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o^rbitrl
^erau^gcflcbcn
t)on ber
I m t i t er 1B a n b.
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(grjic «)älftc.
Wit einem ^olafd^niti unb amei @teinbru(ftafeln.
HARMONIE
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13 r t m t n.
tBctlag »on 6. (Sb. aMüUer.
1865.^
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3n^altgt)erjci(|ni§.
@elte.
3tocitcr Sal^reöberid^t bc« ®cf(i^aft«au8f(i^uffc8, toon 1864 .... V
3)rtttcr 3a^re8bcrid^t be« ®cf<^äft«au«f(i^uffc«, toon 1865, ncBfl
5lnragcn XII
^ertoaltung ber ^bt(fettung bed ^nfiter))eretn9 für ^etntfd^e
©efd^td^tc unb ^IJtert^iümer für 1865/1866 XXVI
I. 2)ic crflc 5l6tl^ci(unö bc8 Ser!ö: „3)cnfntalc ber ^cfti^id^te unb
Äunjl ber freien $anfcfitabt ©rcnten." ©on $. 51. 2RüIIer... . 1
II. $l^i(t^^ (Säfar. (Sin SeBendBilb aud ber ^entifd^en ^r(i^engefd^i(^te.
SJon 3. 3Ä. Äol^Imann 14
(Stiileitun(t. ^erfunft, Sluebübung, ^ufent^alt in ^olftein. — (Stfkt IHti'
jleauno in Bremen a(6 $aflor $rim. gu @t. SInögarti, 1616 — 1624. -
^nflcengungen um erneute Berufung (Säfar6 unb SBibectlanb bed 9Rinifle«
rtum«. — Broeite ^nfledung in ^^cemen, al0 ^rebiger an ber @t. 3)}arHnt*
fircbe, 1628—1630. -^ (Sntroric^ung unb Uebertritt gum 5(at^o(icidninö. —
TriapoBtolatns Septentrionis.
^(nl^ang 38
$ie reformirte J^ird^e in 93renien. — 3)a6 äBa^Ired^t bet ®emeinben
binftc^tlic^ i^rer $rebiger. — ^er Triapostolatius.
III. Uebcr ^ecrgetöettc itnb S^iiftelgerabe naä) ^rentifd^eni fRcd^te. SSon
Dr. %, $. «ßojl 48
(Sinleitung. — ^eltefle Stad^rid^ien ; Slufbtbung ber 0(iftelgerabe für hai
SBei(^biIb i. 3. 120a ~ 3)ie Erbfolge in ^eergemetle, in 9«ftelgerabe. --
IDie ®egenflänbe bed l^eergewettee (nadb SQSeic^bitbrec^t, erjfliftifd^em fRiütt*
re<^t, bremifc^en Sanbrec^ten), ber 9{iftelserabe. — Sluf^ebung bed ^ttt»
gen>etted für ba« aBei(^biIb i. 3. 15d2.
Urfunben^^n^ng 83
@e{te.
IV, ^Beiträge jur ©cfd^id^tc be« SÄatl^fifcHcre in «rcmen. SJon 3. ®.
Äol^I 89
(Einleitung. 3)aö otte äBein^aud. (Einrichtung bed ledigen jtellecd. —
Die (^etränfe im JHot&efeDcr. — (S^cenroein au6 bem JRat^öfeaer. —
Heller «^auptteute 3U S3remen.
V. 3"^ ®c\ä)xd}tt Der 9littcr S)eutf(^cn Orbcnö. 3Rit einem ^olg*
f(3^nittc unb brei Stafcin.
Einleitung 153
1. 3)ie ga^rt ber Bremer nub SüBedfer na^ 5lccon unb bie
Stiftung beö 2)eutf(^en Orben«. 5Bon 2). 91. (gl^md 156
aSenc^te ber ISremer unb Sfibetfer (5(^ronifen. — 2)ic alte (Sraö^lung
t7on ber Stiftung be3 OrbenS aü^ bem 13. 3a^r^unbert. - (Sinrid^tung
eines 3<^I^fp{t<it^ ^<^i^ ^ccon burc^ SBürger t}on Süberf unb I3remen im
% 1190; 93ec(egung beö ®pitaI6 »aie S^arien^ofpital ber 2)eutf(^en in
Setufatem« in bie ©tabt; pöpftUc^c SSeitätigang i. 3. 1191; ©tiftung
bed IDeutfd^en DrbenS im aRär9ll98; dltejle ^eft^ungen be6 ^ofpitate.
— Slufna^me ber Sdremer unb Säbecfer in ba6 (Siebet berDrbenÖbrüber;
angebliches $dDi(eg ber beiben ©täbte roegen (Eintritte ibrer Bürger in
ben Orben. — 5Die erften ^oc^meifler.
2. 2)ie 2)eutf(]^]&cn:cn * (Sommenbc gu Bremen. S5on $. 51.
<^^nma6}cx 184
3)er 5Deutfc^c Orben im Occibent ; bie Splitter unb ber ©pitalbienfl. •—
Dad ^remifc^e .^eiligengeijl'^pität unb baS erfle Sluftreten ber Deutfd^'
Ferren in Sremen. — SBeji^ungen beöOrbenö: in ber ©tabt, in S3remen8
Släbe (im ^oUerlanbe unb beffcn 9?a«^barfc^aft. im äöielanbe unb bejfen
Umgebung, im SBerberlanbe). — !Die ©remifc^e (Sommenbe. Snnere
Ü^crböttniffe: Äomt^ur unb 3?itterconoent; $riejlerbruber unb ©pital«
meifler; Orbenöfc^meflern unb bienenbe ©rüber; ^albfdjroeflern, ^alb»
brüber, @onfraternitäten. SJerbdItniffe jmifc^en (Sommenbe unb ®eift'
lidjfeit, jmifc^en ßommenbe unb ©tabt. — ©tellung ber ßommenbe
im Orbenöflaate : Unterwerfung unter ben ©eutfcbmeifter; (Stieb ber
SÖaaei St^üringen • ©ad^fen ; SJcrbiltni^ jur SSattei aöeflfalen ; Ucbergang
an ben 3)eutfc^en Orben in 8i»lanb. — JBerfall ber SSremifc^en (Som»
menbe: bie Äomt^ure beö 15. Sabf^unbertö; Äomtbure auö ©remift^en
gamilien; bie legten ^omtbure. SBerpfdnbung unb ^erfauf ber @om'
menbe; (Erwerb ber @ommenbe bur(^ bie ©tabt 93remen.
3. S)ie Ueberrefte ber ^remif(3^ett Äomt^ureigebäube. SBon @.
26\ä}ün 244
QJerfaQ ber S3auli<^feiten; bie Orben6firdi>e; baS S9itter^aud; ber
jtomtbur^of.
VI. (Sin ©remif(3^cr ©arten im vorigen Sal^rlfjunbert. SWitgetl^eilt
toon Dr. gr. 53u(^enau 254
»•J
unb SUtettlftmet«
(Die aBirffamfeit berfelbcn t)om OWarj 1863 bi« 3uni 1864 betreffenb.)
@rflattft toom (^efi^aft^audfd^ug in ber lOeifammlung am 24. 3uni 1864.
Die ©ef^idbte enH)fie^It langfamen aber gefiederten tjortf^ritt
aitjufireben. 2Benn bafjer ein iWüdfblidf auf baS jmeite ßebenSjal^r
unfercr 8lbtlb«iJung un8 jeigt, ba§ \o\x biefen ^ai}) mit Srfolg
beamtet baben, fo burfen to\x an ben .f)offnungen , bie xoxx an bie
Oränbung unferer Slbtbeilung fnü^jften, je^t mit um fo größerer
3ut)erfi(^t fejl^alten. Sei bem furjen ©efiefien berfelben burften xoxx
glänjenbere ßeiftungen um fo weniger f(!^on erwarten, ba e8 jum
gro§en J^eile nocb gilt, Slrbeiten üorjubereiten , un8 auf unferem
®ebiete iured[)t ju pnben, Slrbeiter für unferen SBeinberg ju gewinnen
unb uns ju einem ineinanbergreifenben unb gegenfeitig ergdnjenben
ißirfen Iperanjubilben.
SBir ^aben aber mit JRe^t unfere (Sefellfcfiaft ni^t bIo8 auf
arbeitenbe ÜWitglieber befc^rdnft; ttoir bebürfen üielmebr fott)obl
jur (Ermunterung biefer, al8 au^ um unfere S^ötigfeit fruchtbarer
JU ma^en unb in 3Baf)rbeit bem ganzen SBerein, in beffen DrganiSmuS
mir eingefügt jtnb, ju bienen, einet großen B^^l nur genießenber,
Unterhaltung unb öelebrung fuc^enber SWitglieber, unb e8 mu§ unfere
Slufgabe bleiben, audi) ibnen ju genügen. Die bem oorigjcibrigen
öefianbe gleich gebliebene 3^^I ^^n 443 äRitgliebern, iDeldbe
bur(|> einen jä^rli^en ©eitrag unfer Unternehmen förbern, unb bie
VI
jleigenbe I^eilna^me an unferen Suf^mmenfünften Iä§t unö {)offcn,
ba§ toir in biefet i^inft^t billigen (Smartungen entfprec^en. 6«
^abcn feit bem toorigen 53eri(^t je^n SerfammUingen jJattgc*
funben, in tt)el(|)en über folgenbe Oegenftönbe iBorträge gehalten
iDurben :
S)a8 Sremifc^e aWilitdmefen tod^renb ber brei legten ^a\)X'>
l^unbette (©^nbicuS Dr. aWo^).
^ollerlanb unb ^oüerre^t (Dr. ö. 91. ©^umad^er), al8
Einleitung ju ben beiben folgenben Vorträgen.
J)ie (Srunblagen ber bduerli(i)en iBer^dltniffe in ber Umgebung
Sremena »d^renb be8 aWittelalterä (Dr. ^. a. ®(!^u*
ma^er). Smi 93ortrdge: 1) Der erfle 5lnbau ber Um«»
gegenb t)on SSremen. 2) Die 9le(i)tgt)erbdltniffe unferer
ßanbbettjo^ner md^renb beS 12. 3a^r^unbert8.
Der 15. Dctober 1813 (Senator Dr. ^. ©mibt).
Der 6. SRotjember 1813 (Senator Dr. ^. ©mibt).
Da8 ehemalige ^eiligengeift^ofpital unb bie Deutfc^l^erren»
commenbe in 33remen (93auconbucteur ®. Soften).
Die S^eilnal^me ber Sremer unb Sübeder an ber Stiftung
be8 beutf(i^en Drben8 (Dr. e^md).
Der ?}fli(^t/ ju ber in ganj Deutfd^lanb begangenen geiet ber
Erinnerung an bie große 3cit unferer ^Befreiung t)on ber tjremb*
^errf^aft einen Seitrag ju liefern, fonnten wir genügen, inbem in
einer burcb unfere Slbt^eilung öeranjialteten iBerfammlung be8
ÄfinjilertoereinS ^err Senator Dr. ^. Smibt in bem oben ertpd^nten
Vortrage bie Befreiung unferer SBaterfiabt fd^iilberte.
ein fe^r glücfli^ieä SWittel, um bie S^eilna^me an unferen
93erfammlungen ju beben, um namentli^ einen lebl^afteren 5lu8tauf(^
ber 2lnftdS)ten unter ben aJJitgUebern ber 5lbt|ieilung ^ert)orjurufen
unb eine iRei^e toon iJragen jur Spra(!be ju bringen, meicibe fi^
nxdft jur 95e^anblung in längeren 93ortrdgen, n)o^l aber ju fürjeren
aWitt^eilungen unb jur DiScuffion eignen, ift in ber legten Seit
bur^ bie Einführung f)iftorif(|ier Slbenbe gefunben. 9Bir öer*
banfen biefe Einri^tung bem Eifer einer Slnja^l toon aWitgliebern,
»el^e (t(^ unaufgeforbert ju folgen üWitl^eitungen au8 bem Äreife
vn
if)m ©tubien erboten. Si« je^t ffnb itoei \o\d)^x ^ifiorif^en Stbenbe
gehalten worben, an mlöftn namentli^ folgenbe ©egenfidnbe jur
©pract^e 9ebra(|)t unb jum S^eil bur(^ Vorlegung t)on bilblii^en
5>arjleUungen erläutert ipurben: bie über Jol^ann ©mibf « Sbätigfeit
im 3- 1813 Dor^anbene ßiteratur, bie SEBerfe be8 aWaler? 3^^.
I^einr. 3Wenfen, ba§ Ser^oltniß beS Sremifc^en Agenten in Snglanb,
^einri(^ DIbenburg, ju ©pinoja, bie neuen (SlaSmolereien im JÄatfi'
^aufe, bie 9lr(i^itectur ber aWartinifirdSie, ba8 Sorfommen be« 3^t(!ben8
ber $ferbef6pfe an ben öauer^äufern in SremenS Umgegenb. G8
bet^eiligten ft(^ hieran bie J^erren aSicar ©uUe, Dr. (&^md, Dr,
med.2B. D. godfe, Dr. ^. «. SWülIer, Dr.|>.a. ©^umad^er,
^einri(|) ©tracf, töd^renb gleicfijeitig toon ben Ferren Dr.
39uc^enau, Dr. Söi^mert, Dr. SmmingMu8, ©tabtbiblio»
t^efar 3- ®- "J^^M. ®. ßofc^en, ö^nliiä^e STOitt^eilungcn ange»
melbet ftnb, ober bis je^t noc^ ni^t erlebigt »»erben fonnten. Um
fo me^r toirb barauf ©ebo^t ju nehmen fein, bie ®inric|>tung ber
^ifiorif^en Sbenbe ju pflegen unb ^äupg längere Vorträge mit
fürjeren aWittf^eilungen abttoe^feln ju lajfen. *)
^inft^tlic^ ber literarif^en Slrbeiten iji bie im t)origen
93eric6t in SluSft^t gefleUte Verausgabe eineS regelmägig unb menig»
*) ^er folgenbe augerl^alb ber ^(t^eilung ü(ci einen ®egenf!anb ber ^remif^en
®ti^\^U gehaltene 93ortrag i|l ^ier g1et(tifafld gu ern)ä^nen:
Subwig XIV. unb ©remen (Dr. ^. ^. @^uma^er).
^ie IBorträge M Dortgen 9$ern)altungdj[atred jtnb in nac^fle^enben 6^riften
t^cild tt)ortUcif, t^eil^ umgearbeitet Deroffentli^t :
2)ie SootdIeute^9rüberf4;aft in Bremen, in: St o\^l, bad $aud @eefal^rt gu
©remen @. 75 ff.
^ie (^ef(^t4)te M ^dremifc^en dunftn)efen$, in^befonbere ber @$u^ma4ieraunft,
in : ^ e t^ m e r t , beitrage gur ®t\(i)i^tc M 3unftn>efen^ ; fßreidfd^riften
ber fürjlli* 3ablonoto«fif^en @efeflfc|>aft gu Mpm. 93anb IX.
^ie Q3t(berbanbf4)riften be^ 3)httelalter^ in ben IBibliot^efen ber ©tabt unb
ber ^au))tf^uleju ©remen, im iProgr. ber ^auj)tf(ä^ule gu 93remen 1863.
^ie Pontes longi in ben (Sm^mooren, in: Sto^i, IRorbtDeflbeutfd^e ©ft^jen.
U. @. 64 ff.
I>ie 3nf(^riftcn beg fRat^awU^ Ju 93remen bon Dr. ^. SWeijer, im erjlen
9anbe be^ Stemif4)en 3a^rbu4^«.
vin
ftenS einmot i&^xUä) erf^einenben gr5§crcn Organa unfeter ©efeU«»
fc^aft nunmehr jur Dollenbeten I^atfa^e genoorben. Der erjJe SBanb
be3 eben emä^^nten ^a^xbni)^, mel^ed t)on bem fiieftgen 93u^^
^änbler ^errn ®. Sb. äRüller in SBerlag genommen ifl, ^at im
December 1863 erfc^einen fönnen, unb bie ^arbeiten für einen
jttjeiten 93anb ^aben begonnen. SBir jtnb babur^) in ben ©tanb
gefegt tt)orben, mit einer größeren Slnjal^l anberer ®ef$i^tSt)ereine
in einen regelmäßigen ®dS)riftenau8tauf^ iu treten. 2lu(^ bie
Denfmale für ®efc^i4)te unb Äunji ber freien ^anfe*
fiabt Sremen werben, ba fte ben Flamen ber Slbt^eilung tragen
unb in ben SSerfammlungen berfelben über bie JJortfüfirung be8
aSerfa t)on 3^it ju 3^tt berietet Wirb, ^ier au^ufü^ren fein, noiemo^I
fte fireng genommen t)on einer Slnjabl. freitioiDig jufammentretenber
aWitglieber ber Slbt^eilung bearbeitet unb herausgegeben werben.
J)ie ^inberniffe, totl6)t bie iJortfe^ung be8 SBerfeS biSl^er leibet
über Srnjarten t)erj5gert fiaben, Jtnb je^t glüdflidi) (jinweggerdumt,
unb baS jttoeite ^eft ifi bereits fo weit üoUenbet, baß e8 in ndcbfter
3eit erf^einen wirb. Die Bearbeitung be8 fünfHerifcben Z\)til^ ifl
t)on ben Ferren Slr^iteft Äarl ®ilbemeiper, Sauconbucteur ®.
ßofc^en, Silb^auer Rxoif^p, Qnä)ntx ^arbegen, bie SRebaction
beä SejteS t)on J^errn Dr. ^. 51. ©diiumadiier übernommen.
SBeniger günjlig muß leiber ber Seric^t über eine anbere unferer
Slufgaben lauten, bie©ammlung tjon 9lltert|)ümern, ffunft*
werfen unb anberen gefc^icbtlidi) intereffanten ®egen:=
flänben. Denn ba wir no($ jur 3^it an bem f^on im vorigen
3a^re beflagten SKangel eines geeigneten ßocalS jur Slufftellung
einer folc^en Sammlung leiben, mußten wir unS tro^ beS günfiigen
©tanbeS unferer ginanjen in ber 9lnfcbaffung fol^er ®egenftänbe
mogli(|)ji bef4)ranfen. SBir bürfen inbeß l^offen, baß bie üon bem
ganjen SSerein immer lebhafter empfunbene SRaunibebrdngniß ben*
felben balb auf eine Srweiterung feiner aSo^nung bebacl)t fein laffcn
unb bann auc^ in binreic^enber 3!Beife für unfere 3^^^^ Ö^f<>^Ö*
werben wirb. 3n bicfer «Hoffnung barf unS baS in bem bieSjd^*
rigen 95erwaltung8beri(^t beS 2)orftanbe8 gegebene 93erfpre(äben be*
jidrfen, baß er biefen berechtigten aSJunf^ unferer fflbt^eilung ni(!^t
IX
merbe an9 ben Wugen iDerliercn. Ucbrigcn« ^aben rvix bie ®enuß*
t^uung einige wert^ooUe burc^ 9lnfauf gemalte Srmerbungen
be8 legten 3a^red f)ier ju t)eriei4)nen, ndmlic^:
(Sin Delgemdlbe beS ©remer 9WaIer8 ijronj 583 ul fragen,
eines @$üIer8t)oniRembronbt: »Die^o^jeit juÄana-»,
ehemals bem Jtrameramt^aufe gehörig unb na4)bem ti i[)on
^errn ^. ©tradf angefauft, auf bejfen aSeranlaffung bur$
^errn SBil^elm üWenfen öortrefflicji rejlaurirt.
(Sin ®ebetbu4> au8 bem 15. 3a^r^unbcrt mit »ert^üollen SDIinia^
tuten, t)on einet für jli$ t)etjiDtbenen, au8 ^ollanb jiammenben
unb ^iet anfofligen S)ame gefauft.
3)et ®ef4)dft8Qu8f4)u§ glaubt fobann jtoei im toetflojfenen ^a))xt
angetegte Untetne^mungen bet 93ea4)tung bet 3)iitgliebet em<)fe^Ien
ju foDen. S)ie inteteffantejte unb et^ebenbfte ißetiobe bet ®ef(^i(!^te
unfetet ©tabt unb bet mit xf)x öetbunbenen beiben @^ft)efiet|}äbte,
bie SBefteiung fcctfelben t)on bet ^Jtemb&etrfc^aft unb bie SReugtünbung
ifttet jlaatlid^en ^Ji^ei^eit unb @elbf}|}änbigfeit, eine noc^ aWan^en
unfetet S^itfl^noffen in Icb^aftet (Srinnetung jle^enben (Spo(|>e, ^attt
nöc^ bet jufammenfajfenben Se^anblung unb ^atfleOung. %ixx
einen ©temifc^en ®ef^i(^t«t)etein t)etbinbet ft^ bamit bie Slufgabe,
bog ©ilb beS aWannea, bet h)ie fein anbetet um bie®tünbung bet
neuen ^anfa, um biejteificit ibtet®liebet unb um ben 2luffc|iU)ung
unfeteg ®emeinh)efen8 f\^ öetbient gema(^t l)at , baS SBilb 3o&ann
©mibt'8 benSla^^fommen in lebenbigen unb ddiiten^Jatben ju übetliefern
obet noenigfienS baju anjutegen unb beijutnigen. Bon ^ettn Dr. $. 21.
©c^umactiet, toeldjiet am 30. S^Jotoembet t)ot. 3* ^^n Don bet Set*
fammfung bet Slbt^eilung genefjmigten Slnttag fiellte, eine ®amm*
lung be8 auf bie ®efdSii^te bet ^anfefidbte t)on ben
iJteunionen beS S^^teSlSlO big jum aSJienet (£ongte§
bejüglic^en ^ijlotif(t>en 3WatetiaI8 ju oetanlajfen, ift beteit«
ein ^ödtiji banfenSmert^et Slnfang gemacht inxS) einen augfü^tlid^en
fc^tiftlic^en ^tx\i)t übet bie Duellen, welcbe bi8 je^t füt eine ©c^il*
betung bet Ibdtigfeit ®mibt'8 im 2^^xt 1813 allgemein jugdnglic^
ftnb, unb butd^ bie 9lbf4)tift me^tetet no^ unbefanntet, auf biefen
©egenflanb bejügli^et Documente, welche au8 bem SBad^lajfe be8
iProfeffor Dr. SBurm ju Hamburg bur^^errn Dr. <^. ©^leiben
mit banfenSmert^cr ©ereitmitligfeit mitget^eilt (inb. 6« hJtrb nun
unfere Slufgabe fein, neben bcr ßrfüUung jene« tDeiteren SintragS
biefe 3la^m\\t burc^ eine umfaffenbe ©ammlung be8 ungebrutften
aWaterialS jur (Srfenntnig jener ^txt unb ber Sf^dtigfeit ©mibfg
ju ergänzen.
6in jtoeiteS buvc^ ^errn ^eintici^ ©tratf angeregtes Unter»
nehmen foll ber Erinnerung an jtoei bebeutenbe Sremifd^e Äünfiler
ber jüngjlen Vergangenheit, 3<>^önn ^einric^ aWenfen (1766—
1839) unb beffen größeren ®o^n ©ottfrieb 2«enfen (1799—
1838) bienen. ©ine mit plfe beS ÄünftlerüereinS tt)o mögli^ im
grü^jal^re 1866 ju bett)irfenbe ?lu8jlellung ber fämmtli(|>en
®emälbe, Äupferjlic^e, {Rabirungen unb ^anbjei(|>*
nungen ber beibenSWenfen ttjürbe fomo^l bem funfilerifcfeen
©(i^affen in 33remen jur S^re gereichen, afö auc^ Don funfigefd[)i(^t*
li^em SBert^e fein, namentli^ toenn bamit ein DoKfiänbige« 93er*
jci^nig i^rer SBerfe unb eine Darfleflung i^reS ßeben8 unb SBirfena
toerbunben tt)ürbe. ^a^ beiben JRic^tungen ^in bebarf e8 aber für
eine genügenbc (Erfüllung biefeS SBunfc^eä ber Unterjlu^ung SSieler
jur ©ammlung beS mannicbfad[) jerftreuten aWaterial8, unb ju biefem
3tt)erfe möge ba8 Unternehmen fämmtli^en üWitgliebern unferer
8lbt^eilung empfol^len fein.
5)ie toon einem Slu8fd[)u§ ber ?tbt^eilung t)ern)altete T)om*
bibliot^ef ifl im 93er^ä(tni§ ju i^rem befc^ränften ^n^alt jiemlic^
fleißig benu^t Sorben, inbem feit i^rer Sröfnung im ^Jebruar 1863
bis je^t ca. 200 95üd[)er au§er ben im Sibliotl^efjimmer felbfl ein*
gefefjenen 95üc^ern unb harten auSgelieben finb. aWit bem jdfirlic^en
3uf(|)U§ üon löOI^alern fonnten bie in ben legten 9 3a^ren entjlan*
benen ßutfen naturlii^ nur erfi tbeilmeife ergönjt tt)erben. QBienool^l
bie Sere(!^tigung beS in bem Dfficialbericfet beS ©tabtbibliot^efarS
auägefproc^enen SBunf4)e8, ba§ bie £)ombibIiot^ef mit ber ©tabt*
bibliot^e! t)ereinigt tt)erben möge, nid^t ju tjerfennen ift, unb mietDo^l
eS jtt)ecftt)ibrig erfc^eint, ber Unteren Soncurrenj ju machen, feit in
golge ber SReorganifation berfelben bie Slbtj)eilung ber Sremenjten
bort mit t)orjägIi$er unb gebü^renber ©orgfalt ge|)flegt tt)irb, fo
XI
»erben io^ jur 3«tt no^ ettoaige SBorf^läge berienigen Ferren,
welche ft(f) bii^tx mit fo banfenSwert^er aWü^e ber Scouffi^tigung
unb Unterhaltung ber Dombibliot^ef unterjogen ^aben, abjutDarten
fein, jumal ba eine Erfüllung jeneS SBunf(|)e8 m(^t in ber Tla^t
ber Stbt^eilung allein liegt.
9lu8 ber gleic^jeitig mit biefem Seri^^t ubergebenen 3lbre(f>*
n u n g für baS öerfloflfene ^ahx tt)irb e8 genügen {>ier f)ert)orju^eben,
ba§ baS Vermögen ber Slbt^eilung an baaren unb belegten Selbem
am 31. aWärj b. 3. 1008 ^ 55 36 gegen 736 ^ 68 36 am 31. SWarj
1863 betrug.
Urttter 3al)re0bert4)t
btt «Ibtl^eiltttig bed fittnfilettieteitte fitr Stenttfil^e ®t^i^U^tt
unb $tltert||ttmer.
(5Dtc aSBirffamfeit berfelben t)om Juni 1864 big 3uli 1865 betreffcnb.)
(Srflattet Dom ©ef^äft^au^f^ug tn ber Serfammtung am 16. Detobet 1865.
5(uc^ am ©c^Iuffe beS britten 3ö^te8 fcif bem Sejlel^en unferer
Slbtbeilung bürfen tt)ir mit Sefriebigung auf bie I^dtigfeit berfelben
jurücfbliden. SBir muffen jmar geliehen, ba§ fid[) un8 eine gülle
twn Slrbeiten aufbrdngt ju beren SehJöItigung un8 faum bie etfor*
berlici^en Ärafte jumacbfen ; aber bie fielen innerhalb unferer ©efell*
fcibaft angeregten 2lrbeiten unb Unternebmungen , bie toentgfienS
t^eilweife ni^t bIo8 bem engeren Ärcife ber Sremifd^en ®ef(^i(^t8««
freunbe, fonbern aucib bem größeren ^Publicum t)on 9Bert{> unb
3nterejfe finb, beflärfen un8 in bem Vertrauen, bag tt)ir no(^ auf
lange ^inau§ berufen jinb, in bem geifligen ßeben unferer Saterflabt
unferen 5Pla^ auszufüllen. 2Bir bürfen boffen, ba§ mit ber SWe^rung
unferer Slufgaben aucf) ber aWutb unb bie Äraft tt)a^fcn tt)erben
ibnen ju entfprec^en.
2)er nac^folgenbe SBericbt tt)irb toerfud^en, fon)o^t bag in bem
abgelaufenen 95ertt)aUung8jabr ®cleijlete bert)oriu^eben, al8 au^
aufmerffam ju ma(!ben auf ba8jenige, n)a8 un8 namentlicb für bie
ndcbfie ßwfwnft ju t^un obliegt.
68 fanben jebn Serfammlungen im Saufe be8 legten
3abre8 jlatt. Sin Iljeil berfelben tüurbe burc!^ folgenbe oon SWit*
gliebern unferer Slbt^eilung gehaltene Vortrage ausgefüllt:
Ueber berfc^oüene 93remifc^e Äiriiben (Dr. ^.91. Scbumacber),
®t\^iä)k ber »remifcben ©tabtbibliot^ef (»ibliotfiefar 3. ®.
Äo^l),
xni
®ef(^i(^tc ber üix^t unb ®emcinbe SBurg bei ©remen (au8 bem
yia^la^ be8 öerflotbenen $aflor 3. 3». Äo^lmann, t)or*
getragen öon beffen ©o^ne stud. phil. !|Jb. Äofilmann),
Ueber bie ef^emalige 3^^öbifir(!^e (Sauconbucteur ®. ßof(!ben),
Uebet ba« alte Sremer ®4)ü0enfäbnlein unb feine gefle (Dr. ^.
8l, ©^umac|)er). *)
jSüx bie übrigen 93erfammlungen lagen t)erfc^iebene SereinSangele«
gen^eiten t)or, t)on benen einige no(^ befonbere^cruorbebung t^erbienen.
2)a8 ^efl bed fünfunbiU^anjigjdbrigen S3eflebend be8 'SercinS
für ^amburgifdbe ®ef(i^i<6te, meldfie« bort jugleic^ al8 ein
SubiWum feine« Stifter« unb SBorfieber« »äjjrenb fo langer S^it,
be8 ^errn ?lr4)it)ar Dr. 3. 3W. Sappenberg, begangen tt)urbe,
fonnten audb ^i^ ni(|)t tooruberge^en laffen, o^ne unfere S^eilnof^me
gu bejeugen, jumal ba »ir bem bort gefeierten Tlamt unb feinen
Slrbeiten fo bebeutenbe Slnregung unb görberung für bie (Srforfc^ung
ber ®ef<|>i4>te unferer Saterjiabt t)erbanfen. **) Unfere ®efellfc|iaft
iDÜnf^te t)or SlQem burd^ eine au8 i^rer SWitte l^erioorgegangene
n)i{fenf4^aftli(^e Slrbeit \\)xt 2:^eilna^me }u bejeugen, unb e8 würbe
ba|>cr im3uli 1864 ein $rei8au8f(|)reiben für eine biPorifcfie 3lrbeit
über einen ®egenjlanb ber norbbeutfc^en ©ef^icftte erlajfen (5ln^ang I.).
^err Dr. ^. 91. ®^u mattier fej^te un8burd^ bie üon ibmeingelie*
ferte Arbeit i. Die ©tebinger. (Sin Seitrag jur ®efdS)i^te ber ©efermar»
f4)en" in ben ®tanb, jenem SBunfc^e entfpre^ien ju fönnen. ©eine
*) 93on ben im jtoeitcn Sö^re^tcri^t ernannten Vortragen bringt ber jweite
Sanb M 93remif4en 3a^r0u4;ed Umarbeitungen ber Sorlefungen über bad ehemalige
^eiligenfpital unb bie ©ebäube ber 2)eutf4^errencommenbe inlBremen t)on 6. Sof((en
unb über bie Sl^eilna^me ber Bremer unb Sübe(fer an ber Stiftung be^ beutfd^en
Drbend bon Dr. ^^mcT; bie brei S3orIefungen Don Dr. $. ^. Q^\xmaä)a über
bad $o0erU)efen unb bie ®runblagen ber bäuerlid^^en IBer^äitniffe in IBremend Ums
gebung tod^renb bed 12. 3a^r(unbertd jlnb^errn Dr. (Smil be Sor^graDe, bem
»erfajfer einer bon ber 53rü|feler 3(fabemic ber 2öi|fenfcbaften gefrönten tßrei^f^irift
über bie ®t\^id)tt ber betgif^en C^olonifation in beutf^en Sanben , auf M festeren
9Bunf(^ nadi^ ^efc^Iug ber ^bt^eilung gugefanbt tt>orben unb in bem {e^t gebrutften
SBerfe bejfelben mebrfa(|i rü(mU(tifl ermähnt.
**) »ergl. $ugo «We^er, Sodann «Wartin ßa|)|)enberg, im ©r. @onntag«blatt
XII. ©. 353 ff.
XIV
8lrbeit toel^c bie üofle Slnerf ennung ber$rei8ri(!^ter erlangt ^otte, iDurbe
in ber SBerfammlung t)om 24. Detobet 1864 mit bem erften greife
gefrönt. S^itpifci^en toar ^err Dr. Qapptnitx^ ouf Slntrag bcr
Slbt^eilung burd^ 93efd^Iu§ ber ©eneralüerfammlung beS j^ünjller«
t)erein8 Dom 15. Dctober 1864 jum S^renmitgliebe beS Mnfller*
t)erein8 ernannt toorben. ©ine au8 ben J^erren Dr. ^. 21. aw ü 11 e t ,
Senator Dr. ^. ©mibt unb Dr. ^. 81. ©c^iumad^er befte^enbe
2)e))Utatton begab [x^ naä) Hamburg unb äberbra(|ite bort an bem
läge ber \Smx, bem 27. Dctober 1864, bem Hamburger Serein
unb feinem Sorjie^er mit unferen ®lücftoünf(i^en baS SWanufcript
ber $rei8f(|>rift, fonoie bem legieren ba8 fünjllerifcib au8gefubrte
Diplom feiner ßrnennung jum 6^renmitgliebe. 3)ie freunblid^e
8(ufna^me, toeld^e unferen 8lbgeorbneten bort ju I^eil ttjurbe, bat
ben 2Bunf(|i nac^ einem bauernben für beibe Z^tik f5rberli(Jben 3«*
fammenmirfen unferer Vereine bejlärft, unb bie b^rjlid[)e 2lrt, mit
toelc^er ^err Dr. ßappenberg bie ertodl^nte (Srnennung annobm,
burfte un8 ju befonber8 leblpafter ijreube gereid^en. *)
*) S)erfelbe ^pxa^ fld^ barüber in einem an unfere 5Cbt^eiIung gerid^teten
©^reiben, toie folgt, ou^:
^amBurg, ben 11. 3anuar 1865.
^te Ferren ^e))utitten M bo%ee(rten IBerein^, tüt\ä)t in bejfen 9(uftragc
t>üxä) bie Ueberreid^ung 3(re^ 2)t))Iomed mid^ \)o6} ehrten unb innigfl erfreuten, (a6en
meinen tiefgefühlten ^anf 3^nen au^gufj^red^en übernommen, yi) mürbe Jeboci^ meiner
eigenen (^eftnnung ni^t genügen, menn \ä> ni^t felbfl 3^nen, l^o^geei^rte Ferren,
erflärte, tote fe^i i^ mi^ bur4 bie angetragene ^^enoffenfci^aft 3^nen t)er))fli4itet fü^le.
®ef!atten @ie mir 3^nen ju befennen, bag, U)enn ^iflorif^l^e 6tubien mä) Der*
f(^iebenflen (Rid^tungen (in meinem Seben einen großen (Reis »erleiden burften, bo^
bie ©ef^ic^te ber brei @(S(>n>e{!erf!äbte auf mi(!( fietd eine eigent(ümlid(>e tUngie^ung,
i^ barf fagen, einen S^wber geübt (at. S)ur4> ben gcliebte[!en 25ater, ben e^rtoür«
bigen ©rogbater ber €tabt 93remen entfproffen, \>ntä) treffli^e greunbe t(r immer
na^e, loeilte i^ in meiner i^ebanfenu)e(t gar (duftg unb gerne in jener 6tabt, toel^e
mit meiner eigenttid(f)en ^eimat^ biefelbe uralte glorrei^e Jlir^em unb eine ä^nlt^e
3$erfa{fttngd*®ef(i^i4»te t^eilt, fo fe^r, bag bie M SBeferfreiftaated mit ber be« @Ibe«
freiflaated glei^mdgig fortfc^reitet unb bie gelegentli^en Scrf^ieben^eiten ber einen
nur ba^u beflimmt f^einen, le^rrei^e ^c^Iagli^ter auf bie ber anberen gu werfen.
^ 2)ag i$ ben IBerfid^erungen trauen barf, bag meine fett langen Sauren ange«
flrebten Wohlgemeinten ^emül^ungen um Cremend ®t\^\^U neben ben (Srfolgen ber
XV
S)em SBunf^^e bc8 IBerfajfer« bcr i^Stebinger* , feine Arbeit
wx bem 3)rud no$ einer Umarbeitung unb SluSfüfirung einjelner
Steile berfelben unterjie^en ju bürfen, fonnte unfererfeitä nur mit
2)anf »iUfa^rt »erben. *) 3)a toir }u onflemeffenen SBebingungcn einen
S3erleger für biefelbe fanben, brauchten tt)ir an bem anfangs beab»
fi(^ttgten geringen Umfange be8 SBerfeS nidbt feftiu^alten. S)a{felbe
ifl im 3uli biefeg Sa^reS im S)rud erf4>ienen, unb e8 pnb bann
fofort aüen bur$ ®^riftenau8tauf4i mit un8 ijerbunbenen Vereinen
@;em))Iare beffelben jugefteUt iDorben.
@inen anberen 9{nla§ ju befonberer ^^eier bot un8 bie taufenbfle
9SieberIe^r be8 SobeStaged SlnSgar'd., bed M^pojtetö be8 92orben8",
am 3. gebruar 1865. gfir eine »ürbige ®ebäcbtni§feier biefeS Sage»
innerhalb be8 ftünflleroereinS mar burcb eine gemeinf^aftli(ib mit
unferer SJbt^eilung niebergefe^te Sommiffton prforge getroffen morben.
©ie beiben in tjolge beffen oon aWitgliebern unferer SHbtbeilung ge«»
^attemn Vorträge, — über 3ln8gar'8 geben unb SBirfen üon Dom*
t)icar Srnfl SSuIle, **) ttjelc^er füriliij^ ju einer auswärtigen ffiir!*
famfeit t)on ^ier abgerufen, hoffentlich) un8 nic^t auf lange 3«t
entfrembet i|t, am 3. ^^ebruar; fomie über bie Orabfldtten Sremi-
f^er erjbif4)öfe oon Dr. ^. 81. ©cbumaiiber bei ber Dlac^feier
am 8. gebruar, — üerbienen ^ier befonbere Srtoä^nung, nii^t
toeniger aucb bie in unferen 33efi^ übergegangenen, jur Srlduterung
be8 legieren aSortragS benu^ten großen 3^i4)nungen (ben ®runbri§
beS je^igen DomeS unb feiner Är9J)ten, fottJte bie Sage be8 früheren
j(tr(!bengebäube8, unb ben Slufri§ ber 93ierung, be8 6^ore8 unb ber
nd^erfle^enben unb einflugrei^en SDitanncr eingeb)trft \iahtn f ollen, mug mi^ mit
9ered)tei ^^reube erfüQen ; {te t^ut cd immer me^r, Je rafc^er bie mtffenf^aftlic^e unb
fünfllertf^e Sebeutung biefet 8tabt {t(|i entfaltet; unb iä) barf ba^er mit frohem
®ett)ugtfein bad mir bon älteren unb jüngeren geifledDermanbten 97{ännern bargebotene
Uterarif^eig^rcnBürgerre^t aSremen« annehmen. 2)icfer Ärang »irb mir für aUe 3a^re,
meldSie mir no^ befd^ieben fein bürften, eine bcr liebflen (Erinnerungen meinet gebend bringen.
Genehmige ber b^^bcrc^rte S^erctn bie S^erfit^erung meiner ^od^o^tung unb
banf baren ä^ereirung. (gej.) 3. Ti, ßa^)penberg, Dr.
*) ein 5(6f(i^nitt au« bem urfl^rüngli^en SWanuf(rit)t i|i mitget^eilt im ©remer
©onntagdblatt, XIH. 6. 41 ff., ©. 57 ff.
**; 2lbgcbru(ft im »remer ©onntag«blatt, XIII. @. 49 ff.
XVI
Dflfr^pta borjicKenb, benen fx^ eine täuf(!^enb d^nti^e Äbbilbung
beS alten bif(^5fli(|)en ®rabfiein8 in notfirli^ier ®r5§e anf(^Io5) brei
Slrbeiten, toel^e t)on bem leiber in biefen logen frü^ toerfiorbenen
5lr4)itefturmaler ^ermann 9l8mann angefertigt »aren. Siu(|)
bei biefer Oelegen^eit fc^ien inbe§ wx SlBem bie Slufgabe unferet
9lbt^eilung ju fein, bem Slnbenfen be8 großen (Erjbif(^of8 t)on
Hamburg* Sternen burd^ aSeranlapng einer grünblici^en tt)ijfenf^aft^
lxi)tn Bearbeitung feine8 SBirfenS Qtxt^t ju »erben. Riebet ^at
ftc^ bie furi jutjor mit bem l^amburger ®ef4)i4it8t)erein angefnü^[)fte
engere aSerbinbung befonber« förberlic^ ern^iefen. Derfelbe ging auf
unferen SSorf^lag einer burdf) bie ^ijlorifi^en SSereine berjenigen
norbbeutf^en ©ebiete, auf totl^t fx6) SlnSgars I^dtigfeit t)orgug8^
noeife erfirecft batte, gemeinfc^aftli^) ju t)eranftaltenben ^PreiSaufgabe
über bie ®ef(^ic|)te ber ÜWiffion in ben norbifc^en ßdnbern mit be*
fonberer Sejie^ung auf Slnägar bereitwillig ein , unb unfer Slntrag
fanb bann au^) bei ben übrigen t)Qn un3 beS^afb angegangenen
norbbeutf4)en Vereinen Billigung, wenn au^ jwei berfelben burcb
befonbere aSer^ltnijfe be^inbert waren, fic^ an bem $rei8au8f(^rei*'
ben jU bet^eiligen. ße^tere« Würbe unter bem 3. gebruar 1865
publicirt (Sln^ang IL). 3" bem ausgefegten greife t)on Dier^unbert
I^alern Sourant tragen bie auSf^reibenben Vereine, wie folgt, bei:
Der Serein für ^amburgif^e ®ef^i*te 100 ^Srt.
3)er {)ifiorif(|)e herein für Mieberfai^fen ju ^annot>er 50 ,, „
Die ®$Ie8Wig*«^olflein*ßauenburgif$e ®efellfc^aft für
toaterldnbif^e ®ef(i^id^te ju Äiel 50 ^z „
Der aSerein für ®efc!^i(^te unb 3lltert^ümer ber ^er*
jogtbümer Sremen unb Serben unb beäSanbeS
fabeln ju Stabe 50 „ „
Die Slbt^eilung be8 Äünfileri)erein8 für Sremif^e ®e*
^^iS)k unb 9lltert|)ümer 150 ,, „
Sufammen . . . 4O04(itt
SBir wollen ^ofen, ba§ bie Slufgabe bi8 ju ber geseilten grifi
eine be8 ®egenjlanbe8 würbige ßöfung finbe unb bie bei biefer
®elegen^eit angefnüpfte aSerbinbung norbbeutf^er ®ef4ii^t8üereine
xvn
I ■ »I I
eine gru^t bringe, toel^e jte gu fernerem 3ufammentt)irfen jur
görberung ber ®ef(|)i$t8forf4iung auf i^rem Oebiete ermut^i^
gen fann.
Snbem toit ju ben eigenen literarifci^en Unternehmungen
«nferer ©efeUfd^aft übergeben, bürfen toir bie erfreuliche Z})ai\a^t
]^ert)orf)eben, ba§ bie jtoeite ßieferung ber erpen ?lbt]{)eilung ber S)enf •
male für ®t\6)\^tt unb Äunft ber freien ^anfeflabt
Bremen bereite im Dctober vorigen Sa^reS t)oBenbet iji ; e8 »urbe
bei biefer ©elegenfieit eine berartige Umarbeitung ber erpen Sieferung
vorgenommen, ba§ bie erfie Slbt^eilung, bie auf bem $rac(^teinbanbe
ben 2^itel i,1)a^ Siat^b^ud ju SBremen« tragt, aU ein untrennbare^
(SanjeS erfc^eint. Sug'^i^ tt)urbe bamal« ber Sefc^lug gefa§t, aud^
biefeS aaSerf, tt)ieh?obl baffelbe ttjeber ©igent^um unferer (SefeUfc^aft
iji, no4) biefelbe Slnfpruci^ auf eine 2lnja^l üon g^eiejemplaren ^at,
fämmtli(!^en bid ba^in mit un8 in @(!^riftenaudtauf4) fte^enben
Vereinen mitjut{>eilen. 3)urc^ ein befonberä reidb auSgejlatteteS
Sjemplar biefe« 2öerf8, njel^e« unfere 2lbt{ieilung afö S^rengabe
für ba8 jtocite beutfcbe SunbeSf^ie^en bcflimmte, na|)m fie ®ele*
gen^eit, i^re S{)eilna^me an biefem in unferer ©tabt gefeierten
nationalen ^Jejle }u bejeugen. Die SJoUenbung beS jtoeiten ©anbe8
be8 ®remif$en 3ö^i^t)U(^8 ^at freili^ eine unerfreuliche 95er*
jogerung erlitten; injmif^en iji ba8 9Wateriol für benfelben fo, fe^r
angetpac^fen, baj ein ßrf(!beinen bejfelben in jtoei Hälften ji(^ em*
ppe^It, beren erjie in ben näc^jien Sagen mirb ausgegeben merben
fönnen, tt)ci]^renb bie gnoeite t)orQu8jtc^tliv^ in einigen SDJonaten na(|*
folgen tt)irb. (Sin bö*ji banfen8tt)ert^er 93eri*t bc8 ^errn Dr, ^.
a. ©*umad{)er über bie inSremen unb bejfen Umgegenb t)orfom*
menben ^anb^ ^au8* unb ^ofmarfen, bejfen 9?eröffentlic^ung bur^
ba8 S^^^^w^ bef^lojfen tourbe, fiat für ben britten Sanb biefer
3eitf4)rift jurflcfgelegt töerben müjTen, na^bcm er im Juli unb
Sluguji vorigen 3a{)re8 im iBibliotfiefäimmer be8 Äünjtlerüerein8 jur
einfielt ber 2«itglieber au8gelegt tvar. 68 mag ba^er ber SBunfc^
au8gefpro(^en »erben, ba§ biejenigen unferer ÜRitglieber, tü^\ö)t
neue aWitt^eilungen über biefe gegenwärtig in ber beutf4)en 9le^t8*
gef4)i4)te einen Oegenjianb eifriger Unter[u(^ung bilbenbe Snjiitution
S3cemifci)e« 3a^cbu(^ n. B
xvm
ju mö^en im ©tanbe jtnb, biefelben auc^ fernerj^in on bie Slebocttoti
be8 3<^^rbu(^8 gelangen lajfen ttJoHen.
aSon ben in bem t)origen 3ö^te8beri4)t ben aWitgliebern em^
pfol^Ienen Unternel^mungen ifl bie auf bie Sammlung beS für bie
aSirffamfeit 3o^ann ©mibt'8 n)ertbt)oflen ^ifiorifci^en aWatcriaia
bejüglic^e itoax \>\xx6) bie am 1. 9?ot)ember 1864 erfolgte lieber*
fe^ung eineg ®mibt*9lu8f(^uffe8, tt)elc|iem bie Ferren ©enatot
Dr. ^. ©mibt, {Richtet Dr. IWolteniu«, Dr. Cf^md unb Dr.
^. 91. ©^umad^er angef)ören, als eine befonberä mic^tige Slufgabe
unb 6^ren<)fli^t unferer ©cfellf^aft anetfannt toorben. 3>o^ liegt
bi8 ie^t no4) fein S5eri(!i)t über bie S^tigfeit biefeS «uSf^uffeg tyox.
Die a3ef(|)affung eine? geeigneten gocal8 für 9lufbe»a^*
ung oon StltertH"^^^" ' Äunflwerfen unb anberen
l;ifiorifc^ intereff anten ©egenjiänben ifi leiber au(S{> je^t
no^ ni(i{)t gelungen unb baburd^ bie (SrfüDung einer mefentlicf^en
9lufgabe unferer 9lbt^eilung no(!^ immer im l^o^en ®rabe erfd^mert.
S)ie für biefe befie^enbe ßommiffion n^irb bal)er bie 5lbflellung beS
ertt)äbnten aJkngelS einen ^auptgegenfianb i^rer ferneren ©orge
fein laffen muffen.
S)ie Senu^ung ber $)ombibliotl^ef })at au8 ben fci^on im
vorigen 'iaf)x^ibm^t ^erioorge^obenen Urfac^en fe^r er^ebli^ abge*
nommen, unb bie 9lbt^eilung l^at e8 ba^er ni^t me^r für angemeffen
erachten fonnen, für bie Fortführung biefer a3ibliot^ef ]al)xl\ä) eine
im 9Ser^dltni§ ju unferen OWitteln ni(^t unerfjeblii^e Summe auf«»
jumenben unb bie Äräfte i^rer 3Witglieber für beren 3"ftönb^altung
anäufpannen. ©ie l^at ba^er im 3wni b. 3- ben aSorjianb be8
Äünjllert)erein8 erfu(|t, ben bejle^enben 93ertrag mit ber Domge^
meinbe ju fünbigen, in ber |)offnung, auf biefe SBeife bie fo
n)ünfcben8n)ertl)e Bereinigung biefer S3ibliotbef mit ber ©tabtbibliot^el
ju bef(^leunigen. Unferem Slntrage ^at ber Sorftanb be8 ÄünjHer*»
verein? am 30. ©eptbr. b. 3- i^olge gegeben, fo ba§ in ®emd§^eit
\>or\ § 7 be8 betreffenben SSertrogS mit bem 31. aWdrj nä(!^flen ^a^xti^
bie ©erttoaltung ber S)ombibliot^et üon ©eiten unferer Slbt^eilung
ibr Snbe erreicht.
©leic^jeüig l^aben Xoix eine anbere 53erj)f(icbtung übernommen.
XIX
Die 9lu9fü^rung beS t)ielfa(|i gehegten Sunf^ed auf@T^a(tung M
in feiner Sjijlenj bebro^ten 99remer ®onntag8bIatt§ unb
Sr^ebung bejfelben jum Organ beS ÄünfHerüerein« , ttjelcfeer nur
imä) Oetod^rung eineS regelmäßigen 3uf<|wiT^8 ju ben JRebacHonS«'
fojien be8 ©latteä ju erfüKen mor, burdb Uebernabme eine« %f)txU
biefe« 3uf4iujfe8 auf unfere Slbt^eilung ju erleicbtern , erfcbien un8
als eine S^renj)fli^t, jumal ba e8 aucf> für biefe Don nid^t geringem
Sföert^e ijl, ba§ unferer ®tabt eine 3^itf<^rift erhalten tt)irb, toelcjie
au?fdbHef(ic|i geijHgen 3^t^^^^ffi^w ti^nt ^^^ P^ 0I8 Organ für bie*
felben barbietet.
t>it am 31. aWärj b. 3- gef^Iojfene JRecbnung unferer
abtbeilung bat für bie aWitglieber bereits feit ber am 28. 3uni b. 3.
gehaltenen Oeneraberfammlung be8 Äünjilert)erein8 jur ßinficbt
au8gelegen. S)arna^ betrugen im vorigen Ke^inungSjabre
bie Sinna^men
an Sinfen 29 ^j 3036
an Beiträgen üon 437 aWitgliebem ... 437 «r — n
jufammen . . . 466 ^ 30 %,
bie 5lu8gaben
für bie t)ombibIiot^ef 50^-36
für (Srtoerbungen (incl $rei8f(^rift) . . 287 ,/ 43 „
für aflgemeine 9lu8gaben 394 „ 54 h
jufammen . . . 642 ^^ 25 36,
n)orau8 ftc^ ein SermögenSbejianb an baaren unb belegten
(Selbem t)on 832 4 60 36:gegen 1008^55 36 am 31.aWäri 1864
ergab.
aSir bürfen ben bieSjä^rigen Seri^t ni^t fdS)lie§en , o^nc
jtt)eier abgerufener S^^unbe unb iJörberer unjerer Seflrebungen ju
gebenfen. 5lm 16. S)ecember 1864 jlarb ^ajlor 3. aw. Äo^lmann
ju ^orn, feit langen 3o^i^^« al8 grünblidgier Äenner ber ©remifc^en
®efc|)icbte, al8 eifriger ©ammler ber Duellen für biefelbe, unb al8
Sc^riftjieÜer, namentli(^ auf fir(^engef(!bi(äbtHc{)em ®ebiete befannt.
©eine bebeutenbe Sibliotbef fo noie fein übriger literarif^er $Wa(^ia§
bietet eine rei(^e gunbgrube für unfere ferneren Slrbeiten. S)ie ®üte
XX
be8 Sud[)^dnblet8 ^errn ^. ®(!^affert mlü)n aI8 eigentpitter be8
Serlag8re(^t8 ber ÄoI;Imann'f(^en r/Seiträflc jur a3remif^en Jtir(|ei}'
gefdiii^te« unferer Slbt^eilung fürjlic^ eine gröiere Slnjal^l t)on
ßjemplaten biefeä 9Berf8 fc^enfte, l^at un8 in ben ©tanb ßefe^t
a\xS) im^ bie iDJitt^eilung beffelbcn an bie befreunbeten SSereine
baä 8lnbenfen beä ißerliortenen ju e^rcn. Den am 17. Januar
1865 erfolgten 2ob be8 SRi^ter Dr. gBil^elm gocf^ M unfet
ganjeS ®em einliefen betrauert; feine St^eilna^me an unferen ^t^
firebungen l^atte er nocib \>ox Äurjem burc^ bie ©ereitipilligfeit
befunbet, mit lt)elct)er er unferem Srfu^en um Ueberna^me be«
!Prei8ri^teramt8 für bie erfie- t^on ber Slbtj)eilung au8gef%iebene
^reiSaufgabe entfprac^.
^nl)att0 1. }\m brüten 3Ä!)re0bericl)t.*)
äBijfenf^aftliil^e ^teiaaufgafie.
5)ie 3lbtl)eilung beS Äünjltert)erein8 für 93remif(j&e ®efcfei*te
unb Slltert^ümer, tt)eld[)e für eine beftimmte fejllit^e (Gelegenheit über
eine toiffenf^aftlic^e 2lrbeit t)erfügen ju fönnen n)ünf*t, ^at bc*
fd[)lojfen, ju biefem 3^^* ^ine $rei8arbeit au8juf4)reiben unb t)on
ben eingel^enben Slrbeiten bie tüdi)tigjle aI8 gejifdjrift brucfen ju lajfen.
5)ie S^eilna^me an ber 33ett)erbung ijl nici^t auf bie aWitglie^
ber ber Slbt()eilung bef^ränft, fonbern fdmmtli^en 93remifc^en @e^
lehrten freigefiellt. ©erlangt mirb eine fürjere, ^ö$jten8 5—6 5)rucf^
bogen im ijormat be8 Sremifc^en 3ö^tbudS)8 umfajfenbe, in ftc^ ab*
gef^Ioffene n)iffenf(ibaftli(|e Unterfut^ung ober Darpeüung , tt)el$c
auc!& ber ^orm unb ©prad^^e na^ biüigen Slnforberungen entfpric^t.
Die SBa^I eine8 5:^ema8 fofl, abgefe^en t)on ber 23ef^ränfung auf
*) ©ie<>e oBen 8. XIII.
XXI
bte norbbeutfc|)c ©ef^idjite, jebem SBetoerber freigcflent bleiben, je*
bo$ foUen, um UenÄreiS emünfd[)ter Slrbeiten naber ju bejei(|)nen fot
genbe ®egenflänbc Dorjugänoeife empfo|)Ien fein:
1) Die Segenben öom ^eiligen 9ln8gar.
2) 5)ie Sremif(|e Äir4)enorbnung t)on 1533.
3) Die 3luflöfung bet alten ^anfa unb ba8 entfielen be8 ©un»»
beS ber brei ^anfefidbte.
4) Johann ©mibf8 S^ätigfeit im Hauptquartier ber aSerbün*
beten 1813 unb 1814.
5) 3o^ann ©mibfä ST^dtigfeit auf bem SBiener 6ongre§ 1815.
6) Die atat^afeUer in ben norbbeutf^en Stdbten mit befonbe*
ter [Rü(f(t^t auf Sremen.
7) Die beutf^e (SefeUfcbaft in Sremen.
Der aSerfajfer einer Slrbeit, tt)el^e ein unter ben obigen nic^t
genanntes I^ema bel^anbelt, n^ürbe fi$ itoax eine Äritif ber SBa^I
feine? Oegenjlanbeä gefallen lajfen müjfen, jeboc^ im Uebrigen glei*
4)en Slnfprucib auf Serü(Ijtd[)tigung bei ber ißreigert^eilung l^aben.
Die Slrbeiten jinb, mit einem ÜWotto t)erfe^en unb begleitet t)on
einem mit bemfelben SWotto bejeic^neten, ben SWamen be« SBerfafferä
entbaltenben öerftegetten 6out)ert, bi8 jum 15. September biefeS
3abre8 an ben 2iorfi^er ber Slbt^eilung, ^errn ^einrid^) aWüller,
SRembertifir(j^^of 9?r. 22 einjuliefern. Die Ferren Senator Do*
nanbt, 5Ri(f)ter 5 o cf e , ißaflor Äo^lmann ju ^orn, {Rieb ter SWol*
teniu8, Dr. g. qjle^er ^aben ba8 9lmt ber !Prei8ri4ter über:«
nommen, beren 2lu8fprucb im ßaufe be8 Dctobermonat8 befannt ge*
maiibt ttjerben tDirb.
Sür bie befie ?lrbeit iji ein $rei8 t)on 60 S^alern ®olb, für
bic jiDeitbejle ein ^rei8 toon 40 J^alern ®olb au8gefe^t. SRur
tüdj^tige Slrbeiten ^aben 2lnfpru(^ auf Erlangung eineS !Preife8.
Uebrigen8 fönnen aui^, falls feine ber eingelieferten arbeiten be8
erfien $reife8 wert^ erachtet werben follte, fowoljl jwei jnoeite greife
al8 oucb ^in jtoeiter iJJrei8 allein juerfannt merben.
Die Slrbeiten, bie einen ^rei8 er^lten^^aben, ;n)erben|^ Sigen*
t^um ber Slbtbeilung, noel^e in einer i^r geeignet erf^einenben
SBeife für bie SBeröffentlic^ung berfelben Sorge tragen toirb. Die
xxn
übrigen ?lrbeifen fönnen bi8 ^nbe be8 ÜWonatä 9?ot)ember t)on ben
93erfaffevn jurürfgeforbert n^erben.
33remen, im 3uli 1864.
jQer (Sefd)dft6att6fd)u^ ber ^btl^ettung bes ^unfUeraeretns für ^remifdje
Clefd)td)te unb ^Uertl^ümrr.
;2lttl)attg II. fum britttn jlalirtebmdjt.*)
SSijfenfd^aftlid^e ^reidaufgabe.
55er heutige Sag, ber taufenbjö^rige lobeStag beS SlnSga*
riu8, SrjbifcibofS t)on Hamburg unb 93remen, Slpopefö beä 9?or*
benS, ^at Slnla§ gegeben, für bie befie ®cfc|)i(j^te ber SWiffion
in ben norbifcben ßänbern einen ißreiö augjufe^en.
©erlangt mirb eine fritifd^e Bearbeitung unb J)arjleflung ber
t)on 5ttn8gar'ä ßeben unb aWiffionSt^dtigfeit auSge^enben ®e\6)x^U
beS S^rijient^umS in benjenigen ßdnbern, ml^t ehemals jur ^am*
burg*93remer ©rjbiöcefe gejault tourben, alfo in ben ßdnbern am
©übgeflabe ber Dflfee, in Jlorbalbingien, ferner in ber f^IeStoig*
jütif^en ^albinfel unb auf ben bdnifciben 3nfeln, fobann in ®(^tt)e»
ben unb Slonpegen, auf ben Drfaben, in 38lanb unb ®rönlanb.
S)ie Slrbeit b^t mit ben erften in biefen Sereicben pdfi jeigenben
©puren (i^rif}lid[)er SWiffion ju beginnen unb fxi) auSjube^nen in ben
Oebieten ber fpdteren beutfdSien Djtfeeftaaten big jur Sefefligung
(^rifHic^er ßultur jur ^nt ^einric^S beS ßömen, in ben norbif^en
Staaten bi8 jur Sirennung ber einjelnen Sprengel t)om Hamburg*
Sremer (Srjjiift.
*) @ie^e o&cn @. XVI. S)ie ?Ju6lication erfolgte gleiii^jcitiö Don jebcm ber tf^eiU
iteiraenben ©creiue in ben Bettungen bc^ Betrcffenben Orte« (für 93remeh in ber
2Befec«3^itung unb bem Bremer 6onntag^Matt, au§erbem bur(^ unfere tUbt^cilung
in bem ^Ingeiger für i?unbe ber ^ox^cit, S^^rg. 1865, 9lr. 2, in bem ßeipjiger lite^
rarif(3^en ©entralblatt 91r. 10, fotoie in einer ©cilagc ber ©ottinger @elc^rten»5(n^
Mgen. gür weitere SSerbrcitung M ^rei^QU^fc^reiben« bur^ anbere »x)iffenf(^aft*
licfec Seitfci^riften wirb ber ®ef(^aft«au«f*uf ben betrcffcnben IHebactionen au befom
berem ^anfe k>er)>fli^tet fein.
xxm
Die Bearbeitung, ml^t auf felbjlänbiger Dueflenforj(!j>un8 be*
ru()en mu§, braud^t bie legenbarifcfien Slemente in ben Ueberliefe*
rungen, tt)ie fte in @age, jtir^enlieb unb 93ilb f\ä) ausprägen, nic|)t
t)orjug8tt)eife gu berüdftcibtigen , ^at inbe§ im gaüe beS Singe^en8
auf bicfelben ibnen eine abgefonberte ©e^anblung ju twibmen.
Goncurrenjfc^riften finb bis jum 3. gebruar 1867 an baS
©^riftfü^reramt enttpeber beS 9Jerein8 für ^amburgif4)e (Sef^i^te
ju Hamburg ober ber Slbt^eilung beS Äünjileruercin« für JBremif^e
®ef(|)i4)tc unb ?lltert^ünier ju SJremen portofrei einjufenben. S^ie
muffen in beutf4)er ©ipracbe abgefaßt, mit einem aWotto perfe{)en
unb t)on einem 93 riefe» begleitet fein, toel^er baS gleite aWotto auf
feinem 6out)erte tragt unb Flamen nebfl SBol^nort be8 5Berfa{fer8
entl^ält.
3)er 5ßrci8 für bie bepe Slrbeit betragt t)ierf)unbert I^a«*
ler ßourant; er fann, falls feine ber eingebenben ?lrbeiten t)on
ben $reiSri(!btern als genägenb erfannt tvfirbe, gurädge^alten, and)
wenn unter mel^reren eingelieferten Scibriftcn feine DorjugStweife be*
friebigen foUte, unter mebrere öert^eilt njerben. I)ie ißreiStjertJiei-
lung gef^ie^t bis jum 15. 3Wai 1867 unb tt)irb i^r iRefuItat in
benfelben Sldttern befannt gemalt, bie biefe Slnfünbigung bringen.
2)ie auSf^reibenben Vereine tt)erben bem IBerfaffer ber gefrön»
ten ©(brift i^re ^ilfe jur Ermittelung eineS iBer!egerS unb jur ^Jejt*
jieflung beS bud^ibänblerifc^en ^onorarS gewahren, erforberlii^en
gafleS felbp für bie 23eröffentli(^ung beS SBerfcS ©orge tragen.
6S einigen \\^ über brei auS ibren n)irflicf)en, correfponbiren*
ben ober ©bi^cnmitgliebern ju tt)dblenbe !Prei8ricf)ter bie nac^ifte^en*
ben, biefeS iJJreiSauSf^ireiben üeranlaffenben norbbeutfc^en Oefd^id^tS*
t)ereine
bie ?lbt^eilung beS ÄünflleröereinS für Sremif^e
Oefcbi^te unb 9lltertbümer ju IBtemen,
beraSerein für ^amburgif^e ®ef(i^idl)te gu Hamburg,
ber bi fforifcbe aSerein für 9?ieberfa^fen gu^annotiet,
bieScbleStoig'^oljtein^ßauenburgif^eOefellf^aft
für t)aterlänbif(|>e ®ef*i(^te ju Stitl
ber aSerein für ®ef^i^te unbSlltert^ümer ber^er^
XXIV
iOf^t^Himtt 93temen unb Serben unb beS SanbeS ^a«
beln in ®tabe.
Sternen, am 3. gebruar 1865.
Sefonnt gema(|)t bur^) ben
Qlefd)äftddu$fd)u^ ber ^btt^eilung bes ^ünfUeruerrind für $remtfd)e
%efd)td)te unb ^(tertl)ümrr.
<3lnl)an0 III. ;um britten 3^al)r(0bmd)t
fßetiei^ni^ bet fßeteine unb ©efeUfd^aftett^
mit tt)eldben bie ?fbt^eilun8 beS ÄünfHertjerein« für Sremif^e ®efc|)icbte
unb Slltertpmer in aSerbinbung unb ©^riftcnauStaufc^ fie^t*).
1 . ^i|lorif(i^er aSerein für ©^rtjaben unb SWeuburg ju 81 u g § b u r ß.
2. ®efeüf4)aft für tjaterldnbifc^e 2lltertf)ümcr ju öafel.*
3. 55erein für ®ef^i(^te ber aWarf Sranbenburg ju Scrlin.*
4. aSerein t)on SlltertbumSfreunben im SR^einlQnbe ju aSonn.
5. ^ijlorif4)er aSerein für baS ®ro§berjogt^um Reffen jul)arn^
jiQbt.
6. 5lUertbum8t)erein ju i^reiberg im Äonigreicb Saufen.
7. aSerein für ®ef^i(^te unb ?lltertf;um«funbe in ^i^önffurt
a. OW.
8. iJerein für ^omburgifdiie ®ef(|)id^te in Hamburg.
9. ^ijlorifd^er 93erein für 9Jieberfac|ifen in ^annoioer.
10. aSerein für fiefpf^e ®cfdS)i(^te ju Äaffel*
11. ^iflorifci^er aSerein für ben SWieberrbein ju Äöln.*
12. ®c^le8tt)ig»^olftein«'ßauenburgifcbe ®efellfci^aft für t)aterlän^
bif^c ®ef*ic^te in ÄicI.
13. ©c^Ie8n)ig*^oljlein*ßauenburgifc|)e ?lntiquarif4)e ®cfeflf(:^aft in
Äiel.
*) S)en mit einem * bezeichneten 35ereinen i|i ©^riftenau^taufc^ angeboten, je*
bo$ bid je^t np(^ feine ^(ntipcrt eifolgt.
XXV
14. SBerein für Sübecfif^e ®ef*id[)te in 8 ü b e cf.
15. SlltertbumStocrein ju ßüneburg.*
16. ^ijiorifc^e Sommiffion ber fönigli* ©o^erifclfen Wabemie ber
aSiffenfcbaften ju ORün^en.
17. herein für bic ®cf*i*te unb ?lltertbum8funbe SBefifalcn« gu
aWünfter.*
18. ®ermanif(t)e8 ÜRufeum in 5Würnbcrg.
19. ^ifiorifdjier herein ju Oönabrücf.
20. Äaiferli* Wufftfcbe ar^aeologifc^e (Sommiffton jU ®t. ^t*
terSburg.
21. ®efeOf*aft für ®efd^i(^tc unb Slltertbum^funbe ber rufftfc^en
Dflfec<)rot)injen ju (Rigo.*
22. 95erein für a»e(flenburgifc|)e ®efcbi*te unb SlUertbumSfunbe
in ©(Jbwerin.
23. IBerein für ®efc^i(^te unb Ältert^ümer ber ^erjogtbümer
SBremen unb Serben unb beö ßanbeS fabeln in ©tabe.
24. ®efenf*aft für $ommerf(^e ®efc^i*te unb 3lltertt)um8funbe
}u Stettin.
25. Historische Genootschap }u Utrecht.
26. SSerein für SanbeSfunbe toon Dtieberöjieneicb ju SBien.
27. aSerein für 9?apuif*e 9lltertJ)um8funbe unb ®ef(bi*t8forf*ung
für SBieSbaben.
28. ®efeUf^aft für t^aterlänbifcbe aitert()um8funbc ju 3üri(|).*
c
^^ e r tu a U u n g
litt ^btiftilung bee Mnflltxmxtxm für ßxmxfti)t %tf(!^xd)U
ttttb ^lttrtl)ü!ntr für 1865/1866.
1) @efd|äft$au$f(^ttr)*
^einrid) ^uUer^ SiJorfi^er.
JRegierunggfecretär Dr. ß. R. (&\)mtk^ ®d^riftfü()rcr unb ©teÖDcrtre*
tcr beS SSorftjerg.
Dr. ^. X ßÜMtx^ $rotocoUfü^rer unb Sonferüator bet Sammlungen.
Senator Dr. ]§. ümiW.
€. «mf^ iRe(|)nimg«fü{)rer.
2) eotnmiffion ftit $[nf äufe t)on ^lltettl^ftmetn unb Auttjls
gegenftänben.
»ilb^auer iS, ;ftropp.
3lt*itect 5». iof^m.
Slrd^itect ^einrid) ^uUer.
Dr. phil. ^. ^. ^üUer.
Dr. jur. ^. ^. 5d)umad)er.
*) Die an crfter, brittcr unb fünfter ©teile genannten Ferren jtnb mä) § 3 ber
Statuten Dom IBorflanb unb ^u^f^ug bed Jtünflleibereind ernannt, bte beiben an«
beren Don ber ^bt(ei(ung ertoä^lt. €ämmtli$e Ferren bitbeten au4) im abgelaufenen
Serkoaltung^iabrc ben (^efdfiäft^audfcliug.
xxvn
Dr. phil. ^. Ä. (Sl)mck.
Dr. phil. jr. ^. garten«.
Dr. phil. j(|ugo ^Weijet.
4) «ttöfc^uf fÄr We ©omWöliot^rf.
». ß. ßxmkt aI8 j. t)erh)aUenber »äußert be8 3)om8.
Dr. jB. M. «IjmA.
Dr. ^ujo ^e^er.
Dr. i§. ,a. ^fiUer.
5Pajlor «ieter.
^ttnrid) iätradt.
I.
mxif fimfl litr frtien j^anftflabt jSremen^^
aJon ^. a. aWuUer.
8tu^ S3ü4ier ()aben i^re ®ef(f|i4)te; allein nx^ oft toirb biefc
glei^ naä) ijirem (Srfi^einen anbcrS al8 in intern aSomorte be^^an*
belt; nur ouSna^mdweife gemährt bie @ntf}e^ungSgef4)i4)te eineS
nic^t alten unb a\x6f nic^t feltenen 5Bu(|>e8 befonbere« Sttterejfe.
%nx baS 3a^rbu$ i{l eS inbe§ geboten, über ein erfl t&xiM^ an8
2\^t getretenes 2Bert toelcbed i()m felber t)ertt)anbt \% f(()on je^t
einige ^iflorifctie S)aten mit}ut^eilen, bamit ni^t Errungen entj}e(^en,
bie fpäter ferner ju oerbejfern fein toerben.
2)er unldngji t)oUenbete erjle ©anb be8 größeren SBerfeä,
baS unter bem 2:itel »3)enfmale ber ©ef^ic^te unb Jlunft ber freien
J^anfeflabt iBremen«, toon unferer ^ijlorif^en ©efeOfc^aft berauSge*
geben n)irb, fiat eine eigent^ämli^e (SnitDicIlung gehabt beren
©puren f(!^orfen 8lugen bei ber S)ur4)forf4)ung be8 oorliegenben
2:^eile8 ni4)t entgegen merben. 5Die ir^bt^eilung beS JtunfllerüereinS
für Sremif^e ®ef4>i^te unb Slltert^ümer* n?ar no^) m4)t in8 Seben
getreten, al8 bereits ein großartiger $lan ^ijlorif^^er $ubIifationen ge*
faßt toar, ber im erften Slugenblide SluSft^lt auf @rfolg ju bieten
f€|)ien.
©<i&on im 3a^re 1860 fpra^ ftc^ Dr, 2). SR. (S^md über
ba8 Unternehmen au8, bem bie //Denfmale* i(>r 3>afein oerbanfen:
über ireiu öremifii^eS Snf^iriftentoerf'', ba8 fejir empfe^IenStoertb
H^ barpeWe. ;/9li(|t blog auf ?Perflament unb ^apUx", fo fc^tieb
betfelbe bereit« t)or fünf Sauren, *) ,/ft.nb bie Duellen ber ©efc^i^te
Qufbetoobrt nic^t bIo§ au8 S3ü^ern, Urf unben unb ©taatSfcbriften fc^öpfl
fie ben ©toff, ouS bem fie ibr (Sebäube aufführt. I)ie Oef^t^tC;
mlä)t baS ganje menfcblicib^ SBirfen erfenncn »iD, giebt natütli(|
au^ bie SBerfe ber bilbenben Äunfl in i^ren ®e|i(|)t8frei8. 8lu* bie
tobte SWaterie, in toel^er ba« IRingen unb Streben be8 üWenfi^en*
geifleS pcb t)erforpert unb ^orm gewonnen ^at, liefert i^r bie tt)i*«
tigflen S)enfmdler. Unb in bem ©tubium berfelben gewinnt bie
beutige Äunjl felbfl neue ©eft^tSpunfte. 31* ^^^ «i^f^^^ ®töbt
ni^jt fo xtiä) an wertl^tJoHen ©autoerfen älterer 3^it ^i« mon^^e
anbere, fo ift fte \>o6) ni($t fo arm baran, bag nic^t au^ ^ier, wie
e» anberer Drten längfl gefc^e^en ijl, ein 33 er ein üon Slr^i^
teften unb anberen greunben ber Äunfl m6)t unb belof;nenDe
Slrbeit fdnbe, wenn er unter ben uorl^anbenen SBauwerfen Umfciböu
hielte, bie benfwürbigeren erforfcbte, erläuterte unb bur^ Slbbilbum
gen i^x Slnbenfen pdSierte. ®erabe gegenwärtig, wo fo mandje
{Reliquie bem 95ebürfuijfe ber JJeujeit weichen mu§, unb fafi jeber
Sag beren 3ö?)l verringert, wäre e8 boppelt t)erbien|Hi(|>, un8 unb
ben 9ta$fommen ein 33ilb beS alten SBremenS ju erhalten. D|ine
3weifel |tnb wn ßinjelnen bereits Vorarbeiten baju gemault.
3nbe§ ungewig barüber, wann eine fold^e Sammlung berSSre^
mif^en 93aubenfmäler }u @tanbe fommen werbe, glaubte x^
um fo weniger bie erbetene Unterftü^ung einem anberen SBerfe t)er*
fagen ju burfen, Wel(^e8 einen S^eil einer folgen Sammlung gc*
bilbet ^ätte, wenn biefelbe bereits in Singriff genommen wäre,
wel(!b^8 aber aucb felbfiänbig Wof^l befieben mag unb bie SluSap
beitung jenes wiebtigeren SBerfeS n\ä)t ^inbert. S)er feit Äurjem
bier anfäfftge ffieometer unb3«^n^i^/ ^^^^ S^i.Ärone, beabfi^tigt
nämlicf), eine Sammlung ber an unb in ben älteren Sauwerfen
ber Stabt enthaltenen 3nf4>^ift^« unbSBappen ^erauSjugeben.
Die 3nf(ibriften ^aben V)tHi ein bebeutenbereS fultur^ijlorifcj^eS 3«*
tereffe, inbem fte man(i^en wert^ooQen S3eitrag }u ben $tnf^auungen
*) idtmtv eomttttd^Mott YIU. (B. 223.
ber fräberen Seit liefern; t^eilS bienen fte jur Sufftärung ber ®e^
f4^i4)te ber betreffenben (Sebdube fetbfl ober erhalten mi man^e
gum ä^erftänbriiffe ber SofaIgef<^i$te Ie(irrei4ie fflaä)xi^Un. Der
iPIan ifl, bie tt)i(^tigeren unb namentlicf) bie bur$ Slltertfium unb
bur4^ bie itunfi beS aRei§eU auegejet^^neten 3nf$riften juglei^
facftmilirt barjulleUeiu !Dem ^bbrud in beutiger @<^rtft foQ Qu§eri>
bem bei ben lateinifc^en ^nfc^riften au$ eine beutf^^e Ueberfe^ung
beigegeben ttierben* X)abur^ tt)irb ba9 SBerf auf eine allgemeine
2:()eilna^me Slnfpru^ matf^en burfen, unb t)ieOei(bt felbft ein braucli«'
barer Segleiter für Slle fein, h)eI4>e bie interejfanten S3aubcnftn(J(er
S3remen8 nd^er fennen (ernen iDoQen. !£)ad SBerf wirb, toenn e99lnf(ang
finbet, in mefireren ^eflen erfc^einen. 3ebem ^efte toirb eine furje
Einleitung, n)el(|»e über bie ®efd[|i4>te ber betreffenben ®ebäube
unterrichtet unb ju ben 3nf4)rifien bie n5t()igen Erläuterungen giebt,
beigefügt »erben. Da8 erftc, im SWanufcript fafl Doücnbete ^eft
enthält bie 3nf($riften u. f. m. beS 9iat^()aufed unb bed 9toIanb8bilbe3.
3)ie getreue SBiebergabe ber Serfc eine« alten ß^ronifanten, wel^e
einen S^^eil ber ^ade ber oberen 28anb bebeden, unb bie befanntli^
Die lange geglaubten @agen loon bem Stubm enthalten, noelt^en fi(^
93remen burc^ bie ^^eilnaf^me an mehreren j(reusgfigen unb fclbfl
f(!i)on an ber Eroberung EnglanbS im fünften 3^^rfiunbert m^
S^r. ®eb. erworben ^aben foB, wirb bemfelben allein fc|)on S^terejfe
üerlei^en. S)ie folgenben ^efte werben bie 3nf4)nften bed S)omd
unb ber übrigen 5(ir^en umfajfen. S)abei follen namentlicb au4^
9(bbilbungen ber auf ben alten ©loden befinblicben Darflellungen
unb Snf^riften gegeben werben. Den S^lufi werben bie au ben
übrigen Oebduben ber ©tabt enthaltenen 3nf<f)^^iften, 2Bappen unb
^auSmarfen bilben. ES wirb t>on ber S^eilnabme beS ^ublifumS
abfangen, ob biefem Serfe eine Verausgabe t)on93remi«
f^^en aWüngen na^folgt, woju befanntli(!^ burc|> eine im ißritjat*'
beft^ t)orf)anbene fe^r t)oH{}dnbtge @amm(ung eine t^orjüglicbe
®runblage gegeben ijl.«
3n biefen @d^en ifl ber urfprünglic^e ®ebanfe beSjenigen
UntemefimenS bargelegt, beffen er{!e abgefc()lo{fene fieiflung je{it Dor«
Hegt; aUein e8 wirb faum no^^ m5gli(^ fein, bie Slbftammung bed
1*
iHnbe? ju erfennen. Buna^fl \oartn e8 fe^r einfalle iRürfftt^teit,
bie JU einet Slenberung bc8 (SrunbplanS ful;rten: bie I^eilna^me
weitem Äreife f^ien nur f4)n)erffir ein39remif(^e83i^f^i^U*^«'
unb SBappen^aBerf, toit ^err 3:^. Ärone eö ^erau^jugeben
beabfii^tigte, belebt »erben ju fönnen. Söeber burd^ bie l^erttorra*
genbe ®4)ön^eit ber Arbeit, no(^ burc^ baS Sntereffe be8 Jn^^IteS
finb bie Sremifc^en 3»f4)riften bcfonberä au8flejei(|>net; unb unter
allen, bie xioä^ erf)alten ftnb, ^Ddren bie Umfcbrift beS ?RoIanb8f(^iI*
be8 unb bie auf ber SRat^^au8()atle befinbli(^e ©teintafel wn 1491
fajl bie einjigen toirfli^) ^ertoorragenben getoefen; mSf bie SSJappen
fonnten nur auf eine fleine 3ö^I t>on 3Wonnern rechnen, wel^e bie
33ebeutung ber SBerfe ber ^eralbif ju toürbigen toerfle^en; ^ouS*
marfen enblic^ f(^ienen bei no(|) 2Benigeren auf S^tereffe unb ©ea^i*
tung 9(nfpru(^ ma^en ju fönnen. 9u(^ inx^ ^iniujiefiung ber alten
ÜÄünjen unb ©iegel war feine ©ammlung t)on Äunflft^opfungen
}u biiben, wel^ie ber 3:^ei(na()me be8 ganjen ^ublifumS \)&iU gcwi§
fein fönnen.
ÜWan mugte ben ffrei« weiter gießen, bie t)erf^iebenen projec*
tirten ©ammeiwerfe in paffenber SBeife loerbinben. ®o griff man
benn au^ über bie Jlleinwerfe ber Jlunfl ()inau8, al8 bie @amm^
lung unb 9(bbi(bung ber 93remif(^en SBaubenfmale nic^t, wie gel^offt
war, tmS) einen aSerein t)on Slr^iiteften in bie ^anb genommen
warb. ®^on ber ©ebanfe, jebem ^efte be8 3nf4)nftfn* unb SBap*
penwerfeS eine weiter rei^enbe Einleitung öorauSjuf^itfen, fonnte
barauf ^inweifen, bag bie ©(Reibung iWif(!ben biefem SBerfe unb
jener Sammlung aufgegeben werben mülfe. aWünjen unb ©iegeltafeln
liegen ft^ Ux^t anberen itunfibldttern anf(^lie§en. S)ie 93erbinbung
ber brei Unternehmungen war ni^t f(|)Wer berjufleUen, unb au8 biefer
93erbinbung entftanb juerfl ber$lan ber f/£)enfmale93remtf^er
®ef4)i(^te unb Äunjl".
9(18 bie Slrbeiten für bie 9lu8fu^rung bejfelben bereits {iemli^l
weit t)orgef^ritten waren, trat bie «fSlbtfieilung be8 JtünftlerioereinS
für Sremifc^c ®t\^\d)tt unb Slltert^ümer^ in8 fieben, Deren Ser*
fifiltniß ju bem Söerfe bereit8 im 3a^re8beri*t öom 27. «pril 1863
5
^tt^orge^oben ifl.*) S)ie Bei ber Verausgabe obwaltenbe 3bee mar
bann t>vix6) einen $rofpect auggefpro(i^en Sorben, in tpelt^em eS bie§:
•fSBo^l toäd)\t bie g(ut^ ber 5iflorif4)en S(!^riften t)on Jage
ju läge unb raa^t e8 felbfl bem (Srforfc^er eine« einjelnen ®ebiet«
fdS)h)er, bie SWaffe be« fic^ ^erjubrängenben ©top ju bewältigen,
3lber biefe Srf<|ieinung tt)äre ni^^t of;ne ein entfprec^enbe« a3eburfni§
be8 $ublifum8, unb e8 ifl gemi§ ein erfrculid^e» S^i^en für ba8
ernpe Streben unfereS Solf«, bag e8 in berfelben 3<^it wo bie
nationatpolitifcbe Semegung mci^tig alle Äreife erfaßt, fi^ getrieben
fü^lt, ben ®ang feiner Sntmirflung t)crflcr;en ju lernen unb au8
bem geben unb fingen Vergangener 3ö()^&unberte fomo^I bie not^*
»enbigen ^kU ber (heutigen Semegung ft(^erer ju erfennen, aI8
aud^ SWut^ unb 6rbebung für ba8 enblic^e (Seiingen berfelben, für
bie 6rrei^ung feiner ewigen Seflintmung ju f4)5pfen. Der »un*
berbar rei^ie (S^arafter unfereS 93oIf8 aber 1)at fi(ft au8 einer gülle
inbiDibueller Anlagen unb 33eflrebungen b^^^uSgebilbet, unb ber
®ang unferer ®ef^i4)te felbji beweifl e8, ba§ jte me()r al8 bie
anberer 9Iationen ganj unb i^oDflänbig nur au8 ber @ntn)icf(ung
einer großen S^fil ^on ©tdmmen unb ©emeintoefen, bie oft ein
©onberleben führten unb erft im langen Saufe ber 3^it mit i^ren
©ejirebungen, 3"*^^^!^« unb Slnfd^auungen in einanber würfen,
begriffen werben fann. Dafür üorjuarbeiten, ifi bie wichtige 8luf*
gäbe ber ja^Ireicf^en ^i|iorifc^en Vereine in Deutfc^Ianb, bie ft^
bie (Srforfc^ung ber ®efc|)i(tite i^rer engeren ^eimat^ jum ^id ge*
fe^t l^aben. Der Storbweften ifl bi8 je^t burdb t)er^dltni§ma§ig
wenige foldjfer 3weigt)ereine t)ertreten gewefen, unb fo barf bie
furjlidS) in S3remen begrunbete ^ijlorifc^e ®efeDf(taft, welche fi^ al8
aibt^eilung be8 Äünjllert)erein8 für »remifc^e ®ef(tiicf)te unb ?l(ter*
tbümer conjlituirt ^at, ber Ueberjeugung fein, ba§ ibr ein reic^e8
SlrbeitSfelb offen liegt, um eine in ber iffiijfenfci^aft empfunbene
ßücfc auSinfüflen.-»
«fUnfere ©tabt, bie t)or einem 3öN^ufenb bie ffiiege be8
S^riflent^um8 für bie Äuflcngebiete ?Jicberfacl)fen8 ni(^t nur, fonbern
") Söxmi\äfU 5^a\)xUdf. I. (S. 4.
6
für einen großen Ifieil beS curopdifdSien 9forben8 ttjurbe; bte jt(|
bann unter ber ^errfci^aft ^o^gemut^jeterÄird^enfürfien, tuel^e neben
bem Ärummjlab ©ce<)ter unb 6d^h)ert ja führen üerjlanben, einmal
fafl ju einer 9?ebenbu^Ierin be8 ewigen (Rom8 erf)eben ju foHen
fc^ien, bie bann, feit ber Sürgerjlanb in bem no(!b nic|it au8gegli*
ebenen ifampfe um bie ^errf^aft mit bem ijürflcnfianbe feine felb*
jtdnbige Äraft ju entn^icfeln begann, balb im herein mit ben übrigen
.^anfen, balb allein, gejlü^t bur(^ bie füfmen Piloten i^rer ^anbelS*
ft^iffe unb ben fefien aWutf; i^rer Surger, eine t)on ben Sta^bam
anfangt bejlrittene unb beneibete, jule^t gefcbd^te SSlütbe entfaltete,
unb bie i^re enblic^ bur^ Älugf;eit unb Äraft errungene 9tei(^8frei^
beit bur^i ein glüdfli^eS ©efc^icf big auf biefen Sag \)at befiaupten
bürfen, — fol^e ©tabt ^at eine ®efcbicbte, bie r[\d)\ blo8 für bie
eigenen Sürger in ^o^em ®rabe anjiebenb, lel)rrei(^ unb er|)ebenb
fein mu§, fonbern audb n^ben ben Oef^jicbten ber t)ielcn felbjldn''
bigen ©emeintvefen unb Staaten unfereS Saterlanbe« aufSead^tung
reebnen barf. (S8 ld§t ftc^ t)on t)orn berein t)ermut^en, ba§ bie
Sntmicflung einer \ol6)tn ©tabt nicbt b!o8 burdb ben (Sriffel bet
^iflorifcben aWufe aufgejeic^net ijl, ba§ mx biefelbe ni^it nur auS
SJ)ronifen unb gef(|)riebenen Urfunben ju fcböpfen ^aben, fonbern
ba§ if;re (Sefcbi^te fxä) aucb in SBcrfen ber bilbenben Äunji au8*
ge\)rdgt bat, ba§ mir auc^ in i^nen bie (Sebanfen unb (Smpfinbum
gen ber vergangenen Seitalter oerförpert finben."
f/S)ie genannte Slbt^eilung be8 Äunj!lertjerein8 ^at ba^er al8*
balb begonnen, bie Verausgabe eine8 SEBerfS unter bem litel n%)tnU
male ber ®efd^id)te unb Äunft ber freien ^anfejlabt Sremen" an*
juregen, mel^e8 beflimmt ifi, toorjugSmeife biejenigcn Quellen ber
aSremifcben ©cfcbic^te, mel^e jur Äunji in Sejiefmng jle^en, unb
überhaupt biejenigen, mel^e nic^t in f^riftlic^er Ueberlieferung er*
fialten jinb, in Slbbilbungen ju fammeln unb bur^ erlduternben
Sejt t)er|tdnbli^ ju machen. (S8 mirb bafier namentli(!b bie inter*
effanteren Saun)erfe, t)or SlUem ba8 iRat^^au8 unb bie Äirdben,
fobann bie freilieb niebt fc^r ja^lreieben 2>enfmale ber Sculptur unb
aWalerei, aber aud) bie geringeren (Srjeugnijfc ber bilbenben Äunjt,
als aWünjen, Siegel u. bgl. bringen. S^aSSerl n)irb fo gemijfer SWagen
ali @YgdniunQ ju einem Urfunbenbu^ unb einer ©ammlung unfern
a^xoniUn, todd^t beibe mt^x ben @toff ber politifclfen ^efi^i^te
umfafen, betratf^tet merben bärfen unb, inie bie Herausgeber hoffen,
niii^t ungern aufgenommene Setträge gur beutfc^en &ulturgef(f)i(j^te
liefern* 6d ift i^r 93e{ireben, bur(^ Sreue unb ©enauigfeit ber 96«
bilbungen allen berechtigten S(nforberungen, bie bei bem $$ortf(|^ritt
ber te(f)nif($en Snittel an ein foIc^eS SSerf gejlent n^erben f5nnen,
iu entfpre^en unb in ben aM gemiffen^aften @tubien (»erDorge^
gangenen Erläuterungen mit bem @rn{t ber SBiffenf^iaft filar^eit
ber ^arfleUung in fol^er SBeife gu loereinigen, ba§ bad SBerf fomo^l
bem patriotif(^en 3nt^i^^JT^ unferer aMitbürger entgegenfommen aU
auc^ ben 9lnfprüc|^en be8 audn)ärtigen litcrarifc^en ^ublifumd ®e«
nfige t^un fann. 2)ie Herausgeber hoffen ba(ier bur4^ eine rege
S^eilna^me SBeiber in ber i^ortfe^ung i^rcS Unternehmend ermut^igt
}u tt)erben.*
@o mar ber $Ian bed 3nf4^riften« unb SBappennoerK aufge«
geben unb an beffen @telle ein umfajfenberer $(an getreten, ber
auf rege« 3nterep bei grö§eren Äreifen rechnen fonnte. Seine
Sludfü^rung erforbcrte aber a\x6) bebeutenbere Slnfirengungen fomo^I
tion ben 93erfa{[ern bed £e;ted, n)ie wn ben 3^i4^nern ber Safein;
ben für baS erflere SBerf f4)on DoQenbeten Slbbilbungen beS SRo«
lanbSf^ilbeS, ber ern^ä^ntcn Steintafcl, ber älteflen @tabtfteget, fo
toie ben 3nf$riften auf ber 9tat|)^au9^a(Ie unb am Sadmerfreuge
iDurben bie Slbbitbungen ber Siolanbdfäule unb beS lBa8merfreu}e8
fetbft, fo mie bie 3^i4inungen einiger (Semälbe ber JRat^^auS^aOe
angef(^lo{fen ; neben jene Slrbeiten ))on %^. J(rone traten bie t)on
g. ©. Äobl unb (£• H^^begen, unb fo entftanb eine Weibe t)on
11 Safein, gu benen Dr. @^m(f ben einleitenben unb erflärenben
Sejt loerfagte.
3m ?lpril 1862 fonnte jur erften Sieferung bie Sorrebe unteri»
jeic^net n)erben, in n)el(!^er ein S^eil be8 oben ern)ä|mten $rofpect8
tpeitere SluSfü^rung erhielt unb über bie H^^^^uSgabe beS erflen
Hefte« einige äuff^Iüjfe gemacht mürben. //3"^^»^ ^^^ H^^<^w8'
geber«, fo iiie§ e8 in ber Sorrebe, »bie erjie Sieferung beS ©erf«
barbieten, ftnb fte fx^ too^l ben)u§t, bag fte mit t>er(iä(tni§mä6ig
8
Unbebeutenbem beginnen. Sie hielten e8 aber mit bem ©pruc^e,
ba§ man ba§ ßifen f(!^mieben muffe, fo lange e8 »arm ift. SBar
ber !pian be« SBcrfö einmal gefaßt fo fc|)ien e8 nü^licf) ju fein,
ben frif^en Gifer ju benu^en, flatt Oefa^r ju laufen, ba§ er er*
falte unb für ba« ßrf^einen bc8 SBerfä ireniger günflige Umjiänbe
eintreten fönnten. Die Darfteüung ber bebeutenberen Slr^iteftur*
werfe bdtte, jumal ba bie bafür in 8{nfprud[) ju ne^menben Äräfte
nicbt bereit maren, längere Vorbereitungen erforbert, tt)äf>renb baS
SWaterial für ben 3n^alt ber je^igen erflen ßieferung jum %})t\l
fd^on feit längerer 3^it befcfiafft unb burcib gerabe im' 9lugenblid
uor^anbene Äraft unb aWuße ()inreic^enb ergänjt merben fonnte.
2lu(^ ermunterte ju fol^em Sorgeben bie Hoffnung, ba§ ber erflc
©(feritt, wenn getrau, lei(^ter biefolgenben na^ fic^^jieben unb ber
rafcbe Slnfang a\x6) bie übrigen ?lrbeitcn befcbleunigen »erbe, ©o
würbe befdbloffen, in bieS erfte ^eft bie ^eruorragenben 3)enfn)ürbig*
feiten beS (RatfibaufeS, namentli^ bie Jnf^riften, wel^e baffelbe
f^mücfen, aufjune^men unb benfelben bie (Rolanbäftatue, baS 95a8*
merfrcuj unb bie älteren ©tabtfiegel SSremenS beijuffigen. 3>ie
art^iteftonifcbe SDarflellung be8 9lat]^^aufe8 unb bie 53ef^reibung
ber in ibm entl^altcnen ©culpturen, namentli^ ber prächtigen ^ol^^
fcfinifiereicn ifl einer befonberen ßieferung t)orbe()alten. ©ie fic^
biefcr ßieferung bie ©tabtfiegel anfc^Iießen, fo werben in anberen
ßieferungen, bem 'in\)a\t berfelben möglicbfl entfprecbenb, anbere
interejfante auf Sremeng ®ef(^ic|)te bejügli^e ©iegel bargeflellt
werben. Um bei ber Sa^rbeit ju bleiben, ifl e8 noc^ übrig, ein
©ort über baS S5er^ältni§ ber auf bem Sitel genannten Slbt^eilung
JU bem SBerfe ju fagen. 3ur Bearbeitung beffelben baben ft^ fc^on
jeftt eine Slnjabl t)on ®tU\)xttn unb ÄünfHern, weld^e SWitglicber
ber 9lbtbei(ung finb, vereinigt; fte baben mit ©cnebmigung berfelben
ben litel, fo wie er ifl, gewählt, weil fie boffen, f\6) im ßaufe ber
?frbeit noi) weiter au8 biefem größeren Äreife, ber i^nen iebenfattS
mit Otatb unb Anregung jurSeite flehen wirb, jU oerflärfen. 35a8
fflerf ifl eigent()um be8 93erleger8, ^mn 6. (Sb. SWüller, ber in
bem S38unf(^e, ein folcbeS ber Sbte unferer ©tabt gewibmeteS Unter*
nehmen felbfl ju fJrbetn, bereit ttoar, ba8 mit ben bebeutenben .?)er*
fleQungdfoften üerbunbene Stiftco )u übernehmen.''
yii^t fo xa\öf, toit in biefen SBorten ermartet kourbe, gelang
e«, ba8 f^neU begonnene Unternehmen ju förbern; e8 jeigte jt^,
ba§ bie 3(u9fü^rung be9 erweiterten $(aned j(räfte erforberte, bie
nidS)t gabIrei(Jb t)or^anben unb t)ielfa(|) fonjl bef^dftißt waren. S^eili*
begannen f(^on balb nacb bem Srfdbeinen ber erflen Sieferung
(©eptember 1862) bie iBorbercitungen für ba« erwähnte jmeite^eft,
bad befonberS ber ar^iiteftonif^en 2)ar{le(Iung bed (Rat^^aufed ge«
tt)ibmet fein foUte. ©errarcbiteft®ilbemeijler, ber B^i^ner eine»
l^od[>gefc^ä^ten größeren SBilbe« toon unferem SRat^baufe*), warb be*
fonber« gewonnen, eine (»ei^e oon Safein in Slrbeit ju nehmen;
aber man fa^ ein, ba§ e8 fibereilt gewefen, bie SoUenbung beS
ganjen SBerfeä in IdngftenS brei 3^^^^^" ju oerfprec^ien. SReue ®e»
genjlänbe, bie Slufna^me üerbienten, fanben ficb: fo bie [Refie be8
9tatb8{}u^Ie8, bie Slbbilbung be8 @tanbbilbe8 oon jtarl bem ®ro§en,
ba8 el^emalS an ber Sßeflfronte be8 !Rat^^aufe8 ftanb ; bie Einleitung
^atte 9Ranc^e8 au8 ber 93augef(^icbte be8 !Rat()^aufe8, ^anöftS über
ben 9tat^8{tu^I )[)ornoeggenommen. unb e8 trat f(ar ^erüor, bag ber
$(an, ber beim ßrf^einen ber erfien ßieferung auSgefpro^en worben,
m6) nid^t befiimmt unb betaiQirt genug war, um für ein me^rbdm
bigeS 2Bert ju genügen.
3)er Ärei8 ber Ferren, wel(^e mit ber ^erau8gabe be8 2Berfe8
befonberS fxä) befc^dftigten,**) warb bur^ ben »eitritt t)on Dr. ^.
9(. ®ä)uma6)tx unb Sauconbucteur Sofdben t)ergrö§ert, unb im
©ommer 1864, al8 bie aümdlig befc|>afften Safein, breije^n an ber
3a^(, ber ©ollenbung ficf) ndjjcrten, würbe auf Dr. ^. ?l. Sc^u*
mad^er'8 Anregung eine Umgeflaltung ber du§ercn Slnorbnung be8
3Serfe8 bef^Ioffen.
3n einem über biefe 3bee am 10. 3uni 1864 erftatteten »e«»
xi^U bǤt e8: /.?lu8 ber entfle^ung8gefcbi(^te be8 Unterne^men8
erTfdrt e8 ji(^, baß freilief) wo^I ber ipian be8 SBerfe* im ®ro§en
*) SJergL Äugicr, Ücinc ©d^riften IL p. 582 ff.
**) »«öl. «rem. Sa^rbud^ I. @. 8 ff.
10
unb ®anjen feligefleüt, aber ni^t ber ffieg Mar lootgegeic^net. ifi,
auf beut ber $lan ))ertt?irfli4)t toerben foU. Slaäf bem urfprfingti^en,
je^t aufgegebenen (Sebanfen beabft(|itigte ntan einjig unb allein, ein
©ammeiwerf toon Kleinarbeiten ber Äunfie ju f4)affen, bie fonjl leidet
t^erloren ge^en unb ber S3ea4)tung {t$ entjie^en. 9Ran n^oQte ba«
maI8 eine Oiei^e Don ^Ibbilbungen {ufammenfletlen, beren ®egen«
jidnbe unter f\^ feine innere 5Bejief)ung Ratten; nur bie ©ad^en
glei^cr 9lrt foüten auf toerfd^iebenen Safein bargefietlt tt>erben, auf
einigen 3»f^nften, auf anberen SBap^jen, auf britten ÜWarfen ; tocnn
nid^t iJrembeS ^erangejogen mürbe, fo ^atte ber Sejt feine tt)eitere
Aufgabe, al8 über ben ^unbort ber einjelncn ©tüdfe unb über bie
©igentbumlic^feiten i^rer ©attung 9lu8funft ju geben, pr biefeS
anfänglich beabfic^tigte SBerf lag ber 95erglei(|> mit einem Urfunben*
bvid)t au§erfl na^e»*
».aWit ber SSerdnberung ber urfprünglicben 3bee fam man auf
ben 5J}lan eines SBerfeS, bem innerer 3«fömmen{)ang unb beSb^lb
aucb fa4)gemä§c Slnorbnung ju geben »ar. aWan fonnte nt(^t bie
fdmmtlic^en t)erfc^iebenartigen älteren Äunjimerfe SSremenS blo«
du5erli(^ an einanber reiben. SBollte man einen Sau, mie ba«
(RatbböuS, n)ie ben 3)om, in ben 3)arjlellungen wieber geben, fo
mu§ten bie einjelnen biefem ober jenem (Sebdube entnommenen Slb*
bilbungen unter ft^ in Sejie^ung gefegt werben. (S8 burften ni^t
blo8 disjecta membra eine? S)enfmal8 Sremifc^er ®ef4)icbte unb
ffunfl jur Darflellung unb jur Sefpre^ung fommen. 6cbon in ber
erflen Lieferung ijl barum \>^x\\xi)t einen inneren 3ufammen^ang
bur^fii^einen ju lajfen; i^r Xejt will nic^t blo§ bie Safein erfldren;
er will fic auc^ t)crbinben. 2lu8 biefer Slb|t(^t erfldrt fx^ befonberS
bie Einleitung, welche bie Saugefc^i^te be8 SHatbbaufe8 enthalt;
baber bie au8fü^rlid^en Slbbanblungen jur 9iolanb8fdule unb jum
9tolanb8f4)ilb, wie jum SSa8merfreuj. ®(^on bei ber erjien ßiefe*
rung machte offenbar ba8 Sebürfnig jufammenfajfenber, ein^eitli^er
tJorm ftcb geltenb, jeigte e8 ftdS), baf ber Sergleic^ mit einem nur
dußerli^ ba8 üWaterial jufammenfieüenben Urfunbenbu(|)e ni(|)t jlict)*
faltig fei."
f/@oll nun wirflicl» eine fa^igemdge Slnorbnung beS ganjen
11
SQBerfeS k^orgenommen mxUn, fod ba8 Unternefimen eine organiftfie
(äinri^tung erhalten, fo mu§ iai in ber erjien Sieferung Segonnene
no6) tDeiter unb fc^dtfer burc^gofu^rt tuetben. 68 iji ein ein^eit»
Ii(t)c8 ®9ftem aufjuflellen, naö) melc^em bad toot(»anbene SRaterial
tjerorbeitet »erben fann, fo ba§ ba8 Swf^nimengebörenbc bei einanbet
bleibt unb baä SSemanbte ni^t getrennt njirb. Zxo^ be8 6rfc|)ei*
nenS ber erjten Sieferung njirb e8 je^t no4l m5gli(^ fein, eine ber
3bee beS Unternefimen8 entfpre^enbe Slnorbnung na pnben, »eil
baS bi8 je^t bem $ublifum Gebotene faft allein auf ba8 9iat^^au8
unb feine Umgebung fi^ bejiebt unb biefem ©toffe febr »o^l eine
eigene Slbt^eilung be8 2Serfe8 gewibmet werben fann. 3)ur(ib bie
Sufammenfajfung ber ffunfibenfmale. toelcbe ju bem ^)oUtif(|>en
8 eben unferer ©tabt in engjler Sejie^ung flehen, toirb ein Ärei8
toon Äunjlwerfen ftcb ^erau8flenen, bie in biefem ©innc al8 5ffent-
lici^e ft* au8sei(^nen; biefem ffreife »urbe ber ^wfyalt ber er|}en
gieferung febr »ofit ft(!b einfügen. Sin anberer Ärei8 fönnte bie
©enfmale umfajfen, bie auf ba8 firi^Iicibe fieben in Sremen
fidS) beiiel;en unb um ben 3)om jt^ grup^)iren ; ein britteS »dre ben
eigentlicb burgerlii^en ju tt)ibmen, für bie ein rei(be8, r>om früheren
(Kulturleben in 93remen8 SRauern geugenbe8 SRaterial no4) übrig
bliebe. S)ie Safein müßten jtt)if4)en bie ©eiten be8 Sejte8 eingefügt
fein, fo ba§ JBilb unb SBort in engfler SBed^felwirfung ftefien; fte
bürften nic^t tDie bieder, atla8artig am ©(!^(u§ ber Sieferung }u
fammengefteflt »erben."
./$Ianmd§ige SSertbeilung be8 ©toffeS ijl nic^t bIo8 »ünf^ienS*
»ert^j, jte erfd)eint aI8 bringenb nöt^ig »egen ber fonji unfefilbar
einrei§enben B^tfplitterung be8 ganjen ffierfeS. Der SEejt bejfelben
»irb ber $racbt be8 DrucfeS m6)i angemeffen fein fönnen, »cnn
balb bi^J^/ balb bort Semerfungen über einen unb benfelben ©egen*
jtanb ierjlreut fx6) finben, »enn bi8»eilen bei unmicbtigen Dingen
bie 9lu8fü^rungen t)or»eg genommen ftnb, bie \ftmaä) an anberer
©teDe ni^t entbel^rt »erben fonnen. Sei foI(!^er Olieberung Iie§e
fi^ eine Sin^eitli^feit be8 SBBerfe8 errei(|en, bie befonber8 größeren
Seferfreifen fe^r angenehm fein mufi.«
H^ui) bie Safein, ob»o^I fle ber Statur ber ©a(be na^ au(^
12
a\% einjelne ©Idttet noirfen toerben, mfijfen barunter leiben, »enn
jte ni^it on einer gemifen Drbnung unb in einer tjcrjldnbißen 9lei*
^enfolge fi^ an einanber fc^Iiegen.*'
.»©(Iinoieriöfeiten »erben liertjorgerufen »erben bur^) bie ?luö»
fü^rung biefeS Oebanfen», iwxi) bie iffiaf)l einer anberen 2lrt
bet Sermirfliij^ung be8 mit unferem ffierfe üerbunbenen 55Ian8;
allein fie finb ni^t fo bebeutenb, wie e8 beim erflen 2)li(f fc^eint.
®ie »erben im^ Umfteflung einiger Safein, »ie burc^ geeignete
Serfc^meljung be8 bereit« »or^anbenen unb be9 nod) ju befd^afenben
lejte« ju übertt)inben fein.-«
Der hierin auSgefproci^ene $Ian »arb im®ro§en unb ®anjen
genehmigt, unb Dr. ^. 51. ©(j^uma^er übernahm bie Slbfapng
be8 erforberlii^en SejteS. ©o entfjanb eine erfte Slbt^eilung ber
»r^enfmale'», »el^e, obttjo^l nur ein Z^dl be8 gro§en SEßerfeS,
io6) ein in \\6) gefd^IojfeneS ®anje8 bilbet, auf beffen $rad)tein*
banb bem Hauptinhalte gemä§ ber Sitel i^baS Wat^^au« ju Sremen^
gefegt »erben fonnte.
3)er erjie 95anb umfa§t, »ie bie t)on Dr. G^mtf unb Dr.
fy. 21. ©d^uma(ier im Dctober 1864 unterjeictinete 93orrebe befagt
irjenc bem ganjen ®emein»efen ange^örenben SWonumente, bie ba8
politifcüje ßeben unferer Sdter reprafentiren, biejcnigen Söerfe ber
bilbenben Äunft, bie ben fpeciell firi^lic^en unb einfad^ burgerli^en
als bie öffentlici^en gegenüber geftetlt »erben fönnen."
35iefem neuen, für bie //erjieSlbt^eilung" beftimmten. 93or»orte
gellt als Programm beS ganjen 2Berfe8 bie in ber erften
ßieferung enthaltene Sorrebe t)orau8, bie faft unüeränbert geblieben
iji. 3)a8 SBerf felbfi jerfdüt bann in i»ei 2lbfc|)nitte, beren felb*
ftdnbige (ßaginirung bie 3lu8fü^rung ber Umgejialtung ermöglichte.
3)er Hauptinhalt be8 erjien ^^^ki ijt ba8 9leu§ere be8 SRat^f)aufe8
unb feine Umgebung; ber j»eite %f)til befpric^t ba8 Snnere be8
®ebdube8 unb befunber8 bie obere HöUe.
Sei biefer ?lnorbnung ftnb Steile ber erfien, 1862 ausgegebenen
Sieferung in ben j»eiten Slbf^nitt gebracht, fo bie 9lat^8jiu^lfprü(^e,
bie Semerfungen über bie ®emdlbe ber oberen ^aUt, »d^renb
anbrerfeitS Slbf^nitte ber erfi fpdter t)erfa§ten i»eiten ßieferung bem
13
etflen ^efte eingefügt finb, fo ba§ in i^m on bie bereit« Dorf^anbe»
nen Sluefü^rungen neue ft(^ anfc()Iie§en.
3)ie f^tt)ierige ?(ufgQbe ifi, tt)ie un8 ft^eint, mit ®lütf geI5ji;
bie je^t afö erjle ßieferung erf^einenben Sogen üerrat^en nic^t, ba§
fie fel^r t)crfcfeiebenen UrfptungS jtnb, unb eben fo loenig bie ©eiten,
welche baS jtoeite ^eft bilben. Die Umgefialtung fiat freili^ bie
Slutorfc^aft für bie einjelnen fflbfc^nitte loertoif^t, inbem fx6) ni^t
me^r jeigt, tt)o bie iJeber t)on Dr. 5). ß^mtf auf(;ört unb bie
Slrbeit t)on Dr. ^. 21. ©cfiuma^er beginnt; oflein beibe Ferren
toerben geraeinfam ben 3n{)alt beS ScjteS vertreten. 6ie l^at bei
(Zitaten not^iDenbig gemacf^t, bag auf Slbt^eilung unb Sieferung
t)ermiefen lioirb; aOein ein foI($er boppelter ^inioeid xoax an6) bei
ber (Sinri^tung, bie juerfi projcctirt toarb, unumgänglich). JRur bei
fe^r genauer SDurd^ft^t ber erften Slbt^eilung toirb ein f(|)arfe8
Sluge erfennen, ba§ ber Sejt biSiDeilen du§erji fünjHic^ an einanber
gefügt, auf eine fejie Seiten* unb 3^iI^nja{)I bef^ränft ift, ba§ bie
Safein urfprüngli^ ni(^t jtoifc^en bie S)ru(fbogen gefleüt werben
foflten, ba§ bei ber Slbfaffung einiger %f)t\U ba« SBremif^e Urfun*
benbucb toie baS Sremif^e 5al;rbu^ no^i ni^it ejijiirte, toä^renb
auf anberen Seiten biefe Slrbeiten ^erangejogen »erben fonnten.
SDie 9?ummern ber Äunftbldtter unb bie Signaturen ber S)rurfbogett
t)errat|)en bie 8lrt unb SBeife, loie bie Umgejiaftung beS SBerfg
t)orgenommen »orben ift, auf bie toir bi^r aufmerffam macfien
mußten, ba fie in fold^em ®rabe gelungen i^, bag fie faft ganj
fxd) verbirgt.
A.
IL
S5on 3. 2W. Äof)Imann.*)
aSenn man bie ßebcnSbilber ber ÜÄänner, ttjel(!^c in ben 335
3a^ren feit ber Steformation bic ©remifi^c Äir4)e — tt)obei bie
(Sat^ebralfirdie ©t. ißetri QuSjunel^men ifi — bebient ^aben, öor
feinen Äugen t)orüberge^en (d§t fo Irifft mon auf mon^^erlei ©e*
ffalten unb Dinge. 2)ie meiflen ber früher fogenannten i^fPrabi*
fanten^, »elci^e fpdterfiin ./iPafioreS" genannt njurben, bann aber
in einer launjarmen 3^it f/!Prebiger« betitelt finb unb no^ officiell
mit biefem Sitel bejeit^net toerben, noä^renb baS Solf fcfion Idngji
*) jDcr na^folgenbe Q(uffa$ ifl ani ber IHci^e ber SJorlefungcn entnommen
mel^e ber f ärglt^ DerflorBene $af}or 3. Tl. Jlo^lmann gu $orn — beffen S^erbknfte
um bte (Srforf((ung ber Sremif^ien ©ef^i^te in einem bcfonberen ^rtifel bicfed
3a(rbu4d getpürbigt n^erben — für bie (Konferenzen M 93cn. 9){ini{lcTium mit ben
$rebigem bed IBremifcf^en Sanbgebietd aufgearbeitet ^atte. ^ie Sorlefung tt>urbe
in einer folgen 93crfammlung am 3. Dctober 1860 gehalten. 93ei bem 9(bbru(f
berfelbeu; ben bie (Srben bed IBerflorbenen auf unfer (Srfu^en gätigft geflatteten, ijl
mit Genehmigung ber festeren ba^ienige abgeänbert loorben, n>a^ audf(!^(ie6(i(( ber
9orm be^ münbli^en 93ortragd ober ber dind[x^t auf ben genannten 3u(örerfrei9
onge^örte, aber n\äft9 SOefentlic^ed au^gelaffen ober umgeflaltet. 2)o4 erfcf^ien e9
angemefTcn, ba bie tUcbeit M Setfafferd an einigen fünften, namentlich bur^ WU
t^eilungen aui ben tHctcn M 93remif(^en 8taat^ar(S^ibd ergänzt toerben f onnte, einige
crlduternbe ober ergängenbe ^nmerfungen ^insuiufugcn, mlä^t au9brü(fli(( M du*
f&ftc ^seic^net finb. S)ie 9tebaction.
16
lüieber ben @i^rennamen ir^aftor«' int SRunbe fflf^rt — bie meiflen
unferer Vorgänger erlebten ^ier in aller SRu^e ba9 (Snbe i^rer Sage
unb n)aren gern ^ier; fEflan^t, bie gu l^5(^eren S^renfleUen unb
grd§erem SBirfungSfreife berufen kourben, «)erlieien freitDiOig toieber
unfere @tabt; 9Ran4»e jebo^ mu§ten au$ ald unbänbige S^Ioien
unfreimidig ben SBanberjlob ergreifen unb, al8 abgefegt Qnber8n)o
eine SBIeibftdtte fu^en,
9l6er bog einer ^ier fein 9(mt frein)i0ig verließ unb, o^ne 9lmt
unb S9eruf um(^erirrenb. ft(f^ ni^t lange ^erna4i toieber ()ier^er rufen
ließ, unb bann no^mal9, aber gejnoungen, enttt)t(|i unb enblicb
fat^oltfi^ tourbe: baS fle^t einzig in ber SBremifc^'reformirten Jtir^e
ba. Unb e8 bürfte »ofil t)on Snterejfe fein, mit biefer merftoürbigen
$er{3nli(!^feit befannt ju merben.
3unä4|l aber ^abe i^ meinen S)anf auSgufpre^en, baß ed
mir t)or mehreren 3a()ren t>on bem iBen. üßinifterium t>erftattet
tt>urbe, bie in neun goliobdnben enthaltenen, bie S^^re 1624-^1832
umfaffenben gef^riebencn Slcten beS SWiniflerium« buri^jufe^en.
@ie entbatten toiel bed äRerfwurbigen, unb i(b ^ab^ mir reicbli^e
Sludguge barauS gemacht, bie mir aucb bei biefer Slrbeit neben an»
beren \>on mir gebrauchten fir^^engef^icbtli^en gebrudten unb ax^i»
t>alif(ben DueUen gu Statten fommen.
2)er äRann, üon bem xä) ^anble, ^ieß $^ilippu8 Sdfar
unb toar gebürtig au3 bem ^efenlanbe, ma^rf^einli^) au9 Gaffel.
Bon feiner Swfl^nb unb feinem fonjligen ^er fommen toeiß icb SWi^t«
ju berid^ten*).
Buerji treffen toir if;n im ^a^xt 1610 alä ^ofprebiger bei bem
^erjog ju ^olftein*®ottorf. Diefer toar ndmli^ am ^ofe feine«
mutterliclien D(»eim8, beS Sanbgrafen 2BiI(;etm t)on ^effen«6a)yel,
{ugleicb mit befen @o(in äRori^, erjogen loorben, unb biefe Srjie^
*) ^dfar'd ^erfunft aud Raffet ifl }n>etfeao9. <&ie( toar er anfangt ORajor bei
€ti)>enbiatfn M deUt^mm IDlauritianum, bei beffen 93erdnbetung im 3- ^^05 n
mit m^ S^arburg ging, too er hi^ 1610 lebte. (Sr bertfeiratl^ete ^d^ bort mit3oK
fpet. (Sbcrd Sitttoe, a^riftina, geb. $imiern. @ie(e e trieb er, ®runbtage g. e.
^c{f. (»ele^rten« u. e4friftf}eaer'®ef(^i4te, 3. 9b. (®btt. 1783) e. 305.
9(nm. b. 9teb.
16
^ung ^aitt auf feine DenfungSart einen bebeutenben @inf{u§ unb
bie Solge, ba§ Säfar nacb ®ottorf fam.
3n jener 3^i^ mürben bie fogenannten (Sr^ptO'^Iioimflen no$
immer t)erfoIgt unb, au8 ©a^fen vertrieben, attent^^alben |)tn t^ei^
fprengt. S>er Sanbgraf £ßi!^e(m ^atte t)ielen folc^er i$(u(btlinge in
feinem 8anbe eine SBo^nflätte gegönnt obmo()t er ftc^ äu§erli(|^ noif
jur lut^erif^en X\x6)t ^ielt. ©ein @o^n SlRori^ bagegen t(^at no^
me^r; er na^m, nac^ bem Sobe feines 83ater8 im 3ö|ire 1592 gut
9)egierung gefommen, öffentU^ bie reformirte fie^ire an unb fucl^te
fic gur ^errf(|ienben feine8 ßanbe8 ju machen.
3)ur(^ ben genauen Umgang, welcj^en bcr ^erjog 3o()ann Slbolf
in feiner 3"ö^i^b mit bem ßanbgrafen aWorij gehabt ^atte, würbe
i^m eine günjiige IDleinung für bie 8e^re ber {Reformirten beige*
ixa^U unb aI8 er ba|)er 1590 nacb bem Sobe feines JBruberS ^ß^i*
lipp gur (Regierung t)on $oIf}ein«@$ottorf gefommen mar, begunfligte
er i^re Verbreitung in feinen fianben, ofjne fte inbe§ felbjl öffentlitd
ju befennen, ttjoju i{;n böcbp wabrfd^einlicb, tok eS fo oft in jener
Seit t)orfommt, politifi^e Urfa^en trieben. — 6r lie§ 1606 ben
unter feinem 95ater 3lboIf vom ®eneraU®uperintenbenten ?ßaul t)on
Si^en entworfenen -ßrebigereib änbern, inbem bie $olemif gegen
bie ßabiniften barauS toerbannt würbe.
Das fe^te bei ben Cut^eranern aderbingS b5feS S(ut; allein
ber ^^erjog bebarrte bei ben einmal ergriffenen a)?a§regeln, unb
als ein|l ein Sanbibat in ©egenwart beS ^erjogS in ber Qä^lo^
tix^t wä^renb feiner $rebigt reformirte aWeinungcn ioorgetragen
l^atte, wel4)e ac!bt Sage nat^^er ber bamalige ^ofprebiger 3ocobu8
gabriciuS ebenfalls in einer (ßrebigt mit groger ^eftigfeit bejlritt
entlieg ber ^erjog, um allem ^aber unb 3^nf ein @nbe gu ma<$en,
ben ^ofprebiger iJabriciuS loon feinem 8lmte, unb berief jum grogen
Slerger ber Sut^eraner in baS 2lmt eines ^ofprebigerS unb Dberprobfie?
Wieberum ben {ß^ilippuS 6dfar, ber fi(!b öffentlich jur reformirten
Äircjie befannte unb nac^ feinem SlmtSantritt oerf(Jbiebene t>on We*
formirten jur Sertbeibigung x^xtx fie^re loerfagte ©Triften wieber
bruden lieg unb |ie bem ^erjog bebicirte.
3m 93orbeige()en bemerfe i$ no$, bag ber oft genannte ^txio^
1?
Sodann «bolf üon ^olpein in frühem Seiten ju unfeter ©tabt unb
bem erjflifte ©rcmen in no(^ nal;eret SBejie^unß ponb, inbem er
nod^ bem i. 3. 1585 erfolgten Sobe be8 (5rgbif^of8 t>on »remcn,
3Jamen8 ^einri<^, ber ein ^erjog ju ©a^^fen tvax, an beffen ©tott
im glei^ien Ja^re t)om !DomfapiteI jum erjbifi^of \>on SBremen
eripä^lt tourbe. tDoju er ein S^br fpdter no* bie fflürbe eineS Si*
f4)of8 t)on Sübecf befam. Unfern eribif^5fli(^en ©tu^I befleibete er
aber nur bi« ju feiner 93er(;eirat|)unfl mit ber ©^^mefler be8 Äönig«
6brifHan IV. wn Dänemark 9?omen8 «uflufle, noelcbe 1596 er*
folgte. 3)er ®runb feiner äibbication toax, locil er fi^^ i>\xx6) feine
Ser^eirat^ung bie Unjufrieben^eit be8 Sremif(|^en Domfapitel« juge-
jogen fiatte, inbem bie neuere ßonjiitution ben et[)angelif(^en JBifcfiöfen
ba8 ^eirat^en unterfagte. — ©ein ©ruber 3o^ann ^Jriebri^^ tDurbe
nun mieber an feinen 5pia0 gemdblt/ unb mi) er ^dtte ficb gerne
t)er(^eirat^et unb mar bed^alb i. % 1600 (leimlic^ eine Verlobung
mit ber ®räfin 3(nna ©o][)^ia üon DIbenburg eingegangen, ^atte
©cbritte beim Äaifer getrau, um fie ^eirot^en ju bürfen unb ho^
beim ©rijlift ju bleiben: aberSlDe? »ergeben«. JJa^bem ba8 ©er*
lobnig jwanjig ^a^xt beflanben, »erflogte i{>n bie Dlbenburgif^e
Stegierung beim 9)ei(|8rammergeri4it, \oo benn bie ©a$e ben ge*
iDö^nli^en ©cf^netfengang na()m, fo bafi bie ^erjogin 1631 unbe*
freiet ben SBeg alJeS gleif^eS ging.*)
Unfer ßöfar toax olfo im SepJ ber ^ofprebigerfteBe ju ®oU
torf, ^oUe f\^ nocb baju t)on ber reformirten Unioerjitdt ju 9J?arburg
i. 3. 1615 ben tbeologift^en ©octortitel**), unb fu^te, fo \>\ü er fonntc,
bie reformirte 2ebre me^r unb me^r \>\xx^ ©(^rift unb ©ort ju
verbreiten, tt)ot)on no^ ein Sriefweilifel jnjifcben ibm unb bem fßaftor
*) (Sinen S^eit bcd 93nefwcd^fc(d iwif^en htittn fBtxlobttn ^af un^ ©tratferjan
in feinen »Beiträgen jur ®t\dfi^U M ©ro^j^erjogt^um^ Dlben&urg ", im eißen X^eile
(mit n>el(^em leibet bad toerbienflii^e SBerf au$ IDIangel an ^^eilna^me auf(orte)
aufgehalten.
**) 2)ie qjromoHcn ctfofgfe am 17. 2(ugufl 1615. ©triebet a. a. D., mU
6)tx anfü^tt: Gratulationes amicorum, cum M. P. Caesar a Raph. Eglino
theol. doctor crearetur. Marp. 1615. 4. 3« ®6ren biefet ^tomction Iie§ @glinu^
bie Oratio inaug. de spirituali aedificio ecclesiae fandamento apostolorum
18
(S^rifltan @Ubanu8 ju @4^Ie«n)ig ani bem 3a^re 1615 3eu0tii§
fliebt.*)
3)e8 ^erjoflä Sofiann Slbplf (Sema^Iin, eine jlrenge ßut^e*
ranerin, tt)ör aber über biefe Sorgange in i()rer unmittelbaren 9?ä^e
fe^r betrübt, unb fu(^te ifire Äinber, befonberS aber ben (Srb))rinjen
(Jriebri^, im ®nefio*ßut{)ert^um aufjujiefien. !Diefe3 SorneI;men
marb inbe§ bur^ bie SBemübungen feiner i^m Dom 93ater gegebenen
8e()rer patalpfirt, bie Snebrit^ ju einem folcben (Regenten bilbeten,
ber bulbfam unb milbe toax. 3)at)on ift ba9 fc^5nfle 3^ugni§ bie
Slufnaf^me ber t)ie1en au9 ^oQanb m6) bem @$(u§ ber Dortvec^ter
@9nobe i. % 1619 audnoanbernben Stemonflranten, bie beS(ia(b qu^
bie toon i^nen neugegrünbete @tabt na^i xf)xtm 93ef((iü^er irj^riebricf^S'
jlabt'' benannten.
3ebo4> dielt [x^ ber ^erjog gnebric^, al8 er im Jabre 1616
na^l bem Jobe feine« 95ater8 Sodann ?lbolf jur Regierung fam,
jur lut^erif^^en Äir^e; — unb um ben gehörten (ReligionSfrieben
in feinem ßanbe ipieber ^erjupcllen, entließ er in bemfelben 3^^^^^
no^ feinen ^ofprebiger ßäfar unb fe^te ben t)erabfc{)iebeten früheren
^ofprebiger 5<ibriciu8 in fein i[>orige8 8lmt. UebrigenS t)erbot er alleS
©ekelten, B^nfen unb ^olemifiren auf ber Äanjel in einem erneuer*
ten ©efe^L mld^m fc^on fein SBater gegeben f;atte, lüorin e8 unter
^nberm^eigt: i^in ^nfe()ung einiger ®lauben8artifel fei e8 no6) m*
entf^ieben, ml^e üWeinung am meiflen in ber ^eiligen ©(i^rift ge^
grünbet fei." —
Somit war alfo ßdfar o^ne 9lmt; allein er braucj^te ni^t
lange auf eine anbern)eitige SlnfteUung ju iDarten, ba fein 9Iame
befannt, unb fein ßifer, bie reformirte ße^re ju loerbreiten unb in
jener flreitlujligen S^it ju tjert^eibigen, ni^t t)erborgen geblieben
et prophetarum superstructo (Marp. 1615. 4.) crfdjeinen, bie er (i-äfar'^ fürji*
lid;em 33ef(^ü^et »ibmete. — ©einen am 8. S)c(ember 1612 in ®ottor^) geborenen
@o(}n (atte (Idfar na^ biefem Sürjlen ^c})am ^bolf genannt. 93ergl. au(^ tU. ^.
ßacfmann, @tnl. s. ec^Ic^n^.^^otß. Qöt\^xä)k II. 6. 281.
^nm. b. Diebaction.
*) a)iefer 93rief»e*fel i|l mitget^eUt in 3o^. SWel^ior Ärafft'd ^ufum«
f^ec Jtir4engef(^i(^te, @. 598—606.
19
mar. %uä) t)on ä9remen au8 n>urben bamalS hm^ bie ^tx\>ox*
ragenben ^dupter ber tcformirtcn Äir^ie, S^rijlop^orua $eieHu8 unb
UrbanuS ipieriu«, bie t^eologif^ien Äämpfc gegen bte immer ^el§*
blut^iger toerbenben ßut^eraner mit Sifer unb Oefd^icf geführt. S)er
erjle erlebigte 5pia^ in unferer Stabt foUte i^m »erben.
Der 70 3a^re alte, feit bem Sa^re 1608 mit ber ©ujjerinten»
bentur betraut gemefene iJJaflor qjrim. ju @t. ÖnSgarii in SBremen,
UrbonuS $ieriug, »eitler um feine8 ®Iauben8 toiOen mel gelitten
unb geftritten ^at, »ar am 12. ÜWai 1616 entf(|)lafen ; unb fc^on
am 21, 3uni beffelben ^a^xti wählte bie ^iepge 2In8garii*®emeinbc
ben Dr. !p^ilipp ßöfar ju i&rem ißajlor Primarius, ba« änSgarü*
(Sapitel Derlie^ i^m ein 6anonicat, unb ber @enat ernannte i^n
jum $rofefor ber Sl^eologie an unferm O^mnaftum.
9ltfo »urbe er mit S^ren, Semtern unb (Sinfünften bei feiner
^ie^erfunft überlauft, ba§ man ^ätte benfen follen, er würbe nie
lüieber au8 unfrer bamalS fnfl no(!^ ganj reformirten ©tabt njeg*
gegangen fein. — Unb benno(^ i^at er*8; jog freimiüig, o^ne toer*
trieben ju njerben, im 3^^^ 1624 ben 2. Slpril wn bannen, na(|«
bem er faum a^t ^a\)xt feine Slemter t^erwaltet fiatte.
@8 mürbe mir gro§e8 Vergnügen ma^en, nä^er angeben ju
fönnen, tuaS in jenem S^it^öum jwifd^en ßdfar unb feinen SoIIegen
im SWinifterium ober jmif(J^en i^m unb feiner ©emeinbc vorgefallen
fein mag; allein bie ü)?inifteriat»9lcten fangen leiber erfi in bem
Sa^re feine« abjug« 1624 unb in bemfelben SWonat, ben 28. aprit,
an, fo ba§ i^ auf bie 93ermut^ung gelommen bin, ob nicfit melleii^t
ba8 ÜJiinijlerium i\xx6) biefe aSorgange, bei benen e* in feiner
aWitte nidgit an Qanf unb Streit gefehlt ^aben tt)irb, t>eranla§t
toorben fei, feine SBer^anblungen von je^t an f4)riftli(^ unb georbnet
ju Derfaffen. 3^1^^^ iwi golgenben toerben tt)ir in ber ^auptfaije
benno(^ erfahren, tt)el(^e8 bie ©treitobjecte gctoefen finb.*)
5SJel(ibe Slniiel;img8fraft aber 6cifar für bie Sln8garii*®e*
meinbe gehabt ^aben mu§, gebt barau8 ^ertoor, ba§ bereit8 na^
t)ier aWonaten, am 16. Slugufi bepben 3ö^te8, bie beiben Äir^en*
2*
20
$)ifitatoren, ©flrgermeifler ^oper unb ©enafor 9licoI. SReflenfiorp,
bem aWiniflerium t)orjieacn, ba§ bic ?ln8flarti»®emeinbe an ben 5Rot^
fufplicirt (;abe. «um ben njeggcjogenen ?Pojior !ß^ilipp Gdfar loieber
in feine stelle ju fe^en.* 6ie peüen bobei an baö 2Winijlerium
bie S^age, ob ba8 mo^I erfpne§li^ fei, tDorauf ba8 SWinijierium
flanj unb gar abxai}) unb toünf^t ba§ biefeä t)er(iinbert toerbf,
toai benn au(^ gefcl^a^.
[Sinige Soeben fpater noar no6) eine jmeite ©upplif beS SlnS*
garlifird^fpielS — bie erfte ttjar nur t)on ben Diaconen unterf^^rie*
ben, — ju ®unflen Gdfar« bem JRat^ eingereicht barauf aber am
25. September t>on biefem mit allen gegen brei Stimmen bef(|)Iojfen
njorben, ba§ »megen tjieler unb fe^r tt)i4)tiger ®rünbe« ni4)t barauf
einjuge^en, loielme^r bie ^ndgarügemeinbe ft^ f^Ieunigft na^^ einem
anberen tüchtigen $rebiger umfe^en foUe,]*)
Slflein Sdfar, — ber au^i in ber ^Jrembe unb t)ieDei(^t t)on
STOangel getrieben, ni^^t müßig getoefen fein mag, um lieber in
bie ©tabt ju fommen, — mu§ r\o^ immer einen bebeutenben Slm
bang in ber Stabt bejjalten ^aben, tt)eil im ^a))xt 1627 ein jtoeiter
3Serfu(!^ gemai^t n)urbe, i()n tt)ieber in unfere 3)iauern ju befommen,
— unb jtDar bieSmal Don ber ©tep^ani*®emeinbe. 3>iefe batfite
ndmli^ barauf, im genannten 3af)re an bie Stelle i^reS iwxä) einen
S^IaganfaQ jum $rebigen unfd^ig gema^iten unb beS^alb bimit^
tirten $aflor8 JWicoIauS U(i^temann einen anberen ju h)d^Ien, ob*
glei(f^ fie noc^ mit {iDei gefunben $rebigern t)erfe^en roar, bem
^erm. ^ilbebranb unb bem 3of)anne8 S(f)ilbiu8.
5Jm 17. 3anuar 1627 unb abermal« am 25. JWdrj be8
folgenben "^a^fxti xtx^k bie ®emeinbe bem Statte eine iBor*
flellung ein mit ber bringenben 93itte, bie Wal)\ SdfarS }u
gejlatten unb Slnjialten ju treffen, baß berfelbe mit bem SWinifierium
»ieber au8gef5f)nt iperbe.**) S)ie SBau^erren ju St. Step^ani
*) 3w^& ^ff (Rcbaction.
**) S)te bciben @up))Ilfen beftnben {i(^ no^ im €taat^ar$t9e, crßere bon 65,
festere Don 20 IDIitgUebem bed ^Tirt^fpul^ untergfic^net. %n ber €)>i^e bctber 9{a'
menret^en flehen Süber 2:ibemann unb 2)trt^ SReuge, n>o^I bie bamaligen
Sau^emn. 9(nm. b. IReb.
21
^aUcn au§erbem bcn Dr. Subit). ßroduS n)ieberf>oIt öebrdngt biefe
Qa^t im TOiniflcrium jur ©pra^e ju bringen, bamit bur4) ben
Confen» bejfelben bie ®a^e bcförbert njürbe. Der berühmte Dr.
Subwig ßrociu?, bamalä erjter ^rebiger an ®t. SWartini Äirc^e,
brachte om 16. 5lpril 1628 ben 9(nfrog ber Sauberren t)or, unb
be8 3Winiflerium8 6cblu§ lautete: f/ba§ bie ©t. ®tep^ani*®emeinbe
fi(^ vorläufig mit 2 ^aftoren tt)o^l begnügen laffen fönne; sollte
fic aber no(ib ^in^n britten njdblen, fo fei e8 meber ^eilfam no^
nujlic^, ben Sdfar an ©tep{)ani* ober an irgenb eine anbere SBre-
mifcbe ©emeinbe ju berufen, rt)ie e« fcbon \)ox 4 3a{>ren geurt^eilt
^abe.'' Somit unterblieb audb biefe«.
8lDein6dfar follte unbiDolIte tt)ieber in bie ©tabt, unbbaju
gab ft^ balb eine neue ®elegen^eit, al8 (Srociu? für ben am 29. aWdrj
1628 Derftorbenen JiKiburg jum Primarius an Unferer Sieben grauen
geiDdblt mürbe, unb fomit bie ^rimariatftclle ju ®t. ÜWartini mieber
frei gemorben mar. 2Ba8 ben 9ln8garianern unb ©tep^anenfern
nidS)t gelungen mar, ba8 moUten bie aWartinianer burc^fe^en. ©ie
boten alle ÜKittel auf, um ju ibrem 3wedf ju fommen, mobur(fi bem
aJtinijierium unfdglicbe Unruhe unb Diele ^erjenSnot^ bereitet mürbe,
bie in ben Slcten alfo t)erjei(^net fte^en, ba§ einem ba8 ^er§ bre»
(^en mö^te, menu man e8 liefi.
5)ie aWartini*®emeinbe f;atte e8 jutoörberfi — jugleid^ mit
Dr. ßdfar, melcber in einer ©upplif*) an benSRat^ ficib g^nj unter*
tbdnig erjeigt, um Vergebung feine8 Berget;en8 gebeten unb fBo^U
»erhalten t)erfpro(^en f^atte, — beim Watb ba()in gebracht, ba§ einige
beputirte ©enatoren eine SBieberioerföf)nung be8 Sdfar mit bem
aWinifierium öerfui^ben foflten. — 3)a8 gelang ni^t! Unb ba ba8
JWiniflerium mo()l merfte, ba§ je^t anbere unb mächtigere Ärdftein
©emegung gefegt mürben : fo befc|)Io§ e8 am 30. Sluguft 1628, ftcb
unmittelbar an ben allmd^tigen ®ott unb J^elfer ber ©ebrdngten
ju menben, unb fonntdglic^ folgenben $a(fu8 in8 Äir(^engebet auf*
june^men :
•) €ic ip Mixt ©Riticn, bcn 26. fMuijull 1628, unb tragt auf ber tnücffef
bie ^cmcrfung: ,,Praesentatum; 29. QCufluP 1628". 3(nm. b. IHcb.
22
Mix bitten h\S) mi), barm^erjiger ®ott unb 95ater, bu
Wüüefi bie un8 t^eil8 üon au8ldnbif(^en, t^eiI8 t)on innerlici^en
JJeinben unb Söiberfa^^em t>orfte()enbc Oefa^r in ®naben n)cn*
ben unb mi) beinern aßein njeifen fllatfi bie un3 an bie ^onb
geßebene ^eilige unb wirffame ÜWittel fagen; an* baju ferner
not^tDenbige toerlei^en, bamit wir berfelben ®efat)r flüglicfe unb
fürfi4)tigli(^ entgegen, unb foIci^eS toegen beineä l;eiligen 9?amen8
e^re, beiner Äirc^enerbauung,be8 JWinijierii Sinigfeit unb er()aU
tung, biefer ganjen ©tabt Slufne^men unb ©ebeiben. — SDa*
gegen aber ttjolleji bu ju Sc^anben ma^tn QÖe biejenigen,
noel^e onberS dlx6)i^ fudben, benn ba§ beine (S^re geldfiert,
beine Äir^e jerruttet, baS ÜKinijierium getrennt, baS gemeine
Sefte üerftöret, unb in allen ©täuben ba8 Unterfie ju Dberfi
gefe^rt werbe, um beine8 lieben ©obne8 3^fw ©^rifii Witten.
Slmen!" —
8118 barauf am 8. ©ept. 1628 ba8 SWinifterium fidb gu einem
au§erorbentli(^en 6ont)ent üerfammelt ^atte, würbe e8 in corpore
per apparitorem publicum, b. ^. burc^ einen ^errenbiener, auf8,;
JRat^böu8 citirt öor bie 2)et)utirten be8 9lat^8, befiebenb au8 ®ür-
germeijler 3^^önn ^aoemann, ©ürgermeifier Sberbarb S)o^en, ©e*
nator Sodann Sllmer8 unb ©enator Dr. SBern^arb ®rät>äu8,
mlä)t ben üKiniperialen mittbeilten, ba§ bie Sauberrn unb T>ia^
Conen ju ©t. SWartini fi(!b toereinigt bitten, ben Dr. ßäfar in
Srociu8' ©tette ju wägten, ba§ biefelben be8{)alb eine ©upjjlif be8
Gdfar Dom 26. 3lugujl eingereiht unb gebeten b^itten, bem ©äfar
fein frü{)ere8 93crge^en ju vergeben, ibn wieber mit bem SWinifierium
JU Derföbnen unb feine SBocation ju beftcitigen. 3)emna^ feien fte
t)om ©enate beauftragt, ben ßäfar, ber aufri^tige Sejferung Der*
fpro(^en, mit bem ÜWinijierium wieber ju Derfö^nen, unb wa8 jur
Sintrac!bt unb jur erbaltung ber Äirc^e biefer ©tabt bienlic^, ju
erlangen.
3)a8 aWinijierium eilt na^ 9ln^5rung biefe8 ßommijforium8
Wieber in8 Sonclaoe unb berätb, wa8 ju antworten fei. 68 beauf»
tragt feinen ©enior, ben ßicentiaten 2:obia8 i|}ejeliu8, eine Slntwort
ju (linterbringen, »wa8" — wie e8 in ben Slcten l&ei§t — „\)on
28
®r. ^o^iMrben t\)x\\^, mut^ifl unb bercbt gefcf^ejien ifl.* — Unb
biefc ^ntoort enthalt:
1. 3)lan ^ätte r>ox loier ^af)xcn bereite, a\i bie ShtSgarianer
ben ۊfar Ratten lieber berufen tDoDen, ein (Sutat^ten ausgegeben,
tDorin mit Qen)i(^tigen ®rünben barget^an morben, ba§ 6äfar8
Sfteflitution unterbleiben mäffe, iDontit mon fxä) au^l iufrieben ge»
geben. S)ie gleichen ®ränbe feien auiJb V)or jmei J^^ren ben ®te*
lo^anenfern t)orge^alten, al8 ftc ben ßafar ^fitten \o&i)Un wollen,
unb biefe bitten bie ®a(^e aucb fahren lajfen.
2. S)a8 üKinifterium ^atte gehofft, bog t>on (Jofnr« 3urütf*
berufung nie mieber bie 9lebe fein, unb bog ber Senat mit bem
jufrieben fein mürbe, mobei fxä) früher bie Äir(!^en»93ifttatoren be*
ru^igt Ratten.
3. SBenn ber @enat nun \>on i^nen eine neueßrflarung for«
bere, fo bejeugeten fte juüörberp, ba§ fie bem ©enat in aüet S()r»
erbietung entgegenfommen, fi($ au^ ferner ju allem fc^ulbigen
®e()orfam toerppidjtet füllen. 3ebo^ jn^eifelten fie aucb im ®egen*
t^eil nicbt, ba§ ber Senat fie für öon ®ott befteüte ©eelforger, für
9Bä(^ter unb ^irtcn an 6[)rifh Statt anfe^e, bie nii^t nur \>af)xn
trachten, bag ?lllc8 in ber ®egenn)art orbentlici^ jugel;e, fonbern bie
an* fünftig brot;enbe ®efa^ren öon ben einjelnen Seelen unb t)Ott
ber ganjen jfird^e abjumenben toerpflicbtet feien. SRan möge ifinen
e8 baber nic^t t)erubeln, mnn fte frei loon ber Sa^e reben unb ibr
®ewijfen ju befreien fünften. Sie mürben t)on feinem ißriijat^ag
getrieben, fonbern einjig unb allein fui^ten fie ba8 ^eil unbffio^l*
fein ber Äir^e.
4. Die Supplif beS 6äfar fei oon ibm jmar unterfcbrieben,
aber t>on ben ©erfajfcrn berfelben Siete8 o^ne fein SBiffen unb
SBollen ^ineingefe^t, xiai er ni4)t billigen fonne, ba ber Senior i^n
früber, bei ber JBitte ber «nSgarianer um feine Wejiitution, babe
fagen unb flagen fiören, bag er jtcf) meber gegen ba8 aWinifterium
noc^ gegen ben Senat irgenb eine8 g5ergc^en8 f4)ulbig erfenne.
ffienn er aber auc^ bie Supplif felbji tjerfagt ^abe, fo fei er üon
feinen Patronen ju biefer Demutf;igung gejmungcn morben, uielleic^t
24
^abt i^n autfi ber JWanßel getrieften, ba feine ©nfünfte oufge^5rt-
I)emna(|> fei feine Untemetfung ni^t freimiUig, fonbern erjtoimgen.
5. Deshalb feien fie in intern ©etüiffen überjeugt, bog Sdfar
nic^t iurüdgerufen merben bürfe, toenn man nid^t ben t^rieben be9
äRinifteriumS unb baS ^eil ber Äircfee auf8 ©piel fe^en tDoüe.
SII8 barauf iai 3Rini{)erium Don ben 3)eputirten um bie ®runbe
befragt hjurbe, toarum er nici^t refiituirt werben fönne, »urbe ge-
antwortet: bie ©runbe lagen in feiner ße^re, tooburc^ er t)iele ®e»
Wijfen t)ertt)irret, unb in feinem „indomito ingenio, infrenatoque
animO; adeoque contentioso et irritabili", ba§ man ji^ t)on i^m
nie grieben t^erfpred^en fönne.
SBie barauf bie 5)eputirten meinten, ßöfar fonne toieHeiti^t bie
®rünbe miberlegem antwortete man: ©ie wdren nid)t gewohnt,
fird^Ii^e 3)inge geri^tlicf^ ;u be^anbeln; (Säfar ge()öre au(^ gar
ni^t öor i^x ijorum, ba er freiwillig fein 9lmt niebcrgelegt ^abe;
beS^alb fei e8 Weber notfjig, noc^ anjidnbig, noä) ber ffir^e ^cil*
fam, mit i^m ju {treiten.
Die S)eputirten fragten ferner: Db fte benn fo untoerfö^nlic!^
wären? worauf fte antworteten: ba8 waren fte nic^t; fte wollten
i^m gern feine öeleibigungen »ergeben, aber ©ewiffenS falber f onnten
fte feine Weflitution nicfjt jugeben. 3^ ©taatc empfange einer
anS) wo^l Vergebung, würbe aber niii^t in feine frühere aöürbe
unb ©teile wieber gefegt. Sie Rieften i^n für feinen folgen, ber
mit bem Teufel tuerloren ge^e, fonbern ber oor bem Snbe feine8
ßebenS burc^ allerlei Irübfal no(fi für ba8 ewige fiebcn gerettet
werben fönne. Slber ba§ je^t eine fo plö^lidbe Serdnberung in i^m
vorgegangen fei, bafi bie Äird^e nid^t mejir iux6) i^n gedrgert wer*
ben fönne, ba3 glaubten fie ni(^t, unb bann würbe baS ße^te drger
fein, benn ba8 Srfie.
5)ie Deputirten meinten anä): 9Wan fönne e? io^ t)erfud^en
unb i^n refiituiren, unb feine Slnflellung gehörig oerclaufuliren. —
8lu^ bagegen erfldrte fx^ baS SWinifterium entfd^ieben, überzeugt
üon ber babur^ herbeigeführten Ocfafjr unb eingebcnf be8 ©pruc^e«:
Turpius ejicituF; quam non admittitur hospes.
2118 enblicf) bie 3)eputirten Einwarfen: Dbauc^ wof;l ißrit)atf)a§
25
l^iebet obn)atte? erflarten Me, ba§ nur ifir ©en^ijjen fte in)in0e,
gegen (SdfarS SRejtitution ju ftimmen.
3>amit enbigte biefe offene unb mannhafte SrHarung beS 2Ri*
niflerium« auf bem (Ratfj&aufe om 8. ©eptemOer 1628. Slber bomit
toar bie ©ac^e noät nii^t ju Snbe.
9Iuf ben 19. September ijl baS aWiniflerium tt)ieber auf 8 (Rat^*
^au8 citirt toor bie genannte !Deputation, bei ml^tx ber franfe
93ürgermeifler S)o^en \>\xx6) 8iboriu8 t)on Sine vertreten ifl, ber
freunblic^ mit bem SWinijlerium ^anbe!t, um (Sdfar mit biefem ju
üerfö^nen unb in bajfelbe jurucfiufü^ren, ba er Meue geloben,
bem ©enat, bem ÜÄinifterium unb berÄirc^e ©eborfam »erfprec^en
tt)oüe, über ba8 ©ergangene ©^merj bejeuge unb bereit fei, ab*
jubitten, tt)a8 er gegen ben geifilictien ©tanb gefünbigt fiabe. ©on
ßine ermafjnt, fie foüen bie ©a^e nicbt auf8 9teu§erfte treiben,
fonbern au8 fiiebe jum iJrieben bem Senate ge^orc^en, unb ben
Sdfar mieber aufneljmen, jumal ij)re neulic!^ t)orgebra4)ten ®rünbe
bem ©enate ni(|)t genügten.
dlaä) einer furjen privaten 93efpre<^ung tritt ba8 (DJinijierium
mieber ein, unb if;r Senior erfldrt: Dbtt)o()l )le fi(^ ju aüem fc^ul»
bigen ©ef^orfam t)er>)flic^tet fuf)Iten, fo fönnten pe bod^ Don ilfirem
®ett)ijfen ni^t erlangen, ben (Sdfar, tt)el(i^em fte übrigen? ?ine8
vergeben, wieber aufjunel;men in i^r SoDegium; fie tPoUten i^re
®rünbe tjorlefen, meines bie Deputirten julaflen unb barauf t)om
iPajlor ^ermann ^itbebranb gefc!^iel;t.
5)ie Mat^Sbeputirten erinnern nun, ba8 SWinifterium foHe bie
®rünbe geheim f)alten unb fi^ felbjl bepegen, um toom SWiniperium
ju erlangen, ba§ ßdfar nat^ erfolgter allgemeiner Slmnepie nur
}ur ^robe (ad probandum) aufgenommen toürbe. — ?luc^ bagegen
erfldrt pc^ ba3 SWiniperium einhellig unb tuirb nun gebeten, abju*
treten, »d^renb i^re fc^riftlic^ üerfagten ®rünbe auf bem Jifc^e jur
Sinp(f)t ber JDeputirten liegen bleiben.
9ta^ furjerSeit tt)irb baSÜWiniperium lieber hereingerufen unb
noc^mal erinnert, ben ßdfor aufjurte{)men, tt)elcbe8 aber »ieber
runb abgetoiefen tpirb. 2118 bie 3)eputirten fagen, ba§ pe bie ®rünbe
be8 aKiniperium8, tt)el4)e an ben ©enat gerid^tet feien, ni(|it prüfen
86
fönnen, t)erfpri^t baS aWinifterium, fie motflcn an ben Surgermeift«
$at)emaim ju fcnben; unb jtpar unter ber SBebingung: bQ§ bie
©upplif bcö (Sdfar unb toenn er etwas auf i()re (Srünbe replicire,
i^nen mitget(;eilt mürbe, — unb bann: ba§ beS aWinifterium» ®rünbe
nid)t e^er bem Sdfar jufommen bürfen, bi9 fte ni(^t \)ox bem
©enate Derlefen iDdren.
J)arauf beginnen bie Deputirten noci^malä baS aMimjierium
ju bearbeiten unb jtDar mit ettt?aS fdS)n)ererem ®efc^ü^: SWan folle
jtct) felb|l beilegen unb ben Säfar mieber aufnehmen, bamit er
ni^t gänjlic^ t)erjit)eifle, ju ben ilat^oUfen übergebe ober jtc^ felb|l
®ert)alt ant()ue; man foüe bebenfen, mag i^nen gefc^e^en mürbe,
wenn ber ©enat, nac^bem er baS Urtt;eil be« äWinifieriumä über
ben (Jatl eingeholt, au8 eigener SWai^töonfommen^eit i^n tt)ieber
einfette!*)
®ie tt)urben bann noci^malS ermahnt unb gebeten, (ic^ ju
befprei^en.
3br ßntfcbeib noar: ba§ fte gerne, fo balb fie in i^rem ®e*
tüiffen überjeugt maren, ba§ ßdfar fic^ nja^rbaftig umget^an, if;m
bie ^anb mieber bieten unb ibn aufnel;men iDürben. p,T>a er aber no(|i
in bcmfelben unreinen SBefen ijerbarrt unb ©ünben auf ©ünben
^duft, fo fiejien mir mit tieffier Srgebenbeit, ba§ man ni^t burcf)
bie O^orberung unferer föinmiüigung ju SdfarS iReftitution jemals
unfere ®en)ifl[en befci^meren, au^ ni^bt biefe mic^btige ©ac^e über*
eilen, fonbern, menn irgenb mögli^, bie ßntfc^eibung bis jur iRücffebr
unfereS in biefer ©acbe t)orjug8meife erfabrenen S^fP^ctorS, beS
^errn Senator {Regen jiorff, auffc^ieben moDe.«
5DaS (entere hielten bie S)eputirten ni4)t für nötl;ig; über aDeS
Sinbere moUten fte bem iRat^e Sericbt erflatten.
Unb bamit mar auc^ biefe aSer^anblung ju ßnbe.
^ier ftnb nun in ben Slcten beS aWinifierium bie ®rünbe
eingefclialtet, meiere baffelbe gegen födfar'S Slöieberaufna^me geltenb
•) 3(^ flcbe ^ier bie 2Uortc M 31ctuar^ in ber Ucfpracf;e, ba bie 8a(^e bcbeu*
tung^tooü iP: „cogitandura nobis datum fuit, quid eventurum sit nobis, ßi
amplissimus Senatus manu regia judicio Ministerii insuper habito, eum
restitaat/
27
maifit, ttnb motauf f^on oben oft Mngebeutet if). 34^ niu§ fie
in ber Äfirje jum 95erpänbni§ be8 ©anjen ^ier nun mitt^cilen.*)
3uerjt erfldrt ba8 ÜKiniP^rium, in Setreff ber geforberten Ser»
föüinung mit ödfar, ba§ fie i^m rjon ^erjen 2lüe8 Derjei^en unb
vergeben, bamit er fie juoor beleibiget ^at; wobei fte t)orau8 be-
bingen, ba§ Dr. ßäfar mif ßb^fit Sefebl feine ^ebltritte ouct» öon
^erjen erfenne unb ficib bemütbigc.
9öa8 fobann feine iReflitution betrifft, fo erfldren fie öörab,
ba§ fte bem ebrcnfejten JRatb fic^ nie^t wiberfe^en unb in feine
^o^eit greifen njoHen; auc^ au8 feinem *JJrit)ataffeft etn)a8 tt)iber
Sdfar tbun unb reben tDoDen u. f. n?.
Da§ aber Sdfar nicbt »ieber aufgenommen »erben fönne,
bafür geben fte folgenbe ®rfinbe an:
1. er f;abe ft^ tt)d^renb feines DienjieS feiten ju i^ren fion*
öenten gehalten, unb tt>enn er beS^alb oom Senior angefpro<^en
fei, b<^be er'8 übel aufgenommen;
2. b^be er ftc^ in feiner 8el;re berma§en crjeiget, ba§ er obne
S)i8cretion unb mit 3noectioen h)iber Slnbere in fiir^ien unb Scbulen
ben ^o^ioii^tigen 5lrtifel t)on ber $rdbeflination getrieben, t)on
tt>elc^em bocb vernünftig unb befcbeibentlic^ jur ©rbauung ber Äircben
gebanbelt toerben mu§, m^ SluSweifung bed allbie ju ©remen un*
gefdbr t)or 48 'ia^xm üon ben t)ortreffli(^en Sbeologen unb Doctoren
griebr. 2öibebramu8 unb Sbnjiop^. qjejeliuS jmifcben bem ®u>)er*
intenbenten tWarcuS ajieningu« unb 5Paftor iZBilf)clm ÜJoB aufge^*
richteten 93ertrage8;
3. I^at er bie SlugSburger ßonfeffion am 26. S^nuar 1621
in üoUev Serfammlung be8 aWiniflerium8, in ©egenmart ber Ferren
Sifitatoren, obne einigen Sorbe^alt oermorfen unb al8 (SlaubenS*
fpmbol ber et)angelifcbcn Äir^en, barauf unfere SSorfabren unb tt)ir
un8 bennocl) aUeipege bejogen, ni(|t erfennen wollen;
4 ^at er in großer 3tt)ietra<äbt mit bem SWinifierium gelebet,
*) 5Diffe ©rünbe ftnb öüöildnbig unb hjortlic^ in eine bem fRaif) überreichte
SSorPcDung. M ÜJliniflcnum« »om 28. (ober 18. — bie 3a^I ijl in ber ben ^(tc^iü*
actcn i*ci(tcßenben ^o)>ie unbeutli(^ gef(^neben) 6ept(m(er 1628 aufgenommen.
^nmcrfung ber 9{cb,
28
imb ob er glci^ im SBefonberen etliifier ^erfoncn greunb fein ipoDen,
ift'8 i^m io6) fein (Srnji ßetoefen, fonbern ^at biefelben nur gu feinem
ffiort^eil gemi§6rQu^et ;
5. ^at er fafl in fleter Uneinigfeit mit feiner eigenen ^au«frou
gelobet aud^ mit feinen SRa^born feinen ^rieben galten fönnen unb
bisweilen öffentlich (Semalt miber fte geübet; ifl aucb mit feinen
GoHegen in ber Scbule unb im 6apitel für unb für im ©treit
gelegen;
6. bot er auf eine ^txt au8 ungehaltenem SKutb feine qjre*
bigten t)erlaufen;
7. ifl er bie meifle ^nt im ?uber gelegen, unb ^at ft^ audb
mannigmal mit feinen Sc^g^fcHen, bie er o^nt Unterfc^ieb gefu^et,
t)eruntt)iüiget ;
8. |;at er au8 freiem h)o][)(beba(f)ten SWutt;, o^ne einige er^eb«
lidbe Urfa^e, feinen 5)ienfi aufgegeben;
9. ()at er bem 3Kinifterio eine gottlofe, fe^erif<^e unb gotteä*
läfterli(|)e 8el;re fürgetoorfen ;
10. ^at er auSbrüdfli^ bie Dbrigfeit befcbulbigt, ia^ \\t i^m
feinen ®cl)u^ miber feine JJeinbe (jielte;
11. ^at er t)om ÜBinijlerio einen tro^igen Slbfcbieb genommen,
mit Verfluchung feiner tjermeinten SBiberfac^er unb ^euc^lerif^iem
®egen berer, melden er juüor t;interliftig nai^gegangen;
12. })ai er feine 9lpoftafiam wm ißrebigtamt in aSerdnberung
feiner Äleibung, Serfauf feiner ©ibliot^ef unb Slnne^mung frember
^anblung genugfam an ben Sag gelegt;
13. ^at er nicbt bafür angefe^en fein sollen, ba§ er einige
©c^ulb, fonbern if} mit Sro^ unb (Sigenjtnnigfeit ba^ingegangen,
a\xi) p^ angenommen. aU a6)Mt er feiner Promotion;
14. feine ^au^frau b^t ft^ t)on if;m abgefonbert unb \f)xtn
vorigen ®lauben tjerleugnet, au(^ bei anbern iReligionStoeriüanbten
ba8 Slbenbma^t be8 ^ervn empfangen, baju er ofine S^^if^l in
feiner ^artnacfigfeit gegen fie Urfac^ gegeben;
15. bot er im unorbentlic^en ßeben unb Q^einbfcfiaft mit unter*
fcbieblic^en ißerfonen, fonberlic^ au^ mit fäfterung unb Slnfeinbung
29
M $rfbi0tQmt8 Der^arret unb fi($ but^auS Qlfo bejetget, bQ§
fein 3^i4)^n ber 9)eue on i^nx }u fpüren.
9}eben biefen SSerge^en unb SSerirrungen , bie i^m oKenfoIlS
auf feine bemüt^ige abbitte Vergeben merben f5nnten, füf)rt baS
aninifterium nun no<f) inSbefonbere folgenbe ®rünbe auf, bie t)on
folclier 3Bi(|itigfett feien, ba§ feine8n)eg8 ju ratf^en fei, bcn Qdfar
ju refiituiren:
1. fei feine 9?atur }u 3otn, 8(rgtt)oI;n, iRo%ierigfcit unb
3anf fo fe^r geneigt, bag fein befldnbiger griebe bei i{)m ju ^offen;
2. feine {Refiitulion tt)fltbe unfenn ^rebigtamt bei ben au«-
Idnbif^ien Sixx^tn (;od^))emei3li4) unb fcl^impfli^) fein;
3. fei er a\x^ tt)a^renb ber ganjen Seit , feit er fein ?Cmt üer*
lajfen, r>o\\ feiner Äirc(>e anberStpo berufen unb aufgenommen;
4. feine Bönfte ober Remter würben leiben, bog i(>nen ein
foli^er üWenfc^i aufgebrungen würbe;
5. e8 ift niemals, Weber ^ier no(^ anberSwo bergleic^en
öejcfie^en, bog einer, ber feine« Äirc^enbienjie« fx^ alfo \)erlujiig
gemacht, wieber angenommen wäre;
6. erbeut er fxi) nunmehr, eine foI4>e 8e^re mit un« )u ful;ren,
bie er juoor felbfi t)erbammt ;
7. er ifl bem Srunf gan} unb gar ergeben;
8. e« ijl ni^t {u hoffen, ba§ befldnbiger griebe jwifcj^en
i^m unb feinem Sffieibe ju treffen fei, u. f. w.;
9. würbe e« i^m felbfi feine S^re fein, wenn er alfo gefpannt
unb gejwungen werben foHte;
10. würben t>iele gutf)erjige ßeute fx^ an feiner SBieberein*
fe^ung jum ^öcbflen drgern unb betrüben;
11. \)at er fx^ mäf mit allerf^anb ^ro^ungen unidngfl t)er-
nehmen laffen, wie er bie wot)langeri^tete Drbnung be« SWini-
jierium« ni(^t allein turbiren, fonbern au^ ePerttren wolle;
12. ^aben au^ unfere nunmehr in ®ott ru^enben SoQegen
I^r. 3|jelburg unb aWagifler (S^ptrdu«, biefer mit feiner i^anb, beibe
aber mit i^rem lobe unterf^irieben unb glei(f)fam perfiegelt, ba§
f« unbienli(^, bag ßdfar wieberum beftellt würbe. Sie benn
öU(| weilanb ber gotte8für(!{)tige unb in allem ®uten eifrige, nun*
80
me|>r felige ^err ^ermann 9)lfiDer*) balb nacft bem töbtli^cn Eintritt
be8 Dr. JfT^l&urg ba^in UbaS)t gemcfen unb Berat^en, bo§ Dr.
6rociu8 au8 bcm Äirc^fpiel ©t. aWartini m^ U. ß. ^Jrouen Äir^fpicl
mö^te öcrfe^t mtrben, auf ba§ n!(^t etma Dr. (Scifar, beffen un*
rul)igcr Äopf allenthalben leiber befannt, feine Oebanfen barauf
fc^lagen unb fi^ baju einbringen möchte, fonbern ba§ au8 unferer
S3ürger Äinbern, bereu etli^e im ©^ulbienfie angejieltt, beren
etliche aber brau§en ft^ aufhielten, einer bem Dr. $etru8 33aren*
{)olb.ju ©t. SWartini abjungirt toürbe, unb tt)enn*ibm ®ott ba8
ßeben gegönnet, n)ie mefir al8 einem in unferer aKitte auS feinem
aWunbe beipugt ifl, in Sdfarä iRefiitution too^l nimmer confentirt
^aben toürbe.**)
S)a8 aWinijlerium, — baS ld§t fx^ too^l benfen, — war hmS)
hai Sorgefaüene in gro§e Slufregung loerfe^t unb merfte njo^l , ba§
jejt bie ®a(|)e auf bie ©pi^e getrieben tDerben tt)ürbe, unb ba§
man fic^ eine« ®en)altjtrei(^8 be8 Senats üerfe^en fönne, nad^ ber
etmaS t)erfc^leierten Sleu§erung feiner 35eputirten. 3)e8balb bef^lo§
man am 22. ©eptember, bie ganje 35er^anblung auf bem $Rat^^aufe
genau ju üerjei^nen, »aS benn a\x^ gef4)e^en ift.
SÄm 26. September toar man f4)on toieber in bem Sonclaüc
t)erfammelt, um fxd) gegenfeitig ju jlarfen im SBer^arren bei ben
eingegebenen ®rünben, — al8 unerwartet um 5 Ubr 9?a^mittag8
ein ^errenbiener erf4)eint, um ba3 äRinifierium auf ben raupen
aWorgen um 7 U^r auf« iRat^^au? öor bie ^Deputation be8 JRat^8
ju befcfeeiben.
35er 27. ©eptember finbet bie SWinifierialen fcbon t)or 7 Ubr im
ßonclaüe, wo ber Senior ein inbrünfiigeg ®ebet bdlt, unb fo, in ®ott
gejiärft, gel;en fie ben f^weren ®ang. Sie pnbcn bie t)ier SSürger*
meijier 3of). |)eerbe, ^o\). ^aüemann, 3^^. Slid^ting unb Sberl^. SDo^en
unb bie Senatoren 3ol;. 2llmer8, 8ernl;. ®rdt)ciu8 unb ßibor. X)on 2ine.
*) 9lati«ictr, öefl. am 5. Sunt 1628.
**) 2)ic toon Äo^Imaan nid;t aufgenoramenen ©rünbe unter ^x, 9—12, h>elc^e
Ott bicfer €tefle bie emäl)nte 23otjlenun(j b<^ !D?inif}erium3 enthält, ^aben mir, ba
jle ber iBea^tung wcrt^ erfc^einen, cBenfaQd mitt^eilen in muffen geglaubt.
^te (rieb.
31
SSieber bie a(te Srage: 06 man ben d&^ax, um beffen iReflitution
bic angefe^enen Sinwo^ncr be8 aWartmi*Äirc()fpiel8 fe^r gebeten
()oben, — ob man ni^t bie alten ®rünbe »ergejfen toolle, — unb
ibn n)ieber ald GoUegen unb 93ruber in ß^riflo aufnehmen.
S)ie ©runbe beS 3Riniilerium9 f(^ienen ben 3)e))ulirten aOerbingd
gemic^tig, allein fte meinten, »enn eine allgemeine Slmneflie erfolge,
r5nne Säfar o^ne ^efa^r be8 aRinifteriumS unb ber Hix^t au8
sroei Urfa^en wol;! mieber aufgenommen toerben: meil er namlic^
rei<^lic|>e ©e|ferung öerfpro^ien ^ätte, unb toeil bie SWartinianer für
i^n (Kaution leifien n^oUten, ba§, tvenn er eimaS 9lmt8tt)ibrige3
t^xxn toürbc, er abgefegt »erben foUe.
SDaä aWinijlerium tritt eine SBeile ab, um fxäf ju befpre(^en,
unb antwortet alSbann bur$ ben 6enior: ®ie Ratten geglaubt,
ba§ ber @enat i^re ®rünbe ^5^er geac^^tet ^aben unb bem 93ege[;r
ber iPiartinianer nic^t na(^gegeben l^aben mürbe. ^/@ie bäten um
ber 93arm^erjigfeit ®otte8 unb um ber !2Bunben 3^fu unb um bed
^eiI8 ber Äirc^e willen, Don i^nen Dili^itä ju forbern, maS gegen
\\)x ®emi)yen fei. 3)ie aHartini*®emeinbe j)atte ja bie 2Batil unter
anberen aWdnnern, Sürgerfinbern unb Sjulirten, bie bem Säfar an
®aben glei(^ feien. Die ®rünbe, momit man jte ju überzeugen
glaube, feien feine triftige. 5E)er er jte, »egen Derfproi^ener Weue,
fei gegen baS t)on $aulu8 angefübrte ®efe^ bei ^ejMung ber
jtir($enle^rer, n)el$e8 ni(|)t eine S3erfprec|)ung eineS unflrciflictien
fiebenS, fonbern ein unjirdfli(^e3 8eben fclbfl, fd^on oorber bmai)xt,
t)erlange. — 3)er jtoeite ®runb oon ber ^Saution fei au^ ben
bürgerli(|)en ®efe^en entgegen, h)orna^ Sefiimmungen für ben
SSillen eines anbern ganj unnü^ gehalten n)erben; nicf^t ju reben
\>on ber SSerwegen^eit, [ür einen ÜKann etwaä ju »erfpre^^en,
melier fo lange f4^on al3 janffü^tig unb feiner Slffecte ni^^t
md^ltig befannt fei."
S)arauf entfernt fic^ ba8 ÜWinijlerium eine SBeile. ^a6) feinem
iöiebereintritt eröffnet i^m ber präfibirenbeSürgermeijier: SWan ^dtte
9Ii(^t8 lieber al8 Bereinigung gefe^en, ba aber ba8 SOVinifterium bei
feinem 95ef4ilu§ be[)arre, fo foDe e8 {)ieburc^ loijfen: »/ba§ Ampi.
Senatus per majora fc^on bef^lojfen , ba§ ben ^art brdngenben
^ I
32
aWartinianern bet Dr. Sdfar au8 getoi^ttgen ©rünben . n)eld^e je^t
ju erjo^Ien unnötf^ig, ju bctuiüigen fei, bamit man jum njcnigjien
feine Sejferung wegen feiner gefd^e^enen Serfpre^ung unb n)egen
ber oon ien ÜKartinianern geleijieten Kaution erfahre ; bag aWiniflerium
aber werbe erinnert unb ermaf^nt, bejfere (Sntf(f)Iüffe jU faflen unb
i^n wieber auftunebmen, bamit e8 mä)t, wenn e8 auf feinem SBor*
nehmen beharre unb Sdfar refHtuirt werbe , an feiner Sl^tung beim
Senat unb bei 9tnbern ©(^aben leibe.'»
^a8 ajiinijierium tritt wieber ab unb befpric^t ftcb, bringt
barauf ju Slntwort ein: »©egen bie ©entenj mü§ten fie mit i^rem
©ewijfen unb mit bem göttli^ien Söorte opponiren unb fonnten in
biefelbe ni^t eingeben."
9lm 29. September. 1628 jeigt ber ©enior ben \)erfammelten
Srübern bereits an, bag i^m geftern burc^ ben ©ecretär limann
6o(^, yjamenS ber brei SBürgermeifler, tjerfünbigt worben fei, //ba§
Dr. $l;ilippu8 (Jäfar t)om Senat jum öffentlichen ißrebiger an
St. aWartini unter ber t)on i^m gegebenen Kaution, wel^e bem
aWiniperio mit bem erflen eröffnet werben foüe, jugelajfen fei.*'
35ie aWiniflerialen befef)(en ®ott bie Sacbe in (Sebulb, tnbem fte
\^^ i^ gegenfeitiger Stanbbaftigfett ermafmen.*)
Somit war alfo bie äWartini^Oemeinbe unb nic^^t weniger
$^ilipp ßäfar am 3*^1^ ^^^^^ SBunf(|)e angelangt, unb bag le^terer
a\xä) m6)t lange gefaumt ()at, fein 9lmt anjutreten, wirb unS ba8
Solgenbe lehren, woburdb fic^ allmälig entwicfelte, wie fe^r ba8
2)Jinijlerium Stecht ^atte, unb wie ber Senat burdS) üJiigbrauc^
feiner üWacbttjoKfommen^eit einen f4)weren T5^f)lftnff g^tban ^atte.
Sdbon am 7. S?ouember 1628' fiel etwa« t)or, wobur^ ftc^
^eraugftellte , bag fein griebe ju f)offen fei üon biefer Sulapng
be8 Kdfar. 68 war an jenem 3:age eine Slrmenfi^ung, wobei t)on
jebem Äir^ifpiel immer ein $aflor anwefenb war; für 5Wartini»
ilir^fpiel ^atte ba8 SWiniperium ben qfaftor qjetruS SBaren^olb feit
erociu8* tHbgang bejlellt. — SWun bringen aber bie beiben S)iaconen
}u St. aWartini, ©erwarb 2»eier unb 3o^. 93oIte, ben (Safar mit in
*) SJerfil. Wn^ang II.
33
bie ©i^ung, unb ba fte üon ben Deputirten be8 9Wimjlerium8
freunbli^^ befragt tocrben, ou8 luel^^et Tla6)t unb ob au8 Sefejil
beä Senats jte foI(^e8 träten , antnjortete (Setfiatb äWeier ungefiüm
unb jornig im ?luftrage ber ©emeinbe : SBenn jte i^ten orbentlici^en
iPojtoren Säfat in i^ren Sllmofenft^ungen ni(f)t leiben fönnten,
noürben fte mit i^m ni^t nur au8 ben 5onöenten toegbleiben,
fonbern auc^i jt^ üon ben übrigen 5lir4)fpielen unb 2)iaconen in
ber aimofenfa^e trennen unb für x\)xt 8lrmen privatim forgen.
Unb fo finb fie, obhjo^l jur SRüdffe^r gebeten , jornig weggegangen.
J)arüber nun mu§te ber SRat^ eine fe^9 goliofeiten lange 93e-
f^n)erbef4)rtft öom aWinijlerio entgegen nehmen, bie in extenso in
ben 9l(ten oerjei^net ifi.
2)a8 mar nun bie erfle ijruc^t ber {Reflitution be8 Dr. 6äfar.
Äurj vor aieujabr, am 19, December 1628, tourbe bem 9Wi»
nilierium burc^ bie Sifttatoren ^aüemann unb iRegenflorff ber 95efe{)l
flegeben, r.ba§ ber ®enat, um ber Verwirrung ju begegnen, Slerger»
niffe oufju^eben unb anbern Uebeln üorjufommen, tooDe, bag fiafar
in il)rer SDlitte Wieber aufgenommen werbe." — Darauf man ant*
mortcte: ,Man wolle bem ©enat ju SBiUen fein, \ii) in bie 3«it
fc^icfen, unb um bie Äircbe ju erbauen unb ©treitigfeiten aufju^eben,
ben (Jdfar unter gewijfen 93ebingungen aufnehmen."
ßäfar wünfd^te aber gar feine ffiieber aufnähme; benn al8 ibm
furj barauf toon feinem Gotlegen 93aren^oIb mitget()eilt würbe, bag
er mit aBen übrigen aWinijierialen an ben Settagen benfelben lejt
ju erflären bntte, unb er Hoffnung ^abe, wieber inS aWinijlerium
iu fommen, antwortete er: i»@r woHe unb wänf(!()e gar ni4)t ein
SKitglieb unfere8 SWinifieriumS ju fein, ober auf irgenb eine Seife
t)on bemfelben abjubängen, nocb baß i^m etwa8 Dorgefc^rieben
tt)erbe; unb wenn ber Senat x^m biefeä auc^ auferlegt unb befohlen
f)Ql)e, fo werbe er foI(|)e8 bo^ ni(^t o^ne gewijfe \>on ibm gefJellte
Sebingungen t^un: ba8 foUe er bem SWiniflerio nur anjeigen.«
Die 9lnjeige biefer Sleugerungen be8 Gäfar würbe befdblojfen
<in ben Senat ju bringen ; — unb ba8 war fc^on bie jweite JJruc^t
ber SWic^tadjtung be8 tjon bem aWinifierium gegebenen (RatbeS.
3n biefer Schrift wirb gefagt, bagSdfar, m\i)ix anfangt bei
«wmifi^e« 3a^t()u<l^. II. 3
54
jtc^ befd^Ioflfen, am ©ettage ben $roj}^eten 3onQ« ju erflären, unb
bte jtt)eite Serufung bcjfelbcn auf fid^ anjuioenben, — \>o6) ben
tjorgeftfiriebenen ?}toj)^eten Dbabja genommen, aber gefagt ^abe:
„{^x t^dte folc^ea nici^t, bem ÜWiniperio, al« feinen g^inben unb
JBibetfaci^ern , ju folgen, fonbern einem ehrbaren IRat^, ber i|)m
fol(^e8 befohlen, unb feiner ©emeinbe, bie i^n ju bem Dienjl
»ieber beförbert, ju (Stiren unb ju (Sefallen, bamit er feine«
S)tcnfte« nid^t tjerlujiig ge^e''. SBegen biefer unb anberer 3nt)ec-
tirjen bittet ba« aWiniflerium ben ©enat um ?lb^ülfe.
6rP am 11. aWarj fann bie Slntmort be« ©enafö berietet
werben, Weldbe baj^in lautet, ba§ ber Senat bie S^at ©äfarS
gdnilic^ mißbillige unb i^n t)orf orbern wolle, um ibm aSerweife ju
geben, aber au^ anjujeigen, ba§. wenn er fünftig bergleicf)en
wieber begebe, er loon feinem Slmte entfernt werben würbe. 3)er
Senat werbe inbeffen alles anwenben, ba§ jWifc^en Gdfar unb bem
aKinifierium eine aSerfö^nung juwege gebrad^t werbe.
9lun ifl e8 eine S^itlang in ben 9lcten t)on Säfar ftiü; al8
injwif^en ein 3öf)r feit feiner 9lnflellung verlaufen war, jeigt ber
©enior am 8. Dctober 1629 an, ba§ t)or einigen 3:agen Dr.
SrociuS jum fßrdftbenten gerufen fei, ber i^m mitgetbeilt babe,
ba§ bie a3au^errn unb 5)iaconen ju ®t. aWartini barum angehalten
bfitten, Dr. Sdfar m5(t)te wieber in« äWiniflerium aufgenommen
werben, weil fein ^robeja^r bereit« abgelaufen fei; au^ t>a^ er bie
9let)erfale« , welc|)e er ouggeflellt ^abe, wieber ju erhalten wünf^e.
Darauf Id^t ft(^ ba« 3Winifierium alfo t)erne^men: ..ÜRan
wolle bie 9tejlitution 6dfar8 ni^t ()inbern , wenn er biefelbe ernftli(^
forbere unb ber Senat ba« aWinifferium t)or aller barau« entfprin*
genben ®efal&r [xä)tx fielle: be«^alb bitte man, ba§ ber fPrdftbent
ßdfar« ®efinnung erforjct)e unb biefelbe bem aWinijierium eröffne.«
So weit lajfen un« bie Slcten be« aWiniflerium« einen SBlid
in ben ®ang biefer Sdfar'f^en Streitigfeit t^un; bann ifl leiber
eine ßucfe in ben 8(cten, bie ttom 2. 5Wot)ember 1629 bi« jum
10. ?lugufi 1631 reici^t, ju weld^er ^tit unfer Sdfar f^on lange
au« 39remen entfernt ifi.
Seiner ^rau aber gefclS)ie^t fpdter beim 14. December 1631
36
ertDd^imng , »o gentelbet roirb , ba§ fte ju (SrociuS gefommen fei
unb ö^f^^ß* ^ö^^' *>ö§ P^ ^0^ un9cfd()r gtoci S^^i^^n t)on t()rem
SWanne jum $api8mu8 Dcrfü^rt »orbeu unb ju {ßcrbcn in bie
SWeffe gegangen fei. ©ie toerbe je^t ober borftber in i^rem
©etDiffen angefochten, bereue ibren SlbfaQ unb tooUt gerne ju
unferer Äircbe »ieber übertreten unb ibren (glauben burc^ ben
offentlicben ®enu§ be8 ^eiligen Slbenbmabid funb t^un.
9Wan nabm fie ni(!bt fogIei4) mit offenen Slrmen auf, fonbern
fiettte i^r folgenbe Sebingungen:
3uer)l: ernfllidS)e 8u§e tbun unb ®ott um SJergebung bitten.
2. 5)a fte ein 5ffentlid^e8 9lergerni§ gegeben, muffe fte auc^
öffentlich mit ber Äircfte auSgefö^nt »erben.
3. 3)a jie nac^ ibrer f)eimatb ÜWarburg ju reifen beabftcbtige,
fo möge fte an Drten, tt)o unfere ©laubenögenoffen t)erba§t finb,
ernoogen, ob fie in ibrem Sorfaj bebarren, ober mit ij^rem SBo^nort
au^ ibre {Religion anbern unb fo bie SBunbe ibreS ©etoiffenS immer
grö§er macben tooQe.
4. Sefjarre jte, fo muffe fte eine vierteljährige ^robejeit
burdbma^en, in berfelben ^txt fleißig bie 6cbrift lefen, ^rebigten
boren, ben (Srunb unferer üteltgion fejilegen, mit frommen SWenfcben
umgeben, unb burcb ein frommet fieben unb ©ebet ftcb jur Sßieber«
Vereinigung mit unferer Äircbe gefcbitft machen.
3$ fann nun no^, um bie ®t\6^\^U von Säfard fieben unb
treiben in SBremen ju @nbe {u bringen, au8 ar4)it)alifc|^en Duellen
t>a^ folgenbe berieten.
Die in feinem am 4. Dctober 1628 auSgefieUten WeverS ver-
fprocbene Sefferung fiel fcblecbt au8. Denn »oie er feine grau
bereit« jur 2lpoftafie verleitet ^atte, fo ivar er au4) gefinnt }u ben
$ä<)fHern überzugeben, ß^e er aber enttoeidben tvollte, fibergab er
am 7. 3anuar 1630 ein SWemorial an ben (Ratb mit vielen Sin*
jüglic^feiten gegen ba« SWinifierium , ba§ baffelbe i^n bi8f)ero de
facto au8gef4)loffen unb mit vielen Auflagen fdbriftlicb unb münblicb
bef^tvert bö6e, au(b ba§ er ft^ ju bem ibm angemutbeten aSertrage
nicbt verjieben fönne, bevor ni^t jener MeverS ibm gurürfgegeben,
bie 9(nf(|iulbigungen gegen i^n auS bem Sminifierialprotocoll getilget,
3»
36
bie ©uppitfen beS SDtinifferiumd au9 bem Slrc^iüe »eggeräumt unb
i^m bie Unterf^reibung ber Gonfefjion bejfelben erlaflfen worben.
Das (inb benn boc^ genoaltig fedfe iJorberungen.
S)arouf tourbe i^m am 8. 3önuar 1630 bur^ ben j)roftbiten*
ben Sürgermeifler Do^en auf bem SRat^^aufe fein Unfug ju et*
fennen gegeben*), unb ba§ er fol^ergefialt, toie man innc getoot^
ben, feinen Slbf^ieb o^ne ®eleit8brief unb ®ene^migung be8 ©enaW
JU nehmen gebenfe. Der ©enat Hege bie ®a*e ®ott, aI8 einem
gerechten iRic^ter , ^eimgejiellt fein; inbejfen fönne er baSföanonicat
fo er megen feine« ?lmte8 erhalten, nic^t länger genießen, unb
oerfe^e man fic^, ba§ er feine ®a^e fold^ergejialt anjieüete, bamit
SWiemanbem Slergerni^ gegeben tDerbe.
Da8 t»ar benn bie britte ^arte ?Ju§ , bie bem ©enat für feine
^anblung8tt>eife ju beigen gegeben nourbe; aOein e8 f(^eint, bag
i^m bie B^^ne nic^t fo gar toe^e gctban, »eil er fo fe^r fäuberli^
mit bem abtrünnigen ffnaben Mbfalon umging.
Sine SBocbe fpäter, am 16. Januar 1630, treffen »ir biefen
©törenfrieb Säfav fcbon auf bem SBege nac^ Serben, too er
förmli^) ium iPapi8mu8 übertrat. Dag in Serben folc^e8 ju
jener ^ut fo leii^t gef^e^en fonnte, bat barin feinen ®runb, bag
ba8 aSiSt^um Serben burcb ben fat^olif^en Sif(^of SJranj aSilbelm,
mi) Slnleitung be8 faiferli^en iRejiitution8ebict8 , fc^on ganj »ieber
in ben fat{)oIifc^en 3upönb jurütfoerfe^t »orben »ar. — .^ier in
Serben foU er Slnfang8 Äüfier im Dom getoorben fein, »ie icb
in einer alten {lanbf^riftlic^en JJa^ri^t gelefen ^abe ; unb aI8 einfi
unfer Senator SBil^elm t)on Sent^eim ben Dom befe^en unb Gäfar
beffen 5Perfon erblicfte, foU er fid^ hinter bie ©tülple geflü^^tet unb
bort üerjietft ^aben.**)
*) 2)a« übet biefe« 95er^or ©afar*« \>ox bem IRa^ am 8. Januar 1630 auf*
genommene ^rotocoH tfl in ben ^cten eri^alten, tt)a(^tenb (etber bie ^iit^titi^xoto»
(oOe bom OctoBer 1627 an bii gum Jo^r 1635 fehlen, bie tDa^rfc^einlid^ no^
man^t Ui}xxtiä)t @tteifii(()te¥ auf biefe @treitig!eiten fallen laffen toörben.
?(nm. b. {Rcb.
**) 3unä(^|l war übrigen« Gäfar fogleic^ ipeiter md^ D^nabrücf ö^retft, wo
ber genannte ä^if^^of gran} 3Bil(^elm, ber lü^ltiä) 93if(^of t>on 0«nabrä(f war,
87
93i8 jum 3o&te 1642 fönnen n)ir bic ©pur feine« 8eben8 no(ti
ocrfolgen; t)on ba on aber t)crf^tt)inbet er in ber ®efdS)i(t)te unb
t>a9 3a^r feine« lobe« ^abe i^ nirgenb« t)erjei4)nc^ gefunben.
3m gebacftten ^a^xt 1642 gab er nämlicti ju 5löln am (B^ein,
na(^ einem in Hamburg aufgefunbenen alten (Sobej, ein {U ben
dugerfl feltenen SBiidbern 'gebörenbe« SBerf berau«, toel^e« ^aupt*
\äd)\\^ unfere 8remif(!b^ Äir(!be berübrt unb ben litel fut)rt:
Triapostolatus Septentrionis. Vita et Gesta S. Willehadi,
S. Ansgariiy S. Rimberti^ triam principalium Ecclcsiae
Bremensis Episcoporum , Septentrionis Apostolorum. *)
5)ie Sorrebe ifl batirt .»au« ber erjbif^öfliclien (Refibenjflabt
33onn im September 1642*, unb unter jeidbnet „P. Philippus
Caesar C." 3n berfelben fagt biefer ratbfel^afte 3Wann, — t)on bem
Sonrab 3fen in feiner Oratio de illustri Bremensium schola
p. 67 bemerft, r,ba§ er nit^t nur mit erfenntni§ ber ffiabr^eit
reicbli(|i auSgcfiattet gewefen, fonbern auc^ toor^er für einen fo
eifrigen 33erfecf)ter ber Drt^obojie angcfe^en fein moUte, ba§ er Jeben,
ber nur einen Ringer breit t)on ben bergebracftten ße^rfd^en abtoidl),
foglei^) be9 ^api«mu« t)erbd(|)tig fjielt« —, in ber 93orrebe beS
genannten SBerf« fagt er: r/3^ glaube, ba§ i^ burdS) bie ^ü^itten
unb 95erbienfie fotüof)! anberer ^eiligen al« befonber« be« b^i'igen
SlnSgar jur Srfenntnig be« Jrrt^um« ber ffe^erei gelangt unb jur
Umaii M auffielt unb i^m ))on biefem, mie cd fc^cint, bie befte ^ufnabm» bfrettet
iviirbc. ^ercitd am 24. gebruar 1630 ndmli^ fcbrieb @äfar t)on Dditabiücf an
bad ^nddaritca))it(l ju Bremen, um gegen bie ^ufnaf^me M Dr. ®ergiu^ ind
(Kapitel ju protefliren, melc^em ber IHatb ba<i bi^l^er bon ibm befeffene Qanonicat
t^erlie^en f^atit. %ü^ ber ^ifd^ef unteiflü^te in feiner ^igenf^aft aH faiftrlict^er
^ommiffar ^ur ^(udfü^rung M IRfftituHoni^ebicr^ in 9'{orbbeuttd;(anb biefe ^rutejlation
unb )>(rlangt( bom 9latb, 6äfar im Seft^e M ^anonicat^ ju laffen. ^o6) blieb ber
9iatb aflen ^rc^iungen gegenüber , bie burd|^ ba^ ertt>ä{inte ^cmmiffotium bed IBifc^ofd
befonberen IRa^^brucf erhielten, in ber ^crkveigerung biefer gorberung fianb^aft.
9(nm. b. 9ieb.
*) (Sin übrigen^ unt)oQ|tänbiger '^bbrucf bed Scr!e« ftnbet fi6) in 3. % ^abrictu«,
Memoriae Hamburgenses ({Hamburg, 1710. 8) II. p. 637<— 784. 2)ergl. bie
^emerfungen 2)a((mann'd in Monum. German. SS. IL p. 684. — Bitit
atti( 9(n(ang III.
38
einen betligen fatbolif^en Äir Ac befe^rt bin , für tt)el*e ©o^lt^at
i^ bem aümoc^tigen gnäbigen (Sott nie njürbig genug banfen fann.-
@o mar — wofür freili* jene Seit jumal an ©eifpielen nid^t
arm iji — au« einem proteflantifd)en Siferer ein fat()olifc^er eiferet
geworben.*) ein gur reformirten (ionfeffton übergetretener Äat^it
®eorg SernJ)arb fßellingljoüen au« ber iPfalj, mürbe, bereits im
ORai 1630, Säfar'« 9?a(^folger an ber SWartinifird^e.
9( tt 1^ a n g.
Der oorfJe^enben Darfteüung fügt bie SRebaction be« 5alS)rbud[)e8
no^ folgenbe ©emerfungen ()inju:
I.
(3u Seite 19.)
Ueber ben Orunb unb Urfprung ber ©treitigfeiten Säfar*« mit
bem ÜÄinijierium geben un« bie feit bem '^a\)xt 1613, leiber nur
nid5)t DoIIfidnbig , er{)altenen ffiittt)eit«pvotocoUe noc^ weiteren Sluf*
f(^lu§. Sefannt iji, ba§ ©remen jtc^ jWar im S^^re 1618 auf
ber Dorbrec^ter ©pnobe tjertreten lie§ unb bamit offen fi^ ber
reformirten Gonttffion anfd)lo§ , \)a^ aber bie bort al« Vertreter ber
©tabt anmefenben 93remer ®eifHidi)en feineSmeg« mit bem heftigen
®omaru« unb feiner Partei, ben Sefennern ber firengen $rdbejii*
nationSlebre, welche bie Spnobe befierrfc^ten , eine« ©inne« waren.
2ßeit me^r waren fie in \\)xtx ©efinnung ben Slrminianern tjerwanbt,
unb wenn fie au^ fd^on au« poUtifc^en ®rünben ©cfeeu tragen
mu§ten, ft^ offen für biefe bamal« Don bem ©tattbalter ÜWori^
auf ba« ®ewaltfamfle verfolgte Partei ju erfldren , fo wollten fte
bo(^ bie 5^eit)eit ber ©elbfibeflimmung in religiöfen Dingen ni^t
gewaltfam unterbrürft wiffen. (Cergl. Äotjlmann, Seiträge jur
*) yia^ Ux in ^n^ang I. mitgetfteilten ^anbfd^riftltd^en ^oii^ märe (Sdfar in
Äöln gefJorben. „Multi apud nos ad Pontificios abeunt", flagt «Bofflu« in bem
©. 39 citirten «riefe. ^nm. b. 9fieb.
39
»remif^en Äir(^enflefd!>i*te, ^eft IV., ®. 24 ff.) Dtefe milbere
9lt4)tung blieb aucb nodb fortan in ber SBremifcben ®eif}Ii(bfett
t)ortt)aItenb. SWatt^ia« aWartiniu«, ßubtt). 6rociu8, ^einrieb
3ffelburg, ttjel^e SBrcmen auf ber 5)orbre(bter ®i)nobe vertreten
{)atten, maren nod^ Säfar'8 amtScoUegen in ©remen. Diefer aber
trat ^ier für bie firenge calmniflifd^e 9lnf(bauung auf unb vertrat
biefelbc mit ber nämlid^en unbulbfamen ^eftiflfeit unb ©treitfucbt,
tpeli^e i^re Slnl^änger in ben 91teberlanben bamal9 au^jeicbnete.
(Sr toaxf fxif gleic|)fam jum 9Bd(bter ber r/reinen Se^re-» auf, bie
inDorbrec^t geftegt \)aiit; er fcfyatt öffentli*, ba§ man ju Sremen
in Äirc^en unb ©cbulen beS Slrminiu^ Sebre beimlicb einführe;*)
er tjerldfterte anbere $rebifler, namentlich ben 3ff^l6urg unb Srociu«,
bei ben SBurgern ber ©tabt, ./ba§ fie eine Derflutbte, üerbammte
iReligion Icljren unb in bie Stabt einfcbieben moDten;-' er brachte
•Streit in ba8 aWiniflerium , ba« in feiner übern)iegenben SWebr^eit
bet milberen unb freieren tSuffajfung l^ulbigte, wiberfe^te fi(b bejfen
2lnorbnungen unb blieb enbli* nic^t nur auS ben Serfammlungen
bejfelben fort, fonbern t)erlie§ aucb eine S^itl^nfl o\)m allen Urlaub
bie ©tabt. 3n S^lge fo tjielfacber Störungen bed firc^ilici^en
Srieben^ |)atte ber 9laH) am 6. 9lot)ember 1621 bie ©acbe in
ßrmägung gejogen unb ßdfar anbro^en lajfen, r/ba§ er ftcb ber
Orbnung gemä§ f)alkn foüe, twofern er bier ein ^rebiger ju bleiben
gebenfe.« I)arauf fc^ieint er [x^ einige ^nt ruhiger t)er()alten ju
baben, big im S^bre 1624 bie ©pannung jtt)ifcben iN unb ben
übrigen ^rebigern ber ©tabt tt)ieber ben ^ö^fien ®rab errei(t)te.
8lm 2. april biefe« 3a^re8, einem ijreitage, fam ed in ber aSer*
*) Sergi. au4 bad eci^reiben, mid^ii &. 3. ^offtud gu Üit^Un am 16. ORari
1630 an 9Y}att6. ^IRartiniu^ ^u Bremen ridjtete (G. J. Vobsü epistolae, Aug.
Vindel. 1691. Fol., ep. 113. p. 165.): Audio Phil. Caesarem ad Pontificios
defecisse. Parum fit verisiinile, non mihi modo, sed aUis quoque. Quippe
qui arctti adeo dicatur novellitati adhaesisse, ut papismi suspectos haberet,
81 quis transversum digitiim ab ea abiret. Ajunt ne te quidem aut
^Uegam, qui ipsi synodo (Dordracensi) interfuisBetis , satb ei probare
potuisse causam vestram. Aveo scire, an vera spargantor.
40
fammlung beS ÜKinifierium« ju einer heftigen ©cene, toohn (Säfar
enblic^ fein 2lmt auffünbigte unb bie Drohung (jinjufügte, r,cr
toolle am nä^jlen ©onntag feine SlbfcftiebSprebigt Italien unb bann
erjl xti)i f(^e!ten unb ben ßeuten fagen, tioarum er t)on Rinnen
abf(^eiben muffe." Aber ber 9ta\\), ber am nd^jten Sage über bie
©a(|ie t)erbanbelte , lie§ i^m fofort anjeigen, feine ßntlajfiing fei
i^m bewilligt, aud^ foOe ibm baS Ganonicat ju ©t. SlnSgarii t)or*
läufig loerbleiben, aber ber Äanjel b^be er ^xä) fiinfort ju enthalten.
(Einer b^nbfc^riftlicben 9?otij iufolge, welche ft(^ in bem auf
ber S)ombibIiot^ef befinbli^en Sjemplar feineS Triapostolatus
finbet unb im 17. S^^^Nnbert gefcbrieben ju jein fc^eint, t)erfa§te
6dfar toä^renb feineS $rofejforat8 (1616—1624) üerfc^iebene
tbeologif^e Dijfertationen. 3Bir t^eilen biefelbe, ba fie einige
eigent()ümUcf)e Sta^ricbten entf)dlt f)m ooUflänbig mit muffen aber
barauf aufmerffam machen, ba§ bie S^it^ngabe über feinen 3lu8tritt
au8 bem aJliniflerium unb bie 9^ficberlegung feiner ^rofeffur n\6^\
mit ben übrigen beglaubigten JiaAric^ten übereinftimmt.
,;Hic Philippus Caesar^ natione Hassus, Th. Dr.^ anno
1616 Urbano Pierio in ecclesia Bremensi a. S. Anschario
dicta pastor primarius et gymnasio illustri professor successit
et scripsit varias dissertationes apologeticas^ quarum prima de
pugna inter omnipraesentiani corporis Christi et articulum de
ultimo ejus adventu etc.*) Anno 1626 Septb. extra ministerium
constitutus et abdicatus a pastoratu, ab ecclesia Martiniana
iterum acceptus anno 1628 die 5. Octobris. Sed paulo post,
nempe anno 1630 magno totius ecciesiae scandalo et hanc
stationem reliquit atque ad papicolas abiit. Tandem Coloniae
*) @t lieber fennt nur eine in ©remen »erfagte unb erfd^ienene Schrift d^äfar'd
(a. a. D. @. 309): Disputationes apologeticae de pugna inter dogma
omnipraesentiae corporis domini nostri Jesu Christi et articuhim de
ultimo ejus adventu ad confirmandam et defendendam consequentiam
editae. Brem. 1617. 4.
41
Agrippinae hie apostata vitam cum morte mutavit. Memora-
bile dictum; quod albo cujusdam studiosi inscripsit:
Multi sub humana specie sunt diaboli.
Care i^x^^ *^* '^**
Memoriae et benevolentiae ergo
Bremae d. 13. Martii ascripsi
Philippus Caesar S. Th. Dr.
et ad Anscharium pastor ibidem.
5Der löerfaffcr biefcr 9toHj fügt ber anflefü|)rten 3nf^rtft be8
Sllbumö bie JRanbgloffe bei: „NB. En veram iixiopa quam
sibimet ipsi pinxit/^
II.
(3u eette 32.)
Unter ber t)on ffiäfor bei feiner Berufung no^ ©t. SÄartini
auSgcfteUten ^SnuHon« ifl ein \>on 6äfar bem fRatbe auägefleüter
Äetjerg t)om 4. Dctober 1630, tod^a pc^ nocb in ben ?lr^it)Octen
finbet, ju öerfleben. 2lu8 bemfelben erbeUt, ba§ ber Wat^ ©äfar
iunac^jl nur »/üerfu^Stüeife-, i^nuf^robe^ anffellte, tt)ie er in bem
i»et)er8 ou8brütfIi4) nnerfennen mu§te. ßr erfldrt in bemfelben
ferner, ba§ er fott?of)l feine« «Prebigeramt« al8 feine« Ganonicat«
ju ©t. ?ln«9arii ipso facto üerlujlig fein wolle, wenn er ni*t ber
onerfannten Sonfeffion gemd^ le[)ren, unb wenn er namentlici^ ni(^t
in feiner Qt^xt, feinem ßeben unb ©anbei publice unb privatim
f\i) gegen jeben, alfo auc^ fonberli* gegen ein ejirenwert^e«
OWinifierium unb bejfen einjelne aWitglieber berma§en ^ripli^,
ehrbarliti^i, t)ertrdgli(^ unb freunblicb oerbalten würbe, wie einem
gewijfen^aften getreuen Wiener ®otte« gejieme unb Wofjl anflehe,
unb bo§ er fi(^ in biefer SBejie^ung ganj unb au8f4>lie§li(!b bem
ßrmeffen unb ber Sntfcbeibung be« iRatb« unterworfen ^aben wolle,
e« foftete begreiPid^er ffleifc febr t)iele aWübe, ben heftigen üKann
jum Unterffbreiben eine« fol(J^en fafl ehrenrührigen Meoerfe« ju
bringen, unb er unterjei(it)nete rf)n bann mit folgenben SBorten,
burc!^ welche er ni^t blo« feine (S^re ju retten, fonbern wie fic^
42
fpäter geigte, in feiner fpi^finbigen unb tt)ortnoubetif(feen 2öeifc
ou^ bie Äraft unb ben 3werf beS !Ret)erfe« für ftd) aufju^eben
toöbnte:
r/^er c^rifHicben Dbrigfeit jii fd)ulbigem ®eborfam, bem ebt*
famen ®t. ÜJJartini^Äirdbfpiel ju fonberlicben Q^xm, ju tbatli(bcT
Sejeugung meine« atljeit aufricbtigen 2öefen« unb friebfettigen
®emütb«, unb alfo meinen Q\)xen untjerle^ltd), unterfcbreibe i(6
biefe« mein obnc ba« gebü^renbeS unb mir tjorgenommene^ 8lmfö^
pücf, fefi unb treulich) ju b^lten.
Philippus Caesar ; SS. Theolog. Dr.
unb nunmel^r Ordinarius ad S. Martinum
Bremen. Pastor m. p.''
Ueberbaupt xH ju berudfftcbtigen, ba§, tt)ie au8 ben frübnen
unb fpäteren SSerbanblungen erbeflt ber Matb feineStoeg« befonbere
Vorliebe für Sdfar jeigte, fonbern nur bem Drängen ber ©eüölferung
na^^ab, aU er ben mi) einonber in brei Äircbfpielen (SlnSgarii,
©tepbani unb aWartini) ermd^Iten enbli* befiätigte.
e« tt>ax burd) ben Äampf um Göfar'« SBabl bie gruge übet
ba« SBobIrecbt ber ©emeinben aufgeworfen, unb e« mirb bie oer*
mittelnbe ©teDung be« iRatb« nicbt erleicbtert b^ben, bag bo«
SWinijlerium, mie üu8 folgenber ©teile ber ermobnten Singabe rjom
28. (18.) September 1628 erbeut, OWiene mahlte, biefe« ffiablrecbt
ni(|)t unbebingt anjuerfennen :
./Da man t)orgeben mö^te, e8 mangele ibm an feinen S^H'
niffen feiner Sücbtigfeit unb Sßürbigfeit be« ÜWinifleriumS, aübie*
meil er t)on brei Oemeinben ju ©t. Sln^garii, @t. ©tepbani unb
nunmehr ju ©t. STOartini baju für tüc!btig erfannt morben fei, —
laffen wir e8 jttjar babin geflellt fein, noie man bie brei (Semeinben
befinire unb bur(^ wa« für ^erfonen biefelben eigentlicb in biefer
©ac^e rcTjröfentirt werben, lajfen un« aber nicbt obne Urfa4ie
bebünfen, ein folc^e« teatimonium werbe nimmermebr in Soca-
tionöfac^en gegen ein ganjeS aWiniflerium berfelben ®emeinben
genugfam geachtet, ftntemal bei allen eoangelifcben unb reformirten
ÄurfürfJen unb ©tdnben, ba man inde a tempore reformationis
evangeiicae baS jus episcopale ejercirt , nirgenbwo immediate
48
entoeber burd^ bie ganje ©etneinbe ober aber au$ allein bur^
toeltUc^e ^iß^^fonen t)erridS)tet, fonbern aücntbalben baS exercitium
juris episcopale in geifHit^ien Sonftfiorien , barinnen fonjo^I
iRed^tSgele^rte aU 3:^eolQgen bie Jtirdt^e repräfentiren , unb alfo bie
actiones, habitationes unb testimonia berer, fo )Um geiftlt(|ien
©tanbe berufen werben, t)erferti8en."
III.
(3u 6eite 37.)
©trieb er, a. a. D. ©. 309 fü^rt in feinem 98erjei(!bnig ber
6dfar'f(i^en ©(i^riften an breige^nter unb le^ter ©teile ben Triapo-
stolatus auf unb bemerft bagu: .f£)ie ^efuiterbibliot^ef in Sibln
befi^t ^ietjon bie ßäfar*f<6e ^anbfd^rift fammt einer \>on ibm 1634
verfertigten unb ni^t flebrutften beutfdS>en Ueberfe^ung öon beS
6. 93e(larmin'd Über de aeterna felicitate sanctorum (f. ^o\.
^ar^^eim, Bibliotheca Colon, p. 287).« — l>ur^ ben
Triapostolatus septentrionis — oon melcbem unfere an inter*
effanten Sremenfien reicbe Dombibliotbef ein (Sjemplar beftjt —
ernjarb fxd) Sdfar ein Serbienjl um bie norbbeutfcfie Äir<j^enöefc^i^te ,
benn bie in bem ermdbnten ßobejc mieber aufgefunbene, t)on iRembert
oerfafte 8ebengbef(Sbreibung Sln^gar'«, tt)el*e er ^ier öeröffentlidbte,
batte man bi8 babin für verloren ba!ten muffen. 3^ ^^^ Sorrebe
biefeö SBerfe«, ttjeld^e« bem Sifdbof ^ranj SBilbelm t)on D«nabrü(f,
ÜWinben unb ©erben unb bem 9lbt 2lrno!b \)on (Sornep getvibmet
ifl, fagt ber Serfajfer, er babe f4)on afö ßanonicu« unb ?ßaflDr
ju ©t. 9ln§garii in Sremen fcbmer^^li* eine ®ef(bicbte 9lnSgar'8
entbebrt unb eifrig ben $lan t^crfolgt, felbfi eine ©ef^icbte ,/be^
um jene Äir(^e unb um bie Äirc^e be^ ganjen 9?orben8 bocbtter*
bienten 9Jianne§" ju f4)reiben. 5lber mdbrenb er bur^ verfdbiebene
Umftdnbe an ber Sluäfübrung biefe« 95orfa^e^ t)erbinbert morDen,
fei ibm in einem alten Hamburger ßobej bie Vita Ansgarii in
bie ^dnbe gefommen, noel^e befler al8 e8 oon i^m ober irgenb
einem änbercn gefcbe^en fönne, ?ln9gar8 Seben f(!|>ilbere, fo ba§
44
biffer fieilige SWann gletd^fcim ju t^m gefagt \)abr. »/©ie^e, bo
bin i(^, t^ue, tt)a« bu längjl gewoDt böp. «tfüüe ben 9Bunf^ beinct
Ciebe ju mir, unb aucb i(^ »erbe fortfafiren, ton i* bi^ljer getban
babe, meine Siebe gegen bicb ju bejeigen." ®o fei er t)eranla§t
feinen urfprünglicben ?pian ju anbern. Darouf folgt bann ber
fcbon auf ®. 37 f. ertodbnte 9lu3fprucb, welker fatbolifcben Obren fo
erbaulieb flingt. So fcbilberte (Säfar jwölf '^a\)n nacb jeinem
Uebertritt jum ÄatboliciSmu« bie 5?eranlajfung jur .f)erau^gabe ber
Vita. Der jüngfie, fanatifcb*fatbolif(be Ueberfe^er berfelben, Dr.
ß. DreDeS ju S^lbfir^ in Sorarlberg, b^t ficb jenen 2lu8fpru(b
natürli* ni^t entgeben lajfen (Borrebe ®. VIII. f.), um bie fort-
bauernbe Ma^t ber ^eiligen audb no$ an anberen Slpofiaten
barijutbun. Sr toirb aber, menn er bie (Sefcbicbte ber ?lpoflafie
(JdfarS au8 üorjlebenbem 9luffa^ fennen lernt, toiefleii^t bocb bie
ffiabrbeit jeneg Slugfprucb^ bejweifeln ; benn ba§ ber b^lig^ Slnegar
in wenigen Sagen bie Umwanblung eineS eifrigen orfbobojen
proteftantifcben Sb^ologen in einen ebenfo eifrigen Äatbolifen bewirft
baben foU, mu§ ibn bebenflicb machen. SSieUeicbt, fagen »ir;
mit ber mobernen fatbolifcben 2lnfcbauung vertrüge ftcb ja au(äb
bie 8lu8legung, ba§ Singgar ben Cäfar angefliftet babe, mdbrenb
er f^on im ^erjen ffatbolif war, bem SRatb unb feiner ®emeinbe
in ©remen no(^ eine S^if^ng proteflantif^e (Seftnnung t)orju*
^eucbeln, unter ben Äe^ern ©erwirrung anjupiften , feine ebemaligen
Olauben^genojfen gerabe in bem Slugenblidf ju toerlaffen, wo [Rom
unb ber Äaifer jum gefdbrlicbften ©cblage gegen fte auSboIten, unb
enblidb gegen bie ©tabt, bie i^m jur jweiten ^eimatb geworben
war, bie ?lnwenbung be8 iHejlitutionSebictS b^^^ufjubefcbwören ober
bO(b JU befcbleunigen , 2lUe8 in majorem dei gloriam. 3Bir
proteftantifcben Äe^er ftnb freilidsi t)erbammt, bejfer üon 2ln8gar
unb fcble^ter t)on Gdfar ju benfen. Sr war ein fo öortrefflidber
SBertbeibiger feinet neuen unb Serd^ter feineS alten OlaubenS
geworben, ba§ er an einer ©teile feines 93u(be8 (©. 225) fagt, eS
würbe ben 95ölfern, welcbe jtcb ber (Reformation angefcbloffen, bejfer
fein, ba§ fie mit bem Sbnfientbum t)öllig unbefannt geblieben, al8
ba§ fte protejlantifcbe ^briften geworben wdren, weil fie in jenem
45
%aUt leistet jum magren fat^oKfd^en ®Iau6en befe^rt metben
fönnten.
^ad 6efpro(|)ene 93u<t) edfar'S bat übrigens für xxni auä^
localgefcliic^tlidbe« 3ntcreffe, meil ber »erfajfer in ben oon i^m
beigefügten erlduternben Koten gelegentlid^ aucb 93remif4>e Bujidnbe
unb aSer^dltnijfe au8 ber Erinnerung feiner früheren ^a^xt befpricf^t.
Sei ber Seltenheit bed SBu^eS erfc^eint eS {toeämdgig, burc^ einen
2tbbru(f biefer ©teUen bie Slufmerffamfeit unferer Oefc^icbtäfreunbe
auf biefelben ju lenfen.
aSBir fe^iden ij^nen bie ber SSorrebe folgenbe ».Observation
oorauf, in meiner beö im 3a^re 1486 gebrudten, »ie e« fcbeint,
je^t oÖQig t)erIorenen 3Ri{falbu(|id ber S3remif(^en Jtirc^e gebad[)t
noirb (öergl. Sa f fei, Bremensia L ®. 253—272):
y^Haec sie olim scriptae et a me jam editae vitae tantae
fuerunt autoritatis; ut ex iis in horis canonicis iectiones ver-
botenus dcsumtae fuerint; ut videre est in antiquo breviario
de tempore et sanctis secundum dioeceseos Bremensis or-
dinantiam^ impresso Coloniae anno domini MCCCCLXXXVL,
qui Über si non alibi; hie tarnen Coloniae in Cartusia adhuc
superest/'
t>k ernod^nten bemerfenSmert^en Stellen au8 ben Sloten finb
bie folgenben.
p. 219, not. 55, ( ju cap. 10 (rectius 9) ber Vita S. Wille-
hadi, §. Aedißcavit bie ©t. ffiille^abi'Äirii^e unb ben aSiÜef^abi*'
93runnen betreffenb): lila aedes, quam aedificavit S. Willehadus
in hodiernum usque diem salva stat, nisi quod a loci magi-
stratu acatholico in lupnli domum mutata est, iß }um ^opfen«
f)an^ gemacht, et hac quoque jam voce dioitur; qualis domus
antea fuerat inferius ambulacrum in ipsorum curia, quod
etiamnum antiquum nomen apud plebem retinet. Fuit etiam
ante aedem hanc inter illam et summ am basilicam, proxime
Stratum publicum, profundus puteus a sancto viro constructus,
qui ab eo hucusque S. Willehadi fons seu puteus, ©. 3BiUe*'
\)at>f^ ©oob ober $ä^/ appellatur: hie a multis creditus est,
experimentis quoque compertus, febres aliosque morbos
.46
aquae suae potione miraculose curare , quod fama istic loci
adhuc vulgatissimum est; et ego novi aliquem^ qui ejus
aquae haustu liberaliore a vehementissima et tantum non
lethali febre continua caustica subito convaluit.
p. 233, not. 66, (ju cap. 12 (rectius 13) ber Vita Ans*
garii; §. Cui etiam. SSergl. übTtgenS Monum. German. SS. II.
p. 699. Jlote 31. 5Die ^JJotij betrifft bie i»olonb«bilber ju SBcbel
in ^olflein unb Sternen): Locus ille transalbiuus Welanao, in
quo cella esse data legitur Gauthberto adjutori S. Ansgarii,
mihi videtur fuisse locus qui adhuc Wehl dicitur, adversus
et supra Stadam, infra Haraburgum^ ubi etiam adhuc
Rulandus superest. Quales statuas multas Carolus M. in
honorem consanguinei sui Rulandi, qui orae Britannicae
praefectus fuit et cum exercitu ex Hispania in Gallias
rediens in Pyrenaeis montibus periit, et Rutiandus a Dionys.
Patavio rationarii temporum part. 1 c. 7 dicitar. Hinc inde
in locis, quae singularibus privilegiis donabat, erigi fecit,
Magdeburgi, Halberstadii , Bremae, Wehlae, Bramstedii in
Holsatia etc. Excellentissimum quem vidi, Bremae est, qui
praeter gladium etiam clypeum gerit, in cujus margine haec
simplicitatis antiquae verba aureis literis scripta sunt : i5rei;^eit
t^)o icf ju oppenbar, bie Ä. föatl unb manc^ ^üx^ fuvnjar, biefer
©tabt gegeben ^at, be§ bantfet ®ott, bQ§ ifl mein rbabt.*)
p. 237, not. 71 (ju cap. 30 (rectius 35) ber Vita Ans-
garii, §. Specialius. ©t. SlnSgovii^Sapitel unb Äirc^e betreffenb.):
lUud hospitale pauperum, quod S. Ansgarius in Brema
constituit, duodecim fuit pauperum;**) qui reliquorum acce-
dentium et recedentium curam gererent: et est posterioribus
temporibus, cum opibus et viribus idoneis crevissent, ab
aliquo catholico archiepiscopo Bremensi in canonicatum duode-
cim personarum versum, qui adhuc in esse est. Splendidissi-
mum est deinceps aediticatum templum, turri praealta foris.
*) ©. Denfmale ber ®ef<^. m% Äunfi SBremen«, I. 1. 6. 22 ff. u. Jaf. II.
**) 2)iefe itnfle üffeinung ij! bcnd^tiQt im ©rem. Urfunbenb. ^x. 66, «Rote 2.
47
et intus organo praeclaro omatum^ et adhuc ad Sanctam
Ansgarium dicitur: in quae suppellectilem sacram^ biblio-
thecam et alia preciosa a catholieis relicta conversa eBse
respondent.
p. 240, not. 75 (ju cap. 14 ber Vita Rimberti, §.
Erat enim, über ba« SRemberti^^ofpital unb bic fpäterc {Remberti-
itir(!^e)r Hospitale ejus adhuc Bremae extra portam orientalem
in suburbio exstat: quod quia et lapideum est, et vetustate
rainosum perpetua refectione indigens, putarim illud ipsum
esse, quod S. Rimbertus olim construxerit : sed non videntur
tarn copiosi jam illius hospitalis redditus esse, atque hie
describuntur.*) Teraplum autem ejusdem nominis quod proxime
est, olim nescio qua fortuna combustum dicitur,**) et jam aliud,
sed ligneum, pulcrum tarnen, cum habitatione ministri
constructum est. Magnus ad illud populi concursus est,
pertinentibus ad illud plerisque villicis, qui ex ea parte
circa urbem habitant, qui vel tres pagos aequare possint;
et solent aestivo tempore sudo coelo multi quoque ex urbe
ibi comparere.
*) Miax nimmt irrt(>ümli* on, Don 'ümbtxt fei ciu bcfonbcrc« ^ofpital o«*
ftnmbct, toü^rcnb bi< froglic^e Gtcüc fiA auf bie etiftun« ^hi^gar« hqiiht. Bittet
'^rcmi|cl)e« Urfunbcnbu* ^x. 6
**) 3or|15tt murbc bic aicmOcrtifird;c befanntlid) bei bcr SBelaflcvunö Bremen«
im 3abre l')47 unb bie \)kx erwdbnte „^olierne" 1596 erbaut.
IIL
Utbtx ^eergemttte unlr Hiftclgcrabe
gSon Dr. 81. ^. $oji.
5)ie folflenben 3^il^n foflen bo« aBeniße jufammenjteBen, toQ8
uns über jtDei JRec|)Win jiitute , bte im älteren beutfc^en 9le(^Wleben
eine gro§e Otoüe fpielten, fpecieü für unfere SJaterflabt ©remen
erholten ift. ßeiber liefern unfere Duellen nic^t fo üiel aWaterioL
ba§ jie einem toeitldufiger angelegten ©ilbe, ju njelc^em alöbami
au^ bie übrigen beutfd[)en $articularre(|)te ^eranjuiief^en noären,
ol8 ©runblage bienen fönnen. 68 fann ba^er bie folgenbe 1>or-
fleflung faum auf me^r Slnfpru(!^ mac^ien, al8 eine Kompilation
einiger t)eTflogener tWotijen ju fein» Denno(^ war ber ©egenftanb
berfelben in früherer ^txt t)on einer fol4)en SBi^itigfeit, ba§ au^
bie particularbremifctie ®ef(|)icbt8forfd[)ung, n)enn fte überall mit ber
3eit eine toolljidnbige SSerarbeitung be8' ibr gu (Gebote fte^enben
aWaterialS anftreben tpiO, nic^t ftillfcbtoeigenb barüber ^inmeggef^en
barf. 9lu§erbem gelingt e8 aucb t)iellei4)t bei biefer Oelegen^eit
bie Slufmerffamfeit auf t)erfdS>i^fc^ne ©eiten unferer bremifcben
föultur^ifiorie ^injuleiten, tt)el^e no6) ganj unb gar bxaä) liegen,
unb beren nfifiere Srforfc^ung gett)i§ fe^r le{)rrei(ib unb interrejfant
fein mürbe.
"^a^ altere beutfd[)e {Ret^t toerpe^t unter ^eergemette ober ^eer»
gerdtfie befanntli^ bie friegerifcbe 9Iu8rüflung eine« TOanneS, unter
49
9tifte{gerabe ober ^rauengerabe bie tHuSflattung eine9 Seibed,
namentli^ beten jtletbung unb @4)mu({fa$en. 3)Qdjentge, noad
biefen SermdgenScomplejen eine jutiflifc^e aSebeutung gab unb fie
}u 9ie(|)t8inflituten fiempette, loax bet Umflanb, ba§ bie ®egen«
jlänbe, tt>eI4ie juin ^eergewette ober jur 5liftelgerabe gefiörten, toon
Zohei ipegen onbern $erec|itigten {ufielen, al8 ber übrige 9la$laB.
^interliei ndmU(|) ein @rblajfer @Qi^en, bie jum ^eergemette
geregnet mürben, fo (;atte bur^gdngig ni4)t berjenige, n)elc()er bad
übrige Vermögen beffelben befam, fonbern ber nä^jjie miinnli^e
Sertoanbte öon ber aWdnnerfeite ^er, barauf einen 2lnfpru(|>, unb
^interlie§ eine ßrblafferin @a4)en, bie }ur 9)ifte(gerQbe geborten,
fo befamen ni^t biejenigen, mel^e fie im Uebrigen beerbten,
fonbern bie no4)fle tt)eiblic|)e aSeripanbte ton ber SBeiberfeite l;er
biefe ®egenflänbe.
*Der urfprünglic^ einfad[)e unb natürlicfie (Sebanfe, bo§ bie
JtriegSrüßung nur an 2)Mnner, meiblicfie jtleibung, B6)mnd unb
berg(ei(!ben nur on SBeiber faden foDte, mürbe aber f^ion frü(;
üerbunfelt, inbem man im Saufe ber 3eit ju bem alten ^eergetoette
unb ber alten 9'liftelgerabe eine folc^e SDJenge anbertoeitiger ®egen*
flänbe }u u6)mn begann, ba§ beibe ju re^^t bebeutenben SBer«
mogenScomplejen mürben , bie nic^t feiten baS ganje Vermögen beS
firmeren (SrblafferS erfc^opften.
Sin fol^eS ganje8 Vermögen fonnte ba^er unter Umfldnben
auf Orunb ber eigent^ümli^en für biefe ©egenfldnbe geltenben
@rb bereif tigung ben natürlid^en (Srben, ^^rau unb jtinbern, ober
aWann unb Äinbern entjogen werben unb einem entfernten SJer*
noanbten iufallen. S)ie baburcib ju Sage tretenbe llnbiBigfeit gegen
bie natürlich ndt^ften Srben mürbe eine ^aupturfaci^e be« Unter»»
gang« ber ^nflitute überj)aupt, melAe nirgenbmo me^r in S)eutf^»
lanb bem practif^ien Siechte angehören unb nur uocf^ üon ^nt ju
3eit einmal bur$ bie ^dnbe bed 9iec|)t8()ifloriferd manbern.
aWan fönnte faji fagen, ba§ ba« eben 9lngefü^rte allein ba8
©emeinfame mdre, ma« allen 5ßarticularred)ten über ^eergemette
unb Jliftelgerabe in glei^ier SBeife jiifdme; benn im (Sinjelnen jeigt
fx6}, fomo^l i« Setreff ber j®egenfidnbe/. meiere an oerfc|>i ebenen
so
Orten jum Jg^eergetoette unb jur SWifteIßerabe ßereAnet lourben, oW
an^ in betreff ber ©uccefponSort in biefe Oegenjtdnbe, toieber bie
ßro§e, oft flcpriefene {Rei^ilboltifl^fi* ber beutfd^en 9lec|it«bilbunßen,i)
tt)el(!^e nur in ben iDciteften (Srunbßebanfen eine ßemeinfame ©urjel
erfennen !affen, im 3)etaif aber mit unbeßrenjtet aBiüfürli((ifeit
pcb nocb aüen Seiten f)in ausbreiten, ©elbjl in ber ©tabt Sremen
unb i^rem (Sebiete ßalten über .^eerßemette unb ??iftelßerob^ uer*
f^iebene iRecbte.
S)ie folßenbe DarfteOunfl foü f\6), toie f(^on ertod^nt ipurbe,
nur mit bem particularen 9tt^tt ber ©tabt Sremen unb ibreS
©ebieteS bef(t>dftißen.2) 6« maß ba^er foßleicf) bemerft werben,
ba§ unfere Quellen un8 ßeflatten, t)on bem ^eerßett>ette ein »eniß*
fleug einigermaßen t)oIIftänbiße8 ®ilb iu entwerfen, wd^irenb ^in-
fx6)Üi6) ber SWiftelßerabe un8 einiße fümmerlicbe SKotijen faum über
me^r belehren, al8 ba§ fle überall in Sremen einmal ejijiirt ^abe.
Die urfunblici^en Dueßen über ^eergewette unb SKiftelßerabe in
Sremen beßinnen mit bem Sa^re 1186 unb 1206 unb laufen fort
bi8 jum 6nbe be8 16. Jö^^^unbertS-^) J)ie8 wirb alfo bie 3^H
1) SJergl. ®. %. ^offmann , Statuta localia , bad tft au^fü^rU^e IDtfc^retbunü
bn (BttaU unb M ^eergerat^el. 2 Zf^tiit. granffurt unb Seipitd 1^33.
2j fBon bcn beutf(|^(n 6tabtre(^ten Derbiencn $etk«or()ebung: SübedPa 9ie4t,
(Sobe; IL cap. 30. ($a(6. @. 261.), bie ^bfc^affung bon ^eergeloette unb
®erabe ent^aüenb. SDad Hamburger Stabtrecf^t bon 1270 fcfimetgt, %U\äf bcn
f)9äteren Stebactioncn , bon beibcn 3nf)ttutcn. ©o^tarer Gtabtrec^t bei ®5f(^en.
©. 157—172. Dueblinburgcr ©tabtre(!()t in ^ome^cr, bie etabtbü^er bc«
^itUlaUtx^. @. 52. Süneburger 9le^t bei Pufendorf obsenr. jnr. universi lY.
App. p. 735. aJerbener Statut bon 1477, im ^ijiorifcjen 5(r^iö für Si^iebcrfat^fen,
3abrgang 1854. @. 155 unb Semborber Biatui ebenbafelbfl, Sa^rgang 1849. 6. 140.
3) 3n ^rcnologif^er [Reihenfolge tt^erben etwa folgenbe gu nennen fein:
$ri)>i(eg JToifer ^tiebrid^ I. )>om 28. 9^obember 1186. (^remifc^ed Utiunbenbud) I.
1». 65.) <PciüiIeg ©tibifi^of« Hartwig IL bon 1206. («rem. Utfunbenbu^ L
yi. 103.) %u^ ber etatutenfammlung )>on 1303 gehören (ter^er: S)ad Debet 55
)}on 1305 (bei Delric^d, (^efe^e ber freien (Rei(^S|labt Bremen p. 98), Orbel 119
unb 121 i^on 1305—1306 (bei Delri^« a. a. O. p. 136. 137), ein an bie
Drbele angelangte« ©efeft »on 1307—1308 (bei Delri4>« a. a. O. p. 141),
„De Forme, wo man herwede scal geven^, au« ben ^af^xtn 1330 — 1363
(bei OeIri(^« a.a.O. p. 152), eine e^ebung bon 1347 (bei Oelrt^«, p. 252,
61
fein, binnen beren fic^ bie folqenbe @rörtemnß }u bmt^tn \)at
Sie xtx^tn ni(|^t mi, eine t)onfommene (»ijlorifd^e t$ortentn)t(ftung
beiber 3njiitute ju toerfolgen, bie übrigen« au(i »ä^renb ber S^it
n)oruber fte 9luff(!b(u§ geben, nur fe()r gering getoefen ju fein fAeint
S9Io§ über bie ®efd^i(^te be8 Untergänge« finb jte ttxoai ergiebiger.
3m Uebtigen muifen tt)ir un8 befci^rdnfen , nur ein 8ilb im
Solgenben ju entoerfen, toel^ie« atöbonn für jene gonje B^it aI8
mafigebenb onjufeben ip.
3>ie dltefie 92a(bri(!bt bringt un8 über ba8 »^eergen^ette baS
bereit« angefü|>rte $rit»i(eg Äaifer griebri(b I. t)om 28. JloDember
1186 in folgenben SSBorten:
Äd haec^ siquis sab wicbilethe mortuus fuerit^
suum herewede sab imperatoria potestate per aonum
et diem perinaneat, sub expectatione legitimi heredis;
qui illud hereditario jure debeat obtinere.
68 gel^t au8 biefem $rit)ileg, wel(^e8 feinem ganjen 3wf;alte
mä) alte 9ie(^te ber @tabt befidtigt, beuttic^ ^ertoor, ba§
f(^on bamalS bQ8 ^eergemette ein alt eingetourjelte« 3nPitut in
Bremen xoar, n^ennf^ion e8 un8 ndf^ere 9luff$Iü|fe ni4»t bietet.
9^. 216). S)te @tatutenfammtung i»on 1428 ent^dü ^itxf^n fiebörige IBcflimmungfn
unter 11., 26 (Delric^d, p. 354), mit einem an ben IHanb gcf(^rie6enen dufa^«
ortifel (Oelri««, p. 409;, unb unter IL 27 (Delri<^«, p. 354); bie
©tatutenfammlung bon 1433, unter €t. 26—28 (De tri*«, p. 461—462.)
9(u4 ifl berfelben ba« Sergeidl^nig ber ^eergen^ettejlücfe au« ben 3a(ren 1330—1336
ipieber einbertet^t, o^ne bag baffelbe in ber Delni(d'f<(eii 9(u«gabe mit abgebrutft
roäxt. SBeitere IBeflimmungen enthalten ba« Sanbre^t ber biet ©o^en (a. a. D.
p. 560 unter Y.), bad Sanbre(^t ju IReucnfirt^en (a.a.O. p. 564), ein dompactat
Itoi^^tn Bremen unb Sangmebel \>on 1468 (im 9tn(ange unter I.), eine €4ebung
Don 1481 aud bem ^6)tM, Fol. 51 a. (^n^. unter IL), eine Urfunbe etlDa bon
1500, Dat Herwede im Vylande (^n(. unter III.), eine ©(i^ebung bon 1505
and bem S^ebeft. FoL 77 a. (^n(. unter IV.), tine 6(^€bung t>on 1505 mi
l^vn {Bäten« 2)en!M, FoL 25 b. (^n(f. unter V.), eine @c(ebuRg Don 1509 au4
SBüren« 2)enfM, FoL 62 a. (bd fdtxd, e^el. ®. IR., @. 311), eine 93erorbnung
über bie Siuf^ebung be« ^eergemette« Dom 15. @e)>tem(er 1592 {bd Q3er(f a.a.O.
e. 319—320), ein e^reiben be« 9latt« bon Sodann bon 9Bei^(fe bom 20.3ult 1594
(%ni. unter VI.). (Sin f)>äterel C^reiben be« Sftat(^« Dom 22. December 1611 an bie
bon ^eifoib, laxl^i c6enfaII4 itler ba« ^eergeioette ^anbelft, iß gan^ o(ne ^ebeutung.
4*
52
yta^ biefer SladS^ti^t erfahren von Dom ^eergetoette SRt^ls
tt)ieber bis jum 14. Sa^rl^unbert, in tpel^^em boffelbe f^on gctftj
bic 9lu8bilbunfl tragt, tt)el4)e mit ber 3nt feinen Untergang ^erw*
fü[iren mu§tf. ^<:^
S)ie dltejle unb nacb unfercr 9(nfi$t juglei^ einjigfie (Ra^ri^i
über bie 9JifteIgerabe , »enigflenS für baS SBeic^bilb ber ©tabt,
enthalt baS ebenfalls bereits trxoaf)\\k $rit)ileg (Srjbifc^ofS ^ortttig IL
Don 1206 in folgenben 2Borten:
Inde est, quod dilectis nostris burgensibus in Brema
statuimus, ut cujascamque mulier sub jure
civili, quod vulgo wicbiletd vocatur, mortua fuerit,
muliebres ejus reliquias, quae vulgo wifrad nominantur,
nuUus vir aut mulier auferre de cetero aut requirere
presumaty sei in possessione integraliter reliquiae
remaneant.
es tt)irb für bie folgenbe DarflcBung t)on SWu^en fein, lüenn
auf bie 93ebeutung biefeS $rit)iIegS ^ier foglei^ etmaS na^er ein«
gegangen loirb, jumal ba unfre ^nft^t über baffelbe ber btS
ba^in r>on ben (Re^tS^ifiorifern pert^eibigten Sluffajfung*) entgegen*
gefegt ip.
es ip junä^fl fo t)iel flar, bag jeber, ber biefeS ^Jritjileg
unbefangen liejl , o^ne jugleii^ anbrc Duellen babei ju 5Rat^e ju
iie(^en, barin bie t)aQe 9(uf Hebung ber Dtiftelgerabe finben mu§.
aRan ifl ba^er gett)i§ bere^ltigt, anjune^men, bag bie 9liftdgerabe
für baS SBei^bilb ber ©tabt Sremen im ^a^xt 1206 aufgehoben
iß, totnn nid^t bur^^ bebeutfame ©egengrünbe barget^an n)irb, bag
fte tro^bem no4) länger fortgebauert \)ab^.
Der ganje ©ewciS nun, bag bie SHftelgerabe toirfli^ no^
länger als 1206 forte;ifiirt l)abe, noirb lebigli^ bur^ bie alte
@4)ebung t)on 1343 (bei Delric^d a. a. D., 9}. 184, p. 241)
geführt, in ber man no^ einen ))ractifdi)cn gall finben n)iü, in
loelc^em eine Sliftelgerabe geforbert fei. S)iefe S^ebung barf nacj;
1) 2)onanbt Obt^^tt M 9remif(^en ©tabtrec^td IL 6. 18—20.
9cr(f a. a. O. @. 317—318. tD2ü t^nen {itmmt aud^ ®engUr, Codex juris
munidpaÜB Germaiiiae medii aevi ((Silangrn 1864) p. 318 u^rrein.
68
unfrer Slnfi^^t gar ni^t auf bic SWiftetgerabc bejoflen ttjerben. Sie
lautet nacb bem Driginalcobej folflenbetmafien :
Ejn scel was under den ratmannen tuschen Hinrik
van Haren van der enen wegene, unde vor Greten
Willoldes unde vor Greten Clawes wif Comepagen,
van der anderen wegene, umme smiden, dat Hinrik
van Haren sniden led van sines wives clederen. Dat
scede — (folgen bie 9?amen ber iRatf;mdnner ) — also: dat
Hinrik van Haren scole den vrouwen volgen laten alle
de cledere, de sime wive ghehort hadden, unde alle dat
sniide, dat op alle eren clederen gheseten hadde^ dat en
scole de vrowen nicht beborghen; och scal Hinrik der
vrouwen volgen laten alle ere andere smide; dat
scolen de vrowen beborghen. Darumme wäret also,
dat dar jenigh nighe scult upstunde, dar Hinrik to deser
tid nicht af ne wiste^ de me mit rechte up Hinrik brin-
ghen mochte van sines wives wegene, de scult scal men
gelden van deme smide.
3unäc&fi mu§ fc^on ber flare unb einfache SBortlaut be8
$rioileß8 Don 1206 ba« grogte ^cbcnfeu bogegen erregen, bo§
mon in biefer ©c^ebung ipieber ©puren ber SRiftelgerabe pnben
mü. 3>enn eä beredS)t!gt auc^) fein ©ort in bem ganjen $rit)Ueg
ju einer Interpretation, mie jle 5)onanbt a. a. D. giebt, njonadj
bajfelbe nur beflimmcn foll, bie SWiftelgerabe bürfe ni(|it mebr an
StuSmdrtige üerabfolgt merben. 2ä§t fie^ ba^er bie angeführte
©c^ebung nur auf irgenb eine SBeife anber« toerfie^en, al8 öon ber
SKiftelgerabe , fo ^abcn wir i^r jenen anbern ©inn unterjulegen.
??un müffciT iDir aber gejte{)en, bo§ ba8 einjige, \va9 in ber
ganjen ©Hebung babin führen fann, anjunefimen, in ibr fei t)on
ber Sliftelgerabe bie flfJebe, ber Umflanb ift, t>a^ ein paar grauen
flagen, unb bag fic auf Äleiber unb ©efcibmeibe flagen. üßürben
aber bie grauen auf bie iRiftcIgerabe geflagt f;aben, fo ptten fie
fid;er nic^t bIo8 Äldbcv unb ©efcbmeibe, fonbern aucb aüer QBabr*
fcbeinli^feit nacb eine ötei^e anberer jur Jjiftelgerabc gehöriger
Oegenpdnbe »erlangt; benn galt bie 9?iftelgerabe überall bamaW
64
no4) in 93remen, fo roax fte jebenfaUS ein febt umfongreid^er
aSevmöflcngcomplej. 3cbo^ abgefc^en baoon — benn bie Ocgner
fönnfen immerfiin fagcn, €8 Ratten fi^ tt)o{il im 9?a^lag nur bicfe
@a(^cn jufddig befunben — f^einen und au(^ alle übrigen Umfiänbe
gegen bie Slnna^me einer 92iftelgerabe }u fpre^ien.
2)ie beiben i^rouen flagen ou8 einem 2:eflamente. tvie man
au8 ber t)orberge^enben ©Hebung (o. D. 9?. 183) beutlic^ erpe^t. 68
ifl nun jtt)ar tt)obl mögli(^, wenn man einmal mit aüen SWitteln
bie gortbauer ber IWiftelgerabe bemeifen voiU, mit Donanbt*)
anjune^men, ba§ fie nur puncto legitimationis auf ba8 Xef}ament
[xä) berufen; ber unbefangene 8efer mirb aber nic^t baran jmeifeln,
baj fte au8 bem Sepamente felbfl flagen. 8tm meijlen tt)irb no^
für bie Slnna^me einer Sliftelgerabe \^xt6)tn, ba§ bie tejiamentari*
fc^e SSergabung ber ^xau bie ibr nacib bem 7. ©tatut unfcreS
älteflen ®täbtre(|>t8 juftebenbe Äleibergifte in biefem tJ^tte über*
fc^reiten würbe. Da jeboc^ über bie ©abläge nichts Jtd^ereS mit*
getbeilt ijt, fo flebt gar ?li(bt8 im ijßege anjune^men, ba§ bie
grau «mit Sullbörb" i^reS SWanneS ober über ein ©onbergut bifponirt
^abe. in njelc^en beiben gdüen fie ja eine folcbe SBerffigung uod*
gültig t)ornel;men fonnte. 3)ag \)m t)on einer IBergabung bie
Webe ifl, bafür fpricJbt aucb noc^, ba§ ber Seflagte ben 33erfu^
ma^t, ben ©cbmutf uon ben ffleibern abjutrennen; benn ba8
ernjd^nte 7. ©tatut beflimmt gerabe:
Hevet en vrowe en man unde wert se sec, se mach
gheven dre stucke van eren besten cledhere wor dat se
wely mit allen dinggen also alse se dregen hevet
sunder bratsen, went men the afspannen
mach.
Sr üerfu4)te alfo bie8 ©tatut für ftc^ anjumenben, n)d^renb
ben Äldgerinnen ein anbever iRecbtSgrunb jur ©eite flanb.
gafi jur ®e»i§^eit wirb e8 aber, ba§ biefe ©cbebung nid!)t
t)on ber ÜJiftelgerabe reben fann, iux^ bie übrigen Orünbe, m\d)t
gerabe §ur Unterfiü^ung ber entgegengefe^ten Slnp^t beigebracf)t pnb.
») «. a. O. 6. 20. W. 27.
fi6
S)onanbt mia barin, ba§ bie Stiftelgerabe imälteften bremi«
f^en @tabtre(^t mit feinem SBorte ernannt »irb, ein Sinjeicben
finben, ba§ fte noi^ fortgebauert ^abe^ rotxl bo(^ fonfl emo^int
fein mürbe, fie fei bei un8 ni^t mebr flüUig. ©erabe biefer
Umflanb fcbeint un9 ber f4)lagenbf!e 93emei9 ju fein, ba§ fte
n)irfli((i 1206 ganj aufgelioben ifi. @8 lourbe in ber 2:bat rdt^fel-
daft fein, ba§ bie 9{ifrelgerabe in ben Statuten Don 1303 gar ni(|^t
t)orfommt, menn fte »irflic^ noä) e|ijlirt bdtte, wdj^renb eben biefe
©tatuten ba8 J^eergenoette in einer ganjen SRei^e oon ©eflimmungen
ab^anbeln unb mäbrenb ade @tabtre(bte unb felbfl unfer febr
fnat)pe8 Sanbrccfet ber tjier ®o^en beibe mit gleicher 3lu8fu()rlicbfeit
unb neben einanber auSeinanberfe^en, Der ®cbiuffel ju biefem
üiät^fel liegt aber einfa^» barin, ba§ bie 91iftelgerabe 1206 aufge«
|)o6en mürbe unb ba^er nicbt mebr loorfam. 2)a§ bie 9li(||tefif}eni
ber Miftelgerabe in ben Statuten t)on 1303 bfitte ermähnt merben
muijen, ifl eine merfwurbige 3umut(iung an bie bamatigen (Befe^<
geber, meldS^e in if)r €tabtbu(fi bo(b nicbt bie rein negatit)e $e«
fiimmung aufnef^men fonnten, ba§ t)or 100 3a^ren auiib ein alteS
SHec^tSinüitut abgef^^afft fei. 2Bar bie iRiftelgerabe toixtm 1206
obgefcbafft unb jur ^nt ber (Rebaction ber Statuten r>on 1303
(lifo feit einem ^a^r^unbert nie me^r loorgefommen , fo mar e8
fbenfo naturlicb. biefelbc ganj mit StiÜfcbeigen ju uberge()en, al8
baS ®egentbei( unnaturlicb unb uberflüf|tg erf4ieinen mü§te.
Sdllt aber jene alte S^ebung unb ber fünfllic^e Semeid
^onanbtS, fo ftnb bamit a\xä) aUe 93emeife für bie i$ortbauer
ber 0lifteIgerabe gefaUen. Denn bie übrigen ar(!bioaIifcben Semeifc
bafur, auf ml^t 93erdf a. a. D. I^inmeifi, bejie^en ftc^ nur auf
«injelne Steile be8 ®ebiete8. S)a§ aber in biefen bie SWiftelgerabc
oucb nodb in fpätererSrit t)orfommt, iji über aUen S^rifel ergaben.
3>aö ßanbre^t ber t)ier ®o^en fagt in Setreff be8 SBerbcrIanbc8:
De nechsten und oldesten Schwerd item Spillmagen
theen dat hergewede ock gerade.
unb in Setreff be8 SielanbeS:
Hebben eine RuUen van Hergewede und Fruwen
Gerade.
66
ebenfo fogt baS Sanbre^t ju IWeuenfircfeen :
Frauwengerade wert geliek (mie baS ^eergetpette)
gehold^n, doch das it de spillsieden verfolge — .
9Iu(i& ba^ ßompactat itt)ifd)en Sternen unb fiangtoebel über
^cergcnjette unb Oerabe \>ox\ 1468 bejie^t f\^ lebiglidl) auf ba8
Oebiet ber Stabt Sternen ; benn bet ®<^Iu§fat lautet auSbturf lid^ :
Dutsulvige is also tho gelaten vam gogreven und
schworen .
5)atau8 obet, ba§ im ©ebiete Stemen8 bie ®etabe nod^
weitet fottgebauett ^at, lögt fx6) auf ba8 SBei^ibilb bet ©tabt
natiitli^ gat SWi^tS f(^lie§en. ^a^i ioi) ba8 Sanbtet^t bet üier
®o^en gu betfelben ^tii, mo noc^ in einigen ®ebtet8t{ietlen ber
©tabt ^eetgemette unb ®etabe in tjoüet Slüt^e flanb, im Roller*
unb Slotflanbe fei beibe« beteitS abgefommen. Dar gah kein
Heergewede edder frouwen gerade, ock nich im Bloklando.
93etglei$t man mit biefen 2lu8füf)tungen nocb bie Semetfung
Äteffting^, beS gto§ten Äennetä be8 btemifcfien y{tä)t^ au8 ber
diteten ^n\, in bet ®Ioffe jum 25. ©tatut^), bag in Stemen bie
®etabe be8 fdd^|ifd[)en iRed[)t8 ungcmöbniid) unb unbefannt fei, fo
ifl bamit unfteä ötac^tenä bot öemei^, ba§ bie SJliftelgetabe im
3a^te 1206 für ba3 2öei*bilb bet ©tabt uolljlanbig aufgef;oben
fei, bi8 ju einet gto§en ()iftotifc^en SBa&tfAeinlic^feit gebtac^t, unb
ben Umftanb, ba§ bet ^at\) in feinem fpdtet noci^ nä^et ju
etöttetnben ©(t)teiben an So^nn Don 2Bet)be ju J^oi;a bemfelben
fci)teibt, ba§ baS ^/^tauttjengWat^ ju 50, 60. 70, 80, ja 100 unb
me{)t 3ö6ten unb alfo bei aWenfc^engebenfen aUf)iet nid^t gefotbett
fei«, m\ä)^x uon Setcf ia\)\\\ ausgebeutet mxh, ba§ f\ä) alfo boc^
not^menbig bamalS no^ eine ßtinnetung an bie iKiftelgetabe
et^alten baben muffe, meil man fonft einfad) gefc^tieben ^dtte, eine
Jtiftelgetabe gdbe ec^ \)m in Stemen nid)t, »itb man eben fogetn
mit un« ba^in beuten, ba§ bet SRat^ übetall flbet bie 9JifteIgetabe
9M(^t« gemußt ^abe, inSbefonbete au^ 3lii)ti üb^x jcne§ alte 2luf*
1) „und ist des Sachsischen Rechtes gerade auch uDgewohnlich und
'inbekannt.'' SOtanufcript M %xä)\\>^, Fol. 313.
57
Munggpriütlcg , unb ba§ er biefer Unfenntnifi nur einen ))offenben
9u8bru(f gegeben bübe.
iRQdbbem nun bie ©renj« unb SlnfangSpunfte unfrer ^iftorifcfien
gorf(bung fejigefc^t ftnb, werben mir bie folgenbe Darflellung in
itt)ei ^auptabfcbnttte }erfaQen laffen, beren erjler bie ctgentf)ämli4)e
Erbfolge in baS ^eergen^ette unb bie Stifteigerabe, unb beren
itoeiter bie öeantoortung ber 5^age enthält, mlii)t Oegenpdnbe
in Sremen jum ^eergewettc unb jur JRiftelgerabe gerechnet tourben.
%>m @4^Iu§ n^erben aldbann no4^ einige Semerfungen aber ben
Untergang beiber Snpi^ute bilben.
SSaS iundcbfl bie i^rage na^l ber 9lrt unb Seife ber
erbfolge betrifft, fo ijl ber allgemeine Oebanfe, ba» Da«
^eergen^ettc \\df nur auf SWänner, bie SJiiftelgcrabe ficb nur auf
ÜBeiber »ererben foUe, a\x^ ber baS Sremifcbe Wecbt beberrf^enbe.
©Q^rcnb burcbgangig im S3remif*en SRecbte bei ßrbfdacn eine tooüe
(9lci(bbere(Jbtigung beiber (Sefcblec^ter, felbfl beim Smmobiliar*
Vermögen fcbon in t)erbdltni§maBig früber ^ni, ^ert)ortritt, fommt
bei ber Srbfolgc in ^eergemettc unb Kiftelgerabc immer nur je ein
®ef(^le(bt in S^^ge. Slucb iji bie SRatur biefer Erbfolge eine ganj
un8en3of)nli(^e , mit bem übrigen altbeutfc^en (Srbrecbte gar nicbt
fibereinflimmenbe. Stirbt ein SWann, fo ^at fein ndcbjier mann*
lieber 2Jlut3t)ern)anbter binnen 3abr unb lag ba« iRecl;t, bie
Verausgabe beä ^eergewetteS ju forbern.i) Ur erbt ni^t fo fe()r,
') 95cr(jl. baö an^cf. ^x\\>. Jriebr. I. üon 1186. Sufafeflcfc^ ^u ben €t. bon
1303 (et Delrt^d p. 141: So weme en herewede beeterft, also en recht is,
dhc scal it Yordheren binnen iar unde daghe, Womit bad €tatut 28 Don
1433 »örtli^ übcreinflimmt. €<i6on Ärefftinfl betont in feinet ®lojfe jum 25.
6tfltut toon 1433 (Pars III. Tit. 8. § 16), bag ber ^eergetoettOere^tißtc fein
n(|entli(^ed (Scbret^t iaht: Die verstorben verlassen hinder sich nicht allein
Qrbe, sondern auch ein hergewedCi das ist das gereidt so zu eines mannes
leibe gehordt in einer herschop; welch gereidt, weilen es aller dinge frey
^ und darausB keine schulde zu entrichten schuldig, eigentlich zu reden
nicht erve is, jedoch erve genennet wird, darumme das es dem erbe sehr
geleicht und ähnlich ist.
58
— benn ber altbeutf^ie ßtbe emirbt bie ©rbfcjjaft o^ne fein
3ut^un, o()ne ^nirctungd^anblung, ipso jure, auf ®runb be8
6a^e8 irbcr Jobte erbt ben Sebenbigen* — al8 ba§ er forbern
barf. iJorbert er nic^t binnen 3af)r unb lag, fo ^at er fein 9}e(^t
t)crIoren. äRan lüürbe ber SBa^rbcit t)ieüeicf)t nä^er fommen, wenn
man bie ganje S3ere^tigung auf baS ^eergen?ette nidbt al8 ein
ßrbrect)t in ben 9la(^Ia§ be8 (Srblajfcrä, fonbern afö ein gor*
berungSre^t gegen ben ^aupterben beffelben bepnirte. 3)enn
ber ^auptcrbe n^irb mirflic^ ipso jure auc^ 6rbe ber ©egenjicinbe,
ml6)i jum ^eergemette gel;ören, unb ber ^eergen^ettberec^tigtc fann
fie nur t)on bem Srben abforbern.*) ^Jinbet ft^ überaU binnen
3ci^r unb Sag fein (Srbe für baS ^eergemette , fo f^eint baffelbc
jebocb ni(|)t bei ben Srben be8 übrigen Sla^lajfeS geblieben, fonbern
t)ielmebr an ben ©tabtöogt gefallen ju fein , ber bajfelbe au(i fofort
nacli bem Sobe beä 6rblajfer8 einforbern Fonnfe, wenn fi$ m4>t
gleich) ein 6rbberec|)tigter melbete, unb ber t)erpflidi)tet war, ba8 in
93ef(^lag genommene ^eergewette wieber |)erau8iugeben, wenn ji^
binnen 3^^^ u^^^ 3:ag no^ ein Sere^itigter melbete.2) S)afflr,
ba§ in glei(!^er 2Beife auc^ ba8 SRe^t auf bie Jtiftelgerabe me^r
ein 5orberung8recbt aI8 ein erbrecht ijl, fprec^en bie 8lu8brude in
bem bereit8 weitläufiger erörterten 8lufbebung8primleg t)on 1206,
obgleid^ bei bem üWangel aüer weiteren Quellen \iöi) t}m ni^tS
®i(l)ere8 fejlfleüen ld§t. Damit Würben benn au^ bie Don ben
bremifc^en ©c^riftftellern t^eilweife nac^gewiefenen , t^eilweife Der*
mutl;eteu @d^e Dortrefflicf^ übereinjlimmen , ba§ ber 6rbe in ba8
1) 8ie(e ben in ber borigen d\eU angeführten 3ufo^ ium 6tabtre(^t bon 1303,
tt)i\6itx übrigen^ im Original bon fet^r alter $anb g(fd;rieOen ifi, unb bergl.
S^crbeiter 8tabtre^t cap. 136.
3) ®o erflärt ftc6 bad <Pribt(cg bom 28. 92ob&r. 1186 in ben Sorten: suam
herwede enb imperatoria potestate permaneat. Potestas imperatoria be*
geicf^net de koninklike wolt be^ Drbel 118 im dlteflen €tabtre^t. (Delrt<^d
a. 0. @. 136.) $crgl. $rendborff, ^ie etabt« unb ©eric^t^Derfaffung Uhcdi
(1861) e. 35. S>ad Serl^ältniH tvtrb flar aud ^ad^fenfpiegel I. 28. unb ^1 brecht,
@e)oere 6. 121--^122. D^ergl. au4^ Suneburger ^tabtre(^t bei Pafendorf 1. c.
p. 736. ;3r.
59
^eergemette' unb bie 9iiftelgerabe fetntriei €^ulben beS Srblafferfi
ju beja^Ien brauet i), unb ba§ ber @rbla{fer bem SBereil^tigten
^ngeioette unb Stiftelgcrabe burd^ feinerlei le^tmtUige 93erfugung
entjie^en fonn.^)
SßaS fobann iund^ift bie Erbfolge in ba8 ^eergen^ette fpecied
angebt, fo fogt baS 119te Orbel ber Statuten t)on 1303 in tobxU
li^er Uebereinflimmung mit ben Statuten uon 1428, IL 26 unb
ben Statuten üon 1433 ©t. 25:3)
So wor en use borghere sterft^ dhe tho sinen jaren
komen is'^)^ unde nen gestlic man is, dhe is sculdich
sin herewede tho ghevende dhen ghenen^ dhar it mit
rechte up komen mach.
S)arauS ge^t l^erDor, ba§ nur, menn ein n^e^rfä^iger SRann,
ni4»t n^enn ein Unmünbiger ober ein ®eiftli$er ober n[)enn ein
SSeib ftirbt, ber nd^ftc SIut8t)ern)anbte bad ^eergetoette wm
©rben forbern fann, ginben jtcb im 9?a(^laffe eine« Unmunbigen,
eined ®ei{tli4)en ober eineS SSeibeS ®egenftänbe, m\6ft an ftc^
gum ^eergett>ette gehören, fo ^aben jie f^on babur(^, ba§ fte in
ben Sefi^ foI(ber ?Jerfonen gefommen finb, jene eigent^ümlicbe
Qualität oerloren, bie fie ber befonbem ßrbfolge unterwirft.
^aS i^orberungdred^t be8 «^eergekoettberccbtigten ge^t immer
nur auf bie ®egenfldnbe, loel^^e ft^ n^irflicb nocb im 9{a(^Ia{fe bed
(frblafferS t)orfinben; ha\>on, ba§ ber Srbe bie fe^Ienben ®egen*
1) gür hai ^eergcmettc (>c)oeifl bted IBcrtf o. a. O. 9^. 487 Befonber^ unter
IBcnifung auf bie angefübrte (9^(o{fe j^refftingd. pr bie IRiftelgcrabe lägt \i^
mi^t^ frflfteOen, Dergl. 8er(f a. a. D. Dt. 488.
2) ißergl. 2)cnefen, IBorlefungen über bad IBrcmlfc^e IRe^t. €. 69 u. 70.
3j IBetgl. anä) bie 8<^cbung bon 1481 im ^n^ange unter IL
^) du innen ^a^ren fommt in Bremen ber ä^ann mit 18 3a6ren. C^in
Unterfc^teb in)if(^en einem .^u feinen Salven" unb .,gu feinen $agen fornmen"
cfiflirt im bremifc^en Steckte nit^t. 6tatut. »on 1303. etabtb. €t. 8. et. b. 1428,
IL, 13. et. D. 1433. et. 14. et. ir. Köhnen de maj. aet. term. Lugd.
Bat. 1745. Ph. Schoene de tut. sec. etat. Brem. Heimst. 1762. c. VI.
5Denefen, Sorlef. e. 107 ff. ©tlbemeijter, ^ettr. gum ®rem. IRe((t IL
e. 122, 141 ff. S)onanbt a. a. O. U. e. 227. »erd a. a. D. 91. 392,
e. 401.
60
flänbe anjufcl^ajfen braucht, ifi niemals bie {Rebe, «hierin iHmmen
alle ffle(^tc für ©tabt unb ©ebiet überein. gflr ba« ffiei(|bilb ber
©tabt, fo tt)ie für baS Sielanb finben »ir aii§erbem no^ bic
©cjlimmung 1) , ba§ gum ^cergewettc gebörige ®a(|)en, mnn ftc
Dom SrblaiJer üerfe^t fmb, oom (Srben eingelöfl werben müjfen.
Diefe febr ^arte Seflimmung ijl ni^t %mb^n\\ä). Da^er fef>U fte
aucb in bem bereits me^rfa(!b ermahnten 93remen*ßangtt)eberf(^en
6ompactate.2)
Das ^eergerat^e unter ben eben erörterten ffiorauSfe^ungen
ju forbern berecibHgt iji ber näc^fle männlic!be ©(^mertmage b. f).
a3lutSt)ertt)anbte üon ber ©cfinjert* ober ÜWännerfeite (jer.^) ©piO»
magen b. ^. a?!utst)er»anbte t)on ber SBeiberfeite ^er, fönnen, aucf^
wenn jie aWdnner, j. S. ©(!btt)efterfö^ne fmb, nie 9lnfpru(|i auf baS
Jg)eerflen)ette erbeben. 5)ie jiemlicb anomale, bocb au^ in einigen
©tabtre(!bten , j. 5B. im Süneburger {Recbt (^ier fogar in no^
1) 2$crg(. für bad SBei^fbilb: De forme wo man herwede scal geven
a. a. D. a. (S. Desset herwede und stucke schal men geven alze hir
vorscreven stejd, of ze dar zint edder weren in lyve und in dode. Stande
ok desser stucke welc ute, dat schal men iniozen und schal it geven
alze de ghene, de dat herwede gift, waren wil in den hilghen, dat he id
rechte gheven hebbe, ivomit tDÖrtltc^ Ux Buf^^attifel jit bfti Statuten t>on
1428, n., 26 iibcrctnflitnmt, ber icbod; ^^tt ber legten 2Borte Don „und schal''
an, \)at: unde men scal it waren in den hilghen, dat ment herwede rechte
geven hedde.
gür ba5 IBiclanb faßt Dat Herwede im Vylande a. a. O. Welk aver
van desen vorgenanten stucken an lyve unde an dode dar nicht gewesen
hebbet, en darf me nicht gheven. Stunden ok welk uthe, de schal in
losen degenne, de dat gheven schal unde schal dat ya gheven.
^) jDaffelbe beflimmt nur: Wat men hefft van diesen vorgescreven
stucken, dat schal men geven, averst wat dar nicht is gewesen by
levendigen live, dat darf men nicht dartho kopen.
3) ^ür bad lBei(()bi(b ber 6tabt beildtigcn V\ii bte angef. @(^ebungen Don
1347 unb 1505. %m bad (Gebiet bergt. Sanbrec^t ber bier &oica a. a. O.
(SBerberlanb.) De nechsten und oldesten Schwerd magen theen dat
Heergewede — unb Sanbre^t be^ ©cric^tö 9leuenfir$en : Heergewedde, dat
thehen dejenigen, de gelike nahe syn thosamende, wenn ock ohrer 12
weren an der Schwerdsiden.
61
totiitxm Umfange) t)orfommenbe 99efKmmung beS t)on 6ribif(^of
Sälbuin in ben Sahiren 1434-^1443 üeranftolteten l»e(|)föbu(^8 1) ,
bag im erjjlift »remen au* fubfibiär ba8 nä^fie 2Bcib üon ber
©^imertfeite folgen foüc, ifl in ber ©tabt SBremen unb beren Oebiere,
[o öiel tt)ir tt)ijfen, niemals {Rechtens getpefen.
®inb aber mehrere bem ßrblajfer glei* na^e toernmnbte
e^n^ertmagen ba , fo fragt e8 ficf) , ob fte bag ^eergemette tbcilen,
ober ob e8 ber altefle allein befommt Unfere Statuten entf^eiben
bie grage nic^t.^) Dagegen wiffen mir für ba« ®ebiet, ia^ im fSia^
berlanbe ber dltefte ©cbwertmage ba8 ^eergetoette aDein bejog^),
»a^renb im @eri4)te 3ieuenfir4)en ft* glei* Wabe barin tbeilten.*)
Gine au* nur einigermaßen fixere Sntfcbeibung biefer grage für
unfer ©tabtre^t lä§t ft* ni^t treffen. 9ii*t nur birjergiren fogar
unfrc ®ebict8re*te untereinanber, fonbern njir mifen au*, bag
na* bem nab Dernoanbten a5erben'f*en 9le*te ber Sleltefte ba8
^eergeipette allein bejog^), njdbrenb na* bem ®a*fenfpiegel6)
unb bem 9litterre*t be8 ßrjflift« 23remen ft* g(ei* SRa^e barin
tWlten.7) S(u* bie übrigen 8ocalre*te b^lbigen ganj h)illfürli*
balb biefer, balb jener anfi*t. 68 fann baber ju 9li*t8 führen,
Me eine ober bie anbere 8lnfi*t al8 bie ri*tigc binjufteüen.^)
ßbenfo ipenig lagt fi*, angenommen bie ®lei*naben bitten ba8
^fergen)ettc getbeilt, bie im ©a*fenfpiegel unb fielen Statuten
^) @. 8pangen6erg, ®eitr. jur SimU ber tcutfctjcn 9{ed;tdaUcrt^. <&ann.
1824. e. 121.
^) S)a« Drbcl 119 bon 1303 unb bie (orrc|>onbirenben Ocfe^e bou 1428 unb
1433 fagen nur, baf berjenige bad ^cergcivctte bcfornme, dhar it mit rechte
wp komen mach.
^) Sanbre^t ber bier ®o(en am eben ang. D.
^) Sanbre4;t bon fReuenf treten am eben ang. D.
^) Dat aide Verdische Stadt-Bok bei V o g t, monuui. inedita I. p. 278.
^) L, 22, § 5.
') IRcbibirte« IBrera. 9litterre(^t (Stabe 1739) bei Pufendorf, observ. jur.
^wv. IV. Append. p. 18—19.
8) (Sin 2iemli4^ boUpanbiged SHatettal über biefe Streitfrage ftnbet ft<() bei
^onanbt a. a. D. II. 6. 130, unb ©errf a. a. O. % 300.
62
t)orfommenbc SSejlimmung na^hjeifen , ba§ bet Sleltefle baS ©dj^njert
\)orau86efommt. S)o(^ finbet fic^ ettt)a8 ?le^nli(^e8 in bem Öonb*
te^t für JReuenfir^en, m^ welchem ber 3leUefie ben beflen 5Äo(f
ober SRantel jum tBorouS er^^alten foU.i)
9?i(bt jebem ndc^flen ©dj^mertmagen räumen aber unfre We^te
einen ?lnfpru^ auf ia9 ^eerßewette ein. 3und4ifl ijl c8 idoI&I
feinem 3ft>^if^I untermorfen, ba§ a\x6) in Srcmen ber t)on aßen
Socalflatuten gleic^mä§ig anerfannte ©a^ guUig getoefen fei, bag
ein ®ei{lH4ier nie bad ^eergemette jieben fonne. Sbenfomenig
fann jemals ein unehelicher ©o(in ein ^e^gen)ette beanfpru(!^en.
Die Statuten oon 1303 beflimmen auSbrürflic^ im Drbel 55:
Dhar ne mach nen unechte sone herewede upboren ;
unb tt)ieber^olen im Drbel 121:
It ne mach nen unechte sone herewede ubboren^ mer
en echte sone dhe mach wol enes unechten sones
herewede ubboren^
womit auc^ bie fpäteren ©tatuten übereinjiimmen. 2)
Snblic^ erfa()ren mir auc|^ nocf^ au8 einer ©(^lebung \>on 1509,
meiere uns bur^^ 93uren8 3)enfbu$ erhalten i|t, ba§ ein Unfreier
nic|)t baS ^eergetoette eine? ^Jreien gießen fann.^)
3n Uebereinflimmung bamit liefl au^ f(|)on bie ^anbfcf^rift
ber ©tatuten Don 1433, auf m\^t bie JRat^S^erren beeibigt mürben^
ba« ©tatut 27 foIgenberma§en :
Ein echte kind mag upboren dat herwede enes unechten^
averst egen und unechte^ de mögen kein herwede upboren.
Db in SSremen a\x^ ein f. g. lebenbigeS ^eer^emette im
©egenfa^e jum tobten oorgelommen ift, b. ^. ob ber SBater au$
bei ®elegen()eit ber ^bt^eilung unter Sebenben iai ganje ober
einige Steile be8 ^eergetoetteS außer feinem S3orau8 ^at t)ortt)eg*
nehmen bürfen, »ie Serrf bieS aI8 n)a5rf4)einli4> annimmt, ifi
1) doch dat de Oldeste darvan den besten Rok oder Mantel
alleine voraff kriege und tho den andern gelieko nahe thohdre.
2) 6t. t». 1428, n., 27. et t». 1433. et 26, 27.
3) S^ergl. 9(n^ng V.
69
hrxx^ feine Snbeutung irgenb einer 9lrt t)er6ürgt unb ba^er ni4)t
ju entfc^eiben. *)
S)ad im SSorigen 3uf<itnmenge{}eUte mö^te bafijenige fein, toai
fi^ über bie Erbfolge in ba8 ^eergeiDette überatt urfunblii^ fefl«
pellen läßt.
rS&x bie Erbfolge in bie Stiftelgerabe fließen unfre Duellen
no(& noeit färgli^er. 9ßa3 jundif^ft b(t8 SBei^bilb ber @tabt betrifft
fo ifi unfre einjigfte DueHe ba8 f(|»on me^rfa^ ermähnte alte
$rit)ilefl Don 1206, melc^eS bie Sliftelgerabe bereit« aufgebt. 68
laßt ft(|i baraud für bie @ucceffton8art nur ba8 6ine erfe^en« bQ§
au(^ meltgeifllii^e S5^ne unter Ufhflänben mit in bie 91iftelgerabc
erben fonnten; benn e8 {iei§t bofelbft, nuUus vir aut mulier
folle bie ©erabe fünftig me^r forbern fönnen.^)
3ebo4i lägt fic^ foüiel and) für ba8 Sei^bilb ber Stabt al8
unjtDeifet^aft ^inftellen, ba§ ba8 nd^fle blutSoermanbte Söeib t)on
ber aSeiberfeite ^er bie bereijitigte (Srbin genjefen fein mu§. I)enn
barin fHmmen alle Socalrec^te tjoflfommen überein.
(Stn)a8 beffer ftnb n)ir für einige S^ieile be8 ®ebiete8 unterrichtet
in bem ja au^i bie tRiftelgerabe no$ n^eit länger fortbauerte. 3u«
nä(^jl fagt ba8 8anbred)t ber loier ®o^en in betreff be8 SBerberlanbeS :
De nechsten und oldesten Schwert- item SpilU
magen theen dat Heergewede ock gerade.
Sßir erfe^en barau8 , ba§ bie näc(^flen blut8t)ern)anbten SBeiber
wn ber SBeiberfeite ^er bie bereci^tigten (Srben in bie 5Wiftelgerabe
roaxtn unb ba§ bie ältere Jliftel bie jüngere au8fitlo§.
pr ba8 93ielanb erfahren tt)ir dU^ti, aI8 ba§ überall bort
bie JWiftelgerabe no^ gegolten ^abe.
dagegen fagt ba8 8anbre<^t ju tReuenfirc^en :
Frauwengerade wert geliek geholden {tt>xt bie eben
wr^tx erörterte Erbfolge in ba8 ^eergetoette), doch dat
idt de Spillsieden verfolge; und de oldeste spill dar-
van kriege den besten hoyken.
1) 95erg(. «ertf a. a. O. 9?. 373.
^ 2>te m if^xtx (Sr^folfie toar too^l bufel&e, tote fie bei ead^fenfp. I., 5
§ 3, unb L, 25, § 1, in Uebereinfttmmung mit bicien Soca(re(^ten borfc^reiM.
64
@d ge^t barauS ^ert)ot, ba§ bie nä^fien Sßeiber wn ber
SBeibevfeitc ^cv bier bie (Serabc ju gleichen 2f;eilen unb o^ne
9(Iter8))orjug t()eilen, bie ältefle aber einen topfen jum 93orau8
erhält. 9luf biefed merfmurbige jtleibungSfiücf iperben noir no^
fpdter eingel;enber jurudfonimen.
ffia8 mir über bie (Erbfolge in baS ^cergemette unb bie Wtftel*
gerabe für ©tabt unb (Sebiet bis je^t miffen, i|l fjiermit erlebigt.
G§ bleibt un8 je^t eine jttjeite, unglei^ interejfantere, aber au^
ungleich fc^micrigerc ?lufgabe, ndmlic^ bie (Srörterung ber Srage
nac^ ben Oegenfldnben, tt)el(|)e ^ier jum ^eergemctte
unb gur DJiftelgerabe gerechnet mürben. S§ fü^rt un8
biefe Srörterung auf ein bi8 je^t fafl ganj ungebahntes cultur*
biflori[c^e§ Oebiet. (S« gilt, 8tuff(|)lüfl[e über Irat^ten unb SWobcn
beS ÄricgeS unb be8 JJriebenä, über ben jidbtifc^en unb Idnblic^en
J^auSratl) jener Idngft entfcbmunbenen 3^it i« geben, au3 ber
unfere Urfunben jtammen. gür Sremen fe^lt eS fjier an allen
unb jeben Öorarbeiten, unb bie wenigen brau4)baren 3lrbeiten
adgemeinen 6f;aracter8 über beutf^e 3Woben unb Ira^ten, mel^e
fi(^ baju auc^ nur noc^ auf einen J^eil ber fjier auftauc^enben
fragen bejie^en, bewegen ]x^ fafl allein in ber eleganten JRittermelt
unb jleigen nicl)t ju unferem bürgerli^ einfachen ßeben herunter.*)
G8 werben ba^er faum me^r alä fc|)ma(^e Slnbeutungen fein, bie
bei ber Erörterung biefer grage gegeben werben fonnen. STOogen
fte baju bienen, ju einem grünbli^eren ©tubium in biefen ©cbieten
anjuregen.
SBaä nun iundcibft ba8 2Sei(^bilb ber ©tabt betrifft, fo
werftest e3 fi$, ba§ f\^ über bie SWiftelgerabe fein 3^uflni§ ^^W''
ten ()at; benn jur ^ni ibrer bepnitoen Slufbebung ejiflirte no^
fcinerlei f^riftlic^e Slufjeidiinung unfreä ©tabtre4)t?. 2lu(f> ld§t fi^
für eine 3^it ^i^ n^4l ^^^ We Slbfajfung beS ©a^fenfpiegelä fdOt,
1858 f.) I. u. IL
w^l nic()t einmal onnd^emb beflimmen, mel^e @tfitfe man in
Srcmen bamal« jur IRiftcIgerobe gejfi^lt ^oben indge.
dagegen befi^en noir ein fe^t au8fu^rli4»e8 SSerjei^nifi ber
ium ^eergemette gegäf^Iien ©egenfiänbe in einem Sufo^artitel iu
ben Statuten \>on 1303, tt)el(|ier in ber @iatutenfammlung r>on
1428 bei ü., 26 mit geringen Slbänberungen ebenfaQS an ben
ütonb gef^rieben ifl unb ftc^ aucb bem Stabtred^t oon 1433 in
einer äbf^rift üon 1563 angelangt finbet unter bem Sitel De
Herwedes EuUen.i) ßine »eitere »bfcfirift finbct f\ä) ferner in
einem im 3a^re 1590 t>on Jobann SReüen t)on JBremen
fte[(|riebencn j|urifHf(|>en Sammelmerfe unter bem litel i.®ebott
be8 ^eerttjebeä*. enbli^ iji no^ einer jungflen Slbfc^rift ju ge*
fcenfen, m^t jtc^ in einem ^anbf^riftli^en (Sjemplare wn
»ftrefftingS 2)i8cur8 t)om gemeinen ©tanbe ber ©tabtSremen«
finbet unb bic al8 3«fäje bie Sluf^ebungSoerorbnung von 1592
unb ein a5erjei(^ni§ ber ^eergemettepürfe be8 Sremifc|ien (Ritter*
rm öon 1577 ent^dlt.S) 5)iefer Slrtifel unter bem Jitel -.De
Forme wo men herwede schal geven« ifl jugleicb ba8 einjigfie
2)o!ument, ttjelc^eä fict) für ba8 2Bei^biIb ber ©tabt erbalten ^at
unb bafier für unfre ijrage \>on groger SBi^tigfeit. (S8 foU ba^er
im iJolgenben junä^jl erörtert njerben.
Das olte ^eergett)ette, bie Ärieg8rü|lung be8 ÜWanne8, mag
uo^ jiemli^ in alter 9lein()eit angegeben fein im ©a^fenfpiegel I.,
22, § 4. 68 ^ei§t bort:
So sal die vrowe zu herwete ires mannes gebn ein
swert und daz beste ors oder pfert gesatelt und daz
beste harnascb — — einen herphule^ daz ist ein bette
und ein küssen und ein linlachen und ein tischlaehen;
zwei beckene und twelen^); diz ist ein gemein herwete
^) Delri^d ^at biefcn ^n^ang, ebenfo toie bie barauf folgenbm 6tä(fe van
den arresten unb proces der upbedinge nt(^t mit abgebrudt.
^) 95«rgl. Pufendorf, obä. jur. univ. IV. Appendix p. 19.
^ iDreQene $anbtü(^er. ^te leinenen bejei^net ber ©ai^fenfy^tegel im (Siegen«
f^lK ba^u mit liandelaken.
5
zu gebene und recht; al secz^n da die lute manger
hande ding zu, daz darzu nicht en höret.
35ie ©^(ugbenterfung beS ©ac^fenfpiegelS pa^t QU^ auf unfer
jtabtbreinifc^cS Stecht. Dag bcn Statuten t)on 1303 anße^dnflte
^cerfleiüette iji t)on jener alten 6infa(^^eit weit entfernt. Oanj in
llebereinftimmunß mit gleichseitigen unb fpdtern ßocalftatuten anbrer
©täbte jcrfallt baS flabtbremifc^e ^eergcnjettc in t)ier Oruppen t)on
Oegenflänben, nämlid) ba3 23ett be8 Serftorbenen mit Su^e^or,
feine Äleibung, feinen ^auSrat^ unb feine ÄrießSrujiung.
Bunäc^ji über ba8 SBett fagt ber angeführte 2lrtifel:
Ton ersten schal man geven dat beste bodde negest
den besten^ eyn par lakene negest den besten^ ejne
kolten hegest der besten, eynen hovedpole negest den
besten edder twe kussene, eft dar nyn pole zy, eyn
leerkussen. i)
eine öettfteUe mit einem $aar ßafen, einem Äolten, einem
Äopfpfüf)!, ober jtatt beffen jiDei Äijfen, unb einem ilopffijfen
(leerkussen ^ei§t eigentlidSi SBangenfijfen ) bilbet immerf)in ein
jiemlii^ t^oUfldnbiged S3ett. Unter holten fann man jiDeierlei uer^
flehen, ndmli^ einen bur4)genä()ten Qtxo^fad, d()nli$ u(ifrer
heutigen äWatra^e, ober au^) eine Steppbecfe. Da§ baS SBort
Äolten in beiben Sebeutungen gebraust tt)irb, laßt fi^ urfunbli4>
na^meifen. 2) ^ier ift n)o()I bie le^te 93ebeutung t^orju^ie^en , ba
eine 3)ede jebenfaltS ein luefentli^erer 2^ei( eines S3ette8 ifl , a\i
eine SWatra^e, uub e8 fef)r auffaUenb nodre, toenn eine S)ecfe im
^eergewette ganj unb gar fehlen würbe.
Der folgenbe $a{fu9 enthält bie Jtleibungdßüde beS SBerßorbenen
in folgenben Sorten:
1) ^ie iereffttng'd ^Di^curd beigefügte 9(bf(^rift ma^t au^ bem leerkussen
aud Unfunbe ein leberne^ Riffen.
2) )&erg(. Oelrt^d Glossar, ad 8tat.Brem.ant. gratiff. 1767. h. v. unb
»rem. «icberf. 2Börterbu<^. Q3rem. 1767— 1;71. h. ▼. 3n ber »ebcvtung •a)etfe-'
(ommt ba^ Sort u. %. bor in ber Sutl^erf^en Sibelüberfef^iiiift 2. 4&n. VIII., i&.
CT
Zinon besten hoyken, zineo besten rok edder kerll^
alze he de drocb, mit dem vodere^ mit spangen un
Torspannen, zinen besten kogelen, zine besten hozen, zine
tasschen; zin beste gordel, zin stekemest.
Um biefe uni ^eut ju Sage groient^eild unbetannten Jtteibungd'
fhlife etmad genauer ju ^aracteriftren , muffen mir einige fur^e
Semerfungen über ben Buflanb ber bamaligen anoben tooraudf^itfen.
@eit ber Serujirung ber Stömer mit ben ®ermonen \\i6)ttn f\^
bie antifen Elemente aud) in ^Betreff ber 2:ra^t unb Aleibung
Singang in £)eutf(^Ianb ju toerfd^affen unb geriet^^en babei in einen
langanbauernben Stampf mit ben nationaUgermanif^^en. tSuS
biefem Jtampfe begann [\äf im 12. 3o^^()unbert aldbann eine
national'beutfi^e Srad^t ju entmideln, luelcbe ft(f^ bid jum 14.
S^tir^unberte {u t>oner 93(ütbe entfaltete.
ffitr baben unfer iBeriei4>ni§ in bic 3abre 1330— 1363 gefegt.
9id )ur aRitte beS 14. 3atir^unbert9 xtxiftt jene 93lut()e nodf] am
Snbe bejfel&en artete biefelbe na^ aOen @eiten au« unb begann
itt \)erfanen. Unfer ^I}eriei4ini§ ftef)t gerabe am 28enbe|>unfte ; e8
enthalt f^on AleibungSftude , töelc^e ni(^t me()r jener, fojufagen
claffif(^en ^eriobe beS beutfc^en aWobetoefenS ange()ören. >)
S)ie getod^nlic^en SefleibungSflüdte eines 3Ranne8 maren ju
jener Seit ^emb , 9iod unb ^ofen. SRodt unb (>ofen entf)d(t au^^
unfer Serjeid^nii. 2öe«()alb ba8 ^emb fe^lt, i|t ni*t f(ar ju
erfeN* @d toar aderbingS bamald nocf^ fafl lebiglicb ein J((eibungS«
päd ber b5bern @tänbe, jebod^ fagt f^^on eine alte ium @t. 3fitgen8'
Mpitftle gehörige ®(!^enfung9urfunbe toom 3<^bte 13912):
Dar schall de vorscreven eldiste und de Vicarius van
geven kranken armen lüden up der Strate und Hussarmen
des enen Jahrs Schoe, des andern Jahres Hemmeden
und des di*udden Jahres Rocke , Kögelenn^ Hoyekenn,
und Hosenn^ alse se vurderst könet.
') Qergf. au^ bie 9l9ii^tn üUx bie Ziaä^itn ber ^antflcinftguren am ffiütf^
Me in ^^fiifmale lOrdnifc^er a>ef(^i^te unb Simfi" I., l. 6. 32.
>) 9t«4 Um 9(blrii«e im 9lubetf. mhxttxk. voee »kagel^
5*
68
I •-- a III ■
$lu(j^ in bem an ben 9)anb gefcf^riebenen Sufa^e {u ben
©taluten wn 1428, IL., 26, ber übrigeng äbert)au\)t nur eine un»
genaue Slbfc^rift be8 alten ^ier bebanbelten ©tatufö ju fein f4>eint
ijl t)on ^emben feine (Rebe, ebenfotioenig in ben jüngeren 8lbf4>riften.
@8 fc&einen biefelben ba^er überall ni^t jum ^eergemette gefiort
JU ^aben.
Ueber bie einjclnen in unferem SBerjeii^niffe aufgeführten
ftleibungSfJürfe möge nocb g^IgenbeS bemerft noerben. 5)er Wocf
iDar fc^on bamalS baS n)i(|ftigf)e 5l(eibung8ftü(f beS iDtanneS. dr
glicb ettoa unferm |)eutigen Äittel, tt)urbe über ben Äopf angejo*
gen, f^Io§ eng um bie Slrme, noeit um ben übrigen Körper, tt>ar
in ber Saiüe gegürtet unb fiel t)on ^ierau8 in iJalten berunter.
3e t)orne^mer ber 9Wann, bejlo länger toar ber (Rotf. SBd^renb
er bei ben ©ef^äftS*' unb ®enierb8leuten ber ©tobte, alfo a\x^
\t)o))l ^ier in Sremen, faum bi8 an8 Änie reichte, fiel er bei
SSornebmen bis auf bie gü§e herunter. Stma jur ^nt unfreS
9Serjei(^niffe8 bilbete ft^ mit ber allgemeinen (Entartung au8 jenem
alten Otorfe unfer moberner au8, inbem er ber ©itte ber S^H
gemäg fo fe^r verengt tt)urbe, ba§ e8 unmögli^l tt)ar, t^n über
ben Äopf anjugiefjen. iWa^bem man alle möglichen Slrten 9luf*
f(|)li^ungen t)ergeblic^ üerfucibt ^atte, fcbnitt man i^n t)orne t)on
oben bis unten auf unb fnöpfte i^n, na^ibem man ibn angezogen
^atte, tt)ieber ju.
Unfer ©tatut toeifl bem $eerget»ettbere(|itigten einen iRod gu
mit tJuttn, Spangen unb SSorfpann. S)a? ^Jutter noirb ttjo^l al8
n[)ert^t)ollfler J^eil be8 bamaligen JRotfe8 befonberä b^^^orgefioben ;
e8 pflegte befonberg häufig au8 ißeljmerf ju befielen. S)ie ©pangen
bienen bagu ben SRod ober SRantel toorne gufammengu^alten. ^er
aSorfpann ober ^ö^fpann ifl eine 9lrt Slgraffe, bie ben aj?antel am
^aläfaume jufammenfaßt.
IReben bem SRotf ern:)ä^nt baS ©tatut noc^ einen kerll ober
keerl, »eichen eS ebenfall8 mit iJutier, ©pangen unb SBorfpann
getragen loerben lä§t. S)a8 Sort kerll iDürbe, ba e8 in biefer
i^orm ber beutfcfien ©pracfiforfc|)ung nodf ni^t befannt ifl, ber
?lu8legung groge ©^mierigfeiten ma^en, mnn ni^t bie Äref fting8
69
t>\icüxi angel;ängte Sbfcf^rift biefeS @tatutö jtatt beffcn »ftoUer"
Hfe unb ebcufo aud^ in ber SI6f(^rift beS Johann (Weücn biefeni
SBorte i^alias JfoOer" betgefugt wäre. 3>ie8 fä^rt iunac^fl auf bie
Bermut^ung , ba§ kerll nur eine anbere gorm für Äoller fei.
!Diefe auf ben erflen Slnblid giemli^ unmo^rfdS^einlic^e Slnna^me
lä§t ^6) nun jur DoUfomnienen ®emi§^eit ex^tben, inbem kerll
M ÄoUer \i6) fomobl etpmologifc^ rici^tig fierleiten logt, al8 au*
foi^li* aufg 23efle mit bem übrigen 3^^!*^ bc8 Statuts fiimmt.
I)ie et9mologif(tie SBilbung ber gorm kerll ifl nomlid; jurücfju*
führen auf bie im mittelalterli^en ßatein übli^e ^^rm golerium,
»clc^e neben einer anbern, gulerum, beibc toon gula abgeleitet,
Dorfommt. @a*li* bejei^net ffoller ))erf4)iebenartige ftteibungSfiutfe,
jeboc^ regeIrao§ig fol^e, »el*c ben ^al8 umgeben. ©pejieU im
iRieberfd^fifcben bejei^net e8 ein ^albeS Dber^emb o()nc 5lermel,
ipelc^e8 ben ^al8 unb t)ome bie SBruji bebedft.*) S)iefe Uebeutung
ijl bem kerll au* in unferm Statute beizulegen.
iröa8 bie im SDerjei^niffe ertt)ä^nten ^ofen betrifft, fo trugen
bie geringeren ©tänbe ju jener 3^it tt)a^rf*einli* no* f. g. Sru*en,
b. \). mitt l^ofen, bie in bie längeren bie Seine bebedfenben
Strümpfe {)ineingejle(ft njurben. 9lu* biefe ©trumpfe felbji tperben
toieber ^ofen genannt. SBei biefer Sra^t würben gewö^nli* furje
®c^u|ie getragen, bie jebo* ebenfotoenig wie bie ^emben jum
^eergewette geregnet ju fein f*einen. 3)ie anfiänbige SBelt trug
bQmal8 feine ®*u^e ober Stiefel, fonbern bie unfdgli* engen
^ofcn, an ®epolt ben unfrigen iiemli* d^nli*, bebecften juglei*
bie gü§e, unter benen h)a^rf*einli* lebeme ®of)len angebracht waren.
Ser angcfu()rte ®ürtel war bamal8, wenigften8 bei ben ^öf)ern
Stanben, fein wefentli*e8 ftleibungSftüdf; er biente befonber8 ba}u
ben I)ol* (stekemest) aufjune^men, ba^er er au* im Statut mit
Wefem juglei* erwähnt wirb.
S8 bleiben un8 nun no* bie beiben interepnteflen unb eigen*
t^ümli*|ten Äleibung8püdfe unfere8 Statuts übrig , ber .^opfen unb
bie ®ugel (kogel). 3unä*jt t)om ^oijfen.
1) Srrgl. ^(belung, mxinh. ber io(t;bcutf(^en 6))ra^e. Seij^iig 1775, II.
<ö. 1697 voce ÄoIUr.
70
3>erfclbc cntpanb babur^, bag ber alte, huxif Agraffen, Äiemen
ober Spangen }ufammenge^a(tene SRantel an jener @teQe, m tx
imd^ bie genannten 93inbeniittel }ufammenge^a(ten nDurbe, entmeber
ganj ober t^eiltoeife iugend^t toar, fo ba§ ein folcl^er ^^o^fen etwa
mit eine ®lode au8fa^. Sr tt)urbe über ben Äopf angezogen unb
rei(^)te bi8 auf bie güge |)inunter. 6ine anbre Slrt tDurbe »on
Äopf biä ju 5u§ jugefnöpft. (Sr roax fowobl ÜWdnner» al«
Jyrauentra(|)t, 5113 JJrauentra^t I;at er fi^ in SBvemen noc^ longe
Seit erl)alten, befonberS al8 f. g. lip^opfen bei Oelegen^eit üon
.f)0(^jeiten , laufen unb anbern ^J^ierlic^feiten. ?)iefer lip^o^fen
fdiieint aber ioi) \^on eine uon jenem alten ^ot)fen {iemlid)
abmcicbenbe ©truftur ju ^aben. 6r gleist einem langen, biä auf
bie gü§e ^inabfallenben äWantel, ber [x6) mü^enartig über ben Äo))f
^inaufjie^t unb »orn über ber ©tirn in einem langen ^orne enbigt.
3oI;. 3u^ SBinfelmann berietet gelegentlich in feiner !Be*
fc^reibung be8 Dlbenburgiftfecn SBunberborn« (Bremen 1684, © 23),
er l;abe uor üierjig 3ot;ren ju ©remen beobachtet , ba§ bie öorne^men
grauen auf ben Äöpfen frumme ^5rner, \)it fie lup^oifen nennen,
trugen, ja berglei^en noä) einige wenige 1684 tragen. «SBann
nun jtrei , brei ober t)ier grauen beifammen flunben unb öertraHlid)
mit einanber rebenb bie Äöpfe gufammenfHe§en , fonnte icft raiii
bc8 8a(^en8 noegen ber oben jufammenflogenben ^örner, wunber»
li^en ©pielnjerfen, fdbtoerli^ cntl;alten." ')
Slm enbe be8 uorigen 3ö^if()unt)^^t8 üerflanb man f^ier in
©remen unter l^opfen no^l eine ?lrt Wegenlafen , ineli^e bie grauen
geringen 6tanbe8 ju tragen pflegten. 5)iefe fc^einen \tioi) mit
bem alten ^opfen toenig me^r gemein gehabt ju ^aben. Mt
üolfSt^umlicft liier in ©remen bie ^opfentrac^t toar, fie^t man au«
ber aWenge tjon ©pvü(|)roörtern , welche ba8 aHeberföd^fifc^e SBörter*
bud) unter bem litel „hoyken** anführt, ©er^ängnifdoll war
befanntlicfe biefe Sra^t für bie 6()efrauen, tt)eld!)e ©Bulben com
trajiirten, bie ber (Seemann nicfit ju bejafilen brauc|>te, inbem e«
1) Sergl. auä) deitf^rift fäi 2)eutf<^e StuUnx^ti^i^U I. €.471.
71
ben ®Iäubtgern frrijlanb, ouf offener ©trage benfelben fo oft ben
^o^fen abmühen, bis bte @<|iulben bejaf^It ioaren.i)
&a9 anbere no^i ermähnte JtleibungSftutf, bie ®uge{, mar
eine 8lrt Dberrorf, ein JWantel mit ©c^ulterlöcbern jum Durc^jleden
btr 9Irme, ber binten mit einer jtapuse oerfeben loar, bie Aber
ben itopf gc)O0en merben fonnte. 3>ie ®ugel mar }ur 3^it unfreS
^Statute adqemeine Soifdtra^^t. SBar fte über ben jfopf gebogen,
fo bebetfte fte Obren unb Jtinn nocb oodßdnbig, fo bag nur baS
@efi(bt ju febcn mar. ^ie ®ugeln pflegten bie fftü^m unb
greUften garben ju b<^ben, (Selb, J^eOgrün, Äofa u. f. m. Die
an ber Jtapu((e befinbli(ben Sipf^I erreichten oft eine \ol^t Sänge,
bag obrigfeittid^ bagegen eingefcbritten mürbe. SBiSmeilen maren
bie ®ugeln aucb oom SRantel getrennt. @ie maren bann eine 9(rt
^aldberge, bie bIo8 «^'^alS unb S(^ultern bebecfte unb mie ein ^elm
über ben Jtopf gejogen mürbe. ®egen 6nbe beS 14. ^^^b^^nbertd
mürben bie ®uge(n eine Zxai^t ber nieberen @tänbe. unb bie
f)b\)cxn @tdnbe begannen SRu^en unb ^ute ju tragen. @elbfl
beut }u 2:age fpufen bie ©ugeln iiocb einjeln in ber SBelt. 9Ran
mirb ficb erinnern, ba§ oor nitbt langer 3<^tt bie S^itung^n bie
9{a(bri(bt brachten, bei bem Segrdbniffe beS Jt5nig9 Tlai oon
S^aiern feien 25 äRdnner in f(bmarjcn ®ugeln im 3:raueriuge gefolgt.
@o mel über biefe itleibungSftutfe. 3um britten rennet unfer
Statut jum ^eergemette einen {iemlicb umfangreichen ^auSratb.
ndmli^ folgenbe Sla^^lagflucfe be9 ^JSerfiorbenen :
Zin beste brodmest, zinen zulvernen lepel; zinen zulver-
nen nap edder zine besten schalen^ welk erer beter is^
zine vingeren alze he id droch in der hand^ eneh schul-
derketel) eynen gropen, dar men eyn huen ynne zeden
roach^ ejne tenene kannen van eynen halven stoveken^
eyn par ziner besten vlasschen; zine besten lachten, zin
beste handvatunde beste hecken unde zinen besten morteer.
S)er ermdbnte gingerring iff bö(bft ma^rfcbcinlicb ber allgemein
gum |>eergemette gere^nete fPetfcbierring. I)ie beiben ermdjinten
1) €t. to. 1303, Ort). 92, to. 1428, III., 9, \>, 1433, Oib. 73, ©crcf a.a.O.
e. thz ff.
72
Slrten Ro^ibp^t, ber ©(fiulterfeffel , unb bet Sopf, noorin mon ein
^u^n jteben fann, finben fx6) in allen ßocaljiatuten tt)ieber. S)er
©(feulterfeffel ifl ein Steffel, in bem man ein ©^«Iterputf fo^en
fann; eä ifl bie gvogere %op^\oxtt, toü^t no(^ gett)öl;nlic^ct Don
anbern fiäbtif(|)en Statuten bejei^net wirb al8 ber ./ffeffel, in
tt)eI4)en man mit ©(i^u^en unb Sporen ^ineintreten fann.« Der
Sopf, in bem man ein ^u^n to^tn tarn, bejei4)net bann bie
Heinere Sopfforte; auc^ biefer SluSbrutf iji ftef)enb in aßen Socol-
flatuten berfelbe. SluffaUcnb ift e8, ba§ ber ebenfaü» fe^r regele
mä§ig jum .^^eergetoette ßejd^lte JJifc^tiegcl im Sremif^en fe{)It.
Die jinnene Äanne Don einem falben ©tüb^en t^eilt baS bremif^e
(Reclit ebenfaUä mit allen anbern Socalflatuten. Unter bem ongc*
führten ^anbfaf ifl too^ ein böljerner SBafci^fübel (f. g. SBalje) ju
t)erflef>en, toa^renb ba« ©ecfen auf bie bamalS überall unb ganj
allgemein gebrduclilic^en jinnernen, fupfernen ober mefftngenen
SBafdbbeden ju bejieben ifl.
3)en ©(i^lu§ bilbet bie au8 folgenben ©tüdfen beflef)enbe
ÄriegSrflflung :
Vortmer zinen ysernhod mit eyner slappen^ zine
platen^ grusener, schot unde kragen. Sint de dar nicht^
zo scholet ze yo geven zin panser borst unde Jacken,
yortmer armwapen^ stalne hanschen^ benwapen^ zwerd^
glavien und schilde efte tarsen.
5|Jlatten^arnifc|) (platen), 3Baffenro(f (grusener) unb ^aWbergc
(kragen) bilbcn ju biefer 3rtt bie ^auptbeflanbt^eilc ber (Rüflung
beS {Ritterä, tt)äf)renb SBruflpanjer (panser borst) unb 3adfe bem
gett)5^nli(^en ÄriegSmanne jufommen. Unter bem JBruflpanjer ifl
ba8 gen)ö^nli(|)e Äetten^emb iu Derfle^en, welche? gegen bie ®4)u§**
»äffen feine genügenbe Decfung gab. > Um ftcb au^ biefe SDedtung
}u t)erf(|)affen , fleppte man juerfl ba8 Äettenbemb bidt mit SBolle,
überjog e8 fpäter mit in Del ^art gefottenem ßeber unb befehle e8
an Derf4)iebenen ©teilen mit (Sifenplatten. ©^lie§li(!b bilbete man
ben gangen ^arnifcf) au8 Sifenplatten unb nannte i^n nun ^Platten»
^arnif4) (platen). Der SBaffenrotf, in unferem aSerjei^niffe
orrusener, gewö^nli^er ßenbner genannt, tourbe über bem Äetten*
73
^rmb ober ^arntfc^ getragen unb toax (häufig mit t^orben unb
Bappm be8 Srdger« gejiert. aSon ben übrigen im SerjeicIiniiJe
oufgefö^rten SBaffenfiürfen ma^en bie Slrmfc^ienen , bie ©to^l^anb*
fc^ul^e, bie SBeinfi^ienen, boSSc^wert, bie ßonje (glavien, Slbfcfirift
in ben ©tatuten t)on 1663: glevinck) unb bcr ©^ilb, in bejfen
Srmongelung eine Sortfdje, b. ^. eine Heinere 9lrt S(|>ilb, üerab*
folgt »erben foH, ber Slu«legung feine ©tfimierigfeiten. ?(u§erbem
ermähnt aber baS Statut no^ einen ysemhod mit eyner slappen
unb ein schot. S)ie ©cblappe am ^elme ifl ein Seber^ang, ber,
am ^clme befefiigt, ben oon biefem ni^t gefcbü^ten ^interfopf bi8
ium 9tadFen bebedte. Ueber ba8 SBort ),schot^ lägt ftc^ febr iDenig
befiimmen. 3)er beutf(|ien @pra($forfc()ung ifl baS SSSort bi9 jc^t
bur4)au8 unbefannt. Stpmologifd^ fonn man bajfelbe burc^
#®(^u^« uberfe^en. einige ^anbfcf^riften ber Statuten ^aben ftatt
beffen schilt. 6in ®$ilb lönnte nun aUerbingd ido^I burcb
ifSc^u^« bejei^inet werben, ebenfo gut wie bie mittelalterlii^c
©pra^e ba8 SBort i.®cbirm« für @*ilb gcbrau^^te. S)o(^ fpric^it
bagegen f<!bon, ba§ unfer Serjei^nig ben Q6i)xlt> na(!()^er no$
Qu§erbem auSbrflcfiic^ ermähnt, unb ba§ grusener, 8chot unb
kragen {ufammengefledt Werben. @8 wirb barauS wabrfcbeinlic^,
ba§ man mit „echot" irgenb einen J^eil bcr unmittelbor am
Äörper befinbli(f>en {Rüpung bejeic^nete. Uebrigenä fcbeint fcbon
bcrjenige, melier in ben ©tatuten öon 1428 biefen Slrtifel bei 11.
26 on ben JRanb gef(^rieben ^at ba8 SBort nid;t m^\)x oerjtanben ju
^aben; e8 ifi menigftenS o()ne aSeitereS auSgelaffen. Dagegen finbet
e8 jt* im Serjeicbniffe oon 1563 wieber unb wirb bicr scherte
gef(!^rieben , woju am {Raube mit ©leifeber oerjeicbnet fie^t al. hodt.
5n ber ÄrefftingS S)i8cuj8 angelangten ?lbfd^rift enblic^ wirb e8
©(i^ott gef^irieben, wa8 bann me^r auf ben Segriff ©(tio§ unb
fomit auf eine a3erf4^1u§einri(^tung , t)ie0ei4)t wenn man e8 mit
jener Srfldrung ber 8(bf(|)rift be8 aSerjeit^nijfe oon 1563 jufammen*
^ält, auf ein Sifter führen würbe.
8luf allenb fönnte e8 f^^einen , ba^ in ©rcmen ba8 ißferb ni(f)t
me()r jum ^eergewette gere(i;net wirb. @8 mag bie8 oieDcid;t
barin feinen ®runb ^aben, ba§ man überaD fci^on in früher 3Ht
74
bi« $ferbe nid^t mefir au8 bem ®eridl^t8f9rengel ^inouS oerabfolgie
unb ba^er boS $ferb auf gfet(^e SBetfe, koU fpnter baS ganse
^eergemette , f^on fru^jeitig abfam. Ueber^aupt flanb baS $fcrb
nie ben übrigen ^eerflemettfiucfen tJöIlig ßlei<^. ©o fiel e8 }. SB.
nacf) üielen Statuten nic^t an ben fonfl 8ere(|)ti9ten , fonbern an
ben 9?at^.
3)a§ in fpdterer 3nt jiir Sremifc^en, jum ^eergen^ctte gejd()Iten
ÄrieflSrüftung , tt)ic fafl in aüen ßocaljtatuten , audf) no(!^ einifle
©4)u§n)affen gefo'inmen feien, !ä§t fxö} urfunbli^ mit feiner ?lm
beutung nad^njeifen.
Db bie ©eftimmungen beS 6rjflift'©remifd[)en 9litterre^t8 x>^n
1577 über ba8 ^eergeiüette a\x^ für bie ©tabt SBremen t)on
irgenb einer Sebeutung genjefen finb, Id§t jt(|> bi« je^t nic^it mit
©ic^er{;eit entf^^eiben. Sn^w^^^^in bleibt e8 bemerfenStüert^ , baS
jene Äreffting« Di8cur3 angehängte 5lbf(firift bie Ueberf^irift trägt:
«fDe8 ^ergetpebeS SRuUe ber Stabt Dan SBremen-, fobann bo8 alte
Statut bringt, bann einen 9lu8jug au8 ber Sluf^ebungötoerorbnung
üon 1592 unb nun ohne SBeitereS, auc|> o^ne ju erwäf^nen, ba§
ba8 ijolgenbe au«f bem grj^ift-Sremifi^en 9iitterrf(^t genommen
fei, bad ^eergetoette biefeS SRifterre^t8 mitt^eilt.') 2)arau8 burfte
aderbingS meUei^t ber @c|)(u§ gejogen iverben, ba§ für ben fteibt*
bremifc^en (Ritterfianb aud; jene SBefümmung be8 ®rjjiift»®remifc6eÄ
SRitterrec^tS über ba8 ^ecrgenjette gegolten ()abe. 3^"^ 8lbf(^rift
fä(;rt nämlic^, na^bem fte bemerft ^at, ba§ ba8 flabtbremifc^e
^eergenjette 1592 aufgehoben fei, fo fort:
Neben diesem pflag auch der Sohn ein Heergewede
Torauszukriegen, wie folget:
Hierzu gehört des Yersturfenen bestes Perd mit Sadei
imde Tohra, dat Schwerd unde sulfem Dolck oder
Stohtdegen , item de Harnisch , ock Stefeln und Spahren
tho sienem Liefe, dat beste Drinkgeschirr, idt eye Gold
oder Sulfer; ein Bedde mit Pöhlen, Küssen, linnen
1) IBetel. »rem, IRiümc^t ton WT bti q5«fenborf. Obs. jur. univ. IV,
App. p« 19.
76
Dökern unde Decken; ein Becken vor dat Bedde; ein
Stohl mit einem Küssen; ein Handlaken mit einer
Hand-dwelen; einen Eehtel^ darin man mit Stefeln und
Spahren treden kann; dat beste Kleed und Gewand^
alse he dat van Höft tho Fohte gedragen; eine Kiste
mit einen ufgehobenen Lede.^) Ock gehören datho de
Schottel-Pott, de Bruwpanne item dat Pitzeer (55etfc^aft)
unde gülden Ring, ock de Keden oder dat Gold alle,
' so de Versturfene am Halse gedragen.
Was aber von solchen abgesatzten Stucken nicht
vorhanden war, das durfte auch nicht gegeben werden;
und so davon etwas versetzet war^ das gebührte den
Sohn Selbsten zu lösen.
5)ie ©^tuibefKmmung toti^i wm jlabtbremifclien JRe^le
fbenfo febr ob, toit ixt ^eergeiDcttjlfirfe felbji.
9la(|ibem fo bie 93eflanbt|icile beS ^eergcwcttc« im ©remif^^en
Set^bilbe erörtert finb, bleibt uit« nur no^ über, einen ölid
auf baS ©remifd6)e ®ebiet gii werfen. Die ©egenjldnbe ,
tDeI4)e bier jum ^eergejüette gere<]^net »erben, finb r>on benen im
ffiei^bilbe natürli<| einigermaßen loerfcbieben. @in t)oQf}änbigeS
Silb läßt ficb für baS ®ebiet nicbt entwerfen ; nur für ba« Sielanb
ifl un« ein öoIIftdnbigeS Serjcidbnii erfialten. 35ie mer oben er*
toa^nten ®ruppen, Sett, Äleibung, ^ouSratb, ÄriegSrüftung treten
w«S au(^ bicr entgegen. S)ie bereits mebrfa^ erwähnte unb im
^n^ange abgebrühte Urfunbe jäblt folgenbe ©egenfldnbe }um
^eergemette :
3um erfien alle Äleiber beS Sobten , bie er bereit« getragen
^at, baju ade fein ®en)affen; bann einen ®aul (page), ber
brei 3a^r alt ifi, mit Sattel, 3öum unb ®ef^irr; (ba? im
Sejt fle^enbe ©ort zeele entbalt benfelben ©tamm, ber in
ben aSorten sille, angesilde t>orfommt, unb bebeutet ba8
®ef4>irr, welches ba« itreuj beS 5ßferbe8 bebecft, im ®egen*
fa^ jum {(opfgef^irr, xot\6)t9 t>m6) ben 3^^ni bejeic^net
') b. ^. mit einem an^eteftctcn ^tdtl
76
ipirb); foütcn me()re Odulc ba fein, fo fofl man ben bcjlcn
®aul ju ^eergetoette geben unb baju bie bcjle Grippe; bann
ein SBette nddj^p bem beflen; ijl aber nur ein Sett ba, fo foll
ba8 beim ^ofe bleiben; bann jmei ßafen, eine Decfe, einen
Äopfpfül^I, ein Äopffiffen ( leerkussen ) , ba8 al(e8 ja näc^ft
ben beften. ©obann einen Äeffel, barein man mit einem
Sporn treten fann, einen 2opf, barin man ein ^u^n fteben
fann; feinen beflen Z\\i), fein befle? 3:ifd)lafen unb feine
bcfic Sif^fanne; fobann einen ©tu^l unb ein ©tu^lfijfcn
(jener altt)äterltc|)e SBauernfiu^I mit bem ÄiiJen barauf, wie
er noi) ^eute ejijtirt); bann feine befleSJBanne, feinen ©c|)effel
uub eine fc^lDertlange Äijie.
S8 fef;ren in biefem a3erjei4)niiTe eine iReibe ®egenftdnbe
n^iebcr, njelclie un8 fc^on au8 bem Sreinif^ien ©tabtre4)t befannt
jinb. Die beiben plafiifcfien 8lu8brflcfe fiir bie größere unb Heinere
Äo^topfforte fommen au^ l^ier iDieber toor. 9Ba8 bie am ©i^Iujfc
erma()nte r/f^tt)ert(ange" Äifte anbelangt, fo ifl eä befanntli^
ein altbeutf4)er , üielfac^ verbürgter Srauc^, na^ ©dl^mertlänge ju
mejfen.
5ur ba8 übrige 93remifc|)e ®ebiet fönnen tt)ir faum anndfjernb
feftjietlen, tt)a8 jum ^eergemette gel;ort ^abe. 68 bient un8 jur
JVeftfleflung nur ein in)if4)en bem SBremer ®ebiete unb ber SSogtep
Sangn^ebel abgef(^lof|ene8 unb 1468 oon bem ®ogrdfen bejldtigte8
(Sompactat i) , mel^e ®tü(f e uon bem Sremer ®ebiete nac^ ßang*
tt)ebel unb umgefe^rt al8 ^eergcmette t)erabfolgt »erben foüen.
28ir werben alfo in bemfelben wol;! einen 2(u8jug pnben au8 ben
©tüden, meiere im ^iejtgen ®ebiete unb mli)t im ®cbietc ber
93ogtetj ßangmebel ju ^eergewette gegeben tt)urben.
5)ie im Sompactat aufgejd()lten ©tücfe finb folgenbe:
6in Stu^l unb ein Äijfen, ein Sifd^ unb ein Iif(|)Iafen,
ba8 bejle QJferb, be8 Serflorbenen Äleiber, ein Seil, eine
?tjt, ein neuener^ bulle unb bare, ein $ferbe^alfter (ba8
im Sejt fte^enbe „beiden" bebeutet ^ejfel) unb eine ^ferbe*
1) ^n^ang ^x. I.
77
txxppt, eine fcf^mertlange itiße, ein Jteffel borin man mit
einem @porn treten fann, einen Heineren Sopf« eine segedese
b. \). eine Quer^ade jum Slbfle^en ber $iaggen, tot\6)t unter
ben 3)unfl gemifcbt tt)erben foüen unb eine Senfe (lehe),
eine ^albe ©tiejje S(|iafc (alfo je^n ©türf) unb brei ©ienen*
fiöcfe unb ein 9Rann8bette.
Slufattenb ifl in biefem lBeriei(^ni{fe bie gro§e SKniofil oon
aSerfjeugen; benn Serfgeuge bejci^nen, au§er bem 93eil unb ber
%lt, Qu4) no4^ bie brei oben m6) nic^it überfe^ten SBorte neuencr,
balle unb bare. 2)ie SBorte neuener (bieS Sßort fommt in einer
Unjabl t)on SSariationen WX, j. SB. Baylnger^ nawigar, nabiger^
nebeger, neibenewer u. f. tt).) unb bare bejei^nen beibe einen
SBo^rer, o^ne ba§ ft^ bis je^t feftfteUen liefe , moburc^ fie fi^
unterf(^ieben (laben. S)er {loif^en beiben fie^enbe ^bulle^ ifl bi9
je^t no$ unerfldrt. SlUer Sabrfcf^einlicfifeit na$ iji qu($ hierunter
eine 9lrt Sofirer ober tDenigftend auf alle ^dUe ein SBerfgeug gu
oerfie^en. ^ebenfatld fann man eine, fonfl gerabe in ber Umgegenb
93remen9 gebräu(!^li(^e 93ebeutung x>on bulle, bie au(^ blutigen
3:age8 nocb t)orfommt, koonai^ ba8 SBort eine befonbre tSrt 3)ielen«
f(biff bejei^^net, I;ier nit^t antoenben.
2)ie am @(f^Iu{fe be8 SergeicbniffeS aufgefu(;rten Sienenftdde
beuten auf ^oQeranfteblungen })xn, auf meieren bie Sienengucbt
befonberS ge))f{egt »urbe.
@o mel über tie @egenflänbe be8 ^eergeioetteS in @tabt unb
®e6iet.
aSenn \d\x nun au^^ noc|^ na^ ben ©egenfidnben ber 9lifreN
gerabe gefragt totxUn foUen, fo bleibt und faum tttüai SInbreS
übrig, a\9 und in ein unburc^ibringlicbed @tiUf^»eigen gu ^uUen.
lieber baS 2Bei(|^bilb ber @tabt mijfen loir, toie f(^on ertt)ä^nt
gar 3liä^t9. unb über ba9 Gebiet tt>ijfen toir an^ 9{i(^t8. 9(uf ba8
le^te fällt jebo^ ein Heiner unb f^mac^er Si^^tblitf, loieber hnxäf
ba9 93remen^6angn)ebelfc^e (Sompactat. S)a loir oermut^en muffen,
ba§ tt)ir e8 ^ier mit einem djrtrart iBremif(^er unb eangn)ebelf(f)er
®ett)o^n(^eit ju t^un ^aben» fo geben und bie (Segenftanbe, \>on
benen ^itx audgema^t loirb, ba§ fie t)ertragdmd§ig üon einem
78
CSebiete inS anbere al8 Sltftelgerabe oerabfolgt toerben foQen , toentg«
ftend einigen 9(uffc|^(u§ baruber, tt)a8 man ungefähr im Sremifclien
Oebiete jur SWiftelgerabe rc^inete.
S)ie Wiftelgetabe biefeS (Compacte« befielt au8 folgenben Stfiden:
3(u9 einem 93ette, fo mie ed ba ift, ber Serflorbenen Jt(eibern, einirr
S3rautri{le, ibren jtleinobien,. einer Siw\) nää}^ ber beflen« einem
5to()Uo)>f unb Stt^tl nd^^fl ben beßen, einer falben Stiege (alfo
jel;n) ©cb^fen, brei ©ienenflörfen, mögen menige ober Diele ba fein,
einem SButtevfa§ (ba8 im lejt flej^enbe „standen" bejeic^net jenen
unten breiten unb oben fc^fmalen ^oljCubel jum 6in{tampfen b^r
SButter, tt)ie er no6) I;eutjutage gebröuc^ilic^^ iji) unb einer SButter*
ferne, einem Spinnrodfen mit Spinbel unb Slöirtel (einen wocken
mit der spülen und warven) unb einem ©tu^l mit einem Äiflfen.
6inigerma§en ungen)&bnlid^ ift e8, ba§ bier auc^ eine j(u^
mit jur ?tiftelgerabe geregnet mirb. aWeijlenä werben nur ©4)afe
unb Odnfe baju gejd^It.
I)amit njürbe benn SlUeä crfc^öpft fein, toa% fi^ bis je^t über
bie ®egen]tdnbe beS ^eergetoetteS unb ber 9liftelgerabe in ber ©tabt
^Bremen unb ifirem ®ebiet fagen Iä§t. S3eiläuftg mag no^ bemerft
n)erben, ba§ ber ni(|it allein in allen t>on und fo eben erörterten
(Berjeicbnijfeu , fonbern a\x^ in allen anbern Socalftatuten fle^enb
n)ieberfet)renbe Sluebruif, bag bie ©egenßdnbe »n&^^ ben beßen^'
gegeben n)erben foUen, in anbern Statuten promiscue mit tinem
anbern gebraucht mirb, ndmlic^ mit bem, «»man folle nic|^ iai
befte unb ni(|^t baS f^Ie^itefte geben", unb ed ba^er n)a()rf4)einli4i
ifl, ba§ berfelbe nicbt fo fe^r befagen ivill, e8 folle gerabe ba«
itt>eitbejie 6jemplar ber fragU^en ©pecie8 gegeben »erben, aW
melmet;r nur eine gute ajJittelforte im 8lllgemeinen*
3u bebauern ijl e8, ba§ bie im 8anbre4)t ber üier ®o^en
ertodt;nte iRolle be8 93ietanbe8 aber ^eergen^ette \\r\h ?iiftelgerabe
bi8 jet^t ni(^t fiat aufgefunben n)erben f5nnen, au8 i^elc^er koa^r*
f4)einli(f^ ba8 im 9ht^8benfelbof aufben^a^rte 93eriei4)Ki§ be8 ^eer«
getpetteS entnommen ift. S)iefelbe enthielt ftc^ier au^ ein !Beriei^ni§
ber 9liftelgerabe.
79
S)ett @<^(u§ biefer (Srdrienmg foO nun no$, noie oitn t^er«
fproifren tourbe, ein furjer ©lirf auf bie ®ffc|>i(^te be« Unter»
gange? ber beiben ^nflitute bilben.
IBon ber 9{ifte(gerabe fann babei in>ar menig bie 9tebe fein.
8« i|i bereit« oben eriDiefen worben. ba§ pe im SBeicbbilbe ber
Stabt f(|)on 1206 i^ren Untergang gefunben \)at unb n)ann pe im
®ebiete )^erf4^n)unben iß, barüber lä§t ft4) aud; nicbt annddernb
etmad befiimtnen.
^Dagegen finb mir in ber ®ef(bi$te bed ^exrgemetted rneit
beifer unterrichtet. SBa(;renb baffelbe no^^ {u Anfang be8 16. ^al^r»
^unbertd al9 ipractifcf) erfc^eint, finbet e9 am @nbe biefeS 3^itraum8
feinen Untergang. Die erfle Sremifcfie ®cbo§orbnung , tt)el(be be*
jKmmt, ba§ ber 9la(bf(bo§ ni(f^t bIo§ no(^ toom SBertbe ber ^dufcr,
fiäben unb Äefler entri(biet »erben foll, fonbern na^ bem gefamm*
teil Serm&gef«, nimmt baS ^eergemette \>on ber Serfteuerung aud^);
tDenige J^^^i^l)"*^ "ödi) biefer SejHmmung mürbe e8 aufge(;oben.
2)ie Urfacben für ben Untergang beS ^eergemette« in SBremcn
tooren gan} biejentgen, U)ei(be i^m überatt in ganj S)eutf4^(anb ben
®arau8 motzten. 68 mar einerfeitS bie f(bon oben ermähnte
UnbiUigfeit, ml6ft au8 ber uitmä§igen 93ergr5§erung be8 ^eerge«
U)ette8 ^ert>orging; anbererfeitä trug eine gro§e @4ulb baran bie
3^rtf)eilun(| unfreS bentf^^en !Boter{anbe8 in unfdglicl) toieU fleine
9le(bt8gebiete. 3« }^^^^ ^i^f^^f ®ebiet< galt ein anbere8 Wec^t; in
bem einen rennet« man btefe, in bem anbern jene, in bem einen
^itk, in bettt anbem menige ®egenpänbe jum ^eergemetie, in
einem brüten mar e8 t)ienei(|)t fc^on gauj abgefcbafft. Die auf
biefe ©eife entfie^enbe UnbiUigfeit, baf bie aSürger eine8 Drte8,
ftn auSmärtige ßrben, bie in einem anbern mo^nten, mt\)x ju
^eergemelte geben mußten, ald fie oon bort werporbenen Sermanbten
') <£d ffti^t in Ut und ei^Ucncn 6(^oB(»Y^nung t>on 1532: Overst
wes ein jewelick in synen huse hebbe van her wehe» lynnen» wallen
^<ie vitallie, de he tho sinem huse bodarvet unde nicht verkopen
^ill) Blinder argelist, schall nen nicht vorschaten. €)>ätere G^oforbnnngcn,
^fonbcrd bie )>om 18. 3anua( 1606, festen flatt ^eergetoette: ^auerat^, Q9ett,
®tttge»anb.
80
bejogen, ja ba§ fie DieUeicfit wn anitü&xii gor fein ^eergettjette
befamen, ttjö^renb fie boc^ ein foI4)e8 öerabfotflen mußten, entßing
ben gcfe^ßebenben (Sewalten, bie o^nebie§ mit gro§er ©eirnffen-'
^aftigfeit bie particularen 3nt^i^^ff^n i[)rer Untergebenen loertraten,
feine8tt)eß8.
I)ie na^fle %o\Qt bat)on tücir, ba§, menn wn irgenb einem
{Red^tggebiete au8 ein ^eergemette überaH nicf)t me^r m^ auSmartS
uerabfolgt yrurbe, man fofort t)on allen Seiten iRetorfton übte unb
in ben betreffenben Drt auc^ fein ^eergemette mebt uerabfolgen
lie§. 5Diefe8 SJerfa^ren mar fo allgemein, ba§ nic^t feiten baffelbe
in |täbtifc|)cn Statuten al8 allgemein au8gefprocbene8 ®efe^ auftritt.^)
3)ie J)ifferen jen , mel(!be in Setreff be8 Umfange8 be8 ^eerge*
mette8 not^menbig entfielen mu§ten, pflegten \>\xx6) ßompactate
befcitigt ju merben, inbem man bejlimmte (Segenftanbc t)erabrebete,
mel(|)e t)on einem iRe^t8gebiete in ba3 anbere al8 ^eergewette Der^*
abfolgt merben follten.
Solche Suftänbe ftnb aber ni4)t auf ©auer berecfinet; fie beuten
barauf t;in, ba§ bie Snfiitute, melc^ie fo fünftlicf^ gejiü^t njerben
müjfen, verrottet unb bem Untergange na^e pnb. Smmer auf8
«
JWeue mit 9?otl;menbigfeit l^ertjortretenbe 3ncont)enienjen liegen benn
au^ balb ju ber Ueberjeugung fommen, ba§ nur eine gdnjlicl^e
Slufbebung be8 fci^on megen feiner UnbiHigfeit unleibli^en 3njtitut8
eine grünblicbe ^ülfe fein fonne.
3)ie8 maren unjipeifel^aft, mie in gang S)eutfc|^lanb, fo au$
in Sremen , bie ^auptgrunbjüge ber ®ef4>i^te be8 Untergang8 be8
f)eergemette8.
Son 6ompactaten, tt)el(^e jmif^^en Sremen unb anbern 9te4>t8'
1) 80 j. ©. in ben Statuten ber t^üringifc^cn ©tabt ©(tmoHn ^en 1602
(bei ^offmann n. a. D.) ?(rt. 18. «2öcil aOer in bielcn umücßcnben 6täbten,
^errf^aftcn, (S^eri^ten unb Dbrigfeitcn ber ®tbxa\\6} anä) ablief unb (Detvo^n^ett ift,
bag fie D^iemanbcn u^eber ®erabe uo$ ^eergemette außerJ^alb i^ren ®cMeten, Dbrtg^
feiten unb ®ert(t>ten folgen (aflfen, fo fofl berg(eic!&en nun unb iinfü^ro fein ©ürger
no<^ ^inioo^ner ber €tabt ^^rnöQn anä) toeber ©erabe noe^ ^eergerdtl^e on bie
Ort^ unb (Snbe, ba man feine hierein folgen \^t, a\\^ ni<^t reichen, ge^en ober
folgen laffen."
81
gebieten abgef4^fo{fen ftnb, ifl mi nur \>ai eine {tDif^en bem
9remif(|»en ®ebietc unb ber 2)ogtei ?angn)ebel erhalten iinb befannt
roüifti im 93origcn bereite bed SBeiteren erdrtcrt ifl. 3>ejinitiD
aufgehoben mürbe baS ^eergemette tnxä) eine befonbere 93erorbnung
Dom 15. September 1592.1) €ie motimrt {uglci^l* tt)ed()alb ed
ber 9lQt() für geboten ^altt, eine fol^^e 9uf Hebung auSjufprei^en.
Sie lautet folgenbermaien :
Und als ock bethertho dat hergewede tho geven
gebrucklich gewesen, darby sick averst allerhand be-
schweringe und nngelegenheit begeven und thogedragen,
indeme offtmahls de armen wittiben und weisen obres
respective ehemannes und vaders kleyder und klenodien
tho hergewede geven möten, dar se doch ahne -dat dorch
dotliken affgang öhrer ehemennern und olderenn, so
ock offtmahls alle dat obre mede tho der sehewart ge-
namen^ und mit schip und gude jemerlich gebleven und
ummegekahmen; genogsamt bedrövet und beschweret,
und darendbaven, biswylen dat wandt edder sydentüch,
darvan des hergewedes kleider gemaket, in wandt- und
kramboden noch schuldig; folgends averst bethalen, und
also sick in grote nngelegenheit setten möten.
Dat wy demnach uth solcken und anderen mehr
bewegkliken und vernünftigen ohrsacken dat hergewede
van dusser tydt an gäntzlich und deger und alle hier-
mede affgeschafft hebben willen, dohn ock solckes hier-
mede, und in macht dieses unsers apenen patents, also
und dergestalt, dat solckes hinförder und tho ewigen
dagen, van düsser tydt an, affgeschafft sin und blyven,
und tho nenen tyden wedder eingeföhret werden schall,
üöä^renb in bicfer aSerorbnung aI3 .^ouptmotit) ber Slbfc^offung
We Unbitligfeit bc§ 3n|litut8 I;crt)ovge^oben toirb, fmben mir jenen
(inbern bereits oben ^eroorge^obenen ®eftc^tdpunft befonberd in
^) diWttn ifl und btefelbe Hxä) ^rcffting. ®(. g. 25 @r. Fol. 313. 314.
^Mtucft ifl ftc bereite in ter Assertio libert. Brem. (1646) p. 763, bei
QrÖQing, de separ. lib. p. 62 9{. a. unb bei ^txd a. a. O. % 315.
9i»mifi^i Sobibw^ U, 6
82
einem @$reiben beS 9tat68 an einen gewiffen 3o^<^itn wn SBe^f^e,
SRentmeijter jur §090, t)om 20. Juli 1594, geftenb gemocht, welches
im Sln&ange abgebrurft ijt. 8luf eine ?fnfrage biefeS üWanneS nn
ben 9lat^, toxt c8 in 83remen mit ^eergetpette unb OTiftelgerabe
gefialtcn werbe, i\)txU berfelbe \f)\n mit, bQ§ eine Sliftelgerabe feit
üWenfd[)engebenfen nic^t me^r Dorgefommen unb ba§ ba« ^eer*
getoette neuetbingS abgef^afft fei, noobei er ald ®runb anführt
ba§ baS ^eergewette unfern Sürgern an anbern Drten melfdltig
geweigert unb ba§ au(^ fonji fotjiel burc^ gegenfeitige« 5Wa4igebcn
unb 9(blaffen abgejogen worben, bag i(^nen t)on bem iRefte wenig
me^r ju ®ute gefommen fei.
Äaum war übrigens in 95remen ba8 i^eergewette aufgehoben,
fo begann ' anS^ bie IRetorfion \>on au§en. ®o finben wir fc^on
au8 bem ^a^xt 1592 eine Jlotij auf bem ^xi)m, wonach ber
®ogrefe beS ®eric^t8 91(f)im auf bie 9(u8äbung ber iRetorfton auf^*
merffam gemad^t wirb. ')
Ob na^ jener Ißerorbnung t)on 1592 ba8 ^eergewette au^
im ®ebiete t)erf^wunben , ober ob e8 bort fc^on frü^^er unter*
gegangen ifl, ba8 finb (fragen, wel^e ft^i aller Beantwortung
entjie^en.
Seit bem Slnfange be8 16. 3<J^^^wnbert8 fmben wir mä)
fetnerlei Spuren me^r im 93remif(f)en ©ebiete Weber oon ^eerge«
wette no6) 91iftelgerabe, wa8 aUerbingS feine8Weg8 au8f(t^liegt, ba§
jie no^ S^^^Nnberte (ang fortgebauert ^aben f5nnen.
1) IRoti) l»om 3a^re 1592: ^eergooctte unb fRiftelgerabe feien a^ef^afft
»berotoegen bem pro tempore (Sogreben be^ ®eii^td %ä)mb M Joris
retorBionis etngebenf ju fein unb {!(( bed ^entt>ebbcr jegen bie bon ^Bremen t^o
geirufen nobig."
83
tttfitttbettsftttl^aiis.
I.
(Kom)iactat über ^tttimttU unb (Serabr ^mifd^en brm ilremifd^m
(Sebidr unb jlTan^tuebel nom j(ai)rf 1468. >)
1) Dat Hfrwede twischen deme Langwedel und Bremen.
Ein stoel und ein küssen ; ein taffei und ein taffellacken ;
ein perdty dat beste; seine kleider^ de he hefft; ein bill und
ein exe und ein neuener; einen bullen und einen baren; ein
perde holden und eine perde kribben; ein swertmate kisten;
einen ketel, dar men mit einer sparen in treden mach;
einen grapen negest den besten und einen segedese und eine
lehe; ein halff stige schape und dre imme und eines mannes
bedde.
2) Das frouwen radt twischen deme Langwedel und Bremen.
Ein bedde, als dor steit; ehre kleder unde eine kisten^
80 men einer brudt gifft, und ehre klenode; eine koh negest
der oversten und besten; einen koel-grapen und ketel negest
dem besten; ein halff stige schape; drey immeu; he hebbe
lüttick edder vele; eine standen unde eine karne; einen
wocken mit der spillen und warven; einen stoel mit einem
küssen.
Wat men hefft von diesen vorgescreven stucken, dat
schall men geven ; averst wat dar nicht is gewesen by leven-
digen live ^ dat darf men nicht dartho kopen.
Dutsulvige is also tho gelaten vam gogreven und schworen
im jähre der gebort Christi dusend verhundert^ darnah im
acht und sestigsten.
1) ^a^ einer (So))ie aud oem 17, 3a(r(unbert. 3)ad Original fe^It.
6*
84
n.
^rfltmmung über f)ttx^tmlU im ^rrmifd)en ^irlante aue htm
anfange bes 16. ßti\fx\)mibnt^J)
Dit nabescreveii schall men geven to Heregewede im Vylande.
To dem ersten alle des doden cledere, alse he de gedragen
heft; darto alle sin wapent^
item enen pagen, de dryer jar old ys myt sadele, thome
linde zeele ; syn dar ok mer paghen wen eyn, so schal
men den besten pagen geven to heregewede unde darto de
besten krubben^
item en bedde negest dem besten ^ is dar aver men eyn
bedde, dat schal blyven by der were,
item twe lakene, ene dekene, enen hoved-poel, eyn leer-
kussen^ dat alle yo negst den besten,
item enen ketel^ dar me myt enen sparen in treden mach,
enen gropen, dar men eyn hon ynne seden mach, syne
besten tafelen ^ syn beste tafellaken unde syne beste tafel-
kannen^
item enen stool unde eyn stoolkussen negest dem besten,
item syne besten wannen, synen schepel^
item eyne schweerdmate kysten.
Welk aver van dessen vorgenanten stucken an lyve unde
an dode dar nicht gewesen hebbet, en darf me nicht gheven.
Stunden ok welke uthe, de schal in losen degenne, de dat
gheven schal unde schal dat ya gheven.
1) ^ud S)antef Don hurend ^inUlbni, Fol 14, b.
89
m.
$ö)tinn$ au0 einem lledjteflreite über ^eergemette tion 1481. i)
Anno dm. etc. LXXX. primo des 2)
qwemen Dideric Brede unde Katheriaa ^ nalatene husfrouwe
selighen heren Elers Breden, vor den rade to clage unde to
antworde. Dar do Dideric sick bcclaghede, dat de vrouwe
nicht geven wolde lennen unde wallen myt mehr worden etc.
Dar do de Bredesche leeth up seggen : scheide se den anthal
gudes geven, als selige her ^^ler in lyve unde dode gehat
hadde, so hapede se, Dideric scheide ok wedderbrengen dat
herwede tor delinge inyt mer worden etc. Unde setteden
dat beyde by den rad int recht. Darup sick do de raed
beradde unde seden vor recht na lüde unses bökes: dat een
yewelick unser borge re were plichtig een herwede to gevende,
men de vrouwe mochte beholden ercn vleghe unde tzuheid
tho eren lyve, dat se had hadde by seligen hern Elers levende,
men hadde se wes na sinen dode getughet, dat scholde se
tor delenge bringen.^)
IV.
Sc^ebung am einem Sed)t$|lreite non 1505.*)
Heergewede uff die Wittebe verrallen und geerbet. ^)
Indt yar unsses he renn vyflfteinhundert und vyflFe, am
Mandage vor Thome apostoli beklagede de ersame Hinrick
>) ^6}iMü^ Fol. 51, a. 9lr. 1.
^ ^CT ^ag if} ni^t eingetragen.
3) eine d^nli^e <84iebung. Fol. 20, a. IRr. 3.
4) 5tud bem @4ebc&u^e Fol. 77, a. IRr. 3. !I)ie (äinfcfcreibung ijl i)pm
€onnobenb ben 20. S)ecember 1505.
^) tteberf^iift Don {üngerei ^anb.
88
Wilde ^ unsse mede radtman^ Beken^ seligen Gcrdt Wildenn
nagelatenen wedewen, umme seligen Dirik Wilden herwede,
Darup de vrouwe lath seggen^ se were overbodich to gevende
eres seligen huszheren Gerdes herwede. Dar Hinrick up
seggen leeth^ so se under banden badde seligen Dirick Wilden
gudt; waruth neyn berwede gegeven were, beborde sick
na lüde unsses bokes, dat berwede to gevende Hinricke
Wilden, alse dem negesten, nademe se bekandt badde, dat
dat berwede nicbt gegeven were. Dar up de vrouwe letb
seggenn : do selige Dirick dodeszbalven vorfallen were, badde
er buszher mylder decbtnisse de negeste wesenn to dem
berwede unde allem gude; so dan de gudere sampt seligenn
Gberde weren angefallenn unnde be dat berwede rede myt
den anderen guderen badde, were id dar id sick van rechte
geborde unde settede dat by den radt in dat recbt. — Dar
up de radt sick beradde unnd sede vor recbt: Na deme
Gerde Wylde guder decbtnisse de negeste gewest were ibo
seligen Diricks sines broders berwede und allen guderen, de
be in weren gebadt badde, welck vortb dorcb sinen doet up
de vrouwen gevallen weren, were se nicbt plicbticb seligen
Diricks berwede van sick tho geven.
V.
Mrtl)fil über bie Mtdjtberedjtfgung eigener feute jur iforberung bee
.^eerjewettee. *)
Eggard Monninkhaves Hcregewede.
Dar na ward ock dem vogede Herten Hemelinge vor
recbt afFgesacbt:
„Nademe Eggardes Monnickbaves brodere unde nege-
„sten erven syn egben lüde, so en mögen se syn bere-
„gewede nicbt balden edder tben, sundern de negeste
i) ^ui Ä)anlcl ». «üten« Sxnfelbu^i, Fol. 62, a.
;87
sfyrjge 8wertmAghe mach dat hebbeo. We&te eghana
„btän «jad :m mxh^ «ddor aho dode faide ^eachtedt
„na werliken rechte. Ock en moghe dat nicht an unsen
;^gnedigen leven herm edder syner gnaden vaged; dewyle
yydar vrigge lüde to bemaged syn. Unde also loch dat
,.ejn man uth dem richte van Mynden.
VI.
Voti; über ba$ ^rrrgfroftte tiom 3al)rr 1505. M
Van Hinrickes ?an Reyne heregewede.
Anno domini 1505 des dinxtedages na Viti martiris
beschuldighede vor dem rade de ersame her Dannel van
Buren, borgermester, van wegen der erbaren vrouwen Greten,
seligen Hinrick van Renen, do he levede radmannes, nage-
Uten wedewc; Johan van Renen umme ene quitantien er to
gebende van des erbenannten Hinrikes herewede, welk de
gesechte Johan van er to syner vullen noghe entfanghen hadde.
Darup Johan antworde, he were de negheste erve to deme her-
wede ; he mencde, he en were na unser stad rechte nicht plichtig
er quitantien to ghevende. Darup de rad na berade sede vor
recht : Nademe Johan ^an den vrouwen dat herwede to siner
noghe entfangen hadde ^ eghede des de vrouwe billiken vor-
waringhe edder dorch qwitantien edder dorch borghetucht,
80 ghewontlik, wo dat herwede to beborghende. Darna sede
de borghermester her Dannel, Johan lete sick holen achter
der vrouwen rughe, he en dachte erer noch so nicht to
vorlatende. So stunde he, de broder van der vrouwen weghen
to allen synen ansaghen to antwordende, wat he up de vrouwen
brbgen konde, vorhapende, Johan scheide dat benamen. Darup
Johan antworde, he wolde dar myd synen vrunden umme
1) 9(ud Daniel ». IBurenl ^nttlbn^i Sttitt ^u Fol. 25, b.
88
spreken. Danip ene de rad vragede, war de vrunde weren,
dar he inede spreken wolde. Worup Jofaan antworde, de
weren in syner landard, dar he her ghebaren were. Darup
sede de rad, so de vrunde niht en weren aver see unde
send, so lede em de rad darto synen echtendach XIV daghe.
VII.
^ud einem $d)reiben bes )l(ttl)9 an ^ol^ann mn Wttj\)t^ Hff bae
^eergenielte abgefdiap, aud) fett n)ol)l 100 <9al|ren hetne (Serabe
gejojen (ei , tjom 20. ;?uli 1594. *)
Mögen euch fruntlick nicht bergen, das so viele das
frauwen rathe belanget, dasselbe seit 50, 60, 70, 80, ja 100
und mehr Jahren und also bei Menschengedenken allhier
nicht gelogen worden; das Heergewette also betreffend, so
will dasselbe hierunter vor etzlichen Jahren gefunden worden,
dass doch unsere Bürgeren dasselbe an andern Orten vielfaltig
geweigert oder in sonsten davon so vile hin und wieder ge-
lassen, das ihnen von dem reste weinich zu nutz kommen, so
haben wyr volgens aus allerhand hochwichtigen, sonderbahren
Ursachen die ziehung des Heergewedes nhunmero ganz und
alle abgeschafft.
I) Original im €taatdat((^iDc.
IV.
antritt }Vix <!Sefd|td)te br» «atljeheUere in Bremen.
»on 3. ®. Äo()I.
Obtt)o|)I man bem t5otfd[)unß^geifle unferer Wcujcit ßonj inS*
befonberc eine ßtoge SSielfeitigfeit feiner SWic^tung, einen ^o^en
®tab t)on 9lufmerffamfeit auf ade« SBiffenäroütbige nachgerühmt
N. fo ereignet e8 fi^ boA nicftt feiten, ba§ S^^^^^l^' ^^^ P^
öuf ben meiten ©efilben ber ßiteratur unb ®efc^ic^t8fc{)reibung
f^9ff)t. hitx unb ba ein fleineS JJ^b entbecft, baS no* n)enig
öngebaut, baS faft ganj Dergejfen unb überfe^en ju fein fc^eint.
3u foI4)en öernacfildfftgten ^Partien ber 2)?enf(^engef4i(!bte,
ßlnube id^, mu§ man unter anbern au* bie Äulturgefc^iic^te ber*
innigen merfwürbigen öffeirtlicfien Snflitute redjinen, tt)el(|)e fldbtifttie
ober Äatöa-SBeinfeDer genannt werben. ^6) ^abe mic^ iDenigjten«
Ö^nj t)ergeben8 bemüht, ein 2Berf t)or bem ^ahxt 1862 aufjufinben,
toel^ieS un8 eine erfcjiöpfenbe ®ef(|)i*te*) aucb nur eines einjigen
Wcfer 3nfiitute, beren e8 bo* in 9?orbbeutfcbIanb unb au* anber8tt)o
in jeber großen ©tabt ein me^r ober weniger berühmtes unb fafl
in jeber fleinen Stabt »enigjlenS ein Fleine8 gab, üorgefubrt \)&U^'
(Sin ^eibelberger ®ele^rter, 5Profejfor Satterer, M P* itn
>) Ginjelne fRott^en über 2Beinfeae( finbtn ft(( ^xtilid) häufig, 3. 9. über ben
Hamburger @tabtwemfeact in ^enefe, ^amburgifc^e ©cfcf^i^te unb ^cnftvärbig«
Wtfn. (^amb. 1856.) ©. 316 ff.
90
3a^re 1862 bie SWüfje gegeben , in einem eigenen Btofle ^e^ in
aBen Sölfern über ba8 eble $robuct ber ^Reben »erfaßten ©c^ripen
iufammen iu pellen. S>er DctQt)*a5anb biefcS ©elebrten ift bto8 mit
Sitein t)on SBeinbüc^ern angefüllt, e« bepnben p* i^^rin unjd^^lige
über ben SBeinbau, über bie SBeinfabrication , über JlBeinlefe, über
ben üöeinjebnten , über ben ©c^nitt unb ba8 fßropfen beS SBeinpotf«,
ja au<^ über bie bem SBein f^äblid^en fleinen Jnfecten; aber na^i
einem ^iporif^en SBerfe über bie gro§en unterirbif(|)en Jßeinlager,
\\)n 6ntpe()ung8tt)eife, il)re ßntnjitflung unb i^re nationaUöconomi*
f<^e ©ebeutung fu(^te i^ in ^rofeffbr ®atterer'8 SBerfe unb au^
anber?n)ü vergebens.
Dann unb njann ip tt)o^l ein 3>iat ein ^ic^ter in biefe©ou«»
terrainS l)inabgepiegen , wie j. ©. ber treplicfee Silbelm ^auff
in bie berübmten Sßeinfatafomben ju IBremen, unb l^at und barauS
ein aWanufcript ^übf^ier $^antapcn, ju benen i^n ber SBein
infpirirte, jurürfgebrat^^t ; aber bie erregten ^orfcber unb I)arpellct
ber menfdbli(!^en ?lngelegen^eiten pnb meipenS argloS über bie ®c*
tt)ölbe unter ibren ijügen (jinmeggegangen, aI8 wenn e8 bort für
pe yi\ä)i^ ju fudben gdbe, al8 ob bort unten gar feine ©Triften
unb ^icroglppfien »dren, beren ßectüre unb ßntjifferung tt)ieber
baju bicnen fönnte, neues 8icbt auf ba8 ?eben unb treiben ber
aWenfc^en unb namentlid[) auf bie Äultur*, ©itten* unb ^anbelS*
®ef^id)te unferer ©tdbte ju werfen.
Srp ganj neuerbingS ip e8 m^ ßübetfer ®elebrten, bem
bortigen ?lr^ioar Dr. Sffie^rmann, eingefallen, bie ®efcbic^te be8
Sübeder 9iatb8meinfel(er8 ju pubiren unb biefelben im Slnfange be8
3abre8 1863 ju publiciren.i) 9lu* mir würbe im Ja^re 1862
ba8 ®Iücf JU S^eil , auf ©cibripcn unb ^ierogl^pfien ber befaßten
2lrt, ndmlicb auf bie im Sremif(t)en ^x^\t)t erhaltenen Äeller»
^Papiere unb 3)ofumente be8 fo berübmten JRat^SweinlagerS ju
93remen einen fdM werfen ju bürfen, unb i^ ^abe barin einen
nictit drmli^i^ti ©top jum S'laAbcnfen unb jur a3elefirung gefunben:
1) ?n ber 3(itf((rift M fßtuM für l'u6rtftf(^e Q^ef4^t<^te unb ^(terl^um«.
funbf, qSonb n. ^fP I. g. 75 ff.
91
iBtelc«, tüai miit nur für ble engen SWauern biefer ©tobt, fonbern
ou(^ für weitere Äreife intereflfant fein möchte. Die ®ef*i(|>te ber
Ä()eingegenben ifl namentlich mebrfa<fe mit ber biefe^ fteüer« t)er*
wa^^fen. 3" ^^w ernoäI;nten SIcten finben f[(^ man^e 9la4iti(!&ten
Qiif6ett)o^rt über röeinif<fte SSer^oltnijfe , über bie man am 9t{)eine
felbft t)ieüei(^t feine Äunbe me^r erlangen fann, j. 5P. über bie
greife ber 9?b^in»eine in alten 3^tten , über bie ?lrt unb SBeife
M bortigen 2Bein^anbel8, über bie einft bort etablirten gro§en
SBetnf^anblungen , über baS 9uffommen unb Serfd^minben man(^er
SSeingattungen unb über ben SBec^fel bed ®ef(bmadd unb ber
SRoben in biefer SBeiief)ung. 9Ran4ie alten ®en)of»n(;eiten unb
©ebraud^e (^aben fi^ .in jenen AeHergemölben mi^ lange erbalten,
na4)bem fie in bem 95erfe|ire ber oberirbif^en ©tabt Idngjl au«*
geflorben waren.
©e{)r in*ereffant a\i^ iji bie ®ef(^i4ite ber ßr^icj^ung ber alten
fößli^en SBeine in ben fldbtift^en jteliern, wie man fie forgfdltig
))jlcgte, YDel^e ©tubien unb Jteuntniffe man fcbon in alten Seiten
t)on ben Seutcn unb ©eamten toerlangte, benen man i|)re Pflege
ant)ertraute. 9118 fie wert^itooll unb fofibar geworben waren, bilbeten
bie ©einlager unferer ©tobte einen fel;r wefentlidiien Sbeil beö
Vermögen« ber pabtifd^en 6ommune. 9Iu8 i()ncn bejogen bie
rcgierenben ©enate ber ©tabte einen S^eil ibreö (Sefialteö. OSon
ben in ben 2Beinrellern gefammelten Kapitalien würben juweilen
bie ©taatSfcf^ulben bejablt, flabtif^ie 3nflitute unterflu^t, fldbtifcbe
®ebaube gebaut u. f. w. 9Iu$ bienten ben b^nfeatif^en
9)epublifen bie Seinfetler oielfa^ baju, um f\d) burcb Sierlei^ung
t>o\\ @^renweinen ^^reunbe }u erwerben. X)a bie 9)at^9feQer, wie
bie {Rdt^e ber ©tdbte felber, atlgemac^ mand>erlei SSorrecbte unb
$rioilegien, unb namentli^i Mi SUtonopol beS ^anbeU mit 9)^ein«
toein erwarben, fo jieöten fie fidj^ bann al^ bie wi^itigflen ©ein*
gefcbdfte in ben ©tdbten bar. 3a ber ganje aBein()anbel biefer
©tabte flanb mebr ober weniger unter ibrer Gontrole.; in ben
jldbtij^en JleQern mu§ten bie SBeinabgaben b^Ci^lt Werben. S)ie
fionje poliieiltcf^e Sluffi^t über ben SBein^anbel würbe t)on ben
Äatj^felletn au8 unb öon i(>ren Seamten birigirt. ®ewijfe ©eiii«
92
Porten burften bie SBein^iänbler gar ni(f)t in i^ttn eigenen fp&\x\m
logern , inii§ten fte üielme^r im ÄeUer be8 Wat{)8 unter ber 3»'
fpection ber «rÄeüerfjauptleute« nieberlegen. ©^on bie« mujle
bewirfen, bai in biefen ÄeHern felbfl manift SBeingefifeafte abge«
inQ(^)t tt)urben, bie man je^t im eigenen ^aufe t)erri(^tet. Aber
au§erbem War e8 eine alte ©itte, ba§ man autfe onbere ®ef(|iaft«;
ßontrafte, Äaufe aller ?lrt unter einem Srunfe 9lbeintt)ein8 beflätigtc
unb abfc^^o§. ©aju famen bann bie Sürgcr in ben 9tatf|8feller,
unb namentli^ brad^ten au^ bie Äaufleute i&re Q6)\^^x ba&in, um
bei einem Olafe ffßein H)xt ©(^liprec^nungen ju befprecben unb ju
befiegeln, eben fo toie bie Senatoren tt)of)l i[;re fremben ®äfle unb
biplomatifctien ^Jreunbe ba^in -führten, mm- .ebenfaü« beim @lafe
SBein politifdjje Sraftate gu befferer Weife ju bringen. aSie ber
Senat ba[;er im ÄeOer feinen eigenen 33erfammlung8falon (in
©remen fein fogenannteä «ißriölfen") befag, fo Ratten aucfe njo^I
faufmdnnif^e Korporationen — in ©remcn j. 93. bie einf[u§rci(6c
©ocictdt ber fogenannten ./SBergcnfa^rer's u>eld)e au8 ben m\)l*
^abenbften Äaufteuten gebilbet mürbe, eben fo auc^ bie Sorporntion
ber Cofjgerbcr, — ü)x eigene8 3i»t^itier im Äellcr, ba8 jugleic^ Irinf^
unb ®ef(^dft3lofal mar. Diefer mar bemna^) nic^t nur ein ni(J)t
unmefcntlid)er 3:(;eil be8 SRat()I)aufe8, fonbern auc^ in gewijfem
®rabe eine faufmdnnifc^e 93örfe ober Corbörfe.
3)ie8 ?lUe8 bei einem unb bemfelben Jnflitute biefer 9Irt
maf;rjune^men unb feftjufe^en, gemalert bem ^Jorfc^er f4>on ein
nicbt geringe8 Jnterejfe. 9lber )leigt er bann mieber au8 ben
©emolben eine8 folc^en alten ffetterS, in bejfen arc^it)e er ft*
vertieft i}at, ^ert)or unb blicft fx^ barnatib meiter um in ber SHJelt
unb fragt nacft ben ©^irffalen anberer d^nli^er unterirbif(fter
3nfHtute, fo finbet er auf Schritt unb Sritt ajeranlajfung , ficft }u
üermunbern über bie au§erorbentli(^e Sle^nli^feit unb Harmonie
ber Sreigniffe unb ßntmirflungen a\x6) auf biefem 5^'be ber ^ijtorie.
aWan gema{)rt babei, ba§ man in bem einen ®ou8terrain bie ®c*
fcfcic^te au^ aüer ber übrigen ßubirt (jat, ba§ fie ade fo ungefähr
jur felben S^xt cntftanben, in i^rer aBeitergejtaltung jiemli^) glei^f"
©4>ritt mit einanber liielten, in benfelben $erioben ij)re gr6§te
93
9lfltÖe erteilten, unb ju benfelben 6po4>en, qI8 ber S^tfl^iff u«b
©efc^macf unb bie jidbtifcften Serfajfungen fx^ änberten, wiebcr
verfielen. Ja, biefe Uebereinjlimmung entbedft man oft in ben
flcinpcn 2)etail8. 3n ^ilbc8f)eim, toit in Sübecf, Hamburg unb
SBremen unb anberttjo werben juttjeilen in bcnfelben 3fitp»nWcn
ßerpijfe ©itten, ©Ölungen unb ®e»o^n^eiten angenommen, ober
auficr ®ebrauc^ gefegt, biefe ober jene ffieinabgabc fejlgefleüt biefe
ober jene Sinri^tung getroffen, ober mieber abgefij^afft, biefer ober
jtner SBcin eingefü{)rt ober burc^ einen anbern neuen erfe^t, aI8
Ratten [\i) bic rat^8f)errli4>en SBein^erren unb ibre ÄeHermeijler
cinanber ejpreg ju bcni SUen loerabrebet. Unb boc^ xoax ed feine
iBerabrebung , fonbern nur bie bewunbernStoürbige ffiirfung ber
uberod gleic^mdfig t)eränberten Umfldnbe unb bed fogenannten
3citgei(le8, bie jicb in oüen Ser^dltnijfen ber SWenfi^en fo unmiber»
fle^licb i^igt» unb bie überall, — aucb unter ber Srbe, — nacf)»
»eifen ju fönnen, bem ^iflorifer fo groge ©efriebigung ge*
n)d[)ren mu§.
J^ier jinb einige Seitrdge ju ber ®ef(|>i^te be« alten fldbtifc^en
iffifinfeüerö unfercr SSaterflabt iufammengejleltt, bie bi8{)er fafl ganj
imbea^tet geblieben ijl. ?fur Dereinjelte 9lotijen bieten bie fpdteren
%onifcn, mie biet)on iD?iefegae8*) unbDun^e'8 fiompilation^) ;
nur ap^orifiifcb ijl toou i^r bie 9tebe in bem Äbfcbnitt »üon be*
rühmten Äedern unb ibren Söffctn«, ber \i6) in ©erlepfcb Sljronif
be« 23öttd^ergett)erfe8 finbet^); eine roxxtU^ f)x^oxx\6f ^Bearbeitung
biefe8 ©cgenftanbeS fe^lt no4) ganj.
(Sine ©tabtfcUerei ejiftirtc in 93remen, »ie in anberen ©tdbten
|(^on in fe[;r fruf;en Seiten. Ser dltefle ÄeKer biefer «rt foü fui)
na^ einigen iWac^iri^ten am 5yu§e ber Dombune, roo jejt bie neue
SB5rfe erbaut ijl, an ber 6tfe jmifcben bem SWarftc unb bem
irfleinen 2)om8^ofe*, bem fpdteren SRatfj^aufe gegenüber befunben
|)aben. 3m t)ierje^nten Jn^^^unbert lag bann unter bem (Scff^aufe
>) ÜÄicfcgacd, at^ronif toon ©remen m. @. 183. IL 125.
2) l^unje, ®ef*i*te ber freien ©tabt ©remen n. @. 290.
^ «, d. D. e. 113 ff. «u* u. b. %. öerlcpf*, ai^ron« ber ©etoetfe Vm.
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jn^if^en ber Dbernpraße unb htm SWotfte , ber fogenannten „Domus
vinaria", ein Saßerraum für bie SBeinfaffer. Die Sage ber beiben
angeführten 3ßeinbdufer erbeut a\xi einer im ^xä)\\>t erhaltenen
©fijje beS aWarfte« unb ber bena^barten ©tragen Dom 3^^^^^ l^^^-
— lieber biefe« SBein^iauS beri4)tet Äojler in feiner ©remif^en
e()ronif üom 3. 1600 ff. (©• 683 ber im ©eftje beS ^errn 6.
Oilbemeijier bepnbli^en Driginalbanbfcbrift jum 3- 1685): i.ben
14.3i^nuar b^t Amplissimus Senatus }u biefer @tabt SBeflen ba8
aSJein^auö am ÜHarfte unb ber ©örfe, mli)ci wx biefer 3^it ber
^au))tmann M SeinfeUerS bemo^net, na^ge^jenbS ober für
105 Zf)(iUx öer^euert tt)orben, bei brennenber ilerje toerfaufcn laffen
für oiertaufenb Weicbdt^aler.« 3ur SSergleic^ung fann bienen, bo§
für bie beiben fogenannten i^j^oflfidufcr" (baS beutige ®en)erbe()au8)
ba8 Ärameramt in bemfelben 3^^^^^ öOOO %\)lx. bejal^lte.
£)er je^ige SBeinfeQer unter bem IRatbbciufe toarb bei ber (&xx'\6)^
tung biefeä ©ebdubeS ju feinem je^igen ^tv^i^ beflimmt; ju ber*
felben 3^it würbe a\xi) bie Se()5rbe ber beiben SBeinberren eingefe^t
ober mit befonberen 9)eguIatiDen t)erfe^en. Sine 9(ufiei(^nung auS
bem Slnfange beS 15. 3tt^'^bunbert8 über bie 33ert()eilung ber t)er«
f4>iebenen SBernoaltungen im (Äat^e (iftat^Sbenfelbudii Fol. 11, b.)
beginnt: Ok scholet wezen twe wynhereni de der stad keller
Yorwaren ande dar rekenschup van dun. @8 tt)aren bie9 juoei
Ferren be8 9tat^e8, xod^t ni^t nur ben päbtif^en SBeinfeüer,
fonbern a\x^ ben Sßein^anbel ber $rit)aten in ber @tabt unb bie
auf ben SBein gelegten SIbgaben ju beaufficbtigen i)a\im. 93on
biefer ^nt an, tt)o man nun fo fdb5ne, bo^e ®eto5lbe für ben
SBein ^atte, batiren bie erflen fieberen unb etwa« fpeciefleren
9^acbri(|iten über 9lQed, toa^ mit bem JteOer }ufammen^ängt,
obgIei4) bie{elben aucb n)ä^renb beS 15. unb ber erjten ^dlfte be8
16. 3ö^t^«nbert8 noc^ nic^t fe^r rei^^li^ fliegen, (ärjl feit ber
jtoeiten ^dlfte beS 16. S^Ww^i^^rt* ^^ben luir me^r ober iveniger
genügenbe Slufjeiclinungen über i^n. Slucb noacbfen toon ba an bie
®r5§e unb Sebeutung beS SagerS, fotDie bie Sorre^te be8 3n{Ktut8.
2)ie SSerbejferung beS SBeinbaued am St^ein, bie june^menbe
Sorgfalt in ber 93e^anblung ber SSeine liegen tod^renb be< 17.
96
3a^r^unbert8 im J(eUer tH>n SBremen. tuie au(^ in anbern ffedern.
immer f(t)5nere unb ältere SBeine oufMü^ien, unb biefelben errei^^ien
(ier, mie anberetoo, x\)xm ^bi^^tn (Ru^tn. @ie fanben ben meiflen
unb iveiteflen 93eifaU in ber SßeU im 18. 3a(»r(f unbert , mld^ti
als bie Dorne^mfie SBlfit^^ejeit ber alten norbbeutf(^en SRdeinmein«
feOer bejeicl^net werben mag unb mithin audl^ (Ai biejenige $eriobe,
in tt)el(^er bie mit i^nen Derfnupfien @itten unb ©emo^n^eiten
am meijlen au?gebilbet n)aren. 3>ie Jw^^^fton unb ^errf^iaft ber
Sranjofen im anfange beS 19. 2t<^i^t^unbert8 braute, xoU mUn
anbern 3>ingen, Sitten unb 93er^ältni{fen in 2)eutf4)Ianb , fo au^
mefireren alten ftdbtif^i^n SSeinfeQern, unter anbern and) benen wn
Hhtd unb Hamburg, ben 2:obe8f}o§. S)er toon SBremen uberflanb
biefen Sturm unter gefc^idfter 5ö()^wng in fe^r erfreulicf^er 2Beife;
er beftej^t noc^^ je^t jum irSplenbör ber ©tabt*. ^toax rettete er
fi(^ nur mit Deränberter ®e{lalt in bie 9teuieit hinüber. 3>o4» )r»ie
er ft(b feinen alten SSein erfialten l^at, fo finb i^m and) no^i mand)e
ber alten ©emo^nbeiten eigen geblieben.
Son feinem alten Sein m&ge ^ier gundcf^fl bie tRebe fein;
man^^e 93emerfung aber alten 9)rau$ unb alte Sitte loirb ftc^
fiieran f(^Ue§en.
I.
Sie ®etraiif e im 9tatWtUtt. i)
68 ifl fe^r tt)o^I mb^iidf, ba§ fcbon bie Dfpiiere ber {Römer
bei ibren einfallen unb aWärfcben in bie SBeferlanbe guweilen ein
$Iäf(b^en italifcfien ober gaQifc|^en SBeinS bei fxd) \ü^xUi[, unb
bann unb n^ann au$ unferen alten (f)aufif(^en unb 4)^^u9fifcben
Sorodtern baioon ju foflen gaben. Slucb foUte id) benfen, baß
unfere ?lrminiu* unb anbere norbbeutfc^en göi^jlen jener ^tit bei
ifirer ünkoefen^eit in IRom bie eble 93ac$u8gabe f^^ö^en lernten unb
1) !Bergf. IBremer eonittagdblatt. XI. 3a^rgane. €. 165 (f.
9S
bann bei if^ret 9lüdfe(^r inS 93aterlant) tooffl tra^teten, M ein
?Jä§^en bauon in H)xt\\ ()cimif(^en Sälbern au8 Stallen ober
©allien ^er ju toerfcfiaffen. 2:acitu9 felbfl beutet an, ba§ bie
römif^en Äaufleute bereit« im erjien 3ö&^N"berte ber (t^rißlic^ew
3eitre4inung toom 9l()eine unb t)Qn ber Donau au8 mit Seinen
nac^ 2)eutf^Ianb bincin ge^anbelt (hätten i). @d mag ein dbnlid^er
^anbel gen^efen fein, wie ber ber englifc^en Soloniflen mit bem
f^S^fueif^öjfer" unter ben Snbianern Otorbamerifa?.
Senn ed auc^ \\\6)t ganj ausgemalt ifl, ba§ f^on Jtaifer
$robu3 im 3. 3o^i^()iinberte Seinberge am !R(;ein anlegte, fo ijl
e3 bo(|f gen^iö, ba§ berglei^en njenigpen« im 4. Ja^rtiunberte auf
beutf^em ©oben efifiirten. Denn um biefe ^ni befang ber römif(^e
Di4)ter Slufoniud bie Seinberge unb bie Seine ber üKofel in
feinem (Sebic^te „Moseila". Son berüWofel mögen fc^on bamaW
bann uub mann Seine inS 3nwere oon Deutf^lanb oerfc^leppt
fein, unb man mag bie ilRofet meine oieUei^t a(d bie älteßen in
?lorbbeutf^lanb ^dufiger getrunfenen Seine bejeic^nen. Sareu bie
Deutfc^en ntc()t f^on oor ber 9}5lfenoanberung jiemli(() allgemein
mit bem fö|lli(|>en unb begehrteren Mebenfafte befannt gemefen, fo
f)ätten bie ^iporifer, mie fie e« Ijdufig tbun, nic^t be^au^jten bürfen,
bag f/bie @e{)nfu(!^t unb bie ©egierbe ber ®ermanen na^ bem
Sein unb nac^ ben Seinldnbern'' ald eintriebe ju i^ren San«
berungen nac^ <3uben unb Seflen eine fo gro§e SNoUe gefpielt
Ratten.
Der oon ben Römern in 9]orbn)eft»Deut[(^Ianb begonnene
Seinbau unb Sein^anbel mürbe inbe§ bur^i biefe iBölfermanberung
felber unterbro4)en unb gefiört, unb eä fing ein neuer Seinbau
unb Sein^anbel erfl mit ber ^nt Äarfö be8 ®ro§en mieber an,
ber bie Seinberge an ber aWofel (^erfieüte unb au^ bie Sälber
am 9}()eine liebten Iie§ unb ben Seinbau im 9)()eingau mit na^«
baltigem Erfolge .begrünbete. Die 3üge unb iDtdrf(()e jtaris be8
®ro§en oom [Rheine ju ber Sefer unb ben 6lbegegenben bra^^ten
1) Tacitus. De Moribus Qenn. C. 23 „Proximi ripae et yinain
mercantur/
97
toon bort^er, tote Kultur unb ^^riflent^um , fo a\x^ ben SBein
»ieber mit jt(ft. ®ie bahnten bie SBegc ben SBein()finbfern oom
allein, ben H®ä^m au8 Ä5ln^ bie loir im aWifteldter in allen
unfern norbbeutfc|>en ©täbten ben SBein auf ben SWärften unb in
ben «rSBein^Sfen-' au8bietcn feben. Die früjjejlen SBeinfeHer ober
SBeinfammern (Cellae vinariae) bilbeten ft^ eben fo ßut, toie bie
erjlen »ibliot^efen, of)nc 3n)eifel bei ben SSifd^ofen, bie Äarl in
unfercn ©täbten etablirte , ober bei ben 9la(j&folgern berfelben. Sie
f)atten ben SBcin bei if)rer Äirc^e nöt^iß. Stucb n)u§ten fte ibn für
f\ä) felbfi unb i^re Domherren ju f(|)ä^en, ba fie felbfl ^äupg au8
SBeinldnbern famen. ^rembe, fubldnbifctie (fpanifi^e, franiofifc^e,
italienifctie ) Seine gelangten oom 9. bi8 gum 12. ^^brbunberte
no^ f^merlic^ mä) Utorbbeutfctilanb, meil ber ©ee^anbel fte bamalS
\>on bort no(^ ni^t bringen fonnte. 68 lag in ber SRatur ber
geogiapbifc^eulBerf^ältnijfe, unb e8 lägt ft^ augerbem aud) aut^en«
i\\ä) na^meifen, ba§ in biefer ganjen 3^it ber W^ein* unb
SOto fein» ein ber iooriägti(^fte unb fo giemlic|i ber einjige SBein
toax, ber in biefen Oegenben getrunfen unb t)er()anbeU mürbe, unb
ber )l(b in $oIge bejfen al8 ber ^au))ttt)ein im ganjen 9}orben t)on
Deutf4>lanb fejlfe^te. Sllle Äeller ber DomcapiteU ber prjten unb
©täbte finben mir, fo meit mir i(jre ®ef(^i(bte fiinauf verfolgen
fönnen, juerft au8fc|flie§li(f) unb na^i^er no4) lange menigf^end
t)oriug8meife mit iR()einmeinen gefüllt. Die alten IDtonopole
unb $rioilegien ber flät)tif(^en unb anberer jteller belogen ftd; ba()er
mcifl nur auf ben SRjieinmein. SKucb bebiente man ficb oon oorn*
herein befonber8 be8 9i^einmetn8 ju ben ^^rengefc^enfen , oon
benen ber jmeite S)eitrag ^anbeln mirb.
SBie anberSmo, fo gefc^a^ bie8 9lQe8 au(^ in Bremen. Sluc^
f)ier mar t)on t>ornt)erein ber !Ratf)8meinfetIer ein 8ager t)on 9)^ein«
mein. ®emi§ ijl e8, ba§ ber 9iat(> oon ©remen fc^on im 14.
Sa^r^unbert ein SWonopoI auf ben ^anbel mit biefem SBeine in
Änfpruc^ nafim. *) 6treng genommen nannte man »iRinef^en
1) 3n ben ältefien Ciobf^ unfered €tabt6ii4d lourbe bor Slnfcrtigung ber smifi^en
13S0 unb 1349 gemalten depii folgenbe« (^fe^ eingettaden (gebr. bei Delrt^d,
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SBiit" nur bie Seine üom mittleren SR^ein, bie au8 bem 9t^eingau
unb unterf^ieb batoon bie (Slfafier, ali bie oberrf^einifcf^en, unb bic
äRofelmeine.
©ie elf äff er SB eine tDcrben fc^on fe^r frü^e neben unb
mit ben SR^einmeinen jufammengenannt. ©o merben 1433 bie
fremben ®ajie ertt)ä[;nt, meldte Dom {Rheine f)er //ölfaffcr ober
W^einif4>e JEBeine" auf ben SSremer SDlarft gebraut Ratten.*) Siel*
lei^t tourben axiä) too^l einige SBeingattungen auö bem bem (S[fa§
benQc[)barten Surgunb mit unter biefem »/ßlfa^er SB^n" begriffen.
3lamentli4> fc|)eint bie8 mit bem in alten 3^^*^" ii^ norbbeutf4)en
5!Beinf>anbeI oft genannten r/Dfep« ober ,/Dfot)« (SBein au8 bet
burgunbif^en $rot)ini SlufoiS) gef^e^en ju fein. 3a jumeüeit
»urben »o^l auc|> alle SBeine au8 bem Slfag mit bem fflamtn
»Dfep'' bejei<^net.2) 3n alten Briten ifi loon ben Slfaffer SBeinen
unb iDon bem ifjnen oerfti^toifterten ©urgunber wDfep" ^dufiger bie
JRebe als fpdter. 9laä) bem 16. Jnfir^unberte werben fie gar ni^it
mel^r erioäbnt, unb berüfjmte ©enod^fe t)on bort^er ftnb fpdter nie
im öremer ÄeDer üor^anben gett>efen.
3)ie aWo fei no eine jtnb immer mit ben St^einweinen ^anb
in ^anb gegangen. Selbe bilbeten toon ben frübeflen B^it^n ^er
6. 20.): Dor nutteheyt der menen etat sint de ratman des to rade
worden, dat se des nicht ne willet, dat jenech nse borgere rineschen
win lopen late, ane de ratmann ^ de in deme jare sittet, to des Stades
bihof. Wel oc en gast Bineschen win lopen laten , den scal he upsteken
na rade der ratmann; de gast schal oc dat sveren, dat nin use borgere
mit eme del edder cumpagne hebbe in deme wine. So we det breke
unde also dicke he dit breke, dat schal he beteren der stat mit vif
marken unde den win tovoren hebben verloren. — 95crgl. 6tabtre^t Don
1433, etat. 66 hi Delri^ä a.D. @. 478. 3ene IBeßimmung ifi eine einfettige
Serorbnung M ffiat^^ unb fe(^It bed(aI6 im 6tabtred^t Don 1428.
^ie IRebactton bemerft l^iegu, bag fte 6ei fämmt(id)cn !Roten bieditate aui ben
etabtbü^ern, bei fünbigen fRcUt unb bem ^ailiiUnUlbnd) \iAt mit ben Originalen
t>ergleid^en unb ref)>. batnad^ berid()tigcn laffen.
1) €tabtre((t bon 1433 im ©tat. 66. Were aver dat gast vele brachten
Eliatzer edder Binesche wyne. Oelri^d a. D. 8. 478.
^ Henderson, history of ancient and modern wines. (Bonbon 1824.)
99
eine vereinte ©ruppe. »eibe flammten tjiefleic^t f(^on au8 ber
Wömer Seiten. Die aWofelweiite mürben ba^er auä) Don tjorn^erein
mit in bii8 ÜKonopol be8 9taf^8 auf ben ^anbel mit JH^einwein
einbegriffen, unb fte (jaben ba^er au<^ öon je^er im SSremer 9tat^8^
feüer neben ben (Rbfinweinen flelagert, obiuo^l fie nie borin fe^r
flarf pertreten iparen.
SBaren ÜRofeU unb iR^einnoein ftet8 vereint, fo tt)aren bagegen
bie ®ett)ä^fe eine« onberen MebenfTuffe« beS W^ein«, beS SWaina,
ober bie fogenannten »/JJranfentoeine* immer t)on jenen ge*
fc^ieben. 5Diefe SBeine am b\tlxi)tx gelegenen SWain maren fpdteren
UrfprungS, Ratten auc^ einen anbein S^aractet, unb «befa§en
namentli^ nicbt bie 93Iume ober ben 9tie^floff; loobur^ bie 9l{)ein-
unb ÜWofeln)einc fo berühmt maren." Siefleic^t fam- e8 — jum
S^eil tDenigfienS — bafjer, ba§ fie, tt)ie in Hamburg unb ßübecf
unb anberömo, fo auc^ in Svemen in ba8 Monopol bc8 SRatb«
auf ben JR^einmeinbanbel ni^t, mie bie SWofclmeine, mit einbegriffen
mürben. JDer ^anbel mit frdnfifcben SBeinen mürbe au8brücfli^
eben fo, mie ber mit franjöftfdben unb anbern fremben ©einen, ben
^Privatleuten frei überlaffen. Unb eble granfenmeine erfcbienen unb
lagerten in bem SremifdSien 9tatb8meinfe0er gar ni^t.
3n alten B^i^^n unterfdbieb man bie t)erfcbiebenen (Gattungen
unb ®ema(tfe be8 JHbeingau« nicbt f^arf. Slucb am JR^ein felbfl
mo(^ten mob( noc^ bie SBeingattungen i^re unterfcfieibenben Duali»
tiiten nic|)t fo befiimmt b^^^uSgebilbet baben. 3)a man anfänglich
bie 3Bcine no^ nicbt fe^r lange aufjubema^ren pflegte, fonbern fte
rafcö umfe^te unb frifcbmeg tranf, fo mu§te man auc^ mobl no^^
no^ nidbt üiel Don ber ®üte gemiffer 3a{)rgänge. SWo^ im 14.
unb 15. S^b^bunberte f)ören mir 9l\6iii toon üerf^iebenen 9iamen
ber iHfieinmeine. SWan fpricbt immer nur Don /.r^jeinifcbem SBeine*
(janj im 8lügemeinen unb unlerf4)eibet nur jmif^en geringcrem
unb befferem SBeine, mofür man jmeierlei fßreife ^at, einen
niebrigeren unb einen bö^^^^"- ß^fl <^^^ ^^^^ ^^^ 16- 3ö^t^w«t>^^t8
fangt man in Sremen an, bie S^^rgänge unb aui) bie fiofalitdten
beS ®einmu(!&fe8, bie Söeinbergc unb Drtf^iaften ju unterfc^eiben.
iBon biefer 3eit an f5nnte man nun mo|)l mit ^ülfe ber Dor^n*
7*
100
betten iRe^ttuttgen uttb SBeimoer^eicfiitiffe beS ffederS auSfittbig
ttia^en uttb befliitttnen, ju tpelcjier 3^it 1^^^ ^^^ iRf^einweiitS im
©retner Äeller auftrat, befonberä mobig toax, ober tuieber t)erf^tt)anb.
Die entfc^ieben größte SRoHe Don allen iR^eingau*SBeinen f(^<int
t>on je^er in SSremen .^ber SRübeS^eimer" gefpielt ju ^aben.
aSon i^m waren feit bem Slnfange beS 17. 3a|>r&unbert8 immer
bie ntanni^^faltigPen Jahrgänge unb a\x6) bte größten Quantitäten
oorfjanben. 3" Ouantität unb Qualität mar er fo ^er\)orragenb,
ba§ man ba8 ganje S3remifc^e 9lat()8*SRl;einn)ein*'ßager in ber ^aupt»
factie al8 ein ßager t)pn 9tübe8^eimer bejeic^inen fönnte. (Sr füBte
bie größten gäjfer be8 Äetler?. 8luc^ tt)ar unb ijl ber berühmte
i^JRofeltJein* fajl immer bloß auSSRübeS^eim getvefen.^) Slo8 \>om
i/9iübe8^eimer SSerg", i/bem f^önften SBeinberge am ganjen SÄ^eine*,
gab unb giebt e8 m6f jc^t im 3)remer Jleller ni^t tveniger al8 ein
(;albe8 3)u^enb S^^^g^nge.
2)em 9tübe8^eimer junci(|>ft fte^t in Sremen wobl an SWait'
nii^faltigfeit ber ©attungen, Quantität unb Qualität ber $o(|'
f^eimer, ber, obnoof^l an ber SDlünbung iti Tlaini noa^nb,
einer alten Oenool^n^eit md) bod() immer ju ben W^einflaumeititn
gejä()lt ix)irb. Sr ift au^ fc^on jiemlic^ lange im Sremer ffeüer
t>or^anben geitoefen, obglei^ ni^t fo lange n)ie ber JRubeS^eimer.
@d giebt bafelbft aud) beinahe ein ^albed 2)u^enb 3A()^8^nfl^ ^^^
Reimer. 9lu(^ finb bie bortigen Slpoftetoeine fajl immer qu3
^o^^eim geiDefen. I)o4> reichten biefelben mit i^ren OeburtStaflen
nic^t über ben Slnfang beä 18. S^b^^unbert^ ^inauS, noä^renb bie
no4) je^t tDor^anbenen SRübeSb^inter SRofeweine bis jum Slnfange
Ui 17. 3tt&i^{)unbert8 hinaufgehen.
So^anniäberger toar al8 ». einer ber ebelflen Sffieine ber
Srbe«, ein (äetränf, baS in früheren Seiten nur durften unb {)0^en
aSJürbenträgern juging unb fajt gar ni4>t in ben ^anbel fam.^)
1) iBerci^nungcn über ben SBert^ jebe^ Stopfend toom IRofentvetn na(^ 3^"^
unb 3tnfcd}tnd im : Deflerret^ifiS^en 9)?oTgenMattc 1844, fflx, 13.
2) dlamalb, bad ^n^ ber ^mt, ^amm, 1863. SDritte ttuflage.
e. 138.
101
!Der SBremet Äellet tt)ei§ bn^er auS) »entg wn i()m. 6t ijl bort
erjl in neuerer ^dt erfd^ienen. ^eutjutage aber foH bie QÜerfeinfle
unb über alle anbeten gefc^d^te $iece beS JteOerd ein $ag
3o()onni8berger t)om 3öf;te 1783 fein. aWani^e Di^einmeine
fommen be§tt)e(jen erjl fpcitet im ©temet ÄeOet toot, tt?eil fte etfl
im 18. S^^^^unbett ibre Steffli^feit etlangten. S)at)on ifl ein
äBeifpiel ber fo beliebte r/öiebfrauenmilc^*, roel^ier erjl auf
bem ©cftuttboben ber im Jahre 1689 t)on Submig« XIV. SWorb*
brennerbanben jerflörten ©orftäbte Don SBormS in ber 9M^e ber
|le()en -gebliebenen SiebfrauenjliftSfir^e ju feiner je^t fo gefid^ten
®üte gebieb.
3n unferen DueDen, ben alten Slufteidiinungen au8 bem
14. unb 15. 3o^r{iunberte , njirb juweilen \>o\\ ^/furjen SBeinen«,
„körte wyne", im Oegenfa^e ju ben rbeinifcfien ÜBeinen in einer
Söeife gefpro4)en, ba§ i^ glaube, man tt?oUte bamit alle anberen
ou§er jenem ^ouptmeine bejei^nen. Demna^ tt?dren barunter
\om\)\ bie beutfcben ©eine au8 gi^anfen, al8 a\x6) bie franjöfifciben,
fpanifcfcen unb italienif^ien 2öeine ju tjerflef^en. >) 3Wan mochte
iiefe SBeine be§tt)egen ».furj« ober gering nennen, meil fte an«*
ffinglicb neben bem {Rbfinmein nur no4) in fleinen Quantitäten
erfcbicnen unb feiten getrunfcn mürben, für ben .^anbel alfo
geringfügig waren, ^en ^anbel mit biefen i^ furzen SBeinen" gab
I) eo lautet ein (ä^efe^ Dom 3. 1370 (bei Delri^« a. O. @. 20): Anno
domini MCCCLXX. do wurden de rad von Bremen mid der wittecheyt
des to rade, dat neen man schal vele lopen laten wyn bynnen Bremen
ane körten wyn behalven de wynmestere, de he dar to zet heft
95<rg(. 6taMrc4>t üon 1433, etat. 66. Delri*« a,0, 6.478. ilünbiöc «RoOc toon
1489, m. 37 unb 38. Da« fcjon öfter angeführte ^tat. 66 M ©tabtrccfet« \>on
1433 beginnt: Nen borger schal vele lopen laten wyne bynnen Bremen,
Blinder körte wyne, de mach he upsteken, de quarten to yer s waren
unde hoger nicht, uthghesproken Malviesye unde Komenye. SDad Sremif^^'
9'iieberfäd)rifc(;e Sßoiterbuc^ übcrfcjjt „körte Wyne" mit «geringe SGßcine, in önt«
ficgenj!eDung ber italienifd^en, fpanif^en unb anberen fcfjmeren Söcine." S)onanbt,
^n\\x^ einer ®ef(^ic^te beö «remif^en ©tabtreci^t«. S^eil I. 6. 328 begreift unter
^<n »turnen SBeineti" aud; bie fpanif^en, italienifd^en unb überhaupt aUe anberen
9B(inc augec ben c^cinif^cn unb elfaffif^en.
102
ber SRatl) tion üotnberein ben ^Bürgern frei, tod^renb er p^ frü^*»
jeitig ben ^anbel mit bem ^auptweinc t)om SR^eine referüirt ^atte.
8raiijöfifc|)e 2öeine |)abcn in 9?orbbeutf^lanb jtt)ar erji
fpäter bie au§erorbentIi^e Beliebtheit getDonnen, »el^er fie fic^
je^t erfreuen. 9lüein man(l)e Slrten Don i^nen fannte tnon bei
uns auc^ fc^on in febr frühen Seiten. 2öa^rfc^einlic^ lernten bie
^anfeaten fie bereit« im 12. unb 13. 3a^r{)unbert in i^ren dorn*
toren in Snglanb, bem bamalä ein 8ro§er J^eil be8 »einpro*
bucirenben granfreict>8 anjjc^orte, fennen. ©eit bem ßnbc beS 14
unb im 15. 3<^^^^«nl>fft fuhren bie ^onfeaten au^ felbfl ^ouftg
ju öerf(^iebenen fünften beS n)einprobucirenben JJranfrei^iS an ber
2)ai Don SiScapa. ®ie polten t)on bort i^auptfdc^jlidji Salj, aber
au(5 SSein, namentlich «2Bein t)on Orleans« unb //öon
ißoitou.'' — gur jenen mar DfanteS, für biefen (Ro^eUe ber
^auptüerfcfeiffunflS^afen. ^m englifc^en SiBein()anbel werben biefe
bamalS fet;r mobigen unb gef^ci^ten ^ranj-SBeine ^äupg ermähnt
unb eben fo in bem Sßeinbanbel ber Djifee, ttamentlid^5)anjig*S.i)
%\\d;) im ßübedfer OtatfjSmeinfeüer fanben pc^ bamalS biefe unb
anbere franjofifc^e 2Beine, namentlich «^Patott)" (^oitou Slöein) unb
r/3lf4)om;er" (OaScogner).^) 3m 93remer SBein^^anbel jener ^tit
fmbet fic|) nur ber ;/5ioitou'' als ein fe^r gen[)ö^nlicf)er franjöft*
fd^er SBein ertt)ät;nt. Sr ^ei§t bort gemöbnlidb //pot)tf)oh) 2Bv)n.-
Db er je aud) in bem iRatbSfeller öon Bremen, mie in bem t)on
öübetf, auSgefctienft würbe, f(^eint ungett)i§. 9?ad^ bem 16. ^a^x^
f)unbert Derfc^tüinbet ber //pot)tbon)« auch fogar auS bem $rit)at*
^cinbet, unb überhaupt xoax feitbem jebenfatlS aller franjöftf^e SBein
aus bem iWatbSfeller verbannt.
©panifc^e, italienif^e unb anbere fübli^e aBeine
t)om Sötittelmeere mochten bie ^anfeaten juerft in tJ'Qnbern, j. B. in
Brügge, finben, n?o{)in na(^ be|!immten ?ia(i)ricbten bie ©panier
unb S^^li^n^^ i^^^ SBeine f^on oor bem 13. 3öl;r^unbert brachten.
1) 6icie Henderson 1. c, ©. 279 unb $irfd&, 3>anjiö'd ^anbel«* unb
®ch)erbegcf(^!c^)tc unter ber ^»ctrf^aft M Drbcn«. Sei^j^ig, 1858, e. 91 unb 92.
2j ©ejrmann o. o. D. @. 86.
106
unb n>ofiin bie ^anfeaten a\xi) bereits um btefe 3^ü fegetten. Unb
fett bem 14. 3a^r^unberte polten jte bie fpanif(|ien SBeine fi^on
birect au8 ber (ßprendifc^en ^albinfel. 3m ^dfyxt 1398 tourben
14 ^anfeatifc^e @c|fiffe, meiere mit DeU ^aä)i, SReiS, ^onig,
SB ein unb aQer^onb ®ut, fo man ous Spanien unb $ranfreic(^
ju bringen pflegte, oon frtejtf(f)en Giraten angefallen.^)
^er fpanifd!)e 2Sein , ber am Snbe be« SWittelalter« fotool^l in
(Snglanb aU im Dflfee^anbel , in Danjig unb SubedF, unb enbli^
auc^ in Sremen am ^duftgften ttroä})nt »irb, i{i ber fogenannte
irSRomaniu'', ben man in 3)anjig «fStomanpe" ober H^omemX)",
in @nglanb irSHumn^'^, in 93remen i^Siummenie«' ober »Stumen^e"*,
au<i^ i^Stomen^e'' nannte. @d fc^eint, ba§ man biefen 9}amen fflr
fpanif^en SBein uberbaupt gelten Iie§. SRanc^e glauben, ba§ er
jene SBejeic^nung beSmegen erretten ^abe, mil er auS bem alten
tRomanen^Sanbe am mittellänbifc^en SDIeere fam.^) IReben unb mit
bem r/tRomen^e" mirb fonoo^I in Bremen ald au4i anberSmo immer
gleic|^}cittg ber SKaloafier genannt. 3) Q3eibe erf(|)ienen im 14.
unb 15. 3a|)r^unbert äberaU neben cinanber noie Jtaflor unb ^ollui;
fo in ben alten fldbtifc^en Statuten, toxt a\x^ in nieberbeutfd^en
®ebi(^ten jener 3^it; axx^ in einem alten englifdfien ©ebid^te, in
meld^em ed ^ei§t: „1 shall have rumDy and malmesyne.'^ @ie
nmren bie im ganjen 9iorben @uropa8 am @nbe bed 9RitteIalter8
befannteiien Submeine. ^ie Siebe bed SlRaloafterd foU urfprungli(6
in iRapoIi bi äRaloafia (ober SUlonembafta ) in SRorea ju ^aufe
fein, unb oon ba aud [xi) über @icilien, Sarbinien, bie $roüence,
fpäter in 3:eneriffa unb in anberen Sanben oerbreitet böben. 3)er
Sein mochte ba^er mit bem i^ütomanif^ien'' aber Spanien na(^
@ng1anb, ben 9}ieberlanben unb fo in ben norbifc()en Raubet
fommen. 3" ©remen ifl er mir juerj! in bem ongefü()rten Statut
oon 1433, bann 5fter, {.93. im 3a^re 1445, begegnet, in tt>el(fiem
1) ^irf* a. a. O. ©. 86.
2) 6. bariUec Henderson 1. c. @. 289. SBe^mann a. O. 6. 86.
©Kmif<|>5JRicberfä(iJlfcte« ©ortetbu*, %xt\U\: „Romenye."
3) [Renner, »renufcf^e ^^romf; §. 3* ^^^^
104
3a^re ein @dS)iff genommen »urbe, ba8 beloben toax mit „Mal-
masiren (fntatoafier), Kmderen (®ett)flr jen) , Olie (Del), SBa^8
iinb anbeten föjili^en ®ütern.« 2lu^ mtrb er in ben ©remif(!^en
^ßoUjei^Drbnunflen t)on 1460 unb 1489 mehrere üKoIe mit bem
Mument)e jufammen genannt, unb immer toie biefer aI8 ein SBcin
bejei^net, mit bem jeber, fretlicä^ unter gemiffen 93ef(|iränfungen,
banbeln bürfe.^)
Obgleich bemna(!^ ber Sremer ©enat fein au8f(|>Iie§Iicj)e8
ajJonopol auf ben ^anbel mit 2)JaIt)afier unb (Rumenier in ?lnfpru^
na^m , fo \)u\t er biefe fubli(!&en 2Seine, aI8 fe^r eble, io^ immer
in feinem Äefler. S)er SWalt^afier be()ielt bi8 auf bie fReujeit ^erab
feinen SJamen, mä^renb fein ©ruber i^ber {Rumenier" ben feinigen
feit bem 16. 3<J^^^"nbert tjerlor, unb im Sremer ffeOer nur no^
unter bem allgemeinen 3?amen: €panif($er Sffiein, „Spansce Win'',
figurirt. 5)a§ unfere Jiieberbeutfc^en ben fWamen äWalüafter auf
d^nlic^e SBeife corrumi)irten, toie bie Snglänber, ndmli^ ju r/ÜBal*
meft^en'' (cnglifA: Malmsye)^), beutet mellei4)t barauf bin, ba§ fie
t^n oorjugSmeife über (Snglanb inxä) bie Sermittelung i^reS botti*
gen ®tabIbof8 bejogen.
3m 17. 3ö^i^bunbert treten im ^anbel unfereS ÄeUerS no4)
anbere fpanif(^e SBeine auf, namentlidb: r/Sajiarb", «©eft*', »?Jebro*
Simeneg" unb //?llicante." S)er «Sajlarb'^ ober „fSa^ext"
unb inSbefonbere »/ber n)ei§e Sajlert* tt)irb in ben iRe(i^nung8*
büct>ern M Sremer ÄetferS au8 bem 17. 3Ä^r5unberte häufig
ermähnt. 33 or biefer 3^it fommt er ni^t öor. S8 xoax einer ber
fübli(|)en Seine, bie in guglanb jur ^nt ber Äönigin Slifabet^
unb bann balb in anberen nörbli^en ßdnbern mobig njurben. 6r
tt)irb \)on ®{)affpeare unb anberen bramatifc^ien 5)i4itern biefer 3^it
^äupg ermdbnt. (S8 gab aucb //braunen Saftarb." 68 foU einer
ber fcbtt)erflen unb babei fügen fpanifc^en ©eine gehjefen fein.
1) ^ünbigc fRoüe bon 1450, «rt. 134 (127); biefclbe »ort 1489, 9(rt. 43, bei
DeUi<^>« a.O. @. 741. 662. «BergL a.D. ©. 661. ^oU 61.
2) Uebtiaend mag für i^n m^ in IBrugge eine gan) d^nli((e Benennung
iftixi iahtn.
105
3u berfelben 3^tt ber Äöntgin eiifabet^ unb ©^affpeare*« fdußt
an^ ber r/®cft« an, in 6nfllanb eine gro§e SRoöe gu fpielen, unb
balb barauf (im anfange be8 17. Jo^^r^unber« ) erf^eint berfelbe
bann aucfe unter ben ©einen be« SBremer Äeller?. ©ie alten
Mermeifier nennen ibn in ibren 9iedl^nung8bü(^ern getoö^nlii^
ifSed" ober H<Buq^, eine ©^reibart, bie, tt)ie beim SWalöafter ober
Malmesye, ganj mit ber englif^en ©cbreibart „Sack" gufammen*
fäüt unb mithin mieber barauf l)injubeuten fdjeint, ba§ bie Sremer
bad ©etrdnf jundc^fl über (Snglanb befamen. 2>ie aDgemeine
beutfc^e ©d^reibart ifl je^t «®eft% n)ä^renb bie ßngldnber bei
„Sack" — tt)a8 oiel ridjitiger ifl —- geblieben jtnb. 3^^* ^^^^ fo
ein füger SBein genannt. @inige glauben, bag urfprängli^ ber
3Eere8 unter bicfer SBegei^inung aufgetreten fei. IDlan ^at ben
Kamen auf oerfc^iebene SBeifc abgeleitet. ®en)5^nli(6 interpretirt
man i^n al« eine Slbfürjung t)on „vino seco'^ wa« fo loicl feigen
foU als SBein, ber au8 fialbtrocfenen Irauben gefeltert Würbe.
Snbere meinen, e8 fei „vino del saco'', b. ^. ein SBein, ber ju
bejferer abfldrung bur^ einen leinenen ©ad gelaffen mürbe,
barunter ju oerjle^en. SBieber 8lnbere b^ben gemeint, ba§ ber
„Sack" ober «©eft'» feinen 9Jamen oon ber ©tabt i.Ieque-' in
SWarocco empfangen b^ibe, üon welcher bie JRebe ju ben canarifcfeen
Snfeln oerpfJanjt fei.
Der fpanif^e ©ein r^^ebro Ximene8« finbet f\6f ebenfalls
feit bem anfange be8 17. Jabr^unbertS im Sremer ÄeOer. Sr ifl
befanntli^ eine ©attung 9)7alaga^3Bein8. S)o(!b n)urbe bamal8
öermutf)Ii(^ ber aWalaga überf^aupt bamit bejeidjnet. S)ie ©remer
Äellermeifier fcf^reiben ibn gem5()nlidb „Petersimenis", ma8 benn
^ine 9ludcorrumpirung be8 fpanifdjien „Pedro ximenes'' in8
I^eutf(be mdre, ba biefe lefttere Benennung eine Corrumpirung au8
bem Deutfi^en in8 ©panifcbe mar; benn ber SBein foll feinen
Warnen urfprünglic^ t)on «r^eter ©imon«, einem J)eutf<|ien, er()alten
!)öben, ber bie SHeben baju oom IR^ein in bie DladSibarfc^aft oon
SRalaga Derfe^te. Suw^eilen finbet man in ben SBeinred^nungen
i« Sremen ben Slamen a\x6f if^erifimen« ober i^^erejimein^
flef^rieben.
106
(Sbcn fo tt)ie ber ißebro Ximcne« fonnte ou* ber SlUcantc
erjl fpciter ju un8 fommen, ha bie iWebcn, ttjcldie biefen ttacft^cr fo
berühmten fpanifc^cn ©ugwein gaben, erfl unter Äarl V. in bic
dläljt t)on aiicante tjerfe^t mürben. 3c5 fmbe \\)n im öremer
Äeller feit ber ©Jitte be8 17. ^a^r^unberfö. (Snblic^ pnbc i^ no(^
in ben SBeinred^nungen biefer 3fit f^ton in einer r>om Ja^re 1634,
bann unb mann einiße Dfjm ./ilße^ntinbt" ermähnt, tt)a§ tt)o^l ber
fpanifd^c „vino tinto" fein foH.
®anj biefelben genannten fpanif(^en ©eine fanben ft^ ju
berfelben 3^it n^&^n ben 9lf)eintt)einen aucft in anberen norbbeutf^en
SHatb^feüern , j. 35. in bem üon Sübecf.') Doc^ ifl i^rc Quantität
im 9Bei^ä(tni§ jum W^eintoeinlager überall nur gering. 5)et
ßonfum beiber ftanb ungefä()r mie 5 ju 1. 6§ mar öermut^^
93ebürfni§, biSmeilen füge fpa^iifc^e 9Beine bajmifc^en gu trinfen,
menn man fo t)iel unb |)auptfdcbli* iR^einmcin tranf. 3«^ Sremer
5teüer pflegten bis auf bie 9?eu}eit ^erab namentlich) bie T)amen,
menn fte iR^jeinmein tranf en, ficfe ein ®IaSc^en fügen //©eft« ober
./91licante" baneben geben ju laffen, um i^n bem fauren M^einioein
beijumif^en. Sollten nic^)t bie Berbinbungen beS beutfc^en ^ti¥
mit ©panien feit Äarl V. aucb baju beigetragen l;aben, bie fpani*
fc^en SBeine neben ben iWb^inmeinen in unfere iHat.^gfefler ju bringen,
t)on benen bie franjöfifd^en Keine immer auögef^loffen maren? —
Die fpanifc^en 2öeine mürben au^ oft eben fo, mie bie iR^ein^
meine, ju S^rengef^enfen an beutfdSie ^Jurflen unb l)ol;e $erfonen
benu^t, melc!^e (S^re ben franj5fifdS)en 2öeinen bei unä nie ju J^eil
gemorben ift.
Um bie groge ^drte unb Säure, meiere ben meiflen ©einen
beS aWittelalterS noc^ eigen mar, ja becfen unb i^nen einen lieft*
liefen ©efc^macf ju geben, mifc|)te man fte fjdufig mit ^onig unb
©emürjen. 2)iefe Oemürimeine ober fogenannten //fßimentS*
mürben urfprünglic^ bei ben pigmentarü, Oemürjfrdmern ober
apot^efern, bereitet. Die $oeten beö 13. 3a^rt;unbcrt8 fpre^en
öon i()nen immer mit Sntjücfen unb al8 wn einem i^ejquipten
J) ffie^rmann, a. D. 8. 87.
107
Su;ud.'' 6ie bttta^ten e8 ald ein SRcifletflßd ber Jlunj!, An
einem unb bemfelben (Setrdnfe bie 6tdrfe unb Den ®eiji be« 2Bcinö
mit ber ©ügigfeit beS ^onigS unb bcm Parfüm ber föjlli^flen
Strome combiniren ju fönnen.« 6in 2)anquet ol^ne OeiöüriWein
toaxc bamald aU ein $e{} betrautet tpovben, bei bcm ber befle
artifel fehlte. 1)
äRan f)QiU eine SDIenge Slrten Don ©emärgiDeinen. !Die oUge*
meinjten n^aren ber r^^ippocraä" unb ber »ßtarro" ober f/(5Iaret-.
J)er le^tere pnbet fi^ in Sremif^en Urfunben au8 bcm 15. 3a()r*
^unbert aI8 ein bamal8 bei ben !Rat^8ma^t}citcn genoöf^nli^ied
(äetränf ertüd^nt. ®o fc^rcibt im ?a{)re 1498 ein ßamcrariuS in
einem 95erjei4)nijfe feiner 2lu8gaben ctloaS üon „Clereten wyn
unde ber'^, tt)elc|ie (Setrdnfc bie 9{at\)^\)mcr{ bei i^rcn 2Wa()ljeiten
flctrunfen ^dtten.^) ßg toor ju berfelben ^tit. qI8 man ou^ für
bie Jafcl ber Äonige oon Snglanb unb anberer Äonige »Clarrt)«
bereitete. Slber anc^ fonji f4>eint ber «ßlarct'' oicl in ber ©tobt
nic^t nur üon ben iRat()8*Slpot&cfern , fonbern au^ öon $rit)otcn,
bereitet unb t)on biefcn gutDcilcn aud^ ücrjapft ju fein. 3" ^^^
»fünbigcn SRoIIc" tt)irb geboten, ba§ mon »Klaret- nur im JRat^S»
feller foüc üerjapfen bürfen. SWan ma^te i^n fotoobl x>on 9l|)ein*
»ein, al8 auc|) Don anberen SBcincn, „\>on furjen SIßcinen'^3)
iWan lie§ ben SBcin, na(|ibem man i^m bie ®en3urje unb ben
1) Le Grand, vie prive^ des Fran^ois. lU. p. 66.
2) iRat&«benfelbud>. Fol. 43, b.
3) litt 135 ber Ä. IR. Don 1450 {bti Dclri^j«. 6. 742, 2(rt. 128) lautet:
Ok en schal nemand nenerleye clarete lecken van körten wyne tho
vorkopende. So vakene dat we breke, de scal dat beteren mjt X
marken. Unde den körten wyn moghen se tappen na lüde unsses bokes.
3Mefer «rtifd ifl nntoeränbert in bie iT. IR. m\ 1489 (9(rt. 37, Delrid?«, @. 660)
öuföenommcn unb no* ber golgenbe {%xt 38) tiniuflffügt: Ok en schal
uemmandt (Öücfe für ein rabirte« SBort, Dermutfjlid; : nenen) claereth
lekken to vorkopende ane alleyne in unsser stadt kellere, by viff marken,
80 vaken dat we breke. üiner S^Jaubbemerfung jufolgc fc^eint man biefen %xtiUl
'Wter njicber aufgeljoben ju ^Q6en; et mug aber nac^Jer n^ieber l&eröejleflt fein, ba
iJi'n Jöcit jüngerer ^onb tinter „kellere" eingefi^altet ij!: nnde upper apotekcQ
unde wehme dat de radt vorlevedt hefft.
108
Surfer ober ^onig beigemif^t fiatte, imi^ einen ©arf laufen, um
ibn fo obiufldren, unb bat)on foll er ben Kamen „claret" („Vinum
clarificatum") erhalten ^aben. Gr mürbe baber ayxd) mo^l »ßaut*
tertranf* ober ./eutertranf", b. b. geläuterter Sranf, genannt. 3)en
rr^ippofraS", ber ganj äbnlid^ bereitet morben fein fofl, ^abe i^)
in 93remen nidjt ermä&nt gefe^en. (Sr ift, mie eg fcfieint, in ©üb*
beutf4)Ianb meljr in ®ebrauc|) gemefen, mä^renb ber «ßlaret^ im
9?or^en, aucb in (Snglanb unb ®(|)meben me^r Ablief mar.*) 3u
bem 17. 3ö Wunberte ifl t)on bem ».Slaret« nid^t me^r bic 3lcbe.
SBenigjlen« im Sremer fteüer nic|)t, mo^I aber noS) in ben
?lpot^efen, mober er urfprünglic^ fam unb ftci^ länger ^ielt. 9lu4)
tragt no^) heutige? SageS ein ^eürot^er (Semürj^Siqueur ben 5Wamen
^^Slairette'». 5)e8glei(%en merben no4) heutiges Sage« in einigen
fublii^en Departement? t)on ^ranfreicl) unb namentli^ im 3ura
logenannte i.61airet'©eine« bereitet.^) 3)er englif(|)e IWame Claret
für bic SorbcaupaSeine fdjieint mit unferen ©emürjmeinen 9Ji4t3
ju t^un gef;abt ju ^oben. Unfer heutiger »/Sifc^of- ifl no(^ too^l
ein Slbfömmling ber alten rfßautertränfe". 6tma8 in ba« Sapitel
ber ®emurimeine ®e^örige8 mag au^ ber in ben papieren be8
Sremer ffeüerS jumeilen ermahnte //Sittermetjn« gemefen fein.
6ine anbcre Slrt fc^on febr alten ®emürjmein8 ifl ber fogc*
nannte 5lIant*2Bein, ber am 9ti)m unb anberSmo üon ber
M2llant»3BurjeI-' bereitet mürbe, ßr erfcf^eint al8 ein beliebte«
®etranf fc^jon im 15. ^^f^^Öunbert unter ben in Danjig einge-
führten SBeinen, bort «.Dlant« genannt. 9lu4) in ©remen fann
man i^n meit l;inauf verfolgen, unb er ifl bis auf bie neuefle
3eit ^erab beflclnbig \>om ^f)m für ben Sremer Äeüer importirt
unb in bemfelben toerfauft morben. (Srfl in ben allerneueflen
3BeinIiflen ifl au^ biefer ©etrdnferefl au8 bem JDJittelalter Der*
f(^munben.
3und4)fl mar ber Wat^gfeUer ein SBeinlager unb eine 2Bein*
fc^enfe; aber er biente nicjjt allein bem SBein. Dag erfle unb
1) Jöc^imann a. O. 8. 87. fRott,
3) 8. barüber 91 a to a I b a. O. 8. 220.
109
dltefle funj}It(^ bereitete unb berau)(|)enbe ffietränf bet S)eutf(!ben
bat oon ben frü^eften 3^iten ^er bi9 auf baS 19. 3Q^r|iunbert
^erab, loic in anbern beutfcben SSeinfeUern, fo a\x6) in bem i9on
Sremen, feinen $[a^ neben ben Seinen be(iauptet. @8 mar bafür
ein eigener 9)aum im JteDer oor()anben. @8 »»urbe an einem
eigenen ©cbenftifcb , ber » 33 i erlabe "«^ oeriapfL 9lu$ Ratten
mancbe $erfonen j. 9. bie SBeinberren eben fo, kuie auf äSein,
auf bie Sieferung einer genoijfen Quantität 93ier au8 bem AeUer
ein unreell t.
Z)ie im Bremer Aeller ^errömmlidi)en unb beliebten Sierforten
|)aben im Saufe ber 3^it(it' ^i^ bie SBeine, fe^r gen^e^^felt. 3n
ben alteften Qnttn gab eS in SBremen nur ein^^eimifc^eS 93ier, unb
biefeS Bremer 93ier mar im 13. unb 14. ^al^rbunberte fo gut
unb im SluSIanbe fo beruf^mt ba§ e8 bamalS einen ber t)ornebmften
^anbeldartifel ber ®tabt bilbete. <^$af} in aden @ee^äten bed
Dtorbend fpra(b man t)on feinem anberen Sier a\i Don bem
53remer.«i) Slüein bie ©remer SBierbraucr behaupteten ji4? ni^t
für bie S)auer in biefem SÄange. ®ie fingen an i^r ®erjlenbier ju
\[)ernacbläf|lgen, ju oerbunnen unb mit ^aferbier (^aoernbeer) ju
oermifcben. ®ie oerloren in S^Iß^ beffen i^re ausgebreitete Ifunb*
f(^aft unb bie Hamburger unb SBiSmaraner traten feit ber Tlxttt
be8 14. 3a^r^unbert8 me^rfacb an i^re ©tefle.
3)ad Hamburger S3ier blühte üorjugdmeife am (Snbe beS 14.
unb im 15. 3a^r^unbert. S)o4i behaupten bie SBremer (l^^roniften,
ba§ e8 {t^ anfangs ber 993e{t unter bem Stamen i»Sremer SBier"
babe empfehlen muffen, meil biefeS ben alten beru^^mten iRamen
^atte.^) S9alb aber trat e8 unter feinem eigenen 9{amen auf unb
erf(|)eint bann aucb in 93remen unb namentlich im Bremer Status«
feOer. ^Dit Hamburger lourben in ^yolge beffen t)on i(irem 0ier
fo reicb ^^^ f^ ubermüt^iig, ba§ {te nun au^ über ben SRat^ unb
1) „Bremen hedde do alto grote neringe by der zee van erem bere
unde men ne wiste by den tiden by der zee van anders nenen bere to
seggeude.*' (S^ronif ))on Süpnedber^ unb@(((ne. 3n Sa))))en6erg*^ Q^cft^id^U«
DueUen M dtiftift^ unb ber @tabt Bremen. ('Bremen 1841.) 6. 85.
2) 9l9ne9(er4 unb 6^cne a. O. €. 118.
110
bic ®tabt öremen hinausfliegen unb auf ben gemeinen ^anfa^^Iagen
bcn Sorrang ^aben tt)oüten, mag jie in alten S^ik^ \>ox ber 93er*
bejferung i^reS SicrcS nie beanfpruc^t Ratten." ^)
J)o(ib au$ bic Stütze be8 Hamburger ©iere8 bauerte, —
wenigflcnS in Sremen — nic^t lange. ®enn f^ion in ber ÜWitte
be8 15. 3ö()r^unbert8 tt)irb neben i^m baS r/Smfc|)e* ober
f/ßimbctfif(t)e Sier« genannt. Diefeg erlangte bamafö im
JJorben \)on 5)eutf^Ianb eine grope ©etü^mt^eit. 6§ tourbe in
t)erf(^iebeneu Äellern üorjuggmeife gefd;cnft, namentlicb auü) 5. S.
in bem SRat()8fcller ju ^ilbe8()eim, ber bat)on noc^ ^eutjutage in
^ilbeg()eim bei ben Säuern ber Umgegenb »ber (Simbfc|)e ober
(Simbccffc^e Äeller« {)ei§t.2) 3n Sremcn war feit 1450 bag äc^te
(Simbedffc^c Sier neben bem f/Oeigmer 2)ier« bag einjige frembe
S3ier, njctcbeS in ber Stabt oerjapft n)erben burfte. ^/Sluci^ foü
SWiemanb«, fo f)ei§t cS im 9lrt. 115 ber Sremifc^en $olijeiorbnung
oon 1450, /,frembe§ Sier innerfialb unferer Stabt japfen, e« fei
Denn red)te8 (Simbecff^e« SBier unb ®f)et)8mer Sier. SBer ba8
bringt unb mü baS ju ben ^eiligen fc^njoren, bag e8 Simbedfc^eS
ober ®()et)§mer ©ier fei, bem will ber iRatb e8 ju toerjapfen
erlauben. Unb er foll entrici^ten t)on bem %a^ eine Ijalbe ÜWarf
ßonfumtionSabgabe (tzise) unb oier Orote ©ubengelb. Sei 10
aWarf ©träfe." 3^1 Sremer iRatf)8feller wirb im 16. J^^r^unbert
fafl nur föimbecff^eg Sier genannt, ^lixi) in -Hamburg fpielte baS
®imbedf4)e Sier im 15., wie im anfange be8 16. 3öbv[;unbert8
eine gro§e Wolle. 5Der bortige JRat^ allein burfte e8 in feinem
Äeller oerfaufen. 8lu^ f)atte iai beruf)mte r/(Simbe(ff4)e ^au8",
unter bem f\^ ber Hamburger Wat^8feller befanb, baüon feinen
SWqmen. •^)
®eit bem Slnfange be8 17. 3t^()i^^wnbert8 würbe aber ba8
eimbedffc^e Sier feinerfeit8 Wieber oon bem «SWinbener Sier*
abgelöft. ^m 3a()re 1648 befci^werten fic^ bie Sremer Sierbrauer
1) ^r^nc^htxä) unb ©d^ene a. D. 6. 118.
2) ^a^ einet SWitticUung bc« Dr. Staxl ©etfatt.
3) ©enefe^ a. D @. 310, 311.
111
6eim (Rot^e über bie jlarfe iSinfu^r be8 35iere8 au8 SWinben.
r/S)iefe8 ©ier", fogten jte, i/tüdrc in ber legten ^txt fo in ©(|>mung
gefommeib ba§ in ber ganjen ©tobt Bremen fonberbore (befonbere)
©i^enfen für baffelbe eingeri^tet n)ürben, felbigeS and) bei gonjen
lonnen öerfauft unb feine SBeinf^enfe ol)m gugleic^ beffelben S9iere8
?lu8f^enfung (^abilitirt n)ürbe. 5)ie Bungen meler ßeutc feien olfo
fremb unb öern)ö()nt njorben, ba§ ii}mr\ gleic^fam fein ein^eimif4»e8
SWonna me^r f(|)meffen unb feine ^o4)äeit obne JDIinbener Ster
mebr gelten »oOe." i) Der Senat "oon SBremen gab bamalS feinen
Bierbrauern ben fe^r tjerpänbigen 9lat(), r^fte foUten felbfl »ieber
mt e()emal8 fo t)orjüglic^e8 Sier brauen n)ie bie 9lu8ldnber, bann
tDürben jte mit ben frembcn ©ieren tt)o^l concurriren fönncn*, unb
f^abilitirte , bem &errf4)enben (äefc^made folgenb, m^ in feinem
JRat^Sfeaer ba8 beliebte SWinbener Sier. Dajfelbe bel;aut)tete fic^
barin 200 ^a\)xt unb war mdbrenb be8 17. unb 18. S^^rbunbertd
fajl bie einjige ©iergattung, bie im Äeller tjerf^enft tüurbe. Der
Äeller[;auptmann ttjar angetpiefen, e8 t)on bem beflen Bierbrauer in
aWinben ju bejiel^en. 3m Saufe be8 17. 3<^^rt;unbert8 mürbe
jä^rlic^ für 5 bi8 800 Später aJHnbener 33ier im Äeüer uerjapft.
©pdter (im 18. S^^t^unbert) fommt neben i^m jumeilen auc^
mo^l ber iff)alberfldbter SSroi^a^n« ober au<^ ,.23urg*
»ebler SSrü^a^n" Dor, "^a^ aWinbener 93ier ober, mie e8
gem&^nli(^ genannt mirb, «.üKinber Sier«, tp bi« auf bie franjöfififte
3eit ba8 eigentli4)e 9iat^8feÜer*93ier in Bremen gemefen. 3e^t fü^rt
man bort neben bem SBeine überhaupt gar fein Bier me^r. S)o^
f)ei§t bei ben Beamten be8 ÄeUerä no^ I;eutige8 Iage8 einer ber
©c^enftifc^c Mt Bierlabe.«
S)er Branntwein, ber überhaupt erjl feit bem 12. 3a|)r*
^unbert bur^) bie Slraber, bie i^n erfunben ^aben foDen, im
füblic^en Europa unb feit bem 14. 3<^f)^^unbertc im nörblit^en
Deutfc^Ianb befannter würbe, ifi natürlich in bem Bremer Äeller
jünger al8 ÜBein unb Bier. S)oc^ Wirb er feit ber 2Kitte be8 15.
3al[)r^unbert8 unter bem SWamen ifBarnew^n« ober »Bernewipn"
>) 9(tt^ ben bieten M ^Uxbxamxami^ mxf bem ^xmtx ©taat^^r^i^e.
112
als ein in ber @tabt f(|on ubli(()ed ®etrfinf eriviS^nt. dx fommt
tt)ie eä fcbeint, iuerji in ben Sremif^^en $olijciorbnungcn t)om
3a(>re 1489 t)or. 68 ^ei§t borin, bag JJiemanb ^SernettJtjn-
t)errQÜfen foHe; e8 gefc^e^e benn mit befonberer 6rlaubni§ bei
!RQti)e8, bei einer @trafe toon jef^n SRarf. 93alb na^^er würbe
ber Serfauf ßegen Sriegung ber GonfumtionSobgabe gemottet; nur
ben Sierbrauern blieb er verboten.!) 3n ber 5ßolijeiorbnung üon
1450, obn)o{)I barin t)on anberen ©ctränfen, (SÖBein, öier jc.) bie
Webe ijl, tt)irb ber Sranntoein nocib wi*t emdbnt, unb man fonnle
barauS jcblie§en, ba§ fein Sonfum bamaU nocb {einerlei Sebeu«
tung gehabt \)abe.
3n bem SRat()8fefler felbfl erfdS>eint er a\xä) fcbon menigjlen«
feit ber ÜWitte beS 16. ^a^r^unbertä. iBon ba an oerfaufte man
i^n bort bepdnbig neben bem SBeine unb Siere, bejog i^n jcboj&
au8fd^(ie§Iic|) t)om SR^eine unb namentlich) \>on @tra§6urg, baS bur(^
feine gebrannten SSajfer berühmt voax unb no(^ (»eutjutage ift. @8
toerben, fo ml icb tt)ei§, feine anbere al8 irrfieinif^e« unb inSbe*
fonbere ©tra§burger Sranntoeine im ©remer Äcller erttjä()nt. S)otJ>
loar \})x Sonfum natürlicb immer unbebeutenb.
Diefen ßrörterungen na^ toax alfo ba8 Öager be8 Sremer
(Hat^äfellerä , — um nocb einmal bie (Refultate furj jufammen»
jufajfen, — üon loorn^erein ein ßager t)on aBeinen au8 bem
JR^eingau. Stübeebeimer fpielte jlet8 bie Hauptrolle. IDtofelioeine
waren feltener, fränfif^e iZBeine gar nicbt barin ioorf)anben.
@panif^e unb einige anbere fübli4)e SBeine fcbloffen ]x6) fru^jeitig
1) Ä. iW. »on 1489, m. 39 lautete utfprünglif^ : Ock en schall nymmant
bemewyn vorkopen noch vorkopen laten, it en ghesche na orloffe des
rades, by teyn marken. (S)iefer 5Jrtifel »urbe fpätcr —im 16.3a6t(>uiibett —
aDgednbert toit folgt: Ock en schall nymmant bemewyn yorkopen nocb
vorkopen laten, he hebbe ome denne thovornne vorziset, by X marken.)
^rttfel 40: Ock en schall nyn bruwer bemewyn vorkopen by demesulren
broke. 93on no6) längerer ^anb, aH jene ^6änberung bcd ))origen ^ttifeld, lourbe
f^iersu ber 3ufa^ gemac^^t, toelc^er bei OeIri(|^d a.D. e. 661 ald %xt 41 bejeii^net
ifi: We ock hyr bynnen welcken brendt, schal den wyn nicht vorkopen,
'»»eilen noch uthsenden, he sy denne tho vorne vorziset, by straf.
118
in geringen Duantitdten an bie Hinein« unb äRofelmeine an.
granjdftfd^e 2Beine tourben aber nie in ben Äeller aufgenommen. S)a8
dUefle Sier noar im Jteller bad 93remer, barnact^ fam ba8 ^am»
burger, bann baS @tmbe(fer unb gute^t baS SKinbener, ba8 ftc^ am
Idngflen behauptete, ^er Sranntmein bed MUxS tarn fafl nur
aud @tra§burg.
II.
&^xtnt9txnt and bem Statl^dfetter.^)
Bon ben eblen ®etrdnfen, bie unfer fläbtifc^er Sffieinfeller
borg, mürben mand^e in befonberer unb eigent()ümli^er ÜBcife t)er*
toenbet. /.©^renioeinc « nannte man im Slügemeinen alle bie-
ienigen ©eingaben, tvc\i)t angefebenen Seuten Übermacht »urben.
3)0^ mag man ^auptfäc^lic^ jtoei Klaffen t)on i()nen unterf4)eiben.
3unäcbft gab e8 in Sremen, »ie in anbern (Kei^Sftäbten, $erfonen,
namentli(fi bie Ferren beS SRat^S unb beftimmte Seamten, bie gu
einem gemiffen jä^rlicben SBeim^onorar berechtigt »aren; bann
überrei(^)te man aber au^ ^Proben ber föftlic^en 3Beine alö frei*
ftJillige ®efc|)enfe an öorne^me ®dfle, ^o^e Ferren ober etnflu§reidbe
Scanner im Sludlanbe, fo tote a\xi) f)xt unb ba auSnafimSioeife an
t^crbiente ©ürger ber Wepublif, namentlich an 3ubi(are, bie irgenb
«n Smt lange mit S^ren t)ertt)altet Ratten.
3^ tt)ill juerfl oon benjenigen ßbi^^nmeinen, mel^e bie iRat^ä*
flirren unb ?lnbere al8 einen %f)n\ ibrer Gmolumente forbern
fonntcn, Stmaä beibringen. — Diefe SBeine nannte man auc^
^^% toeil jte an ein beflimmteS Officium gefnüpft maren, r/Official*
©eine.« g^it ben ©ebalten unb (Smolumenten ber JRat|)8{)erren
unferer ©tdbte ^at e8 in alten Seiten tiroa^ prefdr auSgefe^en; fie
[feinen urfprünglic^i me^r 5lu8gaben aW einnahmen bei i^rem
%cnamte gehabt gu b^ben. Sin eine fefle Sefolbung würbe toeber
^) ^trfll. 3eitf4tift .(»nmania'* I. (<»5ttinsen 1863.) e. 29 ff.
114
im 13,, no(| felbfl im 14. ga^r^unbett ßeba^it. 5>oc^ er(>ielten jie
um biefc S^ii an 93iftuoIien getoijfc Quantitäten \>on ®rob unb
gif^ien, namentlich) Sa6i)\tn, 9?eunaugen unb Quabbem ®e(it frui
mag unter biefen ®aben auc^ bei SBein au8 bem ftäbtifii^en Met
feinen $la^ gefunben l^aben. ©cjion in einer um ba^ ^afyx 1400
gema4)ten Slufjeiclinung , in tt)el^er bie @infünfte be8 Slat^d k*
[proben tverben, ^ei§t ed, ba§ man d o r m a l S jegli^em 9tatfimann
t)on Sremen jtoölf ©tübc^en Sein« umSBei^na^ten iu geben
pflegte. 1) 2)a in Sremen 45 Stübctien auf ein Djjm gingen, unb
ein Stabilen glei^) t)ier Quart war, fo betrug jene altefle ben
{Rat^S^erren befiimmte jd^rli^e SBein^iPortion mitfjin ettoa 36
Quart ober glafct^en- Sei biefer Quantität f(^eint e8 auc!^ no(J
na^i ber (Regulirung t)on 1400 eine 3^itlang geblieben ju fein.
9iur lüurbe bamafö befonber« bepimmt, bag bie 3iat&männer ijiren
SBein ni^t bIo8 ju 9Keil;nad{iten, fonbern ba8 ganje ^a\)x ^inburi
an 12 namhaft gematteten großen J^jltagen erjjalten foßten. Slui^
tpurbe bama!« im 3a^re 1400 feflgefe^t ober bo^ jum erflen
aWale beutlidlf auSgefproc^en, ba§, toa8 bie (Rat^mdnner einfo^
erl^ielten, bie Sürgermeifter boppelt empfangen foOtcn, fo wi^
a\x6) mä) {^injugefügt lourbe, ba§ afle biefe SBeinrationen ni^t
nur für bie 3^it ber 5amt8*a3ern)altung ber !Rat{)8&erren , fonbetn
für bie ganje 3^it if;re8 8eben8 bauern foUten. Dag ber Sürger^
meiper immer ba8 Doppelte t)on ber Portion eine8 iRatfimanne8
befomrtien foOte^), \^mt mäf fc^on ein alte8 iJJrincip gewefen ju
fein, ba8 öermut{)li^ bereit8 Dor 1400, too juerjl batoon gefpro^en
tt)urbe, galt unb ba8 au4i not^ fpäter, im SBeinfeller »enigjtfi^^
immer aufre4)t gehalten »urbe; fo erhielt a\x6) bei anberen
Sieferungen oon !Prot)iant, j. S. üon ^if^^^n* ^^^ Sürgermeijler
immer einen ganjen ßa4)8 in benjenigen fällen , too ber SRat^mann
nur einen f)alben forbern fonnte. 68 toax bie8 ungefdfir ju bcr^
^) fRaii^UnUlhuäf Fol. 12, a.: Hyr vonnals plach men enen jewelk«»
radheren tho ghevene twelf stovekea w3meB tho wynachten.
3) Unde wes enen radmanne wert envolt, dat scholen de borghermester
hebben twevolt (SbitM(i)f>%
116
fel6en S^it, too a\xi^ Äaifer fiubttjig wn SBaiern auf bem ®^\ai)t'
felbe t)on SRu^Iborf jebem e i n 6i gab, bem guten @$n)eppermann
aber jtoei.
S)ie anfängli(f> fe^r befc^eibenen A2 ©tüb^en fflein* für
einen WatbS^erren unb bie eben fo bef^eibene »boppelte ^Portion«
für ben 8ürgermetjler me{)rten \\d) im Saufe ber S^itm, je mefir
SBetn ins j}dbtif((^e Sager (lerbeiflog unb je gröger bie 9(nfprü^e
unb ber 8uju8 würben. S>ie üerfcbiebenen Sef^lüffe unb (Sefe^e,
ttielcfie über biefe oümällge Steigerung gefaßt fein mögen, finb un8
nic^t erfjalten »orben. 5Wur fo t)iel fcbeint gen)if , bag um bie
Mitte beS 17. 3abr^unbert8 jeber JRatb^berr regelmäßig jd^rlic^
aus bem Äeller e t n gan je8 Dbm SBein unb jeber ©ürgermei per
Jtt)ei Dbm bejieben fonnte. Dem Sedieren braute augerbem au$
no^ jeber ^obe Sejitog beS 3a()re8 eine ©tdrfung t)on 3 ©tüoerfen
2Bein8, ndmlic^ ber 9ieujaf)r8tag, bie ^eiligen brei Äönige, unb
femer gajlna^^t, fiaetare, Djlern, ^ftngjlen, SBeijjnac^ten unb
enMi(^ au4^ fogar SRartini unb $ant^aIeon« Unb be8g(ei(fien
nfiielten bie 9)ürgermei{ter aucb bann no^ ein befonbere8 ^albe8
D&m, wenn fte ba8 $rä|lbium im fHat^t fübrten. 2)ei biefen
SBefHmmungen ifl e8 fo jiemlicb für bie S^Igejeit geblieben. SWan
I'etia^tete biefe regelmäßige ]äbrli(^e SBeinlieferung al8 eine ;,pars
salarii« be8 9Jatf)8, tt)ie fie e8 t)on üorn^erein gewefen »ar, unb
Mcbnete fte gewöbnli4> ald SBeine, bie ben Ferren m\)ox ibren
ß^renflanb* gegeben würben. 9lu^ Riegen fie üorjugSweife bie
»^erren^SBeine^', unb weil fie regelmägig jd{irli(^ einliefen,
»Drbinarii-SBeine*.
• 3u biefen irOrbinarii-S^remSBeinen" Ratten f\6) aiiä) balb
wo$ fogenannte «rSjtraorbinarii*SBeine« gefeüt, b. b« fol^^ Weld&c
ben 9lat^8^erren , SBflrgermeiflern unb ?lnberen nur bei gewiffen
©rtegÄ^eiten jufamen. Die @jtraorbinarii*2Beinlieferungen würben
wit ber 3^it \^^^ mannigfaltig. 3m ftebenje^nten unb aii^tje^nten
Sftjir^unbert bejlanben etwa folgenbe:
3uer(i gab e8 feit alten Seiten b^tgebra^te öffentli^e Tla\)U
ititen be8 9iat^8. lRamentli(b gab f^ion im 14. 3a^r^unbert ein
neugewdfilter $Rat^8^err bei feiner SBafil ein fol^eS $efl. DeS«
8*
116
glei^ien fiatte ber ^ai^ in corpore eine ober jtoei jd^tU* ju
0ett)ijfen Seiten toieberfe^renbe 9Wa()Ijeiten. Unb enblic^ tooren
fogcnannte »/9le(!&nun9«*aWQ^Ijciten" an ben Sagen getoö^nlii^, an
»eichen einjelne IRat^Smitglieber bie Wec^nung gett)i|fer »rant^en
ber aJerwaltung, j. SB. bie Slpot^efer-Ote^nung ober bie SBeinfeüer»
iReclinung, reüibirten. Sei allen biefen äWa^Ijeiten tourbe (im 17.
Sa^r^unbert loenigflenä) berSBein unentgeltli<|i au8 bem fiäbtif(|)en
Äeller genommen. SBie oiel bejfen bei jeber berfelben fein foflte,
tourbe ju i)erf4)iebenen B^if^n oerf^iebentlicb bejiimmt, unb ba oft
aWi§bräu(^e babei einf4)li(^en , fo tourben eben fo oft bef(irdnfenbe
®efe^e bagegen gegeben. Sei ber (Recbnung8ma]^Ijeit beS ©remer
SBeinfeHera, ^ei§t e8 in einer Slufjeicl^nung aii8 bem 17. 3ö^^'
^unbert, feien, obtt)o(it nur noenige ^erfonen babei getoefen, oft für
50 Später SBein auf Äojlen be8 ÄellerS getrunfen loorben. Unb
bei ber 8lpotbefer*SRe4)nung8»ü»a^ljeit, fo würbe im 3abre 1652
beflimmt, foflte jebem ^errn ni(|)t me^r al8 ein ^täb6)m SffieinS
gegeben unb au§erbem noc^ eine S)ute mit Su^er, eine S)ute mit
aWanbeln unb eine S)ute mit IRofinen uberreic|it loerben.
eben fo alt, noie biefe ejtraorbindren SWabIieit8«a2ßcine , mag
au^ bie ©itte fein, ba§ ben in politif^lien Slngelegenbeiten reifenben
Slbgefanbten ber @tabt bei ibren ^^abrten in bie bamal8 }iemli(6
toein« unb n)irt^8^au8lofe ^^rembe etn)a8 SBein au8 bem @tabtfeDer
mit auf bie Steife gegeben lourbe. ®4)on in bem angeführten
9}erjei4)ni§ ber ?lu8gaben be8 Äämmerer8 oom 3abrc 1498 roirb
oon bem 2Bein gefpro^en, n)elcben man auf Slagfa^rten au§erbaI6
Sremen8 mit nimmt, unb biefer SBein f4)eint bafelbfl i^Senbeio^n*,
b. b« Meife* ober ®efanbten*aBein, genannt ju werben.^)
Stucb in anberen ©tdbten toar biefe Sitte ^lergebracbt , j. 93. in
Sübed, too man biefen ®efanbten-2ßein ,, fJl a 6) ttot in" nannte,
1) fRati^ltnMbixd^ Fol. 43 b.: Item den wyn, (so) men to daghe buten
Bremen mede nympt, ock uppo de scryyerige, unde wyn unde ber to
gastebaden (uthbescheden heren unde fdrsten, wente dat betalet me van
deme meynen gude, wenne de hir tho gaste beden werden) dat andere
moet de kemener besondergen betalen. — Item noch to deme sendewyne
gbytift elck kemener vyflpimdedertieh marek.
117
n)ei( er nur für bie erfie QU§er^aIb ber @tabt jugebrac^te Stacht
btenen fofltc. 9?Qcb ben barüber gemacbtcn StufjoidS^nungcn unb
JWonitiä eineS Sremifcben Senator«, eine« jlrengen (SenforS, com
3afire 1671 war bie Sitte bomalä fcibon auSfleartet. Sr flagt,
bag etliche 5Perfonen felbfi bei fleincn iReifen, bie ni4)t t)iel me^r,
oB bloie ©^jajierfabrten feien, fi(fe mebrere iJIafcf^en «®efanbten*
SBcin« einpaden Iie§en. 2>ie //^ofen^^erren« träten e8, wenn fie
bloä na^ bem jwei aWeilen entfernten ^ofen SJegefad führen , um
ben ^afen ju infpiciren; ja auc^ anbere Ratten fic^ h)o|)I i#gu einer
Steife nac^ bem jmei ©tunben entfernten fianbgeri^te Sorgfelb \)ier
©tübc^en iffiein au8 bem Äeller afitgniren lajfen. Dag ^err Dr.
Subertu« ^ormanoir bei einer get{)anen iReife na^ Dlbenburg 2
©tübi^en ®efanbten»2Bein t)erbrau4)t ^abe, tt)oüe er no^ Eingeben
laffen; aber eS fei i^m unertrdgli^, ju »iffen, ba§ fogar bei
blo§en iRitten üon 3 bi8 4 JDieilen n)o|)l ein SBiertel D^m iRf^ein»
»ein baraufgegangen fei."
SBie bie JRatjiS^erren al8 \o\6)t i.t)or ifjren S^renflanb«,
fo iDaren aucb öerfcftiebene befonbcre 2(emter ober ©teilen ju ge*
tpiffen befiimmten SBeinlieferungen berecbtigt. IRamentlic^ erl;ielten
fpdter, jebenfaa8 feit ber ÜJlitte be8 17. ^afir^unbert« , bie l^erren
©tEinbici eben fo t>UU tok ein iRatbS^err, ndmli^ jeber ein D^m.
S)er @ecretariu8 be8 9lat^8 er|)ielt jebe« OWal auf ben ©onntag
ßaetare. wo er bie Äünbige OtoUe oom (Rat^böufe t)erlefen mugte,
JU feiner ©tdrfung 4 ©tübcben SBäein, unb eben fo öiel würben,
wenn eine Propostio ad cives, ein SJorfcblag an bie Sürgerfci^aft,
gef^ab, bem ^errn fProponenten t)erabreic|it , m\ä)t9 le^tere eben*
faU8 f^on im 3*^^^^ 16*^1 ^^^ " ^i" ^^^^^ ©rauc^ "* bejei^net
wirb. 3a au(fi ber ©^arfrii^ter erhielt ein ©tüb^ien (Rheinwein
au8 bem iteHer, jebe8 SWal, wenn er einen 95erbreci()er hingerietet
Sebeutenber aber waren bie SBein^SmoIumente , welche ben
fogenannten i/OWauer^erren«, ben ./Sau^erren«, ben /^ffia^tberren*,
ben «r©dt>ul^crren«, bie mit ber Dberauffi^it ber ©tabtmauer, be8 Sau*,
®$uU unb 9Wilitdr*S3Befen8 betraut waren, jufamen. ^titx ber
»©^ul^erren« empfing ein ganie8, jeber ber r/SBad^t^erren* unb
ns
irSBaudemn'' ein ^albeS D^m jä^rli^i, baS ^et§t, warn jte
senatu iDaren. SSaren fte ex civibus, toaS küenigflenS bei ben
©aufzerren ber tjall fein fonnte, fo galt ba ein ©ütßer lieber nur
bte ^älfte eined @enator8 unb erhielt bloS feine 11 ©tüb^en.
Statürli^i fonnten bei biefer SBeingaben«93ert^etIung bie ir^erren
SBeinberrcn« felber am allemenigjlen üergeijen werben. Sbnen
fIo§ ber eble iRebenfaft auf febr uerfcbiebenen SBegen ju. erfllicf^
erhielten bie SBein^erren aU fol^e jabrlic!^ ein D^m, unb bann
au^, wie bie Sürgermeifier an ben ^o^en gefitagen, gajlnadiit
Saetare, $antbaIeon :c. {ufammen 23 @tüb4)en. 9(u§er biefen
«rßaetare*. ^antfialeon* k. SBeinen« f)atkn bie SBeinJierren aber
no(^ ben fogenannten i»Si^tung8<'2Bein'' ju genie§en, b. ^. bei i^ber
9}et)ibirung unb 3<if)Iung be8 in ber 3Beinfe[(er^J(a{fe befinblic^en
®elbe8, maS man «^8i(|)tung'' nannte, ein @tub(^en. S)e8glei4^en
t^eilten fte unter fx6^, vWaS jä^rlic!^ au8 ben auSgejapften lebigen
JJäffern im Äeller gelöfet wurbe.^ ßnbli^ aucb burften fie jebe«
ÜÄaU wenn fte für fi^ in ben Äeller famen, bie SSJeine beildufiß
foflen, ober fie Ratten, wie fte ba8 nannten, meinen freien Srunt«
im Äetler. 3)a t)on biefen beiben Seinberren gewöjmlidb ber eine
ein Sürgermeifier unb ber anbere ein (Rat|i8berr war, unb ba bie
Sürgermeifler au§erbem m^ noi) // ©^ul^erren * ober i^öau*
Ferren« fein fonnten, fo mo^te benn ibr ^riDatfetler unter
Umfidnben bei Sumulirung t)erf4)iebener Slemter oft febr gut x>tx^
forgt fein.
^a aQe bie ben 9lat^8f)erren unb ^Beamten juget^eilten foge«
nannten Ferren* unb Dffiiiatffieine oon üorn berein, wie gefagt,
bie fflefiimmung Ratten, bie Sinnabme ber bamit Segabten ju oer*
meieren unb fte für i^re 9mt8^2Rüben unb 5toflen }u entf^äbigen,
fo war e8 naturli^, ba§ man a\x^ fe^r balb }u ber Slnftc^t fam,
ba§ jeber flatt be« ffleina in 9?atura ben Söert^ beffelben in ®elb
an ft4) ne()men bürfe. 9(u^ für anbere $rot)iant(ieferungen fonnte
man ®elb nehmen, i. 93. am @nbe beS 16. 3o^i'^unbert8 flatt
eines Sad^feS, auf ben man Slnfpru^ ^atte, 40 SBremer ®rote.
3n wie bo^em ®rabe man aber im 16. unb 17. 3ö^^&wnbert
imentlic^ ben SBein mit bem (Selbe auf gleiten ^ug fej^te , unb
119
i^n felber f4)on fo jn fagen ol8 ®elb betrachtete, beto>etfl ber
tttnflanb, ba§ man bamald ni^t nur in SBremen, fonbern überbaupt
in ganj 3>eutf(!bt<tnb l^duftg SBein gab, too n^ir je^t ®elb geben,
@o nourben bie ®ei{i{i^en fär Saufen unb Xrauungen in 2ßein
bejal^It; bie 9lbt>ofaten erhielten SBein ^on i^ren Klienten, bie
(Bemeinbe^Seamten x>on benen, bie baS SBärgerre^t empfingen.
®a inbeg eine fol^e Sluejai^tung beS SBeimQuantumS in
(Selbe ber iteHer^Serwaltung juipeilen fe^r befdSlft>^Ylt(|i fallen mo(!bte,
fo mürbe btefe ©etvobn^t^ obgletd^ fte bem $rin{ip nad^ gan;
confequent n^ar, n>obt mitunter ald ein äRifbraucb bejeid^net, unb
e9 mürbe meiere ÜRale t)om Senate ber Sorf^Iag gemat^t, fomo^I
i^re Drbinarii al8 i^rc Sjtraorbinarii ifS^renmeine-» in natura
unb nic^t in ®elbe {u nebmen. S)o^ f(^eint man mit biefen 95or-
f4^Iägen ni^t burc^gebrungen ju fein.
eine ferner fe^r natürlicfje (Sonfequenj be8 befagten $riniip8
märe e8 gemefen, ba§ man ben t)om SBeinfeller gelieferten Sein
au4^ an anbere mieber fSr ®elb bätte üerfaufen bürfen. SAan^e
ißerfonen f<^einen in ber Zf)Cit jumeilen einen folcben ^anbel mit
iftren S^renmeinen betrieben ju ^aben. Stllein gegen biefe ®mo^n*
\)t\t trat ber Wat^ immer fe^r flreng auf. bejeicbnete fte a\i einen
Abusus unb gebot e8 mehrere aWale, namentti^ im J^bre 1712,
irba§ fein ^err mit feinen ß^renmeinen bönbeln folle, m6) nicbt
einmal im Äreife feiner g^milie, au$ ni^t unter Äinbern unb
ÄinbeSfinbern.«
€8 mar m6)t nötf^ig, ba§ ein ju SBein berechtigter bie ganje
Quantität auf einmal au8 bem Sttütx in Empfang nef^me. 93ieU
mebr fonnte er bat)on je nac^ Sebürfnif feineS ^au8^alte8 im
Saufe beS ^a^ui Heinere ober grö§ere {Portionen ^olen laffen. (Sr
erhielt t>on ber betreffenben S)e^örbe bann unb mann fogenannte
//aBein*3^ttel" ober 9lnmeifungen auf biejenige 2lnja|)l oon ©tübi^en
ober Of)mt Sffiein8, gu ber er i^Dor feinen einenfianb« ober megen
biefeS ober jene8 9(mte8, ba8 er oermaltete, ober megen ejtra»
orbinärer 2)ienfileiflungen bered^tigt mar. Unb auf biefe Slnmeifun-
gen ober Sattel bin lie§ er ft(b fo Diel SBein ober ®elb oerabrei^en,
al8 morauf fte lauteten. 3m JteQerbu^e mürbe baräber 9)e(|)nung
180
geführt, unb jebet $err ^attc barin fein Sonto. 3« alten S^teii,
felbfl no(^ im Slnfange be8 J8. S^^rljunberfö , »urbe baS ßonto
(Mourant fiatt in je^t übli(!^en ^oIbü(^ern auf fogenannten »fterb«
l^öljern* ober i^Äerfffförfen" geführt, auf benen mon bic abgel^olten
©tübc^en ober Quarte mit Sinfc^nitten unb Äreujen bejeiinete.
93on ben tdflli^ gebrauchten fferbjlöden mürbe bann ryon 3^it ju
3eii bie ^auptfumme in r/baä Su(^" eingetragen, ©o fie^t j. S.
in einem alten JRec^nungSbu^e öon 1634 bie Semerfung: •rouf
be8 ^errn Sürgermeiflerö S33ac|)mann Äerffftörfen befinben fx^ 594
Äerffc a 12 Orote jeber, buet 99 If)aler.«
SSie bie anitgtieber beS 9)atf)$, fo Ratten anä) anbere ange^
fe^ene 3nbit)ibuen, bie einen ^/äBeinjettcl« befa§en, ober benen man
im ÄeHer glaubte crebiliren ju fönnen, unb au^ gemiffe Äorpora*
tionen, i- 93. bie Äirciben, bie jum S^eil jufolge alter Seftamenfe
ober ®ef(ibfnfe SBein au8 bem ffefler für i()ren Slltargebraud^ jiolcn
laffen burften, ibre Äerbftödfe im Äeller. 3" einer ©^rift öon
1682 werben namentlid^ ber »J^umb^Äirciben^Äerbftod" unb »Unfrer
ßieben grauen Äirc^en^Äerbjiotf^ unb bie Äerbflöde anberer Äird^en
aufgejd^lt. ®elb|i im 18, 3ö^^^f)unbert nocib ^crrfcbte biefe Äerbfio*
Meinung in bem S3remer ÄeOer, bie bei ber großen l;ier toerfam*
melten 2)?enge üon ©tötfen jiemli^ unbequem gemefen fein mag.
,/äBer fein fferb^olj im Äeüer ^dlt«, fo ^ei§t e8 in einer ©*rift
öon 1712, f/bem foB fein 2Bein crebitirt merben's unb ferner 6ei§t
e8 eben bafelbfi: ,/bie %M% jte^t fefl, fein ©tod, fein ©ein.-
— 3m 93erlaufe beS 18. 3a^r^unbert8 famen biefe alten Äerbjtorfe
im SBremer Äelter aflmdlig au8 ber 3Wobe. 3n anbern Söeinfeüem
^aben jte ftcb no^ langer erbalten. 3- 99. würbe in bem berfibwi*^^^
3)om8«9BeinfeDer ju ^ilbeSjjeim noc^ bis 1810, mie man ju fög^J«
pflegte, ,/auf8 Äerbfiolj getrunfen." Unb fogar no(!^ im 3#^
1840 nourbe ber für ben ^ilbeS^eimer Dom benöt^igte unb geholte
Äir^entüein auf einem fterb^olje tDerjetclinet. *)
aSie biefe Äerbftötfe, fo ftnb in neuerer 3eit an^ überfioupt
alle biejenigen Ferren* unb Dffijial^'ffieine , mlä)t ben Senatoren
f
I
1) f^a^ einer IDiitt^eUung bon Dr. Stcixl ©etfart
121
unb onbeten $etfotien oli ein S^eit i^reS ®aldr8 juramen, au§eY
®e6rau(fi gefommen. Unb eS mag ^ier mit ben Semerfungen aber
Diefe ©Qttung ))on ßpreniDeinen genug fein, ^ä) ge^e nun }U
benjenigen (Sörentoeinen , »el^c JJürfien unb anbete ^o\)t $erfonen
ober fonfHge 3nbit>ibuen, bie man ef^ren tooUk, erhielten, unb ju
bem, mag babei ubli^^ n^ar, über.
Wepublifen unb ^anbelgpdbte fönnen feine Drben8bdnber bieten.
3)a fie aber bo(|i eben fo gut, ttJie bie JWonarcben, baS 93ebürfhi§
Ntn, jtc^ auStoortS beliebt ju macfien, greunbe ju toerfd^affen ober
banfbar }u bereifen, fo ifi e8 begreiflich, ba§ fte auf bie Srpnbung
onberer unb ettoaä foliberer d^x^np^i^inh oerfielen. ®ie nahmen
bie ®etoobn^eit an, ibre fianbeSprobufte, ober bie föjllic^en SBaaren,
mit benen fie b^nbelten, gu prdfentiren, unb wir finben fd^on bei
ben Mepublifen beS SHWertbum« ©puren t)on biefer ©etoobnbeit.
©0 batte an^ Bremen t)on früben Seiten an eine (Reibe oon
ßdtenpräfenten. Unter ifjnen gebührt bem Sb renweine bie erfle
Stelle.
3"crp beflimmt erwöb^t f«"be i^ biefe ©itte in ber bereit«
emäbnten tKufjeid^nung toon 1498, in ber fte aber aucb f^on aI8
etiDQg 5llte8 ju figuriren f^eint, unb wo gefagt wirb, ba§ man
ben ben Ferren unb gürjlen gcrei(|)ten SBein, wenn biefelben bi^^
juSaJle gebeten würben, au8 bem gemeinen ®ute begablen foüte. i)
Stnfdnglicb mo^te inbe§ bie ganje ®abe nur in einem ßb^en«
tfunfe unb in ^rdfentirung einer iffieinprobe an Ort unb ©teile
felber bejieben. 5Denn felbfl nod^ in einem ©riefe be8 ©enatS an
i^^n «Prinjen ÜÄori^ oon Dranien oom Jabre 1602 bei§t e8 , ba§
bie aBeine beS SSremer JRatb^feller« baju bienten , um dürften unb
§men unb berfelben SBotfdSiafter auf ibren 5Dur(bjügen bur^ bie
Stabt überreizt unb t)erebrt ju werben.
S)a§ man SBeine ju Oef^enfen in8 8lu8lanb t)erfanbte, fam
*öobl erji fpdter mebr auf, al8 man f(bon altere unb bejfere ©eine
•'fföi, ber Äeller berübmter unb au(!b bie SSerfenbung felbfl etwa8
Walter geworben war. 3n Sübetf freilieb fanbte man f^bon im
') 6ieje oben ^oU 1 ouf Seite 116.
133
14. 3at^T^unberte SBeingeft^enfe jur @tabt f^inau«. 3n Sternen
ijl ba« — fo töeit mir befannt — dltefie, nod^tpciöbare unb auf»
gejeic^nete Seifpiel einer foldb^n Serfenbung ind SluSlanb ))om
3abre 1628, in »eifern Sabre ber Otat^ oon Sternen on einen
^errn oon SWonbelätobe , Dombe(!^anten üon Serben, einen D^m
l&ifpaniftben ÜBeineg unb einen frifcf^en 8a(^^ jum 3>onfe bafür
f^iirfte, ba§ berfelbe bie Sremifctien ®efanbten, bie na^ fiübed
jum ^anfetage gereifl moren, untermeg« bei fiöf fo freunbf^aftli*
aufgenommen unb bemirt^et ^abt, n^orauf ber befagte ^err \>on
aWanbelSlob fe^r jierlid^ unb befc^eibert ontwortet i^ba§ et fic^ eine«
fo anfe^nliclien $räfent8 gar nicbt öerfef^en babe, ba§ er baifelfte
au(b nic^t ald einen 9iecompen8 für bie ßrfuQung ber fo einfa^en
3JfIi(bt ber ®a|ifreunbf(baft, ttjol^l aber, njeil er t)ermerfet, ba§
foIcbeS aus guter 3uneigung gef(|)cl;e, annehmen ft)oIIe.''
SRacb biefem ^errn üon aWanbelSlofi , ber im '^a^xt 1628 ben
Steigen eröffnet ju ^aben fcbeint, loaren benn bie gciüe, Hi
SBeingefcbenfe an einflu§rei^e ^erfonen öcrfanbt würben, ^aufi»'
ger. 2>o^ mug icfi junä<!^jl üon ber iebenfati« alteren ©ittc teben,
mona^ man bie fjof^en Ferren ben SBein blo8 an Drt unb ©teile
foflen Iie§.
SHJie e8 babei juging, ift im SlUgemeinen ni(||t leitet jU bt*
fcfireiben, weil m jebem bcfonbern %aü je nadb Umjiänben anber«
üerfabren würbe. S)o(^ Ia§t ftc^ barüber etwa golgenbe« fagen:
Sernal^m ber iRatb in Sremen, ba§ irgenb ein Äönig^ P^ff
ober bejfen ©efanbter bie ©tabt befugen ober paffiren würbe unb
lie§ ber {Jrembling jt^ im ©orauS förmli^) beim 5ßräftbenten be«
Senat« anmelben, fo würbe junaii^fl ein ©^nbifu« beputirt, um
i^n an ber Orenje be8 ©tabtgebiet« gu empfangen unb in biefelfte
I» ein JU begleiten«, unb um i^n ebenfo m6) beenbigtem 2lufent»
balte wieber bis jur ®renje be8 ©tabtgebiet« i/auSjubegleiten.-*
Äamen bie \)o^tn ^errfct^aften , wa8 meiflen« ber ^aü war, »on
©üben au8 bem (Rei^e, fo t)erfa{) ^xäi ber ©pnbifu« al8balb mit
einigen ®tüb(^en guten 9l{)einweinS au8 bem Äeller unb ritt ober
fubr i^nen, guweilen noc^ oon einigen anberen Ferren begleitet, bi8
}um Jtattentl^urm; ber alten SBarte im ©üben ber ©tabt, entgegen,
123
um fte mit einem rrdfttsen SBtQIommtrunfe }u begrü§en. Z)a bie
9tdfe meiflenS aber Sremen na^ Hamburg ober na4) ber SReftben)«
jlabt DIbenburg weiterging, fo gefcbal^ bie «Sluebegleitung* ge»
n:i5finli4> entn>eber bid an ba9 anbere @nbe bed Dorfes ^aflebt
m bann bei ben bortigen brei ®renjpfa^Ien ber Slbf($ieb8trunl
mit ißergnugung unb aller ^^dfli^feit genoffen, ober toie man fxäf
auSbrudte, bad ».IBalet« getrunfen »urbe, ober bis an bie foge*
nonnte SSarelgrabener ©rüde, »el^e bie ®ren§e be8 ©remer
®e6iet8 auf bem SBege nacb 3)eImen^or{l unb DIbenburg be}ei4inete
unb bei ber eben fo oft fol^e Sa!et8 getrunfen worben finb.
^Darüber, xoA^t anbermeitigen 6()ren bem ^o^en, ^ö^ern ober
^5$ften ®a{le no(!b fonfl bei ber 6in« unb 9lu8beg(eitung ju S^eil
tt)erben foQten, tourben betaidirte 9}atb8'6oncIufa gefa§t unb in
benfelben SlQed im 93orau8 genau beflimmt. ^atte ber Sieifenbe
ft<b beim $rdfibenten ni$t anmelben laffen, fo würbe gar feine
9totij oon i[;m genommen, weil man ba8 naturlicb aI8 ein ^txi^tn
najm, ba§ er incognito reifen wollte. SBar bie8 gefcbeften, fo jog
man bie Sebeutung ber ^erfon in Erwägung. S3efonber8 großartig
lourben neben ben gefrönten Häuptern immer bie ®efanbten be8
beulfcben Äaifer8 ober bie faiferlicj)en Ädmmerer bei i^ren Snfpef-
tionSreifen im nieberfdc^fifc^en Äreife oufgenommen. S^nen, fowie
ben gefrönten ^duptern, fanbte man ben ^errn S^nbifuS wobi in
ber üierfpdnnigen unb mit (Rheinwein rei(i&U4) t)erfe^enen 9iat^8*
farojfe entgegen, welcher außerbem noc^ Borreiter ober bie foge*
nannten »@infpdnniger'', b. ^. bie reitenben ^Diener be8 SRat^eS,
in rot{)er Uniform unb mit gejogenem ®dbel ooraufritten. SBei
if)rer ßinbegleitung mu§te ein Dffiiier am JBuntent^ore irba8 Spiel
rühren lojfen.« Sl-uci^ würbe, wenn fte bie8 J^or paffirt Ratten,
öom 6t. 3Wartini*Äir^t^urme mit Srompeten unb Sinfen geblafen
unb mit Söfung ber ©tutfe toerfa^ren, wobei benn aucb jwif^ien-
bur(^ bie ^eerpaufen ficti warfer |)ören ließen. S)ie Slnjafil ber
öbgef^oifenen Äanonen würbe babei oerfi^iebentli^ beiiimmt, be8*
a'd^en bie 9(nja()l ber oor ba8 8lbpeigequarlier ber f^o^en $erfonen
ttufjujictlenben S^renwa^en. 3tttt>^il^n war e8 nur ein eingelner
'ßojlen, iuweilen »ein Unteroffijier mit fe(^)8 ©renabiren.*
124
2)a§ bei ber ju üeranfloltenben gejtma^Ijeit ber Äficiiitoeitt
ttjiüig fIo§ unb au^ im SBeinfefler felber, tt)o()in man bie flogen
®äfie in ba8 bort eingerichtete {Rat^Sjimmer , in baS ern)ä^nte
f/!Pri5Ifen", ju fu()ren pflegte, ni(|it gefport mürbe, Derfie^t fi^ t)on
felbtt. Da ben Semirt^eten ber 93remer {R^einmein getoö^nli^ ni^t
fc^lcc^t munbetc, fo lie§ man eö babei nic^t bemenben, fonbern
fi^itfte i^mn altem ^erfommen gemä§ no^ ein Sbtengefc^enf, eine
Slnmeifung auf eine gemtffe Quantität SBein, einen fogenannten
«rSBeinjettel« in« ®aftbau8.
@m!>l)nl\6) überbra(|ite biefen «.SBeinjettel" ber {»atb«* ober
fogenannte ©ilberbiener. 93ei befonberS tjornebmen ?Perfoncn mujte
ibn ber ®ecretariu8 beS iRat^8 mit einer fleinen 5(nrebc prdfentiren.
Der »ef^enfte foitntc ficb bann auf ben Bettel ben 2Bein felber
bolen lajfen unb barüber mS) ©utbünfen toerfügen. 3« gett^S^n*
liefen gdaen lautete biefer SBeinjettel auf 10 ober 12 ©tüb^en
mittelguten SBeine«. (Salt e8 ben faiferli^en ®efanbtcn ober fonjl
fe^r fio^e ^errf^aften ju feiern, fo gab e8 tt)o^l me^r unb babei
felbfl t)om beften 5Rofentt)ein. Bumeilen legte man au^ fogör
Wöbren \>\xxd) bie ijenjler be8 SRatb?)aufe8 , })\n% einen boppelten
Slbler baran, unb lie§ au8 bem einen ®(!bnabel biefe8 8lbler8 rotjien,
au8 bem anbern t^eißen SBein flie§en. S)ie8 gefc^a^ j. S. einmal
im 3ö()re 1676 bei ber Slnwefen^eit be8 faiferli^ien 2lbgefanbten,
be8 Surften ffiinbif^grä^.
Diefe faiferli4)en ©efanbten f^^einen mitunter tro^ aller @^re,
bie man i^nen ermie8, ettt)a8 anfpru(!^8botl gemefen ju fein. ©^
befamen bei \i}xtx Slnwefen^eit au^ noc^ anbere (Sefc^enfe, fofiar
(Selb, §. 93. 500 Dufaten, bie i^nen al8 eine Strt Sribut ober
Sjtrapräfent im SWamen ber 9iei4)8ftabt in einem loergolbeten fiib^^'
nen 5Be^er überreicht mürben, ©o t)iel befam j. 8. im ^of^^^
1639 ber faiferliclie a3ice»Sancenariu8 ®raf Äur^. Unb biefer war
bamit jufrieben. 3utt)eilen aber entflanben anä) Differenjen fiber
bie ®r5§e biefeS ®ef*enf8 unb ebenfo über ben Seiauf be8 äöeim
jettel8, ®o toax j. S. fpdter einmal ein faiferli^er «bgefanbter,
ein ®raf ©pauer, mit feinem ffieinjettel burd^au8 ntif^t jufrieben.
"Diefer aSeinjettet, ben ber ©enat auSgejleHt ^atte, lautete auf ein
126
!I?aor 3)u^enb JJIafc^en 9lofenn)cin. ®4>on ber ?Panbur ober
Äammerbicner bc8 ®rafen ®))auer njorf eine fpottif^e $^rofc ^in,
ali ber Silberbiener bed Status mit ^em Bettel inS ^au3 fam unb
fi(tf anmelbete. S)er %r&^xä)t $anbur fragte benfelben, tuad er ba
6abe? unb al8 er ^orte, e8 fei ein «rffieinjettel«, bemerfte er in
feinem öjlerrei4)ifci&en Dialefte: irfo an Si§l SBein »firbe bem
®rafen gar nit »erf^Iagen, t)t)U (Selb tt)ürbe i^m »eit lieber fein.
3)enn Steifen fofi't ®elb, mein Äinb!" rief er bem ©ilberbiener ju.
%\xi) ber ®raf @pauer bcjeigte ein beutli^eS 9nigt)ergnügen aber
ben Ileinen SBeinjetteU bemerfte nebenher, er ^ätte au^ auffaUenb
töenig ©olbaten t)or feine Z^ixx befommen, unb Iie§ ben lRat|> t>on
Sremen auf Umwegen »iffen, ba§ bie 9flei(f)8fläbte ^Jranffurt, Ä5ln
unb Sladjien x^m jebe ein ganjeä 6tü(Jfa§ ©ein auf feiner 2)ur(|)*
reife r>mf)x\ Ratten, unb ba§ er a\x6) mit ©efiimmtbeit erfa()ren
{labe, tt)ie man für i^n in Hamburg eben fo toiel ober ben SBertb
eineg ©tücffaffcä bereit bölte. Sr ^dtte fic^ t)on ber reichen ©tabt
Srcmen berfclben Slttention oerfe^en. 6r bemerfe bieS, fo fagte
er, aber bur(^au8 nic^t feinet^alben, fonbern nur feiner Jla^folger im
9(mte wegen unb um bem alten (Sebrau4)e unb ^erfommen 92i(^t8
}u vergeben.
68 fc^eint, ba§ ber SRat^ toon Sremen naiib biefem Sorfatle
mit ben SRät^en t)on Hamburg unb ßübed über ben fireitigen $unft
eine Govrefponbenj gehabt f^abe; benn \)on ben befagten ©tdbten
pnben ftc^ balb ©riefe loor, in benen gemelbet »irb, ba§ e8 in
Hamburg unb ?übed {lerfommlicti fei, gefrönten 4>äuptern jttjei
O^m unb mel^r unb ben faiferlic^en ©efanbten be8 nieberfä(f)fifc^cn
Steifes einen 3^**^1 öuf aAtjig ©tübcben (Rbeinwein ju überrei^ien.
®o fle^t e8 in biefen in Bremen aufbewahrten ©riefen. Slber ein
ßübeder 3)ocument üom "^^a^xt 1504 befagt, ba§ bamal8 ein Äönig
^ier D^m, eine Königin jwei ein^alb D^m, ein Äurfürji jwölf
@tfib(|ien, eine fturfürjlin fecbS, ein ^ergog a^t, eine ^erjogin
^i«t, ein Sifi^of toier, ein ®raf oier, eine ®rafin jwei, ein 8lbt
}^ei, ein frember 23ürgermeijler a\x6) jWei, ein frember 2)oftor ein
^^en erha lten Ratten, i)
^) @. Setrmann a. a. O. @. 89.
126
SWit ö^nlid^en JffietngefdS^enfen unb mit einem d^nlid^en (Se*
prdnge würben im Saufe beS 17. unb 18. Jö^t^unberW noc^ ßQt
Diele ^of)t Ferren unb Diplomaten in Sremen empfangen, unb ba
fafl jebe SBemegung ober jebeS bebeutenbe 6reigni§ im 9iei$e bo^
irgenb eine ber babei t(idtigen $erfonen m6f Bremen führte, fo
Ratten fafi aUe biefe Stngclegen^eiten ein (S4)o in bem JBremif^cn
IRatbSfeUer, unb e8 ijl ni^it weniger intereffant, bem ©angebet
SBeltbegeben^eiten wn unfern Aener<®en)5Iben aud ju läufigen.
^^ Witt ^ier au8 ber gro§en f\6) barbietenben güfle no6f einige
Seifpiele anführen.
3n ben Jahren 1645 unb 46 fIo§ fe^r \>M (Rheinwein im
Sremer ffeüer bei ©elegen^eit ber berühmten pra^tDoUen Stmbaffabe
be8 $oIenfönig8 asiabiälauä IV., ber bur^ ben Jg)odS)gebornen
^errn 6(iriflopb ®rafen DpaltjnSftj, 2Bot)Woben ju $ofen, unb
toiele anbere üorneljme Ferren fein f5nigli^e8 ®efpon8, ba8 \ä)hM
gräulein SWaria ßouife üon ®on§aga unb 9?eoer8, au8 ^ranfrei^
ab()oIen lieg.i) 2)ie ©efanbten mit 250 $ferben paffirten jwei
SJial bie ©tabt Sremen , ein fDlal auf bem Hinwege unb ein SWfll
auf ber Mdh^x fammt ber |io^en $rinjeffin mit anfe^nlic^em
$ompe. Sei i^rer erfien ?lnfunft am 28. Sluguft 1646 fuhren
i^nen ni(|>t nur ber ©9nbifu8, fonbern mit ifjm ou^ jwei fetten
toom Mat^e felbft in Äutfcben jum Sffiiflfommen entgegen, üoran
bie rotten Sinfpänniger, bie nie fe|)len burften, unb mit i^nen
oergefeflf(|)aftet einige loorne^me junge ©ürgerfö^ne unb gratulirten
unb beneoenirten bie ^o^en ^errfi^aften beim Äattentburm. 3^
beiben Seiten ber Stra§en , fowo^I in ben SBorfidbten aI8 in ber
©tabt panben bie Sompagnien ber Surgerf^aft unb ber ©olbateSh
in ben SBaffen unb mit fliegenben gähnen bi8 an ba3 ßofament
ba8 bie ^o))tn ©dfie aufnehmen fottte. Son aßen eompagnien
würbe \>ox biefem ^aufe eine ©aloe gef^ojfen, fowie anä) etM«
grobe ©türfe gelöfet, unb ba t)on bem ffietöne ber abfeuernben
®efc|>uje öiele iJenflerfc^eiben in ben Käufern babei jerfprangen, f^
1) ^a^ IR&i^ßfoIdenbe au9 Jtofier, Sremei (^f^xonit t>om 3. 1600 ff.; ^'
109—112 Ux im »efi0e M $mn d. Q^Ubemeifier bcfinblt<^eii Original^nbf^rif^
127
mugte bie StaatSfaffe fte ^intenbrein beja^Ien. 3nitoif($en aber
Miefen oom Z^nimt M Status SDluftfonteu mit trompeten unb
Binfen, kvobei benn au$ anbrerfeitd . bie SRuftfanten ber polnifcl^en
^errfcliaften ni4)t gefeiert liaben. t>\t polnif4)en efceDenjen ritten
aOe auf ftattli^ien Stoffen unb maren mit aQer^anb, t()eiI8 mit
Suc(}fen, Bobein unb 9Rarbern unterfütterten prächtigen Siöcfen unb
Solaren,- mit 8ltla8 unb anberen feibenen, au^) filbernen unb
ftttlbenen @tu(fen oon aller^ianb t^arben unb (Figuren berrli(|) n)o^I
auSftefiaffiret. 3^re $ferbe toaren mit gldnjenben Jeppi^ien, jilber-
nen toergulbeten ©tiegreifen (Steigbügel) unb Söß^ln gejiert, bie
@attel au(|i mit Slurguoifen, (Rubinen unb anberen Steinen ein»
gelegt. S)ie ganje Slmbajyabe unb @uite mürbe t)on einem eblen
Slatbe mit aUerbanb Seinen unb ^if^en xt\^\i6) beehrt. 93ei
i^rer erften Slnmefen^^eit mürben bie polnifcf^en ßfcenenjen l^ier t)ier
löge lang unterhalten unb traftirt, aucb in bie Äirc^en ber ©tabt,
in ba8 9iat^^au8 unb ben SBeinfeOer geführt, mel^eS SlOeS i^nen
bann berma^en gefallen, bag fte ficfi ganj fro^Iicf^ unb leutfelig
unb jugleic^ magnifiq bejeuget, unb am barauf folgenben J^reitag
in ber i$ru^e einem ^o^^eblen 9{at^ imd^ ttti^t S)eputirte in curia
I^anf fagen unb benfelben jur lafel einlaben lajfen, morauf fie mit
()0(|anfe^nIi$em $omp, comitata unb Bi^^'^t^ mieberum aufge»
ixoS)in, ba fte mit Irompetenf(äbaü t)om Sturme, Slufgebot^) ber
Sürgerfcbaft unb @oIbate8fa a\xdf t)erf(|)iebenen @(;ren'®atoen aud
Keinen unb groben ©efcbü^en unb fonp beehrt, unb öon be« ^at^i
3)eputirten bi^ jum aSarelgraben au8 begleitet morben. ©ei bem
^^ 3. 3anuar 1646 um 9 U^r ?lbenb8 erfolgenben Sinjuge be«
Staulein Don ©onjaga unb 9tet)er8 Ratten bie 93urger, bie felbfl
unter ben SBaffen flanben, ein jeber üor feinem ^aufe eine
l^tennenbe fiaterne ausgehängt. 5)ic fönigli^e Sraut — bie,
nebenher gefagt mäf^^x, lange Äönigin t)on ißolen unb an jmei
<>olmf(^e Äonige öer^eirat^et gemefen ift, — mürbe in einer
Nmetnen Sänfte Don SWauIefeln getragen unb fanb tfir 8ogi8 im
^ftufe be« JRat^S^errn SWeiner S4>öne.
3m 3a^re 1654 mürbe im SSremer SRat^Sfefler jum erflen
^^t einem rufjtf4>en Gsaren ein ^o^ gebra^it. di maren
128
moifoxoiti^^t Ferren, Sbgefanbte beS e^aren 3((e8cei aRi(^Qi(ott)itf4
mit einem GJefolfle t>on fec^Sjig 5ßerfonen jurStabt gefommen, um
an ben f(t)önen SÖeinqueUen be8 Sremer Äetlera ju f(^6pfen. üRon
tränt fomo^I i^r Siüfommen a(d i()r S3a(et in r^einifc(^en unb
^ifpanifc^^en ©einen unb traftirte fie babei — für biefe ®äfle au8
bem IWorben fe^r paflfenb — mit frifcj)en Äirf^^en, (Srbbeercn unb
jungen ®emufen.
Db au^ fpdter im "^a^tt 1697 ber gemaltige moSfotoitif^e
Cjar ^eter ber ®ro§e felber in ©remen gewefen unb in ben
bortigen ffieinfeller ^inabgejiiegen fei, um bafelbft einen G^rem
trunf JU befommen , fc^ieint mir jipar nidift toödig gem^ig, aber
bo(i^ immer()in nai^ ben barüber t)erfc^iebenen 9?acbridi)ten ni((it
ganj unma^rfc^einlic^. !£)iefer gro§e üRonarc^ machte nämlicb in^
3abre 1697 incognito al8 SWitglieb einer ruffifc^en ©efanbfcbaft
feine berühmte Weife bur^ SWorbbeutfcl^lanb nacb ©aarbmn in
^ollanb, roo er ficb unter bem SWamen ^ßeter 3Wic^oiIon) al8 Schiff«*
jlmmermann für einige 3^i^ nieberlie§. 9lm 6. {Rooember bejfelben
3a^re8 nun fam, \o\t $eter Äojler'8 S^ronif erjä|>lt'), ein raoSfo^
tt)itif(^er Änefe ober Sojar incognito m^ ©remen; DJiemanb fannte
i^n. ?lber JBiele hielten i^n für ben großen Sdfar felbp, unb
obtt)otil ber ®(|)iffer Johann SWarten«, ber bef>auj)tete , ©eine
cjarifcbe SWajejiöt t)or etlichen 3ö^ren in ?lr^angel gefe^en unb
an JBorb feines ©cbiffeS tractirt ju ^aben, nid^t jugeben rooUit,
ba§ ber S'^embe ber Äaifer felber fei, fo ermie« man i^m to^
Diele Q^x^, jeigte i(im $ine8, noaS in ber €tabt 9)are8 ivar, unb
fübrte i^n au4) in ben SBeinfeOer, luorauf er am 21. 9{ot>ember
frü^e x>ox Sag in aücr ©tifle, ofine ba§ S^n^^nb erfahren ^atte,
»er er »ar, unerfannt »ieber »on ^tnnen gog. Später im ^a^xt
1716, am 9. December, ifl $eter ber ®roie allerbingS gutoerWfftg
in SBremen gemefen unb gmar nicfit incognito, fonbern al8 Jtaifer.
^ie8 aRal aber mar er nicfit im JfeUer beim Sßein, fonbern f4ilief
nur eine IRa^^t in ber Stabt unb {mar in bem ^aufe bc8 Dr.
^ermann €4^5ne am 9(n8gariifirc^^of.^)
1) %. a. O. 6. 800.
>) 9«fl» etabt^9rfmif4e Qkfc^u^ (9Rfa.) Y. 6. 234.
129
3n bcn Äefler*?Popieren au8 bem 3^^^^ 1Ö81 fh^t miebctum
auf bem Sonto einer ^o^en S)ame ein S)ebet loon {toeiunbbreiiig
Quart (R^eintoein. @8 n)ar bie Jt5nigin Don 2)dnemarf, Q^arlotte
9(malie, geborne Sanbgrdiftn wn ^effen^ftaffel, bie in Segleitung
mehrerer ^rinjen t^on 9Rflnben auf ber SBefer ^erabfam unb am
2. 3uli be« befaßten ^a^xti mit einer ^^lotte wn elf Seifen bie
@tabt pafjtrte, nat^bem fie eine ßinlabung M 9)at^8, einige Sage
bero ^o^e ©egenmart ber @tabt erfreuli^^ genießen ju laffen unb
t)on ber Weife auSjuru^en, abgelefint botte. 3(>rer aWaieflät ju
@(iren n)urben smei SRal fänfunbbreigig @tud! \>on ben aßdOen
loSgebrannt. 3^ölf (£om))agnien SBurgern^ebr flanben an ber
®^la6)k in armis, unb bie grofe SBeferbrütfe toar mit ber ©tabt-
milij befe^t, fotoie au^ SatoaDeriflen am SBeferufer unterhalb ber
@tabt aufgeritten toaren. 90e biefe ®oIbaten gaben, al9 bie
Königin t)orbeif(biffte, trefflii^e ©atoen unb obg!ei(f> bieS 21({e8 einer
fo milben, fanften unb frommen grau, »ie e8 biefe S|iarfotte
Ämalie roax, al8 etma» aBjutJiel friegerift^er 8örm erf((>einen
mo^te, fo foll fte bo(^> ben f4)ie§enben Sürgern fe(ir freunbli(^
unb beifällig jugetoinft ^aben.*) ©pnbifu? Dr. SBai^mann, ber
fte ein«' unb auSbegleitete , \>txit^xtt babei mit einigen anberen
Ferren unb Sax^alieren bie oben genannten 32 Duart 9t(>eintoein
au8 bem SttUtx.
©ebr t)iel (ßuber unb Slei n)urbe in ber legten ^alfte be8
17. 3ö^r^unbert8 au^ tjerpufft, rotnn einmal ein ®efanbter ober
®eneral t)on ©cbi^eben, bamalS einer für Sremen fo mid^tigen
Tla^t, erfdSiien. 'Dem f^webifc^en .®rafen Sonbe j. JB. fanbtc
man um8 3^^^ 1690 jiDei ©ijnbici entgegen, gab i{im fe(f|8
®renabiere t)or8 ^au8 unb befcbIo§, i^n mit bem bejien SBein ju
beehren. 2tud^ ber fcbioebifcbe iJelbmarf^jaB ®raf t)on SEBrangel
^atte im ^af)xt 1666 jur geier be8 in ber bremifcben ©efcbicbte
berühmten iJriebenS t)on ^abenbaufen me^re {Jäjfer Ä^eiU', ^ifpani«»
fcben unb franjöfifcben SBeineS nebfl geborrtem 8a^8 in fein
1) ¥oP, a. a. D. ©. 17—19.
180
^elblager ^inouS gef^^idt erholten, i) %x\äf ein englif<$er ®efonbter
aöilj>ctm8 m. murbc irnja^re 1676 im SBeinfeller traftirt welker
gefommen toar, um fid^ für bo8 ®raiulation8f^reiben . ba« ber
<5enat n^egen ber gläcflicf» entbecften unb abgetoanbten (Sonfpiration
gegen ba8 Sebcn biefe8 A'SnigS gej(^rieben ^atte, ju bebanfen unb
mit ben 9iatb8(ierren auf baS SBo^I SBilbelmS III. ju trinfen, unb
t>ermut^li4> ßubtoig IV. jugleiif) ein (toenn qu(^ nur fliüeS) Pereat
}u bringen.
8lu^ ber berflbmte griebe t)on iRi;8tt)irf, ber gegen ba8 ßnbe
be8 17. 3a^t^unbert8 bie Stu^e in Europa für einige ^tittn mieber
f^erfleDte unb m^ bur<fi ein gro§e8 unb al(gemeine8 S)anffe{i in
Bremen gefeiert n^arb, nourbe balb barauf im j(eUer \>on 93remen
gefeiert. S)enn furj na^ biefem glädflii!^ bemirften t¥rieben8abf(^Iu§
beehrte unter man^Kn anbern $erfonen a\x^ ber t)on @<f^lo§ SR^dmid
^eimfe^renbe f&nigL bdnif^ ®efanbte unb @taQt8minifler @;ceUeni
tJrei^err t)on 5piejfen bie ©tabt unb ben ffleinfeHer mit feiner
bo^anfe^nli^en (Segentoart, na^m bafelbft bie i^m t>om ©enate
bem alten {täDtifcf^en ®ebraud(^e na^i unterbienftlii^ präfentirten
n^enigen t$taf(f^en 9)^einUE^ein8 %viil\ä) an ft^. foflete fte, beurt^eilte
fie toon guter %xt, unb äu§erte ben 2Sunf($, er möchte xoo^l ein
ober anbert^alb i$ä§Iein batton fiaben, um an6) fönigli($e SRajeftat
t)on Dänemarf unb Slortoegen, ben bamal8 regierenben 6^riflian V.,
iawn foften ju laffen. ßjccenenj $(eifen l^atte {war, toie er na^f^cr
tterft^erte, bie Intention gehabt, biefe8 t^aglein ju bejahten;
l^ierauf na^m aber ber freigebige 9lal^ t)on Sremen feine 9tudft4)t,
erfa^nte ft^ ttielme^r, um (Sjcelleni feine ^o^a6)tmi unb SBiQ«
fd^rigfeit an ben Jag ju legen, eine ganje Bulajl 5Rbeintt)ein8
(beinahe 5 D;f)oft) burd£i @$tfer 93ielefelbt naö) J{openl[»agen aI8
ein ^rdfent für ben l^oben ^errn abgeben ju laffen unb felbigeS
an i^n unterbien{IIi(f^ ju conftgniren, inbem er babei }uglei4i in
1) 93icl (ebeutenbcr unb grofortiger tvar natürli({i no$ bad i^m enotcfene
^ractament, M er im 3ult 1667 gut Entgegennahme ber ^ulbigung in ^Bremen
erfdiiten. 9}ergl. $ o fi , a. a. D. IV. e. 405 ff., 6 m i b t in S) o n a n b t ' « ^remtf<|em
a^agastn. €. 643.
2) Äojier a. o. D. @. 806 f.
etRem ^fl mHnblii^eii @$rei6en Otint (l;cfBei^ unb 3>ero
iOußre Familie }u allenounfil^tem Sßo^Ifein unb Sufha^me bem
fiarfen ®nabeiif(^u^e ®otte8 , bie @tQbt Sremen aber ®r. SjceOen)
bel^arrli(|^er |K)i^et (Setoogen^eit anem))fQfil, toobei man freilit^ f{(f^
erinnern mu§, ba§ bie bfinif(f^en £)ommiett bamalS bi^^t wx ben
X^oren wn Sremen an ber olbenburgiftfien (Srenje anfingen, unb
femer, ba§ Stonig &()rifüan V. ein gro§er Sebemann, t)on SeibeS«
l^onfiitutton fe^r flart mar, unb tt)o()I eine SSeinprobe t)on 6 Oiboft
jtt be^anbeln t)erflanb, — fo lote aucb, bag ^en t)on Steffen
bamalS in Üopenbagen fafi aamfi<btig n^ar. 2)er ^o^e SRinifier
ermangelte ni4^t, in einem ebenfo artigen @4^reiben feine freubige
Ueberraf^^ung über ein fo anfe(^nli$e8 $rdfent unb jugleic^ ben
SBunfcb au8}uf^re$en , bag e8 i^m mbgli^ toerben möge, ^in«
toieberum ber @tabt SBremen inSgemein unb aud^ jebem Membro
Senatus infonber^eit angenehme ®efäQigfeiten ju ertoeifen«
©einer 3^U erhielt au$ ber alte Sn^' ^^^ ^^ f^ine j(anonen
unb 3:rommeln fo mckbtig in (Suropa rubren lieg, re(bi erf(e(Ili<|ie
^^tngef^enfe au8 bem bremif<!b^n JteUer jugefanbt. 7tamentli(|^
ein av{al ald Sabetrunf 4 j(if}en befien alten SR^einmeinS, gerabe
)u einer 3eit, loo er fo($e ©tärfung befonberS gut braucf^en fonnte,
ndmli^ im ^uni 1766, a{8 er ft^l eben }ur Eröffnung jene«
fttieged anfcbidte, ber 7 3afire lang bauern foQte. i^riebridbS
Äammerjierr, ^err \>on greber8borf, ber barüber melbete, bag er
bad ©treiben Amplissimi Senatus unb baS begleitenbe $rafent
bem ftanige einge^änbigt ^abe, bemerfte in feinem 93riefe juglei^^,
bag f5nigli4^ SIRajeflöt foI^eS mit allen SOterfmalen einer ganj
befonbern 3wf'^i^J>«nf)eit aufgenommen b^be. 3a, griebric^ ber
®toge fanb fogar no($ mitten in ben Buri^tungen {u feinem
ßinbru^e in @a4ifen unb Defierrei^ ^tit, loieber fetbfl an ben
®enat toon Bremen ju f(|^reiben, unb i^n toiffen ju laffen, i^bag er
feinen JBrief mit Vergnügen erl^alten, fo toie au4> ^^^ '«nb ju
t^un, bag, ba er barin bie bänbigflen SBetoeife ber wn ber @tabt
^temen gegen i^n ^egenben guten unb bet)oten ®eitnnung gefun^
^en, er ni^^t Umgang ne^me, bem Statte ^ierbur^ }u erfennen {u
S^ben, bag i^m fol^ie {u ganj befonberem Contentement gerei^e.
9*
132
Unb n)ie i^m baS beigefugte $röfent wn altem 9t(;einioein tedf^t
fe^r angenehm getDefen fei, a(fo banfe er bem Statte ni^t aQein
bofür, fonbern ert^eile i^m guglei^ au^ bie aJerftc^erung , bo§ er
ber Stabt Sremen bei aller ®elegen^eit Marquen t)on feiner ^ulb
unb ®nabe geben unb in ber 2:(;at {eigen toerbe, ba§ er fei i^r
fe^r affectionirter JJriebri^.*
3)ie8 ©c^reiben ip t)om 22. Juni 1756 batirt. 9i^t 2Bo(^en
fpäter, ben 24. Stuguft, bra(^ griebri^i in Saufen ein. Unb eS
ijl bemna^ febr txja^rfc^einlic^, ba§ ber Äönig bamalä ben bremi*
fi^en SRatbSfeQer'dt^einmein noc^ im i^ourgon ^atte, unb ba§ er,
au8 ber 93remer »/SRofe-» gejlarft auf bie ©4ila(f)tfelber t)on Sotoofi^
unb $rag gerütft ijt.
Unter ben über bie ^^ärften« unb 6^ren«2Beine aufbetva^rten
Sorrefponbenjen fommen bie eigen^änbigen 93riefe unb 9utogra))^en
au$ noc^ mancf^er anberet berühmten äWänner \>ox. D^ne 3n>eifel
nodre eine fernere 9tet)ue biefer (Sorrefponbenj, ber babei genoiec|ifeUen
jierli^en Sefom^)limentirung8f(|)reiben be8 Sremer ©enat« unb ber
bö^fi t)erbinbli(!b gebre^fetten 5)anfbriefe ber Sefcbenften, unb aUeS
Dejfen, waS babei fonfi angebeutet »irb unb vorgefallen ijl, viel*
fa(^, fogar au4) politif^^, intereffant unb für bie betreffenben Seiten
^arafteriflifcb. 9Ran fönnte babei au^ {eigen, noie bie Sibeinweine
üon SBremen allmcilig i^re SBege, eben fo noie m^ 5{open^agen
unb $ot8bam, au^ na^i fionbon unb fogar nad^ ©panien unb
ßonpantinopel fanben, um ba irgenb einen greunb ber {Republif
in feinen guten ®e|tnnungen für bie @tabt ju fldrfen. 9tamentli(b
märe e8 auc^ fe^r ^ubfc!^, bie @itten unb ®ebräu(|ie nd^er ju
fcbilbern, mclcbe bei ben ben eribif<!böfli4>en Otdt^en, ben ©tdnben
be8 erjftifts SSremen, ber JRitterfcbaft unb ben Ferren öon ©tabe
unb SBuite^ube ordinarie überreichten 2Belngef(|>enfen ^erförnmli*
waren, fomie bann aud[> bie üerfcbiebenen tJdde, bei benen bie
©(^mejierftdbte Cremen, Hamburg unb ßübecf für i^re Derbienten
©ürgermeijler, »enn fie i^re 8lmt8»3ubilden feierten, SBeingaben
unter fx^ au8taufcbten, nd^er ju beleu4)ten, in8befonbere aber au$
bie SSo^lt^aten, bie ß^ren^ unb Sabetrdnfe }u beseid^fnen, iDel^e
133
fonjfiflen olten 3w6ifar»@reifen ober au^ armen !J}atienten üon
»erbtenjl au8 bem bremifc^en Äeöer freiflebig gefpenbet ipurben.
3m «nfanfle be« 19. 3a(ir^unbert8 famen du§erjl unwiaforn-
mene unb fc^r unbef4)eibene ffieinlieb^aber in8 ßanb, bie awi) bei
»eitern ni(^t fo ban!bar unb fo artiß tvaxtn, wie ^err \>on
aWanbetSlo^e unb SjceHenj ^Jlejfen ober JJriebricl) ber ®ro§e, ndmlidii
bie ©enerale unb Wax\i)aHt be8 2BeIteroberer8 5Wapoleon, auf
beflen ©efe^l in bem 1803 mit Snglanb auSbrec|)enben Äriege
ber ^erjog t)on Ireoifo (SWortier) baS benachbarte Äönigrei^
^annoüer befe^te.
3)er ©^recfen über biefen 6inbru(^ ber ©allier fubr a\x^ ben
alten beutf^en SBeinen im Wat()8feBer ju Sremen in bie ©lieber,
unb fie machten ft^ au8 ibren groien gefcbmütften ^Jöffern xüä)lxä)
^inau8 au8 ber ©tabt, um als ©upplicirenbe bie na^enben S^inbc
mit milben ®e|tnnungen ju erfüllen, gür ben befaßten ®eneral
SRortier tt>urben fdS)neU 9 Äijten SBeinS fertig gemacJbt, unb biefelben
ifim nacb ^annoüer entgegengefanbt. ©ein SWa^folger ©ernabotte,
Mar^chal de TEmpire unb General en chef de lärmte
dBannovre erhielt ßuli 1804) 10 Äiften franjöfif^er, fpanifc^er
unb portugieftf^er 9Beine I;inau9gef4)i(ft unb barnacl) no^ ein
9Kal „deux caisses de vin de Rhin Vieux" unb nocb ein SDtal
,}Une caisse de vin de Rhin plus vieux^. 3^' ^^^ einiger
3^it fc^imärmte e« t)on gierigen unb burjiigen franjöfifclen ©enemlen
um bie ganje ©tabt ^erum.
S3alb mu§te an einen General de Division Dessole, balb
an ben General d'infanterie Rivaud ober an Monsieur le
baren de Boucheporr, $ofmarf(^aU be8 Jt5nig8 t)on SBeftp^alen,
ein ®ef(benf golbigen SBcinä im Äeüer bereitet unb jum %^oxt
()inau3 gefahren i^erben. Unb benno^) biente bieS Stled nur baju,
bie ©egierbe ber granjofen nai^) bem SSefi^e ber ©tabt no^ ju
erf)5^en. 3m 3a^re 1811 tourbe bie f leine (Hepublit felbp bem
frönjSFtfc^en Äaiferrei4>e inforporirt, unb nun gingen Jlapoleon'd
!Warj(^ätle im JWat^gfeüer na^ i^rem »elieben ein unb au8, unb
We ©remer ©tra§enbuben befamen ®elegen^eit ben aSerS }u fingen:
}}lo Mar^hal de France a perdu la balance.^
184
S)e8fllei^cn muftcn in ben Sorten 1811, 12 unb 13 bie alten
guten beutfcfien SBeinc Don ber gorfter Rix^t unb t)on 3lübe8^em
unb ber apopel 3uba8 unb ber ^poM »artl^olomciu« ft^ be^
quemen, bei ben gejlin« auf ber bremif(^en ©örfe , tt)o man 3^(1^
au8 3a^r ein SRapoIeonS ©eburtStag feierte, bie Äe^Ie oft ju ^6*S
tt)ibertt)ärtiflen a3it)at8 auf fran jöftfclie ©icge ju jlimmen. ®IudI(i*er
aSeife tt>ät>rte biefe 3eit nic|it lang.
a3er^e|)Ien Iä§t e8 ft^ bei aUe bem jebo^ ni<||t, ba§ ba8 im
3a{>re 1814 erfolgenbe Sriump^gefc^^rei über bie ©iege bei Seidig
unb ber balb nati^ber eintretenbe Sinjug ber rufjtfci^en SSefreier in
bie ©tabt, bem Äatbäfeßer no^ tjiel t^eurer ju flehen fam, q18
aUe ben tJranjofen feit 1810 bargebrad^ten Düationen jufammem
genommen. Sin bremifcber ^err bereci^nete, ba§ biefer 3"^'
bei bem man freilii^ mit (Red^t üiel bereittoiUiger aI8 jur JJranjofen*
}eit aOe S^Pf^n laufen unb ade j(5rfe fpringen Heg, blo8 an
JR^einwein bem Bremer 9lat^8feDer im Saufe e i n e 8 ^dfyx^i (öom
15. Dctober 1813 bi8 jum 31. Dctober 1814) m^t an 10,000
Itialer gefojiet babe. 2)ie rufpf^en (generale aSorongow, Biw
gerobe, Settenborn, ©troganoff gaben Sraftamente, bei benen bie
alten (R^einmeine toie SBeferioaffer flojfen. ?lu^ ber ^erjog wn
ßambribge unb ber ^erjog t)on Sumberlanb unb ber Äronprinj öon
@4^meben befamen i^re x^idfliS) gefüllten ^^äglein , unb eben fo
ijl bem englif(f)en Fregatten *6apitain, ber oor ber iffiefer er^
fd^ienen »ar, ettt)a8 Sraubenfaft auf8 ©aljioajfer |iinau8gefottW
n^orben.
Unb \>o6) toax bei jener ©umme no(!b gar ni(i(it einmal mit
eingerechnet, toai /^noegen @nglanb8 Serbienfle um ben
grieben oon Europa« erflli(^ im Sanuar 1814 ber ßorb
2Bellington i^au8 ber Stofe unb au8 bem Slpoftel 3uba8'' empfing;
fo toie n)a8 eben be8megen ber englifcbe SKinifter docfburn erhielt
bem ber ©enat eine $robe feiner SR^eintoeine jufanbte, »eil e8
i^m bi8^er no^ ni^t vergönnt getoefen, r/©eine ßfceHenj mit ber
in i^rer Slrt einzigen aWerfioürbigfeit ber ©tabt, bem ben barna*
f^on au8gejired(ten flauen ber granjofen glütfli(|) entrijfenen, ni*t
unberfi^mten aBeinfeUer unb ben bafelbp aufbeioai^rten MteilÄnbi^
186
f<|en SR^tnn^etnen befannt }u ma^en.« üben fo haaren babei aucd
Roli nt4>t bie t)erf(t^iebenen ®enbungen eingerei^net , totl^t in
jenem ^a^tt na$ 2Bicn gingen, um bie bort im Songre§ loerfam«
melten Diplomaten in freunblid^ev SBeife an bie alte 9tei4^8flabt
Sremen gu erinnern.
S>iefe franjdftfd^e Unterjochung^« unb SBefreiungSgeit ^at bie
legten Slnldffe ju bebeutfamen @penbungen t)on (S^rentoeinen aflet
Art gegeben. 3n neuefler 3«it bot man, fo fc^eint e8 mir »enigflen«
m^ ben barüber oor(^anbenen SRa$ri(^ten, ni<t)t fo loiele ®e(egen»
fieiten {u Q)ef4)^nfen x>on ßbrenmeinen an Slu^märtige gefucfit unb
gefunben. Va bie g4in} alten SBeine bei bem üerfinberten ®ef4imad
niS^t me^r fo f)o6f in ber äReinung be9 $ublifum8 flehen, fo (^aben
au(!b i^ne Bremer SBeinprdfente unb SBeinjettel if^ren 9^imbud unb
ifiren 6inf[u§ in @tma8 t)erIoren, unb man mug je^t mofil ben
ganjen alten ®ebrau4) aU im Slbnef^men ober al8 im 9Iu8fterben
begrijfen betra^ften.
III.
SttUtts^ünpÜtutt jti Stemm* ^
S)ie ©etranfe unfere8 IRat^SfellerS, beren befle ©orten üu
fold^en e^renweincn oerwenbet mürben, gebieten ni(f)t o^nc forg«*
faltige Pflege unb Sebütung. Dbne 3tt>^ifel ^aben unfere 2Bein-
Ferren in ältefler 3eit einen funbigen SWann im ÄeHer gehabt, um
bie ®ef*dfte be8 SBeinlagerS unter ibrer Dberaufftc^t ju füfjren,
atle8 beim (Sin* unb SSerfauf ber SBeine 9l5t^ige ju beforgen. 3n
öcrfc^iebenen Slufjeicbnungen au8 bem 15. 3a^rf)unbcrte 2) — unb
einjcln au^ fc^on früher — »irb ein r.2Beinmann« ober i/ein Äeller«»
mann ju Srernen« ern)ä^nt, morunter o^ne 3^cifel ber gager« unb
>j Seigl. »wwcr ©onntofl«bIatt. XI. 3«^- @- ^* ff-
^ a. ». in bei Äünb. ÄoU« öon 1450, «rt. 27 (bti Delri4^8, 6. 728.)
136
«eBetmeifler M fiabtif^en ©einfeBer« »u tterjiefeen ijL 3tt>«fri|iafl
erf^eint e8 mir, ob biefer ^SBein* ober ÄeDermann-' Ql^if ^on
oorn^erein ein toom SRat^e injlaQirter unb befolbeter SBeomter ober
ttroa nur ein toeinfunbiger $ä$ter be^ iteQerS geioefen fei.
(Setoiß ijl e8, ba§ ju oerfc^iebenen S^it^n J>« Äeüer fotoof^l
üerpfänbet ol8 oerpat^tet getoefen i|l. aSerpfdnbet toar er j. S.
einmol im 3a^re 1435 an ^einri^ Säumer, ben @o|>n be8 be*
rühmten unßlüdli^en ©ürflermeijter« biefeä 9lomen8.i) Unb üer^
pa4)tet ttjar er im "^a^xt 1547 an einen ßetoiffen ÜWartin ^emelincf
unb na(|> beflfen Sobe noä) fpäter an bie 2Bitttt)e bejfelben. (Einem
fol^^en $äd^ter lourben bann bie greife beflimmt ju benen er ben
SBein geben muffe. Slu^ b<^tte er bie SSerpßic^tung , felbfl bur^
feine eigenen öemu^ungen ben Äeller »jum 95e^uf ber guten ©tabt«
immer rei^Iic^ mit Sein ju loerforgen. @r mugte babei a\x^
t^eure 3^^^^ ^^^ bamalS oft eintreffenbe Äriege8jeiten unb Se*
lagerungen in (Rudfft^t nehmen unb trad^ten, ba§ e8 felbft mä^renb
lange bauernber S3elagerungen im ©tabtfeUer ben 93urgern jum
Jroft an SBeine ni^t fe^Ie. Db biefeS Ber^jac^ten beS SBeinfeUerS
in ber ÜJlitte be8 16. S^^i^^unbertS nur eine tjorüberge^enbe SPtag»
regel gewefen fei unb tt)ie lange e8 gebauert ^abe, vermag iäf
nidbt JU beftimmen. SluSgemacbt aber ifl e8, ba§ e8 toenigflenS
im "^a^xt 1595 aufgebort l;atte, unb bap um biefe 3^it ber ©enat
einen oon i^m falarirten Seamten jur ©eaufjti^tigung beS SSJein*
feUer8 unb jur Leitung unb Seforgung feiner ®ef(|idfte einfette,
unb baß oon biefem 3af)re an bann über jtoei 3^^^^«nberte ^inburc|>
ein Watl^gfeHeroorpe^er bcm anbern im 3lmte folgte. Sinige biefer
qJerfonen jinb für i^r S(mt unb ibre 3^it ^aracteriftifc^.
S)er erjie in biefer {Rei^e oon Seamten mar ein getoijfer ^err
Daniel oon ber^orjl unb in feiner un8 aufbeioal^rten Se*
jiaDungSurfunbe bǤt e8, ber (Ratl^ bejielle ibn gu feinem i.9Bein^
mann" unb r/Diener im ©tabtfeüer". 68 fcbeint bemna(^, ba§
>) gottf. bon IR^neö6erg*@(|>cne (a. O. ©. 163): So bekam Hinrich
VasBmer den WienkeUer . . . zum Unterpfand, so lange daes er sein Geld
kreg, dass sie ihme belavet hadden.
187
bieS ber offizielle ZM biefeS 9lmt8 getoefen \ti. Z)o$ jetgt ft$
in ben SBeinfeUer^^apieren nu(^ neben bemfelben ber fpäter \>kl
gemö^nlic^ere unb bis in baS je^ige ^^^^bnnbert bauembe Sitel
v^oppmann''. äßan fagt, biefe leitete Benennung fei ba^er ju
erfidren, ba§ ber Seinmann beS JteUerd iuglei(f) au$ ber »^opfen*
mann«, b. 1^. ber 9(uffe()er be8 ^opfenlagerS ber @tabt gekvefen fei.
!Dur$ eine üerfe^rte SluSIegung unb Ueberiragung be8 plattbeutf^ien
v^oppmann" foU bann ber ^o4ibeutf(|^e Xitel »Hauptmann'' enN
jtanben fein. t>a inbe§ aud^ in anberen fldbtifii^en ftetlern, j. SB.
in bem Don Säbetf, ber Sagermeijler ben Sitel i»J(eUer^auptmann''
fufirt^ fo mdre e8 tpo^l m5gli^, ba§ aui) in SBremen ft(|^ biefer
Xitel felbfldnbig unb o^ne bie 93ei(^ä{te be8 «r^oppmann« a\x9^
bilbete, unb neben biefem in &thxanä^ fam. (Senoiß ifl ed, ba§
feit bem ©nbe beö 17. Sö^^^N^^^^** im gemeinen Seben «.ÄeBer»
Hauptmann" bie gebrduc^licbfle SBeiei(tinung ber (E^arge toax.
ÜlOerbingS aber bebienten ftcl^ @cbrift{leUer, bie correct fein tt)oIlten«
nodi big jum ^ai)xt 1820 in ifiren äufjeicibnungen be8 ZxMi
»^oppmann*.
3)er @enat gab wn t>oxxi^txm feinem irSBeinmann'', ber
inbe§ au^ gro§e iBerantmortli(|^feiten unb $f[i(|iten übernahm, eine
iiemli(b gänßige Stellung. @r beflimmte ibm bie alte „Domus
yinaria^ am SRarfte al« feine Sieftbenj mit freier Sofinung unb
»mit ®enu§ ber ^euer eines Keinen ^aufeS bal[)inter.'' S)aiu (feit
bem 3a{ire 1627) ein ®ebalt oon 200 J^alern, unb ferner jebe«
SMal, menn er eine gro§e SReife an ben W^ein jum Slnfauf t)on
deinen ma^en mürbe, 30 2:^aler i^ju einem SReifefleibe'', ferner
ou^ nocb 32 (52 feit 1689) Sbaler Äoflgelb für jeben «.©ein*
fnec^t*, ben er im Äefler unterhalten mu§te, ber übrigen? no^
öom Senat befonber« befolbet mürbe. ?lu§erbem aber auc|> ert^ieilte
« iN no* einige fc^d JenSmertbe ^riöilegien , namentlicb , ba§ er
»Don Slccife, SBa^en, ©ürgermerfen unb anbern bfirgerli^ien
'PfH^ten enthoben fein foOe in allen ben Seiten nnb JJdllen, in
^cnen bie Ferren beS Äatbö t>on benfelben frei feien.« — ^aju
Ö^ben i^in bie bebeutenben ©efcbdfte, bie er im 9? amen beS ÄellerS
^^f^log, nocb mobl fonfl man^e ®elegen^eit ju inbirectem unb
188
ni^t unerlaubtem ®eto)iime. t>xti Mti toax ju jener S^it eine
iienili^ reic^Iitf^e SluSjlaitung , unb e8 xoax bn^er fein Sßunber,
ba§, toenn bie @teQe einmal leer lourbe, eS an ja^lreicl^en Se«
noerbern für jic m(S)t fehlte. Iffienn man bie ßijle ber 9Jamen bet
loerf^^iebenen 3nl;aber überfielt, fo finbet man barunter mehrere
frembe unb bem Slnfc^eine na^ au(^ abiige 9?amen, au§er bem
fdiion genannten f/^errn Don ber ^orfi*, au(^ einen «r^erm be
9}euft)iUe«, einen i^Ie Xurf« k. 9Iu^ tt^irb bafier baS 5refler^aupt»
mann^amt unb baS ganje SBeinfeBerinjtitut ju mieberl^olten aWalen
in ben alten papieren be8 17. Jo^r^unbertS «eine fe^r ^onoraMe
©tation* genannt.
Sebenfall« »ar ber 9lat^»feDer*^anbel lange S^i* (f^ft no^
»ä^renb beS ganjen 18. 3a^rj)unbert8) ba« ^auptn)eingefc|i(ift in
ber ©tabt, unb au§erbem »urben uon ba au8 bur(^ ißermittelung
be« f/^oppmannS* bie übrigen iffieingefc^afte Dielfad? fibermad^t unb
birigirt. 3)er ^oppmann ^atte bie »SBeinaccife«, baS fogeannte
«fSobengelb«^), bie »rÄranjgelber« unb anbere Slbgaben einjuforbern ;
ja ein S^ieil ber SBeinlager ber prit)aten üBeinfjdnbler, nämli(|> i^r
JR^einmein, lag bei i^m im ®tabttt>einfetter unter feiner 9lufft4)t.
Dies SlOe« mad^te natürlicib ben iteller^auptmann ju einer nitl^t
untt>i(titigen ^erfon in ber ®ef^(ift8tt)elt.
©0 lebten benn au^ bie Äeller^auptleute im 17. Ja^r^unberte
mandi>mal „rok bie J^erren«. einem berfelben, ber wm ^atf)t
wegen ber t^euren 3^it^n (ungefähr um 1680 ^erum) eine ©r^ö^ung
feines ©e^alteS t)erlangt ^atte, tpurbe \)on Seiten ber feine Sage
unterfu^enben 9tat()8mitglieber »orgenoorfen , i.er ^alte ftd^ f5fHi*e
6d)litten, ein $ferb, beffen er fi^ jum {Reiten bebiene unb baju
fojlbare S^abberaquen , bie jebe xoo^l über 100 S^aler ju fojlen
f(^eine. Sr ^abe jt(^ bie feinflen bamaflenen ©erioietten unb
toußenen $aru9nen üon au§en bringen laflfen. 6r gefye auf bie
3)an^» unb ged^tf<|>ulen unb ^abe \i^ auf ben Dan^bobenS tbeure
aWaSfarabenfleiber maxien lajfen unb ^abe mit i^nen geflu^iret.
1) (Sine eetoiflfe alte «(fcflabc ouf lebe« in bie ©tabt fommcnbe ober qu4 nur
Bremen paffirenbe 9of SBein.
189
^bti fei er fo l^o^^mätl^tQ unb flol} geworben, ba§ er faum
regrotulire unb ben ^ut abnehme, n>enn er gegrügt mxht, unb
ba§ er fogar auf ber SBdrfe einige Seute febr gering }u a(|)ten
fiiiieine. Da fei e8 fein SBunber, ba§ er bei feinem ©oloire nic|it
xnä) werben tooüt, »ie afle feine Slntecejforen.* — ^Jreili^l waten
benn anä), n>ie gefagt bie fPjIicbten unb Oefc^dfte eine« ffieinfeller*
Hauptmanns unb bie ^nforberungen , bie man an \\)n fiellte, nidbt
gering unb fe^r ia(;Irei(|^. i^Sr foUte«, fo Hei§t ti in ben t)om
Senate auSgefiellten SeflaDungSbriefen au8 bem 16. unb 17. ^a^x*
^unberte, irft^) tägli^) fiieigig im SBeinfeOer befinben laffen, foUte
au^ auf aQe unb jebe SiMt SBeinS gute Slufftc^t b<^b^n unb
tragen, ben Äefler mit oder Jiot^burft jeber 3^it oerforgen. Den
Ferren beS 9tat|i8 unb au^ anberen Dorne^men Bürgern unb
äRännern foUe er per[önli(|i aufmarten, fonfl aber gute, üerftänbige
unb fo i)iet m5gli(^ treue unb fleißige Sint^tt unb jungen b^Iten,
fo nebenfl ibm gute 3(uf|t4)t mitgaben unb jeben mit gebu^rli^^er
93ef4eibenbeit ben SBein bringen muegen. S)a8 ®elb, baS jeben
3^ag für bie SSeine unb für Jtringeln unb $feferfu^en einfomme,
foOe er beS 9(benbe fpdt ober be8 9Rorgen8 früb in bie Sabe,
toogu bie t)erorbneten SSeinl^erren ben @4ilfiiT<Kl ^abm, felbfi ein«
toerfen, bamit e8 n)5(f)entli<f^ barauS genommen, gejäblet unb an
anberen Orten oertoafirt loerben mdge. ©an) befonbere Dbaifit joQ
ei bei ^upUung ber iSSeine unb namentU^ berer, ml^t in ber
fogenannten 9)ofe t>tx\üa^xt liegen, baben nnb biefelbe in ®egen«
toart ber SEBein^erren n)er{{ie(Iig machen, baS aufgefüllte Quantum
t)er{ei(|)nen, ni^tS aber unter bie ^üUkoeine reebnen, n)a8 bagu ni(!bt
gehörig. 3>ie SluffüOung ber HBeine in ber 9tofe foil mö^entlicb.
fpater monatIi(!b/ bann toierteliä^rlicb , gefc^e^en unb babei foQ
jebenfalls ber jfeDer^auptmann immer in $erfona jugegen fein, unb
fott feben, bag JRiemanbem baioori o^ne 93ortt)iffen ber ffieinl^erren
öerobfolgt werbe, au* ben ©(Jlüjfel jur JRofe fofort na* gefc^e^ener
55tuffüllut)g ben SBeinberren »ieber abliefern, i) Slu* auf 2i*t,
^) ^t(d %m tmmi namentUc^ m bei 93(fla0ung M $etm be iRcufuiCie
^on 1713 toor.
140
geuer unb fonjlen foO er im Äefler gute Sluffidi^t ffi^re« unb barouf
fe^cn, ba§ SlüeS im SBeinfeDer, abfonbcrli^ in benen Sogimentcm,
b. b. ben fleinen Srinffluben , fein fouberlic^ unb rein fei, bo§
Pannen, Ärüge, Oldfer unb allea ®ef(|}irr m^l geft^toenlt unb
a\x^ tt)o^lrie(^enb fei, inglei4)en ni^t julajfen, ba§ einige* ©piel-
tt)erf, als Äartcn, »rettfpiel ober fonjlen, im ffieinfeüer foße
gebraudi^t n)erben, tt)ie e8 üon 8llter8 l^er a\x6) nidjt ^erfommmen
gemefen.*) (5r \oü ferner auc^ otle bie SBeine, fo uon ben SBurgern,
SBeinbanblera ober SBeinjapferS jur ©tabt gebra(^t »erben, no$
el^e biefelben t)om SBagen abgelaben, fein ridi)tigli^ tjerjeic^nen, in
ein fonberU(!^ Su^ tragen, bie Slcdfe batjon abforbem unb barufter
(Rechnung galten, unb überf)auj)t t)on Slllem, nja« gefauft unb
t)erfauft ivorben, ben t)erorbneten SBein^erren guten ©efd^eib unb
Wecfjnung tf;uen. Dafür fott er aber mit feinerlei SBeinen, Diel*
meniger aber mit ©ranbtöein, noeber mit großen no^ mit fleinen
ga§lein ober aWaa§en, l^anbeln unb überhaupt nicfct bie aBerge*
ringjle 9?egotia treiben. aSon 3^it ju 3^it foU er an ben K^ein*
llrom reifen, um bort bie beften SBeine felber au8 ben beften
Duellen ju faufen. Unb über bie« SltleS foll er, el;e er in*8 2lm*
tritt, einen förperlic|)en 6ib leiften, unb au^, bamit ber ©enat feiner
3)ienjle beflo me^rüerftcliert fei, einen Sürgen auf 2000^^2) jjellen.
Snglei^ien foHen ftc^ auc^ feine Äne^ite mit einem förperlic|)en Sibe
Verpflichten.«
Um allen biefen ^fli^lten genügen ju fönnen, mu§te naturli^
ein fol(^er ffeller^auptmann mancherlei (Sigenfc^aften , Sialente unb
Äenntnijfe beftjen. 9?or allen Dingen mußte er ba« ganje SBein''
gefc^aft, namentlicb aber ben J^anbel mit (R^einmeinen unb bie
Se^anblung berfelben grünblid^ fennen, unb babei, mo mögli^/ ^^^
ber ^\k auf gebient ^aben. 2Bie jlreng man e8 babei najim unb
m\S)t ©tubien , Sefdbigungen unb Uebungen man in biefer ©e*
jiebung f^on im 16. unb 17. ^a^rfiunbert toerlangte, erjie^t man
1) S)ie« mt in einem 93e|!anunö«6riefe Don 1627, tjl aber fpater oft ""8"
f4i&ift unb nur feUen »lieber aufgehoben morbcn.
2) IDiefe 8umme bariitt gu berf^iebenen 3^iten.
am hefltn aui ben @<|iriften unb Currioalis vitae, rotl^t bte
9fpiranten bem Senate t)orfe0ten unb mit benen fte f\^ }u ber
Stelle enn)fa]^len.
»er ^abt", fo faflt einer biefer afpiranten (ein gett>iffer @4^5ne^
mann) um bie SWitte be« 17. Ja^ir^unbertS, i.t>on Jufl^nb ou[ jum
SBeindanbel bie grdfte Sufl gehabt, unb ba^er {ucrfl }u 9(m{}erbam
bie franjöfifc^e unb (^oUdnbifdl^e S)fxad)t, 9)e$enfun{t unb baS
9u(^^Qlten fertig begriffen. S)ar(tuf \)abt er ba8 ^ogbinber^onb^
toerf }u i^ranffurt am SWoin e^rli^ erlernt, toxt [ein ße|)rbrief au8»
tt)eife. ^erna4^ ^abe er in einreibt« (eitoiUe, ber ^auptfiabt beS
SXfieingaud, ber alten Steftben) ber @ribif4)5fe \>on Smainj), irbei
einem ber beräbmteflen t$a§bänberer, tt)el<$er bamatö ber t>orne(»m«
9en Sßeinbanbler Sammifjionen geliabt, gearbeitet unb in feiner
^rofeffion an^ ejercirt. 2)arauf l^abt er bei t)erf(|>iebenen ber
))orne^m{len Ol^ein'SBein'^änblerS fomol^t in 3)eutf4)Ianb ali aucb
in @tod^olm einige ^af)xt wx 3)iener feroiret unb für felbige am
9)(ieiuflrom ju 93acbara^ unb fonberliif) im ganjen SR^eingau t)er^
f^iebene gro§e $artbieen ©ein erfauft, allba vielfältige SBein*
ÜKärtte unb SBeinauctionen befu^^t unb 9(nfdufe Reifen contra(|iren
unb f(bUe§en, felbigen oft unb loiel beigen)of)nt unb au$ alfo bie
^^rne^mflen Orte unb Sänber, too bie beflen SBeine mad^fen unb
«m bie tooWfeilpen ^Jteife ju |iaben unb gefauft werben müjfen,
^o{il erfunbigt, biä er jt4) auf biefe 2Beife faj)abel gema^it, feine
%ne ^anblung in Saffel anjufangen unb ben bo4>fürfH. ^of
Mribjl mit SBein ju t)erfe{ien. Sr i)abt a\xä) im oerfloffenen
JWonat 8lpril auf fiocbfürftlic^e gndbige xf^m aufgetragene impor*
♦önte (Sommiffion über 200 ©tüd ga§ Sein in ber ©tabt SDiainj
örfauft unb jum ^ocbfürflli^en Vergnügen geliefert. Dieweil er
benn nun bei fo gefcbaffenen Dingen fic^ getraue, bie erlebigte
^ftuptmannSpeüe in bero ÜRagniflcenien unb ^errlicbfeiten gu Sremen
^wü^mtem aSeinfeller mit großem DJu^en unb JJortJieile ju uerfe^en,
f^ Hbe er ni4it anflefien n)oIIen, unterbienftlic|^ gu bitten, i^m biefe
® teile übertragen gu tooUen.*
3ni 3a^re 1689, too n)ieberum bie JteQer^auptmannSfleQe
erlebigt )9ar, {ieHt ft^l ein anberer (Sanbibat, ein gemifer "i^o^mn
1^
a^xifatH, wx uttb bittet um bie Serlet^ung btrfelben, »inbem er
f(^on t)on Sugenb auf beim SBein^onbet umgegangen fei, ni^t
aOein ba9 Sagbinberbanbnoerf gelernet unb barauf gereifet, fonbem
an^ m^^tx bei feiner boc|if&rfl(. S)ur(blau(^t ^errn Slnton
Ulri^ien ^erjogen ju a3raunf(!bn^eig unb Süneburg 5 3af)re ali
SBeinfcbanf unb bann al8 JCeüermeifler im S)ienjle gettiefen fei.
Son ba fei er nacl^ ^ilbed^eim in eine8 bortigen ^o<^meifen
Stat^eS SBeinfeQer geforbert n^orben, mofelbfl er ein tt)eit(äuftige8
Sager unter Rauben gehabt unb 8 3abre lang SRe^^nung gefu^ret,
au$ jd^rli(^e (Reifen an ben 9i^ein{trom get()an unb baburc^ ber
Orte bergeftalt funbig geworben, ba§ im gangen Sibeingau fein
2)orf fei, »elebe« i^m ni^^t befannt unb üon tt>el(b^m er ni^t
fagen fönnte, toai bei beS DrteS 9ßeinma<|)8 ju fcbaffen kDäre.
9118 fein Sater in Strasburg i^n ba^in gerufen, um i^m feinen
HBeim unb 6ffig()anbel ju fäbren, fei er ^nno 1680 babingegan«
gen. 2Bie aber bie gute @tabt @tra6burg im folgenben 3^^^^
leiber in ber i5ran9oifen ^dnbe geratf)en, ^abe er feine iBo^nung
$lnno 1682 nacb SEBormS tranSferiret. S)afetbfi aber b^be er im
jüngjl abgelegten ^erbfie 1688 ber (^rangoifen S^rannei ju feinem
Unglutf er|l re^t erfabren müjfen. ®ie Ratten bort «BeS gerflört
unb au(| fein ^auS fei babei ju einem Q^ntU unb 9(f(ben(>aufen
genjorben, er felber l^abe too^l für 10,000 ^ ©(^aben an 2Bein
unb ßfftg babei gelitten unb bäte nun um bie $au!t)tmann«@tene
in bem berühmten Äeller ju 93remen.«
SIber nic^t nur bie jteüer^auptfeute, fonbem au(b bie »9lat^8«
Merbiener«, loenn fte ftc^ ju ibrcm 9lmte melbeten, würben fleißig
geprüft, ob fte bie gehörigen Dualitäten baju befa§en. ©ie muften
au^, — in fpaterer 3^it toenigflenS, — bem Statte i^re ^anb*
f4)rift t)orIegen, unb Riebet njurben fte bann in bem Sifer, bie
@teOe JU er()alten, gumeilen toobi gan} poetifcb unb p^itofopbif<b*
einer berfelben empfahl fx6) ben Ferren t)om 9lat^e mit folgenben
forgfdltig t)on i^m gemd^lten, faQigrap^ifc^ untabelig auSgefübrten
©prüfen :
«Sßer mit 2$(rnunft ertoägt ben SBe^fel aOer @a4en,
ir^en fann hid &iüä ni^t {ioli, U\n Unglüif ^ag^aft ma^eK."
143
t>\ti f4^rie6 er mit beiiif4^er @$rift, unb bann ffigte er n^ mit
Iateinif4)en Settern ben !Ber8 (^inju;
Was du als Zinsen deinem Geiste leihest,
Das ist and das nar bleibt dein Eigenthum.
@oI^e ben JteQer^auptmannecanbibaten unb i^ren i^ffnec^ten«'
aigeforberte 93efenntnt{fe unb Giomina, beren man, n^enn e8 nitf^t
iu tt)eitläuf{g koare, no(f^ mefirere i^robuctren f5nnte, ftnb an unb
für ft$ merfmürbig unb lafen nebenher manct^e intereffante 93lidfe
in ben ^anbel unb 2ßanbe( ber bamaligen S^it^n t^um
@ie {eigen aber inSbefonbere, toit genau man e8 mit benjeni«»
gen Seuten na^m, benen man bie @riie(»ung fo foflbarer Sac^uS^
gaben ant)ertrauen »oute, to\t e8 bie in ben »fSo>i^'^popU%&^txn^
)u ^Bremen gebetteten 2Beine tDaren. 9Ran begreift e8 aucf^ , ba§
unter ber Pflege fo gut gef(|iulter aWdnner am Snbe eine fo toeit
in bie ÜBelt |)inau8buftenbe 93remer «rStofe'' ^eroorblüt^en tonnte.
ISiner ber n)i#ig{len $unfte n)ar babei, mie man ftef^t, eine
tü^tige Jlenntni6 beS 9U)mi, feiner SBeinberge, SSeinmärfte unb
fonjiigen Gelegenheiten. Unb fo tt)aren benn a\x^ i^re (häufigen
^(ifen }um irSi^einflraumb'' unb namentlich irinS St^nfom^' (in ben
%ingQu) einer ber »im^jortanteften'* Z^tilt ifjrer t^unftion. 6ie
toaren mt)fli^tet — in i^ren SeflaQungSpatenten ift ba9 befonberS
ertodjint, — biefe (Reifen regelmd§ig t)on 3«it ju Seit ju unter-
^men, um ben Äeller m6) feiner 9?ot^burft ju öerforgen unb ben
^^fiänbigen Slbgang an Seinen bur(^ neue 6infäufe ju erfe^en.
%ber lutoeilen in au§erorbentIi(!ben j^dUen mu§ten fte ftc^ an^
i^n plo^li^ „auf »cfebl ber Ferren aBein()erren« auf« ^Jfetb
f^N unb »^inaufreiten jum 9ii)einflrom«, um xa\i) einige ßinMufc
iu maxien.
5n bem einen "^a^xt batte man \6)on im gru^ling oernommen,
»H ber ffieinfiod am (R^ein » o H t)erblü()et fei unb bi8 dato
^^ SBunf(^ jie^e.* Unb bann im ^erbfie bejfelben ^a\)xt% tarn
^ie 9ia4iri(!^t ^erab, »bag nun am Si^ein Mti wn f^^önen
**<inen überfliege unb bag man bort ni^it gäjfer genug j^abe, um
^n reiti^n ©egen ju bergen.* ©^nett würben bann bie Ferren
®^ni^mn, »na^bem fie biefe Bettungen bem Senate referiret«.
144
beüonma^tiöt, 8 bis 10,000^ (fo im Sa^re 1689) ouftune^men,
um t)on ber Gonjunctur ju profitiren, unb tafc^^ würben bem
i^SBeinmann'' feine $ä{fe ausgefertigt, um an ben beflen DueQen
ben beflen SBein ju fcböpfen.
3n einem anberen ^a^xt ^atte man bagegen gehört, bag ea
broben f(^(imm fle^e, irba§ man bie t^ransoifen erwarte unb hai
e9 im nä^ijten Shilling am 9l^einflrome roo\)l wieber brüber unb
brunter geben werbe.*' Slucb bann burfte ber Sremer SBeinmonn
ni4)t fäumen unb eine befcfiwerlictie fflinterreife ni^t fc^euen, um
nodb bei ^txUn feine Sinfäufe ju nia4)en. 3wtt>^tlen m^ melbete
wo^l ein gro§er Söeinbergbefi^er am M^ein bem Sremer ©enote in
einem ioertrauli(%en SSriefe, »ba§ fein ^err ©cbwiegerüater einen
ÄeUer mit 200 ©tücf ber fojlbarjlen unb ebeljlen SBeine binterloffw
Ifiabe, ba§ biefeS Säger, Wel(|ie8 nd^jlenS jum aSerfauf fommen
würbe, eine $erle unter allen ÄeHern am iR^ein fei, unb ba§ bie
ftdufer, bie barum buf)lten, o^ne S^^I wären, ^oüdnber, eng'
Icinber, fo wie aud^ ber aWarfgraf Don SlnSbac^ unb felbfl ^^^
Äurfürfl t)on iDIainj Ratten ein ?luge barauf geworfen, ^btx n 7
(ber aSerfajfer be8 ©riefe«) gönne biefcu berrli^en Sorrat^ t)orjufl«'
weife* ben Ferren t)on ©remen, i^ren berühmten ifeüer bamit ju
iieren.'' Sluc|i in einem fol(!ben ijaüe, — wie benn no^ bei melen i
anbern d^nlicben ©elegenbeiten, bie i^ ^ier übergebe — mu§te ber
aSremer i^^opfenmann« wiebcr fattetn unb f^nell «rfiinauf* na$
JJranffurt ober SWainj.
2öie gefagt, befam er jebeS mal bei folcf^en Steifen Dom Qtnait
30 3:^aler ju einem SReifefleibe, wobei er bann nocb au§erbem feine
3ebtung8foflen wdbrenb ber JWeife in Ste^inung bringen burfte.
30 Z^aUx waren im 17. 3abrbunbert wo^I rei^iliib fo Diel »i^
je^t 60 ober no^ mebr, unb e8 f^^eint bieg jiemlicl) rei^Hc^ f«^
ein bIo§e8 i^JReifefleib«. aber ofine Sweifel war barunter bie
ganje StuSröflung be8 Äeüer{>auptmann8 ju Derfteben, unb biefe
war in bamaligen Sitten aüerbingS weitldufig genug. ®a8 o^w
er nicbt unterwegs an 3Äum» unb ©atteljeug für fein $ferb; f"'^
f«^ felbjl brauste er not^wenbig einen birfen Ueberwurf ober
9xxt9xod unb bann no^ in ben falten SBdlbern unb Sergen bei
146
^t^inlanitS , bie et pofftren mußte, einen (hinten oufflefdS^nQlIten
jto5If eilen tt)eiten SWontel, ber in ©d>nee* unb iReßenwetter über*
gejoflen unb i^n unb fein (ßferb unb oUe 3)infle, mit benen e«
bepadft roax, betfen mo^te. 3ur Sert^eibiflung feiner ?Perfon ^k
er jmei $ifloIen mit Sube^ör nötj^ig, bie oorne in bidfen ©drenfeü'
tafclien flecften, unb au§erbem oucb f^inaOte er \i^ no4i einen
langen @äbel um. SOtitunter a\x^ mf)m er no(f^ feinen SSeinfneclit
mit, ber bann, )pie ti \^ml ebenfaOS Don jenen 30 2()Irn. auSge«
tttjlet toerben mu§te. 3n einer langen lebernen, in feinem SWantet
fotf loerjledften ®elbfa^e ^atte er oft jiemli^) bebeutenbe ©ummen
baoren ®elbe8 bei ftcb. S)enn SBe^fel loaren, noenigftenS im 16.
3<i6r^unbert , in 93remen nocb nicbt fe()r allgemein. Sn^i f)ielt ber
Senat t)on Bremen, wie man au8 mehreren ^inbeutungen erfeben
fann, flarf barauf, ba§ fein »IBeinmann« alle feine Sinfäufe immer
boar in flingenber äRünje bejable. ^o$ gab er ibm ju S^i^^n
au$ nodb, um i^n unb fein $ferb nic^t }u febr mit ®oIb unb
Silber ju bef4)tt>eren, einen Grebitbrief mit, unb ein foI(!{ier ttrebit*
irief (aus bem @nbe bed 16. 3a()rbunbert8) lautete bann fo:
irUrfunbt Senatus, 3bten 3Beinmann Daniel oon ber ^orfl
tnitgegeben, uffen $aQ er ®elt9 benöt^igt, bef[elben uffjunebmen.
%r Surgermeifler unb Statb ber ®tal>t SBremen t()un ^Qen unb
einem 3eben, fo biefen unferen offenen ®^ein erfeben, ju »ijfen,
tt)a8 magen wir gegenwärtigen 95riefe8*3nbÄ'>^^ unferm SBeinmann
Daniel t)on ber ^orfl, binaufgefc^idt unb bere^itigt, etli^e Städ
^ein8 ju be^uf unfcreS ©tabtweinfeOerS einjufaufen, ibm au^l iu
^em 93ebuf etli^ie Mennige (!!) Übermacht. 9118 ft$ aber begeben
fönnte, bag i^m etwa Gelegenheit uorfaUen m5(!^te, me^r SBein
einiuTaufen, unb er }u bem be^uf etli^e (Selber unfertbalben aufju*
nehmen oerurfac^t würbe, — al8 gelangen bemnac!^ an alle unb
iebe, fo er etwa be§ wegen erfuc^en würbe, fiiermit unfer bienfHi(|?e8
Sitten unb freunbli^e8 Begehren, man wolle gegenwärtigen 33riefe8*
Seigern an ®elb ein dusend daler, ober na^^ (Selegenbeit \>mit\)n*,
^^er funf§e|mbunbert Daler auf unfern guten glauben unb baare
jofilung gutwillig leiten unb i)orjlreden,*
SRit fol^^en a3riefen au8gejlattet, unb juweilen au$ fonfl no$
146
«an etlii^e Dorne^me Äaufleutc in ijffort" (granffurt) cnH)fo^len,
ritt bann bcr i/SBcinmann ^Daniel'' ober »ber Diener (ßeter glac^S«,
ober mx nun gerabe Äeüer^auptmann toar, hinauf, um bei §crrn
(£{)ripoffer ^o^erat^ ju a«en^ (aWainj) ober bei ber ilBitttoe Smeri(^
in ü)ien^, ober bei ^errn ©tubenrauc^ ober bem f)errn Äüropt ober
bem ^errn t)on 3)alberfl bafelbjt ober im f/2)elfanf4)en ÄeOer in
^od)^eim" ober in einem ber anbern ber «^öf)eren Drte« feine
ßinfdufe ju machen. S)er erflgenannte ^err S^riftoff ^o^eratji
war ein großer fflein^änbler am 6nbe beS 16. S^^r^unbertS, bie
anbern ^i^w^^n merben in fpätern Briten gelegentli^) g^^^^^'- ^''
einigen biefer großen r^einlänbi)^en Äellerbeft^er unb SBeinj^onbler
flanben unfere SIBeinberren , Äener{)auptleute unb i^r SBeinfeDer in
bejidnbiger unb lange bauernber Serbinbung, unb e^ entwirfelte
f\6^ bann too^l, mie e^ jtDifdben Äaufleuten unb i^ren alten treuen
Äunben ju gel)en pflegt, neben bem ©efcbäftsoerfe^re auä) ein ge«'
toiffeg freunbfcbaftli^eö 93erl)ältniß unter i^nen, mag ficb bann unb
tDann burd) gegenfeitig überfanbte ®rüße unb ©efcbenfe bet^ätigte.
ü)?ocb b^ntjutage pflegen mobl bie Äaufleute unb namentlich bie
2Beint;anblungen if;ren Äunben im Dberlanbe ju gemiffen ^Oi\)x^^'.
jeiten fleine ißräfente jii^ 2luffrif4)ung ber alten g^^wnbfcbaft unb ,
jßerbinbung ju überfenben. Diefclben befielen je^t meifl in einem
Äörb(|)en Kummer ober ©($eüfifd)e ober anbern berartigen J)elifateffen,
iDie man fie üon einer ©eeftabt erwartet. 8lu^ ber ©enat ^on
5)remen bebacbte fdbon im 16. Ja^r^unbert bie Oefc^äftöfreunbe
feineä ÄelJerg in ä^nli4)fr 9lrt.
5)o(b mocbte bie langfame 23eife be§ bamaligen 33erfe^r3
,/frifcbe« Sdbeflfifcbe; 2luftern unb bergleicben ©efcbenfe oerbieten.
3Wan griff baber ju foliberen ®aben, j. 93. ju einigen lüd?tigf"
aWarf*:=Dcbfen ober Äüben, bie fi^) ganj gut felbfl »öUig frif* bi«
jum Wbein binbringen fonnten. @o mürben ein OWal im 3oÖ^^
1597 t)on Seiten be8 Senate burcb bie ffiein^erren unb ben Äeller*
()auptmann eben jenem obengenannten //ßt)ritloffer ^oberatf)/ SBürger
unb Sßeinbänbler ju ©tenf;, bat)or, baß er beS DrtS jd^rlic^ etli(|)f
SBeine einjufaufen unb für ben Äeller^auptmann ju ©remen pö^^t
ju f)alten ppege, wie aw^ jur Slnjeigung eine« banfbaren ®emüti)?
147
ein \ä)im9 SRinb unb jlDei junge Äüf;e alle brei \i)m rot^ unb
mit »eigen Äöpfen t)eref)ret."
5)ie8 tüarcn jiemltc^ um|ldnblid)e ^rdfente; benn bie SRinber
braudiiten bod^ tDo^I einige 2Bod)en, bi« fte fidti jum [Rheine ^in*
oufgcgrafl ()atten. 2)oc^ e8 wärt no^ ganj leibüd^ öeßangen, wenn
fie nur immer fo ru^ig Ratten njciter grafen fonnen. aber toic
übel ging e8 nici^t in jenen 3^i^en, too jeber Spajicrgong, jebe
JSanberuttg im lieben beutfci&en iHeicI)c ein SBettrennen mit ^inber*
niffen roax, n)o e« auf Schritt unb Iritt Solle unb ja^Uofe
Sarrieren unb ^arppenartige SBegelagerer aller 9(rt gab, — fold[)en
öom Sremer ©enate jum iR^ein gefanbten fetten 3Warfd^*9ttnbern!
5)ie im ^a^xc 1597 für ,,^nxxi ^o^eratö* beftimmten gerietfien
Won bei ber Porta Westphalica in bie Älauen ©einer fürfHic|)en
®noben be8 ©ifd^ofä t)on aWinben. S)er Sifc^of {latte in jenem
9erötf)ore, baS bamal& ber $a§ t)on ^auöbergen ()ie§, eine äöa^c
öufßeftellt, bie in feinem Flamen einen 3^11 wn allen pafftrenben
^^ingen einforberte unb biejenigen tobten ober lebenbigen ®egen»
ilänbe, meiere ben ßoH /^nictit guttDiÜig beja^lt Ratten«, confiScirten.
^a^ ber gute Sürger ßüter SÖieper, ben ber 93remer ©enat mit
l>fm Irangporte ber brei meißföpfigen Otinber nac^ äJJainj beauftragt
Nte, ft^) babei ju ©cl)ulben fommen lie§, ttjirb einem au8 ben
*ften x[\i)t re4)t flar. 9lber ÜWe^er melbete nac^ Bremen, er fei
"lit feinem a5ie() t)on be« Sifc^ofä ßeuten r^arrejliret." Der Senat
"^^Mt nun jtt)ar alSbalb ./ein unterbienfllit^e^ ©(^reiben unb
^nfu(^en an ben ^o^roürbigen unb &odi)t)ermögenben ijürjien
ä3if(^of ju aWinben", fe^te if)m barin fein aSerböltnig ju bem
28ein^dnbler ^of)erat^ in 5DJainj au8einanber, jiellte i^m audj) vox,
^ie bie brei Minber, bie er i&m genau bef^rieb, ni(^t jum ^anbel,
fonbcrn nur al8 @ef(!^enf «jur 9ln}eigung eine« banfbaren Oemüt^S''
^^ ÜRainj ^inaufgefanbt feien, mie auc^, ba§ fein Sürger ßüter
^IJle^er, ber fte ^abe treiben föllen, nidS)t studiose unb dolose,
[onbern nur «ganj unt)erfe^eng" ben $a§ unb BoH t)on ^aug*
^^i^fien ^abe t)orübertreiben trollen, völlig unmijfenb, ba§ berfelbe
Seiner fürflli^cn ®naben gehörig fei. ®ie baten ba^er, ba§ ber
®*fc^of gegen Soßerlebigung iai unf^ulbige 95ie^ lieber freiloffen
10»
148
njoKe. Der 93ifd^of beantwortete inbe§ bie8 ©^reiben gar ni$t,
unb ba bie Ferren üon Sremen lange ^üi vergeben« auf eine
Grh)ieberung gefiarret Ijatten unb bie armen Minber nod^ immer in
ber Porta in Slrrejl jlanben, fo mu^te ber Senat fic^ ju einem
jweiten ©riefe ent)(^lie§en, in welchem er bem Sif^^of bie gonje
©acibe no(^ einmal be8 Sreitern auSeinanberfe^te , inbem er ficj
gegen i^n jugleidSi barüber beflagte, «bag fein unterbienflli(f)e8
Slnfuc^en bei ©einer ^ocbfürfllid^en ®naben ni(i^t allein feine 6tott
unb Waum ^abe genjinnen sollen, fonbern man baffelbe auc^ nictit
einer wenigen Slntmort gemürbigt ^abe, (wa8 er, ber ©enat, \>ox
bieS ÜKal an feinen Drt gefleUt fein laffen wolle.) Tlan erwarte
um fo me^r, ba§ ber SBif^of bie Winber freigeben würbe, ba man |
ja au^ in ber ©tabt Cremen ?llte8, wa8 er, ber Sifci^of, bafelbjl |
jum 93e^uf feiner ^of{)aItung anfaufen lajfe, xf)m gutwillig joB*
unb accifefrei oerabfolge." hierauf festen enblic^ bie 9iatf)t M j
2)ifd^of8 bie ^rter an, entfc^ulbigten baS ©tiüf(^weigen i^re? ^crrn '
erfilic^ bamit, ba§ er oon aWinben abwefenb in einer entfernten j
©egenb auf ber 3ögb ober im Äriege gewefen fei, bebauerten bann
aber jugleic^i, ba§ bie Äübe ,/ber S^rbaren unb SBo^lweifen günfli*
gen Ferren unb guten Jreunbe" ju SBremen arreflirt unb conpScirt ^
bleiben müßten unb ni(t)t reflituirt werben fönnten, r/Weil e8 nur ]
ju offenbar fei, ba§ ibr Sürger Süter 2Wet)er baä 2)ie{) aflerbing«
dolose unb studiose beim 3^11 ^abe tjorbcitreiben wollen, bo ja
ein 3c»Ubrctt gerabe am SBege in QWitten be8 ©ergpaflfe8 unb t)on
5ebermann ju feben bef?f}igt fei, unb bie prdtenbirte ignorantia
mithin überall nur affeftiret fein fönne." hiermit mußte fic^, fo
fc^eint e8, bamaI8 ber Watb t)on Sremen begnügen unb auc^ b^r
arme QJiainjer ffieinbanbler, ^evr |)o^erat^, mußte f\6) ben Appetit
iu bem fetten iRinberbraten au8 ber ÜWarf^ t)ergel;en lajfen.
ä!öenigflen8 fmbe i^ ber ®a^e nad^ber weiter feine Srwd^mmg
getrau.
eben fo t)iel ober nocb me^r ^änbel unb aWü^e al8 mit i^ren
!ßräfenten fiatten bie üöeinberren unb i^re Äeller^auptleute, um ifire
frönen ©eine, bie fte am JR^ein aufgefauft bitten, glürflicb buri^i
alle ber jwifdbenliegenben Ferren ödnber jur ©tabt unb in i{)ren
149
Met ju f(f>affen. S)er (jctpö^nli^e ffieg, auf melc^em {te biefelfien
bejOßen, war ber auf Der großen ^eerflrage t)on granffurt über
Äoffel ju Sanbe. Sei ^annot)erfd[) aWünben, wo man ben r/ffiefer*
liraumb« errei(^te, iDurben fte bann »o^I eingef^ifft unb ju SBaffer
nai) Srcmen tranSportirt. 2lber an ber ffiefer gab e8 außer einer
STOenge flad^er unb im Sommer faum fa^r* unb paffirbarer ©teilen
t)iele mibrige 3öüe unb feinbfelige braunf(!btt)eigif(|)*Iäneburgifd^e
unb anberttjeitige JJejlungScommanbanten, mit benen man beftdnbig
in ^aber lag über bie grei^eit ber rat^S^errlic^en SBeine t)om ^oU,
ober über bie ^ö^e unb ßntri^tungSipeife ber 3öBe.
Obgleich ber !Rat^ feinen i/SBeinmann-, ben ÄeDer^auptmann,
ber juipeiten mo^l in ißerfon folc^e Transporte begleitete, mit einem
«offenen ^aßbrief" t)erfab, in n^elcf^em funb getrau »urbe, ba§
biefer ©ein fein eigentli^er ^anbel8tt)ein fei, t)ielme]^r, ipie bie
©eine anbcrer bober Ferren al8 ein S^rentoein betradbtet »erben
unb ba^er joflfrei fein muffe, fo würbe ein fold^er ipaprief bocj
gar ni(!bt refpectirt. Unb einmal, e8 war im ^oiibfommer 1633,
»urbe eine 2lnja^l für ben Sremer JRat^Sfeöer bejiimmter ©tütf*
fäjfer aWonate lang bei ibrem Iransporte auf ber SBefer aufgel^alten,
erji in aWünben unb , nac^bem man fie ba loSgeeifl , wieber t)on
bem braunf(i^weigifcb*lüneburgif(^en Sommanbanten in Hameln,
mit bem ber ©enat, fo wie aucib bann jWif^enbur^ mit ben
btaunf(^weigif(^*lüneburgif$en SRdtf^en fo lange ^in unb ^er corre*«
fponbiren mußte, baß man julejt angfi unb bange um bie Gonfer*
^irung ber frönen ©eine würbe, bie in bem beißen ©ommer, bem
fte in i^rem ^6)US)t gefcbü^ten ?lrrejle in Hameln auSgefe^t waren,
•gQ^rig unb jli^ig werben unb juglei^) üerberben möchten."
Siele ^a\)xz binburi^, t)on 1593 bis 1656, richtete ber Senat
umjianblicbe unb wieberbolte ©cbreiben an bie iRdt^e ber ^ergöge
^on ©raunf(^weig*8üneburg unb au4) an biefe ^oben fürjlli^en
Ferren felbjl, um ibnen ju beweifen, baß if)ren iRatj^Sfeüerweinen
nacb beutfcben iRei(|iSgefe^en unb (Rei^Sgewo^nbeiten bie 3oQfrei]^eit
aebü^re. «^Denn'*, fo ^eißt eS in einem biefer Sriefe beS iRatbS
^on 1610, ;,biefe ©eine feien feiner ?ßrit)at*$erfobn jujtdnbig,
fonbern gehörten bem iRatbe unb ber freien 9tei(^Sfiabt Sremen;
160
e8 tüfirbe aud^ mit i^nen feine ^anbt^ierung getrieben, fonbern
fte tüürben an t^ü^P^t^* ®rat3en unb Ferren unb Dero ©efanbtcn,
fo jebeSmal iura) Sremen bur(^reiften , öerebret, unb ani) für ben
Wat^ felbfien jum ß^renmein t)erbrau(^et. Unb berglei^en 2Beine
lie§e man immer auf aller ^ürflen, ®rat)en unb Ferren S^üPatten
frei unb ol)ne (ärlegung eineg S^ß^^ ""*> Uncjelbeg auf 6lo§e
iJurjeigung eine8 baju ausgefertigten glaubttJürbigen ©dS)eineö frei
paffiren. Da§ be§ ^erjogS t)on 93raunfcbweig*8üneburg Seamtcn
benno^ für folc^e SBeine eine Kaution geforbert Wtten, fei be§^alb
ettt)a« Ungehöriges.« S)ie iRöt^e pflegten barauf ju antworten:
A\)x l^erjog fei gerabe nic|)t p ^aufe unb fte felber fönnten für
ftdi) bie SoHfrei^eit nici&t bemiHigen." Unb auf toeitereS Correfpon*
biren t)on ©eiten SremenS fc^rieb bann ber ^erjog felber binter»
brein mit freunblic^em ®ru§e: ./er n)iffe ?Hdbt8 bat)on, er toolle
fx6) aber über bie ©aci^e bei gelehrten aWännern erfunbigen.''
Snblic^ aber gelangte im 'idf)xt 1636 t)on ^ilbeS^eim ein ©rief
^erab, ben ber ^erjog ®eorg fcftrieb unb ber ganj furj fo lautete:
«tt)ie Sr, ber^erjog, ftc^ jtüar njo^l erinnere, ba§ eS im DeutfAen
JReidbe alfo bergebrai^t fei, ba§ S{)ur«» unb 5»i"ftlidi)en , aud) ©rdf*
lid^en ^erfonen jäbrlicbS ein ®emiffeS an SBeinen ju bebueff ibreS
^offiaatS frei pafftret mürbe/ alfo e8 ibm gar nicit toiffenb fei,
ba§ bie SRdt^e Don Sremen bergleidS)en i^rei^eit ju i^rem Se^ufe
beftönbiger SBeife erlanget, üielme^r fdnbe eS jtc^, ba§, gleicb »ie
e8 bei anbern bie ffiefer f)inunterge^enben SBaaren täglich gefc^ebe,
aud) ber Wat^ t)on 93remen t)on feinen SBeinen ben gemö^nlicben
3oü ju entrid)ten fc^ulbig fei: »,Mo\\kr{^ ßuc^ alfo ijermelben«",
fo fcblie§t ber ^erjog feinen furjen 93rief^ »///benen tt)ir fonjien in
®naben gemogen. Datum ^ilbe8{)eim 14. 3"'^ Anno 1636.
®eorg.''"
35a man biefem ?IIIen na^ auf bem SBeferjirome fo fielen
©J^iDierigf eiten begegnete, fo üerfu^ten ber 9tatb unb feine Jöein«'
beamten jutoeilen aucb tDo^I für i^re 2Beine ben SranSport ouf bem
untern iR^ein nac^ SRotterbam unb t)on ba jur ®ee na^ Sremen.
Dtamentlic^ gefc^ab bie8 einmal im 3^5re 1602. ®ie ri(!^teten
bann ci()nli(!^e 64>J^eiben an bie ®eneral)laaten unb auc^ an ben
151
(PriiTjett Tloxi^ wn Dtanien, bei bencn fte cbenfaO« um ßtjenN
frei^eit unb um eitie freie ^offage ibrer ffleine burd) bie 9Jieberlanbe
anhielten unb jmar unter 2lnfüf)rung berfelben Orünbe: «meilen bie
2Beine für ben Slat^^fefler angefauft feien, nic^t blo8 um bamit
ben iRat^ unb bie Surgerf^aft ju üerforgen, fonbern jum großen
Ibfile aud[), um fie i5üi*fifn unb Ferren unb T^erfelben ©otfcbaftern
in ibren 2)ur(ftjügen, beren in i^rer @tabt faji ade Jage DorMmen,
ju t)eref)ren." Stflcin in ^ollanb fanben fie biermit natürlid) nodb
tüeniger ein ®ef)or, unb bie ©eneraljlaaten fcblugen f^on im 3«^
1602 Die freie ißaffage ber Sremer (Hat^^feüern^eine o^ne ©eiteret ob.
T>a a\i6) ber iR{)ein fomit üerfchloffen unb berfelbe babei ein
meiner Umtpeg mar, unb ba, mie gefagt, auc^ bie SBefer üielfaci^
öerbarrifobirt unb o{)nebie3 im SBinter unb im l^o^^en Sommer ber
trourigen 9?aturt)erbältnijfe be3 5?luffe8 megen faum benu^bar n)ar,
fo fi^eint e§, ba§ man ba^er bie Sßeine meifienS lieber ganj t)on
Stanffurt bx% ©remen bur^ g^ubrleute über Sanb fommen Iie§.
Diefe (5u{)rleute bcitte bann mieber ber Äeller^auptmann jU requiriren
unb jumeilen au^ in ?ßerfon ju begleiten. ®ie brachten ben 2Bein
in gro§en ©türffäjfern unb ./Sulajien" ju fünf Dj^oft au8 bem
iRfteingau ^erbei unb bilbeten babei, menn ber SronSport bebeutenb
war, mitunter jiemlid^ gro§e Äaran^anenjüge t)on 7 bi§ 10 ilBagen.
®ie gebrauc^iten babei oft mebr alg brei ffio^en, unb im 17. ^a^r*
f)unbert fam biefe 9lrt be8 SranSportS \)om ./iRintfott)« big 8remen
8eft)öf)nli^ 71/2 big 84^) per D^m ju jtef^en, ma« ungefähr bie
Hälfte beg am Üt^ein bejablten 2lnfauf§preife8 ber SBaare mar.
2lu8 biefem allen iji benn jur ®enüge erjt^tlidi), mit mie
großen .^inberniffen bie T)ornenn)ege bepreut maren, auf meieren
im 16., 17. unb 18. 3af)r^unberte unfere [c^önen iR^eiumeine unb
^^i) bie i^nen üorgefe^ten Äeller^auptleute manbern mußten, ßä
ift ba^er auc^ fein SBunber, baß einige ber le^teren auf jenen ÜBegen
ftrau^elten, i^ren i|3[li4)ten nicl^t gemac^fen maren, fid^ in 6(^n)ierig*
Wten uermidCelten, mo()l gar ben mani^erlei Verfügungen auf i^rem
ßebcnepfabe nid)t miberfianben unb bann fc^ließlic^ mit fc^impflic^ier
^) S^iefe gradj>t))rcife werben namenUi^ für t>ai 3a^r 1680 auöegeben.
152
Slbfe^ung ober ^ar tm 9(rrefl unb ©efdngnijTe enbigten. 9uf bie
@pecifidrung t)on Vorfällen biefer Slrt fann \^ mi^) dier jebo^
ni^t einladen, »in aber no^l bemerfen, ba§ feit bem Jal^re 1726
bad 9(mt ber fteüer^auptleute in ber bremif^^en t^amilie Sil^elmi,
in tt)el(!ber Don ba an big jum S^^re 1830 immer bie ©öbne i^ren
Sdtern abjungirt unb ju beren 9}adl)folgern im 95orau§ beftgnirt
würben, fo ju fagen erbli^ iDurbe.
3118 im 3abre 1833 ber le^te bremif4>e Äeüeröaupiman«
ffiilbelmi fiarb, »oUte bie ©ürgerfd^afl biefe8 alte unb veraltete
3(mt ganj abgef^afft ^aben. Der Senat »oute bagegen, bag bie
©teile tjorldufig nur unbefe^t bleibe unb im Subget al8 ..t)afant-'
bejei(f)net werbe. ifSielleidS^t fönne man fte fpdter einmal noieber
befe^en." T>o^ gefcfeab bie8 ni^t unb e8 würben bann biejenigen
einri^^tungen getroffen, bie no(^ je^t im ÄeHer eiijiiren.
i
V.
^ie 93et6^t(ntfe be8 Deut|(tien Mifteroiben« gu bm nüber«
fäcdfif^en ßanben (inb bisher in mir mangelljQfler ÜBeife unterfu^t
ttorben ; bie8 trflärt fi* tnotil au8 itx ©imW^eit bei Sttolijen üb«
^" I?)(Una{imf bei beutftfjen ©«Pabtf an ber ®rünbunfl b*8
Drbtti«, foioie au8 bem früöen Unterflang feiner Stiftunßen in ben
lorbfeegeSieten , au8 ber ööbtren Bebeutung feiner t&örin giften.
&<(ltf(^en iinb 5jlmei(^if*en ©afleien, feiner fränfifdjen unb r^eini-
f^en Sefl^ungen unb enbli^j ou8 bem großen 3nterejfe, ba8 mit
ftiner (Sotwidlung in btn D(ifeelÄnbern »erfnüpft ift. BDigt (»at
154
fteiH(^ in feinen JBerfen über ben Witterorben *) einige 2Wale bie
Slicfe auf ?iorbbeutfc^lanb gelenft; ober feine 9Witt&eiIungen über
bie Sodeien ®ad)fen unb SBeflfalen jtnb äu§erft ungenügenb. 6r
fennt nid)t bie DrbenSnieberloffungcn im üWccflenburgifcben , nic^t
bie "ffomtbureien in Hamburg unb Sübetf, er l)a\ mobi einmal ben
9?amen unferer ®tabt genannt, aber mäbrenb er ftd) mit anberen
Drten unb ben 53erbä(tnijfen in ibnen eingebenb befc^dftigt, ifi ba8'
rra^ er über Sremen ju melben n)ei§, nur eine oereinjelte SWotij.
Unb bo4) ift bie ®efct)ic|)te beg beutfdS)en (RitterorbenS in norb*
beutfcften ßanben du§erft lebrreicb, finb bie ^J^amen Sremen fo innig
mit ber ©ef^idbte beg Drben« öerfnüpft, ifi bie ®ef(i)i*te ber
S)eutf(^b^^^ten*ßommenbe an ber SBefer fo cf)arafterijiifdi) unb erfcbei*
nen bie Ueberrefie ibrer ©rünbungen fo bebeutfam, ba§ eg ft4
tDobI tjerlobnt, auf biefe Serbältniffe bie 9(ufmerffamfeit ju lenfen.
3)ie8 bot inbe§ befonbere ®cl)n)ierigfeiten , ba fafl aüe 35or*
arbeiten fehlen; unfere Sbronifen melben nur bei ®elegenbeit eineS
Vorganges toon 1531 (Einiget über bie Sremifcfte ßommenbe, nur
in fagenf)aftem ®emanbe SinigeS über 93remen8 Ib^ünabme an
ber Stiftung beS Drbeng. Der 9?ame ber ©eutfc^en Witterbrüber
be8 @pital8 ber f)ei(igen ÜKaria ju S^^wfolem mürbe in Sremen
frübe t)ergeffen, unb aI8 Softer 1685 feine ./furje S^fammenfaffung
ber 53remifd)en ®ef(^ic^te" fc^rieb, fleüte er Silber unb SWotijen au8
^artfnoc^en'8 ^Ureugifcber (Sbronif jufammen, «bamit nic^t ganj
außer ®ebdc^tni§ fomme, ma^ bie Sompter für ßeute gemefen.'^
9Jur einmal ifl e8 t)erfu(^t tt)orben, in Sremen beitrage jur
®efcbi4)te ber Witter Deutf^en Drben§ ju fammeln unb jmar t)on
einem SWanne, ber bem Drben ber J)eutfcben felbft angeprte, allein
leiber nic^t bie J^dbigfeit befaß, etmag Sebeutenbere^, gef^tt)eige
etmag 2lbf(I)ließenbe§ ju liefern.
e« ifl Äonr. 3of. Sa^em, Spnbifu^ ber Sallei Stilen^
1) (Scf^ic^tc ^i'cugcnö Don ben älteren S^iUn bi^ jum Untergänge Ux
^errfc^aft be« ^eutfc^cn Drbcn«!, 9 53bc., Äonig^bcrg 1827—1839, unb ®cfc^ic^;tc
be« 2)eutf4icn JRitterorbcn« in feinen jtt^ölf 93aOeien in S)eutfitlanb, 2 ©be.,
1857—1859.
I
t55
tiefen, ber 1795 mit bem %xS)\\> biefer SaDei fluttete unb rt)dbrenb
feine« SlufentbalteS in unferer ®tabt ft(!^ mit ©tubien über bie
®ef*id[)te be« 3)eutfdS)en Orben« bef*äftigte.
©eine erfte Slrbeit ifi betitelt: ./93eitrdfle jur ®ef(f>icbte be8
teutfcben Drben«, grö^tentbeilS au8 ungebrurften SRadj^ri^ten ge*
fammelt unb mit einigen Slnmerfungen begleitet. - 2)a8 ni^t
flebrudte, 1800 begonnene, 1815 tüieber aufgenommene, 1818 t)om
Berfaffer ber ©remifcben ©tabtbibliotbef gefcfeenfte ©ammelmerf
jerfdüt in brei 2lbfcbnitte. T)er erfie entbalt auSjüge au3
Sparenberg'« unb iRenner« Gbronif unD Dlotijen über bie
®ef(^i^te beS beutfcfeen Drben« in $reu§en unb ßiülanb;. ber britte
beginnt mit einem (Sjcerpt au8 bem lagebu* Daniel« t)on Suren
be« Slelteren unb tragt mit iRed)t bie Ueberfcibrift : ,,Sinige8 toom
beutfcben Drben in ßiolanb überbauj)t." 9?ur ber jiüeite Slbfcbnitt
^Qnbelt Don ber ehemaligen 3)eutfc^orben8cr)mmenbe ju SBremen.
2Bir finben eine iReibe t)on Urfunben mitgetbeilt, t)on benen einige
bereit« bei Gaffel gebrudft, anbere au8 bem Ireferegifter abge*
[(trieben, bie meifien febr feblerbaft unb mit giemlic^ toert^lofen
?loten oerfelb^n finb.
95on no(ib geringerer Sebeutung ift bie anbere 9lrbeit be« DrbenS»
fpnbifu«. 3n ©mibt'« ^anfeatifcbem aWagajin (in. ©. 169)
finbet )i(f) eine ©fijie, »elcbe bit: %xa%t ju beantworten fu(^t: 2lu«
tt)el$er Älajfe — t)om 9lbel ober au« ber Äaufraannfcbaft — »aren
biejenigen Sremer unb i^ühecfer ©ürger, lüelcbe im ^a\)X^ 1190 bie
Stiftung be« teutfciben Drben« t)eranla§ten? S« ift bie« eine au«
jener grögeren Slrbeit ]^erau«gegriffene , mit Dielen, leiber aber
unbraudl)baren 3?oten Derfe^ene SIbbanblung, ba« ßinjige, rt>a9 bi«
je^t auf bem JJelbe unferer Jofalgefcbiibte über SBremen« Següge
jum Drben ber ©eutfc^ritter tjeröffentlicbt j|l.
©eitere i5orfd)ungen auf biefcm ®ebiete jinb bei un« no<|
ni(^t gemacht. 5Die (Erjä^lung öon ber Jb^lnabme ber Sremer
unb Sübetfer an ber ®rünbung be« JRiiterorben«, bie 2(ngabe über
ibr be«balb erlangte« ^rioileg ifi t)ielfacb obne Prüfung nac^ge*
fprod^en, bie ehemalige Sjiflenj einer 35eutfdSib^nncommenbe in
unferer ©tabt üergeffen »orben, feitbem bie Äomt^ureigüter in
156
in unferem 5inan§tt)efen nic^t me^t bie befceutenbe OtoOe fpielen, bie
t^nen firü^er^in jufam; ber SWame bcr f/Äomt^urflrQ§e* tjl SWan*
^em unerfldrlidi) unb bie in biefem Ja^r^unbert mit ben alten
Drben^bQuten vorgenommenen Umgefidfungen iQjfen nur »enigen
Slugen bie alten tjormen erfennen.
Die folgenben brei 9lbfc|)nitte foHen bie Srinerung ber 9Jac^*
melt mieber beleben; fte merben jugleid) baju bienen fönnen, bie
©efdSiic^te be^ beutfd^en Mitterorbeng in mehreren f^unften aufju*
Hären, ju beri^tigen unb ju t)ert)onfiänbigen.
1* SDie ^al^tt bet SBtemet: unb Siibecfetr naäi %c(on itttb bie
Stiftung bed SDeutfii^ett Dtrbend.
•©ie Slnfänge folgenreitib^i^ Unternebmungen unb tDeltbenoegenber
Sreigntffe finb ni^^t feiten in Dunfel gebüDt; bie Urheber berfelben
abnen oftmals faum bie Sffiirfungen ibrer ®ebanfen ober bie fer-
neren Srgebnijfe ibrer Sbaten. Srfi ber Srfolg lebrt, mlä^t ©e*
gebenbeiten für gefd^icbtlicbe ju ad^ten fmb. Oft füblt bie SWa^welt
fidb berufen, Saaten ju mürbigen unb ju preifen, »elcbe bie aWit*
lebenben »enig beachteten. 3" ^^^ 9i^Ö^I beginnt man bann erjl
nadj) bem Urfprunge einer Segebenbeit ju forfdben unb ibn für baS
®ebäc!btnig ber (Sefcf^icbte ju fijiren, menn bie einzelnen Borgdnge
bejfelben fäum noc^ befannt unb mit ©idberbeit feftjufleOen finb.
Slud^ erjcbtüert ber Umftanb bie t?orf(^ung na* ben erflen Slnfängen
unb Urfa^en bebeutfamer Sreigniffe, ba§ bie fpäteren folgen ber*
felben jte leidbt mit einem ©Zimmer umfleiben, ber ibnen urfprüng*
lieb ni^t eigen mar; fte ftnb meiftenS ni^t mie ber öaum au^
einem einzigen Äeime ermacbfen, fonbern erfi bur* ein Swfo^nmen*
treffen üerfc^iebenartiger Umfidnbe unb Gegebenheiten ju ber 93e*
beutung gelangt, n)eld)e fie für bie iWacbmelt b^ben, unb 2lufgabe
ber biftorifcben tJorfcbung ifi eg bann, alle gactoren einer gef^i^t*
lieben (Srf(^einung in ibrer befonberen Sigentbümlicbfeit lieber ju
erfajfen unb erfennen ju laffen.
157
9Iu(!^ bie ©tiftung be« Deutf^en Witterotben«, bie ein fo
befonbcreS Jntereffe für »remcnS ältere ®f^ic|>te \)aU ijl 3a^r(>un'
berte ()inbur4i in einer SBeife bargejleüt unb geßlaubt, n>eI4)e mit
ben Supänben jener Spoc^e nidbt übereinfHmmt unb benn and),
tt)ie |)ier barjulegen ifl, \>ox einer fc^drferen ffritif jener Sreißnijfe
unb i^rer Duellen nicbt befielt.
Sllte Ueberlieferungen toeifen ben ^Bürgern 8flbecf8 unb ©re*
mens einen ()erioorragenben $la^ bei ber am @nbe bed smölften
3Q^rf)unbert§ erfolgten ®rünbung beSDeutfcben Drben« an. S)ie«
mar ni^tg (geringes ; benn eS ^anbelte f\^ um einen Drben,
melier bie beiben anberen gro§en geiftli4)en !Rittert)^rbinbungen beS
2ÄitteIaIter8, bie ebenfoDä ber Semegung ber Äreujjüge i^jren Ur-
fprung üerbanften, bie 3o^anniter unb Templer, an allgemeiner
Sebeutung toeit überflügelte unb feit feiner Ueberfiebelung in8
^reugenlanb (1226) große ßdnbergebiete ber ^riftlicben ßultur, bem
beutf^en Oewerbfleig eröffnete unb bem beutfcjien iReic^e eroberte. Die
beutfc|)*nationale Sebeutung beS DrbenS mufte natürli^ baju bei*
tragen, bie J^at ber Stifter in crj)5^tem ®lanje erfc^einen ju
laf[en. Die patriotif^en ß^ronifanten fanben in i^r ba()er einen
^orjüglic^en Stoff, ben 9iu()meSfranj ber beiben genannten ©tdbte
bamit ju f^^mücfen.
3n ©remen befonber« würbe biefe Erinnerung ^oc^ge()alten.
Die aSerfe, n^eld^e im 3^^^^ ^032 jur S5er^errlid[)ung beS SRu^meg
ber ©tabt unb jum ?lnbenfen ber 9?ad^welt mit großer St^rift an
bie 28anb ber oberen SRat^fjauS^aüe gemalt njurben, feierten toor»
iugSmeife bie ©rünbung ber ©tabt burcb Äarl ben ®ro§en unb
bie 3:f)eilna^mc ber 95remer an ben brei erjlen großen fireujjügen.
Die (Srjä{)lung oon ben Äreujjügen aber fAließt mit ber ^inmei*
fung auf ben angeblicben bebeutfamen ÜSorjug, ben jtc^ S3remen
wnb ßübed auf biefem legten Ärenjjuge bur(^ bie Stiftung be8
Deutfc^en DrbenS erttjorben l^aben folten:
Averst nemandt mach gestadet werden yn den orden
Behalven de van adel geboren, he sy groth efte kleen.
Sunder borger van Bremen unde van Lübeck alleen,
158
Darumme dat sze des ordens sint anhevere gewest,
So men in den historien van des ordens orsprunge lest ^).
68 fragt \\6) nun, innjiefern bic in Srcmen unb ßübedt übet
biefe eveignijjc ou^gebtlbete Irabition auf SHJa^rjjeit beruht unb
auf ttjelc^c Duellen fic fid^ (lü^t. 3"^örberjl ifl ju bemerfen, bag
fott)o{)l in Sübed aU a\xä) in 'Sternen gleic^jeitige ein()eimif4)e SBe*
ti<^te übet bie in ^xciQt flebenben $3egeben^eiten fe()Ien. Det ein*
jige jeitgenöfftge Sc^tiftfieüet, bet jenen bciben ©tobten felbfi ange*
^ött, 9ltnolb üon ßübed, gebenft bc8 Äteujjuge« fe^t au8fü&tli(^,
bm6)M abet 9Jic^t8 übet bie Stiftung be8 üieutfc^en DtbenS; ber
balb nac^ jenet 3^it fc^teibenbe, Sternen na^e jie^enbe Sllbett toon
©tabe bcit 3li(^t8 al8 bie eigentbümli^) abgefaßte SKotij jum Jo^te
1190: r/2)ie Stemet unb bag ©c^ip^eet fugten übet ba8 Tktx*'%
wobei ft^ nid^t einmal etfennen lägt, ob t)on (Siniüo^netn be8
Stemifc^en ^o^|iift8 obet Don Sütgetn bet ©tabt bie iRebe ifi.
?lnbete gleic^jeitige, entfetnteten ®egenben angebötenbe Sbtonifen
melben too^l toon bet ©tünbung be8 DtbenS, ot;ne jeboc^ bet 3Wit*
witfung bet Sütget^leute ju gebenfen.
Sternen b«t offenbat ftü^et mel;t al8 ßüberf auf biefe 5Diit*
iDitfung ®ett)id^t gelegt. SBdbtenb 35etmat'8 8übetfifct)e ß^tonif
t)on i^t SWic^tg meig, pnbet fi^ i{)te erjle ßtmdbnung in unfeter
dltejlen ©tabtc^tonif, tr)elct)e itttbümlidi) bie Sluffinbung fiiolanb'ö,
bie but(^ Sremifi^e ffaufleute gegen ba8 ^a\)x 1159 gef^ab, mit
bet ©tiftung be8 Deutfc^^ettenotbenä in Setbinbung btingt^).
Van der Fryheit^ de de Borger to Bremen van deme
Orden der Cruzebroder in Lifflandt hebben.
In deme jare des heren M^C^LIX^ do wart begrepen
die orde to Lyffland, des de borghere to Bremen unde
de stad een grot anhevent unde beghin weren. Dar de
1) S)enfmal b. ®cf(äf). u. 5lunfl b. fr. <&. Bremen. I. 2. @. 29 ff. Jofel IV.
2) qjerj, Mon. Germ. SS. XVI. @. 351. 23eroI. Söilfen, ©efcfci^te bet
Ärcujjüge IV. @. 260.
3) SJcrgl. iap)ßtr\htx% , ®cf(^idEit«qucUcn, ©. 26 ff., tvo bie angegebene
Ueberfc^rift fcWt
15»
borghere sunderghe vryheit van hebben to ewigen tiden,
dat sie moghen den witten manteli dreghen lyck erer
ritterschup, des nene andere borghere moghen doon^
sunder de borghere van Lubeke. Unde die orde plecht
vor dat erste vor die Stadt van Bremen tho biddende,
unde künde men komen by des orden (s) cronyeken, dar
Staat die jare godes enkede ynne.
35icfer f8mi)i t)on iR^in«berg»®d^ene ift t)on ben fpäferen SBremer
S^ronifanten ttjtcber^olt tüorben, fo befonberö Don 2üolter8 (um
1460)1). (Spatere, tüie ©parenberg (um 1550), geben ben
93eri(^t fd)on in ber Ueberlieferung, tt)el4)e h)ir in ben angeführten
9latl)bou8uerfen antreffen. Sluffallenb ifl e8, bag ^Daniel t). Suren (I.)
nic^t auf fie, fonbern auf eine Äölnifcfee fi^ronit \\6) beruft, um bie
Slotii feine« I)enfelbu^e8 jum Jabrc 1508 ju rechtfertigen: „Anno
dni. MCLXXII edder LXXIII by keyser Hinricks des VIden
tiden wart desse orden erst angehaven doreh etlike borgere
van Lübeck unde Bremen unde bestediged dorch Celestinura
den pawes, ut habetur in cronica Coloniensi Fol. CLXXVIII.
prima columna. 2)" 3)agegen ^at Menner jene Ueberlieferung
tl;eiln)elfe beibe^olten, gum 2l;eil jeboct) in Jolge üoüigcr Unbefannt*'
f4)aft mit ben irirflic^en iJerbältnijfeu unb ben genannten ißerfonen,
ttja^rfcfeeinlic^ iixxi) eine fpätere fef)r trübe Duefle t)erleitet, neue
1) QBoIter^ M ^n feiner $remif6en ^^ronif {^iibom, Rer. germ. seil.
6. 52) Icbiglid^ überfe^t. (5r fagt: Anno MCLIX primo in Livonia coepit
ordo Teutonicorum et fuerunt cives Bremenses promotores et fundatores :
unde et Bremenses habent speciales libertates perpetuo tempore, quod
ipsi possint pallium album ordinis portare, ac si sint ordinis milites et
militares, quod nullae aliae civitates facere possunt praeter Lubecenses.
Et in regula istius ordinis continetur specialis memoria Bremensis civi-
tatis, pro qua orare debent perpetue.
2) 93ürcn'« 2)cnfel6u^ Fol. 47, a. (5r benujte \>u 1499 ju mn gebrucfte
„Cronica van der hilliger Stat van Coellen", tt>el(l}e Fol. 178, b. ein Kapitel
bat „Wanne, wae ind wye is upkomen der duytschen heren orden.** 51 ud^
©üren'd unric^iügc 'ilngabe ber S^t^S^^^t tül?rt \)on einem 5DTUcffclyler auf Fol. 177, b.
biefer ^xonit ^er, tt>o MCLXXII. ßatt MCXCII. fJc^t.
160
Unflarl^etten ^eiDorgerufen *). ^n^ Sllbert fttanj^) f(|>Iie§t jtc^
im SlQgemeinen ber 99remif(^en Ueberlieferung an.
eine anbere Söffung \)at ber fpdter ben lüberfifdben (S^ronifen
einflefüflte ©ericl^t, ber juerfi im 15. ^abr^unbert auftauet. Gr
finbet \\i) juoörberji in Äorner'8 ®ef*i(^t^tt)erf bei ber ©iograp^ie
griebridbS be8 Srjien^), iaxna^ in ber ©laöen^ronif, bie um 1477
toon einem ®eijHid?en beö bei ßflbecf ßelegenen bolfteinif^en Dorfe«
©ufel t)erfa§t rt)urbe*), fotoie in ber qu8 letzterer übertragenen
ffienbif4)en e^ronifS); erftbie fpdteren lübetfifcben ®efc^id^t8f4)reiber
eriDäbnen bann m^ be8 ben bürgern t)on Sübecf unb S^remen
ertj^eilten 9iti)M §um eintritt in ben Drben^).
e^e wir ben erjdblungen biefer norbbeutfdtien, befonberS un«'
ferer SBremifctjen e^ronifen nd^er treten, b^ben noir un^ ber Sege»
benbeiten ju erinnern, mit benen ba8 fragliche ©tiftungSmerf ber
8remer unb Sübeder jufammen^dngen foB.
Die Äunbe öon ber eroberung 3^^ufa!em8 bur(^ ©olabin im
3a()re 1187 rief im Slbenblanbe allgemeine Sefturjung, aber au^
überall ben lebl^aften SBunfcf) unb ^eiligen Drang bert)or, baS
®rab be8 erlöferS a\x% ben ^dnben ber Ungidubigen ju befreien.
tJaji alle Sdnber ber e()rijlenbeit tt)aren t)on ber md^tigen ©etoe*
gung ergriffen. S)a8 meltlidbe ^aupt berfelben, ber greife Äaifer
^Jriebri(|> I., pellte fi^ felbf} an bie ©pi^c be8 Unternebmen8, unb
unter feiner ^ü^rung fe^te fi* im äWai b. 3- 1189 ba8 jiattli*e
iReidi}8beer in 93en)egung, um auf bem Sanbmege burdb Ungarn^
®rie^enlanb unb Äleinafien na^i bem ^eiligen Sanbe tjorjubringen.
1) gdenner'^f Driöinal^anbfcferift, gol. 164 u. ff. — 2) VandaHa VI. c. 38.
3) %i)^xud hd Eccard, Corp. historicum medii aevi IL col. 792, 93(rfll.
bie fRotigßojjj)cnberg«tn <Pert, %xi}\'o f.dlt. beut. ®ef<ii*t«;funbc, VI. @. 593f.
*) ©et Lindenbrog, Scriptores rer. septentr. (Prancof. 1609) p. 209.
öergl. ßa))))fnberö «• «• C). VI. 6. 404 ff., bef. B. 414.
5) 3(bbr. bei ©rautoff , bie lübetfift^en (SJ^xoniUn in niebetbeutfc^^er @|>ra^e, I.
@. 438: „De orde van Prassen.^ — S)iefer ©eric^t if) giemli^^ (o5itlt<^, nur mit
einigen $^rafen Derme^rt, in bie 6. 159 'Jiott 2 angefu^tte fblntfc^e Cibronif
übergegangen.
«) fReimer Äotf (gej!. 1569), na« biefem fafi toöttl. IR^ebein (gefl. mä) 1619)
unb genau na(^ (e^terem 3)eede, Sübif^e ©efc^i^iten unb ^agen, (Sübe<f 1852.) 6. 24,
161
^^r Buß toöt mit fotoiel Slufenttalt unb Sefcf^toerben üerfnüpp,
ba§ erfi nac^ fofl 3ö^tegfrijl gu (Snbe aWorj 1190 bie Ueberfabrt
ü6er bie ©arbancHen bettoerffJelliflt rt)erben fonnte. S^itt^if^en ^atte
Äönifl ®uibo t)on S^nifalem mit bem i()m t)erbUebenen Weji feiner
ÜRa^t unb bem fiarfen Suflui fompflujiiger ftteujfa^rer, bie in
größeren unb fleineren glotten an bet Äüfle <Pciläflina'« lanbeten,
fdiion im.augufi 1189 fid^ ouf bie fefle ©tabt «ccon (^toIemaiS)
geworfen unb bie Selagerung berfelben begonnen ^). ?Ji4lt nur bie
glotten ber itaIifdS)ert Seefiaaten, noeli^e f^on i^r ^anbeI8interefl[e
trieb, fonbern mä) i^nen au(^ ja^Irei(|)e ©paaren au8 ben nörb*
lii^en feefa^renben ^Kationen ßuropa'^, Dänen, ^i^iefen, glanberer,
trafen \>ox Slccon ein, njd^renb bie flönige wn ©nglanb unb granf»
rei(^ ju einer ^eerfabrt rüfieten. 2^eU8 bemfelben 3"fl^ folgenb,
, tfieil« au8 Dppofition gegen ben Äaifer, l;atte auc& ein %^txl ber
I bcutfd)en, namentli(^ norbbeutf(^en ^Jürflen unb iRitter ben ©eetpeg
i na$ ^oldflina eingef(^Iogen, unb ein ®(f)riftfiener 2) jener ^txt
I niai^t i^nen (f)arafterijiifc^ genug einen SBortüurf barau8, ba§ fie
' We bequemere aWeerfa^rt bem befc^njerlic^en, aber be§balb um fo
ruhmvolleren ßanbtpege unter 8ü{)rung be8 Äaifer8 üorjogen. 68
derben un8 al8 fol^e ber ßanbgraf ßubtoig t)on J^üringen, $falj*
ßraf t^ermonn t)on ®a(bfen, ®raf Slbolf t)on ^olflein, manche tbU
"ifc^e unb n)ejifdlif$e Ferren, m6i) einer 3la6)xx6)\ aucb 6rjbif(|iof
^avttDig II. t)on Cremen 3) genannt, unb in einer biefer glotten
müjfen f\6) m^ bie Schiffe ber Sremer unb fiübedter befunben
hhn, bie n?ir fpdter t>or Slccon antreffen. S)ie Slngrifte ber S)x\p
litten Äreujfa^rer auf Slccon blieben aber lange ^cxt o^nt ßrfotg.
Snjtüifd^en tjerlor ba8 große beutf^e $eer in Äleinaften beim
Uebergang über ben ©alepl; feinen faiferlidS^en gübter am 18. 3um
1190, unb h)urbe bann, feiner bejien Hoffnung beraubt, burc!^ ben
itoeiten ©o{)n be8 ÄaiferS, ben ^erjog griebri^ üon ©$tt)aben t)or
*) Scrßl. SBilfcn, ®cf^. ber Ärenajüge, IV. @. 253 ff. 270 u. 284.
^) Ansberti bist, de exped. Frider. imper. bei SBilf en a. a. D. ^nff. @. 97.
^) Ansberti historia a. D. !!>ie ^a^xi^t iß jebenfand irrig unb bermut(lic(
^utc^ (ine <Bcrtpe$feIung mit ber f))ateren IReife §arttt)lg*d nad; bem ^eil. ßanbe
<»^*Panben. IBergl. »rem. Urfunbenb., I. iRr. 79, fRoU 2 unb «Rr. 104, Wote 4.
11
162
Sfccon geführt, too c8 am 8. Dctober 1190 eintraf. ?lu^ biefet
^elbenmut^ige ©o^n beS ÄaiferS fanb ^iev im ?ager \>ox 9lccon
f(|)on mäf brei SWonaten, am 20. ^mmr 1191, fein ®rab, ein
Dpfer ber argen $eft, bie im ®efoIge ber auSjufie^enben |)i^e unb
unfäglicfien Entbehrungen baS ^eer überfiel. (Srfi im ©ommer
1191 (12. 3«Ii) erlangten bie S^riften ben ßo^n unb rvenigflenS
iai nacbjie ^M i^rer Slnjlrengungen burci^ bie (Sroberung Slcconä,
njabrenb befanntli^ bie Einnahme 3erufalem8 erfi wieber bem
Äaifer ^riebric^ IL im 3^^^^^ ^229 gelang.
SBä^renb biefer tt)e4)felt)oüen fajl äWeiid^rigen Selagerung
acconS nun foü, wie unfere fpdteren ß^ronifen berieten unb
wie man bi8 t)or wenigen 3a[;ren audii allgemein annal;m, bie
Stiftung be8 beutf^en Orbeng bur^ bie anwefenben Sürger Don
Bremen unb Subecf erfolgt fein.
Der 93eridiit ber gegen 1550 niebergefc^riebenen ©parenber*
gifc^en ß^ronif lautet, wie folgt.
Wo de van Lubecke und Bremen den Dudesehen
orden gestifFtet hebben.
Anno 1189 toeh keyser Frederich na Jerusalem woll
gerüstet; ditsulve den heyden wedder äff tho winnende. (Des
quemen tosamende to Mentz vele forsten undt heren^ leten
sik tekenen mit dem krutze.) *) Disze keyser hadde de
Stadt Bremen ein Privilegium unde fryheit gegeven, derhalven
dachten se der woldath, rasteden uth 3 schepe dem keyser
tho ehren, darmitt greve Carsten von Oldenborch was^ ock
Dennen, Friesen unde andere. De von Lübeck rusteden uth
24 borgers np diszen toch, darumme dat de keyser vor soe-
ven jaren obre Stadt by dat ryke hadde gebracht, unde wo-
ren beide de von Bremen unde Lübeck by greven Aleve von
Holsten (in Syria)^).
De keyser mit synem folcke dede mannige schlachtinge
mitt den Saraeenen unde vordranck thom lesten in Armenia,
also he in de bitte wolde baden in dem ströme Selephio
M dufa^ M P. 1. s. 2 d. flgnirt^n 9Cr<^t^ef<m)>Iari$.
163
ande mit ehme twe andere greven Wilbrant van Hallermont
unde greve Luloff. Averst de Christen togen gelikevoU fort
rait des keysers sone hertogen Frederich von Swaven unde
gewannen Jerusalem na velen wedderstande ; ock worden
veele Christen kranck von hitte unde storven.
Anno 1190 hoven de van Bremen unde Lubecke in
duszen landen ersten an den ridderliken dudesschen orden ; dar
worden se alsus tho verorsaket. Do se gants viele krancken
im felde liggende funden^ de von groter hitte unde unge-
wontliker lucht kranck weren geworden, do se Acon anfallen
wolden, do worden se tho barmhertikeit bewogen, nemen
ein groth segel van einem groten schepe, so ein kogge hete,
makeden dar ein telt äff unde vorsammelden de krancken
darunder unde vorsorgeden se mit notdrofft. Do nu Acon
gewonnen was^ buweden se binnen der muren einen tempel
unde funderden also den orden, unde hartoch Fredrich kroch
olin van pawest Celestino den drudden confirmeret. In diszen
Orden mach nemandes^ he sey dan van adell hoch offte syth
geboren, unde de von Bremen unde Lübeck, darumme dat
se des ordens anfenger weren, unde kregen ock de privilegien
darvan^ dat se mögen den witten mantel dragen gelyck rid-
deren; und de orde plecht thom ersten vor de von Lübeck
unde de von Bremen tho bidden.
Heinrich Walpot was de erste meister des ordens. Disze
ridders moten laven drie dinge obre leventlanck tho holden:
öomtlich ewige armuth, ewige reinicheit unde gehorsam beth
in den dodt.
J)iefer fc^einbar genaue 33eri(!{)t fü^rt t)ier ^aupttf^atfa^ien an,
kif nd^er fefijufleflen fein werben:
1) S)ie SluSrüflung üon ©d^iffen unb aWannfc^aft für ben
Äatfer Seiten? ber ©tdbte Sternen unb ßübetf — unb jtoat t)on
brei ©(|)iffen ©eitcn« SBremen« unb 24 »ürflern ©eiten« ßübecf«
■*- tocl^e unter bie gü^rung beS ®rafen Slbolf t)on ^oljlein ge*
Mt Serben;
11*
164
2) bie (Sni4)tunfl eine« 3eltfpital8 üor ?lccon burc^ bie ©firmer
üon SBremen unb ßübedf unter Senu^ung bed SeßelS einer Äogge;
3) bie SSerleflung be« ©pitolä in bie ©tobt na^ ber ßroberung
SlcconS unb bie fic^ baran fc^lie§enbe Stiftung eine« Mitterorben«,
ipelc^em ^erjog JJriebri^) t)on ®4)n)aben bie pdpfili4)e Sejldtiflung
ertoirft;
4) bie SSerlei^ung be« $rit)ileß8 an bie Sremer unb Sübecfer,
noel^eS fte jur 9lufnal;me in ben Drben berechtigt, ju meinem
aber fonfl nur ritterlic^ie (Seburt befdlMgt, fotüie bie Sejiimmung,
bag bie Sremer unb Süberfer al« bie Stifter bc« Drben« bie erften
in ber regelmd§igen Fürbitte ber Drben«brüber fein foUen.
3u biefen üier ^auptpunften fommt bann no^ bie fpdter t)on
ber Srabition in eigentbümli^ier SBeife au«gef^murfte 9?a(^ric(|t
über ben erflen QWcijler bcä Drben«.
Sinige üon jenen eingaben flellen fiö) t)on üorn^erein al« un^
baltbar ^erau«. ^.
2)er ®raf Slbolf \>o\\ ^olpein fonnte ni(^t pbrer be« fidbti* ,
f^en ©ef^toaber« fein, ba er nac^ bem Sericbt eine« juDcrldfftgen
®efdS)icbt«f(ibreiber« ^) gar nid)t nad) 9lccon gelangte, fonbern bereit«
in Ipru« umfel;rte. gerner parb f^erjog griebri^ bereit« üor ber i
ßroberung Slccon«; bie Stiftung be« Drben« inu§ alfo entiDeber
ol^ne feine Sbeilnabme ober mdbrenb ber Belagerung SIccon« unb
jtt)ar in ber ß^it än)if(^en bem 8. Dctober 1190 unb bem 20. 3^*
nuar 1191 erfolgt fein.
SlUein biefc SBiberfprüc^e flogen offenbar bie ^auptfacbe felbfJ
ni^t um. 6« bleibt aber bann, abgcfc{)en üon bem vierten fßuncte
nocfe biejjrage ju löfen: tt)ie famen Stabtbürger baju, einen Mitter*
orben ju ftiften? 3)a« 5luffallenbe biefer Angabe n^irb bur^ bo«
\6)on ern)d^nte Stillfcbweigen ber glei4)5eitigen S^riftfleller mi)
t)ermef;rt, anbererfeit« aber mugte man immer al« ein ivid^tige«
3eugni§ für bie SBirfli^feit n)enigf}en« eine« Sf;eil« ber beri^teten
%i}ai\aä)t anfe^en, t)a^ im SBefentli^en biefelbe 2:rabition, M\ä)t
^) ajergl. Arnold. Lubic. IV. 7.
165
wir in ben ©tobten flnben, fd[)on im SWittelaltet aagemein unb
in^befonbere im Drben verbreitet tvat. Denn bie (Sinleitung ju
ben Drben^fiatuten, beren altejie« un8 erhaltene« (Sjemplar ettoa
bem (Snbe be8 13. 3a^r{)unbert« angehört, giebt einen Seric^t über
bie ßntflebunß be8 Drben«, melier jn)ar ben im Sabre 1190 \>ox
Slccon anmcfenben bürgern t)on SSremen unb ßübedP nur bie
Stiftung be« 3^Itft>itaI8 auSbrüdli^ jufcfireibt; baran aber fofott
bie Stiftung beä Drbenö bur(^ l^erjog ^nebricf) üon ©cbwaben unb
bie übrigen anmefenben geifilicben unb toeltlicibengflrflen Qnfnüpft.M
iSic fe|i bie Irabition im Drben lebte, jeigt ein 93rief, ben ber l\t>*
Idnbifc^e ^eermeijler Cysze von Rutenberch am 9, Juli 1426 an ben
i8at^ öon 33remen richtete; benn in i^m ^ei§t eS: Uns duncket
wol billich sien, na deme juwe Stadt und erbam vorfaren
irste stichtere und medebegripere unses ganczen ordins sint
gewesen, dat wy ok zodanne saken an ju schriven.2)
©obann lögt ?Jeter toon 2)u8burg, ber dltefle DrbenS*
4tom|i, tt)el(f)er im anfange beS 14. Jo^^bunbert« fcibfieb unb
burc^ fein auSfü^rlidiieS 2Berf bie Orunblage für bie fpaterc «uf*
*) 6^ön6ut6, 3)a« Drben^ljuct ber ©rüber tjom beutfc(>en -^flufe ©t. üWarien
JU Scrufalcm (.^cilbronn 1847) @. 5 : Diz ist wi unt von weme unt wanne
sich erhaben hat der orden der bruder des duschen huses sente Marien
von Jherusalem. In deme namen der heiligen drivaldekeit, so künde
wir allen, di nu sint unt noch kumen sullen, wie sich erhaben hat unde
von weme unt wenne unde wi der orden des spitales sante Marien des
duschen huses von Jerusalem, von der geburt unsers herren des tusent
^öt hundert unde nunzec jar waren in den geziten, do Akers was
ocsezzen von den Cristen unde mit der gotes helfe wider gewunnen wart
von den banden der ungeloubigen. Zu derselben zit in deme here da
^as ein teil guter lute von Bremen unde von Lubeke, die von der milde-
•^cit unsers herren sich erbarmeten über die manicvaldegen gebrechen
^6 di sieben beten in deme here, unde begunden dis vorgenanten spitales
^nder eime segele eines schiffes, daz ein kocke geheizen ist, da si die
^^chen mit grozer andacht under brachten unt der mit vlize pflagen.
'^^ cleine beginnen erbarmete den herzogen Friderich von Swaben unt
ftödere die hohe herren, der namen hie nach geschriben sten.
^) Orig. im ©rem. 5(r^iD.
166
faffimg bet Orbenagefc^ict^te fc|)ufi), fo beflimmt bie ©ürger bet
beiben ©cejldbte al« bie Stifter be8 Drbenä erfc^einen, ba§ bie«
feitbem al8 eine jttDeifellofe 3Ba^r()eit fepjianb. 2luf feinen 93eri(^t
|)aben f\6) bann ou(|) bie neueren ijorfci^er ftü^en ju bürfen geglaubt
unb, ipenn fte ani) einjelne eingaben bejfelben berichtigten, bocb in
ber ^auptfa^je baran fefigebalten. Unb fo finben tt)ir au(^ bei
SBilfen in feiner ®ef(i{)i(^te ber Äreujjüge2) unb 3^^. 3Soigt in
feinem au8fübrli4)en SBerfe über bie Oefcbic^te be8 beutfc^en Drbeng^)
in ber Darflellung ber Stiftung bie allgemein angenommene Ueber*
lieferung n)ieber, nacb toel^er bie Sremer unb Sübeder jundc^jl
baä 3^'tfpital errichteten, bie junge njobl auSgejlattetc Stiftung
bann fofort bem ^erjog ijriebrii^ übergaben, um bur^ i^n auf
biefer Orunblage einen SRitterorben in formli^er unb feierlicher
SBeife erricbten ju taffen. 3)ie Stiftung foll bereits in einer am
19. SWoüember 1190 gefialtenen 95erfammlung ber gürjlen üor Slccon
tooHiogen unb ber neue JRitterorbeu bereitä am 6. ^^bruar 1191
toon bem ißapfle SIemenS III. beftdtigt fein.
2ln biefer Sluffaffung ^üt wo^l no$ fefige^alten toerben
muffen tro^ einiger namentli^ baS Ser^dltnig unferer Sürger ju
ber Stiftung betrepnber Unmabrf^einli4)feiten , toenn ni^t in ben
legten 3a^ren mebrere fe^r tt)id^tige Duellen für bie altefie ®efcbi(^te
be8 DrbenS cntberft njdren, t^eilS Urfunben au§ ben erfien ^a^xm
ber neuen Stiftung, t^eilS eine um bie aWitte be8 13. Ja^r^unbert«,
alfo t)erbdltni§md§ig furje 3^it nadb ber ®rünbung gefc^riebene
furje ©rünbungSgefcbi^te ber Stiftung. Die erfleren entbedtte Dr.
Söppen in einem Sobej be3 Drbenä in ber fönigli^ien Sibliot^ef
JU Serlin, unb ma6)k fie in einem Sluffa^ über bie ®ef(^i4)te ber
Stiftung be8 beutf^en DrbenS in ben neuen preu§. iProo. Sldttem
1) Peter von Dusburg, Chronicon terrae Prussiae (2(ii5gabe bon
Joepjjcn in Scriptores rerura Prussicanim, I. Leipzig 1861) 6.26: Puerunt
in ezercitu cristianorun quidam devoti homiues de Bromensi et Lubicensi
civitatibus u. f. to.
2) 5(. a. D. @. 317 f. «erfil. audj^ Jnaumer, ^o^cnflaufcn^VI. 6. 607.
3) 25oigt, ®t^ä)\6)tt *Preu6cn« bon ben ältcflcn 3^\Un h\^ jum Untergänge
ber ^ertf*aft M bcutf(^en Drben«, IL <S. 27 ff.
T67
- — ■ _ ■-
öom 3a^re 1849 jum erflen SWalc befannt. Jene (Brünbunß«*
gefc^ic^te fanb ber Sonferrjator be8 Deutfcl)*Drben8-2lr(^m8 in 3Bien,
% D II b i f auf unb t)eröffcntli4)te fic im 3o()rc 1857 in feinem
ffierfe über bie 3Wünien unb 2Äebaiüen ^be« beutfdiien DrbenS.»)
loppen f)at fic bann aufS 9?eue unb bcriclitißt in bem Dortrefflicijien
Quellcnmerf für bie ®efcfti(|>te ber ^xomi ^teugen^) ebirt unb
fomobl iüxä) 3"ii^^u"ß ber ern)ä(;nten Urfunben q18 ber übrigen
Quellen für bie ®^\d)xd)tt beS Drben8 ebenfo fcf^orffinniß toie
fa^gemä§ erläutert. 3^benfaU8 mu§ i^m baS 33erbienfl juerfannt
»erben, burcfi biefe neuefie Sluägabe unb bie t;injUßefüflten (Sr*
Iduterungen bie ®runbung8gef(|)i(^te unb inSbefonbere a\x^ baS
Ser^dltniß ber beutfcf^en 93ürger ju ber Stiftung in ein flare«
Si(^t gejieüt ju ^aben. 2Wit ber t)\xx6) i^n gewonnenen JSinjtcftt
tt)irb im ffiefentli^en bie Unterfuc^ung al8 gef^^loiJen ju betrachten
fein, iumal ba burcfe fie bie bei ber früheren Sluffapng gebliebenen
Sweifel in einer genügenben SBeife gelöji njerben.
(S8 loerlof^nt \i^ ber 3Wü^)e, in bie Unterfucf)ung über bie (^nU
jiel)ung beS Drben8 na(!() biefen Duellen etnoaS tiefer einjugefien,
ba mir bur(^ (le erfi ben richtigen ©tanbpunft für bie Söeurt^eilung
ber Ueberlieferung unferer ein^eimifc^en Duellen geminnen.
3m ©egenfa^ ju ben t)or{)in mitgetfieilten dla6)xi^Un ber
Srcmif^en (S^ronifen erjä< bie alte @t\i^i^it t)on ber Stiftung
be8 DrbenS in f4)li(iten SBorten folgenben einfacfien ^ergang.^)
"Sni ^ci^xt 1190, jur Seit al8 5lccon oom ^eere berß^rijlen
belagert unb mit OotteS J^ülfe ben ^dnben ber Ungläubigen ent*
rijfen ivurbe, machten einige IDMnner au8 ben ©tdbten ©remen
unb ßübed, mel^ie erfüllt waren wm ßifcr be8 §errn üBerfe ber
8arm()erjigfeit ju t^un, in bem ^eere ein ©pital au8 bem ©egel
S)ubif, ^ti (opcn beutf((en 9lttterocbend Snüngfammlung in SBien (1858)
@- 38 ff. iUbbrucf nat^ einem römif^en C^obe; bec Vaticana.
2) Scriptores rerum Prussicarum , I. (fieiWiö ^^^^) ^- 220 ff.: De
primordiis ordinis Theutonici narratio.
3) %. a. O. @. 220. 2)te ($tn(eitungdk9ort€ lauten: Indpit qualiter domus
bospitalis sancte Marie Theutonicorum Jerosolimitani primo fuerit inchoata,
qualiter ei ordines tarn in xnlUcia, quam infirmis sunt coUati,
168
eine« ®<!^iffe8, einet fogenannten Äogge, unb jwar auf ber unteren
©eite be« ©t. SWicolaii8fir4)^of8, jwifcijien bem Serge (Turon), auf
welcliem ba8 J^eer lagerte, unb bem glujfe (Bellus). 5n biefcm
fammelten fte toiele unb* tjerfcbiebenartige Äranfe unb erfüllten an
ben Sinjelnen bie ächten iPflidiiten ber SWenfc^li&feit in ber (Reinheit
i^reS ^erjen«. Sie toermalteten bieg ^ofpital mit flvo§er Eingebung
unb Sorgfalt bi8 jut SInfunft be8 erlau(i{)ten ^erjogS griebri^^ toon
©cf^tDabeU; be8 ®o^ne8 be8 römif(^en Äaifer8 griebri(|>
9(18 enbli4) bie vorgenannten Sürger üon ^Bremen unb Sübetf in
i^r iBaterlanb jurüdfjufe^ren gebatikten, übergaben pe, auf Sitten be8
genannten ^erjog8 unb ber übrigen 6blen be8 ^eere8, ba8 befagte
^ofpital bem ( ^erjogtic^en ßa^jlan) Äonrab unb bem Jtämmerer
33ur4)arb mit allen xdä)l\6) gefcfeenften milben ®aben unb aDem
Bube^r. Unb e8 roax ju biefer Qnt im ^eere fein Äranfenfpital
außer jenem öorf^anben."
«Der Saplan aber unb ber Ädmmerer begannen, auf ben
$omp ber SBelt loerjic^tenb , preislich ben SBeg be8 8eben8 ju
tt)anbeln, beugten miliig it;ren ^Mitn bem fanften 3od)e be8^$errn
unb traten bemüt^ig $rofe§, inbem fie ba8 gebaute ^ofpital gu
e^ren ber t;eil. aWutier ®otte8 ber Jungfrau 2Karia anfingen.
®ie nannten e8 nun r/i^^ofpital ber Ijeil. DWaria ber 5)eutfctien in
Serufalem"«, in ber Hoffnung unb 3u^fi^fi<^^ ba§, na4)b>m ba8
^eilige Sanb ber c^rijilicben SReligion mieber ge\Donnen, in ber
^eiligen ©tabt 3^nifalem ba8 |)aupt^au8 be8 Drben8 fein tpürbe.
3)enn }u jener Seit Ratten fie noö) nirgenb8 in ber SBelt einige ©e-
fi^ungen ober ßdnbereien. ©elbjl ber Drt, auf welkem fie bamal8
wohnten, gehörte i^nen ni4)t."
ir5)er oftgenannte ^erjog ^nebric^ nun, au8 göttli^er 6in*
gebung eifrig auf bie ^örberung biefeS geringen Slnfang8 bebac^t,
f(^idte ©oten mit Sriefen an feinen erlaucbten ©ruber ben romi*
\^tn Ä5nig ^einric^, ber na$()er Äaifer genoorben i(l, in welken
er bat, ba§ er bei bem $apfie (üölefiin, ber bamal8 ba8 ^aupt
ber 9lömtf(^en ftir^e mar, bie Seftdtigung be8 gebac^ten ©pital8
ertüirfe, m\^t^ benn aucb burc^ ^Privilegien M SRömif^en ®tu^l8
beflätigt toorben i|l.«
169 .
"StijiPtfclien befannten f\i) einige gotteSfütii^tige Tiamtr,
mä)\>tm fte bie tüeltli^e Äleibung abßelegt jur iHegel biefeS ^aufeS.
ai8 aber 2lccon erobert ttjar, fauften fic inner^olb ber ©tobtmauern
beim ®t. 9JicoIau8t^ore einen Oarten, nac^bem i^nen ein Z\)t\l
beflelben öan frommen Seuten al8 SHlmofen gefc^enft toar, auf
lioelcbem jie Sixxi)^ ^ofpital unb anbere ju if)ren 3^^^*^'^ not^»
lüenbige ®ef)au[ungen erbauten. Dort bienten fie fromm bem
Äönig ber Könige, inbem fie ben Äranfen unb Slrmen in ret^ter
Sanftmut^) beS .§)erjen8 beflänbig tröfilidiie SiebeSbienfie au8ri(^teten,
too^renb ju jener 3^it noc!^ ein ©eifllid^er Seitung unb {Regiment
im ^aufe ausübte.
3n berfelben Äird[)e i|l audii ^erjog iJnebricf), voxt er gebeten
fiatte, begraben »orben.«
v3m iJortgange ber 3^it ciber, al8 ber tjorgenannte giömif4)c
Äaifer |>einri(^ ba8 Äonigreii^ ©icilicn feiner ^errfc^aft untertt)orfen
fiotte, fu^r ein ftarfeS ^m t)on prfien unb ®ro§en au8 !Deutf(i{)*
lanb bem {^eiligen ßanbe ju ^ülfe l;inüber. 2118 fte aber na^
einigen Sertoeilen hörten, bag ber ffaifer ^einric!^ gefiorben war,
f(^itften fic einjeln ft^ an, in ba8 Saterlanb jurflifiufel^ren.
äWefireren ber anwefenben beutfc^en tJürften unb ®ro§en bünfte e8
ober nü^lid^ unb e^renl;aft, ba§ bem gebacbten ^ofpital bie (Regel
be? Drben8 ber Sempelberren gegeben »urbe. 3« biefem 3tt>e(fe
traten bie antoefenben ^Jrdlaten, tJürfien unb Orogen ber 3)eutf(^en
im^aufe be8Sempel8 jufammen, naci^bem fte ju bem fo beilfamen
Unternehmen au^ bie ißrdtaten unb ©arone be8 ^eiligen ßanbeS, bie
fic^ bort finben ließen, eingelaben Ratten. Unb alle faßten einmüt^ig
ben ©efcbluß, bag ba8 gebaci^te .^au8 bie iRegel beS ®t. 3^f)önni8*
^ofpitalS ju 3^^'wfölem für bie Jlrmem unb Jlranfenpflege, fo toie
e8 biefelbe fc^on bi8^er gef)abt, für bie ©eiftlic^en , iRitter unb
onberen Srüber aber in 3ufunft bie (Regel be8 SemplerorbenS ^aben
feilte. Die8 ifl gef^e^en im SRonat 9Wärj be8 3a^re8 1198 (1195?)."
68 folgt bann ein 2)erjei^ni§ ber J^eitnebmer an ber 35er-
fommlung, worauf ber Srjabler fortfährt:
r/iRa^ibem aber biefer Sef^luß gefaßt unb bie (Regel be8
3^mplerorben8 ber Stiftung gefd;enft war, ernannten fie einen
^ I
170
ßelDijfen ©ruber ^ermonn, ber ben Sunnmen SB3oIpoto fufirte unb
©ruber biefeS ^aufeö mar, jum ÜÄeifler beffelbcn. Unb i^m ^ab
bann ber TOeificr be« 2cmpcl3 eine Slbfc^rift ber (Regel feine«
Drben«, um fie fortan in jenem ^aufe ju bemal^ren. ^er genannte
©ruber ober mar ein (Ritter. 9lu^ entfagte ein ebler (Ritter mit
Flamen. -^ermann oon Äircb^eim in ©egenmart ber ganjen Ser«»
fammlung bem mcltlicben ßcben, um in biefem ^aufe fein ßebem
lang SRttterbienf} ju tbun, unb ber üJieifier beö lempelä gab i^m
fog(ei(|) ben zeigen SDJontel }um 3eid)en, ba§ alle SRitterbrüber be«
genannten ^aufe« fortan n)ei§c aWantel tragen follten nacb ber
©orfcbrift ber iRegel be8 SemplerorbenS. 2)ie fdmmtlicben an»efen*
ben ißrälaten unb JJurften au8 Deutfcl)(anb aber fanbten ben
aWeifier ^ermann nebfi bem ©ifcbof Söolfger üon $af[au an ben
$apjl S^nocenj (III.) mit ©riefen, in melden fie eifrig baten, ba§
er bem gebac^ten i§)aufe bie DrbenSregel be8 ^ofpitalä ju Jerufalem
(ber S^b^nniter) für bie Slrmen*» unb Äranfenpftege, bic DrbenS^
regel beö Sempelä aber für bie ®eijilid;en, iRittcv unb anberen
©rüber bejidtigen moUe. Unb ber apofiolif^e ^err, nac|ibem er
ibre ©riefe unb ©itten, bie ©erjlänbige? ju bitten f^iienen, gebort
unb t)er(lanben, tt)iüfa(;rte ben ©itten gnäbig, inbem er in ©ollmacbt
feines apoftolifcben 2lmte8 bic Dibengregeln ber genannten ^dufcr
auf t>ai A)aue be§ ®t. ÜRarienbofpitalä ber 3)eutf(ben ju 3<^ufölem
übertrug imb bem SDieijier beffelben feine SlmtSmürbe befidtigte.''
2)iefer ©ericbt, melier fornot;! bem angeführten Prolog ber
DrbenSftatuten, aI8 aucb allen fpdteren Oefcbicbtfcbrcibern ju ©runbe
Uegt, aber \)o\\ ibnen üielfac^ entftclU ift, macbt einen für unfere grage
dugeril mistigen, febr beflimmten Unterfcbicb jwifcben ber ®rünbung
be8 ©pitalS t)or unb in 3Iccon unb jtDifd;en bem (äntfleben beä Drben«,
tt)elc|ie8 er erjl mebrere S^b^e fpdter jlatlfinben Id§t. Die ©ürger üon
©remen unb ßübetf erf4)einen bier nur alö bie ®rünber be8 ©pitalä.
Sie b^ben ee in ber gefcbilbertcn einfacben SSBeife bereits t)or 2lnfunft
beS ^erjogS griebric^ begonnen. 68 b^t gro§en SRu^en geiDdbrt unb
allgemeine Sb^itn^bw^^ gefunben, unb als fie ficb nun — no(^ t)or bem
Sobe beS ^erjogS, alfo Dor bem 20. Januar 1191 — jur ^eimfebr
entf^lie§en, tragen jte nur no4> ©orge jur (Srbaltung ber jungen
171
©Hftung, tnbem fte biefelbe jtoet ©eamteit be8 ^erjoßS, be«
geborenen Raupte? ber 2)eutf(^en t)or Slccon, übertraßen. (Srfl je^t
»irb eine f5tmlict)e geiftlicfee ©tiftung jur Äranfenpflege barauä unter
bem mit Sejie&ung auf baS 3trt be« Äompfe8 gett)d|)Iten SWamen
*ra»arien^ofpital ber 5)eutfdS)en in 3erufalem'', üieüeici^t au^, wa»
bcr ©ert^t ni^fagt, mit ©ejugna^me ouf bie f(i{)on früher bort
bfficfienbe. feit 1187 untergegangene a^nlic|)e ©tiftung für Deutfi^e,
unb Jg>erjog griebrid^ ift felbjl noc^ bemüht, biefer Stiftung bic
papfHi^e ©efidtigung ju ermirfen, erlebt biefelbe aber nidS)t meljir.
Sie erfolgte ndmli^, ttjie au8 einer fcbon länger befannten Urfunbe
bc8 $apfle8 ©lernen« III. ^injugefügt merben mu§, bie man gemä§
ber fruljeren Sluffajfung, aber o^ne ®runb, für bie ältefle pdpftlic^e
Scflatigung be8 T)eutf4)en Drben8 auSgab, am 6. gebruar 1191.1)
I)ie Stiftung b^^tte na(^ ber Eroberung ber ©tabt in berfelben
einen angemeffenen $la^; eine Äircj^e, ein ^au8 unb Oarten
erbalten unb fo mel^rere ^af)xt beftanben. 2)ann erfolgte im S^&re
1197 ein neuer ftarfer 3ujug beutfc^er JJürjlen na<|i bem ^eiligen
t^anbe, öon benen bie meijten jebo(^ burdi> bie geringen 9lu8fi(|iten
auf einen rafc^en Srfolg be8 Jlampfe8 unb bur^ bie Äunbe t)on
bem am 28. ©eptember 1197 eingetretenen Sob be8 ÄaiferS
öcinric^ jur balbigen (Rücffe^r t3eranla§t mürben, ©ie binterlie§en
aber ein tt)i(^tige8 Denfmal itjrer Slnmefen^eit im üJtorgenlanbe,
inbem fte mit 3wii^l)unß ^^^ beiben großen SRitterorben , »el(|>e
öorjugSmeife für bie granjofen unb Italiener gefHftet maren, unb
ber übrigen geifilid[)en unb toeltli4)en ®ro§cn be8 4)riflli(|)en aWor:»
ftenlanbe8, be8 feiner Jg^auptflabt noc^ beraubten Ä5nigrei(!(>8
3^tufalem, ba8 I)eutfct)e ^ofpital in einen 3)eutf^en SRitterorben
t)erp[)anbelten , melc^er nac^ bem aWujier ber Sö^nniter unb ber
lempler eingerichtet, mie biefer, bem '^mit jener alten ©tiftung,
ber ftranfenpflege treu blieb, äuglei(^ aber auc^ bie S^rtfe^ung be8
JtampfeS gegen bie Ungläubigen ju feiner Sfufgabe erf)ielt.
*) »ergJ. über bie »uOc tBoigt a. D. @. 46 2(nmcrf. mtl^aä) i|i bie erfte
^tftätigund^buae dbUfim III. sugefc^rieben, bet erfl nad^ bem 27, SRärj 1191
ficn)äjlt tpurbe. €o oudSi bei [Renner (a. D. Pol. 170, a.) in ben Wa^ri*ten,
bie Confirmatio des dudschen Ordens übcrfcürieben finb.
172
5)ie Serfammlung, in ml^tx bic ©tiftung be8 ^eutf(feeit
Drben« erfolgte, fanb bem Seric^t jiifolöc im aWätj 1198 jtatt.i)
Denn bog 1195 ein leicht erflarlic^er Sct^reibfc^ler für 1198 ifl,
erhellt nu8 bcm fonftißen S^NIt beS Seric^tS, namentlich an« bet
Sejugna^me auf ben Job .^einri^« VI. unjtt)eifel()aft 2) , toiemo^l
Dubif an ber 3af;l 1195 feftju^alten fu^t.
Sine anbete Streitfrage, ob ba? T)eutfc|)e ^ofpital unb ber
Deutfcfte Drben eine neue Stiftung fei ober nur eine ijortfe^ung be?
im Sa^re 1128 f4)on in Serufalem begrünbeten Deutfc^en ^^ofpitaR
— tt)el(^e8 im 3^^^^ 1143 jmar in einen iRitterorben mit Äranfen*
pflege erweitert n)urbe, iebod[) unter bie 9Iufji(^t unb ben <Bä)\\i}
be8 SemHerorbenS geftetlt blieb, unb nac^ ber Slnna^me (Siniger
ungea^tet ber Serftßrung 3^1'wfölem« fortbeflanben ^aben foü, —
enf(tieibet ber Seric^it, ba er fie nic^t fennt ober ni^t fennen tpiö,
ju (SunfJen ber erfieren Slnna^me.
Unfere Unterfucfiung ge^t biefe (Jrage inbeg nicbt Leiter an,
ba bic Sürger t)on 99remen unb ßübedf offenbar nid;t an bie
(Erneuerung einer el^cmalS bebeutenben Stiftung, fott)ie überhaupt
junadi^ft niclit an ein großartiges Unternet)men, fonbern einfach
baran bauten, bic t)on ben 3o{)annitern, Semplern unb ettoaigen
Ueberreflen ber beutfc^en ^ofpitaliter Devfdumten ißflidf^ten ber
aWenfd^lict^feit in bem ^eere üor Slccon ju erfüllen. aSenn ba^er
S)ubif in feinem Semül;en, bie ®efcfei(^te beS „^o^tn no^ bi8
jum {;eutigen Sage im öf}erreidE)ifc^en Äaiferfiaate fortlebenben
beutf4)en SRitterorbenS" bis i\xm 3^f)^<^ 1143 fiinaufäufü^ren , ju
bem 3lu8fprud)e fommt, »/JJriebric^ t)on Scbwaben unb bic ©ürger
t)on Sübccf unb Srcmen fonnen l;ö(^ften8 als ßmcuerer, aber ni^t
als Stifter beS t)on 3^^wfatem in baS Sager t)or 9lccon nur in
') 2)er ^auptfel)(cr ber Sdijja&cn ber fiii(^ecfif(f)cn (Stvenifcn liegt barin, Mg P«
bieff gürflentjcrfamniluiiij nocf; ipäl^rcnb beö ^freii^juö^ *oon 1190 uor jt^ ge^en laffcn.
Sergl. Script, rer. Priiss. a. O. 6. 224, D^ote 12, unb bic ^emerfungen bon
$irf(^ gut ßbronif bon Dliwa bafclbfl, 6. 656 f. 2)ic Narratio nennt (Srjbifrfiof
Hartwig II. toon Bremen nic^t unter ben 3:&ci(ne^mern an ber 53crfammlung, toedjalb
JU bermut^en, bag er bamald noc^ ni^i in ^)lc(on angefommen war.
2) öetöl. Script, rer. Pruss. a. D. 6. 223.
173
einigen feiner ©Hebet t)erpf{an2ten beutfc^en !Ritterorben8, ber mit
bem aWutter^aufe in immemd^renber Serbinbung blieb unb aucf^
öon eben biefem J^aufc ben Slamen beibel;ielt angefe^en iperben'' *),
\o entfpric^t, tt)Q|)renb e8 für bie leitete Sc^auptung on SBetoeifen
mangelt tt)eber bie eine nocb bie anbete jenet beiben SRögUc^feiten bem
iDirflii^en S^atbeflanbe. Sluf ben Myfim bet ©fiftung be« Dtben«
fonnten jene Sütget unb bet ^etjog nie Stnfptuc^ mac|)en, »enn man
biefem 9lu8btud nic^t bie lei^t ju einet a3et[c|)iebung i^x ©ac^lage
fü^renbe SluSlegung geben luili , ba§ fie ben ctflen ®tunb jut Stiftung
beS ^ofpitalS gelegt l;aben unb bie t)on i^nen baju angemiefenen
@ütet obet ®aben mit bem ^ofpital @igent^um bed DtbenS toutben.
Si(f)tiget ijl e8 füt un8, nodS) einen ©lief auf bie ettpd^nten
dltejlen Utfuitben bet ©tiftung gu toetfen, roz\^t bie au8 bem
Smd^t genommene Sluffaffung befldtigen.
Die dltefte betfelben bemeijt, ba§ ba8 ©pital fc^ion Dot bet
«nfunfl be8 ^etjog« gtiebti(|i t>ox ?lccon beflanb. SBeteit« »raWitte
Septembet 1 190« mmlid) fcl)enfen Äönig ®uibo loon 3etufalem unb
feine ®ema]{)lin ©t^biüa //bem ju ß^ten bet 9Watia etti^^teten ^ofpital«
öfp^ungen in bet ©tabt 9lccon //jut ßtbauung eine« ^ofpitalS."^)
t>a bie Deutfc^en bicfe 23efi^ungen etfi nac^ bet gebofften
ßtobetung 8lccon8 antteten fönnen, fo Id^t bet Äönig e8 nod^
wnentfdjieben, ob et i(;nen ein gemiffeS i>au3 in bet ©tabt obet
«'einen ^la^ (plateam) neben bemfelben, n)o jie ein ^ofpital möf
i^m SBiüen etbauen fonnen", juiueifen noill. Die ©c^enfung ifl
ölfo woii) an baS ßagetfpital gemacht. 2Bic^tig ijt namentli^
*«v ©c{)Iu§ bet Utfunbc. Det Äonig f(^enft if;nen bie8 //butcj^ bie
^mib beS SDfeifletS ©ibtanb, n)el(^et bieg ©pital wd^tenb bet
^rtagerung 9lccon8 begonnen unb etbaut l;at." 15iefet ©ibtanb,
^^n \t>\x in ben fpdteten Utfunben bet ©tiftung ni(^t iviebet
^"treffen, fann alfo n)ol;l fein anbetet fein, aI8 etwa bet §aupt^
n^ann bet ©ütget obet ein angefe^enet 9Wann untet il)nen, mel4)et
^^rjuggmeifc OWittel jut Slnlegung be8 ^ofpital« l;etgab unb bie
^) 5)ubif a, D. ©. 35 ff.
^) $oi))^€n, ^m $reuf. $tot). ^mUx 1849. L e. 240.
^ I
/
l
174
er{}e Seitung beffelben übernahm. SBeiter tuirb bie Stiftung no$
»ä^renb ber Belagerung befd^enft burc^ ben iDieiper ber 3t>^önniter
am 2. gebruar, unb twieber burcib ifonig (Sutbo — anf^einenb
mit bem $la^e am 9ticoIau8t^ore, beffcn auc^ ber alte Seric^t
erwafjnt — am 10. gebruar 1191. So gehört ferner in bicfclbe
Seit nod^ bie fc^on ertod^nte Scfidtigung^urfunbe be? ^apjteö
eiemen« III. öom 6. Februar 119J.i)
©eitere ©(^enfungSurfunben für \>(x^ ^ofpital, nad^bem e8 in
bie ©tabt Slccon t)erlegt \% Jinb bann erf)alten t)om gebruar 1193
über SBeft^ungen in Slccon, t)om Dctober 1194, bie bemfelben
Steuerfreiheit für gefaufte ßebenSmittel unb Äleibung iufi^ert, tjom
SWdrj 1196 über ein ^au8 in unb SBeingarten bei ber ©tabt
3o^)pe. enblid^ gehört fiier^er nodS) bie SBulle be8 5Pa^)fle8
eolcjiin III. Dom 21. December 1196, mel^e ba8 ü»arien(>ofpital
ber !Deutfdben abermals in ben ©^u^ bed päpflli^^en @tut)l8
nimmt unb if^m gemijfe 23ergünfiigungen ()inftc^tli^ ber 93eerbigung,
ber grei^eit t)om 3^()nten, unentgeltli^er 2Bei()en u. f. tt). ert^eilt
unb bie [dmmtlidiien SBefi^ungen beffelben aufjäf^lt, aber no^ ebenfo
toenig tt)ie bie früheren Urfunben oon einem (Ritterorben fpri(^t.2)
3)ie erfre pdppli^^e Urfunbe für ben im SWarj 1198 gefiifteten
Deutfc^en Otitterorben , bie un8 ebenfalls erbalten ijl, mürbe am
19. gebruar 1199 oom ißapji S^n^^^nj IJ^L gegeben.^)
35ie aWdnner au8 Bremen unb Sübecf waren bereits fieben
3a^re lieber ba^eim, alä bie ritterliche (Senoffenf^aft ber 2)eutf4)en
ins ßeben trat.
3^re ^anblungen t)or Slccon blieben aber im ®ebdcbtni§ beS
DrbenS; man t)erga§ ni^it, ba§ fie md^renb ber Belagerung aus
freiem triebe bem ©pitalbienjlc fid; unterjogen ()atten, ber |)erna(Jb
ben iRittern wegen ibreS ©elübbeS oblag.
©0 wirb ber ^auptinfjalt beS Berichtes unferer einf^eimifc^en
1) 3:oc))^)en (X,^, 8.245, 246. %\\V\X (x^'O. 6.49, 50. S5ergl. Script,
rer. Pruss. I. ©. 222. 1». 2.
2) Stoejj^jen a. O. ©. 277 f. S)ubif a. D. 6. 51 f. Script o. O.
e. 225—227. 23crg!. bafclbjt @. 222. 9^ 3.
3) jtt(^btutf i»ei $enned, ttob. dipl. IRr. 4 na4^ ^alu^e.
175
S^ronifen freili^) umgeflogen ; allein e8 bleiben nod^ einige Slngaben
berfelben ju ptflfen, ttjel^e bie mitgetj^eilte dltefle OrünbungSge*
fc^i^te ber Stiftung ni(f)t beridi)figt ober umflögt.
J)a§ unfere Sb^^onifen bie SHu^rüftung toon ©(Riffen burc^ bie
©tdbte au8 3)anfbarfeit für bie t)om Äaifer ifinen erjeigten SBobl*'
traten gefci^eben lajTen , beruht fcbnoerlicfi auf alten SWaci^ri^ten unb
i|l nic^t gerabe mörtlid^ ju nefimen. 2)o(t) bejei^net biefer ^n^^
\m^ bie jur 3fit l>er Äreujfa{)rt toon 1190 bepe^enben ^t\t\>n'
^dltnijfe im 2BefentItc^en ri^tig. gübetf toit ©remen waren bamal«
aufblflf;cnbe ©tdbte, aber beibe au^ Don i^ren ßanbeSIjerren in ber
angcfhebten Slutonomie bebro^t, Sübed iuxä^ ^einri^ ben 85n)en,
Sremen bur^ ben ^)ra(^iliebenben, e^rgeijigen ISrjbifi^of Hartwig,
toel^er gerabe bamalä bie !Partei beS mä^tigen ©ac^fenberjogg
frßriffen batte. ©eibe ©tdbte fanben beim Äaifer €(bu^ ibrer
iRe^tc unb tJ^ei^eiten unb er|)ielten bamalS bie ft)i^tigcn ^rioi*
Icgien, auf benen ft^ allmdlig ifjre ©elbftdnbigfeit auSbilben follte.
Süberf 1188, Sremen 1186J) «ucb in ben nd(bPen Sauren
bouerten nocb bie 3^ifligf^it^" itt)if^en Sremen unb bem Srjbifd^of
^artmig fort, unb ®raf Slbolf t)on .^olfJein erfcbien im 9?amen be8
Äaifer« in ©remen, um bie ©tabt ju f^ü^en.^) SBdfjrenb beS
Äreujjugg felbp lebten beibe dürften , ber ^erjog unb ber Srjbifcbof
in ßnglanb in ber ©erbannung. Um fo me^r mu§te unter folcben
Sermtniflen ein felbftdnbigcS Sluftreten ber 6tdbte unb eine S^eil*
no^me an ben allgemeinen Slngelegenbeiten beS SRei^8 unb ber
Äirdjc, t)on benen bie beiben JJurfien ficb l;alb gejn^ungen, l^alb
ft^motlcnb fern J)ielten, ju ibren Ounften in bie Jßaagc fallen.
ß8 liegt jitjar nal;e, anjunebmen, ba§ awS) ^anbelSintcrcffen bei
ber (Sjpebition mitgen)irft l;aben; bod) ifJ ju einer fold^en ©el)aup*
tung fein bepimmter 9lnt;alt t)ort;anben.
Son ben nd^eren eingaben unferer Gl;ronif aber über bie
3af)l ber ©cbiffe unb ber ©ürger, noel^e au8 ben ©tdbten S^eil
^) UrfunbenOud; ber 6tabt öüOfrf, I. 6. 9. ^r. VII. Srcm. Urfuiibcnbud^, 1.
©. 61. ^x. 65.
2) »rem. UxtmUnhviäf, I. e. 91. m. 79,
176
genommen, ift nici^t ju fagen, ob fte auf alten 3la6)x\i)kn beruhten,
ober einer Sage ober ber ßrpnbung bed G^ronijlen ibren Urf^jrung
Derbanfen.
Die eigent{)ümli(^jle unb auffallenbjle SKotij ber Sfjronif i(l
fobann bie, ba§ bie beiben Stdbte für ihr SBerbienfi um bie
Stiftung beS Drbenä ein ^rioileg üon bemfelben erhalten Ratten,
nadf ii>eldi)em i^re SBürger 3utritt ju ber rilterli^ien ©enoffenfc^oft
^aben foüten, ttoä^renb fonp nur 3Wänner t)on Slbel aufgenommen
todren, unb ba§ ferner ber Sremer unb ßübeder* au8 biefem ®runbe
in ber allgemeinen ^üvbitte be8 Drben« gebac^t njerbe.
JDie le^tere Slngabe ip an ftc^ richtig, unb biefe 3:^atfa*e
erfldrt fic^ fe^r tt)o^l aug ber aufopfernben S^dtigfeit, melt^e bie
Sürger unferer Saterftabt unb bie ÜKdnner Don ßüberf üor Stccon
entfalteten.
3n ben fpdteren, im 15. 3a^r^unbert umgearbeiteten Drben8:=
fiatuten finbet fi^ ein 9Ibf(i^nitt: //2Bie bie !PriefierbrüDer in bem
Gaj)itel für bie fö^rijten^eit beten follen." Darin bei§t e«: «Sei
«amen fo gebenfet ^erjog ijriebric^« t)on ®(|)n)aben unb Äonig
.f)einri^8 feineS ©ruber«, ber ^ernacb Äaifer marb; unb ber
e^rliciben Bürger öon Sübed unb Bremen, bie Stifter unferc»
DrbenS toaxtn'* ^) , morauf bann nod[) eine ganje iRei^e l;ert)or*
ragenber 2Bof)Iti)dter be8 DrbenS folgt, n)cl(^e ebenfaü« namentli^
in bie ^Jürbitte eingefc^lojfen noerben follten. Da« alfo tpar ein
altes .^erfommen im Drben, unb e8 erfldrt fic^ ganj natürli^ au8
ber bei aDen geiftlic^en Stiftungen be8 aWittelalterS l;errfc^enben
Sitte, bei bejlimmten Oelegenl^eiten für bie SBo^lt^dter ber Stiftung
}u beten, für fie 2)Zeffen unb SWemorien $u f;alten.
SBeniger U\6)t ifi mit bem angebli^en ißrit)ileg über bie
3:{;eilna^me am Drben inS iReine ju fommen. 3)a§ freiließ eine
förmli^e urfunbli^e^ 93erft(^erung biefer 5lrt ni(|)t gegeben »ar,
*) Mennig a,0. ©.217: Bei namen so gedencket herczog Frederichs
von Swaben unde koning Hinrichs 9ynes bruders, der sint keizer wart,
unde der erlichin barger von Lubeke unde von Bremen; die stiffter woren
unsirs Ordens.
177
fönnen tDtr, a\xi» o^ne un8 t>on ber 92i(^te;i{len} eine? DrbenS«
prioilegS in ben %x^\\>tn fibcrjeugt ju ^abcn, m6f aUem Sor«
fte^enben fc^on be8f)alb behaupten, mü, tou mir gefeden ^aben,
bie Bürger ber beiben ©tdbte an ber Stiftung be8 9litterorben8
gar ni(^t me^r bet^etligt ivaren. ^ber fönnte ber dlaä)xx^t ni^^t
bodl) ein olteS ^erfommen ju ®runbe liegen? — ©elbjlt)erftänbli(|>
ifl bier ni^t »on ben ^IJriejierbrübern ober gar ben bienenben
Srübern be« Drben« bie JRebe, fonbern allein toon ben JRitterbrübern.
@cbon 9tt)ne8ber(b«®<$ene behauptet. ba§ Sremer unb
Süberfer ©ürgerSleute ba8 ©orre^t gebabt Ratten, bur(^ ffiei^e
ibreS @4^tDerte8 unb nad) ^blegung ber ®elubbe ju üollen TliU
gliebern be« Orbenö werben ju fönnen.*)
@8 fragt ftcb. ob bei ®runbung beS Drben8 ein ^oxxt^t
biefcr Slrt ejifliren fonnte unb, »enn bie« nicbt ber gall ifl, ob in
fpdterer 3^it baffelbe ejijlirt bat.
3>ie erfie ijrage mu§ entfcbieben toerneint werben; jte fe^t
t)orau8, ba§ in ben älteren 3^^*^" ^^^ Drben8 bie fogenannte
iHitlermä§igfeit eine ber 93ebingungen jur Slufna^me in bie ritter*
li*e ®enoffenf*aft bilbete. Mm Snbe beS iWölften unb ju Slnfang
be8 breije()nten 3a^rbunbert8 fonnte toon einer foltfeen 2)efiimmung
Wne8fall8 bie IRebe fein, weil ficb erji bamal8 bie Scbeibung ber
Stanbe, in8befonbere be8 Sürger(ianbe8 unb be8 nieberen ?lbel8,
Wjufe^en begann, weil bamal8, um iRitter ju werben, bie freie
®eburt genügte, weil bamal8 e8 no{|i nicbt allgemeine Sa^ung ge*
tt)orben, bag aucb bie Sorfa^ren iRitter gewefen fein, ein rittermä§ige8
8«ben geführt liiaben mu§ten, weil bie ®eburt au8 bürgerli^em
®tanbe bamal8 noc^ nic^t an unb für ficb unfa^iig jum Witter»
tf)um machte.
^ie @ntwidfelung be8 93urgert(ium8 war im anfange be8
jhJolften 3a^rf)unbert8 fo wenig in Bremen, wie an anberen Drten,
^^^\n iDorgefc^ritten , ba§ bie ©tdbter al8 folcbe einen eigenen
öbgef^lojfenen ©tanb bilbeten. 3nner{)alb ber {Ringmauern ber
^^il>if(^ofllcben Weftbenj wohnten no$, wie auf bem 8anbe, greie
') ©ic^e oben 6. 158 f.
178
unb porige, ^ofret^tuntert^dnigc unb ^ienflmonnen neben einanber;
biejenißen unter i^nen, bie baS ©(Jtoert fu(jren fonnten, ftanben
feinem Slnberen no^; bie porigen unb J^ofred^tuntert&anigen toaten
noc^ m<!^t in ber Sage, ein ritterlid^eS Seben führen ju fönnen,
tt)o^I ober bie freien unb aWinijlerialen , bie felbfi, ttjenn fw
innerf^alb ber ©tabtmauern h)o^nten, bem Heerbann be8 (Srjbif(|of8
folgen mußten, big fie 1233 (jierDon befreit tourben.*) (SS gab
unter ben Sürgern no(^ in ber aWitte beS 13, 3a]^r^unbert8 toa\\m^
bere(|)tigte unb toöffenppic^tige ÜWdnner, bie mit gemiflfem ©tolje
Dienflmannen ber ÄirdS)e, JRitter unb Ferren fxi) nennen ließen.
@o jeigen fi(^ g. B. unter ben Sengen einer Urfunbe Don 1239
Walterus et Otto Rufus^ ecclesiae ministeriales^ cives Bre-
inen8e8 2), fo nennt fid^ noci^ 1243 ein Mat^mann Otto miles^),
fo prunft mit bem Jitel be8 dominus eine ganje Äei^e toon Sremern.'*)
68 tüar in biefer 3^it, al8 ber in Slccon gefliftete Drben feinen
Oteid^t^um au8 ber ^anb be8 f\6) er^ebenben beutfc^en ©ürgert^um8
empfing, unb ber ©ürgerSmann gab feine Sefijt^ümer nic^t einer
®enojfenfc|)aft, bie ibm fern jianb. 1285 Iie§ ein äWainjer ffürf(i)ner
feinen So^n mit bem Drben^fleibe fd^muden 5) ; bamoIS traten ju
08nabrüct ^ermann S)njerg unb ßambert ®Iobe in bie ritterti^e
(Senojfcnf^aft.6) 3"^ 2lnfange be8 breije^nten 3al;r^unbert8 gob
e8 für ben Drben nocb nic^t bie ©cbranfen jrt)ifd;en ben Oeburt^*
pänben; für i^n entf(!bieb nur ber SerufSfianb, unb ju ^etm unb
©^itb glaubte noc^ ni^t eine befonbere Älaffe geboren ju fein.
2)iefe urfprüngli(!ben, für bie Sebeutung be8 fraglii^en !ßrit)ileg8
maßgebenben 93er[;ältnijfe finb meifienS überfe^en.
1) ©rem. UrfunbenK; L yix.172, 6.205. gScrgl. 3>onanbt, ®cf^i(^tc bf«
93rcm. etabtredjt«, I. @. 111 ff. 227 ff.
2) 93rcm. UrfunbcnB. I. Olr. 212. ©. 247.
3) <M. ci. D. yit. 221. 6. 256. «Bcrgf. ^oU 3.
4) 3. ö. a. a. D. fflx. 226, €. 262. fflx. 231, e. 266. IRr. 235, 8. 273.
IRr. 236, 6. 275.
5) ^oi^t, a. D. I. ©. 75.
ß) 8ubcnbotf, dommcnbc ber 0littcr 3)eutfd^en Drben« in D^nobrürf, im
9(rd^iD M 6i|Jorif*en 93frein« für SRicbcrfa^fcn, Jajrß. 1842, ©. 2.
179
2)ie 9ln{t(f)en. mläft So igt über bie 9lufna6mefä^igfeit }u«
fammengefleUt ^at*), jinb du§erfi unf^ifiorif^i; benn bie Sefüm»'
mungen fpciterer Drbenägefe^e tüerben unbebenflid^ auf bie früheren
Seiten übertragen; babur(^ ijl ber ßinblidC in bie gortbilbung ber
inneren Drganifation beS Drbend unmöglii^ gema(!bt.
SInberS Qti)t Stutenberg gu Serfe^); er meifi auf bie SBuQe
aiejanberd IV. oom "^mx 1258 {lin, welche bie Slufna^me in ben
Drben bur(^ allerlei )Beflitnmungcn erleichtern mid, aber hoi^ an*
ft(!^ freie äRänner a(d uberbaupt gur Slufnabme 8ere(|)tigte t)orau9«
fe^t. (Erfl feit bem ßnbe beS breijef)nten 3a^r^unbert8 änberte fi^
biefe8; erft bamalö würben an ben Eintritt in ben Drben tu r
f(()n)erenbe SBebingungen gefnäpft. ^S^i biefen ge^5rt toon je^t an
gett)i§ bie ritterma§ige ©eburt.« »(^i lägt fi(^ biefe @rf(!()einung
leitet au8 ben tBer^ältniffen ber ^tit erflären; benn feit bem f. g.
Snterregnum trennte ber JRitterfianb ficl^ me^r unb me{)r t)on ben
anberen ©tdnben be§ Steige« unb trat afö eine gefc|)loffene Äafie
auf.'' if@d ioar nun fe^r natürli^, bag ber S)eutfc^e Drben f\^
in neuerer 3«t fafl einjig au8 ben gamilien jener gur Unabhängig»
feit eniporgenoac^fenen Siitter refrutirte. unb ba§ biefe, wie fie einmal
bie gro§e tD?e^rjaf)I bilbeten, bie anberen @tänbe audgufc^Uegen
begannen. S)iefe8 mar um fo lei^^ter, aU bei bem grogen 2luf»
f4»mung, ben je^t bie @täbte, befonberd bie norbbeutfcben, naf^men,
anäf bie @ö^ne ber jlaufleute, meil i^nen gu ^aufe gang anbere
SRittel M @rn>erb8 unb ber 3lu8gei(^nung geboten maren, ftc^ feined'
megg me^r, mie in früherer S^it^ i^^ Drben jiinbrängten."
3)ie urfprünglic^en 2Jer()dltnijfe mürben fernen inxä) bie
ßntmirfefung be8 ©tänbemefenS üerbunfelt. I)ie ältejien Statuten
be8 Drben8 fcbreiben für bie Slufnabme noc^ feine Sebingungen
^inftd^tli^ ber ®eburt unb be8 @tanbe8 t)or. Slud^ ein ®efe^ be8
^o(^meifier8 5E)ietrid^ toon 9lltenburg (1335—1341) entfjält barüber
1) «otgt, ©afleten, I. ©. 265 ff.
2) SRuteitberg, &t\^\^tt bet q[)ro)>inien Sb^ (Sfl^.- unb .iTurlanb, L 6. 245 f.;
bergl. bafelbß @. 156.
12*
180
nur bie einfo^e SBeflimmung : Czu dem ersten setcze wir, das
man keinem bruder den weisen mantel gebe, her en sej
sejn denne wirdig unde wol dorczu geboren, i)
@8 fann nid^t jiDeifel^aft fein, bQ§ man unter bem fff&oi^l
bQju geboren "» fe()r balb ni($t bIo8 bie freie, fonbern au(^ bie
ritterliche ®eburt oerftanb. 3ft ^u^ bad bem ^o^meifler ferner
t)on Drfeln jugefcf^riebene, angeblid^ im "^affxt 1325 gegebene ®efe(,
nac^ meinem bie Orbendbruber o^ine r>m ®4)ilbe nur f^ilecfit^in
mit ibrem 9tamen, obne itn 3ufa^ ^err unb o^ne \>on, genannt
merben unb jum Unterfc^^iebe Don ben achten (Rittern nur lic^tgraue
9Räntel tragen unb nur ju ben unterfien SIemtern, noie JteQermeifter
unb bergleic^en, jugelajfen »erben foUten 2) , in fol^er gorm gewij
unä(^t, fo iDirb ed bo^i aU ein Sludbrud ))on Slnfcl^auungen unb
Sejirebungen, bie bereit« im merje^inten 3a{>r^unbert bie 3Mej)r|^eit
ber DrbenSrittcr erfüllten, angcfef)en »erben fönnen. SbarafterijliW
iji in biefer 83eiie{)ung bie SoUmacbt, bie ber ^o^meifler Äonrob i
t). Sw^si^Ö^n fö^ ^incn nac!^ Deutfc^ilanb gefanbten Drben^ritter im
3a|)re 1406 au8jleüte. 68 l;ei§t in i^r: ,,2öir geben i()m ®ewoll j
mit Äraft biefe« Briefe«, ©rüber ju empfa|)en unb ju fleiben ja
unferem Drben, \^t>oi) mit fotc^em Unterfc^iiebe : junge ßeute, bie i
ba gefunb unb ungebre(!^li(|i ftnb, rittermd§ig unb geboren
ju i^ren SBappen unb mit unreblic^en ©ac^en nidj)t bela|let
no^i berü^tigt. ®onberli(t> »oUen tt)ir unb feigen e8 bei ®e{|orfani
allen unfereS Drbenä 93rübern unb ©ebietigern unb befeblen e«
ernjilic^ bei^ ®e()orfam bem 2)ruber ©iegmunb, bog feiner oon
i()nen 3^nianben ju unferem Drben empfabcn unb fleiben fott oon
fol(!^en ©rübern: jumörfien, bie fo alt finb, ba§ fte unferm Drben
nic^it me^r nü^e »erben mögen ju Weifen unb anberen ©efc^aften,
ferner bie ba ungefunb unb an i^rem ßeibe gebre^lidS), unb au*
bie nict)t rittermd§ig fmb unb geboren ju ibren Sappen, befonber«
feine f ampfäc^tige , bie in Ädmpfen niebergelegen ^aben ober w
^) Mennig a. D. @. 124.
2) IRutenberg, o. O. I. 6. 247, mgl. bafe«>|l €, 327 ff. unb ^oi^t,
&t\äf. q^teuM, lY. e. 619.
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(Slffängnig unb anberen not^bftrfttgen ®a(^en roto^tn ftd^ mit ®elüb'
ben in Orben ju jieben t)erbunben ^oben. SBürbe man folcbe
»ruber ju unferem Drben empfangen unb fleiben, fo werben mir jte
m(^t befldtigen, ni^t )u und aufnef^men unb ni(|)t für unfered Orbend
©ruber haften« *).
3n biefer ^tii gef^a^ e«, ba§ ber @obn eine« ©ürgermeijlerS
unb ©(tröffen t>on Soblenj, bcr mütterlicher Seit« aud ritterbürtigem
®ff(i^Iecbt mar, feine Sufnabme unter ben (Rittern fanb^), ba§ ber
8anbfomtf)ur x>on Deflerreidli , aW ber Äaifer einen Äürfci^ner bem
Orben empfo^l, bie Srftarung abgab, man miflfe mobK ba§ ber
Wlige unb l^oc&murbige Drben ni*t gejliftet fei für 5if4)^^'
Äörf^ner, Iftürbüter unb irgenb me.l(^e ^anbmerfer, fonbern für
Surften unb (Srafen, (Ritter unb (Sbelleute.S)
6rfi aU bie Ser^dltniffe in biefer ffieife fi<ft umgebilbet flauen,
ober in ber Itmbilbung ju folc^en Swjiänben begriffen maren, fonnte
ba9 fragli^e $rit)ileg ber Scanner \>on SDremen unb Sübed entfielen.
8u« ber oben mitget()eilten Singabc unferer dUejIen ®tabtdS)ronif
je^t (>ert)or, mie man in biefer 3^it jebenfaU« in Sremen ben toor
Sccon t)on Sübecfern unb 93remern t)erri(^teten ©pitalbienft bem
Orben gegenüber ju benu^en mu§te, um tro^ beS neuen (Srforber«
nijfed ber SRttterbürtigfeit ©ürgern ben Sintritt in ben Drben offen
iu f)alt(ut.
Slüein in biefer 3^^^' ^^ Dierje^nten Ja()rbunbert unb ben
folgenben (Sporen, gab e8 in töremen jebenfaKS eine Älajfe t>on
Öürgern, benen bie Slufnaöme in ben Drben ni4)t gu oermeigern
9ftt>efen mdre, felbfi menn man ficft nic^t auf befonbere SBeoorjugung
'»wufen bdtte; SUürger, bie aI8 ritterbürtige aWdnner bajianben.
Wüii^ fe()lte in unferer ©tobt in fiaal8re(|)tlid)er Söcbeutung ein
h)irfli(|)e8 ^atrijiat; aUein e8 gab einen Ärei8 rat^Stoermanbter
®ef(^(e(^ter, beren ©Heber fo gut ju Jg)elm unb ®d[)ilb geboren
^ftten, mie ber (Sbelmann unb 3««^^ au8 bem erjjiift; e8 gab
4 Soigt, ®ef*i*te «ßreugen«, VI. 8. 410.
2) «Diftt. «aaeicn I. @. 278.
3) «. D. 6. 276.
eine (Reibe üon JJamilien, in benen mon einer genflflenben 3«^
t)on a^nen ft(^ rübmen fonnte, rvüdDt ben 9tat()«berrenbeöen geffl^tt
unb in ©c^la^ten erprobt Ratten. 5"^^ t^i^f^ f^^tte bad fraglitbe
?5rit)ile9 feine Sebeutung, bie !Perfonen, tt)eld)e, tx)ie im jWeiten
Seitrage gcjeigt werben tt)irb , ju ©reinen ba§ Itomt^uramt in ber
ritterlictien (Senoflfenfc^aft beflei'^ten, {)ätten fid[)er au$ o&ne jene
i/fonberbare i?rei()eit« ber ©remer ju i^ren fJJojien berufen werben
fönnen.
^iernaii^ leibet e8 feinen 3tt)eifeL bag ba« fraglict>e ^riüileg
nur in ber ip^antafte um bie S^re i^rcr ©tdbte beforgter Sremer
unb ßüberfer Sürger unb i^rer Oef^id^tSfc^reiber ejifHrte; in ben
3nf$riften unferer Wotb^ouöjiane, bie SremenS 9luf;m feiern foOten,
fanb e8 gleidS^too^l einen geeigneten 5pia^.
5Ric{>t8 anbeveS, al8 ber ®laube an bieg fßritoileg unb nn
bie 95erbien)1e ber Sremer unb Sübetfer um bie ©tiftung be§
3)eutf(tien Drben8, {)Qt eine anbere Jrobition hervorgerufen, bie auf
no<!b meit f(^mac|)eren 3^ü§en jie^t, bie Sage t)on ber Slbjiamniung
ber beiben erjlen ^oc^meifter be8 Drben8 au8 ben genannten ©tobten.
t>tx erjle, ^einric!^ SBoIpot, foU eine8 Cübedfer, ber jttjeite, Dtto
üon Äarpen, eineS Sremer 99ürger8 Äinb gettjefen fein. Diefe
Angaben, bie fo vortrefflich ba8 frü^jeitige anfe^en ber beiben
©täbte JU iöuftriren unb bie (Ric|)tigfeit be8 iPrit)ileg8 ju ^r^ärten
(kleinen, tragen ju beutlicb ben Stempel ber Srfinbung an ber
6tirn, um eine eingebenbe ernftl[)afte Süiberlegung ju toerbieiten.
©ie finb öberbie8 fe()r jungen Urfprung8, toeber ben alteren
DrbenS^iflorifern , nodS) ben Sremer unb Sübecfer Gbroniflen wr
bem ßnbe bee fec|)8je^nten S^^^^^^nbertd befannt. (S8 ijl un«
niiibt gelungen, eine ältere Quelle al8 unferen S^^roniften 3^^^""
9tenneri) bafür aufjufinben, bem bann bie fpdteren fläbtif((ien
1) SRenner'« a^rcnif, Drig. Fol. 168, b.: „Ock wart Hinrick Walbode
de erste spitalmeister. He was van geborte kein eddelman, averst sine«
levens und siner doeget na was he sehr eddel. He kofte eine stedde iho
Acon und buwede vor de armen krancken Christen ein sehr schone
hospital nnd lede groten flith an de kranken (Fol. l^^y ^)
Als nu Hinrick Walbode 10 jar regert hadde, starf he und wort to Aoon
183
®ef(|w^tg* unb SBöppenbi^er, »eld^e au8 {Renncr'S S^ronif bie
Sappen ber beiben erjten ^od^meijler aufnahmen, bis in bie neuefte
Seit o^ne ffritif gefolgt jinb. Uebrigen» erwähnt iRennet nur ben
Sremifc^en Urfprung Dtto'ä öon Äerpen; aSalpot'd 8lbjiavnmung
an^ Cubedf, üon ber er nocib ?Ji*t8 tt)ei§, f(^eint erfl fpäter erfun^
ben ju fein, um aucb biefer ©tabt genug ju t^un*), mdbrenb ibn
onbere im Srjflift Sremen geboren fein laffcn.2)
2öir laffen e8 babin gefieüt fein, ob JRenner unb bie jüngeren
®efctii(|)t8f^reiber be« Drbenä einer gemeinfamen älteren Duelle folg-
ten, ober erfierer ouf befonbere einbeimif^e Srobitionen fußte^). gür
unferen S^etf genügt e8 anjufübren, »ie n^enig überfjaupt bie 9la^»
rid^ten über bie beiben erflen ^0(^ineijler unb felbfl ibre Flamen (t(^er
beglaubigt fjnb. Son bem erfien fte{)t nic^t einmal feji, ob er ^einri4>
ober ^ermann SBalpot f)ie§*); ber injeite erfcfeeint mit feinem gami»
liennamen f/Don Äirpin« (Äerpen, Äarpen) erfl bei jüngeren Sä^xi^U
Mern, wäbrenb bie alteren Duellen nur ben SSomamen fennen.
SBäre aber aucb jener ©efd^lecbtäname oöllig beglaubigt, fo ttjeifi
begraven, do wart in sine [fe^It: stede] wedder karen Otto van Kerpen,
ein eddelman und borger to Bremen, ein man von 80 jaren, de sick sin
böge older nicht vorhindern leth, in fremde lande to reisen und jegen
de Christen to striden, dan he hadde keinen geliken sines gotlichen
wandeis halven. (^ier folgen bie gemalten 20a))pen M $. SBal&obe unb Otto t)on
Äür))en. TOt ben «Ibfcilbungen bei ^axttno^, 51(t unb Olcue« IJreugen, 6. 263,
)>(rinutl;lt(^ ber (^bronif bou B6)n1^, l.^u^g., 3^rbfl 1592, entnommen, f!immt nur
M Se^terc überein.) Otto van Karpen, de ander spitalmester, gaf dem orden
dat erste segel, alse Marie mit dem kindeken up einen esel Bittende und
Joseph daby hergande mit einem stave; umbschrift: Sigillum magistri
öomus Teutonicae in Jerusalem. Ditte segel blef in gebruke beth anno
ungeferlich 1499, do wer3t idt in Prussen vorandert.** lÄennet bat iebenfafld
^o^ug^meife bie (nur in boQänbif^er Uebetfe^ung, bti Matt ha ei, Analecta
veteris aevi, I. p. 631 ff. gcbrucfte) $od^meifierd[;ronif au« bem 15. 3ö5t^unbert
^«nufct. «ergt. bafelbj} ©. 681 unb JBoigt, ©ef*. ipreugen«, II. @. 57.
h @o bei ©a^em, 93erfu$ einer ^bwnologie ber ^ocjmeifter M ©eutf(tett
^t^enö, 6. 14, unb in 93remif*en ®a|)penbüc§ertt.
2) ßuca« 3)abtb, II. @. 152, na^i JBoigt, ®ef<^. qjreugen«, II. 6. 36.
^) ^ad um 1520 Derfagte ^^efcbi^t^merf ©trnon (^runau'd toat und ni^t {uganglic^.
*) Scriptores Rerum Pruss. L ©. 225. ^oU 1.
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boc^ fott)o{)I biefer qI8 ber beS erjfeii ^ocftmeifler« auf einen r^eini*
fc^en Urfprung \)\n ^) , xo&\)xtx(t bie Dtamen iffialpot unb Äetpen fi(^
tteber in ßübedt, noc^ in Sternen, noc^ überfjaupt in Dtorbbeutfc^lonb
na$tt)eifen laffen.
Die Sage t)on ber Stiftung be8 I)eutf(l)en Drben« bur^i
Sremer unb Sübedev Bürger ifi fomit verfallen. ?lber e« bleibt
nac^ SlUem ein Äern beflebcn, ber mof)! 99eac|)tung üerbient, t^re
St;eilnaf)me an ber Äreujfabrt na$ Slccon unb bie Stiftung beS
3eltfpital8 für bie mdbrenb ber Belagerung erfranften aWitfämpfer.
ilBd^renb ber 9Ju{)m, ben Cb^onitleneifer il[)nen anbi4»tete, fi$ ol8
unbegtaubigt unb f^on in fic^ untt)a^rfdiieinli(t barflellt, meifl bie
®efc^i$te i^nen eine einfact^e, üerfidnbige, practif^e unb d^t bürger^^
liiibe ^anblung ju, mit ber jte bem Arijili^en ^eere \>ox Slccon
einen großen Dienfl erliefen unb loenigfienS unbewußt ben erften
®runb ju einer Stiftung legten, bie in ibren »eiteren folgen für
unfere nationale Sntioidelung eine bobe 93ebeutung gen)onnen \i(it
2) SDie Seutfd^l^etrfn : @ommenbe gu 83temett.
Seit ber ©egrünbung be8 5)cutfd)en Drbenä, ber 1198 jund^fl
für ben ©äffen* unb Spital*3)ienfl im Orient gepiftet toar, t)erfIo§
nur furje 3^it» bis er au^ im SIbenblanbe feften Su§ faßte. Die
ritterlicbe ©enojfenfctiaft fanb ibre 9Serjmeigung"au(^ in ben euro»
pdif^en ®ebieten, juoörberjl in Stalten, bann in beutfi^en ßanben.
S(t)on bie erflcn Decennien beÄ breijebnten 3öbr^unbert8 »eifen
fe^r rei^e in 5)eutf(^lanb erlangte ermerbungen auf; ber gefeierte
9Iame beS ^o(bmeif}er^ ^ermann oon Sal^a macbte \>\t ®eif}er gu
frommen Spenben wiBig; bie ®unfl be§ Äaiferö forbejpte ba«
i
M »eröl. 35ot0t, ®*f*. ^rcugen«, II. 6. 36, «nm. 1. 6. 56, «rnin. 3
Toppen in Script, rer. Pruss., I. 6. 29, 9(nin. 1 unb @. 30, 9(nni. 3.
185
©ac^8tf)um bet Drben8nia<f>t, unb mit \\)m eiferte ber römifc^e
®tuW für .bie att)Ieten Ootte«, bie SRitter Jefu 66rijii, bie
Mbenmüt^igen ©orfdmpfer ber Äird^e.« So iDud^fen rafd^ bie
Slnfänge ber fpoteren beutf(l{)en Snüeien empor. 3" S^üringen
liebelten bie {Ritter juerfl fid) an; in öf!crrei4if4>en Sanben »urben
ihnen balb barauf ®fiter ongewiefcn; faiferli(t>e Sc^enfungen legten
bell Orunb jur SJaOel ^^^nfen; bie gro§e DrbenSnieberlajfung in
3Wergent^eim blül)te auf; bie r^einifc|)en ©tobte öffneten i^re I^ore
ben (Rittern mit ben h)ei§en ÜRdnteln unb ben fc^warjen Äreujen;
bie flonbrifcf^en unb bie nicberldnbifcfjen Drtfd^aften folgten.
81(9 bag jmeite Decennium bc8 brcije()nten ^a^r&unbertS jur
Steige ging, reiften bie üereinjelten Ofiter be8 DrbenS t)om ftjrif^en
aWeere bis an bie OTorbfee, unb ba(b fonnten bie {Ritter |ioIj auf
je^n Sanbe binmeifen, bie i&nen gehörten, auf 2(rmcnien unb
9I(^aja, auf (Romanien unb Spanien, @icilien unb Slpulien,
fobann auf Deflerreic^ unb aiemanien , wie ber auSbrurf lautet,
unb enblid^ auf $reu§en unb Sitolanb.
©0 gebiel^ ber Drben. 3n mannen ßanben toax c8 feine
ritterli(ij)e Äraft^ bie i^m @influ§ gab unb freunbli^e Slufhaf^me
gett)ä()rte; in 3)eutf(blanb übertDog ber l^inblidf auf feinen ©pitalbienjl.
aWit bett)unbern8tt)ürbigem ßifer unb ni(|)t geringem ©eftf^icf
arbeitete bie ^tU ber Äreujjuge baran, bo8 immer not^toenbiger
»erbenbe ©pitatoefen ju üerbejfern unb ju erweitern. J)ie gro§e
©ewegung, bie bamal8 in ben SWajfen ^errfcbte, erforberte Quaran*
tainean jlalten ; baS immer me^r fic^ auSbreitenbe |)anbel8leben
beburfte mannigfa(!ber ßinricbtungcn jum ©(ftu^ ber iReifenben; bie
^urcbt t)or ©eucben trieb ju 2^orfi^t8maBregeln aller 9lrt, unb
t)orjügli(f) bie beüölferten , auf ben gro§en ^eerjira§en liegenben
©tdbte liegen fi4l*8 angelegen fein, biefen ^er^ältnijfen (Rechnung
JU tragen. Sßegen feiner X()eilnabme an foI(^en 9)e{}rebungen
famen bem Drben, befonber8 in ben beutf^ien ©tobten, ©ereit*
noiüigfeit unb 5Jertrauen entgegen; njegen feine« ©pitalbienfteS
ertoarb er t)on i^nen SRe4)te unb äJorjüge. ©o war feine erjle
©eft^ung in ber dltefien ber fpdteren Safleicn ein ©pitat ju ^alle,
bad bie 93urger ju bauen begonnen Ratten unb bem Drben über«
186
»iefen (etwa 1200). 3)ie fru^cfle SBeft^ung in Oejierreicj^ »ar ba«
jerfaflenc Äranfen()auö ju ^ncfad^, ba« 1203 bic rittetlic^en
6>)ital()erren erhielten, ^ad berühmte ^ofpital, ba8 (Slifabetf) t)on
Sfjüringen in OTarburg piftete, bot bem Drben in Reffen ben er|lcn
antjalt. 1214 mm iN Äoifer griebricli II, ba« ©pital in
Slltenburg, 1216 baS in ßllinßen. 3" bemfelbcn '^a\)Xi würbe
ba« ^ofpij in Soblcnj ben Deutfcbl;erren überantwortet, 1220 bo«
Idngjl Dernoal^rlofie unb in ber Äranfcnpffege fdumiße »t^au« bei
ber ®tep^an«fapeüe in ©peier. Stwa« fpdter überliegen ben
Wittern bie a3e9runber be« ©pital« in dlm i^re ©tiftunfl, 1222
bie 33ürger öon ©aarburg i^r pdbtifcl[)e« Äranfen^au«, in ben
breiitger 3ö^ren bie JRat()mannen üon Slawen ba« groge ^ofpital
an ber ^ontfirage. 3a no^ in fpdterer S^it/ al« ber Drben Idngjl
in al!en beutf(|)en ßanben fic|) feflgefe^t ^atte, noar ber (Srmerb
eine« ©pital« ber Slnfang }u neuen Erweiterungen feine« 33e^
ft^t^um«.
5lu^ in Srernen war e« eine folc|)c 3lnflalt, in ber SJütglieber
be« Mitterorben« juerfl jt^ nieberlie§en.
Ueber bic ©pitaleinri^tungen, bie in unferer ©tabt ju
Anfang be« breije^nten S^Wunbert« bejianben, ifl nur fe^r wenig
befannt. 93on ben beiben fpdtern ^auptfpitdlern fc|)eint bamald
no(^ feine« Dorfjanben gewefen ju fein.
T>ie erfie be|iimmte unb genaue Äunbe üon einem berfelben
finbet fi(t) in einer Urfunbe be« 3abre« 1291, welcbe ba« ©eorflS^
fpital erwd^nt, ba« feitbem befonber« al« 9lrmenfpital für ben
Äranfenbienfi , wie für bie Verpflegung alter 8eute unb armer
Weifenben beftimmt war, wd^renb üom (Remberti^Oajl^aufe, bem
fpdteren ©utleut* ober 8eprofen*^aufe, erji im ^a^xt 1306 bie
frü()efle fixere ©pur anjutreffen ifi.*) Seöor biefe beiben fpdleren
1) ^ic ^nna^me, ba^ ^ernacf) crfc(;einenbc @t. ^ürgengaßftaud fei mit bem bon
3(n«gar gegrünbeten ^ofpitaic M 2)om(iifteÄ ibentifc^i, i(l f*on aU »öOlg Jültlo«
im ©rem. Ja^rb. L, ©. 121, na^geiuiefen. 95on bem 2)afein Jene« ®aPW*
finbet fi^ im ©eginn M breije^ntcn 3a^r^unbert^ md) feine €j)ur; bie S3er»
mutl^ung, bag mit einer ÄapeUe beffelben ein mebrfad^ ertt^d^nter fprleffci Joannes
de Bancto Georgio in ©erHnbung }u bringen ludre, \ä)totbt in ber ^uft (Urfbb.L
187
Snfialten, in benen bte beim mittetolteiliclen ©t^italmefm bert)or«
tretcnben beibfn ©egenfS^e ficb funb \^m^, in Sternen erf^^einen,
ieigt flcb nur eine 9nf}alt, in »elAer ber €))itQlbien{t i>erri(|^tet
»orb.
Unfer ^eiltgengeill^Spttal ifl lange ^t\\ unbefonnt unb oergeffen
geblieben, obmobi feine @;ifteni aud bem ^afein einer »Jtir<^e jum
^eiligen ©eifte^* au(b obne urfunblic^e SBemeife ffättt gefolgert
iverben burfen. Sremen fonnte nicbt einer SnflQlt entbebrt (aben,
bie in allen irgenb bebeutenben Stdbten 9{orbbeutf^(anbd fidl^ fanb,
in ben märfif(ben Orten, mie in ben bolfteinifcben unb mecHenburgi«
f(^en, in ben nieberfa(bftf<bfn, noie in ben »ejlfälifcben ©tdbten.
Sänge üor bem Seginn be8 bretjebnten 3abrbunbert9 fann ba«
Spital in ^J3remen nic^t begrunbet fein ; benn t% tragt feinen 9}amen
no(^ jenem erjl 1198 wm qjapjle Swnocenj III. bejidtigten eigen*
t^flmlic^en Drben ber ©pitalbruber be8 ^eiligen ®eijle«, ber 1179
in 8fibfronfrei(ft gefHftet tvax unb fe^r balb eine weit gr5§ere
Sebeutung erlangte/ al« fein 93orldufer, ber Drben ber Sntoniter.
2)ie hospitalarii lebten nacb ber Siegel bed b^üigen 9ugu{hn unb
toibmeten fl<b befonberg ber ^Pflege anner itranfen.^)
1204 würbe baS gro§e ^eiligengeif}«€pita( in 9tom erri(|ftet;
1208 stifteten d^nlicbe ?lnftalten ^erjog Seopolb ber ®Iorrei<!be in
Sien unb ber ®raf t>on ©lanfenburg in ber X)i5cefe ^alberftabt.
t>a9 gWainjer ©pital jum ^eiligen ®eifl wirb guerfl 1236 erwähnt,
i>a« iu granffurt 12783), \^ai gu Hamburg 1247*), ba« juSübetf
Wr. 170, e. 203. 3lt. 192, 6. 227. f»r. 195, e. 230); benn in ©rcmcn bcflanb
eine fdiiftdnbige ®corgdfir(^r, bte crfl 1634 mcbergeriffen if}, bun ber SCo\itx bad
Mfitxt iftxi^Ut. dbrncf bcuft fretftc^ Dci Qnvd^nung dned für infirmi befttmmten
hospitale (tDrem. Urfunbenb. I. 9ix. 143, e. 166, 91qU^) an ba« SUrmbcrtigaflbaud,
iebo^ ftnbet feine S^ermutbung feinetlei Untcrflü^ung.
1) itriegf, ^er^te, $ei(anf!altcn , ®eifledf raufe im mitteiafterli^^en Sranffmt
(1863) ©. 6.
^ Oicfeler, $ebrbtt(( ber JTir^^engefc^ic^te, IL, 2. 8. 302.
3) ^oebmer, ba« 8pita( jum bciügen ®eift in grantfurt, im %x^\^t fuc
^ranffurtd ^efc^ic^te unb JTanfl, 3. ^eft. @. 76, 77.
4) «amb. Urfunb. I. 9lx. 538, e. 455. Seitf^r. f. ^amb. ®(f(b. L e. 456.
188
in bcn bret§ij}er Rubren'), ba« ju ^annoüer 1261.2) Die ©rünbunß
be« ©remif(^en @pital8 mirb tpol^I in bie erjien "Decennien beS
breije^ntcn ^«^^bunbertS ju öerfe(;en fein.^)
(S8 battc eine eiflent()ümIi(J)e Sage; tt)ä(irenb im ©üben bie
^eiligenfleift^Spitater meifl unmittelbar am SBafer errichtet mürben,
ba« iRömifcbe an ber ^iber, baS 9Wainjif(fee am iR&ein, baS Ulmer
an ber T^onau, ba^ 2BeJ;(arer an ber Cabn, ba8 9?ürnberger mitten
auf einer ber fPegni^brürfen ; mäfjrenb bie Dörfer genannten, fpdter
erf4)einenben Oaft^öufer ©remenS ebenfalls eine fol4)e Page Ratten,
bie gett)i§ nic^t o^ne mebicinifc^e SRucffic|)ten gemabU mürbe, finben
mir baS alte ^eiligengeift*®pital bei unS, mie an oielen anberen
norbbeutfcfeen Orten, in ber ©tabt felbfJ. 9lber tro^bem lag e«
jiemlid^ ifotirt; benn ber öftlic^e S^eil ber je^igen 9lltjiabt mar in
mittelalterli(t)en Seiten nur fe^r menig bebaut; blo§ an ber IPefer
befanben \\^ Läuferreihen, unb in langem 3^0^ li^f^n fte bann
bi^t an ben Stabtmauern \)m. ©er größte Ifjeil be§ SHaumeS,
ber öjllicf) toom ÜKarfte jmifc^^en biefem unb ben Sefcftigungen ber
©tabt fic^ ausbreitete, mar nic^t eigentlich fJäbtif(!^; als ©efi^tjjum
ber ©eifilidbfeit geborte er ju ber fiiftifc^en Immunität unb nic^t
jum iSJeic^bilbgute. Sluf i^m jtanb eine 3^^! ^on fir<!^lid)en
®ebauben, Don Surien, Älojtern unb d^nlic^en Käufern, öereinjelt,
t)on meiten ^öfen umgeben; unb bie 3)omS^aibe, ;/bie ^aibe unter
ben Sinben^, ^atte ni4)t unbebeutenbe 3luSbel)ifung. 3^if^fn \\)x
unb bem Dftert^ore mar baS .^eiligengeift-Spital errichtet, alfo an
einem fpiage, ber, mennglei^ inner^ialb ber (Ringmauer, t)on bem
gem5{)nlicf)en Serfefir ni(i^t unmittelbar berüt;rt mürbe, *
Das Domfapitel beanfpvu(!^te bie ®eri(i)tSbarfeit über bie
?Infialt, meil fte auf ftiftif(^em ®runb unb ©oben fianb; biefe
felber mar inbeflfen aucb in Sremen befonberS t)on ber ©urgcrfrf)aft
1) SJftgl. ^oU 3 unb 4 auf ©cite 189.
2) Urfunbenbudj) ber 6tabt ^annor^w I. IRr. 19. @. 25.
3) 2öenn mit 9?e^t ba« für infirmi beflimmtc ^ofpital, ba« in fRett 1 gu
@. 186 erwähnt \% mit jenem ibentificirt wirb, fo finben »vir baffelBc bereit« 1226
in urfunbli<(>fm 9l«d^tt>ei«; JebenfallS erf^eint e« je^n Ja^re fp5ter. tBergl. folgenbe
iWote.
189
botirt, unb beS^alb tpar e9 ber 9iat^, ber aber fte in (e^ter Snftan}
ju oerfügen ^atte.
Die erjien aWitglieber be8 2)eutf(|)jierrcn»Drben«,
bie nacf) S3reinen famen, fanben alfo biefed Spital in ber @tabt;
jte festen fx^ in ber jungen aufblu^enben Stiftung feß. 2)em
<SpitaIbienf}e ft(|) ju »ibmen, betraten fte bad ^au8, gerirten ft<|^
balb a(8 ^errn ber Slnftalt unb famen bed()alb mit benen in
ßonfltft, bie fol^e @igenma(^t ni(|^t bulbeten. iBon Seiten beS
Drbenä »irb im "^a^xt 1236 felbfl anerfannt, ba§ bie Domherren
il)n aud bem Sejl^ bed Spital^ bitten ju t)ertreiben gefucbt, tpcil
er f)eimii^er ober gemaltfamer ffieifc in ibm feinen ©i^ aufge«
fc(|Iägen ^ab^, obmobl ed unter ber 3^ttiunität belegen fei, bie ber
8remif(^en Äir^e jufie^e.*)
@r{i aI8 bie 3)eutfcbberren f4)on lange ^tii iai Spital^^aud in
Seft^, aU fte in ber Stabt bereits feflen 3u§ gefa§t f^atten. marb
ifinen ba8 ßigentbum an ber Slnfialt übertragen; erft 1248 mürbe
ba« |)eiligengeiji*Spital burcb iRatf) unb ©ürgerfcbaft in ber ffieife
aufgehoben, bag ed ben Drbendgenoffen oerlieben marb^).
Dad äSerfabren ber in Bremen ficb nieberlaffenben Deutfcb^erren
ifl imar auf ben erjien 931id etmad befrembenb; allein bei ber iSrt,
»ie ber Drben feine Aufgabe für ben Spitalbienfi ^ert)orbob, feine
oereinjelle drfcbeinung. 3" fi^nj äbnlicber Seife fuc^ten ft(b bie
iRitter in SubecC »baburcb ju belfen, ba§ fte bad bort feit einiget
3ett befte^enbe ^ofpital jum b^iüg^n ©eifle, melcbeS ber !Hat(» au8
eigenen SOtitteln begrünbet b<^lt^/ für ibre ^to^dt ju benu^en
|lrfbten.3)« ©j)äter Dergab ber 9taH) ba8 bortige .^ofpital an bie
S^eutf^b^rren, obne ben Sifcbof oon ßübecf ju fragen *); bie (Witter
^rcm. Urfunbetib. I. 9{r. 199, 6. 233: eo quod dam vel violenter
dictum hospitale infra ipsorum emunitate, cuiuB poBBesBionem ecclesia
Bremensis habebat, occupaveraxit.
2) %. a. D. 9lr. 225, 6. 261.
3) 3<tb*ibü4«i M S3cmnd für !D>{«f(cnburgif(^e i^ti^i^tt unb ^Ucrt^umefunbe
1849. XIV. ©. 19.
^) SDtttmar, ^ad $eüigengetf!«$ofpüal unb btr 6t. dUmendsitalanb ^u
8ÜM. (ßubetf 1833.) 6. 100 ff. 8üb. Urfunbenb. I. l»r. 66, 6. 74.
190
f^ieUen fderlic^jl ®otte8bienfl in ber QpHaUStnä^t unb beriefen p*
babei auf if)re !JJrit)ileflien ; baS Äapitel erfanntc biefelben ni4)t an,
fonbern ejcommunicirte bie 5)eutf(^^crren, unb old biefe fi* vergebens
an ben $ap{l flciponbt Ratten, mugten fie 1235 i^rc ©ejt^na^mc
bed @pitatö aufgeben unb ein anbereS ®runbflud in ber @tabt
erttjerben.i)
3)ie iJJieberlaffunfl ber ©eutfc^&erren in 8§bed fallt ^iernac^ in
bie breigiger ^al)xz^)', fobann treten fie 1221 juerft in üRünfier
auf3); i^re Slnmefen^eit in norbbeutfc^en ßanben ttJd^renb jener
3eit ergiebt fi^ ferner au8 bem aSertrage, ben fie 1230 mit Sifc^of
ßonrab ))on ^ilbe^beim fcbloffen^), bann a\\^ bem • auftreten Don
Deutf4>b^rren 1232 im ©efolge biefeö einf(u§rei4ien Äirc^enfürjien 5)
unb enblic^ 1233 au§ ibrer 3:t;ätigfeit bei ber (Srnoirfung beö
©tabtrec^t« für Stabe ß).
Ueberbaupt jeigt ficb mäbrenb ber breigiger "^a^xi in bem
beutfc|)en Dvben ein äu§crft regeö Jßac^^tbum auf beutfcib^m ®ebiet;
bamald flieg bie SBaOei Reffen ju ibrer großen Sebeutung empor,
würfen bie DJieberlapngen ber JRitter ju St. Oilgen, Slürnberg
unb ^Jranffurt, mebrten fi^ ifjrc ®üter im Umfreife ber Saüei
S9urgunb*(Slfa§; bie Drben^mad^t bliibte in bem 3Waaölanbe auf,
in bem SBereict» ber fpäteren ©aüeien Slltenbiefen unb fiotbringen.
1231 toarb ber ®runb jur »allei Utre&t gelegt; »ifc^of SBilbranb
toon Utre^t, ein ©ruber ber Sremen bena#arten ®rafen t)on
1) Deerfe, Wd;idi>tc M etabt ßübecf, I. 6. 182.
2) 3m ältcfien Dberflabtbu^ »on ßübecf mxt beim ^a\^xc 1263 ber domus
militum Christi jueifl (Srtväf^nung gct^an. (i^otig Don ^ertn ©taat^aid^tDar Dr.
Sei^rmann in Sübe(f.)
3) 2öilmann«, SWünflerfd?e« Urfunbcnb, Wr. 155, ©. 179. «öergl. Utfb.
üon 1238 im ©rem. Uifunben^u^e I. JWr. 237, @. 277.
4) 6ubenborf, Sflegiflrum ober merftDÜrbige Utfunben föi bie beutf<^e @f*
((^iiiitf. 1849. II. @. 166.
5) SWccfIcnburger UrfunbenD. 1. 9^r. 404, ©. 407.
^) Huillard-Br^holles, historia dlplomatica Friederici IL Paris
1852. IV, e. 429.
191
Dlbenburg, begflnjHgtc bie S)eutf(|f^emn.^) 2Bie i^nen bamafö bte
^ol^en Kiri^enfürflen noä) feineSioegS ab^olb maren, lote bamalS
Stgfrieb 11. \>on SDtainj. Engelbert t)on 6öln, Otto t)on SBurjburg.
3)iebri(i II. t)on Sricr ibre ÜÄadJ^temeiterungen förberten, fo »irb
QU(^ ©erbarb 11., ber Srjbif^of t)on Sternen, bem Orben nid^t
obgeneigt gewefen fein.
S)q8 erfle auftreten ber Deutfdi^^enen in unferer ©tabt todre
^ietna* in bie brei§iger ^a^xt ju^üetlegen; eine genouere Eingabe
über bieS^it, in ber fte bed ^eiligengeif}«@pitai8 fxd^ bemäcbtigten,
ift aber nic^t ju geben, ©ie treten iu Sremen im ^a\)xt 1233
juerfl urfunbUcb ^erüor unb jnoar f(|ion ald ©lieber einer doxpoxa*
tion, bie fo angefe^en n)ar, bo§ an fte ber Stot^ ber @tabt fi^
toanbte, ald ed galt, bie beglaubigte Slbfdl^rift einer äu§erfl n)i(^tigen
Urfunbe ju erlangen, ben Sranfumt be8 im 9Wärj 1233 jtoifdben
ber @tabt, bem Srjbif^^of unb bem £)omfaf)itel über bie ^älfe
gegen bie ®tebinger unter 2)ermittelung ber $rebigermön(^e feierli(|^fi
gef(^lojfenen 93ertrage8. 2)ie8 2)ocument {iellten toier S3ruber beS
3)eutf(^en ^aufeS in 93remen aud: S)iebri{^ ber $rie{}er unb ®eb^arb
ber ^omt^ur, tinb fobann bie 93ertretcr bed Drben^conioenteS:
JBoibefin unb 93olbert; jenen beiben erjlen werben bie Siegel ange»
b8irt ^aben, bie t)ormal8 unter ber Urfunbe bing^n^). — Diefe« ijl bie
frü^ejie Äunbe t)on ber 9iieberlaffung ber Witter in ©remen^), Wc
und fic^ er|)alten bat.
1) iBpigt, »aHmn I. e. 88.
2) %, 3)1}. djfmi a. D. ^x. I7b, @. 210, ^ok l, ein ^omt^urcirKgel, toit
ta^ Don @^in(f ernannte, (;at {!($ nirgenb^ erhalten ; bagegen tt^o^I ein 5?omtturflegeI.
IBergl. bad tiefen Seiträgen borgebrucfte Siegel unb 6. 204. fHoU 1.
3) (S^mcf ^e^au))tet itoax, ba^ btefelDe bereite im Sa^re 1230 na^mi^bar fei;
abet bte Urfunbe, auf bie er {t(^ begießt, entf^ält nic^t ben 9{a(titt)eid bon ben ^nfän«
gen einer in unferer Stabt beflcl^enben Drben^grünbung. @ie rebet nur bon einer
Unterßü^ung, toel^e bie an ber Unterwefer mo^nenben Stebinger ben S)eutfc|)^erren
geteifiet, unb bad IRd^ere über biefe ^ülfe, befonberd über ben Ort, n>o fte gen>ä^rt
würbe, ifl no^i bollig unflar. »rem. Urfunbenb. I. ffix. 154, 6. 177; Huillard-
Bröholles I.e. III. p. 200, 497. IBoigt a,0. erwdbnt jtoar gelegentli^» in einer
9{ole bte Urfunbe, erflärt i^ren 3n^aU aber ni^t. S^ermut^ungen hti ^^umaäftx,
bte etebinger (1865), yiott 61 ^u B. 71 auf e. 172,
192
SBie bie erfle 9(nfiebelung be8 DrbenS in Bremen befd^affen
toax, i{} n\i)i mit ^\^txf)txt onjugeben, toeil ftber bie Sinricl^tungen
bed ^et(igengeifl»@pitaI8, bie ber Drben \\ä) }u eigen machte, aber
bie SluSbe^nung bcec $c{i^t()umd unb bie 9)e4>tcft)er()Qltni{fe beffetben
und !Ri(^td berietet iDirb. Da inbeffen aOe Spitäler beS IDIittei«
alter«, bie nid^t Bu^^J^ö^^ ^i"^^ ÄloflerS ober Stifte« waren, mit
einer befonberen Kapelle Derbunben gu fein pflegten unb eigene«
liegenbe« Vermögen befa§cn, fo muffen mir annehmen, ba§ bie«
au4i bei bem ©remifcften bor %({ü war. *iDer Deutfc()e SRitterorben,
ber in bie ganje ©eftjung ber ^eiligengeifl*Örüberfc^aft fuccebirte,
mirb auc^ bie \\)x ge^drenbe @pitalfir(|)e ftc^ angeeignet ()aben. 1242
befiehlt jte bereit« unb mirb al« Drben«eigent^um angefe^en^); bo«
3a{)r ifjrer Erbauung ifi aber ni^t ju ermitteln; bie arc^itectonifc^^en
formen reifen auf ben beginn be« breiiefmten 3^t^v()unbert«, unb
eine 6igent()umlic^feit im Innern, bie ber ndc^ifle 91bf(|)nitt befpre^fen
mirb, befiätigt bie 9(nna()me, ba§ nicbt ber in 93remen neu ange«
liebelte Drben, fonbcrn bie ^eiligengeifl*©rüberf^aft fie erri(f)tete.
Sie fianb, »ie ba« ©pital felbfi, auf nic^tfidbtifc^em ©oben; x\)x
$la0 ge()örte bem Kapitel ber Rxx6)t gu Sucfen, meiere« erfl 1242
auf Seranlaffung feine« tropfte«, be« ©rafen öernl^arb öon ^o\)a,
fein (5igent{)um«rec^t an bem ©runbe bem Drben abtrat. 2) SBa^r*
f(tietnlic^ befag aud) unfere @pita(fir(|^e befonbere« liegenbe« ®ut;
menigfien« finb in einer Urfunbe üon 1257, in ber bie ju Sorgfelb
befinblicben Sefi^ungen be« fiilient()aler Äloflcr« ermdf^nt merben,
jtioei bort belegene |>äufer genannt, tt)el(^e biefe« 1230 gefiiftete
Älofter oon ber ^eiligengeift*Äir(t)e ermorben ^abe^); e« ifl annefjm»
barer, X>a^ bie Spitalfircbe Don i^ren Siegenf^^aften einige »er*
äu§erte, al« ba§ ber Drben, ber ring« um ä3remen ()erum ©fiter
{u erwerben fu(|)te, folc^e SDtinberung feine« jungen SSermögen«
vorgenommen ()abe.
1) Snigc i^otiicn bd *öu4enau, bie freie ^anfcflabt ©reinen. 6. 98, 99.
2) -iJum. Urfunbcnbu*, I. IRr. 220. e. 255.
3; ':Brim. Utfunbenbuf^, I. 9lx. 276. 6. 317. „Ibidem duas domos ab
ecclesia sancti spiritus comparavit.'^
193
©a«©pttal jelbjl ttirb aber aucb a^nlic|), »ie bic Spitalfitii^e,
botirt gettjcfen fein. 2Bir gel)en too^l ntcbt irre, menn toir bie
erjlen Slttgaben über bod Sigent^jum ber Deutf(^{)erren mit biefem
oltcn ©pitalöermögen in ©erbinoung bringen. SBir fe^en, bag
jene im Ja^re 1238 über 3^2 5l^ifä)^i^bflö^n in Sremen verfügen,
bQ§ fte {Renten im Äürfd^nerbaufe befi^en, von ber ®tabt neun
3Warf©(|>uIb ju forbern boben^); bei ber Orünbung be§ jidbtif(|>en
6pitaW mögen fol^e {Redjt^oerjjältnijfe gef^Iojfen fein, über bie
und ndberer 9lai)mi'^ ber 6ntf!e()ung mangelt. S)a§ bei ber
ßrri^tung beS ©pitaleS aud^ in Sremen, wie an anbercn Drten,
bie öürgerfctiaft lebhaft jtd[> betbeiligte, jte^t nidiit ju bezweifeln unb
»irb beftättgt burdb bie 3up<^^i^wng, bie 1240 oom Drben ben
Äorbuanfc^u^macbern gegeben würbe. 3(>nen warb 2lufna(>me im
Drbenöfpitale jugejtc^ert, weil fie ju ben erjien öegrünbern bejfelben
idblten^).
S)er Drben öerfianb e8, wie in ber ©tabt, fo in ber SWadbbar*
[(bafi berfelben ein nic^t unbebeutenbed ©runboermögen
Pü^ unb na4) ju gewinnen unb in fol^er Süeife aud fleinen
Anfängen feine $remif4)e 92ieberlajfung immer weiter audjube^nen.
Bundd^ji erwarb er innerf)alb ber Ringmauern SremenS
au§er bem Drte, auf bem ba8 ©pital unb bejfcn Äircbe jianb,
mon(|ieÄ Sefi^t^um. 1238 fc^on erhielt er eine ©tredte ßanbe«,
bie unmittelbar an jened GJrunbflücf fHe§ unb bajfelbc mit bem
SBajfcrlouf ber 93alge üerbanb; ber ^Jla^ ^atte frü^jer einem 99remi»
f^en äJürger iWamenS Dnnenfint gefrört, er wnr bann ber ©tabt
jugefallen unb würbe üon iRat^ unb SBürgerf4)aft ben S)eutf(!^()errn
gegen Abtretung anberer Siebte übertragen 3). ^ied ift baS einzige
1) %. a. O. ait. 207, 6. 241.
3) 9(. 0. D. IRr. 215, @. 249: quia plantatores ejusdem domus primitus
exstiterunt. ^^ergl.Soe^mert, Beiträge iui(&€f(^^te M 3unft»efend. @. 13.
3) 31. a. O. IRr. 207, 6. 241.
194
Seugnig über bie «rt unb ffleife, mie bte bebeutenbe Drben8be*
ftjjung r>ox bem Djtert^orc fic^ bilbete: ber an jenen Äern, an ba«
alte ©pital unb feine Äirc^e, fx6) anfcj)liegenbe ßanbcomriej, welker
§u ben fltöiten §ufammen^änflenben 99e|ijjt^ümern gehörte, bie tn*^
ner^alb ber pdbtifd^en SWauern fi4) befanben. Sieben Äit^e unb
©pital erjlanb auf biefem Serrain bie 3)eutf(fe(>erren*Surie, ba8 ^er*
renbau« be« DrbenS, ba8 im folßenben 9lbfc^nitte beS Jld^eren be*
fpro(|ien tt)erben foU. 3n fpäterer 3eit tpirb r)on biefer »eftftung
no6D ein ^albfjau« ^ertJorgeboben, ba« x^ä)t^ t)on ber Surte ber
Deutf^()erren lag; biefe« fam ndmli^ 1306 jumSerfauf unbtourbe
für 27 aWarf \>on ^einri^ JJielanb inxi) ^einrieb ®erbert8 ©o^n
eriDorben; genau ifi bie Sage biefe« OebaubeS ni^t ju bejKmmen.
S)a8 ^erren{)au8 beS Drben«, fein ©pital unb feine Six^t flanben
faji nadj) aUen ©citen ^in frei; biefe toar t)on einem griebf^ofe
umgeben; baS ©pital jiie§ im ©ejien an benfelben; ber ^of \>ox
ber ©urie, beren Suß^ng wn aSejien njar, flanb bur(^ einen \>ox
bem ©pitale befinbli(iben ®ang mit bem üon ber 2)om8^aibe tiacb
bem Djicrt^ore fü^renben 2Bege in 93erbinbung. ?ln ben ®renjen
ber DrbenSbefi^ung bauten fi(!b ©üben an, beren im fe(|)8je^nten
3ö()rbunbert 23 ertod^nt mxitn i).
8lu§er biefer ^auptbefi^ung in Sremen fiatte ber Drben inner*
l^alb ber SRingmauern no^ einigt anbere ®runbjiücfe, 9Bei(^biIbgut
tpa8 au^ ein Sfjeil jene« Sefi^tbum« t)or bem Djiertbore gett>efen
ju fein f^eint. 1238 marb ibm t)on Sllarb wn SBalie ein
©teini^auä auf ber ßangenfira§e fammt einer jh)if(iben biefem ©e*'
bdubc unb ber SBalge liegenben ©übe gefi^enft. 2) ©pdter finben
tt)ir no(^ DrbenSbefi^ungen in ber Sif^ofSnatel, \>ox bem ?ln8garii»
unb Slbbentbore, fowie bei ber ©teffenSminbmü^te. 3)
1) öom 3fliw 1570 ^aben mit ein au^füjtlic^e« Snbentat übtt bie Siegen'
f(|aften bei ^cutfd!^^erren«(£ommenbe : Dath is dath Land der Comptherey tho
Bremen thogehorich, besichtigett dorch den heren Cumpter, her Gerdt
Schnederman, her Didrich van Cappelen und her Carsten Stedingk, don-
derdages na Pingsten anno 70.
a; 2(. a. D. SRr. 209. 6. 243.
3) 5« ^em 5u ^ott l genannten Snbentare.
195
S)ie meiflen ©efi^ungen bcr SRitter lagen inbeflfcn auf er ^a 16
ber ©tobt. tJreili(^ emarb ber Drbeu t)on Sremen au8 ni^^t fo
bebeutcnbe (Süter, toxt an onberen Orten, ^ter toarb er m6)t au8
bem ©tiftSgut reici botirt f)ier mürben ibm feine ffirc^en mittlren
tjotten ©tructurDermögen, feine Älofier mit \\)xm ßiegenfti^aften,
feine ^QtronatSre^te unb ^forrbefuaniflfe, feine TlübUn mit i^ren
Oerec^tiflfeiten, feine ganje Dörfer mit SKarftre^it unb SuriSbiction
jufletoiefen; aber benno^ erjjielt er aud> in SremenS Umgebung
nacb unb na$ ein nietet unbeträc^tlicbed 93erm5gen in liegenbem
®ut, ba8 im ßinjelnen beroorge^oben }u merben üerbient. 9{ing8
um bie ©tabt b^rum lagen bie 93efi^t()ämer ber Stitter, bisnoeilen
nur fleine ^öfe, oft aber aucb oer^ältni§md§ig gro§e ®üter.
3u ben 5)ünen, bie am regten Ufer bie SBefer begleiten, führen
und bie dltefien Srmerbungen. X)ie erfle unter biefen jeigt fiö) in
ber Umgebung t)on Slcbim, in einem ©ebiete, too mejjrere ^err-
f^aftlicbe ®üter fii^ befanben, toxt bie alte föniglicbe ^offidtte
Saben *), tt)ie ©eft^ungen ber Orafen t)on Scibwerin 2). Der ©tacf*
famp bei 9ld[)im war ein t)on ber SBelfifcben ^^amilie ju 8ebn ge^
tienbeS Out; fein erjier befannter ©efi^er war Srunig öon Öüne»
bürg, weld^em S^rban t)on Sremen unb Ditmar Don S'ögeln
bajfelbe 1204 abfauften^). Dann Derf^minbet ber le^tertodynte
©efifter; aU 5Belebnter erfd^ieint allein albert t)on 93remen, beffen
®()efrau Srmentrub fid) mit beiebnen ld§t, ttjo^l ®o^n unb Q6)mt»
gertocbter jened S^^t^^n*). Diefe Selben ftbenften bad ®ut bem
Deutfc|)en ^aufe, im anfange beSjalire« 12365), unb amlLSpril
gab ^erjog Dtto öon ßüneburg fein Dberle^nSrecbt auf^). 2lu«
n>el(^em SRe^te im Ja^re 1256 Sllejanber loon Sarbenfletb unb
feine S^efrau ©ifcltrube auf ben ©tacffamj) Slnfprücbe erhoben, bie
1) Adam Brem. lib. Tl. cap. 45.
2) 3citf(^r. M ^ifl. öerein« für lRieberfa*fen, 1857. @. 113.
3) »rem. Urfunbenb. I. ytx. 97. 6. 114.
4) 91. a. D. IRr. 189. 6. 223.
5) %, a. O. D'lr. 190. €. 224. Curia in Stoccamp cum XllI terris,
qnae alio nomine hoye dicuntur.
«) «. a. D. 9ir. 191. e. 225.
13*
196
fte ^maä) oi)m Sntf^äbigunfl h)ieber aufgaben '), ifi au8 unfercn
Duellen ni^t ju erfe^en, eben fo xvm%, wie e8 gefommen, bag im
Slnfang be8 breiiejjnten 3af)r{)unbert8 jum ©tadffamp gehörige
Scinbereien im »ep^ be8 Änappen Gonrab toon SMrbergen waren;
am 13. December 1328 üerfauften bie ©ö^ne beffelben, (Jonrab unb
girnolb, je^ntfreie Sdnbereien^) unter (Sarantie be8 knappen grieb*
rid!) aWonif an bie Ferren t)om Deutf(^orben8l;aufe. Si8 in ba8
fec^Sje^nte 3a[)rbunbert |)inein be()aupteten bie Mitter biefen 93efij;
nocti im Sa^re 1570 rebet t)on i^nen ba8 ®ütert)eräeic^ni§ be8
Drben83). gSon ber Sntjlejiunfl ber Drben^güter in Sirbergen ^aben
wir feine urfunblid^en ?ia(|)meife; bic^t bei biefen lagen aber einige
Steile ber ältepen Sänbereien ber I)eut[4iritter. ^^xt erjlen Se*
fi^ungen in ^emelingen gemannen fie im "i^al^xt 1238 burc^ bie
tjreigebigteit beS fc^on genannten, febr begüterten Sremif^en Sür*
gerä SKIarb t)on SBalie*). Seine Serlei^ung bilbete ben Äern
jiemti^ umfangreicher ®üter; beren allmdlige 9tnfammlung aber
nic^t nac^iuweifen ijl; wir fef)en nur, ba§ bort am 13. 3)ecember
1339 Weiterer ©runbbefi^ erworben warb. 9JicoIau8 unb 3llr)eri4>
eiütjer, bie Sorpe^er be8 ®otte8f)aufe8 t)on Up^ufen, oerfauften
ben SRittern für 20 Sremer äWarf einen bort belegenen ^albbof
fammt einer ißarcele. 3"^ fe^8je[;nten 3a^r^unbert Ratten fienoc^
Dier t)erfc^iebene ©teilen jU ^emelingen in i|irem SSermogen. SBann
bie Sefi^ung f/©eel8brugge'' acquirirt warb, wiffen wir nic^t; an
biefe unb an bie ^emelinger ®üter f4)lo|fen ftcib junä^fi bie ju
^ajlebt. 3tt wel^iem 3^^^^^ fi^ ber Drbcn erwarb, ifl nic^t ju
fagen; aber am 23. September 1257 entfagte Ditmar Don
iJlögeln, wof)l ber t)or^in erwähnte {Ritter, feinen bi8()er erfiobe*
1) 5(. a. D. ^x. 272. ©. 313.
2) Unam terram et quatnor petias terrae, sitas in Stoccampe, exemtas
a demima.
3) 3n tt^m dat man no^ jum Stoccamp gercd^net eynen wosten hoff, het
de Dokenhoff, mit dre roden landes in geeste und marsch im Arberger
velde.
4) (St übertrug Um Drben curiam in Hemelinge cum regimine totias
jadicii et omnibus suis attinentiis. $rem. Urfunbenb. I. IRr. 209. @. 243.
197
nen iBfnfprüc^en auf jtt)ei bort belegenen ^offidtten unb ben Sier*
t^eil ber ßinnabmen au« bem ®et()ef(u§joü ju ®unjien ber 35eiit*
fcjen Witterbrüber, oor bem Srjbifc^ofe, bem ©toteler ®rafen, ben
Sremif^ien iRat^gl)erren, loielen iRittcrn unb anberen ©rogcn.
6pdrli4)e iWac^ric^ten ^aben toir über DrbenSflüter, bie auf
ber Qnberen ©eite ben ^^emelingifc^en Sefi^ungen benachbart waren.
ß^ i|l freilid^ gemip, ba§ bie Mitter ju ©Ben, xoit auc^ ju Dfler*
Mj. 8ieaenf4)aften befaßen; t)on beiben erhalten roh aber erfl im
fe(68jebnten 3^^^Nnt>frt Jfunbe. Damals ftnb bie le^tgenannfen
iimlxä) gerinfl; ju 6Ben lagen aber no(^ 2 ®üter öon 5 unb 4
$5fen ßanbe«; 1514 marb ein anberer JWeierbof ju 6Uen t)erdu*
int mit alle syner rechticheyt unde tobehor, plickt unde
twentich schepel roggen Bremer mathe, eynen gülden unde
hofdenst. .g^iema^ if} e« mogli^, bag ber 9?ame beS bei Söen
gelegenen gelbe« ^ilge^famp burc^ l^eiligengeijlfamp ju erfldren
ift; aber au* tt)ir (laben über bie Sage, bag auf i^m eine Äapefle
be« lieutfcbett OrbenS gejlanben ^abe, SWi^tä auffinben fönnen *).
Keffer unterrichtet jinb »ir inbe§ über Sejtjtfjümer be9 Dr*
ben«, bie biefen benaci^bart maren. 3«^ 3«^^^ 1248 f^einen bie
^i^jlcr. fidnbereien im Sabrjler gelbe ernDorben ju fein. S)amal8
föuft« ein 93remer JRatpberr, iRuboIf t)on üWefliüebe, ®üter nicfet
unbebeutenben Umfang« unb übertrug fte unter ffiorbel^alt getüiffer
8ribju(^t«lieferungen ben T^eutfcibberren. ©c^on bie diteften Urfunben
über bie« ®ef(tidft meifen barauf bin, ba§ e« ^ier um ®runbbefi^
in jener ®egenb ftcft bnnbelte; benn bie ©onberbejiimmung, bie
^egen eine« SSiertel ßanbe« gemacht mirb, fpri^t t)on einem jur
35Q()r belegenen ®tudfe2). 3m 3a^re 1508 würben jene Urfunben öon
^en Wittern ^crt)orgefuc^t, al« ®erb t)ün ber Ädmenabe wegen 93e*
fiJrec^te mit i^nen in Streit lag 3). Dag biefer ®runbbeft^ ni^t
«nbebeutenb »ar, ergiebt ]\ä) au« bem greife, ben (Rubolf t)on
9Jejttt)ebe jafilte, au« ben Sieferungen, bie ibm t)on ben (Srtrdgen
') 55ergl. »u*enau, a. a. D. @. 193.
2) «rem. Urfunbenb. I. IRr. 237 u. 238. @. 276 u. 277.
^) b. Söuren, SDenfbu*. gol. 46, b.
J^8
jugeft(!^ert würben, unb au§ ben ©egenleiflungen, ju benen bie
Mitterbrüber fi(^ t)erpfli(*tcten. 5Dicfe ^ßrdftationen finb fpdtet ju
ermähnen; bcr $rei8 oon 100 aWarf ifl für jene Seit fe^r bebeu-»
tenb; ber©dS)enfer bcbingt ft$ au«, bai fobalb er e« verlangt, etn
tjuber SBeijen, ba§ bei jeber neuen ßrnbte ba« erjle ^S^itx Äoggen
unb ein guber ^afer, ba§ ju aWic^aeli brei üRarf, ju SWartini fünf
SBerbinfl für fünf ©d^weine, unb ju Dfiern brei SWarf, ein ^unt
Sorf, Äo^l unb (Semüfe ibm geliefert toerben. ^ernad^ ertöarb ber
Drben no^ meitere ®üter; 1303 ein Viertel ßanbeS, baS tJormaW
®ottf(^alf t)on ^aren gehörte i). Später fam in biefem ®ebiete no$
ntef)r ßonb jum ©eft^tbum ber Deutf(^F)erren ^inju; 1313 üerfauftc
ibnen ein SJjrijlion, ©ürger ju (Söln, gemeinfam mit feinen mi^
jlen Sermanbten, für 11 SWarf ein b^lbe« Siertel 8anb in 93a&r*
^olj, baS bamal« So^onn ffiagentreter bebaute; fünf 3abre fpätet
(am 1. Sluguf}) öerfauften bem Drben jobann üon ber ^ube unb
feine ^i^au Äunigunbe in ©egenmart be« 6rjbif<!^of8 Sur^arb
ebenfalls ©runbjiücfe in Sa^r^olj. ®o lag in ber lang auSge*
jlretften 93a^r eine JRH^e t)on DrbenSgütern ; im fec^^jebnten 3^6^' «
^unbert finben wir wenige Don i^nen no^ im Seft^ ber J)eutf(^
l^erren^). Son ben ®ütern inßebe, bie in biefer 3eit üerjei^net ftnb,
Wiffen wir niiibtS 9ldF)ere8 ; bomal« waren bie Sefi^ungen in ^orn
ni^t mel^r befannt. ^ie dlteftcn ®üter, bie ber Drben l^ier inne
batte, würben t)on ibm am 13. ?lpril 1249 erworben; er foufle
für 90 aWarf üon TOecbtilb, ber SBittwe be8 ^errn «larb t)on »re*
men, ein J^elb bei ^orn, ein anbere« ju ^inci^e mit aUem 3«^ff>*^'
• i
1) S)ic 95erdu§erer, benen e^ jure feodi, quod vulgariter lenware dicitur,
betooIt)trt ift, Ü6erlaffen ed bem Drben: in curiis et pnbliciis placitisi que
Yulgo to hove et daghe dicuntar.
2) Da« 95erjei$nig toon 1570 fagt nur: In der Vahr: Johann Jordens.
Erstlich 2 stukke van der lutken Wamme an wente up den Achterdiek
und isz tegetfry und de Cumptor hefft den legenden, noch 2 stukke giß*
dem Cumptor tegenden und deel; Herman Rust und Hinrich Börkes, i
stukke säet landes van der lutken Wummen beth up den Achterdiek,
twuschen dem hilligen crutz und der Fresen stukke und isz tegetfir,
de Cumptor entfangt tegenden und deel.
199
mit SBafer unb ®ut befonberd mit bem «rSR^iendberg'' genannten
$lQ0e; bie Ueberliefenmg biefer ®utet Iie§ er fic^ tnxi^ ®el56ni§
be« (Sinloger« unb iBerfpre(^en auf ritterli(|ic (S^re ft^er fleflen *).
SBtr n)erben n)o(il ni(^t irren, n)enn mir, obglei^^ ber SluSbrucf
ir^in(!^e«' unerfldrlidb bleibt, ben fragli^en Sanbcomple; für bofi
fpdtere Out {R^ienSberg b^lten, boö feit bem Seginn be8 öierje^nten
3abr|iunbert8 einem abeligen ®ef(61ec^te ben SSeinamen gab, alfo
bamafö üon ben I)eutf4>berren mieber aufgegeben toar.
2Bte ber Drben biernacft an ber regten ©eite ber SBefer, befon»
ber« im ^oUerlanbe unb bejfen unmittelbarer 9lac|ibarf(|>aft, ®üter
ertDarb, bie nic^t unbebeutenb toaren: fo mi) tm93ielanbe unb ber
näheren Umgebung bejfelben, am linfen ffleferufer. Einige foltfter
Siegenf^aften jeigen ji^) un8 f(^on im brcijel|)nten 3<^Jr(>unbert.
Der dltefle Drben8beft|> ift f)xtx njo^l in bem bamal8 erfi t)or tt)e*
nigen 3<^f)i*i^^nten planmäßig jur (Kultur gebrachten 9?euenlanbe gu
fu(^en. ^m "^a^xt 1244 fd)einen bie iRitter juerft in biefer niebrigen
©egenb fejien %u^ gefagt ju ^aben. 3u 9lnfang be8 breijejinten
3a^r^unbert8 befa§ ba8 Älofler ju ^ube ^ier in SBremenS 9ia^t
reiche ®runbjtücfe; für 61 1/2 3)tarf oerfaufte 3lbt D8munb einige
oon biefen ßänbereicn, bie feinem ßonoent burd^ jmei 35remifd[>e
©ürger, tbeil8 burcfc ßubolf t)on 9?ienburg unb t^eil8 bur(ib ben
ft^on me()rfa4) genannten 8ltarb t)on SBalie, gef^enft »aren 2). Die
Sage ber@üter wirb freili^ bejeiclinet burc|i bieSBorte: i^in Sleuen»
lanbe jenfeit8 ber 99rurfe bei Sremen«; aHein bie Sleuenlanber tJelb*
raarf flie§ ni^t unmittelbar an bie SBeferbrücfe ; biefe fährte üiel»
mebr junäc^ji ju bem uralten Drte Sebenfe, in beffem SSejirte ber
Drben a\i6^ ®üter befa§, t)on benen ftcb bie 3^it be8 Srioerbe8
inbe§ nid^it nac^imeife« ld§t: 1521 mirb ein Viertel 8anbe8 in ber
geben fer JJelbmarf al8 Sigent|)um ber Deutf4>^erren ermd^nt. ?lu§er
jenem 00m Älojier J^ube erftanbenen ßanbbeft^ erl)ielt ber Drben
im Jleuenlanbe no^ anbere (Srnoeiterungen feine8 liegenben ®ute8;
bort befanb \\ä) fpdter hx^i bei einanber eine ganje 9lei{)e üon
1) »rem. Urfunbtnb. 1. m. 243. e. 281.
2) %. a. 0. fRx. 226 «. 227. ©. 262 u. 263.
200
Sauernjieüen, bie i^m gehörten; bodb tfi nur wn einet ^ofjlatt in
ben Urfunben bie SKebe, ba 1443 megen tt)r ein $roce§ au$bra(|.
gaji eben fo alt wie bicfe ©eji^ungen, merben bie ju 8ltiien
fein; Drben^gut wirb ^ier 1251 juerfl erwähnt, ^ie 3)eutf(^&erren
f)aiUn in biefem 3o^re mit itoei Särgern ber ©tabt, G^onrab t)on
Spreizen unb Gilbert iRufuS, wegen bejfelben einen Streit ber in
Oegenwart bc8 Sogt«, be« (Ratl)« unb ber Srflen be8 ^Prebigerflo*
fier«, fowie ber ÜWinoriten gefc|>licf)tet würbe *) ; wann ba8 fragliche
Orunbflücf t)on ben SRittern erworben ifi, wiffen wir ni^t. I)er
Drben gewann au§erbem weitere bebeutenbe Seft^ungen au(|) in
biefer ®egenb; in ®egenwart beS erjbifdS^ofS, eine« Dlbenburger
®rafen unb eincS Diepijoljer ^errn warb 1284 bie Urfunbe au8'
gejleüt, in welcher ®raf ^mxii) t)on ^otja Canb, an bem früber
ber Sremifcfee 93ürger fflife Slnrec^t gehabt ^atte, bem Drben »er*
äugerte 2) ; auf ein anbere« Seft^t^um fcibeint |t(ft eine Urfunbe t)om
8. 3uni 1322 ju bejiejjen, in ber 93ern()arb Äufe, ber Ä!eine,
erfidrt, er ^abe fein Otectit an jenen ®ütern in Slrften, wegen beren
big^er mit bem Drben procefftrt fei. 2öann bie ju Äattenefcb be*
legenen DrbenSbefi^ungen erworben jinb, ijt unbefannt; ba« ®Iei(^e
gilt t)on benen in iWabbeling^aufen. Diefe waren inbejfen ebenfo
wie jene unbebeutenb.
2Bejili(!b t)on ben Jleuenlanber ^eutf^berrengütern finben toix
bann bie an ber D^tum belegenen. 3u 'f)arben|lrom fiatte ber
Drben ein« feiner widjtigften iBeft^tI)ümer; bort liegenbe ®flter
werben juerjl 1264 urfunblic^ erwäbnt. 5)ie SBittwe ^inri^ ©in»
felmannS erhält bamafö baS iHed^t noci^ t)ier 3ö{)re in bem ^aufe
ju .^arbenftrom ju wohnen unb baS ju biefem gehörige ßonb ju
bebauen; bann foD ber Drben freie ^anb l^aben, über biefe 9e*
ft^ung JU t)erfugen, unb für jene S^ii oerpfli^tet fie f\ä), ibm ben
Behüten ju liefern unb al« ^xn^ jebcn briiten ®4)^fF^' iu entri((>ten.
1) 5(. a. O. IRr. 249. @. 291.
2) (&i finb duae terrae cum omnibus suis pertinentiis, sitae in Arsten
et Alken, et cultae hactenns a Thetmaro dicto Bromeslive ejusdem
villae.
201
^a8 ^ier emd^nte ®ui ift of enbar ber 9ßinfel(iof i). 9uf Sanb gu
SRaldtoorben unb ein »oh" genanntes (StunbfUd ju ^arbenflrom
beilegt ftdl) eine 1292 auj^gefieOte Urfunbe, bie Süber Don Tlali'
marben }u ©unften beS DrbenS untetjeii^nete. %u<^ am @inf[u§
bei D(J)tum in bie iffiefer ^atte biefer ®runb unb ©oben unbiloar
)u öüberbrof im ©febinflerlanbe. ^m 3ö^te 1285 erhielt er ein
Biertel 8anbe8 neben onberen ®aben bur(^ ®erarb unb Äbelbeib
oon @annau, alfo bur4^ ®Iieber einer Familie, bie na$ bem bi(|^t
bei ©überbrof liegenben Drt fid^ nannte. 3" bemfelben 3obre
[(benfte bann ®raf ^ilbebolb t)on Dlbenburg*55ru4baufen «au« be-
fonberer g^eunbfcbaft gegen ben Äomtbur Dietricb ju Sremen* ben
Deutf^^erren ein ©iettel ßanbeö. baS frü()er [Ritter ®ilbert öon
©überbrpf in ©e(i^ gebabt bötte ; ein anbere« Viertel, ba« ebenfaD«
}u ©überbrof lag, «öerf^enfte" er 1298 gegen 5 SWarf mit 6on*
fenö feiner ^rau Sopbie unb feine« ©obne« Dtto, unb in bemfelben
3abre oergabte enblid) Slbelbeib, 9Bitt»e ®erbarb SSoIgbe«, mit
©enebmigung ibre« ©ormunbe« 3obann t)on ^aren gegen 4 OWarf
jd^rlicben Seibgcbinge« ein ^albti aSiertel ßanbcä^).
ffläl^renb biefe ©eft^ungen an ber linfen Seite ber SBefer
Ijerna^ ganj üerfcbwinben , treten in fpdterer Seit anbere in ibrer
9läbe befinblicbe ßiegenfcbaften be« Drben« bertoor. »i« an bie
D4tum reichten bie ®üter, beren ^dufer unb ©cbeunen in Sanfenau
an ber SBefcr lagen, »obl erfl }u Slnfang be8 uierjebnten ^abrl^unbertd
ermorben. 95om ©rjbifcbof ®ifelbert ging bie ©erlebnung au8,
burdb »elcbe bie Deutf^berren bort 1306 brei Siertel ßanbeS erbielten,
bie furg gut)or au8 ben ^dnben ©remiftber 93ürger in bie be8
') 3ni fe$^)f inten Saj^r^unbert Bcigt ed: Tom Hardenstrome: Engelbert
Dnnszen nnd heth de Wunckelhoff. Jegen dem huse 15 stakke und
liggen gegen den dyck nnd beten de grote und lutke winkell. Noeb 4
schone stukke to hope nnd gähn vam huse beth np de boffstraten und isz
begraven. Item aver der Ochtem ligt im runden placken beyde weyde-
und säet landt und strecket sick beth up den Varllgrayen sambt fiscbe-
reyen; gifft tegenden und deel; sehr schone land, alles tho hope.
^) In quo hactenus usnmfractumi quem liftucht yulgariter appellamus,
habaerat.
202
®Hf}e8 übergegangen toaxtn. Slucf^ ber ®runb unb Soben, ben
bet Orben in ^ofenbflren befa§, fdt^eint er|l im 14. Sö^t^unbert
üon ibm gcttjonnen ju fein; »enigjlen« fällt ber einjige Srtüerb
bieferSIrt oon bem toir toijfen, in biefeB^i*; ^^ 11. 3anuar 1319
loerfaufen Silfen unb ^ermann 93oneI für 9 SBremer 3Rarf Sanb
ju ^afenburen.i)
9lu(i in ßewenbüren t)erfc|>Qffte ftc^ ber Drben 93efi^. Die
dltejie Äunbe t)on biefem erhalten »ir im "^a^^xc 1257 inxä) eine
Urfunbe, in ber t)om iRat^e ju Bremen bejeugt »irb, ba§ SllarbuS
SHlbu« unb fein ©ruber ??icolau8 ifirer auf bec^ DrbenS ®üter
erhobenen Slnfprüc^e entfagt boben ; e8 »irb unS eine integra terra
genannt, unb an biefen Äern »erben fic^ fpdter bie »eiteren 33e*
ft^ungen angefcbloffen ^aben, bie 1319 burcb bie Änappen 3)itrt^
unb ^einri^ toon Jiienlanbe an bie Deutf(|)^erren »ergeben »erben.
(Srft in biefer 3^it empfangen »ir fflad^xi^t t)on Oütern bet
(Ritter, bie, ben toorbin genannten öejtjungen gegenüber, auf ber reiten
ffieferfeite unterbalb t)on Bremen lagen. 3«^ äßerberlanbe befanben
fi^ j»ar bie ©i^e ber älteften SWinifiertalenfamilien in Bremen«
Umgebung ; biefe fcbeinen aber im (Sanken nur »enig für ajJebrung
beS Drben§gute8 geeifert ju ^aben. 1313 giebt bie a[Bitt»e roon
Sodann Bocib, Äunigunbe, „nn fianb^ ju SBaüe für 107 ©remif^e
©ilbermarfen mit Sinf(!bl»§ aller ®runb|iücfe, bie jU biefem Gomplej
geboren, an ben Drben ; Oarantie für biefe Berdußerung, befonberS
für ben 3^(1 ber ßieferung8t)erfdumni§ bie Berpflicibtung jum (Jin*
lager, übernimmt ^einricft 33odb, »elc^er tm S^bte barauf ben
3)eutf(b()erren ein in ber 9M^e gelegenes Beji^tbum äberld§t.2)
Bon ben (Sütern ju lUbbremen ^aben »ir nur im fe^gjebnten
Sabr^unbert bürftige Äunbe; auf jene in Söalle begiebt fi^ no*
eine Urfunbe oom 28. Sluguft 1453, in ber eine vorbutinge unde
vorwesselinge beglaubigt »irb, bie ber Drben mit einem ©tutf.
1) Unam petiam terrae quattuor virgarum latitudinis , sitam in
Hasenbnreiii juzta Sifridi Doneldey.
2) Partieulam terrae, sitam Juxta montem, qui dicitur calhberch et
campis Uthbremen.
208
irSBIocflanb« get^eiien. vornimmt, inbem er baffir ben H^roatttamp"
eintaufd^t; 1521 mirb bann ein mit 2)ei$Idfl belegtes Siettel 9anb
in SSaQe ermabnt, baS ber Drben nic^t mebr in hebbende und
brukende were ()atte; 1570 ijl enblic|i bie bohmwurt vor Walle
genannt, über bie un8 frü()ere 9la^ri(t)ten fef)len.
Slfle biefe nac^ unb naci^ erworbenen ®üter be8 Deutf(|ien
{RitterorbenS , bie ßie8enfd[)aften in ber ©tabt, bie im ^oflerlanbe,
im Siclanbe unb SBerberlanbe , fomie in ben Umgebungen biefer
®ebiete xoaxen innerl^alb ber großen, über weite ßanbe jcrjtreuten
Sefiftt^ümer beS mdditigen DrbenS ein ®anje8 für fi(^; fte bilbeten
bie ©remift^e Deutfcbb^i'tencommenbe, bie Sremifcfie
Äomtburei, bn« I)eutf(^e ^auS ju Sremen, wie man baS gefammte
8eft^tbum fad)gem(J§ nac^ bem Orte nannte, in bem ba8 Ferren»
bau8 ftanb unb ber 2lu8gang8punft ber Erwerbungen lag.*)
5>ie um Sremen liegenben DrbenSgüter bilbeten beSbalb ein
jufammengebörenbeS ®anje, weil fte unter Stnem Raupte (ianben,
unter einem ber //®ebieter be8 Drben8", weil fte Don einem OWitgliebe
beffelben toerwaltet würben, weltf^e« babur^ üor anberen ft(i auS*
jeicbnete, bafi ibm bie ©orfteberfcbaft über einen Ibeil ber Drben8»
guter anvertraut, commenbirt war. 3ln ber ©pi&e ber ßommenbe
jianb ein frater commendator ober Äomtbur. G8 war bieS
ein verantwortlicher ©ejirfSverwalter be8 Drben8, ben ber ÜWeifler
beffelben ernannte; er war 33orftanb ber 55erwaltung jene? ®üter#
complefe«, ber ßeiter feiner ©ewirtbfdjaftung , ^err unb ®ebieter
über be8 Orben8 T)ienerfc|)aft unb Änec^te, ber Jrdger be8 9[mt8*
1) 9Bir ftnben bie t)<rf((»iebcnf}en 9egct((nungcn , balb domus hospitalis in
Brema, balb domus sanctae Mariae Theutonicorum in Brema, domus
Christi militum, domus fratrum milicie Christi in Brema; bann au((
BufPraganea domus Theutonicorum in Jerosolima, befonberd jetgt {!d) abet
au^ bei üuü Ux fräb<ren 3<it beibehaltene fRamt: domus sancti spiritus.
204
jtegetö^), bö8 Organ ber DrbenSregierung gegenüber ben gett)o^n«
Ii(!^en SWitgliebern ber Oenoffenf^aft, bie auf jenem Sep6t{)um ft$
fanben.
5)a8 JRegijier ber Sremifd^en Äomt^ure tuirb Uiä^i au% biefer
91b()anblung jufammeniufiellen fein, wenn bie dltejten ^ier ber Weifie
nacfe namhaft gemad^t werben.
3una(|ijl erfc^eint in jener Sürbe ber ©ruber ®ebbarb, ber
fein 9lmt länger afö ein S^^i^S^bnt oerwaltete 2) ; wir befi^en ein
3^ugwi§' ba§ er no(i^ 1242 ber ßommenbe öorflanb^); bann
erfdbeint im ^(if)xt 1244 ber ©ruber Sfi(|i alg fein erjter Wac^folger*);
jwifc^en ben ^a^x^n 1248 unb 1284 jeigt fid^i ^ine bi^ je^t unauS*
füUbare ßüdfe. Sine in »remen am 18. 3uli 1279 auSgeiieDtc
Urfunbe be« (Srjbifcfeofg Oifelbert nennt aU Saugen: Engelbertus
major decanus Bremensis, Commendator de domo Theutonica
in Brema^). ®emeint ift Sngelbert t)on ©eebaufen; ber Dom*
be^ant war aber ni^t, wie t). ^obenberg im ^Jerfonenregijler
angiebt, jugleidb Äomt^ur; ber 9?ame be8 Sommenbator iji üiel*
me|)r weggelafen. I)er toorle^fe Äomt^ur be8 breigel^nten 3a^r*
1) S)a^ an ber 6pt^e biefer ^Beiträge \m %i\^\^ii bed S)eutfcl^en IRitterorbend
(ouf ^tWi 153) abgebilbete ©iegel be^iTomt^ur« be« S)eutfd^en ^aufe« in ©remem
ftnbet fi* an einer Urfunbe bom 3<»t)re 1238 (»rem. Urfbb., I. SRr. 209, @. 243);
ein ©iegel ber Sommenbe, ba« öon bcm be« Sommenbator berfd^iebcn war, bat
tooM nicfet eyifJirt; ba« gtoeite an bie Urfunbe »on 1233 fte^dnßte 6iegel (fl. D.
IRr. 175, @. 210) bejie^t fldS>, tt)ce fc^on in *Rote 2 ju <^t\\t 191 angegeben iji,
fdS)tt)erIid^ auf ba« 2)cutfd^c ^aud über ouf ben Sonbent. — S)ie auf bem ©iegel
bargefteOte gigur i(l S^rifiu«, meld^cr ffet« a(« oberfter @(|)ufe5err ber ritterli^en
©enojfenfttiaft ju erf^einen pflegt.
2) «Brem. Urfunbenb. I. <Rr. 175, ©. 210. «r. 190, ©. 225. 9lr. 207
©. 241. IRr. 209, ©. 244. «Wr. 215, ©. 249. — tiner Urfunbe bnn 1242
entnimmt D. q5o|l (®eifHi(^er ©taat ber 3leid&«|tabt «Bremen. @. 186, a.) bie 9lotij,
bog bamal« ein ©ruber ö^amend ©urc^^arb Äomtftur genjefen fei ; inbeffen liegt un«
fein fol^e ?(nna5me red^tfertigenbe« 2)ofument Dor.
3) %, a. D., I. 9^r. 220, €. 255, wirb frater Givehardus commendator
neben ben Patres WoltmanDos et Conradus genannt.
4) 5(. a. D. IRr. 226, @. 262.
5) $oVer Utfunbenb. VI. Ü'lr. 47, e. 36.
206
^unbertS nennt ft$ S^iettid^ unb ift oben al8 ^reunb beS ©rafen
^ilbebolb oon ©ru^^aufen bereit« ernannt, ber lejte jene« S^xU
rnum« Submig (1298). SBir treffen alfo in biefen Sauren feinen
9}amen, ber auf befonber« ^ert)orfle(|)enben SRang belogen iverben
fönnte. Der SSorftonb ber (Sommenbe nennt ft(^ einfa^ frater
commendator, unb er ftanb QU(^ tt)irf(i(^ nur al« primus inter
pares ba.
Die IBerfaffung beS S)eutf<|^en 9litterorben8 n)ar feineSiDegS
eine monard)if(^e; ber itomt|iur ipar fo toenig ber unumf(|)iänrte
SBorftanb feiner 5tomt()urei, mie ber ^o^meifler bod fouioeraine
^Qupt be8 DrbenS. Diefem ftanb baS (Seneralfapitel jur @eite,
jenem ba« Äopitel feiner Sommenbe , ber GonDent ber SBremif^ien
Äitterbrüber. IWidS^t mit bem Äomt^ur allein, fonbern nur mit H)m
unb bem Sonüent, a(« ben 93ertretern be« gonjen Drben«, toerben
bie ®ef4iafte gef^lojfen; in aßen wichtigeren Slngelegenl^eiten ijl
ber Drben«gebieter an Seirat^ unb Suf^i^^u^S feiner Drben««
genotfen gebunben; benn e« ^ti^t im 29. Slrtifel ber Siegel be«
alten Drben«bu$e«:
Der aWeijJer biefe« Drben« ober bie an feiner 6 tat ftnt, »anne
jte üon ben Dingen enbeli<^e wollen reben unb achten, baj bie
©emeinbe be« Drben« anrget, al« ju fe^ene unt ju entfe^ene unt
ju ücrfaufene ßant unb ßanbelin, be« man t)on beme OWeifiere mit
beme (Sapiteln Urlaub f)at, unt ju entfane ©rubere ju beme Drbene,
fo foQ man aDe bie legennoärtigen Srubern fammen, unt fmaj baj
lejjen I^eil ber fegenwertigen 93rubern geretet, be« fol ber üWei|ier
ober bie an finer ©tat ftnt, oolgen. *)
9lamf)aft»gema(i^t »erben un« nur wenige ben 6ont)ent bilbenbe
©remif^e [Ritterbrüber, nur einige ber milites de domo Theutonica^
manentes in civitate Bremensi, ber fratres milicie Christi de
domo Theutonica; domus sancti Spiritus, unb Wie bie SBejeid^nun*
gen ber Duellen fonfl lauten. 6« ifl ni(^t t^unlic^, m6) i^xtx
3abl ju bejlimmen, wie mele Drben«mitglieber in bem ^aupt^aufe
1) ^^hn^ntl}, ^ad Drbendbud^ ber trüber M $auf<$ @anct 9Ramn in
3eruf(i(fm (^eilbronn 184;) @. 24.
206
t>ox htm Dfhrfiiore jumSonoent jufammentroten; jcbo^ bürfen tüix
allen Slnjeic^en nadf nur an einen fleinen Äreiö benfen. Da8 5)eutf(^e
^au8 in Sremen gehörte freilid^ ni^t ju ben geringen Drbcn8*=
Mfcn, bie überall in beutfd^en ßanben mäj^renb beä breijejjnten
3a^rbunbert8 ficfe jeigten, aber e8 tpar au^ feines ber reit^en, mit
großen Gontoenten auSgejeicIineten DrbenSf^l offer. 3)er (£ont)ent
be« Sremifd5>^n $aufe8 tioar in mittelalterlidg^f^ 3^i^ 6o(^ angefe^en
unb fe()r geachtet; ber (Rang, ben feine aWitglieber einnafimen,
ergiebt jic^ beutlic^ au8 ber 93eftimmung, ba§ fie jum S^or ber
erjbifcfeöfli^en Äat^ebrale 3utritt ^aben, unb barau«, ba§ bie ^errn
t)om ^omfapitel ß^ verpflichten, i^nen freunblic^ unb brüberlic^ im
eigenen S()orgepü&le ®i^e jU getDol^ren. i)
S)ie ritterlichen Srüber, benen bie ©remifc!^e Gomntenbe juge»
wiefen, baS DrbenS^au« in Sremen aU Si^ juert^eilt tpar,. fü()rten
im Oegenfa^ ju ben Domherren im brcise^nten Ja^rbunbert nod^
jenes einfadb möncfeif^e ßeben, ml6}t^ für bie 3)eutf(böerren an
allen Orten, too fte i()rer eigentlicä^ ritterlichen ^pic^t fid^ nicbt
noibmen fonnten, allein als l)ö^ere Stufgabe, als ^md ijjreS DafeinS
übrig blieb. 911S c^arafterifJif^ für jene ßebenStoeife feben luir
unter ben SBrübern aller J>eutfcibJ)erren»6omnienben jmei ißerfonen f)t^^
t)orragen, bie befonbere Sead^tung üerbienen.
Bundc^fi ijt ber ^Jri^ft^^bruber beS DrbenS ju ern)ä^nen,
fein oollbered^tigteS ßontoentSmitglieb, aber tro^bem eine befonberS
l&o^ge^altene ^erfon, ba i^m nic^t bIo§ bie Wittermei^e, bie bene-
dictio eosis, fonbern bie t)olle pricflerlic^e Sonfecration unb Sene»
biction ju J^cil gemorben n)ar. Oleic^ bei ber erfier 6rtoä|)nung
Don in Sremen anmefenben I)eutfc^l)erren erfd^eint ein DrbenS»
priefter2); er gel)t fogar in ber Wangorbnung bem Äomt^ur
voran 3), tt)ie man benn na^ bem ®zbot beS Oefe^eS nict>t bloS
bie DrbenSpfarrer, fonbern alle ^riefterbrüber e^ren foH, um bie
SBürbigfeit i^rer ffiei^e unb i^reS ?lmteS, toeil man burd^ fie ®ott
1) ©rem. Urfunbenb. I. 9lx. 199, e. 233.
2) <M. a. O. IWr. 175, @. 210: Theodoricus sacerdos.
3) ?l. 0. D. 9lx. 226, ©. 262.
207
e^Tet unb Mt, ml6)t für ben Drben unb boS eeip({(^e Seben
aRinne fü^^Ien i).
®emd§ ber SJorfdjirift t>on 3nnocen} IV. bitten bte DrbenSpriejIer
na(b 9tttu8 unb Dffidum ber $rebtgerbruber ben ®otteebten{l ju
\>txx\6^Un, noelcber bei ben SRittern, tote bei ben Settelmondben, einen
bebeutenben S^eil bed Za^ti in %n\pxvi^ nabm. S)ie Slbbaltung
ber fteben geifllicben ©ejeiten, ber im OrbenSgefe^ feflgefleUten gotted«.
bienlHi^en @tunben, fomobl ber SDIorgenmette toit bed Sta^tamtei,
mar $fli^t jebe8 SonüentbruberS« 3^ bem iä0li(|ien (SotteSbienft,
ben ber $rief}erbruber leitete, fam bann bie %tm {ablreicber ^aj^*
unb t^cfltoge, nic^t bIo§ berjenigen, meiere oflgemein fir^^li^^er 9lrt
n)aren, fonbern au$ fotcf^er, bie man nur in ben C^onoent^äufern
beging. S)a mürben mit 9)igilien unb URefen bie Flamen ber Dr«
bendtoo^Ubäter gefeiert, mit (Sebeten unb Senien bie 5lnnit)erfarien
ber ^ocb' unb ber 2)eutf(|^meif}er in ®ebä(btni§ gehalten; bann
gab e8 oUgemeine Sobtenfefle t>on SBrubern unb @(|)ioeftern be8
Drben« unb befonbere Oebenftage für bie t)ielen JJreunbe beffelben ^).
@o fcbIo§ ber Sremifcbe Gonoent 1248 mit bem früher f4?on
ertodjinten (Ruboff toon SRefiwebe einen ausführlichen 3)ertrag über
bie Slb^altung feiner ©eelenmejfen unb Sobtenfeier; e« follte uor
bem ^auptaltar ber DrbenSttr^e, toelcber ber ®c|)u^patronin ber
ritterlicben ®eno|fenf(ibaft, ber aWaria, gemeibt mar, ber Sobten-
gotteöbienft für jenen JBremif(ben ^Bürger miniftrirt merben^).
Damals bejianb alfo ein georbneter Gontoent, ber in ber fiage mar
eine Jobtenfeier ju b^lten unb bem ®otte8bienjte objuliegen. ^er*
na^ mirb bieS aufgebort b^ben; gerabe barin jeigte fii) baS
^erunterfommcn be8 Drben«, bag bie Sontocnte ju fpärlicb befejt
«) »oigt tt. D. I. e. 280.
3) Sergl. €ette 163, 176, 213.
3) In singulis anniversariis dabunt (fratres) super altare beatae
yirginis quinque talenta cere, et de cetero nuUa candela de sepo ardeat
in ipso; ipsi fratres unum fertonem habebunt; sacerdoti duos solides, et
Scolari ad altare ministranti unum solidum. (Srcm. Urfunbenb. I. 9lx. 2Z7,
0. 277.
208
ftnb, aI8 ba§ man an fold^e i^eiern (^dtte benfen fönnen^). 3ebo$
ttjtrb ft^ fpöter jcißen, ba§ nodSi tni Sofire 1450 bcfonbere 98et*
träge über firiiblicbe gefie, bie ber Drben beforgen foUte, abge*
f^loffen nourben. 3n ber Gommcnbe »urben jte gehalten, obtoo^l
tt)ir meijlena nur Sinen !Priejierbriiber nuf ibr finben, Ȋ^renb in
anberen SBefi^ungen ber 2)eutfcbb^ti^en bie geringfie S^iil ber ^riejler
itoti ober brei ju fein pflegt 2); nur einmal fe^en »ir, ba§ jwet
iPriefier auf unjerer Commenbe ibren SiJ b^ben^). ?lu^ bie im
SRitterorben b^ufig uorfommenben 2:obtenmab{e ober ^ietanjen finben
tt)ir in ben Urfunben unferer Äomtburei ertoäbnt. Die DrbenSfir^e,
in toel^^er ber $riefierbruber haltete, toar freilieb feine $farre,
aber bocb» tt)ie aUe (SotteS^dufer ber Deutfcb^erren , mit einigen
befonberen ^rimlegien begabt, ffidbrenb eine^ über bie ©tabt t>tx^
fügten 3nterbifte« burfte in ber Drben^fircbe ®otte8bienji gehalten
»erben, aber blo8 für bieS^föff^n ber Äomtburei unb be§jialb nur
fo, ba§ t)on if)m au§erbalb bed ®ebdube8 dliift^ gcfpürt mürbe:
o^ne ®eldut ber ®loden, mit gebdmpfter Stimme beim ®efang*),
roxt fol(be8 ^onoriud ni. in feinem ^auptf)rit)ilegium üom 15.
December 1220 für ben ganjen Drben fejtgefe^t ^atte^). S)a«
SBa^dt^um beffelben ju förbern, bienten befonberd bie Slbläffe, bie
für ben 95efu(b be8 üom $riefferbruber gebaltenen ®otte8bienjle8
auSgefcbriebcn mürben. 2Bie in Äöln uitb ©aarburg, Äoblenj unb
SWarburg, SBürjburg unb 9?ürnberg auf fol&e SBeife bie ^inanjen
ber ßommenben er^eblic^ oerbejfert mürben, fo öerfucbte man au^i
in »remen bie8 SWittel. 68 ejipirl ein öom 13. 3uli 1283
batirter 9lblo§brief für SlUe, bie jur Äapeüe ber neuen Stiftung
ber T)eutfcbberren be8 ®otte8bienfie8 megen ficb begeben ober ju
ibrem 9aut)ermögen unb ju anberen ben ®otte8bienft förbernben
i) »oigt, a. D. I. ©. 299.
2) 3C. a. D. I. @. 284,
3) <8rcni. Urfunknb. I. IRr. 215, 6. 249: frater Theodoricus eacerdos,
Johannes sacerdos.
4) <M. a. 0. ^x. 199, e. 233,
ö) «oigt, a, O. I. @. 357.
209
Dingen 9Berfe ber Siebe beifleuern *). ^\x^ bie 99eerbigungen ouf
bem i^rieb^ofe ber @))italfir(^e bract^ten bem Drben mani^t @in«
na^me tinb gefc^o()en unter ber tSufftcl^t beS $rieflerbruber8 ; fo
merben für fte 1248 ben 9littern befonbere ®oben t)on bem Dor(^in
genannten 93remi[c^en 93ärger gugeftcbert^).
@in befonbered, unter ber Db()ut be8 $riefterbruber8 fie^enbet
Jtircl^entoermögen lQ§t jt^ nur unbeutUc^^ erfennen; ti mag baffelbe
tt)ä|>renb ber ^txi be§ Drben^ hervorgetreten fein, toie toir benn bei
einer Uebertragung loon ®utern in Semenbären (1319) bie genauere
Angabe finben, ba§ ber Drbendprie)ler über biefelben loerf&gen
fott, nic^t ber Äomtfiur^). Sle^nlicbe SBeftimmungen fol^er 8lrt
m&gen Dielfacl^ borgefommen fein, fa bag in gemiffer SBetfe ein
eigenes SSermögen ber DrbenSfirc^e oon bem fonpigen ®ut ber
Sommenbe ji^ au8f4)ieb
aneiftenS mar au(|i ein befonbereS @pitalt)erm5gen in jeber
etmaS größeren Jtomt()urei anzutreffen; fo au4^ mo^l in unferet
Sommenbe.
9teben bem $rie{lerbruber oerbient ber Spitalmeifter be«
fo^nberS ermähnt gu merben, obmo^l in unferen Duellen feiner mit
Flamen l^eroorge^oben mirb. I)a§ er ba mar, ergiebt \\6) barauS,
bag ein Deutf4>|ierrcnfpital eiijHrte. 3)iefe8 erf^eint juerji 1240
urfünbli^) 4). Sffiie bem Drben feine ©pitalbienjlpfKi^it ben Butritt
1) @^ ^(ift : qui ad capellam novae plantationis fratrum domus sancte
Marie Theutonice in Brema cauasa devotionis accesserint, vel ad atruc-
turam ipsius et ad alia, quibus divinum promovetur officium, caritatis
subsidium duxerint. ^iefe @ä$e flnb r>on ^u^^enau, a. D. @. 99, inig auf
bie ^augef4)i^te ber Orbendfitt^e begogen toorben.
^) Ut ezequias peragant de cista sua marcam argenti accipient.
3) (&i \)t\^t: ne aliquis commendator in praedicta domoBremensi sibi
praedictam petiam non usurpet, nee de ea se aliquatenuB intromittat, sed
Bacerdos in dicta domo omnem de dicta petia residentiam in suam cu-
stodiam recipiat et, sicut praenotatum est fratribus universis, in refectorio
ministretur. £tiam volumus, ut praedictus sacerdos pro sue mercedis labore
lotonem sibi obtineat et reservet et, si socios habuerit, ipsis equalem partem
debet erogare.
4) %. a.D. IRr. 215. @. 249.; infirmarium domus Theutonice in Brema.
210
in bie ©tdbte eröffnete, fo \\x^it et in ben etflen Sa^rje^nten feiner
I^fitißfeit in beutfct^en ßanben biefer i^m attein obliegenbe Aufgabe
getoijfenfjafl ju erfüllen. 3)a8 Drben«bu(!^ fc^firfte fie in Dielen «r^
tiWn ber (Regel befonber« ein, ..wenbe birre Drben QpiiaU ^atte,
e benne Mitterf^aft i).-* 3m feigsten «rtifel ^eigt e8: ,.2Bir »oBen
m^, baj man baj bebalbe t[)ejlecli^e, baj an aUen ©teten, ba man
©pitale lielbet fttjel^em ©ruber bet)olen loirt bie ©orge
ber ©iec^en, beibe an ben ©elen unb avi6) an ben Seiben, baj er
fi<^ t)Iije ju bienen in Demutclicfie unbSlnbe^tecIii^e^).« S)ie Se*
obac^tung be8 ©pitalbienfie« lag inbejfen au$ barum bem Drben
na^e, ti>eil er gen)innbringenb »ar. ®Iei^ eine ber erpen ©eben*
fungen, bie ben ^t\xt\^\)mtn gemacht nourbcn, foßte ben ©pital*
bienfl berfelben förbern. S)er ermähnte 3llarb toon SBalie übergab
lebiglic^ jum SBerfe (^rijilicber Siebe ber ßommenbe in ©remen
feine Sefi^t^ümer 3). iffiie fcbon nacb feiner SejHmmung niiä^t blo8
für bie ftranfen unb ©ebre^Iicben, fonbern au^ für bie Slrmen
geforgt h)erben foB, fo bejiebt pc^ aucb auf biefe legieren ganj be*
fonberS eine anbere 95ebingung biefer ©dbenfung: bie 3lu8tbeilung
t)on SWa^rungSmitteln unter bie pauperes Christi in ber ©tabt
©remen. Die Deutf(^fjerren foHen nadb ^iner fpateren SejHmmung
bejfelben Sllarb mit bafür forgen, ba§ loon bem 3(n8gariifa^)itel bie
gleite SJerpflii^tung gu Slrmenfpenben erfüBt noerbe, bie er i^m bei
©elegenfjeit bebeutenber ©c^enfungen auferlegt ^atte. SRit i^rem
Seifianbe foB ba3 tapitet feine @c|>enfungen maiiben *). ?luc^ an ben
®ebdi^tni§tagen ber um ben Drben t^erbienten SWdnner foB ba8
©pital bebac^t toerben. %üx feine Si^f^ff^« tt)arb am S^^reötage
Wubolfä t)on 9?efitt)ebe * eine ^albe aWarf au8beja^lt S) , unb e8
1) @<S^ön^ut^, a. a. D. 6. 10.
2) %, a. D. @. 11 uttb 12.
3) »rtm. Urfunbenb, I. ^x. 209. 6. 243; barin Wgt e«: ea interposita
ratione, ut fratres de domo debiles et infinnos, tamqnam in aliis hos-
pitalibas et domibus ordinis ejusdem fieri solet, nutriant et foveant egentes.
^) %.a. D. IRr. 219. 6.254; fratribus de domo saneti spiritus cooperan-
tibus.
«) «. a. D. «r. 237. 6. 276.
211
mo^^tc ba8 »nbenfen biefe« ÜManne» lange 3^tt im S)eutf4)^emn*
^au8 fortleben, ba er beflimmt ^atte, ba§ berSrtrag eine» getoiffen
fianbe« einjig unb aBein baju oerwenbet »erben foUte, bag ben
6pitaIoeri)fIe8ten an jebem ©onntage für einen ©c^iUing^^eHer
^Mfä), an aDen greitagen für bie gleiche ©ummegif^ ju f<|>affen
unb für ben SReji Äleibung ben ©ebfirftigjJen ju beforgen fei ^).
Säuger ben ritterli(|)en örübern waren aber no(f) anbere Du
benSgenojfen, bie ^ier gu erwähnen jtnb, in SBremen vertreten. Die
»egel ber 5Deutf^^erren lie§ nic^t ju, ba§ SBeiber in be8 Drben«
t)oKe Oemeinfc^aft aufgenommen mürben, toeil ^mcinnlicber SWut^
bur4) n)eibli(^e ^eimlidS)feit gcf^idbigt ju tioerben pflege" 2) ; aber e8
gab SerufSjtoeige, benen bie ^anb ber grau angemejfener tt)ar a(8
bie bc8 aWanneS. S3efonber8 erforberte ber @j)ita(bienjl bie Sei*
^älfe ber grauen, unb fo gab e8 Drben8f(!btoefl;ern, bie ebenfaU8
bie brei ®elübbe }u leifien (matten, DrbenSfteibung trugen unb ein«
gefegnet tourben. 2)a§ mir folc^e aucb in Bremen gu ju^en l^aben,
ifl ni4>t gtt)eifelf)aft. greilidb mar mit ber Sommenbe fein grauen«
contoent oerbunben; aber bie im ©j)itale bienenben grauen 3) gebor«
ten mo^l gu ben ./{Religiöfen«, ben mirfli^en Drben8f<$tt)ejlern, bie
au§er bem Sereiif) ber (Rittercurie mo^nten, aber gu ben ©liebem
ber ritterli(^en ®enojfenf(!^aft gö^lten; man brau(!^t ni^t bIo8 an
iWonnen anberer Drben gu benfen, bie etma im S)eutf^^errenfpitale
ber Jtranfenpfiege oblagen.
3lu§erbem fagen auf ber (äommenbe aI8 (Senoffen be8 Drben8
biebienenbenSrüber ber (Ritter, unter benen un8 1285 bie
fratres de coquina, bie für bie M^t be8 6om)ent8 unb be8@pi«
tale8 beflimmten Srüber, genannt merben.
3n einer gang ä^nlic^en Stellung, mie biefe unterflen ©lieber
ber ®enojfenf(^aft, flehen gum Drben alle bie ^erfonen, meiere in
bie Srüberj^aft bejfelben aufgenommen tourben, o^ne toxxtlx^ 93rü«
1) «. a. D. 9lx, 238. ©. 277.
3) S)ubif, nf>tx bie Drbendf^b>eßern. Si^ungdBert^te ber ^fab. ber Siffett^
f^aften in 2Bten 1855. XVI. ©eite 307. ©oigt, gjreufen. XI. 6. 533.
3) »rem. Urfunbenb. I. <»r. 238. @. 278: ^ier i|i mit »ejug auf ben Drben
eine domina, quae curam infinnorain habet, erto&^nt
14*
212
ber ju werben. Drbengflenoffenf^aft unb Dtben8brflberf(|)aft toareit
ni(|it ibentifc^. 2Bic jebe« Älojier, jcbeS ©tift mit einjelncn ft$
üerbanb, bie balb im Seben, bolb etp m^ bem Jobe in getoiffen
Sejiebungen toit SBrüber ber aWön4)e ober Äanonifer be^onbelt
tpurben, fo ani) baS 2)eutf(^e DrbenSfiaud. %\x^ bei i^m gab e8
eine Sonfraternität bie befonberS inxif @(!^enrungen unb ÜBo^W
tl^aten erlangt tourbe. S)ie ^atbf^toefiern unb J^albbrfiber,
bie bem Drben f^on bei Sebjeiten angehörten, waren meiflen§
$frünbner beffelben. I)ie erwärmten, nit^t fern t)om ^aupt^aufe in
Sremen fie^enben SBuben unb^du8(^en würben an jene fogenannten
©ruber unb ©ci^weflern t)ergeben; bie SBirt^f^aft ber iRitter [orgte
f&r i^r leiblii^ed SSo^Ierge^en unb für jene 9tu^e, bie im SRittel^
alter a»anc|)er fo febnlic^fl fuc^te. 2)ie 5Jfrünbner fauften fi(^ in
bie Gonfraternitdt ein unb waren f^on bei Sebjeiten Bwö^^^rige
ber Sommenbe. ©o jeigen ftcfi un8 1285 jwei (Sonoentbrüber*
$frünben, praebendae fratrum conventualium in domo; ber
Drben üerlei^t biefe iPfrünben unb bepimmt fte na^er baf)in, baj
i^re Erwerber einen Unterhalt erhalten foKen, wie bie bienenben
Srüber'j; auc^ befonbere äZBofmung, welcfie bieSommenbe inStQnb
iu balten ^at, wirb ibnen gewahrt, gür biefe DrbenSpfrunbe »ur*
ben fofort 60 Sremer ÜWarf unb ein Stürf ßanb o^nc Siu^ungS*
re^t ben S)eutf(!^^erren »ergeben; m6) bem Sobe ber ^ßfrünbner
erf)ielt ber Drben i^ren ganzen 9?a(^la§, befonberS au^i ba« öoOe
freie (£igentbum jenes Orunbfiücf«, fo ba§ bie Sommenbe für i^re
Seijlungen nicfit gering ft^ bejahten Heg. ©pater finben wir,
ba§ bie Drben8^)frünben benfelben 3ttJ^cfen bienen, für bie urfprüng*
\x6) ba8 DrbenSfpital beftimmt war. 1240 jjatte ber Drben, toit
erwdbnt, jt^i üerpj5(i(|)tet, bebürftigen eorbuanf^u^mac^)ern unent*
geltliie aufnähme in fein ®aftbau8 ju gewähren 2); im 15. 3#'
^unbert fe^en wir, ba§ uon proveners uth deme ambte der Cor-
dewaner^ an dem hove des ordens wesende, bie 9tebe ifl ^). @^
1) Yidelicet panem, serviciam et talia cibaria, qualia dantur quotidie
fratribus de coqaina.
2) ©rem. UrfunbenJ. I. <Rr. 215. ©. 249.
^ »oe^mett, a. D. ©. 13.
213
Srigt ft* affo, ba§ bo8 DrbenSfpital bamola ni^^t me^t jur Auf*
no()me ber gebre^liclien SWeifter qu8 bcr @(|)uflerjunft benujt »urbe,
bo§ bajfelbe toieltne^r burc^ ^räbenbentt)o(>nungen Jocrtreten »arb.
Kit bem 95erWItniffe, in betn biefc ©emulier jum Drben jlanben,
üerbinbet fi^ in fpdterer 3eit eine SrüberWaft merfroflrbifler «rt.
W\t bem Drben traten nic|)t blo« Sinjefne in Sonfroternitfit ;
wie an anbere ®enojfenfc^aften, f^foflfen ft(f) aui) })m Innungen im
®anjen an. @o jliften am 3. SWai 14ö0 bie fdmmtlicfien ®enofl[en ber
S^u^mac|)erjunft mit i&m eine SBrüberfc^iaft ju S^ren be« Crispinus
unde Crispianus van iDnicheit ehres herten umme salicheit
ehrer und aller Christene seelen. 2tm Jage ber genannten ^ei'
ligcn foü in ber 5Deutf(ti^erren*Äapene eine 3Wefl[e geboUen »erben,
iu ber alle 93rüber unb @^tt)eftern ft^ einfinben unb einen ge*
wJ^nli^en Pfennig jaulen; nur ber ^ßriejler ift i)on Seiten ber
ßommenbe ju ftellen, toä^renb aüe« Slnbere t)on ber ßwnft beforgt
lüirb. 2lu§erbem follen jd^rHct) j»ei aWal für alle öerjlorbenen
äBitfllicber ber Sruberf^aft SDlemorien gefeiert »erben nac!^ Slb^al-
tung einer 2Jigilie am Slbenb öor ben S^fitagen unb 9Ja(^feier einer
©eelenmeffe t)or Sege^ung ber SWemorien. 8luc^ bei biefer 5^ier
foü jebeö ®lieb ber SSrüberfc^aft einen Pfennig entrichten. 6obann
follen beim Sobe irgenb eineS aWitgliebe« Sigilie unb ©eelenmeffe
ftet)alten werben, »ie benn jeber neu 6intretenbe ein fßfunb '18ai)%
unb jeber im S^W^ Säumige ein 35iertel ^Jfunb ©ac|)8 ju lie-
fern ^at *).
©rüberfcbaften ä^nlicfier 3lrt pnb »o^l fc^on in frü()erer ^ni
S^ifdien \>^.\n Drben unb anberen ®enoj[enfc^aften t)ielfa(!b gefiiftet
Jt)orbcn; allein Äunbe über fie iji un8 ni4)t erhalten.
3ur ßommenbe geborten enblic^ — o^m »ie bie ^albbrüber
jum Drben felbp in irgenb einem a5er{)ältnifl[e gu fielen — bie
Änecbte unb befolbeten Wiener, bie im Drben8^ofe ge{)alten »urben ;
bie 8e()näleute unb SWeier auf ben ®ütern unb enblicb bie ßeibei-
Ö^nen, benen einjelne ®runbjiücfe juge»iefen »aren 2).
J) »oe^mert, a. D. 6. 14.
^) ^u^ bem 2ai}xt 1362 iß eine Utfunbe er()alten, in toel^et bon ©eiten bei
Otben^ ber ifauf eine! servus et lito für 10 SDtarf bocumentirt tvirb.
214
®o zeigten ft^ auf ber Sommenbe $erfonen ^6f^ t)erfd^tebe«
nen ©tanbe« unb Serufe«: oollberedi^tiflte iRitterbtuber, bcr Drben8*
priefier, ber ©pitalmeijicr, bienenbe SBrüber, Drben8f(|>tt)ejlern,
^albbrüber unb ^albfcbtueflern, ®eftnbe unb Sanbbauern.
?ln ibter ©pi^e jlanb einet ber [Ritterbrüber. Der ffomt^ur,
ber ber Gommenbe oorgefe^te Dtbenägebietiger, vertrat jene *ßerfo«*
nen unb bie ganje Sommenbe nac^ 2lu§en unb bem Drben gegen-
über, fotoeit bie Drben^öerfajfung i^n nidbt ^ö^eren 33eamtcn
untergeorbnet botte unb bie DrbenSejemtion nic^t aufgehoben »ar.
S)ie äußeren Slngefegenbeiten ber Sremif^ien (Sommenbe toaren im
®anjen, fo mel wir feben, fe^r unbebeutenb ; jeboc^ mußte baäSer^
^ältni§ jur ^ofjen ®eiflli(^feit unb bie Sejie^ung jur ©tabt airf
i^re ®ef(bide t)on 6inf[u§ fein.
@$on oben tft mitgetbeilt ba§ in ber älteren ^tit a\x6) bei
unferer Sommenbe bie Stellung ber ®eifllic!bfeit jum Dr*
ben feine für biefen ungunfiige genoefen fein wirb. 2)er Srjbifi^of
war i^m augenf^einlic^ wobi geftnut; ba8 X)omfapitel anerfannte
ben ^o^en iRang ber ritterli(!ben ©ruber; bie pdpfllic^en ^Jrei^eiten
würben ibnen and) in 93remen gegönnt. 5)a ber Drben aber in
beutfifien Sanben nic^t etwa wie in Sit)Ianb ober $reu§en ein eigent^
Ii(|>e8 iRegiment befaß, fonbern nur eine ^eroorragenbe, burc^ ein*
jelne (RegierungSre^te au^gegeicbnetc ©teUung einnabm, fo fianb er
ni*t ganj frei t)on ber bolzen ©eifilidbfeit ba. ^atte bie SBremifcfte
Gommenbe mit Dritten SRecbtäftreitigfeiten, fo war e8 fein ^oberer
DrbenSbeamter, ber über biefe gu entfcbeiben ^atte, fonbern ein SWit*
glieb ber ^o^en Älerifei. „De Domprovest to Bremen ys des huses
tom billigen geyste richter" jiebt auf ber iRütffeite eineS Diplome«
t)on 1299, in bem !Papji ©onifaj VIII. bem a3remif<!ben Dompropjie
befiehlt, bafür ju forgen, ba§ alle ®üter ber (Sommenbe, bie ibr
jujlänben, aber vorenthalten würben, wieber in i^ren ®eft^ famen,
baß geiflli^e (Senfuren fowobi gegen bie SSiberfpenfligen aI8 aucb
gegen lügnerif^e S^n^tn o^nt ®ejiattung ber Berufung 3lnWen*
bung fdnben. ®o l^atte ber Äomt^ur loon bem Raupte beS Dom*
fapitelS Urtel unb JRecbt über feine ®egner ju forbern unb wirb au4>
iDor bemfelben beiJtlagen, bie gegen i^n erhoben Würben, iu®eri4ft
21Ö
geftQnben ^abtn. »uf ben ejtmirten ©elt^ungen ber Sommenbe
felbji toax ber Äomt^ur bct eigentli^e (Ridjiter; ©tteitigfeitcn ber
ftomt^ureileute unter ft^ ^atte er }u entfd(^etben; aber über Dritte
toirb er fo iDenig, »ie ein ^ö^erer Drben8beamter, 3uri8biction ge*
f)abt ^aben.
9Bie biefe SBerbdltniffe m(f)t DöOifl aufgefldrt toerben fönnen,
fo ftnb an^ bie Sejiebungen jkt)if4)en Sommenbe unb @tabt
jiemli^ bunfel. 3"^ ätOgemeinen toar ben Surgern eine Drben8*
nieberlaffunß nic^t erwünf^^t; e8 toax eine ben jläbtif^ien Snterejfen
feinblid^e Tla^l bie innerbolb ber (Ringmauern fxä) etablirte, unb
e8 ifl tpobl be^eic^nenb, ba§ bie S)eutf$berren in anberen norbbeutftfien
Orten, too fit ni^^t Dom er}bif$öfli4^en 3(rm geftä^t unb gehalten
merben fonnten, für bie S)auer feinen feflen i$u§ fa§ten. 3(0ein
bietenigen unter ben beutf(f)en @täbten, in benen bie ^o^e ©eifllicb«
feit burc^greifenbe Autorität ^atte, ftnb bebeutfame statten fär ben
Orben gemefen. 3n 93remen flanb too^l bie ^ommenbe urfpräng«
Ii<^, A)eil ba8 £)eutf^e ^au8 auf fiiftifc^em ®runb unb SBoben ft^
er()ob, ben fldbtfcben IBer^ältniffen febr fern; ob bie Deutfcb^erren
bei nn^, iDie in Subed >) i^ben burgerli^en $f{i$ten, namentli(|i ben
(S^elbleiflungen unbebingt genügt ^aben^*, ifl ni(|it }u fe^en. @pate^
ren t^orf^ungen mu§ bie (Ermittelung ber genaueren 93er^ältni{fe
uberlaffen merben; ^ier m5ge nur eine Ototi) aber biefelbe (Srmdb^
nung ftnben. %19 toegen be8 SobeS uon Ütoleff Don 93arben)ifc^,
am 10. September lft32 ein SSergleit^ jtt)if4)en bem Drben unb ber
@tabt aufgefegt marb, übernahm ber erflere eine eigent^umlicbe
33erpfli4)tung : ber jebeSmalige itomtf)ur foDte fi^ fo mit $ferben,
^arnifc^en unb Anetten Derfe^en, ba§ bie ©tabt Seiflanb unb
Sörberung Don i^m erhalten f5nnte; berfelbe fodte feinen Dienfl
leiflen, tDie e8 Don $l(ter8 Iftx QtiübxM^ gen)efen, unb in 3:agen ber
SWot^) i^r mit J^arnifc|)en unb $ferben na^ feinem Vermögen jur
Unterfifl^ung bereit fein. S)a§ in früheren Stxttn ber ©tabt fol4>e
93ei^filfe geiDorben, ftnben xoxx nirgenbS angegeben, unb e8 ifi beS^
^alb ni4)t au8}uma$en, ob bie 2)er|)f[i(!btung ba}u Don praftif^er
1) J)eedfe, a. D. 6.^182.
216
Sebeutung toax, ober bIo8 auf bcm kopier flanb ; too^l abtx mag baran
erinnert toerben, ba§ ber Drben fort unb fort mibcr bie ©täbte ju
t&mpUn gel&abt \)at *). ®(6on in ben Jahren feiner SBIütjje mußten
bie $äpfie fidi) einmifc^cn in feine ^abereien mit ©täbten, »ie
aWaflbeburg, ei*fidbt, greiftng, iRegenSburg, ©cftmeinfurt, ®ürjburfl.
©pdter bauften ftdj bie Älagen; ba8 «f^Ire^t, ba« ber Drben in
8lnfpru(ib nimmt, ruft 1350 ju SRurnberg einen förmliciben Slufru^r
bert)or, unb über ein ^^^^bunbert long tt)ä^rten bort bte Streitig*
feiten. fWubl^ciufen befanb ftcb in ben fec^Sjiger S^b^en be8 14.
3abr^unbert8 mit bem Drben in offener %t^it; ber 9lot^ t)on Wo*
tenburg lag t>or bem faiferli^en Oerid^t in Älage, »eil bie JRitter
bem fldbtifi^en SWüt^Ibann fidSi ni^t fügen moflten unb ibre befon*
bere 3uri8biction niefit mebr gebulbet toerben fonnte. '^m J^ofinifier
(Sondl beflagte ftcfi ber Drben über ben iRatl^ üon Strasburg, ba§
er i{)n loiberreAtUc^ au8 ber ©tabt vertrieben l^abe. ÜWit ^^ranf*
fürt unb ^eilbronn maren enblofe ©treitigfeiten über Sötte unö
^Abgaben; in a)krburg, in ßaibacib gab e8 3tt)ift toerfi^iebenjter Slrt.
^ier unb ba noar ber Drben gejmungen, ©ürgerpflid)tcn auf fi*
}U nebmen; Äomt^ur unb ©pitalmeifter in SWurnberg bitten ben
SBürgereib ablegen müjfen. 5ßad/.'n unb ^üten, ©eben, ©teuern unb
Ungelber mußten üielfadi) t)on ben itomtburen gelciftet merben, unb
bei un8 merben bie aSerbältnijfe nic^t anber8 gemefen fein, al8 in
anberen ©tdbten.
95on größerer 2öic^tigfeit al8 bie iReprdfentation nadb Slußen
h)ar bie tt)eitere Slufgabe, bie bem Äomt^ur oblag, bie Sertre*
tung ber 93remif(f)en Slieberlaffung gegen ben Drben
al8 ®anie8, feine ^Junction al8 Beamter im DrbenSfiaate gegen-
über feinen ©orgefe^ten. ?ln ber ©pi^e be8 Drben8 in beutf(^en
fianben jlanb ber ßanbmeifter Don ^^eutf^lanb. ^ier gebot ber
3)eutf4>meijier in d^nlicjier 28.eife, toie ber Sanbmeijier t)on ßiölanb
bem 2)eutf(|>en Drben in Sit)*, ßft^* ünb Gurlanb. Der S)eutfcb*
meifler galt al8 ©tatt^alter be8 ^o^meijterS, al8 ®roßgebietiger,
ber bem oberften ©ebietiger untergeorbnet h)ar. Unter bem Deutfcfi*
1) öoigt, a. D. I. 6. 536. ff.
217
metfter jlonben bonn bie ßonbfomt()urc aU Sorfle^er ber SaBeteti,
aK bie ben etnjelnen ffiomt^uren jundd^fl tjorgcfe^ten Seamten be8
Drben».
3n ber älteren ^txi fe^en mir, bog bie 93remif(f)e 6ommenbe
ein lebenbigeS (Slieb in biefem DrganiSmu^ bilbete; bie Se^auj)*
tung, ba§ ber .ffomtl^ur in ©remen nid)t unter bem DeutfAmeifter,
fonbern unter bem litoldnbif^en Canbmeijier gefionben ^abe*), ift
für bie ältere 3^tt nic!^t richtig.
^ie Urfunben geben eine iReil^e t)on 3)aten, meldS)e beutlidji
bart^un, ba§ in ber 3Jiitte bed breije^nten 3o^^^wnt>^^*^ bieSremi»
f^e Kommenbc einen I^eil ber unter bem Deutf(|)meifter unb feinen
fianbfomtburen ftcbenbcn DrbenSbefi jungen auämac^te; jeboc!^ jeigen
ftd) f^on in früber 3«it jene Berbinbungen mit bem liolänbifci^en
Drben, bie enbti^ ju einer Einfügung ber SremifdEien Sommenbe
in ben Iiölänbifd5)en Orben^flaat führten.
1235 pnbet fi(f) bie erjie bier^er gehörige 3lngabe. DamaW
erfct^eint in unferer ©tabt ein «©ruber be8 ^D8j)italbaufe« ber
Deutfdben in ben Sanben jenfeit« be8 9Weere8«, bejfen 9? amen bur^
bie ©ucbftaben %l). angebeutet ift 2); cg if} biefe ?Jerfon f^tcerli^ jener
Dietric^, üMeifler be§ DrbenS in beutfcibcn ßanben, ber nac^ Slbbe*
rufung beS erflen 15eutfcbmeifter8 ^ermann Salf in bie neuertoor»
benen liülänbif^en 93eft^ungen un« entgegentritt 3); f^on 1232
treffen tt)ir aI8 Statthalter be8 $»od^meifler8 ^ermann üon ®alja
ben ®rafen ^mx\6) t)on ^obenlo^e. üöir fe^en in jener $erfon
t)ielme^r einen fonfi nic^t befannten Sanbfomt&ur t)on 3:t)üringen
unb ©ai^fen: ben 1236 in Sremen anmefenben ».©ruber %i}. t)om
beutf^en ^aufe, Gommenbator ober {Regent ber Käufer be8 DrbenS
in S^uringen unb Saufen« ^). ©ein SBirfen in Sremen »eifl
*) ö. 9lutcn&erg, ®ef(ä^i^te ber D|!fec|jrotoin§en fiiü^ W* unb Surlanb.
IL ©. 76.
2) ©rem. Urfunbenb. I. fRx. 190. @. 224.
3) 25ergL 55oigt, a. D. @. 645. DHutcnberg, ci. D. I. ©. llf.
4) f&tm. Urtunbenb. I. ^x. 199. 6. 233.
218
barauf ^in, ba§ unfere ßommenbe feinem ©ptengel iugejd^U
»urbe.
3ußlei^ mit i^m toor ein anberer DrbenSgebietiger in ben
Snauern unferer ©tabt; er nennt ftd^ ..©ruber Slrnolb t>om 5)eut*
f(fien ^aufe, Sommenbator unb (Regent ber Käufer bed DrbenS in
ber 8remif(tien ißroDini« i), unb fein ^itel jeigt, mit melc^em Sifer
ber Drben in jener ^nt baran arbeitete, bie norbbeutf(^en ®ebiete
jUflett)innen. Gine dbniici&e SBflrbe finbet fi(|) in ber au^gebitbeten
aSerfaffung be« DrbenS ni<^t mebr.
3tt>ei 3abre fpäter treffen tüir fobann ein bem a5remif(!j)en
J(omtbur an SRang uberbietenbed Snitglieb bed Drben«, ba8 ft^
./©ruber ^artmann, (Sommenbator be« Deutfc^jen ^aufeS« nennt %
68 ift bieg ber 3)eutf<^meifter, ber in ber legten 3«* ^^^ ?lmt8füb*
rung ^einri^S t[)on ^o^enlo^e aI8 folcber erf(!^eint unb au^ 1240
in SBremen antoefenb toar, tüo er fi(!j) ©ruber ^artmann nennt, *t>on
®otte8 ®naben Gommenbator ber Deutfd^en ^dufer ber b^ilifl^n
üWarie injerufalem in ?inemannien«3). 8im 1. 3anuar 1244 ri^-
teten SRat^ unb ©ürger ju ©remen ein ©^reiben an i^ben ©ruber,
ben aWeifler ber in 3)eutf(^Ianb befinbli^ien Deutfd^en ^dufer unb
an alle Äomt^ure, benen ba8 5)eutf(^e ^au8 in ©remen commenbirt
»erben fönnte**).
€oId)e eingaben betoeifen jundd^j), bagt)on einer urfprängU^en
Unterorbnung ber ©remifcfjen Gommenbe unter ben (itjlänbifd^en
Drben feine (Rebe fein fann; toicbtig bi^i^föt ift au4>, ba§ berOtatb
in bem 3)ofumente t)on 1244 befonberd b^^^orbebt, ba§ bie Kurie
ber (Ritter in ©remen nie na^ fiiölanb ober üJreugen foDte t>tx'
du§ert werben bürfen. Die angegebenen ©teilen lehren, ba§ bie
©remifcbe Sommenbe unter bem 5)eutfcbmeijler jlanb unb befonber8
bem Sanbfomt^ur loon Ibönngen unb ©atf^fen al8 DrbenSbeamten
untergeorbnet »ar*
i) «. a. D. dlx. 199. 6. 233.
2) %. a. D. f«r. 209. @. 244.
3) ^. a. D. 9lx. 215. 6. 249. ^er 1241 genannte Bertoldus provincialis
Theutonie f^eint m6)i bem Oiben anguge(^5ren. 93ergl. dlx. 212. @. 252.
4) 5t. a. D. IRr. 225. 6. 261.
219
@päter begegnen toix aber bem ®ebtettget einer anberen norb^
beutfdben SaOei. 1248 beflimmt ber @ont)ent ju SBremen, ba§
®erbarb t)on äRunfler, ber Jtomt^ur oon Sßeflfalen, bte (SrfAQung
eine« SSertrage« controfliren foU^). Ueber DWunfler feben »ir in
ber folgenben 3^** t>i^ SSerbinbung ber ©remiftben ßommenbe mit
ben übrigen OrbenSbefi^ungen ftcb onfnüpfen. Dtto wn SRänfler,
ber ©ruber be« 6rjbif4)of« ®er^rb be« 3^^^*^"' ^^^ frühere
T>ompxop% tronfumirte für bie 95remif(!be ©ommenbe ba8 Sd[>reiben
3nnocenj IV. üom 12. September 1246, mel^e« afle Prälaten
unb ©eifllicbe aufforberte, bem Drben i^rc Unterflü^ung ju leijlen.
1313 ift es 5Dtetri(äb t)on »alfo, «.Äomtbur wn ©tünfler unb ^ro-
oincial für JBeflfalen« ^), toeld^er SBertrdge ber Sremifiiben ©ommenbe
beglaubigt. SBd^renb bie ©aUei 3:büringen»®a(|)fen nxi^i gu gro§er
Sebeutung emporfleigen fonnte, öielmebr in jtoei ftcb jert()eilte, in
eine blübertbe, bie nac^ Sbüringen bte§, unb eine arme, bie nacib
Saufen fi* nonnte, nou*« bie ©aüei ©eftfolen ju ?tnfang be«
öierjc^nten 3ob^^u«t>ert8 febr [(bneO, aber nur, um balb »ieber
öbjujlerben unb in ber Serfoffung beS Drben« in beutf(!^en Sanben
fine eigent^ümliiibe Stellung einjunebmen.
%m ba8 toierje^nte Jabr^unbert üerfcbminbet un« jebe beutli^e
®bur, aus ber über bie Stellung unferer (Sommenbe jum DrbenS»
liöate 8luffciJ)Iu§ genommen merben fonnte; bie erffe fiebere unb
bejHmmte Äunbe, bie au« bem fünfje^nten ^öb^^nl^^i^t ö6er biefe
Jtage un8 jufommt, beutet auf bie Umgejlaltung bei urfprüng*
li^en Berbältnijfe bi"/ auf Trennung ber Sremifcben föommenbe
t)om DrbenSjiaate in 5)eutf4ilanb unb auf i^re Unterorbnung unter
ben lioldnbifdben ^eermeifler. ©« geigt fidj eine iffienbung ber Dinge,
bie au^ fonji »obl jlattgefuntcn ^aben mag; wie benn Orben«*
Nftungen in mecflenburgifd^en ßanben feit bem loierjel^nten ^a^x^
^unbert al8 gum Iit)Iänbif(^en Drben gef)örenb angefe{)en »erb^n^).
*) %, a, D. air. 237. 6. 277.
2) öoiflt, a. 0. O. I. 6. 674 nennt ifjn M ben dltefien befannten ßanb*
^omtiur bon ©eflfalen.
3) mxii. WxtmU bon 1350. UifunbenB. bei etabt «übetf. III. @. 244.
220
1410 noirb ber (Stofgfbietiger beS Itüldnbifijben Drben« al8 ber
Sorgefe^te be« 33remt|(|)en Äomt^urS angerufen urib etfc^eint feitbem
forteo^renb al8 foI4)er. *
S)a§ fiton frfl^er eine. Serbtnbung jn)if(|ien ber 95remtf(^en
Sommenbe un^ ?tt)Ianb beflanb, tfl nicj^t ju bejnDetfeln. Sticht
o6ne®runb mirb ber9tat() DonSremen 124a al8 er ba8 flabtifcf^e
®runbjtü(f, auf bem bie ^au))torben8öebäubc flanben, ben iWittern
fct^enfte, befonberS bejHmmt ^aben, ber Drben folle baffelbe nicfet
an ßit)lanb ober an iPreu§en »ergeben. Der ßanbmeijler t)on
ßiiolanb bejeugte fc^ion 1261 in einem ©^reiben an ben fRat^ unb
bie Särger t)on ßübetf, bag ba8 ^^Ib be8 ®laubenS in 8it)lanb
mit bem Slute i^rer Bdter, ©ruber unb ©öljne oftmals genest fei,
unb äe^nli&e« mirb öon ©remen gegolten ^aben, baS fajl afö
aWutterjlabt SRiga'8 erfc^ien unb burcft t)iele ©anbe an bie Djlfee*
t)rotDinjen gefnupfl tioax *). 68 ifi tDol^l ni^t obne ©ebeutung, ba§
in bem Slrc^ito unferer Sommenbe pdpfHic^e 9lufforberungen, für ben
Drben in jenen ßanben ju n^irfen, ficb üorfanben, befonberS bie
©uUe toon SlemenS IV., in ber 1265 bie ^randSfaner ermahnt
ttjerben, für bie Unterfiü^ung beffelben t^dtig ju fein, ba§ in jenem
fflrdbit) eine baS 5)eutf(^orben^au8 juWiga betreffenbe, t)om SWerflen*
burger ^erjog 1270 auSgefleüte Urfunbe^) betpä^rt ipuibe.
3)er oben erwd^nte 9lbla§brief t)on 1283 ijt für bie DrbenS*
fir^e in SBremen t)om furldnbifc^en ©if^of Sbmunb t)on SBerb
auSgeflellt, n)el(!ber, felbfi Witterbruber unb Stifter eine« nur au8
DrbenSrittern befte^enben Domfapitel«, bie SWad[)f ber S)eutf^l^erren
in Äurlanb bebeutenb ^ob. T>ie im toorange^enben ?(bf(|)nitt ht^
fprod[)ene ©teile 3) ber dUejlen Sremifd^en ©tabt(|>ronif ' über bie
Orünbung beS 35eutf(!&en DrbenS ibentiftcirt bi^fen mit bem Drben
t)on SiDlanb; Sl^neSber^i »ergibt alfo t)öllig, ba$ ber Deutf^e
1) löcrßl. iRuffoiD, (Sironif ber $robinJß^ffIonbt (1584): dewyle de löfflike
Stadt Bremen wahrhaftig eine Moder izs veler lyfflendischen Stede unde
Schlüter und de ok fost gantz Lyfflendt uth der Dope gehauen.
2) SWecflcnbuTöer Urfunbenb. II. fRx. 1181. @. 373.
3) Sergl. oben @. 158, 159.
221
Drben, t)on beffen ©egrflnbung er rebet bem gangen SWitteleuropa
angefiörle, ni(|)t blo« ßiiolanb, mit bejfen (Sntbetfung er jene 9loHj
t)erfnüpft. €ol(^e Slngabcn lehren, bafi man in ©remen f(^on frü^
na(^ SitJlanb flaute; fie jeigen im« aber nidjt, »ie e« gefommen,
ba§ bie S3remif4>e ßommenbe auf{)örte, ein ®lieb ber Berfaffung
beS Deutf^en Drbenö in beutfc|)en ßanben ju fein. aWit SBefiimmt*
^eit wirb fic^ biefegrage nic|>t beantworten lajfen. Sine Slbtretung
ber ©ommenbe t)om S)eutfc|)meijier an ben Ht)ldnbif^en ^eermeifier
ift fc|>tt)erli(|> erfolgt; fie J^&ttt ^infic^tli4> ber ^auptorbenÄbefi^ung
in Sremen bem Sertrage toon 1248 »iberfproci^en, unb wäre fie
gefc^e^en, fo würben wir üon i^r wijfen. ßangfam unb allmälig
wirb bie Sremifc^e föommenbe au« bem beutfc|)en Drbengfiaate
^erau^gewa^ifen fein unb mit bem lioldnbifc^en fic^ toereinigt ^aben.
3ene« war wegen i{)rer 3f^'i^wng oon ben 3:|)eilen beä Drben«,
bie jiar! unb btü^enb bafianben, leicht mögli(!^; fie gehörte, gleicft
ben früj) toerf(^oDenen Commenben in ©täbten, wie ßübecf, ju ben
äu§erften SBefiJungen beä DrbenS im beutf<|yen 9]orben. ®ie war
weit getrennt Don anberen Äomtf)ureien; benn in ber 93aUei ©aci^fen
fanben fi^ nörblii^ üon a5raunf(|>wcig unb ®öttingen feine bauernbe
5Befi^tj)ümer ber I)eutf(^^erren; fie jianD einjig unb allein burc^ bie
Sollei SBeflfalen mit bem Drben in näherer Serü^irung. ffiäl;renb
be« t)ierje^nten Sa^rl^unbertS fanf ober biefe Sollei tiefer unb tiefet,
unb jugleic^ wuc^« bie innige 93ejie()ung jwif^en 2Be(ifalen unb
ßiülonb, bie jule^t bo^jin führte, ba§ ber weftfälifcfee ?lbel bie
Dfifeepromnjen, wie eine Strt 6ecunbogenitur für feine JJomilien
betrachtete *)/ b'o§ ber liolönbifc^e ^eerineiper boSOefe^ erlief, noi^
weldS)em nur 9]ieberbeutf(|)e in ben liolänbif(^)en Drbenöfloat oufge»
nommen werbeii fotlten^). g« bilbele fid) jiott ber früf;eren
Ibfilungen innerfjolb be8 Drben« eine neue, nic^it rec^tlic^ bur^ge*
führte, aber fnctifc^ geljenbe. 3)er nieberbeutf^e Drben ftonb bem
fübbeutfc^en gegenüber; jener ^atte feinen S^werpunft in ßiülonb,
biefer in$reu§en unb SWittelbeutfd^lonb; baf)er wirb jid)2llle«, wo«
1) Script, rer. Livoniae II. ©. 377.
2) iRuten^CTg, a. O. II. ©. 271.
222
niebetbcutfcft toax, ju bem ^ecrmeiper l^ingejoflen ^aben, oBeS
Änbcre gum S)eutf<^metjlcr ober jum ^oi^metjler, ^üx unfere
(Sommenbe fatnen jene alten Segie^iungen jiDif^en SBremen unb
8tt)Ianb |)iniu unb n^ä^renb in SBeflfalen Te(f)tlicb ba8 ehemalige
S)er()ältni§ jum Deutf^meifier fortbauerte, fe^en tt)ir bei un^ ba8
®efä^I ber 3ufammengeb5rigfeit fo fe^r erflarfen^ ba§ au8 i^m ein
neues 9le(|it8t)er^ältnt§ entfielen fann.
aBann biefeS jtc^ gebilbet ifi, wie flefagt, nic^t genau anju*
geben; inbeffen fönnte e8 fcbon in jener ^txt ba ber 8anbfomt|)ur
öon aBeftfalen um bie SJremifcbe ßommenbe fic^ fummerte, in ber
3Beife entftanben fein, ba§ ber liDlänbifc^e ^eermeifter bie Äomt^uren
tonSBremeu ernannte* 68 fc^eint eine gewijfe aSerbinbung jtoif^en
biefen unb jenen im t)ierje^nten 3ö{)r^unbert fic^ ju jeigen. 1303
fie()t Sodann Don J^^nfen an ber ®pije unferer Sommenbe, unb
am Snbe be« breijebnten Sö^^^^u^bertd »ar e8 dn ^einri^ oon
granfen, ber in ben ftämpfen be8 lioldnbifci^en Drben« gegen bie
ßit^auer ft^ au8jeic^ncte i). 3)er folgenbe Äomt^ur ju aSremen ijl
nur na^ feinem aSornamen fiubroig befannt (1313) unb bietet baffer
feinen Sln^alt; baS ®leic^e gälte üon bem brüten jeneS ©aeculum»,
üon SBiOefin loon <&aren (1339), »enn ni^it bejfen aSerbinbung mit
Siolanb f\i) barau8 ergäbe, ba§ am 3. X)ecember 1342 bie 9tatb8'
Ferren üon ßübedf gegen bie Orafen t)on ^oljiein über brei miber i^n
t)erübte ®eleit8brüd^e in einer SBeife fi^ bef^^tooert bitten, bie auf
eine {Reife be8 Äomt^ur na^ öiolanb binbeutet-^)
®o8n)in t)on 2Bieting^of mar Äomtbur inaSremen (1362), at8
9lrnolb t)on SSJietingbof ba« aWeijleramf in lMt)lanb"be«eibete (feit
1) «Utenberg a. D. I. <S. 209.
3) Ur{unbenbu$ ber etabt Sübed IL 9lr. 7&8. 6. 702: So nemen ok tho
der selyen thid eme godes riddere bruder Williken van Haren, cumetdure
van Bremen, an sidenen stucken, an buntwerke, an reden penningen,
an clederen unde an vele clenodes as id costede XL VIII mark lub;
dessen rof deden se binnen der greven leyde, dar ere leydes man
jeghenwardigh was. 5(. O. IL IWr. 632. 6. 584 »irb au^ ein firater Wil-
Nelmus de Haren ordinis fratrum domus Th^utonice tttoäf^nt
828
1360) i). ©et le^te Äomt^ut be8 Dietje^nten Jol^r^unbert« ^ieg
aWarquarb toon 9*cbde (1368), bei bem fx^ ©puren einer SBerbin»
bung mit ßiiolanb nidS^t erfennen laffen.
2)ei ben Äomtburen beS folgenben S^^r^unbertä tritt biefe
Serbinbung fo beutlicö \)^xr>ox, ba§ eine befonbere Sr»ä{>nung ber
einzelnen ni4>t üon JJöt^cn ijl. Jnbeffen lejjrt ein «lief auf jie,
toit bie ®efc()i4)te ber Gommenbe in biefer 3«it fi4> entwirfelte,
333a8 tt)ir über bie oerfc^iebenen Äomt()ure be8 fünfte^nten 3a|>r»
()unbert8 erfahren, ^ jeigt un8 beutli^i ben aSerfall ber JBremi»
f(^en (Sommenbe.
^ier bietet tt<^ im JtUinen boj^elbe 93ilb, ba8 au8 ber ®t\6^x^it
be8 Drben« im ®ro§en un8 entgegentritt. 9}ur eine furjeSeit ber
Slütl^e unb be8 ©lanjeS tt)ar ber ritterlid[)en ©enoffenfc^aft befc^ieben ;
bie SBa^r^eit be8 9(u8fpru(^d SRuboIf 8 uon ^ab8burg, fte n)erbe ein
^ofpital be8 Slbel8, }u beffen ^frünben unb aSürben bie nac|)ge*
bornen ®ö^ne Qngefe[>ener gomilien f\^ brdngten^), jeigte jt(^ me^r
unb me^r fc^on im ßaufe beS öierjebnten 3a^rJ)unbert8; f/ble
(folgen batjon maren ßrfoltung ber I^eilna^me ber gaien an ber
oUe^rmürbigen Stiftung, inneres fittlic()e8 iüerberbni§, immer tieferer
BerfaU be8 ®ermögen8, je mebr im Drben june^menbe ®enu§fuc^t,
um fo feltener ju frommer ©penbe jtc^ öffnenbe J^änbc ber Saien,
ba^er immer ^ö^er jieigenbe8 Serfc|)ulben unb Serarmen be8
ganjen DrbenS"^).
2)er erjle Äomtbur be8 15. 3af)r^unbert8 , (Sberf)arb
Dnclafer eröffnet bie (Reifte ber Drben8gebietiger in SJremen,
beren 9?amen feinen guten Älang l;aben. aJtan wagte e8, i^n,
einen SEBürbenträger be8 ritterlichen Drben8, ber Slnjliftung eine8
f(|>n5ben 3Weu^elmorbe8 ju bef(|)ulbigen ; »ie er felbfi fagt, wo
gezecht hadde de knecht, de Hern Enghelbert Haneren sloch,
dat ick em gelovet unde geven hadde sestich ghulden, dat
he ene sloghe . . . unde dat ick Hern Enghelbert doden hand
1) fHutcnbcrg a. D. I. @. 375.
2) 2acomb\tt, UxtmUn M mtUxxf^mi. @. 543.
3) IBoigt a. D. 1. @. 580 uRb 581,
224
hedde kopen laten vor achtentich ghuldene van Henneken
Haneren unde sinen vrunden; auBerbem erfldrt bet Jtomtbur,
^ bog ti fonfl noi) allerlei Jtloge unb @efc()merbe jiDifc^en i^m unb
ber @tQbt gegeben |)abe. X)ie Ferren bed SlatH ()atten gegen i^n
©etualt gebraust unb i^n feine« 3lmte« entfe^t I)ann »onbten
fie f\6) an ben J^eetmeifler t)on fiiolanb unb erhoben formell Älage
»egen Dndafer, bie am 31. ajJärj 1410 mit einer ©ü^ne f(^log,
toelc^e baö Äapitel üon ä^vcmen ju ©tanbe brachte.
^ie 9iequam8bü(ber fcbipeigen über ben SSorgang, tx)el(^er
iebenfaü« jeigt, ba§ bie Vertreter be« Drben« ij)re früf)ere Sntegritdt
na4> ber 2lnfi(^t jener ^nt eingebüßt Ratten, ba§ man au^ bei
und, tt)ie an anberen Drten, ben 5)eutfcb^erren ü)lDrb unb lobtfc^lag
unb jebeä gemeine öerbre^en jutraute, ba§ bie ©tabt ju ber
Äomtburei in einem gefpannten aSerjiältnijfe jianb unb bie ^ülfe
be8 jtapiteld n&t^ig mar, um ben i^rieben {u erhalten.
UeberaU panben bamal« bie 9lnge!egen^eiten ber (Ritter dugerji
fd^lec^t; e« ^alf menig, ba§ $apft SDJartin V. auf bem großen
©oncil oon Äojlni^ beS Drben8 iRec^te unb ^ßrimlegien betätigte
unb alle Sep^ungen beffelben unter feinen befonberen ©^u^ naf)m;
auc^ nai) 93remen fam eine Sludfertigung biefed T>iplom8, tt)el4^e8
bie einzige auf bem ^oncil gemachte @rrungenf(^aft be8 Drbend
mar. (Serabe ju Äofini^ ^atte feine 2)ürftigfeit auf baä Srofilofefie
P4) fi^jrigt; um in mürbiger 2Öeife auftreten, ben ttarbincilen
unb Doctoren bie erforberlic^en (Sefc^enfe Dere^ren, feinen ^rucurotor
gebü{)renb bejajjlen ju Tonnen, maren bie Drben^^befi^ungen t)on ÜWer*
gentbeim unb ©peicr, grauffurt unb aWainj unter Drüdenben ©ebin«^
gungen toerpfdnbet morben^).
3n bie 3^it jened Äomt^ur Sberbarb Dnclafer fallt bann ein
©treit mit bem Domfapitel, ber ebenfalls bie ©^mdc^e unferer
Gommenbe befunbet. 93on ibm erfahren mir au8 unferen SBremif^en
Quellen 3hcbt3; aber t)xtxf)tx ae{)ört eine öemerfung üon öoigt^),
bie leiber o^ne Urfprung^nac^mei« unter ben auf bie ^inanjjuftdnbe
A) IBoiöt a. O. I. ©. 584.
2) %. a. D. @. 573.
226
ber »afleten bcifigfi^en SKttt^eilungen fi^^ finbft. Soigi fprt^t
Don ben firtfili^en Sinno^men beS DrbenS unb fogt bei biefet ®e<*
legen^eit: «f®nblic(^ ft^eint ju ben 6infunften be8 Drben8 md) baS
9te<|t Halmen ju toeiffen, gef)5rt ju (laben. SBir ftnben ed iroax
nur einmal bei bem DrbenS^^aufe ju Sremen ermähnt; allein ber
^o<|mei{}er bejei^inet bei (Gelegenheit eineS 3^i{i^8 baruber bie
$a(menn)ei&e aI8 ein auSbrüdli^ieä $riDi(egium beS DrbenS, al3
eine ijreibeit, bie er ji^ niii^t entjie^en lafen bürfe.* r/I)er
Äomt^ur ju Sremcn fam über bie 5lJalmentt)ei^e mit bem bortigen
Domfapitel im "j^a^xt 1420 in ©freit, inbem biefe« tjorgab, bie
DrbenSprioilegien be8 Äomtbur« feien /.t)ern)eft*, b. ^. erlof^ien.
(S8 t)erbot i^m ba^er bie fernere $almenmei^e, unb bet 5(omt^ur
fonnte fte nur mit 8 ®ulben wieber erlangen. S)er ^ocbmeifler
aber/ mit biefem SBerfafircn unjufrieben, f^irieb if)m: er folle ftc(>
ni^t fo au8 ben DrbenSpriüilegien t)erbrängen laffen, gegen bie
3a|)lung ber 8 Oulben protejHren unb notarif^ erfldren, ba§ er
btefe t^rei^eit beS DrbenS ni(&t gefannt ^abt unb ba8, tt)a8 er
getban, au8 3tt)ang gefc^e^en fei.« Ob bieg ausgeführt ifl, »ijfen
tt)ir ni<!bt iu fagen; jebenfat(8 tDar ba3 SBene^men, ba8 (Sber^arb
Dt)elafer beoba(f)tete, fein energifii^e« unb ber (Refpect, ben ber
Drben bem Äapitel einflößte, fein bebeutenber. SBenige 3a^re
fpäter {eigte ft^ unter bem folgenben ^omt^ur ^ermann t>on
Opmpte bie ©cbnjd^e unferer ßommenbe auf ba8 Sraurigjte.
am 23. JJebruar 1426 beurfunbete berfelbe, bag er t)or bem SÄat^
}u Sremen mit ben (Sorbetpanern {leb t)ertragen ^abe tvegen ber
me^rfacb ern)d[;nten Slufha^me leibenber ©^ujiermeifier; ba er auf
feinem ^ofe feinen Unterhalt für jte fc|iaf en fönne, fiabe er pc m6)
9tat^ ber Ferren in Jtofi ausgegeben, unb t>txp^x^U ftcb bie 6om«
menbe, bieS fo lange {u t^un, bis fte eigene Ro^ auf i^rem DrbenS^
^ofe tpieber liefern fönne. S)aS SluSt^un ber $r5oener f(|eint aber
nt((>t fe^r n^o^I gegangen su fein; am 7. 2)ecember 1429 t>tx^
p^xä)Mt {t4l ber jtomt^ur, ben armen Seuten, bie gegenivärtig ba
feien, auf bem DrbenSfiofe lieber $r5t)en ju geben i).
1) ^oe^mert a. a. D» @. 13; bo4i ifi ber itomt^ur (ier irrig ^ermann
bon ®)^tn(Ie genannt.
^26
3»if^en biefc beiben, für bie ®t^^\^tt ber Srcmtf^cn
Sommenbe augerfi ^atafterifKf^en Urfunben ifi eine britte }u
fieöen, wel^ie anbete lBerl|idltni{fe ber ©eutf^^erren in SBremen be»
lenktet. S3om Iit)länbif4)(n ^eermeifler DrtgieS t)on Slutenberg Hegt
ein Schreiben an ben t)orf)in genannten Jtomt^ur \>ox, ba8 ^ier
SWittfieilung üerbient ^).
Meister to Lieffland.
Heilsame leve in Gode tovoren. Love her kompthur.
Wy vornemen leider degeliken von dage to dage, dat
sigh unses ordins kompthur ampt to Bremen nicht enbetert
und jo lengh jo mer undirgheit^ alzo dat gy ju dar nicht
wol behelpen enkonnen; wes schult dat id is^ dat weet de
almechtige Got. Hierumme so sint wy is to rade geworden
mit unsen gebedigern, dat wy ju des amptes vorlaten, und
hebben den rath tho Bremen gemechtiget^ des sulven unses
ordins huses und hoves in der Stadt und der gudere, de
darto horeti intonemende luid rekenschop von ju to entpfaende
und dat ingesegel des amptes. Worumme wy ju bidden
und gebeden von ordins wegen, dat gy ju nicht dar weddir
setten und antworden dem rade vorbenomt dat ampt in
sulker mate upp; mit bescheidenliker rekenschopp; und dat
ingesegel, alz vorschreven steiht; von stund an, und komet to
uns wedder in Liefflandt mit sampt dem presterheren Johanne
Boliken. Twyvelt nicht, wy willen ju gliike wol eyn gut
vader syn, gy solen darumme nicht achterwegen blyven.
Gegeven upp unsem slote to Rige am dinxsdage negst vor
Margarethe virginis anno etc, XXVI®.
2)iefe8 Q6)xtxbm begleitete ein 93rief beS ßanbmeijterS an ben
9tat^, in toüäftm biefer unter Erinnerung an bie ®tiftung8gefd^i(|ite
be8 Drben8 2) aufgeforbert tt)irb, ber ©ommenbe }u treuen ^änben
jt(^ anjunel&men. 5De8 DrbenS aWül^Imeifter ju JRiga, ©ruber
1) ^txq^U t>. SlutenBerg a. a. O. II. 6. 2^9.
2) IBergl. Dorn @eite 165.
227
Snflclftre^it t)on *Peiflfe, orbnete bie QSerl^altmffc in Sternen, ^retli^
fc^eint ^ermonn )}on ©pmpte nic^t na$ Siolanb jurfidgegangen gu
fein; wir finben i^n nodl) 1429, aber in jener ^tit erfi^eint mä)
ein ^ermann wn ©erntfelb^), ein a3ern|)arb t)on ©^mpte^) in
tmfetet jfomt^urei.
@)[rfier tearb eine förmli^e, bem 9tot^e unb bem Äapitel onDer*
traute (Suratel öfter bie Äomt^urei Der^dngt, unb befonberg gewann
ber erjiere bebeutenben 6inffu§ über biefelbe, 68 beginnt nun bie
iHeijie öon Äomt^uren, bie üornei^men Sremif^en iJ^wilien
angehörten. 1445 finben »ir Donelbei Dudfel. bann 3<>'^önn r>on
Nienburg, feit 1449 Sorb Don ßinen, feit 1457 SDibri^ JBranb.
1498 etigelbert SWonefeS).
3nbejfen tourben je^t bie SSer^ältnijfe ber Sommenbe fejbjl
nt^t t)iel bejfer; So^^nn t>on IRienburg begann feine SWtigfeit
bamit, gegen einen Slnüertpanbten feines SSorgdngerS tnit ipeinlid^er
ftlage b^tt)orjutreten; er bef(!&ulbigte ben ijranco 3)u(Iel au8 bem
DrbenS^aufe Äleinobien unb ®erdtf)e entmanbt unb aci^tjig r(>einif(f)e
(Bulben, bie ber Jtomt^urei gebührten, betrfigli(|) ))om Statte ber
@tabt SilbeS^aufen eincafftrt }u ^aben. @$on bieS lägt auf
traurige aSer^dltnijTe fd^Uegen. S)er SSerfall be8 Drben8 jeigt \\ä)
bann aber aud^ in feiner Stellung jur l&o^en Älerifei; berÄomt^ur
flagt t)or einem ÄanonicuS be8 aSBiIlef)abi|tifte8 in SBremen, ber t)om
Utre^ter Sifcfjof jum ©ubconferioator ber DrbenSgüter ernannt war*).
1) @etn IRame iß nut im über fraternitatis b. Annae en]}ä^nt.
3) fRtbtn ^ermann t). ©t^^mpte in einer Urfunb« toon 1429 genannt.
3) (Si foQ nad^ $o{l, ©eiflL 6taat in einer m {e^t ni^t toieber aufgefun«
benen Urfunbe ))om 18. 3uni 1498 botfommen. 2)ie i^ai^ri^t $o|l'd, baf na^
i^m, unb fioat 1509, SJf^artin bon ^eimburg. bed dteid;namigcn*93ürgermeiflerd
6o^n, ber bereite 1508 ^rofi M ^r^ftiftd mar, J^omt^ur gemefen fei, mirb auf
einem Srttium Berufen.
4) Ibai 9(rref!manbat, bad biefer am 4. fUpril 1447 gegen ben ^ngefiagten
erlägt, Beginnt mit ben SBorten: Conradus Benne, decanus ecclesie sancti
Willehadi Bremensis, jadex et subconservator jurium, privilegiorum,
libertatis, rerum et bonorum venerabilium religiosorum virorum, magistri
et fratmm hoBpitalis sancte Marie Theatonicorum Jerosolymitani, ad
15*
828
^iefe neuen SuriSbictionSt^er^ättniffe n)eifen auf jene ^aQtatiiomUtet
^im bie loom r5mifc|^en ®tu^( t)erfu$t loutben, ben Serfad bed
Drben? ju hemmen. 3)ie ()of;en Äir^enfürjlen al8 DrbenSconferoa»
ioren benu^ten i^re Siebte lebigli^ baju, bie ritterli^e ®enoffen«
f^aft me^t unb mebr t)on ftc^ abhängig ju mad^en unb }u bemü»
tilgen. SDarin, bQ§ öon Utrecht au8 ein Sremifc^er ©ubconfer*
oator ernannt warb, jcigt (i^ »ofil bie le^te ©pur ber alten S^^
ge^örigfeit unferer Gommenbe jum OrbenSflaate in beutfc^en 8an*
ben. fS&it oormald bie 93a(Iet 2:^uringen unb ©a^^fen bie 93aIIei
SBeflfalen loerbrängte, fo mag fpdter biefe SaUei Don ber SBaQei
Uttt6)t abgelöfi fein ; bie8 gef^a^ aber in einer Seit, al8 Don einer
tt)irfli(|en Bwge^örigfeit ber 95remif(|en ©ommenbe ju biefer ober
jener beutf(!^en SaQei feine Siebe me^r i^ar.
Seim Sobe 3o{iann8 \>on Jlienburg na^m ber IBremif^e 9lat^,
tt)ie ber SWeifier in 8it)lanb, ^eibenrei^ ^Jinf t)on Duerbergi),
banfbar anerfennt, alle ding in dein ampte in vorwarynge. 3^
einem ©(^reiben bejfelben au8 SRiga üom 5. ^an. 1450 njirb bem
9taii} angejeigt, bie Sommenbe in feiner ©tabt fei bem efirfamen
6orb t)on Sinen befohlen; e8 tt)irb aber l^injugefugt : unde
als wie denne mit unsen gebedigem tovoren unde ok nach
eyns sien, dat eyn kompthur to Bremen neben ingesegell und
ok darbie nehene macht hebben suUe, unses Ordens gudere
unde des amptes ane unsen und unser gebediger willen,
weten und volbort to vorpandende efte in jenigen wiesen to
voranderende, als dat ok billich und recht is^ so hebben wie
ok dussen solvigen jegenwordigen kompthur neben ingesegell
bcYolen; he sal ok nicht macht hebben, und als em dat ok
nicht gebort, jenige gudere in der maten to vorpandende eflfte
to Yoranderende, unde efffce des wes hirenbaven geschege, so
holden wie dat nicht bie machte«
Bomanam ecclesiam nullo medio pertinentium, a . . . . dorn. dorn, episcopo
Tri^ectensi, judice et conseryatore principaliter a sede apostolica una
cum suis in hac parte coUegis spedaliter deputato subdepntatas.
1) Sinten^erg, a. D. S. 104. ff. 121.
S29
3>df| biefe @ntite^ung beS SlmtSftegel«, boS beutli^fte 3ei$en
Dom tiefen Serfan ber ßommenbe, ni^it grunbIo8 n>ar, le^rt ein
un3 erhaltenes, ber SDlitte be9 fünfzehnten ^^^^^unbertS ange^5»
renbeS a}eriei(|)ni§ ber ßommenbefd^ulbcn ; bajfelbe ifi t)on feinem
®I£u6iger be8 J(omt^ur aufgejei^net, fonbern Don bem j(omt^ur
felbfl, enthält freilii^ nur geringe $oflen, geigt aber babur(|^, ba§
e8 für fleine gemö^nli^^e @$ulben, n^ie ib^m, Ser))fänbungen t>on
6ilbergef(^irr anführt, bie Grebitloftgfeit unferer ßommenbe, »eldt^e
unter, ber Serioaltung ©remifc(>er ©firger in feinem fünfte ftc^
gebelfert ju (^oben f(|>eint>).
1) Diit is de jschulde, de de kampier schuldich is:
Item Hinrike Stenauwen 19 mark unde 10 grote van wände.
Item Hermen Yissche 16 mark, dar stan em vor to pande 7 silveren
beckere unde en sulyeren leppel.
Item Sjmon mynen olden knechte 8 mark, dar steet em vor to pand
ene vorgulde kede mit enem cruce unde en silveren leppel.
Item her Johan Demmeken 5 mark unde 8 grote van hure vor de schune,
dar steit eme ene silveren schale vor.
Item Jacob Olden 3 marck dar steit en sulveren schale vor.
Item Hinr. deme Wende 3 marc, dar steit en sulveren schale vor.
Item Hempeken Degeners 2 1/2 marc, dar steit ein sulveren becker vor.
Item der Ragesschen 3 marc, dar steit en sulveren becker vor unde ok
en sulveren leppel.
Item Wobbeken Wikes 1 postulatengulden, dar steit en sulveren lepel vor.
Item Geseken van Birden 18 grote, dar steit en sulveren lepel vor.
Item Everd Eeldermanne 12 marc van wine.
Item Wolter Potte ISi/a marc.
Item Luder Schomaker 9 marck.
Item hem Frederick Grunde 6 rinsche gülden van rente.
Item Jacob mynem knechte 15 1/2 marc van vordenedem lone.
Item Eyleken myner maget 2 mark van vordenedem lone.
Item Otten mynem knechte 2 mark van vordendem lone.
Item Lubbeken myner maget 21/2 marck reydes geldes van lenwande.
Item Jutten myner alden maget 1 mark van vordendem lone.
Item Geseken myner alden maget 14 grote van lenwande«
Item Hinrike Yserenhode 2 marc myn 3 grote van der goldenen kede.
Item Hinrike Stechman 1 marc myn 2 grote van vlessche.
Item Reyneken Tymmermanne 18 grote vor malend.
230
S)ie Jtomtdttre be8 fe(|8je^nten 3al^r]^unbert9 ge^5ren m($t
jiabtbremifd^en ®ef4)fe(||tern an; bet erfle berfelben bi(§ 3 <^ 8p er
t)on SKün^^aufen, toax olfo ein ®Ueb jener ($ami(ie, bie in
ber ®ef$i4)te beS lioldnbifc^en DrbenS me]^rfa(|i ^ert)ortritt. 3^^
3a^rc J500 t)on bem ^eermeifier ©alter wn ^Jlettenberg jur 95er*
Haltung ber Sommenbe na4^ 93remen entfanbt unb namentli^
beauftragt für bie Ginlöfung ber üerpffinbeten ®üter ju forgen,
hxaä^k er im ©egentl^eil bur$ ein milbeS unb {ügeUofeS 8eben bie
DrbenSbefi^ung in no^ tieferen 93erfaU unb SKigcrebit. ffiiewol&l
er eine iiemlidi> lange^ 3cit ba3 Äomt^uramt befleibete, n^ar unter
i^ni an ben Eintritt einer regelmäßigen Sertioaltung ni(^t ju benfen.
®ett)altt|)ätigfeiten aller 2lrt erhielten i^n mit ber ©tabt unb i&ren
6intt)o^nern faji in fortrt)d^renbem Streite. 3^^iw^<^l trieben i^n
feine ©ergeben fogar, jeitweilig tjon feinem ?Popen ju entttjeidjen.
lieber bie Urfaci^e feiner erften %h\d^t fet)lt e8 an ftd^erer yiad)xiä)\;
am 13. ^ecember 1506 erfuc^te in S^lge berfelben ber ^eermeifler
Item Kumpe dem tunnenmaker 15 grote vor tunnen to binden.
Item her Hermen mynem capellane V2 mark reides.
Item Herman Scroder 7 grote van neygende.
Item Hinrike den sleper 7 grote van water to vorende.
Item Wesenvelde 1 mark unde 12 grote van holt to vorende.
Item den houwmeyer op den Kattenessche 20 grote to meyende.
Item Dangmer tor Sedelsbrugge V2 mark.
Item Alerde dem schomaker 2 mark vor scho.
Item Hinrike in dem stoven V2 mark vor scherent.
Item Johan Gerwen 1 schepel roggen.
Item clagen de Hemelinghe oppe 27 mark van vogetschatte.
Item hern Frederick Grunde hundert rinsche gülden, dar eme de Stock-
kamp vor steit.
Item Jacob Olden 50 rinsche gülden, dar eme dey hofiP tho Uthbremen
vor steit.
Item den ebdomedariesen Jn dem dome 32 mark, dar enen vor staen
twe stucke landes by snnte Michele.
Item dem Fresen tor Yore 30 mark, dar eme en stucke landes vor steit
Item noch Lubbeken 4 mark van vordeindem lone.
Item mester Wilhelm armesterer 25 grote vor kese.
Item de wasschersche V2 mark.
231
ben 9)ot^ ju ^Bremen, abermoIS ^of unb ®üter in IBemaltung ju
nehmen. (S9 gelang i^m inbe§ na$ mehreren SRonoten, ft(^ mit
htm "SyomlapM unb SRatl^ ju 93remen abjufinben, unb er lourbe
bonn Qm Dperfonnabenb (3. Slpril) 1507 gegen ba8 Serfpre^en,
fi4> fortan gegen Jebermann gejiemenb betragen unb, faD8 i^n
3emanb befc^ulbigen foflte, Dor Äaj^itel unb ^at^ ^t^t nel^men
ju wollen, in fein SHmt lieber eingefe^ti). ©eine jttjeite 6nt*
tt)ei(^ung t)on bemfelben f)ing mit einem 95erbre(^en jufammen,
beffen (Erinnerung, fagenf^aft entfteüt, nod^ l^eute \ii) im SSolfe
erl^alten ^at. «m fWittwodb t>or 55png|ten (23. SWai) »arb
SartboIomaeuS, beS Jtomt^urS Jtne^t, i^megen i$alf(fimän)erei beim
aWarfte in einer Pfanne lebenblg ju lobe gefotten« 2). ©ein 8e*
!enntni§ ifl un8 aufbettoa^rt toorben; barin fle^t ba§ ber Äomtjur
gebeten b^be, i^n ba8 @cblagen t)on Pfennigen ju leieren, bag ber
Äomt^ur bic ®erdt{)f(^aften baju beforgt, ba§ er mit bem Änectit
„uff des compters kammer furm schornstene, myt darin nothi-
gen capellen unde blaszgebälge^ gearbeitet, ba§ bie $rdgung
erfl eingeteilt fei, al8 ber Äomt^ur ni<!{)t me^r im ©tanbe getoefen,
neues äKetad ju liefern, ba§ biefer gefagt ^abe, bie loon ^Bremen
platten fi^ gefreut, al8 fein ^au8 im ©taffampe abgebrannt fei;
jte foflten aber balb iveinen unb jammern. Der Äomt^ur ent»i(|>,
als baS Serbrecl^en entbetft mürbe, erflärte aber bie Slnf^utbigung
für SSerteumbung ; mit bem 93art^oIomaeu8, ben er je^t nic^t fdbled^t
genug ma^en fonnte, motlte er feine anbere iBerbinbung gel^abt
^aben, als baf er ft^ bemfelben, um t>on ber fran}5ftf(i^en Jtranf«
t;eit geseilt ju merben, jur ärjtli^en Se^anblung übergeben l^abe.
S)em {Rat^, ber i|)n, ben t)on toeltlic^er ®eri(|it8barfeit ejimirten,
übrigens gar ni^t toerfolgte, toarf er t)or, jeneS ®ejtdnbni§ bur^
bie i^olter erpre§t ju (laben, maS t}on 93remifc()er ©eite auf baS
Sfinbigfte in Slbrebe geflellt n)urbe. S)er $eermei{ler üon Sit)lanb
aber entfette ben 9Rän$^aufer ni^t bloS biefer 9(nf(|ulbigung
1) ». ©üren*« 2>enf6udi FoL 40, b.
2) et 50 er, ©remifi^e Cnminalgef^ic^tf. I. €. 97 ff. ©etgl. (Safffl.
münicMmt, II. @. 30. Zapptnhtx^, 3eitf((rift füt ^amb. <3»ef4t(^te, IV
e. 370. Drbel 102 bon 1433 hd DtU\6)i, B. 550.
282
loegen, fonbetn an^ »auS üielen anbeten reblii^en unb bifltgen
Urfa^en'' feineS Stmted unb Ue§ ibn m6f Siolanb }ur aSerantoor*
tung laben. 9In feine SteQe fanbte er ben 3l(h>ogt ju Atr4)bau8,
^erman Dioelader, nad^ SQremen unb ba er im folgenben
3a(ire ben legieren bringenberer ®efcbdfte (lalber in Siiolanb nid^t mU
beeren fonnte, tx\\xä)tt er ben (Srjbifc^of, fowie ben 9taif) öon
SBremen, n)dt)renb beffen Slbmefcnfieit bie 93remif(f)e ßommenbe in
ibre Sef^irmung ju nehmen.
Der 3Rmi!^^a\x\^x jiellte ft(^ ni^t jum SJcrbör t)or feinem
Oberen ; aber in i^^olge ber eifrigen Scmu^ungen feiner trüber unb
Settern legten |i^ ber Srjbifcliof ß^riflopb ^on Sremen, ber 33if(!^of
t^ranj t)on äKinben unb bie ü&rigen ^erjoge Don Sraunf^meig«
Süneburg inS SRittet. So mä^tiger tBertoenbung loermoc^te ber
^eermeifier t)on ßiülanb nicftt ju »iberfleben ; er fe^te, tt)ien?obl e8
feiner eigenen (Srflärung infolge gegen bie (Regel beS DrbenS ge*
f^iab/ ben bringenb ber i^dlfcbung 93erbä$tigen 1517 abermal§ in
bie Sremif^eÄomt^urei ein, na^bem berfelbe baS fc^on bei feiner erjlen
(Ernennung gegebene 93erfpre(^en, fein ganzes ))äterli$e8 Qrbtbeil
ber 93remifcben ßommenbe {ujutioenben, erneuert, and) ba8 DrbenS^
l^auS in gutem @tanbe gu erbalten, bie it)d()renb feiner SIbtpefenbeit
entfrembeten ®uter n)ieber b^^t)eiiuf(baffen , jdbrli^e Slbre^^nung
über bie Sern^altung ju liefern unb mit ben SBurgern t>on Bremen
ft(b bepen« ju tiertragen, gelobt b^tte.
9(m 15. Slpril 1517 erfldrten (Sberbarb loon SMn^i^aufen unb
®eno{fen in bffentlicber Urfunbe ft^ mit biefen Sebingungen ein*
ücrftanben unb oerfpracben, felbjl bem Drben jur Sefirafung S^SperS
bebälfli(b fein }U rooütn, falls er biefelben nic^it balten follte. 3(m
20. September beffelben S^bteS erfu(^tc bann ber ^eermeijier,
inbem er bie SBiebereinfe^ung ^^^P^^d entfcbulbigte, ben SRatb }u
SBremen, ibn in i^bie ®uter unb ^errlicbfeiten beS DrbenS« tnieber
eintreten ju lajfen. Offenbar toiber ben 2öiüen ber meijien Bürger,
bie abgefe^en t)on jener (5alf(|imünjerei no(ib tiielfacibe anbere UnbiO,
felbfl gemeine IRdubereien, ibm uortoarfen, febrte 3^8per t)on
aWün(!b^aufen jurücf, ftarb inbejfen balb na$ feiner {Repauration
no$ im Sabre 1517 unb mürbe an ber Sefifeite be8 Jtlofier^
288
Jiofe« beim S)ome begtaben, too jf^i inbeffen fein ®tobpein niifi
me^r ju pnben ij}.
Db fein ®erfpre(iben, ber ßommenbe fein aSermögen juftjenben
ju iPoUen, erfüllt würbe, toijfen toir ni(|)t; iebenfaü« dnberten \\ä)
bie 93erm5flen8iufifinbe ber ßommenbe unter bem Siac^folger be8
aWün*^aufer§, Sofiann üon Änipenbor^ (f c 1624), nicbt.
Die a5er^)fänbun0 ber DrbenSgüter, nomchtli^ an Sremer Sürger,
maiä^te, obtooj)! i^m ücrboten, unter feiner SSertoaltung jlarfe gort-
f(|>ritte. 3wflW^ fö§te je^t in JBremen bie {Reformation feflen 5u§/
tt>el(|)e mit ber ritterlicf^en (Senojfenfcfiaft, ber ©(böpfung, bie (Rom
fo häufig besänftigt l^atte, lodUig brad^. @S beburfte nur eineS
5Hnjtoie8, um bie 3Wi§t)erbaltnijfe ber SBremif4)en Sommenbe fofort
beröortreten ju lajfcn. Ueber Änipenbor^'ä 9la4>folger (Rubolf
öon S3arbctt)if^ bracb ba8 aSerpngniß herein. S)er 1531 er-
folgte ©türm auf bie Drbenäfir^e unb duf ba8 ^aupt^auS ber
Sremif^en (Sommenbe ifl t)ielfad^ m6) ben parteiifc^en Söeridbten
ber reactionaren S^ronifen bargeftcüt toorben. 3« S5erbinbung mit
ben früf^eren Streitigfeiten itoif(|ien bem Drben unb ber ©tabt ge-
winnt ba8 @reigni§ f(^on eine anbere Sebeutung; eine genaue 93e-
jugnabme auf bie großartige iReformbewegung, bie wd^renb ber
brei§iger Ja^re au^ ju Sremen auf politif^em (Sebiete ft<f> jeigte,
wirb bie folgenben Slnbeutungen in ein no(f) flarereS 8i4)t jlellen i).
Die Aufregung ber ©ürger, bie im 3a^re 1530 juerji l)tx\>oxbxa^,
ri4)tete jtd; unter 8lnberem gegen bie Set)orjugung einjelner t)or-
nel^mer gömilien, bie me^r unb me^r fi^ ifolirt batten; mit if^rem
Sntereffe mu§te ba8 be8 ffomt^ur» eng t)erwa4)fen fein, ba ba8
1) DucOe M lRa(!^flfDlgenben ifl bie (et SBai^, Sürgen SBuHentvcter. III.
6. 356 ermähnte, mü^ ?JauIi'« beörünbetet 3(n|i$t Dom [Rat^^fecretär Sacobu«
Soume ))erfagte @4irtft: Gruntlick ock warhafftige antoginge unde bericht,
wo- unde wath gestalt de mothwyUige unde wrevelicke upror, so nha
Cxisti gebort im XVC. am dortigestem unde folgenden jaren bynnen der
Stadt Bremen vorhanden, angefangen! wes darinne van tyden tho tyden
YOrgenamen unde gesehen unde wo desulffte dorch vorleninge des AI-
mechtigen wedder affgedan, gestyllet unde gheendyget wart. SDun^e,
®i^^\äftt IBremend III. @. ril ff. ^t i^n fe^r eUxfia^M^ bcnu^t. 5Dec 9lac^«
u>eid M Qtinitlntn hitibt einer befonberen %xUit t^orbe^aüen.
234
SYomt^iinimt lange Seit mit ®liebern ou8 ben t)ornef)mjlett ©tabtje^ j
fc^Ie^tern befe^t xoüx unb ber au8 bei t^rembe fommenbe jtomt^ut
fo fe()r als {Ritter jt^ füllte, ba§ er in »remen l^öt^pen« bei ben \
er|!en rat^8t)ertt)anbten Greifen feine? ®Ux^tn glaubte finben ju
fönnen.
5Die S»a4)foIger be8 aWün*^aufer8 tt)urben fef)r balb äuferjl
»erjagt. Sin SRuboIf \>on Diej)^ofj, toel^er üorbem, tt)ie bie
Quellen fagcn, be8 Äomt^ur8 Diener in ßiülanb getuefen, ^atte mit
\^m \i6) übertüovfen; ba8 95o!f na^m gegen ben ftomtfiur ^ax\t\,
unb al8 jener 3tt>ift Ju offener J^elpbe njurbe, al8 ber Dicj)f;oIjer bic
2)örfer ?lr(len unb ^aben|)aufen mit SWorb unb Sranb ^eimfuifite,
auc^ öicle S^f^JT^n gefangen na^m, n)arb ber Äomtbur al8 Urheber
be8 UngludfS allgemein angeflagt. @o war bie ©timmung feinet«
tt)eg8 günfiig für ben SRitter t)on 95arbett)ifc|!, ber baS ^au^Jt ber
me&r unb mebr üerarmfen Sremif^en S)eutfc^b^nencommenbe mx,
aI8 1531 ber ©treit, welcher wegen ber SBürgerweibe JRat^ unb
©urgerfc^aft entjweite, immer heftiger würbe, größere Dimenltouen
annahm unb ju wi(|)tigen SBerfapngSreformpIänen SSeranlajfung
gab. Der Äomt^ur würbe in biefe ©treitigfeit ^ineingejogen, al8
fie no^ im entfielen war. Die 93ürger wollten ber Oemeinweibc
bie alte SluSbe^nung geben; t)on 5Rat^ unb Sürgerfcf^aft war ein
2lu8f^u§ niebergefe^t, biefe ju unterfui^en. Die Serorbneten füt
bie Sürgerweibe Ratten tro^ toerfcbiebener Oebote be8 5Rat^8 mit
ben größten ®di)wierigfeiten ju tämp^tn, weil bie alten Dofumente
nicbt berbeigef^afft würben. Da erfldrte ein Diener be8 Äom*
t^ur8, S^^nn oon Sollen, ba§ im ?lrcbiv>e ber Sommenbe eine
Urfunbe ftd^ bepnbe, bie auf jene ©ac^e Sejug b^be; fie beweife,
ba§ ®üter, bie ebemalS jur Oemeinweibe gehört Ratten, jejt
im SPrioatbefi^ wären. (Sr t)erfdbaffte bem SluSfc^ujfe einen
lateinif^en ©rief, ber bie8 be8 9lßf)eren au8 weifen follte, ein
JRegifler über ®üter, bie el^ebem jur SBürgerweibe unb jeft
jur Gommenbe gerechnet wären. 68 warb ber Äomt^ur baran
erinnert, bag ber (Rat^ tjerorbnet ^abe, Sllle, bie folc^e ©runb"
jlücfe unter (leb Ratten, füllten \>ox i^m |i^ verantworten; i^w
^arb bebeutet, wo ba8 SRegijier wäre, »ürbc au^ ber ©eibebrief
235
feiti/ unb biefen möd^te et ber i^ armen ©emeinbe^' ju 92u^ unb
(Jroramen ausliefern.
S)er Äomt^ur t>tt\pxa^, nad^jufe^en unb bic ©riefe, bie er
finbe. bem 9luSf(|)uffe ))or}uIegen ; auf ®runb ber ®rf (ärung beS
3o^ann t)on 93oQen noar man allgemein überzeugt ben fefinli(|fi
getoänfc^ten SSeibebrief er(;atten ju fönnen. ^er Jtomi^ur aber
leugnete ben 99eft^ beffelben; e8 flieg, er t})\xt e8 na6) Slbrebe mit
bem Statte unb mit ben ®ut8^errn, benen bie fragli^en ®runb'
P^e bei ber ©emeinmeibe je^it jufldnben. S)a8 S^olf ergrimmte
immer mejr unb me^r. Umfonjl »urbe ber Äomt^ur gur ^er»
ausgäbe beS 3)ofumente3 ^ielfa^ unb bringenb aufgeforbert; um«
fonft würbe i^m jugefagt, ba§ ber Sommenbe fein®ut genommen
metben foüte, felbft mcnn eS neben jener SBeibe liege. Der Äom*
tbur blieb babei, er befi^e baS !Dofument ni^t, unb n^arb am
Dienflag, bem 9. SWai, wx bie gemeine 5Bürgerf^aft gelaben, um am
folgenben Sage ftc^ gu entfd^ulbigen, t)or aUem 3)oIf ben (SbitionS*
eib gu leifien. @(|ion noar bie äRenge an biefem Sage auf bem
SWarfte Derfammelt, al8 bie fRa^xi^t fam, ber Äomtl^ur l^aU ft$
in feinem ^aufe Dor bem Dfiert^ore verrammelt. WHan tou^it, ba§
er ein ftolger SWann fei, untjergagt unb Jjo^enb auf fein iRittert^um,
eine ^erfönli^feit bie e3 üeracbtete, o^ne 3wong ben Sürgern
nai^gugeben; man meinte, er toerbe ft$ n)o()I auf bie t^^fHgfeit
feines ^aufeS uerlaffen unb SBiberftanb magen, obglei^ er nur mit
geringer Dienerf^aft im Äomt^ureibof lebte unb bie 3^it Wngfl \>ox*
bei »ar, in ber bie (Sommenbe toegen ber ÄampfeSbereitfcffaft i^rer
Snfajfen t>ox Singriffen gef(|)ü^t war. SS ]^ie§, ber {Ritter {labe
©efc^u^ auf ben tBoben ber DrbenSfir^e gef(^afft unb geballte
®en)alt gu gebrauchen, mie in ber @a$e mit JRuboIf t^on 3)ief)^oIg.
3)ie aWajfen [türmten am 10. aWai gum iRat^^auS unb forberten,
baß berfRat^ einf^reite; üWutter unb S$n)efier beS Äomt^ur famen
bortbin, um gu (Sunflen beffelben gu t)er^anbeln. Snbeffen ^atte
ber 9tat& ft(^ in eine JJJofition gebradbt, bie feinen ^anblungen ben
8lnfiri(^ ber $arteilieb!eit gab. (£r fonnte tojenig für ben Äomt{)ur
t^un; aber er fcbritt bo$ energifc^ vor. ©r entfanbte toegen ber
Gattung beS jtomt^urS feine beiben j(ämmerer gum $of ber
286
ßommcnbe, ©ie mirben ntdjit eingelaffen ; e8 ]&ie§, ti feien toon
bem S)o$c ber DrbenSfirc^e Steine auf fie geworfen »orben.
^er (Rat^ fonnte bie SWenge nic^t beruhigen, bie üor ben
(Rat{)8flu^l trat unb n)egen beS offenen ffiiberjianbe«, ben bet Äom*
t\)\xx ber ©tabt ju bieten festen, laut unb lärmenb ft(| befcfttoerte.
3)er Wat^ n)u§te nic^t, n^a« ju ma(!^en fei; bie gurret ber bento*
fratif(!^en ©ettjegung bet^eiligten ji(^ nic^t an ber Sfngelegenfjeit ; bet
$5bel rottete f\6) {ufammen, unb anü) ber ruhige 93urger8mann
tüappmtt ji^ unaufgeforbert. 5)er Äomt^ur^of njarb umlagert-
iRubolf t)on Sarbewifc^ fa^, ba§ ber iRat(> \\)m nii^t ju ^filfe fomme;
auf bem ßrfer über ber ffir^ent^ür, ber nai) ber D(lert^or8flra§e
hinausragte, madbte er B^i^)^"/ 0I8 fei er toiüig, jt^ ju ergeben;
aber au8 ber aWenge tourbe na^ i^m gefc^offen. Sin ®(|)u§ fiel
nacf) bem anbern; miS) iai SluS^dngen feines ^uteS f^alf nic^t.
68 ^ieg, er fc^leubere ju gleicher 3^it ©teine auf ba8 2}olf; ber
lumult war nic|it ju jliBen. Untf)ätig ftanb ber 9tat\) auf ber
I)om8^aibe unter ben Sinben. SBBof)! fc^ritt ber ©t)nbicu8 mit ben
ftämmercrn auf bie er^i^ten ättajfen ju, fie jur SRube gu bringen;
allein fie fanben fein ®et;5r, unb ber iRat^ ging t^erjagenb auS*
einanber. J)er ©türm auf bie Äomtburei, ben ber Sro^ ber
Drbcn8ritter Jieraufbefc^moren ^atte, begann »irflic^. Sinige au8
ber SWenge liefen jum ©üdbfenj^ofe, l^olten ®ef(!^ü^e, pflanjten fie
t)ox ber B^ölf^^P^N^ii^^^ <^uf unb gnoangen ben 9tat^8bä(^fen«
meifler, fie ju laben unb gegen bie DrbenSfirc^e abjufeuern; inbeffen
traf nur ein ©^u§ ben S^urm. SWit ßeitern warb bie Rxx^t
erfliegen; t)on bem 35a(f>e eine8 ^aufeS, ba8 neben berfelben flanb,
gelangte man in ben Srfer über ber S^ür be8 ®otte8^aufe8, üon
biefem ju bem über bem ®ew51be befinblic^en JRaum; bort nourbe
ber Äomtfiur mit üier feiner ®enoffen getroffen unb erf^lagen.
Die Seiten warf man loom Äir^enbat^ auf ben ^neb^of, ber ba8
®otte8^au8 umgab.
2)ie 2Butb, welc|ie in ben SWaffen gegen bie JRe|)rdfentanten
beS entnervten Drben8 jt^ gefammelt Ipatte, trat in bem wilben
3;reiben ^eroor, ba8 je^t im 9titter^aufe ber 93remif4ien ßommenbe
^ er^ob ; bie aufgeregten SBurger erbrachen jtammem unb ©ct^rdnfe.
887
jerf^lufl^n bie ^Jenflcr, fließen mit Warfen unb Süi^fen einen 95er-
f$(ag auf, in bem fte baaxti ®elb fanben, ^6)Up)fttn Sebendmittel
unb ®erdt(ie noeg, riffen bie jtifle mit Silbetjeug auf, bie fibcr bem
jtir4^engen)5I6e t)erborgen gehalten ivar unb eigneten ft^ ^z6)tx,
@^a(en, Sdffel unb i^ren ganjen fonßigen 3n^alt ju; fte japften
bie ©ierfäjfer an, bie im ÄeHer lagen, {hielten toilbe« Se^gelage im
®aale bed &om)ent()aufed unb in atlen feinen Sinin^^^i^/ <^uf bem
^ofe, in ber Äir^e unb felbfl auf bem Ootteäader.
3)er SRat^ tdat 9ti$t8, bag Staub unb $länberung eingefleQt
iperbe. (Srfl ald e8 }u fpdt toax, famen bie Jtdmmerer mit ben
©ecretaren unb ^Dienern be8 9)atfie8, ein 3ni)entar aufzunehmen;
fte brangen ni4)t bur$. @in 9lnf(|)(ag am Pfeiler beS 9tat()^aufe8
befaf)!, ba8 geraubte ®ut jurudiufleQen ; außerhalb ber @tabt ge-
f(|)a^en Verfolgungen ber einjelnen SRauber, bie ftc^ auf unb batoon
machten; aber man fing nur }n)ei in 93egefadF. %m folgenben
Sage oerlief ftc^ bie aufgeregte SRenge, unb am 12. SNai fonnte
ba8 feierli^e 93egrdbni§ be8 Äomt^urä fiattfinben; unter Slntoefeu*
f^eit be8 SRat^S, ber SSitt^eit unb ber ^Iriftofratie ber @tabt n)urbe
bie Seilte be8 @rf(^Iagenen auf bem t^riebbofe ber Sommenbe
bejlattet.
Unter aU ben @treitigfeiten, mel^e bie ^eutf^^^erren gegen bie
93urger ber ©täbte, in benen fie jt^ angefiebelt Ratten, beflefjen
mußten, i{l mof)! feine einjige, n^elc^e fo beutli(|^ jeigt, n)ie bad
frembe SIement, ba8 innerf)alb ber {Ringmauern fi^ ^atte geltenb
machen nooflen, im ßaufe ber 3^it, flatt einjutt)urieln, me^r unb
mebr t)om bürgerlichen Ceben unb feinen Snterejfen fi^ logtrennte,
tt>ie bie Sommenbe innerfialb bed ftdbtif^ien (Semeinn^efenS ft^
toöUig ifolirte.
^ie blutige ®en)altt^at, bie gegen ben 93ertreter beS £)eutf($en
Drbend üerfibt n^ar, fonnte ni$t unbea^tet bleiben. S>er 2)eutf(i^'
meijler fümmerte ft^^ freili4> um bie 9lngelegen^eit ni(|it; aber ber
^eermeifter t)on ßiülanb, SBalter öon $lettenberg, bejlimmte brei
a3et)ollmd4>tigte, um mit ber Stabt ju unter^anbeln, iund^fi ben
Drben8t)ogt {u 9toftten (?) S)ietrt^ t>on 3>alen, bann t$riebri(ff oon
3>um{iorf, ber jum 9la4lfolger be8 @rf4^Iagenen auSerfe^en max,
238
unb enWi(^ grlebri^ ©^neeberg; btei fonfl unbefannte 99l&mer.
SII8 fie in 93remen anfamen, njar bie JÄcformbetüegimg bereit*
erflidt. (S8 ^errf^te fi^on toonflänbiße, rücf|l(i{|t8Iofe (Reaction, bie
SSereinbarunfl rt>ax beS^olb ni^t fe^r f^tücr. 68 »urbe feflöcfe^t
bog ^injtcbtli^ be8 ßanbeS, baS mittlerweile toom (Sommenbeflut
jur Sürgertioeibe gefctilogen fei, na frundscop »oder rechte t)er*
fahren werben foflte, in glei^er SBeife »ie ]^in|i(!btli(^ anberer
®runbftütfe, mit benen ber jur ©emeinweibe ijerorbnete Slu8fc|)U§
bie8 toorgenommen fiabe; 3i^tratf;e, Äleinobien, filberne Silber unb
üWonjlratijen, Äeld;e unb Äreuje, bie üon ®ut^erjigen bem ©pital
gefc^enft unb m^ bem 5lufrubr umgef^moljen ober ijeräugert feien,
fotlten erfe^t werben unb ba8 noä) tjor^onbene ©ilbergef(|iirr in
beS 9iat^8 freuen ^dnben bleiben.
S)er Drben fonnte bei feiner bebröngten Sage nit^t noo^l
f)o^ere ijorberungen pellen, unb ber rcactionare SRat^ war fdbnell
bereit, ibm alle gerii^tli^e Sü^ne bur^ Einrichtung ber aWörber
iujugefie^en.
©0 waren balb bie einfacheren Ser^ältnijfe georbnet, Slm
26. Moüember 153 1 warb ju Wet^em unter Vermittlung be8 EerjOg8
Srnji toon S3raunf(i^weig»8üncburg unb be8 (äbelberren 3o^ann toon
!E)iepl;otj jwifcben bem Watl^e unb ben 9lnt)crwanbten i^i Srfd^lagc*
nen ein ®ül;nv)ertrag fefigefieHt. 3)e8 entleibten Äomtl^ur ®(|)Wej}er
3utta forberte (Srfa^ il;rer ab^anben gefommenen Äleinobien unb
erfjielt benfelben; i^r SBruber ftonrab begnügte fx^ mit 1000
römifc^en ®olbgulben, bie i^m am ©onntag ßaetare ju Dehnen*
^orfl au8bejal;lt werben foHten. <So enbete ber wi4itigjie 6onflict,
ber jWifcfien ber ©tabt Sremen unb ber 3>eutfi^^erren*Sommenbe
in i^ren ÜRauern ausgebrochen ift.
Der giacbfolger beS erf^^lagenen, Sodann pon Dumfiorf,
ber SBruber be8 tjor^in genannten, war ber le^te Vertreter, ben ber
Drben ^atte; fe^r unä^nlii^ ben erften ritterlicficn Srfibern, bie
unfere ©tabt betreten, protejiantif^er (Sonfefjton unb tjer^eirat^et.
D^ne ©ontoent ijon ritterlii^en ®enojfen, o^ne Segleitung eine?
Drben8priefter8 unb eine8 ©pitalmeifierS lebte er im ^amjtl^aufe
ber ©ommenbe, wie ein wofil^abenber JBürger in einer e^emoltgen
239
2>otnl^erren€urie. 3to^ beßanb bie Sommenbe, aber f(^on toä^renb
feiner Amtsführung ipurbe i^x Untergang bef4iIoffen.
2>ie Sluflöfung ber 5tomt^urei ju Sremen gefc^a^ nicf^t bur$
i^ren 93or{lanb; bie dommenbe ^ätte n^o^I no$ lange 3^it fort«
t)egetirt, wenn ni^^t ber Drben felbjl fein t)ormal8 fo f)offnung8*
\>o\lt9, bann aber entartetes jtinb ))on f\^ geflogen ^dtte. S)er
le^te ßantmeifter be8 5>eutf(ben DrbenS in Siülanb bereitete, toit
ber Slieberlajfung in ßübetf fo a\x^ ber in Sremen ben Unter*
gang, obnoo^t gerabe i^re @r^altung liegen ber Stellung, bie biefe
beiben Stdbte jur @tiftungegef$id£)te beS OrbenS einnal^men, al8
eine Streupflicht fidtte erf^einen lönnen.
3)er aWeijier be« DrbenS in ßit)Ianb, ©ott^arb Äettler,
unb ber Sanbmarf^aU $|)ilipp @4iaQ t)on 9)et(, bie beiben in ber
legten 3^it be8 IiDldnbif4)en DrbenSftaateS befonberS ^en)orragenben
5Perfonen^), unteriei^neten am 17. 9lpril 1560 gu iÄiga eine
Urfunbei toel^e ba8 ®4>itfföl ber Srcmifc^en Drben8commenbe bc»
jlimmte. SBegen be8 SWo8fott)iterfriege8, fagen bie bo^en Oebieter,
toäxtn bur$au8 ®elber aniuf4)affen; ber 9lat(; t)on Bremen f)dtte
ibnen 7000 ffiolbgulben ju 5 p(St. geliehen unb ber Drben i^m
bafür feine Sremifcbe Äomt^urei üerpfdnben muffen ; na^ be8 augcn*
bli(flic{)en Äomtbur8 lobe foHte ber SRat|> bie 5Befugni§ fiaben, bie»
felbe für 25 ^afyxt in Seft^ ju nel;men; bann foüfe er i^re
grüßte unb öinfünfte anjlatt ber Binfen nu^en fönnen unb nur
gegen Dlüdia^Iung ber $fanbfumme ein 3^^^ n^tf) erfolgter
Äünbigung gebalten fein, bie 93eft^t^ümer tt)ieber ()erau8jugeben.
S)ie 93ern)üf!ungen ber (Ruffen in Jturlanb unb Siülanb, bie S3e«
brdngungen burc!^ bie $oIen, bie S3auernauf{ldnbe unb bie ^tx*
rdt^ereien ber ®olbfne(!bte trieben bie ^dupter be8 Drben8 ju jenem
©4>ritt. Sl(8 5Bet)oÜmd(btigte be8 8iüldnber8 nehmen ^^anj t)on
@titen unb anicbael S3runnon) ba8 ®elb tbeil8 in 99remen, t^eil8
in Sübed in Empfang.
J) IR U t e n b C r 9 tt. D. IL 6. 413, 432, .468 ff., 478 ff. unb 6. 408,
m, 480, 48r.
240
©0 ßetoann unfere ©tabt im ^a^rt 1560 an bet 3)eutf^^ertcn*
Gommenbe ein ißfanbretf^t bejfen gtofic Sebeutung bei ber ofen*
funbigen S^^Iu^ß^unfö^igfeit be3 DrbenS 3^bem tjor 9liiften lag,
Die ©tabt fonnte freiliiä^ ben ißfanbbeft^ ni4)t fofort antreten;
aber ber Drben ging balb no^ ttjciter. Sr f^ilug ben SBeg ein,
ber baju führte, ba^ bie ©tabt fefir fc^neU ein^n no(^ pdrferen
Slnfpru^ an bie ©ommenbe erhielt al8 baS lRe(|)t au8 ber Ser*
pfdnbung. 9tm 9. 5)ecember 1561 üerfaufte ber ^eermeijier bie
ganje Sremifc^e Gommenbe an ein rei4)e8 2Witglieb be8 liiolänbi*
f4ien DrbcnS. *
I)er S^ttpunft, in bem biefeS entfi^eibungStooDe Oefdbdft ge*
fc^Ioffen tourbe, tvax dußerfl bebeutfam; furje ^nt bcrnac^ toer^^
f(fitt)anb ber 3)eutf4)e Drben gu ßit)lanb, über bejfen Sluflöfung
bereit? längere ^tit toor^er Derf)anbelt ttjar. Umfonp fiattc ®eorg
©ieberg üon SBiplingen 1559 auf bem Songrejfe von SugSburg
bie Unterfiü^ung beS 9tei(fie8 in Slnfpnic^ genommen ; bie ^ürfpracbe
be8 5Deutf^meifter8 unb beS ^erjogS t)on SWedlenburg ^attc dl\6)t9
mikx bewirft, al8 bag einige ©cbreiben erlajfen ttjurben, jum
©^u^e it^ liüldnbifc^en DrbenS ju ruften. 3lu(|) eine befonbere
5Sufforbcrung erging f)ierju an bie ^anfeftdbte; fte Weigerten (Selb
unb aWannf^aft unb öerfprac^en nur ©efc^ü^ unb iJJuttJer, Umfonft
batte au$ ber Deutfcbmeifler 6nbe 3uni 1561 fcbon 5Somtf!ur unb
tRat^8gebietiger in granfen jum Äapitel nacb 2Wergent{)eim toegen
jener Slngelegen^eit berufen, e8 njar fein SefcbluJ gefaxt; e8 war
fein ©^ritt gefcbe^en, ben fjarten ©(|)lag Dom Drben abjutüenben.
©(^on am 25. SWoüember 1561 fcblo§ ®ottbarb Äettler gu
SBilna mit bem Äönige t)on $olen jenen 5Bertrag, na^ njel(i^em
i^m unb feinen Srben Äurlanb unb ©emgatten al8 erbli^eS
gürfient^um toerbleiben, ßit)lanb aber unb bie übrigen ßanbe beS
DrbenS an (Polen fallen follten.
SBenige Sage ^ernacb gef^ia^ jener 93erfauf ber Sremifc^en
ßommenbe, ba8 ©ef^dft, ba8 bem Drben no^ im legten ?lugem
blidF eine IBeft^ung entri§, um au8 i^r momentanen SSort^eil {u
1) JBoigt, IL e. 171.
241
r ■
iie^en. 35er t)or^in genannte SRitter ;®eorg ©ieberg oon
SBißlingen, früher ^au^tomt^ur infRiga, bamalS noc^ Äomt^ur
in 3)ünaburg, ber vertraute ^reunb unb ©efmnungSgenojfe Äettler'S ^),
txtoaxb bie Sremifc^e Commenbe al8 ^rmateigentbum. T)er neue
(Srnjerber ^atte freili^ ni(f)t blo8 baS fßfanbrec^t ber ©labt Sremen,
fopbern a\xi) bie (Rechte beS no(!^ lebenben Äomt^ur ^o^ann oon
3>umjiorf ju refpectiren; allein obwohl no^ einige 3^it ein
. Äomt^ur in Sremen reftbirte, ^örte bie Äomtf^urei al« fold^e feit
jenem ©ertrage ju 5BiIna rec^tlicb auf ju bejie^en. 5)er le^te
Sonbmeifler t)on ßiolanb platte fcibon bem Drbenöjianbe entfagt unb
q18 ^erjog tjon Äurlanb unb ©emgaHen einen J^eil ber ebemaligen
^errf^aft unter neuem litel übernommen, al8 Don 2Bi§lingen
feine 9ie4)te auf bie ©remif(Sbe Gommenbe bur^) ©igiSmunb wn
^olm )l(fe befiätigen lie§. S>ie8 gefi^ab am 4. Slugufi 1563; ein
balbeö ^a\)x fpäter toar \>on Siglingen gern bereit, fein ©igen*
tbum an ben SRatb t)on Sremen ju üeräu§ern. SBir nehmen bie
mistige 95erfauf8afte i)m auf, iebo(äb ni^t in i^rer ganjen lang*
tt)eiligen JRebfeligfeit.
Ick Georgh Siburch etwah des Teutschen Ordens zu
Dunenborgh cumptter bekenne hiermit in unde myt krafft
dieses brieves vor mich, meine nhakhomen erben, erb-
nhemen unde vort vor jedermenniglich : Nachdem unde als
der hochwirdiger, durchleuchtiger unnde hochvormogender
fürst unnde her, her Gothardt, meister Teutsches Ordens zu
Leifflandt, mir van wegen meiner vilfaltigenn dem Teutschen
Orden erzeigten dienst die cumpterie zu Bremen mit allen
unde jeden rechtigkeit unde zubehoeringhen, wie die nhamen
haben mögen, gentzlich und ghar auifgetragen, den pfandt-
schillingh der Stadt Bremen, soe irhen fürstlichen gnade dairauf
entrichtet, ihnen wyderumme zu erleggen, die cumpterie zu
freien^ und vor mich meine erben und erbnhemen erblichen
und eigen einzunhemen, zu gemessen, zu geprauchen, zu
behalten, zu vorkauffen und damit zu thun und zu lassen
1) iRutenbcrg a. D. II. 6. 413, 474.
»ccmifd^eö 3a^i:N(^ IL 16
242
meines eignen besten nutzes und willens and gefallens; oder
aber; do die Stadt Bremen solche cumpterie erblich zu be-
halten unde zu kauffen geneigt sein wurde^ das übrige gelth^
so hoch es mit ihnen verhandelt^ zu entpfahen und in meinen
nutz zu kerhen und iozuwenden . . . Und aber ich mich mit
eynem erbaren rathe der stadt Bremen auff den abstandt
solcher meiner habender erblichen gerechtigkheit eingelassen
dergestalt und also^ das sye mir dairvor zwaytausent golt-
gülden zu geben gewilliget, mir auch dieselbige in gantzen
und voUenkhamen summen erlecht unde bohandet^ die ich
alsoe balddt in mein und meiner erben nutz unde bestes
widerumme angewandt habe^ dagegens ich dan deme rathe
der Stadt Bremen itzgemelt vor mich; meine nhakummen und
erben alle und jede meine habende recht unde gerechtigkheit
vorbemelter cumpterey und derselbegen zubehoringen, wie die
auch sein unde nhamen haben mogen^ gentzlichen cediert,
vorlassen und aufgetragen habe .... dieselbige fiir sich imd
ihre nachkomhen erblich und eigentumblich zu haben und
zu behalten .... Unde quitere derhalven hiermit wolgemelten
rath der stadt Bremen solcher zwaytausent goltgulden guther
betzalungh mich gegen ihn bodanckendt. Da auch die stadt
Bremen an dem aigenthumb, possession, wehren unde ab-
nutzungh bomelter cumptereien unde derselbigen angehorigen
guteren unde gerechtigkheit in einiche masse oder wege, mit
was scheyn dasz auch jummer geschien muechte, kumfftiglich
raolestieret oder boeyndrenget wurde, alsz sollen und wollen
ich und meine erben sie an denselben nach muchlicheit
verbitten helffen, auszgeslossen alle argelist unde gefierde.
In oirckunde der wairheit hab ich Qeorgh von Siburch vur-
geschrieben meine angepomnen ingesegell an dussem offen-
nen brieff gehangen. Datum Bremen im jair unsers Heren
tausenth viinffhundert tsestich und vier, am achten tagh der
monath Februarii^).
1) 2)ic Umfd[>rift M Siegel«, hjclc^e« ein f im ff peinige« fWab oI« Jöajj^jenbilb
geigt, lautet: S. JVRGEN. SIBERCH.
848
%li ber Xomi^m ju 3)äna&urg brei 3o^re t)or ^(uSjleQung
biefer Urfunbe bie SBremif4ie (äommenbe faufte, xoax ti gen>i§ fd^on
feine unb bee SanbmeifletS SIbft&t, ba§ bie ®äter berfelben an bie
@tQbt S3remen kpieber loeräugert noerben fodten. 2Bie t)ätte er auf
ben ®ebanfen fommen fönnen, bie (guter }u behalten ober fte
einjeln ju loerfaufen! 3>em fianbnteifler tonnte ber fSim\6f be8
ätat^eS, bie S)eutf((^^erren au8 ben fDtauern ju entfernen, ni(fft un«
befannt fein, unb bie beiben S^eunbe f(^to{fen ben Siertrag, bie
eignen Snterejfen, bie be8 litoldnbifcl^en Drben8 unb bie ber ©tabt
Bremen noo^I ermägenb; nur an @ine8 backten fie m6)t, an bie
3ntere{fen bed DrbenS aI8 ©anjen, an bie bed Drbend in beutf(|ien
Sanben.
«m 8. gebruar 1564 erwarb »remen für 2000 ©olbgulben
alle 9tt6)U an ber ehemaligen Äomt^urei, bie frü^er^in bem
Drben/ bann bem ^errn o. 9Bi§lingen juflanben; aber aui) bie
Stabt mu§te baö ertoorbene iRe(f)t be« Äomt^ur« adj^ten unb
fonnte ba^er ni^t et)er if^re 9)e(|)te audäben, a(d bis 3o^ann
oon SDumjlorff geflorben war. 1570 warb ba« oben (in Slote
1 ju ©eite 194) erwähnte Jnöentar ber (Jommenbegfiter auf*
genommen.
Snbejfen bejloeifelte bie ©tabt bo^ bie ©ültigfeit be« ganjen
ßrnjerbe? ; man fiel auf ben ®ebanfen, eine faiferlicfee S3ej}citigung
bejfelben einju^olen. ©pubicum ©c^affenrat^, ber 1575 jum ÄegenS*
burger 9lei(!j)8tage abging, foflte biefe erwirfen ^) ; aber in einem
©(^reiben oom 28. aWai 1576 riet^ er oon folcber aj?a§regel ab,
»eil man bie gefd^rlidS^e unb zweifelhafte grage, ob ber lioldnbif(|ie
Drben o^ne ®ene{>migung beS ^0(!^meiper8 bie (Sommenbe oer»
faufen fönne, wenn mögli^, nic^t anregen bärfe. S)er ^o^meifler
fag im 9tei(|)8tage, unb e8 war leidet m5gli^, bag er bie S3efugni§
be8 lit)Idnbifc|)en ganbmeifierS, eine beutfc|)e (Sommenbe gu oer*
1) (Sine bon IRenner'd $anb gemalte (Sopie ber Urfunbe ))0m 8. (Februar
1564 mutbe i^m gegeben, unter berfelben {leben bie SBorte: Präsentata 19.
December Anno 75, sed ex certis causis a me retenta et in delibera-
tionem deducta.
16*
244
du§ernr in 3^^tfe( {teilen merbe. @o unterblieb ba8 ®efu(^ um
faiferlii^e 93e{lätigung. S)em 9tati) traten feine ^inbernijfe entgegen,
a(d er beim £obe 3o^ann'8 oon S)um{}orff bie (Suter ber 6.ommenbe
iu jt4) nat^m.
S)er le^te Äomt()ur ju Sremen jiarb am 7. ^\xl\ 1583, ein
aWann üon fajl 100 "^affxtn, toit feine grau, in ben legten Briten
erblinbet, fo ba§ fiatt feiner fein 6nfel, ber ©remift^e ©ürger
Sari Se^r, bie ©erwaltung ber efiemaligen Sommenbe führte.
2lfö er, ber le^te Vertreter beS Witterorben« in Sremen, gefiorben
war, überlieferten feine Srben, Sari ©e{>r unb feine S^efrau, ba8
®ut ber Sommenbe bem 9tat^. ®ie fc^^afften auc^ i^eine Sabe mit
Briefen" auf ba8 9tatf)f)au9, bad if! bad %x^\\) ber ehemaligen
Sommenbe, iDelc^ed fortan mit bem <5taat8ar4)it) vereinigt bleiben
föüte^). S)ie e()emalige Sommenbe bilbete na^ mie t)or einen
eigenen ®ütercom^)le5, beffen ^bä^^ eigent^ümli4)e S^itffale in einer
®ef(|)ic|)te be8 93remif4>en ^5inanjtt)efen8 ju erörtern jtnb.
3. ^ie Uthttttftt ber SBremifd^ett Stomt^uxti^Mmbt.
33on ben ®ebäuben, welche, mie bie Dorange^enbe 8lb^anblung
jeigt, ijur ehemaligen 5)eutf(^^errencommenbe in 93remen ge{>örten,
finben ftcJb I;eutigen Saged nur noö) bie !Re{te be8 DrbenSbetbaufed
unb bed Drben8tt)oj)n^aufe9. ©ie liegen an ber 1806 angelegten
Äomtt)urpra§e, ftnb aber t)on biefer au8 faum erfennbar; benn ba8
crftgenannte ®ebäube ifi längjl in ein $atfböu8 üermanbelt unb
bif einjige loon ben umliegenben Sauten nid^t Derbecfte 6eite,
ef)emal8 bie Dflmauer be8 S(jor8, ijl bur(|) 33erni(()tung ber alten
genjier ^ unb burc^ Slenberung beS T)acbc8 fo Döflig entfleHt, ba§
nur noc^ bie beiben Streb e:t)feiler baS 9uge be8 aufmerffamen
1) ^ud einem @tolienau, 10. 3uni 1588 batirten ©d^reiaen (SaxI ^ti)x% U4
an ben 9iat^ gericfitet ifl.
245
SBorüberge^enben Quf fti!^ jte^en. T)a8 Qnbere ©ebdube \>nr&i})
\\)m im 2leu§eren gar nic^t fein ^o^eS Sllter. 9Bcr bajfelbe nä^et
unterfu(|it, bie auffaDenb bicfen OMouern bead^tet tt)irb bie ®}>uren
bc8 jfingflen burc^greifenben Umbaus antreffen unb, bem ^ofe juge«*
fe^rt nod) bie alten Strebepfeiler finben. 5lu§er ben ffüpern betritt
je^t nur ber ^w^ beS iJorfc^erS bie auSgebel^nten Äeflerrdume unb
bie ©oben an ber !Pa(f*^au8feite, bie ©teilen, bie no(6 t)Dn ben
früheren Serbditniflfen jeugen.
Die Umgejlaltung ber alteren 99auli(!^feiten ijl nic^t jüngeren
Datums. ®ie %t\i)af) f^on balb nacft bem Srtoerbe ber Deutfiä^*
^erren^ßommenbe hnxi) bie ©tabt; für ben SRat^ njaren gerabe
biefe ^auptgebdube berfelben Don erjler ©ebeutung. Die DrbenS-
fircbe n)irb freili^ jund(f)|l nur gef(|>lo{fen fein; an bie ©teile be8
©J)ital8 trat bann aber ber neue fidbtifc^e aWarjiall unb befonber«
n)urbe baS DrbenShDobnbau« für anbere ^toedt {)ergeri<^tet.
Äreffting melbet in feinem um 1600 gefdj^riebenen DiScurS
bereits t)on einem Umbau, ber mit biefem (Sebdube vorgenommen
morben *) ; nac^bem cS einige 3^i* oermietfiet ttjar^ mürbe in ibm
bie 3Rün}e aufgeri^tet; eS entflanben in i^m Sßo^nungen für ben
aWünjmeijier unb feine (Sefellen; baS Untergef(|)og marb ju ffierN
ftdtten unb ßagerrdumen Dertoenbet; ber $of, ber im iHücfen ber
®ebdube jtdb ausbreitete unb nacb ber Djiert^orfira§e ju burd^i ein
(Sitter oerfcblojfen mürbe, erf)ielt ben Jlamen beS ,/Ü)lünjbofeS«.
©eit 1674 bt\ä)x&nttt man bie ÜWünje auf eingelne ®emd^er beS
gro§cn <^aufeS unb Dermietbete bie übrigen Sidume, mit biefen auc!^
mo^l bie frühere DrbenSfir^e; als bie SWünje einging, tDurbe baS
gange ^auS nebji Äapetle an einjelne Sürger üermietbct. Snblid)
erlitten im Slnfange biefeS 3ö6i^{>wnbertS beibe ®ebdube ibre le^te
Umgeftaltung, als fte t)on ber ©tabt, n)ie f^on lange t)orber
projectirt mar, an einen ^Privaten Derfauft mürben.
©0 ifl eS gefommen, bag baS DrbenSfpital ganj t)erfcbft)unben
unb \>on ben beiben anberen ffomt^ureigebduben nur menig übrig
1) Krefftingii discursus cap. 4. Nihil didmus de instaurata non
ita pridem commendatoris ordinis aula cum insigni s. spiritus sacrario.
246
ifl; aOein e9 toxxi ft((i hoä^ t)erIo^nen, biefed 9Benige aufmerffam
{U betracfiten.
X>ie tjormenfpra^e ber Slrd^itectur unb bic 95ertt)anbtfdS>oft ber
in ber erflen Hälfte be8 breijebnten S^^i^^w^bertö in Sremcn ent*
ftonbenen ©autoerfe mürbe f^on lehren, bo§ bie noc^ beute erhaltenen
Zf)t\k beS ®otte8jiaufe8 ber erflen S^H bet T)eut[(^^erren*
Sommenbe in Sremen angeboren; im t)oranflef)enben SJeitrage iji
erh)ä^nt, ba§ fie bereit« 1242 urfunblic^ erfcbeint^) unb ber noc^
je^t pe^cnbe ©au gejiört ben erjien Decennien be8 13. 3ö^rf)unbcrt8
an; toxx fönnen aber no^ JBeitere« erfennen. DieS.Sautoerf ber
I)eutf4)berren fle{)t genau auf bem unteren, ber 5öflw«8 unb bem
ÜKaterial naä) fenntli(|^en ©emduer einer älteren Staptüt, in ber
wir baS 93etbau8 be8 im loorigen 93eitrage befpro(|»enen ^eiligen«
geiftfpitalS erfennen; bie 15bli^e (S^riflenjttte, ben ber Religion ge*
meisten Soben gu e^ren, if! alfo t)on bem ^p&Ux bauenben Drben
nid^t »erlebt. SefonberS h)idi)tig für biefe 3tnna^me ' ifl bie önt*
betfung eineä alten, flar! benu^ten ÄaminS in ber SBeflnjanb ber
ftir4)e, n)el(i()er al8 jur Slnlage be8 ^eiligengeiflfpitale8 gehörig ju
betra^^ten ifl, fo ba§ bie Sage biefe« ©pitaleS fxöf ergiebt; e8 be*
fanb fx^ im ffieflen ber Äir*e, ba too fpdter ber fldbtif(^e OKarflaU
fx^ erl^ob, ber früher auf ber ßangen»®tra§e gelegen b^tte.
3>a8 in jener 3^4^ an ber ©teile ber 6pitatfapeDe ber ©rüber
wm ^eiligengeifle erbaute ©et^au« »ar x>ox feiner ^Profanation
ein in feiner 9lrt f^öneS Saun)erf. ßS \)at eineSreite, ^öbe unb
ödnge üon 28, 42 unb56gu§; biefe 3a^Ifn, bie ben gemeinfamen
Factor 14 ^aben unb ein ©erbältni§ mie 2 ;u 3 ju 4 barflellen,
geben aucb {)ier S^ußnig, ba§ baS aJ?ittelalter feine Sauten auf
mat^iematifcbem ®runbe errici^tete.
Der SRauerförper ifl in aWuf(!belfalf aufgeführt unb befielt au8
14—15 3oa langen, 6 1/2 3oll breiten unb 4 3oll birfen 3ie8^'"-
9lu4) We profilirten Z^i\x^ (gig. 3 Saf. I) unb tJenfler^^Sinfaffungen
finb auä bemfelbigen 3Waterial; biefe SBadfleine würben inbeffen ni(^t
1) fBcrgl. @(tte 192. ^ie in bem ^olgenben audgef))ro4ene ^Cnfid^t ^amonirt
nt^t d^na mit bem bort ^udgefü^rten.
247
geformt fonbern gef^nitteii unb fmb Don befferer Dualität al8 ber
gett)ö^nli4>e Si^fl^I.
2)ie alte tjorm ber ®*rebe^)feiler iji nod) genau ju ermitteln
gettjefen. 'Die Slbbetfungen, foioie aüe SBafferfc^ldge, alle Dor=' unb
jurüdffpringenbe, ^orijontale (Slieberungen, ©otfcl (^ig. 4, Saf. I.)
u. f. m. beftetien au8 !ßortajlein. Da8 einjigc an ber ÄapeDe nod^
erhaltene figürlicfee Ornament ifl ein ^alb menfcbenä{)nli*e8, ^alb
beflienartigeö, tjorfpringenbeS Silbtüerf, ein ffiafferfpeier, beffen
Slbbilbung f\öf ni^t empfa^t »eil ber iJopf bejfelben leiber fe^U.
5>ie Sculptur befinbet jic^ an ber Sefrönung eines in (Siebelgeflalt
abgebecften ©trebcpfeilerä an ber norbofllicben 6(fe beS 6bor8 unb
ifi au8 «Portaflcin gearbeitet 3ln biefe gigur fnfipft fi^ ba8 «olfS^
gerebe, fte jietle ben ermorbeien Q3arbettJifcb bar, unb au^ bie
me{)rfadS) na^gefprodb^ne Sebauptung, e8 ^abe no^ ju Anfang
biefe8 3a^re8 eine ©tatue in ber OrbenSfir^b^ geflanben, bie biefen
Jtomt^ur bargefleUt babe ^). 5Barbeh)ifdSi tourbe 1531 ermorbet ber
SEBafferfpeier fiammt aber au8 bem 13. S^^rbunbert
Die fcblanfen jmeit^eiligen JJenjier boben fräftige, au8 3«flri*
jieinen proplirte (Slieberungen, bie au8 trafen unb ^o^lfe^len be-
fielen; jie befa§en früher, tt)ie au8 ber einigermaßen rei^^en SBer-
menbung toon $orta}leinen b^töorjugeben fcbeint $fofien unb aWa§*
»erf loon bemfelben Stein, ©egentodrtig ftnb biefelben vermauert
fo ba§ fiir gig. 1, laf. I. ba8 SWagmer! gleid^jeitiger dbnli^er
Sauten, j. S. ber ehemaligen ®t. Äatl^arinen^filoflerfircbe , al8
Sorbilb bienen mußte.
^u^ bie 2:^üren be8 ®otte8^aufe8 ftnb je^t vermauert 2)er
gingang für bie DrbenSgenoffen lag an ber ©übfeite, bei A. gtg. 2,
unb flanb mit bem JRemter in Serbinbung; bie für ben Betritt be8
a5olfe8 beftimmte J^ür befanb ftcb bagegen an ber 9?orbfeite
jmifcben bem erjlen unb jtoeiten Strebepfeiler, mn ©efien ge*
rennet S)ie ©puren berfelben maren i>\xx6) eine ©^euer fajl ganj
loerbedft; forgfältige Slo§legungen liegen bie auf ber 3^i<^nung
gegebene gorm erfennen. Bor bcrSl^üre fianb, toie befonber8 au8
1) etexd, %n^ä)Un t)on Bremen (1822). @. 284.
248
bcn Dielen Sagen alter, birfaufgetragener lünd^e an ber äußeren,
au8 $ortafiein bejle^enben S^üreinfajfung ^ert)orgef)t in ft)(Xterer
3eit ein SSorbau, dfinlic^, tt)ie früljer an ber Sübfeite unferer ßieb*
frauenfirci^e. 93on biefem SSorbau mag ein 3«9ött9 i« bem oben
ernjd^nten*) Srfer gefütirt ^aben, unter huel^iem mir un« ein
3:reppent^ürm(i^en ju benfen b^ben, ober einen erferartig gejierten,
befonbcr« fiarfen Strebepfeiler, in bem eine Sreipj)e unter ba8
ffir^enba^ auf ba8 ®ett)ölbe führte; jur I)arfieUung biefer Sau»
t^eile bot fxä) leiber fein genügenber 9ln^alt.
^er alte 3)aci^jlu^l ber Drbenöfir^e ifl üerf^tounben ; au8
feiner (Sonftruction bdtte pcb auf bie Stellung be8 oben ernnibnten
3:burme8 f(f|lie§en laffen, ben n)ir aB einen jur Slufnabme ber
©loden bejiimmten ©acbreiter, öljnliii^ bem Jf^urme ber ®t.
3o|)anni8fir(!^e, un8 t)orfiellen mögen.
Das "i^nmxt ifi mit ^injujie^ung ber frül;eren ®ert)&lbc auf
5Jig. 1, Saf. II. reconflruirt; tüir feben einen in feiner 9lrt eblen
unb f(^önen 93au Dor un8. 2(u8 ber ©trebepfeileranlage unb au8
bem an ber tt)efilic^en Seite befinblic^en S^ilbbogen, fotoie au8
ber ganjen 9ti^tung ber 2lr(ibiteftur in ber erfien ^dlfte be8 brei*
je^nten 3ö^^^"ni>^^t8 ge^t ^ertoor, ba§ ba8 Jnnere ber ^ix^t
oormalS überlDölbt xoax unb jipar in ber auf ber Scic^nung ange*
gebenen 9!ßeife. T)er Scbilbbogen jiimmt mit ber ^ö^e ber in
regelre^t got^ifcber 2Beife reconfiruirten SBölbung überein. Die
ilBegf^affung beS (SewölbenjerfeS machte 1806 große Sct)n)ierig*
feiten; bie8 5^ctum unb bie nodb ev^oltcnen Spuren meifen barauf
bin, ba§ e8 au8 ®u§ ^ergejieHt mar.
«on ber früheren ?lu8fdbmü(fung be8 ®otte8baufe8 ift bi8 auf
ein «ru(^f}ücf alter SWaterei (gig. 3, 2af. II.) dl\6)ti erbalten.
5lu8 biefem IJeberrefie fann aber gefolgert ttjerben, ba§ audb bie
fonfiigen geglieberten ober ornamentalen 93aut^eile entfprec^enb ge*'
fcf)mücft maren. Sei jener Decoration, bie ben ungeglieberten
Sogen am SSBefienbe ber Äapelle jur ffiirfung fommen ließ, ifi ein
fe^r einfa(fie8 ©erfahren bemerfbar; e8 ftnb mit bem S^xM regel*
%
1) 55eröl. e. 235.
249
ma§ig ffreife unt) firei8obf(^nitfe in ben naffen ^u^ eingeri^t unb
cinjelnc 2f)eile be8 ®runbe8 mec^felnb rot{) unb gelb in folc^er
SBeife ausgefüllt ba§ runbc tt)ei§e 93dnber unb in ben t)on bicfen
eingefcblojfenen Äreife meife fecf^Sjadige Sterne fie^^en blieben; fo
erjielte man auf bie einfaci^jie SBeife an jenem Sogen ein mofaif*
artiges SRujier. T)ie inneren 2[öanbf(äc^en fragen einen eigent()üm*
ti^en, freibe* ober gipSartigen bflnnen IBer^pu^, beffen man ji(^
früher nur bei »JWalereien auf naffem ®runbe bebiente; e8 fönnen
alfo an ben SBänben bilblid)e 15arfieflungen üermut^et tperben.
Der JRaum unter ber Äircbe ifi bi« auf ein eingef^IagencS
®ett)ö(bejlürf an ber Strapenfeite noc^i ^eute übermölbt; bieS Untere»
gef^o§, b 18 eine |)5be t)on 12 gug f)at, ifl je^t bunfel, bie früheren
JJenfieröffnungen finb aber nocf) erfennbar, gig. 2, Jaf. II. 3«
ben ffianben jeigen fic^ an mehreren ©teflen iJJifci^en jum Sluffleflen
toon Sintern unb ßampen, fo ba§ biefer JRaum tt)o^l alä Unterfirc^b^
}u betra(^ten ijl. Sine in ber toefilic^en Seite befinblid^c i^ür
bilbete ben einen (Eingang ju berfelben, ber alfo t)on bem Spital
bereinfü^rte; aber au$ Don ber Sübfeitc jeigen fic^ Spuren einer
%l)üx, unb burdb biefe betraten too\)\ bie Drbenägenoflfen ben unter*
irbifc^en iRaum.
1>ie fe4i8 ^oU üortretenben Querrippen befielen au8 einem
gettJö^nli^en, fc^arffantigen Siegel, irä^renb bie 3)iagonalen profilirt
finb (iJig. 4 laf. II). 3^"^ ff^^^ P4) in bie t)iere(figen ^Pfeiler fort,
tpä^renb biefe auf fßfeilertjorfprüngen ruben. Sodcl finb an ben
Pfeilern ni$t ju finben, gleic!^ mie an ben ^Pfeilern ber reidjien
itetlergewölbe ber äWarienburg, Don ber bie Sage erjciblt: i^re
SDJauern grünbeten fo tief in ber (Srbe, al8 ba8 ©aumerf barüber
emporrage.
9Wit biefem Unterbau beS Drbcnäbet^aufeS flehen bie Jbeile
be8 DrbenSmobnbaufeS in ^erbinbung, bie noft erhalten
finb. T)a8 remterartige Untergef(^o§ biefeS ®ebäube8, obn)o^I beim
alten S3au nur t)on geringerem JSertfi, ifi ni(^t8bejlott)eniger je^t t)on
gro§em 3ntereffe; e8 ^at eine ßdnge t)on 54, eine 33reite toon 27
(5u§, alfo ettt)a biefelbe ®r5§e, mie bie .ffapefle. Drei runbe, nur
ihjanjig 3^0 <>n Durc^meffer boltenbe, ebenfalls fodeHofe ^Pfeiler
250
t)on Siegeln (^\^. 5 Zal II) tragen baS ®ttoblbt; an ben SBänben
jetgen ft^ fc^Iic^te. red)tmtnfeli(^t üortretenbe Stfenen, ivel^e, fotvie
jene Pfeiler. Kapitale ftü^en. Sigent^umli^ ifl bie Silbung beS
@4)iIbbogen8, ber lebigli^ auS einem ^ai)tn, re^teifigen, bie Xappt
tragenben Siegel bejie()t.
DuTi^ jene Pfeiler entjle^en a^t ®ett)ölbefelber, beren SRippen
flo^e, ber gegebenen ^bf)t ft^ anf^Iie§enbe 5)ögen bilben; fo
pnben »ir eine jn)eifdi)iffige, pracbtboüe ^alle, bie tt)ofiI ben Kamen
eine« (Remter« t)erbient.
SormalS mu§ biefeS f^on in ben legten Seiten ber Sommenbe
aWÄeüer benu^te^) tlntergef(i^o§ me^r ober njeniger über ber (Srbe
gelegen unb fidb fomit in DoÜig h)o^nli^em Sujlonbe befunben
baben; fort unb fort ifl ndmlic^ baran gearbeitet, bie Sbfiänge
ber S)äne, auf ber bie bier befpro(ibenen (Sebdube jle|ien, ju planiren,
unb no4) fieutjutage Hegt bad Untergefcbo§ nur jum 3:^eil unter
ber 6rbe. S3on ben alten mo^nlicben 6inri^tungen ber ^aUe
jeugen nur no^ bie {iemlicb gut erhaltenen 93emalungen ber (Rippen
unb ^Jelber, bie in ben ^eralbifd[)en DrbenSfarben, f(^n)arj unb
noei§, au^gefü^rt maren. S)ie t^elber ber n)ei§en (Senoötbefappen
unb bieSBanbe »aren an benSdten mit fcbwarjen ßinien eingefaßt;
Sigur 6, Saf. II jietlt biefen eigentbümli(!^en, einfa(^en, aber bö(^ji
mirfungSootlen ©c^mud ber (Rippen bar.
Die iJenjler be8 UntergefcboffeS jeigen weite, liebte Deffnungen ;
fie begannen in gewöbnli^er SBrüfiung8l;5()e, gingen fafl bi8 unter
iai ®etD5lbe unb Ratten, conform mit ben etliptif^ gef(!blagenen
©^ilbbdgen, einen Ärei8fegmentf*lu§. Der ^f u§boben beS (Remter«
lag in ßinem 9?ioeau mit bem 93oben beS Unterbau? ber Drben«*
fir^e. Su biefem führte eine 3:l;ür, unb ^m ijt au8 bem ?lnf^lu§
beiber ®ebäube beutli(^ ju erfe^en, ba§ baS DrbenSmo^n^aud einige
3a^re na^ bem Set^aufe errietet würbe, noa« mit ben Angaben
ber tjorjle^enben Slb^anblung nid^t in SBiberfpru^ fie^t^).
Sieben jener I^ür, in bem jwif^ien Orben8()au8 unb Äir^e
1) Scrgl. »om @eite 236.
^ a^ergl. ^xn eeit« 186, 194.
261 -
liegenben ®infel, beftnbet fx^ ein etoa 6—8 gu§ gro§e8, 9 jju§
})ohti ®ela§, an bejfen etgent^ämlt(^ ))or{tc^tiger X^äranlage, bcn
SRefien t)on Sanben unb Sliegeln, bem vertieften. burc() ba8 Suf«
fd^Iagen ber nQ(f> 3""^" gel^enben Zf)äx gebilbeten aSiertelfreiS im
$u§i)oben no^ n)al^r}une()men ift, bQ§ eS bei bemfelben barauf
abßefe^en war, wert^öolle Oegenflanbe ftdiier auftube»a^ren, 3n
ben 8äng8n)anben M ®^ma6)ti finben ft4) S5c^er, noelc^e }um
Sinpecfen t)on Stangen gebient ju ^aben [feinen, auf benen man
etwa reiche ©emdnber ober jtopbarfeiten auf()dngte. ^n ber SKauer
ijl eine Keine Jlif^e gelaflen, bie jur aufnähme eine« 8ic|)te8 biente,
tt)ie bie woä) ru§ige Detfe ber 9lif4>e beioeift. ®8 fct^eint, ba§ biefer
Ort als 3:refe beS Orbend biente; bie @age fiat i^n mit ber
i^atfc^mänierei in Sufammen^ang Qtbxaä)\, welcf^er 3<^9p^f ^on
ÜRfln^baufen , wie oben bargefleDt ifl^), befc|)ulbigt würbe; in
jenem ®elajfe foü bie 2»ünjfälf(|ung gefcf^e^en fein, ©c^on ba8
(^e^Ien eined jlaminS wiberfprid^t biefer Slnna^me, au§erbem ba9
®etMnbni§ beS Äne(f>te8, ber \>ox feiner ^inrid^tung, wie bemerft,
befannte, bie t^alfc^mfinjerei fei getrieben worben t)or bem ©(i^orn*
jlein in be« Äomtbur« ftammer, alfo wo^l auf bem öoben be8
Drbena^aufe«.
Sin ber biefem Oelajfe gegenüber liegenben Sdte, oon DrbenS*
f)a\ii unb Jtirt^e im ©ubwejlen, jeigt ft(!^ eine vermauerte J^ür;
biefe wirb ju ber Irep»e gefü^ ^aben, bur^ wel^e ber Unterraum
mit bem DbergefdS>o§ mu§ toerbunben gewefen fein.
95on biefem Dbergef(!&o§ ift, wie ge fagt, SWi^tS in ater %oxm
erbalten, mit 2lu8na^me eine8 9lefle8 ber früheren Strebepfeiler*
anläge, au8 ber ju f(|^Iiegen ifl, ba§ ber Oberbau eine gew51bte
Dede ^atit, and) wieber mit ffianbpfeilern unb ©äulen oerfef^en
war unb fo ben oben erwähnten ©aal be8 Äomt^ur8 bilbete2).
©4>eibewänbe ^aben in älterer 3eit Weber bie obere, nod^ bie untere
^aüe abget^eilt; ^ier pnb bie je^igen SBänbe jungen Urfprung8,
bort fonnten feine SSänbe angebra^t werben, ba bie @öulen be8
1) 2)ergl. Dom 0ette 230.
3) ScrgL i)orn etite 236.
252
Unter^aufeS für fol(j^c 8ajt ni^t etngetid^tet tvoren unb beS^atb
unterbaut merben mu§ten, ali man bie je^tgen Sänbe baruberl;er
anlegte. 68 n^aren gro§e, meite, freie <SdIe, n^el^e baS ^au^t^au8
ber ^ommenbe audjeic^neten. 3n i()nen gef(i^a|)en nidiit bIo9 bie
93erfammlunflen be8 GontoenteS; fte btenten in dlterer 3^i* öu^
jum tdgli^en 8eben ber Witterbrüber , glei^J ben (Refectorien,
Dormitorien unb djinli^en {Räumen ber Älöjier.
2ln bie SBeflfeite beS DrbenSböuf^S unb bie ®übtt)anb ber
^eiligengeififircl^e {lo§t ein fe^^r bebeutenb er|)5^ter ®arten; {larfed
alted ©emduer trennt ibn je^t t)on ben 92a4)bargrunbftä<fen, bie
fel^r Diel tiefer liegen (an ben du§erfteu ©teilen me^r al8 20 gu§).
S)iefer ®arten reicht ni(|it über bie ÜBeflmanb ber Drbendfirc^e
binauS, unb i\tf)t f\ä) bad äRauernoert an einer n)ej}li4)en @eite
bis jur Df}ertbor8ftra§e f)in. t>tx einen SBanb be8 UNarfladeS
bient bajfelbe al8 ^unbament. 3n biefem ringS ummauerten
®arten feben ttoir ben eigentli^en ^Äumtjjureifjof-' ber alten 3«t,
ben t)on ben übrigen umliegenben ßdnbereien abgefcbloffenen ^ofraum
be8 Orben8baupt()aufe8, ber mit ber Dflertbor8flra§e in 93erbinbung
ftanb. S)er iUerbinbungSgang fübrte an bem Drben8fpitale loorbei
unb Derf^manb feit ber ermdbnten ßrbauung be8 ftdbtifcben
üRarflaaeS.
®o bietet jt^ un8 ein {iemlicb beutlicbeS $ilb üon ber Dert^
licbfeit, n)el(be ben SRittelpunft ber Sremif^en ßommenbe bilbete.
Die St^g^ll^^uten auf bem alten Jtomtburei()of geboren nicbt
ju ben gldn^enbflen @^rf^einungen norbbeutfcben 93aun)efen8; aber
fte bieten in i^rer @infa4)()eit bem finnigen 93ef$auer bo(!b ein
bebeutenbeS 3"t^^^ff^- S)a8 3i^fl^J^f^f' ^^n bem unfer SBau auf»
gerietet würbe, ift im allgemeinen nur eine gett)5^nlicbc SWaffe,
allein baS ^elbengefd^le^t ber DrbenSritter ^at i^r 8lbel Peben unb
©eele gegeben, unb ber fü^tlofe ©tein fpri^t felbft in ben wenigen
IRejlen bie gro§en ©ebanfen jener 3^it «nb baS gewaltige ®efübl
ber Äraft au8, t)on benen feine ßrbauer ergriffen waren.
SBie ber Drbenäritter ba8 Äreuj mit bem ©<|)Werte vereinigte,
fo lagt fi* au* an ben Saulicbfeiten, bie un8 er|>alten ftnb, in
bem 93etf)aufe unb bem Drbend(^aufe, ba8 Jtir4)li(fie unb $rofone
203
— ■■■■■■■■» 111 -^
erfennen. Die 3Crd^iteftur ber DrbenSfir^e prdgt in ben jirengen
trabitionellen ^oi^men ben 6ultu§ au8; bagegen bieten bie elliptifd)
geformten SBölbungcn beg IRemter«, feine fc^lanfen runben ©dulen,
bie packen SBonbpilafler, fo wie bie breiten faft gerabe überbedften
^enffer ein 33ilb tt)o^nIi(feen ßebenS, unb legen 3^ugni§ ab x>on
ber gro§en ©^miegfornfeit ber gotbifcben JJormen unb i^rer 8ln*
tt)cnbbarfeit auf jebeS baulicbe 93ebürfnig, fo ba§ unfer 3?aun?erf
ni(bt allein an eine ber tt)ic|)tigfien S^i^P^nobcu ber oaterldnbifd)en
®ef<ä^id()te erinnert, fonbern aud^ für bie ßrfenntnig ber mittelalter^'
li^en Saufunfl \>on 38ertl; ifl.
VL
Cfin ^rmifd)tc harten im norigm 3dl)tl)unbfrt
aWitget^eilt t)on Dr. 55 r. ©ucä^enau.
68 liegt in ber 5Watur ber @a^e, bo§ e8 jiemli(|i f4)tt)ierig ifi,
8luffc^Iu§ über ben 3wpönb ber ^riöatgärten einer ©tabt tod^renb
einer entfernteren 3^it<>eriobe ju erfialten. 93on fürfllic^en unb llnioer::
fttatägärten erf)alten fic^ ipidne, Äofienanfc^läße, SRec^nungSbüc^iev,
33erjei(!^nijje ber angefauften unb cultiöirten fßffanjen; ja niclit toe*
nigo t)on i^nen — icti erinnere nur an ben fronjöfifd^en ©arten ju
^erren^aufen — ^aben ficf) ^^^t^unberte {linburc^ toefentli^) un*
t)eränbert erbalten unb tt)erben je^t al§ lebenbige 3fugi"ff^ ber
Denf' unb 2lnfd)auung8tt)eife unferer SSorfa^ren mit $ietät gepflegt.
Die fßriüatgärten bagegen erf)alten jtc^ nur fdbnoer. ©elbji fold^e
Einlagen, auf melc^ie ber.Sigent^ümer gro§e Äoften t)er»anbt hatte,
werben mi) feinem Sobe ^uflg t)oüftänbig umgednbert ober gar
parcetlirt, unb fd)riftlid,>e I)ocumente über jie toerf(^tt)inben gewö^m
lic^ nocb raf4)er.
68 ifl: baber erfldrlic^, ba§ in einer Stabt, in ber f\6) über*
^aupt fo augerorbentli(^ toenig 2llte8 erhalten ^at, »ie in SBremen,
fottjo^l bie dlteren ®drten Idngfl t)erf(^h)U!iben jtnb, al8 au(f> nur
febr »enig Sluff^luS über biefelben ju erhalten ifi. Unter biefen
Umfldnben ifl ba8 nac^folgenbe ©c^riftflüd , bie toon bem Sigent^ümet
felbft verfaßte Seft^reibung eine8 mit befonberer Vorliebe gepflegten
®arten8, pon großem SSert^e für un8. @8 ifl aber au^i ein in^
266
teteflfontet SBcitraß jur 6uUurgefc^i(|)te 93rcmen8, ba c8 einen neuen
Seleg für bte %f)at\a^t liefert, bag unfere ©tabt in ber legten
^dltte beS toorigen ^^('^('unberte x\oä^ lange in ben Slnfd^auungen
beg franjöRfc^en ®ei|ie8 gefeffelt blieb, rod^renb man ft^ im übri*
gen S)eutf(^(anb bereits mit aUer Äraft t)on biefen gejfeln ju be-
freien jirebte.
S)er ^ier be^anbelte (harten lag, noie aw9 ber S3ef(i^reibung
fiert>orget;t , am fWeuflabtäbeic^ unb nal)m baS ®runbflüd jtDifc^en
biefem, ber großen 9lüee unb ber grünen ®tra§e ein, auf »cl^em
je^t t)orjügli4) bie große S)eetjenfd^e ä3rauerei liegt. S)er 6igen«
t^ümer ipar ber Sleltermann $eter ilBic^el^aufen , ber 1754 in baS
Collegium Seniorum gemd^lt, 1765 ^tr^iiöar, 1775 ©ubfenior,
1782 Senior beffelben marb unb 1795 jiarb. — 2)er »rief ifl ab*
gebrudt in ^irf(^felb'd Safc^enbu^) für ®artenfreunbe , 2.^a^xQani,
Äiel, 1783, pag. 126-130. ^irfcbfelb »ar dugerfl t^dtig für »efeiti*
gung bed alten Ungefd^macfeS in ben ©arten unb @infü()rung M
naturgemäßem englifcben ©tilcg. ßr brutfte ben SSrief nur mit
Siberflreben ab, tt)ie au8 ber t)on ibm beigefügten ©emerfung ^tx*
öorge()t: r/biefe »efc^reibung »irb auf uneberfiolted ©erlangen be8
Sejt^erS eingerüdt; icib tbeile fie gang getreu mit feinen eigenen
JBorten mit, um nichts t)on bem Original umfommen ju lajfen.''
2ln einer anbcrn ©teile beffelben Jahrgänge« giebt ^irfc^felb aber
no(^ eine erfreuliebere SRotij über ben ©artenbau bei Sremen; eine
ber »^furjen oermifcbten ?}a^ricbten," pag. 259, lautet ndmlid):
„^Bremen. 2)ie ©ärtncrc^ toarb el^emalö in biefen ©egcnbc« ungemein öer*
noc^Iäffigt. dttoa t)or 20 Salären lieg man nod^ offen ^tumenfol^I au« (Sngtanbr
ä^fet au8 granfreici^, unb (SrbBeercn auö Hamburg fommen. 3efet irocrben fafl
täQÜä} neue (Härten angelegt, unb bie Sänbereien um bie €tabt gum ^nbou ber
©emilfe eingerichtet, tooran man fc^on einen UeBerffu« getoinnt. 3Jlan fc^irft jeftt
n)ieber ^lumenfol^I nad^ @ng(anb. !S)er 92ad^6ar[d^aft t)on ^offanb t}erban!t man
e«, bag l^ier jc^jt eine 6ett)unber«toürbige SKannigfaltigfeit t)on Oh% Bcfcnberö
ton ä^jfeln, gebogen mirb."
3cb b^lte mi4) übrigen« no^ ju ber Semerfung t)erpf[idbtet, baß
ber aBi(^elbaufenf4)e ©rief bereit« faft üoüpdnbig in bem lefenS*
ttjert^en 95ucbe t)on D. Iei(^ert: ®ef4)i^te ber 3ifi^gdrten unb ber
Siergdrtnerei in 2)eutf(^lanb n)d()renb ber ^errfcbaft beS regelmäßigen
©ortenflpW, aSerlin 1865, abgebru(ft »orben ip.
SBi(6el^aufeu fc^reibt: „3^ flcttc *ter (in einer anfc^nl^cn «cid^gflabt)
einen Äanfmann öor, SWitglieb be« Söol^lIöBI. CoUegii Seniorum, beffen neben»*
Will ober^u^^e ein®arte anömaci^t, ic^ ]()abe ambiert, folgen hnx^ neue erpn«*
bungen ettüaö in renomöe ju fetjen, i^ bin aber megen be« Keinen fti^malen in
ber @tab liegenben ^kjeö gu fe()r einflefti^renrft ttjorben, umb ett»a8 toon n>i(^=
tigfeit ^leröor gu bringen. 3n bero Söerfe ber Theorie ber ®arten!un|i ^dbe i(S}
alle rü^renbe em^finbnngen öon n)o^>Tgefatten nnb betujtigung genoffen : x6) tDÜrbc
aber ein singulaires mittgtieb abgegeben l^aben, ber i^ au^ instinct überall mid^
mitt feinen nad^al^mnngen jel^ befaffen fönnen, fonbern immer meine fetb^l eigene
erftnbungen ol^ne jemanb gu consultieren , praeferirt; (Sn? forbern in
t>orgebad^ter «Schrift, 53efd^reibungen öon neuen ©arten unb Einlagen ; id^ bin tüittig
bagu, na(i^be]^me alle burd^ unfre @tab passirende grembbc, l^o^en unb mittel^*
jianbe« boci^ glaubten ttima^ angenel^meö in bera meinigen entbedt jn ^ben,
infonber^eit bie !2ieb^>aber ber 9'iatur Seigre, immaffen id) mitt gu bem fürgtid^ l^ier
aufgerichteten Physikalischen Institut gebbre. SJor 20 Salären legte i^ meinen
irrten an, i)er^bbete il^n 3 gu« unb befan ein TOttel ben 3"9^^öl^^^ 3Jlaut*
n)ürfe gu berlf^inbern, inmaffen id^ Sinien l^erumgog, nnb toarf ein balb gu« tief
einen 5lrm bicf, @d^orflein SRuö in ber erbe, fo njieber mit erbe bebedft tt)urbe,
unb fo l^abe id^ feitbem nod^ feinen eingigen im ©arten gemerft ba fte gleid^*
»ol^I in atten angrängenben ©orten gang l^äupg finb. 3d^ füge auf beifommenben
If^icr anl^angenben fclatte eine öefd^reibung be« ©arten« an, id^ ontriere (!) nid^t
baö gcringfie barinnen u. f. f."
,;3)ie ?«0e beö ©arten« ift nal^e an bem Söeferjtro^m, ba )poo bie über ben
glu« fal^renbe ^erf planen anlänben, auf bem fo genanten Xdä) ber SfJeuftab, ba[?
alfo ein gang l^erKd^e« Prospect öorl^anben ijl, er erjhedft fid^ i)on Norden in«
Süden, auf ben S^eid^ ftel^en Dor ben ©arten toerfd^iebene 60 gu« l^ol^e Sinben*
bäume, tt>eld^e ^ol^e Arcaden formieren. <Sonjl ift ber ©arte überaß mitt
publiquen Alleen Don ?inben umbgeben, auffcr an ber Ost feite, n?o er an
anbern ©arten ftbßt. 2)ie ?änge be« ©arten« ift 580 gu«, unb bie S5reite nur
128, tpeld^e geringe ^Breite fel^r geniert i)at SBorne an ber Nord feite be« ©arten«
Siegen ßuftftüffe öon circa 100 gu« garten breite imb circa 35 gu« tief, au«*
gegiert mitt feltenen fteinmercfen, brnften, Mineralien, groffe Conchilien, Vasen,
@eegen>ä|ren unb anbern fettenen fad^en, entremeliert mitt Slumenftüffen. 3)an
folgen ^latbrunbe gänge bon 3 gu« l^ol^en ligustrum Reffen, an beren ©eiten
eine enfilierung i)on ©arten unb ötumen Vop^m fo in nel^mlid^er runbc
er^ben ftel^cn nnb ber $effe folgen. 2)er ^au^ttreg ift 11 ein ^Ib gu« breit
unb bie anbern 9. 2)ie mel^refte nebenn>ege fmb toon leid^trunber gigur aud^
l^alben circuln, bie tvänbe ber h?ege befiel&en au« lauter en evantail gegogenen,
öorgÜglid^ gute grud^t Sorten tragenbcn gtoergbäumen 6gu« l^od^ ober iD^anöIangc
unb im ^inbertl^etl be« ©arten« mitt ^odjiftSmmigen aud^ abtoejrelnben Reffen
öo« Berbericen, lociffen iWauIbeeren, Ligustrum, Suifbaum, Taxis, 9lofen,
Staunen unb Ipem. ©inter benen SufiftüdCen finbet fiäf \dn ©aubzrer, ei^gcmer
giemlid^ mitt Sögen an«gearbeiteter burd^fic^tiger Pavillon t)on 22 gu« $od^,
rul^enb auf 4 jtarfen e^fetnen :|)fe^tern 12 gu« en quarret mitt einer menge
öcrfilberter ®k«fugien, öiel couleurigten Älbfgen unb anbern :|)affcnben fad^
au«gegiert]^, »eld^e« aöe« be« frühen morgen« beipm auffteigcn ber @onnc eine»
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^nrad^rigen iUmmniiteD glaii{ l>cn fidf toirfft. Ik ona^ in ber mttte ht9 @arten«
gftnben ^k^ 2 in« Set^ftninbe gd^enbe gefc^toeiffte oben Bebcdte Berceaox bon
Stuben, mttt anf btr nnen frite offniflcbatbeii Portiqoes brren ^fdfer mitt
liigastrum bctDa^coi ftnb; nnttr jebcr berftlboi eine Heine 1 ein ^(b gnö $o^e
Vase bcn earmrischen Marmor, nnb imi>enbig be« Berceanx ftnben ftii^
30 Büsten t>on fiai^gern, Phflosophen nnb Antiquen, en Face ber Portiquen
l>on 3 ein Ifalh %n9^e6f nnb 5 %m t>on ber erbe erbaben, en gnise de Termes.
9nf jeber eüe biefer Berceanx finbet fidf ein PaviUon 24 gnd $c(^r nnb in
biefen 4 PayiUona fangen Gloln ntitt Spheren ton i)^fcbe(n>er! $ierli<^ gemalt,
beren inmenbtged 1 ©faehigel t>on 1 gnd im bnrcbfnttt ou^mac^t 9en ben
^onfent nnb ^n^^onfem im (faxten gefi^ie^ feine eitoe^nnng. nur bag in Snß«
^ufe eines ber genfter and Venetianiscben bnnt eonlenrten gtad @<!^Ben befle^,
übrigen« mitt einer menge ber befien optischen Instrumenten angefüllet ift nnb
ha% (inten im Porten eine 20 gud bebe jierlic^ gebauete nnb decorierte 2anbe
i»on Sinben mitt Portalem nnb einer Terrace fietb. 3" deconening beS ©artend
felbß, finben fi(( 2 Statnen t>on 10 gud \)odf, tcrfteSenb ben Hercules nnb bie
Mediceische Venns. 4 ditto t}cn / gud (o(i^ nnb 1 Gronppe t>on 6 ^d (o<i(
i^erfd^iebene lebenbige Portäler k>cn Lignstro 12 gud ifodf mit t)ergnlbeten @Iad«
fugein. ferner ftnben @i^ }ur aud^ierung, folgenbe fiüffe, 0amtli(!^ na^ ben
regnln ber t3anfunft. fauber nnb simmetrisch jufammen gefegt, t>on Concbillen.
CoqniUeries, groftent^Td cabinet fiüffen, ne^mlic^, 1 @anle 15 gnd f^edf,
Corintischer Crbnnng, oben mitt einem jterrat^ t)on Festons nnb am gud ber«
felben finben ft<!^ eine menge ton ben auderlefenflen i^eepetrefactis, 2 chinesische
2^flrmer iAe 12 gud hodf 2 burd^broc^ene Vasen jebe 9 gud l^oc^ 12 groffe
Pyramiden 10 gnd \)odf , alle ton terfc^iebenen desseins 3 eftigt. 10 Vasen
t>0n 5 %n9 (o(( 2>amt\idf terfd^ieben, 30 fleine Vasen, 2 %n9 \fodf, ton man«
ntgfattigen mac^ttercf. Buffer biefen ton S9hifd^Tn?ert componirten fad^, ftnben
^idf 1 groffe Vase ton Cararischen SO^amtor 7 J$ud (od^ 1 Pyramide ton
Blanckenbnrger Tlaxmox 11 gud l^o^ 1 Pyramide ton (Svffen))latt, 11 gu«
^oäff fe^r )ier(td^ mit coqnillages nnb Marmor. $erf((iebene Prospecten fo
totiijt gema^It^ a\9 ton 9RuffcTn>erf. Sevfd^iebene arten ton gierlid^en ^tjbänf^n
unb (harten Stüblen; ^erfheut. (Sine <S^ute bem ©arten angemeffene Oraugerie
ton etl. 50 ^nmen diverser gattung. 3n ben einfd^lüffen ginben ^id^
Slumenftüffen auc^ i!anber gu terfd^tebenen ©emflffen. (Sine Menagerie ton
74 flfi! auf flarfen ei^fenbled^ in SebendgrBffe gema^Ite n>ilbe unb ^a\imc S^l^iere,
SBgel unb Aropbybien, ade mit i^ren natürlid^en garben, ße^eu gerfirent im
©arten nnb mac^ fein o^nebened anfe^n. (SnbUd^, ein 8 effigted Bassin mit ^fei^«
lern, Vasen, Festons, Coquillerien, unb 2)rufien fc^Bu audgegiert^, in« ruube 36
nnb im burd^fc^nitt 12 %ü9, ttortn ein f|>nngbninnen fo 21 gu9 l^od^ f^ringt, ber
ber flra^^I 1 ein ^>alb ^oK bicf mitt etl. 80 abtoejelnben torftettungen, worunter
ein ©(offenf))te(( (Sin 92ab(auff mitt f^rbetn gum auff^eben. @in Bachus auf
einem Globo ber @i6f beftanbtg bra^t, unter bem Globo $!Bn>en au9 beren 9{ad^en
ffiaffer lauft, ßinc pd^ er^ebeube immer in ber Sufft, fcitttwrte beö fttai^l»
f^ie(enbe centrifaga fuget. (Sin auf bem ^tra^t fteigenber Conus, fo ftd^ beßfinbig
au« ftd^ felbfl in ber ?uft bra^. (Sin ftaubf^jrung fo einen toTufommenen «e*
genbogen formiert. (Sin mitt 6d^te«^ulter gelal^beue fuget ober Granate ton
9irmi((br« 3o1^rbud} n. 17
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2 3^11 \p txfk «M^tfinbtt totrb, baa t>om ffam^I in Ut ^ff€ ^tihen, nat^fiitiiBfaQ
Pt^, f0 hau ^xx^xingjL (Siu Cascaden f^nrunfl Dm 3 etagen mit tonncnbai
iampen, übn totldfc bad toaffer in SBgen ftc^ ergieß, c^ne an^lBf^^g.
9reili(^ möchte man beim Sefen biefe9 SriefeS benfen, ba§ ber Ser«
faffer tro^ feiner audbrütfli^en Serfi(|ierung, ba§ er »nicf^t ontriere«,
benn bo(^ übertrieben f^abe; aOein eine nähere (Srioägung loirb biefen
9rgtoo^n befeitigen. Tlan mu§ ftdS) bie einjelnen auf bem fleinen 9real
t>ereinieten (Segenfiänbe Don ni^t ju großen S)imennonen üorPeUen,
ba fte eben nur Spielereien waren ; aOed ^ierermä^inte lag äberbieS
fo völlig in ber 9lnf(f^auung8ioeife ber früheren 3^it. ba§ feine innere
Unmaf)rf(|^einltd[)reit Dor^anben ift. Srjä^lt io^ ber belannte
SBotanifer (S^r^art in ^annouer in feinen ©artenanmerfungen (ber«
felbe Oartenfalenber, 3öf>rgang 1784, pag. 272):
3in t)origen 3a^re gieng mein fBeg Up einer 9{ei(]^dftabt borbei^. 3^ \a}^
in ben ba^or Uegenben (Härten eine SJlenge auf audgefd^nittene i&retter in 2thtn9*
grBge genta^Tte (Partner unb ©Srtnerinnen, <S(i^äfer, @^aafe, $unbe, nnb @ott
toeig, tt>a9 atU9 für 3eug. @d fa^e ganj ^cfftrlid^ ani, unb id^ bertonnbere ntid^
fiber bie l^errlid^en ^vc^pdtc. ^^id^td gefiel mir beffer, aU bie \äfin gema^Iten
9Rabd^en, bie hinter ben ^ecfen flanben, unb nad^ ben jungen (Partnern fallen.
2)a9 mug bod^ dn ingenieufer ^o^f getvefen fei^n, badete iöf, ber fo ettoad i^at
erfinben fönnen. 9lur bebauere id^ ncd^ ben guten ^d^äfer, ber bie gan^e 9la<^t
brauffen fielen, unb an feinem in Rauben IjfaBenben ^trum^fe firidkn ntu^e.
©ie mni ber gute 3Wenfd^ an ben gingcm gefroren l^oben?
Der ffli(i^el(>aufenf(^e ® arten blieb in feiner tt)efentli4>en 6in*
ri(^tung unt)er(5nbert erhalten, bi8 in ba8 erfie 3öi)rie^nt unfereS
3a^r^uubert8. 9Jo^ leben in unferer üWitte 9la4>fommen be8 5Be*
fi^erS unb anbere Slugeuieugen, meldiie in i^rer 3wö^"^ iu\m
®arten, eine ©e^enäwürbigfeit beS bamaligen SremcnS, befui^t
f^aben. 2Baren and) bamalS bereits einige JKeinigfeiien geänbert,
fo (latte bo(^ bie ganje Einlage im 3Befentlic()en no(^ i^ren S^a«
rafter betoa^irt. 3lai^ bem Serfaufe beS (SrunbflüdteS tourbe pe
aber raf^ jerflört unb auf einem 2:^eile be8 ^real8 eine 93rauerei
angelegt.
ftrtfltf». DmA von i^etttrid) iSfrodu
i,
1 t
f-; Kirche. '!
1... ^
Fig. 2.
^ Gi-UKdriCs des Obe>-|eicho
,:^jLi:i
Tafel 2-.
GrnndriC
! Schr»fiTiiiif
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Q.^
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