saelan, Ueber Ballastpflanzen. 


775 
Schmidely, Catalogue raisonn& des Ron- 
ces des environs de Geneve. 680 


Smirnoff, Aufzählung der Arten der Ge- 
fässpllanzen des Kaukasus. 498, 535, 
569, 602. 

Solereder, Beiträge zur vergleichenden 
Anatomie der Aristolochiaceen nebst 
Bemerkungen über den systematischen 
Werth der Sekretzellen bei den Pi- 
peraceen und über die Struktur der 
Blattspreite bei den Gyrocarpeen. 855 
Thedenius, Einige eigenthümliche Pha- 
nerogamenformen aus Ahus, Skäne 
(südlichem Schweden). (Orig.) #96 
Tiselius, Ueber Potamogeton fluitans 
Roth. (Orig.) 438 


Tschernich, Ueber die Bedeutung des 
Pollens für die Charakteristik der 
Pflanzen. 833 

Velenovsky, Resultate der zweiten bo- 
tanischen Reise nach Bulgarien. 640 

Wessel, Flora Ostfrieslands. Eine Ein- 
leitung zur leichten und sicheren Be- 
stimmung der in Ostfriesland und 
dem preuss. Jadegebiet wild wachsen- 
den, sowie der in Gärten und Feldern 
häufiger gebauten Gefässpflanzen. 

454 

Widmer, Beitrag zur Kenntniss der 


rothblühenden Alpenprimeln. 679 
Wigand, Nelumbium speciosum W. 
635 


Winkler, Decas quinta Compositarum 
novarum Turkestaniae nec non Bu- 
charae incolarum. 540 

Witich, Pflanzen -Arealstudien. Die 
geographische Verbreitung unserer 
bekanntesten Sträucher. 535 


XII. Phaenologie. 


Hoffmann, Ueber den praktischen Werth 
phänologischer Beobachtungen. 837 
Wittich, Pflanzen - Areal- Studien. Die 
geographische Verbreitung unserer 
bekanntesten Sträucher. 535 


XIII. 


Feistmantel, Ueber die geologischen u. 
paläontologischen Verhältnisse des 
Gondwäna-Systems in Tasmanien etc. 

801 

Ramann, Die v. Post’schen Arbeiten 


über Schlamm, Moor, Torf und 
Humus. 362 
Schenk, Bemerkungen über einige 


Pflanzenreste aus den triasischen und 


Wojekoff, Metereologische landwirth- 
schaftliche Beobachtungen in Russland 
in den Jahren 1885 und 1886 540 


Palaeontologie: 


liasischen Bildungen des Comersees. 
714 

Stur, Die Calamarien der Carbonflora 
der Schatzlarer Schichten. Beiträge 
zur Kenntniss der Flora der Vorwelt. 
Bd. II. Abth. 2. 7179, 797 
Weiss, Ueber neue Funde von Sigillarien 
in der Wettiner Steinkohlengrube. 
571 


XIV. Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Beijerinck, Dis Bakterien der Papiliona- 
ceenknöllchen, 458 
Brunchorst, Ueber eine neue verheerende 
Krankheit der Schwarzföhre (Pinus 
austriaca Hörs.). 507 
Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleuto- 
sporen kurz nach ihrer Reife keimen. 
(Orig.) 577, 609, 657 


Duchartre, Note sur un cas d’abolition 
du geotropisme. 566 
Molisch, Ueber den Farbenwechsel antho- 
kyanhaltiger Blätter bei rasch ein- 


tretendem Tode. 566 
Zopf, Zur Kenntniss der Infections- 


krankheiten niederer Thiere und Pflan- 
zen, 641 


XV. Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Baumgarten, Leiıbuch der pathologi- 
schen Mykologie. Vorlesungen für 
Aeızte und Studirende. I!. Hälfte. 2. 
Halbband Lief. 1. 604 

Moeller, Lehrbuch der Pharmacognos>ie 

454 


Schlitzberger, Unsere häufigeren essbaren 


Pilze, 22. Auf. 739 
Zopf, Zur Keunntniss der Infektions- 
krankheiten niederer Thiere und 


Pflanzen. 641 


IX 


ZVT. 


Batalin, Die in Russland verbreiteten 
Hirsearten. 503 
— —, Ueber den Einfluss der Feuchtig- 
keit der Samen auf ihre Keimung. 
706 

Buchenau, Ueber die Vegetationsver- 
hältnisse des „Helms“ (Psamma are- 
naria Roem et Schult.) und der ver- 
wandten Dünengräser. 8335 
Eriksson, Gerste-Varietäten und -Sorten. 


(Orig.) 694 
— —, Eine neue Fahnenhafer-Varietät. 
(Orig.) 787 


Hoffmann, Ueber den praktischen Werth 
phänologischer Beobachtungen. 837 
Kraus, Das Wurzelsystem der Runkel- 
rüben uud dessen Beziehungen zur 
Rübenkultur. 840 
Lierau, Das botanische Museum und 
bot. Laboratorium für Waarenkunde 
zu Hamburg. (Orig.) 431, 476, 521, 
558. 

Ochsenius, Ueber Maqui. (Orig.) 689, 
721 


Pereira Cotinho, Curso de silvicultura. 
MIT 572 
"Ramann, Die v. Post’schen Arbeiten 
über Schlamm,. Moor, Torf und 
Humus. 362 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Regel, Russische Dendrologie oder Auf- 
zählung und Beschreibung der Holz- 
arten und perennirenden Schlingpflan- 
zen, welchein Mittelrussland im Freien 
aushalten, nebst Angaben über ihre 
Kultur und Verwendung in Gärten. 
2. verb. u. verm. Aufl. 2. Heft. 542 

Sadebeck, Ostafrikanische Nutzpflanzen 


und Colonialproducte. (Orig.) 435, 
479 
Semler, Die tropische Agrikultur. Ein 


Handbuch für Pflanzer und Kaufleute. 
Bd. ROTE TE 804 
Senft, Der Erdboden nach Entstehung, 
Eigenschaften und Verhalten zur 
Pflanzenwelt. 839 
Schlitzberger, Unsere häufigeren essbaren 
Pilze. In 22 naturgetreuen und fein- 
kolorirten Abbildungen nebst kurzer 
Beschreibung und Anleitung zum Ein- 
sammeln und zur Zubereitung. 2. Aufl. 
739 

Wiesner, Zur Erklärung der wechselnden 
Geschwindigkeit des Vegetations- 
rhythmus. 830 
Wittmack, Ueber einen Roggen aus dem 
dreissigjährigen Kriege. 714 


XVII. Neue Litteratur: 
P. 460, 507, 537, 573, 605, 652, 685, 715, 749, 782, 812, 845. 


XVII. Wissenschaftliche Original-Mittheilungen und Berichte: 


Almqguäst, Ueber die Honigerzeugung bei 
Convallaria polygonatum und U. multi- 
flora. 663 

— —, Ueber die schwedischen Potamo- 
geton-Formen aus der Gruppe „Ligu- 
Iatı7? 439 

— —, Ueber die Gruppen-Eintheilung 
und die Hybriden in der Gattung 
Potamogeton. 619 

‚ Ueber die sogen. Schüppcehen 
der Honiggrube bei Ranuneulus. 662 

— —-, Ueber eine eigenthümliche Form 
von Potamogeton Ailiformis. 662 

— —, Ueber das Vorkommen von Eu- 
phrasia Salisburgensis. 696 

Andersson, Ueber die Entwicklung der 
primären Gefässbündelstränge der 
Monokotylen. 586, 618 

Arrhenius, Ueber Polygonum Rayi Bab. 
f. borealis A. Arrh. n f. 481 

Brenner, Ueber einige Ruderalpflanzen. 

481 

_Dennert, Anatomie und Chemie des 

Blumenblatts. 425, 465, 513, 545 


Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleuto- 
sporen kurz nach ihrer Reife keimen. 
577, 609, 657 

Eriksson, Gerste-Varietäten und -Sorten. 


694 

— —, Eine neue Fahnenhafer-Varietät. 
787 

— —, Fungi parasitici scandinaviei 
exsiccati. Fasc. 6. 786 


Fries, Einige Bemerkungen über die 
Gattung Pilophorus. 764 
— —, Terminologische Notizen. 700 
Grönwall, Ueber die Stellung der männ- 
lichen Blüten bei den Orthotrichum- 


Arten. 759 
Hegler, ,‚Thallin, ein neues Holzreagens.““ 
616 


Herder, v., E. R. v. Trautvetter 526, 
561, 537, 621, 664 

Hesse, Zur Entwieklungsgeschichte der 
Tuberaceen und Elaphomyceten. 518, 
553 

Johanson, Ueber das Vorkommen von 
als Reservenahrung fungirender Cellu- 


lose in den Zwiebelblättern von Poa 
bulbosa L. und in den Stammknollen 
von Molinia coerulea Moench. 697 


Jungner, Ueber Rumex erispus L X 
Hippolapathum Fr. 733 
— —, Ueber die Anatomie der Diosco- 
reaceen. 733 
Karlsson, Ueber das Transfusionsgewebe 
bei den Coniferen. 730 
Kjellman, Ueber den Bau des Sprosses 
bei der Fucoideen-Familie der Chor- 


dariaceae. 697 
Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der 
Pflanze. A471 


— —, Entgegnung auf Herrn Dr. 
Wehmer’s Mittheilung: Zur Calcium- 
oxalat-Frage. 649 


Lewin, Ueber spanische Süsswasser- 
Algen. 584 
Lierau, Das botanische Museum und 
bot Laboratorium für Waarenkunde 
zu Hamburg. 431, 476, 521, 558 
Loew und Bokorny, Ueber das Ver- 
halten von Pflanzenzellen zu stark 


verdünnter alkalischer Silberlösung. 
581, 612 

Lundström, Einige Beobachtungen über 
Calypso borealis. 697 
Nickel, Bemerkungen über die Farben- 
reaktionen und die Aldehydnatur des 
Holzes. 753 
Ochsenius, Ueber Maqui. 689, 721 
Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov. 
sp. und Rosa subduplicata Borb. var. 
nov. albiflora A. Richt. 817 
Sadebeck, Ostafrikanische Nutzpflanzen 
und Colonialproducte. 435, 479 
Saelan, Eine Serophularia nodosa L. 
mit gelblich-grünen Blüten. 525 
— —, Ein bisher unbeschriebener 
Bastard von Pyrola minor L. und P. 
rotundifolia L. 524 
— —, Ballastpflanzen. 525 
Thedenius, Einige eigenthümliche Pha- 
nerogamen-Formen aus Ahus, Skäne 
(südliches Schweden). 696 
Tiselius, Ueber Potamogeton fluitans 
Roth. 438 
Wehmer, Zur Calciumoxalat-Frage. 648 


XIX. Botanische Gärten und Institute: 


Lierau, Das botanische Museum und 
bot. Laboratorium für Waarenkunde 
zu Hamburg. (Orig.) 431, 476, 521, 

558 


Peck, Forty-first annual report of the 
trustees of the State Museum of 
Natural History for the year 1887. 

735 

Vergl. 670, 735. 


XX. Sammlungen: 


Eriksson, Fungi parasitici scandinavici 


exsiccati. Fasc. 6. (Orig.) 786 
Lagerheim, v., Revision der im Exsiccat 
„Kryptogamen Badens von Jack, 


Leiner und Stitzenberger“ enthaltenen 
Chytridiaceen, Peronosporeen, Usti- 
lagineen und Uredineen. 849 


E. R. v. Trautvetter hat sein Herbarium 
dem Kais. bot. Garten zu Petersburg 
vermacht 671 

Vergl. 671. 


XXI. Instrumente, Präparations- und Conservationsmethoden etc. : 


Braemer, Un nouveau reactiv histo- 
chimique des tannins. 82C 
Hansen, Die Farbstoffe des Chlorophylils. 
632 

Hegler, „Thallin, ein neues Holzreagens.“ 
(Orig.) 616 
Heinsius, Eine Verbesserung der Abbe- 
schen Camera lucida. 819 
Koch, Eine Combination von Schrauben- 
mikrometerundGlasmikrometerocular. 
819 

Kokl, Entgegnung auf HerrnDr.Wehmers 
Mittheilung: ZurCalciumoxalat-Frage. 
(Orig.) 649 


Kraus, Grundlinien zu einer Physiologie 
des Gerbstoffs. 447 
Loew und Bokorny, Ueber das Verhalten. 
von Pflanzenzellen zu stark verdünnter 
alkalischer Silberlösung. (Orig.) 581, 
612 

Mangin, Recherches sur la penetration 
ou la sortie des gaz dans les plantes. 
531 

Nickel, Bemerkungen über die Farben- 
reaktionen und die Aldehydnatur des 
Holzes. (Orig.) 753 
Pfeffer, Ueber Oxydationsvorgänge in 
lebenden Zellen. 593 


XI 


Schimenz, Ein Athemschirm. 819 
Wehmer, Zur Calciumoxalat- Frage. 
(Orig.) 648 


Wisseling, van, Sur la paroi des cellules 
subereuses. 710 
Vergl. 671, 735, 766. 


XXI. Originalberichte gelehrter Gesellschaften: 


Botanischer Verein in Lund. 727, 756 
Botanischer Verein in München. 616 
Botaniska Sällskapet in Stockholm. 438, 
584, 618, 661, 694, 785 

Botaniska Sektionen af Naturvetens- 
kapliga Studentsällskapet i Upsala. 
697, 731, 760 


Gesellschaft für Botanik zu Hamburg.. 
435, 479 

Societas pro Fauna et Flora fennica in 
Helsingfors. 481, 524 


XXIII. Botanische Ausstellungen und Congresse, ausgeschriebene Preise 
und Aufrufe. 


Allgemeine Gartenbau - Ausstellung in 


Berlin. 644 
Cercle Floral d’Anvers. 647 
Congress in Paris. 576 


Preisausschreiben der Societe de phy- 
sique etd’histoire naturelle de Gen&ve. 


XXIV. Personalnachrichten : 


Dr. Hermann Ambronn (a. o. Professor 

in Leipzig). 687 
Dr. Douglas H. Campbell (Associate- 

Professor in Bloomington). 464 
Karl Deschmann (Y). 542 
Dr. H. Th. Geyler (F). 464 
Dr. B. D. Halsted (Professor in New- 


Brunswick). 783 
Dr. Emil Heinricher (a. o. Professor u. 
Director in Innsbruck). 719 
Dr. Hermann Hoffmann (70. Geburtstag). 
542 

St. Jaksic (Professor und Direktor in 
Belgrad). 542 


Dr. Gustav von Lagerheim (Attache in 
Lisbonne). 784 


576 

Aufruf (Prof. Leitgeb }). 543. 
Dr. Antoine Mougeot (F). 542 
Dr. Ferdinand Nobbe (Geheim. Hofrath).. 
751 

L. H. Pammel (Professor in Ames). 784 
Dr. August Progel (7). 687 
Dr. Heinrich Gustav Reichenbach (F). 
751 

Dr. Sagot (7). 719 
N. J. W. Scheutz (7). 464 
Dr. Roland Thaxter (Mycologist in 
New Haven). 464 
Dr. @. Seguenza (7). 464 


Dr. P, Ulitzsch (nach Möckern). 576- 
A. Vinge (Docent in Lund). 751 


XII 


Autoren-Verzeichniss: 


A. 
Aggjenko, W. 491, 742 
-Almquist, S. 439, 619, 662, 


663, 696 
Andersson, S. 586, 618 
Arrhenius, Axel. 481 

B. 

Baker, J. G. 485 
Batalin, F. A. 503, 706 
Baumgarten, P. 604 
Beddome, R. H. 829 


Beijerinck, M. W. 458 
Bielkowsky. 486 
"Bokorny, Th. 581, 612 
Boldt, Rob. 736 
Bordzilowski, J. 792 
Borowski, J. 794 
‚Braemer, M. 820 
Brenner, M. 481 
Briosi, Giovanni. 771 
‚Brunchorst, J. 507 
Buchenau, F. 835 
C. 
Chmielewskij, W. 789, 790 
Clos, D. 773 
Cosson, E. 7197 
-Costantin, J. 563 
D. 
Dammer, U. 743 


Dangeard, P. A. 442, 530 
Dennert, E. 425, 465, 513, 

545, 635 
Dietel, Paul. 577, 609, 657 


Dobrowliansky, W. 487 
Dörfler, J. 854 
Dosset y Monzön, J. A. 

676 
Duchartre, P. 566 

E. 

Engelmann, Th. W. 627 
Engler. 859 


Eriksson, J. 694, 786, 787 


Ernst, Paul. 853 
F. 

Farlow, W. G. 626 

Fayod, V. 353 


Feistmantel, Ottokar. 801 
Filet, G. J. 440 
Fischer-Benzon, R. v. 489 


Focke, W. O0. 488 
Fowler, J. 639 
#ries, T’h. 700, 731, 764 


6. 
Gobi, Ch. J. 679 
Gordjagin, A. 455 
Goroschankin, J. N. 456 


Greene, Edward Lee. 637, 
683, 684, 775, 778 


Gregory, Emily L. 567 
Grönwall, A. L. 759 
Guinet, A. 565 
Gulbe, L. A. 487 
H. 
Haberlandt, G. 711, 829 
Hansen, Adolph. 632 
Hansgirg, A. 623 
Harkness, H. W. 628 
Hegler, R. 616 
Heinsius, H. W. 819 
Helms, K. 482 
Henslow, G. 452 
Herder, F. G. v. 526, 561, 
587, 621, 664 
Hesse, R. 518, 553 
Hetley, Charles. 507 
Himpel, J. St. 490 
Hoffmann, H. 837 
Hovelacque, M. 534 
Huth, E. 742, 774 
l. 
Istvänfi, Jul. 672 
J. 

Johanson, C. J. 697 
Jungner, J. R. 733, 734 
K. 

Karlsson, G. A. 730 
Karsten, P. A. 485 
Kerner von Marilaun, A. 

832 
Kjellman, F. R. 697 
Klein, L. 766 
Koch, Alfred. 8319 
Kohl, F. G. 471, 649 
Kononcezuk, P. 794 
Krabbe, G. 704 
Kraus, C. 840 
Kraus, Gregor. 447 
Krause, E. H.L. 489 
Kruticky. 486 
Kusnetzoft, N. J. 494 

L. 

Lagerheim, G. 769, 849 
Laux, W. 8333 


Levi-Morenos, Dav. 770 


Lewin, M. 584 
Lierau, M. 431, 476, 521, 

558 
Limpricht, K. G. 702 
Lister, Arthur. 443 


Loew, O0. 581, 612, 615 
Lundström, A. N. 697 


M. 
Mangin, L. 451, 531, 534 


Mattei, G. E. 792 
Meyer, Bernh. 827 
Mez, Carl. 17172 
Möbius, M. 821 
Moeller, J. 459 
Molisch, H. 566, 830 
Monteverde, N. A. 486 


Mueller, Ferd. Baron von. 


461 
Müller, J. 445, 628 
N. 

Nickel, Emil. 753 
Nordstedt, Otto. s5l 
®. 

Ochsenius, Carl. 689, 721 
Oliver, F. W. 744 
P. 

BPaxahh 859 
Peck, C. H. 735 
Pereira Cotinho, A. X. 572 
Perez-Lara, Jose. 796 
Pfeffer, W. 593 
Pra&l, Edmund. 709 
Prahl, Peter. 489 
Prantl. 859 
Preaubert, E. 712 
Pringsheim, N. 452 
R. 
Rabenhorst, L. 702 
Raciborski, M. 702 
Radlkofer, L. 712 
Ramann, E. 362 
Raunkiaer, C. 676 
Regel, E. 542 
Reinke, J 590, 821 
Reinsch, P. F. s21 
Richter, Aladär. 817 
Robertson, Charles. 533, 

534, 597 
Rosenvinge, L. Kolderup. 
528, 529 


S. 


Sadebeck, R. 435, 479 
Saelan, Th. 524, 525 
Sanderson, Burdon. 707 
Schenk, A. 714 
Scheutz, N. J. 746, 775 
Schimenz, P. 819 
Schlitzberger, S. 734 
Schmidely, Aug. 680 
Scholz, E. 602 
Schwendener, S, 601 
Semler, Heinr. 304 
Senft, J. 539 
Simek, F 832 
Smirnofi, N. 498, 535, 569, 

602 
Solereder, Hans. 855 


XII 


Sprockhoft, A. 
Steinbrinck, C. 
Stephani, F. 
Strübing, O. 

Stur, D. 109, 


T. 


Thedenius, C. G. H. 
Tiselius, G. 
Tschernich, Fr. 


V. 
Velenovsky, J. 


W. 
Wehmer, Carl. 594, 


640 


648 


Weiss, Ch. E. 


Wessel, A. W. 


Widmer, E. 
Wiesner, J. 


Wigand, Alb. 


Winkler, C, 


595, 


Wisselingh, C. van. 
Wittich, Christoph. 
Wittmack, L. 


Wojekoft, A. J. 


Woltke, G, 


Zeisel, L. 


2. 


Ziliakow, N. 


Zopf, W. 
Zukal, H. 


592, 


er 


Ri mE 
AR 


Band XXX VII. No,l. nen 


anmı all 
gi | &77; 
REFERIRENDES ORGAN & 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


üster Mitwirkung rahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. @. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
&er Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


x | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. ER 
No. 14. | durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. | 1889. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 
Von 
Dr. E. Dennert. 


T 


Wie sich an der Pflanze äusserlich von unten nach oben eine 
Metamorphose der Blattorgane verfolgen lässt, so lassen sich gewisse 
als Metamorphose aufzufassende Aenderungen auch im anatomischen 
Bau und in der ehemischen Natur erkennen, wie ich diesen Ge- 
danken schon früher auch für die verschiedenen Achsengenerationen 
der Pflanze durehzuführen suchte.*) Im Folgenden sind von diesem 
Gesichtspunkt aus besonders die Blumenblätter besprochen.**) 

Diese anatomische Metamorphose zeigt sich (ähnlich wie bei 
den Stengelachsen) namentlich als eine Verfeimerung in allen Ver- 


*) Die anatomische Metamorphose der Blütenstandachsen. (Wigand’s 
Botanische Hefte. II. 1887. p. 128 ff.) 

**) Die erste Anregung zu dieser Arbeit gaben mir Wigands Bemerkungen 
in Bot. Zeitg. 1862. p. 124. Es lag mir Material aus Wigands Untersuchungen 
vor, die ich vor 2!/2 Jahren durch eigene Beobachtungen ergänzte. Umstände 
halber komme ich erst jetzt zur Veröffentlichung. 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 1 


426 Dennert, Anatomie und Chemie des Bluimenblatts. 


hältnissen des vegetativen Blattes. Schon bei den RelehBlättern + 
ist dies deutlich: vor Allem wird die Zahl der Spaltöffnunge: 
stark verringert ar auf der Innenseite schwinden sie ganz. Natürlieh 
geht dies Hand in Hand mit dem Vorkommen des Chlorophylis, 
und es ist in Ri. Hinsicht besonders interessant, dass im unteren 
Theil der Kelehröhre von ARibes aureum in demselben Maasse die 
Spaltöffnungen auftreten, wie die gelbe Farbe in die grüne 
übergeht. 

Das Gewebe ist gewöhnlich weniger mächtig, als beim Laub- 
blatt, die Verzweisung der Nerven geringer und diese selbst sind 
einfacher gebaut. Es hängt das eben auch mit der Abnahme der 
ernährungsphysiologischen Bedeutung dieser Blattorgane zusammen. 
Kommen in den Kelchblättern Farbstoffe vor, so sind diese ge- 
wöhnlich in dem unter der Epidermis gelegenen Parenehym vor- 
handen, nicht aber m der Epidermis se Ibst; hierin stehen demnach 
die Kelehblätter den Laubblättern näher, den aber im Uebrigen 
einen Uebergang zu der höheren Metamorphosenstute der korolliniseh 
ausgebildeten Bieterhullen. m diesen, bei denen die Metamor- 
phose ja auch schon äusserlich bedeutend tortgeschritten ist, wird 
auch die Differenz im anatomischen Bau deutlicher. 


Die Zahl der Spaltöffnungen der Korollen ist natürlich eine 
zum Theil sehr beschränkte, doch fehlt es nicht an Beispielen, dass 
sie noch aut der Innen- und Aussenseite auftreten, so z. B. bei 
den Perigonblättern von Ornithogalum umbellatum (diese Pflanze ist 
eigenthümlich durch das Vorkommen von sehr langen, grossen 
Kr ystallschläuchen zwischen den gewöhnlichen Epidermiszellen, die 
mit Rhaphidenbündelmn angefüllt sind), Tulipa Gesneriana, Funkra 
ovata, Calycanthus flor ichs, bei den äusseren Hüllblättern ven En- 
phorbia splendens und palustris und den Blumenblättern von Papaver 
bracteatum. Ein Beispiel davon, dass die Innenfläche des Perigons 
frei von Spaltöffnungen ist, während die Aussenfläche emige, wenn 
auch nur wenige, besitzt, "bietet Asarum Europaeum, und endlich 
geht oft die Reduktion so weit, dass die Spaltöffnungen ganz ver- 
schwinden ; Beispiele: Polygonum orientale, Impatiens Balsamine, 
Plumbago Zeylanica und Fuchsia coceinea; bei letzterer hat dagegen 
der gefärbte Keleh noch Spaltöffnungen. 


Gewöhnlich ist die Form und Ausbildung der Epidermiszellen 
der korollinischen Blütenhüllen im vieler Beziehung verschieden 
von derjenigen der vegetativen Blätter. Bei letzteren sind die 
Aussenwände und oft auch die Radialwände bedeutend stärker 
verdickt, als die Innenwände, die Epidermiszellen der Blumenblätter 
haben fast stets gleiehmässig ausgebildete Wände. Wenn es nun 
auch vorkommt, dass die Oberhautzellen der Corolla tlach sind 
(z. B. bei Fibes aureum), so sind sie dann gewöhnlich doch durch 
die Zeichnung charakterisirt, z. B. bei Pyrus Malus mit paralleler 
Streifung. Sehr häufig sind die Wände der Zellen von der Fläche 
aus gesehen starkwellig. ZLosa Eglanteria hat auf der unteren 
Epidermis der Blumenblätter gestreifte Zellwände und zwar sind 
die Streifen unregelmässig gewunden und nur an den länglichen 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 427 


Zellen, welehe den Adern entsprechen, ist die Streifung parallel 
geordnet. 

Die gewöhnliche Form der Oberhautzellen bei den Blumen- 
blättern ist die Papillenform, welehe durch eine starke Vorwölbung 
der Aussenwand der einzelnen Zelle entsteht: es hat dann das 
Ansehen, als seien den gewöhnlichen Zellen noch Kegel aufgesetzt. 
Zu dieser Form können dann noch Streifungen hinzutreten, so be- 
sitzen die Papillenzellen von Mespilus Germanica strahlige Streifen. 
Es sind dies Verhältnisse, welche mit dem äusseren Aussehen der 
Korollenblätter m Zusammenhang stehen, mit sammetartigem Glanz, 
matter Oberfläche u. s. w. 

Viele Oberhautzellen von Blumenblättern besitzen nach innen 
vorspringende Leisten und Zacken, z. B. Prunus avium, Pyrus 
Malus, Myosotis, Oenothera spee., bei Vinca sind die Leisten am 
Ende verdiekt und nehmen im sieh Spalten auf. 

Uebrigens ist es eigenthümlich, dass gelbe Blüten gewöhnlich 
stärker gebaut sind und keinen Sammetglanz haben, emes der 
seltneren Beispiele gelber Blüten mit zarterem Bau und Sammet- 
glanz liefert Zupinus Iuteus. In der That lässt sich auch 
beobachten, dass die Form der Zellen mit dem Inhalt sieh ändert. 
So sind z. B. die Scheibenblüten von Chrysanthemum carinatum 
im oberen Theil dunkelpurpurn, nach unten gelblich: die Epidermis- 
zellen des oberen Theils sind kegelförmig mit homogenem purpur- 
rothem Saft und einigen Anthoxanthmkörnern, nach unten hin sind 
letztere allein vorhanden, und die Epidermiszellen verlieren ihre 
Kegelform. Man vergleiche auch die beiden Arten Zibes aureum 
und R. sanguineum: erstere hat fast Hache, letztere hoch kegel- 
förmige Epidermiszellen; Bibes Gordonianum, ein Bastard von 
beiden, hat beide Farbstoffe und etwas gewölbte Epidermiszellen. 

Dass die eigenthümliehe Beschaffenheit der Epidermiszellen in 
Connex steht mit dem Gehalt an bestimmten Farbstoffen lässt sich 
auch sonst vielfach beobachten, beispielsweise sind auch bei Salpı- 
glossis sinuata die Zellen des unteren Theils der Blumenröhre mehr 
Hach, die des oberen Theils (am Saum) dagegen kegelförmig, also 
ähnlich wie bei Chrysanthemum carinatum. Bei Plumbago Zeylanica 
besteht die Epidermis des Limbus aus sehr klemen polyedrischen, 
die der Röhre aus bandförmigen Zellen. Interessant ist es, wie 
sich bei Fuchsia coceinea die Metamorphose allmählich vollzieht: 
oben habe ich schon angeführt, dass der gefärbte Kelch Spalt- 
öffnungen besitzt, die Korolle dagegen nicht. Zudem hat der 
Kelch flache Zellen und nur schwach oder gar nicht gewellte Zell- 
wände, während die Epidermiszellen der Korolle starkwellig sind 
und papillenartige Erhebungen haben. 

Auch die Oberhautzellen der oberen und unteren Fläche von 
Blumenblättern desselben Individuums können der Form nach ver- 
schieden sein, so smd z. B. die oberen Epidermiszellen von Zinnia 
multiflora und Polygonum orientale polyedrisch, die unteren dagegen 
haben welligen Rand, auch sind ihre Aussenwände gestreift. 

Das zwischen den beiden Epidermen liegende Parenchym ist 
bei der Korolle mehr gleiehmässig und zeigt nicht die den Laub- 

1* 


428 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


blättern eigene Pallisadenform, natürlich fehlt dieser Schicht das 
Chlorophyll. 

Bezüglich der Nervatur und damit der Gefässbündel ist die 
Verfeinerung in den Blumenblättern noch mehr fortgeschritten, als 
im Kelch. Gewöhnlich treten die Nerven äusserlich kaum hervor 
oder sie sind nur durch stärkere Färbung bemerklich ; anatomisch 
sind sie noch einfacher gebaut, als die der Kelchblätter, sie be- 
stehen nur aus einigen Spiralgefässen, die von langgestreekten 
dünnwandigen Zellen umgeben sind, letztere schwinden endlich m 
den äussersten Verzweigungen vollständig, vor Allem fehlen also 
in den Blumenblättern alle als mechanische Stütze dienenden Zellen 
und entsprechend ihrem kurzen, vergänglichen Dasein ist der ana- 
tomische Bau vereinfacht. 

Mehr als in den anatomischen Verhältnissen oftenbart sich das 
Gesetz einer Metamorphose in dem Auftreten von Farbstoffen m 
(len Blütenorganen, besonders in den Blumenblättern, auf welche 
hier fast nur Rücksicht genommen worden ist. Uebrigens stehen 
beide Verhältnisse, wie schon aus dem oben Gesagten hervorgeht, 
in engem Zusammenhang. 

Die Farben *) sind in zwei Klassen einzutheilen, je nachdem 
sie körnig oder an den Zellsaft gebunden vorkommen. 

Die Regel ist, dass körnig vorkommen die Farben grün, gelb 
und orange, letztere Farbe, wenn sie als selbständig und nicht 
etwa als Mischung ausgebildet ist. Dagegen sind im Zellsaft ge- 
löst die Farben roth, blau und violett. Die übrigen Farbennuancen 
verdanken ihre Entstehung der Vermischung verschiedener anderer 
Farben, gewöhnlich einer körnigen und einer gelösten, theilweise 
aber auch der Zersetzung anderer Farben. Ein Beispiel für letztere 
liefert die fast schwarze Farbe an der Spitze der trockenhäutigen 
Hüllschuppen von Centaurea Cyanus. Weiter vom Rand enthalten 
nämlich die Blattzellen violetten Farbstoff und die innersten Hüll- 
blättehen sind überhaupt violett bis blau, so dass es mir unzweifel- 
haft ist, dass die schwarzbraune Farbe hier (wie auch bei Vieia 
Faba) durch Zersetzung der violetten entstanden ist. Bei Vicia 
Faba haben die Alae schwarze Flecke und das Vexillum schwarze 
Strichelehen, die auf einem homogenen, dunkelbraunen Zellsaft 
beruhen. Marquart hält den Stoff für ein Zersetzungsprodukt 
des Chlorophylis, und allerdings sind ganz junge Blumenblätter von 
Vieia Faba in der Knospe etwas grünlich. Allein das Chlorophyll 
ist doch nicht die Ursache der Entstehung der violetten Farbe. 
Dieselben Flecke befinden sich nämlich auch auf den Stipulis und 
hier sind sie im jüngeren Stadium deutlich violett (als Zellsaft im 
inneren Gewebe, nicht aber in der Epidermis). Im Knospenzustand 
fehlen die Fleeke auf den Flügeln und treten dann plötzlich und 
zwar sofort braunschwarz auf, dagegen sind die Strichelehen auf 
dem Vexillum, die später erscheinen, anfangs entschieden violett. 
Bei gewissen Varietäten ist die ganze Blumenkrone lila. Beim 


*) cf, auch betr. des Folgenden Hildebrandt: Anat. Untersuchungen 
über die Farben der Blüten. (Pringsheims Jahrb. Bd. III. p. 59.) 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 429 


Verwelken erleidet auch der weisse Theil der Corolla eme schwarz- 
braune Färbung, besonders längs der Adern. Öftenbar handelt 
es sich dabei um eine Zersetzung des in dem weissen Blumenblatt 
enthaltenen Gerbstoffs. Auch die Laubblätter, welche in der 
Epidermis Gerbstoff enthalten, werden beim Absterben schwarz 
zefleckt. 

Die fast schwarzen Flecke auf der blutrothen Krone von 
Adonis autumnalis und Papaverarten beruhen dagegen auf intensiv 
blauem Zellsaft. 

Beispiele für das Vorkommen geiischter Farben sind zahl- 
reich; hier seien nur folgende erwähnt: Die orangerothe Farbe von 
Colutea eruenta und Fritillaria imperialis beruht auf dem Zu- 
sammenwirken von gelben Farbkörper n und rothem Zellsaft. 

Die braune Farbe von Cheiranthus Cheiri entsteht auf gleiche 
Weise, doch ist der Zellsaft mehr bläulichroth. 

Besonders wenn verschiedene Sehattirungen derselben Farbe 
eintreten, beruhen sie auf Mischung zweier Farben, von denen 
dann die eine oder andere mehr vorherrscht ; das ist eine 
sehr häufige Erschemung (z. B. Tulipa Gesneriana). 

Die eigenthümliche "Missfärbung der fruchtbaren Blüten von 
Muscari comosum hat ihren Grund in folgenden Punkten: 1) Die 
Epidermis beider Seiten enthält eme braune körnige Substanz, 
offenbar verändertes Chlorophyll, und zugleich einen homogenen 
selben Zellsaft. 2) Die Zellen des inneren Gewebes‘ enthalten 
theilweise einen homogenen rothen Farbstoff und etwas ( 'hlorophyli. 
Braune Farben entstehen oft durch Zusammenwirken von Chloro- 
phyll und Anthoeyan. 

Ausnahmen von der oben über die Farbstoffe aufgestellten 
Regel werden ab und zu beobachtet; es ist wohl annehmbar, dass 
in diesen Fällen die Natur der Stoffe eine andere ist. Hier seien 
einige solche Ausnahmen constatirt: 

Sehon bekannt ist das Vorkommen von kleinen, runden, blauen 
Farbkörpern in den Zellen des inneren Perigons von Strelitzia 
regina.”) Ein eigenthümliches Verhalten findet sich in den inneren 
Perigonblättern der Aechmea: dieselben sind roth und gehen an 
‚er Spitze in blau über. Sowohl die rothe wie aueclı die, blane 
Farbe beruht allerdings der Hauptsache nach auf einer homogenen 
Färbung des Zellsaftes, aber zugleieh schwimmt in jeder Zelle ein 
seharf begrenzter kugeliger Körper von intensiv rother resp. blauer 
Farbe, welcher jedenfalls zum Theil zur Färbung beiträgt. (regen 
die Spitze des Blattes treten aber in jeder Zelle ausser diesem 
grossen Körper zahlreiche ganz kleine, ebenso scharf begrenzte und 
wie jener kreisrunde, gefärbte Kömer auf, welche doch nieht wohl 
als der feinkörnige Zustand des Plasmas zu betrachten sind. 

Etwas Aehnliehes beobachtete ieh bezüglich der rothen Farbe 
bei Gesneria carracasana. Die ziegelrothe Farbe hat ihren Sitz 
hier in der Epidermis und in den Haaren als homogene Flüssig- 


*) cf. Hildebrandt. |. e.p.61. Schimper: Unters. über die Chlorophyll- 
körper ete. (Pringsh. Jahrb. Bd. XVI. p. 88) hält diese Farbkörper für Varuolen. 


450 Dennert, Anatomie und Chemie des Blıumenblatts. 
9° 


keit; zugleich aber sah ich im einem Theil der Zellen emen bald 
regelmässig kugeligen, bald unregelmässigen, ungelösten Klumpen 
von karminrother Farbe. 

Rothen körnigen Farbstoff) beobachtete ich bei der rothen 
Varietät von Helichrysum bracteatum und im Filament von Hedyehium 
GFardnerianum. 

Bei /ris pumila tindet sich die violette Farbe als homogener 
Zellsaft in den Epidermiszellen der Perigonblätter, zum Theil aber 
auch im ganzen Gewebe; ausserdem schwimmen aber in den 
Zellen ein oder mehrere, verschiedene grosse, dunkelviolette, fast 
schwarze (Gebilde; es sind Bläschen mit homogenem, violettem 
Inhalt, Vacuolen.**) 

Bei Salvia splendens hat die scharlachrothe Farbe von Krone 
und Keleh ihren Sitz in der Epidermis und zwar als homogener 
Zellsaft, nicht wie angegeben wird, m ungelöstem Zustand.***) Auch 
der scharlachrothe Farbstoff von Alonsoa ineisifolia R. P., Phaseolus 
multiflorus und Papaver bracteatum ist im Zellsaft gelöst, dagegen 
bei Cacalia sonchifolia in Körnern. 

Die violette Farbe des Labellums von Orchis maseula soll 
nach Naegxeli auf körnigem Farbstoff beruhen, eme Angabe, die 
sich nach meinen Untersuehungen nieht bestätigt, vielmehr konnte 
ich in den stark papillenförmigen Zellen nur homogenen Zellsaft 
finden. 

Häufiger sind die Fälle von Ausnahmen bezüglich des gelben 
Farbstoffes: neben den gelben Körnern ist auch der Zellsaft noch 
gefärbt bei Uhrysanthemum coronarium (gelber Theil der Strahlen- 
blüten), Ohr. carinatum, Caliiopsis bieolor und €. Drummondi (bei 
letzterer Species liegt. die Identität des gelben Zellsaftes mit dem 
rothen auf der Hand, da sie in eimander übergehen), Coreopsis 
tenuifolia, Ruta gr wörölenn (gelb-grüner Zellsaft in den 'Epidermis- 
zellen neben dem körmnigen Chlorophyl)), zum Theil auch bei Gage 
stenopetala und Muscari comosum. 

Völlix homogene gelbe Färbung des Zellinhalts beobachtete 
ich bei Verbaseum thapsiforme (in der Epidermis), Mauscari 
comosum (fruchtbare Blüten, daneben Chlorophyll), Gladiolus 
psittacinus (neben homogenem, rothem Zellsaft), bei der gelben 
Varietät von Altkaea rosea (in der Epidermis), sowie auch in den 
gelben Theilen der weissen Varietät, Dahlia vartabilisy); bei letzterer 
ist der Uebergang zum rothen Zellsaft und damit die Identität 
beider deutlich; Mirabdis longifolia (gelbe Var.), Calceolaria 
pinnatifida, Carthamus tinctorius (m der Epidermis), Antirrhinum 


*) Schimper giebt (l. ec. p. 99) noch folgende Beispiele an: Aloö und 
Adonisarten, Loasaceen und Tritoma Uvaria sowie (orange-rothe Körper) bei 
Lycaste aromatica, 

®#) Es bestätigt sich also Schimpers Angabe (I. e. p. 100), wonach Fälle 
von angeblichem körnigen Vorkommen der blauen und violetten Farbe auf Va- 
euolenbildung zurückzuführen sind. 
a Schim per giebt auch hier an, dass jene rothen Kugeln Vaeuolen sind. 
(Lues: ie 
7) cf. Hildebrandt. (l, ec. p. 64.) 


Lierau, Das bot. Museum n. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 431 


majus (im schwefelgelben Gaumen der Unterlippe, Epidermis und 
Haare). Hier sei auch angetührt, dass der safranfarbige Stoff m 
den Narben von Crocus antemnalis an den Zellsaft gebunden ist. 
Die Korolle von Limnocharis Humboldti ist ohen schweftelgelb, 
unten orange, erstere Farbe beruht auf homogenem Zellsaft, letztere 
dagegen auf orangerothen Körnern.*) 

Fortsetzung tolrt 


Botanische @ärten und Institute. 


Das botanische Museum und bot. Laboratorium für 
Waarenkunde zu Hamburg. 


Eine Uebersieht seiner Sammlungen und Emriehtungen 
von 
Dr. M. Lierau, 


Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg. 


Auf die Bedeutung hotanıscher Museen ist erst vor Kurzem **) 
von anderer berufenerer Seite bei der Eröffnung der neuen Bres- 
lauer botanischen Institute hingewiesen worden. Wenn nun ver- 
sucht werden soll, hier an dieser Stelle eine Beschreibung des 
Hamburgischen beisnischen Museums zu geben, so geschieht dies 
lediglich aus dem Grunde, um die Bedeutung und den Umfang 
dieses Institutes klar zu legen, da hierüber bisher noch 
nähere Mittheilung in allgemein zugänglichen Zeitschriften ver- 
öffentlieht worden ist. 


1. Entstehung und Einrichtung des Museums.***) 
Dem Hamburgischen Staate war von dem verstorbenen Physikus 
Dr. Bueck (7 1878) eine grosse carpologische Sammlung 7) und 
von den Erben des verstorbenen Bürgermeisters Dr. Binder 
(+ 1864) eine sehr bedeutende Algensammlung überlassen worden. 
Die letztere war nebst vielen einzelnen pflanzlichen Objekten aus 
den Tropen dem Hamburgischen naturhistorischen Museum ein- 
verleibt worden und befand sich demgemäss ausser Zusammen- 
hang mit der carpologischen Sammlung Bueck’s.. Nach dem 
Tode des Dr. Bueck beantragte Professor Dr. Sadebeck, dem 
die Leitung der Bueck’schen carpologischen Sammlung übertragen 
worden war, dass mit dieser auch die übrigen en Samm- 

*) Feinere Beispiele sind nach Schimper (l. e. p. 101) für homogen gelben 
Zellsaft: Mimoseen, Astragalus vulpinus, Opuntia Rafinesquiana, Sideritis hyssopi- 
folia, Linaria aureopurpurea, Cephalaria leucantha, Centaurca Centaurium, Ürocus 
sativa. 

**) cf. Cohn u. Engler, Reden bei der Eröffnung des Breslauer botam, 
Museums. Breslau 1888 (Max Müller). 


*#=*) Nach den Acten des Museums zusammengestellt. 
T) Circa 10,000 Species, welche aber stark durch Würmer gelitten hatten. 


432 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 


lungen vereinigt und vom naturhistorischen Museum losgetrennt 
würden. Nachdem diesem Antrage seitens der Behörden entsprochen 
worden war, trat auch Dr. ne in die Verwaltung der bo- 
tanischen Sammlungen (speziell der Algen) ein. Leider war es 
dem Letzteren nicht lange vergönnt, in dieser Stellung thätig zu 
bleiben: er starb nach kurzem Krankenlager schon am 21. No- 
vember 1881. Nunmehr übernahm Professor Sadebecek die 
(resammtverwaltung der Sammlungen und beantragte zugleich bei 
der Hamburgischen Regierung, dieselben zu einem botanischen 
Museum zusammenzufassen und die erforderlichen wissenschaftlichen 
Hülfskräfte und Geldmittel zu bewilligen. Dieser Antrag wurde 
namentlich mit der en Unterstützung des Bürgerme isters 
Dr. Kirchenpauer (7 1887), eines für Bot: ınik sehr begeisterten 
Mannes, der selbst eın en tüchtiger Algentorscher war, genehmigt 
und somit war am 1. Januar 1383 das Hamburgische botanische 
Museum geschaffen. Die weitere Ordnung und Einrichtung des 
neuen Institutes, bei welcher der nunmehrige Direktor desselben, 
Professor Sadebeck, durch die Herren Dr. OÖ. Warburg, 
Dr G. Winter: und namentlich, „Dr.,„A,, Stoffert und Br. 
A. Voigt unterstützt wurde, erfolgte in den darauf folgenden 
Jahren unter stetigem Wachsen der einzelnen Abtheilungen, so 
dass am 12. Juli 1885 das Museum dem regelmässigen Besuche 
des Publikums geöffnet werden konnte. Der Stand des Museums 
an diesem Tage überraschte alle Besucher, und es ergab sich 
unzweifelhaft, dass das Hamburgische botanische Museum bereits 
damals eines der grössten und umfangreichsten Institute seiner 
Art war. Seitdem sind die Sammlungen desselben durch Zu- 
wendungen namentlich seitens Hamburger Import-Firmen, sowie 
durch er Ankäufe derart gew: a dass sich schon Jetzt, 
kaum 4 Jahre nach Eröffnung des Museums, der Raummangel auf 
das Drüekendste fühlbar macht, und bereits Schritte gethan 
worden sind, welehe die Unterbringung des Museums in einem 
neuen Gebäude anstreben. 

(remäss der Entstehung des Museums aus grösseren Schenkungen 
machte sich Anfangs das Prinzip der Bildung grösserer Abtheilungen 
geltend, um das stets anwachsende Mater jal übersichtlich zu or dnen. 
Später jedoch, als die Lücken sich allmählich auszufüllen begannen, 
musste man von dieser mit einer gewissen Raumverschwendung 
verbundenen Anordnung abstehen und das gesammte Material als 
eine einzige grosse, systematisch seordnete Sammlung aufstellen. 
Dieselbe vertheilt sich augenblicklich auf 55 theils einfache, theils 
doppelte Schränke, sowie auf 15 theils einfache, meistentheils aber 
doppelte Schautische, von denen die letzteren durchweg noeh mit 
Glasspindaulsätzen versehen sind. In denselben stehen die zur 
Aufbewahrung präparirten Objekte und zwar — je nachdem die 
letzteren sich am besten darstellen — meist in Glasgefässen einge- 
schlossen, oder auch in Pappkästen mit niedrigen Rändern, oder 
endlich (wie z. B. Hölzer) ganz frei. Als sehr instruktiv hat sich 
die Aufstellung interessanter Herbarpflanzen in Nachen Pappkästen 
mit darüber gelegter Glasplatte, ferner namentlich die Ausstellung 


Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. za Hamburg. 433 


ganzer Pflanzen oder einzelner Pflanzentheile, besonders der 
Früchte und Blüten, in Conservirungsflüssiekeiten *#) und endlich 
die Ausstellung von Modellen, namentlich der Brendel’schen 
Modelle, sowie der Jauch-Stein’schen „Flora artefacta* er- 
wiesen, Ausser den Schränken und Schaukästen sind noch Wand- 
rahmen (für Algen und Pilzpräparate) und Drehständer mit Glas- 
tafeln (für dünne Holzschliffe, sämmtliche Algen Helgolands ete.) 
zur Ausstellung verwandt und natürlich auch zahlreiche grössere, 
frei stehende Gegenstände vorhanden. 

jei der Etikettirung hat sich das gelbe Zettelpapier als das 
günstigste erwiesen, weil es Farbe hält, und weil die Schrift 
nicht minder deutlich hervortritt, als auf weissem Papier , welches 
nach einiger Zeit durch den Einfluss des Lichts meist gelb wird. 
Bei sämmtlichen wichtigeren ausgestellten Nutz- und Nähr- 
Pflanzen sind ausführliche, theils geschriebene, theils gedruckte Eti- 
ketten zur Erläuterung angebracht. 

2. Umfang des Museums. In Folgendem sollen nur die 
wichtigsten grösseren Erwerbungen **) Erwähnung finden, um da- 
mit einen ungefähren Ueberblick über den augenblicklichen Be- 
stand des Museums zu geben. Dabei aber werden wir uns nicht 
der Reihenfolge im System bedienen, sondern besser und über- 
siehtlieher gewisser grösserer Abtheilungen, welche sich übrigens 
auch für die ursprüngliche Aufstellung der Sammlungen als prak- 
tisch erwiesen hatten. 

I. Hölzer: Dieselben dürften nächst der earpologischen Ab- 
theilung (man vergl. weiter unten) wohl am meisten vertreten sein. 
Sie sind fast stets in zwei Quer- und zwei Längsschnitten auftge- 
stellt, von denen ein Paar mit Politur versehen ist, um ihre Struetur 
und Politurfähigkeit zu zeigen.***) Die Hauptmasse dieser Hölzer 
setzt sich aus folgenden Sammlungen 7) zusammen: 

a) Eine grosse Colleetion Nutzhölzer von der Insel Java, von 
der 1883 veranstalteten Colonialausstellung zu Amsterdam. — 
b) Eine über 200 Species umfassende Sammlung australischer 
Hölzer z. Th. in ansehnlichen Stammstücken, darunter z. B. 


=) Als solche baben sich brauchbar erwiesen neben Alkohol: 1. Für feinere 
Gewebe eine mininial angesäuerte verdünnte Sablimatlösung von 1:1000, deren 
Gebrauch ungefährlich, 2. Für gröbere Objekte eine concentrirte Bleinitratlösung 
oder eine eoncentrirte Barium-Bleinitratlösung, der man, je nach den zu konser- 
virenden Objekten, einige Tropfen Salpetersäure oder ein paar Bleinitrat-Krystalla 
zusetzt. 
*%*) Ueber die kleineren Erwerbungen ‚vergl. man die Jahresberichte des bot. 
Musenms in den Jahrbüchern der Hamb. Wiss. Anstalten. I—VI. 1884—839. 
##%) Bei vielen tropischen Hölzern fallen dem Beschauer maserartige, schwarze 
TFlecke und Linien auf, welche durch Pilzmycel hervorgerufen sind und, wie dio 
Intersuchung ergeben hat, bereits an Ort und Stelle in frisch gefällten Stämmen 
gefunden werden, also nicht etwa erst während des Transportes eingedrungen 
sind. Ob dies in allen Fällen rein pathologische Erscheinungen sind, ist noch 
nicht festgestellt; jedenfalls wäre eine weitere Untersuchung namentlich gleich 
in der Heimathı der Stämme nicht ohne Interesse, zudem diese Erscheinung in 
den Tropen allgemein und: weit verbreitet- sein ınıss,-wie aus dem Material des 
Hamburger Museums hervorgeht. 
7) Die Reihenfolge ist chronologisch. 


454 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 
) ’ > 


allen 21 Enucalypten, 5 Casuarinen, viele Aeacüen , MHyoporum. 


u.s. w., aus dem Nachlasse von Dr. Sonder. — e) Eine etwa 
100 Arten umfassende Collection südafrikanischer Hölzer: mit 
den Bestimmungen von Harvey und Sonder. — d) Eine STOSSEe 


Sammlung tropischer, meist westindischer Hölzer, darunter viele 
Lianen der Insel Trinidad, namentlich aus den Familien der 
Polygaleen , Malpighiaceen , Sapindaceen , (nesalpiniaceen ‚ Papi- 
ltonaceen, Itubiaceen, Apocyneen, Bignoniaeeen u. s. w., durchweg 
Crüger’sche Originalstücke. Die Lianen dieser Sammlung hatten 
dem bekannten Botaniker H. Crüger bei seinen Untersuchungen 
über die Lianen der Insel Trinidad ete.*) zu Grunde gelegen und 
wurden von Dr. ©. Crüger, dem Bruder des Trinidader Botanikers, 


dem Museum geschenkt. — e) Eine Collection von 48 mexikanischen 
Holzarten, meist technisch wichtigen Hölzern. — f) Eine reiche 


Colleetion Hölzer von den Philippinen, ebenfalls vorwiezend tech- 
nisch wichtige Hölzer, durch Vermittelung emiger Hamburger 
Firmen an das botanische Museum «esendet. — &) Eine Holz- 
sammlung der Argentinischen Ausstellung in Bremen®®), welche in 
den Monaten Mai-Juni 1884 daselbst stattfand. Dieselbe umfasst 
Hölzer von 150 Speeies aus sämmtlichen Provinzen Argentiniens 
und giebt zugleich einigen Aufschluss über den Reiehthum an 
Baumarten, welcher trotz der notorischen Armuth an Wäldern 
resp. (ler Baumvegetation der La Plata-Staaten auffallen dürfte. — 
h) Eine etwa 150 Arten enthaltende Sammlung von Hölzern aus 
dem botanischen Institut zu Tübingen, z. Th. noch mit den Be- 
stimmungen von Hugo von Mohl. — i) Eine Reihe morpho- 
logisch und pathologisch interessanter Stammstücke aus den Ham- 
burgischen Forsten, von der Forstverwaltung selbst eingeliefert. — 
k) Eine Sammlung der wichtigsten überseeischen Farb- und Gerb- 
stoffhölzer. Hervorzuheben sind von (dieser besonders reichen 
Colleetion: Demonstrative Querschnitte und Abschläge von Que- 
bracho Colorado, Laguna Campeche Blauholz , Domingo Blauholz, 
Jamaica Wurzel-Blauholz, Malabar Sappan-Rothholz, Calliatur von 
Gaboon, Camwood von Gaboon, Baltimore Quereitron ete. ete. — 
1) Eine vollständig geordnete und katalogisirte Sammlung von mehr 
als 1000 verschiedenen Holzarten von A. Ob erdörffer, dureh 
welehe viele Lücken der Sammlung ausgefüllt werden konnten. 
m) Eine Sammlung von circa 60 australischen Hölzern in mäch- 
tigen Stammstücken, aus dem seitens des Hamburgischen Staates 
angekauften Godeffroy-Museum. — n) 220  westindische 
Hölzer. — 0) Eine Colleetion neuseeländiseher Hölzer. — p) Eine 
Sammlung verschiedener Lianenbildungen aus Westindien, darunter 
auch sehr schöne Beispiele für die sog. Affentreppen. — q) 116 
Holzarten der Insel Java, darunter die wichtigsten Nutzhölzer dieser 
Tropengegend, gesammelt und bestimmt von Dr. OÖ. Warbur g. 
— r) Ein Exemplar der von der Kaiserlichen Forstakademie in 
Tokio zusammengestellten Sammlung von (120) japanischen Holz- 


*) cf. „Westindische Fragmente“. (Bot. Ztz. 1854. p. 7 ete.) 
**) ct Katalog d. Arg. Ausst. Bremen 1884. 


Gesellschaft fiir Botanik zu Hamburg. 459 


arten. — s) Eme z. Th. aus mächtigen Stammstücken bestehende 

Sammlung von Hölzern, welche in Hamburger Gärten und Park- 

anlagen gezogen werden: aus der Besitzung von Th. Kayser. 
(Fortsetzung folgt.) 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. 
XXIV. Sitzung: am 6. December 1888. 


Herr Prof. R. Sadebeck legte die von Dr. Fr. Stuhlmann, 
z. 7. in Sansibar, gesammelten 


ostafrikanischen Nutzpflanzen und Colonialproduete 


vor, welehe in zwei Sendungen bis jetzt eingetroffen ee dem 
Hamburgischen Botanischen Museum überwiesen worden waren. 
Da noch weitere Zusendungen in Aussicht stehen, so ist die nach- 
folgende Mittheilung selbstverständlich nur als eine vorläufige 
aufzufassen, welehe aber auf mehrfach, namentlich von kauf- 
männischer Seite geäusserten Wunsch nicht weiter aufgeschoben 
wurde. ‚Das eingesendete Material war fast durchweg nur mit den 
in Sansibar eebräuchlichen Namen bezeichnet, auf a (renauigkeit 
derselben aber eine anerkennenswerthe Sorgfalt gelegt, wie be- 
sonders aus der doppelten Etikettirung der Objekte hervorging. 
Die Reichhaltigkeit des Materials war der Natur der Sache nach 
eine sehr ungleiehe: die wichtigeren Handelsartikel waren selbst- 
verstindlieh am besten bedacht. Namentlich . wurde Orseille, 
von welcher die geschätztere Form allein über Hamburg ihren 
Weg in den Welthandel nimmt, in reichlicher, auch für die wissen- 
schaftliche Untersuchung sgenügender Menge eingesendet. Der 
früheren Auffassung als eh Pflanzenform gemäss bezeichnet 
man die Orseille mit dem Gattungsnamen Roecella und im W al 1 
auch noch mit Ärtnamen, wie tinetoria, Fueiformis, phycopsts u. Ss. W., 
bezüglich deren aber eine kritische Siehtung bis zu diesem 1- 
Be noch nieht erfolgt ist, obwohl eime solehe ganz ende 
auch im Interesse des Handels im höchsten Grade erwünscht wäre. 
Freilich würde die Methode der etwas mühevollen mikroskopischen 
Bestimmung nicht zu umgehen sein, da eine im Botanischen Museum 
ausgeführte Vor untersuchung bereits zu dem Resultate geführt hat, 
dass die im Handel ee Orseilleformen ner 
ganz erhebliche Abweichungen zeigen, so z. B. auch die sogen. 
breitflechtige und die feinfle ehtige Orseille des ostafrikanischen Ge- 
bietes. Die letztere, bei den Eingeborenen „malelle majani“ oder 
„malelle mrima“ genannt, ist die "bedeutend geschätztere Form und 
bedeckt in ungeheyren Mengen fast ganz “und gar die niederen 
Sträucher des Küstendistriets südlieh von Kismayu bis nach Mo- 
zambique. Die Klage, dass gerade diese werthvollere Art am 


4536 Gesellschaft für Botauik zu Hamburg. 


wenigsten rein gesammelt werden kann und stets 20—30°%/, trockene 
Stengel enthält, welche in Sansibar vor der definitiven Verpackung 
und Versendung ausgelesen werden müssen, ist darauf zurückzu- 
führen, dass die von den Orseille-Mengen fast gänzlich überzogenen 
Sträucher hierdureh zum Theil erstickt und getödtet werden. Die 
Örseille haftet dann noch an den todten, vertrockneten, z. Th. 
schon abgebrochenen Zweigen und die Waare wird aueh durch 
das beim Einsammeln nicht zu vermeidende Abbrechen der morschen 
Zweige verunreinigt. Die zweite ostafrikanische Orseilleform , die 
grob- oder breitflechtige Orseille, die „malelle ja Brawa“ oder 
„malelle nene“ (im Norden „dschehenna“ genannt) ist südlieh von 
Kismayu nieht mehr zu finden, geht aber nördlich bis Soeotra und 
gelangt namentlich von dort aus in den Handel; Kismayu ist also 
die Scheide zwischen der nördlichen, der breitflechtigen,, und der 
südlichen, der feinflechtigen Orseille. 

Von den anderen, wichtigeren Exportartiken Ostafrikas, 
welche eingesendet worden waren, wie z. B. Nelken, Nelkenstiele, 
Copra, Cocosfaser, Erdnüsse*) u. s. w., ist namentlich hervorzu- 
heben eine durch ihre sehr kleinen sehotenartigen Früchte auf- 
fallende Form des sogen, „Spanischen Pfeffers“, im Handel als 
„Chillies“ oder „Chilly*-Beeren, bei den Eingeborenen wie jeder 
Pfeffer einfach als „pile-pile* bekannt, welche von Capsicum mi- 
nimum herstammen, einer kleinen, strauchförmigen Pflanze, welche 
im ganzen Gebiet, auf den Inseln sowohl wie im Küstendistriet, 
verbreitet ist. Die Früchte bilden einen nennenswerthen Ausfuhr- 
artikel nach Europa und Amerika. 

Sehr bemerkenswerth ist es dagegen, dass die Oelpalme, 
Elaeis Gninensis L., welehe in Westafrika mit Recht so ausser- 
ordentlich geschätzt wird, in Ostafrika noch nicht die gebührende 
Beachtung gefunden hat. Es ist ja bekannt, dass in Westafrika 
die aus den dornigen, fast igelähnlichen Fruchtständen entnommenen 
gelben Früchte an Ort und Stelle bereits ausgepresst werden, wobei 
das Mesocarp das ausserordentlich wohlriechende Palmoel resp. 
Palmfett liefert. Die nach dem Auspressen zurückgebliebenen 
Steinkerne wurden früher als werthlos weggeworfen, werden aber 
jetzt seit Jahren als „Palmkerne* nach Europa exportirt, wo sie 
zu fabrikmässiger Oel- und Fettbereitung in grossen Mengen be- 
nutzt werden. An der Ostküste Afrikas gelangen die Palmkerne 
„tschikitschi“ nur von Pemba aus in den Handel, und es existirt 
zwar ein Export nach Deutschland, derselbe geht aber mehr und 
mehr zurück, da der Versandt sich nieht bezahlt machen soll. Die 
‚dem Botanischen Museum eingesendeten Früchte geben hierfür nun 
allerdings eine gewisse Erklärung, da die Steinkerne von einer 
Faserschieht umgeben sind, welche den aus Westafrika importirten 
Palmkernen nieht mehr anhaftet, deren Entstehung und morpho- 


*) In Sansibar nennt man die Nelkenstiele „vikonje“, die Nelken da- 
gegen „carafu“. Copra ist das „muasi“, die namentlich zur Taufabrikation 
verwendete Coeosfaser - das „makumbi“ :- der Sansibariten; die Erdnüsse 
«(Arachis hypogaea L.) heissen dort „udjugn“. 


Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. 437 


logische Bedeutung aber auf Grund des vorliegenden, etwas spär- 
Iichen Materials leider nicht mit Sicherheit zu ermitteln ist. Aber 
die mit dieser Faser- und Bastschicht umhüllten Palmkerne lassen 
sich natürlich nieht in der gleichen Weise fabrikmässig verwerthen, 
wie die von jeder Hülle befreiten, aus Westafrika importirten 
Kerne; es darf daher kein Wunder nehmen, dass die letzteren im 
Handel den Vorzug haben. 

Einen äusserst wichtigen Handelsartikel bildet dagegen die 
Sesamsaat, einer der ölreiehsten aller Rohstoffe, dessen Oel- 
menge nach den eingehenden Untersuchungen Flückiger’s 56%0 
beträgt, nicht aber 70—90%,, wie man früher ganz allgemein 
annahm. Allerdings ist die Thatsache bemerkenswerth, dass man 
bereits auf dem eimfachen Wege des Auspressens bis 50° Oel 
erhalten kann. Die Sesamsaat kommt von Sansibar aus in zwei 
Modifikationen in den Handel, einer hellen („ufuta mope*, der 
Eingeborenen) und einer dunklen („usufa mosi“), von welchen 
die erstere die etwas werthvollere sein soll und südlich von San- 
sıbar, von Ugao, Kiloa u. s. w., die letztere dagegen aus den 
Küstengebieten nördlich von Sansibar herstammt. 

Unter der Bezeiehnung Gummi elastieum waren von 
Quale, nahe bei Kiloa, Kautschukproben eingesendet worden, 
welche so sehr mit Sand, Holz und Wasser verunreinigt sind, dass 
die Waare überhaupt fast unverkäuflich geworden ist. Die früheren 
Versuche, Kautschuk von Ostafrika her zu importiren, sind eben- 
falls nicht ermuthigend, was um so bedauerlicher erscheinen muss, 
da gerade an der Ostküste bei Sansibar Vahea (Landolphia) Kirkii 
verbreitet ist, welche einen noch besseren Kautschuk liefern soll, 
als die bekannte Vahea — (Landolphia) florida, welche letztere sowohl 
in Öst- wie in Westafrika stellenweise in ungeheuren Mengen ange- 
troffen wird. Die gegenwärtig Kautschuk liefernden afrikanischen 
Pflanzen sind lauter klimmende Vahea (Landolphia-)Arten — unter 
ihnen die aus Westafrika erst in der neueren Zeit bekannt 
gewordene Vahea Traunii —, welche allen bisherigen Mittheilungen 
zufolge sowohl im centralen Theile wie an den Küsten mehr oder 
weniger verbreitet zu sein scheinen. Es ist daher nicht recht ein- 
zusehen, weshalb das ostafrikanische Gebiet jetzt aus der Reihe der- 
Kautschuk liefernden Länder gestrichen werden soll; man errichte 
daselbst nur Faetoreien mit so vollkommenen Einrichtungen, wie 
es unter theilweise viel schwierigeren Verhältnissen in Westafrika 
durch Hamburger Betriebsamkeit bereits seit Jahren geschehen ist. 

Ebenfalls als „Gummi“, jedoch in jeder Beziehung in andere 
Rubriken als das sogenannte Gummi elasticum (Kautschuk) unter- 
zubringen, sind die eingesendeten Proben des „Gummi olibanum“ 
und „Gummi arabicum“, welche beide aus Süd-Somali stammen, 
ihren Weg in den Welthandel aber zum grössten Theil über San- 
sibar nehmen. Für das Gummi olibanum, das „Ubani“ der Ein- 
geborenen, wird allgemein Boswellia serrata Roxb. als Stammpflanze 
angegeben, was für den vorliegenden Fall durch die mikroskopische 
Prüfung vollständig bestätigt werden konnte. Die Verwendung 
dieses Gummi war früher eine viel verbreitetere, da es als indischer- 


438 Botaniska Sallskapet in Stockholm. 


Weihrauch einen wichtigen Handelsartikel repräsentirte, der 
namentlich im Alterthum eine hohe Bedeutung besass; bereits die 
Aegypter benutzten dasselbe beim Einbalsamiren der Leichen, die 
Griechen und Römer als Heilmittel u. s. w. ‚Jetzt schemt es fast 
nur noch als Räuchermittel geschätzt zu werden oder, wie Dr. 
Stuhlmann schreibt, um den Rauch m Trinkwasser zu leiten, 
damit dasselbe den in den Tropen bekanntlich nieht gerade seltenen 
fauligen Geschmack verliere, also desinfieirt werde. Ausser diesem 
eingesendeten „indischen Olibanum“ giebt es noch ein abessinisches 
Olibanum (afrikanischer Weihrauch), welches von Boswellia papy- 
rifera Hochst. herstammt und meist über Aden in den Handel 
gelangt. Die mikroskopisch kleinen Rindenstückehen,, welehe 
diesem Harz in der Regel in mehr oder weniger grosser Menge 
beigemengt zu sein pflegen, sind zur sicheren Bestimmung von der 
grössten Wichtigkeit. Makroskopisch aber ist diese Rinde beson- 
ders dadurch ausgezeichnet, dass sie sieh in ausserordentlich dünne, 


papierartige Schichten zerlegen lässt — daher der Artname papy- 
rifera —; derartige Schiehten hatte bekanntlich der dureh seine 


Forschungen über die Vegetationsverhältnisse Ostafrika’s hochver- 
diente Botaniker Schimper zum Verpacken seiner abessmischen 
Herbarien benutzt und damit eime weitere Verwendung dieser 
Rinden gelehrt. 

(Schluss folgt.) 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 
(Fortsetzung.) 
3. Herr V. B. Wittrock sprach 
Ueber schwedische Tannen- und Fiehten-Formen. 
4. Herr 6. Tiselius lieferte eine Mittheilung 
Ueber Potamogeton fluitans Roth. 


Im vergangenen Sommer fand ich einige Meilen von Stock- 
holm (Wallstanäs, Upland) diese Art. Dieser Fund war von 
grossem Interesse, da die Art im Begriffe zu sein scheint, 
aus unserem Lande zu verschwinden, wie sie auch im Auslande auf 
mehreren Standorten, wo sie früher vorkam, entweder ganz versehwun- 
den ist oder unter bedeutend wechselnden Formen auftritt. Diese Un- 
beständigkeit der Art ist jedoch nicht dieser Pflanze allein eigenthüm- 
lich, sondern steht mit veränderten biologischen Verhältnissen in 
Zusammenhang und ist oft dureh Fabrikanlagen und dureh Ver- 
unreinigung der Gewässer in der Nähe der Städte hervorgerufen. 
Die Art habe ich vor einigen Jahren an mehreren früher ange- 
gebenen Lokalitäten in Deutschland und Oesterreich, z. B. in der 
Nähe von Berlin und von Wien, vergebens gesucht, bis ich sie end- 
lich am Neckar, eine halbe Meile oberhalb Heidelberg, antraf. 
In Sehweden ist die Art meines Wissens, wenigstens während 
der letzten Jahrzehnte, nicht beobachtetet worden, weshalb 
also der oben genannte Fund recht überraschend war. 


3otaniska Sällskapet in Stochkolm. 4539 


An der Stelle, wo die Art im Jahre 1883 in einem Wasser- 
eraben am Neekar angetroffen worden war, befand sich nur ganz 
stilles Wasser von nur wenigen Fuss Tiefe. Auch an dem schwe- 
dischen Fundorte war das Wasser nur 1—2 Fuss tief und von Algen 
und Sparganien fast ganz zugedeckt. Zugleich kamen daselbst 
mehrere breitblätterige Potamogeton-Arten vor, z. B. P. natans L., 
P. rufescens Schrad., P. Tucens L. und P. erispus L. Unter diesen 
breitete P. fuitans seine reich entwickelten schwimmenden Blätter 
fächerförmig aus. Die unteren Blätter waren schon etwas an- 
gefressen und bei entwickelteren Exemplaren bereits im Beginn 
der Auflösung. 

Die Rhizome der Art scheinen tiefer zu gehen, als bei 2. 
natans und P. Iucens, und sitzen in dem kalkhaltigen Schlamme 
sehr fest. Eigenthümlieh waren die theilweise sehr breitblättrigen 
und üppigen Herbstsprossen. Diese stimmten vollständig mit den 
Origimal-Exemplaren der amerikanischen Species P. Illinoensts 
Morong überein, weshalb diese Speeies wohl als Art zu streichen 
sein dürfte. Auch die amerikanische Species P., lonchites Tuck. 
(Originalexemplar) ist nichts anderes, als P. fluitans Roth, welcher 
Ansicht zugleich der Amerikaner Rev. Th. Morong beitritt. 

Durch genaue Untersuchung der unteren niedergetauchten 
Blätter sowohl von der im Neekar wie der am schwedischen Fundorte 
beobachteten Form in den verschiedenen Entwickelungsstadien und 
im lebenden Zustande kam ich zu der eh ugung, dass die 
are Formen mit P. petiolatus Wolfg. (Roem. u. Sch. Mant. III, 
p- 355) übereinstimmen, und dass also auch Fe wol gangsche 
Art, die ich ebenfalls in Origmalexemplaren besitze, mit P. fuitans 
Roth. identisch ist. Es ist jedoch zu bemerken, dass alle Original- 
Exemplare, die ich gesehen habe, unvollständig sind, indem sie nur 
die untergetauchten Blätter aber) Diese Form muss also am 
Fundorte Wolfgangs noch genauer untersucht werden. 

An hunderten von Exemplaren dieser Species, die ich m 
meinem Herbarium besitze und die theils aus den drei Theilen der 
alten Welt, theils aus der neuen stammen, ist die Länge der ent- 
wickelten Blüthenstiele auch auf 6—12 em beschränkt, was auch 
bei P. natans der Fall ist. Bei allen übrigen breitblätterigen 
Potamogetonen, die in Schweden vorkommen, wechselt dagegen 
die Blütenstiellinge so bedeutend, dass kein Normalmaass ange- 
geben werden kann. Die Länge der Blattstiele varürt bei 7. 
fluitans und P. polygonifolius Pourr. nicht wenig, was sonst nicht 
bei Potamogetonen mit gestielten Blättern eewöhnlich ist. 


5. Herr 8. Almgvist sprach 
Ueber die schwedischen Potamogeton-Formen aus 
der Gruppe „Ligulati“. 
Dieser Gruppe gehören in Schweden drei wohlgetrennte Arten, 
Be: peetinatus L., P. ‚Filiformis Pers. (P. marinus Pr. vix L.), und 


N vaginatus Turez. an. P. zosteraceus Fr. ist sicher keine Art, 
nur eime jugendliche Form von P. peectinatus; das einzig Könn- 


440 Terminologie. 


zeichnende sollte die Breite der Blätter ausmachen, wobei jedoch 
zu bemerken ist, dass die ersten Sprosse, welche ein junges Individuum 
von P. pectinatus treibt, ziemlich breite Blätter besitzen, während 
die folgenden Spross-Generationen mehr und mehr schmalblätterig 
und zugleieh verzweigt werden. Die sehr schmalblätterige 
und verzweigte Form, die ». setaceus genannt wird, dürften nur 
Stiele älterer Exemplare sein. 

Es giebt noch eine ziemlich distinkte Form, die zwischen P. 
peetinatus und P. filiformis steht und die lebendig dieser am meisten 
gleicht; die Form hat jedoch einen mehr entw iekelten Stamm und 
mehr zugespitzte Zweigblätter. Sie fructifieirt niemals und ist 
wahrscheinlich eine Hybride zwischen den genannten zwei Arten. 
Wo sie vorkommt, tritt sie massenhaft, aber. in.so geringer Aus- 
dehnung auf, dass man, in Anbetracht des grossen Ausbreitunps- 
vermögens dieser Pflanzen sehr gut annehmen kann, die ganze 


Masse sei aus einem einzigen ursprünglichen Individuum entstanden. 
(Fortsetzung Tolgt.) 


Referate. 


Filet, G. J., Plantkundig ee voor NE 
landsch-Indie. Met korte aanwijzingen van hetg 
neeskundigen huishondelijk Gebruik der SPAR 
en Vermelding der verschillende inlandsche en 
wetenschappelijke Benamingen. Tweede vermeerderde 
en verbeterde druk. 8°. XI und 348 pp. Amsterdam (J. H. de 
Bussy) 1888. 

Die erste Auflage dieses Werkes erschien 1876 mit einer Vor- 
rede des Verts. und einer Einleitung von H. Witte (Leyden), der 
in Abwesenheit des Verfs. auch den Druck überwachte. Es ist ein 
alphabetisches Verzeichniss der in Niederländisch-Indien vorkommenden 
Gewächse und zwar nach ihren einheimischen, meist aus dem 
Malayischen stammenden Namen, deren jedem das wissenschaftliche 
Synonym beigesetzt ist. Doch nicht das allein; es ist bei den be- 
treffenden Pflanzen auch ihr etwaiger Gebrauch seitens der Menschen 
in medicinischer, technischer und anderer Hinsicht vermerkt. Dadurch 
gewinnt das Werk für die in den Kolonieen lebenden oder mit ihnen 
verkehrenden Niederländer grosse praktische Bedeutung, wird aber 
auch dort reisenden Botanikern als eine Ergänzung zu Miquel’s 
Flora von Indien unentbehrlich sein. Das Verzeichniss enthält 
9283 Nummern, die jedoch nicht eben so vielen Species entsp‘ e=hen. 
Häufig bezeichnet ein und dasselbe Wort verschiedene Puanzen, 
Z. B. finden wir unter dem Namen „Nagassarie“ die 4 Species: 
Acacia Farnesiana Wlld., A. tortuosa Wlld., Mesua ferrea L., 
Achilles condensata Miqu. begriffen. Umgekehrt gibt es für eine 
und dieselbe Pflanze mehrere einheimische Bezeichnungen, ganz wie 
bei uns zu Lande. So erscheint z. B. Alpinia galanga Sw. (die 
Galgantwurzel der Apotheken) sowohl unter dem Namen „Galiassa“ 


Lehr- und Handbücher. 441 


(auf Ternate) als „Ladja“ (im Malayischen und Sundanesischen). 
Das dem Buche angehängte lateinische Namen-Register weist indes 
ca. 4300 Arten auf. (Hierbei sei bemerkt, dass im No.-Verweis 
wiederholt störende Druckfehler vorkommen.) Eine kleine Text- 
probe möge den Charakter des Buches veranschaulichen. Es heisst: 

3519. Kajoe-tjiudana M. (= Malayisch) = Santalum 
album L. Nat. Fam. der Santalaceae. Op bijna alle Sunda-eilanden, 
wild en gekweekt; boom. GEBR. Deze boom levert het Sandel- 
hout van den handel, dat als renkwerk en als geneesmiddel door 
den inlander zeer gezocht is, en ook veel naar Europa wordt uit- 
gevoerd. Het is thans buiten medisch gebruik, doch schijnt tot de 
samentrekkende middeln te behooren. De oude boomen leveren 
het gele, de jongere het witte Sandelhout op. 

Horn (Berlin). 


Sprockhoff, A., Schulnaturgeschichte. Abtheilung IM. 
Botanik. 3. Auflage. 8°. 208 pp. Hannover (C. Meyer) 1889. 
M. 1.60. 

— —, Grundzüge der Botanik. Ein Hilfsbuch für den 
Schulgebrauch und zum Selbstunterrichte. 12. Auflage. S°. 360 pp. 


Hannover (C. Meyer) 1889. M. 3.— 
— —, Einzelbilder aus dem Pflanzenreiche. 5. Auflage. 
8°. 96 pp. Hannover (Ü. Meyer) 1889. M. 0.60. 


„Die Schul-Naturgeschichte ist für Stadtschulen und Prä- 
paranden - Anstalten bestimmt, während die Grundzüge den 
Zwecken der Lehrerseminare und anderer höherer Lehranstalten 
dienen und die Einzelbilder den Bedürfnissen einfacherer Schulver- 
hältnisse entsprechen sollen.“ 

Das erste der 3 genannten Bücher, die Schulnaturgeschichte, 
wurde in diesem Blatte (Bd. XX. p. 321) nach der damals vor- 
liegenden 2. Auflage besprochen. Die neue Auflage ist nun jener 
gegenüber wesentlich vermehrt und umgeändert, aber vieles, was 
nach Anordnung, Ausdruck und Darstellung einer Verbesserung 
bedurft hätte, findet sich noch unverändert vor, sodass wir mehr- 
fach Unklarheiten und Ungenauigkeiten begegnen. Dasselbe gilt 
auch von den „Grundzügen“, von denen wohl höchstens der zweite 
Theil (2. und 3. Stufe) dem Unterricht in „höheren Lehranstalten“ 
angepasst sein dürfte. Der erste Theil ist, wie Verf. selbst in einer 
Anmerkung angibt, für das 3. und 4. Schuljahr bestimmt: er ent- 
hält 50 Einzelbilder aus dem Pflanzenreich, d. h. Beschreibungen 
einfacher Pflanzen und Vergleichungen derselben, dazwischen Gedichte 
und Geschichtchen, die sich auf diese Pflanzen beziehen. Die separat 
herausgegebenen „Einzelbilder‘ sind ein einfacher Abdruck der 
ersten Stufe der Schulnaturgeschichte. 

Möbius (Heidelberg). 


Botar. Centraibl. Bd. XXXVII. 1889. 2 


442 Algen. 


Dangeard, P. A, Recherches sur les Uryptomonadinae 
et les Euglenae. (Le Botaniste. Serie I. 1889. Faseicule 1. 
p. 1-38. Pl. IL) 

Schon früher hat Verf. als Kriterium für die thierische oder 
pflanzliche Natur eines Organismus die Art der Ernährung aufgestellt: 
eine Pflanze assimilirt im Innern ungeformte Nahrungsstoffe, während 
ein Thier geformte Nahrung in sich aufnimmt und verzehrt. Von 
diesem Standpunkte aus müssen die Cryptomonadinae und Euglenae 
zu den Pflanzen gerechnet werden, um so mehr, als sie auch in 
ihrer Entwicklung keine Erscheinungen bieten, die sich nicht mit 
ihrer pflanzlichen Natur vereinigen liessen. 

Von den Üryptomonadinen bespricht Verf. Uryptomonas, zu 
welcher Gattung nur nur C. ovata Ehr. und €. erosa Ehr. gerechnet 
werden. Unter Berücksichtigung der darüber vorliegenden Litteratur 
beschreibt er diese beiden Arten genau und gibt danaclhı eine Cha- 
rakteristik der Familie der Cryptomonadinae. Von vegetativen 
Eigenschaften der Zoosporen (beweglichen Zuständen) ist bemerkens- 
werth der Besitz einer dünnen Membran, ven durch Chlorophyll 
grün gefärbten Chromatophoren, Stärke und Leueiten; ein Schlund 
ist Be vorhanden, sondern nur eine helle Stelle am Vorderende, 
wo die Einschnürung und die beiden Cilien auftreten, das dem 
hyalinen Vorderende von Chlamydononas entspricht. Die Bewegung 
geschieht durch Rotation um die Achse mit Hilfe der Cilien wie 
Bei den Schwärmsporen der Algen oder durch ein Fortschnellen, 
das ebenfalls durch die Cilien bewirkt wird. Diese Organismen 
vermehren sich durch freie longitudinale Theilung: ausserdem können 
sie in einen Palmellazustand übergehen, bei dem 4, 8, 16 Zellen 
in einer dicken gallertigen Membran eebildet den Schliesslich 
findet auch eine Eneystirung der Einzelzellen statt: die Cysten 
geben wieder Palmella ähnliche Kolonien, aus denen sich Schwärm- 
sporen entwickeln. Niemals nehmen die Cryptomonadinen feste 
Stoffe in das Innere der Zelle auf, sondern ernähren sich holophytisch 
mit Hüife des Chlorophyllis, das mit einem in Alkohol und Aether 
unlöslichen violetten Farbstoff an die Chromatophoren gebunden ist. 

Von der Familie der Euglenaceen betrachtet Verf. nur die 
eigentlichen Kuglenen, während er die Astasieen (Astasia, 
Rhabdomonas und Monoidium) bei Seite lässt. Die letzteren, ohne 
Chlorophyll, ernähren sich saprophytisch, ohne feste Stoffe aufzu- 
nehmen; sie verhalten sich zu den Eugleneen wie Polytoma wella 
Ehr. zu den Cryptomonadineen. Die Gattung Euglena wird, als 
ziemlich bekannt, nur kurz behandelt, genauer besprochen w enden 
Phacus pleuronectes Nitsch., Ph. alata Klebs, Ph. ovum Ehr., Ph. 
parvula Klebs, Trachelomonas hispida Stein und 7. volvocina Ehr. 
Als allgemeine Eigenschaften der Eugleneen ergeben sich daraus 
folgende. Die Zoosporen sind bei Trachelomonas symmetrisch, bei 
Euglena und /’hacus asymmetrisch gebaut. Die Membran zeigt 
nach Gattungen und Arten charakteristische Strukturen. Ein kurder 
308. Schlundeingang ist nur bei Euglena vorhanden, er funectionirt 
aber nicht als cher. sondern ist nur als ein Rest der Entwieklung 
von den Flagellaten her zu betrachten. Ein rother Punkt ist immer 


Algen. — Pilze. 443 


deutlich da, ob er in einer Beziehung zur Lichtperception steht, 
ist fraglich ; er entscheidet nichts über die thierische oder pflanzliche 
Natur. Die Zoosporen besitzen nur eine Cilie, mit der sie sich 
bewegen, ausserdem dient aber auch die Metabolie des Körpers zur 
Locomotion. Das Chlorophyll ist an mehrere runde oder elliptische 
Chromatophoren gebunden, an Stelle von Stärke tritt Paramylon 
auf. Phacus und Euglena vermehren sich durch freie longitudinale 
Theilung, bei Trachelomonas bilden sich 2 Zoosporen innerhalb einer 
Hüllmembran aus. Uebergang in Palmellazustand ist häufig; bei 
der wiederholten Zelltheilung werden die Membranen in einander 
geschachtelt, oder sie werden gallertig und sind nicht mehr getrennt 
zu unterscheiden: die Zoosporen werden durch Auflösung der 
Hüllen frei. Bei der Encystirung behält die Zelle ihre Form, 
Phacus, oder sie rundet sich vorher ab, Euglena. Die Ernährung 
ist rein holophytisch , niemals werden geformte Substanzen in das 
Zellinnere aufgenommen. Aber durch die Astasieen werden die 
Euglenen mit Flagellaten von thierischer Ernährung, wie Peranema 
verknüpft. 

In der Schlussbetrachtung macht Verf. darauf aufmerksam, 
dass die Algen den Flagellaten am nächsten stehen, bei denen der 
bewegliche Zustand eine längere Periode der Entwicklung andauert, 
also wie bei den Zuglenen, Uryptomonadinen , Chlamydomonadinen 
und Volvoeinen. Ein wichtiges Merkmal für die pflanzliche Orga- 
nisation ist der Besitz von Chromatophoren, während die grüne 
Farbe bei Thieren nur durch parasitische Algen hervorgerufen wird; 
die Angaben, dass einige Vortieellen ein diffus grün gefürbtes Plasma 
besitzen, bedürfen noch zu sehr der Bestätigung, als dass sie diese 
Unterscheidung alteriren könnten. Nach dem Modus der Nahrungs- 
aufnahme müssen die Muzxomyceten als echte Pflanzen betrachtet 
werden, denn Verf. konnte nie die Aufnahme fester Stoffe in die 
Plasmodien beobachten. Von den Peridineen zeigt Polykrikos 
thierische Ernährung, die andern dürften sich mehr den Pflanzen 
nähern. Die Verwandtschaft der Euglenen soll bei den Desmidiaceen 
zu suchen sein, indem hier besonders in Betracht zu ziehen ist 
das Fehlen von Sporangien, die freie Zelltheilung, die Symmetrie 
des Körpers, die Struktur der Membran, die Locomotion und die 
eontractilen Vacuolen. 

Die beigegebene Tafel bringt Abbildungen von CUryptomonas, 
Phacus und Trachelomonas- Arten. 

Möbius (Heidelberg). 


Lister, Arthur, Notes on the Plasmodium of Badhamia 
utrieularis and Brefeldia maxima. (Annals of Botany. 
Vol. H. Nr. 5, June 18883.) 

Das Plasmodium von Badhamia utricularis hat die Fähigkeit, 
wenn es auf Waldpilzen gezogen wird, über ein Jahr lang seine 
strömende Bewegung beizubehalten, es eignet sich daher sehr gut 
zu Untersuchungen über die Bewegungserscheinungen und der- 
gleichen. V erf. fand dasselbe meist auf Cortieium puteanum, 


y% 
2 


A444 Pilze. 


welches auf Hagebuchenstämmen häufig vorkommt. Es kroch über 
dasselbe hinweg, seine Hyphen verzehrend, oder schnitt breite 
Pfade in das Lager des Corticium ein, und nach dem Zurückweichen 
war die Rinde "der Hagebuche völlig vom Hyphenpilz befreit. 
Nachdem das Plasmodium seine gewöhnliche chromgelbe Farbe in 
eine tiefbraune verändert hatte, liess es Verf. an einer Glastafel 
emporkriechen. Die tiefbraune Farbe rührte von einer grossen 
Anzahl Corticiumsporen her, welche das Plasmodium in sich auf- 
genommen hatte und welche an seiner lebhaften Bewegung theil- 
nahmen. Nach dem Zurückweichen des Plasmodiums von der 
Glastafel blieb auf derselben, zu beiden Seiten der Plasmodium- 
stränge, eine Menge ausgestossener Sporen und anderer nicht ver- 
brauchter Stoffe in Gestalt. eines Netzwerkes zurück. Um das 
Plasmodium von den Sporen zu reinigen, filtrirte es Verf., d. h. er 
liess es durch feuchte Watte kriechen, wodurch es wieder seine 
natürliche gelbe Farbe erlangte, die Sporen waren durch die Watte 
zurückgehalten worden. Das Plasmodium bildete Sporangien, 
welche nach 36 Stunden schwarz wurden und nach dem Aus- 
trocknen die für diese Species bezeichnende blaugraue Farbe an- 
nahmen. Zur bequemeren Beobachtung unter dem Mikroskop 
wurden Glaströge mit planparallelen Wänden benutzt, die durch 
eine kleine Glastafel geschlossen werden konnten. Durch den 
Verschluss der Tröge konnte in denselben eine feuchte Atmosphäre 
hergestellt werden, in welcher das Plasmodium lange ‘Zeit beweg- 
lich blieb. Ausser auf Corticium findet sich das Plasmodium von 
Badhamia noch auf Polyporus versicolor und adustus; sein liebster 
Aufenthalt ist jedoch Stereum hirsutum, welches bekamntlich auf 
Eichen- und Hagebuchenstämmen schmarotzt und das Plasmodium 
‘während der Wintermonate stets beherbergt. 

Um dasselbe lebend zu erhalten, müssen von Zeit zu Zeit neue Nähr- 
materialien hinzugefügt und die abgestorbenen Theile entfernt werden. 
Verf. konnte in Bezug auf die Nahrungsaufnahme feststellen, dass ent- 
gegengesetzt den Behauptungen Wortmanns, rohe Stärkekörner 
nie aufgenommen werden, dagegen fand eine vollständige Verzehrung 
eequollener Stärkekörner statt. Das Plasmodium umtloss dieselben, 
und nach dem Zurücktreten war das Korn völlig zerstört und bis 
auf den kleinsten Theil aufgenommen. Wegen der Undurchsichtig- 
keit des Plasmodiums lässt sich der Vorgang nicht verfolgen. 
Schnitte aus dem Hut und Stiel von Agaricus, campestris waren 
nach einigen Stunden völlig aufgenommen, auch wurde eine trägere 
Bewegung des Plasmodiums durch Zufügung eines Schnittes dieses 
Pilzes in eine lebhaftere übergeführt; am deutlichsten zeigte sich 
diese Wirkung, wenn man dem Plasmodium einen Schnitt von 
Stereum hirsutum anbot. Schnitte von Agaricus flavus wurden eben- 
falls absorbirt, bei solchen von A. melleus war die Einwirkung des 
Plasmodiums keine so intensive und es blieb stets ein Rückstand 
übrig. Schnitte von Pilzen, deren Hyphen eine derbere Membran 
besassen, wurden langsamer von dem Piasmodium aufgenommen. 
Wurden die Schnitte Pilzen entnommen, welche dem Plasmodium 
als Nährmaterial nicht zusagten, z. B. A. rubescens, A. fascicularis, 


Pilze. — Flechten. 445 


so zerfiel dasselbe entweder in kugelige Partien, deren Individuen 
z. T. amoeboide Bewegung zeigten und bald darauf fast sämmtlich 
zu Grunde gingen, oder es starben nur die mit den nicht zu- 
sagenden Schnitten in Berührung gekommenen Plasmodiumtheile 
sofort ab. Nicht nur die Körnerschicht des Plasmodiums vermag 
feste Substanzen in sich aufzunehmen, sondern auch die Hyalin- 
schicht, wie an Pilzhyphen gezeigt wurde; dieselben verschwanden 
in der sie überziehenden Plasmodiumschicht wie Zucker in kochendem 
Wasser, nur geringe Bruchstückchen der Membranen fanden sich 
später noch vor. Eine höchst merkwürdige Einwirkung zeigte das 
Plasmodium auf die von demselben ae bedeckten Hyphen, von 
denen ein Theil aufgenommen war; dieselben zerfielen nämlich, 
nach Zurückweichen des Plasmodiums, in perlschnurartige Reihen. 
Haare von Stereum hirsutum und andere mit derberen Membranen 
versehene Gebilde wurden ebenfalls von dem Plasmodium aufge- 
nommen, jedoch erst nach läugerer Einwirkung und oft mit nach- 
theiligen Folgen für dasselbe. Verf. schliesst aus dem Vorher- 
gehenden und der Thatsache, dass das Plasmodium sich dem ihm 
zusagenden Nährmaterial mit grösserer Geschwindigkeit nähert, als 
solchen Substanzen, die ihm nicht zusagen und ihm schaden, auf 
ein grosses Unterscheidungsvermögen desselben in Bezug auf seine 
Nahrungsmittel; er glaubt, dass die Bewegungen des Plasmodiums 
vielleicht lediglich den Zweck hätten, geeignete Nahrung aufzu- 
suchen. Ob ein peptonisirendes Ferment bei der Verwandlung der 
aufgenommenen Substanzen thätig sei, konnte nicht festgestellt 
werden. Bei Brefeldia maxima wurde direkte Sporenbildung aus 


dem Plasmodium innerhalb weniger Stunden wahrgenommen. 
Warlich (Marburg). 


Müller, J., Revisio Liehenum F&eanorum. (Revue myeologique. 
Vol. IX. p. 82—89 et p. 133—140). 

Es ıst für den Lichenologen, der tropisches Material zu be- 
stimmen hat, äusserst schwierig, nach den kurzen, die mikrosko- 
pischen Merkmale in höchst ungenügender Weise berücksichtigenden 
Diagnosen die Arten der älteren Autoren riehtig zu erkennen. 
Wir müssen es dem Verf. Dank wissen, dass er auf Grundlage 
der Originalexemplare die in dem grossen Werke: „Essai sur 
les Cryptogames des &corces exotiques offieinales“ 
(Paris, 1824) und in dem dazugehörigen Supplemente die von Fee 
beschriebenen und abgebildeten Flechten einer kritischen Revision 
unterwarf, die beschriebenen Arten mit eventuell schon von älteren 
Autoren aufgestellten identifieirte, die einzelnen Species in den 
der modernen Auffassung entsprechenden Gattungen unterbrachte 
und die Beschreibungen , soweit es die sichere Erkennung er- 
fordert, erweiterte. Die vorliegende Abhandlung umfasst die 
discocarpen Lichenen; die Graphideen und Pyrenocarpeen 
werden in später erscheinenden Publikationen behandelt werden. 
Von diesen für die systematische Lichenologie aus dieser Revision 
entspringenden wichtigen Richtigstellungen mögen hier uur die- 


446 Flechten. 


jenigen hervorgehoben werden, welehe von anderen Autoren oder 
anderwärts noch nicht veröffentlicht wurden. 


Porina Fee Ess. p. 30. (Porina sect. Pertusaria Fee Suppl. p. 72). 
Porina depressa Fee Ess. p. S0, t. 20, f. 2; Suppl. p. 72; P. Selerotium 
Fee Suppl. p. 74, t. 41, f. 7 gehören der Gattung Pertusaria an und werden 
mit dem entsprechenden Speciesnamen bei dieser Gattung untergebracht. P. 
verrucosa Fee Suppl., p. 73, t. 41, f.5 (Trypethelium verrucosum Fee Ess. 
p- 66, t. 18, f. 3) = Pertusaria granulata Müll. Arg. L. B. no. 751. 
Veriolaria p. 97. 
V. amara Fee Ess. p. 101 et Suppl. p. 96 und V. communis Fee Ess. 
p. 102, Suppl. p. 98, t. 41, f. 3 (non Ach.) = Pertusaria commutata Müll. Arg. 
L. B. no. 706. V. fulva Fee Ess. p. 102, t. 24, f. 2; Suppl. p. 98 = Pertusaria 
commutata f. variolosa Mill. Arg. nov. form. V. microcephala Fee Ess. p. 102, 


t. 24, f£. 5 = Pertusaria velata Nyl. f. variolosa Müll. Arg. nov. f. 
Leeidea p. 99. 
L. parasema var. Americana Fee Ess. suppl. p. 101, 1.42, f. 1 = Buellia 


modesta (Krplhbr.) Müll. Arg. L. B. no 362. — Leeidea Lauri-Cassiae Fee Ess. 
suppl. p. 101, t. 42, f. 2 = Buellia Lauri-Cassiae Müll. Arg. — L. chloroplaca 
Fee Ess. suppl. p. 102, t. 37, f. 9 et t. 42, f. 43 = Patellaria (s. Bilimbia) 
chloroplaca Müll. Arg. — L. tuberculosa Fee Ess. p. 107, t. 27, 1. 15 Suppl. 
p- 105 = Patellaria (s. Bombyliospora) tubereulosa Müll. Arg. L. B. no. 355. — 
L. versicolor Fee Suppl. p. 104, t. 42, f. 11 (Lecanorae sp. Fee Ess. p. 115) = 
Patellaria (s. Psorothecium) versicolor Müll. Arg. L. B. no. 444. — L. einne- 
barina Fee Ess. p. 104, t. 26, f. 4. = Leeidea Piperis var. erythroplaca Krphbr. 
Lich. Glaz. p. 39. — L. Quassiae Fee Ess. suppl. p. 104, t. 42, f. 13 = Opegrapha 
Quassiae Müll. Arg. — ZL. tremelloidea Fee Ess. p. 112, t. 27, f. 2 = Patellaria 
(s. Biatorina) tremelloidea Müll. Arg.; dazu gehört auch L. carneola var. arceu- 
tina Fee Ess. p. 109 non Ach. L. translueida Fee Ess. suppl. p. 105, t. 42, 
f. 16 —= Patellaria (s. Bacidia) translueida Müll. Arg. — L. vernalis F&e Ess. 
p. 110, t. 26, f. 5 nonAch. wird als Patellaria (s. Biatorina) Feeana Müll. Are. 
benannt. — L. luteola var, Americana Fee Ess. Suppl. p. 107, t. 42, f. 19 = 
Patellaria (s. Bacidia) Americana Müll. Arge. — L. patellula F&e Ess. p. 110, 
t. 27, f. 3, ferner L. biformis Fee Ess. p. 111 et Suppl. p. 107, t. 42, f. 21 und 
L. Hypozentha Fee Ess. Suppl. p. 109, t. 42, f. 25 = DBiatorinopsis lutea Müll, 
Arg. L. B. no. 254. — L. dispuncta Fee Ess. Suppl. p. 107, t. 42, f. 22 — (al- 
lopisma aurantiacum var. saliecinum Mass. — L. Brebissonii Fe&e Suppl. p. 108. 
t. 87, f. S= Blastenia (s. Triopsis) Brebissonii Müll. Arg.L. B. no. 1034. — L. 
glaucotheca F&e Suppl. p. 109, t. 42, 1. 27 = Buellia parasema var. sabaerugina- 
scens Müll. Arg. Lich. Socotr. p. 8. — ZL.? cuticula Fee Ess. p. 112, t. 26, f. 8 
= Lopadi sp. 
Lecenora, p. 110. 
L. endochroma Fee Ess. p. 114, t. 29, f. 1= Palellaria (s. Psorothecium) 


endochroma Müll. Arg. L. B. no. 355. — L. soredifera Fee Ess. p. 114, t. 25, 
f. 3 ist eine gute Art; ebenso L. flavo-virens Fee Ess. p. 115, t. 29, f. 3. — L. 
desquamescens Fee Suppl. p. 111 = Heterothecium leucoxanthum Müll. Arg. — L. 
sulphureo-fusca Fee Ess. p. 11#, t. 28, f. 7 non. Suppl. = Lecania (s. Pachyle- 
cania) sulphureo-fusca Müll. Arg. — Z. sulphureo-fusca Fee Suppl. p. 112, t. 42, 
f 36.non Ess. = Lecania Feeona Müll. Arg.; dazu gehört auch L. vussula Fee 


Ess. t. 28, f. 8. — L. subfusca var. horiza Fee Ess. p. 117, 1. 25, f.5 =L. sub- 
fusca var. allophana Ach. — L. byssiptaca Fee Ess. Suppl. p. 113, t. 37, f. 10 
wird von zwei verschiedenen Flechten gebildet, nämlich L. caesio-rubella Ach. 
und Cbenogonium rvigidulum Müll. Arg. L. B. no. 517; letztere wurde von Fee 
als Thallus angesehen. — L, leprosa Fee Ess. p. 118, t. 25,1. 6. =L. suhfusca 
var. cinereo-carnea Tuck. Cub. no. 118. — L. Domingensis Fee Ess. p. 118, t. 28. 
if. 2 — Patellaria Domingensis var. inexplicate (Nyl.) Müll. Arg. L. B. no. 1030. — 
L. Perscnii Fee Ess. p. 119,t. 29, f. 5 und L. coccinea Fee Ess. p. 120, t. 27, 
i. 7 = Lecania punicea Müll. Arg. L. B. no. 130. — L. farinacea Fee Ess. p. 
117, t. 29, f.6=L. caesio-rubella Ach. — L. duplicata Fee Suppl. p. 117, t. 42. 
f.49=L. pallescens Fr. 
Parmelia, p. 117. 
P. perforata Fee Ess. p. 121, t. 32, f. 3 


= P. corrugis (Fr.) Müll. Arg. — 
P. erenulata (Hook.) Fee Ess. p. 122, t.31,1.3 = 


Reicasolia crenulate Nyl. Syn, 


Fiechten. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 447 


p. 372. — P. tiliacea Fee Suppl. p. 120, t. 42, f. 7=P., tiliacea var. sulphu- 
rosa Tuck. und im einem anderen Exemplare P. subcoronata Müll. Arg. sp. nov. 
— P. glandulifera Fee Ess. p. 123, t. 31, f. 11=P. coronata Fee |. c. t. 31, 


f. 2. — P. parasitica Fee Ess. p. 124,t. 31, f. 4=P., !aeniata Nyl. — P. com- 
paeta Fe Ess. p. 124 = Physcia speciosa Nyl. — P. applanata Fee Ess. p. 126, 
t. 32, f. 2 = Physcia picta Nyl. f. sorediat« Müll. Arg. Lich. Afr. oce. no. 12. 


Cireinaria, p. 124. 

©. Cocoes Fee Ess. p. 127 = (occocarpia pellita var. semeineisa Müll. Arg. 
L. B no. 421. — (. dissecta Fee Ess. p. 127,t. 30, f. 2= Pyxine Cocoes Nyl. 
C. Berteriana Fee Ess. p. 128, t.30, f.3 = yeine Cocos var. endoxcantha Müll. 
Arg. L. B. no. 415. 

Sticta, p. 125. 

S. Mougeotiana var. zantholoma Fee Suppl. p. 126, t. 2 je 5 — Stietina 
Mougeotiana Nyl. Syn. p. 340. — S. Boryana Fee Suppl. p. 127, t. 43, f. 8 = 
Stictina argyracea var. aspera N Müll, Arg. — SS, dissecta Fee Suppl. 187, t. 43, f. 
9 Ricasolia disseeta var. minor Nyl. Syn. p. 371 

Collema, p. 128. 

©. Burgesü Fee Ess. p. 132, Suppl. p. 128, t. 43, f.3 = Leptogium phyllo- 
carpum Montg. Syll. p. 379. — C. diapkanum Fee Ess. p. 132 (non Ach.) 
— Leptogium tremelloides var. daedaleum Nyl. Syn. p. 130. — €. bullatum Fee 
Suppl. p. 129, t. 43, f. 6 (non Sw.) = Leptogium tremelloides Fr. 

Solorina, p. 129. 

S. vitellina Fee Ess. p. 133 = Coccocerpia pellita var. smaragdina Müll. 
Arg. L. B. no. 42i. — S. eircinarioides Fee Suppl. p. 130 und Cireinaria Ery- 
throxyli Fee Ess. p. 128, t. 2, f. 14 = Coccocarpia pellitae var. parmelioides Müll. 
Arg. L. B. no. 421. 

Usnea, p. 132. 

U. barbata var. articulata Fee Ess. p. 136, t. 32, f. 4 (non Ach.) = 
barbata var. Cinchonarum Müll. Arg. L. B. no. 1065. — U. barhata var, longissima 
Fee Suppl. p. 133 = U. barbata var. dasypoga Fries. 

Coenogonium, p. 154. 

©, Linkäü Fee Ess. Suppl. p. 138 = Cvenog. Leprieuri Nyl, 

Von nicht auf ofücinellen Rinden wachsenden, von Fe&e beschriebenen 
Flechten, werden richtiggestellt: 

Cireinaria epiphylla Fee Meth. p. 85, t. 2, f. 12 et Ess. m. C. = Übocco- 
carpie epiphylla Müll. Arg. — Roccella Boryi Fee Ess. p. XCVI et CI, t. 2, 
f. 25 = Koccelle tinetoria DC. — Seyphophorus glandulosus Fee Ess. p. XCVII 
et CI, t. 3, f. 11 et Suppl. p. 149 = (ladonia gracilis Hofim. — Scyphophorus 
didymus Fee Ess. p. XCVIII et CI, t. 3, f. 13 = Cladonia maeilenta var. pul- 
chella (Schweinf.) Müll. Arg. L. B. no. 818. 

Zahibruckner (Wien). 


Kraus, Gregor, Grundlinien zu einer Physiologie des 
Gerbstoffs. 3°. 131 pp. Leipzig (Engelmann) 1839. 

Die im VIII. Abschnitt des vorliegenden Buches vom Verf. 
gegebene Geschichte des (zerbstofts De schon durch ihre Kürze, 
dass die Zahl derjenigen Untersuchungen, welche einen w irkliehen 
Fortschritt in unserer Kenntniss über die Bedeutung des Gerbstoffes 
bewirkten, eine recht geringe ist und dass die meisten der ein- 
schlägigen Arbeiten einer strengen Kritik nicht Stand zu halten 
vermögen und daher nicht den Anspruch erheben können, neuen 
Forschungen zur Basis zu dienen. Weil man nicht quantitativ 
vorgegangen war, kam man nieht sehr über den Standpunkt hinaus, 
mm Gerbstoff entweder ein Exeret, ein Nebenprodukt (Sachs) oder 
aber einen organisirten Reservestoff, ein Glied in der Reihe der 
plastischen Stoffe (Hartig- Wigand) zu erblicken. Weil man nie 
streng vergleichende Gerbstoffbestimmungen unternahm, hängen 


448 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


alle den Gerbstoff betreffenden Hypothesen der neueren Zeit in der 
Luft. Einige von ihnen werden von Kraus direkt widerlegt 
(Öser, Pick, Westermaier), andere verlieren durch seine Unter- 
suchungen sehr viel an Wahrscheinlichkeit (Warmin g, Moeller). 
Kraus zog es deshalb mit Recht vor, nur auf Grund eigener Ver- 
suche die Fundamentalsätze einer Gerbstoffphysiologie aufzustellen, 
auf der festen Basis einer schlagenden Masse quantitativer Be- 
stimmungen. Er subsumirt dem Begriffe Gerbstoff alle Substanzen, 
welche die bekannten Gerbsäure-Reactionen geben und sich sonst 
wie Gerbsäure verhalten. 

Die Untersuchungsmethode, welche Kraus in Anwendung 
brachte, war die Loewenthal-Schroeder’sche verbesserte 
und von der Gerbstoffeommission 1883 angenommene, die 
Titration mit Chamaeleon. Die zu untersuchenden bei 1009 
getrockneten Pflanzentheile wurden zu äusserst feinem Mehl zer- 
rieben und dieses im Schroeder’schen Extraetor mit geeignet 
befundenem Wasserleitungswasser ausgezogen bis zur absoluten 
Farblosigkeit des abgegossenen Wassers. Dabei konnte freilich 
der den Membranen einverleibte Gerbstoff nieht vollkommen extra- 
hirt werden, alle gefundenen Zahlen müssen daher um einen mini- 
malen Werth zu gering sein, allein die ganz gleichmässige Anwen- 
dung derselben Methode bei allen Bestimmungen musste, auch 
wenn diese selbst Fehler besässe, den Kraus’schen Resultaten 
Immunität verleihen, da sie nur durch relative Werthe bestimmt 
wurden. Die in seinen früheren Arbeiten zum Ausdruck gelangte 
Exactität des gewissenhaften Experimentators bürgt vollkommen 
dafür, dass derselbe auch bei den Gerbstofftitrationen alle nöthigen 
Vorsichtsmassregeln beobachtet habe; die besondere Bestimmung 
des „Nichtgerbstoffs“ hat Kraus unterlassen, auf die Ermittelung 
der wahren Gerbstoffzahl (Loewenthal’sche Prozente) also ver- 
zichtet aus p. 64 näher erörterten Gründen. Von den übrigen 
Methoden wurde die Fleck sche gewichtsanalytische (Fällung mit 
Kupferacetat als gerbsaures Kupfer und Wägung als CuO) als 
genau gefunden, während die Sanio’sche (mikrochemische) sowohl 
als die Kutscher’sche kolorimetrische Methode nur für approxi- 
mative Schätzungen brauchbar erkannt wurde. Wie penibel bei 
der Auswahl und Zuriehtung des verwendeten Materials verfahren 
werden musste und vom Verf. verfahren worden ist, geht aus den 
aphoristischen Mittheilungen am Schluss des VII. Abschnittes her- 
vor. Die grundlegenden Versuche sind mit allen Details in XXI 
Reihen im Anhang, die aus ihnen sich ergebenden Thatsachen und 
theoretischen Speculationen aber in den ersten sechs Abschnitten 
in streng logischer Reihenfolge und unter Anwendung eines — 
sit venia verbo — wohlthuend klaren Stiles mitgetheilt, so dass 
es dem Ref. oft schwer wird, von den Kraus’schen an und für 
sich schon in äusserst knappen Sätzen entwickelten Anschauungen 
in noch gedrängterer Form zu berichten , wogegen demselben die 
Mühe erspart ist, aus vielem unnöthigen Beiwerk das Wichtige erst 
heraussuchen zu müssen, denn Unnöthiges liebt der Verfasser nicht. 
In der hier gebotenen Kürze sei in Folgendem das Wichtigste der 
vorzüglichen Schrift wiedergegeben. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 449 


I. Der Gerbstoff wird in den Laubblättern bei Lichteinfluss 
erzeugt; isolirte Blätter vermehren im Licht, nieht im Dunkeln 
ihren Gerbstoftgehalt. Die Zunahme an Gerbstoff in Blättern unter 
normalen Verhältnissen ist nicht mit gleicher Sicherheit nachzu- 
weisen. Die Meimung, es handle sich bei isolirten Blättern viel- 
leicht um eine pathologische Gerbstoftvermehrung, wird später durch 
zahlreiche Thatsachen widerlegt. Zu einer beträchtlichen Gerbstoff- 
bildung ist warme Luft und besonders direktes Sonnenlicht er- 
forderlich, bei diffusem schwachen Lichte unterbleibt jene, wodureh 
sich der auffallend ungleiche Gerbstoffgehalt der Lieht- und 
Schattenblätter erklärt. Eine Expositionszeit von etwa 12 Stunden 
genügt, wie zur Produktion von Stärke und Zucker, so auch zu 
der des Gerbstoffes und letzterer ist alsdann leieht nachzuweisen, 
vorausgesetzt, dass man seine Ableitung inhibirt, was Kraus durch 
rationell vorgenommene Unterbrechungen der Leitungsbahnen er- 
reichte. Die Coineidenz der Bedinsungen der Gorksicffenistchubs 
mit denen der Kohlenstoffassimilation kommt auch noch dureh 
andere Thatsachen zum Ausdruck: Chlorophylifreie Blätter sind 
arm an Gerbstoff und nicht fähig, solchen zu erzeugen; in OO: - 
freier Luft unterbleibt unter Beleuchtungsv erhältnissen , die ın 
gewöhnlicher Atmosphäre zur Gerbstofferzeugung führen, in grünen 
Blättern jedwede a Allein die Comeidenz ist 
nicht a und der Gerbstoff, obgleich seme Entstehung an 
Licht, an Chlorophyll, an ÖO2 gebunden ist, nicht etwa em Assi- 
milationsprodukt, denn die Kohlenstoffassimilation kann unabhängig 
von der Gerbstoffproduktion stattfinden; das beweisen zunächst 
zahllose assimilirende Pflanzen, welche niemals Gerbstoff hervor- 
bringen und sodann ganze Reihen von Versuchen. Es ist demnach 
nur die Annahme gestattet, dass die (Grerbstoffbildung im Blatt 
mit einem Prozess zusammenhängt, der neben der Kohlenstoff- 
assimilation hergeht. 

II. Da der Gerbstoffgehalt der Blätter während des Sommers 
nicht in dem Maasse zunimmt, wie es die tägliche Produktion 
desselben verlangen würde, da femer Versuche bew eisen, dass 
Verdunkelung des Blattes stets Gerbstoffabnahme zur Folge hat, 
so fragt es sich, ob derselbe chemisch umgeändert oder abgeleitet wird. 
Isolirte Blätter und solehe mit durehsehnittenen Nerven verlieren im 
Dunkeln niehts an Gerbstoft, derselbe muss demnach im normalen 
Blatte dureh die Nerven und den Blattstiel abgeleitet werden und 
wird nicht chemisch umgewandelt. (Versuchsreihe X, 3 und X, 4.) 
(fegen eine etwaige chemische Umwandlung des einmal gebildeten 
Gerbstofis ım Blatt spricht auch #er Umstand, dass eine solche nach 
des Verf.s Beobachtungen nicht einmal statt hat bei den inten- 
sivsten vegetativen Prozessen, wie Keimung, Knospenentfaltung, 
Aussprossung ruhender Rhizome ete. In bestimmtem -Zusammen- 
hang vorgenommene Ringelschnitt-Versuche (XI) lehren, dass der 
(erbstoff aus den Blättern in den ein- und mehrjährigen Aesten 
und im Stamm der Bäume abwärts wandert, und zwar vorwiegend, 
vielleicht allein, in der Rinde, und dass diese Ableitung mit der 
Entfaltung der Blätter beginnt und Anfangs September noch nicht 
aufgehört hat. 


450 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie, 


Il. Bei der Beantwortung der Frage nach der Betheiligung 
des Gerbstoffs beim Austreiben der Blätter, bei der Blüten- und 
Fruchtbildung liest eine besondere Sehwie rigkeit in dem sehr 
schwankenden Gerbstoftgehalt der zum Versuch zu verwendenden 
Rhızome und Reservestoffbehälter, welche nur dureh vorsichtige 
Wahl wohl geprüften Materials überwunden werden konnte. Dunkel- 
versuche mit austreibenden Rhizomen förderten zunächst das über- 
raschende Resultat zu Tage, dass an er bedeutenden Stoffaus- 
wanderung von 26,45 °/, der Gerbstoff so gut wie gar nicht be- 
theiligt ist, dass sich vielmehr in den neuge a ten Organen überall, 
selbst im Dunkeln, (erbstoft neubildet, "welchen K. im (regensatz 
zu dem bereits vorhandenen seeundären nennt. Was wird nun 
aus dem im Rhizom verbleibenden Gerbstoff? Wahrschemlich 
spaltet er sich zum Theil in einen zuekerartigen und einen @e- 
färbten Körper (mit aromatischem Kern): endlich geht er mit dem 
Rhizom zu Grunde, nachdem er in demselben dureh seinen ad- 
stringirenden Geschmack als Schutzmittel gegen Thierfrass oder 
als Fäulniss-verhindernder Stofl' funetionirt hat. 

VI. Was den Gerbstoff in den Holzgewächsen anlangt, so 
konnte K. zunächst im Gegensatz zu Oser nachweisen, dass der 
in der vorhergehenden set tationsperiode gebildete Zweiggerbstoff 
in den Wintermonaten Be Veränderung erfährt, also auch nicht 
verathmet werden kann. In euren Blättern ist es ebenso. 
Da in diesen während des Sommers eine Vermehrung des Gerb- 
stofis stattfindet, muss sich mit dem Alter der Gerbstoff anhäufen, 
er kann also nicht die Rolle eines Reservestoftes (Haberland, 
Schulz) spielen. Dagegen spricht auch eine deutlich wahrnehm- 
bare Gerbstoffzunahme. zur Zeit der Knospenenttaltung sowohl in 
den ganzen Zweigen als auch in den austreibenden Knospen, 
wele Bio auch im Decke vor sich geht; und ferner die Thhatsache, 
dass manche zerbstofffreien und ebenso die zerbstoffhaltigen Samen 
bei der Keimung im Dunkeln reichlich Gerbstoft entwiekeln resp. 
den eher vermehren, während sie ihn doch, wäre es Reserve- 
stoff, bei diesem Prozess ve brauchen müssten (siehe die Keimver- 
suche gerbstoffhaltiger Samen p. 37—41). 

Da die Blätter im Allgememen täglich etwas mehr Gerbstoft 
produeiren, als ableiten, kommt es zu einer nieht unbeträchtlichen 
Ansammlung dieses Stoffes. Die naheliegende Frage, was wird 
im Herbst mit dem Gerbstoff‘ der Blätter, vermag K. dahin zu 
beantworten: Er fällt mit dem Blatt ab und spielt möglicherweise 
eine Rolle bei der Verwesung. Ob das Erythrophylil de r Herbst- 
blätter aus dem Gerbstoff hervor$eht (Wiegand), vermag K. 
nicht zu entscheiden, da er die Einwirkung des irythrophylis auf 
Chamaeleon nicht kennt: nur das bringen seine Versuche XVIII. 
2. u. 3.) deutlich zum Ausdruck , dass herbstlich roth werdende 
Blätter nicht an Gebstoff ab- sondern zu-, umgekehrt winterlich roth 
gefärbte beim Ergrünen nicht zu-, sondern abnehmen. Es deutet 
mancherlei darauf hin, dass die Röthung erst bei hohem Gerbstoff- 
gehalt eintritt, im Herbst und nach durch Ringelschnitt herbeige- 
führter künstlicher Stauung. Der aus den Blättern kommende 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 451 


(erbstoff, der sich im Bast bewegt, verbleibt zum Theil in der 
Rinde, zum Theil gelangt er durch die Markstrahlen ins Holz, 
junge und ältere Rinden- und Holzlagen erfüllend. Innerhalb der 
Rinde nimmt der Gerbstofigehalt mit dem Alter, d. h. vom Gipfel 
zum Fusse des Stammes procentisch ab, auf dem Querschnitt des 
Holzeylinders entweder von aussen nach innen allmählig und un- 
bedeutend zu (Ahorn, Rosskastanie), oder man selangt, vom sehr 
gerbstoffarmen Splint plötzlich und unvermittelt. in den reichen 
Kern. (@leditschia, Morus). Bei der Verkernung spielt der Gerb- 
stoff eine hochbedeutende Rolle. 

Aus den hier in der Kürze wiedergegebenen Beobachtungs- 
und Versuehsresultaten folgert K. die Existenz zweier verschiedener 
Bildungsmodi des Gerbstofis, von denen der eine sich bei Neu- 
bildungen in diesen selbst und im Substrat vollzieht, ohne Licht 
und mit germger Energie; das Produkt verharrt am Entstehungs- 
ort; der andere geht in den Chlorophylizellen unter den Bedingungen 
der Kohlensäure- Assimilation vor sich und giebt grossen Mengen 
Gerbstoff den Ursprung, welche nicht an Ört und Stelle unter- 
gebracht werden können, sondern abgeleitet werden. Wie der 
Gerbstoff auch entstehen” mag, immer ist er ein Nebenprodukt, 
wenn auch mit wichtigen Rollen im Haushalt der Pflanze betraut. 

Ueber die Zukunft des Gerbstofts ist sicher, dass er in keinem 
Kalle mehr in den Stoffwechsel zurücktritt; von seiner Herkunft 
wissen wir mit gleicher Bestimmtheit nur, dass er unter denselben 
Bedingungen entsteht, wie die Stärke im Chlorophyll, dass aber 
Assimilation ohne Gerbstoffbildung stattfinden kann. Letztere 
scheint vielmehr, dieser Meinung neigt K. auf Grund ausgeführter 
Analvsen hin, mit der Synthese der Proteinstoffe im Blatte ver- 
knüpft zu sein, indem möglicher Weise auf dem Wege zur Eiweiss- 
bildung Moleeülgr uppen (ar romatische Ver bindungen) gebildet werden, 
welche einerseits ın den Bau des Eiweissmoleeiils eintreten, anderer- 
seits aber zu Gerbstof? geformt werden. 

Abschnitt VI. bringt eine Menge Details vom Gebiete der 
Gerbstoff-Anatomie, bezüglich deren Ref. auf das Original verweist. 
Es sei nur angedeutet, dass es sich um die Gewebe handelt, welche 
Gerbstofi (Wanderge het ) im Lichte erzeugen und welche ihn 
ableiten, sodann um die Zellformen, welche "autochthon (serbstoff 
(rubenden) hervorbringen (Vegetationspunkt und junge Blattan- 
lagen, Gerbstoffschläuehe, pathologische Produkte des Pflanzen- 
körpers). 

Kohl (Marburg). 


Mangin, L, Sur la constitution de Ja membran des 
vegetaux. (Comptes rendus de lAcad. des sciences de 
Paris. T. CVIE. 1888. 4°. 3 pp.) 

Nachdem Fremy als Pectose einen in den Zelimembranen 
pflanzlicher Gewebe vorkommenden Stoff bezeichnet hatte, wurde 
dessen Verhältniss zur Cellulose vom Verf. genauer untersucht. 
Nach ihm besteht die erste bei der Zelltheilung auftretende Scheide- 


452 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


wand aus Pectose, auf beiden Seiten lagern sich dann Cellulose- 
lamellen auf, während sie selbst sich verdiekt und zur Mittellamelle 
wird. In vielen Fällen bildet die Peetose auch einen Bestandtheil 
der Verdiekungsschichten, so dass die Form der Zellwand nach 
Auflösung der Cellulose erhalten bleibt; verhältnissmässig seltener 
besteht die Wandverdiekung aus reiner Cellulose. Aus blosser 
Pectose sollen bestehen die Membranen der Tapetenzellen in den 
jungen Antheren und die Membranen der jungen Pollenzellen. 
Ferner sollen die Verschleimung und Cutieularisirung Umwand- 
lungsprozesse der Pectose und nicht der Cellulose sein. Weitere 
Mittheilungen über diesen Gegenstand stellt Verf. in Aussicht. 
Möbius (Heidelberg). 


Pringsheim, N., Ueber die Entstehung der Kalkinkrus- 
tationen an Süsswasserpflanzen. (Pringsheim’s Jahrb. 


f. wissensch. Botanik. Bd. XIX. p. 135—154.) 
Veranlasst durch eine im Centralblatt bereits besprochene 


Arbeit von Hassack (ef. Centrbl. Bd. XXXI. p. 103) zeigt Verf., 
dass er bereits 1881 nachgewiesen, dass die Kalkinkrustationen der 
Süsswasserpflanzen durch Zerlegung von Caleiumbiearbonat in 
Folge der Assimilation eintreten. Verf. hat auch bereits die Kalk- 
inkrustation als sicheres Reagenz auf Assimilation benutzt. 

In der vorliegenden Mittheilung gibt nun Verf. eine etwas 
eingehendere Beschreibung seiner früheren Versuche und hebt 
namentlich die Beobachtung hervor, dass er in gesättigten Lösungen 
des neutralen Caleinmearbonates niemals Kalkinkrustationen beob- 
achtet hat. Sodann sucht er nachzuweisen, dass die Beschränkung 
der Kalkinkrustation auf bestimmte Pflanzen und Pflanzentheile 
jedenfalls im vielen Fällen auf Ungleichheiten in der Assimilations- 
energie zurückgeführt werden kann. Schliesslich führt er ver- 
schiedene Bedenken gegen die von Hassack gemachte Annahme 
an, dass die Kaikinkrustation durch Ausscheidung kohlensaurer 
Alkalien bewirkt werden soll, ohne jedoch die wichtige Beob- 
achtung dieses Autors zu berücksichtigen, dass die Ausscheidung 
von Caleriumearbonat auf den Membranen auch in den Lösungen 
anderer Kalksalze, wie z. B. Caleiumnitrat, eintritt. 

Zimmermann (Tübingen). 


Henslow, G., I. Transpiration of living protoplasm; 
U. Transpiration and III. Evaporation, in a satu- 
rated atmosphere. (Journ. of the Linnean Society. Botany. 
Vol. XXIV.) 

I. Verf. wollte prüfen, ob die Transpiration eine Funktion 

-des Chlorophylis im engeren Sinne oder des Protoplasmas über- 

haupt sei. Zu diesem 7weeke untersuchte er den Einfluss des 

Lichtes und der Lufttemperatur einerseits auf die Transpiration 

-chlorophylilfreier lebender, andererseits auf. die Evaporation feuchter, 

todter Gewebe. Vier (in der Abhandlung nicht benannte) Pilze 


- 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 455 


wurden aus einem Beet einzeln in kleine Töpfe versetzt , letztere 
mit Guttaperchafolie sorgfältig und vollständig umschlossen und 
einzeln in Kästen aufgestellt, die oben von einem farbigen Glase 
bedeckt waren. Während der Nacht befanden sich die Versuchs- 
objekte in völliger Finsterniss. Die Gewichtsverluste betrugen 
im Mittel aus allen vier Pilzen pro Stunde im mgr.: Roth 30, 
Gelb 27, Grün 28, Violett 30, farblos 37, Dunkelheit 27. Ob- 
gleich die Differenzen nicht gross sind, lagen doch, wie bei den 
Versuchen mit chlorophyllhaltigen Pflanzen *), die Maxima in vollem, 
violettem und rothem Lichte, die Minima in gelbem Lichte und in 
Dunkelheit. Dieselben Resultate lieferten analoge Versuche mit 
etiolirten Trieben des Meerkohls, die sich in einem finsteren 
Keller aus Rhizomen entwiekelt hatten; letztere waren während 
der Versuchsdauer mit Baumwolle und Guttapercha umwickelt. 
Gleichzeitig ergaben die Versuche mit Pilzen (Boletus?) wie auch 
jene mit Seekohl, dass sowohl in jeder Liehtfarbe, als auclı bei 
Absehluss des Lichtes mit Zunahme der Temperatur eine Erhöhung, 
— mit Abnahme der Temperatur eine Erniedrigung der Tran- 
spirationsthätigkeit emtrat. Ebenso stieg, resp. fiel die Transpiration 
nach Uebertragung der Pflanzen aus einem ungeheizten Zimmer in 
ein geheiztes resp. aus einem kalten in ein warmes. Es transpiriren 
also ehlorophylifreie Gewebe im Lichte mehr, als im Dunkeln, bei 
grösserer Luftwärme mehr, als bei geringerer. In beiden Fällen 
ist die Erhöhung der Transpiration eme Funktion des Protoplasmas.. 
Wenn eine etiolirte Pflanze ergrünt, so wird diese Funktion ver- 
stärkt durch die Fähigkeit des Chlorophylis, bestimmte Liehtstrahlen 
zu absorbiren und infolge von Umsatz von Licht m Wärme die 
Temperatur und Tension des Wasserdampfes in den Intercellularen 
zu erhöhen, wodurch die Transpiration beschleunigt wird, wie zu- 
erst von Wiesner gezeigt und von Comes bestätigt wurde. 

Bei einer anderen Gruppe von Versuchen wurden grüne 
Blätter, Pilze und etiolirte Seekohlsprosse durch siedendes Wasser 
getödtet, und nach sorgfältiger Abtroeknung der oberflächlichen 
Feuchtigkeit verschiedenen Transpirationsbedingungen ausgesetzt. 
Fortgesetzte Wägungen ergaben das Resultat, dass ein Unterschied 
zwischen der Transpiration eines lebenden Organismus und 
der Evaporation eines todten Körpers in dem relativ rascheren 
Wasserverlust des letzteren unter sonst ähnlichen Bedingungen 
besteht. 


II. Verschiedene Pflanzen (Buxus, Ligustrum , Epilobium) er- 
fuhren in einem dunstgesättigten Raum (den Verf. näher beschreibt) 
in diffusem Lichte eine Gewiehtsverminderung infolge Transpiration, 
was sich durch die Wiesner’sche Theorie des Umsatzes des ab- 
sorbirten Lichtes in Wärme erklären lässt. Während der Nacht 


*) Die Versuche sind beschrieben in: Journ. Linnean Soc. Bot. London. 
Vol. XXI. (etr. Bot. Centr. Bl. XXV. 1886. p. 144.) Ein detaillirtes Referat 
habe ich in meiner Schrift: „Materialien zu einer Monographie der Transpiration“ 
etc. Wien (Hölder) 1887, gegeben; dort finden sich auch die Resultate der 
spectroskopischen Prüfung der von Henslow verwendeten Gläser mitgetheilt. 
Letztere wurden auch diesmal benutzt. Ref. 


454 Systematik u. Päanzengeographie. 


jedoch, wenn die Temperatur fiel, hatten die Pflanzen in Folge 
Thaubildung an Gewicht zugenommen. 

III. Auch todte Körper, nämlich mit Wasser imbibirte Baum- 
woll- und Schwammstücke, verloren in einem Raum, der augen- 
scheinlich (apparently) gesättigt war, bei Tag und Nacht an Ge- 
wicht. Henslow bemerkt aber hiezu, dass es nicht möglich ist, 
die Luft für längere Zeit mit Wasserdunst absolut zu sättigen, 
wobei ihm Ref. vollkommen beipflichtet. Burgerstein (Wien). 


Wessel, A. W., Flora Ostfrieslands. Eine Einleitungzur 
leichten und sicheren Bestimmung derin Ostfries- 
land und dem preuss. Jadegebiet wild wachsenden, 
sowie der inGärten und Feldern häufiger gebauten 
Gefässpflanzen. 4. Aufl. 8°. XVII u. 266 p. Leer 
IW. Deichmann (C. Meyer)| 1888. 


Die Zahl der wild wachsenden Pflanzen ist ungemein gering; 
nur 766 Arten sind beobachtet worden, die wild wachsen oder in 
grösserer Menge kultivirt werden, während Meyers Flora Hanno- 
vera für die ganze Provinz 1325 Species angiebt. Der Hauptgrund 
liegt wohl darin, dass Ostfriesland völlig flach und eben und 
daher überall den kalten Nord- und Östwinden ausgesetzt ist. 
Ferner fehlt Kalk; das Land ist fast isolirt, nach Norden und 
Nordwesten vom Meere begrenzt, nach Osten und Süden durch 
grosse dürre Heiden und Moorstrecken von fruchtbareren Gegenden 
getrennt, von wo Wind oder Vögel u. s. w. Samen von Pflanzen 
hinzuführ en könnten. 

Nach der Angabe des Verf. herrscht die gelbe Farbe bei den 
buntblühenden Pflanzen entschieden vor, blaue sind nur stellenweise 
häufig, rothe seltener. 

Die Zahl der Unkräuter soll in der dortigen Gegend auch ge- 
ringer sein, wie anderswo, was wohl mit der Lage zusammenhängen 
mag, denn bekanntlich breiten sich Unkräuter verhältnissmässig 
rasch aus. 

Wald ist nur in geringem Maasse vorhanden, der Prozentsatz 
beträgt nur 1,8°%o, doch wird eifrig daran gearbeitet, die grossen 
fast nutzlos liegenden Heideflächen mit Wald zu bepflanzen. Der 
vorhandene Holzbestand setzt sich fast nur aus Nadelhölzern zu- 
sammen, denn diese bilden ”/s des Waldes. Auch die Waldflora 
ist gegen andere Gegenden arm zu nennen. 

Eine Einleitung von 24 p. handelt von der Morphologie, der Ana- 
tomie und der Eintheilung der Pflanzen; Verf. hebt die wichtigsten 
Mängel des Linn&’schen Systems hervor, lässt aber selbst die 
Gattungen, wie in den meisten Schulfloren, nach denselben be- 
stimmen, da die Vorzüge und die leichte Anwendbarkeit desselben 
so gross sind, dass es neben den natürlichen Systemen stets in@Gebrauch 
bleiben wird“. Die Aufzählung der Arten ist nach dem System 
von De Candolle angeordnet. 

Verf. giebt mit den Gefässkryptogamen 548 Gattungen an, unter 
welchen sich auch die kultivirten befinden, wie z. B. Commelina. 


Systematik und Päanzengeographie. 455 


Tradescantia. Hierin scheint Verf. dem Ref. etwas weit gegangen 
zu sein, da sich z. B. auch Tiyridia Pavonia Pers., Sisyrinchium 
anceps Cav., Fieus Carica L. und andere nicht gerade so häufig an- 
gebaute Pflanzen darunter finden. 

Autorennamen finden sich nur ab und zu, obwohl nicht oft 
genug darauf hingewiesen werden kann, dass der Autor zum Pflanzen- 
namen gehört. Es ist auch kein Grund erfindlich, weshalb die 
Antoren bald gesetzt, bald fortgelassen sind. Eine beliebige Seite 
möge dies bezeug en: p. 201, Juglans regia, Fagus silvatica, Castanea 
; esca Gaertn., Dar cus Robur Qu. pedrmeulata Eberh., Cor bus Avellana, 
. tubulosa Willd.; Carpinus Betulus. — 

Sonst finden sich die üblichen Bezeichnungen und Angaben über 
die Lebensdauer, Blütezeit, Standort, Verwendung etc, vor, manchmal 
auch Angaben, um Pflanzen rasch auch von anderen ähnlichen 
unterscheiden zu können. So heisst es z. B. bei Matricaria Cha- 
momilla: Von den ähnlichen Arten aus den Gattungen Anthemis und 
Chrysanthemum am sichersten zu unterscheiden durch den inwendig 


hohlen Fruchtboden. 
Roth (Berlin). 


Gordjagin, A., Flora der Umgebungen von Krassnou- 
fimsk im Gouvernement Perm. (Arbeiten der Natur- 
torschergesellschaft an der Kais. Universität Kasan. Bd. XVIH. 
Heft 6.) 8°. 57 pp. Kasan 1888. [Russisch.]| 

Krassnoutimsk,. am rechten Ufer der Ufa, Hauptstadt des 

Kreises gleichen Namens. hegt unter dem 56, ‚37° N. Br. und 

75,28° Oestl. L. und gehört zu denjenigen entlegenen Theilen des 

(Gouvernement Perm, welche seimerzeit von Kryloff nicht genauer 

botanisch durehforscht werden konnten, woraus sich auch einzelne 

Ungenauigkeiten m Kryloff’s Arbeıit*) erklären lassen, auf welche 

Gordjagın aufmerksam macht, so z. B. über das angeblich 

seltene Vorkommen der Rothtanne und das Fehlen der sibirischen 

Tanne in der Waldsteppe, während beide ziemlich häufig bei 

Krassnoufimsk vorkommen in Gesellschaft der Birke und der Kiefer. 

(+. unterscheidet in der Einleitung zu dem Artenverzeichniss 
eine Wald-, Wiesen- und Sumpfflora "und hat an einigen Orten 
auch die echten Repräsentanten der Steppenflora aufgefunden, wie 

Centaurea Sibirica L., C. Ruthenica Lam., Echinops ol teus Fisch., 

Aster Amellus L., Hieracium virosum Pall., Adonis vernalis L., 

Erysimum hieracifolium L., Asperula tinetoria L., Silene Otites Sm., 

Geranium sanguineum L., ar cerenifolia C. A. Mey., Pr unus 

Chamaecerasus Jaeq., Hypericum elegans Steph., Campanula Stibr- 

rica L., Veronica spieata L., Prunella grandiflora Mönch, Euphorbia 

Esula L., E. Gerardiana Jacg., Avena desertorum Less., Festuca 

pseudoovina Haeckel, ep pilosa DU., Onobrychis sativa Lam., 

Trifolium Lupinaster L. 8 purpurascens Beob. inmitten von Rasen, 

gebildet aus Stipa pennata und Koeleria cristata. Neben diesen 


*) Vergl. mein Referat darüber im Botan. Centralbl. Bd. IX. 1882. p. 23 
und Bd. XV. 1882. p. 108. 


456 Systematik und Pfianzengeographie. 


„Steppenpflanzen“ unterscheidet G. eine Reihe „Bergpflanzen“, 
d. h. solehe, welche auf steiniger Unterlage zu wachsen pflegen 
und als charakteristisch für die niedrigen Gebirge des Ural, Sibiriens 
und Westeuropa’s (?) betrachtet werden können, wie Aster alpinus 
L., Thymus Serphyllum L. y vulyaris Ledeb., Dianthus acicularis 
Fisch., Artemisia sericea Web., Echinospermum defleeum Lehm., 
Hesperis aprica Poir., Onosma simplieissimum und Gypsophila 
altissıma. 

Die von G. aufgezählten Pflanzenarten der Flora von Krass- 
noufimsk vertheilen sich folgendermaassen auf die einzelnen natür- 
lichen Familien: 

Ranunculaceae 11, Nymphaeaceae 2, Papaveraceae 1, Orueiferae 
17. Violarieae 6, Droseraceae 1, Polygaleae 2, Sileneae 13, Alsineae 
11, Lineae 1, Tiliaceae 1”), Hiypericineae 3, Acerineae IF) NGe- 
raniaceae 6, Balsamineae 1, Oxalideae I, Rhamneae 1, Papilionaceae 
21, Amygdaleae 2, Rosacene 22, Pomacene 3, Onagrarieae 5, Ha- 
lorageae I, Hippurideae I, Tythrarieae 1, Selerantheae I, Crassulaceae 
2, Grossularieae 2, Umbelliferae 8, Corneae 1, Caprifoliaceae 4, keubia- 
ceae 9***), Valerianeae 1, Diplaceae 1, Compositae 60, Campanula- 
ceae 9, Vacciniaceae 1, Pyrolaceae 4, Lentibularieae 1, Primulaceae 
6, Aselepiadeae 1, Gentianeae 4, Polemoniaceae 1, Convolvulaceae 1, 
Cuseutaceae 1, Borragineae 10, Solanaceae 2, Serophulariaceae 20, 
Orobanchaceae 1, Labiatae 19, Plantagineae 1, Chenopodeae 5, 
Polygoneae 9, Aristolochieae I, Euphorbiaceae 2, Salieineae 5, Canna- 
bineae 2, Urtieaceae 3, Ulmaceae 2, Betulaceae 2, I’yphaceae 2, 
Aroideae 1, Potameae 4, Alismaceae 2, Butomaceae 1, Hydrochari- 
deae 2, Orchideae 9, Smiaceae 3, Liliacese 3, Melanthaceae 1, 
Juncaceae 2. Oyperaceae 8, Gramineae 23, Lemnaceae 3, Abietineae 
4, Lycopodiaceae 2, Equisetacene 2, Polypodiaceae T. 

v. Herder (St. Petersburg). 


Goroschankin, J. N. Materialien zur Flora des Gou- 
vernements Moskau. (Bulletin de la Soc. imper. des natu- 
'alistes de Moscou. 1888. 2. p. 349— 372.) 

Verf. gibt hier ein Supplement zu Kaufmann's Moskauer 
Flora, indem er hierbei die Pflanzensammlungen verschiedener 
Moskauer Botaniker, wie der Prof. N. N. Kaufmann, Pe- 
tunikoff, Tschistjakoff und Maximowicz und der Herren 
Nikitin, Fedsehenko, Dubrowin, Solotnitzky, Melgu- 

*) Tilia parvifolia Ehrh. kommt selten in Begleitung der Birke bei Krass- 
noufimsk und auf Kalk am Sobolewsky- und Sokolow-Kamen vor, wo sie auch 

Ende Juni zur Blüte gelangt. 

**) Acer platanoides L. kommt als kleiner Baum ziemlich häufig am Soko- 
low-Kamen in Gesellschaft von Larix Sibirica, Sambuncus racemosa, Oornus alba 
und Ulmus effusa vor. 

**#) Asperula odorota, in Gesellschaft von Linnaea borealis, Circaea alpina, 
Oxalis Acetosella und Asarum Europaeum kommt sowohl im Walde am Sokolow- 
Kamen als auch bei dem Dorfe Rjabinowa, da wo der Kiefernwald in den Tannen- 
wald übergeht und die typische Vegetation der nördlichen Wälder beginnt, vor. 


Ebendaselbst an schattigen Orten auf Kalkfelsen kommt Parietaria debilis Forst. 
var. micrantha Wedd. vor. 


Systematik und Pflanzengeographie. 457 


noff und seim eigenes dabei benutzte. Ausserdem standen ihm 
noch die Aufzeichnungen Wargin 's und Clere’s zu Gebote. Die 
Arbeit besteht aus zwei Verzeichnissen. Das erste derselben ent- 
hält diejenigen Pflanzenarten, welche in Kaufmann’s Flora ent- 
weder gar nicht enthalten sind, oder deren Vorkommen im Gou- 
vernement Moskau zweifelhaft erschien. Es sind deren im Ganzen 
103 Arten.*) Das zweite Verzeichniss enthält neue Fundorte für 
60 seltene Arten des Gouvernements Moskau. **) 

v. Herder (St. Petersburg). 


*) Das erste Verzeichniss enthält folgende Arten: Ranuneulus 
flaceidus Pers., R. Illyrieus L., Aconitum Anthora L., Nasturtium Austriacum R. Br., 
Hesperis matronalis L., Erysimum strietum Gärtn., Erucastrum Pollichii Schimp., 
Alyssum minimum W., Psilonema calyeinum C. A. Mey., Camelina dentata Pers., Lepi- 
dium Draba L., Chorispora tenella DC., Viola elatior Fr., V. uliginosa Schrad., Gypso- 
phila paniculata L., Dianthus Carthusianorum 1.., Silene viscosa L., 8. Otites 
Sm., Moehringia lateriflora Fzl., Arenaria graminifolia Schrad., Stellaria uliginosa 
Murr., Impatiens parviflora DC., Oxalis strieta L., Melilotus caeruleus Desv., 
Trifolium procumbens L., Astragalus Hypoglottis L., Vicia pisiformis L., La- 
thyrus tuberosus L., Potentilla supina L., P. opaca L., P. alba L., Poterium 
Sanguisorba L., Crataegus sanguinea Pall., Epilobium parviflorum Schreb., Trapa 
natans L., Eryngium campestre L., Cicuta virosaL. var. tenuifolia Koch, Osteri- 
cum palustre Bess., Daucus Carota L., Chaerophyllum bulbosum L. var. neglec- 
tum Zing., Linnaea borealis L. var. mierantha Kaufm., Sherardia arvensis L., 
Galium trifidum L., Galatella punctata Lindl., Telekia speciosa Baumg., Inula 
hirta L., Achillea nobilis L., Anthemis arvensis L., Matricaria discoidea DC., 
Chrysanthemum corymbosum L., Senecio viscosus L., Cirsium eriophorum Scop., 
Serratula tinctoria L., Scorzonera purpurea L., Crepis praemorsa Tausch., C. 
Sibirica L., Hieracium Auricula L., H. echioides W. et K., H. vulgatum Fr., 
Phyteuma spicatum L. var. nigrum, Campanula Sibirica L., Cuscuta lupuliformis 
Krok., Verbaseum orientale M. B., Mimulus luteus L., Utrieularia intermedia 
Hayne, Salvia sylvestris L., Stachys recta L., Symphytum officinale L., Ompha- 
lodes scorpioides Lehm., Cortusa Matthioli L., Corispermum intermedium Schweigg., 
C. Marschalii Stev., Thesium ebracteatum Hayne, Ulmus montana Wahlb., Salix 
longifolia Host., S. acuminata Koch, S. phylieifolia L., Elodea Canadensis R. C., 
Triglochin maritimum L., Veratrum nigrum L., Fritillaria Ruthenica Wickstr., 
Tulipa sylvestris L., Lilium Martagon L., Allium Schoenoprasum L., Juncus syl- 
vaticus Rich., Cyperus fusceus L., Carex loliacea L., C. strieta Good., C. mon- 
tana L., €. riparia Curt., Alopecurus Ruthenicus Weinm., Stipa pennata L., Aira 
flexuosa L., Melica altissima L., Bromus erectus Huds., B. patulus M. et K., 
Brachypodium pinnatum P. de B., Triticum rigidum Schrad., Typha angustifolia 
L., Sparganium affine Schnitzl., Potamogeton gramineus L., Lycopodium Selago 
L., Botrychium Virginianum Sw. 

*#) Das zweite Verzeichniss enthält folgende Arten: Anemone 
nemorosaL., Berberis vulgaris L., Arabis hirsuta Scop., LunariaredivivaL., Dianthus 
barbatus L., Silene procumbens Murr., S. noctiflora L., Hypericum hirsutum L., 
Geranium Sibiricum L., G. pusillum L., Anthyllis Vulneraria L., Astragalus gly- 
eyphyllos L., Onobrychis sativa Lam., Orobus niger L., Potentilla collina Wib., 
P. einerea Chaix, Pyrus Malus L., Circaea alpina L., Ribes Grossularia L., R. 
rubrum L., Seseli coloratum Ehrh., Artemisia procera W., Scorzonera humilis L., 
Lactuca muralis DC., Scrophularia alata Gil., Linaria minor Desf., Veronica 
agrestis Desf., Melampyrum cristatum L., Pedicularis Seeptrum Carolinum L., 
Utrieularia minor L., Elsholtzia cristata W., Salvia glutinosa L., $. pratensis L., 
S. vertieillata L., Pulmonaria azurea Bess,, Nonnea pulla DC., Androsace fili- 
formis Retz, Salix Lapponum L., $. repens L., S. purpurea L., Corallorhiza in- 
nata R. Br., Cypripedium guttatum Sw., C. Calceolus L., Gladiolus imbricatus 
L., Iris Sibirica L., Eriophorum gracile Koch, Carex chordorhiza Ehrh., C. pani- 
cea L., Panicum glabrum Gaud., Phleum Boehmeri Wib., Leersia oryzoides S$w., 
Arrhenaterum elatius M. et K., Avena flavescens L., A. pubescens L, Donax 
borealis Trin., Molinia caerulea Mönch, Brachypodium pinnatum P. de B,, Lemna 
miror L., Botrychium Lunaria, B. rutaefolium Al. Br. 

Botan, Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889 3 


458 Teratologie. 


Beijerink, M. W., Die Bakterien der Papilionaceen- 
knöllehen. (Botanische Zeitung. 1888. p. 726.) 


Verf. beschreibt zunächst den Aufbau der bekannten Wurzel- 
knöllehen der Papilionaceen, und weist darauf hin, dass ein Knöllehen 
einem Wurzelbündel entspreche, woraus sich der eigenthümliche 
Bau derselben erkläre. 

Es ist B. nun gelungen, aus den Knöllchen em Bakterium, 
Bacillus radieicola, zu isoliren und zwar aus allen Papilionaceen 
dieselbe Art, welche freilich etwas variiren kann. Dieser Bacillus 
besitzt neben seiner Stäbehenform noch ausserordentlich winzige 
Schwärmer; er wächst besonders gut auf Zusatz von etwas As- 
paragin zu der Kulturgelatine. Bae. radicicola konnte vom Verf. 
aus jedem Boden und jedem Wasser isolirt werden. Dass die 
Knöllehenbildung eine Folge der Infektion ist, geht aus den vom 
Verf. bestätigten Versuchen Frank ’s hervor, in welchen die 
Knöllehen sich in sterilisirtem Boden nicht bildeten. Die Infektion 
scheint an den Stellen zu erfolgen, wo die Seitenwurzel das Ge- 
webe der Mutterwurzel durchbrochen hat; hier entstehen ja auch 
in der Regel die Knöllchen. Verf. nimmt weiter an, dass die 
Bakterien in Gestalt der sehr kleinen Schwärmer in das Plasma 
der Zellen eindringen, und zwar meint er, sie passirten die bereits 
vorhandenen Löcher in der Zen welche von den Proto- 
plasmafortsätzen eingenommen werden. Alle Einzelheiten konnte 
Verf. nieht verfolgen. Er zeigt aber, wie in dem Meristem, welches 
viele Knollen besitzen oder in "den ganz jungen Knöllchen die Bak- 
terien noch ganz klein sind, so dass man sie von den Mikrosomen 
im Protoplasma kaum unterscheiden kann. Später werden sie 
unter beständigem Wachsthum zu Stäbehen, dann zu Y- und X- 
förmigen Gestalten. 

Wenn die eingedrungenen Bakterien längere Zeit im Cyto- 
plasma gelebt haben, werden sie w achsthumsunf ihig und nun nennt 
Verf. sie Bakteroiden. Je näher die Bacillen dem Bakteroiden- 
stadium sind, um so schwerer sind sie zu kultiviren, darum gelang 
früheren Beobachtern die Kultur nicht. 

Dass die scheinbaren Mikrosomen Bakterienkeime sind, geht 
auch daraus hervor, dass sie in Objektträgerkulturen oft bew eglich 
werden und schwärmen. Das lässt sich aber nur an den Meristem- 
zellen der Knöllchen , nieht an anderen Zellen der Pflanze beob- 
achten. Für Wigan \d’s Auffassung ist damit nichts bewiesen. 

Die Knöllchen fallen oft den Bakterien völlig zum Opfer, 
häufiger aber werden sie im Herbst entleert, die in ihnen ent- 
haltenen Stoffe, auch die Bakteroiden, werden von der Papiliona- 
ceenpflanze verarbeitet. 

Verf. fasst nun den ganzen Vorgang als eine Symbiose auf, 
bei welcher einerseits die Bakterien von den Stoffen der PHllanze 
leben, andererseits aber auch die Pflanze die in den Baeillen ge- 
bildeten Eiweissstoffe für sich verwerthen kann. 

Die Schleimfäden, welche sich in den Bakteroiden enthaltenden 
Zellen finden, stammen von den Kernen ab, sie sind Produkte der 
Kerntonnen nach des Verf. Auffassung. 


Med. — pharmaceut, Bot. 459 


Verf. giebt in seiner Arbeit noch ein Verfahren zum Nach- 
weis invertirender oder diastatischer Enzyme. Bacillus phospho- 
rescens Hermes stellt das Leuchten ein, wenn ihm Glykose, Ga- 
laktose ete. fehlen. Bringt man zu einer Kultur dieses Bacillus 
Rohrzucker, Stärke oder dergl., so tritt kein Leuchten ein, das- 
selbe wird aber sofort bemerkbar, wenn man Spuren eines Enzyms 
hinzubringt, welches die genannten Stoffe in Glykosen ete. um- 
wandelt. Es genügen z. B. ein paar Hefezellen, um mit Rohr- 
zucker zusammen das Leuchten des Bacillus hervorzurufen. 

Oltmanns (Rostock). 


Moeller, J.,, Lehrbuch der Pharmacognosie. 8° 450 pp. 
mit 237 Abb. Wien (A. Hölder) 1889. 

Das vorliegende, den Anforderungen der neuesten Zeit ent- 
sprechende Lehrbuch der Pharmacognosie legt in der Auswahl des 
Stoffes die Pharm. germ., austr. und helv. zu Grunde, es führt die 
neuesten bekannt gewordenen Droguen auf, wie es auch die letzten 
pharmacognostischen wissenschaftlichen Arbeiten berücksichtigt. 

Die Anordnung des Stoffes geschieht nach den einzelnen Or- 
sanen oder Organtheilen der Pflanze, welche zur Verwendung 
kommen, soweit die Planzenstoffe organische Struktur haben; die- 
jenigen ohne solche werden in einem Kapitel für sich besprochen. 
Jeder Abschnitt, der die offzinellen Wurzeln, Blätter, Blüten, Früchte 
und dergl. behandelt, beginnt mit einer morphologischen und ana- 
tomischen Darstellung des betreffenden Organes im Allgemeinen. 
So wertvoll diese Einführungen auch für das Verständniss sind, 
so können wir doch nicht verschweigen, dass die anatomische Be- 
schreibung nicht immer ganz exakt ist, besonders die von dem 
Dickenwachsthum des Stammes und der Wurzeln und von dem 
Bau der letzteren überhaupt. Auch die Ursache von dem abnormen 
Bau der Senegawurzel ist nicht ganz richtig, soweit es aus den 
kurzen Angaben zu verstehen ist. Uebrigens hat Verfasser mit 
Absicht auf eingehende Beschreibungen des äusseren Ansehens und 
der inneren Struktur der Droguen verzichtet, indem er dies dem 
mündlichen Vortrag und der Demonstration an Präparaten, resp. 
dem eigenen Studium überlässt. Er weist auf das Charakteristische 
hin und untersützt seine Angaben durch vortreffliche Abbildungen, 
welche grossentheils nach seinen Originalzeichnungen ausgeführt sind, 
anderntheils den Werken anderer Autoren (Lüerssen, Berg und 
Schmidt, Wiesner, Sachs) entlehnt sind. Worauf es bei der mi- 
kroskopischen Prüfung der Drogue und bei ihrer Untersuchung auf 
Beimengungen und Verfälschungen ankommt, das findet man fast 
überall angegeben; überhaupt ist auf die praktische Seite der 
Pharmacognosie, wohl mit Recht, ein grosses Gewicht gelegt. So 
werden auch über die Bezugsquellen und die Zubereitung sowie 
Anwendung der Droguen jedesmal Mittheilungen gemacht. Anderer- 
seits ist auch das historisch Interessante berücksichtigt, und sind die 
Namen der Forscher, welche sich an die betreffende Drogue knüpfen, 
erwälint. 

31* 


460 Neue Litteratur. 


Was den Inhalt betrifft, so sei noch hinzugefügt, dass das 
Buch mit einer sehr instructiven Einleitung beginnt über die all- 
gemeinen Eigenschaften der Droguen: Erklärung der Begriffe, Ein- 
fiuss von Alter, Standort und Kultur auf die Droguen, Zubereitung 
derselben, Veränderungen beim Konserviren, wichtige Bestandtheile 
und dergl. Im ersten Abschnitt werden die Lagerpflanzen besprochen; 
dann von den höheren Pflanzen die Blätter, Blüten, Früchte, 
Samen, Kräuter, Rinden, Hölzer und unterirdischen Pflanzentheile. 
Besondere Abschnitte behandeln die Gallen, pulverförmigen, haar- 
förmigen Pflanzentheile und die Pfilanzenstoffe ohne organische 
Struktur. In dem letzen Abschnitt sind die Heilmittel aus dem 
Thierreich besprochen. 

Möbius (Heidelberg). 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 

Maximowitsch, Karl Iwanowitsch, Gedächtnissrede über Nikolai Michaelo- 
witsch Prschewalsky, gehalten in der ausserordentlichen Sitzung der 
Kaiserl. Russ. Geographischen Gesellschaft am 9./21. November 1888. (Separat- 
Abdruck aus Nachrichten der Kaiserl. Russ. Geographischen Gesellschaft. 
Bd. XXIV. 1888.) 8°. 11 pp. St. Petersburg 1889. [Russisch.] 


Algen: 
De-Toni, J. B., Ueber einige Älgen aus Feuerland und Patagonien, (Hedwigia. 
1889. Heft 1.) 


Heiden, H., Beitrag zur Algenflora Mecklenburgs. (Sep.-Abdär.) 8°. 17 pp. 
Güstrow (Opitz und Co.) 1889. M. 0.50. 


Pilze: 

Costantin, J., Recherches sur Cladosporium herbarum. (Journal de Botanique. 
1889. 1. Janvier.) 

Hennings, P., Der Hausschwamm, Merulius lacrymans Fr., ein Bürger unserer 
Wälder. (Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 24. p. 185.) 

Istvänffy, Gyula, A pendszek sejtmagvairöl. De fungorum nucleis. (Magyar 
Növenytany Lapok. Sz. 138. 1889. p. 33.) 

Karsten, P. A., Fragmenta mycologica. XXV. (Hedwigia. 1889. Heft 1.) 

Magnus, P., Bemerkungen zu der von P. Dietel auf Euphorbia duleis Jacg. 
entdeckten Melampsora. (Hedwigia. 1889. Heft 1.) 

Mattirolo, O., Sul polimorfismo della Pleospora herbarum Tul., e sul valore 
specifico della Pleospora Sareinulae e della Pleospora Alternariae di Gibelli e 
Griffini. (Malpighia. Ann. II. 1889. p. 357.) 

Voglino, P., Nlustrazione di due Agarieini italiani. studio. (Estratt. dagli Atti 
della r. Accademia delle scienze di Torino. Vol. XXIV. Adunanza del 17 guigno 
1888.) 8°. Con due tavole. Torino (Ermano Loescher) 1888. 

*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 


Terrasse Nr. 7. 


Neue Litteratur. 461 


Muscineen: 


Burchard, Oscar, Moose aus Nordland in Norwegen. (Deutsche botanische 
Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 2. p. 23.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Acqua, Ü,, Contribnzione allo studio dei eristalli di ossalato calcico nelle piante. 
(Annali del Istitut. Botan. di Roma. Vol. III. 1889. p. 109.) 

Avetta, C., Ricerche anatomo-istologiche sul fusto e sulla radice dell’ Atraphaxis 
spinosa L. (l. c. p. 141. c. 1 tav.) 

— —, Contribuzione all’ anatomia ed alla istologia delle radiei e del fusto dello 
Antigonon leptopus Hook. (I. e. p. 148. e. 2 tav.) 

Baldini, A., Le gemme della Pircunia dioica. (l. ec. p. 122. ce. 2 tav.) 

Bellonci, @., Intorno alla divisione diretta del nucleo. Con tavola. (Memorie 
della r. Accademia delle scienze dell’ Istituto di Bologna, Serie IV. Tome IX. 
1888. Fasc. 2.) 

Borzi, A., Formazione delle radiei laterali nelle Monocotiledoni. (Malpighia. 
II. 1889. p. 394.) 

Brass, A., Die Zelle, das Element der organischen Welt. 8°. VII, 224 pp. 
Mit Illustr. Leipzig (Georg Thieme) 1889. Maß 

Coccomi, &, Contribnto allo studio dei nettarii mesogamici delle Caprifogliacee. 
Con tavola. (Memorie della r. Accademia delle seienze dell’ Istituto di Bologna. 
Serie IV. Tome IX. 1888. Fase. 2.) 

Dangeard, P. A.. Kecherches sur le mode d’union de la tige et de la racine 
chez les Dicotyl&dones. Anatomie generale. (Le Botaniste. Ser. I. 1889. Fasec. 3. 
p- 75—125. Avec 2 planches.) 

Hansen, A., Die Fartstoffe des Chlorophylis. 8°. 88 pp. 2 Tafeln. Darmstadt 
(A. Beıgstraesser) 1889. M. 2.40. 

Kreusler, Aus dem Ernährungshaushalt der Pflanzen. (Naturwissenschaftliche 
Wochenschrift. Bd. III. 1889. No. 25. p. 195. No. 26. p. 204.) 

Sauvageau, (., Sur la racine du Najas. (Journal de Botanique. 1889. Janvier 1.) 

Varigny, H. de, Les moyens de protection des vegetaux contre les animaux, 
d’apres M. E. Stahl. (Revue scientifique. Tome XLIII. 1889. p. 161.) 

Zacharias, E., Ueber Entstehung und Wachsthum der Zellhaut. Mit 3 Tafeln, 
(Sep.-Abdr. aus Pringsheim’s Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Bd. XX. 
1889. Heft 2. 8°. p. 107—132.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Bornmüller, J., Zur Flora der Umgebung Leipzigs. (Deutsche botanische 
Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 3. p. 42.) 

Borzi, A., Ancora della Quercus Macedonica A. DC. (Malpighia. II. 1889. 
p. 379.) 

Delpino, F., Applicazione di nuovi criteri per la classifizatione delle piante. 
(Memorie della r. Accademia delle sceienze dell’ Istituto di Bologna. Serie IV. 
Tome IX. 1889. Fasc. 2.) 

Engler, A. und Prantl, K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren 
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lief. 30. 
8°, 48 pp. mit Illustr. Leipzig (Wilhelm Engelmann) 1889. M. 3.— 

Figert, E., Botanische Mittheilungen aus Schlesien. I. (Deutsche botanische 
Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 2. p. 21.) 

Franchet, A., Note sur Ranuneulus chaerophyllos. (Juurnal de Botanique. 1889. 
Janvier 1.) 

Mattirolo, @uis., Un’ esceursione botanica nel gruppo del Viso. Torino, per eura 
del Club alpino italiano. (Estr. dal Bollettino del club alpino italiano. Vol. 
XXI. 1887. No. 54.) 8°. 10 pp. Torino (G. Gandeletti) 1888. 

Mueller, Baron v., Notes on Australian Loganiaceae. 

[Logania Haviflora. 

Almost herbaceous, never tall, imperfeetly beset with very short hairlets; 
branchlets slightly furrowed; leaves short, very narrow, pointed, in distant 
pairs; flowers solitary, rather large, almost sessile; segments of the calyx 
linear, acute; corolla somewhat or hardly longer than the calyx, bright- 
yellow glabrous or bearing only extremely minute papillular hairlets; 
anthers nearly sessile between the lobes of the corolla, several times longer 


462 Neue Litteratur. 


than broad, whitish; stigma ellipsoid-eylindrical, longer than the style, 
smooth; ovulary scantily beset with bairlets. 

Near the most eastern sources of Swan-River (Edwin Merrall); 
found also by James Drummond, but not so far inland, as 651 of his 
earlier colleetions belongs also to his species. Zogania spermacocea differs 
already in much longer hairlets, quite pale almost white corollas, shorter 
anthers, style longer than the stigma, and the fruit of the two may also 
be different. Just as Mitrasacme lutea is the only species with throughout 
yellow eorolla within its genus, so Logania fHlaviflora also stands alone 
among its congeners in this respect. It belongs to the eastern slope ot 
the country in Western Australia, whereas L. spermacea pertains to the 
litoral tracts there. 

Logania panieulat« (Kunth and Bouche, index semin. hort. Berolin. 
1847. p. 12; Walp. Annal, i. 513) has been identifed by Al. Braun as 
L. longifolie; Bureau’'s L. nerüfolia („These de la Famille des Logania- 
cees“. 1856, p. 80), with an analytic drawing, is doubtless also redueible 
to one of the previously described species. 

L. stenophylla oceurs near Eucla (G. R. Turner). 

L. mierantha has been sent by Mr. Th. Muir from near the eastern 
sources of Swan-River in a variety, with crowded and shorter leaves, 
pentamerous flowers and bilobed stigma. 

L. floribunda veaches southward to the Genoa. Miss H. Carter, on 
Hunter’s River noticed the fiowers to exhale quite a powerful perfume. 
Thus the generie name euwosina is not altogether objectionable. 

L. pusilla has been gathered on the Brisbane-River by Mr. F. M., 
Bailey, on the Myall-River by Mr. Ch. Fawcett, on the Shoalhaven- 
River by Mr. W. Baeuerlen. 

Mitrasacme Archeri grows also at Lake Fenton (F. v. M.). Leaves 
rigid and shining. 

M. montana was found on Mount Arrowsmith by Messrs. Thos. and 
benj. Gulliver. 

M. serpillifolia was noticed between the Nicholson-River aud Tamıbo 
(Schlipalius), and on the Clyde (Baeuerlen). 

M. pilosa occurs in a sphagnum-bog between Mount M’Intyre and 
Mount Burr (Prof. Tate). 

M. alsinoides was also sent from the Myall-River by Mr. Ch. Fawcett. 

M. polymerpha grows on the Clarence-River (Fawcett), near Broger’s- 
Creek and Jervis-Bay (Baeuerlen). 

M. gentianea extends to the Ord-River (O’Donnell). 

M. distylis was obtained near the Onkaparinga (Tate), Yarra-Yarra 
(F. Reader), Barwan (J. B. Wilson), in Kangaroo-Island (Tepper). 

Strychnos psilosperma extends to Trinity-Bay (Sayer).] 

Münderlein, Die Flora von Windsheim in Bayern, (Deutsche botanische Monats- 
schrift. Jahrg. VII. 1889. No. 2. p. 17.) 

Sagorski, E., Plantae criticae Thuringiae. II. (l. e. No. 3. p. 38.) 

Seemen, Otto v., Zwei neue Weiden: Salix Straehleri und 8. Schumanniana. 
(l. ec. p. 33.) 

Winter, In’s Engadin. 17—25. Juli 1887. (l. e. No. 2. p. 2 


1 


.) 
Palaeontologie: 


Blytt, A., The probable cause of the displacement of beach lines. Second ad 
ditional note. 8°. p. 75—82. s. 1. et a. 

Knowlton, F. H., Description of a problematic organism from the Devonian 
at the Falls of the Ohio. (The American Journal of Science. Vol. XXXVII 
1889. p. 202.) 

Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 

Rriosi, &iov., Esperienze per combattere Ja peronospora della vite, e seruite 
nell anno 1888 (quarta serie): relazione a 8. E. il Ministro d’agricoltura, in- 
dustria e commereio. [Istituto botanico della r. universitä di Pavia: labora- 
torio crittogamico italiano.] 8°. 9 pp. Milano (C. Rebeschinie) 1888. 

Cugini, &., Relazione sulle esperienze fatte nell’ anno 1888 sui metodi intesi 
a combattere la peronospora viticola, 8°. 194 pp. Modena (tip. Vincenzi) 188%. 


Neue L.itteratur. 463 


(Estr. dal Bolletino della stazione agraria di Modena. Nuova serie. Anno 
VIII. 1888.) 

Delpino, F., Össervazioni sopra i batterioceeidii e la sorgente d’azoto in una 
pianta di Galega offcinalis. (Malpighia. II. 1889. p. 385.) 

Dreyfus, L., Neue Beobachtungen bei den Gattungen Chermes L. und Phyllo- 
xera Boyer de Foncs. (Zoolog. Anzeiger. 1889. No. 299, 300. p. 65—73, 
91—39,) 

Gigli, Leop., Del carbone antifilosserico. 8°. 30 p. 8. Giovanni Valdarno 
(Grazzoti et Co.) 1888. 

Guiceiardini, Fr., Contro la fillossera in Toscana: eonferenza tenuta in $. 
Miniato il 30 settembre 1888. (Comizio agrario del eircondario di 8. Miniato.) 
8°, 52 pp. S. Miniato (Ristori) 1889. 

Guiraud, D., Badigeonnage preventif contre l’anthraenose. (Moniteur vinicole., 
1889. No. 15. p. 57—58.) 

Horn, P., Die Aelchen-Gallen auf ®hleum Boehmeri Wibel. (Sep.-Abdr.) 8°, 
18 pp. Mit 2 Tfin. Güstrow (Opitz et Co.) 1889. M. 0,75 

Judeich, J. F., u. Vitsche, H. v., Lehrbuch der mitteleuropäischen Forst- 
insektenkunde m. e. Anhang: Die forstschädlichen Wirbelthiere. Als 8. Auf. 
v. J. J. C. Batzeburg, Die Waldverderber und ihre Feinde. Abth. II. Spe- 
cieller Theil. 1. Hälfte: Geradeflügler, Netzflügler u. Käfer. 8”. p. 265—623. 
M. Illustr. Wien (Ed. Hölzel) 1889. M. 10.— 

Jocken, Premiere liste des galles observ&es dans le Nord de la France. (Revue 
biologique du Nord de la France. 1889. No. 1.) 

Larcher, La defense des vignes en Bourgogne contre le phylloxera. (Vigne 
frang. 1889. No. 2. p. 27—31.) 

Meade, R. H., Another ash-flower-gall inquiline. (Entomologist's Monthly Ma- 
gazine. 1889. January. p. 186.) 

Morgan, A. C. F., Observations on eoceidae (No.3.) (1. ce. 1889, January/Febr. 
p. 189—196.) 

Oberlin, Ch., Die Desinfeetion der Reblausherde in Elsass-Lothringen. (Wein- 
bau u. Weinhandel. 1889. No. 7. p. 65—66.) 

Soraner, Paul, Mittheilungen aus dem Gebiete der Phytopathologie. I. (Bo- 
tanische Zeitung. 1889. p. 181.) 

— —, Phytopathologische Notizen. I. Der Mehlthau der Aepfelbäume. (Hed- 
wigia. 1889. Heft 1.) 

Wolf, R., Le malattie erittogamiche delle piante erbacee coltivate: compilazione 
del dott. W. Zopf. Traduzione con note ed aggiunte di P. Baccarini. 8°. 
IX, 268 pp. Milano (Hoepli) 1889. 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Blondel, Observations sur la structure des graines de Soja hispida. (Journal 
de pharmacie et de chimie. T. XV111. 1888. No. 12. 15. Dee.) 

Cazeneuye et Hugounenqu, Sur l’homoptdrocarpine et la pterocarpine du 
santal rouge. (Journal de Pharmacie et de chimie. T. XIX. 1889. No. 2.) 
Cholmogorofl, S., Die Mikroorganismen des Nabelschnurrestes. (Zeitschr, f, 

Geburtsh. u. Gynäkol. Bd. XVI. 1889. Heft 1. p. 16—35.) 

Grotenfelt, 6, Studien über die Zersetzungen der Milch. II. Ueber die Vi 
rulenz einiger Milchsäurebakterien. III. Ueber die Spaltung von Milchzucker 
durch Sprosspilze und über schwarzen Käse. (Fortschr. d. Medie. 1889. No. 
4. p. 121—135.) 

Lindt, W., Ueber einen neuen pathogenen Schimmelpilz aus dem menschlichen 
Gehörgang. (Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXV. 1889. Heft 
3/4. p. 257-271.) 

Mankowsky, A., Ueber die wirksamen Bestandtheile der Radix Bryoniae albae. 
8°. 59 pp. Dorpat (E. J. Karow) 1889, N 

Marchi, V., Ricerche anatomo-patologiche e bacteriologiche sul tifo pella- 
groso. (Riv. sperim, di freniatr, e di med. leg. [freniatr,] Vel. XIV. 1889. 
No. 3/4. p. 341—348.) 

Oberdieck, G., Ist die Placenta durchgängig für Mikroorganismen? 8°. 30 pp. 
Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 1889. M. 0.80 

Powell, R. D., Godice, R. J., and Taylor, H. H., Actinomycosis hominis. 
[Royal medical & chirurgical society.) (Lancet, 1889, Vol. I. No, 7. p. 328.) 


464 Personalnachrichten. — Inhalt. 


Sobbe, von, Ein bemerkenswerther Fall von Fischvergiftung. (Berlin. klin. 
Wochenschr. 1889. No. 7. p. 137—138.) 

Wenderoth, J., Beiträge zur Lehre vom Erysipel. 8°. 34 pp. Göttingen (Van- 
denhoeck & Ruprecht) 1889. M. 0.80 


Personalnachrichten. 


Dr. H. Th. Geyler, Docent am Senckenbergischen med. Institut 
zu Frankfurt a. M., bekannter en ist am 22. März d. J. 
in Frankfurt gestorben. 

Lektor N. J. W. Scheutz, bekafıe schwedischer Botaniker, 
ist am 26. Februar zu Vexiö im Alter von 53 Jahren gestorben. 

Der um die botanische Erforschung Sieiliens und Calabriens 
verdiente Dr. @. Seguenza, Professor der (Geologie an der Uni- 
versität Messina, ist am 3. Februar d. J. gestorben. 

Dr. Roland Thaxter ist zum „Mycologist“ an der Conneetieut 
Agrieultural Experiment Station zu New-Haven ernannt worden. 

Dr. Douglas H. Campbell ist zum „Associate-Professor“ für 
Botanik an der Indiana University zu Bloomington, Ind., ernannt 
worden. 


Inhalt: 
Wissenschaftliche Originalmit- Goroschankin, Materialien zur Flora des Gou- 
theilungen. vernements Moskau, p. 456. 
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumen- Henslow, I. Transpiration of Living Protoplasm.; 
blatts, p. 425. | II. Transpiration and III. Evaporation, in a 


Saturated Atmosphere, p. 452. 
Kraus, Grundlinien zu einer Physiologie des 


Botanische Gärten und Institute. | Gerbstoffs, p. 47. 

Lierau, Das botanische Museum und bot. Lister, Notes on the Plasmodium of Badhamia 
Laboratorium für Waarenkunde zu Hamburg, | utrieularis and Brefeldia maxima, p. 443. 
p. 431. Mangin, Sur la constitution de la membran 


des vegetaux, p. 451. 
Originalberichte gelehrter Ge- | Moeller, Lehrbuch der Pharmacognosie, p. 459. 


sellschaften. Müller, Revisio lichenum Fecanorum, p. 445. 
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. Pringsheim,, Ueber die Entstehung der Kalk- 
2 inkrnstationen an Süsswasserpflanzen, p. 452. 
4 XXIV. Sitzung. ee Sprockhoff, Schulnaturgeschichte. 3. Abth.: 
Sadebeck, Ueber ostafrikanische Nutzpflanzen Botanik, p. 441. 
und Colonialprodukte, p. 435. — —, Grundzüge der Botanik, p. 441. 
Botaniska Sällskapet i Stockholm. A ren aus dem Pflanzenreiche, 
Sitzung am 21. September 1887. | Wessel, Flora Ostfrieslands, p. 454. 
Tiselius, Ueber Potamogeton fluitans Roth, 
p. 438, b 
Almgrvist, Ueber die schwedischen Potamoge- Neue Litteratur, p. 460. 


ton-Formen aus der Gruppe Ligulati, p. 439. 
Personalnachrichten. 


Referate: Dr. H. Th. Geyler (+), p. 464. 
Beyerink, Die Bakterien der Papilionaceen- Lektor N. J. W. Scheutz (f), p. 464. 
knöllchen, p. 458. Prof. Dr. G. Seguenza (}), p. 464. 
Dangeard, Recherches sur les Cryptomonadinae Dr. Roland Thaxter (Mycologist der Connec- 
et les Englenae, p. 442, ticut Agricultural Experiment Station zu New- 
Filet, Plantkundig Woordenboek vor Neder- Haven), p. 464. 
landsch-Indie, p. 440. Dr. Douglas H. Campbell (Associate-Professor 
Gordjagin, Flora der Umgebungen von Krass- für Botanik an der Indiana University zu 
noufimsk im Gouvernement Perm, p. 455. | Bloomington, Ind.), p. 464. 


Ausgegeben: 3. April 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotth elft in Cassel, 


Band XXXVII.No.2. Jahrgang X. 


REFERIRENDES ORGAN 
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes, 


Herausgegeben 


anter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Osear Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in Münchep, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen 6&esellschaft für vaterländische Cullur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


Haie: | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Anatomie und Chemie des Blumenblatts, 
Von 
Dr. E. Dennert. 


(Fortsetzung.) 

Eine seltene Ausnahme bildet die gelbe Farbe der inneren 
Hüllblätter von Helichrysum bracteatum, insofern sie ihren Sitz 
homogen in der Membran hat. Ein anderes Beispiel für Durch- 
dringung der Zellwand mit Farbstoff liefert das Kollenchym im 
Blattstiel der Aroidee Homalonema. 

Endlich seien noch als Beispiele für das Vorkommen von 
homogenem orangefarbigem Zellsaft angeführt: Gladiolus psittacinus 
und Phaseolus multiflorus. 

In einzelnen Fällen ist, wie schon angegeben, der Uebergang 
vom gelben gelösten Farbstoff in den rothen deutlich, in anderen 
Fällen ist er nur scheinbar, so von Scharlach zu Orange bei Lilium 
tigrinum und Calendula, hier ist der Schein durch orangerothe 
Körner hervorgerufen ; bei Phaseolus maultiflorus ist es eine homo- 
gene Flüssigkeit und bei Rosa Eglanteria wie Gladiolus psittacinus 
Verbindung eines homogenen Zellsaftes mit Farbkörpern. Auch 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 4 


466 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


bei Myosotis versicolor ist der Uebergang von Blau zu Gelb nur’ 
scheinbar. 

Jedenfalls ist der Unterschied zwischen den homogenen (d.h. 
also inı Zellsafte lösliehen) und den körnigen (unlöslichen) Farb- 
stoffen ein sehr tiefgehender, er spricht sich nieht nur in der ver- 
schiedenen Beschaffenheit und dem Mangel an Uebergängen aus, 
sondern auch in verschiedenen anderen Punkten; so besonders ın 
der anatomischen Anordnung beider, was namentlich dann deutlich 
hervortritt, wenn beide zusammen vorkommen. Die freilich nicht 
ganz allgemein gültige Regel ist, dass Anthoeyan in der Epidermis 
und in den Adern, Anthoxanthin mehr im mittleren Gewebe seinen 
Sitz hat. Wenn der gelbe Farbstoff homogen vorkommt, so findet 
er sich, wie schon oben gesagt, gewöhnlich auch in der Epidermis, 
was dann für seine Verwandtschaft mit dem Anthoeyan spricht 
(z. B. Verbascum thapsiforme, Dahlia variabilis, Calceolaria, Althaes 
rosea gelbe Varietät). 

Auch für die Verhältnisse bezüglich der anatomischen Anord- 
nung seien Beispiele angeführt: 

Die schwärzbraunen Fleeken auf den Flügeln von Vieia Faba 
rühren von einem homogenen Zellinhalt der Epidermis her (ef. oben). 

Der rothe Farbstoff des Kelches von Fuchsia coceinea hat 
ebenso wie der blaue der Korolla seinen Sitz in der Epidermis. 

Die Krone von Chelone barbata ist aussen scharlachroth, innen 
blassgelblich. Die rothe Farbe hat ihren Sitz m der Epidermis 
als karminrothe Flüssigkeit, dagegen zeigen die Zellen des mitt- 
leren Gewebes körnigen gelben Farbstoff (durch Zusammenwirken 
beider Farben entsteht der scharlachrothe Effekt). 

Auch bei Gladiolus psittacinus findet sich die rothe Farbe in 
der Epidermis, die gelbe mehr im inneren Gewebe, aber an den 
Stellen, wo die rothe fehlt, tritt die gelbe auch in der Epıi- 
dermis auf. 

Bei Calliopsis bicolor kommt rother und gelber Farbstoff ın 
der Epidermis vor, ausserdem aber auch der gelbe im inneren 
Gewebe. Achnlich ist die Vertheilung bei Zulipa Gesneriana, 
Fritillaria imperialis und Seopolina atropoides. Bei gelbblühenden 
Exemplaren von Mirabilis longiflora findet sich der Farbstoff fast 
nur im inneren Gewebe, die Epidermis ist farblos. 

In der Epidermis findet sich ferner die dunkelrothe Farbe von 
Potentilla atropurpurea, die granatrothe von Mespilus Japonica, die 
scharlachrothe von Verbena Melindres, das Anthoeyan von Salvia- 
arten, Gesneria Caracasana (auch m den Haaren), G@eranium 
phaeum, Convolvulus trieolor, Papaver ?hoeas und P. bracteatum 
und Ribes sangwineum; bei Zinnia multiflora und Dahlia variabılıs 
nur in der oberen, bei Calycanthus floridus, Dianthus eruentus und 
Asarum Europaeum (violett) in beiden Epidermen. 

Die dunkelrothe Farbe von Calliopsis bicolor liegt ebenso wie 
ihre gelbe in der Epidermis, letztere sowohl homogen wie körnig. 
Sonstige Ausnahmefälle betrefis des gelben Farbstoffes (als in der 
Epidermis und nieht im inneren Gewebe vorkommend) sind: Mimulus 
eardinalis (auch in den langen haarförmigen Papillen), Hyoseyamus 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 467 


niger, Schaueria calycotrycha, Rudbeckia laciniata, Cassia Marylan- 
dica, Chrysanthemum carinatum, Bignonia Catalpa (Flecke auf der 
Unterlippe der Krone), Azalea Pontica und nudiflora (mit rothem 
Zellsaft zusammen). Bei Ayoscyamus niger findet sich die gleich- 
zeitig vorkommende violette Farbe auch im inneren Gewebe, sowie 

den Adern. Die orangegelbe bis fast rothe Farbe von Calendula 
offieinalis findet sich (in Körnern) nur in der Epidermis (ähnlich bei 
Eschscholtzia Californica). 

Beispiele für das Vorkommen von Farbstoffen im inneren 
Gewebe: 

Bei Dahlia variabilis findet sich der rothe und gelbe, bei 
Cactus speciosus der rothe, bei Aypericum perforatum, Rosa Eglan- 
teria, Tagetes patula und Cytisus Laburnum der gelbe Farbstoff in 
allen Zellen. 

Die orangerothen Farbkörper von Lilium tigrinum liegen im 
inneren Blattgewebe, dagegen entstehen die dunkelblauen erhabenen 
Fleeke auf der inneren Blattfläche durch einen homogenen Zellsaft. 
Beiläufig sei hier bemerkt, dass die dunkelblauen "Bulbillen von 
Lilium tigrinum eine farblose Epidermis besitzen ; der Farbstoff 
liegt hier im Zellsaft der unter der Oberhaut befindlichen Zellschicht. 

Bei Potentilla coccines hat die dunkelscharlachrothe Farbe 
ihren Sitz in der Epidermis, das mittlere Gewebe enthält nur 
gelben körnigen Farbstoff, doch kommt letzterer auch in der Basis 
der Epidermiszellen vor. 

Die Korolle von Rhododendron Ponticum ist hellviolett, auf den 
oberen Lappen erheben sich gelbe Flecken. Diese haben ihren 
Sitz in je emer Gruppe von rundlichen Zellen unter der Epidermis, 
in welehen zahlreiche orangefarbige, spindelförmige Farbkörper 
liegen (ganz so wie in gewissen gelbrothen Früchten, z. B. Physalis 
Alkeken, gi). Die violette Farbe dagegen beruht auf homogener 
F a des Zellsaftes der Oberhaut. 

Die rothe Farbe der zwei grossen äusseren Hüllblätter von 
Euphorbia splendens hat ihren Sitz in der oberen Epidermis als 
homogener Zellsaft. Der etwas scharlachrothe Schein beruht 
darauf, dass das innere Gewebe gelblich ist, was von fein- 
körnigem Anthoxanthin herrührt. Auch die untere Epidermis ent- 
hält, obgleich sie fast farblos ist, etwas körnigen, gelben Farbstoff, 
der Zellsaft einzelner Zellen ist roth. Auch die fleischigen Ab- 
schnitte der eigentlichen Hülle (orangegelb) enthalten in ihrer Epi- 
dermis rothen Farbstoft, während das ganze übrige Gewebe gelben 
besitzt. 

Der gelbe Fleck an der Korolle von Aesculus Hippocastanum 
geht allmählich in roth über, hier ist der rothe Zellsaft nur in 
der Oberhaut, der gelbe besonders im inneren Gewebe enthalten. 

Interessante Verhältnisse fanden sich bei der Untersuchung 
von Cytisus Laburnum und ©. Adami. Letzterer ist ein Bastard 
zwischen €. Laburnum und (. purpureus, welcher das Blatt von 
letzterem hat, seine Blüten sind dagegen ein Gemisch von denen 
beider Eltern. Die Blüte von Cytisus Laburnum ist rein gelb, 
diese Farbe hat ihren Sitz in der Epidermis und in dem ziemlich 

4* 


468 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


fleischigen inneren Gewebe in Form von gelben Körnehen. Am 
Grunde der Lamina des Vexillums sind oberwärts einige orange- 
rothe Strichelehen, welehe gebildet werden durch reihenartig an- 
geordnete, mit rothem, homogenem Farbstoff erfüllte Epidermiszellen. 
Das Vexillum der Blüte von ©. Adami zeigt folgende Farben- 
bildung: Der dicke fleischige Nagel ist grünlich, am Grunde der 
Lamina findet sich auf der oberen Seite ein ziemlich bestimmt be- 
grenzter rein gelber Fleck und in diesem drei dunkelpurpurrothe 
Strichelehen, die übrige Fläche ist blassroth bis lila mit einer Bei- 
mischung von gelb. Die letztere Farbe folgt besonders den Adern 
und hat ihren Sitz in dem inneren Gewebe, die rothe Farbe ist 
die homogene Zellflüssigkeit der Epidermis. Die gelbe Farbe am 
Grunde der Lamina erstreckt sich durch das ganze Gewebe; — 
die untere Fläche ist der oberen gleich gebildet, doch fehlen die 
purpurrothen Strichelehen. Der ganze Unterschied zwischen C. 
Adami und Laburnum besteht darin, dass die gelbe Farbe im 
Innern bei ©. Adami etwas spärlicher ist, dass sie in der Epi- 
dermis entfärbt ist (mit Ausnahme des gelben Flecks am Grunde), 
und dass die rothe Farbe in der Epidermis auftritt. Wir werden 
hierauf an geeigneter Stelle zurückkommen. 


Endlich sei noch des Ausnahmefalls von Funkia ovata gedacht, 
hier liegt nämlich die violette Färbung des Perigons nicht in der 
Oberhaut, sondern im Zellsaft einer unter derselben gelegenen 
Schicht von schwammförmigem Zellgewebe, während das innere 
Gewebe farblos ist, auch die blaue Farbe der unfruchtbaren 
Blüten von Muscaria botryoides hat ihren Sitz grossentheils im 
inneren Gewebe. 


Aus den angeführten Beispielen geht hervor, dass in manchen 
Fällen die Farben in der Epidermis gemischt vorkommen, dann 
theilen sie sich in die Zellen gewöhnlich mosaikartig, wodurch 
natürlich ein neuer Farbeneffekt bedingt wird. Beispielsweise ist 
dies zu beobachten bei Carthamus tinctorius, dabei ist der gelbe 
Farbstoff gelöst und neben der mosaikartigen Sonderung der ein- 
zelnen Zellen lässt sieh eine Mischung von gelb und roth erkennen, 
(wodurch ein Uebergang der einen Farbe in die andere unzweifel- 
haft erscheimt). 


Die gegenseitige Annäherung der beiden heterogenen Farb- 
stoffe (gelöste und ungelöste) kann noch weiter gehen bis zur Ver- 
einigung in einer Zelle; auch für diesen Fall lässt sich eine Regel 
aufstellen. Dieselbe geht dahin, dass die gelösten Farbstoffe den 
Papillentheil, die ungelösten den Basaltheil der Epidermiszellen, 
oder dass die gelösten die Höhlung, die ungelösten die Peripherie 
der Zellen einnehmen. Zum Beleg dieser Regel seien wieder einige 
Beispiele angeführt: 


Cacalia sonchifolia hat eine hochorangerothe Krone (körniger 
Fa®bstoff), an der Spitze mit bläulich rothem Schein, hier treten 
papillenförmige Zellen und in diesen neben den orangerothen 
Farbkörpern violetter Zellsaft auf, letzterer nimmt vorzugsweise 
den kegelförmigen Theil, die Körner den Grund der Zellen ein. 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 469 


Bei den verschiedenen Farbenvariationen von Tropaeolum 
majus lässt sich verfolgen, wie das Anthoxanthin in Sonderheit 
den Basaltheil der Zellen einnimmt; tritt Anthoeyan auf, so findet 
es sich im Kegel, durch den Wechsel der Quantität beider Farben 
entstehen die verschiedenen Nüancen. Beiläufig sei bemerkt, dass 
die fahlgelbe Varietät neben wenigen gelben Körnern einen homo- 
genen gelblichen Zellsaft m ihren Zellen besitzt. 

Dass Calliopsis Drummondi durch das Vorkommen eines ge- 
lösten gelben Farbstoffes ausgezeichnet ist, haben wir schon ge- 
sehen. Die Zungenblüten dieser Species sind goldgelb, an der 
Basis dunkelroth und sammetglänzend, daher sind auch hier die 
Zellen besonders hoch kegelförmig. Der Kegeltheil enthält homo- 
genen gelben Saft, wo die Korolle roth ist, rothen (oder auch 
blauen); beide Farben gehen ineinander über. Im Basaltheil 
finden sich gelbe Körner. 

Dieselbe Vertheilungsweise der Farben lässt sich bei den ver- 
schiedenen Varietäten von Salpiglossis sinuata beobachten. Dabei 
ist bemerkenswerth, dass bei der gelben und weissen Varietät 
(letztere mit gelben Adern) der Zellsaft des kegelförmigen Theils 
farblos ist. Letzteres Verhalten lässt sich auch bei Primula acaulis 
gelbe Varität beobachten, während der Kegeltheil der Oberhaut- 
zellen einer scharlachrothen Varietät roth gefärbt ist. Ebenso 
Varietäten von Viola tricolor. 

Die Blüten von Zantana multiflora öffnen sich mit rein hoch- 
gelber Farbe und gehen dann allmählich in Orange, Blutroth und 
Blau über: Die gelben Körner im Basaltheil, der rothe und blaue 
Zellsaft im Kegeltheil. Bei der orangefarbigen Stufe mischt sich 
das Roth fleckenweise mit dem Gelb und dies beruht darauf, dass 
in einzelnen Zellen im Kegel rother Zellsaft auftritt, bei dem Ueber- 
gang in Reinroth nimmt der rothe Zellsaft an Menge in den ein- 
zelnen Zellen zu und erscheint auch zugleich in allen Zellen. Die 
gelben Körner verschwinden aber dabei nicht, sondern werden nur 
verdeckt. 

Ganz ähnlich sind die Verhältnisse bei Rosa Eglanteria d Pu- 
nicea, Mimulus cardinalis und Myosotis palustris. Die orangegelben 
Farbkörper von Erysimum Perofskianum sind fast ganz auf die 
Basis der Zellen beschränkt, der kegelförmige Theil hat homo- 
genen Zellsaft; dies, sammt den oben herangezogenen Beispielen, 
beweist, dass der gelbe Farbstoff, auch wenn er für sich allein in 
den Epidermiszellen vorkommt, eine gewisse centripetale Tendenz 
besitzt. 

Das Vexillum der Blüte von Coronila Emerus ist rein gelb, 
an der Aussenseite, besonders am Kiel, roth gestreift und gefleckt, 
dies hat seinen Grund in rothem Farbstoff, der sich in gewissen 
Zellen gleichzeitig mit dem gelben findet, und zwar ist hier der 
Fall zu konstatiren, dass die gelben Körner vorzugsweise eine 
Auskleidung der Wand bilden, der rothe Zellsaft aber die Höhle 
einnimmt. Letztere Anordnung beider Farbstoffe beobachtete ich 
auch an dem Fleck am Grunde der Blumenblätter von Aesculus 
Hippocastanum. 


470 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


In den Zellen der Corona von Nareissus poeticus ist der geibe 
Farbstoff besonders der Wand angelagert, ohne dass ausserdem 
noch eine andere Farbe vorkäme, zugleich sind die Körner zum 
Theil deutlich netzförmig angeordnet. 

Sehon aus diesen anatomischen Verhältnissen der beiden Farben 
geht hervor, dass sie speeifisch verschieden sind und nicht aus 
einander entstehen; nur in den verhältnissmässig wenigen Aus- 
nahmefällen, wo der gelbe Farbstoff im Zellsaft gelöst vorkommt, 
ist ein Zusammenhang mit dem gleichfalls gelösten Anthoeyan 
möglich und auch wohl als erwiesen anzusehen. 


u. 

Ist nun auch die gegenseitige Abgrenzung beider Farbstoffe 
möglich, so bleibt freilich doch noch die Frage, ob sie im Uebrigen 
selbstständige Stoffe sind und ob sie etwa gemeinsamen Ursprung 
haben, vor Allem ob sie nicht etwa mit anderen Stoffen zusammen- 
hängen, welche in den anderen Organen der Pflanze, besonders in den 
vegetativen Blättern vorkommen. Es würde doch ein bemerkens- 
werthes Faetum der Metamorphose sein, wenn in den Laubblättern 
vorkommende Stoffe innerhalb der Blüte in Farbstoffe umgewandelt 
werden. Nun lässt sich auch hierin in der That ein Gesetz finden, 
welches sich kurz in folgenden beiden Sätzen auspricht: 

1. Die kömig vorkommenden Farbstoffe sind Metamorphosen- 
stufen des Chlorophylis, resp. eines mit dem letzteren genetisch 
zusammenhängenden Körpers. 

2. Die gelöst vorkommenden Farbstoffe sind Metamorphosen- 
stufen des (Gerbstoffs. 

Im Folgenden will ich das Beobachtungsmaterial mittheilen, 
welches die beiden Sätze beweisen wird. Uebrigens ist der erste 
wohl allgemein anerkannt. 


A. Das Verhältnis des körnigen Farbstoffs zum 
Chlorophyll. 

Die nahe Verwandtschaft des körnigen Farbstoffs der Blüten 
zum Chlorophyll offenbart sich zunächst ja schon unverkennbar darin, 
dass beide, um in der Pflanze zur Erscheinung zu kommen, eines 
protoplasmatischen Trägers bedürfen, oder, was ja im Grunde das- 
selbe ist, dass beide eben im wässrigen Zellsaft unlöslich sind. Der 
Zusammenhang der beiden zu Grunde liegenden Plastiden ist ja 
durch Schimper und A. Meyer genugsam klargelegt worden. 
Was nun, und das ist ja hier wesentlicher, den Farbstoff selbst 
anbelangt, so ist es bekanntlich unzweifelhaft, dass das Chloro- 
phyll einen gelben Farbstoff, Xanthophyll, enthält, und der Zu- 
sammenhang der gelben Farbe in herbstlichen Blättern (Xantho- 
phyll) wie in etiolierten Pflanzen (Etiolin) ist unzweifelhaft. Aber 
auch für den welben Farbstoff der Blüthen (Anthoxanthin) hat 
Pringsheim spektralanalytisch den Zusammenhang mit dem 
Chlorophyll erwiesen, derselbe steht nach ihm ja dem Chlorophyll 
sogar näher, als das Xanthophyll. Jedenfalls ist darnach und nach 
den sonstieen zahlreichen Untersuchungen über das Chlorophyll 


Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze. 471 


und verwandte Farbstoffe wohl soviel sicher, dass auch Chlorophyll 
und Anthoxanthin in einem genetischen Zusammenhang stehen, zum 
Theil mag das beiden zu Grunde liegende gemeinsame Chromogen 
sich unter Umständen (im Laubblatt am Licht) in Chlorophyll, 
unter anderen Umständen (in den Blumenblättern) zu Anthoxanthin 
entwickeln; doch fehlt es auch wohl nicht an Fällen, dass sich das 
Chlorophyll erst später in Anthoxantin umwandelt, wie dies gelbe 
Blüten zeigen, welche im Knospenzustand grün "sind. Auf alle 
Fälle sind wir wohl berechtigt, hier von der 2 Metamorphose eines 
Körpers in verschiedenen Organen der Pflanze zu sprechen. 
(Fortsetzung folgt.) 


Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze, 
Vorläufige Mittheilung 
von 
F. G. Kohl. 

Seit Ende Januar d. J. ist eine von mir verfasste Schrift im 
Druck begriffen: „Ueber Kieselsäure und Kalksalze in 
der Pflanze“ (ea. 20 Bogen), deren Erscheinen durch die Her- 
stellung von acht eompleirten lithographirten Doppeltafeln leider 
noch einige Zeit verzögert werden wird. Der I. Abschnitt des 
zweiten Kapitels: Kalksalze, behandelt in ziemlich ausführlicher 
Weise das Caleiumoxalat. (In etwa 10 Unterabschnitten ist die 
grosse Menge alter und neuer und durch eigene Untersuchung ge- 
fundener Thatsachen unter gebracht.) Da nun besonders die Frage 
nach der Kalkoxalat-Bildung durch die Anfang vorigen Jahres von 
A. F. W. Sehimper in der Botanischen Zeitung veröffentlichte 
Arbeit im den Vordergrund gerückt worden ist, zu einer Zeit, da 
ich schon längst mit den einschlägigen Fragen beschäftigt war, 
halte ich es für angemessen, die in dem bezeichneten Theil meines 
Buches gemachten Mittheilungen hier in möglichst knapper Form 
wiederzugeben, um mir die Priorität der von mir durch mühsame 
Untersuchungen gewonnenen Anschauung über den Vorgang der 
Kalkoxalatbildung und über damit in engstem Zusammenhange 
stehende Probleme zu wahren. 

Aus den vortrefflichen Mittheilungen Pfeffer’s*) „über die 
stickstoffhaltigen plastischen Stoffe“ ersehen wir, dass Amide, 
Amidosäuren und Amine überall im Pflanzenkörper verbreitet sind. 
Asparagin und Asparaginsäure, Leuein, Tyrosin, Tyroleuein, Glu- 
tamin und Glutaminsäure u. s. f. sind in den verschiedensten 
Pflanzen und Pfianzenorganen gefunden worden, und wo man dar- 
nach suchte, wurde einer dieser Stoffe und oft mehrere neben- 
einander sicher nachgewiesen. Diese Amide und deren Verwandte 
darf man wohl mit Recht einerseits als durch Zerspaltung von 
Eiweissstoffen häufig entstanden, andererseits als zur Bildung der 
letzteren ebenso häufig wieder verwendet betrachten: sie sind mit 
anderen Worten Wanderformen der Eiweissstoffe in der Pfianze. 


*) Pfeffer, W. Pfanzenphysiologie. Bd. I. p. 297 fi. 


472 Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze, 


Ueber die Verbreitung dieser Stoffe ist von Pfeffer bereits aus- 
führlich berichtet und es ist seitdem noch eine stattliche Reihe 
von Untersuchungen ausgeführt und publieirt worden, welche die 
an Ubiquität streifende Häufigkeit derselben darthun, eine Häufig- 
keit, die eben Folge davon ist, dass die Amide an das Werden 
und Vergehen der Proteinstoffe gebunden sind. Wir sind nun 
weiter längst darüber aufgeklärt, wie es kommt, dass trotzdem die 
Amide etc. in vielen Pflanzen nur in minimalen, kaum nachweis- 
baren Spuren vorhanden sind; wir wissen, dass zur Bildung von 
Eiweissstoffen aus Amiden stickstofffreie, organische Stoffe nöthig 
sind, Stoffe, welche sich herleiten in letzter Linie von der autoch- 
thonen Stärke oder dem Kohlehydrate des assimilirenden Chloro- 
phylikornes. Fehlen diese Assimilate, so stockt die Eiweissbildung 
und es kommt zur Anreicherung von Amiden, und bedenkt man 
nun, wie mannigfach die Ursachen sein können, welche eine 
Herabsetzung der Produktion jener stiekstofffreien Stoffe zur Folge 
haben, so wird man sich nieht wundern, dass wir den Amiden, 
wenn auch häufig in sehr geringen Quantitäten, überall im Pflanzen- 
reich begegnen. In keiner Pflanze darf man sie weniger zu finden 
hoffen, als in der ganz gesunden, in keiner mit grösserer Sicher- 
heit, als in der, welche aus Liehtmangel etiolirt oder aus Mangel 
an Nitrat oder irgend eines w ichtigen Bodensalzes oder der at- 
mosphärischen Kohlensäure ete. kränkelt. So erklärt es sich auch, 
dass man einerseits viele dieser Amide, so besonders das Asparagin, 
nur in etiolirten Pflanzen entdeckte und dass andererseits Borodin*) 
1378 mit der Behauptung hervortreten konnte, dass alle höheren 
Pflanzen, ins Dunkle gebracht, Asparagin (oder einen ähnlichen 
Körper) bilden, welche Behauptung er sofort damit zu stützen ver- 
mochte, dass er die Gegenwart von Asparagin in etiolirten Trieben 
und Knospen von Lonicera Tatarica, Syringa, Betula, Alnus ete. 
nachwies. Schulze**) ermittelte in ebensolehen Zweigen der 
Birke und Rosskastanie denselben Stoff und ausserdem noch andere 
Amide und später fand man ihn in den verschiedensten Blüten- 
theilen, in etiolirten Sprossen von Moosen ete., Tyrosin in etiolirten 
Kartoffeltrieben und in verdunkelten Wickenpflanzen u. 8..f... Nach 
unseren bisherigen Kenntnissen ist eine fortwährende Zerspaltung 
eiweissartiger Moleküle im Plasma nicht zu bezweifeln, wobei die 
Amide entstehen, deren Anhäufung unter normalen Verhältnissen 
durch fortwährende Verarbeitung vermieden wird; fehlt es an stick- 
stofifreien plastischen Stoffen, so ist eine Anhäufung unausbleiblich. 
Gelungene Versuche, Pilze allein mit Eiweiss zu ernähren, beweisen 
aber weiter, dass durch den Mangel stiekstofffreier plastischer Stoffe 
eine solche Eiweisszersetzung unter Amidbildung auch erst indueirt 
werden kann, welche ebenfalls von Amiderzeugung begleitet ist. 
Aus dem Gesagten geht hervor, dass, da Asparagin etc. an sehr 
vielen Orten der Pflanze beobachtet werden kann, die Zersetzung 
von Eiweiss in Amide nicht irgendwo localisirt zu sein scheint; 


*) Borodin. Bot. Ztg. 1878. p. 801. 
**) Schulze. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. IX. 1880. p. 25. 


Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze. 473 


es wird demnach auch umgekehrt in jeder gelegentlich Aspara&in 
aufweisenden Zelle unter günstigen Bedingungen zur Eiweissbildung 
kommen können. Aus der prozentischen Zusammensetzung von 
Eiweiss und Asparagin geht nun weiter hervor*), dass bei jedem 
Uebergang von Asparagin in Eiweiss sämmtlicher Stiekstoff ver- 
braucht wird, dass weiter eintreten müssen, also verbraucht werden, 
ansehnliche Mengen Kohlenstoff und Wasserstoff, während Sauer- 
stoff disponibel wird. Umgekehrt werden beim Uebergang von 
Eiweiss zu Asparagin Kohlenstoff und Wasserstoff disponibel, da- 
gegen wird Sauerstoff verbraucht, während der Stickstoff in Folge 
gleichen Gehalts beider Substanzen an diesem Element voll und 
ganz aufgebraucht wird. 

Es ist hiernach überall, wo Eiweiss entsteht, Sauerstoffüberfluss, 
die Bildung organischer Säuren daher leicht vorstellbar. Da nun, 
wie oben gesagt, kein Grund vorhanden ist, die Eiweiss-Bildung 
(nicht Leitung) in der Pflanze zu localisiren, kann es auch in jeder 
Zelle der Pflanze zur Säurebildung kommen, mit anderen Worten, 
organische Säuren können in allen Zellsaftvakuolen auftreten, was 
mit unserer täglichen Erfahrung harmonirt. Unter diese Säuren 
ist nın auch die Oxalsäure zu rechnen, die demnach ihres Ur- 
sprungs nach an keine Zell-, keine Gewebeform gebunden ist und 
jedenfalls überall da entstehen kann, wo bei anomalen V egetations- 
bedingungen Asparagin oder ein verwandter Körper erscheint. 
Handelt es sich nun darum, nach einer Erklärung für den in den 
meisten Fällen an ganz bestimmtem Ort erfolgenden Niederschlag 
für das Caleiumoxalat zu suchen, so ist es klar, dass die Oxal- 
säure in keinerlei Weise ortbestimmend einzuwirken vermag, 
denn sonst müssten wir eben überall, wo Eiweiss aus Amiden rege- 
nerirt werden kann, Kalkoxalat finden, was nicht der Fall ist. **) 
Es folgt hieraus aber ferner, dass der Kalk in der nach oben 
wandernden Bodensalzlösung nicht direkt zur Oxalat- Bildung taugt, 
sonst wäre ebenfalls eine oft ganz wie nach einem Schema er- 
tolgende Anordnung der Krystallzellen unerklärlich. Ich habe 
nun im Kapitel über „Caleiumoxalat-Bildung“ meines Buches und 
in dessen Anhang an einer langen Reihe von Beispielen gezeigt, 
weshalb wir annehmen müssen, dass (meiner Meinung nach) nicht 
immer der mit Salpeter-, Phosphor- oder Schwefelsäure verbundene 
Kalk ins Caleiumoxalat eintritt, sondern sehr häufig, mitunter aus- 
schliesslich, solcher, der an Kohlehydrate gefesselt, in Form von 
Kohlehydrat - Kalk - Verbindungen den Pflanzenkörper in’ be- 
stimmten Leitungsbahnen durchwandert. Für die Richtigkeit 
meiner Annahme würde nun sprechen, wenn ich das Caleiumoxalat 
fände: 


*) Pfeffer, W. Untersuchungen über die Proteinkörner und die Bedeutung 
des Asparagins beim Keimen der Samen. (Pringsheims Jahrb. f. wiss. Botanik. 
VII. p. 555 ff.) 

**) Mitunter fallen Eiweiss- und Kalkoxalat-Bildung allerdings zusammen, 
wobei natürlich Gegenwart von stickstofffreien Substanzen Bedingung ist; so in 
eclatanter Weise in den Proteinkörnern zahlreicher Samen, in welchen wir 
neben Eiweisskrystalloiden Solitäre und Drusen von Caleiumoxalat häufig an- 
trefien. 


474 Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze. 


1. immer da, wo vermuthlich oder nachweisbar Kohlehydrat- 
Kalk wandert, 

2. vor Allem da, wo aus diesen wandernden Kohlehydrat-Kalk- 
Verbindungen Kalk frei wird. 

Ein solehes Disponibelwerden von Kalk wird nun immer 
dann eintreten müssen, wenn aus der Kalk-Glycose sich Stärke, 
Cellulose ete. ausscheiden (man erlaube diesen Ausdruck !), also in 
stärkehaltigen Rhizomen, Knollen, Zwiebeln, Samen 
u. s. f., ferner in der Nähe von Bastfasern, in oder in der 
Umgebung von Sklerenchymzellen etc. An diesen und noch 
manchen anderen Orten würde die Pflanze demnach besonders dis- 
ponirt sein, Kalkoxalat zu bilden. Ich habe nun von diesem Ge- 
sichtspunkt aus vor fast nunmehr einem Jahr sehr zahlreiche 
Untersuchungen angestellt und aus ihnen eine, wenn auch kleine 
Zahl besonders klarer Beispiele ausgesucht und an oben be- 
zeichneter Stelle mitgetheilt; es dürfte aus ihnen deutlich her- 
vorgehen, dass jene Bildungsstätten für Stärke, Cellulose ete. des 
Pflanzenkörpers auch die des Calciumoxalates zu sein pflegen. 
Eine Reihe gewiss interessanter Folgerungen sind dort ebenfalls 
zur Sprache gebracht. So habe ich unter anderen nachzuweisen 
versucht, dass die Nervenpflasterung oder die Umhüllung der Ge- 
fässbündel mit Krystallzellen nicht mit den Siebröhren in Zu- 
sammenhang gebracht werden darf (Holzner, Sachs), sondern 
en mit den Cellulose-Massen der Bastfasern, denn einfache, nur 
aus Bastfasern bestehende, Siebröhren-freie Bündel sind ebenfalls 
überaus häufig von einem Krystallmantel überzogen. 

Im weiteren Verlauf meiner Abhandlung habe ich Gründe 
angegeben gegen die von A. F. W. Schimper vertretene An- 
nahme einer ausgiebigen Caleiumoxalat-Wanderung in der 
Pflanze, wogegen ich, vestützt auf ganz bestimmte Beobachtungen 
von. Corrosionen an 'Kalkoxalatkrystallen ete. ein nachträgliches 
Gelöstwerden und Verschwinden einmal ausgeschiedenen oxalsauren 
Kalks als möglich erklären muss; es liegen sogar schwerwiegende 
Gründe vor, dass in diesen, wenn auch nicht g erade häufigen Fällen 
der Kalk wieder mit Kohlehy draten vereinigt ,‚ am Stoffw echsel 
und der Stoffwanderung Theil nimmt. Im Anblick aller genannten 
Erscheinungen gelange jch zur Unterscheidung von nicht weniger als 
vier nach ihren Bildungsweisen resp. den Umständen, unter welchen 
die Bildung vor ah geht, verschiedenen Caleiumoxalat- 
Typen, deren Charakteri isirung ich in meiner Schrift unternommen 
habe. Eine Voraussetzung wird bei dieser Deduction gemacht, 
die nothwendig der Bestätigung bedarf: „dass nämlich Kalk mit 
Kohlehydraten lösliche Ver bindung en einzugehen vermag.“ 
Es ist mir gelungen, derartige Verbindungen, besonders von Trauben- 
zucker und Kalk, darzustellen und in gelöster wie fester Form zu 
untersuchen. 

Als weitere Consequenzen aus den hier nur kurz angedeuteten 
Wechselbeziehungen betrachte ich noch folgende Erscheinungen, 
die von der Theorie gefordert, von mir als in Wirklichkeit 
existirend nachgewiesen sind. Alle Eiweissbildungsheerde 


Kohl, Zur Kalkoxalat-Bildung in der Pflanze. 475 


enthalten stark sauren Saft; m der That habe ich alle von 
mir untersuchten Vegetationspunkte, alle Eiweiss -speichernden 
Organe ete. stark sauer reagirend gefunden. In allen ver- 
dunkelten Pflanzentheilen sind Amide (Asparagin ete.) gehäuft, es 
bleibt die ausgiebige Oxalsäure-Bildung aus, Kalkoxalat wird 
nur in geringen Mengen oder gar nicht erzeugt. Diese 
Correlation ist ausserordentlich leicht zu beobachten, vorzügliche 
Beispiele habe ich in meiner Schrift angeführt. Da jede mangel- 
hafte Ernährung, ebenso unzureichende Belichtung, ale Erzeugung 
von zur Verarbeitung der Amide nöthigen stickstofffreien plastischen 
Stoffen herabsetzt, also auch Eiw eissbildung und Säureproduktion 
redueirt, so ist der Mangel mancher Pflanzen an Kalkoxalat wahr- 
scheinlich zum a: auf schlechte Ernährungsbedingungen, schlechte 
Beleuchtung u. s. f. zurückzuführen. Das Ausbleiben des Kalk- 
Oxalats kann oft direkte Folge von Kalkmangel im Boden 
sein. So habe ich bei einer grossen Zahl von Farnen, die ich 
untersuchte, die w schkelndsten Mengen von oxalsaurem Kalk ge- 
funden, solche ohne jede nachweisbare Spur neben solchen mit 
wenig und viel Oxalatkrystallen. Es darf dieser Unterschied nun 
keinesfalls auf eine fundamentale Differenz im Stoffwechsel-Vor gange 
so nahe verwandter Pflanzen bezogen werden, sondern auf Unter- 
schiede äusserer, auf die betreffenden Pflanzen einwirkender Fak- 
toren. Bei Gräsern, die bekanntlich fast ausnahmslos Kalk- 
oxalat-frei sind, denen aber stickstofffreie plastische Substanzen nicht 
im entferntesten fehlen, ist ebenfalls Kalkmangel (Gräser sind relativ 
kalkarm) die Ursache. Moose, Farne, Gräser etc. ersetzen 
den Kalk zum grössten Theile dureh Kali und erzeugen nur oxal- 
saures Kali, das sich der Controle durch seine Löslichkeit mehr 
entzieht; bezüglich dieser und ähnlicher Fragen können nur rationell 
unternommene Versuche Aufschluss Zn Solche sind von mir 
bereits angestellt und zum Theil vollendet, zum Theil noch 
im Gang. 

Zum Schlusse sei noch einer Thatsache gedacht, welche ich 
mich veranlasst sehe mit dem Gesagten in Causalnexus zu setzen 
auf Grund einer Reihe von mir gemachter Beobachtungen. Eine 
Anzahl später näher zu bezeichnender Sa prophyten und 
Parasiten sind zeitlebens Kalkoxalat-frei, ebenso be- 
stimmte Insektivoren. Es ist, wie ich annehme, im diesen 
Pflanzen in Folge einer durch die besondere Lebensweise her- 
vorgerufenen Armuth an stickstofffreien Assimilations - Stoffen 
die autonome Eiweissbildung stark redueirt, damit das Dis- 
ponibelwerden von Sauerstoff vermindert, es kommt nicht 
zur Bildung von Oxalsäure und daher trotz Kalk-Gegenwart nicht 
zum Auftreten von Kalkoxalat. Höchstens wird Kohlensäure er- 
zeugt, weshalb wir nicht selten grosse Mengen kohlensauren Kalkes 
an "bezeichneten Pflanzen finden (Behhraca Squamaria, manche 


Pilze.) 
Marburg, am 20. März 1889. 


476 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 


Botanische Gärten und Institute. 


Das botanische Museum und bot. Laboratorium für 
Waarenkunde zu Hamburg. 


Eine Uebersicht seiner Sammlungen und Einrichtungen 
von 
Dr. M. Lierau, 
Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg. 
(Fortsetzung.) 

II. Rinden. Von dem Bestande an technologisch und phar- 
maceutisch wichtigen Rinden sind hervorzuheben: a) Eine Colleetion 
australischer Rinden, aus dem Nachlasse von Dr. Sonder; 
— b) 22 verschiedene Species Chinarinden, dureh mikroskopische 
Untersuchung von Dr. OÖ. Warburg auf ihre Richtigkeit ge- 
prüft. — ce) Eine Sammlung südamerikanischer und mexikanischer 
Rinden. — d) Die japanischen Rinden aus der bot.-technologischen 
Gruppe der japanischen Abtheilung der Wiener Weltausstellung 
(1875). — e) Chinarinden aus dem Dr. Sonder’schen Nachlasse 
u. 8 Ww. 


HI. Faserstoffe. Unter diesen sind nennenswerth: a) Eine 
Sammlung australischer Bastfaserstoffe. — b) Eine reiche Samm- 
lung südamerikanischer Baumwollenstoffe, von der 1385 im April 
veranstalteten geographischen Ausstellung zu Hamburg. — c) Eine 
Collection der wichtigsten im Handel vorkommenden Faserstoffe, wie 
Jute, Manilahanf, Sisalhanf von Progresso, Neuseelandhanf, Aloöhanf 
(von Mauritius), Raphiabast von Madagaskar, Piassavefaser, Hambia- 
faser, Mexikan Fibre, Esparto, Reiswurzeln, Kokosfaser, Kitool, 
Crin d’Afrique, Waldhaar (7illandsia), Affenbrotbaumrinde, Ramie 
etc. etc. Den meisten dieser Rohstoffe sind auch trotz der augen- 
blieklichen gedrängten Aufstellung die Stammpflanzen oder Theile 
derselben beigelegt. 

IV.Teehnisch und pharmaceutisch wichtige Blätter 
sind namentlich reich vertreten von Indigopflanzen , z. B. Indigo- 
Jfera-Arten, Marsdenia und Asclepias-Arten, Polygonum tinctorium 
Lour. etc.; ferner seien erwähnt, Sumach, Waid, Wau, Mentha- 
Arten, Pogostemon Patschouly Pel. Sant., Jaborandi-Blätter, Molle 
und Molle-Morado (Duvaua-Arten), Piper betle L., Feijoa Sello- 
viana, Blätter von Eucalyptus viminalis Lab. mit Manna, Azadi- 
rachta Indica Juss., Cocablätter, Sethiablätter, Sennes- 
blätter, viele im Handel vorkommenden Tabaksorten ete. etc. 


V. Carpologische Abtheilung. Abgesehen von der 
grossen diese Abtheilung begründenden Sammlung von Bueck 
kamen — chronologisch geordnet — hinzu: a) Reiche Sammlungen 
aus Brasilien, durch die Vermittlung des Prot. Pagenstecher. 
— b) Zahlreiche westindische Früchte, durch direkten Ankauf 
erworben. — c) Eine Sammlung mexikanischer Früchte, Samen 


Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 477 


und ganzer Pflanzen, z. Th. in Conservir ungstlüssigkeiten, von einer 
hiesigen Firma geschenkt, und ausserdem eme grosse Anzahl Einzel- 
geschenke. So betrug z. B. der Zuwachs der carpologischen Ab- 
theilung sehon im ersten Jahre nach der Entstehung des Museums 
über 3000 Species, von denen 2175 in der Sammlung bis 
dahin nicht vertreten gewesen waren. Besonders reichlich waren 
im ersten Jahre die Amaryllideen, Palmen, Rafflesiaceen, Cycadeen, 
Coniferen, Cupuliferen, Euphorbiaceen , Proteaceen , Cucurbitaceen, 
Cedrelaceen, Myrtaceen, Bignoniaceen, Sapindaceen, Malvaceen und 
Leguminosen, letztere allein mit 800 neu hinzugekommenen Spezies 
bedacht worden. 

Von den Erwerbungen der folgenden Jahre sind namentlich 
za nennen: 

d) Die hierher gehörigen pflanzlichen Objekte der Argen- 
tinischen Ausstellung in Bremen, unter denen namentlich die Drogen, 
die technisch wichtigsten Früchte und eine fast vollständige Samm- 
lung aller in Argentinien gebauten Cerealien hervorzuheben ist, 
deren Zusammenstellung den Bemühungen des Don Julio Vie- 
torica, des Chefs des landwirthschaftlichen Departements der 
Argentinischen Republik, zu danken ist. — e) Kurz vor der Er- 
öffnung des Museums fand im April 1885 zu Ehren des zu Ham- 
burg abgehaltenen fünften Geographentages eine Ausstellung statt, in 
welcher die Abtheilung für Handelsprodukte unter der Leitung 
von Prof. Sadebeck stand. Diese Abtheilung wurde von den 
ersten Handelshäusern Hamburgs beschickt and gelangte durch 
die Freigebigkeit derselben in den Besitz des botanischen , Museums, 
soweit die Objekte pflanzlichen Ursprungs waren. Hierbei kamen 
die meisten der im Handel verwertheten Früchte und Samen 
in selten schönen Exemplaren, z. Th. sogar in ganzen Fruchtständen 
in den Besitz des Museums. Wir nennen wegen der Schönheit 
der Exemplare: Fruchtstände und Früchte von Elaeis Guineensis ., 
Phoenix Canariensis L. und reelinata L., Astrocaryum Airi Mart.. 
Cocos Datil Gr. et Dr., P’hytelephas macrocan pa Ruiz et Pav., 
Arachis hypogaea L., Pandanus_ utilis Bory, Coffea Arabica In 
Poinciana Gillesüi Hook.., Caesalpinia sepiaria Roxb., Coulteria 
tinctoria H. B. et K., Sechium edule Sw., Adansonia digitata L., 
Casuarina tenuissima Sieber, Aleurites Molluccana Willd., Jatropha 
Curcas L., Strelitzia augusta Thbg. ‚ Ravenala Madagascariensis Boir.; 
Musa Ensete Gmel., Hedychium Gardnerianum Walbr., Acacia 
Farnesiana W., Mon W., Lebbek W., lophanta W., Jaca- 
randa mimosaefolia Don., Crescentia Cujete L., er Maha- 
goni L. ete. etc. — f) Ferner wurde in demselben Jahre (1885) noch 
‚eine Sammlung von circa 300 Species westindischer Früchte, 
namentlich von St. Thomas und Dominica, angekauft. — g) De 
meist in Conservirungsflüssigkeiten aufbewahrten Früchte und In- 
florescenzen des Godeffroy-Museums. — h. Eine umfangreiche 
Sammlung von australischen Früchten und Samen, von Baron 
Ferdinand von Müller in Melbourne — i) Eine Collection 
von getrockneten javanischen Früchten, von Dr. OÖ. Warburg; 
und ausserdem eine grosse Anzahl von einzelnen interessanten 


ATS Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 


carpologischen Objekten, welche theils durch Ankauf, theils 
als Geschenke dem Museum zugingen. Unter diesen verdient 
besonders hervorgehoben zu werden ein 1,5 m langer prächtiger 
Fruchtstand von a Ruffia Mart., der ungefähr 600 Früchte 
trägt, sowie die Fruchtstände, resp. Infloreseenzen von Guarea 
afinis Juss., Chamaerops excelsa Thunbg., Daemonorops - Arten, 
Elaeis melanocoeca Gärtn., Pinanga Kuhlü Bl., Caryota furfuracea 
Bl., Astrocaryum-Arten, mehrere Pandanus- Arten, Enterolobium spec. 
aus Mexiko, mehrere Pithecoctenium- und Onlödanihes- Arten, Anona 
Cherimolia Mill., Dipterocarpus-Arten, Zanonia macrocarpa Blum.,, 
Strophantus-Arten, prächtige Zapfen von Pinus Coulteri D. Don.- 
Sarcophyte sangwinea Spaerp., Hydnora triceps E. Mey., H. Afri- 
cana Thbg. und namentlich Proteaceen, und zwar nicht nur in 
Fruchtständen, sondern auch in grösseren Verzweigungen und 
Stammtheilen, so dass der Habitus der ganzen Pflanzen demonstrirt 
wird; besonders interessant darunter sind: Banksia grandis Willd., 
repens Lab., querecifolia R. Br., attenuata R. Ble., speciosa R. Br., 
integrifolia Läl, Dryandra calophylia R. Br, formosa R. Br., 
nivea R. Br., Hakea acicularis R. Br., mimosoides Cunn., Roupala 
montana Aubl., Leucadendron argenteum R. Br., platyspermum R. 
Br! u.'s. w. 

Den bedeutendsten Zuwachs aber erhielt diese Abtheilung 
des Museums durch die Nutz- und Nährpflanzen der Insel Coylon, 
welche von den Singhalesen-Karawanen im Jahre 1884/85 nach 
Europa gebracht wurden und später von Hagenbeck dem 
Museum seschenkt wurden. Ueber den Inhalt dieser Sammlungen 
hat Prof. Sadebeck in den Sitzungen der botanischen Gesell- 
schaft zu Hamburg *) unter Vorlegung des Materials ausführlich, 
auch mit Bezug auf die bei den "Singhalesen gebräuchlichen Be- 
zeichnungen, berichtet, worauf hier. verwiesen werden mag. 

Nicht weniger wichtig sind die beiden Sammlungen Dr. Stuhl- 
mann’s aus Aegyten, Sansibar und dem ostafrikanischen Küsten- 
gebiet. Dieselben wurden von Prof. Sadebeck in der December- 
sitzung 1888 der botanischen Gesellschaft zu Hamburg vorgelegt 
und besprochen.”*) 


VI. Nicht organisirte pflanzliche Rohstoffe besitzt 
das Museum auch bereits in stattlicher Anzahl. Wir heben von 
grösseren Erwerbungen heraus: 

a) Eine vollständige Collection der im europäischen Handel 
gangbaren und auch seltneren Gummiarten, von einigen Hamburger 
Firmen zusammengestellt. b) Die wichtigsten we estafrikanischen 
Rohstoffe von den Hamburger Firmen ©. Woermann, Jantzen 
und Thormählen, C. Goedelt ete. c) Eine reiche Sammlung 
von Rohkautschuken von Dr. Traun, deren Specialisirung wohl 
interessant sein dürfte: 1. Para-Kautschuk (Speckgummi) in Platten, 
Schuhen und Flaschen, aus der Milch der Siphonia elastica Pers. 


*) cf. Ber. üb. d. Sitz. d. Ges. f. Bot. z. Hamb. Heft 1. p. 24 und Heft 3 
p- 59: 
*#) cf, Botan. Centralblatt. Bd. XXXVIII. p. 435. 


Gesellschaft fiir Botanik zu Hamburg. 479 


durch Räucherprocesse gewonnen. 2.Pernambuco-, auch Mangabeira- 
oder Bahia-Kautschuk genannt, aus der Milch der Hancornia speeiosa 
Gom., mit Alaun, Salz oder Säuren gefällt. 3. Ceara-Kautschuk, 
aus der Milch der Manihot Glaziovii Müll. Arg. (Dr. Trimen), 
an der Luft getrocknet. — 4. Östindischer Kautschuk, aus der 
Milch von Ficus elastica Roxb. durch Eintrocknen gewonnen. — 
5. Mozambique-Kautschuk, aus der Milch von Fieus elastica Roxb. 
an der afrikanischen Ostküste durch Eintrocknen gewonnen. 6. Loanda- 
und Benguela-Niggers, aus der Milch von Ficus religiosa L. oder 
elastica Roxb. durch Eintrocknen gewonnen; Westküste von Afrika. 

Borneo-Kautschuk (Malayisch: Gutta susu) aus der Milch der 
Urceola elastica Roxb. ausgesalzen und durch Pflanzensäuren coagulirt; 
Borneo. 8. Madagaskar-Kautschuk, aus der Milch der Vahea Mada- 
gascariensis Boj. durch Coaguliren mit Pflanzen- und Mineralsäuren 
gewonnen; Tamatave. 9. Senegambien- oder Bolama-Kautschuk, 
aus der Milch der Vahea Traunii Sad. durch Fällen mit Salzwasser 
und Pflanzensäuren gewonnen. 10. Gabun-Kautschuk, aus der Milch 
der Vahea (Landolphia) florida durch Aussalzen und Eintrocknen 
gewonnen; Westküste von Afrika. 11. Nicaragua- oder Central- 
cher Kautschuk, aus der Milch der Castilloa elastica Cerv. 
durch Eintrocknen und Salzfällung gewonnen etc. 

(Fortsetzung folgt.) 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. 
(Schluss.) 

Die zweite oben bezeichnete Gummiart, das bei uns in seiner 
Anwendung ja hinreichend bekannte „Gummi arabicum“, auf San- 
sibar „gundi mope“, stammt von einigen Acacia-Arten und scheint 
von den einzelnen Völkern zu recht verschiedenen Zwecken 
verwendet zu werden: von den Hindus wird es z. B. mit Zucker 
vermischt gegessen, wie Dr. Stuhlmann ausdrücklich hervorhebt. 
Auch die Früchte von Pedalium Murex L., welches in Ostindien 
und Ceylon ausserordentlich verbreitet ist, machen das Wasser 
diekflüssig und schleimig, resp. klebrig, so dass dasselbe in über- 
einstimmender Weise wie Lösungen von Gummi arabicum ver- 
wendet werden kann. Diese Früchte sind vor emigen Jahren von 
den Singhalesen in grösseren Mengen nach Eur opa gebracht 
worden, um als einhüllende Heilmittel in der N orsdmaen 
Weise benutzt zu werden. Es ist nicht als ausgeschlossen zu 
betrachten, dass diese Früchte auch anderwärts an Stelle des 
Gummi arabieum Verwendung finden werden, namentlich wenn die 
Preiserhöhung des letzteren auch weiterhin andauern sollte. 

Unter den Nährpflanzen , insbesondere Gemüsepflanzen *) und 
dergl. finden wir in Oitafika genau dieselben, welche aus Öst- 


*) Z. B. „subasi“ (Cajanus Indieus Spr.), „djiroko“ (Phaseolus radiatus L.), 
„kunde“ (Dolichos Sinensis L.), „dengo* (Cicer arietinum L.), u. 8. w. 


480 Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. 


indien, Ceylon und Hinterindien, d. h. also aus dem Monsungebiet, 
schon lange bekannt sind. Wie in diesem spielt auch im ostafri- 
kanischen Gebiet „Curry“ eine wichtige Rolle, aber es ist auf- 
fallend, dass gerade ein Theil der für die Curry-Bereitung wich- 
tigsten Gewürze, wie „mandjano“ (Cureuma longa L.), „giligilane“ 

(Coriandrum sativum L.), „bisari“ (Cuminum CGyminum L.) und 
namentlich schwarzer Beer vorzugsweise aus Bombay bezogen 
wird, obgleich die Kultur derselben "doch bekanntlich keineswegs 
ir gend welche besondere Schwierigkeiten bietet, sobald die klima- 
tischen Bedingungen vorhanden sind. Eben so "unerklärlich ist es, 
dass die Sennesblätter allein aus Bombay importirt werden, 
zumal die Proben zeigen, dass die aus Bombay stammende Waare 
an Reinheit sowie an Grösse der einzelnen Blätter recht viel zu 
wünschen übrig lässt. Dagegen ist es selbstverständlich, dass 
Cat“, d:.h- Catechu oder Terra japonica aus Bombay bezogen 
wurde, da die Darstellung desselben namentlich in Bengalen im 
Grossen betrieben wird; in Sansibar scheint es nach Stuhlmann 
insbesondere beim Betelkauen benutzt zu werden. Auch die soge- 
nannten Seifenfrüchte, d. h. die Früchte des Seifenbaums 
(Sapindus Saponaria L.), auf Sansibar „harita* genannt, welche 
zum Waschen und gleichzeitig auch zum Färben der gelben Mas- 
kathemden benutzt werden, liegen uns als aus Bombay bezogen 
vor. Ebenso werden auch „viungo*, das sind die in Scheiben 
zerschnittenen Wurzelstöcke von Hedgelium spicatum Sm., von 
Bombay bezogen; dieselben waren früher ofliemell, in der neuesten 
Zeit jedoch, wie wir zuerst von den durch Herrn Hagenbeck hier- 

her geführten Singhalesen erfahren haben, werden sie zur Bereitung 
eines ausgiebigen "Parfüms verwendet, indem sie pulverisirt und in 
die Haut gerieben werden. Im gleicher Weise benutzt man in 
Sansibar auch die ebenfalls aus Bombay -— und zwar, wie es 
scheint, in recht reichlichen Mengen — importirten Rosenblätter 
„maua ya mauledi“, das sind die Blumenblätter resp. Rosenknospen, 

welche bekanntlich auch behufs Bereitung des so hoch geschätzten 
Rosenöls in ungeheuren Mengen gesammelt werden. Von welcher 
Rosenspecies die eingesendeten Blütentheile abstammen, liess sich 
nicht feststellen, eine dunkelrothe Rose dürfte len als mit 
Sicherheit ausgeschlossen zu betrachten sein. 

Bezeichnend für die Bewirthschaftung der in Rede stehenden 
afrikanischen Gebiete dürfte es auch sein, dass der Ingwer resp. 
die Wurzelstöcke desselben, in Sansibar „tangaun“, aus fe Comoro 
bezogen wird und namentlich nur äussere Verwendung findet; die 
pulverisirte und mit Wasser vermengte Masse desselben wird sowohl 
bei Fiebersymptomen, als auch bei Kopfschmerzen auf Stirn und 
Schläfe, bei Brust- und Muskelschmerzen auf Brust und Arme ete. 
gestrichen. Dagegen scheint der Tabak, der namentlich aus 
Usegua an die Küste gebracht wird, sich auch in Ostafrika eines 
hohen Ansehens zu erfreuen; es wäre zu wünschen, dass sich auch 
die botanische Abstammung des dortigen Tabaks mit Sicherheit 
feststellen liesse; so lange indessen nur das in kleine Rollen 
zusammengeknetete Rohprodukt vorliegt, ist dies nicht möglich. 


“ 


Societas pro Fauna et Flora fennica. 481 


Ausser den genannten Nutzpflanzen befanden sich in den Samm- 
lungen Herbarien und trockene sowohl, wie in Alkohol conservirte 
Früchte von riesigen Palmen, Pandaneen und Musa-Arten, von 
Affenbrodbäumen und Her ifiera-E ormen, ferner mächtige Farne 
ete.,*)sämmtlich Beweisstücke einer ausgiebig entwickelten tropischen 
Vegetation, welche in einzelnen Arten eine gewisse Verwandtschaft 
einerseits mit Madagaskar, andererseits mit dem Monsungebiet nicht 
verkennen lässt. Nimmt man hierbei noch die relativ günstigen 
briefliehen Mittheilungen Dr. Stuhlmann’s über die dortige Vege- 
tation in Betracht, so dürfte die Annahme nicht ganz ungerecht- 
fertigt erscheinen, dass die Bedingungen zu einer gewinnbringenden 
Bewirthschaftung der in Rede stehenden Gebiete vorhanden sind. 


Societas pro Fauna et Flora fennica in Helsingfors. 
Sitzung am 4. Februar 1888. 
Herr Dr. R. Boldt theilte mit: 


Beobachtungen über die Geschlechtsverhältnisse bei 
dem Ahorn. 


Der Vortrag wird in „Meddelanden“ des Vereins erscheinen. 
Herr Rector M. Brenner legte darauf 
einige Ruderalpflanzen 


vor: Papaver Argemone L. und Potentilla fruticosa L. (eine schmal- 
blättrige und kleinblütige Form) von Hangö (60° 10° n. Br.), 
Trifolium fragiferum L. und Ajuga reptans L. von Gamla Karleby 
(63° 50° n. Br.) 


Sodann sprach Herr Assistent Axel Arrhenius unter Vor- 
legung getrockneter Exemplare: 


Ueber Polygonum Rayi Bab. f. borealis A. Arrh. n. £. 


Annuus. Caulis erectus, 3—6 em. alt., simplex, paueifoliatus. 
Flores aggregati. 

In litoribus prope 1 Naesseby **) (A.G. Nordvi 1864; in herb. 
(Otto Nordstedt***) sub. nom. P. Raji Bab.) et Nyborg**) A. 
Arrhenius 1880) in Varangria, Norvegia repertum. 

Als der Vortr. diese Pflanze sah, glaubte er erst eine 
zwerghafte, litorale Form von P. aviculare L. vor sich zu 
haben. Eine genauere Untersuchung zeigte jedoch bald, dass diese 
Vermuthung nicht richtig war. Die Blüten sind nämlich etwas 
länger gestielt und grösser, als bei P. aviculare L., während die 
Nüsse zlänzend und glatt sind, ganz wie bei P. Rayi Bab. 
Auch die Form dieser letzteren ist die für P. Feayi Bab. charakte- 


*) Die Bearbeitung dieser Sammlungen ist ebenfalls bereits im Botanischen 
Museum in Angriff genommen worden. 
*3),70% 10" as Br. 
*##) Botaniska Notiser. 1872. p. 96. 
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. D 


AS>2 Lehr- und Handbücher. 


ristische langgezogene, spitze. Doch war bezüglich der Grösse zu 
merken, dass die Nuss nur so lang, als die Perigonblätter ist, was 
wahrschemlich von dem jugendlichen Stadium der mitgebrachten 
Exemplare herrührt. In der That zeigen auch die etwas älteren, 
von Nordvi bei Naesseby gesammelten Individuen, welche der 
Vortr. dureh die Güte des Hrn. Dr. Otto Nordstedt in Lund 
zur Vergleichung bekommen hatte, em im dieser Hinsieht typi- 
scheres Verhältniss. 

Durch die in der Diagnose angegebenen Merkmale unter- 
scheidet sieh die f. boreale von der Hauptform der P. Rayi Bab. 
Bezüglich der Formdignität ist sich der Vortr. nieht ganz klar; 
die hier benutzte Bezeichnung „forma“ müsste daher bis auf 
Weiteres als interimistisch betrachtet werden. Gegenwärtig musste 
man auch die Frage, ob die betreffende Pflanze eine rein hoch- 
nordische war oder nicht, unbeantwortet sein lassen. 

Zuletzt beriehtete der Vortr. über die Verbreitung der P. Kayı 
Bab. in Europa und speciell im Norwegen. Er hebt hervor, dass 
das Vorkommen dieser Art in Varanger, welches erst durch Nord- 
stedt constatirt worden ist, nieht olme Interesse sei, da der 
nächst nördliehste Fundort so südlich wie auf Jäderen, also fast 
10 Grade südlicher lag. Wahrscheinlich hängt dies aber davon 
ab, dass die Pflanze in den zwischenliegenden Gegenden übersehen 
oder mit P. aviculare L. verwechselt worden ist. 

(Schluss folgt.) 


Referate. 


. 


Helms, K, Ein kurzer Leitfaden der allgemeinen 
Botanik. (Programm der Stadt-Töchterschule zu Riga 1883.) 
8°. 23 pp. Riga 1839. 

Die Pflanzen gehören zu den belebten Wesen. Dass sie leben, 
erkennen wir an den beiden Fähigkeiten „der Ernährung und 
Vermehrung“. $1. Ernährungsorgan: Wurzel, Stengel und 
Blatt. $ 2—6. Wurzel. Ihre Aufgabe, charakteristisches Merkmal, 
Eintheilung der Wurzeln. $ 7—12. Stengel. Aufgabe und Formen 
desselben. Unterirdische Stengel. Besondere Nebenachsenformen. 
$ 13—22. Das Blatt. Die charakteristischen Merkmale der Blätter. 
Eintheilung der einfachen und der zusammengesetzten Blätter. Zu- 
sammenhang zwischen Gestalt und Funktion. Die Blattrippen, der 
Stiel, die Blattstellung, Figenthümliche Blattbildungen, Blattknospen. 

Vermehrungsorgane: Die Blüte. $ 23—29. Aufgabe und 
Theile der Blüte. $ 30. Uebersicht der Blütenstände. $ 31—32. 
Die Frucht. $ 33. Uebersicht der Hauptarten der einfachen Früchte. 
(Nach Behrens.) $ 34. Der Samen. $ 35—40. Die Bestäubung. 
Windblütler, Insektenblütler, Wasserblütler. Schutzmittel der Pflanzen 
gegen unberufene Gäste. (Nach Kerner.) $ 41—44. Verbreitung 
der Samen durch das Wasser, den Wind und durch Thiere. 


Liehr- und Handbücher. — Algen. 433 


Grundorgane der Pflanze: $ 45--49. Zelle, Zellhaut, 
Zellinhalt, Gestalt der Zelle, Zellenbildung, Zellgewebe. $ 50. Die 
Rinde, das Bildungsgewebe, das Holz und das Mark. $ 51. Er- 
nährung der Pflanze. $ 52. Athmung. $ 53. Bedeutung der 
Pflanzen. 

Dieser „Leitfaden“ ist zum Gebrauche in der Secunda der 
Stadt-Töchterschule bestimmt, in welcher „Naturbeschreibung‘ 
2-stündig wöchentlich in 3 Classen: Quarta, Tertia und Secunda 
(die zweitoberste Classe) gelehrt wird. 

v. Herder (St. Petersburg). 


Woltke, @. Zur Entwickelungsgeschichte der Uro- 
spora mirabilis Aresch. (Sep.-Abdr. aus Schriften der neu- 
russischen Naturf. Ges. Odessa. Band XI.) 8°. 53 pag. mit 2 Taf. 
[Russisch.] 

Diese zu den Ulothricheen gehörige Alge hat eine an Wider- 
sprüchen reiche Geschichte und eine verwickelte Synonymik. 
Areschoug schied die Species Conferva hormoides Lyngb. als 
den Repräsentanten einer besonderen Gattung aus und nannte sie 
Urospora mirabilis, nachdem er ihre eigenthümlichen Makrozoosporen 
entdeckt hatte. Später vereinigte er sie auf Grund gewisser un- 
richtig interpretirter Beobachtungen mit seiner Hormiscia peni- 
eilliformis unter dem gemeinsamen Namen Urospora penicilliformis, 
wozu er auch Ulothrixe peniciliformis als Synonym rechnet. Farlow 
und Hauck wiederum betrachten Urospora penieilliformis Aresch. 
als Synonym der Ulothris isogona Thur. 

All diese Vereinigungen hält Verf. für ungerechtfertigt, weil 
die charakteristischen Macrozoosporen der Urospora mirabilis bei 
keiner der Algen gefunden worden sind, mit denen man sie itentificirt 
hat. Sie muss also nicht nur als besondere, von den genannten 
Synonymen verschiedene Species, sondern auch als Repräsentant 
einer besonderen Gattung der Ulothricheen betrachtet werden. 

Verf. untersuchte die Entwickelung der Alge in Odessa, wo 
sie auf nur zeitweilig vom Meerwasser bespülten Felsen wächst. 
Sie bildet einen unverzweigten Faden und besteht aus cylindrischen, 
diekwandigen Zellen, von sehr wechselndem Verhältniss der 
Dimensionen, nur die Zoosporen-Mutterzellen sind nahezu isodia- 
metrisch. Die äussersten Membranschichten sind zu einer dem 
ganzen Faden gemeinsamen Cuticula vereinigt; darauf folgen mehrere 
ebenfalls gemeinsame cuticularisirte Schichten, endlich die den 
einzelnen Zellen zugehörigen Celluloseschichten. — Eine oder 
mehrere Basalzellen, die sich durch grössere Länge, geringere 
Breite und Chlorophylimangel auszeichnen, bilden das Rhizoid; 
manchmal wachsen auch noch einige höhergelegene Zellen zu 
secundären Rhizoiden aus. — Die grünen Zellen enthalten ein 
flaches, mit zahlreichen Pyrenoiden versehenes Chromatophor, das 
die ganze Zelle mit Ausnahme der ÖOberwand auskleidet; nur 
ausnahmsweise hat das Chromatophor einen zertheilten Rand. (Die 
Angabe Schmitz’s, dass Urospora mehrere bandförmige Chro- 

H* 


484 Algen. 


matophoren besitzt, führt Verf. auf abnorme Fälle zurück.) Auf 
das Chromatophor folgt nach innen eine zahlreiche Zellkerne 
führende Plasmaschicht. — Das Wachsthum der Fäden ist ein 
intercalares. 

Die ungeschlechtliche Vermehrung durch Makrozoosporen ge- 
schieht im Oktober bis März, kann jedoch nach fremden Beobachtun- 
gen auch im Sommer stattfinden. Die in ihrer Art einzig dastehenden 
Zoosporen haben birnfürmige Gestalt: das vordere, farblose Ende 
ist breit und abgerundet, eine sehr kleine Warze auf seinem Scheitel 
trägt 4 Cilien. Das hintere Ende hingegen ist allmälig oder 
plötzlich zugespitzt, in letzterem Falle einen mehr oder weniger 
langen Stachel bildend, sodass man an der Zoospore einen eilien- 
tragenden Kopf und einen Schwanz unterscheiden kann. Seitlich 
ist die Zoospore entweder abgerundet oder mit 4 hervortretenden 
Rippen versehen. Jede Spore enthält ein Chromatophor mit einem 
Pyrenoid, sowie einen am farblosen Vorderrand des Kopfes liegenden 
Zellkern; das Chromatophor kleidet nur die eine Seite der Spore 
aus und reicht zuweilen auch in den Schwanz hinein. Die Länge 
der Zoosporen schwankt zwischen 14.5 und 25 1, die grösse Breite 
zwischen 5.8 und 9 «. 

Die Zahl der in einer Mutterzelle entstehenden Zoosporen ist 
beträchtlich. Sie entstehen nicht, wie Schmitz angibt, durch 
simultane Vieltheilung; vielmehr zerfällt zunächst das Chromatophor 
durch fortgesetzte Zweiteilung in eine grosse Zahl kleiner polygonaler 
Plättchen, und nachdem auch die Pyrenoide und Kerne sich ver- 
mehrt haben, theilt sich auch das Protoplasma in eine entsprechende 
Anzahl von Theilen; ausgeschlossen von der Theilung bleibt nur 
die innerste Plasmaschicht, welche eine centrale Blase bildet. Die 
fertigen Zoosporen entweichen durch ein in der Membran sich 
bildendes Loch entweder einzeln nach einander, oder sie treten alle 
zusammen aus, umhüllt von einer zarten, kugligen, bald zerfliessenden 
Blase. — Nach einer gewöhnlich mehrere Stunden dauernden 
Schwärmzeit kommen die Zoosporen zur Ruhe, werfen ihre Cilien 
ab, runden sich in der Regel ab, umgeben sich mit einer zarten 
Membran und keimen sofort, wobei das farblose Vorderende zum 
Rhizoid wird. 

Die im Sommer stattfindende Bildung der geschlechtlichen 
Mikrozoosporen konnte Verf. nicht beobachten. 

Unter ungünstigen Lebensbedingungen besitzt Urospora die 
Fähigkeit, Dauerzellen zu bilden. In ausgewachsenen Fäden 
wachsen die einzelnen Zellen stark an, verdicken ihre Membran 
beträchtlich und lösen sich aus dem Verbande; beim Eintreten 
günstiger Lebensbedingungen werden sie zu Zoosporen-Mutterzellen. 
— Junge, noch zartwandige Fäden zerfallen durch fortgesetzte 
Zertrennung schliesslich ebenfalls in einzelne Zellen, die jedoch 
anders keimen: sie bilden ein Rhizoid und wachsen durch gewöhn- 
liche Zelltheilung zu neuen Fäden heran. 

Rothert (St. Petersburg). 


Pilze. — Gefässkryptogamen. 485 


Karsten, P. A., Symbola ad myeologiam Fennicam. 
Pars XXIIT-XXVIN. (Meddelanden af Societas pro Fauna et 
Flora Fenniea. Häftet XVI. p. 1—45. Helsingfors 1888.) 

Folgende neue Arten werden beschrieben: 


Pars XXIII. Mucronella subtilis Karst., Polyozus Hisingeri Karst., Corticium 
russeolum Karst., Hypochnus cinerascens Karst., Aseophanus vilis Karst. et 
Starb. in Rev. mycol. 1887. p. 159, Helotium lateritioalbum Karst. l. c. p. 159, 
Mollisia sylvatica Karst., Ombrophila Starbäckii Karst. l.c.p. 159, Novia phrag- 
mitina Karst. (Phacidium phragmit. Karst. in Hedwigia 1887. p. 125), Pirottaea 
uliginosa Karst., Actinoscypha (n. gen.) graminis Karst., Patinellaria polytrichina 
Karst. et Starb. 1. c., p. 160, Tympanis Rosae Karst., Gnomoniella brevirostris 
Karst. in Rev. mycol. 1887. p. 160, Rosellinia subsimilis Karst. et Starb. 1. ec, 
p- 160, Lasiosphaeria Britzelmayri Sace.*, L.Fennica Karst. 1. c., p. 160, Lae- 
stadia Ptarmicae Karst. et Starb. in Hedwigia 1887. p. 125, Melanopsamma am- 
pulligera Karst. et Starb. in Rev. mycol. 1837. p. 160, Lophiostoma Starbäckii 
Karst. in Hedwigia 1887. p. 125, Phoma sambucicola Karst. l. c. p. 126, Ph. 
doliolum Karst., Aposphaeria inophila (Berk.) var. opaca Karst., A. multiformis 
Karst. ]. c. p. 126, Dothiorella Viscariae Karst. 1. c. p. 127, Coniothyrium me- 
diellum Karst., Levieuxia borealis Karst. l.c. p. 126, Dichomera Elaeagmi Karst., 
'Septoria thecicola Berk. et Br. var. scapicola Karst. 

Pars XXIV. Lactarius lateritioroseus Karst., Clitocybe pantoleucoides Karst., 
Helotium sordidatum Karst. in Hedwigia 1887. p. 124, Mollisia minutissima 
Karst. 1. ce. p. 124, Coccomyces insignis Karst., Acanthostigma longisela Karst. 
in Rev. mycol. 1888. IV. Fusicoeecum coronatum Karst. var. salicinum Karst., 
‚Sphaeronaema nigrificans Karst., Naemosphaera subtilissima Karst. l. c. IV, 
Camarosporium Symphoricarpi Karst., Cylindrocolla graminea Karst., C. tenuis 
Karst., Volutella gilva (Pers.), * V. intricata Karst., Sporocybe graminea Karst. 


AnıcH IV. 


Pars XXV. Bjerkandera simulans Karst. 1. c. IV., Poria separabilis Karst., 
Cyphella terrigena Karst., Corticium calotrichum Karst. l. ec. IV., C. confluens 
Fr. var triviale Karst. l. ec. IV., var. subcaleeum Karst. 1. ec. IV., Tromera mi- 
erotheca Karst., T. ligniaria Karst., Amerosporium Sedi Karst. l.c. IV., Rhabdo- 
spora pleosporoides Sacc., * Rh. longior Karst., Leptosporum mycophilum Karst., 
Botrytis campsotricha Sacc. var. Fennica Karst., Monilia arctica Karst., Tolypo- 
myria fungicola Karst., Oospora Clavariarum Karst., Torula obducens Karst. 

Pars XXVI. Helotium straminellum Karst., Mycolacidea (n. gen.) triseptata 
Karst., Phaeosphaerella n. gen. (est Sphaerella sporis coloratis), Lasiosphaeria 
erustacea Karst., Zignoella immersa Karst., Phoma conigena Karst., Diplodina 
nitida Karst., Aposphaeria peregrina Karst., Oedocephalum byssinum (Bon.) * 
Oe. herbariorum Karst., Rhinocladium macrosporum Karst., Hormiscium para- 
doxum Karst., Coniosporium stromaticum Cord. * C. subreticulatum Karst. 

Pars XXVII. Helotiam firmulum Karst., Chaetomium humanum Karst., 
Gnomoniella iridicola Karst,, Rhabdospora pleosporoides Sacc. * Rh. Scrophu- 
lariae Karst., Virgaria macrospora Karst., Cladobotryum terrigenum Karst., Chlo- 


ridium micans Karst., Fusoma punctiforme Karst., Fusarium carneolum Karst., 


Chromosporium stercorarium Karst. 

Pars XXVIII. Omphalia cuneifolia Karst., ©. cortiseda Karst., O. albido- 
palleus Karst., Russula intermedia Karst., Clypeus subrimosus Karst., Inocybe 
eonfusa Karst., Peziza immutabilis Karst., Euchnoa Ulmi Karst., Rosellinia 
librineola Karst., Ophionectria episphaeria Karst., Ghaetozythia (n. gen.) pul- 
chella Karst, Diplodina fructigena Karst., Sphaeropsis Ulmi Karst., Aposphaeria 
Ulmi Karst., Septoria Telephii Karst., Vermicularia Telephii Karst., Naemo- 
‚sphaera rudis Karst, Septomyxa leguminum Karst., Cylindrotrichum polyspermum 
Karst., Diplosporium alboroseum Karst., Septonema nitidum Karst., Physoderms 
Butomi Karst. 

Brotherus (Helsingfors). 


Baker, J.G. Onathird coileetion of Ferns made in 
West Borneo by the Bishop of naher“ and Sara- 
wak. (Journal of Botany. 1888. p. 323— 326.) 


486 Gefässkryptogamen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphol. 


In der vorliegenden Abhandlung, welche eine Fortsetzung der 
beiden im „Journal of the Linnean Society“ (Vol. XXII. und XXIV.) 
publieirten ist, werden folgende neue Arten beschrieben: 

Davallia (Leucostegia) Hosei. Verwandt mit D. Kingüi, nephrodioides und 
eiliata. — D. (L.) oligophlebia. Steht isolirt. — Lindsaya (Isoloma) indurata. 
Verwandt mit ZL. divergens Wall. — Adiantum Hosei. Verwandt mit 4. affine 
Willd. — Pteris (Eupteris) Walkeri. Verwandt mit P., quadriaurita Retz. — P. 
(Eupteris) furcans. Nahestebend der P. quadriaurita. — Nephrodium (Eune- 
phrodium) simulans. Aehnelt sehr dem Polypodium reptans Sw. — N. (Sagenia) 
pteropodum. Nahe verwandt mit N. Singaporianum Baker. — N. (Sagenia) 
melanorachis. Verwandt mit N. cieutarium Baker. — Polypodium (Goniophlebium) 
holophyllum. Habitus von Meniscium simplex. — Gymnogramme (Syngramme) 
valleculata. Nahestehend der @. alismaefolia Hook. — @. (Selliguea) acuminata. 
Zunächst der @. membranacea Hook. — Acrostichum (Gymnopteris) exsceulptum. 
Verwandt mit 4A. virens Wall. 


Fritsch (Wien). 


Monteverde, N. A., Ueber den Einfluss desLichts auf die 
Bildung des oxalsauren Kalks in den Pflanzen. (Arb. 
d. St. Petersb. Naturf. Ges. Bd. XVII. p. 46—47.) [Russisch.| 


Die Untersuchungen wurden an mehreren Z’apilionaceen ausge- 
führt, welche am Licht in Stengel und Blättern eine grosse Menge 
von Krystallen ablagern. In etiolirten Pflanzen ist die Anzahl 
dieser viel geringer; am grössten ist sie an der Basis des Stengels, 
nach oben zu nimmt sie rapid ab und im obersten Theil ver- 
schwindet der oxalsaure Kalk häufig ganz, die etiolirten Blätter ent- 
behren entweder ganz der Krystalle, oder diese finden sich in ver- 
schwindender Zahl an der Basis der Hauptnerven. 

Von Einfluss ist ferner der Kalkgehalt des Bodens, jedoch nur 
unter Mitwirkung des Lichts. Dies ergab sich aus Kulturen in 
künstlichen Nährlösungen: je grösser der Kalkgehalt der Lösung, 
desto grösser war die Zahl der Krystalle in den Pflanzen (bis zu 
einer gewissen Grenze), sofern dieselben beleuchtet waren. In der 
Dunkelheit hingegen fand sich stets dieselbe unbedeutende Menge 
oxalsauren Kalks vor, unabhängig von dem Kalkreichthum der 
Nährlösung. 

Ob die Krystallablagerung durch die unmittelbare Wirkung 
des Lichts, oder indirekt, durch die Kohlenstoffassimilation bedingt 
wird, konnte noch nicht entschieden werden. 

Rothert (St. Petersburg). 


Krutieky und Bielkowsky, Ueber die Diosmose durch 
die Cellulose-Häutchen aus Phragmites communis. 
(Arbeiten der St. Petersburger Naturf. Gesellsch. Bd. XIX. 
1888. p. 3.) [Russisch.] 


Die genannten Häutchen haben ein viel grösseres endosmotisches 
Aequivalent, als alle bisher zu solchen Versuchen benutzten künst- 
lichen Membranen, ausgenommen nur die sogenannten Niederschlags- 
membranen. In Manometer-Versuchen ging die endosmotische Kraft 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 487 


bis zum Widerstande gegen einen Druck von nahezu einer Atmos- 
phäre. Die Elastieitätsgrenze dieser Häutchen gleicht im Durch- 
schnitt über 500 gr. 

Rothert (St. Petersburg). 


Gulbe, L. A., Ueber die periodische Activität des 
Cambiums in den Wurzeln unserer Bäume. (Arbeiten 
der St. Petersburger Naturf. Ges. Bd. XVIll. p. 45.) [Russisch.] 


Die Untersuchung von 17 Nadel- und Laubhölzern ergab 
folgendes allgemeine Resultat: Im Frühling beginnt die Thätigkeit 
des Cambiums in den dünnen Zweigen, geht von da in den Stamm, 
dann in die dicken und zuletzt in die dünnen Wurzeln über (etwa 
4—-5 Wochen nach ihrem Auftreten in den dünnen Zweigen). Im 
Herbst erlischt sie in derselben Reihenfolge, doch dauert die Periode 
jetzt 2 Monate. In der zweiten Hälfte des Oktober hört in den 


Wurzeln die Cambiumthätigkeit völlig auf. 
Rothert (St. Petersburg). 


Dobrowlianskij, W., Vergleichende Anatomie der Blätter 
der Salicineen. (Arbeiten d. St. Petersb. Naturf. Ges. 
Bd. XIX. 1883. p. 161—170.) [Russisch.] 

Verf. schickt seiner vorläufigen Mittheilung einige sehr sinn- 
reiche allgemeine Betrachtungen über die anatomisch-systematische 
Methode und die Auswahl der systematisch verwerthbaren ana- 
tomischen Merkmale voraus. Bei den Blättern der sSalieineen 
lieferte ihm zunächst die Epidermis zwei brauchbare Merkmale. 
Erstens besteht manchmal die Aussenwand der Epidermiszellen aus 
zwei oder drei Schichten, von denen eine (die innere resp. mittlere) 
verschleimt und sich folglich von der übrigen Membran optisch 
auffallend unterscheidet. Eine zweite Eigenthümlichkeit, welche die 
Weiden der Gruppe rugosae charakterisirt, besteht in ihrem un- 
regelmässigen Bau; einzelne zerstreute Zellen sind durch unregel- 
mässig orientirte Scheidewände in 2 oder 3 Zellen getheilt und 
über den Leitsträngen geht diese Unregelmässigkeit so weit, dass 
die Epidermis den Charakter einer besonderen, scharf unterscheid- 
baren Schicht völlig verliert. 

Wichtigere Merkmale lieferte der Bau des Mesophylis. Hier 
unterscheidet Verf. eine Reihe von Typen. 

I. Bilateraler Typus. 

1. Alle Mesophylizellen gleich reich an Chlorophyll. 

a) Das ganze Mesophyll besteht aus einem Gewebe; alle Zellen des- 
selben können den Charakter des Palissadenparenchyms annehmen. 
Salix incana und 8. purpurea. 

b) Palissadenparenehym und Schwammparenchym sind deutlich unter- 
schieden. 

@) Das Schwammparenchym besteht aus isodiametrischen, relativ dicht 
gefügten Zellen. Salices rugosae, 8. nigricans etc. 

#) Das Schwammparenchym besteht aus lose gefügten, strahligen 
Zellen. Die Pappeln aus der Abtheilung Leuce. 


488 Physiol, Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 


2, Eine untere, durch Chlorophyllarmuth sich auffallend unterscheidende 
Schicht besteht aus einer Lage sternförmiger Zellen, deren Arme alle in 
einer Ebene ausgebreitet sind. 

c) Drei Gewebeschichten. 

e) Zwischen dem Palissadenparenchym und der subepidermalen Stern- 
zellenschicht befindet sich ein relativ dicht gefügtes Parenchym aus 
isodiametrischen Zellen. Die baumartigen Weiden. 

?) Zwischen dem Palissadenparenchym und der subepidermalen Stern- 
zellenschicht befindet sich ein typisches Schwammparenchym aus 
strahligen Zellen. Die balsamischen Pappeln. 

d) Vier Gewebeschichten: Palissadenparenchym, darauf 1 oder 2 Schichten 
Hacher Zellen (die die Leitstränge enthaltende Schicht), dann wieder 
Palissadenparenchym und schliesslich die subepidermale Sternzellen- 
schicht. Die nordamerikanischen Pappeln — Populus Canadensis und 
P. angulata. — Dieser Blattbau bildet den Uebergang zu dem 

II. Isolateralen Typus. Nur Populus Euphratica. 


Mit Hilfe dieser Merkmale konnte Verf. die Salicineen in eine 
Anzahl Gruppen theilen und diese in einem Schema zusammen- 
stellen, welches ihre gegenseitige Verwandtschaft ausdrückt. Doch 
nicht bloss grössere Gruppen, sondern auch die einzelnen Arten 
lassen sich amatomisch gut charakterisiren und zu einem Schema 
zusammenstellen, in dem alle Arten sich fortlaufend an einander 
reihen. 

Dies auszuführen, spart sich indessen Verf. für seine aus- 
führlichere Mittheilung auf. 

Rothert (St. Petersburg). 


Focke, W. O., Rosaceae. Theil I. (Natürl. Pflanzenfamilien von 
Engler und Prantl. Lieferung 24.) Leipzig 1858. 

Ueber den allgemeinen Theil, von welchem einige kleinere Kapitel Engler 
bearbeitete, wollen wir hier hinweggehen, da er im Wesentlichen keine neuen 
Beobachtungen enthält. Dagegen interessirt uns das theilweise neue System. 
Die Rosaceen erscheinen in 6 Unterfamilien getheilt: Spiraeoideae, Fomoideae, 
Rosoideae, Neuradoideae, Prunoideae und Chrysobalanoideae. Von diesen sind 
in der vorliegenden Lieferung nur die drei ersten behandelt. 

Unter den Spiraeoideae finden wir 2 Tribus: Spiraeeae, Quillajeae und 
Holodisceae. Die Gattung Holodiseus wird also wieder den Spiraeoideen zuge- 
zählt, während sie Maximowicz zu den Potentilleen gestellt hatte. Neilliz 
und Physocarpus werden (gegen Bentham-Hooker) getrennt, dagegen Sor- 
baria und Chamaebatiaria vereinigt. Die Gattungen Sibiraea, Eriogynia und 
Aruncus bleiben selbstverständlich von Spiraea getrennt. 

Unter den Pomoideen finden wir folgende Gattungen: Cotoneaster (incl. 
Pyracantha und Phaenopirum), Nagelia, Osteomeles, Cydonia (inel. Chaenomeles), 
Docynia, Pirus (incl. Sorbus und Aronia-Arten), Rhaphiolepis, Eriobotrya, Pho- 
tinia, Pourthiaca, Amelanchier, Stranvaesia, Mespilus (inel. unserer Crataegus- 
Arten). 

Die Rosoideae werden in Kerrieae, Potentilleae, Cercocarpeae, Ulmarieae, 
Sanguisorbeae und Roseae eingetheilt. Die Potentilleae zerfallen wieder in 
Rubinae (Rubus allein). Potentillinae und Dryadinae. 

Die Eintheilung der Gattung Rubus ist zum Theil neu, da Focke eine 
Gruppirung der Arten des ganzen Erdkreises bisher nicht unternommen hatte. 
Die Sectionen sind: 1. Dalibarda, 2. Chamaemorus, 3. Cylactis (wozu hier auch 
R. pedatus Sm., Fockeanus Kurs. Gunnianus Hook. und geoides Sm. gezogen 
werden), 4. Anoplobatus, 5. Batothamnus (inel. Corchorifolii und Crataegifolii), 
6. Malachobatus (inel. Chamaebatus und Aesculifolii), 7. Idaeobatus, 8. Micran- 
thobatus, 9. Lampobatus (Oligogyni Focke prius), 10. Orobatus (Stipulares Focke 
prius), 11. Eubatus. 


Systematik und Pflanzengeographie. 489 


Unter den Potentillinae wird Duchesnea von Fragaria getrennt; ebenso 
Sibbaldia, Horkelia und Ivesia von Potentilla, welche vier Gattungen Bentham- 
Hooker unbegreiflicher Weise vereinigt hatten. 

Alchemilla steht auch hier unter den Sanguisorbeen, mit welchen die 
Gattung doch nur die von der erhärtenden Blütenachse eingeschlossenen 
Früchtchen gemein hat. Agrimonia und Aremonia werden wieder getrennt. 
Alle Poterium-Arten, mit Ausnahme des P. spinosum L., werden zu Sanguisorbs 
gezogen. 

Ueber die Behandlung der Gattung Rosa ist nichts Besonderes zu bemerken. 
Hulthemia erscheint als Untergattung der „Eurosa” gegenübergestellt. 

Anhangsweise erlaubt sich Ref. noch einige ergänzende Be- 
merkungen zu dern Kapitel „Anatomische Verhältnisse“ (von Engler). 
Das Periderm entsteht nicht nur bei Physocarpus, sondern auch bei 
allen untersuchten Aubus-Arten tief in der Rinde, jedoch bei Rubus 
ausserhalb, bei Physocarpus innerhalb des Hartbastes. Ebenso 
kommt Ringelborke bei Rubus-Arten (namentlich R. odoratus L. 
vor.*) Die im Texte mehrfach erwähnte „Mogmilea“ ist sicher eine 
Couepia (oder sollte Focke diese Gattung in der Umgrenzung von 
Martius und Zuccarini auffassen ?); Moquilea „Gliti* ist wohl 
Druckfehler statt „Uiti*. (Cowepia Uiti Benth. = Mogquilea Uiti 
Mart. et Zuce.). 

Fritsch (Wien). 


Prahl, Peter, Kritische Flora der Provinz Schleswig- 
Holstein, desangrenzenden Gebietes der Hansestädte 
Hamburg und Lübeck und des Fürstenthums Lübeck. 
Unter Mitwirkung von R. y. Fischer-Benzon und E.H. L. Krause. 
Theil I. Schul- und Excursionsflora. 4%. XV Ill, 227 pp. 
Kiel (Univ.-Buchhandlung [Paul Toeche]) 1883. 


Nachdem im Jahre 1837 die Flora desselben Gebietes 
von Paul Knuth (efr. Botan. Centralol. Bd. XXX. p. 135. und 
Bd. XXXII. p. 13) erschienen war, deren Mängel Paul Ascherson 
in einer langen Recension in den Verhandlungen des Botanischen 
Vereins der Provinz Brandenburg. Bd. REIS 1ERR. p. 152—166 
dargethan hat, tritt nun der ee Forscher mit seiner Flora 
hervor, dessen Material er in einer langen Reihe von Jahren ge- 
sammelt und gesichtet hat. Der vorliegende Theil enthält die Schul- 
und Excursionsflora, welche auf analytischem Wege selbst den 
Unbekannten sicher zu der richtigen Pflanze führt. Verf. hält diese 
Methode für die richtigste, von der er selbst sagt: „Ich habe dieser 
Methode viel zu danken, und wenn es mir im Anfange meiner 
botanischen Studien nicht möglich war, nach den neueren Büchern 
eine Pflanze zu bestimmen, so griff ich zum alten Curie und durfte 
hier sicher auf Erfolg rechnen.“ 

Ist der Bestimmende so weit, dass er gleich die Art oder 
wenigstens die Familie aufschlagen kann, so braucht er ja die ein- 
leitenden Schritte zur Bestimmung nicht mitzumachen. Das System 
ist das De Candolle’sche. 


*) Vergl. hierüber Fritsch, Anatomisch-systematische Studien iber die 
Gattung Rubus. (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 
Mathem.-naturw. Klasse. Band XCV. 1837). 


490 Systematik u. Pflanzengeographie. 


Verschiedene Schriftarten kennzeichnen von vornherein die ein- 
heimischen Gewächse von den kultivirten und verwilderten Pflanzen, 
dabei sind die, welche seit langer Zeit eingeschleppt und nunmehr 
als eingebürgert zu betrachten sind, im Druck von den einheimischen 
Arten nicht unterschieden. 

Leider sind nur wenige der in der Provinz Schleswig-Holstein 
gebräuchlichen plattdeutschen Bezeichnungen aufgenommen, da 
Prahl nur wenige Mittheilungen in dieser Richtung zugegangen 
sind, auch die Namen in verschiedenen Gegenden derselben Provinz 
verschiedene Pflanzen bezeichnen. 

Dass eine scharfe Kritik geübt worden ist, konnte man von Prahl 
erwarten, der z. B. /soötes echinospora, Carex paueiflora und Cirsium 
bracheatum als neu für die Provinz aufgefunden hat. Als Beispiel 
möge angeführt werden, dass Verf. Cochlearia ofieinalis und Anglica 
nach dem Vorbilde Griewank’s zusammenzieht. 

Die zweite Hälfte soll nur in besonderen Fällen Beschreibungen 
liefern, dagegen das Vorkommen der Pflanzen möglichst genau an- 
geben und zugleich eine historische Uebersicht über die Bestrebungen 
zur Erforschung der einheimischen Pflanzenwelt geben. Derselbe 
Theil wird auch Aufschluss geben, warum manche Pflanzen zu 
streichen waren, deren falsches Vorkommen sich von einer Flora 
in die andere vererbt hatte. E. Roth (Berlin). 


Himpel, J. St., Excursionsflora für Lothringen. 8. 
VI, 222 p. Metz (Gebrüder Even) 1888. br. 2,75, geb. Sen M. 
Verf. hat die dankenswerthe Aufgabe übernommen, eine Zu- 
sammensteliung der im Bezirke Deutsch-Lothringen wild wachsenden 
Gefässpflanzen zu geben und hat aus pädagogischen Gründen das 
Linn &’sche System zur Bestimmung der Gattungen zu Grunde gelegt. 
Himpel führt 484 Gattungen auf, von denen 16 auf die (refäss- 
kryptogamen fallen. Um die Brauchbarkeit des Werkchens als 
Taschenbuch auf Excursionen nicht durch zu grossen Umfang zu 
beeinträchtigen, wurden von den kultivirten Pflanzen nur wenige, 
hauptsächlich nur die Obstbäume, aufgenommen, wie denn auch 
Abarten, Bastardbildungen und solche Pflanzen, deren Vorkommen 
in Deutsch-Lothringen zweifelhaft ist, unberücksichtigt geblieben sind. 


Auf Autoren bei den Gattungen und Species hat Verfasser 
gänzlich Verzicht geleistet; wunderbar,berührt es, wenn man 2. B. unter 
den Arten von Hieracium plötzlich auf Orepis paludosa stösst mit 
dem Vermerk: Siehe die vorhergehende Gattung Crepis. Die 
Unterschiede zwischen der Häufigkeit stehen mit dem wirklichen 
Vorkommen nicht immer im Einklang. So heisst es z. B. von 
Limodorum: „Bei Metz selten“, von Tulipa sylvestris: „Weinberge 
sehr selten“. Aceras fehlt, um bei den Orchideen zu bleiben, ob- 
wohl das Vorkommen dieser Pflanze gesichert erscheint und auch von 
Garcke (vom Verf. immer als Garke citirt!) angegeben wird. 
— Derart dürfte sich wohl die Zahl der lothringischen Gattungen 
noch um etwas erhöhen, zumal z. B. Orypsis alopecuroides und 
Cymodon Daectilon mit einer Senusnummer vorlieb nehmen müssen. 


TEEN LET 


= 


Systematik und Pflanzengeographie. 491 


Im Interesse der Pflanzengeographie wäre es zu wünschen, 
dass Verf. bei einer etwaigen zweiten Auflage eine Skizze der 
Provinz in botanischer Hinsicht vorausschickte. 

Hervorzuheben ist die Correktheit in dem Satz, die wenigen 
Druckfehler scheinen sämmtlich am Schlusse verbessert zu sein. 

Roth (Berlin). 


Aggjenko, W., Ueber die Pflanzenformationen der Tau- 
rischen Halbinsel.*) (Sep.-Abdr. aus den Arbeiten der St. 
Petersburger Naturforscher - Gesellschaft. 1888. 8°. 21 pag.) 
[Russisch.] 


Der Verfasser unterscheidet 4 solcher Formationen: 

1. Die Formation der Steppe. Die Taurische Halbinsel 
besitzt ächte Steppen ohne jeglichen Baumwuchs, bei denen man 
wieder nach der Bodenbeschaffenheit und nach der darauf befind- 
lichen Pflanzenwelt zweierlei Formen unterscheiden kann: a) die 
Tschernosemsteppe und b) die Salzsteppe. (Sandsteppen kommen 
in der Krim nicht vor.) Eine scharfe Grenze zwischen Tschernosem- 
steppe und Salzsteppe giebt es hier nicht, indem die Tschernosem- 
steppe in der Nähe des Meeres in die Salzsteppe übergeht. Für 
die Tschernosemsteppe sind die Formationen zweier Gräser charak- 
teristisch: die der Stipen und die von Andropogon Ischaemum. Die 
Stipenformation in der Krim besteht sowohl aus 8. capillata, wie 
aus S. Lessingiana Trin., beide gleich häufig auftretend, wobei jedoch 
S. Lessingiana die üppigere Pfriemengrassteppe bilden hilft. Eine 
selbstständige Formation bildet hier auch hie und da Andropogon 
Ischaemum, und zwar an der Grenze der Steppe und der Berge, 
ja auf den Bergen selbst, wie an der Nordseite des Tschaiyr-dagh. 
Für die Tschernosemsteppe der Krim ist auch das Vorkommen von 
Amygdalus nana charakteristisch. 

Was die Salzsteppen anbetrifft, so lassen sich nach dem Salz- 
gehalte derselben zweierlei Formen unterscheiden: a) solche ınit ge- 
ringem Salzgehalte und b) eigentliche Salzgründe. Die letzteren 
bilden sich an den Ufern von Salzseen oder am Ufer des Siwasch 
oder des „faulen Meeres“. Besonders charakteristisch für solche 
Salzgründe sind: Artemisia maritima L., Achillea leptophylla M. B. 
var. bipinnata, Salicornia herbacea, Halocnemum strobilaceum, Atri- 
plex, Statice Caspica W., Triglochin maritimum L., Frankenia his- 
pida DC. u. a. m. Neben den genannten Formationen der Taurischen 
Steppen kann man noch eine unterscheiden, welche man als Unkraut- 
formation oder Peganum Harmala-Formation bezeichnen kann, nach 
dem Vorherrschen dieser Pflanze in derselben. Sie findet sich so- 
wohl innerhalb der Tschernosem- wie der Salzsteppen und zwar 
meist in der Nähe von Dörfern. Der Boden, worauf sie wächst, ist 
so hart, dass der Pflug bei dem Versuche, ihn urbar zu machen, 
meistens zerbricht. 


*) Vergl. mein Referat über: Aggjenko. Ueber die Vertheilung der Pflanzen 
auf der taurischen Halbinsel. Botan. Centralbl. Bd. XXXIII. 1888. No. 12. pag. 
364— 369. 


492 Systematik u. Pflanzengeographie. 


2. Die Formation der nördlichen Gebirgsseite, wo- 
zu auch, ausser der Nordseite, die Ost- und Westseite des Tsschatyr- 
dagh gehört, unterscheidet sich von der Flora der Südseite durch 
das Fehlen einer ganzen Reihe von Formen. Die untere Zone der 
Flora der nördlichen Gebirgsseite wird hauptsächlich von Quercus 
Robur L. und Carpinus orientalis Lam. gebildet. In ihr kommen 
auch Corylus Avellana L., Populus tremula L. u. a. m. vor. Die 
obere Zone dieser Seite wird meist von Fagus sylvatica L. einge- 
nommen, welche bis zur obersten Höhe des Gebirgszuges, d. h. bis 
zu 4,700° emporsteigt. Zu ihr gesellen sich noch andere Laubhölzer, 
wie Cuarpinus Betulus L., Quercus Robur L., Tilia parvifolia Ehrh., 
Acer opulifolium Vill., Sorbus Aucuparia L., 8. domestica L., 
Betula alba L., d. h. eine Birke, welche in der Mitte steht zwischen 
BD. pubescens Ehrh. und BD. verrucosa Ehrh. In der Nähe der 
Birken kommt auch häufig die Kiefer (Pinus sylvestris L.) vor, 
welche ganze Haine bildet und die Espe (Populus tremula L.) In 
ihrer Gesellschaft kommt eine nordische krautartige Pflanze, G@ood- 
yera repens R. Br. und der s. g. Birkenpilz vor. 

Von den hier angeführten nordischen Bäumen kommt Sorbus 
Aucuparia L. nur selten und nur in der oberen Zone der nördlichen 
Gebirgsseite vor, theils ale Baum, theils als Strauch. Die Birke, 
von den Tartaren, ebenso wie die Espe, „weisser Baum“ genannt, 
tritt in der Krim selten auf, war aber offenbar, wie A. theils aus 
den Angaben eines Forstbeamten aus dem Jahre 1346, theils aus 
den noch vorhandenen Baumstümpfen nachzuweisen vermag, irüher 

zahlreicher und in grösseren Exemplaren vorhanden als heutzutage. 
Doch traf A. Exemplare von 1 Arschin 1 Zoll bis 1 Arschin 5 Zoll 
Umfang und von einer Höhe von 5 Saschen. Selbst am Ufer des 
Meeres (bei Karabach) fand A. noch Exemplare von 1 Arschin 
4 Zoll Umfang, ein Beweis, das die Kultur der Birke in der Krim 
wohl möglich ist. Immer war es aber die Birke, welche in der 
Gestalt der Blätter und der Früchte mit B. pubescens, in der Glätte 
der Blätter aber mit B. verrucosa übereinstimmt. Auch die Kiefern 
(Pinus sylvestris L.) und die mit ihr zusammen vorkommende Krim- 
Kiefer (P. Larieio Poir.) zeigen durch ihr fröhliches Gedeihen in 
der Buchenregion, dass alle für sie nöthigen klimatischen Lebens- 
bedingungen vorhanden sind. A. fand Exemplare der gewöhnlichen 
Kiefer, welche einen Umfang von 2 Arschin 5 Zoll und der Krim- 
Kiefer, die einen Umfang von 1 Saschen 9 Zoll hatten. Zu den 
selteneren Erscheinungen in der Buchenzone gehört der Eibenbaum 
(Taxıs baccata), welcher bald als Strauch, bald als kleiner Baum 
auftrat, und dann mitunter einen Umfang von 1 Saschen erreichte. 
Zu den noch selteneren Erschemungen in dieser Zone gehört Juni- 
perus excelsa M. B., welche A. an felsigen Orten in der Nähe des 
Klosters Kossmodemjanow fand. Einige” von diesen Bäumen hatten 
einen Umfang von 2’Arschin 5 Zoll und alle gehörten zu der Form 
von J. excelsa M. B., welche mit dem Namen J. foetidissima W. 
bezeichnet wird. Dieses Vorkommen auf der Nordseite des Ge- 
birges ist desshalb interessant, weil sonst J. excelsa M. B. zu den- 
jenigen Bäumen gehört, welche als Wahrzeichen der Südseite gelten. 


Systematik und Pflanzengeographie. 493 


Diese Wachholderbäume in der Nähe des genannten Klosters er- 
reichen zugleich eine Höhe, wie sie an der Südseite in der Nähe des 
Meeres nur selten beobachtet wird. 

Etwas höher als die Zone der Buche beginnt die Zone der 
Zwerg -Wachholder: J. depressa Stev. und J. Sabina L., 
welche nicht nur den Gipfel des Tschatyr-dagh, sondern auch die 
Gipfel vieler anderer Berge, wie z. B. des Demerdscha von allen 
Seiten umgiebt. Von diesen beiden Wachholdern zeigt Juniperus 
depressa ein besonders eigenthümliches Wachsthum, "nämlich die 
Gestalt eines Kegels von mitunter bedeutendem Umfange (gegen 
32 Arschin). Auch J. Sabina nimmt in diesen Höhen eine mehr 
oder minder runde Form an, so dass er bei seiner Höhe von den 
grössten Exemplaren des J. depressa nicht leicht zu unterscheiden 
ist. Diese Art Gestaltung, sowie auch die runde Form der meisten 
Steppenpflanzen dürfte sich wohl aus der Anpassung an die Wir- 
kung verschiedener Winde erklären lassen, welche, namentlich in 
solchen Höhen, wie die der Zwergwachholder-Zone, d. h. bei 5000‘, 
eine sehr mächtige zu sein pflegt. 

3. Formation der Jaila. Die oberste Fläche des Gebirgs- 
zuges oder die Hochfläche Jaila ist charakterisirt durch das 
Fehlen der Wälder (Waldformation) und durch ihre niedrige, zwerg- 
artige Kräuterflora. Dieser niedrige Wuchs ist das Resultat des be- 
deutend rauheren Klima’s der Hochfläche. Von Kräutern, welche 
für die Jailaflora charakteristisch sind, verdienen Erwähnung: 
Cerastium Biebersteini, Draba cuspidata M. B., Androsace villosa 
L., Viola Altaica Pall. und ausser diesen Hochgebirgspflanzen noch 
von nordischen Formen: Viola tricolor L. var. vulgaris und Alchemilla 
vulgaris. Diese Pflanzen beginnen im Gebiete der Wolkenbildung 
aufzutreten, wo ein rauheres Klima und eine feuchtere Atmosphäre, 
d. h. günstige Lebensbedingungen für sie vorhanden sind, während 
dieselben für Steppenpflanzen ungünstig sind, was daraus zu er- 
sehen war, dass Phlomis tuberosa auf der Babugan Jaila nur ein 
sehr niedriges Wachsthum zeigte. An einigen Stellen der Jaila, 
wie z. B. auf dem Gipfel des Tschatyr- dash bilden die dort wachsen- 
den Gräser einen Rasen. Je mehr man sich dem Gipfel nähert, 
um so deutlicher tritt das nordische Kolorit der Flora hervor. Hier 
kommt auch nicht selten die gemeine Kiefer (Pinus sylvestris L.) 
vor und an morastigen Stellen erscheinen Cyperaceae und Juncaceae. 

4. Die Formation der südlichen Gebirgsseite. 
Hier ist die unterste Zone, von der Meeresküste an gerechnet, 
die der immergrünen Sträucher. Dank denselben erinnert 
diese unterste Zone an die Uferländer von Südeuropa. Besonders 
charakteristisch darunter sind die hier wildwachsenden: Ausceus 
aculeatus L., Cistus Oreticus L. und der immergrüne Baum: Arbutus 
Andrachne L., und die hier kultivirten Olea Europaea L., Laurus 
nobilis L. und Cupressus sempervirens L. Unter den hier wild- 
wachsenden Pflanzen sind ausserdem noch zu erwähnen: Capparis 
herbacea W., Pistacia mutica Fisch. et Mey., Juniperus excelsa 
M. B. und J. Oxycedrus L. Diese beiden Wachholderbäume bilden 
auf der Südküste hie und da ganze Haine und erreichen einen be- 


494 Systematik u. Pflanzengeographie. 


deutenden Umfang (J. Oxycedrus L. von 1 Arschin 6 Zoll und 
J. excelsa M. B. von 2 Arschin 7 Zoll). Besonders gut gedeihen 
sie auf der Westseite des Südufers zwischen Balaklawa und Laspi, 
während sie auf der Ostseite zwischen Sudak und Feodosia zwar 
auch noch vorkommen, aber nur in geringer Anzahl und in ver- 
kümmerten Exemplaren, so dass man daraus ersieht, dass das Klima 
der Ostseite ihnen weniger gut zusagt, wie das der Westseite der 
Südküste. Dasselbe gilt auch von den andern hier noch wildwachsen- 
den Sträuchern: Jasminum fruticans L., Coronilla Emerus L., Vitex 
Agnus castus L., Rhus Coriaria L. und den Tamarüx-Arten. In 
dieser untersten Zone der Südseite befinden sich auch die Land- 
häuser reicher Gutsbesitzer, der Garten von Nikita, im welchem 
im freien Grunde Palmen, wie Chamaerops excelsa aus Japan 
kultivirt werden, die Tabakplantagen und die Weingärten. 

Die nächsthöhere Zone ist die der Eichen, welche im 
westlichen Theile, bei Jalta in die der Krimkiefern (Pinus 
Larieio Poir.) übergeht. Mit den Eichen (@xereus Robur L.), kommt 
Cornus mas L. und Carpinus orientalis Lam. vor. Oberhalb der 
Eichen- und Kiefernzone beginnt die Buchenzone, welche an 
einigen Orten mit dem Vorkommen der Eiben (Taxus baccata L.) 
nach oben zu abschliesst, oder wie am Tschatyr-dagh oben in die 


Wachholderzone übergeht. 
v. Herder (St. Petersburg). 


Kusnetzoff, N. J., Natur und Bewohner der östlichen 
Seite des nördlichen Urals. (Sep-.Abdr. aus dem 23. 
Bande der Mittheilungen der Kais. ‚Russ. Geographischen Ge- 
sellschaft St. Petersburg. 1888. 8° 24 Seiten.) [Russisch.| 

Der Verfasser, welcher durch das Conseil der Kais. Russ. 

(Geographischen Gesellschaft den mit der geologischen Erforschung 
des nördlichen Ural beauftragten Bergingenieuren L. A. Lebed- 
sinsky und J.S. Fedoroff zukommandirt war, hatte so Gelegen- 
heit, einen bis jetzt botanisch noch ziemlich unbekannten Landes- 
theil kennen zu lernen, besonders die Quellgebiete und den oberen 
Lauf der Loswa, Sosswa und Petschora. Die beiden ersten, welche 
auf der Ostseite des Ural ungefähr unter dem 62° n. Br. ent- 
springen, entfernen sich bei ihrem Austritte aus der Gebirgskette 
sofort von einander, indem die eine südwärts, die andere aber 
nordwärts fliesst, ein Umstand, welcher die Verschiedenheit der 
Pflanzenwelt m beiden Flussgebieten einigermassen erklären dürfte. 
Dank der genaueren Bekanntschaft mit dem oberen Laufe der 
Loswa rücken die Verbreitungsgrenzen vieler Pflanzen, welche 
bisher durch Kr yloff nur vom _ mittleren Laufe der Loswa bekannt 
waren, bedeutend weiter nach Norden vor, so z. B. die Verbreitungs- 
grenzen von Paris quadrifolia L., Actaca spicata L., Adoxa Mo- 
schatellina L., Vieia sepium L., V. sylvatica L., Strutiopteris Ger- 
manica W., Fragaria vesca 2 Paeonia RE Pall., Sambucus 
racemosa L. — 


Systematik und Pflanzengeographie. 445 


In zeographischer Beziehung unterscheidet Fedorotf 
folgende Theile an der Ostseite des Ural: 1) den eigentlichen 
Ural, weleher so ziemlich ein zusammenhängendes Gebiet bildet 
und von der Waldflora eingenommen wird. Parallel mit demselben 
zieht sich östlich von der Wasserscheide eine Reihe hoher Berge, 
welehe von einander durch tiefe Flussthäler getrennt sind; 2) ein 
breites Hügelgebiet, welches durch die Abwesenheit hoher 
Berge ausgezeichnet ist und von Flüssen tief durehschnitten wird, 
deren Ufer sehr felsenreich sind, bestehend aus Kalk und anderem 
Sedimentärgestein. Dieses Hügelgebiet ist nach Osten zu durch 
einen Absatz scharf abgeschnitten, jenseits welches die sibirische 
Ebene beginnt, welehe sieh ununterbrochen weiter und weiter 
ostwärts zieht und durch ihre Einförmigkeit m grellem Con- 
traste zu den Hügel- und Berggebieten des Ural steht. — In 
yflanzengeographischer Beziehung behält K. jedoch mit 
Recht die bisherige Eintheilung in 2 Zonen bei: m eme Alpen- 
zone und ineine Waldzone. Die Waldzone ist die vorherrschende 
und nimmt die Ebene, die Hügelregion und die niedrigeren Berge 
und den Fuss der Gebirge ein, während die Gipfel derselben der 
Alpenzone zugehören. Diese Alpenzone ist durch den Mangel aller 
höheren Lignosen und das Vorherrschen von montan-arktischen 
Arten charakterisirt. Dieselbe beginnt zwischen dem 61. und 62° 
n. Br. in emer Höhe von 2400° ü. d. M. und fällt fast ununter- 
brochen mit der Wasserscheide zusammen, südlich vom 61° n. Br. 
und auf den westlichen und östlichen Gebirgsarmen tritt sie mehr 
inselartig auf, indem sie die Gipfel der Berge einnimmt, während 
ein Berg vom andern dureh die Waldflora und durch tiefe 
Flussthäler getrennt ist. Kryloft hat, nach K., bei Beschreibung 
der Alpenzone des Gouv. Perm. die Grenze der Waldzone etwas 
zu hoch angenommen, indem dieselbe nicht durchweg mit der 
Waldgrenze selbst zusammenfällt, sondern gegen Norden zu tiefer 
liegt und selbst bei zwei neben einander befindlichen Bergen oft 
verschieden ist, da ihr Stand von verschiedenen zufälligen und 
örtlichen Bedingungen abhängig ist. 

Wenn wir die Alpenzone im weiteren Sinne mit 2400 ü. d. 
M. beginnen lassen, so gewahren wir folgende Gruppirungen und 
Formationen von Pflanzen: Die Gipfel der Berge, bedeckt mit 
Felsen und Steingeröll, beherbergen nur eine sehr arme Pflanzen- 
welt, zum Theil aus Flechten bestehend, wie Alectoria ochrolenca 
Nyl., Cladonia vangiferina L., Thamnolia vermieularis L., Cetraria 
nivalis L., Haematomma ventosum L., Rhizocarpon geographieum 
L., Solorina erocea L. u. a., z. Th. aus Arten, welche die nordischen 
Tundern bewohnen, wie Anemone nareissiflora L., Silene acaulis L. 
Cerastium alpinum L., Hedysarım obscurum L., Dryas oetopetala 
L., Pachypleurum alpinum Ledeb., Valeriana capitata Pall., Arcto- 
staphylos alpina Spr., Cassiope hypnoides Don., Lycopodium alpinum 
L. u. a. Diemeisten dieser Pflanzen haben einen niedrigen Wuchs 
und bilden keinen diehten Rasen. Ihnen gesellen sich zu: Vacei- 
nvum uliginosum L., Rubus Chamaemorus L. und einige andere, welche 
in der Waldzone auf Sumpfboden vorkommen. Man könnte diese 


496 Systematik und Pflanzengeographie. 


Formation als die arktische und Flechtenformation®), oder als die 
F. des Steingerölls oder als die F. der Flechten und Tundern be- 
zeiehnen. Diesen Pflanzen gesellen sich theils an den Gipfeln der 
Berge, theils nicht weit von der Waldgrenze folgende Arten zu: 
Vaccinium Vitis Idaea L., V. Myrtillus L., Rubus arcticus L., R. 
saxwatilis L.. Epiobium angustifolium L., Solidago Virgaurea L., 
Aconitum Lycoctonum L., var. septentrionalis Kölle, Geranium syl- 
vaticum L., Rumex Acetosa L., Alchemilla vulgaris L., Dianthus 
superbus L., Pleurospermum Uralense Hoffm., Myosotis palustris With. 
u. e. a., während verschiedene Lignosen (Sträucher und Bäume), 
in Zwergformen theils zwischen den Felsen, theils dem Steingerölle 
sich anschmiegend einzeln dazu kommen, wie Picea vulgaris Lk., Pinus 
Cembra L., Abies Sibirica Ledeb., Betula alba L., Rosa acieularis 
Lindl., Sorbus Aucuparia L., FRubus Idaeus L., u. Alnus fruticosa 
Ledeb. Von diesen fühlt sich allein Alnus fruticosa hier heimisch, 
tritt zahlreich auf und trägt hier auch Früchte. — Doch giebt es 
auch in besonders günstigen Lagen und unter besonders zusagenden 
Bodenverhältnissen üppige Alpenwiesen, deren bunter Blumenflor 
(ausser den obengenannten Kräutern auch noch Veratrum album 
L. ß. Lobelianum Koch, Delphinium elatum L., Veronica longifolia 
L., Hypericum quadrangulum L., Caltha palustris L., Allium Schoe- 
noprasum L.), belebt durch Hummeln und Schmetterlinge in 
schneidendem Gegensatze zu der oft nicht weit davon befindlichen 
arktischen Formation steht, wo inmitten der Flechten oder blüten- 
losen oder kleinblütigen Zwergpflänzchen nicht ein Käferchen 
die Oede belebt und ringsum eisiges Schweigen herrscht. Das 
Vorhandensein dieser Alpenwiesen wird von Kryloff nieht er- 
wähnt, was wohl darin seine Erklärung findet, dass dieselben auf 
den Seitenarmen des Ural, wie Tschistopa und Koiba, welche im 
Bereiche des Gouv. Perm liegen, nicht vorkommen, sondern nur 
auf der Hauptkette des Ural, welche die Wasserscheide bildet, in- 
dem dessen Abhänge weniger stark geneigt sind und so die An- 
sammlung von Erde zwischen den Felsen erleichtern. Diese Erd- 
schichten halten zugleich das Schnee- und Regenwasser zurück und 
schaffen so günstige Bedingungen zur Entstehung und Erhaltung 
von Alpenwiesen. Aus denselben günstigen Bodenbedingungen 
erklärt sich wohl auch der Umstand, dass an der Hauptkette des 
Ural die Waldgrenze von der Birke gebildet wird. Die Birke 
liebt bekanntlich besseren Boden und mehr Licht, als die Nadel- 
hölzer und geht deshalb auch, da sie diese beiden ihr zusagenden 
Bedingungen hier trifft, an der Hauptkette höher hinauf, als 
andere Holzarten. Man trifft so am Grunde der Alpenwiesen schmale 
Gürtel von Birkenhainen, welehe die Waldgrenze bilden, aber 
tiefer durch die Fichte und Tanne allmählich verdrängt werden, 
um noch weiter unten in den dichten sibirischen Fichtenwald über- 
zugehen, dessen Boden von den Repräsentanten der Waldflora, 


*) Cf. R.Hult. Die Pflanzenformationen des nördlichsten Finlands. (Medde- 
landen af Soeietas pro fauna et flora fennica. Häftet 14. p. 153— 228.) 


Systematik und Pflanzengeographie. 497 


wie Polypodium Dryopteris, Linnaea borealis, Majanthemum bifolium, 
Trientalis Europaea, Oxalis Acetosella u. a. eingenommen wird. 

Auf den Seitenarmen des Ural dagegen, wo die Boden- 
bedingungen weniger günstig sind, wird die Waldgrenze durch- 
Nadelhölzer gebildet und zwar entweder durch die Ceder (Pinus 
Cembra), oder durch die Fichte oder durch die sibirische Tanne, 
deren Wachsthumsbedingungen derartig sind, dass sie sich gegen- 
seitig ersetzen können. Die Kiefer und die Lärche gehen in den 
Bergen nicht hoch hinan, sondern treten nur im Hügelgebiete 
häufiger auf, wo die trockenen Kalkfelsen ihrem Weachsthum 
günstig zu sein scheinen, doch giebt es Theile des Ural, wo wie 
am Konshakow-Kamen, am Deneshkin, im Thale des Flusses Chai- 
Jagi u. a., die Lärche höher als alle andereren Holzarten hinauf- 
steigt. 

Das Hügelgebiet des Ural und die sibirische Ebene sind nur 
von der Waldflora bedeckt. 

Dieser Wald, bestehend aus Fichten und Tannen, zieht sich 
meilenweit hin, nur hie und da von den steilen Abstürzen der 
Ufer breiter Flüsse unterbrochen, aus deren Erde die Wurzeln der 
Waldbäume hervorsehen. Mitunter erscheinen auch überschwemmte 
Wiesen mit der ihnen eigenthümlichen Vegetation von Kräutern 
und Sträuchern, oder Sümpfe mit Mückenschwärmen oder Torf- 
moore, bewachsen von der Tortkiefer. So erscheint die sibirische 
Ebene. Ein etwas abwechselnderes Bild gewährt das Hügelgebiet, 
ja in mancher Beziehung erscheint es als der interessanteste Theil 
des Ural, es gewährt einmal ein volles Bild der Waldflora, wie sie 
&o schön und. genau von Kryloff beschrieben worden ist, dann 
eine ganze Reihe von Gebirgspflanzen, welche sich hier auf den 
nackten Felswänden angesiedelt haben, die man hier mit dem 
Namen „Ikonostasse“ bezeichnet.*) Und in der That ähneln die 
Kalkwände hoch aufgerichtet diesen Gegenständen, umgeben von 
thurmähnlichen Klippen, in deren Ritzen sich überall Pflanzen an- 
gesiedelt haben, junge Kiefern und Lärchen, Astern, Nelken, Stein- 
breche, Farnkräuter u. v. a. Am Ufer der Bäche und Flüsse aber 
gewahrt man: Alnus fruticosa Ledeb., Spiraea chamaedryfolia, Sam- 
bucus racemosa L. und dazwischen bunte Blumen wie Paeonia 
anomala. — Ein solches Bild gewährt die Flora des Ural von 
Aussen betrachtet, vergleichen wir jedoch ihren inneren Bestand im 
Einzelnen und mit dem Bestande der benachbarten Landestheile, 
so fällt uns zunächst auf, dass die Flora des Sosswathales zumeist 
aus sibirischen Arten besteht, und dass hier diejenigen europäischen 
Arten nicht mehr vorkommen, welche im Loswathale noch so 
häufig sind; wie: Dianthus deltoides L., Lychnis flos cuculi L., Pim- 
pinella Saxifraga L., Leucanthemum vulgare Lam., Sonchus oleraceus 
L., Polemonium en L., Brunella vulgaris L., Cirsium_ ole- 
raceum Scop., Veronica Chamaedrys L., Rumex Acetosella E., br 
nanthus Crista galli L. u. a. Von einem klimatischen Hindernisse 


*) Unter Ikonostass versteht man in Russland die Altarwand zwischen dem 
Allerheiligsten und dem übrigen Theile der Kirche. 
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 6 


493 Systematik und Pflanzengeographie. 


kann nieht wohl die Rede sein, da diese Pflanzen noch im Petschora- 
thale, ja manche von ihnen sogar noch bis zum 68° n. Br. vor- 
kommen. Auch erreichen die im Sosswathale vorkommenden Holzarten 
(Ceder und sibirische Tanne) noch eine bedeutende Höhe und 
Crataegus sanguinea Pall., ein Strauch, weleher in der Waldsteppe 
meist nur bis zum 57° n. Br. vorkommt, gedeiht hier noch vor- 
trefflieh. Esmüssen also andere, als klimatische Ursachen das Vor- 
dringen dieser Pflanzen bis jetzt gehindert haben, d. h., es müssen 
die Faetoren. welche sonst zur Verbreitung vieler europäischer 
Pflanzen so viel thun: Der Mensch und die Vögel, aus besonderen 
Ursachen unwirksam gewesen sein. Und so war es und ist es auch 
noch. indem der Verkehr zwischen den Wogulen des Loswa- und 
des Sosswathales nur auf den Schlittenverkehr im Winter beschränkt 
ist, da der Weg im Sommer über die Wasserscheide dureh Wälder 
und Sümpfe zu unwegsam ist. Die Vögel aber nehmen ihren Weg 
im Herbste aus Nord-Osten dem Meridian entlang südwärts und 
gelangen so, auf die Südwestseite, sind also allenfalls im Stande, 
Samen aus dem Sosswathal ins Loswathal zu bringen, aber nicht 
umgekehrt. Endlich war auch wohl ein anderes Hinderniss im der 
letzten Erdepoche vorhanden; als zur Eiszeit der skandimavische 
Gletscher einen grossen Theil von Russland bedeckte, befand sich 
auch auf dem Ural ein Gletscher. Derselbe drängte die Waldflora 
weit nach Süden und Westen zurück und so war die Alpenflora 
später im Stande, die Höhen des Ural in Besitz zu nehmen. 
Da der Uralgletscher weniger mächtig, als der skandinavische 
Gletscher war, so verschwand er auch früher, am Ende der Eiszeit, 
als dieser, und die sibirischen Pflanzen konnten so zu einer Zeit nach 
Westen vordringen, als es den europäischen Pflanzen noch nicht 
möglich war, den Weg nach Osten zu nehmen. 

Allerdings sind in Folge des gesteigerten Verkehrs viele Pflanzen 
nord- und ostwärts gewandert; wo aber, wie wir geschen haben, 
eigenthümliche Hindernisse bestehen, da ist die ursprüngliche Flora 
zeblieben, wie im Sosswathale. KR. findet, dass sowohl die Ansicht 
von der Armuth, als auch von der Jugend der Uralflora durch 
seine Beobachtungen bestätigt worden sei und erblickt eine solehe 
Bestätigung auch in der geringen Anzahl an endemischen Arten. 

v. Herder (St. Petersburg). 


Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen 
des Kaukasus. [Fortsetzung.| (Bulletin de la Societe Impe- 
riale des naturalistes de Moscou. 1887. No. 4. p. 929—1003.) 
[Französisch.] *) 

Nachdem wir aus der Einleitung die geologischen, klimatologi- 
schen, meteorologischen, und topographischen Verhältnisse des Kau- 
kasus gründlich kennen gelernt haben, gelangen wir in der vor- 
liegenden Fortsetzung endlich zur Hauptsache, d. h. zur „Aufzählung 
der Arten der Gefässpflanzen des Kaukasus“. Diese Fortsetzung 


*) Of. Bulletin 1887. p. 633 und Botan. Centr.-Bl. B. 33. 1888. No. 9. 


Systematik und Pflanzengeographie. 499 


enthält nur die erste Familie der Zhalamiflorae, d.h. die Ranuneula- 
ceae, aber in einer ebenso gründlichen systematischen, wie pflanzen- 
geographischen und statistischen Bearbeitung, so dass wir der 
Versuchung nicht widerstehen konnten, die sehr instructiven Ueber- 
sichten (in pflanzengeographischer — und statistischer Beziehung) 
in Tabellenform zum Theil auch hier wiederzugeben, da sie eben 
nur in dieser Form verstanden werden können. 

Die Familie der Aanunculaceae ist im Kaukasus durch 
folgende Gattungen und Arten vertreten: 


I. Tr. Clematideae, 1. gen. Clematis. 
1. C. Viticella L. am pontischen Litoral von Transkaukasien, ausserdem 
in Maeedonien, Phrygien, Persien, Italien und Dalmatien. 


2.C. Flammula L. am Beshtau und Suram und var. rosea an den Ufern 
des Sulak, ausserdem in Albanien, Griechenland, Syrien, Palästina, Mittel- und 
Südeuropa und Nordafrika. 

3. C. orientalis L. in Daghestan, am Kuban und Terek, bei Tiflis, Talysch; 
ausserdem in Griechenland, Bithynien, Armenien, Persien, Centralasien, Songarai, 
N.-O.-Indien (die sibirische C. glauea W. ist nach Boissier nur eine Form der 
6.202): 

4. C. Vitalba L. überall auf dem kaukasischen Isthmus bis zu 1000 m 
Höhe; ausserdem am Pontus, Krim, Thracien, Griechenland, in ganz Mittel- 
und Südeuropa und Nordafrika. 


5. C. reeta L. in Stawropol und am Kuban, ausserdem in Thracien, in 
ganz Mittel- und Südeuropa, von Spanien bis nach Centralrussland (Kursk) und 
Südrussland (Zarizyn). 

6. €. integrifolia L. auf der Nordseite zwischen 1280 und 1830 m 
am Kasbek hei Sameba, 2102 m, bei Pjatigorsk 600 m und am Beshtan, ausser 
dem in Lakonien, in Oesterreich-Ungarn, in Südrussland und in Sibirien. 


ll. gen. Thalietrum. 

1. T. alpinum L. auf dem eigentlichen Hochgebirge der Hauptkette ober- 
halb 2200 m, auf dem Tufan-Dagh, Shah-Dagh und Bogoz in Daghestan bei 
2930 m. auf dem Gunib, 2046 m und in Salatavien. 2426 m in der Hauptkette 
am Kasbek, 2743 m und am Elbrus, 2640 m. — Im Orient nur im Kaukasus; 
ausserdem in der arktischen Zone von Europa, Asien und Nordamerika, auf den 
Alpen, Pyrenäen, Altai und Himalaya. 


2. T. triternatum Rupr. auf der Nordostseite des Berges Oshaten in 
Cirkasien, bei 1403 m. Steht am nächsten dem T. petaloideum L. und T. 
Baikalense Turez, in Sibirien. 

3. T. foetidum L. kommt auf dem ganzen Isthmus bis zu einer Höhe von 
2200 m vor, in Daghestan am Sankur, 2260 m, am Gunib, in Salatavien, 
Tushetien-Khevsuretien, 1530—1829 m, Darid, Akalzich und Georgien, ausser- 
dem auf den Alpen, Apennin, Mitteleuropa, Sibirien, Centralasien und Tibet. Die 
var. glaberrima Rupr. an den Ufern des Ardan bei Unal, 760—850 m. 


4. T. elatum Murr. a. acuminatum Rgl. in Kachetien; ausserdem in 
‚der Krim, im Ural und Westsibirien, b. mucronatum Rgl. in Swanetien, 
750 m und am Kuban, 900 m, ausserdem in Europa, Sibirien und in Central- 
asien; c. stipulatum Rgl. im Kaukasus und Georgien; ausserdem in Persien 
und Sibirien. 


5. T. minus L. a. nutans Rgl. in Georgien, Armenien, Aderbeidjan, 
ausserdem in Norditalien und Frankreich, b. glandulosum Rgl. im Kaukasus, 
bei Tiflis, 1000—1100 m, ausserdem in den Gebirgen von Griechenland. Ver- 
breitung der Art: Europa, Sibirien, Gebirge von Nordafrika. 


6. T. simplex L. var. intermedium Rgl. an den Quellen der Aragwa 
am Berge Gud, 1280—1830 m, ausserdem in Thessalien, Verbreitung der Art: 
Europa von Spanien bis Sidrussland, Sibirien. 

7. T. flavum L. in Imeretien, bei Tiflis, Kislar, Benoi in der Tchetchnia, 
‚ausserdem in Thraeien, Europa und Sibirien. 


6* 


500 Systematik und Pflanzengeographie. 


III. gen. Adonis L. 

1. A. Wolgensis Stev. am Terek, bei Derbent und in Georgien; ausserdem 
in Südrussland, von Podolien bis zur Wolga, in der Songarei und ausserhalb: 
Kusslands in Armenien und Ungarn. 

2. A. parviflora Fisch. Nachitchewan (russ. Armenien) und im Distrikt 
von Lenkoran. 

3. A. autumnalis L. bei Tiflis, ausserdem in Griechenland, Kleinasien, 
Krim, Mittel- und Südeuropa. 

4. A. aestivalis L. im ganzen Kaukasus sehr verbreitet. — Die var. 
pallida Ledeb. gemein in Georgien und Armenien. Die var. squarrosa 
Boiss. (= A. squarrosa Stev.) kommt im Kaukasus nicht vor. Verbreitung 
der Art: in Mittel- und Südeuropa, Nordafrika und im NW. Himalaya. 

5. A. flammea Jacg. im Kaukasus bei Tiflis, ausserdem in Armenien, 
Anatolien, Syrien, in Mittel- und Südeuropa. Die var. caudata (—=A. eaudata 
Stev.) in der Krim und anderwärts im Orient. 


4. gen. Anemone L. 

1.A.Albana Stev.a. flavescens Rgl. auf allen Bergen des kaukasischen 
Isthmus in einer Höhe von 1280 m bis 2560 m, am Elbrus zwischen 2012 und 
2200 m., in Ossetien selten über 1830 m, am Ufer des Ardau, 883 m, Khena- 
koitau, Schah-Dagh, an der Schneelinie, Trialethberge, Talysch; ausserdem im 
nördlichen Persien. — b. Andina Rupr. am Berge Yoll-tau bei Gimry, 150 m 
auf Kalkboden. — ce. violacea Rupr. am Kasbek, 1462 m, am Berge Gud, 
2200 m und im centralen Theile von Waghestan, bei Dido zwischen 2380 und 
2488 m, auf dem Didigverdi in Tushetien bei 3000 m und am Bogos zwischen 
2100 und 2743 m. — d. Georgiea (— A. leptophylla Rupr.), am Berge Udzo bei 
Tifis 875—1340 m. — e. Armena (= A. Armena Boiss.) auf dem Biugel- 
Dagh zwischen 2438 und 3048, in russ. Armenien (?) und in Kappadocien. 

2. A. montana Hoppe am Uchtapalar in Transkaukasien und an Fels- 
saumpfaden der Kabarda in Ciskaukasien, ausserdem in der Krim, in Sibirien, in. 
Mittel- und Südeuropa. 

3. A. alpina L. Die typische Form mit weissen Blumen findet sich nicht 
im Kaukasus. var. sulphurea L. am Berge Dadiasch in Swanetien zwischen 
2012 und 2286 m, an den Bergen von Adjarien, 2134 m und an dem Berge 
Trialeth, 2134 m. Findet sich ausserhalb des Kaukasus nirgends im Orient; 
während sich die typische Form in den Alpen, Vogesen und in N. W. Amerika 
ündet. 

4. A. sylvestris L. an Saumpfaden bei Balta in Ciskaukasien, 762 m, 
am Beshtau, 730 m, am Ardau auf dem Zelentschuk, bei Stawropol, immer in 
geringen Höhen, ausserdem in Mittel- und Südeuropa, von Spanien bis Ostruss- 
land, Sibirien. 

5. A. blanda Schott. et Kotschy bei Saguram und Stawropol, subalpin 
am Kaishaur, 1829 m, Martkobi bei Tiflis, 1096m, Kadjar, 1200 m und bei Tiflis, 
500 m, ist häufig iu Kachetien und im Thale der Kura; ausserdem in Griechen- 
land und Kleinasien, also nur im Orient. 

6. A. ranunculoides L. am Terek, in Kachetien, Kadjar, 1200 m, Borjom, 
780 m, Guriel; ausserdem in den höheren Gebirgen Armeniens und Kleinasiens, 
in Europa und Sibirien. 

7. A. narcissiflora L., sehr verbreitet auf beiden Seiten des grossen 
Kaukasus, zwischen 1625 und 2560 m, findet sie sich selten bei 2750 m, am 
Beshtau bei 1220 m, Sadan, 1615 m, Elbrus und Khevsuretien, 1830 m. 


5. gen. MyosurusL. 
M. minimus L. im Kaukasus am Terek, Lenkoran, ausserdem bei Kon- 
stantinopel, in Syrien, Europa, Nordafrika, Nordamerika. 


6. gen. Ceratocephalus L. 

1. €. orthocerus DC. Kaukasus, russ. Armenien, Baku; ausserdem 
Thracien, Krim, Nordpersien, Beludschistan, Mittel- und Südrussland, Ural, Süd- 
deutschland. 

2. C. falcatus Pers. a. vulgaris Boiss. Kaukasus, Baku, Elisabethpol, 
Lenkoran, Tiflis; b. incurvus Boiss. — C. incurvus Stev.) Baku, Tiflis, 
Krim, Kleinasien, Spanien. Verbreitung der Art: Spanien, Mittel- und Südfrank- 
reich, Italien, Süddeutschland, Südrussland, 


Systematik und Pflanzengeographie. 501 


7. gen. Ranuneulus. 

1. R. aquatilis L.Boiss. a. heterophyllus DC. Stehende Frühlings- 
gewässer im Thale von Djalti-tchai bei Samur, 2560 m, b. submersus Boiss. 
(— pantothrix Ledeb.), bei Tiflis im See Lisie. 

2. R. Fiearia L. aufdem ganzen Isthmus, ausserdem in der Krim, Griechen- 
land und in ganz Europa. 

4. R. calthaefolius Jord. in Georgien, häufig bei Tiflis; ausserdem in 
der Krim, Kleinasien, Südeuropa und Nordafrika. 

4. R. edulis Boiss. in russ. Armenien, Talysch, Persien, Armenien. 

5. R. polyrhizus Steph. am Terek, Somchetien, Ostarmenien bei 
Erzerum, 2750 m; ausserdem im Südosten von Europa, Russland und Sibirien. 

6. R. Illyrieus L. sehr verbreitet im ganzen Kaukasus, besonders in 
Transkaukasien, Georgien, Kachetien, Mingrelien, bei Elisabethpol, Karabagh, 
Armenien; obere Grenze zwischen 12—1400 m; ausserdem in Thracien, Krim, 
Kleinasien, Italien, Dalmatien, Illyrien, Südkrain, Süddeutschland, in Russland, 
‘bis Kiew und Tambow. 

7. R. oxyspermus M. B. in Ciskaukasien, Tarki, Georgien, Somchetien, 
Mingrelien, Swant (1470 m), Baku, Armenien; ausserdem in der Krim, Thracien, 
‘Syrien, Nordpersien. 

8. R. Peloponnesiacus Boiss. var. granulatus Boiss. im süd- 
lichen Kaukasien bei Mamuti und südlich von Tiflis, 1000°; ausserdem in 
Griechenland und Kleinasien. 

9. R. orientalis L. in Georgien, Lenkoran, Talysch; ausserdem im nord- 
westlichen Persien, Kleinasien, in Süditalien und Nordafrika. 

10. R. cientarius Schlecht. am Ufer des Kaspischen Meeres im 
Distrikt von Lenkoran, bei Kuba, in Schirwan und Ghilan, aber nicht in Ost- 
sibirien. 

11. R. bulbosus L., häufig bei Tiflis und auf der Insel Sara im Kasp. 
Meere; ausserdem in Thracien, Nordpersien, Kleinasien (?) und in ganz Europa. 

12. R. repens L. häufig auf dem ganzen Isthmus, bis zu 1500 m Höhe; 
ausserdem in Nordpersien, Krim, Thracien, Griechenland. var. glaberrima 
Ledeb. in Armenien und Somchetien. Die Art: in ganz Europa und Sibirien. 

15. R. polyanthemus L. am Terek, im westlichen Kaukasus in Ossetien, 
Swanetien bis 1000 m Höhe, bei Elisabethpol, Karabagh, Daghestan, bei Tiflis, 
an den Trialeth-Bergen in Kachetien. var. latifolius Rup. an den Utern des 
Argun bei Vedeno, 632 m. — Verbreitung der Art: Thracien, Krim, Armenien, 
Mittel- und Südeuropa. (Weder R. nemorosus DC., noch R. acris L. kommen im 
Kaukasus vor.) 

14. R. subtilis Trautv., in der subalpinen Zone der Südseite des Berges 
Nakhar in Abchasien, 1607 m. 

15. R. Villarsii DC. = R. oreophilus M. B. = R. Baidarae Rupr., ist 
sowohl in der typischen Form ais in ihren Varietäten sehr verbreitet am 
grossen und kleinen Kaukasus, besonders zwischen 1460 und 2560 m, steigt je- 
doch mitunter bis zu 3000 m hinauf, oder bis zu 825 m herab, aber niemals in 
die Ebene; gefunden wurde erin Daghestan, in Tushetien, Pshawien, Khevsuretien 
zwischen 1520 und 2930 m, in Ossetien bei Balta, 825 m, Ratcha, in Swanetien, 
bei Tiflis zu Martkobi, 1188 m, zu Kodjari, 1280 m, bei Akhaltzikh, in Karabagh 
auf dem Alaglıez und Talysch; ausserdem auf den Bergen von Macedonien, 
Bithynien, dem Taurus, der pontischen Kette und in der Krim, auf den Alpen, 
Apeninen und Pyrenäen. Variat: a. tenuifolius Rupr., auf dem Defile von 
Dariel, 1000—1650 m; b. erassifolius Rupr., auf dem Schah-Dagh, 2740 m 
und Ararat; c. angustilobus Rupr. auf den Khenakoi-tau in Salatavien, 
2400 m; d. dissectus Rupr. auf dem Berge Gud, 1990 m; e. Baidarae 
Rupr. in Ossetien bei Baidara, 1830 m. 


16. R. acutilobus Ledeb. auf dem Kasbek, oberhalb 2700 m (nicht 
450 m, wie Ledebour angiebt), auf dem Gunib, 2200 m, auf Anashoris-Ghele in 
Khevsuretien, 3075 und auf dem Schabus-Dagh. 


17. R. montanus W. (—Swaneticus Rups. —= R. graeilis Schleich. non Ledeb.), 
in der Bergzone des Isthmus zwischen 2010 und 2740 m, so auf dem Sarial in 
der Prov. Elisabethpol, auf dem Berge Tzihi-Djvari in Georgien, auf der Insel im 
Goktcha-See und bei Bjeli-Klatch. — var. glabrata Trautv. in Swanetien 
bei Pari, 2130—2440 m, auf dem Latkrasch, 3050 m, dem Keperdiyk in Karabagh 


502 Systemat k und Pflanzengeographie. 


und auf dem Murat-Tepe in Armenien; ausserdem auf dem Jura, den Alpen, 
Pyrenäen, Apenninen und den Gebirgen Süddeutschlands. 

18. R. arachnoideus C. A. Mey. in Daghestan auf dem Berge Tufan- 
Dagh, 2750 m und auf der Westseite des Elbrus, 2450—2750 m. 

19. R. Huetii Boiss. im Distrikt von Akhaltzikh in der Prov. Tiflis, in 
der Nähe der alten türkischen Grenze; ausserdem in Armenien und in der Türkei. 

20. R. disseetus M. B. an den Ufern des Kara-Tchai bei Buduk, 1902 m.,, 
auf dem Schahenai bei Daratchitchag und bei Alaghez. 

21. R. Caucasicus M. B., sehr verbreitet auf der grossen Kette des Kau- 
kasus zwischen 1000 und 3000 m, aber, wie es scheint, weniger im westlichen, 
wie im östlichen Theile, so auf dem Elbrus, in Daghestan zwischen 1220 und 
2750 m, in Tushetien, Khevsuretien, Pshavien, Ossetien (2850 m), Kaischaur 
(1645 m), auf dem Mamisson und Dadiash (= R. Raddeana Rgl.), bei Kadjar 
(1180 m) und auf den Bergen der Krim. 

22. R. lanuginosus L. in Georgien, Somchetien, Kachetien, Mingrelien, 
Elisabethpol, Talysch, Armenien; ausserdem in der Krim, Griechenland, Mace- 
donien und im übrigen Europa bis zum Ural. 

23. R. grandiflorus L. im westlichen Kaukasus an der Quellen des Rior 
und bei Poti. 

24. R. Constantinopolitanus d’Urv. Die typische Form findet sich 
nicht im Kaukasus, wohl aber: var. Persicus Boiss. (= R. villosus DC.) in 
Talysch und in Persien, und var. dissectus Boiss in russ. Armenien bei Nakhit- 
schewan. — Verbreitung der Art: bei Konstantinopel, Anatolien und Syrien- 

25. R. anemonaefolius DC., im westlichen Kaukasus zwischen 1830 und 
2740 m und im östlichen Kaukasus auf den Bergen von Khunzach, 1650—1830 m, 
von Gunib, 2070 m, Kutushi, 1564 m, Martkobi, 1080 m und Kodjori, 1220 m. 

26. R. Kotschyi Boiss. auf dem Berge Schambobel im Distrikt Akhalt- 
zikh und in Nordpersien. 

27. R. Lingua L. am Terek, im östlichen Kaukasus, in Imeretien und bei 
Batum ; ausserdem in Thracien, Kleinasien (?), in ganz Europa und Sibirien. 

28.R.auriecomus L.im Kaukasus, bei Wladikawkas; ausserdem in Thracien, 
Europa, Sibirien. 

29. R. obesus Trautv. am Fusse der Südseite des Berges Schambobel 
im Distrikt Akhaltzikh in Südgeorgien. 

30. R. chius DC. in Mingrelien, ausserdem in Griechenland, Kleinasien, 
Syrien, Sicilien, Sardinien, Istrien. 

31. R. arvensis L. im ganzen Kaukasus, besonders auf den Höhen, im 
Orient fast überall; ausserdem in Europa, Westsibirien, Nord-Himalaya und 
Nordafrika. 

32. R. muricatus L. bei Elisabethpol, in Lenkoran; im Orient überall an 
feuchten Orten, ebenso in Südeuropa, Nordafrika. Nordwest-Indien, Nord- und 
Südamerika. 

33. R. trachycarpus F.etM. an feuchten Orten in Lenkoran, Schemakha, 
Imeretien, Mingrelien; ausserdem in der Krim, Griechenland, Syrien. 

34. R. lomatocarpus F. et M. in Talysch, Lenkoran, Imeretien, Min- 
grelien; ausserdem in Südarmenien, Nordpersien, Kleinasien und bei Konstanti- 
nopel, var. leiocarpus Boiss, in Lenkoran. 

35. R. ophioglossifolius Vill. in Lenkoran und Talysch, Griechenland, 
Krim, Kleinasien, Syrien, in Südeuropa und Nordafrika. 

36. R. sceleratus L. sehr gemein an feuchten Orten im ganzen Kaukasus, 
ebenso im Orient, in ganz Europa, Nordafrika, Indien, Sibirien und Nordamerika. 

37. R. dolosus F. et M. in der Küste in Lenkoran. 


S. gen. Caltha L. 

1. C. palustris L. (inel. C. orthorhyncha Rupr. et ©. polypetala Boiss.) 
in Daghestan, an den Ufern des Samur, 1700 m, Tindi, 1554—1675 m, Akvakh, 
2560 m, Diklo, 1629—-2379 m; in Össetien: Kobi, 1629 m, Kaishaur, 2330 m, 
auf dem Mamisson, 2743 m und auf dem Dadiash, 2158 m, auch auf dem Sarial 
und an den Quellen des Isti-su in Armenien; ausserdem in der Krim. in Griechen- 
land, in Europa, Sibirien und Nordamerika. 


(Fortsetzung folgt.) 


Oekonom., Botanik. 503 


Batalin, F. A., Die in Russland verbreiteten Hirsearten. 
8°, 45 pp. (Separat-Abdruck aus der „Landwirthschaftlichen 
Zeitung“, redigirt von F. A. Batalin. 1837. No. 53, 34, 35.) 
St. Petersburg 1887. [Russisch.] 


Diese Monographie bildet das 4. Heft der von dem 
Leiter der an dem Kaiserl. botanischen Garten zu St. Petersburg 
befindlichen Samenkontrollstation herausgegebenen ökonomisch-bota- 
nischen Schriften, von welchen die 1. von den russischen Oelpflanzen 
aus der Familie der Kreuzblüter, 1879, die 2. von den in Kultur 
befindlichen Buchweizensorten, 1881, und die 3. von den russischen 
Spelz- oder Dinkelsorten, 1885, handelte. 

In Russland werden folgende 4 Panieumarten angebaut: P. miliaceum 
L. (Prosso), P. (Setaria) Italieum L. und P. Germanieum Roth (Italienischer 
Prosso, Gomi, Kunak oder Mogar), P. (Digitaria) sanguinale L. (Rossitschka) 
und P. (Oplismenus) frumentaceum Roxb. (Bai-zsa) in eirca 35 und mehr 
Sorten. 

Von Panicum Italieum L. unterscheidet Verf., mit Zugrunde- 
legung von Alefeld'’s landwirthschaftlicher Flora und Körnicke’s und 
Werner 's Handbuch des Getreidebaues *), folgende Abarten und Formen, 
wozu er einige neue selbst aufgestellt hat: 

I. Maximum Alf. Aehrenähnliche Rispen von 15—30 ch 
Länge, deutlich aufspringend (verzweigt), gekrümmt oder 
niedergebogen. Grannenlang, deutlich hervorragend über 
die Aehre. 1. lobatum Keke., 2. longisetum Döll., 3. erythrospermum 
Keke., 4. rubrum Keke., 5. eroceum Btln. Die Samen von safran- 
gelber Farbe, glänzend, nicht länger, als 1°/a bis 2 mm und 1!/g mm 
breit, die Grannen 8 mm lang, gelb. 

Grannen kurz, nieht oder kaum hervorragend über die 
ausgewachsene Aehre. 

6. brevisetum Döll., 7. ramosum Btln., die Samen gelb, glänzend, 
die Spelzenschuppen violett-dunkelbraun, 8. ochroleueum BtlIn. Die 
Samen fast weiss, wenig glänzend, die Grannen und Spelzenschuppen gelb, 
die letzteren ausserdem mit rosenrothen Aederchen. 


II. Moharium Alf. Aehrenähnliche Rispen von 7—13 cm 
Länge, schmal, eylindrisch, nicht aufspringend (ohne 
sichtbare Verzweigungen), gerade. 

Grannen lang, bedeutend hervorragend über die 
Aehre. 

9. praecox Alf., 10. pabulare Alf., 11. Metzgeri Keke., 12. atrum 
Kceke., 13. violaceum Alf. 

Grannen kurz, nicht oder kaum hervorragend über 
die ausgewachsene Aehre, 14. mite Alf. 


Indem Verf. dieses „Handbuch“ im Ganzen lobend erwähnt, „bedauert er 
zugleich, dass sich beide Autoren mitunter einander widersprechen, obwohl sie 
beide eine uud dieselbe Sorte vor sich hatten und zusammen arbeiteten.“ Da 
Verf. diesen Vorwurf nicht weiter erläutert, so kann Ref. nach mündlichen Mit- 
theilungen, nur zur Erläuterung beifügen, dass sich die Verschiedenheiten in den 
Angaben beider Autoren auf die Farbe, die Höhe und die Fruchtreife einzelner 
einander nahe stehender Sorten beziehen sollen. Ref. 


504 Oekonom. Botanik. 


P. Italicum L. 1. var lobatum Keke. wird in Imeretien und 
Gurien unter dem Namen „Gomi“, im Süd-Ussuri-Lande als „Ku-zsa“ und 
„Giang-fau* kultivirt. Eine Unterform mit kleineren Samen wird vom 
Verf. als subvar. mierocarpum Btln. bezeichnet. 

2. var longisetum Döll. wird in Transkaukasien auch unter dem 
Namen „Gomi“ und im Gouvernement Charkow unter der unrichtigen Be- 
zeichnung: „ealifornischer Mogar“ kultivirt. 

3. var. erythrospermum Kcke. wird ziemlich häufig im Alatan 
und im ganzen Gebiete der „sieben Flüsse“ (Semiretschensk) und auch 
in den benachbarten zu China gehörigen Landstrichen angebaut. Körnicke 
kannte diese Form nur aus botanischen Gärten. 

4. var. rubrum Keke. wird ebenfalls im Gebiete der „sieben 
Flüsse“ unter dem Namen „Kunak“ und „Tarantschinischer Prosso“ viel- 
fach angebaut und stammt offenbar aus China. Körnicke kannte diese 
Form auch nur aus botanischen Gärten. 

5. var. eroceum Btln.,, „rothe Tschumidsa“ oder „klebriger, 
kleiner Prosso* stammt aus dem Süd-Ussuri-Lande. 

6. var. brevisetum Döll. wird im Gebiete der „sieben Flüsse“ 
und anderwärts in Süd-Sibirien kultivirt. — 6a. subvar. brevisetum 
insigene Keke. erhielt Verf. aus dem Gouvernement Charkow unter dem 
Namen: „Italienischer Prosso“. 

7. var. ramosum Btln. wird von den Goldie's im Ussuri-Lande 
angebaut. 

S. var. ochroleucum BtlIn. stammt aus dem Gebiete der „sieben 
Flüsse“, wo diese Form auch unter dem Namen „Kunak“ angebaut wird. 

9. var. praeeox Alf. wird in Süd-Sibirien und im Amurlande 
kultivirt und auch gemischt mit andern Sorten im europäischen Russland 
unter dem Namen „Mogar“ angebaut. 

10. var. pabulare Alf. wird im Steppenlande des europäischen 
Russland zusammen mit andern Sorten unter dem Namen „Mogar“ als 
Viehfutter gebaut. 

11. var. Metzgeri Keke. und 12. var. atrum Keke. ebenso. 

13. violaceum Alf. wird im Gebiete der „sieben Flüsse“ an der 
chinesischen Grenze angebaut und stimmt (nach Batalin) mit Metzger'’s 
„kleiner violetter Kolbenbirse“ überein. 

14. var. mite Alf. ist sehr verbreitet im Gebiete der „sieben 
„Flüsse“. 

Von Panieum miliacenm L. unterscheidet Verf. folgende Abarten und 
Formen: 

I. Effusum Alf. Rispen nach allen Seiten aufgelöst. 

1. flavum Keke., 2. subflavum Btln., die Samen rein gelb, die 
Rispen dunkelblau, 3. einereum Alf., 4. badium Keke., 5. subbadium Keke., 
6. laetum Keke., 7. coceineum Keke. 

I. Contractum Alf. Rispen zusammengedrückt, gekrütnmt, 
einseitig. 

8. album Alf., 9. leptodermum Btln., die Samen rein weiss, 
die Spelzenschuppen weich, leicht zerrieben, runzelig, die Rispen strohgelb, 
10. aureum Alf., 11. subaureum Bitln. die Samen rein gelb, die 
Rispen und oft auch die Blätter dunkelbraun-blau, 12. ochroleucum 
Btin., die Samen von schwach schwefelgelber Farbe, die Rispen strohgelb, 


Oekonom. Botanik. 505 


13. luteum Keke., 14. griseum Keke., 15. atrocastaneum Btln., die 
Samen dunkel kastanienbraun, die Rispen strohgelb, 16. sanguineum Alf., 
17. subsanguineum Kcke. 

II. Compaetum Kcke. Rispen kurz, gerade, zusammengedrückt, 
die Zweige sehr verkürzt. 

18. densum Keke., 19. daeieum Keke. 

P. miliaceum 1.var. flavum Kcke. wird sowohl im europäischen 
Russland (wie im Gouvernement Saratow), als auch in West-Sibirien an- 
gebaut. 

2, var. subflavum Btln. aus dem Kreise Sergatsch im Gouverne- 
ment Nischne-Nowgorod. 

3. var. einereum Alf. wird entweder allein kultivirt wie in den 
Gouvernements Jekaterinoslaw und Saratow, im Ussuri-Lande und auf der 
Insel Sachalin oder mit andern Hirsesorten gemischt, wie im Gouvernement 
Baku und anderwärts. 

4. var. badium Kceke. wird mit andern Sorten gemischt im süd- 
lichen Russland angebaut (Keke.) 

5. var. subbadium Keke. wird im Gouvernement Jekaterinoslaw 
kultivirt. (Koeke.) 

6. var. laetum Keke., erhielt Verf. aus den Gouvernements Poltawa 
und Charkow. 

7. var. coeeineum Keke. ist sehr verbreitet im ganzen europäischen 
Russland : in den Gouvernements Jekaterinoslaw, Charkow, Poltawa, Woronesh, 
Saratow und Nischne-Nowgorod. 

S. var. album Alf. erhielt Verf. aus dem Gebiete von Suchum 
und aus dem Kreise Sergatsch im Gouvernement Nischne-Nowgorod. 

9. leptodermum Btln. ist in den südlichen Gouvernements ver- 
breitet und Verf. erhielt diese Sorte unter dem Namen „silberner Prosso“ 
aus den Gourvernements Charkow, Poltawa und Kursk. 

10. var. aureum Alf. gehört zu den verbreitetsten Sorten in 
Russland und variirt deshalb auch in seinen Merkmalen. Verf. erhielt 
dieselbe aus Poti, Astrabad, Baku und von verschiedenen Orten in West- 
Sibirien, dem Lande der „sieben Flüsse“ und Turkestan. 

11, var. subaureum BtIn, auch sehr verbreitet, meist unter dem 
Namen: „gelber Prosso“. Verf. erhielt diese Sorte aus den Gouvernements 
Karsk und Saratow, wo sie häufig von den deutschen Kolonisten in den 
Kolonien Wladimirow, Mariinsk und Alexandrowsk angebaut wird; auch 
aus dem Kreise Sergatsch im Gouvernement Nischne-Nowgorod. 

12. var. ocehroleucum Btln. ist sehr verbreitet im Gebiete der 
„sieben Flüsse“. 

13. var. luteum Keke. sah Verf. nur in einem einzigen Exemplare 
im Herbar des Kaiserl. botanischen Gartens, welches aus Awarien in Trans- 
kaukasien von Radde stammt. 

14. var. griseum Keke. erhielt Verf. theils aus dem Kreise Kuba 
im Gouvernement Baku, wo diese Sorte gemischt mit „gelbem Prosso“ 
angebaut wird, theils aus dem Kreise Tokmak im Gebiete der „sieben 
Flüsse“, wo sie allein kultivirt wird. 

15. var. atrocastaneum Btln. ist sehr verbreitet im Gebiete 
der sieben Flüsse“. 


506 Oekonom. Botanik. 


16. var. sanguineum Alf. scheint auch sehr verbreitet zu sein 
im Gebiete der „sieben Flüsse“, indem Verf. diese Sorte von 14 verschiedenen 
Orten aus den Kreisen Wernoje, Issyk-kul, Kopal und Sergiopol erhielt. 

17. var. subsanguineum Keke. erhielt Körnicke aus dem 
Gouvernement Jekaterinoslaw und Verf. aus den Gouvernements Karsk, 
Nischne-Nowgorod und dem Gebiete der „sieben Flüsse“. 

15. var. densum Keke. erhielt Verf. aus dem Kreise Sergatsch 
im Gouvernement Nischne-Nowgorod. 

19. var. Dacieum Keke. ist sehr verbreitet im europäischen 
Russland; Verf. erhielt diese Sorte aus den Gouvernements Charkow, Poltawa, 
Kiew, Jekaterinoslaw, Cherson, Saratow, Rjasan, aus den Gebieten der 
donischen Kosaken, des Kuban und der „sieben Flüsse“, während Körnicke 
sie aus Rumänien erhielt und ihr deshalb den Namen „Daeieum“ gab, eine 
Bezeichnung, welche Batalin für „vollkommen unpassend“ hält und durch 
den Namen „russische“ ersetzt sehen möchte, da die grosse Masse des in 
Russland gebauten Prosso (Hirse) aus dieser Sorte bestände.”) 

Panieum sanguinale L. wird erst seit dem Jahre 1883 unter 
dem Namen „Rossitschka“ in Süd-Russland hier und da angebaut, seitdem 
ein Herr Tsch. W. Chwoika in Kiew den Anbau dieser Pflanze 
empfohlen hatte. Die Samen werden als Brei oder Suppe gegessen und 
haben einen angenehmen an Mannagrütze erinnernden Geschmack. Chwoika 
und Batalin unterscheiden 2 Formen dieser Pflanze: 

1. var. amethystinum Btln. mit violetten Aehren und oft rothen 

Blättern. 

2. var. viridens Btln. mit grünen Aehren und Blättern. 

Die Kultur dieser Pflanze („Blutgras“, „Bluthirse“) ist, wie Chwoika 
mit Recht bemerkt, nichts Neues, denn sie wird schon seit langer Zeit in 
Böhmen angebaut und ihre enthülsten Früchte geben dort unter dem Namen 
„Himmelthau“ oder „Mannagrütze“ gesunde, nahrhafte und wohlschmeckende 
Speisen, welche besser als die vom „Mannaschwingel“ (Glyceria fluitans) 
sein sollen. 

Cfr. die deutsche Ausgabe der Elements de Botanique par Brierre 
et Pottier von Th. Thon. Ilmenau 1828. p. 220 und Kosteletzky, 
Allgemeine medieinisch-pharmaceutische Flora. Bd. I. p. 99. Prag 153 

Panicum frumentaceum Roxb. wird im Süd-Ussuri-Lande unter 
dem Namen „Bai-zsa“ angebaut und ihre Samen als Brei oder Grütze zur 
Speise verwendet. Dieselbe Pflanze, aber wahrscheinlich andere Sorten 
derselben, werden in China, Japan und Indien ebenso gebraucht. 

Cfr. Memoires de l’Acad. des Sciene. de St. Petersbourg. Tome X. 
1829. t. 22. Trinius, Spec. graminum. t. U. 164. 

v. Herder (St. Petersburg). 


*) Wobei Herr Dr. Batalin, wie es scheint, in seinem patriotischen Eifer 
übersieht, dass 1. Herr Dr. Körnicke vollständig berechtigt war, eine Hirsen- 
sorte, welche er aus Rumänien (Dacien) erhalten hatte, als var. Dacicum zu 
bezeichnen, 2. dass diese Hirsensorte wohl eben so lange schon in Rumänien 
gebaut wird, wie in Süd-Russland und dass 3. schon vor 1000 Jahren sich die 
Bewohner Pannoniens von Hirse ernährten und überhaupt die Kultur dieser 
Pflanze eine uralte, prähistorische in Mitteleuropa und Asien ist und Hirsekörner 
schon in den Pfahlbauten der Schweiz und Oberitaliens aufgefunden wurden. — 
Cir. Kanitz, Plant. Roman. p. 131 und Alphı. de Candolle, l’Origine des 
plantes cultivees. p. 302—303. Ref. 


Neue Litteratur. 507 


Hetley, Charles. The native flowers of New-Zealand, illustrated in 
colours.. Fol. London 1888. 


Das Werk enthält ausgezeichnete Abbildungen von: 

Clematis indivisa Willd., Olearia semidentata Dec., Epacris microphylla Br., 
Senecia perdieioides Hook. f., Celmisia Monroi Hook. f., Metrosideros lucida 
Menzies, Pimelea longifolia Banks and Sol., Areca sapida, Dysoxylum speectabile 
Hook. f., G@eranium Traversii Hook. f., Ranunculus Lyallit Hook. f., Loranthus 
Adamsiüi, Senecio Huntii F. Müller, Anthericum Hookeri — Chrysobactron Hookeri 
Hook. f., Senecio brachyglottis eleagnifolius Hook. f., Metrosideros florida 
Hook. f., Dendrobium Cunninghami, Medrosideros albiflora Banks et Sol., Fuchsia 
procumbens, Alsenosmia macrophylla, Senecio Hectori Buch., S. robusta Buch., 
Olearia ilieifolia Hook. f., Celmisia glandulosa Hook. f., Forstera Bidwillii Hook. 
f., Celmisia longifolia Cass., Pimelea prostrata Hook. f., Lihertia ixioides Spreng., 
Gentiana saxosa Forst., Linum monogynum Hook. f., Meryta Sinclairii, Aristo- 
telia racemosa Hook. f., Calceolaria Sinclairii Hook. f., Euphrasia Monroi Hook. 
f., Earina mucronata, Metrosideros tomentosa, Loranthus Colensoi Hook. f., Gna- 
phalium (Helichrysum) grandiceps, @n. bellidioides, Wahlenbergia saxicola, Senecio 
glastifolium Hook. f., Phebalium nudum Hook. f., Quintinia serrata, Plagionthus 
Lyallüi Hook. f., Olearia insignis; Freyeinetia Banksü. 

3 Tafeln bringen dann noch einzelne Blütentheile. 

Neben den lateinischen Namen sind meist die einheimischen «enannt; 
englisch gehaltene Beschreibungen der einzelnen Arten geben im Allgemeinen 
Aufschluss über den Habitus, die Standorte, den Wuchs, die grössere oder mindere 
Häufigkeit, die Blütezeit und ähnliche Angaben. 

E. Roth (Berlin). 


Brunchorst, J. Ueber eine neue verheerende Krankheit 
der Schwarzföhre (Pinus austriaca Hörs.) (Sonder- 
Abdruck aus Bergens Museums Aarsberetning 1887.) Bergen 


1888. 

Die im Norwegen angepflanzten Schwarzföhren erliegen oft 
einer Krankheit, deren charakteristisches Symptom in einer an der 
Basis der Nadeln beginnenden und von dort nach der Spitze der- 
selben fortschreitenden Braunfärbung besteht. Urheber der Krank- 
keit ist em Pilz, dessen Mycel vermuthlich an der Basis der Nadeln 
in die Zweige eindringt und von diesen aus in die Blätter gelangt. 
Es wurden nur Pyenidenfrüchte beobachtet. 

Oltmanns (Rostock i. M.)- 


Neue Litteratur.” 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Bonnier, Gaston, Elömens de botanique. Anatomie et physiologie vegetales. 
8°. 276 pp. Avec 345 fig. Paris (P. Dupont) 1889. 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 


Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


508 Neue Litteratur. 


Pizzetta, J., Dictionnaire populaire illustre d’histoire naturelle, comprenant la 
botanique, la zoologie, l’anthropologie etc. Fasc. 1. 8°. 120 pp. Paris 
(Hennuyer) 1889. 

Algen: 

Smith, H. L., Contribution & l’histoire naturelle des Diatomacees. [Suite.] 

(Journal de Micrographie. Tome XIII. 1889. No. 3. p. 84.) 


Went, F. A. F. C., Die Vacuolen in den Fortpflanzungszellen der Algen. (Bo- 
tanische Zeitung. 1839. p. 197.) 


Pilze: 


Arustamow, M. J., Zur Morphologie und Biologie des Leptothrix. (Wratsch. 
1889. No. 2, 3, 4. p. 21, 63—65, 96—99.) [Russisch.] 

Duclaux, E., Sur la conservation des micerobes. (Annales de l’Institut Pasteur. 
1889. No. 2. p. 78—81.) 

Legrain, E., Sur le bacille rouge de Globig. (Revue med. de l’Est [Nancy]. 
1888. No. 20. p. 595—599.) 

Maggi, L., Intorno ai batterii della grandine. (Bollettino seientifico Pavia. 1888. 
No. 1.) 

Marx, L., Les levüres des vins. (Moniteur scientifique. 1888. Nov.) 

Metschnikoff, E., Contributions & l’etude du pl&omorphisme des bacteries, 
(Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 2. p. 61—68.) 

Regnard, P., Sur la putrefaction sous les hautes pressions. (Comptes rendus 
de la Societe de biologie. 1889. No. 7. p. 124—126.) 

Rodet, Sur la determination des esp&ces microbiennes, en partieulier du baeille 
d’Eberth. [Societe des sciences medicales de Lyon.] (Lyon med. 1889. No. 8. 
p. 308—309.) 

Winogradsky, M. S., Recherches physioJogiques sur les sulfobacteries. (Annal. 
de l’institut Pasteur. 1889. No. 2. p. 50— 60.) 


Muscineen: 


Mattirolo, O., Sopra aleuni movimenti igroscopiei nelle Epatiche Marcantieae. 
(Atti dell’ Accademia di Scienze di Torino. XXIII. 1888. Adun. 17 giugno.) 


Gefässkryptogamen: 


Meunier, A., La Pilulaire. Etude anatomico-gendtique du sporocarpe chez la 

Pilularia glotulifera. Avec 6 planches. (La cellule. Tome IV. Fasc. 2.) 
Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Correns, C. E., Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der extranuptialen 
Nektarien von Dioscorea. (Separat-Abdruck.) 8°. 24 pp. 1 Tafel. Leipzig 
(G. Freytag in Comm.) 1889. M. 0.90. 

Guignard, L., Developpement et constitution des Antherozoides. [Snite.] (Revue 
generale de botanique. Tome I. 1889. No. 3.) 

Jumelle, H., Recherches physiologigqnes sur le developpement des plantes 
annuelles. (1. ce.) 

Martel, E., Sullo sviluppo del frutto del Paliurus australis. (Annali del Istituto 
botanico di Roma. 1II. 1889. p. 136. c. 2 tav.) 

Pirotta, R., Intorno ad una sensitiva dell’ Argentina. (l. e. p. 132. c. tav.) 

— —, Sulla struttura delle foglie dei Dasylirion. (l. e. p. 170. ec. 2 tav.) 

Rosenvinge, Kolderup, Influence des agents exterieurs sur l’organisation polaire 
et dorsiventrale des plantes. [Suite] (Revue generale de botanique. Tome I. 
1889. No. 3.) 

Sestini, F., Di aleuni elementi chimiei rari a trovarsi nei vegetabili e non ancora 
in essi trovati ed in ispecie del glueinio rispetto ad alcune piante coltivate. 
(Stäzione agrarie italiane. XV. 1889. p. 290.) 

Systematik und Pflanzengeographie: 

Haussknecht, C., Beiträge zur Gattung Epilobium. (Mittheilungen der geo- 
graphischen Gesellschaft für Thüringen und des Botanischen Vereins für Gesammt- 
thürineen. Bd. VII. 1889. Heft 3/4. p. 4.) 

Beck, Mannageta Günther von, Alpenpflanzen an Thalstandorten und die 
Wichtigkeit ihrer Beobachtung. (Mittheilungen der Section für Naturkunde 
des Oesterreichischen Touristen-Clubs. Jahrg. I. 1889. No. 1/2. p. 3.) 


Nene Litteratur. 509 


Martelli, U.. Sul Chamaerops humilis var. dactylocarpa Bec. (Estratto dal 
Bullettino della Reale Societä Toscana di orticultura. Anno XIV. 1889.) 8°. 
Senne IERN, 

Schulze, M., Die Orchideen der Flora von Jena. Mit 1 Tafel. (Mittheilungen 
der Geographischen Gesellschaft für Thüringen und des Botanischen Vereins 
für Gesammtthüringen. Bd. VII. 1889. Heft 3/4. p. 14.) 

— —, Melica Aschersonii [M. untans X pieta.] (l. c. p. 38.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Alessandri, Azione fisica e fisiologica delle sostanze solubili ed insolubili appli- 
eati come rimedi antiperonosporici sulle foglie della vite. (Italia agrieola Milano. 
1889. No. 3.) 

Bargagli, Distruzione di insetti nocivi per mezzo di parassiti vegetali. (Rivista 
scientifico-industriale. Firenze. 1889. No. 1/2.) 

Danesi, Vigneti fillosserati: esperienze curative. (Agricoltura illustrata. Milano. 
Anno I. 1889. No. 1/2.) 

Franceschini, Come si scopre la fillossera? (l. c.) 

Glaser, L., Mittheilung von Beobachtungen an der Ahornblattlaus (Aphis aceris 
L.) (Entomolog. Nachrichten. 1889. Heft 3. p. 40—46.) 

Kehrig, Henri, Traitement pratique du mildew par la bouillie bordelaise. 8°. 
IV, 12 pp. Bordeaux 1889. 25 cent. 

Massa, Greeneria fuliginea sulle viti. (Italia agricola Milano. 1889. No. 3.) 

Nessler, J., Die Verwendung von schwefeliger Säure zum Bekämpfen des 
Schimmels an den Kellerwandungen und des Wurzelschimmels an Reben. 
[Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins in Baden.] (Weinbau und 
Handel. 1889. No. 8. p. 79.) 

Sprenger, C., Di una metamorfosi del fiore della Sparmannia afrieana. (Bullet- 
tino della Reale Societä Toscana di ortieultura. Anno XIII. 1888. p. 225.) 
Targioni Tozzetti, Infezioni di larve di elateridi nel Veronese e nel Polesine. 

(Stazioni sperimentali agrarie di Roma. 1889. Febbraio.) 

Weed, €. M., Contribution to a knowledge of the automn life-history of certain 

little-known Aphididae. (Psyche. Vol. V. 1888. No. 151/152. p. 123—134.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Abelous, J. E., Recherches sur les mierobes de l’estomae & l’Etat normal et 
leur action sur les substances alimentaires. (Compt. rend. de l’Acad&mie des 
sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 6. p. 310—312.) 

Aradas, S., Dell’ azione di taluni olii essenziali sullo sviluppo dei microorga- 
nismi delle acque potabili. (Atti dell’ Accad. Gioenia d. scienze natur. in 
Catania. Ser. II. T. XX. 1888. p. 261— 271.) 

Belfanti, $., Sopra una localizzazione del diplococco di Fraenkel. (Gazz. d. 
ospit. 1889. No. 16. p. 122—123.) 

Berckholtz, Untersuchungen über den Einfluss des Eintrocknens auf die Lebens- 
fähigkeit der Chelerabacillen. (Arb, a. d. kais. Gesundh.-Amte. Bd. V. 1889. 
Heft 1. p. 1—36.) 

Bouchard, Ch., Sur le röle des poisons d’origine microbienne dans les mala- 
dies infeetieuses. (Gaz. hebdom. de med. et de chir. 1889. No. 8. p. 120 — 
122.) 

Bowhill, T., Actinomycosis bovis in the state of California. (Veterinary Journ 
1889. January. p. 14—18.) 

Brieger, L., Beitrag zur Kenntniss der Zusammensetzung des Mytilotoxins 
nebst einer Uebersicht der bisher in ihren Haupteigenschaften bekannten 
Ptomaine und Toxine. (Arch. f. pathol. Anat. Bd. CXV. 1889. Heft 3. p. 483 
— 492.) 

Burke, R. W., Micro-organisms and disease, especially with reference to the 
question, what is the pathology of „Surra“ in animals? (Veterinary Journ. 
1889. January. p. 25— 27.) 

Campana, R., Trichophytiasis dermica, (Arch. f. Dermatol. u. Syphil. 1889. 
No. 1. p. 51—57.) 

Condorelli-Maugeri, A., Variazioni numeriche dei microorganismi nell’ aria 
di Catania. (Atti dell’ Accad. Gioenia d. seienze naturali in Catania. Ser. 
II. T. XX. 1888. p. 111—145.) 


510 Neue Litteratur. 


Di Vestea e Zagari, Nuove ricerche sulla rabbia; la trasmissione per i neryi 
di fronte a quella per i vasi. (Giorn. internaz. d. scienze med. 1889. No. 2, 
p- 81-108.) 

Droixhe, N., Nos ennemis les microbes ou la preservation contre les maladies 
epidemiques contagieuses. (Extrait du Bulletin du cercle des naturalistes 
hutois. No. 3. 1888.) 8°. 82 pp. Huy (A. Colin-Houbeau). 1 fr. 50 c. 

Dubarry, A., Contribution & l’etude de la vie des microbes pathog&nes dans 
l’eau. 8°. VIII, 80 pp. Paris (Foucart) 1889. 

Dubief, H., Manuel pratique de mierobiologie, comprenant les fermentations, la 
physiologie, la technique histologique, la culture des bacteries et l’&tude des 
principales maladies d’origine bacterienne. 18°. XII, 622 pp. avec fig. Paris 
(Doin) 1889. 

Eberth, C. J., Geht der Typhusorganismus auf den Fötus über? (Fortschr. d. 
Medic. 1839. No. 5. p. 161—168.) 

Feroci, A., Brevi notizie intorno al tyrotoxieon. Milano (Fratelli Rechiedei) 
1889. 

Fraenkel, C., u. Pfeiffer, R., Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkund e 
Lief. 1 u. 2. S°. 48 pp. M. 10 Tfin. u. 10 Blatt Tafelerklärungen. Berlin (A 


Hirschwald) 1889. i a4 M. 
Gueit, P., Le kakke japonais. (Arch. de med.{navale, 1888. No. 50. p. 401 
— 429.) 


Harrison, A. J., Further researches on the treatment of tinea tonsurans illu- 
strated by micro-photographs. (Brit. Med. Journ. No. 1470. 1889. p. 465 — 
467.) 

Herzen, A., Microbes et predispositions. (Semaine med. 1889. No. 10. p. 74 
— 

Kreider, & N., How miero-organisms enter the body. (Reprinted from the 
„St. Louis Courier of medieine.“) 

Levison, F., Nyere choleraundersogelser. (Biblioth. f. laeger. 1888. No. 18. 
p. 559—615.) 

Malerba, P., e Sanna Salaris, &, Su di un microorganismo trovato nell’ 
orina umana alla quale compartisce una consistenza vischiosa. Napoli (Accad. 
di scienze fisiche e naturali) 1889. 

Marx, Eine pneumonische Infections-Reihe. (Allgem. medic. Central-Zeitg. 1889. 
No. 15. p. 349—350.) 

Miquel, Die Mikro- Organismen der Luft. (Jahresbericht des Observatoriums 
in Montsouris 1886.) Uebers. von E. Emmerich. (Hygienische Tagesfragen. 
IV.) 68 pp. München (M. Rieger) 1889. 2,40 M. 

Mittmann, R., Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung. (Sep.-Abdr.) 
(Allgemein verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 6.) gr. 8°. 
29 pp. Berlin (Herman Riemann) 1889. ı M. 

Olivetti, L., La cura profilattica antirabica Pasteur e suoi risultati finora conos- 
eiuti. Torino (L. Roux) 1889. 

Poincare et Mace, Sur la presence des germes vivants dans les conserves ali- 
mentaires. (Rev. d’hygiene. 1889. No. 2. p. 107—119.) 

Preussen. Berlin. Bekanntmachung, betr. Desinfection bei Darmtyphus. Vom 
21. Februar 1889. (Veröffentl. d. kais. Gesundh.-Amtes. 1889. No. 11. p. 161.) 

Raskin, M., Klinisch-experimentelle Untersuchungen über Secundärinfeetion bei 
Scharlach. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. 
No. 13. p. 433—444; No. 14. p. 465—479.) 

Rosenblath, W., Beiträge zur Pathologie des Milzbrandes. 1. Ueber die Ueber- 
gangsfähigkeit der Milzbrandbaecillen von der Mutter auf den Fötus. 2. Ueber 
einen Fall von Milzbrand beim Menschen (Mischinfection mit Mikrokokken.) 
— Zusatz von Prof. Marchand. (Arch. f. pathol. Anat. Bd. CXV. 1889. 
Heft 3. p. 371—396.) 

Roux, E., Notes de laboratoire sur la presence du virus rabique dans les nerfs. 
(Annal de l’Institut Pasteur. 1889. No. 2. p. 69—77.) 

Sacharow, N., Ueber morphologische Analogie der Parasiten des Typhus re- 
eurrens und der Malaria. (Wratsch. 1889. No. 1. p. 1.) [Russisch.] 

Seibert, A., Die Aetiologie der fibrinösen Pneumonie. (Medic. Monatsschr. 
1889. No. 2. p. 57—69.) 

Serafini, A., Sull’ esistenza della capsula nel bacillo del carbonchio. Napoli 
(Tip. de Angelis) 1889. 


Neue Litteratur., 51l 


Thin, &, Experimental researches concerning Trichophyton tonsurans. (Brit. 
Med. Journ. No. 1469. 1889. p 397—399.) 

Zagari, &., Ancora una parola sulla batterioterapia. (Giorn. internaz. d. scienze 
med. 1889. No. 2. p. 140— 144.) 

Zürn, Die Knotenschwindsucht oder Tuberculose der Hausthiere, (Fühling’s 
landwirthschaftl. Zeitg. 1889. No. 3, 4. p. S1—84, 118—124.) 


Technische, Handels-, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Becalli, A., Sul genere Andromeda. (Bullettino della Soc. Toscana di Orti- 
eoltura. XIII. 1888. p. 234.) 

Bellair, &. Ad., L’Abricotier, le Cerisier et le Prunier; leur eulture au jardin 
fruitier. Origine, histoire, choix des varietes, multiplication, plantation, taille, 
insectes nuisibles et maladies. 8°. 32 pp. avec fig. Paris (Le Bailly) 1889. 

Boppe, L., Trait& de sylvieulture. 8°. XXXYI, 444 pp. Nancy (Berger-Levrault) 
189. 

Carlucei, Potatura verde delle viti. (Stazione sperimentali agrarie. Roma. 
1889. Febbraio). 

Cavazza, Esperimenti di coltivazione e coneimazione del frumento. (Agricoltura 
illustrata. (Milano.) Anno I. 1889. No. 1/2.) 

Credner, A., Chrysanthemum Indieum und seine Kultur. 8°. VI, 126 pp. M. 
Illustr. Leipzig (H. Voigt) 1888. 4M. 

D’Ancona, C., Pithecoctenium buceinatorium. (Bull. Soc. Tosc. di Orticoltura. 
XIII. 1888. p. 272. c. tav.) 

Flaix, Fournier de, Les cereales et les vins en 1888. (Revue scientifique, 
T. XLIII. 1889. No. 6.) 

Hoffmann, Lehrbuch der praktischen Pflanzenkunde. 4. Aufl. Lief. 18 u. 19. 
8°. & 2 Tfln. m. 4 S. Text. Stuttgart, C. Hoffmann’sche Verlagsbuchhandl. 
(A. Bleil) 1889. M. 0.60 

Mingioli, Origine delle qualitä dell’ olio e loro elassifiecazione. (Italia agrieols 
(Milano). 1889. No. 3.) 

Pailleux, A., et Bois, D., Les plantes aquatiques @l&mentaires. (Bull. bimen- 
suel de la Soc. nationale d’acelimatation de France. Ser. IV, T. V. 18SS. 
No. 22/23.) 

Peckolt, Theod., Nutzpflanzen Brasiliens. [Forts. von Bd. VI. Seite 266.] 
(Pharmaceut. Rundschau Bd. VII. 1889. No. 2. p. 34.) 

Pecori, Raff., La cultura dell’olivo in Italia: notizie storiche, scientifiche, 
agrarie, industriali: Disp. I. 8°. p. 17—32. Firenze (tip. di Mariano Ricei) 
1889. 

Regel, Eduard Ludowikowitsch, Der Baumschnitt. (Journal für gemeinnütz- 
liche Kenntnisse. p. 879—894. Mit 36 Holzschnitten im Text.) St. Peters- 
burg 1889. [Russisch.| 

Reuthe, @., Die Lachenalien. (Hierzu Abbild. 28.) (Gartenflora. Jahrg. 38. 
1889. Heft 6. p. 155.) 

Sahut, F., Die Anpassung der amerikanischen Reben an den Boden nach den 
neuesten sich bis Oktober 1888 erstreckenden Beobachtungen. Uebertragen 
und bearbeitet von N. Frhrn. v. Thümen, 8°. 52 pp Wien (Gerolds Sohn) 
1889. N al — 

Savorgnan, Del lino. (Italia agricola [Milano]. 1889. No. 3.) 

Soldani, Concimazione del granturco. (Stazioni sperimentali agrarie. [Roma]. 
Febbraio 1889.) 

Stebler, F. G., and Schröter, C., The best forage plants, fully described and 
figured, with a complet account of their cultivation, economic value, impurities 
and adulterants, ete. Translated by A. N. Mc Alpine. With 30 Chromo- 
Lithographs and numerous woodeuts of impurities and adulterants. Fol. 
London (Nutt) 1889. 12 s. 6. d. 

Tauviray, Visite aux cultures de l’&cole du Paraelet. (Extrait du Bulletin de la 
Soc. des agriceulteurs de la Somme.) 8°. 35 pp. Amiens (impr. Douillet et 
Co.) 1889. 

Vandeendriesche, Le commerce frangais et la culture des graines ol&agineuses 
en Algerie, (Bull. de la Soc. de geographie commerciale de Paris. T. XI. 
1838/1889. No. 1.) 


512 Neue Litteratur. — Inhalt. 


Vignet de Vendeuil, Baron de, Observations pratiques sur les vignes ameri- 
caines. 8°. 76 pp. Chambery (Jacquelin et Ce.) 1889. Lienz 

Watson, W., Cactus ceuiture for amateurs being descriptions of the various 
cactuses grown in this country, with full and practical instructions for their 
successful cultivation. Profusely illustrated. 8°. 246 pp. London (L. U. Gill) 
1389. 58. 

Weinzierl, Theodor vou, Die qualitative Beschaffenheit der Getreidekörner- 
ernte des Jahres 1888 in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Frage der Werth- 
bestimmung der Körnerfrüchte auf Grund physikalisch-physiologischer Unter- 
suchungen. Serie U. (Arbeiten der Samen-Control-Station in Wien. No. 51.) 
8°. 64 pp. Wien 1889. 

— —, Die Werthbestimmung der Zuckerrübensamen. (Public. der Samen-Con- 
trol-Station in Wien. No. 48.) 8°. 2 pp. Wien 1889. 

— —. Ueber einige neue Verfälschungen mehliger Kraftfuttermittel. (Separat- 
Abdruck aus der Zeitschr. für Nahrungsmittel-Untersuchung u. Hygiene. — Public. 
der Samen-Control-Station in Wien. No. 44.) 8°. 4 pp. Wien 1889. 


In .ksaıl't: 


Dobrowlianskij, Vergleichende Anatomie der 
Blätter der Salicineen, p. 487. 

Focke, Rosaceae (erster Theil), Natürliche 
Pflanzenfamilien von Engler und Prantl, 
Lfg. 24., p. 488. 

Gulbe, Ueber die periodische Activität des 
Cambiums in den Wurzeln unserer Bäume, 
p. 487. 

Helms, Ein kurzer Leitfaden der allgemeinen 
Botanik, p. 482. 

Hetley, The native flowers of New-Zealand, 
p. 507. 

Himpel, Excursionsflora für Lothringen, p. 490. 

Karsten, Symbola ad mycologiam Fennicam. 


Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumen- 
blatts (Forts.), p. 465. 
Kohl, Zur Kalkoxalatbildung in der Pfianze, 
p. 471. 


Botanische Gärten und Institute. 


Lierau, Das botanische Museum und bot. 
Laboratorium für Waarenkunde zu Hamburg, 
(Forts.), p. 476. 


Originalberichte gelehrter Ge- 


sellschaften. Pars XXXII—XXVIIL, p. 485. 
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg. Kruticky und Bielkowsky, Ueber die Diosmose 
XXIV. Sitzung. | durch die Cellulose-Häutchen aus Phragmites 
Sadebeck, Ueber ostafrikanische Nutzpflanzen | SOTRNELIS ER: 186. ‚are 
und Colonialprodukte. (Schluss), p. 479. | Kusnetzoff, Natur und Bewohner der östlichen 
R 5 SER Seite des nördlichen Urals, p. 494. 
Societas pro Fauna et Flora fennica in | Monteverde, Ueber den Eiufluss des Lichts 
4 Helsingfors. 5 | auf die Bildung des oxalsauren Kalks in den 
, Sitzung am 4. Februar 1887. Pflanzen, p. 486. 
Arrhenius, Ueber Polygonum Rayi Bab. var. | Prahl, Kritische Flora der Provinz Schleswig- 
borealis A. Arrh. n. var., p. 481. \ Holstein, des angrenzenden Gebietes der 
Hansestädte Hamburg und Lübeck und des 
Referate: Fürstenthums Lübeck. Unter Mitwirkung 
Asgjenko, Ueber die Pflanzenformationen der | von R. v. Fischer-Benzon und E. H.L. 
Taurischen Halbinsel, p. 491. Krause. Theil I. Schul- und Excursions- 
Baker, On a third collection of Ferns made fiora, p. 489. 
in West Borneo by the Bishop of Singapore Smirnoff, Aufzählung der Arten der Gefäss- 
and Sarawak, p. 485. pflanzen des Kaukasus, p. 502. 
Batalin, Die in Russland verbreiteten Hirse- Woltke, Zur Entwicklungsgeschichte der Uro- 
arten, p. 491. spora mirabilis Aresch., p. 483. 
Brunchorst, Ueber eine neue verheerende | 
Krankheit der Schwarzföhre (Pinus austriaca Neue Litteratur, p. 507. 
Hörs.), p. 507. | 


Ausgegeben: 10. April 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


Band XXXVII.No.3.. ' ‚Jahrgang X. 


ee 2777 x ' ü 
IN (amisches Centrag hlayy 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes, 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrter 


von 


Dr. Oscar Uhlworm una Dr. @. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
> dee 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cvitur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 16. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. | 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Anatomie und Chemie des Blumenblatts, 


Von 
Dr. E. Dennert. 


(Fortsetzung.) 

Hier mag noch Folgendes bemerkt sein, was ebenfalls noch 
für einen Zusammenhang des Chlorophylis der Laubblätter mit 
dem Anthoxanthin der Blumenblätter spricht. 

Wir gedenken in erster Linie einiger chemischer Reaktionen: 

Chlorophyll wird durch Aetzkali gelb, es müsste also dieses 
 Reagenz auf den gelben Farbstoff entweder ohne allen Einfluss 
sein, oder aber eine andere Farbennuance von (selb hervorrufen. 
Den ersten Fall eonstatirte ich z. B. bei Verbascum thapsiforme, 
Hieracium pratense, Rudbeckia laciniata und Carthamus tinctorius. 

Gewöhnlich wird die gelbe Farbe bei Behandlung mit Kalı- 
lauge oder Ammoniak dunkler gelb bis orange. So bei Antirrhi- 
num majus, Tropaeolum majus, Calceolaria pinnatifida, Convolvulus 
tricolor, Mirabilis longiflora, Robinia Pseudacacia, Chrysanthemum 
coronarium. 

Bei Behandlung mit verdünnten Säuren nimmt Chlorophyll 
eine gelbliche Farbe an: durch konzentrirte Salzsäure wird es 
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 7 


514 Dennert, Auatomie und Chemie des Blumenblatts. 


blaugrün oder blau. Anthoxanthin wird durch Salzsäure gewöhnlich 
nicht verändert, in manchen Fällen aber auch blau, z. B. bei Rosa 
Eglanter:a. 

Chlorwasser und schweflige Säure bleichen Clorophyll nicht 
und ebenso wenig die körnige gelbe Farbe. 

Ein anderes Argument für den Zusammenhang des Antho- 
xanthins und Chlorophylis lieferte die Farbenwandlung. So sind 
gelbe und orangefarbige Blüten im Knospenzustand grün und gehen 
ohne Zwischenstufe aus dieser Farbe hervor. Dem entsprechend 
enthalten in der That junge Knospen Chlorophyll an den Stellen, 
wo die Korolle im Blütenzustand Anthoxanthin besitzt. 

Beispiele: Calendula ofhcinalis, Althaea rosea, gelbe Var., 
Oenothera spec., Adonis autumnalis (orangeröthe Farbkörper), Hyo- 
scyamus niger, Rosa Eglanteria lutea, Colutea arborescens und cruenta, 
Cheiranthus Cheiri, Pavia flava, Coronilla Emerus. 

Das einzige Beispiel eines farblosen Zwischenstadiums zwischen 
dem grünen und dem gelben Stadium fand ich bei Lonicera capri- 
folium, bei der im jüngeren Knospenzustand die Korolle aussen 
und besonders innen grün, beim Aufblühen aussen röthlich und 
innen weiss war, erst nachher färbt sich die Innenseite gelb. 

Hier seien auch Fälle angeführt, in denen die Korolle in die 
Perigonröhre u. s. w. übergeht. Bei Narecissus poetieus findet ein 
allmählicher Uebergang an der Basis der Perigonblätter von der 
gelben Farbe in die grüne der Röhre statt. Bei mikroskopischer 
Untersuchung beobachtet man gleicherweise einen entsprechenden 
Uebergang des gelben Farbstoffs in den grünen, ohne dass die 
Körner dabei ihre Form ändern. Die Blumenblätter der gelben 
Varietät von Fritillaria imperialis sind nach unten hin grün, der 
mikroskopische Befund entspricht dem bei Nareissus, die Perigon- 
blätter von Gagea stenopetala sind aussen grün, innen gelb, ana- 
tomisch lässt sich ein Uebergang vom Chlorophyll zum Anthoxanthin 
nachweisen. 

Bei Ribes aureum sind die Kelchlappen gelb, die Kelchröhre 
aber geht nach unten in die grüne Farbe über, dabei werden die 
Körner in der Epidermis schärfer begrenzt, den "Chlorophylikörnern 
gleichend; noch weiter nach unten” enthalten die Oberhautzellen 
farblose Körner und gleichzeitig treten Spaltöffnungen auf. 

Das Gelb der äusseren Hüllblätter von Euphorbia splendens 
seht nach unten allmählich in das Grün des Stengels über, ebenso 
lässt sich bei Euphorbia palustris em Uebergang vom Reingrün 
des Laubblattes in das Gelb der Hüllblätter konstatiren. 

Bei Pavia flava erscheint die gelbe Farbe der Blumenblätter 
in stetem Uebergang in die gelblich grüne des Stengels und die- 
selbe Erscheinung Bebbheßkehn man am Nagel des Vexillums von 
Cytisus Adami. 

Es ist auch wohl statthaft, die Analogie anderer Blüten heran- 
zuziehen, welehe Chlorophyll statt des Anthoxanthins enthalten, als 
solche seien die von Veratrum nigrum und Ruta graveolens erwähnt. 

Noch eins sei hier als Belag des Zusammenhangs des grünen 
Farbstoffs der Blätter mit den körnigen Farbstoffen der Blüten 


ı 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. >15 


m 


angeführt, nämlich die analoge Vertheilungsweise innerhalb der 
betreffenden Blattorgane. Es ist eine Eigenthümliehkeit sowohl der 
grünen wie der gelben Farbkörper, dass sie die Epidermis gewisser- 
massen fliehen (resp. in ihr nieht zur Ausbildung gelangen) und 
mehr das mittlere Zellgewebe einnehmen. Dass diese Regel nicht 
ohne Ausnahme ist, haben wir oben gesehen. 

Wie wir die ungelöst vorkommenden Farbstoffe zusammen- 
gefasst haben, so möchte auch vielleicht für die nicht gelben ein 
gleicher Zusammenhang mit dem Chlorophyll angenommen werden 
dürfen; für die orangerothen scheint er mir zweifellos zu sein. 
Ob auch die blauen Farbstoffkörper von sStrelitzia hierhin zu 
rechnen sind, mag dahin gestellt bleiben. — Andererseits scheint 
mir ein Zusammenhang des gelösten gelben Farbstoffes mit dem 
Anthoeyan zweifellos zu sein, es geht das aus oben angeführten 
Fällen von Uebergängen wohl ohne Weiteres hervor. 

Was die Ursache dieser Metamorphose zwischen Chlorophyll 
und Anthoxanthin betrifft, so ist es zur Zeit schwer, selbst nur 
Vermuthungen anzustellen. Dass die Ursache nieht in äusseren 
Gründen zu suchen ist, liegt auf der Hand, denn von solchen wäre 
nur die Wirkung des Lichts heranzuziehen und dass diese in unserm 
Fall unzutreffend ist, lehrt ja die einfache Thatsache, dass Laub- 
blätter am Licht ergrünen, viele Knospen dagegen gelb werden, 
auch im Licht, wenn es auch vielleicht für die Ausbildung des 
Anthoxanthins nieht von der grossen Bedeutung ist, wie für die 
des Chlorophylis. 

Vielmehr muss der Grund der Metamorphose ein rein chemischer 
sein. Hierbei die herbstliche Vergilbung der Laubblätter als Ana- 
logon heranzuziehen, möchte nieht angehen; denn diese beruht 
doch zweifelsohne auf einer immerhin abnormen Zersetzung (Oxy- 
dation) des grün machenden Bestandtheils im Chlorophyll, wodurch 
der gelbe, das Xanthophyll, in Erscheinung gerufen wird. In den 
Blüten aber haben wir es mit einem normalen Prozess zu thun, 
der ganz gesetzmässig am bestimmten Ort eintritt. 

Ich möchte den Grund dafür in einer in den jungen Blüten- 
hüllen allmählich eintretenden veränderten Beschaffenheit des 
Zellplasmas, vielleicht auch in einer hierbei stattfindenden Diffe- 
renzierung der Plastiden, also der plasmatischen Grundlage, ver- 
muthen, welche mit einer Einbusse des Assimilationsvermögens des 
Protoplasmas in diesen Pflanzentheilen und weiterhin demgemäss 
mit einer Umkehrung der normalen Funktion (Athmung statt der 
Assimilation) verbunden ist. Denn da es ım erster Linie doch 
das Protoplasma ist, das sich selbst der Chlorophyllfarbstoft aus 
einem ihm zu Gebote stehenden Chromogen bildet, um dann mit 
demselben als Mittel die Assimilation zu vollführen, so muss eme 
Hemmung im Entstehen (und nicht minder eine Rückbildung) des 
Chlorophylis auch in erster Linie auf die veränderte Fähigkeit und 
Beschaffenheit des Protoplasmas selbst zurückzuführen sein. In der 
That findet auch in den Blütenhüllen eine Art Verwässerung des 
Protoplasmas resp. ein Zurücktreten desselben gegenüber anderen 
(farbigen) Inhaltskörpern statt, ganz entsprechend der Aufgabe 


7* 


516 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


: dieser Hüllen, welche ihres kurzen, vergänglichen und mehr be- 
sehaulichen Daseins wegen nur mit wenig „Lebenssaft“ ausgestattet 
zu sein brauchen. 

Es mag gestattet sein, hier nebenbei den Gedanken auszu- 
sprechen, dass überhaupt die Differenzirung der Zellen und weiter- 
hin der Gewebe und Organe ihren letzten Grund vielleicht in 
einer inneren Umwandlung und Differenzirung des Protoplasmas 
findet. Die Ausgestaltung des pflanzlichen Individuums würde 
dann einmal von der letzteren und weiterhin von äusseren Um- 
ständen herrühren, durch welche die latenten Eigenschaften des 
Protoplasmas gewissermaassen ausgelöst werden 


B. Das Verhältniss der gelösten Farbstoffe zum 
Gerbstoff. 


Den Gedanken, dass das Anthoeyan, unter welcher Bezeich- 
nung wir hier alle im Zellsaft gelöst vorkommenden Farbstoffe 
zusammenfassen, mit dem Gerbstoff genetisch zusammenhängt, hat 
wohl zuerst Wigand in seinen „Sätzen über die physiologische 
Bedeutung des Gerbstoffs und der Pflanzenfarbe“ *) ausgesprochen. 
Die auf diese Theorie bezüglichen Bemerkungen Wiesner ’s**), 
welche schon an und für sich zu wenig präzis sind, scheinen mir 
hinfällig zu sem, worauf ich zurückkomme. 
| Zunächst möchte ich auf die gewiss wichtige Analogie mit dem 
Erythrophyl! der Laubblätter hinweisen. Dass diesem Farbstoff 
Gerbstoff als Chromogen zu Grunde liegt, möchte nach den mehr- 
fachen hierauf bezüg lichen Arbeiten (besonders auch vonW igand***) 
und der jüngsten Kundgebung von Krausr) zweifellos sein. Da 
das Erythrophyli nun manche Eigenheiten mit dem Anthoeyan 
theilt, so möchte eine chemische Verwandtschaft beider Körper 
wohl a priori als wahrscheinlich gelten können. 

Was zunächst zum Beweise unseres Satzes heranzuziehen ist, 
sind die chemischen Reaktionen: das Anthocyan zeigt im Allge- 
meinen, wenn auch natürlich modifizirt, die Reaktionen des Gerb- 
stoffs. Von der Chromreaktion sei hier abgesehen, weil sie in 
unserem Fall, wie vorauszusehen, oft undeutliche und verschwommene 
Bilder liefert. 

Kalilauge färbt Gerbstoff gelb oder roth. Der rothe homo- 
gene Zellsaft wird durch Kali (auch durch Ammoniak) ge- 
sröhnlich erst blau, doch geht diese Farbe bald in blaugrün, grün 
und endlich in gelb über; so bei Antirrkinum majus, Althaea rosea, 
Dianthus eruentus, Muscari comosum, Rosa Eglanteria var. Punicea; 
bei letzterer entsteht schon in einer Atmosphäre von Ammoniak 
ein grünlicher Schein, der endlich in gelb übergeht; eine eben 
aufgeblühte noch rothe Blume von Symphytum wurde in Ammoniak- 
gas grün; ebenso die Kelehblätter der männlichen Blüten von 

*) Bot. Zeit. 1862. p. 121 ff. 

**) Bot. Ztg. 1862. p. 389. 
**%) Bot. Ztg. 1. c., sowie Bot. Hefte. II. p. 218 ff. 
7) Grundlinien zu einer Physiologie des Gerbstofies. Leipzig 1889. p. 30. 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. DO 


Hydrangea hortensis schon mit sehr verdünntem Ammoniak. Durch 
Salzsäure werden die gelb gefärbten Blüten oft wieder roth. — 
Wenn Wiesner (l. e.) die Grünfärbung auf ein Gemisch von 
Blau (Einwirkung des Alkalis ‚auf Anthoeyan) und Gelb (Ein-' 
wirkung auf Gerbstoff) zurückführen will, so lässt er ausser Acht, 
dass das Endresultat, wie er selbst angiebt, eine gelbe Farbe ist‘ 
und dass (nach ihm) blaue Blüten auch gelb werden. Handelt es 
sich um eine einfache Mischfarbe (grün), so müsste es bei derselben 
bleiben. Er selbst konstatirt aber, dass die blaue Farbe ohne das 
grüne Zwischenstadium in gelb übergehen kann. 

Die Gerbstoffreaktion mit Leimlösung hat auch Erfolg, erprobt 
habe ich sie bei Euphorbia splendens und Paeonia offieinalis, doch 
ist sie weniger zweckmässig. 

Mit Eisensalzen wird der rothe Zellsaft blau und zuletzt grün; 
dies konnte bei einer grossen Anzahl von Species beobachtet 
werden, genannt seien: Althaea rosea, Mimulus cardinalis, Crataegus 
oxyacantha, Euphorbia splendens, Mespilus Japonica, Calycanthus 
floridus, Potentilla eoccinea, Dianthus eruentus, Verbena Melindres, 
Pyrus malus, Muscari comosum, Amygdalus communis, Paeonia offi- 
cinalis, Pelargonium sanguineum, Daphne Mezereum, Rosa camina, 
Sazifraga erassifolia, Tulipa Gesneriana, Fritillaria imperialıs, 
Viola trieolor, Primula acaulis, Scopolia atropoides, Corydalis cava. 
Bei Mespilus und vielen anderen wird die Epidermis sehon bei Berüh- 
rung mit dem Messer blau. Auch in den Epidermiszellen, welche, wie 
oben schon angegeben, die rothen Strichelehen am Grunde desVexillums 
von Oytisus Laburnum bilden, tritt die Gerbstoffreaktion sehon bei 
Berührung mit dem Messer zu Tage, noch deutlicher mit schwefel- 
saurem Eisen, während die übrige gelbe Epidermis keinen Gerb- 
stoff enthält; ähnlich €. Adami. 

Ebenso zeigen bei Azalea Pontica und nudiflora nur diejenigen 
Zellen der Korolle Gerbstoffreaktion, welehe rothen Farbstoff ent- 
halten, die mit gelbem dagegen nicht. Recht deutlich tritt dieser 
Unterschied auch bei Zulipa und Fritillaria zu Tage. 

Kommt der gelbe Farbstoff homogen vor, so wird er 
meistens, wie schon mehrmals hervorgehoben, mit dem rothen nahe 
verwandt oder gar identisch sein; damit stimmt auch seine Gerb- 
stoffreaktion überein, z. B. bei Althaea rosea (weisse am Grunde 
gelbe Varietät), Museari comosum (fruchtbare Blüten). Bei Dahlia 
variabilis kommt, wie angegeben, roth und gelb gelöst vor und 
beide werden dureh Eisenchlorid schmutzig grün. Durch Kalilauge 
und Salzsäure bleibt der rothe ungeändert, dagegen wird der 
gelbe roth. Dieselben Reaktionen zeigt auch der gelbe Farbstoff 
der ganz gelben Blüten. Auch bei dem gelben homogenen Zell- 
saft von Chrysanthemum carinatum tritt mit Eisenchlorid intensiv 
blaue Färbung ein, ferner zeigt der gelbgrüne Zellsaft von Auta 
graveolens entschieden Gerbstoffreaktion. 

Bezüglich der blauen Farbe wird natürlich die Gerbstoff- 
reaktion mit Eisensalzen kaum sichtbar sein oder sich höchstens 
in einer grünen Nüaneirung der Farbe äussern, dagegen zeigt sie 
‚oft gegen Kali ein der rothen analoges Verhalten, indem sie sich 


518 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 


in grün und dann in gelb umwandelt, so z. B. bei den Scheiben- 
blüten von Centaurea Oyanus, gewöhnlich geht die gelbe Farbe 
dann auch noch m den farblosen Zustand über. Direkt entfärbt 
werden durch Kalilauge die Zellen der Antherenwand von Collomia 
grandiflora, sowie die Strahlblüten von Centaurea Cyanus, letztere 
werden dann bei nachträglicher Behandlung mit Säure roth. Die 
blaue Farbe von Convolvulus tricolor wird durch Ammoniak grün. 
(Fortsetzung folgt.) 


Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und 
Elaphomyceten. 


Von 
Dr. R. Hesse 


in Marburg. 


mer 1% 


Mit der Herausgabe der bereits vor mehr als drei Jahren im 
den Just’schen Jahresberichten angekündigten Monographie der 
Hypogaeen Deutschlands zögerte ich besonders aus dem Grunde, 
weil ich bei Beschreibung der Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen 
und Zlaphomyceten auf grosse Schwierigkeiten stiess, die ihren 
Grund vornehmlich in der gänzlichen Unkenntniss der Sporen- 
keimung bei diesen Pilzen hatten. Auch der Umstand, dass sich 
oft innerhalb weniger Monate die Zahl der von mir aufgefundenen, 
theilweise noch nirgends beschriebenen Arten der Hypogaeen be- 
trächtlich vermehrte, liess es mir wünschenswerth erscheinen, mit 
der Publikation erwähnter Monographie noch etwas zu warten. Die 
zunächst an dieser Stelle mitzutheilenden Resultate der innerhalb 
der letzten Zeit angestellten, über die Entwieklungsgeschichte der 
Tuberaceen und Elaphomyceten in den Hauptzügen Aufschluss 
gebenden Beobachtungen werden eine Beschleunigung der längst 
geplanten Publikation herbeiführen, was ich als eme Beantwortung 
der von vielen Seiten an mich ergangenen Anfragen bezüglich 
dieser Angelegenheit hinzunehmen bitte. 

Die Arten der bereits von Vittadini, Tulasne und einigen 
anderen Autoren beschriebenen und in der Provinz Hessen-Nassau 
auftretenden Tuberaceen und Elaphomyceten, von denen ich hier 
allein reden will®), sind sehr zahlreich. Etliche derselben kommen 


*) Aus der Familie der Aymenogastreen kommen in Hessen-Nassau häufig 
Hymenogaster vulgaris Tul., Hymenogaster tener Berk., Hymenogaster lilacinus 'Tul., 
Octaviania asterosperma Vitt., Melanogaster variegatus Tal., Melanogaster ambigquus 
Tul., Hysterangium clathroides Vitt., Hysterangium wubrieatum Hesse, etwas seltener 
Hymenogaster eitrinus Vitt., Hymenogaster griseus Vitt., Aymenogaster pallidus 
Berk. et Broome, Hymenogaster calosporus Tul., Hymenogaster olivaceus Vitt., 
Hymenogaster luteus Vitt., Hymenogaster populetorum Tul., ferner Gautieria gra- 
veolens Vitt., Octaviania lutea Hesse, Hysterangium membranaceum Vitt., Hyste- 
rangiun fragile Vitt., Husterangium stoloniferum Tul., Rhizopogon provincialis Tul., 


Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 519 


häufiger als die gemeinsten Hymenomyceten- und Discomyceten- 
speeies, viele seltener und einige wenige sehr selten vor. Aus der 
Familie der Elaphomyceten sind beinahe unter jeder älteren Buche 
Elaphomyces variegatus Vitt. und jeder älteren Kiefer Elaphomyces 
granulatus Fr. anzutreffen. In gemischten, zumeist ausschliesslich 
aus Buchen und Eichen zusammengesetzten Forsten werden die 
Fruchtkörper von Tuber puberulum Berk. et Broome und Hydno- 
bolites cerebriformis Tul. zu Tausenden gefunden, auch Tauber 
rapaeodorum Tul. und Oryptica lutea Hesse, desgleichen einige der 
zahlreichen, bisher noch nieht aufgezählten Vittadini'schen Kla- 
‚phomycesspecies können in an Niederschlägen reichen Sommern häufig 
gesammelt werden. Schon etwas seltener, aber immer noch häufig 
genug ist das Vorkommen von Tuber aestivum Vitt., Pachyphloeus 
melanoxanthus Tul., Tuber rufum Pico, Tuber dryophilum Tul., 
Pachuphloeus citrinus DBerk., Choiromyces meandriformis Vitt., 
Hydnotria Tulasnei Berk. et Broome, Genea sphaerica 'Tul., Genea 
hispidula Berk. und Tuber nitidum Vitt. Sehr selten werden nach 
meinen Erfahrungen Tuber maculatum Vitt., Balsamia fragiformis 
Tul. und Tuber excavatum Vitt. in der Provinz Hessen-Nassau an- 
getroffen. Die Fruchtkörper dieser drei Hypogaeen habe ieh nur 
erst an wenigen Stellen, allerdings in mehr als hundert Exemplaren 
ausfindig machen können, und doch sollte gerade an «diesen der 
Schlüssel für die Entwieklungsgeschichte der Tuberaceen und der 
diesen sehr nahe verwandten Elaphomyceten gefunden werden. 
Behufs Klarlegung derselben ist es nothwendig, möglichst aus- 
führlich Form, Gliederung und Bau dieser drei Tuberaceen zu be- 
schreiben und über ihr Vorkommen und das der Tuberaceen und 
Elaphomyceten überhaupt einige Bemerkungen vorauszuschicken. 
Ich bediene mieh dabei zunächst der alten, bisher üblich gewesenen 
Bezeichnungen: Fruchtkörper, Peridie, Gleba, Asci, Sporen, Myce- 
lium ete., doch will ich schon an dieser Stelle erwähnen, dass nach 
den später mitzutheilenden Untersuchungsresultaten die Zubera- 
ceen und Elaphomyceten, wenn überhaupt zu den 
Pilzen, an die äusserste Grenze der Mycetozoen zu 
stellen sind. Jeder ihrer Fruchtkörper nimmt aus 
Sehwärmern seine Entstehung, die ausser anderen, 
später anzugebenden Eigenthümlichkeiten die Fähıg- 
keit besitzen, unter gewissen Bedingungen zu Con- 
gregaten oder Verbänden zusammenzutreten, welche 
in Form, Grösse und Farbe sehr verschieden sind, 
aber im normalen Entwickelungsgange in genau vor- 
geschriebener Suecession entstehen und schliess- 
lich nach mannigfaltigem Formwechsel die für 
jede Tuberaceen- und Elaphomycesspecies cha- 


Melanogaster odoratissimus Tul., Leucogaster liosporus Hesse und sehr selten 
Octaviania compacta Tul., sowie Hymenogaster Klotzschii Tul. vor, doch lasse ich 
diese und die noch unbeschriebenen Hymenogastreen hier ebenso unberücksichtigt, 
als die in dem benachbarten Thüringen, im nordöstlichen Deutschland, im Elsass 
etc. auftretenden T’uberaceen und Elaphomyceten, sowie endlich die grosse Zahl 
der zwar subterran lebenden, bisher aber nicht zu den Hypogaeen gezählten Pilze. 


520 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 


rakteristischen Fruchtkörper combiniren. Das, 
was man bisher als das schliessliche Ende oder 
Schicksal dieser Pilze bezeichnete, nämlich 
ihren Erweichungs- oder Anrlosunes De- 
ziehungsweise Verwitterungsprocess, das ist 
der Beginn ihrer Reproduetion, und das ver-' 
meintliche Schieksal der Hymenogastreen und 
typischen Lycoperdaceen (Lycoperdon, Bovista, 
Geaster, FPolysaccum, BScleroderma etc. etc.) 
dürfte, soweit mir meine an den Gattungen 
Melanogaster, Leucogaster und Scleroderma ge-: 
machten Beobachtungen schon jetzt ein Urtheil 
gestatten, auch nichts anderes,als den Anfang 
der Wiedergeburt dieser Pilze'bedeuten. De 
erwähnten, aus dem Zerfall gewisser Glebabestandtheile der Zube- 
raceen und Elaphomycetenfruchtkörper hervorgehenden Congregate 
sind in ihrem Aeusseren Quarzkörnern durchaus ähnlich. Sie be- 
sitzen Quarz- bis Fettglanz, sind aber, wenigstens zur Zeit ihrer 
Entstehung, so weich wie Wachs und lassen sich darum leicht’ 
zerdrücken. Da neben diesen Schwärmerverbänden ähnliche Con- 
gregate in ungemein grosser Anzahl, ferner nicht körnige oder 
klumpige, sondern kugelige, eylindrische, überhaupt bestimmt 
organisirte Verbände aus den abgestossenen Warzen der jungen 
wie alten Peridien der Fruchtkörper dieser Pilze hervorgehen, und 
wiederum auch die typischen Zycoperdaceen und Hymenogastreen 
durch Zerfall von Peridialelementen ete. ebensowohl Schwärmer- 
verbände erzeugen können, die, wie gesagt, äusserlich Quarzkörnern 
sehr ähnlich sind und oft mit solchen verwechselt sein mögen, so 
dürfte mit Rücksicht darauf, dass alle diese Verbände Vereinigungen 
von Schwärmern sind, den Warzen dieser und wohl auch 
anderer Pilze (Hymenomyceten) eine viel grössere Bedeutung 
zuzuschreiben und dieselben einer genaueren Untersuchung zu 
unterwerfen sein, als wie dieses bisher” geschehen ist. Schwärmer- 
verbände, die aus dem Zerfall von Glebabestandtheilen, Warzen, 
Schuppen etc. der mannigfaltigsten Pilze resultiren, finden sich nun 
ungemein häufig in dem Humus des Waldbodens, in Compost- 
haufen ete. Da dieselben unter Umständen wieder in Schwärmer 
zerfallen können, die in diesem Humus ihre Wohn- und Ernährungs- 
stätte haben, so werden dieselben bei der Humusbildung, 
welcher man mit Recht in neuerer Zeit eine sehr grosse Aufmerk- 
samkeit schenkt, wesentlich betheiligt sein. An denjenigen Stellen, 
wo Trüffeln und Elaphomyceten vorzukommen pflegen, kann ınan 
Schwärmerverbände zu Tausenden fast zu jeder Jahreszeit schon 
in relativ kleinen Mengen Humus nachweisen. 


(Schluss folgt.) 


Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laberat. für Waarenk. zu Hamburg. 521 


Botanische Gärten und Institute. 


Das botanische Museum und bot. Laboratorium für 
Waarenkunde zu Hamburg. 


Eine Uebersicht seiner Sammlungen und Einrichtungen 
von 
Dr. M. Lierau, 


Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg. 


(Fortsetzung.) 

Durch diese Sammlung wie durch die oben genannten Collectionen 
von Gummi und Harzen wurde überhaupt erst die Aufmerksamkeit 
auf die nicht organisirten Rohstoffe hingelenkt und demgemäss eine 
eigene Abtheilung dafür begründet. Bald darauf kamen noch andere 
Sammlungen unorganisirter Rohstoffe hinzu; so wurden unter Änderen 
die wichtigsten Rohstoffe Chinas durch die Firma Cordes 
dem Museum zum Geschenk überwiesen; ferner eine umfangreiche 
Sammlung nicht organisirter Rohstoffe aus dem Dr. Sonder’schen 
Nachlasse, unter denen die Akaroidharze namentlich hervor- 
zuheben sind. Dieselben stammen von einigen Arten der australischen 
Liliaceen-Gattung Xanthorrhoes ab und werden zur Darstellung 
gefärbter Firnisse, besonders aber zum Ueberziehen von Metall- 
gegenständen verwendet; sie sind dem botanischen Museum in einer 
seltenen Reichhaltigkeit zugegangen, nämlich in 12 verschiedenen 
Formen, während bisher überhaupt nur 2 Formen dieser Harze — 
das rothe und das gelbe — in dem europäischen Handel allgemeiner 
verbreitet sind. Zudem sind nicht nur vollständige, von Verharzung 
freigebliebene Stammstücke dieser eigenartigen Liliacee, sondern 
auch verharzte Stammstücke vorhanden, so dass man die Bildung 
des Harzes aus dem Stamme Schritt für Schritt verfolgen kann. 
Ausserdem sind aus dieser Sammlung noch eine ganze Reihe von 
Gummiarten in prächtigen Exemplaren hervorzuheben, welche eben- 
falls aus Australien stammen, eine weitere Verbreitung im europäischen 
Handel aber bis jetzt noch nicht gefunden haben, wie z. B. das 
Gummi von Brachychiton populneum R.Br., Callitris verrucosa R. Br., 
Nuytsia floribunda R. Br. u. s. w., obgleich namentlich das erstere 
in Australien sehr geschätzt wird und dem Akaziengummi grosse 
Konkurrenz zu machen geeignet ist. Endlich ist noch eine stattliche 
Reihe von Rohstoffen zu erwähnen, welche Baron von Müller 
in Melbourne dem Museum übersandte, darunter z. B. fast sämmtliche 
bis jetzt bekannte Eucalyptus-Kino’s, in jedem Falle mit der genauen 
Bezeichnung der Stammpflanze; ferner Farbstoffe, wie Brasilin, 
Morin, Haematein ete, Gummicopale von verschiedenen Fund- 
orten, Balsame u. s. w. Die nun noch vorhandenen Lücken in 
dieser Abtheilung wurden so weit wie möglich durch Einzelerwerbungen 
auszufüllen gesucht, von denen hier hervorgehoben werden mögen: 
Quebracho-Extract, Japanisches Wachs, Myrica-Wachs, 
Carnauba-Wachs/(opernicia cerifera Mart.), Palmfette(Elaeis, 


522 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 


Cocos etc.), Schweinsbalsam (Hedwigia balsamifera Sw.), Borneo- 
Talg (Hopea spec.), Bidellium-Harz (Balsamodendron Rox- 
burghii Am.), Hyava-Harz (Ieica heptaphylia Aubl.), Doona- 
Harz, Mastix-, Copaiv-Balsame, Drachenblut, Elemi, 
Dammar, Gummi-Gutt, Storax, Benzo&, u. s. w. 

VI. Pflanzenkrankheiten, Bildungsabweichungen 
und Pilze sind in eine Abtheilung zusammengefasst und auch 
gemeinschaftlich ausgestellt. Abgesehen von den bekannteren Rost- 
und Brandkrankheiten, welche z. Th. in sehr schönen Exemplarer 
demonstrirt werden, sind namentlich auch die Baumkrankheiten zahl- 
reich vertreten und ebenso wie die Beispiele für die Rostkrankheiten 
theils trocken, theils in Conservirungsflüssigkeiten aufgestellt; als be- 
sonders in die Augen fallend sind die durch prächtiges Material demon- 
strirten Krebserscheinungen der Lärche zu nennen, zugleich auch mit 
der Peziza Willkommiüi Htg. an den jüngeren Zweigen; ferner Agaricus 
melleus nebst durch die Rhizomorphen dieses Pilzes zerstörten 
Stämmen; verschiedene Roestelien nebst den zugehörigen Gymno- 
sporangien (letztere ausschliesslich in Conservirungstflüssigkeiten) ; 
namentlich interessant aber ist die vollständige Sammlung der durch 
Exoasceen*) hervorgerufenen Baumkrankheiten, so z. B. Hexenbesen 
von Betula alba L., Carpinus betulus L., Alnus incana DC., Prunus 
domestica L., insititia L., avium L., Cerasus L., Orataegus Oxyacantha 
L.; ferner die sogenannten „Narrentaschen“ von Prunus domestica 
L., die durch Eroaseus amentorum Sad.**) deformirten Früchte von 
Alnus incana DC. u. s. w.; ausserdem noch die durch Aeeidium 
elatinum bewirkten Hexenbesen der Tanne, sowie namentlich ein 
mächtiger durch einen bis jetzt noch unbekannten Pilz hervorgebracht 
ter Hexenbesen von Fagus silvatica L.***) 


Auch andere durch Pilze bedingte Bildungsabweichungen, wie 
z. B. die durch Exobasidien an Rhododendron- und Vaceinium-Arten 
erzeugten Blatt-Deformationen, die durch Melampsora Göppertiana 
Kühn hervorgebrachten federkielartigen Gewebewucherungen der- 
Stengel von Vaccinium Vitis Idaea L., u. s. w. sind in Conservirungs- 
Hüssigkeiten aufgestellt und ihre Entwickelung durch bunte Ab- 
bildungen demonstrirt. 

Sehr reichhaltig sind die Basidiomyceten vertreten, ebenfalls 
zum grössten Theil in Conservirungsflüssigkeiten, darunter auch 


*) Es sind dies die Originale für Sadebeck's Untersuchungen über die 
Exoasceen etc. 
*#) cf. Botan. Centralbl. Bd. XXXVI. 1888. No. 50. p. 349. 

*###) Sadebeck’'s Untersuchungen (ef. Jahrbuch I und II der Hamburgischen 
Wiss. Anst,, sowie Ber. über d. Sitz. d. Ges. f. Botanik zu Hamburg. Heft I. 
p. 20) haben zu dem Ergebniss geführt, dass die Rothbuche wahrscheinlich zwei 
nach äusserer Form sowohl wie innerer Ursache verschiedene Hexenbesen besitzt, 
von denen die kleinere Form wahrscheinlich eine durch einen Fxoascus hervor- 
gebrachte Deformation, die grössere dagegen (bis jetzt, soweit bekannt, nur durch 
das oben erwähnte 1 m in der Längsrichtung zeigende Exemplar aus dem Volks- 
dorfer Forst vertreten) nach Sadebeck wahrscheinlich nicht durch einen Erxo- 
ascus, sondern durch einen anderen Pilz hervorgerufen ist. Eine genauere 
Erforschung dieser Rothbuchen-Hexenbesen ist wegen Mangel an Material bisher 
unmöglich gewesen, wäre aber höchst erwünscht. 


Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 525. 


tropische und subtropische Formen, erstere besonders von den 
schon erwähnten Stuhlmann’schen Zusendungen aus Ostafrika. 
Ausserdem hervorzuheben sind hierbei die umfangreichen Pilz- 
sammlungen aus Queensland und den Polynesischen Inseln, von 
Fr. Amalie Dietrich gesammelt und aus dem Godeffroy- 
Museum herstammend; ferner die durch ihre Grösse auffallenden 
australischen Polyporus-Arten aus dem Dr. Sonder "schen Nachlasse. 
Aus der deutschen Pilztlora ist zunächst die Herpel’sche Samm- 
lung präparirter Hutpilze, die Fungi Saxoniei von Krieger (so- 
weit erschienen) zu nennen; ferner in Conservirungsflüssigkeit auf- 
gestellt die Hymenomycetes Hammonienses von Dr. Eichelba um 
und unter den Fungi hypogaei eine interessante Sammlung von Direetor- 
Dr. Hesse in Marburg. — Einzelne Pilze wurden zu verschiedenen 
Zeiten dem Museum geschenkt, namentlich gesammelt von L. von 
Poeppinghausen, darunter das um Hamburg häufige Zyeo- 
perdon giganteum Batsch in riesigen Exemplaren. 


VII. Das Herbarium. — Entsprechend reichhaltig wie die 
bisher erwähnten museologischen Sammlungen und in jeder Be- 
ziehung dieselben ergänzend, ist das Herbar, welches aus 2 Theilen 
besteht, dem Herbarium generale*) und dem Herbarium 
Hamburgense. 


Im Nachfolgenden mögen dıe Hauptbestandtheile, zunächst 
des Herbarium generale mitgetheilt werden. Wie bereits 
erwähnt, ist der Grundstock des Ganzen das Herbar des Bürger- 
meisters Dr. Binder, welches seinen Werth vornehmlich in dem 
ausserordentlichen Reichthum an Algen besitzt. Auf diese Algen- 
sammlung haben wegen der grossen Menge der Originalexemplarc- 
uoAN As ardıh =) en Kützing z hingewiesen. 


Hierzu kamen sodann nach der Begründung des Museums 
die reiehen Sammlungen Hamburger Botaniker, welche im Ganzen 
über 10,000 Arten enthielten und sich namentlich zusammensetzten 
aus Phanerogamen von Deutschland, Italien, Nord-Amerika (Staat 
Tenessee und New -Yersey), Aegypten | (Umgegend von Kairo und 
Alexandria), ferner aber auch einen grossen Re ichthum an Gefäss- 
kryptogamen aufwies, einmal aus den bereits vorher genannten 
Ländern, dann aber noch namentlich aus Chile, Süd-Afrika, West- 
Indien und Klein-Asien. 

(Schluss folgt.) 


*) Das Herbarium generale, das bestimmte und geordnete Material umfassend. 
ist in etwa 700 Fascikeln grössten Formats untergebracht; das noch nicht be- 
stimmte Material des Herbar Godeffroy füllt noch jetzt 15 je 1 Cubikmeter- 
grosse Kisten, 

**) Systema Algarum etc. 

**#) Species Algarum. 


524 Societas pro Fauna et Flora fennica. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Societas pro Fauna et Flora fennica in Helsingfors. 
(Schluss.) 
Sitzung am 3. März 1888. 

Zur Publieation wurden angemeldet von Hrn. Prof. J. P. 
Norrlin: 
Bidrag tillHieracium-floran iskandinaviskahalföns 

mellersta delar.*) 

von Hrn. Dr. P. A. Karsten: 

Symbola ad Mycologiam fennicam. Pars XXV. 
und von Herrm Leetor Hj. Hjelt: 

Conspeetus florae fennicae. 


Hr. Prof. Th. Saelan beschrieb sodann unter Vorlegung von 
Exemplaren: 


Einen bisher unbeschriebenen Bastard von Pyrola 
mımor Lund P. rotundifoliat. 


Bei einer genauen Untersuchung der im Herbarium Musei 
Fenniei befindlichen Pyrola-Arten traf ich eine Form an, die 
sicherlich, so viel ich weiss, ein früher nieht bemerkter Bastard 
von Pyrola minor und rotundifolia ist. Die hierhergehörenden 
Exemplare sind Anfang August 1379 von den Hrrn. Hj. Hjelt 
und R. Hult in Kemi- -Lappmark, Kirehspiel Kittilä, im Torfmoor 
bei Kukas- und Aakennusjoki und bei Pyhäjärvi unweit Lainio- 
tunturi gesammelt worden. Auf diesen Standort soll Pyrola minor 
in der Nähe sehr allgemein und P. rotundifolia auch nicht selten 
gewesen sein. 

Dem Ansehen und den Kennzeichen nach intermediär zwischen 
den ebengenannten Arten stehend, nähern sich jedoch gewisse 
Formen theilweise Bade jener, andere wieder dieser Art. 

Stengel 15—25 em hoch, etwas gedreht, scharf dreieckig. 
Blätter blassgrün, ae stumpf, 3— 4 cm lang, 2—4 em breit, 
an der Basis abgerundet oder schwach eingedrückt, fein gekerbt; 
der Stiel so lang als die Blattspreite oder bei den oberen Blättern 
etwas länger. Traube allseitig, 3—7 em lang, 7—20 blütig. Blüten 
halb often, bezüglich der Grösse intermediär zwischen denen bei 
P. minor und rotundifolia, S—1lO mm breit, 5 mm lang; Blüten- 
stiele so lang als die Blüte oder ein wenig kürzer. Kelchzipfel 
zusammengedrückt, stumpf, selten kurz zugespitz, am Rande 
röthlich. Staubgefässe gekrümmt; Staubbeutel braungelb, in Bezug 
auf die Grösse ne Mitte rischen denen der Eltern haltend, 1Yg 
bis 2 mm lang. Griffel gekrümmt, an der Spitze etwas bogig 
«oder fast gerade, so lang als die Blumenkrone oder unbedeutend 

) Beiträge zur Hieracium-Flora in den mittleren Theilen der skandinavi- 
schen Halbinsel. 


Societas pro Fauna et Flora fennica. 225% 


länger, wenigstens doppelt länger als der Fruchtknoten; Narbe 
schmäler als der Ring an der Spitze des Griffels, 5-kerbig mit 
aufrechten Zipfeln, also von demselben Bau wie bei P. rotundifolia.. 

Da die Exemplare in voller Blüte gesammelt worden sind, so 
kann das Verhältniss der Frucht und des Samens nicht erörtert 
werden. Der Pollen enthält ca. 80°%o schlechte, zur Befruchtung 
untaugliche Körner, woraus mit der grössten Wahrschemlichkeit 
die Bastardnatur der fraglichen Formen hervorgeht. 

Bei den Exemplaren von Kukas- und Aakennusjoki sind die 
Blätter 3—3"/s em lang und 2—3 em breit, der Stiel meistentheils 
etwas länger als die Spreite; die Traube wenig dicht, derjenigen 
bei P. rotundifolia ähnlich; der Blumenstiel gewöhnlich so lang 
als die Blüte (3—5 mm lang); die Deckblätter der Blüte gleich 
breit, lanzettlich, von der Länge des Blumenstiels oder etwas kürzer: 
die Kelehzipfel wie bei P. minor, klein, eiförmig triangulär, 1 bis 
1!/s mm lang, fast 5mal kürzer als die Krone. 

Bei den bei Pyhäjärvi unweit Lainiotunturi gesammelten Exem- 
plaren sind die Blätter etwas grösser, 31/„—4!/2 cm lang, 3—4 cm 
breit, der Stiel gewöhnlich so lang als die Spreite; die Traube 
ziemlich diehtblütig, derjenigen von P. minor ähnlich; der Blüten- 
stiel meistens etwas kürzer als die Blüte (2—4 mm lang); die 
Deckblätter der Blüte lanzettlich, länger als der Blütenstiel; die 
Kelchblätter grösser, beinahe zungenförmig, rundlich stumpf, 2 bis 
2!/; mm lang, halb so lang als die Blumenkrone. 


Darauf legte Hr. Prof. Saelan 


Eine Scerophularia nodosa L. mit gelblich-grünen 
Blüten 


vor. Diese vorher in Finnland nicht gefundene Form war auf 
Runsala in der Nähe der Stadt Äbo von Hrn. Dr. Spoof ange- 
troffen worden. In Gärten kultivirt, hatte sich die Farbenvarietät 
erhalten. 


Sitzung am 7. April 1888. 
Zur Publication in „Acta“ wurde angemeldet eine Abhandlung 
von Hrn. Assistent Axel Arrhenius: 


Anatomisch-systematische Studien über skandina- 
vische Juncaceen. 


Darauf legte Herr Prof. Th. Saelan folgende 
Ballastpflanzen 


vor: Sisymbrium altissimum L., Austriacum Jacg. und Loeselü L., 
Roemeria hybrida DC., Silene muscipula L. 

Alle waren von Hrn. Cand. W. Lauren bei der Stadt Wasa 
(65° 5° n. Br.) gesammelt. 


526 v. Herder, E. R. von Trautvetter. 


Nekrolog. 


E. R. von Trautvetter. 
Eine biographische Skizze 
von 


F. G. von Herder. 


Ernst Rudolph von Trautvetter, geboren zu Mitau 
den 8./20. Februar 1809 und gestorben zu St. Petersburg den 
12./24. Januar 1889, stammt aus einem alten Geschlechte, dessen 
Namen durch Malers Trautvetterus (Isenacensis), Dache 8 
Lehrer in der Philosophie zu Erfurt, in der Litteraturgeschichte, sowie 
durch Johann Reinhold von Trautvetter in der nordischen 
Staatengeschichte bekannt wurde. Sein Grossvaterr Johann 
Valentin Trautvetter, auch als katechetischer Schriftsteller 
bekannt, war Schullehrer zu Witzelrode im Sachsen-Meiningischen, 
sein Vater Ernst Christian, geboren zu Witzelrode den 
20. Juli 1780, gestorben zu Mitau den 14. /26. Januar 1859, genoss 
eine höhere Bildung, besuchte das Lyceum zu Meiningen und 
studirte zu Göttingen Theologie und Philologie, hörte jedoch auch 
philosophische und naturwissenschaftliche Vorlesungen, sowohl in 
Göttingen, wie auch später in Jena. Von hier begleitete er als 
Hauslehrer die Familie des kurländischen Landesbevollmächtigten 
Grafen Medem auf ihren Reisen und kam 1804 nach Kurland. 
Hier lebte er abwechselnd im Sommer auf den Gütern des Grafen 
und während des Winters in Mitau, bis er im Herbste 1806 diese 
Stadt zu seinem beständigen Wohnsitze wählte, indem er den 
Töchtern mehrerer angesehener Familien Unterricht gab und sich 
selbst vornehmlich mit den griechischen und altdeutschen Dichtern 
beschäftigte. Im Jahre 1808 erhielt er von Jena aus das Diplom 
als Doctor philosophiae, verheirathete sich und wurde als Oberlehrer 
der lateinischen Sprache und Litteratur am Mitauischen Gymnasium 
angestellt, hielt auch 1810—1811 öffentliche Vorträge über Deutsche 
Dichtung und ertheilte Unterricht au dem Doöllen 'schen Bildungs- 
Institute. Im Jahre 1820 machte er mit seinem Bruder Friedrich 
Wilhelm, geboren zu Witzelrode den 21. April 1782 und gest. 
zu Dresden 1360, eine Reise nach Deutschland, auf der er viele 
Gelehrte kennen lernte. Im Jahre 1825 Collegienassessor, 1829 
Hofrath, 1838 Collegienrath, wurde er gleichzeitig Emeritus und 
war Vater einer zahlreichen F amilie*) und vieler gelehrter Gesell- 
schaften Mitglied bis an seinen Tod unausgesetzt litteräricch thätig. 
Von seinen zahlreichen Schriften übergehen wir alle nicht botanischen 
Inhalts und führen nur seine und seines Bruders botanische Schritten 
hier auf, weil dieselben vielfach mit Unrecht semem Sohne Ernst 
ls zugeschrieben werden: 


*) Es waren 14 lebende Kinder, darunter Ernst Rudolph der älteste 
Sohn; eine ältere und eine jüngere Schwester und ein jüngerer Bruder haben ihn 
überlebt, die andern sind schon vor ihm aus dem Leben geschieden. 


v. Herder, E. R. von Trautvetter. 527 


I. Von Ernst Christian von Trautvetter: 1. De novo 
systemate botanieo brevem notitiam dedit. 8°. 20 pp. 1 Tafel. 
Erschien ursprünglich in Bull. de la Soc. des nat. de Moseou. 
1841. III. p. 509—528 und später als Separatabdruck mit 
der Angabe: Mitau (Reyher) 1842. — 2. Das Laubwerk oder 
der Spross (frons) als eine Blume in Nacheinanderfolge. (Aus 
einem handschriftliehen Werke: Grundriss der Pflanzenlehre.) 
8°. 7 pp. Erschien auch ursprünglich im Bull. de la Soe. 
des nat. de Moscou. 1842. III. p. 687—693 und später auch 
als Separatabdruck mit der Angabe: Mitau (Reyher) 1844. — 
3. Linne und die neueren Pflanzengelehrten (Vertheidigung 
der Systematik). (Bull. 1853. I. p. 112—157.) 

II. Von Friedrich Wilhelm von Trautvetter erschien: 
Der Schilfroggen (Secale arundinaceum) durch botanische 
Gründe und ökonomische Erfahrungen als die ergiebigste 
und allerwärts gedeihlichste und eonstante neue Roggenart 
dargestellt. 8°. 31 pp. Mit 2 Tafeln. Dresden und Leipzig 
1840. 

Ernst Rudolph, oder wie er von den Russen genannt wird, 
Rudolph Ernestowitseh, d. h. Ernst’s Sohn, besuchte das 
Gymnasium zu Mitau, studirte seit 1825 in Dorpat Mediein, 
wo er der Curonia angehörte, legte das vorbereitende Examen 
1828 ab, ging im Jahre 1829 zur philosophischen Faecultät über 
und widmete sich nunmehr, unter der Leitung seines väterlichen 
Freundes ©. F. von Ledebour, gänzlich der Botanik, bereiste 
im Auftrag und auf Kosten der Universität Dorpat während der 
Sommerferien 1829 und 1830 einen grossen Theil von Livland, 
um den Weidenreichthum dieser Provinz, auf den schon Graf 
de Bray hingewiesen hatte, genauer zu untersuchen, stattete- 
der Universität über seine Nachforschungen Bericht ab und 
legte die Resultate derselben zugleich der naturforschenden 
Gesellschaft in Moskau vor, erhielt 1829 für Beantwortung der 
Frage: „Inwiefern lässt sich die Theorie des Fehlschlagens, Aus- 
artens und Zusammenschmelzens der Pflanzenorgane auf die natürliche 
Anordnung der Pflanzen anwenden, um scheinbar Anomalien zu 
erklären ?* die goldene Medaille von der Dorpater Universität, 
wurde 1830 Mitglied der naturforschenden Gesellschaft zu Moskau 
und kehrte 1831 nach Mitau zurück, wo er mehrere Jahre als 
Hauslehrer lebte. Im Jahre 1832 promovirte T. zum Doctor philo- 
sophiae an der Universität Königsberg, im Jahre 1835 wurde er 
zum Directorgehilfen (unter Ledebour) am botanischen Garten 
zu Dorpat ernannt, 1834 ward er Docent der Botanik an der 
Universität Dorpat und im Jahre 1835 wurde er zum jüngeren 
Directorgehilfen (unter Fischer) am Kaiserl. botanischen Garten 
zu St. Petersburg ernannt. Hier blieb T. bis zum Jahre 1858 und 
verheirathete sich mit Rosa Sehmalz, der Tochter des Professors 
Fr. Sehmalz in Dorpat. 

Den 12. Januar wurde T. (an Besser ’s Stelle) zum ordent- 
lichen Professor der Botanik an der Wladimir-Universität zu Kiew, 
zum Verwalter des botanischen Gartens zu Kremenetzk und des 


528 v. Herder, E. R. von Trautvetter. 


Herbariums zu Kiew ernannt. Während sich T. an der Universität 
Dorpat mit der Abhandlung: „De Echinope genere“ habilitirt hatte, 
that er dies zu Kiew mit der Abhandlung: „De Pentastemone genere*. 
Im Jahre 1841 wurde T. zum Dekan der philosophischen Faecultät 
erwählt und diese Wahl im Jahre 1843 auf weitere 4 Jahre erneuert. 
Im Jahre 1847 wurde er zum Rektor der Universität Kiew erwählt 
und verblieb in dieser Stellung bis 1859, d. h. bis zu seinem Ab- 
gange von Kiew. Gleichzeitig, d. h. von 1851—1859, war er 
Vicepräsident der Kommission, welche behufs Erforschung und 
Beschreibung des Kiewer Lehrbezirkes eingesetzt worden war, und 
betheiligte sich selbst eifrig an den bezüglichen Arbeiten. Ausser- 
dem übernahm er an der Universität die Verwaltung des agro- 
nomischen, mechanischen und mineralogischen Cabinets und unter- 
nahm botanische Reisen in das südliche Russland und in die Krim 
(1837 und 1853) und in die zum Kiew’schen Lehrbezirk gehörigen 
Gouvernements Kiew, Podolien und Cherson (1856); wurde auch 
ım Jahre 1840 als Deputirter der Universität Kiew nach Helsingfors. 
geschickt, als die dortige Alexander-Universität ihr 200 jähriges 
Jubilaum feierlich beging. 

Als Professor der Botanik las T. täglich von 8—10 Uhr über 
Allgemeine Botanik, botanische Terminologie und systematische 
Botanik (nach eigenem natürlichen Systeme), ausserdem Krystallo- 
graphie, Mineralogie, Geologie und Geognosie in den Jahren 
1842—1846, ferner gab er Unterricht in der Naturgeschichte 
in dem adeligen Mädcheninstitute zu Kiew bis zum Jahre 184. 
Seine akademische Lehrthätigkeit erlitt durch seine amtlichen 
Pflichten als Rektor der Universität Kiew und seine übrigen amt- 
lichen Funktionen eine bedeutende Beeinträchtigung, und wenn man 
es auch als Zeichen fortgesetzten hohen Vertrauens bezeichnen 
kann, dass man mit Rücksicht auf seine Gewissenhaftigkeit und 
sein administratives Talent ihn 12 Jahre lang in der Rektorstellung 
beliess, so ist doch nicht zu leugnen, dass die wissenschaftliche und 
die lehrende Thätigkeit Trautvetters während dieser bureaukratischen 
Wirksamkeit nieht so voll zur Entfaltung kommen konnte, wie in 
früherer Zeit. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 


Rosenvinge, L. Kolderup, Sur la disposition des feuilles 
chez les Polysiphonia. (Botanisk Tidsskrif. Band XVII. 
Kopenhagen 1888. Heft 1—2. S. 1—9, Taf. 1, Fig. 1—5.) 

Die Spiralstellung bei den Florideen ist bekanntlich in neuerer 

Zeit mehrfach studirt worden. Trotz den von Berthold erhobenen: 

Einwänden gegen die von Schwendener aufgestellte mechanische 

Theorie wird diese doch von seinem Urheber aufrecht gehalten. 

Verf., welcher schon vor einigen Jahren (Botan. Tidsskrift 14. Band) 


Algen (Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.) 529 


dieselbe Frage behandelt hat, führt im vorliegenden Aufsatze ver- 
schiedene Fälle an, welche gegen die Schwendener’sche Theorie 
sprechen. Zuerst wird Polysiphonia violacea vorgeführt, bei der 
die jungen Blätter sehr kurz sind und dem Stengel sich niemals 
anlegen, so dass sie nicht durch Contact mit dem Stengel die 
Stellung der folgenden Blätter bestimmen können. Demnächst 
wird darauf hingewiesen, dass die Blätter der Seitensprosse vieler 
Polysiphonia-Arten immer vom Anfang an in einer regelmässigen 
linksgehenden Spirale gestellt sind, trotzdem die Seitensprosse nie- 
mals mit irgend einer anderen Partie der Pflanze in Berührung 
sind. Endlich hat Verf. Keimpflanzen von P. violacea untersucht, 
bei welchen, mit einer einzigen Ausnahme, die Blätter ebenso 
regelmässig, wie auf den älteren Pflanzen standen. 

Nach Schwendener sollten ferner die primären Segmentwände 
ursprünglich senkrecht zur Achse sein und erst später ihre schräge 
Stellung erreichen, während sie nach Cramer, Kny und Berthold 
vom Anfang an schräg sind. Verf. hat diese Frage näher an P. violacea, 
untersucht. Wenn der grosse Kern der Scheitelzelle sich theilt, 
fällt die Theilungsachse nicht mit der Achse des Stengels zusammen ; 
der untere Kern ist vom Anfang excentrisch und legt sich an die 
Stelle, wo das Blatt sich bilden wird, in dem künftigen Segment. 
Kurz nach der Theilung des Kerns fängt die Wand an sich zu 
bilden; sie wird succedan, aber nicht gleichzeitig an der 
ganzen Peripherie der Zelle angelegt. Ihre Anlegung fängt 
an einem Punkte an, welcher entgegengesetzt ist der Stelle, wo 
der Kern liegt. Erst allmählich streckt sich die Leiste gegen die 
andere Seite über, und jetzt erkennt man deutlich, dass die Wand 
schräg ist, ehe sie noch fertig gebildet ist, indem ihr höchster 
Punkt gerade über dem Kern liegt, also an der Stelle, wo das 
Blatt sich später bilden wird. 

Rosenvinge (Kopenhagen). 


Rosenvinge, L. Kolderup, Sur la formation des pores 
secondaires chez les Polysiphonia. (Botanisk Tids- 
skrift. Band XVII. Heft 1—2. Kopenhagen 1888. S. 10-19. 
Taf. 1, Fig. 6—12). 

Die Zellen der Florideen sind bekanntlich durch Poren ver- 
bunden, welche gewöhnlich gleichzeitig mit den Wänden, welche 
sie durchsetzen, gebildet werden. Ausser diesen primären Poren 
kommen aber in vielen Fällen auch secundäre vor, welche erst 
später ausgebildet werden. Verf. hat nun die Entwicklungs- 
geschichte der secundären Poren verfolgt, welche die Pericentral- 
zellen von Polysiphonia (besonders untersucht wurde P. violacea) 
mit den gleichartigen Zellen der benachbarten Glieder verbinden. 
Die junge Pericentralzelle enthält einen ziemlich grossen Kern, 
welcher sich bald in zwei theilt, von denen der untere sich an die 
untere und äussere Kante der Zelle legt. Kurz nachher wird von 
dem unteren Ende der Zelle durch eine schräge Wand ein 
kleines dreieckiges Stück abgeschnitten, welches den unteren Kern 

Boten. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 8 


530 Algen. — Pilze. 


enthält. Dieses Segment bewegt sich jetzt durch die unterliegende 
Wand nach der angrenzenden Zelle zu und schmilzt mit ihr zusammen. 
Der Kern tritt sofort in die untere Zelle hinein und allmählich. 
wird das dreieckige Segment vollständig in diese Zelle aufgenommen. 
Die Trennung des Segmentes von der oberen Zelle ist jedoch nicht 
vollständig; ein dünner Protoplasmastrang verbindet es mit ihr, 
und dieser Strang, welcher später die beiden Pericentralzellen ver- 
bindet, ist der secundäre Porenstrang. 

Das dreieckige Segment kann nach Verf.s Ansicht als eine 
Zelle von sehr kurzer selbständiger Dauerhaftigkeit angesehen 
werden. Die secundäre Porenbildung ist nicht wesentlich von der 
primären verschieden ; in beiden Fällen bildet sich der Porus in 
einer Wand, welche zwischen zwei aus einer Theilung hervorgehenden 
Kernen entsteht. Die secundäre Porenbildung ist jedoch immer 
von einer Verschmelzung von Zellen gefolgt. 

Schliesslich weist Verf. auf die Schnallenbildung bei den Pilzen 
hin, welche analog zu der secundären Porenbildung bei den 
Florideen zu sein scheint. Es findet auch hier eine Verschmelzung 
von Zellen statt, und eine neue Wand wird gebildet, welche mit 
einem Porus versehen ist; eine Kernwanderung ist jedoch hier noch 
nicht nachgewiesen worden. 

Rosenringe (Kopenhagen). 


. A. € ire sur s Chytridinedes. e 

Dangeard, P.A., Memoir les Ohytrid (L 

Botaniste. Serie I. Faseicule 2. 1888. p. 39—74. Avec 
2 planches.) 

erf. beginnt seinen Beitrag zur Kenntniss der Chytridiaceen 

Verf. beginnt en Beitra K Yy 
mit einer historischen Uebersicht dessen, was von den verschiedenen 
Forschern in dem Studium dieser Familien geleistet worden ist. 


evor er dann zur Beschreibung einzelner Species übergeht, stellt 
Bevo 1 Beschreibung einzelner S geht, 


er folgende Eintheilung für letztere auf: 1. Gruppe: ohne Mycelium, 
a) mit einfachem, b) mit mehrzelligem Sporangium. 2. Gruppe: 
mit Mycelium; hier lassen sich keine Untergruppen bilden. 

Als zu la) gehörig werden folgende Species mehr oder weniger 
ausführlich behandelt. 

Sphaerita endogena Dang. auf Khizopoden, Euglenen und Uryptomonadineen; 
die frühere Beschreibung des Verfs. wird hier vervollständigt durch die Darstellung 
der Cystenbildung. Die Cysten lassen sich erst bei der Reife gut von den 
Sporangien unterscheiden; betrefis der Einzelheiten sei auf das Original verwiesen 
und hier nur erwähnt, dass Verf. an den aus den Cysten entlassenen Zoosporen 
2 Cilien, eine kleine nach vorn und eine grössere nach hinten gerichtete, erkennen 
konnte. 

Olpidium Sphaeritae n. sp. zeigt die kisher nicht gekannte Eigenthümlichkeit, 
auf einer anderen Ohytridiacee zu schmarotzen, nämlich auf Sphaerita endogena; 
seine Entwicklung bietet nichts Besonderes. 

Unter 1.b) wird zunächst die neue Gattung Micromyces beschrieben. 

Micromyces bildet Plasmakugeln, die im Innern von Algenzellen schmarotzen ; 
die Membran besitzt Dornen oder Protuberanzen; die Zellen entleeren sich bei 
der Reife und ihr Plasma erzeugt, in Berührung mit der Hüllmembran, ein zu- 
sammengesetztes Sporangium; dasselbe besteht meist aus 4 Zellen, deren jede 
ca. 100 Zoosporen mit einer Cilie und einer Dicke von 1 # produeirt. Die stachlichen 
Zellen können, anstatt unmittelbar Sporangien zu bilden, unter Verdickung ihrer 
Membranen zu Cysten werden. Die Ernährung ist eine rein pflanzliche. Bekannt 


Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 531 


ist nur eine Art: M. Zygogonii sp. nov., welche parasitisch in den Zellen von 
Zygogonium lebt. 

Zur 2. Gruppe gehört zunächst die Gattung Chytridium, von der mehrere 
neue Arten aus der 2. und 3. Sektion dieses Genus beschrieben werden, 

Die 2. Sektion umfasst die Arten, bei denen das Sporangium an der Basis 
ein einfaches fadenförmiges Ernährungsorgan besitzt. 

Chytridium Braunü sp. nov. auf Apiocystis Brauniana,, ohne besondere 
Eigenthümlichkeiten. { 

Ch. zoophthorum n. sp., dem vorigen ähnlich, durch ein wohlentwickeltes, 
verzweigtes Rhizoid unterschieden ; bewohnt Rotiferen, wie Ch. gregarium ; letzteres 
ist aber grösser und besitzt kein Rhizoid. 

Ch. Brebissonü sp. nov. heftet sich an der äusseren Wand der Randzellen 
von Coleochaete scutata an und ist ausgezeichnet durch einen Kranz von Zacken 
auf dem Sporangium. 

Ch. simplex sp. nov. befällt die Cysten von Cryptomonas, mit unverzweigtem 
Rhizoid. 

Ch. Elodeae sp. nov., die Sporangien sitzen oft nahe beisammen, das Mycel 
ist kaum zu unterscheiden. 

Die 3. Sektion wird von manchen Autoren als Gattung Rhizophydium 
Schenk von Chytridium unterschieden: Sporangium mit mehreren Oeffnungen, 
Rhizoid einfach oder verzweigt. Die interessanteste Art ist 

Ch. globosum A. Br., die Verf. auch an C'hlamydomonas und Euglenaceen 
beobachtete; hierher gehört wohl auch eine Form, die die Cysten von einer auf 
Gloeocystis vesiculosa schmarotzenden Vampyrella befällt. Die Zoosporen müssen 
ausser der Sporangiummembran auch die Hüllgallerte von @loeocystis durchbrechen, 
wobei ihr Körper eine stark verlängerte Form annimmt. 

In der Gattung ARhizidium glaubt Verf. die Arten Rh. Zygnematis (Ch. 
Zygnematis Rosen), Rh. dentatum (Ch. dentatum Rosen) und Rh. quadricorne (Ch. 
quadricorne De By.) als Sektion der Dentigera zusammenfassen zu können. 

Besprochen werden: Rh. Euglenae Dang., deren frühere Beschreibung durch 
Angaben über die Cysten vervollständigt wird, Rh. Lagenaria Schenk, früher 
zu Chytridium gestellt, und Rh. catenatum sp. nov. auf Nitella tenuissima mit 
birnförmigen Sporangien, die mit 3 oder 4 Auftreibungen an beliebigen Stellen 
versehen sind. 

In dem, allgemeinen Betrachtungen gewidmeten, dritten Ab- 
schnitt behandelt Verf. die Verwandtschaftsverhältnisse der Chytri- 
diaceen und leitet sie von den Monadinae zoosporae ab. Ferner 
macht er Angaben über die Beobachtungs- und Kulturmethoden 
dieser Pilze und über ihre biologischen Eigenthümlichkeiten. Betreffs 
letzterer seien hier nur folgende Punkte erwähnt: 

Die Chytridien gedeihen nicht in Wasser, welches faulende 
organische Stoffe enthält. Helles Licht befördert die Entwieklung 
und das Ausschlüpfen der Zoosporen, bei den terrestrischen Formen 
ist auch Feuchtigkeit hierauf von günstigem Einfluss. Die Temperatur 
wirkt bei den einzelnen Arten verschieden, indem einige im Sommer, 
andere im Winter sich lebhafter entwickeln. 

Möbius (Heidelberg). 


Mangin, L., Recherches sur la p&n&tration ou la sortie 
des gaz dans les plantes. (Annales d. la science agronom. 
frang. et etrangere. Tome I. 1888.) 8°. 43 pp. 3 pl. Paris 
1389. 


Verf. beginnt mit einer historisch-kritischen Besprechung der 
Versuche, welche von Sachs, Garreau, Boussingault, 


8*+ 


532 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Graham, Barthelemy und Merget angestellt sind, um zu 
ermitteln, welchen Antheil die Diffusion durch die Epidermis und 
die Bewegung durch die Spaltöffnungen beim Gasaustausch der 
Pflanze spielen. Obgleich aus den bisherigen Untersuchungen 
hervorgeht, dass die Spaltöffnungen eine wichtige Funktion bei der 
Athmung und Assimilation ausüben, so ist doch noch die Kenntniss 
über die Quantität ihrer Leistung gegenüber der Permeabilität der 
Cutieula eine ziemlich mangelhafte, und deswegen hat Verf. genauere 
Untersuchungen in dieser Beziehung angestellt. 

Der erste Theil der Arbeit beschäftigt sich mit der Diffusion 
von Gasen durch die Cutieula. Die Cuticularhäutchen stellte sich 
Verf. dar, indem er das Gewebe des Blattes in Wasser von 
10—15° C von Bacillus Amylobacter maceriren liess; dabei werden 
die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Cutieula nicht 
verändert. Um zufällige Löcher in derselben zu verschliessen, 
überzog er sie mit Glyceringelatine, welcher Ueberzug die Permea- 
bilität nicht verändert. Die Blätter wurden meist von der Stech- 
palme genommen. Die präparirten Häutchen werden in einen 
complieirten Apparat gebracht, der im Wesentlichen aus 2 Glas- 
röhren besteht, zwischen denen das Häutchen ausgespannt ist und 
die mit verschiedenen Gasen (z. B. H und COg) gefüllt werden, 
eine der Röhren ist mit einem Manometer verbunden. 

Zunächst wurde festgestellt, dass die Diffusionsschnelligkeit 
eines bestimmten Gases durch eine gegebene Membran proportional 
der Differenz des Druckes ist, den das Gas auf jede Seite der 
Membran ausübt. 

Ferner ergeben eine Reihe von Versuchen, die nach 2 Methoden 
angestellt werden, dass verschiedene Gase sehr ungleich schnell 
diffundiren und dass diese Geschwindigkeit für die Cutieula mehrerer 
Pflanzen derjenigen vergleichbar ist, welche Graham für Kautschuk 
ermittelt hat. Die Temperatur ist ohne Einfluss auf die Permea- 
bilität der Cutieula für Gase. Natürlich varirt die Diffusion 
desselben Gases nicht unbeträchtlich, wenn die Cutieula von ver- 
schiedenen Pflanzen untersucht wird. Zum Theil hängt dies mit 
der Stärke des Wachsüberzuges zusammen. Verf. fand, dass ein 
solcher bei allen Pflanzen, auch den submersen Wasserpflanzen, 
vorhanden ist. Entfernt man diese wachsartige Substanz, so zeigt 
sich die Permeabilität der Membran beträchtlich erhöht. 

Im zweiten Theil seiner Arbeit untersucht Verf. den Einfluss 
der Spaltöffnungen, indem er 2 möglichst gleiche Blätter vergleicht, 
deren eines auf der Unterseite mit Glyceringelatine überzogen 
wird, um die Spaltöffnungen zu verstopfen. Was die Athmung 
betrifft, so bewirkte der Verschluss der Spaltöffnungen eine be- 
deutend geringere Aufnahme von Sauerstoff, während die Abgabe 
der Kohlensäure bei manchen Blättern kaum alterirt war; es fand 
also dann intramolekulare Athmung statt. Nur bei sehr niederer 
Temperatur genügt die Diffusion durch die Membran für den 
Gaswechsel bei der Athmung. Auch bei der Assimilation wird 
durch Verstopfung der Spaltöffnungen der Gasaustausch vermindert 
und zwar bis zu 2 Drittel oder sogar der Hälfte des normalen 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 533 


Verhaltens, indem die CO: nur sehr langsam durch Diffusion in 
das Gewebe des Blattes eindringen kann. 

Es ergiebt sich also, dass die Permeabilität der Membranen, 
abgesehen von dem Fall der Athmung bei niederer Temperatur, 
im Allgemeinen eine zu geringe Ausgiebigkeit besitzt, als dass 
die Diffusion den Gaswechsel auf normaler Höhe halten könnte; 
vielmehr sind die Spaltöffnungen für den Gasaustausch der Lüuft- 


pflanzen unumgänglich nothwendig. 
Möbius (Heidelberg). 


Steinbrinck, C., Ueber die Abhängigkeit der Richtung 
hygroskopischer Spannkräfte von der Zellwand- 
structur. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. 
Bd. VI. 1888. p. 385— 398.) 


In der vorliegenden Arbeit bespricht Verf., dem wir bekanntlich 
bereits mehrere grundlegende Beiträge zur mechanischen Erklärung 
hygroskopischer Mechanismen verdanken, diejenigen Fälle etwas 
ausführlicher, bei denen nicht durch die verschiedene Orientirung 
verschiedener Zellcomplexe, sondern durch den verschiedenen Verlauf 
der Streifensysteme an gleichsinnig orientirten Zellen hygroskopische 
Spannungen hervorgebracht werden. Er zeigt, wie für mehrere, 
bisher nicht genügend oder nicht ganz zutreffend erklärte Mecha- 
nismen, wie das Winden der Erodium-Theilfruchtschnäbel und die 
Torsion der Gramineengrannen, aus dem Verlauf der Tüpfel und 
Streifen, über die Verf. die zur Zeit vorliegenden Angaben in einigen 
Einzelheiten corrigirt, eine exact mechanische Erklärung gegeben 
werden kann. Leider lassen sich diese Ausführungen des Verfs. 
wohl nicht in einem kurzen Referate wiedergeben und Ref. will 
sich deshalb auch auf die Bemerkung beschränken, dass bei den 
Erklärungen des Verfs. namentlich solche Zellen eine grosse Rolle 
spielen, die auf der einen Seite quergestellte, auf der anderen schiefe 
Tüpfel besitzen. Wie Verf. zeigt, müssen solche Zellen beim Aus- 
trocknen winden. 

Zimmermann (Tübingen). 


Robertson, Charles, Fertilization ot Calopogon parvi- 
florus Lindl. (Bot. Gazette. Vol. XII. No. 12. p. 288—291.) 
Beschreibung der Bestäubungseinrichtung von Calopogon par- 
viflorus Lind., einer Orchidee mit nicht gedrehtem Ovarium, bei 
der daher das Labellum sich oben befindet, die Pollinien nicht 
am Kopf, sondern am ersten Hinterleibsring der Insekten fest- 
geheftet werden. Verf. traf in Orlando, Florida, folgende Insekten, 
welche die Blüte besuchten : 
Bombus separatus ®, Halictus © (3 Sp.), Augochlora festiva Sm. 2, Au. 
sumptuosa Sm. ©, Au. n. sp. @, Odynerus histrio St. Farg., Mesographa mar- 


ginata Say, Papilio Philenor L., Pamphila sp. 
Ludwig (Greiz). 


534 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Robertson, Charles, Effect of the wind on bees and 
tlowers. (Bot. Gazette. Vol. XII. No. 2. p. 33—34.) 


Verf. fand, dass Insekten bei windigem Wetter bei dem Be- 
stäubungsgeschäft gegen den Wind fliegen, also nach der Seite, 
von welcher der Duft der Blumen kommt und von welcher die- 
Blüten, deren Stengel durch den Wind gebogen werden, am besten 
sichtbar sind. Er beobachtete dies hauptsächlich an Physostegia 
Virginica, deren Hauptbestäuber, Bombus Pennsylvanicus, in zahl- 
reichen Exemplaren bei windigem Wetter angetroffen wurden. 

Ludwig (Greiz). 


Hovelaceque, M., Caracteres anatomiques gencraux de 
la tige des Bignoniacees. (Bull. d. I. Soc. d’etudes seientif. 
dejnParıs.,, Annee X]. 1. semestre.. 1888.)  .&..7.pp. ‚Paris 
1888. 


Verf. beschreibt den Bau des Stammes der Bignoniaceen im 
Allgemeinen, mit Angabe der Unterschiede für einzelne Gattungen 
und bespricht dann noch besonders die seeundären Holz- und Bast- 
bildungen innerhalb des primären Bündelringes bei Bignoni« 
unguis und Campsis. Man findet eime Darstellung dieser Verhält- 
nisse nebst Abbildungen dazu auch in des Verf. grösserem Werke 
Recherches sur l’appareil vegetatif ete., worüber im Bot. Central- 
blatt. Bd. 37. No. 1 referirt wurde. 

Möbius (Heidelberg). 


Mangin, L., Observations sur le d&eveloppement des 
fleurs dans les bourgeons. I. Amygdalees. (Journ. de 
Botanique. N. des ler et 16 janvier 1888.) 


Verf. beabsichtigt, eine Reihe von Untersuchungen über die 
Entwicklung der Blüten und der Blätter in der Knospe anzustellen, 
und beginnt aus praktischen Rücksichten mit der Entwicklung der 
Blütenknospen bei den Amygdalen. Von diesen wird Cerasus 
vulgaris ausführlich beschrieben. Die erste unterscheidbare Anlage 
der Blüten am Vegetationspunkt einer betreffenden Knospe zeigt 
sich mit Beginn des August. Bis Ende Oktober differenzirt sich 
die Blüte bis zur Anlage der Samenknospe, in der aber noch kein 
Embryosack zu erkennen ist, und zur Ausbildung der 4 Pollen- 
fächer m den Antheren. Von dieser Zeit bis Mitte März bleibt 
die Blüte in diesem Zustand ohne wahrnehmbare Veränderungen. 
Gegen Ende März beginnen die Blüten ein lebhaftes intercalares 
Wachsthum zu zeigen, während dessen sich die Ausbildung des 
Pollens und des Ovulums vollendet. Was die anatomische Diffe- 
renzirung betrifft, so lassen sich die Procambiumstränge bereits 
Ende August in den Blütenorganen erkennen, die ersten Gefässe 
erscheinen aber erst im März. 

Aus der Entwicklungsgeschichte lassen sich auch Schlüsse auf 
die morphologische Natur der Organe ziehen. Es geht daraus 
hervor, dass die die Blütenknospen schützenden Schuppen dem 


Physiol., Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 535 


basalen Theil der Laubblätter mit Reduktion der Lamina auf ein 
kleines Spitzchen entsprechen. Eine längere Betrachtung über die 
sog. Kelchröhre und den Gefässbündelverlauf in der Knospe führt 
zu keinem bestimmten Resultat: Verf. lässt es unentschieden, ob 
die Stamina als Ligulargebilde der Sepalen und Petalen aufzu- 
fassen sind, oder ob man in dem Receptaculum einen Achsenbecher 
vor sich hat, der auf seinem Rande die Sepalen, Petalen und Staub- 
gefässe als Blätter trägt; doch scheint sich Verf. der letzteren 
Ansicht zuzuneigen. 

Mit Cerasus vulgaris wird dann noch verglichen Cerasus avium, 
der kaum eine Verschiedenheit von ersterem zeigt. Prunus do- 
mestica und P. spinosa beginnen ihre Entwicklung etwas später 
(Ende September und Anfang Oktober bis 20. Dezember.) Die 
Blüten von Amygdalus Persica werden später angelegt, als die von 
Cerasus, holen aber letztere nicht nur bald in der Entwicklung ein, 
sondern überholen sie noch, so dass ca. am 20. Dezember derselbe 
Zustand erreicht ist, in dem sich Cerasus am 30. März befindet. 
Im Allgemeinen zeigt die Bildung der Blüten bei den Amygda- 
Teen eine grosse Uebereinstimmung. 

Möbius (Heidelberg). 


Wittich, Christoph, Pflanzen-Areal-Studien. Die geo- 
graphische Verbreitung « unserer bekanntesten 
Sträucher. [lnaugural-Dissert.| Giessen 1889. 

Die Arbeit schliesst sich an an die verdienstvollen grösseren 
Arbeiten von H. Hoffmann an. Sie gibt sorgfältige Zusammen- 
stellungen über Standorte und Bodenverhältnisse, Wärmebedürfniss, 
Höhenverbreitung, Gesammtgebiet, spezielles Vorkommen in den 
einzelnen Ländern, Grenzen des Vorkommens, sowie auch Areal- 
karten für folgende Sträucher: 

Acer campestre L., Alnus incana WC., Berberis vulgaris L., Buxus semper- 
virens$L., Calluna vulgaris Salisb., Clematis Vitalba L., Cornus mas L., Daphne 


Mezereum L., Empetrum nigrum L., Genista tinctoria L. 
Ludwig (Greiz). 


Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen 
des Kaukasus. [Fortsetzung.] “Bulletin de la Societe Impe- 
riale des naturalistes de Moscou. 1887. No, 4. p. 929—-1003.) 
[Französisch.] 

(Fortsetzung.) 


9, gen. Trollius L. 

1. T. Europaeus L. in der Alpenregion der grossen Kankasuskette; 
ausserdem in der Bergregion in Italien und Spanien, in Mittel- und Nordeuropa 
und Westsibirien. 

2. T. patulus Salisb., var. gervinus Rgl. in den Bergen von 
Georgien; ausserdem in Nordpersien und Kappadocien; var. Caucasicus Rgl. 
(— T. Caucasieus Stev. — T. Somchetieus Koch), in der alpinen und subalpinen 
Zone des ganzen Kaukasus, zwischen 950 und 2560 m, in Imeretien, Somchetien 
Kasbek, Schambobel am See Tabitzkairi im südl. Georgien und in Armenien. 


536 Physiol, Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 


10. gen. Garidella L. 
1.G. Nigellastrum L. im Kaukasus bei Elisabethpol und Tiflis; ausser- 
dem in der Krim, in Kleinasien, in Nordpersien und in Südeuropa. 


11. gen. Nigella L. 

1, N. segetalis M. B. in Somchetien, Kachetien und im Distrikt von 
Akhaltzikh; ausserdem in der Krim, in Armenien, Kleinasien und Nordpersien. 
— var. Armena Boiss. (= N. Armena Stev.), in russ. Armenien. 

2. N. arvensis L. bei Baku, in Armenien, Transkaukasien, Kachetien, am 
Kuban; ausserdem in Kleinasien, Griechenland, Syrien, in Mittel- und Südeuropa 
und in Nordafrika. 

3. N. sativa L. In Georgien und Armenien (sponte?), hier und da in Klein- 
asien und in Egypten. 

4. N. orientalis L. in Georgien, im östl. Kaukasus, in Somchetien 
Kachetien und bei Baku, in Kleinasien und Syrien. 

N. Damascena L. (= N. Taurica Stev.), am Kuban (sponte?), in der Krim 
und in Griechenland. 

12. Helleborus L. 

1. H. Caucasicus ©. Koch. ziemlich verbreitet im westlichen und mittleren 
Transkaukasien, bis zu einer Höhe von 1000 m, in Georgien bei Martkobi, 989 m, 
Borjom, Gori, Batcha und bei Tiflis. 

2. H. Colehicus Rgl. in Mingrelien. 

3. H. guttatus A. Br. im Kaukasus. 

4. H. Abchasicus A. Br. in Abchasien. 

Regel hält diese 4 Arten nur für Varietäten des H. orientalis Lam., dessen 
Heimath Armenien und Kleinasien ist. 

13. gen. Aquilegia L. 

1. D. Persicum Boiss. auf den Bergen des Kaukasus. aber nicht gleich- 
mässig verbreitet, so in Georgien, Kachetien, Somchetien, im Distrikt Akhalzikh, 
in Daghestan auf den Bergen Gand und Kasbek, zwischen 1636 und 2204 m, 
ausserdem in Armenien, Nordpersien und Kleinasien. 


14. gen. Delphinium L. 

1. A. olimphia Boiss. bei Ordubad und Nakhitschewan in russ. Armenien 
und bei Atzkhur im Distrikt Akhaltzikh, und in Persien. 

2. D. Consolida L. an den Ufern des Terek; scheint in Transkaukasien 
nicht vorzukommen, wohl aber in Armenien, in der Krim, in Thracien, in ganz 
Europa und Westsibirien. 

3. D. orientale Gay sehr verbreitet, in der Umgebung von Tiflis und 
in den benachbarten Bergen bis 1230 m Höhe, Elisabethpol, Karabagh, Talysch, 
bei Tjatigorsk; ausserdem in Nordpersien, Kleinasien, Rumelien, hier und da in 
Mitteleuropa und in Nordafrika. 

4. D. divaricatum Ledeb. sehr gemein bei Tiflis und überhaupt in 
Georgien, Schirwan, Armenien und Ciskaukasien; ausserdem im südöstl. Russland. 
5. D. Hohenackeri Boiss. an der Talyschkette, in Armenien und 
Kappadocien. 

6. D. peregrinum L. a. eriocarpum Boiss. im südlichen Theil von 
Transkaukasien, Kleinasien, Italien, Dalmatien. 

7. D. Szovitsianum Boiss. im russ. Armenien bei Nakhitschewan und 
Shusha und im türk. Armenien. 

8. D. hybridum W. a. genuinum in Beshtau, Georgien, Shusha, Elisa- 
bethpol, Talysch (1280 m), Armenien und in der Krim; forma leiocarpa in 
Armenien bei Duratchitschag. var. b. puniceum Boiss. am Fusse der 
grossen Kette, ziemlich selten; var. c. hirtellum Trautv., Steppe von Mugan; 
var. ochroleueum Boiss. in Georgien, Kachetien, Elisabethpol, Armenien, 
sehr verbreitet au den Trialethbergen von 630 m an; ausserdem in der Songorei 
und in den Steppen an der unteren Wolga. 

9. D. rugulosum Boiss,. in russ. Armenien bei Nakhitschewan; ausser- 
dem in Nordpersien und Turkestan. 

10. D. flexuosum M. B. a. typieum Rupr. gemein am Beshtau 
(914 m), am Kasbek (1646 m), im östlichen Daghestan (1430 m), auf dem Ma- 
misson (2105 m); b. Cassiopum am Beshtau; ec. erispulum auf dem Rücken 
des Andi im nördlichen Daghestan; d. dasyanthum an den Ufern des Samur 
bei Kussur, 2011 m. 


Physiol., Biologie, Anatomie u. Morph. — Systematik Pflanzengeogr. 537 


11. D. dasycarpum Stev. auf dem Beshtau und in der Umgebung von 
Kislowodsk, in einer Höhe von 700 m. 

12.D. speeiosum M. B. a. typicum Rupr. auf dem Berg Gud, 2011 m, 
im östlichen Kaukasus auf dem Tufan-Dagh und Schah-Dagh; b. gymnopum 
in Daghestan bei Kananghi, 2134 m; ce. trichocarpum am Kasbek, 1830 m, 
am Mamisson und an den Quellen des Rion, 1952—2438 m; d. linearilobum 
Trautv. im Distrikt von Akhaltzikh im südlichen Georgien, 1830 m. Ver- 
breitungsareal der Art: Armenien und Nordpersien. 

Trautvetter ist geneigt, die 3 letzten Arten nur für Formen einer und der- 
selben Art zu halten. 

13. D. Caucasiecum C. A. Mey., eine sehr seltene Pflanze, wurde bis 
jetzt nur auf der grossen Kette in der Nähe des Elbrus an den Quellen der 
Malka bei 2438 m, auf der östlichen Seite des Elbrus selbst bei 2560 m und am 
Kasbek bei 2565 m gefunden. 

15. gen. Aconitum L. 

1. A. Anthora L. in der alpinen und subalpinen Zone des ganzen Kaukasus, 
zwischen 2200 und 2375 m, steigt selten bis 2560 m empor und bis 1460 m 
herab, so im Daghestan 1644—2480 m, Kobi 1644—1830 m, Elbrus 1830 m, 
Beshtau, Somehetien, Trialethberge, Armenien, ausserdem Mitteleuropa, Alpen, 
ligurischer Apennin, Mittel- und Südrussland. 

2. A. Lycoctonum var. orientale Rgl. ist mehr oder minder im 
ganzen Kaukasus verbreitet, mit Ausnahme des östlichsten Theiles, zwischen 1660 
und 2590 m, besonders in den Wäldern am Fusse der Nordseite, so am Besthau, 
bei Kislowodsk, am oberen Kuban, Wedens, Swanetien, bei T'schigaro 2195 m 
am Mamisson 2620 m, am Ardan 1830 m, in Tuschetien, Daghestan, 1830—2104 m 
Adjarien, Akhaltzith. 

3.A. variegatumL.,var. Cammarum Rgl. und var. nasutum Rgl 
ist im Kaukasus verbreitet in einer Höhe von 1560 und 2380 m, kommt jedoch 
an der Nordseite der grossen Kette schon bei 730 m vor. 

16. gen. Actaeal. 

1. Aectaea spicata L. hier und da inden Wäldern des Kaukasus zwischen 
450 und 1680 m, so am Beshtau, Naltschik, Ossetien, Ratcha, Saguramberge bei 
"Tiflis, Kadjar, Sarial; ausserdem in Europa und Sibirien. 

17. gen. Paeonia L. 

1. P. corallina Retz. die typische Form kommt nur in dem südlichen 
Theile von Transkaukasien auf den ersten Stufen des armenischen Plateau’s vor; 
var. triternata Boiss. (= P. triternata Pall.) ist verbreitet an den Saguram- 
bergen, bei Martkobi 1100 m, um Kodjari, bei Tiflis 1280 m, bei Borjom, Ratcha, 
in Mingrelien und auf dem Talysch; ausserdem in der Krim, Kleinasien und 
Südeuropa. 

2. P.. Wittmanniana S$Stev. bei Atzkhur, Nakeral, in Imeretien, an der 
Nordseite der Djichit-Djrari-Berge, 1900 m, wo sie in Wäldern einen grossen 
Raum einnimmt die von Picea orientalis, Acer Trautvetteri und Quercus macran- 
thera gebildet werden; ausserdem in Ghilan. 

3. P. tenuifolia L. sehr verbreitet in den Ebenen von Ciskaukasien, im 
mittleren und oberen Kurathal, und in Armenien; ausserdem in der Krim, im 
Banat, in Südrussland und in Südwest-Sibirien. 


(Fortsetzung folgt.) 


Neue Litteratur. 


Geschichte der Botanik: 


Britten, James and Boulger, &. S., Biographical index of British and Irish 
botanists. [Contin.] (The Journal of Botany. Vol. XXVIIL. 1889. No. 316 
p. 113.) 

Britten, Jas., Dr. Seemann’s studyset. (l. e. p. 102.) 

Philipps, Wm., William Allport Leighton. (l. c. p. 111.) 

The Rev. Churchill Babington, D. D. (l. e. p. 110.) 


538 Neue Litteratur. 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Dubois, A., La science populaire. Dans les bois, notions d’histoire naturelle. 
4°. 304 pp. Limoges (Ardant & Cie.) 1889. 

Mangin, Louis, Cours el&mentaire de botanique pour la classe de einquieme. 
3e edition. 8°. 382 pp. Avec 446 grav., 3 cartes et 2 planches en couleur. 
Paris (Hachette et Cie.) 1889. 3 fr. 50%e. 

Wiesner, J., Elemente der wissenschaftlichen Botanik. Bd. III. Biologie der 
Pflanzen. Mit einem Anhang: Die historische Entwicklung der Botanik, 8°. 
IX, 305 pp. Mit Illustr. Wien (Alf. Hölder) 1889. M. 8.— 


Kryptogamen im Allgemeinen: 


Plantae Turcomanicae a &. Radde et A. Walter collectae. I. Fungi. Examinavit 
et enumeravit P. A. Karsten. Cum tabula 1. p. 1—5. [6 species] und I. 
Lichenes. Examinavit et enumeravit Edv. A. Wainio. p. 5—22 [75 species]. 
(Sep.-Abdr. aus Acta horti Petropolitani. Tom. X. 1888. Fasc. 2.) 8°. 22 pp- 
Petropoli 1889. v. Herder (St. Petersburg). 


Algen: 

Barber, C. A., Structure and development of bulb in Laminaria bulbosa. With 
2 plates. (Annals of Botany 1889, dated February, issued March.) 

Castracane, F., Reproduction and multiplication of Diatoms. (Jonrnal of the 
Royal Microscopical Society. 1889. Febr.) 

"Murray, George and Boodle, Leonard A., A systematie and structural account 
of the genus Avrainvillea Deene, (Journal of Botany. Vol. XXVI. 1889. 
No. 316. p. 97.) 

Oliver, F. W., New form of Trapella sinensis. (Annals of Botany 1889, dated 
Feb. issued March.) 

West, M., List of Desmids from Massachusets. (Journal of the Royal Micro- 
scopical Society. 1889. Febr.) 


Pilze: 

Arloing, Bacillus heminecrobiophilus. (Lyon med. 1889. No. 9. p. 348—350.) 

Blanc, L., Saint-Lager et Beauvisage. A propos de microbes. (Bulletin tri- 
mestriel de la Soeiete botanique de Lyon. 1888. No. 1/2.) 

Cooke, M.C. and Massee, 6., New development of Ephelis, E. trinitensis C. &M., 
Balansia trinitensis C.& M. (Annals of Botany 1889, dated Feb. issued March.) 

De Bruyne, C., Les myxomyettes. Communication preliminaire. (Annales et 
Bulletin de la Societ€ de medeeine de Gand. 1888. No. 12.) 

Herzen, A., Le röle des microbes dans eertaines fermentations. (Comptes 
rendus de la Societe de biologie. 1889. No. 8. p. 140—142.) 

Kern, F., Hausschwamm und Trockenfäule. Bericht über alle wichtigen Er- 
gebnisse, Gutachten und Urtheile des in neuester Zeit geführten Processes,. 
welcher zu Ungunsten des Baumeisters entschieden wurde. 8°. 68 pp. Halle 
(Ludw. Hofstetter) 1889. M. 2.50. 

Miyabe, Kingo, Life-history of Macrosporium parasiticum. With 2 plates. 
(Annals of Botany. 1889, dated Feb. issued March.) 

Patouillard, N., Fragments mycologiques. (Journal de Botanique. 1889. 1. Fevr.) 


Flechten: 


Bruttan, Nachtrag zu den Lichenen Liv-, Esth- und Kurlands. (Sitzungsberichte 
der Naturforschergesellschaft der Universität Dorpat. Bd. VIII, 1888. Heft 3. 
p. 444—448.) Dorpat 1889. 


Muscineen : 


Breidler, J., Beitrag zur Moosflora des Kaukasus. (Oesterreichische Botanische 
Zeitschrift. 1889. p. 134.) 

Geheeb, A., Neue Beiträge zur Moosflora von Neu-Guinea. (Bibliotheca botanica. 
1889. Heft 13.) 4°. 12 pp. und 8 Tafeln. Cassel (Th. Fischer) 1889. M. 10. 

Russow, Edmuud, Ueber den Begriff „Art“ bei Torfmoosen. (Sitzungsberichte 
der Naturforschergesellschaft der Universität Dorpat. Bd. VIII. 1888. Heft 3. 
p. 413—426.) 8°. Dorpat 1888. 


Neue Litteratur. 539 


Gefässkryptogamen. 


Degen, Arpad von, Asplenium lepidum Presl. in Ungarn. (Oesterreichische- 
Botanische Zeitschrift. 1889. p. 137.) 

Detmer, W., Sadebecks Untersuchungen über Serpentinfarne. (Naturwissen- 
schaftliche Wochenschrift. Bd. IV. 1889. No. 1. p. 3.) 

Farmer, J. B., Morphology of Isoetes lacustris. (Annals of Botany. 1889, dated 
Feb. issued March.) 

Sowe, E. J. and Jones, A. M., Abnormal Ferns hybrids, and their parents. 
With 1 plate. (l. c.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Coulter, Stanley, Histology of the leaf of Taxodium. With plate. (Botanical 
Gazette. 1889. p. 76.) 

Meehan, T., Gynodioecious Labiatae. (Bulletin of the Torrey Botanical Club- 
Newyork. 1889. No. 2.) 

Meyer, Arthur, Der Sitz der scharfschmeckenden Substanz im spanischen Pfeffer. 
(Pharmaceutische Zeitschrift. 1889. No. 16.) 

Moll, J. W., Intracellular Pangenesis. (Botanical Gazette. 1889. p. 54.) 

Palladin, W., Einwirkung des Sauerstoffs auf Zersetzung der Eiweissstoffe in: 
den Pflanzen. 8°. 94 pp. Warschau 1889. [Russisch.] 

Sauvageau, C., Contribution & l’etude du syst&me mecanique dans la racine 
des plantes aquatiques, les Potamogeton. (Extrait du Journal de Botanique.. 
1889. 16. Fevrier.) 8°. 10 pp. Paris (J. Mersch) 1889. 

Schunck, E., Chemistry of chlorophyll. With 1 plate. (Annals of Botany 1889,. 
dated Feb. issued March.) 

Trumbull, R., Water-pores in Cotyledons. (l. e.) 

Windle, W.S., Fibres and raphides in fruit ofMonstera. With plate. (Botanical 
Gazette. 1839. p. 67.) 

Wortmann, J., Beiträge zur Physiologie des Wachsthums. (Botanische Zeitung. 
1889. p. 229.) 


Systematik und Pfianzengeographie: 


Ascherson, Paul. Zur Synonymie der Eurotia ceratoides (L.) ©. A. Mey. und. 
einiger ägyptischer Paronychieen. [Forts.] (Oesterreichische Botanische Zeit-- 
schrift. 1889. p. 125.) 

Bebb, M. S., Notes on North American Willows. III. With plate. (Botanical 
Gazette. 1889. No. 3. p. 49.) 

— —, White Mountain Willows. (Bulletin of the Torrey Botanical Club New- 
York. 188%. February.) 

Bennett, Arthur, Carex elytroides in Britain. (The Journal of Botany. Vol. 
XXVI. 1889. No. 316. p. 117.) 

Borbäs, Vincenz von, Ueber den Formenkreis der Cortusa Matthioli L. (Oester-- 
reichische Botanische Zeitschrift. 1889. p. 140.) 

Darwin, C., A naturalist's voyage. Journal of researches into the national 
history and geology of the countries visited during the voyage of H. M. S. 
Beagle round the world. New edit. 8°. 340 pp. London (Murray) 1889. 

3 5.6.d. 

Druce, 6. C., Calamagrostis borealis Laestad. in Scotland. (The Journal of 
Botany. Vol. XXVIL 1889. No. 316. p. 117.) 

Formänek, Ed., Beitrag zur Flora von Bosnien und der Hercegovina. [Schluss.] 
(Oesterreichische Botanische Zeitschrift. 1889. p. 145.) 

Freyn, J., Ueber einige kritische Arabis-Arten. [Fortsetzung.] (Oesterreichische 
Botanische Zeitschrift. 1889. p. 128.) 

Fritsch, Karl, Beiträge zur Kenntniss der Chrysobalanaceen. I. Conspeetus: 
generis Licaniae. (Separat-Abdruck aus Annalen des k. k. naturhistorischen 
Hofmuseums. Bd. IV. 1889.) 8°. 28 pp. Wien 1889. 

Fryer, Alfred, Polygala ealcarea F. Schultz in Cambridgeshire. (The Journal 
of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 316. p. 119.) 

6roves, H. and J., On Epilobium alpinum and E. anagallidifolium. (l. c. p. 109.) 

6Guillaud, J. A., Les zones botanignes du Sud-Ouest de la France. (Extrait- 
du Journal d’histoire naturelle de Bordeaux et du Sud-Ouest.) 8°. 15 pp.- 
Bordeaux (imp. Gounouilhou) 1889. 


540 Neue Litteratur. 


Hanbury, F. &. and Melvill, J. Cosmo, New county records for Sutherland 
Caithness and Ross: (The Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No, 316. 
p- 107.) 

Hariot, P., Petit, P., Müller d’Argovie, J., Bescherelle, E., Massalongo, C. 
et Franchet, A., Mission seientifique du cap Horn, 1882—1883. Tome V. 
Botanique. 4°. 405 pp. avec 33 pl. et 3 cartes. Paris (Gauthier-Villars et fils) 


1889. 25 fr. 
Jeht, Hermann, Pflanzensammler in den Tropen. (Gartenflora. 1889. Heft 7. 
p. 187.) 


Lindberg, 6. A., Rhipsalis pulvinigera G. A. Lindberg n. sp. Hierzu Abbild. 
33—35. (l. e. p. 182.) 

Malinvaud, E., Ranunculus macrophyllos. (Journal de Botanique. 1889. 
15. FEvr.) 

Masclef, Etudes sur la geograpbie botanique du Nord de la France. (1. e.) 

— —, Note sur le Daucus hispidus. (l. c.) 

Moffat, C. B.. Plants near Ballyhyland, Co. Wexford. (The Journal of Botany. 
Vol. XXVII. 1889. No. 316. p. 105.) 

More, A. 6., Erica mediterranea var. hibernica in Achill Island. (1. c. p. 118.) 

Morong, T., $S. American vegetation. (Bulletin of the Torrey Botanical Club 
NewYork. 1889. No. 2.) 

Porter, T. C.. Gentiana alba Mull. (l. e.) 

'Seidlitz, Nicolai v., Antwort auf G. Radde’s Bemerkung in Nummero 43 des 
„Kaukasus“. 8°. 20 pp. Tiflis 1889. [Russisch.] [Streitschrift. 

Semenoff, A., Nachträge zu einer Florenskizze der Umgebung von Nowo-Alexandria. 
8°. 12 pp. (Warschauer Universitätsnachrichten. 1888. No. 9.) [Russisch.] 
Simonkai, L., Bemerkungen zur Flora von Ungarn. XI. (Oesterreichiche Bota- 

nische Zeitschrift. 1889. p. 137.) 

White, J. W., Rubus pallidus W. & N. in North Somerset. (The Journal of 
Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 316. p. 118.) 

“Winkler, C., Decas quinta Compositarum novarum Turkestaniae nee non Bucharae 
incolarum. (Sep.-Abdr. aus Acta horti Petropolitani. Tome X. 1889. Fasc. 2.) 
8°. 16 pp. Petropoli 1888. 

[Enthält die Beschreibung von 10 neuen Arten der Gattung Cousinia 
und einen Nachtrag zum Sehlüssel in der vierten Decade: „Ad vlavem in 
decade quarta a me propositam adde: 

4°' capitulis 20- (nec 40-) 60-Hloris: 

5,, involueris phyllis herbaceis apice brevissime mucronulatis, plantae 

annuae vel biennes: ('. submutica Franchet. 

5“ involueri phyllis rigidis sensim in spinam brevem pungentem atte- 

nuatis, plantae perennes: 

6,, ramis divaricatis, foliis ovato-lanceolatis hastatis eaulem amplectenti- 

bus, eapitulis eirca 40-Horis: (€. hastifolia C. Winkl. 

6” ramis ereetis, foliis lineari-lanceolatis eaulem non amplectentibus, 

capitulis eirca 20-floris: C. Tancifolia C. Winkl.] 
y. Herder (St. Petersburg). 


Phaenologie. 
Ihne, Egon, Ueber die Schwankungen der Aufblühzeit. Eine phänologische 
Untersuchung. (Botanische Zeitung. Jahrg. 47. 1889. No. 13. p- 213.) 
Wojekoff, A. J., Meteorologische landwirthschaftliche Beobachtungen in Russ- 
land in den Jahren 1885 und 1886. 8°. 135 pp. St. Petersburg 1888. (Memoiren 
der Kais. russ. geograph. Gesellschaft. Abtheilung: Allgemeine Geographie. 
Bd. XVII. No. 3. Herausgegeben unter der Redaktion von U. M. Schokalsky.) 
[Russisch.) 
[Enthält pflanzenphänologische Beobachtungen aus verschiedenen Theilen 
Russlands, auf welche wir in einem besonderen Referate zurückkommen 
werden.] v. Herder (St. Petersburg). 


Palaeontologie: 
'Lesquereux, L., List of fossil plants collected by Mr. J.C. Russell at Black 
Creek, near Gadsden, Ma. with descriptions of several new species. — Recent. 
determinations of fossil plants from Kentucky, Luisiana, Oregon, California, 


Neue Litteratur. 541 


Alaska, Greenland ete. with descriptions of new species. (Proceedings of 
United States National Museum. 1888.) 

Moriere, Note sur un Echantillon de Williamsonia Carruth. trouve dans l’oxfor- 
dien des Vaches-Noires en 1865. (Extr. du Bull. de la Soc. Linneenne de 
Normandie. Ser. IV. T. II.) 8°. 8 pp. Caen 1889. 

Benault, B., et Zeiller, R., Etudes sur le terrain houiller de Commentry. 
Livre deuxieme: Flore fossile. Partie I. par R. Zeiller. 8°. 366 pp. Atlas 20. 
XLII planches. (Bulletin de la societE de l’industrie minerale. Troisieme 
serie. T. II. 1889. Livr. 2.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Beauvisage, Observations sur deux roses proliferes. (Extr. des Annales de la 
Soc. bot. de Lyon. 1887.) 8°. 6 pp. 1 planche. Lyon (impr. Plan) 1889. 

Dubourg, W. A., Recherches sur les causes de la chlorose de la vigne. Con- 
siderations physiologiques. 8°. 48 pp. Angoulöme (impr. Chasseignac) 1889. 

Godin, P., Maladie de la vigne. Guerison du mildew. 8°. 16 pp. Reims 
(impr. Justinart) 1889. Fr. 1.— 

La Blanchere, V. de, Les oiseaux utiles et les oiseaux nuisibles aux champs, 
jardins, for&ts, plantations, vignes. 8°. VIII, 387 pp. avec 150 grav. Paris 
(Rothschild) 1889. 

Marsac, V. de, Reconstitution rapide et economique des vignobles phylloxeres.- 
8°. 48 pp. Paris (librairie de la Maison rustique) 1889. Pr.4.— 

Mathieu, Henri, Note sur le phyllox&ra et autres maladies de la vigne dans 
la commune de Labergement-les-Seurre, Cöte d’Or. 8°. 36 pp. Lille (impr. 
Danel) 1889. 

Picaud, A., Parasites de la vigne, parasites vegetaux. 8°. 68 pp. Poligny 
(impr. Cottez) 1889. 

Salve, E. de, Du phylloxera et de la viticulture dans les Basses-Alpes. 8°. 7 pp. 
Digne 1889. 

Zacharewicz, Maladies cryptogamiques de la vigne. La culture maraichere et 
les engrais chimiques. (Extr. du Bull. Soc. d’agriculture de Vaucluse. 18883. 
No. 8/9.) 8°. 16 pp. Avignon (Seguin Freres) 1889. 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Fedeli, @regoria, Sull Eucalyptus globulus; sue proprietä mediche e igieniche: 
memoria letta all’ accademia medica di Roma nella seduta ordinaria del 30 
aprile 1876. Seconda edizione. 8%. 47 pp. Roma (Sinimberghi) 1889. 

Wilcy, H. W., Sweet Cassava, Jatropha Manihot. (Bot. Gazette. 1889. p. 71.) 

Uffelmann, J., Die Dauer der Lebensfähigkeit von Typhus- und Cholerabaeillen 
in Fäcalmassen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 
1889. No. 15. p. 497—502.) 

Perronecito, E., Studien über Immunität gegen Milzbrand. (Centralblatt für 
Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 15. p. 503—506.) 

Chauveau, A., Sur les proprietes vaceinales de microbes ci-devant pathogenes, 
transform&s en microbes simplement saprogenes, destitu&s de toutes proprietes 
virulentes. (Compt. rend. de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVIU. 
1889. No. 7. p. 319—324.) 

Hofmann, 6., Zur Aetiologie der Variola. (Prag. medic. Wochenschr. 1889. 
No. 10. p. 105—107.) 

Cohen, Ch. H. A., De typhus-baeil. Een experimentel en kritisch onderzoek. 
8°. 123 pp. Groningen (J. B. Wolters) 1888. 

Gibier, P., Yellow fever; an experimental research on its etiology. (Med. 
News. 1889. No. 4. p. 91—95.) 

Hamilton, J. B., The origin of the Florida yellow fever epidemic. (Med. News. 
1889. No. 5. p. 138—139.) 

Lardier, De l’&tiologie du t&tanos et de son origine &quine ou tellurique, (Bul- 
let. med. des Vosges. 1889. Janvier.) 

Verneuil, A., et Clado, Des absc£s spirillaires. (Compt. rend. de l’Academie 
des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 6. p. 272—274.) 

Kamen, L., Nachweis von Syphilisbaeillen im Sputum. (Internat. klin. Rund- 
schau. 1889. No. 10. p. 409—410.) 

Albizki, Zur Aetiologie der eroupösen Pneumonie. (Russkaja medic. 1888. No. 
31.) [Russisch.] 


542 Neue Litteratur. 


Quincke, H., Doppelinfektion mit Favus vulgaris und Favus herpeticus. (Mo- 
natsh. f. prakt. Dermatol. 1889. No. 2. p. 49—51.) 

'Török, L., Zur Infektionsfrage der Herpesarten. (Monatsh. f. prakt. Dermatol. 
1889. No. 2. p. 54—56.) 

Mach, E., Ueber die Bekämpfung des Sauerwurms (Tortrix uvana). (Weinlaube. 
1889. No. 10. p. 109—112.) 


Technische, Handels-, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Duchartre, Henri, Observations sur le sous-genre Lemoinea E. Fourn., Bego- 


nias tubereux proprement dits. 8°. 100 pp. 2 planches. Paris (impr, G. Nee) 
1889. 


Fliche, P., Un reboisement. Etude botanique et forestiere. (Extr. d. Annales 
de la science agron. franc. et &trangere. 1888. T. I.) 8°. 56 pp. Naney 
1889. 

Grisard, Jules et Van den Berghe, Les Palmiers utiles et leurs allies: de- 
scription, proprietes, produits, usages et emplois dans l’alimentation, l’agri- 
eulture, la medeecine, les arts et l’industrie. 80, VIII, 232 pp. av. 120 vign. et 
16 chromos. Paris (Rothschild) 1889. 

Halsted, Byron D., Our Worst Weeds. (Bot. Gazette. 1889. p. 69.) 


Jolles, A. F., Die Verfälschung der Nahrungs- und Genussmittel. Ein Vortrag. 


8°. 23 pp. Wien (Perles) 1889. 0,60 M. 
Pecori, Raff., La cultura dell’ oliva in Italia: notizie storiche, scientifiche, 
agrarie, industriali. Disp. 3. 8°. p. 33—48. Firenze (Mariano Ricei) 1889. 
Regel, E., Russische Dendrologie oder Aufzählung und Beschreibung der Holz- 
arten und perennirenden Schlingpflanzen, welche in Mittelrussland im Freien 
aushalten, nebst Angaben über ihre Kultur und Verwendung in Gärten. Zweite, 
verbesserte und vermehrte Auflage. Heft II. 1889. p. 69—194. St. Peters- 

burg 1889. [Russisch.] 

[Enthält die Familien der Myricaceae, Betulaceae, Cupuliferae, Juglan- 
daceae, Salicaceae, Ulmaceae, Cannabineae, Moreae, Elaeagnaceae, Poly- 
gonaceae, Daphnoideae und Aristolochiaceae. Ist mit zahlreichen Holz- 
schnitten illustrirt und enthält am Schlusse ein Register der Gattungs- 
und Arten-Namen und der Synonyma. Das erste Heft der zweiten Auf- 
lage der russischen Dendrologie erschien schon im Jahre 1883 und be- 


handelte die Familie der Coniferae. — Bei der Durchsicht und Ver- 
besserung des russischen Textes im zweiten Heft half dem greisen Vater 
sein jüngster Sohn Robert Kegel.] v. Herder (St. Petersburg). 


‘Sarti, Augustin, Le jardin potager et la Basse-Cour. 5e &dition. 8°. 143 pp. 
avec gravure. Limoges (E. Ardant et Cie.) 1889. 

‘Silvestre, C., Congres de vitieulture de Vienne, les 17, 18 et 19 novembre 
1888. 8°, 80 pp. Lyon (impr. Waltener & Cie.) 1889. 

— —, Une excursion viticole dans le midi de la France. 8°. 77 pp. Lyon (impr. 
Gallet) 1889. 


Personalnachriehten. 


An Stelle des verstorbenen Professor Paneie ist Herr St. 


JakSie zum Professor der Botanik und Direktor des Botanischen 


Gartens in Belgrad ernannt worden. 

Der um die botanische Durehforschung von Krain hochver- 
diente Custos des Krainischen Landesmuseums, Karl Deschmann, 
ist am 11. März gestorben. 

Der bekannte Mykolog Dr. Antoine Mougeot ist am 20. 
Februar im Alter von 74 Jahren gestorben. 

Herr Geheimer Hofrath Prof. Dr. med. et phil. Hermana 
Hoffmann in Giessen feiert am 22. April d. J. seinen 70. Ge- 
burtstag, zu welehem auch wir unsere herzliehsten Glückwünsche 
darzubringen uns erlauben. Red. 


Aufrut. 543 


Aufruf. 


Am 5. April vorigen Jahres ist durch ein tragisches Geschick Dr. 
Hubert Leitgeb, ord. Professor der Botanik an der Universität Graz, 
geboren zu Portendorf in Kärnten (20. Oktober 1835), plötzlich dem Kreise 
der Lebenden entrückt worden — ein Ehrenmann in der vollen Bedeutung 
dieses Wortes, der, den selbstsüchtigen Bestrebungen unserer Tage durch- 
aus fremd, nur in wissenschaftlicher Arbeit, im Unterrichte seiner Schüler 
und in der Pflege häuslichen Sinnes und edler Freundschaft Befriedigung 
suchte. 

Leitgeb's Leistungen als botanischen Forscehers sind von Fach- 
genossen des In- und Auslandes anerkannt und gepriesen. Gleich aus- 
gezeichnet wie als Gelehrter war Leitgeb als Lehrer, und es betrauert 
die Grazer Universität, an welcher er durch 22 Jahre erfolgreich gewirkt hat, 
in ihm eine ihrer vorzüglichsten Lehrkräfte, die grosse Zahl seiner Schüler 
einen sicheren Führer und opferfreudigen Rathgeber. 

So hervorragenden Verdiensten gegenüber erscheint der Wunsch 
vollauf gerechtfertigt, das Gedächtniss Leitgeb’s in würdiger und auch 
der Denkart des Verstorbenen entsprechender Weise dauernd festzuhalten. 
Das mit der Ausführung dieses Gedankens betraute Comit& richtet daher 
an die Fachgenossen und Schüler, an die Collegen und Freunde Leitgeb’s 
die Bitte um werkthätige Unterstützung, mit dem Bemerken, dass in erster 
Reihe die Errichtung einer der Förderung wissenschäftlicher Bestrebungen 
gewidmeten „Leitgeb-Stiftung“ in’s Auge gefasst ist. 

Graz, im Februar 1889. 


Dr. J. Aichhorn, Direktor des Landesmuseums (Graz); Dr. A. Ausserer, 
Prof. (Graz); Dr. A. Birnbacher, Univ.-Prof. (Graz); Dr. A. Bleichsteiner, 
Privatdocent (Graz); Dr. K. Blodig, Univ.-Prof. (Graz); Dr. med. J.Bogens- 
berger (Graz); Dr. J. Boehm, Univ.-Prof. (Wien); Dr. L. Boltzmann, 
Univ.-Prof. (Graz); L.Canaval, kais. Rath (Klagenfurt); Dr. J. v. Derschatta, 
Reichsrathsabgeordneter (Graz); Dr. C. Dölter, Univ.-Prof. (Graz); F. Doser, 
Oberbuchhalter (Graz); Dr. A. Egger von Möllwald, Direktor des theresia- 
nischen Gymnasiums (Wien); Dr. J. Eppinger, Univ.-Prof. (Graz); Dr. A. von 
Ettingshausen, Prof. a. d. techn. Hochschule (Graz); Dr. J. Finschger, 
Advocat (Graz); A. von Gabriely, Prof. an der techn. Hochschule (Graz); 
A.Ghon, eand. med. (Graz); Dr. J. Gobanz, Landesschulinspector (Klagenfurt) ; 
J. Goll, Oberstlieutenant i. R. (Graz); Dr. V. Graber, Univ.-Prof. (Czerno- 
witz); Dr. K. Gussenbauer, Univ.-Prof. (Prag); Dr. G.Haberlandt, Univ.- 
Prof. (Graz); Dr. E. Heinricher, Privatdocent (Graz); W. Heyne, dz. Rektor 
der techn. Hochschule (Graz); J. Holzer, Landtagsabgeordneter (St. Veit in 
Kärnten); F. Huber, ceand. jur. (Graz); M. Freiherr v. Jabornegg, Landes- 
kanzleidirektor (Klagenfurt); Dr. M. R. v. Karajan, Univ.-Prof. (Graz); Dr. 
A. Kerner, R.v.Marilaun, Univ.-Prof. (Wien); J. Khul, Rechnungsrevident 
(Graz); A. Knaffl, Handelsmann (Graz); J. Knaus (Graz); Dr. med. R. Koller, 
(Wien); L. Kristof, Lycealdirektor (Graz); P. Kugy, mag. pharm. (Graz); 
R. Freiherr v. Kulmer, Prof. a. d. techn. Hochschule (Graz); Dr. E. Lipp, 
Univ.-Prof (Graz); Dr. M. v. Lexer, Univ.-Prof. (Würzburg); Dr. C.Marche- 
setti, Direktor am Museo civico (Triest); Dr. A. v. Mojsisovics, Prof. an 
d. techn. Hochschule (Graz); Dr. F. Müller, Privatdocent (Graz); Dr. C. von 
Nägeli, Univ.-Prof. (München); Dr. J. Peyritsch, Univ.-Prof. (Innsbruck); 
Dr. W. Pfeffer, Univ.-Prof. (Leipzig); Dr. F. Pichler, Univ.-Prof. (Graz); 
Dr. N. Pringsheim, Univ.-Prof. (Berlin); Dr. F.Portugall, Bürgermeister 
von Graz; Dr. V. Puntschart, Univ.-Prof. (Innsbruck); Dr. E. Richter, 
Univ.-Prof. (Graz); V. Ritter, Reichsrathsabgeordneter (St. Leonhard b. Villach); 
Dr. A. Rollett, Univ.-Prof. (Graz); Dr. F. Saria, Advokat (Graz); J. Satter, 
Gymn.-Suppl. (Klagenfurt); Dr. M. R.v. Schreiner, Advokat (Graz); Dr. 
L. Schuster, dz, Rektor der k. k. Universität (Graz); Dr. S. Schwendener, 


5944 Notiz. — Anzeige. — Inhalt. 


Univ.-Prof. (Berlin); Dr. Zd. Skraup, Univ.-Prof. (Graz); Dr. H. Spitzer, 
Privatdocent (Graz); Dr. J. Stefan, Univ.-Prof. (Wien); Dr. E. Strasburger, 
Univ.-Prof. (Bonn); Dr. E. Strohal, Univ.-Prof. (Graz); Dr. E. Sues, da. 
Rektor der k. k. Universität zu Wien; Dr. med. A. Tschamer (Graz); Dr. 
med. Tobeitz (az); Dr. M. Waldner, Privatdocent (Innsbruck); 
J. Wastler, Prof. a. d. techn. Hochschule (Graz); Dr. J. A. Wiesner, 
Univ.-Prof. (Wien) ;, Dr. M. Willkomm, Univ.-Prof. (Prag); Dr. M. R. von 
Wretschko, Landesschulinspektor (Wien); Dr. K. Zelinka, Privatdocent 
(Graz); Dr. med. F. Zizek (Graz). 

Beiträge wollen entweder an Herrn Dr. Josef Finschger, Advokaten 
in Graz (I. Albrechtsgasse 9), oder an die hiesige Universitätsbuchhandlung 
Leuscehner & Lubensky (I. Sporgasse 11) eingesandt werden. 


Zur gef. Kenntnissnahme. 


Da mir nach Prof. Peyritsch’ Hinscheiden das Referat über 
Variationen und Bildungsabweichungen für Just's „Jahresbericht“ 
übertragen wurde, bitte ich die Herren Autoren, auf diese Rubrik 


bezügliche Abhandlungen an mich gelangen zu lassen. 


Dr. M. Kronfeld, 
Wien, IX., Schlickgasse 3. 


Botanisir — 


-Büchsen, -Mappen, -Stöcke, -Spaten. 


Loupen, Pflanzenpressen 


jeder Art, @itterpressen Mk. 3.—, zum Umhängen Mk. 4.50, Spatel- 
taschen etc. — lllustrirtes Preisverzeichniss frei. 


Friedr. Ganzenmüller in Nürnberg. 


Inhalt: 


"Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumen- 
blatts (Forts.), p. 513. 
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tubera- 
ceen und Elaphomyceten I., p. 518. 


Botanische Gärten und Institute. 


Lierau, Das botanische Museum und bot. 
Laboratorium für Waarenkunde zu Hamburg, 
(Forts.), p. 521. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaften. 


Societas pro Fauna et Flora fennica in 
Helsingfors. 
Sitzung am 3. März 1888. 

Saelan, Ueber einen bisher unbeschriebenen 
Bastard von Pyrola minor L. und P. rotundi- 
folia L., p. 524. 

— —, Ballastpflanzen, p. 525. 

— —, Serophul. nod. L., p. 525. 


Nekrolog. 
v. Herder, E. R. von Trautvetter, p. 526. 


Referate: 
Dangeard, M&moire sur les Chytridindes, p. 530. 
Hovelacque, Caractöres anatomiques gendraux 
de la tige des Bignoniacees, p. 534. 
Mangin, Recherches sur la penetration ou la 
sortie des gaz dans les plants, p. 531. 


Mangin, Observations sur le developpement 
des fleurs dans les bourgeons. I. Amygda- 
lees, p. 534. 

Robertson, Fertilization of Calopogon parvi- 
florus Lindl., p. 533. 

— —, Effect of the wind on bees and 
tlowers, p. 534. 

Rosenvinge, Sur la disposition des feuilles chez 
les Polysiphonia, p. 528. 

— —, Sur la formation des pores secon- 
daires chez les Polysiphonia, p. 529. 

Smirnoff, Aufzählung der Arten der Gefäss- 
pflanzen des Kaukasus. (Forts.), p. 535. 

Steinbrinck, Ueber die Abhängigkeit der Rich- 
tung hygroskopischer Spannkräfte von der 
Zellwandstructur, p. 533. 

Wittich, Pflanzen-Areal-Studien. Die geogra- 
phische Verbreitung unserer bekanntesten 
Sträucher, p. 535. 


Neue Litteratur, p. 537. 


Personalnachrichten. 
Karl Deschmann (f), p. 542. 
Dr. Hermann Hoffmann (Giessen) 70. Geburts- 
tag, p. 542. 
Herr St. Jacsic (Prof. u. Direktor in Belgrad), 
p. 542. 
Dr. Antoine Mougeot (F), p. 542. 


Aufruf p. 545. 
N otiz p. 542. 


Ausgegeben: 16. April 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


Band!XXX VII. No.4. Jahrgang X. 


Arc tr : 
gun za 3 mL 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm ua Dr. G. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 17 | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


Von 
Dr. E. Dennert. 


(Fortsetzung u. Schluss.) 

Der violett gefärbte Zellsaft steht dem blauen sehr 
nahe, durch Kalilauge wird er bei Geranium phaeum grün und 
zuletzt gelb, bei Collomia grandiflora röthlich. Blaue oder 
schmutzig grüne Reaktion bei Behandlung mit schwefelsaurem 
Eisen deutet auf Gerbstoffnatur, so bei Collomia grandiflora, Ge- 
ranium phaeum, Asarum Europaeum, Rhododendron FPonticum und 
Hyoscyamus niger (die violetten Flecken am Grunde der Korolle), 
bei Matthiola incana, Viola odorata, Iris pumila und beim Label- 
lum von Orchis mascula. 

Auch der lilafarbige Saft der Korolle von Syringa vulgaris 
zeigt mit Eisensalzen Gerbstoffreaktion.*) | 

Bei Behandlung mit schwefliger Säure werden die Korollen 
mit rothem, blauem und violettem Farbstoff, d. h. also mit Antho- 
eyan entfärbt, aber die Farbe wird durch Salzsäure wieder her- 


*) Vergl. die weiteren Beispiele von Wiesner. !. c. 
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, be) 


546 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


gestellt, oft noch intensiver, als vorher; erprobt an: Rosa Eglanteria 
var Punicea, Salvia pratensis, mit einigen Modifikationen auch an 
Symphytum ofjicinale, Hesperis matronalis; bei letzterer wurden die 
Blumenblätter nach der Entfärbung mit Chlordämpfen Ammoniak- 
dämpfen ausgesetzt, soweit sie entfärbt waren, trat Gelbfärbung 
ein, soweit sie noch rothviolett waren, wurden sie blaugrün. 


Was die Gerbstoffreaktionen des gefärbten Zellsaftes anbelangt, 
so könnte man vielleicht einwenden, sie träten nur im Zellsaft 
ein, unabhängig von dem Pigment, und dann wäre ja allerdings 
der Nachweis sehr schwer; aber der Umstand, dass die Reaktion 
immer nur in Farbstoff enthaltenden Zellen eintritt (und da auch 
schon vorher im Knospenzustand) lässt doch wohl auf einen Zu- 
sammenhang des Farbstoffes mit dem Gerbstoff schliessen. Wenn 
die Gerbstoffreaktionen nicht ganz rein auftreten, so ist das wohl 
nicht zu verwundern, denn eine ÄAenderung ist mit der Meta- 
morphose natürlich verbunden. 


Weiterhin ist hier nun noch besonders als Argument unseres 
Metamorphosensatzes zu betonen, dass bei roth, blau oder violett 
gefärbten Blüten die Gerbstoffreaktion sich in den noch unge- 
färbten Knospen an den Stellen nachweisen lässt, woselbst später- 
hin der Farbstoff auftritt. So wird das jüngste Blumenblatt von 
Althaea rosea durch Eisenchlorid schmutziggrün und durch Kali- 
lauge gelb. Auch die Epidermis der ungefärbten Knospen von 
Hydrangea hortensis enthält Gerbstoff, ebenso die gelben Knospen 
von Cheiranthus scoparius im farblosen Zellsaft neben dem schon 
vorhandenen Anthoxanthin. Aehnlich bei Cheiranthus Cheiri und 
Pelargonium sanguineum. 


Es ist schon oben angedeutet, dass weisse Varietäten von sonst 
bunt gefärbten Spezies am gleichen Orte Gerbstoffreaktion zeigen, 
wo sonst Farbstoff vorkommt (die Umwandlung ist also unter- 
blieben). Beispiele: Syringa vulgaris, Crataegus Oxyacantha, Cory- 
dalis cava und Viola odorata. 

Hier sei auch angeführt, dass der Zellsaft von Aesculus Hippo- 
castanum an denselben Stellen auf Gerbstoff reagirt, wo der rothe 
Farbstoff des nahe verwandten Aesculus carnae seinen Sitz hat. 
Ebenso führt die gelbe Varietät von Primula acaulis in dem 
körnerfreien Kegel der Epidermiszellen Gerbstoff, wo also in der 
rothen Varietät der Sitz eben dieser Farbe ist. Ganz ebenso ver- 
halten sich die verschiedenen Varietäten von Viola trieolor. 

Ein wichtiges Moment, dessen wir auch noch gedenken müssen, 
ist die Farbenwandlung, dafür folgende Beispiele: 

Im Knospenzustand sind die Blumenblätter von Phaseolus 
multiflorus grün, zuerst wird dann das Vexillum weiss (farblos) 
und endlich roth, weiterhin die Flügel und zuletzt die Carina. 
Bei der weissen Varietät nimmt das Vexillum und dann auch das 
Uebrige eine chamoisgelbe Farbe an. 

Die Korolle von Aydrangea hortensis ıst von Natur rosa, im 
Knospenzustand und beim Autblühen grün, dann weiss und zu- 
letzt roth. Bei der blauen Abart ist die Wandlung dieselbe, ent- 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 547 


weder geht die Farbe dabei durch roth in blau über oder diese 
Zwischenstute fehlt. 

In ganz jungen Blütenknospen von Althaea rosea sind die 
Blumenblätter farblos, später erscheinen die Nerven grünlich, aber 
das Parenchym farblos, dann tritt jedoch die rothe Farbe gerade in 
der Epidermis zwischen den Nerven auf, während diese selbst im 
ausgebildeten Zustand farblos sind. 

Die Krone von Convolvulus tricolor ist im Knospenzustand 
grünlich, wird dann am Grunde gelb, nach oben aber weiss; erst 
später, besonders beim Oeffnen, tritt nach oben die blaue Farbe auf. 

Dem blutrothen Zellsaft von Adonis autumnalis geht ein farb- 
loser Zustand in denselben Zellen voraus. 

Bei Aesculus carnea und rubicunda, sowie A. Hippocastanum sind 
die Blumenblätter in der Knospe grün oder gelbgrün und zwar 
das ganze Blattgewebe. Mag dies nun wirklich Chlorophyll sein 
oder nicht, jedenfalls verliert sich die grüne Farbe beim Oeffnen 
und beschränkt sich auf den Fleck an der Basis, bei A. Hippo- 
castanum verschwindet auch dieser. Demnach sind also die 
Blumenblätter beim Oeffnen weiss, am Grunde gelblich, letztere 
Farbe wird weiterhin intensiv gelb bis orange, die übrige Blatt- 
fläche aber intensiv roth. 

Bei den meisten Myosotis-Arten (M. versicolor nicht) ist der 
Limbus in der Knospe weiss, dann lila oder roth und endlich 
blau, ohne eine Spur von gelb. Bei M. versicolor ist es anders. 
Hier haben wir es mit einem scheinbaren Uebergang von gelb in 
blau zu thun. Die eingeschlossene Blüte hat eine rothe Röhre 
und gelben Limbus, letzterer ist auch noch beim Oeffnen gelb, 
geht dann aber allmählich in blau über. Dass dieser Uebergang 
aber nur scheinbar ist, geht daraus hervor, dass die gelbe Farbe, 
die hier wie sonst gewöhnlich körnig ist und sich mehr im Basal- 
theil der Zellen findet, verschwindet, dafür aber der blaue Farb- 
stoff im kegelförmigen Theil der Zellen auftritt; auch zeigt sich 
in den nur gelben Farbstoff enthaltenden Zellen schon die Gerb- 
stoffreaktion an dem farblosen Zellsaft. 

Aehnlich verhält es sich mit einer an Melampyrum pratense 
gemachten Beobachtung. Hier sind in der Regel die Blüten beim 
Aufblühen hochgelb und gehen dann über in blassgelb oder gar 
weiss, zuweilen aber auch noch weiter in lila. Jedoch bleibt dann 
das körnige Anthoxanthin und der Zellsaft färbt sich (übrigens 
zeigt letzterer in beiden Stufen Gerbstoffreaktion). 

Bei Cheiranthus scoparius ist die in der Knospe eingeschlossene 
Blüte lebhaft gelb, wird beim Oeffnen blass, dann ehamois und 
endlich lila. 

Aus den angeführten Beispielen lässt sich die Regel ziehen, 
dass die im fertigen Zustand blau und roth gefärbten Blüten mit 
einem farblosen Zustand beginnen, diesem geht dann allerdings oft 
noch ein grüner vorher. 

Ausnahmen von dieser Regel lassen sich meist anderweitig 
erklären und in befriedigender Weise lösen. So ist die Blüte von 
Collomia grandiflora beim Aufblühen rein gelb, wird damach aber 

9* 


548 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


in der oberen Hälfte chamois mit einem Stich ins Röthliche oder 
Blassviolette. Dies beruht darauf, dass die gelben Farbkörner sich 
zum Theil in röthlich gelbe umwandeln, theilweise tritt auch gleich- 
zeitig eine schwach bläuliche oder violette Färbung des Zell- 
saftes auf. 

Lathyrus odoratus hat ein beiderseits dunkelrothes Vexillum, 
am Grunde beiderseits mit blauem Fleck, auch Carina und Alae 
sind blau. Vor dem Aufblühen ist das Vexillum, das die übrigen 
Blütenteile umschliesst und daher mit der Luft in Berührung steht, 
beiderseits roth, am Grunde dagegen, wo es vom Kelch bedeckt 
ist, grünlich, die eingeschlossenen Theile sind grünlich und werden 
beim Oeffnen sogleich blau. Das Fehlen der farblosen Zwischen- 
stufe lässt sich hier wohl einfach so erklären, dass die grünen 
Körner in diesem Zustand länger beharren. 

Die Blüten von Carthamus tinctorius gehen mit gelber Farbe 
auf und färben sich nach und nach gelbroth und roth. Hier ist 
jedoch der gelbe Farbstoff anderer Natur wie gewöhnlich, nicht 
körnig, sondern homogen und zeigt auch überdies in dem gleichen 
Verhalten gegen chemische Reagentien seine Identität resp. Ver- 
wandtschaft mit dem rothen Farbstoff. 

Die Kronen von Lupinus Cruikshankü sind anfangs blasslila, 
auf dem Vexillum mit lebhaft gelbem Fleck (der auf körnigem 
Anthoxanthin in fast allen Zellen des an dieser Stelle verdickten 
Blumenblatts inel. der Epidermis beruht, der übrige Zellsaft ist 
farblos). Später wird die Farbe violettgelb, indem sich auch hier 
in den Epidermiszellen und zum Theil auch tiefer, neben dem 
Anthoxanthin homogen violetter Farbstoft bildet. Hier findet also 
eine nachträgliche Bildung des Farbstoffs statt. 

Die Blüten von ZLantana multiflora öffnen sich mit rein hoch- 
gelber Farbe und gehen dann allmählich in orange, blutroth und 
auch wohl blau über. Allein auch hier beruht der Wechsel darauf, 
dass in den Papillenzellen, die anfangs nur im Basaltheil körniges 
Anthoxanthin, sonst aber farblosen Zellsaft besitzen, späterhin letzterer 
roth wird und zwar mehr und mehr zunehmend; also wandelt sich 
auch hier nicht der gelbe Farbstoff in rothen um, sondern letzterer 
geht unabhängig von ihm aus einem farblosen Chromogen hervor 
und verdeckt ihn später. 

Die Blumenblätter und Antheren von Potentilla coccinea gehen 
aus dem grünen Zustande direkt in den rothen über, der Grund 
ist hier derselbe, wie bei dem Ueberspringen des farblosen Zustands 
bei Lathyrus odoratus. 

Auch die Vertheilung der gelösten Farbstoffe im Gewebe 
stimmt überein mit dem Vorkommen des Gerbstoffs in den Laub- 
blättern, so dass sich auch aus diesem Grunde eine Metamorphose 
vermuthen lässt. So findet sich der Gerbstoff in den Epidermis- 
zellen vieler Laubblätter (z. B. Daphne Mezereum, Lonicera Capri- 
folium, Iris pumila, Amygdalus communis, Paeonia ofhcinalis), ferner 
besonders dem Lauf der Adern folgend. Dasselbe lässt sich bei 
den Blumenblättern bezüglich des Anthocyans verfolgen. Dass 
dieses sonderlich an die Epidermis gebunden erscheint, ist oben 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 549 


genugsam erörtert, aber es sind auch Fälle nicht selten, in denen 
es gleich dem Gerbstoff die Adern begleitet, dafür seien als Bei- 
spiele nur angeführt: Cheiranthus Cheiri, Salpiglossis sinuata und 
Crataegus Oxyacantha. 


Mag auch das Anthoeyan mit dem Erythrophyll verwandt 
sein, so ist an eine Identität beider doch nicht zu denken, schon 
weil ihr äusseres Auftreten sehr verschieden ist. Dazu kommt das 
Auftreten des Anthoeyans in einer durchaus festen gesetzmässigen 
Weise, meist unabhängig von äusseren Umständen, während das 
Erythrophyll wenigstens oft mehr als ein krankhaftes Produkt er- 
scheint. Das Anthocyan tritt auf, wenn die Pflanze den Höhe- 
punkt ihres Lebens, das Erythrophyll oft, wenn sie das Ende einer 
Lebensperiode erreicht hat. 


LIE 


Die innere Metamorphose des Blumenblattes offenbart sich dem 
Vorstehenden gemäss in einer anatomischen Verfeinerung des Laub- 
blattes und im emer Umwandlung zweier im letzteren enthaltenen 
Stoffe. Diese Metamorphose steht unter der Funktion der Fort- 
pflanzung und auf letztere lassen sich alle Veränderungen zurück- 
führen. Die äussere Erscheinung der Blumenblätter ist eine von 
derjenigen des Laubblatts wesentlich verschiedene, indem sie die 
Funktion der Assimilation ganz aufgeben und statt dessen einen 
Apparat bilden, der zum Herbeiloeken von die Blüte befruch- 
tenden Insekten dienen soll, einen „Schauapparat“ oder, wie man 
passender sagen sollte, Lockapparat. Mit diesem Zweck stimmt 
ganz die Wirkung der Metamorphose des Blattes überein. Die 
starken, oft zertheilten und daher weniger anffallenden Laubblätter 
sind zarter geworden und auf mancherlei anatomischen Verfeine- 
rungen beruhen der Glanz und andere äussere Verhältnisse der 
Blumenblätter. Vor Allem sind sie auch selten zertheilt und be- 
sitzen daher eine grosse Fläche, die weithin sichtbar ist. Letzterer 
Zweck wird auch dadurch erreicht, dass die Blumenblätter auf 
einer Höhe der Axe zu einem Kreis veremigt sind. Die grüne 
Farbe der Laubblätter ist wenig geschickt für den Zweck des 
Blumenblattes: eine grüne Corolla hebt sich nicht ab von dem 
vegetativen Stock und ist daher nicht weit sichtbar, daher das 
Auftreten von Farbstoffen, welches, wie wir gesehen haben, auch 
als eine Metamorphose des Laubblattes anzusehen ist, insofern, als 
alle Farben sich auf Stoffe zurückführen lassen, die auch schon im 
Laubblatt vorhanden sind. Die körnigen Farbstoffe (Chromoplasten 
wie sie Schimper |]. ce. nennt) sind Metamorphosenstufen des 
Chlorophylis (Sehimpers Chloroplasten) und die gelösten Meta- 
morphosenstufen des (erbstoffes. 


Wahrscheinlich wird der Gerbstoff dabei nun nicht direktin den 
Farbstoff übergehen, vielmehr wird er wohl nur selbst erst das 
Chromogen bilden. Hierdurch wäre es denn auch erklärt, dass 
sich oft neben den gelösten Farbstoffen in den Zellen auch unver- 
wandelter Gerbstoff, wenn auch in geringer Menge, finden kann. 


550 Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 


Jedenfalls ist aber die Verwandlung keine sehr tiefgehende, weil auch 
ihr Produkt doch immerhin noch, wenn auch oft auf Umwegen, 
die Reaktionen des Gerbstoffs erkennen lässt. Hier sei über diese 
Metamorphose noch Folgendes bemerkt. 

Aus dem bei verschiedenen Species mannichfachen,, innerhalb 
derselben aber konstanten Verhalten des Gerbstoffs in der Blüte 
erklären sich viele der zahlreichen Farbennuancen als Variationen 
desselben Stoffes; dieselben werden noch zahlreicher durch Kombi- 
nation der Gerbstoffmetamorphose mit derjenigen des Chlorophylis 
und mit den anatomischen Verhältnissen. Auch weisse und gelbe 
Blüten enthalten Gerbstoff, genannt seien: Vrburnum Opulus , Cra- 
taegus Oxyacantha, Rosa pimpinellifolia, Cerastium arvense, Achillea 
millefolium, Bellis perennis, Nareissus poeticus, Allium ursinum, 
Prumus avium, Mespilus Germanica; der weisse Theil der Strahl- 
blüten von Chrysanthemum coronarium und carinatum; von gelben: 
Erysimum Perofskianum, Gagea stenopetala; in diesen Fällen ist 
also die Metamorphose des Gerbstoffs unterblieben, der Grund liegt 
dann jedenfalls in innern uns unbekannten Faktoren. Wie sich 
nahe verwandte Arten betreffs der Blütenfarben oft nur durch das 
verschiedene Verhalten des Gerbstoffs unterscheiden, zeigt folgendes: 
Scopolina Hladnikiana ist gelb, Sec. atropoides violett, erstere ent- 
hält in der Epidermis (allerdings nur wenig) Gerbstoff, letztere 
violetten Zellsaft mit Gerbstoffreaktion, also scheint ihr Unterschied 
darauf zu beruhen, dass der bei Se. Hladnikiana unverändert ge- 
bliebene Gerbstoff bei Se. atropoides in Farbstoff umgewandelt ist. 
Primula acaulis varürt mit gelben, scharlachrothen und violetten 
Blüten; die Epidermiszellen der gelben enthalten (ef. auch oben) 
in dem Basalttheil Anthoxanthinkörner, der farblose Zellsaft des 
Kegeltheils wird durch schwefelsaures Eisen schmutzig grün; an 
Stelle des farblosen Zellsaftes hat die rothe Varietät carminrothen, 
der durch jenes Reagens erst blau, dann schmutzig grün wird. Die in 
der rothen Varietät noch vorhandenen Anthoxanthinkörner fehlen der 
violetten ganz, ihr violetter Zellsaft wird durch Eisensalze schmutzig- 
grün. Daraus folgt, dass die Farbenverschiedenheit der drei 
Varietäten beruhen: 

1) Auf dem Grad der Metamorphose des Gerbstoffs zum 
Farbstoff. 

2) Auf der Anwesenheit oder dem Mangel, resp. der relativen 
Menge des körnigen gelben Farbstoffes. 

Aus den oben schon angegebenen Daten geht auch hervor, 
dass der Unterschied zwischen den gelben und rothen Varietäten 
von Rosa Eglanteri« nicht auf der Abwesenheit des Gerbstoffs bei 
jener, sondern auf der mangelnden Metamorphose desselben zu Farb- 
stoff beruht; ebenso bei den roth und weiss blühenden Exemplaren 
von Spiraea prunifolia. 

Hier sei auch das Faecit aus den oben mitgetheilten und nach- 
zulesenden Beobachtungen an Cytisus Laburnum und ©. Adami ge- 
zogen. Der ganze Unterschied zwischen beiden besteht darnach darin, 
dass bei ©. Adami die gelben Farbkörper im inneren Gewebe 
spärlicher sind, dass sie in der Epidermis (mit Ausnahme des 


Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts. 551 


gelben Flecks am Grunde der Krone) entfärbt sind, und dass die 
rothe Farbe in der Epidermis auftritt. Dieser letztere wesentliche 
Unterschied hängt hier damit zusammen, dass (€. Laburnum über- 
haupt fast gerbstofffrei ist; die Epidermis der grünen Spindel zeigt 
fast keinen (erbstoff, während die der grünen Spindel von €. 
Adami (und wohl auch von C. purpureus) sehr reich an (eisen- 
grünendem) Gerbstoff ist, auch die Epidermis des Laubblattes von 
©. Laburnum ist gerbstofffrei. Bei der Vermischung der beiden 
Spezies (©. Laburnum und purpureus) ist also der Gerbstoffgehalt 
in der Epidermis zu C. Laburnum hinzugetreten und der gelbe 
Farbstoff ist zum Theil entfärbt. 

Der chemische Prozess, welcher sich bei der Metamorphose 
des Gerbstoffs abspielt, ist wahrscheinlich ein Oxydationsprozess, 
dies folgt aus der Thatsache, dass reduzirende Mittel die antho- 
eyanhaltigen Blüthen entfärben, den Gerbstoff also gewissermassen 
zurückbilden, dass aber die Farbe durch Oxydationsmittel wieder 
hervorgerufen wird. Das ist auch sonst schon bekannt: wenn 
man blaue Blüten (z. B. von Iris pumia) den Dämpfen von 
schwefliger Säure (also einem Reduktionsmittel) aussetzt, so werden 
sie augenblicklich entfärbt, behandelt man sie aber darauf mit 
Schwefelsäure oder Chlorwasser als Oxydationsmitteln, so werden 
sie sofort roth; ebenso rothe Blüten. Uebrigens ist der durch 
schweflige Säure reduzirte Farbstoff insofern nicht ganz identisch 
mit dem gewöhnlichen Gerbstoff, als letzterer durch Schwefelsäure 
nicht roth gefärbt wird. Auch durch Alkohol entfärbte Blüten 
erhalten durch Schwefelsäure ihre Farbe wieder. 

Wie verhalten sich nun die rothen und blauen Farben zu 
einander? Ihr genetischer Zusammenhang als Metamorphosen des- 
selben Chromogens, nämlich Gerbstoff, liegt auf der Hand. Wir 
wollen nun noch hinzufügen, dass sie aufeinanderfolgende Meta- 
morphosenstufen des Gerbstoffs sind und zwar ist die blaue 
Farbe die höhere Stufe. Mancherlei Umstände sprechen für einen 
solehen sehr engen Zusammenhang. Wie oben gesagt, wird der 
rothe Farbstoff rel Alkali blau, dann grün und endlich gelb, 
dagegen wird der blaue sofort grün und dann gelb, ebenso auch 
der ihm gewiss sehr nahe stehende violette. Wenn man den blauen 
Farbstoff von Campanula glomerata durch Chlordampf entfärbt 
(wobei völlige Zerstörung des Farbstofts stattfindet), so findet vor 
der Entfärbung ein Uebergang in roth statt, auch werden manche 
blaue Blüthen durch Säuren roth und wie wir schon sahen, werden 
durch schweflige Säure entfärbte blaue Korollen durch Säure 
ebenfalls roth. Vor Allem sprechen aber die Farbenwandlungen 
dafür, dass die blaue Farbe eine höhere Stufe der Metamorphose 
des Gerbstoffs ist, welche oft erst die rothe durchläuft. So führte 
ich schon an, dass die blaublühende Varietät von Hydrangea hor- 
tensis die rothe Farbe, wenigstens theilweise, durchmacht. Weitere 
Belege liefern Myosotisarten und überhaupt viele Boragineen, Lan- 
tana multiflora, Syringa vulgaris und auch TZulipa Gesneriana. 
Dagegen kommt der umgekehrte Fall, dass rothe Blüten zunächst 
blau wären, meines Wissens nie vor. Manche rothe Blumen werden 


552 D)ennert, Anatomie und Chemie des Blumwenblatts. 


dagegen beim Verblühen bläulich oder gar ganz blau; ich erinnere 
an Rosa Gallica. 

Fragen wir endlich noch nach der Ursache der Metamorphose, 
so ist dieselbe wesentlich durch innere Faktoren bestimmt;*) von 
der Metamorphose in anatomischer Hinsicht ist dies nicht anders 
denkbar. Bezüglich der Metamorphose des Chlorophylis und des Gerb- 
stoffs liesse sich ein Mitwirken äusserer Ursachen schon eher denken, 
und zwar vor Allem das des Lichtes (ef. oben). Es lässt sich gar 
nicht leugnen, dass das Licht und etwa auch die Luft bei der 
Ausbildung der Farben oft eine Rolle spielt, dafür sprechen in 
gewissem Sinne schon alle Farbenwandlungen, da diese doch ge- 
wöhnlich erst beim Entfalten der Knospen eintreten. (Gresetzmässig- 
keit lässt sich jedoch darin nicht erkennen, so ist z. B. die rothe 
Farbe von Crataegus Oxyacantha in der Knospe viel intensiver, als 
in der offenen Blüte; auch bei Paeonia officinalis tritt die rothe 
Farbe schon in der Knospe auf. Versuche an Myosotis palustris 
und Symphytum offieinale ergaben, dass sich dıe Blüten auch bei 
Lichtmangel öffnen und färben und zwar indem sie vom rothen 
Stadium ins blaue übergehen. Besonders bei der Umwandlung 
des Chlorophylis in Anthoxanthin scheint aber die Einwirkung des 
Lichts unnöthig zu sein, denn viele gelbe Korollen haben auch 
schon in der Knospe ihre volle Farbenintensität (ef. Schimper.l. e.). 

Dagegen zeugen andere Beispiele für die Bedeutung des 
Lichts für die Farbenentwicklung. So färben sich gar viele 
Blüten erst am Licht, manche Beispiele sind schon in den obigen 
Angaben enthalten (z. B. Zathyrus odoratus). Bei der rothblühenden 
Varietät von Phaseolus multiflorus färbt sich vor Allem das Vexil- 
lum und zwar besonders die äussere Seite und auf ihr namentlich 
wieder der vom Kelch nicht bedeckte Theil, weniger und später 
die innere Fläche, — die vom Vexillum eingeschlossenen Alae und 
die Carina innerhalb der Knospe entweder gar nicht oder erst 
nach dem Oeffnen. 

Sehr entschieden tritt ähnliches bei Cytisus Adami hervor: 
der Nagel und die Basis des Vexillums sind, soweit sie von dem 
dicht anschliessenden Kelch bedeckt sind, gelb und oberwärts tritt 
die rothe Farbe ganz scharf nach dem Umriss des Kelchs auf. 
Aehnlich bei Pyrus Malus, doch tritt hier nach voller Entfaltung 
wieder eine Entfärbung ein. Uebrigens liegt hier die verschiedene 
Färbung auch in der Vertheilung des Chromogens, denn die 
Aussenseite ist reich, die Innenseite arm an Gerbstoff; nach der 
Entfärbung zeigt sich auch die obere Epidermis arm an Gerbstoff. 
Dies deutet darauf hin, dass die Entfärbung nicht durch Rück- 
bildung des Gerbstoffs, sondern durch Zerstörung des Farbstoffs 
zu erklären sein möchte. 

Versuche, Pflanzen im Dunkeln zur Blüte zu bringen, zeigen 
im Allgemeinen, dass die Farben dabei nicht so intensiv erscheinen, 
wie am Licht.**) 


*) cf. auch Schimperl. e. p. 161. 
**) Vgl. Askenasy, Bot. Zeit. 1876. No. 1 und 2. 


Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 553 


Was den Einfluss der Luft anbelangt, so möchte ich auf 
Bonniers*) Beobachtungen hinweisen, wonach in den Alpen 
mit der Höhe eine Zunahme der Farbe der Blüten Hand in 
Hand geht. 

Bei Hydrangea hortensis wurde die blaue Färbung der sonst 
rothen Blüten nach der vierzigjährigen Erfahrung eines Züchters**) 
in Marburg nicht durch die gewöhnlich angegebenen Mittel (Zu- 
satz von Eisen oder Kohle zur Erde), sondern ausschliesslich durch 
eine bestimmte schwarze zähe Schlammerde aus dem Teich am 
Weg von Marburg nach Caldern hervorgerufen. Wurde dieselbe 
mit gewöhnlicher Erde gemischt, so wurden die Blüten theils 
blau, theils roth. Offenbar wird die Blaufärbung der Blüten in 
der Kultur durch alkalische Einflüsse bedingt, und zwar schemt 
aus einem Versuch an Hydrangea hortensis, bei dem ein Zweig 
mit rothen Blüten in Ammoniakwasser gestellt wurde, so dass 
das gasförmige Ammoniak die Blüten nicht erreichte, wobei nach 
24 Stunden (an der Basis der Blumenblätter zuerst) Blaufärbung, 
eintrat, hervorzugehen, dass der alkalische Einfluss nieht aus der 
Luft, sondern aus dem Boden stammt oder doch wenigstens 
stammen kann. Freilich spricht andererseits dagegen, dass bei 
der Kultur die blaue Färbung an der Peripherie der Blätter zuerst 
auftritt und dass die Nerven am längsten roth bleiben. Es liegt 
nahe, anzunehmen, dass jene Schlammerde ein freies Alkali ent- 
hielt. Auch folgender Versuch ist von Interesse: ich brachte 
einige Exemplare von Myosotis palustris in Wasser, dem etwas 
Aetzkali zugesetzt war; die sich weiterhin entwickelnden Blüten 
waren nun schon meistens in der Knospe blau, jedenfalls aber nie 
im ebengeöffneten Zustand roth, wie es unter gewöhnlichen Um- 
ständen der Fall ist. Die rothen Blumenblätter von Papaver Rhoeas 
werden durch Ammoniakdämpfe und Tabaksdampf gebläut. 

Ob nicht auch in der freien Natur bei der Metamorphose 
des Gerbstoffs alkalische Einflüsse thätig sind? Diesen Gedanken 
unterstützt auch der Umstand, dass in der That rothe Blüten sauer, 
blaue dagegen, wenigstens sehr oft, neutral oder gar alkalisch 
reagiren. 


Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und 
Elaphomyeceten. 


Von 
Dr. R. Hesse 
in Marburg. 
(Schluss.) 
Die Fruchtkörper von Tuber excavatum Vitt. sind in dem 
Zustande ihrer Entwickelung, in welchem man sie mit unbewaff- 
netem Auge noch deutlich erkennen kann, ein Flöckehen oder 


*) Bulletin de la Societe botanique de France. T. XXVII. p 103. 
**) Ich erfuhr dies aus einer Notiz Wigands. 


554 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten, 


Stäubehen von schneeweisser Farbe. Ein klein wenig weiter, etwa 
bis zur Grösse eines Tabaksamens vorgeschritten, werden sie quitten- 
gelb, dann gelblieh-roth und zur Zeit vollständiger Reife sind sie 
rothbraun gefärbt. Sie lagern innerhalb der krumigen, von dem 
Wurzelfilz der Eichen und Buchen vielfach durchsetzten Humus- 
schichte des Waldbodens, die mit Dejectis der Waldvegetation 
überdeckt ist. Die Tiefe, in der sie lagern, ist verschieden. Lässt 
man die in ihrer Dieke sehr wechselnde Dejeeteschicht des Wald- 
bodens unberücksichtigt, so kann dieselbe auf 1—5 em angegeben 
werden. Da die jugendlichen, mit unbewaffnetem Auge noch erkenn- 
baren Fruchtkörper die schneeweise, die tabaksamen- und stecknadel- 
kopfgrossen Fruchtkörper schon die erwähnte gelbe Farbe zeigen, so 
heben sie sieh von dem schwärzlichen Humus, „ihrem Substrat“, scharf 
ab. Auch haselnuss- bis taubeneigrosse Fruchtkörper besitzen oft noch 
die quittengelbe Farbe, durch welche angezeigt wird, dass in ihnen 
noch keine Sporenbildung erfolgte. Andererseits können haselnuss- 
srosse Fruchtkörper schon vollständig reif sein, dieselben sind 
dann aber rothbraun gefärbt. Die grössten, reifen Exemplare be- 
sitzen das Volumen einer stattlichen Wallnuss.. Die Gestalt der 
zumeist in einem Neste beisammenliegenden Fruchtkörper ist nicht 
kugelig, sondern höckerig und oft ganz unregelmässig. Drei bis 
vier, in ihren Grundflächen sich nicht immer berührende Höcker 
überragen an dem grösseren Fruchtkörper eine basale, spalten- 
oder lochartige Vertiefung, die geräumiger werdend sich zumeist 
bis in die Nähe des centralen Theiles des Fruchtkörpers fortsetzt, 
oft aber die obere Seite desselben in Form einer schmalen Spalte 
erreicht, so dass der Fruchtkörper von der Basis bis zum Scheitel 
von einer zuerst engen, dann allmählich sieh erweiternden und 
schliesslich wieder enger werdenden Höhlung durchzogen ist. Die 
Oberfläche reifer Fruchtkörper erscheint glatt oder etwas gekleiet, 
die der jüngeren, etwa tabaksamengrossen Fruchtkörper ist etwas 
flockig, die der weissen Stäubehen durchaus flockig.*) 


Im April 1887, im März und December vorigen Jahres stiess 
ich innerhalb eines jüngeren, mit einigen Eichen untermischten 
Buchenwaldes auf sehr zahlreiche Fruchtkörper der beschriebenen 
Tuberart, die in Thüringen viel häufiger, als in Hessen vorzu- 
kommen pflegt. Zur Frühjahrszeit fand ich total reife Fruchtkörper 
neben tabaksamengrossen und grösseren Exemplaren, im December 
nur die schneeweissen Flöckehen, die ich unter der Schneedecke 
des Waldes nieht ohne Mühe hervorholte. 


Die meist rundlichen, selten etwas plattgedrückten Frucht- 
körper von Balsamia fragiformis Tul., einer bisher in 
Deutschland wohl schwerlich aufgefundenen Tuberacee, sind reif 
etwa saubohnen- bis haselnussgross. Sie entbehren einer beson- 
deren Basis und vergebens sucht man an ihnen einen sog. My- 


*) Der feinere anatomische Bau der Peridie und Gleba sowohl der’ in Rede 
stehenden Tuberart, als auch der von Tuber maculatum Vitt. und Balsamia fragi- 
formis Tul. wird am besten erst bei der Schilderung der Entwickelungsgeschichte 
dieser drei Tuberaceen besprochen. 


Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 555 


celiumschopf, wie derselbe für G@enea sphaerica Tul., Cryptica lutea 
Hesse, Pachyphloeus melanoxanthus Tul. ete. charakteristisch ist. 
Die Fruchtkörper sind ringsum geschlossen und mit kleinen, aber 
mit unbewaffnetem Auge noch deutlich erkennbaren Warzen be- 
setzt, die, wie die gesammte Peridienoberfläche, braunroth gefärbt 
sind. Von vielen derselben gehen, wie die mikroskopische Unter- 
suchung lehrt, dieke, in der Membran dunkelgelb bis dunkelbraun 
gefärbte und septirte, in der Länge variüirende Hyphen ab, und 
überall dort, wo die Peridie mit "dem Substrat in inniger Ver- 
bindung steht, entsendet dieselbe zahlreiche Rhizinen, die, nur halb 
so dick, als die ebengenannten Haare, meist viel länger und zuerst 
liehter gefärbt sind Sie verwachsen vollständig mit dem Substrat, 
so dass letzteres von dem Fruchtkörper nur mit Gewalt getrennt 
werden kann. Noch nicht ganz millimetergrosse Fruchtkörper 
stellen weisse Stäubehen oder Flöckehen vor, die denen von Tuber 
exrcavatus Vitt. äusserlich sehr ähnlich sind, etwas grössere Exem- 
plare sind gelblich-weiss, wiekengrosse licht-rothbraun und reife 
Fruchtkörper sind, wie erwähnt, braunroth gefärbt 

Die Arten der Gattung Dalsamia sind bekanntlich, ganz ab- 
gesehen von dem höchst eigenartigen, später zu beschreibenden 
Bau ihrer Gleba, mit Fruchtkörpern irgend welcher anderen Tube- 
raceengattung kaum zu verwechseln. Selbst Tuber rufum Pico, 
eine Trüffel, welche durch ihre rundliche Form und rothbraune 
Farbe der Peridie der in Rede stehenden Balsamıa fragiformis 
Tul. äusserlich noch am ähnliehsten ist, wird sofort durch ihre 
glatte Peridie von letzterer leicht auseinandergehalten. 

Balsamia fragiformis Tul. habe ich innerhalb krumiger, dabei 
fetter und kalkreicher Erde vereinzelt bereits in den Monaten Juli 
und September 1886 und 1887 unter dem Schatten von Buchen 
(Stangenholz) meist in Gesellschaft mit Tuber rufum Pico und 
Genea sphaerica Tul. angetroffen. Die Fruchtkörper lagerten in 
geringer Bodentiefe. Einer derselben, ein etwa haselnussgrosses 
Exemplar, war zur Hälfte innerhalb der humosen Erde verborgen, 
während seine andere Hälfte über den nackten, zufälligerweise 
nieht mit Laub überdeckten Boden hervorsah. Im October 1888 
traf ich innerhalb humusreicher Erde, über welcher früher ein 
Composthaufen Platz gefunden hatte und die spärlich mit Unkraut- 
pflanzen bewachsen war, mehr als 60 Fruchtkörper dieser Species 
in fast allen Entwickelungsstadien an. Auch hier war die Tiefe 
der fetten Erde, innerhalb welcher die Fruchtkörper trupp- oder 
nesterweise lagerten, eine unbeträchtliche, etwa auf 1—2 em anzu- 
gebende. Als Gesellschafter figurirte hier Tuber maculatum Vitt. 

Die millimetergrossen Fruchtkörper von Zuber maculatum 
Vitt., einer Species, die bisher noch niemals in Deutschland be- 
obachtet wurde, sind floekig und schneeweiss gefärbt. Diese weisse 
Farbe ist auch bei etwas weiterem Wachsthum derselben vor- 
handen. Selbst haselnussgrosse Fruchtkörper können noch schnee- 
weiss gefärbt sein, erst mit beginnender Sporenbildung in ihrer 
Gleba werden die Frucktkörper an ihrer Aussenfläche fleckig, 
indem grauweisse und gelbliche Stellen von sehr verschiedenem 


556 Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten, 


Umfange auf der weissen Peridie unregelmässig vertheilt auftreten. 
Zur Zeit vollständiger Fruchtkörperreife erscheinen die gelblichen 
Stellen goldgelb und glänzend. Die Form der Fruchtkörper ist 
eine sehr unregelmässige; kugelige oder rundliche Exemplare sind 
kaum anzutreffen, die meisten Fruchtkörper sind höckerig. Auch 
die Grösse der Fruchtkörper ist sehr verschieden; die grössten, 
von mir beobachteten Exemplare waren fast hühnereigross. Wie 
die mikroskopische Untersuchung lehrt, ist die Peridie junger Frucht- 
körper mit sehr dünnen, spitzendigenden Fäden besetzt, die von 
den Peridialhyphen ihren Ursprung nehmen und die flockige Be- 
schaflenheit am jüngeren Fruchtkörper bedingen. Ausserdem gehen 
von den äussersten Peridialhyphen überall dort, wo der Frucht- 
körper mit humosen Bestandttheilen des Substrates in inniger Ver- 
bindung steht, farblose, etwas dicker als die spitzendigenden Fäden 
erscheinende, lange und verzweigte Hyphen ab. Endlich sind 
rings um die junge Fruchtkörperanlage zahlreiche, den abge- 
stosscnen Warzen anderer Tuberaceen entsprechende Zelleneomplexe 
vorhanden, von denen die älteren, zuerst abgestossenen wie des- 
organisirt aussehen, während die jüngeren, zuletzt abgestossenen 
noch deutlich Zellenstruktur und ihre Abstammung von der Peridie 
erkennen lassen. 

Die Fruchtkörper von Tuber maculatum Vitt. fand ich im 
Oktober vorigen Jahres innerhalb fetter, von sehr viel Humus 
durchsetzter, mit halbverwesten Holzstückchen reichlich unter- 
mischter Erde, welche den Rückstand eines früheren Compost- 
haufens bildete. Junge und ältere, sowie ganz reife und im Er- 
weichungsprocesse befindliche Fruchtkörper von Tuber maculatum 
Vitt. lagerten nesterartig in sehr verschiedener Tiefe. Einige 
ältere, fast hühnereigrosse Exemplare waren von Reitmäusen in 
eine Tiefe von wenigstens 20 cm gezogen worden, während die 
von diesen Nagern verschont gebliebenen Fruchtkörper 1—6 cm 
tief lagerten. Die Mehrzahl der jungen Fruchtkörper haftete den 
Holzstückchen so innig an, dass sie ohne Verletzung der Peridie 
nicht von ihnen entfernt werden konnten. Die saprophytische 
Lebensweise dieser Trüffelart ging aber nicht blos aus dem soeben 
erwähnten Umstande, sondern namentlich auch daraus hervor, dass 
innerhalb ihrer Lagerstelle irgend welche Wurzeln lebender Pflanzen 
überhaupt nicht vorhanden waren, auf denen sie hätten schmarotzen 
können. Für Denjenigen, der viele Trüffeln gesammelt hat, bietet 
dieses Factum nichts Auffallendes dar, wenn auch bekanntlich die 
Pilzlitteratur der Neuzeit vielfach die Trüffeln als Schmarotzer auf 
Baumwurzeln ete. hinzustellen pflegt. Ich habe Tauber rapaeodorum 
Tul. in zahlreichen Exemplaren bereits vor acht Jahren innerhalb 
eines Composthaufens gefunden, in dessen Nähe überhaupt kein 
Baum und im dessen Innerem auch nicht eine Wurzel irgend 
welcher lebenden Pflanze vorhanden war. Tausende von Frucht- 
körpern von Tuber puberulum Berk. et Broome habe ich gleichfalls 
als Saprophyten innerhalb der diekgehäuften Dejecta der Wald- 
vegetation ohne jeden Zusammenhang mit Wurzeln lebender Pflanzen 
angetroffen, desgleichen wiederholt Tuber rufum Pico, Tuber dryo- 


Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten. 557 


philum Tul. Die saprophytische Lebensweise vieler, nicht zur 
Gattung Tuber gehöriger Tuberaceen habe ich besonders an den 
Fruchtkörpern von Hydnobolites cerebriformis Tul., COryptica lutea 
Hesse und Balsamia fragiformis Tul. wiederholt konstatiren können. 
Einen Fruchtkörper von Hydnotria Tulasnei Berk. et Broome fand 
ich vor einigen Jahren unter Buchen auf der Oberfläche des Wald- 
bodens einem einzelnen, trocken Laubblatte derartig anhängend, 
dass kein Zweifel darüber entstehen konnte, dass derselbe auf 
diesem Blatte seine ganze Entwickelung saprophytisch und zwar 
epigäisch durchlaufen haben musste. Auch Zlaphomyces granulatus 
Fr. habe ich in mehr als hundert Exemplaren seiner Fruchtkörper 
in dem Sande der Altmark in einem Forstrevier angetroffen, in 
welchem keine einzige lebende Kiefer wurzelte. Wohl hatten hier 
etliche Jahre zuvor Kiefern gestanden, was ich theils an den noch 
zahlreich vorhandenen, halbvermoderten Wurzelrückständen, theils 
durch Befragen der Forstbeamten ermittelte. Der Schälpflug hatte 
einen grossen Theil dieser Fruchtkörper blosgelegt, und letztere 
veranlassten ein gründliches Absuchen dieses baum- und strauch- 
losen, nur mit Gramineen bestandenen Terrains. Andererseits 
habe ich freilich diese und auch andere Elaphomycesspecies inner- 
halb des Wurzelfilzes von Waldbäumen derartig angetroffen, dass 
mir eine parasitische Lebensweise derselben sehr wahrscheinlich 
schien. Nach meinen bisherigen Erfahrungen leben die Tuberaceen 
saprophytisch, ob sie gelegentlich auch als Schmarotzer auftreten, 
bleibt noch zu ermitteln. Dass Elaphomyces granulatus Fr. als 
Saprophyt auftreten kann, steht fest und muss den Untersuchungen 
von Reess und Fisch*) gegenüber ganz besonders betont werden. 
Ich halte es für mehr als wahrscheinlich, dass, nachdem die im 
zweiten Theile**) dieser Abhandlung zu schildernde Entwickelungs- 
geschichte der Tuberaceen und Elaphomyceten in den Hauptzügen 
bekannt ist, eine Kultur oder besser Zucht dieser Pilze, die 
mir bereits bis zu einem nennenswerthen Entwicke- 
lungsstadium gelungen ist, nur noch kurze Zeit wird auf sich 
warten lassen, und dass dann durch sie selbstverständlich auch die 
wichtige Frage nach der parasitischen oder saprophytischen Lebens- 
weise der Tuberaceen und Elaphomyceten definitiv gelöst wird. 


*) Biblioth. bot., Untersuchungen über Bau und Lebensgeschichte der 
Hirschtrüffel. 

**) Da die Anfertigung von den den Text begleitenden Tafeln sich ver- 
zögert hat, so kann der zweite Theil dieser Abhandlung leider erst in einigen 
Wochen publieirt werden. 


558 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 


Botanische Gärten und Institute. 


Das botanische Museum und bot, Laboratorium für 
Waarenkunde zu Hamburg. 


Eine Uebersicht seiner Sammlungen und Eimrichtungen 
von 
Dr. M. Lierau, 
Assistenten am botanischen Museum zu Hamburg. 
(Sehluss.) 

Des Weiteren kamen dann folgende grössere Herbarien hinzu: 
1) Ein etwa 1000 Arten enthaltendes, von Dr. Pfund gesam- 
meltes Herbar ägyptischer Pflanzen. — 2) Ein etwa 1000 Arten 
starkes südpolnisches Herbar von F. Karo. — 3) Etwa 100 Arten 
japanische Pflanzen, durch die Vermittelung von Prof. Rein er- 


halten. — 4) Eine Sammlung florentinischer Pflanzen, namentlich 
Suceulenten. — 5) Eine Sammlung südostaustralischer Gefässkrypto- 
gamen von Prof. Schomburgk in Adelaide. — 6) Herbarien 


westindischer Pflanzen, gesammelt von Baron von Eggers. — 7) 
Das Herbar des verstorbenen Bürgermeisters Dr. Kirchenpauer (7 
4. März 1887), dessen Inhalt sich als ganz ungewöhnlich werthvoll 
erwies; namentlich bei den Diatomeen befanden sıch vielfach nicht 
nur die dazu gehörigen Präparate, sondern auch Handzeichnungen, 
welche sowohl auf diagnostische und Verwandtschaftsverhältnisse, 
als auch auf entwickelungsgeschichtliche Vorgänge Bezug haben 
und den Nachweis einer grossen wissenschaftlichen Arbeitsleistung 
liefern. Es ist deshalb dieser Theil der Kirchenpauerschen 
Sammlungen nicht in das Herbarium generale eingeordnet worden, 
sondern als Ganzes belassen worden, zumal auch hierin die Ori- 
ginalexemplare zu der Abhandlung Kirchenpauers:*) „Die See- 
tonnen an der Elbmündung“ enthalten sind. — Eine Farnsamm- 
lung aus Madeira, von Dr. H. Traun. — 3) Herbarium Salicum, 
von Wimmer. — 9) Mehrere Huter’sche Centurien norditalieni- 
scher Pflanzen. — 10) Eine umfangreiche Sammlung brasilianischer 
Pflanzen, von Dr. Ribeiro de Mendonca. — 11) Paraguay- 
Pflanzen, von Dr. H. Toeppen 1883/84 gesammelt. — 12) Die 
Bauer’schen ostindischen Sammlungen. — 13) Mehrere Fascikel 
schlesischer und thüringischer Pflanzen, von W. Zimpel. — 14) 
Scehlagintweit’sche Himalaya-Pflanzen. — 15) Die Warn- 
storff’schen Torfmoose, soviel bis jetzt erschienen. — 16) Phyco- 
theca universalis, soweit bis jetzt erschienen. — 17) Reiche Samm- 
lungen oberitalienischer Frühlingspflanzen, von Dr. OÖ. Bergest. 

Der bemerkenswertheste Zuwachs des Herbariums erfolgte aber 
durch die botanischen Sammlungen des seitens des Hamburgischen 
Staates angekauften Godeffroy-Museums, welche Anfang 1886 
dem Museum zufielen. Die in diesem miteinbegriffenen Herbarien, 


*) cf, Abhandl, d. Hamb. Naturw. Vereins. Bd. IV, 


Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. für Waarenk. zu Hamburg. 559 


gesammelt von Frau Amalie Dietrich, Dr. E. Gräffe und 
Kleinschmidt, welche mehr als 33,000 Nummern umfassen, 
enthalten ein unschätzbares Material für unsere Kenntniss der 
Vegetation des Südseegebietes und Nordostaustraliens. Obgleich 
mehr als °/ıo dieser werthvollen Sammlungen etwa 20 Jahre lang, 
z. Th. in Kisten verpackt, in Bodenräumen und Speichern gelegen 
haben, so sind wunderbarer Weise trotz der geringen Sorgfalt, die 
unter diesen Umständen auf die Conservirung verwendet war, die 
Pflanzen vorzüglich erhalten. Soweit das überraschend umfang- 
reiche Material, dessen Bearbeitung von Seiten des Museums 
schon begonnen ist,*) einen Ueberblick gestattet, sind in dem- 
selben viele bisher unbekannte und noch nicht beschriebene Formen 
aus allen Abtheilungen des Pflanzenreiches vorhanden. 


Die Begründung des Herbarium Hamburgense wurde 
durch Mitglieder der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg im Jahre 
1887 angeregt. Inzyischen hatte W. Zimpel, einer der besten 
Kenner der Flora von Hamburg sein Herbarium dem Museum als Ge- 
schenk überwiesen; ausserdem wurde in der letzten Zeit auch von 
anderen Mitgliedern der Botan. Gesellschaft, namentlich von Dr. 
C. Brick, fleissig für das Museum gesammelt, und es umfasst 
daher das Herbarium Hamburgense bereits den weitaus grössten 
Theil der Phanerogamen und Gefässkryptogamen und in einer 
ebenfalls nennenswerthen Reichhaltigkeit die Pilze. Die Muscineen 
sind dagegen bis jetzt nur ganz vereinzelt vertreten, ebenso auch 


die Algen. 


IX. Das Botanische Laboratorium für Waaren- 
kunde. — Dem wiederholt ausgesprochenen Wunsche hochange- 
sehener und einflussreicher Hamburgischer Kaufleute, in dem 
Botanischen Museum*®*) eine Abtheilung für pflanzliche Waaren- 
kunde zu erhalten, glaubte Prof. Sadebeck umsomehr nach- 
kommen zu müssen, als hiermit zugleich auch der für Hamburg 
in Betracht zu ziehende praktische Werth des botanischen Museums 
betont wurde. Auch fand die Erwägung Ausdruck, dass zugleich 
mit der Einrichtung emer Abtheilung für Waarenkunde dem 
Botanischen Museum eine Bedeutung gegeben werde, welche bis 
jetzt keinem andern Institute des Deutschen Reiches zukomnt, 
wohl aber in engster Beziehung zu der Thatsache steht, dass das 


*) Bis jetzt wurden die Gefässkryptogamen, ein Theil der Moose und circa 
600 Phanerogamen bearbeitet. 


**) Das Botanische Museum ist eine der Hamburgischen Wissenschaftlichen 
Anstalten und reiht sich dem Zoologischen und Mineralogischen Museum, dem 
Botanischen Garten, der Sternwarte, dem physikalischen und dem chemischen 
Staatslaboratorium an. Die genannten Institute sind fast durchweg reicher 
dotirt, als die meisten der entsprechenden Universitätsiustitute und tragen auch 
einen rein akademischen Charakter, indem die Directoren derselben zur Ab- 
haltung semestraler Vorlesungen verpflichtet sind. Prof. Sadebeck hält z. B. 
ausser den Vorlesungen ein botanisches Practicum und leitet im Sommer regel- 
mässig stattfindende botanische Excursionen. 

Die Gesammtheit dieser wissenschaftl. Institute repräsentirt somit gewisser- 
massen eine naturwissenschaftliche Fakultät. 


560 Lierau, Das bot. Museum u. bot. Laborat. fir Waarenk. zu Hamburg. 


so erweiterte Botanische Museum in der ersten Handelsstadt des 
Deutschen Reiches seine Entstehung gefunden habe. 


Da sich die Anfragen an das Museum und zwar vornehmlich 
aus dem Gebiet der Waarenkunde mehrten, so wurde durch ein 
am 16. Mai 1887 erlassenes Gesetz mit dem Botanischen Museum 
ein Botanisches Laboratorium für Waarenkunde verbunden. 


Es traten demnach zu den rein wissenschaftlichen Aufgaben 
des Museums der Natur des Gesammtinstitutes nach auch diejenigen 
hinzu, welche der botanischen Waarenkunde dienen und zum Theil 
darin bestehen, dass auf desfallsige von Behörden oder Privat- 
personen an das Institut gerichtete Anfragen aus dem Gebiet der 
botanischen Rohstoffkunde Auskunft ertheilt wird. Die Anzahl 
der hierdurch veranlassten Untersuchungen ist zeitweise eine recht 
beträchtliche und es wird daher, je nach dem Umfange derselben, 
ein gesetzlich festgestelltes Honorar erhoben, dessen Höhe in einer 
speeialisirten Gebührenordnung*) durch Senat und Bürgerschaft 
bestimmt worden ist. Diejenige Auskunft dagegen, welche sofort 
und mündlich in der Sprechstunde ertheilt werden kann, behufs 
deren also weitere Untersuchungen nicht erforderlich sind, erfolgt 
kostenfrei. 

Als die wichtigsten Aufgaben des botanischen Laboratoriums 
für Waarenkunde werden aber nicht sowohl diese mehr oder 
weniger durch den Zufall bedingten Untersuchungen und Aus- 
kunftsertheilungen angesehen, sondern vielmehr die planmässigen, 
wissenschaftlichen Bearbeitungen von Drogen und industriellen 
Rohstoffen und namentlich die Prüfung neuer, im europäischen 
Handel noch nicht eingeführter Rohstoffe und Drogen, sowie ev. 
auch Angaben über die Kultur der Stammpflanzen derselben. 

Die wichtigeren dieser, sowie der anderen im Institut aus- 
geführten Arbeiten werden fortan unter der Rubrik „Mit- 
theilungen aus dem Hamburgischen Botanischen 
Museum“ in den Jahrbüchern der Hamburgischen wissenschaft- 
lichen Anstalten veröffentlicht werden.**) 


Dass das Laboratorium mit allen nöthigen Hülfsmitteln und 
Instrumenten ausgerrüstet ist, braucht kaum noch besonders 
erwähnt zu werden; dagegen verdient es hervorgehoben zu werden, 
dass die Bibliothek des Institutes bereits jetzt ganz vorzüglich 
ausgestattet ist. Eine bedeutende Grundlage für dieselbe war 
bereits durch die Bibliothek des Physikus Dr. Bueck gelegt 
worden, der dieselbe ebenso wie seine carpologische Sammlung dem 
Hamburgischen Staate testamentarisch zum Eigenthum bestimmt 
hatte. Bei der weiteren Vervollständigung der Bibliothek wird 
nun das Prinzip beobachtet, möglichst die gesammte neuere Litte- 
ratur, namentlich auch die Fach- und Zeitschriften zu beschaffen, 


*) Man vergleiche Jahrbuch der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten. 
V. pag. XLVI ff. 

**) Um die Verbreitung dieser Arbeiten in den Fachkreisen zu ermöglichen, 
ist die Einrichtung getroffen worden, dass jede einzelne Abhandlung in Form 
eines Sonder-Abdrucks auf buchhändlerischem Wege zu beziehen ist, 


v. Herder, E. R. von Trautvetter. 561 


mit Ausnahme derjenigen, welche auf der Stadtbibliothek gehalten 
werden, wie z. B. die Schriften der Akademien, die Annales d. sc. 
nat. u. s. w., und daher in jedem Augenblick bezogen werden 
können. Auch grössere Nachanschaffungen sind gemacht worden, 
wie z. B. die Flora di Filipmas; Blume, Flora Javae; Flora 
brasiliensis, der gesammte Just’sche Jahresbericht, das Bot. Central- 
blatt u.s.w. Da für die Arbeiten im Museum ausserdem noch die reiche 
Privatbibliothek Prof. Sadebeck’s zur Verfügung steht, so ist auch 
an Jlitterarischen Hülfsmitteln kem Mangel. Dem Botanischen 
Museum steht jedenfalls unter der Leitung des jetzigen Direktors 
und bei der Munifizenz, mit welcher die reiche Hansestadt Hamburg 
ihre wissenschaftlichen Anstalten ausstattet, eine grosse Zukunft 
bevor, zumal das Institut schon jetzt unzweifelhaft eine der bedeu- 
tendsten Schöpfungen seiner Art ist. 


Hamburg, Botanisches Museum, im Februar 1889. 


Nekrolog. 


E. R. von Trautvetter, 
Eine biographische Skizze 
von 
F. G. von Herder. 
(Fortsetzung.) 

Wenn man Trautvetter’s schwierige Stellung richtig 
beurtheilen will, muss man sich in die damaligen Zeiten versetzen, 
in welcher die Universität Kiew gegründet wurde. Es geschah 
dies im Jahre 1833, also bald nach Unterdrückung des polnischen 
Aufstandes, auf Befehl des Kaisers Nicolai l. me neue mit 
grossem Aufwande von Mitteln geschaffene Universität, deren 
kolossales Gebäude sich auf den Höhen Kiews erhebt, sollte an 
die Stelle der eingezogenen Universität Wilna treten und wurde 
theilweise mit den Mitteln der Akademie Kremenetzk ausgerüstet. 
Bibikow, der Generalgouverneur von Kiew, begünstigte, den 
Intentionen des Kaisers gemäss, die neue Schöpfung, aber in seiner 
Weise. Junge rüstige Lehrkräfte, wie Trautvetter und Midden- 
dorff sowie auch on und Kessler, waren für die natur- 
historschen Fächer berufen worden und jeder derselben bemühte sich, 
in seinem Ressort vorwärts zukommen. Wie mangelhaft aber die Mittel 
waren und wie eigenthümlich mit denselben oft verfahren wurde, er- 
fahren wir aus dem Zeugnisse eines Zeitgenossen (Blasius), welcher 
die Zustände aus eigenen Anschauungen im Jahre 1841 schilderte.*) 


*) Bis jetzt befanden sich die Sammlungen zerstreut in verschiedenen Ge- 
bäuden. Die zoologische Sammlung konnte gut in einem mässig grossen Zimmer 
untergebracht werden und die zoologische Bibliothek war in einem dreieckigen 
Eckschrank in der Sammlung angebracht; ein mässig starker Mann hätte sie 
ohne Bedenken auf einmal von hier entfernen können. Eine mineralogisch-geo- 
gnostische Sammlung von 16,000 Handstücken hat die Universität bei ihrer 
Gründung von ihren beiden Vorgängerinnen (Wilna und Kremenetzk) überkommen. 
Die erste zweckmässige Bemühung für die Sammlung ist die gewesen, 15,000 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. 10 


563 v. Herder, E. R. von Trautvetter. 


Trautvetter vollführte im den ersten 10 Jahren seiner 
Wirksamkeit in Kiew ein wahres Riesenwerk mit Hülfe des bota- 
nischen Obergärtners Hochhut: Die Gründung des botanischen 
Gartens. Sie geschah ganz in der Nähe des neuen Universitäts- 
gebäudes auf einem völlig wüsten Platze, in und an einem grossen 
Lehmaberunde. Gleichzeitig wurden Gewächshäuser gebaut und 
diese, sowie der Garten z. "Th. mit den dem aufgehobenen bota- 
nischen Garten in Kremenetzk entnommenen Pflanzen bevölkert. 
Dies geschah in den Jahren 1841—1850; doch fehlten bereits 1850, 
als T. das Rektorat nochmals übernahm und gleichzeitig von allen 
wissenschaftlichen Obliegenheiten entbunden wurde, die Mittel, um 
die Gewächshäuser in Stand zu halten und viele der aus Kremenetzk 
übergesiedelten Pflanzen gingen aus Mangel an den nöthigen Mitteln 
wieder zu Grunde. Die botanischen Vorlesungen wurden von einem 
Schüler Trautvetter’s, A. Rogowicz, in einer dem Lehrer 
würdigen Weise fortgeführt und T. hatte bei seinem Abgange von 
Kiew im Jahre 1859 (nach 25jährigem Dienste ausgedient) die 
Beruhigung, alles von ihm Gegründete und in’s Leben Gerufene 
in guten Händen zu wissen. Sein Abgang von Kiew brachte zu- 
gleich das allgemeine Gefühl der Anerkennung der Verdienste 
T rautvetter’s wieder zum Durchbruche, welches in den letzten 
Jahren etwas durch Universitätszwiste getrübt worden war. Es 
war nach dem Regierungsantritt Alexanders II. eben eine neue 
Zeit gekommen, und Beamten, welche 20 Jahre lang unter dem 
ancien regime gedient hatten, wurde es schwer, sich in die neue 
Zeit zu finden. Ein Zwist mit dem berühmten Anatomen P., 
welcher damals Curator des Kiewer Lehrbezirkes war, führte zu 
schweren Kollissionen innerhalb des Lehrkörpers. Glücklicherweise 
endigte Trautvetter’s 2öjähriges Dienstjubiläum und Abgang 
von der Universität im Jahre 1859 alle diese Zwischenfälle auf's 
Beste; im Jahre darauf (1860) sehen wir ihn bereits wieder in 
Thätigkeit: als Direktor der landwirthschaftliehen Schule in Gorki. 


(Fortsetzung folgt.) 

derselben zur Verwendung für den Strassenbau in Vorschlag zu bringen. Dass 
ein solcher, nach dem noch vorhandenen Material unbedingt zweckmässiger 
Vorschlag zur Ausführung gekommen, ist ein Beweis von seltenem Zutrauen, das 
man ausnahmsweise den Professoren der jüngeren Universität zuwenden muss 
Denn alle Stücke von Sammlungen der Art müssen nicht allein gezählt und 
nummerirt, sondern auch gemessen und gewogen und, nach ihrem Totalwerth ab- 
geschätzt, verzeichnet werden. Ist für irgend eine Nummer das volle Mass und 
Gewicht nicht vorhanden, so muss der verantwortliche Aufseher derselben das 
Fehlende nach Massgabe des Totalwerthes ersetzen. Ohne besondere Verwilligung 
darf nicht die geringste Veränderung mit den verzeichneten Stücken vorgenommen 
werden. Ist ein solches Stück auch unzweifelhaft werthlos und raumvernichtend, 
es kann nicht entfernt werden. Es kann nichts Unveränderlicheres gedacht werden, 
als eine solche. Sammlung nach den gesetzlichen Bestimmuugen. Nur atmo- 
sphärische Einwirkungen und Motten haben das Recht, eine naturhistorische 
Sammlung zu zerstören; aber auch ein Balg, der in eine Mottencolonie umge- 
wandelt ist, behält alle gesetzlichen Ansprüche auf seine unveränderte Existenz. 
Diese Bestimmungen dienen, wenn sie auch jeden anderen Zweck verfehlen, zum 
Belege, wie sehr man zur Zeit ihres Entstehens geglaubt hat, das Gewissen und 
Ehrgefühl der verwaltenden Unterbehörden unterstützen zu müssen, und eröffnen 
insofern unerfreuliche Blicke in die Menschenkenntniss der Oberbehörden. 


Pilze, 563 


Referate. 


Costantin, J., Les Muc&dinees simples,histoire, elassi- 
fication, culture etröledes champignons inferieurs 
dans les maladies des vegetaux et des animaux. 
(Materiaux pour l’histoire des champignons. Vol. II. 1888.) 8°. 
210 pp. 190 figg. Paris (P. Klincksieck) 1858. 

Obwohl bekanntlich viele der sog. einfachen Schimmelpilze nur 
Conidienformen höherer Pilze, meist Ascomyceten, sind, so ist es 
doch wichtig, sie auch in der ersteren Form bestimmen zu können, 
da sie darin nicht nur oft häufiger auftreten, sondern auch gewöhnlich 
die Gattungs- und Artunterschiede charakteristischer zeigen, als in 
der entwickelten Form. Es kann deshalb das mühevolle Unter- 
nehmen des Verfs., eine systematische Darstellung der bezeichneten 
Gruppe zu geben, gewiss als ein sehr nützlicher Beitrag zur Förderung 
der Pilzkunde angesehen werden. 

Unter einfachen Schimmelpilzen versteht Verf. Hyphomyceten, 
welche sich an der Oberfläche eines lebendigen oder leblosen Sub- 
strates entwickeln und oberflächlich Sporen produeiren;; die Uredineen 
und Ustilagineen sind somit ausgeschlossen, weil sie erst die Epidermis 
durchbrechen müssen, um an die Oberfläche zu gelangen. Die 
Enthomophthoreen und Peronosporeen sind als natürliche Gruppen 
besonders zu betrachten, während die Stilbeen, Tubercularien und 
Melanconieen, als ungenügend bekannt, vorläufig unbesprochen 
gelassen werden. 

Was die Conservirungs- und Culturmethoden betrifft, so lässt 
sich von diesen kleinen Pilzen kein Herbarium anlegen, sondern es 
ist am besten, sie lebendig in Probirröhrchen mit geeignetem Nähr- 
substrat aufzubewahren, wie man es bei Bakterien thut. Auch die 
Isolirung der einzelnen Formen soll ganz ähnlich, wie bei diesen 
vorgenommen werden. Um die Pilze aufzufinden und zu erlangen, 
gibt Verf. ebenfalls einige Rathschläge. ’ 

Auf p. 6—25 folgen die Tabellen zur Bestimmung der Gattungen, 
welche in 14 Gruppen vertheilt sind. Da es zu weit führen würde, 
die Gattungen auch nur aufzuzählen, so sei blos kurz die Charak- 
teristik der Gruppen mit den Worten des Verfs. angegeben. 


Den ersten 3 Gruppen ist gemeinsam, dass die Sporen oder Sporenketten 
auf besonderen Trägern (appareil special) stehen: 

1. Groupe: Spores ou chapelets de spores fix&s sur une sph&re. Mit einer 
neuen Gattung Harzia, zwischen Stilbodendron Bonorden und Acmosporium Corda 
stehend, umfasst die früher getrennten Formen von Acmosporium und Monosporium 
acremonioides Harz. 

2. Groupe: Spores portees sur des appareils en forme de nacelle. 

3. Groupe: Filaments articuldes presentant des spores ou chapelets de 
spores & chaque articulation, 

Bei den Gruppen 4 bis 12 werden die Sporen oder Sporenketten direkt von 
den Mycelfäden gebildet. 

4. Groupe: Filament simple termine par une spore ou un chapelet de 
spores. 

5. Groupe: Filament simple portant plusieurs spores ou chapelets de 
spores & la pointe ou sur le cöte. Eine neue Gattung ist Pleurophragmium, 


103 


564 Pilze. 


welche Verf. mit der einen Species P. bicolor Cost. beschreibt, aber ohne Weiteres 
über ihr Vorkommen anzugeben. 

6. Groupe: Filament simple portant & sa partie supe&rieure seule- 
ment de courts rameaux fructiferes. Als neue Gattung wird aufgestellt Trizho- 
cephalum Cost. = Cephalotrichum Berk., weil letzterer Name von Corda schon 
an eine andere Form vergeben war. 

7. Groupe: Filaments fructiferes ramifids ä rameaux en verticilles. 

8. Groupe: Filaments fructiferes plus on moins irr&eguli&erement 
ramifies. 

9. Groupe: Filaments dressdäs de deux sortes, les uns fertiles en general 
courts, les autres st@riles en general longs. 

10. Groupe: Filaments fructiferes couche&s plus ou moins ramifies. 

!1. Groupe: Filaments fructiferes tres courts on nuls. 

12. Groupe: Spores enveloppees d’une membraue mucilagineuse ou 
plongees dans une masse gelifi&e se dissolvant dans l’ean. 

13. Groupe: Spores naissant & l’interieur d’un filament par de- 
doublement de sa membrane. (Psiloniella, Malbranchea, Sporendonema, Glyco- 
phila, Sporochisma.) 

14. Groupe: Champignon uniquement filamenteux: (ne produisant pas de 
spores). (Racodium, Actinomyces, Crocysporium, Mycorhiza.) 

Im folgenden Haupttheil des Buches sind nun die Gattungen 
der Reihe nach beschrieben, manche ausführlicher mit Beobachtungen 
über Entwicklung und Kultur nebst kritischen Bemerkungen, manche 
nur ganz kurz in Form der Diagnose. Die meisten der 235 an- 
geführten Gattuugen sind durch einen in den Text gedruckten 
Holzschnitt illustrirt. Auf die Species wird nur soweit eingegangen, 
dass erwähnt ist, wie viele bekannt sind, und diese werden entweder 
alle genannt, oder, wo sie zahlreich sind, nur einige Beispiele; 
übrigens werden auch mehrere neue Arten beschrieben. Auf Einzel- 
heiten dieses beschreibenden Theiles, welcher die pp. 26—197 um- 
fasst, kann hier natürlich nicht eingegangen werden. 

Es werden dann noch p. 198—201 die Peronosporeen, Entho- 
mophthoreen und Bacteriaceen angeführt, indem die Gattungen in 
einer Uebersicht zusammengestellt und mit kurzen Diagnosen ver- 
sehen sind. 

In den Schlussbemerkungen weist Verf. auf die Zugehörigkeit 
der Schimmelpilze zu höheren Pilzgruppen hin, den Ascomyceten 
und Busidiomyceten. Was erstere betrifft, so können die Conidien- 
formen oft zur Erkennung natürlicher Gruppen dienen oder zur 
Abgrenzung von Gattungen (Aspergillus, Penieillium), welche sich 
durch die Perithecien nicht wohl unterscheiden lassen; Arten, die 
nach dem Bau der Ascusfrüchte sich sehr nahe stehen, haben auch 
ähnliche Conidienformen und umgekehrt. Von Basidiomyceten gibt 
es vermuthlich auch viel mehr Conidienformen, als man bisher kennt; 
wo solche bekannt sind, können sie auch zur Bestimmung der 
Gattungen verwendet werden. 

Als natürliche Gruppen unter den vom Verf. beschriebenen 
Formen ergeben sich seiner Meinung nach vor Allem die Marten- 
selleen (2. Groupe) und die Ahopalomyceen; letztere, die freilich 
nur durch die eine Gattung mit 3 Arten (R. candidus und R. 
pallidus werden zu Oedocephalum gezogen) gebildet werden, scheinen 


mit den Mucorineen verwandt zu sein. 
Möbius (Heidelberg). 


u 


Museineen. 565 


Guinet, A., Catalogue de Mousses des environs de 
Geneve. (Bulletin des travaux de la Societe botanique de 
Gen&ve. 1888. No. 4.) 

Verf. giebt eine theils auf früherer Litteratur, theils auf eigenen 
Beobachtungen fussende Uebersicht der Laubmoose der weiteren 
Umgebung von Genf. Denn ausser den innerhalb der Kantons- 
grenzen liegenden Standorte werden solche des Departements Haute- 
Savoie, sowie eines Theiles des Departements Ain angeführt. Verf. 
macht 465 Species und 114 Varietäten nambhaft. 

Als Neuheiten, die allerdings zum Theil auch schon anderwärts 
publieirt wurden, mögen folgende Formen und Arten erwähnt 


werden: 
Dicranella varia Hedw. var. elongata Debat in Cill. 

„Tiges atteignant pres de 2/2 cm.“ Mont Saleve. 

Bryum ceymbulifsrme Cardot. 

„Touffes noirätres, eneombrees de sable dans le bas. 'Tige grele, filiforme, 
simple ou parfois diehotome, longue de 1& 3 cm. Feuilles disposees ä peu pres 
uniformöment sur la tige, dressdes-imbriquees, incurvees par le sommet, ovales- 
lanceoldes, largement et brievement acumindes, superficiellement denticulees vers le 
sommet, ou presque entieres, non margindes, planes aux bords, tres concaves, 
carendes, eymbiformes, pourvues d’une forte nervure noirätre s’arretant tres loin 
du sommet; long. environ 1 mm, larg. '/s & !'x mm. Tissn läche et delicat, forme 
de grandes cellules hexagones-rhomboidales, 3 & 4 fois aussi longues que larges; 
les basilaires plus courtes, subrectangulaires. Inflorescence et fructification in- 
connues.“ 

Hab. Aiguilles Rouges. 

Rhynchostegium murale Hedw var. subalpinum Renauld. 

Diese Varietät ist gekennzeichnet „par les tiges julacees, les teuilles cochl&ari- 
formes, larges et courtes, arrondies au sommet, A peu pres entieres, plus distincte- 
ment auriculees, par le tissu de la base beaucoup plus läche, enfin par la nervure 
plus eourte, souvent bifurquee.“ 

Hab. Croisette. 

Thamnium alopecurum L. var. Lemani Schnetzler. 

„Petite plante grele, ramifiee des la base; toujours sterile et ne se repro- 
duisant que par prolification.“ Diese Pflanze wurde von Forel auf dem Boden 
des Genfer Sees vor Yvoire au fenier Moraine in circa 60 m Tiefe gefunden. 


Von den seltenen Arten mögen folgende besonders erwähnt 
werden: 


Hypnum trifarium Web. et M., H. sarmentosum Wahl.,, H. eugyrium Sch., 
H. Vallis-Clusae, Amblystegium Sprucei Br., Orthothecium chryseuwn Sehwgr., 
Platygyrium repens Brid., Neckera turgida Jur., Buxbaumia aphylla Hall, 15% 
indusiata Brid.. Timmia Austriaca Hedw., Philonotis Marchica, Mnium lycopodoides 
Hook., Mn. spinulosum, Mn. hornum, Zieria julacea Dieks, Bryum areticum, Br. 
badium Br., Br. tenue Ravaud. etc., Webera albicans W., W. carnea L., Funaria 
calcarea Wahl, Splachnum ampullaceum L., Tayloria serrata Hedw., T. splachnoides 
Schl., Dissodon Froehlichianum Hedw., Encalypta apophysata N. et H., E. longi- 
colla Br., Orthotrichum pulchellum Sm., O. leueomitrium Br., O. fallax Seh. ete., 
Dlota Ludwigii Brid., U. Hutschinsiae Sm., Amphoridium Lapponicum Hedw., 
Racomitrium protensum A. Br., Grimmia triformis de Not., @. Schultzii Brid., @. 
torquata Grev., @. Mühlenbeeki Sch., @. Donniana Sm., @. anceps Boul., @. 
mollis Br., @. elongata ete., Geheebia cataractarum Sch., Barbula aloides Koch, 
B. grisea Boul, B. Hornschuchiana Schulz, B. ceonvoluta Schw., Blindia acuta 
Dicks., Dieranum Starkii Web., D. viride Sulliv., D. longifolium Hedw., D. albicans 
B. E., D. Mühlenbeckii B.E, Dicranella Grevilleana B. E., Dicranoweisia Bruntoni 
Sm. etc. 

Keller (Winterthur). 


566 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. (Teratologie.) 


Duchartre, P, Note sur un cas d’abolition du geotro- 
pisme. (Bulletin de la Soeiete botanique de France. T. XXXV. 
p. 265—270.) 

Verf. beschreibt einen sehr eigenthümlichen Fall vom Wachs- 
thum eines Keimlings, der die umgekehrte Lage, als wie sie sonst 
vom Geotropismus hervorgerufen wird, einnahm. Es war dies bei 
einem Keimling von Phaseolus multiflorus L., der diese Erscheinung 
zwischen andern normalen Pflanzen zeigte. Nach 2 Monaten hatte 
er folgende Gestalt: die Hauptwurzel und das hypokotyle Glied 
hatten sich senkrecht nach oben über den Erdboden erhoben, in 
einer Länge von 1,5 cm. An der Hauptwurzel zeigten sich. die 
Anlagen der Nebenwurzeln, welche kaum die Länge von 1 mm 
erreicht hatten, in 4 Reihen entwickelt. Das erste Internodium 
dagegen war direkt nach abwärts gewachsen (5 em lang) und 
kräftig entwickelt, das zweite, letzte Internodium hatte sich ın 
kurzem Bogen aufwärts gekrümmt und war ca. 4 em nach oben 
gewachsen. Die Blätter des ersten Paares zeigten deutlich die 
dh Etiolement hervorgerufene Missbildung und waren ebenfalls 
an der Basis ihrer Stiele kurz nach aufwärts gekrümmt. Aus der 
Achsel der Blätter waren kurze Seitenzweige entsprossen, die eine 
ziemlich horizontale Lage einnahmen. Ein Grund für das Aufwärts- 
wachsen der Wurzel, etwa durch Hydrotropismus, wie überhaupt 
für das ganze Verhalten des Keimlings war nicht zu entdecken. 

Verf. knüpft daran noch einige Betrachtungen über die Möglich- 
keit, wie die Pflanze Feuchtigkeit und Nahrung aufgenommen hat, 
ohne dabei natürlich bestimmte Angaben machen zu können. 
Ferner weist er darauf hin, dass ähnliche Fälle sonst nicht bekannt 
zu sein scheinen, indem ja auch bei Trapa das Organ, welches sich 
bei der Keimung nach oben richtet, nachgewiesenermassen das 
hypokotyle Glied und nicht die Wurzel ist. 

Möbius (Heidelberg). 


Molisch, H., Ueber denFarbenwechselanthokyanhaltiger 
Blätter bei rasch eintretendem Tode. (Botanische 


Zeitung. 1889. No. 2. p. 17-23.) 


Verf. versuchte vergebens aus den stark anthokyanhaltigen 
Blättern von Coleus Verschaffelti und Perilla Nankinensis durch 
Kochen mit Wasser eine Lösung des Farbstoffs zu erhalten, wie 
dies beispielsweise mit Amarantus- Arten gelingt. Die Blätter 
wurden dabei mit Ausnahme der violett bleibenden Haare und 
Adern plötzlich grün, die Flüssigkeit blieb farblos oder zeigte sich 
schwach grünlich oder gelblich gefärbt. Dieselbe Farbenwandlung 
vollzieht sich auch, wenn die Blätter Wasserdämpfen oder trockner, 
heisser Luft ausgesetzt werden. Durch verdünnte Säuren wird die 
ursprüngliche Farbe der Blätter wieder hergestellt, in ersterem 
Fall aber auch das Wasser roth gefärbt. 

Die eingehendere Untersuchung ergab, dass das verschiedene 
Verhalten der rothgefärbten Blätter abhängig ist vom Säuregehalt 
des Zellsaftes.. Die Verfärbung beruht auf der Eigenschaft des 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. (Teratologie.) 567 


Anthokyans, mit Spuren eines Alkalis blau, mit mehr Alkalı grün, 
gelb und schliesslich farblos zu werden. Mit dem Tod des Blattes 
dringt der anthokyanhaltige Zellsaft in das alkalisch reagirende 
Plasma, dieses bewirkt die angegebene Farbenänderung, wenn nicht 
der Säuregehalt des Zellsattes die basischen Eigenschaften des Plasmas 
überwiegt und alsdann die Erscheinung verhindert. Für diese 
Deutung sprieht die öfters grünliche Farbe des benutzten Wassers, 
herrührend von gelöstem, in die grüne Modifikation übergegangenen 
Anthokyan, sodann die direkte Beobachtung des Farbenüberganges 
beim Erwärmen der fraglichen Blätter unter dem Mikroskop, endlich 
die Thatsache, dass alle Blätter, bei denen die Grünfärbung nicht 
eintritt, stark sauren Zellsaft besitzen. 

Wesentlich ist ferner für die Farbenwandlung, dass das Antho- 
kyan in chlorophyllreichen Zellen oder in der Nachbarschaft solcher 
sich befindet; nur unter dieser Bedingung tritt die Verfärbung ein; 
in chlorophylllosen Theilen, Haaren, Gefässbündeln bleibt sie aus. 
Die Rolle welche das Chlorophyll spielt, ergiebt sich besonders aus 
folgendem Versuch: Man setzt ein Blatt von Saxifraga sarmentosa, 
sowie ein Stück der stark anthokyanhaltigen Epidermis für sich 
heisser Luft aus. Das Blatt wird grün, die Epidermis bleibt roth. 
Eine nähere Erklärung für diese W irkung des Chlorophylls steht 
noch aus; Verf. meint, dass „gerade in chlorophylireichen Zellen 
die Bedingungen für die alkalischen Substanzen, welche den Far ben- 


wechsel des Anthokyans bedingen, besonders günstige sem müssen“ 
Täimiche (Frankfurt a. M.). 


Gregory, Emily L. Development of corkwings on cer- 
tain trees. (Botanical Gazette. 1888. No. 10—12. Tfl. XXII 

XXV.) 

Verfasserin berichtet, nach einer kurzen Würdigung der wich- 
tigsten Litteratur über den Kork, über ihre Untersuchungen, be- 
treffend die Entwickelungsgeschichte der Korkflügel einiger Bäume. 

Quercus microcarpa Michx. Die jungen Zweige sind, entsprechend den stark 
entwickelten Blattspuren, fünfkantig, und ganz mit Periderm umgeben, welches 
in der subepidermalen Schicht seinen Ursprung nimmt und zahlreiche Lenticellen 
enthält. Ueber den Kanten reisst die Epidermis ein, und das Phellogen beginnt 
hier eine grössere Thätigkeit, die erst später auf den ganzen Umfang übergeht. 
Dadurch entsteht ein hochzelliges Phelloid, welches die 5 Bruchstücke der Epi- 
dermis und der darunter liegenden ersten Korkschicht emporhebt und durch 
stärkeres Wachsthum an den Rissstellen, wo es selbst weiter einreisst, rinnen- 
förmig krümmt. Im Herbst entsteht am ganzen Umfang eiu Mantel aus echtem, 
niedrigzelligem Kork. Dieser wird im kommenden Sommer an den Kanten ge- 
sprengt und die fünf Theile durch neues Phelloid emporgehoben, worauf wieder 
ein geschlossener Korkcylinder die Jahresvegetation abschliesst. Durch die 
Wiederholung dieses Vorganges entstehen an den jüngeren Zweigen zwischen 
den w'sprünglichen Kanten fünf Korkflügel, die sich aus abwechselnden höheren 
Schichten von Phelloid und niedrigeren von echtem Kork zusammensetzen. Bei 
Acer campestre L. und Monspesulanum L. geht die Bildung von 6 Korkflügeln 
in den ersten Jahren in ziemlich ähnlicher Weise vor sich, später findet durch 
Einschaltung neuer Flügel ein Uebergang zu gewöhnlichem rissigem Periderm 
statt. 

Liquidambar styraciflua L. An den Zweigen stehen die Flügel nur an der 
Oberseite, mit einander längs verlaufende Mulden bildend. Das Phellogen ent- 


568 Pbysiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


steht ziemlich früh im Jahre als zweite Schicht unter der Epidermis und ent- 
wickelt zahlreiche lıenticellen. Von einer Reihe hinter einander liegender Lenti- 
cellen geht die Bildung von zwei Korkflügeln aus, indem das Gewebe in ihrer 
Umgebung zu wuchern beginnt, wobei der in den Lenticellen bereits vorhaudene 
Längsspalt die beiden Flügel trennt; auch nach aussen werden die letzteren 
durch einen kleinen Riss vom Periderm getrennt. Von diesem, wie es scheint, 
normalen Falle kommen indess viele Abweichungen vor, intlem oft eine grössere 
Zahl von Flügeln gebildet wird. Die Flügel erreichen eine Höhe von 3 cm; 
die Zahl der Korkschichten in denselben stimmt genau mit der der Jahresringe 
überein und kann zur Altersbestimmung dienen. Aeltere Zweige und Stämme 
sind meist glatter, die Flügelbildung geht zurück. 

Evonymus. Korkflügel fanden sich nur an fünf von 13 untersuchten Formen: 
E. alatus, Europaeus und dessen Varietäten variegata, ovata, purpurea. Bei E. 
Europaeus liegt an den 4 Kanten des Stengels je ein Bastbündel (Ausnahme 
var. ovata), an dessen innerem Umfange sich das Phellogen bildet. Die an den 
Kanten entstehenden Flügel heben also den Baststrang ab. Dei E. alatus bilden 
sich die Flügel nicht an den Ecken, sondern zwischen densılben und zwar unter 
Spaltöffnungen; man sieht zuerst eine Reihe von braunen Flecken, die leicht 
mit Lenticellen verwechselt werden können. Die Epidermis, durch welche das 
grüne Assimilationsgewebe hindurchschimmert, hält sich lange zwischen den 
Korkfliigeln, bei alatus bis zum 3. Jahre, alsdann entstehen an ihrer Stelle meist 
kleine Flügel. 

Da Verf. die Lenticellen so oft erwähnt und bei Liguidambar und E. alatus 
sogar eine Entstehung der Korkflügel unter Lenticellen bezw. Spaltöffnungen 
nachweist, so ist es auffällig, dass sie nichts über die Durchlüftung sagt. Finden 
sich an der mit Flügeln versehenen Rinde noch Lenticellen (oder Spaltöffaungen), 
oder übernimmt vielleicht das Phelloid die Funktionen der Durchlüftung? Im 
Phelloid der Korkflügel von Evonymus hat Ref. radial verlaufende Intercellu- 
laren gesehen, während die Korkschichten lückenlos zu sein scheinen. 

Klebahn (Bremen). 


Strübing, 0., Die Vertheilung der Spaltöffnungen bei 
den Coniferen. (Inaug.-Diss.) 8° 76 pp. Königsberg (W. 
Koch’s Verlag) 1888. 

Verf. hat es unternommen, „das über die Vertheilung der 
Spaltöffnungen bei den Coniferen Bekannte zu sammeln, Falsches 
zu berichtigen und das noch Fehlende durch neue Untersuchungen 
zu ergänzen.“ So bringt die Arbeit eine grosse Anzahl von ein- 
zelnen Beobachtungen, leider ohne dieselben durch Zusammen- 
fassungen oder Angaben über Beziehung zur Lebensweise oder 
Systematik zu verwerthen. Was letzteren Punkt betrifft, so finden 
wir darüber nur bei Juniperus angegeben, dass die systematische 
Botanik die Arten nach der Vertheilung der Spaltöffnungen 
gruppiren könnte. Von Abies und Pinus wird auch eine Ein- 
theilung nach den Spaltöffnungen angeführt, aber ohne Berück- 
sichtigung des sonst gebräuchlichen Systems. In der Einleitung 
wird meist nur Bekanntes angeführt; bemerkt sei, dass Verf. die 
Blattpolster, welche bei vielen Coniferen vorkommen, als besonders 
charakteristisch für die Lage der Spaltöffnungen bezeichnet. Da 
Verf. 152 Arten aus 30 Gattungen untersucht hat und ziemlich 
genaue Angaben über Bau und Vertheilung der Spaltöffnungen 
bei ihnen macht, so bietet die Arbeit wenigstens Material genug 
für Diejenigen, welche Veranlassung haben, sich mit diesem Gegen- 
stand zu beschäftigen. 

Möbius (Heidelberg). 


Systematik und Pflanzengeographie. 


969 


Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen 


des Kaukasus. 


riale des naturalistes de Moscou. 


[Französisch.] 


(Fortsetzung.) 


[Fortsetzung.] (Bulletin de la Soeiete Impe- 
1887. 


No. 4. p. 929-1003.) 


Aus dieser Aufzählung der Arten geht hervor, dass die kau- 
kasische Flora 98 Arten ARanunculaceen in 17 Gattungen enthält, 
welche sich wieder folgendermassen geographisch - statistisch ver- 


theilen: 
T, 
Uebersicht 
der Im Orient 
Ranuneulaceen- überhaupt 
Arten 
Ranuneulus 110 
Delphinium 57 
Thalietrum 14 
Anemone 14 
Nigella 13 
Clematis 10 
Adonis 12 
Helleborus 10 
Aconitum 5 
Paeonia 5 


III. Rauunculus. 


Speziell 
im 


Kaukasus 


ErE 


vo oPpaax 


II. III. 
IE . = 
4 Gemeinsame Gemeinsame 
Endemische | Arten des Kau- | Arten des Kau- 
Arten des ikasus mit andernf kasus mit dem 
Kaukasus. Ländern des Orient und mit 


Orients. 


R. subtilis R. edulis Boiss. 


Trautv. R. Peloponnesia- 
R. obesus cus Boiss. 

Ledeb. R. eieutarius 
R. acutilobus L. 

Trautv. R. Huetii Boiss. 


R.arachnoideusj R. grandiflorus L. 


C.A. Mey. | R. Constantino- 
R. Caucasicus | politanusBoiss. 
M.B. R. Kotschyi 
R. disseetus Boiss. 
M. B. R. anemonae- 
R. dolosus folius DC. 
F. et M. 
7 spec. F. et M. 
R. lomatocarpus 
F. et M. 


10 spec. 


R. 
R. arvensis L. 
R. trachycarpus|R. lanuginosusL. 


Europa. 


R. calthasfolius 


Jord. 

. Ficaria L. 

. bulbosus L. 
. orientalis L. 
t. chius Boiss. 
. Villarsii DC. 
. montanus W., 
. Illyrieus L. 
ophioglossi- 
folius Vill. 
muricatus L. 


12 spec. 


11. 


Zahl der Ranuneulaceen, 
welche der 
Kaukasus gemeinsam hat: 


mit dem arktischen Russland 11 


Mittelrussland 42 
der Krim 30 
dem Baikallande 24 
Kamtschatka 8 
Nordrussland 18 


Südrussland 


dem Ural 21, mit d. Altai 33 


- 


52 


Daurien 14, mit Östsibirien 8 


dem Tschuktschenlande 


IV. Gemeinsame 


Arten des 


Kaukasus mit 


dem Orient, 


mit Europa u. 
mit Sibirien. 


u 


R. 
L 


R 
R 
R. 
R 
2 


. aquatilis L. 
. Lingua L. 


. sceleratus L. 
. repens L. 


6 spec. 


polyanthemos 


3 


V. 
Gemeinsame 
Arten des Kau- 
kasus mit dem 
Orient, mit Süd- 
ost-Russland und 
mit Südsibirien. 


R. polyrhizus 
Steph. 


auricomus L. | R. oxysper- 


mus M. B. 
2 spec. 


570 Systematik und Pflanzengeographie. 


IV. Uebersicht der Ranunculaceen-Arten des Kaukasus, 
gruppirt nach ihrer Verbreitung. 


2. 3. 4. = 6. 7. Kau- 
> > Kau- Kau- Kau- | kasus, 
Kau- Kau- & 
kasus, | kasus, | kasus, | Orient, 
kasus kasus = - Bu z 
a q | Europa Orient | Orient | Europa 
u ES: und und und und 
Orient. | Europa [Sipirien. [Sibirien. Europa. [Sibirien. 


eyasımap 
-uU] 5 


Clematis | | lg | 2 5 } 
Thalietrum | ik | | : | 
Adonis | | Ic | | | 3 | 1. 
| | 
| | 


Anemone lc 


Myosurus | | | | 1. | 
Ceratocephalos | | | | | | je | Ir 


Ranuneulus | 6. 122 | | | hl | 8. 


Caltha | 


Trollins | 


Systematik und Pilanzengeograpbie. — Palaeontologie. 571 


V. Vertheilung der Ranunculaceen-Arten: 


In Cıskaukasien. Auf der Hauptkette. In Transkankasien. 


Clematis integrifolia und 


recta C, Viticella. 


Thalietrum triternatum. T. alpinum. T. simplex. 


Adonis parviflora. 


Anemone sylvestris. A. alpina. 


Ranunculus auricomus. R. acutilobus und arach- | R. obesus, R. Huetiü, R, 
noideus. Kotschyi, R. Constantino- 
politanus, R. orientalis, 
R. grandiflorus, R. cicuta- 
rius, R. subtilis, R. Pelo- 
ponnesiacus, NR. edulis, 
R. chius, R. ophioglossi- 
folius, R. trachycarpus, R. 
muricatus, R. lomatocar- 
pus, R. dolosus. 


Trollius Europaeus. 


Helleborus guttatus und 
Abchasicus. 


Garidella Nigellastrum. 


Nigella orientalis, sege- 
talis und sativa. 


Delphinium dasycarpum | D. Caucasicum. 


und Consolida. 


D. Hohenackeri, D. Persi- 
cum, D. Szovitsianum, D. 
rugulosum, D, peregrinum. 


Paeonia corallina und Witt- 
manniana. 


Gesammtzahl 8. 4. 


(Schluss folgt.) 


Weiss, Ch. E, Ueber neue Funde von Sigillarien in der 
Wettiner Steinkohlengrube. (Zeitschr. d. deutsch. geol. 
Gesellschaft. 1888. p. 565-—570. Mit 4 Textfiguren.) 


In der an Sigillarien verhältnissmässig armen Wettiner Stein- 
kohlengrube sind in neuerer Zeit wiederholt reichliche Funde von 
Exemplaren jener Pflanzengattung gemacht worden. Darunter ist 
eine Reihe von besonderem Interesse deswegen, weil sie, von Sigdl- 
laria spinulosa beginnend, sich allmählich so fortsetzt, dass sie fast 
ohne Lücke in Sig. Brardi endet und so zwei bisher als Haupt- 


572 Palaeontologie. — Forstbotanik (Systematik u. Pflanzengeographie.) 


abtheilungen der sSigillarien betrachtete Gruppen, nämlich die 
Leiodermarien und (ancellaten, verbindet. — Die zu den Leiodermarien 
gehörige Sig. spinulosa zeigt keine Spur von Längs- oder Gitter- 
furchen, vielmehr eine glattrindige, nur mit feinen Längs- und 
Querrunzeln versehene Oberfläche. Die kleinen Stigmarien ähn- 
lichen Narben unter den Blattnarben (wahrscheinlich Wurzelnarben, 
nach Potonie erst nach dem Umfallen der Stämme entwickelt) 
sind kein constantes Merkmal. — Bei gewissen Stücken nähern sich 
die Blattnarben, und es stellt sich eine Abgrenzung des jede Blatt- 
narbe umgebenden Theiles der Rindenoberfläche durch eine einge- 
senkte Grenzlinie ein. Mit der stärkeren Ausbildung derselben 
hängt eine sichtlicher werdende Polstererhöhung des Narbenfeldes 
zusammen. So lange über und unter der Blattnarbe eine Quer- 
furchung noch fehlt, entsprechen die Abdrücke so ziemlich der 
Sig. rhomboidea Brongn. (non Zeiller). Bei anderen Exemplaren 
wird die Polsterbegrenzung vollständig, und es entsteht ein gitter- 
förıniges System von schräg über die Oberfläche verlaufenden 
Furchen (Cancellaten). Werden die Polster kleiner, so treten die 
erwähnten Quer- und Längsrunzeln zurück und hören in den Polstern 
des Germar’schen Originals zu Sig. Brardi ganz auf. — Für 
die Formen mit grossen Polstern, welche die Sig. rhomboidea mit 
Sig. Brardi verbinden, schlägt Weiss den Namen Sig. Wettinensis 
vor. — Das Germar’sche Original zu Sig. Brardi ist noch des- 
wegen interessant, weil es erkennen lässt, dass die Gestalt der 
Stamm-Blattnarben von denjenigen an den Zweigen sehr verschieden 
ist. An letzteren sind die Narben querrhombisch und denen von 
Sig. elegans ähnlich. 
Sterzel (Chemnitz). 


Pereira Cotinho, Antonio Xavier, Curso de silvicultura. 
Tem II. Esboco de una Flora holena portugueza. 8°. XXI, 346 p. 
Lisboa 1887. 


Schon in No. 7 dieses Jahrganges hat Ref. in der Besprechung 
der von dem Verf. veröffentlichten Monographie der Eichen Por- 
tugals erwähnt, dass derselbe bereits ein Handbuch des Waldbaues 
herausgegeben hat, dessen zweiter Theil eine kurzgefasste forstliche 
Flora von Portugal enthält. Dieses Buch liegt jetzt dem Ref. vor, 
und hält derselbe es für angezeigt, über dasselbe nachträglich noch 
einen kurzen Bericht zu erstatten. Wie schon aus dem beschei- 
denen Titel „esboco“, d. h. Skizze, hervorgeht, ist das Buch keine 
wirkliche Flora, sondern vielmehr eine kurzgefasste Beschreibung 
oder Charakteristik der Holzgewächse Portugals, lediglich dazu 
bestimmt, den jungen Forstmännern und Allen, die sich dem Studium 
der Holzgewächse widmen wollen, deren Bestimmung zu erleichtern. 
Diesen Zweck hat der Verf. vollkommen erreicht, indem er der 
Charakteristik sowohl der unter den Holzgewächsen Portugals ver- 
tretenen 64 Pflanzenfamilien als derjenigen der Gattungen und Arten 
die analytische dichotome Methode zu Grunde legte. Der Auf- 
zählung der Holzgewächse ist eine kurze Anleitung zum Gebrauch 


| 


Neue Litteratur. 573 


des dichotomischen Schlüssels und der analytischen Tabelle zum 
Bestimmen der Familien vorausgeschickt, der Charakteristik der 
Holzgewächse das vom Ref. in dem Prodromus Florae Hispanicae 
angewendete System zu Grunde gelegt. 44 xylographische Illn- 
strationen, welche zwar etwas roh, doch vollkommen zweck- 
entsprechend sind, erleichtern das Verständniss der Gattungs- und 
Familiendiagnosen. Ein Anhang enthält die Beschreibung einer 
in Portugal (auch in Centralspanien) vorkommenden, ziemlich seltenen 
Varietät von Pinus Pinea L., welche sich durch mit dünner zer- 
brechlicher Schale begabte Samen auszeichnet (pinheiro de pin- 
ho&s mollares) und einen verbesserten Schlüssei der portugiesischen 
bis jetzt bekannten Weidenarten. Den Schluss des hübsch ans- 
gestatteten und handlichen Buches bilden ein Wörterbuch der 
botanischen Terminologie, und zwei Register, von denen das erste 
die wissenschaftlichen Namen der beschriebenen Familien, Gattungen 
„und Arten mit Einschluss der Synonyme von Linne und Brotero, 
das zweite die portugiesischen Volksnamen der beschriebenen Arten 


enthält. 
M. Willkomm (Prag). 


Neue Litteratur. 


Geschichte der Botanik: 


Lanessan, J. L. de, Histoire des sciences. Buffon et Darwin. (Revue seienti- 
fique. Tome XXXXIII. 1888. No. 14. p. 425.) 


Nomenclatur, Pfianzennamen, Terminologie etc.: 


Henry, Chinese names of plants. (Journal of the China Branch of the Royal 
Asiatic Society Shanghai. New Series. Vol. XXII. 1888. No. 5.) 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Seidel, L.E., Das Pflanzenleben in Charakterbildern und abgerundeten Gemälden. 
8°. VIII, 399 pp. Langensalza (Schulbuchhandlg. von F. G. L. Gressler) 1889. 
IM 3% 
Algen: 
Rattray, A., Diatomaceous deposit from North Tolsta, Lewis. (Transactions 
of the Royal Society of Edinburgh. Vol. XXXIII. 1838. No. 2.) 


Pilze: 


Barla, J. B., Flore mycologique illustr&ee. Les Champignons des Alpes-Mari- 
times, avec l’indication de leurs proprietes utiles ou nuisibles. Fase. I. Genus 1. 
Amanita. 4° A 2 col., 20 pp. et 11 pl. Nice (Gilletta) 1889. 

Bonardi, E. et &erosa, 6. @&., Nuove ricerche intorno all’ azione di aleune 
condizioni fisiche sulla vita dei mieroorganismi. Memoria. (Estratt. dei Memorie 
della elasse di scienze fisiche, matematiche e naturali. Ser. IV. Vol. V. 1888.) 
4°. 45 pp. Roma 1888. 

Duclaux, Observations ä& propos du m&moire de M. Herzen, sur le röle des 
mierobes dans certaines fermentations. (Comptes rendus de la Societe de bio- 
logie. 1889. No. 9. p. 163—164.) 

Jamin, Ph., Vademecum du chasseur de champignons. 8°, 48 pp. Avec 16 color. 
planches. Genf (Henri Stapelmohr) 1889, M. 2.— 

Lorinser, F. W., Die wichtigsten essbaren, verdächtigen und giftigen Schwämme. 
4 Aufl. 8°. 89 pp. mit 12 Tafeln in Farbendruck. Wien (Ed. Hölzel) 1839. 

IM!aGr — 

Martelli, M., Sur la phosphorescence de l’Agaricus olearius DC. (Revue Myco- 

logique. T. XI. 1889. No. 42. p. 97.) 


574 Neue Litteratur. 


Moyen, J., Les Champignons. Trait& el@mentaire et pratique de mycologie, 
suivi de la description des especes utiles, dangereuses, remarquables. Avec 
une introduction par Jules de Seynes. 8°. XXXVI, 763 pp. avec 20 chromo- 
typographies et 334 vign. Paris (Rothschild) 1889. Kr 12. 

Roumeguere, (., Fungi selecti exsiccati: Centurie XLIX. Publie avec le con- 
cours de Mlles. Carol. E. Destree, Angele Roumeguere et de M.M, Archan- 
geli, Abb& Barbiche, Major Briard, Briosi, J. B. Ellis, F. Fautrey, 
W. 6. Farlow, Ch. Fourcade, P, A. Karsten, 6. de Lagerheim, A. le 
Breton, P. Mac-Owen, N. Martianof, Moller, V. Mouton, 6. Marty, 6. 
Passerini, Ch. P. Peck, C, B. Plowright, H. W. Ravenel, E. Rostrup, 
6. Schweinfurth, A. B. Seymour, Schiedemayer, Ch. Spegazzini, F. de 
Thümen et des Reliquiae de A. Malbranche et de & Winter. (Revue 
Mycologique. Annede XI. 1889. No. 42, p. 61.) 

Sorokine, N., Materiaux pour la flore ceryptogamique de l’Asie Centrale. 1. 
(l. ce. p. 69.) 

Eger! Carol., Fungi nonnulli Paraguariae et Fuegiae. (l. e. p. 93.) 

Zopf, W., Oxalsäuregährung (an Stelle von Alkoholgährung) bei einem typischen 
(endospermen) Saecharomyceten (S. Hanseniin. spec.). (Berichte der Deutschen 
botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 2. p. 94.) 


Muscineen : 
Berggren, 8., Nägra iakttagelser rörande sporernas spridning hos Archidium 
phascoides. (Botaniska Notiser. 1889. Heft 2. p. 48.) 


Kaurin, C., Bryum (Cladodium) Blyttii nov. sp. et Pseudoleskea tectorum Schpr. 
fruticans. (l. e. p. 60). 

Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Almgvist, S., Om honings gropens s. k. fjäll hos Ranunculus och om honing- 
salstringen hos Convallaria Polygonatum och multiflora. (Botaniska Notiser. 
1889. Heit 2. p. 66.) 

Ambronn, H., Das optische Verhalten und die Struktur des Kirschgummis. 
(Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. VII. 1889. Heft 2.) 

De Wevre, A., Note sur le p£rieycle. (Comptes rendus des s&ances de la 
Soeiete Royale de Botanique de Belgique, seance mensuelle du 9 mars. 1889. 
p. 40.) 

Frommann, C., Beiträge zur Kenntniss der Lebensvorgänge in thierischen Zellen. 
Mit Tafel XXIV. (Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. Bd. XXIH. 
[N. F. XVL] 1889. Heft 2/3. p. 389.) 

Hartig, R., Bemerkungen zu A. Wielers Abhandlung: Ueber den Ort der 
Wasserleitung im Hoizkörper ete. (Berichte der Deutschen botanischen Ge- 
sellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 2. p. 89.) 

Hildebrand, Friedrich, Ueber einige Pflanzenbastardirungen. Mit Tafeln XXV 
und XXVI. (Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. Bd. XXIII. [Neue 
Folge XVI.] 1889. Heft 2/3. p. 413.) 

Jönsson, B., Jakttagelser öfver fruktens sätt att öppma sig hos Nuphar luteum 
Sm. och Nymphaea alba L. (Botaniska Notiser. 1889. Heft 2. p. 49.) 

Liebscher, &., Die Erscheinungen der Vererbung bei einem Kreuzungsprodukte 
zweier Varietäten von Hordeum sativum. (Jenaische Zeitschrift für Naturwissen- 
schaft. Bd. XXIII. [Neue Folge Bd. XVL.] 1889. Heft 2/3. p. 215.) 

Lundström, A. L., Om regnuppfängande växter. En antikritik. (Botaniska No- 
tiser. 1889. Heft 2. p. 33.) 

Neuman, L., Genmäle till Lektor ©. A. M. Lindman. (l. ce. p. 73.) 

Pfeffer, W., Ueber Oxydationsvorgänge in lebenden Zellen. (Berichte der 
Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 2. p. 82.) 

Westermaier, M., Bemerkungen zu der Abhandlung von Gregor Kraus: 
„Grundlinien zu einer Physiologie des Gerbstofis.“ (l. e. p. 97.) 

Wortmann, J., Beiträge zur Physiologie des Wachsthums. [Forts.] (Botanische 
Zeitung. 1889. p. 245.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Almgvist, S., Om en egendonling form af Potamogeton filiformis. (Botaniska 
Notiser. 1889. Heft 2. p. 70.) 
— —, Om Euphrasia Salisburgensis växtplats. (l. c. p. 68.) 


Nene Litteratur. 575 


Almgvist, $., Om gruppen Ligulatae Fr. af sl. Potamogeton. (l. c. p. 62.) 

— —, Om gruppindelning och hybrider inom slägtet Potamogeton. (l. c. p. 63.) 

Beck von Managetta, Günther, Ritter, Pinus leucodermis Antoine, eine noch 
wenig bekannte Föhre der Balkanhalbinsel. (Sep.-Abdr. aus Wiener Garten- 
zeitung. 1889. Heft 4.) 8°. 5 pp. Wien 1889. 

Callier, A., Mittheilung über Alnus glutinosa X incana. (Deutsche botanische 
Monntsschrift. Jahrg. VII. 1889. No. 4. p. 51.) 

Crepin, Francois, De&couverte du Rosa moschata -Mill. en Arabie. (Comptes 
rendus des sdances de la Socidte Royale de Botanique de Belgique; seance 
mensuelle du 9 mars. 1889. p. 47.) 

— —, Rosa Colletti. Une Rose nouvelle d&couverte par M. le gen£ral Collett 
dans le Haut Burma. (l. ce. p. 49.) 

Formänek, Ed., Mährisch-schlesische Galium- und Asperula-Formen. (Deutsche 
botanische Monatsschrift. Jahrg. VII. 1889. No 4. p. 50.) 

Keller, J. B. v., Rosen aus der Umgebung des Badeortes Szliäes in Ungarn. 
(l. e. p. 62.) 

Marchal, E., Diagnoses de deux especes nouvelles de Didymopanax. (Comptes 
rendus des seances de la Societe Royale de Botanique de Belgique; seance 
mensuelle du 9 mars 1889. p. 51.) 

Philippi, R. A., Ueber einige chilenische Pflanzengattungen. Mit Tafel V. 
(Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 2. 
p- 115.) 

Thedenius, C. 6. H., Nägra egendomliga fanerogamformer frän Ahus i Skäne. 
(Botaniska Notiser. 1859. Heft 2. p. 68.) 

Vincenzo, Flora Ligustica. (Giornale della Societd di letture e conversazioni 
seientif. di Genova. Anno XI. 1888. Fase. 7—8. 2. sem.) 


Palaeontologie: 


Kidston, On the fossil flora of the Radstock series of the Somerset and Bristol 
coal field (Upper coal measures). Parts I and II. (Transactions of the Royal 
Soeiety of Edinburgh. Vol. XXXIII. 1889. Part 2.) 

Kolbe, Zur Kenntniss von Insektenbohrgängen in fossilen Hölzern. (Zeitschrift 
der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. XL. 1888.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Dudey, P. H., Les Champignons destructeurs du bois. (Revue Myecologique. 
Annee XI. 1889. No. 42. p. 85.) 

Heinz, A., Zur Kenntniss der Rotzkrankheiten der Pflanzen. (Centralblatt für 
Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 16. p. 535—539.) 

Wakker, J. H., Contribution & la pathologie vegetale. (Archives Neerlandaises 
des sciences exactes et naturelles. Tome XXIII. 1888. No. 1.) 


Technische, Handels», forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Bellair, @. Ad., Le Pommier, le Cognassier et le Neflier, leur culture au jar- 
din fruitier. Origine, description, culture, multiplication, choix des varietes, 
taille, insectes et maladies. 8°. 36 pp. avec fig. Paris (Le Bailly) 1889. 

Hoffmann, Lehrbuch der praktischen Pflanzenkunde, 4. Aufl. Lieferung 20/21. 
Fol. A 2 Tfl. mit 4 pp. Text. Stuttzart (C. Hoffmann) 1889. M. 0.60. 

Peckolt, Theodor, Nutzpflanzen Brasiliens. [Fortsetzung.] (Pharmaceutische 
Rundschau. Bd. VII. 1889. No. 4. p. 89.) 

Sauvaire, @., La reconstitution des vignobles frangais. (Revue seientifique. 
Tome XXXXIIH. 1889. No. 14. p. 432.) 

Stephany, E., Die Zimmerpflanzen, ihre Behandlung und ihre Pflege. 8°. IV, 
66 pp St. Petersburg (Schmitzdorff) 1889. M. 1.— 

Trabut, L., Etude sur l’Halpha, Stipa tenacissima. Me&moire ayant obtenu le 
premier prix au concours par le gouvernement general de l’Algerie 1888. 8. 
91 pp. 22 planches. Alger (Alfr. Jourdan) 1889. 


Varia. 
Imhoof-Blumer u. Keller, O., Thier- und Pflanzenbilder auf Münzen und 
Gemmen des klassischen Alterthums. 4°. X, 168 pp. M. 26 phototyp. Tiln. 
Leipzig (Teubner) 1889. 24 M, 


576 


Personalnachrichten ete. — Anzeige. — Inhalt. 


Personalnachriehten. 


Dr. P. Uhlitzsch ist an Stelle des nach Java übergesiedelten 
Dr. F. Benecke als Botaniker an der Kgl. Sächs. Versuchs- 
Station in Möckern angestellt worden. 


Ausgeschriebene Preise. 

Die Societe de physique et d’histoire naturelle de Geneve hat 
für die beste Monographie einer Gattung oder Familie einen Preis 
von 500 Franes ausgeschrieben. Die Manuskripte, welche in latei- 
nischer, deutscher, französischer oder italienischer Sprache ab- 
gefasst sein können, sind bis zum 1. Oktober d. J. an den Präsi- 
denten der Gesellschaft einzusenden. 


Congresse. 

Gelegentlich der diesjährigen Weltausstellung in Paris soll daselbst 
ein Congress aller Botaniker in der 2. Hälfte des August veranstaltet 
werden, auf dem Vorträge aller Art gehalten, sowie allgemein 
wichtige Fragen, z. B. über Herstellung genauer pflanzengeo- 
graphischer Karten etc. etc. erledigt werden sollen. Während des 
Congresses findet eine Ausstellung von Büchern, Karten etc. statt. 
Anmeldungen sind an Herrn P. Maury in Paris, rue de Grenelle 


No. 84, bis zum 1. Juni d. J. zu richten. 


Botanisir 


-Büchsen, -Mappen, -Stöcke, -Spaten. 


Loupen, Pflanzenpressen 
jeder Art, Gitterpressenm Mk. 3.—, zum Umhängen Mk. 4.50, Spatel- 
taschen etc. — Illustrirtes Preisverzeichniss frei. « 
Friedr. Ganzenmüller in Nürnberg. 


"Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 
Dennert, Anatomie und Chemie des Blumen- 
blatts (Schluss), p. 545. 
Hesse, Zur Entwicklungsgeschichte der Tubera- 
ceen und Elaphomyceten I. (Schluss), p. 553. 


Botanische Gärten und Institute. 


Lierau, Das botanische Museum und bot. 
Laboratorium für Waarenkunde zu Hamburg, 
(Schluss), p. 558. 


Nekrolog. 
v. Herder, E. R. von Trautvetter. (Forts.), p. 561. 


Referate: 


Costantin, Les Muce&dinees simples, histoire, 
elassification, culture et röle des champignons 
inferieurs dans les maladies des vegetaux et 
des animaux, p. 563. 

Duchartre, Note sur un cas d’abolition du g&o- 
tropisme, p. 566. 

Gregory, Development of cork wings on certain 
trees, p. 567. 


Inhal t: 


Guinet, Catalogue de Mousses des environs de 
Gen&ve, p. 565. 

Molisch, Ueber den Farbenwechsel anthocyan- 
haltiger Blätter bei rasch eintretendem Tode, 
p- 566. 

Pereira Coutinho, Curso de silvieultura. T. II., 
p. 572. 

Smirnoff, Aufzählung der Arten der Gefäss- 
pflanzen des Kaukasus. (Fortsetz.), p. 569. 
Strübing, Die Vertheilung der Spaltöffnungen 

bei den Coniferen, p. 568. 

Weiss, Ueber neue Funde von Sigillarien in 

der Wettiner Steinkohlengrube, p. 571. 


Neue Litteratur, p. 573. 


Personalnachrichten. 
Dr. P. Uhlitzsch (Botaniker an der Königl. 
Sächs. Versuchsstation in Möckern), p. 576. 


Ausgeschriebene Preise p. 576. 


Congresse p. 576. 


Ausgegeben: 24. April 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


Are = uf 


ya sche Centrap, ge 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cuiltar zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


TE RD FE Fe a Ir a 
No. 18. Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen kurz nach ihrer 


Reife keimen.*) 
Von 
Dr. Paul Dietel. 


Unter den im Gebiete der Rabenhorst’schen Kryptogamen- 
flora einheimischen Rostpilzen durfte man, nach unserer bisherigen 
Kenntniss dieser Parasiten, diejenigen Arten, welche nur Teleuto- 
sporen bilden und bei denen die letzteren noch auf der lebenden 
Nährpflanze keimen — so dass also im Laufe eines Jahres mehrere 
Teleutosporengenerationen aufeinander folgen können — für eine 
wohl abgegrenzte natürliche Gruppe halten ; sie wurden zu den 
Sektionen Leptopuceinia bezgl. Lepturomyces und Leptochrysomyxa 
zusammengefasst. Bei allen bisher bekannten einheimischen Lepto- 
puccinien und dem einzigen Lepturomyces stehen die Sporen auf 
einem festen Stiele, dessen Länge in den weitaus meisten Fällen 
wenigstens die halbe Länge der Spore erreicht, dieselbe bei der 


*) Mitgetheilt aus dem Verein der Naturfr, zu Greiz. 
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 11 


ATS Dietel, Ueber Rostpilze. 


Mehrzahl der Arten sogar beträchtlich übertrifft. In Folge dieses 
Umstandes treten die betreffenden Arten in derben, stark sawölbien 
Polstern auf der Blattfläche und den Stengeltheilen der Pflanze 
auf, und nur dann, wenn die Polster eine grössere Ausdehnung 
erreichen, erscheinen sie Hach. Die Bildung solcher grösseren Polster 
kommt häufig dadurch zu Stande, iss eine Anzahl dieht bei 
einander stehender kleinerer Sporenlager bei fortschreitendem Wachs- 
thum allmählich mit einander verschmelzen, in anderen Fällen aber, 
namentlich an den Stengeln, nimmt auch ein einzelnes Sporenpolster 
nach und nach sehr stattliche Dimensionen an. Indessen ist der 
Besitz eines derben Stieles und die Eigenschaft, kompakte Lager 
zu bilden, nieht den Zeptotformen ausschliesslich eigenthümliech, und 
andererseits kommen unter ihnen auch Arten mit sehr hinfälligen 
Stielen vor, die demgemäss auf den Blättern stäubende, pulverige 
Häufchen oder Flecken bilden. Zu diesen gehört z. B. von den 
einheimischen Arten Preeinia Sazxifragae Schlechtd., bei der das 
sofortige Keimen der Sporen gleich nach ihrer Reife bisher über- 
sehen worden ist, und die daher zur Sektion Mikropuecinia ge- 
rechnet wurde. 

Ebensowenig aber wie durch morphologische Merkmale ist eine 
Lostrennung dieser Arten und ihre gesonderte Aufzählung als ZLepto- 
puceinia, Lepturomyces u. s. w. im (regensatz "zu den anderen 
Sektionen gerechtfertigt durch biologische Eigenthümliehkeiten. 
Denn das Keimen der Teleutosporen bald nach der Reife ist eine 
Eigenschaft, die auch bei anderen Arten aus sämmtlichen Sektionen 
der Gattung Puceinia, sowie anderer Rostpilzgattungen anzutreffen 
ist. In der Sektion Hemipuceinia, deren Arten ausser den Teleuto- 
sporen auch Uredo bilden, sind es von den zur Untersuchung ge- 
langten Arten die folgenden, deren Teleutosporen auf den lebenden 
Blättern der 2 Nährpflanze keimen: Puee. Proserpinacae Farl., auf 
Proserpinaca (Halorhagidacee) in Nordamerika vorkomunend, Z’uce. 
Cerasi (Bereng) und eme noch unbeschriebene Pueeinia auf Satyrium 
carneum vom Cap, von welcher ich durch die Freundlichkeit des 
Herrn Dr. ©. Pazschke Material erhielt. Die erstgenannte Art 
gleicht in dem äusseren Auftreten ihrer Teleutosporen, wie dies 
auch von Farlow (Proceedings of the American Academy of arts 
and sciences. Vol. XVII. p. SO) hervorgehoben wird, vollkommen 
einer Leptopuceinia vom gewöhnlichen Typus, sie bildet sewölbte, 
kompakte Polster. Der Autor bemerkt aber ausdrücklieh, dass 
sie nieht zu dieser Sektion gestellt werden könne, da sie eine wohl 
ausgebildete Uredoform besitze. In dem von mir untersuchten 
Materiale habe ich die letztere nicht finden können, und anderer- 
seits wird das Vorkommen der Uredo auf Proserpinaca olme die 
Pueeinia von Arthur in semer „Preliminary list of Jowa Uredineae* 
angegeben. Es wäre voreilig, diese beiden Thatsachen als einen 
begründeten Einwand gegen die Ansicht Farlow s über die 
Zusammengehörigkeit der Uredo und der Puceinia ansehen zu 
wollen, es war indessen nöthig, dieselben zu erwähnen, um wenigstens 
die Möglichkeit einzuräumen, dass es sich hier auch um ein zu- 
fälliges gemeinsames Vorkommen einer Uredo mit einer Lepto- 


Dietel, Ueber Rostpilze. 979 


puceinia handeln könne. Dagegen unterliegt bei den anderen beiden 
genannten Arten die Zusammengehörigkeit der beiden Sporen- 
formen keinem Zweifel. Für Puceinia Cerasi ist dieselbe allgemein 
anerkannt und ganz oftenkundig, so dass über diese Art kein 
Wort weiter zu verlieren ist. Auch bei der Puceinia auf Satyrium 
ist sie unzweifelhaft, da rings um die Uredolager in Form eines 
konzentrischen Kreisringes die Jungen Teleutosporenlager gefunden 
wurden. Auch findet man die Uredo, wenngleich nur noch vereinzelt, 
in den älteren Teleutosporenlagern. — Aus anderen Gattungen 
sind endlich den genannten Arten noch anzuschliessen Phragmidium 
Barnardi Plowr. et Wint., auf Aubusblättern in Südaustralien mehr- 
fach gefunden, und Lhragmidium albidum (Kühn), gleichfalls auf 
Rubus, das bisher aus Deutschland und Nordamerika bekannt ist 
‘von Ellis und Holway Coleosporium Rubi benamt). 

Von denjenigen Arten, welche Aeeidien und Teleutosporen, 
aber keine Uredo bilden, haben sofort keimfähige Teleutosporen 
die durchweg heteröceischen Gymmosporangien, sowie die auf 
Berberis glauca und B. spinulosa in Südamerika, auf Mahonia 
aquifoliumn in Nordamerika beobachtete autöcische Puceinia Berberidis 
Mont. Von den Arten endlich, welche ausserdem auch Uredo, 
also alle drei Sporenformen besitzen, haben sofort keimfähige 
Teleutosporen: Phragmidium obtusum (Strauss) Wint., Hamaspora 
longissima (Thüm.) Körn., Chrysomyxa Rhododendri (DC.) de Bary, 
Chr. Ledi (Alb. et Schw.) de Bary, ferner Puceinia Plectranthi 
Thüm. und Puce. evadens Harkn. Die letztgenannte Art, die auf 
Baccharis pilularis (Composite) in Californien vorkommt, ist vielleicht 
nur fragweise hier mit zu nennen, da es nicht ganz zweifellos 
erscheint, ob dieselbe eine Uredogeneration besitzt, oder nicht. 
Nach der Beschreibung von Har kniess (Grevillea IV. p- 7) sollen 
glatte Uredosporen in den Teleutosporenlagern vorkommen. Ich 
habe dieselben an Originalexemplaren mit noch ziemlich jungen 
Sporenlagern nicht finden können, wohl aber kann man die Beob- 
achtung machen, dass in Folge einer Verschleimung des Epispors 
bei der Keimung die Teleutosporen sehr leicht im ihre beiden 
Theilzellen zerfallen und dass die freigewordenen Zellen, namentlich 
die oberen, sieh stark abrunden und mehr oder weniger vollständig 
kugelig werden. Die isolirten Sporenzellen lassen meist die Oeffnung, 
durch welche das Promycel gedrungen ist, nie aber mehrere Keim- 
poren erkennen. Endlich ist es auftällig, dass die Uredosporen 
als glatt beschrieben werden, da völlig glatte Uredosporen bei 
anderen Rostpilzen kaum beobachtet sem dürften. — Ob das auf 
Baccharis vorkommende Aeeidium zur Puceinia gehört, wie bisher 
angenommen wurde, oder ob diese etwa eine ae ist, 
vermag ich nicht zu beurtheilen. 

Wie es sich nun auch mit dieser Art verhalten möge, jeden- 
falls ist aus der vorstehenden Zusammenstellung ersichtlich, dass, 
ebenso wie man diejenigen Rostpilze, welche nur Teleutosporen 
bilden, in solche theilt, deren Sporen sofort keimfähig sind und 
solche, bei denen die Keimung erst nach der Ueberwinterung auf 
den abgestorbenen Blättern eintritt — dass man ebenso jede der 


1% 


580 Dietel, Ueber Rostpilze. 


anderen Sektionen nach demselben Prineip in zwei spalten könnte. 
Eine solche Spaltung erscheint aber angesichts der verhältnissmässig 
geringen Anzahl von Arten, deren Teleutosporen sofort keimfähig 
sind und die nicht zu den Leptoformen gehören, nicht geboten, 
eher würde es sich empfehlen, die beiden Sektionen, deren Arten 
nur Teleutosporen bilden, also die Mikro- und Leptoformen, zu 
einer zu vereinigen und in dieser Sektion könnte man die sofort 
keimfähigen Arten von den anderen, unter Beibehaltung der bisher 
üblichen Bezeiehnung für die Subsektionen, trennen. 

Wir lassen nunmehr eine Aufzählung der übrigen Arten mit 
sofort nach der Reife keimfähigen Teleutosporen folgen, soweit 
dieselben sich bisher ermitteln liessen. Von solchen Arten, die 
nicht den Gattungen Puccinia und Uromyces angehören, sind nur 
zu nennen Chrysomysa Abietis (Wallr.) Unger und Hamaspora Ellisii 
(Berk.) Körn., erstere auf Picea vulgaris, Abies Canadensis und, 
nach de-Toni’s Angabe (Sylloge Ustilaginearum et Uredinearum. 
p. 762), auch auf Adies pectinata, letztere auf Cupressus thyoides 
in Nordamerika vorkommend. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass 
Hamasp. Ellisii Aecidien auf einer anderen Nährpflanze bildet; 
bisher sind aber nur die Teleutosporen bekannt. 

Die übrigen Arten mögen meist ohne besondere Bemerkung, 
nur mit Angabe der Nährpflanzen und ihrer Verbreitung nach dem 
natürlichen System ihrer Wirthspflanzen geordnet hier angeschlossen 
werden: 

Puccinia aurea Wint., auf Monadenia rufescens (Orchidee) am 
Kap vorkommend, ist die einzige bisher auf einer Monokotyle be- 
kannte Leptopuceinia. Man vergleiche aber auch das, was oben 
über die Puccinia auf Satyrium carneum gesagt wurde. 

Puceinia ornata Arth. et Holw. auf Rumex Britannica in Nord- 
amerika. 

Die auf Caryophyllacen vorkommenden Leptopuceinien hat 
Winter zu einer Art, Pueccinia Arenariae (Schum.) Wint. 
zusammengefasst. Es scheint von den wieder davon getrennten 
Arten nur Puceinia Spergulae DC. einigermassen sicher von der 
Normart unterscheidbar zu sein. Pucc. Arenariae ist bekannt aus 
Sibirien, allen Theilen Europas und Nordamerika. 

Puccinia Anemones Virginianae Schw. auf Anemone-Arten und 
Atragene alpina. Verbreitungsbezirk wie bei der vorigen Art. 

Puceinia Thlaspeos Schubert auf T’hlaspi und Arabis ist bisher, 
wie es scheint, nur in Europa gefunden worden. Es erscheint sehr 
zweifelhaft, ob Duce. Thlaspidis Vuillem. = Pucc. Vuillemini De- 
Toni auf T hlaspi alpestre von dieser Art verschieden ist, zumal 
da 7hl. alpestre auch zu den Nährpflanzen von Puce. T hlaspeos gehört. 

Verhältnissmässig gross ist die Anzahl der auf Malvaceen 
parasitirenden Leptoformen. Nur eine derselben kommt auch in 
Deutschland vor, die aus Südamerika nach Europa, Afrika und 
Australien eingewanderte Puceinia Malvacearum Mont. In Nord- 
amerika wird dieser Pilz vertreten durch /’uceinia Malvastri Peck, 
die auf Malvastrum coccineum, M. marrubioides, Althaea rosea, 
Malva borealis und Callirkoö dort beobachtet worden ist und die 


Löwu.Bokorny, Verhalt.v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 5831 


sich von der vorigen Art durch die Gestalt der Sporen, namentlich 
die grössere Breite und die Abrundung am Scheitel, durch die geringe 
Scheitelverdiekung der derben Sporenmembran, endlich auch durch 
die dunklere Färbung der Sporen und Sporenpolster deutlich unter- 
scheidet. Gerade auf dieselben Merkmale gründete aber bereits 
früher Prof. Körnieke (Hedwigia. 1877. p. 19) die Beschreibung 
einer Art, die, von Szovits in Armenien auf Malva Sherardiana 
gesammelt, nach ihrer Nährpflanze den Namen Puceinia Sherardiana 
Körn. erhielt. Lässt schon die genaue lateinische Diagnose keinen 
Zweifel über die Identität mit ce. Malvastri, so tritt dieselbe 
noch besonders hervor in der darauffolgenden Gegenüberstellung 
mit Pucec. Malvacearum. Es heisst dort u. A.: „Die Farbe der 
(ebenfalls schon auf der Nährpflanze keimenden) Sporen ist gesättigt 
braun (nieht braungelblich). Ihre Gestalt ist völlig verschieden, 
verkehrt eiförmig oder fast birnförmig, abgerundet stumpf mit 
überall sehr dieken Sporenhäuten. (Bei Puce. Malvacearum sind 
sie viel gestreckter, länglich, nach der Spitze zu allmählich ver- 
schmälert.)“ Da die von Körnicke gegebene Beschreibung und 
Benennung die ältere ist, so hat also jener Pilz den Namen Puece. 
Sherardiana Körn. zu führen. 
(Fortsetzung folgt.) 


Ueber das Verhalten von Pflanzenzellen zu stark 


verdünnter alkalischer Silberlösung. 
Von 
O. Loew und Th. Bokorny. 


Der Unterschied in dem Verhalten lebender und todter Zellen 
gegen molecularen Sauerstoff ist ein so auffallender, dass man 
eigentlich schon lange zu dem Schlusse hätte kommen müssen, der 
Eiweissstoff des lebenden Protoplasmas besitze eine andere chemische 
Constitution, als der des abgestorbenen. Erst im Jahre 1875 gab 
Pflüger dieser logischen Schlussfolgerung Ausdruck; einige Jahre 
später sprachen sich Detmer und Nencki im selben Sinne aus. 
Die Oxydations- und Reductionsvorgänge in der lebenden Zelle, 
welche in der abgestorbenen völlig mangeln, lassen auf labile 
Atomgruppen im Eiweiss des lebendigen Protoplasmas schliessen, 
durch deren Umlagerung in stabilere Gruppen die Inactivität des 
abgestorbenen Protoplasmas auf einfachste Weise ihre Erklärung 
findet. Nach öfterer Ueberlegung der Frage führte uns schliesslich 
eine Hypothese der Eiweissbildung, welche der eine von uns (L.) 
aus den wahrscheinlich nahen Beziehungen zwischen Asparagin und 
Eiweiss ableitete, der Lösung jenes Problems näher. Wir gingen 
zu Experimenten über. Ueber die Gesammtheit der von uns ange- 
stellten Versuche haben wir im biologischen Centralblatt Bd. VIII 
p- 1 ff eine Uebersicht gegeben, auf die wir hiermit verweisen. 

Da aber unsere Arbeit zum Theil unrichtig verstanden und die 
Silberreaction vielfach anders aufgefasst worden ist, als wir sie 


582 Löw u.Bokorny, Verhalt. v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 


erklären, sehen wir uns veranlasst, unsern Standpunkt nochmals 
darzulegen. 

Wir haben bekanntlich 1881 gefunden, dass viele Pflanzen- 
objeete aus äusserst verdünnter alkalischer Silberlösung Silber 
abscheiden, nach dem Töten durch Säuren, mechanische Eingriffe 
etc. aber nicht mehr dazu befähigt sind. Unter voller Berück- 
sichtigung aller einschlägigen Factoren haben wir daraus den 
Schluss gezogen, dass das Eiweiss des lebenden Protoplasmas 
reducirende Atomgruppen (Aldehydgruppen) enthalte, welche sich 
beim Absterben des Protoplasmas in nicht redueirende Gruppen 
umlagern. 

Die publieirten Thatsachen fanden keinen Widerspruch, wohl 
aber die daraus gezogenen Schlüsse. So wurde behauptet, W asser- 
stoffsuperoxyd sei in den Zellen enthalten und veranlasse die 
Reduction. In Erwiderung hierauf hat der eine von uns (B.) nach- 
gewiesen, dass dasselbe in den untersuchten Pflanzenobjecten nicht 
vorkomme*) und wohl überhaupt in Pflanzenzellen nicht nach- 
gewiesen sei.”*) In jüngster Zeit ist Pfeffer***) ebenfalls zu einem 
negativen Resultat gekommen. 

Pfeffer hat sich vor kurzem dahin ausgesprochen, dass der 
in Pflanzen so verbreitete Gerbstoff die Ursache der Reduction 
sei, eine Anschauung, welche uns lebhaft in die Zeit vor unserer 
ersten diesbezüglichen Publication 1381 zurückversetzte, wo wir 
volle 3 Monate darauf verwandten, festzustellen, ob Gerbstoff 
zu Täuschungen Anlass geben könne. Zahlreiche Ver- 
suche brachten uns schliesslich die Gewissheit, dass dies nicht 
der Fall sei, so lange der Gerbstoffgehalt der Objecte kein erheb- 
licher ist. 

Von den entscheidenden Versuchen erwähnen wir folgende 
zwei: Wir liessen Spirogyren in einer Iprocentigen Gerbstofflösung 
absterben und behandelten sie nach kurzem Abwaschen mit unserer 
Lösung A.f) Obwohl der Gerbstoffgehalt nun viel grösser war als 
vorher, bemerkten wir bei ebensolanger Einwirkung der Silber- 
lösung A nur eine gleichmässige durchsichtige Bräunung, die nicht 
entfernt der intensiven Silberreaction lebender Zellen glich. Ein 
zweiter Versuch war folgender: Gerbstoffhaltige Spirogyren wurden 
’/s St. in O.lprocentige Citronensäure gelegt, wodurch sie abstarben;; 
dann kurze Zeit in 0.1°/o Kali gebracht, gaben sie — nach dem 
Abspülen — mit Eisenvitriollösung eine fast ebenso starke Gerb- 
stoffreacetion wie vorher, aber keine Spur von Silberab- 
scheidung mit Lösung A. Wir hatten nämlich schon damals 
beobachtet, dass beim Tödten mit verdünnten Säuren die Exosmose 
des Gerbstoffs viel langsamer vor sich geht, als bei andern Tödtungs- 
arten und stellten deshalb genannten Versuch an; er entschied zu 
Ungunsten des Gerbstoffes. 


*) Pringsheim’s Jahrb. Bd. XVII. Heft 2. 
**) Ber. d. d. chem. Ges. 1888. p. 1100 und p. 1848. 
*%*#) Ber. d. d. bot. Ges. 1889. 
+) Alkalische Silberlösung mit */ıoooao Ag. Nos. (Siehe unsere Schrift „die 
chemische Kraftquelle“ p. 51.) 


Löwu.Bokorny, Verhalt. v. Pfianzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 583 


Ferner ist als sehr wichtig hervorzuheben, dass man an gerb- 
stoffarmen Spirogyren keine erheblich schwächere Silberabscheidung 
bemerkt, wie an gerbstoffreichen, und dass der Gerbstoff während 
der Reaktion mit Lösung A zum grossen Theil herausdiffundirt, 
so dass letztere mit gerbstoffreichen Algen eine intensiv gelbbraune 
Farbe annimmt. 

Die Silberreaktion steigt ferner nicht in dem Maasse, als der 
Gerbstoffgehalt zunimmt; sonst müssten gerbstoffreiche Objekte am 
günstigsten für jene Reaktion sein, was durchaus nieht zutrifft. 
Man nehme z. B. einen vorjährigen Trieb von Quercus peduneulata, 
schneide ihn etwa 10 em unter der Gipfelknospe ab und bringe 
Querschnitte (nicht zu dünn, damit auch unangeschnittene Zellen 
zur Beobachtung kommen) einerseits m der Selbstoxydation über- 
lassene Eisenvitriollösung von 1:200, andererseits in Silberlösung 
A. Nach 10stündiger Pinwirkung (natürlich im Dunkeln) wird 
sich zeigen, dass diese Eichenzweige ein mit Lösung A schlecht 
reagirendes, aber sehr gerbstoffreiches Objekt sind, und dass beide 
Reaktionen durchaus nicht parallel gehen. Die Silber ‚abscheidung 
(in Form schwarzen Metalls) tritt nur in den Markstrahlzellen nd 
in vereinzelten Zellen der äusseren Gewebeschichten ein‘, während 
die gerbstofireichsten Zellen, die des dünnwandigen Bastes, nur 
die uns schon lange als Gerbstoffreaktion bekannte diffuse Gelb- 
braunfärbung zeigen. 

Pfeffer führt zur Widerlegung unserer Ansicht folgendes 
Experiment an: Imprägnirt man todte Spirogyren mit Aprozentiger 
Gerbstofflösung und überzieht sie mit Leim, so erfahren dieselben 
beim Einlesen in Lösung A Schwärzung. Diese imprägnirten 
Spirogyren "enthalten. in ihrer Trockensubstanz etwa 40 °/, Gerb- 
stoff! — einen Wassergehalt der Algen von 90 °/, se, 
Sclche enorm gerbstoffreiche Algen würden wir, wenn sie über- 
haupt angetroffen würden, nie für die Silberreaktion empfohlen haben, 
haben wir doch len Zygnema ‚verworfen, weil sie eben wegen 
ihres sehr hohen Gerbstoffgehaltes dem minder Geübten zu 
Täusehungen Anlass geben kann. Wir sagten*): Doch sind diese 
Algen (Zygnema eruciatum hauptsächlich) für Studien über den 
Unterschied zwischen lebendem und todtem Protoplasma nicht 
sehr günstig, weil sie grössere Mengen Gerbstoff enthalten und 
dieser starke Bräunung herbeiführt, **) 

Eine grössere Anzahl von Versuchen hat der eine von uns 
(L.) angestellt, um die Differenz der Silbermengen zu bestimmen, 
welche in Spirogyren abgeschieden werden, die man lebend und 


*) Die chem. Kraftquelle. p. 55. 

**) Pfeffer füllte ferner eine 3—4 prozentige Gerbstofflösung in mit Leim 
verschlossene Capillaren und brachte diese in Lösung A. Aus der eintretenden 
Schwärzung schloss er, dass auch unsere Reaktion lediglich auf Gerbstoft zurück- 
zuführen sei. Hier sind ebenfalls in der hohen Concentration der Gerbstofi- 
lösung und dem Leimverschluss abnorme Verhältnisse gegeben. Uebrigens fanden 
wir bei Wiederholung dieses Versuchs lediglich die wohlbekannte Bräunung 
gerbstoffreicher Objekte vor; selbstverständlich haben wir das Licht während 
der Reaktionszeit ausgeschlossen. 


584 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


todt mit dem Reagens behandelt. Bei einem Versuche mit lebenden 
Algen wurden — auf 100 Theile aschenfreie Trockensubstanz be- 
rechnet — 56 Theile Silber erhalten, während die durch kurzes 
Verweilen in 1prozentiger Schwefelsäure getödteten Algen nachher 
nur 9,5 Theile Silber lieferten. Dieser vergleichende Versuch 
wurde mit einer lpro mille alkalischen Silberlösung gemacht, 
statt mit der so hoch verdünnten Lösung A; der Unterschied (bei 
gut ernährten Algen) würde sicherlich mit letzterer noch weit 
grösser geworden sein. 

Auch hat der eine von uns versucht, das Produkt der Oxy- 
dation zu gewinnen. Wenn auch aus einer einzigen Analyse eines 
amorphen Körpers nicht allzuviel geschlossen werden darf, so er- 
gab sich immerhin ein sehr bedeutender Unterschied in der Zu- 
sammensetzung der Eiweissstoffe vor und nach der Silberreaktion. 
Sauerstoff war ohne Zweifel vom Eiweiss aufgenommen worden, 
letzterer hatte also Silber redueirt.*) Weitere Studien über das 
Produkt sind beabsichtigt. 

(Schluss folgt.) 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botaniska Sällskapet in Stockhoim. 


Sitzung am 16. November 1887. 
1. Herr J. A. Leffler gab eine 


Uebersischt der bemerkenswertheren Rosaformen 
der Skandinavischen Halbinsel.“*) 


2. Fräulein M. Lewin sprach 
Ueber spanische Süsswasser-Algen.***) 


Einige spanische Süsswasseralgen wurden ım Jahre 1833 von 
Herrn Dr. N. Hj. Nilsson (Docent in Lund) eingesammelt und 
sind aus der botanischen Abtheilung des Reichsmuseums in Stock- 
holm durch den Herrn Prof. V. B. Wittrock zu meiner Ver- 
fügung gestellt worden. Die Algen stammen aus dem südlichen 
und südöstlichen Spanien. 

Von Phycochromophyceen fanden sich 10 Arten (eine neue), 
die auf 9 Gattungen vertheilt waren. Dazu kommt eine noch 
nicht bestimmte Nostochace. Den (hlorophyllophyceen gehörten 
40 Spezies (4 neue) aus 13 Gattungen an, nämlich 1 Palmellacee, 
18 Conjugaten (11 Desmidieen), 10 Confervaceen (7 Cladophoreen), 
2 Vaucheriaceen und 9 Oedogoniaceen. Die ganze Sammlung ent- 


*), Pflügers Arch. Bd. XXX. p. 357. 

**) Eine Beschreibung sämmtlicher skandinavischen Rosaformen wird der 
Vortr. in der bald erscheinenden neuen Auflage (12.) von Hartmans Skandi- 
navischer Flora geben. 

**%*) Die ausführliche Abhandlung erscheint in Bih. till K. Sv. Vet. Akad. 
Handl. Bd. 14. Afd. III. No. 1. Mit 3 Tafeln. i 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 585 


hielt also 50 Spezies (5 neue), auf 22 Gattungen vertheilt ; unter 
den 50 Spezies fanden sich 9 neue Varietäten und Formen. 

Die neue Phycochromophycee gehört der Gattung Oncobyrsa 
Ag. an. Ich nenne sie O. Hispanica. Sie kam auf Vaucheria 
pachyderma Walz. und V. sessilis (Vauch.) DC. in kleinen Kolonien 
von etwas abgerundeten Zellen vor, die in zwei Schichten geordnet 
und von einer Schleimhülle umgeben waren. Die Entwicklungs- 
geschichte war folgende: 

Die Pflanze besteht in ihrem jüngsten Stadium aus einer kleinen 
abgerundeten Zelle, welehe sich durch eine vertikale Querwand in 
zwei, und diese durch Wände, die gegen die erste rechtwinkelig sind 
und in derselben Ebene wie diese stehen, weiter in vier theilen. Dann 
tritt eine Theilung durch horizontal gestellte Wände ein, oder es 
findet eine solche Theilung erst dann statt, wenn acht Zellen in 
einer Ebene angelegt sind. Nachher können noch mehrere Wände 
in der Vertikalebene entstehen. 

Neu ist unter den Desmidieen Cosmarium Nilsonii, das zwischen 
C. polymorphum Nordst. und (©. pseudonitidulum Nordst. steht. Von 
C. laeve Rob. fand ich eine neue Varietät, welche durch grössere 
Breite und abgerundete Ecken von der Hauptform abweicht. Auch 
fanden sich zwei Formen von (. punctulatum Breb., eine Varietät 
ellipticum von Staurastrum punctulatum Not., welche die zwei Hälften, 
von der Seite gesehen, mehr abgerundet als gewöhnlich zeigte, und 
endlich eine Form von Closterium Leibleinii Ke. ., die weniger breit 
als die Hauptform war. 

Die Gattung Cladophora war in der Sammlung reich vertreten. 
Die Repräsentanten stammten aus 13 verschiedenen Fundorten. 
Unter ihnen war C!. fracta (Vahl.) Kg. subspec. leptoderma (nov. 
subsp.) durch die äusserst dünnen Wände ausgezeichnet, so auch 
eine neue Form von (Cl. cristata Kg. In mehreren Hinsichten 
eigenthümlich zeigte sich Cl. fracta (Vahl.) Kg. Die Zellen zeigen 
eine grosse Neigung, sich von einander zu trennen. Sekundäre 
Querwände kommen allgemein vor, nieht nur in den Zweigen, 
deren Zellen sich von einander getrennt haben, sondern auch in 
denjenigen, wo eine solche Trennung nicht beobachtet wird. Auch 
die Zweigspitzen sehen eigenthümlich aus, indem sie schief sind, 
als wenn die Scheitelzelle weggefallen sei und ein Seitenzweig aus 
der unterliegenden Zelle hervorschiesse. 

Von Oedogonieen fand ich in derselben Flasche 6 verschiedene 
Arten. Im Ganzen wurden 7 Oedogonieen beobachtet. Unter den- 
selben waren 2 monoeeisch, von denen eine neue Species, Oe. Hi- 
spanicum, dem Oe. Ahlstrandii Wittr. nahe verwandt ist, von der- 
selben aber dadurch abweicht, dass das Oogonium und die Oospore 
eirund sind und dass letztere nicht immer jenes erfüllt. Die andere 
monoeeische Form ist eine neue Varletät von Oe, urbicum W ittr., 
welche von der Hauptform dadurch abweicht, dass das Oogonium ei- 
förmig ist und die Spermatozoiden zu 1—4 zusammen sitzen. 
Unter den dioeeischen ist eine dem Oe. Pisanum Wittr. verwandte 
neue Species, die dadurch abweicht, dass die Oospore gar nicht 
das Oogonium erfüllt, und dass die Art in allen ihren Theilen 


586 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


klemer, als jene ist. Eine neue Varietät variabilis von Oe. stagnale 
Kg. besitzt ein bedeutend mehr angeschwollenes Oogonium, als die 
Hauptform, welches durch die Oospore nicht gefüllt wird. Die 
männlichen Pflanzen variiren beträchtlich in ihrer Länge und Dicke 
sowie in der Zahl der Spermogonien. Eine Varietät von Oe. cal- 
careum Clev. zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Oospore 
das Oogonium nicht erfüllt. 


3. Herr V. B. Wittrock lieferte eine zweite Mittheilung 
Ueber schwedische Tannen- und Fichten-Formen [I. 


Sitzung am 21. März 1838. 


1. Herr N. Wille referivte eine Abhandlung von Fräulein 
S. Andersson: 

Ueber dieEntwickelung der primären Gefässbündel- 
stränge der Monokotylen‘*) 

Es sind Andeutungen über die Verwandtschaft zwischen den 
Mono- und Dikotylen ausgesprochen und ist dabei von Baillon 
besonders die Aehnlichkeit der Alismaceen mit den Ranunculaceen 
im Bau der Blüten hervorgehoben worden. Im Bau der Vasal- 
stränge hat man jedoch eine scharfe Verschiedenheit gefunden, in- 
dem diese bei den Dikotylen offen sind und durch ein Kambium 
zuwachsen, während dieselben bei den Monokotylen geschlossen, 
ohne Kambium, sind und desshalb sich direkt aus den Procambium- 
zellen entwickeln müssen. 

Um in diesen Gegenstand näheren Einblick zu bekommen, 
wurden emige Typen verschiedener Monokotylen-Familien unter- 
sucht, und dabei die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die jungen 
Stadien gerichtet, wo die ursprüngliche Anordnung der Elemente 
nicht durch spätere Verschiebungen, z. B. durch die Ausdehnung 
der Gefässe, verrückt ist. 

Den Dikotylen am nächsten stehen offenbar die Ziliaceen und 
besonders Zilium, denn hier findet man eine deutliche Grenze 
zwischen Xylem und Phloöm. Die Grenze wird in jüngeren Stadien 
von einem deutlichen Theilungsmeristem gebildet, das sich durch 
tangentiale Wände theilt und zum Wachsen des jungen Vasal- 
stranges beiträgt. Doch scheint nur das Phloöm auf diese Weise 
sekundär zu wachsen, während das Xylem aus den protocambialen 
Zellen direkt hervorgeht. Wenn man einen solchen jungen Vasal- 
strang einer Lilium- Art mit dem gleichen von Ranuneulus repens 
vergleicht, wird man über die grosse Aehnlichkeit erstaunt sein. 
Es ist fast unmöglich, zwischen beiden eine Verschiedenheit zu 
finden. Russow hat bereits der Hemerocallis flava eine Kambium- 
zone zugeschrieben. Bei den übrigen zur Gruppe der Zilüaorae 
gehörigen Familien zeigt sich eine Reduktion der Kambiumzone 
der Vasalstränge. Bei’ den Convallariaceen stehen offenbar die 
primären Vasalstränge von Draeaena am höchsten, da hier in 


*) Die ausführliche Abhandlung ist in „Bihang till K. Sv. Vet.-Akad. Handl, 
Bd. 13. Afd. III. No. 12. Stockholm. 1888* erschienen. 


v. Herder, E. R. von Trautvetter. 587 


jüngeren Stadien ein deutliches Kambium auftritt, das jedoch mit 
dem Alter undeutlich wird. Bei den Convallaria- Arten ist diese 
Zone etwas weniger hervortretend. Von Bromeliaceen ist nur 
Acanthostachys strobilacea untersucht worden. Ihre Vasalstränge 
zeigen in jüngeren Stadien eine deutliche Kambiumzone, die Pflanze 
erinnert aber in den älteren sehr stark an Juncus. In der Fa- 
milie der Colchicaceae tindet man grosse Schwankungen, denn bei 
Vvularia grandiflora ist ein deutlich ausgeprägtes Kambium vor- 
handen, das an die Ziliaceen erinnert, während bei Narthecium 
ossifragum, einer typischen Sumpfpflanze, kein hervortretendes 
Kambium zu finden ist, höchstens einige Theilungen, die daran 
erinnern können. 
«Fortsetzung folgt.) 


Nekrolog. 
FH. R. von Trautvetter. 


Eine biographische Skizze 
von 
G. von Herder. 
(Fortsetzung.) 

Werfen wir jetzt einen Blick auf dıe wissenschaftliche Thätig- 
keit Trautvetter’s in den ersten 25 Jahren, so finden wir, 
abgesehen von den Monographien über die Weiden, Echinops und 
Penstemon, zwei Arbeiten, welche ihn damals beschäftigten und an 
welchen er bis zu seinem Lebensende fortarbeitete: nämlich die 
Geschichte der Botanik in Bezug auf Russland und hauptsächlich 
die pflanzengeographischen Verhältnisse Russlands und die Er- 
forschung der russischen Flora. 

es den von T. im Jahre 1837 herausgegebenen „Grundriss 
einer Geschichte der Botanik in Bezug auf Russland“ betrifft, so 
ist &, wie ja auch der Titel schon besagt, nur ein „Grundriss“ 
gewesen — und leider auch geblieben; denn T. beabsichtigte, 
eigentlich eine „Bibliotheca botanica in Bezug auf Russland“ heraus- 
zugeben, d.h. "eine Darstellung alles dessen, was auf die botanische 
Litteratur und auf die Botaniker Russlands Bezug hat, auszuarbeiten. 
‚Daher liess er es sich angelegen sein, ein Verzeichniss der in oder 
über Russland verfassten Schriften botanischen Inhalts anzufertigen. 
Zugleich aber sah er sich die Reiseberichte russischer Botaniker, 
oder fremder Botaniker, welche in Russland reisten, sorgfältig durch; 
ferner sammelte er alles, was ihm an Nachrichten über das Leben 
russischer Botaniker hier und da aufstiess, und endlich benutzte er 
auch treulich Alles, was er im Laufe der Zeit über diese Gegen- 
stände dureh mündliche oder briefliche Mittheilung in Erfahrung 
gebracht hat. So entstand allmählich ein Werk, das vielleicht 
geschickt sein dürfte, den Anfänger ohne grossen Zeitverlust, ohne 
reiche Bibliothek und ohne andere Bilsmittel einheimisch zu machen 
in der Geschichte der Botanik, soweit sie zu Russland in besonderer 


588 v. Herder, E. R. von Trautvetter. 


Beziehung steht — das vielleicht selbst dem älteren Botaniker zum 
Nachschlagen dienlich sein dürfte. Dieses aber in seiner Ausführlich- 
keit dem botanischen Publikum vorzulegen, wage er noch nicht; 
vielmehr halte er es für erspriesslicher, einstweilen nur in möglichster 
Kürze darüber zu berichten, was er zusammengebracht habe. Er 
hoffe nämlich, dass Männer von mehr Erfahrung diese flüchtige 
Skizze einer Durchsicht würdigen und ihn auf die Lücken derselben 
aufmerksam machen werden. „Erst dann, wenn er sicher 
sei, nichts Wesentliches übergangen zu haben, 
glaube er die umfassendere Arbeit bekannt machen 
zu dürfen.“ So lautete Trautvetter’s Plan in der Vorrede 
zu dem „Grundriss“. Leider hat er den Plan nur z. Th. in seinen 
Fontes florae rossicae zur Ausführung gebracht, während der 2. 
(biographische) Theil zwar vollendet, aber nie veröffentlicht wurde 
und in Gestalt eines mässigen Folianten auf einer Etagere neben 
seinem Schreibtische lag. Gern war er bei Anfragen bereit, aus 
diesem Buche Mittheilungen zu machen, konnte sich aber nicht 
entschliessen, sein, wie er es nannte, „unvollständiges* Werk heraus- 
zugeben. 

Im Anfange der dreissiger Jahre begann die Idee der Schaffung 
einer Flora rossica weitere botanische Kreise in Russland zu erfassen. 
Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg hatte 
die Sache in die Hand genommen und erliess das erste Rundschreiben 
im Jahre 1832, welchem im Jahre 1834 ein zweites folgte, in 
welchem bereits 63 bekannte Botaniker an der zu schaffenden 
Flora rossica, z. Th. mit Angabe der Familien, deren Monographie 
zu schreiben sie übernommen hatten, genannt waren. Unter diesen 
63 Mitarbeitern finden wir auch Trautvetter’s Namen, damals 
‘noch Adjunkt-Professor in Dorpat. Die Familien, deren Bearbeitung 
er übernommen, waren die der Pineaceae, Corylaceae und Salica- 
ceae. Als Muster der Bearbeitung einer Familie war in dem 
Cireulare der Akademie die Monographie der Zygophylleae von 
Fischer aufgestellt worden. Doch zerschlug sich das geplante 
Unternehmen, so dass Ledebour, als er Ada grosse Unternehmen 
Ende der 40er Jahre allem unternahm, nur geringe Beihilfe fand 
und namentlich auf die werkthätige Hilfe des Mannes verzichten 
musste, der ihm durch sein an russischen Pflanzen so reiches Her- 
barium so viel hätte sein können; wir meinen den Monographen 
der Zygophylleeen. 

Trautvetter erhielt in Kiew neben seinen, wie wir oben 
gesehen haben, nur allzuvielen amtlichen Geschäften ein sehr werth- 
volles Material zur Bearbeitung: die botanische Ausbeutung der 
sibirischen Reise Middendortf’s, die ihn Ausgangs der 40er 
Jahre beschäftigte, die jedoch erst später nach und nach im Drucke 
erschien. Fast gleichzeitig finden wir ihn beschäftigt mit der 
„Erläuterung“ der pflanzengeographischen Verhältnisse des euro- 
päischen Russlands im Allgemeinen und des Kiew’schen Lehrbezirkes 
insbesondere. Bei dieser Arbeit, welehe kolossale Vorarbeiten er- 
forderte, und die T. mit einem Gebäude vergleicht, welches er aus 
fremden Materialien zu errichten bestrebt war, hielt es T. für seine 


v. Herder, E. R. v. Trautvetter. 589 


Pflicht, seine Quellen überall anzugeben, um so mehr, als haupt- 
sächlich die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der einzelnen von 
ihm benutzten, z. Th. noch wenig gekannten Beobachtungen den 
Werth der von ihm aus denselben gezogenen allgemeineren Resultate 
bestimmt. Nachdem T. in der Einleitung die verschiedenen klima- 
tischen Eintheilungen des europäischen Russlands von Georgi, 
v. d. Brineken, Ledebour, Cancrin, Meyendorff, 
Blasius, Arssenjew, Nadeshdin, Keyserling der Reihe 
nach bespricht, gelangt er zu dem Schlusse, dass uns die Pflanzen 
die in der Natur am bequemsten aufzufindenden Kennzeichen zur 
Begrenzung der Gebiete geben. Indem T. der Ansicht ist, dass 
die Kultur die Pflanzen in ein künstliches Verhältniss versetze, 
hält er es für unzweckmässig, bei einer naturgemässen Eintheilung 
des europäischen Russlands die Verbreitung der Kulturgewächse 
vorzugsweise zu berücksichtigen, sondern glaubt, der Pflanzen- 
geograph müsse hauptsächlich auf die wildwachsenden Pflanzen sein 
Augenmerk richten und unter diesen vorzugsweise wieder auf die- 
jenigen, welche mehr in die Augen fallen, wie die Baumarten, 
welche auch hinsichtlich ihrer Verbreitung in Russland mehr be- 
kannt sind, als alle übrigen. ° Dazu kommt noch, dass im europäischen 
Russland die Nadelhölzer fast in allen Gebieten auftreten, in denen 
es eine Waldvegetation giebt, und dass diese Nadelhölzer hier zahl- 
reichen Arten angehören, welche nicht alle bei einander sich finden, 
sondern nach gewissen Gesetzen einander ablösen. T. sieht hierin 
einen besonderen Fingerzeig, bei Bestimmung von pflanzen- 
geographischen Gebieten im europäischen Russland vor Allem auf 
die Verbreitung der verschiedenen Nadelhölzer zu achten, und 
gelangt damit zu folgender Eintheilung: I. Nordrussland oder 
das Gebiet der Tundra, Il. Westrussland oder das Gebiet der 
europäischen Tanne, III. Ostrussland oder das Gebiet der 
sibirischen Nadelhölzer und IV. Südrussland oder das Gebiet 
der Laubhölzer. 

I. In Nordrussland unterscheidet T., Ruprecht folgend, 
wieder drei speciellere Vegetationsbezirke: 1. Den Bezirk des 
Nordmeeres, 2. den Bezirk der Alpenweiden (arktische 
Zone) und 3. den Bezirk der Zwergbirke (alpine Zone), 
in welchem ihre Nordgrenze erreichen: Ribes nigrum, Calluna vul- 
garis, Sedum palustre, Betula nana und Juniperus communis var. 
nana. 

II. In Westrussland unterscheidet T.: a) den Bezirk der 
Weissbirken, an deren Bildung aus der Familie der Abietineae 
nur die europäischen Formen der Pinus sylvestris und Picea vul- 
garis Antheil nehmen, während die Eichen fehlen, die Weissbirken, 
die Zitterpappel und die Eberesche aber durch den ganzen Bezirk 
und namentlich bis an das Eismeer reichen, wo sie die Vegetation 
schliessen; b) den Bezirk der Ostsee; ce) den Bezirk 
der Eiehen, in welehem sich ausser Pinus sylvestris, Picea vul- 
garis, der Weissbirke, der Zitterpappel und der Eberesche noch 
der Faulbaum, der wilde Apfelbaum, die Eiche, die Linde, die 


Esche und die Ulme finden; d)den Bezirk der gemeinen 


590 Aigen. 


Hainbuche, welcher nur die gewöhnlichen Nadelhölzer Russ- 
lands Pinus sylvestris und Pricea il garis besitzt, von Laubhölzern 
aber die gemeine Hainbuche, während die Buche noch fehlt; 
e)den Bezirk der Buche, in welchem neben Pinus sylvestris 
und Picea vulgaris auch die Buche auftritt. 

III. In Ostrussland oder in dem Gebiete der sibirischen 
Nadelhölzer unterscheidet T. drei engere Pflanzenbezirke: 1. den 
Bezirk des weissen Meeres, 2. den Bezirk der sibirischen Tanne 
und 3. den Bezirk der sibirischen Edeltanne. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 


Reinke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der 
Tilopterideen. (Botanische Zeitung. Jahrg. 47. 1889. Nr. T—2.) 
Verfasser giebt 
I. eine historische Einleitung über die bislıer bekannten 
Tilopterideen, nämlich Tilopteris Mertensü Ktz., Haplospora globoss 
Kj., Scaphospora speciosa Kj., Se. arctica Kj. und Eetocarpus 
geminatus Menigh., eine „vermuthlich zu den Zilopterideen zu stellende 
Pflanze“. Sodann bespricht derselbe 
U. VorkommenundgeographischeVerbreitungder 
Tilopterideen. „Abgesehen von der noch näher zu untersuchenden 
Tilopteridee des Mittelmeers, dem Eetocarpus geminatus Menigh., sind 
die übrigen 4 bis jetzt beschriebenen Arten nur von den Nord- und 
Westküsten Europas bekannt geworden.‘ Daraus aber ist ersichtlich, 
dass diese Pflanzen von den Botanikern an vielen Punkten der 
europäischen Küste nur übersehen worden sind. Denn Verf. hat 
bei seinen Untersuchungen über die Flora der westlichen Ostsee 
im Frühjahr 1888 Haplospora globosa und Scaphospora specios« 
längs der ganzen Schleswig-Holsteinschen Ostküste von Aarösund 
bis Fehmarn verbreitet gefunden. Hapl. allein ferner zwischen 
Fehmarn und Travemünde sowie nördlich von Warnemünde. Freilich 
sind die Pflänzchen schwierig zu erlangen, weil sie sich nur auf 
Kiesbänken in einer Tiefe von 12—20 m finden. Haplospora ist 
der Masse nach vorherrschend. Scaphospora wurde immer nur 
vereinzelt zwischen derselben gefunden, fehlte aber an keinem Stand- 
orte von Haplospora, wo genauer danach gesucht wurde. Ein 
weiteres Vorkommen von Zilopterideen ist sodann neuerdings bei 
Helgoland konstatirt, wo Major Reinbold nicht bloss Haplospora, 
sondern auch Zilopteris Mertensii im Juni 1338 gefunden hat. Hiernach 
glaubt Verfasser annehmen zu dürfen, „dass das Verbreitungsgebiet 
der Zilopterideen wohl die ganzen nördlichen und westlichen Küsten 
Europas umfasst, wenn auch 7Xlopteris selbst nicht soweit nach 
Norden vorzudringen scheint, wie die beiden anderen Grattungen. 
In der ganzen Ostsee wird Tilopteris vermisst, in der salzärmeren 


Alsen. BYBI 


östlichen Ostsee dürften auch Haplospora und Scaphospora kaum 
vorhanden sein; doch sind diese beiden Gattungen an den Küsten 
Englands und Nord-Frankreichs nur übersehen.“ 

II. Haplospora globosa Kjellm. Von des Autors Be- 
obachtungen über diese Tilopteridee möge Folgendes hervorgehoben 
werden: Die Stämmchen haften mit Wurzelhaaren am Substrat, 
und zwar kann der basale Theil von dreierlei Form sein: entweder 
ist das Haftorgan ein kleines, vielzelliges Knöllchen oder ein 
wurzelähnliches System gegliederter Wurzelhaare oder endlich eine 
Art von pseudoparenchymatischer Haftscheibe. Struktur, Dicke und 
Festigkeit des Stämmchens entsprechen im unteren Theile einer 
Sphacelaria, in den Verzweigungen einem Eetocarpus. Die Fort- 
pflanzungsorgane, die der Autor als Sporangien bezeichnet, gehen 
zumeist aus den Endzellen ganz kurzer Seitenäste hervor. Am 
Sporangialast ist der aus (1—5) vegetativen Zellen bestehende Stiel 
und das Sporangium, die Terminalzelle des Stiels, zu unterscheiden. 
Es kommen aber auch ungestielte Sporangien vor. „Von besonderer 
Wichtigkeit ist aber, dass die Reduction des Sporangialastes noch 
viel weiter gehen kann, dass seine Bildung ganz zu unterbleiben 
vermag und das Sporangium durch Metamorphose einer 
Gliederzelle des relativen Hauptastes, also intercalar zu entstehen 
vermag.“ Da nun diese intercalaren Sporangien auch oft vereinzelt 
zwischen zahlreichen gestielten auftreten, so kann das Vorkommen 
intercalarer Sporangien nicht als Merkmal einer besonderen Species 
angesehen werden, und auf diesen Umstand weist Verf. mit besonderem 
Nachdruck deshalb hin, „weil Kjellman seine Gattung Scapho- 
spora, welche stets intercalare Sporangien trägt, gerade durch die 
Stellung der Sporangien von Haplospora unterscheidet.” — Verf. 
hat Handerte von Exemplaren der Haplospora globosa von ver- 
schiedenen Standorten und aus verschiedenen Jahreszeiten untersucht 
und niemals andereFortpflanzungsorgane, als solche mit einer grossen 
ruhenden Spore (u. 4—12 Kernen) gefunden. Diese ist aber ent- 
schieden ungeschlechtlich. Verf. hält daher Haplospora globosa für 
eine durchaus ungeschlechtliche Pflanze. — 

IV. Scaphospora speciosa Kjellm. Der äussere Habitus gleicht 
völlig, auch bezüglich der Formen des Haftorgaus, der Haplospore. 
Sie unterscheidet sich von H. durch die zweierlei Fortpflanzungs- 
organe, Oosporangien und Zoosporangien. Verf. kommt auf Grund 
seiner Beobachtungen zu folgendem Resultat über das Verhältniss 
von Haplospora zu Scaphospora: „Das Kriterium, auf welches die 
generische Trennung von Haplospora und Scaphospora z. Th. 
gegründet wurde, ob die Sporangien als eigene Auszweigungen einer 
Achse hervortreten oder der Achse eingesenkt sind, ist urhaltbar“, 
da durch die vorliegenden Untersuchungen nachgewiesen ist, dass 
bei Haplospora die Sporangien auch alle die Stellungen einnehmen 
können, wie sie für die Oogonien von Scaphospora bekannt sind. 
Die Uebereinstimmung beider Pflanzen im vegetativen Aufbau ist 
bereits hervorgehoben, „Als einziger konstanter Unterschied bleibt 
demnach das Vorkommen von Antheridien bei Scaphospora, das 
Fehlen derselben bei Haplospora.* Weil nun aber an allen Fund- 


592 Algen. — Pilze. 


orten der einen Alge auch die andere vorkommt, so nimmt Verf. 
an, dass beide Pflanzen nur eine Art sind, dass Haplospora die 
ungeschlechtliche, Scaphospora die geschlechtliche Pflanze ist. „Wenn 
diese Annahme richtig ist, so würden die Tilopterideen charakterisirt 
sein durch das Vorkommen von dreierlei Fortpflanzungsorganen : 
a) von ungeschlechtlich bewegungslosen Sporen auf besonderen In- 
dividuen, b) von bewegungslosen Eiern und c) von beweglichen 
Spermatozoiden auf anderen Individuen.“ — 

V. Tilopteris Mertensü, von Major Reinbold im Sommer 1888$- 
für die deutsehe Flora entdeckt, entspricht in ihrer Structur den 
beiden vorigen, ist unten Sphacelaria-artig-mehrreihig, oben Eetocar- 
pus-artig-einreihig. Auch hier finden sich „Sporangien“, die denen 
von Haplospora gleichen, welche die Spore in ähnlicher Weise wie 
bei Haplospora durch eine seitliche Oeffnung der Sporangialhülle 
entlassen. Die aus Helgoland dem Verfasser zugegangenen Pflanzen 
erklärt derselbe für ungeschlechtlich. Nach Thuret sollen in 
seltneren Fällen gleichzeitig mit den Sporen auch Antheridien auf 
denselben Exemplaren vorkommen, ähnlich den Antheridien von 
Scaphsspora. Nach diesem Beobachter scheinen also neben den 
weitaus häufigeren ungeschlechtlichen Individuen von Tilopteris 
auch Geschlechtspflanzen vorzukommen, „welche Antheridien und 
Oogonien zugleich produciren, und deren Oogonien morphologisch 
von den ungeschlechtlichen Sporangien nicht zu unterscheiden sind.“ — 
Verf. kommt zu dem Resultat, dass, wenn seine Auffassung der in 
vorliegender Abhandlung betrachteten Tilopterideen richtig, kein: 
Grund mehr vorhanden ist, mehrere Genera derselben zu unter- 
scheiden: „Wir würden Haplospora und Scaphospora als. 
Tilopteris globosa mit 7. Mertensü zu einer Gattung ver- 
einigen können. Der Zukunft muss darüber die Entscheidung 
vorbehalten bleiben.“ — Die Abhandlung ist durch zwei vorzüg- 


liche Tafeln illustrirt. 
Lierau (Danzig). 


Zopf, W., Oxsalsäuregährung fan Stelle von Alkohol- 
gährung) bei einem typischen (endosporen) Saccha- 
romyceten ($S. Hansenii n. sp. (Berichte der deutsch. bot. Ge- 
sellschaft. 1889. p. 94—97). 


Verf. hat im Baumwollsaatmehl einen neuen Saccharomyceten 
aufgefunden, der der Alkoholgährung unfähig ist, aber aus den 
verschie densten Substanzen Oxalsäure zu bilden vermag; Verf. be- 
obachtete die Bildung von Caleiumoxalat in Lösungen von Galactose, 
Traubenzucker, Rohrzucker, Milchzucker, Maltose, Duleit, Glycerin 
und Mamnit. Charakteristisch ist der neue Pilz ausserdem nament- 
lich dureh die Bildung kugeliger Sporen, die meist in Einzahl, , 
höchstens zu 2 in einer Mutterzelle entstehen und einen Durch- 
messer von 2—4 u besitzen. Verf. giebt demselben den Namen: 
Saccharomyces Hanseni. \ 

Zimmermann (Tübingen). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 593 


Pfeffer, W., Ueber Oxydationsvorgänge in lebenden 
Zellen. (Berichte d. deutsch. botanischen Gesellschaft. Bd. VI. 
1889. Heft 2.) 


Um Oxydationswirkungen in der Zelle und den Organen 
kennen zu lernen, hat Verf. nach einem Mittel gesucht, dieselben 
sichtbar zu machen und ein solches in Wasserstoffsuperoxyd ge- 
funden. Taucht man z. B. Wurzeln von Vieia Faba in 0,1—1°, 
Lösung desselben, so färben sich dieselben schnell rothbraun. Eine 
ähnliche Färbung erfährt der Zellsaft der Wurzelhaare von Trianea 
Bogotensis, welche sehr schnell schon auf 0,01 °/, reagiren. In dem 
Staubfadenhaare von Tradescantia wirkt das Wasserstoffsuperoxyd 
entfärbend, indem der Farbstoff oxydirt wird. Aehnliches Ver- 
halten wurde auch an anderen nicht weiter namhaft gemachten 
Pflanzen beobachtet. In die Zellen eindringendes W asserstoffsuper- 
oxyd färbt aber nicht in allen farblosen Zellen und zerstört nicht 
alle braunen oder rothen Farbstoffe. Das trifft auch theilweise zu 
für Pflanzen, welche sich nach dem Tode an der Luft dunkel 
färben, wie Monotropa; auch verschiedene Gewebe ein und des- 
selben Organs verhalten sich verschieden. Dies mag daran liegen, 
dass vielleicht die Gegenwart oder der Mangel bestimmter Stoffe 
die Wirkung verhindert. 


Die Oxydationen laufen ohne Schaden für das Protoplasma 
ab, denn die Plasmaströmung bleibt erhalten und ebenso vegetiren 
mit Wasserstoffsuperoxyd behandelte Keimpflanzen von Vieia Faba 
normal weiter. Der entfärbte Farbstoff von Tradescantia wird 
weder durch Reduktion wieder hergestellt, noch durch Neubildung 
ergänzt; und das oxydirte Chromogen bei Faba wird weder re- 
dueirt noch eonsumirt. Die Chromogene verhalten sich also wie 
Sekrete und werden nicht bei der Athmung oder einem Stoff- 
wechselprozess verbraucht und wieder gebildet. 


Analoge Resultate konnten mit Ozon nicht erreicht werden, 
da dies schon in der geringsten Menge tödtlich wirkt. Wasser- 
stoffsuperoxyd und Ozon finden sich also im den Zellen nicht; 
aber es kann auch kein activirter Sauerstoff vorhanden sein, denn 
mit Cyanin gefärbte Protoplasmakörper werden nicht entfärbt, 
trotzdem dieser Körper sehr leicht oxydabel ist. Bei Beleuchtung 
wird Cyanin schon durch den passiven Sauerstoff entfärbt. Auch 
beruht das Verhalten der mit Oyanin gefärbten Protoplasmakörper 
nicht auf einem Schutz, der ihm vom Plasma durch leichter oxy- 
dable Körper gewährt wird; da dieses mit und ohne Behandlung 
mit Wasserstoffsuperoxyd sich dem Cyanin gegenüber gleich ver- 
hält. Demnach steht der Zelle nur passiver Sauerstoff zur Ver- 
fügung, der bis in den Zellsaft vordringen kann. Wenn Chromo- 
gene also durch den passiven Sauerstoff nicht gespalten werden, 
so beruht das darauf, dass in der Zelle nieht die nöthigen Be- 
dingungen zu einer Zerspaltung gegeben sind, die häufig nach dem 
Tode geboten wird, wo räumlich getrennte Stoffe zusammentreten, 
wodurch eine Activirung des passiven Sauerstoffs ermöglicht wird. 
Ein Schluss auf die Vorgänge in der lebenden Zelle ist hieraus 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. 1% 


594 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


aber nieht zu ziehen. Die Activirung des Sauerstoffes in den 
Zellsäften nach dem Tode des betrefienden Organes legte die 
Frage nahe, ob nieht schon die lebende Zelle etwa durch Sekrete 
extracelluläre Oxydationen bewirke. Geeignete Kulturen von 
Penieillium glaucum auf Cyanin- und Indigolösung gaben eine ne- 
gative Antwort. 

Nicht aetivirt ist auch der bei der Assimilation entstehende 
Sauerstoft. 

Die mitgetheilten Untersuchungen gestatten noch keine volle 
causale Aufhellung der Athmungserschenungen, wohl aber eine 
engere Umrahmung der Bedingungen, unter denen sie sich ab- 
spielen, was als wesentlicher Fortschritt aufzufassen ist. Von einer 
Diseussion des Athmungsproblemes nimmt Verf. unter Hinweis 
auf eine ältere und auf eme ausführliche bald zu erwartende 
Arbeit Abstand. Die Mittheilung schliesst mit einer Erörterung 
der postmortalen Kohlensäureproduktion, deren regelmässiges Auf. 


treten gegenüber Reinke bestritten wir d. 
Wieler (Leipzig). 


Wehmer, Carl, Das Verhalten des oxalsauren Kalkes 
in den Blättern von Symphoricarpus, Alnus und Crataegus 
(Botanische Zeitung. 1889. Nr. 9 u. 10). 

Verf. hat während der Monate Mai bis Oktober die Blätter 
von Kurz- und Langtrieben von Symphoricarpus racemosa, Alnmus 
glutinosa und Crataegus oswyacantha mit grosser Sorgfalt auf ihren 
Gehalt an oxalsaurem Kalk untersucht, um den von Schimper 
aus seinen Beobachtungen abgeleiteten Satz, dass das genannte 
Salz in den Laubblättern unserer Bäume eine ebenso leichte Be- 
weglichkeit zeigt als die Produkte der Assimilation, einer genauen 
Prüfung zu unterziehen. Verf. hat nun in keinem Falle eine 
Auswanderung des Caleiumoxalates aus den Blättern in den Blatt- 
stiel, Stengel oder Stamm beobachtet, vielmehr waren die ältesten 
Blätter stets am reichsten an oxalsaurem Kalk. Ebensowenig hat 
sich Verf. von einer Wanderung dieses Salzes vom Mesophyll "nach 
den Gefässbündeln hin überzeugen können. Er hat zwar in einzelnen 
Fällen ein Fehlen von Caleiumoxalatkrystallen i im Mesophyll älterer 
Blätter beobachtet, da er aber in den meisten Fällen eine gleich- 
zeitige Zunahme der Krystalle im Mesophyll und in der Umgebung 
der Gefässbündel beobachtet hat, hält er jene Fälle für abnorm. 

Die abweichenden Angaben von Schimper erklärt Verf. 
zum Theil dadurch, dass dieser Autor nicht immer vollständig 
entsprechende Blätter verglichen haben soll. Verf. fand nämlich, 
dass sowohl in Lang- wie in Kurztrieben die oberen und unteren 
Blätter bezüglich ihres Krystallgehaltes constante Verschieden- 
heiten zeigen. 

Bezüglich weiterer Details kann auf das Original verwiesen 
werden, das auch noch einige Angaben über das Verhalten von 
Schattentrieben enthält, die aber zu keinen allgemeinen Schlüssen 


berechtigen. 
Zimmermann (Tübingen). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 595 


Wiesner, J., Der absteigende Wasserstrom und 
dessen physiologische Bedeutung. — Mit Rücksicht 
auf das Gesetz der mechanischen Coineidenz im Or- 
ganismus. (Botanische Zeitung. 1889. No. 1 und 2.) 


Taucht man einen Spross von Vitis vinifera in umgekehrter 
Lage unter Wasser, so dass sich der Gipfel im Wasser, die älteren 
Blätter aber in der Luft befinden, so erschlafft der Gipfel um so 
früher, je stärker die Blätter transpiriren. Diese Erscheinung, 
welehe man an Laub- und Blütensprossen vieler Holzpflanzen sehen 
kann, wurde zuerst von Wiesner beobachtet und erklärt.*) 


Infolge der Transpiration der-in der Luft befindlichen Blätter 
entreissen dieselben dem Sprossgipfel Wasser und zwar mehr, als 
dieser von aussen aufzunehmen vermag, wodurch sich eben das 
Welken ergiebt. Es muss also ein basalwärts gerichteter Wasser- 
strom sich einstellen, der das durch Transpiration sich ergebende 
Wasserbedürfniss der (normal) tiefer stehenden Blätter deckt. 
„Der absteigende Wasserstrom ist ein durch Ab- 
saugung erfolgender Rückstrom.“ In der unten eitirten 
Abhandlung*) hat Wiener den Einfluss des absteigenden Wasser- 
stromes auf das Oeffnen der Perianthien experimentell dargelegt. 
In der vorliegenden Arbeit giebt Verf. eine vorläufige Ueber- 
sicht über die Beziehungen des absteigenden Saftstromes zur Aus- 
bildung von Laubsprossen, Terminal- und Axillarknospen. 


Die sympodiale Sprossentwieklung wurde. bisher als eine 
durch Vererbung fixirte Eigenthümlichkeit angesehen. Naeh 
Wiesner wird aber die Erschemung durch den infolge von 
Transpiration erzeugten absteigenden Saftstrom hervorgebracht. 
Die sympodiale Sprossfolge kommt nur an Gewächsen mit wechsel- 
ständigen Blättern vor (Tilia, Ulmus, Fagus, Carpinus, Robinia ete.) 
und tritt nur dann ein, wenn die betreffenden Pflanzen, z. B. bei 
andauernder Trockenheit, stark transpiriren und die einzelnen 
Blätter rasch heranwachsen, so dass über denselben sich in der 
Entwicklung noch sehr zurückgebliebene Blätter befinden. Mit 
fortschreitender Laubentwicklung steigert sich unter günstigen 
Verdunstungsbedingungen die Transpiration der Sprosse so weit, 
(dass der Wasserverlust durch Nachleitung vom Boden her nicht 
vollkommen ersetzt werden kann. Durch Absaugung und eigene 
Verdunstung wird der Sprossgipfel wasserarm, bleibt in der Ent- 
wicklung zurück und wird später nach Bildung einer Trennungs- 
schichte abgeworfen; auch kann er einfach vertrocknen oder auch 
gänzlich unterdrückt werden. An Stelle der Terminalknospe tritt 
nun eine Axillarknospe. Durch Regulirung der Transpiration lässt 
sich das Abwerten des Terminaltriebes beschleunigen oder ver- 
zögern, ja unter Umständen ganz hintanhalten, wie Verf. an 
Ihamnus Cathartica experimentell bewiesen hat. 


*) Studien über das Welken von Blüten und Laubsprossen, (Sitzb. d. k. 


Akad. der Wissensch. Wien. Bd. 86. 1882. — Cfr. Bot. Centralblatt. XII. p. 358; 
XIV. p. 68.) 


12* 


596 Fhysiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Sind die Blätter gegenständig, so verkümmert bei raschem 
Heranwachsen der Blätter auch hier die Terminalknospe und es 
entsteht eine falsche Diehotomie (Flieder). Es wird eben 
die zarte, zwischen zwei kräftigen Axillarknospen stehende Ter- 
minalknospe durch die starke, von 2 Blättern zugleich ausgehende 
Absaugung, zum Theil auch durch eigene Verdunstung zum Ab- 
sterben gebracht. Unterdrückte Transpiration kann indess auch 
in diesem Falle die Terminalknospe zur Weiterentwicklung bringen. 
Die Tendenz zum Abschluss der terminalen Winterknospe 
macht sich merklich, wenn ein Missverhältniss zwischen der 
transpirirten und aufgenommenen Wassermenge sich eingestellt 
hat. Bei starker Verdunstung tritt dann der absteigende Wasser- 
strom in Aktion: es wird dem Sprossgipfel Wasser entzogen, wo- 
durch dessen Blätter in der Weiterentwicklung immer mehr 
gehemmt werden, was schliesslich zum Abschluss des Triebes durch 
eine Knospe führen muss. Aehnliche Bedingungen führen zur 
Entstehung axillarer Winterknospen. Während die in den 
Achseln von Stachelblättern stehenden Sprossanlagen (Berberis, 
Grossularia) wegen der sehr geringen Transpiration der Stachel- 
blätter unter gewöhnlichen Verhältnissen ihr Laub entwickeln, 
wird die Entwicklung von in den Achseln stark transpirirender 
Blätter befindlichen Sprossanlagen derart gehemmt, dass letztere 
zu axillaren Winterknospen werden. Verf. stellte zahlreiche Ver- 
suche mit in Wassereultur gezogenen, bewurzelten Weinstöcken 
an: eine Parthie wurde in trockener, die andere in sehr feuchter 
Luft gezogen ; bei der ersteren wurden die Axillarknospen gar 
nicht oder nur sehr spärlich entfaltet, bei der letzteren entstanden 
Axillartriebe von solcher Blattfülle, dass ihr Gewicht jenes der 
Blätter der primären Sprosse beinahe erreichte. 

Da die Transpiration hier einen so mächtigen Einfluss ausübt, 
so ist das Vorkommen von Schutzeinrichtungen der Axillar- 
knospen gegen zu starken Wasserverlust erklärlich. Als ein Bei- 
spiel führt Wiesner die intrapetiolare Knospenbildung (Phila- 
delphus, Platanus) an. Auch Terminalknospen sind oft m ähn- 
licher Weise geschützt (Acer). 

Ein weiteres Capitel handelt über Kurztriebe und sog. 
Wurzelblätter. Drei möglichst gleiche Stöcke von Azalea 
Indica, die blos Kurztriebe besassen, wurden bei fast gleicher Be- 
leuchtung und Temperatur, aber bei verschiedenen Feuchtigkeits- 
graden der Luft (R. F. im Mittel a) 59; b) 79; e) 93,5 %/o) durch 
mehrere Monate belassen. Die Stöcke der ersten (a) und zweiten 
(b) Parthie entwickelten ihre Kurztriebe weiter, die der dritten (e) 
Parthie hingegen bildeten Langtriebe. — Kleine, sog. Wurzel- 
blätter tragende Exemplare von Capsella Bursa pastoris wurden 
durch zwei Sommermonate in absolut feüchtem Raum bei starker 
Beleuchtung gehalten. Die Blattrosetten lösten sich auf und die 
neu entwickelten, nicht etiolirten Internodien erreichten eine Länge 
bis zu 12 mm. Ein gleiches Verhalten zeigten andere Pflanzen 
mit Kurztrieben beziehungsweise grundständigen Blattrosetten unter 
günstigen Vegetationsbedingungen im feuchten Raum. Es ergiebt 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 597 


sich daraus, welch’ mächtigen Einfluss die Transpiration auf die 
Ausbildung der Internodien ausübt. 

Damit wird aber nicht behauptet, dass dieser Einfluss 
(abgesehen von den allgemeinen Wachstliumsbedingungen) in der 
Natur als allein wirkend anzusehen ist. Es unterliegen vielmehr 
auch die besprochenen Erscheinungen jenem von Wiesner schon 
früher ausgesprochenem Gesetz der mechanischen (physi- 
kalisch-chemischen) Coineidenz im Organismus, welches 
darin besteht, „dass jede Erscheinung — oder Thätigkeitsäusserung 
— der Pflanze uns als ein einheitliches Ganzes entgegentritt und 
doch gewöhnlich auf mehreren verschiedenen mechanischen Ur- 
sachen beruht, die im Organismus sich in der mannigfaltigsten 
Weise eombiniren, aber auch wieder substituiren können, so dass 
dieselbe Erscheinung auch in vereinfachter Weise verursacht werden 


und auf mechanisch verschiedene Weise zu Stande kommen kaan.* 
Burgerstein (Wien). 


Robertson, Charles. Notes on the mode of pollination 
of Asclepias. (Botan. Gazette. Vol. XI. Nr. 10. p. 262—269. 
With plate VIII. 

— — Insect relations ofcertain Asclepiads. I I. 
(Botan. Gazette. Vol. XH. Nr. 9. p. 207—216. With plate. 
XI. Nr. 10. p. 244--250.) 

Während unser einheimisches Vinecetoxicum offieinale durch den 
Rüssel kleiner Fliegen, Arauja albens Brot. = Physianthus 
Mark) durch den Rüssel von Hummeln, Stapelia durch den von 
Musca vomitoria und Sareophaga Carnaria bestäubt werden, indem 
dieses Körperorgan, nach der Aufnahme des Nektars, in die kleinen 
hornigen Klemmkörper geräth und mit diesen die an ihnen haftenden 
Pollenmassen aus den Antheren herauszerrt und dann auf andere Blüten 
überträgt, sind esbeiAsclepias, Gomphocarpus, Centrostemma, 
Hoya die Beine der Insekten, welche in die Klemme gerathen und die 
Pollinien von Blüte zu Blüte übertragen. Es hängt dies damit zusammen, 
dass bei den ersteren Aselepiadeen die 5 Honigbehälter mit den 
Staubgefässen abwechseln, also unter den Klemmkörpern liegen, dass 
es bei letzteren dagegen umgekehrt ist. Bei Ceropeja elegans bildet 
die Blüte eine vorübergehende Kesselfalle, der von Aristolochia 
ähnlich für kleine Fliegen (Gymmopa opaca). Weiter ist noch die 
Bestäubungseinrichtung von Periploca, Bucerosia zur Zeit Herm. 
Müllers bekannt gewesen. Seitdem ist, abgesehen von einer Arbeit von 
T. H. Corry (Structure and Development of the Gynostegium and on the 
Mode of Fertilization in Asclepias Cornuti - Trans. Linn. Soc. Lond. Bot. 
2. Ser. Vol. II. part S. 1883. pp. 186, 187) meines Wissens wenig 
über die Aselepiadeen geschrieben worden. Erst der Verfasser hat sich 
mit dieser so interessanten Familie wieder eingehender beschäftigt und 
seine Resultate in mehreren kleinen Aufsätzen niedergelegt. Das ein- 
gehendere Studium der Familie setzte Verf. zunächst in den Stand, einige 
Irrthümer, welche bisher bezüglich der Wirkung des eigenthümlichen 
Bestäubungsapparates bestanden, aufzudecken. So glaubten H. Müller 
und Corry, dass beiAselepias Cornuti und Verwandten die Pollinien, 

züglich deren Klemmkörper, mittelst der Krallen der Insekten her- 


598 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


ausgerissen werden müssten. H. Müller sagt: die Insekten . . „gleiten 
mit ihren Füssen an den glatten Blütentheilen so lange ab, bis sie mit 
ihren Krallen in die untere Erweiterung eines Schlitzes gerathen, in der 
sie dann einen Halt finden. Wenn sie dann, um weiter zu schreiten, die 
Füsse herauszuziehen versuchen, werden die divergirenden Krallen des 
Fusses von den zusammenschliessenden Rändern zweier benachbarten 
blattartigen Antherenausbreitungen so umfasst und im Schlitze aufwärts 
geführt, dass unvermeidlich eine der beiden Krallen in die unten er- 
weiterte Spalte des Klemmkörpers gelangt und sich in diese festklemmt.“ 
Robertson hat gefunden, dass die Klemmkörper, welche genau am 
oberen Ende des Schlitzes sich befinden, an beliebigen Stellen der Beine 
festgeklemmt werden können. Nur bei den grossblütigen Arten, Asclepias 
Sullivantii und A. Cornuti sind die Beine mancher Bestäuber so kurz, 
dass die Krallen die einzigen Theile derselben sind, welche festgeklemmt 
werden können. Bei Bombus separatus, B. Pennsylvanicus und 
B. seutellaris fand er die Pollinien von A. Sullivanti ebensowohl an 
den Schienspornen als den Krallen, ebenso bei Danais Archippus, hoch 
an den Tarsalhaaren bei Priononyx Thomae. Ebenso waren bei Scolia 
bieineta die Pollinien der Asel. Cornuti an den Tarsenhaaren festge- 
klemmt. Dieselben Insekten, welehe die Pollirien von A. Cornuti und 
Sullivanti anihren Krallen fortschleppen, tragen die der kleinblütigen Arten, 
Asclepiastuberosa,A.inecarnata, A.verticillata anden Tarsen- 
haaren angeklemmt fort. Ein Exemplar von Argynnis Cybele,an Ascl. 
Cornuti gefangen, hatte Pollinien dieser Pflanze an den Krallen, die von 
Asel. tuberosa an den Tarsenhaaren, ebenso trug ein an Asel. tube- 
rosa gefangenes Exemplar von Papilio Asterias die Pollinien dieser 
Pflanze an den Tarsenhaaren, die von A. Sullivantii an den Krallen. 
Bei Asclepias incarnata, A. vertieillata, A. tuberosa traf 
Verf. folgende Insektengattungen an mit den Pollinien an höher gelegenen 
Theilen des Beines: Apathus, Melissodes, Ceratina, Megachile, 
Epeolus, Halietus, Vespa, Polistes, Odynerus, Cerceris, 
Crabro, Pompilus, Priocnemis, Myzine, Pieris, Colias, 
Libythea, Conops, Midas, Triehius, Euphoria. . Diese Be- 
obachtungen wie auch eine Betrachtung der Blüteneinrichtung beweisen, 
das es nicht, wie H. Müller und Corry annehmen, nöthig 
ist, dass der ganze Fuss in die Pollenkammer eindringt, dass 
auch einzelne Härchen und Sporme in die Klemme gerathen, wenn 
sie durch den Schlitz die rechte Führung bekommen. — Sehr ein- 
gehend hat Verf. die Art und Weise untersucht, wie die Pollinien (mit 
Corpuseulum, Retinaculum und dem Knie) in den einzelnen Fällen in die 
Narbenkammer gelangen und daselbst zurückgehalten werden. Auch hier 
war es nöthig, einige falsche Vorstellungen, die weniger eingehende Unter- 
suchungen der betreffenden Blüteneinrichtungen geschaffen hatten, zu be- 
richtigen. — Im Weiteren gibt Robertson Beschreibungen der Be- 
stäubungseinrichungen und Mittheilungen über den Insektenbesuch und das. 
Verhalten der Bestäubungsvermittler bei Asclepias verticillata, 
A: incarnata, A. Cornuti, A?78ulliyantıı, A, tuberosa, 
A. purpurascens, Acerates longifolia, A. viridiflora. 
Asclepias vertiecillata nähert sich in Farbe, Zugänglichkeit 
des Nektars und nach seinem Bestäuberkreis mehr gewissen Umbelliferen, 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie, 599 


als den übrigen Asclepiasarten. Das Gynostegium ist winzig, die Stamina- 
flügel sind etwa 1—1?/5 mm. hoch. Dem entsprechend überwiegen kleine 
kurzrüsselige Besucher, wie Halietus, Odynerus, Cerceris,Crabro, 
Pomilups, Priosnemis, Myznie, während bei Asclepias in- 
earnata, A. Cornuti, Sullivantii die Zahl der langrüsseligen 
Insekten zunimmt mit der Grösse derBlüte. Nur die kleinsten Insekten, 
Ceratina dupla, Halictus, Cerceris, compacta (?), trugen 
die Klemmkörper an den Krallen. Von 92 Kilemmkörper tragenden 
Insekten trugen 885 die ersteren nur an den Haaren, 4 an 
den Krallen, bei 5 Exemplaren fanden sich die Klemmkörper am 
Rüssel. Gefangene und getödtete Thiere kamen hier nicht vor. Auf 
einem Fleck von 15 Fuss Länge und 4 Fuss Breite wurden in 10 Tagen 
zwischen 20. Juli bis 21. Aug. vom Verf. gefangen: 


mit Pollinien: 31 Hym. 4 Tagschmett. — Andere Lepidopt. 4 Diptera. 
ohne Pollnien: 9 „ u H, 1 R > 7 » 
40 15 1 11 


Bei Asclepias incarnata hatten von 153 Insekten 105 die 
Klemmkörper nur an den Haaren, 42 an Haaren und Krallen, 5 an den 
Krallen allein. Von 156 Insekten trugen 29 Corpuscula am Rüssel, 
davon 3 allein am Rüssel. Gefangene und getödtete Exemplare enthielt 
diese Pflanze nur wenige, zuPelopoeus caementarius und Collites 
gehörig. Am häufigsten wurden Bombus separatus, Sphex, 
Tachytes, Papilio mit Danais angetroffen, im Ganzen wurden auf 
einer Fläche von 2—3 Acres vom 22. Juli bis 21. Aug. getroffen: 


mit Pollinien: 38Hym. 15 Tagschmett. — sonst. Lep. 3 Dipt. 3 Coleopt. 1 Hem. 
ohne Pollinien: 5 „ 5 s Here. DRS en En 
43 a ET 7 6 2 

Bei Asclepias Cornuti wächst die Zahl der in den Krallen der 
Insekten und in deren Nähe angeklemmten Corpuseula kleiner; kurz- 
beinige Insekten haben grosse Mühe, die in der Narbenkammer verbleibenden 
Pollinien abzureissen und müssen häufig ihr Leben lassen. An einem Tage 
fand Verf. 30 todte Bienen, 5 Fliegenspecies und 4 Mottenspecies todt in 
den Blüten. In Illinois wurden vom 21. Juni bis 22. Juli folgende In- 
sekten beobachtet (man vergleiche die Liste der von Herm. Müller in 


Europa beobachteten 31 Insektenarten): 
Mit Pollinien: 10Hym. 6 Tagschmett. 1 ander. Schmett. 7 Dipt. 1 Coleopt 3 Hem. 
Ohne Pollinien: 7 11 5 3 4 1 


17 17 6 15 5 4 

Asclepias Sullivantii bei der der Spalt zwischen den anderen 
reichlich einen Millimeter länger ist, als bei A. Cornuti, ist die einzige 
Asclepiadee, bei der nach dem Verf. die Klemmkörper häufiger an den 
Krallen, als an anderen Fortsätzen der Beine festgeheftet werden. Die 
Zahl der gefangenen und verendeten Insekten ist hier am grössten. An 
einem Platz, der 52 Samenkapseln hervorbrachte, wurden 147 todte Bienen 
eingesammelt, an einem anderen Fleek wurden in 14 Tagen 671 todte 
Bienen abgelesen, öfter 4, einmal sogar 7 Stück in einer Dolde. Manche 
der gefangenen Thiere fielen den Ameisen, Spinnen und dem Podisus 
spinosus zum Opfer. Besonders ging letzterer häufig auf den Blüten 
auf Beute aus. Ausser den Bienen wurden besonders Arten von Mega- 
ehile, Halictus, Astata, Lucilia, Trichius, Pamphila und 
Scepsis in den Klemmfallen getödtet. — Bei der Ausbildung der Be- 


600 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


stäubungseinrichtung dieser Pflanze dürften die Hummeln den meisten 
Einfluss gehabt haben; dass die Stock-Bienen ungeschickte Besucher 
sind und der Pflanze nieht angepasst sein können, folgt daraus, dass sie 
nicht der eigentlichen Fauna der Heimath von A. Sullivantii angehören. 
Ihr zahlreicher Besuch und der widerliche Geruch ihrer Cadaver dürften 
aber wohl eine Beeinflussung des Bestäuberkreises zur Folge gehabt haben. 
Die Beobachtungen des Insektenkreises auf dieser Pflanze ergaben: 


Mit Pollinien: 6 Hym. 4 Tagschm. — sonst. Schmett. — Dipt. —Coleopt. — Hem. 
Ohne Pollinien : 10 7 2 3 1 1 


16 11 2 3 1 1 
Aselepias tuberosa ist dem Blütenbau und der orangerothen 
Färbung der Blüten nach den Tagfaltern angepasst. Die Corpuseula werden 
vorwiegend den Tarsalhaaren angeklemmt, nur Coelioxys und Augo- 
chlora trugen sie allein an den Krallen fort. Von 53 Faltern hatten nur 
8 Pollinien an den Krallen. Hummeln wurden in den Blüten nicht gesehen. 


Mit Pollinien: 6 Hym. 7 Tagfalt.e. 1 and. Schmett. 1 Dipt. 
Ohne Pollinien: 3 4 = = 


9 11 1 1 
Asclepias purpurascens. Die Antherenflügel fingen in allen 
beobachteten Fällen die Tarsenhaare. Es wurden beobachtet: 


Mit Pollinien: 1 Hym. 5 Falter 1 Dipt. 1 Hem. 
Ohne Pollinien: 5 11 == = 


6 16 1 1 

Zu den Besuchern, welehe den genannten Asclepiasarten keinen 
Nutzen bringen, gehören ausser denen, welche nicht genug Kraft besitzen, um 
sich aus der Klemmfalle zu befreien, auch noch solche Thiere, welche 
den Nektar entnehmen, ohne sich auf der Blüte niederzulassen, wie die 
Colibris (the ruby-throated, humming-birds auf R. incarnata, Sulli- 
vantii, purpurascens), die Aegeriadae und Sphingidae, oder 
die zu kurze Beine haben, um die Pollinien herauszuziehen, wie die auf 
R. tuberosa häufige Megachile. — 

Bei Acerates longifolia hatten die Hauben keine Hörner, sie 
liegen dem Gynostegium dicht an, und haben hier keine andere Funktion, 
als die der Nektarien und dienen nicht, wie dies bei Asclepias der Fall 
ist, dazu, die Beine der Insekten in den Klemmspalt zu führen. Die Antheren- 
Flügel messen vom Corpusceulum etwa 1 mm und sind zum Fang feinerer 
Härchen des Körpers der Insekten angepasst, welche leicht mit dem Rüssel 
zum Nektar gelangen. Die eigentlichen Bestäuber der Pflanze, die Hum- 
meln, z. B. Bombus scutellaris, zeigen dem entsprechend die ganze 
Unterseite des Thorax und Abdomens von den Klemmkörpern mit den Pollinien 
völlig bedeckt. Manche Exemplare tragen auf der Bauchseite über 100 
Klemmkörper mit oder ohne Pollinien. Auch Bienen besuchen die Blüten 
zuweilen. An einer derselben fand der Verf. 53, an einer anderen 54 Pol- 
linien. Nächst den Hummeln ist Bembex nubillipennis am häufigsten, 
welche aber so flüchtig die Blume besucht, dass sie nur wenig Pollinien 
mit nimmt, ein Trichius piger trug 8 Corpuseula a 8 Pollinien an der 
Bauehsseite. Insgesammt wurden 15 Species von Insekten: Apis, Bom- 
bus (2), Megachile (2), Polistes, Odynerus, Cerceris (2), 
Bembex, Myzine, Trichius, Thecla, Chrysophanus, Scepsis 
an dieser Pflanze beobachtet. 

Der Blütenbau von Acerates viridiflora ist der Verbreitung 
der Pollinien durch die Härchen der Beine (nicht durch Krallen und 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 601 


Ventralhaare) angepasst. Die Pollinien werden hier nicht durch das damit 
verbundene Retinaculum, sondern infolge ihrer eigenen Grösse an der 
Narbe zurückgehalten. Es wurden 5 Exemplare von Bombusseparatus 
und 3 von B. seutellaris beobachtet, alle mit Pollinien an den Haaren 
der Beine. Bei XNysmalobium linguiforme fand Mansel Weale 


regelmässig die Corpuscula am Kopf der Insekten festgeheftet. 
Ludwig (Greiz). 


Schwendener, S., Die Spaltöffnungen der @ramineen 
und (yperaceen. (Sitzungsber. der K. preuss. Academie d. 


\ 


Wiss. in Berlin. Phys.-math. Cl. 1889. p. 69—79.) 


Im ersten Abschnitt bespricht Verf. den Bau und die 
Mechanik der Spaltöffnungen der Gramineen und Cyperaceen. 
Er zeigt, dass die Mechanik derselben von der Spaltöffnungs- 
meehanik der übrigen Angiospermen wesentlich abweicht; da es 
jedoch leider nieht wohl möglich ist, dieselbe ohne Abbildungen 
in der Kürze klarzulegen, glaubt sich Ref. auf die Bemerkung 
beschränken zu sollen, dass bei dieser Mechanik die erweiterten 
Enden der Schliesszellen eine wichtige Rolle spielen und bei einer 
Zunahme der Turgeseenz in diesen eine Erweiterung der Spalte 
bewirken. Auch hier wirken also die Schliesszellen aetiv und sind 
von den Nebenzellen und umliegenden Epidermiszellen in ihrer 
Mechanik ganz unabhängig. Nur in einigen Ausnahmefällen konnte 
Verf. eine gewisse Betheiligung jener Zellen bei dem Verschluss 
der Spalten nachweisen. 

Im zweiten Abschnitt bespricht Verf. sodann einige Ver- 
schiedenheiten im Bau der Spaltöffnungen, wobei 
namentlich die verschiedenen sehützenden Vorrichtungen der Spalt- 
öffnungen gegen allzu starke Transpiration Erwähnung finden. 
Diese finden sich namentlich bei den Vertretern der Steppen- und 
Wüstenflora und anderen Bewohnern trockener Standorte. Unter 
den Carices tinden sie sich aber auch bei manchen Species, die 
sumpfige Standorte bewohnen. Verf. fand jedoch, dass diese 
Arten namentlich nordischen Ursprungs sind, und zeigt, dass es 
das jetzige Klima Grönlands nicht unwahrscheinlich erscheinen 
lässt, dass jene Arten früher extremeren Temperaturwechseln aus- 
gesetzt waren. 

Im letzten Abschnitt bespricht Verf. die systematische 
Umgrenzung der beschriebenen Spaltöffnungsform. 
Er hat dieselbe trotz einer Untersuchung zahlreicher Monokotylen 
nur bei den Gramineen und Cyperaceen auffinden können, indem 
dieselben unverkennbar auf eine wirkliche Stammesverwandtschaft 
dieser beiden Familien hindeuten. Da jedoch andere anatomische 
Eigenschaften ausschliesslich bei den Cyperaceen und Juncaceen 
andere wieder bei den Gramineen, Cyperaceen und einem Theile 
der Juncaceen angetroffen werden, stellt Verf. an den Schluss 
seiner Mittheilung den Satz: 

„So fördert die vergleichende Betrachtung der Gewebe und 
localen Apparate mannichfache und wirkliche Verwandtschafts- 
beziehungen zu Tage, welche bald nur kleine, bald grössere Formen- 


ee ee reset A kn 


EHER ER 


tem er ee See ee Se Teer een Mei. Dez Zn Äh 


EEE I EEE En a 


a 


Es 


602  Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 


kreise umfassen : sie lehrt uns aber auch, dass jedes Gewebesystem 
) . « 
und jeder Apparat seine eigene Geschichte hat, deren Wende- 
punkte in der Reihe der Generationen mit denjenigen anderer 
Entwiekelungesvoreänre meist nieht zusammenfallen.* 
o oO Oo 
Zimmermann (Tübingen). 


Scholz, E.,. Morphologie der Smilacen mit besonderer 
Berücksichtigung ihres Sprosswechsels und der 
Anatomie der Vegetationsorgane. (Programm des 


Landes-Realgymnasiums zu Stockerau in Nieder-Oesterreich. 1888). 
Dieser Aufsatz bildet eine präcis abgefasste, dem heutigen 
Standpunkt der Wissenschaft entsprechende Darstellung des in der 
Ueberschrift genannten Gegenstandes. Berücksichtigt sind die 
einheimischen Smilaceen: Majanthemum bifolium, _Convallaria 
majalis, Polygonatum offieinale, multiflorum, latifolium und verti- 
cillatum, Streptopus amplexifolius, Paris quadrifolia und Asparagus 
offieinalis. Zwei Tafeln enthalten zumeist Abbildungen von 


Rhizomen und Blüten-Diagrammen. 
Burgerstein Wien). 


Smirnoff, N., Aufzählung der Arten der Gefässpflanzen 
des Kaukasus. [Fortsetzung.] (Bulletin de la Societe Impe- 
riale des naturalistes de Moscou. 1887. No. 4. p. 929—1003.) 
|Französisch.] 


(Schluss.) ’ 


VI. Relative Zahlenverhältnisse der den 


6 Gruppen angehörenden Ranunculaceen in Trans- Cis- 
Cis- und Transkaukasien, ausgedrückt durch das kaukasien. | kaukasien. 
Procentverhältniss innerhalb der Familie. 
I. Endemische Arten. k 15,1 °/o 10,3 °/o 
II. Gemeinsame Arten mit anderen Theilen der 
orientalischen Flora, die anderwärts nicht vor- 24,4 °/o 8,6 °/o 


kommen. 


III. Gemeinsame Arten mit andern Theilen der 


orientalischen und mit gewissen Theilen der Medi- 6,9 9, 
terran-Flora. 
ee a nn ER so mn ee Sr nen 
IV. Gemeinsame Arten mit gewissen Theilen von 5410| 
Armenien, Südost-Russland und Süd-Sibirien. a 
V. Gemeinsame Arten mit anderen Theilen der 
orientalischen und europäischen Flora, die aber 17,4 °Jo 27,5 °/o 
nicht im östlichen Ural vorkommen. 
Mi ee ee en Tr Te 
VI. Gemei i H 1 

semeinsame Arten mit anderen Theilen der 23.2°%0 41,3 0/0 


orientalischen, europäischen und sibirischen Flora. 


Gesammtzahlen: 99,6 °/o 99,7 °j0 


603 


Systematik und Pflanzengeographie. 


de 03 "ejeoıds BorpYy BIoqyuy 
"yv ‘wmmyedouıwa 'y “wınuopoo 
-j wmyruooy ‘sLysnjed wyNeg 
‘snJe19][ads "y‘sısusAre'y "endur] 
"y ‘sowayguwijod 'y “suadaa 
"y ‘sııgenbe sninounuey ‘sopıo] 
-NDUNUBL'Y (BIOpIssIa1eu *y "wuRl 
-UOW HuUOWaUY ‘sısu93jo MsıuopYy 
‘unyeje *L ‘wnaey °L ‘xorduıs 
“L ‘snurun *L, (wnprI307 wnyoreqy,L 


-ds #1 -wunJed 
-LIBAIp wnıurgdjogq ‘snsourdnug] 
"y ‘snueguou *y ‘snsoqingq *4 
‘eLledrg sapndunuey ‘se1900yJ1o 
-) ‘snyeopuz snjeydaooyesag “sn 
-[uIOT sninsoÄw ‘sıfeuungne 'Y 
‘eowmey 'y ‘sıeansee sıuopy 
‘epnumeg ') egrepA sYeue];) 


dsg "(yeurg wıyone) 81[0J 
-MU9} BLIUO9BT wuRgq[y auoun 
-ouy ‘suzıyıkjodsnjnounury 


ds $ 
wnpriqÄy "qq ‘oe 
-uaLIo umrurgdjocp‘snoLiKj]] 
"y ‘snwaodsAxo snjnounury 


ds g 
“SI[BFUOLIO SIYBULE],) 
“sardukjgersapmby‘sninyed 
surj[oaf, (surfoJowuowsur su 
-nI9UnURY (Bpurjq suowauy 


ds $ "wnsomade 
'aq ‘wnsonxay umıugdjacı ‘su 
-DO881p"Yy ‘snd1sBone;) snindunuey 


09 : UALy uouBs 
-UI9W93 ı19p [yezywuwsen 
"UOLSBYNBNSUBLT pun -Sı/) 
In} ueJıy OUTBsuTausx) 
— 


ds j wurde ouoweuy 


| — rn mn Tr Sn mn a an nr 
ds OT "BULLE.LIOO BIUO9BA 


“wnunıdarad wnımgdjoct ‘sısuaale 
ejIadın ‘wngsejjpdäin eIfppuen 
snojoegyped "y “snıfoJrssof3orgdo 
y ‘snyesuınw °y ‘sızJuano *'y 
‘snıqg snpnsunuey 'elfoog ASsyewoaI‘) 


-wnsopänı 'q (11IayDeu9yoH 'A 
‘wnsısıag wnmugdjaq ‘sıpeyjuatıo 
"N “eaes "N sıfeJodas wIfasın 
‘sndaevoipey 'y ‘sndıeooyewo] *4y 
‘Ayosjoy "4 ‘snuwnpodoumuejsuof) 
"y ‘snuuogıpueıd °y “ıyong "y ‘snt 
-27n90 *y ‘snowısouuodapd "u ‘sl 
-npa snjnounuey waoytAred sıuopYy 

»ads 6 "BIUBTUUBUNJLA wIU 
-09e.d ‘unurısytAozg wnturgdjoq ‘end 
-Isegoqy °H ‘snyeygns 'q ‘snorgojog 
"u ‘snomweonej) snıogajjof ‘snsojop 
"y ‘sııygans "y ‘snsogo snjpnounuey 


"gE : uoLdoy .OSOLp 
ur U9JIY ı9p [ywzyjuumeson 


UOISUANBAYNSURLL 


ds y 


wnurdpe wm.ıgoipeyL 
nn mn nn mn nn nm m mn mn nd nn nm m [in ann nn ln nn a nd ln as 


(ds g 


"UMDISBONR,) 
wnturgdjoct ‘suaprouype.un 
*y sngojnde snpnounuey 


oyyoyydnry 


ıep ouo 


z oeuıdıy 


"uaqjosIep ueUoLdoy 191p 
usp yowu jeupioad '#10f J USYOSISEYNTY ABP UHL[IWEFUHHOR]NOUNUBAM AOp ueJıy 86 op FunjteyyaerA "IIA 


ds $ "RPIJOSU0,) 
umturgdjacg'snewdoAangsny 
-[O.LT, (SNWODLIN® snjndunu 
-By (BIfopLISoJUur STyRWOLT) 


ds g SLIISOAJIS 
HUOWEULY ‘8991 SIYRWOAT,) 


ds z 
umndıewoÄsep wntmgdjeq 
“wnyeuloyLy  UMAOTLRUL 


'99 : uOLSOyY AOSOLp 
ur loJIy Op [qezywursog) 


UOISRYNBYSITI 


:ueddnın 9 'p ‘J UaIqBzywuBBEK) 
oma iD a ae nn nn m 


:@10],] USUYOSLITAIE 
pun uoy»sıgdo.und (uoyostey 


-UELIO I9P UA]LIYL, WIEPUR 
JIUL UHJAY EWBSUTHWOKN "TA 


‚ UHWWOYIOA [EA/] UELOL]FBO 
wm yo dog Op RIOLT 
uayosıdo.na pun uayosıpa} 
-U9LIO AHP UAJIOQL UIPUuR 
Lu UJIy PUIBSuTBWer "A 


:uop.ınA 
uopunJ93 you SEMIOPURB 9Ip 
“uOLITqIS-PRg 'n puejssny-JsopnS 
‘uoluaWL.Iy UOA UAJIOTL, UaSSIM 
-93 Ju UOFIy Omesurawmog) "AL 
m nn nn nn nn m nn mn ns nn nn 


:BIOBURBLIONPON Op 
U9LLOQL, UOSFTMOZ u pun uoyos 
-1[BJU9LIO OP WEJIOUL, uoAapuR 
yım uoJIy OWmwsuratwuoxn) "ITL 


: UHWWUTON.LOA IdLU SJIBM 
-I9pu® 9Ip ‘BIOLT UEyası[8J 
-UHLIO TOP LATE], UBALEPUuR 
Ju UOFIY EWBSUTOUWOL "IT 


:ENSBYNRY 
uoJıy eyosıwmepurg "I 


sop 


604 Systematik und Pflanzengeographie. — Medicinische Botanik. 


VIII. Verhältniss der orientalischen 
Gesammtflora zur kaukasisehen Flora 
im Besonderen 


Anzahl der Ranunculaceen-Gattungen 
Anzahl der Ranuneulus-Arten 
Anzahl der Delphinium-Arten 


Anzahl der Thalictrum-Arten 


Anzahl der Anemone-Arten 


Anzahl der Nigella-Arten 


Anzahl der Adonis-Arten 


Anzahl der Clematis-Arten 


Anzahl der Helleborus-Arten 


Anzahl der Paeonia-Arten 


Anzahl der Aconitum-Arten 


Anzahl der Aconitum-Arten 


Anzahl der Aquilegia-Arten 


Anzahl der Trollius-Arten 


Anzahl der Ceratocephalus-Arten 


Anzahl der Caltha-Arten 


Anzahl der Garidella-Arten 


Anzahl der Myosurus-Arten 


Anzahl der Actaea-Arten 


Gesammtzahlen 


Orientalische Flora 


Kaukasische Flora. 


(nach Boissier). 


20. 


10. 
= 
5(n. Boissier). 
3 (nach Regel). 


3. 


v. Herder (St. Petersburg). 


Baumgarten, P, Lehrbuch der pathologischen Mykologie. 
Vorlesungen für Aerzte undStudirende. I. Hälfte, 


2. Halbband, Lieferung 


1. Mit 13 grösstentheils nach 


eigenen Präparaten des Verf. ausgeführten Original-Abbildungen 
im Text, davon 3 in Farbendruck und einer lithographirten 
Tafel. Braunschweig (Harald Bruhn) 1888. 


- 


Neue Litteratur. 605 


Von dem Baumgarten’schen Lehrbuch ist nach einjähriger 
Pause eine weitere Fortsetzung erschienen, welche das Buch aber 
immer noch nicht ganz zum Abschluss bringt. Dieselbe giebt, wie 
nicht anders zu erwarten, von derselben Sorgfalt und Umsicht in 
der Bearbeitung Zeugniss, wie die früher erschienenen Lieferungen. 
Nachdem der Tuberkelbacillus zu Ende geführt, behandelt sie den 
Lepra, den Rotz-, den Syphilis-, den Rhinoselerom-, den Diptherie- 
baeillus, ferner die Baeillen bei Dysenterie (anhangsweise: Ribberts 
Bacillus der Darmdiptherie des Kaninchens), den Baeillus Malariae von 
Klebs und Tommasi-Crudeli, den Tetanusbacillus, die Bacillen 
bei Xerosis eonjunetivae und bei der acuten epidemischen Con- 
junetivitis, den sogen. Careinombacillus. 

Ferner finden Besprechung die Baeillenbefunde bei Keuch- 
husten, bei Gasteritis und bei Nekrose der Magenschleimhaut, bei En- 
teritis, Cholerine und Sommerdiarrhöen, bei Endocarditis, Pneumonie, 
Meningitis, Nephritis, hämorrhagischen Prozessen, bei der Miliaria 
von Palermo, bei der Beriberi-Krankheit, bei Bacteriurie, Gangraena 
senilis, Elephantiasis Arabum. Endlich folgen noch Erörterungen 
über den Bacillus der Rinderpest, der Acne contagiosa der Pferde, 
der Pseudotubereulose des Kaninchens, der Frettchenseuche, des 
erysipelatösen Prozesses beim Kaninchen und der Faulbrut der 
Bienen, womit die 9. Vorlesung abschliesst. Die 10. Vorlesung 
beschäftigt sich mit den pathogenen Spirillen und beginnt mit 
der Choleraspirochäte (Koch’s Kommabacillus). Alle, welche dass 
Buch anschafften, werden den innigsten Wunsch hegen, dasselbe 


möglichst bald vollständig in die Hand zu bekommen. 
Zimmermann (Chemnitz). 


Neue Litteratur.” 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Wächter, Ch., Methodischer Leitfaden für den Unterricht in der Pflanzenkunde. 
8°. 173 pp. und Begleitwort mit Illustr. Altona (A. C. Rehrer) 1889. 
geb. M. 2.— 
Pilze: 


Arcangeli, La fosforescenza del Pleurotus olearius DC. (Atti della Reale 
Accademia dei Lincei. Ser. IV. Rendieonti. Vol. IV. 1889. Fasc. 11. p. 365.) 

Leuba, F., Die essbaren Schwämme und die giftigen Arten, mit welchen dieselben 
verwechselt werden können. Lief. 3. 4°. p. 13—20 mit 4 Chromolith. Basel 
(H. Georg) 1889. M. 2.40. 

Trelease, William, Species in bacteriology. (The Weekly Medical Review. 
Vol. XIX. 1889. No. 12. p. 309.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat- Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die KRedactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 


Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7, 


606 Neue Litteratur. 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Clautriau, @., Recherches microchimiques sur la localisation des alcaloides 
dans le Papaver somniferum. (M&moires de la Societ€ belge de Microscopie. 
Tome XI. 1889. p. 67—85.) 

Molisch, Hans, Das Bewegungsvermögen der Keimpflanze. (Vortrag mit Demon- 
strationen gehalten im Vereine zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt- 
nisse in Wien am 21. November 1888.) 8°. 27 pp. und 7 |Fig. Wien 1889. 

Schmidt, Emil. Beitrag zur Kenntniss der Hochblätter. (Wissenschaftliche Bei- 
lage zum Programm der Friedrichs-Werder’schen Oberrealschule zu Berlin 1889.) 
4°. 28 pp. 2 Tfln. Berlin (R. Gärtner) 1889. 

Schwendener, S., Zur Doppelbrechung vegetabilischer Objekte. (Sep.-Abar. 
aus Sitzungsberichte der kgl. Preussischen Akademie der Wissenschaften zu 
Berlin. Physikalisch-mathematische Classe. Bd. XVIII. 1889.) 4°. 12 pp. 
Berlin 1839. 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Borbäs, Vinc. v., A lembergi egyetem herbariumäban levö Schur-Fele erdelyi 
szegfüvekröl. [Dianthi Hungariei (Transsilvaniei) Schuriani, in herbario universi- 
tatis Leopolitanae asservati.] (Sep.-Abdr. aus Termeszetrajzi füzetek. Vol. XIL, 
1889. Pars 1. p. 40—56.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Barrett, C. @., Linen injured by Agrotis larvae. (Entomologist's Monthly 
Magaz. 1889. March. p. 220— 222.) 

Douglas, J. W., Notes on some British and exotic coceidae (No. 13). (Ento- 
mologist’s Monthly Magaz. 1889. March. p. 232—235.) 

Just, L. und Heine, H., Zur Beurtheilung von Vegetationsschäden durch saure 
Gase. (Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. XXXVI. 1889. p. 
135— 158.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Arloing, L., Effets generaux des substances produits par le Bacillus heminecro- 
biophilus dans les milieux de eulture naturels et artificiels. (Comptes rendus 
de l’Academie des seiences de Paris. Tome CVIII. 1889. No. 9. p. 458—460.) 

Baginsky, A., Zum Grotenfelt’schen Bacillus der „rothen Milch“. (Deutsche 
medic. Wochenschr. 1889. No. 11. p. 212—213.) 

Banti, @., Pneumococco o diplococco capsulato? (Sperimentale. 1889. No. 2. 
p. 138—145.) 

Barbaglia, 6. A., Alcaloidi e ptomaine. La ptomaine in relazione alle malattie 
d’infezione. 8°. 60 pp. Pisa 1889. Lire 2.50. 

Bodamer, 6. A., Actinomycosis in man, with the report of a case. (Med. News. 
1889. No. 9. p. 230—232.) 

Cauvin, C., Considerations sur l’etiologie et la pathogenie du beriberi. Souve- 
nirs d’un voyage & l’immigration hindoue. (These.) 4°. 113 pp. Lyon (impr. 
nouvelle) 1889. 

Chauveau, A., Les microbes ci-devant pathogenes n’ayant conserv& en appa- 
rence que la propriet@ de vegeter en dehors des milieux vivants, peuvent-ils 
recuperer leurs proprietes infectieuses primitives? (Comptes rendus de l’Aca- 
demie des sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. No. 8. p. 379—385.) 

Eve, F. S., Case of actinomycosis of the liver. (Brit. Med. Journ. No. 1472. 
1889. p. 584—585.) 

Fazio, E., I microbi delle acque minerali: ricerche sperimentali. 8°. 55 pp. fig. 
Napoli 1889. 

Geissler, Kasuistische Beiträge zur Aktinomykose des Menschen. (Breslauer 
ärztliche Zeitschrift. 1889. No. 5. p. 58—61.) 

Hanau, A., Zwei Fälle von Aktinomykose. (Korrspdzbl. für Schweiz. Aerzte. 
1889. No. 6. p. 165—173.) 

Hünermann, Kreolin als Mittel zur Tödtung pathogener Mikroorganismen. 
(Deutsche militärärztliche Zeitschrift. 1889. No. 3. p. 111—120.) 

Keegan, D. F., Four cases of rhino-seleroma. With histological notes by Dr. 
D. D. Cunningham. (Indian Med. Gaz. 1889. No. 1. p. 10—13.) 


Neue Litteratur. 607 


Konjajew, W., Die bakterielle Erkrankung der Niere beim Abdominaltyphus. 
(Jeshenedelnaja klinitsch. gas. 1888. No. 33—38.) [Russisch.] 

Kurloff, Ueber eine im Laboratorium acquirirte Milzbrandinfection, nebst Be- 
merkungen iber die Therapie des Milzbrandes. (Deutsch. Archiv für klinische 
Medicin. Bd. XLIV. 1839. Heft 2/3. p. 87—97.) 

Legrain, E., Les associations mierobiennes de l’ur&thre; leur röle dans la blen- 
norrhagie et ses complications. (Annal. d. malad. d. organ, g£nito-urin. 1889, 
No. 3. p. 141—152.) 

Lloyd, J. U., Senega-Wurzel. (Pharmaceutische Rundschau. Bd. VII. 1889. 
No. 4. p. 86.) 

Minges, &., The present status of bacteriology. (Journal of the Amer. Med. 
Assoc. 1889. No. 9. p. 298 —300.) 

Orlow, L. W., Ein neuer Fall von Lungenaktinomykose. (Wratsch. 1889. No. T. 
p. 187—158.) [Russisch.] 

Park, R., Experiments with the pyogenie bacteria and report of a peculiar 
abscess containing the Mierococeus tetragenus. (Transact. of the Amer. Surg. 
Assoc. Vol. VI. Philadelphia 1888. p. 549—555.) 

Pause, Die Naturgeschichte des Diphtheritispilzes und des ihm verwandten 
Scharlachpilzes. 8°. V, 63 pp. Mit 5 Tab. und 3 Tfin. Dresden (E. Pierson) 
1889. M. 2.80. 

Pawlowski, A., Ueber die Kulturen der Tuberkelbaeillen auf der Kartoffel. 
(Russkaja medic. 1888. No. 26.) [Russisch.] 

— —, Ueber Tuberkelkulturen auf Pepton-Glycerin-Substraten. (l. c. No. 44.) 
[Russisch.] 

Petri, R. J., Ueber den Gehalt der Nährgelatine an Salpetersäure. (Central- 
blatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. V. 1889. No. 13. p. 457 bis 
460.) 

Petri, R. J., Reduktion von Nitraten durch die Cholerabakterien. (Centralbl. 
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 17. p. 561—569.) 
Preusse, Ein weiterer Beitrag zur Aetiologie der Rotzkrankheit. (Berliner thier- 

ärztliche Wochenschrift. 1889. No. 11. p. 81—82.) 

Raskina, Aetiologie und klinische Bakteriologie der Rose und ihrer Compli- 
cationen. (Prakt. med. 1888. November.) [Russisch.] 

Rudenko, Bakteriologische Untersuchung der Unterkiefer-Lymphdrüsen bei rotz- 
kranken Pferden. (Russkaja medic. 1888. No. 47.) [Russisch.] 

Senn, N., The relation of micro-organisms to injuries and surgical diseases. 
(Transactions of the American Surg. Assoc. Vol. VI. Philadelphia 1838. p. 
45— 291.) 

Sternberg, &. M., Hunting yellow fever germs. (Med. News. 1889. No. 10. 
p. 253—256.) 

Sternberg, 6. M., The etiology of croupous pneumonia. (Lancet. I. 1889. Vol. 
No. 8, 10. p. 370— 371, 774—776.) 

Steuert, L., Der Kampf gegen die Tubereulose und die Bedeutung der Desin- 
fection in demselben. (Wochenschrift für Thierheilkunde und Viehzucht. 1889. 
No. 10/11. p. 77—81, 89—94.) 

Taylor, H. H., Cow-pox and small-pox. (Lancet. I. 1889. Vol. No. 9. p. 448.) 

Uffelmann, J., Die Dauer der Lebensfähigkeit von Typhus- und Cholerabacillen 
in Fäcalmassen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 
1889. No. 16. p. 529—535.) 

Zaufal, E., Neue Fälle von genuiner acuter Mittelohrentzündung, veranlasst 
durch den Diplococcus pneumoniae A. Fraenkel-Weichselbaum. (Prag. 
medic. Wochenschr. 1889. No. 6—10, 12.) 

Ziegler, E., Zur Kenntniss der Wurstvergiftung. 8°. 22 pp. Tübingen (A. Moser 
[Franz Pietzcker]) 1889. M. 0.70. 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 
Lewin, L., Ueber Areca Catechu, Chavica betle und das Betelkauen. 8°. VI, 
100 pp. 2 Tfin. Stuttgart (Ferd. Enke) 1889. N — 
Wittmack, L., Ueber einen Roggen aus dem dreissigjährigen Kriege. (Jahr- 
buch der Deutschen landwirthschaftlichen Gesellschaft. III. 1888. p. 69— 76.) 


= 


608 Anzeigen. — Inhalt. 


ION — nr ee OL] 

zT Ein gut genährtes, am 25. März d. J. geborenes % 
. . s 

; Kalb mit drei Füssen 

® einen Hinter- und zwei Vorderfüssen, welches sich durch Gehen, resp. + 

Springen, gut fort bewegen kann, steht zum Verkauf. 
\ Keflektanten wollen sich melden an h ) 
& J. Drewes, Liehtenau in Westfalen. 


© 
v 


NE en 2 ann men Yon mr 


OESSSSSSSEHEHSSSSSSEHEHSSSISSEHESSSSSSEHEHIISSSSHEHEHSSSISSHIEHSSSCISIEHEHSSSISIEEESSSSISSEHESSSSSESEHTSCECHCEAETTS ®) 


mit 700, reichlich aufgelegten, sauber auf 


@, 
h 

Moosherbar Papier gehefteten, von bryologischen Autori- 
© 


täten gesammelten Exemplaren zu dem billigen ® 


Preis von 160 Mark zu verkaufen, 


Marburg a. L. 


OISSSHHISSTÄRSS 


Wilhelm Lorch. 


SSSEHESSSSISSEIESSSSSSSEHESSS Ol 


Inhalt: 


Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 


Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen 
kurz nach ihrer Reife keimen, p. 577. 

Löw u. Bokorny, Ueber das Verhalten von 
Pflanzenzellen zu stark verdünnter alkalischer 
Silberlösung, p. 581. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaften. 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 
Sitzung am 16. November 1887. 


Lewin, Frl., Ueber spanische Süsswasser-Algen, 
p. 584. 


Sitzung am 21. März 1888. 
Andersson, S., Ueber die Entwicklung der 
primären Gefässbündelstränge der Monoko- 
tylen, p. 586. 


Nekrolog. 
v. Herder, E. R. von Trautvetter. (Forts.), p. 587. 


Referate: 


Baumgarten, Lehrbuch der pathologischen 
Mykologie. II., 2., p. 604. 


Pfeffer, Ueber Oxydationsvorgänge in lebenden 
Zellen, p. 593. 

Reinke, Ein Fragment aus der Naturgeschichte 
der Tilopterideen, p. 590. 


Robertson , Notes on the mode of pollination- 


of Asclepias, p. 597. 
— —, Insect relations of certain Asclepias. I., 
II PB: .097= 


Scholz, Morphologie der Smilaceen mit beson- 
derer Berücksichtigung ihres Sprosswechsels 
und der Anatomie ihrer Vegetationsorgane, 
p- 602. 

Schwendener, Die Spaltöffnungen der Grami- 
neen und Cyperaceen, p. 601. 

Smirnoff, Aufzählung der Arten der Gefäss- 
pflanzen des Kaukasus. (Schluss), p. 602. 


Wehmer, Das Verhalten des oxalsauren Kalkes: 
in den Blättern von Symphoricarpus, Alnus 
und Crataegus, p. 59. 

Wiesner, Der absteigende Wasserstrom und 
dessen physiologische Bedeutung, p. 59. 

Zopf, Oxalsäuregährung (an Stelle von Alcohol- 
gährung) bei einem typischen (endosporen) 
Saccharomyceten, p. 592. 


Neue Litteratur, p. 605. 


Ausgegeben: 30. April 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


ME 


Band XXXVINH.No.6. Jahrgang X. 


J: 
ad dr If 
& REFERIRENDES ORGAN .% 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Ausläandes, 


rn 


Herausgegeben 


enter Bitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhiworm una Dr. G. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 19. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen kurz nach ihrer 


Reife keimen. 
Von 
Dr. Paul Dietel. 


(Fortsetzung.) 

Die dritte der hier zu nennenden Arten, Puceinia heterospora 
B. et C., ist auf einer grossen Anzahl von Nährpflanzen bekannt 
aus Nord- und Südamerika, Südafrika, Ceylon, Indien und Australien, 
und dadurch bemerkenswerth, dass neben den zweizelligen Sporen 
auch einzellige, und zwar oft in einer weit überwiegenden Anzahl 
oder gar ausschliesslich vorkommen. Solche einzellige Formen 
wurden als Uromyces Thwaitesii B. et Br. und Urom. pulcherrimus 
B. et ©. beschrieben. — Auch unter den wirklichen Uromycesarten 
der Malvaceen dürfte mindestens ein Lepturomyces vorkommen. 
Für Urom. Sidae Thüm., Urom. Malvacearum Speg., Urom. malvi- 
cola Speg. und Urom. heterogeneus Cke. wird übereinstimmend an- 
gegeben, dass sie in kompakten, meist kreisförmig beisammen- 
stehenden Lagern auftreten, wie dies bei Leptoformen ja sehr häufig 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 13 


610 Dietel, Ueber Rostpilze. 


der Fall ist. Da die vorhandenen Beschreibungen genannter 
Arten in fast allen wesentlichen Punkten übereinstimmen (nur für 
Urom. Sidae wird die Stiellänge erheblich kürzer angegeben als 
für dje übrigen), so wird wohl die Artenzahl hier nicht unwesentlich 
zu reduciren sein. 

Die Antaceengattung Pilocarpus beherbergt auf Piloc. Selloanus 
in Algier und auf Piloc. Pe in Südamerika eine Leptopueeinia, 
Puceinia Pilocarpi Cke. (= Puce. Parodii Speg.). 

Uromyces pervius nr auf einer nicht näher bestimmten Art 
von Cupania (Sapindacee) in Südamerika vorkommend. 

Puceinia Mesneriana Thün., auf Ahamnus Alaternus in Portugal 
gefunden, ist mit der von Ellis und Harkness später aus Cali- 
fornien beschriebenen Puceinia digitata auf Rhamnus eroceus identisch. 
Diese Art ist insofern von Interesse, als das Epispor am Scheitel 
meist mehrere tingerförmige Fortsätze trägt, so dass sie also hierin 
der grasbew ohnenden Puce. coronata gleicht, deren Aeecidium auf 
Rhamhusarten zur Ausbildung gelangt. 

Puceinia Buxi DC., a Be sempervirens vorzugsweise ım 
südlichen Europa. 

Puccinia exanthematica Mae Ow., auf Crassula spathulata 
am Kap. 

Es wurde bereits oben darauf hingewiesen, dass Puceinia Saxr- 
fragae Schlechtd. eine Leptopuceinia sei. Zu dieser Ansicht führte 
die Beobachtung, dass amerikanische Exemplare dieses Pilzes auf 
Sazxifraga Virginiea, die in Ellis’ Nortli American Fungi als Puce. 
curtipes Howe und Puce. striata Cke. ausgegeben sind, in Menge 
gekeimte Sporen auf den in frischem Zustande eingesatimelten 
Blättern zeigten. Schon Farlow macht in seinen „Notes on some 
speeies in the third and eleventh centuries of Ellis’s North 
American Fungi“ (Proceed. Am. Acad. XVIID auf die vollkommene 
morphologische Uebereinstimmung von Puce. curtipes mit Puce. 
Saxifragae aufmerksam, und diese Uebereinstimmung liess sieh auch 
für Puce. striata feststellen. Sollte aber die Identität der drei 
Arten eine vollkommene sein, so musste auch an deutschen Exem- 
plaren die bisher unbekannte Keimung der Sporen auf den grünen 
Blättern der Nährpflanze sich nachweisen lassen. Und in der That 
fanden sich auf zwei jungen Blättern von Saxifraga granulata, im 
Mai gesammelt (weiteres Material stand mir nicht zu Gebote), ge- 
keimte Sporen in manchen Lagern fast ausschliesslich, in anderen 
mehr vereinzelt, so dass auch hierdurch die Ansicht des Herrn 
Prof. Farlow eine weitere Bestätigung erfuhr, und die Zugehörigkeit 
dieser Art zu den Leptopuceinien hiernach keinem Zweifel unter- 
liegen kann. 

Einen etwas schwierigeren Formenkreis bilden unter den Rost- 
pilzen der Sazxifragaceen die Arten, die als Puceinia Chrysosplenvi 
Grev., Puee. spreta Peck und Pace. congregata Ell. et Hark. be- 
schrieben worden sind. Alle drei stimmen überein in der sofortigen 
Keimung der Sporen, sowie in der Gestalt derselben und der 
glatten Beschaffenheit des Epispors. Die Sporenlänge beträgt bei 
Puce. Chrysosplenii und Puce. congregata durchschnittlich etwa 36 «, 


Dietel, Ueber Rostpilze. 611 
bei Puce. spreta ungefähr 31 «, jedoch sind bei letzterer grössere, 


bei ersterer kleinere Sporen häufig genug. Bei Pucc. congregata 

und Puce. spreta ist die Scheitelverdiekung oft papillenförmig, bei 

Puec. Chrysospleniü meist kegelförmig. Bei Pucc. congregata stehen 
die Sporenlager, wie es scheint, stets gruppenweise dicht beisammen, - 
bei den zwei anderen Formen ist dies häufig nicht der Fall. Die 
übrigen Unterschiede sind noch weniger durchgreifend, so dass es 
unmöglich erscheint, die genannten drei F ormen, denen wahrscheinlich 
noch Puee. Tiarellae B. et ©. und Puce. Heucherae Schw. anzureihen 
sind, als selbständige Arten streng auseinander zu halten. Eine 
Gewissheit hierüber” kann nur durch Vergleichung eines möglichst 
umfangreichen Materiales oder durch Kulturversuche erlangt werden. 

Bezüglich der amerikanischen Formen spiegelt sich auch die Un- 
sicherheit in der Angabe der Nährpflanzen wieder. Pucc. Tiarellae 
kommt vor auf Tiarella cordifolia, Mitella nuda und M. diphylla ; 
dieselben Arten werden auch als Nährpflanzen von Puce. spreta 
angegeben, ausserdem aber noch Heuchera Americana und AH. villosa. 
Auf diesen beiden letzteren Arten kommt aber auch Pace. Heucherae 
vor, und endlich Puece. congregata lebt auf Mitella nuda, Heuchera 
mierantha und ceylindrica. 

Auf Onagracen finden sich zwei Leptopuceinien: Puceinia 
Circaeoe Pers. und Puec. gigantea Karst., erstere auf Circaea in 
Europa und Nordamerika verbreitet, letztere auf Eptlobium anyusti- 
folium nur aus Finnland bekannt. 

Uromyces pallidus Niessl., auf Cytisus hirsutus, prostratus und 
capitatus m Deutschland, Oesterreich und Italien. 

Puceinia Dayi Clint., auf Steironema eiliatum (Primulacee) in 
Nordamerika. 

Pueeinia Jasmini DC., auf Jasminum fruticans in Frankreich 
und Alsier. 

Puceinia eshauriens Thüm., auf Jasminum tortuosum im Kap- 
lande. 

Von dem auf Asclepiaden vorkommenden Arten gehören zu 
den Leptopueeinien: Puceinia Gonolobi Rav., auf Gonolobus und 
Puecc. Araujae Lev. auf Arauja albens (Südamerika) und Sarco- 
stemma Swartzianum (Cuba). 

Auf Bl bederinoden sind mir drei Leptopuceinien bekannt: 
Puceinia Seymeriae Burr., auf Seymeria macrophylla in Nordamerika, 
Puec. Veronicae Anagallidis Oudem., auf Veronica Anagallis in den 
Niederlanden, endlich Puec. Veronicae (Schum.), auf verschiedenen 
Veronica-Arten in Europa und auf Ver. Virginica L. in Nord- 
amerika. Es mag auch hier hervorgehoben werden, dass diese 
Art zweierlei Sporen bildet, solche auf hinfälligem Stiel, braun 
gefärbt, später keimend ( ana fragilipes), und solche auf festem 
Stiel mit blasserer Membran, sofort keimend (forma persistens), und 
dass auf Veronica montana nur die forma persistens auftritt. Die 
letztere ist der folgenden Art sehr ähnlich. 

Puceinia annularis (Strauss) Wint. auf Teuerium Scorodonta 
und 7. Chamaedrys in den meisten Ländern von Europa. Von 
dieser Art verschieden ist Puceinia Teueriüi Biv. Bernh. nec Fuck. 

13* 


612 Löw u.Bokorny, Verhalt. v. Pfanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 


(= Puce. Beltraniana Thüm.), auf Teuerium fruticans auf der Insel 
Sieilien gefunden. 

Pucceinia verrucosa (Schultz) Lk., auf mehreren Labiaten in- 
ganz Europa, Sibirien und Nordamerika vorkommend. 

Puceinia grisea (Strauss) Wint. auf Globularia vulgaris, cordi- 
folkia, nudicaulis und Willkommi in der westlichen Hälfte von 
Europa. 

Puceinia Lantanae Farl., die auf Lantana odorata (Verbenacee) 
auf den Bermuda-Inseln vorkommt, gleicht der Pucce. heterospora 
(s. 0.) insofern, als bei ihr einzellige Teleutosporen in Menge vor- 
kommen. In dem von mir untersuchten Materiale wurden zwei- 
zellige Sporen nur vereinzelt angetroffen. Deswegen trage ich: 
auch kein Bedenken, den in Paraguay gefundenen Uromyces Lan- 
tanae Speg. als dieselbe Art anzusehen, da bei dieser Art (von 
der kein Material zu Gebote stand) ausdrücklich das Vorhanden- 
sein zweizelliger Sporen neben den einzelligen angegeben wird 
und die Bemerkung Spegazzini’s (Fungi Guaranitici I. No. 
121): „episporium per aetatem suberustaceum evadit et apice saepe 
irregulariter rimoso-diffraetum“ auf die tremelloide Entwicklung 
dieses Pilzes deutlich genug hinweist. Zudem passt die Beschreibung 
des Uromyces aut die einzelligen Sporen von Puce. Lantanae. 

Puceinia microsperma B. et C. (— Puce. Lobeliae Gerard) auf. 
Lobelia syphilitica und L. puberula in Nordamerika. 

(Fortsetzung folgt.) 


Ueber das Verhalten von Pflanzenzellen zu stark 
verdünnter alkalischer Silberlösung. 


Von 
O. Loew und Th. Bokorny. 
(Schluss.) 

Was den Einwand betrifft, dass die Reaktion keine allgemeine 
sel, So verweisen wir auf unsere Schrift.*) Die Resistenz gegen 
verschiedene Einflüsse ist nicht immer gleich gross ....... Objekte, 
welche die Reaktion gewöhnlich nicht en liefern sie doch 
unter gewissen Umständen; z. B. Hefezellen nach Züchtung bei 
sehr niederer T emperatur in einer zuckerfreien Nährlösung. 

Auch manche thierische Objekte (Froschniere z. B.) geben die 
Reaktion. 

Dass manchmal Vaucheria nach kurzem Aufkochen noch Silber 
abscheiden kann, wundert uns nicht; ist doch bekannt, dass das 
Plasma dieser Pflanze bei gewissen Einflüssen äusserst zähes Leben 
zeigt, z. B. aus den Schläuchen lebendig ausgestreift werden kann, 
oder dass diese in kleine fortlebende Stheke zerschnitten werden 
können. Wenn man Vaucheria einen Moment in kochendes Wasser 
taucht und dann zurück in kaltes Wasser bringt, so bemerkt man 
deutliche Absterbe-Phänomene erst nach einiger Zeit. 


*) Die chem. Kraftqnelle. p. 59, ferner Pfl. Arch. Bd. XXXV. p. 515. 


Löwu.Bokorny, Verhalt. v, Pllanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 613 


Dass manches Protoplasma gegen höhere Temperatur sehr 
vesistent ist, wissen wir längst. Von Naegeli hat z.B. gezeigt, 
dass es Spaltpilze gibt, welche durch 10stündiges Kochen mit 
Wasser ihre Lebensfähigkeit nicht verlieren. Es ist ferner bekannt, 
dass Algen in den 850 heissen Quellen von Ischia leben. Wahr- 
scheinlich gibt es in manchem Pı votoplasma Vorrichtungen, welche 
die sonst leichte Umlagerung des aktiven Albumins bedeutend ver- 
zögern können. *) 

Dass die von uns gefundene Reaktion etwas mit dem che- 
mischen Charakter des lebendigen Protoplasmas zu thun hat, 
geht auch aus dem Verlauf derselben hervor. Sie ist aber nur 
dann richtig zu verstehen, wenn man sich die Begriffe aktives 
Eiweiss, lebende Materie und lebende Zelle klar macht. 
Aktives Eiweiss ist ein rem chemischer Begriff; erst durch einen 
bestimmten moleeularen Aufbau wird daraus lebendige Materie 
und durch weitere Complieation (des Aufbaues eine in verschiedene 
Organe differenzirte Zelle. Wie ein vielzelliger Organismus als 
Individuum schon abgestorben sein kann, während einzelne Theile 
noch fortleben, so ist Aehnliches bei einer Zelle möglich; bezüglich 
des Tonoplasten ist dies ja von H. de Vries gezeigt worden; 
der Kern kann nach unseren Beobachtungen vor dem Cytoplasma 
absterben, der Chlorophyllapparat vor dem farblosen Protoplasma 
etc. Uebertragen wir das auf die kleinsten (unsichtbaren) Theile 
des Protoplasmas, die emzelnen Molekel oder Micelle, so ist 
klar, dass dieselben noch ihre unveränderte Beschaffen- 
heit haben können, wenn der Tod der Zelle als In- 
dividuum längst eingetreten ist. Das Leben hängt, wie wir in 
der 1. Auflage unserer Schrift hervorgehoben haben, nach unserer 
Ansicht wesentlich von 2 Faktoren ab: 1. dem chemischen Be- 
wegungszustand, welcher in der labilen Beschaffenheit des aktiven 
Albumins begründet ist und durch die Athmungsthätigkeit ge- 
steigert wird, 2. dem molekularen unsi en Aufbau (der 
Teetonik) des Protoplasmas und der siehtbaren Anordnung 
der Theile (Organisation) in den Zellen. 


Der Umstand, dass bei den meisten Eingriffen in lebende 
Zellen auch sofort chemische Veränderung im Protoplasma Platz 
greift, erschwert das Studium der Chemie des Protoplasmas. Es 
gibt a einerseits Fälle, in denen bedeutende Eingriffe das Proto- 
plasma nicht zum Absterben bringen (Ausstreifen des Protoplasmas 
aus Vaucheria, Zerschneiden von Vaucheriafäden ete.); andererseits 
ist es denkbar, dass zwar Organisation und Teetonik der Zellen 
zerstört wird, nicht aber der chemische Charakter des aktıven 
Eiweisses. 


*) Auch ist es in der Chemie keineswegs eine seltene Erscheinung, dass 
labile Körper durch gewisse Umstände an der leichten Umlagerung gehindert 
werden. Es sei erinnert an den Orthoamido-benzaldehyd von P. Friedländer 
und an das Esoamido-acetophenon V. Meyer’. Das Wasserstoffsuperoxyd 
wird in alkalischen Flüssigkeiten unverhältnissmässig rascher zersetzt als in 
sauren. 


614 Löwu.Bokorny, Verhalt. v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 


Letzteren Fall haben wir häufig bei Einwirkung von basischen 
Stoffen auf Pflanzenzellen (besonders an gut ernährten Spirogyren) 
beobachtet. Es bilden sich hierbei im lebenden Protoplasma 
Granulationen, welehe aus sehr verdünnten alkalischen Silber- 
lösungen Metall abscheiden und hierdurch intensiv schwarze 
Färbung annehmen. Diese Körnchenbildung ist nur an 
lebenden Zellen zu beobachten, niemals an abge- 
storbenen. Sie ist also eine ächte Lebensreaktion, während die 
Silberreduktion nicht auf die lebende Zelle, wohl aber auf das 
aktive Albumin zu beziehen ist. 

Lässt man Silberlösung A auf lebende Spirogyrenzellen ein- 
wirken, so treten 2 wesentlich verschiedene Reaktionen nacheinander 
ein: 1. Die Körnehenbildung, hervorgerufen durch das Ammoniak 
und Kali der Lösung, 2. die Silberabscheidung durch diese Körnchen. 
Alles dies ist detaillirt von einem von uns (B.) geschildert worden *) 
in Pringsheims Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVIII. Heft2, wo orauf 
hiemit verwiesen sei. 

Bezüglich der Körnehenbildung ist besonders beachtenswerth, 
dass sie weit mehr von verdünntem Ammoniak, als von concen- 
trirtem Ammoniak hervorgerufen wird, und dass sie bei einer ge- 
wissen Höhe der Concentration gar nicht mehr erfolgt. Ammoniak 
1:5000 wirkt mehr körnchenbildend, als 1:100; ja selbst bei der 
Verdünnung 1:100,000 bemerkt man nach einer halben Stunde 
reichliche Körnchenbildung im Plasmaschlauch.**) Diese Körnchen 
bestehen wesentlich aus Eiweiss. Der bedeutende Effekt einer so 
überaus geringen Ammoniakmenge, wie in obigem Falle angegeben, 
erinnert "sehr an die als Reizwirkungen bekannten Erscheinungen, 
welche durch Disproportionalität zwischen Ursache und Wirkung 
ausgezeichnet sind. 

Die Granulationen, welche durch Alkaloide und deren Salze 
entstehen, sind den durch Ammoniak gebildeten ganz ähnlich. 

Ausser den Körnehen im Cytoplasma bemerkt man öfters 
ganz ähnliche Ausscheidungen im Zellsaft, welche Pfeffer früher 
als gerbsaures Eiweiss, nenerdines aber als Gerbstoff bezeichnet 
hat. Nach unserer Ansicht Fanart sie aus aktivem Eiweiss, dem 
Gerbstoff beigemengt ist. Dass sie gerbsaures Eiweiss nicht sind, 
haben wir früher nachgewiesen; dass sie nicht aus Gerbstoff be 
stehen, ist noch leichter darzuthun. Da diese Körnchen mit con- 
eentrirter Salzsäure momentan verschwinden, müssen sie etwas 
anderes sein als gerbsaures Eiweiss oder Gerbstoff, weil letztere 


*) Das späte Erscheinen dieser Arbeit ist dadurch entschuldigt, dass B. 
mehrere Jahre durch anderweitige Geschäfte in Anspruch genommen war. 

**) Siehe auch B. in Pringsheims Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVIN. p. 202. 
Bei längerem Verweilen der Körnchen in Ammoniak scheinen diese Ammoniak 
chemisch zu binden, was daraus hervorgeht, dass die Körnchen nun auch neu- 
trales salpetersaures Silber redueiren und gegen verdünnte Essigsäure beständiger 
werden. Auch Hydroxylamin ruft ähnliche Körnchen hervor, welche aber durch 
Essigsäure weit leichter ihr Reduktionsvermögen verlieren als jene, während sie 
umgekehrt gegen Barytwasser beständiger sind. Ueber den wahrscheinlichen 
Grund hiefür siehe L. in Pflügers Arch. Bd. XXXIH. p. 116. Für derartige 
Experimente empfiehlt es sich, gut ernährte eiweissreiche Zellen zu verwenden. 


Löwu.Bokorny, Verhalt. v. Pflanzenzellen zu verdünnt. alkal. Silberlös. 615 


beiden in concentrirter Salzsäure nicht löslich sind. Wären sie 
Gerbstoff allein, so könnten sie ferner durch verdünntes Ammoniak 
nicht entstehen. Concentrirte Gerbstofflösungen werden durch 
eoneentrirte Salzsäure, sowie durch manche Salzlösungen (Dikalium- 
phosphat, gerbsaures Ammoniak) gefällt; die Fällungen sind bei 
Zutritt von Wasser wieder auflöslich. Eine verdünnte Gerbstoff- 
lösung mit Ammoniak zu fällen, ist ganz unmöglich. *) 


Nachschrift von 0. Loew. 

Da Pfeffer auf die gegen mich gerichtete Kritik Bau- 
mann’s hinweist, so erlaube ich mir, nach dem Grundsatze 
audiatur et altera pars auch auf meine Antwort aufmerksam zu 
machen, welche in Pflügers Archiv Bd. 30, S. 363 abgedruckt 
ist. Meine Ansichten über Bildung und Constitution des aktiven 
Albumins haben schon gar manche kräftige Stütze erhalten. Ich 
konnte aus jener ableiten, dass „alle Körper, welche noch in sehr 
verdünnten Lösungen auf Aldehydgruppen oder basische Amido- 
gruppen wirken, auch Gifte allgemeinster Art sind“, ein Satz, der 
vielfach Bestätigung gefunden hat. Die hohe Giftiekeit des Hydro- 
xylamins, des Phenylhydrazins, des Formaldehyds, der salpetrigen 
Säure finden dadurch ihre einfache Erklärung. Und ist denn eine 
Hypothese etwa nicht berechtigt, weil sie emfache Erklärungen 
für sonst mysteriöse Erscheinungen liefert? — 

Meine Änsicht, dass das Eiweiss aus dem Aldehyd der Aspara- 
ginsäure durch Condensation unter reducirendem Einfluss hervor- 
gehe, liess voraussehen, dass die Massenproduktion von Asparagin 
bei der Keimung mit einer lebhaften Oxydation des Eiweiss- 
moleeuls verknüpft sei, worüber ich mieh auch mehrfach geäussert 
habe.**) Kürzlich hat nun Palladin in der That gefunden, dass 
bei Sauerstoffabschluss die Keimlinge wohl noch einen 
Tag fortleben können, aber kein Asparagin mehr produ- 
eiren.***) Ich zweifle nicht, dass die Thatsachen, welche meine 
Eiweissbildungshypothese plausibler machen, sich bald weiter 
mehren werden — dann wird auch derjenige, welcher diesen 
Fragen ferner steht, die Ueberzeugung gewinnen, dass die An- 
grife Baumann’s und Pfeffer’s unbegründet waren. — 


*) Bezüglich der Wirkung des kohlensauren Ammoniaks auf Gerbstofi be- 
richtet Pfetfer, dass diese im Reagensrohr keinen Niederschlag geben; wohl 
aber, wenn Gerbstoft als 4prozentige Lösung in eine Capillare gebracht und 
diese in kohlensaures Ammoniak von 5°/o getaucht wird. Wir können die 
Sache dahin aufklären, dass die Entstehung des Niederschlags nur von der 
Concentration der Lösungen abhängt. Mischt man beide Lösungen im concen- 
trirten Zustande, so entsteht auch im Reagensrohr ein Niederschlag (hierbei 
fällt das entstehende gerbsaure Ammoniak überschüssigen Gerbstofi aus.) Nimmt 
man sie aber verdünnt genug, so entsteht auch in der Capillare kein Nieder- 
schlag. Dass die Fällung leichter entsteht, wenn sich die Gerbstofflösung in 
einer Capillare befindet, ist einfach dahin zu erklären, dass das durch den Ein- 
tritt des kohlensauren Ammoniaks gebildete gerbsaure Ammoniak eine Zeit lang 
in der Capillare als concentrirtere Lösung verweilen und den Gerbstoff in dieser 
eher ausfällen kann, als wenn beide im Reagensrohr gemischt worden wären. 

**) Pflüg. Arch. XXII. 507 und „Kraftquelle‘‘ pag. 2$ 

*%*%*) Ber. Bot. Ges. 1888.. 


616 Botanischer Verein in München. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Sitzungsberichte des Botanischen Vereins in München. 
V. ordentliche Monats-Sitzung, 
Montag, den 41. März 13839. 


Herr. R. Hegler hielt folgenden Vortrag: 
„Thallin ein neues Holzreagens.“ 


Trotz zahlreich ausgeführter Versuche über das Wesen der 
Verholzung pflanzlicher Gewebe ist es bis jetzt nicht gelungen, die 
chemische Natur des verholzenden Prinzips und den chemischen 
Prozess bei der Verholzung aufzuklären. 

Ein wichtiges Moment für die entwickelungsgeschichtliche Seite 
dieser Frage bilden die Reaktionen auf verholzte Membranen und 
es ıst somit als ein grosses Verdienst Wiesner’s zu verzeichnen, 
in den Salzen des Anilins, Toluidins, Naphtalidins, sowie 
besonders im Phloroglucin vorzügliche positive Holzreagentien 
erkannt und so die Kenntniss vom Vorkommen verholzter Gewebe 
wesentlich gefördert zu haben. 

Erst fünf Jahre später gelang Singer der Nachweis des 
Vanillins und Coniferins als zweier konstanter Begleiter verholzter 
Membranen, wobei er zeigte, dass die von Höhnel entdeckte 
Phenolsalzsäurereaktion durch die Anwesenheit des Coniferins, die 
Phloroglucinreaktion dagegen durch das Vorkommen von Vanillin 
in allen verholzten Geweben bedingt sei. 

Wie schon Wiesner und Singer angeben, ist die Phloro- 
glucinreaktion ausserordentlich empfindlich, und es würde keines 
neuen Holzreagenses mehr bedürfen, wenn nicht diese, sowie die 
anderen obgenannten Reaktionen den grossen Fehler hätten, dass 
die mit denselben behandelten Schnitte mehr oder weniger rasch 
verblassen und so nicht als Dauerpräparate konservirt werden können, 
was gerade für entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen über 
den Gang der Verholzung von grösstem Werthe ist; ausserdem ist 
das Operiren mit Salzsäure äusserst unangenehm und erfordert 
grosse Vorsicht. 

Während meiner im vergangenen Winter unter Leitung des 
Herrn Dr. Dingler ausgeführten Untersuchungen über die Ver- 
holzung der Pflanzen fand ich in dem Thallin ein ganz vorzüg- 
liches Reagens aut verholzte Membranen, das die Anwendung einer 
Säure eliminirt. 

Zum Nachweise verkolzter Membranen benutze ich eine conc. 
Lösung des schwefelsauren Thallins in wässrigem Alkohol, 
wobei ich die Schnitte zuerst in reinen Alkohol bringe und dann 
in einem Uhrschälchen einige Zeit mit obiger Lösung des Reagenses 
in Berührung lasse. Je länger diese Einwirkung dauert, desto 
intensiver und schöner wird die Färbung, wobei sich sämmtliche 
verholzte Partien dunkeiorangegelb färben, während die Cellulose- und 


Botanischer Verein in München. 817 


Korkmembranen völlig ungefärbt bleiben. Hierbei ist zu bemerken, 
dass schon Skraup in seiner Arbeit über das Thallın *) sagt: 
„Durch Belichtung wird dieses, sowie die andern Thallinsalze — 
wenn sie nicht absolut rein sind — schwach rosa gefärbt.“ 

Diese Färbung nimmt in der wässrigen Lösung noch zu, und es 
empfiehlt sich desshalb, wenig Lösung vorräthig zu halten, sowie 
dieselbe vor Licht geschützt, aufzubewahren. Der Holzreaktion 
thut ein derartiges Präparat keinen Eintrag, sondern es besitzt nur 
‚die Eigenschaft, die Cellulose und. Korkpartien ebenfalls schwach- 
rosa zu färben, wogegen die verholzten Membranen sich ebenso 
intensiv orangegelb färben, wie zuvor, ohne durch monatelange 
Belichtung merklich zu verblassen. 


Es lag nun noch im Bereiche der Untersuchung über die Brauch- 
barkeit des neuen Reagenses, das Verhalten des Thallinsulfats zu 
verkorkten Membranen und ferner zu andern reagirfähigen im pflanz- 
lichen Organismus vorkommenden Körpern, wie z. B. organischen 
Säuren, Glycosiden und Gerbstoffen zu studiren, und ich kam hierbei 
zu dem Resultate, dass die genannten Stoffe der Reaktion auf ver- 
holzte Membranen nicht hinderlich sind. 

Bei vergleichenden Untersuchungen über die Einwirkung der Holz- 
reagentien auf Vanillin **) und Coniferin sowohl trocken als in Lösung 
fand ich, dass dieselben sich in drei Gruppen eintheilen lassen 
and zwar: 

I. in solche, die nur mit Vanillin, nicht mit Coniferin 
reagiren: Thallin; 

II. in solche, die nur mit Coniferin und nicht mit Vanillin 

reagiren: Phenolsalzsäure; 

Il. in solele, die sowohl mit Vanillin als auch mit 

Coniferin Farbenreaktionen liefern: 
Sämmtliche andere Holzreagentien. 

Dieser Umstand, sowie die sehr grosse Resistenzfähigkeit der 
durch Thallin erzeugten Reaktionen gegen Belichtung dürften als 
weitere Beweise für die Brauchbarkeit des Thallins insbesondere 
da anzusehen sein, wo es darauf ankommt, Schnitte verschiedenen 
Verholzungsgrades als Testpräparate zu konserviren. 


Was endlich die Schärfe und Intensität der Thallin- 
reaktion anlangt, so möchte ich einige Zahlenwerthe hierfür anführen: 

1 cc. einer 0,1 prozentigen Lösung, enthaltend 0,001 gr. Thallin- 
sulfat, wurde in einem Schälchen mit einigen Quer- und Längs- 
schnitten von Fichtenholz in Berührung gebracht, die sofort die 
Reaktion zeigten und zwar um so stärker, je länger die Einwirkung 
‚dauerte. Hiermit war aber die äusserste Grenze der Reaktion keines- 


wegs erreicht, es zeigten vielmehr 0,5 cc. einer 0,01 prozentigen 


*) H. Skraup in den Berichten der Wiener Acad. d. W. II. Abth. 92. 
S. 789 ff. 

*%*) Ueber die chemische Natur des bei der Einwirkung von Thallinsulfat 
auf Vanillin entstehenden Reaktionsproduktes, sowie Ausführlicheres über vor- 
liegende Untersuchung, siehe die demnächst in den Berichten der deutschen Bot. 
Gesellsch. zu Berlin erscheinende grössere Arbeit. 


618 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


Lösung, einem Thallingehalt von 0,00005 gr. entsprechend, noch 
deutliche Reaktion. 

Es dürfte sich hieraus ergeben, dass das Thallinsulfat 
ein ausserordentlich empfindliches Reagens auf ver- 
holzte Gewebe ist, dass dasselbe vor anderen den 
Vorzug unbegrenzter Farbendauer, leichter Herstel- 
lung und Haltbarkeit mikroskopischer Präparate und 
unter Umgehung der lästigen Anwendung einer Säure 
ausserdem die Eigenschaft besitzt, mit Coniferin 
keine Farbenreaktion zu geben. 


Botaniska Säliskapet in Stockholm. 


(Fortsetzung.) 

Grosse Variationen findet man auch bei der Gruppe der 
Helobieae. Triglochin maritimum z. B. hat die Kambiumzone etwa 
ebenso gut entwickelt wie die Ziliaceen, zeigt auch mit Ranunculus 
sceleratus grosse Aehnlichkeit. Bei den‘ übrigen Familien, die mehr 
ausgeprägte Wasserpflanzen umfassen, sind die Vasalstränge stark 
redueirt, und es ist dabei die Kambiumzone das erste, was redueirt 
wird. Von Alismacen sind Alisma Plantage und »agittaria 
sagittaefolia untersucht worden. Bei beiden sind die Stränge 
schwach entwickelt und die primär gebildeten Stränge w un 
später zerrissen, indem ein weiter intereellulärer Luftgang sich 
bildet. Bei Alisma entstehen jedoch später halbmondförmig um 
den Luftgang herum andere Stränge. Bei den Potamogetoneae 
erinnern die Stränge an die bei Sagittari ia, indem keine Kambium- 
zone vorhanden ist und die Stränge in den Internodien zerrissen 
werden. Am meisten reducirt sind aber die Stränge bei Najas, 
wo es keine Gefässe giebt, auch keine Differenzirung in Xylem 
und Phloem. 

In der Gruppe der Glumiflorae findet sich eine schwach ent- 
wickelte und nur m den jüngeren Stadien sichtbare Kambiumzone 
bei den Juncaceen und Cyperaceen, die in dieser Hinsieht etwa 
gleich hoch stehen. Viel mehr entwickelt sich aber diese Zone bei den 
eumlneen, so bei Zea Mais, wo man sogar bei älteren Vasal- 
strängen m radial geordneten Zellen A Phloem und Xylem 
Reste davon sehen kann. Die Stränge der Gramineen zeigen also 
eine grössere Aehnlichkeit mit den Dikotylen, als mit den ‚Juneaceen 
und Cyperaceen, welche sonst als höher stehend betrachtet werden 
und aus welchen mehrere Autoren die Gramineen herleiten wollen.*) 


*) Ich habe in einer Abhandlung „Ueber die Entwickelungs- 
geschichte der Pollenkörner der Angiospermen“ gezeigt, dass die 
Entwiekelung der Pollenkömer der (yperaceen für eine Reduktion derjenigen 
der Juncaceen gehalten werden können, wogegen die der Gramineen derjenigen 
der normalen Monokotylen ähnlich ist; daraus kann man schliessen, dass die 
Gramineen aus den Cyperaceen nicht herzuleiten sind. Dieses wird durch die 
hier referirten Untersuchungen über die Entwickelung der Vasalstränge bestätigt. 

Anm. des Ref. 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 619 


Von Seitamineen sind nur zwei untersucht, nämlich eine 
Amomum- und eine Canna-Art. Geringe Andeutungen einer Kam- 
biumzone sind bei beiden vorhanden. Etwas deutlicher sind sie 
bei Amomum, was auch ganz natürlich erscheint, wenn man bedenkt, 
dass die Cannaceen eine von dem Typus mehr abweichende und 
mehr reducirte Familie sind, als die Zingiberaceen. 

Bei den Orchideen hat Möbius kambiale Theilungen in den 
Vasalsträngen beschrieben; solche hat auch die Verf. bei Platanthera 
bifolia gefunden. 

Unter den Spadicifloren stehen die Palmen am höchsten, denn 
Godfrin hat bei Zatania und die Verf. bei Brahea filamentosa 
eine deutlich ausgeprägte Kambiumzone gefunden, die durch tan- 
gentiale Theilungen sowohl für den Xylem- wie für den Phloem- 
Theil neue Zellen absetzt. Von 7: 'yphaceen ist nur eme Typha-Art 
untersucht worden; diese besitzt freilich eine Kambiumzone, die 
aber bei Weitem nicht so hoch entwickelt ist, wie bei den Palmen: 
doch sind die Stränge von 7ypha in jüngerem Stadium sowohl 
bezüglich des Kambiums wie anderer Dinge eher mit Juncus, 
Scirpus, Cyperus, Carex, Zea, Ammomum und Canna zu vergleichen. 
Bei den Aroideen ist eine weitere Reduktion eingetreten ; wenigstens 
konnte bei der untersuchten Alocasia gigantea (?) keine deutliche: 
Kambiumzone beobachtet werden; die Zellen der Stränge theilten 
sich indessen im jungen Stadium in allen Richtungen, dabei auch 
zum Theil in tangentialer zwischen Xylem und Phloem. Bei den 
auch in morphologischer Hinsicht stark redueirten Zemnaceen ist 
der Vasalstrang bis zum äussersten redueirt und keme Kambium- 
zone vorhanden. 


Es zeigt sich also, dass die Entwickelung der Vasalstränge bei 
den Monokotylen von derjenigen der Dikotylen bei weitem nicht so 
abweichend ist, wie man früher gemeint hat, und dass besonders 
die Bohren sich den Aanunculaceen ganz nahe anschliessen. In 
den grösseren Monokotylengruppen findet man Familien, wo die 
Stränge am meisten dikotylenähnlieh sind, und von diesen kann 
eine Reduktion gefolgt werden, die im Allgemeinen mit einer 
Reduktion in morphologischer Hinsicht gleichen Schritt hält. Es 
ist jedoch zu bemerken, dass bei allen "typischen Wasserpflanzen 
die Vasalstränge stets stark redueirt sind, was ja auch bei den 
Dikotylen der Fall ist und nach den Untersuchungen von Co- 
stantin bei einer und derselben Ärt eintrifft, wenn dieselbe, von 
Natur eine Landpflanze, gezwungen wird, im Wasser zu 
wachsen. 


2. Herr 8. Almquist sprach sodann 


Ueber die Gruppen-Eintheilung und die Hybriden 
in der Gattung Potamogeton. 


Die Hauptgruppen sind 1) Plantaginifoliae Fr., 2) Gra- 
minifoliae Fr. und 3) Ligulatae Fr. Die erste besteht aus: 
den breitblätterigen Formen. Die zweite bilden die grasblätterigen, 
die sich besonders dadurch auszeichnen, dass sie, wie es scheint. 


620 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


immer einjährig sind, so wie auch durch ihre eigenthümlichen 
Keimknospen. Die dritte besteht aus den borstenblätterigen, die 
Blattscheiden mit Ligula, nicht wie die anderen freie Ligula-Scheiden 
(Nebenblätter) besitzen. Zwei Arten, densa und erispa, können 
nicht in diese Gruppen eingereiht werden, sondern möchten besser 
auf Grund beträchtlicher Abweichungen als Typen ihrer Gruppe 
betrachtet werden. 

In der ersten Gruppe, Ei na die die grösste ist, kann 
man 4 Typen unterscheiden, 1.:den Natans-Typus mit einer 
Species natans (eine merkw irikk Abart ist sparganifolius), 
durch die abfallenden Blattspreiten ausgezeichnet; 2. den Pol Y- 
gonifolia-Typus, mit den Species fluitans (andererseits mit 
natans und lucens verwandt), polygonifolia, plantaginea 
(=colorata), lapina (=r u ns), eine Serie von mehr als in 
anderen Gruppen isolirten, aber deutlich zusammenhängenden 
Arten; 3. der @raminea-Typus, ein sehr verwickelter Form- 
Complex, in zwei Arten getheilt, /ucens und graminea*), 
und durch die verdiekten Aehrenstiele ‚ sowie durch die 
zahlreichen sterilen kleinen Zweige ausgezeichnet: und 4. der 
Perfoliata-Typus, der praelonga und perfoliata um- 
fasst und durch die gleichförmigen, dünnen, umfassenden Blätter 
ausgezeichnet ist. 

In der Gruppe Graminifoliae findet man zwei Serien: 
1) eine Hauptserie, die die Arten obtusifolia, pusilla””), 
rutila umfasst, und 2) eine Nebenserie, mit den Arten zoster«ae- 
folia, acutifolia und trichoides, die durch nur ein Pistill 
in der Blüte charakterisirt ist (bei acutifolia erstreekt sich die 
Reduktion auch auf die Staubblätter, zwei mit rudimentären An- 
hängen); die Frucht aber ist gross und eigenthümlieh höckerig. 

(Fortsetzung folgt.) 


*) Eine in mehreren Gesichtspunkten interessante Form ist gramini- 
folia Fr. (= borealis Kihlm., nicht Laest.), der Art graminea am nächsten stehend, 
obgleich grösser ınit platteren und ebeneren, nach der Basis zu stumpfen Blättern, 
aber auch an /ucens und sogar alpina, mit der sie bisweilen verwechselt 
wird, sich nähernd. Es mag unentschieden bleiben, ob sie specifisch verschieden 
ist, wie Kihlman annimmt, oder nur eine arktische Form bildet. Im nörd- 
lichen Schweden dürfte sie graminea völlig ersetzen, nach Süden zu wird sie 
immer seltener, doch so wie mehrere andere Alpenpflanzen, häufiger nach Westen 
zu. Wenn graminea in Lappland nicht vorkommt, so wäre das ein sicherer Beweis, 
dass graminifolia mit Linn&s graminea identisch sei, wie auch aus anderen 
Gründen anzunehmen ist, Der Name graminea muss dann dieser Form gegeben 
werden, und die gewöhnlich so benannte Pflanze heiter oph ylla Schreb. heissen. 
Dem Graminea-Gebiet gehört auch Fries’ ursprüngliche nigrescens, die wahr- 
scheinlich eine Beiform der graminifolia ist, an. 

*#) P. gracilis Fr. halte ich für eine Varietät von pusilla. Zu bemerken 
ist, dass die Scheitelblätter bei vollständiger Ausbildung eine schwimmende, recht 
breite und gestielte Spreite bekommen, fast wie die Blätter einer (allitriche- 
Rosette. Unter den schwedischen G@raminifoliae giebt es keine andere, die eine 
solche Analogie mit den schwimmenden Blättern bei gramineau. and. zeigt. Hervor- 
zuheben ist ferner das sporadische Auftreten; sie scheint niemals auf demselben 
Standorte wiedergefunden zu sein, obgleich sie sonst nicht so selten zu seiu 
scheint. In der Umgebung von Stockholm ist sie an 5 Stellen gefunden worden. 


v. Herder, E. R. v. Trautvetter. 621 


Nekrolog. 
E. R. von Trautvetter. 


Eine biographische Skizze 
von 
F. G. von Herder. 
(Fortsetzang.) 

Den Bezirk der sibirischen Tanne bezeichnet eine Baum- 
vegetation, welche aus der Familie der Abietineae die europäische 
Pinus sylvestris, ausser dieser aber bereits zwei Nadelhölzer Sibiriens, 
die Picea obovata und Larix» Sibirica, enthält, während Abies Sibi- 
rica und Pinus Cembra im Gouvernement Archangel nur sporadisch 
auftreten. 

Der Bezirk der sibirischen Edeltanne hat eine Nadel- 
holzwaldung, welche neben der Pinus sylvestris aus Picea obovata,, 
Larix Sibirica, Abies Sibirica und Pinus Cembra besteht. 

IV. Südrussland oder das Gebiet der Laubhölzer lässt. 
wieder 3 Landstriche und 7 Bezirke unterscheiden: 

A. der Landstrieh der Laubhölzer, welche in der Nähe 
von Flüssen Wälder bilden, in welchen ausser ihnen nur 
noch die Kiefer vorkommt, zerfällt in 5 Bezirke: 

a. der Bezirk des wilden Apfelbaumes, enthält noch 
die Kiefer, aber weder den Birn- noch den Kirsch- 
baum. 

b. der Bezirk des Birnbaums, enthält auch die Kiefer, 
aber noch nicht den Kirschbaum. 

ce. der Bezirk des Kirschbaums, enthält auch noch die- 
Kiefer. 

B. Der Landstrich der Sträucher; hier gibt es keine Wälder 
mehr, sondern nur einzeln stehende Baumgruppen an den 
Flussufern, auch die Kiefer kommt hier nicht mehr vor. 
Man kann hier wieder 2 Bezirke unterscheiden: 

a. den Bezirk der Wiesenkräuter und 

b. den Bezirk der Salzkräuter. 

C. der Landstrich der Meerpflanzen an den Meeren Süd- 
russlands mit 2 Bezirken: 

a. den Bezirk des schwarzen Meeres und 

b. den Bezirk des caspischen Meeres. 

Trautvetter’s Eimtheilung, welche schon zur Zeit ihres- 
Erscheinens durch Schrenk’s Reisewerk über die Tundern der 
Samojeden und etwas später durch Bode’s Arbeit wesentliche Ver- 
änderungen erlitt, hat natürlich im Laufe der letzten 40 Jahre noch 
manche genauere Feststellung in der Verbreitung der zur Bezeich- 
nung der einzelnen Bezirke gewählten Bäume erfahren, ist aber 
in seinen Hauptzügen und in der Gruppirung der Pflanzen, welche 
zusammen auftreten, eine gute Richtschnur geblieben und wird sie- 
mit sorgfältiger Benutzung der neueren Forschungsresultate von 
Aggjenko, Beketow, Kihlman, Koeppen, Krylow, 
Kusnetzow und Medwedjew und mit Berücksichtigung der 


622 v. Herder, E. R. von Trautvetter, 


geologischen Arbeiten von Dokutschaew, Korschinskyu.a. 
stets bleiben. 

Im Anschlusse an die pflanzengeographischen Verhältnisse des 
europäischen Russlands bearbeitete T. die pflanzengeographischen 
Verhältnisse des Lehrbezirkes Kiew, doch rührt hier nur der all- 
gemeine und litterarhistorische Theil und das Verzeichniss der Fa- 
milien von T. her, während der spezielle Theil, d. h. die eigent- 
liche Flora von Rogowicz bearbeitet wurde. — Der pflanzen- 
geographische Theil ‚der Naturgeschichte des Kiewer Lehrbezirkes 
befasst sich eigentlich nur auf den beiden letzten Seiten 19 und 
20 (im Schlussw. orte) mit den pflanzengeographischen Verhältnissen 
des Kiewer Lehrbezirkes, während. die ersten 18!/g Seiten eine 
knappe, aber vollständige russische Bearbeitung der „pflanzen- 
geographischen Verhältnisse des europäischen Russlands“ enthalten. 
Dem Werke selbst ist eime Karte der Pflanzengebiete des euro- 
päischen Russlands beigegeben, welehe dem ausführlichen, in 
deutscher Sprache verfassten und in drei Lieferungen erschienenen 
Original fehlt. Auf dieser Karte findet sich an auch, obwohl 
nur in kleinem Maassstabe, eine Karte der Pflanzengebiete des 
Kiewer. Lehrbezirkes eingetragen, woraus ersichtlich ist, dass der- 
selbe zu dem Gebiete der Laubhölzer gehört und zwar mit seinem 
östlichen Theile dem Bezirke des Birnbaumes, mit dem westlichen 
dagegen dem Bezirke des Kirschbaumes angehört, während er mit 
seinen nördlichen Ausläufern in die Bezirke der Buche und Hain- 
buche hineinragt, mit seinen südlichen Ausläufern dagegen den 
Bezirk der Wiesenkräuter und die Nordgrenze des Tschernosem 
streift. — Daran schlossen sieh zahlreiche Monographien über 
Pflanzenfamilien des Kiew’schen Gouvernements in den ‚Jahren 
1852—1859 an, so über die Cyperaceae, RE Seneciones, 
Urticaceae, Cuscutaceae, Ulmen und Crocusarten. — Den Reigen 
der Pflanzenbearbeitungen aus den entfernteren Theilen des 
russischen Reiches, mit welchen T. sieh in der zweiten Hälfte 
seines Lebens beschäftigte, eröffneten Middendorff’s Pflanzen 
aus Nordostsibirien, die er theils allein bearbeitete, wie die Florula 
Taimyrensis und Boganidensis, theils in Verbindung mt O0. RA. 
Meyer, wie die Florula Ochotensis. An diese schloss sich die 
Bearbeitung der von A. v. Schrenk in der Kirgisensteppe 18340 
bis 43 gesammelten Pflanzen an, welehe T. vom Jahre 1860 bis 
bis 1868 beschäftigte und so in die erste Zeit seines St. Peters- 
burger Aufenthalts hinemreichte, obwohl er dieselbe schon in Kiew 
begonnen und in Gorki fortgesetzt hatte, aber darin unterbrochen 
worden war. Aus dieser Unterbrechung erklärt sich auch der 
Verlust der Separatabdrücke des ersten Theiles seiner Plantae 
Sehrenkianae. — Es würde uns zu weit führen, wollten wir hier 
alle die Pflanzenbearbeitungen ausführlich besprechen , welche in 
den Jahren 1870 bis 1888 von Trautvetter’s fleissiger Hand 
geschrieben, erschienen sind, und wir müssen deshalb auf das am 
Ende dieser kleinen Biographie befindliche ehronologische Ver- 
zeichniss seiner Schriften verweisen. 


Algen. 623 


Abgesehen von der Arbeit über die geographische Verbreitung 
der Herniaria-Arten in Russland und der Flora von Nowaja Semlja, 
beschäftigten sich seine Untersuchungen hauptsächlich mit zwei 
Gebieten, deren Erforschung auch heutzutage noch nicht abge- 
schlossen ist, mit dem Kaukasus und mit Sibirien. Während ihm 
aus dem Kaukasus Radde und Becker fortwährend reiche 
„Pflanzen-Erndten“ zuführten, erhielt er aus Sibirien, namentlich 
aus dessen nordöstlichen Theilen, verschiedene kleinere Sammlungen, 
so von Augustinowiez, Bunge til, Czekanowsky, F. 
Müller, Diebr otworsky, Dauer sky »T08S8, ok alow sky 5 
Schwanebach u. A., ausserdem aus der Kirgisensteppe von 
Slowzow, aus der östlichen Mongolei von Korondn aus 
Turkmenien von Beeker, Radde und Maloma und aus Chiwa 
von Grodekow und Sievers. Dazwischen erschienen: Der 
Abriss einer Geschichte des St. Petersburger botanischen Gartens, 
bei Gelegenheit von dessem 50jährigen Jubiläum im J. 1873, zwei 
Monographien über die russischen Campanula- und Vieia- "Arten 
und, ausser den früher schon erschienenen Biographien von Ba- 
siner, Besser und Steven, noch zwei von Fischer und 
Stephan. Biographische Mittheilungen, welche T. einmal im 
Jahre 13570 an einem bei ihm abgehaltenen „akademischen Abend“ 
über den Botaniker Gilibert machte, gelangten leider nicht zur 
Veröftentlichung. (Fortsetzung folgt.) 


Referate. 


Hansgirg, A., Synopsis generum subgenerumque Myxo- 
phycearum (Chanophycearum) hucusque cognitorum, cum 
descriptione ee novi „Dactylococcopsis“. (Notarisia. 


Anno II. No. 12. p. 584—590. Oktober 1888.) 
Verf. giebt folgende Eintheilung der Classe der Myxophyceen: 


I. Ordo. Gloeosipheae Ktz. 
I. Subordo. Heterocysteae (Stiz.) Hansg. 
1. Fam. Scytonemceae (Stiz.) Bzi. 
1. Subfam. Sirosiphoneae Stiz. 
. Trib. Stigonemeae (Bzi.) Bor. et Flah. 

1. Subtrib. Eustigonemeae Hansg. Fila libera, cellulis ordine dupliei vel 
multipliei, raro uniseriatis; vaginis erassis, lamellosis.. Genus: 1. Stigonema Ag. 
(Subg. Fischera, Sirosiphon, Phragmonema). 

2. Subtrib. Hapalosiphoneae Hansg. Fila libera, cellularum serie simplici, 
an dupliei; vaginis arctis, tenuibus, raro suberassis. Genera: 2. Hapalosiphon 

Näg. (Subg. Euhapalosiphon Mastigocladus); 3. Mastigocoleus Lagerh. 
3. Subtrib. Capsosireae Hansg. Fila e cellularum serie simpliei constituta, 
in frondem pulvinatam, adfixam, paralleliter concreta. Genus: 4. (apsosira Ktz. 
H. Trib. Nostochopsideae Bor. et Flah. Genus: 5. Nostochopsis Wood. 
2. Subfam. Seytonemeae (Stiz.; Bzi. 
I. Trib.*) Euscytonemaceae Bazi. 
1. Subtrib. Drilosiphoneae Hansg. Pseuderamuli gemini vel solitarii, inter 


*) Die fortlaufende Numerirung der Tribus in den verschiedenen Familien 
stört die Uebersicht; Ref. hat sie daher nicht angewendet. 


024 br Algen, 


heterocystas, rarius sub heterocystis egredientes. Genus: 6. Seytonema Ag. (Subg. 
Myochrctos, Euscytonema). 
2. Subtriv. Tolypotrichoidewe Hansg. Pseudoramuli solitarii, raro gemini, 
sub heterocystis, rarius inter heterocystas formati. Genus: 7. Tolypothrix Ktz.. 
3. Subtrib. Plectonemeae Hansg. Fila scytonemacea psendoramosa; hetero- 
eystis et sporis adhue non observatis. Genus: 8. Plectonema Thr. (Subg. Eu- 
plectonema, Glaucothrix). 


II. Trib. Coleodesmeae Bzi. 

1. Subtrib. Desmonemeae Hansg. Fila saepe plura*) (2—8) in vagina 
communi inclusa, erecta vel subflexuosa, repetite subdichotome pseudoramosa, 
heterocystis basilaribus.. Genus: 9. Desmonema Berk. et Thwait. 

2. Subtrib. Cystocoleae Hansg. Fila saepius plura vel bina, in vagina 
communi inclusa, submoniliformia ; heterocystis intercalaribus. Genus: 10. Hydro- 
coryne Schwabe. 

3. Subtrib. Diplocoloneae Hansg. Fila repetite pseudoramosa, in vagina 
communi plura, flexuoso-curvata, subnostochacea; pseudoramis in intervallum 
heterocystarum, rarius sub heterocystis egredientibus. Genus: 11. Diplocolon 
Näg.**) 

2. Fam. Rivuleriaceae (Stiz.) Rbh. 
1. Subfam. Zivularieae Ktz. 

I. Trib. Zurivularieae Bor. et Flah. Genera: 12. Josacths Thr.; 13. 
Rivularia (Roth) Ag.; 14. Gloeotrichia J. Ag. 

ll. Trib. Brachytrichieae Bor. et Flah. Genus: 15. Brachytrichi@ 
Zanard. 

2. Subfam. Mastichotrichieae Ktz. 

I. Trib. Zucalotrichieae Hansg. Fila ramosa, vaginis firmis, arctis, 
filis subeylindrieis. Genus: 16. Calothrix Ag. (Subg. Homoeothrix, Eucalothrix, 
Dichothrix, Polythrix). 

II. Trib. Sacconemeae Hansg. Vaginae filorum gelatinosae saccato- 
ampliatae, filis moniliformibus. Genus: 17. Sacconema Bazi. 

3. Subfam. Leptochaeteae Bor. et Flah. 

Genera: 18. Leptochaete Bzi.; 19. Amphithrix (Ktz.) Bor. et Flah.; 20. Micro- 
chaete Thr. 

3. Fam. Nostoceae Bzi. 


1. Subfam. Eunostoceae Hansg. 

Trichomata flexuoso-curvata, submoniliformia, vaginis gelatinosis vel indi- 
stinctis, cellulis vegetativis globosis, oblongis, subquadrangularibus, subeylindraceis, 
rarius depresso-quadratis. Genera: 21. Nostoc Vauch. (Subg. vide Thuret et 
Bornet); 22. Anabaena (Bory) Ktz. (Subg. Trichormus, Dolichospermum, Sphaero- 
ziga, Oylindrospermum). 

2. Subfam. Nodularieae Hansg. 

Fila subrecta vel leviter fexuosa, vaginis membranaceis vel mucosis, cellulis 
vegetativis subeylindrieis, compresso-diseiformibus vel depresso-globosis. Genera:- 
23. Nodularia Mert.; 24 Aulosira Krch. 

4. Fam. Lyngbyaceae (Thr.) Hansg. 
1. Subfam. Mierocoleae Hansg. 

Fila bina vel plura, in vagina communi inclusa, fasciculos vel caespitulos 
procumbentes vel erectos, adnatos, rarius fiuctuantes formantia. Genera: 25. 
Microcoleus Desmaz. (Subg. C'hthonoblastus, Schizothrix, Hydrocoleum); 26. Inactis 
(Ktz.) Thr. (Subg. Euinaetis, Inomeria). 

2. Subfam. Lyngbyeae Hansg. 

Fila solitaria vel aggregata, vagina firma, membranacea inelusa vel tegumento 
mucoso praedita, mobilia vel immobilia, libera vel adhaerentia. Genera: 27. 
Symploca Ktz.; 28. Lyngbya (Ag.) Thr. (Subg. Leibleinia, Eulyngbya, Oseillaria, 
Spirulina, |? Borzia, @liothrix, Agonium, Trichodesmium] ). 


*) Ueber das Latein des Verfs. (er schreibt z. B. constant „pluria“) liesse: 
sich manches sagen. 

**) Die Aufstellung dieser Subtribus, die fast immer nur eine Gattung ent- 
halten, ist wohl kaum nothwendig. Ref. 


Algen, 625 


II. Subordo Isocysteae Bzi. 


5. Fam. Limnochlideae*) Hansg. Trichomata heterocystis desti- 
tuta, in squamulas vel fasceiculos lubricos, facile secedentes paralleliter agglu- 
tinata, raro subsolitaria; sporis globosis vel elongato-eylindrieis. Genera: 29. 
Isoeystis Bzi.; 30. Aphanizomenon Morren. 


II. Ordo. Chamaesiphonaceae Bai. 
6. Fam. Chamaesiphonaceae*) (Bzi.) Hansg. 
1. Subfam. Euchamaesiphoneae Hansg. 

Coceogonia elongato-cylindracea, subfiliformia, rarius clavata vel pyriformia, 
vagina apice rotundata, raro setuligera demum aperta. Genera: 31. C'hamaesiphor 
A. Br. et Grun. (Subg. Brachythrix, Sphaerogonium); 32. Clastidium Kıceh.; 33. 
Godlewskia Janezew.; 34. Hyella Bor. et Flah. 

2. Subfam. C'ystogoneae (Bzi.) Hansg. 

Coccogonia globosa, subglobosa vel obovata, membrana ad apicem demum 
soluta vel transverse seissa. Genera: 35. (yanoeystis Bzi.; 36. Dermocarpa 
Crouan; 37. Cyanoderma Web. v. Boss. (Subg. Eucyanoderma, Myxoderma); 38. 
Pleurocapsa Thr. 


111. Ordo. Chroococcoideae Hansg. 
7. Fam. Chroococcaceae Rbh. ampl. 
1. Subfam. Chroocysteae Hansg. 

Cellulae in familiis affıxis, tegumento communi membranaceo vel gelatinoso 
obtectis, regulariter consociatae. Genera: 39. Allogonium Ktz. (Subg. Asterocystis, 
Chroodactylon); 40. Oncobyrsa Ag.; 41. Xenococcus Thr. [? 42. Enthophysalis 
Ktz.; 43. Homalococcus Ktz.; 44. Placoma Thr.; 45. Gloeochaete Lagerh.]. 


2. Subfam. Euchroococcaceae Hansg. 
Cellulae in familiis liberis, tegumento gelatinoso communi velatae vel in 
muco ceommuni irregulariter dispositae; stratum amorphum, globosum vel sub- 
globosum, raro tabellare. 


I. Trib. Thecineae Hansg. Cellularum divisio ad unicam direcetionem 
(transversalem). Genera: 46. Chroothece Hansg.; 47. Gloeothece Näg.; 48. Aphano- 
thece Näg.; 49. Symechococeus Näg. [? 50. Dactylococcopsis Hansg. gen. nov.; 
51. Glaucocystis Itzig; 52. Coccochloris Spreng.]. 


II. Trib. Phyllothecieae Hansg. Cellularum divisio in planitiei utramque 
directionem. Genera: 53. Merismopedium Meyen (Subg. Eumerismogedium, Holo- 
pedium); 54. Tetrapedia Reinsch. 


III. Trib. Coccineae Hansg. Cellularum divisio directione ad tres 
dimensiones alternante. Genera: 55. Coelosphaerium Näg.; 56. Gomphosphaeria 
Ktz.; 57. Clathrocystis Henfr.; 58. Polycystis Ktz.; 59. Gloeocagsa (Ktz.) Näg. 
(Subg. Rhodocapsa, Chrysocapsa, Eugloeocapsa); 60. Aphanocapsa Näg. (Subg. 
Porphyridium, Autaphanocapsa); 61. Choococcus Näg. (Subg. Rhodococcus, 
COhrysococcus, Euchroococeus). 


8. Fam. Cryptoglenaceae Hansg. Genera: 62. Cryptoglena Ehrb.; 
63. Chroomonas Hansg. 
Genera incertae sedis: (Capsosiphon Gobi, Trichocladia Zanard.; Hormo- 
thamnion Grun. 
Die Diagnose der neuen Gattung lautet: 


Dactylococcopsis gen. nOV. 

Cellulae graciles, solitariae vel 2—8 in familias fasciculafim consociatae, 
fusiformes, subovato-lanceolatae, modice vel faleato-curvatae, utroque polis an- 
gustatis, subacutis vel longe cuspidatis. Cytoplasma pallide aerugineum vel 
olivaceo-subeoeruleum, granula oleose nitentia, bina, raro plura vel singula in- 
eludens. Membrana tenuis, homogenea, laevis. 

Propagatio fit cellularum divisione ad unam directionem. 


*) Bei den /socysteen, welche nur aus einer Familie bestehen, war es wohl 
unnötbig, dieser Familie einen anderen Namen (Limnochlideae) zu geben; da- 
gegen gilt „Chamaesipkonaceae“ als Ordnungs- und Familiennamen zugleich. 
In diesem Falle sollten für Ordnungen andere Endungen verwendet werden als 
für Familien. 


Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 14 


626 Algen. 


Beschrieben sind 2 Arten: 
D. rupestris Hansg. Hab. in rupibus madidis calcareis una cum Aphano- 
capsis, Nostocibusque ete. ad Karlstein Bohemiae. 
D. rhaphidioides Hansg. Hab. in terra humida, parietibus mucosis ete. inter 
Hypheothricea ad Pragam Bohemiae. 
Fritsch (Wien). 


Farlow, W.G. On some new or imperfectly known 
Algae of the United States. I. (Bulletin of the Torrey 
Botanieal' "Club. Vol: XVEN41889. No., 1." p. 1-12. PIE 
LXXXVO—- LXXXVIIL) 

Enthält Notizen über 16 rothe und braune Meeresalgen von 
den Küsten Nord-Amerikas, wovon fünf Arten neu sind. Zu 
diesen giebt Verf. englische Diagnosen und auf zwei Tafeln Ab- 
bildungen der Struktur, so weit diese bekannt. 

Ohrysymenia pseudodichotoma Farl., n. sp., in Kalifornien von Dr. C. L. 
Anderson und Anderen gesammelt, ward früher vom Verf. (Proc. Am. Acad. 
Arts. and Sci. VII. 242) als Chr. obovata Sond. betrachtet. 

Gloeosiphonia vertieillaris Farl., n. sp., aus Kalifornien, scheint zu dieser 
Gattung zu gehören. Ihr Cystocarp ist dem von @. capillaris ähnlich und ihr 
Procarp stimmt mit dem derselben Art, wie es von Schmitz abgebildet ist, 
gut überein. Das Carpogon und das Trichophor sind auf zwei verschiedenen 
Aesten entwickelt, die aus derselben Basalzelle entspringen, also ziemlich 
weit entfernt. Ueber das Verbindungsmittel zwischen den beiden gab .das 
Material keine Auskunft. 

Mesogloea Andersonii Farl., n. sp.. auch von der Westküste, ist wahrschein- 
lich mit M. greeilis Kütz. näher verwandt. Diese Alge ist als No. 163 in Far- 
low, Anderson & Eaton, Algae Am. Bor. Exsiccatae, ausgegeben worden, und es 
ist nicht unmöglich, dass sie mit M. deeipiens Suringar, aus Japan, identisch ist. 

Dietyosiphon Macounii Farl., n. sp., von Prof. J. Macoun in Gaspe Quebec 
gesammelt, ist die gröbste und dickste Art der Gattung und wächst, wie ver- 
wandte Arten, auf COhordaria flagelliformis. 

Eetocarpus tomentosoides Farl., n. sp., in Nahant, Mass. gefunden, bildet 
dichte Rasen auf alten Laminarien. Ist mit E. tomentosus näher verwandt, 
aber dıe Fäden bleiben immer sehr kurz und sind deutlich schmäler als die der 
letzteren. Auch sind die Sporangien niemals gebogen wie bei E. tomentosus. 

Exemplare von Choreocolax Polysiphoniae Reinsch., zu Nahant, Mass. auf 
P. fastigiata im Mai 1888 gesammelt, tragen die bisher unbekannten Tetraspvren 
dieser Art, welche Verf. beschreibt und abbildet. Die Tetrasporangien entstehen 
aus den terminalen birnförmigen Zellen der radialen Gliederfiäden, aus welchen 
der Thallus besteht. Die Tetrasporen sind in den meisten Fällen kreuzförmig 
getheilt, jedenfalls aber tetraedrisch. 

Unterscheidungsmerkmale zwischen Nereocystis gigantea Aresch. und N. 
Lütkeana Rupr. mit Bemerkungen über die beiden Arten sind vom Verf. und 
vonD. Cleveland gegeben. Verf. glaubt, die genannten Arten seien specifisch 
verschieden, aber es besteht kein guter Grund für die Trennung der ersteren, 
als Typus einer neuen Gattung Pelagophycus wie von Areschoug dargethan 
worden ist. 

Fucus platycarpus Thur., neu für die Ostküste Amerikas, findet sich in 
Nahant und zwar im Oktober fruchtbar. 

Nemalion Andersonii Farl. ist vielleicht eine Form von N. ramulosum Harv. 
Die als Fucus furcatus in Farlow, Marine Algae of New England bezeichnete 
Alge ist F. edentatus De la Pyl. Dieselbe ist die n Woodworth, The Apica 
Cell of Fucus, unter dem Namen F. furcatus beschriebene Art. (Siehe Botan. 
Centralbl. XXXVIl. 33.) Noten über Synonymie und neue Standorte anderer 
Arten ergänzen die Mittheilung, 

Humphrey (Amherst, Mass.). 


Pilze. 627 


Engelmann, Th. W., Die Purpurbakterien und ihre 
Beziehungen zum Licht. (Botanische Zeitung. 1833. p. 661 
und folg.) 

Verf. beschreibt hier Versuche, die er mit dem von ihm sog. 
Bacterium photometricum und anderen Bakterien angestellt hat,*) 
welche sich durch den Besitz von Bakteriopurpurin auszeichnen. 

Das Licht beeinflusst die Schnelligkeit der Bewegung dieser 
Organismen, und zwar ist dieselbe proportional der Lichtstärke. 
Völlige Dunkelheit bewirkt, allerdings oft erst nach einigen Tagen, 
Starre, deren Eintritt durch Anwesenheit von etwas Schwefel- 
wasserstoff verzögert werden kann. Die Dunkelstarre wird 
durch Lichtzutritt nach längerer oder kürzerer Zeit aufgehoben. 
Es kann aber auch längere Lichtwirkung Ruhe herbeiführen 
und dann Dunkelheit die Bewegung wecken. Ausserdem zeigen 
die Purpurbakterien die schon früher beschriebene Schreckbewegung, 
welche durch plötzliches Beschatten hervorgerufen wird. Die 
Empfindlichkeit für Beschattung ist vom Sauerstoff abhängig. 

Die rothen Bakterien haben ein Unterscheidungsvermögen für die 
verschiedenen Wellenlängen des Lichts, sie sammeln sich im Ultra- 
roth massenhaft, weniger in Gelb und noch schwächer im Grün 
an. Trotz kleiner Abweichungen ist es unzweifelhaft, dass die 
Organismen nur auf die vom Bakteriopurpurin absorbirten Strahlen 
reagiren. Verf. bestimmte die Absorptionsmaxima und fand, dass 
diese in den Theilen liegen, wv die Bakterien sich ansammeln. 

Die letzteren zeigen nun auch eine geringe Assimilationsthätig- 
keit; sehr sauerstofftempfindliche Bakterien sammeln sich um die 
rothen Zoogloeen resp. Einzelzellen an, wenn diese belichtet werden. 
Die Ansammlungen der Bakterien sind nur deutlich, wenn vorher 
aus dem Kulturtropfen der Sauerstoff grösstentheils entfernt war. 
Die Purpurbakterien sind auf ein gewisses Sauerstoffquantum abge- 
stimmt, halten sich daher meist in bestimmter Entfernung von der 
Oberfläche der Kulturflüssigkeit. Bei Belichtung wird dieser Ab- 
stand vergrössert, was Verf. auch auf eine Abscheidung von Sauer- 
stoff zurückführt. 

Die rothen Bakterien wachsen im Licht besser, als im Dunkeln, 
auch das spricht nach Engelmann für ihre Assimilationsthätigkeit. 
Verf. weist dann weiter nach, dass nur das von den Bakterien 
absorbirte Licht assimilatorisch wirkt, was besonders gut dadurch 
demonstrirt wird, dass auch hinter Lösungen von Jod in Schwefel- 
kohlenstoff Sauerstoff ausgeschieden wird. 

Verf. hebt nun hervor, dass das Vermögen, Sauerstoff zu ent- 
wickeln, nicht die specifische Fähigkeit eines bestimmten Farbstoftes 
sei; dass ausserdem die Assimilation nicht ausschliesslich an die 
Strahlen gebunden sei, welche wir mit dem Auge wahrnehmen können. 

Verf. weist dann darauf hin, dass man sich nun auch nicht 
wundern dürfe, wenn farblose Formen aufgefunden würden, die im 
Dunkeln Kohlenstoff assimiliren und Sauerstoff ausscheiden. Eine 
Synthese von Kohlehydraten ohne Chromophyll, nur durch Wärme- 


*) Die frühere Arbeit in Pflügers Archiv 30. Bd. 1883, p. 95. 
14* 


628 Pilze. — Flechten. 


wirkung in der Pflanzenzelle erscheine umsoweniger unmöglich, als. 
Hueppe und Heraeus gezeigt haben, dass gewisse Bakterien aus 
kohlensaurem Ammonium ein der Cellulose nahe verwandtes Kohle- 
hydrat herstellen können. Die rothen Bakterien würden dann ein 
Mittelglied zwischen den grünen Pflanzen und solchen farblosen 
Bakterien bilden. Sie selbst zeigen alle Uebergänge von ziemlich 
stark assimilirenden Formen bis zu solchen, bei welchen eine 
O-Ausscheidung kaum nachweisbar ist. Oltmanns (Rostock i. M.) 


Harkness, H. W., Fungi of the Pacific Coast. (Bullet. 
of the California Acad. of Sciences. Vol. II. Nr. 7. p. 437—447.): 


Verzeichniss von kalifornischen Pilzen mit Standortsangaben. 
Hierbei sind neu beschrieben: Ascochyta Fremontiae, Pestalozzia 
gibbosa und Phyllachora (?) Polemoni. — Ausserdem ist das Vor- 
kommen von Peronospora viticola B. et Ü. auf Vitis Californica 
beschrieben und des Weiteren erörtert. 

Freyn (Prag). 


Müller, J., Graphideae Feeanae inclus. trib. affini- 
bus neenon Graphideaeexoticae Acharii,EIl. Friesii 
et Zenkeri e novo studio speciminum originalium 
expositae et in novam dispositionem ordinatae. 
(Memoires de la Soc. de phys. et d’hist. nat. de Geneve. T.XXIX. 
No. 8. 80 pp.) 


Der zweite Theil der kritischen Revision der von Fee in 
„Essai* und „Supplementum“ beschriebenen Lichenen umfasst die 
Graphideen im weiteren Sinne, etwa so abgegrenzt, dass sie 
den gymnocarpen Selerolichenen Th. Fries entsprechen. In 
anerkennenswerther Weise hat Verf. seme Studien auch auf 
die von Acharius (Prodromus 1793, Methodus 1803, Licheno- 
graphia universalis 1810, Synopsis 1814), E]. Fries (Vetensk. 
Akad. Handl. 1820, Syst. Orb. Veget. 1825) und Zenker (in 
Goebel, Pharm. Waarenkunde. I. 1827—29) aufgestellten Arten 
ausgedehnt und für eime ausführliche Erweiterung der Diagnosen 
Sorge getragen. Von Bedeutung ist auch die vom Verf. ange- 
nommene systematische Gruppirung, welche als Grundlage für die 
Anordnung die zweite Klasse der Liehenen im Sinne Th. Fries 


angesehen werden kann. 
Trib. I. Biatirinopsideae Müll. Arg. 
Biatorinopsis lutea Müll. Arg. L. B. no. 254 — Leecidea biformis Ess. p. 11; 
L. hypoxantha Fee Suppl. p. 109; L. patellula Fee Ess. p. 110. 
Trib. U. Thelotremeae Müll. Arg. 
1. Ocellularia Müll. Arg. L. B. no. 365. 

Seet. I. Ascidium Müll. Arg. L. B. no. 366. ©. (s. Ascidium) Cinchonarum 
Spreng. Syst. p. 4= Ascidium Cinchonarum Fee Ess. p. 96, t. 23, f. 5. — Oc. 
(8. Ascidium) henatomma Müll. Arg. = Pyrenula henatomma Ach. Univ. p. 316. 
Thelotrema Ach. Act. Stock et Syn. p. 114. 

Sect. II. Euocellularia Müll. Arg. ©. alba Müll. Arg. = Myriotrema alba 
Fee Ess. p. 104, t. 25, f. 2; T’helotrema Nyl. Syn. Nov. Cal. p. 35. — O. oliva- 


Flechten. 629 


cea Müll. Arg. = Myriotrema olivaceum Fee Ess. p. 103, t. 25, f. 1. — ©. clan- 
destina Müll. Arg. = Thelotrema clandestinum Fee Ess. Suppl. p. 90; Pyrenuls 
Ess. p. 72. — O. terebrata Müll. Arg. = T'helotrema terebratum Ach. Syn. p. 114, 
Fee Ess. p. 93. — 0. fumosa Müll. Arg. = Thelotrema fumosum Ach. Syn. p. 115 
et Pyrenula trypanea Ach. Syn. p. 119. — 0. calvescens Müll. Arg. == T'helo- 
trema calvescens Fee Suppl. p. 89. — O. discoidea Müll. Arg. = Thelotrema di- 
scoideum Ach. Syn. p. 116. — O0. Feeana Müll. Arg. = Urceolaria Üinchonarum 
Fee Ess. p. 105. — O0. demersa Müll. Arg. = Pyrenula clandestine Fee Suppl. 
pP. 83 non Ess. p. 90. — 


2. Phaeotrema Müll. Are. 

Ph. subfarinosum Müll. Arg. = Pyrenula subfarinosa Fee Ess. p. 79. 
3. Thelotrema Müll. Arg. 

Th. leueinum Müll. Arg. = Thelotrema urceolare Fee Ess. p. 92. 


4. Leptotrema Montg. et van den Bosch. 

L. umbratum Müll. Arg. = Pyrenula umbrata Fee Ess. p. 72; T'helotrema Fes 
Suppl. p. 90. — L. bahianum Müll. Arg. = Thelotrema bahianum Ach. N. Act. 
Stockh. et Syn. p. 114. — L. urceolare Müll. Arg. = Thelotrema urceolare Ach. 
Syn. p. 115. 

Trib. III. Graphideae Müll. Arg. 
Subtrib. I. Zugraphideae Müll. Arg. 
1. Dirina El. Fries. 

D. Ceratoniae E. Fries. L. Europ. p. 194 = Chiodecton africanum Fee Suppl. 
p- 53. 

2. Platygrapha Nyl. 

P. dirinea Nyl. = Chiodecton ? paradozum Fee Ess. p. 64 et Suppl. p. 53. — 
P. viridescens Müll. Arg. = Urceolaria viridescens Fee Ess. p. 104 et Suppl. 
p- 99; Urceolaria Bonplandiae Fee Ess. t. 25, f. 3. — P. byssiseda Müll. Arg. 
= Lecanora byssiseda Fee Ess. p. 114, t. 29, f. 4. — 

3. Platygraphopsis Müll. Arg. 

P. interrupta Müll. Arg. = Graphis interrupta Fee Ess. p. 41, t. 8, f. 1 et 
Suppl. t. 39. — 

4. Opegrapha Nyl. 

Sect. I. Euopegrapha Müll. Arg. ©. confusula Müll. Arg. = Opegrapha comme 
Fee Ess. p 28, pr. p. — O0. Bonplandi var. abbreviata Müll. Arg. = Opegrapha 
abbreviata Fee Ess. p. 25. — O. prosodea Ach. Meth. p. 22 = 0. Bonplandi var. 
Quassiaecola Fee Ess. p. 26, t. 5, f. 5. — 

Sect. II. Pleurothecium Müll. Arg. L. B. no. 1042. 

Sect. III. Lecanactis Müll. Arg. 0. (s. Lecanactis) Feeana Müll. Arg. 
Arthonia confluens Fee Ess p 55. — 0. (s. Lecanactis) Quassiae Müll. Arg. 
Lecidea Quassiae F&e Suppl. p. 104, t. 42, f 13. 


5. Melaspilea Müll. Arg. 

Sect. I. Holographa Müll. Arg. 

Sect. II. Hemigrapha Müll. Arg. MM. (s. Hemigrapha) heterocarpa Müil. Arg. 
= Öpegrapha heterocarpa Fee Ess. p. 29, t. 6, f. 2 et Suppl. p. 23; Opegrapha 
myriocarpa Fee Ess. p. 29, t. 6, f. 4, Opegrapha comma Fee, p. 28, pr. p. — 

Sect. Ill. Eumelaspilea Müll. Arg. M. (s. Eumelaspilea) Graphidis Müll, 
Arg. = Arthonia polymorpha Fee Ess. p. 53 (non Ach.); Arthonia Graphidis Fee 
Suppl. p. 33. — M. (s. Eumelaspilea maculosa Müll. Arg. = Glyphis maculose 
E. Fries Vet. Akad. Handl. p. 44. — M. (s. Eumelaspilea eicatrisans Müll. Arg. 
= Öpegrapha eicatrisans Ach. Syn. p. 78. — M. (s. Eumelaspilea) Zenkeriana 
Müll. Arg. = Verrucaria aspistea Zenk. Waarenk. I. p. 193, t. 24, f. 4 (non 
Ach.) — 


6. Sclerophyton Eschw. Syst. Lich. p. 25. 
S. evanescens Müll. Arg. = Graphis evanescens Fee Ess. p. 35, t. 8, f. 2. — 
7. Phaeographis Müll. Arg. L. B. 454. 
Sect. I. Solenothecium Müll. Arg. L. B. no. 258. Ph. (s. Solenothecium) sub- 
bifida Müll. Arg. = Graphis subbifida Zenk. Waarenk. I. p. 146, 17, f. 2. 
Sect. II. Schizographis Müll. Arg. Ph. (s. Schizographis) sordida Müll. Arg. 
= Graphis sordida Fee Ess. p. 42, t. 12, f. 6. 
Sect. III. Melanobasis Müll. Arg. L. B. no. 455. Ph. (s. Melanobasis) Pa- 
tellula Müll. Arg. L. B. no. 455 = Arthonia Patellula Fee Suppl. p. 41. 


630 Flechten. 


Sect. IV. Platygramma Müll. Arg. L. B. no. 458. Ph. (s. Platygramma)- 
dendritica f obtusa Müll. Arg. = Arthonia sinensigrapha Fee Ess. p. 50, t. 14, 
f, 35 —— — Y divergens Müll. Arg.= Arthonia divergens Fee Ess. p. 52, t. 14, 
Heuale = 

Sect. V. Hemithecium Müll. Arg. L. B. no. 459. Ph. (s. Hemitheeium) in- 
conspieua Müll. Arg. = Graphis inconspieua Fee Ess. p. 39. — Ph. (s. Hemithe- 
cium) Laubertiana Müll. Arg. — Graphis Laubertiana Fee Ess.p. 41, t. 7,f.3. — 
Ph. (s. Hemitheeium) leucocheila Müll. Arg. — Arthonia leucocheila Fee Ess. p. 52. 
— Ph. (s. Hemithecium) tortuosa Müll. Arg.— Graphis tortuosa Ach. Syn. p. 85. 
-— Ph. (s. Hemithecium) decipiens Müll. Arg. — Opegrapha condaminea var. carti- 
laginea Fee Ess. p. 30. — 

Sect. VI. Phaeodiscus Müll. Arg. L. B. no. 462. Ph. (s. Phaeodiscus) Casca- 
rillae Müll. Arg. L. B. no. 462 —Graphis Cascarillae Föe p. 34, t. 8, f. 5—6. 

Sect. VII. Pyrrhographa Müll. Arg. L. B. no. 465. Ph. (s. Pyrhographa) 
cinnabarina Müll. Arg. — Graphis cinnabarina Fee Ess. p. 44, t. 13, f. 4. — — 
£ distans Müll. Arg. — Graphis distans Fee Ess. p. 44. — Ph. (s. Pyrrhographa) 
aurantiaca Müll. Arg. —= Graphis? endocarpa Fee Ess. p. 49, t. 13, f. 5. 


8. Graphis Müll. Arg. 

Sect. I. Aulacogramma Müll. Arg. L. B. no. 453. Gr. (s. Aulacogramma) 
cinerea Fee Ess. p. 37, t. 10, f. 3— Opegrapha scaphella Fee Ess. p. 31 (non 
Ach.) et Opegrapha enteroleuca Fee Ess. p. 31; — — £ conglomerata Müll. Arg. 
= Opegrapha conglomerata Fee Ess. p. 32, t. 13, f. 1. 

Sect. II. Solenographa Müll. Arg. L. B. no. 445. Gr.(s. Solenographa) coo- 
perta Zenk. in Goeb. Waarenk. I. p. 187, t. 24, f. 3— Opegrapha rhizocola Fee 
IEsS.; pP. 38. — 

Seet. III. Eugraphis Eschw. Brasil. p. 69. @r. (s. Eugraphis) Lineola Ach. 
Lieh. Univ. p. 264 — Opegrapha comma Ach. Syn. p. 73, pr. p. et Fee Ess. p. 
28, pr. p.; Opegrapha gracilis Fee Suppl. p. 22, t. 39, f. 12. — Gr. (s. Eu- 
graphis) tenella Ach. Syn. p. 81 —=Gr. serpentina Fee Ess. p. 40. — 

Sect. IV. Aulacographa Müll. Arg. L. B. no. 45. Gr. (s. Aulacographa) 
rhabdotis Müll. Arg. = Opegrapha rhabdotis Fee Ess. p. 28. — Gr. (s. Aulaco- 
grapha) duplicata Ach. $# umbrata Müll. Arg. — Opegrapha umbrata Fee Ess. p. 
29, t. 6, f.5; — — var. nana Müll. Arg.—Opegrapha nana Fee Ess. p. 26, 
t. 15, f. 3; — — var. sublaevis Müll. Arg. = Opegrapha peruviana Fee Ess. p. 
27, t. 7, f. 2. — Gr. (s. Aulacographa) congesta Müll. Arg. = Opegrapha con- 
gesta Fee Ess. Suppl. p. 155. 

Sect. V. Chlorographa Müll. Arg. 

Sect. VI. Fissurina Müll. Arg. @r. (s. Fissurina) Bonplandiae Müll. Arg. — 
Fissurina Dumastü var. Bonplandiae Fee Ess. p. 60, t. 16, f. 5. 

Sect. VII. Leucographis Müll. Arg. 

9. Graphina Müll. Arg. L. B. no. 143 et 476. 

Sect. I. Rhabdographina Müll. Arg. Gr. (s. Rhabdographina) canaliculata 

Müll. Arg. = Graphis canaliculata Fee Ess. p. 28. 


Sect. II. Solenographina Müll. Arg. L. B. no. 467. Gr. (s. Solenographina) 
scaphella Müll. Arg. — Öpegrapha scaphella Ach. Syn. p. 78. 


Sect. III. Aulacographina Müll. Arg. L. B. no. 469. Gr. (s. Aulacographina) 
vernicosa Müll. Arg. — Opegrapha vernicosa Fee Ess. Suppl. p. 24, t. 39, f. 18. 
— Gr. (s. Aulacographina) Müll. Arg. = Opegrapha graeilis El. Fries Vet. Acad. 
Handl., 1826, p. 44. — Gr. (s. Aulacographina) oryzaeformis Müll. Arg. = Gra- 
phis oryzaeformis Fee Ess. p. 45, t. 10, f. 2. — 

Sect. IV. Eugraphina Müll. Arg. Gr. (s. Eugraphina) globosa Müll. Arg. = 
Opegrapha globosa Fee Ess. p. 24, t. 5, f. 2. — Gr. (s. Eugraphina) cleitops 
Müll. Arg.—=Graphis cleitops Fee Ess. Suppl. p. 32, t. 35, f. . — Gr. (s. Eu- 
graphina) plagiocarpa Müll. Arg. = Graphis plagiocarpa Fee Ess. p. 38, t. 39. 
— Gr. (s. Eugraphina) rugulosa Müll. Arg. — Opegrapha rugulosa Fee Ess. p. 
30, t. 7, f. 1. — Gr. (s. Eugraphina) hiascens Müll. Arg.— Opegrapha endo- 
chroma Fee Ess. p. 34 et Op. hiascens Fee Ess. Suppl. p. 25, t. 36, f. 1. — 
Gr. (s. Eugraphina) Pelletieri Müll. Arg.— Opegrapha Pelletieri Fee Ess. p. 32, 
RT 

Sect. V. Mesographina Müll. Arg. Gr. (s. Mesographina) marcescens Müll. 
Arg.— Graphis marcescens Fee Ess. p. 38, t. 15, f. 2. 


Flechten. 631 


Sect. VI. Chlorographina Müll. Arg. L. B. no. 475. Gr. (s. Chlorographina) 
Schuberti Müll. Arg. = Opegrapha Schuberti El. Fries Syst. Orb. Veget. p. 288. 
— Gr. (s. Chlorographina) reniformis Müll. Arg. = Graphis reniformis Fee Ess. 
p- 46, t. 11, f£ 2 (non Nyl.). — Gr. (s. Chlorographina) rubiginosa Müll. Arg. — 
@raphis rubiginosa Fee Ess. p. 47, pr. p., t. 12, f. 4. 

Seet. VII. Chlorogramma Müll. Arg. Gr. (s. Chlorogramma) chlorocarpa 
Müll. Arg. = Graphis chlorocarpa Fee Ess. p. 47, t. 12, f. 2. 

Sect. VIII. Platygraphopsis Müll. Arg. Gr. (s. Platygraphopsis) confluens 
Müll. Arg. — Arthonia confluens Fee Ess. p. 55, t. 14, f. 5 (non Nyl.). 

Sect. IX. Platygrammina Müll. Arg. L. B. no. 474. Gr. (s. Platygrammina) 
Poitaei Müll. Arg.— Graphis Poitaei Fee Ess. p. 64, t. 11, f. 1 (non Nyl.). — 
Gr. (s. Platygrammina) virginea Müll. Arg. = Graphis cometia Fee Ess. Suppl. 

. 35. 

K Sect. N. Thalloloma Müll. Arz. L. B. no. 470. @r. (s. Thalloloma) obtrita 
Müll. Arg. = Arthonia obtrita Fee Ess. p. 51, t. 14, f. 2, pr. p.; Arthonia obtusa 
Fee Suppl. p. 37, t. 40, f. 5. — @r. (s. Thalloloma) inerustans Müll. Arg. = 
Fissurina incerustans Fee Ess. p. 60. 


10. Phaeographina Müll. Arg. L. B. no. 476. 

Sect. I. Pachyloma Müll. Arg. Ph. (s. Pachyloma quassiaecola Müll. Arg. — 
Thecaria quassiaecola Fee Ess. p. 97, t. 7, f. 16. 

Sect. II. Epiloma Müll. Arg. L. B no. 480. Ph. (s. Epiloma) subsordida 
Müll. Arg.— Graphis sordida Fee Ess. p. 42, t. 12, f. 6. — Ph. (s. Epiloma) 
turgida Müll. Arg. — Graphis turgida Fee Ess. Suppl. p. 33, t. 35, f. 8. 

Sect. III. Eleutheroloma Müll. Arg. L. B. no. 482. Ph. (s. Eleutheroioma) 
caesio-pruinosa Müll. Arg. = Arthonia caesio-pruinosa Fee Ess. Suppl. p. 36, t. 
40, f. 4; Arthonia marginata Fee Ess. p. 51, t. 14, f. 4 (non Duf.); Arthonia 
obtrita Fee Ess. p. 51, t. 14, f. 2, pr. p.; Arthonia obtusa Fee Suppl. p. 37, 
t.40, f. 5; Graphis crassa Fee in Bull. Soe. Bot France, XXI. p. 30. — — f re- 
ticulata Müll. Arg. — Graphis reticulata Fee in Bull. Soc. Bot. France. XXI. p. 
29. — Ph. (s. Eleutheroloma) pezizoidea Müll. Arg.— Graphis pezizoidea Ach. 
Syn. p 86. — Ph. (s. Eleutheroloma) pachnodes Müll. Arg. = Graphis pachnodes 
Fee Ess. p. 34, t. 8, f. 4. — Ph. (s. Eleutheroloma) exilis Müll. Arg. = Graphis 
exilis Fee Ess. p. 36, t. 13, f. 3. — Ph. (s. Eleutheroloma) fulgurata Müll. Arg. 
— Graphis fulgurata Fee Ess. p. 35, t. 11, f.4. — Ph. (s. Eleutheroloma) 
Thelographa Müll. Arg. = Graphis polymorpha Fee Ess. Suppl. p. 156. — 

Sect. IV. Chromodiscus Müll. Arg. Ph. (s. Ohromodiscus) irregularis Müll. 
Arg. = Fissurina irregularis Fee Ess. Suppl. p. 46, t. 40. 

11. G@yrostomum El. Fries Syst. Orb Veg. p. 268. 

G. seyphuliferum Nyl. Prodr. Nov Gran. p. 51 = Lecidea scyphulifera Ach. 
Syn. p. 27; Tähelotrema atratum Fee Ess. p. 109; Lecidea? T'helotrematis Fee 
Ess. p. 109; Lecanora ocellata Zenk. in Goeb. Waarenk. I. p. 170; Verrucaria 
parasema Zenk. 1. ce. p. 140. 

12. Helminthocarpon Fee Ess. Supp!. p. 156. 
13. Artkonia Ach. Lich. Univ. p. 25. 

A. Meissneri Müll. Arg. — Coniocarpon extensum Meiss. in Fe@e Suppl. p. 95. 
— A. varia Nyl. Prodr. Nov. Gran. = Opegrapha abnormis var. varia Ach. Univ. 
p- 259 et O. epipasta var. Bonplandiae Fee Ess. p. 26. — 4. Cinchonae Müll. 


Arg.—=Graphis? endocarpa Fee Ess. p. 49, t. 13, f. 5, pr. p. — 4. conferta 
Nyl. Enum. p. 132 = Graphis atrata Fee Ess. p. 35. — 4. serialis Müll. Arg. 
— (oniocarpon caribaeum Fee Ess. p. 99, pr. p. — 4. rubella Nyl. Syn. Arth. 


p- 89 —= Ustalia figurata El. Fries Syst. Orb. Veg. p. 289. — A. subrubella Nyl. 
Prodr. Nov. Gran p. 98 = Coniocarpon caribaeum Fee Ess. p. 99, pr. p. — 4. 
polymorpha Nyl. Syn. p. T—A. dilatata Fee Ess p 54, t. 13, f. 7 et A. poly- 
morpha £ maculans Fee Ess. p. 53; — — Pf guayacana Müll. Arg. — A. dilatata 
P guyacana Fee Suppl. p. 39. — A. torulosa Nyl. Enum. p. 133 — A. poly- 
morpha var. substellata Fee Ess. p. 53 et A. dilatata Fee Suppl p. 38, pr. p. — 
A. atrata Müll. Arg. (non Nyl.) —= Graphis atrata Fee Ess. p. 35. — 
14. Arthothelium Mass. Ric. p. 54. 
A, nucis Müll. Arg. — Arthonia polymorpha 7 substellata Fee Ess. p. 53. 
Subtrib. II. Glyphideae Müll. Arg. 


15. Glyphis Fee Supl. p. 47. 


632 Flechten. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


16. Sarcographa Fee Meth. Lich. p. 20. 

Sect. I. Eusarcographa Müll. Arg. 8. (s. Eusarcographa) labyrinthica Müll. 
Arg. = Glyphis labyrinthica Ach. Syn. p. 107 et Sarcographa westita Fee Ess. 
Suppl. p. 44. — $. (s. Eusarcographa) Feei Müll. Arg. — Chiodecton Feei Meissn. 
ap. Fee Ess. Suppl p. 51, t. 36, f 7. — 8. (s. Eusarcographa) Cinchonarum Fee 
Ess. p. 58, t. 16, f. 3 = Asterisca Cinchonarum Spreng. Syst. Zenker in Goeb. 
Waark. p. 128, t. 15, f. 3. — S8. (s. Eusarcographa) tricosa Müll. Arg. = @lyphis 
tricosa Ach. Syn. p. 107; Sarcogrypha Cascarillae Fee Ess. p. 58, t. 16, £. 1, 
— — Pf tigrina Müll Arg.— 8. tigrina Fee Ess. p. 58, t. 16, f. 2a. 

Sect. II. Hemithecium Müll. Arg. 

Sect. III. Phaeoglyphis Müll Arg. L. B. no. 1102. $. (s. Phaeoglyphis) 
pedata Müll. Arg. — Medusula pedata El. Fries. Syst. Orb. Veget. p. 287. 

17. Chiodecton (Ach) Müll. Arg 

Sect. I. Euchiodecton Müll Arg. Ch. sterile Müll. Arg. —= Hypochnus albidus 
Fee Ess. Suppl. p, 13. — Ch. argillaceum Müll. Arg. — Ch. farinaceum var. sul- 
Jurescens F&e Ess. Suppl. p. 156. — Ch. effusum Fee Ess. p 63— @lyphis gra- 
phica El. Fries Vet. Acad. Handl. 1820, p. 43. — 

Sect. II. Enterographa Müll. Arg. Ch. verrucarioides Müll. Arg. — Entero- 
grapha verrucarioides Müll. Arg. L. B. no. 838; Trypethelium verrucarioide Fee 
Ess. Suppl. p 64. — Ch. quassiaecolum Müll. Arg. — Enterographa quassiaecola 
Fee Meth. p. 17, t. 1, f. 6; Ess. p. 57. — Oh. stellulatum Müll. Arg. —= @lyphis 
stellulata Fee Ess. p. 148, t. 35, f. 6. 

18. Enterostigma Müll. Arg. L. B. no. 843. 

E. compunetum Müll Arg. L. B. no. 344 = Porina compuncta Ach. Syn. 
p- 112; Trypethelium sordidescens Fee Ess. Suppl. p. 64. 

Nicht zu den Graphideen gehörig sind: 

Arthonia granulosa Fee Ess. p. 56; A.? glomerulosa Fee Ess. p. 56; Spi- 
loma Verrucaria Ach. Lich. Upiv. p. 135; Sp. inustum Ach. Syn. p. 3 und Sp. 
effusum Ach. Syn. p. 2. 

Ein sorgfältig ausgearbeiteter Index beschliesst die Arbeit. 

Zahlbruckner (Wien). 


Hansen, Adolph, Die Farbstoffe des Chlorophylls. 858. 
u. 2 Tfln. Darmstadt 1889. 


Die vorliegenden Untersuchungen schliessen sich im Wesent- 
lichen an die früheren Publicationen des Verf. an, und haben wir 
nach denselben ebenfalls einen gelben und einen grünen Chlorophyli- 
farbstoff zu unterscheiden. Während jedoch Verf. bereits früher 
beide Farbstoffe rein dargestellt zu haben glaubte, hat er sich jetzt 
davon überzeugt, dass der früher von ihm als Chlorophyligrün be- 
zeichnete Farbstoff in der That — wie dies bereits von Tschirch 
u. a. behauptet wurde — eine Natriumverbindung jenes Farbstoffes 
darstellt. Es ist dem Verf. aber jetzt gelungen, aus dieser Natriura- 
verbindung, die er nach exakt chemischen Methoden in möglichster 
Reinheit dargestellt hat, den ursprünglichen grünen Chlorophyli- 
farbstoff wieder zu gewinnen. Die Darstellungsweise des gelben 
Chlorophyllfarbstoffes hat er dagegen nicht wesentlich modificirt. 
Einige weitere Einzelheiten aus seinen Untersuchungen mögen nun 
in der vom Verf. eingehaltenen Reihenfolge kurz zusammengestellt 
werden. 

I. Der erste Theil, der nahezu die Hälfte der ganzen Arbeit 
einnimmt, bildet eine kritische Besprechung der gesammten Chloro- 
phyllliteratur und zwar werden in derselben namentlich die Arbeiten 
der älteren Autoren sehr ausführlich besprochen. So giebt Verf. 
auch eine getreue Nachbildung von einer Brewster’schen 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 633 


Spectraltafel, auf der das Absorptionsspectrum des Chlorophylis und 
‚das Spectrum des Grün erster Ordnung der Newton’schen Farben- 
scala dargestellt ist. Die erstgenannte Abbildung zeigt in der 
That, das Brewster bereits mit grosser Genauigkeit das Chloro- 
phylispectrum gezeichnet hat. 

II. Im zweiten Abschnitte, der die eigenen Untersuchungen 
des Verf. enthält, wird sodann zunächst die Darstellung der 
Chlorophyllfarbstoffe beschrieben. Verf. empfiehlt zu diesem 
Zwecke namentlich Grasblätter, dieselben werden zuerst }a—!/a 
Stunde mit Wasser gekocht und dann wiederholt mit neuem Wasser 
gewaschen, darauf ausgepresst und im Dunkeln getrocknet. Aus 
diesem vom Verf. auf seine Reinheit von störenden Substanzen 
geprüften Rohmaterial werden dann die Chlorophyllfarbstoffe mit 
siedendem Alkohol extrahirt und die so erhaltene Lösung, die Verf. 
ebenfalls genau auf ihre chemische Zusammensetzung geprüft hat, 
durch dreistündiges Erhitzen mit Aetznatron in geringem Ueber- 
schuss verseift. Nach dem Verseifen wird das überschüssige Aetz- 
natron durch Kohlensäure in Carbonat übergeführt und dann auf 
dem Wasserbade bis zum Trocknen eingedampft. Aus der so 
erhaltenen Seife wird dann zunächst der gelbe Chlorophylifarbstoff 
mit Aether extrahirt, in diesem ist nämlich die ebenfalls in der 
Seife enthaltene Natriumverbindung des grünen Chlorophylifarb- 
stoffes ganz unlöslich. Um letzteren ebenfalls aus dem Seifen- 
gemenge, das ausserdem noch Natriumcarbonat enthält, zu isolieren, 
extrahirt Verf. aus diesem zunächst die verschiedenen Seifen mit 
einem Gemisch von 1 Th. Alkohol und 1 Th. Aether, in dem die 
Natriumverbindung des grünen Chlorophylifarbstoffes nur wenig 
löslich ist; den Rückstand behandelt er sodann nach Zusatz von 
1 Th. Aether und 1 Th. Alkohol mit Phosphorsäure. Diese macht 
aus der Natriumverbindung den grünen Chlorophyllfarbstoff wieder 
frei, der dann sofort von dem Aether-Alkohol aufgenommen wird. 
Durch Isolirung dieser Lösung und Abdunsten des Aether-Alkohols 
kann dann der Farbstoff als „glänzend schwarzgrüner, völlig fester, 
spröder Körper“ erhalten werden. Derselbe ist unlöslich in Wasser, 
Benzol, Schwefelkohlenstoff, schwer löslich in reinem Aether, leicht- 
löslich in Alkohol. Die Lösungen besitzen eine prächtig rein grüne 
Farbe, erscheinen in koncentrirter Lösung roth und fluoreseiren sehr 
stark. Besonders bemerkenswerh ist aber, dass der Farbstoff in 
diesen Lösungen eine viel grössere Resistenzfähigkeit gegen ver- 
schiedene Reagentien, namentlich Mineralsäuren, besitzt als die 
unreine Chlorophylllösung. Eine genaue Analyse des dargestellten 
Körpers hat Vert. noch nicht ausgeführt, doch hat er sich davon 
überzeugt, dass derselbe Eisen und Stickstoff enthält. 

Der gelbe Farbstoff wurde aus der oben erwähnten ätherischen 
Lösung nach Eindampfen derselben durch Extraktion mit einer 
Mischung von Petroläther und Aether zu gleichen Theilen gereinigt 
und konnte so in krystallinischer Form gewonnen werden. Besser 
gelang. jedoch die Reingewinnung des gelben Farbstoffes, wenn 
Grasblätter ohne vorheriges Auskochen mit Wasser direkt mit 
‚Alkohol extrahirt wurden und das Extract dann in der oben beschrie- 


634 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


benen Weise weiter behandelt wurde. Der Farbstoff krystallisirt 
dann sehr schön in orangerothen Krystalldrusen, die in Wasser 
unlöslich sind, sich aber in Alkohol, Aether, Chloroform und Benzol 
mit dunkelgelber, in Schwefelkohlenstoff mit ziegelrother Farbe 
lösen; besonders bemerkenswerth ist aber, dass sich diese Krystalle 
am Licht allmählich in Cholesterin verwandeln sollen. 

In einem besonderen Abschnitte bespricht Verf. sodann die 
Beziehungen des gelben Chlorophyllfarbstoffes zu 
den in zahlreichen Blüten und Früchten enthaltenen 
gelben Farbstoffen. - Dieselben sollen nach den Untersuchungen 
des Verf. alle als identisch anzusehen sein; es gilt dies namentlich 
auch von dem rothen Farbstoffe der Möhren, für den Verf. eine 
neue Darstellungsmethode beschreibt. Die zuerst von Schimper 
beschriebene Thatsache, dass bei der Möhre die in der lebenden 
Zelle beobachteten Farbstoffkrystalle theils ziegelroth, theils carmin- 
roth erscheinen, soll nach den Beobachtungen des Verf. von einer 
verschiedenen Dichtigkeit des Farbstofies in den verschiedenen 
Krystallen herrühren. 

Der letzte Abschnitt ist den optischen Eigenschaften 
der verschiedenen Farbstofflösungen gewidmet. Nach einer Be- 
sprechung der angewandten Beobachtungsmethode, bei der ein 
Steinheil’scher Laboratorium - Spectralapparat in Verwendung 
kam, giebt Verf. zunächst eine Beschreibung der Absorptionsspectra 
der verschiedenen Farbstofflösungen, bezüglich derer auf das Original 
verwiesen werden mag. Erwähnen will Ref. nur noch, dass Verf. 
die Lösungen der beiden von ihm dargestellten Farbstoffe auch 
auf ihre Absorptionsfähigkeit für ultra-violette und infra- 
rothe Strahlen untersucht hat. 

Die erstere Untersuchung geschah in der Weise, dass das 
Funkenspectrum von Zink und Cadmium auf einem mit Chininsultat 
bestrichenen Schirme aufgefangen und die Farbstofflösung in einem 
Quarztroge eingeschaltet wurde. Verf. konnte auf diese Weise 
den Nachweis liefern, dass der grüne Chlorophylifarbstoff selbst 
in verdünnter Lösung das ultra-violette Licht total absorbirt, während 
der gelbe Farbstoff einen Theil desselben durchlässt. Es sind 
diese Beobachtungen namentlich mit Rücksicht auf die neueren Ver- 
suche von Sachs, nach denen die ultra-violetten Strahlen auf die 
Blütenbildung einen massgebenden Einfluss besitzen sollen, von 
Interesse. 

Zur Nachweisung der Absorptionsfähigkeit der intra-rothen 
Strahlen benutzte Verf. einen mit Balmain’scher Leuchtfarbe 
bestrichenen Schirm, dessen Phosphorescenzlicht durch die infra- 
rothen Strahlen sofort bedeutend verstärkt wird. Es zeigte sich 
hier, dass der grüne Farbstoff selbst bei ganz beträchtlicher Con- 
centration die infra-rothen Strahlen ganz ungeschwächt hindurch- 
lässt; auch der gelbe Chlorophyllfarbstoff erwies sich als sehr 
diatherman, wenn auch in etwas geringerem Grade als der grüne. 

Am Schluss seiner Arbeit spricht Verf. seine Ansicht über 
die Form, in der die Chorophyllfarbstoffe in den lebenden Chloro- 
plasten vorkommen sollen, dahin aus, dass die grüne Substanz, 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 635 


welche die Vacuolen der Chlorophylikörner anfüllt, keine Lösung 
ist, sondern aus den Verbindungen der beiden Chlorophyllfarb- 
stoffe mit Fettsäureresten besteht, Substanzen, welche einen halb- 
festen Aggregatzustand besitzen.“ Dasselbe soll auch für die 
Chromoplasten gelten. 

Zimmermann (Tübingen). 


Wigand, Alb., Nelumbium speciosum W. Eine mono- 
graphische Studie. Vollendet und herausgegeben von E.. 
Dennert. (Bibliotheca botanica. Heft 11). gr. 4°. 688. Mit 
6 Tafeln. Cassel 1888. 


Vorliegendes Werk enthält die von Wigand schon in den 
sechziger Jahren angekündigten Untersuchungen über die Lotosblume, 
welche Referent als Wigands Assistent vollendete und ergänzte 
und nach Wigands Tode herausgab. Die Untersuchungen beziehen 
sich auf den „morphologischen Aufbau“, „Entwickelungsgeschicht- 
liches“, „Anatomie‘ (der grösste Theil), und „Biologisches“. Das 
Ganze sollte nach Wigands Absicht eine möglichst vollständige 
Lebensgeschichte von Nelumbium sein, einzelne noch vorhandene 
Lücken konnte Referent wegen Mangels an Zeit leider nicht 
ausfüllen. 

Nach Beschreibung des Keimlings wird auf die bekanntlich 
recht verwickelten Stellungsverhältnisse der Blätter am Rhizom 
eingegangen, wobei das Resultat ein ähnliches ist, wie das, zu 
welchem Warming kam: die mit einem Rudiment oder mit einer 
Blüte endigende Hauptachse trägt zwei Niederblätter, in der Achsel 
des unteren entspringt ein das Rhizom fortsetzender Axillarspross, 
der unmittelbar an der Basis ein Laubblatt mit Axillarknospe be- 
sitzt. Die Seitentriebe beginnen mit einen besonderen dritten 
Niederblatt, das mit dem Laubblatt ausnahmslos alternirt, bei den 
folgenden Internodien fehlt es. Weiterhin werden „die Deckungs- 
verhältnisse der Blätter“, „Gestalt der Internodien“, „Bewurzelung 
des Rhizoms“, Morphologie des Laubblattes und der Blüte be- 
sprochen. Bei der Untersuchung der Frucht war von Interesse, 
dass die beiden Samenlappen ausgehöhlt sind und am oberen Ende 
zusammenbängen; dass die Radicula gar nicht hervortritt und dass- 
die Plumula von einem dünnen weissen Häutchen umgeben ist. 
Die Natur des letzteren ist verschieden gedeutet worden: Richard 
hielt es für ein Kotyledon, De Candolle für ein Nebenblatt, 
Brogniart für den Embryosack, Trecul liess seine Bedeutung 
dahingestellt. Auf Grund der weiterfolgenden entwickelungsgeschicht- 
lichen Untersuchungen wird das Häutchen hier als der Rest eines- 
primitiven Endosperms angesprochen. 

Im entwickelungsgeschichtlichen Theil wird zunächst Wachs- 
thum und zeitliche Entwicklung des Rhizoms erörtert. Im Gegen- 
satz zu anderen krautartigen Pflanzen, die während der Vege- 
tationsperiode ein stetiges Wachsthum zeigen, äussert sich bei 
Nelumbium das Wachsthum eine Zeitlang nur in Streckung des. 


«536 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


frei gewordenen Internodiums und erst nachdem dieses eine gewisse 
Länge erreicht hat, öffnet sich die Knospe und findet an der Spitze 
Neubildung statt. Die Blätter folgen bei ihrer Entwickelung i 
Wesentlichen den von Goebel aufgestellten Gesetzen: Die Nieder- 
blätter entstehen aus dem gesammten Primordialblatt, die Ochrea des 
Laubblattes aus einer Erweiterung des Blattgrundes und die Schild- 
form des Blattes geht aus der Pfeilform hervor. Dann wird die 
Entwickelung der Blüte und des Samens besprochen. 


Der anatomische Theil beginnt mit der Struktur des epiko- 
tyledonischen Internodiums und des ausgebildeten Rhizoms. Letzteres 
besitzt eine Anzahl Luftkanäle und ca. 250 isolirte, aber konzentrisch- 
strahlig angeordnete Gefässbündel. Auf die nähere Anordnung 
kann hier natürlich nicht eingegangen werden. An Grösse nehmen 
die Bündel von innen nach aussen ab, dann wieder zu und endlich 
wieder ab; die Bündel des dritten und fünften Kreises (von innen) 
sind centripetal, alle anderen centrifugal; ausserdem lassen sich die 
Bündel nach ihrer Gestalt u. s. w. in 10 Typen ordnen. Weiterhin 
wird „Bau und Entwickelung der einzelnen Gefässbündel“ erörtert. 
Der Seitentrieb weicht in seiner Struktur etwas ab vom Haupt- 
rhizom. Mit besonderer Schwierigkeit ist die Untersuchung des 
anatomischen Baues des Knotens verbunden. Die verwickelten 
Verhältnisse lassen sich nur nach dem Original verstehen, hier 
seien kurz die anatomischen Phasen innerhalb des Knotens an- 
‚gedeutet. | 

1. Mehr oder weniger bedeutende Verschmelzung und Verschlingung 
besonders der inneren Gefässbündel. 

2. Bildung der Wurzeln aus den Bündeln der beiden inneren Kreise und 
‚Austritt der gebildeten doldenförmig angeordneten Wurzeln. 

3. Vergrösserung und Zusammenfliessen der Luftkanäle. 

4. Am oberen Scheitel treten die Bündel zu einem Hufeisen zusammen, die 
übrigen Bündel, besonders die des unteren Scheitels, theilen sich. 

5. Verschiedene Bündel treten mit dem oberen Hufeisen nach aussen (um 
Blütenschaft und Laubblatt zu versorgen). Auf der unteren Hälfte sondern sich 
von den grossen Lufthöhlen mehrere kleinere ab. 

6. Der obere Scheitel schliesst sich wieder; die Basttheille der Bündel 
fliessen mehr oder weniger zusammen und nachmals findet Verschmelzung und 
Theilung der Bündel statt. 

7. Auch in der oberen Hälfte sondern sich mehrere Luftkanäle ab und die 
aus dem Hauptverband ausgetretene Gruppe von Bündeln theilt sich für Blatt 
und Blütenstiel. 

8. Die mittleren (centripetalen) Bündel verschlingen sich zum zweiten 
Mal; am oberen Scheitel sondert sich ein zweites Hufeisen ab; jetzt sind fast 
zwei konzentrische Kreise von Luftkanälen vorhanden. 

9. Sonderung der Bündel des Axillartriebes, Neuformirung des Terminal- 
‚systems: Auftreten eines neuen centralen Kanals; Gruppirung der Luftkanäle. 

10. Morphologische Absonderung der einzelnen Organe. 

Auch das Laubblatt bietet im anatomischen Bau manches 
Interessante. Die innere Struktur des Blattstiels ist noch mehr, als 
die des Rlizoms symmetrisch (dorsiventral), was sich in der An- 
ordnung der Luftkanäle und der Gefässbündel offenbart. Die 
innersten Bündel sind hier centripetal; die Zahl der Bündel und 
Kreise ist geringer, als im Rhizom. Auf den Bau der Blattspreite 
und ihrer Nerven können wir hier nicht eingehen. Die Anatomie 
‚des Blattstiels an der Ansatzstelle der Spreite ist wieder höchst 


Physiol., Biol, Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeogr. 637 


komplizirt und lässt sich kaum mit ein paar Worten erläutern. 
Der Nachweis, welche Bündel blattstieleigen sind, welche nicht, 
ist bei den verwickelten Verschmelzungen und Verschlingungen der 
Bündel kaum zu führen. Auch die Luftkanäle theilen sich mannig- 
fach. — Die Niederblätter sind natürlich einfach gebaut. 

Der Blütenstiel ist nach demselben Prinzip gebaut, wie das 
Rhizom, aber noch vollkommener konzentrisch. Wiederum wird 
auch beim Blütenstiel dicht unter der Blüte der Bau komplizirter 
und treten vielfache Verschlingungen der Bündel auf, ehe sie die 
Blütentheile versorgen. Weiterhin wird die Anatomie der Blumen- 
blätter, Staubgefässe, des Rezeptakulums und des Pistills erörtert. 
Bei der Besprechung des Baues der Fruchtwand bietet sich Gelegenheit, 
die Natur der „Lichtlinie‘“ zu diskutiren. Sie wird hier nicht als auf 
chemischen (Mattirolo), oder physikalischen (Russow, Lohde, 
Innowicz), sondern als auf anatomischen Ursachen beruhend 
angesehen: die noch ganz jungen unverdickten Pallisadenzellen 
zeigen an der Stelle, wo später die Lichtlinie auftritt, Protoplasma- 
anhäufungen, später aber scheint die Membran hier eine Zone von 
(freilich sehr auffallender Weise) senkrechten Längsspalten zu 
haben. 

Der letzte (sechste) Theil enthält „Biologisches‘‘ und bezieht 
sich vor Allem auf das Verhalten des Amylums in Blatt und Rhizom, 
sowie auf die Lebensperioden des letzteren. Bezüglich des Perennirens 
des Rhizoms von Nelumbium ist interessant, dass es zwischen Knolle 
und holzigem Stamm bezw. gewöhnlichen perennirenden Rhizomen 
eine Mittelstellung einzunehmen scheint. Von letzteren unterscheidet 
es sich in zweifacher Hinsicht: einmal ist sein Stillstandsstadium 
nicht von einer besonderen Blattmetamorphose (Niederblattbildung) 
begleitet, sondern bleibt wie eine einjährige Pflanze morphologisch 
offen; sodann lagert es die Reservestoffe nicht periodisch ab, sondern 
stirbt wie die andererseits morphologisch abgeschlossene Knolle ab,. 
nachdem die Reservestoffe verbraucht sind. 

Aus Vorstehendem wird sich der Leser ein Bild von dem In- 
halt des Buches machen können. 69 auf 6 Tafeln vertheilte Ab-- 


bildungen erläutern den Text. 
Dennert (Rudolstadt). 


Greene, Edward Lee, Studies in the botany otfCalifornia 
and parts adjacent. VI. (Bullet. of the California Academy 
of Seiences. Vol. II. No. 7. p. 377—418.) 


1. Notes on the botany ot Santa Cruz Island 
(p. 377—388). Sa. Cruz ist eine der wichtigsten Inseln aus der 
Inselreihe, welche entlang der Küste von Kalifornien südlich von 
Point Conception situirt sind. Hier ist vor 44 Jahren durch einen 
Zoologen die Dilleniaceae Crossosome als ausserordentliche Merk- 
würdigkeit entdeckt worden. Ausgiebige Untersuchungen der Insel 
fanden aber erst in den letzten Jahren statt und ergaben ungemein 
reiche und interessante Ausbeute; zahlreiche neue Arten fanden 
sich unter den auf Sa. Cruz und den Nachbarinseln gesammelten 


638 Systematik und Pfanzengeographie. 


Arten, auch die neue Gattung Lyonothamnus wurde dort 1884 
‚entdeckt. Der Baumwuchs der Inseln besteht hauptsächlich aus 
Acer macrophyllum, Quercus agrifolia, Populus trichocarpa und 
Salıx laevigata. Insgesammt sind nun 321 Arten von Sa. Cruz 
bekannt, wovon 25 auf Arten der alten Welt kommen, die sich 
aber in Kalifornien eingebürgert haben. Von dem Reste heimischer 
Arten waren nicht weniger als 48 unbekannt und unter diesen sind 
28 endemisch für Sa. Cruz, wovon 24 neu für die Wissenschaft. 
Da aber der östliche Theil der Insel noch nicht untersucht ist, so 
ist weitere interessante Ausbeute zu erwarten und anzunehmen, 
‚dass bisher nur etwa ®s der auf der Insel wirklich vorkommenden 
Arten nachgewiesen sind. Jedenfalls steht der staunenswerthe 
Endemismus von Sa. Cruz einzig da, wenn man erwägt, dass 
‚die Insel nur 25 engl. Meilen vom Festlande entfernt, nur 23 engl. 
Meilen lang und 3—7 engl. Meilen breit ist. Zudem sind die am 
Continente verbreitetsten Typen auf der Inselgruppe äusserst spär- 
lich vertreten; Delphinium, Ranunculus, Ribes, Rubus und Lonicera 
beispielsweise, die auf der gegenüberliegenden Küste im Ueber- 
flusse gedeihen, gehören zu den seltensien Pflanzen von Sa. Cruz. 
Andererseits ist es höchst merkwürdig, dass die echt kalifornische, 
bisher für monotypisch gehaltene Gattung Dendromecon auf den 
Inseln durch 3 Arten vertreten ist, wovon die bekannte und eine 
neue auf Sa. Cruz, eine dritte auf der Nachbarinsel Sa. Rosa vor- 
kommen. Höchst merkwürdig ist auch, dass von einer anderen 
ausgezeichneten kalifornischen Gattung, nämlich Eschscholtzia Sa. 
‘Cruz gleich 2 Arten ausschliesslich sein eigen nennt; dasselbe gilt 
von der kalifornischen Cruciferen-Gattung T’hysanocarpus, deren 2 
auf Sa. Cruz entdeckte neue Arten vom Typus auch habituell 
höchst abweichen. Von den Cistaceen, einer Ordnung, welche 
wohl im Mediterrangebiet massenhatte Repräsentanten hat, ın 
Kalifornien aber spärlichst und nur durch eine Art vertreten ist, 
ist auf Sa. Cruz die kalifornische Art in Ueberfluss vorhanden, dazu 
aber noch eine neue desselben Genus (Helianthemum). — Die auf 
der Westküste Kaliforniens in Unmassen („superabundance“) und 
in charakteristischen Typen vorkommenden Leguminosen und 
Ranuneulacen haben auf den Inseln gar keine eigenthümlichen 
und auch nur der Individuenzahl nach nur sehr wenige Vertreter. 
Dagegen ist Sa. Cruz wieder mit Massen von Hosackia und 
Syrmatium bestockt, zwei ausschliesslich westamerikanischen Gat- 
tungen, und über die Hälfte der vorkommenden Arten ist für die 
Insel endemisch. Alle ubiquitären Rosaceengattungen (Spiraea, 
Fragaria, Potentilla und Geum) fehlen, dafür ist aber der echt 
kalifornische Heteromeles auf Sa. Cruz unvergleichlich viel häufiger, 
als in Kalifornien selbst, die echt pazifischen Adenostoma und 
Cercocarpus sind auf der Insel viel schöner und üppiger, als am 
Festland, Prunus oceidentalis auf Sa. Cataline endemisch, von 
Zauschneria sind gleich 2 endemische Arten auf Sa. Cruz gefunden, 
Bloomeria ist dort in Menge vorhanden; die von San Diego be- 
kannte und dort so seltene Comarostaphylis diversifolia ist auf 
Sa. Uruz gemein; desgleichen kommt die von Nuttal bei San 


Systematik und Pflanzengeographie. 639 


Diego entdeckte Malacothrixr incana, die völlig verschollen war, 
häufig vor auf der westlich von Sa. Cruz gelegenen kleinen 
Insel San Miguel. Von Compositen ist die seltene und sehr aus- 
gezeichnete der San Bernardino-Region augehörende Stephanomeria 
cichoriacea auf Sa. Cruz überaus häufig, die Gattungen ZLyono- 
thamnus und Hazardia (Compositensträucher) sind durch 2 Arten 
vertreten, die 3. überhaupt bekannte Art der letztern Gattung 
findet sich dann erst auf Guadeloupe. Dementgegen ist keine 
einzige Art Lavatera vertreten, obwohl sich deren 4 amerikanische 
Arten ausschliesslich auf Inseln finden, eine davon auf Guadeloupe, 
San Benito (nicht weit von der Halbinsel Kalifornien), den Coro- 
nados-Inseln (inı Angesicht von San Diego) und im Sa. Barbara- 
Archipel. 

2. A. catalogue ofthe flowering plants and Ferns 
of the Island of Santa Uruz (pp. 388—416). Vollständige 
Pflanzenaufzählung mit phytograplischen Bemerkungen. Hiervon 
sind an dieser Stelle neu beschrieben (die anderen neuen Arten 


sind in früheren Heften oder in der Pittonia beschrieben): 

Thysanocarpus ramosus Greene, Rhamnus insularis Kellog (Greene emendirt), 
Hossackia (?) occulta Greene, Prunus oceidentalis Lyon (Greene emendirt), 
Bigelovia veneta Gray var. sedoides Greene, Eriophyllum stoechadifolium Lag. 
var. depressum Greene, Cnicus lilacinus Greene, Convolvulus macrostegius 
Greene (emend.), Stachys acuminata Greene, Typha bracteata Greene. 

3. Three new species. (p. 416—418.) Horkelia Kelloggii 
— H. californica var. sericea Gray), H. Parryi, Convolvulus Bing- 
hamiae, sämmtlich kalifornisch. 

Freyn (Prag). 


Fowler, J., On the arctice flora of New-Brunswick. 
(Proceedings and Transactions of the Royal Society of Canada. 
V. p. 189) 4°. 17 pp. Montreal 1888. 


Verf. versteht unter arktischen Pflanzen nicht diejenigen, welche 
auf die arktische Zone beschränkt sind, sondern diejenigen, welche 
in der arktischen Zone überhaupt wachsen. Es sind dies naclı 
J. D. Hooker im Ganzen 762; davon finden sich einschliesslich 
48 eingeschleppten in Neubraunschweig 305 Arten und von diesen 
305 hat Neubraunschweig 241 Arten mit dem arktischen Europa 
(Lappland) gemeinsam, mehr als irgend ein anderer Theil der 
arktischen Zone, mehr selbst, als Grönland und das übrige nord- 
östliche Amerika. Eine vollständige Erklärung dieser bemerkens- 
werthen Thatsache versucht Verfasser nicht; dagegen legt er die 
Bedingungen dar, die einerseits in Norwegen unter hoher Breite 
(66— 71° 1) einer verhältnissmässig reichen Flora (616 Arten) das 
Dasein ermöglichen, andererseits in Neubraunschweig unter be- 

- . . . = “ 
deutend niedererer Breite (45—48°) eine „so streng arktische 
Flora erzeugen. Die klimatischen Verhältnisse Norwegens sind 
bekannt ; die interessante Schilderung der klimatischen Verhältnisse 
Neubraunschweigs verdient jedoch einige Berücksichtigung. 

Das Klima Neubraunschweigs ergibt sich aus dem Einfluss 
der Lage des Landes am Rande eines grossen Kontinents und aus 
dem Einfluss des arktischen Stroms, der seine Küsten bespült. Im 


640 Systematik und Pflanzengeographie. 


Winter herrschen nordwestliche Winde vor, die über weite Strecken 
gefrorenen Landes wehen und die Temperatur derart erniedrigen, 
dass an der Nordküste des Landes oft noch im Juni Schnee liegt. 


Im Frühling herrschen Nordostwinde vor und treiben mächtige 
Eismassen an die Nordküste, dazu kommen häufige Nebel und 
Regen, die im Verein mit der niederen Temperatur die Vegetation 
zurückhalten. Erwärmt sich mit dem Herankommen des Sommers 
das Innere des Festlands, so entstehen Seewinde, die ebenfalls die 
Temperatur der Küstenstriche herabdrücken. Die Vegetation gelangt 
erst zu freudigem Gedeihen, wenn das Meer erwärmt wird und sich 
die vom Land her wehenden Westwinde einstellen. Aber auch 
dann bleibt die Temperatur an der Küste niedrig, denn sobald 
diese Winde in die durch den Einfluss des arktischen Stroms be- 
deutend kühleren Küstenstriche gelangen, verdichtet sich ihr 
Wasserdampf zu Nebel oder Regen, so dass im Sommer oft 
Wochen lang dichter Nebel sich über die Küstenstriche breitet. 
Verfasser belegt diese Ausführungen durch meteorologische Zahlen. 
Alle diese Umstände wirken zusammen und ermöglichen einer 
grösseren Zahl arktischer Pflanzen das Fortkommen, als es sonst 
unter gleicher Breite der Fall ist. Das Land stellt sich ent- 
sprechend den klimatischen Bedingungen als ein rauhes Sumpf- 
und Waldland dar. 

Verf. lässt anschliessend eine Aufzählung der in Neubraun- 
schweig wachsenden arktischen Pflanzen folgen mit genauer An- 
gabe der Verbreitung in den einzelnen Gegenden der arktischen 
Zone. Aus derselben ergibt sich u. a., dass von den 305 phanero- 
gamen Arten Neubraunschweigs in Grönland 104, in Europa 241, 
in Asien 55, im westlichen Amerika 81 und im östlichen Amerika 
167 wachsen. Von den fernerhin aufgezählten 25 Gefässkrypto- 
gamen (sämmtlich einheimisch) wachsen in Grönland 16, in Europa 
20, in Asien 3, im westlichen Amerika 4 und im östlichen 8. 

Jännicke (Frankfurt a. M.). 


Velenovsky, J., Resultate der zweiten botanischen Reise 
nach Bulgarien. (Sonderdruck aus Sitz.-Ber. d. k. böhm. 
Gesellsch. der Wissenschaften 10. Febr. 1888. S. 19—74.) 


Im Juli und August 1887 unternahm der Verf. eine zweite Reise 
nach Bulgarien, u. z. diesmal mit Vandas, hauptsächlich in die 
Hochgebirge des Balkan, die Stara Planina mit dem 
höchsten Gipfel Kom, den Vitos bei Sofia und das Gebirge 
ÖOsogovska Planina an der macedonischen Grenze bei Kistendyl, 
also im westlichen Bulgarien. Die Ausbeute enthält also meist 


Hochgebirgspflanzen, zu denen Prof. Skorpil ebenfalls Beiträge 
geleistet hat. Das gesammte Material ist zwischen den beiden 
Reisenden derart vertheilt worden, dass Vandas die Choripetalen, 
V. alle anderen Ordnungen zu bearbeiten hatte; vorerst liegt erst 
die letztere Abtheilung vor. — Wie früher, sind auch diesmal un- 
gemein viele Pflanzen nachgewiesen u. z. auch wieder kaukasische, 


Systematik und Pflanzengeographie. — Pfianzenkrankheiten. 641 


resp. pontische, für Europa neue Typen und überhaupt neue 
Arten. 

Es hält schwer, aus der Fülle dieses Materials auch nur die 
interessantesten Arten hier herauszuheben; Ref. begnügt sich also 
diesmal mit der Anführung der von V. als neu (*) bezeichneten 
oder für Europa neuen, sowie der sonst aus einem Grunde 
wichtigen Arten, welche im Folgenden unmittelbar angeschlossen 
sind, und wobei die Pflanzen von dem bisher völlig unbekannten 
macedonischen Grenzgebirge durch ein beigesetztes O kenntlich 
gemacht sind. 

Verbascum Banaticum Schrad. (= V. Jankae Velen. olim); V. heterophyllum 
Vel.*; Veronica Apennina Tsch. (V. repens Vel. olim., non Clair.); Digitalis viri- 
diflora (Lindl. (O); Serophularia aestivalis Gris. (O); Linaria Macedonica Gris, 
(= L. Pan£itii Janka O.); Cynoglossum Nebrodense Guss. (O); Stachys plumosa 
Griseb. (O); Gentiana lutescens Vel.* (Stara Plenina); G. Bulgariea Vel. (O0); 
Primula exigua Vel. (mit ergänzter Beschreibung); Jasione orbicularis Gris. 
(= J. supina Vel., O.); J. Jankae Neilr. (O.); Campanula Hemschinica 
C. Koch (Vitos); C. Steveni M. B. (Vitos); Galium umbellulatum Vel.* (Vitos); 
G. alpinum Schur (alle Hochgebirge); Knautia silvatica b. rosea Vel.* (Vitos, 
Balkan); Scabiosa rotata M. B. (Konjavo-Planina); S. Balcanica Vel.* 
(Vitos, Kom); Mulgedium sonchifolium Vis. Pand. (Balkan); Crepis viseidula 
Fröl. (= C. nigra Velen. 1886; O); Tragopogon Balcanieus Vel. (emendirte 
Beschreibung); T. Samaritani Held. und Sart. (ober Konjavo); Senecio Bulgarieus 
Vel.* (O; auch in Serbien); $. Arnautorum Vel.* (0); Doronicum maecro- 
phyllum Fisch. (Balkan); Ptarmiea multifida DC. (= Achillea aromatica Vel. 
1886); Achillea lingulata W. K. (O); A. erithmifolia (W. K. (O); Pyrethrum 
einereum Gris. (O); Chamaemelum Caucasicum Boiss (Vito$); Bidens orientalis 
Vel.* (Sofia, Kistendyl, Slivno); Bellis Vandasii Vel.* (O.); Jurinea Bulgarica 
Vel.* (Razgrad); Cirsium appendieulatum Gris. (O); C. armatum Vel.* (Balkan, 
OÖ); C. albidum Vel.* (Donauebene); Carlina longifolia b. spinosa Vel.* (O); 
Centaurea rutifolia Sibth. (= C. pannosa Vel. 1885); C. cana Sm. (O. ete.); C. 
napulifera Rochl. (Balkan); C. Tartarea Vel. (geänderte Beschreibung); Betula 
alba (O.); Parietaria Serbica Pand. (Beschreibung); Euphorbia altissima 
Boiss. var. nuda Vel.* (VitoS); Abies alba Mill. (O); Pinus Pumilio Hänke (O); 
Picea excelsa b) Balcanica Vel. (O); Juniperus communis (O); Orchis cordigera 
Fries (O.); O. saceifera Brogn. (O.); Gymnadenia Frivaldskiana Hpe. (O); Iris 
Reiebenbachii Heuff. (= I. Balcana Vel. olim.); Lilium Jankae Kern. (Kom); 
Muscari pulchellum Held. (Slivno, Philipopel); Juncus Rochelianus R. Sch. (O); 
Eriophorum graeile Koch (Vito$S); Carex caespitosa L. (O); C. digitata L. b. 
Bulgarica Vel.* (VitoS); Arrhenatherum erianthum Bois-Reut. (= A. Rumelicum 
Vel. olim.); Sesleria eylindrica DC. (Slivno); Bromus filuosus Hackel (Balkan) ; 
Festuca poaeformis Host (O); Poa ursina Vel. (O); etc. 

Bezüglich der vorkommenden Beschreibungen und allen Details 
vide das Original. 


Freyn (Prag). 
Zopf, W., Zur Kenntniss der Infektionskrankheiten 
niederer Thiere und Pflanzen. (Nova Acta der K. K. 
Leop.-Carol. Deutsch. Akad. d. Naturf. Bd. LII. No. 7.) 4°. 
67 pp. Mit 7 Taf. Halle 1888. 


Eine an überraschenden und höchst bemerkenswerthen Resul- 
taten reiche Arbeit. Verf. behandelt zunächst neue oder wenig 
gekannte Krankheiten von Nematoden-artigen Würmern, durch 
Schimmelpilze verursacht, dann neue Pilzkrankheiten niederer 
Algen (Spaltalgen, Desmidiaceen, Diatomaceen), ferner Infeetions- 
krankheiten von Monadinen und endlich eine Krankheit von einem 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 15 


642 Pillanzenkrankheiten u. medicinische Botanik. 


mistbewohnenden Kopfschimmel (Pilobolus erystallinus), welche 
die bisher unbekannte Zygosporenbildung zur Folge hatte. Im 
Anhang folgt dann die Bespreehung der “Wurzelfäule einer Com- 
posite ( (Stiftia chrysantha), verursacht durch einen neuen P’rotomyces- 
artigen Pilz, sowie die Charakteristik einer neuen ZLeptomitus- 
artigen Saprolegnie mit Dauersporenfruktifikation. Es ist unmöglich, 
im Rahmen eines Referats auf die Menge der interessanten Einzel- 
heiten der Abhandlung einzugehen, sie muss ım Origimal gelesen 
werden. Im Folgenden soll daher nur das Wichtigste herausge- 
hoben werden. 

Der erste Abschnitt behandelt einen höchst eigenthüm- 
lichen Fallvon Anpassung zwischen einem Schimmel- 
pilz, Arthrobotrys oligospora Fre., und gewissen 
Anguillula-Arten, welche von der Art ist, dass die 
Würmeheninschlingenartigen Mycelästen des Pilzes 
gefangen werden. Die Arthr obotrys ist ein ziemlich ver- 
breiteter Saprophyt. Bei Kulturen im N-armem Substrat, die aus 
Conidien gezogen werden, entwickelt das Mycel bogenförmige 
Kurzzweige, die mit einander anastomosiren und auf diese Weise 
Schlingen oder Oesen von verschiedener Weite bilden. Gegen 
Woronin bemerkt Verf., dass die Ebenen der ösenartigen Kurz- 
zweige unter den verschiedensten Winkeln zur Mycelebene gestellt 
sein können. 

Nachdem nun Verf. beobachtet hatte, dass in allen spontanen 
Arthrobotrys-V egetationen Anguillula-artige Nematoden vorkommen, 
die in todtem Zustande von Arthrobotr: ys-Mycelien durchwuchert 
waren, stellte er sich die Frage, ob etwa der Saprophyt sieh den 
Anguillulen gegenüber als Parasit verhält, d. h. die lebenden 
Individuen angreift und tödtet. Um diese Frage zu entscheiden, 
kultivirte Verf. Arthrobotrys-Myeelien im der Geisslerschen 
Kammer und setzte dann Waizenälchen (Tylenchus scandens) hinzu. 
Die Beobachtung ergab, dass sich binnen kurzer Zeit Mengen 
von Anguillulide en “ den Arthrobotrys-Oesen fingen 
und vermöge der Elastieität derselben festgehalten wur den. 
Verf. beobachtete dann weiter, dass die noch lebenden Würmehen 
von Infeetionsschläuchen, die von den Arthrobotrys-Zweigen aus- 
gingen, angegriffen und durch das rasche Auswachsen derselben 
(binnen 10 ae kann das Waizenälchen der ganzen Länge 
nach vom Mycel durchzogen sein) abgetödtet trden: Der Pilz 
zerstört alle inneren Organe vollständig. Die bewirkten Verän- 
derungen tragen den Charakter einer fettigen Degeneration, 
womit zum ersten Male gezeigt ist, dass Verfettung thie- 
rischer Gewebe als unmittelbare Folge von Pilzin- 
vasion eintreten kann. Das Fett dient dem Pilz zur Nah- 
rung und wird von ihm vollständig aufgezehrt. Endlich wachsen 
die Hyphen aus der Wurmhaut wieder heraus, können neue Oesen- 
systeme bilden und Würmer fangen und in Conidien frukti- 
ficiren. Ausserdem entdeekte Verf. eine zweite Frukti- 
fikation in Form von Dauersporen. Dieselben entstehen 
ohne bestimmte Regel intercalar und terminal. Zu ihrer Aus- 


Eı 


Pfanzenkrankheiten u. medicinische Botanik. 643 


bildung geben die übrigen Mycelemente ihren plasmatischen In- 
halt vollständig ab. Eine Keimung der Dauersporen hat Verf. 
noch nicht herbeiführen können. Vielleicht bedürfen sie einer 
langen Ruheperiode. 

Ausser Tylenchus scandens werden noch zahlreiche andere 
nieht näher bestimmte Nematoden - Arten gefangen (mistbewoh- 
nende, sowie in Schlamm und Wasser lebende). Verf. vermuthet, 
dass auch die Rübennematode (Heterodera Schachtil) in der Arthro- 
botrys ihren Feind findet. — 


Sodann besprieht Verf. die Harposporium-Krankheit der 
Anguillulen. Entdeckt wurde der Pilz (Harposporium Anguillulae) 
von Lohde 1874. Zwei Jahre später schrieb darüber Sorokin 
(Ann. des sc. nat. Bot. Ser. VI. Tome IV. p. 65), er stellte den 
Parasiten unter dem Namen Polyrhina multiformis zu den Chytri- 
diaceen. Verf. zeigt, dass Sorokin Unrecht hat, der Pilz ist ein 
Myxomycet, kein Phycomycet. Er besitzt ein septirtes Mycel und 
typische Conidienfruktifikation. Ausser letzterer entdeckte Verf. 
eine intercalare Dauersporenbildung. Die Infektion lebender An- 
quillulen durch die sichelförmigen Conidien konnte direkt nicht 
beobaehtet werden, erscheint aber zweifellos, da noch lebende 
Individuen bereits den Parasiten beherbergten. Oesenartige Fang- 
fäden bildet Harposporium nicht. Das Mycel bleibt auf den 
Wurmkörper beschränkt; die Conidienfruktifikation erfolgt aber 
ausserhalb. 

Im zweiten Absehnitt beschreibt Verf. einige Infektionskrank- 
heiten niederer Algen. 1) Eine Pilzepidemie unter Chroocoeeus 
turgidus (Kützing), verursacht durch Rhizophyton agile Zopf. Sie 
wurde entdeckt in Moortümpeln des Riesengebirges. 

3) Pilzkrankheiten an Desmidiaceen und Diatomaceen, gleich- 
falls hervorgerufen dureh Rhizidium-ähnliche Chytridiaceen (Rehizi- 
diaceen). Einen der Parasiten hat Verf. näher untersucht; er be- 
nennt ihn Rhizophyton gibbosum. Dabei fand er dieinteressante 
Thatsache, dass die Eier verschiedener Räderthiere 
gleichfalls von der Pilzkrankheit befallen wurden. 

In Abschnitt III („Ueber einige Infektionskrankheiten der 
Monadinen“) handelt es sich um Monadinen in Monadinen. Ver- 
schiedene zu Irrthümern Veranlassung gebende Umstände werden 
aufgeklärt. 

Im IV. Abschnitt endlich („Einfluss von Parasitismus auf 
Zygosporenbildung bei Pilobolus erystallinus“) weist Verf. nach, 
dass zwei Schmarotzer des Pilobolus, nämlich ein einzelliger 
Organismus, Pleotrachelus fulgens (bereits beschrieben in Nova Acta 
Bd. 47) und ein zur Gattung Syncephalis gehöriger Schimmelpilz 
die meisten Sporangienträger abtödten und so durch Unterdrückung 
der Sporangien Zygosporenbildung herbeiführen. Dies stimmt zu 
der von Brefeld ermittelten Thatsache, dass man durch künstliche 
Unterdrückung der Sporangienfrüchte von Mucor Mucedo die Zygo- 
sporenbildung erzwingen kann. Merkwürdig ist, dass die Zygo- 

15* 


544 Botanische Ausstellungen und Congresse, 


sporenapparate des Pilobolos erystallinus niemals von den genannten 
Parasiten befallen wurden. Die Keimung der Zygosporen wurde 
noch nicht erreicht. 


Horn (Berlin). 


Botanische Ausstellungen und Congresse. 


In der grossen allgemeinen Gartenbau- Ausstellung des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen 
Staaten, welche für den 25. April bis 5. Mai 1890 in dem Kg]. Aus- 
stellungsgebäude am Lehrter Bahnhofe in Berlin geplant ist, wird die 
Einrichtung einer wissenschaftlichen Abtheilung beabsichtigt, zu 
deren Beschickung seitens der Herren Botaniker gebeten wird. Diese 
Abtheilung zerfällt in folgende Gruppen: 


I. Morphologie. 


1. Darstellung des normalen morphologischen Aufbaues der 
Pflanzen an frischen Topfgewächsen, getrockneten Exemplaren, an in Spiritus 
oder anderen Konservirungsflüssigkeiten aufbewahrten Präparaten, an Wand- 
tafeln und anderen Zeichnungen, sowie an Modellen. 

1. A. Wurzeln. 
a) Ursprung. 
b) Verzweigung. 
«) Gliederung in Triebwurzeln und Saugwurzeln. 
ad) Vorkommen der Wurzelhaare und seine Abhängung von äusseren Ein- 
flüssen. 
e) Verschiedene Formen der Wurzel, welche bestimmten Lebensbedingungen 
angepasst sind (Rüben, Knollen, Dornen ete.‘. 
f) Reducirte Wurzelbildung. 
g) Wurzellose Leitbündelpflanzen. 
. Stengel. 
a) Ursprung. 
b) Verzweigung. 
ce) Verschiedene Formen des Stengels, welche bestimmten Lebensbeding- 
ungen angepasst sind. 
d) Dorsiventrale Achsen. 
3. C. Blätter der Laubregion. 
a) Stufen der Blattbildung (Niederblätter, Laubblätter, Hochblätter). 
b) Formen der Laubblätter, besonders solche, welche bestimmten Lebens- 
bedingungen angepasst sind. 
ce) Knospenlage der Laubblätter. 
d) Blattstellung. 
. Blütenstände. 
. Blüten. 
. Früchte. 
. Samen. 


[0 
je») 


190 
Pc >> Be) 


2. Bildungsabweichungen verschiedener Art. 


Als gärtnerisch besonders wichtig würde vor allem zu berücksichtigen sein: 
8. A. Füllung der Blüte und Blütenstände im weitesten Sinne. 
9. B. Umwandlung der Kelchblätter in Blumenblätter — doppelte Blumenkrone, 
10. C. Formen mit pelorischen Blüten (z. B. Gloxinien). 
11. D. Fasciation. 
12. E. Verschiedenes. 


. A. Bau der Zelle | 
. B. Bau der Gewebe-Systeme 
. C. Bau der Sprossungen j 


Botanische Ausstellungen u. Congresse. 645 


II. Anatomie 


erläutert durch Zeichnungen, Modelle 
und mikroskopische Präparate. 


III. Entwickelungsgeschichte. 


im Anschlusse an die Hauptabtheilungen des natürlichen Systemes, ebenfalls 
durch Zeichnungen, Modelle und mikroskopische Präparate erläutert. 


IV. Physiologie. 


1. Bodenbildung und künstliche Düngemittel. 

2. Einfluss der Mineralstoffe des Bodens auf die geographische Vertheilung 
der Pflanzen (kalkliebende, kalkfliehende, Salz-Pflanzen), durch Topf- 
gewächse und Herbarexemplare erläutert. 

. Methoden der Ernährungsversuche in Form von Wasserkulturen, Quarz- 
sandkulturen etc. 

4. Bedeutung der mineralischen Bodenbestandtheile für die Pflanzenernährung, 
insbesondere Kali, Phosphorsäure, Kalk, Eisen etc., erläutert an frischen 
Pflanzen in künstlichen Kulturen oder an getrockneten Pflanzen, Photo- 
graphien oder Zeichnungen. 

. Kohlenstoff-Assimilation. 

. Ernährung mit Stickstoff. 

Mikroorganismen des Erdbodens. Wirkung der Sterilisation 

. Eigenartige Ernährung. 

a) Schmarotzer. 
b) Saprophyten (inschl. der Mycorhiza-Pflanzen). 
c) Fleischfressende Pflanzen 
in Topfgewächsen, getrockneten Exemplaren, Zeichnungen und 
Modellen. 

9. Demonstration der sauren Wurzel-Ausscheidungen und des Verhaltens 

der Wurzelhaare. 


o 


wann 


. 10. Auftrieb des Wasserstromes durch den Holzkörper. 


11. Wasseraufnahme durch oberirdische Organe (gewisse Bromeliaceen, Salvia 
argentea etc.). 


. 12. Verdunstung. Methode der Messung. 

. 13. Athmung. 

. 14. Bewegung und Speicherung plastischer Stoffe. 

. 15. Neubildung von Organen in ihrer Abhängigkeit von äusseren Einflüssen. 
2. 16. Wachsthum der Organe in seiner Abhängigkeit von äusseren Einflüssen. 


Methode der Messungen. 


. 17. Wachsthumsrichtung der Organe in ihrer Abhängigkeit von äusseren 


Einflüssen (Geotropismus, Heliotropismus etc.), sowie spontan (Nutation). 
Hier würde der Demonstration der Schlinggewächse ein besonders breiter 
Raum zu gönnen sein. 


. 18. Reizbare und periodisch bewegliche Pflanzen. 
. 19. Geschlechtliche Befruchtung und Bestäubungsverhältnisse. 


A. Insektenblütler. 
a) proterandrische Pflanzen 
b) proterogynische 
c) dimorphe 
d) trimorphe 
e) monoeeische 
f) dioeeische 
&) polygamische 
h) gynomonoecische 
i) gynodioeeische 
k) andromonoeeische 
1) androdioeeische 
B. Wasserblütler. 
C. Windblütler. 
D. Kleistogame Pflanzen. 


BESZERLIT 3 307353, 


646 Botanische Ausstellungen u. Congresse. 


36. 


37. 


38. 


39. 


an. 
48. 


Bas > 


E. Pflanzen mit grossen und kleinen Blüten, von denen erstere für Be- 
fruchtung durch Insekten, letztere für Selbstbefruchtung bestimmt sind 
(z. B. Viola tricolor, Euphrasia officinalis). 

F. Bastardbildung. 

G. Polyembryonie und Parthenogensis. 

20. Ungeschlechtliche Vermehrung in den verschiedensten Formen, unter 
denen die für den Gartenbau wichtigen, also die verschiedenen Veredelungs- 
methoden, besondere Berücksichtigung zu finden hätten. 

21. Wichtige Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 

A. Gallen, 

B. Schutzeinrichtungen der Pflanzen gegen Thiere. 

C. Ameisenpflanzen. 

D. Nützliche und schädliche Insekten. 

22. Variabilität 
A. in der Form der Laubblätter, 

B. „ „ Färbung der Laubblätter, 

€. „ ,„ Form der Blüten, 

D. „ „ Färbung der Blüten. 

23. Pflanzenkrankheiten 
A. durch anorganische Einflüsse, 

B. ,„  parasitische Pilze, 

GBareS 9 Thiere, 

D. ,,  Verwundungen. Verschiedene Arten der Wundheil- und Wund- 
schutzmittel (Wundkork, Schutzholz, Ueberwallung). 


V. Instrumente und Untersuchungsmethoden. 


soweit letztere nicht schon durch obige Versuche (siehe IV. Physiologie) zur 
Anschauung gebracht sind. 


. 1. Geräthe zum Sammeln, Untersuchen und Konserviren von Pflanzen. 
. 2. Optische Instrumente. 

. 3. Mikrotome. 

. 4. Färbungsmittel. 


5. Konservirungsmethoden. 


. 6. Physiologische Instrumente. 


VI. Nützliche und schädliche Pilze, 


soweit sie nicht unter No. 39B. vertreten sind, mit besonderer Rücksicht 
auf den Gartenbau, 

A. Frisch, trocken und aufgelegt. 

B. In Konservirungsflüssigkeiten. 

C. In Modellen. 

D. Kulturmethoden, soweit sie nicht im gärtn. Theil berücksichtigt sind. 


V1. Officinelle und teehnisch wichtige Pflanzen. 


nebst ihren Produkten. 
A. Einheimische. 
B. Exotische (Kolonial-Abtheilung). 


VI. Samenkunde. 


. Samen nützlicher Gewächse nebst deren häufigsten Verwechslungen und 
Verunreinigungen. 

Samen von Unkräutern. 

. Grosse Sammlung von Koniferenzapfen, möglichst an frischen Zweigen. 
. Geräthe zur Samen-Kontrole. 


IX. Pflanzengeographie, 


. A. Verbreitung der Pflanzen. 
. B. Wanderung der Pflanzen (Unkräuter). 
. C. Blütezeit der Pflanzen in verschiedenen Gegenden (Phänologie). Alles 


erläutert durch Karten etc. 


Botanische Ausstellungen u. Congresse. 647 


X. Historische Aktheilung. 


56. A. Erläuterung der Geschichte der Kulturpflanzen, besonders der Garten- 
pflanzen, durch Abbildungen etc. 
57. B. Prähistorische Gegenstände. 


58. XI. Neuere Litteratur. 
59. XII. Verschiedenes. 


Der „Cerele Floral d’Anvers“ beabsichtigt im Jahre 1890 zur 
Erinnerung an die vor 300 Jahren erfolgte Entdeckung des Mi- 
kroskopes in Antwerpen eine internationale Ausstellung für Pflanzen- 
und Handels-Geographie und für Mikroskopie zu veranstalten. 
Dieselbe soll umfassen alles auf das Mikroskop und die Photo- 
mikrographie Bezügliche. Ueber die pflanzengeographische Ab- 
theilung gibt nachfolgendes Programm Aufschluss: 

A. Exposition permanente. 
I. Produits vegetaux. 
1° Produits alimentaires: «) fruits, b) graines, e) racines, d) bulbes, e) tubercnles 

F) autres parties de la plante. 

2° Produits textiles. 


3" Id. tinctoriaux. 

4° Id. oleagineux. 

53 Id. pharmaceutiques. 
6° Industrie du bois. 

Al) 


7° Industries diverses. 
8° Produits d’interet purement scientifique. 
II. Plantes vivantes. 
1° Flore de la Californie. 
2° Id. de la Chine et dıı Japon. 
3° Id. de l’Australie. 
4° Id. de la Nouvelle-Zelande. 
5° Id. du Cap. 
III. Plantes fossiles. 
Collections de plantes fossiles des zones dont les tlores sont repr&sentees & l’Ex- 
position. 
IV. Etudes botaniques. 
1° Herbiers. 
2° Collections de plantes, fleurs et fruits artifieiels pouvant servir & l’enseigne- 
ment de la geographie botanique ou de compl&ement aux flores repr&sentees 
par des plantes vivantes. 
3° Gravures, dessins, photographies, chromolithographies, etce.: «) plantes, fleurs, 
etc.; b) paysages, vues d’ensemble, etc. 
4° Installations de musees et de jardins botaniques: plans, reproductions, cata- 
logues, portraits de botanistes, d’explorateurs celebres, etc. 
5° Musces commerciaux et industriels: statistiques et modes d’exposition des 
produits vegetaux, ete. 
6° Publications botaniques: a) ouvrages de geographie botanique; 5) flores gene- 
rales et locales; c) publications periodiques; d) cartes geographiques, etc. 
B. Expositions temporaires. 
V. Flores. 
1° Collection generale de la flore du Congo. 


PA Id. des Indes orientales. 

3° Id. du Domaine mexicain. 

4° Id. des Andes tropicales. 

5° Id. du Bresil. 

6° Id. des Iles de la Malaisie. 

u2 Id. des Iles oc&aniques d’Afrique. 
3° Id. de la Nouvelle-Caledonie. 


9° Id. des Indes occidentales. 


643 Wehmer, Zur Calciumozxalat-Frage. 


VI. Coneours. 
ire Serie: Specimens d'une famille ou d’un genre propres & la region qui fait 
l’objet d’une exposition temporaire ou d’une des flores mentionndes 
sous A. II. 
2me Serie: Plantes de culture, 
3me Serie: Introductions nouvelles de ces pays. 
4me Serie: Hybrides d’une ou de plusieurs plantes introduites determindes. 


C. Conferences populaires. 
avec projection & la lumiere oxy-hydrique sur chacune das contrdes ow 
sur chacun des pays representes & l’Exposition. 
1° Vues, paysages, sites, etc. 
2° Arbres et plantes remarquables. 
3° Organes ou parties de vegetaux offrant un interöt special. 
4° Portraits de grands botanistes, explorateurs, ete, 
5° Musees et jardins botaniques, etc, : 


D. Congres. 
Mode de creation d’un Musee populaire de Geographie botanique, commerciale 
et industrielle, etc. etc. 


zur Galciumoxalat-Frage.‘) 
Von 
Dr. C. Wehmer 


in 
Marburg. 


Auf Grund landwirthschaftlicher Culturversuche ist seit lange bekannt, dass 
die Getreidearten zur kräftigen Entwicklung des Chile-Salpeters — im Gegensatz 
zum Kalksalpeter — bedürfen, indem mit jenem gedüngte Versuchsfelder nahezu 
den dreifachen Mehrbetrag lieferten. Als Stickstoffquelle wird demnach die an 
Natrium gebundene Salpetersäure bevorzugt, und tritt bei diesen Pflanzen logischer- 
weise die Oxalsäure zum grösseren Theil als lösliches Natriumoxalat (nicht Kalium- 
oxalat) auf, wie unter anderen auch Holzner bereits bei Zea Mays L. ein 
gelöstes oxalsaures Salz constatirte.e Dasselbe gilt für eine Anzahl anderer 
Calciumoxalat-freier Pflanzen und erklärt sich daraus das scheinbare Fehlen jener 
organischen Säure. 

Im Verlauf einer von mir ausgeführten Arbeit über die physiologische Be- 
deutung des oxalsauren Kalks habe ich an der Hand „rationell angestellter 
Culturen“ diese Thatsachen — die demnach keineswegs mehr neu sind — bestätigt, 
und hebe ich an dieser Stelle nur hervor, dass beispielsweise Hordeum vulgare 
L. in Caleciumnitrat als alleinige Stickstoffquelle darbietender Normallösung auch 
das entsprechende oxalsaure Salz in erheblicher Menge erzeugt. Es ist dies 
eigentlich eine selbstverständliche Erscheinung. Dass eine solche Lösung jedoch 
eine schlechte Stickstoffquelle im Vergleich zu der Alkalinitrat-führenden, beweist 
das langsame Wachsthum und die geringeren Grössenverhältnisse der einzelnen 
Theile der unter diesen Umständen kultivirten Pflanzen, wie dies ja auch un- 
mittelbar in den Resultaten landwirthschaftlicher Versuche zum Ausdruck kommt. 

Es scheint überall jenes Salz für manche Pflanzen keine geeignete (alleinige) 
Stickstoffnahrung zu sein, denn auch Vieia Faba L. und Pisum sativum L. bei- 
spielsweise zeigten ähnliche Verhältnisse, ohne nach eirca 9 wöchentlieher Cultur 
Anstalt zur Blütenbildung zu treffen.**) Kalium war selbstverständlich ausreichend 
vorhanden. 


*) Eine als „vorläufige Mittheilung“ bezeichnete Arbeit in Bd. XXXVIII No. 2. 
des „Bot. Centralbl.“ veranlasst mich mit Widerstreben zu folgender Ergänzung 

*%*) Nebenbei sei hier erwähnt, dass Blätter Kalk-frei gezogener Pflanzen von 
Vieia Faba L. und Pisum sativum L. nach !/sstündigem Erwärmen mit Alkohol 
noch keine Spur ihres Chlorophylis an diesen abgegeben hatten. 


Kohl, Entgeg. auf Dr. Welımer’s Mittheil.: Zur Calciumoxalat-Frage., 649 


Das Fehlen von oxalsaurem Kalk bei gewissen Parasiten ist, als dem 
Rahmen meiner Arbeit entsprechend, bereits vor längerer Zeit von mir constatirt 
worden; „vorläufige* Angaben habe ich allerdings nicht darüber gemacht, ob- 
schon bekannter Weise umfangreichere Arbeiten längere Zeit bis zur Publikation 
liegen. Mittheilung tiber meine Resultate nach verschiedenen Seiten überheben 
mich einer nachdrücklichen Vertretung dieses Punktes und constatire ich hier 
die Untersuchung von Raflesia Patma Bl., Lathraea squamaria L., Cuseuta 
Europaea L. und einer Cassytha-Species*); des Weiteren von Viscum album L. 
(diese Pflanze ist sehr reich an oxalsaurem Kalk) und Monotropa Hypopitys L. 
die bekanntlich Parasit und Saprophyt — je nach Standort — ist; ich fand hier 
stellenweise sehr geringe Mengen, in einigen Fällen fehlte er ganz. 

Dass ich das Fehlen des Caleiumoxalats bei Parasiten mit dem Ausbleiben 
der Production plastischer Stoffe aus den entfernteren Gliedern in Beziehung 
setze, und die von Herrn Dr. Kohl gegebene Erklärung für nicht zutreffend 
erachte, brauche ich kaum hinzuzufügen. Lathraea ist zu gewissen Zeiten sehr 
reich an Stärke und Produzent dieser wie der stickstoffhaltigen Substanz ist die 
Nährpflanze. Die näheren Beziehungen habe ich an einem anderen Orte zu 
entwickeln. 

An den Laubblättern einiger Pflanzenarten habe ich im vorigen Sommer 
bereits entwicklungsgeschichtlich die Beziehung des oxalsauren Kalkes zu dem 
Gefässbündelverlauf nachgewiesen und vorläufig die für die damalige Fragstellung 
in Betracht kommenden Resultate in der „Botanischen Zeitung“ publicirt. Einen 
beabsichtigten weiteren Verfolg der Frage habe ich damals ausdrücklich angegeben, 
und werde ich mir erlauben, dieselbe demnächst — auf einwandfreie Thatsachen 
gestützt — zu erledigen versuchen. Die Hypothese der Wanderung des Zuckers 
als Kalkverbindung wurde u. a. neuerdings von Schimper erwähnt. 

Es braucht von mir kaum hervorgehoben zu werden, dass ich weit davon 
entfernt bin, eine berechtigte Priorität fertig vorliegender Untersuchungen zu 
verkennen und überlasse ich nach dem Gesagten das Urtheil darüber dem Leser, 
indem ich noch darauf hinweise, dass unter anderm aus der Fassung der „Vor- 
läufigen Mittheilung“ die Thatsache hervorgeht, dass die für Entscheidung der 
hier berührten Punkte in Betracht kommenden Untersuchungen zum Theil (speciell 
Parasiten und Gramineen) noch neueren Datums, und eben deshalb „noch im 
Gange sind“. Der Zusammenhang mit einem im Druck befindlichen Werke, 
dessen Erscheinen durch Herstellung von complieirten lithographirten Doppel- 
tafeln verzögert wird, ist darum nicht ohne Weiteres ersichtlich. 

Meinerseits halte ich hiermit diese Angelegenheit für erledigt. 

Marburg, April 1889. 


Entgegnung auf Herrn Dr. Wehmer’s Mittheilung: 
Zur Galciumoxalat-Frage. 


Von 
F. G. Kohl. 


Dem vorstehenden Artikel des Herrn Dr. Wehmer würde ich sowohl seines 
Inhalts, als auch seines „mindestens ungehörigen“ Tones wegen die Aufnahme 
in das „Bot. Centralblatt“ verweigert haben, böte mir derselbe nicht willkommene 
Gelegenheit, eine „sachliche“ Entgegnung auf dem Fuss folgen lassen und meine 
Stellung Herru W. gegenüber ein für alle Mal kennzeichnen zu können. 

Im einleitenden Passus erinnert uns W. an bereits vorhandene, auch mir 
hinreichend bekannte landwirthschaftliche Kulturversuche, welche darlegen, dass 
Getreidearten des „Chilisalpeters* — im Gegensatz zum Kalksalpeter — zur 
kräftigen Entwicklung bedürfen, und folgert daraus, dass die Oxalsäure als 
Natriumoxalat auftrete und daher scheinbar fehle. Es scheint W. in der Eile 
entgangen zu sein, dass alle Gräser (also auch Getreidearten) Kalium- 
reich, Natrium-arm sind. Meine Angabe, die Oxalsäure sei an Kalium ge- 
bunden, ist also in allen Stücken aufrecht gehalten, was nicht ausschliesst, dass 


*) Das von mir benutzte Material wurde zum Theil von Herrn Dr.Kohl ca. 
ein Viertel Jahr später — unter ausdrücklicher Kenntniss der von mir bereits 
ausgeführten Untersuchung desselben — benutzt. 


650 Kohl, Entgeg. auf Dr. Wehmer’s Mittheil.: Zur Caleiumoxalat-Frage, 


man künstlich Kalium durch Natrium substituiren kann. Von einem „schein- 
baren Fehlen der Oxalsäure“ ist überhaupt gar nicht zu sprechen, sondern 
nur von einem Mangel an Calciumoxalat. Ich empfehle Herrn Dr. W. ein 
gründliches Studium der „Aschenanalysen von E. Wolff“, welche auf Seite 
5—49 den nöthigen Aufschluss über derartige Fragen geben. 

Im zweiten Abschnitt seines Elaborats theilt W. mit, dass Hordeum vulgare 
in „nur Caleiumnitrat darbietender Normallösung (wohl Normallösung)“ schlecht 
wächst, aber Caleiumoxalat erzeugt. Das habe ich bereits in meiner „vorläufigen 
Mittheilung“ angeführt, nur habe ich es vorgezogen, andere Nitrate in den be- 
treffenden Versuchen beizufügen, um eben keine „Kimmerlinge“, sondern wohl- 
ernährte Pflanzen (z. B. Gräser) mit Caleiumoxalat zu erziehen. 


Was die Bemerkung über die „Parasiten und Saprophyten“ anlangt, so 
kann ich Herrn W. nur auf die zahlreichen Litteraturangaben meines Werkes 
verweisen, die ihm zeigen dürften, dass alle von ihm angeführten Parasiten und 
Saprophyten und noch eine ganze Anzahl mehr bereits auf Caleiumoxalat 
untersucht sind. Es ist also überhaupt nur Controle nöthig. Kafflesia Patma 
und Cassytha, von denen ich „irgend wichtige Aufklärungen‘‘ überhaupt gar 
nicht erwartete, sind von mir z. Th. erst später untersucht, aber auch in meinem. 
Manuscript früher nur „ohne jede bestimmte Angabe neben vielen anderen 
Parasiten“ erwähnt. Ich pflege mit dem Druck einer Arbeit mit den ein- 
schlägigen Fragen nicht definitiv abzuschliessen,, sondern über dieselben weiter 
zu arbeiten, unbekümmert darum, ob ein Fachgenosse sich ebenfalls damit be- 
schäftigt. Hätte Herr Dr. W. sich noch einige Zeit geduldet, so würde er sich 
davon haben überzeugen können, dass die Resultate meiner Cassytha-Unter- 
suchung in meinem Werk überhaupt gar nicht Platz gefunden haben und 
nicht Platz finden konnten. Ich habe mich mit der Prüfung einheimischer 
Parasiten und Saprophyten begnügt. Lathraea Squamaria, die ich an reichem 
Material bereits März 1888 in Neapel untersuchte, weil sie in dessen Umgebung. 
mir häufig entgegentrat, ist in mehrfacher Beziehung aufschlussgebend. Damit 
wird auch der Sehlusssatz der W.’schen Mittheilung vollkommen gegenstandslos. 
Dass mir Herrn W.'s Zustimmung fehlt für meine noch gar nicht gegebene 
(!) Erklärung für den Kalkoxalatmangel bei Parasiten, würde ich aufrichtig be- 
dauern, wäre ich durch Herın W.'s Satz: „Dass ich das Fehlen — setze“ nicht 
in die Lage versetzt, eine vollständige Uebereinstimmung seiner und meiner An- 
sicht konstatiren zu müssen. Wie aber W.: „mit dem Ausbleiben der Pro- 
Auktion plastischer Stoffe aus den entfernteren Gliedern (?)“ seine Beobachtung, 
dass „Lathraea zu gewissen Zeiten sehr reich an Stärke ist“ in Einklang 
bringeu will, ist, abgesehen von dem jedes Sinnes entbehrenden Ausdrucke: „Pro- 
duktion plastischer Stoffe aus den entfernteren Gliedern“ einigermaassen räthsel- 
haft. Ich habe Stärke immer zu den plastischen Stoffen gerechnet. 


In dem Absatz: „An der Laubblättern — erledigen“ erwähnt W. seinen 
Aufsatz: Das Verhalten d s oxalsauren Kalkes in den Blättern von Symphori- 
carpus, Alnus und Crataegus (Bot. Ztg. 1889. Nr. 9 u. 10), was mich veranlasst, 
mein „sachliches“ Urtheil über dieselbe, nicht wie geplant, später, sondern 
gleich hier abzulegen. Die von W. angewandte Methode der Schätzung ist ganz 
unbrauchbar. Bei während der Untersuchung wachsenden Organen Grösse und 
Zahl der Caleiumoxalatkrystalie etc. zu schätzen, ist unmöglich und zwecklos, 
denn mit Ausdrücken: „ziemlich zahlreich, nicht häufig, fast überall leer, Nerven- 
belastung gering etc.“ ist nichts auszurichten, Zählen und Messen der Aus- 
scheidungen und Reduciren auf die Flächeneinheit ist ganz unerlässlich und 
wird Jedem begreiflich, der nur ein einziges Mal sich der Mühe einer solchen 
Zählung und Messung unterzogen hat. W. hat keine einzige Angabe über die 
Flächenvergrösserungen seiner Blätter gemacht, denn dass man nicht aus der 
„Spreitenlänge“ die Flächengrösse des Blattes ohne Weiteres ableiten kann, 
wird wohl selbst W. einsehen müssen. Ein Caleiumoxalat-reiches Blatt erscheint 
nach relativ unbedentender Flächenvergrösserung oft fast krystallarm u. s. w. 
Da W. die Spreitenverlängerung überhaupt nur nach halben Centimetern und 
mehr angiebt, muss mit einer solchen eine recht beträchtliche Flächenver- 
grösserung Hand in Hand gegangen sein und seine „Schätzungen“ werden da- 
mit ganz unbrauchbar. W. giebt ferner nicht an, wie er Blätter von 7 cm 
Länge unter dem Mikroskop der Taxation unterworfen hat; da er so grosse 
Blätter doch nicht auf einmal übersehen konnte, musste er sie verschieben; 


Kohl, Entgegn. auf Dr. Wehmer’s Mittheil.: Zur Calciumoxalat-Frage. 691 


dann hätte er aber Theilstriche auf Objektträger oder Deckglas, oder was 
schwieriger sein würde, Marken am Blatt selbst anbringen müssen, um Anhalte- 
punkte zu gewinnen. Das hat W. aber sicher nicht gethan, es findet sich kein 
Wort darüber gesagt, wogegen er viel gleichgültigere Sachen im breitesten Stil 
anführt. Endlich ist ein Drehen des Präparats beim Feststellen der Krystall- 
menge (besonders wenn Einzelkrystalle in Betracht kommen) unerlässlich, da 
zahlreiche „Auslösehungen“ das Resultat andernfalls wesentlich ändern. 


Doch gesetzt den Fall, die Methode W.’s sei brauchbar gewesen, so würden 
seine Resultate z. Th. nur wenig beweisen, z. Th. sogar für das Gegentheil von 
dem sprechen, was W. zu beweisen sucht. Denn so lange die von Schimper 
behauptete Wanderfähigkeit von W. nicht als „nicht existirend“ eruirt 
worden ist, muss man eine Ableitung von Calciumoxalat auch bei gleich- 
bleibender Krystallmenge als möglich annehmen, vorausgesetzt, dass fort- 
währender Zufluss dieses Salzes oder fortdauernde Neubildung desselben statt- 
hat; ja auch bei Mengenzunahme ist eine gleichzeitige, wenn nur geringere Ab- 
leitung leicht denkbar und Schimper hat ja ausdrücklich die Kalkoxalat- 
wanderung mit der Stärkewanderung verglichen, bei der wir allen diesen Fällen 
begegnen. Hieraus folgt „logischer Weise“, dass auch fortdanernde Mengen- 
zunahme an Caleiumoxalat eine gleichzeitige Ableitung a priori nicht ausschliesst, 
es braucht ja eben die Neubildung nur intensiver vor sich zu gehen, als die 
Ableitung. Dagegen würde jede Beobachtung einer Abnahme bedingungslos 
für die Möglichkeit einer Wanderfähigkeit sprechen und derartige Beobachtungen 
hat W. in der That selbst gemacht, denn er sagt p. 170: „Hier erscheint wieder 
die auffallende Thatsache des abweichenden Verhaltens älterer Blätter, so dass 
in diesen stellenweise nicht alleindie Mesophylldrusen verschwinden, 
sondern in einigen Fällen auch die Nervenkrystalle zurückgehen! W,, 
dem dieser Fall unbehaglich ist, construirt sich deshalb lieber eine Regel, von 
der er aber sogleich wieder sagt: „dass sie nicht streng gilt“ (p. 170). Auf 
Seite 174 behauptet W.: „Wo sie (die Abnahm e) scheinbar stattfand, wie bei. 
den unteren Blättern von Symphoricarpus-Trieben, den Langtrieben von Crataegus, 
lagen abnorme Verhältnisse vor.“ Was abnorm war, erfahren wir nicht. Das 
ist bequem; was nicht ins Schema passt, sondern gegen die Meinung des 
Forschers zeugt, wird einfach als „abnorm“ bezeichnet. Immer, wenn man 
ein bestimmtes Resultat erwartet, kommt ein zaghaftes, unsicheres „es scheint“ 
(p. 175—178) in den Weg; W. konnte eben auf Grund so weniger, aber vor 
allem so unzuverlässiger Beobachtungen zu keinem definitiven Resultat gelangen.. 
Das Einzige, was durch seine Untersuchung festgestellt ist, natürlich zunächst 
nur für die drei Versuchspflanzen, ist, dass die unteren Blätter von Kurz- und 
Langtrieben sich anders verhalten, bezüglich der Caleiumoxalatbildung, als die 
oberen, was von vornherein nahe liegen musste, da die oberen Blätter unter 
ganz anderen, viel günstigeren Vegetationsbedingungen sich entwickeln ais die. 
unteren; dieses Resultat hätte sich aber vortheilhafter Weise in wenigen Worten 
mittheilen lassen und wäre noch zuverlässiger unter Anwendung einer weniger 
mangelhaften Methode erhalten worden. 

Fahre ich nun nach diesem Excurs ia der Besprechung der neuesten Aus- 
lassung W.'s fort. 


W. hat die Güte, mir gegen Ende des vorletzten Abschnitts seines wohl 
etwas in Eile gefertigten Elaborats mitzutheilen, dass „neuerdings Schimper 
der Hypothese der Wanderung des Zuckers als Kalkverbindung gedenkt.‘“ Hätte 
W. sich ein Wenig geduldet, so würde er aus meinem Buch ersehen haben, 
dass ich gar nicht die Aufstellung obiger Hypothese fir mich in Anspruch nehme, 
sondern es unternommen habe, nach dieselbe stützenden Thatsachen zu suchen. 
und glaube, solche gefunden zu haben. Schimper’s werthvoller Arbeit und 
der einzelnen darin enthaltenen Angaben habe ich am passenden Orte gern und 
mit der Achtung Erwähnung gethan, die dem Verfasser jeder sorgfältigen Arbeit: 
gebührt. Auf den Schlusssatz kann ich Herrn W. nur antworten, dass ich mich 
bemüht habe, in meinem angekündigten Werke jede werthvolle früher erschienene, 
das Caleiumoxalat betreffende Arbeit zu berücksichtigen, dass ich von ihm, W., 
weiter Nichts kenne als einen kurzen Formose-Artikel (Bot. Ztg. 1887. Nov.) 
und jene oben charakterisirte, ernste Berücksichtigung kaum verdienende Arbeit 
über „das Verhalten des oxalsauren Kalkes etc.‘, welche ich aber trotzdem in 
meiner Schrift mit angeführt habe, dass ich deshalb seinen Angriff „leichtsinnig‘ 


652 Neue Litteratur. 


und „unbegründet“ finden muss, denn wie ich soeben erörtert habe, ist das 
„Sachliche“ seiner Ausführungen unrichtig und das „Persönliche“ gelinde 
ausgedrückt unberechtigt und tactlos. Ich werde Herrn W. jederzeit auf 
„sachliche“ Angriffe, sofern sie es überhaupt verdienen, gern Rede stehen 
nnd „sachlich“ antworten, in „persönlichen“ Angelegenheiten bin ich für 
ihn nicht mehr zu sprechen. 


Marburg, am 24. April 1889. 


Neue Litteratur.” 


Nomenclatur, Pflanzennamen, Terminologie etc.: 


Bessey, Charles, E., The questions of nomenclature. (The American Naturalist. 
Vol. XXIII. 1889. No. 265. p. 53.) 


Algen: 

Macchiati, L., La Synedra pulchella Kütz. var. abnormis M., ed altre Diatomacee 
della sergente di Ponte Nuovo (Sassuolo). (Bullettino della Societä Botanica 
Italiana. 9. Decembre 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. Nov. 2. 
p- 263.) 

— —, Le Diatomacee della fortezza di Castelfranco Bolognese. (l. ce. p. 278.) 

Piccone, A.. Alghe della crociera del „Corsaro“ alle Azzore. (Nuovo Giornale 
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 171.) 


Pilze: 
Celotti, L., Contribuzione alla micologia romana. (Bullettino della Societä 
Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889, 


No. 2. pn. 295.) 

Cuboni, &., Esperienze per la diffusione della Entomophthora grylli Fres. zontro 
le cavallette. (l. ec. p. 340.) 

Duclaux, E., Sur la nutrition intracellulaire. (Annales de I’Institut Pasteur, 
1889. No. 3. p. 97—112.) 

Frankland, Percy F., On the influence of carbonie anhydride and other gases 
on the development of Micro-organisms. (Proceedings of the Royai Society 
London. Vol. XLV. 1889. No. 276.) 

Holschewnikoff, Ueber die Bildung von Schwefelwasserstoff durch Bakterien. 
(Fortschritte der Mediein. 1889. No. 6. p. 201— 213.) 

Lagerheim, 6., Revision der im Fxsiecat „Cryptogamen Badens von Jack, 
Leiner und Stitzenberger“ enthaltenen Chytridiaceen, Pero1osporeen, 
Ustilagineen und Uredineen. (Mittheilungen des Badischen botanischen Vereins. 
No. 59. 1889.) 

Laurent, E., Nutrition hydrocarbonde et formation de glycogene chez !a levure 
de biere. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 3. p. 113—125.: 

Martelli, M., Sul Polyporus gelsorum Fr. (Bulletino della Soeiett Botanica 
Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. No. 2. 
p. 292) 

Massalongo, C., Nuovi Miceti dell’ agro veronese. (Nuovo Giornale Botanico 

Italiana. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 161.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
‚gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
-der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratu: ” möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitsch:itten werden 
‚ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefällizst mittheilen zu wollen, 
«damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werdeu kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


Neue Litteratur. 653 


Petri, R. J.. Reduktion von Nitraten durch die Cholerabakterien. [Schluss.] 
(Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 18. 
v. 593—604.) 

Pirotta, R., Osservazioni sopra alecuni Funghi. (Bullettino della Societä Bo- 
tanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. 
No. 2. p. 312.) 

Russo-Giliberti, A. e Dotto. &., Sulla fermentazione ammoniacale dell’ urina. 
(Sieilia med. 1889. No. 2. p. 97—99.) 

Salkowski, E., Ueber Zuckerbildung und andere Fermentationen in der Hefe. 
(Centralblatt für die medieinischen Wissenschaften. 1889. No. 13. p. 227— 228.) 


Flechten: 

Micheletti. L., Index schedularum criticarum in Lichenes exsiccatos Italiae 
auctore A. B. Massalongo. (Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 
1889. No. 2. p. 2465.) 

Williams, A., The status of the Algo-Lichen bypothesis. (The American Natu- 
ralist. Vol. XXIII. 1889. No. 265. p. 2.) 


Muscineen: 


Martelli, U.. Una nuova specie di Riccia. (Bullettino della Societä Botanica 
Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. No. 2. p. 290.) 


Gefässkryptogamen: 


Belajefi, Wl.. Ueber Bau und Entwicklung der Spermatozoiden bei den Gefäss- 
kryptogamen (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 
1889. Heft 3. p. 122.) 

Farmer, J. B., On Isoetes lacustris. (Proceedings of the Royal Society. 
London. Vol. XLV. 1889. No. 276.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Arcangeli, &., Sulla struttura dei semi della Victoria regia Lindl. (Bullettino 
della Societ& Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico 
Italiano. 1889. No. 2. p. 286.) 

Baillon, H., Les stipules et les bractees des Circ&es. (Bulletin mensuel de la 
Soeiete Linu&enne de Paris. 1889. No. 96. p. 772.) 

— —, Organog£nie ovulaire des Acokanthera. (l. c. 1888. No. 95. p. 755.) 

— —, Sur l'organisation florale de quelques Gentianacees (suite de la page 703). 
(cp: 159) 

De Bruyne, C., De la differeneiation du protoplasme chez les organismes uni- 
cellulaires. (Annales et bulletin de la Societe de medecine de Gand. 1888. 
Nro. 11.) 

Durand, L., Note sur l’organogenie du Poa annua. (Bulletin mensuel de la 
Societe Linndenne de Paris. 1889. No. 96. p. 771.) 

James, Jos. F., Fortuitous variations in Eupatorium. (The American Naturalist. 
Vol. XXIII. 1889. No. 265. p. 51.) 

Lignier, O., De l’influence que la symmeötrie de la tige exerce sur la distribution, 
le parcours et les contacts de ses faisceaux libero-ligneux. (Extrait du Bull. 
de la Soeiete Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889.) 8°. 15 pp. 
Caen 1889. 

Lumia, C., Del miscuglio gassoso nel sicono del Fico, Fieus Carica. (Bullettino 
della Societ4 Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico 
Italiano. 1889. No. 2. p. 317.) 

Palladin, W., Kohlehydrate als Oxydationsprodukte der Eiweissstoffe. (Berichte 
der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. Heft 3. p. 126.) 
Raimann, Rudolf, Ueber unverholzte Elemente in der innersten Xylemzone 
der Dikotyledonen. (Sep.-Abdr. aus Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie 
der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-naturwissenschaftliche ClJasse. Bd. 

XCVIII. Abth. I. 1889.) 8°. 36 pp. Wien 1889. 

Ross, H., Contribuzioni alla conoscenza del tessuto assimilatore e dello sviluppo 
del periderma nei fusti delle piante povere di foglie o afille.. (Nuovo Giornale- 
Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 215.) 


554 Neue Litteratur. 


Schmidt, Erich, Ein Beitrag zur Kenntniss der secundären Markstrahlen. Mit 
Tafel VI. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Jahrg. VII. 1889. 
Heft 3. p. 143.) 

Weismann, A., Ueber die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen. Vor- 
trag. 8°. 52 pp. Jena (Gustav Fischer) 1889. M. 1.20. 

Wilson, William P., The production of aerating organ on the roots of swamp 
and other plants. (From the Proceedings of the Academy of Natural Sciences 
Philadelphia. April 1389.) 8°. 3 pp. 

Wortmann, J., Beiträge zur Physiologie des Wachsthums. [Forts.] (Botanische 
Zeitung. Jahrg. XLVII. 1839. No. 16. p. 261.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Avetta, C., Prima contribuzione alla flora della Seioa. (Bullettino della Societä 
Botanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. 
No. 2. p. 344.) 

Seconda contribuzione alla flora della Seioa. (l. e. p. 303.) 

Baillon, H., Remarques sur le genre Thenardia. (Bulletin mensuel de la Soeiete 
Linneenne de Paris. 1889. No. 96. p. 763.) 

— —, Sur le Dissolaena vertieillata Lour. (l. e. p. 768.) 

— —, Sur quelques Gynopogon ee (rc? pr 9192) 

— —, Types uouveaux d’Apocynacees. (Suite de la page 752). (l. c. p. 757 et 
772.) 

Saint-Marcg, Chevalier de, La flore et les eultures du Congo. (Bulletin du 
Cercle floral d’Anvers. 1388. No. 7.) 

'Cicioni, 6., Sopra una varietä della Myosotis intermedia, e del Polygonum 
dumetorum. (Bullettino della Societä Botanica Italiana. 9. Dec. 1888 — Nuovo 
Giornale Botanico Italiano. 1889. No. 2. p. 267.) 

Gandoger, M., Flora Europae terrarumque adjacentium, sive Enumeratio plantarum 
per Europam atque totam regionem Mediterraneam cum insulis Atlantieis 
sponte crescentium novo fundamento  instauranda. Tom. XVI. compleectens: 
ne Convolvulaceas, Solanaceas, Borraginaceas et Verbenaceas. 8°. 
395 pp- Paris (Savy) 1889. 

Goiran, A., Alcune notizie sulla flora veronese. (Bullettino della Societä Bo- 
tanica Italiana. 9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiano. 1889. 
No. 2 p. 270 und 281.) 

Mac Leod, J., De Epiphyten der Amerikansche Flora. (Nederlandsche 
Museum. 1888. 10e en Ile atlevering.) 

Parlatore, Til., Flora italiana, continuata da Teodore Caruel. Vol. VIII. 
Parte II. (Ederacee, Apiacee.) p. 177—560. 1888. 8°. 

Pierre, L., Sur le genre Meliantha. (Bulletin mensuel de la Societe Linneenne 
de Paris. 1889. No. 96. p. 762.) 

— —, Sur le genre Telotia. (l. ec. 1888. No. 95. p. 754.) 

Sur l’Harınandia. (l. e. 1889. No. 96. p. 765.) 

Sterk, Corylus glandulosa. (Mittheilungen des Badischen botanischen Vereins. 
No. 59.) 1889. 

Terracciano, A., Le Viole italiane spettanti alla sezione Melanium DC. Appunti 
di studii filogenetico-sistematici. (Bullettino della Societä Botanica Italiana, 
9. Dec. 1888. — Nuovo Giornale Botanico Italiauo. 1889. No. 2. p. 332.) 

Wartmann, B. und Schlatter, Th., Uebersicht über die Gefässpflanzen der 
Kantone St. Gallen und Appenzell. [Schluss.] (Bericht über die Thätigkeit 
der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft während des Vereins- 
Jahres 1836/37. St. Gallen 1888. p. 476.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


‚Baillon, H., Sur un mode particulier de propagation du Mildew. (Bull. men- 
suel de la Soc. Linneenne de Paris. No. 96. 1888. p. 757.) 

Hibsch, Em., Kurze, zwei Rübenschädlinge betreffende Mittheilung. (Sep.-Abdr. 
a. Oesterr. -Ungar. Zeitschrift t. Zuckerindustrie und Landwirthschaft. Heft 1. 
8%. 2 pp. Wien 1889. 

‚Martelli, U., Caso teratologico nella Magnolia anonaefolia Salisb. (Nuovo Gi- 
ornale Botanico Italiano. Vol. XXI. 1889. No. 2. p. 258. Tav.'II, II.) 


Neue Litteratur. 655 


Medicinisch- pharmaceutische Botanik: 


Baillon. H., Sur des Schizophytes des urines acides, puis alealines. (Bull. men- 
suel de la Soc. Linndenne de Paris. No. 95. 1888. p. 753.) 

Baranski, A., Ein Beitrag zum Vorkommen des Actinomyces beim Pferde. 
(Arch. f. wissenschaftl. u. prakt. Thierkeilk. 1889. No. 3/4. p. 242—247.) 

Boinet, Microorganisme dans les ulceres du Tonkin. [Societe des sciences mö- 
dicales de Lyon.] (Lyon med. 1889. No. 13. p. 487—438.) 

Brassel, J., Narkotische Nahrungs- resp. Genussmittel. JII. Thee. (Bericht 
üb. d. Thätigk. d. St. Gailischen naturwiss. Gesellsch. f. 1886/87. p. 145. St. 
Gallen 1888.) 

Cresantignes, de, Contribution & l’etiologie de la diphtherie. Contagion par 
l’intermediaire d’un sujet indemne. 8%. 8 pp. Clermont, Oise (impr. Daix 
treres) 1889. 

Fahrenholtz, @., Beiträge zur Kritik der Metschnikoff’schen Phagocytenlehre 
auf Grund eigener Infectionsexperimente mit Milzbrandsporen am Frosch. gr. 
80. 34 pp. Königsberg (Wilh. Koch) 1889. Mn 

Kitt, Th., Bakteriologische und pathologisch-histologische Uebungen für Thier- 
ärzte und Studirende der Thierheilkunde. gr. 8°. VI, 328 pp. M. Illustr. 
Wien (Perles) 1889. M. 1.— 

Laue, W. W., Cynara Scolymus, or Garden Artichoke. (Therapeutic Gazette, 
Vol. x111. 1889. No. 2. p. 96.) 

Legrain, E.. Les microbes des &ecoulements de l’uretre. Contribution & l’etude 
de l’&tiologie et de la pathogenie des uretrites. 80%. 104 pp. et 8 planch. 
Naney (impr. Sordoillet) 1889. 

Lichinger, F., Die offcinellen Croton- u. Diosmeenrinden der Sammlung des 
Dorpater pharmaceutischen Institutes. 8°. 52 pp. Dorpat (E. J. Karow) 1889. 

Me 

Perron, P. @., De la nature infectieuse du tetanos. (These.) 4°. 112 pp. 
Lyon (impr. nouvelle) 1889. 

Roux, %., Revue generale bacteriologique. Le gonocoque. 80. 25 pp. Lyon 
(impr. Vitte et Perussel) 1889. 

Sawtschenko, J., Ueber Osteomyelitis leprosa. (Centralblatt für Bakteriologie 
und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 18. p. 604—607.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Baudrand, E., Reconstitution des vignobles par les c&pages americains. In- 
struetion pratique. 8”. 16 pp. Grenoble (Baratier et Dardelet) 1889. 

Conzaga, Prinipe, Sulla coltivazione delle viti americane in Europa. (Estr. 
dal Bolletino del comizio agrario di Mantova. Anno 1888. No. 12.) 8°. 8 p. 

Dieck, &., Die Acclimatisation der Douglasfichte. (Humboldt. 1889. Heft 4.) 

Fenk, C., Der Wachsthumsgang unserer Waldungen. (Bericht d. St. Gallischen 
naturw. Gesellschaft f. 1886/87. p. 215.) St. Gallen 1888. 

Gaucher. N., Handbuch der Obstkultur. 8°. X, 936 pp. M. Holzschn. und 7 
lith. Taf. Berlin (Paul Parey) 1889. M. 20.— 

Giescker, C. P., La culture de la betterave & sucre, ses effets &conomiques, 
(suite et fin) (Agriculture rationelle. 1888. No. 25. Decembre.) 

Goethe, H.. Der Obstbaum, seine Pflanzung und Pflege als Hochstamm. 3. Aufl. 
8°. XII, 163 pp. M. Illustr. Weimar (Bernhard Friedr. Voigt) 1889. 

M. 3.75. 

Hellriegel, H., Bemerkungen zu dem Aufsatze von B. Frank: Ueber den Ein- 
fluss, welchen das Sterilisiren des Erdbodens auf die Pflanzen-Entwicklung 
ausübt. (Berichte der deutsch. botan. Gesellsch. Jahrg. VII. 1889. Heft 3. 

ar 3L.) 

Hellriegel, H.. u. Wilfarth, H., Erfolgt die Assimilation des freien Stickstoffs 
durch die Leguminosen unter Mitwirkung niederer Organismen ? (l. c. Jahrg. 
VI. 1889. Heft 3. p. 138.) 

Jäger, H. u. Beissner, L., Die Ziergehölze der Gärten und Parkanlagen. 
3. Aufl. 8°. X, 629 pp. Weimar (Bernh. Friedr. Voigt) 1839. M. 7.50 

Petermann, Essai de culture & l’engrais de poisson. (Bull. de l’agriculture. 
Tome IV. 1888. Liv. 4.) 


Pl 1, N 
7 2 


zr 


> 2er 
Anzeige. — Inhalt. 


656 

Quensell, €. &. L., Rathgeber bei Anpflanzung nutzbarer Bäume im Einzelnen, 
in Gruppen, Alleen, kleineren Forstanlagen und Parks u. s. w. 8°. XIV, 
162 pp. M. 12 Tfln. Dresden (Friese & v. Puttkamer) 1889. Ni, BL 

Sagot, Fruits comestibles de l’Afrique. (Bull. du Cercle floral d’Anvers. 1888. 
No. 6.) 

Warneken, H. B., Die Kultur des Obstbaumes im Topfe und dessen Behand- 


lung im Freien und im Obsthause. 8°. IV, 55 pp. M. Illustr. Frankfurt a./O. 
(Trowitsch & Sohn) 1889. M. 1.— 


mit 700, reichlich aufgelegten, sauber auf 


| Moosherbar Papier gehefteten, von bryologischen Autori- 


täten gesammelten Exemplaren zu dem billigen 
Preis von 160 Mark zu verkaufen. 


Marburg a. L. Wilhelm Lorch. 


EBSSSTSSEIESSSSSSCHHEHTSSSSCHETSSTSSEHEHSSSISSEICHSSCSTEICHSSTSSSEHEBSTTETSSHETETTEISEHE ZEIT TECIEHTISEO) 


Verlag von J. M. Späth, Berlin C. 
H. Karsten. Deutsche Flora. 5u:tc.scuce aaa schweizer Ce 


fässpflanzen, der systematisch und medieinisch interessanten Zellenpflanzen und 
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medicinische Bedentung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1234 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$@ Zur Ansicht vorräthig in jeder Bachhandlung. >- 


OEISSSSSCHKOFSSSSET 
EBSSILCTEH 


a\ 
[ ® 


DEBSSSSTHHE 


In malt: 


"Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 
Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen 
kurz nach ihrer Reife keimen. (Forts.), p. 609. 
Löw u. Bokorny, Ueber das Verhalten von 
Pflanzenzellen zu stark verdünnter alkalischer 
Silberlösung. (Schluss), p. 612. 
Originalberichte zelehrter Ge- 
sellschaften. 
Botanischer Verein in München. 
V. ordentliche Monatssitzung, 
Montag, den 11. März 1889. 
Hegler, Ueber Thallin, ein neues Holzreagens, 
p. 616. 

Botaniska Sällskapet in Stockholm. 
Sitzung am 21. März 1888. 
Andersson, Ueber die Entwickelung der pri- 
mären Gefässbündelstränge der Monokotylen. 

(Schluss), p. 618. 

Almquist, Ueber die Gruppen-Eintheilung und 
die Hybriden in der Gattung Potamogeton, 
p- 619. 


Nekrolog. 
v. Herder, E. R. von Trautvetter (Forts.), p. 621. 


Referate: 


Engelmann, Die Purpurbakterien und 
Beziehungen zum Licht, p. 627. 

Farlow, On some new or imperfectly known 
Algae of the United!!States. I., p. 626. 


ihre 


Fowler, On the artie fiora of New-Brunswick, 
p- 639. 

Greene Lee, Studies in the Botany of Califor- 
nia and parts adjacent. IV., p. 637. 

Hansen, Die Farbstoffe des Chlorophylis, p. 632. 

Hansgirg, Synopsis generum subgenerumque 
Myxophycearum (Cyanophycearum) hucusque 
cognitorum, cum descriptione generis novi 
„Dactylococcopsis“, p. 623. 

Harkness, Fungi of the Paeifie Coast, p. 628. 

Müller, Graphideae F&eanae inclus. trib. affini- 
bus nee non Graphideae exoticae Acharii, 
El. Friesii et Zenkeri e novo studio specimi- 
num originalium expositae et in novam dis- 
positionem ordinatae, p. 628. 

Velenovsky, Resultate der zweiten botanischen 
Reise nach Bulgarien, p. 640. 

Wigand, Nelumbium speciosum W., p. 635. 

Zopf, Kenntniss der Infektionskrankheiten 
niederer Thiere und Pflanzen, p. 64. 


Ausstellungen und Congresse. 


Grosse allgemeine Gartenbau- Ausstellung am 
Lehrter Bahnhof zu Berlin, p. 644. 
Cercle Floral d’Anvers, p. 647. 


Wehmer, Zur Caleciumoxalat-Frage, p. 648. 
Kohl, Entgegnung auf Herrn Dr. Wehmer'’s 
Mittheilung: Zur Caleiumoxalat-Frage, p. 649. 


Neue Litteratur, p. 652. 


Ausgegeben: 8. Mai 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gottbelfti in Cassel. 


° | 
Band XXXVII.No.T. Jahrgang X. _ 


Nec = . 
sches Cenfr 
ya REFERIRENDES ORGAN 77 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm und Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Fiora Fennica 
in Helsingfors. 


No. 2%. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen kurz nach ihrer 
Reife keimen. 


Von 


Dr. Paul Dietel. 


(Fortsetzung und Schluss.) 

Auf Rubiaceen finden sich zwei Leptopuccinien: Puccinia Va- 
lantiae Pers., auf zahlreichen Galium-Arten aus vielen Gegenden 
Europas, sowie aus Sibirien bekannt, und Puceinia Spermacocis B. 
et C., auf Spermacoce glabra in Nordamerika gefunden. 

Unter den Leptopuceinien hat entschieden den grössten Formen- 
kreis und die weiteste Verbreitung, sowohl hinsichtlich der geo- 
graphischen Ausbreitung als auch hinsichtlich der Anzahl der Nähr- 
pflanzen, Puceinia Asteris Duby. Der Umfang dieser Species ist 
entschieden noch grösser, als man ihn bisher angenommen hat. 
Denn rechnet man, wie das wohl nicht anders angeht, zu dieser 
Art alle auf Compositen vorkommenden Leptopuecinien, die durch 
den Bau, die Grösse und Färbung ihrer Teleutosporen sich nicht 
von solehen Formen unterscheiden lassen, welche bisher ohne Be- 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 16 


) | Ba a a En 


655 Dietel, Ueber Rostpilze. 


denken zu Pucc. Asteris gerechnet wurden, so sind dieser Art, in 
dem Umfange wie Winter sie aufgefasst hat, noch die folgenden 
beizuzählen: Puec. vomica Thüm. auf Saussurea sp. (Sibirien), Pucc. 
Serratulae Thüm. auf Serratula sp. (Sibirien), Pucc. subtecta Rostr. 
auf Oirsium heterophyllum (Skandinavien), JPucc. Printziae Thüm. 
auf Printzia Huttoni (Kap d. g. Hoffn.), Pucc. Silphiüi Schw. auf 
verschiedenen Silphiumarten (Nordamerika), Puce. Xanthü Schw. 
auf Xanthium und Ambrosia (Nordamerika), Puceinia maculosa 
Schw. auf Cynthia Virginica (Nordamerika) und endlich Pace. G@e- 
rardii Peck auf Aster simplex und A. paniculatus (Nordamerika). 

Bezüglich der Puce. vomica und Pucc. Serratulae ist nichts 
Besonderes zu bemerken, als dass: sie völlig mit typischer Pace. 
Asteris übereinstimmen. Von der gleichfalls in Sibirien vor- 
kommenden Puec. Saussureae Thüm. ist Pucc. vomica völlig ver- 
schieden, erstere steht der Pucc. Hieracii nahe und hat auch eine, 
bisher freilich noch nirgends erwähnte Uredo. Auch zwischen 
Pucc. subtecta und Puce. Asteris ist kein wesentlicher Unterschied 
aufzufinden. Der auf Printzia Hutton! am Kap vorkommende und 
als Pucc. Printziae beschriebene Pilz zeigt ebenfalls im Allgemeinen 
volle Uebereinstimmung mit der typischen Form auf Aster. Nur 
vereinzelt sind die Sporen am Scheitel zugespitzt, und noch seltener 
tragen sie zwei oder drei Spitzehen, durch die sie an Pucc. coro- 
nata entfernt erinnern. Bei anderen Formen von Pucc. Asteris 
wurden solche Bildungen nie beobachtet, dieselben treten aber bei 
der Puccinia auf Printzia viel zu selten auf, als dass sie zu einer 
Speciesunterscheidung herangezogen werden könnten. Von den in 
Amerika auf Aster vorkommenden Formen zeichnet sich besonders 
die als Var. purpurascens Oke. beschriebene Form auf A. acumi- 
natus und A. macrophyllus durch die durchschnittlich geringeren 
Dimensionen der Sporen und die meist, aber nicht immer dunkel- 
kastanienbraune Färbung der hier besonders stark verdickten 
Scheitelmembran aus. Dagegen hat Puce. Gerardiü, die auch von 
anderer Seite zu Pucc. Asteris gezogen wird, gerade sehr hellge- 
färbte Sporen von derselben Grösse wie die typische Form, so 
dass man diese zwei Formen, die Var. purpurascens und Puce. 
Gerardii, für zwei weit von einander verschiedene Arten halten 
könnte, wenn nicht die verbindenden Zwischenglieder vorhanden 
wären. — Bei der Form auf Xanthium und Ambrosia (Puec. Xanthii 
Schw.) ist die Scheitelmembran vielfach nicht so stark ver- 
diekt, wie bei der Mehrzahl der übrigen Formen. Indessen zeigen 
die Sporen diese Eigenthümlichkeit keineswegs durchgängig, und 
andererseits kann man beobachten, dass Exemplare von Puce. 
Asteris auf Cirsium oleraceum und Achillea millefolium der Puece. 
Xanthii in dieser Hinsicht vollständig gleichen. Als einen Ein- 
wand gegen die Vereinigung dieses Pilzes mit Pucc. Asteris könnte 
man geltend machen, dass in Europa die Puceinia auf Xanthium, 
wie es scheint, nicht vorkommt. Hiergegen ist zu bemerken, dass 
man dieselbe Wahrnehmung auch bei anderen Pilzen machen kann, 
dass selbst da, wo mehrere Nährpflanzen eines Pilzes gemeinschaft- 
lich durcheinander wachsen, der Pilz nur auf der einen Art sich 


Dietel, Ueber Rostpilze. 659 


findet, auf den anderen Arten aber nicht. Als Beispiel sei er- 

wähnt, dass G. von Niessl Pucc. Dentariae (Alb. et Schw.), eine 
Mikropuceinia,, bei Adamsthal in Mähren massenhaft in üppigen 
Exemplaren auf Dentaria enneaphyllos fand, während von der an 
demselben Standorte reichlich vorhandenen Dentaria bulbifera, auf 
der jener Pilz gewöhnlich vorkommt, nicht ein einziges Exemplar 
von dem Parasiten befallen war. (Vol. Raben Bee Winter, 
Fungi europaei No. 3207.) — Bezüglich Pucc. Silphii muss be- 
merkt werden, dass in dem untersuchten Material von drei Stand- 
orten zwei Formen, die eine auf Silphium integrifolium, die andere 
auf S. perfoliatum, völlig der auf Aster amellus vorkommenden 
Puceinia glichen, die dritte dagegen (Ellis, North American Fungi 
No. 1462), ebenfalls auf 8. integrifolium parasitirend, von jenen in 
der Grösse der Sporen und der Derbheit der Polster einiger- 
maassen verschieden war. Hieraus dürfte zu entnehmen sein, dass 
die im Vorstehenden erwähnten geringen Unterschiede, zumal da 
sie keineswegs durchgreifend sind, weder ausreichen, noch be- 
rechtigen, die hier zusammengefassten Arten specifisch zu trennen, 
da ja auf einer und derselben Nähr species die Variationen mindestens 
eben so gross sind, wie innerhalb der verschiedenen Formen. — 
Endlich muss erwähnt werden, dass auf Xanthium und Stilphium 
mit der Puceinia gleichzeitig oder derselben vorangehend, aber auch 
isolirt für sich, ein Aecidium wiederholt gefunden worden ist, dessen 
Zusammengehörigkeit mit der Puceinia einige amerikanische My- 
kologen für möglich halten. Einen positiven Anhalt für diese 
Ansicht liefern die vorliegenden Angaben freilich nicht, vielmehr 
kommt meist die Puceinia ohne das Aeeidium vor. Das letztere 
dürfte daher doch wohl nur zufällig mit der Puceinia gemeinsam 
auftreten und zu einer heteröcischen Art, wie viele unserer ein- 
heimischen Aeeidien auf Compositen, gehören. Die auf den übrigen 
der oben erwähnten Nährpflanzen, z. B. auf Cynthia und Aster, 
vorkommenden Aeeidien sind nicht einmal vermuthungsweise zu 
der Puccinia gezogen worden, anderentheils auch gehören sie nach- 
gewiesenermaassen zu anderen Arten. 

Der im Vorstenenden besprochenen Art, namentlich den Formen 
auf Cirsium oleraceum, Achillea millefolium und Xanthium steht 
sehr nahe Pucceinia Grindeliae Peck, auf Grindelia squarrosa in 
Nordamerika vorkommend. Der Sporenscheitel ist hier meist nur 
wenig, mitunter auch gar nicht verdickt; der Stiel erreicht oft 
eine bedeutende Grösse, etwa die doppelte Länge der Spore, und 
hierin liegt das hauptsächlichste charakteristische Merkmal von 
Pucc. Grindeliae. 

Von den beiden vorigen Arten weicht in jeder Hinsicht er- 
heblich ab die schöne, im Kaplande vorkommende Puccinia aecidii- 
formis Thüm., die, wie der Name besagt, durch ihren Habitus 
wohl den Eindruck eines Aecidiums machen mag. Sie tritt in 
derben Polstern von hellbrauner Farbe auf Blättern und an Stengeln 
von Nidorella mespilifolia auf, die Häufchen nehmen aber bald in 
Folge der, wie es scheint, sehr energisch und vollständig ein- 
tretenden Keimung der Sporen eine blasse, weissgelbe Färbung 

16* 


660 Dietel, Ueber Rostpilze. 


an. Es mag hier erwähnt werden, dass bei dieser Art wiederholt 
drei- und vierzellige Sporen, sogar eine fünfzellige vollständig aus- 
gekeimte Spore gefunden wurden. 

Auch einen Lepturomyces beherbergen die Compositen, näm- 
lich den nordamerikanischen Uromyces Rudbeckiae Arth. et Holw. 

Die vorstehend gegebene Zusammenstellung (die natürlich auf 
Vollständigkeit keinen Anspruch erhebt, da ein grosser Theil der 
bisher beschriebenen Rostpilze der Untersuchung nur schwer oder 
überhaupt nicht zugänglich ist), zeigt, wie das schon die Betrachtung 
der in Deutschland einheimischen Arten lehrt, dass das Vorkommen 
von Rostpilzen, deren Teleutosporen gleich nach der Reife keimen, 
nicht an bestimmte Phanerogamenfamilien geknüpft ist, sondern 
dass dieselben in den verschiedensten Familien ziemlich gleich- 
mässig vertheilt auftreten. Von solchen Familien, die in grösserer 
Anzahl Rostpilze beherbergen, unter denen aber derartige Formen 
noch nieht beobachtet wurden, sind nur die Liliaceen im weiteren 
Sinne, die Gramineen, Cyperaceen und Umbelliferen besonders 
hervorzuheben. Es ist auch eine derartige Beziehung zwischen 
diesen Pilzen und ihren phanerogamen Nährpflanzen gar nicht zu 
erwarten, da die besondere Art der Entwicklung nur aus einer 
Anpassung an meteorologische Verhältnisse entsprungen sein dürfte. 
Johanson hat (vgl. Botan. Centralblatt. Bd. XXVIIL.) bereits 
hervorgehoben, dass in den Hochgebirgen Jemtlands und Herje- 
dalens in Schweden unter den Rostpilzen die Lepto- und Mikro- 
puccinien in einem verhältnissmässig hohen Prozentsatz vorkommen, 
und das Nämliche scheint für die Hochgebirge überhaupt der Fall 
zu sein. In weniger hoch gelegenen Gegenden sind die Lepto- 
puccinien allem Änscheine nach besonders in feuchten Thälern 
und Flussniederungen verbreitet, die dort herrschende Feuchtig- 
keit begünstigt ohne Zweifel ihre Entwicklung und Ausbreitung. 
Als ein Beispiel möge Folgendes dienen: auf einer etwa zwei 
Kilometer langen Strecke der Pleisseniederung kommen bei Leipzig 
vor Puce. Asteris auf Achillea millefolium, Pucc. verrucosa auf 
Glechoma hederaceum, Pucce. Veronicae auf Ver. montana, FPuec. 
Circaeae auf Cirec. lutetiana, Pucc. Malvacearum auf M. neglecta 
und Pucc. Arenariae auf verschiedenen Caryophyllacen. Das sind 
aber nahezu sämmtliche Arten, deren Nährpflanzen dort überhaupt 
angetroffen werden, höchstens Puce. Valantiae könnte dort noch 
vor komme N. 

Ebensowenig wie eine bestimmte Beziehung zwischen dem Vor- 
kommen der Leptoformen und ihren Wirthspflanzen zu Tage tritt, 
lässt sich eine Abhängigkeit von der Beschaffenheit der bewohnten 
Pflanzentheile erkennen. Auf derben lederartigen Blättern kommen 
ebensowohl Leptoformen vor (z. B. Puce. Buxi, Pucc. Mesnieriana, 
Puce. Pilocarpi, € Aa Abietis u. a.), als auf zarten oder 
saftigen Blättern (z. B. Pucc. Circaeae, Pucc. aurea etc.), ja eine 
und "dieselbe Art, wie z. B. Pucc. Arenariae, kommt auf Pflanzen 
mit zarten wie auch mit derben Blättern vor. 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 661 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


(Fortsetzung.) 


In der Gruppe Ligulatae scheinen vaginata und fili- 
formis*) durch die Beschaffenheit der Blätter und noch mehr 
die des Pistills und der Frucht zusammengehörig zu sein; peeti- 
nata aber muss als der Repräsentant einer anderen Untergruppe 
betrachtet werden. 

An die von den Hauptgruppen isolirten Arten densa und 
erispa schliesst sich jene der perfoliata in der ersten Gruppe 
ganz nahe an, bildet aber zu den scheideführenden Arten dadurch 
einen Uebergang, dass die Blätter eime undeutlich ausgebildete 
Scheide besitzen; auf einigen Blättern sitzt an der Grenze zwischen 
diesen eine Art Ligula. P. crispa aber zeigt unzweifelbafte Ver- 
wandtschaft mit alpina eimerseits und mit obtusifolia andererseits; 
sie nähert sich in verschiedener Hinsicht auch der perfoliata und 
kann ev. als ein Uebergangsglied zwischen den plantaginifoliae 
und graminifoliae betrachtet werden. 

Bezüglich des phylogenetischen Zusammenhanges zwischen den 
Gruppen kann man annehmen, dass die Formen mit freier Ligula- 
scheide den jüngeren Typus bilden, die mit Scheide und Ligula 
den älteren. Einen Beweis dafür bildet der Umstand, dass bei 
jenen das erste Blatt jedes Zweiges eine deutliche Scheide mit 
Ligula besitzt. Ebenso halte ich für ziemlich sicher, dass die 
schmalblätterigen ein älterer Typus, als die breitblätterigen sind, 
und dass also die Formen mit bestimmt dimorphen Blättern den 
höchsten und jüngsten Entwickelungstypus der Potamogetonen re- 
präsentiren. Dafür spricht auch, dass die zuerst hervortretenden 
Blätter dieser Formen immer sehr schmal, mehr oder minder gras- 
artig sind. Diejenigen Formen der respektiven Serien, die als 
Verbindungsglieder mit anderen Serien angesehen werden müssen, 
sind weiter — mit Ausnahme von P. eatans — alle schmal- 
blätterige Arten, so dass auch die breitblätterigen Serien nach den 
schmalblätterigen Formen zusammenzulaufen scheinen. Endlich sind 
die benachbarten Gattungen in der Familie, wie auch die sehr 
nahe verwandten Juncagineen sämmtlich sehr schmalblätterig. 

Unter den oben aufgenommenen Species fehlen nitens und 
decipiens. Sie sind unzweifelhafte Hybriden: graminea X perfoliata 
und /ucens X perfoliata. Besonders beweisend dafür ist ihre fast 


*) Ein Zwischenglied zwischen diesen beiden, auf den ersten Anblick so 
verschiedenen Arten bildet P. junceifolia Kern. (= flabellatus Tisel. in 
Bot. Not. 1883, nicht Bab.), die jedoch der filöformis weit näher steht. Da in den 
schwedischen alpinen Gegenden (besonders in Jemtland) eine sehr grossgewachsene 
Form von filiformis (= # alpina Blytt) vorkommt, so liegt es ganz nahe, 
die juncifolia als eine analoge Alpen-Form derselben Art zu betrachten, die 
jedoch weit mehr differenzirt ist. 


662 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


absolute Sterilität. Ohne diese Annahme wird es auch unerklär- 
lieh, wie nitens, dessen Hauptform mit Frucht weder hier noch im 
Auslande gefunden ist, dessen ungeachtet so verbreitet ist. 

Als Hybride (alpina X graminifolia) bin ich auch geneigt, die- 
jenige in älteren Herbarien sehr gewöhnliche La estadianische Form 
zu betrachten, welche den Typus der salieifolia mit £ lanceolata 
bildet und von Fries H. N. f. XVI. zu nigrescens gerechnet 
wird. Eine unzweifelhafte Hybride ist auch die nicht seltene 
Form, welche ich unter dem Namen fihformis X pectinata beschrieben 
habe. Ausserdem habe ich in Herbarien Formen angetroffen, die 
ich für Hybride zu halten geneigt bin, nämlich: natans X polygoni- 
folia, graminea X natans, graminea X praelonga und obdtusifolia X pu- 
silla. 


3. Herr S. Almquist: 
Ueber eine eigenthümliche Form von Potamogeton 


‚filiformis. 

In der Provinz Soedermanland Gäloe fand ich im vergangenen 
Sommer eine Potamogeton filiformis, die beim ersten Anblick der 
pusilla sehr ähnlich sah. Die Aehre war ohne Unterbrechung 
dicht und kurz, ihr Stiel kurz, bogenförmig. Die Früchte 
waren gut ausgebildet, ebenso die Blätter. Die Pflanze wuchs 
reichlich in feinem reinem Sande in sehr seichtem Wasser. 
Seit langer Zeit war niedriger Wasserstand gewesen, und durch 
diesen Umstand hatte die Form wahrscheinlich ihr eigenthümliches 
Aussehen bekommen. Sie stand da über der Wasserfläche, aber 
die Feuchtigkeit des Sandes hatte wohl den Blättern, sowie dem 
Blütenstand die Möglichkeit verliehen, fortzuleben und sich 
weiter zu entwickeln. Einige Exemplare hatten nachher, gewiss 
nachdem der Standort wieder unter Wasser gekommen war, jüngere 
Sprosse von normaler Bildung getrieben. Diese Form erklärt 
vielleicht das Räthselhafte des P. marinus Lin. Diese Art stellt 
nämlich Linne& neben die pusilla; auch wird eine Figur eitirt, 
die deutlich eine mit dieser verwandte Species darstellt, und die 
wie die hier beschriebene Form aussieht. Vielleicht bildet eine 
solche zusammengezogene ‚filiformis Linn&'s Species marina ? 


4. Herr 8. Almquist sprach ferner 
Ueber die sogen. Schüppchen der Honiggrube bei 
Ranuneulus. 


In einem Garten in Stockholm beobachtete ich an den Blumen- 
blättern von Ranunculus aconitifolius eine eigenthümliche Bildung. 
Es sah aus, als sässe ein kleineres Kronenblatt innerhalb eines 
jeden der wirklichen. Der Aussenrand jeder Honiggrube war 
nämlich zu einer kronenblattähnlichen Bildung ausgewachsen. Die 
Grube selbst glich einem kurzen, über die Fläche des Blattes sich 
erhebenden Rohre, welches mit genannter Bildung zusammen sehr 
an eine Randblüte bei Achilles Millefolium erinnerte. Ich habe 
leider nicht Gelegenheit gehabt, wilde Exemplare dieser Art zu 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 663 


untersuchen, da aber bei R. glacialis die Kronenblätter gleich 
oberhalb der Honiggrube eigenthümlich gerändert sind, so sieht 
es aus, als sässen bei diesen beiden auch in anderer Hinsicht ab- 
weichenden Arten die Schüppehenbildungen oberhalb (-ausserhalb) 
der Honiggrube. Bei den typischen Ranunkeln ist bekanntlich der 
untere (-innere) Rand zu einem die Grube bedeckenden Schüppehen 
ausgewachsen, während bei der Abtheilung Batrachium, bei R. 
sceleratus und den meisten schwedischen alpinen Arten (ex. R. nivalis, 
pygmaeus, hyperboreus) der Rand nicht schuppenartig auswächst, 
sondern die Grube vollständig offen ist. Ohne Zweifel ist der 
letzte Typus der ursprüngliche, aus welchem die zwei anderen her- 
vorgegangen sind. 


5. Herr 8. Almquist sprach weiter 


Ueber die Honigerzeugung bei Convallaria polygonatum 
p%yg 
und C. multiflora. 


Bei diesen Ptlanzen findet man in der Höhle des Blütenrohres 
keinen Honig. Reichlich dagegen ist Honigsaft in der Frucht- 
wand und im Gewebe des Blütenrohres, am meisten aber in den 
Mittelnerven der Kelehblätter vorhanden. Besonders bei Ü. multi- 
flora quillt ein tüchtiger Tropfen von Honigsaft aus jedem der 6 
Hauptnerven hervor, wenn man das Rohr quer durchschneidet. 
Es wäre wohl der Mühe werth, zu untersuchen, ob nicht dieser 
Honig von Nachtschmetterlingen auf dieselbe Weise verbraucht 
ee wie der in der Sporenwand bei Orchis und Platanthera be- 
findliche. Dieses Verhalten des Honigs bei den Convallaria-Arten 
ist von Interesse, indem dadurch der Zusammenhang der drei Haupt- 
typen für die Honieerzeugung bei den Ziliaceen und ihren Ver- 

wandten verständlich w ird ; Sn Honigerzeugung geschieht bekannt- 
lieh l. an den Mittelnerven der Blütenblätter in grösserer oder ge- 
ringerer Ausdehnung (Lilium, Fritillaria, a ete.), 2. in den 
Falten zwischen den Fruchtblättern (Allium, Or nithogalim, Hyaecin- 
thus etc.) und 3. im Gewebe des Sporens (einige Orchideen). Es 
scheint also nicht unmöglich zu sein, dass wir in Convallaria den 
ursprünglichen Typus für die Honigabscheidung bei den Monoko- 
tylen haben. 


Herr Graf H. F. G. Strömfelt sprach: 
Ueber neue Algen aus Skandinavien“) 
(Fortsetzung folgt.) 


*) Die Abhandlung „Algae novae, quas ad litora Scandinaviae indagavit“ 
auctor, ist publieirt in Notarisia. Anno III. Fasc. 9. Venezia 1888. 


664 v. Herder, E. R. von Trautvetter. 


Nekrolog. 


E. R. von Trautvetter, 
Eine biographische Skizze 
von 
F. G. von Herder. 


(Fortsetzung und Schluss ) 

Die beiden wichtigsten Werke aus dem letzten Decennium 
des arbeitsamen Mannes sind seine im Jahre 1830 erschienenen 
Florae rossicae fontes und die in den Jahren 1882—1884 ver- 
öffentlichten Inerementa florae rossieae. Die „Fontes* bilden das 
im „Grundriss“ 1837 verheissene „Verzeichniss aller in oder über 
Russland verfassten Schriften botanischen Inhalts“ in alphabetischer 
Reihenfolge und bei jedem Autor wieder in cehronologischer Ord- 
nung, mit genauer Angabe des Inhalts in lateinischer Sprache, 
wobei T. zugleich nicht unterliess zu bemerken, ob sich das Buch 
in seiner eigenen an Rossica reichen Bibliothek befindet, oder ob 
er dasselbe in der Bibliothek des Kais. botan. Gartens oder in 
der der Kais. Akademie der Wissenschaften gesehen oder ob er 
dasselbe überhaupt nicht gesehen habe. Für den Verf. dieser 
Zeilen ist es eine der angenehmsten Erinnerungen seiner sonst an 
herben Erfahrungen reichen Dienstzeit, dass es ihm vergönnt war, 
T. durch Herbeischaffung der nöthigen Litteratur aus der seiner 
Obhut anvertrauten Bibliothek behülflich gewesen zu sein, und er 
bewahrt deshalb auch das Exemplar der „Fontes“, welches er von 
dem Verf. in „tesseram gratitudinis“ erhielt, als ein theures An- 
denken an denselben auf. 

In den „Inerementa florae phaenogamae rossicae“, an welchen 
T. auch lange Jahre gearbeitet hat, wurden alle neuen russischen 
Pflanzenarten zusammengestellt, welche seit dem Abschlusse von 
Ledebours Flora rossiea irgendwo publieirt worden sind. Da 
nun seit dem Jahre 1853 die botanische Erforschung sowohl der 
bisherigen Gebiete als auch der neuerworbenen Provinzen Russ- 
lands ungeheure Fortschritte gemacht hat, so lässt sich daraus er- 
messen, welch’ grosses Werk hier T. unternommen und bis 1884 
auch glücklich zu Ende geführt hat. T. musste sich damit be- 
gnügen, bei jeder Pflanze anzuführen,, wo sie beschrieben ıst und 
den Fundort, sowie die Synonyma nebst deren Litteratur anzu- 
geben. Diagnosen und Beschreibungen der Arten mussten jedoch 
weggelassen werden, um das Werk nicht allzu sehr anschwellen 
zu lassen. Um den Besitzern von Ledebours Flora rossica die 
Benutzung der „Inerementa* zu erleichtern, folgte T. der An- 
ordnung Ledebours nach Familien und Gattungen und jeder 
seiner 4 Fascikel entspricht emem der 4 Bände Ledebours. 
Nur in der Anordnung der Arten innerhalb der Gattung verfuhr 
T. nach alphabetischer Ordnung. Sehr dankenswerth ist, dass er 
auch ältere Pflanzennamen, welche sich in den Werken von 
Pallas, S. G. Gmelin und Güldenstädt finden, und auch 
die Namen russischer Kulturpflanzen mit aufgenommen hat. — 


v. Herder, E. R. von Trautvetter. 665 


Was Trautvetter’s Inerementa als Nachschlagebuch werth 
sind, vermag nur derjenige Botaniker ganz zu ermessen, welcher 
bezüglich der neuen russischen Pflanzenarten nach dem Jahre 
1884 auf das Suchen danach angewiesen ist.*) — Werfen wir 
am Schlusse dessen, was T. in langjähriger Arbeit Alles geschaffen, 
einen Blick auf seine Werkstätte: Bibliothek und Herbarium, so 
gewahren wir eine an russischer botanischer Literatur sehr reiche 
Büchersammlung, während sein Herbarium, welches nur russische 
Arten enthält, in seiner Art gewiss das reichste ist, welches existirt. 
Hoffen wir, dass beide der Wissenschaft nutzbar erhalten bleiben. — 
Dass sein Name in der Botanik erlöschen wird, ist zwar nicht zu 
befürchten; es ist aber auch direkt dafür gesorgt, dass dies nicht 
geschehe, indem eine Ranunculaceen-Gattung ihm zu Ehren von 
Fischer und Meyer Trautvetteria genannt wurde; ausserdem 
existiren verschiedene nach ihm benannte Pflanzenarten, so eine 
Artemisia Trautvetteri von Besser, Bromus Trautvetteri von 
Schultes, Jurinea Trautvetteri von C. A.Meyer, Nepeta Traut- 
vetteri von Buhse, Cousinia Trautvetteri, Salix Trautvetteri, Salvia 
Trautvetteri, Serratula Trautvetteri von Regel, Oxytropis Traut- 
vetteri von Meinshausen ete. 

Betrachten wir den weiteren Lebensgang Trautvetters, 
so wurde er nach semem Abgange von Kiew im Jahre 1859 zum 
Direktor des landwirthschaftlichen Instituts zu Gori - Gorki im 
Gouvernement Mohilew ernannt. Dies geschah im Jahre 1860. 
Die Anstalt, in emem weitläufigen Gebäude untergebracht, welches 
früher den Jesuiten gehört hatte ,‚ erfreute sich unter Traut- 
vetter’s Leitung und unter tüchtigen Lehrern in der Zeit des 
allgemeinen Aufschwunges (1857-1863) eines sehr zahlreichen 
Besuches, namentlich aus den umliegenden ehemals polnischen 
Gouvernements des südwestlichen Russlands. Dieser Umstand 
sollte das Verderben der Anstalt werden, denn eines schönen Tages 
im Winter 1863 erschien ein polnisches Streifeorps und nahm die 
Mehrzahl der Studenten, welche Polen waren, mit sich fort. Die 
Anstalt wurde in Folge dessen provisorisch geschlossen und Traut- 
vetter erhielt im Sommer desselben Jahres 1863 den Auftrag, 
den Kais. botan. Garten zu St. Petersburg, welcher sich in einem 
Uebergangsstadium aus dem Ministerium des Kais. Hofes in das 
Ministerium der Reichsdomänen befand, überzuführen, zu verwalten 
und einen neuen Etat für den Garten auszuarbeiten. T. selbst 
zog erst zu Ostern 1864 in den botanischen Garten über, stand 
als Verwalter an der Spitze desselben bis 1866 und fungirte als- 
dann; nachdem der neue Etat bestätigt worden war, und er eine 
grössere Reise unternommen hatte, um die Ben bo- 
tanischen Gärten kennen zu lernen, als Direktor des Gartens bis 
Ende Mai 1875, nachdem er die schon mehrmals erbetene Ent- 
lassung aus dem Dienste wegen zerrütteter Gesundheit erhalten 
hatte. T. hat auf diese Weise dem Kais. botanischen Garten, 
dessen botanischer Beamter er schon 30 Jahre zuvor gewesen war, 


*) Vergl. meine Referate im botan. Centralbl. XIV. 1883. p. 139—146 
XVII. 1884. p. 270—281, XXIII. 1885. p. 213—221 und p. 246—253. H. 


666 v. Herder, E. R. von Trautvetter. 


über 10 Jahre lang vorgestanden und in dieser Zeit denselben 
auf einen Höhepunkt gebracht, wie er ihn nur zu den Zeiten 
Fischer’s gehabt hatte. Gleichwohl hat T. nicht das für den 
Garten und dessen Angestellte erreicht, was er erstrebt hatte, und 
sowohl der projektirte Neubau der Gewächshäuser, als auch eine 
den doppelt so hohen Preisen angemessene Erhöhung der Beamten- 
Gagen und der Mittel des Gartens überhaupt wurden nicht ge- 
nehmigt und die wissenschaftlichen Beamten (Bibliothekar und 
Conservatoren) müssen sich heutzutage noch mit denselben Gagen 
und Pensionen begnügen, welche bei der Gründung des botanischen 
Gartens im Jahre 1823 und in den Etats von 1830 und 1843 für 
ausreichend befunden worden waren -—— es damals vielleicht auch 
waren, aber es jetzt ganz gewiss nicht mehr sind. — T. hatte 
sich in der Nähe des botanischen Gartens ein Landhaus gekauft 
und zog alsbald im Juni 1875 dahin über, um von jetzt an ganz 
sich selbst und der Wissenschaft zu leben. 

Werfen wir emen Rückblick auf Trautvetter’s langen 
Staatsdienst (von 1833 bis 1875), so finden wir, dass er reichliche 
Anerkennung gefunden hat. Im Jahre 1854 wurde er Wirklicher 
Staatsrath, 1869 Geheimer Rath; von höheren Orden erhielt er 
1852 den St. Annenorden 2. Klasse mit der Krone, 1857 den 
Wladimirorden 3. Klasse, 1861 den Stanislausorden 1. Klasse, 
1866 den Annaorden 1. Klasse und 1873 den Wladimirorden 
2. Klasse. Ausserdem im Jahre 1854 das Dienstzeichen für 
20jährigen treuen Dienst und im Jahre 1856 die Kriegsmedaille. 
Kaiser Nicolaus Il. schenkte ihm im Jahre 1337 einen Brillantring, 
im Jahre 1849 eine Belohnung von 1000 R. und sprach ihm 1850 
bei Gelegenheit seines Besuches in Kiew sein Allerhöchstes Wohl- 
wollen aus für den vortreffliehen Zustand, in welchem sich die 
Universität damals befand; Kaiser Alexander I. hat ihn 
wiederholt durch Geschenke beglückt und ihm auf 10 Jahre eine 
Arrende von 1000 R. verliehen. — 

Noch 14 Jahre verlebte T. „nunguam otiosus“ in seinem 
Tuseulum; im August 1878 verlor er seine treue Lebensgefährtin 
und lebte von da im Kreise seiner und seiner Frau Verwandten 
und der zahlreichen Freunde, welche er sich in seinen verschiedenen 
Lebensstellungen durch seine Freundlichkeit und Kollegialität und 
seine sich stets gleich bleibende Höflichkeit erworben hatte. 

Im Jahre 1885 wurde T. durch die Kais. Akademie der 
Wissenschaften — deren correspondirendes Mitglied er schon ım 
Jahre 1837 geworden war — durch die Verleihung der Bär- 
medaille geehrt, und es gibt wohl keine naturforschende Gesell- 
schaft mn Russland, angefangen von der alten Moskauer Natur- 
forschergesellschaft bis zu den jüngsten, die ihn nieht zum Mitglieds 
oder Ehrenmitgliede ernannt hätte. So lebte T. bis Ende 1388 
mit botanischen Arbeiten beschäftigt und — wenn auch von asth- 
matischen Beschwerden in den letzten 10 Jahren häufig heimgesucht, 
doch geistig munter auch in das neue Jahr 1889 hinein, indem er 
80 Jahre alt werden sollte, als ihn, nur wenige Tage unwohl, am 
Morgen des 12. (24.) Januar ein sanfter Tod erlöste. Den 16. 


v. Herder, E. R. v. Trautvetter, 667 


(28.) Januar wurde er von Verwandten und Freunden, welche 


sich 


zahlreich eingefunden hatten — so viele ihrer noch vor- 


handen waren, zur letzten Ruhe geleitet; an seinem Sarge sprachen 
Maximowiez, Beketow und Regel, im Namen dreier Körper- 
schaften (der Akademie, ‘der Universität und des botanischen 
Gartens), der allgemeinen Liebe und Verehrung Ausdruck gebend. 


. Ueber die Nebenblätter. Eine naturwissenschaftliche Abhandlung. (Sep.- 


Abdr. aus „Die Quatember“.) kl. 8°. 30 pp. Mitau (gedruckt bei J. F. 
Steffenhagen & Sohn) 1831. [Ist eine Streitschrift gegen eine Abhandlung 
des Dr. W.Cruse „über den Blütenbau der Gramineen“. (Linnaea V.p. 299 
bis 335.)] 


. De Echinope genere capita II. 4°. 31 pp. 1 tab. Mitaviae 1838. 
. De Salicibus frigidis Kochii dissertatio. (Nouv. M&m. de la Soc. d. nat. 


de Mosc. II. (VIII.) 1832. p. 279—318. tab. 4—18.) 


. De Salicibus livonieis dissertatio. (l. ec. II. [VIII] 1832. p. 361—384.) 
. Die Gattung Salix L. (Ledebours Flora Altaica. IV. 1833. p. 251 bis 


292.) 


. Gemeinschaftlich mit Rathke und Parrot dem Jüngeren: Anzeige der 


Nouveaux Memoires de la Societ@ Imperiale des naturalistes de Moscou, 
dedies & S. M. l’Empereur Nicolas I. Tom. III. 1834. („Dorpater Jahr- 
bücher“. Bd. III. 1834. p. 491—514.) 


. Anzeige des Index seminum, quae hort. bot. Imp. Petropol. pro mutua 


commutatione offert. S°. (Petropoli 1835. „Dorpater Jahrbücher“. Bd, IV. 
1835. p. 457—480. 


. Salicetum seu Salicum formae, quae hodie innotuere, descriptae et syste- 


matice dispositae. (Sep.-Abdr. aus Mem. pres. ä l’Acad. d. Se. de St. 
Petersb. par div. sav. III. 1837.) 4°. 30 pp. 4 tab. Petropoli 1836. 


. Ueber die Weiden des Hortus Hostianus und der Dendrotheca bohemica. 


(Linnaea. X. 1836. p. 571—581.) 


. Grundriss einer Geschichte der Botanik in Bezug auf Russland. 8°, V,. 


145 pp. St. Petersburg 1837. 


. De Pentastemone genere commentatio. 4°. 26 pp. Petropoli 1839. 
. Eine Bemerkung zu den von Dr. C.A.Meyer beschriebenen Missbildungen. 


der Cardamine pratensis. (Bull. seient. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. 
V.,1839%44%.,p: 116) 


. Beschreibung von Mirabilis planiflora Trautv. (Delect. sem. in hort. bot.. 


Kiov. Univers. Caesar. St. Vladimiri anno 1839 collectorum. 8°. p. III.) 


. Eine neue einheimische Pflanzengattung (Faldermannia). (Bull. seient. de- 


l’Acad. sc. de St. Petersb. VI. 1840. p. 184—186.) 


. Eine neue Pflanzenart (Mirabilis planiflora). (1. ec. VI. 1840. p. 215- 


bis 217.) 


. Ueber Alyssum minutum Schlecht. (l. e. VI. 1840. p. 291 —292.) 
. Eine neue einheimische Pflanzenart (Faldermannia parviflora Trautv.)- 


(l. e. VII. 1840. p. 21—23.) 


. Beschreibungen von Isatis laevigata Trautv., Mirabilis ambigua Trautv. 


und Trigonella ensifera Trautv. und Bemerkungen zu den Gattungs- 
charakteren von Medicago, Melilotus und Trigonella. (Del. sem. 1840, 
pP: ‘VEL) 


. Ueber die mit Trifolium verwandten Pflanzengattungen. (Bull. seient. de 


l’Acad. d. sc. de St. Petersb. VIII. 1841. p. 267—272.) 


. Beschreibung von Clematis lathyrifolia Bess. (Del. sem. 1841. p. VL) 
. Ueber Lotus ceircinnatus Trautv. und Lotus (Candollei Trautv. (Bull. 


scient. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. VIII. 1841. p. 209— 212.) 


2. Verbesserte Charaktere einiger Papilionaceen. (Flora. 1841. No. 15.. 


p. 239— 240.) 


. Beschreibung von Datura macraoantha Trautv. und Bemerkung zu Pocockia: 


orbicularis Trautv. (Del. sem. 1842. p. 4.) 


. Ueber die Trifolieae. (Flora. 1842, p. 382—384.) 


568 


25 


26. 
27. 


28. 


29. 


‘30. 


31. 


"32. 


33. 


34. 


35. 


36. 


37. 


38. 
39. 


40. 


v. Herder, E. R. von Trautvetter. 


. Ueber die Gattungen Peplis, Ammania und Middendorffia. (l. e. 1842. 
p. 494—496.) 

Nekrolog des Staatsraths G. von Besser. (Bull. de la Soc. des nat. de 
Moscou. T. XVI. 1843. II. p. 341—360.) 

Ueber den Krzemienecer botanischen Garten. (l. c. T. XVII. 1844. II. 
p. 386—398.) 

Plantarum imagines et descriptiones floram rossicam illustrantes. Fasec, I. 
— VII. 4°. 65 pp. 40 tab. Monachii. 1844—1846. 


Russische Flora nach den Abbildungen und Beschreibungen von E. R. 
Trautvetter. Bd. I. 4°. 81 pp. Mit 35 Tafeln. Kiew 1844. [Russisch.] (Ist 
die russische Ausgabe der „Plantarum imagines et descriptiones floram 
rossicam illustrantes“.) 

De Sameraria et Isatide generibus commentatio. (M&m. pres. & l’Acad. 
de St. Petersb. par div. sav. IV. 1845. 2 tab. p. 299—317.) 
Ueber den Blütenbau der Gattung ‚Alnus Tourn. (Mitau, Sendung Kur- 
länd. Gesell. II. 1845. p. 1—4.) 

Middendorffia, genus plantarum novum. (Mem. pres. & l’Acad. d. sc. de 
St. Petersb. par div. sav. IV. 1845. p. 489—493. 1 tab.) 

Rede über die Flora des nördlichen Russland. 8°. Kiew 1846. [Russisch.] 
Phänogame Pflanzen aus dem Hochnorden. (Middendorffs Reise. Bd.I. 
Th. 2. Lief. I. p. 1—190.) Mit 8 Tafeln. St. Petersburg 1847. (Vergl. 
No. 45—48.) 

Die pflanzengeographischen Verhältnisse des europäischen Russlands. 
Heft I. 1849. 8°. 51 pp. Riga. Heft II. 82 pp. 1850. Heft III. 64 pp. 
1851. 

Skizze der Klassen und Ordnungen des natürlichen Pflanzensystems. (Bull. 
phys. math. de l’Acad. d. sc. de St. P£tersb. VIII. 1850. p. 331—333.) 
Ueber die pflanzengeographischen Bezirke des europäischen Russlands. 
4°. 20 pp. Kiew 1851. Mit einer Karte. [Russisch.] (Auch unter dem 
Titel: Naturgeschichte des Kiew’schen Lehrbezirkes. Botanik. Geogra- 
phischer Theil.) 

Uebersicht der natürlichen Familien, welche zum Florenbestand des 
Kiew’schen Lehrbezirkes gehören. 4°. 37 pp. Kiew 1853. [Russisch.] 
(Auch unter dem Titel: Naturgeschichte des Kiew’schen Lehrbezirkes. 
Botanik. Systematischer Theil.) 


Geschichte der Erforschung der Flora des Kiew’schen Lehrbezirkes und 
der einschlägigen Literatur. 4°. 11 pp. Kiew 1854 [Russisch.] 
Beurtheilung von Wiedemanns und Webers Beschreibung phanero- 
gamischer Gewächse von Esth-, Liv- und Kurland. („Jelandn“. 1853. No. 10.) 
Ueber die C'yperaceae des Kiew’schen Gouvernements. (Bull. phys. math. 
de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. X. 1852. p. 362—368.) 


41. Ueber die Polygonaceae des Kiew’schen Gouvernements. (l.c. XI. 1853. 
p. 378—384.) 

42. Ueber die Seneciones des Kiew’schen Gouvernements. (l. c. XII. 1854. 
p- 350—352.) 

43. Ueber die Urticaceae des Kiew’schen Gouvernements. (l. ec. XIII. 1855 


-44, 


45. 


46. 


AT. 


p. 187—192.) 

Ueber die Cuscutaceae des Kiew’schen Gouvernements. (l. ce. XIII. 1855. 
p. 369—379.) 

Aufzählung aller auf der akademischen Expedition in das nordöstliche 
Sibirien in dem Jahre 1843 von Dr. Alexander von Middendorff 
gesammelten Pflanzen. (Middendorffs sibir. Reise. I. Lief. 2. 1. 1856. 
p- 6—13.) 

Florula Taimyrensis phaenogama oder die auf der akademischen Expedition 
in das nordöstliche Sibirien im Jahre 1843 am Taimyr zwischen 73!/2° 
und 75° 36' n. Br. von Dr. A. v. Middendorff gesammelten phänogami- 
schen Pflanzen. (l. c. I. Lief. 2. 1. 1856. p. 13—143. tab. 1. 4—8.) 
Florula Boganidensis phaenogama oder die auf der akademischen Expedition 
in das nordöstliche Sibirien im Jahre 1843 am Flusse Boganida unter 
71!/e’ n. Br. gesammelten phänogamischen Pflanzen. (l. e. I. Lief. 2. 1. 
p. 144—167. tab. 2—3.) 


48. 


49, 


50. 


51. 
52. 


53. 
54. 


55. 
56. 


57 


58. 
59. 
60. 
61. 
62. 


63. 


64. 


65. 


66. 


67. 


v. Herder, E. R. von Trautvetter. 669: 


Plantae Jenissenses oder die auf der akademischen Expedition in das 
nordöstliche Sibirien im Jahre 1843 am Flusse Jenissei von Dr. A. von 
Middendorff ges. phänogam. Pflanzen. (l.c. I. Lief. 2. 1. 1856. 
p. 168—175.) 

Trautvetter, E.R. und Meyer, C. A. Florula Ochotensis phaenogama.. 
(.-@. Bd,-T Th... 2, Botanik. Lief. 85. 1856,.: p: '1—133. Mit 14 
Tafeln.) 

Ueber Camforosma ovata Waldst. et Kit. und C. annua Pall. (Bull. phys. 
math. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. XIV. 1856. p. 177—186.) 


Ueber einige Staticaceae Russlands. (l. ec. XIV. 1856. p. 250—256.): 
Ueber Betula Davurica Pall. (Bull. de la Soc. des nat. de Mosc. T. XXX. 
1857. II p. 445—452. Mit 1 Tafel.) £ 

Ueber Betula Oykoviensis Bess. (Bull. phys. math. de l’Acad. d. sc. de 
St. Petersb. XV. 1857. p. 287— 288.) 

Ueber die Ulmen des Kiew’schen Gouvernements und der an dasselbe 
grenzenden Gegenden. (l. ec. XV. 1857. p. 349—352.) 

Einige neue Pflanzenarten. (l. ec. XVI. 1858. p. 321—327.) 

Ueber die Crocus-Arten des südwestlichen Russlands. (l. ce. XVII. 1859.. 
p. 329—334.) 

Enumeratio plantarum Songoricarum a Dre. Alex. Schrenk annis 1840 — 
1843 colleetarum. (Bull. de la Soc. des nat. de Moscou. T. XXXIII. 1860. 
I. p. 55—162. 1. °p.,450—534. T. XRXIZ. 1866. II. 2. 307——-392..:V. 
405-—-461. T. XL. 1867. III..p. 50—123.) 

Biographische Notizen über Th. Basiner. (l. e. T. XXXVI. 1863. IV. 
p. 482—488.) 

Einige Nachrichten über Chr. von Steven. (l.c. T.XXXVI. 1863. IV 
p. 574-578.) 

Ueber die geographische Verbreitung der Herniaria-Arten in Russland. 
(l. e, T. XXXVII. 1864. IV. p. 561—-5653,) 

Aufzeichnungen über Chr. Fr. Stephan. (l.c. T. XXXVIH. 1865. p. 
596—599.) 

F. E. L. von Fischer und seine Schriften. (l. e. T. XXXVIIH. 1865. 
p. 585—595.) 

Plantarum novarum in Caucaso a Dre. G. Radde lectarum decadem pro-- 
posuit. (Bull. de l’Acad. d. sc. de St. Petersb. X. 1866. p. 393—398.) 


Collection d’&chantillons de bois envoy&e & l’exposition universelle de 
Paris par le jardin Imperial botanique de St. Pötersburg. 8°. 16 pp.- 
Paris 1867. 

Plantarum species novas nonnullas proposuit. (Bull. de la Soc. des nat.- 
de Moscou. T. XLI. 1868. II. p. 460—464.) 

Plantae in Ind. sem., quae hortus botanicus Imperialis Petropolitanus pro 
mutua commutatione offert: descriptae 1865. p. 37: Jurinea lyrata Trautv., 
Salix apoda Trautv., Senecio longiradiatus Trautv.; 1866. p. 93: Salvia 
Regeliana Trautv.; 1869. p. 25: Rosa elasmacantha Trautv. cum var, 
Jahresberichte über den Kais. botanischen Garten zu St. Petersburg. 
1867—1874. 8°. [Russisch.] (Die Jahresberichte von 1867—1869% finden 
sich abgedruckt in dem vom Ministerium der Reichsdomänen herausge- 
gebenen Journal „Landwirthschaft und Forstwirthschaft“. 1868—1870; 
die Jahresberichte von 1870—1874 in den Act. hort. Petropol. 1871— 1875.) 


. Symphyti species nova. (Bull. de la Soc. des nat. de Moscou. T. XLIII. 


1870. I. p. 72—73.) 


. Observationes in plantas a Dre, G. Radde anno 1870 in Turcomania te- 


Trautv. Caucasia leetas, nee non in alias quasdam. (Act. hort. Petropol.. 
I. 1. 1871. p. 13—34.) 


. Conspectus florae insularum Nowaja-Semlja. (l. e. I. 1. 1871. p. 43—88.) 
. Catalogus plantarum anno 1870 ab Alexio Lomonossovio in Mongolia 


orientali lectarum. (l. e. I. 2. 1872. p. 165—195.) 


. Plantae a Capite Maloma annis 1870 et 1871 in Turcomania collectae.. 


(1. e. I. 2. 1872. p. 262—282.) 


. Stirpium novarum descriptiones. (l. ec. H. 1. 1872. p. 469—487.) 
. Abriss einer Geschichte des Kais. botanischen Gartens zu St. Petersburg. 


(l. e. II. 1. 1873. p. 145—304. Mit einem Plan.) [Russisch.] 


670 


75. 


76. 
de 


78. 


79. 


97. 


v. Herder, E. R. von Trautvetter. — Bot. Gärten u. Institute. 


Enumeratio plantarum anno 1871 a Dre. G. Radde in Armenia rosica 
et Turciae distrietu Kars lectarum. (l. e. II. 2. 1873. p. 489—597.) 
Catalogus Viciearum rossicarum. (l. e. II. 1. 1874. p. 31—53.) 
Verzeichniss der Pflanzen, welche im Jahre 1873 Oberst Grodekoff bei 
dem Marsche der Truppen von Kinderli nach Chiwa in Ust-jart gesammelt 
hat. (Mittheil. der Kaukas. Abth. der kais. russ. geograph. Gesellschaft. 
Ba. III. No. 1. p. 17—18. Tiflis 1874.) [Russisch.] 

Verzeichniss der von Dr. Sieversin den transkaspischen Ländern im Jahre 
1872 gesammelten Pflanzen. (l. e. Bd. IV. No. 1. p. 18—21. Tiflis 1874.) 
[Russisch.] 

Aliquot species novas plantarum deseripsit. (Act. hort. Petropol. III. 2. 
1875. p. 267-279.) 


. Plantarum ınesses anno 1874 in Armenia a Dre. G. Radde et in Dage- 


stania ab A. Becker factas commentatus est. (l. c. IV. 1. 1876. p. 97 
bis 192.) 


. Plantas a Dre. G. Radde inisthmo Caucasico anno 1875 lectas enumeravit. 


(1. e. IV. 2. 1876. p. 341—406.) 


. Plantas Sibiriae borealis ab A. Czekanowski et F. Müller annis 1874 


et 1875 lectas enumeravit. (l. e. V. 1. 1877. p. 1—146.) 


. Plantas Caspio-Caucasicas a Dre G. Radde et A. Becker anno 1876 


lectas dilueidavit. (l. c. V. 2. 1878. p. 399—488.) 


. Flora riparia Kolymensis. (l. e. V. 2. 1878. p. 495—574.) 

. Flora terrae Tschuktschorum. (l. e. VI.'1. 1879. p. 1—40.) 

. Catalogus Campanulacearum rossicarum. (l. c. VI. 1. 1879. p. 41—104.) 
. Rossiae arcticae plantas quasdam a peregrinatoribus variis in variis locis 


lectas enumeravit. (l. e VI. 2. 1880. p. 539—554.) 


. Florae rossicae fontes. (l. ec. VIL. 1. 1880. p. 1—342.) 
. Elenchus stirpium in isthmo Caucasico lectarum. (l.c. VI. 2. 1881. 


p. 397—532.) 


. Decas plantarum novarum, auctoribus Trautvetter, Regel, Maxi- 


mowicz et Winkler. p. 1. Petropoli 1882. (Geranium Renardi Trautv.) 


. Stirpium Sibiricarum collectianeulas binas commentatus est. (Act hort. 


Petropol. VIII. 1. 1882. p. 1—22.) 


. Inerementa florae phaenogamae Rossicae congregavit. Fase. 1—4. (l. e. 


1882-1883. VII. 1. p. 23—268. VIII. 2. p. 297—576. IX. 1. p. 1—220, 
221—415.) 


. Contributio ad floram Turcomaniae. (l. e. IX. 2. 1885. p. 435—468.) 
. Plantas quasdam in insulis praefectoriis nuper lectas lustravit. (l. c. IX, 


2. 1885. p. 469—484.) 


. Rhododendrorum novorum par descripsit. (l. ec. IX. 2. 1885. p. 511—514.) 
. Contributionem ad floram Dagestaniae ex herbario Raddeano anni 1885 


eruit. (l. c. X. 1. 1886. p. 95—134.) 
Plantas in deserto Kirghisorum Sibiricorum ab I. J. Slowzow collectas 
enumeravit. (l. c. X. 2. 1887. p. 1—44.) 


98. Syllabus plantarum Sibiriae boreali-orientalis aDre Alex. a Bunge fil. 


lectarum. (l. ec. X. 2. 1888. p. 45—110.) 


Zu Trautvetter’s botanischen Schriften gehören auch die unter den Autoren- 


namen: 


„Fischer et Trautvetter“ beschriebenen und publicirten Pflanzen, wie: 

Caryolopha n. g. in Indice tertio seminum, quae hort. bot. Petropol. pro 
mutua commutatione offert. 1836. p. 31—32. 

Nuttallia malvaeflora. Ibidem. III. 1836. p. 41. 

Celsia brachysepala. Ibidem. IV. 1837. p. 33—34. 

Laserpitium Steveni. Ibidem. IV. 1837. p. 40. 


Botanische Gärten und Institute. 


Arcangeli, J., Cazzuola, F. et Bottini, A., Enumeratio seminum in r. horto 
botanico Pisano collectorum anno 1888. 8°. 28 pp. Pisis (typ. F. Mariotti)- 
1888. 


Instrum., Präpar.- u. Conserv.-Meth. — Sammlungen. 671 


Cohn, Ferd., Die Gärten alter und neuer Zeit. [Fortsetzung.] (Pharmaceutische 
Rundschau. Bd. VII. 1889. \o. 4. p. 96.) 

Conwentz, Bericht über die Verwaltung der naturhistorischen, archäologischen 
und ethnologischen Sammlungen des Westpreussischen Provinzial-Museums für 
das Jahr 1888. Fol. 22 pp Danzig 1889 

Pirotta, R., et Canneva, J. B., Index seminum horti universitatis Romanae 
anno 1888 colleetorum. 8°. 24 pp. Roma (tip Civelli) 1889. 

Weinzierl, Theodor v., Jahresbericht der Samen Control-Station der k. k. Land- 
wirthsehafts-Gesellschaft in Wien für die Funetionsperiode vom 1. August 1887 
bis 1. August 1888. (Publikationen der Samen-Control-Station. 1889. No. 50.) 
8°, 24 pp. Wien (Verlag der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft) 1889. 

'Weinzierl, Theodor von, Die Bedeutung der Samen-Control-Station für die 
Landwirthschaft. (Publie. der Samen-Control-Station in Wien. No. 43.) 8°. 
7 pp- Wien 1889. 


Instrumente. Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Bessey, Charles, E., The need of marking measurements in microscopical 
work. (The Americ. Naturalist. Vol. XXIII. 1888. No. 265. p. 52.) 

Dixon, S. 6., A bacteriological manipulating chambre. (Therapeut. Gaz. 1889. 
No. 3. p. 174—176.) 

Engelmann, Th. W., Le microspectrometre. (Archives Neerlandaises des sciences 
exactes et naturelles. Tome XXIII. 1889. No. 1.) 

Errera, L., Sur des appareils destines & d&montrer le mecanisme de la tur- 
gescence et le mouvement des stomates. Av. planche. (Bull. de l’Acad. roy. 
des sciences des lettres et des b.-arts de Belgique 1888. No. 11.) 

Heinricher, E., Ist das Congoroth als Reagenz auf Cellulose brauchbar? (Zeit- 
schrift für wissenschaftliche Mikroskopie und für mikroskopische Technik. 
Bd. V. 1888. p. 343—346.) 

Lagerhein, @., L’acide tactique, excellent agent pour l’&tude des Champignons 
secs. (Revue Mycologique. Annee XI. 1888. No. 42. p. 95.) 

Tavel, Eine Spritze für bakteriologische Zwecke. Mit 1 Figur. (Centralblatt 
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 16. p. 550 —552.) 
Taylor, Th., Le microtome Taylor. (Journal de Micrographie. T. XIII. No. 3. 

p. 93.) 

Whithmann, C. 0. Thomas, Camera lucida. [Illustrated.] (l. c. p. 81.) 

Zune, Aug., TraitE de mieroscopie medicale et pharmaceutique. Tome I. 8°, 
136 pp. avec 41 fig. intercaldes dans le texte. Bruxelles (Lamertin) 1889. 

Fır'a3} 


Sammlungen. 


E. R. von Traatvetter hat testamentarisch sein an russischen 
Pflanzen so überaus reiches Herbarıum dem Kais. botanischen 
Garten zu St. Petersburg vermacht. 


Flahault, Catalogue des plantes que „l’Herbier Mediterraneen“ peut distribuer 
au Printemps de 1889. 


672 Algen. 


Referate. 


Istväanffi, ‚Julius, Die Ergebnisse der algologischen 
Forschungen in denoberungarischen Torfgegenden. 
Mit zwei Tafeln. (Mathem.-naturwiss. Mittheilungen der ungar. 
Akademie d. Wissenschaften. Band XXIII. Nr. 2. pp. 205—262.) 
[Ungarisch ] 

Im Jahre 1884 beauftragte die ungarische Akademie der 
Wissenschaften den Verfasser mit der Durchforschung der Algen- 
flora der ungarischen, hauptsächlich aber der in Oberungarn ge- 
legenen Torfgebilde, wozu ihm eine Summe zu Gebot gestellt 
wurde. Verf. konnte seine Forschungsreise in Folge von Berufs- 
geschäften nicht gleich Anfangs Sommer, wie es ihm wünschens- 
werth erschien, sondern erst im Monat August antreten. Er be- 
suchte die in den Comitaten Trenesen, Arva, Lipto und in der 
Zips gelegenen Torfstellen während der Monate August und 
September. Das gesammelte Material wurde theils an Ort und 
Stelle determinirt, theils für spätere Untersuchungen auf geeignete 
Weise aufbewahrt. 

Die genannten 4 Comitate sind nach Verf. an Tortgebilden 
sehr reich, besonders hervorragend ist in dieser Hinsicht das 
Comitat Arva durch seine ausgebreiteten und zusammenhängenden 
Torfwiesen. Als Wegweiser diente dem Verf. A. Pokorny’s 
Werk: „Die ungarischen Torfgebilde“, 1863. Da aber 
seit dem Erscheinen dieses Werkes bereits 22 Jahre verflossen 
sind, konnte Verf. an mehreren Stellen grosse Veränderungen kon- 
statiren; diejenigen Plätze, welche Pokorny dazumals noch als 
entwickelte Hochmoore mit üppiger Vegetation kennzeichnete, 
weisen heute nur hie und da die zerstreuten, spärlichen Ueberreste 
einer einst mächtigen Torfgegend auf. 

Verf. unterscheidet bei der Eintheilung der Torfgebilde, auf 
Grund physikalischer und chemischer Beschaffenheit, sowie nach 
ihrer Phanerogamen-Vegetation folgende 2 Gruppen: Hochmoore 
und Wiesenmoore. Beiderlei Torfgebilde haben nach Verf. ihre 
charakteristische Algenvegetation. Hernach folgt die umständliche 
geographische, respektive topographische Beschreibung und 
Charakterisirung der durch Vert. aufgesuchten und in algologischer 
Beziehung erforschten Torfgegenden der genannten Comitate. 

Zur Conservirung des gesammelten Algenmaterials, besonders 
bei grösseren Formen, verwandte Verf. die Mischung von 
1 Rauminhalt Glycerin, 2 R. i. Alkohol und 1 R. i. Wasser 
mit Vortheil. Die kleineren, zarteren Algenformen, überhaupt 
alle diejenigen, bei welchen die Struktur des Plasmas und des 
Chlorophylis einer eingehenden Untersuchung unterzogen werden 
sollte, wurden in !/e-—1P/oiger Osmiumsäure aufbewahrt oder durch 
Alkohol absol. fixirt. Osmiumsäure conservirt ausserordentlich 
schön, sie ist für morphologische Untersuchung der Chlorophore 
und für Zellkernstudien sehr geeignet. 


Algen. 673 


Verf. sammelte an den Torfgegenden 213 Arten, welche 67 
Gattungen angehören, u. zw.: 

Chroococcaeeae 15 spec., Oscillariaceae 3 spec., Nostocaceae 3 speec., Stigone- 
maceae 1 spec., Scytonemaceae 3 spec., Rivulariaceae 3 spec., Desmidiaceae 
121 spec., Zygnemaceae 3 spec., Palmellaceae 12 spec., Protococcaceae 20 spec., 
Volvocaceae 2 spec., Vaucheriaceae 1 spec., Confervaceae 9 spec., Chaetophoraceae 
1 spec., Ulvaceae 1 spec., Oedogoniaceae 15 spec., Coleochaetaceae 1 spec. — 


Erwähnenswerthe oder neue Arten sind: 

30. Micrasterias rotata (Greville) Ralfs, n. var. depressa: Cellula depresso- 
orbicularis, diametro brevior. Cellula 200 «# longa, diameter 225 «, isthmus 
18 «#. In turfosis prope pagum Cserna. n. f. duplex, Tab. I. f. 450/1. Latitudo 
282 «, longitudo 672 #. n. f. monstrosa, Tab. I. f. 2. 450/1. Ibidem. 

31. M. truncata (Corda) Brebisson, n. subspec radiosa: lobis lateralibus fere 
usque ad medium ineisis, laciniis cuspidatis. M. semiradiatum Näg. n. sub- 
spec. denticulata: lobis usque ad !/s bis '/ı partem ineisis, laciniis mucronato- 
denticulatis, vel excisis. Ibidem. 


32. M. Americana (E.) Ralfs. n. var. orbicularis, Tab. I. f. 3. 450/1. Subor- 
bieularis, lobis lateralibus et basalibus bilobulatis, lobulis bifidis, angulis 
exeisis. Longitudo 120 4, latitudo 100 «#. Isthmus 20 #. In turfosis prope 
Nämeszto. 

33. Euastrum verrucosum E. n. var. apiculata, Tab. I. f. 4. 450/1. Lobis 
lateralibus et basalibus conico-productis, ad apicem dentieulis acutis 4—5 prae- 
ditis, tumore centrali maiore, granulis concentrieis quadrangularibus, tumoribus 
lateralibus valde minoribus. Longitudo 90 4, latitudo 80 «. Isthmus 18 «. Be- 
senova in turfosis. Rözsahegy in lacunis prope fl. Väg. 

34. E. oblongum (Greville) Ralfs, n. var. ocellata: Semicellulis supra basin 
verruca magna instructis, membrana maculata (non verrucosa). In turfosis prope 
Cserna et Nämesztö. 

37. E. insigne Hassal, n. var. mastoidea, Tab. I. f. 5. 600/1: Membrana tota 
— vel rarius excepto colli, maculata, lobis basalibus conico mammillosis, cum 
verrucis 3—4 acute coniecis instructis. Longitudo 120 «, latitudo 60 «. Isthmus 
14 #. In turfosis prope Nämesztö. 

38. E. elegans (Brebisson) Kützing, n. var. oculata, Tab. I. f. 6. 450/1: 
Semicellulis sub dorso maculis duobus praeditis. Longitudo 70 «, latitudo 50 «, 
isthmus 20 «. Im turfosis prope Cserna; — n. var. Lundelli: longitudo 60 4, 
latitudo 40 «, isthmus 24 4. In turfosis prope Cserna, Nämesztö, Csorba, Röz- 
sahegy in lacunis fl. Väg. 

39. E. binale (Turpin) Ralfs, n. var. rotundata, Tab. I. f. 8. a. b. Bre- 
bisson sub E. lobatum Liste 1856 p. 124. t. I. f. 4. Lobis rotundatis, longitudo 
19 #, latitudo 15 #, Isthmus 4 #. In lacunis fl. Väg prope Rözsahegy. 

42. Cosmarium Botrytis (Bory) Meneghini, var. Afghanicum Schaarschmidt; 
Notes on Afghanistan Algae (Journ. of the Linnean Soc. XXI. 1884. p. 245. t. 
V.f. 19.) Longitudo 80 «, latitudo 60 #, isthmus 23 «. In turfosis prope 
Besenova. — n. var. pseudospeciosum, Tab. I. Fig. 8. 600/1. C. ellipsoideum, 
tertia parte fere longius quam latum, semicellulis dorso truncatis vel late rotun- 
datis. Longitudo 73—94 4, latitudo 45—63 «, isthmus 16—20 #. In turfosis 
Besenova, Nämesztö. N. var. pulchrum, Tab. I. fig. 9. 450/1. Semicellulis 
tumore centrali maiore, cum granulis in series concentricis dispositis ornatis. 
Longitudo 93 4, latitudo 67 «, isthmus 18 #. In turfosis prope Nämesztö. 

46. (©. nasutum Nordstedt, n. var. simplex, Tab. 1. fig. 10. 450/1. Semi- 
cellulis verruculis in series radiantes simplices ordinatis instruetis. Longitudo 
40 #, latitudo 26 #, isthmus 10 «#. In turfosis prope Nämesztö. 

49. C. punctulatum Brebisson, n. var. ornata, Tab. 1. f. 11. a. b. 450/1. 
Semicellulis ad basin tumore praeditis, in centro tumoris verruca instructi, peri- 
pheria tumoris verrueis in eirculo dispositis ornata. Vertice semicellulae ellip- 
ticae medio inflatae, lateribus granulis 3 instructis. Membrana punctata, puncti- 
bus in series periphericas dispositis instructa. Longitudo 26 «, latitudo 21 «, 
isthmus 7 #. In lacunis fl. Väg prope Rözsahegy. 


50. C. eirculare Reinsch, n. var. maculata, Tab. ], fig. 12. 450/1. Membrana 
erassior, maculis tenerrimis instructa. Longitudo 47 4, latitudo 57 #, isthmus 
8 #. In turfosis prope Besenova. 


Botan, Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 17 


674 Algen, 


51. ©. seiunctum Wolle, haec species americana primum in Europa in tur- 
fosis prope Cserna detecta est. 

56. ©. homalodermum Nordstedt, n. var. maxima, Tab. I. f. 13. 450/1. 
Angulis rotundatis, formae typicae duplo maiore, membrana crassa, maculata. 
Longitudo 110 z, latitudo 90 «, isthmus 32 «. In turfosis prope Nämeszto. 

57. CO obliquum Nordstedt, var. CÜ'satoi Schaarschmidt in Magyar Nörv. 
Lapok. 1885. p. 7., Tab. I. f. 14. 45N/1. Longitudo 24 4, latitudo 24 u, f. 
duplex Schaarschmidt 1. c. p. 7., Tab. I. f. 15. 500/1. Longitudo 40 «, latitudo 
20 #. f. monstrosa Schaarschmidt 1. e. p. 7, Tab. I. f. 16. 500/1. Longitudo 
20—24 4, latitudo 13 «. Ibidem cum forma typica. 

58. © tetragonum Nägeli, n. f Lundelli, Tab. 1. f. 17. 560/1. Longitudo 
48 4, latitudo 23 #, isthmus 9 «#. In turfosis prope Cserna. 


60. C. Meneghinii Brebisson, n. f. Reinschii, Tab. I. f. 18—20, 450/1. In 
turfosis prope Cserna, Nämesztö, in inundationis riv. Szjelniez et fl-Väg prope 
Roözsahegy. ; 

C. pachydermum Lundell., n. var. ochthodiformis, Tab. I. f. 19. 600/1. Semi- 
cellulis alte convexis membrana verrucis depressis, minutissimis densissime sed 
irregulariter dispositis, ornata. Longitudo 120 4, latitudo 86 «#, isthmus 35 «. 
In lacunis prope balneum Babi-Gora. 

66. ©. Ralfsii (Ralfs) Brebisson, n. f. depressa, Tab. I. f. 20. 4501. Semi- 
cellulis depressis, orbieulato-convexis, lateribus arcuatis. Longitudo 120 #, lati- 
tudo 104 4, isthmus 20 #. In turfosis Cserna et A. Tätrafüred cum forma 
typica. 

67. ©. Palangula Brebisson, #. de Baryi (Rabh.) m. Longitudo 45—49 u, 
latitudo 25—28 4. In turfosis prope Csorba; n. var. rotundata, Tab. I. f. 21 —22. 
450/1. Semicellulis dorso late rotundatis, lateribus arcuatis. Longitudo 47 , 
latitudo 28 #. In turfosis prope Csorba. 


71. ©. Brefeldi n. sp. Tab. I. fig. 23. 450/1. C. mediocris, orbicularis, 
longius quam latius, modice constrietus, sinu acutangulo, extrorsum sensim dila- 
tato; semicellulae semicireulares, angulis inferioribus rarissime obtusangulis — 
acutangulis, a vertice visae late ellipticae. Membrana tota, excepto isthmo 
maculata. Longitudo 46 4, latitudo 74 #, isthmus 36 #. Sat differt a Calo- 
ceylindro connato, praecipue in sinu acutangulo, angulis inferioribus acutangulis; 
n. var. rotundata, angulis inferioribus plus minus rotundatis, sinu acutangulo ; 
longitudo 60 2, latitudo 67 «, isthmus 31 4. In turfosis prope Nämeszto. 


73. CO. Markusovszkyin. sp. Tab. II. fig. 24. 500/1. C.grandis, oblongo-ovatus, 
fere duplo longius quam latius, medio haud constrictus; semicellulis ovatis, mem- 
brana achroa, maculis conico-verrucaeformibus, superficie cytiodermatis proemi- 
nentibus, in series longitudinales ordinatis, munita. Vertice visae semicellulae 
perfecte eirculares. Longitudo 150 #, latitudo 84 «. In turfosis prope Nämesztö. 

76. Staurastrum cosmarioides Nordstedt, n. subspecies arvensis, Tab. 1. 
fig. 25. a. b. 450/1. S. ellipticum, fere tertia parte longius quam latum, valde 
constrictum, sinu lineari, semicellulae alte triangulares, lateribus convexis, angulis 
inferioribus late rotundatis, membrana glabra. Longitudo 7V 4, latitudo 53 4, 
isthmus 20 #. In turfosis prope Nämeszto. 

77. 8. granulatum Reinsch, n. var. Reinschü, Tab. II. f. 26. 450/1. Mem- 
brana tota glabra. Longitudo 46 «, latitudo 34 #, isthmus 8 #. In turfosis 
prope Nämesztö. 

81. $S. Bieneanum Rabenh., f. convexa: lateribus convexis. In turfosis Babi- 
Gora. 

82. 8. insigne Lundeil, haec species solum in Suecia observata est, detexi 
etiam in patria nostra in turfosis prope Csorba. 

83. $. Haynaldii Schaarschmidt, longitudo 14 #, latitudo cum radiis 16 . 
In turfosis prope Usorba. 


84. S$. Eötwösü n. sp. Tab. II. f. 27. 600/1. $. minor, tam longum quam 
latum, medio modice eonstrietum, semicellulae urniformes, e basi sensim dilatatae, 
lateribus convexis, margine dorsali excavatis et gibberibus, cum 1—1 aculeo 
ornatis — institutis, radiis reflexis, apieibus denticulatis. Membrana glabra. 
Longitudo 28 #, latitudo 28 #, isthmus 8 #. In turfosis prope Nämesztö. Differt 
ab aliis Staurastr. in semicellulis urniformibus, lateribus convexis, margine dor- 
sali excavatis et cum gibberibus ornatis. 


Algen. 675 


87. S. margaritaceum (E.) Meneghini, n. var. spinosa, Tab. II. f. 28. 450/1. 
Semicellulis apice radiorum aculeis longioribus ornatis. Diameter 48 «. In 
turfosis prope Üserna. 

89. S. geminatum Nordstedt, n. var. supernumeraria, Tab. II. fig. 29. 1000/1. 
Semicellulae a vertice visae triangulares, lateribus concavis, angulis late rotun- 
datis, ad polum aculeis 2 praeditis, ad angulos utrinque aculeis geminis 3 ornatis. 
Diameter 20—22 «. In turfosis prope Csorba. 

91. S. eristatum (Nägeli) Archer, forma Reinschü, longitudo 44 «#, diameter 
47 4, Isthmus 23 4. In turfosis prope Csernva, in inundationis fl. Väg., prope 
Rözsahegy. 

92. 5. spongiosum Brebisson. In turfosis prope Cserna, in inundationis fl. 
Väg. prope Rözsahegy, solum in paucis exemplaribus. 

93. S. furcatum (E.) Brebisson, n. var. fissa, Tab. I. f. 30. 1000/1. Pro- 
cessibus usque ad medium bifurcatis-instructa. Diameter 282 «. In turfosis 
prope Csorba. 

95. $. Sancti Sebaldi P. Reinsch, n. var. elegans, semicellulae radiis tumidis 
instructae, dorso non mucronatis, mucronibus lateralibus triidis. Ab var. for- 
natum Nordstedt differt in radiis brevioribus, tumidioribus, successive auctioribus. 
Latitudo cum radiis 108 «#, longitudo 67—80 4. Isthmus 23—20 #; n. var. 
superornata, Tab. II. f. 32. 1000/1. Minor, semicellulae ad basin granulis, in 
serie ordinatis munitae. Diameter cum radiis 44—45 #. Rözsahegy in lacunis 
prope fl. Väg cum antecelente. 

97. 8. paradoxum Meyen, f longipes Nordstedt, f. minor. Longitudo 8 #, 
diameter cum radiis 18 «. In turfosis prope Cserna, in inundationis fl. Väg 
prope Rözsahegy. 

98. S. proboscideum (Brebisson) Archer, n. var. furcata, Tab. II. f. 33. 
1000/1. Semicellulis a vertice visae aculeis, utrinque latere processuum or- 
natis. Diameter 23 #. In turfosis prope Csorba. 

99. S. vestitum Ralfs, n. var. ornata, Tab. II. f. 34. 1000/1. Semicellulis 
dorso mucronibus bidentatis ornatis. Diameter 50 #. In turfosis prope Cserna, 
Rözsahegy in lacunis prope fl. Väg. 

103. Xanthidium fascieulatum E. n. var. pulchra, tumoris centralibus maculis 
ornatis. Latitudo sine aculeis 55 «, longitudo 50 #, isthmus 20 #. In turfosis 
prope Üserna. 

136. Pleurotaenium Brefeldiüi n. sp. Tab. II. f. 35. 225/1. Pleurotaenium 
validum, oblongo-eylindricum, 4 longius quam latum, medio modice constrictum, 
sinu rotundato, annulo margine valde prominenti; semicellulae oblongae, lateri- 
bus levissime convexis, dorso truncato-rotundatae. Membrana achroa glabra. 
Longitudo 280 , latitudo 68 #. Isthraus 44 #. In turfosis prope Nämesztö. 

141. Spondylosium pulchellum Archer, # bambusinoides (Wittr.) Lundell, n, 
forma duplex, Tab. U. f. 36. 1000/1. Divisioni incompleta orta. In turfosis 
prope Csorba et Nämesztö. 

142. Hyalotheca dissiliens (Smith), Brebisson y bidentula Nordstedt, n. var. 
annulosa, Tab. II. f. 37. 450/1. Vagina mucosa solida latissima, ex annulis 
erassis transversalibus, pro utringue cellula duobus constituta, annulis trans- 
versim fissis. Latitudo filamenti 43 #, cum vagina, latitudo cellularum 26 ze. 
Longitudo cellularum 13 «#. Latitudo annuli 5,5 #. Rözsahegy in lacunis prope 
fl. Vaäg. 

143. H. mucosa (Dillwyn) E. n. var. örregularis. Vagina mucosa solida un- 
dulata, irregulariter incrassata. In turfosis prope Cserna. 

171. Ophiocytium majus Nägeli, n. var. Gordiana. Cellula spiraliter et irre- 
gulariter convoluta. Longitudo 200 #, latitudo 10—12 #. Im turfosis Besenova. 


181. Pediastrum Haynaldii n. sp. Tab. II. f. 38. 450/1, f. 39. 1000/1. Di- 
actinium. Cellulae radii emarginatae vel breviter bilobae, lobis cornubus line- 
aribus, obtusis vel obtusiusculis terminatis, membrana cum granulis validioribus 
medio cellularum in polygonis, peripheria cellularum parallelis ordinatis, angulis 
polygonorum cum angulis cellularum granulis in serie ordinatis conjunctis. Dis- 
positio communis cellularuım 16 + 115. Diameter cellularum 26—40 #. In 
turfosis Babi Gora, Nämesztö. Differt ab aliis Pediastris dispositione granu- 
lorum. 

201. Oedogonium excisum Wittrock et Lundell, solum ex Anglia, Austria et 
Suecia cognita. 

172 


676 Algen. — Pilze. 


207. Oe. Cleveanum Wittrock, n. var. arvensis, echinis late conieis, sub- 
rotundato-truncatis. Diameter oog. 67 #. Diam. oosp. 53—57 4. Latitudo 
cellular. veg. 20 «. Longitudo cellular. veget. 9% #. In turfosis prope Nä- 
mesztö. 

Schilberszky (Budapest). 


Dosset y Monzön, Jose Antonio. Datos par la sinopsis de 
las Diatöomeas de Aragon. 8° 32 pp. Zaragoza 1888. 


Eine auf eigenem Sammeln und Beobachten von mikroskopischen 
Organismen beruhende Abhandlung aus der Feder eines Spaniers 
ist in der That eine interessante und seltene Thatsache! Doch er- 
fährt man aus dem Vorwort, dass diese Arbeit nicht die erste in 
Spanien erschienene ist, indem das Interesse für das Studium der 
Diatomeen bei dem Verfasser, welcher „doctor en farmacia“ 
(also vermuthlich ein Apotheker ist) durch eine von D. Alfredo 
Truan y Luardo herausgegebene „Sinopsis de las Diatömeas 
de Asturias“, welche Ref. bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen 
hat, erweckt wurde. Die Schrift des Verf.’s weist ein Verzeichniss 
von 200 Arten und Varietäten auf, welche 32 Gattungen ange- 
hören. Eine neue Art befindet sich nicht darunter, doch sind 
einige Formen unbenannt gelassen, andere sind zweifelhaft be- 
zeichnet. Bei jeder Art sind die Fundorte genau angegeben. Die 
Gattungen sind systematisch geordnet und zerfallen in 3 Sub- 
familien: Raphideen, Pseudoraphideen und Cryptoraphideen, von 
denen die erste die Tribus der Cymbelleen (Cymbella mit 9 Arten), 
Naviculeen (Navicula mit 28 Arten), Gomphonemeen (Gomphonema. 
mit 9 Arten), Achnantheen (Achnanthes mit 7 Arten) und Cboeco- 
neideen, die zweite die Tribus der Fragilarieen, Tabellarieen und 
Nitschia mit 19 Arten) umfasst, während die letzte nur die beiden 
zu den Tribus der Coscinodisceen und Melosireen gehörenden 
Gattungen Cyclotella und Melosira mit zusammen 5 Arten enthält. 
Jedenfalls verdient dieses Verzeichniss die Beachtung aller Freunde 


der Diatomeenkunde. 
M. Willkomm (Prag). 


Raunkier, 6, Myxomycetes Daniae eller Danmarks 
Slimsvampe, tilligemed et Forsög til en Myxomy- 
ceternes Systematik. (Sonder-Abdruck von Botanisk Tids- 
skrift. Bd. XV11.)8°88 pp. 4 Tafeln. Kopenhagen (in Commission 
bei J. Frimodt) 1888. 


Nach einer geschichtlichen Uebersicht folgt im zweiten Ab- 
schnitt ein „Versuch einer Systematik der Mysxomyceten“. Der 
Raum verbietet uns, diesen Abschnitt ausführlich zu referiren; wir 
beschränken uns daher, nur eine Uebersicht des Systems des Verf.'s 
zu geben: 


A. Ohne Capillitium. 
I. Homodermeae. 
Fam. Liceaceae. 
Gattungen: Tubulina, Lindbladia. 


Pilze. 677 


II. Heterodermeae. 
Fam. (Olathroptychiaceae. 
Gattungen: Enteridium, Ciathroptychium. 
Fam. Cribrariaceae. 
Gattungen : Cribraria, Dietydium. 
B. Mit Capillitium. 
III. Cvelonemeae. 
Fam. Arcyriaceae. 
Gattungen! Perichaena, Lachnobolus, Arcyria, Cornuvia, Lyco- 
gala. 
Fam. Trichiaceae. 
Gattungen: Hemiarcyria, Trichia. 
IV. Stereonemeae. 
Fam. Physaraceae. 
Gattungen: Badhamia, Physarum, Tilmadoche, Fuligo, Leocarpus, 
Craterium. 
Fam. Didymiaceae. 
Gattungen: Chondrioderma, Lepidoderma, Didymium, Spumaria. 
Fam. Stemonitaceae. 
Gattungen: Lamproderma, Enerthenema, Ancyrophorus n. gen., 
Comatricho, Stemonitis, Brefeldia, Reticularia. 
Im dritten Abschnitte werden sämmtliche in Dänemark gefundenen 
(96) Myxomyceten beschrieben und ungefähr die Hälfte der Arten 
durch Figuren auf den beigefügten Tafeln erläutert. Es wird 
eine neue Gattung und 7 neue Arten beschrieben. Da die Be- 
schreibungen auf Dänisch geschrieben sind, geben wir sie hier in 
‚deutscher Uebersetzung wieder: 

Enteridium Rostrupü. Aethalien unregelmässig, langgestreckt, bis 4 cm lang, 
von nur einer Schicht ca. 1 mm hoher Sporocysten aufgebaut. Peridium oliven- 
grün; Seitenwände gegen die Sporenreife von grossen ovalen Oeffnungen durch- 
brochen. Sporenmasse olivenfarbig; die einzelne Spore fast farblos, Sporen in 
ovalen bis kugelförmigen Haufen, 5—25 in jedem, an der freien Oberfläche 
warzig, sonst glatt, 11—12 «# in Diameter. 

Enteridium macrosporum. Aethalien halbkugelig, ca. 2 mm breit, anfangs 
röthlich, später olivengrün. Sporen in ovalen bis kugelförmigen Haufen, 5—25 
in jedem, an der freien Oberfläche stachelig, sonst glatt, 12—14 4 in Diameter. 

Perichaena (Perichaenella) cano-flavescens. Sporocysten gruppenweise auf 
eipem dünnen, häutigen, gelblich-grauen Hypothallus, kugel- bis halbkugelförmig 
oder länglich bis nierenförmig, sitzend, ca. 0,5 mm breit, hell, gelblichgrau; sie 
öffnen sich dadurch, dass der obere Theil des Peridiums sich mehr oder weniger 
regelmässig von dem unteren trennt. Peridium dicht incerustirt, mit zahlreichen 
abgerundeten kantigen oder stabförmigen Körperchen, welche nur für einen 
geringen Theil aus Kalk bestehen; der obere Theil des Peridiums ist an der 
Unterseite mit sehr feinen Leisten ausgestattet, welche ein regelmässiges Netz- 
werk bilden, dessen 5—6-kantige Maschen ca. 12 « weit sind. Capillitium fast 
fehlend, nur von einzelnen kurzen, schwach verzweigten oder ganz unverzweigten 
Fäden gebildet, deren wellige Oberfläche unregelmässig warzig ist; die Röhren 
1,5—2 4 breit, farblos bis gelblich. Sporen goldgelb, sehr fein warzig, 12,5—14 u 
im Diameter. 

Perichaena (Perichaenella) nitens. Sporocysten einzeln oder zu wenigen 
gehäuft, kugel- bis birnenförmig, sitzend bis kurzgestielt, unregelmässig aufspringend, 
graubraun mit violettem Anstrich, metallglänzend, ca. 0,5 mm breit. Peridium 
einzeln, fast ganz ohne eingelagerte Körperchen. Capillitium aus langen, schwach 
verzweigten Röhren bestehend, welche von unregelmässigen, am Peridium fest- 
gewachsenen Erweiterungen entspringen; die Röhren einseitig und sehr fein 
stachelig, fast überall von der gleichen Weite, 1—1,5 «# breit. Sporen ebenso 
wie die Capillitiumröhren fein stachelig, geiblich bis farblos, 10—12 # im Dia- 
meter. 

Arcyria (Arcyrella) aurantiaca. Sporocysten eiförmig bis kurz cylinder- 
törmig, gestielt. Stiel von derselben Länge oder kürzer, wie die Sporocyste. Der 
bleibende Theil des Peridiums an der Innenseite dicht mit feinen Warzen besetzt, 


678 Pilze. 


ebenso wie das Capillitiium und die Sporenmasse ziegelroth-pommeranzengelb. 
Capillitiumröhren mit dicht gestellten, unregelmässig anastomosirenden Ringen 
ausgestattet, 5—7 4 breit. Sporen glatt, 10—11 # im Diameter. 

Didymium affine. Sporocysten kugel- bis halbkugelförmig, gestielt, Der 
Stiel dünn, eben so lang oder länger wie die Sporocyste, unten in einen kreis- 
förmigen Hypothallus erweitert, hellbraun. Columella kugel- bis halbkugelförmig, 
von derselben Farbe wie der Stiel oder ein wenig heller. Peridium grau, unter 
dem Mikroskope nach Entfernung des Kalkes farblos. Capillitiumfäden fast 
farblos mit zahlreichen, kurz spindelförmigen, braun violetten Erweiterungen. 
Sporen glatt, sehr schwach warzig, 8—9 # im Diameter. 

Ancyrophorus gen. nov. Sporocysten gestielt. Der Stiel setzt sich in eine 
Columella fort, welche bis zum Scheitel der Sporocyste reicht und sich hier zu 
einer mit dem Peridium verwachsenen kreisrunden Scheibe erweitert, von deren 
Unterseite und zugleich von der oberen Hälfte der eigentlichen Columella die 
Capillitiumfäden ausgehen ; diese verzweigen sich gegen die Spitze hin gabel- 
förmig; die äussersten biegen sich auswärts, und sind mit zahlreichen, pfriemlichen 
Spitzen besetzt. 

A. erassipes. Sporocysten kugelig, gestielt; der Stiel etwas kürzer als die 
Sporocyste, unten sehr dick, nach oben allmählich dünner werdend, geht einfach 
in die pfriemlich zugespitzte Columella über. Capillitiumfäden anfangs un- 
verzweigt mit einzelnen Anastomosen, gegen die Spitze gabelförmig verzweigt, 
oft anastomosirend; die äussersten Zweige zur Seite gebogen, parallel mit der 
Oberfläche der Sporocyste, mit zahlreichen, kurzen, pfriemlichen, oft krummen 
Spitzen besetzt. Stiel, Columella und Capillitiumfäden dunkel violettbraun bis 
schwarz. Sporen glatt oder sehr schwach warzig, hell braunviolett, 10—12 4 im 
Diameter. 

In einem Anhange werden die anderen zur Klasse der Myce- 
tozoen gehörenden Ordnungen besprochen und einige in Dänemark 
gefundene Formen beschrieben, von denen Plasmodiophora Brassicae 
Wor. und Tetramyxa parasitica Göb. hervorgehoben werden 


können. 
Rosenvinge (Kopenhagen). 


v 


Ziliakow, N., Zur Myxomycetenflora des Gouvernements 
Kazan. (Sceripta botanıca horti Univ. Imp. Petropolitanae. 
Bd. II. Heft 1. p. 25— 35. 18837—1888.) [Russisch mit deutschem 
Resume.] 

Das russische Reich war in Bezug auf Mysomyceten bisher 
noch fast ganz unerforscht; es gab nur eine Aufzählung der Myxo- 
myceten der Umgegend von Warschau, von Alexandrowiez. 

Verf. durehsuchte die Umgegend der Stadt Kazan und stellte 
eine Liste von 38 Species zusammen, denen Angaben über Zeit 
und Ort des Fundes beigefügt sind. 

Als häufig sind nur 3 Arten bezeichnet, nämlich Dietydium cernuum, Lyco- 
gala epidendron und Fuligo septica, die auch anderwärts zu den häufigsten Myxo- 
myceten gehören. Am reichsten ist in des Verf.’s Liste die Gattung Trichia 
vertreten (7 Arten), sodann die Gattungen COribraria, Arcyria und Chondrioderma 
(je 4 Arten). Hingegen ist die artenreiche Gattung Physarum nur mit einer, 
und zwar einer sonst sehr seltenen Art (Ph. sulphureum), die ebenfalls artenreiche 
Gattung Didymium, sowie die Gattungen Craterium, Tilmadoche und Badhamia 
überhaupt nicht vertreten; es ist dies auffallend, da diese Gattungen mindestens 
je eine sonst überall häufige Arten enthalten; überhaupt ist die Anzahl (8) der 
Calcareen, die über die Hälfte der bekannten Myxomyceten ausmachen, auffallend 
gering. — Auch unter den kalkfreien Myxomyceten fehlen einige sonst überali 
gemeine Arten, wie (Cribraria argillacea, Comatricha typhina und Perichaena 
corticalis, sowie die (vom Verf. vielleicht absichtlich nicht berücksichtigten) Zxo- ° 
sporeen Ceratium hydnoides und (©. porioides. 


“3 


Pilze. — Systematik und Pflanzengeographie. 679 


Falls die Liste des Verf.’s auf einer gleichmässigen Durchsuchung der ver- 
schiedenartigen Myxomyceten-Standorte beruht, so wäre hieraus auf eine Zusammen- 
setzung der Myxomyceten-Flora der von ihm erforschten Gegend zu schliessen, 
die von der des übrigen Europa nicht unerheblich abweicht. 

Verf. macht Angaben über Entwicklung der Myxomyceten bei niederen 
Temperaturen. So beobachtete er in einem Keller die Fructification von Lampro- 
derma columbinum bei 1.8—2" R., diejenige von Arcyria punicea bei 5.8° R. 

Auf den Fruchtkörpern von Stemonitis ferruginea beobachtete Verf. einen kleinen 
Käfer, Omosita discoidea F., dessen behaarte Füsse sich mit dem Sporenpulver 
beladen, und der wohl stark zur Verbreitung des Mysomyceten beitragen dürfte. 

Rothert (St. Petersburg). 


Gobi, Ch. J., Ueber Pythium subtile Wahrlich. (Arbeiten 
der St. Petersburger Naturforscher-Gesellschaft. Bd. XIX. 1888. 
p- 25.) [Russisch.] 


Verf. hat den von Wahrlich beschriebenen Pilz schon im 
Jahre 1886 untersucht und ist zu den nämlichen Resultaten ge- 
kommen. Er hält denselben jedoch für keine neue Species, sondern 
für zu Pythium reptans De Bary gehörig. 

Rothert (St. Petersburg). 


Widmer, E. Beitrag zur Kenntniss der roth- 
plühenden Alpenprimeln, (Flora. 1889. Heft 1., 8°. 6 pp.) 
Die rothblühenden Alpenprimeln theilt Verf. in 2 Gruppen: 
Violaceae und Lilacinae. Erstere von gleichmässig dunklerer 
Färbung der Blumenkrone enthalten: P. latifolia Lap., P. hirsuta 


Vill.*) (= viscosa Aut.) und P. graveolens Heget.; zu letzteren, 
die durch hellere Färbung der Krone und weissen Schlund aus- 
gezeichnet sind, gehören: P. viscosa Vill. (= hirsuta Aut.), 


P. cottia nov. spec., P. villosa Jaqg., P. commutata Schott., P. 
confinis Schott., P. Oenensis Thom. und FP. Pedemontana Thom. 
Will man Arten von weiterem Umfang annehmen, so stellen die 
Violaceae wie die Lilacinae je eine besondere Art dar; keinenfalls 
kann man jedoch diese beiden zu einer Art zusammenziehen, wie 
es im Prodromus geschehen ist. Es spricht für diese Auffassung 
u. a. ein geographisches Argument: die Formen der Lilacinae so- 
wohl wie der Violaceae sind räumlich streng von einander getrennt; 
— beispielsweise kommt von den Violaceae P. latifolia in den 
Pyrenäen vor, P. hirsuta in Piemont und Dauphine und P. gra- 
veolens in den Bündner Alpen; — Formen der Violaceae schliessen 
aber nicht Formen der Lilacinae an demselben Standort aus, bilden 
selbst unter Umständen Bastarde. Danach stellen die Zilacinae 
und Violaceae Arten, die oben aufgezählten Formen geographisch- 
Varietäten dar (Verf. bezeichnet selbst ?. commutata als Ebenen 
form der P. viscosa Vill.) 

Bezüglich der Beschreibung von P. cottia nov. spec. ist das 
Original zu vergleichen. 

Jännicke (Frankfurt a. M.) 


*) Verf. kommt auf Grund eingehender kritischer Bemerkungen zum Resultat, 
dass nur die Namen von Villars, nicht die von Allioni Berechtigung haben. 


680 Systematik und Pflänzengeographie. 


Schmidely, Aug., Catalogue raisonn& des Ronces des 
environs de Gene&ve. (Bulletin des travaux de la societe 


botanique de Geneve. 1888. Nr. 4.) 


Das Gebiet, dessen Brombeerflora mit grosser Einlässlichkeit 
in der vorliegenden Abhandlung besprochen wird, ist die weitere 
Umgebung von Genf. 


Im Ganzen werden 40 Arten und über 100 Formen nebst 


einer grösseren Zahl wichtigerer Modifikationen aufgezählt und 
kurz diagnostieirt. Hierzu kommen 52 Hybriden, von denen circa 
die Hälfte noch nieht namhaft gemacht wurde. 


Die nachfolgenden 10 Arten sind für das Gebiet neu: 

R. propinquus Ph. M., R. insectifolius, Ph. M., R. Airensis sp. nov., R. de- 
ceipiens Ph. J. M. £ juratensis, R. Favratii sp. nov., R. erinaceus sp. nov., R. 
Histrix W. et N., R. reconditus sp. nov., R. serpens Wh. 

Wir geben im Folgenden die Beschreibungen der neuen Arten 
mit den Worten des Verf. wieder, da die Originalarbeit wohl nur 
wenigen Fachgenossen leicht zugänglich sein wird. 

Rubus Airensis Schmidely. Tige arqu&e dressee, verte ou d’un brun olive, 
de force moyenne, anguleuse dans sa'moitie inferieure, canaliculde au sommet; 
longue et rampante; en automne elle l’enracine assez facilement lorsque les 
eirconstances sont favorables; elle est lisse, glabre ou glabrescente, armee 
d’aiguillons moyens un peu greles, A base tr&s elargie, tres aigus, reclines ou 
faiblement declines, assez nombreux; & la base quelques aiguillons raccoureis 
ou avortes et ga et la de rares glandes stipitees. 

Feuilles ä folioles 5-foliol&ees, vertes ou olivätres, de grandeur moyenne; & 
poils simples et apprim&s en dessus; vertes ou d’un gris-verdätre & villosite fine, 
serree et opaque en dessous. 

Petioles plans tr&s faiblement velus, & aiguillons crochus nombreux et assez 
forts, glanduleux. 

Stipules lineaires, eil&es de glandes. 

Foliole terminale suborbiculaire, obovale ou elliptique tr&s raccoureie, brus- 
quement terminde en pointe large et courte presque cuspidde; cordee & la 
base; & dentelure assez r&guliere, moyenne, peu profonde, arrondie, obtuse et 
mucronn&e. 

Folioles laterales et inferieures obovoides, oblongues; de dimensions bien 
moindres que la foliole terminale; les inferieures courtement petiolulees. 

Insertion des petioles centrale ou subcentrale. 

Rameaux velus, habituellement courts et petits; anguleux, sauf ä la base 
qui est ronde; munis d’aiguillons plus ou moins nombreux, faibles et greles, 
declines ou falques ou möme un peu courbes; plus longs & la base de l’inflo- 
rescence; plus nombreux et falqu&s sur les pedicelles. 

Glandes stipit6es peu abondantes. 

Folioles 3-foliol&s, petites, tres courtes suborbiculaires ou courtement ellipti- 
ques, pen ou pas &chancrees, obtuses au sommet; les superieures simplement 
pointues. 

Dentelure plus profonde et comparativement plus grande que celle des foli- 
oles caulinaires. 

Petioles inferieurs canalicules, les autres plans. 

Inflorescence souvent depassde par la derniere feuille; en grappe reduite 
paueiflore presque simple; & villosit& läche et peu accusee; ramuscules £tales- 
dresses, plus serres au sommet; interrompue et habituellement prolongee en 
dessous par 2—3 ramuscules axillaires 1—2—3 pauciflores, distants, dresses, 
divisös au delä du milieu. L’inflorescence prend parfois une disposition sub- 
corymbiforme par l’allongement des ramuseules inferieures de la grappe. 

Seöpales reflöchis, acuminds en longue pointe &troite; acul&oles et glanduleux. 

Petales elliptiques, attenudes en onglet ou obovales, petits, en peu chiffon- 
nes et concaves, tres caducs, blancs ou tr&s lögerement roses, r&pandant une 
odeur fade, presque desagr£able. 


Systematik und Pfanzengeographie. 681 


Etamines nombreuses, dressdes ä l’anthese, conniventes sur le jeune fruit, 
un peu plus longues que les styles et päles tous deux. 

Jeunes carpelles glabrescentes, nombreux, formant un fruit assez gros. 

Flor. Des les derniers jours de Juin jusquau 15 Juillet; fructifie deja 
en Aoüt. 

Hab. Taillis et lisieres des bois sous Aire. 

Die Art steht dem R. macrophyllus Wh. et Nees nahe und ist von ihm 
wesentlich durch die kahlen Schösslinge, die rundlichen, kleineren Blättehen 
und die schwächere Behaarung verschieden. 

Als Rubus Favrati bezeichnet Verf. eine Brombeere, deren Charaktere zum 
Theil den Discolores, z. Th. den Subglandulosi, z. Th. den Glandulosi eigen 
sind. Da sich aber die Fruchtbildung durchaus regelmässig vollzieht, glaubt 
Verf. in demselben nicht ein Kreuzungsprodukt verschiedener Arten sehen zu 
dürfen. Verf. beschreibt diese Spec. in folgender Weise: 

Tige moyenne, etal&e, grimpaut dans les buissons, s’enracinant facilement 
en automne; d’un brun verdätre, subanguleux, arrondie dans le haut; velue- 
herissee, presque &glanduleux. Aiguillons nombreux dans le bas, greles, lög£re- 
ment declines; presque &gaux, & base & peu pres nulle, moins nombreux et 
plus forts en dessus, l&gerement falques. 

Feuilles A folioles 5-foliol&es, persistantes, de grandeur moyenne ou petites; 
d’un vert sombre, luisantes et un peu velues en dessus; finement tomenteuses- 
velues, grises blanchätres en dessous, opaques. 

Petioles plans velus-tomenteux, armes de petits aiguillons inelinds ou fal- 
-que&s, erochus sur les feuilles du sommet. 

Foliole terminale oblongue obovoide, elliptique, legerement &chanerde, ou 
subcordiforme & la base; longuement acuminede au sommet. 

Dentelure ineisee, sublobulee, irr&guliere, fine; acuminde ou mucron&e. 

Folivles laterales et inferieures courtement petioluldees oblongues, &troites, 
longuement acumindes; sensiblement inegales entre elles et la terminale. 

Insertion des petiolules laterale, subcentrale. 

Rameaux allonges, greles, flexueux; velus-herisses dans le bas, blanes, to- 
menteux, velus en haut; anguleux, armes d’aiguillons gräles, courts, declines et 
nombreux, plus forts dans le bas de l’infloresceence; nombreux et aciculiformes 
sur les ramuscules et les pedicelles. Glandes stipuldes assez rares. 

Folioles 3-folioldes, de m&me grandeur et forme que les caulinaires; les 
exterieures courtement petioluldes; grises verdätre, velues et brillantes en dessous; 
-celles de la moiti€ superieure du rameau sont tr&s blanches, finement tomen- 
teuses et peu velues en dessous; finement velues en dessus. 

Inflorescence courtement et incompletement thyrsiforme, parfois subeorymbi- 
forme par l’allongement de 2—3 ramuscules axillaires inferieurs, gr&les, dressds- 
‚talEs 2—3 pauciflores; divises vers le milieu & angle aigu; les superieurs 
etales biflores ou simples; peu glanduleux. 

Bractees trifides remplac&es par fois par 2 ou 3 petites feuilles ovales lan- 
‚ceolees- 

Sepales longuement acumines en pointe ötroite, plus courts que les pedi- 
‚celles; blanes tomenteux avec quelques longs poils &pars; acul&oles et peu 
glanduleux. 

Petales ovoides, elliptiques, attenues en onglet; de grandeur moyenne; ve- 
lues & l’exterieur; roses. 

Etamines nombreuses presque &gales, aux styles verts, ou les &exterieures 
un peu plus longues ; roses, dressees, puis conniventes sur le jeune fruit. 

Drup£oles aplaties, nombreuses, se developpant normalement, un peu velues 
au sommet. 

Habit. — Pont de Coilonge en face du Fort de l’Ecluse. 


Die 3. Neuheit, der ER. erinaceus Schmidely, gehört zu den Hystrices. Verf, 
glaubt in ihm eine Form zu sehen, die sich auf dem Wege der Artbildung be- 
findet. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er aus der Kreuzung von R. conspicuus 
und AR. Villarsianus hervorgegangen. Die Gründe, die Verf. bestimmen, der 
Brombeere trotz ihres muthmaasslichen hybridogenen Ursprungs das Artrecht 
zuzuerkennen, sind wesentlich die völlige Uebereinstimmung der hierher ge- 
hörigen Individuen und die Unabhängigkeit in der Verbreitung von den muth- 
maasslichen ursprünglichen Eltern. 


682 Systematik und Pflanzengeographie. 


Verf. giebt folgende Beschreibung: 

Tige moyenne, etalee, s’enracinant par la pointe; anguleuse, canaliculde au: 
sommet, velue herissee, A poils läches fascieules et simples. 

Aiguillons tres nombreux, tres niegaux; les plus grands mediocres, greles,. 
& base A peine &largie, longs et vulnerants, faiblement declines, quelquesuns 
arques. 

Glandes stipitees et acicules tres nombreux. 

Feuilles & folioles 5-foliolees, mediocres, vertes sur les Aerz faces, ä& dente-- 
lure presque composee, assez accusee, triangulaire, mucronee non dejetee. 

Foliole terminale largement ovale, suborbiculaire, faiblement &chanceree A 
la base, toutes cuspidees. 

Villosit@E formee de poils simples en dessus, assez fournie et brillante en 
dessous. 

Petioles silloues, velus, munis de petits aiguillons arques ou courbes,. 
d’acicules et de glandes nombreuses. 

Rameaux peu allonges, assez robustes, fexueux; ronds ä la base, subangu-- 
leux au sommet; velus-herisses, 

Aiguillons nombreux courts, faibles et arques dans le bas; plus nombreux 
encore et plus forts dans le voisinage de l’inflorescence, ils se prolongept jusqu’au. 
sommet de l’axe; deelines, quelquesuns arques. 


Glandes stipitees et acicules tres nombreux. 

Feuilles & folioles 3-foliolees, assez semblables aux caulinaires par la forme- 
et la villosit&; les laterales ventrues exterieurement, petiolulees, petioles sillonne&s. 

Infloresceence occupant, environ la moitie de la longueur du rameau; in- 
terrompue & la base; deux on trois ramuscules inferieurs, espaces, dresses pluri- 
pauciflores, & l’aiselle de feuilles 3-foliolees dont ils depassent parfois les peti- 
oles; assez longuement nus velus-herisses, acul&oles et glanduleux; en dessus, 
& Vaiselle de feuilles ovales lanc&olees de plus en plus reduites, quelques pedon- 
cules etales-dresses; divises A toute hauteur en 2—3 pedicelles dresses; les su- 
perieurs peu nombreux 2—1 fiores plus courts. 

Le sommet de l’inflorescence est assez large et se presente rarement en- 
grappe nettement exserte, 

Aculeoles, acicules et glandes, inegales et tres nombreuses. 

Sepales mucrones ou un peu acumines; les terminaux seuls assez longuement 
prolong®s en points aigu&; tomenteux, velus-herisses; aculeoles et glanduleux ;: 
constamment reflechis. 

Corolle assez grande A petales arrondis d’un rose päle ou nuancee de 
blanchätre; etamines roses, largement €gales aux styles roses a la base. 

Drap£oles glabres. 

Habit. Trou de Tarabara. 

Die 4. neue Art gehört ebenfalls zur Gruppe der Hystrices. Verf. giebt von. 
ihr folgende Diagnose: 

Rubus reconditus spec. nov. Tige grele, courte, arquee, couchee, ronde, 
stricee subanguleuse au sommet; glabrescente A aiguillons vulnerants, petits et 
courts, tres inegaux, declines ou presque reclines, A base large et renforcee; 
me&les de verrucosites plus ou moins abondantes; aciculdes et glanduleuses. 

Feuilles & folioles, 3-foliol&es, mediocres; les laterales lobees exterieure- 
ment; ovales cuspidees, vertes et lächement velues sur les 2 faces; & dente- 
lure irreguliere, superficielle, mucronde, ca et lä dejetee. 

Petioles plans munis de petits aiguillons & peine declines, acicules et 
glanduleux. 

Rameaux mediocres, irregulierement flexueux, velus-herisses A villosite Ega- 
lant les longues glandes stipitdes ; ronds; anguleux seulement au sommet. 

Aiguillons tres petits mais assez Epais, A base large, meles de verrucosites, 
d’acicules et de glandes; ils sont un peu plus longs dans le voisinage de 
Vinflorescence; tous regulierement declines. 

Feuilles 3-folioldces, les laterales courtement petioluldes; nettement cunei- 
formes A la base; pointues ou ä peine acumindes-cuspidees au sommet, velues- 
et vertes sur les deux faces. 

Dentelure assez profonde, triangulaire un peu irreguliere, mueronee. 

Petioles sillonnes, les superieurs seulement vers la base. Inflorescence bien 
developpee, aciculde, glanduleux, paueiflore, läche, pyramidiforme ou en grappe: 


Systematik und Pflanzengeographie. 683: 


rameuse; velue-herissee; prolongee en dessous A l’aiselle de 1 ou 2 feuilles 
3-folioldes, par des ramuscules pluri-pauciflores, assez longuement nus; &tales- 
dressös, depassant les petioles; endessus plusieurs p&doncules 3—2 flores, accom- 
pagnds de bractdes ovales ou lanc£oldes, un peu reduites; puis des bractdes 
trifides assez longues peu nombreuses et des p@doncules ou pedicelles courts 
presque simples. 

Sepales ovales mueronds, les terminaux un peu acumines en pointe aigue; 
tres glanduleux, aculeol&s ; incompletement reflEchis ou &tal&s apres la floraison, 

Corolle m&diocre ou m&me petite, ä& petales elliptiques, arrondis au sommet, 
attenuds en onglet, velus exterieurement; d’un rose tres päle devenant bientöt- 
blancs. 

Etamines plus courtes que les Styles roses A la base, 

Drup£oles glabres; fructification irreguliere. 

Habit. au bord du grand ravin au-dessus de Sergy. 

Die neuen Hybriden werden ebenfalls von ausführlichen Be- 
schreibungen begleitet. Wir verzichten auf deren Wiederholung 
und begnügen uns mit der Aufzählung einiger: 

Rubus Mercieri $ frondosa X thyrsoideus y thyrsanthus. 
insectifolius X tomentosus. 

Guentheri x pilocarpus. 

pilocarpus — Villarsianus. 

Koehleri $# Reuteri = tomentosus. 
Bayerix Köhleri $ Reuteri. 
rigidulus X tomentosus. 

caesius X vestitus. 

caesius X rudis, supercaesius etc. etc. 

Eine Reihe neuer Formen sind ebenfalls nachgewiesen worden. Sie sind 
mit kurzen Diagnosen versehen. Dieselben scheinen uns allerdings hin und 
wieder kaum mehr denn Modifikationen zu sein, die doch wohl als rein indivi- 
duelle Vorkommnisse kaum als systematische Kategorie Geltung haben können, 

Keller (Winterthur). 


SEE IE 


Greene. Edward L. West-American phases ofthe genus 
Potentilla. (Pittonia. Vol. I. Part. III. p. 95—106.) 

Verf. vereinigt Horkelia und Ivesia mit FPotentilla und 
reiht die west-nordamerikanischen Arten wie folgt aneinander (die 
mit * bezeichneten sind neu beschrieben): 

Flowers scattered, solitary in the forks and attheends of 
the repeatedly dichotomous elongated branches: P. Californica 
(Cham. et Schlecht. pro Horkelia) Greene *, P. elata Gr.*. 

Flowers eymosely buteithercompaetlyordiffuselygathered 
above midway of the stems: P. Lindleyi Greene * (— Horkeila cuneata 
Lindl.), P. Kelloggii (Greene pro Horkelia) Gr., P. puberula Greene *, P. Cleve- 
landi Greene*, P. Parryi (Greene pro Hork ) Greene, P. Bolanderi (Gray pro 
Horkel.) Greene, P. Douglasii Greene (= Hork. fusca Lindl.), P. ciliata Greene *, 
P. capitala (Lindl. pro Horkelia) Greene, P. congesta (Hook. pr. Horkelia) Baill.,. 
P. Andersonii Greene (— Hork. parviflora Nutt.), P. Howellii Greene *, P. seri- 
cata (Wats. pro Horkelia) Greene, P. Arizonica Greene (— Ivesia pinnatifida 
Wats.), P. Lemmonii (Wats. pro Ivesia), P. Tilingi (Regel pro Horkelia) 
Greene, P. tenuiloba (Gray pro Horkelia) Greene, P. purpurascens (Wats. pro 
Horkelia) Greene, P. depaureta Engelm., P. Kingü (Watson pro Ivesia), P. 
Balleyi (Wats. pro Ivesia) Greene, P. Pickeringü (Torrey pro Ivesia), Greene, 
P. unguieulata (Gray pr. Ivesia) Greene, P. Webberi (Gray pro Jvesia) Greene,,. 
P. santolinoides (Gray pro Ivesia) Greene, P. Muirü (Gray pro Ivesai) Greene, 
P. Gordoni (Hook. pro Horkelia) Greene, P. decipiens Greene (— Ivesia pyg- 
maea Gray). 

Freyn (Prag). 


684 Systematik und Pflanzengeographie. 


'Greene, Edw. L. Some West American Asperifoliae. Ill. 
(Pittonia. Vol. I. Part. IH. p. 107—120.) 


Enthält eine Revision der Gattung Cryptanthe Lehmann, 
zu welcher die Gattung KÄrynitzkia Fisch. et Mey., dann Krynitzkia 
$ Eukrynitzkia Gray und Arten von Eritrichium A. DC. (Prodom.) 
and Gray gezogen sind. Das Resultat ist folgendes: 


A. Südamerikanische Arten: 
C. glometara Lehm. (— Eritrichium ceryptanthum DC.), (. microcarpa 
Fisch. Mey. (— Erit. elandestinum A. DC), C. congesta (A. DC. pro Eri- 
trichio) Greene, C. linearis (Colla pro Myosotide) Greene, C. glareosa 
(Philippi pro Eritrich.) Greene, C. dimorpha (Philippi pro Eritrich.) 
Greene *, 
B. Nordamerikanische Arten:;, 
* fruiting calyx closed, deeiduous, its segmentsnarrow 
hispid. 
T Nutlets muriculate. 
° one only, or one larger and less roughened: (. crassi- 
sepala (Torr. et Gray sub Eritrich.) Greene, C. Texana (Eritrichium 
DC.) Greene, (. angustifolia (Eritrichium Torr. Gr.) Greene, (. 
ae (Krynitzkia Greene) Greene, (©. micromeres (Eritrich. 
ray). 3 


four nutlets present and allalike: (Ü. muriculata (Eri- 
trichium DC.) Greene, (0. Jonesü (Krynitzkia Gray) Greene, C. 
ambigua (Krynitzkia Gray) Greene, (. foliosa (Krynitzkia Greene) 
Greene, C. denticulata (Krynitzkia Greene) Greene, ©. polycarpa 
Greene *, C. barbigera (Eritrichium Gray) Greene, E. intermedia 
(Eritrichium Gray) Greene, (. echinella Greene*, C. pusilla (Eri- 
trichium Torr. Gr.) Greene, (. ramosa (Eritrich. A. DC.) Greene 
C. racemosa (Eritrichium Wats.) Greene. 


77 Nutlets smooth and shining, light grey, or mottled 
with dark brown. 

° solitary, or rarely two, the othersabortive: (. flaccida 
(Myosotis Lehm.) Greene, (. mierostachys (Krynitzkia Greene) 
Greene, C. rostellata \Krynitzkia Greene) Greene, (. sparsiflora 
(Krynitzkia Greene) Greene, (. ramosissima (Krynitzkia Greene) 
Greene, (©. glomeriflora Greene *, (©. cedrosensis (Krynitzkia Greene) 
Greene, (©. maritima (Krynitzkia Greene) Greene, C. Clevelandi 
Greene *. 


00 


% Nutlets four: C. leiocarpa (Echinospermum Fisch. Mey.), €. 
hispidissima Greene *, C. nemoclada Greene *, C. Torreyana (Kry- 
nitzkia Gray) Greene, C. affinis (Krynitzkia Gray) Greene, Ü. ge- 
minata Greene *, C. Watsoni (Krynitzkia Gray) Greene, (. Patter- 
soni (Krynitzkia Gray) Greene, (©. Fendleri (Krynitzkia Gray) 
Greene. 

** Calyx persistent, spreading and discharging the nut- 
lets,the segments broader and lest bristly. (Pterygium). 
+ Nutlets broadly winged: (. pterocarpa (Eritrichium Torr.) 

Greene, (©. cyeloptera (Krynitzkia Greene) Greene. 
+r Nutlets acutely angled: (©. oxygona (Krynitzkia Gray) Greene, 
C. mohavensis (Krynitzkia Greene) Greene, (. Utahensis (Krynitzkia 
Gray) Greene. 
Freyn (Prag). 


Neue Litteratur. 685- 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 


Braithwaite, R., Sextus Otto Lindberg. (The Journal of Botany. Vol. XXVIL. 
1889. No. 317. p. 147.) 

Britten, James and Boulger, 6. S., Biographical index of British and Irish 
botanists. [Continued.] (l. ec. No. 317. p. 148.) 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 


Dumontail, Fulbert, Histoire naturelle en action. Animaux et plantes. 2e Edition.- 
8°. 396 pp. Avec grav. Paris (Ve. Larouse et Co.) 1889. 


Algen: 

Maggi, Distribuzione delle Vampirelle e loro posto tra gli esseri organizzati. 
secondo Dangeard. (Estr. dal Bolletino seientifico. 1888. No. 3/4.) 8°, 
4 pp. Pavia (Bizzoni) 1889. 

De Wildeman, E., Observations sur quelques formes de Trentepohlia. (Comptes- 
rendus des seances de la Societe Royale de Botanique de Belgique. 1889. 
13. avril. p. 67.) 


Pilze: 


Patouillard, N., Tabulae analyticae fungorum. Descriptions et analyses miero-- 
scopiges des champignons nouveaux, rares ou critiques. Fascicule VII. No.- 
606— 700. 8°. p. 43—78. Paris (Klincksieck) 1889. 

Pfeiffer, Ueber einen neuen Kapsel-Bacillus. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. VI. 
1889. Heft 1. p. 145— 150.) 


Muscineen: 


Gepp, Antony, Is Hypnum catenulatum Brid. a North American Moss? (The- 
Journal of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 152.) 


Gefässkryptogamen: 

Dörfler, Ignaz, Ueber Varietäten und Missbildungen des Equisetum Telmateja- 
Ehrh. Vorgelegt in der Versammlung aın 5. Dec. 1888. (Separat-Abdruck 
aus den Verhandlungen der K.K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 
1889.) 8°. 10 pp. Wien 1889. 

Leclerc du Sablon, Observations sur la tige des Fougeres. (Bulletin de la 
Societe Botanique de France. Serie II. Tome XI. 1889. p. 12.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 


Boulay, Les arbres. Questions de botanique generale. 8°. 87 pp. Lille (Berg£s): 
1889. 

Craig, John, Propagation of trees and shrubs from cuttings. (Bulletin of the 
Jowa Agricultural Experiment. Station Ames, Jowa. 1889. No. 4. p. 133.) 

Crepin, Francois, L’odeur des glandes dans le genre Rosa. (Comptes rendus 
des seances de la Societe Royale de Botanique de Belgique. 1889. 13. avril. 
p- 64.) 

Halssted, Byron, An investigation of apple twigs. {Bulletin of the Jowa Agri-- 
eultural Experiment. Station Ames, Jowa. 1889. No. 4. p. 104.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Äutoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe- 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur” möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen,. 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


686 Neue Litteratur. 


Kronfeld, M., Heterogamie von Zea Mays und Typha latifolia. (Sep.-Abdr. 
aus den Sitzungsberichten der K.K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. XXXIX. 1889. 6. Febr.) 8°. 1 p. Wien 1889. 

Patrick, 6. E., A chemical study of apple twigs. (Bulletin of the Jowa Agri- 
eultural Experiment. Station Ames, Jowa. 1889. No. 4. p. 95—99.) 

Raäthay, E., Ueber das frühe Ergrinen der Gräser unter Bäumen. (Sep.-Abdr. 
aus den Sitzungsberichten der K.K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. XXXIX. 1889. 2. Jänner.) 8%. 2 pp. Wien 1889. 

"Wortmann, J., Beiträge zur Physiologie des Wachsthums. [Forts. u. Schluss.] 
(Botanische Zeitung. Jahrg. XLVII. 1889. No. 17. p. 277. No. 18. p. 293.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Basteri, V., Flora ligustica: le Composite. Parte II. (Cinarocefale). 8°. 55 pp. 
Genova (tip. dell’ istituto Sordomuti) 1889. 

Billiet, Lettre a M. Malinvaud. Plantes d’Auvergne. (Bulletin de la Soecidte 
Botanique de France. Serie II. Tome Xi. 1889. p. 15.) 

Blanc, Edouard, Notes recueillies au cours de mes derniers voyages dans le 
sud de la Tunisie. (l. c. p. 37.) 

Britten, James, Melampyrum sylvaticum in Caithness? (The Journal of Botany 
Vol. XXVILN1889: No, 317. p: 1529 

Chabert, Alfred, Note sur la flore d’Algerie. (Bulletin de la Societ& Botanique 
de France. Serie II. Tome XI. 1889. p. 15.) 

Crepin, Francois, Recherches & faire pour &tablir exactement les &poques de 
floraison et de maturation des especes dans le genre Rosa. (Comptes rendus 
des seances de la Societ@€ Royale de Botanigne de Belgique. 1889. 13. avril. 
p- 60.) 

Druce, Claridge G., Festuca heterophylla Lamk. in Oxfordshire. (The Journal 
of Botany. Vol. XXVII. 1889. Nv. 317. p. 153.) 

Eichenfeld, M. v., Eine neue Doronicum-Hybride, Doronicum Haläcsyi nova 
hybrida. (Sep.-Abdr. aus den Sitzungsberichten der K.K. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien. Bd. XXXIX. 1889. 2. Jänner.) 8°. 1 p. Wien 1889. 

Farkas-Vukotinovic, Ludwig v., Beitrag zur Kenntniss der croatischen Eichen. 
Vorgelegt in der Versammlung am 2. Jänner. (l. ec.) 8°. 8 pp. Wien 1889, 

Fritsch, C., Ueber Spiraea und die mit Unrecht zu dieser Gattung gestellten 
Rosifloren. (l. c. 6. März.) 8°. 6 pp. Wien 1889. 

Goetbloets, Maria, Note sur le Sedum palustre L., plante signalde autrefois 
dans la Campine Limbourgeoise. (Comptes rendus des sdances de la Soeidte 
Royale de Botanique de Belgique. 1889. 13. avril. p. 57.) 

‚Hennings, P., Ueber Picea Alcockiana und ajanensis, zwei gewöhnlich mit 
einander verwechselte Fichtenarten unserer Gärten. Hierzu Abbildung 40. 
(Gartenflora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 8. p. 209.) 

Kirk, Thomas, A new Chenopodium from New Zealand. (The Journal of Bo- 
tany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 139.) 

Marshall, Edward S., Notes on Epilobia. (l. c. p. 143.) 

‚Martin, B., Notice sur les Iberis de la flore du Gard. (Bulletin de la Socidte 
Botanique de France. Serie II. Tome XI. 1839. p. 32.) 

Masters, Maxwell T., Abies lasiocarpa Hook. and its allies. (The Journal of 
Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 129.) 

Maus, Botanische Wanderungen um Altbreisach in den Monaten Juli u. August. 
(Mittheilungen des Badischen botanischen Vereins. No. 60. 1889.) 

Murray, R. P., Sedum pruinatum Bot. (The Journal of Botany. Vol. XXVII. 
1889. No. 317. p. 141.) 

Neuberger, Bemerkungen zur Flora Heidelbergs. (Mittheilungen des Badischen 
botanischen Vereins. No. 60. 1889.) 

Scheuerle, Die fı ühblütigen Weiden. (l. e. No. 61.) 

Townsend, Frederick, Ranunculus Steveni Andrz. and R. acris L. (The Journal 
of Botany. Vol. XXVII. 1889. No. 317. p. 140.) 

Trabut, L., De Djidjelli aux Babors par les beni Fonghal. (Bulletin de la Soc. 
Botanique de France. Serie II. Tome XI. '889. p. 56.) 

Wittmack, L., Aörides expansum Leoniae Rchb. fil. Hierzu Tafel 1296. (Garten- 
flora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 8. p. 209.) 


Neue Litteratur. — Personalnachrichten. 687 


Phaenologie. 


Audigier, Lettre A M. Malinvaud. |Floraison precoce du Galanthus nivalis.] 
(Bull. de la Soc. Bot. de France. Serie II. Tome XI. 1889. p. 31.) 


Palaeontologie: 


'Krasser, Fridolin, Bemerkungen über die Phylogenie von Platanus. [Vortrag.] 
(Separat-Abdr. aus d. Sitzungster. d. k. k. zoologisch-bot. Gesellsch. in Wien. 
Bd. XXXIX. 2. Jänner.) 8°. 4 pp. Wien 1889. 

— —. Ueber die fossilen Pflanzenreste der Kreideformation in Mähren. (I. e, 
6. März.) 8°. 4 pp. Wien 1859. 

Meschinelli, Lu., Studio sulla flora fossile di Monte Piano. (Estr. dagli Atti 
della Soc. veneto-trentina di scienze naturali. Vol. X. Fasc. 2.) 8°. 31 pp. 
Padova (Prosperini) 1889. 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Hansen, Emil, Chr., Ueber die in dem Schleimflusse lebender Bäume beob- 
achteten Mikroorganismen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. 
Bd. V. 1889. No. 19. p. 632—640.) 

Hermanu, Jules, L’Hemileia n’est pas de mal. 8°. 15 pp. Saint-Denis (Reunion) 
1889. 

Leclerce du Sablon, Sur un cas pathologique presents par une Legumineuse. 
(Bull. de la Soc. Bot. de France. Serie I. Tome XI. 1889. p. 55.) 

Mesnard, P., Maladie de la vigne, les causes et le remede. 8°. 14 pp. Le 
Blanc (Ve. Ribiere) 1889. 

Osborn, Herbert, Some suggestions concerning the Corn Root-worm, Diabro- 
tica longieornis Say. (Bull. Jowa Agrieultural Experiments. Station Ames, 
Jowa. 1889. No. 4. p. 137.) 

'Vermocel, V., Resume pratique des traitements du mildion. ?2e edition. 8°, 
79 pp. avec fig. Paris (Michelet) 1889. Er. 1. 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Almquist, E., Einige Erfahrungen über Verschleppung von Typhusgift durch 
Milch. (Vierteljahrsschr. f. ö. Gesundheitspfl. 1889. No. 2. p. 527—337.) 

Fränkel, C., Untersuchungen über Brunnendesinfection und den Keimgehalt 
des Grundwassers. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 23—61.) 

Kitasato, S., Ueber das Verhalten der Cholerabakterien zu anderen pathogenen 
und nicht pathogenen Mikroorganismen in künstlichen Nährsubstraten. (Zeit- 
schr. f. Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 1—10.) 

— —, Nachtrag zu der Abhandlung: „Die Widerstandsfähigkeit der Cholera- 
bakterien gegen das Eintrocknen und Hitze.“ (I. ec. p. 11—12.) 

Klein, E., The Bacteria in Asiatic Cholera. 8°. 176 pp. London (Macmillan) 
1889. 
Klein, E., Ein Beitrag zur Aetiologie der eroupösen Pneumonie. (Centralblatt 
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 19. p. 625—632.) 
Lauder Brunton, T., Trattato di farmacologia, di terapeutica e di materia me- 
dica, adattato alla farmacopea degli Stati Uniti da Franeis H. Williams. 
Traduzione italiana col consenso dell’ autore adattata alla farmacopea francese 
ed alla germanica, per cura dil EC. Tamburini. 8°. Fasc. 1. 1889. p. 1—48. 

Manfredi, L., Ancora sulla batterioterapia. (Giorn. internaz. d. scienze med. 
1889. No. 3. p. 204—212.) 

Plevani, Silvio, Farmacopea ad uso degli ospitali, farmaeistie medici privati, 
colle applicazioni pratiche della microbiologia, chimiea-celinica e toxicologia. 
8°. 142 pp. Milano (Wilmaut di G. Bonelli e Co.) 1889. 


Personalnachrichten. 

Der Privatdocent der Botanik an der Universität Leipzig, 
Dr. Hermann Ambronn, ist zum a. ord. Professor daselbst er- 
nannt worden. 

Am 26. April starb der K. Bezirksarzt Dr. August Progel 


in Waldmünchen im Alter von 61 Jahren. Derselbe hat sich um 


“ 


ne 


688 Berichtigung. — Anzeigen. — Inhalt. 


die bryologische Erforschung des südöstlichen Bayerns (Chiemgau, 
Salzach und Traungebiet) sowie des Böhmerwaldes grosse Ver- 
dienste erworben. Auch als hervorragender Kenner der Gattungen 
Rubus und Rosa war er in weiten Kreisen bekannt und geachtet. 


Berichtigung. 
Auf p. 437, Zeile 16 ist statt usufa mosi zu lesen ufuta mosi. 


Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 18. 


Bakteriologische Diagnostik. 


Hilfstabellen beim praktischen Arbeiten. 
Von Dr. ]J. Eisenberg. 


Zweite, völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. 


Lex. 8 Gebunden. M.5.—. 
Verlag von J. M. Späth, Berlin C. 
H. Karsten, Deutsche Flora. Ya a venwenzer Ge: 


fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zellenpflanzen und 
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$%& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung. > 


Inhalt: 


Wissenschaftliche ÖOriginalmit- 
theilungen. 

Dietel, Ueber Rostpilze, deren Teleutosporen 

kurz nach ihrer Reife keimen. (Schluss), p. 657. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaften. 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 
Sitzung am 21. März 1888. 
Almgquist, Ueber die Gruppen-Eintheilung und 
die Hybriden in der Gattung Potamogeton. 
(Schluss), p. 661. 

— —, Ueber eine eigenthümliche Form von 
Potamogeton filiformis, p. 662. 

— —, Ueber die sogen. Schüppchen der Honig- 
grube bei Ranunculus, p. 662. 

— —, Ueber die Honigerzeugung bei Conval- 
laria polygonatum und C. multiflora, p. 663. 


Nekroloe. 
v. Herder, E.R. v. Trautvetter (Schluss), p. 664. 


Botanische Gärten und Institute 
p- 670. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 671. 


Sammlungen p. 671. 


Referate: 


Dosset y Monzon, Datos par la sinopsis de 
las Diatömeas de Aragon, p. 676. 

Gobi, Ueber Pythium subtile Wahrlich, p. 679. 

Greene, West- American phases of the genus 
Potentilla, p. 683. 

Greene, Some West American Asperifoliae. 
III., p. 684. 

Istvanffi, Die Ergebnisse der algologischen 
Forschungen in den oberungarischen Torf- 
gegenden, p. 672. 

Raunkier, Myxomycetes Daniae eller Dan- 
marks Slimsvampe, tilligemed et Forsög til 
en Myxomyceternes Systematik, p. 676. 

Schmidely, Catalogue raisonn& des Ronces des 
environs de Gene&ve, p. 680. 

Widmer, Beitrag zur Kenntniss der roth- 
blühenden Alpenprimeln-Flora, p. 679. 

Ziliakow, Zur Myxomycetenflora des Gouver- 
nements Kazan, p. 678. 


Neue Litteratur, p. 685. 


Personalnachrichten: 
Dr. Hermann Ambronn (a. ord. Prof. der Botanik 
an der Univ. zu Leipzig), p. 688. 
Dr. August Progel (f), p. 688. 


Ausgegeben: 14. Mai 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


Band XXX VIII. No.8. | Jahrgang X. 


yarl REFERIRENDES ORGAN Uf 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm und Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 
No. 21. durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 1889. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Ueber Maqui.*) 


Von 
Dr. Carl Ochsenius in Marburg. 


Vor etwa einem Jahre las man in der Kölnischen Zeitung: 
„Aus Geschäftskreisen wird zur Lage des Weinhandels u. a. ge- 
schrieben, dass die massenhaft in Deutschland eingeführten fran- 


*) Da durch die Zeitungen des letzten Jahres in Artikeln über den Wein- 
handel, besonders den französischen, öfters der Name Maqui (sprich Maki) als 
Weinfärbemittel gegangen ist, halten wir uns für verpflichtet, unsere Leser in 
den Stand zu setzen, jedem sie danach fragenden Laien über die jenes Mittel 
liefernde Nutzpflanze, deren ausführliche Beschreibung bislang nur in der Flora 
ihrer Heimath Chile einen Platz inne hatte, genaue Auskunft zu geben. 

Obschon uns nun die folgende Motivirung der Beschreibung und Verwendung 
des Maqui etwas ausgedehnt erscheint, haben wir den Herrn Verfasser, einen 
Freund unseres Blattes, ausnahmsweise doch nicht zur Kürzung seiner Einleitung 
veranlassen wollen und denken, dass unsere Leser das billigen werden im Hin- 
blick darauf, dass wohl jeder Botaniker die gute Gottesgabe, den Wein, liebt 
und sich dessen Genuss nicht gern ungestraft verkümmern lässt. 

Jedenfalls bietet die nicht uninteressante Vorgeschichte dem kleinen Auf- 
satze eine annehmbarere Unterlage, als ein Schlusswort des Inhalts: Wird neuer- 
dings in Südfrankreich vielfach zum Weinfärben benutzt, DIR: 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 18 


690 y Öchsenius, Ueber Maqui. 
1 


zösischen Rothweine unmöglich Traubenblut sein können. Als Beweis 
wird neben dem‘ durch die Reblaus seit 25 Jahren verursachten 
Ausfall der Produktion in Frankreich*) auch noch angeführt, dass 
man dort aus andern. Mittelmeerländern grosse Mengen von Land- 
weinen verarbeite und zu deren Färbung Maque&, eine chilenische 
rote Färbepflanze, die jetzt in edientenden Quantitäten dazu von 
drüben bezogen würde, anwende.“ 

Es hiess da auch: „Die Franzosen sind uns in der Weinan- 
fertigung weit über ; ihre Waare geht unbeanstandet über die Grenze 
und wird vom grossen Publikum flott getrunken. Würde auch 
das Zeug einmal durch eine Analyse als reines (ebräu ohne alles 
Rebenbltt : entlarvt werden, so ist.der Koch desselben doch nicht 
zu fassen, während ein Weinfälscher in Deutschland schwer be- 
straft wird“. 

Auf eine Beleuchtung dieses Verfahrens in der Oeffentlichkeit 
mit Hinweis auf die Melon Mark, die alljährlich von Deutsch- 
land nach Frankreich für sog. ächte, Bordeaux-, aber in Wirklich- 
keit für wenigstens zum Theil nur maquisirte, minderwerthige, aus- 
ländische Land-Weine wandern, erschien ein geharnischter Protest 
des Präsidenten der dortigen Handelskammer, in welchem die An- 
schuldigung der Weinfabrikation in Bordeaux zwar zurückgewiesen, 
aber in keinerlei Weise widerlegt wurde. 

Daraufhin bewies man dem erwähnten Herrn, dass der Auf- 
kauf der getrockneten Maquibeeren in den Südprovinzen von 
Chile schon seit Jahren systematisch von französischen Händlern be- 
trieben würde, dass tausende von Säcken nach Bordeaux gingen und 
1384 auf diese Weise 26692 kg Maqui von jener Republik 
unter der Bezeichnung „Samen“ nach dem genannten Hafen ver- 
schifft worden seien nd in 1836 bereits 136 \ 026 ke. 

Ferner wurde angeführt, dass nicht nur aus den unmittelbar 
am Mittelmeer liegenden Ländern,**) sondern sogar aus Bulgarien 
ganze Schiftsladungen leichten Weines alljährlich nach Südfrankreich 
transportirt würden, und man in erstgenannter Gegend auch wisse, 
dass sie da einer kleinen Manipulation unterzogen und als franzö- 
sische Weine wieder ausgeführt würden. 


*) Das Jahr 1885 hat in der gesammten Gironde die geringste Ernte ge- 
bracht, nämlich 1076056 hl, 1886 erzeugte 1108685 und 1887 1139367 hl, 
während in den guten Weinjahren 1874 und 1875 5 bezw. 5'/» Millionen hl pro- 
dueirt wurden. Dann trat die reissende Abnahme des Ertrags ein, der nur 1877 
und 1878 noch einmal 3 bezw. 2 Millionen überstieg, in den übrigen Jahren 
aber nur zwischen 1°/ und 1 Million schwankte. 

**) Dünne spanische Landweine sind recht billig, das Liter ist nicht selten 
um 20 Pfennig zu haben. Es wird erzählt, dass bei dem Bau einer Dorfkirche 
in einer wasserarmen Gegend man den Kalk einmal mit Wein gelöscht habe, als 
das Wasser gerade sehr rar geworden war und man die Arbeit nicht bis zur An- 
fuhr von weiter her unterbrechen wollte. Der Erfolg war ein überraschender. 
Der:Mörtel erhärtete rasch und fest bindend. Jetzt weiss man, dass ein geringer 
Zusatz von Zuckerlösung zum Kalkbrei genügt, um seine Verwandlung in krystal- 
linisches Caleiumcarbonat sehr zu beschleunigen, und ebenso wird der wenige 
Alkohol im verwendeten Weine gewirkt haben. 

Dass die spanischen Bauern nach recht gesegneter Ernte in einzelnen 
entlegenen Gegenden die Reste vorjährigen Weines ausgiessen, wenn es ihnen 
an Fässern für den frischen fehlt, ist eine bekannte Sache, 


» 


Ochsenius, Ueber Maqui. 691 


Diesen erdrückenden Thatsachen gegenüber erschien zwar kein 


‘amtlicher Widerspruch, sondern nur eine  Aeusserung, nach welcher 


die so fabrieirten Weine vom Bordelais ihren Weg hauptsächlich 
nach den amerikanischen Colonien nähmen oder = sog. billiger 
vin de table in Frankreich selbst Verwendung fänden. 

Nun wäre ja die einfache Färbung von Wen durch Maqui 
an und für sich keine Qualitäts-Verschlechterung, wie sich weiter 
unten zeigen wird, aber der Verkauf von künstlich gerötheten 
billigen Weissweinen zu hohen Bordeauxpreisen ist geradezu eine 
Fälschung und ein Betrug, und ein derartiges Vorgehen durfte der 
Beurtheilung dureh die Oeffentlichkeit nieht vorenthalten werden. 

Uebrigens steht dieses Verfahren nicht isolirt in Frankreich da. 

Noch "schwerwiegender ist das Factum, dass deutscher Sprit 
massenhaft nach den Stapelplätzen französischen Cognacs geht, um 
von da aus allmälig in etwas veränderter Form ee seinen 
Weg als ächter Brandy d. i. Cognae nach England zu finden, 
wie s. Z. der amtliche Hericht: Se britischen Consuls in La Rochelle 
besagte. Eine solehe Procedur wirft auf den französischen Spiri- 


‘tuosenhandel ein noch viel ungünstigeres Licht, als das Maquisiren 


importirter Weissweine. 

Aber bei letzterem Verfahren ist es nicht geblieben. 

Jetzt stellt sich gar heraus, dass man. nicht nur im Kleinen, 
sondern auch im ganz Grossen Gemische aus Wasser, Sprit, See- 
salz und anderem Zeug vermittels Maquizusatz in französischen 
Rothwein umstempelt. 

Der Berichterstatter der Kölnischen Zeitung schrieb aus Paris 
in Nr. 16 derselben am 13. Januar d. J.: 

„Diejenigen, welche glauben, dass der unmittelbare Bezug von 
Bordeauxweinen aus Bordeaux selbst eine Bürgschaft für deren 
Aechtheit bietet, können aus Nachstehendem ersehen; dass das durch- 
aus nicht immer der Fall ist. Vor vier Tagen kam nämlich hier 


‚eine Sendung von 1500 Fässern Wein aus Bordeaux an, die von 


einem dortigen grossen Weinhause stammten. In Folge einer ein- 
gegangenen Anzeige liess die Gesundheitsbehörde diese Sendung 
genau untersuchen, wobei sich herausstellte, dass die 1500 Fässer 
ein grässliches Gemisch enthielten, das mit Wein nur die Farbe 
gemeinsam hatte. Die chemische Analyse ergab als Bestandtheile 
Wasser, schlechten Spiritus, etwas Glycerin, den chilenischen 
Farbstoff Maqui, starke Mengen Gips und Seesalz. Wieviele 
und schreckliche Kater mögen durch rechtzeitige Entdeckung und 
Beschlagnahme dieses Zeugs verhütet worden sein X 

Man begnügt sich also nieht mehr, vorhandene Weine zu ver- 
bessern, sondern macht Kunstwein aus Materialien, die nie mit 


‚einem Rebenstock in Berührung gekommen sind, und färbt ihn 


auf mit Maqui. 
Nun bringt allerdings die Handelskammer von Bordeaux in 


in Nr. 42, II. der Kölnischen Zeitung d. J. die Berichtigung, dass 


‚jene Sendung nicht von einem Hause herrühr e, sondern aus Spanien 


gekommen und von Cette direkt nach Paris versandt worden sei, 
und das könnte unter Umständen auf die Vermuthung führen, dass 
18* 


692 Ochsenius, Ueber Magui. 


die Weinfabrikation der schlimmsten Sorte von Bordeaux nach 
Spanien verlegt sei, um der Beleuchtung durch die deutsche Presse- 
etwas entrückt zu werden. 

Dem gegenüber theilt mir jedoch Dr. G. Kümmel von Cassel, 
der den Herbst 1888 in Spanien verbrachte, mit, dass nach dortigen. 
Zeitungsnachrichten damals ein Franzose versuchte, eine grosse 
Quantität Wein nach Spanien zollfrei zu importiren unter der An- 
gabe, es sei spanisches Erzeugniss, das in Frankreich keine Ver- 
wendung gefunden habe. Die in Madrid angestellte chemische- 
Untersuchung konnte die Flüssigkeit aber nur als chemisches Pro- 
dukt bezeichnen, und die Folge davon war, dass der betreffende- 
statt des verhältnismässig niedrigen Einfuhrzolles für Wein den sehr 
beträchtlichen für Chemikalien im Betrage von etwa 10,000 Fr. 
bezahlen musste. 

Sollte da nicht vielleicht eine Verwandtschaft existiren zwischen: 
den gelösten Chemikalien und der Pariser Sendung, die wahrscheinlich. 
nur einen Umweg von Bordeaux über die spanische Grenze und 
Cette nach Paris gemacht hat? 

Spanien scheint hiernach sich nicht zum Mitschuldigen der 
französischen Weinfabrikation hergeben zu wollen. 

Doch nun zum Maqui selbst, zur 


Aristotelia Maqui L’Herit., A. glandolosa R. u. P. inc. chil. Clon.. 


Der nur in Chile einheimische Strauch wurde von L’Heritier 
Aristoteles zu Ehren so benannt, unter Beibehaltung des: 
indianischen Namens Maqui für die Frucht als Speciesbezeichnung. 
Bei den Indianern heisst der Strauch selbst Clon. 

Cl. Gay, der französische Gelehrte, welcher im Auftrage der 
chilenischen Regierung die Republik in den 30er und 40er Jahren 
durcehforschte und darauf ein Werk von 23 Bänden — Historia 
fisiica y politica de Chile — in Paris erscheinen liess, betrachtet 
das Geschlecht Aristotelia als Bindeglied zwischen den Tiliaceen: 
und Elaeocarpeen, G. W. Bischoff stellte es s. Z. mitR. Brown 
und Decandolle in die Nähe der Homalinen und in die 
Linne&'ische Classe Dodecandria Monogynia, während Reichen- 
bach dasselbe den Escalloniaceen, Lindley den Philadelphaceen 
und Endlicher es den Ternstroemeriaceen zuwies. Der italienische 
Abbe Molina, welcher vor etwa 100 Jahren in Chile lebte und 
die erste Naturgeschichte davon schrieb, nannte den Strauch Cornus 
Chilensis, offenbar wegen seiner Aehnlichkeit im Habitus mit 
unserem Cornus mas; meines Erachtens nähert sich jedoch der 
Typus des Maqui mehr dem eines schlanken und schmalblättrigen 
Exemplars unserer Ahlkirsche (Prunus Padus), mdem die Stamm- 
farbe, Astwinkel, Stärke und Höhe des Strauches (bis zu 6 m), 
auch Form, Grösse und Randung der Blätter bei beiden Gewächsen 
sich sehr ähnlich sind; nur ist die Belaubung des Magui mit seinen 
nickenden Blättern lichter und sind seine Aeste weniger verzweigt, 
sie pflegen sich schon nahe dem Boden zu entwickeln und dann 
stanzen- und rutenförmig ungetheilt nach oben zu streben. 

Der Magui tritt fast immer gesellig auf, liebt feuchte schattige 
Ränder von Lichtungen, Ufer von Wasserläufen, aber nicht den 


Ochsenius, Ueber Maqui. 693 


‚eigentlichen Urwald, und hält nur vereinzelt gegen das Andringen 
von Escallonien und Myrten auf den ebenen Grasflächen Stand. 

In den Gegenden, die seiner Entwickelung günstig sind, d.h. 
in dem mittlern Theil seines Verbreitungsgebietes, das vom 31. bis 
48. Grad S. Br. in Chile reicht, ist Aristotelia Maqui recht 
häufig. 

Die Wurzeln bieten nichts besonders Auffallendes; sie folgen 
der Gewohnheit der andern chilenischen Hölzer, keine Pfahl- 
wurzeln zu treiben, sondern in diehtem Gewirr sich mehr in hori- 
zontaler Richtung auszubreiten. Daher kommt es, dass die toten 
Baumriesen, wie sie in den Urwäldern des chilenischen Südens 
sich präsentiren, eine förmlich aufrecht stehende, hohe, dichte Erd- 
und Wurzelwand hinterlassen, wenn sie nach ihrem Absterben 
(durch Waldbrand z. B.) vom Sturme umgelegt werden. 

Die schwarzbraune, saftreiche Stamm- und Astrinde des Maqui 
ist zähe und geschmeidig, sitzt lose an dem hellen Holze und 
giebt ein gesuchtes Bastmaterial.e. Das Holz selbst ist weich und 
leicht, dient zur Anfertigung von musikalischen Instrumenten, Ver- 
zierungen und dergl. Mit der Zeit erhärtet es, ist aber gegen 
Nässe nicht sehr widerstandsfähig. Der Ansatz von dunkelem, 
‚schwerem Kernholz (Pellin), welcher sich bei den meisten chilenischen 
Laubbäumen im Alter einstellt, findet auch beim Magqguwi statt. 
Dasselbe zeigt die Farbe der reifen Beeren in lichter Abstufung. 
Maqui-Ruten ersetzen fehlendes Rohr, so u. a. bei Herstellung von 
Dächern, Flechtzäunen u. s. w. 

Die rinnenförmigen Blattstiele sind ebenso wie die jungen 
‚Zweige röthlich und etwa halb so lang als die bis zu 6 em langen 
elliptischen Blätter, deren Breite die Hälfte ihrer Länge beträgt. 
Die Blätter selbst sind klein gesägt und zugespitzt, nickend, kahl, 
gegenüberstehend, oben dunkelgrün und glänzend, unten hellgrün 
und matt, im Alter rothgeadert und meist rinnenförmig der Länge 
nach nach oben zusammengebogen. 

Sie sind nicht, wie die der meisten chilenischen Gesträuche 
und Bäume, starr und lederartig, fallen aber trotzdem im Winter 
nicht in dem Masse ab, wie wir Europäer es an der gleichartigen 
Belaubung unserer Holzpflanzen zu sehen gewöhnt sind; doch 
pflegt unter den Maquibeständen mehr vegetabilischer Detritus zu 
liegen, als unter anderm Buschwerk. 

Als Hausmittel finden die Blätter auf dem Lande in Chile 
vielfache Anwendung. 

Getrocknet und pulverisirt streut man sie auf rebellische 
Geschwüre, gebraucht sie als Kataplasmen, und giebt den Aufguss 
der frischen gegen Mund- und Halskrankheiten. 

Offenbar besteht ihre Wirksamkeit in der von H. Warlich in 
ihnen beobachteten reichlichen Menge von Gerbsäure. Die 5 mm 
grossen Blüten bestehen aus einem flach glockenförmigen, ein- 
blätterigen, tief vier-, fünf-, seltener sechsspaltigen hellgrünen Kelch, 
‚der ebenso wie die ganz jungen Theile der Pflanze Flaum trägt 
und von den gelblich weissen Blumenblättern in gleicher Anzahl 
nur wenig überragt wird; sehr kurzgestielte, hypogynische Antheren 


694 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


sind zwei- oder dreimal soviele vorhanden als Blumenblätter und! 
umgeben den Fruchtknoten, der drei sehr kleine, sitzende Narben 
zeigt. Vereinigt zu armblütigen, achselständigen, aber äusserst 
zahlreichen Träubchen, deckt das helle, reine Gelbgrün der Maqui- 
blümehen die Ruthen des Strauches im Frühling, d.h. in Chile im 
September und Oktober, in einer recht wohlthuenden Fülle und 
einem angenehmen Gegensatze zu dem massigen Blütenschnee, 
der auf den dunkelen, klein- und spitzblättrigen Myrten liegt, und 
dem bestäubt erscheinenden Graugrün der starren Escallonien,. 
welche häufig die nächste Umgebung oder Nachbarschaft der- 
Maquibestände zusammensetzen. 
(Fortsetzung folgt.) 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 
(Fortsetzung.) 


Sitzung am 23. Mai 1888. 
1. Herr J. Eriksson sprach über: 


Gerste-Varietäten und -Sorten.*) 


Im Sommer 1887 hatte Vortr. auf dem Experimentalfelde der 
Landbau-Akademie 117 verschiedene Gerstensorten kultivirt, welche 
den folgenden 19 botanischen Varietäten angehörten: Hordeum 
hexastichum L. var. pyramidatum Keke., H. vulgare L. (H. 
tetrastichum Keke.) var. pallidum Ser., var. coerulescens Ser., var. 
nigrum Willd., var. leiorrkynchum Keke., var. coeleste L., var. 
Himalayense Ritt., var. violaceum Keke. und var. trifurcatum Schl. ; 
H. distichum L. var. nutans Schübl., var. nigricans Ser., var. erectum 
Schübl., var. zeocrithum L., var. nudum L., var. Braunü Keke., var. 
Abyssinicum Ser., var. macrolepis Kcke., var. defieiens Steud. und 
var. Steudelüi Keke. Von sämmtlichen Varietäten wurden Aehren 
und Körner, sowie auch nach der Natur ausgeführte grosse, farbige 
Abbildungen vorgelegt, und die botanischen Verschiedenheiten und 
die Geschichte der Varietäten besprochen. Alle Varietäten waren 
reif geworden, jedoch nicht alle gleich gut. 

Vortr. hatte die Länge der Körnerreihe, sowie den Körner- 
reichthum der Aehre, zugleich auch das absolute Gewicht und die 
Dünnschaligkeit der Kömer für jede Varietät bestimmt und hatte 
dabei die in der folgenden Tabelle mitgetheilten Zahlen bekommen. 
Die Länge der Körnerreihe und der Kömerreichthum der Aehre 


*) Ausführliches wird hierüber in „Studier och iakttagelser öfver vära 
Sädesarter. I.“ [Studien und Beobachtungen über unsere Getreidearten. I.) (Kgl. 
Landtbr. Akad. Handl. o. Tidskr. 1889) mitgetheilt. 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 695, 


wurde nach einer Untersuchung von 10 gut entwickelten Aehren 
bestimmt. Die für die Bestimmung des absoluten Gewichtes aus- 
gelesenen Körner wurden vor der Wägung zur gleichmässigen 
Austrocknung, nach einer vom Vortr. in einer besonderen Schrift *) 
vorgeschlagenen Methode, in einem Exsiccator über Schwefelsäure 
getrocknet. 


l 


Die Zahl 
dereinzel- Die : Das 
nen Ana- De Die abso- Der 
Iysen, aus) Kör- Kö hut 3 
denendie | ner- DE 258. Korg: 
in Ge- 
reihe, | Mer- ; halt 
Der Species. und Varietäts-Name a en 
ren Tanget Zanı 1 vor 
mitge- 100 der 
theilten |,,der, |. IR 
Ziffern |Aehre. er | Kör- |Körner 
hervor- nern. 
Aehre 
gegangen 
sind. | Cm. Gr. | ° 
Hordeum hezastichum var. pyramidatum 4 4.9 59 | 5.390 | 87.95 
z vulgare „ pallidum | 5 u) 59 |4.298 | 89.22 
- e „  coerulescens 2 5.4 39 6.188 | 88.51 
= = n Nigrum 1 5.8 42 6.547 | 88.40 
- . „ leiorrhynchum 1 6.5 45 |4.835 | 88.56 
h 1, „  coeleste 3 9.0 66 | 3.779 | 100.00 
5 » „  Himalayense 1 6.0 47 | 4.180 | 100.00 
= n „ violaceum 1 6.7 48 | 4.302 | 100.00 
. R „ trifurcatum 1 7.0 60 | 4.235 | 100.00 
> distichum „ nutans 3 11.4 50 | 6.399 | 90.59 
; » „  nigricans 1 10.5 28 6.171 | 883.25 
2 = „  erectum 2 8.7 30 |6.123 i| 90.76 
n > „ zeocrithum 2 5.5 24 |5.828 | 89.46 
= „ „ nudum 1 10.1 21 7.008 100.00 
. = „ Brauniü 1 9.5 23 | 6.408 | 90.04 
& . „ Abyssinicum 1 9.0 23 |6.573 | 89.65 
“ pP „ macrolepis 1 8.0 22 | 6.860 | 86.66 
v r „  deficiens 1 7.3 17 |6.528 | 88.53 
= . „ Steudelii 1 9,3 23 16.989 | 88.99 
| 
\ 


Endlich sprach der Vortr. über die Berechtigung einer Trennung 
so vieler sog. Sorten, wie sie die neuen Handbücher über Getreide- 
sorten aufnehmen, seine Zweifel aus. 


2. Herr N. Wille referirte eine Abhandlung von Fräulein 
E. Söderström: 


Ueber die Entwieklung und den anatomischen Bau 
von Desmarestia aculeata. **) 


*) J. Eriksson, Om bestämmandet af fröns absoluta vigt. [Ueber die Be- 
stimmung des absoluten Gewichtes von Samen]. (Kgl. Landtbr. Akad. Handl. 
och Tidskr. 1888). 

**) Diese Abhandlung wird in deutscher Sprache mit 1 Tafel in Bih. till K. 
Sr. Vet.-Akad. Handl. Bd. XIV. Afd III. No. 3 publicirt. 


696 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


3. Herr S. Almgvist sprach: 
Ueber das Vorkommen von Euphrasia Salisburgensis. 


Bei einer Excursion auf Gotland, auf der Vortr. Euphrasia 
Salisburgensis suchen wollte, beobachtete er, dass diese Pflanze 
stets in kleinen absterbenden Höckern von Schoenus ferrugineus 
vorkam. Später fand er eine andere Lokalität auf derselben Insel, 
wo die Pflanze in ähnlichen Höckern wuchs, doch fand sie sich 
hier auch in dem Kalkschlamme im der unmittelbaren Nähe der 
Höcker. Auf anderen Stellen konnte Vortr. sie nicht entdecken. 
Es scheint demnach, als wäre diese Pflanze wenigstens in Gotland 
mit Schoenus ferrugineus konstant verbunden, ganz so wie E. ofi- 
cinalis var. gracilis ausschliesslich, wenigstens nach dem Wissen des 
Vortr., immer mit Heidekraut zusammen angetroffen wird. Da die 
Verwandten aller dieser Pflanzen Parasiten sind, vielleicht auch, 
wie man nach dem Vorstehenden schliessen könnte, zuweilen Sapro- 
phyten, ist eine Bundesgenossenschaft mit einer bestimmten Wirths- 
pflanze nieht wunderbar. Es kann auch die Frage aufgestellt werden, 
wie weit die grosse Veränderlichkeit bei Euphrasia ofhicinalis im 
Vorkommen mit verschiedenen Wirthspflanzen ihre Erklärung findet. 


Herr €. @. H. Thedenius legte vor und demonstrirte: 


Einige eigenthümliche Phanerogamen-Formen aus 
Ahus, Skäne (südliches Schweden). 


Eine f. fava von Pulsatilla pratensis Mill., bleichgrün, an 
den Kelchblättern schwefelgelb, auswendig an der Basis grünlich, 
kam auf Sandfeldern spärlich mit der Hauptform zusammen vor. 
Eine andere f. monstrosa derselben Pulsatilla-Art, ohne Kelehblätter, 
aber mit normalen Staubfäden und Pistillen, wuchs auch mit der 
Hauptform spärlich gemischt. Allgemein war auf den Sandfeldern 
eine f. arenaria von Medicago falcata L. mit grobem und 
kurzem Stamm und mit dicht köpfehenähnlichen Intloresceenzen. 
Nicht selten kam im Gruppen unter der Hauptform eine bleich- 
grüne f. pallida von Listera cordata vor. Eine weitere Verbreitung 
zeigte Carex obtusata Liljebl. auf offenen Lokalitäten, sie ist 5—8 cm 
hoch und mit starren, kurzen Blättern versehen, an schattigen aber 
ist sie bisweilen üppig entwickelt und besitzt 20—25 em lange, 
weiche Blätter. Trapa natans L. P. conocarpa F. Aresch., im 
Jahre 1871 in dem See Jmmeln neu entdeckt, scheint in gewissen 
Jahren recht zahlreich vorhanden zu sein. Jm Herbste 1887 fand 
Vortr. etwa 100 Individuen. Nach der Angabe eines Fischers 
konnte im Jahre 1886 ein Botaniker an demselben Fundorte nur 
2 Exemplare entdecken. Jährlich wird die Pflanze von Botanikern 
eingesammelt, was jedoch ihre Verbreitung nicht in so hohem Grade 
hemmt, wie der am Platze jährlich zum Brachsenfang vorgenommene 
Netzzug. 

(Fortsetzung folgt.) 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 697 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet 
i Upsala. 


Sitzung am 9. Februar 1888. 
Professor F. R. Kjellman hielt einen Vortrag 


Ueber den Bau des Sprosses beider Fucoideenfamilie 
der Chordariaceae. 


und bewies, dass die für diese Familie als charakteristisch ange- 
sehene Strukturform, obgleich in der völlig ausgebildeten Form 
gleichartig, doch der Entwicklungsgeschichte nach vier wesent- 
lich verschiedenen Typen angehört. -Ein solcher Typus wird durch 
die Gattungen Chordaria, Leathesia u. a. repräsentirt, ein zweiter 
von der Gattung Blachista s. s., ein dritter von den Gattungen 
Scytothamnus und Coilodesme und der vierte von einer, wie es 
scheint, bisher unbeschriebenen Alge aus dem die Japanische Insel- 
gruppe umgebenden Meere. 

In einem Aufsatze, mit dessen Ausarbeitung Vortr. beschäftigt 
ist, wird dieser Gegenstand ausführlicher behandelt werden. 


Herr €. J. Johanson berichtete 


Ueber das Vorkommen von als Reservenahrung fun- 

girender Cellulose in den Zwiebelblättern von Poa 

bulbosa L. und in den Stammknollen von Molinia coerulea 
Moench 


und beschrieb die Art und Weise wie die Oelluloseschichten bei der 
Entwicklung der neuen Sprosse aufgelöst werden. 

Der Inhalt des Vortrags wird in einer der K. Schwed. Akademie 
‚der Wissenschaften eingereichten Abhandlung „Om gräsens qväf- 
vefria reservnäringsämnen, särskildt de inulinartade kolhydraten* 
‚erscheinen. 


Sitzung am 23. Februar 1888. 


Herr K. 0. E. Stenström legte die im Sommer 1887 im 
Botanischen Garten in Upsala kultivirten Arten von Crepideae und 
den verwandten Gruppen der Familie der Compositae vor. 


Docent A. N. Lundström gab sodann folgende Mittheilung: 
Einige Beobachtungen über Calypso borealis. 


Schon im Jahre 1862 hatte Vortr. Gelegenheit, diese Pflanze, 
‚ohne Zweifel die niedlichste der schwedischen Flora, an einem der 
Standorte einzusammeln, wo sie, soweit ihm bekannt war, am 
reichsten aufgetreten ist, nämlich bei Längviken unfern Piteä. 
Während der nächstfolgenden 10 Jahre sah er sie fast jährlich 
wieder, und seine Aufmerksamkeit wurde schon damals durch 
einige kleine korallenähnliche Anhängsel erregt, die recht oft — 
‚doch nicht immer — an den älteren Knollen sassen, wenn sie aus 


698 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 


der Erde aufgenommen wurden. Da Vortr. diese Gebilde vom 
keinem früheren Verfasser erwähnt gefunden, mag ihr Aussehen 
hier eingehender beschrieben werden. Die bei- 

stehende Fig. a bildet einen solehen Anhang in 

dl natürlicher Grösse ab. Die Zweige sind ge- 

3 5; wöhnlich in einer Ebene ausgebreitet; bisweilen 

wird die Spitze eines Zweiges von der eines 
anderen bedeckt. Die Spitzen sind abgerundet 

und mit einem kleinen länglichen Eindrucke 
versehen, wie Fig. ce zeigt. Dieser Eindruck 
läuft rechtwinkelig gegen die Einsenkung, die 
bei der Verzweigung entsteht. In seltenen 
2 « Fällen ist eine Zweigspitze konisch (Fig. b); 
ob eine solche Spitze die Anlage eines blatt- und blütentragenden 
Individuums ist, wie bei Corallorhiza, konnte Vortr. nach dem 
jetzt vorhandenen Materiale nicht entscheiden. In der Nähe der 
abgerundeten Spitzen können ein bis zwei schr kleine (ungefähr 
0,5 mm lange), gebogene, konische Körperchen wahrgenommen 
werden (siehe Fig. e, dreimal vergr.), welche Niederblätter mit der 
Blattstellung Ys sind. Der korallenähnliche Anhang ist demgemäss 
ein Rhizom, dessen Zweige zufolge der Blattstellung !/g in einer 
Ebene ausgebreitet worden sind. 

Diese Rhizome ähneln, wie leicht zu ersehen ist, in ihrer 
äusseren Erscheinung sehr den bei Corallorhiza und Epipogium: 
vorkommenden; deren Zweige gleichfalls in einer Ebene ausge- 
breitet sind. Auch in dem anatomischen Baue ist mit diesen eine 
grosse Uebereinstimmung vorhanden, und die bei den Orchideen- 
wurzeln so häufigen endophytischen Pilze erscheinen in diesen 
Rhizomen wie bei Corallorhiza im besonderen Zellschiehten. Solche: 
deutlich septirte Hyphen, wie sie bei Corallorhiza vorkommen,. 
hat Vortr. bei Calypso nicht finden können, und es schien ihm 
wahrscheinlich, dass die „gelben Klümpcehen“, die Wahrlich*) 
als eine Art Haustorien deutet, ein Plamodiumstadium sein könnten, 
das in jeder Zelle der Bildung der Hyphen vorhergeht. Es 


tritt nämlich bei Calypso — wie man nach dem jetzt vorliegenden 
Material schliessen darf — in den fraglichen Zellen zuerst ein 


Plasmodium auf, mit feinen Strängen, die in verschiedenen Zellen 
mit einander correspondiren. Später nehmen diese Stränge 
eine mehr oder weniger deutliche Aehnlichkeit mit Hyphen an. 
Wenn es Vortr. gelingen wird, lebendiges und vollständigeres 
Material zu erhalten, so hat er die Absicht, eine eingehendere 
Untersuchung über diesen Gegenstand auszuführen. 

Vortr. fand keinen Grund, zu vermuthen, dass die erwähnten 
korallenähnlichen Anhänge irgend eine pathologische Bildung 
wären, dann müssten sie auch bei Corallorhiza derselben Natur 
sein. Indessen kommen sie bei Calypso, wie oben erwähnt wurde, 
nicht immer vor. An den Blüten tragenden Knollen wurden sie 


*) Siehe W. Wahrlich, Beitrag zur Kenntniss der Orchideenwurzelpilze.. 
(Bot. Zeitg. 1886. p. 481.) 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 699: 


nie beobachtet, sondern nur an den des vorhergehenden Jahres; 
oder an noch älteren. Wahrscheinlich haben sie auch nicht die 
nämliche Bedeutung wie bei Corallorhiza, bei welcher Gattung sie 
ja konstant vorhanden sind. Vortr. fand es am meisten wahr-. 
scheinlich, dass sie bei Calypso redueirte Organe sind, also ein 
Erbe, dessen sich die Natur zu entheben sucht, da es der Pflanze: 
zu keinem wesentlichen Nutzen ist.. Diese Bildungen zeugen je- 
doch von einem engen phylogenetischen Zusammenhang zwischen 
diesen beiden Gattungen, und Vortr. konnte nicht umhin, hier her- 
vorzuheben, dass-P fitzer*), dessen System der Orchideen durch 
seine denkwürdigen Prineipien und seine vorgeschrittene Position 
Vortr. besonders angesprochen hat, die Gattung Calypso zunächst 
Corallorhiza innerhalb der Gruppe der Liparidineae (unter Dupli- 
catoe) gestellt hat. 


Vor einigen Jahren versuchte Vortr. Calypso aus Samen zu 
ziehen, aber ohne Erfolg. Auch in der Natur dürften die Keim- 
pflanzen sehr selten sein — Vortr. hat sie nur einmal gesehen — 
und reife Früchte kommen gleichfalls äusserst spärlich vor. Es 
ist aber nicht unwahrscheinlich, dass gerade an den Knollen der 
Keimpflanze die erwähnten Rhizome gefunden werden können. 
Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass an einem behutsam. 
aufgehobenen Exemplar, an welchem die Knollen der letzten drei 
Jahre noch hingen, aber keine Spur von einem vierten, die korallen- 
ähnlichen Anhängsel an den ältesten Knollen gefunden wurden. 
Diese schienen der Verzweigung nach drei Jahre alt zu sein. 

Nur einmal wurde die Pollination bei Calypso in der Natur 
beobachtet; das besuchende Insekt war eine Hummel. Durch 
artificielle Pollination wurden jedoch mehrmals reife Früchte er- 
zeugt. 


Unter den in einigen Floren über diese Pflanze vorkommenden 
Angaben mögen die folgenden berichtigt werden: Die Pollen- 
massen sind nicht keulenförmig, sondern scheibenförmig, ungestielt; 
die Blätter sind nicht immer langgestielt, sondern können (auf 
nackter Erde) fast ungestielt sein. Das Deckblatt ist nieht häutig, 
sondern hat die nämliche Konsistenz wie die Kelchblätter. Die- 
Griffelsäule ist nicht gelb, sondern blassroth, wie die angewachsenen 
Anhänge. Der Standort ist nie in Gebüsch, sondern in feuchten, 
alten Nadelholzwäldern, in welchen diese Pflanze besonders auf 
oder neben umgefallenen, von Moos überwachsenen und vermoderten 
Stämmen vorkommt. 


Weiter mag hinzugefügt werden, dass die entwickelten Blätter- 
zwei grosse, der Länge nach verlaufende Kiele haben (die von 
der duplieativen Knospenlage abhängen), sowie, dass sie an der 
unteren Seite oft violett gefärbt sind. Der Fruchtknoten ist nicht 
gedreht, die Lippe wird aber hier dadurch nach unten gerichtet, 
dass die einzelne Blüte sich rückwärts beugt (nicht dreht). Die: 


*) E. Pfitzer, Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen.. 
Heidelberg 1887. 


"700 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 


Frucht ist aufreeht und keulenförmig, und die Blüte hat einen an- 
‚genehmen Vanillegeruch. 

Vortr. hielt es nicht für unwahrscheinlich, dass der an der 
Griffelsäule angewachsene Anhang die beiden vorderen Staubblätter 
des inneren Kreises repräsentirt. Da er aber nicht Gelegenheit 
gehabt hatte, die Entwicklungsgeschichte der Blüte zu verfolgen, 
‚so wagt er keine bestimmte Meinung darüber auszusprechen und 
ebensowenig, ob die Griffelsäule als eine Stammı- oder Blattbildung 
zu deuten sei, zu entscheiden. 


Dann theilte Professor Th. Fries folgende 
terminologische Notizen 
mit: 
I. Wie sollen die Namen der Klassen und Ordnungen 
in Linn&’s Sexualsystem betont werden? 


Schwedische Botaniker hört man diese Namen bald mit dem 
"Ton auf der Penultima, bald auf der Antepenultima prononeiren. 
Hervorragende klassische Philologen, die über diesen Gegenstand 
befragt wurden, haben erklärt, dass der Ton auf der Penultima 
der richtige ist, oder doch mit guten Gründen vertheidigt werden 
kann; andere sind der entgegengesetzten Meinung. Da dieses also 
eine streitige Frage zu sein scheint, so kann es von Interesse sein, 
zu wissen, wie Linne selbst diese Namen prononeirte. Es ist 
ganz ausser Zweifel, dass er den Ton auf die Penultima verlegte 
und also Monandria, Didynamia, Monogynia u. s. w. 
aussprach, und ebenso thaten auch seine Schüler (z. B. Retzius, 
Thunberg, Acharius u.a.) sowie alle schwedischen Botaniker 
am Anfange und in der Mitte dieses Jahrhunderts (z.B. Wahlen- 
berg, Wikström, E. Fries u. a.) Erst in den letzten De- 
cennien hat man in Schweden begonnen, die Aussprache mit dem 
Ton auf die Antepenultima zu gebrauchen. 


II. Welche Bezeichnung ist im natürlichen Systeme 
vorzuziehen: „Ordnung“ (ordo) oder „Familie* (familia)? 


Unter schwedischen Botanikern ist bekanntlich der Ausdruck 
„Familie“ bisher angewandt worden, und es dürfte nicht geleugnet 
werden können, dass damit besser, als mit dem Worte „Ordnung“ 
‚ausgedrückt wird, dass eine wirkliche Verwandtschaft, eine ge- 
meinsame Abstammung der der Familie angehörenden Formen 
‘vorhanden ist. Indess hat man auch in Schweden, wie es im Aus- 
lande an mehreren Orten geschehen, in der letzten Zeit versucht, 
„Familie* gegen „Ordnung“ auszutauschen und als Grund dafür 
ist angeführt worden sowohl das Prioritätsgesetz im Allgemeinen, 
als besonders der Umstand, dass Linne& letzteren Ausdruck an- 
gewendet hat. Weiter ist hervorgehoben worden, dass mehrere 
der hervorragendsten Systematiker (z. B. L. A. de Jussieu, A. 
P. und Alph. de Candolle, Bentham, Lindley, End- 
licher u. a.) die Bezeichnung „ordo“ aufgenommen haben. Diese 
‘Gründe mögen hier genauer geprüft werden. 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 70L 


Wenn gefragt wird, wo die Bezeichnung „ordo* zum ersten: 
Mal in der botanischen Litteratur vorkommt, so ist es nicht gar 
zu leicht, darauf eine Antwort zu geben. Vielleicht ist Caesal- 
pinus (De plantis libri XVI) der erste, welcher im Jahre 1583: 
sagt: „in ordines redigantur plantae.“ Es scheint einleuchtend zu 
sein, dass „ordo“ hier in demselben Sinne angewendet wird, wie 
„elassis“ in den artifieiellen Systemen. Die nämliche Bedeutung 
hat dies Wort auch bei Rivinus (in seinen Ordines Plantarum, 
1690) und anderen Vor-Linneanischen Verfassern. 

Fragt man dann weiter, wer die Ansicht von natürlichen Ver- 
wandtschaften im Pflanzenreiche zuerst ausgesprochen’ und das. 
Bedürfniss eines natürlichen Systems hervorgehoben hat, so ist 
dies P. Magnol (1689), und er ist auch derjenige, welcher für 
die natürlichen Gruppen des Pflanzenreichs die Benennung „fa- 
miliae plantarum“ angewandt hat — eine Bezeichnung, die nach- 
her von Adanson in seinem grossen Werke Familles des. 
plantes (1763) aufgenommen wurde. 

Aus diesem Grunde hat „familia*, als Bezeichnung einer na- 
türlichen Gruppe, einen unstreitigen Vortritt des Alters, denn in 
diesem Sinne wird „ordo* ungefähr 50 Jahre später, nämlich 
von Linn& in seinem Classes plantarum (1738) zum ersten 
Mal angewendet. 

Doch wird man vielleicht einwenden, dass man, um: 
diese Frage zu beantworten, nicht weiter zurück als bis zu 
Linne gehen dürfe, und dann müsse dem Worte „ordo“ der 
Vortritt zuerkannt werden. Auch dieses ist aber nicht berechtigt. 
Es verhält sich nämlich so, dass Linne, wo er den Ausdruck. 
„ordo“ zum ersten Mal anwendet (1735 in Systema naturae, 
ed. I.), damit nicht eine natürliche Familie bezeichnet, sondern 
die artificiellen Abtheilungen der Classen des Sexualsystems, und. 
so ist es auch in den späteren Schriften Linn&’s. 

Der Gebrauch von „ordo* in der Bedeutung von „natürliche- 
Familie“ hat daher zur Folge, dass dem Worte „ordo* oder Ord- 
nung) zwei ganz verschiedene Bedeutungen gegeben werden. In 
der That hat auch Linn& in dem Sinne von natürlicher Familie- 
nicht „ordo“, wohl aber „ordo naturalis“ angewendet, obgleich 
das letzte dieser Worte, seitdem es in einem Werke erst erwähnt 
worden, in der Folge bisweilen ausgelassen wird. Dies ist z. B.. 
der Fall in Classes plantarum, wo p. 485 von „ordines- 
naturales“ gesprochen wird, aber nachher, p. 489 u. f., nur von 
„ordo I, I... . LXV.* Unter jeder von diesen, die nicht mit 
eigenen Namen versehen sind, werden verschiedene Gattungen auf-- 
gezählt, welche Linne& als zusammengehörig betrachtete, und! 
welche in der That auch jetzt im Allgemeinen als verwandt er- 
kannt werden. 

(Fortsetzung folgt.) 


702 | Algen. — Muscineen. 


Referate. 


‚Raeiborski, M, Materyjtiy do flory glonöw Polski. 
[Materialien zur 'Algenflora Polens.] (Sep.-Abdr. aus Berichte 
der physiographischen Commission der Krakauer Akademie der 
Wissenschaften. Bd. XXII. 1883.) 8°. 43 pp. Krakau 1888. 

Verf. giebt ein Verzeichniss der Algenspecies nebst ihren 

Varietäten, die er grösstentheils selber in den Jahren 1883—1886 

in Polen, und zwar hauptsächlieh in der Umgebung von Krakau, 

gesammelt hat; bei jeder Speeies sind die Fundorte verzeichnet. 

Das Verzeichniss ist nach Kirchner’s schlesischer Algenflora an- 

geordnet. Es umfasst 374 Species, nämlich: 

2 Batrachospermaceen, 5 COoleochaetaceen, 11 Oedogoniaceen, 33 Confervaceen, 

.3 Siphoneen, 8 Volvocaceen, 32 Protococeaceen, 18 Palmellaceen, 12 Zygnemeen, 

130 Desmidieen, 75 Baecillariaceen, 31 Nostocaceen, 5 Chroococcaceen, 8 Characeen. 

Eine neue Desmidieen-Species, Staurastrum alpinum, ıst mit 


‚einer lateinischen Diagnose versehen. 
Rothert (Riga). 


Babenhorst, L., Kryptogamen-Flora von Deutschland, 
Oesterreich und der Schweiz. Bd. IV. Die Laub- 
moose von K. Gustav Limpricht. Lief. 9. Bryineae: Stego- 
carpae (Äcrocarpae). 8°. 64 pp. Leipzig (Eduard Kummer) 
1888. — 2,40 M. 


Die 9. Lieferung schliesst mit der Gattung Distichium die Distichaceen ab 
und beginnt die umfangreiche Familie der Pottiaceae, aus welcher die Gattungen 
Pterygoneurum, Pottia, Didymodon, Leptodontium und 5 Arten von Trichostomum 
"beschrieben und abgebildet werden. — Verf. theilt die Familie in 2 Gruppen: 
A) Pottieae. Blattrippe mit 2 (selten bis 4) medianen Deutern und mit Be- 
gleitern, oberes Stereidenband fehlend, Bauchzellen locker, ein- oder zweischichtig. 
Blätter meist breit (ei- bis spatelförmig); Blattnetz oben meist locker, unten 
verlängert bis wasserhell. Centralstrang lockerzellig, abwärts oder längs zu- 
weilen fehlend. — 

B. Trichostomeae. Mediane Deuter meist mehrzählig, ohne Begleiter, 
2 Stereidenbänder ıdas obere selten fehlend). Blätter meist schmäler, oft lineal 
bis lanzettlich, niemals in der oberen Blatthälfte breiter; Blattnetz oben klein- 
zellig. Centralstrang engzellig, gut begrenzt, selten fehleud — Gehen wir die 
Gattungen, wie sie Verf. uns vorführt, der Reihe nach durch, so finden wir 
zunächst das von Juratzka (Laubmoosflora 1882, p. 95) aufgestellte, von 
Lindberg (De Tort. 1864, p. 213) der Gattung Pottia als Section unterge- 
‚ordnete Genus Pferygoneurum, welches gewiss am natürlichsten 3 unter einander 
nahe verwandte Arten vereinigt, die in Schimper’s Synopsis II. zu 3 ver- 
schiedenen Gattungen gestellt wurden, nämlich: Pterygoneurum subsessile Jur. 
(= Phascomitrium subsessile Brid.), Pt. cavifolium Jur. (= Pottia cavifolia Ehrh.) 
und Pt. lamellatum Jur. (= Barbula cavifolia Schpr.). — Pottia wird um eine 
neue Art bereichert, P. commutata Limpr. n. sp. Von Dr. E. Weiss am 
23. December 1866 auf kalkig-thonigem Boden der Halbinsel Lapad bei Ragusa 
(Istrien) entdeckt nnd von Juratzka (Laubmoosflora von Oesterr.-Ung.) je 
nach der Ausbildung des Peristoms theils der P. Starkeana, theils der P. minu- 
tula zugerechnet. Gleicht in der Skulptur des Exospors und in der Grösse der 
Blattzellen mehr der P. minutula, im Habitus und in der Blattform jedoch der 
P. Starkeana. — Eine zweite, wenn auch nicht neue, doch lange Zeit ver- 
kannte Art wird vom Verf. wieder zu Ehren gebracht: Pottia mutica Vent. 


ai 


'Muscineen. 703 


«in. Erbar. critt. ital. Ser. II. No. 160 et De Not. Epil. 1869, p. 592). Von 
Schimper und Milde ignorirt, von Juratzka (Laubmoosflora) als Synonym 
zu P. Starkeana gebracht, unterscheidet sich P. mutica von der allerdings nahe 
verwandten P, Starkeana durch Rippe, Kapselmündung und Beschaffenheit der 
Sporen. Ausser dem ÖOriginalstandorte (Trient) sind noch in der Rheinprovinz 
«St. Goar) und in Westfalen (Warstein) Stationen für diese zierliche Art bekannt 
geworden. — Für Pottia truncata L. wird, dem Vorgange Lindberg’s folgend, 
vom Verf. der Name P. truncatula (L.) Lindb. gebraucht. — Pottia cerinita 
Wils. Die Angabe des Vorkommens dieser englischen Art im Gebiete (Saline 
Salzungen in der vorderen Rhön) bezieht sich auf das Originalräschen, welches 
Ref. am 20. Aug. 1870 in sterilem Zustande zwischen fructificirender P. Heimii 
dort sammelte und Milde zuerst als P. crinita erkannte. Was Ref. in späteren 
Jalren von Salzungen mitbrachte, erwies sich als zu P. lanceolata gehörig. Ein 
Stückchen jenes Öriginalräschens ist vom Verf. untersucht worden und hat die 
Richtigkeit der Milde schen Bestimmung bestätigt. — Didymodon. — Die 
Arten dieser von Hedwig auf D, rigidulus gegründeten Gattung werden vom 
Verf. folgendermassen gruppirt: 

A) Erythrophyllum Lindb. — Zellen des röthlichen Blattgrundes verlängert, 
dünnwandig und durchsichtig. — 

1. Didymodon rubellus Hoffm., 2. D. alpigenus Vent., 3. D. ruber Jur. — 

B. Didymodon im engeren Sinne. Alle Zellen des Blattgrundes gelblich, 
derbwandig, meist nur im Mittelfelde rectangulär bis verlängert. — 

4) Didymodon luridus Hsch., 5. D. cordatus Jur., 6. D. tophaceus (Brid.) 
Jur., 7. D. rigidulus Hdw., 8. D. spadiceus Mitt., 9. D. validus Limpr. n. sp., 
10. D. rufus Lorentz., 11. D. gigunteus (Funck) Jur. — 

Didymodon alpigenus Vent. in Rev. bryol. 1879 p. 53, in Schimp. Synops. 
als D. rubellus, # dentatus beschrieben, hält Verf. selbst nur für eine schwache 
Species, die sich von D. rubellus eigentlich nur durch die schräg nach 
rechts gereihten Zellen des Deckels unterscheidet, welche bei D. 
rubellus in geraden Reihen angeordnet sind. Von Salzburg, Steiermark, 
Tirol und der Schweiz bekannt. — In einem feuchten Basaltbruch bei Friede- 
wald (nördliche Vorder-Rhön) beobachtete Ref. eine Form des D. rubellus mit 


_breiterer, stärker gezähnter Blattspitze; diese Form wird vom Verf. als var. 


intermedia unterschieden, da sie ein Mitteiglied bildet zu D. alpigenus. — 

Didym. ruber Jur. (Laubmoosflora) (Syn. D. rubellus, # cavernarum Mdo., 
1864), durch zweihäusigen Blütenstand von D. rubellus abweichend, wurde mit 
Früchten auch in der Schweiz, bei Lou£che-les-Bains, 1800 m, von Philibert 
entdeckt. — 


Didym. spadiceus Mitt. (Syn. Barbula insidiosa Jur. et Milde, 1869, B. 
spadicea Mitt. 1867, Didymod. Zetterstedtii Schpr. Synops. II). Von Didym. rigi- 
dulus (Barbula rigidula Dicks.) unterscheidet sich diese ausgezeichnete Art am 
sichersten durch die Blattrippe, welche aus breitem Grunde sich gegen die 
Spitze allmählich verschmälert. — 

Didym. validus Limpr. n. sp. — Am 27. Juli 1882 an Kalkfelsen bei Kalch- 
stein nächst Innervillgraten in Tirol von H. Gander entdeckt; Gebiet von 
Görz: an Strassenmauern bei Flitsch (J. Breidler, 1884); Kärnthen: auf 
der Kühweger-Alp bei Hermagon (Dr. H. Graef, 1888). — Die Fructification 
unbekannt, nur weibliche Blüten beobachtet; habituell an üppige Formen des 
D. rigidulus erinnernd, durch das eigenartige Zellnetz und die austretende, 
vom Grunde bis über die Blattmitte gleichbreite, im oberen Theile stielrunde 
Rippe sehr ausgezeichnet. — 

Didym. rufus Lorentz. — Von diesem Hochalpenmoose beschreibt Verf. 
die ersten weiblichen Blüten, welche bis 15 Archegonien (0,60 mm lang) 
ohne Paraphysen enthalten. Unter den zahlreichen Stationen ist als der höchste 
bekannte Standort die Schöntaufspitze (3300 m) im Suldenthal in Tirol; als der 
niedrigste der Lunghinosee (1970 m) in der Schweiz angegeben. — 


Didymodon giganteus (Funck) Jur. — (Syn. Geheebia cataractarum Schpr. 
Syn. II). Auch für diese Art beschreibt zuerst Verf. die weiblichen 
Blüten, von J. Breidler am 7. August 1885 am Kareck bei St. Michael im 
Lungau (2470 m) entdeckt. Dieselben sind gipfelständig, mit 3—5 schlanken 
Archegonien (0,35—1,0 mm lang) und kurzen, fadenförmigen Paraphysen. Verf. 
bemerkt über dieses Moos: „Gleicht im anatomischen Baue des Stengels und der 


704 Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Blattrippe der Barbula recurvifolia und könnte neben dieser Art eingereiht. 
werden. Männliche Pflanze noch unbekannt. Die axillaren Kurztriebe, welche- 
Chalubinsky in „Grimmieae tatrenses“ p. 82 als männliche Blütensprosse 
deutet, gleichen nach der Beschreibung den jugendlichen Innovationen, die- 
unterhalb der weiblichen Blüte hervorbrechen. Sie sind am Grunde mit ovalen,. 
dünnrippigen Niederblättern bekleidet und finden sich auch an sterilen Stämm- 
chen, doch zeigten sie niemals Geschlechtsorgane.*“ — 

In einer Anmerkung werden vom Verf. 2 Didymodon-Arten der Schimper- 
schen Synopsis Il. als Formen schon bekannter Moose angezeigt, nämlich = 
Didym. Mildei Schpr. ist nach einer Probe vom Original die männliche Pflanze 
von Barbula unguiculata und Didym. mollis Schpr. (Didym. denticulatus Schpr. in 
Husnot, Musci Galliae, Nr. 508) nach dem Original leg. Payot eine sterile 
Alpenform von Philonotis fontana! — Endlich werden noch einige in Schimper’s- 
Synopsis 1I. beschriebene Arten von Didymodon vom Verf. in andere Gattungen 
versetzt, nämlich: Didymod.-flexifolius und D. recurvifolius in die Gattung Lep- 
todontium, Didym. ceylindricus in die Gattüng Trichostomum und Didym. sinuosus 
in die Gattung Barbula. — 

Leptodontium Hampe (Linnaea XX., 1847, p. 70). Es werden 4 Arten 
beschrieben, von welchen nur die 1. und 3. im Gebiete einheimisch sind, näm- 
lich: 1) Leptodontium flexifolium (Dicks.) Hampe (Syn. Didymodon flexifolius 
Dicks). 2) L. gemmascens (Mitt.) Braithw. (Syn. Didymodon flexifolius, P, 
gemmiferus Schpr. Synops. II). 3) L. styriacum Jur. (Syn. Didymodon styriacus- 
Jur. Mser.). 4) L. recurvifolium (Tayl.) Lindb. (1864). (Syn. Didymodon recur- 
vifolius Tayl.). — Leptodontium styriacum, in Juratzka’s „Laubmoosflora“ 
nicht aufgenommen, obwohl schon 1869 entdeckt, wird hier zum ersten Male 
beschrieben und abgebildet. Früchte und männliche Blüten unbekannt, nur die- 
weiblichen Blüten beobachtet. Von dem nahe stehenden L. flexifolium lässt: 
sich diese neue Art schon durch die Loupe an der Blattrichtung im feuchten 
Zustande unterscheiden, indem die Blätter aufrecht abstehend erscheinen, 
während sie bei ersterer Art sparrig zurückgebogen sind. Die stengel-- 
bürtigen Brutkörper und die grösseren grünen Blattzellen trennen L. styriacum- 


hinreichend von den Formen des L. flexzifolium. — Leptodontium styriacum ist. 
ein Hochalpenmoos, das an zahlreichen Localitäten in Steiermark, Tirol und im 
Lungau von J. Breidler gesammelt worden ist. — Von Leptodontium flexi- 


Folium macht Verf. noch Stationen in Westfalen und Luxemburg bekannt; da- 
gegen bleibt ihm der in Schimper’s Synopsis I. aus der Schweiz (feuchte Felsen. 
der Grimsel) angegebene Standort fraglich, weil derselbe in der II. Auflage der 
Synopsis fehlt. — 

L. gemmascens ist nur aus England (Sussex) bekannt, L. recurvifolium wurde 
bisher nur in Irland, Schottland und Wales beobachtet. — Zur Gattung Tri- 
chostomum übergehend, begrüssen wir eine lange Zeit verschollene Art, welche 
vom Verf. der Vergessenheit entrissen wird, nämlich Trichost. brevifolium Sendt. 
(in C. Müll. Synops. I. p. 572, 1849), in Bosnien bei Sutynska am 4. Juni 1847 
von Otto Sendtner entdeckt. Diese dem Trich. erispulum zunächst stehende 
Art ist, wie es scheint, nirgends wiedergefunden worden. — 

Ueber die einzelnen Arten der Gattung und ihre Gruppirung werden wir 
bei Besprechung der nächsten Lieferung berichten. — 

Geheeb (Geisa). 


Krabbe, &, Zur Kenntniss der fixen Lichtlage der 
Laubblätter. (Pringsheims Jahrbücher für wissenschaftliche 


Botanik. Bd. XX. p. 211—260.) 


Verf. sucht die Frage zu entscheiden, ob bei den Bewegungen 
der Laubblätter zur fixen Lichtlage ein besonderer Transversal- 
heliotropismus allein wirksam sei (Frank), oder ob ausser diesem 
auch den übrigen Kräften, wie Geotropismus, Epinastie, Eigengewicht 
der Blätter etc. ein massgebender Einfluss zukomme (de Vries, 
Wiesner). Theoretische Erwägungen führen bereits zu dem 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 705 


Schlusse, dass eine einfache Combination der letztgenannten Richt- 
kräfte zur Erklärung der Erscheinungen nicht ausreiche. Um 
experimentell das Problem seiner Lösung näher zu führen, sucht 
Verf. die einzelnen Kräfte allein wirken zu lassen. Bei einer 
ersten Versuchsreihe wurde das Blattgewicht durch Belasten oder 
Wegschneiden verändert. Da die Lichtlage trotzdem erreicht 
wurde, so ist das Gewicht der Blätter ohne Einfluss auf dieselbe. 
Die Pflanzen einer zweiten Versuchsreihe wurden am Klinostaten 
dureh Rotation um ihre horizontal gelegte Axe der Schwerkraft 
und der einseitigen Lichtwirkung entzogen. Die Epinastie kam 
allein zur Geltung und bewirkte eine Zurückkrümmung der Blätter 
in ihrer Insertionsebene, die bei Dahlia oft so stark war, dass die 
Blätter sich spiralig aufrollten. Die epinastische Kraft ist entweder 
auf der ganzen Oberseite wirksam oder auf einzelne Zonen be- 
schränkt *), namentlich auf die untere Zuwachszone des Blattstiels 
(Pelargonium, Tropaeolum, Phaseolus) oder zugleich auch auf die 
obere (Fuchsia, Dahlia), stets aber nur in einer Ebene wirksam, 
so dass Torsionen des Blattstiels, die nur durch Zusammentreffen 
zweier in verschiedenen Ebenen wirkender Kräfte zu erklären 
sind, nicht zu beobachten waren. Die Bewegungen zur Lichtlage 
werden dagegen nach des Verf. Versuchen ausschliesslich von der 
oberen Blattstielregion ausgeführt; ein Zusammenwirken von 
Epinastie und Licht ist daher in allen Fällen ausgeschlossen, wo 
erstere sich auf die untere Blattstielregion beschränkt. Auch er- 
reichten die Blätter die Lichtlage, wenn durch Befestigen des 
Blattstiels die Epinastie ausser Wirkung gesetzt wurde. Wenn 
nun Blätter wie die letztgenannten auf dem Klinostaten die Licht- 
lage annehmen, so ist bei ihnen auch in der Natur der Geotropis- 
mus am Zustandekommen der letzteren unbetheiligt; treten zugleich 
Torsionen auf, so muss die zweite dazu erforderliche Kraft im 
anatomischen Baue des Stiels zu suchen sein ; unterbleiben letztere 
und zugleich die Lichtlage, so ist der Geotropismus diese zweite 
Kraft. Heliotropische Torsionen giebt es also nicht, da das ein- 
seitig einfallende Licht immer nur in einer Ebene krümmend 
wirken kann. Bei Versuchen mit Pelargonium (Rotation der 
Pflanzen mit ihrer Axe als Radius in einer dem Fenster parallelen 
Ebene) wurde die Lichtlage durch einfache Krümmung der oberen 
Blattstielregion erreicht, und zwar auf dem Klinostaten etwas 
rascher. Der Geotropismus hat daher auf das schliessliche Resultat 
keinen Einfluss, wenn er auch die Bewegungen zur Lichtlage 
etwas modifieirt. Diese werden vom Lichte beherrscht, das auch 
das Stillstehen in der Lichtlage bewirkt. Zugleicht ergiebt sich, 
dass bei Pelargonium der Geotropismus der Blätter vom Lichte 
nicht beeinflusst wird **). Bei Pflanzen mit ausgesprochen dorsi- 
ventralem Blattstiel, der auch oben stark epinastisch ist (Dahlia, 
Fuchsia), kann die Lichtlage bei gewissen Stellungen nur durch 
Torsion erreicht werden. Bei einer ersten Versuchsreihe fiel das 


*) Cfr. Bot. Centrabl. Bd. XXXII., p. 263. 
*%) Vergl. Stahl, D. Bot. Ges. 1884, p. 383. 


Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 19 


706 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Lieht parallel der Insertionsebene der Blätter ein, wirkte also mit 
der Epinastie in derselben Ebene (Rotation wie vorher). Lichtlage 
trat hier unter ausschliesslicher Wirkung des Lichts durch ein- 
faches Abwärtskrümmen der vorderen und Aufwärtskrümmen der 
hinteren Blätter ein. Bei einer zweiten Versuchsreihe fiel das 
Lieht senkrecht zur Insertionsebene der Blätter ein. Die von 
Dahlia erreichten in diesem Falle überhaupt keine Lichtlage, 
woraus zu schliessen ist, dass bei dieser Pflanze der Geotropismus 
eine hervorragende Rolle spielt. Bei Fuchsia dagegen trat unter 
Torsion des Stiels von 90° ziemlich vollkommene Lichtlage ein; 
das verschiedene Verhalten führt der Verf. auf den verschiedenen 
Grad der Epinastie zurück. Von der Unterseite beleuchtete Dahlia- und 
Fuchsia-Blätter erreichten auf dem Klinostaten die Lichtlage durch 
Zurückkrümmung (Addition von Licht und Epinastie), ohne 
Klinostaten durch Blattstieltorsion von 180° (Wirkung der Schwer- 
kraft). Bei Versuchen mit Phaseolus trat keine Lichtlage ein, 
wenn das obere Blattstielpolster durch geeignetes schwarzes Papier 
verdunkelt wurde, wohl aber, wenn die Blattfläche, nicht das 
Polster, beschattet wurde. Diese Versuche stehen im Gegensatze 
zu Versuchen Vöchtings*) an Malva, nach welchen die Spreite 
die Bewegungen zur Lichtlage beherrschen soll. 


Der Arbeit soll ein zweiter Theil folgen. 
Klebahn (Bremen). 


Batalin, A. Th, Ueber den Einfluss der Feuchtigkeit 
der Samen auf ihre Keimung. (Arbeiten der St. Peters- 
burger Naturf. Gesellsch. Bd. XVII. pag. 50—52.) [Russisch.] 

Die bereits früher an Hafer und Gerste gemachte Beob- 

achtung, dass völlig reife Samen ein gewisses Quantum Wasser 
verloren haben müssen, um gut zu keimen, bestätigt sich auch für 
Panicum miliaceum, Secale Cereale, Setaria Germanica und Digitaria 
sanguinalis. Roggensamen wurden völlig reif aus den Aehren 
entnommen und in drei Portionen geteilt: die erste wurde direkt 
keimen gelassen, die zweite zuvor einen Tag bei Zimmertemperatur 
getrocknet (20%, Gewichtsverlust), die dritte bei 35—40° R. stark 
getrocknet (Gewichtsverlust 30%,. Es keimten: 


Erste Portion. Zweite Portion. Dritte Portion. 
Nach 5 Tagen 11.4 °/o 27.3010 823 °%o 
Bu ET, E 26.8 °/o 40.5 °/o 838.5 %/o 
Se 1 32.2 %/0 44,2 Jo 0.9 9/0 


Nachdem die nichtgekeimten Samen der ersten Portion vor- 
sichtig getrocknet worden waren, zuletzt bei 40° R., keimten in 
3 Tagen 80°, derselben. — Aus diesen Versuchen ergibt sich der 
günstige Einfluss des Austrocknens der Samen sowohl auf die 
Keimfähigkeit überhaupt, als auch auf die Schnelligkeit und 
Energie der Keimung. 


*) Bot. Centralbl. Bd. 37, p. 245. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 707 


Verf. beobachtete auch einen günstigen Einfluss zeitweiliger 
“Temperaturerniedrigung auf die Keimfähigkeit der nicht getrockneten 
Samen. Von frischen Hafer-Samen keimte nur ein Theil; die 
nicht gekeimten wurden 3 Tage lang einer Temperatur von 
—+ 24° R. ausgesetzt; darauf keimten nm 3 Tagen 95% 
derselben. 

Beide Erscheinungen sind, für einjährige Pflanzen besonders, 
von grosser biologischer Bedeutung. 

Rothert (St. Petersburg). 


Sanderson, Burdon, Die elektrischen Erscheinungen 
am Dionaeablatt. (Transact. Royal Soc. London. Vol. 179, 
1885. p. 417-449. Pl. 69—70. Im Auszug im Biol. Centralbl. 
IX. 1889. p. 1—14.) 


Schon Ranke hatte (Unters. über Pflanzenelektrizität, Sitzber. 
d.k.k. Akad. d. Wissensch. München 1872, vgl. auch W. Velten, 
über die wahre Pflanzenelektrizität, Bot. Ztg. XXXIV. 1876. 
p- 273, 289 ff.), die von Du Bois-Reymond aufgestellte Mole- 
kularhypothese zur Erklärung der thierelektrischen Ströme auf die 
Pflanzenelektrizität anwendend, den Ausspruch gethan: „Wir 
‘ dürfen uns auch das Innere der regelmässig elektromotorisch 
wirkenden Pflanzentheile gleichmässig erfüllt denken von kleinen, 
in eine leitende Substanz eingebetteten, peripolar angeordneten 
Massentheilchen, deren Axen, welche die beiden Pole jedes Mole- 
kuls verbinden, sämmtlich mit einander . . parallel sind... Das 
Gesetz der Pflanzenelektrizität verlangt für jedes ihrer Moleküle 
2 positive Polar- und eine negative Aequatorialzone . . .“ 

1875 hatte dann der Verf. die Entdeckung gemacht, dass die, 
auf mechanische oder elektrische Reize hin sich wie Muskeln be- 
wegenden Blätter der Dionaea museipula in der Ruhe den thierischen 
Muskeln auch darin gleichen, dass sie in der Ruhe elektromo- 
torische Kräfte zeigen, welche bei der Bewegung bestimmte, den 
sich kontrahirenden Muskeln und damit verbundenen Nerven ähn- 
liche Stromschwankungen offenbaren (Naturforscher. 1882. p. 492). 
Nach den Untersuchungen von Munk und Kunkel hatte er so- 
dann über denselben Gegenstand eine Arbeit 1881 in der Royal 
Society vorgelegt (Biol. Centrbl. II. 1882. p. 481—500); die vor- 
liegende Arbeit” bestätigt die früheren Untersuchungen und ver- 
vollständigt dieselben. Verf. fasst die bisher ermittelten That- 
sachen in folgender Weise zusammen: 

1. Im Blatte von Dionaea ist die obere Fläche zuerst der 
unteren gegenüber positiv elektrisch. Infolge einer Reizung wird 
sie plötzlich negativ. Diese Veränderung (erste Phase der Er- 
regungsstörung) “dauert den grössten Theil der ersten Sekunde 
nach der Reizung. Es geht ihr häufig eine momentane Aenderung 
in entgegengesetzter Riehtung voraus. 

2. Es findet hierauf in dem Blatte eine allmähliche Verände- 
rung statt, dahin zielend, dass die Negativität der oberen Fläche 
verringert und schliesslich durch relative Positivität ersetzt wird. 

198 


708 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Diese Aenderung, die „Modifikation“, ist begleitet von einer Um- 
kehrung des Zeichens der Erregungsstörung und später von einer 
Verminderung des elektrischen Widerstandes des Blattes. 

3. Auf die erste Phase der Erregungsstörung folgt sowohl in 
dem „modifizirten“ wie in dem nicht „modifizirten“ Zustande des- 
Blattes ein Nacheffekt, der immer das entgegengesetzte Zeichen 
hat (lI. Phase). Diese Phase tritt aber nur ein, wenn das Blatt 
nicht unmittelbar zuvor gereizt ist. Ist es bereits unmittelbar vor- 
her gereizt worden, so bleibt sie aus. 

4. „Modifikation“ kann nach Belieben hervorgerufen werden, 
wenn man einen elektrischen Strom durch das Blatt von der oberen. 
nach der unteren Blattfläche oder in umgekehrter Richtung leitet, 
selbst wenn dieser Strom so schwach ist, dass auf den Stromschluss 
keine Erregungsreaktion folgt. Sie ist eine lokale Wirkung, die 
nicht fortgeleitet wird. Ein Blattflügel kann „modifizirt“ sein, 
ohne dass dies bei dem anderen eintritt, und selbst ein Theil eines 
solchen Flügels, ohne dass die umgebenden Theile „modifizirt“ 
werden. 

5. Wenn eine fortgeleitete Erregung einen Theil des Blattes 
erreicht, welches modifizirt worden ist, so ruft sie eine „modifi- 
zirte* Reaktion hervor, deren Richtung in der ersten Phase eine 
aufsteigende ist und eine Reaktion mit entgegengesetzten Zeichen 
in den nicht „modifizirten“ Theilen. 

Der Erregungsvorgang im Blatte von Dionaea ist wesentlich 
derselbe wie der, welcher der Reizung thierischer Organe, be- 
sonders von Nerven und zum Nervensystem gehörigen Organen 
folgt. Auch der Einfluss, welchen äussere galvanische Strömung 
sowohl auf den Erregungsstrom (Aktionsstrom) als auf die voraus- 
gehende elektrische Differenz (den Blattstrom bei Dionaea) ausübt, 
ist der gleiche. Die Wirkung, welche der äussere Strom zurück- 
lässt, bleibt stets in derselben Richtung; ihre Intensität, nicht ihr 
Zeichen, hängt von der Richtung des Stromes ab, dem sie ihre 
Entstehung verdankt. 

Dass die Bewegungen des Drosera-Blattes zuletzt durch den 
Verlust des Turgors in den der oberen Fläche naheliegenden Zell- 
schichten veranlasst werden, setzt Verf. als feststehend voraus; 
während aber J. von Sachs die Wanderung des Wassers als die 
direkte Folge der Irritation und die elektrische Störung als eine 
Folge der Wanderung des Wassers (der von Kunkel untersuchten 
osmotischen Ströme) betrachtet, weist Verf. nach, dass die Turgor- 
änderung erst der elektrischen Störung folgt. Die eigentliche 
Reaktion auf einen Reiz ist „eine molekulare Veränderung, die der 
Ursache auf dem Fusse folgt und die fortgepflanzt wird, soweit 
das erregbare Protoplasma kontinuirlich zusammenhängt; wir er- 
kennen ihre Existenz, messen ihre Dauer und ihre Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit nicht erst an den sichtbaren Bewegungen der Or- 
gane, welche der Reaktion erst nach verhältnissmässig langen Zeit- 
räumen folgen, sondern an den elektrischen Störungen, welche der 
direkte Ausdruck der molekularen Veränderung sind.“ Während 
lie sichtbaren Veränderungen in einer Entfernung von 1 cm von 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 709 


der gereizten Stelle erst in einer Zeit von ca. 0,25 Sek. eintreffen, 
trifft die elektrisch nachweisbare, der Turgoränderung voraus- 
gehende Reaktion bereits nach 0,05, bei hohen Temperaturen schon 
nach 0,03 Sekunden ein. — In den thierischen Nerven, mit denen 
das Protoplasma der Pflanze in Bezug auf die Reizwirkung völlig 
übereinstimmt, pflanzt sich die elektrische Veränderung zwar etwa 
100mal so rasch fort als im Blatt des Sonnenthaues, aber dieser 
Unterschied in der Geschwindigkeit ist unwesentlich, da sie z. B. 
im gestreiften Muskel nur 1Omal so gross und im Muskelgewebe 
des Froschherzventrikels nur halb so gross ist als bei dem Dio- 
naea-Blatt. 

Bezüglich der Untersuchungsmethoden und der Einzelergebnisse 


sei auf die Arbeit von Burdon Sanderson selbst verwiesen. 
Ludwig (Greiz). 


Praöl, Edmund, Vergleichende Untersuchungen über 
Scehutz- und Kernholz der Laubbäume. (Pringsheim’s 
Jahrb. f. w. Botanik. Bd. XIX. p. 1—81.) 


Verf. hat sich im Anschluss an die Untersuchungen von 
Temme die Aufgabe gestellt, die völlige Identität des bei Ver- 
letzung des Holzkörpers sich bildenden „Schutzholzes* mit dem 
Kernholze für eine grössere Anzahl von Pflanzen nachzuweisen, 
und zwar hat er namentlich solehe Gewächse untersucht, die ein 
lebhaft gefärbtes Kernholz besitzen. Das Ergebniss dieser Unter- 
suchungen, die an 30 verschiedenen Species ausgeführt wurden, 
zeigte denn auch in der That eine vollständige Uebereinstimmung 
zwischen Kern- und Schutzholz. 

Unter den Prozessen, die bei der Bildung von Kern- und 
Schutzholz eintreten, kommt nun in erster Linie die Verstopfung 
der trachealen Elemente in Betracht, deren physiologische 
Bedeutung namentlich beim Schutzholz sofort in die Augen springt. 
Diese Verstopfung kann nun in dreifach verschiedener Weise vor 
sich gehen. Bei der bei weitem grössten Anzahl der untersuchten 
Gewächse geschieht dieselbe durch eine gummiartige Sub- 
stanz, die in den lebenden Zellen gebildet und von diesen aus 
in das Lumen der Gefässe secernirt wird. 

Substantiell unterscheidet sich dieselbe übrigens von den 
anderen Gummiarten durch ihre Unlöslichkeit in Wasser, Säuren 
und Alkalien; sie ist aber namentlich durch die von Temme 
aufgefund&ne Reaktion charakterisirt, dass sie sich nach vorheriger 
Behandlung mit Salpetersäure und chlorsaurem Kali in Alkohol löst. 

Bei manchen Gewächsen wird sodann der Verschluss der Ge- 
fässe entweder ausschliesslich oder neben der gleichzeitig ein- 
tretenden Gummibildung durch Thyllen herbeigeführt; nur bei 
wenigen wird dasselbe durch Seeretion harzartiger Substanzen 
erreicht. 

Verf. fand nun, dass bei derselben Species der Verschluss 
der Gefässe an Wundstellen stets in gleicher Weise erfolgt, als 
im Kernholz und konnte auch speciell für die Thyllen im Gegen- 


710 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


satz zu den Angaben von Reess und in Uebereinstimmung mit 
Böhm nachweisen, dass bei solehen Pflanzen, die normal schon 
im Splint Thyllen führen, durch Verletzung die Thyllenbildung 
stets beträchtlich beschleunigt wird. Auch sah Verf. bei anderen 
Pflanzen, die im normalen jungen Holze überhaupt keine Thyllen 
führen, an künstlich verletzten Stellen die Thyllenbildung ein- 
treten. 

Sodann ist mit der Kernholzbildung stets auch eine mehr 
oder weniger intensive Färbung der Membranen verbunden, 
die namentlich bei den Farbhölzern scharf hervortritt. Diese: 
Färbung wird nun nach den Untersuchungen des Verf.s durch 
Farbstoffe veranlasst, die höchst wahrscheinlich im Inneren der 
lebenden Zellen gebildet werden und erst nach dem Absterben 
derselben die Membran infiltriren, wo sie vielleicht in irgend einer 
Weise chemisch gebunden werden. Es gelang Verf. ferner bei 
mehreren Farbhölzern mit Hilfe verschiedener Reagentien den 
sicheren Nachweis zu liefern, dass auch in dem Schutzholz ein 
gleicher Farbstoff auftritt, wie im Kernholz der betreffenden Art. 

Interesse verdient sodann noch die vom Verf. constatirte That- 
sache, dass luftdichtes Verschliessen von Schnittflächen des Holz- 
körpers verhindernd oder mindestens verzögernd auf die Schutz- 
holzbildung einwirkt. 

Von chemischen Details will Ref. noch erwähnen, dass Verf. 
verschiedene Beobachtungen anführt, die dagegen sprechen, dass 
die Braun- und Schwarzfärbung des Kernholzes durch humusartige 
Substanzen oder gar durch eine Art von Verkohlung bewirkt 
werde. 

Schliesslich sucht Verf. auch nachzuweisen, dass der von 
Thomsen dargestellte Holzgummi als eine in gewisser Weise 
modifizirte Cellulose zu betrachten ist. 

Zimmermann (Tübingen). 


Wisselingh, C. van, Sur la paroi des cellules sub&reuses. 
(Extrait des Archives N&erlandaises. Tome XXI. 46 pp. Planches 
X und XI.) 


Wie Verf. in der Einleitung sagt, wollte er eigentlich die Ent- 
wicklung des Korkes, die Beschaffenheit der Membran der jugend- 
lichen Korkzellen studiren, kam aber bei seinen Voruntersuchungen 
über die ausgebildete verkorkte Membran zu Resultaten, welche 
zwar den Befund von Höhnel’s bestätigten, aber den Verf, grossen- 
theils zu anderen Schlüssen führten und überhaupt noch manches 
Neue und Beachtenswerthe, besonders in Betreff der Reactionen 
des Korkes, boten. Die ganze Abhandlung ist in 8 Kapitel getheilt, 
deren letztes ein Resume über die Ergebnisse der Untersuchung, 
welche dem Verf. die wichtigsten scheinen, enthält. Mit Benutzung 
dieses sei der Inhalt der Arbeit kurz wiedergegeben. 

Das erste Kapitel enthält nichts wesentlich Neues, sondern be- 
handelt den allgemeinen Bau und die chemischen Bestandtheile der 
Membran der Korkzellen. Im zweiten Kapitel kommt Verf. zu dem 


we 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. Til 


Schluss, dass das sogenannte Wachs in der verkorkten Membran 
viel häufiger anzutreffen ist, als man bisher angenommen hatte. 
Dagegen enthält die Korklamelle der Membran nach Verf. (3. Kap.), 
im Gegensatz zur Angabe v. Höhnel’s, keine Cellulose und unter- 
scheidet sich dadurch von den cuticularisirten Schichten. Wenn 
man durch Erwärmen in Glycerin die Korklamelle von Suberin 
befreit, so bleibt eben kein Celluloserückstand. Auch kann die 
Korklamelle mit Jodjodkaliumlösung wie mit Chlorzinkjod violett 
gefärbt werden, wenn man sie bei gewöhnlicher Temperatur mit 
Chromsäure oder Kali behandelt oder mit Kali erwärmt. Den 
wesentlichen Bestandtheil der Korklamelle bilden verschiedene 
chemische Verbindungen, die den Fetten sehr nahe stehen und unter 
der allgemeinen Bezeichnung Suberin zusammengefasst werden. Die 
als Cutin bezeichneten Stoffe zeigen sich diesem Suberin sehr ähnlich 
in ihrem Verhalten. (Dies und das Folgende, was wir nach dem 
Resum& wiedergeben, bildet den Inhalt der Kapitel IV, V und VI.) 
Wenn man die Korklamelle mit Glycerin erwärmt auf eine Temperatur, 
bei der die Fette sich zersetzen, so erleidet sie einen Zerfall, ohne 
vorher aufgelöst zu werden. Die Temperatur, welche diese De- 
composition hervorruft, ist für verschiedene Pflanzen verschieden 
und oft sogar bei verschiedenen Theilen derselben Korklamelle eine 
ungleiche. Die Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung des 
Kali und anderer energischer Reagentien ist für die verschiedenen 
Elemente der Korklamelle eine sehr verschiedene. Nach längerer 
Behandlung mit diesen Reagentien bei gewöhnlicher Temperatur 
gelingt es, durch einen leichten Druck auf das Deckglas die Kork- 
lamelle in kleine runde Körper oder Dermatosomen zerfallen zu 
sehen, die aus Suberin bestehen und demgemäss sich von den 
Wiesner’schen Dermatosomen, die aus anderen Geweben gewonnen 
wurden, unterscheiden. Bei dieser Behandlung erfährt die Suberin- 
substanz, welche sich zwischen den Dermatosomen befindet, eine 
Zersetzung und zwar bei der Anwendung von Kali eine Verseifung, 
Abgesehen von der Einwirkung des Kali lässt sich auch beobachten, 
dass die Bindesubstanz der Dermatosomen im Allgemeinen viel 
leichter in der tangentialen als in der radialen Richtung zerstört 
wird, woraus es sich erklärt, dass eine blätterige Structur in der 
Korklamelle zu erkennen ist. 

Aus dem 7. Kapitel ist hervorzuheben, dass Verf. auch an 
Korkzellen eine Wellung der radialen Wände, in ähnlicher Weise 


wie sie die Schutzscheidezellen zeigen, beobachtet hat. 
Möbius (Heidelberg). 


Haberlandt, @., Zur Anatomie der Begonien. (Mittheilungen 
des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Jahrg. 1887. 
10 pp. 1 Tafel.) 

Die Laubblätter von Begonia imperialis var. smaragdina sind 
mit nach oben gerichteten kegelförmigen Ausstülpungen der Lamina 
versehen, die an der Spitze je eine ca. 1,4 mm lange Zotte tragen. 
Aehnliche Zotten finden sich an der Unterseite auf den Blattrippen. 


712 Physiol., Biol, Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie. 


Die Zotten, welche sich entwicklungsgeschichtlich als Emergenzen 
erweisen, sind dadurch eigenthümlich, „dass sie fast ausnahmslos 
von specifisch-mechanischen Elementen, Bastzellen im anatomisch- 
physiologischen Sinne, der Länge nach durchzogen sind. Im ein- 
fachsten Falle finden wir nur eine lange Bastfaser, oder eine Reihe, 
in einer Zotte, bei stärkeren ein Bündel aus mehreren (bis zu 5) 
Fasern. Dieselben haben verholzte Wände und zahlreiche einfache 
Poren. Die Epidermis ist ganz dünnwandig und dadurch zeichnen 
sich diese Zotten vor anderen stachligen Emergenzen aus: es sind 
Haare, die ein Skelet besitzen. 

Eine andere anatomische Eigenthümlichkeit der Blätter besteht 
darin, dass zwischen dem Assimilationsgewebe verzweigte diekwandige 
Zellen, ähnlich denen von Camellia, Fagraea, Olea u. a. auftreten, 
Die biologische Bedeutung dieses Baues dürfte nach Verf. in einem 
Schutz gegen starke Turgorschwankungen zu suchen sein, indem 
die Stereiden das Blattgewebe vor dem Zusammensinken beim 
Austrocknen schützen. Besonders befähigt erscheinen dazu diejenigen, 
welche den soliden oberen Theil jeder hohlkegelförmigen Ausstülpung 
der Lamina säulenartig von der Unterseite bis an das Bastbündel 
der Zotte hin durchziehen. Die mechanischen Elemente der letzteren 
sollen eine Schrumpfung dieser Organe in der Längsrichtung zu 
vermeiden, damit also die Wiederfüllung der entleerten Zotten mit 


Wasser zu erleichtern, resp. zu ermöglichen haben. 
Möbius (Heidelberg). 


Pröaubert, E, Revision des Violarides de la Flore de 
Maine-et-Loire. (Bulletin de la Societe d’etudes scientifiques 


d’Angers. Nouvelle serie. Annee XV]. p. 65—82.) 


Verf. beschreibt alle Violarieen der Flora von Maine-et-Loire. 
Es finden sich in diesem Gebiete: 

Viola hirta L. var. «@. genuina, ß. Foudrasi Jord. y. profera Jord., sciaphila 
Koch bei Chalonnes; Viola odorata L. «. genuina überall; £. semperflorens hort. 
und y Parmensis hort. eultivirt; 0. suavis M. B., eultivirt bei Anrers. Viola 
hirta — odorata = Viola alba Besser f. scotophylla Jord. dürfte an der Grenze 
zu suchen sein; f. virescens Jord. um Saumur, Saint-Vincent, Fourneux, la Bou- 
chardiere ete.; #. = hirta X = odorata = V. abortiva Jord. ist noch zu suchen; 
Y- — hirta, X odorato = V. permixta Jord. zu Saint-Sylvain, Briollay, Seiches, 
um Saumur und Bange. V. silvatica Fries «. Riviniana Rchb., häufig; #. Reichen- 
bachiara Jord. im Thale der Loire, Mayenne, der Sarthe und des Layon. V. 
canina L. «. genuina, häufig; Pf. montana L., Forst von Fontevrault. V. lancifolia 
Thore, an manchen Orten. YV. tricolor L. «. genuina, nicht selten, f. degener 
Bar. und y. arvensis Murray, häufig. 

Weiss (München). 


Radikofer, L, Ueber einige Capparis-Arten. Zweite 
Mittheilung. (Sonderdruck aus Sitzber. k. bayr. Akad. 
d. Wissenschaft. Math.-phys. Clase.e Bd. XVII. Heft 3. 
S. 365—14122). 

Verf. unternahm es im J. 1884 gewisse Capparis-Arten nach 
der anatomischen Methode zu untersuchen, beziehentlich die letztere 


Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie. 713 


zur Speziesbestimmung herbeizuziehen. Hierdurch kam er in 
Auseinandersetzungen mit Vesque, derderselben Methode huldigt, 
und ist daher die vorliegende Abhandlung ihrer Form nach durch- 
aus eine (in freundschaftlichem Tone gehaltene) Polemik mit V., 
deren Resultat hier in Kürze wiedergegeben sei: 

1. Capparis Volkameriae Vesque (nicht DC.) = C. Zeyheri 
Turez. (eapensisch); C. Volkameriae DC. vera = Volkameria 
Capensis Burman = C., horrida L. fil. also indisch und nicht capensisch. 

2. C. flexuosa Vell. (non Linne, nee Blume) = C. Arra- 
bidae Steud., vielleicht identisch mit C. elegans Mart. — Labatia 
conica Vell. = Jlex conica Radlf. 

3. C. anceps Shuttlew. (Florida) = C. Jamaicensis Jacg. 
Forma 1. emarginata Griseb., während C. Jamaicensis Vesq. (non 
Jacg.) zur Form 5. sublanceolata dieser Art, welche Form sich 
„durch eine zwar reichlich Gyps enthaltende, denselben aber nicht in 
Form von Krystallen bergende Epidermis“ unterscheidet. Das Auf- 
treten oder Fehlen soleher Krystalle ist also für die Capparideen 
nicht von spezifischem Werthe; wichtig aber das Vorkommen des Gypses 
Die von Vesque für Haarnarben an der oberen Blattseite gehaltenen 
Stellen sind bei allen Arten der Sektion Quadrella nichts anderes, als 
die oberen Endigungen von Spieularzellen. 

4. C. oxysepala Vesque (Nicaragua) scheint die echte von 
Wright beschriebene Art dieses Namens zu sein, abgesehen jedoch von 
den für sie von V. angegebenen Schülferchen, welche durch Verwechslung 
von einer anderen Pflanze hierher übertragen zu sein scheinen. Schül- 
ferchen sind in der Gattung Capparis bisher überhaupt nur bei den 
Arten der Sektion Quadrella und Breyniastrum bekannt (Doppel- 
schülferchen und nur auf der Blattunterseite). Solche Doppelschülferchen 
finden sich noch bei den Capparideen -Gattungen Atamisquea 
(A. emarginata Miers) undMorisonia (M. Americana L. und M. 
Imrayi Gris.). Den Doppelschülferchen analoge Sternhaare besitzen 
Steriphoma paradoxum Endl. und Peruyianum Benth., sowie 
Cadaba heterotricha Stocks. 

5. Die von Vesque ais Capparis salicifolia Hort. Paris. be- 
zeichnete Pflanze scheint=C.neriifoliaRadlk.,welchevielleicht nur Form 6. 
neriifolia Radlk. der ©. Jamaicensis ist, also zu Quadrella und 
nicht Breyniastrum gehört. Die obere Epidermis ihrer getrockneten 
Blätter ist bald mit Gypskrystallen versehen, bald mit kugeligen Körpern 
aus Gyps oder doch gypsreicher Substanz, von welcher letztere meistens, 
erstere selten auch schon im lebenden Blatte sich vorfinden. — Die Epidermis 
an der unteren Blattseite ist, was nunmehr als ein ausgezeichneter Charakter 
der Sektion Quadrella erscheint, völlig wulstig gestreift. Auch in 
den Zellen des schwammförmigen Gewebes lässt sich im Blatte (wie auch 
bei C. Jamaicensis) durch oxalsaures Ammoniak und darauf folgende 


Einwirkung von Schwefelsäure leicht reichlicher Gypsgehalt nachweisen. 
Freyn (Prag). 


714 Palaeontologie. — Oekonomische Botanik. 


Schenk, A, Bemerkungen über einige Pflanzenreste 
aus den triasischen und liasischen Bildungen des 
Comersees. (Ber. d. math.-phys. Cl. d. Kgl. Sächs. Ges. d. 
Wiss. 1889.) 8°. 13 p. m. 1 Tafel. Leipzig 1889. 


Aus der Umgegend des Comersees brachte schon früher 
Escher von der Linth Pflanzenreste heim, die von Heer 
beschrieben wurden ; neuerdings erhielt Verf. ebenfalls, leider zum 
grössten Theile sehr fragmentarische, Pflanzenreste von dort zur 
Untersuchung. Dieselben enthielten vor allem die vermeintlichen 
Bacillariaccen Bactryllium canaliculatum Heer und B. Schmidü 
Heer; von Equisetaceen in ziemlicher Anzahl die Calamitenstände 
von Equisetum arenaceum Schimp.; Axenreste von Aethophyllum 
spinosum Schimp.; wobei auf die kritischen Bemerkungen des 
Verf.s bezüglich dieser Pflanzenreste besonders aufmerksam ge- 
macht wird. Wir erwähnen hier nur, dass diese Axenreste den 
Steinkernen von Schizoneura Meriani Heer sehr ähnlich sind, so 
wie auch die neben ihnen vorkommenden Fragmente schmaler 
linearer Blätter mit parallelen Nerven von Schizoneura Meriani 
Schimp. nicht zu unterscheiden sind. 

Von Farnen lagen dem Verf. drei Arten in sehr schlecht 
erhaltenen Fragmenten vor, von denen er das eine mit der provi- 
sorischen Benennung Andriania Stoppanü belegt; das zweite 
Fiederfragment gehört entweder Lomatopteris Schimp. oder 
Oycadopteris Sap. an, das dritte schliesslich Pecopteris angusta Heer. 

In ziemlicher Anzahl und in besser erhaltenem Zustande 
bekam Verf. Coniferenzweige zum Studium; dieselben gehören 
Pagiophyllum Heer (Pachyphyllum aut.) an, mit welchem Sapor ta 
ohne jede Begründung Zapfen und Samen vereinigt hat. Schliess- 
lich erwähnt Verf. noch den näher nicht bestimmbaren Rest eines 
Cycadeenblattes. 

Die beschriebenen Pflanzenreste lassen auf das Vorkommen 
liasischer Bildungen beim Comersee schliessen, u. z. Andriania, 
welche bisher aus dem alpinen Rhät unbekannt war, auf Rhät; 


ebenso Cycadopteris, Pagiophyllum auf den unteren Lias. 
Staub (Budapest). 


Wittmack, L, Ueber einen Roggen aus dem dreissig- 
jährigen Kriege. (Jahrbuch der Deutschen Landwirth- 
schafts- Gesellschaft, Bd. 1888. P: 69). 


Bei Gelegenheit der Versammlung der Deutschen Landwirth- 
schafts-Gesellschaft in Breslau legte der Ref. eine von dem Kgl. 
preuss. Kriegsministerium übersandte Probe alten Roggens, sog. 
„Schwedenkorn“, aus der Festung Neisse vor, welcher der Ueber- 
lieferung nach aus dem 30jährigen Kriege stammen soll. Als 
am 16. Juni 1642 Neisse endlich an den schwedischen General 
von Torstenson überging, war der grossen Hungersnoth wegen 
sofort Getreidelieferung veranlasst und zum Andenken an die Be- 
lagerung eine Quantität dieses Roggens aufbewahrt worden. Das 
ganze Aussehen des Kornes lässt die Erzählung glaubwürdig er- 


Neue Litteratur, 715: 


scheinen. Der Roggen zeichnet sich aus durch 1) gelb- oder 
braunröthliche (nieht graue) Farbe, 2) schlanke Gestalt und mässige 
Grösse, 3) das Fehlen des Embryos an vielen Körnern, 4) die 
Menge von Verunreinigungen, 5) mikroskopische Eigenthümlichkeiten, 
6) vollständig erloschene Keimkraft, 7) geringen Wassergehalt. 

Ad. 1. Die gelb- oder braunröthliche Farbe nimmt beim 
Einweichen noch zu, ein Korn wurde ganz blutroth. — Ad. 2. 
Die kleinsten Körner sind 5,6 mm. lang, 0,7 breit (senkrecht zur 
Furche gemessen), 1,3 mm. dick, dabei meist schlank, die meisten 
haben 6 bis 7, einzelne bis 8 mm. Länge. Unser heutiger Sommer- 
roggen ist nieht grösser, da kommen selbst Körner von nur 
5,4 mm. Länge vor. Der grösste heutige Roggen, den Ref. fand 
(aus Haiger in Nassau) hat aber 11,0 mm. Länge, 2,5 mm. Breite 
und 2,9 mm. Dicke. Gewicht von 100 Körnern Schwedenkorn 1,98, 
heutiger Sommerroggen 2,14, Nassauer 4,05! Ad. 3. Der Embryo 
ist wahrscheinlich durch öfteres Schütteln und Sieben des Kornes 
abgerieben. In der That hat auch, wie sich aus nachträglicher 
Anfrage ergeben, nach einer am 28. Mai 1856 aufgenommenen 
Verhandlung eine durchgreifende Reinigung stattfinden müssen ,. 
weil „weisser Wurm“ (die Raupen von Tinea granella, 
der Kornmotte) sein Zerstörungswerk begonnen hatte. — 
Ad. 4. Eine Berechnung ergab, dass auf 1000 g. kommen : 
47,100 Roggenkömer, 5,625 Trespenkörner (Bromus secalinus), 
900 Radenkörner (Agrostemma Githago) und 75 Wicken (Ervum. 
hirsutum). Ausserdem fanden sich einzelne Zwiebelchen von Allium 
oleraceum oder vineale, Früchte von Ranunculus arvensis, GFalium etc. 
auch einzelne Vieia sativa, Hordeum tetrastichum oder hexastichum 
und ein Weizenkorn. — Ad. 5. Die Längszellen der Kornschale 
sind viel schmäler, namentlich aber die Querzellen viel kürzer als 
bei heutigem Roggen. Ad. 6. Der Wassergehalt beträgt nur 
8,54 %/o, daher liegen die Stärkekörner eng zusammen und das 
Korn erscheint auf dem Querschnitt stearinartig. 

Das ganze Getreide bietet mit seinen vielen Verunreinigungen 
ein trauriges Bild von dem entsetzlichen Niedergange, den die 
Landwirthschaft im 30jährigen Kriege erlitten. 

W. 


Neue Litteratur.” 


Geschichte der Botanik: 


De-Toni, 6. B. e Levi-Morenos, David, Guiseppe Meneghini. Cenni: 
biografici. (Notarisia. Anno IV. 1889. No. 14. p. 725.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Antoren um- 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe» 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damitin der „Neuen Litteratur” möglichste- 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden. 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefällisst mittheilen zu wollen,. 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werder kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


716 Neue Litteratur. 


Algen: 
.Algae novae: Diagnoses. (Notarisia. Anno IV. 1889. No. 14. p. 733.) 
De-Toni, &. B., Boodlea Murray et De-Toni, nuovo genere di Alghe a fronde 
reticolata. (Malpighia. Vol. III. 1889. p. 14.) 
— —, Sopra due Alghe Sud-Americane. (l. c. p. 67.) 
‚Prantl, K., Die Assimilation freien Stickstoffs und der Parasitismus des Nostoc. 
(Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889. Heft 2.) 


Pilze: 


‚Anderson, J. W., Breef notes on a few common Fungi of Montana. (The 
Journal of Mycology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 30.) 

Bäumler, J. A., Mycologische Notizen. (Separat-Abdruck aus der Oesterr. 
botan. Zeitschrift. Jahrg. 1889. No. 5.) 8°. 3 pp. Wien 1889. 

Berlese, Aug. Napoleone, Rivista delle Laboulbeniacee e descrizione d’una 
nuoya specie di questa famiglia. (Malpighia. Vol. III. 1889. p. 44.) 

— —, Sulla Pleospora herbarum e sulla Pleospora infectoria. Lettera aperta al 
Oreste Mattirolo. (l. c. p- 84.) 

Dietel, P., Ueber das Vorkommen von zweierlei Teleutosporen bei der Gattung 
Gymnosporangium. (Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889. Heft 2.) 

Ellis, J. B. and Everhart, Benj. M., Some new species of Hymenomycetous 
fungi. (Plate VIII.) (The Journal of Myeology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 24.) 

— —, Synopsis of North American species of Nummularia and Hypoxylon. 
(ie: p. 19.) 

Ellis, J. B., The genus Scleroderma in Saccardo’s Sylloge. (l. e. p. 23.) 

— —., Triblidium rufulum (Sprenzel). (l. e. p. 29.) 

Fayod, V., Sopra un nuovo genere di Imenomiceti. (Malpighia. 1889. Vol. 
IN. p. 69.) 

‚Halsted, Byron D., An interesting Uromyces. (The Journal of Myecology. 
Vol. V. 1889. No. 1. p. 11.) 

— —, Peronosporeae and rain-fall. (l. ce. p. 6.) 

Karsten, P. A., Fragmenta mycologiea. XXVI. (Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889. 
Heft 2.) 

XKellermann, W. A. and Swingle, W. T., New species of Kansas Fungi. 
(Plate I.) (The Journal of Mycology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 11.) 

Magnus, P., Thorea ramosissima bei Belgrad in Serbien und deren weitere 
Verbreitung. (Hedwigia. Bd. XXVIII. 1889. Heft 2.) 

Overbeck, A., Bakteriologische Versuche, um die Fähigkeit der Magnesia, 
Spaltpilze zu tödten, festzustellen. (Zeitschr. f. Naturwissenschaften. Bd. LXI. 
1888. Heft 5.) 

Raciborski, M., Ueber einige neue Myxomyceten Polens. (Hedwigia. Bd. XXVIII. 
1889. Heft 2.) 

Saccardo, P. A., Mycetes aliquot australienses a cl. J. G. O. Tepper lecti. 
N) 

‘Stevenson, J. and Trail, J. W. H., Fungi of Inverary. (Scottish Naturalist. 
1889. April.) 


Muscineen: 


"Stephani, F., Hepaticae Australiae. I. (Hedwigia. Bd. XXVIIT. 1889. Heft 2.) 
Renauld, F. and Cardot, J., New mosses of North America. II. (With plates 
XII—XIV.) (The Bot. Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 91.) 


Gefässkryptogamen: 
‘Du Buysson, Robert, Monographie des eryptogames vasculaires d’Europe. (Ex- 
trait de la Revue seientif. du Bourbonnais et du centre de la France 1888.) 
8°. 44 pp. et planches. Moulins (impr. Auclaire; 1889. 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 
Acqua, Camillo, Nuova contribuzione allo studio dei eriStalli di ossalato di 
caleio nelle piante. (Malpighia. Vol. III. 1889. p. 17.) 
Arcangeli, 6., Sopra l’esperimento di Kraus. (l. e. p. 4.) 
<Coulter, Stanley, Histology ot the leaf of Taxodium. II. (The Bot. Gazette. 
Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 101.) 


Neue Litteratur. 617 


Fankhauser, J., Bewegung der Flüssigkeiten in pflanzlichen Geweben, insbe-- 
sondere im Gerstenkorn. (Sep.-Abdr. a. Allgem. Zeitschr. f. Bierbrauerei u.. 
Malzfabrikation. 1889.) 4°. 6 pp. 2 col. Tfin. Wien 1889. 

— —, Beiträge zur Erklärung der Saftleitung im Holztheile der Gefässpflanzen.. 
4°. 14 pp. 1 col. Tf. Bern 1889. 

Halsted, Byron D., A modification of the versatile anther. (The Bot. Gazette.. 
Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 107.) 

— —, Pollen mother-cells. (l. c. p. 109.) 

Huth, E., Brennsäfte als Pflanzenschutz. (Helios. Monatl. Mittheil. aus dem. 
Gesammtgebiet der Naturwissensch. Jahrg. VII. 1889.) 

Meehan, Thomas, Elastic stamens in Compositae. (Bull. of the Torrey Bot.. 
Club New York. 1889. March.) 

— —, The winter leaves of Corydalis glauca and C. flavula. (The Bot. Gazette.. 
Vol. XIV. 1889. No. 4. p. 108.) 

Mertins, Hugo, Beiträge zur Kenntniss des mechanischen Gewebe-Systems der 
Pflanzen. (Inaug.-Dissert.) 8°. 42 pp. Berlin 1889. 

Pirotta, R., Intorno all amido della epidermide di certi Rhamnus. (Malpighia.. 
Vol. III. 1889. p. 61.) 

Schmidt, E., Ein Beitrag zur Kenntniss der Hochblätter. 4°. 28 pp. M. 2 Tfin. 
Berlin (R. Gaertner) 1889. M. 1. 

Sterns, E. E., The ideal ovary. (Bull. Torrey Bot. Club New York. 1889.. 
March.) 

Vries, Hugo de, Ueber die Permeabilität der Protoplaste für Harnstoff. (Bot. 
Zeitung. Jahrg. 47. 18%9. No. 19. p. 309.) 

Trelease, William, Myrmecophilisme. (Psyche. 1889. p. 171—180.) 


Systematik und Pfianzengeographie: 


Battandier et Trabut, Flore de l’Algerie. Acienne flore d’Alger transformee- 
euntenant la description de toutes les plantes sigualees jusqu’ä ce jour comme 
spontandes en Algerie. Dicotyledones par J. A. Battandier. Faseicule II.. 
Caliciflores polypetales. 8°. p. 185—384. Alger et Paris (Savy) 1889. 

Britton, N. L., Plants collected by Rusby in $. America. [Freziera inaequila- 
tera, Saurauja Rusbyi, Malvastrum Rusbyi spp. nov.] (Bull. Torrey Bot. Club- 
New York. 1889. March.) 

Engler, A. und Prantl, K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren: 
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen. Lief. 33, 
8°. 48 pp. mit Illustr. Leipzig (Wilhelm Engelmann) 1889. M73— 

Grant, J. F. and Bennett, Arthur, Contributions towards a flora of Caithness.. 
(Scottish Naturalist. 1889 April.) 

Gremli, A., Excursionsflora für die Schweiz. Nach der analyt. Methode bear-- 
beitet. 6. Aufl. 8°. XXIV, 509 pp. Aarau (Ph. Wirz-Christen) 1889. 

M. 4.50. geb. M. 5.10. 

Millspaugh, €. F., Euphorbiaceae Mexicanae [Euphorbia Montereyana sp. n.] 
(Bull. Torrey Bot. Club New York. 1889. March.) 

Mueller, Ferdinand, Baron von, Iconography of Australian species of Acacia 
and cognate genera. Decade XII. XIII. Melbourne 1888. a3 =. 

— —, Systematic census of Australian plants, with chronologie, literary and 
geographie annotations.. Fourth Supplement for 1886—1888. 4°. 8 pp. Mel- 
bourne 1889. 

Porter, T. C., Aster laevigatus and two new varieties. (Bull. Torrey Bot. Club 
New York. 1889 March.) 


Phaenologie. 
Dressler, Phaenologische Studien. (Helios. VII. 1889/90. No. 1.) 


Palaeontologie: 


Keim, C. H. and Schultze, E. A., A fossil marine Diatomaceous deposit from- 
Atlantic City, N. J. With 1 plate. (Bulletin of the Torrey Botanical Club- 
New York. 1889. March.) 

Weed, Walter Harvey, On the formation of siliceous sinter by the vegetation 
of thermal ssprings. (American Journal of Science. Vol. XXXVII. 1889. No. 221. 
p. 351.) 


618 Neue Litteratur. 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Boltshäuser, H., Kleiner Atlas der Krankheiten und Feinde des Kernobstbaumes 
und des Weinstocks. Lieferung 1. 8°. XV, p. 1—20. Mit 5 Chromolith. 
Frauenfeld (J. Huber) 1889. M. 2.— 

:Goff, E. S., Experiments in the treatment of Gooseberry Mildew and Apple Scab. 
(The Journal of Mycology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 33.) 

Hansen, Emil Chr., Ueber die in dem Schleimflusse lebender Bäume beob- 
achteten Mikroorganismen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, 
Bd. V. 1889. No. 20. p. 663—667.) 

'Knowles, E. A., A study of the abnermal structures induced by Ustilago Zeae 
Mays. Plates II. — VII. (The Journal of Mycolog. Vol. V. 1889. No. 1. 

14.) 

"Kühn, J., Zur Bekämpfung des Flugbrandes. (Deutsche landwirthschaftliche 
Presse. 1889. No. 28. p. 199— 201.) 

.Male, Maurice, Les insectes nuisibles au blE: en terre, en farmation, dans les 
greniers; description, moeurs! degäts; destruction. 8°. 36 pp. Avec figures. 
Paris (Le Bailly) 1889. 

‚Müller, Karl, Der Begriff „Pflanzengalle“ in der modernen Wissenschaft. (Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift. Bd. IV. 1889. p. 52.) 

Pomel, A., Sur les ravages exerc&s par un hemiptere du genre Aelia sur les 
eereales algeriennes. (Comptes rendus de l’Academie des sciences de Paris. 
Tome CVIII. 1889. No. 11. p. 575—577.) 

:Smith, Erwin J., Spotting of Peaches. (The Journal of Mycolog. Vol. V. 1889. 
No. 1. p. 32.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


‚Belfanti, $. und Pescarolo, B., Neuer Beitrag zum bakteriologischen Studium 
des Tetanus. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. 
No. 20 p. 680—682.) 

Blanc, E., Action pathog&ne d’un microbe trouve dans l’urine d’&clamptiques. 
(Comptes rendus de l’Acadömie des sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. 
No. 12. p. 622—623.) 

Bossano, P. B., Origine tellurique du tetanos; attenuation du virus tetanique 
par le passage sur le cobaye. (Rev. de med. 1889. No. 2. p. 102—106.) 
‚Chauveau, A., Sur les propriötes vaceinales de microbes ei-devant pathogenes 
transformes en mierobes que la eulture destitue de toutes proprietes virulentes. 

(Arch. de medeeine experim. et d’anat. pathol. 1889. No. 2. p. 161— 202.) 

Courmont, J,, Sur une tubereulose microbienne et particuliere du boeuf. (Compt. 
rendus de la Soeiete de biologie. 1889. No. 11. p. 215— 218.) 

Di Mattei, E., Il metodo Schottelius nella diagnosi batterioscopica del colera 
asiatico e del colera nostras. (Bullettino della reale accademia med. di Roma. 
1888/89. No. 1. p. 51—61.) 

— —, Della presenza del bacillo tubercolare sulla superficie del corpo dei fisici. 
(l. e, p. 61—-69.) 

Galippe et Vignal, W., Note sur les miero-organismes de la carie dentaire. 
(Compt. rend. de la soc. de biol. 1889. No. 11. p. 221—224.) 

Greene, 6. E. J., Note on an epidemie of erysipelas at Ferns, Co. Wexford, 
in 1887. (Dublin Journ. of Med. Science. 1889. April. p. 299—302.) 

-Janowski, Th., Zur diagnostischen Verwerthung der Untersuchung des Blutes 
bezüglich des Vorkommens von Typhusbacillen (Centralblatt für Bakteriologie 
und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 20. p. 657—663). 

Kartulis, Zur Aetiologie der Cholera nostras, bezw. der Cholera ähnlichen Er- 
krankungen. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 1. p. 62—64.) 

Kitasato, S., Ueber den Rauschbrandbacillus und sein Kulturverfahren. (Zeit- 
schr. f. Hygiene. Bd.VI. 1889. Heft 1. p. 105—116.) 

Lumniczer, J., Beiträge zur Aetiologie des Tetanus. (Wiener medic. Presse. 
1889. No. 10—12. p. 381—385, 425—428, 474—476.) 

Norderling, K. A., How to stain and to avoid decolorizing the tubercle bacillus, 
(Med. Record. 1889. No. 14. p. 378.) 

‘Schütz, J., Ein Beitrag zum Nachweise der Gonokokken. (Münch, med. 
Wochenschr. 1889. No. 14. p. 235.) 


Neue Litteratur, — Personalnachrichten. 719 


Widenmann, Zur Aetiologie des Tetanus. (Korrspdzbl. des württemb, ärztlichen 
Landesver. 1889. No. 8. p. 57—61 ) 

Wyssokowitsch, W. K., Versuche über Impfung mit sterilisirter (Milzbrand-) 
Lymphe. (Wratsch. 1889. No. 9, 10. p. 221— 222, 244— 246.) [Russisch.] 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Basset, N., Guide du planteur de cannes. 8°. 895 pp. Paris (Challemel et Ce.) 
1889. 

Boinette, Alfr,, La production de la graine de betterave riche dans la Meuse. 
8°. 8 pp. Bar-le-Due (imp. de l’ind&pendance de l’Est) 1889. 

Delbetz, P. Theodore, Du topinambour. Culture, panification et destillation 
de ce tuberceule. 8°. 144 pp. Paris (Goin.) 1889. 

Fitz-James, Duchesse de, La viticulture franco-americaine (1869-1889). Les 
Congres viticoles; Exeursions viticoles en France et en Algerie; la vitieulture 
au point de vue finaneier; la Bouture & un oeil. (Bibliotheque du Progres 
agricole et viticole.) 8°. 654 pp. Montpellier (Coulet), Paris (G. Masson) 


1339. Br 6. 
Matthei, Giov. Ett., Monografia della Vieia Faba. 8°. 81 pp. con tavola. 
Bologna (Zamorani-Albertazzi) 1889. L. 1,50 


Micoleanu, @., Notice sur la viticulture en Roumanie. 8°. 14 pp. Paris (Kugel- 
mann) 1889. 

Peckolt, Theodor, Nutzpflanzen Brasiliens. [Forts.] (Pharmaceutische Rund- 
schau. Bd. VII. 1889. No. 5. p. 110.) 

Quensell, €. @. L., Erziehung, Behandlung u. Pflege der Kern- u. Steinobst- 
bäume. 8°. VIII, 97 pp. M. Illustr. Dresden (Friese u. Puttkammer). M. 1.— 

Robinet, Ed., Notice sur le vinage des moüts et des vins mousseux avec l’al- 
cool pur de la Soeiete francaise des alcool purs (proc&des Bang et Ruffin). 
8°. 15 pp. Paris (Chaix) 1889. 

Robinson, W., The Englisch tlower garden, style, position and arrangement, 
followed by a description of all the best plants for it, their culture and ar- 
rangement; forming Vol. I. of the „Garden Cyclopaedia“. Illustrated with 
many engravings. 8°. 842 pp. London (Murray) 1889. 15 sh. 

Rougier, L., Manuel pratique de vinification. Vins naturels, vins de sucre, 
piquettes, eaux-de-vie, mares. 8°. VII, 143 pp. Avec 30 fig. dans le texte 
(Bibliothöque du Progres agricole et viticole. 1889.) Montpellier (Coulet), 
Paris (Lecrosnier et Bab&) 1889. Fr. 2.— 

Sagnier, Henry, La reconstitution du vignoble frangais. 8°. 19 pp. Paris 
(Chaix) 1889. 

Weinzierl, Theodor v., Beobachtungen und Studien über den Futterbau, die 
Alpwirthschaft und die Flora der Schweiz (Publicationen der Samen-Control- 
Statiop in Wien. 1889. No. 52.) 8°. 46 pp Wien 1889. 

— —, Feldmässige Kulturversuche mit verschiedenen Klee- und Grassamen- 
Mischungen. (l. c.) 8°. 46 pp. Wien 1889. 


Personalnachrichten. 


Der Privatdocent an d. Universität Graz, Dr. Emil Heinricher, 
ist zum a. o. Professor der Botanik und Director des botanischen 
Gartens der Universität Innsbruck ernannt worden. 


In Cluny (Frankreich) starb der frühere französische Marine- 


arzt Dr. Sagot, bekannt durch seine Erforschungen der Pflanzen- 
welt von Guyana. 


720 Anzeigen. — Inhalt. 


Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleiehen 18. 


Bakteriologische Diagnostik. 


Hilfstabellen beim praktischen Arbeiten. 
Von Dr. J. Eisenberg. 


Zweite, völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. 
Lex. 8 Gebunden, M. 5.—. 


Verlag von J. M. Späth, Berlin C. 
H. Karsten, Deutsche Flora. #:::: 4: Dienostit «ler äentschen, 


fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zelleupflanzen und 
der ausländischen Medieinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$%& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung >- 


Inhalt: 


Wissenschaftliche Originalmit- Referate: 


! en Batalin, Ueber den Einfluss der Feuchtigkeit 
Ochsenius, Ueber Maqui, p. 689. der Samen auf ihre Keimung, p. 706. 
4 = Haberlandt, Zur Anatomie der Begonien, p. 711. 
Originalberichte gelehrter Ge- Krabbe, Zur Kenntniss der fixen Lichtlage der 


sellschaften. Laubblätter, p. 704. 
Botaniska Sällskapet in Stockholm. Prael, Vergleichende Untersuchungen über 
Sitzung am 23. Mai 1888. Schutz- und Kernholz der Laubbäume, p. 709. 


Almguist, Ueber das Vorkommen von Euphra- Preaubert, Revision des Violariees de la Flore 


sia Salisburgensis, p. 696. | „de Maine-et-Loire, p. 712. 
Eriksson, Ueber Gerste-Varietäten und -Sorten, | Rabenhorst, Kryptogamen-Flora von Deutsch- 
p. 694. land, Oesterreich und der Schweiz. Bd. IV. 


Thedenius, Ueber einige eigenthümliche Pha- Die Laubmoose von K. Gustav Limpricht, 


nerogamen-Formen aus Ahus, Skäne (süd- p- 702. e x A 2 
lichem Schweden), p. 696. ’ | Eh: Materijaly do flory glonöw Polski, 


Wille, Ueber eine Abhandlung von Frl. Söder- | 
ström: Ueber die Entwicklung und den ana- 
tomischen Bau von Desmarestia aculeata, | 


Radikofer, Ueber einige Capparis-Arten. Zweite 
Mittheilung, p. 712. 
Sanderson, Die elektrischen Erscheinungen am 


. 695. | 
2 \ _ Dionaeablatt, p. 707. 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga ; Schenk, Bemerkungen über einige Pflanzen- 
Studentsällskapet i Upsala. | reste aus den triasischen und liasischen Bil- 


| dungen des Comersees, p. 714. 


Si 9. - = 5 - - 
EnnE ara I. EEDFHAT. 1528 Wisselingh, Sur la paroi des cellules sube- 


Johanson, Ueber das Vorkommen von als 
Reservenahrung fungirender Cellulose in den reuses, p. 710. : 
Zwiebelblättern von Poa bulbosa L. und in Wittmack , Ueber nen Roggen aus dem 
den Stammknollen von Molinia coerulea dreissigjährigen Kriege, p. 714. 
Moench., p. 697. - S = 
Kjellman, Ueber den Bau des Sprosses beider | Neue’Tiikteräsrun ER 
Fucoideenfamilie der Chordariacea, p. 697. | Personalnachrichten: 
Sitzung am 23. Februar 1888. Dr. Sagot (F), p. 720. 
Fries, Terminologische Notizen, p. 700. Dr. Emil Heinricher (a. o. Prof. der Botanik 
Lundström, Ueber einige Beobachtungen über und Director des bot. Gartens der Universität 
Calypso borealis, p. 697. Innsbruck), p. 719. 


Ausgegeben: 21. Mai 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gottihelft in Cassel. 


AP” Dieser Nummer liegt ein Prospect der Firma T. ©. Weigel 
in Leipzig, betreffend Taschenwörterbuch für Botaniker 
und alle Freunde der Botanik, bei. 


Band XXXVIII. No.9. Jahrgang X. 


ya 
REFERIRENDES ORGAN 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes, 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. G. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsinefors. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


No. 22. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Ueber Maqui. 


Von 
Dr. Carl Ochsenius in Marburg. 


(Fortsetzung und Schluss.) 

Mich erinnerte der Magui in seinem ganzen Auftreten mehr 
an die heimathlich deutschen Büsche und Vorwälder, als an die 
chilenischen Llanos. Wusste man doch auch, dass die. Früchte 
gleichsam einen Ersatz für unsere Heidelbeeren bieten. 

Bald nach der Befruchtung führt der Wind die hinfälligen 
Keleh- und Blütentheile weg, und die kugeligen , fleischigen 
Früchtehen wachsen bis zu D mm Grösse heran; doch nehmen die 
harten, hellbräunlichen Samenkerne wohl die Hälfte der ganzen 
kurzgestielten Beere ein, die, wenn reif, schwarzpurpurn, in der 
Farbe und Grösse ähnlich unsern Hollunderbeeren, in reichlicher 
Menge an den Ruthen hängt. 

Hin und wieder trifft man auf eine weissfrüchtige Varietät, 
M. blanco, deren Beeren als Obst den schwarzen, gewöhnlichen 
vorgezogen werden, weil sie nicht wie diese den Mund des sie 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 20 


122 Ochsenius, Ueber Maqui. 


Geniessenden so wie unsere Heidelbeeren färben. Das Kernholz 
dieser Abart ist gelbgrün, nicht röthlich, wie das der Hauptart. 

Cand. H. Warlich aus Cassel hat die mir jüngst von Osorn 
in Chile zugeschickten Maquifrüchte, sowie ein getrocknetes Her- 
bariumsexemplar einer eingehenden Untersuchung im hiesigen 
botanischen Institute unterworfen und äussert sich dari über, wie folgt: 

Die ersten Nachrichten über die zu den Tiliaceen Berechneie 
Aristotelia Maqui L’Her. finden sich m Watson’s Dend. brit. I. 
pag. 44 aus dem Jahre 1733. Die weiteren bis gegen die Mitte 
dieses Jahrhunderts sich erstreckenden Berichte über diese Pflanze 
beziehen sich meist auf eine Habitüsbeschreibung derselben und auf 
ihr Vorkommen. Nach Bentham and Hooker*) unterscheidet 
man 4 Arten: eine chilenische, eine tasmanische und zwei neusee- 
ländische. Unter folgenden Sy nonymen findet sich die Pflanze in 
der Literatur vor: ce L’Her., Aristotela Gmel., Aristotelea 
Spreng., Friesia Cunn, Benmäria Hb. Deless., Dicera Forst., 
Cornus Mol. und Elaeocarpus Vahl. Die von Hooker**) unter 
dem Namen Friesia racemosa aufgeführte Pflanze, welche nach 
Bentham and Hook er**) mit Aristotelia identisch sein soll, stimmt 
nur ganz im allgemeinen mit derselben überein. Frisia racemosa 
soll nach Hooker diöeisch sein, was bei Aristotelia keineswegs der 
Fall ist; der Blüten- und atelheonnnl unterscheidet sich ea 
bei beiden, auch sind Kelch- und Staubfäden bei Aristotelia nicht 
stark behaart; ; ebensowenig passt die Bemerkung Hookers, 
dass die Einseborenen die Pflanze Mako-Mako nennen, zu dem 
von Ochsenius oben Mitgetheilten. Man kann daher mit 
Sicherheit annehmen, dass Hooker eine andere Pflanze unter den 
Händen gehabt habe. Wie weit die unter den übrigen Namen 
aufgeführten Pflanzen mit Aristotelia übereinstimmen mag dahin- 
gestellt bleiben, es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob alle die nämliche 
Pflanze bezeichnen. Die Blüte von Aristotelia Maqui (Fig. 11), 
ist zwitterig, sie besitzt emen eimblätterigen, tief 4-, 5-, selten 
6spaltigen Kelch und eine ebensolche Blümenkrone, zahlreiche 
Staubfäden und ein dreigespaltenes Pistill. Die a 
blätter sind an der Spitze meist leicht gezähnt oder gelappt, i 
der Knospe klappig; die zahlreichen Staubfäden, welche nicht ver- 
wachsen sind, stehen zwischen drüsigen Organen auf einem erhöhten 
Blütenboden. Die Antheren springen an der Spitze mit einer 
Spalte auf. 

Die Blütezeit der Aristotelia fällt bei uns in die Monate April 
und Mai, die Früchte reifen jedoch hier nie. Die in den &ewächs- 
häusern des botanischen Gartens zu Marburg vorhandenen Exemplare 
haben bis jetzt meist geblüht, besitzen jedoch eine viel geringere Grösse 
als die oben angegebene und scheinen sich überhaupt an die Umgebung 
nicht recht gewöhnen zu können. Der Fruchtknoten ist, soweit 
sich dies an den mir zur Verfügung stehenden reifen, getrockneten 
Beeren erkennen liess, polymer-mehrfächerig, er enthält 2—8 karpell- 


*) Bentham aud Hooker, Genera Plantarum. Vol. I. Pars. I. pag. 239. 
**) Hooker, Icon. Plant. tab. 601. 


OÖchsenius, Ueber Maqui. 123 


bürtige Samen. Von einer grösseren Anzahl untersuchter Beeren 
enthielten 48%, 4, 27%/0 3, 17%, 2, je 3/, 5 und 6 und 2 %1 
Samen; man sieht hieraus, wie sehr die Anzahl der Samen in den 
reifen Beeren schwankt. Ein Querschnitt durch das Pericarp lässt 
deutlich Epi-, Meso- und Endocarp (Fig. 1. a, b, c) erkennen. Das 
Epicarp (Fig. 1 a) besteht aus zwei verschiedenartigen Zellreihen; 
hieran schliessen sich die langgestreckten Zellen des Mesocarps 
(Fig. 1. b), welche in Form von zusammengeballten Massen den 
dunkelrothen Farbstoff der Beere enthalten. Nach Auslaugen desselben, 
welcher anfänglich im Zellsaft gelöst war, findet man in vielen 
Zellen, meist in dem mittleren und dem unterhalb des Gefässbündels 
(Fig. 1.e) gelegenen Theile, Drusen von Caleiumoxalat. Einige 
Steinzellen liegen nach aussen dem Gefässbündel an, während das 
Endocarp (Fig. 1. c) vollständig sklerenchymatisch ist. Ein Quer- 
schnitt durch die Samenschale (Fig. 2) zeigt eine äussere gross- 
lumige, dem äusseren Integument entsprechende, und eine zweite 
sklerenchymatische, aus dem inneren Integument hervorgegangene 
Zellenschicht (Fig. 2. a und b); die letztere geht nach innen zu 
allmälig wieder in dünnwandiges, grosslumiges Gewebe über; darauf 
folgt die völlig zusammengepresste Knospenkernmasse (Fig. 2 u. 3. c) 
und das Endosperm mit dem Embryo (Fig. 3, d, e). Das Endo- 
sperm enthält keine Stärke, sondern fettes Oel und Aleuronkörner 
(Fig. 4); ausserdem finden sich in jeder Zelle kleine Krystalle 
von Caleiumoxalat, welche mit einer plasmatischen Hülle 
umgeben sind. Der Embryo ist ebenfalls stärkefrei. Die 
Samenknospe ist, soweit sich dies aus dem fertigen Samen 
ersehen lässt — Material zu entwicklungsgeschichtlichem Studium 
stand nicht zur Verfügung — orthotrop. Fig. 5 zeigt einen reifen 
Samen im Längsschnitt, a ist der Funiculus, welchem die, jetzt nicht 
mehr sichtbare, Mikropyle gegenüberlag, unterhalb des Funiculus 
ist durch Resorption des Gewebes ein kleiner Kanal entstanden, 
welcher blind in der Samenschale endigt. Unterhalb desselben 
befindet sich zwischen Samenschale und Samen ein kleiner Raum 
(Fig. 5, d), der Samen zeigt an dieser Stelle, auf der Mitte seiner 
oberen Fläche, eine kegelförmige Erhebung, welche in den Hohl- 
raum hineinragt. (Fig. 5 und 6 d.) 

Die gesägt-eiförmigen Blätter der Aristotelia Maqui haben einen 
unangenehm-bitteren Geschmack, welcher durch die in ihnen ent- 
haltene Gerbsäure hervorgerufen wird; auf letzterer mag auch 
vielleicht die heilsame Wirkung der Blätter bei Geschwüren beruhen. 
Die Beeren, welche von Morren als bacca sicca bezeichnet werden, 
enthielten im getrockneten Zustand 15°, Wasser, was die Vermuthung 
zulässt, dass ihr Wassergehalt im frischen Zustand ein bedeutend 
höherer ist. Sie fühlen sich in Folge ihres grossen Zuckergehaltes 
— 18°, auf Trockensubstanz bezogen — klebrig an und besitzen 
einen angenehmen, süss-säuerlichen Geschmack. Leider gelang es 
nicht, den Farbstoff rein darzustellen; der mit ihm verbundene 
Zucker konnte auf keine der gewöhnlichen Methoden entfernt werden; 
weder gelang es denselben in ein Saccharat überzuführen, noch ihn 
zu vergähren. Der Farbstoff ist sehr leicht in kaltem Wasser löslich ; 

20* 


Ochsenius, Ueber Maqui. 125 


jedoch gelingt es erst nach mehrstündigem Kochen, ihn vollständig 
aus den betreffenden Geweben zu entfernen; er besitzt ein intensives 
Tinktionsvermögen, auf welchem seine in Frankreich in neuerer 
Zeit so beliebte Verwendung als Weinfärbemittel beruht. In absolutem 
Alkohol ist er, selbst in kochendem, verhältnissmässig wenig löslich; 
daher nimmt auch seine Löslichkeit in Gemischen von Wasser und 
Alkohol mit der Zunahme des letzteren ab. Aether, Benzin, Benzol, 
Schwefelkohlenstoff nehmen ihn nicht auf, dagegen ist seine Lösung, 
wie die der meisten derartigen Pigmente, in mit Wasser verdünnte 
Säuren sattroth und in verdünnten Basen dunkelblau. 

Die Röthe der Blattstiele und jungen Zweige rührt von einem 
in den Rindenparenchymzellen gelösten Farbstoff, der sich auch bei 
anderen Pflanzen häufig vorfindet, her. 

Figurenerklärung. 

Fig. 1. Querschnitt durch das Perikarp. a)Epicarp, b) Mesocarp, ce) Endocarp, 
d) Drusen von Calciumoxalat, e) Gefässbündel. 

Fir. 2. Querschnitt durch die Samenschale. a) Aeusseres, b) inneres Integument. 

Fi. 3. Querschnitt durch einen Samen. a) Aeusseres, b) inneres Integument. 
e) jedenfalls die Reste der zusammengepressten Knospenkernmasse, 
d) Endosperm, e) Embryo. 

Fig. 4. Einige Zellen aus dem Endosperm. a) Caleiumoxalatkrystalle. 

Fig. 5. Längsschnitt dich einen Samen. a) Funiculus, b) Samenschale, c) 
Endosperm mit Embryo. 

Fig. 6. Längsschnitt durch den reifen Samen. a) Endosperm, b) Embryo. 

Fig. 7. Freier Samen. 

Fig. 5. Samen mit Funiculus. 

Fig. 9. Längsschnitt durch eine Beere. 

Fig. 10. Querschnitt durch dieselbe. 

Fig. 11. Blüte von Aristotelia, die vorderen Blütenblätter sind weggelassen. 


Litteratur. 


1. Watson: Dend. brit. I. p. 44. 

2. Bentham and Hooker: Gen. Plant. V. I PB. I. p. 239. 

3. Hooker: Jcon Plant tab. 601. 

4. Cunningham: Ann. Nat. Hist. V. 4. p. 24. 

5. Hoxster: Prod. p. 227. 

6. De Candolle: Prod. Syst. Regn. veget. Bd. II. p. 56 (Bd. I. p. 520 und 
Bd. IV. 'p. 274). 

7. Berter: Bullet. sc. nat. 1830. p. 108. 

8. Molina: Hist, chil. p. 148. 

9. Gay: Hist fisica y politica de Chile. Bot. I. p. 335. 

10. Loudon: Encycelop. of piants. p. 394. 

11. Lindley: The veget. kingdom, 371. 

12. Ruiz et Pavon: Prod. p. 12. 

13. L’Heritier: Stirp. 16. 

142 Gartmer2 Canp, p. 211. 

15. Lamarck: Encycelop. bot. pl. 399. 

16. Guimpel: Abbild. d. fremd. in Deutschland ausdauernden Holzarten. p. 112. 
tab. 88. 

17. Koch: Dendrologie. p. 481—82. 

18. Rosenthal: Syst. Uebersicht d. Heil-, Nutz- und Giftpflanzen aller Länder. 
p- 789. 


Nur wenig habe ich vorstehenden, mit dankenswerthem Fleisse 
von H. Warlich angestellten Untersuchungen und Nachrichten 
noch zuzusetzen. 


726 Ochsenius, Ueber Maqui. 


Der Geschmack der frischen Maquibeeren ist süssaromatısch ; 
die Farbe ihres carmesinrothen Saftes geht beim Trocknen in die 
schwarz violette der Frucht über und dieser liefert daher (oder 
lieferte wenigstens früher) ein recht brauchbares Tintenmaterial. Ich 
selbst habe in den 50er Jahren dort als Richter manches Protokoll 
auf dem Lande mit Maquitinte aufgenommen, wenn keine andere 
zur Hand war. Trockner Maqui fehlt, da wo er wächst, als Haus- 
mittel fast in keiner ländlichen Wohnung, weil er adstringirend 
wirkt und gegen die häufigen Erkältungsdurchfälle meist erfolgreich 
angewendet wird. 

Auch beim Maqui macht sich die Regel Be welcher die 
grösste Zahl der chilenischen Pflanzen huldigt, d. i. Fernbleiben 
des Aromas aus den Blütentheilen gegen starke en des- 
selben in den Holzzellen, Blättern oder Früchten. 

Frischer Maqui wird in grossen Mengen verzehrt, eingekeltert, 
zu Confituren eingemacht und zu Obsteis gebraucht; doch sind 
die Kerne immerhin etwas störend. 

Wir treffen aber in dem Fleische der Beeren also vereint: 
Träger von Zucker, Aroma, Farbe und angenehmer Herbe, d. h. 
vier Substanzen, die, in hinreicehender Menge einem mittelmässigen 
Weisswein zugesetzt, denselben zu einem vortrefflichen Rothwein 
machen können. 


Nun darf man mit Recht fragen: „Wenn das alles so ist, 
müsste der aus Maquibeeren unvermischt, gewonnene Most bezw. 
Wein ja auch ein vorzügliches Getränk sein.“ Das ist in der 


That der Fall. Die en bei denen die Zeit, welche auf das 
etwas mühsame Einsammeln des Maquis geht, keinen grossen Werth 
besitzt, stellen aus ihm einen Tecu genannten Most her, den sie 
ausserordentlich schätzen. Derselbe hat aber auch einen bei weitem 
höheren Preis als Traubenblut und als der jetzt nach der Ent- 
stehung von ausgedehnten Apfelwäldern recht sgeringwerthige 
Apfelwein. 

Selbstredend macht ein Zusatz von Maqui zu den Trauben 
beim Keltern aus dem Produkt einen vortrefflichen „mosto*. So 
nennt man in Chile den eimfach gegohrenen en wird da- 
gegen ungefähr ein Drittel des ch gekelterten Traubensaftes 
langsam zur Syrupsdicke eingedampft und das übrig bleibende 
Gemisch von Zucker und Extraktivstoffen dem Most vor der 
Gährung zugesetzt, so führt das daraus hervorgehende Getränk 
den Namen „vino“. Doch scheint in letzter Zeit der Unterschied 
in der Bezeichnung nicht mehr so scharf aufrecht erhalten zu 
werden. ®) 

Im Innern der zunächst südwärts von Valparaiso gelegenen 
Provinzen wusste man während der Zeit meines Aufenthaltes die 
Fülle der herrlichen, aber nicht haltbaren Saftfrüchte oft nicht 


*) Europäische Gebräuche, Ausdrucks- und Behandlnngsweisen durchsetzen 
immer mehr das Vaterland des Maqui; wie denn auch europäische Unkräuter 
die niedere chilenische Flora stellenweise schon auf ein Minimum reducirt 
haben. 


Botanischer Verein in Lund. 127 


als solehe zu verwenden. In der Melonen- und Wassermelonen- 
ernte kam es vor, dass die Hörigen so viele Wagenladungen von 
jenen ablieferten, dass man auf den von guten Verkehrsadern ent- 
fernt gelegenen Gütern genöthigt war, sie mit Kleie vermischt zur 
Fütterung des Viehes, besonders der Schweine, zu verbrauchen, 
weil die Transportkosten bis zum nächsten Markte kaum durch 
den Erlös gedeckt wurden. Aehnliches passirte übrigens im 16. 
Jahrhundert auch in Calabrien mit köstlichen Feigen, wie die 
Chronik über die Rückreise Karls V. von Tunis im Jahre 1535 
besagt. In Yaquil liess ich den Ueberfluss an schönen, süssen, 
violetten Feigen einfach nach Landessitte mit den Trauben keltern, 
und nicht zum Schaden des ablaufenden „mosto“. Gedörrte Birnen 
schen da nebenbei einen recht brauchbaren Zusatz zum Material 
für Branntweindestillation ab. 

Vielleicht ist es jetzt durch Eisenbahnen u. s. w. anders ge- 
worden, aber trotzdem man in jenen Gegenden mancherlei im Ver- 
ein mit Trauben zu recht gutem Weine macht, führt Chile denn- 
noch viel von diesem Getränke ein; so 1884 für mehr als eine 
Million Pesos an Werth gegen eine Ausfuhr von etwa nur 41,000 
Pesos in 1884 und ebensoviel in 1885. 

Ich glaube, dass die in Chile berühmten Weine von Cauquenes 
und Concepeion einen grossen Theil ihrer Lieblichkeit, Stärke und 
dunkeln schönen Farbe dem Maquizusatz verdanken; schwerlich 
stammt die letztere nur aus dem Pigment der blauen Trauben- 
schalen, &bensowenig wie die schöne dunkelgelbe Farbe der Weine 
von Istrien, Dalmatien u. s. w. aus den Trauben selbst herrührt, 
sondern aus einem Zusatze von Sirup, zu dem Croton tinctoria L. 
einen Hauptbestandtheil liefert. 

Das muss man sich schon gefallen lassen, aber den Preis 
minderwerthiger Weine bloss durch emen Zusatz von Zucker und 
Maqui, um fast das 10fache zu erhöhen, wie es die Franzosen 
gegenwärtig thun, ist schon nicht mehr schön, und noch weniger 
hübsch ist die Herstellung von Flüssigkeiten, wie die oben er- 
wähnten 1500 Fässer enthielten, um solche mit Hilfe von Maqui 
als Bordeauxwem an den Mann zu bringen. Deshalb schien es 
zeitgemäss, den Lesern des botanischen Centralblattes eine genaue 
Beschreibung des Maquis und seines Wesens anzubieten. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botanischer Verein in Lund. 
(Fortsetzung.) 
b) Die Aussenrinde nicht deutlichkollenchymatisch. 


6. Typus: Die Zellen der Aussenrinde sind relativ dünn- 
wandig, die äusseren bisweilen mit Tendenz zu kollenchymatischer 
Entwickelung. Im Querschnitt sind sie gewöhnlich abgerundet, im 

{o) fo) Oo ? 


728 Botanischer Verein in Lund. 


Radialschnitt abgerundet oder etwas lang ggestreckt. Unter den 
Spaltöffnungen, wdlche besonders bei Myrtillus nigra in ziemlich 
grosser Menge vorkommen, ist die Aussenrinde lakunös ; sonst 
liegen die Zellen wenigstens in dem äusseren Theile gewöhnlich 
dieht zusammen. Die Innenrinde ist heterogen. Sie besteht theils 
aus kleineren, diekwandigeren, mit Inhalt versehenen, theils aus 
grossen, sehr dünnwandigen, farblosen Zellen. Jede Sorte bildet, 
wie es scheint, ein zusammenhängendes System. Bei Myr #öllne 
findet sich keine deutliche Anordnung in vertikalen Reihen wie 
bei den Uebrigen vor. Die klemetet zellen nahmen mrohi selten 
die Form von Armparenchymzellen an, welches besonders deutlich 
im radialen Längsschnitt von Vaceinium hervortritt. Sie stehen 
durch Ausstülpungen mit einander in Verbindung. Intereellu- 
larräume zwischen ihnen sind darum nicht selten. Diese Zellen 
liegen im Querschnitt in Gruppen oder in unregelmässig ver- 
laufenden und einander oft kreuzenden Reihen. Die Zwischen- 
räume werden durch die grossen dünnwandigen Zellen ausgefüllt. 
Hierher gehören : nm Vitis idaea , Myrtillus nigra, Akaloı 
pr ocumbens und Andromeda hypnoides. 


B. Die primäre Rinde differenzirt in mehrere 
Schichten. 


7. Typus: Direkt unter der Epidermis liegt eine einfache 
oder eine doppelte Schicht Kollenehymzellen. Innen vor dieser 
findet sich eine 3 bis 4 Zellen mächtige Schicht von dünnwandigen, 
im Querschnitt wie Längsschnitt kan fast runden und ah 
chlorophyliführenden Zellen. Unter den in ziemlich grosser Zahl 
vorkommenden Spaltöffnungen erstreckt sich dieses Gewebe bis zur 
Epidermis und wird mehr lakunös. Die Spaltöffnungen und diese 
Schieht werden ganz gewiss von einander bedingt. (efr. Prof. 
F. Areschoug: Om ZLeycesteria, 1. c.) 


Darauf folgt eine etwas mächtigere Schicht von deutlich kollen- 
chymatischen Zellen, welche in tangentialer Richtung ein wenig 
gestreckt sind. In dieser Schicht treten jedoch zahlreiche Inter- 
cellularräume auf, welche im Querschnitt in der Regel die Form 
kleiner, eckiger Oeffnungen haben, wo drei oder mehrere Zellen 
an eimander stossen. Bisweilen haben dieselben grössere Aus- 
dehnung in tangentialer Richtung. Schliesslich, dem Baste am 
nächsten, liegt eine Schicht von ungefähr derselben Mächtigkeit, 
deren Zellen grösser sind, im Querschinitt ovaler und dünnwandiger. 
Diese Vertheilung in Schichten findet sich indessen nicht ungestört 
im ganzen Umkreise vor. An 4 Stellen, den Ecken des Zweiges 
entsprechend, verlaufen nämlich längsgehende Streifen von aus- 
geprägt kollenehymatischem Gewebe, welche sich von der Epidermis 
dureh die chlorophyllführende Sehicht bis zu der inneren Kollenehym- 
zone erstrecken. Hierher gehört Evonymus Europaea. 


Botanischer Verein in Lund. 129 


1. 


Die Rindenuringewissenlängsgehenden Streifen 
in zwei Schichten differenzirt. 


8. Typus: An 4 oder mehreren Stellen (verschieden bei 
verschiedenen Arten) verlaufen grössere oder kleinere Streifen 
Kollenehymgewebes direkt unter der Epidermis, denen mehr 
oder weniger deutliche Leisten auf der Oberfläche des Zweiges 
entsprechen. Zwischen diesen Streifen findet sich keine deutliche 
Differenzirung in verschiedene Schichten, wenn auch eine schwache 
Tendenz hierzu bisweilen bemerkbar ist. Uebrigens stimmt die 
Rinde in Bezug auf Form und Anordnung der Zellen und das 
Aussehen der Intercellularräume mit Syringa überein. Zu diesem 
Typus gehören: Viburnum Opulus, Forsythia, Cornus sanguinea 
und a. Arten. 


III. 


Keine deutliche Differenzirung in zwei Rinden- 
Schichten. 


9. Typus: Längsgehende Kollenchymstreifen fehlen. Im 
Uebrigen stimmt die Rinde im Bau mit diesem Gewebe bei dem 
nächst vorhergehenden überein. Bisweilen findet sich eine deut- 
lichere Tendenz zur Differenzirung in zwei Schichten, dadurch, 
dass die alleräussersten Zellen schwach kollenchymatisch sind. Dies 
varürt bei derselben Art. Unter diesen Typus gehören: Sta- 
phylea pinnata, Rhamnus Cathartica, Prunus spinosa. 

10. Typus: Steht dem vorigen nahe und unterscheidet sich 
von diesem in derselben Weise wie der 2. Typus sich vom 1. 
unterscheidet, d. h. durch die im Querschnitt gewöhnlich abge- 
rundeteren und dünnwandigeren Zellen und durch die nicht spalten- 
förmigen Intercellularräume. Hierher gehören; Hippophae rham- 
oiden und Diapensia Lapponica. 

Als gemeinsam für alle 10 Typen kann Folgendes hervor- 
gehoben werden: Der Inhalt besteht, wo nicht anders angegeben, 
zum wesentlichsten Theil aus Chlorophyll und Stärke, bei ver- 
schiedenen Arten in wechselnder Menge und Proportion. Bei den 
meisten Arten treten Krystalldrusen oder einzelne Krystalle in 
grösserer oder geringerer Anzahl auf. Sie sind gewöhnlich zahl- 
reicher in der Innen- als in der Aussenrinde, liegen entweder in 
den Zellen der Rinde oder auch in eigenen, dünnwandigen Zellen. 
Die Krystall führenden Zellen kommen bald zerstreut vor, bald 
bilden sie, was besonders in dem inneren Theil der Rinde der 
Fall ist, vertikale Reihen. 

Die Rindenzellen sind in der Regel in längsgehenden Reihen 
geordnet. Die Zellen der kollenehymatischen Aussenrinde sind im 
Querschnitt mehr oder weniger länglich oval, im Allgemeinen in 
vertikaler Richtung etwas mehr gestreckt als die Zellen der Innen- 
rinde. Da diese letzteren von mehr als einer Sorte sind — die 
krystallführenden Zellen, welche ja in allen Typen auftreten, werden 
hierbei ausser Acht gelassen —, bilden die gewöhnlich kleineren, 


1730 Botanischer Verein in Lund. 


regelmässigeren und inhaltführenden Zellen in der Regel eine mehr 
oder weniger mächtige Zone unmittelbar um den Bast. Die ho- 
rizontalen Wände sind mit zahlreiehen Poren versehen, welche 
den sekundären Membranen oft ein fibröses Aussehen verleihen. 
Auf den vertikalen Wänden scheinen sie geringer an Zahl und 
nicht selten in Reihen über einander gestellt zu sein. Auch die 
dünnen Zellwände in der Innenrinde bei den Typen 4, 5 und 6 
haben zahlreiche, dieht sitzende, kleine Poren. 


Lund, im Februar 1888. 
Hans Tedin. 


IX. Sitzung am 27. März 1888. 
1. Licenciat @. A. Karlsson sprach über 
Das Transfusionsgewebe bei den (Üoniferen. 


Obgleich verschiedene Verfasser mehr oder weniger ausführlich 
das Transfusionsgewebe beschrieben haben, entweder mit anderen 
Gewebearten in den Coniferenblättern zusammen oder einzeln für 
sich, so blieb doch Verschiedenes in Betreff dieses Gewebes bisher 
unberücksichtigt, ungenügend auseinandergesetzt oder sogar fehler- 
haft dargestellt Ich habe eben deshalb die Resultate meiner Unter- 
suchungen, die ich vor einigen Jahren über dieses Gewebe an- 
gefangen hatte, publieirt (Transfusionsnäfvaden hos Coniferne, 
Akad. Abhdl. Lund 1888), und da die Resultate vielleicht ein all- 
gemeineres Interesse haben, so will ich hier kurz das Wichtigste 
davon mittheilen. 

Zur besseren Orientirung schicke ich die Beschreibung des 
Transfusionsgewebes bei Pinus Austriaca voraus. Die Zeilen, welche 
innerhalb der Scheide die eigentlichen Gefässbündel ungchenn sind 
verschiedener Art, was von anderen Verfassern übersehen und 
nicht erwähnt oder nur angedeutet wurde. Wir finden daselbst: 

I. die eigentlichen Transfusionszellen, welche zum 
grössten Theil den Platz zwischen der Strangscheide und den Ge- 
fässbündeln ausfüllen. Sie haben an jeder der verholzten Wände 
mehrere Ringporen und wasserhellen Inhalt. Von isodiametrischer 
Form, gehen sie an der Holzseite des Bündels allmählich in eine 
Zellenform über, welche an die der Zellen der Schutzscheide er- 
innert, indem sie länger werden und kleinere, ovale, quergestreckte 
Poren erhalten, um endlich näher an dem Xylem und zwischen den 
Bündeln kontinuirlich in: 

Il. das markähnliche Transfusionsgewebe über- 
zugehen, dessen Elemente sehr lang sind und deutliche Intercellular- 
räume zwischen sich lassen. In den dünnen, schwach verholzten 
Zellwänden derselben finden sich sehr kleine Poren. Sie führen 
spärlich Protoplasma und im Sommer eime kleine Anzahl grosser 
Stärkekörner, im Uebrigen klaren Zellsaft. In vielen Beziehungen 
bilden diese wiederum einen Uebergang zu: 

Ill. den oft durch dünne Querwände gefächerten Bastfasern, 
welche spärlich im markähnlichen Transfusionsgewebe zerstreut 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 731 


liegen und ausserdem eine Scheibe unterhalb des Phloömes der 
Bündel bilden. 
Endlich finden wir zwischen den eigentlichen Transfusionszellen : 


1V. gewöhnlich isodiametrische Elemente, welche ich einfach 
poröse Transfusionszellen genannt habe. Sie liegen in den- 
selben Vertikalreihen, wie die eigentlichen Transfusionszellen und 
wechseln mit diesen ab, sind aber mit den gleichnamigen Zellen 
anderer Vertikalreihen verbunden, so dass sie dadurch zusammen 
ein Netzwerk darstellen. Sie haben einfache, siebscheibenähnliche 
Poren, um welche die unverholzte Membran rundlich verdickt ist, 
enthalten Protoplasma und im Sommer reichlich Stärke. 

Das Xylem der beiden Gefässbündel erhält in der gegen den 
Blattrand sehenden Flanke immer kürzere, weitere und mehr dünn- 
wandige Elemente, welche nicht in wohlgeordneten Radialreihen 
liegen und durch alles dieses einen Uebergang zu den angrenzenden 
eigentlichen Transfusionszellen darstellen, von welchen sie sich je- 
doch dadurch unterscheiden, dass ihre Ringporen etwas grösser 
sind, mit einer schwachen Einbuchtung der Hofwand um den 
Porenkanal und dass sie kurz zugespitzt enden, wodurch nur ein 
einziger Ringporus auf jeder von den schiefgestellten Querwänden 
Platz findet. Ebenso wie das Xylem also mittels dieses Gewebes, 
welches ich Transfusionsxylem nenne, in das eigentliche Trans- 
fusionsgewebe übergeht, so geht auch das Phloöm in demselben 
Theil des Gefässbündels durch eine Modifikation, das Trans- 
fusionsphlo@äm, in das Gewebe der einfach porösen Trans- 
fusionszellen über. Auch die Zellen des Transfusionsphlo&ms 
werden nämlich gegen die Flanken hin immer kürzer und weiter, 
so dass die äussersten isodiametrisch sind. In der unverholzten 
Membrane kann man nur an Zellen, welche auf der Grenze gegen 
das Transfusionsgewebe liegen, Poren wahrnehmen und zwar sehr 
niedrige. Auch der Inhalt geht nach aussen hin von feinkörnigem, 
farblosem Protoplasma in chlorophyllhaltiges über. 


(Fortsetzung folgt.) 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet 
i Upsala. 
(Fortsetzung.) 


In Philosophia Botanica (1751) ist das Verhältniss etwas 
verschieden. Hier werden freilich in $ 77 als „methodi naturalis 
fragmenta*“ 67 Gruppen aufgestellt, jede mit besonderem Namen 
(doch ohne beigefügte Charaktere), aber inwiefern diese als ordines 
oder classes gefasst werden, ist zum mindesten unklar. Nach 
$ 160 sind sie als „naturales classes“ zu betrachten und als solche 
werden Umbellatae, Vertieillatae, Siligquosae, Legumi- 
nosae, Compositae u. a. besonders erwähnt, aber nach $ 162 
und $ 205 sind sie „ordines naturales“; nach dem Register (p. 351 


732 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 


und 359) sind sie sowohl elasses als ordines.*) — Später bestimmte 
sich Linne gänzlich für das Anwenden des Ausdrucks ordo na- 
turalis, wie es aus seinen im Jahre 1771 gehaltenen, von Gieseke 
1792 ausgegebenen Proleetiones in ordines naturales 
plantarum hervorgeht. Auch hier fehlen jedoch Charaktere, 
und Linne sagt selbst: „fateor me eos dare non posse.“ 

Was weiter den Umstand betrifft, dass mehrere spätere Ver- 
fasser nicht die Bezeichnung „familia“, sondern „ordo” anwenden**), 
so hat dieses offenbar wenig oder nichts zu bedeuten. Es ist 
nämlich sehr leicht, viele andere, gleichfalls hervorragende Syste- 
matieci zu nennen, mlche die Bezeichnung Familie oder natürliche 
Familie vorziehen. In dieser Beziehung mögen besonders hervor- 
gehoben werden — unter den Verfassern unserer Zeit — Eichler, 
Engler, Prantl andere nicht zu erwähnen. Noch andere 
gebrauchen beide Bezeichnungen zugleich, wobei „ordo“ eine 
höhere Abtheilung ausmacht, die mehrere Familien m sich schliesst. 
Diese Ausdrücke jetzt ganz synonym zu machen, wie sie unstreit- 
bar ehemals gewesen sind, kann daher leicht Verwirrung ver- 
ursachen. 

Zufolge der hier angeführten Gründe dürfte das Cassiren 
der Benennung „Familie“ und ihr Austauschen gegen „Ordnung“ 
mit Recht als wenig wohlerwogen bezeichnet werden können. 
Hierzu kommt anserdem, dass in der Zoologie und der Botanik 
denselben Begriffen wohl auch dieselben Namen beigelegt werden 
müssen. Schon Magnol hebt darum hervor, dass” die. Pflanzen 
wie die Thiere in natürliche Familien getheilt "werden müssen.***) 


III. Nackte Samen (oder Samenknospen.) 


Bisweilen findet man auch bei sehr hervorragenden Verfassern 
(z. B. Eichler, Syllabus 4. Aufl. p. 33 und 58. Vergl. auch 
Warming, Den systematiske Botanik. 2. Aufl. p. 134 und 394), 
dass sie aus Versehen diesen Ausdruck m ganz verschiedener 
Weise anwenden, nämlich theils wenn die Samen (Samen- 
knospen) nicht von geschlossenen Fruchtblättern umgeben sind 
(Gymnospermae) , theils wenn sie keine Samenschale besitzen 
(z. B. Santalaceae).. Um diese kleine Unrichtigkeit zu ver- 
meiden, wurde vom Vortr. vorgeschlagen, dass die ersteren nackte 
(semina oder ovula nuda) in Gegensatz zu gedeckten (in- 
elusa) heissen mögen, die letzteren könnten dagegen unge- 


*) Es mag hervorgehoben werden, dass die Bezeichnung „Familie“ im 
Pflanzenreiche auch von Linne& angewendet wird. Er spricht z. B. in Phil. 
Bot. $ 78: „vegetabilia comprehendunt Familias VII: Fungos, Algas, Mu- 
scos, Filices, Gramina, Palmas, Plantas.“ 

**) Einige von diesen gebrauchen dieses Wort allein (De Candolle, 
Lindley, Endlicher), andere fügen „naturalis” hinzu (Jussieu, Bart- 
ling), so dass auch unter diesen eine vollständige Uebereinstimmung nicht vor- 
handen ist. 

*+*) „J’ai cru apercevoir dans les plantes une affinite, suivant les degres de 
la quelle on pourrait les ranjer en diverses Familles, comme on ranje les ani- 
maux.“ 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 733 


kleidet (etunicata) in Gegensatz zu gekleideten (tuni- 
cata) genannt werden. 


Zuletzt wurden von Professor F. R. Kjellman 
Pneumathoden 


bei Phoeniw pumila vorgelest und der Bau dieser Organe be- 
schrieben. 


Sitzung am 8. März 1888. 
Docent K. F. Dusen hielt einen Vortrag 


Ueber die Verbreitung einiger am Wetter-See und 
besonders in der Umgegend von Omberg vorkommen- 
der Phanerogamen. 


Dann theilte Herr J. R. Jungner 
Ueber Rumex crispus L. X Hippolapathum Fr. 


Folgendes mit: 

Diese Form wurde vom Vortr. an mehreren Orten in der 
Provinz Upland, sowie in Westergotland und Schonen gefunden. 
In Herbarien hatte er dieselbe Form aus Upland, Östergotland, 
Westmanland, sowie aus dem nördlichsten Finnland gesehen. Durch 
die geringe Zahl der entwickelten Nüsse (sammt ihren Kelchblättern) 
und Pollenkörner, durch intermediäre Charaktere, sowie durch ihr 
Vorkommen in Gesellschaft mit Aumex erispus L. und R. Hippola- 
pathum Fr. erwies sich diese Pflanze als ein Bastard der erwähnten 
Arten. 

Die Grundblätter sind eiförmig-lanzettlich mit etwas herz- 
förmigem Grunde und am Rande kraus. Die Stengelblätter sind 
in jeder Beziehung deutlich intermediär. Auch in der relativen 
Länge der Zweige und des Hauptstammes, in der Entfernung der 
Blütenwickel, der Tiefe der Furchen am Stamme, der Grösse und 
Form der äusseren und inneren Perigonblätter, sowie in dem Vor- 
kommen von Schwielen an den Perigonblättern und in der Grösse 
der Nüsse ist dies eine deutliche Zwischenform jener Arten. 

An sämmtlichen Standorten, wo diese Form beobachtet wurde, 
tritt sie mit den Stammarten vergesellschaftet auf. 

Eine interessante Erscheinung, welche bei Bastarden und be- 
sonders Rumex-Bastarden oft beobachtet wird, findet auch bei dieser 
Form statt, dass nämlich dieselbe Form, welche an einem Standorte 
spärlich und steril vorkommt, an einem anderen in grösserer Zahl 
und mehr oder weniger fertil auftreten kann. 

Dieser Bastard ist schon vorher in Deutschland unter dem 
Namen Rumex similatus von Haussknecht beschrieben worden. 


Sitzung am 22. März 1888. 


1. Herr R. Jungner hielt einen Vortrag, in dem die allgemeinen 
Gesichtspunkte und die wichtigsten Resultate seiner Abhandlung: 


734 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 


Ueber die Anatomie der Dioscoreaceen*), 


mit der er unter der Leitung des Herrn Professors F. W. C. Are- 
schoug in Lund während mehrerer Jahre beschäftigt gewesen, 
dargestellt wurden. 

Gegenstand der Untersuchungen waren Arten aus Gattungen, 
die zur Familie der Dioscoreaceae gehören, sowie einige wenige 
Arten, die verwandte Familien repräsentiren. Nur die oberirdischen 
Theile der Stämme und die Blätter wurden untersucht und die 
Aufmerksamkeit dabei wesentlich auf die Gefässstränge gerichtet. 

Weil auch anatomische Unterschiede verschiedener Arten, 
Gattungen und Familien einen systematischen Werth haben ınüssen, 
so liess Verf. seine Abhandlung ausser dem allgemeinen auch einen 
speciellen Theil umfassen. 

Im ersteren sind folgende Fragen behandelt worden — jedoch 
wurde für jede besondere Frage nur eine oder wenige Arten be- 
rücksichtigt, weil Verf. aut diese Weise grössere Genauigkeit zu 
gewinnen glaubt. 

1. Die Differenzirung der Gewebe im Allgemeinen und insbesondere 
die Entstehung und die Entwicklung der Gefässbündel sowohl 
in horizontaler wie in vertikaler Richtung. 

2. Das Hautgewebe. 

3. Das Grundgewebe. 

4. Der Gefässbündel. 

a) Der Verlauf und die Anordnung der Gefässbündel im 
Stamm und Blatt. 

b) Die verschiedenen Gewebe des Fibrovasalsystems und ihre 
gegenseitige Anordnung in verschiedenen Höhen des Stammes 
und des Blattes. 

c) Der Bau der Elemente des Gefässbündels und besonders 
des Weichbastes, sowie die gegenseitige Anordnung dieser 
Elemente im Stamme und im Blatte. 

In dem speciellen Theile wurden die wesentlicheren anatomischen 
Unterschiede und die verschiedenen Strukturverhältnisse verschiedener 
Arten erforscht. Da aber bei der Ausarbeitung des allgemeinen 
Theiles beobachtet worden war, dass die verschiedenen Arten der 
Gattung Dioscorea in Betreff des Verlaufes und Baues der Gefäss- 
bündel nur geringfügige Unterschiede darboten, so müssten, um für 
diese Arten unterscheidende Merkmale zu finden, die Verschiedenheiten 
in anderen Geweben gesucht werden. Es ergab sich dann, dass 
das Hautgewebe die wichtigsten Unterschiede zeigte. 


(Fortsetzung folgt.) 


*) Bidrag till kännedomen om Anatomien hos Familjen Dioscoreae af J. R. 
Jungner. Med 5 Taflor. (Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. Handl. Bd. XIII. 
Afd. III. No. 7.) 


Bot. Gärten u. Instit. — Instrumente, Präpar.- und Conservations-Meth. 735 


Botanische Gärten und Institute. 


’asserini, J., et Coccotti, N., Delectus seminum in r. horto botanico uni- 
versitatis Parmensis anno 18838 collectorum. 8°. 14 pp. Parmae (Jacobi 
Ferrari et fil.) 1889, 


Peek, Chas. H>, Borty-tiret AnnwahReport'öf the 
Trustees ofthe State Museum of Natural History 
for the Year 1837. (Report of the Botanist. p. 51--86.) 
New York 1888. 

Der Jahresbericht des berühmten Staatsbotanikers in Albany enthält neben 
anderen wichtigen Beiträgen zur Flora Nordamerikas und Beobachtungen über 
Phanerogamen (Nymphaea odorata Ait., Rubus villosus Ait. var. humifusus T. & G., 
Vaccinzum Canadense Kalm, Seirpus polyphyllus Vahl, $8. Torreyi Olney) eine 
Liste für den Staat New York neuer Pilze (hauptsächlich Hymenomyeeten), ein 
Ergebniss der Pilzexcursionen in den für die Entfaltung der Pilzflora besonders 
günstigen Monaten Juli, August und September des Jahres 1887. 

Von diesen sind die folgenden Arten und Varietäten neu: 

Lepiota arenicola Peck, Tricholoma intermedium Peck, Tricholoma_ terri- 
ferum Peck, T. tricolor Peck, T. fuligineum Peck, Clitocybe subsimilis Peck, 
Clitoeybe caespitosa Peck, Clitocybe sulfurea Peck, Collybia strictipes Peck, 
Collybia alba Peck, Omphalia subgrisea Peck, Mycena capillaripes Peck, 
M. erystallina Peck, Entoloma flavoviride Peck, Clitopilus erythroporus Peck, 
C. conissans Peck, C. caespitosus Peck, Pholiota minima Peck, Inocybe fibrillosa 
Peck, I. subfulva Peck, I. violaceifolia Peck, I. agglutinata Peck, I. nigridisca 
Peck, Flammula subfulva Peck, Naucoria paludosa Peck, N. unicolor Peck, Psilo- 
cybe senex Peck, Deconica subviscida Peck, Psathyrella minima Peck, Corti- 
narius muscigenus Peck, C. brevipes Peck, C. brevissimus Peck, C. albidifolius 
Peck, C. flavifolius Peck, C. griseus Peck, C. badius Peck, C. subflexipes Peck, 
Lactarius maculatus Peck, Russula atropurpurea Peck, Boletus glabellus Peck, 
B. variipes Peck, B. indecisus Peck, B. albellus Peck, Polyporus mutans Peck, 
P. pineus Peck, Hydnum fasciatum Peck, Irpex nodulosus Peck, Clavaria albida 
Peck, C. densa Peck, Cercospora Gentianae in foliis Gentianae linearis, Oöspera 
Cucumeris (Cucumis Melo). — Lepiota granulosa Batsch var. albida Peck, Clito- 
eybe laccata Scop. var. amethystina Peck, Collybia lentinoides var. rufipes Peckii 
und var, flaviceps Peck, Marasmius salignus Peck var. major Peck, Solenia villosa 
Fr. var. polyporoidea Peck, Clavaria stricta Pers v. fumida Peck. 

Ludwig (Greiz). 


Instrumente, Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Poli, Aser, Note di Microtecnica. (Malpighia. Vol III. 1889. p. 77.) 
Schweinfurth, &., R£colte et conservation des plantes pour collections botaniques 
prineipalement dans les conirdes tropicales. Traduit par E. Autran. 8°, 
64 pp. Basel (H. Georg) 1889. M 1.20. 
Elsner, F., Die Praxis des Chemikers bei Untersuchung von Nahrungsmitteln 
und Gebrauchsgegenständen, Handelsprodukten, Luft, Boden, Wasser, bei bak- 
teriologischen Untersuchungen, sowie in der gerichtlichen und Harn-Analyse. 
4. Aufl. Lief. 2 u.3. 8°. p. 97—288. Hamburg (Leopold Voss) 1889. 
a M. 1.60 


736 Algen. 


Referate. 


Boldt, Robert, Desmidieer frän Grönland. [Desmidieen 
aus Grönland]. (Bihang till Kongl. Svenska Vetenskaps- 
Akademiens Handlingar. Bd. XIII, Afd. III. No. 5.) 48 pp. 
2 Tfln. Stockholm 1888. 


— —, Grunddragen af Desmidieernas utbredning i 
norden. [Grundzüge der Verbreitung der Desmi- 
dieen im Norden]. (Ibid. No. 6. 110 pp.) Separat-Ab- 
drücke unter dem Titel: Studier öfver sötvattensalger och deras 
utbredning. [Studien über Süsswasseralgen und deren Ver- 
breitung.] II—III. (Akademisk afhandling.) 4°. 154 pp. 2 Tiln. 
Helsingfors 1888. 


Das grönländische Material, welches dem Verf. zur Verfügung 
stand, war von Th. Fries 1871 und der Nordenskiöld’schen 
Expedition 1883 gesammelt worden. Es bestand aus 122 Collee- 
tionen von 29 verschiedenen Lokalitäten in verschiedenen Gegenden, 
auch in Ost-Grönland. Die Zahl der Arten beläuft sich auf 125. 
Folgende neue Arten und Formen sind beschrieben: 

Micrasterias denticulata Breb. f., der M.-angulosa Reinsch sehr nahestehend 
und damit vielleicht identisch. Euastrum peetinatum Breb. f intermedia und 
P$ lagenale mit einfacheren Loben. E. oblongum Ralfs f. depressa mit breiterer 
Basis des Endlappens. E. cuneatum Jenn. f subansatum, dem E. ansatum 
näher. E. denticulatum (Kirchn.) Gay fi. 2. E. elegans (Breb.) Kütz. $ spe- 
ciosum (E. bidentatum Näg. f.). E. Berlini, an E. pectinatum etwas erinnernd, 
aber mit konischen Seitenlappen. Cosmarium suberenatum Kütz. # rotundatum, 
durch convexen Scheitel von @ sehr verschieden, — yY subsolidum von Ü. solidum 
nur wenig verschieden und vielleicht eher damit zu vereinigen. (©. Nathorstii, 
dem (©. subspeciosum Nordst. und dem (. formosum Hoff. sehr nahestehend. (. 
costatum Nordst. # subhexalobum mit sehr ausgezogenem Scheitel. (€, cyelium 
Lund. * arcticum Nordst. $ subarcticum. C. hexastichum Lund. £ polystichum wit 
wenigstens 10 Reihen von Warzen. (. subquasillus mit nicht ausgezogenem 
Scheitel. C. Biretum Breb. f. Groenlandica und f. subeonspersa. C. Holmii Wille 
f. depauperata. Arthrodesmus octocornis Ehrb. £ trigonus. Xanthidium theilt der 
Verf. in 2 Subgenera, A. Euxanthidium (Massa chlorophyllacea lateralis, e laminis 
parietalibus formata) und B. Centrenterium (massa chlorophyllacea centralis), zu 
welchem letzteren X. acanthophorum Nordst. und Groenlandicum (jede Zellhälfte 
mit 6 Warzen am Rande anstatt Stacheln, übrigens dem X. fasciculatum ziemlich 
ähnlich) gehören. Staurastrum trapezicum, dem St. muricatum täuschend ähn- 
lich. St. margaritaceum Ehrb. £ truncatum. 

Die Grundzüge der Verbreitung der Desmidieen 
im Norden. 

A. Historischer Rückblick. Verf. zählt in chronologischer 
Ordnung die Arbeiten auf, die sich mit Nordischen Desmidieen 
beschäftigen, er theilt mit, wie viele Arten und wie viele neue 
(oft welche) davon in jeder Arbeit aufgeführt sind und macht da- 


bei kritische Bemerkungen. Die betreffenden Verfasser sind: 
Ueber die Flora Schwedens: C. A. Agardh, P. T. Cleve, L. Raben- 
horst, O0. Nordstedt, W. Wittrock, P. M. Lundell, G. Lagerheim; 
über die Flora Norwegens: C. Boeck, L. Rabenhorst, W. Wittrock, 
O. Nordstedt, N. Wille; Finlands: Fr. Elfving; über Luleä Lappmark: 
W. Wittrock und G. Lagerheim; über Russisch Lappmark: O. Nord- 
stedt; über die Flora Sibiriens: R. Boldt; von Nowaja Semlja: ©. Nord- 


Algen. 737 


stedt, N. Wille; von Spitzbergen und Beeren-Eiland: O. Nordstedt; von 
Grönland: G. Diekie, G. C. Wallich, 8. Berggren, OÖ. Nordstedt und 
R. Boldt. 


B. Verzeichniss der im Gebiete vorkommenden Arten und 
Formen: Die Gattungen und Arten sind alphabetisch aufgezählt 
und es ist angeführt, in welchem von folgenden kleineren Gebieten 
jede Art resp. Form vorkommt: Schweden (exel. Lule& Lapp- 
mark), Norwegen, Finland, Lules Lappmark, Russisch Lappmark, 
Sibirien (nördlich vom Polarkreis), Nowaja Semlja, Beeren-Eiland, 
Spitzbergen, Ost-Grönland, Süd-Grönland, Nord-Grönland, Nord- 
west-Grönland. (Diese sorgfältige Zusammenstellung von allen im 
(ebiete bekannten Formen ist für alle Desmidiologen von grossem 
Werthe.) 

C. Die Bearbeitung des Materiales.. Das Resultat der Unter- 
suchung. 

In Bezug auf die verschiedene Rolle, welche die Gattungen 
in den südlicheren und nördlichen Floren spielen, können sie auf 
folgende Weise gruppirt werden: 

1. Gattungen, die auf Spitzbergen ganz und gar fehlen: 

Arthrodesmus, Desmidium, Docidium, Gymnozyga, Mesotaenium. 

2. Gattungen, die Stellvertreter auf Spitzbergen besitzen, 
aber deren Artenzahl und Prozentzahl dort niedriger ist, als in 
Schweden: 

Closterium, Penium, Pleurotaenium. 

3. Gattungen, deren Artenzahl gegen Norden vermindert wird, 
aber deren Prozentzahlen dieselben oder auf Spitzbergen unbe- 
deutend grösser, als in Schweden sind: 

Cylindrocystis, Euastrum, Gonatozygon, Hyalotheca, Sphaerozoma. 

4. Gattungen, deren Prozentzahl bedeutend grösser auf Spitz- 
bergen, als in Schweden ist: 

Cosmarium, Spirotaenia, Staurastrum. 

5. Gattungen, die ausschliesslich der Schnee- und Eis-Flora 
angehören: 

Ancylonema, Pagetophila. 

Aber auch Verschiedenheiten in Betreff der Artengruppen 
der grösseren Gattungen treten hervor. Vergebens sucht man in 
dem Verzeichniss der Pflanzen von Spitzbergen und Beeren-Eiland 
nach den grösseren Arten von Euastrum verrucosum-, E. pecti- 
natum-, E. oblongum- und E. erassum-Gruppen. Nur auf Nowaja 
Semlja oder Spitzbergen, aber nicht in Norwegen, Schweden, Finn- 


land Hoplar südlicheren Gegenden kommen folgende Arten vor: 
Cosmarium einctulum, abend, Novae Semliae, protumidum, pseudoisthmochon- 

drum, pyenochondrum, subreniforme, tumens ; Euastrum tetralobum, Gonatozygon 

Kjellmani; Staurastrum megalonotum, Novae Semliae und rhabdophorum. 


Keine einzige für Europa unbekannte, aber für das amerika- 
nische Festland eigenthümliche Art ist in Grönland gefunden 
worden. Bei Betrachtung der Zusammensetzung der Grönländischen 
Desmidieen-Flora findet man, dass ihre 158 Arten den folgenden 
Kategorien zugehören: 1. endemische Arten 5; 2. Arten mit nur 
endemischen Varietäten 4; 3. Arten mit für Grönland und den 
alten Kontinent gemeinsamen Varietäten 149. Grönland und Süd- 
skandinavien haben gemeinsam Varietäten von 138 Arten. Mit 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIIL. 1889. 21 


738 Algen. 


Nowaja Semlja, Beeren-Eiland und Spitzbergen hat Grönland 
80 Arten gemeinsam; in den 3 erstgenannten Ländern fehlen 
folgende in Grönland und Skandinavien vorkommende Gattungen: 
Ancylonema, Desmidium, Gymnozyga, Micrasterias, Spondylosium 
und Xanthidium. Davon ist Micrasterias mit 5 Arten in Grön- 
land besonders bemerkenswerth. Die südlicheren Theile von Grön- 
land beherbergen eine Zahl von Gattungen und Arten, die nörd- 
lich von Holsteinborg nicht angetroffen sind, und welche eben für 
die skandinavische Flora, aber nicht für Nowaja Semlja oder 
Spitzbergen charakteristisch sind. Das nördliche Grönland be- 
sitzt einige Arten, die in Europa nur oder beinahe nur den 
hochnordischen Ländern zugehören. — Die vom Verf. erhaltenen 
Resultate seiner geographischen Desmidieen-Studien fördern noch 
bestimmter die Theorie von einer früheren Landverbindung 
zwischen Grönland und dem alten Kontinent (mit Spitzbergen), 
als die Resultate der Untersuchungen über die Verbreitung 
der Gefässpflanzen. Da nämlich nach Nathorst von den 123 
Gefässpflanzen Spitzbergens auf Grönland 9,7%, auf Nowaja 
Semlja 17,9%, und in Südost und Süden 2,4 0%/, fehlen, so hat 
man unter den 88 Arten Spitzbergens vergebens Sosucht, identische 
Varietäten von 32 Arten (36,3 °/ %/,) im Grönland, 30 (34 0), auf 
Nowaja Semlja, 4 (4,5 °/,) in Süden und Südost zu finden. Von 
den Gefässpflanzen Grönlands fehlen in Skandinavien 22,68 9, 
aber von den Desmidieen Grönlands daselbst nur 7,6°%,. 

Nur eine von den 28 Arten Beeren-Eilands kommt nicht auch 
in Skandinavien oder Nowaja Semlja vor. Die Flora dort stimmt 
mehr mit der Flora Spitzbergens, als mit der Grönlands überein. 

91,35°/, von sämmtlichen Arten Nowaja Semlja’s kommen auch 
auf Spitzbergen, Beeren-Eiland oder dem Kontinent vor. 

Für das ganze Gebiet sind 477 Arten bekannt, von denen 
445 in Schweden (excel. Luleä Lappmark), Norwegen oder Finnland 
vorkommen. 

Der Verf. hebt selbst am Ende seiner Untersuchungen folgende 
Resultate besonders hervor: 

1. In desmidiologischer Hinsicht steht Grönland sehr nahe 
dem dem Untersuchungsgebiet zugehörigen Theile der alten Welt, 
besonders Skandinavien. 

2. Es giebt eine arktische Desmidieen-Flora (auf Nowaja Semlja, 
Spitzbergen, im nördlichen Grönland), die durch wohl ausgeprägte, 
sowohl positive als negative Merkmale von südlicheren Floren des 
Gebietes in Skandinavien (Finnland, Schweden, Norwegen) und in 
Grönland (Ost- und Süd-Grönland) verschieden ist. Luleä Lapp- 
mark und Russisch Lappland sollen als Uebergangsgebiet be- 
trachtet werden. 

3. Sowohl durch das Auftreten eines arktisch -nordalpinen 
Florenelements, als auch in anderen Beziehungen stimmt die Flora 
Norwegens mehr als diejenige von Schweden und Finnland mit 
der arktischen überein. 

4. Die Zusammensetzung der Desmidieen-Floren von Spitzbergen 
und Grönland spricht nie ‚ht für einen direkten Austausch von 


# 


Algen. — Pilze. 739 


Pflanzen zwischen diesen Ländern, wird aber durch die Voraus- 
setzung sehr gut erklärt, dass die beiden Floren auf Landbrücken 
eingewandert sind, welche einmal jedes dieser Ländern mit dem 
Festland der alten. Welt verbunden haben. 

Am Ende stehen 5 Uebersichtstabellen: 1. Ueber die Arten- 
zahl in den verschiedenen Regionen, 2. Ueber die Prozent- 
zahlen und 

3. folgende Uebersichtstabelle über die Zahl der Arten, welche 
die verschiedenen Regionen des Untersuchungsgebietes mit ein- 
ander gemeinsam haben: 


Schweden 300 
Norwegen 279(5) 332 
Finnland 245(1) 210(1) 255 


Luleä Lappmark 141(7) 133(8) 117(8) 161 
Russisch Lappland 27(7) 30 27 20(2) 31 


Nord-Sibirien 42(6) 30(7) 33(7) 31(4) 8(3) 53 
Nowaja Semlja 69) TA(T) 4S(12) 50(4) 14(3) 197) 104 
Beeren-Eiland 24(1) 2263) 17(1) 14(2) 4(2) 5(3) 19(4) 28 
Spitzbergen 616) 62(4) A6(5) 38(7) 15 14(6) 58(6) 23(1) 88 
Ost-Grönland 33(7) 33(6) 25(5) 283) 7(2) 14(4) 21(3) 3(4) 18(4) 44 
Süd-Grönland 60T) 6815) 53(4) 4615) 18(1) 18(3) 35(4) 10(2) 30(3) 26(2) 76 
Nord-Grönland 9119) 98(7) 72(10) 57(8) 23 25(7) 63(4) 2211) 54(3) 30(2) 46(5) 123 
Nordwest-Grönland 131) 8 12 10 2 4 2() 21)ıT 9A) 92) 19(1) 28 
Ganz Grönland 121(8) 129(6) 97(8) 75(7) 25(1) 295) 66(4) 22(2) 56(2) Ad 76 123 23 158 
au 2 le] 3) ee] zZ z u (re) je z 2 Q 
& o = = =] o o © FO cr =D ° ° 8 
a 
= 2 — zo = > f 
a a 2, a pe: 
S © = » 7 = Bon B E &: n 5 
E B S he} al = ze ur oe 8 Bi B Su 
ke D © =) 3 E E & - 2 m 
= < B = B ; = 2 5 & 5 
EaTker m) : Be 
Ro8 - Se: 
: B 
en Eu 


Die Zahlen vor der Parenthese in dieser Tabelle bedeuten 
die Arten, von welchen beide Regionen identische Varietäten be- 
sitzen; die Zahlen in Parenthese beziehen sich auf die Arten, die 
wohl in beiden Regionen vorkommen, aber nur mit ungleichen 


Varietäten. 
Nordstedt (Lund). 


Schlitzberger, 8., Unsere häufigeren essbaren Pilze. In 
22 naturgetreuen und fein kolorirten Abbildungen 
nebst kurzer Beschreibung und Anleitung zum 
Einsammeln und zur Zubereitung. 25, Aufl 1 TR. "ım 


Fol. und Text. 8°. 20 pp. Cassel (Th. Fischer) 1888. M. 1.60. 


Das Werkchben ist im Auftrage der Königl. Regierung zu 
Cassel verfasst und stellt folgende Ärten dar: Psalliota campestris 
L., P. silvatica und arvensis Schaefl.; Citopilus prunulus Scop.; 
Collybia esculenta S.; Armillaria mel. Vahl; Lactarius volemus 
Fr., L. delieiosus L.; Cantharellus cibarius Fr.; verschiedene 
Tricholoma-Arten ; Böldius edulis Bull., B. seraber Fr., B. bovinus 
L.; B. subtomentosus, luteus und granulatus L.; Hydnum repandum 
L.; Morchella esculenta und conica Pers.; Helvella esculenta Pers.; 
Clavaria flava und Botrytis Pers.; Tuber aestivum Vitt. — Die 
Abbildungen sind einfach, nicht künstlerisch gehalten. Schattirungen, 
wie sie Ref. auf andern Pilztafeln zu Gesicht bekommen hat, sind 
hier vernünttigerweise unterblieben; sie würden die Deutlichkeit 

21* 


740 Pilze. — Museineen. 


der Anschauung nur beeinträchtigen. Das Kolorit ist im all- 
gemeinen gelungen, doch gilt auch hier das alte Comenius’sche 
Wort: „Oeularis inspectio pro demonstratione est.“ 

Eine werthvolle Ergänzung zu den Abbildungen bildet der 
beigegebene Text (20 pp. im 8°), so dass das Ganze für den natur- 
kundlichen Unterricht angelegentlich empfohlen werden kann. 
Nur will es Ref. scheinen, als ob Verf. die den Menschen von 
Pilzen drohende Vergiftungsgefahr etwas zu gering achtete. Er 
stellt folgende Behauptungen auf: „Es ist nicht schwer, die 
siftigen Pilze von den unschädlichen zu unterscheiden, wenn man 
sie nur mit Aufmerksamkeit betrachten wollte.‘‘ Ferner: „Mit 
dem giftigen, dem knolligen Blätterpilz, könnte der Champignon 
in der Jugend verwechselt werden, was aber keine Gefahr bringt, 
dain der Jugendzeit das Gift sich noch nicht ent- 
wickelt hat.“ Ref. möchte dazu nur ein bedenkliches ‚Na, na!“ 
setzen. Jedenfalls thäte Verf. gut, bei den Helvellen und auch 
Morcheln wiederholtes Abwaschen und Abbrühen zu betonen: denn 
Erkrankungen nach dem Genuss dieser Pilze kommen gar nicht 
so selten vor. 

Horn (Cassel.) 


Stephani, F., Westindische Hepaticae. (Hedwigia. 1888. 
Heft 11 u. 12. p. 276—302. Mit 4 lith. Tafeln.) 


In dem ersten Theil vorstehender Abhandlung — Hepaticae 
portoricenses — werden die von Sintenis in denJahren 1885 —1887 
auf der Insel Puerto Rico und ausserdem die seinerzeit von 
Schwanecke ebendaselbst gesammelten Lebermoose aufgezählt und 
kritisch beleuchtet, während in der zweiten Abtheilung behandelt 
werden „Hepaticae ex insulis St. Domingo et Dominica, quas 


collegit Eggers.‘ Den neuen Arten sind lat. Diagnosen beigegeben. 

Abgebildet sind auf Taf. XI: Kantia Portoricensis St. n. sp. (Fig. 1—3); 
Taxilejeunea Antillana St. n. sp. (Fig. 4.5); Odontolejeunea Berteroana G. ms. 
(Fig. 6); Microlejeunea ovifolia G. ms. (Fig. 8); Cololejeunea stylosa St. n. sp. 
(Fig. 9, 15, 16 u. 17); Eulejeunea Urbani St. n. sp. (Fig. 10—14). — Taf. XU: 
Taxilejeunea Eggersiana St. n. sp. (Fig. 7); Lejeunea macroloba (Fig. 18—20); 
Cololejeunea siccaefolia G. ms. (Fig. 21—24); Micropterygium Martianum St. n. sp. 
(Fig. 25—26). — Taf. XIII: Cololejeunea Sintenisii St. n. sp. (Fig. 27); Pyeno- 
lejeunea Schwaneckei St. n. sp. (Fig. 28); Micropterygium Portoricense St. n. sp. 
(Fig. 29 u. 30); Radula tectiloba St. n. sp. (Fig. 39); Bazzania Krugiana St.n. sp. 
(Fig. 40). — Taf. XIV: Radula Portoricensis St. n. sp. (Fig. 31 u. 32); Radula 
Eggersiana St. n. sp. (Fig. 33); Odontolejeunea accedens G. (Fig. 34—38). — 

Die von Portorico angeführten Arten sind folgende: 

1. Aneura digitiloba Spruce ms., 2. Aneura fucoides (M. u. N.) Sintenis 
No. 138, Aneura virgata G. ms., .Aneura Zollingeri St. n. sp., Aneura Schwa- 
neckei St. n. sp., Dazzania bidens (Ldbg. a. G.), Sintenis No. 37, Bazzania 
Breutelü (Ldbg. u. G.) Sintenis No.28, Bazzania gracilis (Hpe. u. G.), Bazzania 
Portoricensis (Hpe. u. G.) Sintenis No. 87. 123., Bazzania Schwaneckiana (Hpe. 
u. G.) Sintenis No. 12, Bazzania stolonifera (Ldbg.), Bazzania variabilis (Hpe. 
u. G.), Bazzania Vincentina (L. u. L.) Sintenis No. 16, Bazzania Wrightü G. 
SintenisNo, 3, 18, 33, 62, 84, 92, 124,130, Dumortiera hirsuta Nees. Sintenis 
No. 31, 57, 89, 105, 121, Frullania arietina Taylor. Sintenis No. 76, 106. 
Frullania atrata Nees. SintenisNo. 14, Frullania Riojaneirensis Raddi. Sintenis 
No. 48, 54, Frullania replicata Nees., Herberta juniperina (Nees). Sintenis No. 
26, 30, Kantia Miquelüi Mont., Kantia Portorscensis St. n.sp. Sintenis No. 58. 


Museineen, 741 


Kantia Trichomanis (Corda), Odontolejeunea accedens G., Taxilejeunea Antillana 
St. n. sp. Sintenis No. 46, 113, Platylejeunea barbiflora Läbg. u. G., Odonto- 
lejeunea Berteriana G. ms., Ceratolejeunea Breutelü G. Sintenis No. 23., Cera- 
tolejeunea ceratantha N. u. M., Hygrolejeunea cerina L.u.L., Platylejeunea con- 
ferta Meissner. Sintenis No. 100. Odontolejeunea convezxistipa L.u.L. Sintenis 
No. 4, 97, Ceratolejeunea cornuta Ldbg. Sintenis No. 37, 78, 91, 102, 125, 
Prionolejeunea denticulata Nees, Cheilolejeunea duriuscula Nees. Sintenis No. 52, 
53, Taxilejeunea Eggersiana St.n.sp. Sintenis No.126, Leptolejeunea elliptica L. 
u. L. Sintenis No. 45, 136, Bryolejeunea filieina (Nees). Sintenis No. 1, Om- 
phalolejeunea filiformis (Nees.). Sintenis No. 21, 35, 36, 37, 96, 97, Eulejeunea 
fava Sw. Sintenis No. 98, 135, 141, Platylejeunea granulata Nees, Eulejeune« 
glaucescens G. Sintenis No. 142, Drepanolejeunea humatifolia Dum., Strepsi- 
lejeunea involutaG. SintenisNo. 96, 97, 107, Drepanolejeunea inchoata Meissner. 
Cheilolejeunea lineata L. u. L. Sinutenis No. 10, 15, 25, 34, 44, Odontolejeunea 
lunulata Nees, Cololejeunea marginata L. u. L., Microlejeunea ovifolia G. ms. 
Sintenis No. 100, Harpalejeunea patentissima Hpe. u. G., Diplasiolejeunea pellu- 
cida Meissner. Sintenis No. 27, Neurolejeunea Portoricensis Hpe. u. G., Colole- 
jeunea stylosa St. n. sp. Insel Luzon, leg. Micholitz, Pyenolejeunea Schwaneckei 
St. n. sp., Cololejeunea sicaefolia G. ms. Sintenis No. 4, Cololejeunea Sintenisii 
St. n. sp. Sintenis No. 136, Ceratolejeunea spinosa G. Sintenis No. 34, 35, 
Stictolejeunea squamata Nees. Sintenis No. 49, Harpalejeunea strieta Ldbg. u. G. 
SintenisNo. 99, Macrolejeunea subsimplex M. u.N. Sintenis No. 5, 38, 40, 79, 
83, Tazilejeunea sulphurea (L.u. L.) Sintenis No. 40, Drepanolejeunea tenuis Nees, 
Platylejeunea transversalis Nees. Sintenis No. 2, Euosmolejeunea trifaria Nees, 
Ceratolejeunea variabilis Libg. Sintenis No 7, 23, 78, 100, Platylejeunea vin- 
centina G. Sintenis No. 64, Leiomitra flaccida Spruce. Sintenis No. 86, 95. 
Leiomitra tomentosa Spruce., Lepidozia commutata St. n. sp. Sintenis No. 25, 
Lepidozia verrucosa St. Hedw. 1385, Lophocolea connata Sw. u. Nees, Sintenis 
No. 59, Lophocolea Martiand Nees. Sintenis No. 11, Marchantia chenopoda 
Linne. Sintenis No. 46, 51, Marchantia linearis L.u. L. SintenisNo. 42, 43, 69, 
Metzgeria furcata Lindb. Sintenis No. 144, Micropterygium portoricense St. n. sp., 
Schwanecke Micropterygium eymbifolium Nees, Micropterygium Martianum St.n. 
sp., Monoclea Forsteri Hook. Sintenis No. 63, 81, 133, 138, 139, Nardia callithrix 
G. Sintenis No. 56, Odontoschisma Portoricensis Hpe. u. G., Odontoschisma 
prostrata Nees, Pallavicinia Lyellü {(Endl.) Sintenis No. 67, 104, 111, 112, 
115, 118, Plagiochila abrupta L. u. L., Plagiochila adiantoides Ldbg., Plagiochila 
bicornisHpe. u. G. Sintenis No. 39, Plagiochila Breutelii Ldbg. Sintenis 
No. 41, 116, Plagiochila bursata Ldbg. Sintenis No. 21, 22, Plagiochila Chi- 
nantlana G. Sintenis No. 8, Plagiochila confundens Ldbg. u. G. Sintenis 
No. 50, 70, 101, 103, 107, Plagiochila contigua G. Sintenis No. 140, Plagio- 
chila distinctifolia Ldbg. Sintenis No. 72, 73, 75, 90, 93, Plagiochila domini- 
censis Taylor. Sintenis No. 45, Plagiochila dubia Ldbg. u. G. SintenisNo.140, 
Plagiochila flaceida Ldbg. Sintenis No. 13, 24, Plagiochila gymnocalycina M. 
u. N., Plagiochila heteromalla L. u. L., Plagiochila Portoricensis Hpe. u. G. 
Sintenis No. 61, 94, Plagiochila rutilans Ldbg. Sintenis No.5, 6, 114, Pla- 
giochila remotifolia Hpe. u. G. Sintenis No. 25, Plagiochila tenuis Ldbg., Pla- 
giochila salupensis G. Sintenis No. 128, Porella Swartziana (Ldbg.) Sintenis 
No. 46, Radula flaccida Ldbg. n. G. Sintenis No. 135, Radula Grevilleana 
Taylor. Sintenis No. 96, Radula Kegelü G. Sintenis No. 140, Radula pallens 
Nees. Sintenis No. 32,55, 114, 137, Radula Portoricensis St. n. sp. Sintenis 
No. 75, 108, 109, Radula recubans Taylor. Sintenis No. 74, 109, 129, 143, 
Radula Surinamensis St. Hedw., 1884. Sintenis Nr. 77, Radula subsimplex St. 
Hedw., 1884, Bertero in Herb. Jack, Aadula tectiloba St.n. sp. Sintenis Nr. 
65. Scapania Portoricensis H. und G. Sintenis Nr. 29, Symphyogyna sinuata 
M. u. N. Sintenis Nr. 20, 119, Syzygiella perfoliata (Sw.). — 

Die von Eggers auf den Inseln St. Domingo und Dominica 
gesammelten Lebermoose sind folgende: 


Aneura Bogotensis G. Dgo. Nr. 32. Bazzansa Breutelii (Ldbg. u. G.) Dom. 
Nr. 1. Bazzania Krugiana St. n. sp. Dgo. n. 18, 19. Dendroceros crispus Nees. 
Dgo. Nr. 24. Dwumortiera hirsuta Nees. Dgo.Nr. 31, 34,; Dom. Nr. 2. Frullania 
subtilissima Ldbg. Dgo. Nr. 17. Ceratolejeunea cerataniha N. u. M. Dgo. Nr, 


742 Muscineen. — Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 


10, 18, 19. Ceratolejeunea Cubensis Mont. Dgo. Nr. 43. Bryolejeunea diffusa 
(Nees.) Dgo. Nr. 28 Cheilolejeunea duriuscula (Nees) Dgo. Nr #6. Taxilejeunea 
Eggersiana St. Dgo. Nr. 21, 42, 47. Bryolejeunea filiceina (Nees.) Dgo. 12, 16. 
Eulejeunea flava Sw. Dgo. Nr. ı1, 12, 15, 19, 24, 35. Ceratolejeunea Kegeliüi L. 
ct G. Dgo. Nr. 13, 14, 24. Eulejeunea muscicola Spruce. Dgo. Nr. 41. Macro- 
lejeunea subsimplexM. et N. Dgo. Nr. 8, 30, 38. Tazxilejeunea sulphurea (L. u. 
L.) Dgo. Nr. 50. Platylejeunea transversalis Nees. Dom. Nr. 6. Eulejeunea 
Urbani St. n. sp. Dgo. Nr. 33. Leiomitra flaccida Spruce, Dgo. Nr. 13, 17, 18, 
19; Dom. Nr. 9. Metzgeria conjugata Lindb. Dgo. Nr. 11, 12. Metzgeria hamata 
Lindb. Dgo. Nr. 20. Marchantia inflexa M. u. N. Dg». Nr. 25. Marchantia 
linearis L. u. L. Dgo. Nr. 23, 46; Dom. Nr. 3, 4, 7. Plagiochila adiantoides 
Ldbg. Dgo. Nr. 50. Plagiochila distinctifolia Ldbg. Dgo Nr. 13, 17, 19. 
Plagiochila flaccida Ldbg. Dgo. Nr. 45; Dom.Nr. 5. Plagiochila Guilleminiana 
Mont. Dgo. Nr. 47. Plagiochila patula L. u. M. Dgo. Nr. 12, 18. Plagiochila 
Portoricensis Hpe. u. G. Dgo. Nr. 48. Plagiochila sinuata G. Dgo. Nr. 49. 
Madula campanulata Ldbg. u. G. Dgo. Nr. 11, 22, 27. KRadula Eggersiana St. 
n. sp. KRadula pallens Nees. Dgo. Nr. 44. KRadula Portoricensis St. Dgo. 
INr.217. 139: 


Warnstorf (Neuruppin). 


Aggjenko, W, Notiz über einen Fall auffallend 
schnellen Wachstums. (Seripta botanica horti Univ. Imp. 
Petropolitanae. T. II. Heft 1. p. 23—25.) [Russisch u. französisch.] 


Im Petersburger botanischen Garten erreichte ein junger 
Spross von Bambusa arundinacea in 2!/g Monaten eine Länge von 
5.288 Meter, bei einem Umfang von 12.2 cm. an der Basis, 
15.1 em. in der Mitte, 11,1 cm. an der Spitze. Gleichmässiges 

? ? . . ” ” r, je) 
Wachsthum angenommen, ergibt sich ein stündlicher Zuwachs- 
eylinder von 2.93 em. Höhe und 0.21 cm. Peripherie. 
Rothert (St. Petersburg). 


Huth, E, Ueber stammfrüchtige Planzen. (Sammlung 
naturwissenschaftl. Vorträge. Band. II. Heft 8. (Sep. -Abdr. 
aus den Abhandlungen des botan. Vereins der Provinz Branden- 
burg. XXX. p. 218—228.) Berlin (Friedländer) 1888. 

Verf. will die von Johow') und Esser?) gegebene Liste 
eauliflorer Pflanzen vervollständigen und namentlich die einschlägige 
Litteratur namhaft machen. Bezüglich der biologischen Erklärung 
und der morphologischen Deutung stammständiger Blüten bringt 
Verf. in der Einleitung nichts wesentlich Neues. 

Das Pflanzenverzeichniss selbst enthält folgende Arten: 

Phytocrenaceae: Phytocrene gigantea Wall. 

Artocarpaceae: Ficus Sycomorus L., macrophylla Roxb., glomerata Roxb., 
Artocarpus integrifolia L., Jaca Lam. 

Papayaceae: Carica Papaya L., Vasconcellea cauliflora DC., Boissierii 
DC., peltata DC. 

Euphorbiaceae: Phyllanthus distichus Müll, cladanthus Müll., cauliflorus 
Müll, ; Baccaurea ramiflora Lour., cauliflora Lour. 

Bignoniaceae: Crescentia Cujete L., trifolia Blanco, Kigelia pinnata DC. 
Schlegelia (dem Verf. unbekannt). 

Ebenaceae: Diospyros cauliflora Bl. 

Theophrastaceae: Theophrasta latifolia W., Strasburgeriüi Esser. 


!) Jahrbuch des kgl. botan. Gartens in Berlin. 1884. 
%) Verhandl. d. naturh. Vereins der preuss. Rheinlande. 1887 “ 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 743 


Myrsinaceae: Ardisia cauliflora (dem Verf. unbekannt), 
Sapotaceae: Omphalocarpum procerum P. B., Lucuma mammosum Gärtn., 
Cainito DC. 

Rubiaceae: Siderodendron triflorum Vahl. 

Myrtaceae: Gustavia tetrapetala Räusch., Grias cauliflora L., Couroupita 
Guianensis Aubl., Eugenia ramiflora Desv., lateriflora W., cauliflora DC., um- 
bellata DC., Guapurium DC., Syzygium earyopkyllifolium DC., Jambosa döinesiica 
Rumph, cauliflora DC. 

Melastomaceae: Clidemia latifolia, Guadelupensis. 

Papilionaceae: Amerimnum Brownei Sw 

Caesalpiniaceae:  Cereis Siliquastrum L., Canadensis L., Chinensis Bge. 
Brownea Rosa Pers., coccinea L., Cynometra cauliflord L. 

Mimosaceae: Pithecolobium cauflerum Mart. 

Xanthoxylaceae: Aanthoxylon cauliflorum Mx. 

Ozalidaceae: Averrhoa Carambola L., Bilimbi L. 

Sapindaceae: FPaullinia cauliflora Jacqg. Ueber diese Pflanze hat Radl- 
kofer dem Verf. interessante Mittheilungen gemacht. 

Oiacaceae: Heistera cauliflora Sw. 

Clusiaceae: Ochrocarpus longifolius Bth. 

Buetineriaceae: Theobroma Cacao L., Guyanensis Aubl., Durio zibethinus 
L., @oethea cauliflora Nees et Mart., strictiflora Hook. 

Capparidaceae: Morisonia Americana L. 

Schizandraceae: Kadaura cauliflora Bl. 

Anonaceae: Anona rhizantha Eichl. 

Unter den angeführten Planzen finden sich nicht nur die dem 
Verf. bekannten stammfrüchtigen, sondern auch einzelne astfrüchtige. 
Es ist ja auch selbstverständlich, dass zwischen diesen zwei Kate- 
gorieen keine strenge Grenze zu ziehen ist. 

Das Hauptverdienst des Verf. liegt darin, dass er überall die 
Quellen angibt, aus denen man über die betreffende Pflanze 
Näheres erfahren kann. Neues enthält die Abhandlung nicht, mit 
Ausnahme der erwähnten Mittheilungen Radlkofers über 
Paullinia cauliflora Jacg. Noch sei bemerkt, dass Verf. selbst 
zugiebt, dass er „die Menge der in den Tropen gar nicht so 
seltenen, -hierhergehörigen Pflanzen“ durchaus nicht vollständig ver- 
zeichnet habe. Fritsch (Wien). 


Dammer, U., Beiträge zur Kenntniss der vegetativen 
Organe von Limnobium stoloniferum Grisebach nebst 
einigen Betrachtungen über die phylogenetische 
Dignität von Dielinie und Hermaphroditismus. 
[Inaug.-Diss. zu Freiburg.] 8°. 17. pp. Berlin 1888. 


Aus dem ersten Theile, welcher die „Betrachtungen“ enthält, 
sei nur einiges hier wiedergegeben. Nach des Verf. Ansicht ist 
der ne Zustand phylogenetisch der älteste, aus dem sich 
dann Diöcismus und Hermaphroditismus entwickelt haben. Der 
letztere ist dabei später entstanden, als der erstere. Da er, der 
Hermaphroditismus, aber leicht zu den verderblichen Folgen der 
Inzucht führte, so entwickelten sich aus ihm Diehogamie und 
Heterostylie. Die höchste denkbare Form unter den jetzigen Ver- 
hältnissen wäre also die, „bei der dichogame, heterostyle, herma- 
phrodite Blüten mit dielinen so dicht beisammen stehen, dass 
zwar eine Selbstbefruchtung vermieden, eine Bestäubung über- 
haupt aber gesichert ist. Diese Form sollen die Compositen 


744 Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 


repräsentiren, die sich schon durch ihre grosse Zahl an Arten und 
Individuen als die den äuseren Verhältnissen (Insekten) am besten 
angepasste Ordnung der Dikotylen zeigen. Unter den Monokotylen 
sind am höchsten, aber nicht so hoch wie die Compositen aus- 
gebildet, die Orchideen, während die Hydrocharideen, von deren 
19 bekannten Gattungen nur 2 hermaphrodite Blüthen besitzen, 
„einem der ältesten Zweige der Monokotylen angehören.“ 

Zu den diöcischen Hydrocharideen zählt das in den botanischen 
Gärten vielfach kultivirte, aber immer nur in weiblichen Exem- 
plaren vorhandene Limnobium stoloniferum. Dasselbe wird im 
zweiten Theil der Arbeit morphologisch, anatomisch und biologisch 
beschrieben. Aus der Anatomie ist nur hervorzuheben, dass das 
Blatt sich durch ein ungemein stark ausgebildetes Intereellular- 
system auszeichnet und dass die Wurzel mit „mehreren Hauben“ 
versehen ist, wie dies Janczewskiauch an Hydrocharis morsus ranae 
beobachtete. Die Entstehung dieser Hauben konnte Verf. leider 
nicht ermitteln. Beide anatomische Eigenschaften sollen von be- 
sonderer biologischer Bedeutung sein. Die Pflanze wächst nämlich 
in seichten stehenden Gewässern, wo sie sich mit den Wurzeln im 
Grunde befestigt. Starke Regengüsse erhöhen aber den Wasser- 
stand plötzlich bedeutend. Dann wird die Pflanze durch den 
grossen Luftgehalt der Blätter emporgetrieben und reisst ihre 
Wurzeln aus dem Schlamm und wenn diese dabei die äuserste 
Haube verlieren, so sind sie doch immer noch durch die inneren 
geschützt. Auf direkter Beobachtung scheint freilich diese Er- 


klärung nicht zu beruhen. 
Möbius (Heidelberg). 


> 


Oliver, F. W, On the structure, development, and 
affinities of Trapella Oliv., anew genus of Peda- 
lineae. (Annals. of Botany. Vol. II. No. V. June 1888 
p. 75—115. Pl. V—IX.) 


Eine eigenthümliche von Dr. Henry in China entdeckte 
und nach Kew gesandte Wasserpflanze, die in Habitus und 
Frucht an Zrapa natans erinnert, wurde von D. Oliver Trapella 
Sinensis genannt und in die Ordnung der Pedalineae gestellt. 
Weiteres aus China gesandtes Alkoholmaterial diente dem Sohne 
Oliver’s zur Untersuchung, deren Resultat in der vorliegenden Ab- 
handlung niedergelegt ist. Die Diagnose der Gattung und Art 
(basırt auf der Beschreibung in Hook. Ic Plant. Tab. 1595) 


lautet jetzt: 

Trapella Oliv. Calyx tubo ovario adnato, limbo libero 5-fido, l,bis ovatis 
acutis. Corolla perigyna tubuloso-infundibuliformis, limbo patente bilabiato 
albido v. pallide coerulescente, labio superiore breviter bifido, lobulis rotundatis, 
labio inferiore trifido lobulis rotundatıs, centrali paullo minore; tubo flavido basi 
abrupte angustato; aestivatione imbricata, labio superiore exteriore. Stamina 
pollinefera 2 epipetala inclusa, antheris bilocularibus, loculis sub-parallelis v. 
leviter divergentibus connectivo peltato rotundato, carnosulo insidentibus; filamentis 
filiformibus glabris; staminodia antica 2, elongata, antheris rudimentariis; 
stamen posticum 0 Ovarium inferum apice tantum liberum, biloculare, loculo 
antico rudimentario, loculo postico biovulato ; stylo gracile elongato, stigmate 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 1745 


basi lateraliter dilatato bilabiato lobo postico minore adnato; ovula 2, anatropa 
prope apicem cavitatis septo inserta pendula, superiore sessili, inferiore breviter 
funiculato, deinde abortivo. Fruectus angustus elongatus monospermus indehiscens, 
apice appendieibus 5 coronatus, 3 elongatis rigidis gracilibus arrectis apice 
uncinatim ineurvis, 2 brevioribus spinosis anguste subulatis ıeetis patentibus ; 
pericarpio tenuiter chartaceo-lignoso. Semen pendulum, elongatum, ceylindraceum, 
endospermio tenui; embryonis recti radieula supera, cotyledonibus lineari-oblongis 
semi-teretibus radiceula brevioribus. — Herba natans foliis oppositis petiolatis, 
inferioribus lineari-oblongis basi angustatis denticulatis, superioribus deltoideo- 
rotundatis v. cordiformibus obtusis cerenato-dentieulatis glabratis v. nervis 
subtus puberulis. Flores axillares, solitarii, peduneulati, pedunculus fructiferus 
recurvuüs. 

T. Sinensis Oliv. l. e. (sp unica). Hab. Schang, China, Dr. A. Henry leg. 
Caulis gracilis inferne radices fibrosas ad nodos emittens. Folia superiora 
25—.0 mm lata: petiolus 15-20 mm longus, inferiora 30—35 mm longa, 
5—7mmlata. Flores peduneulati, pedunculus 12—25 mm longus ; corolla perigyna 
10—15mm longa. Frucetus 15—20 mm longus, 2—3 mm latus, spinis apicalibus 
longioribus 44,—70 mm longis, 2 brevioribus 3—5 mm longis. 

Es folgt nun zunächst eine ausführliche Beschreibung der 
Blüte, in der besonders die beiden fertilen Staubgefässe, sowie 
die Staminodien durch die sonderbare Verbreiterung des Conneetivs 
auffallen. Die eigenthümlichen ‘ Stacheln (Fortsätze) der Frucht 
sind in der Blüte nur angelegt, sie entwiekeln sieh nach dem 
Abfall der Krone; der Kelch bleibt und schliesst sich über der 
Frucht; dieselbe wird nach der Reife durch die Krümmung 
des Stiels unter die Wasseroberfläche gebracht. 

In den Achseln der submersen Blätter entwiekeln sich häufig 
kleistogame Blüten, welche sehr klein sind, aber normale Früchte 
produeiren. Von der Entwicklung der Blüte ist besonders die 
des Ovulums und des Embryosacks ausführlich behandelt und ist 
hier manches Interessante mitgetheil. Nur das obere Ovulum 
wird zu einem Samen; es hat ein stark entwickeltes Integument, 
das an der Mikropyle fast zusammenschliesst. Die Kappenzellen 
(3) werden von der Embryosackmutterzelle eigenthümlicherweise 
nach der Chalaza hin abgeschieden. Die oberste derselben geht 
nicht zu Grunde, sondern wird zu einem sonderbaren Appendix des 
Embryosacks. Der Embryo ist mit einem langen Suspensor ver- 
sehen; Endospermbildung findet nur in den unteren 2 Dritteln 
des Embryosackes statt, während die beiden Synergiden, anstatt 
zu verschwinden, sich enorm vergrössern und eine Anschwellung 
des Embryosacks an diesem Ende bewirken. Später treten hier 
Schiehten verholzender Zellen auf, welche als „Diaphragma* das 
Synergiden-Ende von dem übrigen, den Embryo enthaltenden 
Theil trennen. Zur deutlicheren Beschreibung sind die im Original 
gegebenen zahlreichen und guten Abbildungen erforderlich. Er- 
wähnt sei nur noch, dass Verf. die vergrösserten Synergiden wie 
den Appendix als Absorptionsorgane auffasst, welehe dem Endo- 
sperm und mittelbar dem Embryo Nahrung zuführen. Dessen 
Entwickelung geht normal vor sich. Im Endosperm sind Aleuron 
und Oeltropfen als Reservestoffe aufgespeichert. (Den Besitz von 
Endosperm konnte Verf. auch beim Samen von Pedalium nach- 
weisen, sodass sich auch hier die Verwandtschaft bestätigt.) Zum 
Schluss dieses Abschnitts vergleicht Verf. die Samenentwicklung 


746 Physiologie, Biologie ete. - Systematik und Pflanzengeographie. 


von Trapella mit andern abnormen Fällen, findet aber nirgends 
eine ausgesprochene Homologie. 

Die Anatomie der vegetativen Organe zeigt die den Wasser- 
pflanzen eigenthümlichen Verhältnisse; so ist der Stamm dem von 
Hippuris sehr ähnlich gebaut. Die Wurzel hat ein tetrarches 
Bündel, ihre Rinde entspricht der des Stammes von Myri: phyllum. 
Die Blätter besitzen, vorzugsweise auf der Unterseite, vierzellige 
Drüsenhaare, welche, insofern sie sich in gleicher Weise bei 
Pedalium und Pretrea wiederfinden, für die Pedalineen charakte- 
ristisch sind. Sowohl die submersen als die schwimmenden Blätter, 
die sonst im Bau etwas abweichen, haben an den Zähnen Wasser- 
spalten, ähnlich wie Saxifraga erustata. 

Die Auseinandersetzungen des Verf. im letzten Abschnitt über 
die systematische Stellung von Trapella hier zu wiederholen, würde 
zu weit führen; es sei nur erwähnt, dass die ne dieser 
Pflanze zu den Pedalineen durch die Untersuchungen des Verf. 
bestätigt wird. Neben den Pedalieae, Sesameae, JPretreae soll 
eine neue Tribus Trapelleae aufgestellt werden, dagesen sollen 
die Martynieae, die Hooker ebenfalls den Fodalun einreiht, 
ausgeschlossen sein. 

Die interessante und sorgfältig ausgeführte Beschreibung wird 
von 5 Doppeltafeln begleitet, die "die morphologischen und histo- 
logischen Verhallnisse a Pflanze in anschaulichster Weise 
darstellen. 

Möbius (Heidelberg). 


Scheutz, N. J., Plantae vasculares Jenisseenses inter 
Krasnojarsk urbem et ostium Jenisei fluminis hac- 
tenus lectae. (K. Svenska Vet. Akad. Handlingar. Bd. XXII. 
No. 10. p. 1207. Stockholm 1888.) 


Ein sehr wichtiger Beitrag zur Flora des nördlichen Asiens. 

Der erste Abschnitt der schwedisch geschriebenen Einleitung behandelt 
die Geschichte der Untersuchung der Jeniseiflora von Messerschmied 
(ungefähr 1720) bis zu den letzten Jahren. Aus dieser Geschichte geht 
hervor, dass die zwischen Jeniseisk 58° 20° n. Br. und Turuhansk 
65° 55° n. Br. und nördlich von 71° n. Br. belegenen Theile des Jenisei- 
thales in botanischer Hinsicht völlig unbekannt waren, bis sie in den 
Jahren 1875 und 1876 durch zwei vom Professor Nordenskiöld aus- 
gesandte schwedische Expeditionen untersucht wurden. Theilnehiner dieser 
Expeditionen, deren Sammlungen vom Verf. bearbeitet wurden und somit 
die Grundlage seiner Abhandlung bilden, waren im Jahre 1875 Dr. 
A. N. Lundström, der die Strecke von Dieksons Hafen 73° 20° n. Br. 
bis Jeniseisk in den Monaten August und September bereiste, und im. 
Jahre 1876 Rektor M. Brenner und der Ref., die in den Monaten Juni 
bis Oktober das Jeniseithal von Krasnojarsk 56° n. Br. bis zu den Brio- 
chovskij-Inseln 70° 30° n. Br. untersuchten. Der letzteren Expedition 
schloss sich auch Herr Professor J. Sahlberg aus Helsingfors an. Von 
den schwedischen Expeditionen wurden an 77 verschiedenen Stellen der 
Jeniseiufer Gefässpflanzen eingesammelt; ausserdem wurden zahlreiche Reise- 
notizen über die Flora dieser Gegenden gemacht. 


Systematik und Pflanzengeographie. 74T 


Im zweiten Abschnitte (p. S—46) werden die Vegetationsverhältnisse 
des Jeniseithales beschrieben und werden dabei behandelt 1. die Topographie 
des Jeniseithales, 2. das Klima, 3. die phänologischen Verhältnisse, 4. 
die Verbreitung der Bäume und Sträucher, 5. die statistischen Verhältnisse 
der Flora, 6. der Ursprung der Flora, 7. die Eintheilung des Gebietes. 
Wir müssen uns bier auf einige wenige Notizen aus diesem Abschnitt be- 
schränken. Die Weiden sind im Jeniseithale sehr zahlreich, besonders auf 
den periodisch überschwemmten Ufern des Flusses.*) Von anderen Bäumen 
sind am Jenisei gefunden: Prunus Padus, häufig zwischen 56°—66° 30° 
n. Br, Sorbus Aucuparia, häufig zwischen 560°—69° 45° n. Br., 
Betula verrucosa, waldbildend, bei 69° 10° n. Br. aufhörend, B. 
latifolia Tausch. @ Tauschii Regel, selten bei 59° 35° n. Br., B. 
pubescens, waldbildend und bis zu 69° 35° n. Br. gehend, B. tortuosa 
Ledeb., selten bei 69° 35’ n. Br., Alnaster fruticosus, sehr häufig, 
besonders nördlich von 61° n. Br., zwischen 57—72° n. Br. verbreitet, 
Alnus incana var. hirsuta (Spach.), selten zwischen 60° 20°—-61° 15° 
n. Br., A. ineana var. Sibiriea Ledeb., häufig zwischen 58° 20° bis 
66° 55'n.Br., Populustremula, häufig bis 65° 55° n.Br., P. nigra, 
nicht selten bis 64° 5° n. Br., P. laurifolia, selten und strauchförmig, 
zwischen 62° 10—64° 5' n. Br, Pinus Sibiriea, häufig aber kaum 
waldbildend bis 66° 20° n. Br., ganz unerwartet auch bei 71° 40° n. Br. 
gefunden, Pinus orientalis, waldbildend, bis 69° 35° n. Br. gehend, 
P. Ledebourii, die meisten Wälder bildend, bis 70° n. Br., P.ecembra, 
häufig, aber kaum waldbildend, bis 68° 15’ n. Br., P. silvestris, häufig, 
aber kaum waldbildend bis 65° 55° n. Br. 

Die häufigsten Sträucher (ausser den Weiden) sind Spiraeachamaedry- 
folia, 580 20°—68° 40° n. Br., S. salicifolia, bis 64°5‘ u. Br., 
S. sorbifolia, bis 63°25’ n. Br., Rubus idaeus, bis 68° 5’ n. Br., 
Rosa acieularis, bis 69° 50° n. Br, Cotoneaster vulgaris, nur 
im südlichsten Theile gemein, bis 65° 50° n. Br, Ribes rubrum mit 
var. propinquum, bis 70° 10° n. Br., R. nigrum, bis 68° 5‘ n. Br., 
Cornus alba, bis 61° 30° n. Br, Lonicera coerulea, bis 69° n. 
Br., Sambueus racemosa, bis 65° 50° n. Br., Linnaea borealis, 
bis 70° 10° n. Br., Vaceinium Vitis idaea, bis 71° 20° n. Br. (bier 
als var. pumilum Hornem.), V. Myrtillus, bis 710 20° n. Br. (hier 
als var. mierophyllum Lange), Oxycoccus palustris, bis 69° 35‘ 
n. Br. (nördlich als var. mierocarpus Turez.), Andromeda poly- 
folia, 58° 20°—69° 35‘ n. Br., Cassandra calyeulata 58° 20° bis 
69° 35° n. Br., Ledum palustre, bis 72°5° n. Br. (am nördlichsten 
Standorte als var. deeumbens Ait., Pyrola rotundifolia, bis 
70° 30° n. Br., P. minor, 58%°—71° 20° n. Br., P. secunda, bis 
70° 20° n. Br. (nördlich als var. pumila Cham. & Schlecht.), Thymus 
serpyllum, wenigstens bis zu 70° 10° n. Br, Empetrum nigrum, 
63° 25°—71° 20° n. Br., Betula nana, 580 20‘—-72° 40° n. Br. (erst 
nördlich von 65° 50° gemein), Juniperus communis, bis 70° 10’ 
n. Br. Seltenere Sträucher in diesem Theile des Jeniseithales sind: Cara- 
gana arborescens, bis 57° n. Br., Spiraea hypericifolia, bis 


*) Siehe A. N. Lundström’s Original-Mittheilungen in Botan. Centralbl. 
Bd. XXXV. 


1748 Systematik und Pflanzengeographie. 


580 20° n. Br., $. flexuosa, nur bei 690 30° n. Br., Dryas octo- 
petala, am südlichsten bei 65° 50° n. Br., Potentilla fruticosa, 
560—670 25° n. Br, Rosa cinnamomea, bis 710 20° n. Br., Cra- 
taegus sanguinea, häufig bis 590 20° n. Br, Viburnum Opulus, 
bis 599 10° n. Br, Aretostaphylos alpina, nördlich von 650 50° 
immer häufiger, Cassiope tetragona, häufig nördlich von 700 20° 
n. Br, Rhododendron Davuricum, bis 560 n. Br, Solanum Dul- 
camara var. persicum, bis 650 50° n. Br, Daphne Mezereum, 
bei 590 20° n. Br., Betula humilis, 580 20°—650 50° n. Br. 

Die Jeniseiflora ist südlich sehr üppig, besonders an den periodisch 
überschwemmten Flussufern, wo z.B. Cacalia hastata, Anthriseus 
silvestris und Struthiopteris Germanica bis 6—5 Fuss hoch 
werden können. Noch so nördlich wie die Schlammufer in der Jenisei- 
mündung (70—71° n. Br.) sind die Kräuter verhältnissmässig üppig; so 
werden hier Saxifraga hieracifolia, Arnica alpina, Cortusa 
Matthioli, Pedicularis compacta, Wahlbergella affinis bis 
1,5—2 Fuss hoch. Auf der Tundra aber ist die Vegetation ebenso 
verkümmert wie gewöhnlich in den arktischen Gegenden. 

Die Flora des unteren Jenisei rechnet 686 Diecotyledonae, 240 Mono- 
ceotyledonae,6Coniferae und 36 Gefässkryptogamen oder 968 Phanero- 
gamen und höhere Kryptogamen. Zu dieser Summe kommen noch 70 Arten, 
die Ledebour ohne specielle Fundorte für das Jeniseigebiet angegeben 
hat, warum es sich nicht entscheiden lässt, ob diese Arten im unteren 
Jeniseithale oder südlich von Krasnojarsk gefunden sind. Die artenreichsten 
Familien sind Compositae (mit 104 Arten), Gramineae (85), 
Cyperaceae (75), Ranunculaceae (55), Cruciferae (48), Legu- 
minosae (46), Rosaceae (42), Caryophylleae (41), Personatae 
(33), Salieineae (29), Umbelliferae (27), Polygoneae (26), 
Labiatae (25), u. s. w. Die artenreichsten Gattungen sind: Carex 
(mit 61 Arten), Salix (26), Ranunculus (18), Potentilla (18), 
Artemisia (15), Pedieularis (14), Viola (13), Draba (12), 
Polygonum (12), Saxifraga (11), Poa (10), Astragalus (9), 
Rumex (9) u. s. w. Spärlich vertreten sind die Familien Malvaceae 
(mit 1 Art), Hyperiecineae (1), Solanaceae (2), Onagraricae 
(5), Rubiaceae (6), Crassulaceae (8) u. s. w. und die Gattungen 
Hieracium (mit nur 6 Arten, von welchen nur H. umbellatum häufig 
ist), Trifolium (3), Sedum (4), Rosa (2), Rubus (5), Geranium 
(5). 8. w. 

Das in latitudinaler Richtung ausgedehnte Jeniseithal theilt Verf. 
(nach dem Vorbilde von J. Sahlberg) in vier Territorien; diese werden 
genannt T. montosum, als dessen Nordgrenze die Mündung des Angara- 
flusses angenommen wird, T. silvosum, zwischen den Mündungen der 
Angara, 580 n. Br. und der Nischnje Tunguska, 650 50° n. Br., T. sub- 
arcticum, das mit der Waldgrenze (umher bei 690 35° n. Br.) endet 
und T. arecticum, die Gegenden nördlich von der Waldgrenze. 


(Schluss folgt.) 


Neue Litteratur. 749 


Neue Litteratur.” 


Bibliographie: 
Letacg, A., Essai sur la bibliographie botanique du departement de l’Orne. 


(Bulletin de la Societe Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. 
p. 261.) 


Geschichte der Botanik: 


Letacq, A., Notice sur quelques botanistes ornais. (Bulletin de la Soeiet& Linndenne 
de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 228.) 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 
Beketow, A., Botanischer Kurs. Morphologie, Systematik und geographische 
Verbreitung der Familien; Tabellen zur Bestimmung der Familien und Gattungen 
des europäischen Russlands nebst Beschreibung derselben. 2. Auflage. Mono- 
kotyledonen, 8°. II, 266 pp. Mit einem Atlas von 35 Tafeln und mit 25 Ab- 
bildungen im Text. St. Petersburg 1889. [Russisch.] 


Algen: 
Dangeard, P. A., Note sur la formation des antherozoides dans l’Eudorina 


elegans. (Bulletin de la Societe Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 
1889, p. 124.) 


Pilze: 

Bülow, Waldemar, Bidrag till Skänes svampflora. (Botaniska Notiser. 1889, 
Ball.) 

Dangeard, P. A., Sur deux nouvelles esp&ces de Chytridium. (Bulletin de la 
Soeiete Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 152.) 

Lecoeur, Recolte mycologique faite pendant les exeursions de Bell&me. (l. ce. 
p- 450.) 

Flechten: 


Wainio, Ed. A., Plantae Turcomanicae a G. Radde et A. Walter collectae. II. 
Lichenes. 8°. 12 pp. Petropoli 1888. 


Muscineen: 


Letacq, A., Liste des Muscindes rares ou peu communes recoltees par la Soeiete 
Linn&eenne aux environs de Bellöme et de Mamers. (Bulletin de la Soeiete 
Linneenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 175.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Borodin, J. P., Kurs der Pflanzenanatomie. 8°. II, 263 pp. Mit 157 Abbild. 
im Texte. St. Petersburg und Moskau 1888. [Russisch.] 

Dangeard, Recherches sur la structure des Salicornia et des Salsolaceae. (Bull. 
de la Societe Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 88.) 

— —, Anatomie et developpement de l’Eranthis hiemalis. (l. e. p. 130.) 

Forsell, J., Anteckningar öfver Rhinanthaceernas anatomi. (Botaniska Notiser. 
1889. p. 118.) 

Kronfeld, M., Ueber die biologischen Verhältnisse der Aconitum-Blüte. Mit 
Tafel I und 1 Holzschnitt. (Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzen- 
geschichte und Pfianzengeographie. Bd. XI. 1889. Heft 1. p. 1.) 

Lignier, Note relative ä des protubörances observ&es sur des branches de Biota. 
(Bulletin de la Soeiete Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889, 
p- 118.) 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ilırer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur“ möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redaetionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälligst mittheilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 
Terrasse Nr. 7. 


750 Neue Litteratur. 


Lundström, Axel N., Om regnuppfängande växter. En antikritik. II. (Bota- 
niska Notiser. 1889. Heft 3. p. 97) 

Palladin, W., Der Einfluss des Sauerstoffes auf das Auseinanderfallen der Ei- 
weisskörper in den Pflanzen. 8°. IV, 93, II pp. Warschau 1889. [Russisch.] 

Solereder, W., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Aristolochiaceen nebst 
Bemerkungen über den systematischen Werth der Secretzellen bei den Pipera- 
ceen und über die Structur der Blattspreite bei den Gyrocarpeen. Mit Tafel 
XII—XIV. [Schluss.] (Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte 
und Pflanzengeographie. Bd. X. 1889. Heft V. p. 421.) 

Wothtschall, E., Das Geschick des Solanins in der Pflanze und seine Bedeutung 
für das Leben derselben. (Arbeiten der Kasaner Naturforschergesellschaft. 
XIX. 5.) 8°. 74 pp. Kasan 1889. [Russisch.] 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Beust, F. v., Schlüssel zum Bestimmen aller in der Schweiz wild wachsenden 
Blüten-Pflanzen, sowie der für ein Herbarium wichtigen Sporenpflanzen. 2. Aufl. 
8°. 49 pp. Zürich (Meyer und Zeller) 1889. Kart. M. 1.60. 

Dangeard, Compte-rendu de l’exeursion botanique de Bellöme. (Bulletin de la 
Soeiet& Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 166.) 

Drude, 0., Ueber die Prinzipien in der Unterscheidung von Vegetationsformationen, 
erläutert an der centraleuropäischen Flora (Botan. Jahrbücher für System., 
Pflanzengesch,. und Pflanzengeogr. Bd. XI. 1889. Heft 1. p. 21.) 

Heimerl, Ant., Neue Arten von Nyctaginaceen. Mit Tafel II. (l. e. p. 84.) 

Johansson, K., Bidrag till Gotlands växtgeografi. (Botaniska Notiser. 1389. 
p- 128.) 

Kaufwann, N., Moskaner Flora oder Beschreibung der höheren Pflanzen und 
pflanzengeographische Skizze des Gouvernements Moskau. 2. verb. u. verm, 
Anfl. von P. Majewsky. 8°. XXXVIII, 761 pp. Moskau 1889. [Russisch.] 

Kihimann, A. O., Rumex cerispus X. domestieus i Finland. (Botaniska Notiser. 
1889. p. 145.) 

— —, Taraxacum nivale n. sp. J. Lange. (l. e) 

Malinvaud, Ernest, Ranunculus chaerophyllos et flabellatus. (Bulletin de la 
Soeidt& Linndenne de Normandie. Ser. IV. Vol. II. 1889. p. 135.) 

Pax, Ferd., Nachträge und Ergänzungen zu der Monographie der Gattung Acer. 
(Botan. Jahrbücher für System., Pflanzengesch. und Pflanzengeogr. Bd. XI. 
1889. Heft 1. p. 72.) 

Radde, 6., Pflanzen in der Schneeregion des Kaukasus. (Petermann’s Mit- 
theilungen. Bd. XXXV. 1889. p. 35.) 

Schifiner, Viet., Die Gattung Helleborus. (Botan. Jahrbücher für System., 
Pflanzengesch. und Pflanzengeogr. Bd. XI. 1889. Heft 1. p. 92.) 

Urban, Ign., Simaruba Tulae Urb. Hierzu Tafel 1298. (Gartenflora. Jahrg. 
XXXVIII. 1889. Heft 10. p. 257.) 

Wainio, E., Androsace filiformis ny für Europa. (Botaniska Notiser. 1889. 

LEN) 

Wittmack, L., Plantae Lehmanianae in Guatemala, Costarica, Columbia, Ecuador 
ete. collectae. Bromeliaceae. (Botan. Jahrbücher für System., Pflanzengesch. 
und Pflanzengeogr. Rd. XI. 1889. Heft 1. p. 52.) 


Palaeontologie: 


Moriöre, Note sur une fougere trouvde dans le gres liasique de Ste-Honorine- 
la-Guillaume. (Bulletin de la Soeiete Linmdenne de Normandie. Ser. IV. Vol. Il. 
1889. p. 45.) 

— —, Note sur un dchantillon de Williamsonia trouv& dans l’oxfordien des 
Vaches-Noires. (l. ce. p. 61.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


Hansen, Emil Chr., Ueber die in dem Schleimflusse lebender Bäume beob- 
achteten Mikroorganismen. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. 
Bd. V. 1889. No. 21. p. 693—696.) 

Räthay, Emerich, Das Auftreten der Gallenlaus im Versuchsgarten zu Kloster- 
neuburg im Jahre 1887. (Sep.-Abdr. aus den Verhandlungen der K. K. zoo- 
logisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 1889.) 8°. 44 pp. 2 Tafeln. Wien 
1889. 


Neue Litteratur. — Personalnachrichten. — Anzeige. 751 


Räthay, Emerich, Die Blattgallen der Rebe. (Die Weinstube. Zeitschrift für 
Weinbau und Kellerwirthschaft. Jahrg. XXI. 1889. No. 2. p. 15.) 

Riley, C. F., Cranberry fungus gall. (Insect life [Washington]. I. 1889. p. 261.) 

Sorauer, P., Die Lohkrankheit der Kirschbäume. (Forschungen auf dem Gebiet 
der Agrikulturphysik. Bd. XII. 1889. Heft 1/2. p. 109.) 

Thomas, Fr., Mittheilungen über einige neue exotische Ceeidien. (Sep.-Abdr. 
aus Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde Jahrg. 1889. 
No. 4 p. 101.) 

— —, Cranberry leaf-galls. (Insect life [Washington]. I. 1889. No. 9. p. 279 bis 
280.) 

Weed, €. M., Contribution to a knowledge of the automn life-history of certain 
little-known Aphididae. (Psyche. Vol. V. 1889. No. 151/152. p. 123—134 ) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 

Arnold, J., Ueber den Kampf des menschlichen Körpers mit den Bakterien. 
Rede. 2. Abth. 8°. 46 pp. Heidelberg (Carl Winter) 1889. M. 1.20. 

Belfanti, S. und Pescarolo, B., Neuer Beitrag zum bakteriologischen Studium 
des Tetanus. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. 
Nor: 2129p 27410 712}) 

Boinet, M., Microcoques dans la fiövre r&mittente bilieuse. [Socidte des sciences 
medicales de Lyon.] (Lyon med. 1889. No. 16. p. 599—600.) 

Celli, A. e Guarnieri, @., Sull’ etiologia dell’ infezione malarica. (Bullettino 
d. reale accad. med. di Roma. 1888/89. No. 2/3. p. 78—80.) 

Golgi, C., Intorno al preteso bacillus malariae di Klebs, Tommasi-Crudeli e 
Schiavuzzi (Arch. per le scienze med. Vol. XIII. 1889. No. 1. p. 93—128.) 

Hedenius, P., Nägra patogena bakterier och nya mikroskoplampor. (Upsala 
läkareför. förhandlingar. 1889. No. 5. p. 306—318.) 

Klein, E., Ueber eine epidemische Krankheit der Hühner, verursacht durch 
einen Baeillus — Bacillus Gallinarum. (Centralblatt für Bakteriologie und 
Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 21. p. 689—693.) 

Raue, B., Untersuehungen über ein aus Afrika stammendes Fischgift. 8°. 72 pp. 
Dorpat (E. J. Karow) 1889. M. 1.50. 

Semenow, Arkadius, Histologisch-pharmacentische Abhandlung über die vege- 
tativen Theile des Pernambuco-Jaborandi (Pilocarpus pinnatifolius Lemaire). 
8°. 51 pp. Mit 2 Tafeln. Moskau 1887. [Russisch ] 


Personalnachrichten. 


Professor Dr. Ferdinand Nobbe in Tharand ist zum Geheim. 
Hofrathı ernannt worden. 

Der Lic. philos. A. Vinge ist zum Docenten der Botanik an 
der Universität Lund ernannt worden. 

Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach, Director des 
botanischen Gartens in Hamburg, ist am 6. Mai nach längerem 
Leiden gestorben. 


Verlag von J. M. Späth, Berlin C. 
H. Karsten. Deutsche Flora Ausser der Diagnostik aller deutschen, 


° österreichischen und schweizer Ge- 
fässpflanzen, der systematisch und medieinisch interessanten Zelleupflanzen und 
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$>%& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung. »- 


152 Anzeigen. — Inhalt. 


Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 18. 


Bakteriologische Diagnostik. 


Hilfstabellen beim praktischen Arbeiten. 


Von Dr. ]J. Eisenberg. 
Zweite, völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. 
MER 


Lex. 8. Gebunden. 


Ein vollständiges Exemplar 
des Kupferwerkes 


Schlechtendal, Langethal u. Schenk. Flora von Deutschland 


5. (neueste) Auflage, herausgeg. von E. Hallier, welches im Ladenpreis 294 M. 
kostet, wünscht für den Preis von 200 Mark (wobei zu bemerken, dass von den 
20 Bänden 17 bereits gebunden sind) zu verkaufen 

Stud. philos. Josef Guckler, Adresse: Deutsche Universität in Prag. 


Der Verkäufer, ein strebsamer, aber mittelioser Student, welcher sich 
obiges Werk seit dessen Erscheinen mühsam angeschafft hat, wünscht dasselbe 
zu veräussern, um sich aus dem Erlös ein gutes Mikroskop für seine Studien 
anschaffen zu können, weshalb den Ankauf jenes sehr gut gehaltenen Exemplars 


empfiehlt 


Prof. Dr. M. Willkonm. 


Inhatt: 


Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 


Ochsenius, Ueber Maqui. (Schluss), p. 721. 


Originalberichte gelehrter Ge- 
sellschaften. 
VIII. Sitzung am 25. Februar 1888. 
Tedin, Die primäre Rinde bei unsern holz- 
artigen Dikotylen, deren Anatomie und deren 
Funktion als schützendes Gewebe (Schluss), 
p- 727. 


IX. Sitzung am 27. März 1888. 


Karlsson, Das Transfusionsgewebe bei den 
Coniferen, p. 730. 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga 
Studentsällskapet i Upsala. 
Sitzung am 23. Februar 1888. 

Fries, Terminologische Notizen. (Schluss), p. 731. 


Sitzung am 8. März 1888. 


Jungner, Ueber Rumex crispus L. X Hippo- 
lapathum Fr., p. 733. 
Sitzung am 22. März 1888, 
Jungner, Ueber die Anatomie der Dioscoreaceen, 
p. 733, 


Botanische Gärten undInstitute 
p- 755. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 735. 


Peck, Forty-first Annual Report of the Trustees 
of the State Museum of Natural History for 
the Year I887, p. 755. 


Referate: 


Aggjenko, Notiz über einen Fall auffallend 
schnellen Wachsthums, p. 742. 

Boldt, Desmidieer frän Grönland, p. 736. 

— —, Grunddragen af Desmidieernas utbred- 
ning i norden, p. 736. 

Dammer, Beiträge zur Kenntniss der vegeta- 
tiven Organe von Limnobium stoloniferum 
Grisebach nebst einigen Betrachtungen über 
die phylogenetische Dignität von Diclinie 
und Hermaphroditismus, p. 743. 

Huth, Ueber stammfrüchtige Pflanzen, p. 742. 

Oliver, On the structure, development and 
affinities of Trapella Oliv., e new genus of 
Pedalineae, p. 744. 

Scheutz, Plantae vasculares Jenisseenses inter 
Krasnojarsk urbem et ostium Jenisei fluminis 
hactenus lectae, p. 746. 

Schlitzberger, Unsere häufigeren essbaren 
Pilze, p. 739. 


Stephani, Westindindische Hepaticae, p. 740. 


Neue Litteratur, p. 749. 


Personalnachrichten: 
Prof. Dr. Ferdinand Nobbe (Geh. Hofrath), p. 752. 
Lie. philos. A. Vinge (Docent der Bot. a. d. 
Univ. Lund), p. 752. 
Prof. Dr, Heinrich Gustav Reichenbach (f), 
p. 752. 


Ausgegeben: 28. Mai 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


Band XXXVIIINo.10. Jahrgang X. 


AL, 
REFERIRENDES ORGAN Z 
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr: Oscar Uhlworm una Dr. G. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingzfors. 


No. 2. | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889, 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Bemerkungen über die Farbenreaktionen und die 
Aldehydnatur des Holzes, 
Von 
Dr. Emil Nickel. 


Wiesner”) war es, der 1366 mit geschicktem Griff das Anilin- 
sulfat als Reagens auf verholzte Zellmembranen einführte und dadurch 
den Anstoss gab zu dem jetzt weit entwickelten Gebrauch der 
organischen Reagentien für die Zwecke der Erkennung der Kohlen- 
stoffverbindungen. Wiesner war es auch (1878), welcher das 
Dunkel der im Jahre vorher von v. Höhnel entdeckten „Xylo- 
philinreaktion“ lichtete und uns dadurch im Phlorogluein ein zweites, 
ganz vorzügliches Reagens auf verholzte Zellmembranen bescherte. 

Inzwischen ist die Zahl der „Ligninreagentien“ ganz bedeutend 
— vielleicht schon auf 30 — gewachsen, und auch der theoretische 


*) Litteratur bei Behrens, Hülfsbuch für mikroskopische Untersuchungen 
im botanischen Laboratorium. 
Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. Fade 


754 Nickel, Bemerk. üb. d. Farbenreaktionen u. die Aldehydnatur d. Holzes. 


Werth derselben ist erheblich gestiegen. Während früher die 
Bedeutung der Ligninreagentien ausschliesslich darin bestand, in 
gewissen Fällen Bestandtheile der pflanzlichen Gewebe für das Auge 
stärker zu differenziren, offenbaren uns jetzt die Ligninreagentien 
theilweise den chemischen Charakter der untersuchten Suhstanz. 

In meiner Arbeit über die Farbenreaktionen der Kohlenstoff- 
verbindungen — vergl. Botan. Centralbl. Bd. XXXV. p. 396 und 
Bd. XXXVI. p. 393 — habe ich gezeigt, dass die Farbenreaktionen 
der Kohlenstoffverbindungen meist von gewissen Atomgruppen ab- 
hängen. — Die sog. Ligninreagentien: Anilinsulfat, Phlorogluein 
u. 5. w. sind unter den Bedingungen, unter denen sie zum Nachweis 
des Holzes gebraucht werden, Erkennungsmittel für aromatische 
und ihnen nahe verwandte Aldehyde, mit denen sie unter Bildung 
von Triphenylmethanfarbstoffen und analogen Verbindungen reagiren. 
(Vergl. Nickel, Farbenreaktionen p. 22). — Ich glaube, ich bin 
der Erste*) gewesen, welcher auf Grund umfassender Studien über 
die Farbenreaktionen der organischen Verbindungen die Ansicht 
ausgesprochen hat, dass es gegenwärtig noch nicht gerechtfertigt 
sei, die sog. Ligninreaktionen einer bestimmten chemischen 
Verbindung zuzuschreiben, dass man sie aber bereits sehr wohl 
allgemein aut aldehydartige Bestandtheile des Holzes 
beziehen dürfe. 

Meine Auffassung unterscheidet sich eben dadurch von der älteren, 
von Singer (1382) ausgesprochenen Anschauung**), nach welcher 
bekanntlich die Ligninreaktionen mit Hülfe von Anilinsulfat, Phloro- 
glucin, Indol u. s. w. auf einem Vanillingehalt des Holzes beruhen 
sollen. 


Bei meinen Studien über die Natur der Verholzung ergaben 
sich mir verschiedene Gründe gegen die Anschauungen Singer ’s. 
Derselbe stützt sich wesentlich darauf, dass die Farbenreaktionen 
desVanillins, eines zu den aromatischen Aldehyden gehörigen Körpers, 
mit denen des Holzes übereinstimmen, und dass das Holz unter 
gewissen Bedingungen einen Vanillingeruch entwickelt. Auch ich 
habe bei der chemischen Untersuchung des Holzes häufig einen 
vanillinartigen Geruch wahrgenommen, muss aber gegen die Ueber- 
einstimmung der Farbenreaktionen des Holzes mit denen des Vanillins 
Widerspruch erheben. 

Als ich im Sommer 1884 im botanischen Institut der Berliner 
Universität eine Wiederholung der Singer’schen Versuche vor- 
nahm, wurde ich überrascht durch die geringe Empfindlichkeit des 
Vanillins gegen die Ligninreagentien, während die Singer’sche 
Deutung der Ligninreaktionen gerade das Gegentheil vermuthen 
lässt. Aehnlich ist es später (1886) auch Forssell gegangen, 
welcher in einer Mittheilung über die Mikrochemie der Flechten 
(Berichte der Wiener Akademie. 93. I. p. 225) ebenfalls auf jenen 


*) Vergl. meine Notiz in der Chemiker-Zeitung vom 4. December 1837. 
XI. 1520. 

*#) Berichte der Wiener Akademie. Bd. LXXXV. 1. p. 347; Botanisches 
Centralblatt. Bd. X. 1832. p. 343. 


u ae N A A Te Dur 5 


u, ehem A a5 


Nickel, Bemerk. üb. d. Farbenreaktionen u. die Aldehydnatur d. Holzes. 755 


Umstand hinweist. Ich habe die Empfindlichkeitsgrenze bei der 
zwischen Vanillin und Anilin eintretenden Farbenreaktion annäherungs- 
weise bestimmt. Bei einer Lösung mit !/s/o Vanillin ruft das Anilin- 
sulfat nur noch ein schwaches Gelb hervor. Die Phenole (Phloro- 
glucin u. s. w.) sind noch weniger emptindlich und erfordern immer 
eine grössere Menge Säure als bei den Ligninreaktionen noth- 
wendig ist. 

Da es mir zweifelhaft erschien, dass die beim Vanillin mit den 
Ligninreagentien auftretenden Farbenreaktionen für dasselbe specifisch 
sind, untersuchte ich noch andere aromatische Aldehyde, sowie 
überhaupt die verschiedensten Kohlenstoffverbindungen mit den 
Reagentien der genannten Art. Ich will hier nur bemerken, dass 
z. B. die salieylige Säure mit Anilinsulfat eine ganz ähnliche Reaktion 
gibt wie das Vanillin. 

Ausser den genannten Reagentien, welche wesentlich auf die 
Aldehydgruppe des Vanillins und ähnliche Aldehyde wirken, habe 
ich auch solche Reagentien für die Untersuchung herangezogen, für 
deren Wirksamkeit die freie an den Benzolkern gebundene — auch 
im Vanillin vorhandene — Hydroxylgruppe eine wesentliche Be- 
dingung ist, und gerade dabei Unterschiede zwischen den Lignin- 
und Vanillinreaktionen gefunden. Genauere Angaben über die 
weiteren speciellen Gründe gegen die Singer ’sche Anschauung 
werde ich folgen lassen, sobald ich meine Versuche in jener 
Richtung zu einem besseren Abschluss gebracht habe, und beschränke 
mich zunächst darauf, noch einige Thatsachen anzuführen, welche 
für die eingangs aufgestellte Behauptung sprechen, dass die sog. 
Ligninreaktionen einer aldehydartigen Substanz zuzuschreiben sind. 

Bekanntlich vereinigen sich die aldehydartigen Verbindungen 
unter Aufhebung der Aldehydgruppe mit den Alkalibisulfiten, und 
es bleiben bei Gegenwart der letzteren die Farbenreaktionen zwischen 
den Aldehyden und dem Anilinsulfat und ähnlichen Verbindungen 
aus. Auch Holz, welches mit Bisulfitlösung durchtränkt war, zeigte 
mit Anilinsulfat keine Reaktion mehr. Dieselbe trat erst ein, als 
das Bisulfit durch verdünnte Schwefelsäure zerstört wurde. 

Ausser den genannten Aminen und Phenolen besitzen wir noch 
andere Reagentien auf Aldehyde. Durch die Untersuchungen von 
Schiff (1867), V.Meyer (1880), Schmidt (1881) und Tiemann 
(1881) ist festgestellt, dass eine durch schweflige Säure entfärbte 
Fuchsinlösung ein Reagens auf Aldehyde ist. Auch diesem Reagens 
gegenüber verhält sich das Holz wie ein Aldehyd, worauf erst 
neuerdings wieder Seliwanoff aufmerksam gemacht hat. (Russ. 
phys.-chem. Ges. Oct. 1887.) Ich will übrigens bei dieser Gelegenheit 
bemerken, dass das Vanillin gegen das Schiff’sche Reagens 
nach meinen Beobachtungen überaus unempfindlich ist. 

Als Reagens auf Aldehyde ist ferner von Nägeli das Hydroxyl- 
amin vorgeschlagen worden (Berichte d. D. chem. Ges. 16. 494), 
welches sich mit den Aldehyden unter Aufhebung der Aldehyd- 
gruppe chemisch vereinigt. Seliwanoff hat nun gezeigt (l. c. 
Febr. 1389), dass mit Hydroxylamin behandeltes Holz nicht mehr 
die Aldehydreaktionen mit Phlorogluein u. s. w. zeigt. Derselbe 

22° 


756 Botanischer Verein in Lund. 


Forscher hat auch nachgewiesen, dass das Lignin sich wie gewisse 
Oxyaldehyde mit Phenylhydrazin vereinigt, und hat dabei ein krystalli- 
sirtes Produkt erhalten, dessen nähere Untersuchung uns vielleicht 
über die chemische Natur der Verholzung weitere Aufschlüsse 
bringen wird. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botanischer Verein in Lund. 
(Schluss.) 


Diese sämmtlichen Gewebearten, bei gewissen Gattungen die 
Bastfaser und das einfach poröse Transfusionsgewebe jedoch aus- 
genommen, finden sich in den Blättern aller von mir untersuchten 
Coniferen wieder, obgleich sie verschiedenen Modifikationen unter- 
worfen sind. Die erste Anlegung und die Entwickelung derselben 
habe ich bei Pinus Austriaca und silvestris, Larixs Europaea, 
Taxus baccata, Taxodium mucronatum, Thujopsis dolabrata und 
Podocarpus longifolia studirt und dabei gefunden, dass sie im 
Grossen und Ganzen bei allen in derselben Weise entstehen. Aus 
dem Periblem der Blattanlage entwickelt sich demnach der innerste 
Theil durch Längsstreckung und Zuspitzung der Zellen zu einem 
axilen Strange, mit dem vergleichbar, was Hanstein im Stamme 
Plerom nennt. Durch Längstheilungen und darauf folgende Quer- 
theilungen entwickelt sich aus diesem Plerom das Transfusions- 
gewebe gleichzeitig mit der Anlage in demselben Plerom von einem 
Procambiumstrang (oder von 2 solchen), woraus später das eigent- 
liche Gefässbündel hervorgeht. 

Die eigentlichen Transfusionszellen nehmen in den verschiedenen 
Gattungen der Coniferen eine verschiedene Lage in Betreff des 
Gefässbündels ein; und hauptsächlich hierauf bezugnehmend habe 
ich folgende Typen aufgestellt: 

I. Pinus-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe ist 
um die Gefässbündel zu einem Hohleylinder entwickelt, welcher 
über dem Xylem entweder geschlossen ist (Pinus, Picea), oder erst 
gegen die Spitze zu sich darum schliesst (Abies) oder auch offen 
bleibt (Cedrus, Larix). Die Membranen haben Ringporen, aber keine 
netzförmigen Verdickungen. Einfach poröse Transfusionszellen 
finden sich unter den eigentlichen Transfusionszellen zerstreut. 
Bastfaserzellen liegen in einer geschlossenen Gruppe unterhalb 
des Phloöms und zudem gewöhnlich zwischen den Gefässbündeln 
und oberhalb des Xylems zerstreut. Markähnliches Transfusions- 
gewebe in Gruppen über dem Xylem, selten auch unterhalb 
des Phloems (Zarix). Transfusions-Xylem und Phlo&m wenig ent- 
wickelt. Die Zellen der Strangscheide gut entwickelt. Besonderes 
Zuleitungsgewebe fehlt im Grundgewebe: 

Pinus, Picea, Abies, Cedrus, Larix. 


Botanischer Verein in Lund. 757 


I. Araucaria-Typus. Eigentliche Transfusionszellen nur 
in den Flanken und über dem Xylem der Gefässbündel entwickelt, 
welche sich gewöhnlich zu mehreren vorfinden, parallel und durch 
ein Grundgewebe von einander getrennt sind, in welchem kein 
besonderes Zuleitungsgewebe entwickelt ist. Einfach poröse Trans- 
fusionszellen kommen spärlich vor. Transfusions-Xylem und -Phloem 
sehr schwach entwickelt. Markähnliches Transfusionsgewebe und 
Bastfasern zwischen dem Phlo&m und der Strangscheide, welche 
weniger gut vom Grundgewebe differenzirt ist: 

Araucaria, Sciadopitys. 


III. Taxus-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe liegt 
nur in den Flanken des Gefässbündels, durch ein ziemlich reich- 
liches Transfusions-Xylem und -Phloöm damit verbunden. Es gibt 
ferner in den verholzten Membranen der Zellen sowohl Ringporen 
wie netzförmige Verdiekungen. Spärlich in demselben eingestreute 
protoplasma- und stärkeführende Zellen mit dünnen, unverholzten 
Membranen entsprechen den einfach porösen Transfusionszellen des 
Pinus-Typus. Ueber dem Xylem und unter dem Phloöm liegen 
markähnliche Transfusionszellen. Bastfaserzellen fehlen entweder 
oder liegen dicht aussen vor dem Phloöm. Die Zellen der Strang» 
scheide nur schwach von denen des chlorophyllführendeu Gewebes 
differenzirt. Letzteres in den Flanken zu einem wenig ausgeprägten 
Zuleitungsgewebe entwickelt: 

Taxus, Cephalotaxus, Taxodium, Sequoia sempervirens. 


IV. Cupressineen-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe 
bildet dünne Platten oder Stränge, gewöhnlich ohne eingestreute 
einfach poröse Zellen, und liegt im freien Theil der Nadel in den 
Flanken des Gefässbündels, mit diesem durch ein schwach entwickeltes 
Transfusions-Xylem und -Phlo&m verbunden. Die Membranen sind 
ohne netzförmige Verdickungen, haben aber Ringporen, von deren 
Hofwänden gewöhnlich Auswüchse in die Zellen hineinragen. Ueber 
dem Xylem und dem Phloöm markähnliche Transfusionszellen wie 
bei dem vorigen Typus. 


a) Die Aeste flach, die Blätter schuppenförmig. Das Transfusions- 
gewebe in den randständigen Blättern aus dem Parenchym 
dicht neben dem Gefässbündeleylinder des Stammes entstehend. 
Ehe diese Blätter sich vom Stamme trennen, tritt deren Trans- 
fusionsgewebe mit dem eigentlichen Transfusionsgewebe der 
ober- und unterständigen Blätter mittelst eines saftleitenden 
Gewebes in Verbindung. 

Thujopsis, Thuja, Libocedrus. 


b) Die Aeste nicht fach, die Blätter gewöhnlich schuppenförmig. 
Das Transfusionsgewebe läuft zwar in dem an dem Stamme 
festhängenden Theile der Nadel herunter, doch nie so tief, 
dass eine direkte Verbindung der Transfusionsgewebe der 
nach einander folgenden Blätter zu Stande kommt: 

Frenela, Juniperus Sabina, Cupressus Goveniana, Callitris 
propinqua U. a. 


758 Botanischer Verein in Lund. 


c) Die Aeste nicht flach, die Blätter entwickelt. Das Transfusions- 
gewebe tritt erst da um den Gefässbündel auf, wo dieses eben 

im Begriff ist, vom Stamme in das Blatt überzugehen: 

Juniperus communis und drupacea, Qunninghamia Sinensis. 

V. Podocarpus-Typus. Das eigentliche Transfusionsgewebe liegt 
in den Flanken das Gefässbündels, mit diesem durch ein stark ent- 
wickeltes Transfusions-Xylem und -Phloöm verbunden und zeigt 
Andeutungen zu netzförmigen Verzweigungen. Reichlich eingestreute 
Protoplasma- und Stärke-führende Zellen mit dünnen, unverholzten 
Membranen entsprechen den einfach porösen Transfusionszellen des 
Pinus-Typus. Die Membranen der eigentlichen Transfusionszellen 
sind verholzt und haben Ringporen und netzförmige Ablagerungen. 
Ueber dem Xylem und unter dem Phlo@m findet sich ein Proto- 
plasma- und Stärke-reiches, markähnliches Transfusionsgewebe mit 
eingestreuten Bastfaserzellen. Das Transfusionsgewebe ist durch 
eine Strangscheide, aus dünnwandigen Zellen bestehend, von einem 
wohl entwickelten Zuleitungsgewebe im Grundgewebe getrennt: 

Podocarpus (Cycas). 

Zuletzt möchte ich einiges über die Funktionen des Trans- 
fusionsgewebes erwähnen. Die Zellen des einfach porösen und des 
markähnlichen Transfusionsgewebes enthalten gewöhnlich sehr 
reichlich Protoplasma und in der Vegetationszeit viel Stärke. Sie 
stehen zudem in direkter Verbindung mit dem Weichbast oder mit 
den Markstrahlen des Gefässbündels, welche denselben Inhalt haben. 
Man dürfte deshalb den Schluss ziehen können, dass die betreffenden 
Transfusionsgewebearten die verarbeiteten Nährstoffe von der Strang- 
scheide nach dem Gefässbündel hinleiten. Hierfür spricht ebenfalls, 
dass der Weichbast des Gefässbündels des Blattes jährlichen 
Zuwachs zeigt, was nur so erklärt werden kann, dass dieser jüngere 
Weichbast die Funktion hat, die bereiteten Nährstoffe in den Stamm 
herunter zu leiten. 

Der Bau des eigentlichen Transfusionsgewebes sowie dessen 
Verhalten in Betreff der übrigen Gewebe im Blatte zeigen, dass 
dasselbe auch zur mechanischen Stütze dienen kann. So sind die 
Wände des Transfusionsgewebes bei Sciadopitys und Picea alba so 
dicht stehend und so stark verdickt, dass sie sehr gut geeignet 
sind, einem transversalen Druck auf das Blatt zu widerstehen. 
Ferner trägt das Transfusionsgewebe das chlorophyllführende, in 
Querlamellen geordnete Grundgewebe bei vielen Coniferen, besonders 
den Abietineen, oder das Zuleitungsgewebe, wie u. a. bei Podocarpus 
longifolia. Bei Cupressineen mit stark herablaufenden Blättern und 
keinen oder nur wenigen Bastfasern giebt gewiss das flügelartig 
sich verbreiternde Transfusionsgewebe dem angrenzenden, lakunösen 
Parenchym eine erhebliche Stütze. 

Die grosse Uebereinstimmung in Bezug auf Poren, Verholzung 
und Inhalt, welche zwischen dem eigentlichen Transfusionsgewebe 
und dem Xylem des Gefässbündels besteht, sowie der Uebergang 
zwischen beiden, durch das Transfusionsxylem vermittelt, bezeugen 
jedoch, dass die eigentlichen Transfusionszellen ein saftleitendes 
Gewebe bilden. Von diesem Gesichtspunkte aus gesehen, finden 


Botanischer Verein in Lund. 159 


viele der Anordnungen des betreffenden Gewebes ihre Erklärung. 
So ist es in centrischen Blättern, z. B. bei Pinus, wo ein allseitig 
gleicher Wasserverlust stattfindet, rings um das eigentliche Gefäss- 
bündel entwickelt, während es in flachen Blättern sich gegen die 
beiden Flanken des Gefässbündels verbreitet und dabei nicht selten 
mit einem im chlorophyliführenden Grundgewebe entwickelten Zu- 
leitungsgewebe in Verbindung steht, z. B. Podocarpus longifolia. 
Bei Cupressineen mit schuppenförmigen Blättern, die am Stamme 
herablaufen, ragt das Transfusionsgewebe wie zwei Hörner nach 
unten in der Nähe der Falten vor, welche der angewachsene Basal- 
theil des Blattes mit dem Stamme bildet. Da die Spaltöffnungen 
in diesen Falten liegen, steht also die Entwicklung des Transfusions- 
gewebes und das Vorkommen der Spaltöffnungen mit einander in 
naher Beziehung. Dieses tritt noch deutlicher hervor, wenn, wie 
bei Thujopsis und Zhuja, die beiden flachen oppositen Blätter, oder, 
wie bei Callitris propingua, die wirtelständigen Blätter mit ihren 
oberen, vom Stamme freien Theilen schalen- oder hülsenförmig den 
Basaltheil des nächst oberen Internodiums umschliessen. Gleichzeitig 
verbreitert sich daselbst das Transfusionsgewebe stark, so dass auch 
dieses als schalenförmig bezeichnet werden kann. 

In der Oberhaut der Innenseite dieser Schuppenblätter liegen 
zahlreiche Spaltöffnungen, durch welche eine lebhafte Transpiration 
stattfindet, sobald ein Windhauch die Aeste in Bewegung setzt. 
Diese biegen sich nämlich fast ausschliesslich an den Noden und 
dabei öffnen und schliessen sich die Spalten zwischen dem Aste 
und der von den freien Spitzen der Blätter gebildeten Schale bei 
jeder Biegung des Astes nach vorne oder nach hinten. 


A. L. Grönwall sprach: 


Ueber die Stellung der männlichen Blüten bei den 
Orthotrichum-Arten. 


Bezüglich der Stellung der männlichen Blüten zeigen die Arten 
der Gattung Orthotrichum unter sich grosse Verschiedenheiten. 
Meistens unterscheidet man in bryologischen Arbeiten*) dreierlei 
Blütenstände, indem die männlichen Blüten entweder axillär sind 
oder pseudolateral (an der Basis des fructifieirenden Zweiges 
sitzend) oder terminal auf eigenen Zweigen, in welch letzterem 
Fall man, wie es scheint, auch den sympodialen Blütenstand mit- 
unter einbegreift, welcher bisweilen (z. B. bei ©. pallens) vorkommt, 
und dadurch entstelit, dass mehrere Generationen männlicher Blüten 
längs desselben Zweiges auf einander folgen. Diese Terminologie 
ist, wie leicht nachzuweisen ist, etwas unklar und nicht ganz exakt, 
wozu kommt, dass ohne allen Zweifel zwischen diesen Arten von 
Blütenständen viele Uebergänge vorkommen und dass sehr oft sogar 
eine Art beträchtlichen Variationen in dieser Beziehung unter- 
worfen ist. 


*) Vergl. besonders Venturi’s letzte Monographie dieser Gattung in 
„Muscologia gallica“ 6ıne livraison. 


760 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 


Ein Beispiel liefert ©. speciosum (Vergl. des Vortr. Schrift: 
„Nya bidrag till kännedomen om de rordiska arterna af slägtet 
Orthotrichum |= neue Beiträge zur Kenntniss der nordischen Arten 
der Gattung OÖ.) p. 4), und andere noch sprechendere Beispiele sind 
von gewissen arktischen Arten zu holen. Ein paar Mittheilungen 
aus den Notizen, die Vortr. bei der Untersuchung einiger hierher- 
gehörender Formen gemacht hat, dürften beweisend sein. 

1. O. areticum (aus Finnmarken, Alten): männliche Blüten in 
den Spitzen kurzer, vom unteren Theil des Stammes ent- 
springender Zweige angehäuft, oder ungestielt in den oberen 
Blattwinkeln, oder auch übereinander auf besonderen, kurzen 
Zweigen befestigt. 

2. O. Blyttü (?) (Norwegen, Helgoland, Hemn&sbjerg): männliche 
Blüten in den Spitzen kurzer Zweige angehäuft. 

3. ©. Blyttüi (?) (Norwegen, Helgoland, Moe): männliche Blüten 
zahlreich in den Blattwinkeln. 

4. 0. Blyttii (Norwegen, Ofoten): männliche Blüten in den obersten 
Blattwinkeln oder in den Spitzen von kurzen Zweigen (zu 
zweien?) u. s. f. 

Uebrigens kommen bisweilen von einer und derselben Art ver- 
schiedene Angaben in Betreff der Stellung der männlichen Blüten 
vor. So — um nur ein Beispiel zu erwähnen — sagt Schimper, 
dass sie bei OÖ. Aogeri sitzen „in ramis propriis, in eodem ramo 
pro more complures approximati“ *), während Venturi in seiner 
Beschreibung dieser Art sie mit Bestimmtheit als pseudolateral 
bezeichnet. 

Eingehenderes Studium der betreffenden Arten wäre deshalb 
höchst erwünscht. 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet 
i Upsala. 
(Schluss.) 


Resultate. 


1. Der radiäre Zuwachs der Gefässbündel geschieht in der 
Familie der Dioscorese in centrifugaler Richtung. Sie entstehen 
durch procambiale Theilungen einer einzigen Meristemzelle und 
müssen somit als einfach betrachtet werden. 

2. Die Gefässbündel werden angelegt, um verschiedene Blätter 
mit einander in Verbindung zu setzen. Ihre verticale Entwicklung 
begiunt daher an dem Grunde der Blattanlage und schreitet gleich- 
zeitig nach oben und unten fort. 


*) Soviel Vortr. an den wenigen Exemplaren gesehen hat, die ihm vor 
Augen kamen, ist Schimper’s Beobachtung richtig. Die Angabe Venturi’s 
ist wahrscheinlich auf eine Verwechslung von OÖ. Rogeri mit Formen von OÖ, 
stramineum, welcher V. sich wenigsten gewissermasen schuldig machte, zu be- 
gründen, wie Vortr. früher an anderer Stelle nachgewiesen hat. 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 761 


3. Weil aber der Hauptstamm in der Regel nicht nur Blätter, 
sondern auch Zweige erzeugt, so müssen die Blattspurstränge dieser 
‚mit denjenigen des Hauptstammes verbunden werden. Zweigspur- 
stränge kommen daher normal vor. 

4. Bei den hierher gehörigen Familien hören die Blattspuren 
dadurch auf, dass sie sich an die Zweigspuren anlegen; das um- 
gekehrte Verhältniss kommt nie vor. Die unterste Blattspur eines 
Zweiges kann nämlich immer weiter nach unten im Hauptstamme 
verfolgt werden, als die Stränge, welche auf derselben Seite des 
Hauptstammes verlaufen und welche aus denjenigen Blättern des 
Hauptstammes stammen, die sich mehr oder weniger gerade über 
dem Insertionspunkt des fraglichen Zweiges befinden. 

5. Die Anordnung und der Verlauf der Gefässstränge im Stamme 
und im Blatt stellen keinen aikotylen Typus dar, obwohl mehrere 
Uebereinstimmungen mit einem solchen vorhanden sind. 

6. Es herrscht in der erwähnten Familie eine grosse Ver- 
änderlichkeit in der Zahl und dem Verlaufe der Gefässbündel; 
jedoch nicht unter verschiedenen Arten, aber bei verschiedenen 
Individuen derselben Art, sowie bei verschiedenen Internodien desselben 
Individuums. Verschiedene Individuen sind nämlich schon vom An- 
fange an ungleich kräftig und die Zahl der Gefässbündel wird dadurch 
verschieden. Und die Stammspitze ist während der Zeit, wo sie 
die mittleren, grösseren Blätter bildet, kräftiger, als wenn sie solche 
Blätter erzeugt, welche den Nieder- oder Hochblättern näher stehen; 
aus diesem Grunde wird die Blattdivergenz an der mittleren Ab- 
theilung des Stammes kleiner und mithin werden die Gefässstränge 
im Stamme zahlreicher. 

t. Betrachtet man dagegen für sich jedes Blatt sammt seinem 
in den Stamm sich herabstreckenden Strangsysteme, so findet man 
die grösste Uebereinstimmung zwischen verschiedenen Internodien 
nicht nur derselben, sondern auch verschiedener Individuen. Sogar 
die verschiedenen Arten und Gattungen der Familie der Dioscoreae 
sind in dieser Hinsicht weniger als in anderen anatomischen Chara- 
kteren untereinander verschieden. 

8. Die feinere Nervatur der Blätter wird von Maschen und 
blind endigenden Spitzen, wie bei den typischen Dikotylen, gebildet. 

9. Der Getässbündelbau in der Familie der Dioscoreae weicht 
von demjenigen der meisten anderen Monokotylen dadurch ab, dass 
ausser der Protophloömgruppe auch zwei Siebröhrengruppen sowohl 
im Stamme als im Blattstiele und in den grösseren Blattnerven 
auftreten. Bisweilen wird die innere oder äussere von ihnen durch 
mechanisches Gewebe in zwei Theile getheilt. 

10. Eine partielle Nodusbildung findet bei der Familie der 
Dioscoreae statt und besteht darin, dass die hinauslaufenden Zweigspur- 
stränge in den Noden so bedeutend in horizontaler Richtung ent- 
wickelt sind, dass sie miteinander verschmelzen. sowie darin, dass 
sie, wie es auch bei anderen Pflanzen der Fall ist, gebogen sind, 
und dass sie hier in grösserer Zahl als in den Internodien auftreten. 
Die Nodusbildung wird keineswegs durch das Auftreten von Ana- 
stomosen verursacht. 


762 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 


11. Diese Bildung ist ohne Zweifel darauf abgesehen, die 
Stränge verschiedener Blätter und Zweige mit einander zu ver- 
binden, um die Zweige zu unterstützen und eine Saftkommunikation 
zu bewirken. Die Elemente der Gefässbündel sind daher hier für 
diese Zwecke umgebildet. 

12. Die Stränge im Stamme stimmen in ihrem Baue mit den- 
jenigen der Monokotylen überein, ebenso diejenigen der gröberen 
Blattnerven, welche deutlich bicollateral sind. In den feineren 
Nerven sind sie collateral. Das Xylem ist dann immer nach oben, 
das Phloem nach unten gekehrt, wie es in den Blattsträngen der 
Dikotylen der Fall ist. 

13. Die Protophloömgruppe besteht hauptsächlich aus Cambi- 
formzellen, die in jüngeren Entwicklungsstadien Stärke enthalten. 
Solche Zellen werden in den nach aussen gelegenen Phloömgruppen 
des Stammes vermisst, in den Blättern aber sind oft die Zellen, 
welche dem Sklerenchyme des Phloöms entsprechen, unverholzt und 
stärkeführend. 

14. Die äusseren Weichbastgruppen werden von Siebröhren 
und Geleitzellen gebildet. Die ersteren sind im Stamme sehr gross, 
nehmen aber immer mehr an Grösse ab, je höher sie in den feineren 
Nerven der Blätter gelegen sind. Die Geleitzellen nehmen dagegen 
an Grösse zu, je mehr sie sich der Basis der freien Strangspitzen 
annähern. Dies scheint die Ansicht A. Fischer’s zu bestätigen, 
dass es diese Zellen sind, die im Blatte die plasmatische Nahrung 
zubereiten, und dass die Siebröhren sie nach den Stellen, wo sie 
verbraucht oder aufgespeichert werden, ableiten. Diese beiden 
Arten von Zellen sind mit deutlichen Perforationen, die jedoch in 
den feineren Blattsträngen immer kleiner und undeutlicher werden, 
versehen. Die Siebröhren enthalten aussen Protoplasma und 
innerhalb dessen Zellsatt. 

15. Bei denjenigen Arten und in denjenigen Geweben, wo die 
Siebröhrengruppen an dünnwandige Elemente angrenzen, enthalten 
sie Stärkekörner. Diese tehlen dagegen meistens in den Theilen 
der Pfianze und bei den Arten, bei welchen das ringsum liegende 
Gewebe verholzt ist. 

16. Das Grundgewebe besteht in den aufgetriebenen Partien 
des Blattstieles und zuweilen an der unteren Seite der Nerven aus 
Wasser- und Schleim-führenden Zellen, sowie aus Kollenchym, was 
darauf berechnet ist, sowohl das Blatt zu tragen, als auch eine 
Bewegung desselben zu ermöglichen. 

17. Das Hautgewebe ist mit längsgehenden, den Gefässsträngen 
entsprechenden Furchen und Kanten, mit vertikalen Rinnen gerade 
ausserhalb der Zwischenwände der Epidermiszellen und mit Cuticular- 
streifen versehen, welches alles den Zweck hat, Wasser, sowie Ver- 
wesungsprodukte und Stickstoff-haltige Substanzen, welche möglicher- 
weise darin zuweilen aufgelöst vorkommen, zum Stammknollen hinab- 
zuleiten. 

18. Es scheint als allgemeine Regel besonders in Betreff der 
Familie der Dioscoreae zu gelten, dass die Arten, welche immer oder 
doch vorzugsweise an zum Theil beschatteten Standorten mit con- 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 663 


stanter Feuchtigkeit leben, sowie in den tieferen Waldungen, 
wo nur schwache Luftströmungen vorkommen, sowohl grössere An- 
schwellungen zeigen, als auch im Zusammenhang damit anstatt des 
Sklerenchymes an der unteren Seite der Blattstränge ihr Grund- 
gewebe für mechanische Funktion zu einem schwellbaren Wasser- 
gewebe und zu einem ausserhalb dieser gelegenen mehr oder weniger 
kräftig ausgebildeten Collenchym ausbilden. Dass diejenigen Arten 
aber, die von höheren Gebirgsgegenden und dem Lichte allseitig 
ausgesetzten Orten stammen, oder welche den temperirten Regionen 
der Erde angehören und stärkeren Windzügen ausgesetzt sind, 
zeigen kleinere Anschwellungen und haben das Sklerenchym zwischen 
den Siebröhrengruppen des Blattes sowie ausserhalb dieser stark 
entwickelt 

19. Obgleich Furchen mit begleitenden Kanten am Stamme, 
Rinnen gerade über den Scheidewänden der Epidermiszellen und 
Cuticularstreifen bei allen Arten in der Familie der Dioscoreen 
vorhanden sind, scheinen diese Bildungen doch in grösserer Zahl 
bei denjenigen aufzutreten, welche in den tropischen Wäldern leben. 

20. Da auch bei diesen Arten der Stamm besonders am Grunde 
sehr schmal ist und die Gefässbündel mithin auch bei diesen gering 
an Zahl sind, so hat, je nachdeın die Furchen, Rinnen und Streifen an 
Zahl und Tiefe zugenommen, auch der obere, dem Stengel zunächst ge- 
legene Theil des Rhizoms an Dicke zugenommen und ist fast kugel- 
oder scheibenförmig geworden, um auf diese Weise ein Reservoir 
für die Wassermenge zu bilden, die bei diesen Pflanzen herabgeleitet 
wird und die durch den bisweilen überaus dünnen und langen 
Stamm an die Blätter, welche hier durch ihre Zahl und Grösse ein 
sehr weites Transpirationsfeld darbieten, stetig hinaufgeführt werden 
muss. Weil nämlich die Vegetationsperiode eine lange ist, so gehen 
die Windungen sehr weit nach oben fort, das Laubwerk wird reicher 
und der Wasserverbrauch grösser. 

21. Je mehr der unterirdische Stamm darauf berechnet ist, ein 
Wasserreservoir zu sein, wobei er stets auch ein Aufbewahrungsort 
für Reservenahrung ist, desto mehr scheint er abgerundet zu werden 
und in Beziehung zum oberirdischen Stamme einen solchen Platz 
zu bekommen, dass er sammt seinem Wurzelsysteme diesem möglichst 
nahe kommt. 

Da aber nur ein Theil von den Arten der Familie untersucht 
wurde, konnte Vortr. darüber keine Meinung aussprechen, in 
welcher Ausdehnung die vier letztgenannten Gesetze gültig sind. 

22. Das Hautgewebe, das Grundgewebe und die Gefässbündel 
sind in verschiedenem Grade Veränderungen durch das umgebende 
Medium ausgesetzt. Das Hautgewebe wird von äusseren Um- 
ständen am leichtesten und zuerst beeinflusst, dann das Grundgewebe 
und schliesslich der Getässbündel. Aus diesem Grunde ist es, in 
Betreff der anatomischen Charaktere, fast nur das Hautgewebe, 
sowie die Verschiedenheiten in anderen anatomischen Verhältnissen, 
die durch Variationen in diesem Gewebe direkt hervorgerufen sind, 
wodurch die Arten der Gattung Dioscorea von einander unterschieden 
werden. Dagegen werden einerseits die Gattungen Testudinaria 


764 Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 


und TZamus und andererseits die Gattung Dioscorea auch durch 
Verschiedenheiten im Grundgewebe unterschieden (nämlich durch 
den Bau des Palissadenparenchyms im Blatte), während diese drei 
Gattungen im Baue des Gefässbündels einander sehr ähnlich sehen. 
Und endlich sind die hier abgehandelten Familien sowohl im Haut- 
und Grundgewebe als hinsichtlich des Baues und Verlaufes der 
Gefässbündel untereinander verschieden. 

Der Unterschied, welcher dennoch in der Stärke des mecha- 
nischen Gewebes der Blattstränge, sowie in der Ausbildung des 
Grundgewebes der Anschwellungen zwischen tropischen und nicht- 
tropischen Arten vorhanden ist, ist offenbar solcher Natur, dass 
man nicht behaupten kann, dass das Gefässbündel hier von seinem 
typischen Baue abgewichen sei. Denn der Unterschied liegt ja 
zur darin, dass dünnwandige und unwesentliche Gewebeelemente 
bisweilen verholzt werden. 

23. Obgleich sämmtliche hier abgehandelten Familien sowohl 
im Haut- und Grundgewebe, als im Baue und Verlaufe der Gefäss- 
bündel im Stamme und im Blatte untereinander verschieden sind, 
zeigen sie doch, besonders in den letzten Hinsichten, viele gemeinsame 
Charaktere, die auf ihre nahe Verwandtschaft deuten. 

24. Die Dioscoreen stimmen mehr als die übrigen verwandten 
Familien mit den Dieotylen überein durch die geringe Zahl der 
Blattspurstränge, durch deren kreisförmige Anordnung im Stamme 
und durch das Vorhandensein blind endigender Strangspitzen in den 
Blättern. 

Die Smilacineen dagegen kommen in dieser Hinsicht den 
typischen Monocotylen am nächsten. 


Hierauf lieferte Professor Th. M. Fries 
Einige Bemerkungen über die Gattung Pilophorus. 


Von dieser schönen Gattung, welche zwischen Cladonia und 
Stereocaulon steht, waren bisher drei Formen bekannt, nämlich P. 
robustus Th. Fr., dessen Podetien nach oben in zahlreiche kurze 
Zweige getheilt und dessen Apothecien schliesslich niedergedrückt- 
kugelig und unregelmässig wellig sind; P. acieularis (Ach ) Tuckerm. 
mit schmächtigeren, einfachen oder wenig verzweigten Podetien und 
fast spitzkugelähnlichen, konischen Apothecien; und P. cereolus 
(Ach.) Th. Fr. (= P. fibula Tuckerm.), erheblichkleiner als die beiden 
anderen, mit ganz einfachen Podetien und Apothecien von derselben 
Form wie bei P. robustus. Ausserdem zeichnet sich diese letztere 
dadurch aus, dass zahlreiche, warzig-körnige Phyllocladien am 
Substrate (Steine) eine ziemlich zusammenhängende, ausgebreitete 
Kruste bilden, wogegen solche Phyllocladien bei den beiden 
anderen nur spärlich und zerstreut in der Nähe der Podetien an- 
getroffen werden. 

Von seinen Verwandten am meisten verschieden ist, wie leicht zu 
ersehen, P., cereolus, aber wegen der Zwischenformen, welche auf 
Stuelsbron in Gudbrandsdalen in Norwegen vom Vortr. gefunden 
wurden, glaubte er (1864) sie mit P. robustus zusammenführen zu 


Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala. 765 


müssen. Irgend welche direkte Uebergänge zwischen dem amerika- 
nischen P. acicularis und den beiden anderen, auch in Skandinavien 
gefundenen Formen *), zwischen denen jener offenbar einen inter- 
mediären Platz einnimmt, hatte Vortr. damals nicht gesehen und 
er hielt es daher für rathsam, diese Form als eigene Art zu behalten. 
Seitdem hat aber Tuckerman alle drei Formen unter einer Art 
vereinigt. 

Dieser Auffassung Tuckerman’s von dem gegenseitigen. 
Verhältnisse dieser Formen glaubte Vortr. jetzt beistimmen zu können. 
Er hatte nämlich das Vergnügen gehabt, von Professor J. Macoun 
in Canada eine Sammlung von Flechten aus Vancouver Island (an 
der Westküste von Nord-Amerika) zu empfangen, und darunter 
gab es Exemplare eines Pilophorus, der ein deutliches Zwischen- 
glied bildet zwischen P. acicularis, mit welchem er die schmächtigen, 
einfachen oder nur spärlich verzweigten Podetien gemeinsam hat, 
und P. robustus, mit welchem er in der Form der Apotheeien über- 
einstimmt. Einige Podetien zeigen auch eine Verzweigung, die von 
derjenigen bei P. robustus nur wenig verschieden ist. Diese Form 
dürfte am passendsten var. conjungens genannt werden. Eine aus- 
führlichere Beschreibung derselben ist überflüssig; es mag nur be- 
merkt werden, dass die Paraphysen apice violascentes sind. 

In der nämlichen Flechtensendung gab es ausserdem noch eine 
Pilophorus-Form, welche bisher unbeschrieben und durch die 
eigenthümliche Form der Apothecien sehr bemerkenswerth ist. Dass 
es Flechten giebt, deren Früchte so convex sind, dass ihre Höhe 
mit ihrem grössten Querdurchmesser gleich gross ist, oder noch 
grösser, ist nichts Neues, aber soweit Vortr. bekannt war, wurde 
bisher keine Flechtenart beobachtet, bei der die Höhe in dem Grade 
die Breite überschreitet, wie bei der hier erwähnten Pilophorus-Form. 
Die Höhe ist nämlich hier vier- bis fünfmal grösser als der Quer- 
durchmesser. Inwiefern auch diese Form, ihres sehr abweichenden 
Aussehens ungeachtet, mit irgend einem der anderen Pilophori (und 
in diesem Falle am ehesten mit /. acicularıs, dem 
sie im übrigen am meisten ähnlich ist) durch 
Zwischenformen vereinigt ist, mögen künftige Unter- 
suchungen entscheiden. Jedenfalls verdient sie 
einen besonderen Namen zu bekommen. Vortr. 
gab daher folgende Beschreibung von 

a P. clavatus n. sp. (Botaniska Notiser 1888. 

= p. 214): podetiis simplieibus, gracilibus; apotheciis 
Pilophorus clavatus elavaeformibus. 
n. Sp. Habitat in Mount Mark, West Island, ad oram 
a natürliche Grösse, „ecidentalem Americae septentrionalis (J.Macoun). 
b vergrössert. Ur ce icol 
generes saxicola. 

Podetia solitaria vel subcaespitose conferta, sterilia apice subu- 

lata, 5—6 mm alta. Phyllocladia basalia sparsa, minuta, granuli- 


*) Von P. robustus, welche Art in Skandinavien nur an sehr wenigen Orten 
gefunden ist, sind ausgezeichnet schöne Exemplare am Tronfjeld in Throndhjems 
Stift von Cand. E. Nyman eingesammelt worden. 


766 Instrumente, Präparations- und Conservations-Methoden. — Algen. 


formia; in podetiis depresso-verrueulosa, vestimentum contiguum 
vel passim deficiens formantia. Apothecia terminalia, clavata vel 
subeylindrica, regularia vel leviter irregularia, apice obtusa vel 
rarius subtruncata, basin versus in podetium vulgo attenuata. 
Hypothecium nigricans; paraphyses conglutinatae, apice coeru- 
lescentes; asci clavati; sporae $:nae, elongato-oblongae vel elongato- 
fusiformes (rarius immixtis oblongis), 0,013—24 mm longae et 
0,005—7T mm latae. Cephalodia in speeiminibus missis non visa. 


Instrumente, Präparations- u. Uonserva- 
tionsmethoden. 


Abel, Karl, Ein neuer Thermostat und Thermoregulator zum sofortigen Ein- 
stellen und absoluten Konstanthalten jeder beliebigen Temperatur nach Lauten- 
schläger. Mit 3 Figuren. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. 
Bd. V. 1889. No. 21. p. 707—710.) 

Bertot, Note sur la production des plantes par impression directe. (Bulletin 
de la Societ€ Linneenne de Normandie. Ser, IV. Vol. II. 1889. p. 442.) 

Detmers, H. J., Microscopes d’Europe et d’Amerique. (Journal de Micrographie. 
Jahrg. XIII. 1889. No. 8. p. 238.) 


Referate. 


Klein, L., Beiträge zur Morphologie und Biologie der 
Gattung Volvox. Vorläufige Mittheilung. (Berichte d. Deutsch. 
bot. Gesellschaft. 1888. Generalversammlungsheft: p. IC.—CI.) 


— —, Morphologische und biologische Studien über 
die Gattung Volvox. (Pringsheim’s Jahrbücher. Bd. XX. 1889. 
p. 135—210. 3 Tafeln.) 


— —, Neue Beiträge zurKenntniss der Gattung Volvo. 
(Ber. d. Deutsch. bot. Gesellsch. Bd. VII. 1889. p. 42—53, 
1 Tafel.) 


Die Hauptarbeit (Nr. 2) gliedert sich in 24 Abschnitte, die 
eine Uebersicht über den Inhalt geben: 1. Vorkommen und Ver- 
halten im Freien. 2. Bestimmung des Untersuchungsmaterials. 
3. Kritisches zur Terminologie. 4. Gestalt und Grössenverhält- 
nisse der verschiedenen Colonieen. 5. Die Gesammtzahl der Einzel- 
zellen und die Methoden ihrer Berechnung. 6. Die Protoplaste 
der vegetativen Einzelzellen. 7. Die Zellmembran und das Zell- 
gewebe. 8. Der Innenraum der Colonie. 9. Die Verbindungs- 
fäden der Einzelzellen. 10. Die Organe der ungeschlechtlichen 
Vermehrung. 11. Das Ausschlüpfen der Tochterkugeln. 12. Die 
Bewegungsweise der Familien. 13. Die Organe der sexuellen Re- 
production. 14. Die bei den Einzelcolonien vorkommenden Com- 
binationen in der Zusammensetzung aus sterilen und fertilen Zellen. 


Algen. 767 


15. Die räumliche Vertheilung der Reproductionsorgane in den 
verschiedenen Colonien. 16. Die Arbeitstheilung in den verschiedenen 
Colonieen (die Ernährungsgenossenschaft). 17. Die Beziehungen 
der Reproductionsorgane zur Segmentation der jungen Volvoxkugel 
(Trennung des Keimplasmas von der somatischen Substanz). 18. 
Der zeitliche Wechsel in der Geschlechtervertheilung bei Volvox 
aureus. 19. Der Generationswechsel bei Volvox aureus. 20. Die 
Geschlechtervertheilung in den Colonien von Volvox globator. 21. 
Die Zeit der Sexualthätigkeit. 22. Volvox Carteri Stein. 23. Die 
morphologische Deutung (Colonie oder Einzelwesen?). 24. Die 
systematische Stellung (Thier oder Pflanze?). 

Beide einheimischen Arten der Gattung Volvox, V. globator 
(L.) Ehrenbg. und V. aureus Ehrenbg. (= V. minor Stein), deren 
vegetative Colonieen von den älteren Beobachtern, speziell von 
Ehrenberg, niemals scharf unterschieden wurden, variiren ausser- 
ordentlich bezüglich der Zahl und Grösse der vegetativen Einzel- 
zellen (V. g. 1500— 22,000; V. a. 200—4400 gegen 3000 — 12,000 
und 600—900 der Angaben in der Literatur, Einzelzellen bei V. 
g. 2— 1,5 u, in der Regelö—5; bei V. a. 5, —6,5—8, gelegentlich auch 
9 u), der Grösse der ganzen Colonieen (V. g. 400—800 u, 
Durchsch. 600—700 u; V. a. 170—850 u) und der zum Aus- 
schlüpfen reifen Tochtercolonien (V. g. — 250 u, meist darunter; 
V. a. 150—350 u), der Zahl der Tochtercolonieen (V. g. meist 
8; V. a. 1—--14) der Eier resp. Oosporen (V. g. ca. 20—64; V.a. 
3—15, meist nicht mehr als 8) und der Spermatozoidenbündel in 
den männlichen Colonieen von V. aureus (100—1100). Nahezu 
constant ist dagegen die Grösse und die Gestalt bei den Oosporen 
beider. Im vegetativen Zustande sind darum beide Arten dann, 
wenn sie gemeinsam in einem Tümpel vorkommen, nur durch die 
Gestalt der Protoplaste der Einzelzellen zu unterscheiden, die bei 
V. aureus von der Fläche gesehen rundlich, bei V. globator eckig 
oder sternförmig sind; ausserdem sind die Protoplaste bei V. aureus 
meist um das Mehrfache ihres Durchmessers von einander entfernt. 
Die Protoplaste stehen durch in der Mitte unterbrochene Plasma- 
fäden durch die dicken Gallertmembranen hindurch in Verbindung 
(correspondirende Tüpfelcanäle), die bei V. aureus sehr fein, von 
der Dicke der Cilien, bei V. globator ziemlich kräftig sind. Die 
Gesammtheit der Einzelzellen ist ein ächtes, durch succesive Zwei- 
theilung entstandenes Gewebe (kein Scheingewebe), das einen 
gallert erfüllten Innenraum umschliesst. Die Tochterkugeln ver- 
halten sich bei der Geburt bei beiden Arten activ und bohren sich 
durch das Gewebe der Mutterkugel einen Ausweg in’s Freie, von 
einem Aufspringen der Mutter und Herausgeschleudert werden der 
Töchter kann dabei keine Rede sein. Alle Kugeln bewegen sich 
durch Drehung um eine zur Bewegungsbahn schief geneigte Ro- 
tationsaxe, wobei die Reproductionsorgane stets die hintere Hälfte 
bezw. die hinteren ?/s einnehmen. Die zu Sexualorganen werdenden 
Zellen (Individuen) erreichen eine im Pflanzenreiche einzig in ihrer 
Art dastehende relative Grösse. Die Spermatozoidenbündel ent- 
stehen gerade so, wie die vegetativen Colonieen aus den Partheno- 


768 Algen. 


gonidien oder keimenden Oosporen durch „radförmige“ Theilung, 
entwickeln sich bei V. aureus $ = Sphaerosira Volvox Ehr. suc- 
cessive, die hintersten zuerst, und werden ebenso, und zwar stets 
als Bündel von (8) 16—32 Zellen entlassen. V. aureus ist weder- 
rein geschlechtslos und diöcisch, wie es Stein, noch rein geschlechts-. 
los und monöcisch proterogyn, wie es Kirchner angegeben hat, 
sondern besitzt bezüglich der Geschlechtervertheilung fast alle 
möglichen Combinationen: 1. rein vegetative Colonieen mit 
Parthenogonidien (resp. aus denselben hervorgegangenen Tochter- 
colonieen). 2. vorwiegend vegetative Colonieen mit Parthenogo- 
nidien und ca. 1—2 Dutzend Spermatozoidenbündeln. 3. vor- 
wiegend vegetative Colonieen mit Parthenogonidien und ver- 
einzelten (1—2) Eiern. 4. rein männliche Colonieen (= Sphaero- 
sira Volvox) mit ausserordentlich zahlreichen 100—1100 Spermato- 
zoidenbündeln. 5. rein weibliche Colonieen. 6. vorwiegend 
weibliche Colonieen mit vereinzelten (1—2) Parthenogonidien. 7. 
monöeisch-proterogyne Colonieen. 8. monöecisch-proterogyne Colo- 
nieen mit einzelnen Parthenogonidien resp. vorwiegend vegetative 
Colonieen mit Parthenogonidien und vereinzelten Eiern und Sper- 
matozoidenbündeln. Dazu kommen im 3. Aufsatze noch: 9. wie 
vegetative Colonieen mit weiblichen Tochtercolonieen und völlig 
reifen Sphaerosiren (in wechselnden Verhältnissen) und 10. vor- 
wiegend vegetative Colonieen mit weiblichen Tochterfamilien. 
völlig reifen Sphaerosiren und vereinzelten Eiern. 

Physiologisch ist die Volvoxcolonie als eine Ernährungsge- 
nossenschaft aufzufassen, in welcher ähnlich wie in einem Bienen- 
volke eine kleine Zahl von Individuen, die dafür die Reproduction 
der Art ausschliesslich übernehmen, von der Arbeit der übrigen 
leben. Wie dort Königin und Drohnen von den Arbeitsbienen 
gefüttert werden, so werden hier die Parthenogonidien, die Eier 
und die Spermatozoenbündel vorzugsweise von den vegetativen, 
sich dabei erschöpfenden Zellen emährt. Der Wechsel 
der Geschlechtervertheilung fällt im Grossen und 
Ganzen mit dem Wechsel der Jahreszeit zusammen. 
Im Frühjahr findet man bei Volvox aureus vorwiegend 
ungeschlechtliche Colonieen und solche mit reiner 
Diöcie, im Sommer die Spermatozoiden nur in sonst 
vegetativen Colonieen, im Herbst und Spätsommer 
ausserdem noch die monöcisch-proterogynen 
Geschlechtsfamilien und daneben vegetative 
Colonieen. Der Generationswechsel ist hier ein 
dreifach verschiedener: a) Der normale, der seinen 
Abschlussmit diöcischen, reinen Geschlechtscolonien 
erreicht und b) zwei als accessorische Erscheinungen 
zu betrachtende: dereine zwar mitdiöcischen Schluss- 
generationen, vondenenaber die männlichen gemischt 
sind, der andere mit monöcisch-proterogynen. 
Bei Volvox globator sind die Verhältnisse gleichfalls erheblich 
verwickelter, als wie Cohn dieselben geschildert hat, doch genügen 
die gemachten Beobachtungen hier einstweilen noch nicht zu klarer 


Algen. — Pilze, 169 


Erkenntniss des Sachverhalts. Sexualthätigkeit wurde bei Volvox 
aureus am gleichen Orte vom April bis in den Dezember be- 
obachtet, entgegen dem Gros der oogamen C'hlorophyceen, wo dieselbe 
gewöhnlich auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt erscheint. 
Der dritte Aufsatz bringt einige Nachträge, von denen ein 
eigenartiges Verhalten von Volvox globator hier hervorgehoben sei, 
der von Anfang November bis Mitte Dezember an einem Fundorte 
nur Eier ohne Spermatozoen produzirte, die ausnahmslos, weil 
unbefruchtet geblieben, zu Grunde gingen und sich auch nicht mit 
den gleichzeitig dort vorhandenen Spermatozoen von V. aureus 
in eine Verbindung einliessen. Die Spermatozoentafel in toto wird 
auf Grund ihrer Entwickelungsgeschichte nicht mehr als Antheridium, 
sondern als kleine rein d Colonie aufgefasst, die Sphaerosiren 
stellen dann aus Arbeitszellen und männlichen Colonieen zusam- 
mengesetzte Colonieen dar. In den Fällen, in welchen die 
noch ungeborenen Tochtercolonieen vollständig reife Sphaerosiren 
darstellen (die Spermatozoen haben bereits ihre Cilien entwickelt!), 
haben wir dann drei in einander eingeschachtelte 
Generationen, von welchen jede vollkommen aus- 


gebildet ist. L. Klein (Freiburg i. B.). 


Lagerheim, 6., Sur un genre nouveau de Chytridiacees 
parasite des Uredospores de certaines Uredinees. 


(Journal de Botanique. 1888. 16. Dec. Pl. X.) 


Verf. beschreibt eine neue Chytridiaceenform unter folgender 
Diagnose: 

Olpidiella nov. gen. Zoosporae cilio singulo, recto, posteriore praeditae 
zoosporangium orifiecio singulo. 

0. Uredinis n. sp. Zoosporangia rotundata vel plus minusve rotundato- 
angulata, usque ad 26 # crassa, membrana tenui hyalına vel subhyalina, laevi 
contentu achroo, sine collo vel collo brevi praedita, singula vel compluria in cellula 
nutrieis consociata. Zoosporangia perdurantia (kystae) globosa, membrana crassa, 
achroa, laevia, 16 # crassa, et contentu’achroo; zoosporae 3—4 4 crassae. 

Habitat in uredosporis Uredinis Airae, Puceiniae Violae et P. Rhamni, 
entophytica ad Friburgum in Br. et ad Monachium Germaniae. 


Als Uredo Airae bezeichnet Verf. eine vermuthlich keine 
Teleutosporen bildende Uredinee, deren Uredosporen auf der Blatt- 
oberseite von Aira caespitosa orangefarbene Lager bilden, welchen 
auf der Unterseite ein violetter Fleck entspricht. Zwischen den 
kugeligen, mit farbloser oder gelblicher, dicht feinstachliger Membran, 
die 8 Keimporen enthält, versehenen, 23—83 u grossen Uredosporen 
finden sich zahlreiche, dickwandige Paraphysen, die anfangs weiss 
sind, aber nach und nach braun werden. 

Die infieirten Sporen werden in ihrer Form mehr oder weniger 
verändert, wenn mehrere Sporangien in ihnen enthalten sind; auch 
letztere zeigen alsdann Abweichungen von der Kugelform. Von 
den zwei Farbstoffen der Uredosporen wird der gelbe durch den 
Parasiten zerstört, der rothe bleibt zurück.*) Uredosporen, welche 


*) ef. J. Müller, Rostpilze der ARosa- und” Rubusarten. (Landwirthschaftl. 
Jahrb. 1886.) 


Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889. 23 


770 Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


reife Zoosporangien enthalten, entleeren, wenn man sie in Wässer 
legt, die Zoosporen durch einen ganz kurzen Kanal, der die Sporen- 
membran durchbricht, aber nicht nach aussen vortritt. Diese bewegen 
sich sehr schnell und regelmässig. Sind in dem Wasser gesunde 
Uredosporen vorhanden, so kann man beobachten, wie die Zoo- 
sporen sich mit ihrem Vorderende daran setzen, die Cilie abwerfen 
und dann nach Bildung einer zarten Membran eindringen. Höchstens 
6 kommen in einer Spore zur Entwickelung. Die nicht eindringenden 
Zoosporen sterben nach einiger Zeit ab. Mitunter kommen auch 
grössere Zoosporen mit 2—4 Cilien vor, wahrscheinlich Produkte 
unvollständiger Theilung; Copulation scheint nicht stattzufinden. 
Cysten bilden sich besonders in jüngeren dünnwandigen Uredosporen ; 
reif sind sie noch mit der mehr oder weniger zerfliessenden Membran 
der letzteren umgeben; ihre Keimung wurde noch nicht beobachtet. 

Zum Schlusse macht Verf. einen Vorschlag zur systematischen 
Anordnung der Gattungen der Chytridiaceen - Familie Olpidiaceae: 

1. Sphaerita Dangeard*): Das Sporangium entleert die Zoosporen durch 
Platzen; Cilie an dem stark umgebogenen Vordertheil der Schwärmer. &. endo- 
gena Dangeard. 

2. Olpidium A. Braun**): Sporangium durch eine Oeffnung entleert, Cilie 
vorn, gerade. 0. Lemnae Schroeter. 

3. Olpidiella Lagerheim: Sporangium durch eine Oeffnung entleert. Cilie 
hinten, gerade, ©. Uredinis Lagerheim; O. endogena (A. Braun); O. decipiens 
(A. Braun); ©. Diplochytrium (Tomaschek, Schroeter). 

4. Plaeotrachelus Zopf***): Kugelige Sporangien durch mehrere Oefinungen 
entleert. Cilie hinten. P, fulgens Zopf. 

5. Eetrogella ZopfrY): Wurmförmige Sporangien durch mehrere Oeffnungen 
entleert. Cilie gerade (vorn oder hinten?) E. Bacillariacearum Zopf. 

6. Olpidiopsis Fischer 77): Sporangien durch eine Oeffnung entleert. Zwei 
Cilien. ©. Saprolegniae Cornu, etc. 

In Bezug auf einige Einzelheiten muss auf das Original ver- 


wiesen werden. 
Klebahn (Bremen). 


Levi-Morenos, David, Contribuzione alla conoscenza 
dell’ antocianina studiata in alcuni peli vegetali. 
(Atti del R. Istituto veneto di scienze ed arti. Tomo VI. Serie 
VI. Venezia 1888. Con 2 tavoli.) 


Die unteren Stengel-Internodien und die Innenseite der Blatt- 
stiele der Wurzelblätter von Scabiosa arvensis zeigen zahlreiche 
durch Anthocyanin roth gefärbte Stellen. In den oberen Stengel- 
theilen ist die Färbung weniger ausgebreitet und an dem gefärbten 
Punkte findet sich ein Haar, dessen Basalzellen nebst den benach- 
barten Epidermiszellen den im Zellsafte gelösten Farbstoff enthalten. 
An den jüngsten Stengeltheilen sowie an jungen Pflanzen ist die 
Färbung zu jeder Jahreszeit gering oder fehlt gänzlich, während 
zur Blütezeit dieselbe stets sehr intensiv ist. 


*) Bull. soc, bot. France. 1886. 
**) Abh. K. Akad. Berlin 1855. 
+%*#) Nova.acta. 18834. 

7) Nova acta. 1884. 

iT) Pringsh. Jahrb. 1882. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. LIE 


Die Haare auf den Blättern von Hieracium Pilosella sind den 
oben beschriebenen sehr ähnlich und am Grunde ebenfalls roth ge- 
färbt. Vom Januar bis zum März nimmt die Intensität der Fär- 
bung zu, während die sich später entwickelnden Blätter fleckenlos 
sind. Wenn ein Blatt oder ein Theil desselben beschattet wird, so 
entwickelt sich der rothe Farbstoff nicht, oder wo er vorhanden 
ist, verschwindet er. 

Da der rothe Farbstoff sich reichlicher an völlig erwachsenen 
Organen, als an jüngeren findet und sogar in unterirdischen Theilen 
vorkommt, so kann derselbe nicht einen schützenden Einfluss auf 
die in der Entwickelung begriffenen Gewebe ausüben, noch kann 
die Entstehung dieses Farbstoffes direkt von dem Lichte abhängen. 
Das Anthocyanin wird anfangs in den Basalzellen der Haare 
aufgespeichert und verbreitet sich von dort aus über die benach- 
barten Zellen. Auf den beiden Tafeln ist je ein Stück der Epider- 
mis mit mehreren Haaren der in Rede stehenden Pflanzen dar- 
gestellt. 


Ross (Palermo). 


Briosi, Giovanni, Intorno alle sostanze minerali nelle 


foglie dellepiantesempreverdi. Prima serie. (Istituto 
bot. della R. Universita di Pavia. 1388. 63 p.) 


Nach allgemeiner Besprechung der Bedeutung, Aufnahme und 
Leitungsbahnen der im Boden befindlichen Nährsalze kommt Verf. 
zum eigentlichen Thema, der Feststellung der mineralischen Be- 
standtheile der Blätter immergrüner Pflanzen in verschiedenem 
Alter. Untersucht wurden 14 Arten: 

Pinus Picea L., Cephalotaxus drupacea Sieb. et Zuce., Quercus 
Jlex L., Nerium Oleander L., Olea Europaea L., Prunus Lauro- 
cerasus L., llex aquifolium L., Citrus Aurantium L., Laurus nobilis 
L., Metrosideros tomentosa Rich., Ceratonia Siligua L., Laurus 
glauca Hort., Mahonia Nepalensis DC., Eucalyptus globulus Labill. 

Die Ergebnisse sind in entsprechenden Tabellen zusammenge- 
stellt, welche 16 Rubriken enthalten: Alter und Anzahl der unter- 
suchten Blätter; Oberfläche, in Gesammtheit und des einzelnen 
Blattes; Gewicht der frischen Blätter, absolut und pro qgem.; 
Trockengewicht bei 110° Cels., absolut, pro gem. und pro 100 
Theile frischer Blätter; Aschengehalt, absolut, pro gem. und pro 
100 Th. frischer und trockener Blätter ; Wassergehalt, absolut, pro 
gem und pro 100 Th. Blattsubstanz. Die Schlussfolgerungen sind 
folgende: Der Gehalt an mineralischen Substanzen nimmt in den 
untersuchten Blättern mit geringen Ausnahmen im Laufe der Jahre 
zu, während die Menge der organischen Substanzen im ersten 
Jahre am grössten ist und dann nach und nach geringer wird. 
Trockensubstanz und Wassergehalt stehen im verschiedenen Alter 
der Blätter in einem gewissen Verhältniss zu einander. In der 
Rhachis nehmen sowohl die mineralischen, wie auch die organischen 
Substanzen mit den Jahren zu: die ersteren finden sich hier in 
geringerer Menge vor als in den Blattflächen, mit Ausnahme der 

237 


7172 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


vertikal stehenden Blätter von Eucalyptus globulus. Die jungen, 
horizontalen Blätter des letzteren enthalten mehr Mineralsubstanz, 
als die älteren vertikalen. 

Verf. gibt ferner eine Zusammenstellung zahlreicher Analysen 
verschiedener Pflanzentheile in verschiedenem Alter, aus welcher 
sich ergibt, dass mit geringen Ausnahmen die unorganischen Sub- 
stanzen der Blätter der jährlich laubabwerfenden Bäume vom 
Frühjahre zum Herbste zunehmen, während die Blätter krautartiger 
Pflanzen mit zunehmendem Alter meistens geringeren Aschengehalt 
aufweisen. Der Holzkörper ist an anorganischen Substanzen ärmer, 
als die Blätter, und die Menge derselben nimmt mit dem Alter ab; 
in den Rinden finden sie sich dagegen ungefähr in denselben Ver- 
hältnissen, wie in den Blättern und nehmen mit dem Alter zu. Die 
Stengel krautartiger Pflanzen werden im Laufe der Zeit ärmer 
daran; die einjährigen Blätter enthalten durchschnittlich grössere 


Mengen mineralischer Substanz, als die immergrünen. 
Ross (Palermo). 


Mez, Carl, Beiträge zur Kenntniss des Umbelliferen- 
Embryos. (Verhandlungen des botan. Vereins der Provinz 
Brandenburg. Jahrgang XXIX. Abhandlungen. p. 30—36. 
Berlin 1888.) 


Verf. erstrebte die Beantwortung der Frage: „Welche Diffe- 
renzirungen zeigt in der grossen Familie der Umbelliferen der Same 
und besonders der Embryo rücksichtlich seiner Lage, Form, der 
Stellung der Kotyledonen u. s. w. und lassen sich etwaige Unter- 
schiede systematisch verwerthen ?* 

Die Untersuchung erstreckte sich auf 73 Gattungen (181 Arten) 
und ergab im Allgemeinen folgende Resultate: „Vollkommen über- 
einstimmend in der ganzen Familie ist die Lagerung des Embryo. 
Wo die Form des Samens es gestattet schneidet die Symmetrieebene 
der ganzen Frucht (senkrecht zur Commissurfläche der Theilfrüchte) 
die Ebene der Berührungsflächen der Kotyledonen unter einem mehr 
oder weniger spitzen Winkel. Diese Regel erleidet keine Ausnahme, 
sie gilt bei Eryngium so gut wie bei Ammi und Laserpitium. Je deut- 
licher die Frucht zusammengepresst ist (bei den Peucedaneen etc. 
vom Rücken, bei den Hydrocotyleen von der Seite her), desto voll- 
ständiger legt der Embryo die Berührungsfläche seiner Kotyledonen 
senkrecht zur Richtung des Druckes, im ersten Falle senkrecht zur 
Symmetrieebene, im zweiten parallel. Dabei ist aber immer zu be- 
obachten, dass die Kotyledonen seitlich an einander verschoben sind: 
auf dem Querschnitte decken sich die Blattränder nicht mehr. — 
Die Calyptra der Radicula ist bei allen Umbelliferen deutlich ent- 
wickelt, eine Plumula fehlt beim ungekeimten Samen immer. Die 
Kotyledonen sind meist gleichlang, doch bei Scandie L. typisch 
von verschiedener Länge. Das Verhältniss der Länge von Kotyle- 
donen und Radicula, die Gestalt der Kotyledonen, die verhältnis- 
mässigen Durchmesser beider, die Gestaltung der Spitzen von 
Kotyledonen und Radicula ist in den von den verschiedenen Autoren 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 773 


unterschiedenen Gruppen nach keinem erkennbaren Gesetze geregelt, 
nicht einmal bei Species derselben Gattung durchgängig constant. 
— Auch die verhältnissmässige Grösse von Embryo und Samen 
ist eine sehr schwankende, doch wie es scheint, innerhalb derselben 
Species wenigstens die gleiche. 

Sehr zu bedauern ist der Umstand, dass Verf. die von ihm 
untersuchten Arten nur in einigen Fällen anführt und in der 
Regel nur die Charakteristik der Gattungen in Bezug auf den Embryo 
gibt. Wenn es dem Verf. noch möglich wäre, das Verzeichniss der 
untersuchten Arten nachzuholen, so würden wir ihm dafür gewiss 
Dank wissen. 

Aus dem speciellen Theil der Abhandlung seien im Folgenden 
nur einige für die Systematik bemerkenswerthe Ergebnisse angeführt: 

Lagoecia L. stimmt mit den übrigen untersuchten Saniculeen 
nicht überein. — Smyrnium Olusatrum L., verwandt mit Physosper- 
mum Cuss.! — Bupleurum sehr variabel in Bezug auf Embryo- 
Formen. — Apium Chilense Hook. et Arn. weicht vom Typus der 
Gattung ab. — Carum Bulbocastanum Kch. weicht vom Typus der 
Gattung bedeutend ab. — Pimpinella Anisum L. weicht von den 
anderen Arten ab. — Anthriscus Cerefolium Hoffm. stimmt mit 
Scandix L. überein; dagegen scheint A. silvestris Hoffm. zu Chaero- 
phyllum L. zu gehören! *) -—— Tinguarra Sicula Bth. gehört zu 
Athamanta L.! — Anethum L.**) und Bunium L. müssen zu den 
Seselineen gestellt werden. — Cnidium apioides Sprg. und orientale 
Boiss. schliessen sich an Seseli L. an. — Angelica Razoulii Gouan 
nimmt eine Sonderstellung ein, während A. Pyrenaica Sprg. und A. 
heterocarpa Lloyd. an Seseli L. erinnern. — Oreoselinum M. B. ist 
von Peucedanum L. zu trennen. 

Wäre Verf. auf die einzelnen Arten näher eingegangen, so 
hätte er noch manches Interessante auffinden können. Zur defini- 
tiven Fixirung unseres schwankenden Umbelliferen-Systems bedarf 
es namentlich noch eingehender anatomischer Untersuchungen ! 

Fritsch (Wien). 


Clos, D., De la dimidation des &tres et des organes 
dans le regne vegetal. (Association Francaise pour l’avan- 
cement des sciences. ÜCongres de Toulouse 1887, 29. Septbr.) 


Was Verf. eigentlich unter der Halbirung versteht, ist dem 
Ref. nicht recht klar geworden, denn es werden mit diesem Begriffe 
die verschiedenartigsten Erscheinungen belegt. Als Beispiele für 
Halbirung von Organismen führt Verf. die Theilungen der Diato- 
meen und Desmidiaceen an, ferner die künstliche Halbirung von 
Keimlingen, deren Hälften sich dann wieder ergänzten und ent- 
wickelten. Bei der Halbirung der Zellen weist Verf. z.B. auf die 
Schliesszellen der Spaltöffnungen hin („ne peut-on pas considerer 


*) Schon Linne stellte die erstere Art zu Scandix, die letztere zu Chaero- 
phyllum ! — Ref. 

**) Die habituelle Aehnlichkeit von Anethum und Foeniculum weist ebenfalls 
darauf hin! — Ref. 


774 Systematik und Pflanzengeographie. (Biologie.) 


comme demi-organes.“). Sodann führt er unter der Rubrik „Hal- 
birung zusammengesetzter Organe“ eine ganze Reihe von Fällen 
auf, wo Blätter, Stipulen, Kelch- und Kronblätter, Staubgefässe 
und Stempel und dergl. normaler oder monströser Weise in ihrer 
Ausbildung auf eine Längshältte redueirt sind, andererseits soll auch 
die Dichotomie von Stämmen und Wurzeln hierher gehören. Gegen- 
über dieser häufig auftretenden Halbirung der Länge nach sei die 
der Quere nach ziemlich selten; als solche würde man z. B. den 
Fall anzusehen haben, wo bei Pothos scandens sich ein Blatt so 
deformirt hat, dass es aus 2 übereinanderstehenden Spreiten zu be- 


stehen scheint. 
Möbius (Heidelberg). 


Huth, E.,DieVerbreitungderPflanzen durch dieExcre- 
mente der Thiere. I. (Sammlung naturwissenschaftl. Vorträge, 


herausgeg. von E. Huth. Band III.) 8°. 35 pp. Berlin 1889. 


In dem vorliegenden Aufsatz gibt Verf. ein systematisch ge- 
ordnetes Verzeichniss der Pflanzen, bei denen es entweder direkt 
beobachtet oder durch Analogie unbedingt zu schliessen ist, dass 
die Samen von Thieren verschlungen und wieder ausgeschieden und 
auf diese Weise verbreitet werden. Ausser dem Menschen werden 
als Thiere, die in dieser Beziehung thätig sind, Rinder, 
Pferde, Schafe, Fledermäuse, Affen, Sing-, Hühner- und Laufvögel 
angeführt. Früchte, die sich zu solcher Verbreitung eignen, sind 
nicht bloss Beeren- und Steinfrüchte, fleischige Sammel- und Schein- 
früchte, sondern auch solche mit grell gefärbten Samen 
(z. B. Abrus) und mit anderen Anlockungsmitteln versehene (z. B. 
Evonymus.) 

In dem systematischen Verzeichniss werden die betreffenden 
Gattungen oder Arten meist mit Citirung der Worte des Beobach- 
ters angeführt; daneben bemerkt Verf. auch, von welchen Pflanzen 
er die Verbreitung der Samen durch die Excremente der Thiere 
für wahrscheinlich hält. Sicher beobachtet ist die bezeichnete Aus- 
säung der Samen bei etwa 100 Pflanzenarten. Die erwähnten 
Pflanzen seien hier kurz angeführt: 

Magnolia grandiflora L. (?), Anona-Arten, Durio zibethinus L., Elaeocarpus- 
Arten, Citrus Aurantium L., (anarium commune L., Heisteria coccinea Jacq., Ilex- 
Arten, Evonmyus Europaeus L., Vitis vinifera, Mangifera-Arten, Anacardium-, Seme- 
carpus- und Spondias- (?) Arten, Lespedeza striata, Poineiana pulcherrima (?), 
Adenanthera pavonina L., Pongamia Corallaria Miq., Abrus precatorius L., 
Prosopis juliflora DC., Acacia Arabica Willd., Ceratonia Siliqua L. (?), Pithe- 
colobium Saman, Prunus-Arten, Fragaria vesca, Rubus-Arten, Potentilla anserina, 
Sorbus Aucuparia, Pirus L., Malus, Crataegus oxyacantha L., Ribes-Arten, Bucida 
Buceras L., Psidium-Arten, Pimenta vulgaris Lindl., Eugenia-Arten, Passiflora- 
Arten (?), Carica Papaya L., Cereus- und Opuntia-Arten, Mammillaria simplex 
Haw. (?), Peireskia aculeata Mill. (?), Mesembryanthemum-Arten, Trevesia 
Moluccana Mig. (?), Sambucus- und Viburnum-Arten, Linnaea borealis L., Nauclea 
elegans T. et B., Psychotria arborea, Coffea Arabica L., Faramea odoratissima 
DC., Hydrophytum, Myrmecodia, Myrmedoma, Myrmephytum, Osteospermum- 
Arten, Vaccinium-Arten, Achras Sapota L. (?), Solanum-Arten, Atropa Belladonna 
L., Nicotiana Tabacum L., Duranta-Arten, Chamissoa, Phytolacca decandra L., 
Daphne Mezereum L., Loranthus, Viscum album, Santalum album L., Henslowia (?), 
Polygonum Chinense, Myristica-Arten, Litsaea, Cinnamomum Ceylanicum L., 


Systematik und Pflanzengeographie. 775 


Exocarpus (?) Macaranga Tanarius Müller, Sponia Timorensis Deene., Maclura 
tinctoria D. Don., Ficus-Arten, Artocarpus-Arten, Clinogyne grandis, Maranta- 
Arten, Stromanthe Tonckat (?), Musa sapientium L., Asparagus officinalis L., 
Smilax-Arten, Campelia, Kentia, Oreodoxa regia H. et Kth. (?), Seaforthia Rum- 
phiana Mart., Andropogon-Arten, Melocanna (?) Ochlandra (?), Panicum barbinode, 
Setaria, Manisuris granularis Sw., Juniperus communis L., Taxus baccata L. 
Auf die interessanten Einzelheiten kann hier natürlich nicht 


eingegangen werden. 
Möbius (Heidelberg). 


Greene, Edw. L., New or noteworthy species. (Pittonia. 
Vol. I. Part. IH. p- 139—143.) 


Sidaleea Hickmani Greene* (Californien), Clarkea Sazxeana 
Greene * (Californien); ım Anschluss an letztere sind die anderen 
2 Arten der Gattung revidirt, nämlich: 

C. coneinna (Eucharidium Fisch. Mey.) Greene, C. Breweri (Eucharidium 
Gray) Greene, Carpenteria Californica Greene, Cuphea mesochloa Greene 1887 
(=. viridostomma Wats. Proc. Amer. Acad. XXII. 142), Phlox gracilis (Gilia 
Hook.) Greene, Phacelia nemoralis Greene * (Californien, Sierra Nevada), Allo- 
carya scripta Greene * (Californien). 

Freyn (Prag). 


Scheutz, N. J., Plantae vasculares Jenisseenses inter 
Krasnojarskurbem et ostium Jenissei fluminis hac- 
tenus lectae. (K. Svenska Vet. Akad. Handlingar. Bd. XXII. 
No. 10. p. 1—207. Stockholm 1888.) 

(Schluss.) 


Das bergige Territorium (T. montosum) zeichnet sich durch Reichthum 
an Bergen (Granit-, Kalk- und Sandstein), aber durch Armuth an Sümpfen 
aus. Die Landschaft bietet eine reiche und schöne Abwechselung von 
Standorten dar und hat daher eine reiche und fast tropische, üppige Vege- 
tation. Von dem in der Abhandlung besprochenen Theile des Gebietes 
sind 543 Gefässpflanzen, wovon 407 Dikotylenund 111 Monokotylen, 
bekannt; die artenreichsten Familien sind Compositae (mit 70 Arten), 
Gramineae (45), Ranunculaceae (37), Rosaceae (33) und Legu- 
minosae (28). Eine grosse Menge Arten finden in diesem Gebiete ihre 
Nordgrenze. 

Das Urwaldgebiet (T. silvosum) ist zum grössten Theil eben und niedrig 
und von Nadelwäldern bedeckt ; an den niedrigen Flussufern treten die Weiden 
massenhaft auf. Die Flora ist im südlichen Theile noch sehr üppig. Von 
diesem Territorium sind 554 Gefässpflanzen, wovon 388 Dikotylen und 
133 Monokotylen, bekannt; die artenreichsten Familien sind Composi- 
tae (mit 55 Arten), Cyperaceae(44), Gramineae (38), Ranuncula- 
ceae (36), Caryophylleae (27) und Rosaceae (27). 

Das subarktische Territorium bildet den Uebergang zum arktischen; 
fast alle Bäume, die im Gebiete vorkommen, haben in demselben 
ihre Nordgrenze. Die Landschaft ist meistens eben und niedrig, von 
Nadelwäldern bedeckt und reicher an Versumpfungen als das Urwaldgebiet. 
Die Flora erinnert an die der lappländischen Wälder. Von diesem Terri- 
torium sind 419 Gefässpflanzen, wovon 288 Dikotylen und 105 Mono- 


= a . 
156 Systenatik und Pflanzengeographie. 


kotylen bekannt; die artenreichsten Familien sind: Cyperaceae (mit 
44 Arten), Compositae (41), Gramineae (28), Ranunculaceae 
(25), Rosaceae (20) und Cruciferae (19). Im Territorium finden 
160 Arten ihre Nordgrenze. 

Im südlichsten Theile des arktischen Gebietes kommen noch zerstreute 
und verkrüppelte Exemplare von Pinus Ledebourii, P. orientalis 
und Sorbus Aucuparia vor, ohne aber Wälder zu bilden. Der Boden 
ist hier den ganzen Sommer hindurch gefroren; die braune Tundra ist 
hügelig und reich an Versumpfungen und kleinen Seeen. An den Fluss- 
ufern gedeiht im Bezirke der Ueberschwemmungen eine etwas reichere und 
üppigere Vegetation und südlich auch ein manneshoher Unterwald von 
Weiden und Alnaster. Vom arktischen Territorium sind 336 Gefässpflanzen, 
wovon 269 Dikotylen und 101 Monokotylen, bekannt ; die artenreichsten 
Familien sind: Cyperaceae (mit 39 Arten), Gramineae (37), Compo- 
sitae (33), Caryophylleae (28), Cruciferae (26) und Ranun- 
eulaceae (24). 

Die Vegetation mehrerer Stellen in den verschiedenen Territorien 
wird ausführlicher geschildert, ebenso werden die für jedes Territorium 
charakteristischen (eigenthümlichen oder dort häufigen) Arten erwähnt. 

Im letzten Abschnitte der Einleitung (p. 46—-66) vergleicht Verf. 
die Jeniseiflora mit der bei Minusinsk, im Taimyrgebiete, am Ob, auf den 
Inseln Nowaja Semlja und Waigatsch, am Beringssund, in Grönland, auf 
Island, auf Spitzbergen, auf dem nördlichen Uralgebirge, im Gebiete der 
Samojeden, in den Arkangelschen und Permischen Gouvernements, in 
Ingermanland, in Finnland und dem Russischen Lappland und auf der 
Skandinavischen Halbinsel. Aus der Fülle der in diesem Abschnitte an- 
geführten Thatsachen können hier nur einige der wichtigsten angedeutet 
werden. 

Hooker’s Ansicht gegenüber, dass der Ob und dessen Mündungs- 
busen die Grenze zwischen einem arktisch-europäischen und einem arktisch- 
asiatischen Florengebiete bildet, folgert Verf. aus seinen Vergleichungen, 
dass diese Grenze zum Uralgebirge zu verlegen ist. Die Flora der Insel- 
gruppe Nowaja Semlja zeigt grössere Aehnlichkeit mit der arktisch-asiatischen, 
als mit der arktisch-europäischen Flora. Die Grenze zwischen den west- 
sibirischen und ostsibirischen arktischen Florengebieten verlegt Verf. zum 
Lenaflusse ; diese Florengebiete sind von einander ebenso gut verschieden 
wie die arktisch-europäischen und arktisch-westsibirischen Florengebiete. 
Besonders auszeichnend für die arktisch-asiatische Flora ist der Reichthum an 
Compositen, welche Familie in mehreren Theilen des Gebietes die arten- 
reichste zu sein scheint.. Die Vegetation des Permischen Gouvernements 
zeigt grössere Aehnlichkeit mit der in Skandinavien, als mit der im Jenisei- 
thale; sonderbarerweise zeigen die Dikotylen grössere Uebereinstimmung 
in diesen Fiorengebieten, als die Monokotylen. 

Besonders eingehend wird die Jeniseiflora mit der auf der unter 
denselben Breitegraden liegenden Skandinavischen Halbinsel verglichen. 
Das Jeniseigebiet unterscheidet sich von der Skandinavischen Halbinsel 
durch kontinentales Klima, durch verschiedene Naturverhältnisse, indem das 
Jeniseithal fast völlig eben ist und nur im südlichsten Theile gebirgig 
wird, durch verschiedenen Ursprung der Vegetation und durch eine von 
er menschlichen Kultur wenig beeinflusste Flora, wogegen 15%0 (225 


Systematik und Pflanzengeographie. 777 


Arten) der Schwedischen Pflanzen von den Menschen eingeschleppt wurden. 
Die latitudinale Verbreitung der Pflanzen am Jenisei und in Skandinavien 
ist häufig sehr verschieden. Am Jenisei sind in Wäldern und Sümpfen 
wachsende Pflanzen vorherrschend, dagegen sind dort felsenbewohnende 
Pflanzen und Unkräuter sehr spärlich und selten. Von den 1527 Skandi- 
navischen Gefässpflanzen sind 941 (66”/o) nicht am Jenisei gefunden, 
von den 968 Jeniseipflanzen 3833 für Skandinavien fremd. Der 
arktische Theil des Jeniseithales hat °/s der Pflanzen mit Skandinavien 
gemein; in den subarktischen und waldigen Theilen ist kaum mehr als 
die Hälfte der Pflanzen mit Skandinavien gemein; im südlichsten Theile 
(Terr. montosum) ist die Verschiedenheit noch grösser. Die Jeniseiflora 
wird somit südlich von der Skandinavischen immer mehr verschieden. 


P. 71—207 werden die am unteren Jenisei gefundenen Gefässpflanzen 
mit ihren Fundorten enumerirt und ist dieser wichtige Theil in lateinischer 
Sprache abgefasst. Für jede Art werden alle die von den eingesammelten 
Exemplaren, von den Reisenotizen und aus der Litteratur erhaltenen 
‚Standorte angeführt; für die mehr verbreiteten Arten werden somit häufig 
20—30, ja sogar bis 35 Standorte aus dem Jeniseithale erwähnt. Aus 
dieser Thatsache geht hervor, wie weit unsere Kenntniss der früher 
zum grössten Theil völlig unbekannten pflanzengeograpbischen Verhältnisse 
des unteren Jeniseithales durch diese Abhandlung gefördert worden ist. 


Neu aufgestellt werden folgende Arten oder Varietäten: Ranun- 
ceulus hyperboreus Rottb. * Arnelli Scheutz, R. Purshii Hook. 
@ aquatilis Scheutz et ? terrestris Scheutz, Armoracia brassi- 
coides Scheutz, Silene repens Patrin. * aretiea Scheutz, Wahl- 
bergella affinis (J. Vahl) Fries 7 glabra Scheutz, Sagina arctica 
Scheutz, Vieia CraecaLl. var. aretiea Scheutz, Nardosmia Sahl- 
bergii Scheutz, Cineraria palustris L. % subacaulis Sceheutz, 
Sonchus arvensis L. # subacaulis Scheutz, Rumex gramini- 
folius Lamb. $ sublanceolatus Scheutz, Euphorbia perfoliata 
Scheutz, Alnaster frutieosus Ledeb. ? mierophyllus Scheutz, 
Salix Arnelli Lundström, S.eriocaulos Lundström, $.viminalis X 
depressa Lundstr., S.viminalis X glauca Lundstr., S.lanata X 
pyrolaefolia Lundstr., S. hastata X pyrolaefolia Lundstr., 8. 
glauca X lanata Lundstr., Luzula hyperboreaR. Br. f extensa 
Scheutz, Juneus ceastaneus  subtriflorus Scheutz, Carex Da- 
valliana Smith. # pallida Christ, C. ineurva Lightf. $ setina 
Christ., C. Arnelli Christ, C. Brenneri Christ, C. Limula Fries P 
submiliaris Christ, €. pulla Good. $ Sibiriea Christ., C. mollis- 
sima Christ, Poa nemoralis L. var. vivipara Scheutz, Hiero- 
chloa alpina Roem. & Schult. var. vivipara Scheutz, Colpodium 
latifolium var. vivipara Scheutz. 

Besonders bemerkenswerth sind ausserdem die für Nord-Asien neuen 
Arten Plantago Virginica L, Platanthera obtusata (Banks.) 
und Allosurus gracilis Presl. 

Bei einer sehr grossen Anzahl Arten werden sehr wichtige kritische 
Bemerkungen gegeben, so z. B. in den Gattungen Thalictrum, Ranun- 
culus, Draba, Wahlbergella, Sagina, Stellaria, Cerastium, 
Potentilla, Aster, Senecio, Euphorbia, Salix, Anticlea 


178 Systematik und Pflanzengeographie. 


Luzula, Eriophorum, Carex, Arctophila, Avena, Cala- 
magrostis u. Ss. w. 

Die kritischen Carex-Arten wurden von Dr. H. Christ, die 
Calamagrostis-Arten von Dr. S. Almgvist und die Gattung Salix 


von Dr. A. Lundström bestimmt. 
Arnell (Jönköping). 


Greene, Edw. L.. Some American Polemoniaceae. ]. 
(Pittonia. Vol. I. Part. III. p. 120—139.) 


Revision der Gattungen Polemonium, Collomia und Navarretia. 
Die Gruppirung der Arten ist folgende, wobei die neuen Arten 
mit * bezeichnet sind: 

Polemonium (Auctor omnium). 

* Root annual: flowers solitary opposite theleaves. Species. 

non typical: P. micranthum Benth. 

#2 Root perennial; corolla campanulate; stamms free or 
nearly so and strongly declined. Typical species. 

° Stem-leaves few; inflorescence loose and open: P. reptans 
L., P. carneum Gray. 

% Stems leafy; inflorescence more congested andterminal: 
P. flavum Greene, P. filicinum Greene *, P. pectinatum Greene, P. folio- 
sissimum Gray. 

000 Stems very leafy at or near the base, naked, or nearly 
so, above; flowers very few and cymose or many in race- 
mose or thyrsoid elusters: P. caeruleum L., P. humile Willd., 
P. viscosum Nutt. 

*** Root perennial; leaflets imbricated, simple or 2-parted; 
corollanarrowly funnelform, the tubeexceeding the limb. 

° Stamens adrate to the middle of the tube, or higher, 
slightly or not atalldeclined; flowers blue, variing to 
white: P. confertum Gray. 

0° Stamens adnate almost wholly, hence not susceptible of 
being declined; corolla yellow, the limb morespreading 
than in the last, tube stillnarrower:P. Brandegei (Gilia Gray) 
Greene. 

Re er Nutt. et Auct. omnium. 

* Perennial species, not typical, the stamens exerted and 

declined: (Ü. debilis (Giia Watson) Greene. 

** Annuals with striet and simple stem and flowers in eapi- 
tate-crowded terminalleafy celusters; typical species, the 
leaves all entire: ©. grandiflora Dougl., C. linearis Nutt. 

*** Annuals branched from the base 

° Branches depressed; flowers in nearlyorquilebractless 
small elusters, in the 'axils, and at the ends of the 
branches: C. heterophylla Hook., C. diversifolia Greene *. 

° Branches ascending; flowers bractless and few or soli- 
tary in allthe axils: €. tinctoria Kellogg, C. tenella Gray. 

Navarretia Ruiz et Pavon. 

* Pericarp hyaline and indehiscent, the walls closely ad- 
herent to and transparently exhibiting the agglutinated 
mass of dark-colored mucilaginous seeds: N.involucrata R. et 
P., N. prostrata (Gilia Gray) Greene *, N. leucocephala Benth., N. minima 
Nutt., N. intertexta Hook. 

** Capsule of firm texture, opagne, more or less perfectly 
dehiscent; seeds not agglutinate in a mass. 

° Leaves glabrous, setaceous)y multifid, but softandin- 
ocuous; only the floral braets pungent; herbage scent- 
less: N. cotulaefolia Hook. Arm., N. nigellaeformis Greene *. 


Palaeontologie. 719 


0 Leaves filiform and simple, or else pinnatifid or multi- 
fid, the segments rigid and with pungent tips; herbage 
viseid-pubescent, and fragraut or illscented in mort 
speies: N. viseidula Benth., N. pubescens Hook. Arn., N. squarrosa 
Hook. Arn., N. mellita (Gilia Greene) Greene, N. heterodoxa (Gilia 
Greene) Greene, N. parvula (Gilia Greene), N. filicaulis (Gilia Tarr. 
Gray) Greene, N. mitracarpa Greene*, N. prolifera Greene *, N. diva- 
ricata (Gilia Torr. Gray) Greene, N. penninsularis Greene*, N. Breweri 
(Gilia Gray) Greene, N. subuligera Greene *, N. tagetina Greene*, N, 
atractyloides Hook. Arn., N. foliacea Greene *, N. hamata Greene *, 

Freyn (Prag). 
Stur, D., Die Calamarien der Carbontlora der Schatz- 
larer Schichten. Beiträge zur Kenntniss der Flora 
der Vorwelt. bed. U. Abth. 2... (Abhbandl. der k. k.,ceol_ 
Reichsanstalt. Bd. XI. Abth. II. Wien 1887. Mit 25 Doppel- 
tafeln, 1 einfachen Tatel und 43 Zinkotypien.) 

Dieser stattliche Folioband mit seinen sehr gut ausgeführteu 
Abbildungen ist ein neuer werthvoller Beitrag zur Kenntniss der 
Flora der Vorwelt. — Der allgemeine Theil behandelt die 
„Morphologie der Calamarien.“ 

a) Die Wurzeln der Üalamiten, von denen bereits Weiss“) 
gute Darstellungen gab, sind ursprünglich cylindrisch, aber im 
fossilen Zustande plattgepresst, von bandförmiger Gestalt, dünn in 
der organischen Masse, durchzogen von einem mehr oder weniger 
dicken „Wurzelstrang“, welcher aus mehreren Fibrovasalbündeln 
besteht. Die epidermale Wurzelumhüllung zeigt ein mosaikartiges 
Chagrin, und dieses ist wahrscheinlich der Abdruck der Um- 
grenzungen der einzelnen Zellen. Kleine Eindrücke auf der Ober- 
fläche hielt schon Weiss für Narben abgefallener Würzelchen, die 
an manchen Stellen auch selbst noch erhalten sind. In den nicht 
mit Würzelchen versehenen Wurzeln erblickt Stur flottirende 
Wasserwurzeln, während die in den Boden eingedrungenen Wurzeln 
Würzelchen besitzen. Die Wurzelnarben liegen nach Stur unter- 
halb der Blattnarbenreihe und unter der Internodiallinie. 

b) Das Rhizom der Calamiten. In Bezug auf diese, ver- 
weist der Verf. auf das in seiner Culmflora I. p. 48 (154) 
Gesagte. 

ce) Der Stamm der Calamiten. 1. Die Basis. Erst 
Geinitz hat begonnen, die kegelfürmigen Basen der Calamiten- 
stämme in der natürlichen Lage, nämlich mit der Spitze nach 
unten, darzustellen. Während aber Geinitz mit Weiss, Schim- 
per, Grand’Eury u. A. die Knötchen am oberen Ende der 
Rippen für Blattnarben, diejenigen am unteren Ende für Wurzel- 
narben hält, ist Stur’s Ansicht hierüber folgende: Die über der 
Internodiallinie stehenden Knötchen sind als Blattnarben, die aufder 
Internodiallinie sind als Astnarben, die unter der Internodiallinie 
als Wurzelnarben aufzufassen. Er glaubt dies auch an Bei- 
spielen „unzweifelhaft“ nachgewiesen zu haben und hält die neuer- 
dings namentlich von W eiss vertretene abweichende Anschauung 
für „widernatürlich.“ — Diejenigen Calamiten-Basen, deren Spitze 


*) Vergl. Botan. Centralbl. Bd. XXIII. 1885. N. 11. p. 310 f. 


780 Palaeontologie. 


genau in der geraden Axe des Kegels situirt ist, sind Hauptstamm- 
basen, die mehr oder minder gebogenen Basen dagegen aufsteigende 
sekundäre Stammbasen; doch kann eine seitlich aus dem Rhizom 
hervorbrechende Hauptstammbase auch eine gekrümmte Axe be- 
sitzen, und es sind individuelle Abweichungen möglich, je nach 
dem Maasse der gebotenen Nahrung, nach der Stellung der In- 
sertion und der zufälligen Beschaffenheit des Bodens. Der Aufbau 
der Stammbasen ist im Wesentlichen der der Stämme. 

2. Der eigentliche Stamm. Die meisten Exemplare 
unserer Sammlungen sind Stücke hiervon. Sie besitzen die 
wichtigsten Eigenthümlichkeiten der Organisation des Equisetaceen- 
stengels überhaupt, nämlich die drei Quirle der vegetativen Knospen 
an jeder Internodiallinie und das eigenthümliche Skelet aus Fibro- 
vasalsträngen. Wohlerhaltene Stämme zeigen auch Spuren der 
wesentlichen und unwesentlichen Luftkanäle. An dem versteinerten 
CalJamitenstamme gelangen in Folge der stattgefundenen Pressung 
. viele Details, namentlich seiner inneren Beschaffenheit, zum Ab- 
drucke, die am lebenden Stamme unbemerkbar waren. — Die Er- 
scheinung der Blattknospenquirle kann eine dreifach 
verschiedene sein: a) Die Blattknospen treten als „Knötchen“ von 
wechselnder Gestalt auf und zwar, wie es scheint, am häufigsten 
bei mittleren Stücken des Calamitenstammes. Diese Knötchen 
sind als unentwickelt gebliebene Blattknospen anzusehen. b) Der 
Calamitenstamm ist thatsächlich beblättert und es sind zugleich 
fruchttragende Aeste vorhanden. Das ist der Fall bei den oberen 
Stammtheilen. Die abfallenden Blätter hinterlassen eine wahre 
Blattnarbe mit einem centralen Punkte, der die Durchgangsstelle 
für den Blattmedianus bezeichnet. c) der Blattknospenquirl stellt 
eine kettenförmige Reihe von wirklichen Blattnarben dar. In 
diesem Falle liegen beblättert gewesene, in späterem Alter der 
vollen Reife entblätterte Calamitenstämme vor. — Der Wurzel- 
knospenquirlist meist durch unentwickelte Knospen („Knötchen“) 
dargestellt. Wurzeln selbst findet man an den eigentlichen Stämmen 
der Calamiten selten, wohl nur dann, wenn die Basen durch Ver- 
schüttung zu tief in den Boden gelangten. — 

Bezüglich des Astknospenquirls unterscheidet der Verf. 
eine regellose, eine kreuzständige und eine periodische Astnarben- 
stellung, vermag aber hierin kein generisches Merkmal zu erblicken, 
weil er die Combination dieser drei Stellungen auf dem Stamme 
einer und derselben Art beobachtete. — Calamites Germarianus 
Goepp. besitzt grosse Astnarbenpolster, die wie die Blattpolster der 
Lepidodendren abfällig waren. Bei Calamites Sachsei Stur ver- 
wachsen die dichtgedrängten Astnarben zu einem Ringe. 

An den Culm-Calamitenstämmen beobachtete Stur ausser 
dem noch heute an den lebenden Zguiseten vorhandenen „equi- 
setalen Strangverlauf* mit unterbrochenen und alternirenden 
wesentlichen Lacunen noch den „archäocalamitalen Strangverlauf“ 
mit ununterbrochen fortlaufenden wesentlichen Lacunen. Die Arten 
der Schatzlarer Schichten zeigen neben ziemlich häufig auftretendem 
rein equisetalen Strangverlauf lebhafte Reminiscenzen an den 


Palaeontologıe. 81 


archäocalamitalen Strangverlauf und Uebergangsformen zwischen 
beiden. 

Einen längeren Abschnitt widmet der Verf. der Verholzung 
der Calamitenstämme. (Fast wörtlich widerholt aus „Zur Mor- 
phologie der Calamarien.“ Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. 
in Wien. 1881). Die Eigenschaft der Calamiten, einen Holzkörper 
zu bilden, entfernt sie am meisten von den lebenden Equisetaceen. 
Der Holzkörper kann zunächst in Gestalt von Kohle in 
Schiefer erhalten sein. Um aus der Dicke der Kohle die ur- 
sprüngliche Stärke der organischen Masse zu finden, multiplieirt 
Stur jene mit 26 oder 27 wegen stattgehabter Schrumpfung beim 
Verkohlen. Sodann verdoppelt er das Produkt wegen der grösseren 
Einschrumpfung der nicht holzigen, zelligen Stammasse.*”) — Zu- 
weilen ist die Dicke des Calamitenkörpers neben dem Steinkern als 
Abdruck zu sehen. Endlich kommen die Calamitenstämme ver- 
steinert vor mit Erhaltung aller anatomischen Einzelheiten und 
zwar bei Oldham und Halifax in England, bei Autun u. St. Etienne 
in Frankreich, bei Chemnitz in Sachsen und bei Neupaka in Böhmen. 
Stur beschreibt Exemplare von den drei letzteren Fundpunkten 
und giebt Abbildungen des Calamites striatus Cotta sp. und des 
C. bistriatus Cotta sp. von Chemnitz, des C. cf. lineatus Cotta sp. und 
mehrerer nicht näher bestimmter Calamiten von Neu-Paka, des Cal. 
cf. approximatus Bgt. e. p., sowie des (C. subcommunis Gr. Eury 
von St. Etienne. Die Holzkörper dieser Calamiten zeigen genau 
vieselbe Organisation, wie die von Williamson beschriebenen 
dersteinerten Arten aus England, und sie alle finden in der lebenden 
Pflanzenwelt nur in den Zquisetenstengeln ein Analogon, keineswegs 
bei @ymnospermen. — Mit der steigenden Zunahme der Entwicklung 
des Holzkörpers im Calamitenstamme nahm auch die Complication 
der Structurverhältnisse zu. Zur Zeit des Maximums der Holz- 
entwicklung im Obercarbon und im Rothliegenden hatten auch die 
Structurverhältnisse der Calamitenstämme ihren Culminationspunkt 
erreicht. Später wurden sie mit Abnahme der Holzentwickelung 
wieder einfachere, und der Bau des Zquisetenstengels zeigt heute 
in dessen an Gefässen sehr armen Fibrovasalsträngen den letzten ihm 
noch übrig gebliebenen Rest der einstigen Holzzone der Calamiten. 

3. Das obere Ende, die Spitze des Calamitenstammes, 
gehört zu den grössten Seltenheiten unserer Sammlungen. Die in 
der Entwickelung begriffenen, noch Ast- und Aehren-losen Spitzen 
besitzen Internodien, die kürzer als die Scheidenblätter sind und 
von letzteren eingehüllt werden. Später tritt die das Ende des 
Stengels krönende Aehre hervor, und es beginnen sich unterhalb 
derselben Aeste zu entwickeln. Besonders an den Zweigenden bleibt 
aber die Terminalknospe häufig unentwickelt. 


(Schluss folgt.) 


*) Referent kritisirte diese Ansicht Stur’s in „die Flora des Rothliegenden 
im nordwestlichen Sachsen“. Pal Abh. v. Dames Kayser, 3. Bd. 4. Heft, 1886 
p..14 £. 


782 Neue Litteratur. 


Neue Litteratur. 


; Algen: 

Müller, Otto, Durchbrechungen der Zellwand in ihren Beziehungen zur Orts- 
bewegung der Bacillariaceen. Mit Tafel VII. (Berichte der Deutschen bota- 
nischen Gesellschaft. 1889. Heft 4. p. 169.) 

— —, Aunxosporen von Terpsino@ musica Ehr. (l. e. p. 181.) 


Pilze: 


Barclay. A., On the life-history of anew Caeoma on Smilax aspera L. (Seientific 
Memoirs by Med. Officers of the Army of India. Part IV. 1889. p. 37.) 

Cunningham, D. D., Notes on the life,history of Ravenelia sessilis B. and R. 
stietica B. u. Br, (l. c. p. 20.) 

&oeldner, &., Der Hausschwamm und seine nachhaltige Verhütung. 2. Auflage. 
8°. 27 pp. Berlin (A. Seydel) 1889. DI — 

Mouton, V., Notice sur quelques Ascomyc£tes nouveaux ou peu connus. (Comptes 
Rendus des seances de la Societe royale de botanique de Belgique. 1889. 

BuR- 73.) 

Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 

Karlsson, &. A., Transfusionsväfnaden hos Conifererna. 8°. 58 pp. 1 Ti. 
(Acta universitatis Lundensis. T. XXIV. 1889.) 

Kny, L., Ueber die Bildung der Wundepidermis an Knollen in seiner Abhängig- 
keit von äusseren Einflüssen. (Berichte d. Deutsch. Bot. Gesellsch. 1889. 
Heft 4. p. 154.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Fiek, F., Excursions-Flora für Schlesien, enthaltend die Phanerogamen u. Ge- 
fäss-Kryptogamen. 8°. 259 pp. Breslau (J. U. Kern) 1889. geb. M. 3.50. 
Schröter, L., Taschenflora des Alpen-Wanderers. 8°. 18 Blatt Text u. 18 
kol. Tafeln. Zürich (Meyer u. Zeller) 1889. geb. M. 5.—. 


Teratologie und Pfianzenkrankheiten: 


Czeh, A., Ueber die Bekämpfung der Reblaus in Oesterreich und Ungarn und 
die sich hieraus für unsere Verhältnisse ergebenden Folgerungen. (Weinbau 
und Weinhandel. 1889. No. 16, 17, 19. p. 161—168, 179—185, 211— 216.) 

Kühn, J., Zur Bekämpfung des Flugbrandes. (Fühling’s landwirthschaftl. Zeitg. 
1889. No. 8. p. 260— 265.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Billings, F., The detection of the bacillus tuberculosis, technique. (Journal of 
the Amer. Med. Assoc. 1889. No. 13. p. 443—444.) 

Brenner, Ein Fall von Aktinomykose des Gesichts. (Oesterr. ärztl. Vereinsztg. 
1889. No. 7. p. 149—151.) 

Canalis, P. e Di Mattei, E., Contributo allo studio della influenza della putre- 
fazione sui germi del colera e del tifo. (Bullettino d. reale accad. di Roma. 
1888/89. No. 2/3. p. 151—173.) 

Cunningham, D. D., Are choleraic Comma-Bacilli, even granting that they are 
the proximate cause of choleraice symptoms, really efäcient in determining the 
epidemie diffusion of cholera? (Seientifie Memoirs by Medical Officers of the 
Army of India. Part IV. 1889. p. 1.) 

Czaplewski, E., Untersuchungen über die Immunität der Tauben gegen Milz- 
brand. 8°. 29 pp. Königsberg i. Pr. (Wilhelm Koch) 1889. M. 1.— 

Gailhard, J., Sur l’origine du tetanos. (Union med. 1889. No. 49. p. 580.) 

Grognot, J., Etude &tiologique et therapeutique touchant la diphtherie. (Bullet. 
gener,. de therapeut. 1889. No. 14. p. 309— 323.) 

Herman, M., Procede rapide de coloration du bacille tuberculeux. (Annal, de 
l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. p. 160—162.) 

Holt, L. E., The relation of bacteria to diarrhoeal diseases in infaney. (New- 
York Med. Journ. 1889. No. 15. p. 405—407.) 

van Iterson en Siegenbeek van Heukelom, Actynomycose bij den mensch, 
(Nederl. tijdschr. v. geneesk. 1889. No. 12. p. 329—336.) 


Neue Litteratur, 783 


Kohlmann, Zur Aetiologie und Kontagiosität der Meningitis cerebro-spinalis. 
(Berliner klin. Wochenschr. 1889. No. 17. p. 375— 378.) 

Lavrand, H., De la contagiosite direete de la fitvre typhoide, (Journ.d. scien- 
ces med. de Lille. 18839. 29. mars ) 

Legrain, E., Contribution & la diagnose du gonococeus. 8°, 14 pp. Paris (Berger- 
Levrault et Ce.) 1889. M. 0.40. 

Lingard, A., Ein Beitrag zur Kenntniss der Schutzimpfung gegen Anthrax. 
(Fortschritte der Mediein. 1889. No. 8. p. 293— 295.) 

Loomis, A. L., The relations of microbes to disease processes. (Transact. of 
the Med. Soc. New York. Syracuse 1888. p. 52—61.) 

Malvoz, E., et Brouwier, L., Deux cas de tuberculose bacillaire cong£nitale, 
(Annal. de l’Institut Pasteur. 1859. No. 4. p. 153— 159.) 

Nelson, S. N., The etiology of diphtheria. (Journal of the Amer. Med. Assoe. 
1889. No. 14. p. 478—481.) 

Protopopoff, N., Einige Bemerkungen über die Hundswuth. (Centralblatt für 
Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 22. p. 721—724.) 

Rohrer, F., Die Morphologie der Bakterien des Ohres u. d. Nasen-Rachen- 
raumes. 8°. 78 pp. 5 Tfin. Zürich (Meyer u. Zeller) 1889. IMESoe 

Schnell, Note sur la presence de mierobes dans les bacilles de l’Eryth&me poly- 
morphe et de la varicelle. (Marseille med. 1889. 28. fevrier.) 

Senn, N., Surgical bacteriology. 270 pp. Philadelphia (Lea Brothers and Co.) 
1889. Doll. 1.75. 

Thoinot, L., Note sur l’examen microbiologique d’une source de la region cal- 
caire du Havre. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. p. 145—152.) 

Valentini, Beitrag zur Pathogenese des Typhusbaeillus. (Berlin. klin. Wochen- 
schr. 1889. No. 17. p. 368—370.) 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 

Briem, H., Die Zuckerrübe. Sammlung der wichtigsten Lehrsätze über den 
Zuckerrübenbau und die Zuckerrüben-Samenzucht in theoretischer und praktischer 
Hinsicht. 8°. VI, 220 pp. Wien (A. Hartleben) 1889. M 3.20. 

Dmitriew, W., Materialien zur Entscheidung eiviger Fragen bei der Getreide- 
eultur. Bericht über die Culturen auf dem Versuchsfelde von Studenkow. 8°, 
20 pp. Charkow 1887. [Russisch.] 

Ebermayer, E., Einfluss des Waldes und der Bestandsdichte auf die Boden- 
feuchtigkeit und auf die Sickerwassermengen. (Forschungen auf dem Gebiete 
der Agrikulturphysik. Bd. XiI. 1889. Heft 1/2. p. 147.) 

Kalitaew, M. 6., Materialien zur Entscheidung gewisser Fragen bei dem Feld- 
bau. Bericht über die Culturen auf dem Versuchsfelde von Krasnjansk. 8°. 
16 pp. Charkow 1887. [Russisch.] 

Karlsson, Em., Materialien zur Entscheidung gewisser Fragen bei der Cultur 
der Zuckerrübe. 1. Ueber den Einfluss der Mineraldünger auf die Rübe. 8°. 
39 pp. Mit 1 Tabelle. 2. Ueber die Auswahl der Aussaat. 8°. 21 pp. Berichte 
über die Culturen auf den Versuchsfeldern von Trostjanezk. Charkow 1887. 
[Russisch.] 

Maisel, Wladislaw, Die Zuckerrübe und die Bedingungen ihrer Cultur. Bericht 
über die Versuche mit Zuckerrübensaamen auf den Versuchsfeldern von 
Brshoschowka. 8°. 21 pp. Mit 1 Tabelle. Warschau 1888. [Russisch.] 

Marek, 6., Ueber den relativen Düngewerth der Phosphate mit besonderer 
Rücksicht auf Thomasschlacke, Knochenmehl, Peruguano und Koprolithenmehl. 
Preisschrift. 8°. VIII, 315 pp. Mit Illustr. Dresden (G. Schönfeld) 1889. 

METZ 

Regel, E., Populäre Anleitung zum russischen Obstbau, oder Handbuch zur 
Anzucht von Aepfeln, Birnen, Kirschen und Pflaumen im nördlichen und mittleren 
Russland. 8°. 44 pp. St. Petersburg 1889. [Russisch.] 


Personalnachrichten. 
Dr. B. D. Halsted, bisher Professor der Botanik am Jowa 
Agricultural-College zu Ames, ist zum Professor der Botanik am 
Rutgart-College zu New-Brunswick, New-Jersey, ernannt worden. 


784 Anzeigen. — Inhalt. 


L. H. Pammal, bisher Assistent an d. Shaw-School of Bo- 
tany zu St. Louis, Mo., ist an Stelle des obengenannten Dr. B. D. 
Halsted als Professor der Botanik in Ames, Jowa, angestellt 
worden. 

Dr. Gustav v. Lagerheim aus Stockholm, bisher in Freiburg i. B.,, 
ist zum Attache am „Laboratoire de Botanique de l’Ecole Poly- 
technique de Lisbonne (Museu Nacional de Lisboa)“ ernannt worden 
und wird am 1. Juli seine Stelle antreten. 


—4e- Zu verkaufen. > 
Sotanische Zeitunz 


Jahrgang 22—44, dreiundzwanzig Bände, 
sehr gut erhalten. Anfragen an L. Just, Karlsruhe i/B., Bismarckstrasse 16. 


„u... Verlag von..d..M. Spsth, ‚Berlin. 0.7 me 
H. Karsten, Deutsche Flora Ausser der Diagnostik aller deutschen, 


* österreichischen und schweizer Ge- 
fässpflanzen, der systematisch und medieinisch interessanten Zelleupflanzen und 
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1284 Seiten ger. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$% Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung. > 


Inhalt: 
Wissenschaftliche Originalmit- Greene, New or noteworthy species, p. 775. 
theilungen. Huth, Die Verbreitung der Pflanzen durch die- 
Nickel, Bemerkungen über dieFarbenreaktionen Exeremente der Tbiere. L, p. 774. ARE UM 
und die Aldehydnatur des Holzes, p. 753. Klein, Beiträge zur Morphologie und Biologie 
der Gattung Volvox, p. 766. 
Originalberichte gelehrter Ge- — —, Morphologische und biologische Studien 
sellschaften. über die Gattung Volvox, p. 766. 


— — Neue Beiträge zur Kenntniss der Gattung 
Volvox, p. 766. 
Lagerheim, Sur un genre nouveau de Chytri- 


Botanischer Verein in Lund. 
IX. Sitzung am 27. März 1888, 


Grönwall, Ueber die Stellune der männlichen diacdes parasite des Ur&dospores de certaines 
Blüten bei den Orthotrichum-Arten, p. 759. Uredine&es, p. 769, 
Karlsson, Das Transfusionsgewebe bei den Levi-Morenos, Contribuzione alla conoscenza 
Coniferen (Schluss.), p. 756. dell’ antocianina studiata in alcuni peli vege- 
|  tali, p. 770, 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Mez, Beiträge zur Kenntniss des Umbelliferen- 
Studeutsällskapet i Upsala. Eınbryos, p. 772. 
Sitzung am 22. März 1888. Scheutz, Plantae vasculares Jenisseenses inter 
Fries, Einige Bemerkungen über die Gattung Krasnojarsk urbem et ostium Jenisei fluminis 
Pilophorus, p. 764. hactenus lectae. (Schluss), p. 775. 
Jungner, Ueber die Anatomieder Dioscoreaceen, | Stur, Die Calamarien der Carbonflora der 
(Schluss), p. 760. Schatzlarer Schichten, p. 779. 
Instrumente, Präparations- Neue Litteratur, p. 749. 


methoden etc. etc. p. 667. 
Personalnachrichten: 


Referate: Dr. B. D. Halsted (Prof. der Botanik am Rutgart 
Briosi, Intorno alle sostanze minerali nelle College zu New-Brunswick), p. 783. 
foglie delle piante sempreverdi. (Prima L. H. Pammel (Prof. der Botanik in Ames, 
serie), p. 771. Jowa), p. 784. 


Clos, De la dimidation des ©tres et des organes Gustav v. Lagerhein: (Attach€ au Laboratoire 
dans le r&gne vegetal, p. 773. | de Botanique de l’Ecole Polytechnique de 
Greene, Some American Polemoniaceae, p. 778. Lisbonne), p. 784. 


Ausgegeben: 5. Juni 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel, 


_ Band XXX VII. No.11. Jahrgang X. 


Acc 416 . Y S (e > 
sches Ventrazn, 
an { lat 


V REFERIRENDES ORGAN 
für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 
Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


Te EEE ee ET EEE TEE UT IT TUN ET IE TE TE TE TEE 
Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 
No. 24, | durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. | 1889. 


Originalberichte gelehrter Gesellschaften. 


Botaniska Sällskapet in Stockhoim. 
(Schluss. 
Sitzung am 17. Oktober 1888. 
1. Herr V. B. Wittrock lieferte 


Einige Mittheilungen über die Vegetation der 
südlichsten Halbinsel von Gotland. 


2. Herr S. Almgvist gab eine 


Kritische Uebersicht der in Schweden auftretenden 
Formen von Örchis incarnata. 


Sitzung am 19. Dezember 1888. 
1. Herr Y. B. Wittrock sprach: 


Ueber den morphologischen Werth der Köpfchen- 
Deckblätter bei (entaurea, Jacea-Gruppe. 
Botan. Centralbl. Bd. XXXVII. 1889. 24 


736 Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


2. Herr J. Erikssen legte vor und demonstrirte: 
Fungi parasitiei scandinavici exsiceati. Fasc. 6. 


In dem Faseikel haben die Herren J. Brunchorst, G.E. 
Rorsberer rt. Je Sohannsony(T)2 ®. .Juel,. DA Krıstor- 
ferson, G. u. N. Lagerheim, C. Lindman, K. Starbäck 
und L. J. Wahlstedt Beiträge geliefert. 


Der Fascikel enthält 55 Formen (50 Species), wovon 16 Usti- 
lagineae, 22 Uredineae, 2 Hymenomycetes, 2 Discomycetes, 5 Pyre- 
nomycetes, 1 Myxomycet, 3 Oomycetes, 1 Melanconiee und 
3 Hyphomycetes. Es finden sich u. a. T’hecaphora affinis Schneid. 
auf Astragalus glyeiphyllus von Balsberg (Skäne), Tilletia deeipiens 
(Pers.) Keke. an Agrostis alba aus Engelholm, Entyloma irreqularis 
Johans. in Poa annua aus Vexiö, Urocystis Anemones (Pers.) 
Wint., forma Aconiti auf Aconitum Lycoctonum aus Kongswold 
(Norwegen), Doassansia Alismatis (Nees von Es.) Cornu und D. 
Martianoffiana (Thüm.) Schröt., beide aus Smäland, Entorrhiza 
Aschersoniana (Magn.) Lagerh. in Juncus bufonius aus Varberg, 
Uromyces Genistae f. Phacae Eriks. nov. form. auf Phaca frigida 
aus Kongsvold [„Teleutosporae elipsoideo-sphaeroideae, saepe mutua 
pressione angulatae, 24—32 u longae, 18—22 4 latae*], Puccinia 
Malvacearum Mont. auf Althaea rosea aus Stockholm, P. rubefaciens 
Johans. auf Galium boreale aus Jämtland, P. Drabae Rud. an 
Draba hirta und D. incana aus Kongsvold und Hjaerkin (Norwegen), 
P. Molinige Tul. aus Uddevalla, Peridermium Strobi Kleb. aus 
Stockholm, Aecidium Magelhaenicum Berk. aus Stockholm, 4e. 
Astragali Eriks. nov. spec. in Astragalus alpinus aus Lille Elv- 
dalen (Norwegen) |„Sporangia hypophylla, superficiem folii inferi- 
orem tegentia, late-urceolata, ore lacero-denticulato, albo-favida. 
Sporae pallidae, 16—24 u longae , 11—16 u latae“], Selerotinia 
Selerotiorum (Lib.) Brunch. auf Solanum tuberosum aus Stavanger, 
Plasmodiophora Brassicae Wor. aus Bergen, Peronospora alpina 
Johans. aus Jämtland, Cylindrosporium Padi Karst. aus Stockholm, 
Fusicladium ramulosum (Desm.) Rostr. auf Populus tremula aus Smä- 
land, Cercospora Calthae aus Stockholm und Haplobasidion Thalietri 
Eriks., nov. gen. u. nov. spec. auf Thalictrum flavum aus Stock- 
holm [. Haplobasidion Eriks., nov. gen. (Etym.: «rrl00s = simplex, 
et Baoidıor — basidium): Hyphae fertiles e mycelio endophyllo assur- 
gentes, breves, simplices, basidioideae apicem versus incrassatae, ibique 
(3-)& ramis conidiigeris coronatae, demum replicatae deeiduisque coni- 
diis eieatricosae. Conidia globosa, fuliginea, levia. Hoc genus Demati- 
earum (Sect. 1 Amerosporeae Sace., Subseet. 2 Macronemeae Sacce., 
Trib. 4 Periconieae Sace., Syllog. Fung. Vol. IV, p. 235) differt 
a generibus afinibus (Stachybotrys, Periconia [Per iconiella] et Ce- 
phalotrichum) hyphis fertilibus simplieibus basidioideis apiceque 
demum cieatricosis, ramis conidiigeris paueis eonidiisque globosis. 
H. Thalictri: Biophila. Maculae effusae, pagina superiore folii 
exaridae, inferiore atrae et denigrantes. Hyphae fertiles basidioi- 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 787 


deae 20—30 u longae, regione media 6—8 u apiceque inerassato 
10—12 u latae. Conidia 8 « diam.] 


3. Herr J. Eriksson beschrieb ferner: 
Eine neue Fahnenhafer-Varietät. 


Unter den Hafersorten, die Vortr. im Sommer 1887 auf dem 
Experimentalfelde der Landbau-Akademie kultivirte*), fand sich 
auch eine von Haage & Schmidt in Erfurt unter dem Namen 
„Tatarischer weisser Hafer“ bezogene, welche bald besondere 
Aufmerksamkeit auf sich zog. Die mit dieser Sorte bebaute Par- 
zelle zeigte zwei scharf getrennte Formen von fast gleicher Menge. 
Die eine Form war ein gewöhnlicher weisser Fahnenhafer, der in 
Folge seiner vorwiegenden Neigung zur Grannenbildung der Va- 
rietät Tatarica zuzurechnen ist. Auch die andere Form war ein 
weisser Fahnenhafer, aber von der genannten Varietät so wie von der 
anderen beschriebenen weissen Fahnenhafervarietät, der vorwiegend 
unbegrannten var. odtusata durch die unten anzugebenden Kenn- 
zeichen scharf getrennt. Im Jahre 1888 gebaut, blieb die Form ganz 
unverändert. Vortr. hält sie für eine neue Varietät und giebt ihr 
den Namen: 

Avena orientalis Schreb. var. turgida Eriks. nov. var. Dick- 
körniger weisser Fahnenhafer. 

Diagn.: Die Aehrehen vorwiegend grannenlos; die Schein- 
früchte diek und kurz. 

Beschreib.: Halm stark und steif. Rispe neuausgesprossen 
dunkelgrün, mit weissen häutigen Klappenspitzen. Rispenzweige’ 
kurz. Die Zahl der Aehrchen der Rispe im Mittel (aus 10 gut 
entwickelten Rispen berechnet) 54,9. Die Aehrchen vorwiegend 
unbegrannt (99,3 °/o), meist zweikömig (77,4 °/o), selten ein- 
körnig (13,1 °/,) oder doppelkörnig (9,5 %,), niemals drei) 


körmig. Das absolute Gewicht der grossen Körner (Aussenkörner- 


*) Näheres hierüber in Jakob Eriksson, Studier och iakttagelser öfver 
vara Sädesarter. I. (Kgl. Landtbr.-Akad. Handl. o, Tidskr. 1889.) 


788 


Botaniska Sällskapet in Stockholm. 


SI 
= = BEN 
x = 2 - _ — 
s . re Se 2 Sr 
Te. TEE = Jen m - ee zen 
er nn FESTE ER 
m > TE Feen 
- tr 
Pe Terre 


918 gr. pr. 100 Körner, das der 
kleinen (Innenkörner) 2,409 gr. 
und das der Doppelkörner 2,580 
gr. Der Kerngehalt der Aussen- 
körner 66,10 %o, derjenige der 
Innenkörner 74,84 °/o und der- 
jenige der Doppelkörner 65,89/,. 

Reifezeit: 1887 der 12. Sep- 
tember (gesäet am 6. Mai) und 
1888 der 16. September (gesäet 


'am 14. Mai). 


Sowohl in der äusseren Aus- 
bildung der Körner, als in ihrem 
Kerngehalt zeigt sich die 
neue Varietät derjenigen voll- 
ständig analog, die im Jahre 
1837 von J. W. Krause (Ab- 
bild. und Beschr. aller bis jetzt 
bekannten Getreidearten. Heft 
VII. 'p.' 63 .Taf. 3a... Leipzie) 
unter dem Namen „Avena sativa 
alba mutica, seminibus brevibus“ 
beschrieben ist, in der neueren 
Literatur aber unter dem Varie- 
täts- Namen praegravis Kr. — 
diese zwei von Krause ge- 
gebenen Namen sind im Laufe 
der Zeit verwechselt worden — 
besprochen wird und die sich 
durch ihre relativ dieken und 
kurzen Körner _ kennzeichnet. 
Auch im regnerischen Herbste 
1888 hielt sich die Varietät bis 
zur Erntezeit aufrecht und war 
darın den meisten daneben 
gebauten Varietäten überlegen. 
Sie schien theils aus diesem 
Grunde, theils wegen ihrer 
reichkörnigen Rispen im Allge- 
meinen denjenigen, welche die 
Form wachsen sahen, die beste 
aller auf dem Versuchsfelde ge- 
bauten Formen zu sein. In dem 


Erklärung der Abbildungen. 


A Rispe in der Hälfte der natürlichen 
Grösse, B ein Aehrcehen, C! ein grosses 
(Aussen-) Korn, C? ein kleines (Innen-) 
Korn, D ein Doppel-Korn, von der Seite 
und von Innen gesehen. Die Bilder 
B—D in natürlicher Grösse. 


Pilze, 789 


absoluten Gewichte und in dem Kerngehalt der Körner 
tritt sie indessen, ebenso wie die analoge var. praegravis, 
gegen die jetzt am höchsten geschätzten Rispenhafer-Varietäten, var. 
mutica und var. nigra merkbar zurück. Inwiefern dieses Zurück- 
stehen durch die Steife des Halmes und den Körnerreichthum der 
Rispe aufgewogen werden könne, wird nur ein vergleichender 
Versuch — und einen solchen hat Vortr. noch nicht ausführen 
können — entscheiden. Vortr. hält es jedoch nicht für unwahr- 
scheinlich, dass, wenn die neue Form durch rationelle Auswahl 
veredelt wird, dieselbe einen recht grossen Kulturwerth bekommen 
kann. Dass die neue Varietät, wenn auch in der Litteratur nicht 
früher beachtet, vielleicht schon eine nicht geringe Verbreitung 
hat, schliesst Vortr. nicht nur daraus, dass die hier besprochene 
Aussaat ihm von einer der grössten europäischen Samenfirmen zu- 
gekommen ist, sondern auch daraus, dass er dieselbe Form, dies- 
mal ganz rein und ungemischt, auf einer*Parzelle wiederfand, deren 
Saatgut der berühmte Botaniker Herr Baron F. von Müller in 
Melbourne ihm gütigst unter anderen als Probe in Australien 
kultivirter Hafersorten im vergangenem Frühjahre zugeschickt 
hatte. 


Referate. 


Chmielewskij, W., Zur Frage über die Copulation der 
Kerne beim Geschlechtsprocess der Pilze. (Arbeiten 
d. neurussischen Naturf. Gesellschaft. Bd. XIII. Hft. 1. pag. 
113—121. Odessa 1888.) [Russisch.] 


Diese Frage ist noch sehr wenig aufgeklärt. Nur für Pythium 
ist es Fisch gelungen, eine Verschmelzung der Kerne bei der Be- 
fruchtung nachzuweisen; die Angaben Fisch’s für Cystopus und 
Eidam’s für Basidiobolus sind lückenhaft, weshalb Verf. eine 
genauere Untersuchung dieser beiden Formen unternahm. 

Bei der Bildung der Zygoten von Basidiobolus ranarum theilen 
sich bekanntlich zunächst die Kerne der copulirenden Zellen in dem 
Schnabel derselben; die einen Theilkerne (die vegetativen) gehen 
zu Grunde, die anderen (die generativen) treten in die sich bildende 
Zygote ein. Wegen der Undurchsichtigkeit des Plasmas dieser 
konnte Eidam das' weitere Schicksal der generativen Kerne nicht 
verfolgen; er hält es jedoch für fraglich, ob dieselben miteinander 
verschmelzen, da beim Keimen der Zygoten stets zwei aneinander 
gepresste Kerne in den Keimschlauch treten. 

Dem Verf. gelang es, die Zygoten durchsichtiger und die Kerne 
darin sichtbar zu machen, indem er die Präparate nach der 
Zacharias’schen Berlinerblau- Eiweissreaction färbteund zur Aus- 
ziehung des Fettes für eine Woche in ein Gemisch von Aether, 
Alkohol und Wasser einlegte. In 2 Wochen alten Zygoten fand 


17190 Pilze. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


er stets noch zwei aneinandergelegte Kerne, später finden sich be- 
reits solche mit nur einem Kern, und in 4 Wochen alten 
Zygoten sind durchgängig die Kerne verschmolzen. 
„Die Verschmelzung der Kerne geht hier also ausserordentlich lang- 
sam vor sich. Es gelang Verf. nicht, Zygoten mit verschmolzenen 
Kernen zur Keimung zu bringen; offenbar sind dieselben nach 
Vollendung dieses Processes noch nicht völlig ausgereift, sondern 
müssen noch eine Ruheperiode durenmachen. Unreife Zygoten 
hingegen, in denen die Kerne sich nur aneinandergelegt haben, 
aber noch nicht verschmolzen sind, keimen leicht aus, wenn sie in 
Wasser gebracht werden, und alsdann treten natürlich auch in den 
Keimschlauch sofort 2 Kerne, wie dies Eidam beobachtet hat. 
Zur Untersuchung von (ystopus candidus fertigte Verf. dünne 
Schnitte aus von diesem Pilz befallenen Pflanzen und tingirte sie 
‚mit Safranin. Das Protoplasma junger Oogonien hat netzartige 
Structur, und die Knoten ‚des Netzes, welche aus körnigen Plasma- 
ansammlungen bestehen, färben sich stark mit Tinetionsmitteln. 
Diese Ansammlungen muss Fisch für Kerne gehalten haben, wenn 
er von zahlreichen Kernen spricht, die erst später zu einem einzigen 
verschmelzen. In Wirklichkeit enthalten auch die jungen Oogonien 
nur einen wandständigen Kern. Derselbe ist ziemlich gross und 
hat die Form einer Ellipse, in deren einem Focus gewöhnlich der 
sehr kleine Nucleolus liegt. Der Kern ist sehr arm an CUhromatin, 
färbt sich folglich nur schwach und ist deshalb nur in den selten- 
sten Fällen, an besonders gelungenen Präparaten, sichtbar zu 
machen. — Später tritt der Kern mehr ins Centrum des Oogoniums. 
Die Grenze zwischen Epiplasma und Gonoplasma wird sichtbar. 
Das anfänglich gleichmässig dichtkörnige Gonoplasma der Oosphaere 
beginnt allmälig, von der Peripherie zum Centrum zu, seine Kör- 
nigkeit und gleichzeitig seine Färbbarkeit zu verlieren. — Kurz 
vor der Befruchtung contrahirt sich der Kern ein wenig und wird 
stärker tingirbar (auch jetzt ist er aber noch grösser als die Kerne 
der vegetativen Fäden). — Im Antheridium findet sich ebenfalls nur 
ein Kern im netzförmigen Protoplasma; er hat gleiche Grösse und 
Tingirbarkeit wie derKern der befruchtungsfähigen Oosphaere, auf 
welche eigenthümliche Gleichheit der generativen Kerne Verf. beson- 
ders aufmerksam macht. Nach dem Uebertritt des männlichen 
Gonoplasmas (derselbe erfolgt durch einen Schlauch, der oft tief 
in die Oosphaere eindringt) konnte Verf. in der Oosphaere die beiden 
Kerne bald noch weit von einander entfernt, bald ganz nahe bei- 
einander, endlich auch im Stadium der Verschmelzung nachweisen; 


reife Oosporen enthalten stets nur einen Kern. 
Rothert (St. Petersburg). 


Chmielewskij, W., Zur Frage über die Wasseraufnahme 
durch die oberirdischen Organe der Pflanzen. (Arb. 
d. neurussischen Naturf. Ges. Bd. XIU. Hft. 1. pag. 123—154. 
Odessa 1888.) [Russisch.] 

Nach einer Uebersicht der Litteratur der genannten Frage, 
aus welcher sich ergiebt, dass dieselbe reicher an sich widersprechen- 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 79 


den Angaben als an sicher festgestellten Thatsachen ist, be- 
richtet Verf. über einige Versuche, die er im Jahre 1886 im bota- 
nischen Institut zu Bonn ausgeführt hat. Um zu entscheiden, ob 
eine Aufnahme von Wasser durch die Blätter stattfindet, versenkte 
er abgeschnittene Zweige verschiedener Pflanzen derart, dass ein 
Theil ihrer Blätter unter Wasser, ein anderer gleicher Theil in der 
Luft sich befand ; möglichst gleiche Controlzweige wurden, caeteris 
paribus, ganz in der Luft belassen. Indem Verf. die Zeit verglich, 
nach welcher die in der Luft befindlichen Blätter beider Zweige 
zu welken begannen, konnte er einen Schluss darauf ziehen, ob 
und in welchem Maasse die untergetauchten Blätter Wasser aufnehmen. 
Nur bei Saliz dasyclados war das Resultat ein negatives: die Blätter 
beider Zweige welkten gleich schnell. Bei Juglans fraxinifola, 
Salixz Forbiana, Populus argentea, Staphylea Colchica ete. blieben die 
Blätter des Versuchszweiges beträchtlich länger frisch als diejenigen 
des Controlzweiges. Bei Aesculus Hippocastanum, Syringa vulgaris, 
Acer Austriacum und Veronica Chamaedrys endlich war der Control- 
zweig schon nach 5 resp. 2 Tagen völlig verwelkt, während die 
Blätter des Versuchszweiges beim Abbruch des Versuches (nach 
11—21 resp. 8 Tage) noch ganz frisch waren. Die durch die 
untergetauchten Blätter aufgenommene Wassermenge genügte hier 
also, um den Transpirationsverlust der übrigen völlig zu decken. 

Wiesner hatte gefunden, dass die Blätter vieler Pflanzen 
Wasser leichter durch die Unterseite, als durch die Oberseite auf- 
nehmen, und erklärte diese Erscheinung durch die auf der Unter- 
seite grössere Zahl der Spaltöffnungen. Verf. weistnach, dass diese 
Erklärung unrichtig ist, da in die Spaltöffnungen kein Wasser ein- 
dringt. Unter Wasser angefertigte Flächenschnitte von Blättern 
verschiedener Pflanzen zeigten auch nach tagelangem Liegen unter 
Wasser die Spaltöffnungen mit Luft erfüllt. Blätter von Hyacinthus, 
Nareissus, Iris, Ajuga reptans und Vinca minor wurden für 24 Stun- 
den und darüber in Eosinlösung gelegt; falls Wasser in die Spalt- 
öffnungen dringt, müsste auch Eosin mit hineingelangen, dies war 
jedoch nicht der Fall. 

Die verschiedene Wasseraufnahme durch die beiden Blattflächen 
muss somit durch eine verschiedene Durchlässigkeit der Cuticula 
bedingt sein. Um diesen Schluss zu bekräftigen, legte Verf. unbe- 
schädigte Blätter verschiedener Pflanzen in Jodjodkalium, meist für 
24 Stunden und darüber. Der Grad der Durchlässigkeit der 
Cuticula gibt sich darin zu erkennen, wie weit das Jod von beiden 
Blattoberflächen aus in die Gewebe eindringt. Es stellte sich her- 
aus, dass in der That in der Mehrzahl der Fälle die Cuticula der 
Unterseite durchlässiger ist; doch kommt auch das entgegengesetzte 
Verhalten vor (Lamium purpureum): Matthiola incana, Cheiranthus 
Cheiri und Syringa vulgaris liessen Jod überhaupt nicht durch. 
Sichtbare Unterschiede in der Beschaffenheit der verschieden durch- 
lässigen Cuticula-Arten konnte Verf. nicht bemerken, doch fand er, 
dass die durchlässige Cuticula von Anemone nemorosa in 
Schwefelsäure stärker aufquillt als die undurchlässige von Cheiran- 
thus Cheiri, Rothert (St. Petersburg). 


192 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Mattei, Giov. Ettore, I lepidotterie ela dicogamia. 44 p. 
Bologna 1838. 


Verf. behandelt zunächt diejenigen Eigenschaften der Schmetter- 
linge, welche für die Befruchtung der Blüten von Werth sind, 
und bespricht eingehend die je nach den einzelnen Gruppen ver- 
schieden entwickelten Sinne derselben und die entsprechenden 
Anpassungen der Blüten. Es schliesst sich daran eine eingehende 
Beschreibung des Rüssels einer Reihe von Genera der verschiedenen 
Familien an, und folgert Verf. aus der Beschaffenheit derselben 
ihren Werth für die Dichogamie. Es folgen dann nähere Betrach- 
tungen über die den verschiedenen Schmetterlingsgruppen ange- 
passten Pflanzen. Die sphingophilen Blüten zeichnen sich aus: 
durch abendliche oder nächtliche Blütezeit, durch starken Geruch, 
besonders während der Nacht, durch weisse oder gelbliche Farben, 
durch dünne, häufig gekrümmte, honigabsondernde Sporne oder 
Blütenröhren, durch das Fehlen von Anflugsplatten, durch leicht 
bewegliche, klebrige oder zusammenhängende Pollenkörner, durch 
meistens weit hervorragende Narben und Staubgefässe mit sehr 
beweglichen Filamenten und durch reichliche Absonderung von 
Honig. Ausser den Sphinxen kommen für derartige Blüten nur 
noch honigsaugende Vögel in Betracht; da dieselben jedoch am 
Tage fliegen, so müssen die für deren Besuch bestimmten Blüten 
sich durch lebhaftere Färbung auszeichnen. Verf. gibt dann mit 
Benutzung früherer Angaben von Delpin, eine Liste von 132 
sphingophilen Pflanzenarten, mit näherer Beschreibung der in Be- 
tracht kommenden Blütentheile. Da die Tag- und Nachtschmetter- 
linge, im Gegensatze zu den flatternden Sphingiden, sich auf den 
Blüten während des, Honigsaugens niederlassen, so zeigen die 
diesen beiden Gruppen angepassten Blüten manche Aehnlichkeit. 
Psychophile Blüten sind verhältnismässig wenig zahlreich; Verf. 
unterscheidet folgende Gruppen: Astern-Typus (viele Gattungen 
und Arten der Compositen, Astrantia, Bupleurum sp. ete.); Scabiosen- 
Typus Dipsacus, Cephalaria, Scabiosa, Valeriana, Fedia, Jasione, 
Phyteuma ete.); Trachelium-Typus (Trachelium, Centranthus). Die 
Zahl der ausschliesslich den Nachtschmetterlingen angepassten 
Blüten (fiori falenofili) ist sehr gering; die meisten derselben sind 
auch für Besuche der Sphingiden (Gymnadenia, Anacamptis), der 
Bienen (Compositen und Crueiferen) oder anderen Insekten geeignet. 

Ross (Palermo). 


Bordzilowski, J., Ueber die Entwickelung der beeren- 
artigen und fleischigen Früchte. Erste Mittheilung. 
(Arb. d. Kiew’er Naturf. Gesellschaft. Bd. IX. Heft 1. pag. 65 
—106 mit 2 Tfln. Kiew 1888.) [Russisch.] 


Verfasser untersuchte die Steinfrucht von Prunus Padus und 
P. Cerasus, die Beerenfrucht von Ampelopsis hederacea und Sam- 
bucus nigra, die Apfelfrucht von Sorbus aucuparia und Pyrus 
Sibirica, und die Kürbisfrucht von Cucumis sativa. Er beschreibt 
bei jeder Species eingehend die morphologischen Verhältnisse, den 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 193 


gröberen anatomischen und den histologischen Bau des jungen 
Fruchknotens nebst Griffel und Narbe und die beim Reifen in der 
Fruchtknotenwand stattfindenden Veränderungen. Auf diese Einzel- 
heiten kann hier nicht eingegangen werden, und muss sich Ref. 
darauf beschränken, im Wesentlichen nur das Resume des Verf. 
wiederzugeben. 

1) Der anatomische Bau des jungen Fruchtknotens ist überall 
nahezu der gleiche. 

2) Der Leitstrangverlauf ist in den Fruchtblättern der gleiche 
‘wie in den Laubblättern, d. h. ausser einem medianen sind 2 rand- 
ständige Stränge vorhanden; besteht der Fruchtknoten aus mehreren 
Blättern, so können je 2 randständige Stränge miteinander ver- 
schmelzen. Die Verzweigung der Leitstränge geschieht stets nach 
‚dem Dicotyledonen-Typus. Im oberständigen Fruchtknoten ist, wenn 
‘er nur aus einem Blatt besteht, nur ein Kreis von Leitsträngen 
vorhanden; besteht er aus mehreren Blättern, so können zwei 
Kreise vorhanden sein, von deren der eine die medianen, der andere 
die randständigen Stränge nebst ihren Verzweigungen umfasst. Im 
unterständigen Fruchtknoten, welcher aus der Verwachsung der 
Fruchtblätter mit der Kelchröhre hervorgeht, bilden die der letzeren 
zugehörigen Stränge einen selbstständigen Kreis: die Anzahl der 
Hauptstränge entspricht derjenigen der Kelchzipfel, und die Rand- 
stränge verschmelzen immer zu je zweien und trennen sich erst 
beim Uebergang in die Kelchzipfel. Im halbunterständigen Frucht- 
knoten von Sambucus sind im unteren Theil die medianen Stränge 
der Fruchtblättter mit denjenigen des Kelches verschmolzen. — 
Die Leitstränge zeigen, besonders im unteren Theil des Frucht- 
knotens, ein geringes cambiales Dickenwachsthum. 


3) Die Entwickelung der fleischigen Frucht aus dem Frucht- 
knoten erfolgt in sehr verschiedener Weise. 

a) Bei der Steinfrucht bildet sich das Exocarp aus der 
äusseren Epidermis und einem mehrschichtigen Hypoderm, ohne 
tangentiale Theilungen; das Mesocarp aus einer äusseren Zone 
grosszelligen Parenchyms; das sclerotische Endocarp aus einer inneren 
‚Zone kleinzelligen isodiametrischen Parenchyms und der mehr- 
schichtigen prosenchymatischen inneren Epidermis. 

b) Die Beerenfrucht entwickelt sich bei Ampelopsis und bei 
Sambucus sehr verschieden; das Mesocarp der ersteren entsteht 
hauptsächlich durch die tangentiale Theilung der inneren subepider- 
malen Schicht, die den Charakter eines Cambiums annimmt. 

c) Das Mesocarp der Apfelfrucht entsteht wesentlich durch 
Theilung des peripherischen (dem Kelch angehörigen) Parenchyms; 
das Gewebe der Fruchtblätter nimmt an der Bildung des Frucht- 
Heisches nur einen sehr beschränkten Antheil. 

d) In der Kürbisfrucht vermehrt sich, im Gegensatz hierzu, 
das peripherische Gewebe nur wenig und bildet nur das Exocarp; 
‚das Mesocarp entsteht theils durch die Thätigkeit einer cambialen 
Zellschicht, theils durch unregelmässige Theilungen des übrigen 


inneren Parenchyms. 
Rothert (St. Petersburg). 


794 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Kononezuk, P., Ueber die locale oder einseitige Hart- 
schichtigkeit des Holzes. (Jahrbuch d. St. Petersburger 
Forstinstituts. Bd. II. pag. 41—56. m. 4 Tfln. St. Peters- 
burg 1888.) [Russisch.] 


Bekanntlich wachsen die Stämme der Kiefer und Fichte ge- 
wöhnlich excentrisch in die Dicke, so dass die Breite der Jahres- 
ringe auf der einen Seite über hundert mal grösser sein kann als 
auf der anderen; an solchen Stämmen zeigt sich häufig die sog. 
Hartseitigkeit: das Holz ist auf derjenigen Seite, wo die Jahres- 
ringe breit sind, beträchtlich härter und röthlich gefärbt. Verf. 
sucht nicht zu ermitteln, welche Factoren diese Erscheinung beein- 
flussen. Einen grossen Einfluss scheint die Schwere zu haben: bei 
schräg wachsenden Stämmen oder gekrümmten Theilen von Stämmen 
findet sich die Hartseitigkeit stets auf der Unterseite und ist um 
so stärker ausgesprochen, je stärker die Abweichung von der 
Verticalen ist. Dies stimmt mit der Thatsache überein, dass die be- 
kamntlich ebenfalls excentrischen Aeste der Nadelhölzer auch immer 
auf der Unterseite die Hartseitigkeit zeigen, und zwar um so 
stärker, je horizontaler ihre Lage ist. 

Bei vertical wachsenden Stämmen müssen jedoch die Ursachen 
andere sen. An Waldrändern wachsende Stämme zeigen die 
Hartschichtigkeit an der dem Felde zugekehrten Seite, an der sie 
mehr Aeste tragen. Auch wenn aus anderen Gründen der Baum 
auf der einen Seite reicher an Aesten ist, so ist es immer diese 
Seite, welche die Hartseitigkeit aufweist. In mehreren Wäldern 
beobachtete Verf. die Hartseitigkeit durchgängig auf der Ost- oder 
Südostseite, doch nur in den äusseren Jahresringen, während sie in 


den innersten regellos vertheilt war. — Die Zusammensetzung und 
der Wassergehalt des Bodens sind ohne Einfluss auf die fragliche 
Erscheinung. 


Verf. fand die Hartseitigkeit, entgegen früheren Angaben, 
auch bei Stämmen mit schrägem Verlauf der Fasern. Bei den 
Wurzeln kommt sie nicht vor. 

Die Rinde ist auf der harten Seite bei der Kiefer dünner und bei 
der Fichte dicker, sie ist härter, bildet weniger Borke und in Form 


kleinerer Schuppen als auf der weichen Seite. 
Rothert (St. Petersburg). 


Borowski, J., Untersuchung des anatomischen Baues 
und der technischen Eigenschaften des Holzes von 
Pistacia mutica. (Jahrbuch des St. Petersburger Forstinstituts. 
Bd. II. pag. 1—39. St. Petersburg 1888.) [Russisch.] 


Pistacia mutica wächst in der Türkei, auf den Inseln Chios. 
und Rhodos, in der südlichen Krim, in Transkaukasien, Kleinasien, 
Nordpersien und Afghanistan und bildet einen ziemlich ansehnlichen 
Baum. Verf. untersuchte eine aus Transkaukasien stammende 
Querscheibe eines ca. T5jährigen Stammes. Auf alten Schnittflächen 
ist das Kernholz rothbraun, das Splintholz gelb, auf frischen. 
Schnittflächen ersteres schmutziggrünlich, letzteres gelblich. 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 795 


Die Markstrahlen sind sehr zahlreich und klein; sie bestehen 
auf dem Querschnitt aus einer bis vier Reihen und sind bis 20 
Zellen hoch. Die oberste und unterste Zellreihe besteht aus be- 
trächtlich grösseren, aber kürzeren Zellen, die je einen grossen 
rhombischen Kalkoxalatkrystali enthalten ; der Kıystall ist in einer 
Cellulosehülle eingeschlossen, welche an der einen Seite mit der 
Zellmembran verwachsen ist. 

Das Holz besteht aus Holzparenchym, Libriform, Tracheen und 
Tracheiden (während nach Moeller Pistacia T'herebinthus und 
P. vera nur Libriform und Tracheen besitzen. Das dickwandige, 
ungefächerte Libriform bildet die Hauptmasse des Holzes; das 
Libritorm des Herbstholzes unterscheidet sich kaum von dem- 
jenigen des Frühlingsholzes. Die Tracheen sind zweierlei Art: 
weitlumige, nur mit Hoftüpfeln versehene und englumige, mit Hof- 
tüpfeln und spiraliger Verdickung; bei beiden sind die Querwände 
durch ein rundes Loch perforirt. Die weitlumigen finden sich nur 
im Frühlingsholz, wo sie in 1—3 unterbrochenen Reihen ange- 
ordnet sind, so dass sie für's blosse Auge einen schmalen Ring 
bilden, an dem die Grenze des Jahresringes erkannt werden kann; 
sie sind sämmtlich, ausser im jüngsten Jahresring, mit Thyllen 
ausgefüllt. Die englumigen Tracheen finden sich im ganzen Jahres- 
ring zerstreut. — Die Tracheiden kommen nur in geringer Anzahl 
vor, sie sind den englumigen Tracheen ähnlich und finden sich 
vornehmlich in deren Nachbarschaft. — Auch das Holzparenchym 
tritt sehr zurück ; es bildet kurze, eine Zelle dicke und 2—-4 Zellen 
hohe Reihen, vornehmlich in der Nachbarschaft der Markstrahlen 
und der Gruppen englumiger Gefässe; die Zellen sind stark ver- 
dickt, so dass sie auf dem Querschnitt von den Libriformfasern 
nicht zu unterscheiden sind; auch sie enthalten manchmal Einzel- 
krystalle. 

Die Borke ist von gewöhnlicher schuppiger Structur. Die 
Peridermlagen bestehen aus zahlreichen Schichten echter Kork- 
zellen; meist sind dieselben dünnwandig und isodiametrisch, doch 
finden sich dazwischen einzelne Schichten radial comprimirter 
Zellen mit verdickter Innenwand ; Phelloidzellen fehlen; nach innen 
schliessen sich einige Schichten sclerotischen Phelloderms an. — 
Die secundäre Rinde entbehrt der Sclerenchymfasern; dafür unter- 
liegen die Bastparenchymzellen zum grossen Theil der Sclerose. 
Schon mit blossem Auge sind concentrische, hellere, tangentiale 
Streifen oder zu tangentialen Reihen angeordnete Gruppen sichtbar, 
welche aus stark sclerotischem Parenchym bestehen; auch die 
Markstrahlen unterliegen im Bereiche dieser Streifen der Sclerose. 
Die Weichbastzonen bestehen aus Bastparenchym, welches kleine 
Siebröhrengruppen und schizogene Gummiharzgänge mit zwei- bis 
drei-schichtigem Epithel einschliesst. Zahlreiche Parenchymzellen 
oder ganze “verticale Reihen solcher entlıalten rhombische Einzel- 
krystalle..e. Die Markstrahlen haben, bis auf den Mangel der Ver- 
holzung, die nämlichen Eigenschaften wie im Holz. 

Holz und Rinde sind offenbar sehr reich an Gerbstoff; doch 
gelang der mikrochemische Nachweis desselben weder mit Eisen- 


796 Systematik und Pfanzengeographie. 


chlorid, noch mit Kaliumbichromat. (Es dürfte somit hier eine ab- 
weichende Modification des Gerbstoffes vorliegen. Ref.) 

Die Untersuchung der technischen Eigenschaften des Holzes 
ergab ein sehr bedeutendes specifisches Gewicht (lufttrocken: 
Splintholz durchschnittlich 0.852, Kernholz durchschnittlich 1.156, 
beide zusammen 1.004), einen sehr bedeutenden Widerstand gegen 
Druck (10.3 kgr. pro 1 qmm. Querschnitt) und gegen Spaltung 
(17.5 kgr. pro 1 gem. Querschnitt) und eine bedeutende Härte. 
Somit gehört das Holz von Pistacia mutica zu den technisch 
werthvollsten Hölzern, zumal da es eine schöne Zeichnung hat und 


sich vorzüglich poliren lässt. 
Rothert (St. Petersburg). 


Perez-Lara, Jose, Florula Gaditana. Pars II. 8°. p. 133 
bis 232. Madrid 1887. 
Schon in No. 1 des 31. Bandes (1837) p. 14 dieser Zeitschrift ist 


von uns bei Besprechung des ersten Theiles dieses Werkes auf dessen 
hohe Bedeutung aufmerksam gemacht worden. Der vorliegende zweite 
Theil enthält in der systematischen Reihenfolge des Prodromus Florae 
Hispanicae die apetalen Dicotyledonen und die ersten Familien der 
gamopetalen bis einschliesslich der Compositen und Ambrosieen, im 
Ganzen No. 349 bis 658 der fortlaufenden Nummern der Arten. 
Reich vertreten sind unter den Apetalen die Chenopodiaceen 
(27 Arten, zu 10 Gattungen gehörend), was bei den ausge- 
dehnten Salzsümpfen (marismas) der Provinz von Cadix nicht 
zu verwundern ist, doch finden sich keine neuen Formen be- 
schrieben. Solche, doch nur wenige, finden sich nur unter den 
Compositen, nämlich eine Var. speciosa von Calendula arvensis L., 
zu welcher Art Verf. auch die ©. Malacitana Boiss. Reut. als 
Varietät zieht, eine Var. divisa von Hedpnois arenaria DC. mit 
fiedertheiligen und fiederspaltigen Blättern und eine fragliche Varietät 
der Orepis vesicaria L., welche der Verf. dem Referenten zu Ehren, 
der sie seiner Zeit bei Cadix zuerst aufgefunden, Wilkommiti ge- 
nannt hat. Diese im Prodr. Florae Hispanicae als Ü. scariosa 
Willd. beschriebene Pflanze unterscheidet sich von dieser Art so 
wesentlich, dass Verf., welcher eine sehr ausführliche Beschreibung 
derselben giebt, geneigt ist, sie für eine eigene Artzu halten. Auch 
in dieser Lieferung hat Verf. viele Arten zusammengezogen und 
dadurch die Artenzahl der gaditanischen Flora verringert. So zieht 
er Onopordon macracanthum Boiss. als Var. zu ©. Illyricum L., 
Carduus tenuissimus Curt. zu C. pyenocephalus Jequ. (was vor ihm 
schon J. Ball gethan hat), Cichorium divaricatum Schomb. zu C. 
Intybus L., FPieridium Gaditanum Wk. zu P. tingitanum Desf., 
ÜOrepis (Barkhausia) Haenseleri Boiss. zu C. taraxacifolia Muell. 
u.s. w. Auch dieser Theil ist von vielen kritischen Noten be- 


gleitet. 
M. Willkomm (Prag). 


Systematik und Pflanzengeographie. — Palaeontologie. 797 


Cosson, E., Illustrationes florae Atlanticae. Fasc. I. 
4°. p. 37—72, tab. 26—50. Paris 1884. Fasc. III. 4°. p. 73 
—120, tab. 51—75. Paris 1888. 

Die erste Lieferung dieses schönen und wichtigen Werkes, 
welche 1882 erschien, ist vom Ref. im 15. Bande des Centralblattes 
(1883. p. 12) besprochen, dagegen vergessen worden, über die: 
zweite Lieferung zu berichten. Das möge jetzt, wo die 3. Lieferung 
vorliegt, nachgeholt werden. Von beiden Lieferungen gilt dasselbe, 
wasa.a.0). von der ersten gesagt worden ist. Die zweite Lieferung 
enthält die Beschreibungen und Abbildungen der folgenden Arten: 
Moricandia Torneuxü Coss., Henophyton deserti Coss. DR., Diplo- 
tawis süfolia Kze. var. bipinnatifida, Sinapis procumbens Poir., 
Sinapis indurata Coss., sSinapis Aristidis Coss., Reboudia. 
erucarioides Coss. DR., Erucaria Aegiceras J. Gay, Enarthrocarpus 
clavatus Del., Hemicrambe fruticulosa Webb., Cossonia africana 
DR., Cossonia platycarpa Coss., Farsetia linearis Dene., Alyssum. 
cochleatum Coss. DR., A. psilocarpum Boiss.*, A. macrocalyx Coss. 
DR., A. Granatense Boiss. Reut.*, Koniga marginata Webb., Draba. 
hederaefolia Coss., Lepidium humifusum Req., L. acanthocladum 
Coss. DR., Clypeola cyclodontea Del., Vella glabrescens Coss., Sa- 
vignya longisyla Boiss. Reut., Biscutella radicata Coss. DR. 

In der 3. Lieferung sind folgende Arten beschrieben und abgebildet: 
Biscutella frutescens Coss.*, Iberis odorata L., I. Gibraltaica L.*, 
I. semperflorens L., Senebiera violacea Munby., 5. lepidioides Coss. 
DR., Isatis Djudjurae Coss. DR., /. Aleppica Scop. var. constricta 
Coss., Zilla macroptera Coss., Crambe Kralikü Coss., Kremeria 
cordylocarpus Coss. DR., Rapistrum bipinnatum Coss. Kral., Cerato- 
cnemon rapistroides Coss. Bal., Draba lutescens Coss.*, Lepidium 
subulatum L.*, Rytidocarpus moricandioides Coss., Randonia Africana 
Coss., Reseda tricuspis Coss. Bal., R. Arabica Boiss., R. villosa. 
Coss., R. elata Coss. Bal., R. Alphonsi Müll. Arg., Helianthemum 
Metilense Coss., Frankenia Boissieri Reut.*, Polygala Munbyana Boiss. 
Reut. Die mit * versehenen Arten kommen auch in Spanien vor 


und sind dort zuerst aufgefunden worden. 
M. Willkomm (Prag). 


Stur, D., Die Calamarien der Carbonflora der Schatz- 
larer Schichten. Beiträge zur Kenntniss der Flora 
der Vorwelt. Bd. II. Abth. 2. (Abhandl. der k. k. geol. 
Reichsanstalt. Bd. XI. Abth. II. Wien 1887. Mit 25 Doppel- 
tafeln, 1 einfachen Tafel und 43 Zinkotypien.) 

(Schluss.) 


Die Blätter und Aeste der Calamiten. Während an 
den lebenden und fossilen Eguiseten die Blätter in eine Scheide 
verwachsen sind, erscheint das Blatt an den Calamiten in mannig- 
faltiger Gestalt. Es ist in der einfachsten Gestalt ein lineales oder 
lanzettliches, mit einem Medianus versehenes Blatt (Asterophylliten- 
oder Annularien-Blatt), das an der Basis frei oder mit dem Nachbar 


798 Palaeontologie. 


blatt verwachsen erscheint. Bei anderen Calamitenblättern ist der 
Medianus gabelig getheilt u. das Blatt selbst zweizipfelig (Volk- 
mannia-Blatt). Wiederholt sich die Gabelung des Medianus und 
nimmt die Blattspreite überhand, so entsteht das Sphenophyllum- 
Blatt. Spielt jedoch hierbei die Blattspreite eine untergeordnete 
Rolle, so haben wir das Archaeocalamites-Blatt vor uns. 

Die Polymorphie der Aeste tritt bei den Calamiten weit präg- 
nanter hervor, als bei den lebenden Equiseten. Asterophylliten und 
Annularien sind homomorphe, die Sphenophyllen heteromorphe Aeste. 
Sie waren bestimmt, verschieden organisirte Aehren zu tragen; die 
homomorphen Aeste trugen Bruckmannia-Aehren mit Mikrosporen, 
die heteromorphen Aeste dagegen Volkmannia-Aehren mit Makro- 
sporen. Der Verf. sucht diese Theorie in sehr ausführlicher Weise 
zu begründen. Wir müssen uns hier begnügen mit Wiedergabe 
der Tabelle, in welcher die nach Stur’s Ansicht zusammengehörigen 
Stämme, AÄeste und Fruchtähren übersichtlich zusammengestellt 
und zugleich die vom Verf. überhaupt beschriebenen Arten aufge- 
führt sind. 

f. Die Gestalt der Calamiten. Der Verf. ‘macht ‘in 
diesem Abschnitt den Versuch, nach den gesammelten Bruchstücken 
einiger Calamiten deren vollständiges Bild zu reconstruiren und 
wählt dazu Calamites Schulzi, ©. eruciatus, C. ramosus und €. 
Sachsei aus. Die betr. Holzschnitte sind Copien nach Originalien, 
die Herr Akademiker Hoffmann nach Stur’s Angaben aus- 
führte behufs Aufnahme in ein Gemälde der Flora der Steinkohlen- 
formation für das Wiener Hofmuseum. 

In dem speziellen Theile beschreibt der Verf. die aus der 
oben gegebenen Tabelle ersichtlichen Arten sehr eingehend, ohne 
indessen bestimmte Diagnosen zu geben. Wir müssen uns darauf 
beschränken, die Abgrenzung der Stur’schen Arten durch Wieder- 
gabe der Synonymie anzudeuten. 

1. Calamites Schulzi Stur. Asterophyllites tuberculata Lindl. et Hutton (t. 
180). — Stylocalamites arborescens Weiss ex p. (Calam. I. t. 2. f. 2; 
t. 8. f. 3.) — Palaeostachia arborescens Weiss (l. c. t. 14. f. 1—3, t. 
15. f. 2, 3; t. 16. f. 1, 2 (?). — Desgl. var. Schumanniana Weiss (l. c. 
t. 122 41..8). 

2. Calamites Schumanni Stur. Stylocalamites arborescens Weiss ex. p. (l. c. 
ES EEE, ae 

3. Calamites cruciatus (et regularis) Sternb. — Sternberg, Tent. t. 49, f. 5, 
t. 59, f. 1. — (alamites approximatus Lindl. et Hutt. t. 216, nec. Bgt. 
— (. approximatus Schimper, traite t. 19, f. 1. — Calamitina Weiss 
(Calam. I, p. 121, Textfigur). — Eucalamites cruciatus quaternarius 
Weiss (Cal. II, t. 13, f. 1). — Calamostachys Schenk (in Richthofens 
China, Bd. 4, t. 37, f. 1). — Calamostachys paniculata Weiss (Cal. II, 
t. 19, f£. 3; t. 21, £. 6). — Eucalamites cucullatus Weiss (l. ec. t. 28, 
f. 3). 

4. Calamites ramosus Artis. Artis, Antedil. Phys. t. 2. (Copie bei Bgt., hist. 
t. 17, £. 5.) — Weiss, Cal. II, t. 2, 5—10, 20. 

5. Calamites paleaceus Stur. 

6. Calamites approximatus Bgt. ex p. (nec Artis). Eventuell: C. Walden- 
burgensis Stur. — Brongniart, hist. t. 24, 3 uw.4; t.5, f£2 u. 3; 
t. 8, f. 2, 3, 4; t. 12, f. 7. — Var. vulgaris Weiss, Cal. II, t. 25, f. 1. 
— (alamitina varians cf. Schützei Weiss, 1. e. t. 21, £f. 5; t. 27, f. 2. 
Calamitina varians inversus Weiss, l. c. t. 28, f. 2. — Calamitina 
varians incostans Weiss, 1. c. t. 28, f. 4. 


799 


'y "wien 

wmwoFordrp 

ıg ıurdaan ump/ydousydg 
"BnyB]509 BIUURWNTOA 


“ 


SayaYy- 2 45 'Juy83s00 wnpp<ydousydg 
ds ssoM 
aıyay- £ vwonrjjLded vIuuwwuyfoA 
"alyay- 2 wnsopewoyaug 
"aıuay- 2 "TOsıprg wnppsLydousydg 
"aloy- = = 
"9lUaYy- = =z 
"ds ssto A 
"OAIloYy- “ | wooejjIdeod BruuwwyfoAd 
DAUaYy- z _ 


"OUOY-TIUUBUWN]oA zug umpkydousydg 


"9AJOY-BLIBTNJUL) 


"AlOYy- 
"OloYy- 
"OAUoYy- 


%“ 


“ 


aıyaYy- 


.[» Q > “ “ 
("yppsuvu) 
"OAlaY- “ 


"SSIO A TISUog x A 


"9ly9Y- = 


"OAINOY-RIUURLUNINIEL 


"SNWOFOHDLP SOJLLÄydoreysy 


9 wuzyuodonug  # 
og eyeıper € 
IS SITJ107 BLIEJnuUy 
"sn 
-ıpwyd4sem soyıppkydorsgsy 
9 BorwyudiseM 
"ın9A 
-neg e[Lydororu gragpnuuy 
78 nyeoy © 
8 smorsjog 
79 suAkyorgskjod  * 
79 SNSoRWoLTDLL} « 
Tosgaug  * 


IS 10speg L 
ddeoyg 
SNUBLIBULLEN) 
79 SISUOABIZILUOG 
"JS TIMONyOng 
75 Tozinyos 
(d.xo 
öepsnyewixorndde # 
‚snooVojed 


snuvnwuneng 


Moyang 


LT SR Su 


'snoowopwd soyıpLydorogsy 
"BSOWRI TIIBTnUUY 
susouwi  # ‚sıyıy snsoumı  # 
snyeronıo  # I SneIONID 
Ig Tuurwunyag 
"ng 1zpnyag sorLuBR) 


zngag soypLydoregsy 


uaagrpyanig aoyqdıomorsapg| 04soy oydaowoasyoyf 


} 
| 
| 


"UHLTEITOTLIT Oqdaowovıor] 


"oIs59Yy oydxıourouroff -UrutBIS 


800 


Palaeontologie. 


7. Calamites Schützei Stur. Cal. approximatus Bgt. ex p, hist., t. 24, f. 1.. 


8. Calamites Suckowü Brgt. ex p. — Calamites Suckow, Beschr. t. 15—19- 
exel-s1t..1891..10.— 

C. Suckowi Brongt. ex p., hist. t. 15 f. 1—3. — (. decoratus Artis, 1. c.. 
t. 24 — 

C. dubius Artis, t. 13. — (al. Cistii autorum et Bgt. ex p. — C. variaus- 
Roehl, Flora, t. 1 f1. — 

Calamocladus equisetifomis Crepin, Bull. 1874, tom. 38, t. 2 f. 1,2, 3.— 

Calamites Suchowü Weiss ex p. (Cal. II. t.3f.2,3.—t.4f.1;t. 17, 
f. 4 (umgekehrt). 

9. Calamites Schatzlarensis Sur. CO. Cistii aut. ex p. 

10. Calamites Germarianus Goepp., Nov. Act. acad. C. L. C. 1852, Suppl. t. 
A Ban la lege 

Calamitina macrodiscus Weiss, Calam. I. t. 11 f. 2. — (. discifer Weiss, 
EN BD 3 

C. pauciramis Weiss, 1. c. t. 11 f. 1. — 

11. Calamites Sachsei Stur. — Calamitina extensa Weiss, Cal. II. t. 4 f. 2. — 

Calamitina varians incostans Weiss, ibid. t. 25 f.2. — (. varians Sachse 
Weiss, ibid. p. 77. — 

Asterophyllites striatus Weiss, ibid. t. 20 f. 3. — Paracalamostachys 
striata Weiss, ibid., t. 20 f. 4,5. — Calamostachys Ludwigi Weis pars, 
ibid. t. 18 f. 2 (?). Roehl, 1. e. t. 7 f. 1. — 

Macrostachya Hauchecornei Weiss, ibid. t. 19 f. 4. 

12. Asterophyllites trichomatosus Stur et Sphenophyllum trichomatosum Stur ef. 
Spenophyllum tenerrimum Weiss, Cal. II, t. 16 f. 4 und 5 

13. Bruckmannia polystachya St. sp. et Asterophyllites polystachyus Stur. 

Calamostachys longifolia Weiss und Asterophyllites longifolius Weiss, 
Calamal. 1078.12, 7 DeselN Cal I 1 RX 6, tr 

14. Asterophyllites belgicus Stur et Bruckmannia belgica Stur. 

15. Asterophyllites Roehli Stur. Asteroph, delicatula Roehl, Flora, t. 2 f 6; 
ERS na abe n2ra DB: LRAsrlmerd: 

16. Annularia microphylla Sauveur, Veget, t. 69 f..6 — Asterophpyllites spi- 
catus Weiss, einko (nec. Gutb.), foss. Fl. d. jüngst. Sthlenf. t. 18 f. 32. — 
Annularia floribunda Stbg. (?) i 

17. Asterophyllites westphalicus et Annularia Westphalica Stur. — Annularia 
longifolia Roehl, Flora, t. 4, f. 6 (nec 15). 

18. Annularia fertilis Sternberg, Verg. I. t. 5Lf, 2. 

19. Oyngularia typica Weiss et Annularia radiata Bgt. sp. (nec. Ant.). Cin- 
gularia tipica Weiss, Flora, t. 14 f. 4; Cal. I, t. 6—9. — Stur, Culm- 
flora II. Textfig. 14. 

Asterophyllites radiatus Bgt., sur la classif., t. 2 f7 aundb. 

20. Annularia sarepontana Stur. Ann. sphenophylloides Roehl., Flora t. 4 f. 5. 
— Zeiller. veget. foss., t. 160 f. 4. 

21. Volkmannia capillacea Weiss sp. — Asterophyllites capillaceus Weiss, 
Galamısl, .t: 1TAfTT. 

22. Volkmannia costatula Stur et Sphenophyllum costatulum Stur. cf. Bechera 
grandis Lindl. et Unk. t. 19 £. 1. 

23. Sphenophyllum Orepeni Stur. 


C. nodosus Bgt. ex p., hist., t. 23, f. 3 (?) — Cal. Suckowi Schiinper, 
traite, t. 18, f. 1 (?). — Cal. cannaeformis Schimper, 1. c., t. 20, f. } 
(?). — Cal. varians Weiss, Cal. II, p. 78 (von Waldenburg). ef. Cal. 
verticillatus Lindl. et H. t. 139. — cf. Calamitina Wedekindi Weiss,. 
ISent.10,,tle 


Sphenophyllum dichotomum Germ. Kaulf. sp., Planzenabdr. t. 66 f. 4. 
Sphenophyllum erosum Lindley et Hutton, t. 13. 


Sterzel (Chemnitz). 


Palaeontologie. 8501 


Feistmantel, Ottokar, Ueber die Saaloe ige und pa- 
lae ontologischen Verhältnisse de Gondwaäna- 
Systems in Tasmanien etc. N, d. k. böhm. 
Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag 1888. December. p. 
584—654.) 

Tasmanien, von wo ursprünglich Graf Strzelecki Pflanzen- 
petrefakte mitgebracht hatte (aus dem Jerusalembecken), die von 
Morris beschrieben wurden, zeigt, neueren Forschungen zufolge, 
in seinen Pflanzen und Kohlen führenden Schichten ähnliche Ver- 
hältnisse, wie das Gondwäna-System in Australien, Indien 
und Afrika, was vom Ref. schon anderwärts besprochen worden ist. 

Strzelecki hat aber die Lagerung der ihm damals bekannten 
Pflanzenschichten nicht richtig gedeutet, indem er vermuthete, dass 
dieselben unter marine palacozoische Schichten einfallen. 
In Folge dessen wurden dieselben wohl auch den Kohlen- und 
Pflanzenschichten in Neu-Süd-Wales (New castle beds) 
gleichgestellt und wie diese als karbonisch dargestellt. Neuere 
Beobachtungen haben diese Vermuthung nicht bestätigt, im Gegen- 
theil gezeigt, dass die von Strzelecki beobachteten Pflanzen- 
schichten in Tasmanien (Jerusalembassin) den kohlen- 
führenden mesozoischen Schichten (Carbonaceous) in 
Australien, namentlich in Queensland (Tivoli, Ipswich) ent- 
sprechen, während im sog. M ersey-Kohlenfelde im Norden 
der Insel und am Porter’s Hill bei Hobarttown tiefere 
pflanzen- und kohlenführende Schichten entdeckt wurden, 
deren Pflanzen sich von denen der höheren Schichten vollkommen 
unterscheiden. 

Ref. hat im Jahre 1334 von Herrn T. Stephens, Oberschul- 
inspektor in Tasmanien (Hobart), eine Suite Pflanzenpetrefakte ein- 
gesandt bekommen, welche diesen zwei verschiedenen Horizonten 
entstammten ‚ nämlich den Schichten im Merseykohlenfelde 
und den höheren Schichten im Jerusalembassin. Herr 
Stephens hatte auch einzelne Bemerkungen beigefügt. 

Aus diesen Bemerkungen, sowie aus der dem Ref. zugänglichen 
Litteratur ergiebt sich, dass nTasmanien im Grossen und Ganzen 
eine ähnliche Schichtenfolge anzutreffen ist, wie in Australien; 
nämlich: Silur, marin; Devon, Süsswasserschichten mit Anodonta 
Gouldi (diese entsprechen den Goonoo-Goonoo-Schichten in Neu- 
Süd-Wales und Mt. Wyatt Schichten in Queensland mit Lepidoden- 
dron notum) ; dann folgen marine Schichten (bei Mersey und 
Porter's Hill); daun Kohlenschichten im Mersey-Kohlentelde 
und abermals marine Schichten. (Diese 3 letzteren entsprechen 
wohl der Schichtenreihe über den genannten Devon-Schichten in 
Neu-Süd-Wales und in Queensland, also Carbon und Perm.) Hier- 
auf folgen die höheren kohlenführenden Schichten im 
Jerusalembassin urd an anderen Orten, die mesozoisch 
sind und wohl die Hawkesbury- (Werigsen: theilweise) und 
Wianamatta- Schichten in Neu-Süd- Wales und die Tivoli-Ipswich- 
Schichten in Queensland repräsentiren. Darauf folgen noch höhere 
Schichten, De hier aber nicht weiter in Betracht kommen. 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 25 


802 Palaeuntologie. 


Was nun die Pflanzenpetrefakte anbelangt, so sind: 

1. aus dem Horizont der Mersey-Kohlenschichten und 
von Porter’s Hill bei Hobart folgende Arten bekannt: 

Phyllotheca australis Brgt , Mersey-Kohlf.; @lossopteris communis 
Fstm., Mersey ; @lossopt. Browniana Brgt., Mersey; @lossopt. ampla 
Dan., Mersey, Porter’s Hill; @lossopt. spathulato-cordata F'stm., 
Mersey; Glossopt. reticulum Dan., Mersey; Gangamopteris obligua 
Me’Coy, Mersey, Porter’s Hill; Ganyamopt. spathulata Me’Coy 
Mersey; Gangamopt. angustifolia Me’Coy, Mersey; Gangamopt. cy- 
clopteroides Fstm. nebst Varietäten, Mersey; Tasmanites punctatus 
Newt., Mersey; Noeggerathiopsis Hislopi Fstm., Mersey; Noegger. 
media Dan., Mersey ; Squamae gymnosperm., Mersey ; Samaropsis (?) 
sp. Mersey.: 

Diese Petrefakte sind nun deutlich solche, wie sie auch in den 
Newcastlebeds in Neu-Süd-Wales, in den Bacchus Marsh- 
sandsteinen in Victoria und in den Tältschir-Karharbäri- 
Schichten in Indien vorkommen — und es werden wohl auch 
die Schichten im Mersey-Kohlenfelde und am Porter’s 
Hill mit den Schichten in den eben genannten Ländern zu pa- 
rallelisiren sein, wobei es jedoch sein kann, dass, wie schon er- 
wähnt, diese Schichten in Tasmanien, als oberhalb der devo- 
nischen Schichten liegend, die ganze Reihenfolge ober 
dem Devon in Neu-Süd-Wales repräsentiren, ähnlich wie es 
in Queensland der Fall ist; so dass diese Mersey-Porter’s 
Hill-Schichten, sammt den marinen Ablagerungen Carbon und 
Perm vertreten würden. In Süd-Afrika würden die Ekka- 
Kimberley-Schichten ihre Repräsentanten sein. 

2. Ausdem höherenHorizont,ausdenkohlenführenden 
Schichten (Carbonaceous beds) im mittleren, südlichen und östlichen 
Tasmanien sind von verschiedenen Lokalitäten folgende Pflanzen- 
petrefakte bekannt: 

Fhyllotheca australis Bgt., verschiedene Lokalitäten; Sphenop- 
teris elongata Carr., verschiedene Lokalitäten; Trichomanites Etting- 
hauseni Johnst., Spring Hill; ZRhacopteris (2) Feistmanteli Johnst., 
Spring Hill, nicht selten; Z’hinnfeldia odontopteroides Fstm. (Morr. 
sp.), Jerusalem, Gravelly Beach, häufig; Thinnf. odontopt. var. 
obtusifolia Johnst., Spring Hill; T’hinnf. odontopt. var. superba 
Johnst., Spring Bay; Thinnfeldia trilobita Johnst., Spring Bay; 
Thinnfeldia media Ten. Woods, Spring Hill (gewöhnlich) Spring 
Bay; Pecopteris caudata Johnst., Longford-Kohlenfeld; Alethopt. 
australis Morr. sp., an verschiedenen Orten häufig; Taeniopteris 
Tasmanica Johnst., Spring Hill, gewöhnlich; Taeniopt. Morrisiana 
Johnst., Longford, selten; Arhacophyllum coriaceum Johnst., Sage- 
nopteris salisburoides Johnst. (beide wohl aus dem Jerusalembassin) ; 
Sagenopt. Tasmanica Feistm., Jerusalembasin; Baiera tenuifolia 
Johnst., New Town; Lepidostrobus (wohl ?) Mwuelleri Johnst., Cam- 
pania; Zeugophyllites (Podozamites) elongatus Morr., an verschiedenen 
Orten. 

Diese Flora stimmt nun nahe überein mit jener inden meso- 
zoischenSchichten (Carbonaceous) in Vietoria, Queens- 


Palaeontologie. 803 


land, wohl auch in den Hawkesbury-Wianamatta- 
Schichten Neu-Süd-Wales, inden Stormbergschichten 
(obere Karoo) Süd-Afrika, in den Panchet (?)und Räd- 
schmahäl-Schichten in Indien, und in den Schichten von 
Cacheuta, Mendozaetc. der argentin. Republik in 
Süd-Amerika. 

Eine Tabelle (Sten. 617—618) veranschaulicht de Paralleli- 
sirung der einzelnen Schichtengruppen in einzelnen Ländern; 
und eine andere (auf S. 619—620) macht das Vorkommen von 
Pflanzenpetrefakten aus Tasmanien in anderen Ländern ersichtlich. 


Ferner ist eine allgemeine Uebersicht der aus dem Gond- 
wäna-System von Australien und Tasmanien bis 
Jetzt beschriebenen Pflanzen- und Süsswasserthierpetrefakte auf S. 616 
und 621—639 gegeben; dann eine Uebersicht der Fund- 
orte und endlich einzelne Schlussbemerkungen. Aus diesen 
letzteren wäre hier das Endresultat anzuführen: 


a) Eine Flora, die man mit Rücksicht auf europäische Ver- 
hältnisse als mesozoisch betrachten muss (Phyllotheca, Glosso- 
pteris, Noeggerathiopsis) trittin Neu-Süd-Wales, Queens- 
land und wohl auch theilweise in Tasmanien schon in 
Schichten auf, die als obercarbonisch anzusehen sind. 


Ihre Hauptentwickelung erfährt sie im Newcastlebeds- 
Horizont (Phyllotheca, Glossopteris, Gangamopteris, Noeggerathiopsis 
etc.), der als Repräsentant des Perm betrachtet wird. 


b) In dieser Zeit erscheint sie auch in Vietoria (Ganga- 
mopteris), Indien (G@lossopteris, Gangamopteris, Noeggerathiopsis 
etc.)undin Afrika (Glossopteris), beziehungsweise in den Bacchus- 
Marshschichten, Tältschir-Karharbäri-Schichten und 
Ekka (Kimberley) Schiefern. 


c) Das Ende der Carbonzeit ist in Indien, Afrika 
und Australien durch gewisse Ablagerungen charakterisirt, 
deren Entstehen man mit Eisthätigkeit in Beziehung bringt 
und würde dies jedenfalls eine bedeutende klimatische Veränderung 
andeuten. 

d) Von einer einheitlichen und einzeitigen @losso- 
pteris-Flora zu sprechen, wie dies in letzter Zeit in einzelnen 
Werken vorkommt, ist aus obigen Gründen nicht natur- 
gemäss, denn @lossopteris gehört entschieden drei 
Horizonten an; denn wenn auch die Damudagruppe 
aus der Trias zuscheiden hätte, kommt @lossopteris 
auch noch in der Panchetgruppe, an deren tria- 
sischem Alter wohl nicht zu zweifelnist, nicht 


selten vor; undim Karbon in Australien fängt siean. 
Feistmantel (Prag). 


804 Oekonomische Botanik. 


Semler, Heinrich, Dietropische Agrikultur.. Ein Handbuch 
für Pflanzer und Kaufleute. Band I. XII, 690 pp. 1886. Band II. 
VII, 693 pp. 1887. Band II. 8°. XII, 806 pp. Wismar (Hins- 
torff’sche Hofbuchhandlung) 1888. 

Dieses umfangreiche, ziemlich breit angelegte Werk hat einen in 

San Franeisco lebenden Praktiker zum Verfasser, der sich durch seine 

Schriften über die amerikanischen Productionsverhältnisse und durch sein 

Werk über die Obstverwerthung einen sehr angesehenen Namen erworben 

hat. Das Werk behandelt die specifisch tropischen Culturen, unter denen 

solche verstanden sind, die dem Erdkreise zwischen den Wendekreisen 
eigen sind; man scheidet diesen noch in einen engeren tropischen und 
in einen halbtropischen Gürtel; eine bestimmte Abgrenzung für den 

Bodenbau in diesen beiden Gürteln zu geben, ist aber nicht möglich. 

Was nun die Behandlung des Stoftes betrifft, so kann das Urtheil, soweit 

ich überhaupt ein solches abzugeben vermag, dahin lauten, dass alle 

praktischen landwirtschaftlichen und technischen Angaben, die Produetions- 
und Sorten-Rundschau von ausserordentlich hohem Werte sind, und in 
vorzüglicher Weise eine Materie behandeln, über die vorher kein Buch ge- 
schrieben wurde, weil es Niemanden gab, der eineso umfassende Kennt- 
niss der landwirthschaftlichen und handelspolitischen 

Verhältnisse mit den reicheninvielen Jahren erworbenen 

praktischen Erfahrungen verbunden hat. Aber auch für die 

technische Botanik und Rohstofflehre enthält das Werk so viele neue und 
werthvolle Daten, dass auch das ausführlichste Referat nicht ausreichen 
würde, einen vollständigen Auszug desselben wiederzugeben. In dem 

Folgenden sind die allerwichtigsten Daten reprodueirt worden. Wenn ich 

dem Verfasser als Praktiker uneingeschränktes Lob zuerkannt habe, so 

kann ich ihm als einem Schriftsteller, der auch rein botanische Bemerkungen 
ausspricht, den Vorwurf nicht ersparen, dass er zu wenig sich in diesem 

Gebiete umgesehen hat und er hätte besser gethan, dieses Gebiet nicht 

zu betreten. Um nur ein Beispiel hervorzuheben: Im 3. Bande wird die 

Genesis der Baumwolle behandelt. Da heisst es pag. 482: „Die 

mikroskopische Untersuchung eines Bruchstückes des Samens ergiebt, dass 

derselbe aus 3 Abtheilungen besteht, nämlich aus der Schale, der eine 

Schicht von Doppelzellen folgt, welche den Keimkern umschliessen. Aus 

den Doppelzellen entspringt die Baumwolle.“ Weiter pag. 

48%: „Die Baumwollfasern erscheinen eine beträchtliche Zeit, bevor die 

Samen ihre volle Grösse erreicht haben und fahren nach Massgabe der 

fortschreitenden Zellenbildung in den Schalen der Zellen in ihrem Wachstum 

fort. Diese Zellen entstehen unter der Oberhaut des Samens, durch- 
stossen dieselbe allmählich, saugen ihre Zellwände auf und bilden mit 
dieser Bereicherung grössere Zellen in geradliniger Anordnung.“ Nun 
führt allerdings Semler den Engländer Dr. Bowmann als Gewährsmann 
für diese seltsame Entwickelungsgeschichte an — aber immerhin entspricht 
die mikroskopische Untersuchung diesen Verhältnissen ganz und gar 
nicht. Auch was über die Anatomie des Zuckerrohrs gesagt wird, dem 
eine eigentliche Rinde, eine Unterhaut und eine Oberhaut zugeschrieben 
wird, was über die morphologische Abstammung des Safrans (die getrockneten 

„Blütenstempel“) über „diezarten Staubfäden der weiblichen Blüten“ 

des Mais (Bd. UI, p. 40, statt „Griffel“) und über noch manches andere, 


Oekonomische Botanik. 805 


das Verf. anführt, mitgetheilt wird, das stimmt nicht mit den in der 
Wissenschaft als richtig erkannten Thatsachen überein. Unrichtig ist auch die 
Angabe, dass Lygaeum Spartum ein Synonym für Stipa tenacissima ist; 
beide Namen bedeuten verschiedene Pflanzen. Aber wie schon gesagt, die 
Bedeutung des Werkes für die Praxis steht unbestritten und wird durch die 
angedeuteten Ungenauigkeiten nahezu nicht beeinflusst. 

Der erste Band enthält die Abtheilung: Allgemeine Kulturarbeiten 
(Ansiedelung, Wegebau, Urbarmachung, Hülfsmittel, künstliche Bewässerung, 
Vertilgung der Schädlinge); ferner Spezialkulturen und zwar die der 
Reizmittel (Kaffee, Cacao, Kola, Guarana, Thee, Yerba, Mate, Coca und 
verschiedene Theegattungen) und die der nützlichen Palmen, deren 24 
Arten behandelt werden. 

Aus der ersten Abtheilung soll über die Vertilgung der Schädlinge 
einiges hier mitgetheilt werden. Einen guten Schutz leistet der Trut- 
hahn, der in Tabakpflanzungen den Hornraupen und andern Schädlingen 
mit Erfolg nachstellt; ebenso ist das Ichneumon von grossem Nutzen. 
Petroleum, Tabakssaft und Tabakbrühe vertilgen die Insekten, am besten 
aber Abkochungen von persischem Insecetenpulver. 

Kaffee. Verf. bespricht die Verwerthung von Coffea arabica und 
den Ersatz durch Coffea liberiea. Letzterer ist eine Tieflandspflanze 
(bis 500 Fuss); und soll auch weniger empfänglich sein für die Laub- 
krankheit (Hemileia vastatrix); er trägt das ganze Jahr hindurch und 
wird als Baum gehalten, mit aufwärts strebenden Aesten. — Sehr Aus- 
führliches erfahren wir über die einzelnen Kaffeekulturdistriette und die 
zahlreichen Sorten. Die Hemileja verursacht bekanntich die Laubkrankheit 
in Südasien. Der Pilz wird erst entdeckt, wenn er grössere Flecken von 
Rostfarbe bildet, die aus Sporenhäufchen bestehen, und nach dem cali- 
fornischen Inspector of fruit pests giebt es ein Mittel, das den Pilz ver- 
nichtet. Die Bestandtheile sind Walthranseife, concentrirte Lauge, Tabak, 
Schwefel, Petroleum, schwefelsaures Eisen. Die Bereitung geschieht in 
einem Kessel nach folgendem Verhältniss: 32 Gallonen (1 Gall. = 3.786 
Liter), Wasser, 2 Pfd. grüner Vitriol, 2 Quart (ungefähr 2 Liter) 
Petroleum, 8 Pfd. Schmierseife, 2 Pfd. Schwefel, !/2 Pfd. kaustische Soda 
oder Potasche. Zuerst kommt Schwefel in den Kessel, dann etwas Soda 
und Potasche, dann die Schmierseife und Petroleum ete. Das Mittel 
wird mit der Bürste oder Spritze angewendet. Bezüglich der Dünge- 
mittel weist Semler auf den Seetang hin, von dem die Erfahrung 
(China, Japan) seinen Werth als Dünger festgestellt hat. Die 
Untersuchung der Asche von Rockweed (Aseophyllum nodosum) ergab: 
Fe 0 0.66, Mn 0 0.69, Ca O 10.52, MgOS.89, Kali 14.36, Natron 23.80, 
Phorphorsäure 1.352, H2S0429.15 Cl, Br, J8.41, Reinasche 1.67. — 
Auch der Thierdünger (Cadaver) wird sehr empfohlen. — Die Kaffee- 
bäume tragen selten schon im 3., in der Regel im 4. Jahre nach ihrer 
Aussaat und erreichen im 6. Jahre ihre volle Tragbarkeit. Jeder Baum 
trägt °/a—4, selten sogar 6 Pfund. „Sobald die ersten Schauer die 
Regenzeit eingeleitet haben, erscheinen in den Blattachseln der Trag- 
zweige Bündel von 5—10 Blüthenknospen, in der Form von kleinen 
dunkelgrünen Spitzen. Je grösser sie werden, desto lichter wird ihre 
Farbe, allmählich werden sie strohgelb und schliesslich nahezu weiss. 
Einige Schauer bringen sie zum Bersten und — da liegt die Plantage 


806 Oekonomische Botanik. 


im unbeschreiblich schönen Blüthenschmuck. Später erscheinen gewöhnlich 
noch zwei, manchmal 3 Nachblüthen.* — Die kleinen aus dem Pistill 
heranwachsenden Früchtehen sind erst tiefgrün, werden gelblich und 
schliesslich roth. Tiefes Purpurroth bis Schwarzroth kennzeichnen die 
Vollreife.. Die Araber lassen die Früchte so lange an den Bäumen 
(„todtreif“), bis diese abgeschüttelt werden können, daher die Güte des 
Mokkakaffees. 

Ganz ausgezeichnet ausführlich ist die Zubereitung der Handelswaare 
bearbeitet. 

Cacao. Bekanntlich wird allgemein angenommen, dass die Kerne 
der unreifen und auch die ausgebildeten, aber frischen Cacaosamen sehr 
licht, ja nahezu weiss seien. Semler sagt aber p. 353: Die Früchte 
sind mit einem rosafarbigen süsssäuerlichen Mark gefüllt, in dem 10—40, 
gewöhnlich aber 20 blassröthlichbraune Kerne mit dünnen Schalen 
getrennt zwischen Scheidewänden liegen. Das Innere der Kerne 
besteht aus den braunen Samenlappen des Embryo, dessen 
zarte, weisse Innenseiten durch die Ritze leuchten.“ Was 
der letzte Satz bedeuten soll, ist dem Referenten nicht klar geworden. 
Bei der Besprechung der Inhaltsstoffe kann Verf. nicht umhin, seinen 
Unmuth darüber auszusprechen, dass den Chemikern gleich den Botanikern 
die unheilbare Sucht eigen ist, Scherflein auf Scherflein zur Namens- 
verwirrung beizutragen. Verf. meint dies in Bezug auf die ältere An- 
schauung von dem Vorhandensein eines Coffeins, Theins, Guararins u. s. w. 
Nun, das Cocain darf er nicht als gleich dem Coffein ansehen, wie er 
es in seinem Buche thut; er wird auch nicht übel erstaunen, wenn er 
erfährt, dass das Coffein gar kein eigentliches Alkaloid, 
sondern das Ureid Trimethylxanthin ist. 

Die Mittheilungen des Verf. über die Cacaokulturländer und über 
die Spielarten des Baumes sind vom hohem Interesse. Hier sei nur die 
Culturmethode erwähnt, die von den Eingebornen auf den Philippinen 
geübt wird. Diese drehen aus Bananenblättern spiralförmige Düten, 
füllen letztere halb mit Erde an und stecken in eine jede eine Cacaobohne. 
Die Düten bleiben in den Hütten hängen, bis die Keime sichtbar werden, 
dann erfolgt ihre Versetzung ins freie Land. 

Als Erkennungszeichen eines guten Cacaos gelten, dass das 
Innere der Nibs (Samenlappen) klar rothbraun (chocoladebraun), ihr 
äusseres tief purpurroth mit einem Stich ins Braun gefärbt sein soll. 
Die Nibs sollen sich leicht von einander, wie auch von der Schale trennen, 
Bruch soll fein, glänzend, glasartig sein. Die Farbe der Schale wird 
zimmtbraun gewünscht; mit den Fingernägeln geritzt müssen die Bohnen 
Oel austreten lassen und Aroma entwickeln. Cacao, welcher nicht der 
Gährung unterworfen wurde, hat eine dunkelviolette bis purpurrothe 
Schale, die Nibs lösen sich nur schwer ab und schmecken bitter. Ein 
Anhaltspunkt für die Güte des Cacaos kann auch aus der Gewichtsver- 
gleichung gewonnen werden, worauf auch Ref. schon vor einigen Jahren 
besonders hingewiesen hat. Es wiegen 100 Bohnen von 


Trinidad ordinär . . Glen 3 
E guten er 2.20 
5 hochfem „2. 1178.75 


Grenada mittelgut . . 104.5 „ 


Oekonomische Botanik. 807 


Grenada, Fein I... 181 ug 
Dominicagut,, 2.8.1, 110. 7, 
Unraeaa Be ee 183, 
Bunnsm Sein Me, a 2 

5 eu, kleink. ı: 1.0” 
Bahıa, gut ie 
Anka ut en A 
Mexiko. gut u .,,% l3b2Dr; 


Die schwersten Sorten sind in den Börsenberichten am höchsten 
notirt. 

Bezüglich der Zubereitung ist Folgendes zu erwähnen. Das Oeffnen 
der Früchte geschieht durch einen Schlag mit einem Prügel, das Mark 
wird meist weggeworfen, ist aber tauglich zu Gelees, Liqueuren, Brannt- 
wein und Essig. Die Bohnen werden einer Gährung ausgesetzt; dadurch 
wird das anklebende Mark, das Wasser und die Bitterkeit entfernt, 
der Geschmack milde, und die Schalen lassen sich leichter ablösen; 
auch die Keimkraft soll zerstört werden. Die Bohnen der edlen Spiel- 
arten werden auf Tischen ausgebreitet, in einer 4 Zoll hohen Schichte, 
mit Bananenblättern belegt und mit einem Brett beschwert. Nach einem 
anderen Verfahren häuft man die Bohnen in grossen Massen auf und 
schaufelt sie ununterbrochen um, was. durch 5 Tage geschieht; dann 
werden sie noch einen Tag nach der ersten Methode behandelt. Die 
roheste Methode des Gährungsverfahrens besteht darin, dass man die 
Bohnen in ein in die Erde gegrabenes Loch wirft und mit Bananen- 
blättern und Erde zudeckt, auch wohl Fässer und Tröge hierzu verwendet. 

Nach der Gährung erfolgte die Färbung, deren Hauptzweck 
weniger die Täuschung — wie beim Caffee — als vielmehr die Präser- 
virung der Bohnen ist. In England heissen gefärbte Bohnen Clayed 
(gethont). Man verwendet hierzu feine rothe Erde, seltener Ziegelmehl, 
nebst Zinnober. Hierauf müssen die Bohnen getrocknet werden. 

Kolanüsse. Der Artikel enthält für die technische Botanik nichts 
Neues. 

Guarana. Enthält nebst den bekannten Körpern einen Farbstoff, 
den die Indianer zum Bemalen des Gesichtes benutzen. 

Thee. Dieser Artikel ist so reichhaltig, dass, von den Abschnitten 
über die Cultur abgesehen, auch über die Sorten, Produetion kein an- 
nähernd taugliches Referat geliefert werden könnte. Als besonders bemerkens- 
werth hebe ich Folgendes heraus: Theestaub geht als Verfälschungs- 
mittel besonders nach den vereinigten Staaten, i. J. 1881 die Kleinig- 
keit von 3,3536,104 Pfd.. — Ein gut entwickelter Strauch bringt eine 
Jahresernte von °/a Pfd. Eine Arbeiterin kann täglich 10—13 Pfd. 
frische Blätter einheimsen. Die gepflückten Blätter kommen in Japan in 
einen Bambuskorb, der auf den Rost eines Kessels gesetzt wird; letzterer 
enthält etwas Wasser und ist mit einem hölzernen Deckel verschliessbar ; 
er steht über einem Kohlenfeuer und es werden auf diese Weise die 
Blätter gedämpft. Auf einem Feuerherd (3 Fuss hoch, 3/2 Fuss lang, 
2 Fuss breit) liegen Roste übereinander; auf den oberen Rost wird eine 
„Horde“ aus japan. Papier mit einem hölzernen Rahmen gesetzt; je 5 
Pfd. Blätter werden in die Horde geworfen und eine Stunde lang mit den 
Händen umhergeschoben und geknetet. Hierauf werden sie auf einer 


308 Oekonomische Botanik, 


Matte abgekühlt, wieder geröstet und das geschieht noch ein drittes Mal. 
Es giebt auch noch eine andere Methode in Japan (p. 441). Die 
Gewinnungsweise des schwarzen und grünen Thees in China. ist sehr aus- 
führlich geschildert. Um grünen Thee zu erzeugen, kommen die 
Blätter auf Horden aus Bambusstäben; mehrere solcher Horden bringt 
man in eine Kiste mit durchlöchertem Boden. Letztere wird auf einen 
geheizten, mit Wasser gefüllten Kessel gesetzt, die Dämpfe durchfeuchten 
die Blätter, daher diese ihre grüne Farbe behalten. Dann folgt das Rösten. 
Java und Ceylon produeiren nur schwarzen Thee, Indien beiden Sorten. 
— Der grüne Thee Chinas wird in 5 Hauptsorten Moyune, Tienke, 
Fychow, Taiping und Pingsuey (nach den Productionsdistrieten) ge- 
schieden. Es wird behauptet, dass Pingsuey kein echter Thee ist, 
sondern von Weiden-, Schwarzdorn- und Eschenblättern stammt. Die 
Sorte Canton soll aus Thee- und Weidenblättern bestehen. — Der 
schwarze Thee China’s zerfällt in 2 Gruppen: Oolong und Bohea. 
Oolong-Sorten sind eigentlich nicht schwarz, sondern gelblichbraun, daher 
eine Unterscheidung in schwarzen, gelben und grünen Thee gerecht- 
fertigt ist. Die Bohea-Sorten umfassen Caper, Pekoe, Souchong, Pouchong 
und Congou. Alle diese Sorten und Untersorten sind ausführlich be- 
schrieben, ebenso die verschiedenen empirischen Prüfungsverfahren. Recht 
gute Abbildungen eines assamesischen Theeblattes, zweier assamesischer 
Hybridenblätter und eines chinesischen Theeblattes beschliessen den langen 
Artikel. 

Yerba Mate. Enthält nichts Neues. 

Coca. Man kennt 2 Spielarten, von den Eingebornen Ipara und 
Hatun Yunca genannt. Die erstere wird vorzugsweise in Peru getroffen ; 
ihre Blätter sind etwas kleiner, schmäler, dünner und heller als diejenigen 
der zweiten, in Bolivia verbreiteten Spielart, welche oben dunkelgrün, 
unten aber heller sind. Für den Export werden die Blätter der Ipara 
vorgezogen, weil sie im Lagern grün bleiben, während die dickeren Hatun 
Yunca im Alter leicht gelbbraun werden. — Die geernteten Blätter werden 
auf grobem schwarzem Tuch oder auf Schieferplatten an sonnigen Plätzen 
zum Trocknen ausgebreitet. Die Blätter dürfen nicht gähren, sonst 
schmecken sie faulig. Tadellose Coca soll nicht gekräuselt, oben tief 
grün, unten bläulichgrün sein, einen starken theeartigen Geruch besitzen, 
beim Kauen ein Gefühl der Wärme im Munde erzeugen; schlechte Coca 
hat einen kampherartigen Geruch. 

Im Capitel: Verschiedene Theegattungen werden der Faham-, Khat- 
Busch-, Y-dizi-, Pimento- und der Ugnithee (Chili) mit kurzen Bemerkungen, 
aufgeführt. 

Die zweite Gruppe umfasst die nützlichen Palmen. Cocos- 
palme. Interessant sind die statistischen Daten. Ceylon besitzt 20 
Mill. Bäume (nach Haeckel sogar 40 Mill., vergl. meine Nahrungs- und 
Genussmittel p. 157), verschifft jährlich 6 Mill. Cocosnüsse und bis 
60000 Ctr. Copra. Der Export des Oels beträgt 150000 Ctr.; ferner 
werden noch ausgeführt: 70000 Ctr. Coir, 10000 Ctr. Taue, 50000 
Ctr. Garn und 250000 Ctr. Arrak. — Die Zahl der Spielarten ist 
unbestimmt und soll bis 100 betragen; die beliebteste heisst Tanjore, 
dann folgen Oora, kugelrunde, Palameotta, Goa, Jaffna, Inselcocosnuss, 
männliche Cocosnuss, milchige, Goulpatra ete. — Das Holz kommt als 


Oekonomisshe Botanik. “09 


Porkupinenholz in den Handel und aus ihm ziehen die Tahitianer ein 
wohlriechendes Gummi, Pia-Pia, das sie zur Haarparfümirung gebrauchen. 
Die Bereitung des Coir, der Copra etc. wird ausführlich beschrieben, 
Dattelpalme und die wilde indische Dattelpalme (Phoenix 
silvestris). Letztere ist für die Zuckerproduction in Bengalen von grosser 
Wichtigkeit. Sie wird nach ihrem Alter in 3 Classen geschieden: Comra 
oder Chora (junge Bäume, die in einer Nacht 1—3 Seer = 2—6 
Pfd. liefern); Majhari, Utit oder Nalgas, liefern 7—9 Seer in der 
Nacht; Kakni oder Daria, alte der Erschöpfung nahe Bäume. Je 
. kühler die Nacht ist, desto grösser ist der Ausfluss des Zuckersaftes. 
Die männliche Palme, Chotna genannt, kommt früher in Saft, als die 
Weibliche, die Baron heisst. Der bei Tag ausfliessende Saft (Ola) giebt 
nur Syrup. Der eingekochte Saft heisst Goor, von dem es 3 Sorten 
giebt: 1) Patali, harter Kuchen; 2) Khan Goor oder Nagre dient 
zur Zuckerbereitung; 3) Ola Goor wird aus dem Tagsaft bereitet. — 

Sehr eingehend wird über die Sagopalmen und die Bereitung 
des Sago berichtet. 

Die Palmyrapalme (Borassus flabelliformis) gilt bei einigen 
Völkern Südasiens mehr, als die Cocospalme. Die jungen Blätter geben 
Fächer, die ausgewachsenen dienen als Beschreibstoff, zu Kopfbedeckungen, 
Sieben, Körben, Matten, Säcken. Der Baum wird zu Toddy angezapft, 
3 Liter Saft geben 1 Pfd. Rohzucker. Auch die Gomutipalme (Go- 
mutus saecharifera — Saguerus Rumphii —= Arenga saccharifera) liefert 
Zuckersaft und Sago. Die Früchte der Daumpalme (Hyphaene 
Thebaica) sind für die armen Aegypter ein wichtiges Nahrungsmittel. — 
Raphis vinifera liefert ein weinartiges Getränk. — Die ab- 
geschnittenen Blätter der Wachspalme (Copernieia Carnauba) werden 
getrocknet, nach 4—5 Tagen auf einen Haufen zusammengetragen, 
neben welchem ein Tuch liest. Jedes Blatt wird auf diesem Tuch 
mit einem Stock so lange geklopft, bis alles Wachs abgefallen 
ist. Das Wachs wird mit sehr wenig Wasser gekocht und in thönerne 
Formen gegossen, in welchen es Kuchen von 2 Kg. bildet. — Jedesmal 
werden 8 Blätter — und zwar je zweimal im Monat, durch 6 Monate, 
im ganzen also 96 von einer Palme, abgeschnitten. Durchschnittlich 
geben 850 Blätter 16 Kg. Wachs. Die Provinz Ceara liefert 
etwa 2 Millionen Kg. — Von der Macoyapalme (Macahuba, 
Acrocomia selerocapa — Bactris globosa) sammelt man in Jamaiea die oliven- 
grünen Früchte wegen des gelben, veilchenartig riechenden, süss schmecken- 
den Oeles und wegen der politurfähigen zu Schmucksachen drehbaren 
Samen. Die Assaipalme (Euterpe edulis) liefert von den Früchten ein 
ausgezeichnetes rahmartiges Getränk. —. Die Früchte der 
Pupunja-(Piritu-) Palme in Südamerika{Guilielma speciosa)gleichenmehligen 
Aprikosen und sind eine vorzügliche Nahrungsquelle der Indianer. — 
Jubaea speetabilis, die Honigpalme Chilis, liefert Palmhonig, 
— Ausserdem sind noch die Patanapalme (Oenocarpus Batava), Kohlpalme 
(Oreodoxa oleracea, Elfenbeinpalme, Muritipalme (Mauritia flexuosa), Besen- 
palme (Thrinax argentea), Palmetto (Sabal) und die Rattangpalme (Calamus 
Rattang) angeführt. 

Im zweiten Bande sind zunächst die Südfrüchte abgehandelt. 
Als solche sind Orangen und Citronen, Feigen, Ananas, Bananen und 


810 Oekonomische Botanik. 


Tamarinden angegeben. Dann folgen die Handelsrinden, wie Kork, 
Chinarinde, Mimosa-, Tanekaha- und Seifenrinde. Die 5. Gruppe umfasst 
die Gewürze in dem bekannten Umfange. Oele, Farbstoffe, 
Kautschuk und Gutapercha bilden Gruppe 6 bis 8. Die Wurzeln, 
wie Pfeilwurz, Manioka, Batatas, Yams und Chayote stellen die 9. Gruppe 
dar. Damit schliesst der 2. Band. 

Die Auslese der Orangenspielarten ist für das Gelingen der Kultur 
wichtig. Verf. führt deren eine Reihe an. — Für lagernde Citronen 
empfiehlt es sich, wenn sie vor Säureverlust (?) geschützt sein sollen, 
dieselben mit Schellakiösung zu überziehen. Zur Gewinnung des Citronöles 
bedient man sich eines Instrumentes Eceuelle & piquer, ein seichtes 
Zinnbecken, auf dessen Boden mehrere Rundreihen starke Messingstifte 
sitzen, und eine Röhre vom Mittelpunkt abwärts. Ueber dieselben werden 
die Früchte hin- und hergerollt, dass die in der Schale befindlichen Oel- 
behälter (Verf. sagt „Zellen“) bersten müssen und ihr Inhalt in die 
Röhre fliesst. Ein Nebenproduet wird gewonnen, indem man die zerrrissenen 
Früchte in heisses Wasser legt. — Die Caprificationstheorie der 
Feigen verwirft Verf. vollständig, was übrigens deutsche Forscher vor 
ihm schon längst gethan haben. Verf. benutzt diese Gelegenheit, um 
gegen den Autoritätsglauben loszuziehen, worin man ihm übrigens nicht 
kurz abweislich entgegen treten kann. — Sehr interresant ist der Artikel 
über Bananen. Im Handel wird von Banane und Platane (nicht 
mit unserem Genus Platanus zu verwechseln) gesprochen. Banane oder 
Pisang ist Musa sapientum, Platane, Platano, Plantain ist Musa para- 
disiaca. Als Unterschied wird angegeben, dass die Banane klein und 
länglich, die Platane gross und gedrungen sei. Verf. meint nun, dass 
beide Formen nur einer Art angehören. Auf den Philippinen und Ma- 
layischen Inseln sowie in Centralamerika gedeiht die B. am besten. Die 
grösste Spielart heist el platano macho, die kleinste el pl. de Costarica; 
El platano chica manzanita ist jenen gefährlich, welche zu Gallenfiebern 
geneigt sind; überhaupt sind Bananen kein gesundes Obst und stören 
bäufig die Verdauung. Auch die Behauptung Humboldt's, dass auf 
einer gegebenen Fläche eine 133mal grössere Gewichtsmenge als Weizen 
produeirt werden könne, dass also 25mal mehr Menschen von dieser 
Fläche leben können, wenn sie mit Bananen, statt mit Weizen bebaut würde, 
ist nicht richtig. Wozu muss denn in diese Länder Mehl von der Union 
und von Europa eingeführt werden? Verf. will nieht die Bedeutung der 
Bananen für die Tropen leugnen, sondern nur den masslosen Uebertreibungen. 
entgegentreten. 

Cinchonarinden sind heute bekanntlich ein Welthandelsartikel 
geworden. Trotz des stets steigenden Consums ist die Ausfuhr aus den 
südamerikanischen Staaten bedeutend gefallen und als Gründe sind die 
Ausfuhrzölle, die zahlreichen Fälsehungen und der Niedergang 
der Baumbestände anzuführen. Schliesslich ist natürlich die riesige Con- 
currenz Indiens, Ceylons und Javas nicht ohne starken Einfluss auf den 
amerik. Export geblieben. — Von grosser Wichtigkeit für die Erhaltung 
der Rinde und ihren Alkaloidgehalt ist das Bemoosen derselben. Es 
besteht darin, dass längs des ganzen Stammes zwei Einschnitte gemacht 
werden; der zwischen diesen Einschnitten liegende Rindenstreifen wird 
von unten nach oben abgeschält, womöglich ohne das Cambium zu ver- 


Oekonomische Botanik. sil 


letzen; unmittelbar darauf wird um den Stamm eine dicke Schicht Moos 
gebunden (in gewissen indischen Distrieten auch die Blattstiele von Bananen 
oder Blätter von Cardamom). Unter dieser Schutzdecke bildet das 
Cambium rasch wieder neue Rindentheile. Der Gehalt an Chinin wird 
dadurch bedeutend erhöht. Die Methode hat aber auch Nachtheile, 
z. B. eine Verkürzung der Lebensdauer der Bäume infolge der zahlreicheren 
Rindenernten, eine Besiedelung durch Ameisen etc. 

Mimosa- oder Wattlerinde stammt von Acacia-Arten, besonders 
von Acacia decurrens var. mollissima und var. dealbata und ist in 
Australien ein höchst werthvolles Gerbematerial, sie kommt gemahlen in 
den Handel und soll mit den Rinden von Eucalyptus leucoxylon und Eugenia 
Smithii vermischt werden. — Tanekaha oder Tanekayarinde enthält 
28—30°o Gerbstoff und ist besonders für manche Ledersorten erwünscht; 
Grenoble bezieht das Meiste für Glacehandchuhleder. Auch zum Gelb-, 
Fleischrot- und Rehbraunfärben ist die Rinde tauglich. Sie stammt von 
Phylloecladus triehomanoides, und P. glauca. 

So reich auch der Inhalt der Gewürzgruppe ist, für die technische 
Botanik ist nur wenig Neues enthalten und dieses betrifft hauptsächlich 
die Gewinnungsweisen der verschiedenen Gewürze. 

Von den Oelarten seien hier erwähnt: Arzneinussölstammt von 
Curcas purgans (Jatropha purgans); die Samen kommen zumeist von 
den Capverdischen Inseln und werden in Frankreich und England, auch 
in Portugal ausgepresst. — Lichtnussöl ist das Product der Ban- 
coolnuss, Aleurites triloba, Brasilnussöl das von Bertholletia 
excelsa. — Cariocar nuciferum liefert das Suarinussoel; der Suari- 
kern hat einen ausgezeichneten Geschmack und soll die feinste „Nuss“ 
sein. — Anacardium occidentale, liefert (aus den Kernen) das vorzüglich. 
schmeckende Acajouöl. — Ben- oder Souajuaöl ist klar, geruchlos, 
wird nicht leicht ranzig, dient als Speise- und Uhrmacheröl und stammt 
von Moringa-Arten. 

Holzöl ist der Namen für Oele verschiedener Abstammung. Am 
wichtigsten ist das japanische Holzöl von Aleurites cordata. Der 
Samen enthält ein fettes Oel, das durch kalte Auspressung bis 35°/o ge- 
wonnen wird und in Japan Ducoica heisst. Es dient zum Ausfüllen 
der Poren des Holzes, bevor der Lack aufgetragen wird, oder um das 
Holz gegen Feuchtigkeit undurchdringlich zu machen, Es ist 
wohl das vorzüglichste Trockenöl. — Als Farbstoffe sind behan- 
delt: Catechu, Gaınbir, Annato, Henna, Dividivi, Sumach, Turmerik, 
Saflor, Safran, Indigo. 

Der dritte Band (1888) enthält Gruppe 10—14 der Speeialkul- 
turen. Behandelt werden Getreide, Zucker, Tabak, Faserstoffe und die 
nützlichen Wüstenpflanzen. Nur von der Gruppe „Faserstoffe“ soll hier 
Einiges auszüglich mitgetheilt werden. Die Baumwollsamen sind 
bekanntlich ein werthvoller Oelrohstoff und das kaltgepresste Oel dient 
auch zum Consum. Das Rohöl enthält einen, ,Gossypin“ genannten Farb- 
stoff, der in einer Metertonne Rohöl zu 7 kg enthalten ist. Nach Be- 
handlung der durch die Reinigung des Oeles erhaltenen Rückstände mit 
Soda und Schwefelsäure scheidet sich das Gossypin als flockiger Nieder- 
schlag ab und bildet getrocknet ein braunes stechend riechendes Pulver, 


* das in Alkohol und Alkalien leicht löslich is. Obwohl es für Wolle und 


312 Oekonomische Botanik. 


Seide ein kräftiges Färbemittel ist, so verhindert seine allgemeine Anwen- 
dung doch hauptsächlich der Mangel an Haltbarkeit. — Der Centralmarkt 
für indische Jute ist Caleutta. Die Zahl der Sorten, die an Güte 
weit differiren, ist ziemlich gross. Bei uns bilden aber nur die Marken 
der Exporteure die Grundlage der Werthschätzung. 

So ausgezeichnet auch die Eigenschaften der Ramiefaser (Boeh- 
meria nivea, tenacissima) sind, eine umfassende Bedeutung konnte sie 
doch nicht erlangen, weil eine entsprechende „Entfaserung“ auch heute 
noch nicht möglich ist. Die verschiedenen zu diesem Zwecke construirten 
Maschinen leisten nicht so viel, dass die Faser den anderen verbreiteten 
Fasern Concurrenz machen könnte. : In China wird sie durch Menschen- 
arbeit auf sehr umständliche Weise (von Frauen und Kindern) gewonnen. 

Nach Semler sind Sisalhanf und Pitehanf zwei ganz ver- 
schiedene Fasern. Sisalhanf, Hanfgras, mexik. Gras, Seidengras, 
Henequen kommt über Sisal auf Jucatan zur Ausfuhr und stammt von 
Agave Sisalana und anderen Agave-Arten. Man unterscheidet 7 
Sorten: Chelem, Jaxei (von Ci-Agave), Sacci, Chueumi, Babki, 
Citamei und Cajun, letztere Sorte stammt von Fureroya gigantea und 
cubensis. — Pitahanf oder Maguey ist die Faser von Agave 
americana und deren Abart mexicana. — 

Istle, Ixtle, Tampico, Hondurasgras wird von Bromelia 
silvestris in Mexiko gewonnen. 

Espartogras stammt von Macrochloa tenacissima und Lygeum 
Spartum. Verf. lässt beide Namen irriger Weise als gleichbedeutend 
gelten. — Die meisten übrigen Fasern, die Verf. anführt, sind schon 
ausführlich von Wiesner und von Höhnel beschrieben worden. 

Der Schluss des Werkes ist den nützlichen Wüstenpflanzen gewidmet 
und bildet ein ebenso fesselnd und anregend geschriebenes, als auch 


wissenschaftlich und praktisch werthvolles Capitel. 
T. F. Hanausek (Wien). 


Neue Litteratur.” 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atlanten etc.: 

Bastin, E. S., College botany; including organography, vegetable histology 
vegetable physiology, and vegetable taxonomy; with a brief account of the 
succession of plants in geologie time and a glossary of botanical terms: being 
a revised and enlarged edit. of the „Elements of Botany“. Illustrated. 8°. 
151 pp. Chicago 1889. Shalo. 


*) Der ergebenst Unterzeichnete bittet dringend die Herren Autoren um 
gefällige Uebersendung von Separat-Abdrücken oder wenigstens um Angabe 
der Titel ihrer neuen Veröffentlichungen, damit in der „Neuen Litteratur” möglichste 
Vollständigkeit erreicht wird. Die Redactionen anderer Zeitschriften werden 
ersucht, den Inhalt jeder einzelnen Nummer gefälbgst mittbeilen zu wollen, 
damit derselbe ebenfalls schnell berücksichtigt werden kann. 

Dr. Uhlworm, 


Terrasse Nr. 7. 


Neue Litteratur. 813: 


Johnstone, A., Botany notes for students of medicine. 4. edit. Parts I/II. 


London (Simkin) 1889. Sh. 2.— 

Potonie, H., Elemente der Botanik. 2. Ausgabe. 8°. V, 323 pp. Mit Illustr. 

Berlin (Julius Springer) 1889. M. 2.80. Geb. M. 3.60. 
Algen: 


Dangeard, P. A., Me&moire sur les Algues. Avec 2 planches. (Le Botaniste. 
Ser. I. 1889. Fasc. 4. p. 127—174.) 


Flechten: 


Bruttan, Nachtrag zu den Lichenen Liv-, Est- und Kurlands. (Sitzungsberichte 
der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Bd. VIII. 1889. 
Heft 3. p. 444.) 


Muscineen: 


Russow, Ueber den Begriff „Art“ bei Torfmoosen. (Sitzungsberichte der 
Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Bd. VIII. 1889. Heft 3. 
p. 413.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 


Blondel, R., Surle parfum et son mode de production chez !es Roses. (Bulletin 
de la Soeiete botanique de France. Ser. II. Tome XI. 1889. p. 107.) 

Daniel, L., Structure anatomique comparee de la feuille et des folioles de 
l’involucre dans les Corymbiferes. (l. e. p. 82.) 

Devaux. Sur quelques modifications singulieres observees sur des racines de 
Gramindes croissant dans l’eau. (l. e. p. 76.) 

Jumelle, Henri, Marche de l’aceroissement en poids des differents membres 
d’une plante annuelle. (l. c. p. 72.) 

Meyer, Arthur, Ueber die Entstehung der Scheidewände in dem sekretführenden, 
plasmafreien Intercellularraume der Vittae der Umbelliferen. Hierzu Tafel IV. 
(Botanische Zeitung. Jahrg. XXXXVII. 1889. No. 21. p. 341; No. 22. p. 357.) 

Wagner, M., Die Entstehung der Arten durch räumliche Sonderung. Gesammelte 
Aufsätze. 8°. V, 667 pp. Basel (Benno Schwabe) 1888. Man 


Systematik und Pfianzengeographie: 


Bozzi, Piante americane naturalizzate nei dintorni di Pavia. (Atti della Societä 
italiana d. scienze naturali Milano. Vol. XXXI. 1889. Fasc. 3/4.) 

Clos, D., Le Stachys ambigua Sm. est-il espece, variete ou hybride? (Bulletin 
de la Societe botanique de France. Ser. II. Tome XI. 1889. p. 66.) 

Cosson, E., Plantae in Cyrenaica et agro Tripolitano anno 1875 a cl. Daveau 
lectae. (l. c. p. 100.) 

Hildmann, H., Echinopsis ceristata Salm. Hierzu Abbildung 47. (Gartenflora. 
Jahrg. XXXVIII. 1889. p. 286.) 

Letourneux, A., Note sur un voyage botanique & Tripoli de Barbarie. (Bulletin 
de la SoeietE botanique de France, Ser. II. Tome XI. 1889. p. 91.) 

Mueller, Ferd., Baron v., Considerations of phytographie expressions and 
arrangements. (Extraprint from the Proceedings of the Royal Society of 
New South Wales. 1888.) 8°. 17 pp. 

Potonie, H., Illustrirte Flora von Nord- und Mittel-Deutschland mit einer Ein- 
führung in die Botanik. 4. Aufl. 8°. VII, 598 pp. Mit Illustr. Berlin (Julius 
Springer) 1889. M. 6.—. Geb. M. 7.— 

St. Paul-Illaire, v., Cattleya Walkeriana Gardner. Hierzu Tafel 1299. (Garten- 
fiora. Jahrg. XXXVIII. 1889. p. 281.) 

Rouy, &., Le Silaus virescens Boiss. dans les Pyrenees-Orientales. (Bulletin 
de la Societe botanique de France. Ser. II. Tome XI. 1889. p. 65.) 

Wittmack, L., Tillandsia streptophylla Scheidw. Hierzu Abbildung 48. (Garten- 
flora. Jahrg. XXXVIIL 1889. p. 288.) 


314 Neue Litteratur. 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


«Cavazza, Erinosio Phytoptosidella vite. (Agricoltura illustrata [Milano]. 1889. 
No. 3/&) 

Zur Mühlen, von, Getreideverwüster. (Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesell- 
schaft der Universität Dorpat. Bd. VIII. 1889. Heft 3. p. 398.) 

Relazione degli esperti fillosserici sullo stato dei vigneti nel Cantone Ficino 
concernente le malattia dominanti. (Agricoltura Fieinese [Lugano]. 1889. 
Fasc. 6—7.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Ammentorp, L., 4 Tilfälde af actinomycosis hominis. (Nord. med. arkiv. Bd. 
XX..1889.. No, 4. p. 1—19.) 

Arloing, S., Effets locaux zymotiques des substances solubles contenues dans 
les cultures du Bacillus heminecrobiophilus. (Compt. rend. de l’Academie des 
seiences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 10. p. 532—534.) 

Bouchard, Ch., Influence qu’exerce sur la maladie charbonneuse l’inoeulation 
du bacille pyocyanique. (Compt. rend. de l’Acad&mie des sciences de Paris. 
T. CVIII. 1889. No. 14. p. 713—714.) 

Charrin et G@uignard, L., Action du bacille pyocyanique sur la bacteridie char- 
bonneuse. (Compt. rend. de l’Acad&ämie des sciences de Paris. T. CVII. 
1889. No. 14. p. 764— 766.) 

Dönitz, W., und Lassar, O., Ueber Mycosis (Granuloma fungoides). (Arch. f. 
pathol. Anat. Bd. CXVI. 1889. Heft 2. p. 301—309.) 

Frick, Bakteriologisches über das grüne Sputum. [Ges. d. Aerzte in Zürich.] 
(Korrspdzbl. f. Schweiz. Aerzte. 1889. No. 7. p. 273— 276.) 

&abbi, U., Sopra un caso di tonsillite follicolare acuta infettiva; contributo 
allo studio delle rare localizzazioni del virus pneumonico. (Sperimentale. 
1889. No. 4. p. 388—398.) 

Heim, L., Ueber das Verhalten der Krankheitserreger der Cholera, des Unter- 
leibstyphus und der Tuberculose in Milch, Butter, Molken und Käse. (Arb. 
a. d. kais. Gesundh.-Amt. Bd. V. 1889. Heft 2. p. 295—311.) 

Heinz, A., Bakterioloöka analiza zagrebalkih pitkih vodah. [Bakteriologische 
Analyse der Agramer Trinkwässer.] (Societas histor. natur. Croatica. (Vol. 
III. 1888. p. 286—324.) [Kroatisch.] 

Jaccoud, Ueber Endocarditis infeetiosa. (Wiener med. Blätter. 1889. No. 17. 
p. 262—264.) 

Lindt, jun., W., Ein Fall von primärer Lungenspitzenaktinomykose. (Korrspdzbl. 
f. Schweiz. Aerzte. 1889. No. 9. p. 262— 272.) 

Nesemann, Ueber Pemphigus-Erkrankungen in der Praxis einer Hebamme nebst 
Bemerkungen über Pemphigus acutus neonatorum. (Zeitschr. f. Medicinal- 
beamte. 1889. No. 4, 5. p. 102—105, 148—152.) 

Oechsner de Coninck, Contribution & l’&tude des ptomaines. (Compt. rend. 
de l’Acad&mie des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 15. p. 809—810.) 
Pause, Die Naturgeschichte des Diphtheritis-Pilzes und des ihm verwandten 
Scharlach-Pilzes. gr. 8°. V. 63 pp. mit 3 Tab., 1 Elbthalkarte, 1 Kurventaf. 
u. 4 Taf.-Zeichnungen. Dresden (Pierson) 1889. M. 2,80. 
Prudden, T. M., On the etiology of diphtheria. An experimental study. (Amer. 

Journ. of the Med. Sciences. 1889. No. 4, 5. p. 329—350, 450—478.) 

Schiller, Beitrag zum Wachsthum der Typhusbacillen auf Kartoffeln. (Arb. a. 
d. kais. Gesundh,-Amt. Bd. V. 1889. Heft 2. p. 312—320.) 

Straus, J., Sur la vaccination contre la morve. (Compt. rend. de l’Acade&mie 
des sciences de Paris. T. CVIII. 1889. No. 10. p. 530—532.) 

Thierry, M. de, Contribution & l’&tude des alcaloides mierobiens et physiologiques 
(ptomaines et leucomaines) (these). 8°. 157 pp. Paris, Davy 1889. 

Wangenheim, W. v., Schutzimpfung gegen den Milzbrand. (Milch-Zeitg. 1889. 
No. 11, 12. p. 203—205, 221—223.) 


Neue Litteratur, 815 


Technische, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Anderlind, P. V. Leo, Die Landwirthschaft in Egypten. 97 pp. Dresden 
(Adolph Lüders) 1889. M. 2,75. 


Giordani, Semina del lino. (Agricoltura illustrata [Milano]. 1889. No. 3—4.) 
Melzi, Raccolto delle olive e operazione della spremitura. (l. c.) 


Nessler, J., Die Bereitung, Pflege und Untersuchung des Weines. 5. Aufl. M. 
e. Anhang: Grundzüge für die Behandlung des Obstweines u. Weinessigs. 8°. 
VIII, 428 pp. M. Illustr. Stuttgart (Eugen Ulmer) 1889, M. 5,50. 


Lefevre, P. J., Guide elömentaire et pratique pour la fabrication du cidre et 
du poire et la culture du pommier A cidre, & l’usage des cultivateurs et des 
personnes qui veulent elles-m&mes fabriquer leur eidre. 8°. VIII, 202 pp. et 
planche. Rouen (Auge) 1889. Fr. 1,50. 


Römer, B., Grundriss der landwirthschaftlichen Pflanzenbaulehre. 3. Afl. 8°. 
X, 150 pp. (Deutsche landwirthschaftliche Taschenbibliothek. 1889. Heft 24.) 
Leipzig (K. Scholtze) 1889. geb. M. 1.80. 


Schawrow, N., Der Fruchtwein-Ertrag in Transkaukasien. 8°. 72 pp. Tiflis 
1887. [Russisch.] 

Sprenger, C., Acer palmatum und seine Formen. (Gartenflora. Jahrg. 38. 
1889.) 

Usspenssky, P. P., Zimmercultur. 2. verm. u. verb. Auflage. 8°, IV, 144 pp. 
St. Petersburg 1889. [Russisch.] 

Wittmack, L., Zizania aquatica L. — Der Wasserreis. Hierzu Abbild. 44—46. 
(Gartenfiora. Jahrg. XXXVIII. 1889. Heft 10. p. 262.) 

Wolkenstein, P. E., Gartenlexikon. 8°. VIII, 436 pp. St. Petersburg 1889. 
[Russisch.] 


Wollny, E., Untersuchungen über den Einfluss der Pflanzendecke und der Be- 
schattung auf die physikalischen Eigenschaften des Bodens. Dritte Mittheilung. 
(Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Bd. XII. 1889. Heft 1/2. 
p- 1.) 


Sämmtliche früheren Jahrgänge des 


Botanischen Centralblattes 


sind vollständig & M. 24.—, sowie in Quartalsbänden & M. .— 
zu beziehen durch die 


H 
Hl 
[ 
[] 
# 
Cassel. Esxcped. des Bot. Centralblatt. 


Gebr. Gotthelft. 


Bis jetzt erschienen: 
Jahrgang L . . .„ Band 1— 4 | 
- EEE a.) 

as IE ae MM MI—12 
EV N ai 


| 
| 


816 Anzeigen. — Inhalt. 


J. U. Kern’s Verlag (Max Müller) in Breslau. 


(Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.) 


Excursions-Flora für Schlesien 


enthaltend die Phanerogamen u. Gefäss-Uryptogamen 


bearbeitet von 


2a ı ce rei 
18839. 16! Bogen kl. 8. in Leinwand gebund. Preis M. 3,50. 


BES” Kurzgefasster Führer durch die schlesische Pflanzenwelt zum 
Bestimmen der Pflanzen nach analytischer Methode, iusbesondere für An- 
fänger. Zugleich Flora der Umgegend von Breslau durch auffallende Be- 
zeichnung der in der Ausdehnung eines Kreises von 25 km Halbmesser 
um Breslau vorkommenden Arten, 3% 

ET BEN WERT TE TEEN FT EEE EEE TRETEN 


Verlag von J. M. Späth, Berlin €. 
H. Karsten, Deutsche Flora. :..3.iisei. una schwener ce. 


fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zellenpflanzen und 
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medieinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$>4& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung. &>- 


Inhalt: 


Originalberichte gelehrter Ge- | Chmielewskij, Zur Frage über die Copulation: 


sellschaften. | der Kerne beim Geschlechtsprocess der Pilze, 
2 u s p- 789. 
Botaniska Sällskapet in Stockholm. Chmielewskij, Zur Frage über die Wasserauf- 
Sitzung am 19. Dez. 1888. | nahme durch die oberirdischen Organe der: 
| Pflanzen, p. 790. 

Eriksson, Fungi parasitiei scandinavici exsic- | Cosson, lllustrationes Florae Atlanticae. Fasc. 

cati. Fasc. 6, p. 786. | HIN.) PAIR: 
Eriksson, Eine neue Fahnenhafer - Varietät, Feistmantel, Ueber die geologischen und pa- 
p. 7837. laeontologischen Verhältnisse des Gondwäna- 


Systems in Tasmanien, p. 801. 
Kononezuk, Ueber die lokale oder einseitige 
Hartschichtigkeit des Holzes, p. 794. 
Bordzilowski, Ueber die Entwickelung der Mattei, I epidotteri e la dicogamia, p. 792. 
beerenartigen und fleischigen Früchte. Erste Perez-Lara, Florula Gaditana, p. 796. 
Mittheilung, p. 792. Semler, Die tropische Agrikultur, p. 804. 
Borowski, Untersuchung des anatomischenBaues Stur, Die Calamarien der Carbonflora der 
und der technischen Eigenschaften des Holzes Schatzlarer Schichten. (Schluss), p. 797. 
von Pistacia mutica, p. 794. | Neue Litteratur, p. 812. 


Referate: 


Ausgegeben: 17. Juni 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


and XXXVIII.No.12. Jahrgang X. 


. isehes Centrz Ih} 
AN am REFERIRENDES ORGAN Kaly 


für das Gesammtgebist der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 
unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm ua Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 


Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund: und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. | 1889 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


No. 25, 


Wissenschaftliche Original-Mittheilungen. 


Rubus Faäbryi Alad., Richt. nov. sp. und Rosa sub- 
duplicata Borb. var. nov. albiflora A. Richt, 


Auctore 


Aladär Richter. 


I. Rubus Fäbryi e sectione Chlorobatorum Borb. (Suberectorum 
Focke). Twuriones suberecti, apice haud nutantes, epruinosi, acute 
pentagoni obsoleteque sulcati, omnino glabri, aculeis tota longitu- 
dine sat crebris, validis, e basi dilatata compressa rectiusculis, ad 
angulos dispositis; folia quinato-digitata, petiolis parce pilosis, acu- 
leis parum recurvis crebrisque armatis, stipulis pilosis, anguste 
linearibus; folia inaequaliter grosse biserrata, superne viridia gla- 
braque, subtus subcanescentia tenuiterque pubescentia; terminale 
distincte cordato-ovatum, acuminatum, longe petiolulatum, tertia 
parte petiolulo longius; infima breviter, sed manifeste (2—3 mm.) 
petiolulata. 

Rami floriferi elongati, erecti, obtusanguli, superne teretiusculi, 
foliis ternatis frondosi; foliolis illis turionum, quod formam atque 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIII. 1889, 26 


818 Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov. sp. etc. 


pubent attinet, parum diversis; inflorescentia thyrsoidga, om cr 
nino foliosa, ramuli inferiores cymoso-partiti, sup£riores mo- 
nanthi; pedunculi elongati moliterque pilosi, aciculis parvis induti, 
flores maiusculi ; sepala inermia, post anthesin reflexa, externe vi- 
ridi-tomentosa, albo-marginata, eglandulosa; petala obovata ad basin 
versus attenuata (14 mm longa, 9 mm lata), sepalis duplo longiora, 
albida; stamina stylos superantia, in flore omnino. aperto expansa 
post anthesin haud marcescentia; fructus? — Tota planta eglan- 
dulosa. 

Floret exeunte Junio et ineunte Julio. 

Legi die 15 julii anno 1888, .in balnearum Stoöszensium 
(Comit. Abauj-Torna Hung.) silvis acerosis. 

Rubum sıuperne deseriptum, decus florae Hungariae borealis, 
in hororem viri clarissimi et professoris olim mei Johannis Fäbry, 
de flora Comitatus Gömöriensis optime meriti, dicavi. 

Fubus Fäbryi inflorescentia elongata , foliis magnis ad apicem 
usque interruptis, inflorescentia igitur fere soluta, ramulis foliorum 
axillis egredientibus omnibus Chlorobatorum Borb. (Subereetorum 
Focke) speciebus prorsus dissimilis. 

Rubus Bertramii G. Braun, quiin Fockei Synopsi Ruborum 
(1877) pag. 117 inter Chlorobatos singularis inflorescentia foliosa 
deseribitur, et gquem in herbario Borbäsii (ex herb. Baenitzii Euro- 
paeo Nr. 4802 e loc. class. edito) comparavi, - cum Rubo Fäbryi 
inflorescentia foliosa quidem affinis est, sed posterioris inflorescentia 
elongata, multiflora (Rubi Bertramü brevis, pauciflora!) differt, 
praeterea foliolo terminali haud suborbiculari, omnibus subtus magis 
dense ac in Rubo Bertramiü G. Braun canescentibus (foliola Rubi 
Bertramii in Baenitziil. c. subtus tenuissime puberula, concoloria!), 
petiolorum aculeis non falcatis, petiolulis lateralibus magis abbre- 
viatis etc. 

Rubus Fäbryi praeter has notas foliolis turionum terminalibus 
longe petiolulatis, subtus tenuiter pubescentibus, turionibus haud 
sulcatis a Rubo sulcato Vest. — in Tratt. Rosac. monogr. III. 
(1825) 42, bene distinetus est; a Rubo plicate Weihe et Nees Rub. 
Germ. (1322).15, qui ex observationibus batographorum Frubum 
Fruticosum Linnaei verum sistit, turionibus distincte angulatis, tota 
longitudine tenuiter obsoleteque striatis, stipulis anguste linearibus, 
foliolis subplicatis, subtus tenuiter pubescentibus, nahe turionum 
breviter, sed manifeste petiolulatis, inflorescentiae habitu, staminibus 
stylos superantibus — diversissimus. Planta ARuborum typica. 

Il. Rosa subduplicata Borb. Oest. Bot. Zeitschr. (1883). p. 15. 
— (Rosa Heimerlü H. Braun; Beiträge zur Kenntniss einig. Art. 
und Form. d. Gattung Rosa. Mittheil. d. Zool. Bot. Ges. 1885. 
p. 51. Mit Tafel.) var. nov. albiflora m. — Flores mediocres, 
albi; receptaculum globosum vel subglobosum, cum peduneulis se- 
palisque glandulosum; styli pilosi. Foliola elliptica (longa: 30 mm, 
lata 18 mm. — foliola haud maiora), acuta, superne tenuiter pubes- 
centia, virescenti-canescentia, subtus dense adpresseque cano-tomen- 
tosa, eglandulosa, simpliciter vel plus-minus subbiserrata, petiolis 
glandulosis; aculei ramorum erebri inclinatique. 


Instrumente, Präparations- und Vonservations-Methoden. 819 


Hanc Rosam superne descriptan a Rosa subduplicata Borbäsii 
(= Rosa Heimerlii H. Braun ]. c.) \aud discernendam esse puto. 

Inveni prope Muräny-Huta, wrsus Muräny (Com. Gömör. 
Hung.), d. 30. junii anno 1888. 

Budae Pestini 10. mart. an. 1389. 


Instrumente, Präparations- u. Conserva- 
tionsmethoden. 


Koch, Alfred, Eine Combination von Schraubenmikro- 
meter und Glasmikrometerocular. (Zeitschrift für wiss. 


Mikroskopie. Bd. VI. Heft 1. p. 33—35.) 


Verf. beschreibt ein durch R Winkel auf seine Anregung 
construirtes Messocular, welches eıtweder als gewöhnliches Mikro- 
meterocular mit feststehendem Mikroneter für weniger feine Messungen 
oder unter Zuhilfenahme einer argebrachten Mikrometerschraube 
für genauere Bestimmungen in Anwendung gebracht werden kann. 
In einem durch die Mikrometerschraube bewegbaren Schlitten ist 
ein in 10 mm/100 getheiltes Glasm’krometertäfelchen eingelegt, das 
leicht zum Zweck der Reinigung herausgenommen werden kann. 
Eine sehr zweckmässig befestigte Feder beseitigt, ohne irgendwo 
störend hervorzuragen, den todten Gang der Schraube. Die obere 
Linse des Oculars, welches durch Schraube am Tubus festgestellt 
wird, ist behufs genauer Einstellung der Mikrometertheilung aus- 
ziehbar. Preis des Oculars 50 Mark. 

Kohl (Marburg). 


Schimenz, P., Ein Athemschirm. (|. e.) 


Um das Beschlagen des Tubus, Objekttisches und Objektträgers 
durch die feuchte Expirationsluft des Mikroskopirenden zu verhindern, 
empfiehlt Verf. einen höchst einfachen mittels Faden am Tubus 
befestigten Papierschirm. 

Kohl (Marburg). 


Heinsius, H. W., Eine Verbesserung der Abbe’schen 
Camera lucida. (l. c. p. 36—37.) 


Um das häufige Abschrauben der Camera beim Nichtgebrauch 
zu vermeiden, richtete Verf. dieselbe zum Umlegen ein. Ein Ring 
aus geschwärztem Messing von den Dimensionen des unteren Theils 
der Camera wird mittels eines Gelenkes an den Arm befestigt, der 
den Spiegel trägt, und zwar an der Stelle, wo dieser an die Fassung 
des Prismas angeschraubt ist. Die drei Klemmschrauben werden 
durch den neuen anstatt durch den alten Ring geführt und das 
Instrument am Tubus festgeklemmt. Jetzt lässt sich die Camera 

26* 


\ 


820 Instrumente, Präparatins- u. Conservationsmethoden. 


leicht umlegen und nimmt, wieler übers Ocular gebracht, genau die 
alte Stellung ein. Eine kleineAenderung lässt das Herausfallen der 
Rauchgläser resp. der Gilt:y’schen Linse beim Umlegen leicht 


verhindern. 
Kohl (Marburg). 


Braemer, L., Un nouveau r&activ histo-chimique des 
tannins. (Bull. de la Soc, d’hist. nat. de Toulouse. Seance 


d.. 23. janv. 1889.) S. A. 8°. 4 pp. Toulouse 1889. 


Verf. theilt mit, dass beinale sämmtliche Gerbstoff-Reagentien, 
deren man sich bisher bediente, unbrauchbar sind, so Eisensalze, 
Kaliumbichromat, Kaliumhydrosyd (Sachs), Natriumarseniat 
(Procter), Jodjodkalium (Griessmayer, Sanio), Anilinfarben 
(Hanstein, Pfeffer), Kwpferacetat (Moll), Osmiumsäure 
(Stadler, Pick, Dufour). Ammoniummolybdänat hat den Nach- 
theil, dass seine Niederschläge nit Gerbsäure in Wasser und ver- 
dünnten Säuren löslich sind und das Reagens selbst geringe Haltbarkeit 
zeigt. Als besseres mikrochemisches Reagens auf Gerbsäuren schlägt 
Verf. folgendes Gemisch von Natriumwolframat und Natriumacetat 
vor: Natriumwolframat 1 grm., Natriumacetat 2 grm., aqua destillata 
ca. 10 cc. Natriumwolframat fällt die Gallussäure braun, die 
Gallusgerbsäure fahlgelb, in saurer oder ammoniakalischer Lösung. 
Zur Unterscheidung beider Säuren ist das Reagens nach Verf. nicht 
zu brauchen. Anwesenheit von concentrirter Wein- oder Citronen- 
säure verhindert die Reaction. Das Reagens fällt weder Eiweisstoffe,, 
noch den Gerbstoffen ähnliche Körper, welche letztere sich in 
verschieden gelben Tönen färben, wogegen die Gerbsäuren gelbe 
Niederschläge {in Wasser, sauren und basischen Salzlösungen unlöslich) 
geben. Die Reaktion soll noch 0,00001 Gallusgerbsäure anzeigen. 
Die Reaktion wird unterm Deckglas vorgenommen und tritt 


momentan ein. 
Kohl (Marburg). 


Capranica, S., Photographie instantande des pr&parations microscopiques. Note 
preliminaire. (Bull. de la Soc. belge de Microscopie. Tome XI. 1889. No. 5. 
pP 9%) 

Jeffries, J. A., A new method of making ana@robie ceultures. (Med. News. 
1889. No. 13. p. 347 —348.) 

Jörgensen, Alfred, Die zymotechnische Wasseranalyse in Hueppe’s Buch: Die 
Methoden der Bakterienforschung. (Centralblatt für Bakteriologie und Para- 
sitenkunde. Bd. V. 1889. No. 22. p. 724—727.) 

Krasilstchick, J., Nouvelle &tuve, chauffee au petrole, ä& temperature reglable 
ä volonte. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. p. 166—176.) 

Van Heurck, Henri, Les derniers progres de l’&clairage &lectrique applique & 
la micrographie et & la photomicrographie. (Bull. de la Soc. belge de Micro- 
scopie. Tome XV. 1889. No. VI. p. 24.) 


Algen, 821 


Referate. 


Reinsch, P. F., Species et genera nova Algarum ex in- 
sula Georgia australi. (Berichte d. deutsch. bot. Gesellschaft. 
1388. p. 144 —156.) 

Verf. bringt eine Reihe von Seealgen, die von Wille auf der 

Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges im Jahre 1882/83 

gesammelt worden sind: 


Es sind: 

Desmarestia pteridoides sp. n., D. aculeata (L.) Lamour. var. nova compressa, 
Chroa (Genus novum Chordariacearum) saceuliformis sp. unica, Polysiphonia in- 
conspicua Sp. n., Kalymenia multifida sp. n., Gracilaria prolifera sp. n., Rhody- 
menia Georgica sp. n., Rh. ciliata Grev. v. nov. ligulata, Rh. deeipiens sp. n., 
Delesseria liqulata sp. n., D. salicifolia sp. n., D. polydaetyla sp.n., D. conden- 
sata sp. n., D. carnosa sp. n., Merenia (Genus novum Rhodomelearum) mierocla- 
dioides sp. n., Nitophyllum afine sp. n., Bonnemaisonia prolifera sp. n., Choreo- 
colax Rhodymeniae sp. n., Pilota confluens sp. n., Callithamnion pinastroides 
Reinsch v. ramulosum, Straggaria (Genus novum Floridearum incertae sedis). 

Uhlitzsch (Tharand). 


Möbius, M., Beitrag zur Kenntniss der Algengattung 
Chaetopeltis Berthold. (Berichte d. deutsch. bot. Gesellsch. Bd. VI. 
1888. p. 242—247.) 

Verf. beschreibt eine auf Blättern von Myriophyllum proser- 
pinacoides in einem Bassin des Heidelberger botanischen Gartens auf- 
gefundene Alge, die in ihrem vegetativen Aufbau mit der von 
Berthold beschriebenen Chaetopeltis orbicularis eine grosse Ueber- 
einstimmung zeigt. Als einzige Art der Fortpflanzung beobachtete 
Verf. die Bildung von Schwärmsporen, die zu 4 oder 8 in jeder 
beliebigen Zelle des Thallus entstehen können, mit 2 Cilien und 
einem rcthen Augenfleck versehen sind und zu zweit zu einer 
Zygote verschmelzen. 

Verf. bezeichnet die von ihm gefundene Alge als Ohaetopeltis 
minor und vertheidigt die Ansicht, dass die Gattung Chaetopeltis 


im natürlichen System in die Nähe der Chaetophoraceen zu stellen sei. 
A Zimmermann (Tübingen). 

Reinke, J., Algenflora der westlichen Ostsee Deutschen 

Antheils. — Eine pflanzengeographische Studie, 

mit 3 Holzschnitten und einer Vegetationskarte. 

(Sep.-Abdr. aus dem VI. Berichte d. Commission z. Untersuchung 
der deutschen Meere in Kiel. 1839.) 4°. 101 pp. Kiel 18839. 


Die Arbeit zerfällt in drei Abschnitte: 1. Allgemeines. 2. 
Specielle Aufzählung der im Gebiete beobachteten Algen. 3. An- 
deutungen zu einer Geschichte der westlichen Ostsee. 

I. Allgemeines. Verf. rechnet den Umfang der „westlichen 
Ostsee“ nach dem Vorgange von Ackermann von der Verengerung 
des Kleinen Belts südlich von Fredericia bis zu einer von Darser 
Ort nach Gjedser Odde (I. Falster) gezogenen Linie, durch 
welche zwei dem Salzgehalt nach verschiedene Gebiete der Ostsee 


822 Algen. 


von einander getrennt werden, „mit einer Schärfe, wie sie für keine 
ähnliche Abgrenzung in der Ostsee wieder hervortritt. Das vom 
Verf. bearbeitete Gebiet der westlichen Ostsee, der deutsche Antheil 
derselben *), „wird auf der einen Seite begrenzt durch die deutsche- 
Küste, auf der anderen Seite durch eine Linie, welche, vom nörd- 
lichsten Punkte der deutschen Küste, bei Heilsminde beginnend, 
die kleine Bucht von Heilsminde halbirt, dann südöstlich, ungefähr 
der deutschen Küste parallel verläuft, die Inseln Brandsö und Baagö- 
ausschliesst, Linderum und Aarö einschliesst und in annähernd 
gleichem Abstande von der dänischen Küste weiter läuft, den 
südlichen kleinen Belt ungefähr halbirend. In der Kieler Bucht 
zieht sich diese Grenzlinie mitten durch deren tiefste Einsenkung,, 
halbirt den Fehmarn-Belt und erstreckt sich in gleichem Abstande 
von der Insel Laaland bis zur Spitze des Gjedser Riffs, wo das 
Feuerschiff liegt, von dort noch eine kurze Strecke längs der 
Kadetrinne laufend bis zum Schnittpunkt mit der Graden Gjedser- 
Odde-Darser Ort, welche das Gebiet gegen die östliche Ostsee 
abgrenzt.“ Der Autor gibt sodann eine Uebersicht der wichtigsten 
einschlägigen Litteratur, sowie der Quellen und Hülfsmittel der 
Arbeit, welcher ausschliesslich vom Verf. selbst gesammeltes oder 
wenigstens selbst untersuchtes Material zu Grunde liegt. 

Auf den Exeursionen suchte Verf. nicht nur die Zahl und 
Verbreitung der Algenspecies festzustellen, sondern auch planmässig 
zu ermitteln, welche Theile des Meeresgrundes überhaupt bewachsen 
sind. Das Resultat dieser äusserst schwierigen Aufgabe ist folgendes: 
Die Küstenzone ist durchweg — mit kleinen localen Ausnahmen — bis 
zur 10-Meter-Grenze als bewachsen anzusehen und zwar meist 
mit Zostera; auf steinigem Boden wird Zostera in der Litoralregion 
durch Algen verdrängt. Im Uebrigen hängt die horizontale Ver- 
theilung der Algen in der westlichen Ostsee von der Beschaffenheit 
des Meeresgrundes ab und es gilt hier der Erfahrungssatz: „Fester 
Meeresgrund ist bewachsen ‚beweglicher Meeresgrund ist unbewachsen.“ 
Dieser Unterschied der Meeresvegetation nach der Beweglichkeit 
oder Unbeweglichkeit des Substrats schwindet in den tieferen Theilen 
des betrachteten Gebietes, indem hier auch noch der steinarme oder 
völlig steinlose Sandboden als fester Meeresgrund zu betrachten ist. 
Nur der Schlickboden ist in grösseren Tiefen pflanzenfrei, da er zu 
beweglich ist, um den Algen den nöthigen Halt zu gewähren. — 
Bezüglich der vertikalen Vertheilung der Algen unterscheidet Verf. 
nach dem Vorgange von Kjellman zwei Tiefenregionen: die 
litorale bis zu 4 Meter, die sublitorale von 4—40 Meter Tiefe; die 
noch tiefere elitorale Region K jellman’s fehlt im Gebiete gänzlich; 
bewachsener Grund geht kaum tiefer als 35 m herab. Als Grenz- 
linien für das Vorkommen mancher Arten treten am deutlichsten 
die 4- und die 12-Meter-Linie hervor. Nächst der Bodenbeschaftenheit 
ist für den Charakter einer Algenflora die chemische Zusammen- 
setzung des Wassers, vornehmlich der Salzgehalt desselben, von 


*) Eine algologische Untersuchung der dänischen Küstengebiete ist für die 
nächsten Jahre in Aussicht genommen. 


Algen, 823 


grösster Wichtigkeit und hier weist Verf. auf das Ergebniss der 
bisherigen Untersuchungen hin, dass nämlich, „während das Ober- 
flächenwasser der westlichen Ostsee nur etwa den halben Salzgehalt 
des Nordseewassers (3.25—3,50°o) besitzt, der Salzgehalt des 
Wassers der grösseren Tiefen sich demjenigen der Nordsee viel 
weiter nähert und denselben stellenweise sogar erreicht.“ *) Dieser 
Faktor ist zwar nicht allen für die Tiefenanordnung der Algen 
bestimmend, doch erklärt er, wie z. B. Desmarestia aculeata, eine 
bei Helgoland litorale Alge, in der Kieler Bucht nur in Tiefen von 
mehr als 12 m gefunden wird. 

Die Wirkung höheren Salzgehaltes auf die Algen sieht Verf. 
nicht darin, dass derselbe eine grössere Quelle von Nährstoffen 
repräsentirt, sondern darin, dass der Turgor der Algenzellen in 
salzreicherem Wasser durch Steigerung des osmotischen Aussendrucks 
eine Minderung erfährt, in salzärmerem Wasser eine Erhöhung. 
Eine Bestätigung dieser Ansicht liegt in der Erfahrung, „dass Algen 
des tieferen Wassers, im lea Oberflächenwasser kultivirt, 
vielfach eine Tendenz zu monströsen Aussprossungen ihrer Zellen 
zeigen, was auf den Einfluss eines abnorm gesteigerten Turgors 
hinweist.“ Der Einfluss des Salzgehaltes auf die Ernährung ist 
indirekt insofern vorbanden, als (nach Jacobsen) der Kohlensäure- 
gehalt des Meereswassers um so grösser ist, je salzreicher dasselbe 
ist. Bezüglich der Temperaturverhältnisse weist Verf. auf eine Eigen- 
thümlichkeit der Algenflora unseres Gebietes hin. Während sonst 
die Temperatur des Meeres nur äusserst geringen Schwankungen 
unterworfen ist, wie z. B. nach Kjellman „die Temperatur 
arktischer Gewässer, in denen die reichste Algenvegetation vor- 
kommt, sich im Allgemeinen nicht über 0°C. erhebt zu irgend einer 
Jahreszeit“, sind die Algen unseres Gebietes eurytherm, vermögen 
grosse Temperaturunterschiede zu ertragen. „Differenzen der 
Beleuchtungsstärke scheinen auf die Algen der westlichen Ostsee 
einen sehr geringfügigen Einfluss auszuüben.“ 

Am Schlusse dieses Abschnitts hebt Verf. hervor, dass der 
verminderte Salzgehalt auch bereits hier eine Verkümmerung der 
Formen, freilich nur bei der Minderzahl der betrachteten Algen, 
hervorgerufen. Die Mehrzahl tritt noch ebenso kräftig und üppig 
auf wie bei Helgoland. 


U. Specielle Aufzählung der im Gebiete beob- 
achteten Algen. Die kritische Aufzählung der Arten umfasst 
nicht sämmtliche Algen der westlichen Ostsee; von der Bearbeitung 
ausgeschlossen sind die Diatomeen und Flagellaten ; nieht ganz voll- 
ständig sind die Plankton-Algen. Es sind — und zwar mit einer 
Abweichung von der üblichen Praxis bezüglich der Autornamen**) — 
folgende Arten in folgender Reihenfolge erwähnt: 


*) Es ist dies eine Folge der in der westlichen Ostsee noch kräftigen Unter- 
strömung aus der Nordsee. 

**) Verf. setzt für gewöhnlich nur den Namen desjenigen Autors hinter den 
Pflanzennamen, welchem wir die Begründung des Artbegrifis verdanken. Hat 
dieser Autor bei Aufstellung der Art diese einer anderen Gattung zugezählt, so 
setzt Verf. ein sp. hinter den Autor. 


824 Algen. 


1. Rhodophycseae: Erythrotrichia ceramicola Lyngb. sp., Actinococcus roseus 
Suhr sp., Oruoria pellita Lyngb. sp., Petrocelis eruenta J. Ag., Hildenbrandtia 
rosea Kütz., Chantransia virgatula Harv. sp., secundata Lyngb. sp., efllorescens 
J. Ag. sp., Spermothamnion roseolum Ag. sp., Nemalion multifidum Web. et Mohr 
sp., Rhodochorton Rothüi Eng. Bot. spec., membranaceum Magnus, chantransioides 
nov. spec., Antithamnion Plumula Ellis, boreale Gobl. forma baltica!, Callithamnion 
roseum Rth. sp. (nee Harv.), byssoideum Arn., corymbosum Engl. Bot. sp., Cera- 
mium tenuissimum Lyngb., arachnoideum J. Ag., divaricatum Cr., Deslongehampii 
Chauv., strietum Kütz. sp., diaphanum Lightf. sp., eircinatum Kütz., rubrum Huds. 
sp., Fastigiaria furcellata L. sp., Dumontia filiformis Lyngb. sp., Chondrus crispus 
L. spec., Gymnogongrus plicatus Huds. sp., Phyllophora Brodiaei Tuın. sp., rubens 
Good. et Woodw. sp., membranifolia Good. et Woodw., Bangii Fl. Dan. sn., 
Cystoclonium purpurascens Hud. sp., Hydrolapathum sanguineum L. sp., Fhody- 
menia palmata L. sp., Delesseria alata Hudson sp., sinuosa Good. et Woodw. sp., 
Gracilaria confervoides L. sp., Harveyella mirabilis Reinsch sp., Polyides rotundus 
Gmel. sp., Rhodomela virgata Kjellm., subfusca Woodw. sp., Polysiphonia urceo- 
lata Ligthf. sp., violacea Rth. sp., elongata Huds. sp., fibrillosa Dillw. sp., byssoides 
Good. et Woodw. sp., nigrescens Dillw. sp., Melobesia Corallinae Cr., Laminariae 
Cr., membranacea Lamour., Lejolisii Ros., farinosa Lamour., Lithophyllum Lenor- 
mandi Aresch. sp., Corallina ojlhieinalis L. 

2,Phaeophyceae: Fucus vesieulosus L., serratus L., ceranoides L., Ascophyllum 
nodosum L. sp. var. scorpioides Fl. Dan., Halidrys siliquosa L. sp., Haplospora 
globosa Kjellm., Scaphospora speciosa Kjellm., Sphacelaria cirrkhosa Roth sp.*), 
olivacea Dillw. sp., racemosa Grev. var. arctica!, spinulosa Lyngb, Chaetopteris 
plumosa Lyngb. sp., Eetocarpus sphaericus Derb. u. Sol., Pringsheimii nov. nom., 
Stilophorae Cr., repens nov. nom., terminalis Kütz., ovatus Kjellm. var arachnoi- 
deus!, Sandrianus Zanard. var. balticus!, 'tomentosus Huds. sp., confervoides 
Roth spec., varius Kjellm. sp, litoralis L. sp., Sorocarpus wvaeformis Pringsh. 
var. balticus!, Ascoeyelus reptans Cr. sp., ocellatus Kütz. sp., balticus nov. Sp., 
foecundus Strömf. sp. var. seriatus!, globosus Rke. sp., Microspongium gelatinosum 
Rke., (?) Myronema strangulans Grev., Ralfsia verrucosa Aresch., elavata Carm. 
sp., Lithoderma fatiscens Aresch., Giraudia sphacelarioides Derb. u. Sol, Halo- 
thrix lumbricalis Kütz, sp., Leptonema fasciculatum Rke., Elachista fueicola Velley 
sp., Symphoricoccus radians Rke., Asperococcus echinatus Mert. sp. var. filiformis!, 
Striaria attenuata Grev., Stietyosiphon subarticulatus Aresch. sp., tortilis Aresch. 
sp., Punctaria plantaginea Roth sp., Desmotrichum undulatum J. Ag. sp., balticum 
Kütz., scopulorum Rke., Kjellmannia sorifera Rke., Scytosiphon lomentarius Lyngb. 
sp., pygmaeus Rke., Phyllitis Fascia Fl. dan. sp., zosterifolia nov. nom., Chorda 
Filum L. sp., tomentosa Lyngb., Dietyosiphon hippuroides Lyngb. sp., foeniculaceus 
Huds. sp., Chordaria Aresch., Mesogloia Aresch., Gobia baltica Gobi sp.**), Des- 
marestia viridis Fl. dan, aculeata L. sp., Spermatochnus paradoxus Roth sp., 
Stilophora rhizodes Ehrh. sp., tuberculosa Fl. dan. sp., Halorhiza vaga Kütz. sp., 
Chordaria flagelliformis Fl. dan. sp., divaricata Ag., Castagnea virescens Carm. sp., 
Leathesia difjormis L. sp., Laminaria saccharina L. sp., Hlexicaulis Le Jol. — 

3. Chlorophyceae. Polypella nidifica Fl. dan. sp., Lamprothamnus alopecu- 
roides Del. sp., Chara erinita Wallr., baltica Fr.,aspera Deth., Capsosiphon aureolus 
Ag. sp., Enteromorpha marginata .J. Ag., percursa Ag. sp, erecta Lyngb. sp., 
ramulosa Engl Bot. sp., clathrata Roth sp., minima Näg., mierocoeca Kütz., inte- 
stinalis L. sp., compressa L. sp., Linza L. sp., Ulva Lactuca L., Monostroma 
fuscum Post. u. Rupr. sp., Grevillei Thur. sp., Lactuca Ag. sp., latissimum Kütz. 
sp., quaternarium Kütz. sp., Wittrockii Born., Diplonema confervoideum Lyngb. 
sp., Ulvella Lens Cr., Protoderma marinum nov. spec., Pringsheimia scutata Rke., 
Prasiola stipitata Suhr., Schizogonium laetevirens Kütz., Urospora penicelliformis 
Roth. spec., Ulothrix implexa Kütz., Chaetomorpha Melagonium Web. et Mohr sp., 
aerea Dillw. sp., Linum Fl. dan. sp., chlorotica Kütz., tortuosa J. Ag. sp., gracilis 
Kütz., Rhizoclonium riparium Roth sp., Kochianum Kütz., Cladophora arcta Dillw. 
sp., lanosa Roth sp, Agardhi Kütz., pygmaea Rke., rupestris L. sp., utriculosa 
Kütz., hirta Kütz., refracta Roth. sp., graeilis Griff. sp., sericea Huds. sp., ceratina 


*) Es beginnt hier die Ordnung der Phaeosporeae, deren Gruppirung, wie 
sie sich den Untersuchungen des Autors gemäss herausgebildet, neu ist. 
**) Gobia nov. gen.! — 


Algen. 825 


Kütz., glaucescens Griff. sp., marina Roth sp., Entocladia Wittrocküi Wille, Epi- 
cladia Flustrae Rke., Phaeophila Engleri nov. sp., Bolbocoleon piliferum Pringsh., 
Gomontia polyrhiza Lagerh. sp., Blastophysa rhizopus Rke., Bryopsis plumosa 
Huds. sp., Vaucheria litoria Hofm. Bang., sphaerospora Nordst., synandra Woron., 
Codiolum gregarium A. Br., Chlorochytrium dermatocolax nov. spec., Chlamydo- 
monas Magnusii nov. nom., Spirogyra subsalsa Kütz.? — 


4. Cyanophyceae: Hormospora ramosa Thwaites, Calothrix confervieola Roth. 
sp., scopulorum Web. et M, parasitica Chauv. sp., aeruginea Kütz. sp., fasciculata 
Ag., Isactis plana Harv. sp., Rivularia atra Roth., nitida Ag., Mastigocoleus 
testarum Lagerh., Microchaete grisea Thur., Anabaena variabilis Kütz., gigantea 
Mohr sp., Nodularia Harveyana Thwaites sp., spumigena Mertens, Hyella caespi- 
tosa Born. u. Flah., Zyngbya majuscula Dillw. sp., aestuarii Jürg. sp., luteo-fusca 
Ag. sp., semiplena Ag. sp., gracilis Menegh. sp., membranacea Kütz., persicina 
nov. sp., ÖOsecillaria subsalsa Ag., tenuis Ag., Spirulina Thureti Cr., tenuissima 
Kütz., versicolor Cohn, Pleurocapsa fuliginosa Hauck, Merismopoedia glauca 
IST — 


III. Andeutungen zueinerGeschichte derFlorader 
westlichen Ostsee. Das in diesem Abschnitt Gesagte bezieht 
sich nur auf die apodepfajseen und Phaeophyceen. Als für das Ge- 
biet eigenthümliche Formen werden aufgeführt: Rhodochorton chan- 
transioides, Phyllophora Bangi, Ascocyelus ocellatus, baltieus, glo- 
bosus, Microspongium gelatinosum, Halothrix lumbricalis, Symphori- 
coccus radians, Desmotrichum balticum, scopulorum, Kjellmania sori- 
fera, Gobia baltica, Seytosiphon pygmaeus, Stilophora tuberculosa, 
Halorhiza vaga. Von diesen 15 Arten, welche circa 12°/o des 
Bestandes repräsentiren, könnten mehrere ausserhalb der Grenzen 
des Gebiets nur übersehen sein, so dass als wirklich endemisch 
nur 6°/, der Arten zu rechnen sein würden. Die übrigen Zrhodo- 
phyceen und Phaeophyceen finden sich noch in anderen Meeren; 
Verf. unterscheidet eine „atlantische Reihe* mit 33 Arten (26 % 
des Bestandes), eine „subarktische“ mit 29 Species (22,7 %/,), eine 
„hemiarktische* mit 16 Arten (12,5 °,) und endlich eine „arktische 
Reihe* mit 32 Arten (25 %0). Bezüglich des Alters, d. h. der 
„Entstehung der ein historisches Continuum mit der Jetztzeit 
bildenden Ostseeflora* kommt Verf. zu folgendem Resultat: „Die 
Möglichkeit des Pflanzenwuchses entstand in der Ostsee erst nach 
dem Abschmelzen und Zurückweichen des letzten Inlandeises. 
Demnach ist der Ursprung unserer Flora erst in die Periode nach 
‚der zweiten Glacialzeit zu verlegen, und da eine autochthone Ent- 
stehung der Flora im jetzigen Ostseebecken ausgeschlossen ist, so 
kann sie nur postglacial aus der Nordsee in das "Ostseebecken ein- 
gewandert sein.“ Wenn damit Alter und Ursprung der jetzigen 
Ostseeflora bestimmt ist, so lässt sich geologisch die Herkunft der 
einzelnen Elemente derselben noch weiter zurückverfolgen. Wir 
gehen von der Tertiärzeit aus, derjenigen Periode, in welcher der 
Abschluss des Mittelmeers nach Osten, die Trennung des Atlantic 
vom Grossen Ocean durch eine Landbrücke stattgefunden, in 
welcher aber anfänglich noch keine Verbindung zwischen dem At- 
lantic und dem nördlichen Eismeer bestand, also jedes dieser Meere 
‚seine eigene Flora besass. Vergleichen wir die Elemente unserer 
heutigen mittelatlantischen Flora an der nordamerikanischen Küste 
mit denen der europäischen, so kommen wir zu dem Schluss, dass 


326 Algen. — Pilze. 


„die Europa und Nord-Amerika gemeinsamen Arten (wobei hier 
von den zugleich auch im arktischen Ocean vorkommenden Species. 
abgesehen wird) den ältesten Grundstock der Flora bilden, deren 
Entstehung in eine Periode der Tertiärzeit zurückverlegt werden 
muss, in welcher noch eine Landbrücke zwischen beiden Continenten 
bestand, wovon wir heute in den Faröer und in Island die Reste 
erblicken. Nur die Annahme einer solchen Landbrücke macht die 
so weit gehende Uebereinstimmung in der Zusammensetzung der 
Flora beider Küsten verständlich.* „Auch für die Gestaltung des 
in der Jetztzeit so einheitlichen Charakters der arktischen Flora 
möchte diese Landbrücke, die in Form einer Inselkette vielleicht 
bis tief in die Diluvialzeit hinein bestanden haben dürfte, von 
grosser Bedeutung gewesen sein“ Nach dem Durchbruch dieser 
europäisch - nordamerikanischen Landbrücke erfolgte eine Mischung 
der arktischen und atlantischen Florenelemente, so dass sich wahr- 
scheinlich gegen Ende der Tertiärzeit eine der jetzigen mittel- 
atlantischen sehr ähnliche Flora ziemlich weit nach Norden hinauf- 
zog. Die Eiszeit gestaltete die Mischung atlantischer und arktischer 
Elemente im Mittel-Atlantie nur noch inniger, so dass die mittel- 
atlantische Flora Nord-Amerikas und Europas, speciell auch die 
der Nordsee, am Ende der Eiszeit im Grossen und Ganzen sich 
ebenso zusammensetzt, wie die heutige, aus atlantischen und ark- 
tischen Elementen; die Zahl ihrer Arten hat sich seitdem durch 
Einwanderung und endemische Neubildung nur um ein Geringes. 
vermehrt. Ihrer Entstehung nach ist die Ostseeflora ein Ab- 
leger der Nordseeflora. Die Einwanderung der Algen aus der 
Nordsee in die Ostsee nach dem Abschmelzen der Gletscher der 
Glacialzeit ist so zu denken, dass zuerst solche Arten eindrangen, 
welche auch in salzärmerem Wasser gedeihen, namentlich diejenigen, 
welche die geringsten Ansprüche auf Salzgehalt stellen, also solche, 
welche noch heute in der östlichen Ostsee sich finden. Der Um- 
stand, dass durch das Schmelzwasser des Eises das Ostseewasser 
lange eine niedrigere Temperatur besass, als das Nordseewasser,, 
sowie die regelmässige winterliche Eisbildung in der Ostsee be- 
günstigte vornehmlich das Einwandern arktischer Formen, wie denn 
auch der Charakter der Ostseeflora ein subarktischer geblieben ist: 
60 °/o subarktisch-arktischen Arten stehen kaum 40 °/, atlantische 
und endemische Arten gegenüber. Die geringe Anzahl der ende- 
mischen Arten in der Ostsee erklärt Verf. durch die Schwank ungen 
des Salzgehaltes, da ja gerade „constante Lebensbedingungen für 
die Fixirung neu entstandener Formen wichtig sind.“ 


Lierau (Hamburg). 


Pilze. 827 


Meyer, Bernhard, Untersuchungen über die Entwicklung 
einiger parasitischer Pilze bei saprophytischer Er- 
nährung. [Erlanger Dissertation.] (Sep.-Abdr. aus Landwirth- 
schaftliche Jahrbücher.) 8°. 35 pp. 4 Taf. Berlin 1888. 


Für mehrere bisher nur als Schmarotzer bekannte Pilze hat: 
Verf. facultativen Saprophytismus nachgewiesen, für einige die: 
Reihe der Formen erweitert, die sie auf todtem Substrat zu bilden: 
vermögen, eine Reihe anderer schliesslich konnte mit den angewandten 
Nährstoffen saprophytisch nicht ernährt werden. 


Polystigma rubrum Tul. galt nach den eingehenden Unter- 
suchungen von Fisch und Frank als streng obligater Parasit,. 
dessen Askosporen ein kurzes Mycel und 1—2 Sporidien bilden, 
die nur auf Pflaumenblättern auskeimen. Verf. gelang es in einem 
einzigen Falle unter zahlreichen Versuchen, die Askosporen zur- 
kräftigen Weiterentwicklung zu bringen in einer Fruchtkammer- 
kultur mit verdünnter Malzlösung mit etwas Phosphorsäure. Von 
den zahlreichen Sporen, die durch ein über das reife Stroma. 
gehaltenes Deckgläschen aufgefangen wurden, entwickelten sich nur 
die ausserhalb des eigentlichen Hängetropfens im Niederschlagswasser- 
gekeimten Sporen zu einem reichverzweigten, stattlichen Schimmel- 
mycel mit zahlreichen Apressorien. 6 Tage nach der Aussaat wurden 
reichlich Gonidien gebildet, die von der Spitze der Fäden oder- 
kurzen, senkrecht vom Mycelfaden abgezweigten Basidien successive 
abgeschnürt wurden; mitunter auch direct von kurzen Sterigmen 
der Seitenwände. Diese Gonidien keimten rasch in der gleichen 
Cultur, wuchsen theils zu kleinen, theils zu stattlichen Mycelien 
aus und bildeten abermals Gonidien. Diese wurden in frisches. 
Nährmaterial übertragen (Malzlösung, Extracte von Moorerde, 
Kuhmist, Kirschen, Fleisch mit wechselndem Säurezusatz, auf 
Gelatine, coagulirtes Eiweiss, Kartoffeln, Bohnen, Spargeln, Brot) 
und entwickelten überall das gleiche üppige Mycel, wie die Asko- 
sporen. Schon nach 2 Tagen trat röthliche Färbung des Mycels 
auf. was bei parasitärer Lebensweise erst nach 4—6 Wochen der 
Fall zu sein pflegt. Askosporenbildung wurde nicht beobachtet. 


Ramularia asperifolia Sacc., auf Symphytum-Blättern als 
Schimmel gefunden, ein typischer Parasit, ist bei Saccardo (Fungi 
italici. No. 65) nicht ganz richtig abgebildet, da die Sporen nicht, 
wie dort angegeben, einzeln gebildet werden. Bei dem ungemein 
leichten Zerfall der Sporenbüschel liess sich an dem von den 
Symphytum-Blättern entnommenen Materiale kein klares Bild von 
der Bildungs- und Wachsthumsweise der Gonidien gewinnen. In 
Hängetropfenkultur mit Mist-, Malz-, Weinbeeren- und Pflaumen- 
decoct wurden die Gonidien zur Keimung gebracht und bis zur- 
Bildung neuer Sporen verfolgt. In Wasser unterblieb die Keimung- 
fast stets. Die neuen Gonidien bilden sich an untergetauchten wie: 
an Lufthyphen des gegliederten Schimmelmycels in ziemlich mannig- 
facher Weise: einzeln, zu mehreren in Ketten und selbst in bäumchen- 
artigen Verbänden, die sogar nach Art der Sprosspilze aus einer- 
zuerst gebildeten Gonidie ihren Ursprung nehmen können. 


828 Pilze. 


Die leichtkeimenden Gonidien von Claviceps purpurea Tul. 
(= Sphacelia segetum) wurden schon von Kühn zur Bildung eines 
kleinen Mycels und Abschnürung gleichgearteter Gonidien gebracht. 
Um den natürlichen Ernährungsverhältnissen einigermassen nahe 
zu kommen, wurden vom Verf. Nährlösungen angewandt, die der 
Nowacki’schen Analyse milchreifer Weizenkörner entsprachen. 
Hierin zeigte der Pilz reichliche Mycelentwicklung und Sporen- 
bildung, die Sporen keimten alsbald wieder aus. Beiläufig bemerkt 
sei, dass die Gonidien im eingetrockneten Honigthau (auf dem 
Mützchen des Mutterkorns) ihre Keimfähigkeit sehr lange bewahren 
und noch im Oktober gerade so schnell, wie frisch gebildete aus- 
keimten. Massenkulturen unter den Bedingungen des freien Landes 
ergaben ausgiebige saprophytische Entwicklung. Eine beinahe ein 
Jahr alte Massenkultur auf präparirtem Brod in einer grossen 
feuchten Kammer lieferte zwar keine Sclerotien, zeigte aber, dass 
ein Ruhezustand auch ohne besondere Formänderung möglich ist, 
und dass die typischen Formen der Sphacelia, die „Gebirnwindungen* 
und die Sporenabgliederung an einer besonderen Schicht, nicht der 
parasitischen Ernährung allein zukommen. 


Protomyces macrosporus Unger scheint ein relativ streng an- 
gepasster Parasit zu sein. Er bildet ausserhalb der Nährpflanze an 
seinem Mycel keine Sporen, verträgt nur äusserst geringe Acididät 
des Zellsaftes und künstliche Kultur wird durch seine grosse 
Empfindlichkeit gegen Bakterien sehr erschwert. Aehnlich wie bei 
den Ustilagineen fand die Copulation der Sporen viel spärlicher in 
Nährlösungen als in Wasser statt und ebenso wie dort wuchs er 
bei künstlicher Ernährung als Sprosspilz und’ zeigte nur schwache 
Andeutung von Mycelbildung. Sporenbildung unterblieb. Infection 
konnte mit dem saprophytisch ernährten Mycel nicht erzielt werden. 


Plasmodiophora Brassicae Wor. wird als streng obligater Parasit 
angesprochen, denn die Sporen waren vom Verf. bei saprophytischer 
Ernährung überhaupt nicht zum Keimen zu bringen (Woronin 
ist dies bekanntlich gelungen !). 


Anhangsweise werden noch eine Reihe anderer Pilze besprochen, 
deren Untersuchung meist negativen Erfolg hatte und nicht zu 
befriedigendem Abschlusse führte. Es sind dies: die Ustilaginee 
Cordalia persicina Gobi auf Röstelia cancellata, Uredo von Triphrag- 
-mium Ulmariae, Teleutosporen von Melampsora populina Jacgq., 
Puceinia Phragmitis Schum. und Gymnosporangium juniperinum L., 
Ascosporen von Tuber aestivum, Cryptomyces Pteridis Rebent und 
Rytisma acerinum Fr., Spermatien von Discosia alnea Fr. 


Die 4 sehr schön gezeichneten Tafeln stellen Polystigma rubrum, 
"Ramularia asperifolia, Olaviceps purpurea und Protomyces macro- 


.‚sSporus dar. Klein (Freiburg i. B.). 


Muscineen. — Gefässkryptogamen. 829 


Haberlandt, @., Ueber das Längenwachsthum und den 
Geotropismus der Rhizoiden von Marchantia und Lunu- 
laria. (Oesterreichische botan. Zeitschrift. 1889. No. 3. p. 93—98.) 


Verf. hatte bereits früher festgestellt, dass das Längenwachsthum 
der Wurzelhaare lediglich auf Spitzenwachsthum zurückzuführen ist. 
Nun gelang es ihm auch, dasselbe für die Rhizoiden von Marchantia 
und Zunularia nachzuweisen. Die Versuche wurden im feuchten 
Raume ausgeführt und durch Anblasen von Reisstärke eine Markirung- 
der Rhizoiden vorgenommen. Es zeigte sich, dass stets nur der 
calottenartige Scheiteltheil derselben im Längenwachsthum be- 
griffen war. 

Es lag nun die Frage nahe, wie bei diesen Rhizoiden die Reiz- 
kriimmungen zu Stande kommen. Man fand bisher die Krümmungen: 
immer nur in der im Längenwachsthum befindlichen Zone eintreten. 
Thatsächlich lehrten die Versuche auch hier, dass die geotropische 
Krümmung der genannten Rhizoiden nur durch die Aenderung der 
Wachsthumsrichtung der Spitze zu Stande kommt. Versuche mit 
in oben angegebener Weise markirten Rhizoiden misslangen ; offenbar 
war die Sensibilität derselben durch die Markirung sehr abgeschwächt 
worden. Dagegen ergaben die Versuche mit unmarkirten (aber 
genau gemessenen), in annähernd horizontale Lage gebrachten 
Rhizoiden folgendes Resultat: Es trat geotropische Krümmung nur 
in dem durch Spitzenwachsthum neu hinzukommenden Theile ein;. 
diese Krümmung führte jedoch nicht zur verticalen Lage, sondern 
nur bis zu einem bestimmten Grenzwinkel (50—70°). 

Schliesslich wendet sich Verf. gegen die Hypothese Wort- 
mann’s, nach welcher - die geotropischen und heliotropischen 
Krümmungen auf Reizbewegungen des Protoplasmas beruhen sollen. 
In den untersuchten Rhizoiden zeigte sich nicht nur der Scheiteltheil,. 
sondern auch noch eine ziemlich lange Zone dahinter ganz gleich- 
mässig mit Plasma erfüllt. Es war weder eine Differenz im Plasma- 
belage, noch in der Membrandicke wahrnehmbar. Nur in den 
älteren Partien solcher Rhizoiden von Lunularia-Brutknospen, 
welche auf einer Nährlösung schwimmend kultivirt wurden und 
undulirende Nutation zeigten, war manchmal die Membran auf der 
Concavseite dicker als auf der Convexseite. Da in den jüngeren 
(auch schon geschlängelten) Partien der Rhizoiden die Membran- 
dicke stets beiderseits dieselbe war, so kann diese Ungleichheit nur 
die Folge, nicht aber die Ursache der Krümmung sein. 

Fritsch (Wien). 


Beddome, R. H., Two new Athyriums from the N. W. 
Himalayas. (Journal of Botany. 1889. p. 72--73.) 


Verf. beschreibt folgende zwei Arten: 
1. Asplenium (Athyrium) Duthiei n. sp. Aehnlich der Lastrea Brunoniana.. 
Gesammelt von Duthie. 
2. Asplenium (Athyrium) Macdonelli n. sp. Aehnlich dem Diplazium: 
Schkuhrii von Ceylon. Gesammelt von Macdonell. 
Fritsch (Wien). 


830 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Molisch, H. und Zeisel, L, Ein neues Vorkommen von 
Cumarin. (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft. 
Bd. VI. Heft 8. p. 353—358.) 

Molisch fand Cumaringeruch an Ageratum-Stecklingen, die, 
viel zu früh ins frei Land gebracht, vom Spätfrost getödtet waren 
und im Sonnenschein aufthauten. Er stellte fest, dass Ageratum im 
lebenden Zustande niemals nach Cumarin riecht, sondern dass das 
Cumarin erst nach dem Tode aus irgend einer leicht zersetzlichen 
Verbindung gebildet wird. 

Die Hauptmenge des Cumarins kommt bei Ageratum in den 
Blättern vor, während die Blätter 'nur Spuren, die Wurzeln gar 
keines aufzuweisen scheinen. 

Zeisel untersuchte das estillat von 4!/s 1 destillirtem Wasser, 
in welches 1 kg der frischen, nicht nach Cumarin duftenden Blätter 
gebracht worden war und das im Rückstand verbliebene, von 
‚den ausgekochten Blättern durch Pressen möglichst getrennte Extract 
chemisch und stellte durch die Analyse und den Schmelzpunkt fest, 
dass man es mit Cumarin zu thun hatte. 

E. Roth (Berlin). 


Wiesner, J., Zur Erklärung der wechselnden Ge- 
schwindigkeit des ' Vegetationsrhythmus. (Oesterr. 
botan. Zeitschrift. 1889. No. 3. p. 79—85.) 


„Der Rhytimus der Vegetationsprocesse spielt sich an jeder 
Pflanze im Einklange mit den äusseren Bedingungen des Pflanzen- 
lebens ab, so dass in den kältesten und in den trockensten Vege- 
tationsgebieten jedes Gewächs sein Leben oder doch seinen jährlichen 
Vegetationscyclus in wenigen Wochen abwickelt, während — um 
gleich das andere Extrem hervorzuheben — in den feucht-heissen 
Tropengegenden die Pflanzen das ganze Jahr hindurch wachsen 
und grünen, und viele auch fortwährend blühen und fruchten.* 

Diese Erscheinung, welche uns einerseits selbstverständlich 
erscheint, welche aber andererseits doch einer Zurückführung auf 
ihre Ursachen bedarf, wird uns durch verschiedene vom Verf. hier 
mitgetheilte Beobachtungen leichter verständlich. Diese Beobachtungen 
sind viererlei Art. 

1. Verschiedene Samen keimen nach vorausgegangener Er- 
wärmung rascher als sonst. Besonders schöne Resultate ergaben 
in dieser Beziehung die Samen von Stipa tortilis, einer ausgesprochenen 
Steppenpflanze. Auch Roggen, Weizen und Wicke (Vieia sativa) 
zeigten dieses Verhalten in auffallender Weise. Daraus erklärt sich 
wohl, dass Samen, die auf stark erwärmten Boden fallen, sich dann 
rascher entwickeln, was namentlich für Steppenpflanzen von grosser 
Wichtigkeit ist. 

2. Frost wirkt auf reife Samen um so schädlicher ein, je mehr 
Wasser dieselben enthalten. Bei geringer Menge des Quellungs- 
wassers wird durch Frost die Keimungsgeschwindigkeit — insoweit 
die Samen nicht zu Grunde gehen — erhöht; dies zeigte sich so- 
wohl beim Roggen und Weizen, als auch bei der Wicke und Kresse 


Ze ae ee innen. - 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. s31 


(Lepidium sativum). Diese Thatsache erklärt uns die Abkürzung 
der Vegetationszeit bei Pflanzen kalter Gebiete. 

3. Zum Nachweis der beschleunigenden Wirkung der Kälte 
auf die Entfaltung der Laubknospen wurden Versuche in folgender 
Weise eingeleitet: Vom Spätherbste an wurden alle zwei Wochen 
Zweige bestimmter Holzgewächse stets von derselben Localität im 
Freien in ein temperirtes Gewächshaus gebracht und hier mit den 
Schnittenden in Wasser gestellt Die Versuchspflanzen waren Aesculus 
Hippocastanum, Sambucus nigra, Ligustrum vulgare, Syringa vulgaris, 
Crataegus oxyacantha und Acer platanoides. Bei allen diesen 
Pflanzen — mit Ausnahme von Acer, der nicht zur Laubentwicklung 
zu bringen war — zeigte sich, dass jene Zweige ihre Knospen am 
raschesten entfalteten, welche vorher im Freien stärkerer Kälte aus- 
gesetzt gewesen waren. 

4. Auch der Eintritt der Fruchtreife ist bei manchen Pflanzen 
in auffallender Weise von äusseren Verhältnissen abhängig. Tarazxa- 
cum ofhicinale braucht zum Ausreifen der Früchtchen an trockenen, 
sonnigen Standorten 7—11, an schattigen, feuchten Orten 20—27 
Tage. Bei Senecio vulgaris entwickeln sich auf dürrem Boden die 
Früchtchen schon in 5 Tagen, an schattigen Orten erst nach 5—10 
Tagen; im absolut feuchten Raume reifen sie überhaupt nicht. Die 
Keimung der an sonnigen Orten gereiften Senecio-Früchtchen erfolgt 
schon nach 20 Stunden, diejenige der im Schatten gereiften aber 
erst nach 3—4 Tagen. 

„Die mitgetheilten Beobachtungen erleichtern das Verständniss 
der Anpassung der Pflanzen an wechselnde klimatische Verhältnisse. 

Sie zeigen, wie die starke Erwärmung des Bodens die Keimungs- 
geschwindigkeit der auf die Erde gefallenen Samen befördert; sie 
lehren ferner, dass ein sonniger Standort nicht nur die Entwicklung 
der Vegetationsorgane abkürzt und das Blühen beschleunigt, sondern 
auch die Fruchtreife schneller herbeiführt, ja sogar in der erhöhten 
Keimungsgeschwindigkeit der sonnenreifen Samen nachwirkt. 

Wie die Wirkungen trockener Wärme in den Xerophyten-Gebieten 
die Pflanzen zu schnellerer Entwicklung drängen, so scheint der 
Frost in den kältesten pflanzenbewohnten Erdgebieten die erforderliche 
Raschheit in der Abwicklung des jährlichen Lebenscyelus der 
Pflanzen herbeizuführen. Wenigstens lehren die mitgetheilten Ver- 
suche, dass die Frostwirkung unter Umständen, welche in der Natur 
wahrscheinlich häufig auftreten, die Keimungsgeschwindigkeit steigert, 
und dass auch die Laubentwicklung der Holzgewächse durch die 
Kälte befördert wird. 

Zweifellos sind noch andere Momente thätig, um den jährlichen 
Vegetationsrhythmus in den trockensten und kältesten Gebieten zu 
beschleunigen und überhaupt je nach den klimatischen Verhältnissen 
zu reguliren. Auch erscheinen uns viele einschlägige Fälle, namentlich 
jene, in welchen die Erblichkeit mitspielt, in welchen sich also die 
Einwirkung des Klimas und des Bodens auf die Dauer der Vege- 
tationsperiode viel mittelbarer als in den angeführten Fällen aus- 
spricht, kaum weniger räthselhaft als vordem.“ 

Fritsch (Wien). 


832 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


Kerner v. Marilaun, A., Ueber das Wechseln der Blüten- 
farbe an einer und derselben Artin verschiedenen 


Gegenden. (Oesterr. botan. Zeitschrift. 1889. p. 77—78.) 


Verfasser geht von der Erfahrung aus, dass auf Wiesen in 
der Regel zwei contrastirende Blütenfarben vorherrschen — z. B. 
das Blau der Campanula barbata und das Orange der Arnica 
montana — und erklärt dies dadurch, dass die für die Bestäubung 
wichtigen Insekten durch die auffallenden Farben angelockt werden. 
Wächst eine Campanula zwischen rothen Blüten, z. B. Nelken, so 
werden jene Stöcke derselben, die zufällig weiss blühen, mehr auf- 
fallen und daher leichter durch Vermittlung von Insekten zur 
Fruchtentwickelung gelangen. Auf diese Weise wird an der be- 
betreffenden Localität die weissblühende Spielart gezüchtet und es 
werden schliesslich dort die meisten Exemplare der Campanula 
weisse Blüten zeigen. An anderen Orten, wo die betreffende Cam- 
panula-Art z. B. mit gelbblühenden Pflanzen zusammen wächst, 
werden die blau blühenden Stöcke sich reichlicher vermehren und 
daher vorherrschen. Thatsächlich besitzt z. B. Campanula Trache- 
lium in der Umgebung des Brenners in Tirol weisse, in den öst- 
lichen Kalkalpen dagegen blaue Blüten. 

Von weiteren Beispielen für die Verschiedenheit der Blüten- 
farbe einer Art in verschiedenen Gegenden*) bringt Verf. folgende: 
Viola calearata blüht in den westlichen Oentralalpen blau, in Krain 
gelb; Astragalus vesicarius im Vintschgau (Tirol) gelb, in Ungarn 
violett; Melittis Melissophyllum in Südtirol weiss, in Niederösterreich 
und Ungarn purpurn gefleckt; Nigritella anqustifolia in den west- 
lichen Kalkalpen schwarzpurpurn, in den südöstlichen Kalkalpen 
rosenroth; Anacamptis pyramidalis auf der Nordseite der Alpen tief 
karminroth, auf den quarnerischen Inseln und in Dalmatien bleich 
fleischfarbig; Anemone alpina auf den Centralalpen Tirols meist 
schwefelgelb, in den östlichen Kalkalpen nur weiss. Melampyrum 
cristatum hat in Südtirol blassgelbe, in Niederösterreich und Ungarn 


aber in der Mehrzahl der Fälle rothe Deckblätter. 
j Fritsch (Wien). 


Simek, F., Der Kotyledon und das normale Blatt. (Pro- 
gramm des Staats-Untergymnasiums in Prag, Neustadt 1883.) 

Nach einer historischen Einleitung über die Morphologie der 
Kotylen und deren Beziehungen zu den Primordial- und eigentlichen 
Laubblättern geht der Verf. zu seinen eigenen Beobachtungen über. 
Dieselben beziehen sich auf Orueiferen von denen Arten aus den 
Gattungen Arabis, Barbarea, Brassica, Camelina, Cheiranthus, Ery- 
simum, Hesperis, Iberis, Isatis, Lepidium, Neslia, Raphanus und 
Thlaspi untersucht wurden. Die Ergebnisse werden in folgende 
zwei Sätze formulirt: 1. Es wurde erwiesen, dass die ersten Blätter 
(Drude’s Primordialblätter) mit Ausnahme von Brassica und 


*) Vergl. hierüber auch Fritsch, Beiträge zur Flora von Salzburg. (Verh. 
d. zool.-bot. Ges. in Wien. 1888. Abhandl. p. 76—77.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 833 


Raphanus sich in Form und Grösse zumeist unmittelbar an die 
Kotylen anschliessen und durch ganz geringe Modifikationen die 
der betreffenden Species eigenthümlichen Blattformen gleichsam 
vorbereiten, demnach als Bindeglieder zwischen den Kotylen und 
und den normalen Blättern angesehen werden können. 2. Bei allen 
jenen (vom Verf.) untersuchten Pflanzen, die verschieden geformte 
untere und obere Blätter besitzen, wurde zumeist durch Uebergangs- 
glieder der Zusammenhang aller untereinander, sowie eine allmäh- 
liche Abnahme der Gestaltungs- und Gliederungsfähigkeit der 


Blätter von unten nach oben nachgewiesen. 
Burgerstein (Wien). 


Tsehernich, Fr., Ueber die Bedeutung des Pollens für 
die Charakteristik der Pflanzen. (Programm der Staats- 
Realschule in Elbogen 1888.) 

Der Verf. weist darauf hin, dass der morphologische Bau des 
Pollens für manche Ordnungen (Coniferen, Gramineen, Compositen, 
Caryophyllaceen) so eigenthümlich und constant ist, dass er als ein 
charakteristisches Merkmal für dieselben erscheint. Innerhalb 
mancher Ordnungen kann der Pollen auch zu den Gattungsmerk- 
malen gezählt werden, so bei Salix und Populus unter den Sali- 
cineen, bei Euphorbia, Buxus, Croton unter den Euphorbiaceen. 
Auch bei manchen Arten einer Gattung, z. B. bei Pyrola, kommt 
den Pollenzellen ein systematischer Werth zu. Die Abhandlung 
enthält nichts Neues, giebt aber Anregung, die Morphologie des 
Pollens bei der systematischen Phytographie zu berücksichtigen. 

Burgerstein (Wien). 


Laux, W., Ein Beitrag zur Kenntniss derLeitbündel 
im Rhizom monokotyler Pflanzen. (Verhandlungen des 
botan. Vereins der Provinz Brandenburg. Jahrgang XXIX. 
p. 65—111. Mit zwei Doppeltafeln. Berlin 1888.) 


Die Fragen, deren Beantwortung Verf. zu erreichen bestrebt 
war, sind folgende: 

1. „Sind die concentrischen Monokotylen-Leitbündel in ihrer 
extremsten Form, wie sie z. B. im Rhizom von Acorus Calamus, 
Juncus silvaticus, Carex arenaria vorkommen, von den eollateralen 
Bündeln der oberirdischen Theile nur durch die Anordnung 
ihrer beiden Hauptbestandtheile (Xylem und Phlo@m) oder auch 
durch Art und Qualität der Elementarorgane verschieden ? 

2. In welcher Weise gehen die collateralen Bündel bei ihrem 
Eintritt m das Rhizom in die concentrischen Bündel über? Ist 
dieser Uebergang ein allmählicher oder plötzlicher? Im welcher 
Region findet er statt? Kann ein und dasselbe Bündel in mehr- 
facher Wiederholung aus einem collateralen in ein concentrisches 
übergehen und umgekehrt? Wenn dies der Fall ist, welche Be- 
deutung besitzt dies für die Pflanze ? 

Botan. Centralbl. Bd. XXXVIH. 1889. 27 


834 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


3. Zeigen sich auch auf demselben Rhizom-Querschnitte Ueber- 
gänge vom collateralen Typus zum ‘concentrischen? Welche Be- 
ziehungen weisen solche Uebergänge zum Verlaufe der Bündel 
und zu ihrer Entwicklungsfolge auf ? 

4. Besitzen die Rhizome aller Arten eines und desselben Ver- 
wandtschaftskreises (z. B. der Gattungen Juncus und Carex) den- 
selben Bau ihrer Leitbündel, und falls sich erhebliche Verschieden- 
heiten finden, lassen sich dann enge Beziehungen zwischen dem 
Bau und der Lebensweise der Arten erkennen ?* 

Wir schliessen hier gleich die Antworten auf diese Fragen 
an, wie sie im Schlusskapitel gegeben sind: 

1. „Es wurde in den hierauf untersuchten Fällen (Acorus 
Calamus L., Juncus acutiflorus Ehrh., Juncus lamprocarpus Ehrh., 
Carex arenaria L.) nachgewiesen, dass die concentrischen Monoko- 
tyledonen-Bündel (perixylematischen Bündel) der Rhizome von 
den collateralen Bündeln der Blätter und Stengel nicht durch die 
Qualität ihrer Elementarorgane, sondern nur durch die Anordnung 
ihrer Haupttheile (Phloöm und Xylem) sich unterscheiden; hierbei 
kommen betreffs der Anzahl der einzelnen Elemente mannigfache 
Abweichungen im Einzelnen vor. 

2. Der Uebergang des collateralen Bündels in das perixyle- 
matische findet in den weitaus meisten Fällen durch Umlagerung 
des Xylems um das Phloöm ein und desselben Bündels statt; nur 
bei Acorus Calamus L. kommen durch Zusammenlagerung von 
collateralen und eoncentrischen, im Stamme vorhandenen Bündeln 
neue perixylematische Bündel zu Stande. Der Uebergang von 
einer Form in die andere ist meist ein sehr allmähliger; er findet 
stets mehrere Millimeter unterhalb der Blattansatzstelle an das 
Rhizom, also bereits innerhalb und zwar im Centraleylinder des- 
selben statt. Es kann eine Umwandlung eines und desselben Leit- 
bündels aus dem collateralen in den ceoncentrischen Typus und 
wieder in den collateralen statt haben. Solche mehrfache Um- 
wandlung wurde indessen nur beobachtet in den Knoten der Juncaceen 
(Juncus acutiflorus Ehrh. und Juncus lamprocarpus Ehrh.). Eine 
solche wiederholte Umwandlung hat jedenfalls den Zweck, der 
Pflanze an der Stelle, wo die perixylematische Bündelform auftritt 
(also im Knoten), eine erhöhte Festigkeit zu verleihen; sie ist also 
mechanisch wichtig. 

3. Auf einem und demselben Querschnitte zeigten sich oft die 
mannigfachsten Uebergangsformen vom collateralen zum perixyle- 
matischen Bündeltypus, und zwar gehörten die collateralen Bündel 
den dem Querschnitt zunächst, aan desselben liegenden, also 
den ältern Blättern an, während die concentrischen Bündel den 
höher liegenden, jüngeren Blättern zukommen, indem sie erst kurz 
vor dem Austritt in ein nächsthöheres, jüngeres Blatt die collaterale 
Form annehmen. 

4. Was nun die Anordnung der Leitbündel in den Rhizomen 
aller Arten eines und desselben Verwandtschaftskreises anbetrifft, 
so haben wir gesehen, dass hier eine ausserordentliche Verschieden- 
heit herrschen kann. Während bei der Gattung Juncus noch eine 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 335 


gewisse Uebereinstimmung besteht, tritt bei der Gattung Caree 
nicht bloss in Bezug auf die Lage der Bündel im Rhizom, sondern 
auch auf Gestalt des einzelnen Bündels selbst eine so grosse 
Mannigfaltigkeit auf, dass hiernach unter Zuhülfenahme des Baues 
der Rinde eine Gruppirung der Carices in neun Typen sich 
ermöglichen lies. .... Im Grossen und Ganzen konnte con- 
statirt werden, dass die mit grossen Lücken im Grundgewebe, be- 
züglich im Rindenparenchym, ausgestatteten Arten einen wasser- 
reichen Boden, die mit festerem Grundgewebe versehenen auch 
einen festeren Standort, wie Grasplätze und dgl., bewohnen. Für 
das Vorkommen sowohl collateraler als auch concentrischer, 
perixylematischer Bündel in einer und derselben Gattung konnte 
indes bis jetzt keine genügende Erklärung gefunden werden.“ 
Untersucht wurden Acorus Calamus L., zahlreiche Arten von 
Juncus, Luzula und insbesondere Carex, einige von Eriophorum, 
Seirpus (im alten Sinne), Heleocharis, Schoenus und Ithynchospora. 
Die Abbildungen bringen 12 schematisirte, colorirte Quer- 
schnittsbilder von Rhizomen und 4 genau ausgeführte Querschnitte 
‚durch vollkommen und unvollkommen perixylematische Bündel. 
Fritsch (Wien). 


Buchenau, Fr., Ueber die Vegetationsverhältnisse des 
„Helms“ (Psamma arenaria Roem. et Schult.) und der ver- 
wandten Dünengräser. (Abhandlungen d. naturw. Vereins in 


Bremen: Bd. X. p. 397—412.) 


Der „Helm“ erzeugt im Dünensande langgestreckte, aufrecht- 
wachsende Triebe, deren Vegetation das ganze Jahr hindurch fort- 
dauert, vielleicht nur durch wirkliche Frostperioden unterbrochen 
wird ; geschlossene Knospen fehlen denselben, und es ist daher kein 
‚Jahrestrieb gegen den vorhergehenden scharf abgegrenzt, umso- 
weniger als auch kein regelmässiger Wechsel von Laub- und Nieder- 
blättern stattfindet. An diesen Trieben entwickeln sich zweierlei 
Arten von Seitensprossen: 1. aufrecht wachsende, also dem Mutter- 
‚spross angedrückte Laubsprosse, mit ein bis mehreren Nieder- und 
2—6 Laubblättern; sie entspringen aus Knospen in den Achseln 
der 2—3 (selten bis 6) abgestorbenen vorjährigen Laubblätter des 
Muttersprosses (die Achseln der darüberstehenden frischen Laub- 
blätter haben, mit Ausnahme des am Blütenstengel stehenden, zwar 
auch kleine Knospen, die aber in demselben Jahre in der Regel 
nicht zur Entwicklung kommen). Die Internodien der Seitensprosse 
haben die Fähigkeit, sich, im Falle der Mutterspross vom Sande 
stark verschüttet wird, beträchtlich zu strecken; ja eine solche 
Verschüttung scheint die Entwicklung von Seitensprossen sogar zu 
begünstigen, wie aus einem vom Verf. angeführten Beispiele her- 
vorgeht. In solchem Falle bleiben übrigens die Triebe nicht in so 
dichtem Schlusse, sondern gehen etwas auseinander („Gabeltriebe“ 
Ratzeburgs)*). Wird die Düne vom Winde abgetragen, so sterben 


*) Aehnlich beschreibt es schon Linn& in Amoen. acad. VII. p. 166 („per 
dichotomiam divisum“). Anm. d. Ref. 


ar 


336 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


die freigelegten Triebe zwar ab, aber sie werden rasch wieder 
durch Knospen der tiefer liegenden Ausläufer ersetzt. 

2. Diese Ausläufer, die zweite Sprossform des „Helm“, ent- 
springen aus der Achsel von Laub- oder Niederblättern an nicht 
fest bestimmten Stellen, am häufigsten dort, wo ein älterer Aus- 
läufer sich aufrichtet und zur Laubachse übergeht. Sie wachsen 
unter einem rechten Winkel von der Mutterachse weg und 
erreichen eine erstaunliche Länge. Verf. beschreibt einen solchen 
von 5.25 Meter Länge mit 87 Internodien, der von unten her in 
3 m Länge abgestorben und saftlos, aber noch sehr zähe war; 
natürlich hatte er seinerseits sekundäre Ausläufer getrieben. Sie 
sind mit weissen, bis 20 cm langen, stachelspitzigen Niederblättern 
besetzt; ihre Rinde vertrocknet bald und löst sich als strohartiges 
Häutchen ab, so dass die Oberfläche der älteren Ausläufer von 
der mächtig entwickelten Schutzscheide gebildet wird. 

Die Nebenwurzeln des Helm zeigen die Eigenthümlichkeit, 
dass ihre Spitze beständig fortwächst und in einer gewissen Ent- 
fernung vom Vegetationspunkte eine Zone von Wurzelhaaren pro- 
ducirt, während hinter dieser Zone die Rinde sehr bald abstirbt 
und verwest, so dass nur der kaum ?/s mm dicke, aber sehr wider- 
standsfähig gebaute, zähe Centraleylinder übrig bleibt und die Saft- 
leitung besorgt. Solche Wurzeln werden 3—5 m lang, im berindeten 
Theile 2 mm dick. 

Aus den vorerwähnten Vegetationsverhältnissen erklärt sich, 
wie der Helm mit der Düne fortwachsen und sie mit einem Geflecht 
von Ausläufern und aufrechten Sprossen durchziehen kann, die den 
Sand binden. Ausser der Schilderung dieser Verhältnisse enthält 
der Abschnitt über den „Helm‘‘ noch Angaben über die Organisa- 
tion der Blätter, blühenden Halme, über Keimung und Widerstands- 
kraft gegen Austrocknung, ökonomische Details ete. 

Der „blaue Helm“ (Elymus arenarius L.) bildet über der 
Erde nicht wie Psamma dichte besenartige Büsche, sondern einzelne, 
sparrig abstehende Triebe. Die Seitensprossen wachsen nämlich 
nicht der Mutterachse parallel, sondern unter einem spitzen, und 
wenn sie zu Ausläufern werden, unter einem rechten Winkel von 
derselben weg; schon im Juzendzustande durchbohren sie ihr Trag- 
blatt, sowie alle im Wege liegenden Scheiden älterer Blätter; sie 
beginnen mit 3—7 Niederblätteın; nach 3—4 cm Länge biegen 
sie sich aufwärts und gehen zur Laubblattbildung über. Die dies- 
jährigen Laubblätter sterben im Winter ab, es zeigt sich daher 
eine ausgeprägtere Periodicität als beim ächten Helm. 

Der Dünenweizen, Triticum junceum L., zeigt ähnliche 
Verhältnisse, aber viel vergänglichere, brüchigere Triebe, ist also 
zur Bindung des Sandes wenig tauglich; Carex arenaria L. hin- 
gegen, mit ihren oft mehrere Meter langen Ausläufern mit den 
zahlreichen, in einer Reihe stehenden Laubsprossen ist hierzu recht 
wohl geeignet. Der Ausläufer besteht hier aus den sympodial ver- 


einigten unteren Gliedern der aufeinander folgenden Stengel. 
E. Hackel (St. Pölten). 


Phaenologie. 837 


Hoffmann, H., Ueber den praktischen Werth phaeno- 
logischer Beobachtungen. (Sonderabdruck aus der All- 
gemeinen Forst- und Jagdzeitung, herausgegeben von T. Lorey 
und J. Lehr. 1889. April-Heft. 8 pp.) 

Der hauptsächlich an die Forstleute gerichtete Aufsatz soll 
dazu beitragen, „dass die bisherigen phaenologischen Beobachter 
nicht ermüden, und dass zahlreiche neue — so zahlreich wie in 
der Meteorologie sich anschliessen mögen, damit die Knoten- 
punkte des Beobachtungsnetzes und unserer klimatologisch - bio- 
logischen Erkenntniss immer zahlreicher, dichter, gleichmässiger ver- 
breitet und endlich lückenlos werden.“ Es werden daher vom Verf. 
besonders praktische Gesichtspunkte hervorgehoben, welche zu 
phaenologischen Beobachtungen anfeuern sollen. 


Schon binnen etwa 5 Jahren kann der Beobachter annähernde 
Mittelwerthe gewinnen, welche ihm eine ganz wesentliche Orientirung 
gestatten. Er kaun dann schon ungefähr beurtheilen: 


„1. wie sich seine Station klimatologisch zu beliebigen anderen 
verhält, deren phaenologische Stellung bereits anderweitig er- 
mittelt ist; 

2. wie sich dann jede einzelne Stelle seines Reviers zu 
jener Hauptstelle verhält, ob kühler oder wärmer, zu schätzen nach 
der Vegetationsstufe identischer Pflanzenarten hier und dort; und 
zwar besser, als wenn er hundert genau verglichene Thermometer 
und Regenmesser an hundert Stellen aufgepflanzt hätte, ganz ab- 
gesehen von der Unmöglichkeit der Beobachtung so vieler Instru- 
mente und der Unerschwinglichkeit der Kosten für deren Beschaffung. 
Die Phaenologie arbeitet ohne Kosten, während die Meteorologie 
recht theuer ist (Nordamerika verausgabie allein im Jahre 1372 
300,000 Dollars für meteorologische Zwecke). 


3. er kann in jedem folgenden Jahre und in jeder Woche des- 


selben durch Vergleichung mit dem obigen Mittel jederzeit beur- 
theilen, ob die Vegetation auf seiner Station dermalen normal, be- 
schleunigt oder verzögert ist“ etc. 

Die phaenologischen Beobachtungen in Messel bei Darmstadt 
ergaben, dass die mittlere Entwicklungszeit der Frühlingsblüten 
gegen das etwas nördlicher und gleich hoch gelegene Giessen im 
Mittel von 5 Jahren um 6 Tage verzögert ist, während die be- 
nachbarten Stationen Darmstadt um 5 Tage und Frankfurt um 
7 Tage vor Giessen voraus sind. Die Ursache dieser auffälligen 
Thatsache liest in der Undurchlässigkeit des lettigen Bodens für 
Wasser bei einem ungewöhnlichen Mangel an Fall und dadurch 
erschwertem Abfluss. Dadurch wird Kälte bedingt. Die phaeno- 
logische Vergleichung führte hier zu der Ueberzeugung, dass durch 
Meliorationen und zwar durch Drainage, durch welche der Boden 
erwärmt wird, abgeholfen werden könnte. Und dies ist denn auch 
mit dem besten Erfolg geschehen. — Verf. hat auch im botanischen 
Garten zu Giessen derartige Versuche angestellt. Die Boden- 
temperatur in der Tiefe von 12 cm betrug über Sommer im Mittel 
für das drainirte Beet 1° R. mehr als für das undrainirte, nämlich 


838 Phaenologie. 


13,4° gegen 12,6°. Die ersten Blüten gleichzeitig ausgesäeter rasch- 
lebiger Pflanzen öffneten sich auf dem drainirten Beete in 3 auf- 
einander folgenden Jahren um 9, 7 und 7 Tage früher als auf dem 
nicht drainirten, was soviel bedeutet, als wenn das betreffende Beet 
um etwa 650 par. Fuss tiefer oder nahezu 2 Breitegrade südlicher 
(Giessen-Strassburg) gelegen hätte. 

Umgekehrt ist die phaenologische Beobachtung im Stande, 
thermometrische Fehlschlüsse zu korrigiren. So hielt Verf. eine 
mit niederem Buschwerk von Eichen bestandene Stelle für eine be- 
sonders kalte, weil diese Eichbüsche sich sehr spät belaubten, bis. 
er fand, dass überhaupt und überall die Büsche im Allgemeinen 
weit später ausschlagen als die alten Holzstämme. 

Die Ptlanze wird als Thermometer-Uhr bezeichnet, da sie nicht 
nur den augenblicklichen Stand, sondern die ganze abgelaufene 
Temperatursumme angibt. Phänologische Angaben sind überhaupt 
vielfach brauchbarer als thermometrische, wie die Isophanen cha- 
rakteristischer sind als die Isothermen. „Wollte Jemand zum Ver- 
gnügen oder aus gesundheitlichen Gründen von Frankfurt nach 
Petersburg oder umgekehrt reisen, so wird er besser fahren, wenn 
er sich den geignetsten Monat nach phaenologischen Daten aus- 
wählt, als nach thermometrischen. Heist es, die Frühlingsblüten 
gewisser Kategorien blühen in Frankfurt im mittleren Durchschnitt 
7 Tage vor Giessen, in Petersburg 42 Tage nach Giessen oder: 
die Natur steht in Petersburg am 15. Mai durchschnittlich auf der- 
selben Stufe, wie in Giessen am 1. April; bezüglich Nizza ist es 
umgekehrt — so gestaltet sich vor dem Leser ein ganz anderes. 
Bild als bei blossen Temperaturangaben. — Weiss man, dass die 
Frühlingsblüten in Berlin um 10 Tage später als in Giessen zur 
Entfaltung kommen, so hat man dann einen der Gründe, warum 
die Vegetation in Berlin weniger durch die Nachtfröste der „kalten 
Heiligen“ des Mai leidet als in Giessen. 

Die vom Verf. früher mitgetheilten „empirischen Summen“ 
für die einzelnen Pflanzen lassen im Verein mit den Beobachtungen 
der Vegetationsphasen etc. werthvolle Schlüsse ziehen bezüglich 
der Prognose für diese und jene Pflanze wie auch bezüglich der 
Wärmemengen, welche an verschiedenen Stellen desselben 
Revieres den gegebenen Pflanzen zur Verfügung stehen. So wird 
man im Anfang des Oktober ungefähr beurtheilen können, ob für 
diesmal im Oktober bei durchschnittlichem mittleren Gang der 
Witterung weiterhin noch eine gute Ausreifung der Zwetsche, der 
Spätsorten von Weintrauben, der Eicheln etc. zu erwarten ist. Im 
Anfang des letzten Oktober blühten im Giessener Garten noch. 
nicht Grocus sativus und Plumbago Europaea, obwohl der mittlere 
Aufblühtag erschienen war, und es liess sich voraussehen, dass sie 
nun überhaupt nicht mehr zur Blüte kommen würden. In Giessen 
ist der mittlere Blühtag von Plumbago der 5. Oktober, bis dahin 
sind vom 1. Januar im Mittel 5429° R. aufgelaufen (Summe der 
täglichen Maxima in der Sonne). 1888 waren nun aber am 5. Oktober 
erst 4887° erreicht, also 542° zu wenig, deren Ergänzung in Monats- 
frist und vor Eintritt der Winterfröste nach Maassgabe durch- 


> 


Forst- und ökonomische Botanik. 839 


schnittlicher Verhältnisse ausser aller Wahrscheinlichkeit lag. Am 
31. Oktober betrug in der That die Summe noch immer 160° zu 
wenig. — Auch anderweitige Anwendungen der Phytotermometrie 
liegen nahe, z. B. Erkennung der sehr variablen Laichzeit der 
Fische an der Phase der Wasserpflanzen als Indicatoren der Wasser- 
temperatur. Bei der künstlichen Fischzucht: Beurtheilung, ob man 
langsam oder rasch die Eier ausbrüten soll, je nach dem für die 
jungen Fische bereits Nahrung vorhanden ist oder nicht etc. 

Auf rein phaenologischer Grundlage beruht es, dass man im 
mittleren Deutschland in etwas rauheren Gegenden die Obstbäume 
von nördlicheren Gegenden bezieht und nicht etwa von Bozen, wo 
die Obstbäume 19 Tage vor Giessen blühen, weil nordische Stämme 
später ausschlagen als die südlichen und damit der Gefahr der 
Nachtfröste entgehen. Es ist dies eine Eigenthümlichkeit, welche 
zeitlebens an dem individuellen Stamm haftet und nicht etwa all- 
mählich durch Akkomodation verloren geht. Bei kurzlebigen Ge- 
wächsen gehen solche Eigenschaften in der raschen Aufeinander- 
folge der Generationen dagegen durch Akkomodation verloren, 
daher bezieht man für hochgelegene rauhe Orte Deutschlands den 
Saatroggen nicht aus Finnland , obwohl dort der Roggen nur ?s 
der Zeit vom Blühen bis zur Fruchtreife braucht, wie im mittleren 


Europa. 
Ludwig (Greiz). 


Senft, J., Der Erdboden nach Entstehung, Eigen- 
schatten und Verhalten zur Pflanzenwelt. 8%. 158 8. 
Hannover 1888. 


Dieses Buch soll das oft fühlbar gewordene Bedürfniss be- 
sonders forstwissenschaftlicher und landwirthschaftlicher Kreise nach 
einer klar verständlichen, praktischen Forderungen nachkommenden 
Darstellung der Beziehungen zwischen Bodenkunde und Pflanzen- 
kunde befriedigen. Eine erste Abtheilung behandelt die „Natur- 
geschichte des Erdbodens,* bespricht seine mineralischen Bildungs- 
mittel (die kristallinischen und klastischen Felsarten, den Fels- 
und Erdschutt) sowie seine vegetabilischen Zersetzungs-(Humus)- 
substanzen. Nach einer genaueren Beschreibung der Rohboden- 
und Kulturbodenarten beginnt die zweite uns näher angehende 
Abtheilung, „der Erdboden in seinem Verhalten zur Pflanzenwelt,“ 
welche ungefähr die Hälfte des Buches einnimmt. Da es sich in 
ihr nicht um neue Untersuchungen, sondern zweckmässige Dar- 
bietung des schon Bekannten handelt, so können wir uns mit einer 
detailirteren Disposition des Inhalts begnügen. Zunächst wird 
der Boden als Heimathstätte der Pflanzen betrachtet und erörtert, 
wie er ihnen Wohnsitz und Nahrung liefert. In ersterer Hinsicht 
muss er Raum bieten und durch seine Bindigkeit die Wurzeln 
festhalten; in letzter Hinsicht liefert er durch Gesteinstrümmer 
und organische Reste das Rohmateriai, aus dem er, unterstützt 
durch atmosphärische Luft, Feuchtigkeit und Wärme und die 
Pflanzen selbst, die lösliche Pflanzennahrung bildet; der im Boden 


840 Forst- und ökonomische Botanik. 


enthaltene Thon speichert die letztere auf; endlich regulirt der 
Boden die Einwirkung von Wärme und Luft. In diesen Aufgaben 
für die Pflanzen wird der Boden unterstützt durch seine Ablagerungs- 
art (ob wagrecht, schief u, s. w.), durch seinen Untergrund und 
die Umgebung (Flüsse, Berge, Wälder). 

Ein weiterer Abschnitt behandelt „das Verhalten der lebenden 
Pflanzen zum Erdboden.“ Hier wird die Bedeutung der ver- 
schieden hoch organisirten Pflanzen für die Bodenerzeugung be- 
sprochen: Die Flechten führen Verwitterung fester Gesteinsarten 
herbei, was dann die Laubmoose fortsetzen, letztere ziehen Kiesel- 
säure — erstere kalkhaltige Gesteine vor. Bildung der Torfmoore 
ist besonders wichtig. Weiterhin treten höhere Pflanzen auf, von 
denen namentlich Schuttpflanzen Bedeutung für die ‘Bildung eines 
fruchtbaren Frdreichs haben, indem sie gewissermassen Gährungs- 
mittel für organische Reste abgeben. Den Wechsel der Pflanzen- 
decke hat Verf. 60 Jahre hindurch am Hörselberge bei Eisenach 
beobachtet. 

Sodann bespricht Verf. die Untersiedlerpflanzen, welche sich 
zwischen den Kulturpflanzen ansiedeln und scheidet sie in: Boden- 
charakterpflanzen, Kulturschutzpflanzen und schädliche Unkräuter. 
Erstere zeigen Eigenschaften und mineralische Nahrungsstoffe 
des Bodens an (Bodendüngeranzeiger, Kalkanzeiger, Kalianzeiger, 
Kochsalzanzeiger, Kieselanzeiger). Die Kulturschutzpflanzen ändern 
den Boden in einer für die Kulturpflanzen günstigen Weise um, 
verbessern sein Nahrungsmagazin und schützen die Keimpflanzen 
der Kulturgewächse. Die Unkräuter endlich, von denen der Schluss- 
paragraph des Buches eine Uebersicht nach Standort und Wirt- 
schaftsweise giebt, werden geschieden in: Versumpfungspflanzen, 
Ausdürrungspflanzen, Verdämmungspflanzen, Würgpflanzen, Schma- 
rotzerpflanzen, Vergiftungspflanzen. 

Die hier zusammenhängend angegebene Disposition lässt die 
Uebersichtlichkeit des Buches erkennen, überhaupt zeichnet es sich 
durch klare und angenehme Darstellung aus und wird, von einigen 
botanischen Ungenauigkeiten abgesehen, seinen Zweck sehr gut 


erreichen. 
Dennert (Rudolstadt). 


Kraus, C.,, Das Wurzelsystem der Runkelrüben und 
dessen Beziehungen zur Rübenkultur. Mit 9 Tafeln. 
(Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik. Bd. XI. 
Heft 4—5. S. 358—407.) 


Diese Untersuchungen bezweckten eine nähere Verfolgung des 
Wurzelsystems der genannten Pflanzen unter Berücksichtigung der 
Eigenthümlichkeiten verschiedenerVarietäten, sowie der Abänderungen 
durch Bodenbeschaffenheit und Kulturweise, dann unter spezieller 
Beachtung des sog. Herauswachsens der Rüben aus dem Boden. 
Zu diesem Behufe wurden ausgedehnte Kulturen verschiedener Art 
ins Werk gesetzt, und zur Feststellung des Typischen in den ver- 
schiedenen Vorkommnissen die Untersuchungen jedesmal an einer 


Forst- und ökonomische Botanik, 841 


grösseren Anzahl von Individuen ausgeführt. Zu den Hauptunter- 
suchungen dienten drei Varietäten von verschiedener Wachsthums- 
weise: Die Kleinwanzlebener Zuckerrübe, die lange rothe aus der 
Erde wachsende Futterrübe, die runde gelbe Leutewitzer Futter- 
runkel. Ausserdem wurden aber 9 weitere Varietäten in Betracht 
gezogen. 


I. Das Wurzelsystem der Kleinwanzlebener 
Zuckerrübe. 


a. Die typische Gestaltung des Wurzelvermögens 
bei Samenpfanzen. Die Pfahlwurzel verlängert sich zunächst 
sehr ausgiebig, so dass sie schon 4—5 Wochen nach der Saat auf 
tief gelockertem Boden 30 cm und tiefer eingedrungen sein kann. 
Die Seitenwürzelchen, welche in zwei Reihen erscheinen, be- 
schränken sich nicht auf die Pfahlwurzel, sondern sie kommen auch 
aus dem Hypokotyl zur Entstehung, mit dem Abstossen der primären 
Rinde geht der äussere Unterschied zwischen Hypokotyl und Pfahl- 
wurzel verloren. Zwischen den anfänglich entstandenen Seiten- 
wurzeln schalten sich fortgesetzt neue Generationen solcher ein. 
Schon in verhältnissmässig jugendlichem Zustande heben sich drei 
Regionen der Pfahlwurzel mehr oder weniger von einander ab: 
1. Zu oberst eine Region (I) feiner, dicht gedrängter Wurzeln. Stärkere 
Wurzeln sind hier seltener oder ganz fehlend. Diese Region hat 
die grössste Zahl von Wurzeln. 2. Anschliessend eine Region (II), 
in der die feinen Wurzeln an Zahl vermindert sind, während dafür 
stärkere in beschränkter Zahl auftreten. 3. Ueber diese Region 
hinaus setzt sich die Pfahlwurzel fort (Region III), entwickelt aber 
nur spärlich feine Wurzeln, bisweilen dazwischen etliche stärkere. 
Zuletzt verliert die Pfahlwurzel meist das Uebergewicht, sie geht 
in stärkere Aeste auseinander oder endigt in einem reich verästel- 
ten Wurzelbüschel. — Region I. nimmt die lockere Krume ein, 
Region II die tiefere Erdschicht, wo der Boden schon fester wird, 
Region III macht die Fortsetzung in den Untergrund aus. 

Diese Gestaltung des Wurzelsystems steht im Einzelnen hin- 
sichtlich der Beschaffenheit und Vertheilung der Auszweigungen 
der Pfahlwurzel in nächster Abhängigkeit von der Bodenbeschaffen- 
heit. Region I erstreckt sich um so weiter abwärts, je tiefer der 
Boden gelockert ist, in ähnlicher Weise sind Region II und II 
je nach den Bodenverhältnissen verschieden ausgedehnt und in der 
Beschaffenheit der Wurzeln abweichend. Die grösste Zahl der 
Wurzeln kann für den benützten Boden bis zu einer Tiefe von 
25—30 em. angesetzt werden. Aber auch wenn die Region III 
ärmer an Wurzeln ist, so machen dieselben doch bei der beträcht- 
lichen Länge dieser Region immerhin eine beträchtliche Summe aus. 

Mit der Tiefe der Bodenlockerung vermehrt und vergrössert 
sich aber nicht allein das Wurzelsystem, sondern es nimmt auch 
die Sicherheit zu, dass eine schöne, weit nach abwärts nur mit 
schwachen Wurzeln besetzte Rübe entsteht. Je weiter Region 
II aufwärts reicht, d. h. je näher der Blattkrone stärkere Seiten- 
wurzeln vorhanden sind, um so näher liegt die Möglichkeit, dass 
die lezteren rübenförmig werden. 


842 Forst- und ökonomische Botanik. 


b. Abnorme Gestaltungen des Wurzelvermögens 
bei Samenpflanzen und Uebergangsformen. Die Be- 
einträchtigung des freien Wachsthums der Pfahlwurzel bewirkt 
bei den Seitenwurzeln in Bezug auf Stärke und Wachsthumsrich- 
tung alle Grade des Uebergangs vom typischen Wachsthum bis 
zur völligen Verdrängung der Hauptwurzel aus ihrer prädominie- 
renden Stellung. Am auffälligsten zeigte sich dieser Zusammen- 
hang bei Pflanzen, welche in einem nur etwa 12 cm. tief ge- 
loekerten Boden bei fest zusammengeschlagenem Untergrund kul- 
tivirt wurden. Beim Wachsthum im freien Lande genügte im All- 
gemeinen eine Krume von 20—25 cm., um die Ausbildung nor- 
maler Rüben zu gestatten. Der Tiefgang der Wurzeln scheint 
gegenüber dem typischen Wachsthum dadurch nicht beemträchtigt 
zu werden, dass statt der einen Pfahlwurzel mehrere Aeste sich in 
den Untergrund einbohren. 

c. Die Gestaltung des Wurzelsystems bei Setz- 
pflanzen. Bisweilen stellt sich bei den Setzlingen die normale 
Form wieder her, wenn nur eine kräftige Ersatzwurzel am un- 
teren Ende des Pfahlwurzelstücks entsteht, meist aber entsteht ein 
vergabelter Rübenkörper. Die bei der Pflanzung entstehenden 
abnormen Formen stimmen mit denjenigen überein, welche an Samen- 
pflanzen bei Störungen der Pfahlwurzel auftreten. Die Benach- 
theiligung der Rübenform durch das Verpflanzen ist um so grösser, 
je mehr das Eindringen der Wurzel in die Tiefe durch die Boden- 
beschaffenheit erschwert ist. 


1m... Das Würzelsystem der" langen rothen Wansrder 
Erde wachsenden Futterrübe. 


a... Die typische Gestaltung des Wurzelvermö- 
gens bei Samenpflanzen. Das anfängliche Verhalten und 
die Ausbildung der 3 Regionen von Seitenwurzeln ist ganz wie 
bei der Kleinwanzlebener, später dagegen treten wesentliche Ab- 
weichungen insofern ein, als «die Pfahlwurzel immer weiter über 
den Boden herauskommt. Zum kleinsten Theil handelt es sich um 
ein wirkliches Herauswachsen, soweit die Rübe nämlich epikotyl 
einen Zuwachs erfährt, der Hauptsache nach ist es ein Heraus- 
schieben als Folge der Art und Weise, wie sich die Verdiekung 
der Pfahlwurzel vollzieht. Durch das Emporschieben kommen die 
Wurzeln der Region I immer weiter über den Boden heraus, auch 
die stärkeren Wurzeln: der Region II werden gespannt und schliess- 
lich abgerissen. Natürlieh reisst auch die Pfahlwurzel selbst ab 
und zwar in verschiedener Tiefe, infolge dessen an der Pfahlwurzel 
meist dieselben Erscheinungen entstehen, welche bei sonstigen Stö- 
rungen ihres Wachsthums eintreten. Meist entstehen am unteren 
Ende Ersatzwurzeln, welche sich später rübenförmig verdicken 
können. Der ganze "Prozess ist sehr eigenthümlich und bietet viele 
besondere Momente, auf welche hier nicht näher eingegangen wer- 
den kann. 

b. Abnorme Gestaltungen des Wurzelvermögens bei 
Samenpflanzen. Störungen der Pfahlwurzel geben, wenn sie 


Forst- und ökonomische Botanik. 843: 


in zu geringer Tiefe eintreten, wie bei der Kleinwanzlebener, Anlass- 
zu Vergabelungen des Rübenkörpers oder sonstigen Abnormitäten. 
Nur kommt bei dieser Varietät in Betracht, dass auch da, wo das 
Wachsthum der Pfahlwurzel auf erhebliche Tiefe normal war, 
durch das Abreissen derselben beim Herausschieben ebenfalls Ab- 
normitäten herbeigeführt werden können. Bezüglich der Einzel- 
heiten aller dieser Vorgänge muss auf das Original verwiesen 
werden. 

c. Die Gestaltung des Wurzelvermögens bei Setz- 
pflanzen. Das Verhalten ist im Ganzen ähnlich wie bei der 
Kleinwanzlebener Rübe. Die Setzpflanzen schieben sich ebenso her- 
aus wie die Samenpflanzen. 


III, Das Wurzelsystem der Leutewitzer runden, 
gelben Futterrübe. 


a. Die typische Gestaltung des Wurzelvermögens 
bei Samenpflanzen. Anfängliche Entwickelung und Ausbil- 
dung der 3 Seitenwurzelregionen wie bei den vorigen Varietäten. 
Das Dieken-Wachsthum beschränkt sich auf die oberste Partie der 
Pfahlwurzel. Der Druck des sich verdickenden Theils auf die 
Erde hebt die Pflanzen, dazu kommt aber ein wirkliches Heraus- 
wachsen, indem der Rübenkörper epikotyl einen Zuwachs erfährt; 
das Emporwachsen macht gegenüber dem Emporschieben weit mehr 
aus als bei der langen, rothen; bisweilen ist Alles, was von der 
Rübe über der Erde zum Vorschein kommt, epikotyl. Beim Heraus- 
schieben reisst die Pfahlwurzel ebenfalls ab, die Ersatzwurzeln 
bleiben aber hier in der Regel schwach, so dass sie der Verwerth- 
barkeit der Rüben meist keinen Emtrag thun. 

b. Abnorme Gestaltungen des Wurzelvermögens. 
bei Samenpflanzen. Störungen der Pfahlwurzel haben ebenso- 
wenig wie das Absprengen der Pfahlwurzel beim Emporschieben 
nachtheiligen Einfluss auf die normale Rübenform. Es fehlt das 
energische Wachsthumsbestreben der Pfahlwurzel, hiermit die Eigen- 
thümlichkeit, recht starke Ersatzwurzeln auszubilden. Selbst auf 
ganz seichtem Boden konnte die normale Rübenform zur Entstehung 
kommen. 

c. Die Gestaltungdes Wurzelvermögens bei Setz- 

flanzen. Eine Kürzung der Pfahlwurzel hat nicht entfernt die 
nachtheiligen Folgen wie bei den vorigen Varietäten, es treten zwar 
Seitenwurzeln in grösserer Zahl an den Flanken auf, aber die Ver- 
dickung bleibt nach wie vor auf Pfahlwurzel und epikotylen Zu- 
wachs beschränkt, während die Seitenwurzeln nur mässig an Dicke 
zunehmen. 

Die genannten 3 Varietäten unterscheiden sich demnach ganz: 
wesentlich durch die Empfindlichkeit gegen Störungen des Wachs- 
thums der Pfahlwurzel durch mangelhafte Bodenbeschaffenheit oder 
Verletzungen, ferner durch ihr Verhalten beim Eintritt der Rüben- 
verdickung. Das Herausschieben ist die Folge der Art des Ver- 
- Jaufs der Verdickung welche eben bei „herauswachsenden“ und 
„nicht herauswachsenden“ Varietäten typisch verschieden ist. Da 


844 Forst- und ökonomische Botanik. 


der Widerstand des Bodens bei der Hebung in Wirkung kommt, 
macht sich auch dessen Beschaffenheit bei diesen Ortsveränderungen 
bemerklich. 

Die übrigen 9 nebenher untersuchten Varietäten stimmen mit 
den genannten drei überein in der Anordnung und dem allgemeinen 
Charakter der Verzweigungen entlang der Pfahlwurzel, ebenso in 
den Beziehungen zwischen dem Wachsthumstypus, der Empfindlich- 
keit gegen Störungen des Pfahlwurzelwachsthums und dem Ver 
halten bei der Verdickung hinsichtlich des Herausschiebens. 

Der Typus des Wurzelsystems der Runkelrübe, nämlich eine 
kräftige Pfahlwurzel mit den beschriebenen drei Regionen der Ver- 
zweigung, wiederholt sich bei anderen Pflanzenarten, so bei Cheno- 
‚podium-Arten, Weissrübe, Rettig, Cichorie. 


IV. Die Ernährungsverhältnisse der Runkelrübe. 


Die Zuckerrübe hat schon in wenigen Wochen nach dem 
Aufgehen die Bodenschichten durchwachsen, in der sie sich der Haupt- 
sache nach ihre ganze Wachsthumszeit hierdurch ernährt; diese Boden- 
schicht reicht um so tiefer, je tiefer die Bodenlockerung war. Die 
Ausnützung dieser Schicht geschieht nicht nur Anfangs, sondern 
während der ganzen Vegetationszeit, indem fortgesetzt neue Wurzeln 
aus dem Rübenkörper erzeugt werden. Die Vorstellung ist un- 
richtig, dass die Nahrung liefernde Region sich immer weiter vom 
Rübenkörper entfernt und näher demselben keine Aufnahme von 
Nahrung mehr geschieht. In dem tieferen festeren Boden erzeugt 
die Pfahlwurzel zwar weniger Verzweigungen, aber hieraus folgt 
nicht, dass der Beitrag, welchen die Wurzeln der Region III zur 
Ernährung liefern, nebensächlich ist. Bei Trockenheit kann es der 
Fall sein, dass sich die Pflanze lange Zeit gerade mit Hülfe ihrer 
Tiefwurzeln ernährt, abgesehen von mehrfachen anderen Gründen, 
deren Wiedergabe zu weit führen würde, welche es aber mit sich 
bringen, dass der Ernährungsbeitrag der tieferen Wurzeln sehr 
wichtig sein kann. Alles in Allem ergiebt sich in Uebereinstimmung 
mit der Erfahrung, dass es auf jeden Fall die grösste Sicherheit 
‚guter Ernten bietet, wenn die Bewurzelung durch recht tiefe Be- 
arbeitung auch recht tief laufen kann. 

Bei der langen, rothen Futterrübe rücken die unteren, 
erst in grösserer Tiefe gewesenen Wurzeln mehr und mehr in obere 
Schichten vor, wo die Verhältnisse der Nahrungsaufnahme günstiger 
sind. Die Erdschicht, aus welcher die Haupternährung geschieht, 
wird aber aus verschiedenen Gründen ebenso hoch anzusetzen sein, 
wie bei der Zuckerrübe. Aehnlich verhält es sich mit der rund- 
lichen Futterrübe, welche zufolge ihres Wachsthumstypus 
seichteren Boden ganz wohl vertragen kann. Jedenfalls ist es un- 
richtig, die Runkelrüben in ihren Ansprüchen an die Bodenbeschaffen- 
heit und Kulturweise blos nach dem Typus der Zuckerrüben zu 
beurtheilen, da sich je nach der Wachsthumsweise der Varietäten 
grosse Verschiedenheiten geltend machen. 

In einem zweiten, angewandten Theil sind verschiedene 
in der Praxis der Rübenkultur angewandte Maassnahmen vom 


Neue Litteratur. 845. 


Standpunkte der physiologischen Verhältnisse der Bewurzelung 
näher beleuchtet, so die Bedeutung der tiefen Bearbeitung des 
Bodens für die Rübenkultur, die zweckmässige Tiefe und Art der 
Düngerunterbringung, die bei der Auswahl und Züchtung der 
Rübenvarietäten manch onen Faktoren im Wachsthumstypus, 


das Verfahren der Saat und Pflanzung, der Eben- und Kammbau. 
Kraus (Weihenstephan). 


Neue Litteratur. 


Bibliographie: 


Just’s botanischer Jahresbericht. Herausgeg. von E. Koehne und Th. Geyler.. 
Jahrg. XIV. 1886. Abth. 2. Heft 2. [Schluss.] 8°. VIII 193—666 p. 
Berlin (Gebr. Bornträger) 1889. M 15.— 


Geschichte der Botanik: 


Britten, James and Boulger, @. S., Biographical index of Bıitisb and Irish 
botanists. [Contin.] (The Journal of Botany British and Foreign. Vol. XXV1. 
1$8v. No. 318. p. 179.) 


Allgemeines, Lehr- und Handbücher, Atanten: 


Johnstone, A., Botany notes for students of medicine and science. 4. edit. 
Parts I. II. 8°. Edinburgh (Livingstone) 1889. Sh2:— 


Pilze: 


Beck, Günther, Ritter von Mannagetta, Trichome in Trichomen. (Oesterr. 
Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 6. p. 205.) 

Bel, Jules, Is champignons comestibles et veneneux du Tarn. 8°. 199 pp. 
Avec 32 pl. coloriees. Paris (J. B. Bailliere et fils.) 1889. 

Lehmann, K. B., Studien über Baeterium phosphorescens Fischer. (Centralblatt. 
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. V. 1889. No. 24. p. 785—791.) 

Raum, J., Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse über den Einfluss des 
Lichtes auf Bakterien und auf den thierischen Organismus. (Zeitschrift für 
Hygiene. Bd. VI. 1859. Heft 2. p. 312—368.) 

Rosenfeld, Ein neuer Bacillus in Kommaform. (Breslauer ärztliche Zeitschr. 
1889. No. 9. p. 107—108.) 

Scheibenzuber, Dagobert, Ein Bacillus mit brauner Verfärtung der Gelatine. 
(Sep.-Abdr. der Allgemeinen Wiener medicinischen Zeitung. Jahrg. XXXIV. 
1889.) 8°. 7 pp. Wien 1889. 

Trelease, W., Species in bakteriology. (Weekly Med. Review. Vol. XIX. 1889. 
No. 12. p. 309.) 

Gefässkryptogamen: 


Baker, J. &., New Ferns from Western China. (The Journal of Botany British and 
Foreign. Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 176.) 


Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie: 


Robertson, Charles, Flowers and insects. I. (The Botanical Gazette. Vol. XIV. 
1889. No. 5. p. 120.) 

Fritsch, K., Ueber die Eigenthümlichkeiten ausserordentlich üppig entwickelter 
Schösslinge des schwarzen Hollunders. (Oesterr. Botanische Zeitschrift. Jahrg. 
XXXIX. 1889. No. 6. p. 214.) 

Goebel, K., Pflanzenbiologische Schilderungen. Theil I. 8°. IV, 239 pp. Mit: 
Holzschn. und 9 Tafeln. Marburg (N. G. Elwert) 1889. IM RAR 


‘346 Neue Litteratur. 


Hackenberg, Hugo, Beiträge zur Kenntniss einer assimilirenden Schmarotzer- 
pflanze, Cassytha Americana. (Sep.-Abdr. aus den Verhandlungen des natur- 
historischen Vereins der Rheinlande und Westphalens. Jahrg. XXXVI. 1889. 
5. Folge Bd. VI.) 8°. 138 pp. Bonn 1889. 

Halsted, Byron D., Dicentra stigmas and stamens. (The Botanical Gazette. 
Vol. XIV, ‚1889. Ne.. 5. p. 129) 

Masters, Maxwell T., An erratic Ivy. (The Journal of Botany British and 
Foreign. Vol. XXVI. 1889. No. 318. p 172.) 

Meehan, Thomas, Nonnea rosea. (The Botanical Gazette. Vol. XIV. 1889. 
No.-5..9-4138)) 

Potonie, H., Das mechanische Prineip im Bau der Pflanzen. Mit Abb. (Natur- 
wissenschaftliche Wochenschrift. Bd. IV. 1889. No. 11. p. 82.) 


Systematik und Pflanzengeographie: 


Babington, €. C., Hypericum linarifolium Vahl. in Caernarvonshire. (The Journal 
of Botany British and Foreign. Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 185.) 

Bebb, M. S., Notes on North American Willows. IV. (The Botanical Gazette. 
Vol. XI. 1889. No.,5..p: 115.) 

Bennett, Arthur, Caithness botany. (The Journal of Botany British and Foreign. 

„ Vol. XXVIl. 1889. No. 318. p. 185.) 

'Celakovsky, L., Ueber Potentilla Lindackeri Tausch und P. radiata Schm. 
(Oesterr. Botan. Zeitschr. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 6. p. 201.) 

Fryer, Alfred, Irish Potamogetons. (The Journal of Botany British and Foreign. 
Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 183.) 

Gremli, A., The flora of Switzerland. Translated into english by L. W. Paitson. 
8°. XXIV, 454 pp. Zürich (Orell, Füssli & Co.) 1889. Geb. M. 8.— 

Hicks, &. H., Erysimum cheiranthoides. (The Botanical Gazette. Vol. XIV. 
1889. No. 5. p. 130.) 

Hitchcock, A. S., Notes on the flora vf Jowa. (l. e. p. 127.) 

Lintan, E. F., Norfolk plants. (The Journal of Botany British and Foreign. 
Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 185.) 

Marshall, Edward S., Primula hybrids. (l. c. p. 184.) 

— —, West Cornish plants. (l. c. p. 185.) 

Müller, Ferd. Baron v., Description of a new Gompholobium from South- 
Western-Australia, with notes on other species of that genus. (The Victorian 
Naturalist. 1889. May.) 

Painter, W. H., Additional notes on the flora of Derbyshire. (The Journal 
of Botany British and Foreign. Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 178.) 

‘Sauter, F., Ueber Potentillen des mittleren Tirols. (Oesterr. Botanische Zeit- 
schrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 6. p. 210.) 

Thompson, H. S., Rare plants in Somersetshire. (The Journal of Botany British 
and Foreign. Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 183.) 

Trelease, William, Revision of North American Iliecineae and Celastraceae. 
(Contributions from the Shawschool of botany. 1889. No. 5. — Sep.-Abdr. 
aus Transactions of the St. Louis Academy of science. Vol. V. 1889. No. 3. 
p- 343.) 

'Trimen, Henry, Additions to the flora of Ceylon, 1885—88. (The Journal of 
Botany British and Foreign. Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 161.) 

Vandas, K., Beiträge zur Kenntniss der Flora von Süd-Hercegovina. (Oesterr. 
Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXIX. 1889. No. 6. p. 219.) 

Wotoszezak, Eustach, Das Artenrecht der Soldanella Hungarica Simk. (l. c. 
p- 218.) 

Palaeontologie: 

Krasser, Fr., Ueber den Kohlegehalt der Fiyschalgen. (Annalen des k. k. 

naturhistorischen Hofmuseums. Bd. IV. 1889. No. 2. p. 183.) 


Weed, Walter H., The Diatom marshes and Diatom beds ot the Yellowstone 
National Park. (The Botanical Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 5. p. 117.) 


Teratologie und Pflanzenkrankheiten: 


De Candolle, C., Cas remarquable de faseiation chez un sapin, Pinus Pinea. 
(Archives de Gen&ve des physiques et naturelles. Tome XXI. 1889. No. 2.) 


Neue Litteratur. 847 


Deville, J., Viticulture et hortieulture. Notice sur l’anthiphylloxerique Meunier. 
8°. 36 pp. Avec fig. Lyon (Bourgeon) 1889. Fr. 1.— 

Lippitsch, Cajetan, Ueber das Einreissen der Laubblätter der Musaceen und 
einiger verwandter Ptlanzen. (Oesterr. Botanische Zeitschrift. Jahrg. XXXI1X. 
1889. No. 6. p. 206.) 

Ritter, C., Die Entwicklungsgeschichte der Reblaus, deren Verbreitung und 
Bekämpfung. 8°. Il, 62 pp. Mit Illustration. Neuwied (Louis Heuser) 1889. 

u 

Smith, Erwin F., Peach yellows: A preliminary report. (Department of Agri- 
culture. Bot. Division. Bulletin Section of vegetable pathology. 1889. No. 9.) 
8°. 254 pp. 37 plates. Washington 1888. 

Thompson, F. P. and R. F., Curious form of Corylus Avellana. (The Journal 
of Botany British and Foreign. Vol. XXVII. 1889. No. 318. p. 183.) 


Medicinisch-pharmaceutische Botanik: 


Arnold, J., Ueber den Kampf des menschlichen Körpers mit den Bakterien. 
Rede. 2. Abdr. 8°. 46 pp. Heidelberg (Carl Winter) 1889. M. 1.20. 

Chernel, S., Unter welchen Bedingungen wird der Harnapparat empfänglich für 
eine Mikrobeninvasion? (Wiener medicinische Blätter. 1839. No. 19. p. 292 
bis 293.) 

De Giaxa, Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- 
wasser. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 2. p. 162— 224.) 

Eberth, J. €. und Schimmelbusch, C., Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss 
der Frettchenseuche. (Archiv für pathol. Anatomie. Bd. CXVI. 1888. Heft 2. 
p. 327—328.) 

Eisenberg, A., Ueber den Favuspilz. (Archiv für Dermatol. und Syphil. 1889. 
No. 2. p. 179—201.) 

Frick, A., Bakteriologische Mittheilungen über das grüne Sputum und über die 
grünen Farbstoff-produeirenden Bacillen. (Arch. f. pathol. Anat. Bd. CXVI. 


Osler, W., On phagocytes. (Med. News. 1889. No. 15, 16. p. 393—396, 


Pierce, N. H., The baeillus of Koch and its pathological influence. (Journal 
of the Amer. Med. Assoc. 1889. No. 15. p. 510—514.) 

Straus, J. et Wurtz, R., De l’action du suc gastrique sur quelques microbes 
pathogönes. (Arch. de medeeine experim. et d’anat. pathol. 1889. No. 3. p. 
370— 384.) 

Weruer, Ein Fall von Aktinomycosis. (Med. Korrespenzbl. d. württemb. ärztl. 
Landesver. 1889. No. 12. p. 93—94.) 

Zagari, 6, A proposito della seconda nota del dott. Manfredi sulla batterio- 
-terapia. (Giorn. internaz. d. scienze med. 1889. No. 4. p. 277—279.) 

— —, Ricerche etiologiche sul rinoseleroma. (l. c. p. 241—251.) 


Technische-, Handels-, forst-, ökonomische und gärtnerische Botanik: 


Boinette, Alfr., Les parasites de la vigne mildew, eumolpe pyrale, erineum, 
oidium, pourridie, les eöpayes cultives dans la Meuse: raisins de cuve, raisins 
de table, raisins pr&coces, raisins sans pepins. Les meilleurs fruits: poires, 
pommes, pöches, abricots, prunes, cerises, groseilles. 8°. 113 pp. Bar-le-Duc 
(Comte-Jacquet) 1389, 

Deleglise, E., L’agriculteur praticien. Moyens & l’aide des quels on peut 
ameliorer l’agrieulture dans les regions montagneuses. 8°. 46 pp. Saint-Jean- 
de-Maurienne (Vulliermet) 1889. 

Hanausek, T. F., Beiträge zur Kenntniss der Nahrungs- und Genussmittel- 
Fälschungen. (Sep -Abdr. aus Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung u. 
Hygiene. 1889. Januar-April.) 

Henning, Ernst, Agronomiskt växtfysiognomiska studier i Jemtland. 4°. 34 pp. 
Stockholm (P. A. Norstedt u. Söhne) 1889, 

Macoun, John, Persian lilac on Weigelia. (The Botanical Gazette. Vol, XIV. 
1889. No. 5. p. 136.) 


Inserate, — Inhalt, 


Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 
Excursionsflora für die Schweiz. 


Nach der analytischen Methode bearbeiter von A Gremili. 
6. vermehrte und verbesserte Auflage 1889. Preis brosch. M. 4.50, geb. M. 5.10. 


Ph. Wirz-Christen in Aarau. 


Verlag von J. M. Späth, Berlin C. | 
H. Karsten, Deutsche Flora. na 


fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zellenpflanzen und 
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
Systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung >- 


Inhalt. 


"Wissenschaftliche Originalmit- 
theilungen. 


Richter, Rubus Fäbryi Alad. Richt. nov. sp. 
und Rosa subduplicata Borb. var. nov. albi- 
flora A. Richt., p. 817. 


Instrumente, Präparations- 
methoden etc. etc. p. 819. 


Koch, Eine Combination von Schraubenmikro- 
meter und Glasmikrometerocular, p. 819. 

Schimenz, Ein Athemschirm, p. 819. 

Heinsius, Eine Verbesserung der Abbe’schen 
Camera lucida, p. 819. 

Braemer,, Un nouveau re&activ histo-chimique 
des tannins, p. 820. 


Referate. 


Beddome, Two new Athyriums from the N. W. 
Himalayas, p. 829. 

Buchenau, Ueber die Vegetationsverhältnisse 
des „Helms* und der verwandten Dünen- 
gräser, p. 835. 

Haberlandt, Ueber das Längenwachsthum und 
den Geotropismus der Rhizoiden von Mar- 
chantia und Lunularia, p. 829. 

Hoffmann, Ueber den praktischen Werth phäno- 
logischer Beobachtungen, p. 837. 


Kerner v. Marilaun, Ueber das Wechseln der 
Blütenfarbe an einer und derselben Art in 
verschiedenen Gegenden, p. 832. 

Kraus, Das Wurzelsystem der Runkelrüben 
und dessen Beziehungen zur Rübenkultur, 
p. 840. 

Laux, Ein Beitrag zur Kenntniss der Leitbündel 
im Rhizom monokotyler Pflanzen, p. 833. 

Meyer, Untersuchung über die Entwicklung 
einiger parasitischer Pilze bei saprophytischer 
Ernährung, p. 827. 

Möbhius, Beitrag zur Kenntniss der Algengattung 
Chaetopeltis Berthold, p. 821. 

Molisch u. Zeisel, Ein neues Vorkommen von 
Cumarin, p. 830. 

Reinke, Algenflorra der westlichen Ostsee 
Deutschen Antheils, p. 821. 

Reinsch , Species et genera nova Algarum ex 
insula Georgia australi, p. 821. 

Senft, Der Erdboden nach Entstehung, Eigen- 
schaften und Verhalten zur Pflanzenwelt, 
p- 839. 

Simek, Der Kotyledon und das normale Blatt, 
p. 832. 

Tschernich , Ueber die Bedeutung des Pollens 
für die Charakteristik der Pflanzen, p. 833. 
Wiesner, Zur Erklärung der wechselnden Ge- 

schwindigkeit des Vegetationsrhythmus, p. 830. 


Neue Litteratur p. 845. 


Ausgegeben: 19. Juni 1889. 


Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


Band XXXVIII. No.13. Jahrgang X. _ 


Are 6b © RE: 
"+ sches Centr 
ya! REFERIRENDES ORGAN 77 


für das Gesammtgebiet der Botanik des In- und Auslandes. 


Herausgegeben 


unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten 


von 


Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. 6. F. Kohl 


in Cassel. in Marburg. 


Zugleich Organ 
des 


Botanischen Vereins in München, der Botaniska Sällskapet i Stockholm, 
der Gesellschaft für Botanik zu Hamburg, der botanischen Section der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der 
Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsällskapet i Upsala, 
der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, des Botanischen 
Vereins in Lund und der Societas pro Fauna et Flora Fennica 
in Helsingfors. 


No. %, | Abonnement für das halbe Jahr (2 Bände) mit 14 M. 1889. 


durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Sammlungen. 


Lagerheim, 6. v., Revision der im Exsiccat „Krypto- 
gamen Badens von Jack, Leiner und Stizenberger“ 
enthaltenen Chytridiaceen, Peronosporeen, Ustilagineen und 
Uredineen. (Mittheilungen des badischen botanischen Vereins. 
Nr. 59. 1889.) 


In dem bekannten Exsiccat der Kryptogamen Badens sind 
253 Nummern Pilze ausgegeben, deren Namen im allgemeinen 
nicht mehr dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechen, 
und von denen einige sogar falsch bestimmt sind. Da ein derartiger 
Uebelstand die Benutzung eines Exsiccats bekanntlich sehr er- 
schwert und die ÖOriginalarbeit in einer relativ unzugänglichen 
Zeitschrift steht, seien hier die Bestimmungen des Verfassers aus- 
führlich referirt. (Verf. hat sämmtliche Formen der in der Ueber- 
schrift angegebenen Abtheilungen mikroscopisch untersucht und 
bestimmt.) 


Nr. 41. Ustilago segetum (Pers.) Fr. = Ustilago Hordei (Rabh.), 44. Coleo- 
sporium Synantherarum fr. f. Prenanthis = Puceinia Prenanthis (Pers.) Fuck. Il. 
1II.*), 45. Epitea gyrosa (Rabh.) Fr. = Phragmidium Rubi Idaei (Pers.) Wint. I, 


*) J. = Aecidium, II, — Uredo, III. = Teleutosporen. 
Botan. Centralbl, Bd. XXXVIII. 1889. 28 


850 Sammlungen. 


45. Aecidium Euphorbiarum Pers. = Uromyces Pisi, (Pers.) Bar. % ran 
midium bulbosum (Strauss,) Schlecht. = Phragmidium Rubi Idaei (Pers.) int. 
IIr., 142. Uredo Labiatarum Link f. Menthae Pers. = Puccinia Menthae (Pers.) 
II, 144. Epitea vulgaris Fr. = Melampsora epitea (Kunze und Schm.) Thüm. II., 
145. Aecidium leucosporum Dec. = Aecidium punctatum Pers., Fusidium Ranun- 
culacearum Rabh. ined. = Entyloma Ranuneuli (Ben.) Schröt., 242. Puceinia 
arundinacea Hedw. = Puceinia Rumieis (Gmel.) Lagerh. II. III. und Puceinia 
Magnusiana Körn. II, 244. Aecidium Compositarum Mart. f. Tussilaginis Pers. = 
Puceinia epiphylla (L.} Wettst. I und Coleosporium Sonchi arvensis (Pers.) Lev. 
li., 245. Uredo linearis Pers. = Puceinia Asperifolüi (Pers.) Wett. #. simplex 
Körner II. und (2?) Puccinia Rhamni (Gmel.) Wettst. IL, 322. Aecidium Ranun- 
culacearum, a. Ranuneuli Pers. = Uromyces Dactylidis Otth. I. oder Puceinia 
Magnusiana Körn. 1.*), 323. Aecidium Rauunculacearum Pers. b. Ficariae = 
Uromyces Poae Rabh. I., 328. Peronospora effusa Rabh. f. Ranunculi Casp. = 
Plasmopora pyqmaea (Ung.) Schröt, 403. Uredo Rumicum Dec. = Puceinia Ru- 
micis scutati (DC) Wint. II. III, 405. Uredo Leguminosarum (Link), c. faba- 
rum Rabh. = Uromyces Orobi (Pers.) Wint. II, 406. Puceinia Asari Rabh. m. 
s. = Puceinia asarina Kunze, 407. Puceinia Punetum Link = Puceinia Urticae 
(Schum.) III. (Syn. Aec. Urticae Schum., Puec. Caricis (Schum ) Rabh, nicht 
Pucc. Urtiecae Berk.), 408. Epitea longicapsula Dec. f. Carpini Rabh. = Melamp- 
sora Carpini (Nees) Fuck. II, 409. Epitea Vittelinae (Wallr.) Dec. —= Melamp- 
sora Vittelinae (DC.) Thüm. II. IIL, 410. Epitea Euphorbiae (Pers.) Fr. = 
Melampsora Helioscopiae (Pers.) Wint. II., 411. Epitea Fragariae Rabh. — 
Phragmidium Fragariae (DC.) Wint. #. Sanguisorbae (DC.) U. IL, 
(Syn. Phr. Sanguisorbae (DC.) Schröt., welche nur eine Var. von P. Fra- 
gariae (DC.) Wint. sein dürfte, und auch auf Potentilla fragariastrum vorkommt; 
die Hauptart hat 3zellige, warzige, die Var. 4—Ö5zellige, glatte oder wenig warzige 
Teleutosporen. (Die Art ist besonders durch ihre warzigen Uredosporen ausge- 
zeichnet.) 412. Epitea Potentillarum (Pers.) Fr. Phragmidium Potentillae 
(Pers.) Wint. II., 413. Aecidium Tragopogi Pers. — Puceinia Tragopogonis (Pers.) 
Corda, 414. Aecidium Ranunculacearum Pers. e. (Clematidis, f. petiolorum — 
Aecidium Clematidis DC., 416. Aecidium Leguminosarum Link b. Orobi verni — 
Uromyces Orobi (Pers.) Wint. I., 541. Urocystis Anemones (Pers.) Rabh. ms. — 
Synchytrium Anemones (DC.) Wor., 542. Coleosporium Synantherarum Fr. f. Tussi- 
laginis Pers. — Cboleosporium Sonchi arvensis (Pers.) Lev. Il., 543. Puccinia 
Anemones Pers. — Puccinia fusca (Rabh.) III., 544. Puccinia compacta De Bary 
— Puccinia Anemones Virginianae Schw., 546. Peronospora parasitica (Pers.) — 
COystopus candidus (Pers.) Lev. und Peronospora parasitica (Pers.) Tul., 602. 
Uredo Artemisiae (Link) Rablı. = Puceinia Tanaceti DC. II. II., 603. Uromyces 
Muricella (Wallr.) f. Oonii Strauss — Puceinia bullata (Pers.) Schröter II., 604. 
Uromyces Polygonorum Dec. — Puceinia Polygoni (Alb. et Schw.) Wint. II., 605. 
Puceinia Maydis Poetsch —= Pueceinia Sorghi Schwein. IIL, 606. Puccinia Stel- 
lariae Duby — Puceinia Arenariae (Schum.) Schröt., 607. Puccinia conglomerata 
(Schm. et Kze.) — Pueccinia Prenanthis (Pers.) Fuck. III., 609. Aecidium um- 
brinum Rabh. —= Uromyces scutellatus (Schrank) Schröt. III, 610. Cronartium 
commune Rabh. ms. var. Paeoniae Fr. — Cronartium flaceidum (Alb. et Schw.) 
Wint., 614. Phragmidium asperum Wallr. = Phragmidium violaceum (Schulze) 
Wint. III., 615. Phragmidium obtusum Schw. et Kze. a. Potentillae (Pers.) Rabh. 
— Phragmidium Potentillae (Pers.) Wint. III., 814. Uromyces apiculatus (Strauss) 
Fr. f. Laburni Dec. — Uromyces Oytisi (DC.) Schröt. III, 815. Dieaeoma Pruno- 
rum (Link) Nees = Puceinia Pruni spinosae Pers. III, 816. Coleosporium Sene- 
cionis (Schlecht.) Lev. — Coleosporium Pini Willd. IL, 817. Roestelia cornuta 
(Ehr.) Rabh. —= Gymnosporanginum juniperium (L.) Wint. I., 912. Uredo Iridis 
— Puccinia Iridis (DC.) Duby I. III., 914. Oystopus ceubicus (Strauss) Lev. — 
Oystopus Tragopogonis (Pers.) Schröt., 915. A.B. Phragmidium Rosarum (Rabh.) 
Fuck. —= Phragmidium subcorticium (Schrank) Wint. I. III. 


L. Klein (Freiburg i. B.). 


*) Urom. Dactyl. und Pucc. Magnus. haben, wie Plowright nachgewiesen, 


beide ihre Aecidien auf Ranunc. bulb. Die beiden Aecidien sind einander voll- 
ständig gleich. 


Algen. 851 


Referate. 


Nordstedt, Otto, Fresh-Water Algae collected by Dr. 
S. Berggren in New-Zealand and Australia. (Kongl. 
Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar. Stockholm. Band 
XXI. 1888. Nr. 8. 4°. 98 pp. 7 Pl.). [Englisch mit lateinischen 
Diagnosen]. 

Da der Ref. eine vorläufige Mittheilung schon in Botan. Cen- 
tralbl. *) gegeben und auch **) über einen (vorläufigen) Auszug 
dieser Abhandlung referirt hat, kann er sich hier kurz fassen und 
nur kleinere Zusätze liefern. 


A. Algen aus Neu-Seeland. 


In einer historischen Einleitung zählt Ref. alle bis jetzt in 
Neu-Seeland gefundenen Süsswasseralgen auf, jedoch mit Ausnahme 
der Diatomeen. 

Die Algen stammten aus 50 verschiedenen Lokalitäten der 
Provinzen Canterbury, Westland, Wellington und Auckland. Die 
Süsswasseralgen treten auf Neu-Seeland nicht in so grosser Menge 
auf, wie in Gegenden von entsprechender Breite der nördlichen 
Hemisphäre. Der Ursachen sind vielerlei. In Folge des gewöhn- 
lich steil abfallenden Bodens laufen natürlich die Flüsse und 
Bäche schnell und stehende Wasser, Moore und Sümpfe sind wenig 
verbreitet. Von grosser Bedeutung ist die relative Abwesenheit 
der gesellig wachsenden Wasser- und Sumpf-Pflanzen (Potamo- 
getoneae, Üyperaceae, Gramineae u. a.), welche in stehendem 
Wasser und den Morasten Europas beliebte Standorte der Süsswasser- 
algen sind. In den gewöhnlich trockenen Sommern trocknen selbst 
die während der feuchten Jahreszeit (Winter) sumpfigen Stellen 
völlig aus. Deshalb sind die Süsswasseralgen zahlreicher auf 
feuchten und von Moosen bewachsenen Stellen in den Gebirgen 
sowohl auf der Süd- als der Nordinsel. In den schnell fliessenden 
Rinnen des Distriets der warmen Quellen und Seen auf der Nord- 
insel treten Süsswasseralgen in grösster Menge auf, besonders Phy- 
cochromaceae, aber auch Confervaceae und Zygnemaceae. 

Prof. Ch. Flahault, der die Nostochaceae heterocysteae be- 
stimmt hatte, war erstaunt über die Uebereinstimmung der Flora 
von Neu-Seeland und West-Frankreich. Das häufige Auftreten von 
Hapalosiphon pumilus Kirchn. und der Arten der Gattung Stigonema 
kennzeichnet ein feuchtes und relativ kaltes Klima. 

Alle Gattungen mit Ausnahme einer, Phymatodocis, kommen 


auch in Europa vor. 

Die Gattung „Microthamnion Näg.“ ist zuerst von Kirchner in Schles. 
Alg.-Flor. richtig beschrieben. M. Vexator Cooke ist wahrscheinlich mit M. 
Kützingianum identisch. 

Da die Gattungen Herposteiron Näg. und Ochlochaete Thwaites dem Ref. 
zweifelhaft scheinen, hält er A. Braun’s Gattung Aphanochaete aufrecht. 


*) Bd. XXXI. 1887. p. 321—22. 
**) Botan. Centralbl. Bd. XXXIII. 1888. pp. 289, 291. — 


28* 


sh2 Algen. — Pilze. 


Spirogyra singularis hat einfache Scheidewände; Ref. glaubt, dass die 
Fäden mit gefalteten Scheidewänden, die er früher spärlich fand, einer anderen 
Art zugehören. — Debarya glyptosperma, forma mit spärlicheren Längsriefen 
der Sporen. — Phymatodocis Nordstedtiana Wolle £ Novizelandica Nordst., 
Scheitelansicht mit wenig konkaven Seiten. Die Mitteleinschnürung der PA. 
alternans Nordst. ist nicht linealisch, sondern nach Löfgren nach innen er- 
weitert. 

Bei Desmidium Baileyi (Ralfs) De Bar. sind die Seiten niemals vollkommen. 
eben. Die Löcher zwischen den Zellen sind grösser oder kleiner. Die vor- 
springenden Füsse sind in der Scheitelansicht rund oder in var. Ö keilförmig; « hat: 
elliptische Sporen, # Bengalense Nordst. beinahe runde; y coelatum (Kirchner) 


Nordst. hat deutlicher eingeschnürte Zellen; d undulatum (Mask.) Nordst. mehr: 


konvexe, drei-undulirte Seiten. 

Da Desmidium bambusinum Breb. in Cher. Microgr. nicht beschrieben ist, 
hat Ehrenbergs Name Gymnozya moniliformis die Priorität. 

Da die Seitenlappen bei anderen Micrasterias-Arten variiren, so glaubt 
Ref., dass auch M. Mahabubeshwarensis sowohl einfache wie getheilte Läppchen 
besitzen kann und vereinigt mit dieser Art mehrere andere Arten folgender- 
weise: A. Genuina. a. Indica, lobulis indivisis: M. Mahab. Hobs., M. morsa Ö 
Wallich, f. lobulo superiore diviso: M. Wallichkii Grun.; b. Europaea, f. lobul.. 
indiv.: M. Mahab. Lund., f.lob. super. diviso: M. Wallichii Lund.; B. Compacta,. 
lobi laterales crassiores et breviores, a. Americana, f. lobul. indiv.: M. Mahab. 
Wolle, f. lobul. omnibus divisis: M. Americana v. Hermanniana Wolle; b. Euro- 
paea, f. lobul. sup. diviso: M. Hermanniana Reinsch; ce. Novizelandica (M. am- 
pullacea Mask.) f. lobul. indiv. et f. lobul. super. diviso, 

Unter Cosmarium minutum Dalp., f. Novizelandica wird eine Zusammen- 


stellung von 13 Formen von und zwischen (. bioculatum und Ü. moniliforme ge- 


macht. — Staurastrum clepsydra Spene. non Nordst. wird als var. Spencerianum 
Y pP 


(Mask. in litt.) zu St. connatum (Lund.) Roy et Biss. geführt. — Triploceras: 


tridentatum Mask. # superbum Mask. wird als subsp. superbum von T. verticilla- 
tum aufgestellt. 


B. Australische Algen. 


Nach einer kurzen geschichtlichen Betrachtung werden 8 Arten 
aus der Gegend von Melbourne und 12 Arten aus New-South Wales 
aufgezählt. Ausserdem wird erwähnt, dass Ref. mehrere andere 
Gattungen aus Australien gesehen hat, z. B. Phymatodoeis und 
Streptonema. 

Im Appendix werden die Bestimmungen einiger Hawaiischen 
Phycochromaceen von Ch. Flahault mitgetheilt. — Ein Verzeichniss: 
der citirten 128 Arbeiten und ein Index aller erwähnten Arten 
befindet sich am Ende. -— Auf den 7 Tafeln sind 134 Arten, 
Varietäten oder Formen abgebildet. 

Nordstedt (TLund.) 


Zukal, H., Hymenoconidium petasatum. Ein neuer Pilz als 
Repräsentant einer neuenFamilie Vorläufige Mit- 
theilung. (Verhandl. d. k. k. zool. bot. Ges. in Wien. 1888. 
Abhandl. p. 671—672.) 


In der Wohnung des Verf. entwickelten sich auf faulenden 
Blättern und Früchten der Olive unter einer Glasglocke kleine: 
Marasmius-ähnliche Pilze, die von allen bekannten Aymenomyceten 
wesentlich abweichen. 

„Das Hymenium überzieht die gewölbte obere Seite des Hutes 
u. zw. in der Form einer glatten Schicht. Die dicht nebeneinander 
stehenden, oben keulenförmig erweiterten Basidien (?) tragen je 


a TE 


Pilze. . 353 


eine bräunliche, mit stacheligen Verdickungen versehene Spore. 
Letztere entsteht nicht durch Sprossung oder Vermittlung eines 
‚Sterigmas, sondern sie wird in der Weise angelegt, dass der oberste, 
keulenförmig angeschwollene Theil der Basidie (?) durch eine Quer- 
wand von dem unteren Theile abgegrenzt wird. Der obere, durch 
die Querwand zur selbstständigen Zelle gewordene Theil der 
Basidie (?) entwickelt sich dann zur Spore, der untere Theil zum 
‚Sporenträger.“ 

Keimungsversuche waren bisher ohne Erfolg. Näheres über 
die Entwicklungsgeschichte will Verf. anderswo mittheilen.*) Er 
ist geneigt, anzunehmen, dass der Pilz ein sehr einfach organisirter 
Hymenomycet ist, „bei welchem der Conidienträger noch nicht zur 


Basidie specialisirt worden ist.‘ 
Fritsch (Wien). 


Fayod, V., Vorläufige Bemerkung zurFrage des Auto- 
nomierechts des „Fymenoconidium petasatum*“ Zukal. (Bo- 
tanische Zeitung. 1889. Nr. 9. p. 158—159.) 

Verf. hält es für wahrscheinlich, dass das von Zukal be- 
schriebene Aymenoconidium petasatum**) nichts anderes sei, als das 
junge Entwicklungsstadium einer Agaricinee und zwar des Maras- 
mius hygrometrieus Breg. Verf. behält sich ausführlichere Mit- 
theilungen über die Resultate seiner Untersuchungen über Bau und 
Entwicklung verschiedener Agaricineen vor und gibt diese vor- 


läufige Bemerkung rur zur Wahrung der Priorität. 
Fritsch (Wien). 


Ernst, Paul, Ueber Kern- und Sporenbildung bei 
Bacterien. (8.-A. aus Zeitschrift für Hygiene. Bd. V. 1888. 
SINGT BB. 2 Tal.) 

Bei einer Reihe von Bacterien hat der Verf. durch drei von 
einander ganz verschiedene Metlioden ein neues Element nachge- 
wiesen, kleine Körnchen, die in der Ein- oder Mehrzahl auftreten, 
‚die keineswegs constant, sondern häufig nur dann zu sehen sind, wenn 
die Bacterien kümmerlich wachsen oder sich zur Sporenbildung an- 
schicken. Diese Körnchen färben sich blau-schwarz nach Ein- 
wirkung warmer (nicht heisser!) alkalischer Methylenblau- und 
kalter Bismarckbraunlösung („Mischfärbung“); sie färben sich 
schwarz-violett mit Delafield’schem Hämatoxylin, schwärzlich mit 
Platner’s Kernschwarz. Bei einigen Bacterien glaubt Verf. den 
direkten Uebergang dieser Körner in Sporen nachgewiesen zu 
haben, und schlägt darum den Namen „Sporogene Körner“ 
dafür vor. Einige mal konnte bewiesen werden, dass sie sich 
durch Neisser’s Sporenfärbung nicht tingiren; sie sind darum als 
ein von den Sporen wesentlich verschiedenes Ding 
sui generis (wennauch als deren Vorläufer) angesprochen worden 


*, Botan. Zeitung. 18389. No. 4. 
**) Verhandlungen der k. k. zoolog. botan. Gesellschaft in Wien 1883. Ab- 
‘handlungen. p. 671—672. — Botan. Ztg. 1889. Nr. 4. p. 61—65. tab. I. 


854 Pilze. — Gefässkryptogamen. 


und zwar aus folgenden Gründen: Haematoxylin färbt sie intensiv, 
dagegen niemals eine Spore; dasselbe gilt von Platner’s Kern- 
schwarz, nur dass dieses die intensive Färbung des Haematoxylin 
lange nicht erreicht; in den Vorstadien (Prophasen) lassen sie sich 
leicht peptonisiren (in 3 Stunden in einer Lösung von Pepsin 0.5, 
acid. muriat. 0.2, Aqua 100.0), kommen später in ein Stadium grösserer 
Resistenz gegenüber der Verdauung und sind als fertige Sporen 
unverdaulich; mit Methylenblau-Bismarckbraun färben sich die sporo- 
genen Körner schwarzblau (Mischfärbung), die fertigen endogenen 
Sporen hellblau (Doppelfärbung); sie färben sich nicht nach 
Neisser, verschwinden urplötzlich in allen siedenden Flüssigkeiten 
und wenn es auch nur reines Wasser ist. Die Körner sind sicher 
keine Vacuolen, bestehen nicht aus Fett (unlöslich in kochendem 
Aether), auch nicht aus Amylum (nicht färbbar mit Jodjodkalium). 

Der gemachte Vorschlag, ihnen die Natur von Zellkernen zu- 
zuerkennen, stützt sich auf folgende Gründe: Haematoxylin und 
Kernschwarzfärbung, relativer Widerstand gegen Verdauung (na- 
mentlich in den späteren Uebergangsstadien), Theilungsstadien, 
Fähigkeit, selbst zu Sporen zu werden (was Verf. für ein „ver- 
breitetes biologisches Princip, namentlich bei Ascomyceten‘‘ hält), 
Vorkommen derselben bei den Öscillarien, bei denen sie sich auch 
weniger leicht peptonisiren lassen. 

Die empfohlene Methylenblaureaction hat auch bei Micrococcen, 
Sarcinen und Hyphomyceten positive Resultate geliefert, ohne dass 
diese Befunde in dieser Arbeit näher verfolgt wären. 

Ref. hat sich, um möglichst objectiv zu referiren, genau 
an des Verf. eigene Worte gehalten, stimmt aber in der 
Beurtheilung der Resultate fast ganz mit Zacharias überein 
(Bot. Zeitg. 1889. p. 315). Die Fähigkeit, der Verdauung 
in gewissem Grade zu widerstehen und sich mit Haemotoxylin- 
Kernschwarz zu färben, sind keine specifischen Eigenschaften 
des Kerns unter den Bestandtheilen der Pflanzenzelle; die 
Theilungsstadien, wenn es wirklich solche sind und keine Ver- 
schmelzungen, würden ebensowenig einen Grund für die Kernnatur 
abgeben und ebenso steht es mit dem Umstande, dass die Körper 
zu Sporen werden, was übrigens nach den mitgetheilten Be- 
obachtungen durchaus nicht geschlossen werden muss und auch 
nicht mit eigenen Erfahrungen des Ref. in diesem Punkte stimmt. 
Was über analoge Verhältnisse bei den Ascomyceten gesagt ist, 
beruht natürlich auf einem Missverständniss des Verf. Das Ver- 
schwinden in siedenden Flüssigkeiten endlich widerspricht direkt 
unsern sonstigen Kenntnissen vom Kern. 

L. Klein (Freiburg i. B.). 


Dörfier, J., Ueber Varietäten und Missbildungen des 
Equwisetum Telmateja Ehrh. (Verhandlungen der k. k. zoolog.- 
botan. Ges. in Wien. 1889. pag. 31—40, Tafel 1.) 

Verf. hat in der Umgegend von Ried und Gmunden in Ober- 

Oesterreich eine Anzahl interessanter Formen der im Titel genannten 


Gefässkryptogamen. — Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 855 


Equisetum-Art gesammelt, die er übrigens durchweg auch Herrn 
Professor Luerssen zur Durchsicht eingesandt hatte, 

In der Einleitung theilt Verf. mit, dass Milde’s Eintheilung 
der sterilen Formen in solche mit und solche ohne Spaltöffnungen 
am Stengel unrichtig ist, da auch die normalen Formen und ebenso 
Milde’s Varietät dreve in den meisten Fällen Spaltöffnungen 
besitzen. 

Die vom Verf. gesammelten Formen sind folgende: 

I. Varietäten des unfruchtbaren Stengels. 

1. var. dreve Milde, 2. var. ramulosum Milde, 3. var. compositum Luers- 
sen et Dörfler, 4. var. gracile Milde. 

II. Monstrositäten des unfruchtbaren Stengels. (Vgl. das Orig.) 

III. Var. serotinum A. Br. in folgenden Formen: 

1. normalis Dörfler, 2. patens Dörfler, 3. mierostachyum Milde, 4. inter- 
medium Luerssen, 5. macrostachyum Milde, 6. drevisimilis Dörfler. Ferner 
monströs: 

7. polystachyum Milde, 8. proliferum Milde, 9. distachyum Dörfler (ab- 
gebildet.) 

IV. Varietäten des fruchtbaren Stengels. 

1. var. elatius Milde, 2. var. frondescens A. Br. (Synon. Equisetum ebur- 
neum Schreb.) 

Es ist selbstverständlich anzunehmen, dass alle diese Formen 
gelegentlich überall dort auftreten können, wo Equisetum Telmateja 
Ehrh. häufig auftritt. 

Auf die neu beschriebenen Formen kann hier natürlich nicht 
näher eingegangen werden. Uebrigens hat Luerssen die Funde 
Dörfler’s in den Nachträgen am Schlusse seiner „Farnpflanzen“*) 
berücksichtigt. 

Fritsch (Wien), 


Solereder, Hans, Beiträge zur vergleichenden Ana- 
tomie der Aristolochiacen nebst Bemerkungen über 
den systematischen Werth der Secretzellen bei 
den Piperacen und über die Structur der Blatt- 
spreite bei den Gyrocarpeen. (Engler’s Bot. Jahrb. f. Syst. 
u. Pfigeogr. Bd. X. 1888/89. p. 410—524. Mit 3 Tafeln.) 


Namentlich die Schule Radlkoter ’s hat festgestellt, dass die 
Secretzellen constant für die Familien der Anonaceen, Calycanthaceen, 
Canellaceen, Chloranthaceen, Laurineen (inel. Gyrocarpeen), Magno- 
liaceen (excel. Trochodendreen), Meliaceen (incl. Cedreleen), Monimia- 
ceen, Myristicaceen und Piperaceen sind. 

Die Beiträge nehmen Bezug auf die Anatomie der Aristolochia- 
ceen und gliedern sich in 8 Theile. 

1. Die Secretzellen der Aristolochiacen. Keinem Mitgliede 
dieser Familie fehlen wohl die Secretzellen überhaupt. Bei fast 
allen finden sich dieselben in der Blattspreite und zwar aus- 
schliesslich im Hautgewebe wie im Mesophyll. Die Secretzellen 
der Blattepidermis finden sich in beiden Epidermisplatten oder nur 
in der unteren Epidermis, nie allein in der oberen Epidermis, ihre 
Gestalt ist meist kugelig oder ellipsoidisch. Die Grösse ist sehr ver- 


*) Rabenhorst’s Kryptogamenflora III. p. 886. 


856 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 


schieden, sie varirt von 0,012 mm. bis zu 0,075 mm. Die 
Wandungen sind häufig verkorkt. Der Inhalt besteht aus gelb- 
lich oder weisslich gefärbten Tropfen. 


2. Die Blattstruktur der Aristolochiaceen giebt zu folgender 
Uebersicht Anlass: 

1. Klimmhaare fehlen völlig, Oelzellen stets vorhanden, ent- 
weder nur in der Epidermis oder epidermoidal und im Meso- 
phyll: Asarum. 

2. Klimmhaare meist vorkommend, Oelzellen nur bei bestimmten 
Arten von Aristolochia fehlend. 

@. Die unregelmässig gestalteten Secretschläuche vorhanden: 
Bragantia, Thottea. 

ß. Die unregelmässig gestalteten Secretschläuche fehlen: Holo- 
stylis, Aristolochia. 


Da die Eintheilung der einzelnen Gattungen hier nicht auf- 
geführt werden kann, möge nur das Gerippe der Arten von Ari- 
stolochia folgen: 

1. Centrischer Blattbau: 


A. Eintheilung der Arten nach den Blattbau. 
2. Bifacialer Blattbau. 


B. Eintheilung der Arten nach der Beschaffenheit der Epidermis. 
a. Spaitöffnungen. 
3 auch auf der oberen Blattseite. 
2. ” nur auf der unteren Blattseite. 
b. Besondere Verhältnisse. 
1. Epidermis der Blattunterseite papillös. 
2. Hypoderm unter der oberen Epidermis entwickelt. 
e., Haare. 
«@. Klimmhaare: 
1. nicht vorhanden, bezw. nicht beobachtet; 
2. von der gewöhnlichen Beschaffenheit d. h. mit meist 
einzelligem Sockel und mit Halszelle; 
3. dito, selten mit 1-—3zelligem Sockel; 
4. mit mehr- oder reichhaltigem Sockel vorwiegend. 
ß. Einfache, aus einer Zellreihe bestehende Haare. 
1. Ziemlich breitzellige Haare mit spitzer Endzelle. 
2. Arm- oder reicherzellige Haare mit stumpfer, abge- 
rundeter Endzelle. 
3. Pritschenförmige, schmalzellige Haare. 
4. Sogenannte unentwickelte Klimm-Haare. 
C. Eintheilung der Arten rücksichtlich der Oelzellen: 
a. Bezüglich des Vorkommens der Secretzellen. 
1. Secretzellen fehlen in der Blattspreite. 


2. " sind in den Trichomen vorhanden. 
3. 4 finden sich in beiden Epidermisplatten. 
4. a kommen nur in der unteren Epidermis vor. 


b. Bezüglich der Lumengrösse der Secretzellen. 
1. Kleine Secretzellen mit einem Durchmesser unter 
0,025 mm. 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 8357 


2. Secretzellen von mittlerer Grösse, Durchmesser von 
0,025— 0,035 mm. 
3. Grosslumige Secretzellen mit einem Durchmesser von 


über 0,035 mm. 


D. Eintheilung der Arten nach der Entwickelung des Skleren- 
chyms in den Nerven. 


1. Sklerenchym kräftig entwickelt. 
2. a weniger kräftig oder schwach entwickelt. 
3. 5 fehlt. 

E. Verkieselte Zellgruppen vorhanden. 


3) Was die Blattstiele betrifft, so finden sich dort auch Secret- 
zellen vor. 

Die Gefässbündel sind meist halbmondförmig angeordnet oder 
in einen Bündelring vereinigt 

4) In der Achse befindet sich ein einziger Gefässbündelring, 
daher einzeine Bündel durch breite prinnäre Markstrahlen getrennt 
sind. Der Holztheil der Gefässbündel besteht in den oberirdischen 
Achsentheilen aus Gefässen, Holzenchym und Holzparenchym. 
Die Gefässe sind oft sehr weitlumig und besitzen einfache, wie 
leiterförmige Perforirungen. Das Holzparenchym ist bald wenig, 
bald reichlicher entwickelt, es zeigt an seinen Wandungen deut- 
liche Hoftüpfel. — Die Siebplatten der Siebröhren sind verhältniss- 
mässig grobporig. — Kork wurde nur bei Aristolochia beobachtet. 


Die untersuchten Rhizome zeigten in ihrer Struktur sich analog 
den oberirdischen Achsentheilen. 


5) Verf. beseitigt die Angabe von Schleiden und de Bary 
in Bezug auf eine anormal gebaute Aristolochia, indem er 
nachweist, dass die von Stahl gütigst übersandten Zweigstücke 
des Schleiden’schen Originals vollkommen normal gebaut sind. — 
Wenn ferner Masters ein neues Vorkommniss anomaler Achsen- 
structur bei den Aristolochiaceen und speciell bei Bragantia gefunden 
haben will, so brachten die Untersuchungen von Solereder ihn 
dahin, dass das von Cleghom und von Masters ge- 
sammelte, unter der Bezeichnung Bragantia Wallichii beschriebene 
anomal gebaute Achsensück sicher keiner Aristolochiacee, sondern 
vielleicht einer Menispermacee angehöre. 

6) Was das Vorkommen der Secretzellen in den Blütentheilen 
anlangt, so fehlen sie dort, wo sie in den Blättern nicht vorhanden 
sind, und wo sie in den Laubblättern auftreten, zeigen sie sich auch 
in den Blütentheilen. 

Der Pollen aller Aristolochiaceen ist sphärisch und besitzt weder 
Spalten noch Poren. 

7) Von Früchten wurden nur solche von Aristolochia unter- 
sucht. A. Sipho fehlen Secretzellen in den Klappen und in den 
Scheidewänden der Kapseln, wie auch der Fruchtknoten keine auf- 
zuweisen hat. — Eine andere von Martius gesammelte Art zeigte 
Secretzellen in der äusseren Epidermis der Fruchtwandung, das 
Gewebe der letzteren entbehrte derselben. 


858 Physiologie, Biologie, Anatomie und Morphologie. 


8) In Bezug auf den Samen kommt Solereder zu Folgendem: 

l. Same flach. Die zweite Zelllage der Samenschale (von 
aussen gerechnet) besteht aus parenchymatischen Zellen, deren 
innere der Samenoberfläche parallele Wandungen stärker verdickt: 
sind; in dem Innern einer jeden Zelle dieser Schicht findet sich: 
je ein Einzelkrystall, mitunter auch Krystallsand. Die dritte und 
vierte Zellage der Samenschale sind von bastfaserigen Prosenchym- 
zellen gebildet. Aristolochia und Asarum. 

a. Samen sehr flach. Nur Einzelkrystalle in den Zellen der 
zweiten Schicht der Samenschale.. Die untersuchten Arten von 
Aristolochia. 

b. Samen weniger flach. Einzelkrystalle und Krystallsand in 
den Zellen der zweiten Schicht der Samenschale. Asarum 
Europaeum. 

2. Same länglich dreikantig, nicht flach. Die zweite Zelllage- 
des Samens besteht aus parenchymatischen Zellen mit leistenartigen 
Verdickungen an den zur Samenoberfläche senkrecht stehenden: 
Wandungen; auf der inneren, der Samenoberfläche parallelen Wan- 
dung entspringt in jeder Zelle der zweiten Zellschicht der Samen- 
schale ein centrales Bündel aus Zellstofffäden, welches durch das- 
Zelllumen bis zur äusseren, der Samenoberfläche parallelen Wan- 
dung reicht. Krystalle fehlen in der zweiten Zellschicht der Samen- 
schale gänzlich. Die dritte und vierte Zelllage ist aus modificirten: 
Prosenchymzellen zusammengesetzt. Bragantia und T'hottea. 


Anhang. 


1) Die früher zu den Aristolochiaceen gerechnete Gattung 
Trichopus mit der einzigen Art Zeylanicus schliesst sich durch das. 
Vorkommen von Rhaphiden an die Dioscoreaceen und nicht an die 
Aristolochiaceen an. 

2) Was den systematischen Werth der Secretzellen bei den 
Piperaceen anlangt, so ist die Angabe Bokorny’s, dass fast alle: 
Piperaceen mit Oelzellen versehen sind, dahin zu berichtigen, 
dass keine Piperaceen-Art bekannt ist, bei welcher Secretzellen 
fehlen. 

3) Ueber die Struktur der Blattspreite bei den Gyrocarpeen 
theilt Solereder mit, dass die Blätter bifacial gebaut sind, dass. 
sich Spaltöffnungen nur auf der unteren, niemals auf der oberen 
Blattseite finden, das Hypoderrm bei vielen Arten auf der Blatt- 
oberseite entwickelt ist. Einfache, wie Klimm- und zweiarmige 
Haare wurden constatirt. — Als besondere anatomische Verhält- 
nisse treten in der Blattspreite Krystallnädelchen aus oxalsaurem 
Kalk und endlich Secretzellen auf, welche in keiner Art fehlen. 

Wegen aller Einzelheiten u. s. w. muss auf die Arbeit selbst 


verwiesen werden. 
E. Roth (Berlin). 


Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. Syst. u. Pflanzengeogr. 859: 


Engler und Prantl, Die natürliche Pflanzenfamilien. 
Lieferung XV. (Cyperacen. Riedgräser von F. Pax. Mit 
59 Einzelbildern in 12 Figuren. Leipzig (Engelmann) 1887. 

Indem sich der Verf. der grossen Mühe unterzogen hat, diese 
so äusserst artenreiche Gruppe der Monocotylen, deren Erforschung- 
das Leben eines arbeitsamen und bis in das hohe Alter rastlos 
thätigen Mannes ausgefüllt hat, von modernen morphologischen und 
phylogenetischen Gesichtspunkten zu bearbeiten, hat er sich gewiss 
den Dank aller derer verdient, welche sich in etwas umfangreicherem: 
Maasse mit den verschiedengestaltigen Formen der Familie vertraut‘ 
machen wollen. Zur Untersuchung vieler dieser Pflanzen gehört: 
eine recht geduldige Aufmerksamkeit und eine subtile Beobachtung,. 
die in der Darstellung der von ihm mitgetheilten Originalzeichnungen. 
zum Ausdrucke gelangen. 

Nach den knapp gefassten Merkmalen entwickelt Verf. die- 
verschiedenen Modificationen der Sprossfolge, in denen die von: 
Gelakovsky mitgetheilten Verhältnisse ihre gebührende Berück-- 
sichtigung finden. Es wird darauf hingewiesen, wie die sogen. 
infraaxillären Sprosse der Läufer ihre Zurückführung auf die ge- 
wöhnlichen Typen der Verzweigung erfahren, und dass für jede- 
Art die Zahl der Internodien in den Sympodialgliedern constant zu 
sein pflegt. In den Besprechungen über die anatomischen Ver- 
hältnisse sind die von Klinge gegebenen Untersuchungen über- 
den Bau der Wurzel, so viel es der Raum gestattet, benutzt. 

Was die Bestäubung anbetrifft, so sind die Cyperaceen durch- 
gehends Windblütler, was natürlich nicht ausschliesst, dass Kirchner 
pollensammelnde Insekten an den Blüten beobachten konnte. 
Uebrigens möchte sich Ref. die Bemerkung gestatten, dass die In- 
florescenzen von Mapania hypolytroides M. einen köstlichen Geruch 
aushauchen, eine von Hollrung in Kaiser Wilhelmsland gemachte: 
Beobachtung, welche vielleicht doch auf Insektenbestäubung hinweist. 
In der Keimung unterscheiden sich die Uyperaceen sehr wesentlich: 
von den Gramineen dadurch, dass die Kotyledonar-Scheide vollkommen. 
und früher zu Tage tritt, als die Wurzel. 

An eine kurze pflanzengeographische Schilderung schliessen: 
sich einige Bemerkungen über die sehr unsicher bestimmbaren. 
fossilen Reste. Dann folgt eine Besprechung der verwandtschaftlichen: 
Beziehungen, welche eine enge Verbindung mit anderen Familien. 
nicht anerkennt, denn von den gewöhnlich als näher stehend an- 
gesehenen Gramineen werden sie doch durch sehr wesentliche: 
Merkmale getrennt. 

Die systematische Eintheilung der Familie ist nach ganz neuen. 
Gesichtspunkten gefasst und weicht daher von der bisher geltenden: 
recht beträchtlich ab. Für einige Punkte wird der Verf. der all- 
gemeinen Zustimmung sicher sein können; so dass er z. B. die mit: 
Mapania verwandten Gattungen von den Hypolytreen getrennt hat. 
Weniger allgemein dürfte aber die Haupteintheilung der Familie 
gebilligt werden. Da sich Ref. mit diesen Fragen ein wenig be- 
schäftigt hat, so sei es ihm gestattet, dass er etwas näher auf sie: 
eingeht. 


860 Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. Syst. n. Pflanzengeogr. 


Schon in einer früheren Arbeit hat Verf. ausführlich nachzuweisen 
versucht, dass die Cyperaceen zwei verschiedene Typen des Aehrchen- 
‚aufbaues besitzen. Die erste Gruppe, sSeirpoideae, hat nach 
ihm botrytische, die zweite dagegen, die (Caricoideae, cymöse 
Inflorescenzen letzten Grades. Schon Celakovsky hat darauf 
aufmerksam gemacht, dass der Ausdruck cymöse Aehrchen einen 
"Widerspruch einschliesst und hat dafür die Bezeichnung Aehrchen 
‚mit Endblüten vorgeschlagen. Die vom Verf. vertretene Ansicht, 
‚dass in der Gattung Carex die männlichen und weiblichen Blüten 
‚Achsen gleichen Grades abschliessen, ist von M. Schulze mit 
‚Hülfe eines umfangreichen Materiales als nicht richtig darzulegen 
versucht worden. 

Man mag über die Bedeutung der Entwicklungsgeschichte für 
-die Interpretation morphologischer Begriffe denken wie man will, 
in dem Punkte wird wohl ein Einverständniss zu erzielen sein, dass 
‚man über die Frage, ob in einem bestimmten Verzweigungssystem 
ein Monopodium oder Sympodium vorliegt, nur endgültig durch sie 
eine Entscheidung gewinnen kann. So viel Ref. aus Verfs. Arbeiten 
-ersieht, hat er diesen Weg nicht betreten; seine Resultate sind nur 
mit Hülfe des Vergleichs entwickelter Gestalten gewonnen. Ref. 
‚meint aber, gerade das Studium der Entwicklung des Blütenstandes von 
Elyna seirpina Pax, welche für die Entscheidung so sehr bedeutungs- 
voll gewesen wäre, hätte nicht verabsäumt werden sollen. Der 
Umstand, ob hier oberhalb der männlichen Blüte ein Achsenende 
vorhanden ist oder nicht, wird zwar die Frage noch nicht endgültig 
lösen, sie aber doch der Entscheidung näher bringen. Die Analogie des 
Schoenoxiphium-Aehrchens erschüttert doch die Pax’sche Vorstellung 
‘von der Carex-Blüte ziemlich heftig, da hier in der That die 
männlichen und weiblichen Blüten Achsen gleichen Grades ab- 
schliessen. Die entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen des 
Ref. an Ahynchospora fusca und Schoenus ferrugineus haben ihm 
nicht die Ueberzeugung gebracht, dass bei ihnen sogen. cymöse 
Aehrchen von der Form der Fächel vorliegen. Man hat sich offenbar 
durch die Annahme, dass die /ridaceen diesen Blütenstand besitzen, 
zu Analogien führen lassen, welche nicht mit den Thatsachen in 
Einklang stehen. Die /ridaceen haben nach den Beobachtungen des 
‚Ref. an Sisyrinchium und Iris keine Cymen, sondern distiche Trauben. 
Ref. behält sich vor, diese Beliauptung durch Veröffentlichung seiner 
Untersuchungen später zu begründen. 

Die Aehrchen der beiden erwähnten Cyperaceen sind ebenso 
wenig Fächeln, wie die der Gramineen, mit denen sie im Aufbau, 
von den Eigenthümlichkeiten der letzteren abgesehen, vollkommen 
‚übereinstimmen. 

Eine andere Sache ist die, dass gewisse (yperaceen Blüten- 
:stände aufweisen, die mit einer Blüte abschliessen. Diese Thatsache 
ist zweifellos richtig. Göbel hat sie neuerdings in einer ganz 
vortrefllichen Untersuchung über einige javanische Cyperaceen 
widerspruchsfrei bewiesen. Ref. ist in der Lage gewesen, an der 
‚obenerwähnten Mapania hypolytroides die Richtigkeit zu bestätigen. 
‚Somit könnten diese Inflorescenzen als Polychasien aufgefasst werden. 


En 


u mn ia 


ne en rt 


Physiol., Biol., Anat. u. Morph. — Systematik u. Pflanzengeographie. 86H 


Aber auch dieser Meinung möchte Ref. nicht beipflichten. Ein» 
cymöser Blütenstand setzt voraus, dass ‘der Spross durch eine- 
Giptelblüte geschlossen wird und dass unter dieser Lateralstrahlen: 
entstehen. Der Aufbau von Seirpodendron- und Mapania-Aehrehen 
vollzieht sich aber dergestalt, dass vor Abschluss der Achse an 
einem Vegetationskegel Blätter mit Achselprodukten erscheinen und: 
dass dann erst die Spitze für die Bildung der weiblichen Blüte 
aufgebraucht wird. Diese Blütenständchen fallen also in die Kate- 
gorie der Aehren mit Gipfelblüten und sind keine Polychasien. 
Daran wird nichts geändert, wenn auch Oreodolus nur eine terminale 
Blüte besitzt. Wir haben ganz denselben Fall bei den @ramineen. 
Ret. hat eine sehr grosse Zahl von Grasblüten entwicklungsgeschichtlich- 
studirt und kann auf das Bestimmteste nachweisen, dass alle Blüten 
von dem Typus der Gattung Panicum, Phalaris u. s. w. terminale 
Endblüten besitzen. Ebenso hat die dreiblütige Aierochloe eine- 
echte Gipfelblüte, die durchaus nicht pseudoterminal ist. Trotzdem 
wird wohl Niemand meinen, dass die letzterwähnte Gattung eine- 
Cyma besässe. Sehr entschieden muss man von diesen Blüten 
diejenigen trennen, welche, wie Phleum, Calamagrostis und Deyeuzia,. 
in der That pseudoterminale Blüten entwickeln, indem ein Achsen- 
rudiment vorhanden bleibt, das freilich bei den erst genannten 
(sattungen zuweilen so winzig ist, dass es an den Blüten sub anthesi. 
kaum oder gar nicht mehr nachgewiesen werden kann. 

Die Pax’sche Voraussetzung bewirkt, dass manchmal eine 
Gattung in zwei weit von einander stehende Theile zerspalten wird. 
Ref. ist z. B. nicht im Stande, Dichronema von Rhynchospora zw 
trennen und befindet sich in diesem Punkte mit seinem Freunde- 
C. B. Clarke, dem vortrefllichen Kenner dieser Pflanzen, in Ueber- 
einstimmung. Sollte Jemand im Stande sein, nachzuweisen, dass- 
die erstere botrytische, die letztere cymöse Inflorescenzen hat ? 

An einzelnen Orten nimmt Verf. Bezug auf die Hackel’sche- 
Auffassung der Grasblüte, die ihm „in befriedigender Ueberein- 
stimmung mit seinen in Bezug auf die Verwandtschaft der Cypera-- 
ceen gewonnen Resultaten steht, denn die Hackel’sche Auffassung- 
setzt voraus, dass die Gramineen nicht zur Bildung eines Perigons- 
vorgeschritten seien“. Diese Behauptung bedarf nach dem Erachten 
des Ref. in so fern einer gewissen Abminderung, als Hackel die- 
Frage, ob man die Lodiculae als Perigonialblätter betrachten, oder 
noch zur Hochblattregion rechnen soll, nicht definitiv entscheidet. 
Er zieht nur subjektiv das letztere vor, wobei er allerdings von der 
ungewöhnlichen Thatsache absieht, dass die Lodiculae ausnahmslos- 
nach den Staubgefässen und in höherer Insertion als diese auftreten, 
eine Erscheinung, die besonders bei der hinteren Lodicula von- 
Stipa sehr auffällig ist. Ref. sind Analogien,. dass Hochblätter an- 
einer so hohen Stelle der Blüte und so spät sich entwickeln, nicht: 
bekannt. Auch andere Erwägungen, welche sich aus der Ent- 
wicklungsgeschichte der Grasblüte ergeben, haben ihn an der unbe- 
dingten Richtigkeit der Hackel’schen Theorie zweifeln lassen. 

Schumann (Berlin), 


:362 Forst- u. ökonomische Botanik. (Palaeontologie.) 


Ramann, E., Die v. Post’schen Arbeiten über Schlamm, 
Moor, Torf und Humus. (Landwirthsch. Jahrbücher. Band 
XVII. 1888. Heft 2 und 3.) 

Ramann erwirbt sich durch die ausführliche Darstellung und 
theilweise wörtliche Uebersetzung einer Arbeitvonv. Post *) (Upsala): 
„Ueber thierische (koprogene) Bodenbildungen der Jetztzeit, Schlamm, 
Moor, Torf und Mull (Humus)“ den Dank aller Forscher auf diesem 
Gebiete. Dieselbe scheint selbst neueren Autoren unbekannt ge- 
blieben zu sein. (So Früh.**) 

1. Schlamm. Bildet vorzugsweise aus zertheilten Pflanzenresten 
und Diatomeenschalen bestehende, im nassen wie im trockenen 
Zustande graue, elastische Massen, die sich auf dem Grunde klarer 
(nieht durch Humusstoffe braun gefärbter) Gewässer, Quellen, Bäche, 
‚Seen u. s. w. auf Sand oder Lehm ablagern. 

Besteht unter dem Mikroskop aus zertheilten Algenresten, 
Diatomeenschalen, lebenden Diatomeen, Desmidiaceen, Infusorien, 
‚Schalen von Crustaceen und Insectenlarven. Letztere Thiere leben 
von den Algen und verzehren sich gegenseitig; ihr Koth zusammen 
mit den Resten abgestorbener Thiergenerationen mit Diatomeen- 
schalen und Algenresten lagert sich als grauer Schlamm ab. 
v. Post unterscheidet Wiesen- oder Meteorpapier (Ehrenberg), das 
sich auf überschwemmten Wiesen bildet, Quellschlamm, Teichschlamm, 
Flussschlamm, Seeschlamm ohne speeifische Unterschiede. Vom 
‚Seeschlamm trennt er den Strandschlamm, der sich 10—12 Fuss 
vom Ufer ablagert und hauptsächlich aus dem Koth von Schnecken, 
Muscheln und Wasserinseecten und neben den übrigen Schlamm- 
bestandtheilen aus Resten höherer Pflanzen, sowie Pollen besteht. 
v. Post will zolldicke Schichten überwiegend aus Samenstaub von 
Nadelhölzern bestehend beobachtet haben. Interessant ist die Be- 
obachtung, dass der Schlamm in Seeen seine grösste Mächtigkeit 
in 3—6 Fuss Tiefe hat; von da nimmt die Ablagerung nach dem 
Strande und nach der Tiefe ab und gewinnt ein anderes Aussehen. 
Durch Aufnahme anorganischer Bestandtheile geht der Schlamm 
über in Sandschlamm und Thonschlamm, auch kommt er in Ver- 
bindung mit Seekreide und Wiesenerz vor und bildet Uebergänge 
zum Moor. Fossile Schlammablagerungen werden oft unter Torf- 
mooren gefunden; zu diesen gehört auch der von Früh ein- 
gehend untersuchte Lebertorf, den v. Post merkwürdigerweise zum 
Torf stellt. 

2. Moorboden. In durch Humusstoffe braungefärbten Ge- 
wässern lagert sich rascher als Schlamm der Moor ab. Derselbe 
bildet eine schwarzbraune, weiche Masse, welche bei ausserordent- 
lichem Schwinden zu einer harten Masse eintrocknet, die im Wasser 
nicht mehr plastisch wird. (Eigenschaft der Humusstoffe überhaupt. 
Ref.). Er besteht aus fein vertheilten Pflanzenresten, die aus dem 
Koth der Wasserthiere stammen, Häufchen von Humussubstanzen 
und im Uebrigen aus denselben Bestandtheilen, wie der Schlamm. 


*) Hampus v. Post: Nytidens koprogena Bildningar: Gyttja, Dy, Torf och 
'Mylla. (Kong. svensk. Vetensk. akad. Handling. Nyd. F. 4. 1861/62.) 
**) Ueber Torf und Dopplerit. Zürich 1883. 


Forst- u. ökonomische Botanik. (Palaeontologie.) sH3 


Dabei walten die Thierreste mehr vor, während die Diatomeen 
zurücktreten; der Chitingehalt soll etwa !/s bis Y/s ausmachen. 
Moor bildet sich besonders in Seeen und Teichen der Wälder, 
welche viel Humussubstanzen gelöst enthalten, die dann durch 
Kalksalze niedergeschlagen werden. v. Post unterscheidet Strand- 
moor mit Resten höherer Pflanzen (bis 2 Faden Tiefe) und See- 
moor ohne solche (in 3—6 Faden Tiefe). 

3. Torf. Torf sind braune organische Massen, die aus nicht 
zernagten oder abgebissenen Pflanzenresten bestehen. Dieselben 
sind in eine moorartige, überwiegend aus Thierkoth bestehende 
Masse eingelagert. (Ist, wie Früh gezeigt hat, körnige oder krümlige 
Humussubstanz. D. R.) Enthält Diatomeen und Thierreste in ge- 
ringerer Menge. Torf entsteht nach v. Post in Wasserflächen, die 
sich mit einer Decke von Wasserpflanzen bekleidet haben, was 
jedoch nur für einen Theil der Torfablagerungen zutrifft. Ausser 
den gewöhnlichen Rasentorfablagerungen ist für Schweden charak- 
teristisch der Moostorf der Nadelwälder. Hier bildet sich in Tüm- 
peln und Teichen mit Calla und Menyanthes eine Sphagnumvege- 
tation, auf der sich später Calluna und Ledum, sowie Fichte und 
Kiefer ansiedeln. In den nördlichen Gegenden Schwedens finden 
sich auf dem Moostorf häufig Flechten ein (namentlich Cladonia 
rangiferina und Diatora icmadophila), welehe denselben ganz über- 
ziehen und so graue, wüste Flächen bilden (schwed. Myrarne). 
Eine eigenthümliche Form ist ferner der Kärrtorf, der aus den 
Wurzelfilzen von Cyperaceen, sowie namentlich Calamagrostis stricta, 
Aira fleeuosa und anderen Hungergräsern gebildet wird. Derselbe 
stellt das Endglied einer Rasenmoorformation dar, ist in feuchtem 
Zustande rostroth, im trockenen grauroth. Die 10—12 Torflager 
des mittleren Schweden, die v. Post untersuchte, waren alle Aus- 
füllungen alter Seebecken und bauten sich auf Schlammablage- 
rungen auf, deren Diatomeen von den jetzt dort lebenden Formen 
z. Th. abwichen. (So Campylodiscus elypeus, welcher lebend in 
Schweden nicht bekannt ist.) Den Einfluss des im Wasser ent- 
haltenen Kalkes auf die Torfbildung kennt v. Post nicht. 

4. Mull (Humus). Besteht neben Thierresten aus zerbissenen 
Pflanzentheilen und körnigen, braunen, formlosen Massen. Diese 
sind als Fällungen von humussauren-Salzen zu betrachten; sie 
sind unlöslich in Wasser, Säuren und Alkalien. Zwischen diesen 
Bestandtheilen findet sich, für alle Humusarten charakteristisch, zur 
Hälfte bis zu zwei Drittheilen Thierkoth. Einige Arten des Humus 
sind: der Moos- oder Flechtenhumus, welcher überwiegend aus 
Thierresten besteht und sich auf kahlen, waldlosen Bergen findet 
(Berghumus). Der Nadelholzhumus besteht aus Holzresten (Borke! 
d. R.), Pilzmyeel, Pollenkörnern; er enthält mehr Humussäuren 
als Torf und Moor, ist dagegen ärmer an Salzen. Laubholzhumus, 
dunkler als der vorige, ist reich an Koth und Thierresten, enthält 
reichlich Humussäuren, sowie Kalk, Phosphorsäure und Alkalien. 
Der Acker- und Wiesen- (Gras-) Humus ist mit Sand und Lehm 
gemischt und besteht sonst wesentlich aus Thierkoth. Hungergras- 
humus bildet sich auf mit Hungergräsern bewachsenen Flächen. 


864 Inserate. — Inhalt, 


Er ist staubartig und entspricht dem „kohligen Humus“ der 
deutschen Forstleute. 

Eine Anzahl mechanischer und chemischer Analysen vervoll- 
ständigen die v. Post’sche Arbeit, deren Hauptwerth in der Be- 
tonung der Thierreste und des Thierkothes in humosen Ablage- 
rungen beruht. Wiewohl der Verfasser die Bedeutung derselben 
z. B. beim Torf überschätzt, so werden andererseit viele unver- 
ständliche Thatsachen klar. So finden, wie Ramann sehr richtig 
hervorhebt, die schwere Zersetzbarkeit der Stickstoffverbindungen 
im Moor, ebenso die Anreicherung der humosen Schichten im 
Walde an Stickstoff im Gegensatz zum Stickstoffgehalt der Wald- 
streu leieht ihre Erklärung, wenn man bedenkt, dass derselbe 
hier zumeist an thierische Reste, namentlich an Chitin gebunden ist. 

Woilschach (Breslau). 


H. Karsten, Deutsche Flora Ausser der Diagnostik aller deutschen, 


* österreichischen und schweizer Ge- 
fässpflanzen, der systematisch und medicinisch interessanten Zelleupflanzen und 
der ausländischen Medicinalgewächse giebt dies Werk auch deren chemische 
und medicinische Bedeutung nebst allgemeiner Morphologie, Physiologie und 
systemkunde, erläutert durch analytische und habituelle Abbildungen von 
1138 Species auf 1284 Seiten gr. Lex. Broschirt 20 Mark. 


—$& Zur Ansicht vorräthig in jeder Buchhandlung. >- 


„uonaler Entomologen. Vor 
ypiet Grösste Vereinigung Fein 


aller Insectensammler und Enföninlogen der Welt! 
= Schon jetzt ca. S00 Mitglieder in allen Weilttheilen. = 
Zwei Üentralstellen für Umsatz von Doubletten. 
Verbindungen mit Sammiern in fremden Erdtheilen, wodurch Bezug 
aller exotischen Insecten zu ganz geringen Preisen ermöglicht wird.. 
Wissenschaftlich redigirtes Vereins-Organ. 

u 100 Zeilen F'reiinserate pro anno. =. 
Halbjährlicher Beitrag nur 2,50 Mark und 1 Mark Eintrittsgeld. 
—t+- Vereins-Organ an die Mitglieder gratis und franco. > 

Meldungen an den Vorsitzenden H. Redlich, Guben. 


Inh alt. 
Sammlungen. |  Autonomierechts des „Hymenoconidium peta- 
Lagerheim, Revision der im Exeissat „Krypto- satum“ Zukal, p. 853. 
gamen Badens von Jack, Leiner und Stizen- | Nordstedt, Fresh-Water Algae collected by 
berger“ enthaltenen Chytridiaceen, Perono- Dr. S. Berggren in New-Zealandand Australia, 
sporeen, Ustilagineen und Uredineen, p. 849. p. 851. 


Ramann, Die v. Post’schen Arbeiten über 
Schlamm, Moor, Torf und Humus, p. 862. 


u Referate. Solereder, Beiträge zur vergleichenden Ana- 
Dörfler, Ueber Varietäten und Missbildungen tomie der Aristolochiaceen nebst Bemerkungen 
des Equisetum Telmateja Ehrh., p. 854. | über den systematischen Werth der Sekret- 
Engler und Prantl, Die natürlichen Pflanzen- zellen bei den Piperaceen und über die. 
familien. Lieferung XV. Cyperaceen. Ried- Struktur der Blattspreite bei den Gyrocarpeen,. 
gräser von F. Pax, p. 859. p- 855. 
Ernst, Ueber Kern- und Sporenbildung bei Zukal, Hymenoconidium petasatum. Ein neuer 
Bakterien, p. 853. Pilz als Repräsentant einer neuen Familie, 
Fayod, Vorläufige Bemerkung zur Frage des p. 852. 


Systematisches Inhaltsverzeichniss 
von Bd. XXXVIII 


Ausgegeben: 25. Juni 1889. 
Druck und Verlag von Gebr. Gotthelft in Cassel. 


.. 


, NT: 


2 


# Er 
a PN 


ae 


> 


ae 


HOI LIBRARY 


e 
>| 


MB 


| 


| 


l 


| 


Re TRETEN TE Panne nn 


BB 


a a A Du