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Full text of "Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans"

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CLEMENS    FRFEDRICH    MEYER. 

Deutsche  Spraclio  u.  Literatur,        '  — 


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ßlBlIOTniK 


DES 


LITTERARISCDEN  VEREINS 


DT  STUTTGART. 


Lxxxvin. 


STUTTGART. 

GEDRUCKT  AUF  KOSTEN  DES  LITTERARISCHEN  VEREINS. 

1867. 


PROTECTOR 

DES  LITTERABISCHEN  VEREINS  IN  STUTTGART 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


VERWALTUNG : 

Präsident: 
Dr  A.  Y.  Keller,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Tübingen. 

Kassier: 
Professor  Dr  Kommereil,  vorstand  der  realschule  in  Tübingen. 

Agent: 
Fues,  sortimentsbucbliändler  in  Tübingen. 


GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS : 

Oberstudienrath  Dr  Haßler ,  oonservator  der  vaterländischen  kunst-  und 
alterthumsdenkmäler  in  Ulm. 

Dr  Holland,  außerordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Tü- 
bingen. 

Obersthofmeister  W.  freiherr  v.  Holtz  in  Alfdorf. 

Dr  G.  V.  Karajan,  präsident  der  k.  akademie  in  Wien. 

Dr  E.  V.  Kau s  1er,  vicedirector  des  k.  haus-  und  Staatsarchivs  in 
Stuttgart. 

Dr  Klüpfel,  bibliothekar  an  der  k.  Universität  in  Tübingen. 

Dr  0.  V.  Klumpp,  director  der  k.  privatbibliothek  in  Stuttgart. 

Dr  Maurer,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  München. 

Dr  Menzel  in  Stuttgart. 

Dr  Simrock,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Bonn. 

Dr  Wackerna  gel,  ordentlicher  professor  an  der  Universität  in  Basel. 

Dr  Waitz,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Göttingen. 


'  A  ^  -  J- 


BRIEFE 


DER 


HEEZOGIN  ELISABETH  CHARLOTTE 

VON  OßLfiMS 


AUS  DEN  JAHREN  1676  BIS  1706 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


DE  WILHELM  LUDWIG  HOLLAND 

PROFESSOR  DER  GERMANISCHEN  UND  ROMANISCHEN  PHILOLOGIE  AN  DER  UNIVERSITÄT 
ZU  TÜBINGEN,  ORDENTLICHEM  MITGLIEDE  DER  BERLINISCHEN  GESELLSCHAFT  FÜR 
DEUTSCHE  SPRACHE ,  CORRESPONDIERENDEM  MITGLIEDE  DER  AKADEBOE  DER  WISSEN- 
SCHAFTEN, KÜNSTE  UND  SCHÖNEN  LITTERATUR  ZU  CAEN  ,  MITGLIEDE  DER  GESELL- 
SCHAFT  FÜR  NIEDERLÄNDISCHE  LITTERATUR  ZU  LEYDEN,  CORRESPONDIERENDEM  MIT- 
GLIEDE  DES  VEREINS  FÜR  GESCHICHTE  UND  ALTERTHUMSKUNDE  ZU  FRANKFURT  AM  MAIN. 


STUTTGART. 

GEDRUCKT  AUF  KOSTEN  DES  LITTEBABISCHEN  VEREIKS 

NACH    BESOHLCSS    DES    AUSSCHUSSES    VOM    MAI    1865. 

1867. 


DEUOK    TOH    H.    LADPP    IH    T0BI1IOBR. 


1. 

Pour  mr  le  raugraflF. 

St  Clou  den  27  Aprill  1676. 

Hertzlieb  Carllutzgen,  weillen  ich  glaube,  daß  Ihr  nun  wider 
im  lande  seyt  vndt  derentwegen  meine  amme  Euch  wirdt  zu  sehen 
bekommen,  so  hab  ich  sie  nicht  weg  wollen  laßen,  ohne  ihr  ein 
zetteigen  ahn  Euch  mittzugeben,  worinen  ich  Euch  erinere,  daß 
Ihr  mich  alß  lieb  behalten  solt;  den  ich  hab  Euch  schwartzköpffel 
recht  lieb  vndt  verbleibe  allezeit  Ewer  affectionirte  freündin 

Elisabeth  Charlotte. 

2. 
A  mons.  le  raugraff. 

St  Clou  den  8  September  1676. 

Hertzlieb  Carllützgen,  ich  habe  Euch  nicht  auffEwere  schreiben 
von  Versaille  auß  geantwortet,  weillen  ich  dorten  nicht  ein  augen- 
blick  vor  mir  selber  gehabt  habe;  aber  jetzt,  da  ich  nun  hir  bin, 
will  ich  Euch  völlig  antwortten.  Ihr  bedörflft  gar  keine  entschuldi- 
gung  zu  machen  wegen  vbelles  schreiben,  den  ich  kan  Ewere  handt 
sehr  woll  leßen  vndt  bin  gar  woll  mitt  Euch  zufrieden,  daß  Ihr 
mir  fleißig  schreibt;  den  in  Ewerem  alter  ist  man  ordinari  alß  ein 
wenig  faul  mitt  schreiben,  aber  Ewer  fleiß  macht  mich  glauben,  daß 
Ihr  mich  noch  alß  lieb  habt,  vndt  deß  bin  ich  fro.  Derowegen  so 
continuirt  nur  vndt  glaubet,  daß  ich  jederzeit  Ewer  affection.  fretln- 
din  verbleibe 

Elisabeth  Charlotte. 

Ich  hab  Ewer  compliiüent  ahn  Monsieur  vndt  Mademoisselle 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  1 


162954 


abgelegt;  beyde  laßen  Euch  wider  grüßen.  Ahn  Ewer  mama  macht 
wider  ein  zirliches  compliment  auffs  beste  von  meinetwegen!  Ewer 
Schwester  vndt  brüderger  finden  hir  meinen  grüß. 

3. 
A  mons.  le  raugraff. 

Paris  den  2  May  1677. 

Hertzlieb  Carllutz,  ich  hab  im  anfang,  alß  ich  Ewere  trawerig- 
keit  erfahren,  vber  Ewer  mama  todt  Euch  nicht  gleich  schreiben 
wollen,  weillen  ich  woU  weiß,  daß  man  im  ahnfangs  vndt  in  den 
ersten  mouvementen  von  einer  rechtmäßigen  betrübtnuß  vnmöglich 
brieffe  leßen  kan;  jetzt  aber  hoffe  ich,  daß  Ihr  ein  wenig  wider 
bey  Euch  selbsten  sein  könet;  derowegen,  wofern  Euch  meine 
freündtschafft  lieb  vndt  die  Versicherung,  daß  sie  allezeit  werden 
wirdt.  Euch  in  etwaß  trösten  kan,  so  wünsche  ich,  daß  dießer  brieff 
Euch  zu  einigem  trost  gereichen  möge;  den  glaubt,  lieb  Carllutz, 
daß  ich  Euch  noch  alß  so  lieb  habe,  alß  wie  vor  dießem,  vndt  daß 
ich  mitt  freüden  hir  im  lande  die  gelegenheitt  suchen  mögte.  Euch 
zu  persuadiren,  daß  ich  Ewere  affectionirte  freündin  bin 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Monsieur  kombt  morgen  wider  von  der  armee,  drumb  ist  es 
mir  vnmöglich  ahn  Carolin  zu  schreiben.  Drumb  bitt  ich  Euch, 
grüst  sie  von  meinetwegen  vndt  Ewre  andere  schwesterger  auch 
vndt  macht  ihnen  mein  compliment! 

4. 
A  mons.  le  raugraff. 

St  Clou  den  13  May  1678. 

Hertzlieb  Carllutz,  vor  dießem  hette  ich  gesagt:  «Ihr  seit  ein 
praffer  bub»,  aber  nun  Ihr  so  groß  seit,  sage  ich:  «Kerles,  daß  Ihr 
mir  so  einen  lustigen  brieff  schreibt!*  Cantenac  wirdt  Euch  sagen, 
wie  sehr  ich  nach  Euch  gefragt.  Selbiger  hatt  mir  gesagt,  wie  Ihr 
nun  so  vnerhört  lang  geworden  vndt  auch  jetzt  einen  bardt  habt, 


daß  [macht]  mich  gantz  zu  einem  alt  müttergen  wie  mntter  Anecken,  wen 
Ihr  Euch  noch  dießer  commedie  erinert.  Adieu!  schreibt  mir  hinfüro 
fleisig,  wen  Ihr  der  zeit  habt,  vndt  insonderheit,  wen  Ihr  in  HoUandt 
sein  werdt,  vndt  glaubt,  daß  ich  Euch  so  lange  lieb  behalten  werde, 
alß  Ihr  mich!  Darauff  macht  Ewere  rechnung  vndt  seit  versichert, 
daß  ich  Ewere  affectionirte  freündin  bin 

Elisabeth  Charlotte. 

5. 

St  Germain  den  25  d'Octobre  1679. 

Hertzlieb  Carllutz,  vergangene  woche  hab  ich  Ewer  schreiben  vom 
22  Sept.  entpfangen.  Es  ist  mir  lieb,  darauß  zu  vernehmen,  das  Ihr 
glücklich  vndt  ohne  purtzelbaum  ahngelangt  seit,  aber  ich  hab  schon 
Ewere  ahnkunfft  durch  etliche  schreiben  von  I.  G.  dem  churfürsten 
erfahren.  Mich  deucht  abg*,  so  viel  ich  darauß  vernehmen  kan,  so 
ist  der  churfürst  nicht  allerdings  woU  mitt  Euch  zufrieden  vndt 
beklagt  sich,  das  Ihr  ihm  nicht  nach  schuldigstem  respect  sprecht 
noch  antwortet,  sondern  das  Ihr  ihn  ahnschnurt  undt  in  Euch  Selbsten 
brumbt.  Vmb  gottes  willen,  geht  ein  wenig  in  Euch  selber  vndt 
hüttet  Euch,  das  Euch  Ewer  leben  dergleichen  nicht  mehr  begegnet! 
Den  außer  dem,  das  Ihr  dem  churfürsten  den  grösten  respect  von 
der  weit  schuldig  seit  auß  allerhandt  Ursachen,  so  man  auch  er- 
dencken  mag,  so  solt  Ihr  doch  solches  auch  Ewer  selbst  wegen  in 
acht  nehmen;  den  denckt  nur,  wie  viel  unglük  Euch  aufstoßen 
werden,  wen  der  churfürst  nicht  mitt  Euch  zufrieden  ist!  Vndt 
jederman  wirdt  Euch  noch  dazu  vnrecht  geben;  den  von  seinen 
herren  muß  man  alles  leyden  vndt  mitt  gedult  ahnnehmen,  welches 
Euch  den  noch  desto  leichter  ahnkommen  kan,  in  dem  Ihr  versichert 
seit,  das  I.  G.  der  churfürst  ahn  nichts,  alß  was  Ewer  bestes  sein 
wirdt,  gedencken  wirdt.  Dmmb  vmb  I.  G.  den  churfürsten  in 
guttem  willen  gegen  Euch  zu  behalten,  so  erweist  ihm,  das  es  Euch 
gerewet,  das  Ihr  ahn  dem  respect,  den  Ihr  ihm  schuldig  seit,  man- 
quirt  habt,  vndt  bittet  vmb  verzeyung!  Dießes  wirdt  Euch  gantz 
keine  mühe  kosten;  den  ich  kene  Ewer  gutt  gemüthe  woU  vndt  bin 
versichert,  das  wen  Euch  ja  ein  wenig  ungedult  entfahren  ist,  das 
Ihr  es  nicht  so  böß  gemeint  habt;  auch  hab  ich  solches  schon  I.  G. 
dem  churfürsten  Ewertwegen  versichert.  Nun  Ihr  aber  durch  dießen 

1* 


brieff  ersehen  werdet,  das  I.  G.  der  chorfürst  deßwegen  ungehalten 
geweßen,  so  wirdt  Euch  obgemelte  vngedalt  nicht  allein  gereuen, 
sondern  Ihr  werdet  solches  I.  G.  dem  charfürsten  auch  bezeugen. 
Ich  gebe  Euch  hir  einen  raht  alß  Ewere  beste  freOndin,  vndt  wen 
ich  (da  gott  für  sey!)  so  anglücklich  were,  das  mir  dergleichen  be- 
gegnet were,  so  wolte  ich  gleich  auffs  demütigst  vmb  Yerze3ning 
bitten;  den  ich  weiß  gewiß,  das  die  gnade,  so  der  chorfürst  stehts 
seinen  kindem  bezeuget  vndt  die  vätterliche  affection ,  so  er  zu  ihnen 
trägt,  werden  selbst  die  vorsprecher  sein,  vndt  Ihr  werdt  sehen,  das 
ers  Euch  mitt  freüden  vergeben  wirdt.  Das  ist  alles ,  was  ich  Euch 
vor  dißmahl  hirauff  sagen  werde.  Was  unßern  ahnschlag  ahnbelangt, 
so  müßen  wir  gedolt  haben;  was  ich  wünsche,  wist  Ihr  woU  vndt 
ich  habs  Euch  ofift  gesagt,  auch  verzweiffeie  ich  noch  nicht  dran. 
Vnterdeßen  aber,  das  ich  Euch  was  gewißers  vndt  beßers  davon 
berichten  kan,  so  will  Euch,  hertzlieb  Carllutz,  von  hir  was  verzeh- 
len,  das  Euch  divertiren  möge,  vndt  ob  mein  brieff  schon  dadurch 
gar  lang  werden  wirdt,  so  glaube  ich  doch,  das  er  Euch  nicht  desto 
vnahngenemer  sein  wirdt.  Es  ist  mir  nur  leydt,  das  ich  nicht  alles 
schreiben  kan.  Wie  offt  hab  idi  Euch  zu  Fontainebleau  gewünscht! 
den  abendts  hatte  ich  schöne  histörger  zu  verzehlen  vndt  ärger,  alß 
nie;  aber  nun  ist  alles  klug  worden,  wie  Wendt  Euch  schon  wirdt 
geschrieben  haben.  Ich  hab  ihm  auch  befohlen,  das  er  Euch  den 
wunderlichen  fall  verzehlen  solle,  so  der  vetter  Fana  den  tag  vor 
der  königin  in  Spanien  abzug  gethan,  vndt  wie  er  hernach  alß  wie 
ein  schatten  vndt  toder  mensch  sich  alebenwoU  überall  eingefunden, 
so  woU  ahn  der  stigen,  alß  commedie  vndt  deß  königs  taffei.  Ich 
dachte,  monsieur  le  Dauphin  vndt  ich  müsten  uuß  kranck  lachen, 
vndt  die  gutte  königin  in  Spanien,  ob  sie  zwar  ahnfing,  betrübt  zu 
werden,  konte  sich  doch  deß  lachens  nicht  enthalten,  wen  sie  den 
menschen  ahnsahe.  Ichberuffe  mich  nochmahls  auff  Wendt  vndt  hoffe, 
das  er  Euch  einen  exacten  recit  vom  vetter  Fana  vndt  seinen  aben- 
tewer  schreiben  wirdt.  Das  best  aber  seindt  die  discursen  vndt  das 
weiß  Wendt  nicht.  Ich  darffs  der  feder  nicht  trawen.  Es  ist  recht 
schadt;  den  Ihr  würdet  von  hertzen  lachen.  Die  Auster  ist  sehr 
fleißig.  Ich  will  Euch  einen  brieff  von  ihm  schicken,  so  er  ahn  die 
Gredine  geschrieben,  welcher  recht  artlich  ist,  wie  Ihr  sehen  werdet, 
vndt  dabey  will  ich  Euch  auch  sagen,  warumb  er  ihn  geschrieben. 
Die  Gredine  hatt  mich  gebetten,  das,  wen  ich  ahn  Euch  schreibe, 


soll  ich  Euch  ihretwegen  grüßen  vndt  sagen,  das  es  ihr  deucht,  das 
ihr  etwaß  fehlt,  das  sie  Euch  nicht  mehr  bey  mir  sieht.  Die  kö- 
nigin  in  Spanien  hatt  mir  schon  in  zen  brieffen  befohlen,  das  ich 
Euch  ihr  compliment  machen  solle  vndt  sagen,  das  sie  Euch  gern 
noch  einmahl  sehen  möcht.  Maman  (Ihr  wist  woll,  wer  es  ist)  ist 
jetzt  ahm  besten  bey  ihr  dran.  Sie  hatt  mir  auch  befohlen,  das  ich 
Euch  das  ihretwegen  sagen  solle.  Der  ertzbischoff  sagt  mir  alle 
tag,  das  ich  nicht  vergeßen  solle,  seiner  zn  gedencken,  wen  ich 
ahn  Euch  schreibe,  vndt  so  baldt  er  mich  finden  wttrdte,  das  ich 
solches  thue,  so  wolle  er  Euch  auch  ein  par  wort  in  meinem  brieff 
schreiben;  heütte  aber  hatt  solches  nicht  geschehen  können,  den  er 
ist  nach  Paris  dießen  morgen. 

St  Germ,  den  27  October. 

Vorgestern  hatte  ich  dießen  brieff  ahngefangen,  hab  ihn  aber 
nicht  eher,  alß  heute  außschreiben  können,  weillen  Monsieur  eben 
in  mein  cabinet  hir  (welches  Ihr  woll  kent)  spiellen  kam,  vndt  gestern 
bin  ich  mitt  dem  könig  auf  die  hirschjagt,  alwo  ich  eine  zeittung 
vemohmen ,  welche  mich  recht  dauert,  nehmblich  der  könig  hatt  dem 
armen  Yalbel  befehlen  laßen,  seine  Charge  zu  verkauffen.  Die  vr- 
sach  dießer  ungnadt  ist,  das  der  könig  ihm  befohlen  hatte,  50  dau- 
ßendt  francken  zu  geben  vndt  dadurch  hocher  zu  steygen  vndtleüt- 
tenandt  zu  werden.  Dieße  leüttenantsstelle  aber  hatt  man  in  zwey 
Chargen  getheillt.  Yalbel,  der  schon  lang  die  compagni  allein  com- 
mandirt  hatte  vndt  den  könig  sehr  woll  gedint,  hatt  sich  im  kopff 
gesteckt,  das  er  der  erste  leüttenandt  sein  müste  vndt  das  es  ihm  ein 
affront  seye,  wen  man  einen  über  ihm  setzte,  vndt  hatt  darauff  zum 
könig  gesagt  mitt  einen  kritlichen  thon,  das  er  lieber  dem  könig 
alß  ein  schlechter  soldat  dinnen  wolte,  alß  im  dinst  bleiben,  wen 
man  einen  über  ihm  setzte.  .Das  hatt  den  könig  verdroßen  vndt 
hatt  gesagt,  das  er  dießen  kerl  zwar  estimire,  aber  weill  er  so 
hoffartig  sey  vndt  meine,  das  er  ihm  ein  affront  thet,  so  möge  er 
den  seine  Charge  verkauffen  vndt  hinziehen,  wo  er  will.  Ich  bin 
versichert,  das  diß  des  armen  menschen  sein  todt  sein  wirdt;  den 
er  wirdt  sich  unerhört  zu  hertzen  ziehen.  Er  dauert  mich  recht; 
den  es  ist  allebenwoll  ein  guttes  blutt.  Ich  bin  gewiß,  das  es 
Euch  auch  leidt  vmb  ihn  ist.  Wie  ich  die  zeittung  gehört  habe, 
habe  ich  gleich  ahn  Euch  gedacht;  den  es  ist  ihm  eben  gangen,  alß 


6 

wie  Ihr  alß  sagt,  das  wen  man  schon  einem  herren  lange  jähre  woU 
vndt  trew  gedinnet  halt  vndt  das  man  nun  meint,  das  man  ahm 
besten  dran  ist,  den  muß  einem  nur  ein  ungedultig  wort  entfahren, 
vmb  in  Unglück  za  konmien  vndt  weg  gejagt  zu  werden,  ohne  das 
man  sich  der  vergangen  dinsten  erinert.  Noch  eine  zeittung  will  ich 
Euch  verzehlen,  so  Euch  verwundem  wirdt.  Vergangen  dinstag  hilte 
mr  Legrand  vndt  mess.  de  Vandosme  ein  wettrenen.  Der  duc  de 
Granmiont  parirte  vor  mess.  de  Vandosme,  vndt  mr  Legrand  seine 
zwey  brüder  vndt  noch  viel  andere  parirten  vor  mr  Legrand.  Wir 
waren  alle  darbey.  M.  Legrand  sein  perdt  rente  Lavallee  vndt 
mess.  de  Vandosme  pferdt  ein  englischer  laquay  vom  marechall  de 
Bellefond,  welcher  auch  vor  das  pferdt  parirte.  M.  Legrand  ge- 
wan.  Damitt  setzten  wir  andern  unß  in  kutzsch  vndt  fuhren  wider 
herauf,  m.  le  Dauphin  aber  blieb  jenseit  der  brück,  vmb  spatziren 
zu  reitten.  Indem  wir  weg  fahren,  fengt  der  duc  de  Vandosme 
mitt  Lavallee  ahn  zu  zancken.  Chev.  deLoraine,  der  dabey  stundt, 
sagte  halb  in  lacherey:  «Nous  parions  tousjours  contre  desgensqui 
n'ont  point  d'argent.»  Der  duc  de  Gramont  fengt  ahn,  zu  murmellen. 
M.  Legrand,  der  dabey  stundt,  sagt  zum  duc  de  Gramont:  «A  qui 
en  avez  vous?  AUons  nous  en  et  laissons  finir  la  quereile  de 
m.  de  Vandosme  et  Lavalle !>  Der  duc  de  Gramont  tritt  zu  m. 
Legrand,  helt  ihm  die  faust  unterm  gesicht  vndt  sagt:  «Mort  d., 
c'est  a  vous  que  j'en  veux  et  il  y  a  longtemps  que  j'en  cherche 
Poccassion.»  M.  Legrand,  nicht  fauU,  hebt  die  handt  auff  vndt 
gibt  dem  andern  eine  dachtel,  das  ihm  die  perucke  vom  kopff  ab- 
fehrt.  Zu  allem  glück  hatte  keiner  von  beyden  ihre  degen  ahn; 
den  sie  hatten  sie  abgelegt,  umb  desto  beßer  den  wettrenern  nach 
zu  folgen.  In  dem  augenblick  aber  kommen  jeder  freunde  vndt 
offriren  degen  ahn.  Andere  aber,  alß  m.  de  Marsilliac,  chevallier 
de  Loraine,  kommen  vndt  werfen  sich  dazwischen,  vmb  alles  einzu- 
halten. In  dem  augenblick  kompt  ein  escuyer  vom  duc  de  Gramont; 
der  zieht  den  degen  auß  vndt  auff  den  chevallier  de  Loraine 
loß  vndt  meinte,  es  were  m.  Legrand.  Chevallier,  wie  er  das 
sieht,  rent  er  den  kerl  nach,  welcher,  so  halt  er  ihn  gesehen  vndt 
das  es  nicht  m.  Legrand  war,  ging  er  durch.  Er  erdabte  ihn  aber 
noch  vndt  hauete  im  eine  balaffre  ins  gesicht.  Einer  aber  von  m. 
Legrand  sein  leütteu  ging  auff  den  duc  de  Gramont  loß  vndt  wen 
ihm  Beaumont  nicht  eingehalten,  hette  er  ihn  damider  gestoßen. 


Endtlich  aber  riß  der  duc  de  Villeroy  den  m.  Legrand  in  sein  kntzscfa 
vndt  Marsillac  vndt  mess.  de  Yandosme  den  duc  de  Gramont  in  die 
ihrige  vndt  führten  sie  herauf.  So  baldt  der  könig  soldies  vemoh- 
men,  befahl  er  Monsieur,  sie  wider  mitt  einander  zu  vergleichen 
vndt  ihnen  von  seinetwegen  zu  befehlen,  bey  hartter  straff  nichts 
mehr  mitt  einander  ahnzufangen,  weder  sie  noch  die  ihrige  noch 
ihre  bedinten,  vndt  weillen  sie  den  respect  vergeben  betten,  den 
sie  m.  le  Dauphin  schuldig,  vndt  sich  in  dem  selben  feit  gezanckt 
vndt  gerißen  betten,  so  selten  sie  beyde  in  die  pastille  biß  auff 
weitter  ordre.  Sie  seindt  aber  nur  24  stundt  drin  geßeßen,  den 
gestern  abendts  hatt  sie  der  könig  wider  hellen  laßen.  So  gehts 
hir  zu,  alle  tag  was  neues  vndt  selten  was  gutts.  Im  überigen  so 
spricht  man  noch  immer  von  den  beren,  wen  nichts  neues  vor  ist;  den 
einer  ist  gestorben,  aber  der  ander  ist  noch  in  frischer  gesundtheit 
vnd  gestern  abendts  hatt  man  noch  von  ihm  ahns  königs  taffei  ge- 
sprochen. Noch  etwaß  neues:  die  arme  Doudou  hatt  abscheuliche 
händel  mitt  ilirem  man.  Wie  sie  mitt  ihrem  Schwager  vndt  Schwe- 
ster, dem  duc  vndt  die  duchesse  d'Aumont,  wie  auch  dem  chevallier 
de  Tilliadet  wider  auß  dem  sawerbrunen  von  Bourbon  kommen,  hatt 
sich  das  monster  der  duc  de  Yandatour  im  kopff  gesteckt,  seine 
fraw  auffs  landt  zu  führen ,  wo  er  sie  woU  lange  gehalten  hette,  vndt 
wie  er  gesehen,  das  sein  obgemelter  schwager  solches  nicht  hatt  zu- 
geben wollen  (weillen  dem  kerleß  nicht  zu  trawen  ist,  indem  er 
schon  ein  mahl  seiner  frawen  thür  mitt  einer  pistoll  durchschoßen, 
sie  auch  mehrmahls  mitt  bloßem  degen  geängstigt),  hatt  er  sich  mitt 
dem  duc  d'Aumont  vndt  chev.  Tilliadet  mitt  aller  gewalt  schlagen 
wollen.  Dieße  aber  haben  ihn  außgelacht.  Da  ist  er  so  gifftig  wor- 
den vndt  hatt  getrewet,  das  er  seine  fraw  mitt  gewalt  abheilen  wolle. 
Da  ist  den  armen  duchessen  blutsbang  worden  vndt  haben  gleich 
einen  expressen  nach  hoff  zur  marechalle  de  Lamotte  geschickt 
Selbige  hatt  gleich  ahn  könig  die  sache  verzehlt;  da  hatt  der  könig 
gleich  einen  exempt  hin  geschickt  (Ihr  kennt  ihn  woll,  er  heist  des 
Fourneaux  vndt  hatt  bey  der  königin  in  Spanien  zu  Fontainebleau 
auffgewart).  Den  andern  tag  ist  m.  le  duc  de  Yaudatour  selber  nach 
hoff  kommen,  vmb  sich  beym  könig  zu  entschuldigen,  vndt  das  endt 
vom  liedt  ist,  das  man  sie  beyde  von  einander  scheyden  wirdt;  die 
arme  Doudou  aber  muß  vor  ihr  oder  söin  leben  in  ein  closter,  wo 
sie  aber  doch  mitt  ihr  mutter  vndt  eiste  Schwester  etlich  mahl  wirdt 


8 

heraußer  dörffen.  Er  gibt  ihr  12  daußendt  (ich  weiß  nicht,  ob  es 
daller  oder  francken  sein)  zu  ihrem  vnterhalt  vndt  nach  seines  oncles 
todt  16  taußendt.  Das  ist  Doudou  ihre  gantze  histori.  Es  ist  mir 
recht  leydt  umb  sie,  wie  ihr  woU  dencken  könt.  Es  ist  auch  woU 
einmahl  zeit,  das  ich  dieße  lange  epistel  auffhöre.  Ich  habe  sie 
nicht  eher  endigen  wollen,  weillen  ich  persuadirt  bin,  das  Ihr  fro 
sein  werdet,  zu  vernehmen,  was  neues  hir  vorgeht,  nun  Ihr  dießen 
hoff  so  woU  kent,  wie  auch  so  glaube  ich,  das  Euch  Ewere  große 
geschafften  zu  Manheim  nicht  verhindern  werden,  einen  so  großen 
brieff  zu  leßen.  Wen  Ihr  mir  wider  schreibt,  so  sagt  mir  doch,  ob 
Olimpe  nicht  vrsach  hatt,  jalous  zu  sein,  indem  alte  liebe  sich 
wider  vemeüert,  oder  nicht !  Ich  glaub,  das  Ihr  mich  woll  verstehet, 
ohne  das  ich  es  weitter  außlege.  Ich  möchte  auch  gerne  wißen, 
warumb  baß  Amelie  mir  nicht  auff  den  brieff  antwortet,  den  Ihr  ihr 
mittgebracht  habt.  Sagt  ihr  von  meinetwegen,  das  ich  sie  frage,  wie 
es  kompt,  das  sie  meiner  so  garvergist  vndt  das  ich  nichts  von  ihr 
höre !  Die  Woltzogin  grüst  von  meinetwegen  vndt  sagt  ihr,  das  ich 
ihr  baldt  schreiben  will  vndt  das  ich  gar  content  von  ihr  bin,  das 
sie  ein  praffes  medel  ist,  so  fleißig  ahn  mich  zu  schreiben!  Grüst 
Coppestein  auch  von  meinetwegen  vndt  gebt  ihm  part  von  den  zeit- 
tungen,  die  ich  Euch  schreibe,  welche  er  auch  woll  gerne  wißen 
möchte,  weillen  er  die  leütte  alle  kent,  so  woll  allß  Ihr  vndt  ich. 

Je  vous  aduertis,  que  vous  pouues  venir  en  toutte  seurete  a 
St  Cloud  et  marcher  tant  qu*il  vous  plaira  sur  la  teste  de  Mad.  de 
Fienne;  car  la  vieille  diablesse  est  morte.  M.  Legrand  schreibt 
Euch  dießes.  Ich  hatte  es  vergeßen,  sie  ist  in  8  tagen  zeit  ahn 
einem  3-tägighen  fieber  gestorben.  Die  duchesse  de  Yillars  ist 
wittwe;  ihr  man  ist  3  tag  nach  md.  de  Fiene  gestorben.  Wen  ich 
noch  ein  augenblick  nachdencke,  so  wirdt  auß  meinem  brieff  ein 
buch  werden.  Es  ist  aber  hohe  zeit,  das  ich. endige.  Adieu,  hertz- 
lieb Carllutz!  Seitt  versichert,  das  ich  Euch  von  hertzen  lieb  habe 
vndt  biß  in  todt  Ewere  affectionirte  freündin  verbleibe 

Elisabeth  Charlotte. 

6. 
Sontag  abendts  vmb  halb  9  den  25  Februar!  1680. 
Hertzlieb  Carllutz,  ich  bin  all  vor  lengsten  willens  geweßen, 


Euch  zu  schreiben,  indem  ich  mich  aber  eben  setzen  wolte,  vmb 
Euch  zu  fragen,  worumb  Ihr  so  gar  nichts  von  Euch  hören  laßet, 
da  kam  der  junge  Boisfranc  daher  vndt  sagt  mir,  das  er  einen 
großen  brieff  von  Euch  entpfangen  hette  vndt  das  Ihr  mir  ein  com- 
pliment  drin  madiet;  da  bin  ich  böß  worden  vndt  habe  gesagt,  das 
weillen  Ihr  eher  ahn  Boisfranc  schreibt,  alß  ahn  mich,  so  will  ich 
Euch  auch  nicht  eher  schreiben,  biß  das  ich  einen  brieff  von  Euch 
bekämme,  hab  also,  wie  Ihr  secht,  meine  morgue  woll  gehalten  biß 
nun,  da  mir  die  Hinderson  Ewer  schreiben  vom  15  dießes  monts 
überlieffert,  welches  man  aber  nicht  er  beantwortten  kan,  alß  ich 
nun  thne.  Jedoch  muß  ich  Euch  sagen,  das  Ihr  sehr  verliert,  das 
ich  Euch  nicht  eher  geschrieben;  den  ich  hatte  die  schönsten  Sachen 
von  der  weit  zu  sagen,  welche  aber  nun  sich  dermaßen  überheüfft 
haben,  das  sie  ohnmöglich  zu  beschreiben  sein,  den  ich  habe  die 
helffte  vergeßen.  Eher  ich  aber  auff  dießen  schönen  recit  komme, 
will  ich  erst  waß  ernstlicher  reden,  wünsche  Euch  den  zum  ersten 
von  gantzem  hertzen  glück  zu  Ewerer  englischen  reiße  vndt  das  Ihr 
viel  vergnügen  dort  haben  möget;  jedoch  so  hette  ich  viel  lieber 
gewolt,  das  es  hir  hette  sein  können.  Es  ist  schon  gar  lang,  das 
mir  I.  G.  der  churfürst  geschrieben,  das  er  Euch  in  Engellandt 
schicken  wolle,  also  ist  mir  Ewere  reiße  gar  nicht  frembt  vorkom- 
men. Ich  habe  woll  gedacht,  das  Euch  der  gutten  Gredine  Unglück 
recht  bestürtzen  würde.  Ich  vor  mein  theill  bin  ein  gantzen  tag  so 
bleich  alß  ein  todt  drüber  geweßen  vndt  hab  in  24  stundt  nicht 
wider  zu  recht  kommen  können;  aber  wie  ich  fest  glaube,  das  man 
ihre  unschuldt  finden  wirdt,  al^o  zweiffeie  ich  auch  nicht,  das  ihr 
Unglück  ein  ende  nehmen  wirdt.  Ich  vor  mein  theill  werde  woll 
von  hertzen  froh  sein,  wen  ich  sie  wider  sehen  werde,  den  es  ist 
eine  rechte  gutte  fraw,  wie  ihr  woll  wist.  Die  gutte  Auster  ist 
recht  von  hertzen  betrübt  über  diß,  aber  sie  austert  nicht  mehr,  son- 
dern ist  gantz  gutt.  Zur  neuen  zeittung  muß  ich  Euch  sagen,  daß 
der  könig  vergangene  woch  7  edelleüt  vom  hoff  zu  m.  le  Dauphin 
gethan,  welche  ihn  stehtes  überall  nachfolgen  sollen,  vndt  weillen  es 
fast  lautter  leütte  von  Ewerer  kundtschafft  sein,  will  ich  sie  Euch 
alle  nehnen.  Daß  beste  vor  sie  ist,  das  der  könig  ihnen  2  tau- 
ßendt  thaller  pention  gibt.  Ich  will  bey  denen  ahnfangen,  welche 
ich  ahm  wenigsten  kene,  damitt  ich  keinen  vergeße,  mess.  de  Chi- 
vemi,  Torigni ,  chevallier  de  Grignan,  Dangeau,  Clennont  vndt  Fla- 


10 

rensac,  welcher  letztere  sterbensverliebt  in  Chateauthier  ist.  Noch 
etwaß  neues:  £wer  hönischer  freündt  ist  aach  ertapt.  Die  jetzige 
princes  von  Conti  hatt  ihm  den  garauß  geben.  Der  vetter  Fana 
ist  närischer,  alß  er  sein  leben  geweßen;  die  kranckheit  hatt  nicht 
gedauert  vndt  so  baldt  ich  wider  nach  St  Germain  bin,  hab  ich 
ihn  wider  in  volkommener  gesandtheit  gefunden,  was  den  leib  be- 
trifft, aber  das  him  ist  dermaßen  vertrehet,  das  es  nicht  zu  be- 
schreiben ist.  Ja,  wen  ich  Euch  verzehlen  solte,  waß  es  sich  seider 
Ewerer  abreiße  vor  discurs  vndt  begebenheitten  zugetragen;  hette 
ich  mehr  zu  sagen,  alß  ich  heütte  schreiben  könte,  wen  ich  auch 
gleich  die  gantze  nacht  dazu  antwente,  vndt  kan  es  in  keinen  brieff 
beschrieben  werden,  es  würde  ein  buch  drauß  werden.  Aber  was  ich 
Euch  sagen  kan,  ist,  das  alles,  was  man  in  den  romanen  ließet,  ist 
nur  kinderspiel  bey  dießer  histori.  Ich  weiß,  das  wen  Ihr  es  wißen 
soltet  nach  einander,  Ihr  lachtet  Euch  halb  kranck.  Morgen  vmb 
6  brechen  wir  von  hir  auff,  vmb  nach  Villecotteres  zu  reißen  vndt 
von  dar  nach  Ghaalon  der  md.  la  Dauphiue  entgegen.  Fetter  Fana 
wirdt  alle  unßere  tagreißen  mitt  thun.  Ich  bin  willens,  ein  art 
Journal  zu  machen ,  worin  ich  auffschreiben  will  alles^  was  sich  über- 
zwerges  zutragen  wirdt,  so  woUvon  discourssen,  alß  begebenheitten, 
vndt  es  Euch  hernach  schicken;  den  nun  Ihr  nicht  mehr  zu  hauße 
seitt,  haben  wir  nichts  zu  beförchten  wegen  der  brieffe.  Schreibt 
mir  nur,  ob  ihr  dießen  sicher  entpfangen  habt!  Vndt  wen  dem  also 
ist,  so  will  ich  Euch  obgemelte  relation  vndt  Journal  schicken,  wel- 
cher all  possirlich  sein  wirdt.  Ich  wolte,  das  ihr  den  armen  teüffel 
jetzt  sehen  köntet.  Er  ist  so  dürr  wie  ein  holtz  vndt  ich  glaube, 
das  dieße  reiße  die  letzte  sein  wirdt,  so  er  sein  leben  thun  wirdt; 
Ich  muß  Euch  doch  noch  eine  narethey  sagen,  so  er  vergangen  don- 
nerstag  gethan.  Er  hatt  gesehen,  das  die  nimphe,  wie  Ihr  sie  heist, 
der  Theobon  schwartzen  hundt  geküst  hatt,  da  hatt  er  den  hundt  auch 
ertapt  vndt  hatt  ihn  zerküst,  das  Theobon  gemeint,  er  seye  närisch 
geworden;  den  sie  hatt  den  hundt  nicht  wider  auß  seinen  armen 
grichen  können.  Das  ist  woll  schnckschuck,  wie  mein  bruder  alß 
sagt,  vndt  derselben  schönen  Sachen  gibt  es  hundert  deß  tags  alß 
übel  ärger.  Was  endtlich  noch  darauß  werden  wirdt,  weiß  ich  war- 
lich nicht;  mir  wirdt  schir  angst  darbey.  Dar  ist  unßer  prinssien 
von  Saxen  bey  mir,  das  rast  mitt  Madmoissel.  A  propo  ich  hab  ein 
hauffen    complimenten    ahn  Euch    von    ihr   vndt  hundert   amities. 


11 

Adieu!  Ich  maß  enden,  den  das  eßen  stehet  aaff  der  taffei.  Behalt 
mich  alßMieb  vndt  glaubt,  das  Euch  wenig  leütte  in  der  weit  lieber 
haben,  alß  ich! 

Elisabeth  Charlotte. 

7. 

A  mad.  Louisse ,  raugraffin  zu  Pfaltz^  a  Franckfort. 

[Hier  fehlt  der  anfang.] 
sorgen.  Ich  werde  die  zeitt  woll  in  acht  nehmen,  daß  mir  nichts 
Übels  drauß  enstehen  wirdt.  Ich  bin  recht  touchirt,  d^ß  Ihr  mir  so 
viel  affection  einweist,  liebe  Louisse!  Kein  glück  in  der  weit  wolte 
ich  durch  Ewer  leben  noch  einige  kranckheit  erkauffen,  könte  ich 
Euch  aber  einmahls  dinnen  undt  dadurch  persuadiren,  wie  ich  gegen 
Euch  raugrafflichen  kindern  gesinnet  bin,  würde  ich  es  vor  ein  groß 
glück  schätzen  undt  mehr  vergnügen  alß  Ihr  selber  dran  haben.  In 
dießem  augenblick  werde  ich  in  die  kutzsch  undt  nach  Marly,  alwo 
wir  die  gantze  woche  bleiben  werden.  Ich  bins  fro,  den  die  lufft 
ist  mir  auß  der  maßen  gesundt.  Biß  sambstag  werden  wir  nach 
St  Clou,  alwo  wir  den  gantzen  sommer  zubringen  werden.  In 
welchem  ort  ich  sein  mag,  werde  ich  allezeit  ahn  Euch  gedencken 
undt  von  hertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Soltet  Ihr  die  fürstin  von  Homburg  undt  die  graffin  von  Lei- 
ningen zu  sehen  bekommen,  so  bitte  ich  Euch,  macht  ihnen  meine  ent- 
schuldigung,  daß  ich  ihnen  noch  so  baldt  nicht  werde  auff  die  schreiben 
antwortten  können,  so  mir  der  herr  de  Bar  gestern  brachte;  den 
Marly  verhinderts,  wo  man  keine  zeit  zu  schreiben  hatt. 

8. 

St  Clou  den  25  Aprill  1681. 

Hertzallerlieb  Carllutz,  es  ist  zwar  war,  das  ich  seyder  unßer 
aller  so  abscheulich  Unglück  vndt  schleunigen  todt  I.  G.  deß  chur- 
fürstens,  unßers  herren  vattern,  3  brieff  von  Euch  enti5faai<5t<iv\  '^^^ss. 


12 

6  Nouember  1680,  •/««  Febrnari  1681  vndt  "/«t  Mertz,  habe  aber 
solche  auß  nachfolgende  Ursachen  nicht  beantwortet,  erstlich  weillen 
ich  damahlen,  nehmblich  alß  ich  Eweren  ersten  brieff  entpfangen, 
schon  ahn  meinem  bruder  Ewer  aller  wegen  geschrieben  vndt  dero- 
wegen  seiner  antwort  erwarttet,  zum  andern  alß  ich  solche  eben  nicht 
dermaßen  gefunden,  alß  ich  es  vor  Euch  gewünscht,  habe  ich  noch 
zwey  mahl  ahn  meinem  bruder  vndt  auch  ahn  I.  G.  die  churfftrstin, 
mein  fraw  mutter,  geschrieben  vndt  Euch  zum  besten  vndt  starck 
recommandiret,  Ewere  geschwisterig  all  ins  gemein  vndt  Euch  noch 
absonderlich.  Dießes  alles  aber,  wie  ich  sehe,  hatt  Euch  leyder  mehr 
geschadt,  alß  genutzt.  Die  churfärstin,  mein  fraw  mutter,  ist  gar 
raisonable  vndt  scheynet  gar  nicht  erbittert  zu  sein;  mein  bruder 
aber,  wie  sie  mir  geschrieben,  ist  gar  übel  mitt  Euch  zufrieden. 
In  meinem  letzten  brieff,  den  ich  ihm  geschrieben,  habe  ich  ein  lang 
capitel  von  Euch  gehalten,  ihn  auch  gebetten,  das  er  mir  doch  sagen 
möge,  worumb  er  böß  auff  Euch  seye,  sintemahlen  ich  Euch,  wie 
Ihr  hir  wahret,  in  solchen  gutten  sentimenten  vor  ihm  gesehen,  das 
ich  unmöglich  glauben  könte,  das  Ihr  seyderdem  etwas  gegen  ihm 
bettet  thun  können,  so  ihm  zuwider  were,  könte  derowegen  nichts 
änderst  hirauß  urtheillen,  alß  das  er  jemandes  bey  sich  haben  müste, 
so  Euch  einige  böße  ofPicien  müste  geleistet  haben,  hätte  ihn  dero- 
wegen, mir  alle  vrsachen  zu  schreiben,  so  er  über  Euch  zu  klagen 
hette;  den  ich  versichert  were,  das  ich  Euch  leicht  bey  ihm  justifi- 
ciren  würde.  Auff  dießen  brieff  hatt  er  mir  aber  gar  nicht  geant- 
wortet, auffs  wenigst  biß  auff  dieße  stunde  nicht.  Dießes  ist  gar  ein 
böß  zeichen  vndt  alles,  was  ich  Euch  hirauff  sagen  kan,  ist,  das  es 
mir  von  grundt  meiner  seelen  leydt  ist,  das  es  Euch  übel  geht,  vndt 
wen  es  mir  möglich  were.  Euch  beßer  zu  dinen,  alß  ich  es  bißher 
gethan,  wolte  ich  es  von  hertzen  gerne  thun;  mehr  aber,  alß  ich 
bißher  gethan,  ist  unmöglich;  den  ich  habe  mir  dadurch  schir  meiner 
fraw  mutter  undt  meines  bruders  Unwillen  überem  halß  gezogen.  Nun 
aber  ist  nicht  änderst  zu  thun,  alß  das  Ihr  Euch  gedulden  müst;  den 
mein  fraw  mutter  schreibt  mir  selber,  das  sie  glaubt,  das  mitt  der 
zeit  mein  bruder  gegen  Euch  endern  wirdt.  Sie  sagt  auch,  das  er 
Ewere  Schwestern  lieb  hatt;  drumb  werden  sie  Euch  dortten  auch 
woU  gutte  officien  leisten  können.  Vnterdeßen  aber  rahte  ich  Euch, 
die  gelegenheit  nicht  auß  der  handt  zu  laßen,  so  Euch  oncle  offe- 
rirt,   bey  ihm  zu  bleiben.    Geht  derowegen  nur  in  gottes  nahmen 


13 

nach  Hannover!   Yndt  weillen  ich  glaube,  das  Ihr  wegen  Ewerer 
langen  reiße  woll  waß  gelt  von  nöhten  habt,  so  schreibt  mir  nur,  so 
baldt  Ihr  zu  Hanover  werdet  ahnkommen  sein,  so  will  ich  Euch  ein 
weckselbrieffgen    von   800  pistoilen  schicken,   welches  ein  rest  ist 
von   dem  gelt,  so  mir  der  könig   vergangenen  neüjahrstag  geben. 
Hette  ich  mehr,  wolte  ichsEüch  von  hertzen  gerne  schicken;  nnter- 
deßen  aber,  hertzlieb  Carllutz,  müst  ihr  den  willen  vor  das  werck 
nehmen  vndt  gedencken,  das  wen  es  bey  mir  stünde,  Euch  glücklich 
zu  machen,  das  ich  kein  augenblick  verseümen  würde.    Das  glaubt 
nur  vestiglich!  Den  ich  sag  es  Euch  ohne  complimenten.    Es  bleibt 
mir  nun  nichts  mehr  überig,  alß  Euch  zu  sagen,  warumb  ich  endt- 
lich  noch  nicht  eher,  alß  nun  auf  Ewerem  3ten  vndt  letzten  brieff 
geantwortet.   Die  nrsach  ist,  das  wir  9  tag  den  gantzen  hoff  hir  im 
hauße  gehabt  haben.    Ihr,  der  diß  gethnns  hir  gar  woll  kent,  könt 
jetzt  leicht  errahten,  warumb  ich  in  der  zeit  nicht  geschrieben.   Ein 
tag  war  bal,   ander  tags  comedie  vndt  seindt  3  mahl  auff  die  jagt. 
Segt  jetzt,  was  vor  zeitt  mir  hatt  überig  bleiben  können !  Aber  weil- 
len Ihr,  wie  schon  gesagt,  alles  dießes  gethuns  eben  so  woll  alß 
ich  selber  wist,  so  will  ich  Euch  nicht  lenger  damitt  auffhalten,  son- 
dern von  waß  änderst  reden.    Oncle  ist,  gott  sey  danck,  wider  in 
vollkommener  gesundtheit  zu  Hannover  ahngelangt.    Mir  war,  umb 
die  warheit  zu  bekenen,  bludtsangst  bey  seiner  kranckheit,   inson- 
derheit weillen  hertzog  Johan  Friderich  schon  zu  Augsburg  gestorben 
ist;  aber  alles  ist  gott  lob  vorbey.   Ich  glaube,  das  der  gutte  Alto- 
viti  woll  fro  geweßen,  wie  er  Euch  gesehen  hatt.    Wen  Ihr  jeman- 
des ahntrefft,  so  ihn  wider  sehen  wirdt,  so  last  ihn  von  meinetwegen 
vor  sein  ahndencken  dancken  vndt  wider  ein  compliment  machen! 
Das  macht  mich  gantz  ahn  die   uhralten  zeitten   gedencken.    Aber 
apropo  von  den  zeitten  ich  muß  Euch  etwaß  sagen,  so  Euch  wunder 
nehmen  wirdt.    Ich  bin  jetzt  in  großem  commers  mitt  unßerm  ge- 
weßenen  obersten  Webenheim  vndt  wir  schreiben  einander  fleißig; 
seyder  ein  monat  her  habe  ich  zwey  brieff  von  ihm  entpfangen.   Zu 
kunfftigen  May  wirdt  er  zu  meinem  bruder  nach  Heydelberg  vndt  ich 
will  ihm  schreiben,  das  er  Ewerer  dorten  im  besten  gedencken  solle; 
den  wie  Ihr  woll  wist,   so  vermag  er  all  viel  bey  meinem  bruder. 
Botzheim  ist  nun  captein  in  Hollandt,  wie  er  mir  geschrieben.  Dießen 
sommer  ist  er  ein  mont  lang  bey  mir  geweßen.    Weillen  ich  nicht 
zweiffeie,  das  Ihr  auch  noch  woll  curieux  sein  möget,  vmb  zeittung 


14 

za  haben  von  dem,  waß  hir  vorgeht,  so  mnß  ich  Euch  sagen,  das, 
was  den  mantel  betrifft,  so  ist  nichts  verendert,  sondern  wie  allezeit. 
Mitt  dem  vetterFana  aber  hatt  es  sich  dermaßen  historien  begeben, 
das  wer  sie  beschreiben  wolte,  würde  es  eben  so  viel  bücher  geben, 
alß  die  Amadis  sein,  rechte  ritterliche  begebenheitten.  Vom  Wäch- 
telle ist  auch  eine  wunderliche  historie  ahn  tag  kommen.  Wen  ich 
sehen  werde,  das  dießer  mein  brieff  Euch  recht  zu  banden  kompt, 
will  ich  Euch  von  dießem  allem  ein  theill  verzehlen,  welches  auch, 
wie  ich  versichert,  Euch  wirdt  lachen  machen,  so  melancolisch  Ihr 
auch  sein  möget  mitt  rechtmäßiger  nrsach,vndt  solches  weiß  ich  bey 
mir  selber;  den  gott  sey  mein  zeug,  das  mir  L  G.  deß  churfürsten 
todt  dermaßen  zu  hertzen  gangen,  das  ich  vermeinet,  das  ich  mein 
leben  nimermehr  würde  lachen  können!  bin  auch  lenger,  alß  2  mo- 
nat  todtbetrübt  geweßen;  hernacher  aber,  muß  ich  gestehen,  hab 
ich  mich  doch  nicht  enthalten  können,  über  alle  dieße  naredeyen  zu 
lachen.  Zu  den  alten  possen,  welche  Ihr  wist,  seindt  noch  gantz 
nagelneue  gekommen,  welche  noch  viel  possirlicher  sein,  alß  die 
alten.  Aber  genung  hirvon ,  biß  das  ich  Euch  was  deüttlicher  davon 
werde  reden  können.  Ich  habe  mehr  alß  10  brieff  von  unßerer 
königin  in  Spanien  bekommen,  welche  gantz  voller  amities  vor  Euch 
sein.  Apropo  von  ihr,  ihr  armer  St  Chaman,  den  sie  alß  maman 
hieße,  ligt  aufm  todt;  man  meint  nicht,  das  er  davon  kompt.  Die 
ihn  kenen,  sagen,  das  er  auß  lieb  vor  sie  stirbt;  den  seyderdem  er 
auß  Spanien  widerkonmien  ist,  hatt  er  keine  lustige  stunde  mehr  ge- 
habt. Das  dauert  mich  recht.  Aber  es  ist  auch  woU  ein  mahl  zeit, 
das  ich  dießen  brieff  schließe.  Adieu,  hertzlieb  Carllutz!  Glaubt, 
das  niemandes  in  der  weit  Euch  lieber  hatt,  alß  ich,  vndt  wo  ichs 
Euch  werde  erweißen  können,  werde  ichs  von  hertzen  gerne  thun; 
den  biß  in  todt  werde  ich  Ewere  trewe  freündin  verbleiben.  Vielle 
vndt  manche  Ursachen  verbinden  mich  hirzn,  insonderheit  aber  das 
vertrawen,  so  Ihr  mir  erweist.  Wen  der  könig  fort  fahret,  mir 
alle  jähr  zu  geben,  wie  diß  jähr,  solt  Ihr  es  gewiß,  wen  Ihrs  von 
nöhten  werdt  haben,  mitt  entpfinden.    Adieu! 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  muß  Euch  noch  sagen,  das  mll.  de  Piene  ein  balet  mitt  md. 
la  Dauphine  gedantzt  hatt,  alwo  sie  so  viel  conquetten  gethan,  das 


15 

es  nicht  zn  beschreiben  ist,  von  den  högsten  biß  zu  den  geringsten. 
Der  prince  de  la  Rochesurion  ist  in  der  zahl  nicht  der  vomehmbste, 
wie  man  sagt;  Ihr  versteht»  mich  woU,  allein  das  glaube  ich  doch 
nicht;  der  duc  de  la  Fert6  hatt  eine  solche  passion  vor  sie,  das  er 
sich  gantz  bekehrt  hatt  vndt  gar  nicht  desbanchirt  mehr  ist.  Die 
andere  amants  seindt  marqois  de  Nangy,  mons.  Harcourt  vndt  noch 
andere  mehr,  so  mir  jetzt  nicht  beyfahlen.  Seht,  wie  viel  rivals 
Ihr  habt! 

9. 

St  Clou  den  26  Juni  1681. 

Hertzallerlieb  Carlatz,  seit  gar  in  keinen  sorgen  wegen  Jasmin! 
Er  ist  gar  glücklich  vndt  woll  den  18  May  hir  ahngelangt  vndt  hatt 
mir  Ewer  paquet  gar  trewlich  überlieffert,  vndt  wen  es  bey  ihm  ge- 
standen were,  bettet  Ihr  ihn  all  vor  lengsten  wider  gesehen;  den  er 
hatt  offtermahlen  ahn  seine  abfertignng  treiben  laßen,  allein  es  ist 
mir  unmöglich  geweßen,  Euch  eher,  alßnunzu  schreiben,  noch  ihn 
also  wider  zurück  zu  schicken;  jedoch  versichere  ich  Euch,  das  ich 
ihn  auff  allerlengste  biß  morgen  über  8  tag  abfertigen  werde.  Biß 
dar  müst  Ihr  Euch  noch  gedulden  vndt  nnterdeßen  schreibe  ich  Euch 
dießen  brieff  auff  die  ordinär!  post  vndt  mitt  Jasmin  will  ich  Euch 
die  Ursachen  sagen,  so  ihn  noch  dieße  wochen  haben  hir  bleiben 
machen ;  im  überigen  aber  so  kent  Ihr  unßer  hießiges  leben  nur  gar 
zu  woll,  vmb  nicht  leicht  zu  begreiffen,  was  mich  bißher  ahn  schrei- 
ben verhindert,  drumb  ich  Euch  en  gros  die  Ursachen  sagen  werde, 
ohne  selbige  ferner  zu  particullarisiren ,  welche  particulariteten  Euch 
nur  mühsam  zu  leßen  vndt  mir  zu  schreiben  fallen  würden.  Wist 
den,  hertzlieb  Carllutz,  das  es  hier  noch  eben  ist,  wie  Ihr  es  ge- 
laßen habt,  eben  so  voll  falscher  teüffel,  welche  mich  stehts  haßen 
undt  mir  so  viel  desagrementen  zu  wegen  bringen,  alß  es  inmier 
möglich  ist.  Drumb  gestehe  ich  Euch  hirmitt  frey  herauß,  das  ich 
seyder  eine  zeit  her  so  gritlich  vndt  von  bößem  humor  geweßen  bin, 
das  es  mir  durchauß  unmöglich  geweßen,  auch  das  geringste  ahnzu- 
fangen,  vndt  umb  die  warheit  zu  bekenen,  so  hatt  mich  noch  dazu 
Ewer  vndt  Ewerer  geschwisterig  zustandt  betrübt,  insonderheit  alß 
ich  gesehen,  das  ich  Euch  so  wenig  nutz  sein  kan  vndt  das  je  mehr 
ich  meinen  bruder  vor  Euch  rede,  je  mehr  iritire   ich  ihn  gegen 


16 

Euch.  Aber  von  dießem  text  will  ich  Euch  in  dem  brieff,  so  ich 
Euch  durch  Jasmin  schreiben  werde,  ein  mehrers  sagen  vndt  nun 
nur  berichten,  was  mich  femer  ahn  schreiben  verhindert.  Nachdem 
sich  den  der  stürm,  solch  hiraußgestanden,  ein  wenig  geleget  vndt 
es  wider  still  geworden,  hab  ich  einen  großen  schnupen  bekommen, 
welcher  mir  8  oder  9  tag  gewehret,  das  ich  nicht  hab  auß  den  äugen 
sehen  können.  Damach  seindt  wir  nach  Yersaille,  alwo  das  jagen 
vndt  ordinari  leben  wider  ahngangen ,  wobey  ich  desto  weniger  habe 
schreiben  können,  alß  ich  noch  mehr  gethnns,  alß  ordinari  gehabt 
habe;  den  weillen  md.  la  Dauphine  sehr  kranck  ahn  einen  falschem 
kintbett  gelegen,  wobey  sie  hernach  auch  gar  starck  daß  fieber 
bekommen,  seindt  wir,  der  könig,  die  königin,  Monsieur  vndt  ich, 
4  mahl  deß  tags  zu  ihr.  Nun  hatt  sich  ihre  kranckheitt  in  ein  3- 
tägicht  fieber  gewent,  welches  sie  noch  hatt,  vndt  wir  seindt  erst 
gestem  nachmittags  von  Yersaille  herkommen.  Auß  dießem  allem 
secht  Ihr  woll ,  hertzlieb  Carllutz,  wie  unmöglich  es  mir  zu  schreiben 
geweßen.  Vor  etlichen  tagen  hab  ich  noch  einen  brieff  von  Euch 
entpfangen  vom  Vis  dießes  monts,  worauff  ich  Euch  hirmitt  gar 
außführlich  antwortten  will.  Vor  den  wecksei,  so  ich  Euch  durch 
Jasmin  schicken  werde  vndt  ich  Euch  in  meinem  brieff  vom  25  aprill 
versprochen,  dörfft  Ihr  Euch  nicht  sosehr,  alß  wen  es  ein  gar  groß 
pressent  were,  zu  bedancken.  Ich  rechne  solches  vor  nichts  änderst, 
alß  nur  vor  ein  klein  ahndencken,  wor durch  Ihr  meines  gntten  wil- 
lens gegen  Euch  möget  versichert  sein  vndt  wie  ich  Euch  von  hertzen 
gern  in  etwas  nützliches  dinnen  mögte,  wen  es  bei  mir  stünde  vndt 
möglich  were.  Vndt  nun  ich  Euch  gesagt,  wie  ich  solches  verstehe, 
will  ich  nicht  mehr  von  dießer  bagatelle  reden.  Im  ahnfang  dießes 
brieffs  werdet  Ihr  genungsam  ersehen,  wie  das  Ihr  Euch  wegen  Jas- 
mins nichts  zu  befahren  habt  vndt  das  er  glücklich  hir  ahngelangt 
ist  vndt  baldt  wider  weg  wirdt.  Was  meines  brudern  bößen  humor 
gegen  Euch  betrifft,  so  darff  ich  schir  nichts  mehr  vor  Euch  ahn  ihn 
sagen;  den  so  viel  ich  von  ihm  verspüren  kan,  so  ist  er  ein  wenig 
jalous  von  Euch  vndt  meint,  ich  hette  Euch  lieber,  alß  ihn,  dero- 
wegen  wen  ich  was  sage,  so  mache  ich  übel  ärger.  Mitt  Jasmin 
aber  will  ich  Euch  sagen,  was  vor  ein  mittel  ich  gefunden,  vmb  ihn 
zuzusprechen  laßen.  Das  beste,  so  ich  bey  der  Sachen  finde,  ist, 
das  I.  G.  die  churfürstin,  mein  fraw  mutter,  nicht  gegen  Euch  ist, 
vndt  sie  vermag  viel  bey  meinem  bruder.    Damitt  Ihr  aber  sehen 


17 

möget,  das  ich  Euch  hirin  keine  falsche  hoffnung  gebe,  so  schicke 
ich  Euch   hirmitt   den  letzten  brieff,    so  ich  von  I.  G.  entpfangen, 
worauG  Ihr  auß  ihrer  aygenen  handt  ersehen  werdet,  wie  sie  gegen 
Euch  vndt  Ewere  geschwister  gesinnet  ist.   Wen  ich  Euch  auff  frant- 
zösch  schriebe,  könte  ich  nicht  laßen,  zu  sagen:  «Tu  est  bien  badin, 
mon  enfiant !»   das  Ihr  Euch  noch  des  vetter  Fana  vndt  seinen  albe- 
ren  possen  erinern  könt,  nachdem  Ihr  jetzt  so  ein  serieuse  sache 
im  kopff  habt  vndt  eben  davon   auffhört  zu  reden;   aber  nmb  die 
warheit  zu  bekenen,  so  kan  ich,  ich  mag  auch  so  serienx  vndt  un- 
lustig sein,  alß  ich  immer  sein  mag,  mich  [nicht]  enthalten  von  sachen 
zu  reden,  so  einem  bißweillen  lachen  machen,  vndt  hiran  sehe  ich  die 
simpathie ,  so  Ihr  vndt  ich  mitt  einander  haben.   Ich  habe  auch  letzt- 
mahl ahn  I.  G.  die  churfürstin  geschrieben,  das  ich  I.  G.  hätte.  Euch  doch 
ahm  liebsten  von  allen  Eweren  geschwisterig  zu  haben,  weillen  nicht 
allein,  wie  alle  menschen  fünde[n],  viel  gleichnuß  zwischen  vnß  beyden 
seye,  sondern  auch  weill  wir  beyde  unß  sehr  lieb  betten,  indem  wir  unß 
sehr  viel  simpathie  befunden,  vndt  das  ist  ja  war.    Nun  hirmitt  ist  es 
auch  einmahl  genung  ernstlich  gesprochen.  Last  unß  nun  von  waß  re- 
den, so  Euch  ein  wenig  divertiren  ihöge  vndt  mich  auch!  Der  vetter 
Fana  ist  wider  auß  seinem  landt  zurückkommen  vndt  von  seiner  erb- 
schafft, aber  er  ist  gelber  vndt  dürer,  alß  er  sein  leben  geweßen.    Er 
stelt  sich  zwar  jetzt  waß  erbarer  ahn,  alß  vor  dießem,  allein  gescheyder 
ist  er  doch  noch  nicht,  vndt  wens  gelegenheit  gibt,  so  sieht  man  woU, 
das  er  noch  nicht  curirt  ist;  aber  auff  die  jagt  geht  er  nicht  mehr. 
St  Chamand  ist  von  seinem  fieber  geneßen;   ob  er  es  aber  von  der 
lieb  ist,  weiß  ich  nicht.    Apropo  die  königin  von  Spanien  hatt  mir 
noch  zwey  oder  3  brieffe  geschrieben,  so  gantz  voller  amities  vor 
Euch  sein.    Ich  habe  Ewer  compliment  auffs  beste  wider  gemacht. 
Was  Olimpe  ahnbelangt,  so  hatt  es  nun  kein  gefahr  mehr  bey  ihr; 
den  der  amant  qui  lance  la  foudre,   importunirt  sie  gar  nicht  vndt 
es  hatt  keine  suitte  gehabt.    Ihr  habt  ein  gutt  gedechtnuß,  die  pa- 
sagen  von  den  operaen  so  woll  zu  behalten.    Solche  kunst  kan  ich 
auch  über  die  maßen  woll,  wie  Ihr  woU  wist.    Wen  Ihr  jetzt  hir 
weret,  köntet  Ihr  Euch  woll  wider  bey  der  Olimpe  ahnmelden,  ohne 
die  «majeste  supreme»,  wie  man  im  bo-let  singt,  zu  förchten.    Aber 
apropo  vom  balet,  man  hatt  auff  etliche  melodeyen  lieder  auff  die 
Olimpe  gemacht,  worinen  sie  nicht  ist  zum  besten  tractiret  worden. 
Wen  Ihr  hir  geweßen  weret,  bettet  Ihr  vielleicht  auch  Ewer  plätz- 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  2 


18 

gen  in  selbigen  liedt  gefanden;  den  alle  ihre  amants  seindt  mit  nah- 
men drinnen  genent.  Ich  möchte  Euch  gerne  noch  eine  zeittung 
sagen,  weiß  aber  nicht,  wie  ich  sie  vorbringen  solle;  den  teütsch 
herauß  mag  ich  es  nicht  sagen,  will  es  herumbtrehen ,  so  gntt  ich 
kan,  vielleicht  werdt  Ihr  mich  verstehen.  Es  ist  jemandes  hir,  so 
den  vetter  Fana  betrübt  vndt  in  sorgen  setzt,  indem  er  meint,  das 
selbige  persohi^  seye  wie  er.  Solches  kan  ich  nicht  glauben;  den 
der  mensch  ist  gar  kein  geschoßener  wie  vetter  Fana;  ich  meine, 
das  es  nur  gutte  freündtschafft  ist,  aber  dieße  persohn  ist  gefehr- 
licher,  alß  vetter  Fana;  den  ahn  gantzen  hoff  ist  nichts  beßers  ge- 
schaffen noch  ahngenehmers.  Aber  vetter  Fana  hatt  unrecht;  den 
er  ist  gantz  nicht  wie  er.  Weillen  dießer  aber,  wie  schon  gesagt, 
mein  gutter  freündt  ist,  so  will  ihn  der  vetter  Fana  auch  vor  ridi- 
culle  passiren  machen.  Drumb  wen  Euch  waß  hirvon  irgendts  zu 
obren  kompt,  so  glaubts  doch  nicht !  Ich  wolte,  das  Dir  dießen  men- 
schen kenen  möchtet;  den  ich  bin  versichert,  das  er  Euch  nicht 
übel  gefahlen  solte.  Adieu,  hertzlieb  Garllutz!  Ich  muß  schließen; 
den  Monsieur  lest  mich  ruffen.  Glaubt,  daß  ich  Ewere  trewe  freün- 
din  biß  in  todt  verbleibe! 

Elisabeth  Charlotte. 


10. 

Pour  mons.  le  raugraff. 

Fontainebleau  den  28  October  oder  mittwoch  abendts  umb  6  uhr. 

Hertzallerlieb  Carllutz ,  ob  Euch  zwar  möns.  Polier  woU  wirdt 
mündtlich  sagen  können ,  welche  eine  überauß  große  freüde  ich  ent- 
pfanden,  zu  vernehmen,  daß  ich  Euch  baldt  sehen  werde,  so  hab 
ich  Euch  doch  solches  auch  hirmitt  durch  etliche  zeyllen  selber  sagen 
wollen.  Hette  woU  nicht  gedacht,  das  in  den  betrübten  standt,  Wo- 
nnen ich  lebe,  mir  etwas  erfreuliches  hette  widerfahren  können, 
jedoch  so  gestehe  ich,  das  groß  verlangen  trage.  Euch  zu  sehen; 
habe  Euch  taußendt  undt  taußendt  Sachen  zu  sagen,  so  sich  nicht 
schreiben  laßen.  Kompt  den  so  baldt,  alß  es  Euch  nur  möglich 
sein  kan,  undt  seit  versichert,  daß  ich  Euch  von  hertzen  ambrassiren 
werde!  den  in  der  weit  habt  Ihr  keine  trewere  freündin  alß  mich. 

Elisabeth  Charlotte. 


19 

11. 

St  Germain  den  1  Januari  1682. 

Hertzallerlieb  Garllatz,  ma  tante  batt  mir  geschrieben,  das  Ihr 
verwundert  seit,  das  Ihr  in  so  langer  zeit  kein  brieff  von  mir  ent- 
pfangen  habt.  Dießes  ist  aber  anß  zweyen  Ursachen  nicht  gesehen, 
deßen  die  erste  ist,  das  ich  woll  weiß,  das  es  Euch  alß  gar  beschwer- 
lich ist,  mitt  Ewerer  handt  zu  schreiben,  drumb  hab  ich  Euch  dieße 
mühe  ersparen  wollen;  die  zweyte  aber  ist,  das  ich  alß  gewart,  biß 
Ihr  mir  auff  den  brieff  antwortet,  so  ich  Euch  etlich  tag  vorher 
geschrieben,  ehe  ich  Euch  Jamin  wider  geschickt,  vndt  welcher  vom 
26  juni  1681  datirt  war  vndt  worvon  Ihr  gar  nichts  gedacht  in  dem, 
wo  Ihr  mir  auff  den  antwortet,  so  ich  Euch  durch  Jasmin  geschrie- 
ben. Drumb  fengt  mir  ahn  angst  zu  werden,  daß  Ihr  ihn  nicht 
möget  entpfangen  haben;  den  es  waren  hundert  naredeyen  drinen, 
so  eben  nicht  gutt  were,  das  es  von  ändern  geleßen  würde,  alß  vom 
vetter  Fana  vndt  dergleichen  possen;  da  war  der  brieff  gantz  voll 
von;  kan  mir  nicht  einbilden,  wo  er  muß  hinkommen  sein;  den  auff 
die  Hanover  post  hab  ich  noch  nie  keinen  brieff  verloren,  were  un- 
glücklich, das  dießer,  so  so  doli  geschrieben,  der  erste  seye.  Schreibt 
mir  doch  mitt  ehestem,  was  Ihr  davon  wist,  ob  er  in  der  that  ver- 
loren, oder  ob  Ihr  vergeßen  habt,  mir  drauff  zu  antwortten!  Gott 
gebe,  das  es  daß  letzte  seye!  Vndt  in  den  sorgen,  worinen  ich  bin, 
das  er  in  andere  bände  mag  gekommen  sein,  wolte  ich  Euch  woll 
von  hertzen  gerne  verzeyen,  wen  Ihr  ihn  vergeßen  bettet  zu  beant- 
wortten.  Drumb  wen  dem  also  ist,  so  gestehet  mir  es  nur  frey 
heraußl  Hiemitt  genung  von  dießem.  Ich  griche  alle  woche  brieff 
von  unßerer  königin  in  Spanien,  worinen  Ewer  gar  offt  gedacht 
wirdt,  vndt  seyder  meiner  reiß  nach  Fontaineblau  vndt  in  Teütsch- 
landt  hab  ich  ihrer  woll  6  oder  7  bekommen,  so  voller  complimenten 
vor  Euch  sein.  Seyder  dem  ich  wider  hir  nach  St  Germain  nach 
unßerer  reiße  kommen,  hab  ich  Ewer  liebes  schreiben  vom  11  No- 
uember  entpfangen.  Ich  glaube  wie  Ihr,  das  Ewere  sache  mitt  mei- 
nem bruder  entlich  einmahl  gutt  werden  wirdt  vndt  ich  bin  persua- 
dirt,  das  die  vissitte,  so  Webenheim  vergangen  jähr  nach  Heydelberg 
gethan,  viel  dazu  geholffen  batt.  I.  G.  die  churfürstin,  mein  fraw 
mutter,  ist  gar  nicht  verbittert  gegen  Euch;  contrario  sie  hatt  mir 
gesagt,   das  sie  Ewere  geschwisterig  alle  lieb  hatt.    Carolline  hatt 

2* 


20 

mir  auch  geschriben,    wie  ich  zu  Strasburg  war,   vndt  scheindt  all 
content  von  I.  G.  zu  sein.   Ich  habe  mein  bestes  gethan,  umb  Euch 
bey  mein  fraw   mutter  zu  recomandiren,   ihr  auch  gesagt,   das  sie 
mir  den  grosten  gefallen  von  der  weit  erweißen  würde,  sich  Ewei* 
ahnzunehmen,  vndt  das  ich  Ewer  gutt  gemüht  woll  kente,  das,  wan 
sie  JEüch  obligiren   würde,   wtlrdet  Ihr  gar  reconoissant  sein,   vndt 
das  ich  Euch  von  hertzen  lieb  bette,    das  es  mir  leydt  were,   das 
mein  bruder  nicht  auch  die  sentimenten  vor  Euch  hette,  so  ich  habe, 
vndt  das  ich  persuadirt  seye,  das  es  nicht  Ewer  schuldt  seye,  son- 
dern daß  böße  leütteEüch  bey  meinem  bruder  müsten  böße  ofTicien 
geleistet  haben,   vndt  das  ich  Euch  perfect  woll   kente,   also  woll 
versichern  könte,    das  Ihr   nicht  capabel  weret,    mitt  fleiß  was  zu 
thun,  so  meinen  bruder  so  sehr  mißfahlen  könte,   vndt  das  weillen 
I.  G.  woll  wüsten,  wie  sehr  ich  meinen  bruder  liebte,  also  das,  wen 
jemandes  was  gegen  ihn  gethan,  wolte  ich  selbige  nicht  apropiren; 
drumb  auch  weillen  sie  sehe ,  das  ich  mich  Ewer  so  ahngelegen  sein 
ließe,   könte   sie   nur  woll   vestiglich  glauben,   das  Ihr  nicht  allein 
nichts  gegen  meinen  bruder  gethan,   sondern  auch  noch  gantz  wil- 
lens seitt,  alles  vergangene   zu  vergeßen,  wofern    er  Euch  nur  ju- 
stice thet.    Dießes  vndt  dergleichen   noch  viel  mehr  hab  ich  der 
churfürstin  vorgehalten,   welche   alles    gar  genau   ahngehört,   vndt 
deucht  mich,  das  ich  sie  persuadirt  habe.    Also,  hertzlieb  Carllutz, 
ob  ich  Euch  schon  die  zeit  über  nicht  geschrieben,  so  hab  ich  doch 
nicht  desto  weniger  fleißig  ahn  Euch  gedacht,  wie  Ihr  secht;   auch 
könt  Ihr  woll  vestiglich   glauben,    das  wen   ich  gelegenheit  finden 
könte,  Euch  zu  dinnen  vndt  etwaß  gutts  zu  wegen  zu  bringen,  würde 
ich  mich  gar  nicht  verseümen.   Ich  hette  woll  von  hertzen  wünschen 
mögen,  das  es  sich  hette  schicken  können,  das  ich  Euch  zu  Stras- 
burg hette  ambrassiren  können.    Ich  glaube,  wir  würden  mitt  ein- 
ander geheüUet  haben;  den  wie  ich  bey  dem  ocksen  bin  verbey  ge- 
fahren, ist  es  mir  eingefallen,  wie  ich  I.  G.  den  churfürsten   das 
letzte  mahl  dar  gesehen.  Da  ist  mir  daß  flenen  so  greulich  ahnkom- 
men, das  ichs  nicht  hab  verhalten  können,  vndt  der  gutte  Copestein 
vndt  ich  wir  haben   mehr   alß   eine   stundt  mitt  einander  geweint. 
Ich  hab  ihn  gantz  lieb  drumb.    Der  arme  mensch  war  so   fro,  wie 
er  mich  sähe,  das  er  gantz  bleich  wie  ein  todt  wart.   Er  hatt  Euch 
von  hertzen  lieb;   das  ist  auch  noch  eine  ursach,  worumb  ich  viel 
auff  ihn  halte.   Ich  zweiffeie  aber  nicht,  das  er  Euch  wirdt  geschrie* 


21 

beD  haben  alles,   wie  es  za  Strasburg  Zugängen;   drumb  sage  ich 
Euch  nichts  mehr  hievon.    Weillen   wir  aber  nun  wider  ein  neues 
Jahr  ahngetretten  haben,  so  bitte  ich  gott  den  allmächtigen,  das  er 
Euch  langes  leben,   volkommene   gesundtheit  verleyen  möge  vndt 
alles,  waß  Euch  nutz  yndt  seelig  mag  sein,  insonderheit  aber  auch 
volkommenes  vergnügen.  »Dießes  ist  woll  zu  wünschen,  aber  schwer 
zu  finden.    Ich  vor  mein  theill  weiß  nicht,  wie  ich  dießes  ahngetret- 
tene  jähr  enden  werde,  allein  das  vergangene  war  woll  eines  von 
den  verflüchsten  jähren  vor  mich,  so  ich  mein  leben  durchbracht, 
auch  hatt  es  mich  so  reveux  vndt  melancolisch  gemacht,  das  mich 
schir  niemandes  mehr  kent.    Wend  meinte  vor  ein  woch  3,  da  ich 
mich  waß  übel  befunde,  das  ich  sterben  würde,  weillen,  wie  er  sagt, 
ich  so  verendert;   drumb   flente  er  den  gantzen  abendt.    Ich  kan 
Euch  nicht  sagen,  was  mich  ahnligt;   allein  Ihr  kent  das  landt  vndt 
den  hoff  hir  genung,  umb  zuwißen,  das  einem  allerhandt  ungerech- 
tigkeitten  widerfahren  können;  also  auch  kan  einen  materie  genung 
begegenen,  melancolisch  zu  werden,  so  lustig  man  auch  von  natur 
sein  mag.    Aber  seyder  ich  verspüre,   das  mir  dießes  so  sehr  ahn 
der  gesundtheit  zusetzt,   schlage  ich  mir  alles  so  viel  auß  dem  sin, 
alß  mir  nur  möglich  ist.   Ja,  wen  Ihr  hir  geweßen  weret,  Ihr  weret 
meinethalben   doli   vndt  raßendt  worden.    Aber  waß  hilffts?  Man 
muß  gedult  haben.  Hirmitt  auch  einmahl  genung  von  dießem  allem  1 
Adieu,   hertzlieb   Carllutz!   Seitt  versichert,  das  so  lang  Ihr  conti- 
nuieren  werdet,   mich  lieb  zu  haben,   daß  Ihr  keine  trewere  noch 
affectionirte  freündiu  in  der  weit  werdt  haben,  alß  mich! 

Elisabeth  Charlotte. 

12. 

Pour  mens,  le  raugraff. 

Yersaille  den  21  Jalli  1682. 

Hertzallieb  Carllutz,  ich  schreib  Euch  jetzt,  ob  ich  zwar  heütte 
schon  so  gritlich  bin,  wie  eine  wantlauß  undt  deßen  leyder  nur 
gar  zu  viel  ursach  habe;  den  es  geht  jetzt  mitt  mir  von  allen  den 
leütten,  die  Ihr  woll  kent  undt  wovon  Ihr  schon  etliche  eschantil- 
lons  gesehen  habt,  wie  Ihr  hir  wahret,  taußendt' mahl  ärger,  alß  zu 
der  zeit,  undt  dieße  teüffels  werden  täglich  doller  undt  raßender. 
Gott  weiß,  waß  sie  endtlich  mitt  mir  ahnfangen  werden.    Aber  von 


22 

dießen  trawerigen  sachen  will  ich  Euch  nicht  sprechen;  den  ich  bin 
versichert,  das  Ihr  mich  lieb  habt  undt  das  es  Euch  also  gar  leydt 
sein  wirdt,  zu  vernehmen,  daß  dieß  ritterzeug  so  die  oberhandt 
bey  Monsieur  hatt  undt  mir  alles  leydt  ahnthut,  so  nur  zu  erdencken 
ist.  Zu  dem  so  ist  auch  kein  mittel  hirzu,  derowegen  ahm  besten, 
das  ich  davon  schweige  undt  die  jenige  nicht  mitt  mein  chagrin  be- 
trübe, so  mich  lieb  haben  undt  ich  sie,  ihnen  aber  leyder  nichts 
änderst  nutzen  kan,  alß  vor  sie  zu  wünschen,  undt  in  der  zahl  seit 
Ihr  auch,  hertzlieb  Garllutz,  undt  ich  hoffe,  das  Ihr  woU  daß  gutte 
vertrawen  zu  mir* habt,  zu  glauben,  daß  wen  ich  etwas  solides  vor 
Euch  thun  könte,  meine  amitie  zu  persuadiren,  daß  ich  mich  darin- 
nen nicht  seümen  würde ,  sondern  daß  Ihr  deßen  baldt  innen  werden 
soltet.  Gott  gebe  nur,  daß  dieße  gutte  gelegenheit  mir  baldt  zu 
banden  stoßen  möge!  Ich  bittEüch,  grüst  unßern  gutton Coppestein 
von  meinetwegen  undt  sagt  ihm,  daß  ich  seinen  brieff  entpfangen  habe! 
Es  ist  mir  aber  unmöglich,  heütte  drauff  zu  antwortten;  den  in  ein 
augenblick  gehen  wir  ins  opera  undt  schreibe  hir  nur  in  aller  eill.  Ich 
habe  schon  gethan,  waß  er  ahn  mir  begehrt,  nehmblich  ahn  ma  tante  zu 
schreiben,  wie  sehr  er  mir  die  gnade  gertimbt,  so  er  von  oncle  undt 
tante  entpfangen.  Im  überigen  so  muß  ich  Euch  beyden  doch  noch  eine 
zeittung  sagen,  so  Euch  wirdt  von  hertzen  lachen  machen:  der  fetter 
Fana  ist  mir  untreue  worden  undt  jetzt  verliebt  in  deß  königs  tochter, 
die  princes  von  Conti,  wirdt  mir  jetzt  singen  können,  alß  wie  im  opera 
von Proserpine  stehet:  «J'ay  veü  Taimable  Proserpine,  onreconoist  a 
Tesclat  de  la  beaut^  divine,  que  du  maistre  des  dieux  eile  a  receu  le 
jour.  Rendes  luy  grace !  C'est  eile  qui  vous  debarasse  de  mon  facheux 
amour»,  Vndt  also  bin  ich  deß  vetters  Fanna  quit  worden.  Adieu!  Man 
rufft  mir  alleweill,  ich  muß  fort,  kan  derowegen  vor  dißmahl  nichts  mehr 
sagen,  alß  daß  Ihr  in  der  weit  keine  trewere  freündin  habt  alß  mich. 

Elisabeth  Charlotte 
oder  Liselotte,  wie  Ihr  wolt. 

13. 
[Pour]  mens.  le  raugraC 

Versaille  den  23  Augasti  1682. 
Hertzlieb  Carllutz ,  ob  ich  zwar  in  einer  solchen  melancoley  undt 


23 

uniast  bin,  daß  es  nicht  anßznsprechen  ist,  indem  meine  feinde 
Monsieur  persuadirt  haben,  daß  er  die  arme  Theobon  von  mir  gejagt, 
wie  vor  etlich  jähren  die  marechalle  de  Glerembeanlt,  wie  Uir  hir 
wahret.  Ihr  wist,  wie  schmertzlich  mir  solche  sachen  sein,  undt 
dießer  affront  ist  noch  mitt  größeren  nmbständen  zngangen,  alß  der 
erste,  welches  mich  so  touchirt,  daß  ich  es  unmöglich  widerhoUen 
kan.  Ich  glaube,  sie  werden  mir  endtlich  noch  daß  leben  außqnel- 
len.  Jedoch  umb  Euch  zu  versichern ,  daß  ich  Euch  noch  bestendig 
lieb  habe,  so  habe  ich  doch  dieße  gelegenheit  nicht  verbeygehen 
wollen  laßen,  ohne  Euch  zu  schreiben,  undt  so  lang  mir  der  prast 
undt  Unlust  nicht  daß  hertz  abstöst,  könt  Ihr,  mein  hertzlieb  Carl- 
lutz, versichert  sein,  daß  Ihr  allezeit  eine  trewe  undt  affectionirte 
freündin  ahn  mir  habt. 

Elisabeth  Charlotte. 

Grüst  Coppestein  von  meinetwegen!  Ich  bin  versichert,  daß  deß 
chev.  de  Beuverons  undt  Theobon  unglttck  ihm  auch  leydt  sein  wer- 
den. Die  arme  leütte  haben  kein  ander  crime,  alß  daß  sie  mich 
lieb  hatten.  Wen  Ihr  mich  sehen  soltet,  so  würde  ich  Euch  jam- 
mern; den  ich  bin  in  meiner  seelen  betrübt.  Ich  bin  doch  zu  nichts 
nicht  nutz,  alß  denen  Unglück  zu  wegen  zu  bringen,  so  mich  lieb 
haben;  drumb  wen  gott  mich  zu  sich  nehmen  wolte,  were  es  woll 
ahm  besten,  den  ich  bin  deß  lebens  greulich  müde  undt  satt. 


14. 
Pour  mens,  le  raugraff  a  Hannover. 

La  Fert^  sous  Joar  den  18  JuUi  1683. 

Hertzallerlieb  Carllutz,  vor  ein  tag  oder  14  hab  ich  zu  Bocken- 
heim Ewern  brieff  vom  30  May  entpfangen;  daß  ich  aber  dortten 
nicht  darauff  geantwortet,  deßen  ursach  könt  Ihr  woll  leicht  erahten; 
den  Ihr  ohne  zweyffel  woll  werdet  vemohmen  haben,  daß  ich  I.  G. 
mein  fraw  mutter  dortten  gesehen,  undt  weillen  sie  in  einem  dorff 
blieben  3  viertel  stundt  von  Bockenheim,  so  bin  ich  alle  tag  auff- 
undt  abgefahren,  hab  also  occupationen  genung  gehabt,  umb  mich 
ahn  schreiben  zu  verhindern.  Mich  wundert,  daß  Ihr  Haxsthausen 
noch  nicht  zu  sehen  bekommen  habt.  Ich  förchte,  daß  er  erst  ahn- 


24 

kommen  wirdt,  wen  Ihr  schon  mitt  Ewenn  rcgiment  werdet  mar- 
chiret  haben,  also  mein  brieff,  so  ich  ihm  vor  Euch  mittgegeben,  gar 
alt  werden.  Im  fall  er  Euch  aber  noch  ahntrifft,  werdet  Ihr  "meinen 
Tölligen  zustandt  von  ihm  vernehmen  können.  Unterdeßen  so  be- 
dancke  ich  mich  sehr  vor  Ewern  gntten  wünsch,  daß  ich  nun  in 
beßerm  humor  sein  möge,  alß  Ihr  mich  gelaßen  hattet.  Ich  zweyf- 
feie  auch  nicht,  daß  wen  es  bey  Euch,  mein  hertzlieb  Carllatz, 
stünde,  würde  ich  gewiß  öffter  lustig  sein  undt  auch  ursach  dazu 
haben,  alß  ich  es  in  der  that  bin,  aber  zum  unglück  so  steht  sol- 
ches bey  andern,  die  mich  nicht  so  lieb  haben,  alß  Ihr  mich  habt, 
undt  also  auch  gar  nicht  so  woll  intentionirt  sein.  Aber  last  unß 
nicht  hievon  reden !  Den  klagen  ist  meines  thun  nicht.  Es  ist  mir  von 
hertzen  leydt,  daß  ich  Euch  nicht  hab  in  Teüschlandt  sehen  können. 
Ich  hab  doch,  weillen  ich  nicht  mit  Euch  reden  können,  viel  von 
Euch  gesprochen  so  woll  mitt  I.  G.  die  churfürstin,  alß  auch  mitt 
baß  Amelie,  welche  mitt  ihrem  herr  Max  auch  zu  Thumfaßel  bey 
churfürstin  war.  I.  G.  werden  nun  Louisse  zu  sich  nehmen,  umb 
allezeit  bey  sie  zu  sein.  Ma  tante  schreibt  mir,  daß  weillen  daß 
freüUen  von Levenstein  Jungfer  von  md.  la  Dauphine  wirdt,  so  könte 
Amelisgen  auch  woll  gut  dazu  sein.  Es  ist  aber  meine  meinung 
gantz  nicht;  den  ich  gestehe,  daß  ich  nicht  woll  vertragen  könte, 
Amelisgen  hinter  madle  de  Rembure  undt  Jamac  zu  trottlen  sehen, 
welche  sie  «ma  compagne»  ruffen  würden,  glaube,  daß  Ihr  auch  woll 
meiner  meinung  seit.  Apropo  von  unßerm  hoff  hir,  eine  gewiße 
person  hatt  mich  gefragt,  ob  Ihr  sie  gantz  vergeßen  bettet.  Ich  hab 
geantwortet  «nein»,  aber  Ewer  unglück  wolle,  daß  Ihr  nicht  von  ihr 
sprechen  dörfft.  Da  sagte  sie,  ich  solte  ihr  einen  andern  nahmen 
geben,  alß  den  sie  ordinari  führt.  Ich  sagte:  «Daß  ist  schon  ge- 
schehen undt  Ihr  heist  princes  Toutine.»  Da  lacht  sie  von  hertzen 
und  sagte:  «Je  vous  prie,  Madame,  quand  vous  escrires  a  ce  peauvre 
raugraff,  dittes  luy,  que  Toutine  luy  fait  ces  corapliments,  qu'elle 
ne  Taime  pas  d'amour,  comme  on  avoit  dit,  mais  de  bonne  amitie 
et  qu'elle  souhaitte,  qu'il  luy  conserve  aussi  celle  qu'il  luy  a  tes- 
moignes  avoir.»  Daß  hab  ich  versprochen  undt  halte  es  hirmitt. 
"Wen  Ihr  mir  antwort ,  so  setzt  Ewer  compliment  auff  frantzösch,  da- 
mitt  ich  es  weißen  kan!  Den  Ihr  segt  woll,  daß  dißes,  so  sie  Euch 
macht,  eine  antwort  meritirt.  Daß  ist  alles,  waß  ich  Euch  vor  diß- 
mahl  sagen  werde.    Adieu,  hertzlieb  Carllutz!  Behalt  mich  alß  lieb 


25 

• 

nndt  seit  versichert,  daß  ich  biß  in  todtEwer  getrewe  nndtaffectio- 
nirte  freündin  verbleibe 

Elisabeth  Charlotte. 

Alle  unßere  jangfem  fragen  gar  offt,  wie  es  Ettch  geht,  nndt 
sagen,  sie  mögten  Euch  gerne  wider  sehen ;  ich  glaube,  Toatine  were 
anch  woll  damit  zufrieden. 

15. 

Paris  den  22  Decembre  1691. 

Hertzliebe  Louise,  ich  habe  hetttte  Eweren  lieben  brieff  entpfangen 
vom  24  Nov.  —  8  Dec,  so  in  ma  tante  von  Tarante  paquet  eingeschloßen 
war,  undt  habe  darauß  mitt  fretiden  gesehen,  daß  Ihr  wie  auch 
Ewere  geschwisterig  mich  noch  alß  lieb  habt.  Das  ich  groß  mitt- 
leyden  getragen  über  den  vertust,  so  wir  noch  wider  gethan  von 
einen  Ewerer  brüder,  solt  Euch  woll  kein  wunder  nehmen;  den  ob 
ich  zwar  bißher  noch  nicht  glücklich  genung  geweßen ,  umb  Ettch  zu 
erweißen,  daß  ich  mich  vor  Euch  raugraffliche  kinder  interessire,  so 
kan  ich  Euch,  meine  liebe  Louisse,  doch  mitt  warheit  versichern, 
daß  ich  solches  jederzeit  gethan  habe  undt  auch  allezeit  thnn  werde. 
Vorm  jähr  hatte  ich  sehr  gewünscht,  Ewere  zwey  brttder  zu  kenen, 
so  ich  nie  gesehen  hatte;  aber  nun,  muß  ich  gestehen,  habe  ich,  so 
zu  sagen,  gott  gedanckt,  daß  ich  sie  nie  gesehen;  den  ich  weiß, 
waß  ich  noch  vor  schmertzen  entpfinde,  wen  ich  ahn  meinem  lieben 
Carllutz  s.  gedencke.  Hatte  ich  dieße  gekent,  würde  ich  vielleicht 
sie  auch  so  bedawert  haben.  Die  warheit  zu  bekennen,  so  hatte  unß 
gott  der  allmächtige  seyder  etliche  jähren  her  erschrecklich  heim- 
gesucht; den  wir  haben  ja  alles  nach  einander  verlohren.  Ma  tante, 
die  hertzogin,  hatt  mir  dießen  letzten  raugraff,  so  geblieben,  sehr 
gelobt.  Wolte  gott,  ich  könte  ma  tante,  der  hertzogin,  der  mühe 
entheben,  vor  Euch  überige  zu  sorgen!  Ich  wolte  mir  eine  rechte 
freüde  drauß  machen;  aber  es  steht  leyder  nichts  bey  mir,  alß  nur 
bloß  der  gutte  wille.  Ihr  thut  woll,  noch  nicht  in  die  Pfaltz  zu 
gehen;  den  so  lang  der  leydige  krieg  weren,  wirdt  die  Pfaltz  daß 
theatrum  davon  sein.  Daß  Ihr  so  content  von  ma  tante  von  Tarante 
seydt,  höre  ich  gar  gern  undt  werde  ich  bey  ma  tante  von  Tarante 
eine   dancksagung  ablegen,   daß  sie  Euch   kinder  so  woll  tractirt 


26 

nndt  Euch  in  Ewerem  nnglttck  tröst.  Ich  werde  I.  L.  auch  ni 
wißen  thun,  wie  sehr  Ihr  mir  gerttmht  alles,  waß  sie  Eflch  guts  er- 
weist, omh  sie  zu  encouragiren,  in  dießem  gutten  tractement  fort- 
zufahren. Ich  mögte  von  hertzen  wünschen,  daß  ich  Ettch  auch 
einmahl  wider  ambrassiren  mögte.  Wer  weiß,  waß  geschehen  kan? 
Daß  Sprichwort  sagt,  daß  berg  undt  thäller  nicht  zusamen  kommen, 
aber  woU  die  gutte freunde;  drumb  müßen  wir  ahn  dießer  hoffnung 
noch  nicht  verzweiffellen.  Amelise  undt  Carl  Moritz  ambrassirt  von 
meinetwegen  wie  auch  Caroline!  Wen  Ihr  ahn  sie  schreibt,  sagt  ihr 
auch,  daß  ich  vor  lengsten  auff  ihren  brieff  geantwortet  hette,  wen 
ich  eine  ttberschrifPt  hette  machen  können ;  allein  sie  ist  nun  duchesse 
undt  ichdarff  ihr  nicht  schreiben,  alß  wen  sie  es  were,  weillen  man 
hier  den  printzen  von  Oranien  nicht  vor  könig  in  Engellandt  halten 
will  undt  also  seine  duchessen  nicht  will  Jassiren  laßen,  undt.alß 
gräffin  von  Schomberg  wolte  ich  die  ttberschriefift  auch  nicht  machen, 
indem  ich  gar  fro  bin,  daß  sie  duchesse  ist,  habe  ihr  alßo  nicht 
schreiben  können.  Adieu,  mein  liebe  Louisse!  Ich  wünsche  Euch 
undt  Ewere  geschwisterig  tausendt  vergnügen  undt  glück  undt  ver- 
sichere Euch,  daß  ich  Euch  jederzeit  so  veraffectionirt  verbleiben 
werde-,  alß  mich  das  geblüdte  undt  Ewere  amitie  darzu  veranlaßet, 
und  wünschte  woll  von  hertzen,  daß  ich  gelegenheit  finden  möge, 
Euch  zu  erweißen,  daß  ich  I.  6.  dem  churfürsten  seliger,  unßer 
herr  vatter,  nicht  umbsonst  versprochen,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb 
behalten  wolte;  den  ich  es  in  der  that  thue  undt  allezeit  thun 
werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

16, 

St  Clou  den  2  Septembern  a.  1694. 

Hertzliebe  Louisse,  vorgestern  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
Vit  Aug.  mitt  freüden  entpfangen;  den  es  frewet  mich  nicht  allein, 
zeittung  von  Euch  undt  Ewere  geschwister  zu  bekommen,  sondern 
auch  ich  finde,  daß  Ihr  recht  woll  schreibt,  undt  Ewere  brieffe  leße 
ich  mitt  lust  undt  divertiren  mich  recht,  finde  sie  auch  gar  nicht 
zu  lange.  Es  ist  gewiß,  daß  wen  ich  nicht  die  gelegenheit  hette. 
Euch  durch  ma  tante  zu  schreiben,  wüste  ich  nicht,  wie  ich  Euch 
meine  brieffe  würde  zubringen  können;  hette  ich  aber  all  vor  lang- 


27 

sten  dießes  erdendsen  können ,  würde  ich  Euch  nicht  so  lange  ohne 
meine  brieffe  gelaßen  haben.  Daß  ich  noch  so  vielle  tendresse  bey 
Euch,  lieb  Looisgen,  vor  mich  verspüre,  erfreut  mich  sehr.  Seydt 
versichert,  daß  Ihr  auch  allezeit  ahn  mir  verspüren  werdet,  daß  idi 
gar  woll  fühle,  waß  wir  einander  sein !  Undt  solte  sich  die  gelegenheit 
finden,  solches  za  erweißen,  werde  ichs  nie  bey  mir  ermanglen 
laßen.  Ich  bin  fro,  daß  es  Carolline  so  woll  geht  undt  daß  mein 
ahndencken  sie  erfrewet  hatt.  Es  ist  mir  aber  leydt,  zu  vernehmen, 
daß  sie  so  geendert  undt  nicht  mehr  schön  ist.  Die  tugendt  hilfft 
nichts  zur  Jalousie;  wen  jemandes  vondemhumor  ist,  so  meint  man 
immer,  man  sehe  waß,  daß  man  doch  nicht  sieht,  undt  wan  die 
quinte  in  dem  him  kompt,  hilfft  keine  Vorsichtigkeit  noch  raison. 
Es  ist  woll  ein  groß  glück,  daß  dieße  kranckheit  Ewerm  schwager 
vergangen  ist,  ^en  ordinarie  werdt  es,  so  lange  die  leütte  leben; 
aber  daß  er  seine  gemahlin  hatt  mitt  printz  Louis  von  Baaden  hatt 
in  die  comedie  gehen  laßen,  ist  doch  ein  recht  zeichen,  daß  er  nicht 
mehr  ahn  dießer  kranckheit  fest  ist.  Wie  kompts,  daß  der  hertzog 
von  Chomberg  nicht  zu  feit  diß  jähr  ist?  Ich  bilde  mir  ein,  daß 
könig  Wilhelm  ihn  dort  gelaßen,  umb  jemandes  recht  trewe  bey  der 
königin  zu  wißen.  Es  ist  mir  gar  lieb,  daß  I.  L.  mein  vetter,  der 
landtgraff,  meinen  grüß  undt  ahndencken  so  gar  güttig  auffgenohmen 
hatt,  undt  bin  I.  L.  sehr  verobligirt,  daß  sie  mich  zu  sehen  wün- 
schen. So  sehr  ichs  auch  wünsche,  so  wenig  darff  ich  doch  solches 
hoffen.  Es  wirdt  mich  aber  allezeit  frewen,  wen  ich  gedencke,  daß 
I.  L.  sich  meiner  erinern  undt  ihre  alte  baß  immer  ein  wenig  lieb 
behalten,  welches  ich  meritire  durch  die  sentiementen,  so  ich  vor  I. 
L.  undt  die  ihrige  habe  undt  behalten  werde.  Durch  ma  tante  von 
Tarante  habe  ich  den  landtgraff  wahmen  laßen,  wo  mir  recht  ist, 
mir  nicht  zu  schreiben;  den  ich  würde  die  überschriefft  nicht  nach 
meinem  sin  machen  dörffen,  sondern  wie  man  hir  will,  welches  all 
abgeschmackt  ist.  Wie  ich  sehe,  so  ist  nun  große  geselschafft  zu 
Franckfort,  welches,  wie  ich  hoffe.  Euch  andern  ein  wenig  verende- 
rung  undt  divertissement  wirdt  geben.  So  alt,  alß  ich  auch  jetzt 
bin,  gestehe  ich  doch,  daß  es  mir  nicht  leydt  sein  solte,  noch  ein 
mahl  spieiger  undt  sprichwörtter  undt  historien  zu  spiellen,  wie  wir 
in  unßern  jungen  jähren  spilten.  Seyder  I.  G.  unßers  herr  vattem 
s.  todt  habe  ich  nicht  mehr  gedantzt;  die  frantzosche  däntze  haben 
mir  alles  tantzen  verleydt,  kan  also  leicht  begreiffen,  daß  man  nicht 


28 

mehr  gerne  dantzt.  Warlich  alle  last  ist  mir  auch  greulich  ver- 
gangen. Wen  man  so  viel  liebe  verwantten  verliehrt,  alß  wir  ver- 
lohren  haben,  andt  so  viel  nnglttck  nndt  wideriches  erlel^t,  ist  es 
ohnmöglich,  lustig  zn  bleiben.  Die  raison  will  woU,  daß  man  sich 
nicht  übermäßig  betrüben  solle,  sie  erfordert  aber  auch  nicht,  daß 
man  sich  ohne  ursach  erfreuen  solle,  undt  ich,  die  gar  natürlich 
bin,  glaube,  daß  man  sein  muß,  wie  es  die  zeit  erfordert,  lustig, 
wen  es  einem  woll  undt  vergnügt  geht,  undt  trawerig,  wen  einem 
daß  Unglück  überheüfft.  So  mache  ich  es,  liebe  Louisse!  Ob  es 
zwar  denen,  so  man  regretirt,  ewig  woll  ist,  so  kan  ich  doch  nicht 
glauben,  daß  es  ihnen  recht  leydt  sein  könte,  wen  sie  wißen  solten, 
wie  sehr  unß  ihre  abweßenheit  zu  hertzeh  geht  undt  wie  recht  auff- 
richtig  man  sie  geliebt  hatt;  den  eine  rechte  freündtschafft  kan  nie 
mißfahlen.  Hirvon  were  noch  lang  zu  raisoniren;  umb  aber  kurtz 
meine  meinung  hirüber  zu  sagen ,  so  glaube  ich ,  daß  es  nicht  aller- 
dings bey  unß  stehet,  unß  zu  betrüben  oder  nach  gefahlen  zu  trö- 
sten, undt  daß  unßer  temperament  undt  nach  dem  die  humoren 
disponirt  sein,  viel  dazu  decidiren.  Ich  habe  schon  gesagt,  liebe 
Louisse,  daß  mir  Ewere  brieffe  gar  ahngenehm  sein  undt  gar  nicht 
zu  lang  fallen.  Ich  bin  fro,  daß  Carl  Moritz  so  woll  mitt  mir  zu- 
frieden ist;  aber  ich  habe  meine  meinung,  ohne  ihm  zu  gefahlen  ge- 
dacht, recht  herauß  gesagt.  Daß  thut  den  jungen  leütten  gutt,  daß 
sie  in  krieg  gehen.  Ihn  undt  Amelisse  ambrassire  ich  bey  de  hirmitt 
wie  auch  Caroline.  Den  Marsal  kene  ich  gar  nicht,  es  seye  dan, 
wie  offt  hir  geschieht,  daß  er  noch  einen  andern  nahmen  hette ;  aber 
deßen  nahmen  Marsal  da  weiß  ich  gar  nichts  von,  aber  es  nimbt  mir 
kein  wunder,  daß  sich  dießer  kerl  ahngestelt  hatt,  alß  wen  er  mich 
kente;  all  die  Frantzoßen  seindt  von  dem  humor  undt  wollen  alß 
weiß  machen,  daß  sie  die  vomehmbsten  bey  hoff,  ob  sie  zwar  woll 
nie  keines  von  unß  ihr  leben  gesehen  haben.  Carl  Moritz  avanture 
mitt  der  indianische  dinten  hatt  mich  von  hertzen  lachen  machen. 
Es  ist  possirlich.  Mich  wundert,  daß  der  duc  de  Schomberg  Ewere 
Sache  nicht  ahn  könig  Wilhelm  verzehlt;  den  der  würde  ja  leicht 
recht  schaffen  können  in  HoUandt,  undt  ob  schon  mylord  Portlandt 
drinen  durch  Ewer  gegenparts  fraw  interessirt  ist,  so  würde  es  noch 
mehr  esclat  geben,  wen  die  gerechtigkeit  drauff  erfolgen  würden. 
Ewer  onde,  tauten  undt  alle  gutte  pfältzische  bekantten  finden 
meinen  grüß  wider  hirinnen  undt  habe  gerne,  daß  sie  meiner  nicht 


29 

vergeßen.  Ob  zwar  wünsche  undt  voeux  nicht  viel  helfen,  so  sindt 
sie  doch  immer  ahngenehm,  wen  sie  vongatten  freunden  geschehen. 
Ich  fOrchte,  Ihr  flatirtmich,  indem  Ihr  sagt ,  daß  ich  so  gntt  teütsch 
noch  schreibe ;  den  ich  rede  offt  in  3  monat  kein  wort  teütsch  nndt  es 
ist  alebenwoll  all  23  jähr,  daß  ich  hir  in  Franckreich  bin;  were 
also  kein  wunder,  wen  ichs  vergeßen  hette.  Waß  mich  noch  mehr 
fürchten  undt  glauben  macht,  daß  Ihr  mich  flattirt,  ist,  daß  Ihr 
meine  schreiben  ma  tante ,  I.  L.  der  churfürstin  zu  Braunsweig,  ihre 
vergleicht,  wo  bey  meine  woU  gar  nicht  kommen  können,  den  ma 
tante  hatt  taußendt  mahl  mehr  vivadtet  undt  verstandt,  alß  ich. 
Man  rufft  mir  zur  taffei.  Zu  allem  glück  ist  Ewer  schreiben  völlig 
beantwort;  darumb  nichts  mehr  sage,  alß  daß  ich  Euch  undtEwere 
geschwister  von  hertzen  lieb  habe  undt  allezeit  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 


17. 

A  mad.  Louise^  raugrafEn  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

)  Yersaille  den  5  Mertz  1695. 

Hertzliebe  Louise,  vorgestern  habe  ich  zwar  Ewer  schreiben 
vom  Vi6  Febr.  zu  recht  entpfangen,  unmöglich  aber  selbige  post  gleich 
drauff  antwortten  können,  weillen  mir  selbigen  tag  sonsten  gar  zu 
viel  zu  schreiben  vorgefallen  ist ;  heütte  aber  hoffe  ich,  keine  Verhinde- 
rung zu  bekommen,  umb  fleißig  auff  Ewer  schreiben  zu  antworten. 
Ihr  habt  woU  gethan ,  nicht  mitt  dem  starcken  schnupen  zu  schreiben, 
es  mögte  Euch  sonsten  den  fluß  in  den  äugen  gezogen  haben;  son- 
sten aber  ist  es  mir  nicht  leydt,  daß  Ihr,  liebe  Louisse,  so  einen 
starcken  schnupen  gehabt  habt;  den  daß  macht  hemacher  eine  beßere 
gesundtheit.  Der  schwedische  pfaltzgraff  hatte  mich  sehr  gebetten, 
Euch  ein  grüß  durch  ihn  zu  entbietten.  Er  kompt  mir  all  fein  vor 
undt  redt  mehr,  alß  unßere  teütsche  fürsten  sonst  thun.  Ich  bin 
recht  fro,  daß  I.  L.  woll  mitt  mir  zufrieden  sein.  Ich  habe  dießeu 
printzen  keinen  andern  gefahlen  thun  können,  alß  mitt  ihm  zu  reden. 
Wen  er  noch  zu  Hannover  ist,  wirdt  er  baldt  erfahren,  daß  Ihr 
seine  comission  wohl  vericht  habt;  den  ich  habe  die  hertzogin  von 
Hannover  in  meinem  letzten  schreiben  gebetten,  I.  L.  meinetwegen 


30 

zu  dancken  vor  dero  ahndencken  durch  Euch.   Wen  die  junge  lefltte 
ein  wenig  hir  sein,  werden  sie  baldt  gehobelt.    Wen  dießes  püaltz- 
graffens  älter  herr  bruder  größer  undt  beßer  geschaffen  ist,  alß  er, 
mag  man  ihn  nur  her  schicken;  man  wirdt  schon  sorg  vor  ihm  ha- 
ben; den  mäner  undt  weiber  hir  sehen  gerne  wohl  geschaffene  leütte. 
Ich  vexire  undt  es  ist  mir  doch  gar  nicht  lächerlich;  den  ich  bin  in 
sorgen  vor  ma  tante.   Die  hatt  wider  daß  fieber;  ob  daß  erste  acces 
zwar  nicht  starck  geweßen,  ist  mir  doch  bang,  es  mögte  wider  werden 
wie  vergangen  jähr.    Gott  gebe,  daß  die  zeittungen,  so  ich  morgen 
oder  übermorgen  haben  werde,  gutt  sein  mögen !  Ich  bin  iro,  daß  daß 
fichu  vom  könig  von  Tripoli  so  wohl  reussirt  hatt  undt  admirirt  ist 
worden.    Ich  habe  vor  dießem  wohl  einmahl  eine  chambreluche  ge- 
sehen ,  kan  michs  aber  nicht  mehr  erinern ,  wie  es  yrar ;  den  ich  sehe 
schir  nie,  wie  die  leütte  gekleydt  sein,  undt  behalt  es  noch  weniger. 
Meine   eintzige  continuirliche   kleydungen   seindt  grand  habit  undt 
jagtskleydt,  wen  ich  reitte;  sonstentrag  ich  nichts,  auch  mein  leben 
keine  rohe  de  chambre  noch  manteau,  habe  auch  in  meiner  garde- 
robe  nur  einen  entzigen  nachtsrock,  nur  damitt  auffzustehen  undt 
zu  bette  zu  gehen,  sonst  nichts.    Seindt  den  noch  andere  teütsche 
damens  in  Engellandt  außer  Caroline?  Sagt  mir  doch,  liebe  Louise, 
wer  die  andern  sein!  Ich  habe  woll  gedacht,'  daß  Caroline  betrübt 
über  der  königin  Marie  todt  sein  würde.    Alle,  die  dieße  königin 
gekandt  haben,  loben  sie  über  die  maßen.   Ich  bin  fro,  daß  Caroline 
nicht  zur  königin  gekönt  hatt;  den  daß  hette  der  königin  doch  nichts 
geholffen  undt  die  arme  Caroline  hette  die  blättern  bekommen  kön- 
nen undt  auffs  wenigst  blindt  davon  werden,  weill  sie  ohne  daß  blöde 
äugen  hatt.    Schreibt  ahn  Caroline,  daß  ma  tante  mir  ihr  compli- 
ment   gemacht  hatt  undt  daß  ich  allezeit  mitt  fi*eüden  vernehme, 
daß  sie  fleißig  ahn  mich  gedenckt,  und  daß  ich  sie  noch  alß  sehr 
lieb  habe  undt  von  hertzen  ambrassire.   Der  könig  Jacob  von  Engel- 
landt hir   hatt  nicht  haben  wollen,  daß  wir  vor  seine  £r.  dochter 
trawem  sollen,  hatt  starck  dagegen  gebetten.    Er  hatt  dießen  todt 
gar  nicht  entpfunden.    Daß  hatt  mich  wunder  genehmen;   den  mich 
deucht,  man  kan  seine  kinder  nicht  vergeßen;  waß  sie  einem  auch 
zu  leydt  thun  mögen,   so  rührt  sich  doch  daß  geblüdt.    Wie  man 
mir  könig  Wilhelm  beschrieben  hatte,  hette  ich  woll  mein  leben  nicht 
gemeint,  daß  er  so  tendre  vor  seine  gemahlin  sein  solte.    Ich  weiß 
es  ihm  recht  danck  undt  jammert  mich  von  hertzen.    Hette  ich  ge- 


31 

dörfft,  hette  ich  all  lengst  ahn  Caroline  geschrieben,  ihm  mein  com- 
pliment  zn  machen  nndt  mittleyden  zu  bezeugen.  Die  campagne 
wirdt  dießem  könig  wohl  zu  paß  kommen;  den  daß  gibt  distraction, 
80  die  betrübtnuß  vertreibt.  Die  arme  Leonor,  der  fraw  Schelm 
Schwester,  ist  gar  kranck  zu  Straßbnrg.  Es  ist  mir  recht  bang  vor 
sie.  Grüst  den  Eberfritzen,  ihren  bruder,  von  meinetwegen  wider I 
Hatt  unßer  gutter  graff  von  Wittgenstein  noch  etwaß?  Idi  meinte, 
alles  were  drauff  gangen  in  der  Pfaltz.  Daß  er  kleine  äugen  macht 
andt  in  die  höhe  sieht,  erinere  ich  mich  gar  woll ;  daß  Ihr  es  aber 
auch  thut,  wüste  ich  nicht.  Weillen  herr  Keller  dießen  winter  ge- 
schwitzt hatt,  wirdt  er  woll  biß  in  todt  schwitzen.  Hir  habe  ich 
nicht  gehört,  daß  jemandes  todt  gefrohren  seye;  allein  die  kalte  ist 
so  abscheulich  geweßen,  daß  ahns  königs  taffei  der  wein,  so  woll 
alß  daß  waßer  im  trincken  gefrohren  ist.  Die  avanture  von  dem 
man,  so  anff  seinem pferdterfrohren,  ist  wunderlich,  doch  nicht  gar 
unglaublich,  weillen  die  erfrome  gar  steiff  werden  undt  der  frost 
auch  ahnklebt.  Es  rechnet  nun  hir.  Ihr  schreibt  mir  nicht,  ob  Ihr  bei 
dießem  großen  geweßenen  schnee  nicht  im  Schlitten  gefahren  seidt. 
Ich  glau];>e,  liebe  Louise,  daß  Ihr  ein  wenig  faulheit  mitt  einem 
exessiven,  aber  wenig  gültigen  compliment  entschuldiget,  daß  Ihr 
mir  nicht  auff  meinem  brieff  vom  16  December  geantwortet  habt;  den 
Ihr  solt  woll  persuadirt  sein,  weillen  ichsEüch  sehr  versichert,  lieb 
Louisgen ,  daß  Ewere  schreiben  mir  sehr  ahngenehm  sein  undt  dero- 
wegen  deren  nicht  zu  viel  haben  kan.  Amelisgen  ambrassire  ich 
von  hertzen  undt  versichere  Euch  beyde,  daß  ich  Euch  gar  lieb  habe 
undt  allezeit  behalten  werde ,  undt  mögte  von  grundt  meiner  seelen 
gelegenheit  finden ,  Euch  solches  durch  ahngenehme  dinsten  zu  per- 
suadiren,  würde  mich  woll  gerne  dazu  employern. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  habe  noch  keines  von  den  büchern  entpfangen;  habe  alß 
gemeindt,  man  würde  sie  mir  von  Bassel  schicken;  weill  sie  aber 
noch  nicht  kommen  sein,  will  ich  ahn  dem  apotecker  zu  Bassel  schrei- 
ben laßen,  umb  zu  erfahren,  wo  sie  hinkommen  sein.  Unterdeßen 
bin  ich  Euch,  liebe  Louisse,  sehr  verobligirt  vor  Ewere  mühe. 


82 

18. 

Paris  den  14  May  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  wie  ich  vor  ein  par  stunden  eben  von  der 
hirsclyagt  kommen,  habe  ich  Eweren  lieben  brieff  vom  "Vso  April 
entpfangen,  will  gleich  hirmitt  draaff  antworten;  den  ich  förchte, 
daß  ich  morgen  nicht  der  zeit  dazu  haben  werde.  Ma  tante  ist  gott 
lob  nun  so  woU,  daß  I.  L.  eine  reiße  mitt  wenig  leütten  nach  Berlin 
thun  werden.  Gott  gebe  nur,  daß  eswoU  ablaufen  möge  undt  daß 
die  gretQiche  bewegung,  in  relais  so  viel  meillen  zu  fahren,  kein 
fieber  wider  herbey  bringen  möge!  Dieße  weit  ist  nicht  geschaffen, 
ohne  sorgen  zu  leben;  ein  jeder  hatt  die  seyne,  undt  wen  die  erste 
jugendt  verbey,  findt  man  wenig  vergnügen  hernach;  jedoch  so  bin 
ich  Euch,  liebe  Louisse,  sehr  vor  Ewere  gutte  wünsche  verobligirt. 
Ich  wolte,  daß  ein  gutter  langer  undt  beständiger  frieden  gemacht 
würde  undt  daß  dadurch  den  garden  vom  könig  verhindert  würden, 
Übels  zu  thun  undt  zu  entpfangen;  aber  es  hatt  leyder  noch  schlegt 
ahnsehen  dazu.  Es  ist  mir  lieb,  daß  Carl  Moritz  mich  lieb  hatt,  ob 
er  mich  schon  nicht  kent;  daß  geblüdt  muß  es  thun.  Daß  ich  ihn 
lieb  habe,  ist  kein  wunder ;  ich  habe  ihn  auff  die  weit  kommen  sehen 
undt  über  daß  so  habe  ich  einen  solchen  respect  vor  I.  G.  nnßer 
h.  vatter  s.  in  meinem  hertzen  behalten,  daß  ich  alles  lieb  habe,  waß 
I.  G.  kinder  sein.  Ich  wünsche,  daß  der  h.  rittmeister  Carl  Moritz 
baldt  obrister  mag  werden.  Liebe  Louisse,  man  stirbt  nur,  wen  die 
bestimbte  zeit  kompt;  Carl  Moritz  wirdt  nicht  lenger  leben,  alß  sein 
destin  ist,  er  mag  bey  hoff  oder  in  kriegsdinsten  sein.  Drumb  last 
ihn  nur  seine  inclination  folgen ;  den  alles,  wozu  einem  die  natürliche 
inclination  treibt,  thut  man  beßer,  alß  wozu  man  sich  zwingt.  Unter- 
deßen  daß  ich  erfahre,  ob  ich  ahn  Caroline  schreiben  kan,  so  bitte 
ich  Euch,  liebe  Louisse,  sie  doch  in  Ewere  brieffe  von  meinetwegen 
zu  ambrassiren  undt  glück  zu  ihrem  söhn  zu  wünschen.  Ewerm  Schwa- 
ger macht  auch  mein  compliment  hirüber!  CaroUine  ist  woll  zu  ent- 
schuldigen, daß  sie  ahn  keine  vers  gedacht  im  niederkommen;  man 
hatt  woll  änderst  da  zu  gedencken,  alß  ahn  vers;  die,  so  in  den  gazetten 
wahren,  habe  ich  gesehen  undt  schön  gefunden.  Ich  kan  kein  englisch, 
allein  viel  leütte  könnens  hir;  die  werden  mir  übersetzen,  waß  Ihr  mir 
geschickt  habt.  König  Wilhelm  jammert  mich  von  hertzen,  so  touchirt 
über  seine  gemahlin  noch  zu  sein,  wie  auch  pfaltzgraff  Carl  von  Neu- 


33 

borg.   Die  £raw  von  Spanheim,  wie  sie  hir  war,  hatt  mir  seiner  gemah- 
lin  contrefait  gewießen,  welches  sie  ihr  geben  hatte,  wie  sie  noch  mar- 
graffin  zu  Berlin  war;  sie  war  ja  ein  recht  heßlich  schätzgen.   Ihr  habt 
vergeßen  zu  sagen,  wen  der  keyserliche  hoff  vor  printz  Carl  de- 
stinirt.    Ich  mag  woll  übel  verstanden  haben  wegen  die  2  schwe- 
dische pfaltzgraffen.    Wir  haben  hir  einen   graffen  von  Nassau,  so 
gar  ein  wackerer  ehrlicher  herr  ist   undt  von  jederman  sehr  esti- 
mirt  wirdt;   der  hatt  auch  brieffe,   umb   ein  fürst  zu  sein,   will  es 
aber  nicht  sein,  daß  gefeit  mir  recht  woll  ahn  ihm.    Daß  dantzen 
ist  dan  nun  gantz  auß  der  moden  überal;  hir  in  Franckreich  sobaldt 
assambleen  sein,  thut  man  nichts  alß  landtsknecht  spiellen,  diß  spiel 
ist  ahm  meisten  in  vogue,  aber  die  jungen  leütte  wollen  nicht  mehr 
dantzen.    Ich  thue  wedereines  noch  daß  ander;  ich  bin  viel  zu  alt, 
umb  zu  dantzen,  undt  seyder  I.  G.  unßers  h.  vattern  s.  todt  habe  ich 
nicht  gedantzt  undt  außzweyen  garstarcken  Ursachen  spiel  ich  nicht; 
die  erste  ist,  daß  ich  kein  gelt  habe,  undt  die  zweyte,  daß  ich  daß 
spiel  nicht  liebe.    Daß  spiellen  ist  hir  greulich  hoch  undt  die  leütte 
werden  wie  dolle  menschen,  wen  sie  spiellen;  eines  heult,  daß  ander 
schlegt  mitt  derfaust  auff  der  taffei,  daß  diegantze  kammer  drüber 
zittert,   der  3te  lästert  gott,   daß  einem  die  haar  drüber  zu  borg 
stehen,  suma  alle  sein  wie  verzweyffelte  menschen,  welche  einem 
bang   machen,   sie  nur  ahnzusehen.     Lenor,  deß  oberjägermeister 
Veninger  Schwester,  ist  jetzt  hir  bey  mir  mitt  ihrer  2ten  dochter, 
die  gar   artlich  ist.    Wir  sprechen  alle  tag  von   den  vergangenen 
zeitten.    Weill  sie  ihrem  vatter  gleicht,  bilde  ich  mir  ein,  wie  Ihr 
ihren  neuveu  beschreibt,   muß  er  ihr  auch  gleichen.    Die  fraw  von 
Sickingen  bitte  ich  meinetwegen  vor  ihr  ahndencken  zu  dancken. 
Es  frewet  mich  alß ,  wen  unßere  gutte  Pfältzer  sich  meiner  noch 
erinern.    Ich   habe   durch  Jeme  ein  brieff  von  h.  Max  bekommen; 
werdt  eine  andtwort  hirbey  vor  ihm  finden.    Scheuet  Euch  nie,  mir 
unßer  alten  gutten  freunden  grüße  zu  wißen  zu  thun,  liebe  Louisse! 
Den  die  seindt  mir  gar  ahngenehm.    Hir  in  dießer  statt  kan  man 
wenig  deß  schönnen  wetter  genießen.   Ich  fahr  doch  auß,  so  viel  mir 
möglich  ist,  habe  auch  zwey  mahl  den  hirsch  gejagt.    Ihr  werdet 
vielleicht  gedencken,  daß  ich  zu  alt  bin,  zu  jagen,  undt  hirin  habt 
Ihr  recht.    Allein  ich  will  lieber  ridiculle,   alß  kranck  sein,  undt 
weillen   mir  nichts  beßers  vor  meine  miltzschmertzen  ist,  als  daß 
jagen  undt  die  starcke  bewegung,  so  jage  ich  immer  fort,  undt  so 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  ^ 


34 

lange  mir  mein  miltz  keinen  schummern  possen  spülen  mag  undt 
nicht  in  die  andere  weit  führen,  so  seydt  versichert,  liehe  Louisse 
undt  Amillisse,  daß  ich  Euch  beyden  von  hertzen  lieb  behalten  werde, 
wie  auch  Ewere  andere  geschwisterig  undt  alle  sentiementen  vor  Euch 
alle  behalten,  so  Ihr  wünschet  1 


Elisabeth  Charlotte. 


19. 


St  Clou  den  29  May  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  der  schwedische  pfaltzgraff,  so  hir  geweßen, 
hatt  mir  geschrieben  undt  mich  gebetten,  seine  antwort  ahn  Euch  zu 
adressiren,  den  er  wirdt  zu  Franckfort  sein;  bitte  Euch  derowegen, 
liebe  Louisse,  last  ihm  doch  dießen  hir  beyligenden  brieff  zustel- 
len !  Von  hir  kan  ich  Euch  sonsten  nicht  viel  neues  berichten.  Gestern 
seindt  wir  von  Marly  kommen,  alwo  der  könig  noch  biß  dinstag 
bleiben  wirdt.  Ich  habe  dorten  braff  gejagt  undt  spatziren  gangen, 
den  es  ist  daß  schönste  wetter  jetzt  von  der  weit.  Mein  söhn  wirdt 
zukünfftigen  donnerstag  oder  freitag  zu  der  armee  undt  ich  werde 
3  gantzer  monat  hir  sein.  Daß  ist,  liebe  Louisse,  alles,  waß  ich 
Euch  vor  dißmahl  sagen  kan.  Ambrassirt  Amelisgen  von  meinetwegen 
undt  seyt  versichert^  [daß]  ich  Euch  alle  allezeit  sehr  lieb  behaltet 

Elisabeth  Charlotte. 

20. 

St  Clou  den  25  Juni  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  in  dießem  augenblick  entpfange  ich  2  von  Ewere 
liebe  schreiben,  eines  vom  28  May  —  7  Juni,  daß  zweyte  von  31  May  — 
10  Juni  sambt  dem  von  Caroline,  deßcn  antwort  Ihr  auch  hirbey  finden 
werdet.  Ehe  ich  aber  auff  die  Ewerige  völlig  antworte,  so  muß  ich  Euch 
vorher  bitten,  doch  ein  wenig  mitt  schwärtzere  tinten  zu  schreiben; 
den  die,  womitt  Ihr  geschrieben,  ist  schir  gantz  außgelescht  undt  man 
muß  gar  genau  drauff  sehen,  die  Wörter  zu  leßen,  undt  were Ewere 
schriefft  nicht  so  überauß  schön  undt  leßlich ,  hette  ich  Ewere  brieff 
nicht  leßen  können,  aber  es  ist  auch  zeit,  daß  ich  antworte.  Ich 
bin  fro,  daß  Euch  die  landtgräffin  von  Homburg  zu  gast  gebetten; 
den  daß  wirdt  Euch  doch  ein  wenig  verenderung  gegeben   haben. 


35 

Ich  bin  versichert,  daß  der  gutte  Pfältzer  Kraut  fro  geweßen,  daß 
I.  L.  die  landtgräffin  Euch  mitt  zu  seiner  gasterey  genohmen  hatte. 
Dieße  landtgrafün  macht  micli  ahn  unßern  gutten  ehrlichen  graffen 
von  Leiningen  gedencken.    Mein  gott,  wie  viel  bekandten  habe  ich 
doch  verlohren,  seyder  dem  ich  hir  in  Franckreich  bin!   Es  schau- 
dert mir ,  wen  ich  dran  gedencke.   Last  unß  drumb  von  waß  andei*st 
reden !  Dieße  gutte  fürstin  ist  unglücklich  in  ihren  affairen.  Ich  habe 
mein  bestes  hir  vor  sie  undt   ihre  Schwester  gethan,  aber  leyder 
nichts  guts  außrichten  können.    Wie  ich  sehe,  so  seydt  Ihr  Carl 
Moritz  intendant.     Ich  meinte,    generaladjouttant   were  mehr   alß 
rittmeister,  finde  also,  daß  der  gutte  Carl  Moritz  noch  wenig  ad- 
vancirt  ist.     Man  muß  hoffen,  daß  es  mitt  der  zeit  kommen.   Wen 
es  nur  nicht  geht  wie  daß  holländische  Sprichwort,  welches  sagt:  «Es 
kompt  wie  Jean  in  wammes,  der  zog  7  jähr  ahn  eine  maw.»    Were 
man  nicht  persuadirt,  daß  alleß  vorgesehen  undt  nicht  zu  endern 
stehet,  müste  man  in  stätter  quäl  leben  undt  allezeit  meinen,  man 
hätte  sich  waß  vorzuwerfen;   aber  sobaldt  man  betracht,  daß  gott 
der  allmächtige  alles  vorsehen  hatt  undt  nichts  geschieht,  alß  waß 
so  lange  undt  zu  allen  zeitten  von  gott  verortnet  ist ,  muß  man  sich 
woU  mitt  gedult  in  alles  ergeben  undt  kan   man  allezeit  mitt  sich 
selber  zufrieden  sein,  wen,  waß  man  thut,  in  gutter  meinung  ge- 
schieht; daß  überige  steht  nicht  bey  unß.    Von  den  aufgefangen 
wein  habe  ich  nichts  gehört;  daß  wirdt  woU  vor  den  h.  admiral  sein. 
Gott  gebe,  daß  er  nie  nichts  bekommen  möge,  so  auß  waß  pfält- 
zisch  kompt,  alß  dießen  wein!  Diß  ist  ein  rätzel,  so  ma  tanteEüch 
woU  außlegen  könte,  wen  I.  L.  beliebt.    Daß  were  ja  ein  abge- 
schmackter heüraht  vor  einen  pfaltzgraffen  undt  churfürsten  brader 
alß  deß  feltherren  inPoln  tochter;  daß  ärgert  mich  recht.   Ich  höre 
alß  gern,  daß  viel  leütte  nach Franckfort  kommen;  den  ich  hofe,  daß 
daß  gelegenheit  gibt,  daß  Ihr,  liebe  Louisse  undt  Amelisgen,  Euch 
ein  wenig  lustiger  machen  könt.    Ich  wüste  woU,  daß  die  bewe- 
gung  gutt  vor  daß  miltz  ist;   nichts  in  der  weit  ist  beßer  davor; 
jagte   ich  nicht,   könte   ich  umbmöglich  dauern  wegen  daß   miltz. 
Von   der  alten  churfilrstin  jagtshabit  habe   ich  nie  nichts  gehört; 
weder  mein  fraw  mutter  s.  noch  ma  tante  von  Tarante  haben  mir 
nie  nichts  davon  geschrieben.    Daß  Ihr  ma  tante  von  Tarante  noch 
so  sehr  regretirt,  ist  ein  zeichen  von  Ewerm  überauß  guttem  ge- 
mühte.   Von  ma  tante,   der  fraw  churfürstin,  habe  ich  alle  woche 

8* 


36 

zwey  mahl  schreiben,  weiß  also  woll,  daß  sie  gott  lob  wider  gesandt 
.ist.  Ich  spüre  auch  auß  dero  schreiben,  daß  sie  noch  alß  lustig 
ist.  Gott  erhalt  I.  L.  noch  viel  undt  lange  jähre  dabey!  Ich  be- 
klage Euch,  daß  Ihr  daß  glück  diß  jähr  nicht  haben  werdt,  ma 
tante  zu  sehen.  Mein  gott,  wie  sehr  solte  ich  solches  wtlnschen! 
Den  ich  habe  ma  tante  noch  so  lieb,  alß  ich  mein  leben  gethan 
habe,  undt  kan  nie  endem;  drumb  könt  Ihr,  mein  liebe  Louisse, 
auch  woll  versichert  sein,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalten  werde.  Biß  donnerstag  werde  ich  auffEwer  zweytes  schrei- 
ben antwortten,  habe  ohnmöglich  der  zeit  heütte. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 
Amelise  bitte  ich  meinetwegen  zu  ambrassiren. 

21. 

St  Clou  den  26  Juni  1695,  morgendts  umb  11. 

Hertzliebe  Louisse,  weillen  ich  heütte  noch  zeit  habe,  zu  schreiben 
undt  dießen  abendt  meinen  brieff  erst  werde  auff  die  post  schicken, 
alß  will  ich  nicht  lenger  verschieben,  auffEwer  zweytes  liebes  brieffgen 
vom  31  May — 10  Juni  zu  antworten.  Mich  wundert,  daß  pfaltzgraff  Gu- 
stave noch  nicht  zuFranckfort  ahnkommen  ist;  den  er  hatte  mir  ge- 
schrieben, daß  er  gleich  hin  würde.  Ich  weiß  nicht,  ob  ich  mich  be- 
triege,  allein  ich  bilde  mir  ein,  daß  diß  jähr  in  Savoyen  ahm  wenigsten 
vorgehen  wirdt,  welches  mir  wegen  hertzog  Max  lieb  ist;  den  ich 
weiß,  wie  hertzlich  lieb  ma  tante  ihre  kinder  hatt,  fürchte  also  sehr 
vor  sie,  daß  es  wie  mitt  dem  gutten  ehrlichen  undt  lieben  printz  Carl 
undt  Friderich  August  gehen  möge.  Gott  behütte  unß  davor!  Ich 
höre  gern,  daß  Ihr  so  viel  gutte  freündt  [habt],  alß  wie  alle  die  gräff- 
liche  personnen,  so  umb  Franckfort  herumb  wohnen ;  den  gutte  freunde 
seindt  ein  großer  trost  im  leben,  wen  man  sonsten  nicht  ahm  glück- 
lichsten ist.  Es  müßen  sehr  viel  gräffliche  personnen  umb  Franck- 
fort herumb  sein,  daß  6  sich  auff  einmahl  zu  Homburg  eingefanden 
haben.  Ich  muß  lachen,  daß  Ihr,  liebe  Louisse ,  sagt,  daß  daß  ge- 
nung  zu  schnadem  wirdt  geben.  Habt  doch  nie  keinen  scheu,  mir 
lange  brieffe  zu  schreiben,  es  seye  dan,  daß  es  Euch  selber  zu  be* 
schwerlich  falle,  aber  mir  können  sie  nie  zu  lange  sein  undt  habe 


37 

viel  lieber  lange,  alß  kurtze  brieffe.  Mein  söhn  hatt  seine  campagne 
übel  ahngefangen ,  ist  gleich  kranck  worden,  hatt  mir  große  ängsten 
eingejagt.  Nun  ist  er  gott  lob  wider  gesandt.  Ich  dancke  Euch  sehr, 
liebe  Lonisse,  vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  mir  vor  meinem  söhn 
todt  [?  thnt].  Ohne  gottes  ehre  kan  nichts  vorgehen,  den  weillen  alles 
durch  seinen  willen  geschieht,  wie  es  auch  ablaufen  möge,  ist  es  doch 
allezeit  seine  ehre,  aber  nicht  allezeit,  wie  wir  menschen  es  wün- 
schen mögen.  Zum  frieden,  deucht  mir,  ist  leyder  wenig  aparentz, 
undt  solte  einer  werden,  wirdt  es,  wie  mich  deucht,  wie  ein  mirackel 
sein.  Ich  habe  noch  hir  die  fraw  von  Ratzamshaussen  bey  mir  imdt 
weillen  eben  sich  eine  von  meinen  Jungfern  (freüUen,  glaube  idi, 
muß  man  nun  sagen,  den  nun  seindt  keine  Jungfern  mehr  in  Teütsch- 
landt  wie  zu  meiner  zeit)  weillen  dan  sich  eine  von  meinen  fipeüUen 
geheüraht  hatt,  habe  ich  Lenor  ihr  dochter  ahn  ihrem  platz  bey 
mir  genohmen.  Daß  ist  eine  zeittung,  so  Ihr  der  Gret  sagen  könt, 
den  ich  glaube,  daß  sie  noch  mitt  ihrem  man,  mons.  Schelm,  zu 
Franckfort  ist.  Adieu,  liebe Louisse !  Ich  muß  heütte  noch  7  brieff 
schreiben,  schließe  derowegen  undt  ambrassire  Euch  von  gantzem 
hertzen. 

22. 

St  Clou  den  17  JuUi  1695. 

Hertzlieb  Louisse,  in  ma  tante  paquet  habe  ich  Ewer  liebes 
schreiben  vom  22  Juni— 2  JuUi  zu  recht  entpfangen,  bin  gar  nicht  in 
sorgen  gewehßen  vor  meinem  brieff  ahn  pfaltzgraff  Gustaff ;  denEwere 
exactitude  ist  mir  bekandt.  Aber  waß  mich  verdriest,  ist  die  ent- 
schuldigung,  so  Ihr  mir  macht,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  mir  geschrie- 
ben undt  glaubt,  daß  wen  Ihr  mir  öffter,  alß  einmahl  deß  monts 
schreiben  soltet,  daß  mir  solches  incommode  sein  würde;  den  ich 
pretendire,  daß  Dir  undt  Ewere  geschwisterig  persuadirt  sein  sollet, 
daß  ich  Euch  recht  lieb  habe,  undt  wen  man  die  leütte  lieb  hatt, 
wirdt  man  nicht  importünirt,  öifters  zeittungen  von  ihnen  zu  erfah- 
ren; also  müst  Ihr  ahn  meinen  Versicherungen  zweyfflen  undt  daß 
verdriest  mich,  bitte  derowegen,  liebe  Louisse,  sagt  mir,  wie  ich 
Euch  doch  persuadiren  könte,  daß  Ihr  mir  lieb  seydt!  Ich  habe 
Lenor  noch  bey  mir  hir;  der  wird  es  frewen,  wen  ich  ihr  sagen 
werde,  daß  ihr  bruder  so  ein  schön  regiement  hatt  undt  beßere  mi- 


88 

nen,  alß  seine  ofBcirer.  Lenör  ihre  2  dochter  ist  jetzt  jnngfer 
(nein  freüUen,  glanhe  ich,  sagt  man  nun  in  Teütschlandt)  bey  mir; 
sie  ist  all  artlich,  sehr  weiß,  schönne  haar  undt  zahn  nndt  fehlt 
nicht  von  verstandt.  Ich  glaube ,  der  kleine  Veninger  ist  fro  ge- 
weßen,  sich  vor  ein  regiement  zu  sehen.  Er,  der  vatter,  hatt  recht 
seinen  söhn  erst  etwas  lehrnen  zu  laßen,  ehe  er  ihn  in  den  krieg 
führt.  Ich  habe  gar  ein  schlegt  gedechtnuß  undt  erinere  mich  gar 
nicht,  einen  graffen  von  Nassaw  L'Estourdy  genent  zu  haben,  er- 
inere mich  auch  keiner  andern  graffen  von  Nassaw,  alß  graff  von 
üssingen,  den  man  alß  graff  Walraht  hieß  undt  welchen  Ihr,  wie 
Ihr.  ein  Mndt  wardt,  offt  zuHeydelberg  gesehen,  eines  jungen  graf- 
fens,  so  sein  vetter  war  undt  den  wir  alß  daß  vetterle  hießen,  so 
damahlen  gar  lustig  war,  nach  dem  aber  gar  melancolisch  geworden, 
den  ich  habe  ihn  seyder  dem  undt  in  der  letzten  reiße,  so  ich 
mitt  dem  hoff  nach  Strasburg  gethan,  zu  Sarbrücken  gesehen; 
undt  zum  3ten  kenne  ich  einen  graff  von  Nassaw,  so  gar  ein 
wackerer  herr  ist  undt  hir  ins  königs  dinsten,  aber  sonsten  deucht 
mich  nicht ,  daß  ich  einigen  andern  kene ,  undt  kan  mich  ohn- 
möglich  erinem,  den  von  Weilburg  hir  in  Franckreich  gesehen  zu 
haben;  aber  es  mag  woU  meines  boßen  gedechtnuß  schuldt  sein. 
Ich  finde,  daß  die  graffen  lobenswerdt  sein,  so  ihr  fürstenbrieff 
verachten;  dadurch  werden  sie  in  meinem  sin  mehr,  ahlß  neue  für- 
8ten,  undt  sein  estimabler.  Es  ist  mir  leydt,  daß  ich  mich  seiner 
nicht  erinem  kan ;  wen  ich  ihn  sehen  solte ,  würde  es  mir  vielleicht 
woU  wider  einfahlen.  Alles  muß  sehr  seyder  meiner  abreiße  in 
Teütschlandt  geendert  sein;  den  man  war  nicht  sehr  curieux  von 
meublen  zu  meiner  zeit,  wie  ich  höre,  daß  man  nun  ist.  Es  ist 
mir  recht  leydt,  daß  herr  Max  so  übel  auff  ist;  wünsche  sehr,  daß 
er  baldt  wider  zu  volkommen  gesundtheit  gelangen  möge ;  bitte,  ihm 
solches  sambt  meinem  grüß  zu  sagen,  auch  Amelisgen  von  meinet- 
wegen zu  ambrassiren.  Alle  gutte  Pfältzer  von  alter  kundtschafft 
bitte  ich  auch  von  meinetwegen  zu  grüßen.  Heütte  verfluche  ich 
den  krieg  woU  mehr,  alß  nie.  Mein  armer  söhn,  so  wider  kranck 
geweßen  undt  noch  daß  quinquina  braucht,  hatt  marchirt  undt  ist 
bey  einem  charmützel  geweßen.  Der  marechal  de  Villeroy  ist  dem 
printz  de  Yeaudemont  auff  seine  arieregarde  gefahlen ,  hatt  ihm  4 
batallionen  geschlagen;  mein  söhn  war  bey  alles  undt  man  verfolgt 
den  feyndt  noch,   hab  also  doppelte  angst en;    den  ob  mein  söhn 


39 

schon  ohne  wunden  davon  kompt,  ist  doch  zu  sorgen,  daß  ihn  daß 
fieber  wider  ahnstoßen  wirdt,  indem  er  sich  woU  greulich  wirdt  er- 
hitzt haben.  Ein  gutter  frieden  were  wohl  zu  wünschen.  Ich  bin 
des  kriegs  woll  müde.  Ich  bitte,  liebe  Louisse,  informirt  Euch  doch, 
obs  war  ist,  daß  man  bey  Gießen  einen  halm  gefunden,  so  der  land- 
graff  von  Darmstatt  bewachen  soll  laßen,  worauff  11  ähren  sein 
sollen,  undt  ob  man  einen  dergleichen  gefunden  zu  endt  deß  30jäh- 
rigen  kriegs!  Alß  ich  Euch  letztmahl  geschrieben,  habe  ich  ver- 
geßen,  dießenhir  beyligenden  brieff  zu  schicken.  Er  ist  von  meinem 
teütschen  koch,  welcher  gar  ein  gutter  mensch  undt  von  welchen 
ich  sehr  woll  gedint  bin,  habe  ihm  also  den  gefallen  thun  wollen, 
dießen  brieff  in  mein  paquet  zu  schließen.  Ihr  werdt  woll  jemandts 
zu  Franckfort  finden,  so  ihn  werdt  zu  recht  bestellen  können.  Sol- 
ten  seine  verwanten  ihm  wider  schreiben,  bitte  ich,  schliest  den 
brieff  in  mein  paquet  undt  schickt  mir  ihn!  Adieu,  hertzlieb  Louisse! 
Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  habe  Euch  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

23. 

A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Paris  den  23  Julli  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  bin  heütte  herkommen  undt  bin  in  einem 
closter,  so  le  port  royal  heist.  Ich  komme  alle  woch  ein  par  mahl 
her,  eine  von  meinen  gutten  fretindinen  zu  sehen;  entpfange  eben 
Ewer  lieb  brieffgen  vom  29  Juny — 9  Julli;  habe  nie  kein  frischers  von 
Euch,  liebe  Louisse,  bekommen.  Mich  deucht  auch,  daß  daß  meine,  so 
ich  Euch  den  25  undt  26  Juni  geschrieben,  gar  geschwindt  über- 
kommen ist.  Mein  söhn  hatt  unß  nach  seiner  ersten  kranckheit 
noch  einen  zweyten  schrecken  eingejagt,  indem  ihm  daß  fieber  wider 
ahngestoßen  undt  noch  2  starken  acces  bekommen.  Daß  quinquina 
aber  hatt  es  ihm  wider  verdrieben,  aber  alß  man  ihn  etlich  tag  her- 
nach purgirt,  hatt  er  gleich  andern  tags  marchiren  müßen  undt  ist 
2  mahl  vier  undt  20  stundt  geweßen,  ohne  zu  schlaffen  uudt  tag 
undt  nacht  marchirt,  jedoch  so  hatt  er  sich  nicht  übel  drauff  befun- 
den, welches  woll  zu  verwundem  ist.  Nun  ist  er  bey  der  belage- 
rung  von  Neuport.   Gott  gebe,  daß  es  dortten  woll  ablauffen  möge! 


40 

2  posten,  alß  die  gesterige  nndt  beütte,  haben  gefehlt.  Gott  gebe,  daß 
es  nichts  böß  bedeütten   möge!   Die   zeittung  hatt  nicht  gelogen. 
Were  mein  söhn  kranck  geblieben,  were  ich  zu  ihm  gefahren,  umb 
ihn  in  seiner   kranckheit  zu   wortten.    Ich  meinte  nicht,   daß  die 
bäder  gutt  vor  husten   undt  brustwehe  sein.    Derselbe  humor,  so 
Carolline  vor  dießem  auff  den  äugen  hatte,  muß  einen  andern  vreg 
genehmen  haben  undt  auff  die  brüst  gefallen  sein.  Wen  ich  dießen 
abendt  wider  zu  St  Clou  sein  werde,  will  ich  Lenor  sagen,  daß  ihre 
Schwester  Gret  sie  so  galant  findt,  undt  will  sie  braff  ungedultig 
mitt  machen.    Gret  bitte  ich  wider  meinetwegen  zu  grüßen,  herrn 
Max  auch  glück  zu  seinen  2  döchtern  zu  wünschen.  Die  zwey  wer- 
den aber  woU  nicht  leben;  den  esistrahr,  daß  zwilling  beyde  leben 
bleiben.    Ich  wolte  lieber,   daß  der  gutte  herr  Max  seines  sandts 
undt  Steins  woll  geneßen  were,  alß  seine  fraw  ihrer  zwilling.    Wie 
viel  kinder  hatt  den  jetzt  die  lamdtgräffin  von  Gassel?  Ich  meinte, 
mein  vetter,  der  landtgraff,  were  ip  .der  armee.    Made  de  Savoye 
hatt  mir  viel  gutts  von  dem  eisten  landtgraffen  geschrieben,  sagt,  er 
seye  lebhafft  undt  gar  artlich  undt  hette  ihr  gesagt,  daß  er  mich  zu 
sehen  wünscht.    Drumb,  liebe  Louisse,  solt  ihr  dießen  printzen  zu 
sehen  bekommen,  bitte  ich  Euch,  sagt  ihm,  daß  es  mir  recht  leydt 
seye,  daß  der  krieg  verhindert,  daß  er  nicht  herkommen  ist.    Des 
printz  Carls  von  Brandenburgs  historie  ist  eine  wunderliche  begeben- 
heit,  wie  die  teütsche  comedianten  alß  pflegen  zu  sagen.    Ich  war 
die  erste,  so  ahn  ma  tante  dießeschönne  zeittung  geschrieben;  den 
unßere  hertzogin  von  Savoye,  welche  mir  gar  fleißig  schreibt,  hatte 
mir  es  geschrieben.   Daß  nun  Casal  über  undt  geschleyfft  sol  werden, 
werdet  Ihr  ohne  zweyffel  schon  erfahren  haben.    Wie  es  zu  Namur  zu- 
geht, weiß  ich  nicht.  Ich  glaube,  hertzog  Max  ist  noch  nicht  in  Savoyen 
ahnkommen,  [wird]  also  gott  lob  kein  gefahr  außstehen;  den  allem  ahn- 
sehen nach  wirdt  woll  diß  jähr  nichts  dort  mehr  vorgehen.   Hertzog 
Christian  wirdt  mehr  gefahr  außstehen.   Hertzog  Max  ist  der  eintzige 
von  meinen  vettern  von  Hannover,  welcher  mir  unbekandt;  weillen 
er  aber  seiner  fraw  mutter  so  lieb  ist,  wünsche  ich  ihm  alles  glück 
undt  guts.  Ich  glaube,  man  muß  gott  auß  Schuldigkeit  bitten,  loben 
undt  dancken,  alß  weillen  wir  sein  geschöpff  sein;  allein  ich  kan 
nicht  glauben,   daß  daß  betten  einen  ewigen  schluß  endern  kan. 
Daß  Ihr  sagt,   daß  Ihr  unleßlich  schreibt,   Hebe  Louisse,   ist  eine 
falsche  demut,  so  ich  Euch  nicht  kan  verbeygehen  laßen;  den  es  ist 


41 

nicht  möglich ,  daß  Ihr  nicht  seiher  secht,  daß  Ihr  gar  eine  schönne 
nndt  leßlich  handt  habt;  daß  aber  dietintenzu  weiß  wäre,  ist  kein 
fehler  von  Ewerer  handt.  Ich  schreibe  woU  jetzt  eine  heßliche  handt; 
daß  vielle  frantzosche  schreiben  hatt  mir  das  teütsch  schreiben  gautz 
verdorben.  Ich  bin  fro,  daß  Ihr  so  viel  freunde  gemacht  habt,  wo- 
mitt  Ihr  corespondirt;  daß  ist  immer  gutt,  daß  haußhalten  aber 
waß  langweilliges ,  wie  ich  mir  einbilde.  Es  ist  kein  wunder,  daß 
Carl  Moritz  in  der  arme^  gelt  von  nöhten  hatt.  Wolte  gott,  ich 
were  in  einem  standt,  ihm  dazu  zu  helffen  undt  Ewer  menage  bey- 
zuspringen!  Wie  glücklich  wolte  ich  mich  schätzen!  Es  schmertzt 
mich  recht,  daß  es  nicht  sein  kan.  Umb  gottes  willen,  liebe  Louisse, 
verschondt  mich  mitt  complimenten !  Sie  seindt  meines  thuns  nicht 
undt  mag  sie  weniger  leyden,  alß  nie.  Ich  habe  Euch  vielmahl  ge- 
sagt, daß  ich  gerne  Ewere  brieffe  habe;  also  schreibt  mir  nur  fleißig 
ohne  weitter  facon  undt  seydt  versichert,  liebe  Louisse,  daß  ich 
Etlch  undt  Ewere  geschwister  recht  lieb  habe  undt  allezeit  behalten 
werde! 

Elisabeth  Charlotte. 

Amelisgen  ambrassire  ich  hirmitt  von  hertzen. 

St  Clou  den  24  Julli  umb  11  morgendts. 

Gestern  abendts,  wie  ich  wider  von  Paris  komme,  erführe  ich 
ohngefehr  eine  historie,  da  ich  mein  leben  nicht  von  gehört  hatte. 
Ich  bitte  Euch,  liebe  Louisse,  schreibt  mir,  ob  Ihr  etwaß  davon 
wist !  nehmblich  daß  L  G.  unßer  herr  vatter  nach  Ewerer  fraw  mutter 
todt  einen  söhn  solle  bekommen  haben  von  einer  schweytzerischen 
Jungfer,  so  bey  der  fraw  raugräffin  solle  geweßen  sein  undt  Hollän- 
derin geheyßen  haben,  undt  daß  der  churfürst  seelig  gelt  solle  in 
die  Schweitz  geschickt  haben,  daß  kindt  dort  zu  erziehen  laßen, 
undt  daß  der  bub  dort  erzogen  wirdt  undt  gar  artig  sein  solle  undt 
viel  verstandt  haben. 

24. 

Yersaille  den  8  September  1695. 

Hertzliebe  Louisse ,  hirbey  findt  Ihr  eine  andtwort  vor  Carolline. 
Ich  glaube,  daß  man  Carl  Moritz  eine  compagnie  geben,  weill  er 
sich  so  woU  helt,  undt  daß  freüdt  mich  recht.  Ma  tante,  die  chur- 
fürstin,  schreibt  mir,  daß  sie  Carl  Moritz  gantz  änderst  undt  beßer 


42 

gefanden,  also  schlegt  ihm  in  alles  der  krieg  woU  zu.  Oott  erhalte 
ihn  ferners!  Es  jamert  mich,  daß  er  seinen  wagen  nndt  pferdt 
verlohren.  Weillen  man  ja  auff  dießer  seyten  dem  schloß  von  Na- 
mnr  nicht  zu  hülff  kommen  kan,  wolle  ich,  daß  es  sich  noch  dießen 
gantzen  mont  halten  könte,  damitt  dieße  campagne  damitt  zu  endt 
gehen  möge  undt  nichts  neues  vorgenohtnen  werden.  Wen  Ihr  die 
landtgräffin  von  Homburg  wider  sehen  werdt,  so  sagt  ihr  doch  von 
meinetwegen,  daß  sie  mir  recht  justice  thut,  zu  glauben,  daß  wen 
es  bey  mir  gestanden  were,  ihre  fraw  mutter  sach  änderst  abgangen 
were.  Ihr  freüllen  Schwester  scheindt  ein  gar  gutt  mensch  zu  sein; 
die  wirdt  ihr  noch  persuadiren  können,  daß  ich  mein  bestes  bey  der 
sach  gethan  habe.  Sie  jammert  mich  von  hertzen.  Alle  die  fürst- 
liche undt  gräffliche  leütte  thun  gar  woll,  sich  auffs  best,  als  sie 
können,  zu  divertiren.  Daß  frettllen  von  Wittgenstein  ist  sie  unßers 
graffen  undt  Westerwellers  Schwester  oder  von  einer  andern  linie? 
Es  were  woll  zu  wünschen,  daß  der  liebe  frieden  einmahl  käme; 
daß  were  vor  jederman  gutt.  Ich  glaube,  daß  wen  printz  Carl  von 
Neüburg  wider  bey  seinem  herm  bruder,  dem  churfürsten  zuPfaltz, 
sein  wirdt,  wirdt  man  ihm  von  wider  heürahten  sprechen.  Ihr  dorfft 
nicht  sorgen,  daß  daß  leßeu  mir  beschwehrlidi  feit;  den  ich  höre 
recht  gerne  von  Teütschlandt  undt  Carpline  brieff  hatt  mich  auch 
recht  divertirt  undt  habe  ihn  gar  nidit  zu  lang  gefunden.  Amelisgen 
ambrassire  ich  von  hertzen  undt  behalte  sie  so  wöll,  alß  Euch,  alle- 
zeit lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

25. 
A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Ffaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  17  September  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  ob  wir  zwar  heütte  ein  solch  gethuns  hir  gehabt, 
daß  mir  der  kopff  schir  dauselicht  drüber  ist,  so  vdll  ich  doch  noch 
auff  Ewern  lieben  brieff  vom  27  Aug. — 6  September,  so  ich  dießen  nach- 
mittag entpfangen,  antwortten;  den  wer  weiß,  waß  unß  morgen  vor 
verhindemüßen  noch  vorfahlen  können.  Ehe  ich  aber  antworte,  will 
ich  Euch  doch  verzehlen,  waß  wir  hir  gehabt  haben,  seyder  ich  Ewer 
schreiben  entpfangen.  Erstlich  so  ist  ein  schwärm  duchessen  her- 
kommen, weillen  ich  eine  audientz  ahn  die  venetianische  ambassa- 


43 

drice  heütte  geben  müßen;  hernach  war  die  andientz,  so  all  zimb- 
lieh  lang  gewehrt;  den  es  geht  mitt  gravitet  und  ceremonien  her; 
hernach  wie  diß  auß  war,  ist  mons.  le  Dauphin  mitt  der  princes  de 
Conti  herkonunen;  wie  die  weg  wahren,  ist  made  la  duchesse  de 
Brachane  kommen,  abschiedt  zu  nehmen;  den  sie  geht  nach  Rom; 
hernach  ist  die  gutte  fraw  von  Klenck  in  mein  cabinet  kommen; 
dieße  war  nicht  so  baldt  weg,  so  kam  der  surindentent  von  mein 
bauß,  wegen  ein  affaire  mitt  mir  zu  sprechen;  suma  alle  augen- 
blick  dießen  gantzen  tag  durch  bin  ich  interompiret  worden.  Gott 
gebe ,  daß  ich  jetzt  doch  einmahl  dießen  brieff  außschreiben  möge ! 
Ich  bitte,  sagt  mir  doch,  waß  ein  staltet  ist!  den  ich  weiß 
es  nicht  undt  habe  nie  nichts  davon  gehört.  Dießmahl  ist  Ewer 
schreiben,  liebe  Louisse,  auch  gar  frisch  ahnkommen  undt  nur 
10  tagen  unterwegen  geweßen.  Ich  habe  Euch  letzmahl  geschrieben, 
wie  daß  mein  söhn  nun  ahnkommen.  Die  freüde,  ihn  wider  zu 
sehen,  ist  mir  ein  wenig  versaltzen  worden,  indem  er  seyder  dem 
wider  2  acces  vom  Stagigen  fieber  bekommen.  .  Ich  habe  ihm  dero- 
wegen  sein  quinquina  gantz  abgeschafft.  Heütte  hatt  der  tritte  acces, 
gott  sey  lob  undt  danck,  gantz  manquirt.  Ich  weiß  nicht,  in  wel- 
cher gazetten  Ihr  gesehen,  waß  mitt  meinem  söhn  vorgangen,  aber 
es  war  alles  wahr,  wie  Ihr  es  drinen  geleßen  habt.  Mich  deucht, 
alle  gazetten  außer  die  Parisser  sagen  seyder  eine  zeit  her  all 
zimblich  war.  Ich  gestehe,  daß  mein  söhn  den  krieg  sehr  liebt,  undt 
die,  so  ihn  dort  sehen,  sagen,  daß  er  sich  sehr  apUcirt  undt  sein 
handtwerck  woll  lernt,  aber  mir  ist  nicht  allezeit  wohl  bey  der  sach ; 
den  in  dem  handtwerk  verliehrt  man  offt  arm  undt  bein,  wo  nicht 
gar  daß  leben.  Were  die  campagne  nicht  zum  endt,  betten  wir 
meinen  söhn  nicht  her  gekricht.  Es  ist  schon  lang,  daß  daß  schloß 
von  Namur  über  ist;  wundert  mich,  daß  Ihr  es  nicht  eher,  alß  den 
5ten  erfahren.  Ich  weiß  nun  auch,  daß  keine  Schlacht  mehr  vor- 
gehen wirdt.  Man  kan  woll  nicht  leugnen,  daß  es  eine  abscheu- 
liche Sache  urab  den  krieg  ist.  Es  wundert  mich  sehr,  daß  pfaltz- 
graff  Carl  unßerm  herr  vatter  s.  gleicht;  den  sie  wahren  ja  einander 
nicht  verwandt,  wiewoll  von  einem  hauß.  Ich  bin  fro,  recht  zu  wißen, 
wie  es  mitt  der  Holländerin  beschaffen  undt  daß  alles  falsch  ist,  waß 
man  davon  außgeben  hatt.  Es  wundert  mich ,  daß  der  gutte  herr 
Fabritzius  sich  hatt  in  seinem  alter  hatt  auß  einer  großen  kranck- 
heit  ziehen  können;  den   er  kan   gar  nicht  jung  mehr  sein,   den 


44 

ich  fange  schon  ahn,  alt  zu  werden,  nndt  wie  ich  noch  ein  gar  klein 
kindt  war,  hahe  ich  den  he.  Fahritzius  hey  mons.  Lonis,  den  haron 
von  Seltz,  gesehen,  daß  er  schon  nicht  gar  jung  schiene,  kan  es 
also  woll  itzunder  nicht  sein.  Ich  hitte  Euch,  liehe  Louisse,  wen 
Ihr  den  he.  Fabritzius  wider  secht,  so  grtist  ihn  von  meinetwegen 
undt  sagt  ihm,  daß  es  mir  lieb  seye,  daß  er  wider  gesandt  ist!  Vor 
herr  Max  bin  ich  recht  in  sorgen.  Die  obren  selten  ihm  heütte 
billig  gescheit  haben;  den  mon  maistre  Jeme  nndt  ich  haben  heütte 
lange  von  ihm  gesprochen.  Ich  bitte,  liebe Lonisse,  sagt  ihm  dießes 
sambt  meinen  grüß!  Daß  die  beyde  bücher  nicht  seindt  von  Bassel 
hergelieffert  worden,  ist  Ewer  schuldt  nicht.  Ihr  habt  Euch  nur 
schon  gar  zu  viel  mühe  davor  geben.  Ich  fürchte,  daß  weillen  der 
apotheker  Frey  nicht  auff  die  brieffe  antwort,  so  ich  ihm  schreiben 
laße,  daß  er  vielleicht  muß  gestorben  sein  undt  die  bücher  also  ver- 
lohren  worden,  welches  mir  desto  leyder  ist,  weillen  Ihr  mir  sie 
gegeben  undt  ich  sie  Ewerthalben  all  mein  leben  habe  behalten 
wollen.  Bedanke  mich  gar  sehr  vor  der  obligeante  offre,  so  Ihr 
mir,  liebe  Louisse  thut,  mir  ferner  einigen  gefahlen  zu  erweißen, 
wie  auch  alle  amitiö,  so  Ihr  mir  bezeugt,  welches  mich  recht  tou- 
chirt.  Seydt  versichert,  liebe  Louisse,  daß  ich  Euch  auch  recht 
von  hertzen  lieb  habe  undt  allezeit  behalten  werde  undt  nichts  mehr 
wünsche,  alß  gelegenheit  zu  finden.  Euch  undt  Ewere  geschwisterig 
dieße  warheit  durch  einige  ahngenehme  dinsten  zu  versichern! 

Elisabeth  Charlotte. 

Amelisgen  ambrassire  ich  von  hertzen;  ihr  ahndencken  ist  mir 
allezeit  gar  ahngenehm. 

.  26. 

Fontainebleau  den  27  September  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  heütte  morgen  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
■/i8  dießes  zu  recht  entpfangen.  Ich  bitte  Euch,  helfft  mir  doch 
eine  nohtlügen  thun  undt  schreibt  ahn  pfaltzgraff  Gustave,  daß  ich 
ohnmöglich  der  zeit  gehabt  habe,  auff  sein  schreiben  zu  antwortten, 
weillen  ich  es  eben  entpfangen,  wie  der  englisch  hoff  herkommen,  undt 
daß  ich  ohnmöglich  werde  schreiben  können,  biß  ich  wider  zu  Paris 
sein  werde.  Die  warheit  aber  ist,  unter  unß  gerett,  daß  ich  gantz 
vergeßen  habe,  wie  ich  ihm  letzmahl  geschrieben  habe,  habe  aber 


45 

die  copie  davon  zu  St  Clou  in  einer  Schubladen ,  kan  also  nicht  wider 
schreiben,  ich  hette  es  den  zuvor  überleßen,  muß  also  wartten,  biß 
ich  wider  zu  Paris  sein  werde.  Daß  er  mir  nicht  eher  geschrieben, 
kan  mich  ohnmöglich  verdrißen;  den  mein  brieff  war  nur  eine  ant- 
wort  auff  den  seinen,  undt  wolte  gott,  er  hette  es  dabey  gelaßen !  Den 
ich  weiß  ja  dem  gjOJtte^  printaien  nichts  zu  sagen  undt  er  bitte[t]  mich 
doch,  ich  solle  Uim  schreiben^  nsdt  daß  mitt  solcher  höfflichkeit,  daß 
ichs  ihm  nicht  abschlagen  darffi  werde  es  auch  thun,  wen  ich  wider 
zu  Paris  sdn  werde.  Ich  bitte  Ettch,  liebe  Louisse,  bringt  ihm  doch 
die  sach  so  vor,  daß  es  dem  galten  herrn  nicht  verdrießen  mag,  daß 
ich  ihm  nicht  ^gleich  antworte!  Ton  der  fraw  abtißin  von  Herfordt 
hatt  mir  ma  taqte  poffdi'licbe  historien  geschrieben.  Wir  haben  auch 
einen  Courländer  hir  in  den  troupen,  so  pretendirt ,  daß  er  greulich 
bey  dießer  abtißin  in  gnaden  ist,  hatt  mir  brieff  von  ihr  gewießen, 
worinen  ich  sehe,  daß  sie  sich  sehr  vor  ihm  interessirt.  Er  heist 
Ambotten.  Sie  hatt  mir  ihn  auch  durch  die  fraw  von  Platten  sehr 
recomandiren  laßen.  Es  ist  ein  junger  mensch  von  20  jähren,  zwar 
nicht  heßlich  von  gesicht  noch  übel  geschaffen,  aber  gar  nicht  ahn- 
genehm, hatt  verstandt  undt  schreibt  gar  woU,  allein  ein  wenig 
voller  einbildung.  Sie  hette  ihn  gern  wider  bey  sich;  Ambott  will 
aber  nicht  hin.  Hirauß  secht  Ihr  woU,  liebe  Louisse,  daß  ich  viel 
voq  dießer  abtißin  humor  gehört.  Ich  bin  fro,  daß  mein  baß,  die 
fr.  landtgräffin,  änderst  ist.  Ich  fürchte  auch,  die  gutte  pfaltzgraf- 
finen  werden  nicht  wohl  zu  Herfort  sein,  es  seye  dan,  daß  der 
churfürst  von  Brandenbourg  eine  davon  coadjoutterin  machte,  so 
were  es  nicht  schlim.  Die  vers,  so  man  der  princes  de  Conti  auß 
Engellandt  geschickt,  habe  ich  nicht  zu  sehen  bekommen.  Namur 
wirdt  alle  vaine  poetique  sehr  exertziren  auff  alle  sprachen.  Hir 
macht  man  nichts,  alß  lieder  gegen  jederman;  den  könig  selber 
spart  man  nicht,  aber  insonderheit  ist  man  deschainirt  gegen  den 
armen  duc  de  Villeroy.  Es  geht  kein  tag  verbey,  daß  man  nicht 
ein  neue  liedt  auff  ihn  hört.  Ich  bin  versichert,  daß  viel  leütte 
die  ihrigen  vor  Namur  verloren  haben.  Wen  der  printz  von  Hom- 
burg nicht  von  seinem  trepan  stirbt,  wirdt  es  ihn  sonst  nicht  heß- 
lich machen.  Ich  habe  viel  leütte  hir  gesehen,  so  trepanirt  sein 
worden  undt  gar  nicht  von  gesicht  verendert  sein.  Ich-  bin  recht 
fro,  daß  der  gutte  herr  Max  außer  gefahr  ist.  Ich  glaube,  ich  hette 
ihn  auch  beweint,  wen  er  gestorben  were;  den  er  ist  doch  ja  mein 


46 

alter  gntter  freOndt.  Ob  ich  nach  Ewerem  wünsch,  liebe  Lonisse, 
lange  leben  werde,  weiß  ich  nicht,  vergnügt  aber  yirdt  schwerlich 
sein  können;  bin  Euch  aber  doch  über  die  maßen  verobligirt,  mir 
solches  ZQ  wünschen  nndt  wünsche  Euch  selber  hergegen  alles,  waß 
Ewer  hertz  begehren  mag,  nndt  ahn  Amelisse  auch  undt  werde  Euch 
beyden  alle  mein  leben  hertzlich  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

21 

A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Pfito;  a  Franckfort. 

Fontainebleaii  den  8  October  1695. 

Hertzliebe  Lonisse,  heütte  morgen  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
10 — 20  September  entpfangen.  Es  ist  mir  lieb,  darauß  za  sehen, 
daß  meine  brieff  so  richtig  gehen.  Es  fengt  mir  aber  ahn,  bang  vor 
den  gutten  herr  Max  zu  werden;  den  weillen  er  so  offt  umbschlegt, 
fürchte  ich  gar  sehr,  daß  es  endtlich  mitt  ihm  hapern  wirdt.  Caro- 
line wirdt  baldt  zwey  von  meinen  schreiben  entpfangen ;  den  wie  mir 
mad.  de  Bouillon  zu  St  Clou  sagte,  daß  sie  ahn  ihr  Schwester,  mad. 
de  Mazarin,  schreiben  wolte,  gab  ich  ihr  einen  brieff  vor  Caroline, 
umb  in  ihr  paquet  zu  thun.  Ich  lobe  sehr  an  Euch,  liebe  Louisse, 
daß  Ihr  dem  h.  Max  so  in  seiner  kranckheit  beystehet,  undt  daß 
ist  gar  eine  legi[ti]me  excusse,  umb  nicht  zu  schreiben.  Herr  Max 
sein  zustandt  jammert  mich  von  hertzeu.  Ich  wünsche,  daß  er  wider 
geneßen  möge  undt  Euch  nicht  verhindern.  Euch  braff  lustig  in  der 
meß  zu  machen.  Franckfort  wirdt  jetzt,  wie  ich  sehe,  der  rende- 
vous  von  allen  Teütschen  fürsten.  Der  gräffin  von  Hohenlö  hauß 
ist  den  der  rendevous  du  beau  monde,  wie  ich  sehe.  Ich  habe  ein 
contrefait  von  pfaltzgrafFs  Carls  gemahlin  gesehen,  wie  sie  noch  mar- 
graffin  von  Brandenburg  war;  daß  war  gar  nicht  hübsch.  Solte  daß 
kleine  princessgen,  so  sie  hinterlaßen,  nicht  schönner  werden,  wirdt 
ihre  Schönheit  nicht  zu  rühmen  sein.  Ich  wolte,  daß  sie  die  princes 
Amalie  von  Hannover  zur  fraw  mutter  bekämme.  Mich  deucht,  der 
churfürst  zu  Pfaltz  thäte  beßer,  sein  gelt  ahn  die  arme  verderbte 
Pfältzer  ahnzuwenden,  alß  ahn  carnavalsdivertissement ;  daß  were 
löblicher  vor  gott  undt  der  weit.  Warumb  werdt  Ihr  nicht  nach 
Düßeldorff?   Weillen  Euch  pfaltzgraff  Carl  eingeladen,  könt  Ihr  ja 


47 

woU  hin.  Wie  Ihr  mir  dießen  printzen  beschreibt,  bilde  ich  mir 
ihn  gantz  galt  ^in,  mögte  ihn  derowegen  kenen.  Ich  wolte,  daß 
der  chnrfürst  von  Saxsen  schon  wider  zu  Dresen  were;  den  es  ist 
mir  bang  vor  I.  L. ,  insonderheit  aber  vor  seinen  geweßenen  hoff- 
meister  Haxsthanssen ,  der  mein  alter  nndt  gar  gntter  freündt  ist. 
Ich  dancke  Euch  sehr,  mitt  mir  über  meines  sohns  ankunfft  zu  er- 
freuen. Er  ist  noch  etliche  zeit  kranck  geweßen,  seyder  er  aber 
hir  ist,  hatt  er  sich  mitt  mail  spiellen  nndt  jagen  conrirt  undt  ist 
nun,  gott  sey  danck,  in  volkommener  gesnndtheit.  Ich  glaube  nicht, 
daß  einige  arme6  jetzt  waß  weitters  vornehmen  kan.  Freyllich  hatt 
man  den  marechal  de  Bouffier  auch  zu  Paris  gesungen;  hir  ist  sein 
liedt  sur  Tair  de  la  joconde: 

1. 

Quoy  Bouffier  duc?  on  a  grand  tord, 
c^est  insulter  la  France; 
Guilleaume  roroit  fait  milord, 
c'est  sa  vray  recompense. 
jl  anroit  mesme  snpl4e 
qu'on  le  fit  grand  d'Espagne, 
ayant  servie  les  allies 
toutte  cette  campagne. 

2. 

Nous  le  verons  Pannen  qui  vient 
nous  Commander  en  Flandre 
et  que  nous  perdrons  avec  soini 
les  places  de  la  Sambre, 
et  si  par  vn  rare  bonheur 
jl  pert  Tne  bataille, 
le  roy  Consultant  son  grand  coeur 
le  fera  connestable. 

Da  secht  Ihr  woU,  daß  man  alles  hir  singt.  Ihr  werdt  mir 
einen  großen  gefahlen  thun,  mir  waß  lustiges  zu  schicken,  so  Ihr 
waß  findt,  liebe  Louisse!  Mich  wundert,  daß  Dupin,  den  ich  doch 
offt  sehe,  wen  ich  zu  Paris  bin,  mir  nicht  gesagt,  daß  er  zwey 
bücher  vor  mich  bekommen  hatt.  Ich  will  heütte  noch  nach  Paris 
schreiben,  daß  man  ihn  drumb  fragen  solle.  Wie  mir  Caroline 
letztmahl  geschrieben,  so  scheyndt  es,  alß  wen  sie  noch  vor  den 
frieden  in  Teütschlandt  wolle.  Wir  werden  aber  woll  einander  leyder 


48 

so  baldt  nicht  zu  sehen  bekommen.  Ihr  redt  mitt  mir  von  Eweren 
gesiebt,  so  Ihr  altfranckisch  heist,  nndt  denckt  nicht,  daß  ich  10 
jähr  älter  bin  alß  Ihr.  Es  kompt  mir  nicht  zu,  von  gesiebtem 
zu  reden,  auch  werde  ich  mein  leben  niemandes  haßen  oder  lieben 
wegen  der  schönne  oder  heßlichkeit,  allein  wir  müßen  sagen  wie 
Jodelet:  „Maistre  valet,  si  nous  estions  artissans  de  nous  mesme, 
on  ne  veroit  partout  que  des  beautes  extreme,"  weillen  wirs  aber 
nicht  sein,  müßen  wir  so  mitt  durchlauffen,  wie  es  gottes  wille  ge- 
weßen,  unß  zu  machen;  allein  waß  mir  allezeit  ahn  Euch  gefallen 
wirdt,  ist  Ewere  tugeudt,  liebe  Louisse,  undt  guttes  gemüthe.  Da 
sehe  ich  mehr  nach,  alß  schöne  gesiebter,  welche  doch  nicht  laug 
schön  bleiben.  Die  kleyder,  so  Euch  Ewer  seh  wager,  der  duc  de 
Schonberg  geschickt,  seyndt  es  kleyder  oder  robe  de  chambre?  Wie 
ich  sehe,  auß  waß  Ihr  mir  hirauff  sagt,  mercke  ich  woll,  daß  man 
verpichter  alß  nie  in  Teütschlandt  auff  der  moden  ist.  In  meinem 
sin  ist  diß  eine  große  thorheit.  Ich  wolte,  daß  es  ahn  dem  were, 
daß  man  wider  commers  in  Franckreich  hette  undt  ein  gutter  frie- 
den were.  Ich  glaube  nicht,  daß  der  Spiegel  wider  her  in  Franck- 
reich darff;  er  hatt  etlich  starcke  schulden  gemacht  undt  gar  übel 
bezahlt.  Solte  er  herkommen,  würde  man  ihn  bey  dem  kopff  krie* 
gen,  raht  ihm,  nicht  herzukommen;  den  es  würde  mir  unmöglich 
sein,  ihn  auß  der  justice  handt  zu  retten.  Der  könig  ist  auch  per- 
suadirt,  daß  er  wunderliche  comerse  hir  hatt,  undt  hatt  mir  vorm 
jähr  befohlen,  Haxsthaussen  deßwegen  zu  schreiben,  damitt  er  hin- 
tern möge,  daß  dießer  cammerdinner  nicht  wider  kommen  möge; 
also  glaube  ich  nicht,  daß  er  sich  bey  hoff  wirdt  weißen  dörffen. 
Solte  seine  mutter  zu  Franckfort  sein,  solt  Ihr  sie  deßwegen  war- 
nen; den  es  were  mirleydt,  daß  einem  Pfaltzer  Unglück  hir  begege- 
nen  solte.  Hirmitt  ist  Ewer  brieff  beantwort  undt  weillen  ich  einen 
starcken  schnupen  habe,  werde  ich  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen, 
alß  daß  ich  Euch  allezeit  sehr  lieb  habe  wie  auch  Amelise,  welche 
ich  hirmitt  ambrassire. 

Elisabeth  Charlotte. 

28. 
A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Ffaltz,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  19  October  1695. 
Hertzliebe  Louisse,   heütte   morgen  habe  ich  Ewer  schreiben 


49 

vom  24  Sept.  alten  st.  entpfaogen,  werde  aber  nicht  gar  ordendtlich 
darauff  antwortten  können;  den  wir  werden  gleich  ahn  taffei  nndt 
nach  dem  eßen  mitt  dem  könig  auff  die  schweinsjagt;  nur  dero- 
wegen  in  eyll  sagen,  daß  ich  fro  bin,  daß  Ihr  jetzt  so  viel  veren- 
derung  zuFranckfort  habt,  wünsche  Euch  alles  vergn^en  undt  daß 
Ihr  Euch  recht  lustig  machen  möget.  Hefitte  übete8  tagen  werden 
wir  hir  weg  undt  ich  in  daß  trawerige  undt  langwemige  Paris,  wo 
wir  3  gantzer  wochen  bleiben  werden.  In  dießem  angenblick  kompt 
man  mich  zur  taffei  raffen ,  kan  derowegen  nichts  mehr  sagen ,  alß 
daß  ich  Euch  undt  Amelisse  von  hertzen  ambrassire  undt  Euch  von 
hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

29. 

Paris  den  30  October  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  ehe  ich  auff  Ewer  schreiben  vom  V"  October 
antworte,  muß  ich  Euch  erst  vor  die  zwey  Virgillius  dancken,   so 
ich  endtlich  gestern  entpfangen  habe.    Ob  es  zwar  die  nicht  sein, 
so  ich  einmahl  geleßen  undt  ahn  Garllutz  wahren  undt,  wie  schon 
vor  dießem  gesagt,  in  ungereimbte  vers  sein,  so  seindt  sie  mir  doch 
ahngenehm,  weillen  sie   von  Ewer   handt  kommen,  liebe  Louisse, 
undt  werde  sie  leßen,  umb  mich  in  der  teütschen  sprach  zu  unter- 
halten undt  selbige  nicht  zu  vergeßen;  also  werden  mir  doch  die 
Virgillius  nicht  unutz  sein.    Ich   glaube  undt  bin  persuadirt,   daß 
ma  tante,  die  churfürstin,  gar  nicht  übel  nehmen  wirdt,  daß  Ihr 
I.  L.  mein  paquet  schickt;  drumb  schickts  nur  geraht  hin  undt  nicht 
mehr  an  frl.  Offen!   den  ihr  bruder,  so  jetzt  hir  ist,   sagt  selber, 
daß  sie  gar  faull  ist.  Weillen  pfaltzgraff  Gustave  Euch  keine  adresse 
gelaßen,  were  es  ohnnöhtig,   daß   ich  schriebe,   welches  mir  eben 
nicht  leydt  ist;   den  ich  wüste  nicht  mehr,   waß  ich  dem'gutten 
printzen  sagen  solte,  den  ich  kene  I.  L.  nicht  genung,  umb  eine  gar 
particullire  correspondentz  mitt  ihm  zu  halten.    Ich  fürchte  sehr,        '^ 
es  vattert  sich  ein  wenig  bey  ihm;   insonderheit  glaube  ich  dießes 
wegen  der  händel,   so  er  mitt  seinem  edelman  gehabt  hatt.    Wen 
sein  elster  bruder  auch  so  ist,  wunderts  mich  nicht,  daß  sie  nicht 
zu   recht   kommen.    Ich  bin  persuadirt,  daß  niemandes  thun  kan, 
was  er  will,  undt  daß  jedermanein  verhencknuß  oder  destin^e  hatt^ 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  ^ 


50 

80  er  nieht  flber8chreiUe&  kan  aadt  welcher  man  absotatte  folgen 
muß,  maa  mag  auch  daiige[ge]n  streuten,  wie  man  wilL  Ich  glaube, 
daß  der  landtgraff  von  Homburg  erschrecklich  betrübt  sein  muß,  so 
einen  schönnen  nndt  wackem  prinizen  verlohren  zn  haben.  Es  mnß 
Eflch  doch  j^tzt  nngewont  thni ,  nach  so  Wellen  gethnnsEflch  wider 
in  der  großei^insambkeit  za  findea    Ewer  letzter  brieff,  ob  er 
zwar  in  eyll  ^schrieben  worden,  war   doch  gar  leßlich.    Hirbey 
schicke  ich  eine  andtwort  anff  herr  Fabritzius  billiet,  welches   ich 
recht  artig  gefunden.    Daß  herr  Max  wider  beßer,   erfrewet  mich 
von  hertzen;  wen  es  nach  meinem  wünsch  ginge,  würde  er  baldt  in 
Yolkommener  gesnndtheit  sein.    Caroline  habe  ich  anff  meinem  letz- 
tem brieff  die  rechte  überscbriefft  ihres  Standes  gemäß  nach  gemacht, 
wirdt  also  kein  ambaras  mehr  geben,  wen  es  nur  dieße  nrsacb  ist; 
solte  aber  eine  andere  vorhanden  sein,  so  last  michs  recht  herauß 
wißen!  so  werde  ich  nicht  mehr  durch  madeMazarin  schreiben.  Ihr 
hatt  vergeßen,  die  vers,  so  Ihr  mir  schicken  wollen,  in  Ewer  pa- 
quet  zn  thun.    Es  war  nichts  drinnen  alß  monsr  Fabritzius  billiet 
nndt  habe   vor  dießmahl,  liebe  Louisse,  keine  mühe  gehabt,   die 
vers  zu  leßen.    Ich  hoffe,  daß  wen  Ihr  verspüren  werdt,  daß  Ihr 
ne  nicht  ins  paquet  gethan,  werdet  Ihr  mir  sie  noch  widerschicken. 
Hein  söhn  hatt  heütte  ein   schön   pressent   von  oncle   bekommen, 
nelymblich    10   schönne  Issabellen  kutzscheupferdt;  die   haben   woll 
eine  hertzlich  freüde   bey   meinem  söhn  verursacht.     Es  ist  spät, 
ich  muß  nüber  ins  apartement,  werde  derowegen  vor  dißmahl  nicht 
mehr  sagen,  alß  daß  ich  Amelisie  von  hertzen  ambrassire  undtEüdi 
beyde  all  mein  leben  sehr  lieb  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  8. 

Nach  den  festagen  werde  ich  meine  dochter  vor  Caroline  mahlen 
laßen,  so  ihr  contrefait  begehrt. 

30. 
A  mad.  Louisse ;  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Marly  den  1  Decembre  1695. 
HertzaßerHebe  Louisse,  idh  habe  zwar  vergangenen  samhstag 


51 

scbon  Ewer  lieben  brieff  vom  Vi»  Nbr  entpfangen,  aber  ohn« 
möglich  sontagg  drauff  antwortten  können;  den  wtiUen  es  der  erste 
sontag  im  advent  war,  habe  ich  in  die  predig  gemüst;  gleich  nach 
der  predig  ist  der  prince  de  Galle  zu  mir  kommen  nndt  hatt  mir 
eine  vissitte  geben,  habe  also  nur  der  zeit  gehabt,  etwaß  nohtwen- 
diges  nach  Paris  undt  ahn  ma  tante  nndt  onßer  hertzogin  von  Han- 
nover zu  schreiben ;  den  mein  brieff  war  so  baldt  nicht  zupitschirt 
undt  daß  paquet  gemacht,  so  muste  ich  nach  dem  apartement. 
Heütte  aber  hoffe  ich,  daß  ich  zeit  genung  haben  werde,  zu  ant- 
wortten;  den  zu  allem  glück  so  hatt  die  königin  in  Engellandt  undt 
ihr  könig  gestern  ihre  vissitten  abgelegt  undt  hir  zu  nacht  geßen, 
werden  also  woll  heütte  nicht  kommen  undt  sonsten  ist  es  gar  nicht 
nöhtig,  daß  ich  bey  dem  spiel  seye,  undt  man  ist  woll  gewont,  daß 
ich  nachmittags  ein  stundt  4  oder  5  alleine  bleibe.  Es  ist  aber  auch 
woll  einmahl  zeit,  daß  ich  auff  Ewer  schreiben  andtwortte.  Ob 
zwar  die  Virgillius  die  nicht  sein,  so  ich  einmahl  geleßen  undt  gerne 
wider  gesehen  bette,  so  meritirt  doch  Ewere  mühe,  liebe  Louisse, 
so  Ihr  deß wegen  genehmen,  erkandtnuß  nndt  dancksagung.  Waß 
zu  Heydelberg  undt  Friderichsburg  geweßen,  ist  woll  alles  zu  schän- 
den gangen  undt  weder  stumpff  noch  stiel  davon  geblieben ;  also  kein 
wunder,  daß  monsr  de  Tesse  Euch  nichts  rechts  geschickt  hatt. 
Ich  habe  ein  perfect  gutt  undt  gleich  contrefait  von  Carllutz  in  mei- 
nem cabinet  zu  St  Clou.  Wen  Ihr  wolt,  will  ich  Euch  eine  gutte 
copie  davon  machen  laßen  undt  schicken.  Es  ist  gewiß,  daß  monsr 
de  Tesse  einer  von  den  hoffligsten  menschen  ist,  so  hir  bey  hoff 
undt  der  ahm  besten  zu  leben  weiß.  Ich  estimire  ihn  sehr.  Ihr 
habt  groß  Acht,  zu  glauben,  daß  schencken  undt  widergeben,  waß 
einem  zugehört,  hir  im  landt  etwaß  so  rares  ist,  daß  es  gar  nicht 
geschieht.  Oncle  hatt  meinem  söhn  pferde  geschenckt;  den  hir  kricht 
er  gar  keine  pressenten  von  niemandes.  Er  undt  ich  beschencken 
einander  etlich  mahl;  vor  3  tagen  hatt  er  mir  gar  ein  gutt  reitt- 
pferdt  geben,  womitt  ich  vergangen  dinstag  den  wolff  gejagt  habe. 
Die  jouwellen,  so  graff  Jullius  von  Hohenlo  seiner  gemahlin  verehrt, 
müßen  den  änderst  eingefast  sein,  alß  man  die  edelgesteine  hir  tregt, 
sonsten  würde  sie  sie  ja  nicht  unrecht  ahnthun  können.  Ahn  unßern 
graffen  von  Nassaw  werde  ich  gar  nichts  hirvon  gedencken.  Er  ist 
noch  nicht  wider  bey  hoff;  bilde  mir  ein,  daß  er  ein  tour  in  Teütsch- 
landt  gethan,  seine  fr.  mutter  zu  besuchen,  welche  eine  gar  estimable 

4* 


52 

llame  ist.  Es  ist  desto  beßer,  daß  wir  nicht  wißen,  wo  pfaltzgraff 
Gustave;  den  daß  kan  mir  immer  zur  entschuldigung  dinnen,  daß 
ich  nicht  auf  sein  schreiben  geantwort;  bin  recht  fro  drüber;  den 
ich  wüste  nicht,  waß  ich  ihm  sagen  solte.  Last  die  sach  nur  dabey 
bleiben!  Wen  dieße  zwey  brüder  deß  vatters  humor  haben,  wirdt 
woU  nie  nichts  rechts  auß  ihnen  werden.  Daß  ich  die  vers  ent- 
pfangen,  werdet  Ihr  auß  meinem  schreiben  auß  dem  port  royal  er- 
sehen haben.  Waß  da  begangen,  bedarff  keiner  entschuldigung  undt 
ist  leicht  zu  verzeyen.  Ich  hoffe,  daß  herr  Max  biß  es  frieden 
wirdt,  seine  perfecte  gesundtheit  wider  erlangen  wirdt,  wünsche  es 
sehr  undt  würde  sehr  fro  sein,  ihn  wider  zu  sehen  undt  von  den 
alten  gutten  zeitten  zu  sprechen.  Daß  ich  herr  Max  wider  sehe, 
wirdt  er  geschehen  können,  alß  herr  Fabricins,  ob  er  zwaa^  schreibt, 
daß  er  gedencke,  wens  frieden  were,  zu  St  Clou  zu  spatziren.  Ich 
habe  heütte  der  zeit  nicht,  anff  sein  billiet  zu  antworten;  bitte,  ihn 
doch  davor  zu  dancken  undt  zu  sagen,  daß  ich  fro  sein  würde,  ihn 
zu  St  Clou  zu  sehen.  Unter  unß  geret  aber,  wen  der  gutte  man 
herkämme,  müste  er  mich  nicht  altesse  heyßen;  der  tittel  ist  nur 
vor  die  prince  du  sang,  wir  aber  undt  unßere  kinder  heist  man 
altesse  royale;  außer  les  petits  enfants  de  France  führt  niemandts 
dießen  titel.  Vergangen  montag  habe  ich  ein  schreiben  von  Carol- 
line  entpfangen,  welches  mir  gar  ahngenehm  geweßen.  Es  war  von 
denselben  datnm  wie  daß  Ewerige,  liebe  Louisse,  habt  also  viel- 
leicht auß  simpathie  in  einem  tag  undt  stundt  dießelbe  occnpation 
gehabt,  eine  wie  die  andere.  Amelise  arabrassire  ich  von  hertzen 
undt  behalte  sie  undt  Euch  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  UMrlotte. 

31. 
A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Yersaille  den  11  Deceihber  1695. 

Hertzliebe  Louisse,  mich  deucht,  daß  mein  letztes  schreiben 
gar  lang  unterwegen  geweßen  ist,  wie  ich  auß  Ewerm  vom  "/ss  Nbr 
ersehen,  so  ich  heütte  entpfangen,  welches,  wie  Ihr  secht,  dißmahl 
auch  nicht  gar  frisch  ist;  bilde  mir  ein,  daß  daß  gethuns  von  der 
princessin  (jetzt  hertzogin  von  Modene)  beylager  verursachet,  daß 
man  Ewern  brieff  vielleicht  eine  post  vergeßen  hatte.    Die  vers,  so 


53 

Ihr  mir,  liebe  Lonisse,  geschicket  hattet,  waren  nicht  schwer  m  rah- 
ten,  daß  es  ein  pfarer  müste  gemacht  haben;  den  sie  seindt  gar 
devot.  Dießen  pfarer  mögte  ich  gerne  sehen;  den  ich  habe  viel  von 
ihm  gehört.  Ma  tante  von  Tarante  hilt  all  viel  von  geistlichen. 
Monsieur  hatte  ein  premier  ansmonier,  so  esvesqae  da  Mans  ist,  so 
auch  sehr  ma  tante  gatter  freündt  wäre.  Es  ist  mir,  anter  anß 
gerett,  recht  leydt,  daß  wir  einmahl  erfahren  haben,  wo  pfaltzgraff 
Gastave  ist;  den  ich  sehe  woll,  daß  ich  ihm  werde  antwortten  müßen. 
Heütte  aber  kan  es  noch  ohnmöglich  geschehen ;  den  ich  habe  kaam 
der  zeit,  daß  ich  dießen  brieff  aaßschreibe;  den  gegen  5  maß  ich  in 
die  kirch  andt  nmb  3  virtel  auff  7  ins  apartement.  Eweib  undt 
meine  excusse  ahn  dießen  printzen  habt  Ihr,  liebe  Lonisse,  recht 
woll  gemacht,  derowegen  weitter  nichts  zu  sagen.  Wie  ich  dießen 
gutten  herren  sehe,  forchte  ich,  daß  er  nirgendts  große  fortune 
machen  wirdt.  Die  hahr  tregt  man  nicht  gar  hoch  hir,  aber  alle 
da|S  andere  zeug  ist  noch  hoch,  doch  nicht  so  sehr,  wie  es  war; 
den  man  tregt  jetzt  die  coeffaren  vorwertz  gebogen  andt  nicht  so 
strack  wie  vor  dießem.  Daß  man  aber  solle  ein  tax  anff  die  coef- 
faren gesetzt  haben,  ist  nicht  war;  daß  hatt  jemandes  anß  poßen 
erdacht.  Ich  bilde  mir  ein,  daß  Ihr  jetzt  wie  hir  müst  coeffirt  sein; 
den  man  hatt  mir  gesagt,  daß  man  in  Engellandt  über  2  finger 
höher  auffgesetzt  seye,  alß  hir;  dramb  müst  Ihr  jetzt  eben  recht 
sein.  Von  Spiegel  habe  ich  noch  nichts  gehört,  glaube  also  nicht, 
daß  er  kommen  ist.  Ich  finde,  daß  seine  matter  recht  gesprochen, 
undt  halte  es  vor  ein  groß  lob ,  wen  man  sagt ,  daß  ich  ein  t^ütsch 
hertz  habe' undt  mein  vatterlandt  liebe.  Diß  lob  werde  ich,  ob  gott 
will,  suchen  biß  ahn  mein  endt  zu  behalten.  Ich  habe  nur  gar  zu 
ein  teütsch  hertz;  den  ich  kan  mich  noch  nicht  getrösten  über 
waß  in  der  armen  Pfaltz  vorgangen;  darff  nicht  dran  dencken,  son- 
sten  bin  ich  den  gantzen  tag  trawerig.  Biß  sambstag  werde  ich 
leyder  wider  in  daß  widerwertige  Paris.  Da  werde  ich  erfahren,  ob 
der  kauffman  Perichon  vom  churfürsten  von  Saxsen  ist  bezahlt  wor- 
den oder  nicht.  Ihr  schreibt  mir  woll  von  dem  heüraht  vom  printzen 
von  Siegen  undt  wer  er  ist,  aber  nichts  von  pfaltzgraff  Carls  historie 
mitt  seinem  freüllen  von  Hohenlo,  wie  dießer  heüraht  erstlich  ge- 
schloßen  undt  hernach  gebrochen  worden.  Ich  finde,  daß  Ihr  recht 
habt,  liebe  Louisse,  eine  kleine  undt  ahngenehme  geselschafft  einem 
großen  schwärm  vorzuziehen.  Wie  Ihr  mir,  liebe  Louisse^  den  %^t^^ 


54 

»rlioiien  herr  Mar  beschreibt,  fttrchte  ich  sehr,  daG  er  es  nicht  lang 
mehr  machen  wirdt;  den  allen  apetit  verlohren  zu  haben  tmdt  taglich 
abznnehmen,  seindt  schlime  zeichen  zur  geneßnng.  Wen  ich  Euch  be- 
zettge,  daß  es  mir  leydt,  Euch  nicht  za  dinnen  können,  ist  nicht  zu  sagen, 
daß  ich  glaube,  daß  Ihr  ahn  meiner  affection  zweyffelt;  den  ich  weiß, 
daß  genereasse  gemühter  nach  kein  interesse  nicht  fragen ;  allein  so 
kan  man  mir  doch  nicht  verdencken,  daß  ich  meinen  versicherangen 
gerne  einen  gutten  nachdmck  geben  mögte  andt  solches  von  hertzen 
wünsche.  In  dießen  angenblick  ruft  man  mir,  umb  in  die  kirch  zn 
gehen.  Za  allem  glflck  ist  Ewer  brieff  beantwort,  werde  dero wegen 
nichts  %)ehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  andt  Amelisse  von  hertzen 
ambrassire  andt  Eflch  allezeit  sehr  lieb  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

82. 

Yersaille  den  1  Janoari  1696. 

Hertzliebe  Loaisse,  weillen  ich  Euch  eben  heütte  schreibe,  da 
wir  ein  neues  jähr  ahnfangen,  so  wünsche  ich  Euch  andt  Amelisse 
ein  glttckselliges  andt  freudenreiches  neues  jähr  sambt  allem  ver- 
gnügen andt  waß  Ihr  selber  wünschen  undt  begehren  möget.  Gestern 
abendts,  ehe  ich  von  Paris  bin,  habe  ich  Ewer  schreiben  vom  V«»  Decbr 
1695  entpfangen.  Ich  piquire  mich,  sehr  exact  in  andtworten  za 
sein;  also  deucht  es  mir  billig,  die  ursach  zu  sagen,  wen  ich  eine 
post  verseüme.  Erster  tagen  werde  ich  ein  brieff  vor  pfaltzgraf  6a- 
stav  schicken.  Sein  begehren  ahn  mir  ist  jetzt  nichts  änderst,  alß 
daß  ich  ihm  za  zeitten  schreiben  möge.  Sein  elster  herr  brader  hatt 
nicht  von  nohten,  viel  wort  za  machen,  amb  za  sagen,  daß  ihm 
seine  soldatten  darchgangen  sein  undt  daß  er  sein  bestes  thun  will, 
sein  regiement  wider  auff  einen  beßern  standt  zn  setzen ;  daß  kan  ja 
ein  jedtweder  sagen.  Lenor  hatt  mir  schon  pfaltzgraffs  Johans  Carl 
gemahlin  todt  berichtet.  Man  sagt,  ich  hette  sie  vor  dießem  zu 
Strasburg  gesehen;  ich  erinere  es  mir  aber  gar  nicht  mehr.  Von 
dem  comissari  Lasalle  habe  ich  gar  nichts  gehört;  er  hett  mir  ge- 
fahlen gethan,  wen  er  mir  Ewere  contrefait  bracht  hette.  Ich  will 
mich  informiren,  wo  der  kerl  hinkommen  ist.  Ich  will  Euch  mein 
contrefait  schicken  undt  in  jagtskleydt,  weillen  die  mir  beßer  glei- 
chen, oder,   umb  die   warheit  zu   sagen,    beßer  geglichen  haben 


55 

alß  die  andern;  den  seyder  da&  ich  die  kinderblattern^  gebab(t,  lialM^ 
ich  mich  ni^ht  mahlen  laßen  ondt  bin  noch  viel  abschettJieher  worden. 
Heütte  habe  ich  noch  ein  groß  planet  [?  paquet}  mitt  klagten  von 
den  kauffleütten  bekommen  wegen  deß  Spiegels  schulden,  werde  es 
biß  mittwoch  ahn  c.  A.  h.  schicken,  nmb  zu  sehen,  ob  man  waß  wirdt 
bekommen  können.  Weillen  aber  Spiegel  nicht  herkommen,  kan,  so 
schreibt  mir,  ahn  wen  man  daß  contrefait  wie  aiieh  meiner  kinder 
ihre  soll  adressiren.  In  Östereich  seindt  die  gräffinen  nicht  thewer, 
also  mag  woU  vielleicht  deß  charfOrsten  von  Saxsen  maistresse  nichts 
gar  besonders  sein.  Mich  wundert,  daß  daß  freülein  Eönigsmarck 
nicht  jalous  ist  nndt  noch  gedenkt,  ditßeu  charfUrsten,,  wes  er 
wider  zu  Dreßen  sein  wirdt,  za  divertiren,  da  er  doch  so  unbe- 
ständig gegen  sie  ist.  Ich  glaube,  daß  balet  wirdt  etwaß  gar  pos* 
sirliches  sein.  Herr  Max  jammert  mich  von  hertzen^  auff  krückea 
zu  gehen;  daß  ist  aber  doch  noch  beßer,  al&  gar  sterben.  Der 
gutte  herir  Fabritzius  hatt  sich  nur  verschrieben,^  da  ist  akht  viel 
ahn  gelegen.  Ich  habe  Euch  gelernt,  wie  man  Monsieur  seine  Inur 
der  tittelirt,  damitt  wen  ihr  einmahl  rnitl  Frantzossen  reden  mögt, 
sie  nicht  drüber  lachen  mögen.  Fraw  von  Schelm  hätte  ich  ¥Qbi 
meinetwegen  wider  zu  grüßen  undt  ihr  zu  sagen,  dai^  ihre  niece,  so 
Jungfer  bey  mir  ist,  gar  ein  artig  medgeik  ist^  so  fleißig  auffwart. 
Amelisse  ahngedencken  davor  bitte  ich  auch  zu  dancken  undt  ver* 
sichere  Euch  bey  de ,  daß  ich  Eüx^h  diß  jähr  so  lieb  alß^  daß  ver* 
gangene  haben  werde. 

Elisabeth  Chariotte. 


33. 
A  mad.  Louisse ,  raugraffin  zn  Pfaltz,  a  fVanckfort. 

Versaille  den  11  Februari  1696. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe  hetttte  Ewer  lieben  brieff  vom 
*Vj8  Jan.  zu  recht  entpfangen  undt  muß  gleich  drauff  autwortten; 
den  morgen  werde  ich  ohnmöglich  der  zeit  haben;  den  den  gantzen 
nachmittag  werden  wir  mitt  dem  könig  auff  die  falckenjagt  reitten  undt 
abendts  wirdt  apartement  sein,  habe  also  kein  augenblick  überig. 
Weillen  ich  leyder  jetzt  keine  beßere  gelegenheit  habe,  Euch,  liebe 
louisse,  undt  Ewer  geschwisterig  meine  amitie  m  beweißen,  alß 


56 

durch  fleißig  schreiben  ahn  Efidi,  so  werde  ich  solches  woll  nidit 
ermanglen  laßen,  hirin  aber  pretendire  idi  nichts,  alß  W/tme  schd- 
digkeit  zn  thnn,   also  nichts,   so  admiration  wfirdig  ist;   den  daß 
käme  schön  beranß,  daß  mir  Franckreich  mein  offenhertziges  ondt 
trew  gemühte  geendert  hette.    Nein,  liebe  Louisse,  daß  wirdt  man, 
ob  gott  wül,  mein  leben  ahn  mir  nicht  spüren.    Ich  bin  recht  fro, 
daß  Ihr  meiner  offt  mitt  den  gntten  Eberfiritzen,  den  jegermeister 
Yeninger,  gedenckt;  bitte,   wolt  ihn  doch  wider  von  meinetwegen 
grüßen  ondt  ihm  sagen,  daß  seine  niepce,  so  ich  bey  mir  alß  fireül- 
len  habe,  ein  artig  medgen  ist  ondt  daß  wir  alle  hir  große  sorg 
vor  sie  haben.  Ich  würde  recht  fro  sein,  den  gntten  Yeninger  wider 
zu  sehen,  aber  gott  weiß,   wen  es  einmahl  wider  frieden  wirdt. 
Lenor  hatt  mir  geschrieben  gehabt,  wie  kranck  ihre  Schwester,  die 
Schelmin,  seye;  sie  meinte,  der  man  were  aach  so  kranck.    Ich 
bitte,  sagt  doch  der  Oret,  daß  ich  fro  bin,  daß  sie  dem  todt  ent- 
loffen  ist!   Wir  haben  hir   daß  schönste  weiter  von   der  weit  wie 
im  frühling.    Ich  mag  mirs  braff  zu  nutz  nndt  jage,   so  viel  mir 
möglich  ist;  daß  erhelt  mich  auch  bey  gntter  gesnndtheit.   Ich  finde, 
daß  pfaltzgraff  Carl  wohl  thnt,   von  seiner  doUen  lieb  abzustehen; 
daß  er  sonst  auch  den  heüraht  scheuet,  kan  ich  I.  L.   nicht  ver- 
dencken,  wie  sehr  ich  doch  wünschen  mögte,  daß  er  unßer  princes 
Amalie  bekommen  mögte.    Etlichmahl  glücken  heürahten,  allein  es 
ist  rar  undt  unter  taußenden   seindt  nicht  zwey,  so  waß  deügen, 
undt  weillen  es,   wie  ich  gar  gewiß  weiß,   so  gar  eine  rare  sache 
ist  undt  die  hertzogin  von  Parme  schon  glücklich  in  Itallien  geweßen, 
fürchte  ich,  daß  es  unßere  hertzogin  von  Modena  nicht  sein  wirdt. 
Gutte  heüraht  seindt  alß  wie  daß,   so  man  vom  phenix  sagt,  man 
findt  nur  einen  in  einem   seculo.    Nichts  ist   unglücklicher  in  der 
weit,  alß  königin  in  Spanien;  ich  weiß  es  durch  unßer  königin  s., 
so  mir  von  tag  zu  tag  ihr  leben  beschrieben;  Portugal  soll  noch 
ärger  sein.    Da  kan  man  woll  daß  teütsche   Sprichwort  zu  sagen: 
„Es  ist  nicht  alles  golt^   waß  glentzt."    Man  spilt  doch  alß  mitt 
jüngere,  alß  man  ist.    Wie  ich  in  Franckreich  kam,  muste  ich  alle 
tag  spilger  mit  monsr  le  Dauphin  spülen,  ob  ich  zwar  10  jähr  alter 
bin,  alß  I.  L.    Je  lenger  man  lebt,  je  mehr  art  leben  erfahrt  man; 
allein  so  einem  frembden  hoff  zu  Heydelberg  undt  Friderichs  zu  sehen, 
muß  doch  schmertzhafft  vorkonmien  sein.     E[we]r  raisonement  ist 
raisonabel,  gutt,  auch  woll  gesagt,  aber  schwer  ins  werck  zu  stellen, 


6T 

liebe  Louisse,  ondt  leiditer  zu  sagen,  alß  zu  thun.  Ich  bin  fro, 
daß  I.  L.  il0  landtgräffin  von  Homburg  mitt  mir  zufrieden  ist.  Ihre 
fraw  mntter  undt  Schwester  jammern  mich  woU  von  hertzen.  Waß 
ist  daß  vor  eine  graffin  von  Schonburg,  so  nun  zu  Franckfort  ist? 
Ist  sie  unßem  Schonburgen  verwandt?  Wie  ich  sehe  auß  waß  Ihr 
mir  von  den  teütschen  jungen  cavaliren  sagt,  so  müßen  sie  gewor- 
den sein,  wie  sie  nun  alle  hir  sein,  da  gar  wenig  rechts  bey  zu 
finden  ist.  Ich  glaube,  der  krig  ist  schuldig  dran;  der  macht  alle 
junge  leütte  so  ungehobelt,  daß  sie  alle  werden  wie  die  gemeine 
soldatten  in  der  corps  de  garde.  Es  ist  mir  leydt,  daß  der  gutte 
herr  Fabritzius  auff  den  todt  ligt.  Hiemitt  ist  Ewer  brieff  völlig 
beantwort,  liebe  Louisse,  undt  nichts  mehr  überig,  alß  Euch  von 
hertzen  sambt  Amelise  zu  ambrassiren  undt  zu  versichern,  daß  ich 
Euch  allezeit  lieb  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

34. 
Pour  mad.  Louisse,   raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Yersaille  den  8  Mertz  1696. 

Hertzliebe  Louisse,  Ewern  lieben  brieff  vom  Vis  Febr.  habe 
ich  zwar  schon  vergangen  sambstagentpfangen,  ohnmöglich  aber  ver- 
gangen sontag  drauff  antwortten  können,  weillen  ich  nach  Paris 
muste,  Monsieur  zu  besuchen,  welcher  sich  ein  tag  8  dortten  auff- 
gehalten  hatte.  Monsieur  le  Dauphin  kam  auch  ins  palais  royal 
undt  aß  mitt  unß  zu  mittag;  nachmittags  muste  ich  mitt  I.  L.  ins 
opera  undt  nach  dem  opera  muste  ich  wider  her;  den  ich  hatte 
I.  M.  dem  könig  versprochen,  daß  ich  wider  bey  I.  M.  nachteßen 
sein  würde;  also  segt  Ihr  woll,  liebe  Louisse,  daß  mir  gar  keine 
zeit  zu  schreiben  überblieben  ist.  Ma  tante  hatt  mir  auch  geschrie- 
ben, daß  Carl  Moritz  zu  Hannover  ist.  Den  wünsch,  so  Ihr  vor 
ma  tante  gesundtheit  thut,  liebe  Louisse,  da  sage  ich  von  hertzen 
amen  zu.  Man  schreibt  mir  doler  historien  von  den  schwedischen 
princessinen.  Es  vattert  sich  greulich  bey  ihnen,  welches  zu  erbar- 
men ist.  Ich  hoffe,  daß  der  cameval  von  Venedig  printz  Gustave 
wirdt  vergeßen  machen,  daß  ich  ihm  nicht  geantwort  habe.  Ich  bin 
recht  fro,  daß  der  gutte  ehrliche  her  Max  wider  gehen  kan.    Ich 


58 

hoie,  diß  achönne  sanfifte  weiter  wirdt  ihn  gantz  wider  zu  kräfften 
helfen.  W^  Ihr  aach  ahn  hem  Ferdinant  nach  Yene^  schreibt, 
bitte  ich  £üch,  ihn  Yon  meinetwegen  za  grttßen.  Es  ist  gar  war, 
daß  die  lofft  viel  bey  der  gesandtheit  that;  die  Parisser  lafft  ist 
mir  gantz  schädlich,  kan  keine  2  standen  in  Paris  sein,  ohne  kopff- 
wehe  zu  krigen.  Mdn  faß  ist  gar  nicht  verretnckt.  Ich  will  hoffen, 
daß  der  schmertzen,  so  mir  ahm  großen  zehen  kompt,  nur  ein  flaß 
andt  kein  podegra  ist;  allein  es  ist  gar  ein  angemachlicher  flaß. 
Ich  habe  daß  he.  Fabridas  todt  in  der  hollandischen  zeitung  geleßen. 
Es  ist  mir  leydt  amb  den  gatten  mau;  den  erhatt  gatten  verstandt 
gehabt  andt  war  noch  ein  alter  dinner  von  anßer  papas  s.  Der 
kaoffman  hatt  einen  brieff  vor  Haxsthaassen  von  mir;  wünsche,  daß 
es  woll  abgehen  möge  andt  sie  alle  contentirt  werden  mögen,  da- 
mitt  Spiegel  wider  in  repatation  mag  kommen  wegen  seiner  gatten 
matter  wegen.  Man  hatt  eine  abscheuliche  mühe,  von  den  mablers 
hir  za  bekommen,  waß  man  ihnen  befiehlt,  kan  aläo  die  contrefait 
noch  nicht  schicken;  sie  werden  aber  doch  nicht  gantz  aaßbleiben. 
Ma  tante  hatt  mir  aach  eine  von  den  schönnen  braatmedaillen 
geschickt.  Unßere  hertzogin  von  Hsuinover  kan  mir  nicht  genang 
aaßsprechen,  wie  glücklich  ihre  fraw  dochter  zu  Modene  ist  andt 
wie  magnific  alles  dortten  ist.  Gott  gebe,  daß  es  wehren  möge! 
Ich  will  den  könig  sondiren,  wen  es  apropo  kan  kommen,  ob  er 
Euch  Ewerer  gütter  würde  in  der  Pfaltz  genießen  laßen,  andt  Euch 
darnach  gleich  die  antwort  berichten.  Liebe  Loaisse,  bey  mir  soll 
es  nicht  liegen  andt  würde  mich  eine  rechte  fretide  machen,  wen 
ich  Euch  andt  Ewere  geschwister  einigen  dinst  than  könte;  waß 
mich  aber  ftlrchten  macht,  daß  es  der  könig  nicht  erlaaben  wirdt, 
ist,  weillen  Carl  Moritz  in  brandenbargischen  dinsten  ist;  will  dero- 
wegen  nar  vor  Euch  andt  Amelisse  sprechen  undt  Euch  dernach  die 
antwort  berichten.  Ich  werde  keinen  menschen  nichts  davon  sagen, 
nar  dem  könig  sprechen,  alß  wens  von  mir  selber  käme,  daß  ich  eä 
aaß  vorsorg  vor  Euch  gedacht  bette;  also  com[prom]ettire  ich  Euch 
in  nichts.  Ich  schicke  Euch  keine  antwort  ahn  die  fürstin  von  Hom- 
barg;  den  ihr  schreiben  ist  nar  eine  dancksagang,  daß  ich  ihr  ge- 
schrieben hatte.  Ihr  werdt  nan  baldt  ihre  fraw  matter  undt  freullen 
Schwester  zu  Franckfort  sehen,  so  Euch  viel  von  hir  werden  ver- 
zehlen  können;  den  sie  seindt  offt  zu  mir  kommen.  Hiemitt  ist 
£wer  schreiben  völlig  beantwortet,  liebe  Loaisse,   undt  ich  habe 


59 

nodi  andere  brieffe  mtkat  tu  adureiben,  miift  derowegfta  sdüeßan, 
doch  nidit  ohne  ventcherang,  daß  ich  Eüeh  von  heriawD  lieb  habe 
uDdt  behalten  werde.    Ameliase  ambrassire  ich  hirmitt. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  habe  noch  YergeGen,  m  sagen,  daß  ich  noch  den  könig 
nicht  habe  spredien  können;  den  der  könig  hatt  die  gantze  woche 
nicht  geflogen  ondt  aoßer  dießer  jagt  sehe  ich  I.  M.  nur  ahn  taffei. 
Morgen  aber  werden  wir  mitt  den  föglen  nauß;  da  hoffe  ich  ge- 
legenheit  zu  finden,  mitt  dem  könig  zu  sprechen. 

35. 
Pour  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  25  Mertz  1696. 

Hertzliebe  Louisse,  idi  beklage  Eflch  sehr,  daß  Hu*  mitt  flüßen 
auff  den  zänen  geplagt  seidt;  den  man  sagt,  es  wehren  abscheüUche 
schmertzen.  Ich  habe,  gott  sey  danck,  mein  leben  kein  zahnwehe 
gehabt,  weiß  es  also  n^r  von  hören  sagen.  Daß  ich  Euch  schreibe, 
bedarf  keine  dancksagung.  Es  geschieht  gur  gerne.  Ich  wäre  schon 
zu  alt,  wie  ich  in  Franckreich  kämme,  umb  von  gemühte  zu  endern; 
mein  grundt  war  schon  gesetzt  undt  hiran  ist  gar  nichts  zu  admi- 
riren.  liebe  Louisse!  aber  ich  were  unerhört  zu  blamiren,  wen  ich 
falsch  were  undt  die  nicht  liebte,  die  ich  zu  lieben  schuldig  bin. 
Daß  Ewer  hertz  sich  bewegt,  wen  Ihr  meine  brieffe  lest,  daß  muß 
daß  geblüdt  thun  undt  seindt  wir  einander  ja  nahe  genung,  umb 
deßen  regungen  zu  endtpfinden.  Ihr  habt  recht,  zu  glauben,  daß 
ich  schreibe,  wie  ich  rede;  den  ich  bin  zu  naturlich,  umb  änderst 
zu  schreiben,  alß  ich  gedencke.  Ma  tante  hatt  die  venitianische 
gesandtschafft  auch  zu  Hannover  gehabt;  junge  lefitte,  so  erst  auß  < 
dem  nest  kommen,  scheinen  allezeit  einfaltig  zu  sein,  aber  man  findt 
wenig  Italliener,  so  es  in  der  that  sein.  Wie  ich  sehe,  so  habt  Ihr 
Ewere  faßnacht  all  trawerig  zugebracht.  Ich  habe  meine  fasten  gar 
trawerig  ahngefangen.  Die  gutte  ducbesse  de  Guisse,  deß  königs 
undt  Monsieur  baß,  feu  Monsieurs  dochter,  ist  unß  hir  in  meiner 
nachbarschafft  in  5  tagen  weggestorben;  es  hatt  mich  recht  gejam- 
mert.   Es  wäre  eine  rechte  gutte  undt  gottefürchtige  fOrstin.    Wk 


60 

aßen  alle  tag  mitt  einander;  meine  antichambre  war  nnr  zwischen 
meiner  cammer  ondt  ihr  cabinet,  habe  sie  also  biß  in  ihr  endt 
gesehen.  Sie  hatt  biß  in  dem  letzten  angenblick  gesprochen,  ist 
gar  ruhig  undt  ohne  regret  gestorben  ahn  einem  starcken  fieber, 
brustwehe  nndt  seytenstechen.  Sie  hatte  ihren  todt  vorhergesagt 
nndt  woU  gewnst,  daß  sie  in  dießer  zeit  sterben  würde,  hatt  aber 
nicht  gesagt,  woher  sie  es  wüste.  Wie  sie  kranck  wurde,  war  mein 
söhn  kräncker,  alß  sie,  hatte  ein  starck  continuirlich  fieber  mitt 
redoublementen  und  brustwehe,  wie  auch  starcken  husten.  Ich  habe 
aber  nicht  zugeben,  daß  man  ihn  viel  medicamenten  geben;  den 
weillen  ich  woU  gesehen,  daß  seine  krankheit  nur  von  unordent- 
lichen leben  käme,  so  er  den  camaval  übel  zu  Paris  geführt,  habe 
ich  ihn  nur  hübsch  warm  halten  laßen  undt  braff  zu  eßen  geben  laßen 
undt  waßer  drincken  laßen,  umb  sich  wider«  zu  erfrischen.  So  ist 
mein  söhn  in  5  tagen  wider  gesundt  worden.  Die  gutte  mad.  de 
Guisse  aber,  so  man  6 mahl  in  ihrer  kranckheit  zur  ader  gelaßen, 
ist  gestorben.  Idi  meinte,  daß  deß  hertzog  von  Schonburg  elster 
bruder  sich  gantz  mißheüraht  hette  undt  eine  frantzösche  singerin 
genehmen  undt  daß  ihn  deßwegen  sein  herr  vatter  nicht  mehr  hatt 
sehen  wollen  undt  endterbt  hatt.  Die  muß  den  schon  todt  sein, 
weillen  er  nun  deß  generals  Span  tochter  hatt.  Ich  habe  allezeit 
gehört,  daß  dießer  graff  von  Schoüburg  seine  zwey  bruder  nicht 
geglichen  hatt.  Warumb  wolt  Ihr  mir,  liebe  Louisse,  keine  große 
brieffe  schreiben?  Ihr  wist  doch  wohl,  daß  ich  sie  gerne  habe  undt 
daß  sie  mir  allezeit  ahngenehm  sein.  Amelise  ambrassire  ich  wider 
von  hertzen  undt  verbleibe  biß  in  todt  Euch  beyden  mitt  wahrer 
freündtschafft  ergeben.  , 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  glaube ,  die  gräffin  von  Leiningen  mitt  ihrer  freüUen  tochter 
wirdt  nun  baldt  bey  Euch  zu  Franckfort  sein.  Es  verlangt  mir,  zu 
vernehmen,  waß  sie  Euch  werden  verzehlt  haben.  Ich  habe  meine 
tochter  heütte  braff  außgefiltzt;  sie  hatt  einen  starcken  husten,  aber 
nichts  exträordinari  dabey,  weder  fieber  noch  kopffwehe.  Ich  hab 
sie  heütte  gefunden,  daß  sie  die  bittem  treuen  weint  undt  meint, 
weillen  mad.  de  Guisse  gestorben,  müste  sie  auch  gleich  sterben. 
Ich  habe  sie  braff  mitt  außgelacht,  daß  sie  noch  so  kindisch  ist. 


61 


36. 
Pour  mad.  Louisse,  raugrälBn  zu  Pfaltz,  a  Franekfort. 

Versaflle  den  8  Aprill  1696. 

Hertzliebe  Lonisse,  ich  habe  wider  meinen  willen  2  posten 
müßen  verbeygehen  laßen,  ohne  auff  Eweren  brieflf  vom  *V2o  Mertz 
zu  antwortten,  so  ich  vor  8  tagen  entpfangen  hatte;  den  ich  habe 
den  abscheulichsten  schnnpen  gehabt,  den  man  jemahlen  gesehen,  war 
keine  halbe  stnndte  ohne  6,  auch  offt  8  mahl  ahn  einem  stück  zu 
nießen,  nndt  die  äugen  threnenten  mir  so  abscheulichen,  daß  ich 
nicht  sehen  konte,  hatte  anch  hitze  undt  kopffwehe  dabey,  konte 
also  unmöglich  schreiben.  Mein  doditer  ist  schnldt  ahn  dießem 
schönnen  schnnpen;  sie  hatte  daß  fieber  starck  mitt  redoublementen 
undt  einen  abscheulichen  husten  dabey.  Ihr  apartement  ist  gar  weit 
von  dem  meinen,  muß  durch  die  capel,  umb  zu  ihr  zu  gehen.  Ich 
bliebe  alß  lang  bey  ihr;  ihre  cammer  war  warm;  den  in  solchen 
kranckheitten  muß  man  sich  warmb  halten.  Ich,  die  auch  allezeit, 
wen  es  kalt  ist,  mich  gar  warm  kleyde,  funde  eine  solche  hitze,  daß 
ich  schwitzte,  muste  hernach,  umb  mitt  dem  könig  zu  nacht  eßen, 
wider  durch  die  abscheuliche  kalte  capel  gehen  undt  durch  alle  den 
marmel,  so  im  großen  apartement  ist;  daß  hatt  mir  den  schweiß  in- 
getrieben undt  den  abscheulichen  schnnpen  verursachet,  deßen  ich 
nun,  gott  seye  danck,  gantz  wider  quit  bin.  Den  vergangen  don- 
nerstag  abendts  ist  mir  meine  zeit  ahnkommen;  daß  hatt  alles  weg- 
geführt. Macht  mir  keine  complimenten  übers  schreiben,  liebe 
Louissei  Ewere  brieffe  seindt  mir  gar  lieb  undt  ahngenehm.  Ich 
beantworte  sie  gar  gern,  thue  es  auch,  wen  ichs  kan;  thue  ichs 
aber  nicht,  so  seydt  versichert,  daß  es  mir  ohnmöglich  sein  muß. 
Caroline  hatt  groß  recht,  mir  nicht  in  dießen  troublen  zu  schreiben; 
sie  mögte  sich  händel  dadurch  machen.  Schreibt  ihr  nur,  daß  sie 
mir  durch  Euch  mag  zu  wißen  thun  laßen,  wie  viel  gelt  sie  vor 
mir  außgeben  undt  wem  ichs  zahlen  solle  hir;  ambrassirt  sie  dar- 
neben von  meinetwegen!  Es  ist  mir  etwaß  widerliches  widerfahren. 
Ich  hatte  mein  contrefait  vor  sie  machen  laßen  undt  eines  von  mein 
tochter  von  einem  gutten  mahler  bestehlt.  Dießer  verspricht  mir, 
daß  er  es  machen  wolle.  Wie  ich  meine,  daß  alles  fertig  ist  undt 
zu  dem  mahler  schicke,  lest  er  mir  antworten,   er  bette  es  nicht 


6S 

gemacht;  den  er  hette  eines  vor  Monsieur  gemacht,  so  er  ihm  nicht 
gezahlt  hette,  undt  weillen  er  glaube,  ich  zahle  nicht  beßer,  hette 
er  daß  contrefait  nicht  gemacht;  muß  also  einen  andern  suchen 
laßen,  umb  meiner  dochter  contrefait  zu  machen.  Sie  ist  nun,  gott 
lob,  leider  in  volkoBaiaeBer  gesundtheit,  aber  noch  gar  mager  undt 
sieht  noch  gar  ttbel  auß.  Sie  ist  zu  St  Clou,  umb  sich  in  ihrer 
geburtslufft  wider  zu  ersetzen.  Die  conspiration  von  Engellandt 
wirdt  starck  hir  geleugnet  undt  man  gibt  vor,  könig  Will  sprewe 
diß  geschrey  nur  auß,  beyde  könige  hir  schwartz  zu  machen.  Wen 
ich  meine  meinung  davon  sagen  sol,  so  glaube  ich  weder  eins  nochs 
ander,  sondern  nur,  daß  die,  so  die  coi\juration  in  £ngellandt  ge- 
than,  die  sach  ohne  der  könige  hir  ihr  wißen  so  heßlich  gemacht 
haben  undt  unter  ihren  nahmen  außgebreit;  den  es  ist  gewiß,  daß 
der  könig  hir  leütte  2  jähr  im  gefäncknuß  gehalten  hatt,  so,  ihm 
nur  die  proposition  gethan,   könig  Wilhelm  zu  ermorden,   kan  also 

• 

solch  ordre  nicht  geben  haben  undt  könig  Jacob  ist  auch  zu  fromb 
dazu;  also  muß  es  bloß  von  den  conspiranten  Engellandts  herkom- 
men sein.  Es  ist  eine  rechte  fatalitet  über  daß  fliegen  kommen;  den 
daß  ist  die  eintzige  jagt,  wo  ich  den  könig  von  waß  sprechen  kan, 
undt  sayder  einem  monat  her  habe  ich  nur  einmahl  mitt  dem  könig 
auff  die  jagt  gekont  undt  eben  selben  tag  hatt  sich  der  könig  selb 
8  in  die  kutzsch  gesetzt,  habe  also  noch  nicht  mitt  I.  M.  reden  kön- 
nen, aber  mitt  der  zeit  hoffe  ich  noch  gelegenheit  zu  finden.  Waß 
ich  I.  M.  sagen  werde,  wirdt  mir  gar  keine  ungelegenlieit  zuwegen 
bringen  können,  aber  wen  es  auch  schon  were,  würde  ich  solches 
gar  nicht  schewen,  wen  es  Euch  raugräfflichen  kindem  zu  nutz  kom- 
joaen  könte,  deß  könt  Ihr  woU  versichert  sein;  den  nicht  allein  daß 
geblüdt  gibt  mir  einen  natürlichen  trieb  zu  Euch  allen,  sondern  auch 
ich  werde  mich  all  mein  leben  erinern,  wie  sehr  mich  I.  G.  der 
churfürst,  unßer  herr  vatter  s.,  mich  Euch  alle  recomandirt  hatt,  cüiß 
ich  zu  Strasburg  abscheydt  nähme;  also  alles,  waß  in  meinem  ver- 
mögen jemahlen  wirdt  kommen  können,  Euch  meine  affection  zu 
bezeugen,  da  werde  ich  nie  ahn  fehlen.  Wir  gehen  in  ein  par 
stunden  nach  Marly ,  alwo  ich  hoffe  gelegenheit  zu  finden,  mitt  dem 
libmg  zu  sprechen.  Hir  sehe  ich  I.  M.  nie,  alß  an  taffei  abendts, 
aber  dorten  sieht  man  I.  M.  öfft^r,  hoffe  also  ein  gutt  moment  zu 
finden,  unßera  sache  vorzutragen,  werde  Euch  gleich  nachricht  da- 
von geben.    Weillen  Ihr  mir  nichts  von  herrn  Maxs  gesundtheit 


63 

BSigt,  hoffe  ich,  daß  er  gaatz  ynäer  wohl  ist,  erirewe  mich  deß- 
wegen.  Den  £berfritz  mögte  ich  gern  in  eine  beGere  nndt  fried- 
fertigere occassion  sehen ,  alß  dardi  gefangen  werden.  Seine  Schwe- 
ster, dk  Kotzenheasserin,  wirdt  baldt  wider  hir  sein.  Seydt  rer- 
sichert,  liebe  Lonisse,  daß  Ihr  mir  nie  besehweiüch  nütt  sciMreiben 
fallen  könt!  Amelis  ambrassire  ich  wider  von  hertzen  undt  yersichere 
Euch  beyde,  daß  ich  £üch  sehr  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

37. 

Pour  mad.  Lonisse ,  raugrafiSn  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Paris  den  28  Aprill  1696. 

Hertzliebe  Lonisse,  gesteni  bin  ich  mitt  Ewern  schreiben  vom 
Vii  Aprill  erfrewet  worden.  Wefllen  ich  aber  morgen  ein  abschiedt- 
andientz  ahn  «nvoyes  von  Portugal  geben  muß  nndt  anch  ahn  ma 
tante  zu  schreiben  habe,  alß  förchte  ich,  daß  ich  keine  zeit  gennng 
finden  werde,  auff  Eweren  brieff  zn  antwörtten.  Drumb  thue  ich  es 
jetzt;  den  wen  ich  anff  die  andere  post  versdiieben  solte,  were  ich 
auch  nicht  sicher,  wider  sdireiben  zn  können;  den  biß  donnerstag 
werde  ich  zu  Meudon  sein,  wo  wir  ohne  zweyffel  jagen  werden; 
also  umb  keine  posten  gar  nicht  zn  versettmen,  schreibe  ich  hefltte. 
Es  ist  mir  lieb,  daß  ich  allzeit  so  sehr  in  Ewenn  gedädhtnuß  bin,  wie 
auch  daß  die  gutte  gräffin  nndt  freüUen  von  Leiningen  so  woU  mitt 
mir  zufrieden  sein  undt  I.  L.  der  landtgrä£^  zeQgnnß  geben,  daß 
ich  mein  bestes  hir  vor  sie  gethan  habe.  Franckreich  wirdt  mir  woll 
mein  gemüht  nicht  endern,  undt  je  mehr  ich  hir  böße  undt  falsch« 
gemühter  sehe  undt  finde,  je  mehr  will  ich  mich  befleißichen,  ihnen 
nicht  gleich  zu  sein;  es  kompt  mir  gar  zu  abscheulich  Tor.  Ich 
bitte,  liebe  Lonisse,  danckt  doch  die  gräffinen  sehr  von  meinet- 
wegen Yor  ihr  ahndencken!  Mein  dochter  ist  nun,  gott  sey  dandc, 
wider  in  volkommener  gesundtheit  nndt  denckt  nicht  mehr  ahn  ster- 
ben. Gott  gebe  nur,  daß  wen  sie  wider  zu  Versaille  sein  wirdt,  ihr 
die  angst  nicht  wider  ahnkommen  mag!  den  sie  soll  nun  in  mad.  de 
Guisse  apartement  logiren,  weillen  es  so  gar  nahe  bey  mir  ist  undt 
muß  in  eben  derselben  kammer  schlaffen,  wo  dieße  gutte  fürstin 
gestorben  ist;  also  sehr  zu  besorgen,  daß  sich  die  forcht  wider  ein- 
stellen wirdt.    Herr  Max  jammert  mich  sehr ,  eines  Ton  seinen  kin- 


64 

dern  verlohren  zu  haben;  nichts  ist  schmertzlicher.  Ich  bitte,  klagt 
ihm  daß  leydt  von  meinetwegen!  Es  ist  mir  lieb,  daß  diß  unglück 
ihm  nicht  ahn  der  gesnndtheit  geschadt  hatt  nndt  daß  er  nnn  wider 
anßfahren  kan.  Weillen  man  in  der  festen  nichts  gethan,  aiß  cartten 
spiellen,  mögte  man  woU  die  beüttel  lehren  nndt  also  singen  kön- 
nen, wie  die  haben  zu  Heydelberg  thaten  vom  berg,  wen  sie  den 
Sommer  nndt  Winter  herumb  führten: 

Nun  sin  wir  in  der  fasten, 
da  lehren  die  bawern  die  kästen. 
Wen  die  bawern  die  kästen  lehren, 
wolle  unß  gott  ein  gutt  jähr  beschehren ! 
Sti^  strü  stro ,  der  Sommer  der  ist  do.  * 

Ich  bin  versichert,  daß  es  Euch  wandern  wirdt,  daß  ich  mich 
noch  dießer  schönnen  sach  so  woU  erinere.  Es  hatt  mir  gestern 
eine  person  in  vertrawen  gesagt,  daß  pfaltzgraff  Carl  printzes  Amelie 
von  Hannover  heürahten  wirdt;  weillen  ma  tante  mir  aber  nichts 
davon  schreibt,  kan  ichs  nicht  glauben,  wünsche  es  aber  all  vor  leng- 
sten  nndt  deucht  mir  gar  eine  sortable  sach  zu  sein ;  daß  daß  hohen- 
loische  freüllen  lustig  sein  kan,  da  sie  doch  durch  den  korb  gefah- 
len, wundert  mich  gar  nicht,  den  ich  habe  gehört,  daß  sie  gar  coquet 
sein  solle,  undt  die  coquetten  fragen  nach  nichts;  wen  sie  nur  viel 
admirateurs  haben,  ist  schon  alles  gutt.  Es  ist  mir  lieb,  daß  mein 
grüß  herr  Ferdinandt  von  Degenfeit  so  ahngenehm  geweßen.  Scheuet 
nie,  mir  meiner  alten  bekandten  undt  freunden  ahndencken  zu  wißen 
zu  thuni  den  daß  erfrewet  mich  recht,  in  ihrem  gedechtnuß  zu 
bleiben,  undt  bitte  Euch,  liebe  Louisse,  alle  die,  so  Euch  conmiis- 
sion  vor  mir  geben,  wider  von  meinetwegen  zu  grüßen.  Sagt  ahn 
die  Gret,  daß  ihr  Schwester  Lenor  baldt  hir  bey  mir  sein  mrdt. 
Wie  kompts,  daß  der  oberjagermeister  jetzt  zu  Franckfort  undt 
nicht  bey  Churpfaltz  ist?  Ich  glaube,  daß  Ihr  fro  geweßen  seydt, 
die  fraw  von  Brun  wider  zu  sehen.  Wo  ist  aber  nun  die  fraw 
von  Wollmershaußen  undt  freüllen  Charlotte?  Adieu,  hertzlieb 
Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  undt  Amelisse  von  hertzen  undt  be- 
halte Euch  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

*  Vergl.  Ublands    Scbiiften   znr  Geschiebte  der  DichtuDg  nnd  Sage.    III. 
Stattgart  1866.   8.    S.  17.  40. 


65 


38. 

Pour  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Pfaltz. 

Yersaille  den  13  May  1696. 

Hertzliebe  Looisse,   gestern  bin  ich  mitt  Ewer  schreiben  vom 
"/24  April  erfrewet  worden.  Seyder  ich  Etlch  geschrieben,  habe  ich 
eine  reiße  von  12  tagen  nach  Paris  thun  müßen,  welches  mir  wie 
ordinarie  gar  übel  bekommen;  den  die  Infft  ist  mir  gar  unerträglich. 
Es  hatt  mich  dortten  ein  Stägig  fieber  ahngestoßen.    Im  3ten  acces 
bin  ich  dortten  weg,   undt  nachdem  ich  wider  anß  der  bößen  Infft, 
hab  ich  nur  noch  3  acces  bekommen;  sie  haben  aber  dermaßen  ab- 
genohmen,   daß  sie  endtlich  gar  außgeblieben  sein,   undt  2  haben 
mir  schon  gantz  gefehlt,  bin  derowegen  gestern  wider  auff  die  jagt 
undt  befinde  mich  nun  gantz  perfect  wohl.    Hirauß  secht  Ihr,  liebe 
Louisse,  aber  woll,  daß  der  starcke  schnupen  undt  husten  die  ge- 
sundtheit  nicht  befestiget.    Die   fraw   von   Schelm  hatt  recht;   in 
meiner  jugendt  war  ich  immer  gar  kranck  ahn  husten  undt  schnupen. 
Vor  alle  gutte  wünsche  zu  meiner  gesundtheit  dancke  ich  Euch  sehr. 
Meine  dochter  ist.  nun,  gott  sey  danck,  in  volkommener  gesundtheit, 
'  aber  nicht  sehr  gewacksen  noch  fett.    Daß  wacksen  hatt  sie  nicht 
mehr  von  nöhten;  sie  ist  groß  genung,  einen  halben  kopff  lenger,  alß 
ich  undt  nicht  übel  geschaffen,  hatt  auch,  unter  unß  gesagt,  keine 
boße  minen.    Mein  söhn  aber  ist  klein   undt  hatt  gar  keine  gutte 
minen,  ob  er  zwar  in  seiner  taille  nicht   übel   geschaffen  ist.    Ich 
habe  nun  einen  andern  mahler  gefunden,  hoffe  also,  daß  ich  Euch 
mitt  der  zeit  undt  ahn  Caroline   auch  die  3  contrefaitten  werde 
schicken  können.   Der  mahler,  so  mir  abgeschlagen,  ist  nicht  plum- 
per, alß   ein  anderer   Frantzoß;  plump  sein  ist  die    gröste   mode 
hir   undt   auch  daß  die   grösten  alles  von   den  geringsten  leyden 
müßen.    Hir  ist  in  der  that  kein  hoff,  alß  des  königs  seiner;   der 
unßer  ist  vor  keinen  hoff  zu  rechnen;  den  es  seindt  gantz  andere 
maniren,  alß  in  Teütschlandt.    Man  kans  sichs  unmöglich  einbilden, 
man  sehe  es  dan.    Die  contrefaitten  vor  Caroline  undt  Euch  werden 
woll  kommen  undt  ohne  mich  zu  incommodiren ,  aber  es  gehört  zeit 
dazu;  den  man  kan  hir  wenig  thun,  waß  man  will.    Es  ist  gar  ge- 
wiß,  daß  die  könige  hir  den  assassinat  von  könig  Wilhelm  nicht 
befohlen  hatten,  sondern  ist  nur  ein  dessein  von  den  conspirateurs 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  5 


66 

geweßen.  Es  scheindt  woU,  daß  könig  Wilhelm  gar  nicht  crnel  ist, 
indem  er  selber  sorg  gehabt,  daß  sein  schwiger  herr  vatter  mitt 
seiner  gantzen  famülien  davon  kommen  ist.  Ich  bilde  mir  ein,  daß 
er  dem  duc  de  Barwick  nichts  übels  gönte,  weillen  selbiger  so  sehr 
ahn  seine  verstorbene  gemahlin  gleicht.  Unßere  königin  vonEngel- 
landt  hir  hatt  ein  contrefait  von  ihrer  verstorbenen  stieffdochter; 
wie  sie  es  mir  wieße,  meinte  ich,  es  were  der  duc  de  Barwick,  den 
man  in  weibskleyder  gemahlt  hette ;  sie  seindt  einander  ja  nahe  ge- 
nung  geweßen,  nmb  einander  zu  gleichen.  Daß  könig  Wilhelm  hertz 
genung  [hat],  weiß  man  jetzt  gar  zu  woll  hir  undt  daß  ich  groß 
recht  hatte,  wen  ichs  bestritten.  Ich  glaube,  Carolline  würde  beßer 
thun,  sich  nur  der  gutten  lufft  zu  bedinnen  undt  kein  waßer  zu 
gebrauchen.  Weillen,  mit  dem  könig  zu  reden,  so  langsam  zugeht, 
secht  Ihr  woll,  liebe  Louisse,  daß  ich  mich  nicht  übereylle  undt 
die  zeit  in  acht  nehme.  Hir  kan  man,  wie  schon  gesagt,  nicht 
reden,  wie  man  gerne  wolte;  den  man  sieht  den  könig  gar  selten, 
undt  wen  man  ihm  waß  zu  fragen  hatt,  muß  man  sehr  die  zeit  in 
acht  nehmen,  daß  er  von  guttem  humor  ist,  sonsten  rieht  man 
nichts  auß;  drumb  so  seydt  nur  in  keinen  sorgen!  Ich  werde  die 
zeit  woll  in  acht  nehmen,  daß  mir  nichts  übels  drauß  enstehen 
wirdt.  Ich  bin  recht  touchirt,  daß  Ihr  mir  so  viel  affection  erweist, 
liebe  Louisse !  Kein  glück  in  der  weit  wolte  ich  durch  Ewer  leben  noch 
einige  kranckheit  erkauffen,  könte  ich  Euch  aber  einmahls  dinnen 
undt  dadurch  persuadiren,  wie  ich  gegen  Euch  raugrafflichen  kindern 
gesinnet  bin,  würde  ich  es  vor  ein  groß  glück  schätzen  undt  mehr 
vergnügen  alß  Ihr  selber  dran  haben.  In  dießem  augenblick  werde 
ich  in  die  kutzsch  undt  nach  Marly,  alvvo  wir  die  gantze  woche 
bleiben  werden.  Ich  bins  fro,  den  die  lufft  ist  niir  auß  der  maßen 
gesundt.  Biß  sambstag  werden  wir  nach  St  Clou,  alwo  wir  den 
gantzen  sommer  zubringen  werden.  In  welchem  ort  ich  sein  mag, 
werde  ich  allezeit  ahn  Euch  gedencken  undt  von  hertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Soltet  Ihr  die  fürstin  von  Homburg  undt  die  graffin  von  Lei- 
ningen zu  sehen  bekommen,  so  bitte  ich  Euch,  macht  ihnen  meine 
entschuldigung ,  daß  ich  ihnen  noch  so  baldt  nicht  werde  auff  die 
schreiben  antwortten  können,  so  mir  der  herr  de  Bar  gestern  brach- 
te; den  Marly  verhinderts,  wo  man  keine  zeit  zu  schreiben  hatt. 


67 

39. 

St  Clou  den  11  Juni  1696. 
Hertzliebe  Louisse,  wen  ich  nicht  schon  auß  eines  von  ma  tante 
schreiben  gesehen  hette,  daß  Ihr  in  Hollandt  gereist  seydt,  würde 
ich  sehr  verwundert  geworden  sein,  Ewer  werthes  schreiben  auß  dem 
Haag  datirt  zu  sehen.  Meine  gesundtheit  ist  nun,  gott  seye  danck, 
wider  gar  yolkommen  undt  ist  meine  kranckheit  bei  6  kleinen  ac- 
cessen  vom  fieber  blieben,  habe  es  wie  ordinari  mitt  jagen  verjagt. 
Daß  Caroline  sich  so  übel  befindt,  ist  mir  hertzlich  leydt.  Gott  gebe, 
daß  Ihr  sie  in  einen  beßern  standt  finden  möget,  wen  Ihr  in  Engel- 
landt  ahnkommen  werdet!  Ambrassirt  sie  doch  hundert  mahl  von 
meinetwegen  undt  sagt  ihr,  wie  sehr  ich  wünsche,  daß  sie  baldt  wi- 
der zur  volkommenen  gesundtheit  kommen  möge,  ich  dörffte  ihr 
aber  nicht  schreiben,  sie  berichte  mich  dan  zuvor,  daß  es  ihr  keine 
händel  wirdt  ahnmachen  können.  Es  ist  gewiß  woU  ein  zeichen  von 
einer  trewen  schwesterlichen  liebe,  daß  Amelisgen  undt  Ihr  Euch 
resolvirt,  über  die  see  zu  gehen,  Caroline  zu  besuchen;  mir  kompt 
daß  seereißen  sehr  abscheulich  vor.  Es  were  eine  poßirliche  sache, 
wen  wir  auff  dieße  weiße  zusammen  kommen  selten.  Ihr  könt  woU 
gedencken,  daß  wen  ich  wißen  könte,  daß  man  Euch  auffgefischt 
hette,  daß  ich  keine  ruhe  haben  würde,  biß  wir  Euch  hir  haben 
würde[n],  da  Ihr  woU  viel  hören  undt  sehen  soltet,  so  Euch  woU  son- 
sten  unglaublich  vorkommen  würde.  In  den  ersten  schlagten,  so  vor- 
gangen sein,  habe  ich  daß  glück  gehabt,  etlichen  gefangenen  zu 
dinnen  undt  zu  helffen,  wen  sie  hir  ins  landt  kommen  sein.  Daß 
mag  woll  andern  die  hoffnung  geben  haben,  daß  ich  ihnen  auch  bey- 
stehen  würde.  Ich  vermag  wenig,  thue  aber  doch  mein  bestes,  wen  ich 
landtsleütte  finde,  so  meiner  von  nöhten  haben.  Wen  man  in  sorgen 
were,  waß  wir  einander  schrieben,  mag  man  nur  unßere  brieffe  auflf- 
machen,  wirdt  man  baldt  sehen,  daß  es  keine  staadtssagen  sein.  Ich 
erinere  mich  noch  gar  perfect  vom  Haag,  finde  dießen  ort  sehr  ahn- 
genehm, allein  ich  glaube,  daß  unßere  pfältzische  lufft  viel  gesunder 
ist.  Jederzeit  ist  alles  gar  thewer  in  Hollandt  geweßen.  König 
Wilhelm  ist  nun  nicht  mehr  zu  Loo,  sondern  bey  seiner  armee. 
Gott  gebe  nur,  daß  es  auff  keiner  schlagt  möge  außgehenl  den  es 
ist  mir  gar  zu  bang  vor  meinem  söhn.  Ich  kene  weder  die  gräffin 
von  Hörn  noch  die  von  Friß;  von  der  ersten  habe  ich  gehört,  aber 
nie  von  der  letzten.    Es  were  eine  betrübte  sache,  wen  nur  allein 

6* 


68 

die  schönheitten  in  dießer  weit,  fortkommen  könten  undt  daß  ver- 
standt  undt  tugendt  nie  ahngesehen  würde.  Ich  wüste  nicht,  daß 
Dangeau  Schwestern  in  HoUandt  hatte.  Ich  erinere  mich  noch  gar 
viel  von  allem,  waß  ich  in  meiner  jugendt  gehört  undt  gesehen 
habe.  Ich  darff  aber  ahn  die  gnttePfaltz  nicht  gedencken;  es  macht 
mich  zu  trawerig  undt  ich  kan  nichts  helffen.  In  dießem  augenblick 
rafft  man  mir;  viel  letttte  wollen  mich  besuchen,  muß  also  schließen. 
Ich  wünsche  Euch ,  liebe  Louisse ,  eine  glückliche  reiße  undt  Ihr 
werdt  mir  einen  rechten  gefahlen  thun  zu  continuiren,  mir  fleißig 
zu  schreiben;  den  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  aUe  von  hertzen 
lieb  habe  undt  behalte  1 

Elisabeth  Charlotte. 

40. 

St  Clou  den  22  Julli  1696. 

Hertzliebe  Louisse  undt  Amelisse,  gestern  abendts  habe  ich 
gantz  ohngefehr,  aber  mitt  nicht  weniger  bestürtzung  auß  der  hol- 
ländische gazetten  gesehen,  wie  daß  gott  der  allmächtige  Caroline 
zu  sich  gezogen  hatt.  Ich  versichere  Euch,  daß  ichs  recht  entpfinde, 
beklage  Euch  auch  daneben  von  grundt  meiner  seelen;  den  ich 
leicht  gedencken  kan,  waß  Ihr  beyde  bey  dießem  trawrigen  fall  auß- 
stehen  müßet.  Gott  de'r  allmächtige  wolle  Euch  trösten  undt  dießes 
hertzenleydt  mitt  taußendt  freüden  ersetzen!  Ich  weiß  nicht,  ob  Ihr 
inHollandt  noch  seydt,  oder  ob  Ihr  bei  dießem  trawerigen  spectade 
Euch  in  Engellandt  gefunden  habt,  welches  woU  etwaß  abscheuliches 
noch  were.  Ich  will  Euch  nicht  lange  mitt  meinem  schreiben  auf- 
halten, liebe  Louisse  undt  Amelisse !  den  ich  woll  gedencken  kan,  daß 
Ihr  in  keinem  standt  jetzt  seydt,  [welcher]  daß  leßen  vertragen  kan; 
derowegen  bitte  ich  Euch  nur,  dießen  beyliegenden  brieff  ahn  dem 
duc  de  Schomberg  zu  schicken,  welchen  ich  auf  frantzösch  schreibe; 
den  ich  weiß  nicht,  wie  ich  einen  duc  auff  teütsch  tractiren  soll 
undt  waß  vor  einen  tittel  ich  ihm  geben  könte.  Adieu,  liebe  Louisse 
undt  Amelisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  alle  recht  lieb  habe, 
woran  Ihr  woll  nicht  zweyfflen  soltet,  wen  Ihr  sehen  köntet,  wie 
viel  thronen  mir  Carline  todt  kost.  Gott  der  allmächtige  wolle  Euch 
erhalten!  Macht  doch  auch  meine  condolentz  ahn  Carl  Moritz  von 
meinetwegen  undt  ambrassirt  ihn! 

Elisabeth  Charlotte. 


69 


41. 
A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Einsington. 

St  Clou  den  12  Angnsti  1696. 

Hertzliebe  Louisse,  vorgestern  abendts  spät  habe  ich  Ewer 
schreiben  vom  V^?  J^Ui  entpfangen,  aber  nicht  eher,  alß  heütte 
drauff  antwortten  können,  weillen  ich  gestern  mitt  monsr  le  Dauphin 
auff  die  jagt  gemüst  habe.  Ich  hoffe',  Ihr  werdet  nun  mein  schrei- 
ben vom  22  Julli  entpfangen  haben  undt  darauß  ersehen,  wie  es 
mir  so  sehr  zu  hertzen  gangen,  daß  Carolline  gestorben,  tindt  wie 
ich  Euch  undt  Amelisse  woll  von  grundt  meiner  schien  bedawert 
habe,  dießen  Unglück  beyzuwohnen  undt  diß  trawerige  spectacle  vor 
Ewern  äugen  gesehen  zu  haben.  Viel  ungemach  auff  der  see  auß- 
zustehen,  umb  ein  soldi  trawerig  spectacle  zu  finden,  ist  woll  waß 
abscheuliches;  ich  kan  ohne  threnen  nicht  dran  gedencken.  Wie 
kompts,  daß  die  arme  Caroline  nicht  eher  auß  der  schädlichen  lufft 
undt  nach  HoUandt  undt  Teütschlandt  ist  gereist?  Hirauß  erscheindt 
woll,  wie  in  alles,  waß  in  der  weit  geschieht,  daß  ein  verhencknuß 
ist,  worüber  niemandes  schreitten  kan.  Die  gutte  Caroline  s.  hatt 
woll  ein  schön  endt  genohmen  undt  ist  ihre  fermet6  zu  admiriren. 
Wen  die  leütte  so  auß  dem  naturel  schlagen,  ist  es  allezeit  ein 
bößes  zeichen.  Ich  finde  sehr  löblich  ahn  dem  duc  de  Chomberg, 
daß  er  so  touchirt  ist.  Er  jammert  mich  auch  von  hertzen  undt 
seine  liebe  kinder.  Gott  der  allmächtige  wolle  Euch  alle  trösten! 
Sagt  ihm  von  meinetwegen,  daß  ich  mich  vor  glücklich  schätzen 
solte,  wen  ich  ihm  undt  seine  kinder  durch  eittige  ahngenehme 
dinste  erweißen  könte,  daß  ich  ihn  estimire  undt  die  liebe  kinder 
ihrer  mutter  wegen  sehr  lieb  habe,  undt  wen  ich  gleich  Caroline  nicht 
so  lieb  gehabt  hatte,  alß  ich  in  der  that  gethan,  wehren  mir  doch 
die  kinder  lieb,  weillen  sie  ja  meines  berrn  vattern  s.  enckel  sein. 
Also  kan  der  duc  de  Chomberg  woll  versichert  sein,  daß  ich  ihnen 
all  mein  leben  woll  gewogen  sein  werde  undt  es  ihnen  erweißen,  wo 
es  in  meinem  vermögen  wirdt  stehen  können.  Adieu,  hertzliebe 
Louisse!  Ich  wünsche,  daß  Euch  gott  der  allmächtige  dießes  leydt 
undt  schmertzen  mitt  taußendt  freüden  undt  vergnügen  ersetzen 
werde.    In   deßen  schütz  befehle  ich  Euch   undt  seydt  versichert, 


70 

daß    ich  Euch    allezeit   von    hertzen   lieb    behalte   undt   Amelisse 

auch! 

Elisabeth  Charlotte. 

42. 
A  mad.  Louisse ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Oxebridge. 

Paris  den  22  Augusti  1696. 

Hertzliebe  Louisse,  vorgestern  habe  ich  Ewer  schreiben  von 
Oxbridge  zu  recht  entpfangen  undt  noch  mitt  threnen  geleßen. 
Nichts  ist  abscheüllicher  in  der  weit,  alß  die  zu  verliehren ,  so  man 
lieb  hatt;  in  alles  ander  kan  man  noch  radt  finden,  aber  in  dießes 
ist  nichts  zu  hoffen,  undt  ob  zwar  die  ersten  schraertzen  vergehen, 
geht  es  einem  doch  all  sein  leben  nach.  Derowegen  beklage  ich 
Euch ,  Amelisse  undt  den  duc  de  Schomberg  woll  von  grundt  mei- 
ner Seelen.  Daß  ich  Caroline  s.  vertust  beweine,  ist  gar  nichts 
genereux,  sondern  gantz  naturlich;  wir  seindt  ja  von  einem  ge- 
blüdte  undt  über  daß  so  habe  ich  ja  die  arme  Caroline  s.  allezeit 
lieb  gehabt  undt  durch  ihre  letzte  schreiben  hatte  sich,  so  zu  sagen, 
unßere  freündtschafft  wider  verneüert.  Es  hatt  mich  also  recht  tou- 
chirt,  sie  so  auff  einmahl  zu  verliehren,  da  ich  mich  doch  eine 
freüde  gemacht  hette,  sie  einsmahls  hir  zu  ambrassiren,  welches  gar 
leicht  hette  geschehen  können;  den  ihr  rang  war  gantz  regullirt  hir. 
Aber  es  scheindt,  daß  mir  gott  der  allmächtige  in  dießem  leben  wenig 
freüde  bestimbt  hatt.  Vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  undt  Amelise  mir 
thut,  sage  ich  Euch  von  hertzen  danck.  Niemandes  ist  vester  persua- 
dirt,  alß  ich,  daß  gott  der  allmächtige  alle  menschen  ihr  ziehl  gesetzt 
hatt  undt  daß  niemandes  in  der  weit  solches  überschreitten  kan.  Hette 
sie  geneßen  sollen,  hette  sich  alles  dazu  fertig  befunden,  sie  auß  der 
bößen  lufft  zu  bringen.  Nun  Caroline  aber  hatt  sterben  sollen,  haben 
sich  so  viel  obstaclen  gefunden.  Den  pasport  hette  ich  ihr  leicht  zu- 
wegen  bringen  können;  aber  wie  Ihr  gar  woU  sagt,  gott  hatt  es  änderst 
geschickt.  Es  soulagirt  mich  doch,  daß  die  gutte  Caroline  noch  vor 
ihrem  todt  den  trost  bekommen,  Amelise  undt  Euch  zu  sehen  undt 
zu  ambrassiren.  Ich  finde  wie  Ihr,  liebe  Louisse,  daß  Caroline  endt 
vor  sich  zu  wünschen  ist,  finde,  daß  sie  mitt  rechter  fermete  ge- 
storben ist.  Wer  einen  festen  glauben  auff  jenner  weit  haben  kan, 
ist  woll  glücklich;  den  in  dießer  ist  wenig  trost  undt  vergnügen 
weder  zu  hoffen  noch  zu  finden.  Die  seindt  auch  nicht  die  Unglück- 


71 

seeligsten,  den  [?  die]  ahm  ersten  fortgehen.  Mich  deucht,  daß  wir  aHe, 
80  I.  G.  deß  churftirsten  s.  kinder  sein,  unß  alle  wenig  vom  zeitlichen 
glück  zu  berühmen  haben.  Gott  gebe,  daß  wir  daß  ewige  finden 
möge[n]!  Ich  nehme  gar  nicht  übel,  daß  mir  der  duc  de  Ghonberg 
noch  nicht  geantwortet  hatt.  Sagt  ihm  von  meinetwegen,  daß  wen 
er  meinen  solte,  daß  ahn  mich  zu  schreiben  ihm  die  geringste  un- 
gelegenheit  oder  soubgon  bey  könig  Wilhelm  verursachea  solte,  solle 
er  es  unterwegen  laßen!  Wen  er  nur  von  meinen  sentiement  persua- 
dirt  ist ,  so  ich  über  Garoline  sehl.  verlust  gehabt  undt  die  ich  noch 
vor  ihn  undt  seine  kinder  behalte,  bin  ich  schon  zufrieden.  Garl 
Moritz  wirdt  diß  jähr  eben  so  wenig  in  der  campagne  gesehen 
haben,  alß  seine  compagnie;  den  es  ist  gar  nichts  vorgangen.  Daß 
geschrey  geht  starck  hir,  daß  könig  Wilhelm  die  churprintzes  von 
Brandenbourg  heürahten  wirdt.  Wen  dem  also  ist,  werdet  Ihr  baldt 
eine  königin  in  Engellandt  sehen.  Nun  Garl  Moritz  bey  dießem 
köuig  alß  volontaire  ist  undt  die  campagne  nun  aufhören  wirdt, 
bilde  ich  mir  ein,  er  wirdt  zu  Euch  in  Engellandt  kommen.  Ich 
wolte,  daß  ich  so  glücklich  sein  könte,  ihm  undt  Euch  allen  einige 
ahngenehme  dinst  zu  thun  können,  würde  mir  eine  rechte  freüde 
drauß  machen;  den  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  alle  sehr  lieb 
habe  undt  allezeit  behalten  werde! 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 
Ihr  werdt  mir  gefahlen  thun,  mir  die  strumpf  undt  steck- 
nadellen  zu  schicken,  so  die  gutte  Garoline  s.  mir  bestehlt  hatte. 
Schreibt  mir  auch,  waß  es  kost!  Ich  bin  Garoline  s.  auch  noch  ein 
par  strumpf  schuldig;  sie  hatte  mir  nie  geschrieben,  waß  es  gekost 
hatte.  Drumb,  liebe  Louisse,  schreibt  mir  alles,  so  werde  ich  es 
mitt  danck  bezahlen.  Ich  kau  leicht  begreifen,  wie  daß  der  duc  de 
Chomberg  nicht  wider  nach  Eingsington  mag.  Solche  örter  geben 
gar  zu  trawerige  ermahnungen.  Adieu,  hertzliebe  Louisse!  Ich  am- 
brassire  Euch  von  hertzen.  Ich  bin  nur  hergefahren,  eine  von 
meinen  freündinen  zu  sehen;  dießen  abendt  werde  ich  wider  nach 
St  Clou. 

43. 

Versaille  den  10  Dec.  1696. 
Hertzliebe  Louisse,  ich  glaube,  Ihr  werdt  meinen,   ich   seye 


72 

toiLt,  daß  Ihr  in  so  ewiger  langer  zeit  keine  brieffe  von  mir  ent- 
pfangen  habt,  will  Euch  aber  hirmitt  die  rechte  warheit  sagen.  Ich 
entpfinge  Ewer  liebes  schreiben  vom  13  Oct.  alten  st  zu  Fontaine- 
blean  eben,  wie  die  princes  von  Savoye,  welche  man  nun  hir  gantz 
kurtz  la  princesse  nent,  ahnkamme.  Da  war  so  ein  gethuns,  daß 
ich  ohnmöglich  schreiben  konte.  Gleich  über  2  tag  hernach  käm- 
men wir  hieher,  den  andern  tag  gingen  wir  nach  Paris,  alwo  ich 
nach  meiner  uhralten  gewohnheit  gleich  einen  abscheulichen  husten, 
schnupen  undt  kopffwehe  bekäme,  welches  mir  nie  zu  Paris  man- 
quirt,  daß  ich  nicht  auß  den  äugen  sehen  konte,  dazu  ein  geschwer 
ahn  der  naßen,  habe  also  die  3  wocben  über,  so  ich  zu  Paris  ge- 
weßen,  ohnmöglich  schreiben  können.  Seyder  die  9  tag,  daß  wir- 
wider  hir  sein,  habe  ich  auch  noch  nicht  zum  schreiben  gelangen 
können;  den  erstlich  so  habe  ich  sontags  undt  freytags  ahn  ma 
tante  schreiben  müßen  nach  Hannover  undt  die  überige  tage  habe 
ich  so  viel  leütte  gehabt,  ins  apartement  gemüst,  in  die  comedie, 
jagen  undt  noch  sonsten  zu  thun  bekommen,  daß  ich  außer  heütte 
ohnmöglich  zum  schreiben  habe  gelangen  können.  Seyder  etlichen 
tagen  hatt  mir  madle  de  Malosse  noch  ein  schreiben  von  Euch  ge- 
schickt, welches  ich  aber  erst  beantwortten  werde,  wen  ich  wider  von 
Marly  werde  kommen  sein,  wo  wir  übermorgen  hin  werde[n]  undt 
biß  sambstag  wider  herkommen.  Morgen  muß  ich  der  königin  in 
Engellandt  eine  vissitte  geben,  worauf  der  gantze  tag  gehen  wirdt, 
derowegen  kan  es  morgen  nicht  geschehen.  Ich  komme  aber  auch 
einmahl  auff  Ewer  schreiben,  habe  darauß  mitt  freüden  ersehen, 
daß  Amalisse  undt  Ihr  so  gerne  von  meinen  brieffen  habt  undt  daß 

• 

es  Euch  beyden  zu  einigem  trost  dint,  wen  Ihr  sehen  soltet,  mitt 
waß  freüden  ich  Ewere  schreiben  entpfange,  so  köntet  Ihr  woU  nicht 
zweyfflen,  daß  sie  mir  gar  ahngenehm  sein.  Ewere  brieff  bedörffen 
eben  keiner  großen  eloquentz  nicht,  umb  mich  zu  persuadiren,  daß 
Ihr  mich  lieb  habt;  den  wir  seindt  einander  ja  nahe  genung  dazu 
undt  Ihr  wist  woll,  daß  ich  Euch  raugräffliche  alle  allezeit  lieb  gehabt 
habe;  also  kan  ich  mich  auch  woll  mitt  recht  flatiren,  daß  Ihr 
mich  auch  lieb  habt.  Vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  mir  thut, 
dancke  ich  Euch  sehr  undt  versichere  Euch,  liebe  Louisse,  daß 
wen  Euch  undt  Ewere  geschwister  begegenen  solte  alles,  waß  ich 
Euch  wünsche,  würdet  Ihr  gar  gewiß  nichts  zu  begehren  haben. 
Mein  credit  hir,   unter  unß  gerett,   ißt  alß  gangen,  nachdem  die 


73 

damen,  so  in  faveur  geweßen,  mich  gehast  haben  oder  nicht;  weft- 
len  die  jetzige  mir  nicht  holt,  bin  ich  nicht  in  faveor,  welches 
mir  nur  leydt  in  dem  ist,  daß  es  mich  verhindert,  gatte  freunde  zu 
dinnen;  sonsten  frage  ich,  unter  nnß  gerett,  kein  haar  darnach. 
Ich  gebe  mein  gerahten  weg  fort  undt  habe  mir,  gott  lob,  nichts 
vorzuwerffen.  Mein  parthie  ist  gantz  gefast,  es  mag  gehen,  wie  es 
wolle.  Eompt  endemng,  werde  ichs  mitt  freüden  ahnnehmen,  kompt 
keine,  werde  ich  mich  nicht  zu  todt  grämen;  kompt  mir  etwaß  vor- 
handen, meinen  freündin  zu  dinnen,  rechte  [rede  ?]  ich  gehertzt  herauß 
undt  ohne  scheu;  thut  mans,  bin  ich  fro;  thut  mans  nicht,  so  thun, 
die  mirs  abschlagen,  injustice,  also  desto  schlimmer  vor  ihnen.  Den 
duc  de  Schomberg  grüst  freündtlich  von  meinetwegen  undt  ambras- 
drt  Amelisse!  Ich  habe  brieff  vop  monsr  Amyrault  bekommen,  wie 
daß  die  schachte!,  so  Caroline  s.  bestehlt,  ahnkommen  im  Haag;  werde 
ihm  hirmitt  berichten,  wie  es  herzuschicken  ist.  Ihr  schreibt  mir 
aber  nicht,  waß  es  Caroline  gekost  hatt,  daroitt  ich  es  bezahlen 
möge;  bitte,  schreibt  mirs  doch!  Ich  wolte,  daß  könig  Wilhelm  mein 
tochter  bette  undt  daß  wir  dadurch  einen  gutten  frieden  bekämmen. 
Adieu,  hertzliebe  Louisse!  Es  ist  spät,  ich  muß  schließen,  ambras- 
sire  Euch  von  hertzen  undt  habe  Euch  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
44. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Londre. 

Yersaille  den  5  Januar!  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  zweyffle  nicht,  daß  Ihr  meinen  brieff 
nun  schon  werdet  entpfangen  haben,  so  ich  ahn  monsr  Amyrault 
adressirt  habe.  Seyder  dem  habe  ich  ohnmöglich  wider  zum  schrei- 
ben gelangen  können,  noch  auff  Ewern  lieben  brieff  zu  antworten, 
so  ich  durch  madle  de  Malose  bekommen.  Es  were  zu  langweilig. 
Euch  alle  Ursachen  zu  berichten,  so  mich  ahn  schreiben  verhindert 
haben,  allein  nur  sagen,  daß  ich  wider  11  tag  zu  Paris  geweßen 
undt  dort  krencker,  alß  nie  geworden.  Ehe  ich  auff  Eweren  brieff 
antworte,  liebe  Louisse,  kan  ich  nicht  laßen,  Euch  nach  guttem 
alten  teütschen  brauch  ein  glttckseeliges  friedt-  undt  freudenreiches 
neues  jähr  zu  wünschen  undt  daß  Euch  gott  der  allmächtige  so  viel 
trost  undt  freüden  iq  dießem  jähr  beschehren  möge,  alß  Ihr  ver^ 


74 

gingen  jähr  creütz  undt  hertzenleydt  ahn  Caroline  s.  todt  bekommen 
habt  ondt  daß  Ihr  noch  viel  jähr  mitt  gesundtheit  uudt  Zufriedenheit 
zubringen  möget.  Amelisse  wünsche  ich  daßelbe  gleichen.  Nun 
komme  ich  auch  endtlich  auff  Ewer  schreiben.  JIdadle  de  Malose 
hatt  hir  allezeit  vor  so  ein  tugendtsam  mensch  passirt,  daß  ich  ge- 
dacht, das  es  Euch  ahngenehm  sein  würde,  eine  solche  kuntschafft 
zu  bekommen  undt  daß  Ihr  in  der  frembte  fro  würdet  sein,  jeman- 
des rechtschaffnes  zu  haben,  da  Ihr  mitt  umbgehen  könt.  Wolte 
gott,  liebe  Louisse,  daß  ich  mich  Ewer  recht  annehmen  könte,  wie 
ich  es  wünschte!  Alßden  würdet  Ihr  erst  verspüren,  daß  ich  Euch 
recht  lieb  habe,  bin  aber  leyder  in  dem  standt  nicht,  also  seydtihr, 
gutte  kinder,  nur  gar  zu  gutt,  meinen  willen  vor  daß  werck  zu 
nehmen.  Dießen  brieff  werde  ich  durch  madle  de  Malose  wider 
schicken;  den  ich  werde  ihr  jetzt  gleich  auch  schreiben.  Made  de 
Gouverne  ist  auch  gar  eine  gutte  fraw,  aber  ihr  qualitet  undt  madle 
de  Malose  ihre  seindt  gar  unterschieden.  Die  letzte  ist  von  gar 
guttem  hauß.  Mich  wundert,  daß  die  printzes  in  Denemarck  lieber 
in  manteau  dantzt,  alß  gantz  gekleydt.  Die  großen  rock  pariren 
viel  mehr  undt  stehet  fürstlicher.  Spiegel  ist  hir  undt  ohne  pasport 
kommen.  Ich  habe  ihn  drüber  außgefiltzt.  Er  sagte,  seine  Sachen 
wereu  nun  gantz  richtig.  Danckt  dem  duc  de  Schomberg  vor  sein 
ahudencken  undt  macht  ihm  mein  compliment!  Amelisse  ambrassire 
ich  von  hcrtzen  uudt  versichere  Euch,  liebe  Louisse,  daß  ich  Euch 
all  mein  leben  recht  lieb  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

45. 
Pour  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Lenden. 

Versaille  den  22  Januari  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  etlichen  tagen  habe  ich  Eweren  lieben 
brieff  vom  22  Decbr  96  zu  recht  entpfangen.  Ich  erinere  mich 
nicht,  mein  leben  die  madle  de  Pressenville  gesehen  zu  haben;  den 
die  Jungfern  von  duchessen  kommen  nie,  wo  wir  sein,  noch  weniger 
in  der  königin  kammern;  glaube,  daß  sie  Euch  nicht  viel  von  dem 
hoff  wirdt  (alß  von  hören  sagen)  verzehlen  können.  Mons.  Amyrault 
muß  ein  gutter  ehrlicher  man  sein;  den  er  ist  recht  sorgfältig  vor 
unßere  brieffe.    So  ist  man  hir  im  lande  nicht;  wen  kein  interesse 


76 

bey  eiaer  sagen  ist,  hatt  man  vor  nichts  sorg  und  lest  alles  schlen- 
dern. Ihr  seydt  gar  zu  demütig,  liebe  Louisse,  nicht  zn  preten- 
diren,  daß  ich  Euch  fleißig  antworten  sole  auf  Ewere  schreiben; 
aber  seydt  versichert,  liebe  Looisse,  daß  wen  ich  nicht  so  fleißig 
schreibe,  alß  es  billig,  daß  es  mir  recht  leydt  ist,  undt  offt  ver- 
hindern mich  Sachen,  so  ich  viel  ungerner  thoe,  alß  ahn  Euch  zu 
schreiben,  daß  könt  Ihr  woU  versichert  sein.  Der  schnupen  ist 
nicht  ungesnndt,  aber  ich  kan  nicht  glauben,  daß  daß  continuirliche 
husten  gutt  zu  etwaß  ist.  Ich  bin  zwar  beßer,  alß  ich  zu  Paris 
war,  aber  von  dem  letzten  husten,  so  ich  die  letzte  reiße  dortten 
auffgesapelt,  noch  nicht  courirt;  drumb  hatt  mich  Monsieur  vorge- 
stern, da  I.  L.  mitt  meinen  kindem  nach  Paris  sein,  nicht  mittge- 
nohmen.  Sie  werden  noch  biß  sambstag  über  8  tag  dortten  bleiben, 
ich  werde  ihnen  aber  ein  par  vissitten  geben  uudt  doch  wider  her 
schlaffen  kommen.  Mich  deucht,  es  seye  noch  nie  keins  von  Eweren 
brieffen  verlohren  gangen.  Man  hatt  woll  groß  recht,  sich  bey 
jetziger  kälte  warm  zu  halten.  Ich  bin  fro,  daß  Amelise  ihres 
husten  quit  ist.  Ich  beklagen  den  duc  de  Ghomberg  von  hertzen, 
sein  kindt  auch  verlohren  zu  haben;  bitte,  wolt  ihm  doch  daß  leydt 
von  meinetwegen  klagen,  undt  ich  mache  Euch  mein  compliment  auch 
drüber.  Ihr  sagt  mir  aber  nicht,  ob  es  ein  medgen  oder  bub  war. 
Frey  lieh  seindt  die  kinder  woll  glückseelig,  so  so  jung  sterben; 
den  denen  ist  der  himmd  woll  gewiß  undt  stehen  nicht  alles  Un- 
glück undt  betrübtnuß  auß,  so  denen  woll  nicht  fehlt,  so  lang  in 
dießer  weit  bleiben.  Daß  man  einen  tag  beßer  sein  unglück  er- 
tragen kan,  alß  den  andern,  ist  gar  gewiß  undt  war;  ich  verspüre 
es  auch,  aber  doch  gewehnt  man  sich  entlich  dran,  die  sachen  nicht 
so  gar  mehr  zu  hertzen  zu  ziehen.  Es  ist  eine  verdrießliche  sache, 
daß  die  pfaffen  machen,  daß  die  Christen  einander  so  zuwider  sein 
müßen.  Die  3  christliche  religionen,  wen  man  meinen  raht  folgte, 
selten  sich  vor  eine  halten  undt  sich  nicht  informiren,  waß  man 
drinen  glaubt,  sondern  nur  ob  man  nach  dem  evangellion  lebt,  undt 
dagegen  predigen,  wen  man  übel  lebt,  aber  die  Christen  unter  ein- 
ander heürahten  laßen  undt  in  welche  kirch  gehen,  alß  sie  wollen, 
ohne  es  übel  zu  finden;  so  würde  mehr  einigkeU  unter  den  Christen 
sein,  alß  nun  ist.  Ich  habe  eine  solche  estime  vor  könig  Wilhelm, 
daß  ich  den  viel  lieber  zum  Schwiegersohn  hette,  alß  den  römischen 
könig.    Ich  kan  meiner  tpchter  da(i  mitt  warbeit  nachsagen,   4ftß 


76 

sie  gantz  nndt  gar  keine  pente  zur  ooqnetterie  andt  gallanterie  hatt; 
auf  dießem  article  gibt  sie  mir  gar  keine  mühe  nndt  glaube,  daß 
wer  sie  auch  bekommen  mag,  hirin  nichts  wirdt  zu  fürchten  haben. 
Schön  von  gesicht  ist  meine  dochter  nicht,  hatt  aber  eine  schönne 
taille,  gutte  minnen  undt  hübsche  hantt  undt  ist  ein  gntt  gemtthte. 
Vor  Ewerm  gutten  neüjahrs wünsch,  liebe  Louisse,  dancke  ich  Euch 
von  hertzen,  wünsche  Euch  hergegen  alles,  waß  Ewer  hertz  wünscht 
undt  begehren  mag,  wie  auch  ahn  Amelis  undt  duc  de  Schonberg, 
welche  ich  Euch  bitte  sehr  vor  ihr  ahndencken  zu  daucken,  ambras- 
sire  Euch  undt  Amelis  undt  versichere,  daß  ich  Euch  beide  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Die  strumpf  undt  stecknadelen  haben  wegen  der  frost  noch 
nicht  überkommen  können.  Ich  werde  lang  ahn  die  8  par  haben 
undt  allezeit  ahn  die  arme  Caroline  s.  undt  Euch  geJencken,  wen 
ich  sie  tragen  werde.  Ich  glaube ,  daß  Ihr  jetzt  mein  brieff ,  so  in 
madle  de  Malauze  paquet  war,  werdet  entpfangen  haben.  Wen  Ihr 
madle  de  Malauze  secht,  so  macht  ihr  doch  mein  compliment! 

Heütte  habe  ich  ein  schreiben  von  I.  L.  ma  tante,  die  chur- 
fürstin,  entpfangen.  Die  schreibt  mir,  daß  Carl  Moritz  nun  obrist- 
leüttenandt  geworden;  deß  bin  ich  fro,  hoffe,  daß  er  baldt  ober- 
ster werden  wirdt.  Ma  tante  sagt,  daß  er  gantz  klein  geblieben 
ist;  daß  ist  mir  leydt.  Wen  Ihr  ahn  Carl  Moritz  schreibt,  so  grüst 
ihn  von  meinetwegen! 

46. 

Pour  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Londen. 

Yersaille  den  18  Februari  1697; 

Hertzliebe  Louisse,  madle  de  Malose  wirdt  Euch  sagen,  waß 
mich  verhindert  hatt,  Euch  eher  alß  nun  zu  antwortten.  Ich  wün- 
sche, daß  dießer  brieff  so  geschwindt  alß  der  letzte  durch  eben 
dieße  gelegenheit  gehen  möge.  Es  ist  kein  wunder,  daß  madle 
de  Malose  adresse  geschwinder  geht,  alß  monsr  ArajTault;  den 
diß  geht  geraht  nach  Engellaudt,  da  jenes  erst  in  den  Haag  geht. 
Auff   Ewer  letztes  schreiben   durch  mr  Am^rauU  habe  ich  geant-^ 


77 

wortet.  In  dießer  weit,  liebe  Louisse,  kan  man  nicht  alles  thon, 
waß  man  gerne  wolte,  undt  so  ungern  ich  auch  zu  Paris  bin,  muß 
ich  doch  biß  sambstag  wider  hin  undt  daß  noch,  umb  12  gantzer 
tag  wider  dortten  zu  bleiben.  Es  wirdt  mir  übel  genung  bekom- 
men. Aber  waß  hilffts?  Mein  Schuldigkeit  erfordert,  daß  ich  hin- 
gehen muß,  also  ohnnöhtig,  ahn  meine  gesundtheit  zu  gedencken. 
Ob  meine  affection  Euch ,  liebe  Louisse  undt  Amelise ,  zwar  gar 
sicher  dießes  jähr  ist,  so  sehe  ich  doch  leyder  nicht,  wozu  es 
Euch  nutzen  kan  noch  glück  bringen.  Ich  glaube,  daß  es  unß  alle 
papa  s.  kinder  ahngebohren  ist,  entweder  jung  zu  sterben,  oder  un- 
glücklich zu  leben ;  den  keines  von  unß  allen  ist  es  änderst  gangen ; 
aber  wie  Ihr  gar  recht  sagt,  so  muß  man  sein  bestes  thun,  sich 
von.  den  betrübten  zuschickungen  nicht  daß  hertz  zu  viel  ein- 
nehmen zu  laßen;  auch  thue  ich  mein  bestes,  kein  schlaffkap  zu 
werden,  welche  fräse  mich  hatt  lachen  machen.  Ich  habe  daß  la- 
chen hoch  von  nöhten,  den  bey  dießen  abscheulichen  wetter  kan 
man  kein  exercitzien  thun  undt  nicht  jagen,  also  ist  mein  miltz  in 
einem  bößeu  standt.  Die  ängsten,  so  ich  vor  oncle  habe,  machen 
mich  auch  gantz  trawerig.  Hette  madle  de  Malose  nicht  so  ein 
gar  guttes  lob,  hette  ich  sie  nicht  gebetten,  freündtschafft  mitt  Euch 
zu  machen.  Ihre  nahe  baß  hatt  mir  nie  gefahlen,  hatt  auch  bey 
weittem  hir  keine  so  gutte  reputation  gehabt  alß  dieße.  Die  Romy 
(den  die  ists,  glaube  ich,  von  welcher  Ihr  sprecht)  ist  mir  alß 
noch  dabey  ein  wenig  spottisch  undt  hönisch  vorkommen  undt 
solche  leütte  seindt  ordinari  falsch.  Danckt  made  de  6ouvern6 
sehr  vor  ihr  abndencken  undt  offre!  Dieße  ist  auch  eine  gutte 
fraw,  so  allezeit  eine  gutte  reputation  behalten.  Spiegel  ist  nun 
vergangenen  sambstag  einmahl  wider  weg.  Gottlob!  Ich  habe 
ihm  ein  brieff  ahn  meines  brudern  gemah'lin  mittgeben.  Er  hatt 
zwar  alles  hir  bezahlt,  waß  er  schuldig  war,  aber  vor  noch  ein- 
mahl so  viel  wahren  auffgenohmen ;  hoffe,  daß  weillen  er  daß  erste 
hatt  bezahlen  können,  daß  er  auch  woll  gelt  zum  letzten  finden 
wirdt.  Ihr  habt  gar  woll  gethan,  nicht  zu  der  printzes  von  Dene- 
marck  zu  gehen,  weillen  sie  Euch  nicht  saluiren  will ;  sie  hatt  un- 
recht, so  hoffärtig  zu  sein;  den  ihre  fraw  mutter  war  viel  weniger, 
alß  Ihr  seydt.  Es  kan  außerwerdts  nicht  übel  lautten,  daß  Ihr 
nichts  gegen  Ewere  pretentionen  in  Engellandt  gethan  habt,  finde 
also,  daß  der  duc  de  Schonberg  Euch  gar  recht  gerahten  ^ä-U»  Vw. 


78 

habt  vergeßen,  liebe  Louisse,  daß  ich  Euch  schon  offt  gesagt  habe, 
daß  ich  gerne  lange  brieffe  habe,  indem  Ihr  mir  entschuldigung 
macht,  daß  Ewer  schreiben  zu  lang  ist.  Verstehet  Ihr  daß  eng- 
lische genung,  umb  last  in  den  comedien  zu  nehmen  können?  Die 
frantzösche  plenipotentier  haben  ihre  pasports  entpfangen,  werden 
nun  baldt  weg.  Gott  gebe,  daß  es  baldt  einen  gntten  frieden  geben 
möge!  Den  dnc  de  Schonberg  grüst  wider  freündtlich  von  meinet- 
wegen undt  ambrassirt  seine  kinder  nndt  Amelissel  Man  spürt  hir 
nicht,  daß  man  im  camaval  ist;  den  es  ist  kein  entzig  divertisse- 
ment  bey  hoff.  Monsr  le  Dauphin  ist  mitt  der  printzes  de  Conti, 
die  verwitibte,  undt  viel  damens  undt  cavalier  undt  mein  söhn  nach 
Meudon,  sich  dar  lustig  zu  machen.  Monsieur  ist  heütte  nach 
Paris,  umb  deßgleichen  zu  thun,  ich  aber  sitze  hir  gantz  allein 
undt  habe  vor  die  lange  weill  manlaffen  feil.  Daß  ist  alles,  waß 
ich  Euch,  liebe  Louisse,  vor  dießmahl  sagen  werde  undt  daß  ich 
allezeit  Euch  undt  Ewere  geschwisterig  von  hertzen  lieb  behalten 
werde. 

Elisabeth  Charlotte. 


47. 

Paris  den  4  Mertz  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  zwey  tagen  habe  ich  Ewern  brieff  vom 
2  Februar  st.  v.  zu  recht  entpfangen,  andern  tags  aber  eine  zeitung 
erfahren,  so  mir  woU  von  grundt  meiner  seelen  leydt  ist,  nehmblicb 
daß  der  gutte  ehrliche  he.  Max  endtlich  gestorben  ist,  undt  weillen 
ich  nicht  zweyffle,  daß  dießer  todt  Euch  undt  Amelisse  auch  sehr 
zu  hertzen  gehen  wirdt,  alß  versichere  ich  Euch  bey  den  hiemitt, 
wie  sehr  ich  Euch  hirüber  beklage.  Es  scheinet,  alß  wen  Ihr 
schir  nicht  aufhören  köntet,  die  zu  verliehren,  so  Euch  lieb  undt 
ahngenehm  sein.  Wen.  daß  unglück  einem  einmahl  überfeit,  klet- 
terts  ahn  wie  kletten,  man  wirdts  nimmer  loß;  deßen  habe  ich 
auch  leyder  nur  zu  lange  probe  gethan,  kan  also  diejenigen  desto 
mehr  betawern,  so  ich  im  selben  standt  sehe;  weillen  aber  lenger 
hiräuff  zu  morallisiren  weder  Euch  zum  trost  dinnen  kan  noch 
leyder  nichts  endern ,  so  will  ich  weitter  nichts  hirvon  sagen ,  son- 
dern  nur   auff  Ewern   brieff  antwortten.    Dießen  werde  ich  Euch 


79 

durch  monsr  Amirault  schicken,  Euch  aher  vorher  noch  bitten, 
madle  de  Malauze  meinetwegen  fretindtlich  zu  grüßen  undt  Ihr  zu 
sagen,  daß  ihre  stecknadellen  einmahl  ahnkommen  sein.  Ich  habe 
aber  den  zettel  nicht  dabey  gefunden,  waß  sie  kosten;  bitte  also, 
sie  wollen  mir  solches  zu  wißen  thun,  damitt  ich  es  mitt  danck  be- 
zahlen möge.  Alles  ist  woU  abscheulich  schelmisch  hir  im  landt 
undt  alles  stielt;  auff  der  doane  haben* sie  mir  die  helflFt  von  den 
stecknadellen  gestollen,  haben  jedes  papier  halb  abgerißen,  es  ist 
recht  possirlich  zu  sehen.  CaroUine  s.  paquet  habe  ich  noch  nicht 
entpfangen;  den  monsr  Amyrault  hatt  es  nicht  schicken  können,  so 
lang  alles  gefroren  geweßen.  Ob  ich  schon  dießen  monsr  Amyraut 
nicht  kene,  so  halte  ich  doch  viel  auff  ihn  wegen  seiner  großen 
exactitude  undt  fleiß;  er  muß  ein  ehrlicher  man  Sein.  Ihr  habt 
woU  recht,  liebe  Louisse,  zu  sagen,  daß  es  etwaß  rares  ist,  je- 
mandes zu  finden  in  dießen  zeitten,  so  nicht  interessirt  ist.  Es  ist 
noch  viel  rarer  in  Franckreich,  alß  in  keinem  ort  von  der  weit;  den 
wie  sehr  Tinterest  hir  regirt,  ist  nicht  außzusprechen ,  aber  es  ist 
der  Frantzoßen  naturel;  der  krieg  hatt  sie  gar  nicht  hirin  verdor- 
ben. Es  ist  jetzt  11  tag,  daß  wir  wider  hir  sein;  kan  mich  also 
gar  nicht  berühmen,  gesundt  zu  sein;  heütte  ist  es  etwaß  abscheu- 
liches, wie  ich  huste;  dran  sterben  werde  ich  woll  nicht,  aber  man 
leydt  viel  ungemach  dabey.  Morgen  werden  wir,  gott  lob,  wider 
weg  undt  nach  Marly,  wo  mir  die  lufft  gar  gesundt  ist,  hoffe  also, 
baldt  beßer  zu  werden.  Betterthel  kan  man  hir  nicht  drincken; 
man  hatt  gar  zu  schlegt  hier  in  Franckreich,  es  ist  schlap  undt  so 
sewer,  daß  mans  nicht  drincken  kan;  den  vor  dießem  habe  ichs 
versuchen  wollen.  Ich  erinerte  mich  noch  gar  woll,  wie  ich  es  zu 
Heydelberg  getruncken  hatte,  aber,  wie  schon  gesagt,  es  lest  sich 
hir  nicht  trincken;  zudem  so  ist  mein  husten  kein  rechter  husten, 
sondern  nur  eine  gesaltzene  pituitte,  so  mir  hir  continuirlich  vom 
haubt  in  den  halß  feit  undt  so  husten  macht.  Man  meint  hir,  daß 
die  viellen  caminen  schuldig  dran  sein  undt  daß  der  rauch  die  lufft 
dick  undt  versaltzen  macht.  Hatt  der  duc  de  Schomberg  den  kein 
hauß  auffs  landt,  da  Ihr  Euch  auffhalten  könt,  weillen  Euch  die 
lufft  von  Londen  zuwider  ist?  Habt  acht,  daß  es  Euch  keine  Im- 
pression macht,  wie  die  arme  Caroline  s.  1  Worumb  sagt  Ihr:  «mitt 
respect  den  schnupen>  ?  den  nent  man  ja  tiberall  ohne  fagon,  wie 
auch  alle  kranckheiten  außer  den  durchlauff..    Der  srhnupen,  hoffe 


80 

ich,  wirdt  Euch  daß  haopt  reinigen  andt  alles  höße  wegführen, 
'  wünsche  es  allezeit.  Wie  i<ih  sehe,  so  hatt  madle  Pressenville  gar 
recht  gesprochen ,  der  arme  adel  wirdt  gar  ühel  hir  in  Franckreich 
gehalten;  es  jammert  mich  offt.  Ihr  sagt  nicht,  an  welcher  kranck- 
heit  Ewer  kleiner  neuvea  gestorben  ist.  Die  pfaffen  können  nie 
ohne  zanck  bleiben;  haben  sie  nicht  gegen  andere  religioneq  zu 
streitten,  so  dispnttiren  sie  unter  einander,  wie  ich  alle  tage  hir 
sehe.  Ich  halte  es  mitt  dem,  waß  der  gutte  ehrliche  oberster  We- 
benheim mir  alß  pflegt  zu  sagen:  «Es  ist  nur  eine  gutte  undt 
rechte  religion  in  der  weit  undt  die  kan  sich  in  allerhandt  religio- 
nen  undt  sprachen  finden,  nehmblich  die  von  den  ehrlichen  leütten; 
den  die  seindt  überall  einer  meinung  undt  weillen  man  nicht  durch- 
auß  ehrlich  leben  kan,  man  lebe  dan  nach  den  precepten  von 
evangellion,  also  ist  daß  gar  gewiß  die  rechte  religion;«  aber  daß 
heüfflein  darvon  ist  gar  klein.  Ich  bin  gantz  persuadirt,  daß  mein 
tochter  ein  alt  jungfergen  bleiben  wirdt,  nach  aller  aparentz;  Ewer 
könig  wirdt  woU  die  princes  von  Denemarck  bekomen,  der  romische 
könig,  bilde  ich  mir  ein,  die  zweyte  princes  von  Savoyen,  der  hert- 
zog  von  Lotheringen,  deß  keyßers  dochter,  also  ist  nichts  mehr 
überig  vor  die  meine.  Die  plenipotentiere  seindt  nun  weg  nach 
HoUandt.  Waß  sie  außrichten  werden,  wirdt  sich  baldt  weißen.  Ich 
glaube  nicht,  daß  mehr  ein  mensch  in  der  weit  kan  gefunden  [wer- 
den], so  nicht  eine  große  estime  vor  könig  Wilhelm  hatt;  ich  vor 
mein  theil  habe  nie  verhehlt,  daß  ich  ihn  estimire.  Ich  wünsche  sehr, 
daß  Carl  Moritz  je  mehr  undt  mehr  avanciren  möge.  Die  reflection, 
so  ihr  über  Ewer  bruder  gemacht,  haben  ma  tante  undt  ich  auch 
woll  schon  gar  offt  gethan.  Es  were  mir  woU  ein  rechter  trost 
geweßen,  wen  der  allmächtige  mir  undt  unß  allen  unßern  lieben 
Carllutz  bette  leben  laßen.  Carl  Edewart  habe  ich  weniger  geliebet, 
weillen  er  nie  kein  vertrawen  hatt  zu  mir  haben  wollen,  haben  die 
wortten  so  zu  sagen  mitt  gewalt  außpreßen  müßen,  wen  ich  mitt  ihm 
gesprochen.  Carllutz  war  woll  nicht  so,  sondern  hatt  alß  mitt. 
lust  undt  recht  offenhertzig  mitt  mir  gelebt,  regrettire  ihn  auch  all 
mein  leben ,  kan  nicht  ohne  threnen  von  im  reden.  Die  andere 
zwey  habe  ich  mein  leben  nicht  gesehen,  aber  sehr  loben  hören. 
Wen  Ihr  ahn  herr  Ferdinand  schreibt,  bitte  ich,  ihü  doch  von 
meinetwegen  zu  grüben  undt  ihm  von  meinetwegen  daß  leydt  zu 
klagen  über  den  verlust  von  herr  Max,  wie  auch  ahn  seine  schwe- 


81 

Stern.     Amelisse   ambrassire   ich   undt   behalte    Euch   beyden   von 
hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

48. 

Versaille  den  17  Mertz  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  dießmahl  werdet  Ihr  eine  frische  antwort 
bekommen;    den   hetltte   morgen   habe   ich  Ewern    wehrten   brieff 
vom   23  Feb.  st.  v.   zu   recht   in   madle   de   Malauze   paquet   ent- 
pfangen.     Madie  de  Malauze  habe  ich  nie  hönisch  noch  spöttisch 
gesehen;  ihr  bäßgen  aber  kan  dießes  braff,  wo  ich  gar  nichts  von 
halte.    Die  gutte  madle  de  Malausse  erzeigt  mir  eine  solche  freüde, 
daß  ich  ihr  schreibe  undt  freündtlich  zuspreche,  daß  ich  recht  tou- 
chirt  davon  bin.    Auß  meinem  letzten   brieff,  so   ich  Euch  durch 
monsr   Amirault    geschrieben,  werdet  Ihr  ersehen  haben,  daß  ich 
leyder  deß  gutten  ehrlichen  he.  Max  todt  schon  gewust  habe,  undt 
versichere  Euch,   daß  er  mir  threnen  gekost  hatt;  kan  also  leicht 
begreifen,   wie   es  Euch  muß  zu  hertzen  gangen  sein   undt  auch 
Amelisse,  daß  er  Euch  noch  vor  seinem  endt  geschrieben  undt  von 
Euch  abscheydt  genohmen;  jammert  mich  von  hertzen.    Er  ist  doch 
glücklich  geweßen,  zu  glauben  können,  daß  er  die  gutte  baß  Amelie 
in  jenner  weit  zu  sehen  bekommen  könte;   daß  hatt  ihm  deß  todes 
bitterkeit  versüst.    Ma  tante  schriebe  mir  einmahl,  he.  Max  heu- 
rahte  sich  wider,  weiUen  er  sich  eingebildt,   dieße  zweyte  gleiche 
der  erste  frawen.    Ewer  reflection   ist  woll  war,    daß   ein  freündt 
nach  dem  andern  fortgeht.    Wens  einmahl  ahngefangen  hatt,  kans 
nicht  mehr  aufhören.    Ich  habe  dieße   experientz  leyder  auch  nur 
gar  zu  viel  experimentirt  undt   gott   weiß,   waß  ich  noch  täglich 
drüber  entpfinde.    Wie  könt  es  möglich  sein,  daß  wir  alle  I.  G. 
deß  churfürstens  s.  kinder  änderst  dencken  können,  alß  daß   wir 
alle  unglücklich  sein,  da  ja  keines  glücklich  geworden  ist!   WeiUen 
unß  gott  so  viel  undt  mancherley  hertzenleydt  zuschickt,  so  scheyndt 
es  woll  klar,   daß  er  unß  nicht  lustig  haben  will;  den  es  ist  gegen 
der  natur,  unglücklich  undt  lustig  zu   sein.    In  der  ersten  jugendt 
undt  wen  man  noch  nicht  recht  reflectieren  kan,  könnte  es    woll 
geschehen,  daß  man  noch  in  unglück  lustig  ist,  wen  man  einen  lu- 
stigen humor  gehabt  hatt;  allein  wen  man  in  meinem  alter  k<^\s^7i^\. 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  ^ 


82 

undt  80  viel  außgestanden,  den  vergeht  einem  alle  lust.  Ander 
leütte,  80  noch  unglücklicher  sein,  alß  wir,  können  nicht  trösten; 
den  man  kan  noch  förchten,  auch  in  selbigen  standt  zu  fallen. 
Mich  deucht,  daß  nicht  selber  schuldig  ahn  seinem  Unglück  zu  sein, 
ist  desto  schlegter  trost,  daß  man  noch,  so  zu  sagen,  eine  Ungerech- 
tigkeit außstehet;  sich  aber  in  den  willen  gottes  ergeben,  ist  eine 
andere  sach  undt  die  beste  parthie.  Ich  habe  gestern  ein  schreiben 
von  ma  tante  vom  5  dießes  monats  hießigen  stiel  erhalten.  Mich 
deucht,  ma  tante  ist  noch  in  sorgen  vor  oncle  undt  trawet  dem 
beßer  werden  nicht.  Daß  setzt  mich  in  sorgen;  den  ich  bin  ver- 
sichert, daß  I.  L.  die  sach  gar  genaw  examiniren.  Ich  kan  nicht 
begreiffen,  wie  freüllen  Offen  von  vatter  undt  mutter  seytten 
der  fraw  von  Degenfeit  stieffschwester  sein  kan.  Explidrt  mirs 
doch!  den  ich  verstehe  es  gar  nicht.  Wie  ich  sehe,  so  seindt  die 
großen  herrn  in  Engellandt  ebenso  verquackelt,  alß  die  hertzogen 
hir,  deren  kaum  zwey  sein,  so  4  äugen  erweißen  können.  In  heü- 
rahten  muß  man  sich  selber  examiniren,  wie  man  meint,  daß  man 
ahm  glücklichsten  sein  kan.  Ich  kan  mir  nicht  einbilden,  wie  man 
Euch  raugraffliche  kinder  vor  reich  halten  kan,  da  man  doch  woll 
weiß,  wie  die  Pfaltz  leyder  ist  zugericht  worden.  Daß  Ihr  Euch 
nicht  heürahten  wolt,  ohne  offenhertzig  herauß  zu  sagen,  wie  es 
mitt  alles  bestelt  ist,  finde  ich  sehr  löblich.  Es  ist  keine  so  lustige 
complexion,  so  nicht  endtlich  endert,  wen  daß  unglück  dawerhafft 
ist;  kan  also  dem  gutten  ehrlichen  h.  Max  s.  kein  unrecht  geben, 
daß  er  trawerig  geworden,  noch  Euch  auch.  Ich  weiß  nicht,  ob  Ihr 
Euch  noch  erinern  könt,  wie  lustig  ich  in  meiner  jugendt  geweßen; 
nun  bin  ichs  gar  nicht  mehr,  bin  woll  6  wochen  ohne  lachen.  Die 
made  de  Gouverne  jamert  mich  von  hertzen,  ihre  dochter  noch  zu 
beweinen;  grüst  sie  von  meinetwegen!  Ich  meinte  nicht,  daß  musiq 
(außer  etliche  geigen,  die  acten  zu  unterscheiden)  in  den  englischen 
commedien  wehren.  Die  comedie  ist,  waß  ich  noch  ahm  liebsten 
von  zeitverdreib  habe.  I.  G.  unßer  herr  vatter  s.  pflegte  zu  sagen, 
daß  keine  schönere  comedien  in  der  weit  wehren,  alß  die  eng- 
lische; hoffte  also,  daß  sie  Euch  ein  wenig  verenderung  geben  wür- 
den. Die  frantzösche  plenipotentier  seindt  all  lengst  hir  weg,  aber 
so  lang  die  englische  nicht  dazu  kommen,  habe  ich  schlegte  hoff- 
nung  vom  frieden.  Baldt  wirdt  man  sehen,  waß  auß  dießem  allem 
wehren  wirdt.    Auß  waß  ich  Euch  auß  Paris  geschrieben,  werdet 


83 

Ihr,  liebe  Louisse,  ersehen  haben,  daß  mir  Paris  nicht  beßer,  alß 
ordinari,  bekommen  ist.  Nun  aber  bin  ich,  gott  lob,  wider  in  vol- 
kommener  gesundtheit;  gehe  morgen  in  eine  lufft,  welche  mir  gar 
gesundt  ist,  nehmblich  nach  Marly.  Wir  werden  biß  auff  zukünff- 
tigen  sambstag  dort  bleiben,  den  wider  her;. biß  donnerstag  werden 
wir  nach  St  Clou  rutzhen,  also  immer  auff  undt  ab  undt  seindt 
schir  unßer  leben  keine  3  wochen  ahn  einem  ort ;  ist  mir  all  eins, 
wo  ich  bin,  wens  nur  nicht  zu  Paris  ist.  Ich  wolte  Euch  gQrne 
noch  lenger  entreteniren ,  liebe  Louisse,  allein  dieß  ist  schon  der 
5te  brieff,  so  ich  heütte  schreibe,  also  schwindelt  mir  der  kopff  ein 
wenig;  den  ich  habe  eine  starcke  vissitte  von  Jungfer  Catherin 
seyder  4  tagen,  muß  also  wider  meinen  willen  schließen;  ambras- 
sife  Euch  undt  Amelisse  von  hertzen  undt  werde  Euch  biß  ahn 
mein  endt  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

49. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  London. 

St  Clou  den  15  May  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  8  tagen  habe  ich  zwey  von  Ewern  lieben 
brieffen  auff  einmahl  entpfangen,  vom  6  April  st.  v.  undt  vom  ^Vae  Mertz. 
Ich  hette  gern  eher  geantwortet,  ist  mir  aber  durchauß  ohnmöglich 
gefahlen ;  den  ich  entpfing  Ewere  schreiben  eben,  wie  wir  in  kutzh 
steygen  wolten,  umb  herzufahren.  Wie  ich  herkamme,  wäre  meine 
schreibkist  nicht  ahnkommen,  kämme  so  spät,  daß  ich  nicht  schrei- 
ben konte.  Donnerstags  war  es  mein  schreibtag  nach  Hannover,  wo 
ich  so  lange  brieffe  hin  schreibe,  daß  ich  hernach  zu  müde  bin, 
weitter  zu  schreiben.  Freitag  führe  ich  ins  port  royal,  bliebe  aber 
nicht  lang  dortten ;  den  Monsieur ,  so  im  palais  royal ,  hatte  mir 
rendevous  ins  opera  geben,  fuhren  auch  erst  dort  weg,  wie  es  zum 
endt  war,  kämmen  umb  halb  10  erst  wider  her.  Sambstag  fuhr 
ich  umb  8  morgendts  hir  weg,  5  meil  von  hir  den  wolff  zu  jagen, 
kämme  erst  umb  5  wider;  umb  6  aß  ich  zu  nacht  und  fuhr  her- 
nach mitt  Monsieur  spatziren.  Sontags  wars  wider  die  post  von 
Hannover  undt  muste  auch  in  kirch,  montags  war  die  post  von  Sa- 
voyen  undt  kämmen  viel  leütte   zu  mir,  unter  andern  die  ^q(L- 


84 

hertzogin  von  Florentz,  daß  hinterte  mich  wider;  abendts  bekam- 
men  wir  zeittung,  daß  meines  sohns  tochtergen  anff  den  todt  lege, 
seindt  also  gestern  nach  Paris  ondt  den  gantzen  tag  dort  geweßen. 
Monsieur  hatt  ihr  von  den  englischen  tropffen  geben  laßen,  seyder- 
dem  ist  sie  ein  wenig  wider  beßer.    Ich  zweyffle  noch,  daß  sie  da- 
von kommen  kan;   den  daß   arme  kint  ist  in  einem  gar  eilenden 
standt,  man  hatt  sie  zu  frühe  endtwendt.    Auß  alles,  waß  ich  Euch 
hie  yerzehle,  segt  Ihr  woll,  liebe  Louisse,  daß  ich  Euch  ohnmöglich 
eher,   alß  heütte,   habe  antwortten   können;   fange  jetzt  bey   dem 
frischsten  von  Ewern  brieffen  ahn.   Ich  wolt,  daß  Ihr  mir  ein*  wenig 
einen  weittem  bericht  gethan  bettet  von  der  ceremoni,  so  Ihr  zu 
Windsor  gesehen;   den  solche  sachen,  so  indifferent  sein,   helffen 
mir  hir  trefflich  zur  conversation ,   da  ich  offt   große  mühe  habe, 
waß  hervor  zu  sappeln.    Man  hatt  woll  recht,  daß  man  sagt,  daß 
man  vor  nichts  schweren  soUe,  alß  nahßen  abbeyßen  undt  eUen- 
bogen  küßen;   den  wer  hette  woll  jemallen  gedencken  können,  daß 
ich  Euch  auß  Franckreich  undt  Ihr  mir  auß  Engellandt  schreiben 
würdet?  Freyllich  geht  es  wunderlich  in  der  weit  her.    Ich  weiß 
nicht,  ob  Ihr  Euch  noch  der  Jungfer  Colbin  erinert,  so  meine  hoff- 
meisterin  war;  die  pflegte  alß  zu  sagen:  «Es  geht  nirgendts  wun- 
derlicher her,  alß  in  der  welt>   undt  hierin  hatte   sie   groß  recht. 
Ich  bin  fro,   liebe   Louisse,   daß   mein   warhafftes  mittleyden  über 
den  Verlust  deß  gutten  ehrlichen  herm  Max  Euch  zu  einigem  trost 
gedint  hatt.    Ich  kan  nicht  begreiffen,  wie  es  leütte  finden  kan,  so 
ihre  gutte  freunde  nicht  lieb   behalten;   den  ich  kan  nie  endern; 
wen  ich  einmahl  freund  bin,  ist  es  vor  mein  leben,  es  seye  dan, 
daß  man  gantz  undt  gar  gege^  mir  endere.    Madie  de  Romy  ist 
eben  nicht  abgeschmackt,  aber  sie  ist  falsch;  daß  ist  ärger,  alß  ab- 
geschmackt.   Madie    de   Malauze    die   ist    auffrichtiger  undt  auch 
tugendthaffter,  habe  also  allezeit  mehr  estime  vor  sie  gehabt,  alß 
vor  ihre  baß.    ümb  gottes  willen,  liebe  Louisse,  sagt  mir  doch  nie, 
daß  Ihr  furcht,   mir  mitt  Ewern  brieffen  beschwehrlich  zu  fallen! 
Den  daß  seindt  complimenten,  die  mir  unleydtlich  sein.  Ihr  wist  ja 
woll,  daß  ich  gantz  naturlich  bin.    Wehren  mir  Ewere  brieffe  nicht 
ahngenehm,  so  würde  ich  ja  nicht  sagen,  daß  sie  mirs  sein,  würde 
auch  nicht  exact  drauff  antwortten,   wie  ich  thue.    Schreibt  man 
dan  nur  ahn  seine  gutte  freunde  undt  verwandten,  umb  etwaß  ar- 
tiges undt  lustiges  daher  zu  machen?  Ich  meine,  es  seye  viel  mehr, 


85 

nmb  zu  erweißen,  daß  man  fleysig  ahn  sie  denckt,  nndt  daß  weil- 
len  man  nicht  mündtlidi  mitt  ihnen  reden  kan,  so  erweist  man 
doch  den  willen,  sein  yertrawen  zu  volführen,  indem  man  änffs 
papir  setzt,  waß  der  mundt  nicht  sagen  kan;  alßo  ist  man  lustig, 
müßen  die  brieffe  lustig  sein,  ist  man  trawerig,  deßgleichen,  damitt 
unßere  freunde  part  nehmen  können  in  alles,  waß  unß  betrifft. 
Wen  Ihr  wißen  soltet,  wie  alles  hir  ist,  solte  es  Euch  gar  kein 
wunder  nehmen,  daß  ich  nicht  mehr  lustig  bin.  Ein  andere  in 
meinem  platz,  so  nicht  so  auß  dem  grundt  lustig  geweßen  were, 
würde  vielleicht  vor  kummer  lengst  gestorben  sein;  ich  aber  werde 
nur  dick  undt  fett  darvon.  ^s  ist  nicht  ohn,  daß,  wen  ich  daß 
glück  hette,  bey  ma  tante  zu  sein,  so  glaube  idi,  daß  ich  noch 
etlich  mahl  recht  lustig  würde  sein  können;  aber  hirzu  sehe  ich 
leyder  gar  keine  möglichkeit.  Hir  habe  ich  wenig  comerce,  lebe 
gantz  apart  wie  ein  reichstättel,  kan  nicht  sagen,  daß  ich  über  4 
freündinen  in  gantz  Franckreich  habe.  Ma  tante  von  Tarante  hatte 
ich  zwar  sehr  lieb,  aber  nichts  in  der  weit  geht  mir  über  ma  tante, 
die  churfürstin.  Oncle  ist  leyder  noch  nicht  so  woll,  alß  ich  es 
wünschen  mögte,  undt  so  lang  der  Schwindel  wehrt,  wer[d]e  ich  nicht 
recht  in  ruhen  vor  I.  L.  gesundtheit  sein.  Diß  compliment  der 
entschuldigung,  liebe  Louisse,  daß  Ewer  brieff  confus  geschrieben, 
war  woll  ohnnöhtig;  den  er  war  gar  wöll  geschrieben  undt  aprobire 
alles,  außer  die  überflüßige  complimenten ;  damitt,  bitte  ich,  ver- 
schondt  meiner!  den  ich  kan  sie  nicht  vertragen;  wen  sie  offt  käm- 
men, würde  es  mir  den  Schwindel  geben  wie  onde  hatt.  Amelisse 
undt  den  duc  de  Schonberg  bitte  ich  vor  ihr  ahndencken  zu  danc- 
ken  undt  sie  wider  gar  freündtlich  von  meinetwegen  zu  grüßen. 
Hirmitt  ist  Ewer  letztes  schreiben  durchauß  beantwort.  Ich  komme 
jetzt  auff  daß  erste.  Vom  gutten  ehrlichen  herr  Max  will  ich  nichts 
mehr  sagen,  umb  Eweren  schmertzeu  nicht  zu  verneüem.  Alle 
Ewere  gedult  im  unglück  ist  sehr  tugendtsam  undt  loblich,  aber 
schwer  zu  imittiren,  liebe  Louisse!  Wolte  gott,  ich  wüste  waß,  so 
Euch  trösten  könte,  zu  sagen!  Allein  ich  weiß  nichts  änderst,  alß 
part  zu  nehmen  in  alles,  so  Euch  betrifft.  Vor  alle  gutte  wünsche, 
so  Ihr  mir  thut,  sage  ich  großen  danck,  liebe  Louisse!  Wen  wün- 
schen waß  helffen  könte,  würdet  Ihr  undt  Ewere  geschwisterig 
glücklicher  sein;  den  daran  laß  ich  es  nicht  fehlen.  Madie  de  Ma- 
lose  muß  sich  wegen  der  stecknadlen   nicht  chagriniren;   den  waß 


86 

kan  sie  davor,  waß  man  zn  Paris  anff  der  doane  thnt?  Ich  hoffe, 
sie  wirdt  mir  schreihen,  waß  sie  gekost  haben,  wen  sie  mir  die 
goutte  d'Engleterre  schicken  wirdt,  wommb  ich  sie  bitte.  Ich  weiß 
nun,  wo  monsr  Amyrauds  stecknadelen  hinkommen.  Ich  werde  sie 
baldt  haben,  ohne  daß  sie  auff  die  doane  gehen;  werde  Euch  alß- 
dan  berichten,  wie  sie  überkommen  werden  sein.  Meine  gesundt- 
[heit]  ist  nun  nur  gar  zu  perfect;  ich  werde  so  dick  wie  ein  kügel- 
reütter  undt  gar  keine  menschliche  figur  schir  mehr.  Alleweill  lest 
mich  Monsieur  hoUen,  umb  spatziren  zu  fahren ;  kan  also  ohnmoglich 
dießen  brieff  so  völlig  wie  den  ersten  beantwortten,  diß  nur  noch 
in  eyll  sagen,  daß  waß  Ihr  mir  von  armen  Carl  Edewart  s.  ge- 
schrieben, mich  dermaßen  Vor  ihn  attandrirt  undt  gejamert  hatt, 
daß  mir  die  threnen  drüber  in  den  äugen  kommen  sein.  Ahn  Carl- 
lutz darff  ich  nicht  dencken;  den  deßen  todt  habe  ich  noch  nicht 
verschmertz[t].  Adieu!  Man  treibt  mich,  umb  zu  schließen;  kan  mein 
brieff  nicht  überleßen.  Entschuldiget  die  fehler,  liebe  Louisse,  undt 
glaubt,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

50. 
A  mad.  Louise  y  raugraffiu  zu  Pfaltz,  a  Londeu.  * 

St  Clou  den  21  Juni  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  ein  tag  oder  14  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  "/21  May  zu  recht  entpfangen,  konte  aber  ohnmoglich 
drauff  antwortten;  den  ich  wäre  noch  nicht  fix  genung,  mitt  der 
lincken  handt  zu  schreiben,  undt  dem  freüUen  von  Rathsamshaussen 
die  brieffe  zu  dictiren,  were  ein  wenig  beschwerlich,  den  sie  orto- 
graffirt  bludtsübel.  Ihr  werdet  vieleicht  gedencken,  liebe  Louisse, 
das  dießes  freüUens  handt  nicht  schwehrer  zu  leßen,  alß  meine 
lincke  würde  gewest  sein,  undt  das  mag  woU  sein;  allein  ich  denck, 
das  heßliche  schrifft  vor  heßliche  schrifft  Ihr  doch  lieber  die  mühe 
nehmen  werdet,  mein  heßlich  gekritzel  zu  erahten,  alß  eines  andern 
seines;  will  Euch  derowegen  selber  alles  verzehlen  undt  meinen 
zustandt  berichten.  Es  ist  just  heütte  vier  wochen,  daß  ich  mitt 
monsr  le  Dauphin  den  wolff  jagen  wolte.    Es  hatte  gerechnet  undt 

*  Dieser  brief  ist,  jedoch  durchaus  nicht  unleserlich,  mit  der  linken 
hand  geschrieben. 


87 

war  gar  glat.    Wir  hatten  2  stundt  lang  einen  wolff  gesucht  nndt 
nichts  gefunden,  wolten  derowegen  in  eine  andere  enceinte  reitten, 
da  man  meinte,  das  der  wolff  hinkommen  were.    Wir  gingen  den 
gantz  gemachen  schrit,   auff  einmahl  rent  einer  ongefehr  bey  mir, 
daß  gibt  meinem  pferdt  lost,  anch  zu  renen.    Es  erhebt  sich  ein 
wenig  undt  mitt  den  hindern  füßen  kompt  es  auff  daß  naße  graß; 
da  glitschen  ihm  die  beyde  hinderfaß  auff  einmahl    auß   undt  feit 
gantz  gemach  auff  die  rechte  seitte,  mein  rechter  ellenbogen  findt 
just  einen  stein,  damitt  ginge  mir  der  große  knochen  vom  arm  auß 
einander.    Man  suchte  gleich  deß  königs  balbirer,  konte  ihn  aber 
nicht  finden.    Er  hatte   ein  huffeyßen  verlohren  undt  war  in  ein 
ander  dorff  geritten,  sein  pferdt  beschlagen  zu  laßen.    Ein  bawer, 
so  eben  da  war,  sagte,  daß  zwey  meil  von  dar  ein  gar  geschickter 
balbirer  were,   so   alle   tag  arm   undt   bein  einrichtete.    Wie   ich 
hörte,  daß  er  eine  so  große  experientz  hatte,  setzte  ich  mich  in 
calesch  undt  führe  hin,  litte  große  schmertzen  unterwegens;  so  baldt 
er  mir  aber  den  arm  wider  eingericht  hatte,  fühlte  ich  gar  keine 
schmertzen  mehr,  setzte  mich  derowegen  wider  in  calesch  undt  führe 
im  vollem  drab  her.    Andern  tags  kämmen  Monsieur  undt  meine 
balbirer  die  curiositet  ahn,  zu  sehn,  ob  mein  arm  recht  eingericht 
war  (ich  glaube,  es  mischte  sich  auch  ein  wenig  neidt  mitt  unter, 
daß  der  bawer  es  so  woU  gemacht  hatte),  gehen  undt  machen  dießen 
armen  man  weiß,  das,  wen  er  nicht  gleich  nach  meinem  arm  sieht, 
könte  der  kalte  brandt  dazu  schlagen.    Der  arme  bawer  lest  sich 
von  den  bößen  balbirer  überreden,  macht  mir  den  arm  loß,  so  9 
tag  hette  sollen  verbunden  bleiben,  bewegen  mir  den  arm  hin  undt 
her,  verbinden  mich  so  übel,  daß  man  andern  tags  wider  alles  auff- 
machen  muß ,  welches  mir  eine  solche  abscheuliche  geschwulst  auff 
die  handt  undt  den  arm  gezogen,  daß  ich  noch  auff  dieße  stunde 
die  faust  nicht  zu  thun  kan,   noch  die  handt   zum   mundt   führen; 
konte  doch  bey  des  thun,  wie  die  verfluchte  balbirer  mir  den  ersten 
apareil  abgethan  hatten.    Seyder  gestern  nimbt  die  geschwulst  ein 
wenig  ab,  aber  ahnstatt  das,  wen  die  balbirer  meinen  bawern  betten 
gewehren  laßen,  ich  jetzt  gantz  courirt  würde  geweßen  sein,  werde 
ich  noch  lenger,  alß  einen  gantzen  monat,  in  der  verfluchten  bal- 
birer bände  sein  müßen.    Außer  aber   dießer  geschwulst,   so   ich 
noch  habe,  bin  ich  im  tiberigen  in  gar  volkommener  gesundtheit. 
Hirmit,  liebe  Louisse,  wist  Ihr  nw^^^  perfect  meinen  zustandt. 


88 

Ihr  habt  mir,  liebe  Lonisse,  einen  rechten  gefallen  gethan,  zu  be- 
richten, waß  Ihr  in  Engellandt  gesehen.  Über  die  wunderliche 
commedie  von  Psiche  habe  ich  recht  lachen  müßen.  Schreibt  mir, 
ob  Ihr  diß  gekritzel  recht  habt  leßen  können!  Danckt  den  duc  de 
Schonberg  von  meinetwegen  vor  sein  compliment,  wie  auch  Amelisse, 
undt  ambrassirt  dieße  von  meinetwegen!  Mein  arme  lincke  potte  ist 
müde,  kan  also  nichts  mehr  sagen,  liebe  Louisse,  alß  daß  in  wel- 
chem standt  ich  auch  sein  mag,  so  werde  ich  doch,  so  lang  ich 
lebe,  Ettch  von  hertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Auß  was  ich  Euch  im  endt  meines  Schreibens  gesagt,  werdet 
Ihr,  liebe  Louisse,  ersehen  haben,  das  ich  so  woll  Ewer  schreiben 
vom  25  May  v.  st.  zu  recht  entpfangen,  alß  daß  vom  "/««  May;  ist 
mir  recht  leidt,  das  ich  nicht  völlig  drauff  andtwortten  kan. 

51. 

A  mad.  Louisse,  raugrävin  zu  Pfaltz. 

St  Clou  den  19  Julli  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangenen  sontag  abendts  bin  ich  mitt. 
zwey  von  Ewern  lieben  brieffen  erfrewet  worden  vom  "/«s  Juni 
undt  vom  25  st.  v.,  habe  aber  ohnmöglich  eher,  alß  heütte,  drauff 
andtwortten  können;  den  weillen  ich  noch  gar  große  schmertzen 
ahn  meinem  arm  habe,  kan  ich  ohnmöglich  viel  brieffe  auff  ein- 
mahl schreiben.  Vergangenen  montag  war  die  post  von  Savoyen, 
dinstag  kämme  mein  herr  von  Marly  wider  undt  hatte  den  gantzen 
tag  vissitten,  alle  envoyes  kämmen  zu  mir,  mittwogen  war  die  post 
von  Modene  undt  gestern  die  hannoverische,  ist  mir  also  kein  tag 
alß  heütte  zu  schreiben  überblieben.  Umb  nicht  zweymahl  von 
einerley  zu  reden,  will  ich  bey  dem  frischten  brieff  meine  antwort 
ahnfangen.  Ich  wüste  woll,  daß  ich  nicht  hübsch  mitt  der  lincken 
handt  schreiben  konte;  befliße  mich  also  nur,  es  so  zu  madben, 
daß  es  leßlich  sein  konte.  Freylich  were  es  beßer  geweßen,  wen 
man  den  gutten  bawem  hette  gewehren  laßen,  so  were  ich  all 
lengst  courirt;  nun  aber  werde  ich  vielleicht  all  mein  leben  lahm 


89 

bleiben;  den  die  stärcke  kompt  nicht  wieder  undt  fühle  continnir- 
liche  schmertzen.  Wie  man  mir  daß  erste  mahl  den  arm  so  unö- 
htiger  weiß  auffbundt,  war  der  schmertzen  so  groß,  daß,  ob  es  zwar 
selbigen  tag  gar  nicht  warm  war,  schwitzte  ich  doch  gar  starck  vor 
schmertzen;  suma,  die  herren  balbirer  haben  ihr  mühtgen  ahn  mir 
gekühlt  undt  ich  were  es  noch  gar  lang  entpfinden.  Die  umbstän- 
den  von  meinem  fall  will  ich  Euch  gar  baldt  sagen;  wir  waren  2 
stundt  gewest,  ohne  einen  wolff  zu  finden,  gingen  den  schrit,  einen 
andern  zu  suchen;  einer  zu  pferdt  rent  ohngefehr  bey  mir  vorbey, 
daß  gibt  meinen  pferdt  ardeur,  es  will  folgen;  ich  halte  es  ein,  es 
will  sich  cabriren,  ich  laßen  zügel  schießen  undt  threhe  die  handt, 
umb  weitter  zu  reitten.  Mein  pferdt  war  auff  einer  kleinen  höhe 
mitt  den  hindern  flißen  auff  daß  naße  graß,  die  zwey  hinderfüß 
glitzschen  dem  pferdt  auß,  es  feit  sagte  auff  die  rechte  seytte,  ich 
finde  just  einen  stein,  worauff  mein  ellenbogen  mitt  der  schpitze 
kompt,  daß  verengt  mir  den  großen  knochen  undt  setzt  mir  ihn 
mitten  im  arm.  Man  sucht  deß  königs  balbirer,  den  arm  wider 
einzurichten;  selbigen  fnnde  man  nicht,  den  er  hatte  ein  huffeißen 
verlohren,  war  weit  in  ein  dorff  geritten,  sein  pferdt  beschlagen  zu 
laßen.  Ein  bawer  sagt  mir,  sie  hetten  in  seinem  dorff  ein  balbirer, 
so  die  arm  woll  einrichte.  Ich  fuhr  hin;  in  der  that,  dießer  bawer 
richtet  mein  arm  gar  woll  ein  undt  were  in  14  tagen  geheyllet  ge- 
weßen,  wen  die  hoffbalbirer  ihre  kunst  nicht  ahn  mir  versucht  het- 
ten, wovon  ich  glaube,  daß  ich  lahm  bleiben  werde.  Daß  eintzig, 
daß  mich  nur  noch  tröst,  ist,  daß  ich  die  finger  genung  rühren 
kan,  umb  die  feder  zu  halten  undt  zu  schreiben;  habe  also  nicht 
von  nöhten,  mich  einiger  andern  handt  zu  gebrauchen.  Weillen  ich 
glaube,  daß  Ihr  nun  in  Hollandt  sein  werdet,  so  werde  ich  dießen 
brieff  ahn  mr  Amirault  schicken.  Mich  wirdt  sehr  verlangen,  zu 
vernehmen,  daß  Ihr  glücklich  in  Hollandt  werdet  ahngekommen 
sein;  den  daß  meer  ist  ein  ellement,  von  welchem  ich  gar  nichts 
halte.  Seekranck  sein,  geht  woll  hin;  den  wen  man  zu  landt  ist, 
wirdt  man  nur  desto  gesundter  hernach;  aber  stürm  außzustehen 
undt  nicht  sicher  zu  sein,  mitt  dem  leben  davon  zu  kommen,  daß 
ist  etwaß  heßliches.  Ihr  undt  Amelisse,  liebe  Louisse,  werdet  alß 
gereiste  leütte  viel  verzehlen  können,  wen  Ihr  wider  in  Tetitsch- 
landt  sein  werdet.  Der  printz  undt  die  princes  von  Denemarck 
reißen  sie  nach  Ronebridge  wegen  ihre  gesundtheit  undt  umb  in 


90 

der  that  den  sawerbranen  zu  drincken  oder  nur  vor  divertissement, 
wie  man  in  Teütschlandt  thut?  Daß  Euch  daß  Teütschlandt  noch 
über  andere  länder  geht,  liebe  Louisse,  ist  gar  naturlich;  waß  man 
gewohnt,  gefeit  einem  immer  beßer,  alß  waß  frembt  ist,  undt  daß 
vatterlandt  steht  unß  Teütschen  allezeit  ahm  besten  ahn.  Amelisse 
ambrassirt  von  meinetwegen!  Hirmitt  ist  Ewer  letztes  schreiben 
durchauß  beantwortet,  liebe  Louisse !  ich  komme  jetzt  auf  daß  erste 
vom  "/s8  Juni.  Ich  sage  nichts  mehr  über  daß  Ihr  Euch  eingebildt, 
eher  von  Londen  zu  ziehen,  weillen  ich  schon  weiß,  daß  es  noch 
nicht  geschehen,  alß  Ihr  mir  den  25  st.  v.  geschrieben.  Ich  habe 
schon  gesagt  auch,  daß  ich  dießen  brieff  ahn  monsr  Amirault 
adressiren  wolle.  So  baldt  Ihr  mir  von  Franckfort  auß  werdet  ge- 
schrieben haben,  wirdt  meine  antwort  nach  Hannover  geschickt  wer- 
den, will  aber  auch  mitt  einem  einen  andern  brieff  ahn  Euch 
schreiben  undt  über  geraden  weg  nach  Franckfort  schicken;  wir  wer- 
den alßdan  [sehen] ,  welcher  von  beyden  brieffen  ahn  geschwinsten 
ahnkommen  wirdt,  undt  alßden  dießen  weg  behalten.  Von  meinem 
arm  werde  ich  weitter  nichts  sagen ;  den  ich  habe  schon  volligen 
nachricht  davon  geben.  Madie  de  Malauze  deucht  mir  in  ihren 
brieffen  recht  betrübt  zu  sein ,  Ewere  geselschafft  zu  verliehren.  Es 
ist  mir  recht  lieb,  daß  Ihr  so  content  von  einander  seydt  undt  ich 
Euch  also  keine  böße  kundtschafft  geben  habe.  Ich  bin  versichert,  daß 
es  Euch  gantz  wirdt  attandrirt  l^aben,  Ewere  neuveus  undt  niesen 
zu  quittiren.  Meledy  Straffort  kene  ich  gar  wenig,  habe  sie  nur 
zwey  oder  3  mahl  gesehen,  habe  sie  aber  von  die,  so  sie  kenen, 
sehr  estimiren  hören;  solle  gar  gotsförchtig  sein.  So  ein  man,  me 
sie  gehabt,  were  woU  vor  Euch  andern  zu  wünschen.  Es  ist  ein 
schlim  zeichen  vor  die  lander,  wo  man  fragt,  ob  die,  so  sie 
heürahten  können,  reich  sein;  den  daß  weist,  daß  man  w^nig 
nach  tugendt  fragt.  Ich  glaube,  daß  Engellandt  nicht  der  eintzige 
ort  ist,  wo  böße  eben  undt  wunderliche  männer  sein;  wer  die  nicht 
finden  will,  müste  die  weit  räumen,  undt  wer  lust  zu  heürahten 
hette,  müste  mich  nicht  consultiren;  den  ich  bin  nie  vor  den  ehe- 
standt.  Ich  wünsche,  daß  gott  der  allmachtige,  liebe  Louisse,  vor 
Euch  undt  Amellisse  möge  vorsehen  haben,  waß  zu  Ewer  beyder- 
seits  volkommenen  glück  undt  vergnügen  gereichen  möge;  ich  aber 
werde  jederzeit  meine  freündtschafft  noch  s^ection  vor  Euch  be- 
hüten, wie  es  so  woU  die  estime,  so  ich  vor  Euch  habe,  alß  auch 


91 

daß  geblüdte  erfordert;   könt  also,  so  lang  ich  lebe,  auff  meine 
&eündtschafift  bawen. 

Elisabeth  Charlotte. 

52. 
A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  4  September  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangenen  freitag  zu  Marly  umb  9  abendts 
habe  ich  Ewer  schreiben  vom  Vit  Augusti  zu  recht  in  ma  tante  pa- 
quet  entpfangen,  aber  ohnmöglich  die  sontagspost  drauff  antwortten 
können,  weillen  ich  selbigen  tag  einen  gar  großen  [brief]  ahn  ma  tante, 
die  fraw  churftirstin,  undt  noch  einen  ahn  ma  tante,  die  fraw  ab- 
tißin  von  Maubisson,  zu  schreiben  gehabt  habe  undt  noch  einen  noht- 
wendig  nach  Paris,  undt  wen  ich  zu  viel  mitt  meiner  rechten  handt 
schreibe,  welche  noch  niatt  ist,  thut  es  mir  hernach  wehe  im  arm; 
habe  also  ohnmöglich  ahn  Etlch  schreiben  können  eher,  alß  nun.  Ist 
mir  lieb,  zu  vernehmen,  daß  Ihr  einmahl  wider  glücklich  zu  Franck- 
fort ahngelangt  sejdt  Mons.  Amyrault  hatt  mir  geschrieben,  wie 
es  mitt  meinem  paquet  gangen  ist.  Ich  kan  mir  leicht  einbilden, 
daß  bey  Ewer  ahnkunfft  alle  Ewere  gutte  freunde  zu  Franckforlgn 
nicht  w;erden  manquirt  haben,  zu  Euch  zu  kommen.  Es  ist  ml^' 
leydt  auff  alle  weiß,  daß  Ihr  nicht  lenger  habt  im  Haag  bleiben 
können.  Ich  erinere  mich  deß  Haags  noch  gar  perfect  undt  habe 
es  allezeit  einen  gar^  ahngenehmen  ort  gefunden.  Den  vorwitz.  Reis- 
sewick  mitt  den  plenipotentier  zu  sehen,  bette  ich  auch  woU  gehabt. 
Gott  gebe,  daß  sie  einen  gutten  undt  beständigen  frieden  außwirc- 
ken  mögen!  Ewere  neuveus  undt  niege  dauern  mich  recht,  so  be- 
trübt bey  Ewerm  abschidt  geweßen  zu  sein,  undt  noch  viel  mehr, 
daß  sie  in  eines  so  wunderlichen  vatters  handt  verbleiben.  Es 
würde  mir  gar  nicht  beschwerlich  gefallen  sein,  wen  Ihr,  liebe 
Louisse,  mir  die  umbständt  berichtet  bettet  von  Ewer  dortiges 
leben.  Daß  er  gar  wunderlich  ist,  weiß  ich  lengst;  sein  eigener 
bruder,  graff  Carl  s.,  hatt  mir  es  gesagt.  Ich  meinte  aber,  daß  dießes 
nur  seiner  gemahlin,  aber  nicht  seinen  geschweyen  ahngehen  könte. 
Es  ist  woU  war,  daß  der  ledige  standt  der  beste  ist,  undt  der 
beste  man  deucht  den  teüffel  nicht.    Amelisse   reflectionen  habeq 


92 

mich  von  hertzen  lachen  machen  undt  die  wehren  woll  gutt,  wen  e8 
hey  unß  stünde,  nicht  geheüraht  zu  werden,  undt  Wir  unßern  freyen 
willen  hetten;  allein  ich  bin  persuadirt,  daß  alles  destin  ist  undt 
es  gar  nicht  bey  unß  stehet,  zu  thun,  waß  man  gerne  wolte.  Liebe 
in  den  ehestandt  ist  die  mode  gar  nicht  mehr;  die  einander  recht 
lieb  haben,  passiren  vor  ridicuUe.  Die  catholischen  hir  laßen  den 
hettraht  in  ihrem  cathegisemus  vor  ein  sacrement  passiren,  in  der 
that  aber  leben  sie  mitt  ihre  weiber  wie  die,  so  nicht  glauben,  daß 
es  ein  sacrement  seye,  undt  noch  waß  ärger;  nichts  wirdt  mehr 
aprobirt,  alß  daß  die  mäner  galanterien  haben  undt  ihre  weiber 
verachten.  Aber  umb  nicht  zu  weit  in  dießem  text  zu  kommen,  so 
will  ich  lieber  von  meinem  arm  sprechen;  meine  handt  ist  noch 
schwach  undt  leyde  täglich  schmertzen  in  der  axsel,  kan  auch  den 
arm  nicht  auff  den  rucken  legen  noch  herumb  trehen,  jedoch  so 
verspricht  man  mir,  daß  ich  werde  mitt  der  zeit  courirt  werden 
undt  nicht  lahm  bleiben;  ich  aber  zweyffle  dran  undt  furcht  sehr, 
daß  ich  all  mein  leben  bleiben  werde,  wie  ich  nun  bin.  Solte  auch 
mein  leben  drauff  bestehen,  würde  man  mich  woll  nicht  in  ein  badt 
außer  dießes  königreich  reißen  laßen,  undt  über  daß  so  seindt  noch 
viel  bäder  hir  in  Franckreich,  so  gutt  sein;  dgirff  mich  also  gar 
nicht  flattiren,  daß  man  mich  in  Teütschlandt  reißen  ließe.  Barege 
dt  Bourbonne  seindt  die  bäder,  so  man  hir  zu  lande  braucht, 
fürchte,  daß  es  sich  schicken  könte,  daß  ich  woll  madle  de  Ma- 
lauze  eher,  alß  Euch,  zu  sehen  bekommen  konte;  zum  exempel  wen 
durch  den  frieden  geschloßen  würde,  daß  freyheit  der  religion  in 
Franckreich  were,  würde  alßden  madle  de  Malauze  nicht  wider- 
kommen, da  ist  woll  nicht  ahn  zu  zweyfflen;  aber  wie  wir  einander 
einsmahl  widersehen  könten.,  were,  wen  mein  dochter  in  Teütsch- 
landt oder  Lotheringen  würde  verheüraht  werden  undt  ich  sie  be- 
suchen solte;  alßden  könte  ich  Euch  rendevous  geben.  Daß  würde 
mir  ein  rechte  freüde  undt  trost  sein,  wen  ich  Euch  undt  Amelis 
ambrassiren  könte  undt  mündtlich  versichern,  daß  ich  Euch  von 
hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte, 


^hi 


93 


53. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  9  October  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangenen  sontag  habe  ich  Ei/ver  schrei- 
ben vom  "/jT  September  in  ma  tante  paquet  gefunden,  bedancke 
Euch  sehr  vor  daß  mitleyden,  so  Ihr  mir  vor  meinen  boßen  arm 
bezeuget.  Seyder  ich  ein  öhl  drauff  schmire,  so  man  mir  auß  Ital- 
lien  undt  von  Florentz  geschickt,  ist  mein  arm  ohne  vergleichung 
beßer.  Freylich  hatte  mich  nichts  änderst  verdorben,  alß  die  bal- 
birer  hir.  Ich  fange  doch  nun  ahn,  zu  hoffen,  daß  ich  nicht  lahm 
bleiben  werde.  (Jestem  habe  ich  ein  wenig  versudien  woUen,  ob 
ich  daß  reitten  nicht  vergeßen;  es  kämme  aber  ein  so  abscheulicher 
regen,  daß  ich  kaum  eine  halbe  stundt  zu  pferdt  sein  konte.  Daß 
schreiben  incommodirt  mich  gantz  undt  gar  nicht ;  den  ich  fdhle  gar 
keine  schmertzen  in  der  handt,  sondern  nur  in  der  axel,  wo  ich 
keinen  schaden  gehabt;  kompt  nur,  daß  die  balbirer  mir  den  arm 
verkält  haben;  werde  also  selber  auff Ewern  lieben  brieff  antwortten. 
So  lang  man  lebt,  muß  man  nicht  verzweyfflen,  einander  widerzu- 
sehen; den  es  kan  sich  hundertley  zutragen,  daß  es  geschehen 
könte.  Ich  glaub,  Ihr  spottet  meiner,  wen  Ihr  von  Ewerm  alter 
sprecht,  liebe  Louisse!  Habt  Ihr  den  vergeßen,  daß  ich  10  jähr 
älter  bin,  alß  Ihr?  Seydt,  also  ein  kint  bey  mir  zu  rechnen.  Ich 
würde  allezeit  eine  große  freüde  haben,  Euch  zu  sehen  undt  von 
allem  zufrieden  seyn,  wen  Ihr  nur,  wen  wir  einander  sehen  solten, 
mir  keine  complimenten  machtet  undt  frey  undt  offenhertzig  mitt 
mir  umbgeht;  daß  were  alles,  waß  ich  ahn  Euch  undt  Amelise 
wünsche,  ünßer  lieber  ehrlicher  Carllutz  s.  (welchen  ich  noch  re- 
gretire  undt  offt  beweine)  hatt  es  so  mitt  mir  gemacht;  drumb  habe 
ich  ihn  auch  noch  in  seinem  todt  lieb.  Mein  glück  in  dießem  leben 
ist  eben  nicht  so  unermeßen,  daß  ich  die  unglücklichen  vor  abge- 
schmackt halten  solle;  nein,  liebe  Louisse,  nein,  ich  weiß,  waß 
Unglück  ist,  kan  also  mehr  mittleyden  mitt  unglückliche  haben,  alß 
ein  anders,  insonderheit  wen  sie  mir  so  nahe  zugehören  wie  Ihr. 
Nichts  stehet  in  unßer  gewalt,  wir  seindt  alle  einem  verhengnuß 
unterworffen;  also  ist  es  zwar  woll  gethan,  zu  suchen,  sich  in  Un- 
glück zu  faßen,  allein  es  geschieht  nur,  waß  gott  der  allmächtige 


94 

unß  all  lengst  vorsehen  hatt.  Von  hir  kan  ich  nicht  viel  neues 
sagen.  Daß  der  frieden  zwischen  Engellandt,  Holland!  undt  Spa- 
nien geschloßen,  werdet  Ihr  schon  wißen.  Man  meint,  daß  der 
mitt  dem  keyßer  undt  reich  baldt  folgen  werde.  Daß  ist  alles,  waß 
ich  vor  dißmahl  sagen  kan,  undt  daß  ich  Euch,  liebe  Louisse,  undt 
Ewere  geschwisterig  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

m 

54. 

A  mad.  Louise,    raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Franckfort. 

Paris  den  10  November  1697. 

Hertzallerliebe  Louisse,  vergangen  freitag  habe  ich  Ewern 
lieben  brieff  in  ma  tante  paquet  gefunden,  vom  *Vs6  October. 
Mein  arm  ist  nun  so  weit  wider  woU,  daß  ich  ihn  zwar  wider  regen 
kan  undt  threhen  wie  den  andern,  allein  wo  mir  die  balbirer  den 
arm  so  verkält  haben,  alß  nehmblich  oben  in  der  axel,  habe  ich 
noch  einen  wettercallender;  insonderheit  wen  es  regnen  will,  so 
laßen  sich  noch  ein  wenig  schmertzen  entpfinden,  aber  sonsten  thut 
er  mir  gar  nicht  mehr  wehe.  Ich  hoffe,  daß  das  florentinische  öhl, 
so  mir  bißher  so  woU  bekommen,  mich  femer  couriren  wirdt.  Nun 
es  überal  frieden  ist,  könt  es  sich  gar  woll  zutragen,  daß  wir  ein- 
ander wider  zu  sehen  bekommen  könten.  Man  muß  nie  die  hoffnung 
verliehren.  Wen  in  der  that  solte  war  wehren,  waß  vor  ein  par 
monat  in  geschrey  gangen,  nehmblich  daß  mein  tochter  hertzogin 
von  Lotheringen  werden  solte,  so  könte  es  sich  ja  leicht  zutragen, 
daß  wir  einander  rendevous  zu  Nancy  geben  könten;  zweyffele  gar 
nicht,  liebe  Louisse,  daß  Ihr,  Amellisse  undt  ich  gar  woll  mitt  ein- 
ander zu  recht  kommen  würden.  Ihr  werdet  nun  albereits  erfahren 
haben,  wie  daß  der  frieden  mitt  dem  keyßer  undt  reich  nun  auch 
geschloßen  undt  unterschrieben  ist.  Es  muß  ein  sonderliche  vermal- 
ledeyung  auff  den  generalfrieden  sein,  daß  er  schir  nirgendts  mitt 
freüden  ahngenohmen  wirdt,  ob  er  zwar  schon  so  gar  lang  ist  ge- 
wtinschet  worden;  den  der  pöpel  zu  Paris  hatt  sich  auch  nicht  drü- 
ber erfrewen  wollen,  man  hatt  sie  schir  dazu  zwingen  müßen.  So 
baldt  glaube  ich  nicht,  daß  der  krieg  wider  ahngehen  wirdt.  In 
Poln,  glaube  ich,  wirdt  auch  kein  großer  krieg  werden;  den  man 
sagt,  daß  es  nicht  woll  dortten  vor  unßem  printz  de  Conti  gehe, 


95 

I.  L.  mögten  woU  baldt  wider  herkommen,  worin  ich  I.  L.  vor 
glückseeliger  sehatzen  würde,  alß  wen  er  könig  in  Poln  würde;  den 
es  ist  ein  schmatzig  nndt  wildt  landt  nndt  die  große  herren  gar  zu 
interessirt.  Wir  haben  den  churfürsten  von  Saxsen  zwey  jähr  lang 
hir  gehabt,  kene  also  seine  stärcke  woU,  allein  es  ist  wunderlich, 
daß  man  davon  in  den  zeittungen  spricht.  Man  könte  nicht  so  viel 
von  printz  de  Conti  sagen;  den  ob  er  zwar  länger  von  person,  alß 
der  churftirst  ist,  ist  er  doch  gar  schwach.  Ich  glaube  nicht,  daß  es 
dazu  kommen  wirdt,  daß  Carl  Moritz  in  Poln  muß;  die  sach  wirdt 
sich  eher  schlichten.  Ich  werde  ordre  ertheyllen  wegen  der  contre- 
faitten.  Warumb  habt  Ihr  mich  nicht  eher  dran  gemant?  Ich  ge- 
stehe, daß  ich  es  gantz  undt  gar  vergeßen  hatte.  Nun  es  überall 
frieden,  wirdt  keine  difficultet  mehr  sein,  wie  ich  glaube,  die  con- 
trefaitten  nach  Franckfort  zu  bringen,  wen  es  gleich  nicht  durch  den 
graffen  von  Hannaw  ginge.  Ich  glaube  auch,  daß  ich  hinfüro  meine 
brieffe  nur  geraht  nach  Franckfort  werde  schicken  können  undt 
daß  sie  geschwinder  gehen  werden.  Versucht  es  undt  schreibt  mir 
ein  brieff  auff  die  post!  undt  ich  werde  drauff  andtwortten;  alßden 
werden  wir  sehen,  ob  es  geschwinder  gehen  wirdt,  alß  über  Han- 
nover, undt  werden  unß  darnach  richten  können.  Wie  ich  sehe,  so 
liebt  Ihr  daß  spiellen  eben  so  wenig  alß  ich.  Lombre  ist  sehr  a  la 
mode  hir;  man  spilt  nichts  alß  landsknecht  undt  lombre  hir  im 
landt.  Daß  dantzeh  ist  waß  rarers;  glaube  aber,  daß  es  wider 
auffkommen  wirdt;  den  die  zukünfiftige  duchesse  de  Bourgogne 
dantzt  über  die  maßen  woll.  Man  kan  woU  bey  dem  bal  sein  ohne 
dantzen.  Schreibt  mir  doch,  liebe  Louisse,  wie  der  hertzog  von 
Lotheringen  außsicht  undt  waß  vor  einen  humor  er  hatt!  Ihr  sagt 
zwar,  daß  er  viel  gedantzt  hatt,  aber  nicht,  ob  er  woll  dantzt  undt 
gutte  minen  hatt.  Der  cavalier,  so  die  blinde  kühe  proponirt,  bin 
ich  versichert,  ist  nicht  der  von  der  compagnie,  so  daß  schlimbste 
gemühte  hatt,  muß  von  unßem  zeitten  sein;  den  zu  unßer  zeit 
spilte  man  lang  spieiger.  Etlich  mahl  seindt  avanturen,  so  diver- 
tiren,  ob  man  schon  die  leütte  nicht  kent;  drumb  schreibt  mir  nur 
fort,  waß  newes  vorgeht!  Die  große  mode  hir  nun  ist,  einen  star- 
cken  husten  zu  haben;  ich  bin  8  tag  hart  dran  fest  geweßen,  habe 
nicht  auß  der  cammer  gekönt,  Monsieur  hatt  es  nun  auch.  Mir  war 
es  kein  wunder;  den  hir  zu  Paris  kan  ich  nie  gesundt  sein,  habe 
daß  exempel  seyder  26  jähren.    Aber  man  rufft  mir  in  dießem  au.- 


96 

genblick,  vmb  in  die  kirch  zu  gehen;  den  es  ist  sontag  heütte. 
Nach  der  Mrch  werden  wir  monsienr  le  Dauphin  hir  haben,  so  mitt 
unß  zu  mittag  eßen  kompt,  wirdt  hernach  landsknecht  spiellen  undt 
abendts  werden  wir  alle  mitt  einander  ins  opera.  Daß,  so  man  jetzt 
spilt,  ist  zwar  nur  ein  balet,  aber  recht  artig.  Es  heißt  L'Europe 
galante.  Man  erweist  drin,  wie  die  Frantzoßen,  Spanier,  Ittalliener 
undt  Turquen  amour  machen;  der  nationen  humor  ist  aber  so  per- 
fect  drin  observirt,  daß  es  recht  possirlich  ist.  Adieu,  liebe 
Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  sambt  Carl  Moritz  undt  Amelisse  von 
hertzen  undt  versichere  Euch,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  be- 
halte. 

Elisabeth  Charlotte. 

55. 
A  mad.  Louise,   raugräfin  zu  Pfaltz,   a  Franckfort. 

Yersaille  den  5  Dezember  1697. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  habe  ich  in  ma  tante  paquet  Ewer 
schreiben  vom  V»»  November  gefunden,  aber  waß  mir  ma  tante 
von  ondes  leyder  so  gar  eilenden  zustandt  beriebt,  macht  mich 
fürchten,  daß  I.  L.  noch  nicht  recht  außer  gefahr  sein,  undt  daß 
setzt  mich  in  rechten  sorgen.  Zu  Ewerm  wünsch  vor  oncle  undt 
tante  sage  ich  woU  von  grundt  meiner  seelen  amen.  Nach  allem 
ahnsehen  wirdt  der  frieden  nirgendts  große  freüde  erwecken.  Wen 
wünschen  waß  helfen  könte,  würde  alles  woU  änderst  hergehen,  alß 
man  nun  sieht.  Ich  weiß  nicht,  ob  es  nicht  beßer  vor  mich  undt 
vor  meinem  söhn  were,  daß  er  noch  einige  campagne  thun  könte; 
den  diß  landt  ist  greulich  verführisch  vor  junge  leütte  undt  sie  er- 
werben mehr  ehre  im  krieg,  alß  hir  nichts  zu  thun,  alß  herumb  zu 
schlendern  undt  zu  desbauchiren ,  wozu,  unter  unß  gerett,  mein 
söhn  nur  gar  zu  viel  inclination  hatt,  undt  meint,  weillen  er  nur 
die  weiber  lieb  hatt  undt  nicht  von  der  andern  desbauchen  ist,  so 
jetzt  gemeiner  hir  ist,  alß  in  Ittallien,  so  meint  er,  man  solle  ihn 
noch  dazu  loben  undt  danck  wißen;  mir  aber  steht  sein  leben  gar 
nicht  ahn.  So  baldt  ich  Ewer  schreiben  gestern  entpfangen,  bin 
ich  gleich  bey  Monsieur  zu  raht  gangen,  umb  zu  sehen,  ob  nichts 
bey  S.  M.  dem  könig  zu  erhalten  seye.  Er  hatt  mir  aber  leyder 
blat  herauß  gesagt,    daß  es  der  könig  nicht  thun  würde;   den  er 


97 

woU  von  kein  dedomagement  sprechen  hören,  hatt  auch  seinen  am- 
bassadeurs  befohlen,  ehe  den  frieden  zu  brechen,  alß  von  einig  de- 
domagement «zu  reden  hören,  darffe  also  jetzt  nichts  davon  reden; 
allein  schickt  mir  ein  frantzösch  memoire  mitt  größerm  detail,  alß 
diß  teütsche  ist,  von  Ewern  pretentionen !  Daß  will  ich  behalten  undt 
wen  ich  den  könig  einmabl  in  guttem  humor  finden  werde,  will  ich  ihm 
in  lachen  sagen,  er  solte  mir  woll  wider  restutieren  [?  restituieren], 
waß  er  meinen  armen  raugraffinen   geschadt  hette,   undt  ihm  daß 
memoire  weißen.   Wer  weiß,  ob  daß  nicht  waß  nutzen  wirdt?  Waß 
Monsieur  ahnbelangt,  so  habe  ich  ihm  blat  herauß  [gesagt] ,   daß  er 
Euch  noch  schuldig  seye.  Er  sagt,  ich  solle  ihm  ein  memoire  geben, 
er  wolle   es  examiniren;  werde  also  ein  extrait  auß   Ewerm   zettel 
ziehen  undt  solches  I.  L.   geben  undt  es  starck  ahm  cantzler  undt 
meines  herm  rähte  recommandiren.    Daß  ist  alles,  liebe  Louisse, 
waß  ich  bey  der  sachen  thun  kan.    Wolte  gott,   alles  stünde   bey 
mir!  so  würdet  Ihr  baldt  in  alles  ein  völlig  vergnügen  haben;  den 
seydt  versichert,    daß  ich  nie  meine  Interesse  Ewer  freündtschafft 
vorziehen  werde!   Die  unßer  armes  vatterlandt  so  lange  jähren  ein- 
gehabt,  haben  sich  woll  dabey  befunden;   drumb  wollen  sie  nichts 
wider  davon  geben  von  dem,   so   sie  gezogen  haben.    Ich  allezeit 
habe  keinen  heller  davon  bekommen;  waß  Monsieur  auch  in  mei- 
nem nahmen  bekommen,  da  werde  ich  auch  wenig  von  zu  sehen  be- 
kommen.   So  seindt  die  frantzösche  heüraht;  die  mäner  seindt  alle- 
zeit herr  undt  meister  über  alles,  waß  ihre  weiber  gehört;  ich  bins 
gewahr  worden.    Daß  memoire,  so  Ihr  mir  auff  frantzösch  schicken 
werdt,   muß   sich  ahn   den  könig  adressiren  undt  gar  respectueux 
geschrieben  sein,  aber  es  muß  expresse  drin  stehen,  daß  Ihr  nichts 
von  dem  Ewerigen  genoßen,  so  lang  der  könig  die  Pfaltz  gehabt 
hatt.    Schickt  mir  es,  so  baldt  möglich  sein  wirdt!  Mich  deucht,  es 
were  auch  nicht  übel  gethan,  die  ambassadeurs  im  Haag  drüber  zu 
sondiren,   damitt   die   sach   dem  könig  nicht  zu  neue   vorkommen 
möge,  wen  ich  I.  M.  davon  sprechen  werde.   Daß  ist  alles,  waß  ich 
Euch  vor  dißmahl  Sagen  kan;  ambrassire  Carl  Moritz  undt  Amelis 
undt  behalte  Euch  alle  3  allezeit  sehr  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


Briefe  der  Prinzetisin  Elisabeth  Charlotte. 


98 

56. 
A  mad.  Loiiise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort 

Marlj  den  4  Februari  1698. 

Hertzallerliebe  Louisse,  ich  bitte  Euch  taußendtmahl  umb  ver- 
zeyung,  daß  ich  noch  bißher  auff  keines  von  Ewern  lieben  andt 
ahngenehmen  schreiben  geantwortet  habe,  ob  ich  zwar  deren  4  nach 
einander  gar  woU  entpfangen  andt  gar  richtig  überkommen  sein. 
Es  ist  eben,  alß  wen  der  teüffel  sein  spiel  mitt  gehabt  bette;  den 
keine  woche  ist  vergangen,  daß  ich  mich  nicht  sambstags  undt  mitt- 
wogs  (welches  die  tage  sein,  so  man  nach  Franckfort  schreibt)  nie- 
dergesetzt habe,  umb  Euch  zu  antwortten,  ist  mir  aber  allemahl 
waß  darzwischen  kommen,  so  mich  dran  verhindert  hatt;  schäme 
mich  recht  drüber.  Ich  habe  eine  zeit  hero  andt  seyder  daß  meiner 
dochter  heüraht  mitt  dem  hertzog  von  Lotheringen  g^schloßen  ist, 
so  viel  leütte  taglich  gehabt,  so  gekommen,  amb  glück  zu  wün- 
schen, daß  ich  schir  gar  keine  augenblick  vor  mich  selbsten  habe 
haben  können.  Nun  aber  alle  diß  gethuns  vorbey,  verspreche,  hin- 
füro  viel  fleißiger  zu  sein.  Ihr  könt  woU  gedencken,  liebe  Louisse, 
daß  es  mir  ohnmöglich  feit,  dießen  abendt  auf  Ewere  4  liebe  brieffe 
zu  antwortten;  will  nur  vom  nöhtigsten  sprechen.  Ahn  Monsieur 
habe  ich,  so  baldt  ich  daß  memorial  entpfangen,  I.  L.  überreichen 
wollen;  er  hatt  mir  aber  befohlen,  solches  zu  verwahren,  biß  er 
mitt  seinen  rähten  raht  halten  würde,  umb  gleich  eine  decissive 
antwort  zu  geben  können.  Der  raht  ist  noch  nicht  gehalten  wor- 
den, drumb  kan  ich  hirauff  noch  nichts  antwortten.  Waß  daß  kö- 
nigs  memorial  ahnlangt ,  so  will  ich  solches  erst  überreichen ,  wen 
monsr  Spanheim  hir  wirdt  sein,  weillen  ma  tante  mir  geschrieben, 
daß  selbiger  ordre  von  seinem  churfürsten  hatt,  vor  Euch  zu  spre- 
chen, undt  daß  ist  gar  gutt;  den  bir  thut  man  nichts  vor  nie- 
mandes auß  generositet,  sondern  nur,  wen  jemandes  vor  einem 
spricht,  so  sie  hir  von  nöhten  haben,  undt  weillen  sie  dem  chur- 
fürsten von  Brandenburg  nun  von  nöhten  haben,  so  hofife  ich  viel 
von  seiner  vorsprach  vor  Euch  andern,  will  also  in  selbiger  zeit 
Ewer  memorial  dem  könig  pressentiren ;  es  ist  nicht  unrecht  ge- 
schrieben. Es  wirdt  nicht  lang  ahnstehen,  daß  Spanheim  hir  wirdt 
sein;  den  man  erwart  ihn  alle  tage.  Wen  wünschen  waß  helffen 
könte,  würdet  Ihr  gar  gewiß  völlig  contentement  vom  könig  undt 


99 

Monsieur  bekommen;  den  ich  wünsche  es  von  grnndt  meiner  seelen. 
Es  fehlt  nichts  in  Monsr  memoria!,  alß  ein  r  bey  einem  altesse, 
umb  altesse  royale  zu  machen;  aber  seydt  in  keinen  sorgen  deß- 
wegen!  Ich  will  es  schon  dazu  setzen.  Seydt  auch  in  keinen  äng- 
sten,  daß  der  könig  mich  abschlagen!  Undt  wen  er  es  schon  thete, 
so  wäre  doch  diß  so  keine  große  sache;  ich  bin  schon  ahn  alles  ge- 
wont  hir  undt  nehme  nichts  mehr  frembt.  Aber  könte  es  reussiren, 
würde  es  mir  gar  eine  große  freüde  sein,  dazu  geholffen  zu  haben; 
werde  also  mein  bestes  dabey  thun.  Daß  ist  alles,  waß  ich  auff 
Ewer  schreiben  vom  Vi«  J&i^-  sagen  werde.  Ich  komme  jetzt  au£f 
daß,  so  ich  gestern  abendts  entpfangen  vom  15  Jan.  st.  v.  Der  fraw 
von  Bernstein  macht  meine  entschuldigung!  Ich  kan  ihr  ohnmöglich 
dießen  abendts  antwortten;  den  ersten  brieff  aber,  welchen  ich 
Euch,  liebe  Louisse,  nach  dießem  schreiben  werde,  da  wirdt  ihre 
antwort  bey  sein.  Die  glückwünschung  vor  meiner  dochter  heüraht 
kompt  gar  apropo,  bin  Euch  sehr  davor  verobligirt.  Unter  unß 
gerett,  weillen  ich  viel  einen  schlimmem  heüraht  vor  mein  tochter 
zu  förchten,  keinen  aber  beßer  zu  hoffen  hatte,  so  ist  mir  dießer 
sehr  ahn^enehm.  Man  hatt  mir  deß  hertzogen  humor  sehr  gelobt 
undt  mein  tochter  wirdt  nicht  so  weit  weg,  daß  ich  nicht  hoffen 
könte,  sie  wider  zu  sehen,  undt  daß  ist  doch  noch  ein  trost,  wen 
man  sich  scheyden  muß.  Ihr  habt  mir  letztmahl  einen  rechten  ge- 
fallen gethan,  die  Franckforter  gazet  zu  schicken.  Ich  bitte,  liebe 
Louisse,  schickt  mir  sie  doch  alle  woche!  Es  ist  nun  zeit,  daß  ich 
nüber  zu  der  geselschafft  muß,  wolte  warhafftig  lieber  fortschreiben 
undt  auff  Ewere  andere  beyde  schreiben  auch  antwortten;  den  daß 
spiellen  sehen  divertirt  mich  nicht;  den  ich  liebe  daß  spiellen  gar 
nicht  mehr,  die  spieler  seindt  verdrießlich.  Adieu!  Ich  muß  wider 
meinen  willen  enden  undt  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß 
ich  Euch,  Louisse,  Amelisse  undt  Carl  Moritz  hirmitt  von  hertzen 
ambrassire  undt   Euch   allezeit   von  hertzen  lieb   behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

57. 
A  mad.  Louisse ,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  12  Mertz  1698. 
Hertzallerliebe  Louisse,  wie  ich  eben  auß  der  predig  kommen 


100 

andt  mich  hieher  setzte,  nmb  Eficb  zn  schreiben,  entpfange  ich  Ewer 
liebes  schreiben  vom  22  Februar — 4  Mertz,  werde  also  bey  dießem 
letztem  meinen  brieff  ahnfangen.  Es  ist  war,  daß  ich  zu  Paris  gar 
übel  geweßen  ahn  einer  miltzcoliq,  welche  gar  starck  wäre;  monsr 
Polier  aber,  den  Ihr  woll  kent,  hatt  mir  eine  essence  eingeben,  so 
mich  unten  undt  über  sich  hatt  gehen  machen  eine  gantz  grüne 
galle;  dadurch  bin  ich  gantz  geneßen.  Zu  Paris  kan  ich  ohnmög- 
lieh  sein,  ohne  kranck  werden.  Zu  allem  glück  habe  ich  dieße  starcke 
evacuation  etlich  tage  bekommen,  ehe  ich  die  trawerige  zeittung  von 
oncles  absterben  bekommen;  ich  glaube,  daß,  wen  mich  die  betrübt- 
nuß  in  der  zeit  bette  ahngestoßen,  so  bette  ich  bersten  müßen.  So 
lang  alß  ich  zu  Paris  geweßen,  habe  ich  immer  gekränkelt;  so  baldt 
ich  aber  wider  dort  weg,  ist  es  mir  wider  woll  worden  undt  bin 
nun,  gott  sey  danck,  in  gutter  gesundtheit;  sage  Euch,  liebe  Louisse, 
großen  danck  vor  die  vorsorg,  so  Ihr  mir  bezeugt.  Die  kälte  ist 
seyder  ein  tag  14  nicht  mehr  hir  undt  wir  haben  daß  schönste 
Wetter  von  der  weit  gehabt;  habe  es  mir  zu  Marly  sehr  zu  nutz 
gemacht  undt  meine  trawerige  gedancken  viel  zu  fuß  undt  zu  pferdt 
spatzirt,  aber  bin  nie  mitt  dem  könig  außgefahren,  alß  gestern.  Da 
habe  ich  die  zeit  nicht  manquirt  undt  vor  Euch  gesprochen,  auch 
Ewer  memorial  überreicht,  aber  keine  andere  antwort  vom  könig 
bekommen,  alß:  «Je  vaires.»  Monsr  Spauheim  werde  ich  zu  wißen 
thun ,  daß  daß  memorial  überreicht  ist ,  damitt  er  auch  jetzt  vor 
Euch  spricht,  wie  er  es  ordre  hatt.  Waß  Monsieur  ahnbelangt,  so 
glaube,  daß  Ihr  mehr  contentement  von  dießer  Sachen  entpfangen 
werdet,  alß  vom  könig;  ich  habe  ahn  alle  rahte  vor  Euch  solicitirt, 
der  cantzeller  ist  schon  gantz  vor  Euch  undt  Monsieur  sehr  woll 
disponirt.  ^  Ich  werde  suchen,  die  andern,  alß  den  surindenten  undt 
secretari,  auch  auff  unßere  seydte  zu  bekommen;  bey  mir  soll  es 
nicht  liegen,  daß  Ewere  sache  nicht  woll  von  statten  gehe.  Waß 
ahnlangt,  daß  Ihr  mir  schreibt,  daß  jemandes  zu  Paris  Euch  offrirt 
undt  volmacht  begehrt,  Ewere  sach  zu  solicittiren,  so  bitt  ich  Euch, 
schreibt  mir,  wer  es  ist!  Den  man  muß  gar  genaw  acht  nehmen, 
wen  ein  Frantzos  Tempresses  macht;  den  unter  unß  gesagt,  es 
seindt  gefahrlich  leütte.  Schreibt  mir  dan  geschwindt,  wer  es  ist! 
60  will  ich  baldt  sehen,  ob  es  jemandes  ist,  dem  Ihr  trawen  könt. 
Unterdeßen  aber  seydt  versichert,  daß  ich  keine  zeit  in  Ewere  sache 
verliehre,  undt  so  baldt  wir  zu  St  Clou  sein  werden,  wo  wir  ZQ  künff- 


101 

tigen  dinstag  hin  werden,  alwo  ich  alle  den  gantzen  raht  wider  bey- 
sammen  finden  werde  (den  her  kompt  er  nicht),  so  werde  ich  Euch 
possitivement  die  conclussion  berichten.  Ewer  compliment  andt  ent- 
schnldignng,  mir  abermahlen  von  Ewer  sach  zu  sprechen,  ist  ohn- 
nohtig.  Waß  mich  von  ma  tante  zastandt  angstert,  ist,  daß  I.  L. 
nicht  schlaffen  können.  Gott  der  allmächtige  woll  unß  ma  tante 
gnedig  erhalten!  Diß  nnglück,  sie  zu  verliehren,  were  nicht  außzu- 
stehen.  Daß  die  fürstin  von  Ostfrießlandt  bey  ma  tante  ist,  er- 
frewet  mich;  den  die  wirdt  doch  noch  distraction  geben.  Vor  die 
überschickte  zeittung  dancke  ich  sehr;  daß  wirdt  mich  dießen 
abendt  im  apartement  amassiren.  Dieß  ist  alles,  waß  ich  Euch  auff 
dießen  letzten  brieff  sagen  werde.  Ich  komme  jetzt  anff  die  zwey 
vom  ^Vs  Februar,  dancke  Euch  sehr,  liebe  Looisse,  daß  Ihr  mir 
erweist,  wie  sehr  Ihr  part  in  meine  leyder  nur  gar  zu  rechtmäßige 
betrübtnuß  genehmen  über  meines  lieben  oncles  s.  absterben;  muß 
gestehen,  daß  es  mich  woll  von  grundt  der  seelen  betrübet  hatt, 
undt  ob  oncles  ellendiges  leben  zwar  trösten  solte,  daß  I.  L.  auß 
dießer  quäl  sein,  so  habe  ich  doch  große  mühe,  mich  drin  zu  er- 
geben. Ich  tuh,  waß  ich  kan,  mir  dießes  auß  dem  sin  zu  schlagen, 
aber  es  ligt  mir  noch  schwer  auff  dem  hertzen.  Vor  alle  gutte 
wünsche,  so  Ihr  mir,  liebe  Louisse,  thut,  dancke  ich  Euch  sehr. 
Ich  mögte  von  hertzen  gern  ferners  noch  antwortten  auff  waß  Ihr 
mir  in  Ewer  zweytes  vom  "/s  schreibt,  allein  man  rufft  mich,  umb 
in  daß  träwerige  apartement  zu  gehen;  muß  derowegen  in  großer 
eyll  wider  meinen  willen  schließen  undt  nichts  mehr  sagen,  alß  das 
ich  Euch  undt  Amilisse  von   hertzen   ambrassire  undt  Euch  recht 

lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Entschuldigt  die  fehler  von  meinem  brieff!  den  ich  habe  ohn- 
moglich  der  zeit,  in  zu  leßen  undt  zu  corigiren.  Ihr  werdet,  liebe 
Louisse,  woll  bey  nahem  erahten,  waß  ich  sagen  will.  Ich  schicke 
hirbey  die  antwort  ahn  die  fraw  von  Bernstein. 

58. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  26  Mertz  1698. 
Vergangen  moijtag  habe  ich  Ewer  liebes   schreiben,  hertzliebe 


102 

Lonisse,  vom  Vn  Mertz  zn  recht  entpfangen  imdt  in  dießem  äugen- 
blick  entpfange  ich  daß  vom  Vis,  habe  auß  dem  ersten  mitt  schrec- 
ken gesehen,  daß  die  arme  Amelisse  ahn  den  kinderblattern  liegt; 
beklage  sie  desto  mehr,  indem  ich  nur  gar  zu  woll  ¥^eiß,  waß  es 
vor  eine  abscheuliche  kranckheit  ist.  Weillen  ich  aber  nun  sehe,  daß 
sie  sich  nach  dem  9ten  tag  beßer  findt,  so  hoffe  ich,  ob  gott  will, 
daß  sie  die  gefahr  wirdt  tiberstanden  haben  nndt  mitt  dem  leben 
darvon  kommen.  Ich  bitte  Etich,  liebe  Looisse,  sagt  ihr  doch  von 
meinetwegen,  daß  ich  recht  in  sorgen  vor  sie  geweßen!  Ihr  habt 
auch  gar  woll  gethan,  mir  baldt  wider  zu  schreiben,  wie  es  mitt 
Amelisse  stehet.  Ich  hoffe  auch,  daß,  weillen  Ihr  in  den  neun  tagen 
dieße  heßliche  kranckheit  nicht  bekommen  undt  I.  L.  meine  fraw 
baß,  die  landgräffin.  Euch  ein  preservatif  geschickt  hatt,  daß  Ihr 
Etich  davon  salviren  werdet;  wünsche  es  von  hertzen.  Ich  will  dem 
heßischen  envoyes  hir  sagen ,  wie  sehr  Ihr  Euch  dießer  landtgräffin 
berühmbt.  Ich  hoffe,  daß  Ihr  nunmehr  mein  schreiben  vom  12 
dießes  monts  werdet  entpfangen  haben.  Es  ist  meine  schuldt  nicht, 
daß  Ihr  mein  undt  meiner  kinder  contrefait  noch  nicht  habt.  Ich 
hatte  es  dem  surindenten  befohlen,  die  contrefaitten  mitt  fleiß  ma- 
chen zu  laßen,  wolte  sie  aber  nicht  wegschicken,  ohne  sie  zu  sehen. 
Wie  man  mir  sie  bringt,  waren  sie  abschetiHch  undt  deüchten  gar 
nichts.  Wie  ich  drtiber  ztimte,  gestehet  mir  Bechamel,  sein  söhn 
bette  ihn  gebetten,  die  contrefait  durch  einen  mahler  zu  copiren 
laßen,  so  vor  ihm  arbeit,  undt  dießer  mahler  deucht  durchauß 
nichts.  So  geht  es  hir  zu;  habe  ihm  also  meine  meinung  dichte 
gesagt  undt  befohlen,  andere  machen  zu  laßen  von  einem  beßern 
mabler  undt  die  sollen  nun  baldt  fertig  sein ;  will  sie  Euch  so  baldt 
schicken,  alß  sie  fertig  sein  können,  werden  also  baldt  in  Ewerer 
cammer,  liebe  Louisse,  mitt  oncle  s.,  tante  undi  der  churftirstin  von 
Brandenburg  figuriren  können.  Wir  seindt  jetzt  in  der  osterwogen, 
wo  wir  wenig  letitte  sehen,  habe  also  nicht  mitt  monsr  Spanheim 
sprechen  können,  umb  zu  sehen,  waß  vor  eine  antwort  er  bekom- 
men; ich  höre  noch  von  nichts.  Wir  werden  biß  sambstag  nach 
Paris,  umb  11  tag  dort  zu  bleiben;  da  werde  ich  fleißig  vor  Euch 
sollicitiren,  Etich  auch  von  dortten  auß  berichten,  waß  endtlich  daß 
resuitat  sein  wirdt.  Vor  alle  zeittungen  dancke  ich  Etich  sehr,  liebe 
Louisse!  Es  ist  war,  daß  ich  wider  kranck  bin  zu  Paris  geweßen; 
die  lufft  ist  mir  so  zuwider,  daß  ich  woll  nicht  werde  dortten  ge- 


103 

sandt  sein  könkien;  werde  woU  wider  einen  Strauß  dortten  anßzn- 
stehen  haben,  muß  aber  woU  gedult  nehmen,  weillen  es  nicht  än- 
derst sein  kan  undt  es  meine  Schuldigkeit  erfordert,  hin  zu  gehen. 
Die  gutte  madle  de  Malausse  schreibt  mir  sehr  fleißig  undt  immer 
die  obligenteste  brieffe  von  der  weit;  ich  habe  sie  recht  lieb.  Sie 
wirdt  nun  baldt  mein  contrefait  in  klein  bekommen;  ich  habe  es 
einen  von  meinen  leütten  mittgeben,  so  mitt  dem  hießigeu  ambas- 
sadeur  nach  Englandt  ist.  Mich  deucht,  es  gleicht  mir  nicht  recht. 
Man  findt  mich  schwer  zu  mahlen;  den  ich  kan  die  gedult  nicht 
haben,  woU  zu  sitzen,  umb  mich  mahlen  zu  laßen.  Von  hir  kan  ich 
Euch  wenig  neues  berichten ;  den  Ihr  kent  ja  niemandes  hir.  Adieu, 
hertzliebe  Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  behalte 
Euch  undt  Ewere  geschwister  allezeit  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

69. 

St  Clou  den  10  May  1698. 

Hertzliebe  Louisse,  wie  ich  gestern  abendts  umb  9  von  Paris 
kämme,  entpfinge  ich  Ewer  schreiben  vom  23  April — 3  May,  er- 
frewe  mich  von  hertzen,  darauß  zu  ersehen,  daß  Ihr  nun  wider  bey 
voUkomener  gesundtheit,  gott  sey  danck,  seydt.  Ich  weiß  nur 
gar  zu  woll,  waß  vor  eine  abscheuliche  vpdt  verfluchte  kranckheit 
die  kinderblattern  sein,  bin  dero wegen  sehr  in  sorgen  vor  Euch 
geweßen  undt  habe  Euch  sehr  beklagt.  Mich  wundert  gar  nicht, 
zu  vernehmen,  daß,  Ihr  so  gar  kranck  dran  geweßen  seydt,  daß  Ihr 
eben  in  Ewerer  kranckheit  nicht  so  fleysig  ahn  unßern  herr  gott 
habt  gedencken  können,  alßlhr  gewünscht;  were  doch  nicht  gefehr- 
lich  geweßen,  indem  waß  Ihr  gefabelt,  wider  Ewern  willen  ge- 
schehen, Ewer  sonst  tngendthafftes  leben  aber  geschieht  mitt  Ewe- 
rem  willen ;  also  würde  unßer  herrgott,  der  gerecht  ist,  dießes  alles 
ohne  zweyffel  betracht  haben  undt  Ihr  nicht  desto  weniger  seelig 
geworden  sein,  wen  Ihr  gestorben  weret,  undt  wie  im  Heydelberger 
cathegismus  stehet,  wen  wir  nur  wahre  reue  undt  leydt  über  unßere 
Sünde  haben,  mitt  wahrem  glauben  daß  leyden  Christi  ahnnehmen, 
so  werden  alle  unßere  überige  schwachheitten  mitt  dem  leyden  undt 
sterben  Christi  bedeckt  werden ;  also  hattet  Ihr  ja  nichts  zu  fürch- 
ten, liebe  Louisse!  Es  ist  aber  doch  beßer,  spät  alß  frühe  zu  him- 


104 

melen;  die  weit  deucht  wenig,  es  ist  war,  aber  sterben  ist  doch 
auch  waß  abscheuliches  nndt  wir  wißen  leyder  wenig,  waß  wir  nach 
dießer  zeit  sein  werden.  Ich  bin  fro,  daß  Ettch  dieße  heßliche 
kranckheit  nicht  so  übel  wie  mich  zugericht  hatt.  Ich  habe  Arne- 
lisse  letztmahl  gebetten,  mir  doch  daß  recept  auff  frantzösch  zu 
schicken,  im  fall,  da  gott  für  seye,  meine  dochter  dieße  leydige 
kranckheit,  so  sie  noch  nicht  gehabt,  bekommen  solte,  daß  ich  ihr 
es  aach  brauchen  mögte.  Ich  kan  nicht  begreiffen,  waß  benjole 
ist,  wovon  daß  öhl  gezogen  wirdt.  Der  fra^  von  Bernstein  kan 
ich  ohnmöglich  heütte  wider  aaffwartten;  es  wirdt  ein  andermahl 
geschehen.  Ich  beklage  sie,  ihre  Schwester,  die  gütte  Helmstätterin, 
verlohren  zu  haben.  Die  zwey  Veningen  bitte  ich  von  meinetwegen 
zu  grüßen.  Augustin  hatt  mir  seinen  söhn  vor  pagen  ahngebotten, 
er  ist  aber  noch  zu  klein ;  lest  mich  aber  gott  der  allmächtige  noch 
etliche  jähr  erleben,  so  mögte  es  woll  geschehen  können.  Ich  bin 
recht  fro,  daß  meine  brieffe  Euch  erfrewen  undt  ahngenehm  sein; 
deren  werde  ich  Euch  nicht  manquiren  laßen.  Ma  tante  generositet 
ist  mir  bekandt.  Wolte  gott,  es  stünde  bey  mir,  Euch  auch  meine 
affection  zu  bezeugen,  wie  ich  gerne  wolte!  so  würdet  Ihr  nicht 
zweyfflen  können,  daß  ich  Euch  geschwister  von  hertzen  lieb  habe 
undt  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

60. 

St  Clou  den  17  Juni  1698. 

Hertzliebe  Louisse,  seyder  ich  Ewer  schreiben  vom  "/«»  May 
entpfangen,  seindt  mir  so  viel  verhindernüße  zugestoßen,  daß  ich 
ohnmöglich  eher,  alß  nun,  habe  antwortten  können.  Diß  landt  ist 
den  contretemps  sehr  unterworfen.  Daß  ich  mittleyden  mitt  Euch, 
liebe  Louisse,  gehabt  habe,  wie  Ihr  die  kinderblattern  gehabt,  be- 
darff  woll  kein  danckens;  den  hiran  habe  ich  nur  gethan,  waß 
billig  undt  meiner  Schuldigkeit  gemäß,  zu  dem  aber  so  ist  dieße 
kranckheit  eine  solche  sache,  daß  wer  sie  gehabt,  seinen  eygenen 
feindt  bedaweren  könte,  will  geschweygen  personen,  so  man  lieb 
hatt  undt  vor  welche  man  sich  recht  interessirt.  Waß  ich  in  mei- 
ner jugendt  guttes  gehört,  werde  ich  nicht  vergeßen  undt,  ob  gott 
will,  im  hertzen  bebalten.  Es  ist  gar  gewiß,  daß  man  eher  vergist, 


105 

waß  man  hört  andt  sieht,  wen  man  erwaeksen  ist,  alß  wen  man 
noch  ein  kindt  ist.  Zum  sterben  habe  ich  eben  keinen  gar  großen 
trost  von  nöhten.  Ich  wünsch  den  todt  nicht  nndt  scheu  ihn  auch 
nicht;  ohne  den  heydelbergischen  cathegisemus  kan  man  woU  lehr- 
nen,  sich  nicht  zu  sehr  ahn  die  weit  za  attachiren,  insonderheit 
hir  im  landt,  da  alles  so  voller  falschheit,  neydt  nndt  boßheit  ist 
und  alle  laster  slo  unerhört  im  schwang  gehen;  allein  weillen  ster- 
ben gantz  wider  die  natur  ist,  kan  maus  doch  nicht  wünschen,  ob 
man  gleich  die  weit  nicht  liebt.  Hir  ahn  dießem  großen  hoff  habe 
ich  mich  schir  zum  eynsidtler  gemacht  undt  es  seindt  gar  wenig 
leütte  hir  im  landt,  mitt  welchen  ich  offt  umbgehe,  bin  auch  gantze 
lange  tage  gantz  allein  in  meinem  cabinet,  worinen  ich  mich  mitt 
]eßen  undt  schreiben  occupire;  kompt  jemandes,  mich  zu  sehen, 
sehe  ich  sie  ein  augenblick ,  rede  vom  wetter  oder  zeittungen ,  den 
wider  in  meine  einsambkeit.  4mahl  die  wog  habe  ich  schreibtag, 
montag  in  Savoyen,  mittwog  nach  Moden  e,  donnerstag  undt  sontag 
schreibe  ich  große  machtige  brieffe  ahn  ma  tante  nach  Hannover, 
von  6  biß  8  fahre  ich  mitt  Monsieur  undt  unßern  damen  spatziren. 
3mahl  die  woch  fahre  ich  nach  Paris  undt  alle  tag  schreibe  ich  ahn 
meine  freündinen ,  so  dort  sein ;  ein  oder  2mahl  die  woch  jage  ich. 
So  geht  mein  zeit  hin.  Ihr  seydt  woU  lobenswehrt,  Ewer  Schwester 
undt  Ihr,  daß  Ihr  Euch  mitt  wenigen  vergnügen  könt.  Ahn  he. 
cantzeller  Wießer  habe  ich  Euch  sehr  recommandirt;  er  hatt  mir 
auch  versprochen,  sein  bestes  vor  Euch  zu  thun.  Alle  die,  so  auß 
Teütschlandt  kommen,  rühmen  Euch  beyde  unerhört,  wie  tugendt- 
sam  Ihr  lebet;  daß  höre  ich  mitt  freüden.  Was  Ihr  im  überigen 
pignoli  heist,  sehe  ich  woll,  daß  es  ist,  waß  man  auff  frantzößch 
de  piguon  heist.  Danke  Euch  sehr,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  mir 
die  beschreibung  davon  gethan  habt.  Franckreich  ist  der  ort  von 
der  [weit],  wo  man  ahm  wenigsten  gutte  remedien  hatt;  die  abtecken 
deügen  gar  nichts,  auß[er]  clistirmedednen  undt  gar  gemeine  sirop 
haben  sie  gar  nichts  undt  wißen  auch  nichts  rechts.  Hettet  Ihr  mir 
nicht  geschrieben,  daß  man  die  pignoli  in  pastetten  thut,  hette  ich 
nicht  gerahten,  waß  es  ist;  das  hatt  es  mich  errahten  machen.  Ist 
es  möglich,  daß  die  pfarer  so  alber  zu  Franckfort  sein,  commedien 
vor  Sünde  zu  halten?  Ihre  ambition,  über  die  menschen  zu  regiren 
wollen,  ist  viel  eine  größere  Sünde,  alß  ein  unschuldig  spectacle  zu 
sehen,  so  einem  ein  augenblick  lachen  macht;   so  poßen  kan  ich 


106 

allen  pfaffen  nicht  verzeyen.  Adieo,  hertzliebe  Lonisse!  Ich  habe 
noch  3  brieff  zu  schreiben,  muß  derowegen  schließen,  versichere 
Euch  doch  noch,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
61. 
A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,   a  Franckfort. 

Marly  den  4  JuUi  1698. 

Hertzliebe  Louisse,  den  abendt  vorher,  wie  wir  hieher  kommen 
sein,  habe  ich  zwar  Eweren  lieben  brieff  vom  ^V«  Joni  entpfangen, 
ohnmöglich  aber  eher,  alß  heütte,  antwortten  können;  den  hir  kan 
man  nicht  alzeit  thon,  waß  man  gern  wolte.  Ich  kan  nicht  begreif- 
fen,  wie  es  kommen  maß,  daß  meine  brieffe  lenger  unterwegens 
sein ,  alß  die  Ewerige.  Ewer  schreiben  ist  just  10  tag  unterwegens 
geweßen.  Heütte  morgen  habe  ich  eines  von  Louisse  [?Amelisse]  ent- 
pfangen, so  eben  so  lang  unterwegen  geweßen ;  den  es  ist  vom  ^Vi4  Juni 
undt  ich  entpfange  es  heütte.  Mich  deucht,  ich  habe  etliche  von 
Euch  undt  Amelisse  bekommen,  so  frischer  geweßen  mn.  Die,  so 
sich  die  Sachen  hir  nicht  so  schwer  einbilden,  alß  sie  in  der  that 
sein,  meinen,  der  könig  undt  der  hoff  seyen  noch,  wie  sie  vor  die- 
ßem  geweßen,  aber  alles  ist  leyder  derniaßen  geendert,  daß  wer 
seyder  der  königin  todt  von  hoff  geweßen  were  undt  nun  wider  her- 
kämme, würde  meinen,  er  komme  in  eine  gantz  andere  weit;  hir- 
auff  were  noch  viel  zu  sagen,  aber  es  ist  der  feder  nicht  zu  ver- 
trawen;  den  alle  brieffe  werden  geleßen  undt  wider  zugepitschirt. 
Ma  tante  pflegt  zu  sagen:  «Einer  ist  des  andern  teüffel  in  dießer 
weit»  undt  daß  ist  woll  wahr.  Wir  wißen  woU,  daß  alles  von  gott 
kompt  undt  sein  alimacht  von  ewigkeit  resolvirt,  wie  die  Sachen  sein 
sollen ;  weillen  der  allmachtige  unß  aber  nicht  mitt  ihm  [?  in]  raht 
genehmen,  so  lest  er  unß  auch  nicht  wißen,  warumb  alles  geschieht; 
müßen  unß  also  nur  seinen  he.  willen  ergeben.  Ich  zweyffle  gar 
nicht,  daß  Carl  Moritz  manche  disputten  mitt  monsr  Hehnont  haben 
wirdt  zu  Hannover.  Ich  wünsche  Carl  Moritz  alles  guts  undt  langes 
leben,  allein  ich  zweyffle,  daß  er  mitt  aller  seiner  gelehrtigkeit  mir 
jemahlen  so  lieb  werden  kan,  alß  mein  lieber  CarUutz  s.  mir  wahr. 
Ich  kans  Carl  Moritz  nicht  verdencken,  den  krieg  in  Ungarn  zu  suchen 
wollen.  Ich  hoffe  zu  ßwerm  trost,  daß  der  frieden  mitt  dem  Türe- 


107 

ken  möge  gemacht  werden.  Ich  bin  woll  Ewer  meinnng,  daß,  ob 
man  zwar  klarlich  siebet,  daß  onß  zeit  undt  stunde  gesetzt  sein, 
daß  man  doch  darauff  nichts  wagen  solle.  Nach  Nancy  werde  ich 
woll  so  baldt  nicht  kommen;  den  der  gutte  hertzog  dortten  hatt 
woll  nicht  von  nöhten,  daß  ich  ihm  einen  solchen  onkosten  mache; 
aber  käme  ich  dort  hin,  könte  Ewere  reiße  gar  woll  ahngehen;  den 
ich  wolte  schon  woll  mittel  nndt  weg  finden,  daß  Ihr  mich  ohne 
ambaras  sehen  köntet.  Meiner  dochter  beylager  wirdt  vor  deß  endts 
September  nicht  geschehen  können;  kntzscben,  liberey  undt  waß  sie 
von  nohten  hatt,  kan  nicht  eher  fertig  werden,  also  wirdt  die 
heimführung  erst  im  October  sein  können.  Jodelet  sagt:  «Si  nous 
estions  artissans  de  nous  meme,  on  ne  veroit  par  tout  que  des 
beautes  extreme»;  aber  weillen  wir  es  nicht  sein,  muß  man  woll 
bleiben,  wie  uußer  herrgott  unß  hatt  werden  laßen.  Mir  gebürts 
nicht,  nach  andere  leütte  zu  sehen,  ob  sie  heßlich  oder  schön  sein, 
nachdem  mich  der  almachtige  so  gar  heßlich  hatt  sein  laßen;  aber 
ich  bin  jetzt  in  einem  alter,  wo  man*  sichs  desto  leichter  zu  ge- 
trösten haben  kan,  indem,  wen  ich  schon  schön  geweßen  were, 
müste  ich  doch  jetzt  schon  heßlich  geworden  sein,  geht  also  mitt 
einem  hin;  freylich  halte  ich  mehr  von  innerlicher,  alß  ettserlicher 
Schönheit.  Ich  habe  Euch  schon  letztmahl  meine  meinung  geschrie- 
ben über  die  pfaren  undt  pfaffen ,  so  die  comedien  verbietten ,  sage 
also  weyter  nichts  dranff,  alß  nur,  daß,  wen  die  herrn  ein  wenig 
weitter,  alß  ihre  naß,  sehen  weiten,  würden  sie  begreiffen,  <}aß  der 
gemeinen  leütte  gelt  ahn  den  commedien  nicht  übel  ahngelegt  ist. 
Erstlich  seindt  die  comedianten  arme  teüffel,  so  ihr  leben  dadurch 
gewinnen;  zum  andern  so  macht  die  comedie  freüde,  freüde  gibt 
gesundtheit,  gesundtheit  stärcke,  stärcke  macht  beßer  arbeyten;  also 
selten  sie  es  mehr  gebietten,  alß  verbietten.  Ihr  habt  woll  groß 
recht,  liebe  Louisse,  über  solche  bagatelien  Euch  kein  gewißen  zu 
machen.  Ich  liebe  die  comedien  sehr  undt  werde  es  nicht  leicht 
müde.  Die  hitze  aber  ist  eine  gutte  ursach,  umb  sich  nicht  in 
einen  so  warmen  ort  einzusperren.  Spatziren  gehen  ist  gesundt ; 
mitt  meiner  dicken  corpelentz  gehe  ich  doch  noch  braff,  aber  daß 
steygen  kompt  mir  nun  schwehr  ahn.  Von  welchem  hauß  ist  der 
fürst  von  Siegen?  Ich  habe  daß  schlimbste  gedechtnuß  von  der 
weit,  alles  schon  vergeßen.  Die  fraw  von*  Schelm  bitte  ich  von 
meinetwegen  zu  grüßen.    Ich  habe  ^re  Schwester,  die  Lenor,  zu 


108 

St  Cloa;  sie  ist  lastiger,  alß  nie;  ich  admirire  sie  täglich,  wie  sie 
noch  so  lustig  sein  kan.  Es  scheindt  aber,  wie  Ihr  mir  von  ihrer 
Schwester  Gret  sprecht,  daß  sie  es  so  de  race  haben,  lustig  zu 
sein  undt  gutte  einfäll  zu  haben.  Ich  glaube,  Ihr  habt  kein  un- 
recht, erst  zu  sehen,  wie  es  in  der  Pfaltz  zugehen  wirdt,  ehe  Ihr 
wider  hingehet.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben  völlig  beantwortet,  bleibt 
mir  also  nichts  überig  zu  sagen,  alß  daß  ich  Euch  von  hertzen  am- 
brassire  undt  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Vor  Amelisse  gebe  ich  keine  comission;  den  ich  werde  ihr 
gleich  in  dießem  augenblick  selber  schreiben. 

62. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  8  JuUi  1698. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  habe  ich  Ewer  wehrtes  schreiben 
vom  25  Juni — 5  Julli  entpfangen,  also  frischer  überkommen,  alß 
einiges,  so  ich  noch  von  Euch  entpfangen  habe.  Ihr  werdet  auß 
meinem  letzten  schreiben  ersehen  haben,  daß  ich  Amelisse  brieff  zu 
Marly  entpfangen  habe  undt  gleich  beantwortet.  Ewere  schreiben, 
liebe  Louisse,  können  mich  nie  importuniren.  Vom  Persius  habe 
ich  noch  nichts  gehört,  muß  noch  nicht  ahnkommen  sein.  Es  gibt 
jetzt  dolle  edelleütte  bey  den  hoffen,  wie  ich  sehe.  Zu  meiner  zeit 
war  Persius  nur  ein  patricius  undt  die  Fabricius  docktorsleütte,  nun 
passirt  daß  alles  vor  .  edelleütte.  Deß  Grootens  bruder,  den  Ihr 
zu  Franckfort  gesehen  undt  herkompt,  ist  schon  lengst  hir;  sie 
seindt  zwilling.  Er  ist  dießen  gantzen  morgen  bey  mir  geweßen. 
Wen  sie  waß  schönnes  zu  Franckfort  finden,  mögen  sie  es  nur  woll 
besehen;  den  hir  werden  sie  wenig  schönnes  finden.  Der  Harenberg 
ist  vielleicht  unßer  Harenberg  verwandt,  so  bey  meines  brudem 
gemahlin  cammerjungfer  zu  meiner  zeit  war  undt  hernach  Clames- 
busch  geheüraht  hatt.  Vor  dießem  haben  ich  auch  cavalier  gekent, 
80  Elß  geheißen  haben.  Ich  sage  woll  von  grundt  meiner  seelen 
amen  zu  dem  gutten  wünsch,  so  Ihr  ma  tante,  der  churfürstin,  zu 
I,  Jjr  gesuQdtheit  thut.    2  mah)  die  wocl^e  s^reibe  ich  nach  Hau-; 


109 

nover  undt  bekomme  brieffe.  Der  hoffcantzeller  Wießer  muß  nun 
all  lengst  wider  bey  Ghurpfaltz  sein;  den  es  ist  schon  gar  lang,  daß 
er  hir  auffgebrocben  ist;  wünsche,  daß  Ewere  forderung  ahn  Ghur- 
pfaltz zu  einem  gutten  endt  gereichen  möge;  von  bloß  gotten  wort- 
ten  ist  man  sich  nicht  satt.  Ich  erinere  mich  nicht  mehr,  wie  die 
kellerey  zu  Weinheim  beschaffen  ist,  kan  mir  aber  nicht  einbilden, 
daß  man  dortten  woll  logirt  sein  kan,  insonderheit  ein  gantzer 
churfürstlicher  hoff.  Ich  bin  Euch,  liebe  Louisse,  sehr  verobligirt 
vor  die  offre,  so  Ihr  mir  thut,  mir  etwaß  guts  auß  den  Franckfor- 
ter  apotecken  zu  schicken.  Wen  ich  waß  werde  von  nöhten  haben, 
werde  ich  Euch  drumb  bitten;  so  lang  ich  mich  woll  befinde, 
brauche  ich  nichts.  Kirschenbrandenwein  ist,  waß  man  ahm  besten 
hir  [?  haben]  kan,  bedancke  mich  also  davor,  brauche  es  auch  nicht ; 
allein  wen  Ihr  mir  ein  klein  flascheigen  von  keyßers  Carls  kopffwaßer 
schicken  wolt  undt  dabey  schreiben,  waß  es  kost,  werdet  Ihr  mir 
einen  großen  gefahlen  thun.  Das  ist  einig,  waß  mich  dießen  winter 
in  Paris  erhalten  hatt,  undt  wen  ich  nein  fahre,  halte  ichs  unter 
die  naß,  so  verhttts  mir  daß  starcke  kopffwehe.  Adieu,  hertzliebe 
Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  versichere  Euch, 
daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

63. 
A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  2  Augusti  1698. 

Hertzliebe  Louise,  es  ist  schon  etliche  zeit,  daß  ich  IS  wer 
lieben  brieff  vom  5 — 15  Julli  entpfaugen  habe,  aber  unmöglich  eher, 
alß  nun,  drauff  antworten  können.  Es  ist  eben,  alß  wen  der  teüffel 
sein  spiel  mitt  hett;  allemahl  undt  so  offt  ich  mich  niedergesetzt 
habe,  ahn  Euch  zu  schreiben,  bin  ich  geruffen  worden,  undt  es 
haben  sich  allezeit  verhindernuße  gefunden.  Gott  gebe,  daß  ich 
hetttte  einmahl  völlig  andtwortten  möge!  Es  war  gar  nicht  nöhtig, 
liebe  Louise,  daß  Ihr  mich  umb  verzeyung  bitt,  daß  Ihr  einen  brieff 
vor  die  fraw  von  Ratzamhaussen  von  ihrer  Schwester,  der  fraw  von 
Bernstein,  in  mein  paquet  eingeschloßen  habt ;  den  ich  bin  der  fraw 
von  Ratzsamhaussen  ordinari  secretarius  undt  bestehle  [?  bestelle] 
alle  ihre  brieffe,  zu  dem  so  zancken  wir  nicht  umb  die  besoldung. 


110 

Ich  wüste  woU,  daß  der  Bernsteinen  dochter  bey  meines  bmdem  s. 
gemahlin  ist;  dieße  junge  Bernsteinin  kan  woll  verstandt,  tngendt, 
an  dt  meritten  haben,  aber  sie  kan  nicht  hübsch  sein,  wen  sie  ihrem 
guten  ehrlichen  vatter,  meinem  Bernstein,  gleicht.  Ich  glanb,  daß 
es  der  Gret  ant  tbnn  wirdt,  wen  sie  Euch  wirdt  quittirt  haben. 
Ich  kan  nicht  begreiffen,  wo  der  gantze  pföltzische  hoff  sich  wirdt 
zu  Weinheim  auffhalten  können;  den  es  ist  ja  ein  kleiner  ort.  Waß 
die  pretentionen  ahnbelangt,  waß  man  noch  vor  den  armen  zu  Hey- 
delberg  schuldig  ist,  so  kan  ich  hirauff  nichts  ordoniren;  den  alles, 
waß  von  der  gantzen  erbschafft  kommen  ist  undt  auch  noch  zu 
hoffen  ist,  wirdt  woll  unter  meinem  nahmen  gefordert;  so  lang 
Monsieur  aber  lebt,  bekomme  ich  nichts  davon;  den  Monsieur  alß 
maistre  de  la  comunaute,  wie  man  es  heist,  ist,  so  lang  I.  L.  leben, 
herr  undt  meister  über  aber  alles;  ich  kan  von  keinem  heller  or- 
doniren noch  disponiren,  den  mein  heürahtscontract  ist  auff  Paris- 
ser  brauch  eingericht  worden.  Derowegen  müßen  alle  die,  so  pre- 
tentionen haben,  sich  ahn  Monsieurs  conseil  adressiren.  Ihr  habt 
gar  recht  geantwort,  daß,  wen  es  bey  mir  stünde^  die  sach  baldt 
außgemacht  sein  würde.  Waß  Ewere  sach  ahnbelangt,  so  soUicitire 
fleißig  vor  Euch.  Es  ist  war,  daß  die  Sachen  mitt  Churpfaltz  zu 
Franckfort  sollen  tractirt  werden,  undt  man  verspricht  mir,  daß 
Euch  dortten  auch  soll  recht  geschafft  werden,  undt  man  hatt  mir 
gar  nicht  gesagt,  daß  man  Euch  ahn  Churpfaltz  zu  weißen  gedencke; 
contrarie  sie  haben  gesagt,  daß  man  nur  gelt  erwartten  wolle. 
Churpfaltz  muß  woll  schulden  machen;  den  sein  hoff  solle  über  die 
i^USen  magnifiq  sein,  des  königs  envoyes  hatt  mitt  Verwunderung 
davon  geschrieben.  Seydt  in  keinen  sorgen,  daß  Ihr  mir  von  dießen 
schulden  geschrieben!  Den  ich  werde  Euch  woll  keine  händel  mitt 
machen  undt  ahn  niemandts  nichts  davon  sagen.  Vor  die  getruckte 
zeittungen  dancke  ich  imer  sehr,  liebe  Louissei  Ich  habe  noch  ge- 
stern schreiben  von  der  gutten  hertzogin  von  Hannover  auß  Modene 
entpfangen.  I.  L.  sagen  mir  aber  kein  wort  von  dero  fr.  tochter 
heüraht  mitt  dem  romischen  könig,  fürchte  also,  daß  es  noch  nicht 
richtig  ist.  Daß  die  hertzogin  von  Modene  mitt  einem  printzen  nieder- 
kommen ist,  werdet  Ihr  nun  schon  woll  wißen.  Die  complaissance, 
so  die  princes  von  Ahnspach  hatt,  mitt  ihrem  her  bruder  auff  die  jagt 
[zu  gehen},  ist  nicht  schwer  zu  vohsiehen.  In  meinem  sin,  wie  Ihr 
mir  dießen  margraffen  [schildert],  so  muß  es  schir  ein  art  von  humor 


111 

sein,  ¥rle  der  alte  hertzog  von  Lotherin^en,   deß  unßerigen  groß- 

oncle,  weillen  er  verstandt  hatt  undt  doch  so  viel  possen  ahnfangt. 

Apropo  von  Lotheringen,  meiner  dochter  heüraht  ist  noch  ein  par 

Wochen  verschoben  worden.    Vor  Amelisse  sage  ich  hirmitt  nichts, 

liebe  Louisse!  den  ich   werde   ihr  selber  schreiben.    Vor  etlichen 

tagen  ist  etwaß  wunderliches  undt  neues  hervorkommen:  der  printz 

# 

de  Conti  undt  der  grand  prieur  de  Vandosme  haben  zu  Meudou 
handel  bekommen,  der  grand  prieur  hatt  den  printz  de  Conti  her- 
auß  fordern  wollen ;  sie  haben  sich  aber  so  lautt  gezanckt,  daß  man 
dazwischen  kommen;  der  könig  hatt  den  grand  prieur  in  die  BastiUe 
setzen  laßen;  wie  laug  er  drioen  bleiben  wirdt,  weiß  man  [? nicht]. 
Die  quereile  ist  gekomen  über  spiellen,  weillen  grand  prieur  hatt 
stechen  laßen  a  lombre,  wie  der  printz  de  Conti  spilte  undt  codille 
damitt  gewonen  hatt.  Printz  de  Conti  sagte,  der  grand  prieur 
spille  mitt  zu  groß  avantage;  daß  hatt  dießem  verdroßen  undt  an- 
dern tags  drauff  den  printzen  herauß  gefordert,  weillen  ihm  gar 
übel  gelungen  ist.  Gestern  (nein,  ich  betriege  mich,  es  war  vor- 
gestern) hatt  mir  Jierr  docktor  Clöter  Ewer  schreiben  vom  28  May 
a.  St.  bracht.  Ich  habe  ihm  gleich  ein  recomandationschreiben 
nach  Metz  einhändigen  laßen,  wie  er  es  begehrt,  undt  in  waß  bey 
mir  steht,  werde  ich  Euch,  liebe  Louisse,  nichts  abschlagen;  den 
ich  habe  Euch  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

64. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  12  Augusti  1698. 

In  dießem  augenblick,  hertzliebe  Louisse,  komme  ich  von 
Marly  ahn,  wo  wir  8  tag  geweßen,  nachdem  wir  durch  Versaille 
seindt  undt  der  duchesse  de  Bourgogne  undt  meines  sohns  gemah- 
lin,  so  nicht  zu  Marly  mitt  geweßen,  eine  vissitte  geben  hab^n.  Heütte 
morgen,  ehe  ich  von  Marly  weg,  hatt  [man]  mir  ein  paquet  mitt 
zwey  von  Ewern  lieben  brieffen  gebracht,  ich  kan  aber  ohnmoglich 
vor  dießmahl  eine  gar  exacte  antwort  drauff  machen;  den  es  ist 
schon  zimblich  spät.  Vor  daß  keyßer  Carls  kopffwaßer  bedancke 
ich  mich  schon  zum  vorauß.  Vergest  nicht,  dabey  zu  setzen,  waß  es 
kost!  werde  es  mitt  danck  bezahlen.    Der  postmeister  von  Franck- 


112 

fort  muß  ein  gritlicher  grober  gesel  sein,  die  brieffe  liegen  zu 
laßen.  Ich  bin  gewiß,  daß  wen  Ihr  mich  jetzt  sehen  wQrdet,  Ihr 
micli  (wo  Ihr  änderst  Euch  meiner  noch  erinern  kOnt)  mehr  ver- 
endert  undt  veralt,  alß  freüllen  Anne  Catherin,  die  gntte  Wollmers- 
hetkrin,  finden.  Ich  weiß  nicht  mehr,  von  welchem  hauß  die  itzige 
landtgraffin  von  Darmstatt  ist;  bitte,  mich  solches  za  berichten. 
Seindt  doch  nicht  so  voller  ceremonien,  liebe  Loaisse,  aiidt  glaubt, 
daß,  weillen  ich  £üch  einmahl  gesagt,  daß  £were  schreiben  mir  ahn- 
genehm, daß  es  die  pure  warheit  ist!  Anff  Ewer  morallisch  raisonne- 
ment  kan  ich  heütte  ohnmoglicli  andtwortten;  es  ist  zu  spätt.  Ich 
schreibe  in  gretQicher  eyll,  doch  daß  sagen,  daß  nicht  alles  golt 
ist,  waß  glentzt,  daß  man  ahn  keinem  ort  in  der  weit  weniger 
thnn  kan,  waß  man  will,  alß  hir  in  Franckreich,  wen  man  Ma- 
dame ist;  also  werde  ich  woll  schwerlich  zn  meiner  dochter  kom- 
men, wen  sie  zn  Nancy  sein  wirdt.  Hiranff  were  noch  viel  zu  sa- 
gen, aber  die  brieffe  gehen  nicht  richtig  genung,  sage  derowegen 
nur,  daß  ich  Ettch  undt  Amelisse  sehr  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

■ 

65. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  den  22  Augusti.* 

Hertzallerliebe  Amelisse,  vergangen  montag  habe  ich  Ewer  lie- 
ben brieff  vom  V^s  dießes  monts  zu  recht  entpfangen,  aber  ohnmög- 
lich  andern  tags,  ob  es  schon  der  posttag  war,  drauff  antwortten 
können.  Ich  hatte  zu  starck  geweint  gehabt;  den  vergangen  mon- 
tag ist  zu  Versaille  auf  einen  stutz  eine  von  meinen  gar  gutten 
freündiuen  ahm  schlag  gestorben,  sie  hieße  la  priucesse  Despinois. 
Es  war  ein  dame,  die  große  meritten  hatte,  gar  gutten  verstandt, 
eine  politesse,  so  über  die  maßen  war,  undt  daß  beste  gemühte  von 
der  weit;  sie  dachte  ahn  nichts,  alß  ihre  freunde  undt  verwanten 
zu  dinnen;  sie  war  von  gar  gutter  geselschafft.  Suma,  es  ist  ein 
rechter  Verlust,  daß  die  gutte  princes  gestorben,  undt  mir  sehr  zu 
hertzen  gangen.  Wen  ich  nur  weiß,  daß  Ihr  beyde  vergnügt  undt 
gesundt  lebt,  daß  ist  mir  artig  genung,  liebe  Amelisse  1   Die  mühe 


♦      TM 


Die  Jahrszahl  fehlt. 


113 

ist  nicht  groß,  vor  Euch  za  solicittiren ;  aher  alles,  worin  ich  mich 
interessire,  leüfft  nicht  allzeit  ahm  besten  ab;  bey  mir  solle  es  nicht 
liegen,  daß  Ihr  nicht  ahm  pfaltzischen  hoff  mögt  ahngewießen 
werden.  Es  ist  schadt,  daß  Chnrpfaltz  nicht  viel  einkommens  hatt, 
weilten  I.  L.  so  gern  große  despence  machen.  Es  muß  sich  bey 
der  churfürstin  vattem  nndt  mnttern;  den  keines  von  beyden  liebt 
die  ohnnöbtige  despence.  Die  gntte  leütte  za  Weinheim  jammern 
mich  recht,  so  große  despence  zu  thun,  ihren  herrn  zu  entpfangen. 
Waß  ist  aber  die  fraw  Heinze  vor  eine?  Sie  muß  vielleicht  von 
Dasseldorf  sein ;  den  in  der  Pfaltz  habe  ich  mein  leben  nicht  von 
dem  nahmen  gehört.  Die  Gret  Veningen,  jetzt  Schelmin,  muß  die 
vivacitet  mitt  den  jähren  gekommen  sein ;  den  wie  sie  noch  ledig 
war,  hatte  sie  keine  vivacitet  nicht.  Lenor  war  allein  die,  so  ahm 
lustigsten  war;  sie  ist  lustiger  alß  nie,  macht  mich  offt  zu  lachen 
undt  wirfft  mir  doch  offt  vor,  daß  ich  zu  serieuse  geworden  bin. 
Woher  ist  aber  daß  stetige  weinen  der  Bernsteinen  ahnkommen? 
Vor  dießem  mogte  sie  lieber  cartten  spiellen,  alß  weinen.  Wen  man 
schon  schön  ist,  wehrt  es  doch  nicht,  undt  ein  schön  gesiebt  endert 
baldt,  allein  ein  gutt  gemüht  ist  zu  allen  zeitten  gutt.  Ihr  müst 
meiner  sehr  vergeßen  haben,  wen  Ihr  mich  nicht  mitt  unter  den 
beßlichen  rechnet;  ich  bin  es  all  mein  tag  geweßen  undt  noch  ärger 
hir  durch  die  blättern  worden;  zu  dem  so  ist  meine  taille  monstreuse 
in  dicke,  ich  bin  so  viereckt  wie  ein  würffei,  meine  hautt  ist  rot- 
lich, mitt  gelb  vermischt;  ich  fange  ahn,  graw  zu  werden,  habe 
gantz  vermischte  haar  schon,  meine  stirn  undt  äugen  seindt  sehr 
runtzelicht,  meine  naße  ist  ebenso  scbeff,  alß  sie  geweßen,  aber 
durch  die  kinderblattern  sehr  brodirt,  so  woll  alß  beyde  backen; 
ich  habe  die  backen  blat,  große  kinbacken,  die  zän  verschlißen, 
daß  maul  auch  ein  wenig  verender t,  indem  es  größer  undt  rontzel- 
licber  geworden;  so  ist  meine  schöne  figur  bestehlt,  liebe  Amelisse! 
Ich  glaube,  sie  werden  mich  endtlich  närisch  mitt  den  contrefetten 
machen;  ich  kan  sie  nicht  von  den  leütten  bekommen,  so  sie  haben. 
Wovon  kommen  Euch  die  blöden  äugen?  Mich  deucht,  wie  Ihr 
kinder  wahret,  war  es  Caroline  alleine,  so  blöde  äugen  hatte.  Ich 
muß  lachen,  daß  Ihr  sagt,  daß  ich  beßere  occupationen  habe,  alß 
zu  arbeitten.  Wen  Ihr  meint,  daß  der  himmel  hir  voller  geigen 
hengt,  betriegt  Ihr  Euch  sehr;  die  langeweill  regirt  so  starck  hir, 
alß  in  keinem  ort  von  der  weit.    Viel  leütte  hir  drincken  the  undt 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  ^ 


114 

caff6  nndt  chocolat,   aber  ich  nehme  gar  nichts  von  dießem  zeug, 
bilde  mir  ein,   es  seye  nicht  gesandt    Ich  spielle  auch  nie,   sehe 
nar  etlichmahl  zn,   wen  man  abendts  a  lombre  spielt.    Ein  spiel, 
wobey  man  lachen  undt  reden  kan,  würde  hir  sehr  veracht  werden. 
Unter   dem  grand  prieur   undt   dem   printz   de  Conti   ist  nie   gar 
große  freündtschafft  geweßen;  den  der  printz  de  Conti  nndt  des  grand 
prieurs  brnder,  der  duc  de  Vandosme,  pretendiren  jeder,  monsieur 
le  Dauphins  favorit  zu  sein.    Ich  habe  letztmahl  schon  zum  vorauß 
vor   keyßer  Carls  kopffwaßer  gedanckt.     Vergest  nicht,   den   zettel 
dabey  zu  schickien,  von  waß  es  kostl   Ich  weiß  woll,  daß  man  von 
printzes  Amelie  vor  den  römischen  könig  spricht;  es  kompt  aber 
noch  nichts  gewißes  hirvon.    Mein   dochter  ist  so  persuadirt,  daß 
sie  mitt  dem  hertzog  von  Lotheringen  glücklich  sein  wirdt,  daß  ich 
es  gantz  hoffe.   Wen  sie  nur  zufrieden  ist,  werde  ich  es  auch  sein; 
bedancke  mich  sehr  vor  den  part,  so  Ihr  drinnen  nehmen  wolt,  undt 
erfrewet  mich  recht,  Ewer  affection  zu  verspüren.    Seit  versichert, 
daß  ich  Euch  kinder  alle  recht  lieb  habe!   Von  hir  kan  ich  nicht 
viel  neues  sagen.    Madame  de  Chartre  hatt  unß  wider  ein  metgen 
daher   gesetzt,  biß  dinstag  solle  es   getaufft   werden;   monsieur  le 
Dauphin  undt  die  duchesse  de  Bourgogne  werden  sie  äuß  der  tauff 
halten.    Die  eiste,  so  nun  3  jähr  alt  worden,  ist  froh,  daß  man  sie 
mademoiselle  d'Orleans   heist   undt   ihr   schwestergen   mademoiselle 
de  Chartre  ist;  die  eiste  wirdt  all  artlich.    Adieu,  hertzliebe  Am- 
lisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undtLouisse  auch  undt  ver- 
sicher Euch,  daß  ich  Euch  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
»■ 

66. 
A  mad.  Louisse,  raugraflSbi  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  26  August  1698. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  abendts  habe  ich  Ewer  schreiben 
vom  Vi»  dießes  monts  entpfangen.  Es  deticht  mir,  es  seye  ge- 
schwinder kommen,  alß  die  andern  ordinari  kommen.  Lenor  bildt 
sich  ein,  daß  ich  ihr  300  francken  erspare,  indem  ich  ihr  secre- 
tarius  bin.  Mein  leben  habe  ich  nicht  reimen  können;  wie  ich  aber 
vergangen  jähr  den  arm  außeinander  gefahlen  hatte  undt  sonsten 
nichts   thun   konte,   ist   mir    daß   liedermachen   ahnkommen,   habe 


115 

deren  3  oder  4  auff  frantzosch,  all  schlim  genung,  gemacht  undt 
ahn  ma  tante,  der  churfürstin  von  Braunsweig,  geschickt.  Mitt  dem 
armwehe  ist  meine  vaine  poetique  wider  vergangen.  Deß  keyßer 
Carl  kopfPwaßer  ist  mir  noch  nicht  zu  händen  kommen,  dancke 
Euch  aber,  liebe  Louisse,  vor  die  mühe,  so  Ihr  Euch  deßwegen  ge- 
ben habt.  Daß,  so  ich  so  gutt  finde  undt  mir  madame  Magercroon, 
deß  dänischen  envoyes  fraw,  geben,  ist  gar  nicht  rohtlich,  sondern 
weiß  wie  brunenwaßer;  es  ist  daß  eintzige,  welches  mich  zu  Paris 
erhelt,  wo  ich  allezeit  kopffwehe  habe.  Etwaß  vor  den  schlagfluß 
were  hir  woll  von  nöhten;  den  dieße  kranckheit  wirdt  gar  gemein 
hir.  Vor  9  tagen  ist  eine  dame  hir  ahn  Einem  stutz  dran  gestorben, 
welche  ich  woll  von  hertzen  beweinet  habe;  den  sie  war  gar  meine 
gutte  freündin.  Sie  hieße  la  princesse  Depinois  undt  war  von 
hauß  de  Rohan.  Hir  seindt  die  cavaliers  nicht  so  verhiebt  auff  die 
daraen,  daß  sie  sie  enleviren.  Ich  meinte,  die  Engellander  wehren 
auch  wie  die  Frantzoßen.  Dem  trierischen  residenten  ist  es  mitt 
seiner  tochter  gangen,  wie  daß  holländisch  Sprichwort  raht  und 
sagt,  man  soll  den  pot  scheümen  oder  er  scheümbt  sich  selbst, 
seine  tochter  trawen  oder  sie  traut  sich  selbst.  Es  ist  billig, 
daß  alle  Pfältzer  undt  Pfaltzerinen  so  ihrem  churfürsten  gehen. 
Waß  pretendirt  den  dießer  churfürst,  mehr  zu  sein,  alß  mein  herr 
vatter  war?  Daß  kompt  mir  possirlich  vor.  Man  kan, glaube  ich,  in 
jetzigen  [zeiten]  woll  völlig  außsprechen,  wie  der  apostel  Paulus  sagt : 
«Schicket  euch  in  die  zeit!  den  es  ist  böße  zeit».  Die  churfürstin 
zu  Pfaltz  gleicht  ihrer  fraw  mutter  nicht,  wie  ich  sehe;  den  die 
hatt  gern,  daß  man  lustig  ist.  Der  fraw  von  Schelm  raisonement 
ist  gar  raisonabel.  Ihr  werdet  mir  einen  gefahlen  thun,  eine  rela- 
tion  von  Ewer  Weinheimer  reiß  zu  thun.  Heütte  haben  wir  ein 
greulich  gethuns ;  den  man  wirdt  mademoiselle  de  Chartre,  madame  de 
Chartre  letztes  dochtergen,  hir  tauffen ;  monsieur  le  Dauphin  undt  die 
duchesse  de  Bourgogne  werden  es  auß  der  tauff  heben;  unßer  kö- 
nig,  der  könig  undt  die  königin  in  Engellandt  undt  der  gantze  hoff 
werden  sich  dabey  befinden.  Weillen  es  baldt  ahngehen  wirdt,  werde 
ich  Euch  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  von 
hertzen  ambrassire  undt  Amelisse  auch  undt  Euch  allezeit  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


^* 


116 

67.* 

Ich  habe  niemablen  keinen  alten  margraffen  von  Ahnspacb 
gekandt.  Der,  so  meines  bruders  s.  gar  gutter  freündt  war,  war 
noch  ein  gantz  janger  herr;  ich  glaube  nicht,  daß  er  30  jähr  alt 
war,  wie  er  gestorben  ist.  Er  wahr  woll  geschaffen,  allein  sein 
verstandt  stimbte  nicht  mitt  seiner  figur  überein;  den  es  war  der 
abgeschmackeste  undt  soteste  herr,  den  ich  mein  leben  gesehen 
habe.  Ich  fürchte,  sein  söhn  wirdt  nicht  mehr  verstandt  haben,  alß 
der  herr  vatter.  Ich  habe  ihn  noch  nicht  gesehen,  allein  ein  sou- 
verain  macht  schlime  figure  in  Franckreich.  Ihr  thut  woll,  den 
pfaltzischen  hoff  zu  meyden,  weillen  man  Euch  so  wenig  distinguirt. 
Ich  habe  schon  meine  meinung  hirüber  ahn  Louisse  geschrieben, 
wie  Ihr  auß  meinem  letzten  brieff  werdet  gesehen  haben.  Daß  pau- 
cken  undt  trompetten  ist  ein  alter  teütscher  brauch;  dieß  finde  ich 
nicht  übel  eben.  Bey  dem  alten  hertzog  August  von  Braunsweig 
stundte  der  bauker  in  einer  galerie  vor  deß  hertzogs  cammer  undt 
so  baldt  der  hertzog  auß  seinem  apartement  ging,  paukte  man; 
daß  funde  ich  zu  viel,  aber  im  außfahren  stehet  es  nicht  übel.  Daß 
keine  cadets  von  fürstlichen  hetißern  mitt  dem  churfürsten  eßen, 
finde  ich  recht  unbillig.  Mein  gott,  weß wegen  habt  Ihr  doch  miß- 
gönners?  Den  Ihr  steht  ja  niemandes  in  den  weg.  Ich  habe  der 
churfürstin  zu  Pfaltz  juwellen  gesehen,  auff  papir  gemahlt,  darauff 
scheinen  sie  über  die  maßen  schön  sein;  man  sagt  aber,  daß  sie 
nicht  rein  noch  perfect  sein.  Ich  bin  fro  Ewerthalben,  liebe  Ame- 
lisse,  daß  man  die  comedien  zu  Franckfort  erlaubt  hatt;  wünsche, 
daß  Ihr  Euch  woll  in  der  meß  divertiren  möget.  Ihr  werdt  mir 
einen  rechten  gefahlen  thun,  mir  zu  berichten,  wie  es  dort  hergehen 
wirdt.  Ich  habe  gehört,  der  churfürstin  zu  Pfaltz  liebe  gegen  ihrem 
herren  were  so  starck,  daß  es  offt  auff  eine  Jalousie  außlaufft; 
drurab  folgt  sie  dem  churfürsten  gewiß  so  überall  nach.  Ich  weiß 
dem  churfürsten  danck,  nicht  mistrawisch  zu  sein  undt  einen  refor- 
mirten  docktor  zu  haben.  Waß  sagen  aber  die  herrn  Jessuwitter 
hirzu?  Mein  gott,  liebe  Amelisse,  seydt  doch  nie  in  keinen  sorgen, 
wen  Ihr  mir  naturlich  schreibt!  Daß  kan  man  nie  abgeschmackt 
heißen,  contrarie,  daß  ist  woll  geschrieben  undt  so  habe  ichs  recht 
gern.    Da  kommen  viel  leütte  undt  wollen  mich  sprechen,  meine  2 

*  Diesem  briefe  fehlt  wol  der  anfang. 


117 

vettern  von  Heßen,  wie  anch  pfaltzgraff  Christian,  madame  la  princesse 
undt  zwey  von  I.  L.  dochtern,  muß  derowegen  in  großer  eyll 
schließen,  habe  nicht  einmahl  der  zeit,  mein  gekritzel  zu  überleßen 
undt  zu  corigiren.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch 
undt  Louisse  von  hertzen  undt  habe  Euch  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
St  aou  den  27  September  169a 

68. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  10  Octobre.* 

Hertzliebe  Amelisse,  vor  etlich  tagen  habe  ich  Ewer  schreiben 
vom  "Vso  September  zu  recht  entpfangen.  Ich  war  eben  zu  Mon- 
targie,  von  wo  wir  gestern  wider  kommen  sein;  haben  den  courir 
hir  gefunden  mitt  meiner  dochter  heürahtsdispence;  also  wirdt 
ohnfehlbar  daß  beylager  biß  montag  sein,  gehen  selben  tag  gleich 
nach  Paris  undt  zwey  tag  hernach  wirdt  sie  weg.  Ihr  könt  leicht 
gedencken,  liebe  Amelisse,  daß  mir  daß  hertz  jetzt  schwer  ist  undt 
daß  ich  näher  bey  dem  weinen,  alß  bey  dem  lachen,  bin;  den  mein 
dochter  undt  ich  haben  einander  nie  quittirt,  werden  aber  nun  woll 
vor  langer  zeit  geschieden  sein,  welches  dan  ein  wenig  zu  hertzen 
geht;  kan  also  vor  dießmahl  gar  nichts  lustiges  sagen.  Ich  habe 
die  äugen  alle  augenblick  voller  threnen,  muß  es  doch  inmier  ver- 
beyßen,  umb  nicht  außgelacht  zu  werden;  den  die  seinige  recht 
lieb  zu  haben,  verstehet  man  in  dießem  landt  nicht.  Ich  weiß,  das, 
wen  Ihr  recht  wißen  soltet,  wie  mirs  umb  hertz  ist,  würde  ich 
Euch  recht  jammern.  In  welchem  standt  ich  aber  sein  mag,  so 
werde  ich  doch  Euch  undt  Ewer  Schwester  allezeit  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

69. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  18  October.  "i"" 

Hertzliebe  Amelisse,  es  ist  schon  3  oder  4  tag,  daß  ich  Eweren 
lieben  brieff  sambt  der  commedie  von  Carl  Moritz  entpfangen  habe, 

*  Die  jahrszahl  fehlt. 
**  Die  Jahrszahl  fehlt, 


118 

habe  Euch  aber  ohnmöglich  eher,  alß  nun,  davor  dancken  können. 
Ich  habe  sie  gleich  geleßen;  sie  endet  waß  kartz,  allein  es  seindt 
Sachen  drinen,  so  nicht  schlim  sein,  zum  exempel  der  poet  ist  gutt, 
der  marquis  ist  auch  nicht  schlim,  aber  es  ist  kein  recht  endt  dran. 
Ich  sehe  woU,  worauff  Fagotin  gem^fcht  ist;  daß  ist  auff  Mezetin 
gemacht,    weillen   ihn   der    könig    in    Poln    zum  tresorier   de   la 
chambre  gemacht  hatt;   die  überigen  personnage  kan  ich  nicht  so 
woll  alß  dieße  errahten.    Wen  die  teütsche   nicht  schlimmer,   alß 
die  frantzösche,  ist,  wirdt  sie  noch  woll  der  mühe  werdt  sein,  daß 
man  sie  lest.    Man  schreibt  mir,   daß  die  reiß  nach  Preussen  zu 
Berlin   gebrochen  seye.    Daß   fretidt   mich,  daß  sich  weiber  undt 
Jungfern  umb   unßern   printzen  von  Birckenfelt  geschmißen  haben ; 
da  will  ich  ihn  braff  mitt  plagen,  wen  I.  L.  wider  hir  sein  werden. 
Waß  wirdt  aber  Fanchon  Moreau  vom  opera  hirzu  sagen,  welche  die- 
ßes  printzen  heroine  ist?  Sie  wirdt  singen  müßen,  daß  die  Unbestän- 
digkeit der  männer  ihr  gemeines  laster  ist,  aber  a  bon  chat  bon  rat, 
sie  wirdt  ihm  nicht  getrewer  sein,  alß  er  sie;    den  die  dame  hatt 
gar  eine  mittelmäßige  tugendt  undt  schlegt  niemandt  nichts  ab.  Ich 
wolte,  daß  die  teütsche  ftlrstinen  ihm  die  frantzösche  öperatrice  auß 
dem  kopff  bringen  mogten.    Ich  habe  beyde   fürstinen   zu  Hannaw 
sehr  rühmen  hören.    Die  Ratzsamsheusserin   wirdt  mir  baldt  eine 
relation  von  dießer  fürstin  thun.    Ich  wolt  I.  L.  nicht  rahten,  nach 
Paris   zu   kommen;    die  wohnung   ist   nicht   avantageuse  dort   vor 
teütsche  fürstinen;  den  alle  damens  werden  pretendiren,  vor  sie  zu 
gehen,    sie  mögen  tittel  haben    oder   nicht.    Ich  glaube,   daß  ihr 
herr,  so  woll  weiß,  wie  es  hir  ist,  ihr  dieße  thorheit  nicht  wirdt 
thun  laßen.   Ist  dieße  fürstin  nicht  schön,  so  muß  sie  ihren  beyden 
herrn  brüder  nicht  gleichen;  den  sie  seindt  beyde  recht  schön.   Es 
ist  mir  leydt  Ewerthalben,  wen  ich  höre,  daß  alle  geselschafPten  so 
von  Franckfort  weg  reißen;    den  daß   gibt  Euch  doch  ein  wenig 
verenderung.    Ich    sehe   daß    kleine   gi'äffgen   von   Leiningen   sehr 
selten,   aber  wen  ich  ihn  sehe,    caressire  ich  ihn  doch  sehr,   filtz 
ihn  auch  etlich  mahl  ein  wenig.    Graff  Reus,  so  [er]  bey  ihm  hatt, 
feit  nicht  von  verstandt,  ist  raisonabel.   Sie  seindt  einmahl  mitt  mir 
auff  der  jagt  geweßen;  selbige  jagt  war  heßlich,  wir  verlohren  sie. 
Ich  habe  mitt  meinen  obren  gehört,  daß  Monsieur  seinem  secretaire 
des  comandemant,  deß  abe  de  Thesut  bruder,  befohlen,  vor  Euch 
ahn  h.  Obrecht  zu  schreiben.  So  baldt  wir  wider  zu  Paris  sein  wer- 


119 

den,. werde  ich  ahn  die  sach  treiben.  Ach,  ich  werde  leyder  biß 
donnerstag  wider  in  daß  widerliche  Paris  ondt  daß  liebe  Fontaine- 
bleau  quittiren,  welches  mir  woU  hertzlich  leydt  ist;  mögt  drüber 
flenen.  Hir  bin  ich  hertzlich  gern,  befinde  mich  immer  woU  hir 
undt  divertire  mich  undt  in  dem  yerfluchten  Paris  bin  ich  immer 
kranck  undt  stehe  bitter  lange  weill  dort  auß.  Hertzog  Christian 
wirdt  meinen,  ich  hette  auß  der  schul  geschwetzt  undt  Euch  sein 
leben  beschrieben;  den  ich  plag  ihn  auch  immer  mitt;  den  ich  weiß 
I.  L.  gantze  historie.  Sein  herr  bruder  hette  es  woll  bleiben  kön- 
nen laßen,  so  einen  doUen  heüraht  zu  thun.  Die  lieb,  so  hir  weg 
gejagt  wirdt,  hatt  sich,  wie  ich  sehe,  nach  Franckfort  retirirt. 
Man  rufft  mir  alleweil;  es  ist  zeit,  in  die  comedie  zu  gehen,  muß 
also  schließen.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  von 
hertzen  undt  behalte  Euch  undt  Ewer  geschwister  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

70. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth  y  raugraffin  zu  Pfaltz  y  a  Franckfort. 

»  Yersaille  den  12  December  1698. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  habe  alleweill  ahn  Louisse  geschrieben 
undt  ihr  außführlich  alle  Ursachen  gesagt,  weß wegen  ich  Euch  bejden 
in  2  monat  nicht  geschrieben  habe,  undt  weillen  Ihr  einander  Ewere 
brieffe  weist,  will  ichs  hirmitt  nicht  widerhollen,  sondern  Euch  nur 
sagen,  daß  ich,  seyder  ich  Euch  nicht  geschrieben,  3  liebe  schreiben  von 
Euch  entpfangen  habe  vom  */**  October,  1  November — 22  October  undt 
heütte  morgen  einen  vom  24  November  — 4  December,  auff  welchen 
ich  hirmitt  antwortten  werde.  Auß  dießem  bericht  werdet  Ihr  sehen, 
ob  ich  alle  Ewere  brieffe  entpfangen;  Ich  sage  auch  ahn  Louisse  die, 
so  ich  von  ihr  entpfangen  habe.  Daß  durch  den  jegermeister  undt 
herrn  Wießer  geschickt  worden,  ist  gantz  verlohren  gangen;  weder 
Lenor  noch  ich  haben  keinen  bustabei  davon  zu  sehen  bekommen. 
Alle  Ursachen  meines  langen  stillschweygens  habt  Ihr,  liebe  Ame- 
lisse, gar  recht  errahten.  Abe  de  Thesseut  ist  gar  ein  ehrlicher 
edelman,  den  ich  sehr  estimire;  ich  zweyffle  nicht,  daß  er  auff 
mein  gar  starcke  recomandation  Ewere  interesse  sich  ahnnehmen 
nVirdt,  in  waß  Monsieur  vermag;  allein  bey  dem  könig,  unter  unß 
gesagt,  ist  wenig  zu  hoffen;  zu  recompensiren ,  waß  man  durch  den 


120 

krieg  gelitten,  da  will  er  nichts  von  hören.  Der  könig  hir.hatt 
woU,  wie  man  sagt,  gar  keine  seyde  bey  dem  krieg  gespunden. 
Solte  der  könig  einen  kleinen  krieg  (wie  ich  doch  nicht  hoffen 
will)  mitt  Churpfaltz  ahnfangen,  wirdt  es  baldt  zum  ende  gehen, 
weillen  im  reißwigischen  friedenstractat  stehet,  das,  wen  der  könig 
gleich  feindtseeligkeitten  gegen  selbigen  charfürsten  verüben  solte, 
im  fall  dießer  meinem  herrn  nicht  bezahlte,  waß  er  mitt  ihm  ist 
eines  worden,  so  soll  dießes  vor  keine  interuption  deß  generals- 
frieden  gehalten  werden  andt  sich  niemandes  der  sach  ahnnehmen; 
also  könte  selbiger  krieg  nicht  lang  wehren.  Da  segt  Ihr  woU,  daß 
ichs  mage  wie  Jodelet.  «Prince,  j'ay  response  a  tont,  hors  a  qui  va 
la»,  sagte  er;  so  mache  ich  es  auch.  Wir  haben  hir  kein  schönner 
Wetter,  alß  Ihr  andern  zu  Franckfort.  Meinem  miltz  ist  nicht 
beßer  dabey,  daß  ich  so  lang  ohne  jagen  sein  muß.  Ich  wüste 
nicht,  daß  Ihr  reißen  kont.  Liebe  Amelisse,  Ihr  thut  gar  woU, 
Euch  mitt  etwaß  ahngenehmes  zu  occupiren.  Ob  ich  zwar  3  mahl 
die  woch  große  brieffe  von  meiner  dochter  bekomme,  so  habe  ich 
doch  zeit  genuug,  andere  zu  leßen,  so  mir  auch  lieb  sein.  Drumb 
last  Euch  diß,  liebe  Amelisse,  gar  nicht  zur  entschuldignng  dinnen! 
undt  ich  verspreche,  daß  ich  Euch  hinfüro  gar  fleißig  andtworten 
werde.  Wie  es  meiner  dochter  geht  undt  wie  vergnügt  die  nun 
lebt,  werdet  Ihr  auß  Louisse  brieff  außführlich  sehen.  Es  fangt 
ahn  undt  wirdt  spät;  ich  furcht,  daß,  wen  ich  nicht  aufhöre,  zu 
schreiben,  daß  mein  brieff  nicht  zu  rechter  zeit  noch  auff  die  post 
kommen  möge,  muß  also  wider  meinen  willen  schließen;  den  ich 
were  noch  woll  im  humor,  zu  blandem.  Ich  ftlrcht,  daß  Ihr  dießen 
brieff  noch  lange  nicht  bekommen  werdt;  den  die  geweßer  seindt 
so  abscheüllig  groß,  daß  alles  überschwomen  ist;  die  Courier  haben 
mühe,  zu  reitten.  Meine  vetterh,  die  printzen  von  Cassel,  seindt, 
so  zu  sagen,  vom  waßer  belagert;  sie  können  nicht  von  Paris,  ob 
sie  zwar  schon  vor  10  tagen  abschiedt  genohmen  haben.  Adieu, 
liebe  Louisse!  Ich  ambrassire'Eüch  von  hertzen  undt  werde  Euch 
all  mein  leben  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte, 


121 

71. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Pranckfort. 

Versaille  den  80  Januari  1699. 

Hertzliebe  Amelise,  auß  Louisse  brieff  werdet  Ihr  ersehen,  waß 
mich  abennahlen  ahn  schreiben  verhindert  hatt;  allein  ich  kan  mich 
nicht  resolviren,  ob  ich  zwar  heütte  schon  gar  viel  geschrieben,  ahn 
Louisse  allein  zu  antwortten,  ohne  Ettch  auch  zu  dancken  vor  alle 
brieffe,  so  ich  von  Euch  entpfangen,  liebe  Amelisse,  Euch  daneben 
versichern,  daß  mir  Ewere  schreiben  sehr  ahngenehm  sein.  Auff 
ein  ander  mahl  will  ich  Euch  lenger  entreteniren ,  nun  kan  ichs 
aber  obnmoglich;  den  die  bandt  ist  mir  so  müde,  daß  ich  kaum 
die  feder  halten  kan;  werde  dero wegen  vor  dießmahl  nichts  mehr 
sagen,  alß  daß  ich  Euch  von  hertzen  ambrassire  undt  allezeit  lieb 
behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

72. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Marly  den  6  Februari  1699. 

Hertzliebe  Amelise,  ich  habe  mich  von  der  geselschafft,  so  zu 
sagen,  weggestollen,  umb  auff  Ewern  lieben  brieff  vom  "/a?  Januar 
zu  antworten,  so  ich  vorgestern  entpfangen,  ehe  wir  von  Versaille 
weg  sein;  den  ich  sehe  woll  durch  waß  mir  schon  etlichmahl  be- 
gegnet, daß,  wen  man  einmahl  ans  auffschieben  kompt,  hatt  man 
große  mühe,  ehe  man  wider  zum  schreiben  gelangen  kan.  Gott 
gebe  nur,  daß  ich  dießmahl  auch  nicht  wider  möge  verstöret  wer- 
den, welches  leicht  geschehen  könte!  Den  der  könig  undt  die  kö- 
nigin  von  Engellandt  werden  dießen  abendt  herkommen,  den  bal  en 
masque  zu  sehen;  sie  werden  auch  hir  zu  nacht  eßen.  Es  ist  aber 
auch  woll  einmahl  zeit,  daß  ich  auff  Ewer  schreiben  komme.  Es 
ist  mir  recht  leidt,  das  der  arme  ab6  de  Thesseut  kranck  ist.  Ihr 
habt  recht  woll  bedacht,  die  brieffe  so  zu  partagiren.  Ewere  brieffe 
gefallen  mir  recht  woll.  Continuirt  nur,  imer  natürlich  undt  ohne 
fagon  zu  schreiben!  Den  complimenten  kah  ich  gantz  undt  gar 
nicht  vertragen.  Wolte  gott,  Ihr  kontet  mir  waß  schreiben,  so 
mich  konte  zu  lachen  machen!  Den  daß  ^chen  wir^t  seyder  etlichen 


122 

• 

jähren  her  sehr  rar  bey  mir,  entwehne  es  schier  gantz  andt  gantz 
nndt  mein  miltz  beüudt  sich  nicht  beßer  dabey.  Glaabt  nicht,  liebe 
Amelisse,  daß  der  verstandt  in  complimenten  bestehet!  In  meinem 
sin  erscbeindt  er  viel  mehr,  wen  man  woll  undt  naturlich  schreibt, 
wie  Ihr  thut.  Die  alberste  leütte  von  der  weit  können  ein  compli- 
ment  behalten  nndt  schreiben,  aber  woll  von  alles  zu  reden  undt 
einen  conlanten  stiel  haben,  daß  ist  rarer,  alß  Ihr  woll  meint; 
derowegen  hatt  Ewere  große  demutt  unrecht.  Euch  glauben  zu  ma- 
chen, daß  Ihr  nicht  woll  schreibt.  Ich  glaube  nicht,  daß  die  fraw 
von  Ratsamshanssen  ihr  versprechen  wirdt  halten  können,  nach 
Franckfort  zu  gehen.  Es  ist  ihr  ein  schaden  ahm  fuß  undt  knie 
kommen  von  einem  fall,  so  sie  gethan,  wie  sie  auß  Lotheringen 
kommen.  Die  fürstin  von  Hannaw  wirdt  ihren  herrn  vatter  nicht 
zu  Strasburg  gefunden  haben;  er  ist  noch  zu  Paris,  sein  printz 
aber  ist  nach  Strasburg.  Niemandes  würde  Euch  mehr  von  mei- 
nem leben  verzehlen  können,  alß  eben  die  Rotzenheusserin;  den  sie 
ist  alle  jähr  5  oder  6  monat  bey  mir  undt  quittirt  mich  nicht,  biß 
ich  schlaffen  gehe.  Es  frewet  mich  von  hertzen,  daß  unßere  gutte 
landtsleütte  so  woll  mitt  mir  zufrieden  sein,  allein  ich  habe  doch 
niemandes  einigen  dinst  thun  können.  Monsieur  Hunefelt  ist  gar  ein 
feiner  mensch,  ist,  wie  er  gesagt,  gar  fleißig  zu  mir  kommen  mitt 
monsieur  Polie,  welcher  noch  eben  ist,  wie  Ihr  ihn  gesehen,  gantz 
undt  gar  nicht  verendert,  geht  strack,  hatt  alle  seine  zahn,  sieht 
undt  lest  die  reinste  schriefft  ohne  brill,  hört  wohl  undt  hatt  den 
verstandt,  wie  er  ihn  all  sein  leben  gehabt  hatt,  undt  ist  doch  jetzt 
78  jähr  alt.  Wen  ich  ihn  wider  sehen  werde,  will  ich  ihm  sagen,  daß 
es  Euch  frewet,  daß  er  noch  bey  leben  ist.  Mein  dochter  ist  zwar 
sehr  content  in  ihrem  ehestandt,  allein  sie  ist  nun  schwanger  undt 
erschreklich  kranck  dabey  mitt  Ohnmächten  undt  übergeben.  Wer 
nicht  im  zwang  leben  will,  muß  Franckreich  meyden.  Wie  Ihr  mir 
Ewer  leben  beschreibt,  finde  ich  es  recht  ahngenehm.  Hir  gereüht 
es  einem  baldt,  wen  man  frey  gesprochen  hatt;  drumb  lebe  ich  so 
einsam.  Mich  wundert,  daß  der  keyßer  dem  romischen  könig  seine 
leütte  hatt  selber  wehlen  [laßen] ;  daß  müste  hir  monsieur  le  Dauphin 
nicht  unterfangen,  es  ging  nicht  ahn.  Es  ist  mir  leydt,  daß  man  der 
romische  königin  eine  intrigante  fraw  gegeben;  daß  wirdt  ihr  übel 
zu  pas  kommen,  welches  mir  sehr  leydt  were;  den  ich  habe  die 
l^tte  königin  recht  lieb,    Die  Fflugin  wirdt  aber  9'Uch  genung  zu 


123 

thnn  bekommen.  Den  wie  Ihr,  liebe  Amelisse,  recht  remarqoirt, 
es  ist  keine  geringe  arbeit,  freüllenhoffineisterin  zu  sein.  Ab6 
de  Tbesseut  ist  von  natur  mager;  glaube  nicht,  daß  er  sein  leben 
fett  kan  werden.  Ich  wolte  ihm  gern  ein  pfuudt  50  fett  überlaßen, 
ich  hette  noch  genang  ahm  überigen.  Es  ist  war,  daß  es  gar  ein 
ehrlicher  man  ist;  aber  waß  er  vor  mich  außricht,  da  werde  ich 
woU  wenig  von  genießen.  Ob  gott  will,  so  wirdt  Monsieur,  so  gar 
gesundt,  lenger  leben,  alß  ich,  undt  so  lang  I.  L.  leben,  habe 
ich  nichts  von  meinen  gutt  zu  pretendiren,  werde  auch  nichts  be- 
kommen. Alle  abendt  seindt  hir  bal  im  masquen;  die  sehe  ich  woll 
mitt  zu,  divertiren  mich  aber  nicht,  schlaff  schir  drüber  ein.  Nun 
rufft  man  mich;  die  königin  kompt,  ich  muß  I.  M.  entgegen.  Adieu, 
liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  habe  Euch 
recht  lieb.' 

Elisabeth  Charlotte. 

73. 

A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Marly  den  6  Mertz  1699. 

Hertzliebe  Louise,  ich  habe  seyder  ein  tag  14  3  liebe  brieff 
von  Euch  bekommen,  einen  durch  die  post,  ^Vss  Januar,  einen 
durch  monsieur  Persius  von  Lohnsdorff  undt  vor  3  oder  4  tagen  ei- 
nes durch  abe  Thesut.  Auff  die  ersten  habe  ich  ohnmöglich  dießen 
carnaval  über  antwortten  können,  war  gar  zu  viel  gethuns.  Ich 
hette  es  auch  heütte  nicht  thun  können,  wen  unß  daß  schlimme 
wetter  nicht  von  der  jagt  abgehalten  hette,  undt  ich  will  mich 
dießen  tag  zu  nutz  machen,  ahn  Euch  undt  Amelisse  zu  schreiben. 
Ihr  könt  aber  woll  gedencken,  liebe  Louisse,  daß  es  mir  ohnmög- 
lich sein  wirdt,  auff  alle  3  zu  antwortten;  nur  dießes  sagen,  daß 
ich  monsieur  Persius  eben  gefunden,  wie  Ihr  mir  ihn  beschrieben  habt, 
daß  mir  alle  Ewere  schreiben  sehr  ahngenehm  sein.  Damitt  ich 
mich  aber  einsmahls  wider  recht  ahns  andtwortten  gewöhnen  möge 
(den  ich  hoffe,  daß  ich  in  der  fasten  mehr  zeit  finden  werde,  zu 
schreiben),  so  will  ich  Ewer  letztes  schreiben  durchauß  beantwortten, 
so  ich  durch  den  ab6  de  Thesut  entpfangen  habe.  Ihn  selber  habe 
ich  zwar  noch  nicht  gesehen;  darff  nicht  zu  mir  kommen,  biß  er 
erst  mitt  deß  königs  minister  gesprochen.    Wolte  {[ott^  Jhx  hett«^^ 


124 

80  anff  der  post  herkommen  können!  Bin  versichert,  daß  Ihr  Euch 
nicht  bey  die  königliche  minister  würdet  aufgehalten  haben.  Hir 
würde  man  nicht  sehr  verwundert  sein,  eine  dame  in  chaisse  de 
poste  reißen  za  sehen;  den  ich  weiß  ihrer  viel,  so  nie  änderst 
reißen.  Ich  begreiffe  leicht,  wie  fro  ab6  de  Thessnt  sein  mnß,  von 
Franckfort  weg  zu  sein,  da  er  kranck  geweßen  nndt  die  loft  dort 
nicht  vertragen  kan.  Ich  kans  bey  mir  selber  abmeßen  undt  nur 
gedencken,  wie  fro  ich  immer  bin,  wen  ich  auß  Paris  wegfahre; 
den  dar  bin  ich  auch  immer  kranck  undt  habe  bitter  lange  weill 
dortten.  Ich  werde  aber  leyder  in  ein  tag  8  hin  vor  eben  so  lange 
zeit  schir.  Es  ist  mir  schon  gantz  schwer  drüber,  aber  es  kan 
nicht  änderst  sein;  den  in  der  zeit  wirdt  der  könig  die  duchesse 
de  Bourgogne  herführen,  wo  niemandes  bey  sein  darff  alß  ihre  da- 
mens  undt  die  madame  de  Maintenon  wehlet;  weder  monsieur  le 
Dauphin  noch  keine  von  deß  königs  naturliche  döchter  werden  hir 
sein  dörffen.  Monsieur  le  Dauphin  wirdt  mitt  der  printzes  de  Conti 
nach  Meudon,  madame  de  Chartre  wirdt  Initt  unß  nach  Paris,  ma- 
dame la  duchesse  mitt  ihrem  man  undt  seiner  gantzen  famillen  auch 
nach  Paris ;  wen  der  könig  aber  wider  nach  Versaille  wirdt,  werden 
wir  unß  alle  wider  dort  einfinden.  Ich  habe  dem  abe  de  Tbesut  schon 
wißeh  laßen,  daß  Ihr  seine  geselscbafft  regretirt.  Ich  halte  ihn 
auch  vor  einen  ehrlichen  menschen;  er  hatt  aber  einen  bruder,  so 
gar  nicht  so  woU  zu  trawen  ist  undt  ein  falscher  gesel  ist.  Ihr 
spot  meiner,  liebe  Louise,  zu  sagen,  daß  man  meine  hohen  quali- 
tetten  erkenen  kan.  Ich  kene  mich  selber  woll,  weiß  also  nur  gar 
zu  gewiß,  daß  ich  keine  hohe  qualitetten  habe,  aber  man  muß  sein, 
wie  unß  unßer  herrgott  gemacht  hatt;  kan  mich  keiner  qualitetten 
piquiren,  alß  von  hertzen  auffrichtig  zu  sein.  Es  ist  mir  leydt,  daß 
unßer  vatterlandt  sich  verdirbt  undt  die  rechtschaffene  leütte  auch 
dortten  rare  werden.  Ihr  bettet  Euch  nicht  schämmen  sollen,  dem 
ab6  zu  sagen,  daß  der  alte  herr  von  Degenfeit  die  acten  verlegt 
hatte;  in  seinem  alter  ist  es  erlaubt,  eben  kein  gar  gutt  gedacht- 
nuß  mehr  zu  haben.  Ihr  betriegt  Euch  sehr,  wen  Ihr  meint,  daß 
ich  groß  Interesse  in  den  pfaltzischen  sachen  habe.  Mitt  der  zeit 
kans  meinen  kindem  zu  gutt  kommen,  aber  ich  werde  woll  mein 
leben  keinen  heller  noch  pfening  davon  zu  sehen  bekommen.  Wie 
mein  heürahtscontract  gemacht  ist,  ist  Monsieur  herr  undt  meister 
VQn  ^es  undt  es  hatt  schon  woll  geschienen ;  im  die  2  mahl  hun- 


125 

dert  taußendt  tfaaller,  so  er  schon  auß  der  Pfaltz  bekomen,  hatt 
er  verthan,  ohne  mir  einen  heller  davon  zu  geben;  also  würde  es, 
wen  mehrers  komen  solte,  nicht  beßer  gehen.  Also  fordert  nur 
frey,  waß  Ihr  zu  fordern  habt!  Mir  geschieht  gar  kein  tord  dabey. 
Vom  könig  werdet  Ihr  woll  nichts  bekommen,  er  will  von  kein  de- 
domagement  hören.  So  offt  ich  nach  Paris  gehe,  ist  es  sicher,  daß 
ich  kranck  werde,  aber  so  baldt  ich  wider  auß  dießer  bößen  lufft 
weg  bin,  wirdt  es  mir  wider  woll;  den  ich  bin  gar  nicht  krancklich 
von  natur.  Ich  muß  gestehen,  Paris  ist  mir  unerhört  zuwider. 
Mein  dochter  ist  ein  wenig  beßer,  alß  sie,  seyder  sie  schwanger, 
geweßen.  Sie  haben  einen  artige  faßnacht  gehalten  von  Turquen, 
Moren,  alten  Teutschen  undt  Spanier,  seindt  in  triomphwägen  durch 
die  statt  gefahren  zu  Nancy  undt  haben  wägen  mitt  verklejrten 
mussicanten  bey  sich  gehabt.  Die  damen  saßen  in  den  wagen  undt 
die  cavalier  zu  pferdt,  jede  quadrille  umb  ihre  nation  damen  he- 
rumb;  die  gantze  statt  hatt  man  mitt  lichter  vor  den  fenstern  be- 
leücht.  Etwaß,  daß  mich  noch  hoffen  macht,  daß  meine  dochter 
keine  dochter  bekommen  wirdt,  ist,  daß  ich  noch  kräncker,  alß 
sie,  war,  wie  ich  mitt  meinen  eisten  söhn  s.  bin  schwanger  gangen. 
Ihr  habt  woll  recht,  gottlob  zu  sagen,  nicht  in  dem  stände  zu  sein, 
so  etwaß  zu  erfahren  durch  eygene  experientz.  Ich  dachte  nicht, 
daß  die  Engellander,  so  sonsten  doUe  köpff  genung  haben,  so  com- 
mode  vor  ihre  weiber  wehren;  ich  estimire  sie  drüber.  Es  ist  den 
gutt,  einen  Engellander  zu  nehmen.  Die  hir  im  landt  sein,  seindt 
eben  nicht  so  docille,  müßen  schon  von  den  Frantzosen  verdorben 
sein  worden.  Ihr  habt  mir  einen  rechten  gefallen  gethan,  liebe 
Louisse,  mir  deß  jungen  herrn  von  Degenfelts  relation  zu  schicken; 
finde  sie  sehr  exact  auffgesetzt  vor  einen  so  jungen  menschen  undt 
woll  geschrieben.  Wer  sich  resolvirt,  zu  heürahten,  muß  sich  zu 
viel  Unglück  resolviren,  undt  je  höher  man  ahm  bret  ist,  je  entpfind- 
licher  seindt  die  Unglück;  den  man  hatt  viel  weniger  trost,  alß  an- 
dere leütte;  ich  förchte,  die  gutte  römische  königin  wirdt  es  baldt 
entpfinden.  Wen  man  mir  ihre  jugendt,  ihren  standt  undt  noch 
dazu  tonen  golt  deß  jahrs  geben  könte  mitt  dem  beding,  daß  ich 
so  wie  sie  in  stetten  ceremonien  leben  solte,  wolte  ichs  nicht  ahn- 
nehmen; den  ich  würde  in  8  tagen  vor  lange  weille  sterben;  gran- 
deur  halte  ich  vor  bloße  chimeren,  wen  keine  große  macht  dabey 
ist,  undt  konte  mich  gar  nicht  in  daß  leben  schicken.  Gott  ^eh^.,  ^^ 


126 

nnßere  römische  königin  einen  andern  hnmor  alß  ich  haben  möge! 
Die  keißerin  muß  übel  erzogen  sein,  überlautt  ahns  keyßers  taffei 
zu  knotern.  Es  hat!  mich  recht  sonlagirt,  wie  ich  geleßen,  daß 
der  verlohme  demant  widergefanden  worden.  Morgen  wirdt  es  8 
tag  sein,  daß  man  hir  die  trawer  vom  chorprintz  von  Bayern  ge- 
nohmen;  daß  hatt  aber  ahn  kein  divertissement  verhindert;  alle,  die 
gedantzt,  haben  die  trawer  bey  dem  ball  abgelegt.  Der  churfürst 
von  Bayren  Liebten  jammert  mich  woU  von  hertzen.  Ich  hette 
nichts  erfahren  von  waß  zu  Venedig  bey  der  königin  in  Poln  ein- 
zug  vorgangen,  wen  Ihr  mir  den  gefallen  nicht  gethan  bettet,  mirs 
zu  schreiben.  Sie  hatt  zwey  ungezogene  söhn;  die  mögen  ihr  woll 
händel  in  Ittallien  machen.  Der  könig  in  Poln,  ihr  herr,  war  eben 
so  karg,  alß  sie;  darumb  haben  sie  auch  so  viel  bar  gelt  gesamblet. 
Ma  tante,  die  fraw  churfürstin  zu  Braunsweig,  schreibt  immer  recht 
possirlich  undt  artlich.  I.  L.  hatten  mir  auch  geschrieben,  daß  ihre 
fraw  dochter,  die  churfürstin  von  Brandenburg,  Carl  Moritz  so  lieb 
hatt.  Schon  kan  ich  mir  ihn  auch  woll  nicht  einbilden,  wen  ich 
gedencke,  wie  er  war,  wie  er  ein  kindt  war,  undt  wie  sein  aug  ist; 
aber  ein  gutt  gemühte  solle  man  doch  über  alles  schätzen;  die 
Schönheit  vergeht,  daß  gemüht  aber  bleibt.  Ich  meinte,  ich  würde 
heütte  noch  ahn  Amelisse  auch  schreiben  können,  es  kan  aber  ohn- 
moglich  sein;  bitte,  macht  ihr  meine  entscbuldigung!  Ein  andermabl 
werde  ich  ihren  brieff  beantwortten.  Ab6  de  Theöut  hatt  mir  ein 
fläßgen  in  einer  schachte!  bracht;  Ihr  schreibt  mir  aber  nicht,  waß 
es  ist;  bitte,  schreibt  mir  doch,  was  es  ist,  undt  auch  dabey,  wie 
es  zu  gebrauchen  ist!  Dancke  Euch  gar  sehr  davor.  Hiemitt  ist 
Ewer  schreiben,  liebe  Louisse,  völlig  beantwortet.  Amelisse  BXf^- 
brassire  ich  von  hertzen  undt  werde  vor  dißmahl  nichts  mehr  sa- 
gen, alß  daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

74. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Yersaille  den  14  Mertz  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  hatte  meine  resolution  fest  gefast, 
Euch  zu  Marly  auch  zu  antworten  vor  9  tagen,  sowoll  alß  ahn 
Louisse;  weillen  ich  aber  selbigen  tag  schon  ohne  daß  gar  viel  ge- 


127 

schrieben  hatte,  wurde  mir  die  handt  zu  müde,  länger  zu  schreiben, 
undt  seyder  dem  habe  ich  nicht  wider  dazu  gelangen  können,  undt 
noch  einen  lieben  brieff  von  Euch  entpfangen  vom  21  Februar  — 
3  Mertz,  worinen  Ihr  mir  alle  fretidenfest  beschreibt,  welches  mir 
einen  rechten  gefahlen  gethan;  dancke  sehr  davor.  Wir  haben  heütte 
den  gantzen  tag  den  wolff  gejagt  undt  auch  gefangen.  Es  ist  zu 
spät,  ordendtlich  auff  Ewere  liebe  brieffe  zu  antworten;  habe  doch 
nicht  lenger  wartten  wollen,  zu  schreiben.  Hinföro  will  ich  mein 
bestes  thun ,  Ewere  brieff  einen  nach  dem  andern  zu  antwortten, 
wo  es  mir  möglidi  sein  wirdt;  den  wir  werden  biß  montag  leyder 
nach  Paris,  die  gantze  woche  dort  zu  bleiben.  Ich  gehe  zwar  in 
volkommener  gesundtheit  hin,  werde  aber  woll  keine  24  stundt  dort 
sein,  ohne  kopffwehe  zu  bekommen.  In  welchem  standt  ich  aber 
auch  sein  mag,  so  werde  ich  doch  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

75. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Fratickfort. 

Port  royal  den  20  Mertz  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff  vom 
28  Februar — 9  Mertz  entpfangen;  will  heütte  gleich  drauff  antwor- 
ten, damitt  es  mir  nicht  gehen  möge  wie  schon  unterschiedtliche 
mahlen  undt  immer  möge  verhindert  werden;  drumb  schreibe  ich 
Euch  hir  im  closter.  Letzt  mahl  hatte  ich  mir  vorgenohmen,  Ame- 
lise  einen  großen  brieff  zu  schreiben  undt  ordentlich  auff  ihre  3 
schreiben  zu  andtworten;  allein  es  kämmen  mir  so  viel  verhinder- 
nüßen,  daß  ich  nur  mitt  mühe  ein  klein  brieffgen  schreiben  konte; 
hir  aber,  da  ich  niemandes  sehe,  alß  meine  gutte  freündin,  die 
comtesse  de  Beuveron,  da  kan  ich  schreiben,  so  lang  ich  will, 
werde  also  gar  exact  auff  Ewer  schreiben  antwortten.  Durch  meine 
antwort  werdet  Ihr  ersehen  haben,  liebe  Louisse,  wen  abe  de  The- 
sut  hir  ahnkommen.  Alle  abendts  spilt  er  mitt  damens  hir  vor  mir 
a  lombre.  Es  ist  kein  wunder,  daß  Ihr  bey  dießem,  so  zu  sagen, 
wider  gantz  nagelneuen  winter  verschnupt  seyt;  den  seyder  14  ta- 
gen ist   der  winter  undt  die   kälte   stärcker   eingefahlen,    alß  nie« 


128 

Amelisse  hat  gar  exacte  relation  gethan  von  waß  zu  Franckfort  bey 
den  freüdenfest  vorgangen;  daß  hatt  mich  recht  amussirt.    Ich  mnß 
gestehen,  daß  es  mich  recht  von  hertzen  erfrewet  hatt,  daß  unßere 
printzes  Amelie,  jetzt  römische  königin,  so  woll  reussirt  undt  eine 
so  große  passion  bey  ihrem   könig   verursachet  hatt.    Ich   dachte 
woll,  daß,  wen  I.  M.   dero  gemahlin  tngendt  undt  verstandt  ein- 
mahls  kenen  würden,   daß   sie    sie   alßdan    lieben  undt  estimiren 
würden;   aber  daß  ihre  figure  so  eine  passion  verursachen  würde, 
daß,  gestehe  ich,  habe  ich  mich  gar  nicht  versehen.  Gott  gebe,  daß 
dieße  passion  lange  jähren  dauern  möge!   Wen  wünschen  waß  dazu 
thun  könte,  würde   dieße   königin  gewiß  nie  unglücklich   werden. 
Wie  Ihr  undt  Amelise  mir  Ewere  assambl^en  beschreibt,  ist  es  gar 
nicht  langweillig;  den  ich  sehe  nicht,  daß  Ihr  vill  zwang  dabey  habt. 
Ihr  sagt  nicht,  welche  spieiger  man  gespilt  hatt;  es  wirdt  ja  nicht 
blinde   kuhe   undt   versteckeis   geweßen   sein,   wo   man   frey   undt 
schwetzen  undt  lachen  darff;  da  macht  man  sich  viel  lustiger  bey, 
alß  wen  man  bey  großen  festen  ist,  wo  man  nicht  lacht  undt  gar 
stammig  sein  muß.    Wie  Ihr   mir  den  landtgraffen  von   Rheinfels 
beschreibt,  unter  unß  gerett,  so  muß  er  ein  wenig  geschoßen  sein. 
Daß  erfrewet  die  compagnien,   wen   sich  etliche   zancken,   alß   wie 
dießer  landtgraff  undt  die  alte  gräffin  von  Hohenloh.    Wie  kompts, 
daß  diß  jähr  alles   stiller  zu  Düßeldorff  hergangen  ist?   Die  mes- 
alliangen  choquiren  mich  immer.    Es  ist  schadt  vor  daß  wittgen- 
steinsche  hauß,   daß  sie  sich  so  mißheürahten;  den  sie  seindt  doch 
gar  gutte  alte  graffen.    Man  sichts  dem  Wießer  woll  ahn,  daß  er 
undt  seine  fohrfahren  mehr  mitt  der  feder,  alß  mitt  degen,  gefoch- 
ten haben,  aber  solche  heüraht  gerewen   meistentheils.    Es   were 
schadt,  wen  dieße  mode  in  Teütschlandt  aufkommen  solte;  den  daß 
haben  die  teütschen  heüßer  über  andere  nationen,  daß  daß  geblütt 
nobler  undt  purer  ist.    Von  der  saxsischen  prophezeyung  habe  ich 
nichts  gehört,  allein  es  wirdt  keine  geringe  arbeyt  sein,  den  Türeken 
auß  Grichenlandt  zu  jagen,  umb  keyßer  dort  zu  werden.   Die  entre- 
prisse  ist  rumblich,   die  sach  aber,  glaube  ich,  ist  nicht  leicht  ins 
werck  zu  stellen.    Ich  glaube,  das  die  EönigsmarcMn  sich  eyllen 
muß,  wo  sie  noch  gefahlen  will;   den  sie  ist  nun  die  jüngste  nicht 
mehr.    Vielleicht  bringt  sie  dem  könig  seinen  söhn  in  Poln  in  hoff- 
nung,  einen  Amadis  auß  Grichenlandt  auß  ihm  zu  machen.   Apropo 
von  Amadis  de  Grece,  wir  werden  nun  baldt  ein  opera  bekommen, 


129 

so  dießen  nahmen  fOhrt.  Ich  glanhe  leicht,  daß  Ihr  der  König- 
marekin  gar  nicht  mißgönt,  deß  königs  in  Pohl  maistresse  zu  sein. 
Wo  ist  Carl  Moritz  nun?  Ist  er  wider  zu  Berlin,  oder  noch  zu 
Wien?  Wir  hahen  hir  nun  viel  teütsche  fürsten;  vorgestern  hatte 
ich  ein  stück  6  umh  mich  herumh,  pfaltzgraff  Christian,  den  cardinal 
von  Fürstenberg,  den  hertzog  von  Mecklenburg,  ein  printz  von 
Sacksen  Gotha,  deßen  fraw  mutter,  des  fürsten  von  Waldecks  doch- 
ter, den  kleinen  printzen  von  Anspach  undt  ein  printz  von  Würt- 
tenberg,  deß  administrators  söhn,  4  teütsche  graffen  undt  sonsten 
noch  viel  teütsche  cavalliere;  wir  wahren  21  Teütschen  in  meiner 
cammer  undt  wurde  mehr  teütsch,  alß  frantzösch,  gesprochen,  wie 
Ihr  woU  gedencken  könt.  Morgen  werde  ich  wider  nach  Versaille. 
Daß  ist  alles,  waß  ich  Euch  vor  dißmahl  sagen  werde.  Amelisse 
ambrassire  ich  von  hertzen  undt  behalte  Euch  bejderseits  sehr  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
76. 
A  mad.  Louisse,  raügraffin  zu  Ffaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  3  April  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
^Vsi  Mertz  zu  recht  entpfangen;  wiU  nicht  lenger  verschieben,  drauff 
zu  antwortten,  ob  ich  zwar  jetzt  mitt  husten  undt  schnnpen  so 
sehr  geplagt  bin,  daß  ich  nicht  mitt  Monsieur  nach  Paris  gekönt 
habe  ins  opera;  allein  ich  habe  wahrgenohmen ,  das,  wen  man  mitt 
dem  schreiben  einsmahls  ins  auffschieben  kompt,  hatt  es  kein  endt 
hernach  undt  kommen  alß  so  viel  verhindemüßen,  daß  man  nie 
recht  auff  die  brieffe  antwortten  kap.  Die  jagt  ist  jetzt  die  Zeit- 
vertreib nicht,  so  ich  ahm  meisten  liebe,  sondeili  die  comedien. 
Auff  der  jagt  gehe  ich  nunmehr  nur  wegen  meiner  gesundtheit;  den 
wen  ich  keine  staxcke  bewegung  habe,  so  habe  ich  abscheuliche 
miltzschmertzen.  Ein  wolff  ist  viel  weniger,  alß  ein  hirsch,  zu  förch- 
ten;  den  wen  sie  gejagt,  attaquiren  sie  die  menschen  nie.  Ich  weiß 
woll,  daß  I.  Gr.  unßer  herr  vatter  s.  nie  hatt  leyden  wollen,  daß 
man  jagen  solle  undt  reitten;  daß  habe  ich  auch  erst  hir  gelernt. 
Ich  bin  woU  4  oder  25  mahl  gefallen,  daß  hatt  mich  aber  gar 
nicht  abgeschreckt.  Die  Rotzenheusserin  hatt  ohnmoglich  mitt  den 
graffen  von  Hannaw  nach  Franckfort  gekönt;  sie  hatt  sich  in  eüv&\s^. 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  ^ 


130 

fall  mitt  der  kutzschen  gar  einen  großen  schaden  alin  einem  bein 
undt  fuß  gethan,  wie  sie  auß  Lotheringen  kommen;  es  ist  noch 
nicht  heill.  Ich  bin  woU  Ewer  meinung,  daß  eine  kleine  compagnie 
von  gutten  freunden  hundert  mahl  ahngenehmer  ist,  alß  der  große 
tumult;  auch  gantz  undt  gar  allein  zu  sein,  haß  ich  nicht,  bring 
schir  mein  leben  so  zu.  So  übel  ich  auch  die  frantzösche  ordonance 
in  dem  heüraht  fundt,  so  muß  ich  doch  woll  folgen,  waß  sie  mitt 
sich  bringen,  indem  man  mich  leyder  auf  Parisser  brauch  geheü- 
rahtet  hatt.  Ich  will  Euch,  liebe  Looisse,  noch  woll  waß  ärgers 
darvon  sagen:  es  kan  geschehen,  daß,  ob  man  mir  zwar  viel  gutt 
zuspricht,  daß  ich  einsmahls  bloß  von  deß  königs  gnaden  werde 
leben  müßen;  den  verthut  Monsieur  sein  gutt  undt  mein  gutt  undt 
kompt  vor  mir  zu  sterben,  so  habe  ich  nirgendts  nichts  zu  nehmen; 
den  daß  apanage  kan  mir  nicht  kommen,  indem,  wen  mein  söhn 
ohne  söhn  sterben  solte,  kompt  es  dem  könig  wider  zu,  wie  mans- 
lehen,  bleibt  mir  also  weder  heller  noch  pfening  überig  undt  daß 
apanage  kompt  meinem  söhn  zu;  da  hab  ich  nichts  ahn  zu  preten- 
diren.  Man  muß  ein  wenig  ein  philosoph  hir  werden;  sonsten  müst 
man  in  stedem  angsten  leben  undt  könte  nie  ruhig  sein.  Gutte 
Worte  zu  geben,  helffen  hir  "nichts,  man  gibt  einem  kein  heller 
mehr,  alß  einem  verschrieben  ist.  Im  testament  kan  kein  man  sei- 
nem weib  noch  ein  weib  ihrem  man  waß  geben.  Die  gesetze  seindt 
sehr  hart  vor  die  weiber  hir  im  ehestandt;  daß  macht  auch  so  viel 
bößen  eben  hir  im  landt.  Solte  ich  millionen  erben  können,  könte 
ich  keine  pistoUe  davon  disponiren.  Die  letzte  reiß  ist  mir  Paris 
nicht  so  übel  zugeschlagen  wie  ordinari.  Ob  Ewere  feder  zwar  ein 
wenig  gröber  geweßen,  alß  ordinari,  so  war  doch  Ewere  schriefft 
schön  undt  sauber  undt  meritirte  keine  entschuldigung.  Ich  förchte, 
Ihr  werdet  meinen  großen  brieff  von  Marly  nicht  entpfangen  haben, 
worinen  ich  Euch  hatte,  mir  zu  schreiben,  waß  vor  ein  waßer  Ihr 
mir  durch  den  abe  de  Thesut  geschickt  undt  wie  man  -es  brauchen 
muß;  den  hirauff  habt  Ihr  mir  nicht  geantwortet,  liebe  Louisset 
Von  hir  kan  ich  Euch  nicht  viel  neues  sagen.  Die  jagt  ist  das  eint- 
zige  divertissement,  so  wir  nun  haben;  den  daß  apartement  undt 
die  commedien  haben  aufigehört,  werden  zu  Fontainebleau  erst  wi- 
der ahnfangen.  Adieu!  Ambrassirt  Amelisse  von  meinetwegen  undt 
seydt  versichert,  daß  ich  Euch  beyde  von  hertzen  lieb  habe! 

Elisabeth  Charlotte. 


131 


77. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  den  14  April  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  donnerstag  abendts  habe  ich  Ewer 
liebes  schreiben  vom  "Vsi  Mertz  zu  recht  entpfangen,  es  war  aber  zu 
spät,  umb  drauff  zu  antwortten.  Freitags  bin  ich  mitt  monsieur  le 
Dauphin  auff  die  wolffsjagt,  nach  der  jagt  seindt  wir  nach  St  Clou, 
umb  dort  biß  auff  zukünfftigen  sambstag  zu  bleiben,  habe  mich  also 
dort  einrtlsten  müßen;  es  war  auch  zu  spät,  umb  zu  schreiben. 
Sambstag  bin  ich  hieher  undt  habe  ahn  mein  dochter  geschrieben, 
hernach  wider  nach  St  Clou.  Vergangen  sontag  seindt  wir  morgendts 
von  halb  10  biß  umb  halb  1  in  der  kirch  geweßen,  nachmittags 
habe  ich  wider  nein  gemüst;  den  es  ist  Palmensontag  geweßen, 
habe  nur  der  zeit  gehabt,  ahn  ma  tante,  die  fraw  churfOrstin,  undt 
madame  de  Beuveron  zu  schreiben.  Gestern  schrieb  ich  ahn  mein 
dochter,  ahn  die  hertzogin  von  Savoyen,  ahn  pfaltzgraff  Christian, 
ein  ordre  ahn  mein  secretarius  undt  einen  langen  brieff  ahn  die 
contesse  de  Beuveron.  Die  handt  wurde  mir  zu  mtlde,  mehr  zu 
schreiben,  habe  es  also  auff  hetltte  verschieben  müßen.  Wen  ich 
kan,  antworte  ich  gern  exact;  den  mich  deucht,  es  macht  ein  beßer 
commerce,  alß  wen  man  nicht  antwort,  undt  ist,  alß  wen  man  mitt 
die,  so  man  lieb  hatt,  spreche.  Ihr  undt  Amelisse  sejdt  woll  zu 
beklagen,  wen  Ihr  keine  ahngenehmere  Zeitvertreib  habt,'  alß  meine 
albere  brieffe  zu  leßen.  Von  Amelisse  habe  ich  gar  lang  keine 
brieffe  bekonmien.  Daß  man  einen  tantzmeister  beym  bal  auffzicht, 
wer  nichts  de  consequence;  wen  der  bal  im  masquen  ist,  thut  mans 
allezeit;  den  die  machen  die  leütte  beßer  dantzen;  aber  ohne  mas- 
quen pratidrt  sichs  nicht,  es  seje  den,  daß  eine  dame  einen  dantz 
dantzen  wolte,  so  die  cavalier  vom  dantz  nicht  wüsten.  In  dem 
fall  kan  die  dame,  wer  sie  auch  sein  mag,  woll  einen  dantzmeister 
auffziehen;  den  das  ist  sans  consequence;  aber  dem  dantzmeister 
ist  nicht  erlaubt,  sich  zu  den  cavalliren  zu  setzen,  alß  wen  er  zum 
bal  gehört,  darff  doch  woll  wider  jemandes  auffziehen,  sich  aber 
hernach  reteriren  undt  nicht  pretendiren,  daß  man  ihn  ordentlich 
wider  nehmen  solle.  Carl  Moritz  hatt  mir  auch  große  complimenten 
durch  die  fraw  von  Ratzsamshaussen  entbietten  laßen.    Es  verlauf 


132 

mich,  zu  vemehmen,  ob  er  content  von  seiner  strasborgischen  reiß 
ist.    Ich  bitte  Euch,   liebe  Louisse,   danckt  doch  Carl  Moritz  sehr 
vor  sein  ahndencken  undt  sagt  ihm,  daß,  ob  ich  zwar  nicht  von  ihm 
bekandt,  daß  ich  ihn  doch  lieb  habe  undt  daß  er  mir  nahe  genung 
ist,   umb  mich  allezeit  vor  ihm  zu   interessiren ,  undt  daß  es  mir 
leydt,  daß  ihn  die  curiossitet  nicht  gar  hergeftlhrt  hatt!   Wie  mir 
ma  tante,    die  fraw  churfürstin,   alß  von  Carl  Moritz  schreibt,   so 
sehe  ich  woU,  daß  sie  ihn  recht  lieb  hatt  undt  die  churftlrstin  von 
Brandenburg  auch.    Apropo  von  ma  tante,   ich  bin  recht  in  sorgen 
vor  I.  L.;  den  sie  hatt  zwey   acces   vom  fieber  gehabt  mitt  einem 
rotlauffen;  nach  große  trawerigkeitten  kommen  ordinari  kranckheit- 
ten  undt  unßere  liebe  churfürstin  ist   die  jüngste  nicht  mehr.    Ob 
daß  fieber  I.  L.  zwar,  gott  sey  danck,  gantz  verlaßen,  werde  ich 
doch  nicht  in  ruhen  sein,  biß  ich  erfahre,   daß  das  rottlauffen  undt 
kopffschmertzen  auch   wider  gantz  verbey   sein  mögen.    Ich  habe 
heütte  zwey  brieff  auff  einmahl  von  I.  L.   entpfangen,   seindt  doch 
lustig  bey  dero  kranckheit;  will  also  hoffen,  daß  es,  ob  gott  will, 
woll  ablauffen  wirdt.    Vom  landtgraff  Carl  von  Reinfels  werde  ich 
nichts  mehr  sagen,  alß  daß  es  mir  leydt  ist,  daß  er  von  Franckfort 
weg,  weillen  er  Euch  lachen  machte  undt  divertirte.    Carl  Moritz 
thut  woll.  Euch  die  haußsorg  zu  laßen;  den  ich  glaube,  daß  Ihr  es 
beßer  verstehet,  alß  er.    Im  krieg  lernt  man  mehr  verthun,   alß 
haußhalten.    Der  printz  von  Saxsen,   so  hir  ist,   hatt  mir  gesagt, 
daß  seine  tante  gestorben.  Wie  meine  zwey  vettern  von  Cassel  hir 
weg  sein,  haben  sie  mir  schon  gesagt,  daß  ihr  elster  herr  bruder 
herkommen  würde;  meinte,  es  würde  eher,  alß  dießen  sommer,  ge- 
schehen.   Seyter  etlichen  tagen  haben   wir   eine  dolle  histori  hir: 
ein  conseiller  de  la  grand   chambre   hatt  einen  von  seinen  gutten 
freunden  besucht  undt  weillen  der  freündt  sein  naher  nachbar  war, 
wolte  er  zu  fuß  wider  nach  hauß.    Ein  großer  kerl,  weißgraw  ge- 
kleydt,   trifft  ihn. ahn,    sieht  ihn  unter  daß  gesiebt,   sagt  zu  ihm: 
«Ah,  c'est  vous,  monsieur  Hiketl  il  y  a  longtemps  que  je  vous  at- 
tants»,  schiest  drauff  mitt  der  pistol  nach  monsieur  Hiket,  die  pistol 
fahrt  ihm  durch  die  haar,  rührt  ihn  aber  nicht.   Er  meint,  er  thete 
woll,  sich  ahnzustellen,  alß  wen  er  erschoßen  were,  rufft:  «Ah,  je 
suis  mort»  undt  wirfft  sich  auff  den  boden.   Der  den  schuß  gethan, 
antwort:  «Tu  n'est  pas  mort,  puis  que  tu  parle»,  geht  wider  zu  ihm 
undt  noch  ein  ander  mitt  ein  grawbraun  kleyd  undt  ziehen  die  de- 


133 

gen  nndt  geben  dem  armen  man  noch  26  stich,  4  aber  seindt  im 
leib,  die  andern  seindt  nur  in  den  kleydern.  Die  nachbam  lieffen 
herzu,  man  führte  monsieur  Hicket  in  seines  freündts  hauß.  Man  hofft, 
daß  er  davon  kommen  solle.  Man  hatt  ihn  gefragt,  wer  seine  feindt 
sein;  er  sagt,  er  hette  keine,  alß  seine  fraw  undt  sein  portner. 
Vorgestern  wurde  der  portner  in  verhafft  genohmen.  Der  muß  auff 
die  fraw  bekendt  haben;  den  gestern  ist  die  fraw  auch  eingezogen 
worden.  Dieß  ist  die  neuste  historie,  so  wir  hir  haben.  Weillen 
Ihr  gerne  lange  brieffe  habet,  habe  ich  Euch  dieße  begebenheit 
geschrieben.  Adieu!  Ich  ambrassire  Euch  sambt  Carl  Moritz  undt 
Amelisse  von  hertzen  undt  behalte  Euch  alle  3  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
78. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Ffaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  16  April  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  entpfange  jetzt  eben  Ewer  lieben 
brieff  vom  V«e  April  undt  damitt  es  mir  nicht  gehen  möge,  wie 
schon  zu  unterschiedenen  mahlen  geschehen,  wod  ich  ein  wenig 
mitt  schreiben  auffgehalten,  daß  ich  hernach  nicht  wider  dazu  habe 
gelangen  können,  so  will  ich  hirmitt  gleich  wider  antwortten.  Es 
ist  schon  ein  gantzer  mont,  daß  ich  wider  von  Paris  weg  bin,  aber 
die  letzte  reiße  bin  ich  eben  nicht  so  gar  kranck  dortten  geweßen, 
alß  ordinarie,  undt  seyder  eine  zeit  her  bin  ich,  gott  sey  danck,  in 
gar  volkommener  gesundtheit.  Wolte  gott,  ma  tante,  die  fraw 
churfürstin  zu  Braunsweig,  were  so  gesundt  alß  ich!  Sie  ist  es  aber 
leyder  nicht,  wie  Ihr  auß  meinem  brieff  werdet  ersehen  haben,  so 
ich  vergangenen  dinstag  ahn  Louisse  geschrieben  habe.  Es  verlangt 
mich  woll  von  hertzen  auff  morgen,  daß  die  post  von  Hannover 
ahnkommen  solle.  Biß  sambstag  werde  ich  nach  Paris,  ein  tag  12 
dort  zu  bleiben.  Seyder  14  tagen  kan  man  sich  deß  schönnen 
frühlingswetter  hir  gar  nicht  berühmen;  den  es  frirt  stärcker  undt 
ist  viel  kälter,  alß  es  im  januwari  war,  undt  «olche  scharffe  durch- 
dringende winde,  das  man  sich  nicht  zu  behelffen  weiß.  Große 
stette  liebe  ich  nicht,  bin  viel  lieber  auffm  landt,  beklage  Euch 
also  sehr,  liebe  Amelisse,  wen  Ihr  meinen  sin  hirin  habt,  daß  Ihr 
gezwungen  seydt,  in  der  statt  zu  bleiben;  bin  doch  fro  vor  Euch 


134 

nndt  Lonisse,  daß  Ihr  wider  geselscha£ft  habt.  Ihr  nndt  Looisse 
thut  mir  einen  rechten  gefahlen,  fleißig  zu  schreiben.  Es  wundert 
mich,  daß  Carl  Moritz  noch  nicht  wider  zu  Franckfort  ist;  den  er 
ist  doch  all  lengst  wider  von  Strasburg  weg.  Ich  hette  wünschen 
mögen,  daß  ihm  eine  lust  ahnkommen  were,  einen  randt  herzu- 
thun;  dazu  bedarff  keine  ahnstalt  nicht;  den  man  weiß  woU,  wen 
man  die  post  reidt,  daß  man  nicht  viel  mittnehmen  kan.  Lenor  ist 
charmirt  von  seinem  verstandt  undt  woll  reden,  sagt  auch,  das  er 
woll  gekleydt  seye,  hette  also  gar  woll  konmien  können.  Es  ist 
kein  wunder,  daß  unßer  printz  von  Birckenfelt  die  blättern  bekom- 
men hatt;  die  junge  leütte,  wen  sie  zu  Paris  sein,  erhitzen  sich 
sehr  undt  schlaffen  wenig.  Es  nimbt  mich  sehr  wunder,  daß  der 
margraff  von  Ahnspach  die  churprintzes  von  Brandenburg  bekompt; 
den  ich  hatte  gehört,  daß  selbige  meinen  vettern,  den  eisten  printzen 
von  Cassel,  haben  würde.  Daß  der  margraff  mademoiselle  d'Armag- 
nac  nicht  gewolt  hatt,  daß  kan  ich  nicht  übel  finden ;  allein  er  hette 
woll  einen  hohem  heüraht  thun  können  hir,  alß  obgedachte  d*Ar- 
magnac,  undt  zweyffle,  daß  er  mitt  der  churprintzeß  von  Branden- 
bourg  bekommen  wirdt,  waß  er  mitt  dießer  hette  haben  können; 
denn  ich  glaube  nicht,  daß  ihm  der  churfürst  8  mahl  100  tausend 
francken  geben  wirdt.  Heüraht  seindt  wie  der  todt,  stundt  undt  zeit 
ist  dazu  bestimbt;  daß  kan  man  nicht  entgehen;  wie  es  von  un- 
ßerm  herrgott  verhengt  ist,  so  muß  es  geschehen.  Außer  ahn  Ewer 
geschwister  sagt  ahn  niemandes,  waß  ich  Euch  vom  margraffen  von 
Anspach  geschrieben  habe!  Dießer  margraff  hatt  sich  hir  überall 
beliebt  gemacht  undt  eine  große  despence  gethan.  Es  ist  gar  ein 
schönner  herr.  Viel  seindt  hinter  ihm  her  geweßen  undt  betten  ihn 
gern  desbauchiren  wollen,  aber  er  hats  recht  artig  gemacht;  er  hatt 
ihnen  blat  herauß  gesagt,  diß  laster  were  seine  sache  nicb^  undt 
hette  einen  solchen  abscheüen  darvor,  daß  er  nicht  davon  wolle  re- 
den hören,  hatt  sich  bey  allen  ehrlichen  leütten  ein  groß  lob  da- 
durch zuwegen  gebracht.  Ihr  thut  Ewerem  brieff  groß  unrecht,  ihn 
vor  alber  zu  schelten ;  den  er  ist  es  gar  nicht.  Ihr  werdt  mir  einen 
gefahlen  thun,  mir  daß  neue  buch  zu  schicken  (die  allgemeine  schau- 
büne  der  weit)  undt  dabey  zu  setzen,  waß  es  kost;  werde  es  Euch 
mitt  danck  bezahlen.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch 
von  hertzen  undt  behalte  Euch  allezeit  sehr  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


135 


79. 

Paris  den  24  April  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  vorgestern  habe  Ewer  schreiben  vom 
Vi 4  dießes  monts  zu  recht  entpfangen.  Ihr  werdet  nun  sehen,  daß 
ich  mein  parolle  halte  undt  fleißig  antworte.  Ich  habe  jetzt  keinen 
rechten  husten,  aber  dieße  lufft  schlegt  mir  wie  ordinari  gar  übel 
zu,  bin  keinen  eintzigen  tag  ohne  kopffwehe  geweßen;  hernach  feit 
es  mir  in  den  halß  undt  macht  mich  starck  husten,  aber  daß 
schreiben  thut  mir  nichts.  Ich  war  schon  lengst  von  dem  rechten 
husten  undt  schnupen  courirt  undt  bin  in  gar  perfecter  gesundtheit 
herkommen,  aber  ich  bin  keine  zwey  stundt  hir  geweßen,  so  ist 
mir  gleich  daß  kopffwehe  ahnkommen.  Die  fiüße  undt  halßwehe  re- 
giren  jetzt  starck  hir  undt  gar  viel  leütte  sterben  dran  zu  Paris.  Ihr 
werdet  schon  auß  einem  [von]  meinen  brieffen  ersehen  haben,  in  waß 
ängsten  ich  vor  ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von  Braunsweig,  ge- 
weßen bin.  Gott  sey  danck,  daß  I.  L.  wider  gesundt  sein,  undt 
erhalte  sie  viel  undt  lange  jähren!  Ich  wolte  lieber  selber  sterben, 
alß  diß  Unglück  zu  erleben,  meine  hertzliebe  ma  tante  zu  verlieh- 
ren;  den  nichts  in  der  weit  ist  mir  lieber;  sehe,  daß  Ihr  hinnen 
auch  seydt  wie  ich  undt  eben  denselben  respect  undt  affection  vor 
I.  L.  habet.  Wie  ich  nicht  gewust,  welch  waßer  es  war,  so  abe 
deXhesut  mir  geben,  habe  ichs  noch  nicht  gerochen,  werde  es  aber, 
so  baldt  ich  wider  zu  Versaillen  sein  werde,  riehen  undt  Euch  be- 
richten, wie  ich  es  fanden. 

Paris  den  26  April. 

Wie  ich  gestern  eben  hir  ahn  war,  muste  ich  in  die  statt 
irgendts  fahren ;  wie  ich  widerkam,  fandt  ich  meinen  söhn,  so  wider 
von  Meudom  kommen  war  undt  hatte  daß  fieber.  Es  hatt  ihm  die 
gantze  nacht  gewehrt  undt  hatt  es  noch,  daß  macht  mich  gantz  leü- 
nisch;  komme  wider  auff  Ewer  schreiben,  liebe  Louisse,  wo  ich 
gestern  geblieben  war.  Den  brieff  von  Amelisse ,  worinen  sie  mir 
nachricht  vom  waßer  gibt,  habe  ich  nicht  entpfangen.  Ich  habe 
nicht  in  acht  genohmen,  ob  Ewer  pitschafft  drauff  ist,  aber  ich 
zweyffle  nicht  dran;  den  der  gutte  abö  hatt  gar  große  sorg  davor 
getragen.    Hette  ich  gewust,  daß  es  keyßer  Carls  kopffwaßer  seye, 


136 

hette  ichs  mitt  hergenohmen;  den  hir  habe  ich  es  mehr  alß  nir- 
gendts  von  nöhten;  den  so  lang  ich  hir  bin,  habe  ich  keinen  tag 
verbey  gangen,  ohne  kopffwehe  zu  haben,  habe  es  noch  in  dießem 
augenblick.  Vor  das  knpfferstück  von  Czaar  sage  ich  großen  danck, 
liebe  Looisse!  Ich  werde  es  hübsch  in  meine  cupfferstückbuch  ein- 
kerben; ich  glaube,  der  czaar  were  all  gutt  von  natur,  ist  aber 
granßam  anß  gewohnheit  seines  landts.  Ich  habe  vergeßen,  wer  die 
fürstin  von  Itstein  ist;  den  ich  habe  daß  schlimbste  gedachtnaß  von 
der  weit;  daß  aber  die  meß  zu  Franckfort  im  Römer  ist,  erinere 
ich  mich  noch  gar  woU.  Ihr  werdet  auß  meinem  letzten  schreiben 
ersehen  haben,  wie  die  fraw  von  Ratzsamshaussen  mir  geschriben, 
daß  Carl  Moritz  zu  Strasburg  geweßen  ist.  Ich  mögte  Euch  von 
hertzen  gern  lenger  entreteniren,  allein  der  kopff  ist  mir  zu  dau- 
mellicht  dazu  undt  meines  sohns  kranckheit  macht  mich  gar  zu  leü- 
nisch;  kan  derowegen  nidits  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  bitte, 
Carl  Moritz  undt  Amelis  von  meinetwegen  zu  ambrassiren  undt  zu 
glauben,  daß  ich  Euch  allezeit  sehr  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
80. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth^  raugräffin  zu  Ffaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  den  1  May  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  vorgestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff 
vom  "/«<  April  zu  recht  entpfangen.  Freylich  müßen  etliche  von 
Ewern  brieffen  verlohren  gangen  sein ,  den  Louisse  schriebe  mir 
neüllich,  das  Ihr  mir  berichtet  bettet,  wie  deß  keyßers  Carls  kopff- 
waßer  zu  gebrauchen  seye;  dießen  brieff  habe  ich  auch  nicht  ent- 
pfangen. Ich  kan  nicht  begreiffen,  wie  es  kompt,  das  ich  Ewer 
Schwester  brieff  richtiger  entpfange,  alß  die  Ewere,  liebe  Ame- 
lisse! den  ich  glaube,  daß  Ihr  sie  beyde  doch  ahn  einem  post- 
meister  schickt.  Jedoch  so  ist  es  gar  walir,  das  ich  keines  von  den 
Ewern  entpfangen  habe,  worauff  ich  nicht  geantwortet  habe,  undt 
gar  lang  geweßen,  ohne  von  den  Ewerigen  zu  entpfangen;  habe 
endtlich  ahn  Louisse  die  ursach  deßwegen  gefragt.  Ihr  habt  woll 
groß  recht,  liebe  Amelisse,  zu  glauben,  daß  ich  nicht  ohne  ursach 
capabel  bin,  zu  endem.  Ihr  seydt  auch  gar  zu  raisonabel,  umb 
mir  waß  zu  schreiben,  so  iiiich  verdrießen  könte;  i^ber  wen  es  aucl^ 


137 

gleich  möglich  geweßen  were,  so  würde  ich  doch  deßwegen  nicht 
anffgehört  hahen,  zu  schreiben,  sondern  ich  würde  Euch  gantz  offen- 
hertzig  heranß  gesagt  haben,   mir  nicht  davon  zu  schreiben;   den 
protzen  ist  meine  manir  gantz  nndt  gar  nicht;  also  habt  Ihr,  liebe 
Amelisse,  groß  unrecht  gehabt,  Euch  zu  quellen.    Daß  kompt  aber 
nur  daher,   daß   Ihr  Euch  meiner  nicht  genung  erinern  könt  undt 
zu  Ewerm  glück  gar  zu  jung  wahret,   wie  ich  auß  der  Pfaltz  weg 
bin,  umb  Euch  meinen  humor  recht  zu  erinern ;  den  sonsten  würdet 
Ihr  woll  wißen,  daß  mir  nichts  beßer  gefehlt,  alß'wen  die,  so  ich 
lieb  habe,  frey  undt  offenhertzig  mitt  mir  sprechen,  wie  Ihr  thut, 
liebe  Amelisse!   Drumb  bitte  ich  Euch,   last  Euch  doch  hirin  nie 
irren  undt  glaubt  nie,   daß   ich  übel  zufrieden  mitt  Euch  bin,   biß 
ichs  Euch  selber  schreibe!  Freillich  müßen  Ewere  brieffe  in  andere 
bände  gerahten  sein,   weillen  ich  sie  nicht  entpfangen  habe.    Wie 
matsht  es  aber  Louisse?   den  ihre  brieffe   werden   nicht  verlohren. 
Fragt  sie  doch,  wie  sie  es  macht!   Ma  tante  kranckheit  hatte  mich 
auch  in  rechten  sorgen  gesetzt.    Gott  seye  danck,   daß  es  verbey 
ist!  Ohrensaußen  kompt  nicht  allemahl  vom  alter,  ist  aber,  gott  sey 
danck,  nichts  gefährliches.    Ich  weiß  leütte,  so  es  über  die  20  jähr 
gehabt  haben.   Gott  der  allmächtige  yerley,  daß  I.  L.  ma  tante,  die 
fraw  churfürstin,  es  noch  so  lang  haben  mögen!  I.  L.  haben  Carl 
Moritz  recht  lieb,  wundert  mich  also  gar  nicht,  daß  sie  ihn  zu  sich 
wünschen.    Lenor  ist  sehr  von  seinem  verstandt  charmirt.    Lenor, 
unter  unß,  hatt  allezeit  mehr  verstandt  gehabt,  alß  ihre  Schwester, 
die  fraw  von  Schelm,  aber  sie  ist  ebenso  naturlich  undt  nimbt,  wie 
man  sagt,  gar  kein  blat  vors  maul.    Sie  wirdt  nun  baldt  wider  zu 
unß  kommen.  Ich  werde  sie  vielleicht  wider  zurück  begleidten;  den 
wens  der  könig  erlaubt,  wolte  ich  gern  zu  meiner  dochter  kintbett; 
den  die  ist  ein  wenig  neu  in  dießem  handtwerck,  mögte  also  gern 
zu  ihr.    Ich  glaube,  daß  die  comedie,  so  Carl  Moritz  machen  wirdt, 
possirlich  werden  solle ;  werdet  mir  also  einen  großen  gefahlen  thun, 
selbige  zu  schicken.    Wen   daß   buch,  wovon  Ihr  mir  geschrieben, 
nicht  außgeschrieben  ist,   so  schickt  mirs  nicht!  den  daß  erstickt 
mich ,   wen  ich  ein  buch  leße ,  so  nicht  außgemacht  ist.    Ich  habe 
vor  dießem  einen  Loudolff  hir  gesehen  mitt  einer  rohten  peruke, 
ein  gar  magerer  kerl;  der  war  aber  ein  rechter  außbündiger  narr; 
den  wtlrde  der  könig  von  Poln  nicht  zum  ressidenten  genehmen  ha- 
ben.   Jedojt^  waß  Ihr  mir  von  dießem  sagt,  ist  eben  auch  nicht 


1S8 

zum  gescheütsten,  daß  er  heüschrecken  vor  Wachteln  zn  eßen  gibt. 
Hir  haben  wir  nun  gar  nichts  neues.  Mein  söhn  hatt  mir  seyder 
8  tagen  her  greuliche  ängsten  eingejagt;  vor  8  tagen  stieß  ihm  ein 
fieber  ahn,  daß  wurde  fievre  oontinüe  avec  3  redonblements  par  jonr ; 
daß  kan  ich  nicht  anff  teütsch  sagen,  habe  alle  Teütschen,  so  hir 
sein,  gefragt,  wie  man  es  auff  tetltsch  sagt;  niemandes  hatt  es  mir 
sagen  können.  Damitt  ich  aber  wider  aoff  meinen  söhn  komme,  so 
habe  ich  nicht  leyden  wollen,  daß  man  ihm  weder  zur  ader  laßen 
möge,  noch  einig  remediom  geben,  ist  auch,  gott  lob,  so  wider 
gantz  geneßen.  Junge  leütte,  insonderheit  hir  im  landt,  wollen  alß 
stärcker  sein,  alß  sie  in  der  that  sein,  divertiren  sich  zu  viel  nndt 
matten  sich  ab,  biß  ihnen  daß  fieber  drüber  ahnkompt;  lest  man  sie 
zur  ader,  müßen  sie  sterben;  braucht  man  ihnen  andere  remedien, 
haben  sie  die  stärcke  nicht,  es  außzustehen;  also  gedult  undt  sie 
außruhen  laßen  ist  daß  beste  remedium.  Mein  söhn  ist  so  woll 
jetzt  wider,  ob  es  zwar  nur  4  tag  ist,  daß  ihn  daß  fieber  quitirt, 
alß  wen  er  nicht  kranck  geweßen  were.  Wie  ich  sehe,  so  ist  daß 
dantzen  noch  gar  im  schwang  in  Teütschlandt.  Ich  zweyffle  sehr, 
daß  es  war  ist,  daß  der  graff  von  Waldeck  die  princes  von  Bireken- 
feldt  bekommen  wirdt.  Ihr  herr  vatter  undt  herr  bruder  seindt 
meine  gutte  freunde;  die  haben  mir  nichts  davon  gesagt.  Wo  mu- 
siquen  in  den  kirchen  sein  außer  bey  hoff,  da  gehe  ich  nicht  hin; 
den  es  werdt  zu  lang.  Ich  halte  vor  lang,  wen  ich  zwey  stundt 
in  den  kirchen  bin;  wo  aber  musiq  ist  in  der  carwochen,  da  wehrt 
es  4  undt  5  stunden;  daß  ist  meine  sache  gar  nicht.  Hir  im  landt 
hatt  man  keine  heylige  gräber  undt  in  Teütschlandt  haben  die  ca- 
tholischen  viel  albere  possen,  wo  man  hir  nur  über  lacht.  Carl 
Moritz  ambrassirt  von  meinetwegen  undt  danckt  ihn  vor  sein  ahn- 
dencken!  Er  solte  sich  vor  die  geselschafften  hütten,  wo  man  sanf- 
fen  muß;  daß  macht  eine  schlimme  gewohnheit  undt  bringt  sein  le- 
ben nichts  gutts  mitt  sich.  Die  mathematiquen  stehen  leütte  von 
qualitet  woll  ahn;  bin  fro,  daß  Carl  Moritz  sich  drauff  gelegt  hatt. 
Solte  ich  in  Lotheringen  dießen  herbst  gehen,  so  könte  Carl  Moritz 
zu  Bar  zu  mir  kommen,  weillen  er  sich  doch  scheut,  in  Franckreich 
zu  kommen.  Sagt  ihm  dießes  von  meinetwegen!  Hirmitt  ist  Ewer 
brieff  von  wort  zu  wort  beantwort,  nur  daß  noch  sagen,  daß  mich 
Paris  dieße  reiße  sehr  übel  tracktirt  hatt,  befinde  mich  recht  übel; 
)nor|y;en  aber  werde  ich,  wilß  gott,  wider  weg,  also  wirdt  es  baldt 


139 

wider  beßer  mitt  mir  werden.  Wünsche,  daß  Euch  dießer  brieff  in 
volkommener  gesondtheit  finden  möge  nndt  daß  Ihr  persuadirt  sein 
möget,  liebe  Amelisse,  daß  ich  Euch  recht  von  hertzen  lieb  habe* 

Elisabeth  Charlotte. 

81. 
A  mad.  Louisse,  raagraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  7  May  1699. 

Hertzliebe  Lonisse,  gestern  habe  ich  Ewer  lieben  brieff  vom 
"/s8  April  zu  recht  entpfangen  nnd  weillen  wir  morgen  nach  St 
Clou  werden,  wo  man  alß,  wen  man  ahnkompt,  viel  zu  thun  hatt, 
drumb  schreibe  ich  heütte.  Seyder  ichs  versprochen,  bin  ich  nun 
gar  exact  mitt  antwortten,  wie  Ihr  woll  secht.  Ich  habe  mich  zu 
geschwindt  berümbt,  daß  Paris  mir  woll  zugeschlagen;  den  dieße 
letzte  reiße  bin  ich  gar  übel  dort  tractirt  worden.  Mein  söhn  ist 
noch  kräncker  geweßen,  alß  ich,  aber  nun  wider  gantz  woll.  Vor 
alle  gutte  wünsche  dancke  ich  Euch  von  hertzen,  liebe  Louisse! 
aber  außer  ma  tante,  meiner  kinder  undt  gutten  freunde,  worunter 
ich  Euch  undt  Ewere  geschwister  auch  rechne,  langes  leben  undt 
Vergnügung  wünsche  ich  nichts  in  der  weit.  Ich  war  woll  von  hert- 
zen in  sorgen  vor  ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von  Braunsweig. 
Gott  seye  danck,  daß  sie  wider  gesundt  sein!  Es  ist  nicht  möglich, 
daß  I.  L.  nichts  entpfinden  solten  von  aller  mühe,  sorgen,  wachen 
undt  betrübtnuß,  so  ihnen  oncles  kranckheit  undt  leyder  zu  ge- 
schwinder todt  verursachet  hatt,  hoffe  aber  doch,  daß  daß  saußen 
in  den  obren  mitt  der  zeit  vergehen  wirdt.  Ma  tante  ist,  gott  sey 
danck,  von  starcker  gesunder  natur,  hoffe  also,  daß  gott  der  all- 
mächtige unßer  hertzliche  wünsch  undt  betten  erhören  wirdt  undt 
I.  L.  noch  lange  jähren  erhalten.  Ich  habe  hir  unterschiedtliche 
personnen  gekent,  so  über  80  gelebt  haben.  Es  wundert  mich 
nicht,  daß  daß  landt  I.  L.  lieb- hatt;  alle,  die  sie  kennen,  lieben  sie. 
Daß  Carl  Moritz  exact  ist,  sein  parolle  zu  halten,  aprobire  ich  sehr. 
Ich  würde  gar  fro  geweßen  sein,  wen  ich  ihn  bette  sehen  können. 
Schreibt  ihm  dießes  undt  ambrassirt  ihn  daneben!  Daß  er  gern 
spricht,  darin  gleicht  er  mir  nicht;  den  ich  rede  nicht  gern.  Ich 
habe  noch  keine  zeit  recht  gefunden,  den  ab6  de  Thesut  zu  entre- 
teniren,   hatt  mir  alsp  nichts  von  der   gräffin  Friß  verzehlt.    DJQ 


140 

donna  haben  ordinär!  verstandt  nndt  vivacitet,  aber  nicht  allemahl 
viel  jugeraent.  Sie  thun  woU  zu  Franckfort,  sich  auffs  best  zn  di- 
vertiren.  Daß  steht  beßer  in  meinem  sin,  wen  mehr  manner  alß 
weiber  in  einer  compagnie  sein.  Der  graff  von  Waldeck,  so  hir 
geweßen,  sieht  sturisch  drein;  es  wundert  mich  gar  nicht,  das  er 
der  printzes  von  Birckenfelt  gar  nicht  gefeit.  Ich  glaube  nicht,  daß 
ihr  herr  vatter  sie  zwingen  wirdt,  dießen  graffen  zu  nehmen,  wen 
er  gleich  reich  werden  solte,  wen  sie  ihn  nicht  will.  Ich  muß 
schließen;  den  ich  will  alles  vor  morgen  vor  mir  zu  recht  laßen  ma- 
chen, waß  ich  mitt  nach  St  Clou  nehmen  will,  undt  weillen  Ewer 
brieff  beantwort ,  will  ich  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen ,  alß  daß 
ich  Euch  undt  Amelisse  von  hertzen  ambrassire  undt  Euch  recht 

lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

82. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  19  May  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  vor  3  tagen  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
25  April — 5  May  entpfangen,  aber  nicht  eher,  alß  nun,  beantwortten 
können;  den  wir  haben  alle  tage  gar  viel  leütte  gehabt,  so  unß 
complimenten  gemacht  undt  glück  gewünscht  wegen  der  gebührt  des 
printzen  von  Savoyen,  haben  auch  gar  viel  brieffe  dorthin  schreiben 
müßen.  Gestern  fuhr  ich  nach  Paris,  also  keinen  tag  überig  zum 
schreiben  gehabt,  alß  heütte.  Es  ist  war,  daß  ich  nie  zu  Paris 
sein  kan,  ohne  mich  übel  zu  finden,  fahre  auch  nie  von  hir  hin, 
ohne  kopffwehe  zu  bekommen.  Mein  söhn  ist,  gott  sey  danck,  wi- 
der in  volkommener  gesundtheit,  hoffe  also,  daß  es  nach  dem  eng- 
lischen Sprichwort  königlich  ablauffen  wirdt,  sage  Euch  sehr  großen 
danck,  liebe  Amelisse,  vor  Ewere  gutte  wünsche  hirzu.  Mein  söhn 
wirdt  erst  nach  Pfingsten  in  Lotheringen  zu  seiner  Schwester.  Es 
ist  mir  recht  unglücklich  mit  dem  keyßers  Carls  kopffwaßer  gangen; 
ich  wolte  es  riehen  undt  auß  dem  schranck  herauß  nehmen,  wie 
ichs  aber  lange,  wurde  ich  nicht  gewahr,  daß  eine  andere  boutteille 
von  Reine  d'Hongrie  mir  an  dem  ermel  hencken  bleibt,  undt  wie  ich 
heraußziehe,  schlegt  eine  bouteille  ahn  die  ander  undt  brechen 
beyde  so  geschwindt,   daß  mir    nur    der   oberth^il  in  der  bandt 


141 

bleibt;  halt  mir  also  za  Paris  nicbt  nutzen  können.  Ab6  deThessut 
ist  gar  gewiß  nichts  übelles  zozutrawen;  er  hatt  es  gar  woll  gelief- 
fert.  Der  könig  (unter  unß  gerett)  will  nicht,  daß  Monsieur  sach 
durch  seine  leütte  solle  fortgeführt  werden,  sondern  durch  deß  kö- 
nigs  seine;  also  wirdt  ab6  de  Thesut  nicht  wider  nach  Franckfort. 
Er  selber  hatte  gemeint,  widerzukommen,  undt  Monsieur  war  es 
auch  willens;  des  königs  befehl  hatt  es  aber  geendert  undt  deß 
königs  bruder  hir  im  landt  hatt  keinen  andern  willen,  alß  des  kö- 
nigs seinen.  Waß  ist  es,  liebe  Amelisse,  wovon  Ihr  melden  wolt 
undt  es  nicht  sagt?  Schreibt  mirs  nur  recht  herauß  undt  seydt  ver- 
sichert, daß  alles,  waß  auß  freündtschafft  gesagt  wirdt,  mir  nie- 
mahlen mißfahlen  kanl  Monsieur  dlberville  kene  ich  nicht,  glaube 
nicht,  daß  ich  ihn  mein  leben  mehr,  alß  einmahl,  gesehen  habe,  kan 
Euch  also  gar  nichts  von  ihm  sagen.  Wen  Ihr  daßelbige  wetter  zu 
Franckfort  hettet,  alß  wir  dießen  gantzen  frühling  durch  außer  ge- 
stern undt  heütte  hir  gehabt  haben,  so  würdet  Ihr  nicht  haben 
spatziren  fahren  können;  den  wir  haben  nichts  alß  windt  undt  re- 
gen gehabt  undt  war  dabey  recht  kalt  wie  zu  endt  deß  herbst. 
Daß  carttenspil  undt  insonderheit  daß  landtsknecht  rieht  doUe 
handel  hir  ahn;  seyder  dießen  winter  seindt  4  wackere  offecirer  in 
einer  solchen  verzweyflFlung  geratten,  daß  sie  sich  selber  umb  leben 
gebracht  haben.  Der  letzte,  so  sich  mitt  seiner  eygenen  pistol  er- 
schoßen,  war  ein  Lotheringer,  hieß  monsieur  de  Permilliac,  schiene 
ein  gescheyder  mensch  zu  sein,  hatt  mir  vor  6  wochen  brieff  von 
meiner  dochter  gebracht,  war  cammerjunker  bey  dem  hertzog. 
Dieße  4  officirer  betten  beßer  gethan,  sich  bey  den  teütschen  Zeit- 
vertreib zu  halten  undt  spieiger  zu  spiellen  undt  milch  zu  trincken, 
so  wehren  sie  nicht  in  die  verzweyfiflnng  gerahten,  sich  selber  zu 
erschießen  undt  zu  vergiften,  wie  dieße  gethan  haben.  Ma  tante, 
die  fraw  chnrfürstin,  hatt  mir  geschrieben,  daß  Carl  Moritz  nun 
bey  I.  L.  ist.  Ean  der  kleine  churprintz  von  Brandenburg  schon 
brieffe  schreiben?  Daß  nimbt  mich  wunder,  er  ist  doch  ja  noch  gar 
ein  kindt.  Man  sagt  hir,  der  könig  in  Schweden  wolle  die  chur- 
printzes  von  Brandenburg  nehmen;  wen  dem  so  ist,  glaube  ich, 
daß  der  churftlrst,  ihr  herr  vatter,  lieber  eine  königin,  alß  mar- 
graffin,  auß  I.  L.  machen  wirdt.  Ich  kan  nicht  glauben ,  daB  könig 
Wilhelm  sich  sein  leben  wider  verheürahten  wirdt;'  hatt  genung 
mitt  seinem  parlement  zu  thun,  ohne  sich  noch  mitt  einer  gemahlin 


142 

zu.  beschwehren.    Die  englische  nation  ist  widerlich  mitt  ihrer  gro- 
ßen falschheit  undt  onbestandigkeit.  König  von  Engellandt  jammert 
mich,  in  solchen  bänden  gefahlen  zu  sein;   den  wen  er  mitt  seinem 
verstandt  könig  von  einem  andern  volck  geworden  were,  glaube  ich, 
daß  er  eine  glückliche    regirung    würde    gehabt  haben.    Ich   kan 
nicht  begreiffen,  liebe  Amelisse,   wo  Ewere  andere  brieffe  müßen 
hingekommen  sein;  den  ich  habe  sie  noch  nicht  entpfangen.    Der 
junge  graff  von  Nassau  ist  noch  nicht  hir  ahnkommen.    Ich  erinere 
mich  nicht  mehr,  den  graffen  von  Nassaw  undt  unßern  graffen  von 
Sarbrucken  hir  gesehen  zu  haben;   es  ist  aber  kein  wunder;   den 
ich  habe  daß  schlimbste  gedachtnuß  von  der  weit.   Daß  unßer  graff 
von  Sarbrucken  geheüraht  ist,   habe   ich  gar  nicht   gewust,   erst 
durch  Ewern  brieff  erfahren.    Ich  glaub,  er  furcht,  ich  werde  ihn 
außlachen;  den  er  hatt  alß  sehr  versichert,  daß  er  sich  nicht  beü- 
rahten  würde.    Es   verdriest  mich   recht,  wen  ich  höre,   daß  die 
mißheürahten  in  Teütschlandt  einreißen,  insonderheit  wen  es  in  so 
vornehme  heüßer  einreist   wie  die   graffen   von  Wittgenstein.    Ich 
glaube,   in  ein  tag   14  werden   wir  die   Rotzenheüsserin  wider  hir 
haben.    Unßer  teütsche  graffen  undt  graffinen  thun  gar  dolle  heü- 
rahten,   wie  ich  sehe;  da  konte  man  auff  singen,  wie  in  den  teüt- 
sehen   possenspiel:    «0    Pfudian,    hinauß,    hinauß   mitt   dir,   pfui, 
pfui,   0  Pfudian  hinauß  undt  all,   die  solche  sein!»   Es  wirdt  recht 
woU    ahngewendt   sein,    wen   es  allen   den    interesheürahten   übel 
gehen  wirdt.    Last  Eüchs  nie  gerewen,  liebe  Amelisse,  lange  brieff 
zu  schreiben!  den  ich  habe  sie  recht  gern  so.   Wen  Ihr  meint,  daß 
ich  importanten  affairen  habe,  betriegt  Ihr  Euch   woU  sehr,  liebe 
Amelisse!  Niemandes  in  der  weit  hatt  deren  weniger,  alß  ich.  Noch 
eine  sach,  die  mir  nicht  gefeit,  ist,  wen  die  uhralten  graffen  sich 
zu  fürsten  laßen  machen;  daß  ärgert  mich  auch.    Last  Euch  nicht 
bang  sein!    Ich   werde  dem   graffen  von  Nassau  nichts  sagen,   so 
Euch  wirdt  handel  können  machen ;  den  ich  piquire  mich  von  dis- 
cretion.    Hirmitt  ist  Ewer  liebes  schreiben   durchauß  beantwortet. 
Ich  werde  noch  ein  par  wordt  ahn  madame  de  Beuveron  schreiben, 
hernach  ein  wenig  spatziren  gehen;   den  es  ist  heütte  zimblich  fein 
Wetter.    Adieu  den,    hertzlieb  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  undt 
Louisse  auch  undt  versichere  Euch ,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb 
habe  undt  all  mein  leben  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 


143 


83. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  22  May  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  bin  ich  mitt  Ewerm  lieben  brieff 
vom  */ij  May  erfrewet  worden.  Wie  mir  Amelisse  schreibt,  so  muß 
sie  mehr  alß  einen  brieff  geschrieben  haben,  so  ich  nicht  ent- 
pfangen.  In  kleinen  andt  großen  Sachen  sieht  man  nur  gar  zu 
woll,  daß  alles  ein  sort  oder  verhengnuß  hatt.  Amelisse  ist  glück- 
lich, keine  brieffe  von  gar  großer  importantz  zu  schreiben  zu  ha- 
ben, sonsten  würde  ihr  manch  anglük  zustoßen,  weillen  sie  so 
unglücklich  mitt  ist. 

Sambstag  den  23  May  1699. 

Wie  ich  gestern  biß  hirher  geschrieben  hatte,  kämme  der  hol- 
ländische abgesante  undt  sonsten  noch  viell  leütte,  daß  ich  ohn- 
möglich  fortschreiben  konte.  Vor  halber  9  konte  ich  nicht  wider 
in  mein  cabinet  kommen  undt  hernach  war  es  zu  spät,  mein  paquet 
auff  die  post  nach  Paris  zu  schicken.  Gott  gebe,  daß  mir  ferner 
keine  hinternuß  zustoßen  möge  undt  daß  ich  heütte  außschreiben  mag ! 

St  Clou,  montag  den  25  May,  umb  halb  11  morgendts. 

Mein  wünsch  wurde  vorgestern  gar  nicht  volzogen;  den  in  sel- 
bigen augenblick,  wie  ich  ahn  dem  letzten  wort  von  «mag»  wäre, 
kämme  Monsieur  hir  ins  cabinet  undt  rieff  mich,  umb  mitt  I.  L. 
spatziren  zu  fahren.  Die  promenade  wehrte  biß  umb  halb  9,  konte 
also  ohnmöglich  außschreiben.  Gestern  führe  ich  nach  Paris  ins 
Port  royal  undt  schriebe  dort  ahn  ma  tante,  die  fraw  churförstin, 
undt  weillen  ich  I.  L.  alß  alles  schreibe,  waß  hir  vorgeht,  wurde 
mein  brieff  von  5  bogen,  konte  hernach  ohnmöglich  mehr  schreiben; 
den  die  Parisser  lufft  stieg  mir  im  kopff  undt  mein  kopffwehe  hatt 
biß  umb  11  abendts  gewehrt,  da  mir  etliche  tropffen  bludt  auß  der 
naß  gangen  sein;  damitt  hatt  mein  kopffwehe  auffgehört.  Heütte 
habe  ich  zwey  postage,  alß  nehmblich  den  von  Savoyen  undt  von 
Lotheringen,  bin  aber  ein  halb  stündtgen  eher  auffgestanden,  alß 
ordinari,  damitt  ich  dießen  morgen  dießen  brieff  einsmahl  auß- 
schreiben möge.   Ehe  ich  aber  wider  auff  Euerm  brieff  komme,  liebe 


144 

Loaisse,   so  maß  ich  Euch  sagen,   daß  die  graffen  von  Nassaw  zu 
Paris  ahnkommen   sein   an  dt  haben   mir   gestern   durch  Jeme  daß 
große  buch   undt  Eweren  lieben  brieff  vom  5  May — 25  April  ge- 
schickt.   Ihr  schreibt  mir  aber  nicht,   waß  daß  buch  kost;   bitte, 
mir   es    doch   mitt   der   ersten   post   zu   berichten,   werde  es  mitt 
danck  bezahlen.   Die  junge  graffen  von  Weilburg  werden  morgen  zu 
mir  kommen.   Heütte  ist  ihr  hoffmeister  zu  mir  kommen;  dem  habe 
ich   schon  gesagt,   wie  sehr  Ihr  Euch  der  freündtschafft  berümbt, 
so  der  graffen  fraw  mutter  undt  tante  Euch  erwießen.  Ich  habe  dem 
hoffmeister  monsieur  Meüvius  schon   gesagt,  wie  ein   ellendt  undt 
gotslasterliches  leben  die  jugendt  hir  führt   undt  wie  er  woU  acht 
haben  muß,  daß  seine  zwey  junge  herrn  hir  nicht  verführt  werden ; 
den    die   bursch   seindt  greulich   über  junge  artig  leütte  .verpicht ; 
undt  weillen  sie  so  Ewere  gutte  freunde  sein,  will  ich  mein  bestes 
thun,  sie  hir  vor  alles  übel  zu  wahrnen;  auch  alles,  waß  zu  sehen 
kan  sein,  da  will  ich  ihnen  zu  helffen,  alß  landtsleütten  undt  auch 
weillen  sie  Ewer  undt  Amelis  recomandation  haben.    Im  überigen 
so  wirdt  mich  deß   herrn  Ludolfs  buch  sehr  amussiren,   finde  die 
kupfferstück  hübsch.    Wer  hatt  sie  aber  gestochen?   So  baldt  daß 
zweyte  buch  undt  3  buch  in  truck  kommen  werden,  bitte  ich,  liebe 
Louisse,   mir  sie  auch  zu  schicken.    Daß  ist  alles,  waß  ich  Euch 
auff  den  brieff  mitt  den  graffen   von  Nassau- Weilburg  sagen  kan. 
Ich  komme  jetzt  wider  auff  Ewer  erstes  schreiben.   Amelisse,  glaube 
ich,  wirdt  es  recht  piquiren,  so  unglücklich  mitt  ihren  brieffen  zu 
sein;  den  wen  ich   in  ihrem  platz  were,  verdroß  es  mich  recht. 
Man  kan  aber  doch  das  lachen  nicht  drüber  halten,  wen  so  etwaß 
wunderliches  geschieht.    Aber  thut  es  ihr  vielleicht  jemandes  von 
ihren  gutten  freunden  zum  poßen?   Ma   tante  hatt  mir  gleich  ge- 
schrieben, wie  Carl  Moritz  zu  Herrenhaußen  ahnkommen.    Sie  ha- 
ben ihn  in  eine  Turquin  verkleydt,   sagen,   er  sehe  viel  beßer  so, 
alß  in  manskleyder,  auß  undt  alß  in  seine  eygene  kleyder.   Sie  hatt 
ihn  recht  lieb   undt   die   churfürstin   von  Brandenburg   auch.    Ich 
sage  von  hertzen  amen  zu  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  vor  ma  tante 
gesundtheit  thut.    Wen  meine  reiße  nach  Bar  (wo  meine  dochter 
ins  kindtbett  kommen  solle)  gewiß  were,  so  würde  ich  Euch  mitt 
freüden  rendevous  dorthin  geben.    Es  ist  aber  noch  gar  nicht  si- 
cher; den  man  ist  sehr  dificulteus  hir  undt  man  hatt  seinen  freyen 
willen  nie;  were  es  aber  sicher,  daß  ich  hin  könte,  so  würdet  Ihr 


145 

ohne  fagon  incognito  hinkommen  können,  aber  wie  schon  gesagt,  ich 
bin  gar  nicht  sicher  von  meiner  reiß.   Einen  tag  sagt  man,  es  könne 
woU  sein,  andern  tags  finden  sich  hundert  difficulteten ;   den  sagt 
man,  es  were  noch  zu  frühe,  die  sach  zu  resolviren;  den  weillen 
ich  ja  in  3  tagen  hin  könte,  were  es  genung,  die  sach  3  tag  zuvor 
zu  resolviren;  suma  nichts  ist  noch  sicher,  also  will  ich  Euch  auff 
nichts  ungewißes  bescheyden.    Gehe  ich  hin  undt  bleibe  etliche  zeit 
da,   den  wirdt  es  .zeit  genung  sein.   Euch  berichten,   zu  kommen, 
aber  gantz  incognito.    Mein  söhn  ist,  gott  sey  danck,  in  gantz  per- 
fecter  gesundtheit;  were  ein  hitzig  fieber  drauß  worden,  würde  ich 
ihm    gleich    daß    meledy-Kent-pulver  geben   haben.    Die   Parisser 
lufft  kan  ich  weniger,   alß  nie,  vertragen.    Morgen  werde   ich   die 
zwey  junge  graffen  von  Nassau  sehen.    Tregt  der  herr  Ludolf  seine 
rotte  peruque   noch,    die   er   unten   knüpfft?   Ich  glaube,  ich  bin 
nicht  in  seinen  gnaden ;  den  ob  er  zwar  zimblich  lang  in  Franckreich 
geweßen,   ist   er   doch   nur   einmahl  zu   mir  kommen.    Es  ist  ein 
wunderliche  sache,  daß  die  gar  gelehrten  so  narische  maniren  ahn 
sich  haben  undt  nicht  wie  ander  leütte  sein  können.    Es  ist  etwaß 
rares,  jemandt  zu  finden,  wie  Ihr  den  schwedischen  gouverneur  be- 
schreibt.   Ich  bin  fro,   daß  Ihr  so  eine  ahngenehme  societet  habt 
undt  keine  langeweille.     Vor   daß   contrefait  von  Churpfaltz  dancke 
ich  Euch  sehr.    Ob  I.  L.  zwar,   wie   ich  sehe,   ein   wenig   veralt 
sein,   so  hette  ich  ihn  doch  sehr  woU  gekendt,   undt  das  kupffer- 
stück  gleicht  über  die  maßen  woU;  werde  es  in  mein  buch  kleben, 
finde  es  "woll  gestochen.    Wen  noch  mehr  dergleichen  kupffer  undt 
andere  conterfaitten  zu  Franckfort  wehren,  würdet  Ihr  mir,  liebe 
Louisse,  einen  großen  gefahlen  thun,  selbige  zu  schicken.    Wie  der 
graff  von  Wittgenstein  von  seinem  hieiüraht  spricht,  so  mögte  ihm 
die   sach   gerewen;   würde   nicht   übel   thun,   selbigen  zu  brechen. 
.  Man  rufft  mich  alleweill ,   umb   in   die  kirch   zu   gehen,   muß  also 
schließen.     Nun   seindt  auch   Ewere   brieff  durchauß  beantwortet, 
undt  die  großhertzogin  kompt  herein,  weiß  also  schir  nicht  mehr, 
waß  ich  sage.    Adieu,  hertzliebe  Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  von 
hertzen  undt  habe  Euch  von  hertzeu  lieb  undt  Amellisse  auch. 

Elisabeth  Charlotte. 


Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  ^  ^^ 


144 

Louisse,   so  muß  ich  Euch  sagen,   daß  die  graffen  von  Nassaw  zu 
Paris  ahnkommen   sein   undt  haben   mir   gestern  durch  Jeme  daß 
große  buch   undt  Eweren  lieben  brieff  vom  5  May — 25  April  ge- 
schickt.   Ihr  schreibt  mir  aber  nicht,   waß  daß  buch  kost;   bitte, 
mir   es    doch   mitt   der   ersten   post   zu  berichten,  werde  es  mitt 
danck  bezahlen.   Die  junge  graffen  von  Weilburg  werden  morgen  zu 
mir  kommen.   Heütte  ist  ihr  hoffmeister  zu  mir  kommen;  dem  habe 
ich   schon  gesagt,   wie  sehr  Ihr  Euch  der  freündtschafft  berümbt, 
so  der  graffen  fraw  mutter  undt  tante  Euch  erwießen.  Ich  habe  dem 
hoffmeister  monsieur  Meüvius  schon   gesagt,   wie  ein   ellendt  undt 
gotslasterliches  leben  die  jugendt  hir  führt   undt  wie  er  woU  acht 
haben  muß,  daß  seine  zwey  junge  herrn  hir  nicht  verführt  werden ; 
den    die   bursch   seindt  greulich   über  junge  artig  leütte  verpicht; 
undt  weillen  sie  so  Ewere  gutte  freunde  sein,  will  ich  mein  bestes 
thun,  sie  hir  vor  alles  übel  zu  wahrnen;  auch  alles,  waß  zu  sehen 
kan  sein,  da  will  ich  ihnen  zu  helffen,  alß  landtsleütten  undt  auch 
weillen  sie  Ewer  undt  Amelis  recomandation  haben.    Im  überigen 
so  wirdt  mich  deß   herrn  Ludolfs  buch  sehr  amussiren,   finde  die 
kupfferstück  hübsch.    Wer  hatt  sie  aber  gestochen?   So  baldt  daß 
zweyte  buch  undt  3  buch  in  truck  kommen  werden,  bitte  ich,  liebe 
Louisse,   mir  sie  auch  zu  schicken.    Daß  ist  alles,  waß  ich  Euch 
auff  den  brieff  mitt  den  graffen   von  Nassau- Weilburg  sagen  kan. 
Ich  komme  jetzt  wider  auff  Ewer  erstes  schreiben.   Amelisse,  glaube 
ich,  wirdt  es  recht  piquiren,  so  unglücklich  mitt  ihren  brieffen  zu 
sein;  den  wen   ich   in  ihrem  platz  were,  verdroß  es  mich  recht. 
Man  kan  aber  doch  das  lachen  nicht  drüber  halten,  wen  so  etwaß 
wunderliches  geschieht.    Aber  thut  es  ihr  vielleicht  jemandes  von 
ihren  gutten  freunden  zum  poßen?   Ma   tante  hatt  mir  gleich  ge- 
schrieben, wie  Carl  Moritz  zu  Herrenhaußen  ahnkommen.    Sie  ha- 
ben ihn  in  eine  Turquin  verkleydt,   sagen,   er  sehe  viel  beßer  so, 
alß  in  manskleyder,  auß  undt  alß  in  seine  eygene  kleyder.   Sie  hatt 
ihn  recht  lieb   undt   die   churfürstin   von  Brandenburg  auch.    Ich 
sage  von  hertzen  amen  zu  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  vor  ma  tante 
gesundtheit  thut.    Wen  meine  reiße  nach  Bar  (wo  meine  dochter 
ins  kindtbett  kommen  solle)  gewiß  were,  so  würde  ich  Euch  mitt 
freüden  rendevous  dorthin  geben.    Es  ist  aber  noch  gar  nicht  si- 
cher; den  man  ist  sehr  dificulteus  hir  undt  man  hatt  seinen  freyen 
willen  nie;  were  es  aber  sicher,  daß  ich  hin  könte,  so  würdet  Ihr 


145 

ohne  fagon  incognito  hinkommen  können,  aber  wie  schon  gesagt,  ich 
bin  gar  nicht  sicher  von  meiner  reiß.  Einen  tag  sagt  man,  es  könne 
woU  sein,  andern  tags  finden  sich  hundert  difficulteten ;   den  sagt 
man,  es  were  noch  zu  frühe,  die  sach  zu  resolviren;   den  weillen 
ich  ja  in  3  tagen  hin  könte,  were  es  genung,  die  sach  3  tag  zuvor 
zu  resolviren;  suma  nichts  ist  noch  sicher,  also  will  ich  Euch  auff 
nichts  ungewißes  bescheyden.    Gehe  ich  hin  undt  bleibe  etliche  zeit 
da,   den  wirdt  es  .zeit  genung  sein,   Euch  berichten,   zu  kommen, 
aber  gantz  incognito.    Mein  söhn  ist,  gott  sey  danck,  in  gantz  per- 
fecter  gesundtheit;  were  ein  hitzig  fieber  drauß  worden,  würde  ich 
ihm    gleich    daß    meledy-Kent-pulver  geben   haben.    Die   Parisser 
lufft  kan  ich  weniger,   alß  nie,  vertragen.    Morgen  werde   ich   die 
zwey  junge  graffen  von  Nassau  sehen.    Tregt  der  herr  Ludolf  seine 
rotte  peruque   noch,   die   er   unten   knüpfft?   Ich  glaube,  ich  bin 
nicht  in  seinen  gnaden ;  den  ob  er  zwar  zimblich  lang  in  Franckreich 
geweßen,   ist   er   doch   nur   einmahl  zu   mir  kommen.    Es  ist  ein 
wunderliche  sache,  daß  die  gar  gelehrten  so  narische  maniren  ahn 
sich  haben  undt  nicht  wie  ander  leütte  sein  können.    Es  ist  etwaß 
rares,  jemandt  zu  finden,  wie  Ihr  den  schwedischen  gouverneur  be- 
schreibt.   Ich  bin  fro,   daß  Ihr  so  eine  ahngenehme  societet  habt 
undt  keine  langeweille.    Vor   daß   contrefait  von  Churpfaltz  dancke 
ich  Euch  sehr.    Ob  I.  L.  zwar,   wie   ich  sehe,   ein   wenig   veralt 
sein,   so  hette  ich  ihn  doch  sehr  woll  gekendt,   undt  das  kupffer- 
stück  gleicht  über  die  maßen  woll;  werde  es  in  mein  buch  kleben, 
finde  es  "woll  gestochen.    Wen  noch  mehr  dergleichen  kupffer  undt 
andere  conterfaitten  zu  Franckfort  wehren,  würdet  Ihr  mir,  liebe 
Louisse,  einen  großen  gefahlen  thun,  selbige  zu  schicken.    Wie  der 
graff  von  Wittgenstein  von  seinem  heiüraht  spricht,  so  mögte  ihm 
die   sach   gerewen;    würde   nicht   übel   thun,    selbigen  zu  brechen. 
Man  rufft  mich  alleweill,   umb   in   die  kirch   zu   gehen,   muß  also 
schließen.     Nun   seindt   auch   Ewere   brieff  durchauß   beantwortet, 
undt  die  großhertzogin  kompt  herein,  weiß  also  schir  nicht  mehr, 
waß  ich  sage.    Adieu,  hertzliebe  Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  von 
hertzen  undt  habe  Euch  von  hertzeu  lieb  undt  Amellisse  auch. 

Elisabeth  Charlotte. 


Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  (  ^^ 


146 


84. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  aFranckfort. 

St  Clou  den  28  May  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  gestern  abendts  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  Vi9  dießes  monts  zu  recht  erhalten.  Meine  reguUaritet 
im  schreiben  ist  kein  danckens  wehrt,  thue  hierin  nichts,  alß  waß 
billig  ist.  Ich  lebe  hir,  gott  lob,  in  gar  volkommener  gesundtheit, 
lufft  undt  waßer  bekommen  mir  woll  hir  undt  allezeit  übel  zu  Pa;ris. 
Die  jungen  graffen  von  Nassau  Weillburg  haben  mir  versprochen, 
daß  sie  Euch  berichten  wollen,  wie  es  hir  zu  St  Clou  ist;  den  ich 
habe  sie  überall  herumb  gezodelt  undt  daß  gantze  hauß  gewießen. 
In  dießer  jahrszeit,  deucht  mir,  ist  es  viel  beßer  auff  dem  landt, 
alß  in  der  stadt  zu  sein,  aber  nur  vor  ein  par  stunden  hinzufa}iren, 
ist  nicht  genung.  Daß  schönne  teütsche  compliment  (daß  man 
einem  zu  einer  kalten  milch  ladt  undt  waß  der  löffel  noch  mehres 
geben  wirdt)  muß  erfunden  sein  worden,  seyder  ich  auß  Teütsch- 
landt  weg  bin;  den  zu  meiner  zeit  habe  ich  es  nie  gehört.  Ihr 
seydt  woll  glücklich,  noch  lachen  zu  können;  mir  ist  es  gantz  ver- 
gangen, ob  ich  zwar  vor  dießem  mehr  alß  jemandts  gelacht  habe. 
Wer  daß  lachen  vertreiben  will,  mag  sich  nur  in  Franckreich  heü- 
rahten,  es  wirdt  einem  baldt  genung  vergehen."  Die  fraw  von 
Schelm  muß  sehr  verendert  sein ;  den  wie  sie  noch  gantz  jung  war, 
wäre  sie  bey  weittem  nicht  so  poßirlich  alß  ihre  Schwester  Lenor ; 
nun  aber  wie  ich  sehe  auß  waß  Ihr  undt  Louisse  mir  von  ihr  sagt, 
muß  sie  auff  den  schlag  geworden  sein.  "Wen  ihr  bruder,  der 
Eberfritz,  nicht  so  brutal  were,  so  were  er  ein  feiner  mensch. 
Der  Augustin,  so  nun  woll  der  oberstleüttenant  ist,  hatt  allezeit 
einen  sanfftern  humor  gehabt.  Lenor  hatt  mir  doch  geschrieben, 
daß  ihr  elster  bruder  sehr  verendert  seye  undt  nicht  mehr  so  em- 
portirt  wie  vor  dießem.  Ich  halte  viel  auff  sie  alle,,  weill  sie  noch 
von  unßerm  hoff  sein;  bitte,  grüst  beyde  bruder  von  meinetwegen 
undt  die  Gret  undt  ihren  man  auch !  Ihr  habt  woll  recht,  zu  sa- 
gen, liebe  Amelisse,  daß  man  mitt  seiner  negsten  schwachheitten 
gedult  haben  muß ,  wen  nur  der  grundt  gutt  ist  undt  rechtschaffen 
Bein.    Es  ist  nur  zu  war,  daß  niemandes  in  dießer  weit  ohne  fehl 


147 

ist.  Wie  mir  die  graffen  von  Nassau  Carl  Moritz  beschreiben,  so 
ist  er  viel  kleiner,  alß  ich,  undt  kan  doch  nicht  mehr  wacksen; 
den  er  ist  ja  nun  woll  29  jähr  alt.  Ich  glaube ,  daß  er  so  klein 
blieben,  weillen  er  so  eine  alte  seügamme  gesetigt  hatt;  ich  erinere 
mich  ihrer  noch  woll,  sie  hatte  keine  zän  mehr  im  maul.  Ich 
bilde  mir  ein,  daß  seine  commedie  possirlich  sein  wirdt.  Ihr  seydt 
recht?  lobenswerdt,  liebe  Louisse,  raillerie  zu  verstehen;  hir  im 
lande  lacht  man  die  leütte  braff  auß,  man  raillirt  aber  selten.  Ich 
habe  I.  G.  den  churfürsten  offt  daß  Sprichwort  sagen  hören ,  so  Ihr 
Euch  noch  erinert;  I.  G.  sagte,  er  hette  es  in  einem  alten  stam- 
buch  gefunden.  Alle  die,  so  Euch  undt  Louissen  kenen,  bezeugen, 
daß  Ihr  I.  G.  lehren  woll  behalten  undt  auch  praticirt.  Ihr  seydt 
gar  zu  obligent,  liebe  Amelisse,  zu  glauben,  daß  Ihr  betrübter  sein 
würdet,  wen  Ihr  mich  mehr  gekendt  bettet,  ehe  ich  von  hauß  weg 
bin;  so  hatte  ichs  aber  nicht  gemeint,  wie  ich  Euch  gesagt  habe, 
daß  Ihr  glücklich  seit.  Euch  der  zeitten  nicht  recht  zu  erinem 
können,  indem  dießes  ein  zeichen  ist,  daß  Ihr  11  oder  12  gutter 
jähr  jünger  seydt,  alß  ich;  den  das  alter  ist  eine  verdrießliche 
Sache  undt  es  geht  mir  wie  mutter  Anecken  im  possenspiel,  daß 
liebe  alter  kompt  mir  mitt  manche  gebrechen  ahn.  Ihr  müst  ein 
gutt  gedachtnuß  haben.  Euch  noch  zu  erinem  können,  wie  ich  Euch 
ins  closter  Neüburg  geführt  habe.  Ich  thafe  es  gare  ungern,  I.  G. 
der  churfürst,  unßer  herr  vatter,  wolte  es  aber  durchauß  haben. 
Ich  sehe  auß  Ewern  brieffen,  daß  Euch  nun  vivacitet  kommen  ist; 
daß  hattet  Ihr  nicht  in  Ewerer  kindtheit,  müst  also  viel  zu  Ewer 
avantage  verendert  sein.  Ich  muß  Euch  gestehen,  daß  ich  recht 
verwundert  geweßen,  alß  Ihr  mir-  daß  erste  mahl  geschrieben,  zu 
sehen.,  daß  Ihr  so  einen  coulanten  undt  gutten  stiehl  schreibt, 
dachte  gleich  in  meinem  sin:  «Amelis  muß  mitt  den  jähren  viel  zu- 
genohraen  haben  undt  verständiger  worden  sein».  Ich,  sage  Euch 
hir  gantz  natürlich  meine  meinung,  undt  änderst,  alß  ich  eine  sach 
gedencke,  kan  ich  nicht  reden.  In  dießem  augenblick  rufft  man 
mir;  den  monsieur  le  Dauphin  kompt  ahn,  muß  also  schließen  undt 
vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  von  hertzen 
ambrassire  undt  gar  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 
10* 


148 


85. 
A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort 

Port  royal  den  9  Juni  1699: 

Hertzliebe  Lonisse,   dießmahl   habe   ich   nicht   so   geschwindt 
andt^orten  können,  alß  ich  gerne  gewohlt;  den  es  seindt  mir  hun- 
dert undt   hundert   hinderniißen   vorgefahlen,   hir   aber   hoffe   ich, 
nicht  interompirt  zu  werden.    Wie  ich  letztmahl  hir  war,  war  mein 
Intention,,  zu    schreiben,   nehmblich   vergangen   donnerstag ;    allein 
nachdem  ich  ahn  ma  tante,'die  fraw  churfürstin  von  Braansweig, 
geschrieben  hatte,  kämme  mir  von  der  hießigen  lufft  ein  solch  ab- 
scheulich kopffwehe  ahn,  daß  ich  ohnmöglich  mehr  schreiben  konte, 
war  auch  den  gantzen  abendt  recht  kranck;   wie"  ich  aber   wider 
nach  St  Clou  kämme,  spatzirte  ich  so  lang  in  der  gallerie  herumb, 
biß  mir  endtlich  inein  kopffwehe   verging.    Die  überige  tage  habe 
ich  auch  nicht  wider  zum  schreiben  gelangen  können   wegen  der 
Pfingstfest,   habe  also  biß  heütte  verschieben  müßen.     Nun   aber 
will  ich,   liebe  Looisse,   ortendtlich  anff  Ewerem  lieben  brieff  vom 
*•/«»  May  antwortten.    Ich  versichere  Euch,  daß  Ihr  mir  nicht  mitt 
größern  freüden  [briefe]  schreiben  könt,  alß  ich  sie  entpfange,  undt 
Ewere  affection  touchirt  mich  recht,  auch  sein  wir  einander  ja  nahe 
genung,  umb  unß  lieb  zu  haben ;  auch  schreib  ich  Euch  ja  nicht,  umb 
neue  zeittung  za  haben,   sondern  nur  amb  zu  erfohren,  wie  es  mitt 
Euch  undt  Ewer  geschwister  stehet;  derohalben  seydt  in  keinen  sorgen, 
ob  Ihr  mir  zwar  nichts  neues  berichten  könt!    Es  ist  doch  löblich 
von  den  hohenlohischen  freüUens,  daß  sie  zu  hauß  bleiben ,  da  ihre 
mutter  kranck  ist,  halten  doch  also  doch  noch  einen  decorum.    Ihr 
thut  woU ,  liebe  Lonisse ,  offt  spatziren  zu  fahren ;  den  die  stattlnfft 
kan  im  sommer  nicht  gesundt  sein.  Wan  es  ahns  geben  lege,  Carl* 
lutz  wider  lebendig  zu  machen,  so  würde  er  es  baldt  sein;  den  ich 
würde  nichts  dran  sparen  undt  ich  werde  ihn  woU  mein  leben  re- 
grettiren;   den  ich  ihn  woll  hertzlich  lieb   gehabt  habe   undt   kan 
nicht  lang  ahn  ihm  ohne  threnen   gedencken.     Ihr  sagt  woll,   daß 
Carllutz  seines  oberstleüttenants  fraw  eine  adelliche  dame  aaß   der 
Pfaltz  ist,   aber  Ihr, sagt  nicht,   von  waß  vor  einem  geschlegt  sie 


149 

ist:  Wen  sie  Euch  vom  türinischen  hoff  gesprochen,  so  wirdt  sie 
Euch  ohne  zweyffel  auch  verzehlt  haben,  waß  vor  eine  tugendtsame 
fürstin  unßere  hertzogin  von  Savoyen  ist.  Ich  habe  sie  so  lieb,  alß' 
wen  sie  mein  eygen  kindt  were,  habe  mich  also  recht  erfrewet,  wie 
ich  vernohmen,  daß  sie  eines  printzen  geneßen;  dancke  Euch  sehr, 
daß  Ihr  Euch  mitt  mir  drüber  erfrewet,  undt  vor  den  gutten 
wünsch,  so  Ihr  meiner  dochtet*  thut.  Ich  gestehe,  daß  ich  gern 
hette,  daß  sie  anß  auch  einen  söhn  gebe.  Die  hertzogin  von  Sa-^ 
voyen  ist  nicht  kräncker  ahn  ihrem  printzen,  alß  ahn  ihren  print- 
zessinen,  geweßen,  wie  I.  L.  mir  geschrieben  haben;  alles  ist  so 
glücklich  abgeloffen,  daß  meiner  dochter  nichts  beßers  zu  wünschen 
ist.  Ich  mögte  wißen,  ob  die  hertzogin  von  Holstein  Gothdorff  ihrer 

• 

fraw    Schwester,   meines  brudern  s.   gemahlin,   gleicht.    Hir  ist  es 
diß  jähr  die  mode  auch  sehr  geweßen,  ins  badt  undt  sauerbrunen 
zu  ziehen;   monsieur  le  duc  undt  madame  la  duchesse  seindt  nach 
Bourbon,  wie  auch  die  geheürahte  princes  de  Conti,  undt  sehr  viel 
leütte  vom  hoff  undt  von  qualitet  seindt  auch  etliche  nach  Bourbon, 
andere  nach  Vichi,   etliche  nach  Bourbonne,   so   nahe  bey  Lothe- 
ringen ist,  andere  nach  St  Amand.    Ich  habe  schon  von  viellen  die 
fraw  landtgräffin  von  Cassel  sehr  loben   hören*,   aber   apropo   det- 
eiste  *printz,   so  her  kommen  solte,   kompt  ja  nicht.    Woran  ligts 
dan?   Ich  bin  fro,   daß  Ihr   zu   ihnen  ins   badt  werdet;    den  daß 
wirdt  Euch  doch  ein  wenig  verenderung  geben;   wünsche,   daß  Ihr 
Euch  recht  lustig  dort  machen  möget.    Bitte  tßüqh,   macht  mein 
compliment  ahn  meinen  vettern,  den  herrn  landtgraffen,  undt  auch 
ahn  die  fraw  landtgräfQn ',   wie '  auch   ahn   printz.  Carl  undt  printz 
Wilhelm,  wofern  sie  dort  sein!    Mein   söhn  undt  Ich   seindt  nun, 
gott  sey  danck,  in  gar  volkommener  gesundtheit  .undt  Euch  sehr 
verobligirt  von  Ewere  gutte  wünsche.    Ich  bin  .versichert,  daß.  Ihr 
ma  tante  so  woU  aJß  ich  von  hertzen  werdet  beklaget  haben,  den 
chagrin  gehabt  zu  haben,  die  gutte  fürstin  von  Ostfrießlandt ,  ihre 
gutte  freündin,  so  zu  sterben  sehen  zu  Bruckhaussen.    Es  ist  mir 
noch  desto  leyder   umb   dieße  fürstin ,  weillen    sie  immer  waß  er- 
dencken  konte,  ma  tante  lustig  zu  machen  undt  dero  melancoley  zu 
vertreyben.    Nichts  ist  verdrießlichers  in  der  weit,*  alß  die  zu  ver- 
Hehren,  so  man  lieb  hatt.    Hirvon  habe  ich  leyder  einQ  lange  undt 
nur  gar  zu  offt  widerholte  experientz;  biß  aber  die  reye  auch  ahn 
mir   kompt,    fort    2U    wandern,    könt  Ihr,'  liebe  .Louisse,   sambt 


150 

Amellisse  woll  versichert  sein,   daß  ich  Euch  recht  lieb  behalten 
werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

86. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raiigräfGbi  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  den  12  Juni. 

Hertzliebe  Amelisse,  gestern  abendts  habe  ich  Eweren  lieben 
brieff.  vom  23  May — 2  Juni  zu  recht  entpfangen,  «ndt  ob  es  zwar 
schrecklich  heiß  heütte  ist  undt  noch  kein  stundt,  daß  ich  von  St 

• 

Clou  hir  ahnkommen  bin,  so  werde  ich  Euch  doch  gleich  andtwört- 
ten.  Wie  ich  sehe,  so  kommen  meine  schreiben  viel  geschwinder 
über,  alß  die  Ewerigen;  den  nach  meiner  rechnung  so  müst  Ihr 
meinen  brieff  'vom  19  donnerstag  den  28  entpfangen  haben,  also 
just  den  9  tag '-anterwegens  geweßen.  Ich  glaube,  die  greuliche 
hitze  macht  mich*  '-extravagiren ;  den  ich  h^be  nicht  betracht,  daß 
Ewer  .liebes,  schreiben  vom  2  Juni  auch  ist  undt  'nicht  allein'  vom 
.^3  May,  also  eben  so  woll  in  9  tagen  überkonnmen  ist  alß  das 
meinige.  Alles  ist  verhengnuß  in  dießer  weit,  also  kein  wunder, 
daß  es  nicht  einem  geht,  wie  dem  hindern.  Ich  muß  aber  lachen, 
daß  Ihr  die  fortune  so  delicat  außsprecht  undt  nur  fordune 
heist:  wen  di'eße  ^fordune  dan  .Euch  nur  in  andern  Sachen  fa- 
vorabel  ist,  werdt'  Ihr  Euch  woll  endtlich  getrösten  können,  daß 
Ewere  brieffe.  tibeller,  alß  Louisse '  ihrer ,  bestehlt  werden.  Ich  . 
glaube,  liebe  Amellisse,  daß  Ihr  vel'suchen  wolt,  ob  ich  noch  filtzen 
kan,  daß'Ihr  ipir  so  was  abgeschmacktes  dahersagt,  nehmblich 
4aß.  Ewere  brieffe  mir  zu  offt  kommen  undt  daß  sie  mich  importu- 
niren;  den  wen  die,  so  ich  lieb  habe,  mir  riiitt  solchen  discoursen 
hervorkommen,  so  zürne  ich  recht.  Last  Euch  diß  vor  dießmahl 
zur  wahrnung  ^nnen,  liebe  Amelisse,  undt  kompt  mir  nicht  mehr 
damitt  äuffgezogen!  sonsten  werde  ich  zörnen!  Ich  glaube,  daß  Ihr 
daß  frantzosch  sehr  delicat  außsprecht;  den  schir  überall,  wo  tnan 
ordinarie  ein  t  setzt,' setzt  Ihr  ein  d,  alß  bonne  fordune,  indention, 
imporduniren ;  deä-hir'im  landt  sagt  man  fortune,  Intention,  impor- 
tuner;  es  muß  also*  sehr  delicat  heraußkommen,  mögte  es  gerne 
hören.    Ich  höre  gärne  neue  zeittungen,  allein  ob  schon  keine  in 


151 

Eweren  brieffen,  werden  sie  mir  doch  nicht  desto  weniger  abnge- 
nehm  sein;  den  Ihr  undt  Ewere  geschwister  seydt  gar  gewiß,  liebe 
Amelisse,  wo  ich  mich  ahm  meisten  vor  interessire.  Ich  pretendire 
Euch  nicht  Ewer  frantzosch  umbsonst  alß  zu  torigiren,  corigire  es 
mitt  dem  beding,  daß  Ihr  mir  meine  teütsche  frassen,  im  fall  ich 
etwaß  mögte  vergeßen  haben,  auch  CQrigiren  mögt;  den  wie  Ihr 
secht,  so  bin  ich  sehr  interessirt.  Die  auffs  landt  ziehen,  haben 
woll  groß  recht.;  den  bey  dießem  schönnen  undt  warmen  wetter  ist 
es  nicht  gutt  noch  ahngenehm,  in  einer  Stadt  verspert  zu  sein. 
Der  sawerbrnnen  ist  hir  im  landt  auch  sehr  a  la  mode  geweßen. 
Man  kompt  aier  nun  schon  wieder;  gestern  undt  vorgestern  käm- 
men I.  L.  monsieur  le  duc  undt  madame  la  duchesse.  Hatt  man  aber 
mäner  feil  in  den  teütschen  sawerbrunen,  daß  daß  Sprichwort 
sagt,  daß  mah  deßwegen  in  sawerbrnnen  zieht?  Kinder  bekommen 
ist  ein  trawerig  handtwerck.  Wie  ich  aber  von  mein  fraw  baß,  der 
fraw  landtgräffin  Libden,  vernehme,  so  wirdt  die  ursach,  umb  kin- 
der  zu  krigen,  sie*  nicht  in.  den  sawerbrunen  führen;  den  sie  hatt 
deren'  genjing.  Ich  bin  fro,  daß  Ihr  undt  Louisse  ins  Schlangenbadt 
geht;  daß  wirdt  Euch  ein  wenig  verenderung  geben.  Ich  kan  mir 
nicht  einbilden,  waß  monsieur  d'Iberville  so  offt  zu  Cassel  thun  muß. 
Ich  bin  ihm  sehr  verobligirt,  guts  von  mir  zu  reden;  den  es  bloß 
sein  gutter  wille  sein  muß;  den  ich  erinere  mich  nicht,  mein  leben 
ein  wordt  jnitt  ihm  gesprochen  zu  haben.  Wen  es  jemandes  were, 
mitt  wem  ich  bekandt,  könt  Ihr  woll  gedencken,  daß  ijch  ihn  würde 
gebetten  haben,  offt  zu  Euch  zu  kommen.  Daß  misrgen  von  dem 
tug  erinere  ich  nrich  gar  nicht,  mein  leben  gehört  zu  haben;  diß 
landt  macht  einem  manch  mergen  vergeßen.  Ich  habe  all  mein  le- 
ben  die  commedien  sehr  geliebt  undt  liebe  sie  noch;  ist  also  kein 
wunder,  daß  mir  daß  possenspiel  im  gedächtnuß  blieben  ist.  Es 
'ist  nur  seyder  meinen  kinderblattern,  daß  ich  mein  gedächtnuß  ge- 
schwächt finde.  So  baldt  ich  einen  ameishauffen  finden  werde, 
werde  ich  daß  remedium  versuchen,  welches  ahngenehm  ist;  den  es 
rieht  wie  eßig  undt  ich  riebe  gerne  eßig.  Hir  im  landt  seindt  die 
ameisshauffen  nicht  in  den  wießen,  sondern  nur  in  den  Wäldern, 
aber  so  offt  ich  deren  finden  werde,  will  ich  es  thun;  dancke  EüCh, 
liebe  Amelisse,  zum  vorauß  davor.  Ich  bin  alle  tag,  die  gott  gibt, 
3  stundt  in  der  lufft.  Seydör  etlichen  jähren  her  bin  ich  sehr  me» 
lapcolisch  worden,   liebe  nichts  mehrers,   alß  die  einsamkeit,  ündt 


152 

gestehe,  daß  ich  allezeit  die  geselschafft  fliehe.  Man  wirfft  mirs  offt 
genung  vor,  ich  kans  aber  nicht  endern.  Ich  finde- mich  selber  so 
langweillig,  daß  ich  förchte,  die  geselschafft  zu  ennyren;  bin  dero- 
wegen  lieber  allein,  bringe  alle  tag  5  gantzer  stunden  allein  zn. 
Deß  envoyes  von  Denemarck  fraw,  die  fraw  von  Magercroon,  hatt 
mir  keyßer  Carls  kopffwaßer  versprochen;  gebt  Euch  also  die  mühe 
nicht,  solches  vor  mich  zn  machen !  Es  ist  warlich  meine  schnldt  nicht, 
sondern  monsiear  de  Bechamel,  Monsieur  surintendenten,  schuldt, 
daß  Ihr  die  contrefait  noch  nicht  habt;  er  hatt  mir  schon  zwey- 
mahl  so  abscheuliche  contrefait  machen  laßen,  daß.  ich  sie  nicht 
habe  schicken  dörffen.  Ich  versprech  Euch  aber,  c|iß  ich  wider 
auffs  neue  dran  treiben  werde.  Daß  vertrawen,  so  Ihr  mir  erweist, 
touchirt  mich  recht,  liebe  Amelisse,  undt  habe  eine  rechte  reco- 
noissance  davor.  Ich  bin  Euch  auch  sehr  verojbligirt,  daß  Ihr 
wünscht,  zu  meinem  vergnügen  zu  helffen,  allein  mein  lauff  ist 
baldt  zum  endt;  ich  fange  ahn  undt  werde  sehr  alt;  verzweyffelt 
noch  verzagt  bin  ich  nicht,  aber  durch  manche  -gar  traWerige  ex- 
perientzen  der  weit  sehr  satt  undt  müde.  Ich  lebe,  ohne. nichts  zu 
fürchten  noch  zu  wünschen;  außer  meine  kinder,  ma  tante.  Euch 
undt  noch  etliche  gutte  freunde,  sonsten  nehme  ich  in  nichts  part, 
waß  auch  in  der  weit  vorgehen  mag.  Vor  mir  -selber  wünsche  ich 
nichts,  alß  gesundtheit,  undt  hirin  erhört  mich  gott  der  allmächtige 
woU;  den  ich  bin  gar  gesundt,  gott  lob!  Cal*l  Moritz  solte  die 
milchchur  brauchen,  daß  würde  ihn  erfrischen  undt  den  greulichen 
durst  benehmen.  Der  könig  kan  daß  landtknechtspiel  nicht  ver- 
bietten,  so  lang  sein  eintziger  söhn  undt  bruder,  "alß  monsieur  le 
Dauphin  undt  Monsieur,  nichts  änderst  spillen  wollen.  Viel  leütte 
seindt  doch  Ewerer  meinüng.  Es  ist  mir  immer  bang  darbey,  wen 
ich  kinder  so  witzig  vor  dem  rechten  alter  sehe;  den  es  ist  ein 
zeichen,  daß  sie  nicht  lange  leben,  ist  mir  also  bang  vor  dem^ 
kleinen  churprintzen  von  Brandenburg.  Ich  erinere  mich  deß 
obersten  Degenfelts  gesiebt  noch  gar  woU ;  er  hatte  ein  kurtz  vier- 
eckelt  gesiebt,  aber  nicht  schmahl.  Wie  haben  die  damen  Carl 
Moritz  nicht  ahn  seinem  aug  ^ekendt  ?  Daß  kan  doch  der  jetzigen 
damen  coeffure  nicht  verbergen.  Ihr,  liebe  Amelisse,  müst  sehr 
seyder  Ewer  kindtheit  geendert  sein,  wen  Euch  der  manshabit  nun 
woU  stehet;  den  wie  Ihr  ein  kindt  wahret,  sähet  Ihr  einer  damen 
viel  toehr,  alß  einem  cavalier,  gleich;  Ihr  glichet  unßerer  verstor- 


153     • 

• 

benen  königin  s.  Oourage  ist  nur  eine  gewobnheit;  wen  man  bey 
leütten  ist,  so  nicbt  furchtsam  sein,  lernt  mans  auch.  Unßer  berr 
vatter  s.  pflegte  mir  zu  sagen,  er  wolle  micb  nicbt  reitten  laßen, 
weillen  I.  G.  nicht  wüsten,  ob  der  man,  den  ich  bekommen  würde, 
gerne  bette,  daß  seine  gemablin  reitten  möge;  allein  vor  criminel 
hatt  er  mirs  nie  passiren  machen.  Den  hnmor,  wie  ich  den  duc 
de  Chomberg  kene,  hette  ich  nie  gedacht,  daß  er  Euch  daß  schie- 
ßen undt  reitten  proponiren  würde.  Mich  deucht,  es  seindt  jetzt 
so  wenig  lutterische  princessinen  vorhanden ,  daß  die  lutterische 
könige  sich  woU  mitt  den  reformirteri  werden  behelffen  müßen. 
König  in  Engellandt  glaube  ich  nicht  sehr  pressirt,  zu  heürahten. 
Dießer  könig  ist  gewiß  durch  seine  meritteü  einer  von  den  grösten 
königen,  so  jemahlen  gecrönt  worden,  aber  uAter  unß  will  ich  Euch 
woU  gesteben,  daß,  wen  ich  ledig  were  oder  witwe  undt  er  mir  die 
gnade  thete,  meiner  zu  begehren,  so  wolte  ich  lieber  ledig  bleiben, 
alß  die  gröste  königin  von  der  weit  werden  undt  einen  man  haben; 
da(^  heürahten  ist  mir  abscheulich  verleydt,  dancke  doch  vor  den 
wünsch,  welcher,  allen  andern  außer  mir  gefahlen  würde.  Auß 
dießem  discours  secht  Ihr  woll,  daß  ich  Euch  sehr  woU  verstanden 
habe.  Ich'  estimire  den  könig  von  Engellandt  sehr,  ich  erkene  seine 
merittep;  ich  wolte,  daß  er  mein  tocht^rman  hette  können  werden, 
dazu  bette  ich  ihn'  lieber^  gehabt.  Ewer  brieff  war  gar  leßlich  undt 
auch  nicht  langweillig.  Ihr  secht  woll,  daft  ich  ihn  gar  woll  geleßen, 
indem  ich  gar  ^xact  drauff  geantwortet  habe,  undt  weillen  die  ant- 
wort.zum  eödt,  bleibt  mir  nichts  mehr  überig,  alß  Euch  zu  bittign, 
liebe  Amelisse,  persuadirt  zu  sein,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb 
behalte. 

■  *  -      • 

Elisabeth  Charlotte. 
,87. 

> 

A  mad.' Louisse^  raugraffin'  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  '23  Juni. 

•  •  « 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  donnerstag  habe  ich  Eweren 
lieben  brieff  vom  9  Juni — 30  May  zu  recht  entpfangen,  aber  ohn- 
möglich.  eher,*  alß  nun,  beantworten  können;  den  freitag  war  ich 
den  gantzen  tag  auff  der  jagt,  sambstag  schrieb  ich  ahn  mein  toch- 


•      154 

ter,  hatte  aadientz  vpm  envoyes  von  Savoye,  mäste  io  kirch;  den 
maQ  ist  in  der  octave  vom  st  sacrement,  wie  mans  hir  heist,  da 
muß  man  alle  abendt  in  kirch;  hernach  bin  ich  mitt  Monsieur 
spatziren  gefahren,  habe  also  nur  ahn  mein  tochter  undt  madame  de 
Beuveron  schreiben  können;  sqntag  bin  ich  nach  Paris,  habe  dort 
ahn  ma  tante,  die.fraw  churfürstin  von  Braunsweig,  geschrieben, 
hernach  in  kirch  undt  wider  her,  also  auch  kein  zeit  gefanden. 
Gestern  mugte  ich  nach  Savoyen  undt  Lothering«n  schreiben,  2  brie'ff 
nach  Turin,  zwey  nach  Nancie;  die  handt  war  mir  hernach  zu 
müdcj  umb  mehr  zu  schreiben,  habe  es  also  auff  heütte  verschoben. 
Euch  undt  Amelisse  zu  schreiben,  incomodirt  mich  gar  nicht;  den 
wie  Ihr  secht,  so  nehme  ich  m6ine  zeit  dazu.  Dieß  bedarf  aber 
keiner  dancksagung;  den  'es  erstlich  recht  billig  ist,  zutn  andern 
aber  so  habe  IchEödh  beydeauch  li^b,  ist  mir  also  selber  ein  ver- 
gnügen, schriftlich  mitt  Euch  zu  sprechen,  weillen  ich  es  leyder 
nicht  mündtlich  thun  kan.  Die  grafen  von  Nassau  scheinen  gutte 
kinder  zu  'sein ;  ich  hof  e,  sie  werden  nichts  übels  hir  lehrnen.  Ich 
wejß  unßern  gutten  ehrlichen  Teütschen  recht  danek,  nicht  in  daß 
abscheuliche  lauter  zu  fallei;),  so  hir  so  sehr  im  schwang  geht,  daß 
es  gantz  ofendtlich  ist;  man  vexirt'  die  juoge  kerls  hit,  daß  dießer 
ündt  jener  verliebt  von  ihm' ist,  eben  wie  man  in  Teütschlandt*eihe 
ungeheürahte  Jungfer  vexirt.  Waß  noch  m^ehr  ist;  4ie  weibsleütte 
sein  in  einander  verliebt,  v^elches  mich  noch  mehr.eckelt«  alß  alles. 
Man  kan  wpll  von  hif  im  landt  sagen,  wie  in  der 'he^lligen  schriefft 
stehet:  «Alles  fleisch  hatt  sich  verkehret».  Es  ist  mir  alß  bang, 
daß  man -mitt  den  moden  die  laster  von  hir  auch  wirdt  in  tmßer. 
vatterlandt  bringen ;  den.  wen  "die  Frantzoßen  einen  hübschen  Teüt- 
schen sehen,  laufen  sie  ihnen  so  lang  nach,'  alß  sie  können,,  uinb 
sie  zu  ertappen.  Ich  weiß  ihrer  viel,  so  sich  nicht  haben  persna- 
diren  laßen  undt  mitt  ehren  davon  kommön  sein,  andere  aber 
seindt  ärger  worden,  alß  die  Frantzosen  selber,  undt  haben  eiii 
solch  gotslästerliches  leben  geführt,  daß  es  nicht  'anßzusprechen 
ist.  Ich  muß  lachen,  daß  Ihr  glaubt,  daß  mansleü.tte  sein,  so  gar 
keine  desbauche  haben;  daß  müßen  phenix  sein,  undt  glaube  idi, 
daß  die ,  so*  Ihr  beschuldiget,  keine  galanterie  ^u  haben ,  es  Euch' 
mehr  undanck  ^ißen  würden,  ^Iß  die,  so  Ihr  beschuldiget,  des" 
bauchirt  zu  sein ,  oder  die  Teütschen  müßen  sehr  dif  erent  von  den 
Frantzoßen  sein;  den  sie  halten  sichs  vor  eine  rechte  «1»:;  desbaut 


155 

• 

chirt  zu  sein;  andt  wer  sich  piqniren  solte,  seine  fraw  allein  zu 
lieben,  würde  vor  ein  sot  passiren  undt  würde  von  jederman  ver- 
spot  ondt  veracht  werden;  so  ist  es  hir  beschaffen.  Ich  dancke 
Euch  sehr,  liebe  XiOaisse,  vor  die  gntte  wünsche,  so  Ihr  meiner 
dochter  thnt.  Meine  reiß  nach  Bar  ist  gar  ansicher;  den  man  fengt 
ahn,  zu  sagen,  daß  es  viel  kosten  würde  undt  nnnöhtige  kosten 
sein;  zweiffle  also  sehr,  daß  man  mich  hin  wirdt  laßen,  ob  ich  es 
zwar  sehr  wünschte..  Vergangenen  freitag  bekamme  ich  ein  schrei- 
ben von  nixßerer  hertzögin  von  Hannover  von  Modene.  I.  L.  sag^ 
ten  jnair  aber  nicht,  daß  ihre  fraw  tocht^r  niederkommen  seye,  kan 

es  also  schwerlich  glauben.    Wie  man  mir  der  römischen  königin 
.        •  •    • 

ihr  schwangersein  beschreibt,  sO'  ist  große  aparentz«,  daß  I.  M. 
einen  printzen  bekommen  werden.  Ich.  glaube  nicht ,  wie  ich  *Eüch 
schon  gesagt,  liebe  Louisse,  das  Ihr  vernehmen  werdet,  daß  ich  zu 
Bar  werde  sein;  den  meine  reiße  ist  gar  unsicher.  Waß  Ihr  mir 
sagt,  worumb  Ihr  fro'seit,  wen  ich  Euch  nicht  sehen  werde,  daß 
heist  man  auff  gutt  frantzösch  «vne  fausse  humilit^»;  den  ich  sehe 
woll  auß  Ewere  brieffe,  daß  Ihr  verstandt  habt  undt  nicht  abge- 
schmackt seydt.-  Waß '  aber  ahiibelangt,  daß  es  Euch  schmertzen 
'  solte,  mich  wider  za  verlaßen,  so  deucht  mich  aber,  daß,  wen  man 
einander  wider  ^ipht  undt  dadurch  keine  Unmöglichkeit  findt,  ein- 
ander, zu  sehen,  so  kan  man  getröster  von  einander  scheyden,  w&ill 
•die  hoffnung^  einander  wider  zu  sehen,  die  trawerigkeit  mindert. 
Es  ist  woll  war,  daiß  wenig  freüden  in  der  weit  völkommen 
sein,  die  Unglücke  aberseindt  gar  völkommen.  Ma  tante  ihr  Un- 
glück, ihre  gutte  freündin,  die  fürstin  von  Ostfrießlandt,  verlohren 
zu  haben,  habe  ich  gleich  8  tag  hernach  erfahren  undt  bin  recht 
drüber  erschrocken;,  den' ich  mir  leicht  einbilden  kan,  wie  dißer 
todt  all  I.  L.  Unglück  undt  bQtrübtnuß  wirdt  vernewet  haben.  Die 
hert/ogin' von  Eyßenach  ist  woll  zu  beklagen,  aber  wen  man  ein- 
mahl ins  trawern  kpmpt,  kan  man  nicht  wider  herauß  kommen; 
ich  habe  .es  leyder  nur  zu  sehr  experimentirt.  Nichts  in  der  .weit 
endert  mehr  den  humor  undt  inacht  melancolischer;  man  wirdt  nie 
trawerig,  umb  etwaß  damitt  außzurichten,  sondern  nur,  weillen 
man  es  nicht  endern  kan;  daß  man  selber  sterblich  ist,  ist  gar 
nicht  tröstlich.  Ich  habe  vor  etliche  jähren  eine  alte  dame  hir  ge- 
kent,  so  madamede  Fienehieß,  die  war  gar  natürlich.  Einnfahl 
starb  jemandes  von  ibrfer  kuudtschafft,  madame  de  Fiene  weinte  bit- 


156 

lieb.  Jemandes  sagte  zn  sie:  «n  n'a  pas  parn,  qne  yoqs  ayes  tant 
aimes  cette  per  sonne,  qni  vient  de  moarir,  pandant  sa  vi6,  poar  la 
tant  plenrer  presseptement,  qu'elle  est  morte».  Madame  de  Fiene 
andtwortete:  «Mon  dien,  que  tu  est  sot,  de  creire,  qne  je  plenre 
cette  personne !  Ce  n'est  pas  eile  que  je  plenre,  mais  bien  moy  mes- 
me,  puls  qu'il  fant,  que  je  meure  anssi  bien  qu^elle,  et  sa  mort 
m'en  fait  souvenir.»  Hiranß  secbt  Ibr  woll,  liebe  Lonisse,  daß 
wenig  leütte  den  todt  vor  einen  ti;ost  halten  können.  Mich  deucht, 
es  were  beßer,  daß  ich  Euch  jetzt  deß  herm  Ladolff.bncb  zahlte 
undt  hernach  die  überigen  auch  zu  ihrer  zeit.  Es  wandert  mich, 
daß  man  sein  contrefait  nicht  hatt  in  sein  buch  eingebunden;  den 

•        •  • 

das  were  billig.  Wir  haben  nun  nichts  neues  hir.  Man  spricht 
jetzt  "voq  nichts,  alß  von  deß  conseilliers  fraw,  so  ihr  man  hatt 
assassiniren  lassen ,  wie  standthafftig  die  den  todt  außgestanden, 
aber  jämmerlich  ist  gerichtet  worden;  den  der  hencker  hatt  ihr  5 
oder  6  mahl  in  den  kopff  gehawen,  ehe  er  ihr  den  kopff  hatt  ab- 
bringen können;  es  ist  eine  solche  menge  leütte  geweßen,  so  die 
execution  haben  sehen  wollen,  daß  man  die  fenster  50  Louis  d'or 
geheure t  hatt  Sie  hieß  madame  Ticket;  sie  hatte  sich  ihre  ge- 
hurt stellen  laßen  undt  man  hatte  ihr  gesagt  undt  geprophezeyet, 
daß,  wen  sie  sich  nur  vor  eine  manshandt  hüttetei,.  so  ihr  eygenen 
nahmen 'führt,  so  würde  sie  unerhört  lang  leben  undt  glücklich 
sein;  &ie  hieße  mitt  ihrem  zunahmen  Carlier  undt  es  findt  sich* 
just,  daß'  der  hencker,  so  sie  gericht,  denselben  nahmen  hatt;   daß. 

•  •  •  •• 

ist  doch  etwaß  remarquables.  Man  rufft  mich  zur  taffei.*  Adieu, 
liebe  Louisse!  Ich  werde  vor  dreßmahl  nicht  mehr  sagen,  alß  daß 
ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


68. 
A  liiad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Fränckfort. 

St  Clou  den  26  Juni  1699. 

Hörtzliebe  Amelise,  vorgestern  abendts  alß  ich  von^  Paris  weg 
fuhr,  entpfinge  ich  Ewern  lieben  brieff  vom  •/"  dießeS  monts;  habe 
von'  hertzen  lachen  müßen,  daß  Ihr  so  rühmblich  findt,  daß  ich 
ordendtlicb  auff  Ewere  brieffe  antworte,    Ihr  hß-bt  gar  woll  gethan, 


157 

dem  tropffig  sein,  auffznsagen;  den  daß  firantzöscbe  Sprichwort 
sagt:  «Qui  ce  fait  brebis,  Je  loup  le  mange».  Carllutz  batte  Eücb 
den  nabmen  von  Albertingen  auffgebracbt.  Es  ist  woll  war  undt  nur 
zu  war,  daß  die  weit  so  schlim  ist,  daß,  wen  man  sie  einmahl  kent, 
hatt  man  mühe,  bey  der  gütte  zu  bleiben,  undt  wen  mau  noch  so 
viel  äugen  undt  obren  bette,  alß  man  hatt,  wehren  deren  noch  nicht  ge- 
nung,  umb  alles  zu  lehren  undt  in  acht  zunehmen,  waß  man  nohtwen- 
dig  wißen  soll.  Wen  man  ahnfangt,  waß  zu  wißen,  ist  daß  halbe  leben 
fort,  also  ein  ellendt  sach  umb  unß  arme  menschen.  Aber  daß  zeüg- 
nuß  kan  ich  Euch  mitt  warheit  geben,  daß  ich  mein  leben  nicht 
gedacht  hette,  daß  Euch  so  viel  vivacitet  kommen  solte,  alß  ichs  in 
Ewern  brieffen  verspüre;  müst  also  sehr  zu  Ewer  avantage  geendert^ 
sein.  Die  jungen  graffen  von  Nassau  haben  mir  vorgestern  au  Port 
royal  eine  vissitte  geben,  ich  habe  sie  aber  nur  ein  augenblick  ge- 
sehen, den  ich  hatte  den  tag  viel  zu  schreiben  nach  Nancie  undt 
nach  Modene.  Ich  habe  aber  doch  gleich  gehoffmeisterirt,  welches 
dem  hoffmeister  sehr  einen  großen  gefahlen  gethan ;  den  die  junge 
bursch  hatten  ihm  nicht  glauben  wollen,  waren  gantz  penau;  es 
war  nur  eine  bagatelle,sie  wollten  stock  tragen;  daß  stehet  jungen 
leütten  übel,  die  macht  ich  weg  thun.  Ich  bin  fro,  daß  ihre  fraw 
mutter  so  woll  jzufrieden  mitt  mir  ist.  Wolte  gott,  liebe  Amelisse, 
ich  konte  so  glücklich  sein.  Euch  undt  Ewere  geschwister  in  etwaß 
zu  dinnen,  so  danckens  werdt  sein  könte!  So  glücklich  aber  bin  ich 
leyder  bißher  noch  nicht  geweßen.  Ewer  inemorial  habe  ich  schon 
ahn  cantzler  Scradt  recomandirt.  Ewer  erster  bogen  ist  all  serieux^ 
aber  deßwegen  nicht  abgeschmackt.  Ich  muß  nun,  waß  serieux  ist, 
nicht  mehr  blasmiren;  den  ich  bins  unerhört  geworden,  man  lernt 
hir  braff  sein.  Die  fraw  von  Ratzamshaussen  ist  zu  Nancie,  wirdt 
in  8  tagen  hir  sein.  Mein  dochter  hatt  sie  nicht  ehr  von  sich 
laßen  wollen;  den  sie  hatt  sie  sehr  lieb.  Ihr  habt  ja  Lenor  hun- 
dert undt  hundert  mahl  gesehen.  Wie  kent  ihr  sie  den  nicht? 
•Augustin  Weriinger  thut  woll,  nicht  mehr  zu  sauffen;  den  nichts 
ist  abscheulicher.  Ich'  höre  nie  Manheim  neuen  ohne  seüfftzen. 
Mein  gott,  wie  hatt  mich  der  ort  gejammert!  Ich  kans  dem 
jetzigen  churfürsten  nicht  gutt  heißen,  so  einfaltig  in  der  religion 
zu  sein  undt  die  Juden  den  Christen  vorzuziehen.  Die  werden  woll. 
thun,  nachts  zu  stehlen,  waß  sie  tags  geben.    Hirmitt  ist  Ewer 


158 

liebes  schreiben  beantwort.    Es  ist  auch  jetzt  spatziren  zeit.    Adiea 
dan,  liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen. 

Elisabeth  Charlotte. 

89.  ^ 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  aou  den  10  Jolli  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  vorgestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff 
vom  'Vso  Juni  zu  recht  entpfangen;  würde  gestern  gleich  drauff  ge- 
antwortet haben,  wen  ich  nicht  ein  klein  reißgen?  frantzöscher 
meillen  von  hir  gethan  hette  nach  Maubisson,  ma  tante,  die  fraw 
abtißin,  dorten  zu  besuchen,  welche  ich,  gott  seye  danck,  in  vol- 

• 

kommener  gesundtheit  gefunden  habe.  I.  L.  gleichen  sehr  I.  G. 
onßerm  herrn  vattern  s.,  bin  also  recht  gern  bey  ihnen  undt  were 
es  nicht  so  weit  von  hir,  ginge  ich  öffter  hin.  Sie  sprechen  noch 
gutt  teütsch,  können  perfect  teütsch,  frantzösch,  englisch  undt 
holländisch;  Ich  habe  lachen  müßen,  daß  Ihr  Louisse  ihren  tag 
habt  verseümen  laßen  undt  hernach  den  £werigen  nicht  sediren 
wollen;  bin  Euch  darvor  verobligirt,  liebe  Amelisse!  den  daß  er- 
weist  mir,  wie  lieb  Ihr  mich  habt.  Es  ist  kein  wunder,  daß  ich 
das  Frantzösche  corecter  weiß  nach  28  jähren ,  daß  ich  in  Franck- 
reich  bin,  alß  Ihr,  die  nie  in  Franckreich  geweßen.  Im  Teütschen 
habe  ich  Euch  aber  in  keinem  eintzigen  brieff  fehlen  sehen.  Ihr 
tröst  mich  sehr,  liebe  Amelisse,  mir  zu  sagen,  das  ich  mein  Teütsch 
noch  nicht  vergeßen  habe  undt  noch  corect  schreibe;  den  in  weh- 
rendem krieg  habe  ich  wenig  teütsch  gesprochen*,  würde  also  gar 
kein  wunder  sein,  wen  ich  etliche  frassen  vergeßen  hette.  Zu 
meiner  zeit  war  es  schon  der  brauch,  daß  man  frantzösche  Wörter 
mitt  den  teütschen  mischte;  thue  es  auch  etlichmahl,  den  man  muß 
woU  hirinen  den  brauch  folgen;  allein  waß  mich  verdrießen  kan, 
ist,  wen  es  auß  affectation  geschieht.  Diß  wort  könt  ich  auch* 
ohnmöglich  änderst  auff  teütsch  sagen,  glaube  auch  nicht,  daß  ein 
ander  wort  auff  teütsch  dazu  ist.  Ich  gestehe  auch  ^rn,  das  mir. 
alle  complimenten  bludtszuwider  sein;  ich  kan  sie  nicht  außstehen. 
Alle,  die  meine  gutte  [freunde]  sein,  dönen  verbiette  ich  die  complimen- 
ten, also  wen  Lenor  mir  in  ihre  lange  brieffe  complimenten  schreiben 
wolte*,  würde  ich  braff  zürnen;   es  ist  hir  der  brauch  auch  gar 


159 


nicht,  in  frantzösch^  brieffen  macht  man  keine  complimenten  nicht. 
Herr  Obrecht  ist  gar  ein  ehrlicher  verständiger  man;  Ihr  thnt  woU, 
ihm  Ewere  sach  zu  recommandiren.  Monsieur  sagte  mir  letztmahlen, 
der  könig  wolle  sich  der  sach  nun  gar  ernstlich  annehmen;  wie  es 
abgehen  wirdt^  wirdt  die  zeit  lehren.  Die  gutten  Politzer  seindt 
böße  visionomisten,  daß  sie  den  monseigneur  vor  auffrichtig  teütsch 
ahngesehen  haben^  Freündtlich  undt  höfflich  ist  er  woll,  wen  er 
will,  allein  nicht  exact  gennng  in  waß  er .  verspricht  undt  unter- 
schreibt; den  es  ist  den  armen  Heidelberger  undt  Manheimern 
übel  nach. seinem  überschreiben  gangen,  aber  nicht,  ohne  daß  ich 
ihm  meine  meinung .  dichte  drübar  gesagt  habe.  .Ich  muß  lachen, 
daß  Ihr  monssigneur  le  Dauphin  vor  monseigneur  le  Dauphin  g,e- 
schrieben  habt;  wir  haben  auch  offt  über  die  gutte  ehrliche  undt 
liebe  madame  laDauphine  s.  gelacht  undt  sie  geplagt;. den  sie  sagte 
auch  immer  monsigneur.  Monseigneur  ist  seyder  11  jähren  sehr 
verendert  von  gesiebt;  wie  er  jünger 'war,  gliche  er  der  königin, 
seiner  fraw.mutter,  undt  da  mochte  er  nicht  der  churfürstin  zu 
Pfaltz,  soijdem  der  ersten  churfürstin  von  Bayren  geglichen  haben; 
den  die  gliche  perfect  ahn  unßere  königin;  ab^r  ahn  die  churfürstin 
zu  Pfaltz  habe  ich  nicht  gehört,  daß  er  jemahlen  geglichen  hatt.  Es 
könnte  doch  woll  sein ;  den  si6  seindt  einander  verwandt.undt  ander 
geschwisterkindt  mitt  einander;  den  die  großhertzogin  ist -leiblich  ge- 
schwisterkindt  vom  könig,  so  ja  ihre  fraw  mutter  ist.  Mein  gott,  wie 
.müst  Ihr,  liebe  Aroelisse,  verendert  sein,  wofern  Ihr  nun  I.  G.  dem 
churfürsten,  unßerm  herm  vattern,  gleicht!  den  wie  ich  Euch  ge- 
seheq,  war  kein  eintzig  liniament  in  Ewerm  gantzen  gesiebt,  so 
dazu  die  geringste  aparentz  hatte.  Caroline  s.  aber  gliche  I.  6. 
viel,  Sie  hatt  allezeit  verstandt  gehabt,  wundert  mich  also  nicht, 
daß  sie  es  biß  in  ihren  todt  gehabt  hatt.  Man  kän  sagen  wie  in 
der  commedie  von  Jodelet:  .«Si  nous  estions  artissans*  de  nous 
mesme,  on  ne.  veroit  par  tout  que  des  beaut^s  extremes*^  Weillen 
es  aber  nicht  beyunß  stehet,,  müßen  wir  woll  sein,  wie  unß  gott. 
der  allmächtige  geschaffen  hatt,  'undt  unß  welttei*  nicht  drumb 
bekümern.  Ich  g.estehe,  daß  ich  nicht  lang  von  denen  reden  kan, 
deren  todt  mich  betrübt  hatt,  ohne  wi.der  aaff  neue  trawerig  zu 
werden.  Gutte  cbnversationeü  seindt  gar  waß  rares  hir.  Es  ist 
die  mode  nicht,  zu  conversiren,.  noch  zu  raiSQniren,  .man'  lacht 
einem  mitt  aüß   undt   daß    spülen  mag  ich  nicht  leyden<;   drumb 


160 

bin  ich  lieber  allein.  Die  fraw  von  Ratbsamshanssen  wirdt  erst 
dießen  abendt  hir  sein;  den  der  hertzog  von  Lotheringen  helt  so 
viel  von  sie,  daß  er  sie  3  wochen  zu  Nancie  behalten  undt  nicht 
hatt  weg  wollen  laßen;  mein  tochter  hatt  sie  auch  gar  lieb.  Ich 
dancke  Euch  von  hertzen ,  so  viel  gutte  wünsche  vor  meine  con- 
servation  zu  thun,  allein  ich  bin  zu  nichts  nicht  nutz  in  dießer 
weit,  were  also  gar  kein  verlust,  wen  ich  drauff  gehen  solte. 
Gutte  wünsche  halte  ich  vor  kein  compliment  noch  ceremonie,  son- 
dern vor  freündtschafft,  aDer  weillen  ich  niemandes  dinnen  kan, 
sehe  ich  nicht,  womit  ich  jemandes  trösten  könte.  Mitt  halben 
wortten  verstehen ,  daß  lernt  man  hir  über  die  maßen  woll  undt 
hijrauff,  deucht  mir,  bin  ich  gelehrt  genung.  Ich  wünsche,  daß  Ihr 
undt  Louisse  Euch  woll  im  Schwalbacher  ^  brunen  bey  I.  L.  der 
fraw  landtgräffin  divertiren  mögt.  Aber  wie  Ihr  undt  Louisse  mir 
von  Ev^erem  humor  sprecht,  glaube  ich  nicht,  daß  Ihr,  umb  ein 
Hansel  außzusuchen  undt  sein  Gredel  zu  werden,  nach  Schwal- 
bach zieht.  Schwalbach  ist  ein  artiger  undt  glücklicher  ort,  wen 
man  dort  frey  leben  kan,  ohne  daß  man  dort  übel  findt,  waß  man 
thut.  Solchen  ort  kan  man  hir  in  Franckreich  nicht  finden.  Die 
frantzösche  damens  last  über  Ewere  inocente  lust  lachen,  wie  sie 
wollen!  Siei.habe  keine  so  warhaffte  freüde  nicht;  man  mag  sie  nur 
bey  ihrem  spiel  von  24  stunden  sehen,  umb  davon,  zu  judiciren; 
wie  verzweyffelt  sie  außsehen!  eine  weint  die  bittern  threnen,  die 
ander  ist  fewerrodt  undt  gehen  ihr  die  äugen  -im  kopff ,  alß  wen 
sie  in  die  gichter  fallen  wolt,  die  3te  ist  bleich  wie  der  todt  undt 
wie  halb  ohnmächtige  undt  mäner  undt  weiber  sehen  auß  wie  be- 
ßeßene,  können  niemandes  bey  noch  umb  sich  leyden.  Das  seindt 
hießige  freüden,  aber  warlich  nicht  die. meinen;  wolte  lieber  mitt 
gutten  freunden  im  grünen  graß  bey  einem  brunen  eßen,  wie  Ihr 
undt  Louisse,  die  fraw  von  Degenfeit  undt  Schelm  gethan  habt. 
Diß  landt,  hat  noch  über  dem  englischen,  das  alle-  desbauchirten 
mäner  undt  weiber  politisch  sein  undt  dem  boff  gefahlen  wollen, 
welches  manche  üntrew  undt  veräliterrey  gibt,  aber  in  welchen 
landt  es  auch  sein  mag,  so  muß  man,  wen  man  geheüraht  ist,  die 
Jalousie  auß  dem  hertzen  banissiren;  den  daß  kan  nie  kein  gutt 
thun.  Seine  händt  in  unschuldt  wascHen  gibt  woll  vor  sioh  selber 
ein  ruhig  gewißen,.  allein  es  gibt  kein  ahngenehm  comerse  undt 
mitt  einem  ruhigen  gewißen*  kan  einem  doch '  die  zeit  bitter  lang 


161 

fallen  undt  manche  sehr  langweillige  standen  hahen.  Ich  heküm- 
mere  mich  nicht  über  der  weit  weßen,  aber  es  macht  mich  die 
weit  genung  verachten,  umb.  wenig  last  zu  nehmen,  in  geselschafift 
zu  sein.  Man  hört  von  nichts,  alß  tragiqnen  avanturen;  baldt  wer- 
den 5  weiber  noch  gericht  werden,  so  ihre  mäner  umbs  leben  ge- 
bracht haben,  noch  etliche  haben  sich  selber  umbs  leben  gebracht; 
sonsten  geschehen  auch  viel  unglück.  Ihr  werdet  vielleicht  die 
contesse  de  Roye  in  Engellandt  gesehen  haben.  Deßen  elster  söhn, 
der  conte  de  Rouey,  wolte  zu  Meudon  vor  etlichen  tagen,  wo  er 
bey  dem  monseigneur  war,  eine  kleine  calesch  führen,  fürte  aber 
so  übel,  daß  er  mitt  dem  fordersten  raht  ahn  eine  große  wurtzel 
vom  bäum  so  gewaltig  ahnstieß,  daß  er  selber,  so  gantz  geraht  in 
dem  kleinen  wagen  stundt,  zwischen  die  pferde  fiel,  undt  die  leidt- 
seyller  wickelten  sich  dermaßen  umb  in  herumb,  daß,  wie  er  wi- 
der auffstundt ,  zog  er  die  pferdt  so  starck  ahn  sich ,  daß  sie 
kurtz  threheten  undt  ihn  gegen  einen  bäum  wurffen.  Daß  bludt 
schoß  ihm  gleich  auß  der  naßen.  Man  hatt  ihn  4mahl  zur  ader 
gelaßen,  er  hatt  aber  das  gedächtnuß  verlohren  undt  weiß  nicht, 
waß  ihm  widerfahren  ist;  man  weiß  noch  nicht,  ob  er  davon  kom- 
men wirdt.  Daß  ist  alles,  waß  wir  hir  neues  haben.  Adieu,  liebe 
Amelisse!  Ambrassirt  Louisse  von  meinetwegen  undt  seydt  ver- 
sichert, daß  ich  Euch  beyde  sehr  lieb  habe ! 

Elisabeth  Charlotte. 
< 

90. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  17  Juli  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  2  tagen  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
27  Juni — 7  JuUi  zu  recht  entpfangen.  Amelisse  hatt  mir  letztmahl 
geschrieben,  wie  es  zugangen,  daß  Ihr  nicht  eher  auff  meinen 
letzten  brieff  geantwortet  habt;  bin  fro,  daß  Ihr  beyde,  Ewer 
Schwester  undt  Ihr,  liebe  Louisse,  so  woU  zufrieden  mitt  mir 
seydt  über  meinen  fleißigem  schreiben.  Wen  Ihr  wißen  köntet, 
waß  vor  ein  stättiges  gethun  hir  ist  undt  wie  viel  .ich  sonst  zu 
schreiben  habe,  so  würdet  Ihr  mirs  noch  mehr  danck  wißen,  wen 
Ihr  von  meinen  schreiben  entpfangt.    Weillen  die  Sünde  so  gemein 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  ^^^ 


162 

bey  den  heyden,  ja  gar  bey  den  ersten  menschen  wsur,  so  jetzt  bir 
im  lande  im  schwang  geht,  so  ist  es  sich  wenig  zn  yerwandern,  daß 
es  noch  so  ist;   den  gewiß  seyder  dem  die  menschen  nicht  beßer 
geworden  nndt  seyder   die   ersten    Christen  ondt  martirer   sehen 
wir  wenig  unterscheydt  leyder   zwischen   der   heyden  andt  unßem 
zeitten.    Wie   es  zu   Augustns   zeitten  bey  den  hoffen  zuging,  so 
geht  es  hir  auch,  nndt  nichts  ist  rarer   in  Franckreich,  alß  der 
christlich  glaub.    Ich  weiß  nicht,  ob  etlich  leütte  ihre  laster  noch 
vor  Sünden  halten;  allein  vor  keine  schände  wirdt  kein  laster  mehr 
gehalten.      Wen   Ihr  herr  von   einem   landt   wehret,    würdet  Ihr 
ebenso  ambarassirt  sein,   die  laster  außzureütten,   alß  ein  anderer; 
wehren  sie  nicht  so  gemein,   könnte  es  ahngehen,  aber  weiUen  es 
so  gar  gemein,   waß  will  man  thnn?   Solte  der  kOnig  alle  die  ab- 
straffen nach  verdinst,  so  lasterhafft  sein,  würde  er  ohne  fürsten, 
edelleütte   nndt    bedinten    bleiben,    ja  kein  hauß  in  Franckreich 
würde  ohne  trawer  sein.    Wo  ich   ahm  ersten  erfahren,  daß  wei- 
ber  einander  unzüchtiger  weiß  können  lieb   haben,  daß  war,  wie 
ich  von  Iburg  widerkam  undt  die  alte  abtißin  von  Herford  gestor- 
ben war,  so  viel  ahn  eine  von  ihren  Jungfern,  ein  Donep  von  ge- 
schlegt,   gelaßen  hatte.    Da  wolte  sich  I.  G.  unßer  herr  vatter  s. 
halb  kranck  lachen  undt  sagte  so  doUe  Sachen  von  dem  dinst,  so 
die  Donnepen  dießer  abtißin   geleist,   in  welcher  platz  ma  tante» 
die  printzes  Lisbet,  kommen  war,  daß  ich  woU  merckte,  daß  waß 
Unrechts  dahinder  sein  müste;  hatt  mich  also  kein  wunder  geneh- 
men, wie  ich  wider  davon  gehört.     Der   duc  de  Chonberg  hatte 
recht;  diß  laster  ist  sehr  gemein  in  Franckreich,  aber  in  Teütsch- 
landt  hört  man  doch,  gott  lob,  selten  von  dergleichen  wustereyen. 
Ich  kan  leicht   begreiffen,   waß   eine   solche  wißenschafft  in  einem 
soubgoneussen  undt  argwohnischen   menschen,  wie  Ewer  schwager 
ist,  muß  zu  wegen  gebracht  haben.    Diß  laster  ist  noch  viel  ge- 
meiner in  der  Türekey,  alß  hir;  da  seyndt  die  weiber  im  serail  so 
verhiebt  auff  einander,   daß  sie  gar  nichts  nach  den  mänern  fra- 
gen. .  So  seindt  sie  hir  nicht;  den  alle,  die  von  dem  humor,  lie- 
ben auch  die  mäner;  aber  in  der  Türekey  haben  sie  solche  Jalou- 
sien von  einander,   daß  sie  sich  unter  einander  poignardiren.    Ich 
gestehe,   daß   ich  diß   laster   durchauß   nicht  begreiffen   kan;   ein 
weibsmensch  kompt  mir  noch  taußendtmahl  eckelhaffter  vor,  alß 
ein  mansmensch.    Waß  Ihr  aber  sagt,  ist  woll  war,  daß  einem 


163 

die  mansleütte  beschul digen ,  daß  man  die  weiber  liebt,  wen  man 
nach   ihnen   nichts   fragt.     Die  mode   von   den   weibern   wirdt   so 
baldt  nicht  in  Teütschlandt  kommen,  alß  die  mänerlieb;  den  daß 
lernen  die  jungen  bursch  hir  in  den  coligium  undt  accademien  mitt 
andern  kindern;  die  teütsche  medger  kommen  aber  nicht  inFranck- 
reich,  undt  in  Teütschlandt  ist  dieße  inclination  nicht,  seindt  also 
sicher.    Ihr  seydt  mir  ja  lieb  undt  nahe   genung,   umb  daß  mir 
Ewere  recomandationen  mögen  ahngelegen  sein;   hirüber  ist  weder 
zu  dancken  noch  sich  zu  verwundern.    Solte  der  gutte  fürst  von 
üssingen  noch  zu  Franckfort  sein,  wen  Ihr  dießen  brieff  entpfangen 
werdet,   so  bitte  ich,  macht  ihm  doch  mein  compliment  undt  sagt 
ihm,   daß  ich  woll  sehe,   daß   er  seine  alte  freunde  gantz  vergist, 
weillen  er  mir  nichts  durch  Euch  entbotten,  daß  ich  aber  nicht  so 
seye,   sondern   allewege,   wo   ich   weiß,   daß   meine   gutte  freunde 
seyen,  sie  grüßen  laße!    Von  graff  Lutz  bin  ich  sehr  content;  den 
bitte  ich  wider  von  meinetwegen  zu  grüßen  undt  zu  sagen,  daß  ich 
gantz  verwundert  bin,  zu  vernehmen,  daß  er  in  den  h.  ehestandt 
getretten;   bitte,   er  solle  mir  doch  wißen  laßen,  wie  er  sich  da- 
bey  befindt,  undt  daß  ichs  ihm  recht  danck  weiß,   daß  er  keine 
Frantzößin  genohmen   hatt.    Wen  hatt   er  aber  genehmen?    Daß 
mögte  ich  gern  wißen.    Ich   habe   dießen   graffen   in   allen    ehren 
recht  lieb.    Es  ist  ein  recht  gutter  ehrlicher  herr.    Er  wirdt  Euch 
viel   von   dießem  hoff  verzehlen  können;   den   er  kent  undt  weiß 
alles  woll,  wie  es  hir  zugeht.    Ich  glaube,   daß  es  ohngefehr  ge- 
schehen, das  er  nicht  zu  Euch  kommen;  den  er  ist  zu  raisonabel, 
umb  zu  meinen,    daß  man  in  die  leütte  verliebt  müste  werden,   so 
man  sieht.    Ich  habe  lachen  müßen,  daß  Ihr  sagt,  daß  unter  dem 
besten  hudt  ein  naumb  sitzt;  daß  ist  warlich  woll  war.    Hettet  Ihr 
mir  aber  daß  naumb   nicht  außgelegt,   bette  ichs  nicht  recht  ver- 
standen.   Ich  weiß  Sachen  von  dießem   graff  Lutz,   so  admirabel 
sein,  aber  zu  lang  zu  verzehlen  wehren.    Es  seindt  wenig  leütte 
so,   wie  er;   er  hatt  viel  undt  manche  gutte  qualitetten  ahn  sich, 
wirdt  hir  von  jederman  estimirt,  undt  waß  man  hir  lobt,  kan  man 
glauben;  den  man  redt  eher  bößes,  alß  guttes,  von  seinen  negsten. 
Worumb  nembt  Ihr  daß  gelt  nicht,  so  Ihr  von  dem  alten  Malthes- 
ser  comenter  gewint?   Er  verliehrt  nichts  von  den  seinen.    Waß  er 
hatt,  gehört  dem  orden,  undt  der  orden  ist  ja  reich  genung.    Auff 
mein  wort,  habt  hirin  gar  kein  scrupul!  undt  weillen  Ihr  mirs  ge- 


164 

belebt,  gib  ich  Euch  gantz  undt  gar  die  absolution  drüber,  könts 
auff  mein  wort  thun.  Die  wüste  pfaffen  seindt  reich  geüung.  Wir 
haben  nun  gar  nichts  neues  hir  undt  Ewer  brieff  ist  beantwortet, 
liebe  Louissei  Schließlich  versichere  ich  Euch  nur,  daß  ich  Euch 
undt  Ewere  geschwisterig  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

91. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  Clou  den  24  Jolli  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  gestern  habe  ich  auff  dem  Port  royal 
Ewer  liebes  schreiben  vom  "/ss  Julli  zu  recht  entpfangen,  ich  fuhr 
eben  nach  dem  Port  royal,  sehe  auß  Euerem  schreiben,  das  Ihr 
nun  zu  Homburg  seydt.  Wie  kompts  aber,  daß  die  eiste  princes- 
sin  von  dar  nicht  bey  ihrer  fraw  mutter,  sondern  bey  I.  L.  der 
fraw  landtgräffin  von  Cassel  ordinarie  ist?  Daß  Schlangenbaadt 
muß  dießer  landtgräffin  nicht  woU  bekommen  sein,  weillen  I.  L.  so 
sehr  wider  davon  weg  eyllen.  Ich  wüste  woll,  daß  der  fürst  von 
Ussingen  ein  freüllen  von  Leüenstein  geheürahtet  hatte;  madame 
Dangeau  hatt  mirs  gesagt  Die  arme  madame  Dangeau  ist  übel 
dran;  man  furcht,  sie  bekomme  einen  krebs  ahn  einer  brüst.  Ich 
hatte  Louisse  letztmahl  gebetten,  den  fürsten  von  Ussingen  zu  re- 
prochiren,  daß  er  mir  nichts  entbotten  hatt,  da  ich  doch  seine 
alte  freündin  bin.  Ich  finde  die  fürstliche  personnen  zu  Homburg 
glücklich ,  ahn  nichts  alß  dantzen  undt  springen  zu  gedencken ;  sie 
müßen  kein  chagrin  haben;  hoffe,  daß  dieße  reiße  Euch  undt 
Louisse  ein  wenig  verenderung  geben  wirdt.  Es  ist  nicht  gar 
schlim,  ein  wenig  gezwungen  sein,  zu  raßen;  den  daß  schüdelt 
daß  miltz,  macht  schwitzen  undt  vertreibt  dadurch  die  bößen  hu- 
moren  undt  verhindert,  kranck  zu  werden.  Caningen  nacht  da  er- 
hitzt man  sich  nicht  bey.  Die  thierger,  so  die  caninger  fangen, 
seindt  keine  wießelger;  man  heist  sie.  fürets  in  frantzosch;  sie 
seindt  größer,  alß  die  wießelger,  haben  die  mäuller  noch  spitziger 
undt  seindt  viel  bräuner.  Ich  kan  keine  caninger  eßen.  Sonsten 
eße  ich  viel  lieber  auff  englisch,  alß  auff  frantzosch ;  ich  habe  mich 
daß  frantzosch  eßen  gar  nicht  ahngewehnen  können,  kan  keinen 
eintzigen  ragoust  eßen   undt   ich   eße   gar  kein  fleischbrühe  noch 


165 

supe,  kan  also  gar  wenig  hir  eßen,  eße  auch  nichts,  alß  hammel* 
Schlegel,  gehrattene  hüner,  nierenbratten ,  rindtfleisch  undt  salat. 
In  Hollandt  habe  ich  auch  kiwitzeyer  geßen;  ich  aße  aber  so  viel, 
daß  ich  mich  übergeben  muste;  seyder  dem  habe  ich  keine  mehr 
eßen  }i[önDen.  Es  geschieht  gar  offt,  das  man  gott  danckt,  daß 
ein  heüraht,  so  hette  geschehen  sollen,  nicht  geschehen  ist,  undt 
offter,  alß  daß  man  gott  danckt,  daß  man  geheüraht  ist.  Die  ar- 
muht  ist  eine  böße  qualitet  zum  ehestandt;  den  wie  Molli^re  sagt, 
so  lebt  man  wenig  d'un  «ma  vi6»  et  man  ist  nicht  von  «mon 
amour».  Man  hatt  viel  mehr  exempel,  daß  man  sich  arm,  alß 
reich  mitt  dem  goltmachen  gemacht  hatt.  Mich  deucht,  die  windt 
undt  gestirn  zu  erkenen,  kompt  eher  einem  mathematicus  zu,  alß 
einem  man  von  qualitet  undt  einem  reichsgraffen ;  den  die  haben 
ordinari  die  zeit  nicht,  so  auß  dem  fundament  zu  studieren,  wie  die, 
deren  handtwerck  es  ist.-  Ordinari  wißen  die  gelehrten  nicht  zu 
leben  undt  ob  sie  zwar  gescheydt  in  ihren  künsten  sein,  sein  sie 
doch  wie  gecken  unter  die  leütte;  also  der  personnen  von  große 
qualitet  sache  nicht,  so  erschrecklich  gelehrt  zu  sein;  den  es  ist 
ihnen  hoch  nöhtig,  die  weit  zu  kenen  undt  wie  sie  mitt  jedermandt 
leben  müßen  undt  sollen,  welches  man  nur  durch  experientz  undt 
nicht  in  den  büchem  lernt.  Ihr  thut  mir  einen  rechten  gefahlen, 
liebe  Amelisse,  mir  alß  zu  verzehlen,  waß  vorgeht.  Ich  muß  la- 
chen, daß  ich  erstlich  ein  wordt  hir  in  Ewerm  brieff  übel  ge- 
leßen;  Ihr  hattet  Franckfort  in  abreg6  geschrieben,  daß  nahm  ich 
nicht  recht  in  acht  undt  laße,  daß  Ihr  mein  antwordtschreiben 
zu  pferdt  bettet  entpfangen.  Wie  aber  hernach  stehet,  daß  Ihr 
nicht  eher,  alß  von  Hpmburg,  bettet  schreiben  können,  da  habe  ich 
woll  gesehen ,  daß  ich  übel  geleßen  undt  daß  eß  Ffort  seye  in  ab- 
rege. Ich  bitte  Euch,  liebe  Amellisse ,  danckt  doch  der  fraw  landt- 
gräffin  Liebten  undt  die  gräffin,  ihre  Schwester,  vor  dero  compli- 
menten!  Der  ritz  hatt  gar  nichts  auff  sich;  bettet  Ihr  nicht  davon 
geschrieben,  hette  ich  nicht  einmahl  wahrgenohmen.  Wir  haben 
jetzt  gantz  undt  gar  nichts  neues  hir,  weder  bey  hoff  noch  in  der 
statt,  muß  derowegen  schließen.  Adieu  den,  liebe  Amellisse!  Ich 
ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  habe  Euch  allezeit  vonhertzen 
lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


166 

92. 

A  mad.  Louise ,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  den  31  Julli  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  alß  ich  wider  von  Maubisson  käm- 
me, wurde  ich  mitt  Ewerm  lieben  brieff  vom  "/»^  J^lü  erfreuet.  Ihr 
secht  nun  woll,  daß  ich  mein  versprechen  halte  undt  fleißig  antworte; 
bin  Etlch,  liebe  Louisse,  sehr  verobligirt,  Euch  so  vor  meine  ge- 
sundtheit  zu  iuteressiren.  Ich  bin  fro,  daß  meiner  ammen  dochter, 
die  gutte  Nanon,  wider  gesundt  ist;  es  ist  ein  gutt,  trew,  ehrlich 
mensch,  so  verstandt  hatt.  Es  ist  mir  leydt,  daß  sie  nicht  halt 
bey  mir  bleiben  können.  Ihr  habt  sie  gar  gewiß  offt  zu  Manheim 
bey  mir  gesehen  so  woll,  alß  Suzon,  ihre  Schwester;  dieße  ist 
noch  bey  mir  undt  dint  mir  woll.  Ich  könts  Nanon  nicht  verdenc- 
ken,  wen  sie  fro  were,  auß  Franckreich  zu  sein;  den  die  Verfol- 
gung ist  abscheulich,  so  man  den  armen  reformirten  hir  ahnthut, 
jammern  mich  von  hertzen.  Die  arme  Nanon  wirdt  ambarassirt 
sein,  den  hoff  nicht  zu  Cassel  zu  finden.  Ich  glaube  nicht,  daß 
L  L.  die  fraw  landtgräffin  woll  gethan,  den  sawerbrunen  mitt  dem 
fieber  zu  drincken.  Wen  man  vor  die  gesundtheit  ahn  einem  ort 
geht,  ist  es  nicht  nöhtig,  sich  zu  informiren,  ob  andere  damens 
dort  sein  oder  nicht;  wolte  also  ahn  Ewerm  platz  den  brnnen  lie- 
ber gedruncken  haben,  wo  er  einem  ahm  besten  bekompt.  Der 
junge  graff  von  Leiningen  ist  noch  nicht  hir;  wen  er  aber  sich  bey 
mir  wirdt  ahnmelden,  werde  ich  nicht  unterlaßen,  ihm  meinen  raht 
trewlich  mittzutheillen.  Daß  bitte  ich  Euch  I.  L.  der  fraw 
landtgräffin  von  Homburg  sambt  viellen  complimenteu  zu  versi- 
chern. Sie*  bette  ihm  keine  severer  hoffmeisterin  geben  können, 
alß  mich;  den  ich  laße  den  jungen  leütteu,  vor  welche  ich  mich 
interessire,  nicht  vorbey  gehen.  Es  ist  war,  daß  ich  sehr  viel  auff 
seinen  (ich  will  sagen  des  jungen  graff  von  Leiningen)  h.  vatter 
gehalten  haben,  würde  derowegen  sorg  vor  den  jungen  graffen  ge- 
tragen habe;  wen  man  mir  ihn  gleich  nicht  recomandirt  hette, 
will  geschweygen  den  nun,  daß  seine  fraw  mutter  Liebten  daß  ver- 
trawen  zu  mir  hatt,  ihren  söhn  zu  recommandiren.  Ich  werde  alle- 
zeit fro  sein,  wen  ich  ehrlichen  Teütschen  werde  in  etwaß  dinnen 


167 

können  nndt  gntt  hir  sein.    Von  meinen  Warnungen  kan  ich  woU 
versprechen,  allein  denen  ich  sie  gebe,  müßen  sie  auch  folgen  wol* 
len.    Ich  beklage  den  armen  monsieur  Bar,  so  betrogen  nndt  be- 
stollen  geworden  zu  sein.  Knechten  ist  wenig  zu  trawen.    Monsieur 
Legrand  hir  hatte  einen  cammerdinner,   so  ihm  20  jähr  trew  ge- 
dinnet  hatt  undt  doch  hernach  abscheulich  bestoUen.   Diebe  hatt  es 
allezeit  geben,  aber  so  gar  wunderliche  historien  nicht,  alß  man  hir 
hört  von  weibern;  daß  deucht  mir  nicht  so  gemein  zu  sein  in  an- 
dern örtern,  wie  hir.  thr  habt  woU  groß  recht,  nicht  gerne  richten 
zu  sehen;   es  ist  etwas  abscheuliches.    Ich  bin  fro,   wen  ich  ver- 
nehme,  daß  viel  frembden  gräfliche  undt  fürstliche  personnen  zu 
Franckfort  sein;   den  ich  hoffe,   das  es   Euch  verenderung  geben 
wirdt  undt  divertiren.    Es  muß  der  fürstin  von  Nassau  Itzstein  er- 
stes kint  sein,   womitt  sie  schwanger  geht,  weillen  sie  meint,   daß 
sie  dran  sterben  wirdt;   weillen  sie  aber  so  woU  außsicht,   ist  zu 
hoffen,  daß  es  woll  ablauffen  wirdt.    Ich  begreiffe  woU,  daß  man 
nicht  gern  außgehet,  wen  die  erste  jugendt  vorbey  ist,   es  seye 
den  auß  nohtwendigkeit;  allein  Amelisse  undt  Ihr  seydt  doch  noch 
jung  genung,   umb  keinen  reiße  zu   scheuen.    Wir  reißen  hir,   so 
zu   sagen,   continuirlich,   seindt  keine  8  tag  ahn   einem  ort.    Wir 
haben  nun  nichts  neues   hir,   alß   viel,   so   gestorben;   weillen  sie 
Euch  aber  unbekandt   sein,   drumb  sage  ich  nichts  davon.    In  ei- 
nem augenblick  werde  ich  ins  palais  royal  fahren,  umb  mitt  Mon- 
sieur ins  opera  zu  gehen.    Ich  finde  mich  aber  heütte  so  abscheu- 
lich schläfferich,  daß  ich  glaube,  daß  ich  daß  gantze  opera  durch 
schlaffen  werde,  wie  mir  schon  mehrmal  geschehen  ist.    Ich  furcht, 
Ihr  werdet  dießen   brieff  nicht  leßen  können,   allein   ich  habe  so 
schlimme   federn  hir,    daß   es    mir    ohnmöglich  ist,   sauberer  zu 
schreiben.     Adieu,  hertzliebe  Louisse!   Ich  ambrassire  Euch  von 
hertzen  undt  werde  Euch  all  mein  leben  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

93. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Biarly  den  7  Augusti  1699. 

Hertzliebe  Amelise,  vorgestern,  wie  ich  eben  in  kutzsch  saß, 
umb  herzukommen,  entpfunge  ich  Ewer  schreiben  vom  'Vso  JuUi. 


168 

Gestern  fuhr  ich  mitt  dem  könig  auff  einer  revetie  von  seiner  leib- 
quard,  heütte  stehle  ich,  so  zu  sagen,  eine  stundt,  omh  zu  schrei- 
ben; den  ich  bin  schon  zu  St  Germain  geweßen,  habe  dort  von 
den  englischen  königlichen  personnen  abschiedt  genehmen;  den 
mein  reiß  nach  Bar,  welche  so  offt  ahngefangen  undt  wider  einge- 
fitelt  worden,  wirdt  endtlich  einmahl  volzogen  werden,  es  sey  dan, 
daß  seyder  jetzt  undt  biß  sontag  über  8  tag  noch  eine  verhinder- 
naß dazwischen  kommen  möge,  so  man  jetzt  nicht  vorsehen  kan. 
Ich  werde  den  16  aufifbrechen  nndt  hoffe,  den  18  zn  Bar  zu  sein; 
den  ich  gehe  mitt  viel  relais.  Monsieur  wirdt  mich  hernach  dort 
abheilen  kommen.  Ich  fürchte,  daß  ich  Euch  nicht  eher  wider  werde 
schreiben  können,  noch  ahn  Louisse,  biß  ich  wider  von  meiner 
reiße  werde  kommen  sein;  werde  alßden  wider  einbringen,  waß 
ich  auff  meiner  reiße  werde  verseümbt  haben.  Seyder  meiner  reiße, 
wovon  ich  Euch  geschrieben  hatte,  die  ich  nach  Maubisson  gethan, 
habe  ich  I.  L.  ma  tante,  der  fraw  abtißin,  noch  eine  vissitte  ge- 
ben undt,  gott  seye  danck,  I.  L.  noch  frischer  undt  lustiger  ge- 
funden, alß  die  andere  reiße.  Sie  ist  lustiger,  hatt  mehr  vivacitet, 
sieht,  hört  undt  geht  beßer,  alß  ich,  undt  all  ebenwoll  ist  sie  just 
30  jähr  älter,  alß  ich;  den  den  11  April  seindt  I.  L.  77  jähr  alt 
worden;  ich  hoffe  also,  das  sie  noch  lang  leben  wirdt.  Sie  mahlt 
jetzt  ein  schön  stück  vor  ihre  fraw  Schwester,  unßere  liebe  chur- 
fürstin  zu  Braunsweig ;  es  ist  daß  gegoßene  kalb,  nach  dem  Poussin. 
Sie  wirdt  ahngebett  in  ihrem  closter,  führt  gar  ein  streng,  aber  doch 
ruhig  leben ,  ist  nie  kein  fleisch ,  sie  seye  dan  gar  kranck ;  sie  ligt 
auff  harte  matrassen  wie  ein  stein,  hatt  nur  strostuhl  in  ihrer 
cammer,  steht  umb  mitternacht  auff,  umb  zu  betten.  Vor  dießem 
gliche  ma  tahte,  die  fraw  churfürstin,  gar  nicht  ahm  churfürsten 
8.;  wundert  mich,  daß  sie  ihm  nun  gleicht.  Mein  gott,  liebe  Ame- 
lisse,  Ihr  müst  Euch  selber  gar  nicht  mehr  gleichen,  wie  Ihr  ein 
kindt  wahret,  wen  Ihr  der  königin,  unßer  groß  fraw  mutter, 
gleicht.  Ich  erinere  mich  ihrer  noch,  alß  wen  ich  sie  heütte  ge- 
sehen bette;  allein  sie  hatte  ein  gantz  ander  gesiebt,  alß  Ihr,  wie 
Ihr  ein  kindt  wäret ;  den  da  hattet  Ihr  blunde  haar,  ein  breit  gesiebt 
undt  schonne  färben;  die  königin  in  Böhmen  aber  hatte  schwartze 
haar,  ein  lang  gesiebt,  stracke  naß,  suma,  gantz  ein  ander  art 
von  gesiebt  Der  churfürst,  unßer  herr  vatter  s.,  gliche  der  köni- 
gin, seiner  fraw  mutter,  viel    Wen  man  geschwindt  schreibt,  setzt 


169 

man  leicht  ein  wort  vors  ander,  allein  daß  ist  nicht  fibel  geschrie- 
ben. Waß  vor  Frantzößin  kent  Ihr  den,  wo  Ihr  ahn  schreibt, 
lieb  Amelisse?  Den  außer  die  gutte  mademoiselle  de  Malauze  dachte 
ich  nicht,  daß  Ihr  frantzosche  leütte  kent.  Gezwungenheit  ist  con- 
trainte undt  nicht  affectation,  aber  daß  rechte  wort  hirvon  auff 
teütsch  weiß  ich  nicht.  Habt  Ihr  niemandes  von  der  fruchtbrin- 
genden geselschafft  zu  Franckfort,  dem  mans  fragen  könte?  Es 
kan  auch  nicht  steiffigkeit  sein;  den  viel  affectirte  leütte  halten 
sich  nicht  steiff,  sondern  threhen  sich  undt  wispeln  den  gantzen 
leib  ohne  auffhören.  Ich  kan  nicht  begreiffen,  wie  es  möglich  sein 
kan,  mehr  alß  eine  sprach  zu  reden  undt  neben  seiner  muttersprach 
zu  behalten.  Ma  tante  von  Maubisson  kan  leichter  englisch,  alß 
teütsch,  behalten;  den  alle  tag  kommen  Englender  zu  I.  L.;  sie 
hatte  auch  englische  nonen  im  closter.  Die  gräffin  von  Traun  ist 
zu  beklagen;  were  sie  hir,  sagte  man,  sie  hette  vapeurs.  Ich 
wüste  nicht,  das  der  graff  von  Benebourg  geistlich  ist.  Die  Jes- 
suwitter  haben  ordinär!  verstandt.  Die  zu  große  devotion  macht 
manche  zu  nähren;  ich  glaube  nicht,  daß  ich  jemahlen  hirvon 
närisch  werde.  Der  Jessuwit  hatt  recht,  nicht  zu  leyden,  daß  die 
gräffin  Traun  ihren  dement  vor  ein  gemähls  gebe.  Die  keyßerin 
hatt  vielleicht  ihr  wacksen  heylligbildt  ins  fewer  geworffen,  wie  sie 
gesehen,  das  es  von  sich  selber  auffhörte  zu  brenen.  Der  conte 
de  Rouy  ist  wider  heill.  Ich  halte  auch  viel  von  milord  Fevers- 
ham,  ist  der  beste  von  seinen  brüdern.  Mademoiselle  de  Malausse 
hatt  mir  auch  madame  de  Mazarin  todt  beschrieben,  sie  ist  mitt 
großer  fermete,  aber  schlechten  glauben  gestorben.  St  Evremont 
solle  hertzlich  betrübt  sein.  Er  wirdt  sie  woU  baldt  folgen;  den  er 
solle  nahe,  wo  nicht  gar  über  die  90  jähr  alt  sein.  Das  sauffen 
ist  gar  gemein  bey  die  weiber  hir  in  Franckreich  undt  madame  de 
Mazarin  hatt  eine  dochter  hinterlaßen,  so  es  auch  meisterlich  kan, 
die  marquisse  de  Richelieu.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben  durchauß 
beantwortet,  undt  weillen  ich  heütte  schon  außer  dießem  4  große 
brieff  geschrieben,  ist  mir  die  handt  ein  wenig  müde,  muß  dero- 
wegen  schließen.  Ambrassirt  Lcfuisse  von  meinetwegen  undt  seydt 
versichert,  daß  ich  Euch  alle  beyde  recht  lieb  habe! 

Elisabeth  Charlotte. 


170 


94. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Franckfort. 

St  Clou  den  18  Augosti  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe  Ewern  lieben  brieff  vom  25  Jalli 
—  4  August  schon  vor  etlichen  tagen  entpfangen,  aber  ohnmöglich 
eher,  alß  heütte,  drauff  antworten  können;  den  ich  war  gar  zu 
betrübt,  daß  meine  reiße  nach  Bar  entlich  gantz  zurückgangen. 
Ob  mir  zwar  diß  landt  woU  genung  bekandt  undt  leyder  nur  gar 
zu  woU  weiß,  daß  man  sich  hir  auff  nichts,  so  einem  ahngenehm 
sein  kan,  spitzen  muß,  so  muß  ich  doch  gestehen,  daß  ich  gemeint, 
dieße  reiße  konte  nicht  mehr  fehlen,  indem  der  erste  relais  von 
kutzschenpferden  schon  weg  war  geschickt  worden;  der  teüffel  aber, 
so  nie  ruhet,  wen  er  einem  kan  ungedultig  machen,  hatt  unß  eine 
verfluchte  ceremonie  in  den  weg  gebracht,  so  meine  reiße  leyder 
gantz  gebrochen.  Aber  last  unß  nicht  mehr  hirvon  reden!  den 
es  macht  mich  nur  trawerig.  Ich  komme  ,auff  Ewer  schreiben.  Ich 
dancke  Euch,  liebe  Louisse,  vor  die  mühe,  so  Ihr  genohmen,  nach 
HoUandt  durch  die  Wollmersheüsserin  ahn  graff  von  Ussingen  zu 
berichten,  waß  ich  Euch  gebetten,  ihm  zu  sagen.  Graff  Lutz 
werde  ich  meinen  grüß  baldt  selber  sagen  können,  weiUen  er  her- 
rein in  Franckreich  kompt.  Er  hatt  recht,  mehr  im  heürahten 
auff  ein  gutt  gemühte  gesehen  zu  haben,  alß  auff  Schönheit;  dießes 
letzte  vergeht  baldt,  ein  gutt  gemüht  wehrt  aber,  so  lang  man  lebt. 
Ahngenehm  undt  ein  gutt  gemühte  ist  im  heürahten  der  Schönheit 
weit  vorzuziehen  in  meinem  sin.  Es  geschieht  offt,  daß  Schwester 
undt  bruder  einander  in  gar  nichts  gleichen;  nimbt  mir  also  kein 
wmider,  daß  die  gräffin  von  Hohenlo  undt  der  graff  von  Castel 
einander  nicht  gleichen,  ob  sie  zwar  brüder  undt  Schwestern  sein. 
Ich  habe  alzeit  hören  sagen,  waß  Ihr  mich  hirmitt  bestättiget, 
nehmblich  daß  graff  Castel  ein  falscher  interessirter  herr  seye. 
Unßer  graff  von  Nassau  undt  die  hohenloische  graffen  seindt  den 
dopelt  verschwägert.  Ist  graff  Lutz  fraw  mutter  nicht  auch  eine 
gräffin  von  Hohenlo?  Mich  deucht,  wo  mir  recht  ist,  so  ist  sie.es 
auch.  Graff  Lutz  wirdt  estimirt  von  alle  die,  so  ihn  kenen.  Es 
war  zeit,  daß  der  kleine  krieg  zwischen  dem  graffen  von  Nassau 
Weilburg  undt  dem  landtgraffen  von  Darmstadt  zu  endt  ging;  den 


171 

oft  ein  klein  fewer  einen  großen  brandt  verorsachet.  Ich  habe  der 
Lenor  in  Ewerm  brieff  gewießen,  wie  ihr  brader,  der  Angnstin, 
schir  versoffen  were.  Ich  weiß  schir  nicht,  waß  ich  sage;  den 
seyder  ich  dießen  bogen  papir  außschreibe,  hatt  man  mich  schon 
4 mahl  interompirt;  daß  erste  mahl  war  es  Monsieur,  daß  zweyte 
mahl  cardinals  undt  ertzbischoffe,  daß  3te  mahl  die  envoyes  von 
Lotheringeri  undt  alleweill  geht  der  envoyes  von  Modene  auß  mei- 
ner cammer  undt  ein  ittallienscher  graff,  so  mir  brieff  von  unßer 
hertzogin  von  Hannover  gebracht  hatt.  Damitt  ich  aber  wider  auff 
Ewerm  brieff  komme,  liebe  Louisse,  so  muß  ich  sagen,  das  es 
mir  leydt  ist,  daß  mein  fraw  baß,  die  landtgraffin  von  Gassei,  so 
kranck  ist.  Wie  gehts  aber  unßem  gutten  lieben  printzen ,  alß 
printz  Carl  undt  printz  Wilhelm?  Die  consomption  ist  eine  schlim- 
me kranckheit,  wo  man  selten  von  kompt.  Dießer  tag  ist  recht 
verdrießlich  mitt  allen  den  überlauffen;  man  rufft  mich  abermahlen, 
muß  also  schließen.  Adieu,  hertzliebe  Louisse!  Ich  kau  meinen 
brieff  nicht  überleßen,  muß  in  eyll  schließen  undt  vor  dießmahl 
nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

95. 
A  mad.  Ämelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  1  October  1699. 

Hertzliebe  Amellisse,  ich  habe  alleweill  ahn  Louisse  die  Ursa- 
chen geschrieben,  weß wegen  ich  so  gar  lang  geweßen,  ohne  auff 
Ewere  liebe  schreiben  zu  antwortten.  Sie  wirdt  Etlch  vielleicht 
meinen  brieff  weißen;  derowegen,  umb  nicht  zwey  mahl  einerley  zu 
sagen,  widerhoUe  ich  es  nicht,  sondern  will  nur  gedencken,  auff 
Ewere  zwey  liebe  schreiben  noch  vor  der  comedie  zu  antwortten, 
so  umb  halb  8  ahnfangen  wirdt.  Ewer  erstes  schreiben  ist  vom 
29  August  —  8  September.  Vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  mir 
undt  meinem  enckel  thut,  bedancke  ich  mich  sehr,  gestehe  aber, 
daß  der  verdruß,  daß  meine  reiße  zurückgangen,  größer  geweßen, 
alß  die  freüde  über  meiner  dochter  sohngens  gehurt;  den  ich  hatte 
noch  regret,  nicht  dabey  zu  sein  haben  können,  umb  mich  mitt 


172 

yatter  nndt  matter  über  die  ahnknnfft  dießes  so  gar  jungen  cava- 
liers  zu  erfreuen.  Ich  schreibe  ahn  Louisse  die  rechte  gründtliche 
nrsach,  weß wegen  die  reiße  zurück.  Last  es  Euch  weißen!  undt 
dadurch  werdet  Ihr  woli  ersehen,  daß  es  die  ursach  nicht  war,  so 
man  zu  Franckfort  gesagt  hatte.  Die  fraw  von  Ratzamshaussen  ist 
vor  4  Wochen  wider  nach  hauß.  Sie  hatt  es  auff  einen  fuß  gesetzt, 
alle  jähr  herzukommen;  bin  recht  fro,  wen  sie  kompt;  den  sie  hatt 
gar  einen  lustigen  hunior,  jederman  mag  sie  woll  leyden.  Ich 
wolte,  daß  ich  Carl  Moritz  hette  sprechen  können;  mich  deucht, 
ich  wolte  ^  ihn  einen  solchen  abscheü  vors  sauffen  gemacht  haben, 
daß  er  sich  vielleicht  davon  würde  corigirt  haben;  den  ich  ver- 
nehme leyder,  daß  er  zu  Berlin  alle  tag  voll  ist  undt  den  gar 
dolle  Sachen  solle  vorbringen.  Er  thete  beßer,  nur  commedien  zu 
machen.  Ma  tante  ist,  gott  seye  danck,  wider  in  volkommener 
gesundtheit,  I.  L.  gutt  temperament  hatt  sie  erett.  Der  allmächtige 
verleye,  daß  in  langen  jähren  keine  Unpäßlichkeit  mehr  kommen 
möge!  Alles,  waß  man  vor  mir  gibt,  kan  ich  nicht  bekommen;  den 
wie  die  heürahtscontracten  hir  gemacht  werden,  so  ist  der  man 
herr  über  alles,  gibt  nur,  waß  er  gutt  findt;  also  hatt  man  mir 
eine  schuldt  von  2  taußendt  pistollen  bezahlt  undt  meine  menus 
plaisir  vermehrt.  Ihr  wirdt  vielleicht  nicht  [wißen],  waß  menus  plaisir 
ist;  es  ist,  waß  man  bey  unß  spielgelt  heist;  also  habe  ich  doch  ein 
wenig  von  der  sach  profitirt.  Ich  habe  Ewere  sach  starck .  ahn 
Monsieur  recomandirt;  der  hatt  befohlen,  daß  man  herrn  Obrecht 
davon  schreiben  solle,  welches  geschehen.  Ich  weiß  nicht,  ob  die 
königin  in  Portugal  zu  beklagen  ist;  den  ich  glaube,  sie  ist  glück- 
licher, todt  zu  sein,  alß  königin  in  dem  landt  undt  bey  dem  könig 
geblieben  zu  sein,  undt  ich  glaube,  daß  ihr  die  lust  in  Portugal 
woll  vergangen  wirdt  seiin  vor  ihrem  todt.  Vorgestern  hatt  man 
hir  die  trawer  vor  dieße  königin  genohmen.  Der  könig  in  Portu- 
gal solle  gar  ein  bößer  herr  sein,  hatt  seine  gemahlin  vielleicht  so 
gezercht,  daß  sie  endtlich  auch  böß  geworden  ist.  Man  meint  hir, 
dieße  königin  hette  so  woll  alß  ihre  forfahrerin  von  ihrem  könig 
met  verlöff  die  Frantzosen  bekommen  undt  were  dran  gestor- 
ben; den  der  geringeste  ritz  macht  sterben,  wen  man  die  kranck- 
heit  recht  hatt.  Die  keyßerliche  printzessin,  so  in  Portugal  muß, 
ist  woll  zu  bedawern.  Ich  kan  leicht  glauben,  daß  es  der  hoffmei- 
sterin  weder  in  Spanien  noch  in  Portugal  gefallen  batt,  glaube 


173 

nicht,  daß  die  princes  von  Parma  (undt  nicht  Barma,  wie  Ihr 
schreibt)  glücklicher  ist,  alß  ihre  fraw  Schwestern.  Die  von  Spa- 
nien schreibt  mir  etlich  mahl  gar  hoffliche  brieffe,  ist  mir  also 
recht  leydt,  daß  die  gutte  königin  so  unglücklich  ist.  Wen  man 
die  leütte  so  unerhört  quält,  so  werden  sie  endtlich  böß.  Es  were 
ein  glück  vor  gantz  Europa,  wen  die  königin  in  Spanien  ein  kindt 
bekommen  könte,  bub  oder  medgen,  alleß  were  gutt,  wens  nur  ein 
kindt  were  undt  leben  blieb.  Man  muß  kein  prophet  sein,  umb  zu 
sehen,  daß  es  krieg  geben  muß,  wen  der  könig  in  Spanien  ohne 
erben  sterben  solte;  den  man  weiß  ja  woll,  daß  alle  hohe  häubter, 
so  dieße  sucession  pretendiren,  keiner  dem  andern  cediren  wirdt, 
also  woll  durch  den  krieg  wirdt  müßen  außgemacht  werden.  Hir- 
mitt  ist  Ewer  erster  brieff  völlig  beantworttet.  Ich  komme  jetzt 
auflf  den  vom  "/aa  September,  so  ich  gestern  abendts  entpfangen, 
alß  ich  von  der  hirschjagt  kämme.  Meine  gesundtheit  ist,  gott 
lob,  gar  perfect.  Wen  mirs  möglich  ist,  bin  ich  fleißig  in  schrei- 
ben, wie  Ihr  woll  secht,  liebe  Amelisse,  wen  ich  zu  Paris,  Ver- 
saille  oder  St  Clou  bin;  hir  aber  hatt  man  wenig  zeit  wegen 
der  jagten  undt  comedien,  wie  auch  weillen  wir  die  englische  könig- 
liche personnen  18  tag  hir  gehabt  haben.  Nun  sie  aber  wider  weg 
sein,  hoffe  ich,  hinfüro  mehr  zeit  zu  haben.  Ich  weiß  woll,  daß 
ma  taute,  gott  seye  danck,  wider  woll  ist;  den  ich  habe  alle  woche 
zwey  mahl  gnädige  schreiben  von  I.  L.  Gott  erhalte  sie  lange  jäh- 
ren! Mich  deucht,  je  mehr  man  vor  sich  geht,  je  schwächer  wer- 
den die  jungen  leütte,  kan  die  ursach  deßwegen  nicht  errahten. 
In  den  alten  gemähls  sieht  man,  daß  man  den  kopff  noch  mehr 
verdeckt  hatt,  alß  nun;  haben  doch  lang  gelebt.  Die  moden  ist 
geendert,  seyder  man  hir  ist;  man  tregt  die  rayons  viel  niederiger 
undt  die  junge  leütte  tragen  gar  keine  mehr,  nur  bandt  breydt 
undt  nompareille  dazwischen  undt  die  haar  gar  hoch  frißirt.  Ich 
habe  nicht  gehört,  daß  die  fürstin  von  Hanaw  nur  alß  eine  gräffiu 
solle  im  Elsaß  getracktirt  werden,  aber  die  rechte  warheit  zu  sa- 
gen, so  wißen  die  Frantzoßen  wenig,  waß  fürsten  oder  graffeu 
sein.  Sicht  sie  die  fraw  von  Ratzenhaussen,  so  wirdt  sie  mir  woll 
davon  schreiben.  Die  churfürstin  zu  Pfaltz  hatt  woll  daß  schießen 
nicht  in  Ittallien  gelernt,  sie  muß  es  in  der  Pfaltz  gelernt  haben. 
Ich  gönne  es  den  gutten  Pfältzern  woll,  daß  sie  einen  gutten  herbst 
haben.    In   dießem   augenblick   kompt  jemandes   auß   Lotteringen; 


174 

ich  muß  ein  wenig  hören,  wie  es  dort  zugeht,  kan  ich  also  vor 
dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen 
lieb  behalte.  Ich  kan  mein  brieff  nicht  überleßen.  Entschuldigt 
die  fehler ! 

Elisabeth  Charlotte. 

96. 

A  mad.  Louissey  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

FoHtainebleau  den  1  October  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  dießer  ort  hir  ist  der,  wo  ich  ahm  wenig- 
sten zum  schreiben  gelangen  kan  wegen  der  viellen  jagten,  com- 
medien  undt  apartements.  Zu  dem  so  haben  wir  den  englischen 
königlichen  hoff  18  tag  hir  gehabt,  habe  also  offt  zur  königin  ge- 
mtLst,  also  ohnmöglich  eher,  alß  nun,  auf  Ewere  zwey  schreiben 
vom  *•/«»  August  undt  Vis  September  zu  antworten  können.  Ich 
würde  es  heütte  auch  noch  nicht  gekönt  haben,  wen  der  englische 
hoff  nicht  hetltte  morgen  umb  10  verreist  were.  Es  ist  aber  auch 
einmahl  zeit,  daß  ich  auff  Euere  schreiben  komme.  Von  meiner 
trawerigen  reiße,  so  ich  nach  Bar  habe  thun  sollen  undt  welche 
zurückgangen,  will  ich  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch,  liebe 
Louisse,  sehr  verobligirt  bin,  so  sehr  part  drinnen  genohmen  zu 
haben.  Weillen  der  könig  nicht  hatt  erlauben  wollen,  daß  man 
ein  mittel  finden  möge,  der  ceremonie  zu  entgehen,  so  darin  be- 
stundt,  daß  der  hertzog  von  Lotteringen  pretendirt,  eine  chaisse  a 
bras  vor  Monsieur  undt  mir  zu  haben,  weillen  der  keyßer  ihm 
selbigen  gibt;  der  könig  aber  antwort  hirauff,  das  der  keyßer 
einen  cermonial  habe  undt  der  könig  einen  andern,  alß  zum  exem- 
pel  der  keyßer  gibt  den  cardinals  chaissen  a  bras,  die  dörffen  hir 
nie  vor  den  könig  sitzen.  Der  könig  hatt  deß  hertzogs  vorfahren 
zum  exempel  ahngezogen,  so  hir  geweßen  undt  nie  kein  chaisse  a 
bras  pretendirt  haben;  ob  der  alte  hertzog  von  Lotheringen  zwar 
feü  Monsieur  sein  leiblicher  schwager  war,  hatt  er  doch  weder  vor 
Monsieur  noch  seyner  leiblichen  Schwester  nie  nichts,  alß  ein  ta- 
bouret,  gehabt.  Monsieur  will  woU  eine  chaisse  a  dos  geben  undt 
der  könig  consentirt  drin,  aber  der  hertzog  pretendirt,  wie  ein 
churfürst  tractirt  zu  werden ,  undt  daß  will  der  könig  nicht  zuge- 


175 

bei).  Monsieur  hatte  proponirt,  daß  mans  machen  solte,  wie  bej 
dem  könig  von  Engellandt;  der  pretendirt,  unß  keine  chaisse  zu 
geben,  wir  aber  pretendiren,  eine  vor  ihm  zu  haben;  derowegen 
setzt  er  sich  nur,  wen  wir  dar  sein,  auff  ein  tabouret.  So  wolten 
wir  es  auch  machen;  daß  hatt  aber  der  könig  durchauß  nicht  ley- 
den  wollen  undt  wir  haben  nicht  nach  Bar  gewolt,  umb  de  hautte 
lutte  unßerm  hertzog  ein  affront  ahnzuthun,  also  die  reiße  gebro- 
chen worden.  Da  wist  Ihr  nun  recht  den  grundt  von  der  sachen. 
Ich  würde  fro  gewest  sein,  wen  ich  Carl  Moritz  gesehen  hette. 
Wen  er  es  aber  gemacht  hette,  wie  ich  höre,  daß  er  es  nun  zu 
Berlin  macht,  wtLrden  wir  nicht  lang  gutt  freündt  geblieben  sein 
undt  ich  würde  braff  gezürnt  haben;  den  wie  man  mir  bericht,  so 
seüfft  er  sich  alle  tag  blindt  voll  undt  bringt  den  ein  häufen  toll 
zeug  bey  I.  L.  der  churfürstin  von  Brandenburg  vor;  daß  ist  doch 
eine  rechte  schände.  Wen  ich  glauben  könte,  daß  ein  ernstlicher 
verweiß  in  corigiren  könte,  wolte  ich  ihm  schreiben.  Daß  macht 
mich  meinen  lieben  Carllutz  noch  mehr  regrettiren;  den  der  stehlte 
so  nichts  ungereimbts  ahn.  Von  wem  hatt  er  daß  sauffen?  Den 
papa  s.  trunck  ja  sein  leben  nicht.  Es  verdriest,  das  der  eintzige 
söhn,  so  von  meinem  h.  vatter  s.  überbleibt,  ein  volseüffer  sein 
solle.  Umb  gottes  willen,  thut  doch  Ewer  best,  Carl  Moritz  zu 
corigiren!  Wen  ich  zeit  habe,  mache  ich  mir  eine  rechte  freüde, 
ahn  Euch  undt  Amelisse  zu  schreiben.  Ich  werde  wider  fleißiger 
sein,  wen  wir  wider  zu  Paris  undt  Versallien  sein  werde,  hir  aber 
kan  ichs  nicht  versprechen ;  den  wie  schon  gesagt,  wir  haben  [keine] 
zeit  zu  schreiben  undt  die  zeit,  so  mir  überig  bleibt,  wende  ich  ahn, 
ma  tante ,  mein  tochter  undt  die  hertzogin  von  Savoye  zu  schreiben. 
Jedoch  seydt  versichert,  daß,  wo  es  mir  möglich  wirdt  sein  können, 
werde  ich  auch  ahn  Euch  undt  Amelisse  schreiben !  Waß  muß  dan 
die  arme  landtgräffin  von  Cassel  vor  einen  eilenden  zustandt  haben, 
daß  die  gelehrsten  docktoren  sich  nicht  drein  finden?  Ich  weiß 
es  danck  ahn  dem  docktor  Bruner,  seine  unwißenheit  gestanden  zu 
haben;  den  ordinari  stellen  sich  die  herrn  docktoren,  alß  wen  sie 
die  kranckheitten  recht  kenten,  geben  remedien  undt  wißen  doch 
nicht,  waß  es  ist,  undt  schicken  manchen  so  in  jener  weit.  Der 
erbprintz  von  Cassel  hatt  all  lengst  herkommen  sollen,  weiß  nicht, 
warumb  es  nicht  geschieht.  Der  graff  von  Hannaw  hatt  mir  ge- 
schrieben undt  part  von  seinem  hetLraht  geben;  ich  habe  ihm  aber 


176 

noch  nicht  antwortten  [können],  hahe  lieber  dießen  tag  ahnwenden 
wollen,  ahn  Euch  undt,  wo  ich  kan,  ahn  Amelisse  zu  antwortten. 
Es  ist  die  groß  fraw  mntter  von  der  printzes  von  Anspach,  so  dießen 
heüraht  gemacht  hatt.  Es  stehet  in  den  hollandischen  gazetten, 
daß  man  wider  zn  Heydelberg  bawet.  Ich  mögte  wißen,  ob  es 
war  ist.  Ihr  habt  groß  recht,  nicht  nach  hoff  zu  gehen,  wen  man 
Euch  dortten  nicht  tractirt  wie  billig.  Hirmitt  ist  Ewer  erstes 
schreiben  völlig  beantwortet.  Ich  komme  jetzt  auff  daß  vom  Vi8 
September,  bedancke  mich  gar  sehr  vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr 
meinen  kindem  undt  kindeskindt  in  Lotheringen  thut.  Recht  le- 
bendig zweyffle  ich  sehr  mein  enckel  zu  sehen,  aber  mein  dochter 
wirdt  mir  ihn  in  waxs  possirt  schicken;  er  solle  schon  so  groß 
undt  starck  sein  wie  ein  kindt  von  6  mont.  Ich  weiß  all  lengst, 
daß  ma  tante,  gott  seye  danck,  wider  gesundt  ist;  den  I.  L.  thun 
mir  die  gnade  undt  schreiben  mir  alle  woche  2  mahl.  Umb  die 
warheit  zu  sagen,  so  war  mir  auch  nicht  woll  bey  der  sach,  wie 
I.  L.  kranck  wahren;  allein,  gott  sey  danck,  daß  temperament  ist 
gutt,  also  woll  abgeloffen.  Gott  der  allmächtige  stehe  ferner  beyl 
Ich  weiß  nicht,  ob  meines  brudern  gemahlin  sehr  betrübt  wirdt 
sein  über  des  königs  in  Denemarck  todt;  sie  hatten  einander  lang  * 
nicht  gesehen  undt  mich  deucht,  die  vertrawlichkeit  war  nicht  son- 
derlich groß  zwischen  beyde  geschwister.  Es  steht  noch  dahin,  ob 
ich  umb  dießen  könig  trawern  werde;  den  man  nimbt  die  trawer. 
nicht,  man  gibt  einem  erst  part,  undt  es  stehet  noch  dahin,  ob 
man  unß  part  geben  wirdt;  den  dießer  itzige  könig  in  Denemarck 
will  sein  ceremonial  endern,  dem  könig  hir  änderst  schreiben,  alß 
sein  herr  vatter  undt  groß  herr  vatter  gethan;  der  könig  will  den 
brieff  nicht  ahnnehmen,  also  kan  der  envoy6  kein  audientz  haben, 
stehet  also  noch  dahin,  ob  wir  trawern  werden  oder  nicht.  Vor  3 
tagen  haben  wir  die  trawer  vor  die  königin  in  Portugal  ahngelegt. 
Der  wünsch,  so  Ihr  mir  thut,  daß  mir  nichts  nähers  absterben 
möge,  ist  woll  gutt;  bin  Euch,  liebe  Louisse,  sehr  davor  verobli- 
girt.  Ich  gestehe,  daß  ich  gar  nicht  fro  geweßen  were,  daß  mein 
dochter  nach  Portugal  gemüst  hette.  Mein  dochter  ist  gar  glück- 
lich mitt  ihrem  hertzog;  er  thut  ihr,  waß  er  ihr  ahn  den  äugen 
ahnsehen  kan,  sie  haben  einander  beyde  von  grundt  ihrer  schien 
lieb.  Ich  kan  die  thorheit  nicht  begreifen,  so  die  leütte  haben,  nach 
Bom  zu  ziehen.    Den  w^ß  vor  eine  lust  kan  es  sein,   ein  hauffen 


177 

pfaffcn  in  den  kirchen  hemmb  zu  lauffen  sehen?  Deßwegen  ginge  ich 
nicht  von  meinem  tisch  zum  fenster,  will  geschweygen  nach  Rom. 
Die  Holländer  thun  woll,  sich  nach  landts  brauch  zu  richten.  Ihr 
habt  recht,  liebe  Louisse,  man  rechnet  hir  die  Holländer  offt  unter 
die  Tetitschen.  Ich  meinte,  in  Engellandt  lebe  ein  jeder,  wie  es 
wolle.  Hatt  vielleicht  Ewer  schwager  Euch  wegen  seines  jaloussen 
humor  weiß  gemacht,  daß  man  mitt  niemandts  reden  darff?  Hir- 
mitt  seindt  Ewere  beyde  schreiben,  liebe  Louisse,  völlig  beantwor- 
tet undt  bleibt  mir  nichts  mehr  überig,  alß  Euch  von  hertzen  zu 
ambrassiren  undt  zu  versichern,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

97. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  14  October  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  es  seindt  schon  etliche  tage  verfloßen,  daß 
ich  Ewern  lieben  brieflf  sambt  den  schönnen  kupfferstücken  zu  recht 
entpfangen  habe,  aber  nicht  eher,  alß  nun,  davor  dancken  können 
\^egen  der  viellen  jagten  undt  commedien ;  sie  werden  aber  mein  buch 
sehr  ziehren,  bin  Euch,  liebe  Louisse,  recht  davor  verobligirt;  den 
ich  habe  die  kupfferstück  recht  gern,  vertreiben  mir  manche  zeit. 
Es  ist  war,  daß  unßere  churfürstin  von  Brandenburg  nicht  woll 
gleicht;  daß  vom  selbigen  churfürsten  ist  gantz  perfect  wie  daß 
contrefait,  so  ich  von  L  L.  habe  undt  welches,  [wie]  mir  monsieur 
Spanheim  versichert,  gar  gleich  ist.  Ich  habe  auch  ein  contrefait 
lebenslang  vom  römischen  könig  gesehen;  dem  gleicht  daß  kupffer- 
stück wenig,  daß  contrefait  aber  viel  ahn  den  letzt  verstorbenen  chur- 
fürst  zu  Pfaltz,  wie  ich  ihn  noch  [als]  hertzog  von  Neüburg  gesehen, 
welches  kein  wunder,  weillen  er  deß  königs  groß  herr  vatter  war. 
Den  könig  in  Poln  habe  ich  lang  hir  gesehen,  ist  zwey  jähr  zu 
Paris  geweßen;  man  sieht  woll  im  kupfferstück,  daß  er  es  ist,  aber 
man  macht  ihm  daß  gesiebt  zu  klein.  Der  kirschnerin  ihr  söhn 
Spiegel  hatt  mir,  wie  er  zu  Paris  war,  contrefaitten  vom  könig 
undt  der  königin  gewißen,  wo  ich  woll  sehe,  daß  die  kupfferstück 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  12 


178 

nach  gemacht  sein  werden.  Daß  houqnet  muß  schön  sein  von 
60000  thaller  sein,  glaube  nicht,  daß  man  schönnere  blamen  in 
der  Hesperiden  ga-rten  gefunden  hatt.  Seine  zwey  maistressen,  alß 
die  Eönigmarckin  undt  gräffin  Isterle  können  singen  alß  wie  Andro- 
mede  undt  Merope  im  opera  von  Persee: 

Ynissons  nos  regrets!  Le  mesme  amour  nous  lie. 
Qu^mporte,  a  qui  de  nous  Persäe  ofi&e  de  voeux? 
KouB  l'allons  perdre  touttes  deux;     . 
Son  peril  nous  reconcillie. 

Man  sagt,  die  Eönigmarckin  solle  sehr  divertissant  sein,  aller- 
handt  lust  undt  allezeit  waß  neues  erdencken  können;  damitt  hatt 
sie  gewiß  ihren  könig  charmirt.    Wie  kompts,  daß  so  wenig  letitte 
auf  der  Franckforter  meß  sein?   ünßer  graff  von  Hannaw  ist  gar 
ein  gutter  ehrlicher  mensch;   ich   glaube   aber   nicht,   daß  er  sehr 
capable  ist,  eine  compagnie  zu  divertiren;  er  hatt  eine  doUe  sprach, 
ich  plag  ihn  immer  mitt.  ünßer  printz  von  Birckenfelt,  wofern  den 
die  kinderblattern  nicht  verdorben  haben,  ist  er  ein  hübscher  woll- 
gestalter  herr,   aber  ein  wenig  blödt,   wen  I.  L.  bey  leütte  sein, 
so  sie  nicht  kenen.    Pfaltzgraff  Christian   ist  gar  ein  gutter  herr; 
er  hatt  recht  j  wir  schreiben  einander  zimblich  oflft.   Ich  finde  nicht, 
daß   dießer   alte   pfaltzgraff  endert;    deucht  mir,   er  ist,   wie  ich 
I.  L.  all  mein  leben  gesehen   habe.    Es   ist   war,   daß   der  printz 
gern  undt  woll  dantzt.    Ich  kan  nicht  begreiffen,  wie  die  printzes 
von  Anspach  lieber  den  graffen  von  Hannaw,  alß  printz  von  Birc- 
kenfelt, genohmen  hatt.    Der  graff  ist  reicher,  daß  ist  gewiß,  aber 
die  personnen  seindt  sehr  unterschiedtlich ,  undt  ob  graff  von  Han- 
naw zwar  von  guttem   hauß,    so   ist   der   printz   doch   noch   vom 
beßerm.    Sie  hatt  daß  hollendische  Sprichwort  gefolgt:  «Liefften  ist 
liefften,  maer  kacken  gat  vor  all».    Die  princes  von  Anspach  muß 
ihrem  herrn  bruder  nicht  von  gesiebt  gleichen;  den  es  seindt  wenig 
damens,  so  so  schön  gebildt  sein,  alß  I.  L.    Man  kan  kein  schön- 
ner gesiebt   nicht   mahlen,   alß   dießer  marggraff   hatt,   undt  eine 
schönne  taille  dabey.    Ich  weiß  aber  nicht,  ob  der  humor  gar  gutt 
ist  undt  ohne  caprissen;   da   wolt  ich  meine   handt  nicht  vor  ins 
fewer  legen.    Mir  hatt  er  einen   dollen  tour  gethan.     Man  hatte 
mich  gebetten,   ihm   ein  heüraht   vorzuschlagen;   wie  ich  ihm  die 
sach  proponire,   sagt  er  ja,   es  stehe  ihm  nicht   übel   ahn,   hatte 


179 

mich,  ich  solle  ihm  doch  schreiben,  ob  die  sach  ahngehen  könte 
undt  ob  gewiße  personnen  drin  consentiren  würden.  So  baldt  ich 
erfahren,  wie  es  mitt  der  Sachen  beschaffen,  schreibe  ich  ihm.  Er 
hatte  mir  versprochen,  mir  gleich  zu  antwortten.  Es  ist  9  monat, 
daß  ich  I.  L.  geschrieben  habe;  habe  hoch  kein  antwort,  daher 
judicire  ich,  daß  etwaß  überzwergs  im  hirnkasten  sein  muß.  Nichts 
ist  beßer,  umb  die  conversation  zu  meyden,  alß  daß  spülen,  wer 
es  kan;  den  ich  könte  es  ohnmöglich.  Der  gutte  pfaltzgraff  von 
Birckenfelt  muß  woU  seine  fr.  dochter  geben  ahn  wen  sie  nehmen 
will;  den  der  gutte  herr  ist  eben  in  keinem  standt,  zu  wehlen. 
Ich  finde,  daß  die  printzes  kein  groß  unrecht  hatt,  den  graffen 
von  Waldeck  nicht  gern  zu  nehmen-  er  ist  gar.  nicht  ahngenehm. 
Ihr  werdet  auß  meinem  letzten  ersehen  haben,  daß  ich  gar  nicht 
übel  zufrieden  mitt  Eweren  schreiben  geweßen  bin  undt  daß  mich 
nur  daß  hiesiche  gethuns  ahn  schreiben  verhindert  hatt.  Ich  habe 
Ewere  sache  noch  starck  ahn  Monsieur  recomandirt,  welcher  auch 
ahn  herrn  Obrecht  vor  Euch  hatt  schreiben  laßen.  Ihr  habt  woll 
groß  recht,  gridtlich  zu  sein,  mitt  protzessachen  umbzugehen. 
Aber  woruipb  hatt  Ewer  Schwager  nicht  jemandes  expresse,  so 
seine  Sachen  führt?  worumb  müst  Ihr  eben  mitt  geplagt  sein?  Ihr 
thut  Ewern  brieffen,  liebe  Louisse,  groß  unrecht,  sie  vor  confus 
zu  halten;  sie  seindts  gar  nicht,  sondern  recht  woll  geschrieben. 
Ewer  brieff  ist  hirmitt  ordentlich  beantwortet  undt  ich  muß  heütte 
noch  3  brieff  schreiben,  kan  Euch  derowegen  nichts  mehr  sagen, 
alß  daß  ich  Amelisse  undt  Euch  hirmitt  von  hertzen  ambrassire 
undt  Euch  beyde  allezeit  von  hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  weiß  nicht,  ob  ich  letzmahl  die  zeit  gehabt  habe,  zu  be- 
richten, daß  wir  landtgraff  Carl  von  Reinfels  mitt  seinen  zweyen 
printzen  hir  gehabt  haben.  Er  lobt  Euch  undt  Amelisse  über  die 
maßen,  Carl  Moritz  aber  gibt  er  schlegt  lob,  sagt,  er  seye  ein 
crackeller,  foUseüffer  undt  lache  alle  menschen  auß;  daß  seindt  3 
schlime  qualitetten,  thete  woll,  sich  davon  zu  corigiren.  Der  durch- 
lauff  hatt  den  landtgraffen  hir  weg  gejagt,  also  seine  reiß,  met 
verlöff,  mitt  einem  dreck  besigelt  worden.    Sein  klein  printzgen  ist 


180 

ein  schön  kint,  aber  bitter  übel  erzogen;  es  ist  schadt  vor  daß 
kint.  Der  eiste  scheindt  ein  gutter  herr  zu  sein,  aber  ist  auch 
der  durchdribenste  nicht ,  wie  mir  deucht.  Der  alte  herr  beklagt 
sich  hir  unerhört  tlber  seinem  herrn  bruder  undt  verzehlt  seine 
Uneinigkeit  mitt  seinem  herrn  bruder  ahn  jederman.  Daß  lag  mir 
schwer  ahn,  undt  ob  sie  zwar  meine  nahe  vettern  sein,  bin  ich 
doch  froh,  daß  sie  wider  weg  sein. 

98. 

Paris  den  7  Nouember  1699. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe,  seyder  wir  hir  sein,  zwey  liebe 
schreiben  von  Euch  entpfangen  vom  V"  'indt  ^Vs«  October  undt 
eines  von  Amelisse,  aber  ohnmöglich  drauflf  antwortten  können; 
den  Paris  tractirt  mich  so  übel  undt  die  lufft  nach  der  schlimmen 
gewohnheit  schlegt  mir  so  bitter  übel  zu,  daß  ich  noch  keinen 
eintzigen  tag  geweßen  bin,  ohne  starck  kopffwehe  zu  haben,  undt 
wen  ich  zwey  brieff  geschrieben,  kan  ich  schier  ohnmöglich  mehr 
schreiben,  undt  heütte  ist  diß  doch  der  4  brieff,  so  ich  schreib. 
Der  kopff  der  entpfindts  auch  starck  genung;  bitte  dero wegen, 
macht  doch  meine  entschuldigung  ahn  Amelisse,  daß  ich  ihr  heütte 
noch  nicht  andtworte!  Es  ist  mir  aber  nicht  möglich;  erster  tagen 
werde  ich  es  thun.  Ich  kan  auch  vor  dießmahl  nicht  ordendtlich 
auff  Ewere  schreiben  antworten,  den  der  kopff  ist  mir  gar  in  einem 
zu  eilenden  standt;  nur  daß  sagen,  daß  ich  Euch  bitte,  mir  zu 
berichten,  waß  Carl  Moritz  auff  meine  lange  predig  wirdt  gesagt 
haben.  Ich  weiß  nicht,  ob  er  davon  profittiren  wirdt,  allein  ich 
spreche  gar  offenhertzig  undt  nehme,  wie  man  sagt,  kein  blat  vors 
maul.  Es  ist  mir  recht  leydt,  daß  ich  Euch  nicht  lenger  entre- 
teniren  kan,  aber  mein  armer  kopff  kans  nicht  mehr  außstehen; 
ich  sehe  kaum  mein  papir.  Adieu,  liebe  Louisse!  Ich  ambrassire 
Euch  von  hertzen  undt  habe  Euch  undt  Amelisse  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

99. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Paris  den  13  November  1699. 

Hertzliebe  Amelisse,  Ihr  werdet  auß  waß  ich  vor  zwey  tagen 


181 

1 

ahn  Lonisse  geschrieben,  ersehen  haben,  waß  mieh  bißher  von 
schreiben  abgehalten  hatte.  Selbigen  tag,  da  ieh  ahn  Ewer  bruder 
undt  Schwester  geantwortet,  war  mir  ohnmöglicB,  Euch,  liebe  Ame- 
lisse,  auch  zu  schreiben;  den  Louisse  ihr  brieff  war  der  6te,  so 
ich  den  tag  geschrieben  hatte,  undt  Monsieur  ließ  mich  gleich  her- 
nach hellen,  umb  in  daß ^langweillige  apartement  zu  gehen.  Carl 
Moritz  habe  ich  gar  exact  geantwortet  undt  starck  gepredigt.  Gott 
gebe,  daß  er  davon  profitiren  möge!  Er  wirdt  vielleicht  finden^ 
daß  ich  ihm  zu  hart  zugesprochen,  allein  ich  habe  es  gethan,  damitt 
es  desto  mehr  impression  geben  undt  er  von  dem  heßlichen  laster 
ablaßen  möge;  den  daß  sauffen  ist  etwaß  unleydtliches.  Waß  die 
teütsche  commedie  ahnbelangt,  hatt  sie  keine  eyll.  Ich  bin  gewiß, 
daß  ich  die  frantzösche  errahten  habe.  Daß  ist  doch  eine  dolle 
fantesey  von  den  herrn  zu  Franckfort,  daß  sie  keine  commedien 
leyden  wollen.  Waß  könte  ihnen  doch  daß  schaden?  Die  fraw  von 
Rotzenhaussen  sagt,  daß  der  herr  Obrecht  von  gar  gutter  gesel- 
schafft  ist,  wen  er  will.  Ich  wünsche,  daß  alle  Ewere  affairen 
nach  wünsch  außschlagen  mögen,  undt  niemandt  interessirt  sich 
mehr  in  alles,  waß  Euch  ahugeht,  alß  ich.  Wen  der  schwedische 
envoyes  auch  von  so  gutter  geselschafft  ist,  alß  wie  der  herr  Obrecht, 
so  werdet  Ihr  doch  Eweren  winter  nicht  so  gar  übel  zubringen. 
Der  herrn  geistlichen  conversation ,  glaube  ich^  wirdt  die  langweil- 
ligste  sein.  Ich  wüste  nicht,  daß  der  herr  Fabritzius  geheüraht 
geweßen;  mich  deucht,  er  wäre  es  nicht,  wie  ich  noch  zu  Heydel- 
berg  war,  sondern  nur  sein  bruder  war  geheüraht.  Ist  es  viel- 
leicht deßen  witwe,  die  Ihr  besuchen  wolt?  Mitt  wen  habt  Ihr 
comerse,  umb  zeittung  von  allen  orten  her  zu  haben?  Wie  lustig 
man  sich  in  der  Leibziger  meß  gemacht,  habe  ich  auß  relationen 
gesehen,  so  mir  ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von  Braunsweig, 
geschickt.  Aber  wie  es  auß  dießen  relationen  lautt,  so  hatt  der 
printz  vott  Bereit  die  printzes  von  Weissenfelt  nur  auß  purer  lieb 
undt  nicht  auff  ahngeben  seiner  fraw  Schwester  genehmen.  Die 
polnische  dame  jammert  mich,  mitt  gekommen  zu  sein,  umb  so 
einen  großen  affront  außzustehen.  Vor  zwey  tagen  habe  brieff 
von  pfaltzgraff  Christian  entpfangen.  I.  L.  sagen,  Teütschlandt 
were  seinem  herrn  söhn  gar  woU  zugeschlagen,  fürchte  aber,  die 
hießige  lufft  würde  alles  wider  verderben.  Ich  bin  versichert,  daß 
der  printz  von   Birckenfelt   sich   braff  hatt  in   Teütschlandt  auß- 


182 

lachen  machen ,  der  Fanchon  contrefait  im  sack  zu  tragen;   alle 

rechtschaffene  letttte  lachen   ihn  hir  auch  genung  mitt  auß,   seine 

heroine  voti  einer  dfmreassen  zn  machen.   Ich  hahe  ihm  auch  meine 

meiuung  gar  dichte  drüher  gesagt;  es  hilfft  aher  nichts,  die  junge 

leütte  müßen  außraßen.    Dieße  leichtfertige   stücker  kosten  mehr, 

alß  etwaß  recht.    Fanchon   ihr  preiß  ist  gemacht,  sie  kost  üher 

taußendt  pistollen;  den   der  grand  prieur  de  Yandosme  erhelt  sie 

undt  ist  jalons  von  ihr,   undt   wen   er   etwaß   erfährt,   soll  er  sie 

preüglen;   also  müßen  die  andern  woU  die  puffe  hezahlen;  jedoch 

so  hatt  sie  der  printz  von  Birckenfelt  viel  wollfeiler,   alß   andere; 

den  sie  hatt  eine  starcke  inclination  vor  ihm.    Weillen  Franckreich 

gar  voll  von  coquetten  weibern  ist,  hette  der  printz  beßer  gethan, 

eine  zu  nehmen,   so  ihn  braff  gelt  geben  könte,   alß   eine,   so   er 

thewer  bezahlen  muß.  Carl  Moritz  thut  woll,  solchen  Sachen  müßig 

zu  gehen.    Ambrassirt  ihn   von  meinetwegen,   wie    auch   Louisse! 

Hirmitt  ist  Ewer  letztes  schreiben  vom   26  October — 5  November, 

so  ich  gestern  entpfangen,  durchauß  beantwortet.    Ich  komme  jetzt 

auff  daß  erste  vom  "/a*  October,    Ich  weiß  keine  ander  ursach, 

warumb  Eflch  landtgraff  Carl  von  Keinfeltz  so  gelobt,    alß    das 

I.  L.  vielleicht  selbigen  tag  im  humor  waren,  die  warheit  zu  sagen. 

Ich  meinte,   daß  waßer  zu  Fontainebleau  hette  ihm   den   tribsdrill 

geben;  aber  weillen  es  sein  ordinarie  ist,  so  hatt  daß  waßer  keine 

schuldt.    Auff  alle  article,   so  man   mir  gesagt,   welche  nicht  zum 

besten  bey  Carl  Moritz  sein,  habe  ich  ihm  starck  gepredigt  undt 

nicht  verhelt,  waß  man   davon   sagt,    daneben   auch  geschrieben, 

waß  man  mir  guts  von  ihm  gesagt,   damitt  er  sieht,  daß  ich  eins 

undts  ander  weiß.    Aber  weillen  Carl  Moritz  doch  gutte  qualitetten 

hatt  undt  willens  ist,   die   bößen  zu  corigiren,   werde  ich  ihn  nie 

haßen.    Weillen  ich  glaube,  daß  ich  ihm  kein  beßer  noch  entpfindt- 

licher  exempel  vor  die  äugen  stellen  kan,   alß   I.  G.   unßer  herrn 

vatter  s.  sobrietet,   so   stelle  ihm   dießes  ein  par  mahl  in  meinem 

brieff  vor,   aber  ich  glaube, .  er  wirdt  Euch  undt  Louisse  meinen 

brieff  gewfeßen  haben.    Die  freüllen   von  Zettern   haben   mir  weiß 

gemacht,  sie  betten  Processen  mitt  leütten,  so  mir  gantz  unbekandt. 

Hirauff  habe  ich  sie  dem  könig  pressentirt,   wie  ich  alle  teütsche 

leütte  von  qualitet  thue;   hette  ich  aber   gewust,   daß  ihr  proces 

gegen  Ewerem  schwager  undt  neuveux  ist,   were  ich  gautz  gegen 

ihnen  geweßen.    Es  ist  war,  daß  dieße  freüllen  sich  gar  zu  bundt 


183 

vor  ihr  alter  kleyden;  sie  seindt  glitte  medger  sonst.  Schreibt  mir, 
wo  der  proces  hir  von  Ewerm  seh  wager  ist!  so  will  ich  vor  ihn 
solicittiren  laßen;  das  ist  etlich  mahl  nicht  ohnnöhtig.  Ich  furcht, 
unßer  printz  von  Birckenfelt  spart  die  warheit,  wen  er  sagt,  daß 
Teütschlandt  ihm  beßer,  alß  Franokreich,  gefeit;  den  er  hatte  sich 
sehr  hir  gefrancisirt.  Wolte  gott,  er  were,  wie  er  sagt!  Mich 
deucht,  es  were  beßer,  daß  der  marckgraff  von  Anspach  eine  vom 
königlichen  hauß  hir  nehme,  so  catholisch  undt  gar  reich,  alß 
sich  gar  nicht  zu  heürahten.  Sein  artig  brüdergen,  so  hir  ist  undt 
nach  Ittallien  gesolt  hatt,  hatt  nun  die  kinderblattern,  ist  doch 
außer  gefahr.  Ich  hoffe,  daß  Carl  Moritz  noch  bey  Euch  wirdt 
geweßen  sein,  wen  mein  brieff  vor  ihm  wirdt  ahnkommen  sein. 
Ich  werde  Euch  nun  in  3  wochen  nicht  schreiben  können,  noch 
ahn  Louisse  auch  nicht;  den  morgen  werden  wir  nach  Versaille 
undt  weillen  wir  lang  nicht  dort  geweßen,  werde  ich  viel  letitte 
sehen  müßen.  Biß  mitwoch  werden  wir  wider  Weher,  freitag  her- 
nach fahren  wir  meiner  dochter  undt  ihrem  herrn  entgegen  undt 
so  lang  die  bey  unß  sein  werden,  werde  ich  ohnmöglich  zeit,  zu 
schreiben,  finden  können;  so  baldt  sie  aber  wider  weg  sein  werden, 
werde  ich  schreiben.  Adieu,  liebe  Amelissel  Seydt  versichert,  daß 
ich  Euch  undt  Ewere  geschwister  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

100. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugräffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Versaille  den  12  Januar  1700. 

Hertzliebe  Amellisse,  ich  habe  alleweill  ahn  Carl  Moritz  undt 
Louisse  geschrieben,  undt  ob  mir  die  handt  zwar  schon  waß  müde 
von  schreiben  ist,  so  will  doch,  daß  Ihr  Ewern  brieff  auch  haben 
sollet.  Ihr  seydt  vielleicht  verwundert,  daß  ich  Euch  in  so  langer 
zeit  nicht  geschrieben  habe;  aber  wen  Ihr  wißen  soltet,  waß  ich 
seyder  der  zeit  außgestanden ,  so  woll  wegen  meiner  dochter  kranck- 
heit,  alß  auch  daß  ich  mich  selber  wegen  der  Parisser  lufft  gar 
übel  gefunden,  so  würde  es  Euch  woll  kein  wunder  genohmen  ha- 
ben.  über  daß  seindt  noch  hundert  undt  hundert  verhindernüßen 
dazu  geschlagen  täglich,  eben  wie  in  der  commedie  des  facheux. * 

*  Von  Moliöre, 


184 

Nun  aber  will  ich  mich  wider  fleißig  einstellen  nndt  hinfüro  aaff 
alle  Ewere  schreiben,  ob  gott  will,  gar  ortontlich  andtwortten. 
Von  hir  kan  ich  Euch  nicht  viel  neues  berichten,  weillen  Ihr  die 
leütte  nicht  kent.  Ich  nehme  die  freyheit  undt  gebe.  Carl  Moritz 
noch  einen  kleinen  advis  en  passant,  weillen  er  mir  geschrieben, 
daß  er  wünschte,  engelrein  zu  sein;  sage  drauff,  daß  ich  nichts 
ohnmöglich  von  ihm  fordere,  sondern  nur,  waß  bey  ihm  steht, 
nehmblich  seinen  verstandt  zum  gutten  zn  threhen.  Ich  forchte, 
es  wirdt  ihn  verdrießen,  allein  waß  ich  ihm  sage,  ist  gutt  ge- 
meint undt  nicht,  umb  ihn  zu  plagen.  Ich  habe  heütte  den  wolff 
gerent  undt  diß  ist  schon  der  4te  brieff,  so  ich  schreibe,  habe 
doch  noch  nohtwendig  einen  zu  schreiben,  muß  also  dießen  schlie- 
ßen; wünsche  nur  noch  zum  neuen  jähr,  daß  Euch  gott  der  all- 
mächtige alles  geben  möge,  waß  zu  Ewerem  besten  undt  volkom- 
menen  vergnügen  gereichen  kan,  worunder  eine  gutte  gesundtheit 
mitt  begriffen  ist;  ohne  dießelbe  kan  man  kein  vergnügen  haben. 
Adieu,  liebe  Amellisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  recht  lieb 
habe  undt  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 


101. 

Versaille  den  12  Januar  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  Ihr  habt  groß  recht,  zu  glauben,  wie  Ihr 
in  Ewerm  lieben  brieff  vom  "/a«  December  ahnfangt,  daß  ich  nicht 
übel  finde,  daß  Ihr  mir  schreibet,  undt  ich  sage  mehr,  Ewer 
undt  Amellisse  schreiben  erfrewen  mich,  aber  es  ist  mir  ohnmöglich 
geweßen,  zu  schreiben;  den  die  4  wochen,  so  ich  mitt  meiner 
dochter  bin  eingespert  geweßen,  habe  ich  so  viel  zu  thun  gehabt, 
daß  ich  ohnmöglich  habe  zum  schreiben  gelangen  können.  Kaum 
habe  ich  der  zeit  gefunden,  ahn  I.  L.  die  churfürstin,  meine  liebe 
tante,  zu  schreiben.  Nachdem  sie  gantz  courirt,  seindt  wir  von 
vissitten  geben  undt  nehmen  accablirt  worden,  undt  seyder  sie  wi- 
der zu  Nancy  undt  ich  hir,  seindt  mir  hundert  undt  hundert  ver- 
hindernüßen  zugestoßen  undt  seyder  2  tagen  kommen  wir  erst 
wider  von  Marly,  Heütte  habe  ich  aber  nicht  lenger  auffschieben 
wollen,  hette  doch  dazu  noch  woll  eine  gutte  ursach  gehabt;  den 


185 

ich  habe  hentte  3  standt  den  wolff  gejagt,  nndt  weillen  ich  eben 
nicht  in  athem  bin  (den  es  ist  zwey  gantzer  monat,  daß  ich  nicht 
gejagt  habe),  so  bin  ich  müde  genung;  jedoch  so  will  ich  heütte 
ahn  Euch,  liebe  Louisse,  undt  Ewere  geschwisterig  schreiben.  Ich 
habe  es  Euch,  liebe  Louisse,  zu  danckeii,  daß  meine  dochter  keine 
mahler  bekommen;  den  ich  habe  Ewer  recept  mitt  dem  pinonohl 
ahn  sie  versucht,  welches  gar  woU  gerahten,  dancke  Euch  von 
hertzen  davor.  Ich  bin  zu  keinen  freüden  geboren,  also  kein  wun- 
der, daß  meiner  dochter  reiße  hir  so  gar  trawerig  abgeloffen  ist. 
So  baldt  es  meiner  dochter  möglich  geweßen,  ist  sie  wider  nach 
Nancy  zu  ihrem  herrn.  Ich  hoffe,  die  römische  königin  wirdt  es 
machen,  wie  I.  M.  fraw  Schwester,  so  mitt  einer  princessen  ahn- 
gefangen, aber  das  jähr  hernach  einen  printzen  bekommen;  den 
ich  wünsche  der  lieben  königin  alles  guts.  Der  ertzhertzog  solle 
nun  die  kinderblattern  haben,  so  gar  starck  auch  zu  Wien  regie- 
ren; solte  dießer  ertzhertzog  zu  sterben  kommen,  würden  die  Oste- 
reicher  noch  mehr  entpfindeu',  daß  kein  ertzhertzog  geboren  wor- 
den. Mein  dochter  hatt  auch  daß  glück,  sehr  von  ihrem  herrn 
geliebt  zu  werden  undt  ihn  tiberauß  zu  lieben;  ich  hette  es  nicht 
gemeindt,  wen  ichs  nicht  bey  nahem,  gesehen  hette.  Schickt  mir 
ein  memorial  vor  Ewers  Schwagers  Interesse,  so  sich  ahm  könig 
adressirtel  so  werde  ich  es  tiberreichen  undt  die  sach  apuiren; 
den  der  könig  würde  die  gedult  nicht  haben,  daß  ich  ihm  mündt- 
lich  davon  spräche  undt  die  sach  explicirte.  Wie  Ihr  mir  geschrie- 
ben, mitt  dem  hertzog  von  Lotheringen  Ewers  Schwagers  gütter 
wegen  zu  reden,  da  war  ich  schon  eingespert  undt  konte  unßern 
hertzog  nicht  mehr  sein.*  Schickt  mir  auch  ein  memoire!  so  will 
ichs  ihm  schicken  undt  sehr  bitten,  Ewerm  schwager  favorabel  zu 
sein.  Bin  fro,  zu  vernehmen,  daß  madame  Brun,  freüllen  Charlotte 
undt  die  gutte  fraw  von  Wollraershaussen  noch  gesundt  sein;  bitte, 
sie  von  meinetwegen  zu  grüßen.  Es  ist  hir  eine  gar  machtige 
dame,  so  madame  Brun  gleicht  undt  mich  viel  ahn  sie  gemandt 
Vor  Eweren  gutten  neüjahrswünsch  dancke  ich  Euch  von  hertzen, 
liebe  Louisse,  undt  wünsche  Euch  hergegen  alles,  waß  Ewer  hertz 
begehrt.  Ich  will  noch  ahn  Amelisse  undt  madame  de  Beuveron 
heütte   schreiben;    derowegen  kan   ich  Euch  vor    dießmahl  nichts 

*  ?  sehen. 


186 

mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  so  woU  in  dießem  neuen  jähr,  alß 
in  den  vergangenen  jähren,  recht  lieh  hahe  undt  hehalte. 

Elisaheth  Charlotte. 

102. 

A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Marly  den  21  Januari  1700. 

Hertzliehe  Amelisse,  oh  ich  zwar  hir  wenig  zeit  zu  schreihen 
hahe,  so  will  ich  doch  heütte  auff  Ewern  liehen  hrieff  vom  20  De- 
cembris  1699  —  10  Januar  1700  andtwortten;  den  wen  man  ein- 
mahl ins  aaffschiehen  kompt,  kan  man  nicht  mehr  zum  schreiben 
gelangen  undt  kompt  alß  etwaß  darzwischen.  Baldt  werdet  Ihr 
nicht  mehr  den  alten  stiehl  datiren;  den  wie  ich  vernehme,  so 
wirdt  gantz  Teütschlandt  den  netten  den  1  Mertz  ahnnehmen.  Ewer 
Schwester  neüjahrshrieff  hahe  ich  nicht  entpfangen,  dancke  Euch 
aber  sehr  vor  alles  gnts,  so  Ihr  mir  wünscht.  Wen  man  ahnfängt, 
so  alt  zu  werden,  wie  ich  nun  hin,  findt  man  wenig  vergnügen 
mehr  in  der  weit.  Der  schnee  zu  Franckfort  ist  ohnhofflich,  nicht 
liegen  bleiben  zu  sein,  damitt  man  im  Schlitten  hette  fahren  kön- 
nen. Ich  weiß  nicht,  ob  mein  brieff  ahn  Ewerm  hmder  wirdt  ahn- 
kommen sein,  ehe  er  vereist  ist.  Ma  tante  hatt  Carl  Moritz 
recht  lieh,  wirdt  fro  sein,  ihn  hey  sich  zu  haben.  Nichts,  alß 
Ewer  recept,  habe  ich  meiner  dochter  gebraucht  zu  ihren  blättern ; 
es  hatt,  gott  lob,  sehr  woll  geglückt,  mein  dochter  behelt  keine 
eintzige  narve.  Ich  hin  Euch  woll  recht  verobligirt,  mir  daß  re- 
cept geschickt  zu  haben.  Meiner  dochter  hatit  ist  eben,  wie  sie 
vor,  undt  daß  ist,  waß  sie  ahm  besten  im  gantzen  gesiebt  hatt.  Es 
schcindt  nicht  ahn  madame  Brun  ihr  haut,  daß  sie  jemahlen  die 
kinderblattern  gehabt  hette;  djß  ohl  muß  sie  auch  salvirt  haben. 
Ich  war  immer  bey  meiner  dochter  nacht  undt  tag,  hatt  sich  also 
nicht  kratzen  dorffen.  Mein  dochter  ist  wider  frisch  undt  gesundt 
bey  ihrem  herrn  zuNancie  undt  die  lieb  auff  beyden  seyten .  größer, 
alß  nie.  Mein  lieber  duc  de  Bery  ist  noch  ^u  jung,  umh  zu  heü- 
rahten;  dem  duc  d'Anjou  aber  könte  es  heßer  gelten.  Es  ist  gar 
kein  mergen,  daß  der  könig  von  Maroc  die  printzes  de  Conti  zur 
königin  begehrt,  aber  der  könig  hatt  es  rundt  abgeschlagen.    Die 


187 

printzes  de  Conti  ist  gar  schön  geweßen ,  ehe  sie  die  blättern  ge- 
habt, seyder  aber  ist  sie  verendert,  doch  noch  eine  perfect  schönne 
taille  nndt  gar  hohe  minen,  tantzt  überanß  woll.  Ich  habe  kein  eint- 
zig  kupfferstück  von  der  printzes  de  Conti  gesehen,  so  ihr  gleicht. 
Daß  man  nach  Rom  geht,  antiquitetten  zu  sehen,  wie  mein  vetter, 
der  landtgraff  von  Cassel,  daß  kan  ich  woll  begreiffen,  aber  nicht, 
daß  man  alle  daß  pfaffenwerck  sehen  will;  nichts  ist  langweilliger ; 
viel  seindt  vielleicht  auch  hin,  die  30000  galande  damen  zu  sehen, 
aber  wer  von  dem  zetg  curieusitet  hatt,  mag  nur  nach  Franckreich 
kommen,  da  wirdt  er  eben  so  viel  finden.  Wer  seine  stinde  recht 
bere wen  will,  hatt  nicht  nohtig,  nach  Kom  zu  renen;  in  der  cam- 
mer  ist  die  rewe  eben  so  gutt.  In  Franckreich  fragt  man  nicht 
viel  nach  Kom  noch  nach  dem  papst;  man  ist  persuadirt,  daß, 
wie  auch  war,  man  woll  ohne  ihm  seelig  werden  kan.  AUeweill 
bringt  man  mir  einen  brieff  von  Paris,  so  ich  nohtwendig  beant- 
wortten  muß;  kan  dero wegen  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß 
daß  ich  Euch  von  hertzen  ambrassire,  wie  auch  Louisse,  undt 
Euch  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

103. 
A  mad.  Auaelie  Elisabeth ,  raugräfin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  23  April  1700. 

Hertzliebe  Amelisse,  Ihr  habt  groß  recht,  in  Ewerm  letztem 
schreiben  vom  11  dießes  monts  zu  sagen,  daß  es  eine  gerauine  zeit 
ist,  daß  ich  Euch  nicht  geschrieben  habe.  Wen  ich  ahn  geister 
glauben  könte,  würde  ich  mir  einbilden,  daß  ein  poltergeist  oder 
esprit  folet  expreße  aufflawert,  wen  ich  Euch  schreiben  will,  umb 
mir  verhindernüße  zu  schicken;  den  es  ist  unglaublich  alles,  waß 
mir  hirinen  begegnet  ist.  Ich  weiß  nicht,  ob  ich  alle  Ewere  schrei- 
ben entpfangen  habe,  allein  seyder  ich  nicht  geschrieben,  seindt 
mir  4  von  Louisse  undt  4  von  Euch,  liebe  Amelisse,  zu  bänden 
kommen;  die  von  Louisse  seindt  vom  "/«s  Januar,  4  Februar,  Vis 
Februar  undt  11  Mertz;  die  Ewerigen  vom  10  Januar,  "/27  Januar, 
18  Mertz  undt  11  April,  sonsten  habe  ich  keine.  Die  andern 
seindt  zu  alt,  umb  jetzt  beantwortet  zu  werden;  auch  müste  ich 
ein  buch  undt  kein  brieff  schreiben,   wen  ich  die  4  brieff  beant- 


188 

Worten  wolte,  halte  mich  derowegen  nnr  ahm  letzten.  Ich  bin 
Euch  undt  Louisse  recht  verobligirt,  mir  nnahngesehen  meines 
stilschweygen  zn  schreiben;  habt  mir  einen  rechten  gefallen  dran 
gethan.  Ihr  betriegt  Euch  sehr,  liebe  Amelise,  wen  Ihr  nndt 
Louisse  meint,  daß  Ewere  schreiben  mir  alber  vorkommen;  con- 
trarie,  ich  finde,  daß  Ihr  beyde  sehr  woU  schreibt;  glaubt  auch, 
daß  wir  hir  nichts  beßers  haben,  alß  Ihr  mir  bericht!  War  mon- 
sieur  Muller  nicht  hoffmeister  bey  jemandes  junges  hir?  Ich  erinere 
mich  gar  woll,  ihn  hir  gesehen  zu  haben,  aber  ich  erinere  mich 
nicht  mehr,  bey  wem  er  ho£fmeister  war;  den  ich  habe  daß 
schlimbste  gedachtnuß  von  der  weit;  eins  aber  weiß  ich  woll, 
nehmblich,  daß  er  viel  beßer  tantzte,  alß  sein  pupil.  Ich  bin  fro, 
daß  er  so  content  von  meiner  dochter  ist,  welche  nun  woll  hertzlich 
betrübt  über  den  Verlust  ihres  söhngens  ist.  Ich  schreibe  ahn 
Louisse,  wie  er  gestorben  ist.  Sie  hatt  auch  sonst  noch  dieße 
woche  ein  trawerig  spectacle  gehabt.  Ihr  herr  schwigervatter  hatt 
in  seinem  testament  ahn  seinen  söhnen  begehrt,  daß,  so  baldt  sie 
wider  possession  vom  hertzogthuro  Lotteringen  bekommen  mögten, 
seinen  cörper  hellen  zu  laßen  undt  zu  Nancie  zu  begraben;  daß 
hatt  mein  schwigersohn  Libden  gethan;  großvatter  undt  enckel 
werden  also  mitt  einander  begraben,  welches  ein  trawerig  spectacle 
ist.  Mein  arme  dochter  ist  woll  zu  beklagen.  Daß  erweist  woll,  daß 
man  in  dießem  leben  nicht  ,volkommen  glückseelig  sein  kan;  den 
im  überigen  ist  sie,  gott  sey  danck,  das  glückseeligste  undt  ver- 
gnügste  mensch  von  der  weit.  Mein  dochter  hatt  gar  nichts  von 
mir,  bin  aber  monsieur  Müller  obligirt,  mir  zuzumeßen  wollen,  waß 
ahm  besten  ahn  mein  dochter  ist.  Die  kleine  Rotzenhaussen  ist 
all  artlich,  aber  keine  große  Schönheit;  sie  hatt  keine  schönne 
taille,  ist  klein  von  person  undt  hatt  waß  hohe  axellen,  allein 
eine  schönne  haut,  färben,  äugen  undt  zahn,  singt  undt  tantzt 
woll  undt  ist  ein  gutt  ehrlich  metgen.  Die  gräffin  von  Fürstenberg 
ist  possirlich  mitt  ihrem  schmincken;  sie  hats  keine  scheu,  sagt 
blat  herauß,  daß  sie  die  kinderblattern  so  verdorben  betten,  daß, 
wen  sie  ihr  gesiebt  nicht  mitt  schminck  reparirte,  würde  jederman 
bang  vor  sie  werden  undt  weglauffen.  Rotzenhaussen  ihre  fai*ben 
seindt  gantz  naturlich.  Ich  bitt  Euch,  sagt  mir  doch,  ob  deß  Ve- 
ningers  söhn  seiner  mutter,  dem  Evegen,  gleicht!  Freillich  wirdt 
deß  Jägermeisters  söhn  beßer  zu  Straßburg,  alß  zu  Rorbach  sein. 


189 

Vor  dießem  war  deß  herrn  Woltzogen  hauß  zu  Rorbach  nicht 
schön;  wen  Veningers  seines  nicht  schönner  wirdt,  so  wirdt  er 
nicht  gemachlich  logirt  sein.  Wen  sein  söhn  herkompt,  will  ich 
mein  best  thun  seiner  vatter  undt  mutter  wegen ,  ihm  gutten  raht 
zu  geben.  Wie  ich  eben  Ewer  schreiben,  liebe  Amelisse,  zu  Paris 
laße,  stundt  der  printz  von  Birckenfelt  bey  mir,  könte  also  woU 
nicht  zu  Franckfort  sein.  Ich  glaube  nicht,  daß  es  zu  Franckfort 
stiller  her  kan  gehen,  alß  hir.  Hatt  Euch  mein  vetter,  der  landt- 
graff  von  Cassel,  nicht  gesagt,  ob  er  content  von  seiner  römischen 
reiß  ist?  Es  were,  deucht  mir,  beßer,  daß  die  liebe  zwischen  dem 
printz  von  Cassel  undt  der  churprinces  von  Brandenburg  später 
ahnfing  undt  lang  wehren  mögte,  alß  jetzt  ahnfangen  undt  viel- 
leicht, wie  offt  geschieht,  nach  der  jouissance  enden.  Wie  solte 
der  nordischen  königen  krieg  den  heüraht  hindern  können?  Waß 
haben  sie  damitt  zu  thun?  Ich  kan  nicht  glauben,  daß  dießer  krig, 
so  hefftig  er  auch  ahnfengt,  dawern  mag;  den  wie  ich  gehört,  so 
will  die  polnische  republick  gar  nicht  leyden,  daß  ihr  könig  den 
krig  lenger  gegen  Schweden  führt.  Wie  Ihr  mir  von  landtgraff 
Carl  von  Rheinfels  sprecht,  so  were  es  woU  kein  schadt  geweßen, 
wen  der  durchlauf,  so  er  hir  gehabt,  ihn  in  jene  weit  geführt 
hette;  er  muß  endtlich  gar  narisch  werden.  Der  landtgraff  von 
Cassel  solte  auß  charitet  seine  princessinen  zu  sich  nehmen.  Solche 
leütte,  wie  landtgraff  Carl  ist,  solt  man  einsperen.  Hirmit  ist 
Ewer  brieff  beantwortet.  Adieu,  liebe  Amelise!  Ich  ambrassire 
Euch  von  hertzen. 

Elisabeth  Charlotte. 

104. 

Versaille  den  23  Aprill  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  will  mein  leben  nicht  mehr  auffschieben, 
ahn  Euch  undt  Amelisse  zu  schreiben;  den  ich  hatte  es  gethan, 
weillen  Ihr  mir  berichtet  hattet,  daß  Ihr  nach  Coblentz  geht,  undt 
seyder  dem  habe  ich  ohnmöglich  wider  zum  schreiben  gelangen 
können  undt  allemahl,  wen  ich  mich  niedergesetzt,  umb  zu  schrei- 
ben, seindt  mir  verhindemüßen  darzwischen  kommen;  will  aber 
nun  eine  feste  resolution  nehmen,  einen  eigenen  tag  in  der  wochen 
ahn  Euch  undt  Ewere  Schwester  zu  schreiben.  So,  hoffe  ich.^  vR^tda 


190 

ich  nicht  so  offt  verhindert  werden;  wir  wollen  sehen,  waß  drauß 
werden  wirdt.  Ewer  seh  wager,  der  duc  de  Chonburg,  hatt  mir 
geschrieben;  ich  erwarte  nur  sein  homme  d'affaire,  so  die  papiren 
hatt,  umb  dem  könig  davon  za  sprechen,  werde  Euch  undt  ihm 
hernach  andtwortten,  waß  der  könig  mir  gesagt.  Ich  werde  woll 
gar  gewiß  mein  bestes  ^abey  thnn,  allein  ich  kan  nicht  hoffen,  daß 
mein  vorsprach  viel  guts  wircken  wirdt;  den,  unter  unß,  die 
alte  dame,  so  so  sehr  in  gnaden  ist,  hast  mich  wie  den  teüffel 
undt  ist  mir  in  alles  entgegen;  also  kan  ich  mir  nichts  guttes  von 
meiner  vorsprach  hoffen.  Zu  dem  ist  dieß  weih  ein  ertzfeindin 
aller  reformirten;  fürchte  also,  daß  sie  dieße  ursach  dem  könig 
noch  vorwenden  wirdt  undt  dadurch  verhindern,  daß  mir  der  könig 
vor  dem  duc  de  Chonburg  accordirt  undt  warumb  ich  ahnhalten 
werde.  Gott  gebe,  das  ich  mich  betriegei  Monsieur  de  la  Rongere 
will  ich  gar  ernstlich  zusprechen,  sich  nicht  in  die  sach  zu  mi- 
schen; er  ist  mein  Chevalier  d'honneur.  Es  wirdt  ihm  leicht  ahn- 
kommen, sich  nicht  in  die  sach  zu  mischen;  den  er  hatt  selber 
jetzt  so  viel  Processen ,  seyder  seine  fraw  todt  ist ,  das  er  sich 
nicht  in  andern  sachen  wirdt  mischen;  daß  verhindert  ihn,  hir  bey 
mir  zu  sein.  Im  überigen  so  habe  ich  noch  fest  bey  Bech3ineil 
getrieben,  umb  die  contrefaitten  zu  haben,  so  ich  ihm  schon  seyder 
6  jähr  her  ahnbefohlen  undt  schir  alle  reißen  widerholle.  ünßer 
disput  kompt,  daß  er  seinen  mahler  brauchen  will,  so  nichts  nutz 
ist  undt  welchen  ich  alle  jähr  abschlage,  undt  er  hatt  mühe,  sich  ^ 
zu  resolviren,  einen  beßern  arbeitten  zu  machen,  aber  ich  glaube 
doch,  daß  ich  endtlich  die  sach  gewinen  werde.  Daß  ist,  liebe 
Louisse,  alles,  waß  ich  Euch  vor  dißmahl  sagen  kan.  Schließlich 
versichere  ich  Euch,  daß  ich  Euch  alß  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  glaube,  daß  Ihr  nun  woll  werdet  erfahren  haben,  wie  daß 
unßer  herrgott  mein  enckel,  den  printzen  von  Lotheringen,  leyder 
schon  zu  sich  genohmen  hatt.  Des  hertzogs  docktor  hatt  daß  kindt 
umbs  leben  bracht.  Es  war  ein  groß  starck  kindt,  bekamme  die 
gichter,  weillen  4  zähnger  ihm  auff  einmahl  durchbrechen  wolten; 
der  docktor  gab  ihm  in  12  stunden  zeit  4  clistir  chicorewaßer  mitt 


191 

rubarbe,  ein  pulver  gegen  die  gicht,  gar  viel  vom  starcken  mellissen- 
waßer  undt  englische  tropffen;  daß  maß  daß  armie  kindt  erstickt 
haben;  ist  woll  schadt,  es  war  ein  überauß  schön  kindt.  Mein 
dochter  ist  schwanger.  Gott  gebe,  daß  der  verlast  wider  ersetzt 
möge  werden! 

105. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth;  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  aou  den  18  Juni  1700. 
Hertzliebe  Amelisse,  wie  ich  eben  aaff  Ewerem  lieben  brieff 
vom  5  dießes  monts  antworten  woHe,  entpfange  ich  einen  von 
Louisse,  welche  mir  sagt,  daß  Ihr  wider  ambgeschlagen  seydt 
undt  Euch  wider  übel  befindt,  welches  mir  von  hertzen  leydt  ist; 
wünsche  von  hertzen,  baldt  zu  vernehmen,  daß  Ihr  wider  woU  sein 
möget.  Auß  meinem  letzten  werdet  Ihr  ersehen  haben,  wie  daß 
ich  Ewern  vorigen  brieff  gar  woU  habe  leßen  können,  waß  Ihr  mir 
geschrieben,  auch  gar  woU  verstanden.  Ihr  habt  gar  woU  gethan, 
zu  wartten,  biß  der  landtgraff  wider  zu  Cassel  sein  wirdt  undt  den 
erst  von  den  demanten  sprechen,  so  ma  tante  von  Tarante  ihren 
herrn  söhnen  hinterlaßen  hatt.  Dieß  ist  eygendtlich  keine  schuldt, 
sondern  nur  zwey  demanten,  so  ein  kauffman  unter  banden 
hatt  undt  ohne  deß  landtgraffen  urlaub  nicht  auß  bänden  laßen 
will.  Es  ist  mir  lieb,  daß  mein  junger  vetter  so  einen  gutten 
hetiraht  gethan  hatt.  Gott  gebe  nur,  daß  das  ordinari  Sprichwort 
sich  nicht  bey  ihnen  erfülle!  Den  man  sagt  ihmer,  daß,  wen  ge- 
schwisterkindt  einander  heürahten,  das  es  unglück  bringt.  Gott 
gebe,  daß  daß  contrario  sich  bey  ihnen  einfinden  möge!  Keichthumb 
ist  nicht  allezeit,  waß  ahm  meisten  vergnügen  gibt;  humoren,  so 
sich  zusammenschicken,  machen  glücklicher.  Wen  die  devotion  nur 
nicht  in  bigotterie  außschlegt,  so  ist  sie  sehr  löblich,  allein  daß 
rechte  mittel  ist  schwer  zu  treffen.  Ich  hoffe,  daß  Ihr  undt  Louisse 
zu  der  heimführung  nach  Cassel  werdt;  den  daß  wirdt  Euch  doch 
waß  verenderung  geben.  Monsieur  Polier  kämme  gestern  zu  mir. 
Ob  er  zwar  schon  80  jähr  alt,  so  endert  er  doch  gar  nicht,  geht 
noch  eben  so  strack  wie  vor  dießem  undt  hört  undt  sieht  woll, 
hatt  auch  alle  seine  zahn  undt  geht  woll.  Ich  habe  ihm  gesagt, 
daß  sein  freündt  Hunefelt  sich  geheüraht  hatt.  Ihr  sagt  nicht, 
wie  der  commandant  von  Manheim  geheißen,  deßen  dochter  mon- 


192 

sieur  Hunefelt  genohmen.  Zu  meiner  zeit  war  kein  anderer  com- 
mandant  zu  Manheim,  alß  der  oberste  Wilder;  der  kan  aber  keine 
so  junge  docbter  binderlaßen  baben,  es  seye  dan  von  seiner  sob- 
nen  kindern  eins.  leb  wünscbe,  daß  Ibr  Eücb  bey  der  boebzeit 
woll  divertiren  möget.  Daß  ist  eine  wunderlicbe  mode,  daß  man 
niebt  eßen  darff,  waß  man  auff  seinen  tbeller  batt.  Wir  baben  bir 
seyder  10  oder  12  tagen  ein  abscbeülicb  wetter,  regendt  alle  tag, 
ist  feücbt  undt  ungesundt.  leb  solte  jetzt  aueb  scbon  zu  Marly 
sein,  babe  aber  niebt  bingekönt*  wegen  eines  floß,  so  mir  den 
lincken  backen  abscbeülicb  batt  gescbwellen  macben;  beütte  aber 
werde  icb  bin,  den  icb  bin  wider  beßer.  Der  sawerbrunen  muß 
Eücb,  liebe  Amelisse,  übel  bekommen  sein,  weillen  Ibr,  unabnge- 
seben,  daß  Ibr  ibn  gebraucbt,  wider  übel  geworden  seydt.  Zu 
meiner  zeit  war  die  fraw  Scbelm  niebt  so  poßirlicb,  alß  ibr  scbwe- 
ster  Lenor;  daß  muß  ibr  den  aucb  gekommen  sein.  Über  zeben 
tagen  boffe  icb,  daß  wir  Lenor  bir  baben  werden;  sie  ist  scbon 
zu  Nancie  bey  meiner  docbter.  Icb  glaube,  daß  es  beßer  ist,  den 
brunen  bey  der  quel  zu  braueben;  den  die  spritus,  so  in  dem 
waßer  sein  undt  allein  krafft  geben  können,  verliebren  sieb  niebt, 
alß  wen  daß  waßer  gefübrt  wirdt,  nacbdem  es  gescböpfft  worden. 
Baden  ist  gar  gewiß  gutt  vor  daß  grieß;  die  königin  in  Engellandt 
bir  braucht  nicbts  änderst.  Wen  Ibr  seben  soltet,  wie  die  damen 
bir  von  Ewerm  alter  sieb  vor  jung  balten,  so  würdet  Ibr  Eücb 
woll  keine  alte  scbacbtel  neuen.  Icb  bin  woll  Ewerer  opinion,  liebe 
Amellisse,  daß  man  niebt  artzneyen  soll,  man  babe  es  den  bocb  von 
nöbten,  allein  wen  man  kranck  ist,  muß  man  bülff  sucben.  Icb 
habe  beütte  daß  bertz  gantz  schwer,  die  gutte  madame  la  prin- 
cesse,  meine  baß,  batt  ibr  liebstes  kindt,  raademoiselle  de  Conde, 
so  auff  den  todt  ligt.  Sie  ist  so  erschrecklich  betrübt,  daß  mein 
Wendt,  den  icb  beütte  hingeschickt  habe,  umb  zu  wißen,  wie  es 
mitt  mademoiselle  de  Cond6  ist,  in  vollen  threnen  widerkommen, 
nur  mademoiselle  la  princesse  in  den  eilenden  standt  gesehen  zu 
baben,  worinen  I.  L.  sein.  Sie  jamert  mich  woll  von  grundt  meiner 
Seelen.  Icb  habe  aucb  noch  eine  gutte  freündin  gestern  verlohren; 
daß  macht  mich  gantz  trawerig,  kan  also  vor  dießmabl  nichts  mehr 
sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


193 


106. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal,  dinstag  den  13  Julli  1700. 

Hertzliebe  Amelisse,  vorgestern  habe  ich  Eweren  lieben  brieff 
von  4  dießes  monts  zu  recht  entpfangeu,  eben  wie  man  mir  einen 
elexir  brachte,  so  ich  vor  Euch  hatte  machen  laßen,  welcher  viel- 
len  über  die  maßen  woU  bekommen,  so  daß  grieß  gehabt.  Nun 
ich  aber  sehe,  daß  Ihr,  gott  lob,  daß  grieß  nicht  habt,  werde  ichs 
jemandes  änderst  zu  gutt  kommen  laßen.  Ich  hoffe,  daß  schönne 
Wetter  wirdt  Euch  wider  zu  kräfften  helffen.  Führen  jetzt  die  da- 
niens  die  braute?  Daß  geschähe  zu  meiner  zeit  nicht.  Deß  herrn 
von  Hunefelts  propossition-  hatt  mich  also  recht  wunder  genohmen. 
In  welchem  laudt  ist  daß  Schlaugenbadt?  Da  habe  ich  mein  leben 
nicht  von  gehört.  Eine  hochzeit  wehrt  ja  nur  einen  eintzigen  tag, 
also  deucht  mir,  Ihr  köutet  den  gutten  leütten,  so  es  so  hertzlich 
verlangen,  woll  dießen  gefahlen  thun,  bey  ihrer  hochzeit  zu  sein. 
Ich  erinere  mich  nicht,  ahn  unßerm  hoff  jemandes  gesehen  zu  ha- 
ben, so  Heyliger  geheyßen.  Er  muß  wie  viel  andere  erst  nach 
meiner  abreiß  nach  Heydelberg  kommen  sein.  Mich  deucht,  die 
teütsche  edelletitt  sehen  nicht  viel  mehr  auff  die  angen.  Vor  mei- 
nem alter  habe  ich  die  äugen  noch  gar  gutt,  gott  sey  danck!  leße 
noch  alle  morgen  in  der  kleinen  handtbibel,  so  so  reine  schriefften 
haben.  Es  muß  etwaß  extraordinarie  sein,  so  Euch  dip  äugen  ver- 
dorben; den  sonsten  ordinari  weiß  man  in  Ewerm  alter  noch  nicht, 
waß  böße  äugen  sein.  Die  herrn  docktorn  zu  Franckfort  müßen 
eben  so  schlijn  sein,  wie  hir,  daß  sie  eine  kranckheit  vor  die  an- 
der nehmen  undt  draiiff  ihre  remedien  geben.  Ich  versichere  Euch, 
liebe  Amelisse,  daß  ich  recht  in  sorgen  vor  Euch  geweßen  bin. 
Daß  unbeständige  wetter,  so  wir  ein  zeit  lang  gehabt,  ist,  wie  ich 
glaube,  ursach  geweßen,  daß  ich  so  einen  starcken  husten  bekom- 
men habe.  Ich  schreibe  ahn  Louisse,  wie  bedutelt  baron  Willich 
geweßen,  nachdem  er  seinen  proces  verlohreu;  die  wirdts  Euch 
sagen  können.  Ich  würde  fro  sein,  wen  ich  Ewern  neuveu  einsmahls 
ambrassiren  könte.  Wie  Ihr  sagt,  daß  daß  artige  kint  den  groß- 
papa  nachschlegt,  hoffte  ich,  es  würde  etwaß  von  papas  s.  haben; 

Briefe  der  Prinzessin  EUsabeth  Charlotte.  IS 


194 

den  daß  es  dem  alten  Schonberg  nachscblegt,  frage  ich  nichts  nach. 
Der  duc  de  Schonberg  solte  allen  seinen  kindcrn  teütsch  undt  frant- 
zösch  lehren  laßen.  Ich  höre  recht  gern  von  Carline  kinder  re- 
den, dörfft  also  deßwegen  gar  keine  entschnldigang  zu  machen, 
undt  es  ist  loblich  ahn  Euch,  Ewere  schwesterkinder  zu  lieben. 
Waß  vor  ein  spaß  kan  der  duc  de  Schonberg  haben,  mitt  seinen 
eygen  kinder  lombre  zu  spiellen?  Daß  ist,  alß  wen  man  mitt  der 
rechten  handt  gegen  der  lincken  spilt,  bludtslangweyllig.  Der 
alten  marechalle  demoisselle  habe  ich  nie  gekandt;  solche  leütte 
kommen  nicht,  wo  wir  sein.  Zu  meiner  zeit  war  die  Helmstatterin 
Jungfer  bey  Ewer  fraw  mutter  undt  die  St  Pol  war  Ewere  hoff- 
meisterin.  Oberstern  Sparr  habe  ich  gar  woU  gekendt;  er  ist  ambt- 
man  zu  Bretten  geweßen  zu  meiner  zeit.  Ich  habe  seinen  vatter 
undt  Schwester  auch  gekandt  zu  Hannover;  die  Schwester  war 
frettUen  bey  ma  tante,  sein  vatter  war  auch  oberster.  Ich  wün- 
sche, daß  Ettch  daß  badt  woll  bekommen  möge.  Vor  die  mühe, 
so  Ihr  nehmbt  vor  meiner  vettern  demanten,  dancke  ich  Euch  sehr. 
Hirmitt  ist  Ewer  brieff  exact  beantwort,  bleibt  mir  nichts  über, 
alß  Euch  zu  versichern,  das  ich  Euch  von  hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 
107. 

A  mad.  Louise  ^  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  deil  13  Julli  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  donnerstag  habe  ich  Ewer  liebes 
schreiben  von  1  dießes  monts  zu  recht  entpfangen  undt  hette  gleich 
freitags  drauff  geantwortet,  allein  ich  käme  selbigen  tag  her 
undt  hatte  nur  der  zeit,  ein  wordt  ahn  pfaltzgraff  Christian  zu  ant- 
worten; den  ich  muste  gleich  hernach  ins  palais  royal,  umb  mitt 
Monsieur  ins  opera  zu  gehen.  Sambstag  war  die  lotheringische 
post,  hatte  ahn  meiner  dochter  undt  ihrem  herru  zu  schreiben, 
sontag  nach  Hannover,  montag  nach  Turin  undt  Lotheringen,  ist 
mir  also  dießer  augenblick  allein  überblieben;  den  ich  muß  baldt 
wider  ins  palais  royal,  Monsieur  will  wider  ins  opera.  Es  ist  et- 
waß  rares,  daß  die  eine  gutte  zeitung  so  geschwindt  ahnkompt; 
den  ordinär!  seindts  nur  die  bößen,  so  so  gar  geschwindt  gehen; 
bin  von  hertzen   fro,   daß   ich  Euch  dadurch   so  eine  große  freüde 


195 

geben.    Waß  Ich  dabey  gethan,   ist  nicht  danckens  werht;  den  es 
ja  meine  Schuldigkeit  ist,   vor  Carline  kinder  zu  sorgen  undt  Ihnen 
zu  dinnen,   wo  es  mir  möglich   sein  kan.    üntrew   schlegt   seinen 
eigenen  herrn,   wie    daß   Sprichwort  sagt;    so  ist  es  baron  Willich 
auch  mitt  dem  proces  gangen.    Er  wolte  sich  nun  gern  accommö- 
diren,  wie  Ihr,  liebe  Louisse,  auß  meinem  letztem  schreiben  werdet 
ersehen  haben.    Ich   weiß   nicht,    wer   vor  baron  Willich   solicitirt 
hatt;  ich  habe  hir  nichts  davon  gehört.    Ich  habe  mein  leben  nie- 
mandts  so  descontenancirt  gesehen,  alß  baron  Willich  war,  wie  er 
letzt  zu  mir  käme  undt  ich  zu  ihm  sagte:    «Warumb.lest  der  herr 
Urlaub  fodern,  zu  mir  zu  kommen?   Ich  scheue  ihn  gar  nicht;  den 
ich  habe  erhalten,  waß  ich  gewolt  habe,  bin  also  sehr  woU  zufrie- 
den».   Ich  sagte  diß  mitt  lachen,   der  baron  wurde  fewerrodt  undt 
descontenancirt,  daß  er  eine  zeit  war,  ohne  die  sprach  zu  finden. 
Er  wolte  doch  endtlich  die  sach  in  plaissanterie  threhen,  sagte,  ich 
hette  die  sach  auff  meinem  gewißen.    Ich  andtworte:   «Ich  glaube, 
daß  Ewer  gewißen  Euch  mehr  vorwerfen  wirdt,  nicht  zu  helffen, 
daß  zwey  brüder  einig  werden,  alß   ich  mir,  daß  ich  vor  eine  ge- 
rechte   sach    gesolicitirt     habe».     Da   würde    er   noch    beschamb- 
ter,   sagte:     «Es    ist  meine   schuldt    nicht.      Wen   die   raugräffin 
Louisse  will,  so  werden  die  brüder  verglichen  werden.    I.  L.  haben 
die   charitet   undt   schreiben   ihr,    daß   sie    sich   vergleicht!»    Ich 
sagte:  «Louisse  wünscht  nichts  mehr,  alß  einen  gutten  vertrag.  Ich 
will  ihr  also  woU  deßwegen  schreiben,   allein,   baron    Willich,   es 
muß   auffrichtig   zugehen».     Er   wirdt    gemeint   haben,   ich   wüste 
schon,  waß  sein  advocat  zu  Wetzelar  gethan  hatt.    Mich  verlangt, 
zu  erfahren,   waß   er  nun  ahnfangen  wirdt.    Ich   glaube,   er   wirdt 
forchten,  daß  daß  exempel  zu  Paris  ihm  ungltick  zu  Wetzelar  brin- 
gen mögte,  undt  jetzt  ernstlicher  ahn  dem  accomodement  gedenc- 
ken.    Last  Euch  nicht  gerewen,   daß   die   sach   vor  mir  kommen! 
den  ich  bin  fro  geweßen,  gelegenheit  zu  finden.  Euch  zu  gefahlen 
undt  Eweren  neuveux  undt  niep^en  zu  dinnen.    Wie  ich  schon  ge- 
sagt, ich   glaube,  daß  daß   truckene   reden  le  sort  de  nostre  sang 
ist;    den  ich  kans  auch  braff.    Ich   begehre  nichts,   alß   waß  gut 
undt  vortheilhafft   vor   Ewerm   schwager  undt  seinen  kindern  sein 
kan.    Liebe  Louisse,  umb  die  warheit  zu  bekenen,  so  verstehe  ich 
die  procedurensachen  gantz  undt  gar  nicht,  kompt  mir  vor,   wie 
eine  frembte  sprach.    Alle  die  papiren  habe  ich  eüt^^^xi^'Oi.,  ^^js«Ä^. 


196 

aber  nicht  mehr  nöhtig,  weillen  nichts  mehr  hir  zu  thon  ist. 
Schreibt  mir,  ob  ich  sie.  Euch  wider  schicken  solle!  Ich  bin  viel 
beßer  von  meineui  husten,  ist  doch  noch  nicht  gantz  vorbey.  Es 
frewet  mich  recht  in  grundt  meines  hertzen,  daß  Ihr,  liebe  Looisse, 
80  content  von  mir  seydt;  hofife,  daß,  waß  ich  vor  deß  dacs  de 
Schomberg  kinder  gethan.  Euch  andt  Amellisse  persnadiren  wirdt, 
daß  ich  Euch  recht  lieb  habe  andt  allezeit  lieb  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

108. 

A  mad.  Louise ,   raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Franckfort. 

Port  royal  den  27  JuUi  1700. 

Hertzliebe  Louisse,   es  ist  schon  länger  alß    14  tag,   das  ich 
Ewern   lieben   brieflf   vom  10  Julli   entpfangen  habe.    Es  war  mir 
aber  unmöglich,  eher,  alß  nun,  drauff  zu  antwortten;   den  es  seindt 
mir  hundertley   verhindernnßen   zugestoßen,   bin    auch    ein    wenig 
kranck  geweßen,  ein  art  von  colera  iftorbus  gehabt,  so  mich  hatt 
ober  undt  unter  sich  gehen   machen.    Man  sagt,   daß  es   mir  eine 
beßere  gesundtheit  hernach  machen   wirdt.    Seyder  Ewer  schreiben 
vom   10  von  Schwalbach  habe  ich  keine   brieffe   weder  von   Euch, 
noch  von  Amellisse  bekommen;   das  macht  mich  forchten,   daß  der 
sawerbruuen  Amelisse  nicht  woll  zugeschlagen  ist.   Ich  glaube  nicht, 
daß  Ihr,  liebe  Louisse,   woll  thut,  den  sawerbrunen  auch  zu  trinc- 
ken;  den  wen  man  gesundt  ist,  solle  mau  keine  remedien  brauchen, 
den  daß  macht  kranck.    Ich  habe   den  fürsten  von  Ostfrislandt  ge- 
sehen, wie  er  noch  gantz  jung   war   undt   hir  zu  Paris;  sähe  da- 
mahls  sehr  gesundt  auß,  solle  aber  nun  gar  ellendt  geworden  sein. 
Den  jungen  hertzog  von  Wolffenbüttel  habe  ich  auch  hir  gesehen; 
war  ein   heßlich   schätzgcn   undt   erschrecklich   desbauchirt,   wurde 
verliebt  von  Carllutz  s.,  der  entpfing  ihn  aber  übel,   hette  ihn  schir 
den  halß  gebrochen.  Alle  andere  ftirstliche  personuen  kenne  ich  gar 
nicht,   so   zu   Schwalbach   sein.    Den   herr   von   Stein   glaube   ich 
nicht,   daß   ich  jemahlen   gesehen   habe,   aber   die  fraw  von  Stein 
estimire  ich  sehr;  sie  hatt  verstandt  undt  meritten.    Solte  Ihr  sie 
noch  sehen,   wen  Ihr   dießen  brieff  entpfangen   werdet,   bitte  ich 
Euch,   liebe   Louisse,    sie   doch    von   meinetwegen  freündtlich   zu 


197 

grüßen.  Ich  kan  nicht  hegreiffen,  warumb  Amelisse  wegen  schwä- 
che der  fuße  nicht  zu  den  fürstlichen  personnen  wirdt;  sitzt  Ihr 
andern  den  nicht  bey  ihnen  in  Ewern  vissitten  ?  Ich  habe  vergeßen, 
wer  die  fürstin  von  Itstein  ist.  Mich  deticht,  das  gemeine  undt 
qrdinari  fieber  steckt  nie  ahn.  Schwalbach  ist  jederzeit  in  reputa- 
tion  geweßen,  daß  man  sich  woU  dort  divertirt  hatt.  Es  ist  leicht 
zu  errahten,  warumb  baron  Willich  von  bößem.humor  ist;  er 
meinte  vestiglich,  seinen  proces  hir  zu  gewinen,  undt  er  hatt  ihn 
verlohren.  Mich  deucht,  es  ist  beßer  vor  dem  duc  de  Schomberg, 
daß  baron  Willich  propossitionen  thut,  so  desraisonabel  sein,  alß 
wen  sie  raisonabel  wehren;  den  dadurch  wirdt  er  desto  eher  seinen 
proces  zum  zweyten  mahl  verliehren;  dießer  baron  ist  ein  rechter 
chicaneur,  ich  wünsche,  daß  er  nicht  glücklicher  mitt  seinem  teüt- 
schen,  alß  frantzoschen  proces  sein  möge.  Ich  bin  recht  fro,  daß 
Ihr  undt  Ewer  Schwager,  liebe  Louisse,  so  woll  mitt  mir  zufrieden 
seydt;  wünschte  sehr,  daß  waß  hir  vorgangen,  in  Teütschlandt  nut- 
zen möge.  Er  ist  all  lengst  wider  nach  hauß,  wie  Ihr  auß  meinem 
letzten  brieff  werdet  ersehen  haben;  werde  also  nichts  mehr  von 
dießem  baron  sagen.  Wir  haben  hir  vergangene  woche  eine  ab- 
scheülliche  sache  gehabt:  die  duchesse  d'üssay  ist  von  den,  met  ver- 
löff,  met  verlöff,  Frantzoßen  verfault  gestorben.  Sie  war  des  prince  de 
Monaco  tochter,  eine  tugendtsame  ehrliche  gutte  dame;  ihr  wüster 
man,  den  sie  adorirte,  hatt  sie  so  zugericht.  Ich  kan  nicht  he- 
greiffen, wie  j^iß  mensch  ihren  man  hatt  lieb  haben  können;  er  ist 
abscheulich  heßlich,  stinckt  wie  ein  bock,  ist  alle  tage  voll  undt 
seüfft  mitt  laquayen  undt  thut  noch  waß  ärgers  mitt  ihnen,  da  er 
ohne  zweyffel  dieße  wüsterey  auffgefischt  hatte;  jedoch  so  hatt  in 
seine  gemahlin  so  lieb  undt  wehrt  gehabt,  daß  sie  im  sterben  solle 
gesagt  haben,  sie  stürbe  content,  wen  sie  ihn  nur  noch  einmahl 
sehen  könte.  Sie  war  schwanger  undt  von  den  remedien  ist  sie  im 
8ten  mont  niederkommen;  ihr  söhn  ist  eine  halbe  stundt  nach  der 
gehurt  gestorben  undt  sie  4  tag  nach  der  niederkunfft.  Ihr  herr 
vatter  jammert  mich  von  hertzen,  wirdt  erschrecklich  betrübt  sein. 
Morgen  werden  wir  nach  Marly,  umb  10  tag  dort  zu  bleiben;  her- 
nach werden  wir  wider  nach  St  Clou.  Ich  wolte,  daß  die  zeit 
schon  umb;  den  ich  bin  hertzlich  gern  zu  St  Clou.  Ambrassirt 
Amelisse  von  •  meintwegen  undt  seydt  versichert,  daß  ich  Euch 
beyde  recht  Heb  behalte ! 

Elisabetk  GVl;^xV^\X>^. 


198 

I 

P.  s. 

Weillen   ich   nicht  weiß,   ob   Ihr  noch  im  Schwalbach  seydt, 
werde  ich  dießen  brieff  nach  Franckfort  adressiren. 

109. 

Marly  den  29  JulH  1700. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  entpfange  in  dießem  augenblick  Ewer 
werdtes  schreiben  vom  17  dießes  monts  von  Schwalbach.  Meine 
sorge  vor  Ewere  gesundtheit  ist  kein  danckens  werdt,  es  ist  ja 
meine  Schuldigkeit;  bin  recht  fro,  zu  vernehmen,  daß  Euch  die  cur 
so  woU  zuschlegt;  den  die  sawerbrunen  haben  daß,  entwetter  thun 
sie  viel  gutts  oder  viel  übels,  also  woll  gott  zu  dancken,  wen  es 
woU  zuschlegt.  Ihr  seydt  noch  zu  jung,  liebe  Amellisse,  lang  wehe 
in  den  schencklen  zu  haben;  daß  ist  gutt  vor  alte  mütter,  wie  ich 
jetzt  bin.  Ich  muß  lachen,  daß  Ihr  sagt,  Ihr  bettet  in  der  cammer 
sitzen  müßen  wie  eine  heydex.  Wie  ist  Euch  daß  eingefallen?  den 
nichts  leüflft  ja  geschwinder,  alß  eine  heydex.  Printz  Carl  von 
Rheinfels,  deucht  mir,  ist  mehr  capabel,  wie  mich  deucht,  einem 
ungedultig  zu  machen,  alß  jemandes  zu  erfrewen  undt  lachen  zu 
machen.  Monsieur  le  duc  de  la  Trimouille  ist  in  der  auffwarttung 
undt  hir,  werde  ihm  dießen  abendt  sagen,  wie  woll  Ihr  in  seiner 
sach  reussirt,  wovor  er  Euch  sehr  verobligirt  wirdt'sein.  Ich  er- 
inere  mich  nicht,  außer  von  dießer  sach  einigen  zettel  geschickt  zu 
haben.  Ihr  thut  woll.  Euch  Ewer  gemächlichkeit  zu  bedinnen,  so 
viel  Ihr  könt,  liebe  Amelisse  l  ZuHeydelberg  hatten  wir  die  bergen 
auch  nahe  genung.  Schwalbach  muß  ein  enger  ort  sein,  wofern 
die  berg  noch  näher  sein,  alß  dortten.  Ich  rahte  Euch,  nicht  zu 
leyden,  daß  Euch  ein  berg  auff  die  naße  sitzt;  es  würde  Euch  gar 
nicht  woll  ins  gesicht  stehen.  Mich  wundert,  daß  ahn  einem  ort, 
da  so  viel  leütte  versamblet  sein,  wie  zu  Schwalbach,  es  so  gar 
wenig  neues  gibt.  Man  sagt  hir  eine  große  zeittung  heütte  (wen 
sie  war  ist,  wirdt  manches  mitt  einer  langen  naßen  davon  ziehen), 
nehmblich,  daß  die  königin  von  Spanien  schwanger  von  2  monat 
ist.  Von  der  abtißin  von  Herford,  so  eine  princes  von  Churlandt 
ist,  habe  ich  freylich  woll  gehört,  solle  eine  doUen  capriceussen 
kopff  haben  undt  sehr  coquet  sein;  wundert  mich  also  gar  nicht, 
daß  Ihr  ihrer  gern   müßig   geht.    Die   hitze   schläffert   mich  gantz 


199 

ein,  muß  derowegen  schließen;  der  kopff  ist  mir  schon  zweymaU 
aaffs  papir  genickt,  muß  also  vor  dießmahl  schließen.  Ewer  brieff 
ist  doch  dnrchanß  beantwortet.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  ambras- 
sire  Euch  von  hertzen  undt  habe  Euch  nndt  Looisse  allezeit  recht 
lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

HO. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort 

Marly  den  6  Aagosti  1700., 

Hertzliebe  Louisse,  seyder  etlichen  tagen  habe  ich  zwey  schrei- 
ben von  Euch  entpfangen,  von  20  undt  29  Julli,  werde  sie  beyde 
hirmitt  auff  einmahl  beantworten,  den  ich  habe  ohnmöglich  der 
zeit  gehabt,  eher,  alß  nun,  zu  schreiben;  will  bey  dem  frischten 
ahnfangen,  umb  daß  offte  widerhohlen  zu  verhütten.  Es  ist  schon 
gar  lang,  daß  baron  Willich  von  Paris  weg  ist,  solte  also  billig 
nun  all  langst  zu  hauß  sein.  Wie  er  mitt  mir  sprach,  wolte  er 
lachen  undt  konte  nicht,  machte  gar  ein  descontenancirt  gesiebt. 
Ihr  könt  woll  gedencken,  liebe  Louisse,  daß  ich  gantz  auff  Ewer 
undt  Ewers  schwager  seyte  bin  undt  nichts  begehre,  alß  waß  zu 
Ewern  neuväs  besten  sein  kan  in  dießer  sache;  also  möcht  Ihr  es 
noch  machen,  wie  Ihr  wist,  daß  es  ahm  besten  sein  wirdt.  Es 
were  recht  possirlich,  wen  baron  Willich  seinen  proces  auch  in 
Tetitschlandt  verliehren  solte.  Ich  habe  mein  bestes  bey  der  hie- 
ßigen sach  gethan  undt  es  hatt  mir,  gott  lob,  geglückt.  Hir  sehe 
ich  Monsieur  nie,  ahn  taffei  sitzen  wir  nicht  beysamen,  den  gant- 
zen  tag  spillen  I.L.  undt  nachts  ist  jedes  in  seiner  canmier.  Mon- 
sieur hatt  die  Schwachheit,  zu  glauben,  daß  man  ihm  unglück 
bringt,  darff  also  nie  bey  I.  L.  spil  sein;  aber  zu  St  Clou  werde 
ich  Ewere  dancksagung  ablegen,  den  da  spilt  er  daß  große  landts- 
knecht  nur  zwey  mahl  die  woch.  Monsieur  hatt  unß  hir  einen 
schrecken  eingejagt,  hatt  zwey  acces  vom  4tagigen  fieber  bekom- 
men; heütte  ist  sein  tag,  hatt  aber,  gott  lob,  noch  nichts  undt 
spilt  drüben  im  salon.  Gott  gebe,  daß  sich  dießen  abendt  nichts 
ahnmelt!  Wo  mir  recht  ist,  so  kenne  ich  keinen . eintzigen  pfaltz- 
graff  von   Sultzbach,  erinere   mich  gar  nicht,   dieße  pfaltzgraffen 


200 

gesehen  zu  haben.  Hir  in  Franckreich  ist  man  nicht  scrnpnlens, 
die  mansleütte,  insonderheit  wens  große  herrn  seindt,  zu  besuchen. 
Wen  man  geschafften  hatt,  kan  man  nicht  ahn  divertiren  gedencken; 
wundert  mich  also  nicht,  daß  Ihr  die  gutte  geselschafft  zu  Schwal- 
bach verlaßen  habt.  Die  princes  von  Homburg  muß  die  weit  noch 
nicht  recht  kenen,  weillen  sie  so  gern  unter  den  leütten  ist;  wer 
aber  der  weit  falschheit  versucht  hatt,  kan  man  nichts  alß  die 
einsamkeit  lieben.  Ihr  seydt  doch,  liebe  Louisse,  nicht  alt,  umb 
ein  chaperon  zu  agiren,  aber  Ewere  erbarkeit  kan  Euch  zum  grand 
chapron  machen.  Es  ist  doch  artig  ahn  der  princes,  nicht  haben 
außgehen  wollen,  ohne  jemandts  raisonabels  bey  sich  zu  haben,  so 
von  ihrer  conduitte  rechenschafft  geben  könte.  Ich  muß  lachen, 
daß  Ihr  sagt,  daß  die  4  fürsten  nicht  gefährlich  wahren,  weillen 
sie  geheüraht;  daß  were  hir  kein  obstacle,  gallant  zu  sein.  Wen 
der  junge  graff  Castel  her  solte  kommen ,  würde  er  woll  leütte  fin- 
den, so  über  ihn  lachen  würden,  aber  auch  viel,  so  seines  gleichen 
sein  würden  undt  affectirt  undt  geschminkt  sein.  Spilt  er  braff,  so 
wirdt  man  hir  eine  merveille  auß  ihm  machen ;  den  daß  [ist]  eine  von 
den  grösten  perfectionen  itziger  zeitten.  Mich  wundert,  daß  ma 
tante ,  die  fraw  churfürstin ,  mir  nichts  von  Carl  Moritz  zustandt 
berichtet  hatt.  Es  ist  gutt,  daß  Ihr  es  erst  nach  der  sauerbrunen- 
cur  erfahren;  den  sonsten  hette  es  Euch  schaden  können,  liebe 
Louisse!  Im  werenden  krieg  sprechen  sie  doch  immer  von  frieden; 
der  könig  in  Denemarck  ist  nicht  glücklich  im  krieg,  solte  also 
woll  frieden  machen.  Ich  bitte  Euch,  liebe  Louisse,  wen  Ihr  ahn 
Carl  Moritz  schreibt,  so  sagt  ihm  doch  von .  meinetwegen .  daß  ich 
recht  fro  bin,  daß  er  wider  geneßen  ist,  wünsche,  daß  es  vor  lang 
mag  sein.  Hirmitt  ist  Ewer  letztes  schreiben  durchauß  beantwortet. 
Ich  komme  jetzt  auff  daß  erste,  sage  nichts  mehr  vom  proces  zu 
Wetzelar;  den  wir  haben  genung  davon  gesprochen  schon.  Ich 
wünsche,  daß  Ihr  mir  baldt  schreiben  möget,  daß  Ewer  proces  ge- 
wunen  ist.  Ihr  habt  woll  groß  recht,  die  Processen  zu  haßen;  den 
es  deucht  mir  eine  verdrießliche  sache  zu  sein.  Ich  höre  hir  so 
sehr  über  die  Processen  klagen,  daß  ich  glaube,  daß  sie  eben  so 
verdrießlich,  alß  in  Tetitschlandt,  sein.  Warheit  in  itzigen  zeitten 
hatt  leyder  wenig  die  oberhandt.  Ich  glaube,  baron  Willich,  der 
Euch  so  offt  mitt  Franckreich  getrewet  hatt,  wirdt  nun  beschambt 
sein,  wen  er  Euch  wider  sehen  wirdt,  daß  all  sein  trewen  zu  waßer 


201 

worden  ist.  Ich  habe  noch  einen  großen  brieff  heütte  za  schreiben 
wegen  ein  affaire,  worumb  man  mich  gebetten,  werde  Euch  also 
vor  dißmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  wir  gar  schönne  jagten 
hir  gehabt  haben  undt  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Bin  recht  fro,  daß  Amelisse  wider  woU  ist,  ambrassire  sie  von 
hertzen  hirmitt. 

111. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  den  20  Augnsti  1700. 

Hertzliebe  Amelisse,  gestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff  vom 
12  dießes  monts  zu  recht  entpfangen.  Ewere  entschuldignng ,  mir 
nicht  anff  meine  zwey  brieff  geantwortet  zu  haben,  ist  nur  gar  zu 
gültig.  Ich  habe  noch  alß  den  elexir  von  monsieur  Beloti  vor  daß 
grieß;  gebt  mir  "nur  gelegenheit,  wie  ichs  Euch  schicken  könte, 
undt  nent  mir  jemandes,  dem  ichs  geben  könte!  so  werde  ichs 
Euch  schicken.  Es  solle  über  die  maßen  trefflich  sein  undt  hatt 
hir  viel  viel  leütten  geholffen;  wünsche  von  hertzen,  daß  es  Euch 
auch  couriren  möge.  Es  solle  gar  nicht  zu  starck  sein;  allein  wen 
Ihr  es  haben  werdt,  so  last  es  erst  ahn  andere  probiren!  so  wer- 
det Ihr  just  den  effect  darvon  sehn.  Es  ist  doch  ein  zeichen  von 
einem  gutten  grundt,  daß  Ihr  Euch  so  baldt  wider  erhollen  könt 
undt  daß  die  parthie  noble  nicht  ahngegrieffen  sein.  Meine  incom- 
moditet  hatt  mir  zur  größern  gesundtheit  gereicht,  bin  nun,  gott 
lob,  sehr  gesundt,  wolte,  daß  Monsieur  sich  so  woll  befinden  thete, 
alß  ich;  er  hatt  aber  daß  potagram  so  starck,  daß  I.  L.  nicht  auß 
der  stelle  gehen  können ;  kämme  ihm  vergangen  sontag  auff  einen 
stutz  in  der  kirch  ahn,  hatte  es  vorher  sein  leben  nicht  verspürt. 
Es  muß  ein  astrologue  sein,  so  Ewere  gehurt  muß  gestelt  haben, 
so  Euch  versichert,  daß  Ewere  kranckheit  von  der  sonnenfinsternnß 
kompt;  den  die  sonne  muste  sich  just  in  Ewer  s.  hauß  gefunden 
haben.  Mich  deucht  aber,  ordinari  seindt  die  docktoren  keine 
astrologuen.  Die  weiber  sollen  die  mutterkranckheiten  woll  kenen; 
den  es  seindt  vielle  mitt  behafft;  grieß  undt  bößer  magen  gehen 
offt  zusamen.    Ich  wünsche  von  hertzen,  daß  Ihr  nun  gantz  courirt 


202 

mögt  sein  ondt  keiner  remedien  mehr  Ton  nöbten  haben.  Wem  solt 
Ihr  von  Ewerer  gesondthelt  reden,  liebe  Amdisse,  so  sich  mehr 
davor  interessirt,  alß  eben  ich?  Ich  ivolte,  daß  Ihr  zo  St  Clon 
seiü  köntet;  dorten  wQrdet  Ihr  anßsicht  genong  haben  ondt  gar 
nicht  Ton  den  bergen  incommodirt  sein.  Ihr  verantwortet  EOch  gar 
woll,  liebe  Amelisse,  eine  h^ydex  vor  einen  dax  gesagt  zu  haben. 
Ich  bin  verwundert,  wie  Ihr  jetzt  so  mager  sein  könt,  da  Ihr  doch 
so  fett  wahret,  wie  ich  EQch  ein  kindt  gesehen.  Ich  wäre  damah- 
len  sehr  mager  nndt  nnn  bin  ich  nur  gar  zu  dick  nndt  fett,  recht 
monstreux,  welches  mir  leyd  gennng  ist,  aber  ich  kan  sagen  wie 
Jodellet:  «Si  noas  estions  artissans  de  nons  mesme,  on  ne  veroit 
par  tont  qne  des  beantes  extreme»;  weillen  idi  aber  sein  muß,  wie 
gott  will,  nndt  nicht,  wie  ich  will,  so  mnß  ich  so  monstrenx  blei- 
ben. Ich  wönsche,  daß  daß  opera  von  Strasburg  Euch  woU  diver- 
tiren  möge ;  ich  vor  mein  theil  liebe  die  commedien  mehr.  Die 
herrn  geistlichen  haben  unrecht,  sich  gegen  Sachen  zu  widersetzen, 
so  nicht  sOnde  sein;  den  daß  erweist,  daß  sie  nidit  so  sehr  unßers 
herrgotts  Interesse  ahnsehen,  alß  daß  sie  selber  regiren  wollen 
uudt  nicht  leydon  wollen,  daß  man  waß  ohne  ihr  consens  thut. 
Wen  die  operaen  undt  comedien  endem,  deficht  ohnedem  nichts; 
den,  wie  in  der  h.  schriefft  stehet,  den  reinen  ist  alles  rein;  also 
förcbt  ich  gar  nic^,  daß  die  operaen  Euch  schaden  werden.  Von 
monsieur  de  la  Trimoüille  stein  werde  idi  nichts  mehr  sagen,  Efich 
nur  hirmitt  versichern,  daß  ich  Ettch  von  hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

112. 
A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Port  royal  den  20  Augnsti  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe  Ewer  lieben  brieff  vom  5  August 
schon  vor  etlichen  tag  entpfangen,  aber  obnmoglich  eher,  alß  nun, 
beantworten  können;  den  wir  haben  alle  tag  zu  viel  leütte  zu  St 
Clou  gehabt,  den  könig  einmahl,  2  mahl  monseigneur  undt  die 
duchesse  de  Bourgogne;  den  Monsieur,  so  sein  tag  deß  lebens 
keinen  ahnstoß  vom  üeber  gehabt  hatt,  hatts  vergangenen  sontag 
auff  einmahl  so  unerhört  starck  bekommen,  daß  er  keinen  faß  vor 


203 

den  andern  setzen  kan.  Er  kan  zwar  hefltte  noch  nicht  gehen,  es 
ist  doch  viel  beßer  mitt  I.  L.  Gestern  habe  ich  ein  schreiben  von 
Amelisse  bekommen,  werde  also  nichts  mehr  von  ihrer  kranckheit 
sagen,  sondern  ihr  selber  antworten;  nur  daß  nur,  daß  ich  nicht 
weiß,  woher  der  docktor  judicirt,  daß  sie  daß  grieß  hatt,  da  doch 
kein  sandt  von  ihr  geht.  Ich  wolte,  sie  hette  daß  grieß;  den  ich 
habe  eine  elixir,  so  ein  ittallienischer  docktor  hir  macht,  welcher 
viel  leütten,  so  daß  grieß  haben,  miracle  gethan  hatt  undt  gantz  cou- 
rirt.  Es  solle  auch  gutt  vor  den  machen  [sein].  Hette  ich  nur  eine 
gelegenheit,  wolte  ichs  ihr  schicken.  Ich  will  ihr  schreiben,  daß 
sie  mir  eine  ahnweißen  solle.  Abricosen  können  sie  nicht  kranck 
gemacht  haben;  obst  ist  mehr  gesundt,  alß  ungesundt,  wen  man 
es  reiff  undt  nicht  zu  viel  ist.  Daß  macht  mich  glauben,  daßAme- 
lise  den  stein  oder  auffs  wenigst  daß  grieß  haben  muß,  weillen  sie 
daß  fahren  nicht  vertragen  kan  undt  sich  übel  davon  befindt.  Der 
Bar  ist  er  den  noch  immer  bey  dem  freüllen  von  Leiningen?  Die 
medissance  wolte,  daß  sie  ihn  zum  mary  de  consience  genohmen 
hette.  Ich  kene  ihn  woU,  habe  ihn  hir  bey  dem  cardinal  von 
Fürstenberg  in  dinsten  gesehen.  Er  ist  in  dem  sehr  loblich,  wie 
sehr  er  sich  der  gräffin  von  Leiningen  ahngenohmen  hatt.  Wa- 
rumb,  liebe  Louisse,  macht  Ihr  die  fagon,  mir  eine  große  excusse 
daher  zu  machen,  daß  Ihr  mir  von  Amelisse  zustandt  sprecht? 
Daß  were  gutt  vor  frembte  personnen,  aber  vor  mich  dettcht  daß 
nicht,  den  Amelis  ist  mir  ja  nahe  genung,  umb  mich  vor  sie  zu 
interessiren;  also  wist  Ihr  ja  selber  woll,  daß  ich  in  sorgen  vor 
sie  geweßen  undt  daß  Ihr  mir  also  einen  gefahlen  thut,  mir  exac- 
tement  zu  verzehlen,  wie  sie  sich  befindt;  undt  zum  andern  so  wist 
Ihr  auch  woll,  daß  complimenten  mein  sach  durchauß  nicht  sein, 
also  war  dieße  entschuldigung  undt  excusse  gantz  ohnnöhtig.  Ich 
bin  fro,  daß  Carl  Moritz  auch  wider  beßer  ist.  Ich  glaube,  daß 
es  jetzt  schir  überall  die  nioden,  ohne  zeittuhgen  zu  sein;  hir  ha- 
ben wir  auch  nichts;  man  redt  aber  viel  von  dem  schleunigen  todt 
deß  jungen  hertzogs  von  Glocester.  Meins  brudeni  s.  gemahlin  ist 
unglücklich  in  neuveux;  4  von  ihre  neuveux  krigen  gegen  einander 
undt  der  5te  stirbt  I.  L,  gar  weg.  Ich  kene  den  herrn  Tolnern 
nicht,  bitte  aber  doch,  ihn  zu  dancken,  daß  er  mir  sein  buch 
schicken  will,  welches  mir  ahngenehm  wirdt  sein,  wen  ich  es  werde 
leßen  können.    Ist  es  aber  in  Latein,   werde  ich  nichts  davon  be* 


204 

greiffen,  er  habe  den  die  charitet,  mir  es  zu  verteütschen;  den  ich 
verstehe  keine  eintzige  sprach,  alß  teütsch  andt  frantzösch.  Eönte 
ich  die  pfaltzische  historie  leßen,  were  es  mir  gar  ein  ahngenehm 
pressent,  mir  daß  buch  zu  schicken.  Adieu,  hertzliebe  Louisse! 
Vor  dießmahl  werde  ich  Euch  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch 
undt  Ewere  geschwisterig  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

113. 

A  mad.  Louisse ,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

St  aou  den  31  August  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  donnerstag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  von  19  August  zu  recht  entpfangen,  bette  auch  gleich  freitags 
drauff  geantwortet,  wen  ich  selbigen  tag  nicht  mitt  Monsieur  zu 
Paris  ins  opera  gemüst  bette,  habe  es  also  biß  nun  verschieben 
müßen.  Den  sambstag  muste  ich  niitt  Monsieur,  nachdem  wir  ahn 
mein  dochter  geschrieben  hatten,  in  ein  closter,  wo  ein  fest  war, 
weillen  es  sanct  Augustinus  tag  war;  von  dar  seindt  wir  hir  ahm 
endt  deß  dorffs  ein  gar  schön  hauß  gehen  sehen,  wo  wir  den  gant- 
zen  abendt  spatzirt.  Sontags  war  die  post  von  Hannover  undt 
muste  auch  in  kirch.  Gestern  fuhr  ich  nach  Paris  au  Port  royal, 
alwo  ich  ahn  die  hertzogin  vonSavoyen  undt  mein  dochter  schriebe, 
undt  besuchte  hernach  madame  la  princesse  undt  ihre  fraw  dochter, 
mademoiselle  de  Cond^;  sie  seindt  b^yde  kranck,  madame  la  prin- 
cesse aber  nicht  wie  ihre  dochter;  den  I.  L.  haben  nur  ein  colera 
morbus  gehabt  undt  deßwegen  gestern  medecin  genohmen,  made- 
moiselle de  Gonde  aber  ist  so  übel,  daß  ich  nicht  glaube,  daß  sie 
davon  kau  kommen;  sie  hatt  ein  art  von  schwindt- undt  lungensucht, 
sie  sieht  erbärmlich  auß,-  ich  glaube  nicht,  daß  sie  noch  2  monat  zu  le- 
ben hatt.  Nachdem  ich  dieße  vissitte  abgelegt,  fuhr  ich  wider  her. 
Auß  dießem  allem  secht  Ihr  woll,  liebe  Louisse,  daß  ich  nicht 
eher,  alß  heütte,  habe  schreiben  können.  Es  ist  mir  von  grundt 
meiner  seelen  leydt,  zu  vernehmen,  daß  Amelisse  wider  umbge- 
schlagen  undt  übel  ist.  Ihre  excusse  ist  nur  gar  zu  gültig.  Ich 
mögte  ihr  gern  waß  schicken,  so  gar  gutt  vors  grieß  ist  undt  viel- 
len  hir  geholfen,  allein   ich  weiß  keine   gelegenheit  nicht;   den  so 


205. 

eine  bouttaille  kan  man  nicht   auff  der  post  schicken.    Sacht  den 
einige  gelegenheit  undt  last  mirs   wißen,   liebe  Louisse!   Wen  Ihr 
einige  gelegenheit  werdet  gefunden  haben,  so  werde  ich  es  schicken 
mitt  sambt  der  beschreibung  vom  ittallienschen  docktor,  wie  man 
es  brauchen  muß.    Meine  gesundtheit  ist,  gott  sey  dank,  gar  per- 
fect  nun,   außer  daß  mir  daß  mutz  etlich  mahl  geschwelt,  welches 
aber  nichts  gefahrliches  ist,   gott  lob!    Vor  alle  gutte  wünsche,  so 
Ihr  vor  meine  gesundtheit  thut,  dancke  ich  Euch  sehr.   £s  wundert 
mich  nicht,   daß  Amelisse  trawerig  ist;   nichts  in  der  weit  ist  ver- 
drießlicher,  alß  kranck  sein  undt  schmertzen  leyden;    sie  jammert 
mich  von  hertzen.    Ich  bitte  Euch,   liebe   Louisse,   ambrassirt  sie 
doch  von  meinetwegen  undt  sagt  ihr,  wie  leydt  es  mir  ist,  daß  sie 
so  schmertzlich  kiauck  ist!    Es  ist  mir  lieb,   zu  vernehmen,    daß 
Carl  Moritz  wider  woll  ist.    Pfaltzgraffs  Philips  von  Sultzbach  vis- 
Sitte  ist   in   dem  alter,   wo   I.  L.   sein,    sans   scandalle.    Alle   die 
frembdten  fürsten,   so   nach   Franckfort   kommen,   sollen  doch  den 
ort  lebendiger  machen.    Der  herr  von  Vicedom  ist  noch   nicht  hir 
erschienen.    Vom  bayrische  hoff  habe  ich  hir  unterschiedtliche  ca- 
vallier  gesehen,    so   weiß  undt  rodt  ahnhatten  undt  dazu  noch  ge- 
machte augbrauen,  aber  sonsten  sieht  [man]  wenig  dergleichen  leütte. 
Es  ist  hir  eine  fürstin  von  Nassau.  Ich  habe  sie  nicht  sehen  können ; 
den  der  könig  hatt  nicht  erlauben  wollen,   daß  ich   sie   alß   eine 
fürstin  tractirt.    Daß  ist  gemachlich  vor  Euch,  daß  Ihr  niemandts 
zu   fliehen   habt   undt    bey   geselschafft   sein  könt.    Den   krancken 
undt  schwachen  personnen,  wie  Amelisse,  solte  es  doch  woll  erlaubt 
sein,  ohne  reverentzen  ihre  vissitten  abzulegen.    Diß  laster,  so  der 
hertzog  von  Wolffenbüttel  hatt  undt  welches  nun  so  gar  unerhört 
gemein  hir  im  landt  ist,  davon  corigiren  sich  die  leütte  niemahlen, 
wundert  mich  also  gar  nicht,  daß  dießer  hertzog  noch  so  ist.   Gott 
verzeye  mirs!  aber  ich  finde,  daß  verliebt  von  seiner  Schwester  zu 
sein,  noch  etwaß  abscheülichers  ist.    Mich  deucht,  die  weit  wirdt 
je  lenger  je  ärger,  jedoch  so  kan  solche  lieb  auch  unschuldig  sein. 
Von  madame  d'üsses  werde   ich  nichts  mehr  sagen,  alß  nur,  daß 
sie  gar  nicht  von  verstandt  gefehlt  hatt,   aber   von  denen  gutten 
leütten,   die  alles  entschuldigen.    Ihr  man  hatt  gar  kein  verstandt, 
ist  heßlich  undt  stinckendt  dabey.    Maner  nehmen  hir  im  landt  ist 
gar  eine  gewagte  sach,  die  rewe  folgt  baldt.    Ewere  raisonementen 
seindt  mir  gar  nicht  verdrießlich,   glaube   auch  vielmehr,   daß  Ihr 


206 

müde  vom  schreiben  wahret,  alß  geglaubt  habet,  daß  Ewor  schrei- 
ben mir  bescbwehiiich.  Ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  hatt  mir 
schon  bericht,  daß  der  nordische  frieden  anterschrieben  ist.  Hir 
haben  wir  vor  dießmahl  gar  nichts  neues.  Vor  14  tagen  bekamme 
Monsieur  vor  daß  erste  mahl  daß  potagram.  Wir  haben  unß  alle 
drüber  erfrewet;  den  es  solle  ein  zeichen  von  langen  leben  sein, 
wen  sich  daß  potagram  so  spät  ahnmelt.  Adiea,  hertzliebe  Louisse! 
Ich  ambrassire  Euch   undt  Ewere   geschwisterig   von  hertzen  andt 

behalte  Euch  allezeit  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

114. 

A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort 

Port  royal  den  21  September  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe  seyder  eine  zeit  her  3  liebe  brieffe 
von  Euch  bekommen  vom  28  August,  4  undt  12  September,  aber 
ohnmöglich  beantwortten  können;  den  wen  man  so  nahe  bey  einer 
abreiße  ist,  finden  sich  alß  gar  viel  Verhinderungen.  Morgen  wer- 
den wir  von  hir  auffbrechen  undt  ins  Chevalier  de  Loraine  gutt 
schlaffen  geben  undt  den  andern  tag  nach  Fontainebleau ;  habe  doch 
nicht  von  hir  gewohlt,  ohne  Euch,  liebe  Louisse,  zu  schreiben. 
Es  ist  mir  recht  leydt,  daß  Amilisse  noch  alß  kranck  ist  undt  sich 
nicht  wider  recht  erholt.  Ab6  de  Theseut  werde  ich  vor  Euch  beyde 
eine  kleine  St  Oiouer  kirbe  laßen,  so  er  Euch  schicken  wirdt, 
worinen  Ihr  eine  alte  dicke  bagode  werdet  gemahlet  finden,  welche 
über  die  maßen  gleich  ist;  bin  versichert,  daß  Ihr  es  niemandes 
werdet  weißen  können,  so  es  nicht  gleich  kennen  wirdt.  Ernst- 
licher davon  zu  reden,  so  hatt  man  mich  nie  gleicher  gemahlt,  alß 
Ihr  mich  in  den  schächteigen  finden  werdet,  so  Euch  abe  de  Thes- 
seu  schicken  wirdt,  nachdem  ich  hir  weg  werde  sein;  auffs  wenigst 
hoffe  ich,  daß  alles  morgen  fertig  sein  wirdt.  Wist  mirs  danck, 
daß  ich  vor  Euch  beyde  die  gedult  gehabt  habe,  mich  mahlen  zu 
laßen  1  den  ich  thue  nichts  ungerners;  aber  weillen  ich  weiß,  daß 
Ihr  mein  contrefait  so  verlangt  undt  monsieur  de  Bechameil  die 
großen  nicht  außmachen  lest,  so  habe  ich  doch  dieße  kleine  machen 
laßen,  so  beßer,  alß  kein  großes,  gleicht;  wünsche  sehr,  daß  dieße 
kleine  kirbe  Euch  ahngenehm  sein  möge  undt  ahn  Amelisse  auch. 


207 

Ich  wolte  Euch  von  hertzen  gern  lenger  entreteniren,  allein  ich 
habe  heütte  noch,  weillen  wir  morgen  weg,  gar  viel  brieff  zu 
schreiben;  diß  nur  noch  sagen,  daß  es  mir  auch  leydt  ist,  daß 
Carl  Moritz  so  augenwehe  hatt.  Ich  kan  nicht  bcgreiffen,  waß  ihm 
ahn  den  angen  muß  gekommen  sein,  daß  man  ihm  fleisch  weg 
ätzen  muß;  da  habe  ich  mein  leben  nichts  von  gehört,  förchte,  daß 
er  gar  blindt  werden  wirdt;  er  jammert  mich  recht.  Ich  bitte 
Euch,  liebe  Louisse,  schreibt  ihm  doch,  wie  sehr  ich  ihn  beklage! 
Adieu,  hertzliebe  Louisse!  Ambrassirt  Amelisse  von  meinetwegen! 
Ich  wünsche  von  hertzen,  daß  dießer  brieff. sie  wider  in  volkom- 
mener  gesundtheit  finden  möge.  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch 
allebeyde  recht  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

115. 

,  Fontainebleau  den  30  September  1700. 

Hertzliebe  Amelisse,  gestern  habe  ich  Ewer  schreiben  vom  23 
dießes  monts  zu  recht  entpfangen,  will  heütte  gleich  drauff  ant- 
worten; den  morgen  wirdt  es  mir  ohnmöglich  sein,  den  ich  werde 
morgen  auff  die  wolffsjagt,  nach  der  jagt,  wils  gott,  ahn  mein 
dochter  ondt  auch  ahn  ma  tante  schreiben  nndt  abendts  werde  ich 
in  die  commedie  gehen.  Es  ist  zwar  mein  ordinari  schreibtag  mor- 
gen nicht  von  hir  ahn  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  allein  weil- 
len ich  übermorgen  mitt  Monsieur  vereyßen  werde  undt  11  meil 
von  hir  mitt  relayen  werden  undt  dortten  die  post  nicht  geht,  alß 
muß  ich  woU  morgen  abendts  schreiben.  Ihr  habt  mich  gar  nicht 
umb  Vergebung  zu  bitten,  liebe  Amelisse,  daß  Ihr  mir  nicht  ge- 
schrieben; den  es  ist  ja  Ewer  schuldt  nicht,  daß  Ihr  kranck  ge- 
worden seidt  undt  so  viel  heßliche  sachen  habt  einnehmen  müßen. 
Es  ist  mir  leydt,  daß  Ihr  daß  opera  nicht  habt  sehen  können;  den 
daß  freüUen  von  Fürstenberg,  daß  zu  Nancy  ist,  undt  die  Ratzen- 
haussen,  der  Lenor  dochter,  welche  vor  dießem  bey  mir  geweßen 
undt  nun  bey  meiner  dochter  ist,  haben  diß  opera  zu  Metz  gesehen 
undt  finden  es  nicht  uneben,  es  muß  also  nicht  schlim  sein;  den 
sie  seindt  ja  ahn  den  operaen  von  Paris  gewont,  wißen  also  woU, 
waß  gutt  ist.  Waß  daß  schmincken  ahnbelangt,  so  findt  man  hir 
wenig  weiber,  es  seye  auff  den  theatrum  oder  bey  hoff,  so  es  nicht 


208 

sein;  den  UDtzern  solle  maiis  wenig  ahnsehen,  wen  ihnen  eiwaß  im 
gesiebt  fehlt;  den  sie  haben  ja  allezeit  masqaen  ahn.  Ich  hatte 
schon  boren  sagen,  daß  sich  die  kaofifkfitte  zn  Franckfort  sehr 
bescfiwebrt  hatten,  daG  sie  keine  keOffer  finden  in  der  meß;  idi 
glanbs,  daß  kompt,  weiUen  alle  leQtte  weniger  gelt  haben,  alß  vor 
dicßem.  Apropo  Ton  kirben,  ich  hatte  Lonisse  letzmahl  geschrieben, 
daß  ich  £Qch  ondt  ihr  eine  St  Clouer  kirbe  schicken  wolte  nndt 
solches  ahn  abe  de  Thessat  geben  laßen,  aber  der  goltschmidt  hatt 
es  so  gar  fiberzwerg  gemadit  gehabt,  daß  ich  es  ohnmöglich  so 
habe  schicken  können.  Nach  onßer  reiß  Yon  Montargis  wirdt  man 
mirs  herschicken,  werde  es,  wo  es  recht,  ahn  abe  Thessut  erst 
geben  laßen;  es  ist  eine  indianische  Imitation.  Sagt  ahn  Lonisse, 
daß  der  baron  Willich  einen  rechten  impertinenten  brieff  ahn  dem 
abe  de  St  Piere,  meinem  premier  anmonier,  geschrieben  hatt,  nmb 
mich  zn  persoadireu,  Ewers  schwagers,  des  dncs  de  Schonberg, 
Interesse  zu  abandoniren.  Ich  schicke  Euch  hirbej,  waß  idi  anff 
dießen  scbönnen  brieff  habe  antworten  laßen.  Er  schreibt,  auch 
graff  Friderich  wolle  herkommen ,  nmb  den  proces  wider  ahnzn- 
faiigen.  Ich  glaube  aber,  daß  [er],  wen  er  meine  andtwort  sehen 
wirdt,  mehr  alß 'einmahl  die  sach  betrachten  wirdt.  Es  ist  mir 
leydt,  liebe  Amellisse,  daß  Ihr  Euch  nicht  mitt  allen  den  fürst- 
lichen uudt  gräfflichen  leütteu  habt  lustig  können  machen.  Wie 
ich  auß  ma  tante,  der  fraw  churfürstin,  schreiben  sehe,  so  divertirt 
sie  sich  gar  woll  auff  dero  reiße  mitt  dero  fraw  tochter;  sie  haben 
schön  auff  ihrer  reiße.  Hir  haben  wir  auch  gar  schön  wetter;  ich 
mags  mir  auch  braff  zu  nutz,  einen  tag  jage  ich,  den  andern  gehe 
ich  Spatziren.  Wir  haben  auch  umb  den  andern  tag  commedie; 
die  comedianten  spiellen  gar  woll.  Wie  ich  sehe,  so  ist  die  erb- 
printzes  von  Cassel  noch  in  ihrem  brautschmück;  mich  deucht  aber, 
daß  sich  diß  nicht  zu  dem  inconito  reißen  schickt.  Ich  finde  die 
glücklich,  so  hin  dorffeu  reißen,  wo  sie  wollen.  Es  ist  woll  löblich, 
daß  die  pfaltzgraffen  so  hofflich  sein.  Der  churfürst  zu  Pfaltz 
wirdt  sein  meßgelt  ahngewendt  haben,  die  pressenten  ahm  keyßer- 
lichen  hofi"  außzutheillen ,  wirdt  also,  wie  ich  glaube,  nicht  mehr, 
alß  andere,  kauffen  zu  Franckfort.  Ihr  habt  groß  recht,  liebe  Ame- 
lisse,  daß  es  Euch  verdriest,  gelt  ahn  docktoren  undt  balbirer 
Ewer  gelt  zu  geben.  Waß  ich  Euch  vor  daß  grieß  habe  schielten 
wollen,   wirdt,   wie.  ich  glaube,  mademoiselle   de  Malose   zu  nutz 


209 

kommen;  den  sie  ist  sehr  damitt  geplagt,  batt  neulich  2  stein  von 
sich  geben.  Ich  wünsche  sehr,  daß  dießer  brieff  Euch  bey  gut- 
ter  gesundtheit  ahntreffen  möge,  liebe  Amelisse,  undt  daß  Ihr  viel 
jähr  lang  gesandt  bleiben  möget.  Daß  elexir,  so  ich  habe  machen 
laßen,  gibt  mir  gar  kein  incommodit  nicht;  es  kost  mir  nichts  undt 
ich  habe  lachen  mtißen,  daß  Ihr  mich  deßwegen  umb  verzeyung 
bitt.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt 
behalte  Euch  allezeit  sehr  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

116. 

Fontainebleau  den  1  Octobre. 

Hertzliebe  Louisse  undt  Amellisse,  hirbey  kompt  meine  kirbe; 
man  bringt  mir  die  schachtelger.    Ich   kan  nichts  mehr  sagen  in 

■ 

eyll,  alß  daß  ich  Euch  beyde  bitte.  Euch  meiner  zu  erinern  undt 
mich  alß  lieb  zu  behalten  undt,  wen  Ihr  mich  ansecht,  zu  glauben, 
daß  ich  Euch  auch  recht  lieb  habe  allebeyde. 

Elisabeth  Charlotte. 

117. 
Fontainebleau  den  7  November  1700  umb  3  viertel  auff  7  abendt8. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  bitte  Euch,  lest,  waß  ich  ahn  Louisse 
geschrieben!  Da  werdt  Ihr  die  Ursachen  meines  langen  stillschwey- 
gen  sehen,  repetire  es  also  hir  nicht  wider,  sage  nur,  daß  ich  von 
hertzen  fro  bin,  daß  Ihr  wider  gesundt  seydt  undt  meine  dorffkirbe 
Euch  ahngenehm  geweßen.  Aber  ich  schämme  mich,  daß  Louisse 
undt  Ihr  so  viel  wercks  davon  macht,  den  es  ja  nur  eine  bagatelle 
undt  mehr,  umb  drüber  zu  lachen,  alß  vor  ein  pressent  zu  halten; 
habe  Euch  nur  weißen  [wollen],  wie  man  hir  arbeit,  undt  mitt  einem 
auch  mein  beren-katzen-affengesicht  schicken,  umb  zu  sehen,  ob  Ihr  es 
noch  kenen  würdet,  undt  auch  umb  mich  in  Ewern  sack  zu  tragen, 
damitt  Ihr  desto  fleißiger  ahn  mich  allebeyde  dencken  möget.  Carl 
Moritz  hatt  mir  geschrieben  undt  ein  groß  compliment  gemacht, 
daß  ich  nach  ihm  gefragt  undt  vor  ihm  in  sorgen  geweßen.  Ich 
habe  ihm  geantwort,  werde  aber  den  brieff  ahn  monsieur  Span- 
Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  W 


210 

heim  schicken,  wirdt  also  geschwinder  nach  Berlin  kommen,  alß 
wen  ich  es  ahn  Euch  nach  Franckfort  schickte.  Ich  habe  heütte 
noch  3  brieff  nach  Lotteriugen  zu  schreiben.  Mein  tochter  ist  ein 
klein  accident  geschehen;  im  schlaff  hatt  sie  sich  die  brast  auff  ein 
holtz  gelegt,  so  ihr  eine  böße  brnst  geben,  ist  doch,  gott  lob,  wider 
gantz  woll.  Adien!  Ein  ander  mahl  werde  ich  mehr  sagen,  jetzt 
Euch,  liebe  Amelisse,  aber  nur  bitten,  zn  glauben,  daß  ich  Euch 
sehr  lieb  habe  undt  allezeit  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  habe  in  so  erschrecklicher  eyll  geschrieben,  daß  ich  selber 
schir  nicht  weiß,  was  ich  sage,  werde  es  ein  ander  mahl  beßer 
machen. 

118. 
A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Berlin. 

A  Fontainebleau  ce  7  de  Nouembre  1700. 

• 

Mon  eher  rangraff,  jl  y  a  deja  quelque  temps,  que  j'ay  regeüe 
vostre  lettre  du  16  d'octobre,  jl  y  a  bien  8  jours,  mais  jl  m'a  estes 
impossible  de  vous  faire  plus  tost  responce  que  dans  ce  moment; 
car  on  est  fort  occupes  dans  ce  pais  cy  par  les  frequendes  chasses 
et  commedies.  Ainsi  je  vous  advoue,  que  le  peu  de  temps,  qui 
me  reste,  je  l'occnpe  a  escrire  deux  fois  la  semaine  a  ma  taute, 
madame  Telectrice,  a  ma  fille  3  fois  la  semaine  et  vne  fois  a  la 
dnchesse  de  Savoye  et  vne  a  la  dnchesse  de  Hannover,  a  Modene, 
sans  ce  que  j'ay  a  escrire  a  Paris.  Vous  voyes,  qu'on  ne  demeure 
pas  oysif,  mais  pour  aujourdhuy  je  remets  quelqu^nes  de  mes 
lettres  pour  vous  respondre.  II  est  vray,  que  j'ay  est^s  fort  en 
peine  de  vous  et  de  vostre  sante,  mais  cela  ne  me  doit  pas  estre 
cout^s  pour  generosite;  car  vous  m'estes  asses  proche,  pour  que  je 
m'interesse  pour  vous  sur  toutte  sorte  de  chapittre,  mais  a  vous  voir 
8i  touch^s  de  ce  que  je  prend  part  a  vostre  sante,  me  marque  bien 
vostre  hon  naturel,  dont  ma  tante,  madame  de  Telectrice,  m'a 
souvend  parles.  Si  vous  aves  de  Tamitie  pour  moy,  ce  ne  peust 
estre  que  le  sang,  qui  vous  le  donne,  ne  me  conoissant  pas.  U 
n'en  est  pas  de  mesme  de  moy;  je  vous  connois,  sans  que  vons  me 


211 

conoissies,  poar  ainsi  dire,  car  je  vons  ay  veüe  naistre.  Je  vons 
ay  veüe  tendrement  aimes  de  monsiear  Telectenr,  nostre  pere,  et 
cela  me  suffit,  pour  avoir  toutte  ma  vie  de  Tamitiö  pour  vous. 
Contes  donc  la  desus,  mon  eher  rangraf,  et  soyes  persaades,  que 
vostre  ainiti6  me  fait  plaisirl  Continues  la  moy  et  contes  tonsjoars 
8ur  la  miene! 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Vous  ne  parles  pas  de  vostre  sant6;  mandes  moy,  si  vostre 
oeüile  est  gueris  et  coment  vous  vous  portes! 

119. 
A  mad.  Louissei  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  7  November  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  weiß  nicht,  wie  der  teüffel  abermahl 
sein  spiel  gehabt  hatt,  aber  seyder  5  wochen  habe  ich  weder  hir, 
noch  zu  Paris  ein  augenblick  finden  können,  auff  Ewere  liebe 
brieffe  zu  andtwortten,  alß  nun.  Erstlich,  wie  wir  hieher  kämmen, 
kam  der  englische  hoff  auch  her,  undt  wen  der  hir  ist,  kan  man 
ohnmoglich  schreiben;  zu  dem  haben  wir  in  der  zeit  eine  reiße  nach 
Montargis  gethan.  Wie  wir  wider  kämmen,  war  der  englische  hoff 
noch  hir.  Nachdem  er  weg,  seindt  wir  just  2  tag  hernach  nach 
Paris,  alwo  wir  meinten  nur  2  oder  3  tag  zu  sein  undt  daß 
madame  de  Ghartre  ins  kindtbett  komen  würde;  allein  wir  sein 
11  gantzer  tag  dorten  geweßen  undt  erst  8  tag  nach  unßer  ahn- 
kunfft  hatt  sie  unß  nur  ein  großes  dickes  metgen  daher  gesetzt. 
Hernach  haben  wir  ein  traweriges  spectacle  gehabt.  Madame  la 
princesse  hatt  daß  liebste  von  allen  ihren  kindern  verlohren,  nehmb- 
lich  mademoiselle  de  Cond6.  Waß  daß  vor  eine  betrübtnuß  ist,  ist 
nicht  außzusprechen;  i£h  glaube  nicht,  daß  es  sich  madame  la 
princesse  ihr  leben  wirdt  getrösten  können.  Seyder  wir  wider  hir 
sein,  habe  ich  gedacht,  ich  würde  endtlich  einmahl  schreiben  kön- 
nen, aber  ich  habe  ebensowenig  zeit  gefunden,  alß  zu  Paris.  Gantz 
Franckreich  ist  unß  kommen  complimenten  machen  auff  meine  zwey 
enckelger  gehurt.  Mein  dochter  ist  ein  tag  vor  madame  de  Chartre 
ins  kindtbett  kommen,  hatt  es  aber  nicht  beßer  gemacht,  sondern 


212 

auch  ein  medgen  bekommen.  Dießes  alles  sambt  den  jagten  halt 
mich  bißher  ahn  schreiben  verhindert.  Ich  weiß  nicht,  bey  welchem 
von  Ewern  schreiben  ich  ahnfangen  solle  zu  andtwortten;  den  ich 
kan  sie  ohnmoglich  ordentlich  beantworten,  den  es  ist  heutte  noch 
der  lotteringische  posttage,  undt  weillen  ich  nie  keinen  versaumbt, 
würde  mein  dochter  meinen,  ich  were  todt,  wen  sie  eine  post  were, 
ohne  ihr  zu  schreiben;  maß  derowegen  nur  in  aller  eyll  sagen,  daß 
ich  recht  fro  bin,  daß  mein  bawernkirbe  Euch  undt  Amelisse  so 
ahngenehm  geweßen.  Es  wundert  mich,  daß  Ihr  mein  beren-kat- 
zen-affengesicht  noch  habt  erkenen  können;  den  ich  bin  doch  uner- 
hört verendert  undt  nicht  kenbar  mehr.  Die  freöde,  so  Euch  dieße 
bagatelle  geben,  erweist  mir  Ewere  affection,  wovor  ich  Euch  recht 
verobligirt  bin;  wolte  gott,  ich  bette  eine  rechte  gelegenheit,  Euch 
die  meine  zu  persuadiren  können!  Daß  Ewere  sach  mitt  baron 
Willig  noch  nicht  außgemacht  ist,  wandert  mich  nicht.  Es  ist  der 
wunderlichste  kopff  von  der  weit;  fürchte,  er  wirdt  Euch  noch 
lang  zu  schaffen  geben.  Ich  wolte  Euch  von  hertzen  gern  noch 
lenger  entreteniren , '  allein  es  ist  nahe  bey  7  uhren  undt  ich  will 
noch  ein  par  wort  auch  ahn  Amelisse  schreiben  undt  hernach  muß 
ich  in  Lotteringeu  noch  3  brieff  schreiben  undt  alles  muß  vor  10 
fertig  sein,  kan  also  in  eyll  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch 
von  hertzen  ambrassire  undt  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

120. 
A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

Paris  den  30  December  1700. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  es  war  so  viel  zu  thun  bey  deß  königs 
in  Spanien  abreiß,  daß  ich  ohnmoglich  ein  augenblick  habe  finden 
können,  auff  Ewer  schreiben  zu  andtwortÄn.  Ihr  habt  mir  nicht 
umb  verzeyung  zu  bitten,  daß  Ihr  mir  letztmahl  frantzösch  geschrie- 
ben; den  es  ist  mir  all  eins.  Ich  bin  fro,  daß  ma  tante,  die  fraw 
churfürstin,  mich  versichert,  daß  Ewer  auch  nicht  solle  geschnitten 
werden;  den  da  war,  würde  mir  recht  bang  vor  Euch.  Mir  kompt 
nicht  argers  vor,  alä  blindt  werden;  wolt  lieber  sterben;  undt  wer 
nur  ein  aug  batt,  kan  leicht  blindt  werden;  kan  nicht  begreiffen, 


213 

wie  Ihr  es  so  wenig  acht.  Worumb  meint  Ihr,  lieb  Carl  Moritz,  daß 
Ihr  mich  nie  sehen  werdt?  Daß  könte  doch  noch  woll  einmahl  ge- 
schehen ohne  miracle.  Ich  wünsche  von  hertzen,  daß  Ihr  perfect 
couriren  mögt  nndt  alles,  waß  Euch  nutz,  lieb  undt .  ahngenehm  ist, 
undt  versichere,  daß  ich  Euch  undt  Ewer  Schwestern  allezeit  lieb 
behalte, 

Elisabeth  Charlotte. 
121. 

A  mesd.  Louisse  et  Amelisse^  raugraffinen  zu  Pfaltz^  a  Franckfort. 

Versaille  den  21  Januari  1701. 

Hertzliebe  Louisse  undt  Amellisse,  hetitte  ist  es  mir  unmög- 
lich, daß  ich  ahn  jede  von  Euch  beyden  a  part  schreibe;  den  ich 
bin  noch  zu  mat  von  meiner  kranckheit,  umb  viel  zu  schreiben 
können.  So  lang  der  könig  in  Spanien  hir  geweßen,  habe  ich  ohn- 
möglich  schreiben  können.  Nach  dem  seindt  wir  nach  Paris,  alwo 
ich  einen  gar  starcken  husten  gleich  selbigen  abendts  bekommen, 
so  mir  die  gantze  zeit  gewehrt.  Hernach  ist  mir  ein  schmertzen 
in  der  lincken  seyte  undt  ein  starck  lendenwehe  ahnkommen  mitt 
solchen  schmertzen,  daß  ich  offt  gedacht,  ohnmachtig  zu  werden. 
Endtlich  hatt  mich  daß  fieber  mitt  frost  ahngestoßen,  habe  es 
zimblich  starck  7  tage  gehabt;  man  hatt  mir  2  clistir  geben  undt 
mich  2  mahl  purgirt,  also  ist  daß  fieber  endtlich  just  vor  8  tagen 
außgeblieben.  Ich  bin  aber  noch  unerhört  matt,  den  es  ist  nun  über 
4  Wochen,  daß  ich  continuirliche  leyde  undt  recht  übel  bin.  Ich 
habe  accessen  von  12  stunden  gehabt  undt  2  stundt  frost.  Ich 
hoffe,  daß  es  nunmehr  zu  endt  sein  wirdt,  bin  heütte  zum  ersten 
mahl  wider  in  die  kirch  gangen.  Ich  hoffe,  ^Ifät  ich  allegemach 
wider  zu  kräfften  kommen  werde,  alßden  fleißigef^schreiben.  Wie 
ich  ahn  Carl  Moritz  schriebe,  dachte  ich,  Euch  auch  zu  schreiben, 
konte  aber  nicht  dazu  gelangen.  Ich  bin  &o,  daß  er  woll  von  den 
rottlen  kommen  undt  sein  aug  auch  heilleo  >wirdt,  Ohne  geschnitten 
zu  werden.  In  welchem  standt  ich  auch  sein  mag,  werde  ich  Euch 
alle  allezeit  recht  lieb  haben. 

Elisabeth  Charlotte. 


214 


122. 

A  monsr  le  raugraf  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

VersaiUe  den  30  Jannari  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  es  ist  schon  etliche  zeit,  daß  ich  Ewer 
schreiben  vom  14  dießes  monts  entpfangen  habe.  Ich  habe  aber 
nicht  drauff  antwortten  [können],  weillen  ich  kranck  geweßen  undt 
7  tag  nach  einander  alle  tag  daß  fieber  gehabt  habe.  Seyder  17 
tagen  hatt  mich  daß  fieber  verlaßen,  habe  aber  medecinen  brauchen 
müßen;  so  mir  daß  schreiben  verwehret;  vorgestern  habe  ich  die 
letzte,  gott  lob,  genohmen.  Vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  mir 
zu  dießem  neuen  secalo  thut,  dancke  ich  Euch  sehr,  lieber  rangrafif! 
Es  ist  schwer,  in  dießem  leben  gar  vergnügt  zu  leben,  undt  viel- 
leicht noch  schwerer  ahn  dießem  hoff,  alß  ahn  andere  orter.  Ich 
würde  mich  glückseelig  schätzen,  wen  ich  betrübte  bey  konte  undt 
nnglückscelige  helffen,  allein  unßer  beüttel  ist  ordinari  nicht  ahm 
besten  gespickt,  welches  viel  Vergnügung  benimbt.  Deß  jungen  kö- 
nigs  in  Schweden  victorie  hatt  einen  großen  esclat  geben.  Er  hatt 
sich  einen  unsterblichen  rühm  erworben;  ist  mir  lieb-,  weill  er  von 
unßerm  hauß  ist.  Ihr  sagt  mir  kein  wort,  wie  es  mitt  Ewerm  aug 
stehet  undt  wie  Ihr  Euch  nun  nach  den  rodtlen  befindt.  Ich  bitte 
Euch,  schreibt  mirs!  Ich  habe  auß  ma  tante  brieff  ersehen,  daß 
I.  L.  wider  von  Zelle  gekommen  sein.  Ihr  habt  groß  unrecht,  mich 
omb  verzeyung  zu  bitten,  mir  zeittungen  zu  schreiben;  den  daß 
habe  ich  gern.  Mitt  complimenten  ist  mir  durchauß  nicht  gedint. 
Schreibt  mir  den  nur,  waß  Ihr  neues  wist,  wie  Ewere  Schwestern 
thun,  undt  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  alle  von  bertzen  lieb 
habet 

Elisabeth  Charlotte. 


123. 
Ä  mad.  LouiBaei  rangraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Paris  den  22  Februari  1701* 
Hertzliebe  Louise,  ich  glaube,  es  ist  ein  sonderlich  esprit  folet, 


215 

so  sich  divertirt,  mir  allemahl  verhindernüßen  zu  schicken,  wen  ich 
ahn  Euch  oder  Amelisse  andtworten  will;   den  es  ist  gewiß,   daß, 
so  offt  ich   mich  [in]  der  intention   niedergesetzt,   nmb   ahn  Euch 
beyde  zu  schreiben,  ist  mir  alß  eine  verhindemuß  dazwischen  kom- 
men.   So  baldt  ich  wider  gantz  gesandt  worden,   seindt  wir  nach 
Marly,   alwo  ich  ohnmöglich  zum  schreiben  habe  gelangen  können, 
ob  wir  zwar  sieben  tag  dort  geweßen.    Den   sontag,   alß  wir  hin 
sein,  ging  man  nach  dem  eßen  in  die  predig,  hernach  schriebe  ich 
ahn  ma  tante,   die  fraw   churfürstin  zu  Braunsweig,   fuhr  hernach 
nach  Marly,  gegen  8  war  bal.    Andern  tag,  alß  montags,  schriebe 
ich  ahn  mein  dochter  undt  die  hertzogin  von  Savoyen  biß  gegen  6, 
da  kämmen  die  königliche  personnen  von  St  Germain,  umb  8  war 
bal,  umb  halb  11  aß  man  zu  nacht.    Dinstags  wolte  ich  schreiben, 
aber  es  kämmen  so  viel  leütte  zu  mir,  daß  ichs  nicht  konte,  undt 
muste  abendts  mit  monsieur  le  Dauphin  in  die  mnßiq,  so  biß  zum 
nachteßen  wehrte.    Mitwogs  schriebe  ich  ahn    mein  dochter  undt 
die  hertzogin   von    Hannover  undt  muste   auch   noch  nach  Paris 
schreiben,  also  ging  der  tag  vorbey.    Donnerstags  schriebe  ich  ahn 
ma  tante,   die  churfürstin,   undt  fuhr  hernach  nach  St  Germain; 
den  ich  hatte  den   könig   undt   die   königin  von   Engellandt  noch 
nicht  gedanckt,   so   fleißig  in  meiner  kranckheit  vor  mich  gesorgt 
zu  haben.    Wie   ich  wider   kam,   war   es   zeit,   zu   der   mussiq   zu 
gehen,   damitt  ging  der  tag  auch  hin.    Freitags  jagten   wir   den 
gantzen  tag  ein  dänhirsch  mitt  deß   comte  de  ThouUousse  hunden; 
die  jagt  war  nicht  schön,  aber  daß  wetter  war  gar  sanfft.    Abendts 
war  wider  musiq.   Sambstag  gingen  wir  auff  die  hirschjagt,  die  war 
gar  schön;  abendts  fuhren  wir  wider  nach  Versaille.  Sontag  schrie- 
be ich  wider  nach  Hannover  undt  muste  auch  in  die  predig  undt  es 
war  auch  salut.    Montag  kämmen  wir  hiefier  undt  muste  gleich  ahn 
die  hertzogin  von  Savoye  undt  mein  dochter  schreiben,  hernach  ins 
apartement    Dinstags  fuhr  ich   au  Port  royal;   hernach,   alß  ich 
wider  kam,  bin  ich  mitt  Monsieur  Libden  ins  opera.    Mitwogs  war 
wider  der  schreibtag  von  Lotheringen  undt  Modene,  donerstag  nach 
Hannover,  opera  undt  apartement.    Freitags  war  Port  royal,  alwo 
viel  leütte  zu  mir  kämmen,  hernach  wider  opera  undt  apartement. 
Sambstag  schrieb   ich  ahn   mein   dochter,  fuhr   hernach  ins  große 
Garmelittenkloster ;  abendts  war,  wie  alle  tag,  apartement.    Sontags 
,  fuhr  ich  in  die  kirch,  schriebe  hernach  ahn  ma  tante,  die  churfür- 


208 

seiD;  den  tantzern  solle  mans  wenig  ahnsehen,  wen  ihnen  etwaß  im 
gesicht  fehlt;  den  sie  haben  ja  allezeit  masquen  ahn.  Ich  hatte 
schon  hören  sagen,  daß  sich  die  kauffleütte  zu  Frauckfort  sehr 
bescHwehrt  hatten,  daß  sie  keine  keüffer  finden  in  der  meß;  ich 
glaubs,  daß  kompt,  weillen  alle  leütte  weniger  gelt  haben,  alß  vor 
dicßem.  Apropo  von  kirben,  ich  hatte  Louisse  letzmahl  geschrieben, 
daß  ich  Euch  undt  ihr  eine  St  Clouer  kirbe  schicken  wolte  undt 
solches  ahn  abe  de  Thessut  geben  laßen,  aber  der  goltschmidt  hatt 
es  so  gar  überzwerg  gemacht  gehabt,  daß  ich  es  ohnmöglich  so 
habe  schicken  können.  Nach  unßer  reiß  von  Montargis  wirdt  man 
mirs  herschicken,  werde  es,  wo  es  recht,  ahn  abe  Thessut  erst 
geben  laßen;  es  ist  eine  indianische  Imitation.  Sagt  ahn  Louisse, 
daß  der  baron  Willich  einen  rechten  impertinenten  brieff  ahn  dem 
abe  de  St  Piere,  meinem  premier  aumonier,  geschrieben  hatt,  umb 
mich  zu  persuadiren,  Ewers  Schwagers,  des  ducs  de  Schonberg, 
Interesse  zu  abandoniren.  Ich  schicke  Euch  hirbey,  waß  ich  auff 
dießen  schönnen  brieff  habe  antworten  laßen.  Er  schreibt,  auch 
graff  Friderich  wolle  herkommen ,  umb  den  proces  wider  ahnzu- 
fangen.  Ich  glaube  aber,  daß  [er],  wen  er  meine  andtwort  sehen 
wirdt,  mehr  alß 'einmahl  die  sach.  betrachten  wirdt.  Es  ist  mir 
leydt ,  liebe  Amellisse ,  daß  Ihr  Euch  nicht  mitt  allen  den  fürst- 
lichen undt  gr  äff  liehen  leütten  habt  lustig  können  machen.  Wie 
ich  auß  ma  tante,  der  fraw  churfürstin,  schreiben  sehe,  so  divertirt 
sie  sich  gar  woU  auff  dero  reiße  mitt  dero  fraw  tochter;  sie  haben 
schön  auff  ihrer  reiße.  Hir  haben  wir  auch  gar  schön  wetter;  ich 
m.ags  mir  ^uch  braff  zu  nutz,  einen  tag  jage  ich,  den  andern  gehe 
ich  spatziren.  Wir  haben  auch  umb  den  andern  tag  commedie; 
die  comedianten  spiellen  gar  woU.  Wie  ich  sehe,  so  ist  die  erb- 
printzes  von  Cassel  noch  in  ihrem  brautschmück;  mich  deucht  aber, 
daß  sich  diß  nicht  zu  dem  inconito  reißen  schickt.  Ich  finde  die 
glücklich,  so  hin  dorffeu  reißen,  wo  sie  wollen.  Es  ist  woll  löblich, 
daß  die  pfaltzgraffen  so  hofflich  sein.  Der  churfürst  zu  Pfaltz 
wirdt  sein  meßgelt  ahngewendt  haben,  die  pressenten  ahm  keyßer- 
lichen  hoff  außzutheillen ,  wirdt  also,  wie  ich  glaube,  nicht  mehr, 
alß  andere,  kauffen  zu  Franckfort.  Ihr  habt  groß  recht,  liebe  Ame- 
lisse,  daß  es  Euch  verdriest,  gelt  ahn  docktoren  undt  balbirer 
Ewer  gelt  zu  geben.  Waß  ich  Euch  vor  daß  grieß  habe  schielten 
wollen,   wirdt,   wie.  ich  glaube,  mademoiselle   de  Malose  zu  nutz 


209 

kommen;  den  sie  ist  sehr  damitt  geplagt,  liatt  neulich  2  stein  von 
sich  geben.  Ich  wünsche  sehr,  daß  dießer  brieff  Euch  bey  gut- 
ter  gesundtheit  ahntreffen  möge,  liebe  Amelisse,  undt  daß  Ihr  viel 
jähr  lang  gesundt  bleiben  möget.  Daß  elexir,  so  ich  habe  machen 
laßen,  gibt  mir  gar  kein  incommodit  nicht;  es  kost  mir  nichts  undt 
ich  habe  lachen  müßen,  daß  Ihr  mich  deßwegen  umb  verzeyung 
bitt.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt 
behalte  Euch  allezeit  sehr  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

116. 

Fontainebleau  den  1  Octobre. 

Hertzliebe  Louisse  undt  Amellisse,  hirbey  kompt  meine  kirbe; 
man  bringt  mir  die  schachtelger.  Ich  kan  nichts  mehr  sagen  in 
eyll,  alß  daß  ich  Euch  beyde  bitte.  Euch  meiner  zu  erinern  undt 
mich  alß  lieb  zu  behalten  undt,  wen  Ihr  mich  ansecht,  zu  glauben, 
daß  ich  Euch  auch  recht  lieb  habe  allebeyde. 

Elisabeth  Charlotte. 

117. 
Fontainebleau  den  7  November  1700  umb  3  viertel  auff  7  abendts. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  bitte  Euch,  lest,  waß  ich  ahn  Louisse 
geschrieben!  Da  werdt  Ihr  die  Ursachen  meines  langen  stillschwey- 
gen  sehen,  repetire  es  also  hir  nicht  wider,  sage  nur,  daß  ich  von 
hertzen  fro  bin,  daß  Ihr  wider  gesundt  seydt  undt  meine  dorffkirbe 
Euch  ahngenehm  geweßen.  Aber  ich  schämme  mich,  daß  Louisse 
undt  Ihr  so  viel  wercks  davon  macht,  den  es  ja  nur  eine  bagatelle 
undt  mehr,  umb  drüber  zu  lachen,  alß  vor  ein  pressent  zu  halten; 
habe  Euch  nur  weißen  [wollen],  wie  man  hir  arbeit,  undt  mitt  einem 
auch  mein  beren-katzen-affengesicht  schicken,  umb  zu  sehen,  ob  Ihr  es 
noch  kenen  würdet,  undt  auch  umb  mich  in  Ewern  sack  zu  tragen, 
damitt  Ihr  desto  fleißiger  ahn  mich  allebeyde  dencken  möget.  Carl 
Moritz  hatt  mir  geschrieben  undt  ein  groß  compliment  gemacht, 
daß  ich  nach  ihm  gefragt  undt  vor  ihm  in  sorgen  geweßen.  Ich 
habe  ihm  geantwort,  werde  aber  den  brieff  ahn  monsieur  Span- 
Briefe  der  Prinzessin  Eliflftbeth  Charlotte.  14 


210 

heim  schicken,  wirdt  also  geschwinder  nach  Berlin  kommen,  alß 
wen  ich  es  ahn  Euch  nach  Franckfort  schickte.  Ich  habe  heütte 
noch  3  brieff  nach  Lotteriugen  zu  schreiben.  Mein  tochter  ist  ein 
klein  accident  geschehen;  im  schlafif  hatt  sie  sich  die  brast  aufif  ein 
holtz  gelegt,  so  ihr  eine  böße  brast  geben,  ist  doch,  gott  lob,  wider 
gantz  woU.  Adieu!  Ein  ander  mahl  werde  ich  mehr  sagen,  jetzt 
Euch,  liebe  Amelisse,  aber  nur  bitten,  zu  glauben,  daß  ich  Euch 
sehr  lieb  habe  undt  allezeit  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  habe  in  so  erschrecklicher  eyll  geschrieben,  daß  ich  selber 
Bchir  nicht  weiß,  was  ich  sage,  werde  es  ein  ander  mahl  beßer 
machen. 

118. 
A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Berlin. 

A  Fontainebleau  ce  7  de  Kouembre  1700. 

• 

Mon  eher  raugraff,  jl  y  a  deja  quelque  temps,  que  j'ay  regeüe 
vostre  lettre  du  16  d'octobre,  jl  y  a  bien  8  jours,  mais  jl  m'a  estes 
impossible  de  vous  faire  plus  tost  responce  que  dans  ce  moment; 
car  on  est  fort  occupes  dans  ce  pais  cy  par  les  frequendes  chasses 
et  commedies.  Ainsi  je  vous  advoue,  que  le  peu  de  temps,  qui 
me  reste,  je  Toccupe  a  escrire  deux  fois  la  semaine  a  ma  taute, 
madame  l'electrice,  a  ma  fille  3  fois  la  semaine  et  vne  fois  a  la 
duchesse  de  Savoye  et  vne  a  la  duchesse  de  Hannover,  a  Modene, 
Sans  ce  que  j'ay  a  escrire  a  Paris.  Vous  voyes,  qu'on  ne  demeure 
pas  oysif,  mais  pour  aujourdhuy  je  remets  quelqu^nes  de  mes 
lettres  pour  vous  respondre.  II  est  vray,  que  j'ay  estes  fort  en 
peine  de  vous  et  de  vostre  sante,  mais  cela  ne  me  doit  pas  estre 
cont^s  pour  generosite;  car  vous  m'estes  asäes  proche,  pour  que  je 
m'interesse  pour  vous  sur  toutte  sorte  de  chapittre,  mais  a  vous  voir 
8i  touch6s  de  ce  que  je  prend  part  a  vostre  sante,  me  marqne  bien 
vostre  hon  naturel,  dont  ma  tante,  madame  de  l'electrice,  m'a 
souvend  parles.  Si  vous  aves  de  l'amiti^  pour  moy,  ce  ne  peust 
estre  que  le  sang,  qui  vous  le  donne,  ne  me  conoissant  pas.  II 
n'en  est  pas  de  mesme  de  moy;  je  vous  connois,  sans  que  voos  me 


211 

conoissies,  ponr  ainsi  dire,  car  je  vons  ay  veüe  naistre.  Je  vons 
ay  veüe  tendrement  aimes  de  monsieor  relectenr,  nostre  pere,  et 
cela  me  snfifit,  poar  avoir  toutte  ma  vie  de  Tamitiö  ponr  vous. 
Contes  doDc  la  desus,  mon  eher  rangraf,  et  soyes  persuades,  qae 
vostre  ainiti6  me  fait  plaisir!  Continues  la  moy  et  contes  toasjonrs 
8Qr  la  miene! 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Vous  ne  parles  pas  de  vostre  sant6;  mandes  moy,  si  vostre 
oeüile  est  gueris  et  coment  vous  vous  portes! 

119. 
A  mad.  LouissOi  raugräffin  zu  Ffaltz,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  7  November  1700. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  weiß  nicht,  wie  der  teüffel  abermahl 
sein  spiel  gehabt  hatt,  aber  seyder  5  wochen  habe  ich  weder  hir, 
noch  zu  Paris  ein  augenblick  finden  können,  aufif  Ewere  liebe 
brieffe  zu  andtwortten,  alß  nun.  Erstlich,  wie  wir  hieher  kämmen, 
kam  der  englische  hoflf  auch  her,  undt  wen  der  hir  ist,  kan  man 
ohnmoglich  schreiben;  zu  dem  haben  wir  in  der  zeit  eine  reiße  nach 
Montargis  gethan.  Wie  wir  wider  kämmen,  war  der  englische  hoflf 
noch  hir.  Nachdem  er  weg,  seindt  wir  just  2  tag  hernach  nach 
Paris,  alwo  wir  meinten  nur  2  oder  3  tag  zu  sein  undt  daß 
madame  de  Chartre  ins  Mndtbett  komen  würde;  allein  wir  sein 
11  gantzer  tag  dorten  geweßen  undt  erst  8  tag  nach  unßer  ahn- 
kunfft  hatt  sie  unß  nur  ein  großes  dickes  metgen  daher  gesetzt. 
Hernach  haben  wir  ein  traweriges  spectacle  gehabt.  Madame  la 
princesse  hatt  daß  liebste  von  allen  ihren  kindern  verlohren,  nehmb- 
lich mademoiselle  de  Cond^.  Waß  daß  vor  eine  betrübtnuß  ist,  ist 
nicht  außzusprechen;  i£h  glaube  nicht,  daß  es  sich  madame  la 
princesse  ihr  leben  wirdt  getrösten  können.  Seyder  wir  wider  hir 
sein,  habe  ich  gedacht,  ich  würde  endtlich  einmahl  schreiben  kön- 
nen, aber  ich  habe  ebensowenig  zeit  gefunden,  alß  zu  Paris.  Gantz 
Franckreich  ist  unß  kommen  complimenten  machen  auflf  meine  zwey 
enckelger  gehurt.  Mein  dochter  ist  ein  tag  vor  madame  de  Chartre 
ins  kindtbett  kommen,  hatt  es  aber  nicht  beßer  gemacht,  sondern 


212 

auch  ein  medgen  bekommen.  Dießes  alles  sambt  den  jagten  halt 
mich  bißher  ahn  schreiben  verhindert.  Ich  weiß  nicht,  bey  welchem 
von  Ewern  schreiben  ich  ahnfangen  solle  zu  andtwortten;  den  ich 
kan  sie  ohnmoglich  ordentlich  beantworten,  den  es  ist  heutte  noch 
der  lotteringische  posttage,  nndt  weillen  ich  nie  keinen  versaumbt, 
würde  mein  dochter  meinen,  ich  were  todt,  wen  sie  eine  post  were, 
ohne  ihr  zu  schreiben;  muß  derowegen  nur  in  aller  eyll  sagen,  daß 
ich  recht  fro  bin,  daß  mein  bawernkirbe  Euch  undt  Amelisse  so 
ahngenehm  geweßen.  Es  wundert  mich,  daß  Ihr  mein  beren-kat- 
zen-affengesicht  noch  habt  erkenen  können;  den  ich  bin  doch  uner- 
hört verendert  undt  nicht  kenbar  mehr.  Die  freüde,  so  Euch  dieße 
bagatelle  geben,  erweist  mir  Ewere  affection,  wovor  ich  Euch  recht 
verobligirt  bin;  wolte  gott,  ich  bette  eine  rechte  gelegenheit.  Euch 
die  meine  zu  persuadiren  können!  Daß  Ewere  sach  mitt  baron 
Willig  noch  nicht  außgemacht  ist,  wundert  mich  nicht.  Es  ist  der 
wunderlichste  kopflf  von  der  weit;  fürchte,  er  wirdt  Euch  noch 
lang  zu  schaffen  geben.  Ich  wolte  Euch  von  hertzen  gern  noch 
lenger  entreteniren ,  *  allein  es  ist  nahe  bey  7  uhren  undt  ich  will 
noch  ein  par  wort  auch  ahn  Amelisse  schreiben  undt  hernach  muß 
ich  in  Lotteringeu  noch  3  brieff  schreiben  undt  alles  muß  vor  10 
fertig  sein,  kan  also  in  eyll  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch 
von  hertzen  ambrassire  undt  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

120. 
A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

Paris  den  30  December  1700. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  es  war  so  viel  zu  thun  bey  deß  königs 
in  Spanien  abreiß,  daß  ich  ohnmoglich  ein  augenblick  habe  finden 
können,  auff  Ewer  schreiben  zu  andtwort£n.  Ihr  habt  mir  nicht 
umb  verzeyung  zu  bitten,  daß  Ihr  mir  letztmahl  frantzösch  geschrie- 
ben; den  es  ist  mir  all  eins.  Ich  bin  fro,  daß  ma  tante,  die  fraw 
churfürstin,  mich  versichert,  daß  Ewer  auch  nicht  solle  geschnitten 
werden;  den  da  war,  würde  mir  recht  bang  vor  Euch.  Mir  kompt 
nicht  argers  vor,  ali  blindt  werden;  wolt  lieber  sterben;  undt  wer 
nur  ein  aug  hatt,  kan  leicht  blindt  werden;  kan  nicht  begreifen, 


213 

wie  Ihr  es  so  wenig  acht.  Wonimb  meint  Ihr,  lieb  Carl  Moritz,  daß 
Ihr  mich  nie  sehen  werdt?  Daß  könte  doch  noch  woll  einmahl  ge- 
schehen ohne  miracle.  Ich  wünsche  von  hertzen,  daß  Ihr  perfect 
couriren  mögt  undt  alles,  waß  Euch  nutz,  lieb  undt .  ahngenehm  ist, 
undt  versichere,  daß  ich  Euch  undt  Ewer  Schwestern  allezeit  lieb 
behalte, 

Elisabeth  Charlotte. 
121. 

A  mesd.  Louisse  et  Amelisse^  raugrafSnen  zu  Pfaltz^  a  Franckfort 

Versaille  den  21  Januari  1701. 

Hertzliebe  Louisse  undt  Amellisse,  heütte  ist  es  mir  unmög- 
lich, daß  ich  ahn  jede  von  Euch  beyden  a  part  schreibe;  den  ich 
bin  noch  zu  mat  von  meiner  kranckheit,  umb  viel  zu  schreiben 
können.  So  lang  der  könig  in  Spanien  hir  geweßen,  habe  ich  ohn- 
möglich  schreiben  können.  Nach  dem  seindt  wir  nach  Paris,  alwo 
ich  einen  gar  starcken  husten  gleich  selbigen  abendts  bekommen, 
so  mir  die  gantze  zeit  gewehrt.  Hernach  ist  mir  ein  schmertzen 
in  der  lincken  seyte  undt  ein  starck  lendenwehe  ahnkommen  mitt 
solchen  schmertzen,  daß  ich  offt  gedacht,  ohnmachtig  zu  werden. 
Endtlich  hatt  mich  daß  fieber  mitt  frost  ahngestoßen,  habe  es 
zimblich  starck  7  tage  gehabt;  man  hatt  mir  2  clistir  geben  undt 
mich  2  mahl  purgirt,  also  ist  daß  fieber  endtlich  just  vor  8  tagen 
außgeblieben.  Ich  bin  aber  noch  unerhört  matt,  den  es  ist  nun  über 
4  wochen,  daß  ich  continuirliche  leyde  undt  recht  übel  bin.  Ich 
habe  accessen  von  12  stunden  gehabt  undt  2  stundt  frost.  Ich 
hoffe,  daß  es  nunmehr  zn  endt  sein  wirdt,  bin  heütte  zum  ersten 
mahl  wider  in  die  kirch  gangen.  Ich  hoffe,  dM^  ich  allegemach 
wider  zu  kräfften  kommen  werde,  alßden  fleißigepä* schreiben.  Wie 
ich  ahn  Carl  Moritz  schriebe,  dachte  ich,  Ettch  auch  zu  schreiben, 
konte  aber  nicht  dazu  gelangen.  Ich  bin  J^o,  daß  er  woll  von  den 
rottlen  kommen  undt  sein  aug  auch  heillen  -wirdt,  ohne  geschnitten 
zu  werden.  In  welchem  standt  ich  auch  sein  mag,  werde  ich  Euch 
alle  allezeit  recht  lieb  haben. 

Elisabeth  Charlotte. 


2U 


122. 

A  monsr  le  raugraf  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

Versaille  den  30  Januari  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  es  ist  schon  etliche  zeit,  daß  ich  Ewer 
schreiben  vom  14  dießes  monts  entpfangen  habe.  Ich  habe  aber 
nicht  drauflf  antwortten  [können],  weillen  ich  kranck  geweßen  undt 
7  tag  nach  einander  alle  tag  daß  fieber  gehabt  habe.  Seyder  17 
tagen  hatt  mich  daß  fieber  verlaßen,  habe  aber  medecinen  brauchen 
müßen;  so  mir  daß  schreiben  verwehret;  vorgestern  habe  ich  die 
letzte,  gott  lob,  genohraen.  Vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  mir 
zu  dießem  neuen  seculo  thut,  dancke  ich  Euch  Sehr,  lieber  raugraff! 
Es  ist  schwer,  in  dießem  leben  gar  vergnügt  zu  leben,  undt  viel- 
leicht noch  schwerer  ahn  dießem  hoff,  alß  ahn  andere  orter.  Ich 
würde  mich  glückseelig  schätzen,  wen  ich  betrübte  bey  konte  undt 
unglückseelige  helffen,  allein  unßer  beüttel  ist  ordinari  nicht  ahm 
besten  gespickt,  welches  viel  Vergnügung  benimbt.  Deß  jungen  kö- 
nigs  in  Schweden  victorie  hatt  einen  großen  esclat  geben.  Er  hatt 
sich  einen  unsterblichen  rühm  erworben;  ist  mir  lieb-,  weill  er  von 
unßerm  hauß  ist.  Ihr  sagt  mir  kein  wort,  wie  es  mitt  Ewerm  aug 
stehet  undt  wie  Ihr  Euch  nun  nach  den  rodtlen  befindt.  Ich  bitte 
Euch,  schreibt  mirs!  Ich  habe  auß  ma  tante  brieff  ersehen,  daß 
I.L.  wider  von  Zelle  gekommen  sein.  Ihr  habt  groß  unrecht,  mich 
umb  verzeyung  zu  bitten,  mir  zeittungen  zu  schreiben;  den  daß 
habe  ich  gern.  Mitt  complimenten  ist  mir  durchauß  nicht  gedint. 
Schreibt  mir  den  nur,  waß  Ihr  neues  wist,  wie  Ewere  Schwestern 
thun,  undt  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  alle  von  hertzen  lieb 
Label 

Elisabeth  Charlotte. 


123. 
A  mad.  Louiasei  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Paris  den  22  Februari  1701, 
Hertzliebe  Louise,  ich  glaube,  es  ist  ein  sonderlich  esprit  folet, 


215 

so  sich  divertirt,  mir  allemahl  yerhindernfißen  zu  schicken,  wen  ich 
ahn  Euch  oder  Amelisse  andtworten  will;   den  es  ist  gewiß,   daß, 
so  offt  ich   mich  [in]  der   intention   niedergesetzt,   nmb   ahn  Euch 
beyde  zn  schreiben,  ist  mir  alß  eine  verhindemuß  dazwischen  kom- 
men.   So  baldt  ich  wider  gantz  gesundt  worden,   seindt  wir  nach 
Marly,   alwo  ich  ohnmöglich  zam  schreiben  habe  gelangen  können, 
ob  wir  zwar  sieben  tag  dort  geweßen.    Den   sontag,   alß  wir  hin 
sein,  ging  man  nach  dem  eßen  in  die  predig,  hernach  schriebe  ich 
ahn  ma  tante,   die  fraw   churfürstin  zu  Braunsweig,   fuhr  hernach 
nach  Marly,  gegen  8  war  bal.    Andern  tag,  alß  montags,  schriebe 
ich  ahn  mein  dochter  undt  die  hertzogin  von  Savoyen  biß  gegen  6, 
da  kämmen  die  königliche  personnen  von  St  Germain,  umb  8  war 
bal,  umb  halb  11  aß  man  zu  nacht.    Dinstags  wolte  ich  schreiben, 
aber  es  kämmen  so  viel  leütte  zu  mir,  daß  ichs  nicht  konte,  undt 
muste  abendts  mit  monsieur  le  Dauphin  in  die  mußiq,  so  biß  zum 
nachteßen  wehrte.    Mitwogs  schriebe  ich   ahn    mein  dochter  undt 
die  hertzogin   von    Hannover  undt  muste   auch  noch  nach  Paris 
schreiben,  also  ging  der  tag  vorbey.    Donnerstags  schriebe  ich  ahn 
ma  tante,   die  churfürstin,   undt  fuhr  hernach  nach  St  Germain; 
den  ich   hatte  den   könig   undt   die   königin  von  Engellandt  noch 
nicht  gedanckt,   so   fleißig  in  meiner  kranckheit  vor  mich  gesorgt 
zu  haben.    Wie  ich  wider   kam,   war   es  zeit,   zu   der   mussiq   zu 
gehen,  damitt  ging  der  tag   auch  hin.    Freitags  jagten   wir   den 
gantzen  tag  ein  dänhirsch  mitt  deß   comte  de  ThouUousse  hunden; 
die  jagt  war  nicht  schön,  aber  daß  wetter  war  gar  sanfift.    Abendts 
war  wider  musiq.   Sambstag  gingen  wir  auff  die  hirschjagt,  die  war 
gar  schön;  abendts  fuhren  wir  wider  nach  Versaille.  Sontag  schrie- 
be ich  wider  nach  Hannover  undt  muste  auch  in  die  predig  undt  es 
war  auch  salut.    Montag  kämmen  wir  hie&er  undt  muste  gleich  ahn 
die  hertzogin  von  Savoye  undt  mein  dochter  schreiben,  hernach  ins 
apartement    Dinstags  fuhr  ich   au  Port  royal;   hernach,  alß  ich 
wider  kam,  bin  ich  mitt  Monsieur  Libden  ins  opera.    Mitwogs  war 
wider  der  schreibtag  von  Lotheringen  undtModene,  donerstag  nach 
Hannover,  opera  undt  apartement.    Freitags  war  Port  royal,  alwo 
viel  leütte  zu  mir  kämmen,  hernach  wider  opera  undt  apartement. 
Sambstag  schrieb  ich   ahn   mein   dochter,  fuhr  hernach  ins  große 
Carmelittenkloster ;  abendts  war,  wie  alle  tag,  apartement.    Sontags 
fuhr  ich  in  die  kirch,  schriebe  hernach  ahn  ma  tante,  die  churfür- 


216 

Sun,  nndt  ma  tante,  die  firaw  abtißin  Ton  Manbisson,  ging  hernach  ins 
opera.  Gestern,  alß  moDtag,  fobr  ich  nach  dem  Port  royal,  schrieb 
dort  ahn  mein  dochter  ondt  die  hertzogin  von  Savoyen,  hernach 
moste  ich  zu  madame  la  princesse,  welche  kranck  ist.  Wie  ich 
wider  kämme,  ginge  man  eben  ins  apartement  Also  secht  Ihr 
woll,  liebe  Looisse,  daß  mir  kein  anderer  tag  zum  schreiben  fiber- 
geblieben,  alß  eben  dießer;  ah,  da  findt  sich  schon  wider  eine  Ver- 
hinderung, man  melt  mir  die  printzes  von  Zwejbrücken  ahn.  Nach 
dem  opera  werde  ich  dleßen  brieff  außschreiben. 

Donnerstag  den  24  Febmari. 

Es  kämmen  vorgestern  nach  dem  opera  so  viel  leütte,  daß  ich 
ohnmöglich  dießen  briefif  außschreiben  konte.  Gestern  schrieb  ich 
wider  in  Lotheringen  undt  nach  Modene,  hernach  fuhren  wir  au 
iaubourg  St  Germain,  die  seildantzer  dort  zu  sehen;  daß  werte 
von  5  biß  umb  8,  konte  also  wider  nicht  schreiben.  Ich  bin  hefitte 
nach  dem  Sten  acten  auß  dem  opera  gangen,  umb  dießen  brieff  auß- 
zuschreiben.  Ein  ander  mahl  werde  ich  ahn  Amelisse  schreiben, 
heütte  ist  es  ohnmöglich.  Ewer  schwager  hatt  mir  geschrieben 
undt  geklagt,  daß  er  gar  übel  mitt  seiner  niece  zu&ieden  ist, 
fQrcht,  mehr  Processen,  alß  nie,  zu  bekommen.  Ich  meinte,  alles 
würde  mitt  seines  brudern  todt  auffhören.  Man  rufft  mir,  ins 
apartement  zu  gehen,  muß  schließen  undt  Vor  dießmahl  nichts 
mehr  sagen,  alß  daß  ich  Amellisse  undt  Euch,  liebe  Louisse,  von 
hertzen  ambrassire  undt  Euch  allezeit  sehr  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

124. 
A  monsr  le  raugrafif  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

Versaille  den  27  Februari  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  letzte  post  konte  ich  nicht  auf  Ewer 
schreiben  vom  11  Februari  oder  onzieme  de  Fevrier  andtworten, 
wie  Ihr  geschrieben  hattet,  weillen  ich  zu  Paris  so  viel  leütte  alß 
habe,  daß  man  die  helffte  nicht  thun  kan,  waß  man  will.  Ihr 
werdet  von  I.  L.   die  fraw  churfürstin  vernohmen  haben,  daß  ich 


217 

all  lengst  wider  in  volkommener  gesundtheit,  gott  lob,  bin;  dancke 
Euch,  lieb  Carl  Moritz,  Euch  *deß wegen  zu  erfrewen.  Wie  ich 
höre,  so  werdt  Ihr  woll  geneßen  können,  wen  Ihr  nur  selber  sorg 
vor  Euch  tragt,  undt  daß  aug  wirdt  schon  truckenen,  wen  Ihr  nur 
die  gargel  nicht  so  offt  feucht.  Ich  habe  schon  ahn  ma  tante  die 
andere  post  geschrieben,  wie  sehr  Ihr  Euch  ihrer  undt  I.  L.  deß 
churfürsten  gnaden  berümbt;  aber  umb  Euch  derselben  würdig  zu 
machen,  so  gehorcht  ihren  befehlen  undt  thut  nicht,  waß  ihnen 
mißfahlen  undt  Euch  schädlich  sein  kan!  Ich  kan  nicht  begreiffen, 
wie  Ewere  truckerey  muß  beschaffen  sein;  den  ma  tante  sagt,  Ihr 
konte  es  im  sack  tragen;  es  muß  eine  neue  invention  sein.  Daß 
Ihr  so  gern  bey  unßerer  lieben  churfürstin  seydt,  gefält  mir  woll; 
dan  daß  erweist  Ewer  gutt  gemtihte.  Ich  mißgönne  Euch  nichts, 
alß  dießes  glück,  welches  ich  woll  von  hertzen  wünschen  mögte. 
I.  L.  haben  mir  alle  beschreibungen  von  der  crönung  Eweres  kö- 
nigs  undt  königin  geschickt.  Ich  habe  noch  zwey  oder  3  große 
brieffe  heütte  zu  schreiben,  den  morgen  werde  ich  mitt  dem  könig 
auff  die  jagt  reitten,  kan  also  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen, 
lieb  Carl  Moritz,  alß  daß  ich  Euch  von  hertzen  ambrassire. 

Elisabeth  Charlotte. 


125. 

Versaille  den  8  Hertz  1701. 

Hertzliebe  Amelisse,  so  fest  ich  mir  auch  vorgenohmen  hatte. 
Euch  gleich  einen  tag  hernach  zu  schreiben,  wie  ich  ahn  Louisse 
geschrieben  hatte,  so  habe  ich  doch  ohnmöglich  dazu  gelangen  kön- 
nen undt  die  14  tag  haben  sich  noch  verfloßen,  ehe  ich  dazu 
habe  gelangen  können.  Wir  seindt  vergangen  sambstag  8  tag  wi- 
der herkommen.  Den  sontag  war  predig  undt  mnste  ahn  ma  tante, 
die  fraw  churfürstin  zu  Brauns weig,  schreiben,  welche  brieff  alle- 
zeit gar  lang  sein.  Montag  fuhr  ich  mitt  monsieur  le  Dauphin  auff 
die  wolffsjagt,  funden  aber  nichts,  ob  wir  zwar  lang  suchten. 
Dinstag  renten  wir  den  danhirsch  zu  St  Germain,  damitt  ging  der 
tag  vorbey  undt  abendts  war  commedie.  Mitwogen  schriebe  ich 
nach  Lotheringen  undt  Modene  undt  ginge  in  die  predig,  donners- 
tags wider  auff  die  wol^agt;   die  wehrte  4  gantzer  stunden  undt 


218 

mehr,  aber  ich  fuhr  nach  4  standen  nach  hanO,  hatte  nnr  der  zeit, 
abendts  ma  tante  brieff,  so  ich  frfihe  morgendts  ahngefangen  hatte, 
außzQSchreiben.  Freitag  war  wider  predig  undt  hatte  den  gantzen 
tag  affairen;  den  mein  premier  escayer  ist  gestorben.  Seine  witwe 
hatt  ein  brevet  de  retenüe;  also  wer  ahn  deß  verstorbenen  platz 
den  dinst  haben  will,  maß  der  witwe  die  Charge  abkaaffen,  so  von 
42000  thaller  ist.  Daß  macht  viel  gethans,  daramb  habe  ich  coa- 
rir  über  coarir  bekommen  andt  wider  andtworten  müßen;  damitt 
ist  mein  tag  hingangen.  Sambstags  fahren  wir  wider  aaff  die 
wolffjagt.  Wie  ich  wider  kam,  schriebe  ich  ahn  mein  dochter; 
abendts  war  comedie  wider.  Sontags  schribe  ich  nach  Hannover 
andt  ginge  in  die  predig,  welche  gar  lang  wehrte,  schriebe  auch 
nach  Paris.  Montag,  alß  gestern,  schriebe  ich  ahn  mein  dochter 
andt  in  Savoyen;  daß  führte  mich,  biß  ies  wider  zeit  war,  in  die 
commedie  za  gehen,  welches  die  letzte  is(  biß  aufif  Fontainebleaa ; 
es  war  la  Mort  de  Pompee  et  le  Medecin  malgre  lay.  Also  secht 
Ihr  woll,  liebe  Amelisse,  daß  mir  kein  zeit  alß  heütte  überblieben, 
za  schreiben.  Es  würde  za  lang  fallen,  aaff  alle  Ewere  liebe  brieffe 
za  antworten,  unterfange  also  nar  den  letzten,  vom  27  Febraari. 
Meine  gesandtheit  ist,  gott  seye  danck,  nun  gar  perfect;  daß  jagen 
ist  mir  über  die  maßen  woll  bekommen.  Es  ist  gewiß,  daß,  wen 
man  ein  wenig  kranck  geweßen,  lernt  man  kenen,  waß  gatt  oder 
Bchädtlich  za  der  gesandtheit  ist ;  also  wirdt  man  ein  halber  docktor 
mitt.  Ich  lachte  woll  hertzlich  gestern  abendts  in  der  commedie; 
den  der  comediant,  so  der  vatter  von  Lacinde  spilte,  wolte  aaff 
einmahl  raffen,  wie  er  den  thun  solle:  «Ah,  ma  fille  parle».  Ich 
weiß  aber  nicht,  waß  ihm  im  maal  kam,  schriebe  ahnstatt  parle: 
«A,  ma  fille  pette»;  daß  gab  ein  praff  gelächter.  Carl  Moritz  ja- 
mert  mich  recht  amb  waß  er  ahn  seinem  aug  aaßstehet;  den  es 
that  mir  nar  wehe,  zo  gedencken,  daß  man  etwaß  in  ein  aag 
schneyden  maß;  den  kein  gliedt  deß  menschen  ist  entpfindtlicher. 
Ich  fürchte,  er  drinckt  zaviel,  andt  daß  ist  den  aagen  sehr  schädt- 
lich.  Ich  habe  ma  tante  geschrieben,  wie  sehr  Carl  Moritz  sich 
der  gnaden  rümbt,  so  er  von  I.  L.  andt  dem  charfürsten  von 
Braansweig  entpfängt.  Ich  hoffe,  ma  tante  wirdts  machen  wie  ihre 
fraw  Schwester,  die  fraw  abtißin  von  Maubaisson,  welche  den  11 
April  in  ihr  80  jähr  tretten  wirdt  andt  sieht  die  kleinste  schriefften 
ohne  brill,  hatt  noch  ihre  zän,  zwar  verschließen,  aber  doch  noch 


219 

alle  im  mundt  nndt  geht  beßer,  alß  ich,  ist  immer  lustig  nndt  recht 
possirlich  so  auflF  den  schlag,  wie  I.  G.  unßer  herr  vatter,  der 
churfürst  s.,  war,  wen  I.  G.  s.  von  gutten  humor  wahren.  Die 
zwey  pfältzische  damen  von  Walbruu  haben  woll  ungleiche  heürah- 
ten  gethan.  Man  kan  hiraufif  sagen,  daß  der  hertzog  von  Saxsen 
undt  seine  geschwey  beyde  nicht  recht  gescheydt  sein  müßen,  sich 
so  zu  mißbeürahten.  Aber  deß  hertzogs  braut  glaube  ich  nicht, 
daß  sie  jemablen  wirdt  glückseelig  sein  können,  ihren  versprochen 
edelman  vor  den  hertzog  auß  ambition  zu  verlaßen.  Daß  man  den 
menschen  hatt  assassiniren  wollen,  ist  etwaß  abscheülicheis.  Zu 
meiner  zeit  war  man  nicht  so  boßhafft  in  Teütschlandt  undt  man 
mißheürahte  sich  auch  nicht  so  leicht;  kan  die  neuen  moden  im 
vatterlandt  gar  nicht  gutt  heißen,  noch  aprobiren.  Der  marschalck 
von  Homburg,  monsieur  von  Baer,  hatt  mir  gestern  ein  brieff  von 
Louisse  gebracht,  kan  ihn  aber  ohnmöglich  heütte  beantworten. 
Macht  ihr  meine  entschuldigung  uudt  ambrassirt  sie  von  meinet- 
wegen undt  seydt  beyde  versichert,  daß  ich  Euch  recht  lieb  habe! 

Elisabeth  Charlotte. 

126. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfordt 

Marly  den  15  Mertz  1701. 

Hertzliebe  Amellisse,  ob  es  zwar  noch  kein  8  tag  ist,  daß  ich 
Euch  einen  großen  briefif  geschrieben  habe,  so  kan  ich  doch  den 
ab6  de  Thesseut  nicht  weg  ziehen  laßen,  ohne  Euch  zu  schreiben. 
Ich  weiß  aber  nicht  viel  zu  sagen.  Daß  man  meint,  daß  der  könig 
in  Engelland t,  so  zu  St  Germain  ist,  zwey  attaquen  von  dem  schlag 
gehabt  undt  baldt  nach  Bourbon  wirdt,  daß  waßer  dort  zu  drinc- 
ken,  da  fragt  Ihr  wenig  nach;  daß  wir  heütte  den  hirsch  gejagt 
undt  nicht  gefangen,  da  ist  Euch  auch  wenig  ahn  gelegen,  undt 
sonsten  weiß  ich  nichts;  den  abe  de, Thesseut  wirdt  Euch  schon 
verzehlen,  wie  alles  hir  ist.  Man  spricht  von  nichts  alß  krieg  undt 
kriegsgeschrey  nun,  welches  gar  nichts  ahngenehmes  -ist.  Adieu, 
liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  versichere 
Euch,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte, 


220 


P.  S. 


Louisse  brieff  ist  größerer,  alß  der  Ewere,  weillen  ich  auflf  3 
von  ihren  brieffen  andtworte. 


127. 

A  mad.  Louise^  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfordt. 

Marly  den  15  Mertz  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  weillen  Fab^  de  Thesseut  nun  morgen  wider 
nach  Franckfort  wir  dt,  alß  habe  ich  ihn  nicht  weg  wollen  laßen, 
ohne  ahn  Euch  undt  Amelisse  zu  schreiben.  Ich  habe  ihm  Ewere 
interesse  sehr  ahnbefohlen  undt  wünsche,  daß  er  Euch  nützlich  sein 
möge.  Ich  habe  seyder  kurtzer  zeit  3  liebe  brieff  von  Euch  zu 
recht  erhalten,  einen  vom  20  Februar  durch  monsieur  von  Baar 
undt  zwey  durch  die  post,  einen  von  gleichem  datum  undt  den 
andern  vom  6  Mertz.  Es  ist  woll  war,  daß  die  mäner  viel  glück- 
licher, alß  die  weiber,  sein  undt  nicht  nöhtig  haben,  so  im  zwang 
zu  leben,  sondern  hinreißen  können,  wo  sie  wollen.  Aber  von 
Ewerem  alter,  liebe  Louisse,  könt  Ihr  nicht  reden,  ohne  mich  de- 
crepit  zu  machen;  den  ich  bin  über  9  jähr  alter  alß  Ihr,  auch 
kene  ich  hir  leütte  von  Ewerm  alter,  so  noch  gantz  vor  jung  pas- 
siren  wollen,  voller  bunde  bandl  sein,  haben  rodt  weiß  mouchen 
undt  allerhandt  schönne  Sachen  ahn  undt  pretendiren ,  sehr  char- 
mant zu  sein;  die  bleiben  warlich  nicht  hinter  den  offen;  also  secht 
Ihr  ja  woll,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  groß  unrecht  habt,  über  Ewer 
alter  zu  klagen.  Ich  habe  der  zeit  noch  nicht  gehabt ,  lang  mitt 
dem  marchalck  von  Homburg  zu  sprechen  können;  daß  wirdt  sich 
aber  noch  woll  finden.  Daß  ist  alles,  waß  ich  auff  dießen  brieff 
sagen  werde,  kome  jetzt  auff  selbigem  von  gleichem  datum.  Ich  bin 
nun,  gott  seye  danck,  all  lengsten  in  gar  volkommener  gesundtheit, 
dancke  Euch  sehr  vor  den  gutten  wünsch,  daß  es  bestandt  mög 
haben.  Ich  kan  ohnmöglich  evittiren,  nach  Paris  zu  gehen,  weil- 
len Monsieur  den  ort  so  sehr  liebt,  muß  also  nur  gedult  haben. 
Alle  die,  so  ihre  freyheit  zu  Paris  haben,  können  den  ort  woll 
lieben,  allein  ich  nicht;  den  ich  lebe  dort  gar  gezwungen  undt 
langweillig.     Mich   deucht,  Churpfaltz   hatt  einen   dollen   ahnstalt, 


221 

keine  schulden  zu   zahlen  undt  einen   so  gar    großen  hoffstatt  zu 
halten.    Es  hatt  mir  nicht  geschienen,   alß  wen   ab6  de  Thesseut 
einen  so  gar  großen  Widerwillen  hette,  nach  Franckfort  zu  reißen. 
Den  envoyes  von  Gotha  habe  ich  schon  2mahl  gesehen ,  aber  seine 
fraw  nicht.    Ich  weiß  nicht,   ob  er  sie  wirdt  nach  hoff  laßen;   den 
die  weiber  von  envoyes  werden  schlegt  bey  hoff  tractirt.    Wen  da- 
men  von  qualitet  herkommen,   können    sie   mitt  unß  eßen  undt  in 
kutzschen  fahren;  so  baldt  sie  aber  envoyes- weiber  sein,  so  könne 
sie  es  nicht  mehr  pretendiren;   daß  macht,   daß  gar  wenige  nach 
hoff  kommen.    Von   staadtssachen  höre  ich  nichts,  alß  waß  in  den 
gazetten  stehet,  undt  misch  mich  auch  in  nichts,  gehe  überall  mei- 
nen geraden  weg  fort.    Es  ist  kein  hermit,   so  einsamer  lebt,  alß 
ich,   wie   Euch   abe   Thesseut   wirdt  sagen  können.    Von   1  biß  8 
uhr  bin  ich  allezeit  muttersallein  in  meiner  cammer  undt  die  zeit 
wirdt  mir  gar  nicht  lang,   finde   alß   etwaß   zu  thun.    Nach  allem 
ahnsehen  nach  wirdt  es  nun  baldt  krieg  werden  undt  glaube  nicht, 
daß,  wen  diß  fewer   einmahl  wider  ahngebrent  sein,   daß  man  es 
wider  wirdt  leschen  können,  glaube  nicht,  daß  meiner  kindtskinder 
kinder  den  frieden  wider  sehen  werden.  Ich  komme  jetzt  auff  Ewer 
liebes  schreiben  von  6  Mertz  undt  werde  solches  gleich  mitt  einem 
filtz  beantwordten.    Daß  Ihr,   liebe  Louisse,  Euch  einbildet,    daß 
Ihr  mir  zu  offt  schreiben   könt,   daß   seindt  quinten;   den  weillen 
Ihr  ja  woll  wist,   daß  ich  Euch  lieb  habe,  also   müst  Ihr  ja  ge- 
dencken,  daß  ich  gern  von  Euch  höre  undt  brieff  von  Euch  habe 
Meint  Ihr  dan,  daß   dießer  hoff  hir   nichts,  alß  lust  undt  freüden 
ist?    0  weit  gefehlt,   liebe  Louisse!    Wer  alles   lust  hir  im  landt 
ohne  boßheit  undt  falschheit,   würde   ich  mein  leben  nicht  einsam 
zubringen,  wie  ich  thue;  aber  genung  von  dießem  trawerigen  text. 
Ich  weiß  all  lengst,  daß  man  sagt,   daß  der  von  Baar  der  freüllen 
von  Leiningen  mary  de  conscience  ist;  sie  haben  mir  bey  de  einmahl 
davon  gesprochen  undt  gesagt,   daß  Ihre  feinde  daß  geschrey  auß- 
breitten,  ambarassirten   mich  recht  mitt.    Es  ist   löblich  ahn  der 
landtgräffin,  so  charitabel  zu  sein.    Es  ist  lenger,  als  6  monat,  daß 
ich  den  kleinen  graffen  von  Leiningen  nicht  habe  zu  sehen  bekom- 
men.   Er  scheut  mich;  den  wen  er  es  zu  grob  macht,  filtz  ich  ihn 
braff  auß.    Die  graffen  von  Nassau  brauchen  keine  filz,  seindt  gar 
artig.     Dem  eisten  ist  ein  groß   Unglück  widerfahren;   sie  seindt 
mitt  der  kutzhen  umbgeworffen  worden  undt  dießer  eiste  graff  von 


222 

Nassau  halt  sich  den  arm  gebrochen  nndt  anßeinander  gefahlen, 
nndt  die  andere  handt  da  seindt  ihm  die  gebrochene  gläßer  von  der 
kutzh  nein  kommen,  leydt  sehr  ahn  einem  finger.  Die  historie  vom 
könig  in  Poln  ist  recht  possirlicb.  So  lang  Carl  Moritz  aug  nicht 
gantz  heill  sein  wirdt,  wirdt  mir  immer  bang  vor  ihm  sein,  daß  er 
daß  aug  verliehren  möge;  den  ein  aag  ist  eine  delicatte  sache.  Es 
wundert  mich,  daß  Ihr  meinen  briefif  noch  nicht  entpfangen  habt, 
so  ich  Euch  von  Paris  anß  geschrieben  habe.  Hirmitt  seindt  alle 
Ewere  briefife  exact  beantwortet  Ich  will  jetzt  ahn  Amelisse  schrei- 
ben nndt  sie  nndt  Euch  versichern,  liebe  Louisse,  daß  ich  Euch 
beyde  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

128. 

A  monsr  le  raugraff  za  Pfaltz  a  Hannover. 

St  aou  den  24  Mertz  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  weillen  meine  briefife  Euch  ahngenehm 
sein,  werde  ich  Euch  alß  fleißig  andtworten.  Bißher  ist  Ewer 
wünsch  erhöret;  den  ich  bin,  gott  sey  danck,  in  gar  volkommener 
gesandtheit.  Ich  glaube  nicht,  daß,  wofern  es  krieg  wirdt,  daß  es 
aufif  die  teütsche  freyheit  wirdt  ahngehen,  noch  deß wegen  krieg 
werden,  sondern  nur  wegen  daß  hauß  Östereich,  so  daß  königreich 
Spanien  pretendirt.  Wegen  deß  frantzöschen  datums  war  nicht 
nöhtig  umb  verzeyung  zu  bitten;  den  daß  ist  all  eins,  habe  nur 
drüber  lachen  müßen,  daß  unßere  Teütschen  die  sprach  so  gern 
mischen.  Ich  gestehe,  daß  ein  jeder  seinen  fehler  hatt,  aber  ein 
jeder  ist  obligirt,  sein  bests  zu  thun,  seine  fehler  zu  corigiren,  in- 
sonderheit wen  sie  der  gesundtheit  schaden  können.  Es  were  mir 
woU  leydt,  lieb  Carl  Moritz,  wen  Ihr  Ewer  leben  vor  mir  aufifopfifern 
soltet;  wolte  lieber,  daß  ich  Euch  helfifen  könte,  lang  undt  ver- 
gnügt zu  leben  undt  persuadiren,  daß  ich  Euch  undt  Ewere  Schwe- 
stern allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


223 


129. 

\ 

A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

Versaille  den  17  April  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz ,  gestern  morgen  habe  ich  Ewer  schreiben 
vom  8  dießes  monts  zu  recht  entpfangen.  Ich  hatte  all  lengst  hir 
vernohmen,  daß  ma  tante  zur  sacession  von  der  cron  Engellandt 
beruffen  ist,  andt  hatt  es  I.  L.  geschrieben,  bin  recht  fro  drüber. 
König  Wilhelm  ist  kräncklich  undt  die  princes  Anne  nicht  gesandt; 
sie  solle,  wie  man  sagt,  zu  viel  hitzige  wein  trincken,  hoffe  also, 
daß  I.  L.  unßere  churfürstin  nicht  lang  mehr  wartten  werden,  umb 
auff  dero  groß  herr  vatters  thron  zu  sitzen,  alwo  ihr  gott  der  all- 
mächtig glück  undt  seegen  verleyen  wolle!  Ich  hoffe,  ob  gott  will, 
daß  alle  preperatorien  zum  krieg  ambsonst  sein  mögen.  Deß  könig 
in  Preussen  eintzug  solle  gar  magnifiq  sein;  ich  hoffe,  daß  Breton 
mir  eine  relation  davon  schicken  wirdt.  Ewere  Schwestern  haben 
mir  gar  ein  ahngenehm  pressent  geschickt,  etliche  medaillen  von 
dem  könig  in  Preussen,  unter  andern  eine,  so  über  die  maßen  woU 
geprägt  ist.  Helfft  mir  ihnen  dancken!  Ich  habe  es  gestern  ent- 
pfangen. Ihr  sagt  mir  nichts  von  Ewerem  aug.  Ma  tante  schriebe 
mir  letztmahl,  daß  es  noch  nicht  gutt  mitt  ist,  welches  mir  sehr 
leydt;  wünsche,  das  es  beßer  werden  möge,  undt  versichere  Euch, 
lieb  Carl  Moritz,  daß  ich  Euch  undt  Ewere  Schwestern  sehr  lieb 
habe  undt  allezeit  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

130. 
A  mad.  Louise^  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  19  April  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  ein  par  tagen  habe  ich  in  deß  abe  de 
Thesut  paquet  daß  Ewerige  gefunden  mitt  den  schönnen  medaillen, 
wovor  ich  Euch  von  hertzen  dancke;  ist  ein  recht  ahngenehm 
pressent;  den  ich  habe  ein  requeüil  von  den  neuen  medaiUen, 
bettet  mir  also  nichts  ahngenehmers  schicken  können.    Daß  kleine 


224 

vom  könig  in  Preussen  ist  über  die  maßen  woU  geprächt,  die  anti- 
quen  seindt   nicht  schönner.   Der  arme  ab6  Thessut  jammert  mich, 
so  wenig  geselschafft  zu  Franckfort  zu  haben ;  den  eine,  conversation 
mitt  dolmetscher  kan  nicht  lang  bestandt  haben.    Ich  admirire  alle- 
zeit  die  leütte,  so  von  großer  conversation  sein;  den  ich  kan  nie 
nichts  rechts  zu  sagen  finden   in   der  conversation  undt  kan  auch 
nicht  spülen;    den   ich  liebe   daß   spiellen  gar  nicht  mehr.    Mich 
deucht,  im  lombre  wirdt  man  alß  gefiltzt  wegen  übel  spillen;   daß 
möchte  Euch  auch  woll  widerfahren  sein,  weillen  Ihr  es  so  vergeßen' 
hattet.    Wen   man  keine  -inclination   zum   spillen   hatt,   spilt  man 
allezeit  übel.    Ich   kan   nicht  begreiffeii,   wie   man  in  den  statten 
dawern  kan;   auff  dem   landt  findt  man  viel  eher   waß,   so  einem 
amussiren  kan,   es  seye  dan,   daß  man  gutte  geselschafft  im  hauß 
hatt,  da  man  frey  mitt  ist,  wie  Ihr  andern  mitt  der  fraw  von  De- 
genfeit.  Daß  kompt  mir  possirlich  vor,  daß  die  fraw  von  Wolmers- 
haussen  schon  eine  geheürahte  dochter  hatt.    Mein  gott,   wie  geht 
die  zeit  vorbeyl    Wie  nahe  ist  die  junge  Riedtin   der  Rieden  ver- 
wandt, da  mein  brnder  s.  so  viel  von  gehalten?  Man  hatt  mir  die 
historie  von  dem  keißerlichen  obersten,  so  graff  Evergenie  solle  ge- 
heyßen  haben,  auch  von  Strasburg  geschickt  etliche  tag  vorher,  ehe 
ich  Ewer  schreiben  endtpfangen;  aber  umb  die  warheit  zu  bekenen, 
so  habe  ichs  gantz  undt  gar  nicht   geglaubt.    In  den   getruckten 
zeittungen  habe  ichs  nicht  gesehen.    In  jener  weit  werden  wir  viel- 
leicht wißen,  waß  der  teüffel  thun  kan,   in   dießer  aber  verspürt 
man  nur  die  boßheit  von  boßen  menschen.    Ich  habe  gehört,  umb 
es  auff  gutt  teütsch  zu   sagen,    daß   die  churfürstin  zu  Pfaltz  sehr 
jalous  von  ihrem  herrn  sein  solle,  aber  damitt  rieht  man  wenig  auß. 
Monsieur  Jordan,    der  polnische  gesandte,   war  heütte  morgen  bey 
mir;   der  will  nicht  gestehen,    daß   seine  königin  solle  ohnmachtig 
geworden  sein,  alß  sie  die  zeittung  vom  verbrandem  schloß  vernoh- 
men.    Den  churprintz  hatt  man  gleich  in  den  gartten  getragen,  wie 
man  den  brandt  verspürt.    Waß  wunderlich  ist,  ist,  daß  es  oben 
ahm  tach  ahngangen  ist.     Ich  habe  noch  mehr  undt  unterschiedt- 
lich   brieffe  von  Euch,  liebe  Louisse,  undt   von  Amelisse   entpfan- 
gen ,   aber   phnmöglich   beaptwortten   können ;    den    ich  habe   eine 
kurtze  zeit  her  sehr  viel  gejagt.    Ambrassirt  Amelisse  von  meinet- 
wegen undt  sagt  Ihr,   daß,   so  baldt   es   mir   möglich  sein  wirdt, 
werde  ich  ihr  auch  schreiben  1    Diß  ist  heütte  schon  der  6te  brieff, 


225 

den  ich  schreibe,  habe  also  die  handt  waß  müde  undt  werde  yof 
dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  beyde  von  hertzen 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


131. 

A  mad.  Louisse^  raugraffin  zu  Pfaltz^  a  Franckfort 

Port  royal  den  15  May  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe  zwar  seyder  eine  kurtze  zeit  2 
liebe  brieff  von  Euch  entpfangen,  aber  ohnmöglich  eher,  alß  nun^ 
andtwortten  können.  Daß  erste  vom  23  April  habe  ich  durch  die 
post  entpfangen  undt  daß.  vom  28  hatt  mir  der  abb6  de  Thesseut 
vergangen  sontag  überlieffert.  Ich  werde  hiemitt  auff  beyde  zu- 
gleich andtwortten,  aber  in  großer  eyll;  den  in  ein  stundt  muß  ich 
au  palais  royal  fahren,  umb  ein  kindt  dort  mitt  meinem  söhn  zu 
halten,  ein  söhngen  von  einer  dame,  so  von  meinen  freüUen  ge- 
weßen;  zu  unßern  zeitten  hette  man  Jungfer  gesagt,  aber  alles  en- 
dert  sich  in  dießer  weit.  Aber  hirauß  segt  Ihr  woU,  daß  ich  nicht 
änderst  alß  in  großer  eyll  werde  schreiben  können.  Es  ist  war, 
daß  ich  seyder  kurtzer  zeit  gar  oft  gejagt  habe  mitt  dem  könig. 
Der  frühling  kompt  hir  auch  gar  spät  ahn  undt  alle  gar  alte  leütte 
sagen,  daß  sie  ihr  leben  so  kein  jähr  gesehen,  wie  dießes  ist,  da 
alles  so  gar  spät  grün  wirdt.  Zu  St  Clou  seindt  nur  die  maronier 
undt  Palisaden  grün,  die  große  buchen,  eychen  undt  birckenbaum 
seindt  es  noch  gar  nicht.  Ahn  die  Pfalte^darff  ich  nicht  gedencken, 
so  sehr  jammert  sie  mich.  Ich  weiß  nun  schon,  daß  die  Sachen, 
so  in  meinem  nahmen  zu  Franckfort  sein  tractirt  worden,  nach  Eom 
gewießen  sein.  Der  herr  Binder  hett  seinen  aydt  sparen  können; 
den  ich  glaube,  daß  er  nur  nach  seine  ordre  vom  keyßer  judicirt 
hatt,  auffs  wenigst  wie  man  mir  versichert;  den  ich  verstehe  die 
affairen  gar  nicht.  Zu  Ewerm  wünsch  hette  ich  von  hertzen  con- 
sentirt;  den  es  mir  aU  mein  leben  leydt  geweßen,  ein  weibsmensch 
zu  sein,  undt  churfürst  zu  sein,  wehre  mir,  die  Wahrheit  zu  sagen, 
beßer  ahngestanden,  alß  Madame  zu  sein;  aber  weillen  es  gottes 
willen  nicht  geweßen,  ist  es  ohnnöhtig,  dran  zu  gedencken.    Daß 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  1^^ 


226 

landt  hette  ich  nicht  geschunden,  wie  dießer  churfürst  thut,  nndt 
alle  religionen  woll  in  ruhen  gelaGen.    Ich  wolte  lieher  churfürst, 
alß  könig  in  Englandt,  sein.   Der  Engländer  humor  undt  ihr  parle- 
ment  stehet  mir  gar  nicht  ahn,  gönne  es  ma  tante  heßer,  alß  mir; 
die  wirdt  auch  heßer  mitt  ihnen  umbzugehen  wißen,  alß  ich  y^ürde 
gethan  haben.     Ich  finde   gar  kein   difficultet,   daß   Ihr  die  offre 
ahnnehmen  soltet,  so  ma  tante,  die  fraw  churfürstin.  Euch  thut.  Es 
ist  weniger  schandt  vor  Euch,  liebe  Louisse,  dieße  churfürstin,  so 
Euch  so  nahe  ist,  zu  dinnen,  alß  die  keyßerin   selber.    Gott  gehe 
nur,  daß  Ihr  es  lang  sein  möget  undt  unßere  liebe  churfürstin  noch 
mehr  alß  30  jähr  leben  möge  undt  Ihr  uudt  Amelisse  bey  ihr  sein 
bleiben!  Ich  werde  Euch  woll  vor  glücklich  schätzen,  bey  I.  L.  zu 
sein  können.    Die  churfürstin  von  Bayren  solle  gar  einen  wunder- 
lichen humor  haben;   wundert  mich  also  nicht,  daß  sie  sich  nicht 
hatt  sehen  laßen  im  vorbeyreißen.    Hiemitt  ist  Ewer  erstes  schrei- 
ben völlig' beantwortet,  ich  komme  auff  daß  zweyte.    Ich  verstehe 
die  Sachen,   so  man  in  meinem  nahmen  vor  Monsieur  macht,   eben 
so  wenig  undt  noch  weniger,  alß  Ihr,  liebe  Louisse!   Ihr  verstehet 
noch,  waß  Processen  sein,   ich   aber   gar   nicht,   mögte  aber  sehr 
wünschen,   daß  etwaß   dem  vatterlaudt   zum  besten  gesehen  könte. 
Es  ist  mir  leydt,  daß  meine  recomandation  Euch  nichts  hatt  nutzen 
können;  habt  doch  meinen  gutten  willen  gesehen.    Abbe  Thesseut 
hatt  schlime  opinion  von  Ewerer   sache.    Mein  bruder  s.   war   ein 
gutter  mensch,  bin  woll  versichert,  daß  man  ihm  Ewer  sach  übel 
muß  vorgebracht  haben,  wofern  Euch  tort  geschehen.   Ich  wolte  von 
hertzen,  daß  ich  Euch  dinnen  [könnte],  wolte  es  gern  thun.  Daß  macht 
mich  unerhört  alt,  der  fraw  von  Wollmershaußen  gtoße  enckel  zu  wi- 
ßen.  Wollmerhaußen  kan  auch  nicht  gar  jung  mehr  sein,  sölte  also 
woll  nicht  ahn  widerheürahten  gedencken ,  wen  gleich  seine  fraw  zu 
sterben  kommen  solte,  welches  mir  leydt  were;  den  ich  halte  noch 
allezeit  viel  auff  sie.  Wolte  gott,  der  hertzog  von  Zelle  hette  sein  leben 
so  keinen  ungleichen  heüraht  gethan,  so  alles  unglück  ins  hauß  Brauns- 
weig  geführt  hatt!  So  Sachen  glücken  nie.  Hette  mein  söhn  so  viel 
taußendt  thaller,  alß  ihm  sein  heüraht  gerewet,  so  were  er  steinreich. 
Gott  auffrichtig  zu  dinnen,  ist  überall  loblich.    Ich  glaube,  daß  ein 
jeder  sein  destin  hatt,  daß  er  nicht  übergehen  kan.  Ich  wolte  gerne 
noch  lenger  blandem,   allein  es  ist  lang,   daß  ich  nicht  ahn  Ame- 
lisse geschrieben ;  will  ihr  doch  auch  ein  par  wort  sagen,  muß  dero« 


227 

wegen  vor  dießmahl  schließen   undt  nichts   mehr  sagen,   alß  daß 
ich  Euch  von  hertzen  amhrassire  undt  sehr  lieh  habe. 

Elisaheth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  mögte  wißen,  ob  es  war  ist,  daß  mein  baß,  die  printzes 
von  Cassel,  deß  königs  in  Preussen  fraw  dochter,  todt  ist,  wie  man 
hir  sagt.    Last  michs  wißen  undt  wovon  sie  gestorben  1 

132. 

Port  royal  den  15  May  1701. 

Hertzliebe  Amelisse,  Ihr  werdet  gedencken,  daß  ich  mein  wordt 
wie  ein  anderer  schelm  gehalten  habe,  indem  ich  Euch  schon  lengst 
versprochen,  zu  schreiben,  undt  es  doch  nicht  gethan;  aber  ich  habe 
ohnmöglich  gekönt,   werde   h^titte  auff  zwey  [schreiben]  auff  ein- 
mahl andtwortten,    alß  nehmblich   auff   daß  vom  29  April,    so  ich 
vergangen  sontag   durch   abb6   de  Thessut   entpfangen,  undt   eines 
durch  die  post  vom  20  Aprill;  werde  bey  dem  frischten  ahnfangen. 
Ich   verzehle  Euch   nicht   alle   verhindernüßen,   so   mir   zugestoßen 
seindt,  daß  würde  Euch  nur  langweillig  fahlen  undt  viel  zeit  neh- 
men; den  heütte  muß  ich  auch  noch  in  großer  eyll  schreiben;  den 
wie  Ihr  auß  Louisse  brieff,  so  ich  ihr  schreibe,   sehen  werdet,  so 
muß  ich  heütte  noch  mitt  meinem  söhn   ein  kindt  auß  der  tauff 
heben,  undt  wir  werden  hernach  mitt  einander  ins  opera,  muß  also 
nur  in  großer  eyll   schreiben.    Ihr  habt   groß   recht,   zu  glauben, 
liebe  Amelisse,  daß  complimenten  gar  meine  sache  nicht  sein,  finde 
nichts  langweilligers.  Abb6  Thesseut  sagt,  daß  es  zu  Franckfort  gar 
langweillig   seye.     Vielle  hir  glauben   den  frieden,    ohnahngesehen 
alles  zum  krig  bereydt  wirdt.    Gott   gebe   es!   Mich  deucht,  man 
verstehet  die  sach  nicht   recht   in  Teütschlandt  undt  alle  haubter 
seindt  nicht  einig  genung,  umb  die  freyheit  recht  zu  mainteniren; 
aber  ich  glaube  nicht,  daß  man  sie  zu  stewern  begehrt;  den  mich 
deucht,    daß  man  ahn  allen   orten   den    frieden   wünscht  undt  hir 
mehr,  alß  nirgendts.    Daß  Louisse   mir    von   ma  tante,   die  fraw 
churfürstin,  propossition  geschrieben,   aprobire  ich  sehr.    Ihr  werdt 
in  ihrem  brieff  sehen,  waß  ich  drauff  andtworte.    Ich  muß  lachen, 
daß  Ihr  sagt,  daß  Ihr  Ettch  zu  keiner  hoffnärin  schicken  könt;  da- 


228 

Za  begehrt  Euch  auch  ma  tante  woU  nicht,  aber  man  könte  es  ma- 
chen, alß  wie  in  Franckreich,  da  man  survivancen  gibt,  undt  so 
können  beyde  eine  Charge  haben;  also  könte  Louisse  hoffmeisterin 
werden  undt  Ihr  die  survivance  haben  undt  ihre  stelle  allezeit  be- 
tretten, wen  sie  entweder  kranck  oder  abweßendt  ist.  Nie  kan  man 
schände  haben,  diejenigen  zu  bedinnen,  so  unß  so  nahe  sein  undt 
so  viel  meritten  haben,  wie  unßere  liebe  churfürstin  von  Braunsweig 
ist.  Ich  bin  verwundert,  wen  Ihr  mir  sagt,  daß  Ihr  jetzt  mager 
seydt;  den  wie  Ihr  ein  kindt  wahret,  da  wahret  Ihr  ja  recht  fett;  daß 
macht  mich  glauben,  daß  Ihr  es  noch  einmahl  werden  werdet.  Ich 
bin  erst  nach  41  jähr  fett  worden;  also  mögte  es  Euch  auch  noch 
woU  geschehen,  liebe  Amellisse!  Ich  apropire  sehr,  daß  Ihr  nach 
Hannover  geht;  bey  der  churfürstin  zu  sein,  kan  Euch  nie  änderst 
alß  repetirlich  sein.  Mich  deucht,  es  braucht  nicht  viel  gentillesse, 
bey  hoff  zu  sein;  man  ist  natürlicher  bey  hoff,  alß  in  den  provintzen 
undt  Stätten,  undt  wen  man  so  raissonabel  ist,  alß  Louisse  undt  Ihr, 
liebe  Amellisse,  seydt,  kan  man  sich  überal  durchbringen.  Ewer 
brieff  ist  gar  nicht  alber.  Ewer  vertrawen  touchirt  mich  recht, 
undt  umb  zu  reden,  [wie]  man  hir  sagt,  so  ist  es  recht  mein  foible; 
drumb  last  Eüchs  ja  nicht  gerewen!  Hirmitt  ist  Ewer  letzter  brieff 
exact  beantwortet.  Ich  komme  jetzt  auf  den  ersten  durch  ab^ 
Thessut  oder  bloß  auß  der  post,  ist  all  eins,  alle  brieffe  werde 
geöffnet,  so  in  Franckreich  kommen  undt  dort  weg  gehen.  Ich 
weiß  es  gar  woll,  frag  aber  nichts  darnach,  schreibe  doch  alles, 
waß  mir  im  kopff  kompt.  Der  krieg  kan  unßer  comerce  nicht  auff- 
heben.  Waß  geht  unß  der  krieg  [an]?  Weder  Ihr  noch  ich  seindt 
nicht  mitt  in  dem  geheimen  raht  undt  die  stadtsachen  gehen  unß 
nicht  ahn.  Wir  können  also  sans  consequence  sagen  alles,  waß 
wir  wollen.  Ich  habe  dem  eisten  graffen  von  Nassau  Weillburch 
heütte  ein  ohl  gebracht,  welches  mir  über  die  maßen  woll  bekom- 
men, wie  ich  den  arm  auß  einander  gefahlen  hatte;  es  sterckt  die 
nerven  undt  ädern  undt  senen;  ich  hoffe,  daß  es  ihn  baldt  wider 
seinen  arm  zu  recht  bringen  wirdt.  Es  ist  nicht  nöhtig,  zu  spre- 
chen vor  dieße  2  junge  graffen;  sie  können  zu  Paris  sein,  so  lang 
sie  wollen.  Dießer  eiste  graff  ist  in  volkommener  gesundt[heit]  undt 
wirdt  nicht  lahm  werden.  Sie  sagten  mir  vorgestern,  daß  sie  baldt 
weg  würden.  Lenor  ist  noch  nicht  hir,  wirdt  aber  nun  baldt  kom- 
men. Die  mißheüraht  verdrießen  mich  immer,  ist  nnßeru  Teütschen 


229 

recht  scbimpfflich;  den  sie  hatten  daß  über  andere  nationen,  ihre 
heüßer  pur  zu  behalten,  undt,  gott  verzeye  mirs,  ich  glaube,  ich 
vergebe  einer  damen  er  10  galants,  alß  einen  mißheüraht.  Hir- 
mitt  ist  Ewer  zweytes  schreiben  auch  völlig  beantwortet  undt  die 
zeit  kompt  heran,  daß  ich  weg  muß,  kan  derowegen  nichts  mehr 
sagen,  alß  daß  ich  Euch  ambrassire  undt  recht  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

133. 
A  mad.  LouissOi  raugraffin  zu  Pfaltz^  a  Franckfort. 

Versaille  den  15  Jolli  1701. 

Hertzliebe  Louisse  heütte  ist  es  erst  8  tag,  daß  mich  daß 
lieber  quittirt  hatt;  habe  nach  meinem  Unglück  noch  18  acces  vom 
üeber  bekommen,  hoffte  schir,  daß  mein  eilendes  leben  einmahl 
endigen  würde.  Es  ist  aber  gottes  wille  nicht  geweßen,  bin  ohne 
remedien  courirt.  Es  ist  mir  aber,  noch  eine  gar  große  mattigkeit 
geblieben  undt  Schwachheit  in  den  schencklen,  welches  mir  gar 
spanisch  vorkompt;  den  niemandts  ahm  hoff  ist,  so  beßer  gehen 
konte,  alß  ich;  aber  nun  wirdts  woU  mitt  auß  sein;  den  in  meinem 
alter  kompt  man  selten  wider  zu  kräfften.  Meine  letzte  kranckheit 
ist  schuldig,  daß  ich  Euch,  liebe  Louisse,  nicht  eher  auff  Euere 
schreiben  geantwortet  habe.  Wen  man  8  wochen  kranck  ist  undt 
28  acces  vom  fieber  gehabt  hatt,  ist  man  unerhört  schwach,  14  ac- 
cessen  von  Stagigen,  7  vom  continuirlichen  fieber  undt  7  alle 
tag.  Waß  ich  glaube,  daß  mir  noch  so  wehe  in  den  schencke- 
len  thut,  ist,  daß  der  abscheuliche  schrecken,  so  mir  Monsieur  s. 
so  schleuniger  todtesfall  verursachet,  in  den  schenckeln  gefallen, 
welche  mir  24  stundt  gezittert  haben,  alß  wen  man  im  stärcksten 
frost  vom  fieber  ligt.  Man  kont  auch  nichts  erschrecklichers  sehen; 
umb  9  abendts  geht  Monsieur  in  voller  gesundtheit  lustig  undt  la- 
cheudt  auß  meiner  cammer,  umb  halb  10  rufft  man  mir,  da  finde 
ich  I.  L.  s.  schon  ohne  sprach,  kandte  [mich]  doch  noch  undt  sagte 
etlich  wort  mitt  großer  mühe.  Die  gantze  nacht  biß  andern  morgen 
umb  6  bracht  ich  da  zu,  biß  gar  kein  hoffnung  mehr  wahr;  da 
wurde  ich  wie  ohnmächtig  undt  man  trug  mich  weg.    Ich  bin  Euch 


230 

sehr  verobligirt,  liebe  Louisse,   vor   allen   part,  so  Ihr   in  mein 
Unglück  genohmen,  welches  woll  abscheulich  ist,  undt  dancke  auch 
vor  alle  gutte  wünsche.    Ich   bitte  Euch,  last  doch  I.  M.  der  ver- 
witibten  königin  von  Denemarck  wißen,  daß  ich   sehr  touchirt  bin, 
daß  I.  M.  mir  die  gnade  gethan,  meiner  in  meinem  unglück  zu  ge- 
dencken!  sage  auch  demütigen  danck  davor  undt  wünsche  von  hert- 
zen,   daß  I.  M.  allezeit  vor  allem  unglück  undt  betrübtnuß  mögen 
befreyet  bleiben.   Die  königin  hatt  Euch  tractirt,  wie  Ihr  es  überall 
soltet  sein,   undt   es  ist  ridicul  von  der  churfürstin  zu  Pfaltz,   daß 
sie  es  nicht  thut.    Ich  glaube,  mein  großer  schrecken  hatt  mir  vor 
4  tagen  daß  fieber  auflFgehalten ;    den  nach  dem  ist  es  ärger  kom- 
men,  alß   vorhin.    Ich  glaube,  liebe  Louisse,   daß  Ihr   mich   woll 
lieb  genung  habt,  umb  mir  einen  großen  dinst  zu  erweißen,  welcher 
were,  Euch  unter  der  handt  zu  erkundigen,  wem  Moras  seine  des- 
charge  geben  von  waß  er  vor  mich  in  der  Pfaltz  entpfangen,  undt 
selbigem  menschen  zu  bitten.  Euch  eine  copie  davon  zu  geben,  undt 
mir  es  zu  schicken;  den  daß  wirdt  mir  sehr  nöhtig  sein  in  meinen 
affairen  mitt  meinem  söhn.    Der  könig  thut  mir  viel  gnaden  seyder 
meinem  unglück;  von  seinen  gnaden  werde  ich  hinfüro  bloß  leben 
müßen  undt   ist  Amelisse  woll   übel  bericht   geweßen,   daß  ich  so 
woll  versorgt  solle  sein;  weillen  aber  lamantiren  meine  sach  gantz 
undt  gar  nicht  ist,  so  will  ich  hirvon  schweygen,  nur  daß  sagen, 
daß  es  mir  deß  jahrs  ahn  80000  francken  fehlen  wirdt,   daß  mein 
hauß  nicht  haben  kan,  waß  nöhtig,  will  geschweygen  daß,  waß  zu 
meiner  lust  oder  vergnügen  überbleiben  solte.   Daher  secht  Ihr,  wie 
glücklich  ich  hinfüro  sein  werde,   aber  genung  hirmitt  von  dießen 
verdrießlichen    Sachen;    den  davon  zu    reden    macht    nur  trawerig 
undt  hilft  zu  nichts.    Adieu,   liebe  Louisse!   Ich  ambrassire  Euch 
von  hertzen  undt  werde  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 


134. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  15  Julli  1701. 

Hertzlieb  Amellisse,   ich   habe   Ewere   zwey   schreiben   vom  3 
Julli  undt  23  Juni   zugleich   entpfangen   vor   etlichen  tagen,   sage 


231 

Euch  großen  danck  vor   daß  mittleyden,   so  Ihr  mir  üher  meinem 
Unglück  bezeugt.  Ich  weiß  nicht,  ob  es  nicht  beßer  geweßen  wehre, 
daß  ich  undt  nicht  Monsieur  gestorben  wehre;   den  I.  L.  s.  betten 
glücklich  undt  vergnügt  noch  lang  leben  können,  ich  aber  werde 
deßgleichen  nicht  thun  können.  Monsieur  Obrecht  ist  übel  informirt, 
wen  er  sagt,  daß  ich  so  ein  groß  wittumb  habe;  den   die  warheit 
ist,   daß  ich  nur  von   deß   königs   gnaden  werde  zu  leben  haben. 
Ich  weiß  nicht,  wer  der  monsieur  de  Sperville  ist,  habe  den  nah- 
men mein  leben  [nicht]  gehört;  allein  er  hatt  keine  gutte  corespon- 
dentz  hir  im  landt  undt  wirdt  tlbel  bericht;  den  denselben  tag,  alß 
Monsieur  s.  starb,  setzt  ich  mich  in  kutzh  undt  fuhr  hieher  undt 
bin  nicht  seyderdem  auß  dießem  schloß  kommen,  habe  nie  gedacht, 
in  ein  closter  zu  gehen;   den   daß  closterleben  ist  gar  nicht  mein 
sach.    Wie  es  mitt  meiner  gesundtheit  stehet,  kont  Ihr,  liebe  Ame- 
lisse,  auß  Louisse  brieff  sehen,  der  ich  einen  volligen  bericht  davon 
ertheylle.    In  der  Pfaltz  werden  wir  einander  woll  nie  wider  sehen; 
den  meine  bißen  zu  schmahl  sein ,   umb  zu  reißen  können ;  zu  dem 
so  darff  ich  nicht  auß  dem  königreich.    Hiemitt  ist  £wer   erstes 
schreiben  völlig  beantwortet;  ich  komme  jetzt  auff  daß  zwoitte.    Es 
ist  war,  liebe  Amelisse,  daß  ich  unerhört  viel  schreiben  auff  mein 
Unglück  bekomme.    Ich  bin  fro,  daß  Euch   die  königin  in  Dene- 
marck  so  woll  entpfangen.    I.  M.  seindt   woll  glücklich,   bey   die 
ihrigen  einmahl  wider  zu  sein  können.  Die  königin  hatt  Euch  trac- 
tirt,  wie  es  sein  solte,  aber  die  churfürstin  zu  Pfaltz  ist  ridiculle, 
es  nicht  auch  so  zu  thun.    Ich   bin   gantz  verwundert,   daß   herr 
Obrecht  so  übel  von  meinen  affairen  instruirt  ist,  zu  glauben,  daß 
ich  ein  gntt  wittumb  habe.    Er  weiß  vielleicht  nicht,    wie  viel  zu 
meinem  hoffstadt  gehört,   oder  glaubt  vielleicht  den  holländischen 
gazetten,  so  schon  braff  hirauff  gelogen  haben,  undt  umb  die  rechte 
warheit  zu  bekenen,   so   versehe  ich  mich  in  dießem  leben  keines 
großen  glucks;  den  wer  von  puren  gnaden  lebt,  kan  kein  gar  groß 
glück  zu  hoffen  haben.    Wir  seindt  alle  der  verenderungen  zu  sehr 
unterworffen  in  dießer  weit,  umb  allezeit  auff  gnaden  zu  vertrawen 
können,   aber  bißher   habe  ich   mich   deß   königs  gnaden  sehr  zu 
rühmen  sowoll  vor  mich,  alß  meinen  söhn,  welchen  I.  M.  zu  einem 
großen  herrn  gemacht  haben.    Von  meinem  söhn  bin  ich  sehr  con- 
tent.   I.  L.  leben  gar  woll  mitt  mir;    er  ist  ein  gutter  buh  undt 
hatt  ein   gutt  gemühte.     Hirmitt  seindt  Ewere    beyde    schreiben 


232 

durchanß  beantwortet.  Es  ist  jetzt  eßenzeit,  muß  also  schließen. 
Adieu  den,  liebe  Amellisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt 
habe  Euch  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

135. 

Marly  den  29  JulU  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  abendts  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  21  zu  recht  entpfangen,  will  geschwindt  drauff  andtwor- 
ten;  den  schiebt  man  nur  einen  tag  auff,  so  kommen  hernach  tau- 
ßendt  Verhinderungen  dazwischen,  undt  habe  mir  fest  vorgenbhmen, 
fleißiger  zu  schreiben,  nun  ich,  gott  lob,  wider  vom  fieber  befreyet 
undt  gantz  gesundt  bin.  Es  war  einmahl  zeit,  wider  gesundt  zu 
werden  nach  28  accessen.  Ich  habe  meine  gewohnliche  stärcke 
undt  kräfften  noch  nicht,  allein  ich  werde  doch  taglich  beßer.  Ich 
habe  alllengst  auff  daß  schreiben  geantwordtet,  worinen  Ihr  mir  der 
königin  mutter  in  Denemarck  compliment  gemacht,  undt  gebetten, 
meine  demütigste  dancksagung  abzulegen;  wundert  mich,  daß  Ihr 
den  brieff  nicht  entpfangen  habt;  habe  so  baldt  geschrieben,  alß  es 
mir  nur  immer  möglich  geweßen;  den  ich  bin  nach  meinem  ungltlck 
noch  4  gantzer  wochen  kranck  geweßen,  sonsten  bette  ich  gleich 
geantwortet.  Den  ich  bin  recht  touchirt,  daß  I.  M.  die  königin 
meiner  so  gnädig  gedacht  haben,  undt  würde  mir  recht  leydt  [sein], 
wen  die  königin  meinen  konte,  daß  ich  nicht  alle  schuldigste  er- 
kandtnuß  davor  habe;  kan  nicht  begreiffen,  wo  meine  brieffe  müßen 
hinkommen;  den  ich  hatte  ahn  Euch,  liebe  Louisse,  undt  auch  ahn 
Amellisse  geschrieben,  ahn  jede  apart.  Es  ist  mir  recht  lieb,  daß 
die  königin  Euch  so  woU  tractirt  hatt  undt  der  churfürstin  zu 
Pfaltz  daß  exempel  geben,  wie  man  mitt  Euch  umbgehen  solle. 
Mein  gott,  wie  finde  ich  die  königin  in  Denemarck  so  glücklich,  die 
lieben  ihrige  noch  zu  haben  undt  bey  ihnen  zu  sein  können!  Ich 
hette  hoch  von  nöhten  in  meinem  betrübten  standt,  waß  zu  finden, 
so  mich  divertiren  konte;  außer  daß  spatziren  gehen  ist  mir  jetzt 
nichts  erlaubt.  Mein  gröster  trost  stehet  in  deß  königs  gnaden, 
welche  noch  continuiren.  I.  M.  seindt  mir  entgegen  kommen  undt 
haben  mich  mitt  sich  spatziren  geführt.  Ich  bin  erst  seyder  sontag 
hir,  .der  könig  aber  war  schon  seyder  mittwogen  hir.    Ich  habe 


233 

nicht  eher  her  gedorfft,,  weillen  leyder  vergangen  sambstag  Monsiear 
s.  begrabnuß  war,  welcher  tag,  ob  ich  zwar  nicht  dabey,  [mich] 
doch  hatt  hertzlich  weinen  machen,  wie  leicht  za  erachten  ist. 
Man  rafft  mich  alleweill,  weillen  viel  damen  mich  sprechen  wollen; 
muß  derowegen  schließen  andt  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich 
Euch  bitte,  Amelisse  von  meinetwegen  [zu]  ambrassiren  andt  per- 
suadirt  zu  sein,  daß  ich  Euch  beyde  allezeit  sehr  lieb  behalten 
werde. 

*     Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  bitte,  sagt  mir  doch,  wie  kompts,  daß  Carl  Moritz  mir 
nicht  daß  leydt  geklagt  hatt!  den  ich  habe  kein  schreiben  von  ihm 
bekommen.  . 

136. 

Marly  den  11  Augusti  1701. 

Hfrtzliebe  Louisse,  vor  etlichen  tagen  habe  ich  Eweren  lieben 
brieff  vom  28  Julli  zu  recht  entpfangen.  Meine  gesundtheit  ist  nun 
wider  gutt,  habe  nur  ein  wenig  husten,  so  mehr  eine  scharpffe  pi- 
tuitte,  alß  rechter  husten,  ist;  wolte  lieber  einen  rechten  husten 
haben,  wehre  er  zu  couriren;  jedoch  so  hoffe  ich,  daß  dieß  auch 
nicht  gar  lang  mehr  wehren  wirdt.  Meine  kräfften  seindt  wider- 
kommen, aber  mein  miltz  plagt  mich  noch  offt.  Ma  tante,  die  fraw 
churfürstin,  ist,  gott  sey  danck,  viel  gesunder  undt  stärcker,  alß 
ich  bin;  glaube  nicht,  daß  ich  in  ihrem  alter  kommen  werde.  Ich 
brauche  gantz  undt  gar  nichts  mehr.  Daß  englische  pulver  ist  mir 
sehr  woU  bekommen,  habe  es  offtermahlen  in  meinem  fieber  ge- 
braucht; kein  gerstenschleim  konte  ich  drincken,  daß  were  mir  ohn- 
möglich;  fasten  aber  kan  ich  braff.  Es  seindt  gar  viel  leütte  jetzt 
kranck.  Die  duchesse  de  Bourgogne  were  gestern  schir  gestorben 
undt  hatt  man  ihres  endts  erwahrt,  ist  aber  nun,  gott  lob,  außer 
gefahr.  Sie  hatt  ein  continuirlich  fieber  sehr  starck  mitt  redouble- 
menten  sey  der  vergangen  sontag.  Dinstags  abendts,  dinstags  alß 
vorgestern,  ließ  man  I.  L.  zum  ersten  mahl  von  ihrem  leben  zur 
ader;  gleich  drauff  kämme  I.  L.  wie  eine  schlaffsucht  ahn,  undt 
wen  man  sie  erweckte,   schlug  sie  umb   sich  undt  kente  [keinen] 


334 

menschen  mehr.  Daß  hatt  so  die  gantze  nacht  gewehrt,  daß  man 
nur  ihr  endt  erwahrt;  morgen dts  hatt  man  ihr2mahl  nach  einander 
Temetiqae  geben,  da  ist  sie  wider  zu  sich  selber  kommen  nndt 
hatt  unß  alle  wider  gekent.  Daß  r^onblement  ist  nicht  gekommen, 
ist  also  nan  außer  gefahr;  hatt  doch  noch  ein  wenig  daß  fieber. 
Ihr  herr,  der  duc  de  Bourgogne,  wolte  verzweyfflen,  wie  sie  so 
übel  war;  hatt  mich  woU  von  hertzen  gejammert,  habe  braff  mitt 
ihm  geweint;  den  daß  hatt  mich  meines  Unglücks  wider  gantz  er- 
inert. Ich  weiß  nicht,  wo  her  Obrecht  die  falsche  zeittung  von  mei- 
nem wittumb  auffgefischt  hatt.  Hatt  der  gntte  man  vielleicht  ge- 
fabelt, wie  er  es  geschrieben?  Den  er  ist  auch  todtkranck,  welches 
mir  sehr  leydt  ist.  Ich  habe  mir  nie  einbilden  können,  daß  ich 
eine  wittib  werden  solte;  den  Monsieur  s.  war  viel  starcker  undt 
gesunder,  alß  ich,  habe  also  nie  daß  gebett  gethan,  so  Ihr  thut 
undt  welches  mir  doch  hoch  nöhtig  geweßen  were;  bin  Euch  sehr 
verobligirt,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  vor  mich  betten  wolt,  halte  viel 
auff  ehrlicher  leütte  gebett.  Freuden  kan  ich  wenig  in  dießer  weit 
genießen^  würde  content  sein,  wen  nur  keine  neue  plagen  kommen 
selten.  Ich  bin  fro,  daß  I.  M.  die  königin  in  Denemarck  meine 
demütige  dancksagung  noch  vor  dero  ruckreiße  endtpfangen.  Mein 
gott,  wie  glücklich  finde  ich  dieße  königin,  ihren  herrn  bruder 
noch  zu  haben  undt  ihn  undt  seine  gantze  famille  zu  sehen  können ! 
Die  descharge  von  Moras  muß  woll  ein  art  von  inventary  sein. 
Ab6  Thesut  war  vielleicht  schon  nach  Rom  vereyst,  wie  Ewer 
schreiben  ahn  ihm  hir  ahnkommen,  hatt  also  nicht  andtwortten 
können.  Ihr  habt  woU  gethan,  keinen  expressen  weg  zu  schicken; 
den  daß  hette  Euch  Unkosten  gemacht  undt  die  sach  pressirt  eben 
nicht  so  gar  sehr.  So  offt  ich  bey  Monsieur  s.  lebzeitten  ein  in- 
ventarium  begehrt  von  waß  monsieur  de  Moras  mittgebracht,  hatt 
man  mirs  allezeit  abgeschlagen.  Ich  sehe  auch  nun  nur  gar  zu  woll, 
warumb  es  geschehen.  Ich  bin  fro,  zu  vernehmen,  daß  herr  Fer- 
dinant  von  Degenfeit  noch  in  gutter  gesundtheit  ist  undt  sich  mei- 
ner noch  erinert,  auch  mittleyden  mitt  mir  gehabt  hatt;  bitte,  Ihr 
wollet  ihm  doch  von  meinetwegen  sehr  dancken  vor  sein  christliches 
mittleyden.  Freylich  hette  ich  trewe  leütte  von  nöhten,  allein  bey 
mir  steht  es  nicht,  leütte  ahnzunehmen;  den  der  könig  hatt  mir 
auß  seinem  raht  einen  man  geben,  so  vor  mich  sorgen  soll.  Der 
frantzösche  gesante  wirdt  den  Beyer  in  der  Schweitz  nicht  examl- 


2S5 

niren,  der  könig  befehls  in  den,  undt  in  solchem  detail  kan  sich 
der  könig  nicht  einlaßen.  Baron  Bar  hatt  nie  nichts  sagen  wollen. 
Abbe  Thessat  hatt  sein  bests  dabey  gethan ,  aber  nie  nichts  anß 
ihm  kriegen  können;  daß  weist  woll,  daß  Churpfaltz  nicht  will,  daß 
er  sprechen  soll.  Der  abb6  hatt  Euch  vielleicht  nicht  auff  dießen 
text  geantwortet,  weillen  er  die  sach  schon  unverichter  sachen  pro- 
pirt  hatt.  Sonsten  schreibt  Ihr  gutt  genung  auff  frantzösch;  den 
ich  habe  von  Eweren  brieffen  gesehen.  Wie  man  Euch  gesagt,  daß 
die  orleanische  gelder  geliefert  wahren,  hatt  man  sie  blat  abge- 
schlagen; seyder  dem  man  aber  gesehen,  daß  der  könig  die  sach 
in  ernst  niembt  undt  exequiren  will,  hatt  mans  hergeben.  Ich  werde 
aber  nicht  reicher  davon  werden;  den  es  nur  helffen  wirdt,  just 
mein  hauß  undt  staadt  zu  erhalten,  aber  in  meinen  bänden  wirdt 
nichts  davon  kommen.  Hirmitt  habe  ich  gar  exact  auff  Ewer 
schreiben  geantwortet,  liebe  Louisse,  undt  weillen  wir  itzunder 
den  englischen  hoff  hir  erwartten,  werde  ich  Euch  vor  dißmahl 
nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

137. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  aFranckfort. 

Marly  den  18  Augusti  1701. 

Hertzlieb  Amelisse,  es  ist  10  tag,  daß  ich  [mich]  alle  tag 
daher  setze,  umb  Euch  zu  schreiben,  ist  mir  aber  allemahl  eine 
Verhinderung  dazwischen  kommen;  heütte  aber  hoffe  ich,  einmahl 
dazu  gelangen.  Der  gutte  herr  Obrecht  hatt  nun  weder  recht  noch 
unrecht;  den  er  ist  nun  todt,  wie  Ihr  schon  werdet  erfahren  haben. 
Waß  mich  ahnlangt,  so  verlaß  ich  mich  auff  den  lieben  gott  undt 
deß  königs  gnaden  undt  schlendere  so  meinen  weg  fort.  Ich  bin 
noch  zimblich  gesandt,  habe  aber  seyder  vergangenen  sontag  ein 
wenig  den  durcblauff,  welches  die  große  mode  zu  Marly  ist.  Vor 
alle  gutte  wünsche  dancke  ich  Euch  von  hertzen,  liebe  Amelisse! 
Ah,  monsieur  dlberville  da  habe  ich  woll  von  gehört  Ihr  hattet 
erst  Sperville  geschrieben  undt  den  nahmen  kente  ich  nicht.  Daß 
ordre,  so  er  tregt,  wirdt  nur  daß  von  St  Louis  sein,  womitt  mau 


286 

gar  nicht  geistlich  ist,  sondern  wirdt  denen  nar  gegeben,  so  dem 
könig  20  jähr  im  krieg  gedint  haben.  Iberville  mag  woll  von  den 
Parisser  stadtleütte  sein,  die  schnadern  so  lautt,  wie  Ihr  dießem 
beschreibt ;  wollen  alß  JFom  hoff  reden  nndt  wißen  nichts  darvon. 
So  närisch  bin  ich  nicht,  mich  in  ein  closter  zn  speren;  daß  ist 
mein  sach  gar  nicht.  Der  himmel  kan  über  mich  nichts  änderst 
vorsehen  haben,  alß  mein  leben  algemach  hir  hinzubringen  nndt 
hernach  zu  sterben.  Ich  kene  die  weit  zn  woll,  bin  anch  zu  alt, 
umb  große  deseins  za  haben;  nur  in  ruhen  mein  leben  hinzubringen 
ist  meine  eintzige  ambition;  also  wen  ich  nur  ruhig  bin,  wirdt  Ewer 
gutter  Wunsch  ahn  mir  erfühlt  sein;  den  alßden  werde  ich  vergnügt 
leben.  Die  Pfaltz  werde  ich  woll  mein  leben  nicht  mehr  zu  sehen 
bekommen,  noch  außer  Franckreich  reißen.  Hir  im  landt  fragen 
die  kinder  gar  wenig  nach  den  eitern.  Es  ist  etwaß  gar  rares, 
wen  man  einen  findt,  so  seine  mutter  lieb  hatt  undt  sie  nicht  ver- 
acht  nach  seines  vatters  todt;  mein  söhn  hatt  also  hirin  mehr 
meritten,  alß  man  woll  meint.  Es  ist  nun  zeit,  ahn  taffei  zu 
gehn;  nach  dem  eßen  werde  ich  dießen  brieff  außschreiben. 

Nun  komme  ich  von  der  taffei  undt  werde  folendts  auff  Ewer 
schreiben  andtwortten,  liebe  Amelisse!  Wir  wahren  zuvor  ahn  mei- 
nem söhn  geblieben.  Glaubt  mir,  daß  es  viel  ist,  daß  mein  söhn 
mich  lieb  hatt!  den  dazu  ist  er  wahrlich  gar  nicht  erzogen  worden; 
den  man  hatt  von  seiner  zarten  jugendt  ahn  mitt  fleiß  gearbeytet, 
ihn  von  mir  abzuziehen;  jedoch  so  hatt  sein  gutt  naturel  die  ober- 
handt  genehmen,  aber  hirvon  wer  noch  viel  zu  sagen,  derowegen 
beßer,  zu  schweygen.  Gott  gebe,  daß  die  keyßerliche  envoyes  alles 
nach  ma  tante  contentement  außmachen  mögen  wegen  deß  9ten 
churfürstenthum!  Ma  tante  hatt  mir  geschrieben,  daß  der  graff  Eck 
unßers  baron  Ecks  bruder  seye.  Mitt  dem  graff  Rabach  undt  sei- 
ner gemahlin  ist  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  sehr  woll  zufrie- 
den, sehe  also,  daß  sie  alle  gar  woll  mitt  einander  zufrieden  sein. 
Ich  bin  fro ,  daß  ma  tante  so  woll  außsicht ;  den  daß  macht  mich 
hoffen,  daß  I.  L.  noch  lang  leben  werden.  In  meinem  sin  finde  ich 
ma  tante  viel  glücklicher,  alß  wen  I.  L.  königin  weren;  den  die 
Engländer  haben  unbeständige  undt  doUe  köpff.  Ewer  Schwester 
war  nicht  übel  bericht;  den  man  lest  meine  gelder  erfolgen,  undt 
thun  woll ,  den  sonsten  wer  ihnen  der  könig  teüffelsdings  über  den 
halß  gefahlen.    Ich  habe  gestern  brieff  von  Rom  bekommen.    Meine 


237 

sach  ist  dort  ahngefangen,  dancke  Euch  sehr  vor  die  gntte  wün- 
sche, so  Ihr  dazu  thut;  hett  es  hoch  von  nöhten,  daß  es  woU  ab- 
laufen möge.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ambrassirt  Louisse  von  mei- 
netwegen undt  sagt  ihr,  daß  ich  alleweill  ihren  lieben  brieff  vom 
11  Augusti  entpfange!  kan  aber  ohnmöglich  heütte  andtworten,  son- 
dern nur  Euch  beyde  versichern,  daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb 
behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

138. 
A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

Yersaille  den  4  September  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  gestern  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
24  August  zu  recht  entpfangen.  Es  ist  gar  nicht  gegen  dem  re- 
spect,  zu  erweißen,  daß  man  sich  vor  die  interessirt  undt  part 
nimbt  in  waß  denen  begegnet,  so  unß  nahe  sein  undt  keine 
schandt  ahnthun.  Im  überigen  kan  ich  von  Ewerem  brieff  sagen, 
alß  wie  Sosie  in  der  commedie  vom  Amphitrion :  «Le  seigneur  Ju- 
pitter  sait  derer  la  piluUe».  *  Aber  Ihr  kendt  mich  nicht  genung, 
lieb  Carl  Moritz ,  umb  zu  wißen ,  ob  ich  großmühtig  bin  oder  nicht, 
habe  also  von  hertzen  über  Ewere  entschuldigung  lachen  müßen. 
Ahn  eine  sach  könt  Ihr  nicht  zweyfflen,  nehmblich  daß  ich  natur- 
lich bin  undt  frey  herauß  sage,  waß  ich  dencke,  wie  Ihr  auß  allen 
meinen  brieffen  werdet  ersehen  haben.  Vor  alle  gutte  wünsche,  so 
Ihr  mir  thut,  dancke  ich  Euch  sehr  undt  hoffe,  daß  Ihr,  wen 
Ewere  gutte  wünsche  werden  volzogen  werden,  auffs  wenigst  part 
ahn  meinem  glück  werdet  nehmen,  weillen  Ihr  es  doch  nicht  ahn 
meinem  unglück  habt  nehmen  wollen.  Adieu ,  lieb  Carl  Moritz ! 
Wir  werden  nicht  desto  weniger  gutte  freunde  bleiben. 

Elisabeth  Charlotte. 

139. 
A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Hannover. 

Fontainebleau  den  28  September  1701. 
Hertzlieb  Carl  Moritz,  in  der  nachricht,  so  man  Euch  von  dießem 

^  Molidre,  Amphitryon,  acte  Ili,  sc^oe  11. 


238 

hoff  geben,  muß  man  Euch  gesagt  haben,  daß  man  die  fiatterie 
liebet;  den  ich  kan  daß  frantzösche  Sprichwort  sagen:  «Yous  m'en 
donnes  et  tont  da  long  de  leaolne».  Darin  bestehet  zwar  eine 
große  politesse  ondt  were  sehr  apropo  ahn  alle  andere  meines- 
gleichen, die  Euch,  lieb  Carl  Moritz,  nicht  so  nahe  wehren,  alß 
ich  Euch  bin,  aber  mitt  mir  müst  Ihr  natürlicher  sprechen.  Ich 
bin  (hette  schir  leyder  gesagt)  von  denen  leütteu,  da  man  weder 
viel  guts,  noch  viel  bößes  von  sagen  kan,  nndt  der  mühe  nicht  wehrt, 
daß  man  viel  von  mir  spricht.  Ich  zweiffle  gar  nicht,  daß,  waß  Ihr 
mir  sagt,  nicht  gutt  gemeint  ist;  allein,  wie  schon  gesagt,  so  müst 
Ihr  naturlicher  undt  ungezwungener  mitt  mir  sprechen,  wie  Ewere 
Schwestern  thun  undt  Carllutz  s.  gethan  hatt;  den  wie  ich  Euch,  lieb 
Carl  Moritz,  gern  lieb  wolt  haben,  so  will  ich  Euch  auch  instrui- 
ren,  wie  Ihr  mitt  mir  leben  solt,  damitt  ich  Euch  lieb  behalten 
möge.  Meint  Ihr,  daß  ich  den  gautzen  Stadt  hir  regire,  daß  Ihr 
mich  umb  verzeyung  bitt,  daß  Ihr  mir  bagatellen  schreibt?  Daß 
hatt  mich  lachen  machen.  Bagatellen  kommen  mir  gar  woll  zu; 
schreibt  mir  nur  deren  undt  alles,  waß  Euch  im  kopff  komptl  Ich 
kene  der  ittallieuischen  commedianten  maniren  gar  woll,  allerhandt 
sprachen  so  durcheinander  zu  reden;  haben  mich  offt  mitt  lachen 
machen.  Es  ist  lang,  daß  ich  nicht  von  hertzen  gelacht  habe;  den 
wir  haben  lautter  trawerige  scenen  hir  gesehen  seyder  4  mont; 
hette  hoch  von  nöhten,  wider  waß  guts  undt  lustigs  zu  sehen. 
Adieu,  lieb  Carl  Moritz!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  lieb  habet 
Sonsten  würde  ich  Euch,  waß  ich  gedencke,  nicht  so  teütsch  her- 
auß  sagen;  aber  ich  bin  Euch  zu  nahe  verwandt,  umb  nicht  offen- 
hertzig  mitt  Euch  zu  reden. 

Elisabeth  Charlotte. 

140. 

Fontainebleau  den  12  October  1701. 

Hertzliebe  Amellisse,  wie  ich  vor  etlichen  tagen  ahnXouisse 
schriebe,  war  mein  ernstlicher  vorsatz.  Euch  gleich  andern  tags 
zu  schreiben,  habe  aber  ohnmöglich  dazu  gelangen  können;  bin 
allemahl  dran  verstöret  worden,  entweder  daß  mich  der  könig  mitt 
sich  auff  die  jagt  in  seiner  calesch  geführt,  oder  vissitten,  oder  meine 
affairen,  allezeit  ist  waß   dazwischen  kommen,  welches  mir  recht 


239 

leydt  geweßen.  Ich  habe  Ewere  wehrte  schreiben  hlr  vom  4  andt 
22  September  zu  recht  entpfangen.  Meine  gesondtheit  ist  nun,  gott 
lob,  sehr  volkommen,  undt  damitt  sie  so  bleiben  möge,  fahr  ich  so 
offt  anß,  alß  mir  möglich  ist,  nndt  es  ist  auch,  amb  sie  zu  erhal- 
ten, daß  mich  der  könig  anff  die  jagt  führt  etlich  mahl,  wen  mein 
miltz  zu  starck  rast.  Alles,  waß  hir  ist,  geht  alle  tag  anff  die 
jagt  andt  zweymahl  die  woch  in  die  commedie,  außer  ich,  wie  Ihr 
leicht  gedencken  könt.  Ich  mnß  gestehen,  anter  anß  gerett,  daß 
es  mir  nicht  eine  kleine  mortification  ist,  dießer  beyden  divertisse- 
menten  zn  entberen  müßen.  Zu  fuß  gehe  ich  gar  offt  spatziren 
andt  jedesmahl  eine  gntte  frantzösche  meill  durch  den  waldt  durch; 
daß  vertreibt  die  melancoley,  welche  sonsten  hart  nachsetzt,  inson- 
derheit wen  ich  von  affairen  reden  hören,  da  ich  mein  leben  vor 
dießem  nichts  von  gehört.  £s  were  mir  hoch  von  nöhten,  daßT  ich 
die  Sachen  so  woU  alß  Louisse  verstehen  könte.  Wen  ich  dan  von 
Sachen  höre,  so  ich  nicht  recht  begreiffen  kan  (den  im  50ten  jähr 
zu  lernen,  ist  waß  spat),  den  werde  ich  bludtsleünisch  undt  krit- 
lich  wie  eine  wandtlauß.  Apropo  von  wandtleüße,  sie  hetten  schir 
die  königin  in  Spanien,  die  junge,  in  den  spanische  gall^en  gefres- 
sen; man  hatt  sie  gantze  nachte  bewachen  müßen.  Sie  ist  vor  et- 
lich tagen  zu  Tonllon  ahnkommen,  wirdt  von  dar  zu  landt  nach 
Barcelonne.  I.  M.  können  nicht  lenger  auff  der  sehe  daweren,  wie 
sie  mir  geschrieben  haben.  Ich  mögte  nicht  in  dießer  königin  platz 
sein.  Königin  sein  ist  überall  beschwerlich,  aber  königin  in  Spa- 
nien ist  noch  ärger,  alß  alles.  Mich  deucht,  ma  tante,  die  fraw 
churfürstin,  würde  sich  beßer  dazu  schicken  können,  alß  ich.  Kö- 
nig Wilhelm  endert  offt  von  favoritten,  solle  jetz,  wie  man  sagt, 
wider  einen  neuen  ahn  Albermale  platz  haben.  Daß  die  königin, 
seine  gemahlin,  bey  ihren  lebenszeitten  keine  rivalle  bekommen,  ist 
nicht  zu  verwundern.  Die  von  könig  Wilhelms  inclination  sein, 
fragen  nach  keine  weiber  nichts.  In  dießer  sach  bin  ich  so  gelehrt 
hir  in  Franckreich  worden,  daß  ich  bücher  davon  schreiben  könte. 
Ibr  habt  mir,  liebe  Amelisse,  einen  rechten  gefallen  gethan,  mir 
alles  zu  schreiben,  waß  Ihr  in  der  meß  gesehen ;  daß  gibt  mir  ver- 
enderung  undt  vertreibt  die  melancolische  gedancken.  Mich  deucht, 
der  kleine  graff  von  unßers  graff  Hans  Lutz  söhngen  hatt  keinen 
dicken  buch;  der  muß  ihm  den  erst  auff  der  reiße  gekommen  sein, 
sehe  auch  nicht,  daß  es  hir  die  mode  ist,  wie  monsieur  Bar  gesagt 


240 

halt.  In  dießem  angenblick  bringt  man  mir  Eweren  lieben  brieff 
vom  6  dießes  monts,  woranff  icb  gleicfi  andwortten  werde.  Die 
kleine  princes,  pfaltzgraff  Carls  dochtergen,  wirdt  woll  jetzt  ihr 
mnttergutt  haben;  dnimb  maß  sie  ohne  zweyffel  so  viel  leütte  bey 
sich  haben.  Dießes  pfaltzgraffen  zweyter  heüraht  steht  mir  nicht 
ahn;  den  es  seindt  nur  princessinen  in  id^en  in  Poln,  in  der  that 
aber  nur  gutte  edelleütte;  finde  also,  daß  der  pfaltzgraff  sich  mes* 
allirt.  Ich  bin  alß  verwundert,  daß  man  bey  jetzigen  zeitten  keine 
rechte  kinder  mehr  sieht;  den  kinder  von  9  jähren  wißen  nun  zu 
reden  undt  zu  leben  wie  menschen  von  30  jähren.  Daß  war  artig 
undt  recht  conform,  wie  der  burgemeister  daß  kleine  printzesgen 
getracktirt  hatt;  bin  gewiß,  daß  I.  L.  es  ihm  ihr  leben  werden 
danck  wißen.  Ich  habe  hoch  von  nöhten,  daß  man  mir  ein  wenig 
disttaction  gibt,  wie  Ihr  thut,  liebe  Looissel  Den  ich  habe  seriensse 
Sachen  genong  im  kopff  undt  bins  so  satt,  wie  die  gutte  fraw  von 
Harling  alß  pflegt  zu  sagen,  alß  wen  ichs  mitt  löfflen  gefreßen 
bette.  Ich  maß  gestehen,  daß  mir  könig  Jacobs  todt  alle  trawerig- 
keit  wider  in  kopff  gebracht.  Die  königin  ist  in  einem  standt,  so 
einem  stein  erbarmen  mögte.  Der  gutte  könig  Jacob  ist  mitt  einer 
solchen  st£|,ndthafftigkeit  gestorben,  die  nicht  zu  beschreiben,  ganz 
ruhig,  alß  wie  einer  einschläfft.  Den  tag  vorher,  ehe  er  starb, 
rieff  er  lautt:  «Ich  verzeye  von  grundt  meiner  sehlen  meiner  toch- 
ter  alles,  waß  sie  mir  übels  gethan  hatt,  undt  bitte  gott,  daß  er 
ihr  es  auch  vergeben  möge ,  wie  imgleichen  dem  printzen  von  Ora- 
nien  undt  allen  meinen  feinden».  Der  fraw  von  Brun  todt  hatt 
mich  recht  gejammert.  Ich  mögte  gern  wißen,  wie  alt  sie  gewor- 
den ist.  Wie  ich  sehe,  so  bettet  Ihr  gern,  daß  Ewer  tauten  geist 
auff  Euch  ruhen  mögte,  wie  der  geist  deß  prophetten  Elias  auff 
den  prophetten  Eliss6e.  Ich  weiß  nicht,  ob  Ihr  Euch  noch  deß 
alten  Gapten  erinert,  so  meines  brudern  s.  Silberdinner  war,  wie  er 
noch  churprintz  war.  Der  sagte  immer  zu  den  pagen:  «Wiltu  nicht 
alt  werden,  so  laß  dich  jung  hencken!»  Daß  frantzösche  Sprich- 
wort aber  sagt:  «L'home  proposse  et  dieu  disposse».  Drumb  muß 
man  ihn  gewehren  laßen,  wie  Ihr  gar  recht  sagt,  liebe  Amelissel 
In  deßen  schütz  befehle  ich  Euch  auch  undt  verbleibe  gewiß  die 
person  von  der  weit,  so  Euch  undt  Louisse  ahm  liebsten  hatt. 

Elisabeth  Charlotte. 


241 

P.  S. 

Ich  muß  doch  noch  sagen,  daß,  wen  Carl  Moritz  mir  schreibt, 
macht  er  mir  alß  complimenten  a  perte  de  veüe.  Ich  habe  aber 
dagen  protestirt  undt  gebetten,  er  möcht  mich  damitt  verschonen 
ondt  nur  wie  Ihr  undt  Louisse  schreiben. 

Ul. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckford. 

Fontainebleau  den  13  October  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  ein  par  tagen  habe  ich  Ewer  schreiben 
von  1  dießes  monts  zu  recht  entpfangen,  undt  ist  mir  recht  von 
hertzen  leydt  geweßen,  darauß  zu  ersehen,  daß  die  gutte  fraw  von 
Brun  gestorben;  bitte,  wolt  doch  ahn  die  fraw  von  Weldten  undt 
die  von  Wollmershaußen  mein  leydt  hirüber  bezeugen  undt  ihnen 
mein  compliment  über  ihrer  Schwester  verlust  machen.  Die  gutte 
fraw  von  Brun  muß  alt  geweßen  sein;  den  so  lang,  alß  mir  ge- 
denckt,  habe  ich  sie  ein  "gestanden  mensch  gesehen.  Wo  ist  Amlis* 
hagen?  Von  dem  ort  habe  ich  mein  leben  nichts  gehört  Die  freül- 
len  Charlotte  bette  ich  woU  nicht  ahn  den  nahmen  von  fraw  von 
Welten  erkandt;  den  ich  wüste  nicht,  daß  sie  geheüraht  worden; 
glaube  nicht,  daß  sie  viel  kinder  bekommen.  Es  ist  nichts  betrüb- 
ters  in  der  weit,  alß  gutte  freunde  zu  verliehren.  König  Jacob 
wahre  nicht  zu  bejammern;  den  I.  M.  haben  mitt  freüden  dero  le- 
ben geendiget;  aber  wer  zu  beklagen  ist  undt  mich  recht  betrübt 
halt,  daß  war  die  gutte  königin.  Die  ist  in  einem  standt,  daß  es 
einen  stein  erbarmen  mögte,  kan  sich  deß  königs  todt  nicht  ge- 
trösten, ob  sie  zwar  ihr  leydt  gar  christlich  nimbt.  Vor  Ewere 
gutte  wünsche,  liebe  Louisse,  dancke  ich  Euch  von  hertzen.  Ich 
wüste  nicht,  daß  die  cron  Denemarck  hülff  in  Ittallien  schickt;  sie 
habens  dort  nicht  von  nöhten,  es  geht  nur  gar  zu  woU  vor  die 
keyßerlichen  dort.  Ich  weiß  der  königin  mutter  in  Denemarck 
recht  danck,  daß  sie  so  viel  von  Euch  helt.  Ich  glaube,  daß  I. M. 
nun  wider  bey  dem  könig,  ihren  herrn  söhn,  sein.  Ich  kan  mir 
leicht  einbilden,  wie  betrübt  der  abschidt  von  dießer  königin  undt 
ihrem  herrn  brudern  Liebten  geweßen.  Man  weiß  woll,  wen  man 
sich  quittirt,  aber  nicht,  wen  man  sich  wider  sieht.    Von  hir  kan 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  V^ 


242 

ich  Euch  gar  nichts  neues  sagen.    Ich  gehe   spatziren,   leße  undt 
schreibe  nndt  eilich  mahl   fi(lhrt   mich  der  könig  auf  die  jagt  in 
seiner  calesch.    Alle  tag  jagt  jemandes  hir;  sontags  jagt  mein  söhn 
nndt  auch   mittwogen,   montag  nndt  donnerstag  deß  könig  hnnde, 
dinstag  nndt  sambstag  jagt  monsienr  le  Dauphin  den  wolff,  freitag 
nndt  dinstag  jagt  der  monsienr  le   Comte  die  rehethier,  montags 
monsienr  le  dnc  du  Maine,  sein  herr  hruder,   den  hirsch  nndt  din- 
stag monsienr  le  duc  den  hirsch.    Man  sagt,  daß,  wen  man  alle 
esqnipagen  znsamen  führen  solte,   würde  man  900  hunde  auff  ein- 
mahl sehen,  wo  nicht  gar  tanßendt.    Daß  ist  alles,   waß  ich  von 
hir  sagen  kan.    Zweymahl  die  woche  ist  commedie,  aber  Ihr  könt 
woll  gedencken,   daß   ich  nicht   nein  gehe,   welches  mich  genung 
mortificirt;  den  ich  gestehe,  daß  die  commedien  noch  der  gröste 
spaß  ist,  so  ich  in  dießer  weit  habe,  nndt  die  eintzige  last,  so  mir 
nicht  verleydt  ist.   Es  fengt  ahn  seyder  2  tagen  zu  regnen;  fürchte 
sehr,  daß  es  gar  lang  wehren  wirdt  nndt  daß  die  schönne  zeit,  so 
so  lang  gewehrt,  nun  gantz  vorbey  sein  wirdt.  Adieu,  liebe  Louisse! 
Ich  ambrassire  Euch  von   hertzen   undt  versichere  Euch,   daß  ich 
Euch  allezeit  lieb  behalte. 

a 

.  Elisabeth  Charlotte. 

T.  S. 

Ich  weiß  nicht,  liebe  Louisse,  ob  Ihr  meinen  ersten  brieff  ent- 
pfaugen  habt,  so  ich  Euch  den  26  September  geschrieben  habe. 
Ich  habe  noch  keine  antwort  drauff  bekommen. 

142. 

A  monsr  le  raugra.ff  palatin  a  Hannover. 

Fontainebleati  den  29  October  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  wie  ich  ahnfangs  daß  historgen  laße,  so 
Ihr  mir  schreibt,  umb  zu  beweyßen,  wie  die  complimenten  zu  nichts 
deügen,  meinte  ich,  es  were  Ewere  eygene  historie,  wie  mir  I.  L. 
ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  vor  ein  par  mont  verzehlt,  daß  es 
Euch,  lieb  Carl  Moritz,  ergangen,  wie  Ihr  den  könig  von  Preussen 
habt  unterwegen  sehen  wollen  undt  mitt  einem  blawen  aug  wider 
nach  Hannover  kämmet,  weyllen  Ihr  die  stiege  herunder  gefahlen 


243 

wahret,  indem  Euch  ein  gutter  freündt  auf  die  stiege  ambrassiren 
wolte,  aber  zu  endt  sehe  ich  doch,  daß  es  dieße  historie  nicht  ist. 
Ich  bin  recht  content  von  Ewerm  jetzigen  brieff;  den  ich  habe 
gern,  daß  die,  so  mir  nahe  sein  ondt  ich  lieb  haben  will,  ohne 
fagon  nndt  lustig  ahn  mir  schreiben,  wie  es  ihnen  im  kopff  kompt. 
Diß  jähr  haben  wir  gar  keine  starcke  wetter  hir  im  lande  gehabt; 
vor  ein  par  jähren  aber  kämme  eines  undt  rassirte  ein  artig  mensch, 
daß  kein  balbirer  es  bette  so  schön  machen  können,  war  vielleicht 
ein  butzen  vor  deß  schwartzen  Cäsperles  hochzeit.  Ben  perucken- 
macher  kene  ich  woU,  so  wider  zu  Hannover  ist  ahnkommen;  er 
ist  fleißig  zu  mir  kommen,  wie  er  hir  war.  Wer  seine  eygen  haare 
tragen  kan,  den  desaprobire  ich  sehr,  daß  er  frantzösche  perucken 
tregt,  aber  wer  keine  haar  hatt,  thut  woll,  frantzösche  perucken 
zu  tragen;  den  man  macht  sie  gewiß  beßer  hir,  alß  ahn  andern 
örtern.  Wir  haben  jetzt  hir  eben  so  wenig  neues,  alß  Ihr  andern 
zu  Hannover.  Brumb  sage  ich  Euch  vor  dießmahl  nur  schließlich, 
daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte.  Wolte  gott,  wir  könten  gewiß 
sein,  daß  wir  nach  unßern  todt  lieben  oder  haßen  könten!  so  solte 
einem  daß  sterben  leichter  ahnkommen.  Dem  seye  aber,  wie  ihm 
wolle,  so  kan  ich  Euch  nur  versprechen,  so  lang  ich  lebe,  Euch 
lieb  zu  haben. 

Elisabeth  Charlotte. 

143. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  8  November  1701. 

Hertzliebe  Louise,  ich  bin  gantz  beschambt,  daß,  nachdem  ich 
Euch  so  sehr  versprochen,  .daß  ich  fleißig  schreiben  wolte,  doch 
abermahl  aüff  zwey  von  Ewern  lieben  brieffen  zu  andtworten  habe, 
alß  nehmblich  auff  das  vom  8  undt  vom  22  October;  fange  bey  dem 
ersten  ahn,  dancke  Euch  sehr  vor  waß  Ihr  mir  geschickt,  will  aber 
weitter  nichts  darauff  sagen;  den  dießer  text  ist  gar  zu  trawerig 
undt  betrübt,  umb  ohne  große  nohtwendigkeit  davon  zu  sprechen.  Vom 
könig  Jacob  werde  ich  auch  nicht  viel  mehr  sagen;  der  gutte  könig 
ist  seines  eilendes  quit  undt  hatt  sein  unglück  mitt  solcher  gedult 
außgestanden,  daß  ich  nicht  zweyffele,  daß  er  nun  im  himmel  ist. 
Die  Parisser  gehen  weitter  undt  bilden  sich  ein,  er  thue  miracle, 

16* 


244 

aber  so  weit  erstreckt  sich  mein  glaab  nicht.  Ich  habe  woll  gleich 
gedacht,  daß  die  erklärnng  deß  printzen  von  Wallis  vor  könig  den 
krieg  nach  sich  ziehen  würde;  allein  wen  war  ist,  waß  man  hir 
sagt,  mögte  die  sach  sich  noch  woll  endern,  nehmblich  daß  der 
arme  könig  Wilhelm  anch  anff  den  todt  liegen  solle.  Wen  die 
Engelländer  eine  nation  were  wie  andere  leütte,  so  were  zn  hoffen, 
daß  sie  fest  in  der  resolntion  vor  ma  tante  nndt  ihre  kinder  blei- 
ben würde,  allein  es  ist  eine  ontrewe  nndt  falsche  nation,  woranff 
man  nie  bawen  kan.  Ich  weiß  nicht,  ob  Ewere  gedancken  der 
fraw  von  Ratsamshaassen  ihre  sein;  wen  es  aber  die  sein,  kan  ich 
nur  dranff  antwortten,  daß  ich  zu  alt  bin,  umb  ahn  waß  änderst 
zu  gedenken,  alß  meine  tage  in  ruhen  zu  schließen.  Niemandts 
denckt  ahn  mich  undt  ich  kan  woll  einen  thewem  eydt  thun,  daß 
ich  eben  so  wenig  ahn  waß  gedencke,  außer  waß  ich  alleweill  ge- 
sagt habe;  bin  Euch  doch,  liebe  Louisse,  verobligirt,  mir  zu  wün- 
schen, waß  Ihr  meint,  daß  gutt  seye.  Ich  werde  mein  leben  nicht 
können  boß  werden,  daß  Ihr  g^legenheit  sucht,  mir  zu  schreiben, 
es  mag  auch  mitt  wem  sein,  alß  es  wolle.  In  Franckreich  ist  man 
nicht  so  scrupullos  auff  der  mansleütte  leben;  wen  sie  nur  nicht 
stehlen  noch  falsch  zeugnuß  geben,  alles  ander  lest  man  passiren 
undt  geht  nicht  desto  weniger  mitt  ihnen  umb,  ob  sie  gleich  mitt 
männer  oder  weiber  desbauchirt  sein.  Ich  habe,  ich  muß  gestehen, 
glat  vergeßen,  deß  graffen  von  Brockdorff  söhne  ahn  mein  dochter 
zu  recomandiren ,  bitte  Euch  deßwegen  umb  verzeyung,  werde  es 
aber  ohnfehlhar  morgen  thun.  Es  ist  noch  nichts  verlohren  dran; 
den  bißher  ist  mein  tochter  nicht  zu  Nancy,  sondern  zu  Bar  gewe- 
ßen,  erst  letztvergangen  sambstag  von  Bar  weg,  thut  aber  gar  kleine 
tagreißen  undt  wirdt  auch,  weillen  sie  so  grob  schwanger  undt  auch 
weill  ihr  herr  zu  StMiel  jagen  will,  sich  etlich  tag  dort  auffhalten. 
Mein  brieff  wirdt  also  eben  ahnkommen,  wen  sie  nach  Nancie  kom- 
men wirdt,  also  noch  zu  rechter  zeit.  Ihr  sprecht  mir  von  dem 
Wollmershaussen ,  alß  weti  ich  ihn  nicht  kente.  Ich  habe  ihn  offt 
gesehen,  aber  selten  nüchtern;  hirauß  werdet  Ihr  woll  sehen,  daß 
ich  ihn  kene.  Ich  bin  nun  woll  mitt  Carl  Moritz  zufrieden.  Er 
hatt  mir  einmahl  einen  natürlichen  undt  ungezwungenen  brieff  ge- 
schrieben. Es  ist  woll  ein  unglück  undt  schade,  daß  Carl  Moritz 
in  der  Gregu  bänden  gerahten  undt  hernach  in  der  heßlichen  acca- 
demie  zu  Wolffenbüttel.    Ich  habe  ahn  ma  tante  geschrieben,  daß 


245 

I.  L.  Carl  Moritz  verderben,  so  hertzlich  zu  lachen,  wen  er  voll 
ist;  den  daß  macht  ihm  glauben,  daß  es  artig  ist,  undt  alle  tag 
sauffen.  Sauffen  ist  ahngenehmer,  alß  kranck  sein,  wundert  mich 
also  gar  nicht,  daß  Carl  Moritz  daß  erste  erwehlt  hatt;  allein  zu 
seinem  eygen  besten  hette  er  daß  letzte  wehlen  sollen  undt  Ewern 
raht  folgen.  Hir  im  landt  haben  die  weiber  eben  so  große  fehler 
alß  die  mäner;  dan  eben  alle  laster,  so  die  mäner  haben,  folgen 
sie  mitt  weniger  scheu,  alß  die  mäner.  Hirmitt  ist  Ewer  erstes 
schreiben  völlig  beantwort;  ich  komme  auff  daß  zweyte.  Ich  mögte 
von  hertzen  wünschen,  daß  mein  mittleyden  freüllen  Charlotte  undt 
insonderheit  freüllen  Anna  Catherine  trösten  möge.  Die  gutte  fraw 
von  Brun  hatt  zu  Amlishagen  woll  eine  betrübte  vissitte  abge- 
legt. Ihr  sagt  aber  nicht,  wovon  sie  gestorben,  obs  vom  schlag 
oder  sonst  ein  accident  geweßen.  Es  ist  mehr  zu  verzeyen,  daß 
der  fraw  von  Wolmershaussen  dochter  einen  braffen  undt  reichen 
soldatten  genehmen,  alß  wens  ein  gelehrter  geweßen  were;  den  ein 
generalmajor  macht  doch  schon  eine  figur  in  der  weit,  kans  ihr 
also  eben  nicht  sehr  verdencken.  Durch  freüllen  Charlotte  sieht 
man  woll ,  daß  man  sein  verhengnuß  nicht  entgehen  kan ,  weillen 
sie  so  fest  resolvirt  war,  nicht  zu  heürahten,  undt  doch  dazu  ge- 
kommen ist;  aber  waß,  under  unß  gesagt,  mich  noch  mehr  wun- 
der nimbt,  ist,  daß  man  so  verliebt  hatt  von  ihr  sein  können.  Ihr 
leben  ist  wie  ein  kleiner  roman.  Ich  kan  aber  nicht  glauben,  daß 
sie  mitt  dem  alter  hübscher  geworden  ist.  Daß  rechte  mittel,  sich 
nicht  zu  heürahten,  ist,  keine  resolution  zu  faßen,  sich  nicht  zu 
heürahten;  den  fast  alle  Jungfern,  so  die  resolution  nehmen,  heü- 
rahten sich  endtlich.  Wir  haben  hir  die  schönste  tage  von  der 
weit;  ich  mache  es  mir  braff  zu  nutz,  spatzire  alle  tag  ein  par 
stundt  im  walt.  Die  menge  von  hirschen  ist  gar  groß  hir.  Ich 
liebe  die  hunde  so  sehr,  daß  keine  menge  hunde,  so  groß  sie  auch 
sein  mag,  mich  erschrecken  kan.  Ich  fürchte,  ich  werde  auch 
endtlich  vor  dicke  nicht  mehr  gehen  können.  Von  affairen  werde 
ich  vor  dießmahl  nicht  sprechen,  gestehe,  daß  mich  diß  alles  be- 
trübte gedancken  macht,  undt  die  habe  ich  nicht  nohfig  zu  suchen, 
kommen  mir  ohne  daß  genung.  Ich  hoffe,  unßern  Frantzoßen  wirdt 
daß  hertz  einmahl  wider  in  Ittallien  kommen;  den  sie  haben  zwey 
partheyen  gethan,  so  die  keyßerliche  geschlagen.  Es  ist  schwer  zu 
glauben,   daß  krancke  soldatten  sich  haben    schlagen  können;   da 


246 

gehört  woll  ein  zetteigen  zu,  wie  stein  Callenfels  alß  pflegt  zu 
sagen.  Ich  bin  woll  Ewerer  meinong  ondt  finde,  daß  der  krieg 
eine  heßliche  sach  ist.  Wen  man  meinen  raht  folgen  wolte,  würde 
man  imer  frieden  halten.  Hiemitt  seindt  Ewere  beyde  schreiben 
völlig  beantwortet.  Ich  bitt,  ambrassirt  Amelis  von  meinetwegen! 
Morgen  werde  ich  anff  ihr  schreiben  andtworten,  dießen  abendt 
aber  kan  ich  ohnmöglich  mehr  schreiben,  sondern  nur  noch  sagen, 
daß  ich  Each  allezeit  lieb  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Ich  kan  ohnmöglich  dießen  brieff  überleßen,  bitte,  die  fehler, 
60  sich  drin  finden  werden,  zu  entschuldigen. 

144. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  4  Novembris  1701. 

Hertzliebe  Amelise,  gestern  habe  ich  auff  Louisse  brieff  geant- 
wordet  undt  heütte  werde  ich  anff  die  Ewere  antwordten,  so  vom 
15  undt  28  October  sein.  Es  ist  war,  daß  ich  ein  zeithero  von 
gar  ernstlichen  undt  recht  langweilligen  sachen  mitt  Louise  habe 
sprechen  müßen,  welches  mir  leydt  genung.  Ich  habe  hoch  von 
nöhten,  daß  man  mich  lachen  macht;  den  diß  wirdt  sehr  rar  bey 
mir.  Ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von  Braunsweig,  hatt  mir,  es 
ist  noch  nicht  lang,  eine  von  den  pasquilles  geschickt  auff  den  it- 
tallienischen  krieg,  welche  mich  hatt  lachen  machen;  den  es  ist 
so  perfect  geschrieben,  wie  die  Frantzosen  alle  teütsch  reden,  daß 
maus  nicht  ohne  lachen  leßen  kan.  Den  jungen  vettern,  so  Ihr  in 
Ittallien  alß  volontaire  habt,  ist  er  des  obersten  Degenfelts  söhn, 
oder  deß  baron  Hanibals?  Den  ich  glaube,  daß  dießer  auch  geheü- 
raht  worden.  Kompt  herr  Ferdinand  den  gar  nicht  mehr  iuTeütsch- 
landt?  Er  muß  doch  auch  jetzt  nicht  gar  jung  mehr  sein.  Ich  bitt, 
wen  Ihr  ihm  schreibt,  so  grüst  ihn  doch  von  meinetwegen  undt 
klagt  ihm  auch  daß  leydt  wegen  seiner  Schwester,  die  fraw  von 
Brun,  welche  mich  warlich  recht  gejammert  hatt!  Ich  fürchte,  zu 
kunfftig  jähr   werdet  Ihr  den  krieg  näher  haben,  alß  in  Ittallien. 


247 

Wer  in  dießem  landt  nicht  spilt,  muß  all  sein  leben  die  parthey 
nehmen,  nicht  hinter  dem  offen  zu  sitzen  (den  es  seindt  keine  offen 
hir  im  landt),  aber  woll  camin;  dahinter  sitzt  man,  gantz  einsam 
undt  allein,  undt  wer  es  noch  waß,  wen  man  artige  rätzelger  hören 
könte.  Bißher  haben  wir  hir  daß  schönste  wetter  von  der  weit 
gehabt;  ich  habe  es  mir  auch  braff  zu  nutz  gemacht,  bin  alle  tag 
im  walt  spatziren  gangen.  Weillen  ich  nicht  weiß,  waß  man  alß 
im  herbst  thut,  noch  wie  man  sich  dort  divertirt,  so  kan  ich  nicht 
sagen,  ob  es  mir  gefallen  könte  oder  nicht.  Viel  trauben  eßen 
gereütt  man  etlich  mahl,  wen  man  einen  braffen  tribsdrill  bekompt, 
welches  schir  allemahl  geschieht,  wen  man  zu  viel  trauben  frist. 
Biß  jähr  ist  dieße  kranckheit  sehr  gefährlich  undt  wirdt  leicht  eine 
rotte  rühr  drauß;  es  seindt  unerhört  viel  leütte  ahn  der  rühr  diß 
jähr  hir  in  Franckreich  gestorben.  Hiemitt  ist  Ewer  erstes  schrei- 
ben, liebe  Amelisse,  vollich  beantwortet;  ich  komme  jetzt  auff  daß 
zweyte  vom  28  October.  Ich  bin  Euch  sehr  verobligirt,  liebe  Amel- 
lisse.  Euch  so  sehr  über  meine,  gott  seye  danck,  perfecte  gesundt- 
heit  zu  erfrewen.  Der  könig  continuirt,  mir  große  gnadt  zu  er- 
weißen. Den  gutten  wünsch,  so  Ihr  thut,  daß  gott  deß  königs 
hertz  regiren  möge,  damitt  ich  noch  ferner*  vergnügt  leben  möge, 
meritirt  noch  eine  absonderliche  dancksagung.  Wen  man  so  alt  ist, 
alß  ich  bin,  vergeht  alle  lust  von  sich  selber;  den  man  wirdt  alles 
müht,  aber  gridtlich  zu  sein,  kan  man  sich  woll  endtwehren.  Es 
ist  woll  gewiß,  daß  große  trawerigkeit  sterben  macht;  hirin  hatt 
der  könig  Salomon  groß  recht.  Meint  Ihr,  liebe  Amelisse,  daß  ich 
die  bibel  nicht  mehr  leße,  weillen  ich  hir  bin?  Ich  leße  alle  morgen 
3  capittel.  Ihr  müst  nicht  meinen,  daß  die  frantzösche  catholischen 
so  alber  sein  wie  die  teütschen  catholischen;  es  ist  gantz  eine  an- 
dere sach  mitt,  schir  alß  wens  eine  andere  religion  were.  Es  lest 
hir  die  heylige  schriefft,  wer  will;  man  ist  auch  nicht  obligirt,  ahn 
bagatellen  undt  abgeschmackte  miracle  zu  glauben.  Man  helt  hir 
den  papst  nicht  vor  unfehlbar;  wie  er  monsieur  de  Lavardin  zu 
Rom  excomunicirte ,  hatt  man  hir  nur  drüber  gelacht.  Man  bett 
ihn  nicht  ahn,  man  helt  nichts  auff  wallfahrten  undt  hundert  der- 
gleichen, worinen  man  im  landt  gantz  different  von  den  teütschen 
catholischen  ist,  wie  auch  von  den  Spaniern  undt  Ittallienern.  Ich 
komme  aber  wider  auff  waß  Ihr  von  der  melancoley  siigt.  Es  ist 
nur  gar  zu  war,  daß  die  trawerigkeit  zu  nichts  nutz  ist;  allein  es 


248 

stehet  nicht  allezeit  hey  anß,  lustig  oder  trawerig  m  sein,  andt  es 
ist  schwer,  lastig  zu  sein,  wen  man  sein  leben  einsam  zubringen 
muß,  nichts  hatt,  so  einem  eygendtlich  erfrewen  kan,  undt  in  der 
that  manche  trawerige  Sachen  auf  dem  hals  hatt.  Die  last  runtzelt 
eben  so  sehr,  alß  der  chagrin,  undt  wen  man  offt  in  die  son  undt  in 
den  windt  geht,  runtzelt  man  ohnfehlbar;  daß  lachen  runtzelt  eben 
so  sehr,  alß  daß  weinen.  Ich  finde  die  glücklich,  so  affairen  ver- 
stehen können;  mir  seindts  lautter  spanische  dörffer.  Die  menage 
begreif  ich  auch  gar  übel,  komme  spät  dazu,  etwaß  zu  lernen, 
doch  werde  ich  es  so  gutt  machen,  alß  ich  kan.  Ewer  hauß  wirdt 
eher  in  richtigkeit  gebracht  werden,  alß  daß  meine;  den  Ihr  gar 
gewiß  weniger  leütte  zu  versorgen  habt,  alß  ich;  aber  genung  hir- 
nütt  von  dießen  verdrießlichen  Sachen;  den  alle  affairen,  wie  sie 
auch  sein  mögen,  kommen  mir  verdrießlich  undt  langweillig  vor. 
Ich  versichere  Euch,  liebe  Amelisse,  daß  ich  gantz  undt  gar  keine 
ambition  habe  undt  nichts  weniger  wünschte,  alß  königin  zu  sein. 
Je  höher  man  ist,  je  gezwungener  muß  man  leben,  undt  wehre  die 
stelle  von  Madame  eine  Charge,  so  man  verkauffen  könte,  hette  ich 
es  lengst  gar  wollfeill  weg  geben,  will  geschweygen  den,  daß  ich 
eine  königin  zu  sein  -wünschen  solte.  Die  princes  von  Savoye 
kompt  nicht  unschuldig  zum  königreich;  sie  ist  ja  von  dem  rechten 
Stoff,  da  man  die  königinen  von  macht,  undt  von  vatter-  undt 
mutterseytten  nichts  ahn  ihr  zu  tadlen.  Sie  ist  Monsieur  s.  enckel, 
aber  die  meine  nicht,  wie  Ihr  woU  wist;  aber  daß  gutte  kindt 
schreibt  mir  mitt  solcher  amiti^,  alß  wen  sie  in  der  that  mein 
enckel  were.  Daß  kompt,  weillen  ihr  fraw  mutter  kaum  zwey  jähr 
alt  war,  wie  ich  in  Franckreich  kämme,  wüste  also  nichts  von  ihre 
eygene  ft-aw  mutter,  hatt  mich  also  so  lieb  bekomme,  alß  wen  sie 
mein  leiblich  kindt  wehre.  Ich  habe  die  gutte  hertzogin  auch  von 
hertzen  lieb  undt  mache  keinen  großen  unter schiedt  unter  meinen  kin- 
dern  undt  I.  L.  Die  hatt  ihrer  fraw  dochter,  der  königin,  dießes  ein- 
gepregt,  daß  sie  mich  lieb  haben  solle«  Die  wir  hir  haben,  ist  zu 
jung  von  ihrer  fraw  mutter  kommen,  hatt  also  ihre  sentiementen 
nicht.  Die  junge  königin  thut  ihr  reiße  zu  landt.  Der  könig  in 
Spanien  undt  seine  gemahlin  seindt  freylich  junge  eheleütte,  sie 
machen  nur  31  jähr  zusamen;  den  der  könig  wirdt  dießen  December 
18  jähr  alt  werden  undt  die  königin  ist  13  jähr  alt  seyder  dem 
September.  Daß  zwey  bruderzwey  Schwestern  nehmen,  ist  nirgendts 


249 

verbotten,  aber  woU,  daß  man  zwey  bruder  oder  zwey  Schwestern 
nach  einander  nimbt.  Engellandt  ist  gar  nicht  ihr  weg,  weder  znwaßer 
noch  zu  landt,  geweßen.  Man  sagt  hir,  könig  Wilhelm  bette  die 
waßersucht  nndt  seye  todtkranck;  ich  werde  es  aber  nicht  glauben, 
biß  ichs  anderwerts  her  erfahre.  Es  were  schadt,  daß  so  ein  ver- 
standiger könig  so  wenig  leben  solte.  Waß  man  ihm  aber  be- 
schuldiget, ist  nur  gar  zu  war.  Alle  junge  Engelländer,  so  mitt 
mylord  Portlandt  ambassade  herkammen,  alß  sie  sahen,  daß  es  zu 
Paris  eben  zugeht  wie  bey  ihrem  hoff,  haben  sie  keine  scheu  gehabt, 
alles  gantz  natürlich  zu  verzehlen,  wie  es  hergeht.  Solle  von  dem 
Albemarle  verliebt  gewest  sein  wie  von  einer  damen  undt  ihm  die 
händt  vor  alle  menschen  geküst  haben.  Daß  große  zeichen  noch, 
daß  dießer  könig  verliebt  von  jungen  mänern  ist,  ist,  daß  er  nichts 
nach  weiber  firagt;  den  glaubt  mir,  liebe  Amelisse !  die  mäner  seindt 
so,  sie  müßen  eines  oder  daß  andere  lieben.  König  Carl  s.  hatt 
allein  die  weiber  geliebt.  Es  seindt  aber  noch  vielle,  die  bey  de 
lieben;  deren  findt  man  hir  gar  viel  undt  mehr,  alß  von  denen,  so 
nur  von  eine  inclination  sein.  König  Carl  ist  nicht  verliebt  von 
madame  Mazariu  geweßen,  sondern  von  madame  de  Portsmuth  undt 
von  einer  commediantin.  Die  mäner  glauben,  die  weiber  können 
nicht  sein,  ohne  waß  zu  lieben,  weillen  sie  selber  so  sein;  drumb 
muß  man  ihnen  dieße  fragen  zu  gutt  halten.  Ich  glaube,  daß  lieben 
oder  nicht  lieben  nicht  allerdings  bey  unß  stehet,  aber  die  haben 
gott  zu  dancken,  denen  er  hirinen  einen  ruhigen  sinn  gibt  undt  vor 
solch  Unglück  bewahrt,  so  taußendt  andere  unglfick  nach  sich  zieht. 
Drumb  muß  man  mittleyden  mitt  denen  haben,  welche  gott  in  solch 
Unglück  fallen  lest,  nndt  ihn  fleißig  bitten,  unß  davor  gnädig  zu  be- 
wahren. Ewer  art  von  schreiben,  liebe  Amelisse,  gefehlt  mir  recht 
woll  undt  bin  gar  content  darvon.  Carl  Moritz  machts  nun  auch 
beßer,  alß  er  ahnfangs  gethan,  bin  woll  mitt  seinem  letztem  brieff 
zufrieden  geweßen.  Complimenten  seindt  gutt  vor  leütte,  so  man 
nicht  kenen  will  undt  welchen  man  nicht  lieb  haben  will  undt  also 
nichts  änderst  zu  sagen  hatt;  die  speist  man  mitt  einem  compliment 
ab,  aber  die  man  lieb  hatt,  denen  sagt  man,  waß  man  denckt,  wie 
wir  jetzt  thun.  Ma  tante  hatt  mir  von  Carl  Moritz  reverentzen  ge- 
schrieben. Glaubt  nicht,  liebe  Amelisse,  daß  Ihr  mir  nie  zu  frey 
schreiben  könt !  Wir  seindt  einander  ja  zu  nahe ,  umb  die  fagon  zu 
machen.    Wir  haben  gar  nichts  neues  hir,  werden  in  10  tagen  wi-* 


250 

der  nach  Yersaille,  sage  Euch  also  adiem  von  Fontainehlean.  Ich 
maß  heütte  noch  ahn  mein  dochter  nndt  sonsten  ahn  jemandes  von 
meinem  leütten  nach  Paris  schreiben,  kan  Euch  dero wegen  nichts 
mehr  sage,  alß  daß  ich  Eflch  nndt  Ewere  geschwister  von  hertzen 
lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

145. 
A  monsr  le  raugraff  zu  Pfaltz  a  Hemhaussen. 

Fontaineblean  den  5  November  1701. 

Hertzlieb  Carl  Moritz,  Ihr  mflst  Euere  briefife  8  tag  vor  ma 
tante  ihre  schreiben ;  den  I.  L.  der  fraw  chorfflrstin  ihre  seindt  vom 
28  October  ondt  der  Ewerige  ist  vom  21.  Ich  hatte  schon  von 
I.  L.  ma  tante  vernohmen,  wie  Ihr  einen  pfarer  geärgert  habt  mitt 
der  vergleichnng  der  religionen  mitt  Ewern  banden.  Mich  hatt  es 
gar  nicht  geärgert;  den  weiUen  mau  onßem  herm  Christas  woll 
hatt  dem  lewen  aaß  Jada  vergleichen  können,  so  solle  sich  die 
christlichen  kirchen  ondt  religionen  nicht  verdrießen  laßen,  hübschen 
hündtger  verglichen  za  werden;  ein  handt  ist  woll  so  gutt  alß  ein 
lewe,  bin  also  in  Ewer  dispat  vor  Euch.  Wir  haben  hir  auch 
nichts  neues,  versichere  Euch  also  nar,  daß  ich  Euch  recht  lieb 
habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

146. 

Fontaineblean  den  13  Novembris  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  dancke  Eflch  sehr  vor  daß  abcopirte 
testament,  so  Ihr  mir  sambt  herr  Ferdinants  von  Degenfeit  brieff 
geschickt.  So  baldt  ich  zu  Versaillen  werden,  werde  ich  sie  gegen 
die  andere  confrintiren  laßen,  wie  auch  mitt  dem,  so  Bourgois  hatt. 
So  viel  ich  ingnorent  von  der  sagen  judiciren  kan,  so  wirdt  alles 
woll  auff  die  lange  banck  kommen,  wie  man  im  Sprichwort  sagt. 
Alles  ist  recht  verdrießlich  hirinen,  aber  dazu  bin  ich,  so  zu  sagen, 
gebohren,  mehr  von  verdrießlichen,  alß  ahngenehmen  sachen  zu  hö- 
ren.   Vor  dießem  ondt  zu  Monsieur  lebzeitten  fragte  ich  lüchts 


251 

nach  dießen  affairen  auß  (in  meinem  sin)  sehr  raisönablen  nrsachen, 
erstlich  weillen  ich  kein  heller  noch  pfening  davon  zn  sehen  be- 
kämme,  undt  zum  andern  weillen  Monsienr  absolute  nicht  haben 
wolle,  daß  ich  mich  drin  mischen  solte.  Jetzt  aber  hatt  es  eine 
andere  beschaffenheit;  ich  maß  es  haben,  omb  mein  leben  nndt 
standt  zu  erhalten  können;  daß  macht  aufsehen.  Es  were  mir  sehr 
nohtig,  liebe  Louisse,  daß  ich  Ewern  verstandt  in  affairen  hette; 
ich  glaube  aber,  ich  fange  zu  spat  ahn,  umb  gelehrt  drinnen  zu 
werden;  den  im  50  jähr  ist  man  zu  alt,  waß  recht  zu  lehrnen,  wovon 
man  sein  leben  zuvor  nichts  gehört  hatt.  Ich  werde  thun,  so  gutt 
ich  kan,  im  überigen  den  lieben  gott  walten  laßen.  Es  wirdt  mir 
doch  nichts  geschehen,  alß  waß  von  ewigkeit  verordnet  ist.  Ich 
kan  nicht  begreiffen,  [daß]  Carl  Moritz,  so  doch  gutten  verstandt 
hatt,  sein  laster  nicht  so  abscheulich  findt,  alß  es  in  der  that  ist. 
Ich  glaube,  daß,  weillen  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  über  seine 
possen  lacht,  macht  es  ihm  glauben,  daß  es  nichts  auff  sich  hatt, 
wen  er  gesoffen  hatt,  undt  bildt  sich  ein,  er  werde  artlich  davon. 
Er  hatt  woU  viel  verlohren,  daß  I.  G.  der  churfürst,  unßer  herr 
vatter,  nicht  lenger  gelebt  hatt;  der  würde  ihm  daß  sauffen  braff 
verdrieben  haben.  Waß  ich  in  Engelandt  vor  Ewrem  neuveu 
fürchte,  ist,  daß,  wen  er  unter  die  leütte  kommen  wirdt,  daß  er 
nicht  in  daß  laster  falle,  so  in  Engellandt  ebenso  gemein  alß 
hir  undt  in  Ittallien  ist,  nehmblich  mitt  mansleütten  zu  thun  zu 
haben;  den  der  duc  de  Schomberg,  sein  herr  vatter,  so  dießem 
laster  nicht  zugethan,  wirdt  es  nicht  mercken,  wen  man  seinen 
söhn  desbauchiren  wirdt.  Es  ist  mir  leydt,  daß  Ewere  niepce  die 
kinderblattern  gehabt  hatt;  den  ob  sie  zwar  nicht  zeichnen,  endern 
sie  doch  die  hautt  undt  die  phisionomie.  Der  söhn  muß  verstandt 
[haben],  so  artig  zu  antwortten.  Ich  bin  fro  Ewertwegen,  daß  der 
graff  von  Löwenstein,  der  keißerliche  gesante,  wider  zu  Franckfort 
ist;  den  ich  hoffe,  daß  es  Euch  mehr  verenderung  geben  wirdt.  Ich 
beklage  den  armen  graffen  von  Solms,  einen  proces  wider  willen  zu 
bekommen;  sein  lustiger  herr  bruder  muß  ihn  trösten.  Ewer  schrei- 
ben, liebe  Louisse,  ist  mir  weder  alber  noch  zu  lang  vorkommen; 
Ihr  sechts  ja  woll,  indem  ich  hirmitt  gar  exact  drauff  geantworttet 
habe.  Im  überigen  so  habe  ich  einen  großen  brieff  von  dem  notary 
Zweyffel  bekommen  mitt  ein  hauffen  rechnungen;  pretentirt,  ich 
seye  ihm  viel  schuldig,  undt  begehrt,  ich  möge  Euch  meine  resolu« 


252 

tion  hiranff  berichten,  welches  ich  hinnitt  leicht  than  werde.  Zweyf- 
fei  maß  die  frantzösche  affairen  darchanß  nicht  verstehen,  daß  er 
mir  gelt  fordert.  Erstlich  so  weiß  ich  nicht,  ob  mans  ihm  schuldig 
ist,  indeip  er  selber  gestehet,  den  3ten  theil  von  seiner  pretention 
entpfangen  zu  haben,  andt  daß  der  raht  Beyer  ihm  daß  überige 
abgesprochen,  da  maß  selbiger  raht  Beyer  seine  arsachen  za 
gehabt  haben.  Wofern  er,  nehmblich  Zweyffel,  waß  dargegen  ein- 
zuwenden gehabt  bette,  solte  er  es  damahls  gleich  gethan  haben 
undt  nicht  jetzt.  Dem  seye  nan  aber,  wie  ihm  wolle,  so  kan  mich 
die/  sach  darchauß  nichts  ahngehen,  indem,  so  lang  Monsieur  s.  ge- 
lebt,  alles,  waß  man  auch  in  meinem  nahmen  gethan,  allein  auff 
I.  L.  kommen  alß  maistre  de  la  comuneaut^,  undt  weillen  ^eine 
schuldt  zu  Monsieur  lebzeitten  gemacht  worden,  habe  ich  darchauß 
nichts  dran  zu  bezahlen,  muß  sich  derowegen  ahn  monsienr  de 
Moras  ahnmelden,  damitt,  wo  selbiger  gestehet,  daß  man  obgemel- 
tem  Zweyffel  waß  schuldig,  solches,  wie  er  weiß,  daß  sichs  gebührt, 
ahn  gehörigen  orter  vorzubringen.  Waß  sein  nnglück  ahnbelangt, 
daß  seine  gütter  seindt  verbrendt  worden,  so  ist  es  mir  leydt,  aber 
ich  bin  nicht  schuldig,  zu  ersetzen,  waß  der  krieg  undt  deß  königs 
armeen  vor  nnglück  nach  sich  gezogen.  Ich  müste  reicher,  alß 
Cresas,  sein,  wen  ich  diß  alles  bezahlen  müste.  Ich  bin  auch  leyder 
in  keinen  standt,  pressenten  zu  geben.  Meine  affairen  undt  they- 
lung  mitt  meinem  söhn  ist  noch  nicht  regllrt.  Man  muß  erst  sehen, 
wie  man  sich  nach  seinem  standt  erhalten  kan,  ehe  man  sich  auff 
generositet  undt  pressenten  legt.  Also  wirdt  mich  herr  Zweyffel  vor 
dießmahl  vor  entschuldigt  halten,  schicke  ihm  hirbey  alle  seine,  mir 
ohnnöhtige,  paprassen  wider.  Er  bette  sich  erst  der  frantzöschen 
maniren  undt  rechten  informiren  sollen,  ehe  er  mir  seine  papir  ge- 
schickt, die  mich  gar  nicht  ahugehen,  undt  die  propossition  bey 
itzigen  zeitten  ist  weder  aprop  noch  höfflich.  Daß  ist  alles,  waß 
ich  ihm  andtwortten  kan;  bitte,  wolts  ihm  doch  deüttlich  berichten, 
liebe  Louisse,  undt  ihm  alle  seine  papir  wider  zuschicken.  Wir 
haben  nichts  nettes  hir.  Es  frirt  abscheulich;  ich  fürchte,  wir  wer- 
den eben  so  einen  kalten  winter  haben,  alß  wir  einen  heißen  som- 
mer  gehabt  haben,  welches  mir  gar  nicht  ahnstehen  solte;  den  ich 
fürchte  die  kälte  unerhört.  Morgen  werden  wir  nach  Seaux,  so 
dem  duc  du  Maine  zukompt,  undt  biß  mittwog  werden  wir  nach 
Versaille;   wo  ich  aber  auch   sein  mag,   so  werde  ich  fleißig  ahn 


253 

Euch  gedencken  andt  Euch  nndt  Ewere   geschwister  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Amelisse  ambrassirt  von  meinetwegen,  andt  wen  Ihr  ahn  herr 
Ferdinant  schreibt,  so  grüst  ihn  sehr  von  meinetwegen  1 

147. 
A  mad.  Louisse ,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Yersaille  den  10  Decembris  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  etlichen  tagen  habe  ich  einen  lieben 
brieff  von  Euch  entpfangen  vom  19  November,  aber  ohnmöglich 
eher,  alß  heütte,  drauff  andtwortten  können;  den  wegen  der  ver- 
drießlichen sach  zu  Rom  habe  ich  dieße  woche  so  viel  zu  thun  andt 
zu  schreiben  gehabt  andt  auch  noch  die  vergangene  woche,  daß  ich 
Euch  ohnmöglich  habe  schreiben  können,  noch  ahn  Amelisse,  aber 
ich  hoffe,  daß  ich  nun  baldt  ahn  Euch  beyde  werde  andtwortten 
können,  fange  bey  Euch,  alß  die  älste,  ahn;  umb  alles  in  der  ort- 
nung  zu  verichten,  fange  bey  Ewerm  ersten  ahn.  Ich  glaube,  ich 
kan  gar  leicht  errahten,  waß  Ihr  gedacht,  so  eben  nicht  just  das- 
selbige  ist,  waß  Lenor  gedacht  meinetwegen.  Ihr  werdet,  liebe 
Louisse,  auß  meiner  andtwort  sehen,  ob  ich  recht  gerahten  habe 
oder  nicht,  waß  ich  gedencke,  daß  Ihr  änderst  denkt  alß  Lenor 
undt  doch  auff  eines  ahnkompt.  Darauff  sage  ich,  daß,  wen  ich 
dießes  jemahlen  im  sin  gehabt  hette,  so  würde  ich  jetzt  von  dießen 
gedancken  abstehen,  weillen  sie  ma  tante  schädtlich  sein  könten, 
deren  ich  alles  in  der  weit  schuldig  bin.  Waß  aber  den  wünsch 
ahnbelangt,  daß  gott  mir  schicken  möge,  waß  meine  zeitliche  undt 
ewige  Wohlfahrt  ahnbelangt,  so  bin  ich  Euch  gar  sehr  davor  ver- 
obligirt,  aber  in  dießer  weldt  erwarte  ich  gar  keiner  wolfahrt  mehr, 
bin  zu  alt,  etwaß  zu  genießen  können;  waß  die  ewige  ahnbelangt, 
so  hoffe  ich,  daß,  weillen  ich  gott  trewlich  ahnruffe,  mein  bestes 
thue,  nach  seinen  gebotten  zu  leben  undt  ihn  ohne  aberglauben 
zu  dinnen,  daß  nach  viellen  trübsaablen,  so  er  mir  in  dießem  leben 
zugeschickt,  meine  sünde  genung  hatt  büßen  machen  undt  daß 
vertrawen,  so  ich  habe  auff  den  verdinst  unßers  herrn  Jesu  Christi, 


254 

mich  nach  dießem  leben  in  himmel  bringen  wirdt,  bin  also  weder 
vor  dießer  noch  jener  weldt  in  sorgen.    Mylord  Oastack  kene  ich 
gar  woll;  er  hatte  hier  viel  conquetten,  mans-  undt  weibspersonnen 
gefiel  er  gar  woll,  es  seindt  schon  etliche  davon  todt.  Mademoiselle 
de  Malauze  hatt  mir  auch  geschrieben,  daß  könig  Wilhelm  gantz 
gesandt  wider  ist.  Millord  Oastack  habe  ich  gar  ein  artig  barschen 
gefunden;  wen  er  nur  daß  grimassiren  laßen  könte!  Ich  weiß  nicht, 
ob  er  es  seyder  dem   abgewohnt  hatt.    Man  hatte  mir  gesagt,   er 
were,  seyder  er  hir  geweßen,  gantz  taub  geworden,  welches  woll 
schadt  vor  den  artigen  Jungen  menschen   were.    Ich  bin  fro  vors 
vatterlandt,  daß  es  mylord  Oustack  in  Teütschlandt  woll  gefahlen, 
da  er  doch  schon  Franckreich,  Engellandt  undt  Hollandt  gesehen. 
Hir  hatt  er  nicht  viel  last  in   geselschafft  gesehen.     Alles   geht 
gar  stämig  hir  her,  mäner  undt  weiber  begreifen  keine  lust,   alß 
gar  ernstlich   groß  spiel   zu  spiellen,    aber  umb  lustig  sein  undt 
nur  spiellen,  umb  zu  lachen,  daß  können  sie  nicht  begreiffen.    Der 
graff  von  Solms,  so  so  lustig  ist,  muß  ein  gutter  artiger  herr  «ein. 
Es  ist,   wie  ich  glaube,    le  sort  de  nostre  sang,  unglücklich  im 
spiellen  zu  sein;  wen  ich  spielle,  welches  mir  woll  selten  geschieht, 
verliehre  ich  allezeit.   Nahe  freündt  undt  verwandten   thun  allezeit 
woll,  sich  zu  accordiren  undt  keine  proces  zu  haben.    Wen  baron 
Willig  sich  nicht  in   seiner  Schwester   sach  mehr  mischen  wirdt, 
hoffe  ich,  daß  Ewer  proces  zum  endt  gehen  wirdt  undt  Ihr  Euch 
werdet   accordiren   können.     Dießer   baron  hatt  hier  viel  papras- 
sen  ahn   den   comte   de   Gesseau  geschickt,    umb  den  proces   wi- 
der ahnzufangen;  weillen  er  aber  dießen  comte  Gesseau  schon  offt 
selber  betrogen  undt  umb  daß   seinige   gebracht,  hatt  dießer  gar 
nichts  mehr  mitt  seinen  affairen  wollen  zu  thun  haben.    Ihr  habt 
groß  recht,   liebe  Louisse,  die  sach  zum  endt  zu  bringen  wollen, 
damitt   Ihr  nicht  mehr  mitt  mögt  gequelt  sein.    Der  baron   von 
Wylich  ist  in  ein  mansperson,  wie  die  contesse  de  Pembesch,  Or- 
besch  etc.  in  der  commedie  des  Plaideurs  eine  weibsperson  ist,  weil- 
len  er  seine  gröste  freüde  in  Processen  sucht.    Ewere  brieffe  ge- 
fahlen mir  allezeit,  liebe  Louisse,  wen  Ihr  mir  natürlich  sprecht, 
wie  Ihr  thut.    Wen  man  sich  gar  woll  divertiren  will,   geht  man 
in   eine  commedie;   wen  man  aber  mitt  freunden  undt  verwanten 
spricht,  sagt  man,  waß  man  weiß  undt  einem  ahngeht;  mitt  fremb- 
ten  aber  macht  man  complimenten,  welches  aber  langweillig  ist, 


265 

nndt  nichts  abngenehfner,  alß  wen  man  natürlich  spricht  in  mei- 
nem  sin  allezeit.   Solche  humoren,  wie  der  graff  von  Solms  ist,  ge- 
fahlen allezeit.    Hette  er  keinen  verstandt,  konte  er  nicht  so  pos- 
sirlich  sein;  er  muß  den  gutten  humor  von  seiner  fraw  mutter  her 
haben.    Meine  dochter  hatte  mir  deß  graffen  von  Brockdorfs  avan- 
tare  geschrieben;  ist  zn  beklagen.    Daß  testament  von  mein  herr 
vatter  s.  ist  mir  gar  woll  zu  paß  kommen;  es  solle,  wie  man  mir 
versichert,  mir  gar  nöhtig  geweßen  [sein],  dancke  Euch  also  noch- 
mahlcn  von  hertzen  davor.    Vom  Zweyffel  werde  ich  nichts  mehr 
sagen;  Ihr  wist  nun  woll,    wie   alles   gangen.     Ohne  eydt  undt 
schwnr  kan  nndt  will  ich  Euch,   lieb  Lonisse,   woll  glauben,   daß 
Ihr  nicht  gern  bettelt.    Herr  Jesus,  wo  soltet  Ihr  daß  gelernt  ha- 
ben?   Hiemitt  ist  Ewer   erstes    schreiben   völlig  beantwortet;  ich 
komme  jetzt  auff  daß  zweyte.    Ich  habe  woll  gedacht,   daß  Euch 
Zweyffels  propossitionen   undt   mitt   einem  wordt  bettelleyen  nicht 
gefahlen  würden.    Mein  heürahtscontract  hatt  man  so  ellendt  auf- 
gesetzt,  alß  wen  ich  ein  burgersdochter  were;  kan  nicht  begreif- 
fen,  wie  I.  G.  der  churfürst  s.  mich  selbigen  hatt  unterschreiben 
machen.   Aber  mein  hauß  ist  so  groß,  daß,  ob  der  könig  mir  zwar 
250  taußendt  francken  pension  giebt  undt  man  mein  heürahtsguht 
undt  alles   dabey   regnet,  so   fehlt  es  noch  ahn  noch  einmahl  so 
viel,  alß  der  könig  mir  gibt,  umb  mich  nach  meinem  standt  gemeß 
zu  unterhalten,  undt  daß,  weillen  auff  alle  Chargen  gerechtigkeitten 
seindt,  alle  erkaufit  sein  undt  ich  also  nicht  retranchiren  kan,  auch 
hir  im  landt  so  thewer  undt  außer  preiß  ist.    Es  ist  also  gar  weit 
gefehlt,  daß  ich  die  pfaltzische  gelter  frey  undt  zu  spielgelt,  so  zu 
sagen,  haben  solte;  ich  muß  sie  haben,  meinen  standt  zu  erhalten, 
undt  werde  nichts  davon  apart  zu  legen  haben.    Were  es,  wie  Ihr 
es  gemeindt,   würde  ich  gar  gewiß  vergnügt  leben,   aber  ich  bin 
leyder  weit  davon.    Wen  die  Sachen   woll  gehen,  ist  es  ein  spaß, 
davon  zu  reden,  aber  wen  sie  übel  gehen,  ist  es  warlich  gar  keine 
lust,  sondern  macht  recht  gridtlich.    Die   docktoren  in  recht  ma- 
chens  den  eben  auch,  wie  ich  sehe,  alß  die  von  der  medecin.    Ich 
kan  leicht  gedencken,  wie  Ihr  wünscht,  von  dießen  leütten  befreyet 
zu   sein.     Ich    bin  fro,  daß  mein  compliment  der  fraw  von   Wol- 
merhaußen  ahngenehme  geweßen.    Es  ist  mir  leydt,  daß  die  gutte 
fraw  so  alt  wirdt;   sie  ist  doch,  wie  ich  glaube,   nur  84  alt;   es 
were  mir  recht  leydt,  wen  sie  sterben  solte.  Ich  wüste  schon  durch 


256 

ma  tante,  die  fraw  churfürstiD,  daß  mein  neuveo,  der  junge  landtgraff, 
wider  zu  Cassel  ahnkommen.  Alleweill  entpfangt  Susson  auch  die 
zeittung  von  ihrer  Schwester  todt;  unßer  herrgott  hatt  ihr  woll  ge- 
than.  Ich  hin  fro,  daß  deß  graffen  von  Brockdorf  kinder  mitt  mein 
dochter  zufrieden  sein,  undt  Ihr  secht,  daß  ich  Ewere  comission 
woil  vericht.  Mein  dochter  undt  ihr  herr  seindt  rechte  kälber;  es 
ist  eine  schandt,  daß  sie  so  kindisch  sein.  Mein  dochter  hatt  sich 
bleßirt,  weillen  sie  mitt  ihrem  herren  gespilt,  so  ihr  die  arm  ver- 
threhet,  ist  den  4ten  tag  drauff  ins  kindtbett  kommen.  Vor  alle 
gutte  wünsche  dancke  ich  Euch  von  hertzen,  liebe  Louisse!  Ich  miß- 
gönne Euch  zwar  die  gnade  nicht,  so  Ihr  haben  werdet,  ma  tante 
auffzuwartten,  ich  mögte  es  aber  auch  gern  thun.  Man  rufft  mich; 
es  ist  zeit,  nüber  zum  könig  zu  gehen.  Ich  kan  ohnmoglich  dießen 
briefif  überleßen;  bitte,  entschuldigt  die  fehler,  liebe  Louisse,  undt 
glaubt,  daß  ich  Euch  undt  Amelisse  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalte! 

Elisabeth  Ciharlotte. 

148. 

Yersaille  den  18  December  1701. 

Hertzliebe  Amelisse,  es  mögte  mir  heütte  woll  gehen,  alß  ver- 
gangenen sambstag,  wie  ich  ahn  Louisse  schriebe  undt  so  offt  in- 
terompirt  wurde,  daß  ich  zuletzt  selber  nicht  mehr  wüste,  waß  ich 
sagte.  Ich  glaube  nicht,  daß  sie  meinen  briefif  wirdt  haben  leßen 
undt  noch  weniger  begreififen  können,  aber  sie  wirdt  doch  meinen 
gutten  willen  gesehen  haben  undt  wie  ich  im  sin  gehabt,  exact  aufif 
ihr  schreiben  zu  antwortten,  wie  Ihr  jetzt  auch  thun  müst,  so  doli 
es  auch  heraußkommen  mag.  Ich  will  bey  dem  frischten  ahnfangen, 
umb  nicht  zu  offt  einerley  zu  sagen;  es  ist  vom  26  November  dat- 
tirt  undt  eine  andtwort  auff  daß  meine  vom  4  ist.  Ich  halte  es 
allezeit  vor  ein  gutt  werck,  wen  ich  die  entretenire,  so  ich  lieb 
habe,  aber  nicht  von  denen  wercken,  welche  gott  mir  vergelten 
solle;  bin  von  hertzen  fro,  daß  meine  schreiben  Euch  so  ahnge- 
nehm sein;  daß  wirdt  mich  Euch  desto  fleißiger  schreiben  machen. 
Von  Louisse  habe  ich  schon  andtwort  erhalten  auff  meinem  brieff, 
worinen  ich  deß  Zweyffel  ohnhöffliches  begehren  geschickt,  werde 
also  nichts  mehr  hirauff  sagen.    Ihr   habt  recht,  liebe  Amelisse, 


257 

Ewern  tag  nicht  zu  cediren.    Der  junge  herr  von  Degenfeit  ist  just 
deß  herrn  Degenfelts  söhn,  den  wir  den  obersten  Degenfeit  hießen; 
den  er  hieß  Ghristofifel,  hatt  waß  ahn  einem  aug.  Ich  habe  ihn  gar 
woll  gekendt,  er  war  immer  in  meiner  cammer;  den  er  war  ein 
wenig  charmirt  von   die  Woltzogin,   daß   efifel,   daß  hernach    den 
Eberfritz,  den  Veninger,  bekommen;  diß  seindt  aber  alte  geschieh- 
ten.    Herr  Ferdinant  muß   nun   woll  nicht  weit  von  daß  70  jähr 
sein;  den  ich  glaube,  daß  er  woll  20  jähr  älter  ist,  alß  ich.    Ich 
habe   ihn   allezeit  recht   estimirt   undt  viel   von  ihm  gehalten;    es 
deuchte  mir  auch,  daß  er  mich  nicht  haste.    Er  ist  all  sein  leben 
ein  wenig  dick  geweßen;   drumb   solte  er  reißen,   umb  ein  wenig 
magerer  zu  werden.    Man  sagt,  daß  in  Ittallien  in  den  operaen  die 
stimmen  undt  die  decorationen  beßer  sein,  alß  hir;  allein  daß  or- 
questre,  die  simphonien,  kleyder  undt  täntze  sollen  zu  Paris  beßer 
sein,  alß  in  Ittallien.    Mylord  Oustack  ist  schön,  wen  er  nicht  gri- 
massirt,   aber  mitt  dem  grimassiren  verdirbt  er  sich  ofift,   daß  er 
gantz  änderst  außsicht.    Hir  hatt  er  viel  conquetten  gehabt,  unter 
ander  eine  große  dame,  so  nun  todt  ist,  welche  ihn  hertzlich  gern 
gesehen  uudt  die  bittere  threnenbey  seinem  abschidt  vergoße.  ümb 
gefahr  bey  den  mausleütten  außzustehen,  hatt  er  nicht  nöhten,  in 
Ittallien  zu  gehen;   in  Engellandt  wirdt  er  es  genung  außstehen. 
Mylord  Albermare  sach  will  ich  Euch  leicht  begreiffen  machen;  den 
könig  hatt  mylord  Albermale  lieb  umb  sein  gelt  undt  faveur,    die 
dame  aber  umb  ihre  person.    Von  könig  Wilhelm  ist  nur  gar  zu 
wahr,  waß  man  von  ihm  sagt,  aber  alle  heros  wahren  auch  sehr, 
HercuUes,   Thessee,  Allexandre,  Gezar;   dieße  alle  wahren  so  undt 
hatten   ihre  favoritten.    Die   von   dem   laster    seindt    undt   die   h. 
schriebt  glauben,  bilden  sich  ein,  daß  es  nur  sünde  geweßen,   wie 
noch  wenig  leütte  in  der  weit   wahren  undt  waß  sie  thetten  den 
menschlichen  geschlegt  schaden  konte,   indem  es  verhindert,  mehr 
menschen  zu  werden;  aber  nun,  daß  die  weit  gantz  peupürt  ist,  hal- 
ten sie  es  nur  vor  ein  divertissement,  halten  es  aber  heimlich,  so 
viel  sie  können,  den  gemeinen  man  nicht  dadurch  zu  ärgern,  aber 
unter   leütte   von   qualitet   reden  sie    öffendtlich  davon,    halten   es 
vor  eine  gentillesse,  wißen  auch  woll  zu  sagen,  daß  seyder  Sodom 
undt  Gomora  unßer  herrgott  niemandt  drumb  gestrafft  hatt.    Ihr 
werdet  mich  gelehrt  finden  in  dießem  text;   etlich  mahl  habe  ich 
davon  reden  hören,   seyder  ich  in  Franckreich  bin.    Wer  gott  in 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  VI 


258 

der  warheit  undt  nach  seinem  wordt  dinnen  will,  muß  woll  alle 
tag  die  heylige  schrifiFt  leßen,  sonsten  würden  wir  in  finsternuß 
sein.  Ich  bin  persuadirt,  daß  die  rechte  religion  die  ist,  so  ein 
Christ  in  seinem  hertzen  hatt  undt  auff  gottes  wort  gegründet  ist; 
daß  üherige  seindt  nur  pfaffen-geschwetz.  In  welcher  religion  es 
auch  sein  mag,  man  kan  allein  durch  die  wercke  von  rechten  glau- 
ben judiciren;  wehr  woll  thut,  liebt  gott  undt  seinen  negsten,  daß 
seindt  die  gesetz  undt  prophetten,  wie  unßer  herr  Christus  unß 
lehrt.  Alle  abergläubische  meßen  werden  hir  dermaßen  gestrafft, 
daß  ein  priester,  so  vor  meüße  die  meß  hir  leßen  würde,  gebn^nt 
würde  werden  wie  ein  zauberer.  Carl  Moritz  wundert  mich,  ge- 
schmehlt  zu  haben,  daß  Ihr  mir  frey  schreibt.  Ean  er  den  glauben, 
daß  ewige  complimenten  ahngenehme  brieffe  machen  könnte  undt 
daß  es  ein  spaß  sein  kan,  mitt  leütte,  so  man  lieb  hatt  undt  denen 
man  so  nahe  ist,  alß  im  zwang  zu  reden?  Daß  wundert  mich  vor 
einem  menschen,  wie  er  ist,  so  verstandt  hatt.  Er  hatt  sich  doch 
selber  jetzt  gecourigirt,  schreibt  aber  gar  selten.  Ich  dachte  woll, 
daß  Ihr  es  änderst  mitt  der  jungen  königin  in  Spanien  müstet 
gemeint  haben,  alß  es  gelaudt  hatte.  Der  churfürst  von  Bayern 
hatt  seine  maistresse  nicht  mehr  bey  sich,  die  contesse  d'Arcot; 
sie  ist  jetzt  zu  Turin.  Daß  teütsche  Sprichwort  schickt  sich  nicht 
hieher,  aber  stille  hirvon!  Es  ist  mir  recht  leydt,  daß  es  krieg 
wirdt;  ich  mögte  friede  zu  unßem  zeitten  sehen.  Die  gottloßen 
seindt  nicht  gezeichnet;  gibt  es  krieg,  so  trifft  es  gutte  undt  böße. 
Es  ist  kein  wunder,  daß  der  churfürst  von  Cöln  vor  seinem  leib- 
lichen neuveu,  den  könig  in  Spanien,  ist.  Wie  ich  sehe,  so  macht 
Ihr  es  nicht  wie  ich,  weill  Ihr  die  predigen  behalt;  ich  kans  aber 
nicht  laßen,  ich  schlaffe  sie  von  einem  endt  zum  andern  auß.  Hir- 
mitt  ist  Ewer  letztes  undt  liebes  schreiben  durchauß  beantwortet; 
ich  komme  jetzt  auff  daß  vom  12  November.  Wir  haben  jetzt  hir 
auch  gar  heßlich  wetter;  es  nebelt  continuirlich,  ist  aber  nicht  kalt. 
Wie  ich  sehe,  so  seydt  Ihr  undt  Louisse  nicht  glücklicher  im  spiel- 
len,  alß  ich.  Es  ist  gar  gewiß,  daß  die,  so  daß  spiellen  nicht 
lieben,  offter  verliehren,  alß  andere.  Daß  würde  man  Euch  hir 
nicht  erlauben,  bey  dem  spiel  zu  discouriren.  Bätzeiger  auffgeben 
ist  all  artig;  da  amussire  ich  mich  etlichmahl  mitt,  ehe  ich  schlaf- 
fen gehe.  Ich  wolte,  daß  Ihr  mich  mitt  nach  Hannover  nehmen 
könte.    Daß  ist  daß  eintzige,  so  ich  erdancken  kan,  so  mich  in 


259 

dießer  weit  noch  freüde  geben  könte;  weillen  es  aber  leyder  nicht 
geschehen  kan,  so  wünsch  ich  Euch  ein  glückliche  reiß  ondt  lüsti- 
gen carnaval.    Ihr  müst  unerhört  geendert  sein,  Amelisse,  wen  Ihr 
jetzt  ein  schmahl  gesicht  nndt  dicke  naße  habt;   den  wie  Ihr  ein 
kindt  wahret,  hattet  Ihr  ein  zimblich  breydt  gesicht  undt  schmahles 
näßgen.    Man  erlaubt  in  Franckreich  nicht,  daß  man  anß  dem  1^ 
nigreich  geht.    Ich  bin  nicht  Carllutz  meinung;   ich  will  woU  waß 
schlimes  haben,   wen  nur  waß  guts  dabey  ist,  undt  allezeit,   wens 
bey  mir  stehet,   die  sehen,   so  ich  lieb  habe.    Ich  kan  nicht  ahn 
Carllutz  gedencken,  ohne  daß  mir  die  threnen  in  den  äugen  kom- 
men;  den  ich  habe  ihn  woU  hertzlich  lieb  gehabt.    Den  tordt  wolte 
ich  ma  taute  nicht  thun,  mich  in  einem  standt  zu  setzen,  ohne  ge- 
heüraht  königin  in  Engellandt  zu  sein  können.    Ihr  secht  woll,  daß 
ich  Euch  gar  woU  verstanden  habe,  bin  Euch  doch  verobligirt  vor 
den  gutten  wünsch.    Ich  dencke  ahn  nichts  mehr,  alß  mein  leben 
so  ruhig  alß  möglich  zuzubringen,   biß   ich   sterbe,   welches  woll 
baldt  geschehen  mögte;  den  ich  werde  sehr  alt.    Ich  wünsche,  noch 
fürchte  den  todt  nicht;   so  lang  ich  aber  leben  werde,   werde  ich 
Euch  undt  Ewere  geschwister  recht  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

149. 

Yersaille  den  23  December  1701. 

Hertzliebe  Amelisse,  vor  etlichen  tagen  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  10  December  zu  recht  entpfangen,  will  hiemitt  geschwindt 
drauff  antwortten,  damitt  es  mir  nicht  gehen  möge  wie  schon  gar 
offt  undt  daß  ich  auff  zwey  schreiben  zugleich  antwortten  müße. 
Ich  hoffe,  Ihr  werdet  nunmehr  mein  letztes  erhalten  haben,  welches 
von  der  taille  war,  wie  Ihr  sie  gern  habt,  welche  Euch  meinen 
zustandt  berichten  werden.  Ich  lebe  all  dmblich  vergnügt,  allein 
ursach,  content  zu  sein,  helt  viel  in  sich,  welches  allezeit  nicht  so 
genau  zu  examiniren  ist.  Monsieur  de  Saint  Morice  undt  nicht  Si- 
moris,  wie  Ihr  ihn  heist,  wirdt  Euch  gar  wenig  von  mir  haben 
sagen  können;  den  er  sieht  mich  gar  selten.  Ich  muß  auch  noch 
den  nahmen  von  dem  ort  corigiren,  wo  er  hin  wirdt,  welches  nicht 
Turinge  heist,  wie  Ihr  sagt,  liebe  Amelisse,  sondern  Turin.  Daß 
gemandt  mich  ahn  eine  commedie  von  Molliere,  wo  einer  allezeit 


260 

Turin  vor  Tunis  sagt  *,  hatt  mich  also  lachen  machen.    Eines  hatt 
St  Maurice  recht  gesagt,  nehmblich  das  mir  der  könig  viel  gnade 
erweist.    Waß  meine  gutte  fireündin  ahnbelangt,   so  konte  ich  sie 
schon  vor  meines  herrn  todt  sehen,  wen  ich  wolte;  in  meiner  weh- 
render kranckheit  käme  sie  nach  St  Clou  undt  besuchte  mich  undt 
sähe  Monsieur  auch,   also  ist  diß  nichts  nettes.    Sie  hüte  sich  auch 
nie  in  einem  closter  au£f,  aber  wen  ich  gesundt  war,  sähe  ich  sie 
offt  im  closter  vom  Port  royal,  weillen  ich  gewondt  war,   sie  dort 
zu  sehen.    St  Maurice  hette  Euch  mehr  zeittung  von  deß  hertzog 
von  Savoyen  fraw  mutter  verzehlen  können,  alß  von  mir;.mitt  de- 
ren ist  er  vor  dießem  sehr  woll  gestanden.    Ich  glaube  nicht,  daß, 
wen  unßer  könig  waß  zu  negociren  hette,  daß  er  dießen  Savoyer 
dazu  gebrauchen  würden,   den  I.  M.  wenig  kenen;   thut  er  etwaß, 
so  muß  es  vor  seinen  landtsfürsten  sein.    Die  contesse  d'Auvergne 
ist  noch  nicht  todt,  aber  sie  ist  noch. gar  übel;  solle  nun  die  Was- 
sersucht haben  undt  man  will  ihr  daß  waßer  außzepffen;  wie  diß 
ablauffen  wirdt,  werden  wir  sehen.    Sie  solle  gar  gallant  im  Haag 
geweßen  [sein],  hir  aber  helt  sie  sich  sehr  modest.  Die  warheit  zu 
bekenen,  so  glaubt  jederman,  daß  es  ihr  sehr  gerewet,   den  comte 
d'Auvergne  geheüraht  zu  haben.  Wie  sie  noch  gesundt  war,  ginge  er 
nie  ein  schritt  von  ihr.    Die,   so  St  Morice  kenen,  sagen  alle,  daß 
er  ein  großer  schwetzer   ist;    solle  auch  nicht  von  vanitet  fehlen; 
ich  kene  ihn  wenig.    Mademoiselle  Spanheim  ist  gar  ein  artig  med- 
gen,  sowoll  von  gesicht,   alß  von  taille.    Er  hatt  recht,    sie  wäre 
sehr  a  la  mode,  ging  auch  mitt  großen  schmertzen  weg.    Ich  ver- 
sichere, liebe  Louisse,   daß  diß  junge  medgen  sich  gar  woll  bey 
alles,  waß  in  Engellandt  artig  ist,  wirdt  weißen  dörffen.    Ihr  em- 
brouillirt  die  marquisse  de  Bichelieu  mitt  der  duchesse;   die  du- 
chesse  ist  lengst  todt,  aber  die  marquisse  ist  auff  allerhandt  weiß 
abscheulich  desbauchirt,   legte   sich  einsmahls  hir  in  monsieur  le 
Dauphins  bett,  ohne  daß  er  sie  drumb  gebetten,  umb  bey  ihm  zu 
schlaffen.    Wie  er  in   sein   cammer   kam,   sagten  die   cammerdin- 
ner:   «Monseigneur ,  vne  dame  est    dans  vostre  lit,   qui   vous   at- 
tand;   eile  n'a  pas  voulu  ce   nomer».    Er  ging  hin,   sach  wer  es 
war;  wie  er  sähe,  daß  es  die  marquisse  de  Richelieu  war,  schlieff 
er  bey  ihr,  sagte  es  aber  andern  tags  ahn  alle  menschen.    Dieße 

*  Möllere,   L'^toordi,  acte  IV,  scdne  8. 


261 

marqoisse  ist  jetzt  in  einem  closter  bey  ihrer  Schwester  an  Lis  nahe 
bey  Fontainebleau.    Solte  die  gräffin  von  Sintzendorff  eine  galan- 
terie  gehabt  haben  mitt  St  Morice,  kan  es  nur  sein,  umb  ihren 
man  zu  bezahlen  vor  alle  untrewe,  so  er  ihr  hir  erwießen;  den  er 
solle  mitt  mans-  ondt  weibspersonnen  zu  thun  gehabt  haben;  aber 
ich  bin  woll  Ewerer  meinuDg,  daß  man  den  St  Maurice  ohnmöglich 
lieb  kan  haben.    Von  allerhandt  so  zu  sprechen,  ist  gar  nicht  ver- 
drießlich uDdt  macht  nicht  müde.     Wir  haben   wenig  neues  hir 
itzunder  hir  bey  hoff,   aber  von  Paris  hört  man  gar  wunderliche 
geschichten.    Ein  burgersmättgen ,  so  zimblich  reich  war  undt  von 
14  Jahren,   wurde  von   einem  jungen    menschen   ahngeführt  undt 
wurde  schwanger.    Sie  war  schlaue  genuug,  die  sach  zu  verhehlen 
undt  heimblich  niederzukommen,  bekam  einen  söhn;  den  trug  sie 
gleich  aux  enfants  trouves,  alß  wens  ihr  kindt  nicht  wer,  zeichnete 
es  aber,  umb  es  mitt  der  zeit  wider  zu  kenen  können.    Ein  par 
jähr  hatte  sie  große  sorg  vor  daß  kindt  undt  gab  ihm  alles,  waß 
ihm  nöhtig  war.    In  der  zeit  wirdt  ein  reicher  kauffman  von  Paris 
verliebt  von  diß  mensch  undt  heüraht  sie.    Sie,  die,  wie  schon  ge- 
sagt, schlau  war,  dachte,  daß,  wen  sie  aux  enfants  trouves  gehen 
solte,  daß  es  ihrem  man  einen  argwöhn  geben  mögte,  insonderheit 
wen  sie  gelt  hintrüge,   resolvirt  sich  auff  einen  stutz,  nicht  mehr 
hinzugehen.    Sie  lebt  so  20  jähr  mitt  ihrem  man,  welcher  ihr  all 
sein  gutt  gibt  undt  stirbt.     Sie   hatte   eine  große  inclination  vor 
ihres  mans  erster  ladenknecht;  er  hatte  sie  auch  lieb;   sie  heüraht 
ihn  dießen  sommer.    Wie  ihr  man  außgezogen  bey  ihr  war,  wirdt 
sie  auff  einmahl  gewahr,  daß  er  daß  zeichen  ahm  leib  hatt,  so  sie 
ihrem  söhn  gemacht.    Sie  erschrickt,  lest  sich  aber  nichts  mercken, 
leüfft  aux  enfant  trouves  undt  fragt,  wo  der  jung  hinkommen  seye, 
so  sie  zu  ihnen  gethan.   Sie  sagen,  er  hette  inclination  gehabt,  wie 
er  ahnfangen,  groß   zu   werden,  umb  ein  kauffman  zu  werden;  er 
hette  daß  weßen   gelehrnt  undt  were  in  dem  laden  von  einen  rei- 
chen kauffman  gangen,  nenten  ihr  darauff  ihren   ersten   man.    Da 
konte  die  fraw  nicht  mehr  zweyfflen,   daß  ihr  zweyter  man  nicht 
ihr  söhn  were.   Sie  lieff  gleich  zu  ihrem  beichtsvatter  uudt  gestundt 
ihm  den  gantzen  handel.   Der  beichtsvatter  sagte,  sie  solte  die  sach 
heimblich  halten,  nicht  mehr  bey  ihrem  man  schlaffen ,  biß  die  sach 
in  der  Sorbonne  vorgetragen  würde  sein.    Man  weiß  noch  eygendt- 
lich  nicht,  waß  die  Sorbonne  drüber  ordonirt  hatt;  erfahre  ich  es, 


262 

werde  ichs  Euch  [schreiben].  Es  sein  dt  vor  8  tagen  noch  2  dolle 
historien  zu  Paris  vorgangen.  Ein  jalousser  man  hatt  sein  weib 
auffgepast,  nndt  wie  sie  mitt  ihrem  galand  ahn  taffei  war,  ist  der 
man  kommen  undt  hatt  erstlich  sein  weih  erstechen  wollen;  sein 
degen  ist  aber  in  die  kohlpfan  kommen,  so  vor  ihr  stundt  nndt 
zerbrochen;  den  amant  aber  undt  confidenten  hatt  er  mitt  einem 
poignart  erstochen.  Die  3te  historie  were  zu  lang  zu  beschreiben. 
Adieu ,  liebe  Amelisse !  Ich  ambrassire  Euch  undt  Louisse  von  hert- 
zen  undt  behalte  Euch  allezeit  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
150. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Yersaille  den  28  December  1701. 

Hertzliebe  Louisse,  vor  etlichen  tagen  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  17  dießes  monts  zu  recht  entpfangen.  Ich  bins  nicht 
geweßen,  so  schir  im  bett  verbrent  were;  ich  leße  nie  im  bett, 
gehe  nur  zu  bett,  umb  zu  schlaffen.  Der  duchesse  de  Bourgogne 
ist  es  auch  nicht  begegnet,  sondern  madame  d'Orleans,  meines 
sohns  gemahlin.  In  Franckreich  heist  man  mich  nicht  Madame  la 
duchesse  d^Orleans,  sondern  nur  gantz  kurtz  Madame  undt  in  den 
acten  undt  affairen  Madame,  duchesse  d^Orleans,  aber  nicht  la  du- 
chesse d'Orleans ,  die  Teütschen  aber ,  die  dießen  unterschiedt  nicht 
wißen,  nehmen  offt  eins  vors  ander.  Ich  l)in,  gott  seye  danck,  in 
volkommener  gesundtheit.  Es  geschieht  selten,  daß  ein  heüraht  so 
woU  sortirt  wirdt,  alß  der  vom  ftirsten  von  Naßaw  Siegen  undt  die 
princessin  Francisca  von  Heßen  Homburg.  Dießer  fürst  muß  endt- 
wetter  eine  ungemächlichkeit  haben,  so  nicht  zum  hetirahten  taug- 
lich ist,  oder  ein  Phenix  sein ;  den  ich  glaube  nicht,  daß  ein  junger 
mansmen^ch  in  der  weit  sein  kan,  ohne  inclination  vor  desbauche 
zu  haben,  es  seye  vor  mäner  oder  weiber,  aber  etliche  seindt 
schamhafftiger,  alß  andere,  undt  können  ihr  spiel  beßer  verbergen, 
alß  andere,  seindt  auch  offt  die  gefährlichsten  undt  bey  welchen 
die  laster  ahm  lengsten  kleben  bleiben.  Die  fürstin  von  Nassaw, 
so  hir  zu  Paris  geweßen,  habe  ich  nicht  zu  sehen  bekommen.  Man 
hatt  woU  von  dießer  fürstin  gesagt,  daß  sie  gar  große  vivacitet 
hette;  man  hatt  ihr  sonsten  nichts  Übels  nachgesagt,  contrarie,  sie 


263 

hatt  jederman  hir  gar  woll  gefahlen,  aber  ihr  herr  hatt  ahn  nie- 
mandts  gefahlen.  Daß  macht  ihn  vielleicht  jetzt  so  wunderlich;  den 
die  warheit  zu  sagen,  so  hatt  man  ihn,  wie  man  mir  yerzehlt, 
hir  zimblich  verracht;  er  hatt  mich  schir  drüber  gejammert.  Wer 
einmahl  unglücklich  geboren  ist,  wirdt  selten  glücklich;  so  geht  es 
dießem  fürsten  auch.  War  dießes  fürsten  stieffmutter  den  keine 
gräffin  oder  fürstin,  daß  dießer  fürst  seine  halbbrüder  nur  vor 
edelleütte  will  passiren  machen  ?  Wen  er  dieße  herrn,  seine  brtider, 
selbst  alß  printzen  tractirt,  wirdt  er  gar  gewiß  seinen  proces  ver- 
liehren;  den  daß  zeuget  von  sich  selbsten  gegen  ihm.  Seydt  Ihr 
klein,  liebe  Louisse?  Ich  meinte,  Ihr  werdet  gar  groß.  Alle,  so 
Euch  sehen,  finden,  daß  Ihr  ahn  Carllutz  s.  gleicht;  so  würde  ich 
Euch  nicht  heßlich  finden.  Es  bekompt  einem  recht  woll,  waß  man 
einem  in  der  jugendt  vorwirfft,  daß  man  nicht  hübsch  ist;  den  daß 
macht,  daß  man  sein  parthie  baldt  nimbt  undt  nichts  mehr  darnach 
fragt;  so  ist  es  mir  auch  gangen.  Ich  sehe,  liebe  Louisse,  daß 
Ihr  greulich  in  der  moralitet  begriffen  seydt;  Ihr  köntet  nicht  mehr 
morallisiren,  alß  Ihr  thut,  wen  Ihr  auch  gleich  in  der  einsambkeit 
undt  von  allen  freüden  entfernt  leben  soltet,  wie  ich  thue.  Ich 
höre  alle  tage:  «Heütte  ist  ein  neu  opera,  morgen  wirdt  eine  neue 
commedie  sein>.  Diß  jähr,  welches  noch  nie  geschehen,  hatt  man 
6  neue  comedien  undt  3  neue  operaen.  Ich  glaube,  der  teüffel 
thuts  mitt  fleiß,  umb  mich  in  meiner  einsambkeit  ungedultig  zu 
machen,  aber  ich  bin  der  sach  zu  gewont,  umb  recht  ungedultig  zu 
werden.  Wir  haben  jetzt  wenig  neues  hir;  zum  wenigsten,  ist  waß 
neues,  so  weiß  ich  es  nicht.  Weillen  diß  der  letzte  brieff  in  die- 
ßem jähr  ist,  so  ich  Euch  schreibe,  so  kan  ich  nicht  laßen,  Euch, 
liebe  Louisse,  ein  glückseeliges  neues  jähr  mitt  gesundtheit  undt 
allem  vergnügen  zu  wünschen  undt  waß  Ewer  eygen  hertz  wünscht 
undt  begehrt,  undt  ich  werde  Euch  nic'ht  weniger  lieb  im  1702ten 
jähr  haben,  alß  jetzt    Behalt  mich  auch  lieb! 

Elisabeth  Charlotte. 

151. 

Yersaille  den  8  Januari  1702. 

Hertzliebe  Amelisse,  gestern  abendts,  alß  ich  wider  von  Marly 
kommen,  hatt  man  mir  Ewer  schreiben  vom  letztem  December  ge* 


2C4 

bracht,  worauff  ich  hiemitt  gleich   andtwortten  werde  undt  Euch 
meine    meinung   recht  von    hertzengmndt   sagen.     Im   hefirabten, 
deucht  mir,  müßen  erstlich  2  hauptpunckten  betracht  werden;  der 
erste,  ob  der  man  in  einem  standt   ist  andt   mittel  genung  hatt, 
nach  seinem  standt  zu  leben,   znm   andern,   ob  die  person  einem 
nicht  gantz  zuwider  ist  andt  man,  wen  die  mittel  da  sein,  vergnügt 
mitt  einen  menschen  leben  kan.    Gegen  den  standt  habe  ich  nichts 
zu  sagen.    Ich  weiß,  wer  die  graffen  von  Wittgenstein  sein,  finde 
also  dießes  sehr  sortable,  aber  noch  eine  refiection  ist  zu  machen, 
nehmblich  ob  Ihr  Euch  anch  resolviren  könt ,  die  gedult  zu  haben, 
so  man  im  heüraht  haben  muß,  undt  Euch  einem  man  so  zu  soa- 
mettiren,  daß  man  mitt  allen  seinen  schwachheitten  gedult  haben 
kan  undt  sie  mitt.  gedult  ertragen,  ohne  welches  nie  kein  glück  im 
ehestandt  sein  kan.    Wen  Ihr  dieße  resolutionen  faßen  könt,  liebe 
Amelisse,  so  will  ich  Euch  rahten,  zu  heürahten.    Ich  lobe  Euch, 
die  Sache  nicht  acceptirt  gehabt  zu  haben ,  so  lang  deß  graffen  ei- 
tern gelebt  undt  keine  Charge  gehabt  hatt;  aber  nun  sie  todt  sein, 
er   herr  von  seinen  guttern   ist  undt   eine   seines   standts   gemäß 
Charge  hat,  sehe  ich  nicht  mehr,  wie  Ihr  die  sach  abschlagen  könt. 
Ich  gestehe  zwar,  daß  ich  woU  glaube,  daß  ein  lediger  standt  nicht 
widerlich  ist  undt  vielleicht  glücklicher;  allein  wen  man  alt  wirdt, 
fält  doch  so  eine  Verachtung  auff  die  alten  Jungfern,  daß  sie  selber 
ihren  standt  nicht  mehr  ertragen  können  undt  den  mäner  suchen, 
wen  es  nicht  mehr  zeit  ist,  undt  werden  darnach  nur  außgelacht; 
ist  also  beßer,  noch  jung   heürahten.    Ihr  werdet  zu  Berlin  ahn 
einem  ahngenehmen  hoff  sein,  welches  beßer  ist,  alß  gantz  allein 
zu  Franckfort  haußhalten.    Ich  bin  recht  touchirt  von  Ewer  ver- 
trawen,  liebe  Amelisse!  Ich  sage  Euch  auch  meine  gedancken  recht 
von  hertzengrundt ,   wie  ich   es  dencke.    Ihr  secht  auch  woU,   daß 
ma  tänte  meinung  wie  die   meine  ist.    Überwegt   alles,   waß   ich 
Euch  hir  geschrieben,  undt  nembt  Ewer  parthey  hirauff!  Ich  bitte 
gott  den  allmächtigen  von  grundt  der  seelen,  daß  er  Euch  eingeben 
möge,  waß  zu  Ewer  glück  undt  avantage  gereichen  kan.    Die  heü- 
raht, so  auß  raison  geschehen,  seindt  offt  viel  glücklicher,  alß  die 
auß  amour  undt  liebe  geschehen;   den  liebe  (ich  verstehe  verliebt 
sein)  undt  hymen  sein  undt  bleiben  selten  beysammen.    Heürahten, 
wen  alle  gutte  raisons  sich  dabey  befinden,  ist  keine  naredey.    Ma 
tant  hatt  mir  gar  nichts  von  der  sach  geschriben.    Ich  habe  auch 


265 

nichts  davon  gesagt  undt  nicht  gethan,  alß  wen  ichs  wüste.  Wen 
glückwfinschen  zu  waß  helfen  könte,  so  würdet  Ihr  gewiß  gar 
glücklich  werden;  den  ich  versichere  Euch,  liebe  Amelisse,  daß  ich 
Euch  ein  volkommen  vergnügen  wünsche;  dancke  Euch  sehr  vor 
Ewern  neüjahrswunsch  undt  versichere  Euch,  daß,  in  welchem 
standt  Ihr  auch  sein  möget,  so  werde  ich  allezeit  eine  rechte  trewe 
freündtschafft  undt  liebe  zu  Euch  tragen,  wie  es  daß  geblüdt  in  unß 
erfordert. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Es  verlangt  mich  recht,   zu  wißen,  welche  parthey  Ihr  werdet 
genohmen  haben. 


152. 

A  mad.  Louise,   raugräffinzu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Yersaille  den  1  Februari  1702. 

Hertzliebe  Louisse,  die  Überbringerin  dießes  brieffs  ist  eine  von 
meinen  cammerweyber,  eine  witwe.  Ihr  man  hieß  du  Fresne,  sie 
aber  ist  meiner  ammen  döchter  undt  die,  so  ich  allezeit  Suzon  hieße. 
Sie  geht  nach  Cassel  wegen  ihrer  Schwester  erbschafft.  I.  L.  der 
landtgraff  hatt  durch  repressaille  seinem  secretarie  der  Nanon  Ber- 
teaut  erbschafft  geben;  aber  ich  hoffe,  daß,  wen  I. L.  erfahren  wer- 
den, daß  erstlich  der  secretarius  in  dem  stück  gelogen,  daß  seiner 
frawen  gutter  gar  nicht  seindt  confisquirt  worden,  undt  zum  andern, 
daß  weillen  Suzon  eine  Pföltzerin  undt  nicht  zu  Metz  gebohren, 
so  wirdt  er  ihr  recht  schaffen,  wie  sie  es  mitt  mehren  umbständen 
erweißen  wirdt;  bitte  Euch  derowegen.  Euch  ihrer  ein  wenig  ahn- 
zunehmen undt  sie  zu  Cassel  zu  recommandiren ,  damitt  sie  audientz 
haben  möge.  Sie  ist  gar  eine  gutte  fraw  undt  dint  mir  sehr  flei- 
ßig, allein  sie  hatt  eine  gar  dolle  sprach,  sowoll  in  teütsch,  alß  in 
frantzösch.  Lenor,  die  fraw  von  Rotzenhaussen ,  hört  sie  recht  gern 
reden  undt  sie  allein  kan  ihre  art  von  reden  behalten,  macht  mich 
offt  von  hertzen  drüber  lachen.  Sie  wirdt  Euch  viel  von  hir  verzeh- 
len  können,  wen  Ihr  sie  verstehen  könt.    Ich  glaube,  daß  sie  lang 

9 

unterwegen  sein  wirdt  undt  sich  noch  ein  wenig  zu  Metz  auffhalten ; 
derowegen  werde  ich  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  [als]  daß  ich 


266 

Euch  bitte,  ihr  glauben  zu  geben,  wen  sie  Euch  versichern  wirdt, 
daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

153. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Versaille  den  1  Februari  1702. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  habe  Suzon,  meiner  amen  dochter,  so 
eine  witwe  ist  undt  madame  du  Fresne  heist,  nicht  weg  wollen  laßen, 
ohne  ihr  auch  ein  brieff  ahn  Euch  sowoll,  alß  ahn  Louisse  mittzu- 
geben; bitte,  Ihr  wolt  sie  doch  auch  zu  Cassel  recommandiren;  den 
es  ist  eine  rechte  Ungerechtigkeit,  so  deß  landtgraffen  secretari  ihr 
thun  will.  Den  erstlich  so  ist  sie  keine  Metzerin,  sondern  in  der 
Pfaltz  geboren,  zum  andern  so  ist  es  nicht  war,  daß  man  deß 
secretarie  frawen  gütter  cpnfisquirt  hatt;  also  kan  er  ja  nichts  ahn 
Suzon  ihrer  erbschafft  pretendiren,  so  allein  ihr  undt  ihrem  bruder 
gehört.  Sie  wirdt  Euch  viel  von  hir  verzehlen  können,  den  sie  ist 
allezeit  bey  mir  undt  dint  mir  gar  fleysich;  sie  ist  gar  eine  gutte 
fraw.  Ich  bin  gewiß,  daß  sie  Euch  mitt  ihrer  wunderlichen  sprach 
sowoll  in  teütsch  alß  in  frantzösch  wirdt  lachen  machen;  den  ich 
glaube  nicht,  daß  Ihr  Ewer  leben  eine  solche  gehört.  Sie  könte 
weder  in  der  frantzöschen  accademie  noch  teütschen  fruchtbaaren 
geselschafft  kommen,  hatt  eine  rechte  rare  sprach,  wie  Ihr  hören 
werdet;  sie  ist  gewont,  daß  man  drüber  lacht.  Lenor,  die  Rotzen- 
heusserin,  kan  perfect  reden  wie  sie;  wen  sie  mitt  ihr  spricht, 
spricht  sie  imer  ihre  sprach,  macht  mich  offt  recht  lachen.  Adieu! 
Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

154. 
A  mad.  Louise,   raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Meudon  den  16  Februar!  1702. 

Hertzliebe  Louisse,  es  ist  schon  lang,  daß  ich  Ewer  schreiben 
vom  14  Januar  entpfangen  habe,  aber  ohnmöglich  eher,  alß  nun, 
drauff  antworten  können;  den  ich  bin  14  tag  lang  recht  accablirt 


267 

mitt  affairen  geweßen.  Erstlich  die  mitt  meinem  söhn,  welche, 
gott  lob,  nan  beynahe  zum  endt  sein;  darnach  auch  habe  ich  viel 
zu  thun  gehabt,  mich  nach  der  hießigen  moden  zu  richten  undt 
meine  freüllen  abzuschaffen  undt  ihnen,  weillen  sie  die  letzten  seindt, 
so  mir  aufFgewahrt,  Pensionen  zu  geben.  Ich  bin  fro,  daß  Ihr  Euch 
zu  Homburg  so  lustig  gemacht  habt  undt  woll  seydt  endtpfangen 
worden.  Die  hochzeitten  ohne  ceremonien  da  kan  man  sich  doch 
woll  lustig  bey  machen.  Amelisse  hatt  woll  gethan,  braff  mitt  he- 
rumbzuspringen.  Wen  Ihr,  liebe  Louisse,  nun  schon  den  freüden 
absagen  wolt  undt  Euch  vor  alt  halten,  waß  werdet  Ihr  den  erst 
thun,  wen  Ihr  von  meinem  alter  sein  werdet?  Ich  bin  verwundert, 
daß  noch  ein  ledig  freüllen  von  Lewenstein  ist;  ich  meinte,  sie 
wehren  alle  geheüraht.  So  viel  gutte  eben,  alß  Ihr  mir  da  schreibt, 
wirdt  man ,  wie  ich  glaube,  nicht  in  gantz  Franckreich  finden.  Daß 
man  einander  von  hertzen  lieb  hatt,  wen  man  geheüraht  ist,  daß 
aprobire  ich  sehr,  aber  nicht,  daß  man  sich  vor  die  letitte  cares- 
sirt;  daß  choquirte  mich  sehr,  wen  ichs  sehen  solte.  Ich  habe  vor 
dießen  alß  ein  Sprichwort  hören  sagen,  so  Euch  die  bewunderung 
benehmen  solte,  daß  man  heßliche  personnen  lieb  kan  haben;  man 
sagt:  «Die  liebe  ist  wie  der  thau;  sie  feit  so  baldt  auff  einen  kühe- 
fladen,  alß  auff  ein  roßenbladt».  Die  leütte,  so  die  jagt  lieben, 
fragen  wenig  nach  butzen.  Wen  mein  bett  schon  wie  madame 
d'Orleans  ihres  gebrent  hette,  so  soltet  Ihr  doch  nicht  wegen  mei- 
nes schrecken  in  sorgen  gewest  [sein];  den  ich  erschrecke  gar  sel- 
ten. Ich  bin  gar  woll  mitt  Madame  ohne  weittem  tittel  zufrieden; 
den  ich  führe  ihn  allein.  Die  fürstin  von  Siegen  hatt  gar  woll  zu 
Paris  gefallen.  Wen  Ihr  wie  die  fraw  raugräffin  seidt,  so  müst  Ihr 
gar  groß  sein;  den  sie  wäre  es.  Baß  Amelie  war  nicht  klein;  seydt 
Ihr  großer,  alß  sie,  so  müst  Ihr  groß  sein.  Ich  bin  klein,  trag 
aber  die  schuhe  gantz  blat.  Ich  bin  fro,  daß  Amelise  wider  so  ge* 
sundt  ist.  Ich  dancke  Euch  sehr  vor  Ewerm  neüjahrswunsch  undt 
wünsche  Euch  alleß,  waß  Ewer  hertz  begehrt.  Ich  werde  meine 
brieff  ahn  Euch  undt  Amelisse  in  ma  tante  paquet  thun,  wünsche, 
daß  Ihr  Euch  woll  zu  Hannover  divertiren  moget  dießen  carnaval. 
Meiner  amen  dochter,  die  Suzon,  ist  nach  Cassel;  ich  habe  ihr 
brieff  vor  Euch  beyden  mittgeben,  allein  sie  wirdt  Euch,  wie  ich 
glaube,  nicht  zu  Franckfort  finden.  Es  ist  ein  geringer  Verlust, 
daß  Ihr  die  brieffe  nicht  bekompt,  die  Elüch  doch  sowoll,  alß  dieße 


268 

versichern   solle,   daß  ich  Euch,   liehe   Loaisse,   allezeit  lieh  he- 
halte. 

Elisaheth  Charlotte. 
155. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ;  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Meadon  den  16  Febmari  1702. 

Hertzliebe  Amelise,  ein  frantzösch  Sprichwort  sagt:  «II  veaat 
mieux  tard  que  jamais».  Also  schreibe  ich  jetzt.  In  Loaisse  briefif 
werdet  Ihr  sehen,  waß  mich  bißher  ahn  schreiben  verhindert  hatt, 
aber  umb  nicht  zweymahl  einerley  zu  repetittiren ,  so  sage  ich  es 
hirmitt  nicht.  Wolte  gott,  liebe  Amelisse,  meine  glückwunsch  könte 
reussiren!  Den  ich  es  woll  von  gantzen  hertzen  thae.  Ich  aprobire 
allezeit  alles,  waß  raisonable  ist.  Heürahten  ist  keine  ahngenehme 
sach.  Aber  waß  will  man  ahnfangen?  Sich  nicht  zu  heürahten,  ist 
nicht  viel  beßer.  Alle  stände  in  dießer  weit  seindt  viellem  Verdruß 
unterworffen;  daß  ist  die  weit  Jedoch  ist  es  beßer,  in  einem 
standt  zu  sein,  da  man  einem  beklagt  undt  nicht  außlacht,  alß  in 
einem  zu  bleiben,  da  man  nicht  viel  glücklicher  ist  undt  noch  dabey 
außgelacht  wirdt,  undt  man  hatt  doch  dem  trost  im  heürahten,  daß 
man  ander  leütte  raht  gefolgt  hatt,  so  es  gutt  mitt  unß  meinen. 
Daß  der  graff  ein  gutt  gemühte  hatt,  ist  gutt;  den  da  ist  man 
ordinarie  raisonabel  bey.  Es  ist  ein  glück,  daß  deß  graffen  bru- 
der  ein  pietist  geworden,  nur  zu  fürchten,  daß  man  ihn  desabus- 
siren  möge.  Mitt  einem  wort,  liebe  Amelisse,  es  ist  ein  recht  ver- 
hengnuß  im  heürahten;  die  es  sein  sollen,  werden  es,  sie  mögen 
es  wollen  oder  nicht.  Ich  glaube,  der  könig  in  Preussen,  dem  Ihr 
ja  nahe  genung  seydt,  wirdt  lieber  haben  wollen,  daß  dießer  graflf 
Euch  nimbt,  alß  ein  andere ;  ich  hoflfe  es  allezeit.  Mich  verlangt, 
zu  hören,  waß  drauß  werden  wirdt.  Ich  bin  nicht  Ewerer  mei- 
nung,  daß  Ihr  Euch  eher  in  Stauffeneck  einsperren  solt,  allß  in  der 
weit  eine  alte  Jungfer  zu  leben.  Nein ,  wen  man  die  resolution  ge- 
fast,  nicht  zu  heürahten,  so  muß  maus  vor  keine  schände  halten 
undt  gerade  vor  sich  weg  leben.  Wer  weiß,  ob  es  Louisse  destein 
nicht  auch  ist,  einmahl  zu  heürahten?  Den  müst  Ihr  sie  wider 
außlachen.  Hir  hört  man  von  keine  hochzeitten,  sondern  nichts, 
alß  von  sterben  undt  umbkommen.    Ich   bitte,  schreibt  mir  doch 


269 

baldt,  wie  es  mitt  Ewerm  heüraht  stehet,  andt  seydt  versichert, 
liebe  Amelisse,  daß  sich  niemandts  mehr  in  Ewer  glück  interessirt, 
alß  ichl  den  ich  habe  Euch  recht  lieb. 

156. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Marly  den  2  Mertz  1702. 

Hertzliebe  Amelisse,  vergangenen  sontag  war  es  mir  ohnmög- 
lich,  aufif  Ewerm  lieben  briefif  vom  18  Februar  zu  andtworten;  den 
ich  hatte  selben  tag  nohtwendig  7  große  briefif  zu  schreiben.  Ich 
vernehme  mitt  freüden,  daß  Ihr  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  in 
einem  so  gar  gutten  standt  gefunden.  Gott  der  allmachtige  erhalte 
I.  L.  viel  undt  lange  jähre  dabey,  wie  auch  die  liebe  königin  in 
Preussen!  Daß  carnaval  ist  hir  zum  endt,  ich  verliehre  nichts  da- 
bey; den  ich  war  nicht  von  den  divertissementen.  Ihr  könt  nicht 
beßer  thun,  alß  bey  ma  tante  zu  bleiben;  wen  sie  Euch  behalten 
will,  werdt  Ihr  nicht  incommodiren.  Waß  ist  den  dem  grafiF  von 
Warttenberg  vor  eine  quint  ahnkommen,  daß  er  dem  graffen  von 
Wittgenstein  daß  heürahten  verbiehten  will?  Er  ist  ja  weder  sein 
bruder  noch  sein  vatter  noch  sein  vormundt.  Ich  hofife,  die  liebe 
königin  wirdt  die  sach  schon  wider  zu  recht  bringen  undt  ma  tante 
auch.  Adieu,  liebe  Amelise!  Ambrassirt  Ewern  bruder  undt 
Schwester  von  meinetwegen  undt  seydt  versichert,  daß  ich  Euch 
allezeit  recht  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 
157. 

A  mad.  LouissOi   raugraffin  zu  Pfaltz^  a  Hannover. 

Yersaille  den  9  Mertz  1702. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe  zwar  Ewer  liebes  schreiben  vom 
24  Februar  schon  vergangene  post  entpfangen,  aber  selbigen  tag 
so  unerhört  viel  zu  thun  gehabt,  daß  ich  ohnmoglich  eher,  alß  nun, 
aufif  Ewer  schreiben  habe  antworten  können.  Ich  bin  noch  nicht 
gantz  von  den  afihiren  befreyet,  alle  tag  gibt  es  waß  neues  undt 
selten  waß  gnts.  Ich  glaube,  solche  Sachen  können  nie  kein  endt 
nehmen;   freylich  ist  es  gar  nicht  divertissant.    Ich  schreibe  ahn 


270 

Carl  Moritz  den  eintzigen  last,  so  ich  dießen  carnaval  gehabt  habe, 
drumb  repetire  ich  es  hir  nicht.  Ihr  könt  es  in  seinem  brieflf  sehen. 
Ich  bin  recht  fro,  daß  Ihr  mir  confirmirt,  waß  Amelisse  mir  schon 
geschrieben,  nehmblich  daß  raa  taute,  die  fraw  churfürstin,  so  in  voller 
gesundtheit  ist.  Gott  der  allmächtige  erhalte  I.  L.  noch  viel  undt 
lange  jähren  dabcy!  Man  rufft  mich  in  die  kirch,  nach  der  kirch 
werde  ich  dießen  brieff  außschreiben.  Ich  komme  jetzt  wider  auß 
der  kirch.  Ich  kan  bey  mir  Selbsten  leicht  ermeßen,  waß  vor  eine 
frewde  es  Euch  sein  muß,  bey  ma  tante  zu  sein;  mich  deucht,  wen 
ich  diß  glück  nur  noch  einmahl  haben  könte,  würde  ich  hernach 
getröster  sterben  können.  Ewers  Schwagers  affairen  können  ja 
nicht  ewig  wehren  undt  müßen  einmahl  zum  endt  gehen  undt  ich 
glaube,  daß  ma  tante  Euch  woll  erlauben  wirdt,  solche  außzuma- 
eben.  Weder  ahn  königin  noch  keyßeiin  bette  ich  Euch  nicht  ge- 
rahten,  Euch  zu  engagiren,  aber  mitt  ma  tante  hatt  es  gantz  eine 
andere  beschaffenheit;  dem  können  wir  andern  I.  G.  deß  churfür- 
sten  s.  kinder  nie  nichts  abschlagen,  den  v\dr  haben  ihr  all  zu  große 
Obligation.  Ma  tante  schreibt  mir  selber  alle  divertissementen ,  so 
sie  dortten  haben.  Ich  habe  heütte  kopffwehe  undt  habe  doch  schon 
5  briefif  ohne  dießen  geschrieben  undt  habe  noch  2  zu  schreiben, 
muß  derowegen  nur  ahn  schließen  dencken.  Suzon  wirdt  Euch  woll 
meine  brieffe  schicken.  Es  ist  gewiß  kein  platz  im  schloß  zu  Hau- 
nover,  daß  man  Euch  in  die  statt  logirt  hatt;  wen  die  frembten 
weg  sein  werden,  wirdt  man  Euch  woll  wider  ins  schloß  nehmen, 
hoffe  ich.  Ich  kan  ohnmoglich  mehr  schreiben.  Adieu,  liebe  Louisse! 
Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

158. 

Versaille  den  9  Mertz  1702. 

Hertzliebe  Amelisse,  ob  ich  zwar  heütte  ein  starck  kopffwehe 
habe,  so  kan  ich  Euch  doch  nicht  allein  zurück  laßen,  da  ich  ahn 
Ewer  bruder  undt  Schwester  geschrieben.  Der  ahnfang  von  Ewerm 
brieff  hatt  mich  ahnfangs  erschreckt,  aber  hernach  habe  ich  woll 
gesehen,  jdaß  Ihr  Euch  verschrieben  habt;  den  Ihr  sagt:  «Ich  habe 
vergangen  so  sehr  geheildt»;  so  meinte  ich,  es  were  gewed&dt,  habe 
aber  hernaeh  woll  gesehen,  daß  es  «geeyllet>  hatt  heißen  sollen. 


271 

Ich  *  habt  recht,  zu  glauben,  daß  ma  taute  mir  alles  geschrie- 
ben, waß  in  den  redoutten  vorgangen.  Ma  [tante]  hatt  mir  auch 
jetzt  von  Ewerer  sach  geschrieben,  davon  I.  L.  bißher  nichts. 
Weillen  sie  mir  nichts  davon  gesagt  hatten,  habe  ich  auch  gethan, 
alß  wen  ichs  nicht  wüste.  Der  graff  von  Warttenberg  vergist  sich 
abscheulich  undt  weiß  nicht  mehr,  wer  er  ist,  aber  er  solte  gedenc- 
ken  ahn  daß  alte  Sprichwort,  daß  hofifart  allezeit  vor  den  fall 
kompt,  mag  sich  also  woll  in  acht  nehmen.  Er  solte  gedencken, 
daß  seine  Schwester  Euch  nie  nichts  disputirt  hatt  undt  doch  von 
beßerer  qualitet  war,  alß  seine  fraw.  Solche  sachen  machen  mich 
allezeit  ungedultig,  wen  sich  die  leütte  so  vergeßen.  Wie  können 
andere  die  gnaden  begehren,  so  ma  tante  Euch  thut,  undt  drüber 
eyffern?  den  sie  seindt  ja  ma  tante  nicht  so  nahe,  alß  Ihr  undt 
Louisse.  Ich  bin  Euch,  liebe  Amelisse,  recht  verobligirt  vor  Ewer 
vertrawen;  nichts  ist  mir  ahngenehmer  undt  erweist  mehr,  daß  Ihr 
mich  lieb  habt;  daß  habe  ich  taußendt  mahl  lieber,  alß  compli- 
menten;  wolte  nur,  daß  ich  Euch  trösten  könte.  Louisse  ist,  glaube 
ich,  so  müde  von  Ewers  Schwagers  affairen,  daß  sie  furcht,  noch 
mehr  zu  thun  zu  bekommen ,  wen  sie  sich  hetirahten  solte.  Alles 
wirdt  geschehen,  wie  es  unßer  hergott  von  allen  zeitten  verbeugt. 
Er  gebe  Euch  beyden  alles ,  waß  Euch  nutz  undt  seelig  sein  mag ! 
Die  frantzösche  Wörter  können  mir  nicht  frembt  vorkommen ;  den  Ihr 
könt  ohne  hexerey  leicht  gedencken,  daß  ich  deren  ein  wenig  hir 
deß  tages  höre,  sie  also  gar  woll  verstehe.  Wen  ich  nur  mein  Teütsch 
nicht  vergäße!  den  ich  rede  es  gar  wenig  nun.  Fehle  ich  im  Teüt- 
schen,  80  corigirt  mich!  Ich  werde  Euch  deßgleichen  im  Frantzöschen 
thun.    Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  habe  Euch  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Ich  kan  ohnmoglich  mein  brieff  überleßen  undt  corigiren ;  den 
ich  muß  noch  2  brieff  schreiben. 

159. 
A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Versaille  den  12  Mertz  1702. 

> 

Hertzlieb  Louise,   wie  kompts,    daß  Ihr  madame  de   Segure 
*  ?  Ihr. 


272 

Monbron  madame  de  Leare  nent?  So  heist  sie  ja  gar  nicht.  Die 
gutte  fraw  scheindt  alt  undt  ist  es  auch  in  der  that;  den  sie  ist 
viel  älter ,  alß  ich.  Sie  war  schon  eine  gestandene  Jungfer ,  wie 
ihr  bruder,  der  Stubeuvoll,  haußhoffmeister  wardt,  undt  ich  war 
ein  recht  kindt.  Sie  muß  aufifs  wenigst  nach  meiner  rechnung 
ein  jähr  8  oder  9  älter  sein,  alß  ich,  undt  wie  Ihr  woU  wist, 
so  werde  ich  im  Mayen  50  jähr  alt  werden.  Sie  bezeugt  mir  in 
ihrem  schreiben  eine  große  freflde,  Euch  beyden  zu  sehen.  Der 
gutten  fraw  von  Harling  todt  ist  mir  recht  zu  hertzen  gangen. 
£s  macht  mich  gäntz  trawerig,  undt  ob  der  gutten  frawen  zwar 
woll  geschehen,  indem  sie  niemahlen  recht  hette  geneßen  kön- 
nen undt  nur  gelitten  hette,  so  ist  es  doch  allezeit  betrübt,  gutte 
freunde  zu  verliehren.  Ich  glaube,  daß  es  I.  M.  der  königin  in 
Preussen  auch  wirdt  leydt  geweßen  sein;  den  die  gutte  fraw  hatte 
sie  auch  sowoll  alß  mich  erzogen.  Die  umbständen  von  der  gutten 
frawen  todt  weiß  ich  nicht.  Ich  bitte,  sagt  mirs  doch!  Ich  sage  von 
hertzen  amen  aufif  den  gutten  wünsch,  so  Ihr,  liebe  Louisse,  vor 
ma  tante  conservation  thut.  Wolte  gott,  ich  könte  durch  meinen 
todt  ma  tante  unsterblich  machen!  ich  würde  ohne  mühe  gleich 
sterben.  Es  ist  offt  sehr  gefährlich,  den  hülsten  zu  negligiren;  ich 
habe  leütte  dran  sterben  sehen.  Es  ist  ein  glück,  einen  gutten  hu- 
mor  zu  haben;  den  daß  stehet  nicht  allezeit  bey  unß.  Ich  erinere 
mich  deß  spils  a  la  guere  nicht  mehr;  gar  zu  hart  zu  schlagen  in 
spieiger,  da  ist  doch  kein  spas  bey  undt  macht  leicht  händel  unter 
die  cavalirs.  Hettet  Ihr,  lieb  Louisse ,  nicht  gesagt ,  daß  ein  feh- 
ler in  Ewerm  brieff,  ich  were  es  nicht  war  geworden.  Die  ver- 
fluchte pfaffen  zu  Born  haben  mir  meinen  proces  gantz  verliehren 
machen,  aber  die  sentens  ist,  gott  lob,  so  doli  auffgesetzt,  daß  man 
versichert,  daß  man  sie  vor  nul  kan  passiren  machen;  also  helt 
man  hir  die  sach  noch  nicht  zum  endt,  ich  aber  werde  daß  endt 
von  dem  proces  woll  mein  leben  nicht  sehen.  In  gottes  nahmen! 
wens  meinen  kindern  nur  zu  gutt  kompt,  bin  ich  schon  zufrieden. 
Ich  muß  heutte  noch  zwey  oder  3  brieffe  schreiben,  kan  Euch  also 
vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  liebe  Louisse,  alß  daß  ich  [Euch] 
allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


273 


160. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Marly  den  16  MerU  1702. 

Hertzliebe  Amellisse,  Ewere  schreiben  können  mir  nie  anabn- 
genehm  sein,  undt  je  mehr  ich  von  Euch  allen  höre,  je  lieber  es 
mir  ist;  habt  also  gar  woU  gethan,  Ewer  erste  gedancken  nicht 
zu  folgen  undt  mir  Ewern  brieflf  zu  entziehen.  Ich  wolte  gern,  daß 
Ihr  undt  Louisse  noch  eine  zeit  lang  nach  der  königin  in  Preussen 
abzug  bey  ma  tante  bleiben  möget,  damitt  I.  L.  nicht  gleich  so  gar 
allein  sein  mögen;  den  daß  gibt  gar  trawerige  gedancken,  wen  man 
daß  alleinsein  nicht  gewohnt  ist.  Die  gutte  fraw  von  Harling  s. 
hatt  ihre  stelle  zu  ihrer  zeit  gar  woU  vertretten  undt  dar  ist 
gar  nicht  über  zu  lachen.  I.  L.  der  churfürst  von  Braunsweig  hatt 
daß,  daß  er  unleydtlich  drucken  undt  kalt  ist  in  seinen  reden  oder 
redt  gar  nicht;  aber  umb  ihn  zu  attrapiren,  muß  man  seinen  raht 
folgen  undt  thun,  waß  Euch  in  der  that  vergnügt.  Ich  fürchte,  daß 
die  Separation  von  der  königin  in  Preussen  sehr  hart  bey  ma  tante 
halten  wirdt,  furcht  mich  drauflf;  ma  tante  verbeyst  allezeit,  wen 
Ihr  etwaß  leydt  thut,  undt  daß  ist  bitter  ungesundt.  Ich  glaube 
nicht,  daß  die  weldt  jemahlen  doller  undt  verkehrter  geweßen,  alß 
nun,  undt  daß  ahn  allen  orten.  Wendt  Monsiner  weiß  nicht,  waß 
er  sagt;  er  schreibt  mir  sehr  selten.  Aber  Ihr  seydt  woU  demütig, 
daß  Ihr  meint,  daß  meines  pagen  briefif  mir  ahngenehmer,  alß  die 
Ewerigen,  sein  wtlrden.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben  völlig  beant- 
wortet, liebe  Amelisse!  Schließlich  will  ich  nur  noch  sagen,  daß 
ich  Euch  alles  wünsche  undt  ahn  Louisse,  waß  Euch  vortheilhafft 
nutz  undt  ahngenehm  sein  mag,  undt  so  lang  ich  lebe,  werde  ich 
Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  haben. 

,  Elisabeth  Charlotte. 

161. 
A  mad.  Louise ^   raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersaille  den  19  Mertz  1702. 
Hertzliebe  Louisse,  ich  will  jetzt  noch  auff  Ewer  liebes  schrei- 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  VA 


274 

ben  vom  10  Mertz  andtworten  durch  die  Hannover -post;  den  nach 
meiner  rechnung  wirdt  Euch  mein  brieflf  noch  dort  ahntreffen,  undt 
in  allem  fall,  soltet  Ihr  verreist  sein,  wirdt  Euch  ma  tante  mein 
brieff  woll  nachschicken.  Ewer  neuen  muß  Euch  woll  v^obligirt 
sein,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  so  viel  mühe  vor  ihn  nembt,  Euch  so 
sehr  mitt  seinen  affairen  zu  5)lagen.  Ich  kan  nichts  von  Ewer  sach 
sagen,  weillen  ich  die  dificulteten  nicht  weiß,  so  sich  dabey  finden 
können.  Ich  hoffe,  daß  diß  jetzige  sanfftes  undt  schön  wetter  ma 
tante  gantz  von  ihrem  husten  couriren  wirdt;  auffs  wenigst  wünsche 
ich  es  von  grundt  meiner  seelen,  Monsieur  Polier  pretendirt,  daß 
der  husten  gar  gesundt  ist  undt  daß  sich  die  natur  dadurch  purgirt 
von  allen  boßen  humoren.  Ich  bin  gewiß,  daß,  wen  Ihr  monsieur 
Polier  sehen  soltet,  würdet  Ihr  ihn  sehr  wenig  verendert  finden, 
geht, noch  so  geschwindt  undt  strack,  alß  ipr  sein  leben  gangen  ist, 
hatt  noch  seine  zahn,  ob  zwar  gar  schwartz  wegen  daß  vielle  ta- 
packdrincken,  sieht  ohne  brill  undt  den  verstandt  gantz  wie  ordi- 
narie,  ist  all  eben  woll  nun  82  jähr  alt.  Ich  hoff,  ma  tante,  die 
fraw  churfürstin,  wirdt  auch  so  in  dem  alter  sein.  Ihre  fraw  Schwe- 
ster, die  fraw  abtißen  von  Maubisson  Libdeu,  kan  reinere  schrifft 
ohne  brill  leßen  alß  ich,  hatt  den  verstandt  gutt  undt  lustig  undt 
lebhafft,  allein  sie  bückt  sich  sehr.  Ich  glaube,  daß  daß  späte  eßen 
undt  schlaffen  gehen  nur  eine  gewohnheit  ist.  Wen  unß  unßer  her- 
gott  nicht  schön  macht,  muß  man  sich  woll  getrösten;  den  man 
were  noch  heßlicher,  wen  man  sich  drumb  hencken  solte.  Den 
trost  hatt  [man],  daß  die  schönnen  mitt  der  zeit  auch  heßlich  sein 
werden.  Die  gesundtheit  ist  ahm  besten.  Wir  haben  hir  nichts 
neues,  werde  Euch,  liebe  Louisse,  also  vor  dießraahl  nichts  mehr 
sagen,  alß  daß  ich  Euch  undt  Amelisse  undt  Carl  Moritz  allezeit 
recht  lieb  behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

162. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräf£n  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Menden  den  8  April  1702. 

Hertzliebe  Amelisse ,  vor  ein  tag  oder  10  habe  ich  Ewer  liebes 
schreiben  vom  19  Mertz  zu  recht  entpfangen ;  erfrewet  mich,  darauß 


275 

zu  sehen,  daß  meine  schreiben   Euch  ahngenehm  geweßen.     Ich 
glaube,  Ihr  werdet  meine  caminerfraw,  die  madaroe  du  Fresne,  so 
ich  allezeit  noch  Sason  heiße,  noch  zu  Gassei  finden,  undt  wehrt 
mir  einen  rechten  gefahlen  thun,  sie  ahn  I.  L.  meinen  herrn  vet- 
tern, dem  laiidtgraffen ,  zu  recomandiren.    Ich  fürchte,  daß,  weillen 
Ewer  Schwager  die  naredey  begangen,  sich  wider  zu  heürahten,  daß 
alle  die  mühe,  so  Louisse  vor  seinen  proces  genohmen,  andern  kin- 
dern,  alß  Ewerer  Schwester  kinder,  zu  nutz  kommen  wirdt.  Ich  glaube, 
daß  Ihr  nicht  übel  thun  werdet,  eine  reiße  in  Engellandt,  umb  zu 
sehen ,  ob  Ihr  dießen  armen  kindern  waß  werdet  salviren  könnep. 
Dieße  arme  kinder  jammern  mich  recht.    Ich  glaube,  daß  er  sichs 
baldt  gerewen  wirdt,   eine  so  junge  fraw  genohmen  zu  haben;   den 
dazu  schickt  sein  jalousser  humor  gar  nicht.    Zu  meiner  zeit  war 
der  adel  zu  Hannover  nicht  so  stoltz  undt  gaben  den  reichsgrafifen 
alle  die  ehre,  so  ihnen  gebührt.    Seyder   wan   hätt  sich  den  daß 
geendert?  Sagt  [man]  jetzt  im  Teütschen  hoffenhertzig,  wie  Ihr  es 
schreibt?   Zu  meiner  zeit  sagte  man  offenhertzig.    Ihr  tröst  mich 
recht,  mich  zu  versichern,  daß  ich  mein  Teütsch  noch  nicht  gantz 
vergeßen  habe.    Ich  rede  aber  jetzt  so  selten ,  daß  ich  förchte,  daß 
ichs  baldt  vergeßen  werde;  jedoch  so  hoffe  ich  noch  auff  die  fraw 
von  Rotzenhaussen,  so  nun  baldt  herkommen  wirdt  undt  mitt  wel- 
cher ich  allezeit  teütsch  spreche.    Ich  kene  madame  de  Bellemont 
woU;   es  ist  war,  daß  sie  eine  rechte  gutte  fraw.    Hette  ich  nicht 
so  fest  auff  ihr  sachen  gedrungen,   betten  sie  Monsieur  s.  letttte 
umb  daß  ihrige  gebracht.    Ich  habe  ihren  söhn  nie  gesehen.    War 
er  artig?  Die  äugen  zu  undt  den  mundt  auff  zu  halten,  steht  gar 
nicht  woll.    Ihr  soltet  auch  schir  sagen,  wie  die  gutte  Jungfer  Col- 
bin  pflegt  zu  thun:  «Nirgendts  geht  es  wunderlicher  zu,  alß  in  der 
welt>.    Ich   werde   gar   kein  überiges   gelt  herauß  bekommen  von 
der  papstlichen  sententz;  den  man  muß  abschlagen,   waß  ich  ent- 
pfangen,   welches  hoher  kompt,  alß  die  3   mahl  hundert  taußendt 
thaller.    Die  verfluchte  pfaffen  haben   sich  durch  den  großhertzog 
mitt  gelt  bestechen  laßen;  ich  habe  aber  mein  parthey  gefast  undt 
bin  der  sachen  gantz  getrost.    Monsieur  hatt  wider  meinen  willen 
den  proces  nach  Rom  geschickt.    Ich  wolte,  daß  die  reichsfürsten  es 
judiciren  selten;  daß  wolte  Monsieur  nicht.  Man  hofft  noch  hir,  daß 
mein  sohns  einsmahls  wider  zu  dießen  pretentionen  gelangen  wirdt 
können;  daß  geht  mich  aber  nicht  ahn,   werde  alßden  lengst  ver- 
f  18^ 


276 

fault  sein,  bekümere  mich  also  weitter  nicht  hirtlber.  Es  ist  seyder 
4  tagen  ein  so  abscheulicher  kalter  windt  ondt  frost  hir  eingefallen, 
daß  man  sich  nicht  zu  behelffen  weiß.  Dieße  nacht  sollen  alle 
wingerten  ondt  obst  erfroren  sein.  Ich  frir,  daß  ich  kaum  die  feder 
halten  kan.  Ewer  brieff,  liebe  Amilisse,  ist  beantwordet  andt  ich 
weiß  nichts  netles.  König  Wilhelms  todt  ist  nun  schon  waß  altes, 
sage  derowegen  nichts  mehr,  alß  wie,  daß  ich  Euch  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

163. 

A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort« 

Menden  den  8  Aprill  1702. 

Hertzliebe  Louisse,  es  ist  zwar  schon  über  14  tagen,  daß  ich 
Ewer  liebes  schreiben  von  Zelle  vom  16  Mertz  zu  recht  entpfangen 
habe;  es  ist  mir  aber  ohnmöglich  geweßen,  eher,  alß  nun,  draufif  zu 
antwortten.    Worumb  meint  Ihr,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  mir  zu  offt 
mitt  Ewerem  schreiben  kompt?   Den  ich  bin  allezeit  fro,  wen  ich 
zeittung  von  Euch  undt  Amellisse  habe,  dürft  also  gar  nicht  fürch- 
ten, zu  offt  zu  schreiben.    Gestern  entpfunge  ich  einen  brieff  von 
ma  tante.    I.  L.  halten  den  31  noch  den  husten,  welches  mir  sehr 
mißfehlt ;  den  ich  sorge,  daß,  weillen  daß  wetter  bißher  zu  Hannover 
eben  wie  hir  geweßen,  daß  jetzt  die  grimmiche  kälte  dortten  wie 
hir  wirdt  eingefallen  sein,  so  seyder  4  tagen  ist.    Alle  weingartten 
sollen  erfroren  sein  undt  alles  obst  zu  schänden  gangen  sein.    Es 
kombt  einem  nun  desto  unahngenehmer  vor,   weillen  wir  lenger  alß 
14  tag  daß  schönste  frühlingswetter  von   der  weit  gehabt  haben, 
recht  warm,  wie  zu  endt  deß  Mayen;   undt  auff  einen  stutz  kompt 
ein  rauer  windt;  der  bringt  eine   solche  kälte  mitt  sich,  daß  man 
nicht  dawern  kan,  undt  es  hagelt  undt  schneyet  alle  augenblick; 
fürchte  also  sehr,  daß  dieß  böße  wetter  ma  tante,  der  fraw  chur- 
fürstin,  husten  vermehren  undt  leuger  wirdt  dawern  machen.    Ma 
tante  scheindt  sehr  touchirt  zu  sein  von  deß  königs  in  Engellandt 
todt,  welcher  jederman  mehr  verwundert  hatt;   allein  mich  deucht, 
es  ist  mehr  zu  verwundern,  daß  er  so  lang  hatt  leben  können,  so 
krancklich,  wie  I.  M.  s.  wahren.   Der  gutte  hertzog  von  Zelle  wirdt 
auch  woU  betrübt  über  dießen  todtsfall  sein;  den  er  hatte  dießen 


277 

könig  hertzlicfa  lieb.    Beym  hertzog  von  Zelle  nndt  ma  tante  kan 
man   sagen,   wie  im  alten   Sprichwort:    «Alte  liebe  rostet  nicht». 
Dießer  hertzog  ist  woU  der  beste  herr  von  der  weit.    Ich  habe  ihn 
recht  lieb,  aber  seine  gemahlin  kan  ich  nicht  estimiren.    Es  ist  immer 
schadt,  daß  der  herr  so  mißheüraht,  nndt  ich  kan  [nicht]  leyden, 
daß  ein  solcher  hertzog  eine  gemahlin  hatt,  die  sich  glücklich  hir 
geschätzt  bette  nndt  allen  ihren  möglichsten  fleiß  ahngewendt  hatte, 
umb  einen  von  Monsieur  s.  ersten  cammerdinnem  za  heürahten,  des- 
sen söhn  noch  in  meinen  dinsten  ist.    Es  ist  ein  zeichen  von  der 
königin  in  Prenssen  gutt  natnrel,  daß  sie  die  hohen  ihrigen  so  un- 
gern quittirt  hatt.    Wie  ich  auch  von  ihrem  hoff  höre,  muß  es  doli 
dort  hergehen.    Ich  bin  fro,  daß  dieße  königin  Euch  undt  Amelisse 
so  gnädig  ist.    Es  ist  leicht  zu  glauben,   daß  daß  tantzen  auffge- 
hört  hatt,  wie  die  königin  weg  ist.  In  meinem  sin  hatt  Ewer  Schwa- 
ger auff  alle  weiße  eine  große  thorheit  gethan,   sich  ahn  ein  jung 
metgen  von  17  jähren  zu  heürahten;   ich  glaube,   es  wirdt  beyden 
gerewen.    Caroline  kinder  jammern  mich  recht  deßwegen;  den  daß 
wirdt  die  arme  kinder  unglücklich  machen;  den  es  ist  nicht  zu  glau- 
ben,  daß  dießen  armen  kindern  kein  tord  geschehen  wirdt,   undt 
ich  fürchte,  daß  alle  Processen,   so  Euch  so  viel  kosten,  frembten 
kindern  zu  nutz  werden  können  undt  Ewerer  Schwester  kinder  nicht. 
Drumb  wen  Ewer  schwager  will,  daß  Ihr  Euch  der  sachen  weytter 
ahnnehmen  solt,  so  soltet  Ihr  ihn  persuadiren,  daß  er  dießen  armen 
ersten   kindern  waß  gewißes  versichert  undt  Ihr  also  gewiß  sein 
möget,   daß  Ewere  mühe  woU   ahngewendt  ist.    Wir  haben  jetzt 
nichts  neues  hir,  schließe  also  nur  mitt  meiner  ordinarie  Versiche- 
rung, daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

164. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  22  April  1702. 

Hertzliebe  Louisse,  es  seindt  schon  etliche  tage  verfloßen,  daß 
ich  Ewer  schreiben  vom  6  April  zu  recht  entpfangen,  habe  aber 
ohnmöglich  eher,  alßnun,  drauff  antworten  können  wegen  der  oster- 
fest,  alwo  man  hir  den  gantzen  tag  in  den  kirchen  sein  muß,  undt 
die  tage  nach  den  festagen  gestehe  ich ,  daß  ich ,  umb  mich  der 


278 

langen  weill  ein  wenig  za  ersetzen,  so  ich  in  den  kirchen  außge- 
Btanden  mitt  allem  dem  (anter  nnß  gesagt)  lateinischem  gepler,  so 
habe  ich  mich  deß  schönnen   wetters  ein  wenig  zu  nutz  gemacht 
undt  bin  nach  Trianon  spatziren  gefahren,  welches  woU  der  schön- 
ste gartten  ist,  so  man  mitt  äugen  sehen  kan.    Wen  Ihr  nur  mein 
'schreiben  Tom  12  Mertz  entpfangen,  liebe  Lonisse,  so  fehlt  EOch 
so  eins  von  den  meinen;   den  8  dießes  monts  habe  ich  Euch  wider 
geschrieben.    Der  neue  proces  wirdt   mich   woll   nichts  ahngehen, 
sondern  meinen  söhn.  Der  abb^  Thessat  ist  viel  betrübter,  alß  ich; 
den  mein  parthey  hirin  ist  lengst  gefast  geweßen.    Ich  verstehe  die 
Sachen  gantz  andt  gar  nicht;   waß  mich  aber  glaaben  macht,   daß 
mein  recht  nicht  schlim  war,  ist,  daß  man  meine  comissarias  50000 
thaller  geben  hatt,  mir  meinen  proces  verliehren  za  machen;  also, 
bette  ich  kein  recht  gehabt,  deucht  mir,  daß  die  sach  wolfeyller 
hette   können   aaßgesprochen    werden.     Cardinal  Janson   hatt   die 
brieffe  in  original,  so  erweißen,  daß  diß  gelt  ist  gegeben  worden. 
Were  es  mir  zugesprochen  worden,   hette  es  anß  der  könig  nicht 
genohmen,  oder  doch,  wen  er  es  genohmen  hette,  so  wOrde  es  anß 
hir  mitt  andern  gfittern  ersetzt  sein  worden  andt  es  hette  mich  gar 
in  einem  gatten  standt  gesetzt,  ahnstatt  daß  ich  itzander  nur  gar 
genaw   vor  meinem  standt  za   leben  habe;   andt  wie  man  hir  im 
landt  gar  interessirt  ist  andt  die  leütte  nar  ahnsicht,  nachdem  man 
ihrer  nöhtig  haben  kan,  also,  hette  viel  einkommen  gehabt,  würde 
mich  jederman  considerirt  haben,   welches  nun,   da  man  nichts  zu 
hoffen  hatt,  eben  nicht  so  sein  wirdt;   aber   in  dießem  allem  ist 
mein  parthey  gefast.    Die  Sttibenvoll  hatt  mir  geschrieben,  ihr  man 
hieße  Segure  Monbran ,  welches  ein  geschlegt ,  so  bey  hoff  bekandt 
ist.    Von  dem  andern  nahmen,   nehmblich  de  Leare,   hatt  sie  mir 
kein  wort  gesagt;   es  mag  woll  der  nahmen  von  einem  gatt  sein; 
den  nichts  ist  gemeiner  hir  in  Franckreich,   alß  daß  man  seinen 
nahmen   vor   ein   gutsnahmen   fahren   lest.    Die   gatte   madame  de 
Leare  kan  woll  nicht  jung  sein;  den  wie  ich  ein  kindt  war,   war 
sie  schon  eine  alte  Jungfer,  andt  ich  werde  ja  jetzt  zu  künfftigen 
May  50  jähr  alt  werden,  welches  gar  keine  jugendt  noch  kinder- 
werck  ist.    Ich  glaube,   daß  sie  nicht  weit  von  70  jähr  ist,   mag 
also  woll  alter,  alß  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  scheinen;  den 
es  offt  geschieht,  daß  die,  so  nur  2  jähr  alter  sein,  ahm  jüngsten 
scheinen.    Zu  dem  wünsch,  so  Ihr  thut,  liebe  Louisse,  daß  gott  der 


279 

allmachtige  ma  taDte  erhalten  möge,  sage  ich  woll  von  hertzen 
amen.  Nichts  in  der  weit  geht  einem  mehr  zu  hertzen,  alß  die- 
jenigen zu  quittiren,  so  man  ehret  undt  liebet.  Mir  ist  bang,  wie 
ich  Euch  schon  letztmahl  geschrieben,  daß,  ahnstatt  vor  Eweren 
neuveux  zu  arbeitten,  Ihr  alle  die  mühe  vor  andere  kinder  nembt, 
wen  es  ja  war  ist,  daß  Ewer  schwager  wider  verheüraht  ist  mitt 
ein  metgen  von  17  jähren.  Die  herren  rechtsgelehrten  seindt  fro, 
daß  ein  proces  langsahm  gehet;  daß  spickt  ihnen  ihre  küche  undt 
kelLsr.  Ich  wünsche,  daß  die  sach  baldt  möge  zum  endt  gehen. 
Nun  der  könig  in  Preussen  mitt  dem  graffen  undt  die  gräffin  von 
Warttenberg  zu  Hannover  geweßen,  mogte  ma  tante  vielleicht  waß 
vor  Amelisse  bey  ihnen  außgerichtet  haben;  so  konte  sich  den  alles 
schicken.  Es  ist  recht  impertinent  von  den  adellichen  damen  zu 
Hannover,  daß  sie  den  reichsgraflfinen  disputtiren  wollen;  daß  ist 
ja  nicht  erhört  worden.  Ich  weiß  nicht,  wo  der  churfürst  von 
Braunsweig  ahn  deiickt,  daß  er  solche  sachen  leydt.  Er  mag  es 
auch  threhen,  wie  er  will,  so  seydt  Ihr  doch  geschwisterkindt  mitt 
ihm.  Man  kan  glücklich  geheüraht  sein,  man  kan  glücklich  ledig 
sein  undt  auch  unglücklich  in  bey  den  ständen;  alles  ist,  wie  die 
Sachen  sich  threhen,  undt  es  threhet  sich,  nachdem  es  über  unß 
vorsehen  ist;  aber  ordinaire, wen  man  von  sich  allein  zu  dependiren 
hatt,  ist  es  ein  glück.  Ich  hoffe,  es  wirdt  Euch  undt  Amelisse 
nicht  so  gehen;  den  Ihr  seydt  beyde  zu  raisonabel  dazu;  allein  man 
pretendirt,  daß  ordinarie  den  alten  Jungfern  eine  rewe  ahnkompt, 
welches  sie  hernach  trawerig  undt  gridlich  macht.  Die  arme  Suzon 
jammert  mich;  den  ich  fürchte,  sie  wirdt  ihre  reiße  umbsonst  ge- 
than  haben,  weillen  Euch  mein  vetter,  der  landtgraff  Liebten,  nichts 
geantwort  hatt;  den  lob  auf  mein  woll  schreiben  pretendirte  ich  gar 
nicht,  sondern  nur,  daß  der  armen  Suzon  oder  madame  du  Fraine 
recht  möge  geschehen.  Wie  ich  von  I.  L.  der  landtgräffin  höre,  so 
muß  sie  gar  eine  raisonable  undt  gutte  fürstin  sein.  Ich  bin  I.  L. 
sehr  verobligirt,  sich  der  armen  du  Fraine  ahngenohmen  zu  haben ; 
bitte,  wolt  doch  bey  I.  L.  meine  dinstliche  daucksagung  deßwegen 
erstatten.  König  Wilhelms  todt  hatt  mich  recht  gejammert.  Lenor 
hatt  mir  einen  augsburgischen  callender  geschickt  vergangen  herbst, 
so  auf  diß  jähr  gericht  ist;  darin  stehet  dar  dießes  königs  todt 
mitt  dießen  wortten  NBqffiO  den  20  Mertz  1702: 


280 

„Ein  potentat  reist  in  daß  grab, 
deß  thun  sich  andere  frewen; 
so  gehts,  wen  einer  danket  ab 
undt  machet  platz  dem  neuen.  ** 

Ich  kan  leicht  gedencken,  wie  alle  allirten  sich  über  könig  Wil- 
helms todt  werden  betrübet  haben.  Mich  verlangt,  zu  erfahren, 
waß  Ewer  Schwager  wirdt  geantwort  haben  auff  seinen  heüraht.  Es 
were  ridiculle,  wen  er  den  heüraht  gethan  hette,  ohne  Euch  ein 
wordt  davon  zu  sagen,  da  Ihr  Euch  so  viel  mühe  vor  seine  Proces- 
sen gebt,  hette  er  den  heüraht  gethan.  Von  dem  humor,  wie  er 
ist,  konte  man  woll  sagen,  daß  er  sich  eine  ruhte  auff  den  hindern 
gebunden  hette.  Man  stirbt  ordinarie,  wie  man  gelebt;  so  wirdts, 
fürchte  ich,  dem  duc  de  Chomberg  auch  gehen.  Wir  haben  nichts 
neues  hir.  Man  hört  von  nichts  alß  krieg  undt  kriegsgeschrey. 
Der  duc  de  Bourgogne  wirdt  zu  künfftigen  dinstag  zu  feit  ziehen. 
Man  sieht  überal  leütte,  so  abscheydt  nehmen.  Der  hoff  wirdt 
baldt  sehr  lehr  sein;  daß  ist  aber  meine  geringste  bekümmernuß, 
den  es  geht  mir  keine  geselschafft  dran  ab,  den  ich  bin  den  gant- 
zen  langen  tag  allein  in  meinem  cabinet  undt  die  zeit  wirdt  mir 
nicht  lang,  findte  die  tage  zu  kurtz,  habe  viel  blumen  vor  meinem 
fenster,  viel  hündtger,  so  ich  recht  lieb  habe,  gegrabene  steinger, 
viel  bücher;  damitt  kan  ich  mich  gar  woll  amussiren  undt  damitt 
geschieht  weeder  gott  noch  der  weit  Verdruß.  Eine  von  meinen 
schönsten  hündinen  ist  im  kindtbett  hir  in  meinem  cabinet.  Adieu, 
liebe  Louisse!  Ich  will  auch  ahn  Araelisse  schreiben,  von  welcher 
ich  gestern  ein  schreiben  entpfangen,  ambrassire  Euch  also  nur  hir- 
mitt  undt  versichere  Euch,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

165. 

Versaille  den  22  April  1702. 

Hertzlieb  Amelisse,  ob  ich  zwar  alleweill  erst  einen  großen 
machtigen  brieff  ahn  Louisse  geschrieben,  so  will  ich  doch  dieße  post 
nicht  vorbey  gehen  laßen,  ohne  auch  ahn  Euch  [zu]  schreiben  undt 
auff  Ewer  lieben  brieff  vom  13  zu  antworten,  mitt  welchem  ich  ges- 
tern bin  erfrewet  worden;  den  ich  bin  recht  content  von  Euch, 
liebe  Amelisse,  daß  Ihr  mir  so  offenhertzig  schreibt.    Ich  bin  fro, 


281 

daß  Ihr  noch  14  tag  bey  ma  tante  nach  der  königin  abreiße  gewe- 
ßen  seydt  undt  I.  L.  in  der  trawerigen  zeit  nicht  allein  geblieben 
seyndt.  Es  ist  eine  abgeschmackte  sach  mitt  den  Processen  undt 
ich  fürchte  noch  dazu,  daß  es  Ewerer  Schwester  kinder  nicht  zu 
nutz  kommen  wirdt,  alle  mühe,  so  Louise  sich  umb  deß  ducs  de 
Chönburg  processen  gibt,  wen  es  war  ist,  daß  er  sich  ahn  ein  jung 
medgen  von  17  jähren  geheüraht  hatt,  so  ihm  gantzß  cammern  voll 
kindern  daher  setzen  wirdt.  Ich  weiß  kein  glück,  so  dießem  bey- 
kommen  kan,  bey  ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von  Braunsweig, 
zu  sein  können.  Ich  habe  woll  gedacht,  daß  eine  solche  ursach, 
alß  wie  die  von  deß  churfürsten  zu  Braunsweig  metres  allein  ur- 
sach sein  könne,  daß  man  Euch  nicht  wie  billig  zu  Hannover  trac- 
tiren  wollen.  Daß  der  churfürst  ein  struckener  störiger  herr  ist, 
habe  ich  gar  woll  ahn  I.  L.  verspürt,  wie  sie  hir  wahren;  den  so 
viel  amiti6  ich  ihm  auch  erwießen,  hatt  er  doch  nie  kein  vertrawen 
in  mir  faßen  wollen,  noch  mitt  mir  reden,  habe  ihm  alle  Wörter 
außpreßen  müßen,  welches  eine  gar  ohnahngenehme  sach  ist.  Wo- 
rin en  er  aber  daß  groste  unrecht  hatt,  ist,  mitt  seiner  fraw  mutter 
so  zu  leben,  deren  er  doch  all^n  respect  schuldig  ist.  Mißtrawen, 
hochrauht  undt  kargheit  machen  dießen  churfürsten,  wie  er  ist. 
Sorgt  nicht,  daß  ich  Euch  händel  ahnmachen  werde!  Ich  werde 
mein  leben  nicht  nachsagen,  waß  Ihr  mir  geschriben  habt.  Ich 
mercke  es  offt  auß  ma  tante  schreiben,  ob  sie  schon  nichts  sagt, 
daß  sie  übel  zufrieden  ist.  Daß  schlimbste  ist,  daß  dießer  chur- 
fürst kein  gutt  naturel  hatt,  welches  man  woll  ahn  dem  verspürt, 
wie  er  auch  mitt  seinen  herrn  brüdern  umbgeht.  Es  ist  mir  leydt, 
daß  der  churfürst  Carl  Moritz  so  verdirbt ;  den  daß  sauffen  kan 
kein  gutt  auff  die  lenge  thun,  er  wirdt  sich  mitt  umbs  leben  brin- 
gen undt  vorher  noch  daß  hirn  schwechen,  daß  er  all  seinen  ver- 
standt  drüber  verliehren  wirdt.  Ihr  habt  doch  recht  woll  gethan, 
liebe  Amelisse,  ihn  davon  zu  rahten;  den  daß  ist  ein  recht  zeichen, 
daß  man  seine  verwandten  lieb  hatt,  wen  man  sie  corigirt.  Ich 
wolte,  daß  daß  hauß  Wolffenbüdcl  mitt  den  hannoverischen  ver- 
eyniget  were;  den  es  bringt  kein  glück,  wen  man  gegen  sein  eygen 
hauß  krig  führt.  Ich  zweyflFle  nicht,  daß  alle  hohe  verwanten  undt 
allireten  von  könig  Wilhelm  sehr  bestürtzt  undt  betrübt  über  seinen 
todt  geweßen  sein;  mich  hatt  er  auch  gejammert,  ünßere  königin 
in   Engellandt  hir  hatt   in  dießem  fall  sich  recht   genereuse  undt 


282 

christlich  erzeigt.  Viel  Engelländer,  alß  sie  die  zeittnng  von  könig 
Wilhelms  todt  erfahren,  weiten  freüdcnfewer  machen;  allein  die  Kö- 
nigin ließ  es  außleschen  undt  überal  verbietten,  daß  uieroandts 
freüdenzeichen  über  dießes  königs  todt  geben  solte;  sie  selbsten 
auch  sprach  davon  ohne  einige  annimositet.  Ich  habe  sie  recht 
drüber  admirirt.  Es  ist  gewiß,  daß  dieße  arme  königin  ihr  anglück 
nicht  meritirt  undt  recht  tagendtsam  ist.  Ich  bin  persuadirt,  daß 
ma  tante  jetzt  glücklicher  ist,  alß  sie  sein  würden,  wen  sie  königin 
in  Engellandt  sein  werden;  den  die  Engellander  seindt  falsche  undt 
wunderliche  köpffe.  Wolte  gott,  ma  tante  könte  wie  die  ertzvätter 
leben!  so  würde  72  jähr  nur  eine  jugendt  sein.  Ich  dancke  Euch 
sehr,  liebe  Amelisse,  Euch  vor  die  armeSuzon,  madame  du  Fraine, 
bemühet  zu  haben.  Sie  spricht  eben  so  doli  frantzösch  alßr  teütsch, 
sie  macht  mich  lachen,  wen  sie  spricht;  aber  waß  ahm  possirlich- 
sten  ist,  ist,  wen  die  Lenor,  die  fraw  von  Rathsamshaussen ,  mitt 
ihr  spricht;  die  kan  eben  reden,  wie  sie;  man  kan  sich  deß  lachen 
ohnmöglich  enthalten.  Die  arme  fraw,  die  du  Fraine,  wirdt  mühe 
haben,  wider  durch  zu  kommen;  den  alles  ist  voller  troupen  nun. 
Man  hört  von  nichts  alß  krieg  undt  kriegsgeschrey  undt  leütte,  so 
abschiedt  nehmen;  aber  wie  ich  schon  ahn  Louisse  gesagt,  so  geht 
mir  gar  keine  geselschafft  dran  ab;  den  ich  bin  von  2  uhr  nach- 
mittags biß  9  abendts  allein  in  meinem  cabinet  undt  die  zeit  feit 
mir  gar  nicht  lang,  findt  alß  etwaß  zu  thun,  so  mich  amussirt; 
aber  wens  schön  wetter  ist,  fahre  ich  spatziren.  Ewer  schreiben 
ist  völlig  beantwortet,  liebe  Amelisse,  undt  ich  weiß  gar  nichts 
neues;  derowegen  will  ich  ahn  schließen  gedencken  undt  vor  dieß- 
mahl  nichts  mehr  sagen .  alß  daß  ich  Euch  von*  hertzen  ambrassire 
undt  all  mein  leben  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Louisse  wirdt  Euch  sagen  können,  wie  ich  einen  callender  von 
Augsburg  habe ,  so  könig  Wilhelms  todt  prophezeyet  hatt. 

166. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Franckfort. 

Marly  den  29  April  1702. 
ßertzliebe  Louisse,  vorgestern  habe  ich  Ewer  liebes  schreiben 


283 

tom  20  April  zu  recht  entpfangen.  Ma  tante  hatt  mir  selber  ge- 
schrieben, daß  ihr  husten,  gott  lob,  vorbey  ist.  Ich  komme  alle- 
weill  von  St  Germain.  Die  kOnigin  in  Engellandt  ist  sehr  kranck 
ahm  hnsten;  man  hatt  I.  M.  heütte  deßwegen  zur  ader  gelaßen. 
Die  armme  konigin  sieht  so  bitter  übel  anß  undt  hatt  so  ein  starc- 
kes  hertzklopffen,  daß  ich  fürchte,  daß  sie  ihrem  könig  baldt  folgen 
wirdt.  Daß  ma  tante  der  apetit  wider  kommen,  ist  ein  gntt  zeichen. 
Viel  leütte  seindt  persuadirt,  daß  der  hasten  gar  gesundt  ist,  wen 
er  nicht  zu  lang  wehrt,  noch  auff  die  brüst  feit.  Ich  bin  in  rech« 
ten  sorgen  wegen  den  conseillier  d'estat,  so  mir  der  könig  geben, 
umb  sorg  vor  meine  affairen  zu  haben.  Es  ist  ein  gar  ehrlicher 
man  undt  der  über  die  maßen  viel  verstandt  hatt  undt  recht  ahn- 
geuebm  in  der  conversation  ist.  Es  ist  ihm  ein  fluß  auff  die  brüst 
durch  einen  starken  husten  gefahlen,  er  speyt  bludt  undt  ist  ein 
alter  man;  furcht  unerhört,  er  mögte  drauff  gehen,  welches  ein 
recht  Unglück  vor  mich  were ;  den  meines  sohns  raht  ist  gar  nicht 
woll  vor  mich  intentionirt.  Es  seindt  lautter  leütte,  die  bey  Mon- 
sieur s.  zeitten  ihre  bände  braff  gefült  haben;  fürchten  nun,  mein 
söhn  mögte  ihre  conduitte  examiniren  undt  ihnen  rechenschafft  fo- 
dem,  wollen  derowegen  sich  auff  alle  weiße  einschleichen,  wen  er 
auch  zu  kurtz  kommen  möge.  Dießer  man  aber,  monsieur  de  Po- 
mereu,  lest  nichts  verbey  gehen  undt  examinirt  alles  genau,  waß 
mich  betrifft,  bin  also  recht  bang,  daß  er  sterben  niögte.  Gott  be- 
hütte  mich  davor!  den  trewe  leütte,  so  es  auffrichtig  mitt  einem 
meinen,  seindt  rar  hir  zu  landt.  Ma  tante  hatt  groß  recht,  nicht  gern 
zu  hören,  daß  man  von  diet  spricht,  den  es  ist  recht  langweillig. 
Saladt  ist  nicht  so  ungesundt,  alß  man  meint;  es  erfrischt.  Hert* 
zog  Gorg  Wilhelm  habe  ich  auch  recht  lieb,  vernehme  also  von 
hertzen  gern,  daß  I.  L.  noch  so  gesundt  sein.  Meine  meinung  ist, 
daß  man  sich  selber  im  eßen  examiniren  muß,  laßen,  waß  man  findt, 
daß  einem  schaadt,  undt  sich  nicht  zwingen  in  dem,  wo  man  die 
experientz  von  hatt,  daß  es  einem  keinen  schaden  thun;  den  ge- 
iieralreguln  können  so  woll  schaden  alß  nutzen.  Der  menschen  na- 
turen  seindt  eben  so  different,  alß  die  gesiebter.  Es  ist  ein  groß 
Unglück  nfiitt  den  mißheürahten,  es  wirdt  nie  nichts  guts  drauß. 
I,  L.  meines  vettern,  des  churfürsten  von  Braunsweigs,  heüraht  hatt 
viel  liiehr  bößes,  alß  guttes,  zu  wegen  [gebracht]  undt  auff  alle  weiße 
eine  ewige  schände.  Die  hertzogin  hatt  mehr  ursach,  alß  niemandts, 


284 

betrübt  über  ibrer  docbter  unglück  zu  sein;  den  bette  sie  sie  nicbt 
in  ihrer  erster  jngendt  zu  der  coqnetterie  nndt  gallanterie  erzogen, 
so  were  sie  nicbt  in  daß  unglück  gefablen,  worinen  sie  nun 
steckt.  Es  seindt  leütte  bir,  so  nicbt  sagen,  daß  sie  nicbt  cri- 
minelle geweßen,  undt  ein  jong  menscb,  wie  sie  war,  so  sich  küßen 
nndt  begreifen  lest,  thut  woll  alles  überige  auch.  Ihr  habt  ihr  gar 
recht  geantwortet,  es  were  woll  zu  wünschen,  daß  nicht  geschehen 
were,  tn  aß  geschehen  ist.  Dieße  hertzogin  ist  von  gar  geringer  ber- 
kunfft  undt  es  were  ihr  eine  ehre  geweßen,  Monsieur  premier  valet 
de  chambre  zu  beürahten.  Denckt  nun,  wie  sich  daß  zu  einem 
hertzog  von  Braunsweig  schicken  kan!  undt  waß  ihr  geschehen,  ist 
freylich  vor  ein  groß  glück  zu  reebenen;  insonderheit  ist  es  rar, 
daß  ein  verstandiger  herr,  wie  hertzog  Georg  Wilhelm  ist,  ein 
mensch  beüraht,  mitt  welcher  er  so  viel  jähr  ohne  beüraht  gehaust 
batt.  Daß  der  fürst  von  Anhalt  seine  apoteckers- dochter  vor  eine 
fürstin  gern  wolte  passiren  machen,  kan  ich  woll  glauben.  Aber 
seindt  woll  andere  fürsten  närisch  genung,  die  sach  passiren  zu 
laßen  undt  eine  solche  creatur  vor  eine  fürstin  zu  erkennen?  Daß 
were  ja  gar  zu  abgeschmackt.  Der  hertzog  von  Holstein  ist  noch 
raisonabeller.  Die  arme  du  Fresne  wirdt  mühe  haben,  durch  zu 
kommen  können;  den  der  krieg  fengt  starck  undt  gefährlich  ahn. 
Die  du  Fresne  oder  Suzon,  wie  ich  sie  alß  heiße,  ist  in  dem  fall 
possirlicb,  daß  sie  keine  spräche  recht  kan  undt  also  nie  recht  weiß, 
waß  sie  sagt.  Ich  werde  meiner  dochter  zu  wißen  thun,  wie  con« 
tent  die  graffen  von  Borckdorff  von  ihr  sein.  Der  hertzog  von 
Lotheringen  undt  mein  dochter  dencken  ahn  nichts,  alß  sich  woll 
zu  divertiren.  Ich  erfrewe  mich  Ewertwegen,  daß  es  nun  zuFranck- 
fort  wider  lustig  zugehen  wirdt.  Hir  ist  es  nun  gar  still  undt 
trawerig;  man  sieht  lautter  trawerig  leütte,  deren  mener,  kinder, 
verwantten  oder  freunde  in  den  krieg  gezogen  sein;  der  krieg  ist 
leyder  nur  gar  zu  rechter  ernst.  Brieffe  gehen  alzeit  ihren  weg 
undt  ich  boife,  Euch  allezeit  zu  versichern  können,  daß  ich  Euch 
recht  von  hertzen  lieb  hab^. 

Elisabeth  Charlotte, 


285 


167. 

Marly,  sambstag  den  6  May  1702. 

Hertzliebe  Ameiisse,  gestern  habe  ich  Euer  schreiben  vom  27 
April  zu  recht  entpfangen,  will  noch  drauff  antwortten,  ehe  ich 
wider  nach  Versaille  fahre;  den  hetitte  gehen  wir  alle  wider  hin. 
Dieße  reiße  sein  wir  lang  hir  geweßen;  den  es  war  vergangenen 
mitwog  8  tag,  daß  wir  herkommen  sein.  Gestern,  wie  ich  Ewer 
schreiben  entpfonge,  käme  ich  eben  von  der  jagt  mitt  I.  M.  dem 
könig.  Die  jacht  war  perfect  schön.  Der  könig  hatt  kleine  calesche 
nndt  kleine  pferdtger;  die  renen  aber  so  starck,  daß  man  allezeit 
bey  den  banden  ist  undt  die  jagt  schir  nie  verliehrt,  eben  alß 
wen  man  zu  pferdt  were.  Die  jagt  wehrte  nur  anderthalb  stuudte 
undt  die  hunde  ersoffen  den  hirsch  alleruegst  hirbey  in  einem  weyer. 
Es  war  recht  schön,  alle  die  hunde  mitt  dem  hirsch  ins  waßer  zu 
sehen,  alle  die  leütte,  maguifiek  gekleydt,  so  drumb  herumb  wahren, 
undt  alle  die  jager,  so  auff  den  jagtshörner  sehr  woll  blaßen.  £s 
war  ein  recht  specktackel,  aber  genung  hirvon!  Ich  komme  auff 
Ewer  liebes  schreiben.  Suzon  ist  noch  nicht  hir  ahnkommen;  ich 
habe  aber  zeittung  von  Nancie  gehabt,  daß  sie  dortten  ist.  Die 
fraw  von  Rathsamshaussen  ist  auch  dort,  glaube,  daß  sie  mitt  ein- 
ander kommen  werden.  Die  fraw  von  Bathsamshaussen  ist  gar 
kranck  zu  Nancie  geweßen,  hatt  also  nicht  eher  kommen  können. 
Ich  habe,  wie  Ihr  den  woll  secht,  liebe  Ameiisse,  Ewer  schreiben 
noch  nicht  entpfangen.  Man  versichert  mich  aller  ortten  her,  daß 
der  romische  könig  gar  gewiß  auff  dem  Rhein  kommen,  habe  aber 
nicht  gehört,  daß  I.  M.  biß  auff  Franckfort  werden,  sondern  man 
hatt  mir  gesagt,  er  würde  zu  Heydelberg  bleiben.  Die  königin, 
wie  man  mir  versichert,  solle  gar  gewiß  nicht  mittkommen;  also 
wirdt  Franckfort  nicht  so  sehr  im  glantz  sein.  Daß  man  sich  zum 
krieg  preparirt,  ist  kein  wunder;  den  es  ist  ein  außgemachte  sach, 
undt  glaube  nicht,  zu  sehen,  wie  der  krieg  ahufengt,  daß  meine 
kindtskinder  nie  den  generalfrieden  wider  sehen  werden.  Louise 
hatt  mir  schon  geschi'ieben ,  wie  content  die  graffen  von  Brockdorf 
vom  lotteringischen  hoff  sein.  Ich  habe  es  meiner  dochter  auch 
geschriben.  Die  kleine  Rotzenhaussen  ist  all  artig,  aber  kein 
große  Schönheit;  sie  gleicht  ihrem  vatter  sehr  undt  schlegt  viel 
mehr  ins  rotzenhetlssisch  alß  veningerisch  geschlegt.     Es  wundert 


286 

mich  nicht,  daß  der  fraw  von  Schelm  ihre  kinder  nicht  schön  sein; 
den  Schelm  ist  all  heßlich  nndt  die  Gret  nicht  schön.  Wo  solten 
den  die  kinder  die  Schönheit  her  nehmen?  Sie  müßen  übel  erzogen 
nndt  brutal  sein,  wen  sie  so  geschwindt  mitt  den  wörttern  herauß 
wischen.  Worumb  verwundern  sich  die  leütte,  daß  Ihr  der  Schel- 
min kinder  undt  sie  selber  vor  freunde  halt,  da  Ihr  doch  alle 
landtsleütte  seydt  undt  von  jugendt  auff  mitt  der  mutter  bekandt 
seydt?  Wir  haben  gar  nichts  neues  hir,  kan  Euch  also,  liebe  Ame- 
lisse,  nichts  änderst  sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

m 
% 

168. 
A  mad.  Louisse,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckforth. 

Yersaüle  den  12  May  1702. 

Hertzliebe  Louise,  heütte  morgen  bin  ich  mitt  Ewerm  lieben 
brieff  vom  4  dießes  monts  erfrewet  worden.  Ich  bin  fro,  daß  alle 
meine  brieffe  zu  recht  ahnkommen  sein  undt  nicht  verlohren  wor- 
den. Ich  habe  auch  auff  Ewere  undt  Amelisse  schreiben  eine  zeit 
her  sehr  fleißig  geantwortet.  Ich  muß  lachen,  daß  es  Euch  frewet, 
daß  ich  von  dem  lateinischen  geplär  nicht  eingenohmen  bin.  Außer 
bludtseinfältige  leütte  sonsten  lest  sich  niemandes  davon  einnehmen; 
man  geht  nur  ahn  solchen  orten,  den  pöpel  nicht  zu  scandalisiren, 
aber  sonsten  macht  niemandes  groß  werck  drauß.  Von  dem  zeügs 
aber  gar  befreyet  zu  sein,  ist  ohnmöglich;  mein  beruff  undt  kindt- 
licber  gehorsam  haben  mich  her  gebracht;  hir  muß  ich  leben  undt 
sterben  undt  mein  verhengnuß  völlige  erfüllen.  Meinem  gott  dinne 
ich,  wie  ichs  kan  undt  verstehe,  laß  ihn  im  überigen  walten..  Sey- 
der  8  tagen  haben  wir  gar  schön  wetter  gehabt,  ich  habe  michs 
auch  braff  zu  nutz  gemacht  undt  bin  alle  tag  außgangen  undt  zu 
fuß  spatzirt.  Heütte  aber  ist  es  wider  recht  heßlich,  windt  undt 
regen.  Die  8  tag  her  bin  ich  außer  morgendts  undt  nachts  ohne 
fewer;  nun  aber  wirdt  man  woll  wider  fewer  machen  müßen.  Ich 
fürchte,  zu  sehen,  wie  wenig  die  schönne  tagen  daweru,  daß  wir 
deren  dießen  frühling  gar  wenig  haben  werden;  der  krieg  aber,  wie 
ich  glaube,   thut  wenig  darzu.    Überall   ist  mehr  krieg,   alß  gelt. 


287 

Eeyßerswehrt  helt  sich  noch  zimblich;  die  zeit  wirdt  lehren,  waß 
drauß  werden  wirdt.  Ich  habe  woll  gehört,  [daß]  die  keyßerlichen 
bey  Landaw  sein,  aber  noch  nicht,  daß  man  es  ein  soll  haben; 
bitte,  berichtet  mich  doch  alles,  waß  Ihr  neues  [hört]!  Hir  erfahrt 
man  woll  die  zeittungen,  wen  sie  gutt  sein,  aber  selten,  wen  sie 
böß  sein,  undt  ich  mögte  doch  gern  alles  wißen.  Ma  tante,  die 
fraw  churfürstin,  glaubt  nicht,  daß  die  römische  königin  nach  Hey- 
delberg  kommen  wirdt,  aber  woll  der  römische  könig.  Seyder  ges- 
tern geht  daß  geschrey  zu  Paris,  der  römische  könig  werde  nicht 
zu  feit  gehen;  in  kurtzem  wirdt  man  sehen,  waß  drauß  werden 
wirdt.  Man  hatt  mir  gesagt,  die  cammerherrn,  dern  12  sollen  sein, 
so  mitt  dem  römischen  könig  ziehen  sollen,  betten  zwar  eine  große 
despence  thun  wollen,  allein  der  keyßer  hette  es  ihnen  verbotten 
undt  ihren  train  limittirt.  Der  krieg  kan  nirgendts  nichts  guts  auß- 
richten.  Die  comissarie,  so  zu  Rom  meinen  proces  unter  banden 
gehabt,  haben  fünfftzig  daußendt  thaller  bekommen.  Abbe  Thessut 
hatt  die  quittancen  in  original  gesehen ;  wie  ers  dem  papst  sagte, 
andtwortete  der  papst:  «Beklagt  mich,  daß  ich  mitt  solchen  gott- 
loßen  undt  falschen  bößen  leütten  umbzugehen  habe,  die  daß  recht 
umb  gelt  beygen !»  Aber  daß  unrecht  zu  ersetzen ,  da  sprach  er 
nicht  von.  Der  abbe  de  Thessut  ist  viel  betrübter  umb  die  sach,  alß 
ich;  den  so  baldt  ich  gesehen,  daß  Monsieur  die  sach  nach  Rom 
geschickt,  habe  ich  sie  vor  verlohren  gehalten,  also  mein  parthie  so 
woll  gefast,  daß  ich  gar  nicht  drüber  erschrocken,  wie  die  zeittung 
ahngekommen  ist.  Ist  dan  keines  von  Ewern  neuveux  oder  niepce 
raisonabel  gennng,  umb  Euch  zu  schreiben  können,  ob  ihr  herr 
vatter  geheüraht  ist  oder  nicht?  Den  eswere  ja  einerechte  verdrieß- 
liche Sache,  vor  andere  kinder  alß  Ewerer  Schwester  ihre  zu  arbeitten 
undt  mühe  zu  geben.  Die  faulle  Schreiber  seindt  recht  verdrießliche 
leütte ;  meiner  dochter  herr  ist  auch  so.  Solte  der  duc  de  Schonburg 
geheüraht  sein ,  werdet  Ihr  ihn  schwerlich  persuadiren  können,  seine 
teütsche  gütter  Caroline  kinder  zu  laßen ;  den  die,  so  ihn  heürahten 
wirdt,  wirdt  auch  waß  vor  ihre  kinder  haben  wollen  undt  ihren  accord 
im  heüraht  machen.  Wie  ich  sehe,  so  geht  Ewer  proces  gar  langsam. 
Ich  gestehe,  es  hatt  mich  auch  recht  gefrewet  vor  zwey  jähren,  daß 
auff  meine  solicittation  der  krumbfüßige  Willich  seinen  proces  ver- 
lohren hatt.  Es  ist  leicht  zu  gedencken,  daß,  so  baldt  der  krieg 
mitt  Eugellandt  ahngehen   wirdt,   daß   Ewer  Schwager  wenig  von 


288 

Loubert  genießen  wirdt.  Ich  habe  nicht  gehört,  daß  der  fürst  von 
Nassaw  Siegen  herkommen  seye,  aber  woll,  daß  er  im  Haag,  dem 
könig  in  Preussen  seine  erbschafft  zu  dispattiren.  Hir  seindt  noch 
mehr,  alß  der  printz  de  Conti,  so  ahn  Orauien  pretendiren;  der 
dac  de  Yilleroy,  messieurs  de  Matignon  undt  der  duc  de  Lesdi- 
guiere  pretendirens  auch.  Gott  weiß,  wem  es  endtlich  bleiben  wirdt. 
Daß  der  könig  in  Preussen  den  tittel  genohmen,  hatte  mir  ma  tante 
schon  geschrieben.  Ich  meinte,  der  graff  von  Warttenberg  würde 
ma  tante  nicht  abschlagen  dorffcn,  wen  sie  von  dem  heüraht  von 
Amclise  gesprochen  hette,  man  kan  nicht  ahntragen  heyßen,  weil- 
len  der  graff  von  Wittgenstein  die  sach  erst  selber  gewünscht  undt 
begehrt  hatt.  Es  were  nur  die  obstaclen  aplaniren  gewest,  welches 
sehr  different  ist.  Ich  glaube  nicht,  daß  es  bey  unß  menschen 
stehet,  unß  glücklich  zu  machen.  Denen,  die  unßer  herrgott  zum 
glück  vorsehen  hatt,  den  wirdt  nichts  in  ihrem  standt  schwer  vor- 
kommen; die  aber,  so  unglücklich  sollen  sein,  wirdt  nichts  in  ihrem 
standt  gefallen  können;  so  gehts  hier,  liebe  Louisse!  Ich  dancke 
Euch  sehr  vor  die  vers,  so  Ihr  mir  geschickt  habt.  Ich  findte  es 
artig  undt  nicht  so  schlim,  wie  Ihr  es  findt;  contrarie,  es  ist  pos- 
sirlich  gegeben.  Soltet  Ihr  noch  mehr  dergleichen  pasquillen  be- 
kommen, bitte  ich,  sie  mir  zu  schicken.  Hir  haben  wir  nun  gantz 
undt  gar  nichts  neues  undt,  umb  wie  die  Hinderson  zu  sprechen, 
kan  man  sagen,  daß  alles  nun  gar  schlapies  ist.  Morgen  hoffe  ich 
die  Lenor  bey  mir  zu  haben;  die  wirdt  mir  woll  waß  neues  mitt- 
bringen. Adieu,  liebe  Louisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  undt 
Ewere  geschwister  allezeit  lieb  behalten  werde! 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Ich  weiß  nicht,  ob  Ihr  die  hunde  lieb  habt  undt  woll  werdt 
begreiffen  können  einen  rechten  chagrin,  so  ich  just  den  tag  gehabt, 
alß  Ihr  mir  geschrieben;  den  mein  liebtes  hündtgeu  von  allen,  so 
Mione  hieße,  ist  mir  gestorben. 

169. 

Madame,  eß  haben  ihro  königliche  hobelten  mir  alergenethigst 
befohlen,  Ihro  genathen  in  dero  nahmen  zu  berichten,  wie  daß  eß 
ihnen  for  dieseß  mahl  vnmöglich  fale,  seibesten  Dero  schreiben  zu 


289 

beantworten,  indeme  ein  starckeß  dreidagenteß  fieber  ihro  könig- 
liche hoheit  iberfalen,  so  daß  sie  hart  seint  angekrifen  werten,  man 
ale  augenblick  geförchtet,  eß  kent  gar  ein  hitzigeß  fieber  darauß 
werten;  in  suma  ich  kan  Ihro  genathen  wohl  mit  Wahrheit  sagen, 
daß  ich  ihro  königliche  jhoheit  noch  nie  so  gefehrlich  ynd  schwach 
gesehen,  hofe  aber  zum  lieben  got,  durch  fleisige  forsorge  eß  wirt 
sich  fon  dage  zn  dage  böseren.  Indesen  seint  ihro  königliche  ho- 
heit deglich  so  mit  artzney  geblagt  vnd  haben  anch  ather  gelasen, 
welcheß  sie  sehr  geschwecht,  daß  sie  for  dieseß  mahl  ohnmöglich 
seibesten  schreiben  könen,  aber  so  halt  alß  sie  sich  witerum  werten 
ein  wenig  starcker  vnd  frei  fon  artzney  befinten,  werten  sie  Ihro 
genathen  witer  schreiben.  Beneben  befehlen  ihro  königliche  hoheit, 
Ihr  genathen  zu  berichten,  daß  sie  gar  nicht  rathsam  befinten  for 
dißmahl,  daß  die  heren  krafen  fon  Bruckdorf  alhero  komen,  indeme 
eß  gar  schwer  seie,  einen  baß  zu  erhalten,  welcheß  aleß  zu  berich- 
ten auß  genethigestem  befelch  ihro  königliche  hoheit  zu  berichten 
in  vnderthenigkeit  Ihro  genathen  nicht  vnderlasen  wolen,  diesel- 
ben in  schütz  gots  zu  befehlen,  vnd  ferbleie  mit  alem  ersinlichem 
resbegt  Ihro  genathen 

Fersalien  den  26  Maij  1702. 

gantz  schultigeste  vnderthenigeste  magt 
Leonor  von  Rathsamhausen. 

'  Daß  fiber  hatt  mich  erst  gestern  verlaßen.  Man  hatt  mir  vor- 
gestern zur  ader  gelaßen  undt  heütte  medecin  geben,  se  mich  gar 
sehr  abgematt,  kan  ohnmöglich  weder  ahn  Euch,  liebe  Louisse, 
noch  ahn  Amellisse  andtwortten,  nur  hirmitt  versichern,  daß  ich 
Euch  allezeit  lieb  habe. 


Elisabeth  Charlotte. 


170. 


Hochgebohrne  genethige  krefin,  Dero  genethigest  antwortschrei- 
ben  fom  8  Juny  habe  ich  mit  höchsten  freiten  in  vnderthenigkeit 
erhalten,  vnd  weillen  Ihto  genaden  so  genethig  seint  vnd  mir 
erlauben ,  witer  -zu  schreiben ,  so  due  ichß  mit  kroser  freiten  vnd 
berichte,  daß,  dem  lieben  got  seie  danck,  ihro  königliche  hoheit 
witer  felich  fom  fieber  genesen.    Wolte  got,  daß  die  gemitsgesunt- 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  V^ 


290 

heit  so  gut  bei  ihnen  wehre  alß  die  leibßgesnntheit,  welcheß  daß 
fürnemhste  bei  meiner  königlichen  hoheit  ist!  Dan  die  draurich- 
keit,  die  sie  haben,  die  schwecht  gar  fihl,  doch  aleß  hat,  wo 
man  ist,  seine  vrsach.  Mit  artzney  vnd  docktern  lasen  sie  sich 
gar  nicht  fihl  ein,  got  lob^  welcheß  mich  noch  dresten  dut;  dan 
beten  seine  königliche  hoheiten  den  docktern  gefolget,  so  beten  sie 
la  meticke  genomen,  weiches  ohnfehlbar  wer  ibel  abgelofen;  aber, 
got  lob,  sie  haben  eß  nicht  gethan.  Vnd  aber  daß  ather  lasen 
spiret  man'  gar  kreit,  daß  eß  ihnen  die  kreften,  zu  gehen,  ge- 
schwecht;  dan  beten  sie  nach  der  hiesigen  moten  blut  gelasen,  so 
wer  eß  noch  ibeler  abgelofen.  Aber  ihro  königliche  hoheit  haben  so 
fihl  gelasen,  alß  ihnen  genug  geteicht,  vnd  seint  sie  keiner  dockter 
schlaf,  wiß  hir  der  gebrauch  ist.  Ich  due  aleß,  waß  ich  kan,  ihro 
königliche  hoheit  aufzumuntern,  aber  eß  will  bißweillen  fast  nichts 
helfen.  Got  erhalte  ia  nur  die  gar  zu  gute  nature  ihro  königliche 
hoheit!  so  wirts  aleß  wohl  gehen.  Daß  ist  dero  ansieht.  Ich 
winsche  wohl  noch,  for  mein  ente  die  grose  genathe  zu  haben,  Ihr 
genaden  einmahl  die  hent  zu  kisen ;  aber  der  böse  krig,  der  hats 
aleß  bißhero  verhintert,  sonsten  bete  ich  einmahl  diese  reise  mit 
meim  kint,  so  zu  Nansie  ist,  gethan  vnd  bete  wie  in  vnderthenig- 
keit  aufgewart.  Ich  bin  wohl  vnklicklich,  daß  ich  meineß  lieben  fa- 
terlants  so  muß  beraubet  sein,  ia  fihl  mehr,  nur  nicht  ein  eintzigeß 
kint  darin  zu  haben,  sehe  auch  kein  hofnung  mehr  darzu;  dan 
weter  briter  mir  nie  darzu  haben  helfen  wolßn  vnd  der  alte  bunt 
der  beiset  mich  anfangen  so,  daß  ich  noch  hofnung  mehr,  lang  zu 
leben,  fihl  weniger  fihl  reisen  wert  könen.  Wen  nur  mein  got  mir 
so  fihl  genathe  dut,  daß  ich  zu  meiner  alergenethigesten  könig- 
lichen hoheit  reisen  kan,  so  ferlange  ich  nichts  mehr  in  dieser 
weit.  Sie  seint  gar  zu  genethig,  daß  sie  fihl  guts  von  meiner 
dochter  zu  Nansie  klauben.  Wolt  got,  sie  könt  einmahl  die  ge- 
nathe haben ,  in  vnderthenigkeit  aufzuwarten !  Meine  schwester 
Schälmin  hat  daß  krose  klick,  nahe  bei  ihnen  zu  sein.  Ich  hab 
mich  vnterfangen,  ein  brief  an  Ihro  genaden  zu  schreiben,  in  dem 
der  her  fon  Schelm  mir  ein  dik  brief  zugeschriben ,  wegen  seineß 
ferstorbenen  eltesten  sohneß,  bite  derentwegen  gantz  vnderthenig 
vm  fergebung;  dan  durch  Heitelberg  gehen  keine  hosten  mehr  her 
vnd  sehe  also  nichts  fon  alen  den  meinichen;  bite,  Ihro  genaden 
wolten    mein    langeß    schreiben    nicht    in    ibel    aufnem,    sontern 


291 

klauben,  daß  eß  geschieht  auß  höchst  vnderthenigestem  reßbegt  vnd 
daß  ich  leben  vnd  sterben  werte  Ihro  hoch  genathen 

Fersalien  den  16  Juny  1702. 

alerschultigeste  vnderthenigeste  magt 

Leonor. 

171. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  17  Juni  1702. 

Hertzliebe   Amelisse,   seyder   eine   zeit  bin  ich  sehr   unfleißig 
im  schreiben   geweßen;    es  war  aber  meine  schuldt  nicht,   wie  Ihr 
nun  woll  wist.    Ich  bin  noch   gar  schwach.    Die  letze  reiße  habe 
ich  woll  nicht  gejagt,  aber  daß  fieber  hatt  mich  gar  starck  gejagt. 
Alles  wer  woll  hingangen,  wer  ich  nur  nicht  so  geck  geweßen  undt 
hette  mich  zur  ader  gelaßen;   seyder  dem  kan  ich  nicht   wider  zu 
kräfften  kommen  undt  bin  gantz  languissant,  welches  mir  mitt  meiner 
dicken  corpelentz  sehr  übel  stehet.    Ahn  die  Pfaltz  darff  ich  nicht 
gedencken,  es  jammert  mich  zu  sehr.    Der  oberjagermeister  Venin- 
ger  wirdt  ohnen  zweyffel  daß  jägerregiemendt  commandiren.  Ich  kene 
monsieur  de  Varene   gar   woll,    aber   er  hatt  keine   Schwester  in 
Teütschlandt  geheüraht,   noch   hatt  keinen  bruder,   alßo  kan  der 
graff  von  Vehlen  sein  schwager  nicht  sein.    Von  den  Casque  habe 
ich  mein  leben  nicht  gehört.   La  Varene  ist  ein  hofflicher  wackerer 
man.    Eine  von  seinen  baßen  ist  meine  dame  d'atour,   die  ich  sehr 
lieb  habe.    Man  thete  woll,  die  gefangene  officirer  von  den  Frant- 
zosen  woll  zu  tractiren ;  den  man  hatt  die  tetitsche  officirer  hir  ahm 
hoff  sehr  woll  tractirt,   wie  Euch   der   graff  von  der  Lippe  undt 
monsieur  Zebel,  so  in  heßen-casselische  dinsten,   wirdt  sagen,  wo- 
fern sie  noch  leben.    Keyßerswehrt  helt  sich  noch  braff;   monsieur 
de  Blainville  hatt  recht  ehre  von  seiner  deffence.  Es  jammert  mich, 
daß  so  viel  ehrliche  leütte  auff  beyden  seytten  dort  bleiben.    Ich 
beklage  die,   so  freündt  undt  verwanten  im  krieg  verliehren.    Ich 
kan  weder  freündt  oder  verwandten  im  krieg  verliehren;   den  ich 
habe  keine  drinen.   Ich  glaube  leicht,  wie  sehr  es  Euch  schmertzen 
wirdt,  wen  Ihr  nach  Heydelberg  werdet,  die  römische  königin  auff- 
zuwaHten;  den  daß  wirdt  Euch  ahn  die  gutten  zeitten  erinern,  so 
leyder  so  sehr  geendert  sein.    Ich  mögte  von   hertzen  wünschen, 


292 

daß  es  sich  schicken  konte,  daß  wir  einander  wider  sehen  mögten, 
würde  Euch  von  hertzen  ambrassiren  nndt  mnndtlich  versichern, 
daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  habe  undt  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

172. 

Yersaille  den  17  Juni  1702. 

Hertzliebe  Loaisse,  es  wirdt  mir  ohnmöglich  fallen,  heütte  auff 
alle  Ewere  liebe  brieffe  zu  antworten,  so  ich  in  meiner  wehrenden 
kranckheit  entpfangen  undt  noch  seyderdem;  den  ich  bin  zwar  ge- 
sundt,  aber  noch  unerhört  matt.  Seyder  meiner  aderlaß  kan  ich 
mich  nicht  erhollen;  wen  ich  nur  ein  par  hundert  schridt  gehe, 
muß  ich  mich  gleich  setzen  undt  bin  matt  undt  müde;  wen  ich  4 
oder  5  bogen  schreib,  werde  ich  auch  matt,  werde  also  nur  auff 
Ewer  letzten  lieben  brieff  andtwortten  von  8  dießes  monts,  aber 
hinfort  fleißig  schreiben.  Meine  kranckheit  ist  kurtz  geweßen,  ich 
habe  aber  viel  dabey  gelitten.  Daß  3tagige  fieber  ist  hir  sehr  a  la 
mode.  Monsieur  le  Dauphin  hatt  auch  3  acces  gehabt  undt  ist  da- 
bey geblieben;  er  hatt  sich  durch  daß  quinquina  courirt  Noch 
viel  andere  personneu  mehr  habens  auch  bekommen,  alß  mademöi- 
selle  de  Lislebonne,  monsieur  de  Duras  undt  noch  andere  mehr, 
deren  nahmen  Ihr  nicht  kent.  Die  duchesse  de  Bourgogne  hats 
auch,  aber  nur  ein  acces  gehabt,  undt  madame  la  duchesse  d'Or- 
leans  zwey,  wie  maus  in  den  gazetten  gesetzt  hatt,  undt  Ihr  habt 
gar  recht  gedacht.  Es  gerewet  mich  recht,  die  complaisance  ge- 
habt zu  haben,  ader  zu  laßen;  den  die  23  acces  vom  fieber,  so  ich 
vergangen  jähr  gehabt  habe,  haben  mich  nicht  so  sehr  abgematt, 
alß  dieße  aderlaß  dieß  jähr.  Ich  kan  nicht  wider  zu  kräfften  kom- 
men. Gott  weiß,  wens  wider  kommen  wirdt,  undt  mein  leben  hatt 
mir  nichts  mehr  gerewet,  alß  die  complaisance  vor  dem  docktor 
gehabt  zu  haben.  Mitt  schaden  wirdt  man  weiß ;  man  wirdt  mich 
woU  nicht  mehr  ertapen.  Weillen  ich  kein  fieber  mehr  habe, 
habe  ich  daß  meledy-Eendt-pulver  nicht  mehr  von  nöhten.  Der 
hunger  ist  mir  gar  nicht  nach  dem  fieber  kommen,  eße  weniger 
alß  niemandts  in  Frauckreich  undt  werde  durch  zu  viel  eßen  nie 
kranck  werden.  Eonte  ich  mein  miltz  so  woll  vor  melancolie  be- 
wahren, alß  mein  magen  von  zu  yiellen  speyßen,  würde  ich  gesunder 


293  . 

sein,  alß  ich  bin.  Vor  alle  gntte  wünsche  dancke  ich  Euch  von 
hertzen.  Man  sagt,  der  schnnpen  seye  gar  gesandt.  Ich  wünsche, 
daß  Ihr  es  verspüren  möget,  liebe  Louisse!  Die  Frantzoßen  haben 
mich,  weillen  sie  bey  Euch  wahren,  auß  politesse  gelobt,  nmb  Euch 
einen  gefahlen  dran  zu  thnn,  weillen  Ihr  mich  lieb  habt;  der  leütte 
hir  im  landt  ihrer  liebe  aber  habe'  ich  mich  nichts  sonders  zu  be- 
rühmen.  Ich  schicke  Euch  zwar  ein  schreiben  von  Lenor,  allein 
hinftiro  werde  ich  fleißig  auff  Ewere  schreiben  andtwortten  undt 
nicht  nöhtig  haben,  daß  jemandes  änderst  vor  mich  schreibt.  Gutte 
nacht,  liebe  Louisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  recht 
lieb  habe! 

Elisabeth  Charlotte. 

173. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  3  Julli  1702. 

'  Hertzliebe  Amelise,  gestern  habe  ich  durch  ein  schreiben  von 
ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von  Braunsweig,  wie  auch  durch 
eines  von  Ewer  Schwester  leyder  erfahren,  daß  der  arme  Carl  Mo- 
ritz gestorben,  welches  mir  von  hertzen  leydt  ist,  undt  beklage 
Euch  von  grundt  meiner  seelen;  den  ich  mir  leicht  einbilden  kan, 
wie  Euch  diß  ungltick  zu  hertzen  gehen  wirdt,  Ewern  lieben  bruder 
verlohren  zu  haben;  undt  ich  bin  versichert,  daß  Euch  dießes  noch 
ahn  alle  die  andern  erinern  wirdt,  so  Ihr  verlohren.  Ich  habe  es 
nicht  so  baldt  gehört,  so  ist  mir  gleich  mein  bruder  seelig  undt 
mein  lieber  Carllutz  dabey  eingefahlen,  welche  bey  mir  noch  gar 
rieht  vergeßen  sein.  Gott  der  allmächtige,  so  allein  in  solchen 
fällen  trösten  kan,  wolle  Euch,  lieb  Amelis,  auch  trost  verleyen 
undt  daß  hertzenleydt  mitt  taußendt  freüden  ersetzen!  Ich  will  aber 
nichts  mehr  von  dem  Unglück  sagen,  alß  nur,  wen  er  mich  undt 
Euch  geglaubt  bette  undt  nicht  so  viel  gedruncken,  glaube  ich,  daß 
er  lenger  gelebt  bette.  Jetzt  komme  ich  auff  Ewer  schreiben  vom 
15  Juni,  so  ich  vor  ein  tag  oder  10  entpfangen  habe.  Hette  ich 
Euch  aber  damahlen  geschrieben,  hette  ich  Euch  gar  keine  gutte 
zeittung  von  meiner  gesundtheit  geben  können;  den  ich  habe  5 
starcke  acces  vom  fieber  gehabt  mitt  einem  gar  starcken  undt  truc- 


.  294 

kenen  husten.  Es  finge  doli  ahn.  Ich  wüste  schir  nicht,  waß  ich 
darvon  dencken  solte.  Ich  hahe  nichts  gebraucht  undt  bin  doch  so 
von  mir  selber  wider  courirt.  Ich  hatte  die  fraw  von  Ratzsams- 
haussen  gebetten,  Euch  meinen  zustandt  zu  berichten,  welches  sie, 
wie  ich  glaube,  gethan  halt.  Daß  kalte  wetter  hatt  mir  geschadt, 
daß  heyße  wetter  hatt  mich  wider  zu  recht  gebracht.  Daß  zittern, 
so  Ewer  armer  bruder  in  den  gliedern  gehabt,  käme  gewiß  von 
viellem  weindrincken.  Ihr  habt  woll  gethan.  Euch  zu  Ewerm  Un- 
glück zu  bereit ten;  allein  ich  bin  versichert,  so  bereydt  Ihr  auch 
mögt  geweßen  sein,  so  wirdt  es  Euch  doch  unerhört  geschmertzt 
haben;  den  welche  resolution  man  auch  nehmen  mag,  so  kan  ein 
gutt  gemühte  solche  Unglück  nicht  mitt  indifferentz  ahnsehen,  daß 
geblüdt  regt  sich  in  unß  undt  lest  sich  fohlen.  Die  Lutzenburgin, 
so  Ihr  gesehen,  ist  der  madame  des  Alleure  ihre  Schwester.  Es  ist 
war,  daß  sie  ein  doli  leben  zu  Strasburg  geführt  hatt  undt  also 
kein  wunder,  daß  sie  die  mansleütte  cavallierement  tractiren.  Man 
kompt  mir  aUeweill  sagen,  daß  meine  kutschen  kommen  sein.  Ich 
werde  ein  wenig  spatziren  fahren;  daß  ist  die  eintzige  artzeney,  so 
ich  brauche,  undt  ich  befinde  mich  gar  woll  darbey.  Biß  mitwog 
werde  ich  nach  Marly,  alwo  der  hoff  seyder  vergangen  mitwog  ist. 
Adieu,  liebe  Amelisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 


174. 
A  mad.  Louise ,   raugräffin  zu  Pfaltz ,   a  Franckfort. 

Versaille  den  3  Jolli  1702. 

Hertzliebe  Louise,  gestern  abendts  habe  ich  Ewern  lieben  brieff 
vom  22  Juni  zu  recht  [empfangen],  worinen  Ihr  mir  leyder  Carl 
Moritz  todt  berichtet,  welches  mir  von  hertzen  leydt,  undt  beklage 
Euch  undt  Amelise  von  grundt  meiner  seelen  deßwegen.  Ich  wüste 
es  schon,  alß  ich  Ewer  schreiben  entpfungen;  den  morgendts  hatte 
ich  brieffe  von  ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von  Braunsweig 
Liebten,  entpfangen,  so  mir  es  bericht,  welcher  dießer  fall  auch 
sehr  zu  hertzen  gangen.    In  solchen  unglück  ist  nichts  zu  sagen. 


295 

Gott  nndt  die  zeit  können  allein  trösten,  in  deßen  schätz  ich  Euch 
befehle  undt  bitte,  daß  Euch  gott  der  allmächtige,  dem  alles  mög- 
lich ist,  dieße  betrübtnuß  durch  taußendt  freüden  ersetzen  mögen, 
undt  umb  Euch  Ewer  leyd  nicht  wider  zu  verneüen,  will  ich  weit- 
ter  nichts  mehr  vom  armen  Carl  Moritz  sagen,  alß  nur,  daß  ich 
glaube,  daß  er  lenger  gelebt  hette,  wen  er  weniger  getruncken 
hette;  aber  es  war  sein  verhengnuß  so,  auff  dieße  weiße  zu  sterben. 
Ich  bin  noch  seyder  meinem  3tagigen  fieber  recht  kranck  geweßen 
undt  5  acces  vom  fieber  auff  allerhandt  art;  weillen  ich  aber  nicht 
weiß,  wie  man  solche  fieber  auff  tetitsch  weiß;  den  wie  Ihr  woU 
wist,  liebe  Louisse,  so  bin  ich  selten  in  Teütschlandt  kranck  ge- 
weßen, habe  mich  also  wenig  bekümert,  wie  die  kranckheitten 
heißen;  hir  heist  man  aber,  waß  ich  gehabt,  acces  de  double  quarte 
tierce  et  double  tierce,  sambt  einen  gar  truckenen  husten  undt 
durchauß  die  stim  verlohren.  Ich  habe  gar  nicht  gebraucht,  alles 
ist  von  sich  selber  vergangen;  ich  huste  zwar  noch  undt  rede  gar 
heyßer ,  allein  ich  huste  nicht  mehr  'trocken  undt  werffe  braff  auß, 
hoffe  also,  daß  ich  baldt  wider  in  volkommener  gesundtheit  sein 
werde,  insonderheit  weillen  ich  gar  kein  fieber  mehr  habe.  Biß 
mitwog  werde  ich  nach  Marly.  Der  fraw  von  Batsamshaussen  hatte 
ich  in  meiner  kranckheit  ahnbefohlen.  Euch  von  allem  nachricht  zu 
geben,  welches  sie  auch,  wie  ich  glaube,  gethan  wirdt  haben.  Es 
ist  woll  gar  nicht  zu  blamiren,  daß  Ihr  betrübt  über  den  todt  Eweres 
eintzig  tiberbliebenen  bruder  seydt  undt  solchen  beweindt;  daß  er- 
weist Ewer  gutt  naturel,  welches  etwaß  rares  bey  itzigen  zeitten 
ist ,  da  man  schir  nirgendts  kein  gutt  naturel  mehr  findt.  Gott  der 
allmächtige  wolle  Euch  trost  verleyen!  Waß  eine  solche  betrübtnuß 
noch  Übels  hatt,  ist,  daß  es  einem  alles  wider  verneüert,  waß  man 
in  seinem  gantzeu  leben  vor  betrübte  zufalle  gehabt  hatt,  alß  wens 
derselbe  augenblick  wider  were.  Ich  weiß  nur  gar  zu  woll,  wie 
einem  zu  muhte  ist,  beklage  Euch  desto  mehr  undt  wünsche,  daß 
es  gott  der  allmächtige  beystehen  möge,  in  deßen  schütz  ich  Euch 
befehle,  undt  behalte  Euch,  liebe  Louise,   allezeit  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


296 


175. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth^  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckforth. 

Marly  den  12  JulU  1702. 

Hertzliebe  Amelise,  vorgestern  habe  ich  Ewer  schreiben  vom 
1  dießes  monts  zu  recht  entpfangen.  Ich  bin  Euch  sehr  verobligirt, 
daß  Ihr  Euch  über  meiner  beßerong  erfrewet  habt,  allein  wie  Ihr 
anß  meinem  letztem  schreiben  werdet  ersehen  haben,  so  bin  ich  wider 
ambgeschlagen;  seyderdem  ich  aber  vom  letztem  üeber  wider  loß  bin, 
habe  ich  mich,  gott  lob,  all  zimblich  woU  befanden.  Ein  zeichen, 
daß  mir  die  aderläß  gar  nicht  woU  bekommen,  ist,  daß  mir  daß 
fieber  wider  kommen  ist  nach  aller  meiner  mattigkeit.  Mich  wan- 
dert, daß  Ihr  der  fraw  von  Rotzenhaussen  letzten  brieff  noch  nicht 
entpfangen  habt,  den  sie  Each  in  wehrendem  meinem  fieber  geschrie- 
ben hatt.  Da  sitzt  sie  bey  mir  andt  spindt  seyden;  den  die  damen, 
so  arbeitten,  macht  man  sitzen,  ob  sie  schon  den  tabouret  nicht 
haben;  waß  die  damen  spinen,  daß  haßpelle  ich.  Ich  habe  Euch 
schon  letztmahl  daß  leydt  geklagt  wegen  Carl  Moritz  todt.  Ich  kan 
leicht  begreifen,  wie  man  deß  lebens  satt  kan  werden.  Ich  wün- 
sche mir  zwar  den  todt  nicht,  allein  wens  ahns  sterben  gehen  wirdt, 
werde  ich  baldt  meine  parthey  nehmen  können  andt  ohne  nichts  in 
dießer  weldt  sonderlich  za  regretiren.  Wie  konte  aber  Carl  Moritz 
daß  hoffleben  so  beschwerlich  sein,  da  er  doch  allezeit  so  gar  las- 
tig dabey  wahre?  Madame  Grega  hatt  ihn  umbs  leben  gebracht, 
ihn  so  ahn  den  wein  gewondt  za  haben  in  seiner  kindtheit.  Ich 
weiß,  daß  er  wie  ein  rechter  philosoph  mitt  großer  fermete  gestor- 
ben ist.  Die  ein  gatt  leben  führen,  ist  es  all  eins,  ob  sie  aaff  ein 
bett  sterben  oder  niedergeschoßen  werden.  Ich  mochte  wißen,  ob 
es  der  eiste  oder  jüngste  von  den  graff  Güldenlowen  ist,  so  in  It- 
tallien  erschoßen  worden;  ich  kene  beyde  brader.  Ihr  setzt  da  ein 
neu  wordt,  so  ich  mein  leben  noch  nicht  gehört  hatte,  nemblich 
wen  Ihr  sagt,  liebe  Amelisse :  «Er  war  ein  großer  despochant».  Waß 
heist  daß?  Ist  es  desbauchirt,  wie  man  zu  meiner  zeit  sagte?  Wens 
daß  ist,  so  mag  es  woll  der  eiste  sein;  den  er  war  sehr  desbau- 
chirt, wie  er  hir  war,  auff  allerhandt  gattung.  Er  hatte  einen  hoff- 
meister,  der  hatt  ihn  mitt  fleiß  dazu  ahngeleydt.  Von  welch  hauß 
ist  seine  gemahlin?   Weillen  er  so  doli  lebte,  wirdt  sie  leicht  zu 


297 

trösten  sein;  den  ordinarie  die  desbanchirte  männer  leben  gar  übel 
mitt  ihre  weiber.  Landaw  wirdt  leicht  können  genohmen  werden, 
weillen  man  es  nicht  deffendirt.  Wen  man  den  wüsten  Melac  ein 
wenig  den  buben  batzen  mögte,  were  es  mir  gar  nicht  leydt;  ich 
kan  ihn  nicht  leyden,  weillen  er  so  gar  barbarisch  nndt  cruel  ist. 
Wie  man  mir  auß  Lotheringen  schreibt,  so  wirdt  monsienr  de  Va- 
rene  baldt  loß  werden.  Er  ist  dem  zu  Berlin  gar  nicht  verwandt; 
ich  weiß  deßen  historie;  den  ma  tante,  die  fraw  churfürstin  von 
Braunsweig,  hatt  mirs  geschrieben,  wie  es  geschehen;  allein,  unter 
unß  gerett,  ich  glaube  nicht,  waß  auch  die  herrn  geistlichen  sagen 
mögen,  daß  sein  zweyter  heüraht  recht  sein  kan.  Nettanconr  kene 
ich  nicht,  es  seye  den  vielleicht  madame  de  Lenonconr,  meiner 
dochter  dame  d'atour  bruder.  Apropo  von  meiner  dochter,  sie  flat- 
tirt  sich,  daß  Ihr  undt  Louise  auff  den  camaval  zu  ihr  kommen 
werdet;  sie  sagt,  sie  bette  Euch  beyde  dazu  eingeladen.  Wir  ha- 
ben gar  nichts  neues  hir,  alß  daß  eine  abscheuliche  conspiration 
ist  gegen  unßerm  jungen  könig  in  Spanien  endtteckt  worden,  gott 
sey  danck!  Die  Ittallienner  seindt  falsche  undt  schlime  leütte,  inson- 
derheit die  Napolitaner.  Ich  wolte,  daß  dießer  gutte  könig  auß  der 
Ittalliener  handt  weg  were;  ich  trawe  ihnen  kein  bahr.  Gott  be- 
wahre daß  arme  kindt!  Adieu,  liebe  Louisse!  Ich  kan  Euch  vor 
dißmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  daß  ich  [Euch]  allezeit  von  hert- 
zen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

176. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Ffaltz,  a  Franckfort. 

Marly  den  14  JuUi  1702. 

Hertzliebe  Louise,  gestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff  vom 
6  dießes  monts  zu  recht  erhalten,  bin  Euch  sehr  verobligirt,  liebe 
Louise,  Euch  so  sehr  vor  meine  gesundtheit  zu  interessiren,  daß 
es  Euch  zu  einigem  trost  hatt  in  Ewerer  betrtibtnuß  dinnen  können; 
daß  ich  wider  woU  bin.  Meine  kräfften  seindt  mir  zwar  all  zimb- 
lich  wider  kommen,  allein  ich  huste  noch  undt  der  gantz  halß  bin- 
den schlegt  mir  auß,  wie  ein  art  rodtlauffen,  hoffe,  daß  alles  Übels 
dadurch  fortgehen  wirdt;  allein  wen  man  in  meinen  alter  ist,  muß 


298 

es  woll  ahnfangen,  überall  ein  wenig  zn  hapern.  Bißher  habe  ich 
mir  meiner  aderläß  gar  nicht  zu  rühmen  gehabt;  die  mattigkeit 
hatt  über  einem  mont  gewehrt.  Seyder  ich  auß  der  Pfaltz  weg,  ist 
mir  der  apetit  gantz  vergangen ;  ich  habe  nicht  vier  mahl  deß  jahrs 
banger,  undt  waß  gar  rar  ist,  ist,  daß,  da  ich  viel  aß  ondt  3  mahl  oder 
gar  vier  mahl  deß  tags  aß,  da  war  ich  mager  wie  ein  stück  holtz, 
undt  nun,  da  ich  gar  wenig  undt  nur  zwey  mahl  deß  tags  eße,  bin 
ich  so  fett,  daß  ich  mich  nicht  zu  behelffen  weiß.  Daß  macht  mich 
glauben,  daß  es  kein  recht  gesundt  fett  ist.  Waß  auch  noch  gar 
wunderlich  ist,  ist,  daß,  ob  ich  schon  daß  fieber  starck  gehabt 
habe,  zur  ader  gelaßen,  purgirt,  so  nehme  ich  doch  nicht  ab  undt 
werde  nicht  mager  davon;  diß  alles  aber  setzt  mich  in  gantz  kei- 
nen sorgen,  ich  werde  gedultig  erwartten,  waß  gottes  will  sein 
wirdt.  Alle  woche  bekomme  ich  gar  richtig  zwey  gnadige  schreiben 
von  ma  tante,  die  fraw  churfürstln  zu  Braunsweig  Liebten,  weiß 
also,  wie  es  mitt  der  königin  in  Preussen  stehet.  Sie  ist,  gott 
lob,  courirt,  drumb  hatt  Euch  ma  tante  nichts  mehr  davon  gesagt. 
Den  fehler,  so  der  arme  Carl  Moritz  s.  gehabt,  hatt  ihm  leyder  daß 
leben  gekost;  den  ich  bin  versichert,  daß  er  sich  mitt  dem  vielem 
weintrincken  die  leber  verbrent  hatt;  aber  ein  jedes  hatt  sein  ver- 
hengnuß,  undt  waß  vorsehen  ist,  daß  muß  geschehen.  Es  ist  nicht 
zu  zweyffelen ,  daß  ihm  sein  fehler  nicht  solle  leydt  geweßen  sein, 
also  woll  zu  hoffen,  daß  er  der  ewigen  freüden  jetzt  theilhafftig 
sein  kan;  die  gelehrten  aber,  wie  er  war,  haben  ordinarie  nicht 
die  stärcksten  glauben.  Daß  er  deß  lebens  müde  war,  war  ein 
zeichen  von  ungesundtheit ;  daß  macht  daß  leben  sadt  undt  müde. 
Daß  miltz  schlegt  sich  allezeit  zu  allerhandt  kranckheitten,  da  kan 
ich  auch  woll  von  sprechen;  den  ich  leyde  viel  ahm  miltz,  gibt  mir 
aber  nie  keine  disperate  gedancken  undt  begehre  gar  nicht,  zu  ster- 
ben; aber  wen  es  ahn  dem  kommen  wirdt,  daß  ich  doch  werde 
sterben  müßen,  werde  ich  gar  woll  meine  parthey  faßen  können 
undt  auff  gottes  barmhertzigkeit  mich  verlaßen,  getrost  in  jene 
weldt  reißen.  Mich  deucht,  daß  nie  kein  jähr  geweßen,  alwo  ahn 
3  ortten  krieg  undt  armeen  sein,  wo  man  weniger  neues  erfahren, 
alß  nun.  Nach  dem  fieber  bin  ich  nicht  schwehrmüttiger,  alß  vor- 
hin. Es  ist  lengst,  daß  meine  lust,  wie  man  sagt,  in  brunen  ge- 
fahlen undt  vorbey  ist.  Ich  glaube,  ich  stecke  die  fraw  von  Rat- 
samshaussen  ahn;   den  mich  deucht,  sie  ist  diß  jähr  nicht  so  von 


299 

hertzen  lustig,  alß  die  andere  jähr.  Daß  sie  verobligirt  ist,  all  ihr 
vieh  zu  verkauffen,  weillen  die  armee  ihr  all  ihr  körn  undt  heü  ab- 
gemehet  hatt,  mag  auch  woU  ursach  dran  sein,  undt  sie  ist  auch 
noch  in  ängsten,  daß  ihr  scblößel  mögte  abgebrent  werden.  Es  ist 
leyder  leicht  zu  errahten,  liebe  Louise,  wie  Ihr  noch  nicht  lustig 
sein  könt.  Der  soldat,  so  wider  zurticlcgeloffen  kommen,  hette  auch 
woll  gesagt,  wie  der  von  der  historie,  so  die  fraw  von  Wollmers- 
haußen  alß  verzehlte,  so  bang  war  undt  alß  zu  seinem  captein 
sagte:  «A,  mon  capitaine,  vn  pourpoint  de  toille  double,  de  toille! 
a,  qu'il  y  fait  grand  froid!»  Er  zitterte  aber  nicht  vor  kälte,  son- 
dern vor  angst.  Man  hatt  zu  Paris  zwey  tag  gesagt,  printz  Louis 
were  vor  Landaw  erschoßen  worden;  hernach  haben  sie  gesagt,  es 
were  ein  printz  von  Baaden  Durlach;  aber  weillen  nichts  davon  in 
den  gazetten  stehet,  so  Ihr  mir  geschickt  undt  wovor  ich  sehr 
dancke,  glaube  ichs  nicht.  Ich  glaube,  daß  es  Euch  graust,  daß 
schießen  von  Landaw  zu  hören;  den  man  dencken  kan,  daß  es 
.leütte  umbbringt.  Es  schlegt  zwölffe,  ich  muß  in  kirch.  Adieu, 
liebe  Louisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb 
behalte ! 

Elisabeth  Charlotte. 

177. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaüle  den  22  JulU  1702. 

Hertzliebe  Amelise,  von  meiner  gehabten  kranckheit  will  ich 
gar  nichts  weitter  sagen;  den  ich  bin,  gott  lob,  nun  in  volkomme- 
ner  gesundtheit  undt  habe  vorgestern  Ewern  lieben  brieff  vom  13 
dießes  monts  zu  recht  entpfangen.  Daß  mir  Carl  Moritz  todt  zu 
hertzen  gangen  undt  leydt  geweßen,  wie  auch  daß  ich  Euch  undt 
Louisse  von  hertzen  drüber  beklagt,  davor  merittire  ich  gantz  undt 
gar  keine  dancksagung;  es  ist  nur  meine  Schuldigkeit.  Ihr  thut  gar 
christlich  undt  woll.  Euch  in  den  willen  gottes  zu  ergeben;  den 
sich  viel  dawider  zu  speren,  hilfft  zu  nichts,  alß  sich  selber  kranck 
zu  machen.  Daß  weibsleütte,  so  ordinarie  all  zimblich  unglücklich, 
nichts  nach  dem  sterben  fragen,  wundert  mich  nicht;  aber  daß 
Carl-  Moritz  so  gern  gestorben,  nimbt  mich  wunder.  Wen  Carl 
Moritz  s.  den  wein  nicht  so  sehr  geliebt  hette,  were  er  ein  perfec- 


300 

ter  philosophe  geweßen.  Er  hats  aber  thewer  gennng  bezahlt;  den 
ich  bin  sicher,  daß  daß  sanffen  sein  leben  verkürtzt  hatt.  Daß  er 
nicht  ohne  drincken  sein  konte,  erwieße,  wie  seine  leber  verhitzt 
undt  yerbrendt  war.  Ich  wolte,  daß  er  mir  sein  gatt  gedachtnuß 
hette  vermachen  können;  daß  hette  ich  hir  hoch  von  nöhten.  Ich 
weiß  woll,  warumb  man  Carl  Edewart  nicht  so  woll  hatt  leyden 
können  undt  lieb  haben,  alß  Carl  Moritz.  Er  war  zu  tockmaußisch 
undt  wolte  sein  leben  seine  meinung  über  nichts  sagen;  ich  habe 
mein  leben  nicht  auß  ihm  krigen  können,  waß  er  hast  oder  liebte, 
waß  ihm  gefeit  oder  mißfeit.  Ich  sagte  ihm  taußendtmahl:  «Sagt 
mir,  waß  Qir  gern  thut,  waß  ihr  gern  habt!»  Da  machte  er  nur 
ein  reverentz,  lachte  verhont,  aber  sonst  konte  ich  nichts  auß 
ihm  kriegen;  daß  ist  langweillig  undt  macht  ungedultig  anff  die 
lenge,  habe  ihn  also  bey  weitem  nicht  so  lieb  Haben  können  alß 
Carllutz.  Ahn  den  kan  ich  nicht  gedencken,  ohne  daß  mir  die 
threnen  noch  in  den  äugen  kommen.  Man  mag  sich  auch  zu  Un- 
glück prepariren,  wie  man  will,  so  entpfindt  maus  doch,  wens 
kompt;  insonderheit  wan  man  so  gar  nahe  verwanten  verliehrt,  so 
rührt  sich  daß  geblüdt.  Es  ist  gewiß,  daß  man  hoch  von  noblen 
hatt,  von  gutten  freunden  zugesprochen  zu  werden  in  solchen  fallen; 
bin  fro,  daß  clJe  Ewerigen  ihre  Schuldigkeit  vericht.  Lenor  werde 
ich  die  mühe  nicht  geben,  zu  schreiben;  den  nun  ich  wider  gesundt 
bin,  werde  ich  es  selber  fleißig  thun.  Mein  dochter  macht  sich 
eine  große  freüde,  hofft,  daß  Ihr  anff  daß  carnaval  zu  ihr  kommen 
werdet;  aber  gott  weiß,  wo  sie  undt  ihr  herr  in  der  zeit  sein  wer- 
den; den  nach  aller  aparentz  wirdt  daß  arme  landt  daß  theatrum 
vom  krieg  werden.  Gott  gebe,  daß  ich  mich  in  meiner  meinung 
betriege!  Ma  tante  hatt  mir  geschrieben,  daß,  wen  die  römische 
königin  nach  Franckfort  kommen  würde,  wolle  sie  auch  hin.  Ich 
glaube  aber  nicht,  daß  I.  L.  sich  resolviren  werden  können,  nach 
Heydelberg  zu  ziehen.  Waß  Melac  sagt,  hatt  mich  lachen  machen; 
mich  deucht,  ich  sehe  ihn  mitt  seinem  rodten  gesiebt.  Man  hatt 
hir  gesagt,  printz  Louis  were  todt,  hernach,  es  wer  ein  margraff 
von  Durlach  umbkommen  undt  nicht  .der  printz  Louis;  weillen  aber 
nichts  davon  in  den  teütschen  Zeitungen  stehet,  so  Ihr  mir  ge- 
schickt, so  glaube  ich  es  nicht.  Monsieur  de  Varene  weiß  gar  woll 
zu  leben  undt  ist  ein  feiner  man.  Netancour  kene  ich  gar  nicht, 
ist,  glaube  ich ,  vom  lotheringischen  hoff  undt  nicht  von  dießem  hoff. 


301 

ob  er  zwar  ins  königs  dinsten.  Monsieur  de  Yarenes  piqnirt  sich 
nicht,  galand  zu  sein.  Der  graff  von  Brockdorf  wirdt  eine  rechte 
thorheit  thun,  seine  kinder  her  zu  schicken,  nach  dem  ichs  ihm 
widerrahten;  er  könte  keine  schlimmere  zeit  dazu  finden,  alß  eben 
nun,  auß  hundert  Ursachen ;  widerrahts  ihm  doch  noch!  Daß  sie 
herrein  kommen  in  Franckreich,  ist  leicht,  aber  nicht,  wider  herauß 
zu  kommen;  den  man  gibt  gar  keine  pasport  mehr  seyder  14  tagen, 
da  die  declaration  von  krieg  geschehen.  Were  der  frantzösche  hoff 
noch  wie  vor  dießem,  da  man  hir  zu  leben  konte  lehrnen!  aber 
nun  aber,  da  niemandes  mehr  weiß,  waß  polites  ist,  außer  der  kö^ 
nig  undt  monseigneur,  da  alle  junge  leütte  ahn  nichts  alß  pure  ab^ 
scheüliche  desbauchen  gedencken,  da  man  die  ahm  artigsten  findt, 
so  ahm  plumbsten  sein,  da  wolte  ich  niemandts  rahten,  seine  kinder 
bey  zu  schicken;  den  ahnstatt  daß  sie  waß  guts  solten  lehrnen, 
werden  [sie]  lautter  untugendten  lehrnen;  also  habt  Ihr  woll  groß 
recht,  übel  zu  finden,  daß  die  Teütschen  ihre  kinder  itzunder  in 
Franckreich  schicken  wollen.  Dieseindt  gewiß  allezeit  zu  estimiren, 
die  ihr  gutt  undt  bludt  vors  vatterlandt  geben,  undt  bin  ich  auch 
hirin  Ewer  meinung.  Ich  wolte,  daß  wir  bey  de  mansleütte  wehren 
undt  im  krieg;  aber  diß  ist  woll  ein  ohnnohtiger  wünsch,  man  kans 
aber  öfft  nicht  laßen.  Wen  der  römische  könig  den  13  zu  Wehrt- 
hem  geweßen,  muß  er  all  lengst  vor  Landau  sein.  Wir  haben  hir 
gar  nichts  neues,  will  derowegen  schließen.  Louisse  ambrassire  ich 
von  hertzen  undt  versichere  Euch,  liebe  Amelisse,  daß  ich  Euch 
allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

178. 

Marly  den  27  JulH  1702. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  wie  ich  eben  von  Versaille  weg  bin, 
habe  ich  Ewer  schreiben  vom  20  dießs  monts  zu  recht  entpfangen. 
Es  were  woll  etwaß  frembts,  wen  ich  nicht  part  in  den  Verlust  von 
Carl  Moritz  genohmen  bette,  der  mir  ja  nahe  genung  war,  umb 
mich  seines  Verlust  zu  hertzen  gehen  laßen,  undt  darnach  auch  so 
ist  es  mir  leydt  umb  Euch  undt  Amellise  geweßen.  Carl  Moritz 
war  desto  beßer  zu  entschuldigen  über  der  Schwachheit,  so  er  ge- 
habt,  so  ihm  sein  leben  gekost,   daß  es  seine  schuldt  nicht  war 


302 

undt  die  abgeschmackte  Gregu,  so  ihn  erzogen,  ihn  in  diß  onglück 
gestürtzt  hatt  undt  er  selber  nicht;  kan  doch  leicht  begreiffen,  wie 
es  Euch  zu  hertzen  gangen  ist;  den  ob  ich  ihn  zwar  nie  nicht  ge- 
sehen noch  gekendt,  so  ist  es  mir  doch  zu  hertzen  gangen,  daß  er 
bey  dem  churfürsten  von  Braunsweig  nichts  gethan,  alß  sich  vol 
sauffen  undt  bouffoniren,  welches  einen  graffen  von  seiner  gehurt 
gar  nicht  zukam.  Solche  Sachen,  so  auß  keiner  boßheit  geschehen, 
vergibt  unßer  herrgott  ehr,  alß  die  weit;  habt  also  groß  recht  ge- 
habt, Ewer  bestes  gethan  zu 'haben,  im  dießes  abzugewehnen.  Ich 
habe  ihm  auch  etlichmahl  meine  meinung  teütsch  herauß  geschrie- 
ben, wie  Ihr  woU  wist,  aber  es  war  so  geschrieben,  daß  dießes 
sein  todt  sein  solte;  also  muste  es  sein,  daß  er  nichts  nach  unßem 
predigen  fragen  solte.  Weillen  er  sich  selber  die  mühe  nicht  geben 
wolte,  vor  seine  affaire  zu  sorgen,  konte  er  nicht  beßer  thun,  alß 
Euch  solche  zu  übergeben,   weillen  Ihr  doch  solches  woU  verstehet. 

Marly,  donnerstag  den  2  Augusti. 

Es  ist  just  8  tag  heütte,  daß  ich,  wie  Ihr,  liebe  Louisse,  segt, 
dießen  brieff  ahngefangen,  ohne  ihn  außzuschreiben  können.  Ich 
wardt  donnerstag  durch  vissitten  interompirt,  freytag  führte  mich 
der  könig  auff  die  hirschjagt,  kamen  zu  spat  von  der  jagt,  umb  zu 
schreiben.  Den  wie  ich  mich  nun  viel  zu  alt  finde,  umb  den  gant- 
zen  tag  im  justaucorp  undt  peruque  zu  bleiben,  mich  also  von 
haubt  zu  fußen  wider  änderst  ahnkleyde  undt  ich  ordinarie  sehr 
schwitze,  so  muß  ich  gar  lange  zeit  haben,  mich  wider  ahnzukley- 
den;  daß  nimbt  die  zeit  zu  schreiben  weg.  Sambstag  besuchte  ich 
die  königin  in  Engellandt  zu  St  Germain,  käme  auch  zu  spät  wider, 
umb  zu  schreiben.  Sontags  wars  die  Hannover-  undt  lotteringische 
post,  alwo  ich  genung  zu  schreiben  habe;  montag  schrieb  ich  in 
Spanien  ahn  unßere  liebe  königin  undt  ahn  I.  M.  fraw  mutter,  die 
hertzogin  von  Savoyen;  wir  schreiben  einander  ordinarie  sehr  lange 
brieffe.  Dinstag  hatte  ich  einen  gar  betrübten  tag;  den  ich  fuhr 
nach  St  Clou,  die  großhertzogin,  mein  söhn  undt  seine  gemahlin  zu 
besuchen  undt  meine  enckel.  Ich  war  noch  nicht  wider  in  dieß 
hauß  gekommen  seyder  meinem  Unglück.  Es  hatt  mich  also  alles 
wider  dran  gemandt  undt  bitterlich  weinen  machen,  hatte  abendts 
so  ein  starck  kopffwehe  deßwegen  bekommen,  daß  ich  nur  ein  par 
wort  ahn  mein  dochter  schreiben  konte.   Gestern  habe  ich  nohtwen- 


303 

diger  weiß  müßen  5  große  brieffe  schreiben,  also  ist  mir  nar  der 
heutige  tag  überig  blieben,  ahn  Euch  zu  schreiben;  komme  nnn 
wider,  wo  ich  geblieben  war.  Es  ist  leyder  nur  alzu  wahr,  daß 
Ewere  bruder  wenige  jähren  gelebt  haben.  Carllutz  macht  mich  noch 
die  princes  von  Allen  haßen;  den  bette  die  ihn  nicht  so  mitt  ihrer 
verfluchten  coquetery  verfolgt,  were  er  zu  Hannover  blieben  undt 
nicht  umbkommen.  Ich  habe  in  meinem  leben  so  manche  verlust 
gethan,  so  mir  zu  hertzen  gangen,  daß  ich  nur  gar  zu  woU  weiß, 
wie  es  einem  dabey  ist.  Man  meint  alß,  es  seye  unßer  raisone- 
ment,  so  unß  wider  zu  recht  bringt,  undt  es  ist  änderst  nichts,  alß 
die  zeit.  Wen  man  trawerig  ist,  ist  es  gar  nicht  vor  den  spaß; 
den  wen  man  es  endern  könte,  thete  maus  gleich.  Es  ist  etwaß 
gaf  abscheulich,  gewacksene  ^kinder  zu  verliehren.  Die  fraw  von 
Schelm  jamert  mich  recht.  Meine  dochter  macht  sich  eine  rechte 
freüde  in  der  hoffnung,  daß  Ihr  auff  den  carnaval  zu  ihr  werdet, 
sagt,  sie  wolle  Euch  so  woli  entpfangen,  daß  Ihr  content  von  ihr 
sein  werdet.  Itzunder  würde  es  sich  nicht  schicken,  aber  im  car- 
naval wirdt  Ewere  große  trawer  vorbey  sein,  den  konte  es  gar 
woU  geschehen.  Mein  dochter  undt  ihr  herr  seindt  noch  so  kin- 
disch undt  kalberisch,  daß  mir  alzeit  bang,  wen  sie  schwanger 
ist.  Gott  gebe,  daß  sie  unß  dießmahl  einen  hüben  geben  magt 
Ich  bin  nun,  gott  seye  danck,  in  gar  volkommener  gesundtheit.  Ich 
gönne  es  ma  tante,  der  fraw  churfürstin  zu  Braunsweig,  so  wohl 
vergnügt  zu  Lützenburg  zu  leben.  Mich  deucht,  es  geht  sehr  lang- 
sam vor  Landau  her,  dörfften  nicht  so  in  sorgen  sein,  zu  baldt 
fertig  zu  werden.  Man  rufft  mich  zur  taffei.  Nach  der  jagt  werde 
ich  dießen  brieff  außschreiben. 

Marly,  mitwog  den  9  Augusti. 

Es  ist  ein  frantzösch  Sprichwort,  so  sagt:  «Lliomme  proposse 
et  dieu  disposse».  So  ist  es  mir  auch  gangen.  Ich  bin  abermahl 
die  gantze  woche  geweßen,  ohne  zum  schreiben  gelangen  können. 
Ob  ich  zwar  willens  geweßen,  nach  der  jagt  vergangenen  donners- 
tag  meinen  brieff  außzuschreiben ,  so  habe  ich  ohnmöglich  dazu  ge- 
langen können;  die  jagt  wehrte  mehr,  alß  2  gantzer  stunden,  es 
war  halb  7,  wie  wir  widerkammen.""  Ich  habe  schon  gesagt,  wie  ich 

* 

*  Im  original  sind  hier  vier  seilen  dnrebgeBtricben. 


304 

mich  wider  ahnkleyden  muß.  Mein  boß  gedachtnnß  hatte  es  mir 
vergeßen  machen,  habe  es  also  hir  gantz  aaßgewischt.  Gott  weiß, 
ob  Ihre  werdt  leßen  können.  Würde  erst  umb  8  fertig,  da  muste 
ich  ahn  ma  tante  anßschreiben  undt  auch  ahn  mein  söhn  die  gntte 
zeittung,  wie  monsieor  de  Vandosme  3000  von  des  generals  Hani- 
bal  Visconti  troupen  geschlagen,  welchen  man  nnn  hier  Pannimal 
Yisconte  heist,  weillen  er  sich  so  braff  hatte  bntzen  laßen.  So  baldt 
.  ich  anßgeschrieben,  kämmen  viel  damens  zn  mir,  konte  also  ferner 
nichts  schreiben.  Freitags  ginge  ich  mitt  dem  könig  spatziren  undt 
abendts  war  die  lotheringische  post.  Sambstag  jagten  wir  den 
hirsch  wider  nndt  die  jagt  wehrte  noch  eine  halbe  stondt  lenger, 
alß  letztmahl,  war  gar  schön,  benahme  mir  auch  wider  die  zeit,  zu 
schreiben.  Sontags-post  schriebe  ich  20  bogen  (seyten  will  ich  sa- 
gen) papir  ahn  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  10  in  Lotheringen, 
10  wegen  ein  affaire,  12  ahn  meine  gutte  freündin,  war  so  müde 
hernach,  daß  ich  nimer  schreiben  konte.  Montag  muste  ich  auff  4 
bogen,  anff  alle  seytten  geschrieben,  ahn  madame  de  Savoye  andt- 
worten,  ich  bekamme  vissitten,  muste  also  noch  mitt  Ewerm  brieff 
einhalten.  Gestern  wahren  wir  vor  undt  nach  dem  eßen  drunten 
im  gartten  mitt  dem  könig,  gar  schönne  statuen  placiren  zu  sehen; 
sie  kosten  100000  francken  die  beyde.  Eine  ist  die  Renom^e,  die 
sitzt  auff  ein  geflügelt  pferdt,  alles  ist  von  einem  eintzigen  stück 
weißen  marber;  daß  ander  ist  ein  Mercurius,  der  sitzt  auch  auff 
einem  pferdt,  man  kan  nichts  schönners  sehen.  Ich  glaube  nicht, 
daß  man  in  der  weit  einen  schönnern  garten  finden  kan,  alß  dießer 
hir  ist.  Ich  komme  aber  auch  einmahl  wider  auff  Ewer  schreiben, 
liebe  Louisse!  Es  ist  mir  leydt,  daß  unßer  hanoverische  printzen 
vor  Landaw  sein;  daß  wirdt  ma  tante  lust  troubliren  undt  I.  L.  in 
sorgen  setzen.  Den  graff  von  Vehlen  kene  ich  gar  woll ;  wen  seine 
Schwester  ihm  gleicht,  kan  sie  woll  gutt,  aber  nicht  schön  sein. 
Ich  bilde  mir  ein,  daß  der  printz  von  Saxsen  Weißenfelß,  so  Ihr 
zu  Franckfort  gesehen,  der  ist,  so  wir  lang  hir  gehabt  haben;  hatt 
ein  rundt  gesiebt,  blatten  lefftzen  undt  ist  gar  blundt.  Ich  wünsche, 
daß  daß  Schlangenbaadt  Amelise  woll  bekommen  möge.  Ich  glaube, 
es  wirdt  ihr  andt  thun,  ohne  Euch  zu  sein,  den  Ihr  separirt  Euch 
selten  von  einander,  wie  mich  deucht.  Ich  kan  jetzt  den  nahmen 
nicht  finden  von  dem  man,  so  Ewers  schwager  affairen  hir  in  bän- 
den hatt;  der  hatt  gleich  coupert  außgebetten,  mir  aber  durch  seine 


306 

fraw   Versicherung  gethan,    daß    er   es   nur  Ewerm    schwager  zum 
besten  außgebetten  hatt.  Die  fraw  ist  artig,  weiß  gar  woll  zu  leben 
undt  hatt  verstandt.    Wegen  Caroline  kinder  bin  ich  fro,  daß  Ewer 
Schwager  nicht  geheüraht  ist;  den  wen  er  auch  beürahten  mögte, 
kan  es  doch  seinen  kinder  nicht  vortheilhafftig  sein.    Man  sagt,  die 
königin  Anne  ist  nun   gar   gesundt,   also   nicht,   weiß   wegen  der 
Engländer  humor  nicht,  ob  ich 'sagen  soll  zu  hoffen,  oder  zu  fürch- 
ten ist,  daß  ma  tante  baldt  in  Englandt  komme.    Wen  man  woll 
undt  content,    thut  man  woll,  keinen  andern  standt  ahnzunehmen. 
Hette  der  gutte  könig  in  Poln  dieße  maxime  gefolgt,  stocke  er  nicht 
in  dem  unglück,  worinen  I.  M.  nun  sein;    den  man  hatt  hir  zeittüng 
bekommen,  daß  der  könig  in  Schweden  mit  12000  man  deß  königs 
in  Poln  armee  im   grundt  geschlagen,    so    noch  eiumahl  so  starck 
war.    Der  könig  in  Poln  solle  verwundt  undt  darneben  verlohren 
sein,   daß   man  nicht   weiß,   wo  I.  M.   hinkommen    sein.    Were  er 
hübsch  churfürst  von  Saxsen  geblieben,   so  were  ihm  diß  nicht  wi- 
derfahren.   Lenor  sagt  hirauff:    «Wens  der  geiß  zu  woll  ist,   geht 
sie  auf  eyß  undt  bricht  ein  bein».  Hirmitt  ist  eiumahl  Ewer  erstes 
schreiben  völlig  beantwortet.  Ich  komme  jetzt  auff  daß  vom  27  Julli, 
worauß  ich  sehen,  daß  Ihr  meine  schreiben  entpfangen  habt.    Es 
ist  ohnnöhtig,   zu  gedencken,    welch  baadt  oder  sawerbrunen  mir 
gutt  thun  könte;    den  ich  bin  nicht  in  einem  standt,    hin  zu  gehen 
können.     Mein    halß  ist  nun   überall  außgeschlagen ,    ahm    nicken 
auch,   biß  auff  die  brüst;    aber  es  muß  so    seinen  weg  fortgehen 
lindt  drauß  wehren,  waß  gott  will.    Sonsten  bin  ich  doch,  gott  lob, 
gesundt   undt   ist   mir   nirgendt   wehe.    Ordinari  eßen   die  magern 
mehr,  alß  die  fetten.    Es  ist  war,  daß  gar  junge  leütte  alzeit  ape- 
tit  haben.    Chagrin   macht   nicht   allezeit  -mager,   sonst  müste  ich 
wie  ein  spönhöltzel  sein.    Wen  man  hertzenleydt  undt  wider  trost 
dabey  hatt,  so  ersetzt  man  sich  leycht:    Glaubt  mir,  liebe  Louissei 
wen  wir  keine  andere  betrübtnuß  betten,  alß  unßere  sünde,  wehren 
wir  gar  lustig.    Wist  Ihr,   waß  unß  betrübt?   Wen  unßer  verheng- 
nuß  unß  ein  unglück  über  daß  ander  schickt  undt  unßer  tempere- 
ment  miltzsüchtig  ist,  so  zieht  man  sich  alleß  zu  hertzen  undt  wirdt 
melancolisch.  Aber  bey  unß  selber  stehts  wenig,  lustig  oder  trawe- 
rig  zu  sein.    Zum  exempel  der  Lenor  temperement  ist  lustig,  dabey 
hefft  die  trawerigkeit  nicht;   die  hecks,   wen  sie  zu  hauß  ist,   kan 
sich  auch  mitt  ihren  gutten  freunden  lustig  machen,  wen  sie  wiU, 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  "^^ 


306 

undt  [wenn]  sie  bir  auß  freündtschafft  vor  mich  lange  weill  aaß- 
stehet,  kans  sie  es  doch  wider  den  winter  zu  hauß  ersetzen.  Da 
sitzt  sie  nndt  spindt  seyden  undt  lacht  über  alles,  waß  ich  schreibe. 
Sie  will  auch  gutt  davor  sein,  daß  Ihr  keine  sünde  habt,  worüber 
Ihr  £üch  jemahlen  betrüben  mögt,  es  seye  den,  sagt  sie,  daß  Ihr 
ein  wenig  von  dem  darmstättischen  hoff  von  der  pietisterey  mögt 
ahngesteckt  geworden  sein.  Auß  dießer  plaissanterie  werdt  Ihr  sie 
woll  erkenen.  Ich  habe  lachen  müßen,  daß  Ihr  sagt,  daß  der  rö- 
mische könig  nachmittags  nmb  4  die  meß  gehört;  daß  kan  nicht 
sein,  den  man  sagt  keine  nachmittags;  es  muß  daß  salut  gewest 
sein.  Man  sieht  woll,  daß  Ihr  die  catholische  kirch engebrauch 
nicht  wist.  Ich  habe  noch  nicht  gehört,  daß  Landaw  über  seye; 
jedoch  so  ist  es  über  14  tag,  daß  es  über  sein  solte.  Wie  kan 
daß  arme  Heydelberg  der  römischen  königin  nun  gefahlen  in  dem 
standt,  wie  es  nun  ist?  Ich  kam  nicht  ohne  schmertzen  dran  denc- 
ken.  In  allen  armeen  giebt  es  deserteurs;  in  Ittallien  kommen  die 
deserteurs  auß  den  dänischen  troupen  mitt  fumfftzigen  undt  hundert. 
Melac  ist  gar  nicht  blessirt  worden;  er  ist  ein  braver  undt  gntter 
Soldat,  aber  greulich  cruel.  Mich  deucht,  wie  ich  schon  gesagt, 
daß  die  Teütschen  ihre  belägerungen  gar  langsam  führen.  Die 
Lotheringer  seindt  ordinarie  nicht  gar  woll  gezogene  leütte,-  wun- 
dert mich  also  gar  nicht,  daß  der  Nettancourt  Euch  nicht  gefeit. 
Varene  weiß  beßer  zu  leben  undt  ist  von  einem  alter ,  wo  er  noch 
die  politesse  bey  hoff  gesehen,  also  nicht  wie  die  junge  leütte.  Ist 
man  bey  rechten  königlichen  hoffen,  kan  man  ohnmöglichen ,  ohne 
respect  zu  manquiren,  in  manteaus  erscheinen,  wundert  mich  also, 
daß  es  die  königin  in  Denemarq  gelitten.  Sie  undt  ihre  damen 
konten  woÜ  so  sein,  weillen  sie  reißetten;  aber  andere,  so  nicht 
reißen,  solte  nicht  so  erscheinen.  Wen  man  zu  Versaille,  welches 
vor  die  residentz  passirt,  so  ist  jederman,  so  vor  den  könig  undt 
unß  erscheindt,  alß  in  grand  habit;  aber  hir  zu  Marly  nndt  zu 
Menden  undt  St  Clou  ist  man  allezeit  en  manteau,  auch  auff  den 
reißen.  Ich  finde  le  grand  habit  viel  gemächlicher,  alß  die  man- 
teaus; die  kan  ich  nicht  leyden,  den  es  ist  ein  dopelte  kleydung, 
undt  haße  die  cornetten,  wo  gar  nichts  ahngenehmes  ahn  ist;  sie 
hencken  überall  ahn.  Hirmitt  ist  Ewer  letzter  brieff,  liebe  Louisse, 
auch  gantz  völlig  beantwort.  Ich  habe  heütte  noch  5  große  brieff 
zu  schreiben,  will  Euch  derowegeu  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich 


307 

Euch  bitte,  Amellisse  meinetwegen  zu  ambrassiren,  undt  seydt  beyde 
versichert,  daß  ich  EQch  allezeit  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

179. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  aFranckfort. 

Versaille  den  18  August  1702. 

Hertzliebe  Amelise,  durch  den  letzten  brieff,  so  ich  ahn 
Louisse  geschrieben,  werdt  Ihr,  wo  sie  ihn  Euch  gewießen,  ersehen, 
wie  schwerlich  man  zum  schreiben  hir  gelangen  kan;  deßwegen 
habe  ich  auch  nicht  eher  auff  Ewer  schreiben  vom  3  andtworten 
können.  Es  ist  kein  wunder,  wen  man  selten  frantzösch  spricht, 
daß  man  etlich  mahl  einen  bustaben  vor  den  andern  setzt.  Ich 
halte  mein  versprechen,  Euch  Ewer  Frantzösch  zu  corigiren,  aber 
Ihr  undt  Louisse  corigirt  meine  teütsche  fraßen  nicht,  welche  doch, 
wie  ich  glaube,  der  corection  offt  von  nöhten  haben;  den  ich  rede 
selten  teütsch  undt  verspüre  woll,  daß  es  mir  nicht  mehr  so  leicht 
ahnkompt  wie  vor  dießem;  also  wen  man  mir  nicht  hilft,  werde 
Ichs  gewiß  vergeßen.  Den  ob  ich  zwar  alle  tage  in  der  teütschen 
bibel  leße,  einem  psalm  undt  ein  capittel  im  alten  undt  eines  im 
neuen  testament,  so  thut  es  doch  nicht,  alß  wen  man  taglich 
spricht.  Bey  der  Rotzenheüssern  kan  ich  auch  nicht  recht  reden 
lehrnen,  den  sie  redt  selber  bitter  tlbel  teütsch ;  ich  lerns  ihrs  eher, 
alß  sies  mir.  Es  ist  sich  nicht  zu  schämmen,  daß  man  eine  frembte 
spräche  nicht  recht  kan;  die  muß  man  gehertz  reden,  umb  corigirt 
zu  werden,  so  lernt  maus  desto  beßer.  Mich  wundert,  da  jetzt  in 
Teütschlandt  jederman  frantzösch  reden  undt  schreiben  will,  daß 
nicht  beßer  die  ortograffe  in  acht  nehmen.  Wie  kompts,  daß  Ihr 
ein  frantzösch  freüllen  habt?  Den  daß  seindt«ordinarie  gar  schlegte 
edelleütte,  so  gar  nicht  mitt  unßerm  teütschen  adel  zu  vergleichen 
sein;  den  wen  hir  ein  burger  ein  Charge  de  secretaire  de  roy 
kaufft,  passirt  er  gleich  vor  ein  gentilhome,  undt  zudem  so  nehmen 
sie  nie  die  mißheürahten  in  acht,  sondern  heürahten  allerhandt 
burgersmetger,  auch  woll  gar  bawerinen,  wen  sie  nur  gelt  haben, 
seindt  also  offt  mitt  allerhandt  handtwercksleütte  verschwägert;  die 
gemeine  noblesse  ist  hir  selber  gar  wenig  geacht. 

20* 


SÖ8 


Sontag  den  20  August. 

Ich  hatte  dießen  hrieff  schon  vergangen  freitag  ahnfangen; 
es  seindt  mir  aher  so  viel  verhindernüße  dazu  gestoßen,  daß  ich 
ihn  ohnmoglich  habe  außschreiben  können.  Gott  gebe,  daß  es  nun 
geschehen  mag!  Coquetten  weiber  seindt  nichts  rares,  ich  glaube, 
man  findt  deren  Qberal.  Aber  seyder  wan  ist  man  in  Teütschlandt 
so  gednltig  geworden?  Den  die  eitern  zu  meiner  zeit  betten  ihrer 
dochter  in  ihrer  gegenwart  so  nichts  gelitten.  Ich  erinere  mich 
noch,  wie  man  den  vicekantzler  Mieg  anßgelacht  hatt,  daß  er  sei- 
ner dochter  Amelie  alles  gelitten  hatt.  Ich  weiß  nicht,  ob  der 
obermarschalck,  deß  churfürst  von  Maintz  bruder,  dern  herrn  Schem- 
born vatter  ist,  deren  wir  3  hir  gesehen  haben,  recht  feine  leütte 
tmdt  die  recht  wollzu  leben  wißen;  sie  wahren  thumherrn  zu  Maintz. 
Die  seiltantzerin ,  so  Ihr  gesehen ,  heist  sie  nicht  Sqninquinelle  ? 
Vor  2  Jahren  habe  ich  eine  gesehen,  so  so  heist  undt  gar  woU 
tantzt.  Landtgraff  Carl  von  Reinfels  schwürmbt  den  alß  herumb, 
wie  ich  sehe.  Die  Dingenheim  hiesen  wir  vor  dießem  alß  Manisch; 
sie  ist  bey  der  printzes  von  Gassei.  Ich  glaube,  daß  die  Dingenheim 
nndtEwer  freüllein  ihre  angen  gleich  werden  beweißen  können.  Ich 
biü  von  hertzen  fro,  daß  Euch  daß  Schlangenbaadt  so  woU  bekom- 
men. Ich  habe  nun  keine  remedien  von  nöhten,  bin,  gott  lob,  in 
gar  gutter  gesundtheit;  aber  wen  ich  auch  ein  baadt  von  nöhten 
hette,  würde  es  mir  nicht  erlaubt  sein,  ins  Schlangenbaadt  zu 
ziehen.  Mein  dochter  erwahrt  Euch  undt  Ewer  Schwester  nicht 
eher,  alß  auff  zukomenden  carnaval,  habt  also  noch  zeit,  Euch 
drauff  zu  bedencken.  Es  ist  kein  eintzig  contrefait  von  meiner 
dochter,  daß  gleicht;  vom  hertzog  von  Lotheringen  seindt  auch 
keine  gar  gutte,  aber  noch  beßer,  alß  von  meiner  dochter.  Hir- 
mitt  ist  Ewer  schreiben  einmahl  völlig  beantwort,  mir  also  nichts 
mehr  überig,  alß  Euch  undt  Louisse  von  hertzen  zu  ambrassiren  undt 
Euch  zu  versichern,  daß  ich  [Euch]  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

180. 

Fontaineblean  den  29  Septembris  1702. 
Hertzliebe  Louisse,  ich  glaube,  daß  Lutzifer  expresse  teüffelger 


309 

bestehlt,  ahn  schreiben  zn  verhindern,  nmb  die  letttte  braff  doli  zu 
machen;  den  bißher  ist  es  mir  dnrchauß  ohnmöglich  geweßen,  ahn 
Euch  noch  ahn  Amelisse  zu  schreiben,  noch  anff  Ewere  zwey  liebe 
brieffe  vom  2  September   undt   10  Augnst  zu  andtworten.    Heütte 
aber  habe  ich  mir  fest  vorgenohmen,  daß  mich  nichts  dran  hindern 
solle,  undt  umb  Euch  zu  erweißen,   wie   fest  ich  es  vorgenohmen 
habe,  so  schreibe  ich  Euch  nun;  ob  zwar  eine  duchesse  kommen, 
mich  zu  besuchen,  so  schreib  ich  doch  immer  fort,  umb  den  wehr- 
teüffel  auch  einmahl  doli  zu  machen.  Ich  komme  auff  Ewere  schrei- 
ben.   Ihr  embrouillirt  immer  meines  sohns  gemahlin  mitt  mich  we- 
gen den  nahmen,   so   sie  nun  führt,  von  duchesse  d'Orleans.    Ich 
bins  nur,  wen  man  Madame  sagt.    Die  duchesse  d'Orleans  ist  alle- 
zeit meines  söhn  gemahlin,  dieße  ist  zu  St  Clou  bey  3  wochen  ge- 
weßen mitt  ihrem   herrn,   mitt   der  großhertzogin  undt  sonst  noch 
viellen  damen.    Ich  habe  sie  nur  einen  nachmittag  besucht;    es  er- 
neuerte mir  aber  so  erschrecklich  daß  abscheuliche  spectacle,   so 
ich  dortten  vorm  jähr  gesehen,   daß  ich  ohnmöglich  dort  bleiben 
könte.    Seyder  meiner  letzten  kranckheit,  die  ich  Euch  berichtet, 
bin  ich  nicht  kranck  geweßen.    Von  monsieur  de  Varene  werde  ich 
nichts  sagen.    Ich   glaube,    daß   er  daß  Teütsche  wunderlich  auß- 
spricht;   den   unter  hundert  Frantzoßen  findt  man  kaum  einen,   so 
man  auff  tetitsch  verstehen  kan,  undt  meinen  alle,  sie  könnens  per- 
fect.    Von  Landau  sage  ich  nichts  mehr;  daß  ist.    Nettancour  ist 
es  woll  bekommen,   daß  sein  regiement  in  Landau   geweßen;   den 
sie  haben  ihn  nehmblich  ihren  obersten  loß  gebetten.  Die  römische 
königin  hatt  noch  ursach,  in  neuen  sorgen  zu  sein,  weillen  der  rö- 
mische könig,    wie  man   sagt,  dem  churfßrsten  von  Bayren  endt- 
gegen  geht.    Weillen  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  nichts  mehr 
von  ihrer  reiß  spricht,  glaube  ich  nicht,  daß  I.  L.  nach  Heydelberg 
werden.    Weillen  Ihr  von  Ewern  leben  noch  in  Ewern  2ten  brieff 
sprecht,  will  ich  es  biß  da  versparen.    Wie  ich  zuvor  ahn  dießem 
ort  von  meinem  brieff  wäre,  kämme  man  mir  sagen,  daß  die  kutz- 
schen  kommen  wahren,  habe  im  waldt  spatziren  fahren  wollen,  wie 
ich  allezeit  thue.    Wir  seindt  aber  kaum  nauß  gekommen,  so  hatt 
unß  der  kutzscher  über  undt  über  geworffen.    Eine  von  meinen  da- 
mens  ist   daß  gebrochene  glaß  in  die  axel  kommen  undt  hatt  ihr 
die  axel  in  2  orten  ein  fingersbreydt  auffgeschnitten,  sie  hatt  auch 
einen  kleinen  schnit  in  den  backen.  Ich  hatte  7  hundt  in  der  kutz- 


310 

sehen,  keinen  eintzigen  ist  nicht  daß  geringst  leydt  widerfahren. 
Ich  komme  jetzt  auff  Ewer  schreiben  vom  2  dießes  monts.  Ich 
fürchte,  liebe  Louisse,  daß  der  leydige  krieg  alles  wider  verderben 
wir  dt,  waß  Ewere  bawern  seyder  15  jähren  wider  gutt  gemacht 
haben;  den  die  dorchmarchen  können  nie  nichts  ^ts  thun.  Ihr 
macht  mir  gar  ein  avantageux  portrait  vom  jungen  herrn  von  De- 
genfeit; den  Carllatz  war  gar  nicht  heßlich,  undt  hübschr,  alß  er, 
muß  gar  waß  hübsches  sein.  Amelisse  schreibt  mir  in  ihrem  letz- 
tem brieff,  daß  sie  hoffnong  hatt,  daß  Ihr  Ewer  leben  widerbekom- 
men werdet.  Ich  glaube,  daß  daß  teüffelgen,  wovon  ich  zuvor  ge- 
sprochen, unß  hatt  umbwerffen  machen;  den  seyder  ich  wider  habe 
fortschreiben  wollen,  ist  der  könig  zu  mir  konunen,  weillen  er  ver- 
nohmen,  waß  unß  begegnet  ist,  hernach  die  duchesse  de  Bonrgogne, 
hernach  princesse  de  Conti  undt  ein  par  hauffen  damen;  es  ist  wie 
eine  procession,  muß  dero wegen  wider  meinen  willen  schließen  undt 
vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  [Euch]  allezeit  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

181. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort 

Fontainebleau  den  12  October  1702. 

Hertzliebe  Amelisse,  weillen  ich  noch  ein  stündtgen  habe,"  ehe 
ich  in  die  commedie  gehe,  so  will  ich  es  ahnwenden,  umb  ahn  Euch 
zu  schreiben.  Gott  weiß,  wen  ich  wider  so  viel  zeit  finden  werde. 
Ich  habe  zwey  von  Ewere  ahngenehme  schreiben  schon  zu  Yersaüle 
entpfangen,  ehe  wir  hir  weg  sein,  aber  ohnmoglich  beantwortten 
können,  ob  sie  mir  zwar  sehr  Heb  geweßen.  Ich  glaube  auch  nicht, 
daß  ich  jetzt  mehr  zeit  haben  werde,  alß  nur  daß  letzte  zu  beant- 
worten, so  vom  28  September  ist  undt  ich  vergangene  woch  ent- 
pfangen. Ich  habe  woU  gedacht,  daß  Ihr  wider  zu  Franckfort  sein 
würdet;  den  ich  habe  meinen  letzten  brieff  ahn  Louisse  dorthin 
adressirt.  Ich  bin  fro,  daß  jetzt  so  gutte  geselschafft  zu  Franckfort; 
die  Ihr  aber  vor  fürsten  anßgebt,  kan  man  sagen,  wie  daß  hießige 
Sprichwort  ist:  «Ils  sont  des  princes  a  gros  grain».  Deß  landtgraff 
von  Darmstat  gemahlin  ist  gar  keine  princes.  Ich  kene  ihre  fraw 
mutter  gar  woll,  sie  ist  deß  dnc  Pavres  dochter.    Es  seindt  leütte 


Sil 

Yon  qualitet,  aber  (anter  unß  gerett)  es  ist  gar  nichts  fürstliches  in 
ihrem  hanß,  seindt  nicht  mehr,  alß  alle  hießige  ducs  auch  sein, 
undt  glaubt  mir!  der  landtgraff  ist  gantz  verquackelt  mitt  dießem 
heüraht.  Ihr  mutter  ist  gar  übel  geschaffen,  hatt  aber  gar  großen 
verstandt.  Ich  habe  ihren  vatter  auch  gekendt,  war  ein  wackerer 
man.  Ich  muß  lachen,  wo  man  daß  fürstenthnm  von  Gosaea  anßge- 
fischt  hatt.  Es  heist  nicht  pat  a  Foeuil,  waß  die  weiber  en  desa- 
bill6  tragen;  sondern  battant  Poeuil,  weillen  es  auff  die  äugen 
schlagt.  Es  seindt  hir  damen,  die  gar  gutte  minen  haben,  ich  weiß 
aber  nicht,  ob  sie  zu  Brüssel  so  sein.  Der  fürst  Taxis  daß  ist 
auch  wider  ein  doli  fürst enthum;  wen  Ihr  daß  vor  fürsten  zehlen 
wolt,  werdet  Ihr  woU  bey  dutzenden  finden.  Die  Lockowitz  seindt 
gar  neue  fürsten;  vor  4  jähren  wahren  2  brüder  hir,  hatten  aber 
den  rang  nicht.  Die  sich  so  geschwindt  wider  heürahten,  wollen 
die  weldt  wider  ersetzen  in  waß  der  krig  umbbringt.  Ich  hoffte, 
daß  die  römische  königin  die  *  Heydelberg  bleiben  solte  undt 
dortten  einen  pfaltzischen  ertzhertzog  machen,  weillen  I.  M.  ja 
schwanger  sein.  Ob  wir  pfaltzgräffinen  zwar  die  grösten  heübter 
von  der  weit,  so  zu  sagen,  gemacht  haben,  so  will  man  hir  kaum 
glauben,  daß  wir  von  guttem  hauß,  undt  kompt  ein  pfaltzgraff  her, 
wirdt  ihm  ein  lumpener  duc  den  rang  disputtiren.  Daß  kan  mich 
offt  so  doli  machen,  daß  ich  auß  der  hautt  mögt  fahren;  mein 
sohns  gemahlin  aber  findt,  daß  sie  groß  recht  haben.  Ich  habe 
manche  disputte  schon  mitt  ihr  drüber  gehabt.  Ich  verliehre  schir 
die  hoffnung,  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  königin  in  Englandt 
zu  sehen;  den  die  königin  Anne  solle  sich  nun  woU  befinden.  Mich 
wundert,  daß  man  der  römischen  königin  daß  reißen  erlaubt;  obs 
zwar  en  chaisse  geschieht,  so  kan  ein  träger  leicht  fallen.  Die  rö- 
mische königin  wirdt  leicht  roht,  ist  all  ihr  leben  so  gewest.  Lest 
man  sie  dantzen,  da  sie  schwanger  ist,  daß  deucht  auch  nicht.  Nun 
der  dicke  thurn  nicht  mehr  zu  Heydelberg  leyder  ist,  kan  ich  mir 
nicht  einbilden,  wo  man  daß  opera  spülen  wirdt,  es  sey  dan  im 
keyßerssahl  unten  im  Otto-Henrichs-bau.  Ich  bitt  Euch,  liebe  Amel- 
lisse,  schreibt  mir,  wo  die  römische  königin  zu  Heydelberg  logirt 
hatt!  Unter  unß  gerett,  der  churfürst  zu  Pfaltz  bette  beßer  gethan, 
die  20000  thaller  ahnzuwenden,  daß  arme  schloß  wider  zu  bawen, 


•  in. 


312 

alß  vor  ein  opera;  daß  ist  gar  nicht  apropo  in  jetziger  zeit.  Ich 
habe  jetzt  nar  9  hondtger  in  meiner  cammer;  daß  ich  aber  ahm 
liebsten  gehabt,  ist  dießen  sommer  gestorben.  Die  mobsger  seindt 
ordinarie  gar  trew,  ich  habe  aber  die  espaniealger  lieber;  alle 
meine  hunde  seindt  espanieniger  nndt  von  einem  geschlegt.  Ewere 
liebe  brieffe,  liebe  Amellisse,  seindt  mir  nie  zu  lang,  leße  sie  recht 
gem.  Von  der  römische  königin  höre  ich  gern  viel;  den  ich  habe 
sie  recht  lieb.  Hette  ich  nicht  so  starck  ahn  ihrer  wegreiße  ge- 
triben,  wehren  I.  M.  jetzt  nicht  römische  königin.  Ich  mnß  lachen, 
daß  Ihr  so  possirlich  sagt,  daß  die  herrn  von  Franckfort  forchten, 
daß  es  ihnen  wie  denen  von  Ulm  gehen  mögte.  Da  kompt  mein  söhn 
herein  undt  sagt,  es  seye  zeit,  in  die  commedie  zn  gehen,  muß 
also  schließen  wider  meinen  willen;  den  ich  bin  noch  woll  im  ha- 
mor,  zu  blandem,  hette  gern  noch  eine  stündgen  geblau ttert.  Ich 
habe  aber  nicht  einmahl  der  zeit,  mein  brieff  zu  überleßen.  Endt- 
schuldigt  die  fehler,  liebe  Amelisse,  undt  seydt  versichert,  daß  ich 
Euch  von  hertzen  lieb  habe! 

Elisabeth  Charlotte. 

182. 

A  mad.  LouissC;  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  81  December  1702. 

Hertzliebe  Louisse,  vorgestern  habe  ich  ein  paquet  von  ma  tante 
bekommen,  worinen  ich  ein  schreiben  von  Euch  entpfangen  vom  12 
dießes  monts.  Es  ist  nahe  bey  3  monat,  daß  ich  nichts  weder 
von  Euch,  noch  von  Amelisse,  entpfangen;  daß  hatte  mich  glauben 
machen,  daß  Ihr  mir  nicht  mehr  schreiben  dörfft;  drumb  anß 
forcht,  Euch  in  verdacht  zu  bringen  oder  händel  zu  machen,  habe 
ich  auch  nicht  schreiben  dorffen.  Wen  Ihr  mir  seyder  3  monat  ge- 
schrieben, müßen  alle  meine  brieffe  auffgefischt  sein  worden;  den 
es  ist  gewiß,  daß  ich  keinen  eintzigen  seyder  der  zeit  entpfangen 
habe.  Durch  ma  tante,  die  fraw  churfftrstin,  gehen  die  brieff  si- 
cher, wie  Ihr  segt;  können  einander  also  noch  durch  dieße  gelegen- 
heit  sehreiben.  Es  ist  doch  eine  abgeschmackte  sach,  daß  man 
nicht  leyden  will,  daß  wir  einander  schreiben;  den  wir  wißen  ja 
die  secretten  vom  stadt  nicht  undt  mischen  unß  in  keine  staadts- 
bändel.    Waß  ist  dem  keyßer  dran  gelegen,  daß  wir  einander  sa* 


815 

gen,  daß  wir  nnß  lieb  haben,  ob  ein  hettraht  oder  kindttanff  ist, 
ob  eine  commedie  woU  oder  übel  gespilt  wirdt  undt  dergleichen, 
welches  ja  weder  demkeyßer  noch  dem  reich  nichts  ahngeht?  noch 
wer  lebendig  oder  todt  ist,  können  wir  einander  anch  noch  sagen, 
ohne  niemandes  zu  oSendiren.  Hir  verbiedt  mans  nicht,  in  Teütsch- 
landt  zu  schreiben.  Worumb  verbiedt  man  den  in  Teütschlandt, 
nach  Franckreich  zu  schreiben?  Aber  waß  ich  anch  sagen  mag, 
wirdt  es  doch  nicht  endern,  will  derowegen  nur  mitt  Euch  der 
gantzen  christenheydt  zum  besten  wünschen,  daß  es  baldt  frieden 
möge  werden.  Die  officirer  stehlen  sich  ahn,  alß  wen  sie  den  frie- 
den nicht  wünschen,  aber  ich  glaube  es  nicht;  den  bey  dem  krieg 
kommen  sie  umb,  weren  blindt  undt  lahm.  Es  ist  nicht  naturlich, 
daß  man  daß  wünscht.  Von  Monsieur  de  Oasqu6  habe  ich  mein 
leben  nichts  gehört,  es  muß  nichts  besunders  sein.  Varene  aber 
kene  ich  gar  woU.  Der  graff  von  Hohenloh  ist  zu  bedawern.  Der 
krieg  wirdt  noch  manche  witwe  machen.  Ich  finde  nicht,  daß  es 
ein  glück  vor  die  graffin  von  Hohenloh  geweßen ,  bey  ihrem  herrn 
biß  ahn  sein,  endt  geweßen  zu  sein;  den  daß  spectacle  wirdt  sie 
nur  noch  mehr  betrübt  haben.  Ich  bitte  Euch,  liebe  Louisse,  danckt 
doch  hertzog  Christian  dinstlich  meinetwegen  vor  die  ehr,  so  I.  L. 
mir  thun,  sich  meiner  noch  zu  erinem,  undt  versichert  I.  L. ,  daß 
ich  gar  fleißig  ahn  sie  gedencke!  Die  grösten  fest  seindt  nicht,  wo 
man  sich  ahm  lustigsten  macht;  wo  man  mitt  gutten  freündin  ist, 
denen  man  trawen  kan,  da  macht  man  sich  viel  lustiger  mitt,  alß 
in  den  großen  geselschafften;  also  kan  ich  leicht  glauben,  daß  hert- 
zog Christian  gern  bey  Euch  ist.  Er  ist  doch  auch  ein  Heydel- 
berger,  erinere  mich  seiner  gehurt,  alß  wens  heütte  wehre.  Hert- 
zog Max  muß  daß  geraß  mehr  lieben,  wo  er  nicht  bey  Euch  an- 
dern bleiben  kan.  Hirmitt  ist  Ewer  lieber  brieff  völlig  beantwortet, 
liebe  Louise!  Weillen  wir  aber  nun  gantz  zum  endt  von  dießem 
jähr  sein,  so  kan  ich  nicht  schließen,  ohne  Euch  undt  Amelisse 
ein  glückseeliges  neues  j^hr  zu  wünschen,  daß  Euch  gott  der  all- 
machtige bey  gesundtheit  erhalten  undt  alles  geben,  waß  Euch  ahn 
leib  undt  sehl  nutz  undt  seelig  mag  sein,  auch  alles,  waß  Ewer 
hertz  wünschen  undt  begehren  mag.  Adieu!  Ich  ambrassire  Euch 
von  hertzen,  wie  auch  Amelisse,  undt  versichere  Euch  beyden,  daß 
ich  Euch  allezeit  sehr  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


314 


183. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz^  a  Hannover. 

Versaille  den  7  Januari  [1703]. 

Hertzliebe  Amelisse,  mein  wollsein  ist  eben  nicht,  wie  Ibr  woll 
meint,  undt  werdet  nun  woll  schon  erfahren  haben,  wie  ich  beynahe 
4  Wochen  einen  so  schlimmen  fall  gethan,daß  ich,  weillen  ich  einen 
fuß  gantz  verstancht,  noch  die  cammer  hütten  muß  undt  nicht  mitt 
dem  hoff  nachMarly  geköndt;  bin  hir  in  einer  gar  großen  einsamb- 
keit.  Es  wirdt  aber  nicht  lang  wehren;  den  biß  sambstag  kommen 
sie  alle  wieder  her.  Vor  Ewern  gutten  neüjahrswunsch,  liebe  Ame- 
lise,  dancke  ich  Euch  sehr.  Ich  glaube,  daß  alles,  waß  in  der 
weit  ist,  unßerm  herrgott  zukompt  ündt  alles,  so  gering  es  auch 
sein  mag,  nicht  zu  verrachten  ist,  wen  es  ein  gutte  Intention  hatt 
undt  so  auff  tugendt  gericht  ist.  Der  abscheü  von  den  comedien 
kompt  nicht  von  wie  sie  nun  sein,  sondern  wie  sie  geweßen  vor 
dießem,  da  allerhandt  Unzucht  drinen  getrieben  wardt.  Weren  sie 
geweßen,  wie  jetzundt,  würde  man  es  eher  befohlen,  alß  verbotten 
haben,  weillen  sie,  wen  man  es  nimbt,  wie  man  es  nehmen  solle, 
es  mehr  guts,  alß  bößes,  zuwegen  bringen  kan  undt',  ich  sage  es 
noch,  es  mehr  capable  ist,  die  tugendt  zu  animiren,  alß  eine 
schlechte  predig.  «Wie  schickt  sich  Christus  mitt  Bellial?»  ist 
baldt  gesagt.  Es  ist  aber  schwer  zu  expliciren.  Der  alte  Adam 
muß  sich  finden  in  waß  böß  ist,  aber  waß  zum  gutten  leyten  kan, 
da  verspürt  sich  der  alte  Adam  nicht.  Augen  undt  obren  kitzeln 
ist  nicht  schlim,  wens  nur,  wie  schon  gesagt,  zum  gutten  führt. 
Die  Prediger  bestraffen  die  commedien,  weillen  sie  vor  dießem 
seindt  bestrafft  worden,  da  sie  straffens  würdig  wahren.  Es  ist 
aber  ein  zeichen  von  ihrer  ingnorentz,  daß  sie  nicht  examiniren,  ob 
sie  noch  straffens  würdig  sein.  Man  wendt  allzeit  sein  serieux  zu 
gottes  ehr,  wen  es  die  tugendt  zum  grundt  hatt.  Waß  woll  gereti 
undt  schön  ist,  braucht  kein  lachen,  sondern  nur,  waß  ridiculle  ist, 
undt  kan  ich  nicht  begreiffen,  worumb  mich  etwaß  ridiculles  mehr 
vergnügen  solle,  alß  etwaß  serieux,  so  mir  den  weltlauff  erweist, 
deßen  man  in  dießer  weldt  woll  zu  studiren  hatt.  Aber  in  dießem 
allem  liegt  viel,  wie  man  erzogen  ist  worden.  Daß  starcke  lachen, 
insonderheit  wen  es  ohne  ursach  geschieht,  kompt  vom  miltz  eben 


315 

so  woU,  alß  weineD.  Ich  höre  viel  tod  der  Philosophie,  die  weldt 
vor  Dichts  zu  schätzen;  aher  in  der  pratica  findts  sichs  n^enig  nndt 
ich  habe  offt  gesehen,  daß,  die  sichs  ahm  meisten  bernmbt,  offt  die 
schwächsten  in  der  noht  gefandcD.  Ich  gestehe  meine  Schwachheit; 
geht  mirs  nach  meinem  gefallen,  bin  ich  lustig;  kommen  mir  Ver- 
drießlichkeit, bin  ich  unlustig,  biß  es  vorbey  ist.  Ich  strebe  nicht 
wider  dem  allerhögsten ,  ich  verzage  nicht;  ich  dencke  aber,  daß  er 
mich  züchtigt,  damit  ich  es  entpfinden  mag,  bin  also  nach  seinem 
willen  lustig  oder  trawerig,  nachdem  es  gottes  wille  ist;  daß  hin- 
dert weder  seine  Vorsehung  noch  barmhertzigkeit  noch  daß  ver- 
trawen,  so  man  dazu  haben  solle.  Unßer  humoren  gehen  auch, 
nachdem  es  unßer  herrgott  verbeugt  hatt,  also  muß  einer  woll 
mitt  dem  andern  gedult  haben ;  zudem  so  begreifft  ein  jeder  nach 
dem  verstandt,  so  ihm  gott  geben  hatt.  Ich  muß  lachen,  daß  Ihr 
sagt,  damitt  die  damen  auch  plaisir  haben  mögen,  so  bey  Ettch  zu 
gast  wahren,  so  bettet  Ihr  3  messieurs  dazu  gebetten  undt  von  3 
diferenten  nationen.  Ich  wolte,  daß  die  ministre  d*estat  mittel  fin- 
den könten^  dieße  3  nationen  so  woll  zu  vergleichen,  alß  Ibr  ge- 
than,  so  würden  wir  baldt  einen  gutten  frieden  haben.  Da  kompt 
meines  sohns  gemahlin  mitt  ihrer  eisten  dochter  herrein,  muß  also 
schließen  undt  vor  dißmahl  nichts  mehr -sagen,  alß  wie  ich  Euch 
allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

184. 

Yersaille  den  18  Januari  1703. 

Hertzliebe  Amelisse,  Ihr  werdet  auß  waß  ich  vergangen  ahn 
Louisse  geschrieben,  ersehen  haben,  warumb  ich  Euch  nicht  mehr 
durch  die  Franckforter  post  geschrieben  habe.  Daß  könt  Ihr  woll 
versichert  sein,  liebe  Amelise,  daß,  ob  ich  Euch  zwar  nicht 
schreiben  könte,  daß  ich  Euch  doch  allezeit  würde  lieb  behalten 
haben.  Den  daß  man  wegen  deß  kriegs  daß  schreiben  verbiet,  waß 
geht  unß  daß  ahn?  Worumb  selten  wir  einander  deßwegen  haßen? 
Daß  kan  nicht  endern,  daß  wir  einander  sollen  so  nahe  sein,  noch 
daß  wir  einander  sein,  noch  daß  wir  einander  guts  gönnen.  Waß 
haben  wir  mitt  stadtsachen  zu  thun?  Durch  Hannover  werden  wir 
doch  continuiren  können,  einander  zu  schreiben,  undt  ob  die  brieff 


816 

zwar  anff  dieße  weiße  nicfat  so  frisch  sein,  so  ist  es  doch  beßer  so, 
alß  gar  keine  zu  haben.  Freylieb  macht  der  leydige  krieg  nirgendts 
nichts  guts,  aber  in  brieffen  ist  nicht  gntt  dranff  zu  raisoniren. 
Ich  vernehme  gern,  daß  Ihr  ruhig  lebt  undt  Euch  mitt  unßere  ha- 
noverische  hertzogen  lustig  macht.  Hertzog  Max  ist  der  eintzige 
von  meinen  hanoverischen  vettern,  den  ich  die  ehre  nicht  habe  zu 
kenen.  Hertzog  Christian  aber,  bitte  ich,  macht  mein  compliment! 
Ihr  seydt  dießen  hertzogen  nahe  genung,  ohne  niemandts  zu  scan- 
dalisiren,  mitt  ihnen  zu  eßen  können.  Wolt  Ihr  die  zwey  hertzogen 
ahn  die  königin  in  Engellandt  geben,  damitt  wirdt  sie  woU  versorgt 
sein.  Ich  habe  heütte  die  handt  ein  wenig  müde;  den  ich  habe 
ma  tante  ein  brieff  von  23  seytten  geschrieben,  wie  dieße  sein,  kan 
Euch,  liebe  Amelisse,  also  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß 
daß  ich  Euch  sehr  vor  Ewern  gutten  nefljahrswunsch  dancke  undt 
Euch  hergegen  wünsche  alles,  waß  Ewer  hertz  wünscht  undt  be- 
gehrt, undt  werde  Euch  so  woU  in  dießen  jähr  alß  im  vergangen 
von  hertzen  lieb  haben. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  8. 

Ich  muß  noch  sagen,  daß  Ihr  mir  in  postscriptum  schreibt 
mitt  dießen  wortten:  «Enpfehl  sich  underthänig  undt  widerholt  auch 
mein  wünsch  in  tiffen  respect».  Ihr  setzt  aber  nicht  dabey,  wer 
es  thut;  dancke  also,  weiß  aber  nicht,  wem.  Muß  auch  noch  sa- 
gen, daß  die  posten  so  bitter  übel  hir  gehen,  daß  es  eine  schandt 
ist.  Ich  bin  12  tag  geweßen,  ohne  brieff  von  ma  tante  zu  bekom- 
men, undt  heütte  schickt  man  mir  3  paquet  auff  einmahl;  darumb 
antworte  ich  so  spät  auff  Eweren  brieff. 

185. 

VersaiUe  den  4  Mertz  1703. 

Hertzlieb  Louisse,  vor  8  tagen  habe  ich  Ewer  lieben  brieff 
vom  10  Februari  zu  recht  entpfangen,  aber  ohnmoglich  drauff  andt- 
wortten  können;  den  morgendts  kamen  so  viel  leütte  zu  mir,  daß 
ich  nicht  zum  schreiben  gelangen  koute,  undt  nachmittags  muste  ich 
in  die  predig,  konte  erst  hernach  ahn  ma  tante,  die  fraw  chur- 
fttrstin,  mein  dochter  undt  ma  tante,  die  fraw  abtißin  von  Mau- 


317 

buisson,  welche  gar  kranck  geweßen,  schreiben,  welches  biß  zum 
nacbteßen  wehrte,  nndt  vergangen  donnerstag,  da  ich  Euch  eben 
schreiben  wolte,  wurde  ich  gantz  interompirt,  habe  also  biß  auff 
heütte  verschieben  mäßen,  welches  mir  recht  leydt.  Ich  schreibe 
Euch  heütte,  ob  ich  zwar  schon  3  große  brieffe  geschrieben  nndt 
noch  4  zu  schreiben  habe  undt  den  nachlaß  zu  ersetzen.  Wens  mir 
möglich  sein  kan,  werde  ich  heütte  noch  ahnAmelisse  auch  schrei- 
ben, weillen  meine  brieffe  Euch  beyden  noch  immer  ahngenehm  sein. 
Der  krieg  ist  eine  widerliche  sache,  alle  corespondentzen  zu  hin- 
dern. Deß  keyßerlichen  abgesanten  undt  seiner  gemahlin  exactitude 
kompt  mir  abgeschmackt  vor ;  den  waß  haben  ihrer  dochter  brieff 
mitt  den  krieg  undt  staadtweßen  zu  thun?  Mich  deucht,  es  ist  ein 
exes  drinen;  wen  der  keyßer  wißen  solte,  waß  wir  einander  alß 
schreiben,  ich  bin  gewiß,  daß  er  nicht  ttbel  nehmen  konte,  daß 
wir  unßer  comers  behalten;  den  waß 

• 

186. 

A  mad.  Louisse ,  raugraffin.  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

händel  mitt  ahn.    Die  kleine 

geselschafften  seindt  offt  nichts  die  schlimbsten.  Ich  habe  weder 
große  noch  kleine,  alß  meine  hündtger,  lebe  vor  mich  gantz  allein, 
wie  ein  reichsstättel,  wie  daß  tetttsche  sprichwordt  sagt.  Die  kleine 
Spanheim  ist  ein  schön  medgen  undt  woU  geschaffen,  allein  glaubt 
mir!  last  Ewere  niepce  nicht  viel  particulier  mitt  ihr  haben!  den 
sie  hatt  hir  Sachen  gelernt,  welche  nicht  nöhtig  sein,  daß  Ewere 
niece  wißen  mag.  Vor  den  neveu  ist  sie  gutt,  der  mag  woll  mitt 
ihr  umbgehen.  Madame  Spanheim  ist  nie  so  artig  geweßen,  alß 
ihre  dochter.  Meine  wünsche  vor  Euch  undt  Amelisse  seindt  woll 
sincere.  Ihr  müst  Euch  wundern,  daß  ich  noch  die  teütsche  neü- 
jahrs wünsche  weiß;  den  ich  erinere  mich  viel  beßer,  waß  ich  in 
meiner  jugendt  gehört  undt  gesehen  habe,  alß  waß  ich  vor  10  jäh- 
ren gehört  undt  gesehen.  Es  ist  so  mitt  mir  kommen,  daß  ich 
schir  nichts  vor  mir  selber  wünsche,  bin  Euch  undt  Amelisse  doch 
sehr  verobligirt,  mir  so  viel  guttes  zu  wünschen.  Ich  will  ihr  ein 
par  wort  schreiben.  Adieu,  liebe  Louissei  Ich  ambrassire  Euch 
von  hertzen  undt  behalte  Euch  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


318 


187. 

VersaiUe  den  4  Mertz  1703. 

Hertzliebe  Amellisse,  gestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff  von 
17  Februari  in  ma  tante  paquet  gefunden.  Ich  hoffe,  daß  wir 
durch  dieße  gelegenheit  unßer  comerce  fortführen  können.  Wie  ich 
sehe,  so  macht  maus  nicht  in  Teütschlandt  wie  hir  in  Franckreich, 
da  alle  brieffe  auffgemacht  uudt  geleßen  werden.  Ihr  solt  Euch, 
liebe  Amelisse,  nicht  schämen,  Euch  ein  wenig  verschrieben  zu 
haben;  daß  geschieht  jederman,  insonderheit  die  so  geschwindt 
schreiben.  Da  ist  nur  ttber  zu  lachen;  hette  ich  gedacht,  daß  es 
Euch  beschämen  würde,  hette  ichs  Euch  nicht  gesagt.  Ich  schreibe 
auch  immer  gar  geschwindt  undt  man  verspürts  woll  in  meinen 
brieffe,  ohne  daß  ich  es  sage.  Hertzogs  Christian  ahndencken  ist 
mir  allemahl  sehr  ahngenehm.  Ich  bin  fro,  daß  I.  L.  zu  Franckfort 
bleiben;  den  daß  ist  eine  gutte  geselschafft  vor  Louisse  undt  Euch. 
Man  muß  endtwetter  sterben  oder  alt  werden,  aber  daß  solt  Ihr 
Euch  noch  nicht  beschwehren;  da  last  mich  vor  sorgen,  so  nun 
baldt  51  jähr  alt  werde  sein!  Louisse  hatte  mir  nichts  von  ihre  re- 
solution  geschrieben.  Mich  deucht  f  Louisse  ist  all  gesundt  undt 
fatiguen  seindt  nicht  ungesundt;  daß  dissipirt  die  bößen  humoren 
undt  ist  gesunder,  alß  ein  ruhigers  leben;  zudem  so  ists  Louissen 
repetirlicher,  in  ma  tante  dinsten  zu  sein,  alß  bey  der  römischen 
köuigin,  auch  gar  der  keyßerin.  Ihr  undt  Louisse  sagt  der  weit 
zu  geschwindt  ab,  seydt  noch  zu  jung  dazu;  daß  ist  gutt  vor  ein 
alt  müttergen,  wie  ich  bin.  Solte  sich  Ewer  seh  wager  wider  hefl- 
rahten,  kämme  ihm  eine  Portugaillen  beßer,  alß  keine  andere;  den 
die  seindt  ahn  jaloussen  humoren  gewont,  wie  auch  eingespert  zu 
sein.  Worumb  wolt  Ihr  nicht  lieber  Ewere  niece  in  Teütschlandt 
zu  Euch  nehmen,  alß  zu  ihr  in  Engellandt  zu  ziehen?  Ach,  mein 
gott,  es  ist  zu  wünschen,  daß  Louisse  lange  bey  ma  tante  möge 
bleiben  undt  I.  L.  so  lang  leben  mögten,  alß  ich  es  wünsche,  allein 
sie  seindt  nicht  jung  mehr.  Ewer  schreiben  ist  ortendtlich  beant- 
wortet. Dießes  ist  schon  der  5  brieff,  den  ich  heütte  schreibe,  undt 
ich  habe  noch  4  zu  schreiben,  kan  dero wegen  nichts  sagen,  alß 
daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


319 


188. 
A  mad.  Louise^  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

VersaiUe  den  18  Mertz  1703. 

Hertzliebe  Louisse,  hetitte  morgen  habe  ich  Ewern  lieben  brieff 
vom  9  dießes  monts  in  ma  tante ,  der  fraw  churfürstin,  paquet  ge- 
funden, bin  von  hertzen  fro,  daß  Ihr  nun  bey  I.  L.  seydt;  den  ich 
bin  versichert,  daß  Ihr  sorg  vor  sie  tragen  werdt  undt  daß  ich  durch 
Euch  I.  L.  zfustandt  recht   eygendtlich   werde   erfahren.    Waß  ich 
seyder  14  tagen  außgestanden ,  da  ich  keine  brieffe  gehabt,  seyder 
ich  erfahren,   daß  ma  tante  daß  3tagige  fieber  bekommen,  ist  nicht 
außzusprechen.    Nun  bin  ich,   gott  lob,  wider  ruhiger.    Ich  hoffe, 
daß  der  husten  die  überige  böße  humoren,   so  daß  fieber  verursa- 
chet hatten,  verzehren  wirdt  undt  ma  tante  also  wider  eine  vol- 
kommene  gesundtheit  erlangen  wirdt.    Daß  gebe  gott  der  allmäch- 
tige! Ihr  habt  recht  woll  gethan,  ohne  weitter  ordre  zu  erwartten, 
nach  Hannover   gereist  zu   sein;   den  es  hatt  ma  tante  recht  er- 
frewet,  daß  Ihr  zu  ihr  kommen  seydt.   Es  wundert  mich  nicht,  daß 
Ihr  mühe  gehabt  habt;    den   die   wege   seindt   überall  abscheulich 
nun.  Daß  ma  tante  husten  wie  3tagig  ist,  wundert  mich  gar  nicht; 
ich  bin  nie  änderst,  weh  ich  den  husten  habe.  Wen  man  desgoustirt 
ist,  muß  man  eßen,  waß  man  kan.    Ma  tante  ist  nicht  allein  daß 
lüstre  vor  dero  hoff,  sondern  von  allen  hoffen.    Wo  findt  man  je- 
mandts,   so  so  viel  verstandt  undt  tugenden  hatt,  alß  unßere  liebe 
churfürstin?    WeiUen   Ihr  wider  nach  Franckfort  werdt,  wen  ma 
tante  in  volkommener  gesundtheit  sein  wird,  so  wünsche  ich,  baldt 
zu  erfahren,  daß  Ihr  wider  weg  seidt.    Ewer  seh  wager  solle  Euch 
woll  verobligirt  sein  undt  seine  kinder,  so  fleisich  vor  ihre  affairen 
zu  sorgen.    Ich  kan  leicht  begreiffen,  wie  es  Amelise  so  andt  nach 
Euch,  liebe  Louisse,  thun  muß,  indem  Ihr  all  Ewer   leben   beysa- 
men  gewest  seydt.    Daß  ist  woll  etwaß  rares,  daß  Euch  mein  herr 
Vetter,  der  churfürst,  woll  entpfangen  hatt;   den  der  wirdt  unßerm 
herrgott  keine  rechenschafft  geben  über  seine   überflüßige  Wörter. 
Ma  tante  bezeugt  mir   eine   rechte   freüde   über  Ewere   ahnkunfft, 
zweyffle  also  nicht,   daß  sie  es  Euch   auch   wirdt  erwießen  haben. 
Ewer  schreiben  ist  beantwort  undt  ich  habe  noch  3  große  brieffe 


320 

zu  schreiben  nach  Lotheringen  nndt  auch  nach  Paris,  kan  Euch 
derowegen  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch 
allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

N 

I 

189. 

A  mad.  Louise^  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille,  den  gründonnerstag  5  April  1703. 

Hertzliebe  Lonisse ,  vergangen  sontag  entpfing  ich  zwar  -  Ewer 
liebes  schreiben  vom  19  Mertz  in  ma  tante  paquet,  konte  aber  ohn- 
möglich  drauff  andtwortten;  den  wir  musten,  weillen  es  palmen- 
sontag  war,  lang  vor-  undt  nachmittags  in  der  kirchen  sein  nndt 
hernach  hatte  ich  ahn  ma  tante  zu  andtworten,  ahn  mein  dochter^ 
ahn  die  königin  in  Spanien  undt  ahn  ma  tante  von  Maubaisson, 
schriebe  auch  noch  3  andere  brieff  nohtwendig  nach  Paris,  konte 
also  ohnmöglich  Eweren  lieben  brieff  eher,  alß  dieße  post,  beant- 
worten. Da  ich  mitt  noch  einen  von  Ewern  lieben  brieffen  bin  er- 
frewet  von  Zelle  vom  26  Mertz,  werde  sie  hiemitt  beyde  auff  ein- 
mahl beantworten.  Ma  tante  große  brieff  seindt  mir  ein  große^ 
trost.  Ich  habe  nicht  so  baldt  einen  beantwortet,  daß  ich  den  an- 
dern gleich  mit  großen  verlangen  wider  erwarte,  überleße  aach 
dero  gnädige  schreiben  mehr  alß  einmahl;  den .  ahngenehmer  kan 
man  woll  nicht  schreiben,  alß  1.  L.  thun.  Gott  sey  danck,  daß  die 
lieb  churfürstin  wider  in  so  perfecter  gesundtheit  ist!  Ma  tante,  die 
fraw  abtißin,  ist  auch,  gott  sey  danck,  wider  gantz  woll.  Dieße 
fürstinen  haben,  gott  lob,  starcke  naturen,  hoffe,  daß  sie  es  weit 
bringen  werden.  Die  hertzogin  von  Zel  kene  ich  nicht,  aber  des 
hertzogs  gutte  ist  mir  lengst  bekandt.  Ich  habe  den  herrn  recht 
von  hertzen  lieb.  Der  nähme  de  la  Roche  ist  sehr  gemein  in 
Franckreich,  kan  also  nicht  wißen,  wer  die  ist,  so  bey  der  hertzo- 
gin von  Zelle  ist.  Wie  Ihr  mir  die  hertzogin  von  Zelle  beschreibt, 
muß  sie  gar  nicht  mehr  schön  sein.  Ich  habe  all  lengst  gehört, 
daß  sie  ihre  zahn  verlohren;  daß  veralt  sehr.  Dieße  hertzogin  kan 
woll  alt  außsehen ,  den  sie  ists ;  aber  die  königin  in  Engellandt ,  so 
noch  kein  40  jähr  alt  ist,  daß  ist  etwaß  wunderliches ,  daß  die  alt 
außsehen  kan.   Mylordt  Wustock  habe  ich  nie  dantzen  sehen,  allein 


321 

• 

durch  seinen  gang  solle  ich  woU  jadiciren,  daß  er  nicht  woll  dantzt. 
Ihr  spot  meiner,  lieben  Louissen,  mir  zu  dancken  wollen,  daß  ich 
Euch  amiti^s  mache;  daß  ist  ja  gantz  natürlich,  also  kein  compli- 
ment  drüber  za  machen.  Hirmitt  ist  Ewer  letztes  schreiben  völlig 
beantwortet,  ich  komme  auff  daß  erste.  Von  ma  tante  kranckheitt 
will  ich  nichts  mehr  sagen,  weillen  sie,  gott  lob,  vorbey  ist,  nar 
wünschen,  daß  I.  L.  gesundtheit  lang  dawern  möge.  Wen  ich  den 
husten  habe,  eße  ich  gar  offt  salat,  daß  seübert  den  halß  inewen- 
dig;  aber  bücking  ist  ärger,  den  daß  gesaltzen  macht,  ohne  verkält 
zu  sein,  husten.  Wen  die  Engländer  nicht  so  ohnbestandig  wehren, 
were  woll  waß  von  ihrer  affection.  So  lang  ihre  fürsten  nicht  kö- 
nige  sein,  haben  sie  sie  lieb;  so  baldt  sie  auff  den  thron  steigen, 
werden  sie  ihnen  feindt.  Daß  mißfeit  mir  ahn  ihnen,  undt  so  gnä- 
dig ma  tante  ihnen  auch  sein  mag,  fürchte  ich  doch,  daß,  wen  es 
ahn  dem  konmien  solte,  daß  sie  nicht  mehr  so  viel  affection  finden 
würde.  Ich  bin  fro,  daß  Euch  I.  L.  der  churfürst  von  Braunsweig 
gern  bey  seiner  fraw  mutter  sieht  undt  es  Euch  selber  versichert, 
wünsche,  daß  Ihr  allezeit  vergnügt  leben  möget,  undt  seydt  versi- 
chert, liebe  Louisse,  daß  ich  mich  allezeit  in  alles  interessiren 
werde,  waß  Euch  begegnen  kan!  den  ich  Euch  von  hertzen  lieb 
habe  uaidt  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


190. 

Versaille,  Ostertag  den  8  April  1703. 

Hertzliebe  Amelisse ,  gestern  habe  ich  in  Louisse  paquet  Ewern 
lieben  brieff  entpfangen.  Waß  gehens  unß  die  kriegstroublen  ahn? 
Wir  disputiren  nicht  gegen  einander  wegen  der  cron  Spanien.  Ewer 
man  wirdt  baldt  wider  zu  Euch  kommen,  wirdt  Euch  aber  hernach 
lenger  witwen  laßen.  Es  bedorffte  keine  außlegung,  daß  Ewer 
Schwester  Ewer  man  ist;  den  daß  verstehe  ich  woll.  Ihr  thut  gar 
woll.  Euch  die  zeit  nicht  lang  zu  laßen  werden.  Ich  bin  I.  L. 
hertzog  Christian  woll  verobligirt,  daß  I.  L.  so  fleißig  ahn  mich 
gedencken;  bitte,  Ihr  wollet  ihn  doch  gar  dinstlich  davor  dancken. 
Es  ist  nichts  betrübters,  alß  gutte  freunde  weg  zu  ziehen  sehen. 
Waß  ist  daß  vor  ein  tittel  der  reichs-schuldtheis?    Da  habe  ich 

Briefe  der  Prinzefsin  Eliiabeth  Charlotte.  ^V 


322 

■ 

mein  [leben]  nicht  von  gehört  nndt   weiß   auch  nicht,    wer  es  ist. 
Ewer  leben,   wie  ich  sehe,   ist  nicht  so  solitaire,   wie  daß  meine; 
den  ich  bringe  ordinarie  meine   zeit  gantz  allein   mitt  leßen  nndt 
schreiben  zn.    Ihr  soltet  einen  zeiter  nehmen  nndt  zum  chorftlrsten 
von  Bayron  reitten  nndt  ihm  sagen,  daß  ein  braver  ritter  die  freül- 
len  beschützt  nndt  ihnen  kein  leydt  thnt,  wie  die  damen  im  Amadis; 
aber  nein,  raillerie  apart,  Ihr  soltet  ein  brieff  ernstlicher  weiß  ahn 
I.  L.  dem  chnrfürsten  schreiben,  damitt  er  Euch  Ewer  schloß  nicht 
brenen  möge.    Wo  habt  Ihr  den  den  churfttrsten  von  Bayren  ge- 
sehen?  ist  er  zu   Ffanckfort  geweßen?    Den  Ihr   seydt,   wie  ich 
glaube,  nie  zu  München  noch  Brüssel  geweßen.    Ich  glaube  leicht, 
daß  dießes  churfürstens  freündlichkeit  in  allen  ehren  herr  Johanes 
geweßen   ist.     Der   leydige   krieg   macht   alles   übels.    Ein   gutter 
frieden  were  woll  zu  wünschen,  es  ist  aber  noch  schlechter  ahnstalt 
dazu.    Ich  bin  fro,  daß  Euch  mein  gekritzel  nicht  mißfeblt,  ist  mir 
alß  bang,   ich  könne  daß  Teütsche   nicht   recht   mehr.    Ihr  soltet 
woll  die  charitet  haben,  liebe  Amelisse,  daß,  wen  ich  darinen  fehlen 
solte,   mich    wider  ia  recht  zu  helfen   undt  corigiren.     Ich  habe 
Jetzt  niemandts  mehr,   mitt  wem  ich  teütsch  reden;   mein   Wendt 
hats  gantz  vergeßen.    Ich  leße   fleißig  in   der  luneburgische  bibel, 
alle  tag  ein  capittel   auß  dem  alten  testament,  ein  psalm  undt  ein 
capittel  im  neuem;   daß  erhelt  mich  noch,  daß  ich  es  nicht  ver- 
geße.    Hirraitt  ist  Ewer  liebes  brieffgen  völlig  beantwortet;  hernach 
werde   ich   ahn  Louisse   auch   schreiben.    Ich  habe  schon  ahn  ma 
tante   undt   ahn   die   königin    in   Spanien   geschrieben,   muß  noch' 
heütte,  ehe  wir  zum  nachteßen  werden,   5  brieffe  schreiben,  werde 
Ettch  also  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  von 
hertzen  ambrassire  undt  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

191. 

Versaille  den  8  Aprill  1703. 

Hertzliebe  Louisse,  gestern  habe  ich  Ewer  paquet  in  ma  tante, 
der  fraw  churfürstin,  ihres  gefunden,  wie  auch  Amelisse  brieff,  auff 
welches  ich  Euch  hirbey  meine  andtwort  schicke.  Ich  wünsche,  daß 
Euch  dießer  brieff  noch  zu  Hannover  finden  möge.  Es  ist  billig, 
daß  Ihr  Eweres  Schwagers  Sachen  endigt;    den  Ihr  kont  ja  nidit 


323 

immer  sein  intendent  sein.  Gott  sey  danck,  daß  ma  tante  Y^ider 
so  woll  ist,  andt  erhalte  I.  L.  lange  jähre  bey  volkommener  ge- 
sandtheit  undt  zufridenheit !  Lastig  sein  macht  lang  leben.  Zu 
Ewerm  gntten  wünsch  vor  ma  tante  sage  ich  von  hertzen  amen. 
Ma  tante  von  Maubuisson  ist  nun  wider  woll.  Ich  schicke  I.  L.  der 
churfürstin  ein  brieff,  so  die  fraw  abtißin  Liebdten  mitt  eygener 
handt  geschrieben;  sie  werden  also  nicht  mehr  in  sorgen  vor  sie 
sein.  Der  krieg  muß  die  pfältzische  lufft  geendert  haben  undt  daß 
vielle  brenen;  den  zu  meiner  zeit  wahren  unterschiedtliche  letttte  zu 
Heydelberg,  zu  Manheim,  auch  im  gebirg  hinter  closter  Neüburg, 
so  über  100  jähr  alt  wahren.  Ich  fandt  ein  man  bey  dem  closter 
Neüburg,  so  noch  ins  holtz  ging  undt  hundert  undt  10  jähr  alt 
war;  zu  Manheim  war  ein  man  von  102  jähr  undt  sein  fraw  war 
hundert  jähr  alt ;  bey  Meyßenheim,  hatt  mein  bruder  mir  gesagt,  daß 
er  einen  bawer  gesehen,  so  124  jähr  alt  war;  also  segt  Ihr  woll, 
daß  man  vor  dießem  viel  dergleichen  exempel  gehabt  hatt,  wie  Ihr 
nun  zu  Zel  segt.  Sich  umb  nichts  zu  bekümern,  wie  der  Jäger 
Marcus  sagt,  ist  leicht  zu  rahten,  aber  schwer  ins  werck  zu  stellen. 
Ihr  thut  mir  einen  rechten  gefallen,  liebe  Louisse,  mir  so  eygendt- 
lieh  zu  verzehlen,  wie  ma  tante  die  zeit  zubringt.  Ich  wüste  nicht, 
daß  I.  L.  der  churfürst  auch  mitt  von  der  zellischen  reiß  war.  Ich 
wolte  Euch,  liebe  Louisse,  von  hertzen  gern  lenger  entreteniren, 
allein  ich  habe  heütte  gar  zu  viel  zu  schreiben  noch  undt  es  ist 
schon  7  abendts;  den  wir  seindt  lang  in  der  kirch  geweßen,  noch 
dießen  nachmittag  2  gutter  stundt;  die  predig  hatt  ein  stundt  ge- 
wehrt undt  die  vesper  ein  stundt.  Adieu!  Ich  ambrassire  Euch  von 
hertzen  undt  behalte  Euch  allezeit  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Excussirt  die  fehler  von  dießem  brieff!   Ich  kan  es  ohnmoglich 
überleßen. 

192. 

A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Marly  den  26  April  1703. 
Hertzliebe  Louisse,  ma  tante,  der  fraw  churfürstin,  paquet  ist 


324 

mir  erst  gestern  zu  bänden  kommen  sambt  Ewerm  lieben  brieff 
vom  11  April.  Es  ist  mir  leydt,  daß  Ibr  nicbt  lenger  bey  ma 
tante  babt  bleiben  können;  den  sie  batt  wenig  geselscbafft  nnn, 
dmmb  ist  es  mir  desto  leyder,  andt  batt  Eficb  gern  bey  sieb. 
Spatziren  kan  I.  L.  nichts  sebaden;  es  were  viel  ungesunder,  wen 
sie  nicbt  exercitzien  tbeten.  leb  sagen  von  bertzen  amen  zu  dem 
wunscb,  so  Dir  tbnt,  I.  L.  wider  in  ein  par  monat  in  volkommener 
gesnndtbeit  zu  finden.  Ibr  werdt  woU  tbun,  Eficb  braff  zu  eyllen, 
umb  desto  geschwinder  wider  zu  kommen.  Ich  glaube,  daß  esAme- 
lisse  eine  große  frefide  sein  wirdt,  Eficb  die  par  mondt  wider  bey 
sieb  zu  baben.  Ich  bin  fro,  daß  man  Eficb  zu  Hannover  so  lieb 
batt.  Hiemitt  ist  Ewer  brieff  in  eyll  beantwordet.  leb  muß  nfiber 
in  den  salon,  wo  man  die  englische  königliche  personnen  entpfangen 
wirdt,  kan  derowegen  vor  dißmabl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß 
ich  Eficb  undt  Amelisse  von  hertzen  ambrassire  nndt  Eficb  recht 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

193. 
A  mad.  Louise ,   raugräffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort 

Yersaille  den  10  May  1703. 

Hertzliebe  Louisse,  vorgestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff 
vom  24  April  in  ma  tante  paquet  gefunden,  worauß  ich  sehe,  daß 
Ihr  meine  zwey  schreiben  auff  einmahl  entpfangen  habt;  weiß  nichts 
me  es  kompt,.es  seye  dan^/daß  ma  tante  eine  post  vergeßen, 
meine  brieffe  weg  zu  [schicken],  oder  daß,  wie  offt  geschieht,  L  L. 
vielleicht  meine  zwey  brieff,  wo  die  Ewerige  in  wahren,  auff  ein- 
mahl entpfangen  batt.  Vor  9  tagen  bin  ich  zu  Manbuisson  geweßen 
undt  habe  dort  mitt  ma  tante,  der  fraw  abtißin,  zu  mittag  geßen, 
habe  I.  L.  in  recht  gutten  standt  undt  gantz  lustig  gefunden ,  seindt 
auch  nicht  mehr  so  mager,  alß  sie  wahren.  Es  ist  recht  zu  ver- 
wundern, wie  sie  sich  wider  erholt  haben;  ist  doch  den  28  Aprill 
81  jähr  alt  worden!  Noch  jemandts,  so  zu  verwundem  ist,  wie  er 
sich  bey  seinem  83  jähr  befindt,  daß  ist  monsieur  Polier.  Außer 
daß  seine  augbrawen  graw  geworden,  sonsten  ist  er  gantz  undt  gar 
nicht  verendert;  den  er  geht  noch  so  strack  wie  allezeit  undt  list 


325 

ohne  brill,  hört  auch  noch  woU,  ist  in  allem,  wie  wir  ihn  all  nnßer 
leben  gesehen  haben.    Gott  gebe,  daß  anßere  2  tanten  es  ttber  die 
hundert  jähr  bringen  mögen!  Da  gehört  bey  mir  kein  eydt  za,  wen 
man  mir  sagt,  daß  man  gern  bey  ma  tante,   die  fraw  chnrfürstin, 
ist;   den  daß  ich  so  leicht  glanben,   daß  ich  schir  allen,   so  bey 
I.  L.  sein,  diß  gltlck  andt  die  gnade  mißgönne.    Der  hannoverische 
hoff  maß  sehr  geendert  sein;  zu  meiner  [zeit]  hette  man  sich  drumb 
geschlagen,  nmb  bey  der  lieben  churfürstin  zu  sein;   aber  wie  ich 
jetzt  von  Teütschlandt  reden  höre,  so  muß  sich  alles  ttberall  ge- 
endert haben,  seyder  ich  in  Franckreich  bin.    Daß  glaube  ich  auch 
leicht,  daß  Ihr  Euch  auß  affection  undt  nicht  auß  Interesse  engagirt 
habt;   den    Ewere    reputation    ist    woU  establirt,   daß   Ihr,   liebe 
Louisse,   genereus  seydt.    Abb6  de  Thesseut   hatt   viel  hir  davon 
gesprochen.    Ich  bin   versichert,   daß  es  Amelisse  sehr  andt  nach 
Euch  thun  wirdt;  aber  wen  Ihr  die  handt  gutt  zum  heürahten  habt, 
soltet  Ihr  Ewerer  Schwester  so  woll  einen  man  schaffen,  alß  Ewerer 
niepce,  ich  will  sagen  Ewers  Schwagers  niepce.    Wie  kompts,  daß 
Franckfort  nun  gantz  ohne  geselschafft?    Da  müßen  die  sawerbru- 
nencouren  schuldig  ahn  sein;   den  es  nun  die  rechte  zeit  darvon 
wirdt.    Es  wirdt  jetzt  von  Nürnberg  nicht  gar  sicher  reißen  sein, 
nun    Ohurbaym    undt  der  marechal   de   Yillar  zusamen   gestoßen 
sein.    Der  graff  undt  die  gräffin  von  Letiwenstein  werden  schwer- 
lich  wider  nach   Franckfort  komen.     Mich  wundert,   daß  hertzog 
Christian  noch  nicht  in  der  armee  ist.    Dem  neuen  englischen  resi- 
denten wirdt  bey  der  einsambkeit  zu  Franckfort  die  zeit  gar  lang 
werden.    Ich  mogte  mehr  wünschen  wegen  ma  tante,  daß  man  in 
Braunsweig  lenger  lebt,  alß  in  der  Pfaltz;  aber  dem  vatterlandt  zu 
ehren  habe  ich  doch  sagen  müßen,  waß  ich  selber  gesehen.    Ich 
bin  persuadirt,  daß  der  wein  gesunder,  alß  daß  hier  ist;  den  nembt 
war!   leütte,   so  allezeit  hier  drincken,   stincken  eher,   alß  die,  so 
wein  undt  waßer  drincken.    Die  fraw  im  posthauß  macht  kein  lust, 
zu  leben  wünschen,  weillen  sie  immer  weindt.   Ich  muß  heütte  noch 
2  oder  3  große  brieffe  schreiben  undt  ich  habe  schon-  9  blatter  ahn 
ma  tante  gantz  über  undt  über  geschrieben ;  muß  derowegen  schlie- 
ßen.   Ewer  brieff,  liebe  Louisse,  ist  völlig  beantwortet;  werde,  so 
viel  mir  möglich  wirdt   sein   können,   fleißig   sein   mitt  schreiben. 
Wir  haben  hir  nichts  neues,  alß   daß   die  duchesse  de  Bourgogne 
ßich  blessirt  batt  undt  umbs  kindt  kpmmen.    Sie  war  nur  8  tag 


826 

aber  ihre  zeit,  dachte  also  nicht,  schwanger  za  sein;  sie  hatt  sich 
blessirt,  sie  weiß  selber  nicht,  wie;  den  sie  ist  weder  gestolbert 
noch  gefallen.  Ich  bilde  mir  ein,  es  seye  vom  starcken  fahren;  den 
die  letzte  reiß  zu  Marly  haben  I.  L.  in  caleschen  gar  starck  ge- 
rent  undt  den  hirsch  gejagt.  Den  9ten  tag  drauff  hatt  sie  sich 
Übel  befanden  nndt  groß  lendenwehe  gehabt  nndt  den  11  ist  sie 
niederkommen.  Adien,  liebe  Lonisse!  Ambrassirt  Amelise  von  mei- 
netwegen undt  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  sehr  lieb 
behalte ! 

Elisabeth  Charlotte. 

Ich  habe  der  zeit  nicht,  dießen  brieff  za  fiberleßen.  Entschul- 
digt die  fehler! 

194. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raagraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

Versaille  den  27  May  1703. 

Hertzliebe  Amelise,  wir  kommen  jetzt  eben  auß  der  predig 
undt  vesper,  alwo  eine  solche  abscheuliche  hitze  war,  daß  wir  schir 
alle  verschmoltzen  sein.  Ich  glaube,  es  wirdt  baldt  ein  wetter  kom* 
men;  den  es  ist  schwul  warm.  Unahngesehen  der  hitze  will  ich 
Euch  doch  andtwortten,  liebe  Amelisse,  auff  Ewer  schreiben  vom 
13  May,  so  ich  gestern  entpfangen.  Louisse  hatt  mir  schon  Ton 
Franckfort  auß  geschrieben  undt  auch,  wie  sie  von  Hannover  weg 
ist,  weiß  also  ihre  reiße.  Ob  sie  zwar  wider  nach  hoff  eylt,  so  liegt 
Ihr  ihr  doch  sehr  ahm  hertzen,  wie  ich  auß  ihrem  letztem  schrei- 
ben gesehen ,  undt  quitirt  Euch  gar  ungern.  Von  sich  selber  undt 
von  sein  hauß  herr  undt  meister  zu  sein,  ist  eben  kein  nnglttck. 
Mich  deucht,  daß  Ihr  nun  gar  offt  östereichsche  geselschafften  habt; 
ist  doch  gutt,  wen  die  geselschafften,  wo  man  mitt  umbzugehen  hatt, 
ahngenehm  sein.  Solte  hertzog  Christian  noch  bey  Euch  sein,  wen 
Ihr  dießen  brieff  entpfangen  werdet,  so  bitte  ich,  Ihr  woldt  I.  L. 
doch  gar  dinstlich  dancken  vor  dero  ahndencken,  welches  mich 
allezeit  recht  erfrewet.  Ich  weiß  nicht,  ob  der  hertzog  von  Mei- 
ningen, welchen  Ihr  zu  Franckfort  habt,  derjenige  ist,  welchen  wir 
vor  etlichen  jähren  hir  gehabt  haben ;  ist  mittelmäßiger  lenge,  mehr 
fett,   alß   mager,   eine  blande  peruque,   einen  gar  blatten   mundt, 


327 

dmlich  dick  andt  rnndt  gesiebt,  woll  manirt,  aber  ein  wenig  m 
complimentiscb  alzeit  vor  micb.  Die  princes  von  Abnspacb  jammert 
mich  von  hertzen.  Ihr  herr  bruder  s.  war  der  abngenehmbste  herr, 
den  man  sehen  mögt,  schön  wie  ein  engel  von  haubt  biß  zu  fußen. 
Ich  glaabe,  daß  der  jetzige  margraff,  welchen  ich  auch  woll  kene 
undt  lang  hir  geweßen  undt  gar  ein  gntt  kindt  ist,  woll  nichts  wirdt 
gegen  dem  chorfürsten  von  Bayrn  thun  undt  fro  sein,  daß  sein 
laudt  verschondt  mag  bleiben.  Nun  bin  ich  völlig  instruirt,  waß 
ein  reichs-schultes  ist.  Hertzog  Christian  ist  woll  in  der  that  ein 
hertzog  von  Braunsweig,  allein  er  ist  auch  ein  Pfältzer,  weillen 
I.  L.  ja  zu  Heydelberg  im  Otto-Henriches-bau  gebohren  sein.  Ich 
wolte  lieber  mitt  leütte  zu  thun  haben,  so  mir  gutte  metwürst, 
knackwtlrst  undt  breühan  machten,  alß  mitt  naßenweißen,  wie  man 
hir  hatt,  denen  man  nichts  zu  recht  sagen  kan.  Von  hir  kan  ich 
Euch  nichts  nettes  sagen,  alß  daß  der  duc  de  Bourgognien  morgen 
auffbrechen  wirdt,  umb  nach  Strasbourg  zu  reißen,  wo  I.  L.  zu  feit 
gehen  werden.  Waß  es  weitter  geben  wirdt,  soll  die  zeit  lehren, 
Louisse  ambrassire  ich  hirmitt  so  woll,  alß  Euch,  liebe  Amelise, 
undt  versichere,  daß  ich  Euch  aÜQ  beyde  allezeit  sehr  lieb  behal- 
ten werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

195. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raagräffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Versaille  den  17  August!  1703. 

Hertzliebe  Amelise,  vor  zwey  tagen  erst  habe  icb  Ewern  lieben 
brieff  in  ma  tante  paquet  entpfangen.  Die  posten  gehen  nun  so 
unrichtig  undt  langsam,  daß  es  ein  recht  ellendt  ist,  undt  ich 
werde  je  lenger,  je  verdroßener  auff  dem  leydigen  krieg;  aber  über 
wem  ich  wpU  recht  böß  bin,  ist  über  die  keyßerlichen  minister,  so 
all  comerce  haben  verbietten  machen;  denen,  ich  muß  gestehen, 
wünsch  ich  alles  übels  von  der  weldt.  Ich  weiß  nicht,  ob  meine 
brieff  nicht  ahn  Euch  undt  Louisse  gelangt  sein;  allein  ich  kan 
Euch,  liebe  Amelisse,  mitt  warheit  versichern,  daß  ich  kein  eint- 
ziges  von  Ewern  schreiben  habe  unbeantwortet  gelaßen  undt  nur 
auffgehört,  alß  ich  keihe  schreiben  mehr  von  Euch  beyden  bekom- 


828 

men;  habe  gedacht,  daß  Ihr  nicht  mehr  schreiben  dörfft  nndt  daß 
ich  Euch  händel  machen  solte,  wen  ich  femer  schriebe;  aber  wen 
Ihr  schreiben  dorfft,  werde  ich  fleißig  andtworden.  Meine  gesandt- 
heit  ist,  gott  lob,  gar  gntt,  starck  andt  dick;  wünsche,  daß  Louisse 
nndt  Ihr  Euch  so  woU  befinden  möget  alß  ich.  Wie  die  zwey  graf- 
fen  von  Nassau  hir  wahren,  war  der  eiste  beßer  geschaffen,  alß 
der  jüngst;  allein  der  jüngste  ist  lebhaffter  andt  spricht  mehr,  alß 
sein  herr  brader;  bin  fro,  daß  sie  content  von  mir  sein.  Louisse 
wirdt  nun  baldt  wider  zu  unßer  lieben  churfürstin,  wie  I.  L.  mir 
schreiben,  umb  mitt  nach  Berlin  zu  gehen.  Gott  gebe,  daß  die 
reiße  glücklich  möge  abgehen !  Ich  werde  heütte  ein  tour  nach  Paris 
thun,  aber  abendts  wider  herkommen,  muß  also  noch  ahn  mein 
dochter  schreiben,  undt  weiUen  auch  Ewer  brieff,  liebe  Amellisse, 
völlig  beantwortet  ist,  werde  ich  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen, 
alß  wie  daß  ich  [Euch]  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


196. 

Yersaille  den  7  September  1703. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  bin  zwey  mahl  auff  den  todt  gelegen. 
Man  sagt,  daß  ich  dem  todt  nun  entgangen  bin.  Es  ist  doch 
heütte  22  tag,  daß  mich  daß  fieber  kein  augenblick  verlaßen,  undt 
habe  alle  abendts  umb  ,5  ein  redoublement;  aber  mein  halßschmert- 
zen  ist  vorbey,  mein  durchlauf  hatt  aufgehört  undt  geht  kein  bludt 
mehr  von  mir;  habe  mitt  aderläß  undt  sonsten  bludt,  so  durch  den 
nachtstuhl  gangen,  28  paletten  verlohren,  daß  matt  mich  sehr  ab. 
Ich  kan  weder  wein  noch  fleisch  eßen,  noch  trincken,  habe,  einen 
Widerwillen  zu  allen  speißen  außer  brodt,  wovon  ich  lebe.  Man 
sagt  doch,  daß  ich  außer  lebensgefahr  bin,  aber  genung  hirvon. 
Wie  mich  hertzog  Christian  todt  zu  hertzen  gangen,  kau  ich  nicht 
außsprechen;  aber  ma  tante  setzt  mich  in  erschreckliche  sorgen, 
den  ich  kenne  sie  woll;  sie  lest  sich  die  helfft  nicht  mercken,  waß 
sie  schmertzt,  undt  darnach  bricht  es  durch  Ohnmacht  auß.  Umb 
gottes  willen,  liebe  Louisse,  continuirt,  mir  fleißig  ihren  zustandt 
zu  berichten!  Den  meine  angst  vor  I.  L.  ist  unaußsprechlich. 
Meine  schwachheitt  erlaubt  mir  nicht,  mehr  zu  sa^en.    Adieu,  liebe 


329 

Loaisse!    Ich  ambrassire  Ettch  von  hertzen  ondt  werde  Eflch  biß 
ahn  mein  letzt  ende  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

197. 
A  mad.  Louise,   raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Luxeburg. 

Versaille  den  16  September  1703. 

Hertzliebe  Lonisse,  ich  habe  einen  großen  brieff  ahn  ma  tante, 
die  fraw  churfarstin,  geschrieben,  werde  Euch  also  nicht  lang  en- 
treniren*  können;  den  mein  kopff  ist  noch  schwach  von  den  80 
ontzen  bludt,  so  ich  verlohren,  daß  mir  daß  hirn  gleich  schwindelt, 
wen  ich  nur  ein  wenig  letttte  sehe  undt  reden  höre.  Gott  seye 
danck,  daß  ma  tante  sich  noch  woU  befindt,  nndt  erhalte  dießelbe 
viel  nndt  lange  jähren  in  gesundtheit !  Daß  sie  einige  stnnden  oder 
tagen  traweriger  sein,  ist  gewiß,  wen  I.  L.  zeit  haben,  ahn  dero 
Unglück  mehr  zu  gedencken.  Gott  der  almächtige  wolle  I.  L.  starc- 
ken  undt  beystehen!  Adieu!  Ich  kan  nichts  mehr  sagen,  mein  kopff 
thut  mir  wehe.    Ich  behalte  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

198. 

Versaille  den  13  November  1708. 

Hertzliebe  Louisse,  seyder  ich  von  Fontainebleau  kommen, 
habe  ich  4  schreiben  von  Euch  entpfangen  vom  1  undt  18  Septem- 
ber, 8  undt  13  October,  alß  zwey  undt  zwey  auff  einmahl;  ich 
habe  aber  ohnmöglich  drauff  andtworten  [können],  hatte  kaum  der 
zeit,  ahn  ma  tante  zu  andtworten.  Den  wie  ich  die  8  ersten  sambt 
Eweren  bekamme,  war  just  daß  fest  von  allerheylligen,  alwo  man 
hir  lang  in  der  kirch  muß  sein.  Den  2  tag  nach  dem  fest  seindt 
wir  nach  Marly,  wo  lustigere  Ursachen  mich  ahm  schreiben  verhindert, 
nehmblich  die  jagt  undt  die  mussiq,  habe  auch  ein  reißgen  nachMau- 
buisson  gethan.  Die  königliche  personnen  von  Engellandt  seindt  nach 
Marly  emen  tag  kommen.    Ich  habe  auch  einen  andern  tag  nach 

*  entretenir^n. 


330 

St  Germain  gemflst,  also  in  den  9  tagen,  so  wir  zuMarly  geweßen, 
ohnmöglich  schreiben  könen.  Wir  seindt  nun  sey[der]  vergangen  samb- 
8tag  abendts  wider  hir,  bin  aber  alß  interompirt  worden  an  dt  habe 
ohnmöglich  eher,  alü  nun,  zum  schreiben  gelangen  können;  heütte 
aber  hoffe  ich,  aaffs  wenigst  aaff  ein  par  von  Ewern  schreiben  zu 
andtwortten,  fange  bey  dem  frischten  ahn  vom  13  October.  Ich 
weiß  nicht,  liebe  Looisse,  ob  Ihr  alle  meine  brieffe  entpfangen 
habt;  allein  ich  habe  nicht  manqoirt  andt  aaff  alle  Ewere  schrei- 
ben gar  exact  geantwortet.  Ihr  habt  gar  recht  errahten,  liebe 
Loaisse!  den  ich  bin  nan,  gott  seye  danck,  wider  in  gar  volkom- 
mener  gesondtheit  ondt  den  13  October  hatte  ich  za  Fontainebleaa 
schon  wider  braff  gejagt  andt  gar  kein  fieber  noch  einige  kranok- 
heit  mehr  gespflrt,  were  aach  vergnügt  dort  geweßen,  wen  ich  nur 
zeittang  von  ma  tante,  die  fraw  charfürstin,  hette  haben  können. 
Daß  ich  aber  nur  einen  eintzigen  brieff  andt  schir  gantz  zaletzt 
dortten  entpfangen,  hatt  mir  alles  dort  verlait  andt  gemacht,  daß 
ich  keine  rechte  freüde  in  nichts  habe  nehmen  können;  den  ich  war 
za  sehr  in  sorgen  vor  I.  L.  Gott  sey  danck,  daß  der  unmaht  I.  L. 
nicht,  wie  ich  farcht  hatte,  kranck  gemacht  hatt!  Ich  habe  eine 
gatte  natur,  weillen  ich  mich  nie  mitt  za  viellen  aderläßen  andt  me- 
decinen  geschwächt  habe;  ich  kan  braff  kranckheitten  aaßsteheiL 
habe  deren  schon  viel  hir  gehabt;  der  übelle  halß  war  mein  gr(P^ 
ter  schmertzen.  Ihr  habt  gar  wqII  gethan,  liebe  Loaisse,  ma  tante 
za  persaadiren ,  daß  es  kein  gefahr  mitt  mir  hatte ;  den  I.  L.  seindt 
mir  so  gnädig,  daß  ich  versichert  bin,  daß  es  ihnen  sehr  würde 
gejammert  haben,  wen  sie  mich  so  übel  gewast  betten,  alß  ich  in 
der  that  geweßen  bin.  Es  ist  woU  war,  daß  in  dießer  weit  nidblM 
beßers  ist,  alß  die  gesundtheit,  wie  Ihr  es  gar  recht  sagt;  sie  stehet  aber 
nicht  bey  anß,  sie  za  behalten,  so  lang  wir  es  wünschen  mögten.  Es 
seindt  wenig  leüttediß  jähr  gestorben  ahn  kranckheitten;  hir  wahrem 
2500  krancken  za  Versaillen,  von  dießen  allen  seindt  gar  wenig  ge- 
storben. Grott  sey  danck,  daß  sich  unßere  liebe  charfQrstin  so  woU 
befindt,  andt  erhalte  I.  L.  lange  jähren  dabey !  Vor  den  gatten  wanscfa, 
daß  anßer  herrgott  ma  tante  ferner  vor  anglück  bewahren  möge, 
sage  ich  von  hertzen  amen.  Es  ist  mir  lieb,  daß  hertzog  Max  so 
glücklich  von  der  letzten  gekommen  ist;  seine  zeit  war  nicht  kom- 
men, wie  deß  gatten  hertzogs  Christian  seine.  Waß  gott  za  allen 
jseitten  vorsehen  hatt,  maß  woU  geschehen,  es  sey  zam  leben  oder 


d3i 

todt.  Es  ist  war,  daß  ma  tante  eine  rechter  trost  nndt  erqniclning 
vor  mir  sein.  Ich  glaabe,  daß  der  general  Fleming,  hey  welchem 
Ihr  zu  mittag  geßen  mitt  allen  den  hofffreüllen,  deß  Flemings  vat- 
ter  ist,  den  wir  lang  hir  gehabt  haben  undt  welcher  gar  ein  gutter 
mensch  ist.  Er  ist  auch,  wo  mir  recht  ist,  ins  königs  vonPreussen 
dinsten,  werdt  ihn  also  woll  ohnen  zweyffel  bey  seinem  vatter  ge- 
sehen haben.  Carttenspiellen  wer  mein  sache  nicht;  es  ist  mir  gantz 
verlait,  spille  nie,  ob  es  zwar  hir  im  landt  so  sehr  der  brauch  ist, 
daß,  wen  man  nicht  spilt,  sagt  man  einem  ins  gesiebt,  daß  man  zu 
nichts  nutz  ist.  Daß  ich  Euch,  liebe  Louisse,  in  meiner  wehrenden 
kranckheit  geschrieben,  daß  meritirt  keine  dancksagung;  den  weillen 
ich  persuadirt  bin,  daß  Ihr  mich  so  lieb  habt,  alß  ich  Euch  habe, 
war  es  ja  billig,  daß  ich  Euch  berichte,  wie  es  umb  mich  stunde. 
Hiemitt  ist  Ewer  letztes  schreiben  völlig  beantwortet,  ich  komme 
Jetzt  auff  daß  vom  8  Octobris.  Ich  bin  lengst  außer  gefahr,  werde 
also  hirvon  nichts  mehr  sagen.  Man  kan  in  keiner  beßern  undt 
volkommener  gesundtheit  sein,  alß  ich,  gott  dem  allmächtigen  seye 
danck,  nun  bin.  Vor  den  gutten  wünsch,  so  Ihr  mir  thut,  liebe 
Louisse,  daß  es  möge  bestandt  haben,  dancke  ich  Euch  sehr.  Ich 
verfluche  taglich  woll  von  hertzen  die,  so  ursach  sein,  daß  die  pos- 
ten  gebrochen  sein  worden,  undt  es  ist  mir  recht  unleydtlich,  nach- 
dem ich  gewondt  geweßen,  daß  die  brieffe  von  ma  tante  undt  die 
Ewerigen,  so  vor  dießem  nur  7  tag  alt  wahren,  jetzt  gantze  monaten 
alt  sein,  undt  noch  dazu  bekompt  man  sie  nicht.  Man  muß  die 
gedult  nehmen,  wie  papa  s.  alß  pflegt  zu  sagen,  nehmblich  jl  faut 
prendre  patiance  en  enragent.  •  Die  fraw  von  Rotzenhaussen  hatt 
dieße  reiße  nicht  her  kommen  können;  sie  ist  zweymahl  selber  auff 
den  todt  gelegen,  hatt  all  ihr  bludt  verlohren  durch  pirlen,  welches 
zu  starck  undt  sie  schir  umb  leben  gebracht  bette.  Es  ist  war, 
daß  ihre  dochter,  so  bey  mir  geweßen,  mitt  einer  gräffin  von 
Nassaw  nach  Franckfort  geweßen;  nun  ist  sie  wider  zu  Luneville 
bey  meiner  dochter.  Durch  Lotheringen  werde  ich  Amelisse  brieffe 
eher  bekommen;  wie  ich  glaube,  kan  es  ahngehen.  Ob  ma  tante 
mir  zwar  schreibt,  waß  zu  Lützenbourg  vorgeht,  so  werdet  Ihr  mir, 
liebe  Louisse,  doch  einen  gefahlen  thun,  mir  auch  eine  relation 
davon  zu  machen;  den  die  Ewerige  seindt  alzeit  gar  exact  undt  ich 
entpfange  gern  große  brieffe.  Solch  ein  ruhig  gemüht  zu  haben, 
wie  ma  tante,  daß  ist  nicht  leicht  zu  thun  undt  ist  eiue  rechte  gab^ 


3S2 

gottes.  Hiemitt  ist  Ewer  zwejtes  sehreiben  aoß  völlig  beantwortet, 
liebe  Loaisse!  bleibt  mir  also  nichts  mehr  überig,  alß  Euch  zu 
versichern,  daß  ich  Euch  all  mein  leben  von  hertzen  lieb  behalten 
werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

199. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Versaille  den  23  Novembris  1703. 

Hertzliebe  Lonisse,  vergangenen  dinstag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  30  Octobris  in  ma  tante  paqnet  gefdnden.  Ich  bette  aach 
gleich  draaff  geantwortet,  allein  deß  marechals  de  Tallards  söhn 
kämme  eben  ahn  nndt  brachte  die  zeittnng,  wie  Landau  capitnlirte 
undt  sein  h.  vatter  eine  schlagt  gegen  meinen  vettern,  dem  erb- 
printzen  von  Gassei,  gewonnen;  aber  es  seindt  anff  beyden  seytten 
sehr  viel  leütte  nmbkommen.  Des  marechals  dac  de  Noaille  dochter 
ist  wittwe  nndt  noch  nicht  17  jähr  alt  Ob  der  jange  landtgraff, 
mein  vetter,  zwar  die  schlagt  verlohren,  so  gesteht  man  doch,  daß 
es  nnr  seye,  weillen  anff  dieüer  seytten  viel  mehr  tronpen  wahren; 
aber  sie  loben  unerhört  dießen  printzen,  sagen,  man  könne  nicht 
mehr  hert^  erweißen,  alß  er  erwießen  hatt,  sie  machen  einen  rech- 
ten heros  aaß  ihm.  Daß  solte  ihn  doch  in  seinem  nnglück  trösten, 
daß  er  seine  feinde  obligirt  hatt ,  sein  lob  .  fiberall  aaßzubreitten ; 
der  könig  hatt  ihn  selber  gelobt.  Damitt  ich  aber  wider  anff  daß 
komme,  welches  ich  erst  habe  sagen  .wollen,  so  hatt  mich  alles. daß 
gethons  ahn  schreiben  verhindert,  habe  es  biß  heütte  versparen 
müßen;  nnn  aber  will  ich  schreiben,  so  lang  es  mir  möglich;  den 
es  ist  schon  nahe  bey  9.  Ich  habe  heütte  schon  4  große  briefie 
geschrieben,  dießes  ist  der  5te.  Von  meiner  kranckheit  werde  ich 
nichts  mehr  sagen,  den  daß  ist  all  lengst  vorbey.  Ob  ich  schon  28 
Paletten  bludt  verlohren,  bin  ich  doch  zu  Fontainebleau,  alwo  mir 
die  lufft  alß  gar  woll  zuschlegt ,  gar  geschwindt  wider  zu  kräfften 
kommen;  ich  hatte  in  allem  nur  2  fischbein  breit  abgenohmen.  Es 
ist  ein  ellendt,  wie  die  brieffe  gehen;  wen  nur  dieße  ursach  were, 
solte  man  deß  kriegs  mfide  sein;  ich  sehe  aber  leyder  noch  gar 
keinen  ahnstalt  zum  frieden.  Wie  mir  ma  tante  schreibt,  so  ist  die 
printzes  von  Churlandt  nicht  sehr  von  ibrein  breutigam  cbarmirt, 


333 

Es  ist  ein  schlegt  exempel  vor  die(k  princes,  zn  sehen,  daß  dießer 
herr  schon  2  mahl  verliebt  gevveßen;  mögte  ihr  auch  woll  nnbe- 
standig  vverden  nach  dem  beylagier  undt  wen  sie  vielleicht  ahnfan- 
gen wirdt,  ihn  lieb  zn  bekommen.  Daß  gntte  gemühte,  so  dießer 
margraff  hatt,  wirdt  ihn  doch  allezeit  woll  mitt  seiner  gemahlin 
leben  machen.  Ich  höre  recht  gern,  wen  man  sich  lustig  macht; 
daß  kan  ich  mich  nie  berühmen,  den  mittags  eße  ich  gantz  allein 
undt  abendts  bey  dem  könig,  wo  es  stiller  hergeht,  alß  in  einem 
closter.  Weillen  ma  tante  ja  versichert  ist,  daß  die  liebe  köi^igin 
dießen  camftval  wider  bey  I.  L.  wirdt  sein,  also  die  Separation 
nicht  lang  wehren,  deucht  mich,  daß  sie  sich  woll  ohne  threnen 
scheyden  solte.  Wolte  gott,  liebe  Louisse,  ich  könte  sehen,  wie 
ma  tante  undt  die  liebe  königin  einander  begegenen!  Aber  zn  sol- 
chem erwünschten  glück  bin  ich  leyder  nicht  gebohren.  Ich  bin 
fro,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  so  content  lebt.  Teütschlandt  muß  un- 
erhört geendert  sein  seyder  meiner  abreiße;  aber  machen  sie  mehr 
ceremonien,  so  wirdt  die  teütsche  vertreülichkeit  auffhören  undt 
sich  selber  in  zwang  setzen.  Man  kompt  mir  sagen,  daß  es  zeit 
nüber  zu  gehen  ist.  Es  ist  mir  leydt,  den  ich  war  im  laun,  noch 
braff  zu  blandem;  muß  wider  meinen  willen  schließen  undt  ein 
ander  mahl  auff  Ewere  zwey  überige  schreiben  vom  7  September 
andtwortten.  Nun  aber  ambrassire  ich  Euch  nur  von  hertzen,  liebe 
Louisse,  undt  versichere  Euch,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


200. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Franckfort. 

VersaiUe  den  25  Novembris  1703. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  freitag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  6  November  gar  woll  entpfangen  in  der  Rotzenhaussen 
paquet,  bin  fro,  daß  Ihr  so  woll  mitt  dießem  freüUen  zufrieden 
seydt;  den  ich  interessire  mich  noch  alß  vor  sie,  weillen  sie  bey 
mir  geweßen  undt  auch  wegen  ihrer  mutter,  die,  wie  Ihr  woll 
wist,  meine  gutte  freündin  allezeit  geweßen  ist    Ewere  brieff  kom- 


334 

men  frischer  Aber  darch  die  Rotzenhaassen,  alß  über  Hannover. 
Es  ist  war,  daß  ich  einen  mont  lang  erschrecklich  kranck  gelegen 
ondt  anff  den  todt  gelegen  bin,  allein  ich  bin  dem  todt  all  lengst 
wider  entloffen  undt  bin  nun,  gott  seye  danck,  all  lengsten  wider 
in  volkommener  gesnndtheit.  Vor  Eweren  galten  wünsch  zu  meiner 
gesondtheit  dancke  ich  Euch  sehr,  liebe  Amelise!  Dem  armen 
Rotzenheasserle  habe  ich  leyder  keinen  gefahlen  thnn  können,  hette 
es  sonsten  woll  gern  gethan.  Wolte  f^ott,  liebe  Amelisse,  wir  kon- 
ten. einander  einmahl  wider  sehen!  Daß  würde  mir  eine  große  freü- 
de  sein.  Ich  sehe  aber  leyder  wenig  aparentz  dazu.  *  Der  leydige 
krieg  ist  weil  eine  abscheulich  sach.  Ihr  werdet  non  schon  wißen, 
wie  erschrecklich  mein  vetter,  der  erbprindtz  von  Cassel,  ist  ge- 
schlagen worden;  hatt  aber  darneben  ein  großes  lob  erwehren  nndt 
alle  Frantzosen  loben  ihn  so  unerhört,  daß  es  nicht  zu  sagen  ist. 
Man  sagt  auch,  daß  einer  von  dießes  printzen  herrn  brüder  umb- 
[kommen].  Es  ist  mir  bitter  bang,  daß  es  printz  Wilhelm  ist,  wel- 
ches mir  woll  recht  von  hertzen  leydt  sein  würde;  den  ich  habe 
den  artigen  printzen  recht  lieb.  Ich  bitte,  schreibt  mir  doch,  wel- 
cher es  ist,  so  umbkommen!  Ich  bin  versichert,  daß  Ihr  auch  woll 
hertzlich  betrübt  umb  hertzog  Christian  werdet  geweßen  sein.  Ich 
habe  I.  L.  s.  auch  woll  von  hertzen  beweint.  Im  überigen,  hertzlieb 
Amelisse,  so  ist  es  mir  von  hertzen  leydt,  daß  ich  Euch  die  brieffe 
vor  monsieur  de  Yerth  undt  Fomeront  noch  heütte  nicht  schicken 
kan;  allein  ich  kan  solche  brieffe  nicht  mitt  eygener  handt  ahn  sol- 
chen leütten  schreiben  undt  es  ist  meinem  secretarius  ein  fluß  auffs 
aug  gefallen,  daß  er  wie  halb  blindt  seyder  ein  par  monat  ist.  Es 
wirdt  doch  taglich  beßer  mitt  ihm.  So  baldt  er  wirdt  schreiben 
können,  will  ich  die  brieffe  machen  laßen,  welches  nur  auff  ein  par 
tag  außleüfft;  so  werde  ich  sie  Euch  schicken.  Gott  gebe  nur,  daß 
es  Euch  nützlich  sein  mag!  Undt  worinen  ich  Euch  werde  dinnen 
können,  werde  ich  es  nie  vor  einige  beschwerliche  sach  ahnnehmen, 
sondern  es  mitt  freüden  thun.  Die  fürstin  von  Ussingen  ist,  wo 
mir  recht  ist,  ein  freüUen  von  Lowenstein,  also  madame  de  Dan- 
geau  Schwester.  Die  Tauische  famillie  kene  ich  nicht;  wen  sie  Euch 
nur  woll  divertiren,  bin  ich  schon  mitt  ihnen  zufrieden.  Daß  Ewer 
brieff  ein  wenig  geknikt  ist,  daß  schadt  nicht;  ich  formalissire 
mich  nicht  so  leicht.  Hirmitt  ist  Ewer  liebes  schreiben  ordentlich 
beantwortet;  bleibt  mir  nichts  mehr  überig,  alß  Euch  V09  hertzen 


335 

za  ambrassiren  andt  versichern,  daß  ich  Euch,  liebe  Amelisse,  alle- 
zeit lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


201. 

Versaille  den  28  December  1703. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  bin  recht  fro,  daß  anßere  corespon- 
dentz  Dan  eingericht  ist.  Ich  habe  schon  vor  lenger,  alß  8  tagen, 
Ewern  lieben  brieff  entpfangen,  aber  wegen  hundert  verhindernüßen 
nicht  zam  schreiben  gelangen  können.  Daß  heßliche  nebelichte 
Wetter  hatt  mir  ein  wenig  den  husten  verursacht,  aber  es  gebt  doch 
noch  woll  hin;  bin  doch  sonsten,  gott  lob,  gar  gesundt.  Mein  se- 
cretarius  fengt  wider  ahn,  zu  sehen;  also  habe  ich  ihm  die  reco- 
mandationschreiben  sehr  ahnbefohlen  ahn  monsieur  de  Vert  et  de 
Fomeront.  Der  graff  von  Nassau  Weillburg  hatt  schlegte  ehre  ein- 
gelegt, hergegen  erschalt  meines  vettern,  deß  erbprintzens  von 
Hessen,  lob  allerseits.  Ich  glaube,  der  printz  von  Homburg,  so 
geblieben,  war  der,  so  einmahl  so  eine  kurtze  reiße  hieher  that 
undt  welchen  ich  einmahl  gesehen.  Daß  arme  gi^äffgen  von  Nassau 
jammert  mich  recht.  Sein  herr  vatter  hatt  ihn  schändtlich  vfer- 
laßen  undt  ist  der  erste  durchgangen.  Sein  söhn  rieff  ihm,  er  solte 
ihm  helffen;  er  ließ  aber  den  söhn  im  stich  undt  ging  durch,  muß 
ein  schlechter  krieger  sein.  Graff  von  Frissen  hatt  sich  über  die 
maßen  woll  gehalten.  Ich  bin  woll  Ewerer  meinung,  daß  nichts  in 
der  weldt  geschieht,  alß  waß  vorher  verbeugt  ist.  Ich  wüste  woll, 
daß  der  fUrst  von  Vssingen  ein  frewen  von  Lowenstein  geheüraht 
hatte,  aber  nicht,  daß  es  eben  dieße  sey,  so  jetzt  zu  Franckfort 
ist.  Gebt  ihrer  Schwester,  so  hir  ist,  viel  einen  größern  nahmen, 
alß  den,  so  sie  fahrt.  D'Anjou  daß  seindt  deß  königs  brüder  oder 
enckeln,  die  dame  aber  heißt  Dangeau,  also  gar  ein  großer  unter- 
schiedt;  den  dießer  ist  gar  kein  färst,  sondern  nur  ein  edelman. 
Ich  kene  den  jungen  fürsten  von  Ussingen  gar  woll,  er  ist  hir  zu 
Paris  geweßen.  Es  ist  ein  gutt  kindt,  aber  nicht  artig,  sondern 
ohne  einige  vivacitet,  ist,  wie  man  alß  vor  dießem  in  Tetttschlandt 
sagt,  ein  gutter  frommer  herr.  Es  wirdt  aber  seine  schuldt  nicht 
sein,  wo  der  friden  nicht  gemacht,  wie  eine  gräffin  von  Greiffenstein 


388 

alß  pflegt  za  sagen,  wen  sie  jemandts  sähe,  so  eben  nicht  viel  geist 
hatte.  Ich  muß  lachen  über  die  vergleichnaü,  so  Ihr  macht  von 
denen,  so  aaß  der  arm^e  kommen,  ahn  daß  alte  Sprichwort:  «Wo 
kompt  ihr  her?  Von  der  hochzeit».  Daß  mnß  langsam  gesagt  wer- 
den andt  «za  der  hochzeit»  geschwindt  Die  vers  anff  St  Evremont 
seindt  nicht  jast;  den  wolte  er  nur  die  weit  undt  künsten  kenen,  so 
hatt  er  gott  nicht  gesacht,  wäre  also  nicht  a  Pescole  poar  cognoistre 
dien.  Ich  habe  St  Evremont  nie  gesehen,  aber  woU  sein  contrefait, 
daß,  aaßgenohmen  die  loape  andt  gewecks,  so  er  im  gesiebt  ge- 
habt, viel  ahn  Cheyrean  gleicht.  Ich  glaabe,  in  dem  alter,  wo- 
rinen  dießer  man  war,  hatt  ihn  madame  Mazarin  woll  ohne  scan- 
dalle  aaff  ihren  halß  können  liegen  laßen.  Wer  der  allein  draaff 
gelegen,  bette  man  nicht  so  übel  von  ihr  gerett.  Vom  lieben  hert- 
zog  Christian  s.  will  ich  nichts  mehr  sagen,  es  ist  za  betrübt.  Es 
ist  woll  leyder  schlegte  aparentz,daß  wir  einander  wider  sehen,  alß 
im  thal  Josaphat.  Wen  man  einander  so  nahe  ist,  wie  wir  ein- 
ander sein,  so  betracht  man  sich  nicht  amb  die  Schönheit,  sondern 
nar,  weillen  man  sich  lieb  hatt.  Ma  tante,  die  fraw  charfürstin 
von  Braansweig  Liebten,  entpfangt  so  selten  brieffe  von  mir,  alß 
will  ich  versuchen,  ob  sie  dießen  eher  darch  Franckfort  bekommen 
möge;  bitte  Euch,  lieb  Amelisse,  ihn  fleißig  za  bestellen.  Adiea, 
liebe  Loaisse!  Ich  glaabe,  Ihr  werdt  all  wißen,  daß  Charbayren 
Aagsbarg  bekommen;  daß  ist  alles,  waß  ich  weiß.  Adiea!  Seydt 
versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

202. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  30  December  1703. 

Hertzliebe  Loaisse,  ich  habe  Ewern  lieben  brieff  vom  5  dießes 
monts  zwar  schon  seyder  8  tagen  entpfangen,  aber  ohnmöglich  eher, 
alß  nan,  beantworten  können;  hundert  verdrießliche  verhindernttße 
seindt  mir  zukommen,  unter  andern  auch  einen  braffen  husten, 
welchen  ich  vergangen  freytag  8  tag  zu  Paris  auffgefischt  habe. 
Ich  schewe  der  mühe  nicht,  zu  schreiben,  wen  ich  nur  der  zeit 
habe;  die  zeit  fehlt  mir  offt,  aber  nicht  der  gutte  wille.    Gott  seye 


337 

danck,  daß  ma  tante  wider  woU  ist!  So  geschwer  im  mondt  thnn 
etlich  mahl  sehr  wehe ;  hin  fro,  daß  es  bey  ma  tante  ohne  schmert- 
zen  Zugängen.  Ich  mache  es  wie  I.  L.;  muß  sehr  kranck  sein,  wen 
ich  die  kammer  hütte.  Ich  bin  auch  persuadirt,  daß  man  ehr  cou- 
rirt,  wen  man  sich  weniger  schondt.  Ma  tante  hatt,  gott  lob,  eine 
gutte  starcke  natur.  Gott  erhalte  I.  L.  noch  lange  jähren  darbey ! 
Sie  seindt  mir  zu  gnädig,  sich  über  meine  brieffe  zu  erfrewen,  so 
nun  woU  gar  alber  wehren;  den  ich  lebe  je  mehr  je  einsamer,  kan 
also  weder  waß  neues  noch  artiges  vorbringen.  Es  seye  dan,  daß 
man  den  carnaval  zu  Hannover  erlengert,  sonsten  wirdt  er  diß  jähr 
sehr  kurtz  werden  undt  die  fasten  nahe  vor  der  thür  sein.  Gott 
gebe,  daß  ma  tante  ihn  mitt  freüden  undt  vergnügen  zubringen 
möge  undt  Ihr  auch,  liebe  Louisse!  Der  könig  hatt  mir  selber  ge- 
sagt, daß  printz  Philip  von  Homburg  geblieben  ist.  Den  alsten 
graffen  von  Nassau  beklage  ich  recht;  den  es  war  ein  recht  gutt 
kindt.  Wer  solte  die  hunde  nicht  lieben  nach  dem  exempel  von 
landtgraff  Philips  hundt  von  Homburg?  Heütte  morgen  umb  4  hatt 
eine  von  meinen  hundinen  7  jungen  bekommen.  Ich  komme  aber 
wider  auff  Ewer  schreiben.  Der  krieg  ist  woll  eine  abscheuliche 
sach;  man  kans  nicht  müder  sein,  alß  ich  es  bin.  Ich  habe  ahn 
den  Intendanten  vom  Elsaß  geschrieben  wegen  Ewere  gütter  undt 
bin  versichert,  daß  er  sein  bestes  thun  wirdt;  den  es  ist  ein 
gutter  ehrlicher  man,  der  mir  allezeit  gefahlen  thut,  wie  er  kan. 
Er  hatt  über  alles  zu  Landau  undt  im  gantzen  Elsaß  zu  befehlen; 
hoffe  also,  daß  es  Euch  nützlich  sein  wirdt.  Ich  wolte  gern  noch 
viel  blandem,  ich  habe  aber  noch  zwey  große  brieff  in  Lotheringen 
zu  schreiben;  werde  dero wegen  nur  in  eyll  sagen,  daß  die  princes 
von  Homburg,  so  ihren  herrn  bruder,  den  sie  so  sehr  geliebt, 
verlohren,  mich  schrecklich  jammert.  Es  ist  mir  auch  leydt, 
daß  der  gutt  Eberfritz  verwundt  ist.  Ich  werde  nun  baldt  seine 
Schwester  Lenor  wider  hir  bey  mir  haben.  Adieu,  liebe  Louisse! 
Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  werde  Euch  allezeit  lieb 
behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 


Brief»  der  Prinxesain  Elisabeth  Charlotte.  ^ 


338 


202. 

Marly  den  8  Januari  1704. 

Hertzliebe  Amilise,  vor  3  tagen  habe  ich  Ewer  wehrtes  schrei- 
ben vom  20  December  1703  zu  recht  entpfangen.    Ihr  werdet  aaß 
meinen  andtwortten  ersehen  haben,   daß   ich  alle  die  Ewerige  zu 
recht   entpfangen   habe   durch   die   kleine  Rotzenhaussen.     Apropo 
von  sie,  ihr  vetter,  der  Bernstein,   ist   hir  in  der  accademie  undt 
bekompt  kein  eintzig  schreiben  von  seinen  verwanten,  noch  von  sei- 
ner matter,   er  ist  in  todtesängsten   vor   seine  zwey  brüder.    Ich 
bitte  Euch,  informirt  Euch  doch  bey  die  fraw  von  Schelm,  wie  es 
ihnen  gangen,   ob  sie  davon  kommen  oder  geblieben  sein!    Grüst 
anch  die  fraw  von  Schelm  von  meinetwegen!    Ihr  werdet  hirbey  ein 
schreiben  vor  ma  tante  wider  finden,   welches  ich  Euch  bitte,   so 
baldt  möglich,  weg  zu  schicken;  den  die  brieffe  seindt  so  lang  on- 
terwegen,  daß  es  ein  ellendt  ist.    Waß  närische  leütte  seindt  doch 
die,  so  nicht  wollen,  daß  wir  einander  schreiben  sollen!  Meinen  sie 
dan,  daß  Ihr  undt  ich  staadtssachen  tracktiren  werden?   Waß  geht 
unß  der  krieg  ahn?  Ich  haß  den  krieg  wie  den  teüffel  undt  wolte, 
daß   schon   frieden   were.    Waß  kan   den  Teütschen  undt  keyßer- 
liehen,  noch  den  Hollandern,  noch  den  Englandern  schaden,  daß  wir 
einander  sagen,  ob  wir  kranck  oder  gesundt  sein?  Weillen  monsieor 
de  Verth  undt  Fomeront  unter  dem  intendanten  von  gantzen  Elsaß, 
monsieur  de  la  Houssaye,  stehen,   habe  ich  gemeint,   es  were  ge- 
nung,  daß  ich  dem  Ewere  sache  recommandirt ;  den  ich  kenne  ihn 
woU  undt  thut  mir  gern  gefahlen.    Schreibt  mir,  ob  keine  erleich- 
terung  erfolgt!    Undt  wen  daß  ist,   will  ich  noch  ahn  die  andern 
schreiben  undt  in  alles,  waß  bey  mir  stehet,  will  ich  Euch,  liebe 
Amelisse,  alß  gern  erweißen,  daß  ich  Euch  undt  Louisse  recht  von 
hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 

Macht  mein  complimeut  wider  ahn  meine  zwey  vetem,  die 
printzen  von  Gassei,  undt  bezeugt  ihnen,  daß  ich  von  hertzen  fro 
bin,  daß  sie  so  woU  davon  gekommen  sein  undt  so  viel  lob  er- 
worben haben! 


839 


203. 

Versaille  den  20  Januari  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  mitwog  habe  ich  Ewer  lieben 
brieff  vom  29  December  zu  recht  entpfangen;  donnerstags  konte 
ich  nicht  drauff  andtworten,  hatte  kaum  zeit  genung,  ein  par  wort 
ahn  ma  tante  zu  schreiben,  fuhr  hernach  nach  Paris,  meine  encke- 
len  zu  sehen,  undt  bliebe  im  opera.  Freitags  hatten  wir  commedie, 
habe  es  also  biß  auff  heütte  verschieben  müßen.  Glaubt  nicht,  liebe 
Louisse,  daß  Ihr  mir  jemahlen  importun  sein  könnet!  undt  habe 
lieber,  daß  Ihr  mir  schreibt,  alß  still  schweygt;  den  ich  interessire 
mich  ja  genung  in  alles,  waß  Euch  betrifft,  umb  gern  zeittung  von 
Euch  zu  wißen  undt  wie  Ihr  lebt  undt  es  Euch  geht,  liebe  Louise! 
Ma  tante  hatt  mir  auch,  von  dem  schönnen  Engländer  geschrieben, 
so  auß  Denemarck  kommen  ist.  Es  ist  eine  dolle  sache,  waß  der 
könig  in  Denemarck  ahügefangen.  Mich  wundert,  daß  seine  pfar- 
hern  es  leyden  undt  sich  nicht  gegen  ein  solch  scandal  gesetzt  ha- 
ben. Wen  die  königin  betrachten  wolte,  daß  sie  doch  die  rechte 
königin  ist  undt  bleibt  undt  nur  einen  heßlichen  herrn  weniger  im 
bett  haben  wirdt,  deucht  mir,  daß  sie  woll  ursach,  sich  zu  trösten, 
haben  könte.  Jungfer  Colb,  so  meine  hoffmeisterin  war,  wie  Ihr 
Euch  noch  woll  werdet  erinern  können,  pflegte  alß  zu  sagen:  «Ihr 
kinder,  es  geht  nirgendts  wunderlicher  her,  alß  in  der  weit».  Hirin 
hatte  sie  kein  unrecht,  wie  Ihr  secht.  Ich  dancke  Euch  sehr,  liebe 
Louisse,  vor  Ewerm  gutten  neüjahrswunsch  undt  wünsche  Euch  her- 
gegen  sambt  volkommener  gesundtheit  alles  wolergehen  undt  vol- 
kommen  vergnügen,  so  Ihr  Euch  selbsten  wünschen  undt  begehren 
moget,  undt  seydt  versichert,  liebe  Louisse,  daß  ich  Euch  nicht 
allein  dießes  neue  jähr,  sondern  alle  die,  so  gott  der  allmächtige 
mich  wirdt  leben  laßen.  Euch  werde  von  hertzen  lieb  behalten!  Es 
ist  mir  nur  leydt,  daß  ich  Euch  solches  nicht  beßer  persuadiren 
kan,  alß  mitt  bloßen  wordten,  mögte  Euch  von  hertzen  gern  zu  waß 
nutz  sein. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 
Ich  schicke  Euch  hirbey  die  andtwort  vom  intendenten  vom 


340 

Elsaß,  worauß  Ihr  sehen  werdet,  daß  ich  Euere  sach,  lieb  Louisse, 
ihm  sehr  recomandirt  habe. 

204. 

Versaille  den  17  Febmari  1704. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  habe  schon  vor  6  tagen  Ewern  lieben 
brieff  vom  31  Janaari  entpfangen,  aber  mitt  fleiß  nicht  eher,  alß 
nun,  beantwortet,  weillen,  wen  ich  eher,  alß  nun,  geschrieben 
hette,  mein  brieff  zn  Luneville  hette  müßen  liegen  bleiben;  wirdt 
also  jetzt  frischer  überkommen.  Die  arsach,  warumb  ma  tante  nicht 
durch  Euch  geantwortet  hatt,  ist,  daß  mein  brieff,  weillen  er  zu 
Luneville  liegen  blieben ,  alter  ist  worden ,  alß  der ,  so  über  die 
Schweitz  geht.  Drumb  schicke  ich  jetzt  dießen  zu  rechter  zeit,  damitt 
ma  tante  sehen  mag,  daß  die  über  Franckfort  noch  geschwinder 
gehen;  bitte  Euch,  liebe  Amelise,  derowegen  dießen  beyliegenden 
brieff  so  baldt  zu  überschicken,  alß  möglich  sein  wirdt.  Waß  albere 
possen  seindt  doch  daß,  daß  man  zu  Franckfort  soubgoneus  ist  über 
waß  Ihr  mir  schreibt?  Vertrawen  sie  Euch  den  alle  stadtssachen, 
daß  sie  meinen ,  daß  Ihr  sie  verrahten  werdet  ?  Sie  mögen  ja  nur 
unßere  brieffe  sehen,  so  werden  [sie]  woll  finden,  daß  man  von 
keinen  staadtssachen  spricht;  also  mögen  sie  woll  unßere  brieffe 
lauffen  laßen.  Ich  gestehe,  daß  ich  offt  verwunder  bin,  zu  hören, 
wie  es  in  Teütschlandt  nun  zugeht;  alles  muß  in  den  32  jähren,  so 
ich  hir  bin,  erschrecklich  geendert  sein.  Mich  wundert,  da  doch 
so  viel  leütte  zu  Franckfort  sein,  wie  man  sich  nicht  beßer  dort  in 
dem  letzt  verwichenen  carnaval  divertirt  hatt.  Zu  Hannover  macht 
man  sich  bräff  lustig.  Gott  gebe,  daß  es  lange  weren  möge 
undt  erhalte  sie  alle  bey  gutter  gesundtheit!  Ich  bin  woll  Ewerer 
meinung,  liebe  Amellisse,  daß  man  der  divertissementen  woll  ent- 
beren  kan ,  wen  man  nur  seine  zeit  ohne  verdruß  undt  ruhig  pas- 
siren  kan;  allein  in  dießer  weldt  gehts  nicht  so  gladt  ab,  der  Ver- 
druß kompt  undt  findt  sich  offter  undt  eher,  alß  die  freüde.  Ihr 
würdet  einen  gutten  prediger  sein,  liebe  Amelisse!  Den  alles,  waß 
Ihr  da  sagt ,  ist  eben  so  gutt  alß  eine  fastenpredig,  undt  da  schlaff 
ich  nicht  bey,  wie  bey  alle  andere  predigen  hir;  den  man  geht  hir 
eine  halbe  stundt  nach  dem  eßen  in  die  predig,  kan  mich  also 
ohumöglich  deß   schlaffens   enthalten,   undt   es  ist  keine   eintzige 


341 

predig,  wo  ich  nicht  Id  schlaffe ;  heütte  noch  hahe  ich  so  geschlaf- 
fen, daß  mir  [der]  kopff  davon  schwindelt.  Hir  findt  man  gar  we- 
nig weibsleütte,  so  nicht  von  natur  coquet  sein,  nndt  ist  es  recht 
rar,  wen  man  eine  findt,  so  es  nicht  ist.  Vor  gott  mag  es  woU 
schlim  sein,  aber  vor  der  weldt  ist  es  lustiger,  daß  ist  gewiß.  Die 
coqaetten  flattiren  sich,  weillen  man  in  der  heylligen  schriefft  findt, 
daß  unßer  herr  Christus  so  viellen  von  ihren  gattungen  gnädig  ge- 
weßen,  daß  er  sich  ihrer  Schwachheit  auch  erbarmen  wirdt,  alß 
nehmblich  der  Marie  Magdelaine,  der  Samaritin,  dem  weih,  so  im 
ehebruch  begriffen  war;  daß  flatirte  sie.  Ihr  meindt,  Ihr  wtlrdet 
der  coquetterie  baldt  müde  werden;  allein  ich  habe  ahn  viellen 
hören  sagen,  daß  wer  einmahl  verliebt  geweßen  ist,  kan  sonst  kein 
spaß  mehr  ohne  den  leyden  undt  daß  mans  nie  mtlde  wirdt.  Wie 
ich  sehe,  so  ist  Ewer  humor  jalous,  liebe  Amelisse!  Wolte  Euch 
also  nicht  rahten,  coquet  zu  sein;  Ihr  müstet  zu  große  quäl  auß- 
stehen.  Der  gutte  Bernstein  ist  gantz  wider  getrost.  Ich  kene  den 
hertzog  von  Saxsen-Meiningen  woU.  Er  hatt  sich  eine  Zeitlang  hir 
auffgehalten,  er  gefiel  mir  nicht,  er  war  zu  complimentisch;  Ich 
muß  heütte  noch  4  brieff  schreiben  ahn  dem  könig  undt  die  königin 
in  Spanien,  ahn  mein  dochter  undt  ahn  die  kleine  Rotzenhaussen^ 
damitt  sie  dießes  paquet  woll  bestehlt.  Es  ist  jetzt  eine  große 
freüdt  in  Lotheringen,  daß  mein  dochter,  gott  seye  lob  undt  danck, 
einen  printzen  bekommen;  bin  versichert,  daß  Ihr  Euch  auch  deß- 
wegen  mitt  mir  erfrewet.  Adieu,  liebe  Amellisse!  Seydt  versichert, 
daß  ich  Euch  biß  ahn  mein  endt  wie  auch  Louisse  recht  lieb  be- 
halte! 

Elisabeth  Charlotte. 
205. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Versaille  den  17  Febmari. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  dinstag  habe  ich  Ewel'n  lieben 
brieff  vom  6  entpfangen ;  ich  glaube  aber ,  daß  Ihr  Euch  ein  wenig 
im  datum  verschrieben  habt;  den  es  kam  mitt  nnßerer  lieben  chur- 
fürstin  schreiben  ahn,  so  nur  vom  4  dadirt  war;  aber  daß  schadt 
nichts.  Der  printz  von  Moeursburg  ist  es  nicht  der,  den  könig 
Augustus  hatt  wollen  zum  naren  machen  ?    Wens  der  ist,  so  ist  es 


342 

kein  wunder,  daß  er  nicht  gar  ging  ist;  aber  Hannover  ist  ein 
gatter  ort,  zu  deniaissiren.  Taschenspillen  sehen  amussirt.  Ich  bin 
fro  vor  Euch,  daß  Ihr  mitt  ma  tante  nach  Braunsweig  geht;  daß 
gibt  Euch  ehr  nndt  plaisir.  Ich  hoffe,  Ihr  werdet  mir  eine  schönne 
relation  davpn  machen.  Wirdt  der  churprintz  seinem  herrn  Schwa- 
ger woll  erlauben,  seine  fraw  Schwester  im  kindtbett  zu  sehen?  Da 
wolt  ich  nicht  vor  schweren,  so  wunderlich  alß  der  churprintz  ist. 
Meindt  der  churprintz,  man  werde  seinen  printzen  freßen,  wen  man 
ihn  sehen  solte?  Es  ist  etwaß  wunderliches  in  deß  churprintzens 
hirnkasten.  Da  braucht  kein  schwur  zu,  daß  Ihr  woll  ohne  ungedult 
wartten  könt,  biß  der  churprintz  erlaubt,  daß  Ihr  seinen  neügebor- 
nen  printzen  sieht.  Wolte  gott,  es  were  so  leicht,  daß  wir  ein- 
ander wider  sehen  könten!  Würde  Euch  undt  Louise  woll  von 
hertzen  ambrassiren;  aber  allen  ahnsehen  nach  werden  wir  einander 
erst  in  thal  Josaphat  wider  sehen.  Ich  glaube,  Ihr  würdet  mich 
jetzt  eben  so  wenig  kenen,  alß  dortten;  den  ich  gleich  mich  selber 
gar  nicht  mehr,  so  sehr  bin  ich  geendert;  aber  wie  ich  auch  sein 
mag,  so  behalte  ich  Euch  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  €harlotte. 
206. 
A  mad.  Louise ,  raugräffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Yersaille  den  6  Mertz  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  sontag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  8  Februari  entpfangen,  aber  ich  glaube,  Ihr  must  Euch 
verschrieben  haben;  den  ich  habe  auch  einen  von  ma  tante  bekom- 
men ,  so  vom  18  war.  Es  ist  mir  >oll  zu  paß  kommen,  daß  ich  so 
viel  brieff  nach  einander  von  ma  tante  bekommen,  umb  mich  auß 
den  abscheulichen  ängsten  zu  ziehen,  worinen  mich  die  verfluchte 
Pariser  gazette  gesetzt  hatte,  welche  im  article  von  Brüssel  vom 
14  Februari  geschrieben,  daß  ma  tante  gefahrlich  kranck  were.  Ich 
habe  gleich  zu  dem  gazettier  geschickt,  so  sie  so  trucken  lest,  umb 
mich  zu  erkundigen,  wo  er  die  zeittung  her  hette;  hatt  er  geant- 
wortet, er  hette  einen  corespondenten  in  Lotheringen,  der  hette  es 
ihm  mitt  dießen  umbständen  berücht,  daß  die  königiu  in  Preussen 
bey  ma  tante  wehre  undt  ihrer  fraw  mutter  große  Forge  undt  dinst 
leistete.    Ich  bin  in  dießen  ängsten  vom  sambstag  biß  dinstag  ge- 


343 

stocken,  konte  weder  eßen  noch  schlaffen,  biß  endtlich  der  gutta 
ehrliche  monsieur  Cronstrom,  der  schwedische  envoyes,  mich  wider 
zu  recht  gebracht,  indem  er  mir  versichert,  daß  er  brieff  von  Han- 
nover vom  16  entpfangen  undt  daß  ma  tante,  gott  sey  danck,  nicht 
kranck  geweßen  were.  Ich  wurde  so  erfrewet,  daß  ich  ihn  schir 
ambrassirt  hette.  Ich  glaube  warlich,  man  hatt  mirs  zu  leydt  in 
die  gazette  setzen  laßen;  den  es  gibt  gutte  leütte  hir,  wie  Ihr  auß 
dießer  avanture  judiciren  köut.  Ihr  secht  auch  woll  hirauß,  wie 
hoch  nöhtig  es  ist,  daß  Ihr  fortfahren  raöget,  mir  zu  schreiben. 
Liebe  Louisse,  Ihr  thut  gar  nicht  woll.  Euch  vor  der  zeit  alt  zu 
machen  undt  schon  der  lust  abzusagen;  den  glaubt  mir!  daß  alter, 
wanß  kompt,  ist  ahn  sich  selber  langweillig  genung;  last  Euch  also 
die  lust  noch  nicht  vergehen,  so  lang  Ihr  jung  seydt!  Wen  Ihr 
Euch  jetzt  so  alt  macht,  waß  werdet  Ihr  den  thun,  wen  Ihr  in 
meinem  alter  sein  werdet?  Die  lust  macht  leben,  die  langeweille 
veralten,  kranck  werden  undt  sterben.  Habt  acht  auff  alle  die,  so 
ein  groß  alter  erreichen!  Sie  werden  alle  einen  lustigen  humor  ha- 
ben. Spätt  eßen  thue  ich  auch  nicht  gern,  jedoch  ist  man  spät  hir 
undt  ist  offt  halb  11,  wen  man  zum  nachteßen  geht.  Alles,  waß 
ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  da  gethan,  ist  I.  L.  gesunder,  alß 
ruhig  sein  undt  langeweill  haben  undt  ahn  trawerige  Sachen  ge- 
deucken.  Die  königin  in  Preussen  ist  daß  leben  gewohnt,  so  sie 
führt,  undt  die  gewohnheit  ist  eine  zweyte  natur;  schadet  I.  M. 
also  nichts.  Ma  tante  hatte  mir  nicht  geschrieben,  daß  die  liebe 
königin,  dero  fraw  dochter,  wie  ein  träum  masquirt  geweßen  ;  also 
secht  Ihr  woll,  daß  I.  L.  Euch  noch  waß  zu  schreiben  überlaßen. 
Hir  haben  wir  diß  jähr  gar  keine  masquen  zu  sehen  bekommen, 
weillen  L  L.  die  hertzogin  von  Bourgogne  schwanger  sein.  Daß  ich 
ahn  den  inten [danjten  vor  Ewere  gütter  geschrieben,  bedarff  nicht 
so  viel  danckens,  liebe  Louise!  Ich  thue  nur  meine  Schuldigkeit, 
wen  ich  mein  bestes  thue.  Euch  beyden  zu  dinnen.  Ich  habs  Ame- 
lise  selber  geschrieben.  Durch  Lotheringen  schreibe  ich  ihr  auch 
etlich  mahl.  Wir  haben  nun  gar  nichts  neues  hir,  werden  baldt  in 
den  (gott  Verzey  mirs!)  verdrießlichen  woche  kommen,  wo  man  hir 
so  unerhört  lang  in  den  kirchen  stecken  muß,  umb  nichts  alß  latei- 
nisch zu  singen  hören,  welches,  unter  unß  gerett,  eine  langweillige 
Sache  ist;  aber  genung  hirvon.  Waß  solle  ich  Euch  nun  weitter 
guts  sagen?  Ewer  brieff  ist  ordentlich  beantwort  undt  ich  weiß  gar 


344 

nichts  nefles,  will  also  vor  dieGmahl  schließen  nndt  nichts  mehr 
sagen,  alß  Euch  bitten,  liebe  Louise,  zn  glauben,  daß  ich  Eflch 
allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

207. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu   Pfaltz ,  a  Hannover. 

Yersaille  den  30  Mertz  1704. 

Hertzliebe Amelisse,  ich  habe  zwar  vergangen  woche  zwarEwer 
liebes  schreiben  vom  1  Mertz  zu  recht  entpfangen,  aber  nicht  drauflF 
[geantwortet];  den  ob  ich  zwar  drauff  geantwortet  hette,  würdet  Ihr 
meinen  brieff  nicht  eher,  alß  dießen,  entpfangen  haben;  den  er 
were  zu  Luneville  liegen  blieben.  In  dem  augenblick  bekomme  ich 
noch  eins  von  Ewern  lieben  brieffen ,  werde  auff  beyde  heütte  zu- 
gleich andtwortten  undt  ahn  daß  frischte  ahnfangen.  Ma  tante  hatt 
nicht  auff  daß  schreiben  geantwortet,  so  Ihr  ihr,  liebe  Louisse,  von 
mir  geschickt,  weillen  I.  L.  es  nicht  frischer  gefunden,  alß  daß,  so 
sie  von  mir  über  die  Schweitz  bekommen.  Es  bedarff  keine  danck- 
sagung,  daß  ich  ahn  den  intendenten  la  Houssaye  vor  Euch  ge- 
schrieben; den  daß  ist  meine  Schuldigkeit,  daß  ich  Euch  in  alles 
dine,  so  in  meiner  macht  stehet.  Ich  habe  daß  gutte  werck,  die 
fasten  zu  halten,  nicht  gethan;  ich  kan  daß  fisch  eßen  nicht  ver- 
tragen undt  bin  ich  gar  woU  persuadirt,  daß  man  beßere  wercke 
thun  kan,  alß  seinen  magen  verderben  mitt  zu  viel  fisch  eßen.  Waß 
kans  schaden,  daß  ich  weiß  oder  nicht  weiß,  wer  in  deß  Franck» 
forter  meß  ist?  Man  ist  woll  scrupulos  zu Franckfort,  wen  man  daß 
übel  finden  kan.  Weillen  ich  die  ehre  habe,  den  könig  in  Pöbln 
zn  kenen,  jammert  er  mich;  aber  daß  kan  niemandts  leugnen,  daß 
er  eine  große  thorheit  gethan,  sich  zum  könig  in  Poln  zu  machen; 
da  kont  man  woll  mitt  warheit  sagen:  «Hoffart  kompt  vor  dem 
fall».  Ich  habe  keine  mühe,  eine  liste  zu  leß[en],  die  Ihr  mir  nicht 
schickt;  allein  wen  Ihr  zu  fürchten  habt,  daß  es  Euch  handel  ahn- 
macht, thut  woll,  die  sach  nicht  zu  wagen;  den  es  were  mir  gar 
zu  leydt,  wen  ich  schuldig  were,  daß  Ihr  ungelegenheit  bekämbt 
umb  meinetwiDen.  Hirmitt  ist  Ewer  letztes  schreiben  völlig  beant- 
wortet.   Ich  komme  auff  daß  erste.    Pießer  erste  ist  nicht  so  frisch 


345 

ahnkommen,  alß  der  zweyte;  den  entweder  habt  Ihr  Euch  ver- 
schrieben, oder  er  muß  nnr  10  tagen  nnterwegen  gewest  sein.  Daß 
freüllen  von  Rotzenhaussen  bestehlt  Ewere  brieff  gar  fleißig.  Ihre 
matter  ist  nun  hir  seyder  8  tagen  undt  lustiger  undt  vom  beßern 
humor,  alß  nie.  Wen  die  zu  Franckfort  so  wenig  secret  mitt  ihren 
affairen  sein,  so  wollen  sie  woU,  daß  jederman  ihre  rahtschläg 
wißen  solle.  Warumb  solle  man  dan  secreter  sein,  alß  sie  selber? 
Aber  umb  die  warheit  zu  bekenen,  so  deucht  mich,  daß  es  nun 
so  doli  in  Teütschlandt  zugeht,  alß  wen  die  Teütschen  keine  Teüt- 
schen  mehr  wehren,  undt  wie  ich  davon  höre,  kene  ich  nichts  mehr 
undt  alles  muß  unerhört  geendert  sein.  Ihr  sprecht  woU  von  der 
coquetten  ihre  quäl,  aber  nicht  von  ihrer  lust.  Man  leydt  mehr 
umb  die  menschen,  alß  vor  die  seeligkeit,'  weillen  menschen  lieben 
sich  zu  unßere  Schwachheit  schickt,  die  seeligkeit  aber  eine  solche 
unbegreiffliche  sache  ist,  daß  es  schwerlich  ins  menschen  hertz 
kommen  kan.  Ich  bin  nicht  coquet  von  meiner  natur,  daß  kan 
man  mir  woU  zettgnuß  geben;  aber  ich  begreiff,  waß  die  mensch- 
liche Schwachheit  vermag,  undt  beklag  die,  so  in  solch  Unglück 
fahlen  mehr,  alß  ich  sie  condamnire.  Die  prediger  sagen  auff  den 
cantzlen,  waß  sie  sagen  müßen,  aber  nicht  allemahl,  waß  sie  denc- 
ken  oder  wißen.  Ich  gestehe^  daß  daß  zeitlich  nicht  viel  wehrt  ist, 
aber  daß  ewige  undt  himellische  ist  schwer  zu  verstehen  undt 
halte  ich  es  vor  eine  pure  gnade  gottes,  wen  der  almachtige  er- 
leOcht,  daß  himmelische  zu  verstehen  undt  die  seeligkeit  dazu  zu 
erlangen.  Ich  glaube,  man  muß  gott  fleißig  drumb  bitten,  hernach 
aber  auch  sich  nicht  viel  quellen,  waß  andere  thun.  Ein  jeder  hatt 
in  dießer  weit  seine  plag.  Gott  weiß  allein,  warumb  er  alles  ver- 
ortnet  hatt  undt  wie  er  jedem  seine  zeit  undt  stunden  gesetzt  hatt; 
dem  ergieb  ich  alles.  Ich  dancke  Euch  sehr,  liebe  Amelisse,  Euch 
mitt  mir  wegen  meines  zweytten  enckels  gehurt  zu  erfrewen.  Lenor 

sagt,    daß   alle  meine   kindtskinder   nicht  heßlich    sein.    Warumb 

* 

schreibt  Euch  daß  Wilhelmel  frantzösch?  Ihr  seydt  doch  beyde 
Teütschen.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen 
undt  bitte  Euch,  zu  glauben,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


346 


208. 

Versaille  den  17  April  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  vorgestern  habe  ich  Ewer  liebes  schreiben 
vom  30  Mertz  entpfangen.  Von  meinem  gehabten  schrecken  wegen 
der  falschen  zeittung  will  ich  nichts  mehr  sagen.  Gott  seye  danck, 
daß  es  nicht  war  geweßen,  ondt  erhalte  ma  tante  noch  lange  jäh- 
ren in  volkomener  gesundtheit!  £s  ist  woll  ein  ellendt,  daß  die 
brieffe  so  gar  langsam  gehen.  Es  mag  woll  sein,  daß  der  ge- 
schwinde todt  von  der  hertzogin  von  Wolffenbttttel  den  mißverstandt 
verursacht  hatt.  Wen  daß  wetter  nicht  schönner  zu  Herrnhanßen 
ist,  alß  hir,  so  werden  1.  L.  nicht  viel  spatziren  können.  Hir  ist 
es  recht  kalt  nun  undt  frirt  alle  nachte.  Ich  glaube,  ma  tante  geht 
nun  beßer,  alß  ich;  den  ich  bin  so  schwer  undt  dick,  daß  ich 
kaum  mehr  gehen  kan.  Hertzog  Jörg  Wilhelm  ist  so  gar  ein  gutter 
herr,  daß  ich  also  leicht  glauben  kan,  daß  es  zu  Zelle  ahngenehm 
sein  muß.  Ist  es  möglich,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  lieber  schreibt, 
alß  in  die  commedie  geht  ?  Ich  bin  über  9  jähr  älter,  alß  Ihr  seydt, 
undt  mögte  doch  nicht  gern  eine  comedie  verseümen.  Die  proces 
weren  lang,  wie  ich  sehe.  Gestern  habe  ich  dießen  brieff  entpfangen, 
den  Ihr  hirbey  findt.  Schreibt  doch  ahn  Ewerm  ambtman,  daß  er 
es  so  macht,  daß  die  catholischen  sich  nicht  so  sehr  über  ihn  wer- 
den zu  beschwehren  haben!  Sonsten  würde  ich  den  armen  einwoh- 
nern  zu  Altorf  nicht  so  wol  helffen  können,  alß  ich  es  wünschte; 
den  Ihr  könt  woll  gedencken,  liebe  Louisse,  daß  ich  Euch  allezeit 
gern  mitt  freüden  dinne;  aber  waß  mitt  baron  W^illich  vorgangen, 
ist  nun  eine  alte  historie.  Ich  will  mich  informiren,  wie  es  mm 
mitt  Coubert  stehet,  undt  es  Euch  berichten ;  aber  ich  zweyffele  nicht, 
daß  es  in  frieden  wider  Ewern  neueus  werden  wirdt;   den  ich  habe 

alß  gesehen,  daß  in  frieden  alles  den  rechten  herrn  wider  zu  theil 

• 

geworden  ist.  Es  ist  woll  war,  liebe  Louisse,  daß  es  seyder  eine 
zeit  her  gar  doli  in  der  weit  hergeht  mitt  allen  doppelten  königen. 
Dem  in  Poln  ist  seine  ambition  übel  gelungen.  In  Spanien  wirdt 
man  nicht  acht  haben,  welcher  von  beyden  pretendanten  ahn  der 
cron  ahnziglich  ist-  oder  nicht ;  der  dem  andern  die  beste  stoß  gibt, 
wirdt  woll  könig  bleiben.  Ich  habe  noch  5  brieff  heütte  zu  schrei- 
ben, muß  derowegen  wider  meinen   [willen]  schließen  undt  nichts 


347 

mehr  sagen,  alG  daß  ich  Euch,  liehe  Lonisse,  allezeit  von  hertzen 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

209. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  PfaltZ;  a  Franckfort 

Versaille  den  29  April  1704. 

Hertzliebe  Amelisse,  vergangen  sontag  hatte  ich  zwar  Ewern 
lieben  brieff  vom  17  April  zn  recht  entpfangen,  allein  ich  habe 
selbigen  tag  so  viel  zu  thun  gehabt  mitt  dem  kirchengehen  undt 
sonsten  viellem  schreiben,  daß  ich  ohnmöglich  daß  Ewerige  habe 
beantwortten  können.  Sejdt  Ihr  den  so  einfältig,  daß  Ihr  meint,  daß 
[die]  catholischen  keinen  rechten  grundt  des  christenthnms  haben? 
Glaubt  mir,  liebe  Amelisel  der  Christen  grundt  ist  bey  allen 
christlichen  religionen  derselbe.  Waß  den  unterschiedt  ahnlangt,  ist 
nur  pfaffengezäng,  so  die  ehrliche  leütte  nie  ahngeht;  aber  waß 
unß  ahngeht,  ist,  woU  und  christlich  zu  leben,  barmhertzig  sein 
undt  unß  der  charitet  undt  tugendt  befleißen.  Darauf  solten  sich 
die  herrn  prediger  befleißen,  dießes  den  Christen  einzuprägen  undt 
nicht  nachzugrübeilen  auff  alle  punckten,  wie  sie  verstanden  wer- 
den ;  aber  daß  würde  dem  herrn  autoritet  mindern.  Drumb  legen 
sie  sich  nur  auff  dießes  undt  nicht  auffs  vornehmbste  undt  nohtwen- 
digste.  Ihr  folgt,  liebe  Amelise,  den  rechten  grundt,  also  solt  Ihr 
Euch  nichts  weiß  machen  laßen  vom  überigen.  Ich  muß  lachen, 
daß  Ihr  Euch  scheütt,  frantzösche  wortter  in  Ewere  brieffe  zu  set- 
zen, da  ich  ja  mein  Teütsch  schir  selber  vergeße.  Daß  kompt  mir 
alber  vor,  daß  unßere  gutte  Teütschen  alß  frantzösch  schreiben 
wollen,  alß  wen  man  nicht  auff  Teütsch  schreiben  könte.  Ich 
fürchte,  daß  Teütsche  wirdt  sich  endtlich  so  verliehren,  daß  es 
keine  spräche  mehr  sein  wirdt.  Daß  Euch  daß  freüllen  von  Rat- 
zamshaussen  letzt  nicht  geschrieben,  wundert  mich  nicht;  den  sie 
ist  kranck,  hatt  wie  ein  geschwer  im  kopff,  butzt  bludt  undt  materie 
undt  hatt  solche  abscheuliche  kopffschmertzen,  daß  sie  weder  leßen, 
schreiben,  noch  nichts  thun  kan,  wie  mir  mein  dochter  schreibt; 
den  sie,  die  Ratzamshaussen,  hatt  mir  auch  nicht  geschrieben,  noch 
schreiben  können.    Ich  kan  mich  nicht  genung  [wundern],  wie  alles 


348 

in  Teütschlandt  geendert  ist.  Mich  deucht,  es  war  alles  beßer  re- 
gnllirt  za  meiner  zeit.  Ich  würde  gar  altfranckisch  sein,  wen  ich 
in  Teütschlandt  kommen;  den  die  neue  art  von  reden  würde  ich 
mühe  haben  zu  lernen.  Daß  sauffen  ist  nur  gar  zu  sehr  in  der 
mode  unter  den  jungen  weibspersonnen  undt  von  der  besten  qua- 
litet,  aber  genung  hirvon.  Ich  glaube  nicht,  daß  Franckfort  gefahr 
leydt;  allein  erdapt  man  Euch  dortten,  so  last  Euch  gleich  her- 
führen! Ich  verspreche  Euch  gutt  quartir.  Ich  habe  vor  wenig  ta- 
gen Ewere  sache  auff  neue  ahn  den  intendenten  vom  Elßaß  reco- 
mandirt.  Ich  werde  nicht  weit  logiren  von  meinem  apartement;  den 
ich  komme  in  daß,  so  mein  herr  s.  gehabt  hatt,  welches  größer  ist, 
alß  daß  meine,  welches  vor  der  duchesse  de  Bourgogne  kinder  pre- 
parirt  wirdt  werden.  Ich  bin  fro,  daß,  die  von  lotheringischen  hoff 
kommen,  mitt  meinen  kindem  dort  zufrieden  sein.  Die  Lenor  ist 
da  bey  mir  undt  bitt  mich,  ich  solle  Euch,  liebe  Amelis,  sagen,  sie 
bitt  Euch,  nicht  zu  andachtig  zu  sein;  den  sie  wolle  mitt  Euch 
auff  einen  wagen  nach  himmel  fahren.  Auß  dießen  text  secht  Ihr 
woU,  daß  ihr  humor  nicht  geendert  ist.  Gutte  nacht  1  Ich  muß 
ahn  mein  tochter  schreiben,  nachdem  ich  Euch  versichert,  daß  ich 
Euch,  liebe  Amelisse,  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
210. 
A  mad.  Louise ,   raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Versaille  den  10  Juni  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  es  ist  mir  von  hertzen  leydt,  daß  Ihr 
kranck  seydt;  wünsche  von  grundt  meiner  seelen,  baldt  zu  verneh- 
men, daß  Ihr  wider  woU  sein  möget.  Aber  wünschen  hilfft  leyder 
zu  nichts,  undt  weillen  ich  glaube,  daß  ein  langer  brieff  Euch  im 
itzigen  standt  nur  beschwerlich  sein  würde,  sage  derowegen  vor 
dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

211. 

Versaille  den  29  Juni  1704. 
Hertzliebe  Amelise,  ich  habe  Ewer  lieben  brieff  schon  vor  8 


\ 


349 

tagen  entpfangen;  die  post  kam  aber  so  spät  ahn,  daß  ich  ohnmög- 
lich  antwortten  konte.  Es  were .  ohnnohtig  geweßen,  Euch  eher,  alß 
heütte,  zu  schreiben;  den  mein  brieff  were  nur  zu  Luneville  liegen 
blieben.  Der  comandant  von  Landau,  deßen  geraahlin  Ihr  besucht, 
hatt  große  ehre  eingelegt;  man  estimirt  ihn  sehr  hir.  Man  spricht 
nun  änderst,  alß  zu  meiner  zeit;  den  da  hette  man  gemeint,  ein 
forsten  zu  offendiren,  wen  man  ihm  seine  kriegschargen  zum  tittel 
gebe,  wie  ich  sehe,  daß  Ihr  dem  margraffen  von  Baden  thut.  Wie 
ich  sehe,  so  liebt  Ihr  die  kinder  eben  nicht  sonderlich,  weillen  es 
Euch  frembt  vorkompt,  daß  die  fraw  margraffin  von  Baden  Liebten 
so  occupirt  mitt  den  ihrigen  ist.  Ach,  lieb  Amelise,  wen  Ihr  mich 
nur  in  Teütschlandt  sehen  wolt,  werden  wir  einander  woll  unßer 
leben  nicht  mehr  sehen;  den  auß  dießem  landt  kah  ich  nicht  weg, 
so  ist  mein  verhengnuß.  Man  muß  nie  vor  kein  landt  kein  antipa- 
thie  nehmen;  den  wir  wißen  nicht,  wo  unß  gott  der  almachtige  hin 
vorsehen  hatt.  Von  der  religion  gebührt  mir  nicht  zu  reden.  Ich 
bin  nicht  gelehrt  genung  zum  predigen;  ich  lebe  meines  glaubens 
undt  laß  ein  jeden  den  seinen  leben.  Ihr  dorfft  nicht  forchten,  mir 
scrupul  zu  geben;  die  nehme  ich  gar  nicht.  Lenor  geht  meinen 
undt  nicht  Ewern  weg;  liebe  Amelise,  wir  werden  woll  beynahe 
ahn  einem  ort  kommen.  Wen  wir  die  sach  zu  decidiren  betten, 
were  es  gutt,  ernstlich  zu  sein;  aber,  liebe  Amelisse,  waß  drauß 
werden  wirdt,  da  wirdt  man  weder  Euch  noch  mich  drumb  fragen. 
Hirbey  schicke  ich  Euch  eine  andtwort  vor  die  fraw  von  Bernstein. 
Lenor  recomandirt  sich  Euch  auch  gar  schön  undt  ich  bitte  Euch, 
die  Bernsteinen  von  meinetwegen  zu  grüßen  undt  ihr  sagen,  daß  ihr 
söhn,  welchen  ich  hir  habe,  sich  gar  woll,  redtlich  undt  ehrlich 
helt  undt  daß  ich  gar  woll  mitt  ihm  zufrieden  bin.  Grüst  auch  die 
Gret  von  meinetwegen !  Ma  tante  hatt  mir  Louisse  reiß  geschrieben ; 
sie  meint  aber,  sie  gehe  ehe  weg,  Euch  wider  zu  sehen,  alß  we- 
gen ihre  gesundtheit.  Nun  ist  Ewer  schreiben  völlig  beantwortet. 
Ambrassirt  Louisse  von  meinetwegen!  Den  ich  glaube,  daß  Ihr  nun 
besamen  seydt.  Adieu!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  recht 
lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 


850 


212. 
A  mad.  Louisse,   raugrafin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersaille  den  3  Jolli  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  biß  sontag  werde  ich  gar  exact  auffEweren 
lieben  brieff  andtwortten,  aber  nun  nur  in  großer  eyll  sagen,  daß 
es  mir  von  hertzen  leydt  ist,  daß  Ihr  noch  kranck  seydt;  wünsche, 
daß  dießer  kleinre  brieff  Euch  in  gesundtheit  ahntreffen  möge,  undt 
versichere,  daß  ich  Eflch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

213. 
A  mad.  Louise,   raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersaille  den  6  JuUi  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  werde  hirmitt  mein  wordt  halten  undt 
auff  Ewern  lieben  brieff  vom  15  Juni  andtworten,  wie  ich  Euch 
vergangenen  donnerstag  versprochen.  Ich  beklage  Euch  woU  von 
hertzen,  daß  dreytagige  fieber  zu  haben.  Ich  weiß  nur  gar  zu 
woU,  wie  es  thut;  den  ich  habe  es  3  jähr  nach  einander  gehabt 
Aber  nein,  ich  sehe  jetzt,  wie  ich  Ewern  brieff  wider  überleße, 
daß  es  ist,  waß  man  hir  double  tierce  heist,  nehmblich  wens  alle 
tag  kompt  undt  den  3ten  tag  stärcker.  Meine  accessen  wahren 
lenger;  den  ich  hatte  von  20  stunden.  Ihr  seydt,  gott  lob,  noch 
jung  undt  starck  undt  in  dießer  jahrszeit  seindt  die  fieber  nicht  ge- 
fahrlich wie  im  herbst  undt  dawern  nicht  so  lang;  wünsche,  daß 
Ihr  es  machen  mögt  wie  ich  vor  2  jähren;  da  aß  ich  mir  mein 
fieber  mitt  kirschen  weg.  Es  ist  ein  rotlauffen,  waß  ma  tante,  die 
fraw  churfürstin  zu  Herrnhaussen,  im  gesiebt  gehabt  hatt,  seindt 
aber  nun  wider  woll,  wie  sie  mir  gnädigst  geschriben.  Daß  eyß- 
drincken  thut  mir  gar  keinen  schaden,  ich  drincke  es  sommer  undt 
Winter;  ich  habe  also  mühe,  zu  glauben,  daß  Euch  daß  daß  fieber 
hatt  geben  können,  liebe  Louise!  Es  ist  war,  liebe  Louise,  daß 
ma  tante  mir  viel  von  den  Lappländer  verzehlt;  werde,  wie  ich 
glaube,  ihn  hir  zu  sehen  bekommen;  den  er  solle  her  kommen  wol- 
len undt  hatt  recomandationschreiben  vor  hir.  Ihr  beschuldigt  Ewern 


351 

brieff  mitt  unrecht,  fibel  geschrieben  zu  sein ;  ich  wolte,  daß  ich  so 
woU  alß  Ihr  schreiben  könte.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben  völlig  be- 
antwortet undt  bleibt  mir  nichts  mehr  über,  zu  sagen,  alß  daß  ich 
JSüch,  liebe  Lonisse,  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


214. 
A  mad.  Louise,   raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Franckfort. 

Yersaille  den  16  August!  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  bette  gerne  ehe  auff  Ewer  schreiben 
vom  24  JuUi  geantwortet;  allein  wir  seindt  so  umbher  geschwebt, 
daß  ich  ohnmöglich  eher,  alß  heütte,  dazu  habe  gelangen  können. 
Ich  bin  fro,  daß  Ihr  meine  andtwortten  entpfangen  habt  undt  nun 
wider  gesundt  seydt.    Es  ist  eine  eilende  sach  mitt  dem  Stagigen 
fieber;  ich  hab  es  3  jähr  nach  einander  gehabt,  bin  also  nur  gar  zu 
gelehrt  in  dießem  stück.    Ihr   wer[det]   nun   woll  wißen,   daß  der 
churfürst  zu  Braunsweig  Ewer  kranckheit  auch  bekommen,   seyder 
Ihr  weg  seydt.    Eine  kreütterbrühe  könte  ich  ohnmöglich  nehmen. 
Ich  weiß  nicht,  ob  Ihr  Euch  noch  erinern  könt,  daß  ich  gar  kein 
bouillon  noch  einige  fleischbrühe  nehmen  kan,  ohne  mich  biß  auffs 
bludt  zu  tibergeben.    Habt  acht,  daß  Ihr  den  magen  auch  nicht  gar 
zu  sehr  verkühlt!  den  daß  ist  auch  gefehrlich.    Ma  taute,  die  fraw 
churfürstin ,  hatt,  gott  seye  danck,  eine  gutte  undt  starcke  natur. 
Der  allmachtige  erhalte  I.  L.  noch  lange  jähren  dabeyl   Ich  kan 
mir  leicht  einbilden,    wie   ich  den  churfürsten  zu  Hannover  kene, 
daß   ohne  ma  tante   der  hoff  nicht   ahngenehm   sein  könte.    Man 
sagt  hir,  Ewer  schwager  bette  sich  nicht  mitt  den  andern  general- 
len  in  Portugal  vergleichen   können,  seye  also  wider  nach  Engel- 
landt  geschickt  worden.    Ich  glaube,  daß,   wie  sein  humor  ist,  so 
würden  seine  Sachen  woll  nie  außgemacht  werden,   wen  Ihr,   liebe 
Louisse,  Euch  nicht  drin  mischte.    Mich  wundert,   daß  Ihr  Ewere 
Schwester  nicht  bey  Euch  bey  hoff  haben  könt;  alle  hoffmeisterinen 
ahn  allen  hoffen  undt  die  bey  weittem  Eweres  standts  nicht  sein,  ist 
es  erlaubt,  von  ihren  verwanten  bey  sich  zu  habeil.    Ewer  rang  ist 
den  der  nicht  alß  reichsgräffinen  reglirt?    Waß  kans  dan  vor  diffi- 
cultetten  mitt  den  ceremouien  geben?  Es  deucht  mir,  daß  es  repe- 


852 

tirlicher  were,  daß  Amelisse  bey  Euch  logirte.  Die  Teütschen  ha- 
ben keinen  großen  gewin  noclf  vortheil  dabey  gehabt,  die  retrancbe- 
menten  in  Bayrnzn  forciren,  den  viell  hohe  undt  rechtschaffene 
leütte  geblieben;  anff  dießer  seytten  ist  kein  eintziger  mensch  vqn 
qaalitet  nmbkommen.  Ich  glaube,  es  geht  mitt  dießem  krieg,  wie 
daß  frantzösche  sprich wordt  sagt:  «Bien  rira,  qui  rira  le  dernier». 
£s  geht  ein  geschrey,  alß  wen  man  von  einem  20jährigen  stilstandt 
spräche.  Gott  gebe,  daß  es  geschehen  mögel  Den  unter  der  zeit 
werde  ich  woll  meinen  lauff  vollendet  haben,  also  keinen  krieg  mehr 
zu  sehen  bekommen.  Man  lebt  hir  wie  im  vollen  frieden,  man 
denckt  nur,  die  duchesse  de  Bourgogne  zu  erfrewen  mitt  colationen, 
pressenten,  fewerwerck  undt  dergleichen.  Ich  habe  ma  tante,  die 
fraw  churfflrstin,  eine  relation  davon  gethan.  Ich  muß  noch  ahn 
Amelisse  andtwortten  undt  es  ist  spätt,  will  derowegen  nur  noch 
sagen,  daß  ich  nun  einmahl  wider  Teütschen  hir  gesehen  habe, 
einen  jungen  graffen  von  Wied,  so  schön  wie  eine  dame  ist,  ein 
oberstleüttenandt ,  so  Salmuth  heist  (die  sein  in  den  pfaltzischen 
troupen  bei  Speyger  gefangen  worden) ,  undt  einen  Hattenbach  von 
Cassel.  Monsieur  Hattenbach  ist  ein  rechter  gutter  feiner  mensch; 
ich  mag  ihn  recht  woll  leyden.  Er  scheindt  noch  auff  den  rechten 
alten  teütschen  schlag  zu  sein,  wie  die  leütte,  so  gutt  wahren,  zu 
meiner  zeit  sein  geweßen.  Adieu,  liebe  Louisse!  Ich  muß  schließen 
undt  kan  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte* 

215. 
•  >■ 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffiu  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Versaille  den  16  August  1704. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  kan  Euch  nicht  änderst,  alß  durch 
die  sontagspost,  schreiben;  den  sonsten  blieben  meine  brieffe  zu 
Lüneville  liegen.  Also  habe  ich  so  spät  müßen  ahnfangen;  den  die 
andere  zwey  sambstagen  undt  sontagen  seindt  mir  so  viel  hinder- 
nussen  zugestoßen,  daß  ich  ohnmöglich  habe  zum  schreiben  ge- 
langen können,  habe  also  biß  nun  wartten  müßen.  Entweder  müst 
Ihr  Euch  verschrieben  haben  oder  Ewer  Schwester;  den  Ewer  brieff 
ist  vom  19  dattirt  undt  Louisse  ihrer  ist  vom  24  Julli;  also  secht 


353 

Ihr  ja  woll,  daß  eines  von  beyden  nicht  recht  sein  kan.  Ich  hatte 
mein  leben  nie  von  der  cur  der  grünen  brühe  gehört,  daß  könte 
ich  nicht  nehmen.  Louisse  ist  ja  nicht  alt.  Waß  kan  ihr  dan  daß 
l^HPIeben  schaden?  Daß  Ihr  mitt  ihr  geht,  wandert  mich  nicht,  aber 
woll ,  daß  Ihr  in  der  statt  logiren  solt.  Daß  Ihr  ein  haüß  in  der 
statt  habt,  wundert  mich  nicht;  den  man  muß  woll  ein  hauß  haben 
vor  seine  leütte  undt  auch,  wen  man  kranck  solte  werden;  aber 
mich  deucht,  es  were  ridiculle,  daß  der  churfürst  Euch  nicht  bey 
Ewerer  Schwester  logirt,  wie  vor  dießem  geschehen.  Ihr  habt  recht, 
daß  es  Euch  spanisch  vorkompt.  Ich  kan  es  nicht  begreifen,  waß 
daß  bedeütt.  Ma  tante  hatt  mir  kein  wordt  davon  geschrieben;  ich 
hette  I.  L.  sonsten  woll  gesagt,  wie  frembt  es  mich  vorkompt.  Die 
kleine  Eotzenhaussen  hatt  eben  kein  unrecht  mitt  madame  Sande- 
witzsch.  Sie  ist  mir  [nicht]  alß  eine  person  von  qualitet  pressentirt 
worden,  sondern  nur  alß  .eine  englische  dame,  so  ich  en  passant 
gesehen.  Sie  hatt  mir  nie  keine  vissitte  en  forme  geben  undt  ist  -nie 
ahngezogen  zu  mir  kommen,  noch  mitt  mir  geßen,  wie  alle  andere 
damen,  hatt  nur  apart  in  mein  sohns  apartement  sans  consequence 
mitt  ihnl  geßen.  Ich  habe  nie  mitt  ihr  gerett  undt  nie  keine  famil- 
liaritet  mitt  ihr  gehabt,  aber  Monsieurs,  hatt  sie  offt  gesehen,  wen 
ich  nicht  zu  hauß  war.  Hir  hatt  dieße  dame  passirt  vor  eine,  so 
viel  verstandt  hatt,  aber  gar  leichtfertig  ist  undt  ihr  sexe  lieber, 
alß  mäner,  sieht. 

Sontag  den  17  Augostii 

Wie  ich  gestern  ahn  dießem  letztem  wordt  war,  käme  man  mir 
sagen,  daß  es  zeit  were,  zu  deß  königs  nachteßen  zu  gehen,  habe 
also  geschwindt  abbrechen  müßen  undt  biß  auff  heütte  verschieben. 
Ich  habe  Euch  gestern  von  madame  de  Sandewitzsch  [geschrieben]. 
Die  fraw  von  Rotzenhaussen  kent  dieße  dame  gar  nicht;  den  wie 
ich  Euch  schon  gestern  gesagt,  so  habe  ich  sie  nur  ein  eintzig  mahl 
en  passant  gesehen,  wie  ich  alle  leütte  sehe,  so  nur  daß  hauß  sehen 
kommen.  Ist  Manheim  jetzt  wider  woll  genung  gebawet,  daß  man 
drinen  wohnen  kan?  Daß  ist  mir  lieb  zu  vernehmen;  den  weillen 
monsieur  Schelm  undt  sein  fraw  nach  Manheim  sein,  muß  man  ja 
woll  dort  wohnen  können.  Die  fraw  von  Bernstein  wirdt  nun  baldt 
die  freüde  haben,  ihren  söhn  wider  zu  sehen;  den  wen  wir  nach 
Fontainebleau  werden,  wirdt  er  mitt  seiner  tauten  wider  weg.    Es 

Briefe  der  Prinsessiii  Elisabeth  Cliarlotte.  ^^ 


354 

ist  ein  rechter  ehrlicher  feiner  mensch,  so  sich  hir  überall  beliebt 
gemacht  hatt  andt  über  die  maßen  woll  gehalten.  In  dießem  angen- 
blick  entpfange  ich  ein  schreiben  von  ma  tante,  der  fraw  chnrfür- 
6tin,  welches  ich  gleich  beantwortten  werde;  derowegen  yor  di|(- 
mahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Ghariotte. 

216. 

Fontaineblean  den  14  September  1704. 

Hertzliebe  Amelise,  es  ist  schon  woll  ein  tag  14,  daß  ich 
Ewern  brieff  vom  10  Augnst  entpfangen,  aber  ohnmOglich  drauff 
habe  andtwortten  können;  den  wir  seindt  wenig  ahn  einem  ort  ge- 
blieben, seindt  etliche  tag  zn  Menden  geweßen;  von  dar  bin  ich 
nach  Paris  undt  St  Clou;  hernach  seindt  wir  wider  nach  Yersaille; 
von  dar  habe  ich  ma  tante,  der  fraw  abtißin,  eine  vissitte  geben 
zu  Maabuisson.  Ein  andern  tag  bin  ich  zn  den  unglücklichen  könig- 
lichen personnen  von  St  Germain,  also  so  viel  zu  thun,  daß  ich. 
Euch  unmöglich  habe  schreiben  können.  Ich  habe  der  fraw  von 
Bernstein  durch  ihren  söhn  geantwort,  welcher  ein  rechter  ehrlicher 
gutter  mensch  ist.  Dißmahl  hatt  die  kleine  Rotzenhaussen  meine 
brieffe  nicht  liegen  laßen.  Ich  habe  mitt  freüden  gehört,  daß  Louise 
alle  tag  beßer  wirdt;  hoffe,  daß  daß  Schlangenbaadt  sie  gantz  cou- 
riren  wirdt.  Ich  glaube,  daß  diß  baadt  auch  machen  wirdt,  daß 
Euch  dießer  brieff  noch  zu  Franckfort  ahntreffen  wirdt;  drumb 
schicke  ich  ihn  noch  ahn  daß  freüUen  von  Rotzenhaussen.  Ich 
zwejffle  sehr,  daß  es  baldt  frieden  wirdt  werden.  Gestern  kam 
eine  zeitung,  so  unß  trost  über  waß  mitt  Tallar  vorgangen;  der 
admiral,  meines  sohns  gemahlin  herr  bruder,  hatt  eine  große  schlagt 
auff  der  see  gewunen;  es  ist  abscheulich  hart  auff  beyden  sejtten 
abgangen.  Man  rufft  mich,  umb  in  kirch  zu  gehen;  den  es  ist 
sontag  heütte;  muß  schließen.  Adieu,  liebe  Amelissel  Ambrassirt 
Louisse  von  meinetwegen  undt  sejdt  versichert,  daß  ich  Euch  alle- 
zeit lieb  behalte ! 

Elisabeth  Charlotte. 
P.  S. 
Wie  ich  ahn  der  kirchthür  war,  hatt  man  mir  ein  paqnet  von 


355 

meiner  dochter  bracht,  worinen  ich  ein  schreiben  von  Lodsse  ent- 
pfangen.  Ich  kani  ihr  aber  ohnmöglich  andtwortten,  den  es  ist 
schon  nahe  bey  7  uhr  nndt  ich  habe  noch  3  große  mächtige  brieffe 
zu  schreiben.  Über  8  tagen,  wilß  gott,  werde  ich  ihr  ohnfehlbar 
andtworten.  Eher  were  es  ohnnöhtig;  den  die  brieffe  würden  zu 
Luneville  liegen  bleiben,  indem  die  post  nur  alle  frejtag  dort  nach 
Luneville  geht.    Sagt  ihr  diß  meinetwegen  1 

217. 
Fontainebleaa  den  21  September  1704. 

Hertzliebe  Louisse,  seyder  etlichen  tagen  seindt  wir  wider  hir, 
alwo  wir  unßer  ordinarie  leben  führen,  nehmblich  3  mahl  die  woch 
commedie  undt  jagten.   Vor  etlichen"  tagen  habe  ich  Ewer  schreiben 
vom  4  dießes  monts  zu  recht  entpfangen,  aber  nicht  eher,  alß  nnn, 
beantworten  können.   Weillen  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  nichts 
mehr  vom  churfürsten,  ihren  herrn  söhn,  sagt,  habe  ich  woll  ge- 
dacht,  daß  I.  L.  wider  gesandt  sein  würden.  Alle  menschen,  so  ma 
tante  sehen,  sagen  wie  Ihr,  liebe  Louisse,  daß  I.  L.  dero  alter  gar 
nicht  scheinen.    Zu  Ewerem  wünsch,  daß  sie  der  almachtige  noch 
lange  jähren  bey  gesundtheit  erhalten  mögen,  sag  ich  von  hertzens- 
grundt  amen;   den  es  woll  mein   groster   wünsch  ist.     Daß  seindt 
dolle   moden,    daß   man    kinderhoffmeisterinen    den   reichsgraflßnen 
vorzihet;  da  ist  kein  rime  noch  raison  bey.    Ich  kene  die  Lamotten 
gar    woll,   sie   seindt    unßers    herr   vatter    oberstalmeister  Lamot 
niece.  Eine  ist  Jungfer  (freüllen  solt  ich  sagen)  bey  der  churfürstin, 
meiner  fraw  mutter,   geweßen.    Die  ander  ist  bey  ma  tante,   der 
princes  von  Taraute,  geweßen,  hernach  zu  ma  tante  kommen.  Wen 
ahn  den  churfürstlichen  hoffen  man  die  hoffmeisterin  so  hoch  brin- 
gen will,   selten  sie  den  lautter  reichsgraffinen  zu  hoffmeisterinen 
nehmen,   so  thate  man  keine  ungerichtigkeit.     Amelise  hatt  groß 
recht,   alle  ceremonien  zu  hütten  undt  sich  nicht  dabey  zu  finden, 
da  es  so  bestelt  ist.     Ich  finde  auch,   daß  Ihr  woll  todt, ''^  Ewer 
hauß  zu  Franckfort  zu  behalten,  im  fall  es  nicht  zu  Hannover  ge- 
fahlen solte,  dieße  retraite  zu  haben.    Ich  bin  alß  verwundert,  wie 
Ihr  die  affairen  undt  processachen  habt  lehrenen  können,   welches 
mir   gar  schwer  vorkompt.     Ewer    schwager   passirt  vor  ein   we- 
nig gritlich    undt  incompatible,   solle   sich  dero  wegen    wider   auß 

*  ?  thnt. 


356 

I^ortngal  gezogen  haben.  Ruffignie  tuht  woU  übel,  gegen  seinen 
könig  ZQ  krigen,  von  welchem  er  so  manche  gnaden  erlangt  halt, 
anch  noch  seyder  er  hir  weg  undt  inEnglandt.  Der  könig  hatt  ihm 
seine  gnade  nie  entzogen,  biß  er  gegen  ihm  gedint  hatt;  finde  also 
gar  abscheulich,  daß  er  sich  daza  resolvirt.  Ob  er  schon  einen 
andern  nahmen  genohmen  undt  mylord  Galoway  heist,  so  ist  er 
doch  derselbe  Euffiguie,  den  der  könig  vor  so  vielle  andere  distin- 
giret  hatt;  solte  also  mehr  erkandtnuß  haben.  Wofern  Ewer 
Schwager  in  Portugal  geblieben,  hatt  er  ehre  davon;  den  es  geht 
nun  beßer  dort,  alß  im  ahnfang.  Daß  die  letzte  schlagt  bey  Hoch- 
städt  gewohnen,  daß  ist  war;  aber  ich  glaube,  daß,  wen  man  er- 
fahren wirdt,  wie  es  auff  der  see  zugangen  undt  unßer  grand  ad- 
miral  die  große  victorie  erhalten,  wirdt  daß  die  freüde  bey  den 
Englendem  undt  Holländern  sehr  vermindern.  Den  conte  de  Mon- 
fort,  der  zu  Franckfort  ist,  kene  ich  gar  nicht,  aber  monsieur  de 
Pri6  kene  ich  woll;  der  ist  von  qualitet  undt  der  marechalle  deLa- 
motte  neueu.  Ich  habe  den  zettel  von  den  gefangenen  verlohren,  so 
Amelisse  mir  geschickt;  mich  deucht  aber,  es  war  nur  noch  ein 
bekandter  auff  dem  zettel.  Ich  gebe  Euch  keine  commission  vor 
Amelisse;  den  ich  werde  ihr  gleich  selber  andtworten,  nachdem  ich 
Euch  werde  ambrassiret  undt  versichert  haben,  daß  ich  Euch  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

218. 
A  mad.  Amelie  Elizabeth^  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Franckfort. 

Fontainebleau  den  21  September  1704. 

Hertzliebe  Amilise,  ich  habe  Ewer  Schwester  brieff  undt  den 
Ewern  in  zwey  posten  entpfangen  zwey  tage  nach  einander.  Ewer 
schreiben  beyderseydts  seindt  mir  nie  beschwerlich  zu  leßen,  leße 
sie  mitt  lust.  Ich  glaube,  der  englische  resident  (weillen  er  so  viel 
von  madame  de  Sangvitsch  helt)  wirdt  finden,  daß  ich  gar  zu  na- 
turlich andt Worte,  waß  man  mir  fragt;  aber  waß  ich  geschrieben, 
ist  die  pure  warheit.  Die  Engländer  können  woll  nicht  intriganter, 
alß  die  Frantzoßen,  sein.  Ich  bin  aber  nicht  politischer,  alß  Ihr, 
liebe  Amelise,  wie  Ihr  woll  auß  meinen  schreiben  verspüren  könt; 
ich  nehme  selten  ein  bladt  vors  maul,  wie  man  bey  unß  sagt.    Ich 


357 

habe  die  liste  verlohren,  so  Ihr  mir  geschickt;  aber  so  viel  ich 
mich  deren  erinern  kan,  so  kene  ich  nur  zwey  von  allen  denen,  so 
dranff  stehen;  die  andern  sein,  wie  ich  glaube,  nicht  viel  besnnders. 
Monsieur  de  Pri6  ist  von  qualitet.  Ich  kene  ihn  woll,  war  vorm 
jähr  aide  de  camps  vom  duc  de  Bourgogne  undt  ist  der  marechalle 
de  Lamotte  naher  vetter;  madame  de  Yantadonr  ist  also  auch 
seine  baß.  Dieße  dame  ist  mein  dame  d'honneur  geweßen.  Sie  ist 
die  erste  duchesse  von  Franckreich ;  also  kan  sie  keine  dame  d'atour 
sein.  Sie  ist  nun  sambt  ihrer  mutter  kinderhoffmeisterin  des  en- 
fants  de  France;  daß  ist  gar  eine  große  Charge  bey  hoff;  aber  ich 
sehe  woll,  daß  Ihr  wenig  von  dem  handel  hir  wist.  Es  seindt  we- 
nig leütte  bey  hoff,  so  ihre  haar  tragen;  es  ist  aber  war,  daß 
monsieur  de  Prie  seine  noch  hatt.  Wen  sie  gemeint,  sie  könten 
nicht  geschlagen  werden,  so  solten  sie  sich  beßer  gewehrt  undt 
nicht  ergeben  haben,  wie  sie  gethan.  Der  könig  hatt  die  hart  ab- 
straffen laßen,  so  sich  so  übel  gehalten  haben.  Die  Engländer, 
deucht  mir,  seindt  ordinarie  ahn  schönsten;  milord  Malbourug  war 
vor  dießem  schön  undt  woll  geschaffen.  Man  rufft  mich;  ich  muß 
in  kirch.  Dießen  abendt  werde  ich  Ewern  lieben  brieff  ferner  be- 
antworten, nun  aber  betten  gehen. 

ümb  6  abendts. 

Ich  komme  jetzt  eben  auß  der  kirch  undt  halte  mein  voriges 
versprechen.  Es  ist  kein  wunder,  daß  man  den  Frantzoßen  ihr  qua- 
litet nicht  ahnsicht;  es  seindt  gar  gemischte  wahren.  Monsieur  de  Prie 
ist  der  eintzigste,  so  hir  von  hoff  ist;  also  kein  wunder,  daß  er  manir- 
licher,  alß  die  andern,  ist.  Man  hatt  die  fürstin  vonHannaw  schon  todt 
gesagt;. sehe  doch,  daß  sie  es  noch  nicht  ist.  Solte  sie  zu  sterben 
kommen,  were  ihr  herr  ein  gutte  parthey;  den  man  hatt  recht,  ihn 
einen  fetten  brocken  zu  heißen;  den  er  ist  gar  reich,  hatt  auch  ver- 
standt,  aber  die  person  ist  nicht  gar  ahngenehm.  Jedoch,  wen  Ihr  ihn 
bekommen  könt,  wolte  ich  Euch  nicht  rahten,  ihn  außzuschlagen ; 
den  die  parthie  ist  gutt  undt  sortable ;  aber  waß  ihm  bestimbt  ist, 
wirdt  er  bekommen.  Es  ist  woll  war,  daß,  wer  sich  in  seinen 
standt  vergnügen  kan,  beßer  ledig,  alß  geheüraht,  ist;  aber  wer 
sich  heürahten  will,  thut  woll,  einen  reichen  man  zu  nehmen.  Hie- 
mitt  ist  Ewer  schreiben  völlig  beantwortet,  wünsche  Euch  eine 
glückliche  undt  vergnügte   reiße  nach  Hannover  undt  werde  Efich 

allezeit  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 


358 

Wie  ich  eben  mein  paqnet  machen  wolle,  entpfange  ich  Ewer 
schreiben  von  11  dieües  monts,  will  gleich  dranff  andtwortten. 
Ihr  tuht  mir  einen  rechten  gefahlen,  fleißig  zu  schreiben.  Ich  habe 
alleweil]  Ewere  liste  geleüen;  dieüe  alle  seindt  leütte  von  qnalitet 
nndt  vom  hoff.  Damitt  Ihr  aber  beßer  noch  wißen  mögt,  waß  sie 
sein,  so  schicke  ich  eine  andtwort  anff  Ewere  liste.  Wen  Ihr  mitt 
Yalsem^  sprechen  wolt,  werdet  Ihr  ihn  vor  keinen  Frantzosen  hal- 
ten; er  kan  nndt  redt  beßer  teütsch,  alß  ich.  Grüst  ihn  von  mei- 
netwegen! Er  ist  mein  gutter  freündt  nndt  ein  ehrlich  mängen.  Er 
ist  der  eintzige  Frantzos,  so  recht  gatt  teütsch  kan,  im  palais 
royal  erzogen.  Sagt  ahn  Valsem6,  daß  ich  Euch  gebetten,  ihn  za 
distinckiren  alß  mein  gntter  frefludt!  Es  ist  war,  daß  viel  hir  ge- 
schminckt  sein;  es  seindt  aber  auch  viel,  so  es  nicht  sein.  Die 
mäner  lachen  über  schminck,  nichts  gefehlt  ihnen  doch  beßer.  Ich 
will  madame  de  Yantadour  sagen,  daß  ihr  vetter,  monsienr  de 
Pri6,  so  zu  Franckfort  brillirt.  Daß  wirdt  ihr  wnnder  nehmen; 
den  hir  brillirt  er  nicht  so  sehr.  Hirmitt  ist  Ewer  letzter  brieff 
völlig  beantwort ,  werde  jetzt  ahn  mein  tochter  schreiben. 

Marechal  de  Tallart,  monsienr  de  Monperonx,  monsienr  de 
Blanzac  (ist  contesse  de  Roye  ihr  söhn),  monsienr  de  Valsem^, 
monsienr  deLass^,  dieße  alle  seindt  von  gutten  heüßern,  Sassenage 
gntter  edelman,  aber  nicht  von  so  großen  hauß,  alß  obgemelte. 
Monsienr  de  Sessac  kene  ich  nicht  Chevalier  de  Croissy  ist  des 
ministers  brnder.  Leone  ist  des  verstorbenen  minister  söhn.  La- 
valliere  ist  geschwisterkindt  mitt  der  printzes  de  Conti  nndt  deß 
marechal  dncs  de  Noailles  dochterman.  Sepeville  ist  deßen  brnder, 
so  abgesanter  vom  könig  zn  Wien  geweßen,  ein  edelman.  Ich 
glaube ,  daß  Ihr  Sessac  vor  Jassac  geschrieben ;  ist  madame  d'Or- 
leans,  alß  sie  noch  mademoiselle  de  Bleis  war,  ihrer  hoffmeisterin 
söhn.  Den  Ihr  Hauteville  heist,  mag  woll  Hanttefeüille  sein,  ist 
auch  von  condition;  sein  oncle  war  abgesanter  von  malteyschen 
ordre  zu  Paris.  Mich  deucht,  ich  sehe  Tallart  allein  sprechen;  daß 
hatt  er  all  sein  leben  gethan  nndt  macht  darbey  abscheuliche  gri- 
massen. 


359 


219. 

Versaille  den  15  November  1704. 

Hertzliebe  Louise,  vor  3  wocbeD,  jast  den  dinstag,  wie  wir 
den  donnerstag  bernacb  von  Fontaineblean  anffgebrochen ,  habe  ich 
abendts  nmb  9  ein  schreiben  von  Euch  vom  9  October  entpfangen 
nndt  auch  eines  von  Amelise,  beyde  von  einem  datnm.  Dem  mit- 
wog konte  ich  ohnmöglich  andtwortten;  den  wir  thaten  noch  eine 
hirschjagt  nndt  abendts  mäste  ich  packen,  weillen  man  andern  tags 
weg  warde.  Donnerstag  fahren  wir  nach  Sean,  da  blieben  wir 
freytags;  sambstag  abendts  kämmen  wir  her.  Sontag  mnste  ich  ahn 
ma  tante,  ahn  die  königin  in  Spanien  undt  mein  dochter  schreiben, 
auch  in  kirch  gehen,  konte  also  noch  nicht  andtwortten.  Montags 
kämmen  mir  sonsten  viel  verhindernüß,  dinstag  fahr  ich  nach  Paris 
za  meinen  enckeln  andt  blieb  im  opera.  Mittwog  bekäme  ich  brieff 
von  meinem  intendenten,  so  za  Montargis  war,  wegen  meiner  wal* 
der  andt  mein  holtz  za  verkaaffen,  aach  sonsten  viel  sachen  zu 
schlichten,  war  gantzen  tag  in  affairen.  Donnerstag  schrieb  ich  ahn 
ma  tante  andt  hatte  vissitten,  anter  andern  die  priuces  d'Harcoar, 
60  mir  6  oder  7  brieff  brachte,  die  sie  wolte,  daß  ich  leßen,  ließ 
mir  aach  keine  rahe,  biß  es  geschehen;  den  man  hatte  sie  beschul- 
diget, ihrem  söhn  kein  gelt  geschickt  zu  haben;  darumb  wolte  sie 
sich  bey  mir  justificiren;  daß  werde  biß  zum  nachteßen  nicht  ohne 
sehr  lange  weill.  Freitags  wahren  wir  den  gantzen  tag  in  der  kirch 
andt  abendts  zur  beicht.  Sambstag  ging  ich  zum  h.  abendtmahl 
undt  wahren  wider  gar  laug  in  der  kirch.  Sontag  muste  ich  wider 
den  gantzen  tag  schreiben,  auch  wider  in  kirch.  Montag  fahren 
wir  nach  Marly,  alwo  wir  biß  auff  heutigen  tag  geweßen.  Einen 
tag  habe  ich  zur  königin  in  Engeliandt  nach  St  Germain  gemttst; 
dießer  hoff  ist  auch  ein  tag  nach  Marly  kommen.  4  mahl  haben 
wir  den  hirsch  gejagt,  6  mahl  maßick  gehabt,  habe  also  ohnmOg- 
lich  auffEwere  wehrte  schreiben  andtwortten  können  eher,  alß  nun. 
Ich  muß  auch  noch  sagen,  daß  den  donnerstag  morgendts,  alß  ich 
von  Fontaineblean  auffgebrochen,  habe  ich  Ewer  liebes  schreiben 
vom  2ten  October  entpfangen.  Wo  daß  aber  so  lang  mag  gesto- 
chen haben,  mag  mein  gott  wißen.  Dießes  ist  nun  zu  aldt  zu  be- 
antworten, komme  also  nur  auff  daß  vom  9  October.  Unßere  brieffe 


360 

geben  gar  langsam,  da  ist  der  leydige  krieg  ahn  schuldig,  welcher 
noch  mehr  unheill  ahnricht.  Ich  habe  heütte  ein  schreiben  von  ma 
tante,  der  fraw  churfürstin,  vom  4ten  bekommen.  I.  L.  sagen,  daß 
sie  den  montag  hernach  von  Lutzenburg  wider  anffbrechen  undt  in 
3  tagen  nach  der  Ghör  zn  hertzog  Görg  Wilhelm  werden.  Es  ist 
mir  alß  bang,  wen  ma  tante,  die  fraw  charfürstin,  die  königin,  ihre 
fr.  dochter,  qnittirt;  den  daß  helt  hart.  Der  heüraht  mitt  der 
printzes  von  Ahnspach  wirdt  woll  nicht  vor  sich  gehen;  den  die 
printzes  kan  sich  nicht  resolviren,  catholisch  zu  werden.  Ich  habe 
alleweill  Ewer  schreiben  vom  2ten  überleßen.  Es  maß  mir  noch 
eins  von  den  Ewerigen  fehlen;  den  Ihr  sagt,  ich  würde  auß  Ewerm 
letzten  ersehen  haben,  daß  ma  tante  zu  Lutzenburg  ist  undt  die 
princes  von  Ahnspach,  von  welcher  Ihr  mir  kein  wort  geschrieben 
habt;  also  muß  daß  verlohren  sein.  Vor  seeschlagt  danck  ich  Euch 
sehr,  die  unßere  lautt  änderst.  Ich  bin  Ewer  meinung,  daß  nichts 
ist  auff  ein  noch  ander  seytt  verlohren  worden,  alß  viel  tapffere 
leütte.  Es  ist  wahr,  daß  monsieur  de  Seppeville  sehr  fleißig  zu 
mir  kompt  undt  einer  von  meinen  älsten  bekanten  ist;  er  ist  pos- 
sirlich,  wen  er  will.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben  durchauß  beantr 
wort,  nur  noch  sagen,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
-    P.  S. 

Sontag  den  16  Nouember  1704.    . 

Ich  hatte  gestern  gehofft,  auch  noch  ahn  Amelise  zu  schreiben 
können,  allein  die  zeit  ist  mir  zu  kurtz  gefahlen;  es  kan  ohnmog- 
lich  dißmahl  sein.  Ambrassirt  sie  doch  meinetwegen,  liebe  Louisse! 
Ich  habe  auch  noch  vergeßen,  auff  monsieur  Salmuth  zu  andtwort- 
ten.  Er  mag  nur  machen,  daß  man  monsieur  de  Refuges  dochter- 
man  herschickt,  so  bin  ich  versichert,  daß  man  ihn  dießer  seytten 

■ 

wirdt  vor  frey  halten  undt  die  mühe  nicht  geben,  wider  herzu- 
kommen. 

220. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  20  November  1704. 
Bertzliebe  Louisse,  ich  habe  Euch  zwar  vergangen  sontag  über 


361 

Laneville  einen  großen  brieff  nach  Franckfort  geschriben,  fürchte 
aber,  daß  Ihr  ihn  noch  in  langer  zeit  nicht  bekommen  werdet,  beu- 
len Ihr  schon  weg  sein  werdet,  wen  er  ahnkomen  wirdt.  Seyder 
dem  habe  ich  einen  von  Ewereu  lieben  brieffen  durch  den  printzen 
de  Maubeck  entpfangen,  der  sehr  rtimbt,  wie  höfflich  Ihr  ihn  ent- 
pfangen,  undt  seine  fraw  mutter  hatt  mich  sehr  gebetten,  ihre 
dancksagung  davon  bey  Euch  abzulegen,  welches  ich  den  hiemitt 
thue.  Heist  Ihr  offt  schreiben,  liebe  Louisse,  wen  ich  in  5  wochen 
3  brieff  von  Euch  entpfange?  Ewer  schreiben  vom  24  October  ist 
eben  nicht  so  gar  frisch  ahnkommen;  den  der  prince  de  Maubeck 
hatt  sich  in  Lotheringen  auffgehalten  sowoll  bey  hoff,  alß  bey  sei- 
nem herr  vätter,  den  prince  d'Harcourt.  Weillen  ich  glaube,  daß 
Ihr  nun  schon  zuHanover  seydt,  thue  ich  dieße  brieffe  in  ma  tante 
paquet.  Ma  tante  thut  woll,  zum  hertzog  von  Zel  nach  der  Ghör 
gereist  zu  sein;  den  daß  wirdt  ein  wenig  distraction  geben  undt  die 
trawerige  gedancken  vertreiben,  so  der  abschidt  von  der  lieben  kö- 
nigin  wirdt  verursacht  haben.  Ich  kan  leicht  begreiffen,  daß,  wen 
man  lang  sein  eygen  meister  geweßen  undt  gantz  nach  sein  sin  ge- 
lebt hatt,  daß  daß  hofflebeu  mühe  kosten  muß,  alwo  man  allezeit 
nach  anderer  leütte  sin  leben  muß;  aber  bey  ma  tante,  der  fraw 
churfürstin,  zu  sein,  ist  ein  großes  vergnügen,  so  woll  viel  unge- 
mach  versüßen  kan.  Der  prince  de  Maubeck  ist  woll  ein  printz  von 
Lotheringen,  aber  nicht  der  printz  von  Lotheringen.  Dießer  tittel 
gehört  meinem  euckel  allein.  Junge  leütte  von  deß  prince  de  Mau- 
beck alter  salviren  sich  eher  von  wunden,  alß  die,  so  älter  sein. 
Seine  fraw  mutter  stelt  sich  gar  fro ,  ihn  wider  zu  sehen ;  allein 
die  medissance  will,  daß'  sie  wenig  nach  ihre  kinder  fragt;  ob  es 
war  ist,  laß  ich  dahin  gestelt  sein.  Ich  bin  fro,  daß  monsieur 
Hattebach  mitt  mir  zufrieden  ist;  den  ich  halte  recht  viel  von  ihm 
undt  estimire  ihn;  scheindt  ein  rechter  ehrlicher  auffrichtiger  cava- 
lier  zu  [sein]  undt  noch  ein  Teütscher  von  der  vielle  röche.  Daß 
ohl,  so  ihm  so  woll  zu  seinem  arm  bekommen,  ist  eben  daßselbe,/ 
womitt  ich  den  armen  graffen  von  Nassaw  auch  geheylt.  Ihr  habt 
den  menschen  gesehen,  so  es  gemacht  hatt;  es  ist  der  gutte  erliche 
Altoviti.  Ich  weiß  nicht,  ob  Ihr  Euch  seiner  noch  erinert;  aber  er 
ist  lang  zu  Heydelberg  zu  meiner  zeit  geweßen.  Dießer  lebt  nun 
wie  ein  heylliger,  er  hält  sich  bey  Florentz  auff  undt  denckt  nur, 
den  armen  guts  zu  thun.    Er  undt  einer  seiner  vettern  haben  diß 


862 

ohl  erdacht,  midt  wie  ich  den  arm  aaßeiiiander  gebhlen  hatte» 
schickte  er  mir  diß  ohl,  daß  mir  sehr  wohl  bekommen  ist;  hatt« 
noch  etliche  boateillen  dar?0D,  welche  monsienr  d*Hattebach  auch 
woll  bekommen  sein.  Hiemitt  ist  Ewer  schreiben  Tollig  beantwor- 
tet, bleibt  mir  nor  flberig,  zn  versichern,  daß  ich  Eflch,  liebe 
Lonise,  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


221. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raagräflSn  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersaille  den  20  November  1704. 

Hertzliebe  Amelisse,  vergangen  sontag  habe  ich  ein  brieff  in 
meiner  dochter  paqaet  vor  Lonisse  gethan;  ich  dachte,  ahn  Eflch 
auch  zn  audtwortten,  aber  die  zeit  warde  mir  zn  knrtz.  Seyder 
dem  habe  ich  noch  ein  schreiben  von  Euch  dnrch  den  prince  de 
Maabeck,  deß  prince  d'Harcour  söhn,  entpfangen,  woranß  ich  sehe, 
daß  Ihr  nun  woll  anffs  wenigst  in  der  zeit,  wen  mein  paqaet  za 
Hannover  ahnkommen,  anch  dort  sein  könnet;  derowegen  thne  ick 
dießen  brieff  in  ma  tante  paqaet,  welcher,  wie  ich  glanbe,  eher 
fiberkommen  wirdt,  alß  der,  so  in  meiner  dochter  brieff  ist  ahn 
Lonisse.  Ich  werde  hirmitt  aaff  zwey  Ewer  schreiben  andtwortten, 
fange  bey  dem  frischten  ahn.  Deß  printz  d*Harcoar  söhn  ist  zwar 
ein  fürst  vom  lotheringischen  haaß,  fflhrt  aber  den  namen  von 
prince  de  Loraine  nicht ;  dießer  nahmen  gehört  allein  meinem  enckel, 
deß  hertzogs  printzgen  von  Lotheringen.  *Dießer  heist,  wie  schon 
gesagt,  le  prince  de  Maabeck.  Seine  zwey  eiste  brflder  heist  man 
Tabbe  d'Harconrt  andt  le  prince  de  Monlor.  Dießer  jüngste  rümbt 
über  die  maßen,  wie  hofflich  Ihr  ihn  tractirt  habt.  Seine  fraw 
matter  hatt  mich  sehr  gebetten.  Euch  nndt  Lonise  ihretwegen 
aaffs  best  za  dancken.  Ein  jedes  hatt  sein  ziehl  gesetzt  nndt  ehe 
die  Stande  kommen,  stirbt  man  nicht,  wie  es  ahn  dießem  printzen 
dar  erscheindt.  Ich  glanbe  festiglich,  daß  diß  jähr  ein  camaval  za 
Hannover  sein  wirdt;  den  ma  tante  ist  expres  nach  Lntzenbarg,  aaff 
daß  die  kOnigin,  ihre  fraw  dochter,  aaff  den  camaval  nach  Han- 
nover darff;  also  zweyffele  ich  nicht,  daß  man  sachen  wirdt,  die 
königin   woll  za  divertiren.    Ich  weiß  nicht,   wie  es  kompt,  daß 


363 

meine  brieffe  über  Ltmeville  so  alt  werden ;  den  ich  «chicke  sie,  wie 
man  mir  gesagt,  daß  ich  sie  schicken  maß,  nmb  baldt  überzakom- 
men.  Hiemitt  ist  Ewer  schreiben  mitt  dem  printzen  de  Maubeck 
durchauß  beaiitwordtet.  Ich  komme  jetzt  auff  daß  vom  9  October, 
so  ich  zwar  den  tag  vorher  entpfangen,  alß  wir  von  Fontainebleau 
aufgebrochen,  aber  ohnmoglich  eher,  alß  nun,  beantworten  können. 
Valseme  war  eben  bey  mir,  wie  ich  Ewern  brieff  bekamme.  Mein 
gott,  wie  ist  der  mensch  geendert!  Hatt  vor  2  jähren  noch,  ehe 
seine  zahn  außgefahlen,  ein  schön  gesicht  gehabt,  daß  sieht  man 
ihm  woll  nicht  mehr  ahn.  Die  lufft  in  Ittallien  hatt  ihn  so  znge- 
richt.  Vielle,  so  ihn  woll  kenen,  seindt  bey  ihm  vorbey gangen, 
ohne  ihn  zu  kenen.  Er  sagt,  sie  wehren  alle  gar  ungern  von 
Franckfort  gangen.  Alle,  die  deß  königs  ungnadt  beförgt,  haben 
gnaden  entpfangen,  Tallar  ein  schon  gouvernement ,  Valsem^  ein 
ordre,  so  im  mehr  alß  2000  thaller  eintregt,  andere  haben  sonst 
waß  bekomen;  also  secht  Ihr  woll,  daß  sie  keiner  vorsprach  von 
nöhten  haben.  Ich  bin  fro,  daß  unßere  Pfaltzcr  mitt  mir  zuMeden 
sein.  Ich  erinere  beßer  meiner  jungen  jahrn  undt  der  Pfaltz,  alß 
waß  vor  10  jähren  hir  passirt.  Wie  ich  den  Salmuth  gesehen,  hatte 
er  den  degen  ahn  der  seytte;  aber  daß  ist  war,  daß  sie  nicht  hin 
dorffen,  wo  sie  wollen.  Hirmitt  ist  Ewer  altes  schreiben  auch  be- 
antwortet; werde  jetzt  ahn  Louise  audtwortten,  nachdem  ich  Euch, 
liebe  Amelise,  versichert,  daß  ich  Ewere  trewe  freündin  bin  undt 
bleibe. 

Elisabeth  Charlotte. 

222. 

A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Marly  den  13  December  1704. 

Hertzliebe  Louise,  vergangen  donnerstag  war  es  mir  ohnmog- 
lich, auff  Ewer  liebes  schreiben  vom  28  November  zu  antwortten, 
so  ich  den  vorigen  tag  entpfangen,  ein  augeriblick  vorher,  ehe  ich 
von  Versaille  weg  fuhr,umb  her  zu  kommen.  Damitt  es  mir  morgen 
aber  nicht  wider  wie  donnerstag  gehen  mag,  so  will  ich  heütte 
schreiben ;  den  morgen  muß  ich  ahn  ma  tante,  ahn  die  königin  in 
Spanien  undt  ahn  mein  dochter  antwortten,  welches  zeit  genung 
nimbt,  ohne  noch  etliche  brieffe,  so  ich  nach  Paris  schreiben  muß; 
will  also  jetzt  ordentlich  andtworten,  mein  paqnet  aber  erst  morgen 


364 

machen,  im  fall  waß  neues  vorgehen  möge,  Euch  solches  noch  zn 
berichten  können.  Ich  fürchte,  daß  der  brieff,  so  ich  Euch  über 
Lotheringen  geschrieben,  verlohren  gehen  wirdt;  den  weillen  ich  ihn 
in  der  kleinen  Rotzenhaussen  paquet  gethan,  hatt  mein  dochter  ge- 
meint, sie  müste  es  ihr  nach  Strasburg  schicken,  undt  hatt  es  auch 
gethan;  den  die  Rotzenhaussen  war  schon  mitt  dem  freOllen  von 
Furstenberg  nach  Strasburg  gereist.  Gott  weiß,  wo  der  brieff  noch 
herumb  zottlen  wirdt;  doch  hoffe  ich,  daß,  wen  es  nach  Franck- 
fort  kompt,  daß  mans  Euch  schicken  wirdt.  Ich  weiß  schon  lengst, 
daß  Landau  über  ist.  Ich  habe  es  durch  mein  dochter  eher  er- 
fahren, alß  unßer  könig  selber,  aber  nicht  sagen  mögen;  den  ich 
breitte  nicht  gern  die  bößen  zeittungen  auß.  Es  ist  ein  großer 
trost,  eine  Schwester  zu  lieben  undt  bey  sich  zu  haben.  Ich  kan 
nicht  begreiffen,  wie  ein  regulirter  rang,  alß  der  Ewerige  sein  solle, 
zn  Hannover  fehlen  kan.  Es  ist  ein  gutt  zeichen,  daß  ma  tante 
fetter  geworden  ist;  den  in  I.  L.  alter  nimbt  man  mehr  ab,  alß  zu, 
also  ein  zeichen,  daß  alles  noch  woll  stehet;  hoffe,  ob  gott  will, 
daß  I.  L.  gar  alt  werden.  Mylord  Malbouroug  muß  geendert  [sein]; 
vor  24  Jahren  war  er  einer  von  den  schönsten  mänern,  so  man  mitt 
äugen  sehen  mag.  Amelisse  andtwort  auff  mein  schreiben  habe  ich 
heütte  zu  recht  entpfangen,  werde  noch  drauff  andtwortten.  Die 
princes  d'Harcour  hatt  eine  neue  betrübtnuß;  ihr  zweyter  söhn,  der 
prince  de  Monlor,  ist  durchgangen  zu  den  Holländern.  Der  gleicht 
seinem  herr  vatter  wie  zwey  tropffen,  monsieur  de  Maubeck  aber 
der  rautter  undt  seinem  groß  vatter  auff  der  fraw  mutter  seytten. 
Es  war  meine  schuldt  nicht,  daß  monsieur  Hattenbach  so  spätt 
nach  Gassei.  Ich  habe  gar  offt  vor  ihn  solicitirt.  Er  gefeit  mir 
recht  woll,  ist  wie  die  leütte,  so  wir  alß  gutt  hießen,  ein  rechter 
ehrlicher  mensch  noch  von  den  rechten  alte  röche  von  den  Teüt- 
schen  undt  von  denen,  so  noch  auff  den  schlag,  wie  zu  unßern 
zeitten.  Sonsten  solle  nun  alles  in  Teütschlandt  geendert  sein,  man 
wirdt  sich  aber  nicht  beßer  dabey  befinden ,  alles  geendert  zu  ha- 
ben; den  waß  gutt  ist,  solle  man  laßen,  wie  es' ist.  Ich  sehe  woll, 
daß  Dir  Euch  deß  gutten  ehrlichen  Altovitis  noch  gar  woll  erinert. 
Ich  muß  noch  ahn  Amelisse  vor  der  mußiq  andtwortten  undt  es 
schlegt  8,  kan  also  nichts  mehr  sagen,  liebe  Louise,  alß  daß  ich' 
Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


365 


223. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  13  December  1704. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  mitwog  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  26  November  entpfangen  undt  heütte  daß  vom  2  De- 
cember, werde  auff  beyde  heütte  andtworten,  wo  mirs  möglich  ist; 
den  es  ist  schon  8  uhr  geschlagen  undt  umb  V«  ^^^  ^  muß  ich  in 
die  musiq ,  muß  mich  also  sehr  eyllen,  damitt  mirs  nicht  geht  wie 
vergangen  donnerstag.  Ich  fange  bey  dem  frischten  ahn.  Die  andt- 
wört  auff  mein  schreiben  hatte  keine  eyll,  konte  woll  biß  auff  die 
andere  post  verschoben  werden.  Ich  habe  von  hertzen  gelacht,  daß 
Ihr,  liebe  Amelise,  sagt,  daß  Ihr  dem  prince  de  Maubeck  nichts 
extra  gethan  habt.  Waß  weitet  Ihr  ihm  den  extra  thun?  Ich  weiß 
nicht,  ob  seine  fraw  mutter  ihn  wirdt  weg  laßen  können;  den  sie 
hatt  ein  groß  hertzenleydt ,  ihr  zweyter  söhn  ist  durchgangen  nach 
Mastricht  zu  den  Hollandern.  Daß  ist  nicht  polie  von  meinem  vet- 
tern, dem  churfürsten,  daß  er  hofflicher  ahn  mansleütten,  alß  vor 
die  damen,  ist.  Ma  tante  hatt  mir  selber  bericht,  wie  es  mitt  my- 
lord  Malbouroug  undt  dem  cronprintzen  von  Preussen  hergangen. 
Ich  kenne  madame  Bellemont  woll,  habe  sie  hir  gesehen.  Sie  redt 
possirlich  frantzösch,  Monsieur  s.  wolte  sich  alß  kranck  über  ihr 
gesprach  lachen;  man  darff  nicht  nachsagen,  den  sie  sagt  nicht 
zwey  wort,  ohne  eine  große  wtisterey  hervorzubringen.  Valsem6 
scheindt  gar  content  von  Euch  zu  sein.  Hirmitt  ist  Ewer  letztes 
schreiben  völlig  beantwortet.  Ich  komme  jetzt  auff  daß  zweyte,  so 
daß  erste  ist,  von  26  November.  Es  ist  mir  recht  lieb,  daß  ma 
tante  nicht  geendert  ist.  Louisse  schreibt,  I.  L.  wehren  starcker 
worden,  welches  auch  gar  ein  gutt  zeichen  ist.  Daß  ist  ja  woll 
billich,  daß  man  Euch  woll  tracktirt  undt  vissitten  gibt.  Man  kan 
so  hofflich  nicht  gegen  die  sein,  so  man  taglich  sieht,  alß  wen  man 
neu  ahnkompt.  Were  ich  in  Ewerm  platz,  hette  ich  lieber  keine 
vissitten,  alß  so  viel;  den  es  ist  .doch  ungemach  darbey.  Es  heist 
im  krig:  «Chacun  a  son  tour»;  die  Frantzoßen  haben  lang  die  Eng- 
lander undt  Hollander  geschlagen,  nun  sindts  sie  es  auch  einmahl. 
Die  zeit  wirdt  woll  widerkommen,   daß   sie  wider  schlagen  werden. 


366 

Adieu!   Man  rafft  mich,   in  die  musiq  zu  gehen;   kan  nur  sagen, 
daß  ich  Euch,  liebe  Amelise,  lieb  behalt. 

Elisabeth  Charlotte. 

224. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  24  Januari  1705. 

Hertzallerliebe  Louise,  ich  bin  recht  beschambt,  daß  ich  hefltte 
erst  auff  Ewer  liebes  schreiben  vom  23  December  1704  andtworte, 
aber  ich  habe  ohnmoglich  eher  dazu  gelangen  können;  den  in  dießem 
mont  ist  man  mehr  geplagt,  alß  nie,  mitt  brieffen  undt  auch  leütte. 
Wegen  deß  neue  jähr  habe  [ich]  auch  im  hauß  mehr  zu  thun;  den 
man  muß  in  dießer  zeit  alles  vemeüen,  die  rechnungen  sehen,  or- 
denancen  undterschreiben ,  suma,  man  hatt  in  dießem  monat  mehr 
zu  thun,  alß  sonst  daß  gantze  jähr.  Ich  komme  aber  auff  Ewer 
schreiben,  liebe  Louisse!  Bin  fro,  daß  mein  brieff  nicht  verlohren 
gangen.  In  dießem  augenblick  bekomme  ich  ein  gnädig  schreiben 
von  ma  tante  von  16,  worauß  ich  sehe,  daß  I.  M.  die  königin  in 
Preussen  den  selbigen  abendt  zu  Hannover  sein  solle,  welches  woÜ 
eine  große  freüde  sein  wirdt;  hoffe,  daß  Ihr  undt  Amellisse  mir 
eygendtlich  alle  divertissementen  berichten  werdet,  so  man  im  car- 
naval  haben  wirdt,  insonderheit  wie  die  liebe  königin  sich  mas- 
quiren  wirdt.  Man  meint,  daß  der  princes  d'Harcourt  zwejrtter 
söhn  geraht  nach  Wien  ist.  Er  beschwehrt,  daß  sein  herr  vatter 
undt  fraw  mutter  ihn  haben  wider  seinen  willen  geistlich  machen. 
Von  Trarbach  werde  ich  nichts  «agen,  daß  ist  zu  alt.  Ich 
glaube,  die  liebe  königin  ist  eher  kommen,  alß  man  I.  M.  erwahrt. 
Gott  gebe,  daß  daß  carnaval  mitt  lautter  lust,  freüden  undt  ver- 
gnügen möge  volbracht  werden!  Ich  höre  gern,  daß  man  sich  lustig 
macht;  bin  fro,  daß  es  Eflch  so  ergangen  ist  bey  dem  herrn  Fris- 
sendorf, hoffe,  daß  es  eben  so  woll  bey  dem  englischen  envoyes  mag 
abgangen  sein.  Englische  cavallier  so  woll  alß  frantzosche  sehen 
offt  lieber  maus-,  alß  weibsletttte^,  undt  seindt  nicht  desto  erbarer. 
Vor  den  gutten  neüjabrswuusch  dancke  ich  Euch  von  hertzen ,  liebe 
Louisse,  undt  wünsche  Euch  hergegeu  im  zeitlichen  undt  ewigen 
alles,  waß  Ewer  bertz  wünscht  undt  begehrt,  undt  versichere  Euch, 


367 

hertzliebe  Louisse,  daß  ich  Euch  all  mein  leben  von  hertzen  lieb 
behalten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 


225. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth^  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  28  Januar  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  es  mnß  mir  gangen  sein  wie  monsieur 
Jonrdain ,  so  unwißendt  presse  macht  * ,  wofern  ich  einen  philoso- 
phischen brieff  geschrieben  habe.  Madame  de  Bregie,  so  viel  ver- 
standt  hatte  andt  vor  13  jähren  gestorben,  pflegte  alß  zu  sagen: 
«Noas  vainqaons  ce  qui  est  plus  foible  que  nons,  mais  ce  quUl  y 
a  de  plus  fort,  nous  snrmonte»,  nndt  sonsten,  sagte  sie,  hete  sie  nichts 
gesehen,  aber  die  eygenlieb  macht  die  menschen  glauben,  sie  betten 
über  affecten  undt  passionen  triomphirt.  Ich  sehe  woll,  Ihr  [wollet] 
gottes  ahngesicht  schawen,  w^illen  Ihr  so  demütig  seydt  undt  glau- 
ben woldt  machen,  daß  Ihr  viel  schwachheytten  habt.  Über  andere 
leütte  zu  lachen,  ist  oft  sehr  apropo;  man  gibts  einem  aber  dichte 
wider.  Weilien  Ihr  aber  findt,  daß  alles  in  der  weit  außlachens 
wehrt  ist,  ist  Ewere  Philosophie  von  Democritte  secte.  Ich  bin 
woll  Ewerer  meinung,  liebe  Amelise,  daß  alles,  waß  zu  gottes  ehre 
geschehen  soll,  serieux  muß  sein;  aber  alles  in  der  weldt  ist  zu 
gottes  ehere,  auff  unßer  weiß  zu  reden;  den  nach  tler  gottheit  zu 
nehmen,  so  kan  man  gott  nicht  ehren;  den  die  menschen  seindt  zu 
schwach  undt  gering  gegen  gott,  umb  ihn  ehm  zu  können;  aber 
nach  unßere  art  zu  reden,  müßen  wir  unßerm  herrgott  woll  men- 
schentugendten  geben.  Also  kan  man  sagen,  daß  alles,  guttes  undt 
bößes,  zu  gottes  ehre  gereicht;  den  wie  er  die  bößen  strafft,  so 
gegen  ihm  stlndigen,  darauß  enstehet  seine  gerechtigkeit;  waß  gutts 
geschieht,  kompt  von  ihm  undt  erweist  seine  gütte;  also  geschieht 
nichts,  alß  zur  ehre  gottes.  Wer  kan  mitt  lust  lachen,^ thut  woll, 
zu  lachen;  aber  es  muß  nicht  gezwungen  sein,  sonst  stehts  übel. 
Waß  Ihr  vom  camaval  cittirt,  habe  ich  geleßen;  ich  wüste  aber 

* 

*  MolUre,  Le  bonrgeois  (eutilhomwe,  acte  11,  scdne  6  gegen  den  schloß. 


368 

nicht  mehr,  wo  ich  es  geleßen  hatte;  den  ich  habe  gar  ein  schlecht 
gedächtnaß.  Hir  were  man  nicht  so  difficille  undt  die  cavalier 
trunken  so  woU  mitt  der  canrmermagt,  alß  ihrem  freüllen,  wen  sie 
nur  coquet  ist.  Saufen  haben  sie  auch  gern;  aber  die  warheit  zu 
bekenen,  so  seindt  es  nicht  mägte,  so  sich  hir  voll  sauffen,  sondern 
leütte  von  gar  großer  qualitet.  Daß  zigen  undt  zehren  ist  all  zimb- 
lieh  der  masquen  art,  drumb  habe  ich  dießen  spaß  nie  sonderlich 
geliebt.  Mich  deucht ,  daß^  madame  de  Bellemont  in  einem  alter 
ist,  worineu  sie  die  masqueraden  woll  cntberen  könte.  Mitt  dem 
heüraht  habe  ich  gehört,  bette  oncle  Rupert  sie  betrogen;  da  hatt 
er  nicht  woll  ahn  gethan,  solle  einen  camerdiher  wie  einen  pfarher 
gekleydt  haben  undt  sie  so  geheüraht  haben.  Sie  war  gar  jung, 
wie  sie  so  ahngeführt  worden ;  oncle  Rupert  logirte  in  4hres  vatters 
hauß.  Engländer  haben  mirs  so  verzehlt;  aber  die  zeit  kompt,  daß 
ich  in  die  mußiq  muß;  werde  also  vor  dißmahl  nichts  mehr  sagen, 
alß  daß  ich  Euch,  liebe  Amelise,  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

226. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  U  Februar!  1705. 

Hertzliebe  Louise,  wie  unerhört  ich  erschrocken  bin^  auß  ma 
tante  undt  Elfterem  schreiben  vom  3  dießes  monts,  so  ich  heütte 
morgen  entpfangen  habe,  zu  vernehmen,  welch  ein  abscheuliche 
Verlust  wir  alle  ahn  der  lieben  s.  königin  in  Preüssen  gethan,  kan 
ich  Euch  nicht  außsprechen.  Liebe  Louise,  es  betrübt  mich  woll 
von  grundt  meiner  seelen  undt  setzt  mich  in  solchen  erschrecklichen 
sorgen  wegen  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  daß  ich  weder  rast 
noch  ruhe  haben  kan.  Die  äugen  thun  mir  so  wehe,  daß  ich  sie 
nicht  mehr  auffthun  kan,  undt  der  kopff  auch;  den  seyder  heütte 
morgen  uftib  ein  viertel  auff  12  biß  nun,  da  es  nahe  bey  Ö  ist, 
habe  ich  nicht  aufgehört  zu  weinen.  Ich  kan  ahn  ma  tante  ihren 
standt  ohne  graußen  nicht  gedencken  undt  sie  erbarmbt  mich  so 
erschrecklich,  daß  es  mir  schir  daß  hertz  bricht,  undt  bin  noch 
darzu  in  continuirlichen  sorgen.  Gott  der  allmächtige  wolle  unß 
bejstehen  undt  ma  tante  trost  verschaffen  undt  I.  L.  diß  unglück 


369 

helffen  überstehen  UDclt  sie  erhalten!  Ach,  mein  gott,  die  liebe  kö- 
nigin  s.  hatt  mir  in  allen   occassionen  so  viel  gnadt  undt  freündt- 
schafft  erwießen,  daß  ich  sie  recht  von  grundt  meiner  seelen  lieb 
hatte  undt  regrettire.     Sie  ist  nicht  unglücklich,  ruhig  undt  seelig 
gestorben  zu  sein ;  aber  wen  sich  nur  ma  tante  trösten  könte !  Wen> 
ich  ahn  dero  großen  verstandt  undt  fermet6  gedencke,  so  hoffe  ich, 
daß  I.  L.  diß  abscheuliche  Unglück  überstehen  werden ;  wen  ich  aber 
gedencke,   daß  mitt  dießem   todt   alle   ihre  freüde  dahin  ist  undt 
welche  eine  unaußsprechliche  tendresse  sie  vor  die  seelige  königin 
gehabt,   so   förchte  ich,    daß  ihr  hertz  es  nicht  würde  außstehen 
können.    Gott  wolle  unß  gnädig  davor  bewahren  I    Ich  wolte  lieber 
gleich  in  dießem  augenblick  sterben,  alß  dießes  Unglück  zu  erleben. 
Ewer  brieff  war  gar  nicht  confüs  geschrieben,  ob  Ihr  zwar  so  viel 
zu  thun  habt,  wie  ich  leicht  gedencken  kan.    Ich  bitte  Euch,  liebe 
Louisse,    wen   Ihr  I.   L.    den  churfürsten   von   Braunsweig   wider 
sehet,  macht  ihm  doch  mein  compliment  undt  sagt  I.  L.,  wie  hertz« 
lieh  ich  mitt  part  in  dießem  abscheulichen  unglück  nehme,  wie  auch 
ahn   patte  undt  hertzog  Ernst  August!    Es  ist,   so  zu  sagen,  ein 
glück,   daß  ma  tante  nicht  bey  dießem  trawerigen  spectacle  gewe- 
ßen;  sie  hette  es  ohne  sterben  nicht  außstehen  können;  zudem  so 
würde  es  der  sterbenden  königin   auch  zu  nahe  gangen  sein,  undt 
glaube  nicht,   daß  sie  ihre  fermet^  gegen  ma  tante   threnen  hette 
halten  können.    Ach,   liebe  Louisse,   ich  acceptire  die  offre   gern, 
daß  Ihr  mir   fleißig  schreiben   mögt..  Man  helt  mir  meine  brieffe 
auff  hir;   daß,   so  ich  gestern  hette  haben  sollen,   ist  noch  nicht 
ahnkomen  undt  die,  so  ich  heute  entpfangen,  hette  ich  schon  ver- 
gangen montag  oder  dinstag  haben  sollen.    Ewere  schreiben,  liebe 
Louisse,   seindt  so  exact,   daß  man  gantz  in  ruhen  ist  undt  woU 
sieht,  daß  man  recht  erfahrt,  wie  die  Sachen  stehen;  also  wirdt  es 
mir  ein  rechter  trost  sein,  brieffe  von  Euch  zu  bekommen.    Mein 
gott,  warumb  hatt  gott  der  almächtige  mich. nicht  eher,  alß  dieße 
liebe   königin,   genohmen,   woran   ma  tante   noch  lang  trost   undt 
freüde  hette  haben  können?   Undt  ich  bin  ja  zu  nichts  nicht  nutz 
undt  habe  lang  genung  gelebt.    Aber  man  muß  woll  wollen ,   waß 
gott  will,   undt  sich  in  seinem  h.  willen  ergeben,  in  deßen  schütz 
ich  Euch  hirmitt  befehle  undt  versichere  Euch,  liebe  Louisse,  daß 
ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

Briefe  der  Friiuessin  EUeabeth  Charlotte.  «2A^ 


370 

P.  S. 

Ich  sage  nichts  aaff  Ewer  schreiben  vom  30  Jannari,  so  ich 
vergangen  sontag  entpfangen;  den  es  ist  leyder  nichts  mehr  dar- 
anff  zu  sagen. 

227. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth;  raugrafin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Vers&ille  den  14  Februar  1705. 

Hertzliebe  Amelisse,  ob  ich  zwar  so  betrübt  undt  erschrocken 
bin  über  der  betrübten  zeittung  von  dem  unvermuhten  undt  schleu- 
nigen todtsfall  der  seeligen  kOnigin  in  Preüssen,  so  ich  heütte  mor- 
gen durch  ein  brieff  von  ma  taute. undt  Ewer  Schwester  erfahren, 
daß  ich  schir  nicht  weiß,  waß  ich  thue  oder  sage,  so  will  ich  doch 
auff  Ewer  liebes  schreiben  vom  30  Januar  andtwortten.    Mein  gott, 
welch  ein  carnava!  ist  dießes  undt  wie  bin  ich  in  sorgen  vor  ma 
tante,   die  fraw  churfürstin!    Also  könt  Ihr  woll  gedencken,  liebe 
Amelisse,  daß  ich  ohnmöglich  auff  comedien  undt  alle  lustige  sagen 
andtwortten  kan.    Alieweill  spilt  man  drunten  commedie,   aber  Ihr 
könt  woll  gedencken,  daß  ich  nicht  lust  habe,  hin  zu  gehen;  habe 
ohnmöglich  eßen  können  zu  mittag ,  bin  recht  von  grundt  der  See- 
len betrübt  undt  in  sorgen,   kan  Euch   also  vor  dießmabl  nichts 
mehr  sagen,  alß  wie  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

228. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz^  a  Hannover. 

Marly  den  19  Februari  1705. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  dinstag  habe  ich  erst  Ewer  lie- 
bes schreiben  vom  6  dießes  monts  entpfangen.  Es  ist  ein  ellendt, 
wie  man  mitt  den  brieffen  umbgeht.  Zu  monsieur  de  Louvois  zeit- 
ten  laße  man  alle  brieffe  sowoll  alß  nun,  aber  man  liefferte  sie 
doch  zu  rechter  zeit.  Nun  aber  daß  cröttel  der  Torcy  die  post 
hatt,  zergt  es  einem  unerhört  mitt  den  brieffen  undt  ich  habe  mein 
leben  keine  größere  ungedult  gehabt,  brieffe  von  Hannover  zu  ha- 
beD,   alB  nun;   den  es  ist  mir  gar  zu  bitter  angst  vor  ma  tante, 


371 

die  fraw  churfürstin,  in  dießem  Unglück,  so  I.  L.  begegnet  ist.  Es 
ist  woll  kein  wunder,  daß  dero  miltz  geschwollen  ist;  wie  könte 
daß  änderst  sein  bey  einer  so  erschrecklichen  -  betrübtnuß !  Gott 
seye  danck  nur,  daß  daß  fieber  außgef)lieben !  Den  kein  härterer 
stoß  hette  in  der  weldt  kommen  können.  Zu  Ewereu  gutten  wünsch, 
liebe  Louisse,  zu  ma  tante  gesundtheit  sage  ich  von  hertzen  amen, 
undt  gott  wolle  unß  gnädig  erhören  undt  I.  L.  noch  lange  jähren 
erhalten]  Es  ist  leicht  zu  begreifen,  daß  der  könig  in  Preüssen 
betrübt  über  seiner  gemahlin  Verlust  ist;  sie  meritirte  es  woll. 
Wen  die  printzes  von  Anspach  in  ihrer  kranckheit  diß  unglück 
vernimbt,  mögte  der  schrecken  hirüber  woll  den  garauß  machen. 
Gott  gebe,  daß  Ewer  erster  brieff  mir  bericht,  daß  ma  tante  wider 
beßer  ist!  Bitte,  schreibt  mir  alß  fleißig  undt  seydt  versichert,  daß 
ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte ! 

Elisabeth  Charlotte. 

229. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  22  Februari  1705. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  kan  Euch  nicht  genung  dancken,  mir 
so  fleyßig  zu  schreiben;  den  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  spricht 
selten  von  I.  L.  gesundtheit.  Es  ist  woll  kein  wunder,  daß  ma 
tante  mattigkeit  verspürt.  So  lang  der  husten  gewehrt,  glaube  ich, 
daß  I.  L.  woll  gethan,  keinen  wein  zu  trincken;  nun  der  husten 
gantz  vorbey,  wirdt  der  wein  I.  L.  beßer  bekommen.^  Clistir  seindt 
gutt  vor  daß  miltz;  Ihr  sagt  aber  nicht,  womitt  man  ma  tante  ge- 
schmirt  hatt.  Nichts  in  der  weldt  ist  ungesunder,  alß  die  betrüb- 
[nis];  deßwegen  bin  ich  auch  so  sehr  in  sorgen  von  I.  L.  Nichts 
ist  touchanter,  alß  eine  rechtmäßige  betrübtnuß  zu  sehen;  kan  also 
leicht  begreiffen,  wie  es  Euch  zu  muhte  geweßen,  ma  tante  so  el- 
lendt  thun  zu  sehen.  Listige  leütte  von  natur  jamern  noch  mehr ; 
den  da  sieht  man  so  gerade  den  zwang,  so  die  betrübtnuß  der  na- 
tur ahnthut,  undt  waß  schmertzen  man  entpfinden  muß.  -Mich  wun- 
dert, daß  I.  L.  der  churfürst  ma  tante  nicht  anderwerts  hinge- 
führt hatt  nach  der  königiu  todt ;  den  in  demselben  hauß  zu  bleiben, 
wo  der  todten  cörper  ist,  muß  all  augeiiblick  die  betrübnuß  ver- 

24* 


372 

netten;  den  man  muß  allezeit  etwaß  hören  oder  sehen,  so  dieße 
trawerige  sach  betrifft.  Patte  hatt  groß  recht,  zu  wollen,  daß  ma 
tante  nach  Zelle  solle.  I.  L.  seindt  woll  der  beste  herr  von  der  weit. 
Es  ist  mir  lieb,  za  vernehmen,  liebe  Loaisse,  daß  Ihr  Euch  so  woll 
von  Ewerm  bößen  halß  courirt  habt;  hir  klagens  auch  viell  leütte. 
Wen  aber  der  königin  s.  kranckheit  von  ihrem  fall  kommen  von 
vorm  jähr,  so  war  da  kein  mittel  zu.  Der  schnupen  ist  nicht  nn- 
gesundt,  wirdt  Euch  eine  kranckheit  salviren.  Es  ist  mir  auch 
lieb,  daß  Amelisse  auß  gefahr  ist;  bitte,  woldt  es  ihr  sagen  undt 
sie  von  meinetwegen  ambrassiren.  Von  kleinen  mittein  halte  ich 
mehr,  alß  vom  purgiren  undt  aderlaßen,  aber  mitt  allen  den  reme- 
dien  entgeht  man  der  stunde  nicht,  die  einem  der  allmächtige  be- 
stimbt  hatt.  Sich  in  die  Schickung  des  allerhögsten  zu  ergeben,  ist 
daß  beste,  in  deßen  schütz,  liebe  Louisse,  ich  Euch  auch  befehle, 
undt  so  lang  ich  lebe,  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  recht  lieb  be- 
halten werde! 

Elisabeth  Charlotte. 

230. 
A  mad.  Louise  ^  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  26  Februar!  1705. 

Hertzliebe  Louise,  gott  dem  allmächtigen  seye  ewig  lob  undt 
danck,  daß  es  sich  so  woll  mitt  ma  tante,  der  fraw  chnrfllrstin, 
wider  beßert!  Es  ist  gewiß,  daß,  wen  man  gutte  mittel  apropo 
braucht,  daß  sie  woll  bekommen  können.  Ma  tante  ist  von  einem 
so  gar  guttem  temperament  undt  haben  ihr  leben  so  wenig  ge- 
braucht, noch  zu  brauchen  nöhtig  gehabt,  also  alleß,  waß  ihnen 
gutt  ist,  gleich  operiren  kan;  fange  also  ahn,  wider  trost  zu  faßen 
undt  mich  nicht  mehr  nacht  undt  tag  zu  angstigen  wegen  I.  L.,  wie 
ich  im  ahnfang  gethan.  Ich  wolte,  daß  mau  zu  Hannover  gethan 
hette,  wie  es  hir  im  landt  der  brauch  ist;  da,  so  jemandts  stirbt, 
bleiben  keine  verwanten  im  hauß,  man  fährt  gleich  weg.  Wolte, 
daß  man  ma  tante  auch  gleich  weg  geführt  hette  undt  nicht  wider 
ins  hauß  gebracht,  biß  die  leiche  weg  ist.  Ich  förchte  die  entre- 
veüe  vod  cronprintzen  von  Prettssen.  Es  ist  woll  ein  zeichen  von 
einem  gutten  gemüht,  daß  dießer  printz  so  touchirt  ist  über  seiner 
fraw  mutter;  junge  leütte  von  dem  alter  seindt  ordinari  nicht  so 


373 

entpfiodtlich.  Ich  kan  nicht  wißen,  wo  meine  brieffe  bleiben;  den 
ich  manquire  keine  eintzige  post,  za  schreiben;  aber,  liebe  Louisse, 
meine  brieffe  können  nicht  auffmuntem.  Wan  mans  recht  bedenckt, 
weiß  man  gar  nicht,  waß  aaß  einem  wirdt  nach  dießem  leben,  undt 
(den  glauben  apart)  so  ist  es  gar  kein  trost,  sicher  zu  wißen,  daß 
man  baldt  wie  die  sein  wirdt,  so  man  todt  vor  sich  sieht;  contrarie, 
es  ist  betrübt.  Raisoniren  hiifft  nichts  bey  den  betrübten;  man 
muß  gott  undt  die  zeit  walten  laßen,  nur  suchen,  offt  von  andern 
Sachen  zu  reden  undt  die  betrübte  gedancken  zu  interumpiren;  daß 
ist,  waß  man  ahm  besten  thun  kan.  Ich  muß  mich  aber  eyllen; 
den  ich  habe  dießen  abendt  noch  4  große  brieff  zu  schreiben  undt 
es  schlegt  alleweill  7  uhr.  Der  könig  hatt  heütte  gar  spät  zu  mit- 
tag geßen;  es  war  2  uhr  geschlagen,  wie  I.  M.  sich  ahn  taffei  ge- 
setzt. Sie  haben  den  hirsch  dießen  morgen  gejagt,  die  jagt  war 
lang  undt  nicht  hübsch  undt  der  windt  sehr  kalt.  Adieu!  Ich  am- 
brassire  Euch,  liebe  Louisse,  undt  Amelisse  auch  undt  behalte  Ej!kch 
beyden  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

231. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Versaille  den  5  Mertz  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangenen  dinstag,  wie  ich  zu  Paris  bey 
meinen  kindtskindern  wäre,  habe  ich  Ewer  schreiben  vom  26  Fe- 
bruari  zu  recht  entpfangen.  Louise  hatte  mir  geschrieben,  daß  Ihr 
nach  dem  s.  absterben  der  lieben  undt  schönnen  königin  in  Preüssen 
auch  kranck  geweßen  seydt.  Daß,  meinte  ich,  bette  Euch  ahn 
schreiben  abgehalten;  bin  fro,  daß  Ihr  wider  gesundt  seydt.  Mein 
leben  hatt  mich  nach  Monsieur  s.  todt  nichts  mehr  erschreckt  undt 
bestürtzt,  alß  dießer  schönnen  königin  so  geschwinder  todt,  welchen 
ich  woll  von  grundt  meiner  seelen  beweint  habe.  Es  ist  woU  war, 
liebe  Amelise,  daß  dießes  sehr  moralisiren  macht.  Waß  Euch  da- 
bey  eingefallen,  gemandt  mich  ahn  daß  lutherische  todtenliedt,  daß 
ich  offt  gesungen,  wie  ich  zu  Hannover  war. 

Heütt  seindt  wir  schön,  gesundt  und  starck^ 
Morgen  todt  und  ligen  im  sarck» 


374 

HeQtt  blühen  wir  wie  die  roßen  rot, 

Baldt  kranck  undt  todt. 

Ist  allenthalben  müh  undt  noht. 

Ich  kan  nicht  begreiffen,  warumb  man  ma  tante  nicht  gleich 
anß  dem  hauß  geführt  hatt,  so  baldt  sie  ihr  nnglück  erfahren;  den 
in  demselben  hauß  zu  sein,  wo  der  todten  corper  ist,  daß  ist  et- 
waß  abscheuliches,  so  die  betrübtnuß  stündtlich  verneüern  muß. 
Ich  bin  lenger,  alß  10  nachte,  geweßen,  daß  ich  nicht  habe  schlaf- 
fen können  auß  ängsten  vor  ma  tante,  die  fraw  churfttrstin,  biß  ich 
vernohmen,  daß  es,  gott  lob,  beßer  wirdt.  Es  ist  beßer,  liebe 
Amelisse,  daß  ma  tante  sich  nicht  zwingt  undt  ihre  threnen  fließen 
lest,  alß  wen  I.  L.  sich  verhalten  solte,  welches  gar  ungesundt 
were.  Ach,  hette  ich  die  wähl  können  haben,  würde  ich  auch  woll 
vor  dieße  liebe  köuigin  gestorben  sein;  den  die  königin  hette  ma 
tante  über  mich  trösten  können,  ich  kan  I.  L.  aber  nicht  über 
dieße  ahngenehme  königin  trösten,  leyder;  aber  gott  der  allmach- 
tige hatt  es  so  vorsehen,  dem  man  woll  still  halten  muß  undt  sich 
in  seinem  h.  willen  ergeben.  Es  graust  einem,  wen  man  ahn  die- 
ßem  carnaval  gedenckt.  Es  ist  keine  albertet,  nichts  lustiges  vor- 
zubringen, liebe  Amelisse,  wo  nichts  alß  trawerige  sujetten  vor- 
handen sein.  Es  wäre  unmenschlich,  solch  unglück  nicht  zu  ent- 
pfindten.  Adieu,  liebe  Amellisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch 
recht  lieb  behalte  werde!  Aml)rassirt  Louise  von  meinetwegen! 

Elisabeth  Charlotte. 

232. 

A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille,  sambstag  den  7  Mertz. 

Hertzliebe  Louise,  heütte  morgen  habe  ich  zwey  von  Eweren 
lieben  schreiben  auff  einmahl  bekommen,  daß  vom  24  undt  27  Fe- 
bruar! ;  werde  heütte  auff  daß  frischte  andtwortten.  Finde  ich,  wen 
meine  andtwort  fertig  wirdt  sein  undt  ich  auch  ahn  Amelisse  werde 
geschrieben  haben  undt  mir  noch  zeit  überig  bleibt,  werde  ich  daß 
erste  auch  beantwortten,  wo  nicht,  so  werde  ich  es  vor  zukünfftigen 
donnerstag  sparen.  Ihr  macht  mich  gantz  stoltz,  daß  Ihr  mir  sagt, 
liebe  Louisse,  daß  mein  woUmeinendt  compliment,   so  ich  Euch  ge* 


875 

betten,  ahn  I.  L.  den  cbnrfttrsten  nndt  hertzog  Ernst  Angnst  zn 
machen,  so  gar  güttig  ist  auffgenohmen  worden.    Es  ist  war,  daß 
hertzog  Ernst  August  sich  überall  sehr  beliebt  macht;  hir  hatt  man 
auch  mehr  von  I.  L.  gehalten,  alß  vom  churfürsten;  sein  herr  bru- 
der.    Es  ist  woU  kein  wunder,  daß  er  über  die  königin,  seine  fraw 
Schwester,  betrübt  geweßen.    Wen  es  auch  nur  daß  spectacle  ge- 
weßen  were,   ein  schön  jung  mensch   so  in  3  tagen  gesundt  undt 
todt  zu  sehen,   so  solte  es  einem  zu  hertzen  gangen  sein,  will  ge- 
schweygen  dan  eine  geliebte  Schwester.  Ich  bin  froh,  daß  der  chur- 
fürst  undt  dießer  hertzog  sich  wider  erholt  haben;   den  also  werden 
sie  desto  fähiger  sein,  ma  tante,  der  fraw  churfürstin,  trost  einzu- 
sprechen.   Die  Posten  gehen  bitter  übel,  man  kan  sich  gar  nicht 
drauff  verlaßen.    Daß  tröst  recht,    daß  Ihr  mich  versichert,   daß 
ich  nun  ruhiger  sein  kan.  Ich  wolte  aber  gern,  daß  ma  tante  nicht 
zu  Hannover  im  hauß  were,  wen  die  betrübte  ceremonie  vorgehen 
wirdt,  daß  man  den  königlichen  cörper  hohlen  wirdt.    Ich  bin  fro, 
daß  ma  tante  wider  unter  die  leütte  kompt;   den  sie  ist  der  ein- 
sambkeit  nicht  gewont  undt  einsam  sein  erhelt   die   trawerigkeit. 
Sagt  man  nun  die  audientzcammer?    Zu  meiner  zeit  sagte  man  die 
pressentz;   oder  ist   es   noch  etwaß   änderst?    Gott   bewahre   unß 
gnädig  vor  ferrierm  unglücklichen  fall !    Ich  forchte  abscheulich  vor 
ma  tante  die  trawerige  ahnkunfft  vom  marchalck  von  Berlin  undt 
man  hatt  groß  recht,  ma  tante  zu  persuadiren,  nach  Zel  zu  gehen. 
Ich  hoffe,  Hamerstein  wirdt  mich  nicht  vergeßen  bey  seinem  herrn; 
den  ich  bin  ja  von  seiner  allerälsten  kundtschafft  undt  habe  ihn  offt, 
wie  er  noch  ein  kindt  war,  herumbgeschlept  zu  Iburg  undt  zu  Os- 
sen.    Amelisse  brieff  ist  fertig,  aber  morgen  hoffe  ich  auff  Ewer 
erstes  liebes  brieffgen  zu  andtwortten  nach  der  predig;   den  heütte 
ist  es  zu  spat,  ich  muß  nüber  zu  nachteßen  bey  dem  könig. 

Sontag  den  8  Mertz  umb  6  abendts. 

Ich  habe  alleweill  mein  brieff  ahn  ma  tante,  die  fraw  churfür- 
stin, außgeschrieben.-  Nun  will  ich  mein  versprechen  halten  undt 
auff  Ewer  schreiben  vom  24  Februar  andtwortten,  liebe  Louise! 
daß  nur  noch  sagen,  daß  ich  heütte  auch  noch  einen  großen  briöff 
ahn  die  königin  in  Spanien  geschrieben  habe.  Wie  konte  es  änderst 
möglich  sein,  liebe  Louisse,  alß  daß  ich  große  ängsten  vor  ma 
tante  außstehe,  I.L.  in  einen  so  gar  erschrecklichen  undt  erbarmb^ 


376 

liehen  standt  zu  wißen,   welches  gar  gefahrlich  ist?   den  nichts  ist 
dem  menschen   schadtlicher   vor   die   gesundtheit,   alß   übermäßige 
[betrübnis].    Zudem    so   war   mirs  auch  recht  leydt  vor  die  köni- 
gin  8.  selber;   I.  M.  hatten  mir  in  allen  occassionen  große  freündt* 
schafft  erwießen.     Zudem   so  ist  es   genung,   daß  sie  oncles  undt 
mein  hertzlieb  ma  tante  tochter  war,  umb  sie  herzlich  lieb  zu  ha- 
ben.   Es  ist  woll  eine  große  gnade,    so  unß  gott  der  allmächtige 
gethan,  unßere  liebe  tante,   die  fraw  charfürstin,  zu  erhalten.   Gott 
stehe  unß  ferner  bey !  Det  nahmen  von  Sybourg  ist  mir  nicht  unbe- 
kandt,  ich  mag  ihn  vielleicht  gesehen  haben.    Ich  bin  in  einer  un- 
gedult,  daß  ichs  schir  nicht  außstehen  kan,  alle  die  trawerige  cere- 
monien  zum  endt  zu  wißen,   undt  wolte  gern,   daß  ma  tante  eine 
reiße  nach  Zel  thäte.    Ich  kan  leicht  begreiffen,  wie  Dir  alle  mitt 
ma  tante  geweint  habt;  von  dem  recit  sein  dt  mir  gleich  die  äugen 
übergangen,  will  geschweygen  den,  wen  ich  es  selber  gesehen  hette. 
Ich  bin  doch  fro,    daß   mav  tante   sich   resolvirt,   wider  leütte  zu 
sehen   undt  pressentz   zu   halten.      Ma  tante   ist   der   elnsambkeit 
nicht  gewont,   weren  gewiß  kranck  vor  melancoley  geworden,   wen 
sie  daß  betten  gewohnen  wollen.   Es  stundt  in  Ewerm  letzten  brieff 
vom  27  Februar,   daß   ma  tante   beßer  were.    Ihr  thut  gar  woll, 
I.  L.  nie  allein  zu  laßen ;  den  es  ist  gar  gewiß,  daß  sich  die  trawe* 
rigkeit  mitt  der  einsambkeit  vermehret;  leßen  ist  nicht  so  gutt,  alß 
sprechen.    Ich  dancke  Euch,  liebe   Louise,  meine  commission  bey 
I.  L.  den  churfürsten  undt  hertzog  Ernst  August  abgelegt  zu  haben; 
bin  fro,  daß  es  Euch  ein  freündtlicher  gesiebt  vom  churfürsten  zu 
wegen  gebracht  hatt.    Ich  habe  I.  L.  nun  lieber,  ^Iß  ich  sie  gehabt, 
habe.    Weillen  er  so  viel  sorg  undt  freündtschafft  ahn  seine  fraw 
mutter  erweist,  muß  der  herr  doch  ein  gutt  gemühte  haben;   bin 
also  fro,  daß  er  wider  woll  ist.    Verstandt  hatt  der  churfürst,   d^ß 
ist  gewiß;  er  ist  aber  trucken  undt  mißtreüisch  undt  daß  zieht  die 
leütte  nicht  ahn  sich.    Ihr  habt  woll  recht,  zufrieden  zu  sein,  daß 
der   churfürst  keinen  Widerwillen  gegen  Euch  hatt.    Gar  vergnügt 
wirdt   ma   tante  nach  dero  Verlust  nicht  leben  können.    Wen  sie 
gott  nur  gesundt   erhelt  undt  daß  sie  nicht  melancolische  werden! 
Li«be  Louise,  ich  führe  so  ein  stilles  traweriges  leben,  daß  ich  es 
ohne  regret  quittiren  könte;  insonderheit  wen  es  ma  tante  nutzen 
könte,   würde  ich  warlich  mitt  freüden  sterben,   undt  die  liebe  s. 
königin  würde  schon  mittel  gefunden  haben ,  ttber  miph  zu  trösten, 


377 

wie  vor  2  jähren  über  hertzog  Christian ;  aber  ich  kan  leyder  ma 
tante  mitt  nichts  trösten.  Es  ist  war,  daß  ich  gar  einen  knrtzen 
athem  bekomme;  daß  macht  meine  unerhörte  fettigkeit.  Ich  erwart, 
wie  es  der  allmächtige  mitt  mir  schicken  will.  Ich  hoffe,  ob  gott 
will,  ohne  mühe  zu  sterben,  nndt  habe  auch  keine  [lust],  zu  leben. 
Ich  bin  Euch  näher,  alß  die  s.  königin  Euch  war,  liebe  Louise! 
also  billig,  daß  Ihr  mich  ungerner  verliehrt,  aber  die  s.  königin  war 
ma  tante  naher,  alß  ich  ihr  bin.  Jedoch  glaube  ich,  daß  sie  sie 
[nicht]  mehr  geehret  undt  respectiret  hatt,  alß  ich  thue  undt  all 
mein  leben  thun  werde.  Euch  habe  ich  von  hertzen  lieb,  sage  Ettch 
großen  danck  vor  E.were  gutte  wünsche.  Gesundt  kan  ich  woll  hir 
leben,  aber  vergnügt  ist  eine  andere  sach;  aber  man  muß  woll 
allezeit  mitt  dem  standt  zufrieden  sein,  wo  unß  gott  der  allmäch- 
tige in  setzt.  Ich  bin  der  trawerigkeit  so  gewondt,  daß  sie  mir 
weniger  schadet,  alß  ahn  andere  leütten;  es  ist  mir  damitt  gangen 
wie  Mytridatte  mitt  dem  gifft,  es  kan  mich  nicht  mehr  umbs  leben 
bringen.  Aber  Ihr,  liebe  Louisse,  die  nicht  so  sehr  dran  gewont 
seydt,  schondt  Euch  beßerl  Alles  ist  von  ewigkeit  her  von  gott 
ordinirt,  waß  unß  menschen  geschehen  solle.  Gutte  tage  zu  haben 
oder  nicht,  stehet  nicht  bey  unß,  sondern  wie  unßer  herrgott  es 
über  unß  vorsehen  hatt,  in  deßen  schuts  ich  Euch  befehle,  liebe 
Louise,  undt  so  lang  ich  in  dießec  eilenden  weit  leben  werde,  werde 
ich  Euch  von  hertzen  lieb  .behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 


233. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  7  Mertz  1705. 

• 

Hertzliebe  Amelise,  heütte  morgen  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  27  Februar  zu  recht  entpfangen.  Es  ist  woll  waß  rares, 
wen  man  mir  die  brieffe  so  baldt  überliffert.  Mein  gott,  wie  gern 
wolte  ich,  daß  man  der  lieben  s.  königin  cörper  schon  mitt  allen  ihren 
leütten  weg  geführt  hette  undt  daß  ma  tante  nichts  mehr  davon 
sehen  mögte!  Auch  wolte  ich,  daß  ma  tante  auß  dem  hauß  sein 
könte,  wen  die  letzte  ceremonie  vorgehen  wirdt;  den  daß,  fürchte 


378 

ich  abscheulich,  wirdt  alle  trawerigkeit  wider  vernettern.  Man  muß 
nichts  gegen  der  trawerigkeit  sagen;  den  daß  hilft  zu  nichts,  alß 
nur  die  betrübten  oDgedaltig  zn  machen.  Man  muß  ihnen  von 
gantz  waß  änderst  vorsprechen,  damitt  man  sie  nnvermerckter  weiß 
von  den  trawerigen  gedancken  abzieht.  Aber  waß  madame  de  Lon- 
geOil  gesagt,  konte  woll  war  sein;  allein  es  ist  doch  hart  zn  sagen, 
deucht  mir.  Die  hertzogin  von  Hannover  hatte  keine  große  nrsaeh 
gehabt,  betrübt  über  ihren  herrn  zn  sein;  er  hatt  übel  mitt  I.  L. 
gelebt.  Daß  die  königin  s.  gern  lastig  mitt  ihren  herrn  bmder 
war,  daß  ist  ja  billig  geweßen.  Alles  hatte  seine  zeitt  nndt  sie 
hatte  ja  auch  die  ihrige ,  bey  ihrer  fraw  mutter  zu  sein.  Es  jam- 
mert mich,  daß  der  könig  in  Prenssen  so  betrübt  ist.  Ich  zweyffle 
sehr,  daß  der  könig  in  Preüssen  noch  zwey  söhn  bekommen  solle, 
wie  ich  von  dießem  könig  habe  reden  hören.  Reich  nndt  könig 
wirdt  mehr  gewünscht,  alß  eine  schönne  taille;  den  von  gesiebt  ist 
der  könig  in  Prenssen  nicht  heßlich,  ich  habe  sein  contrefait.  Ich 
glaube  wie  Ihr,  daß  er  sich  wider  heürahten  wirdt,  undt  mögte 
woll  die  witwe  von  Schweden  nehmen.  Alles,  waß  Ihr  mir  sagt, 
liebe  Amelise,  ist  gar  nicht  doppelt.  Ewer  Schwester  hatt  mir  kein 
wordt  davon  gesagt  undt  Ihr  thut  mir  den  grösten  gefallen  von  der 
weit,  frey  zu  reden,  bin  Euch  davor  verobligirt;  den  daß  halte  ich 
vor  ein  vertrawen,  so  Ihr  zu  mir«  habt,  welches  mich  Euch  noch 
lieber  macht  haben.  Drumb  bitte  ich  Euch,  liebe  Amelise,  last 
Euchs  nicht  gerewen  undt  continuirt,  so  zu  schreiben!  Ich  gestehe, 
daß  dießer  königin  todt  mir  recht  zu  hertzen  gangen ;  nun  ich  aber 
sehe,  daß  ma  tante,  gott  sey  danck,  wider  woll  wirdt,  gebe  ich 
mich  auch  wider  zufrieden  undt  in  den  willen  gottes.  Es  muß  ein 
gelehrter  man  geweßen  sein,  der  der  königin  in  Prenssen  oroscope 
gestelt  hatt;  aber  ich  wolte,  daß,  weillen  diß  unglück  ja  hatt  sein 
sollen,  daß  es  zu  Berlin  geschehen  were.  Ich  bin  fro,  daß#Ihr 
Ewers  bößen  halß  quit  seydt;  man  hatt  ja  so  viel  gutts  gurgel- 
waßer,  daß  soltet  Ihr  brauchen,  liebe  Louisse!  Hiemitt  ist  Ewer 
schreiben  durchauß  beantwordt;  hoffe  undt  wünsche,  daß  mein 
brieffEüch  in  gutter  undt  volkommener  gesundtheit  ahntreffen  möge, 
undt  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte  undt 
apabrassire ! 

Elisabeth  Charlotte, 


879 


234. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  15  Mertz  1705. 

Hertzliebe  Louise,  Ihr  tuht  mir  einen  rechten  gefallen,  fort  zu 
fahren  zu  schreiben  undt  mir  ma  tante  standt  undt  gesundtheit  zu 
berichten.  Daß  I.  L.  noch  taglich  weinen,  ängstet  mich;  den  ob  sie 
schon  nun  nicht  kranck  sein,  kan  es  doch  auff  die  lenge  kein  gutt 
thun;  den  es  ist  gantz  gegen  ma  tante  natur,  trawerig  zu  sein. 
Miltzsüchtigen ,  wie  ich  bin,  denen  kans  nicht  so  viel  schaden;  den 
es  feit  in  ihre  natur;  aber  die,  so  von  natur  gar  lustig  sein,  greifit 
es  viel  harter  ahn.  Ich  wolte,  daß  sie  von  ort  endern  könten  undt 
irgendts  hingehen,  wo  sie  die  liebe  königin  nie  gesehen.  Ich  zittere 
vor  ängsten,  wen  ich  dencke,  wie  der  abzug  von  der  königlichen 
leiche  alles  wider  verneüern  wirdt.  Mich  verlangt  unerhört,  wie 
daß  wirdt  abgelpffen  [sein].  Ich  bitte,  liebe  Louise,  schreibt  mirs 
doch,  so  baldt  möglich  sein  wirdt!  Nichts  in  der  weldt  endert  den 
humor,  alß  große  Verlust  undt  betrübtnuß.  Seyder  ich  I.  G.  den 
churfürsten,  mein  herr  vatter  s.,  wie  auch  meinen  armen  bruder 
undt  fraw  mutter,  verlohren,  finde  ich  woll  in  mir  selber,  daß  ich 
nicht  mehr  bin,  wie  ich  vorher  geweßen.  Mein  söhn,  so  ich  ver- 
lohren, ginge  mir  auch  abscheulich  zu  hertzen.  Zu  alle  wünsche, 
so  Ihr,  liebe  Louise,  vor  ma  tante  thut,  sage  ich  von  hertzen 
amen.  Ich  bin  Euch  auch  sehr  verobligirt,  mir  so  viel  guts  zu 
wünschen.  Gott  behtitte  mich  nur  vor  ferner  betrübtnuß!  ahn  freü- 
den  dencke  ich  nicht  mehr.  So  lange  ich  aber  leben  werde,  seydt 
versichert,  daß  ich  Euch  sehr  lieb  behalten  werde! 

Elisabeth  Charlotte. 


235. 
A  mad.  Louise ,  nraugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  19  Merte  1705. 

Hertzliebe  Louise,  die  posten  gehen  doller,  alß  nie.    Gestern 
habe  ich  Ewern  lieben  brieff  ^n  3  erst  entpfangen,  nachdem  ichi 


880 

schon  auff  daß  vom  6  vergangen  sontag  geantwortet  habe;  aber 
weillen  es  nicht  zu  endern  stehet,  will  ich  weytter  nichts  davon  sa- 
gen. Seydt  versichert,  liebe  Louise,  daß,  wen  es  mir  möglich  sein 
wirdt,  werde  ich  allezeit  fleißig  auff  Ewere  schreiben  andtwortten! 
Amelise  brieff  habe  ich  lengst  beantwortet.  Ich  werde  Euch  aber 
heütte  nicht  lang  entreteniren  können;  den  es  ist  schon  2  tag,  daß 
ich  die  cammer  halte,  habe  einen  abscheulichen  husten,  schlaffe 
keine  2  stundt  deß  nachts,  huste  abscheulich;  daß  wirdt  aber  woll 
baldt  wider  vergehen.  Oott  erhalte  unß  nur  unßere  liebe  churfür- 
stin  undt  gebe  I.  L.  wider  trost!  Alles,  waßihr  auff  den  trost  sagt, 
so  man  alß  Christen  nehmen  solle,  ist  gar  woll  gerett,  aber  schwer 
zu  praticiren.  Mich  verlangt  unerhört,  zu  vernehmen,  wie  es  mitt 
der  trawerigen  ceremonie,  so  den  9ten  hatt  geschehen  sollen,  wirdt 
abgeloffen  sein;  aber  gott  weiß,  wen  man  mir  dieße  brieffe  wirdt 
zukommen  laßen;  den  es  ist  ein  ellendt,  wie  man  mich  mitt  der 
post  zercht^  Ich  wolte  gern  mehr  schreiben,  aber  mein  husten  plagt 
mich  so  erschrecklich,  daß  ich  vor  dißmahl  ohnmöglich  mehr  sagen 
kan,  alß  wie  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte.  Wen 
ich  wider  beßer  sein  werde,  will  ich  mehr  schreiben.  Amelise  am^ 
brassirt  von  meinetwegen  1 

Elisabeth  Charlotte. 


236« 


A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 


<ä 


VersaiUe  den  26  Mertz  1705. 

Hertzliebe  Louise,  wen  Ihr  die  ursach  wißen  wolt,  warumb  ich 
Euch  vergangen  sontag  nicht  auff  Ewern  lieben  brieff  vom  10,  so 
ich  selbigen  tag  entpfangen,  geantwortet  habe,  so  lest  den  ahn- 
fang von  Amelise  brieff!  so  werdet  Ihr  es  erfahren.  Gott  dem  all- 
mächtigen seye  lob  undt  danck,  ma  tante  in  dero  Unglück  so  bey- 
gestanden  zu  sein  i^ndt  I.  L.  wider  zu  dero  gesundtheit  geholffen 
zu  haben,  wobey  er  I.  L.  lange  jähre  erhalten  möge!  Ich  gestehe, 
ich  bin  nun  ruhiger,  nun  ich  weiß,  daß  alle  die  betrübte  undt 
trawerige  objetten  einmahl  weg  sein.  Ich  weiß  nicht,  wer  bedacht 
batt,  dieße  gelehrte  m&ner  zu  ma  tante  m  führen,  unterdeßen  da(^ 


381 

die  trawerige  ceremonie  vorgangen;  allein  es  war  recht  woll  be- 
dacht. Ihr  habt  daß  gröste  recht  von  der  weldt,  keinen  adtlichen 
zu  cediren  wollen.  Mich  deucht,  zn  meiner  zeit  wahren  die  rangs 
beßer  reglirt,  nndt  da  dachte  keine  adliche  dame  den  reichsgräf- 
finen  zu  dispattiren.  Seyder  wan  ist  dan  dieße  mode  gekommen  ? 
Ihr  seydt  ja  dem  chnrfürsten  von  Braunsweig  nahe  gennng  ver- 
wandt, nmb  Euch  zu  souteniren,  wobey  er  Selbsten  gewinen  würde; 
den  es  gibt  ihm  selbsten  mehr  respect.  Wir  haben  nichts  neOes 
hir,  alß  viel  tragiquen  avanturen,  so  ich  alle  ahn  ma  tante  schrei- 
be, I.  L.  dadurch  za  amussiren  nndt  ahn  waß  änderst,  alß  dero 
betrObtnnß,  gedencken  zn  machen.  Der  prince  de  Maabeck,  der 
printzes  d'Harconr  söhn,  den  Ihr  zu  Franckfort  unter  den  gefange- 
nen gesehen,  ist  dieße  nacht  auff  einmahl  todtkranck  worden;  man 
meint,  er  wirdt  die  kinderblattern  bekommen,  welches  seinem  näß- 
gen  nicht  schönner  stehen  wirdt.  Man  hört  im  überigen  nichts,  alß 
von  schleunige  todtsfäll;  die  leütte  gehen  frisch  undt  gesundt  zu 
bett,  andern  tag  findt  man  sie  todt.  So  lang  ich  mich  nicht  in 
dießer  reye  befinden  werde,  könt  Ihr,  liebe  Louise,  versichert  sein, 
daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


237. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  26  Mertz  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  sontag  habe  ich  zwar  Ewern 
lieben  brieff  entpfangen,  aber  ohnmoglich  drauff  antworten  können, 
indem  ich  gar  zu  viel  zu  schreiben  gehabt  habe;  den  ich  muste 
ahn  ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  andtwortten,  ahn  ma  tante,  die 
fraw  abtißin,  schreiben,  umb  ihr  ihrer  fraw  Schwester  brieff  zu 
schicken,  auff  zwey  große  brieffe  von  der  königin  in  Spanien  andt- 
wortten. Es  geschähe  mir  noch  etwaß  verdrießliches  mitt  dießem 
brieff;  wie  ich  schon  4  bogen  geschrieben  hatte  undt  den  5ten  ahn- 
fing, wurde  ich  gewahr,  daß  ich  den  respect  vergeßen  hatte  undt 
zu  hoch  ahngefangen  zu  schreiben,  muste  also  gantz  von  neuem 
wider  ahnfangen  undt  die  4  bogen  abcopirt.    Dißes  undt  die  pre- 


382 

dig  hatt  mir  alle  meine  zeit  1>enohmen.  Ich  mnste  auch  nohtwendig 
noch  2  brieff  nach  Paris  schreiben,  habe  also  Louise  nndt  Ewer 
schreiben  biß  heutte  sparen  müßen.  Nun  aber  werdet  Ihr  eine 
ordentliche  andtwort  bekommen.  Ich  weiß  noch  alle  lutherische 
lieder  undt  reformirte  psalmen,  so  ich  gewust  habe,  nndt  singe  sie 
noch  offt.  Ich  leße  auch'  alle  tag  in  meiner  teütschen  bibel  ein 
psalm,  ein  capittel  im  alten  nndt  eines  im  netten  testament,  bin 
also  bibelfest  genung.  Die  frantzösche  catholische  seindt  bey  weit- 
tem  nicht  wie  die  Teütsche,  Spanier,  Portugaisen  nndt  Ittalliener. 
Erstlich  so  kan  man  sie  nicht  vor  papisten  schelten;  den  sie  fra- 
gen dem  papst  gar  nichts  nach  undt  halten  ihn  nicht  vor  unfehl- 
bar, sondern  nnr  vor  daß  haubt  der  geistlichen.  Man  list  fleißig 
die  h.  schriefft  bir  undt  es  ist  gar  nicht  verbotten.  Der  poper  hatt 
aberglauben,  aber  die  ehrliche  leütte  undt  leütte  von  condition  gar 
nicht.  Daß  habe  ich  Euch  en  passant  sagen  wollen;  den  ich  sehe 
woll,  daß  Ihr  meint,  daß  man  hir  ahn  nichts  rechts  denckt.  Es  ist 
^ar,  daß  Ewer  papir  eine  wunderliche  form  hatt;  solte  gemeint 
haben,  wen  Ihr  nicht  davon  gesprochen  bettet,  daß  Ihr  Ewer  Schwes- 
ter procespapir  genohmen  bettet,  umb  meinen  brieff  drauff  za 
schreiben.  Man  hatt  recht  woll  gethan,  die  3  gelehrte  mäner  zu 
ma  tante  zu  schicken,  I.  L.  waß  vorzuschwetzen,  so  sie  von  den 
gedancken  der  abscheulichen  ceremoni  in  abfUhrung  deß  cörpers 
der  seeligen  königin  in  Preussen  hatt  abziehen  mögen.  Daß  spie- 
len ist  auch  gutt;  den  daß  vertreibt  auch  die  trawerige  ge- 
dancken. Zu  meiner  zeit  spilten  I.  L.  nie  im  vorgemach,  sondern 
allezeit  in  der  pressentz.  Ich  hoffe,  ob  gott  will,  daß  es  nun  über- 
wunden ist.  Unkraut  seydt  Ihr  ja  warlich  nicht,  liebe  Amelise! 
Aber  niemandts  stirbt,  alß  wen  die  zeit  da  ist.  Daß  endt  von 
Ewerm  brieff  daß  heist  man  hir  vne  belle  cheutte  de  fin.  Ohne 
vexiren,  es  ist  elegant.  Ich  bin  nicht  so  geschickt,  werde  also  nur 
bladt  herrauß  sagen,  daß  ich  Euch  von  hertzen  ambrassire  undt 
allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


38a 


238. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Ffaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  2  April  1705. 

Hertzallerliebe  Louise ,  vergangen  sontag  habe  ich  nicht  können 
auff  Ewerm  lieben  brieff  vom  17  Mertz  andtworten ,  so  ich  den  tag 
vorher  zu- Paris  entpfangen  hatte,  weillen  eben  dieße  kleine  reiße, 
so  ich  dahin  gethan  hatte,  mich  verhindert,  einige  brieffe,  so  ich 
sontags  fortschicken  muß,  zum  vorauß  za   schreiben.    Es  vergeht 
kein  sontag,  daß  ich  nicht  auffs  allerwenigst  6  brieff  zu  schreiben 
habe;   darnach  muß  man  ja  auch  in  kirch.    Ich  weiß  nicht,  ob  ich 
heütte  auch  ahn  Amelisse  werde  andtwortten  können;   den  gleich 
nach  dem  eßen  werde  ich  auff  die  hirschjagt  undt  abendts  haben 
wir  mussiq  hir;   man  wirdt  zwey  acten  von  Proserpine  singen,   wo- 
bey  ich  auch  sein  muß;   daß  despendirt   von  dem,   wie  lange  die 
jagt  wehren  wirdt.    Die  posten  gehen  übel.    Man  helt  mir  immer 
ma  tante  paquet  auff  undt  bekomme  sambstags  zwey  auff  einmahl, 
aber  eins  wirdt  alß  zurück  gehalten.  ^Waß  ragous  man  hirin  findt, 
weiß  ich  warlich  nicht.    Daß  ich  Euch  schreibe,  liebe  Louisse,  ist 
kein  dancken  werdt,  sondern  gar  zu  billig.    Gott  sey  danck,  daß 
ma  tante,  unßer  liebe  churfürstin,  wider  bey  gutter  gesundtheit  ist, 
undt  erhalte  unß  dießelb&  noch  viel  undt  lange  jähren!  Es  ist  kein 
wunder,  [daß^ie]  mager  geworden ;  es  ist  viel  mehr  zu  bewundern,  daß 
sie  noch  gesundt  sein  können  nach  einer  solchen  erschrecklichen  be- 
wegung  undt  betrübtnuß.  Es  ist  hir  nun  wider  kalt  wie  im  winter; 
aber  wen  daß  samffte  frühlingswetter  widerkommen  wirdt,  wolte  ich, 
daß  I.  L.  nach  Hernhaussen  gingen;  den  daß  spatziren  undt  gutte 
lufft  erhelt   die  gesundtheit.     Ich  glaube,   daß   alle   die   betrübte 
leütte,   so  die  königliche   leiche   folgen,   nicht  viel  werden  geßen 
haben;  den  wen  man  betrübt  ist,  mag  man  auch  die  besten  speißen 
vor  sich  haben,  man  kan  nicht  eßen.    Ich  habe  woll  von  ebulution 
deß  gebltidts  gebort,   aber  nie  von   keiner   ömulution,   wie  Ihr  es 
heist;   weiß  also  nicht,   ob  es  daßelbe  ist,   so  die  churprintzes  von 
Braunsweig  gehabt  hatt.    Im  frühling   undt  herbst  hatt  man  offt 
solch  zeug.    Die  princes  muß  ein  gutt  gemühte  haben,  ma  tante  so 
suchen  zu  gefahlen;  sie  muß  verstandt  haben,  sich  so  suchen  be- 
liebt zu  machen. 


584 


Donnerstag  den  2  April  umb  6  abendis. 

Wie  ich  heOtte  morgen  dieß  letzte  linie  oben  schriebe,  käme 
die  princes  de  Conti  undt  sonst  viel  damen  herein;  darnach  ging 
man  zum  eßen  undt  gleich  nach  dem  eßen  auff  die  hirschjagt. 
Es  ist  eine  standt,  daß  ich  wider  kommen  bin;  habe  mich  von 
kopff  zu  fußen  änderst  ahngethan,  werde  erst  fertig.  Ich  bin  fro, 
daß  der  chnrprintz  einen  Instigen  hamor  hatt;  hoffe,  daß  er  ma 
tante  divertiren  wirdt.  Hiemitt  ist  Ewer  lieber  briff  völlig  beant- 
wortet. Ich  habe  noch  gar  viel  zu  schreiben,  kan  also  nicht  mehr 
sagen,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

239. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugräffin  zu  Pfaltz  j  a  Hannover. 

Marly  den  2  April  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  sambstag  habe  ich  Ewer  schrei«- 
ben  vom  13  Mertz  zu  recht  entpfangen,  aber  gleich  sontags  nicht 
drauff  geantwortet  auß  eben  den  Ursachen,  so  ich  Euch  vor  8  ta* 
gen  gemelt  Nun  muß  ich  auch  in  gar  großer  eyll  schreiben;  den 
es  ist  schon  6  geschlagen,  umb  halb  9  muß  ich  zur  mussiq  undt  in 
dieß  anderhalb  stunden  muß  ich  ohne  dießem  noch  4zimblich  große 
brieffe  schreiben.  Von  der  s.  königin  will  ich  nichts  mehr  sagen 
undt  sie  in  ihrer  ewigen  ruhe  laßen.  Gott  wolle  ma  tant  trost 
verschaffen!  Die  historie,  so  Ihr  mir  von  dem  astrologue  verzehlt,  ist 
woU  wunderlich,  aber  nicht  ohne  exempel.  Ich  sage  alß,  es  seyei 
woU  eine  ohnnohtige  sach,  daß  oroscope  zu  stellen  laßen;  den  ist 
nnßer  verhengnuß  so,  daß  maus  nicht  endern  kan,  so  ist  es  ohn- 
nöhtig  zu  wißen;  den  man  kan  kein  unglück  endtgehen.  Ist  aber 
ein  oroscope  falsch,  so  ist  es  die  groste  laperey  von  der  weit,  also 
allezeit  zu  nichts  nutz.  Diß  ist  nur  gutt,  ohne  glauben  sich  damitt 
wie  ein  spiel  zu  amussiren;  den  es  divertirt  recht,  wen  man  die 
naß  drin  steckt.  Wir  haben  unßern  hirsch  gefangen,  aber  weder 
die  jagt  noch  daß  wetter  war  schön.  Adieu,  liebe  Amelise I  Seydt 
versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 


385 


240. 
A  mad.  Louise,   raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersaille  den  8  April  1705  umb  9  abendts. 

Hertzliebe  Louisse,  es  ist  mir  bang,  daß  wegen  der  so  gar 
langen  devotionen,  so  wir  morgen  vor-  undt  nachmittags  haben,  ich 
keine  zeit  werde  finden  können,  auff  Ewern  lieben  brieff  von  27 
Mertz  zu  andtwortten  können ;  den  vergangen  sontag  viel  mir  die 
zeit  zu  kurtz.  Die  neßelsucht  ist  keine  kinderkranckheit;  ich  habe 
sie  vor  4  jähren  gehabt,  aber  nichts  änderst  dazu  gethan,  alß  eine 
gutte  prisse  von  meledie-Kendt-pulver  einzunehmen,  braff  zu  schwit- 
zen ;  andern  tags  war  ich  wider  frisch  undt  gesundt.  Bin  fro,  liebe 
Louise,  daß  Ihr  auch  wider  courirt  seydt,  undt  gott  der  allmäch- 
tige erhalte  Euch  lang  bey  volkommener  gesundtheit!  Es  seindt 
etlichmahl  jähren,  da  dieße  kranckheit  sehr  im  schwang  geht  undt 
a  la  mode  ist.  Es  preservirt  aber  von  nichts;  den  selbiges  jähr 
hatte  ich  noch  2  mont  daß  3tagige  fieber;  wünsche,  daß  es  Euch 
beßer  preservirep  mag.  Daß  so  gar  unbeständige  wetter  macht,  daß 
alle  husten  verneüern;  bey  mir  ist  es  eben  kein  rechter  husten, 
sondern  nur  eine  gesaltzene  pituitte,  wie  man  es  hir  heist,  so  mich, 
ohne  recht  den  husten  zu  haben,  husten  macht,  wen  ichs  mich  ahm 
wenigsten  versehe.  Ich  mag  aber  nichts  brauchen,  meine  kranck- 
heitten  müßen  weg,  wie  sie  kommen  sein;  den  ich  kan  nichts  brau- 
chen noch  mich  dockteriren  laßen;  bin  fro,  daß  die  kleine  mittel 
ma  tante  courirt  haben.  Ich  kan  gar  nichts  süßes  leyden;  man 
raht  mir  viel,  ich  höre  alles  ahn,  brauche  aber  gar  nichts,  alß 
waßer  drincken  ohne  safft.  Ich  betrübe  alß  meinen  docktor  recht, 
daß  ich  nie  nichts  brauchen  will,  befinde  mich  aber  nicht  übel 
dabey.  Zu  solche  unglück,  wie  ma  tante  leyder  hatt,  ist  die  zeit 
allein,  so  die  betrübtnuß  moderiren  kan.  Gott  seye  danck,  daß  sie 
doch  wider  gesundt  sein!  den  es  war  mir  woll  erschrecklich  bang 
bey  der  sach.  Zu  die  gutte  wünsche,  so  Ihr  vor  unßere  liebe  chur- 
fürstin  thut,  sage  ich  von  hertzen  amen.  Wofern  graff  Carl  von 
Nassau  Weilburg  noch  zu  Hannover,  bitt  ich  Euch,  Ihr  wolt  ihn 
doch  vor  sein  compliment  dancken.  Er  ist  lebhafter,  alß  sein  herr 
bruder  war;'  er  dantzt  gar  woll.  Ich  habe  auch  schon  gehört,  daß 
nicht  viel  besonders  ahm  vatter  ist.    Es  ist  3  virtel   auff  10,   ich 

Briefe  der  Prinzessin  EHsabeth  Charlotte.  ^^ 


ä86 

muß  nüber  zum  Dachteßen,  kan  also  vor  dießmahl  nichts  mehr  sa* 
gen,  alß  daß  ich  Euch  all  mein  leben  von  hertzen  lieb  behalten 
werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

241. 
A  mad.  Louise ,   raugräffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Marly  den  16  April  1705. 

Hertzliebe  Louise,  vergangen  sontag,  alß  ich  Ewer  schreiben 
von  3  dießes, mont  entpfangen,  habe  ich  woll  nicht  gedacht,  idaß 
ich  es  hir  beantwortten  würde;  den  wir  solten  erst  zu  kttnfftigen 
mitwog  herkommen.  Waß  unß  aber  vergangen  dinstag  hergeführt 
hatt,  ist  der  unerwarte  todt  von  dem  kleinen  duc  de  Bretagne,  wel- 
chen, unter  unß  gerett,  die  herrn  docktoren,  wie  ich  allezeit  glau- 
be, umbs  leben  gebracht  haben.  Er  hatte  nur  den  husten  undt 
zahnwehe;  montags  stießen  ihm  die  gicht  dabey  ahn,  da  gaben  sie 
ihm  gleich  2  prissen  emetique  umb  11,  umb  1  ließ  man  ihm  zur 
ader  undt  umb  3  viertel  auff  7  starb  daß  arme  kindt,  welches 
überal  eine  große  betrübtnuß  verursachet.  Umb  die  trawerige  ge-r 
dancken  zu  vertreiben,  jagt  man  braff  hir.  Heütte  haben  wir  2 
hirsch  gefangen  mitt  deß  königs  hunden,  morgen  jagen  mir  mit 
monsieur  le  comte  seine  undt  übermorgen  mitt  deß  duc  du  Maine 
seine,  montag  wider  mitt  deß  königs  hunden.  Es  ist  aber  auch  ein- 
mahl zeit,  daß  ich  auff  Ewer  schreiben  komme,  liebe  Louisse!  Pfui, 
Louise,  waß  seindt  daß  vor  fagon,  daß  Ihr  mir  nicht  mehr  so  flei- 
ßig schreiben  wolt,  weillen  ich  mitt  eygener  handt  andtwort!  Mein 
secretarius  kan  weder  Teütsch  leßen  noch  schreiben,  aber  gesetzt, 
er  koute  es,  meint  Ihr,  liebe  Louisse,  daß  ich  mich  seiner  handt 
vor  Euch  oder  Ewere  Schwester  gebrauchen  wolte?  Daß  wer  schön« 
Nein,  liebe  Louisse,  die  leütte,  so  ich  lieb  habe,  denen  schreibe 
ich  nie  durch  secretarie  handt.  Es  ist  ein  gutt  zeichen,  wen  ich 
nichts  von  meiner  gesundtheit  sage;  den  daß  bedeüt,  daß  sie  per- 
fect  ist;  den  wen  ich  kranck  bin,  sage  ichs  denen,  so  sich  vjor 
mich  interessiren.  Vor  alle  gutte  wünsche,  so  Ihr  mir  thut,  dancke 
ich  Euch  von  hertzen.  Gott  seye  danck,  daß  unßer  hertzliebe  chur- 
fürstin  wider  woll  ist,  undt  erhalte  sie  unß  noch  lange  jähre  undt 


387 

gebe  I.  L.  wider  waß,  so  dero  hertz  erfrewen  mag!  Were  der  mahler 
gntt  gewest,  hette  ich  gebetten,  mir  auch  ein  contrefait  [zu  machen]; 
weillen  er  aber  nicht  gutt  ist,  habe  ich  geschwigen.  Der  printz  de 
Maubeck  hatt  nur  die  angst  nndt  aparentz  von  den  kioderblattern 
gehabt,  ist  wider  gantz  frisch  undt  gesundt.  Die  schleunige  tödt 
seindt  nicht  allein  hir  a  la  mode,  sondern  auch  in  Spanien;  den 
die  königin  schreibt  mir,  man  höre  von  nichts  änderst  zu  Madrit. 
Monsieur  Schleünitz  fraw  habe  ich  nie  gesehen,  aber  ihn  oft.  Mich 
deucht,  er  sähe  nicht  so  unglücklich  auß,  alß  sein  endt  geweßen;  seine 
historie  ist  abscheulich.  Wer  ich  so  nahe,  alß  der  bischoff  von 
Osnabrück,  würde  man  mich  offter  zu  Hannover  sehen.  So  alt  ich 
auch  bin,  hette  ich  ma  tante  hoffmeisteriren  noch  hoch  von  nöhten. 
Ich  kan  nicht  leyden,  daß  unßer  Teütschlandt  so  in  übel  geendert 
ist.  Ein  herr  müste  woU  desraisonabel  sein,  wen  er  übel  fünde, 
daß  reichsgräffinen  nicht  hinter  adliche  gehen  wollen.  Wo  landt- 
graff  Carl  auch  stecken  mag,  da  wirdt  nichts  gescheydts  sein.  £r 
ist  warlich  recht  närisch;  ob  er  zwar  mein  naher  vetter  ist,  kan 
ich  es  nicht  leugnen.  Hiemitt,  liebe  Louisse,  ist  Ewer  brieff  völlig 
beantwort;  bleibt  mir  nichts  mehr  überig,  alß  nur,  Euch  zu  bitten, 
Amelise  zu  ambrassiren  undt  persuadirt  zu  sein,  daß  ich  Euch  alle- 
zeit lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

242. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  18  April  1705. 

Hertzliebe  Amellisse,  heütte  morgen  habe  ich  Ewer  wehrtes 
schreiben  vom  7  dießes  monts  zu  recht  entpfangen,  will  gleich  wi- 
der drauff  andtwortten;  den  morgen  mOgte  ich  woll  der  zeit  nicht 
haben;  den  alle  sontag  habe  ich  6  große  brieff  zu  schreiben,  ahn 
ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  ahn  die  königin  in  Spanien,  ahn 
mein  dochter,  ahn  eine  von  ihren  damens  undt  zwey  brieff  nach 
Paris  ahn  2  von  meinen  gutten  freündinen  dort;  also  ist  es  ahm 
sichersten,  bettle  zu  schreiben,  da  ich  sonsten  weniger  zu  schrei- 
ben habe.  Ihr  werdet,  liebe  Amellisse«  schon  wen  dießer  brieff 
ahnkommen  wirdt,  von  ma  tante  erfahren  haben,  warumb  wir  nun 

25  • 


388 

hir  zu  Marly  sein  an  dt  wie  der  arme  kleine  dnc  de  Bretagne  ver- 
gangenen   uiontag  gestorben  ist.    Ich  glaube  vestiglich,  die  dock- 

m 

toren  haben  daß  arme  printzien  mitt  ihrem  emetique  undt  aderläß 
umß  leben  bracht.    Daß  will   man  aber  hir  nicht  glauben,   drumb 
laß  ich  jederman  in  seine  meinnng  undt  bleibe  bey  der  meine.    Es 
ist  aber  auch   einmahl  zeit,   daß  ich  aufif  Ewer  schreiben  komme. 
0  nein,  liebe  Amelisse ,  Ewer  letzt  papir  war  nicht  von  einer  extra- 
ordinari  form,   contrarie,  es  ist  gar  recht;   bin  Euch  sehr  verobli- 
girt,  daß  Ihr  Euch  erfrewet  undt  gott  dancket,  daß  ich  wider  ge- 
snndt  bin.  In  der  bibel  zu  leßen,  da  feie  ich  nie  ahn,  laße  gestern 
den  54  undt  55  psalm,  daß  14  undt  15  capittel  in  sanct  Matheus 
undt  daß  3  undt  4te  capittl  in  sanct  Johanes;  den  ich  müste  vor 
heütte  undt  morgen  leßen,  den  heütte  hette  ichs  nicht  gekönt;  den 
wir  haben  morgendts  den  hirsch  gejagt.    Daß  man  die  reformirten 
hir  im  landt  übel  tractirt  hatt,  apropire  ich  nicht,  allein  man  sieht 
woU,   daß  die  politic  allein  schuldig  dran  ist.    Aber  dießes  alles 
seindt  materien,    die  gutt  teste  a  teste  sein,   aber  in  postbrieffen 
deucht  es  nichts;  will  derowegen  Ewerm  gutten  exempel  folgen  undt 
von  waß  änderst  reden.    Der  printz  de  Maubec  hatt  nur  die  angst 
vor  die  blättern  gehabt,  es  ist  aber  nichts  drauß  worden  undt  ist 
wider  frisch  undt  gesundt.    Waß  ihm  weitter  geschehen  wirdt,  solle 
die  zeit  lehren.    Die  generals  undt  ofificirer  fangen  auch  ahn,  hir 
weg  zu  ziehen.    Der  duc  de  Yandosme  hatt  nun  Yerüe  einbekom- 
men,  hatt  sich  auif  discretion  ergeben.    Ich  muß  lachen  über  daß 
jiedt,    so  Ihr  cittirt.    Wer  kan  Euch  daß  gelernt  haben?    Daß  ju- 
billee   hatt  noch  nicht    alle  abbes   bekehrt;    man  mögte  zu  Paris 
noch  woU  ettliche  finden,    so   sich  vor  den  damen  schicken.    Daß 
habe  ich  mein  leben  nicht  begreiffen  können ,   wie  man  verliebt  von 
geistlichen  leütten  sein  kan.    Weder  Ewer  Schwester  noch  Ihr  habt 
gar  die  reputation  nicht,  coquet  zu  sein.    Daß  Ihr  nicht  dissimal- 
liren  könt,  liebe  Amellisse,  da  könte  ich  woll  sagen :  «Je  reconois 
mon  sang».    Daß  habe  ich  auch  nie   lehrnen  können,   ob  es  mir 
zwar  woll  hoch  nohtig  gewest   were  in  dießem  landt,   da  man  gar 
wenig  sinceritet  findt.    Waß  mich  hir  ahn  freündtschafft  zu  machen 
verhindert,  ist,  daß  man  schir  keine  mitt  jemandts  hir  haben  [kann], 
daß  man  nicht  gleich  sage,  man  seye  verliebt  in  Euch  oder  Ihr  seydt 
verliebt  in  jemandts.    Daß  hatt  mich   alle  conmierce  brechen  ma* 
chen  undt  habe  gar  keine   freunde  mehr,   bringe  mein  leben  ein- 


389 

sabm,  zimblich  langweillig,  aber  docb  in  ruben  zu.    leb  sebe,  daß 
Ibr  von  der  opinion  seydt,  wie  man  im  opera  von  Alceste  singt: 

Je  n^ay  ppint  de  choix  a  faire. 
Songeons  a  aimer  et  a  plaire 
et  vivons  toujours  en  paix ! 
L^hymen  destruit  la  tendresse, 
il  rend  Pamour  sans  attraix. 
Youlles  vous  aimer  sans  cesse, 
amants,  n^espousses  jamais! 
Youles  vous  aimer  sans  cesse, 
amants,  amants,  n'espousses  jamais! 

Undt  ein  cavalier,  so  vor  ein  jabr  gestorben,  sagte  alß:  «Qnel 
amour  qu'on  pnisse  avoir,  dais  qn*on  entre  au  lit  d*bimen,  Tamonr 
sort  du  coeur».  Da  segt  Ibr,  liebe  Amelise,  daß  Ihr  nicbt  allein 
von  Ewer  opiliion  seydt.  leb  weiß  nur  gar  zu  woU,  wie  silaneieux 
mein  vetter,  der  cburförst  von  Braunsweig,  ist;  den  ieb  babe  die 
experientz  davon,  babe  I.  L.  nie  niebts  außpreßen  können,  sprach 
mitt  niemandts  bir,  alß  immer  mitt  monsieur  Wey.  leb  werde 
nieht  manquiren,  morgen  ahn  ma  tante  zu  rühmen,  wie  eontent  Ihr 
vom  ehurfürsten,  ihren  herrn  söhn,  seydt.  Es  muß  aber  Ewfer 
selbst  wegen  sein,  daß  dießer  herr  mitt  Euch  gesprochen;  den  mitt 
mir  selber  hatt  er  ja  nie  sprechen  wollen,  wie  I.  L.  bir  wahren. 
Es  ist  kein  wunder,  daß  ich  Euch  undt  Amelisse  lieber  babe,  alß 
der  churfürst  Etlch  hatt;  Ihr  seydt  mir  näher  undt  über  daß  so 
seydt  Ibr  ja  in  Ewern  kindtsjabren  bey  mir  erzogen,  daß  macht 
auch  noch  viel  dazu.  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  undt  Louisse 
recht  lieb  habe!  undt  ambrassire  Euch  beyde  von  bertzen. 

Elisabeth  Charlotte. 

243. 

Marly  den  25  April  1705. 

Hertzallerliebe  Louise,  ich  will  dießen  abendt  ahnfangen,  auff 
Ewerm  lieben  brieflf  vom  14  April  zu  andtwortten,  so  ich  beütte 
morgen  entpfangen;  den  morgen  werde  ich  es  gewiß  nicht  ^hun 
können,  da  ich  ahn  ma  tante,  unßere  liebe  churförstin,  ahn  die 
königin  in  Spanien,   ahn  n^ein  dpchter  und  noeb  ahn  3  personnen 


390 

za  Paris  zu  schreiben  habe.    Mein  husten  ist,  gott  lob,  lengst  vof- 
bey.    Mir  ist  nichts  gesonders  in  der  weit,  alG  die  bewegung;  bin 
aber  ein  wenig  faul  geworden;  den  es  kost  mühe,  so  einen  dicken 
bauch  zu   schlepen,   wie   der   meine  ist.     Wir   haben   etlich   tage 
schön  Wetter  gehabt,  nun  aber  regnets  wider.    Wir  haben  hir  don- 
nerstags,  freytags,  sambstag  undt  montag  gejagt;   seyderdem  aber 
ist  dem  könig  daß  pottagram  so  starck  ahnkommen,  daß  sie  daß 
bett  hütten  müßen,  also  die  jagt  zum  endt.  Wir  haben  heütte  wider 
nach  Yersaille,  die  reiße  ist  aber  vor  8  tag  aufgeschoben.    Gott 
gebe  nur,  daß  der  könig  tlber  8  tag  fort  kan!   Wen  ma  tante  daß 
Wetter  von  jener  woche  hatt,  hoffe  ich,  daß  sie  sich  mitt  spatziren 
werden  zu  nutze  machen.    Es  erfrewet  mich  recht  von  hertzen,  daß 
ma  tante  wider  gelacht  hatt  undt   sich  woU  befindt.    Gott  wolle 
ferner  helffen!  Burnet  hatt  ma  tante  allezeit  divertirt.   Daß  freflllen 
von  der  fürstin  von  Hohenzoldern  erweist,  daß  die  heüraht  in  dem 
himmel  gemacht  sein;   alles  ist  verhengnuß,  liebe  Louisse!   Es  ist 
kein  wunder,   daß  der  admiral  Laeque  Pointi  geschlaß^n. *  Pointi 
hatte  nur  12  schiff,  davon  8  vom  wind  separirt  wahren;  hatt  sich 
mitt  5  schiff  gegen  35  wehren  müßen.    Dießer  schönnen  knnst  hatt 
sich  Lacke   nicht   hoch   zu   berühmen;   daß  könte  woll  ein  onge- 
Bchickter,  alß  er,  thun.    Es  ist  woll  war,  daß  der  krieg  eine  heß- 
liche Sache  ist.   Die  keyßerliche  haben  noch  alle  die  spanische  gra- 
vitet,   können  also  nicht  so   geschwiudt  undt  hurtig  sein,   wie  die 
Engländer.    Die  diejhrige  verliehren,  jammerQ  mich  allezeit,   auif 
welche  seydt  es  auch  sein  mag.    Es  ist  artig  von  herrn  Max  sohn- 
gen,  daß  es  so  jung  in  den  krig  will;  ist  mir  leydt,  daß  der  herr 
Max  ahm  meisten  gleicht,  nicht  auch  dieße  inclination  hatt.    Ich 
habe  herr  Max  s.  recht  lieb  gehabt,  werde  mich  also  allezeit  vor 
seine  kinder  interessiren ,   auch  weillen   sie  Euch  so  nahe  seindt. 
Hiemitt  ist  Ewer  schreiben  voUig  beantwortet;  werde  auch  ahnAme- 
lisse  schreiben,  nachdem  ich  Euch  versichert,  daß  ich  Euch  rechtt 
lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte, 

* 

*  ?  geschlagen. 


391 


244. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a   Hanover. 

Marly  den  26  April  1705. 

Hertzallerliebe  Amelisse,  alleweill  habe  ichLouisse  geantwortet, 
Duu  will  ich  Euch  auch  entreteniren.  Ich  mögte  wißen,  welch  liedt 
man  in  der  lutherischen  kirch  gesungen,  wie  Ihr  nein  seydt  gangen. 
Ich  weiß  nicht,  ob  ma  tanteEüch  gesagt,  daß  mein  söhn  gefunden,  daß 
die  melodey  «Von  gott  will  ich  nicht  laßen»  ein  entr^e  von  balet  ge- 
weßen  ist,  von  Gharle  7  ist.  Es  ist  lenger,  alß  4  jähr,  daß  ich  nicht  mehr 
zu  pferdt  jage,  sondern  fahre,  wie  der  könig,  in  kleinen  caleschen 
mitt  4  pferdten,  die  gar  geschwindt  renen;  man  sieht  oder  hört  die 
jagt  immer;  es  schudelt  daß  miltz  braff.  Ich  habe  keine  fasten  ge- 
halten; den  ich  kan  es  ohnmöglich  außstehen.  Hir  seindt  pfaffen 
nicht  so  gehertzt,  den  teüffel  zu  den  damen  zu  schicken;  die  damen 
seindt  zu  sehr  gedeniessirt  hir  undt  wenige  fürchten  den  teüffel. 
Man  kont  von  dem  dragoner  mitt  recht  sagen,  daß  man  einen  ar- 
men tetlffel  arestirt  hatte;  den  pfaffen  solte  maus  vor  die  schönne 
invention  schencken.  Ich  bin  fro,  daß  ma  tante  nach  Zel  geht;  den 
daß  reißen  bekompt  I.  L.  woU,  werden  auch  mehr  verenderung  dort 
haben,  alß  in  dem  jetzt  trawerigen  Hannover.  Es  ist  etwaß  rares, 
daß  pirlen  wider  kompt„  aber  zeichen  von  einem  großen  alter,  wel- 
ches gott  der  almachtige  bey  ma  tante  wolle  wahr  machen.  Adieu! 
Ich  muß  mich  erkundigen,  wie  es  mitt  unßerm  könig  stehet,  so 
daß  pottagram  ahn  beyden  fttßen  hatt;  will  Euch  doch  versichern, 
liebe  Amelisse,  daß  ich  Ettch  von  hertzen  lieb  habe  undt  allezeit 
behaltten  werde. 

Elisabeth  Charlotte. 

245. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Marly  den  2  May  1705. 

Hertzliebe  Louise,  heütte  morgen  habe  ich  Ewern  lieben  brieff 
vom  21  April  zu  recht  entpfangen,  hette  ihn  schon  vergangenen 


392 

dinstag  haben  sollen.  Ich  andtwortte  heütte;  den  morgen  wirdt  es 
mir  zu  schwer  fallen;  den  ohne  den  Ewerigen,  liebe  Louisse,  muß 
ich  morgen  7  brieffe  schreiben,  undt  damitt  ich  die  morgende  post 
nicht  yerseümen  möge,  schreib  ich  heütte;  den  Ihr  seydt  nicht 
cnrieux  genung,  nmb  zu  wißen,  waß  hir  geht.  Zudem  so  werde  ich 
auch  erst  mein  paquet  morgen  machen,  also  im  fall  waß  rares  vor- 
gehen solte,  so  ich  doch  nicht  glaube,  könte  ich  es  noch  hinzu- 
setzen. Letzte  post  habe  ich  Ewer  undt  Ewer  Schwester  briff  zu- 
gleich bekommen,  auch  beyde  vor  8  tagen  beantwortet.  Mein 
husten  ist  weg  gangen,  wie  ichs  gedacht  hatte.  Ich  bekümere 
mich  wenig  umb  der  docktoren  ungedult.  Wie  ich  den  meinen  ge- 
wehlt,  habe  ichs  ihm  zum  vorauß  gesagt,  daß  er  keinen  blinden 
gehorsam  von  mir  zu  fordern  bette,  daß  ich  ihm  zwar  erlaube,  seine 
meinung  zu  sagen,  sich  aber  nicht  zu  ärgern,  wen  ich  sie  nicht 
allemahl  folge,  daß  meine  gesundtheit  undt  mein  leib  mein  seye, 
wolle  ihn  also  gouverniren,  wie  ichs  selber  apropo  finde.  Die  dock- 
toren mtlßen  woU  waß  daher  sagen  von  ihrer  kunst,  umb  sich  nölh- 
tig  zu  machen;  ich  finde  aber  nichts  gelehrters,  alß  die  natur,  laße 
also  selbige  walten;  wen  sie  fehlt,  alßden  hatt  sie  hülff  von  nohten 
undt  noch  zeit  genung,  daß  man  sich  mitt  quackleyen  plagt..  Die 
docktor  können  kaum  kranckheytten  heyllen;  wie  weiten  sie  den 
selbige  vorkommen!  Wen  man  sich  ahn  daß  docktoriren  gewohnt, 
wirdt  die  natur  faul  undt  man  findt  sich  gezwungen,  alle  jähr  wi- 
der daßelbe  zu  thun,  welches  ein  eilendes  leben  macht.  Alle  artze- 
heyen  seindt  mir  so  zuwider ,  daß ,  wen  ich  eine  medecin  nehmen 
muß,  kau  ich  die  gantze  nacht  nicht  schlaffen,  undt  wen  ich  sie 
genehmen,  bin  ich  gritlich  wie  eine  wandtlauß.  Ich  abrobire,  daß. 
man  waß  braucht,  wen  man  kranck  ist;  aber  ehe  ich  kranck  bin, 
bringt  man  mich  nicht  dazu.  Daß  aderlaßen  kan  ich  nicht  ver-. 
tragen,  es  benimbt  mir  gleich  alle  kräfften;  ich  muß  gar  kranck 
sein,  wen  ich  zur  ader  laß.  Mich  deucht,  in  ma  tante  alter  lest 
man  nicht  mehr  ohne  große  nohtwendigkeit  zur  ader.  Gott  gebe, 
daß  die  zelische  reiße  glücklich  undt  woll  ablauffen  möge!  Die 
frische  lufft  wirdt  ma  tante  eher  die  hauptschraertzen  benehmen, 
alß  hundert  aderläß.  Eine  contesse  de  Fiesque,  so  über  80  jähr 
alt  geworden  ist,  hatt  ihre  zeit  gehabt,  wie  ma  tante,  die  fraw 
churfürstin.  Ich  estimire  den  hanoverischen  hoffdocktor,  ma  tante 
frey  herauß  zu  sagen,  daß  sie  die  aderläß  nicht  von  nöhten  haben; 


393 

den  soDst  die  docktoren  seindt  so  h'O,  wen  sie  waß  zu  ordonnireü 
bekommen,  daß  sie  es  woll  nicht  auß  der  bandt  schlagen.  Es  ist 
keine  kranckheit,  die  ma  tante  den  schlaff  verwehrt;  es  ist  leyder 
noch  die  betrübtnuß,  daß  kan  allein  die  zeit  wider  bringen.  Vom 
graff  von  Nassau- Weilburg  sage  ich  nichts  mehr;  es  ist  eine  rechte 
ungemachliche  sache  mitt  der  neßelsucht.  Ich  bin  fro,  daß  Ihr  ein 
wenig  verenderung  gehabt  habt,  bey  dem  englischen  envoyes  zu 
eßen.  In  meinem  sin  undt  nach  meinem  schmack  richten  die  eng- 
lische koche  beßer  zu,  alß  die  frantzösche.  Man  macht  sich  offt 
lustiger  in  eine  kleine,  alß  große  geselschafft.  Ich  muß  lachen,  daß 
Ihr  Euch  in  meine  protextion  recommandirt ;  es  ist  etwaß  gar  vor- 
theilhafftiges.  Ich  kan  mich  nicht  dran  gewohnen,  daß  reichsgräf- 
finen  ihren  rang  nicht  mehr  in  Teütschlandt  [haben];  daß  is.t 
recht  ridicule.  Hiemitt  ist  Ewer  brieff,  liebe  Louise,  gar  exact  be- 
antwortet ;  bleibt  mir  nur  Überig,  Euch  zu  versichern,  daß  ich  Euch 
allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

246. 
A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  10  May  1706. 

Hertzliebe  Louise,  gestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff  von 
Zel  vom  25  April  entpfangen.  Ey,  liebe  Louisse,  umb  gotteswillen, 
macht  mir  nicht  so  viel  complimenten!  Wir  seyndt  einander  zu 
nahe,  umb  so  sehr  zu  complimentiren.  Daß  were  schön,  wen  ich 
Euch  undt  Ewere  Schwester  nicht  beständig  lieb  bette.  Ihr  habt 
mir  beyde  Ewer  leben  nichts  zuwider  gethan;  ich  habe  Euch  von 
Ewer  kindtheit  ahn  lieb  gehabt  undt  wie  solte  ich  Euch  den  jetzt 
nicht  lieb  haben,  da  Ihr  Euch  beyde  durch  Ewere  tugendt  von  alle 
estimiren  macht,  so  Euch  nichts  ahngehen,  wie  viel  mehr  von  mir, 
die  ich  Ettch  ja,  wie  schon  gesagt,  so  nahe  bin  undt  nichts  alß 
zeichen  einer  wahren  freündtschafft  von  Euch  beyden  entpfange! 
Mitt  wem  fährt  den  I.  L.  der  churfürst  von  Braunsweig  nach  Zel, 
daß  I.  L.  nicht  in  dero  fraw  mutter  kutsch  sein?  Ich  glaube,  daß 
es  nicht  gemächlich  ist,  in  der  Ipitsch  cartten  zu  spillen;  den  die 
cartten  fallen  leicht,    Es  ist  mir  bang  vor  dem  hertzog  von  Zel 


394 

Libten;  den  wen  die  leütte  von  seinem  alter  ahnÜEingen  za  endern, 
ist  es  gar  ein  schlim  zeichen.  Gharprintz  nndt  printzes  thon  woll, 
sich  lustig  zu  machen.  Ich  habe  daß  lachen  gantz  verlernt,  ist 
gantz  anß  der  moden  hir.  Schachspiel  ist  ein  recht  spil  vor  dem 
chiirfürsten  von  Brannsweig;  den  da  denckt  man  nur  andt  spricht 
nicht.  Daß  kompt  mir  wunderlich  vor,  daß  die  hertzogin  Zel  den 
nachmittags  bett  Ich  bin  fro,  daß  mein  compliment  patte  nicht 
unahugcnebm  geweßeu;  den  ich  habe  den  gutten  herrn  von  hertzen 
lieb.  Deß  duc  de  Bretanien  aderläß  hatt  übel  zugeschlagen.  Hir 
laßen  sie  kindem  von  3  mont  zur  ader.  Der  duc  undt  die  duchesse 
de  Bourgogne  seindt  so  jung,  daß  sie  allem  ahnsehen  nach  viel 
kinder  bekommen  werden.  Ich  dancke  Euch  sehr  vor  Ewerm  gut- 
ten wünsch,  undt  nachdem  Ewer  lieber  brieff  durchauß  beantwortet 
ist,  sage  ich  nichts  mehr,  alß  wie  ich  Euch  allezeit  von  hertzen 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Chaiiotte. 


247. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Marly  den  16  May  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  heütte  morgen  habe  ich  Ewer  liebes  schrei- 
ben von  5  dießes  monts  zu  recht  entpfangen.  Es  ist  ma  tante  gar 
woll  erlaubt,  uußer  secretten  zu  leßen.  Ich  weiß  nicht,  waß  eia 
breytiegel  ist,  undt  habe  nie  davon  gehört.  Es  ist  nicht  ohn,  daß 
es  eine  betrübte  sache  ist,  andere  weg  zu  reyßen  sehen,  wo  man 
gern  bey  ist,  undt  allein  zu  hauß  zu  bleiben.  Jedoch  so  sehe.ieh, 
daß  Ihr  Euch  in  der  abweßenheit  vom  hofif  zimblich  lustig  gemacht 
habt,  welches  ich  Euch  von  hertzen  gönne.  Daß  [kann]  ich  mich 
hir  nie  berühmen,  mich  mitt  gutten  freunden  lustig  gemacht  m 
haben;  den  daß  geschieht  mir  nie,  undt  ob  wir  zwar  hir  14,  15, 
16,  ja  17  personnen  ahn  einer  taffei  eßen,  geht  6s  stiller  her,  alß 
in  einem  nonenrefectoir.  Ein  jedes  ist  vor  sich  weg  undt  wirdt 
kein  wordt  gesprochen,  noch  ahn  kein  lachen  gedacht.  Der  Wandt, 
so  mitt  Euch  geßen,  war  es  mein  Wendt  oder  ein  Wein,  so  ma 
t^nte  page  geweßen?    Wens  der  meine  ist,  mögt  ich  wißen,  ob  ^r 


395 

sein  Tetttsch  wider  gelernt  hatt;  den  hir  hatte  er  es  gantz  ver- 
geßen,  verstundt  kein  eintzig  wordt  mehr.  Monsieur  Ortance  ist 
noch  von  meiner  kondtschafft.  Wie  ich  zu  Hanover  war,  hatte  ich 
ein  waschmagt,  die  hieß  Felitz;  da  wurde  signeur  Ortence  sehr 
verlieht  von.  Daß  Sprichwort:  «Es  ^seindt  keine  poßen,  wen  alte 
weiher  tantzen»,  hatte  ich  noch  nie  gehört,  hatt  mich  lachen  ma- 
chen; daß  geschieht  mir  nicht  offt.  Ich  weiß  nicht,  ob  monsieur 
Frissendorf  die  cittatiou  vom  opera  von  Alceste  vor  gültig  helt.  Es 
wer  eine  große  kunst,  wen  Ihr  I.  L.  den  churftirsten  zahm  machen 
kontet.  Ihr  seydt  dem  churfürsten  undt  churprintzen  ja  nahe  ge- 
nung,  umb  Euch  zu  besuchen  können.  Zudem  so  war  seine  fraw 
mutter,  die  printzes  von  Allen,  ja  wie  Ihr  auch;  hatte  sie  ein 
beßer  glück  gehabt,  so  hatt  sie  es  doch  nicht  so  woll  meritirt  alß 
Louisse  undt  Ihr.  Soubliciren  ist  ein  nagelneu  wordt,  hir  sagt  man 
solicittiren.  Waß  ist  der  licent?  Daß  verstehe  ich  gar  nicht,  liebe 
Amelise!  Waß  mögt  Ihr  den  woll  zu  Hannover  geben  müßen?  ist 
es  kopfifgelt,  wie  hir  vielleicht?  Ich  weiß  nicht,  wie  Ihr  nun  seydt; 
aber  wie  Ihr  ein  kind  wahret,  wäret  Ihr  gar  nicht  heßlich;  weiß 
nicht,  wie  Ihr  geworden  seydt.  Es  ist  etwaß  rares  in  dießem 
siecle,  sich  zu  berühmen  können,  daß  man  viel  gutte  freündte 
[habe].  Weret  Ihr  hir,  würde  Euch  daß  zahnbleckeu  greulich 
vergehen;  den  alles  ist  bludtsserieux  undt  daß  lachen  gar  nicht 
mehr  a  la  mode.  Daß  Ihr  Euch  nichts  ahnfechten  laßet,  da  thut 
Ihr  gar  woll  ahn;  nichts  ist  gesunder.  Ich  habe  Eweren  brieff, 
liebe  Amelisse,  gar  nicht  zu  lang  gefunden  undt  habe  recht  gern, 
daß  Ihr  naturlich  undt  ungezwungen  mitt  mir  sprecht.  Außer  der 
kirch  bett  ich  nie  in  einen  buch,  mache  alle  meine  gebetter  selber. 
Ich  wolte  doch  daß  buch  woll  sehen;  den  es  muß  eine  große  ar- 
beydt  sein.  Es  ist  kein  Garteyßer,  so  ein  stiller  undt  einsamer  le- 
ben führt,  alß  ich.  Ich  glaube,  ich  werde  endtlich  daß  reden  ver- 
lehrnen,  jedoch  werde  ich  nun  hinfüro  ein  wenig  mehr  reden;  die 
fraw  von  Botzenhaussen  kompt  heütte  abendts  oder  morgen  ahn, 
mitt  der  überlege  ich  noch  woll  die  alten  geschichten  unßerer  ju- 
gendt.  Ich  will  Euch  woll  mein  leben  hir  sagen.  Alle  tag,  außer 
sontag  undt  donnerstags  stehe  ich  umb  9  auff,  hernach  knie  ich 
nieder  undt  verichte  mein  gebett  undt  leße  mein  psalm  undt  capit- 
tel  in  der  bibel.  Hernach  waß  ich  mich,  so  sauber  ich  kan; 
nach  dem  schelle  ich,  den  kommen  meine  cammerweiber  undt  zielten 


S96 

mich  ahn,  amb  V4  anff  11  bin  ich  ahngethan;  den  leße  ich  oder 
schreib.  Umb  12  gehe  ich  in  die  meß,  welche  keine  halbe  stunde 
wehrt;  nach  der  meß  rede  ich  mitt  meinen  oder  andern  dameii. 
Uinb  1  precis  geht  man  zur  taffei.  Gleich  von  der  taffei  gehe  ich 
in  mein  cammer  ein  viertelstundt  auff  undt  ab,  darnach  setze  ich 
mich  ahn  meine  taffei  andt  schreibe.  Biß  amb  halb  7  laß  ich 
meine  damen  hollen,  gehe  eine  stnndt  oder  anderthalb  spatziren, 
den  wider  in  mein  cammer  biß  zum  nachteßen.  Ist  daß  nicht  eine 
rechte  einsidelley?  Etlich  mahl  fahr  ich  auff  die  jagt,  daß  wehrt 
eine  stundt,  2  auff  bögst,  den  wider  in  meine  cammer.  Auff  der 
jagt  bin  ich  gantz  allein  in  einer  caleschen,  schlaff  offt  ein,  wen 
die  jagt  nicht  zam  besten  geht.  Man  ist  umb  10  zu  nacht,  umb 
V«  auff  11  geht  man  von  [der]  taffei ;  den  zihe  ich  meine  uhren  auff, 
thue  mein  sackzettg  in  einem  korb,  ziehe  mich  auß.  ümb  12  gehe 
ich  wider,  wo  ich  morgendts  hingehe,  leße  dort  undt  den  zu  bett.  - 
Daß  ist  mein  gantz  leben,  welches  eben  nicht  gar  lustig  ist.  So 
lang  es  wehren  wirdt,  werde  ich  Euch  allezeit  recht  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 
248. 

A  mad.  Louise,   raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hanorer. 

Marly  den  16  May  1705. 

Hertzliebe  Louisse,  hetttte  morgen  habe  ich  Ewer  undt  Amel* 
lisse  brieff  zugleich  entpfangen.  Mich  wundert,  daß  Ihr  so  regnigt 
Wetter  habt;  den  hir  haben  wir  seyder  14  tagen  daß  schönste  Wet- 
ter von  der  weldt.  Ich  leße  alß  mitt  freüden,  wen  ma  tante  -auß- 
fahrt;  den  die  lufft  dissipirt  die  trawerige  gedancken.  Es  were 
mir  leydt,  wen  ma  tante  in  Hemhaussen  wohnen  solte,  ehe  daß 
gebäu  drocken  wehre;  den  in  der  weldt  ist  nichts  ungesundets.  E9 
ist  ein  graff  Brockdorff  hir  geweßen  unter  den  gefangen.  Der 
hatt  mir  gesagt,  Ihr  bettet  mir  Tor  ihm  undt  seinen  bruder  ge- 
schrieben; er  were  page  bey  der  churfürstin  zu  Pfaltz  geweßen. 
Dießer  graff  ist  gar  nicht  klein,  ein  langer  raner  mensch.  Er  sagt, 
seine  fraw  rautter  were  der  Leschenbrandt  Schwester  geweßen.  Ich 
bin  fro,  daß  es  der  Schlennnitz  nicht  geweßen,  so  ich  gekandt,  so 
so  eine  abscheuliche  that  gethän  hatt.  Wen  mich  die  fraw  von 
Pegenfelt  kenen  solte,  würde  es  Ihr  woll  kein  wunder  nehmen^  daft 


397 

ich  mich  interessire  in  waß  herr  Max  s.  ahngehen  kan,  den  ich 
allezeit  vor  meinen  gutten  freündt  gehalten.  Ich  glaube,  daß  der 
armen  fraw  von  Degenfeit  greulich  an  dt  nach  Euch  undt  Amelis 
thun  muß.  Alles  zerstrewet  sich  zu  Franckfort,  wie  ich  sehe. 
Ich  finde,  daß  es  ein  rechter  trost  ist,  zu  gedenken,  daß  alles 
verhengt  ist  undt  daß  man  nicht  selber  schuldig  an  sein  unglttck 
ist,  sondern  unß  alles  von  einer  allmächtigen  handt  herkompt,  daß 
wir  also  nichts  zu  thun  haben,  alß  unß  in  seinem  willen  zu  erge- 
ben, in  deßen  schütz  ich  Euch  befehle.  Wen  Ihr  mein  gantz  leben 
wißen  woldt,  so  lest  mein  brieff  ahn  Amelisse!  Adieu,  liebe  Louise! 
Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  von  hertz  lieb  habe! 

Elisabeth  Charlotte. 

249. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Paris.  * 

Versaille  den  23  May  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  ehe  ich  von  Marly  weg  bin,  habe  ich 
Ewern  lieben  brieflf  vom  15  dießes  monts  entpfangen,  will  gleich 
drauff  antwortten;  den  morgen  werde  ich  so  viel  zu  schreiben  ha- 
ben, daß  ich  nicht  weiß,  ob  ich  zeit  würde  finden  können,  Ewern 
lieben  brieff  zu  beantwortten ;  derowegen  werde  ich  es  dießen  abendt 
thun.  Ich  hoffe,  daß  der  starcke  schnupen,  so  Ihr  gehabt.  Euch 
eine  größere  kranckheit  verhütten  wirdt;  den  daß  nimbt  viel  Übels 
weg.  Ich  meinte,  man  singe  zu  Hannover  nur  noch  alß  die  alten 
geistliche  lieder,  so  in  dem  hannoverischen  gesangbuch  sein  undt 
deren  ich  noch  viel  weiß.  Ich  admirire,  wie  Ihr  eine  predig  ohne 
schlaffen  hören  könt;  daß  were  mir  durchauß  ohnmöglich.  Ich 
glaube  undt  zweyffle  nicht,  daß  ich  eine  seele  habe;  allein  ich 
weiß  nicht,  wen  sie  lustig  oder  trawerig  ist,  aber  müht  von  der 
weit  sein,  daß  weiß  ich  gar  perfect,  aber  ich  wünschte  eben  nicht, 
zu  sterben,  sondern  nur,  daß^^  man,  waß  tibels  in  der  weit  ist, 
endern  möge.  Wen  unßer  könig  deß  keyßers  kranckheit  hette, 
solte  ihm  billig  bang  sein;  aber  der  keyßer  hatte  daß  pottagram 
nicht  undt  der  könig  keinen  stein,  also  nichts  zu  fürchten,  ünßer 
könig  ist  zwey  jähr  älter,  alß  der  keyßer  ist.    Die  itzige  keyßerin 

♦  ünDQoyer. 


398 

habe  ich  recht  lieb;  bin  fro,  daß  sie  Euch  auch  gatt  ist.  Ach,  ich 
wolte  lieber,  daß  I.  G.  meines  herr  vatters  bludt  in  der  Pfaltz 
noch  regieren  könte;  aber  ich  göute  es  doch  ma  tante  woll,  köni- 
gin  zu  sein;  den  sie  es  mehr,  alß  niemandts  in  der  weldt,  meritirt. 
Allein  ich  habe  doch  ein  Interesse,  so  den  wünsch,  ma  tante  köni- 
gin  zu  sehen,  balancirt;  ich  furcht,  man  würde  mir  alßden  nicht 
mehr  erlauben,  briefif  mitt  I.  L.  zu  wexlen,  nndt  daß  ist  mein 
gröster,  undt  kan  mitt  warheit  sagen,  eintzige  trost  ondt  freüde  in 
dießer  weldt.  Daß  die  jetzige  keyßerin  großen  yerstandt  hatt,  daß 
ist  gar  gewiß.  Ich  habe  gehört,  der  itzige  keyßer  schiäfft  nicht 
mehr  bey  seiner  gemahlin;  so  kan  sie  ja  keinen  söhn  bekommen. 
Offt  geschichts,  daß  die  so  gar  desbauchirte  männer  wenig  kinder 
bekommen.  Ein  docktor  hir  sagte  einmahl,  alß  man  ihn  fragte, 
warumb  der  königin  ihre  kinder  nicht  gesundt  weren,  wie  gemeine 
kinder,  andtwortete  er:  «G'est  que  le  roy  n'aporte  que  la  rinsure 
de  ces  veres  a  la  reine».  So  mögte  mitt  dem  römischen  könig 
auch  woll  gehen.  Es  ist  nichts  heimbliches,  daß  der  itzige  keyßer 
galant  a  onttrance  ist;  die  gantze  weldt  redt  davon,  aber  Ihr  könt 
woll  sicher  sein,  daß  ich  nicht  sagen  werde,  daß  Ihr,  liebe  Ame- 
lisse,  davon  gesprochen  habt.  Ich  sehe  nicht,  waß  zu  lachen,  daß 
eine  printzes  hoffiich  war  undt  viel  reverentzen  machte.  Man  ist 
genung  ahn  denen  gerochen,  so  so  mal  apropo  lachen,  indem  sie 
ihre  impertinentz  völlig  erweißen  undt  also  sich  selber  ridicuUer 
machen,  alß  die,  so  sie  außlachen  wollen.  Frey  lieh  finde  ich,  daß 
die  römische  königin  meritirt,  keyßerin  zu  sein.  Daß  ist  auch  war^ 
liebe  Amelisse,  daß  ich  der  keyßerin  fraw  mutter,  unßer  hertzogin, 
kein  rast  noch  ruhe  gelaßen  habe,  biß  ich  sie  von  hir  weg  ge- 
bracht habe;  den  es  war  mir  alß  vor,  daß  es  ihr  glück  sein  würde.* 
Wie  Ihr  Euch  verhalt,  liebe  Amelisse,  kan  nichts  raisonablers  sein. 
Daß  Sprichwort:  «Traw!  schaw,  wem!»  ist  nur  gar  zu  nöhtig;  aber 
waß  gantz  ohnnohtig  war,  ist  Ewer  compliment,  so  Ihr  mir  macht 
Yertraweu  zu  einem  zu  haben,  ist  gar  zu  obligent,  alß  daß  man 
hernach  eine  entschuldiguug  drüber  machen  solte.  Also  last  EOchs 
nicht  gerewen,  diß  compliment  nicht  eher  gemacht  zu  haben!  Hie- 
mitt  ist  Ewer  briff,  liebe  Louisse,  völlig  beantwort  undt  werde 
nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch,  liebe  Louisse,  von  hertzen 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


3d9 


250. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugrafiSn  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

i 

Versaille  den  11  Juni  1705. 

Hertzliebe  Amelisse,  daß  buch,  so  Ihr  mir  schicken  wolt,  muß 
nicht  groß  sein,  weillen  es  auff  der  post  kommen  kan.  Ich  werde 
Euch  sagen,  wie  ich  es  finde,  wen  ich  es  gesehen  werde  haben. 
Nun  begreiflf  ich  woU,  waß  der  licent  ist.  Ich  habe  nicht  in  acht 
genohmen,  daß  Ihr  Veiut  geschrieben  hattet;  meinte,  es  were 
Wendt  geweßen.  Es  ist  kein  wunder,  daß  signeur  Ortance  in  seinem 
alter  nicht  mehr  verliebt  ist;  da  hatt  er  zu  gutten  venstandt  dazu. 
Daß  alter  bringt  leicht  Verdruß  undt  trawerigkeit  mitt,  ich  spüre  es 
nur  zu  woU.  Monsieur  Frissendorf  frawen  oncle  ist  gar  ein  ehr- 
licher gutter  man,  er  heist  monsieur  Cronstrom.  Ich  halte  recht 
viel  von  ihm,  hatt  verstandt  undt  ist  recht  dinstbar,  thut  einem 
allen  gefahlen,  so  er  nur  kan  undt  mag.  Ihr  seydt  glücklich,  .mitt 
menschen  umbzugehen  können  undt  Euch  lustig  machen;  «J^en  cog- 
nois  de  plus  misserable» ,  wie  in  versen  stehet.  Daß  wetter  ist 
eben  nicht  gar  heßlich  hir,  aber  es  ist  so  kalt,  daß  alles  die  nachte 
erfrirt.  Von  dem  spiel,  daß  man  in  ein  eck  pfeifift,  habe  ich  mein 
leben  nichts  gehört.  Liebe  Amelisse,  rechnet  Ihr  die  freyheit,  zu 
thun,  waß  man  will,  vor  nichts,  undt  in  keinen  sorgen  zu  stehn, 
ob  man  woU  oder  übel  thut?  daß  thut  doch  viel.  Von  ordenung 
halte  ich  auch  viel,  wen  sie  gutt  ist.  Lachen  ist  eine  gewohnheit; 
man  gewehnt  sichs  ab,  wie  man  sichs  ahngewendt  hatt.  Die  fraw 
von  Rotzenhaussen  thut  ihr  best,  aber  die  gewohnheit  vom  lachen 
ist  bey  mir  vorbey.  Meine  gesundtheit  ist  seyder  acht  tagen  nicht 
zum  besten  geweßen,  bin  nicht  außgangen,  habe  einen  starcken 
husten  gehabt;  daß  thut  daß  unbeständige  wetter.  Die  gottloßen 
betten,  glaube  ich,  auß  gewohnheit  undt  leben  übel,  weillen  sie 
ein  böses  naturel  haben;  aber  ich  bette  eben  nicht  mitt  dem  eyffer, 
so  ich  betten  solte,  bin  in  allem  ein  wenig  indollent.  Hofflich  sein 
ist  allezeit  gutt;  freündtlich  sein  ist  nicht  so  nöhtig.  Niemandts 
leydts  thun,  ist  löblich.  Ihr  hettet  nicht  nöhtig,  gutts  von  Euch 
zu  sagen;  den  andere  leütte  sagens  gennng.  Die  churprintzes  zu 
Hannover  thut  woll,  sich  recht  lustig  zu  machen.    Chevallie  de  St 


400 

Vill  kene  ich  nicht,  undt  wen  er  auch  bey  hoff  were,  wüste  ich 
nicht,  ob  er  lustig  oder  trawerig;  den  ich  gehe  mitt  niemandts 
mehr  umb.  Meine  gesundtheit  drincken  wirdt  mir  den  husten  ver- 
jagen.   Adieu,  liebe  Aroelisse!  Ich  habe  Etlch  recht  lieb. 

Elisabeth  Chariotte. 

251. 

A  mad.  Louise,   raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  11  Juni  1705. 

Hertzliebe  Louisse,  es  war  mir  vergangen  sontag  ohnmOglich, 
auff  Ewern  lieben  brieff  zu  antwortten,  erstlich  weillen  ich  zu  viel 
zu  schreiben  hatte,  undt  darnach  auch  weillen  ich  einen  abschefi- 
liehen  husten  mitt  kopffwehe  hatte,  welcher  nun,  gott  lob,  wider 
viel  beßer  ist.  Deß  monsieur  Burnets  brieff  hatt  mich  von  hertz^n 
lachen  machen,  er  war  recht  artig.  Ja,  liebe  Louise,  legt  Ihr 
Euch  auffs  complimentiren ,  so  erwahrt  keine  andtwortl  den  compli- 
mentiren  kan  ich  durchauß  nicht.  Ich  bin  persuadirt,  daß  Ihr  mich 
lieb  habt,  Ihr  glaubt  es  auch  von  mir;  waß  bedarffs  weitter  viel 
umbschweiff?  Ich  fürchte,  ma  tante  wirdt  sich  mitt  ihrem  aderlaßen 
schwächen;  den  mich  deucht,  daß  es  in  I.  L.  alter  gutt  ist,  sein 
bludt  zu  behalten.  Gott  gebe,  daß  es  woU  ablauffen  möge!  Ich 
muß  lachen,  daß  der  churfürst  von  Braunsweig  lieber  allein  mitt 
monsieur  Wey  fährt,  alß  mitt  seiner  fraw  mutter.  ümb  Euch 
nicht  zu  ärgern ,  will  ich  nicht  sagen ,  waß  ich  davon  gedencke.  -  £9 
ist  kein  wunder,  daß  bey  dem  gar  kalten  wetter  (den  es  frirt  alle 
nacht)  der  husten  sich  wider  mercken  [läßt].  Der  meine  vergeht,  ohne 
daß  ich  waß  änderst  dazu  thue,  alß  nachts  waßer  drincken  undt 
ein  wenig  von  dem  indianische  cachou,  so  mademoiselle  de  Ma- 
lauze  mir  geschickt,  unter  die  zunge  lege.  Daß  warm  hier,  wo- 
von Ihr  sprecht,  ist  es  nicht  bederdeel,  wie  wir  alß  abendts  zu 
Heydelberg  druncken?  Ich  glaube,  daß,  wan  ein  mittel  getroffen 
würde  zwischen  den  alzustarcken  serieux  von  den  hannoverschen 
damen  undt  daß  wilde  leben  vom  lotheringischen  hoff,  solte  es  waß 
gar  rechts  sein.  Ich  versichere  Euch,  liebe  Louisse,  daß  ich  mitt 
leütte  gesprochen,  so  gar  nicht  partialisch  gegen  die  Gamissaren 
sein;  die  haben  mir  geschworen,  daß  es  etwaß  abscheuliches  seye, 


401 

wie  die  Gamisaren  mitt  den  letttten  ambgangen  sein/  Es  ist  mir 
verbotten,  auf  nichts  von  religionsachen  zu  raisonniren;  nur  daß  sa- 
gen, daß  die  dem  jungen  keyßer  rahten  werden,  sich  mitt  den 
revoltirten  zu  vergleichen,  werden  I.  K.  M.  keinen  schlechten  dinst 
thun.  Daß  Sprichwort  sagt  alß:  «Es  kompt  selten  ein  beßer  her- 
nach» ;  aber  wen  er  nur  mitt  seiner  keyßerin  woll  lebt ,  werde  ich 
schon  von  ihm  zufrieden  sein.  Meine  protextion,  liebe  Louisse,  ist 
eine  schlegte  sach;  aber  seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit 
von  hertzen  lieb  behalten  werde! 

Elisabeth  Charlotte. 


254. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  17  Jörn  1705. 

Hertzliebe  Louisse ,  vergangenen  sontag  war  es  mir  ohnmöglich, 
auffEwerm  lieben  brieff  zu  andtwortten,  so  ich  sambstags  entpfangen 
hatte;  habe  es  biß  auff  nun  versparen  müßen.  Amelisse  brieff  habe 
ich  auch  zugleich  entpfangen ;  den  man  bringt  mir  diß  jähr  alß  die  zwey 
posten  zugleich.  Daß  incommodirt  mich  doch  nicht,  liebe  Louisse!  den 
ich  weiß  woll,  daß  Ihr  nicht  übel  nembt,  wen  ich  nur  nach  gelegen- 
heit  schreibe.  Weitter  weiß  ich  nichts  vom  graffen  Brpckdorf,  so 
wir  hir  gehabt  haben,  alß  waß  ich  Euch  schon  davon  geschrieben 
habe.  Meines  brudern  s.  gemahlin  hatt  mir  deß  armen  Leschen- 
brandtels  todt  geschrieben;  sie  ist  ahm  schlag  gestorben, gar  sanfft; 
meines  brudern  gemahlin  ist  recht  betrübt  umb  sie.  Ich  habe  recht 
gern,  wen  ma  tante  außfahrt;  den  daß  ist  gutt  vor  I.  L.  gesundt- 
heit.  Mich  verlangt,  zu  vernehmen,  waiß  daß  oracle  von  der  für- 
stin  von  Zollern  geweßen;  hoffe,  daß  Ihr  mirs  erste  post  berichten 
werdet.  Der  regen  ist  nun  hir  eingefahlen ,  es  regnet  schon  3  tag 
ohne  auffhören.  Den  husten  kan  man  diß  jähr  nicht  quit  werden, 
ich  habe  ihn  schon  zum  5  mahl  diß  jähr  bekommen.  Es  hatt  hir 
ein  mont  lang  alle  nachte  eyß  gefrohren.  So  ein  doli  wetter,  wie 
es  diß  jähr  ist,  habe  ich  mein  leben  nicht  gesehen.  Hiemitt  ist 
Ewer  lieber  brieff  beantwortet,  werde  auch  ahn  Amelisse  andtwort- 
ten; den  morgen  habe  ich  der  zeit  nicht,  es  ist  ein  festag>  man 
muß  in  kirch  undt  abendts  wirdt  man  nach  Trianon,  wo  wir  etliche 

Briefe  der  Prinxessin  EÜMbeth  Oharlotto.  26 


402 

tage  bleiben,  welches  mir  leydt  genang  ist,  den  ich  bin  lieber  hir, 
wo  ich  gar  woll  logirt  nndt  alle  meine  gemachlichkeit  habe;  aber 
dem  könig  auffzuwartten ,  weill  es  I.  L.  beliebt,  daß  ich  hin  soll, 
werde  ich  hin.  Adien,  liebe  Louissel  Ich  ambrassire  Euch  von 
hertzen  andt  versichere,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

255. 

Versaille  den  18  Juni  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  Ihr  thut  gar  woll,  mir  fleysig  zu  schreiben. 
Es  ist  nicht  allezeit  nöhtig,  waß  neues  noch  artiges  zu  sagen;  wen 
es  kompt,  ist  es  desto  beßer;  aber  wen  ich  nnr  weiß,  daß  Ihr  ge- 
sandt-sey  dt  nndt  wie  Ihr  lebt,  bin  ich  schon  zufrieden.  Man  hatt 
mich  nie  geflitzt,  in  der  kirch  zu  schlaffen;  habe  mirs  also  so 
starck  ahngewont,  daß  ich  es  nicht  wider  abgewehnen  kan.  Wen 
man  morgendts  predig,  schlaffe  ich  nicht,  aber  nachmittags  kan  ich 
es  ohnmöglich  laßen.  In  den  commedien  schlaff  ich  nie,  aber  gar 
offt  im  opera.  Ich  glaube,  daß  der  teüffel  wenig  dran  denckt,  ob 
ich  in  der  kirch  schlaff  oder  nicht;  den  schlaffen  ist  eine  indifferente 
sach,  welche  keine  Sünde,  sondern  nur  eine  menschliche  Schwach- 
heit ist.  Wir  sehen  wenig  prediger,  so  die  kunst  haben,  unßere 
passionen  zu  demffen;  seindt  sie  starck,  so  werden  sie  unßer  mei- 
ster;  seindt  sie  schwach,  werden  wir  meister.  Aber  die  herm  pre- 
dicanten  thun  nichts  davon,  noch  darzu,  sie  seindt  menschen  eben 
wie  wir  undt  haben  genung  mitt  sich  selber  zu  thun.  Wen  Ihr 
predigen  wolt,  versprech*  ich  Euch  versprechen,  in  Ewer  predig 
nicht  zu  schlaffen,  undt  weillen  Ihr  ein  lustige  Christin  seydt,  so 
hoffte  ich,  Ihr  wurdtet  auch  den  himmelsweg  mitt  geigen  beheno 
ken.  Dießes  gebett  ist  nicht  schlim,  von  einen  frolligen  geist  ent- 
halten zu  sein.  Man  sieht  in  dießem  landt  so  viel  lustige  alß  trawe- 
rige  boßhafftig,  also  darauff  gar  nicht  zu  bawen  ist.  Unßer  herr- 
gott  gibt  daß  temperament,  umb  lustig  undt  trawerig  zu  sein,  aber 
hernach  so  thut  die  zeit  undt  daß  alter  auch  viel  dazu.  Ich  bin 
viel  lustiger  geweßen,  wie  ich  jung  war,  alß  nun.  Nun  bin  ich 
schir  alles  müht.     Wen  die  fraw  Kilmanseck  ihrer  matter  koch 

*  ?  will.  * 


403 

hatt,  Werdt  Ihr  woU  bey  ihr  eßen;  den  sie  sollen  gutt  sein.  Grüßt 
sie  von  meinetwegen!  Es  hatt  ein  mont  lang  hir  ahn  einem  stück 
gefrohren  undt  seyder  3  tag  regnets  continuirlich.  * 

256. 
A  mad.  Louissey  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Trianon  den  1  Julli  1705. 

Hertzliebe  Lonisse,  seydt  Ihr  nicht  mitt  I.  L.  der  churfürstin 
von  Braunsweig  zu  Zel  geweßen?  Den  mich  deucht,  Ihr  sprecht 
nur  von  Amelise ,  daß  sie  dort  geweßen  mitt  ma  tante.  Seyder  14 
tag  ist  daß  wetter  gar  nicht  unbeständig  hir,  sondern  abscheulich 
warm.  Ich  bin  fro,  daß  ma  tante  Libten  zu  Hemhaussen  ist  bey 
dießem  schönnen  wetter;  den  ich  hoffe,  daß  es  I.  L.  woll  zu  dero 
gesundtheit  thun  wirdt  undt  die  trawerigkeit  ein  wenig  dissipiren. 
Weillen  ma  tante  in  ein  kammer  schlafft,  wo  kein  frisch  kalck  noch 
gibs  ist,  kan  es  I.  L.  nicht  schaden ;  ^  wen  einem  der  gerucb  von 
färb  nicht  zuwider,  schadet  es  nichts.  Ich  habe  zu  Paris  zwey  jähr 
in  einer  cammer  geschlaffen,  wo  es  nach  färb  gerochen,  daß  kein 
mensch  hatt  drinen  dawern  können,  aber  mich  hatts  gar  nicht  ge- 
schadt;  hoffe  also,  daß  es  unßer  lieben  churfürstin,  so  kein  Wider- 
willen dargegen  hatt,  auch  nicht  schaden  wirdt.  Ich  glaube,  daß 
die  princes  betrübt  wirdt  geweßen  sein,  wider  allein  nach  Hannover 
zu  gehen;  den  in  den  jähren  betrübt  nichts  mehrers.  Daß  es  so 
gutt  u^dt  höfflich  zu  Zel  hergeht,  wundert  mich  nicht.  Ich  kene 
den  hertzog  woll,  der  ist  woll  der  beste  herr  von  der  weit;  seine 
gemahlin  kene  ich  nicht  undt  finde  sie  nicht  gar  estimable,  daß 
heist  maußdreck  under  dem  pfeffer.  Ach,  ich  hatte  daß  ende  von 
Ewerm  briff,  liebe  Louisse,  nicht  recht  in  acht  genohmen,  sehe,  daß 
Ihr  auch  zu  Zel  geweßen  seydt  undt  daß  Euch  die  iseit  dort  nicht 
lang  gefahlen  ist,  welches  mir  sehr  lieb.  Die  zeit  geht  zwar  ge- 
schwindt  vorbey,  es  gibt  aber  offt  gar  lange  stunden,  insonderheit 
hir  im  landt.  Adieu,  liebe  Louisse!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch 
allezeit  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

* 

*  Der  Schluß  fehlt. 


404 

257. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugräffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Marly  den  9  JuUi  1705. 

Hertzliebe  Amellisse,  ich  habe  zwar  Ewer  liebes  schreiben  vom 
24  Juni  vergangen  sambstag  entpfangen,  aber  sontags  kan  ich  ohn- 
möglich  ahntwortten ;  den  selbigen  tag  habe  ich  nohtwendig  6  brieffe 
zu  schreiben,  einen  ahn  ma  tante,  einen  ahn  die  königin  in  Spanien, 
einen  ahn  mein  dochter  nndt  3  nach  Paris.  Zudem  so  bin  ich  letzten 
sontag  wider  von  Yersaille  nach  Trianon,  habe  Euch  also  nicht  eher, 
alß  dieße  post,  andtwortten  können.  Es  ist  war,  daß  Lonisse  mir 
schon  geschrieben  gehabt,  wie  Ihr  mitt  zu  Zell  geweßen  undt  beyde  gar 
content  von  Ewerer  reiße  seydt.  Wie  ich  sehe,  waß  Ihr  mir  von  die 
junge  leütte  schreibt,  daß  sie  eben  jetzt  so  unahngenehm  in  Teütsch- 
landt  sein  alß  hir.  Hertzog  Jörg  Wilhelm  ist  noch ,  wie  I.  L.  alle 
ihre  tage  geweßen  sein.  Die  hertzogin  thnt  nicht  zu  viel,  zu  Euch  zu 
kommen;  den  ich  bin  versichert,  daß  Ewer  Jungfer  von  beßerm 
hauß  ist,  alß  sie.  Wie  sie  in  Franckreich  war,  war  alle  ihr  am- 
bition,  einen  ersten  cammerdinner  von  Monsieur  zu  heürahten,  der 
sie  nicht  gutt  genung  vor  sich  fandt.  Ich  schäme  mich  recht,  wen 
ich  davon  reden  höre.  Wie  ist  es  möglich,  daß  Ihr  alle*  tag  ein 
bouillon  nehmen  könt?  Daß  verdirbt  den  magen,  wie  ich  glaube. 
Daß  Wetter  muß  zu  Zell  nicht  sein  wie  hir;  den  seyder  3  wochen 
•haben  wir  daß  schönste  wetter  von  der  weit  undt  haben  eine  ab- 
scheuliche hitze  anßgestanden ;  seyder  gestern  aber,  da  es  gerech- 
net, ist  daß  wetter  gantz  abgekühlt.  Hett  ich  gewüst,  daß  Ihr  bey 
dem  marchalck  Bulau  eßen  würdet,  wolte  ich  Euch,  liebe  Amelisse, 
gebetten  haben,  dießen  meinen  alten  gutten  freündt  zu  grüßen.  Ich 
heiß  ihn  noch  alß  Jochem  Henderich,  wie  in  unßern  jungen  jähren, 
die  leyder  nun  lengst  verbey  sein.  Solche  art  leütte,  wie  monsiear 
de  Laissecour,  deren  Schwestern  siebt  man  nie  hir  ahm  hoff.  DaiS 
verstehen  die  Frantzoßen  auff  ein  endt,  auff  einem  stutz  artige  lieder 
zu  machen.  Ich  meinte,  monsieur  Bornet  blaudert  immer  ins  ge- 
lach hinnein.  Seine  avanture  ist  eben  wie  in  der  commedie  von 
George  Dandin ;  es  fehlt  nur  dran,  daß  er  gesagt :  «Que  la  est  doax ! 

U  me  semble  manger  des  confitm'es».  *  Der  nähme  von  Canstein  ist 

* 

*  Moli^re,  George  Dandin,  acte  III,  scdneS:  „Qa«  cela  est  doux!  U  me 
ßemble  que  je  mange  des  cunfitures.'' 


405 

mir  nicht  unbekandt.  Ich  bilde  mich  ein,  daß,  nun  I.  L.  der 
chnrfürst  zu  Brannsweig  mitt  seinem  train  n^ch  Pirmont  ist, 
daß  ma  tante  Euch  so  woll,  alß  die  printzes  wirdt  nach  Hem- 
haussen  hoUen  laßen,  nmb  dort  zu  bleiben.  Hiemitt  ist  Ewer  lieber 
brieff  völlig  beantwortet.  Nach  dem  eßen  werde  ich  Euch  nicht 
schreiben;  den  wir  fahren  gleich  an£f  die  hirschjagt;  Wir  mögten 
woll  ein  wenig  getauft  werden;  den  die  wolcken  ziehen  sich  undt- 
es  geht  ein  starcker  windt.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Seydt  versi- 
chert, daß  ich  Ettch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Oharlotte. 

258. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hemhaussen. 

Trianon  den  23  Julli  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  auß  Louisse  brieff  werdet  Ihr  ersehen  kön- 
nen, warumb  ich  so  lange  nicht  auff  Ewern  lieben  brieff  von  5 
dießes  monts  geantwortet  habe.  Ich  habe  woll  gedacht,  daß  Ihr 
auch  nach  Hernhaussen  würdet.  Wie  Ihr  mir  ma  tante  gehen  be- 
schreibt, so  würde  ich  I.  L.  nicht  mehr  folgen  können  mitt  meinem 
schwehren  wanst.  Versaille  ist  ein  überauß  schonner  [ort];  die- 
ßer  aber  hier  giebt  Versaille  nichts  nach.  Wolte  gott,  ma  tante 
könte  hir  spatziren!  Wie  ich  sehe,  so  lieben  I.  L.  daß  spatziren 
mehr,  alß  nie,  weillen  sie  so  allein  im  gartten  gehen;  hir  vergehen 
einem  die  reflectionen,  den  man  darff  nicht  raisoniren.  Ich  wolte 
lieber,  daß  es  möglich  sein  konte,  daß  ich  Euch  zu  Hernhaussen 
oder  Hannover  sehen  konte,  alß  hir  im  landt;  man  kan  daß  wün- 
schen nicht  laßen,  ob  schon  die  Sachen  ohnmöglich  scheinen.  Von 
madame  Eilmansec  will  ich  nichts  mehr  sagen.  Daß  buch  hatt  aber 
kein  große  eyll.  Daß  ist  alles,  waß  ich  auff  Ewern  ersten  schrei- 
ben sagen  werde;  jetz  komme  ich  auff  daß  zweytte  vom  10  Julli. 
Ich  weiß  nicht,  wie  ich  Ewer  buch  mitt  der  postkutschen  bekom- 
men werde,  den  es  geht  keine  postkutsch  von  Paris  nach  Hannover. 
Daß  ma  tante  in  perfecter  gesundtheit  ist,  ist  woll  die  beste  zeit- 
tung,  80  man  mir  sagen  kan,  undt  die  ahngenembste.  Groben  spey- 
ßen  seindt  nicht  ungesundt  undt  geben  gutte  nahrung  undt  beßer, 
alß  viel  bouillongeschlegs.   Ich  wünsche,  daß  die  occupation,  Herrn* 


406 

haussen  zu  ziehren,  I.  L.  die  trawerige  gedancken  benehmen  möge. 
Wie  gern  mogte  ich  alle  die  contrefaitten  sehen  1  Diß  bringt  mich  wider 
anff  meine  vorige  wünsche.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben  auch  völlig 
beantwortet.  Ich  muß  mich  heütte  erschrecklich  eyllen;  den  in  ein 
par  stunden  werden  wir  den  englischen  hoff  hir  haben ,  werden  hir 
zu  nacht  eßen.  Ich  muß  vorher  noch  3  große  brieff  schreiben,  kan 
also  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  von  hertzen 
lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

259. 
A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hemhaussen. 

Trianon  den  28  Julli  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  es  ist  schon  12  tag,  daß  ich  Ewer  liebes 
schreiben  vom  30  Juni  entpfangen,  aber  ohnmöglich  drauff  andt- 
wortten  können;  den  zu  Marly,  wo  ich  es  entpfangen,  war  gar  zu 
viel  gethuns  dißmabl  mitt  jagten  undt  musiq,  habe  auch  in  der  zeit 
ein  reißgen  nach  Maubuisson  gethan,  auch  ein  tag  nach  St  0er- 
main,  also  ohnmöglich  schreiben  können  Ich  habe  nichts  Übels 
mehr,  bin,  gott  sey  danck,  in  gar  volkommener  gesundtheit  nun. 
LungensQchtig  bin  ich  gar  nicht  undt  auch  kein  brustwehe;  sie  ist 
zu  breydt,  nmb  schaden  zu  leyden  können.  Daß  wetter  ist  unbe- 
ständiger, alß  nie;  zu  Marly  war  die  gröste  hitze  undt  nun  seyder 
sontag  ist  es  so  kalt  undt  wehet  so  ein  starcker  nordwindt,  daß 
man  woU  ein  fewer  im  camin  leyden  könte.  Gott  seye  danck,  daß 
ma  tante  rothlauffen  so  woU  abgeloffen,  undt  erhalte  I.  L.  ferner 
noch  viel  undt  lange  jähren!  Es  ist  gewiß,  daß  I.  L.  ein  gutt  tem- 
perament  haben.  Ich  mache  es  wie  ma  tante,  klage  nicht,  wen  ich 
kranck  bin;  habe  auch  bitter  ungern, daß  man, nicht  gern,  daß  man 
mich  fragt*,  wie  mirs  ist;  den  daß  macht  bludtsungedultig.  Mich 
wundert,  daß  man**  tante  nicht  lieber  mitt  dem  meledy-Kendt- 
pulver  geschwitz  hatt,  alß  mitt  einem  andern;  daß  erhitzt  nicht, 
wie  andere  sachen  auß  den  apotecken,  undt  nimbt  alles  böße  vom 
hertzen.  Ich  glaube,  daß  es  ma  tante  nicht  leydt  wurde  gewest 
sein,  zu  wißen,  daß  der  chnrfürst,  I.  L.  herr  söhn,  die  sorge  vor 

*  ?  bitter  OD^ern,  daj>  man  mich  fra^.        **  ?  ma» 


iÄriL^'^i 


407 

Bie  gehabt,  seinen  docktoren  von  Pirmont  za  schicken ^  so  baldt  er 
erfahren,  daß  I.L.  unpäßlich  wahren.  Were  solches  mir  geschehen, 
würde  ich  braff  gefiltz  [haben],  nicht,  weill  man  den  docktoren 
hollen  lest,  sondern  weiilen  es  heimblich  geschehen  nndt  wie  eine 
kleine  betriegerey,  welche  ich  nicht  vertragen  könte.  Daß  Eüdi 
bang  be}'  der  sach  geweßen,  kan  ich  leicht  glauben;  were  mir  auch 
so  geweßen,  wen  Ichs  gewust  bette;  den  nichts  in  dießer  weldt  ist 
mir  lieber,  alß  ma  tante;  meine  kinder  undt  kindtskinder  kommen 
da  nicht  bey.  Ich  hoffe,  daß  die  gutte  lufft  nndt  schönne  wetter 
ma  tante  woU  bekommen  wirdt  zu  Herrnhanßen.  Ich  kan  mir 
leicht  einbilden,  wie  die  princes  von  Hannover  lieber  zu  Hemhaus- 
sen  bey  ma  tante  ist,  alß  allein  zu  Hannover.  Ma  tante  bekompt 
die  princes  sehr;  sie  muß  verstandt  haben,  sich  so  ahn  ma  tante 
zu  attachiren;  daß  ist  ihre  beste  seydt,  auch  wo  sie  ahm  meisten 
ehre  von  hatt.  Hirmitt  habe  ich  Ewer  schreiben,  liebe  Louisse, 
exact  beantwortet;  bleibt  mir  nichts  mehr  tiberig,  alß  Euch  zu  ver- 
sichern, daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Oharlotte. 

260. 

A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  80  Julli  1705. 

Hcrtzliebe  Louisse,  keinen  sontag  kan  ich  ohnmöglich  auff" 
Ewere  liebe  brieff  andtwortten ;  den  die  tage  habe  ich  gar  zu  viel 
zu  schreiben;  muß  es  alß,  wie  Ihr  secht,  auff  die  sontagspost  spa- 
ren. Ich  glaube,  daß  sich  die  princes  getrost  bette,  wen  ihr  herr 
vatter  lenger  außblieben  undt  sie  noch  lenger  bey  ma  tante  zu 
Herrnhaussen  bette  bleiben  können.  Ist  es  ein  rohtlauffen,  so  Ihr 
ahn  den  backen  habt,  daß  Ihr  waß  davor  braucht,  liebe  Louisse? 
Gott  seye  danck,  daß  ma  tante  undt  alle  ihre  kinder  so  frisch  undt 
gesundt  sein,  undt  erhalte  sie  lange  jähren  dabey !  Wahrens  mario- 
netten  daß  oracle,  so  die  fdrstin  von  Soldenen  gemacht  hatte?  Sie 
muß  gutt  hertz  haben,  ahn  divertissementen  zu  gedencken  in  dem 
Unglück,  wo  sie  steckt.  Ihre  dochter  soll  schön  sein;  ist  zu  be- 
klagen undt  desto  mehr,  daß  man  ihr  recht  unrecht  thut;  den  ich 
bin  versichert,  daß  sie  kein  commerse  in  Franckreich  hatt.  Daß 
die  von  Nassau-Sigen  von  ihrem  herrn  ist,  nimbt  mich  nicht  won- 


410 

gewogen  ist.  Wirdt  den  daß  beylager  nicht  zuAnspach  geschehen? 
Alle  alte  brauche  kommen  den  in  Tetttschlandt  ab,  wie  ich  sehe, 
weillen  die  princes  vor  dem  beylager  nach  Hannover  solle.  Es  ist 
kein  wunder,  daß  ma  tante  oft  kopffwehe  halt;  sie  seindt  deO  wei- 
nen gar  nicht  gewont  undt  weinen  jetzt  alle  tag  undt  nichts  in  der 
weit  macht  mehr  kopffwehe  undt  zieht  mehr  flüße  nach  sich.  Ma 
tante  hatt  all  ihr  leben  die  geselschafft  undt  daß  gethuns  geliebt; 
den  schadt  daß  geraß  weniger,  alß  denen,  die,, wie  ich,  gern  allein 
sein.  Mich  wundert,  daß  ma  tante  sich  resc^vBrt,  waß  einzunehmen; 
da  brächt  Ihr  mich  nicht  zu.  Hirmitt  ist  £wer  erstes  schreiben, 
liebe  Louisse,  so  gutt  beantwortet,  alß  es  mir  daß  abschettltche 
heiße  wetter  erlaubt;  komme  jetzt  auff  den  zweytten  vom  31  Julli. 
Gott  seye  danck,  gott  seye  danck,  daß  ma  tante  wider  woU  ist! 
Es  war  weniger  gefahrlich,  daß  unßere  liebe  chnrfürstin  in  der 
hitze  mitt  dem  dicken  backen  gangen,  alß  in  der  kühle;  den  die 
hitze  dissipirt  die  flttße.  Mich  defleht,  es  stehet  nicht  fflrstlich, 
sich  in  manteau  wie  alle  burgersletltte  undt  cammermagt  zu  heütten, 
undt  ich  finde  ein  manteau  viel  ungemächlicher,  alß  ein  grand  ha- 
bit;  insonderheit  seindt  mir  die  cornetten  unleydtlich.  Ach,  liebe 
Louisse,  ich  muß  auffhören,  ich  schwitz  gar  zu  unerhört;  werde 
derowegen  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  daß  ich  Eflch  im  sommer, 
windter,  herbst  undt  frflhling,  so  lang  ich  lebe,  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

263* 
A  mad.  Louise,   raügraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Marly  den  20  August!. 

Hertzliebe  Louisse,  Ewer  liebes  schreiben  vom  4  habe  ich  ver- 
gangen sambstag  in  ma  tante  paquet  zu  recht  entpfangen  just  auff 
halb  weg  Paris  in  ein  dorff,  so  Seve*  heist.  Ich  fuhr  nach  Paris, 
weillen  mein  söhn  seyder  donnerstag  sehr  kranck  war;  hatt  es  nnß 
aber  erst  umb  10  nachts  wißen  laßen.  Ich  dachte,  daß  er  die 
kinderblattern  bekommen  würde;  er  hatte  alle  die  zeichen  davon, 
kopffwehe,  halßwehe,  naßeblutten ,  übergeben,  ein  gar  starck  fieber 
mitt  redoublementen  (ich  weiß  nicht,  wie  man  diß  auff  Teütsdi 
sagt),   die  äugen  so  dick,  daß  er  sie  kaum  auffthun  konte.    Maa 

♦  ?  SÄvre. 


411 

hatt  ihm  nicht  gebraucht,  alO  zwey  clistier  undt  eine  aderläße;  da- 
mitt  hatt  alles,  gott  lob,  auffgehört  Gestern  hatt  er  medecin  ge- 
nöhmen  undt  morgen  abendts  wirdt  er  herkommen.  Gott  sey  ewig 
danck,  daß  ma  tante  wider  gesundt  ist,  undt  erhalte  I.  L.  lange 
Jahren  dabey!  Die  betrügerey  ist  nur  eine  kleine  betrügerey,  aber 
ich  konte  es  nicht  vertragen.  Daß  Ihr  aber  dem  churfürsten  ma 
tante  zustandt  bericht,  kan,  wie  ich  glaube,  L  L.  nicht  verdrießen; 
den  daß  ist  billig;  auch  versichere  ich  Ettch,  liebe  Louisse,  daß 
ich  Euch  deß wegen  nicht  vor  betrigerisch  halten  werde;  den  ich 
weiß  woll,  daß  man  bey  kindern  undt  krancken  allezeit  so  thut, 
undt  bin  sehr  persuadirt,  daß  Ihr  in  alles  gar  den  geraden  weg 
gehet.  Amelise  andtwort  habe  ich  schon  entpfangen.  Braune  flec- 
ken auff  den  halß  zu  bekommen,  ist  nichts  ungesundtes;  daß  ist 
naturlich  undt  wirdt  durch  baaden  der  princes  nicht  vergehen.  Ich 
admirire,  wie  die  docktoren,  wen  man  sie  gewehren  lest,  allezeit 
waß  zu  thun  undt  zu  brauchen  haben  wollen.  Ich  habe  im  sin,  daß, 
wen  der  junge  margraff  von  Anspach  ahnkommen  wirdt  sein ,  daß 
vielleicht  woll  eine  doppelte  alliance  werden  wirdt.  Adieu,  liebe 
Louisse!  Ewer  liebes  schreiben  ist  völlig  beantwortet.  Ich  werde 
nun  zur  taffei  undt  nach  dem  eßen  werden  wir  im  parq  den  hirsch 
jagen.  Er  wirdt  sehr  schön  jagen  sein;  den  es  hatt  gestern  ge- 
nung  geregnet,  umb  den  staub  auffzuhoren  machen,  undt  daß  wetter 
ist  abgekühlet.  Sey  dt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

264. 

Idarly  den  20  August  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  es  seindt  hir  viel  leütte,  so  I.  L.  die  prin- 
ces  von  Anspach  gesehen,  undt  loben  sie  alle  sehr.  Ich  will  hoffen, 
deß  churprintzens  heüraht  wirdt  glücklich,  weillen  es  so  lustig  ahn- 
fengt.  Freyllich  muß  so  ein  hettraht  den  hoff  auffmuntem.  Alles 
hatt  seine  zeit,  wie  der  könig  Salomon  sagt,  traweren  undt  freüden; 
daß  trawern  hatt  lang  gewehrt,  nun  ist  es  auch  zeit,  daß  die  freflde 
widerkompt.  Es  ist  ein  groß  glack,  wen  ein  hettraht  mitt  jeder- 
mans  vergnügen  geschieht;  den  'daß  geschieht  nicht  allemahl,  wie 
ich  nur  zu  woll  erfahren;  wünsche  sehr,  daß  dießer  heüraht  alle- 
zeit glücklich  sein  möge.    Mein  söhn  hatt  mir  einen  braffen  schrec» 


412 

ken  eingejagt,  hatt  sich  mitt  seinem  doUen  leben  kranck  gemacht, 
mitt  ballen  spülen,  baaden  nndt  seine  metres  zu  offt  zu  besuchen; 
es  fing  starck  ahn,  hatt  aber  doch  baldt  aufgehört,  gott  lob!  den 
er  ist,  gott  lob,  nun  wider  gantz  gesundt.  Der  churprintz  undt  die 
princes  seindt  eben  nicht  so  gar  jung,  umb  zu  heürabten;  den  sie 
seindt  beyde  22  jähr  alt,  wie  iü  der  durchleüchtigsten  weit  stehet. 
Im  selbigen  buch  macht  man  die  princes  7  mont  älter,  alß  ihren 
bretttigam.  Ihr  herr  bruder  keneich  woll;  er  ist  gar  ein  gutt  kindt. 
Es  kam  ihm  hir  wie  ein  heimwehe  ahn  nach  den  kinderblattem. 
Ich  bilde  mir  ein,  wen  er  zu  Hanover  sein  wirdt,  mogte  woll  ein 
doppelter  heüraht  geschehen.  Der  verstorbene  margraff  war  schön 
wie  ein  enckel  *  von  kopff  biß  zu  füßen ;  er  hatte  mehr  verstandt, 
alß  sein  herr  vatter  gehabt  hatte,  eben  keine  große  vivacitet;  waß 
er  aber  sagte,  war  de  bon  sens,  undt  hatte  mehr  verstandt,  alß 
der  itzige  margraff ^  ^  sein  herr  bruder.  Man  rafft  mich ,  in  kirch 
zu  gehen;  muß  schließen  undt  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß 
wie  ich  bin  undt  bleibe,  wie  ich  Ettch  schon  offt  versprochen, 
nehmblich  Euch,  liebe  Amelise,  recht  lieb  zu  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 
265. 
A  mad.  Louise,  raugräfSn  zu  Pfaltz,  a  Hemhaussen. 

Marly  den  27  Augusti  1706. 

Hertzallerliebe  Louise,  ich  habe  zwar  Ewern  lieben  brieff  ver- 
gangen sambstag  entpfangen,  aber  wegen  woll  bewusten  Ursachen 
sbntag  nicht  drauff  antwortten  können.  Ewere  brieffe  kommen  mir 
nie  abgeschmackt  vor,  Ihr  schreibt  recht  schön,  auff  alle  weiß, 
Bchönne  handt  undt  stiel;  aber  Ihr  habt  mir  einen  rechten  gefahlen 
gethan,  mir  zu  berichten,  liebe  Louisse,  waß  ma  tante,  die  fraw 
churfürstin,  taglich  zu  Hannover  thut  undt  wie  I.  L.  dero  zeit  zu- 
bringen. Ihr  seydt  noch  jung,  nur  die  gemächlichkeit  zu  lieben; 
last  dießes  unß  alten  leütten,  den  es  beßer,  alß  den  jungen  letttten, 
zukompt,  undt  wie  im  opera  stehet:  «Les  plaisirs  les  plus  doux 
sont  faits  pour  la  jeunesse>.  Ich  hoffe,  daß  die  princes  von  An- 
spach  alles  wirdt  ahn  Eweren  hoff  wider  munter  machen  undt  auch 
die  trawerigkeit  auß  ma  tante  sin  vertreiben.    Es  ist  mir  aber  nur 

* 
♦  ?  engel. 


413 

bang  vor  eine  sache,  nehmblich  daß,  weillen  I.  L.  dieße  princes 
nie  ohne  die  liebe  königin  s.  gesehen,  daß  es  gar  eine  zu  starcke 
erinnerang  wirdt  im  ahnfang  geben,  so  alteration  verursachen  mogte. 
Gott  gebe,  daß  es  änderst  mag  hergehen!  Mich  deucht,  zu  meiner 
zeit  wehrte  die  taffei  nicht  so  lang  undt  man  war  nicht  lenger,  alß 
eine  stundt,  ahn  taffei.  Ich  habe  ma  tante  ein  korbgen  gemacht, 
ihre  seyde  drin  zu  thun;  den  schwere  arbeydt,  wo  man  geschickt 
bey  sein  muß,  kan  ich  nicht  machen.  Es  ist  auch  in  der  ordre, 
daß  die  solitairen  körb  machen.  Ob  hir  zwar  nur  die  princessinen 
undt  duchessen  den  tabouret  haben,  so  macht  man  doch  jederman 
beym  spiellen  undt  wen  sie  arbeytten,  sitzen.  Die  Rotzenheüssererin, 
so  spint,  sitzt  iilso  den  gantzen  tag  bey  mir.  In  der  promenade 
ist  es  doch  ein  rechter  hoff.  Man  weiß  nicht,  waß  nun  hir  ist; 
scheindt,  alß  wen  unterschidtliche  particulirs  in  einem  hauß  wohn- 
ten, da  eines  dort,  daß  andere  dahin  geht  undt  nichts  mitt  ein- 
ander zu  schaffen  haben.  Gott  erhalte  ma  tante  l^nge  jähren  bey 
dero  gutte  gesundtheit!  Es  ist  mir  bang  vor  die  fürstin  von  Mau- 
buisson.  Ich  besuchte  L  L.  gestern;  sie  nehmen  so  erschrecklich 
ab  undt  werden  so  dttr  wie  ein  scheydt;  fürchte  sehr,  es  wirdt 
baldt  habern.  Wir  haben  hir  gar  nichts  neues  und  ich  muß  in 
kirch;  werde  also  vor  dieß  mahl  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  ich 
Euch  recht  von  hertzen  lieb  behalte,  liebe  Louisse! 

Elisabeth  Charlotte. 

266. 
A  mad.  Louise,   raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hanover. 

Yersaille  den  6  September  .1705. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  kan  heütte  kein  exacte  andtwort  auff 
Ewern  lieben  brieff  vom  28  August  machen;  den  ich  habe  heütte 
gar  zu  viel  zu  schreiben;  werde  nur  in  eyll  sagen,  daß  Ihr  mir 
einen  rechten  gefahlen  thut,  mir  so  exact  zu  schreiben;  bitte,  zu 
continuiren ;  den  ich  bin  gar  in  sorgen  vor  ma  tante,  die  fraw  chur- 
fttrstin.  Bitte,  auch  mein  compliment  ahn  I.  L.  den  churfürsten 
undt  hertzog  Ernst  August  über  dießen  trawerigen  todtsfall  von 
hertzog  von  Gel  zu  machen,  welcher  mich  woU  recht  betrübt;  den 
ich  habe  dießen  herrn  von  hertzen  lieb  gehabt.  Ich  muß  jetzt  gleich 
ahn  mein  dochter  undt  ihren  herrn  schreiben.   Ihr  schwager,  printz 


414 

Joseph,  ist  ahn  seinen  wanden  gestorben,  ist  verwahrloßet  worden. 

Adieu,   liebe  Louise!   Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  von 

hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

267. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz. 

Marly  den  17  September  1705. 

Hertzallerliebe  Louise,  Ihr  habt  mir  einen  rechten  gefahlen 
gethan,  zu  schreiben,  obs  zwar  ahn -Ewer  Schwester  zu  schreiben 
war;  den  ich  muß  gestehen,  daß  ich  recht  in  sorgen  war,  wie  es 
mitt  ma  tante  würde  sein,  wen  L  L.  die  zeittung  von  deß  gutten 
hertzogs  von  Zel  todt  erfahren  würden  haben.  Gott  seye  lob  undt 
danck,  daß  es  so  woU  abgangen  ist!  Were  ich  dabey  geweßen,  wie 
die  ministren  deß  gutten  hertzogs  todt  verzehlt,  bette  ich  braff 
mittgeweint;  den  ich  regrettire dießen  gutten  herrn  recht  von  hert- 
zen. Der  churprintz,  wie  ich  sehe,  tröst  sich  über  seinen  groß 
herr  vatter,  wie  der  Isaack  über  seiner  mutter;  den  Euch  devotten 
muß  man  biblische  exempel  geben.  Ahn  weniger  devotten  bette  ich 
die  Serenade  von  Chambor'*'  cittirt,  worinen  stehet:  «Quand  deux 
coeurs  s'aiment  bien,  tout  le  reste,  tout  le  reste  n'est  rien».  Ewer 
schreiben  ist  völlig  beantwortet  undt  ich  weiß  nichts  neues;  versi- 
chere Euch  nur,   liebe  Louisse,   daß   ich  Euch  von  hertzen  lieb 

behalte. 

Elisabeth  Oharlotte. 

268- 
A  ma4.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  17  September  1705. 

Hertzliebe  Amelisse,  mir  nent  Ihr  den  hertzog  von  Zel  woU 
recht ;  den  er  war  mir  recht  lieb  undt  es  ist  mir  von  hertzen  leydt, 
daß  er  todt  ist.  Nach  seiner  gemahlin  frag  ich  nichts;  da  hatt 
man  mehr  unehr,  alß  ehre,  von  gehabt,  will  also  nichts  von  ihr 
sagen.  3  tag  freüde,  wen  sie  warhafftig  ist,  finde  ich  viel;  den  in 
dießer  weit  deucht  mir  die  freüde  rar  zu  sein  undt  daß  leydt  ist 
gemeiner.    Weillen  der  churfürst  von  seinem  oncle  erbt,  muß  die 

* 

*  ?  Cbampfort. 


415 

trawer  woll  ein  jähr  werden.  Aber  es  schlegt  alleweill  12,  ich  mnß 
in  kirch,  werde  Ettch  aber  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß 
daß  ich  biß  dinstag  von  hir  mitt  dem  hoffe  anffbreche  nndt  nach 
Seaux  werde  nndt  von  dar  nach  Fontainebleaa.  Wo  ich  aber  auch 
sein  werde,  so  werde  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

269. 
A  mad.  Louise ,   raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Marly  den  20  September  1705. 

Hertzliebe  Lonisse,  gestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff  vom 
8  zu  recht  erhalten;  bin  fro,  daranß  zu  sehen,  daß  unßer  commerse 
so  richtig  geht.  Waß  mich  doch  ahn  deß  ghurprintzen  heüraht 
frewet,  ist,  daß,  ob  woll  ma  tante  mehr  ahn  ihr  onglück  gedenckt, 
so  habe  sie  4och  anch  freüde  dabey.  Ihr  bettet  mir  keinen  Ver- 
druß gethan,  liebe  Lonisse,  wen  Ihr  mir  auch  eine  relation  vom 
beylager  geschrieben  bettet;  den  Ihr  seydt  gar  exact  in  Ewern  be- 
schreibung,  undt  bin  gewiß,  daß  Ihr  mir  circonstantien  würdet  be- 
richt  haben,  so  ma  tante  nicht  gesagt  hatt.  Daß  bundt  ^ehen  hatt 
ma  tante  doch  ein  wenig  verenderung  geben,  gott  lob!  Es  were  gar 
zu  trawerig,  ein  schwartze  hochzeit  zu  halten;  daß  bette  unglttck 
bracht  Ich  bin  fro,  daß  die  churprintzes  Euch  lieb  hatt.  Ich  halte 
es  vor  ein  verlust,  daß  man  Euch,  liebe  Louise,  verhindert  hatt, 
mir  mehr  zu  schreiben.  Ewer  brieff  ist  beantwort  undt  ich  muß  in 
kirch;  ambrassire  Euch  also  nur  von  hertzen  undt  versichere,  daß 
ich  Euch  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
270. 
A  mad.  Amelie^  Elisabeth ,  raugräffin  zu  Pfaltz  ^  a  Hannover. 

Fontainebleau  den  30  Septembris  1705.' 

Hertzliebe  Amelise,  vergangenen  sambstag  habe  ich  Ewern  lie- 
ben brieff  vom  18  zu  recht  entpfengen.  Sontag,  msi  Ihr  woll,  kan 
ich  ohnmoglich  andtworten.  Die  sontagpost  ist  hir  den  sambstag; 
den  die  brieff  mtßen  nach  Paris.  Ich  bin  fro,  daß  meine  schreiben 
80  richtig  gehen.   Daß  bettbuch  laße  ich  einbinden.  Ich  gehe  wenig 


416 

mitt  nonen  omb  nndt  bin  mein  leben  nicht  bey  denen  von  St  Cire 
geweßen.  Eine  von  meinen  cammerweiber  hatt  mir  die  körbger 
machen  lernen.  Ich  kan  nicht  leugnen,  daß  man  nicht  woll  von 
den  Jessuwittercolegiam  spricht;  allein  dortten  wie  anderwerdts,  wer 
selber  nicht  desbanchirt  ist,  leydt  keine  gefahr,  nndt  printz  Tal- 
mont  hatt  mehr  angst,  alß  gefahr,  anßgestanden.  Nichts  ist  aber 
ordinarier  in  Engellandt,  alß  dießes  laster,  wie  ich  von  Englander 
selber  weiß.  Anch  alle  die,  so  mitt  mylord  Portlandt  nach  Paris 
kamen,  haben  ein  abscheulich  leben  mitt  eben  den  desbauchen  zu 
Paris  geführt.  Mylord  Westmerland,  mylord  Raby  undt  noch  3 
oder  4  andern  haben  sich  hir  nicht  gescheut,  zu  sagen,  waß  vor 
inclinationen  sie  hatten,  wie  man  mir  verzehlt.  Wen  Ihr  Euch  vor 
den  leütten  grawen  wolt,  liebe  Amelisse,  müst  Ihr  mitt  wenig  leüt- 
ten  nmbgehen.  Bibel  leßen  thnt  dazu  gar  nichts.  Ruffigny,  der 
ein  elster  von  der  kirch  von  Gharanton  war,  ist  einer  von  den  ärg- 
sten von  dießem  handtwerck,  nndt  sein  brader,  la  Caillemotte, 
welche  reformirt  wahren  nndt  die  bibel  immer  laßen,  wahren  ärger, 
alß  keine,  so  hir  sein,  undt  verstanden  gar  woll  raillerie,  wen  man 
sie  mitt  vexirt.  La  Caillemotte  sagte :  «II  fant  bien  quQ  j'aime  les 
hommes;  car  je  suis  trop  lait  pour  estre  aismes  des  dames>.  In 
Teütschlandt  seindt  auch  viel,  so  ahn  dießem  laster  hangen.  Der 
graff  von  Sintzendorf,  so  envoyes  vom  keyßer  hir  geweßen,  wen  er 
einen  wolgeschaffenen  pagen  sähe,  endert  er  von  färb  undt  war  so 
außer  sich  selber,  daß  es  eine  schandt  zu  sehen  war.  Ihr  fragt, 
warumb  sie  so  verbottene freüden  nehmen  wollen;  aber  seyderAdam 
ist  es  so,  daß  die  menschen  lieber  verbottene,  alß  erlaubte,  speyßen 
genießen  mögen,  undt  glaubt  mir!  in  allen  landen  seindt  solche 
Benjametter.  Wir  kommen  alleweille  von  der  hirschjagt  undt  werden 
gleich  in  die  commedie  vom  Tartuffe.  Adieu,  liebe  Amelisse!  Seydt 
versichert,  daß  ich  Euch  recht  lieb  habe  undt  allezeit  behalte 
werde  so  woll  alß  auch  Louisse! 

Elisabeth  Charlotte. 

271. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth^  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hemhaussen. 

Fontainebleau  den  7  Öctober  1705.    ' 
Hertzliebe  Amelise,  ich  bin  fro,  daß  Ihr  so  ungern  die  post 


417 

yerseümbt.  Es  ist  nicht  nöhtig,  allemabl  waß  artigs  zu  schreiben; 
ich  bin  schon  zufriden,  wen  ich  nur  weiß,  wie  es  Ettch  nndt 
Louisse  geht.  Gott  gebe,  daß  die  einigkeit  zwischen  beyden  jungen 
fürstlichen  eheleütten  imer  wehren  mag!  Ich  wünsch  es  mehr,  alß 
ich  es  hoffen  darff;  den  die  weit  ist  so  beschaffen,  daß,  waß  gntt 
ist,  selten  lang  wehrt.  Ich  admiri^e  in  Euch,  liebe  Amelisse,  der 
menschen  prevantion  undt  daß  Ihr  vor  so  gar  übel  haltet,  [welche] 
vielle  vor  so  gutt  halten.  Ich  bin  in  der  sache  neutral.  Ich  laße  je- 
derman  seine  fantesien  undt  halte  weder  guts  noch  böß  davon.  Ich 
sehe,  daß  es  ein  alter  glaub  ist;  bin  verwundert,  daß  so  viel  leütte 
daß  vertrawen  drauff  setzen  können;  aber  ich  bin  nicht  so  verwun- 
dert über  diß  alles  wie  Ihr;  den  ich  bin  persuadirt,  daß  ein  starc- 
ker  glaub  undt  jmagination  viel  zu  wegen  bringen  kan ,  wie  man 
ahn  den  schwangern  weibern  sieht.  Wir  armen  menschen  wißen 
wenig,  wie  alles  zu  [geht].  Ich  bin  aber  woU  Ewerer  meinung,  daß 
es  beßer  were,  spitäller  zu  bawen,  alß  reliquien  zu  ziehren;  glaube 
auch,  daß  es  den  heylligen  selber  beßer  gefallen  solte.  Aber  wen 
der  papst  I.  L.  dem  churfürsten  die  reliquien  gar  thewer  abkauffen 
solte,  finde  ich,  daß  I.  L.  gar  woll  thetten,  sie  nach  Rom  zu 
schicken.  Thun  die  pfaffen  naredeyen  mitt,  ists  vor  sie;  daß  geht 
dem  churfürsten  gar  nicht  ahn.  Adieu,  liebe  Amelise!  Seydt  ver- 
sichert, daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behaltet 

Elisabeth  Charlotte. 

272. 
A  mad.  Louise,   raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Fontainebleau  den  14  Oetober  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  last  Euch  nicht  gerewen,  mir  deß  bertzogs 
Jerg  Wilhelms  todt  natürlicher  weiß  gesägt  zu  haben!  Ich  kan  nicht 
leyden,  daß  man  umb  den  pot  herumb  fahrt;  habe  lieber,  daß  man 
eine  sache  recht  herauß  sagt.  Nie  ist  eine  hochzeit  mehr  zu  pas 
kommen,  alß  die  vom  churprintz.  Etlich  mahl  ein  wenig  zu  raßen, 
ist  gesundt,  vertreibt  daß  blähen  deß  miltz.  Es  ist  schon  Ö  ge- 
schlagen undt  umb  halb  7  muß  ich  in  die  comedie,  muß  unter- 
deßen  noch  2  brieff  schreiben,  einen  ahn  ma  taute,  die  fraw  ab- 
dißin  von  Maubuisson,  schreiben  undt  ahn  eine  dame  zu  Paris;  kan 

Briefe  der  Prinzessiii  EUiabeth  Charlotte.  37 


418 

derowegen  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  einen  ab- 
scheulichen hasten  habe ;  hoffe,  ihn  zu  verjagen.  In  welchem  standt 
ich  auch  sein  mag,  werde  ich  Euch  allezeit  bestendig  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 
273. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hemhaussen. 

Fontainebleau  den  24  October  1705. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  dinstag  habe  ich  zwey  von  Ewern 
lieben  schreiben  auff  einmahl  entpfangen  sambt  der  relation,  so  ich 
recht  woll  geschrieben  gefunden,  habe  Euch  aber  ohnmoglich  eher, 
alß  nnn,  davor  dancken  können  wegen  jagten  undt  comedien.  Nun 
hatt  die  freüde  ein  endt;  den  übermorgen  werden  wir  wider  von 
hir  weg  undt  in  3  tagen  nach  Yersaille.  Montag  schlaffen  wir  zu 
Villeroy,  dinstag  zu  Seau  undt  mitwogen  zu  Yersaille.  Ich  muß 
lachen,  daß  Ihr  sagt,  daß  die  letttte  sagen,  sie  sehen  woll,  daß  sie 
ungelegenheit  nrachen,  undt  bleiben  doch  sitzen.  Man  muß  solchen 
leütten  weiß  machen,  daß  sie  gar  zu  sehr  Ewere  gutte  freunde  is^in, 
umb  sich  vor  sie  zu  contraigniren,  undt  immer  fort  schreiben.  Dafi 
ist,  waß  ich  auff  Eweren  ersten  brieff  sagen  kan.  Ich  komme  auff 
den  zweytten  von  6ten  dießes  monts.  Ewer  erstes  schreiben  konte 
singen  wie  Aleide  im  opera  von  Alceste:  «J'ores  beau  me  presser, 
je  partires  trop  tard».  Ewere  relation  konte  ich  hir  ahn  nie- 
mandts  weißen,  niemandt  kan  teütsch.  Die  Rotzenheusserin  ist 
wider  nach  Strasbourg;  ich  glaube  aber,  sie  wirdt  baldt  wider 
kommen.  Es  hatt  mich  woll  von  hertzen  erfrewet,  daß  ma  tante 
alle  laperejen,  so  ich  geschickt,  so  gnädig  ahngenohmen  haben. 
Daß  schörtzgen  war  so  schlegt,  weillen  es  mitt  dem  manteau  figu- 
riren  muste.  Wie  ich  sehe,  so  schenckt  I.  L.  der  churfürst  seiner 
fraw  dochter  wenig.  Außer  leütte,  so  man  von  hertzen  lieb  hatt, 
deucht  mir,  hatt  man  nicht  gern  geschencke.  Hir  schenckt  man 
nichts,  alß  obst.  Ich  wolte  gern  noch  lang  blauttern,  aber  es 
ist  mir  ohnmoglich ;  den  wir  seindt  erst  nach  7  von  der  jagt  kom- 
men, es  ist  über  8ten  nun  undt  ich  muß  noch  zwey  brieffe  schrei- 
ben;  kan  derowegen  ohnmoglich  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


419 


274. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz  y  a  Hannover. 

Marly  den  5  November  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  mich  deucht,  unß[er]  commers  ist  nun  gar 
reglirt;  Ihr  enpfangt  gar  just  meine  bfieffe  undt  ich  die  Ewere. 
Meine  andtwort  kompt  aber  waß  langsam,  weillen  ich  ohnmöglich 
sontags  andtwortten  [kann],  undt  ma  tante  paquetten  kommen  diß  jähr 
nur  sambstags  ahn.  Es  geht  doch  noch  geschwinder  her,  alß  wie  Ihr 
noch  zu  Franckfort  wahret.  Ich  muß  lachen,  daß  Ihr  so  über  der 
manßleütte  leben  verwundert  seydt.  Wen  man  Euch  hir  so  ver- 
wundert drüber  sehen  soltet,  würde  man  Euch  [sagen]:  «Vous 
n'aves  donc  veüe  le  monde  que  par  le  trou  d'une  bouteill€>.  Den 
die  weit  ist  allezeit  so  gewest  zu  allen  zeiten  undt  wirdt  auch  woll 
so  bleiben  biß  ahns  endt.  Heyden  öder  Christen,  wo  menner  seindt, 
da  ist  desbauche.  Wer  ohne  man  leben  kan,  ist  nicht  die  unglück- 
lichste. Ma  tante  mag  alß  eine'  witwe  vielleicht  nicht  so  viel  ha- 
ben, eine  graffin  zu  erhalten  können,  aber  es  were  eben  I.  L.  dem 
churftirsten  eben  keine  sündt  im  h.  geist,  wen  er  eine  reichsgräffin, 
wie  Ihr  seydt,  undt  sein  geschwisterkindt  ernehrte  undt  ahn  sei- 
nem hoff  desfrairte;  da  könte  er  keine  schandt  von  haben,  ist  auch 
jetzt  reich  genung  dazu.  Schenckeii  ist  gutt  undt  genereux,  es  muß 
aber  mitt  maß  geschehen  undt  wie  daß  alte  Sprichwort  lautt,  so  in 
meinem  teütsch  schreibbuch  stundt:  «Es  muß  sich  ein  jeder  strec- 
ken nach  seiner  decken».  Es  ist  eine  rechte  schandt,  daß  Euch 
Churpfaltz  nicht  bezahlt.  Gott  gebe  baldt  einen  gutten  friden,  daß 
I.  L.  kein  pretext  mehr  haben  mögen.  Euch  daß  Ewerige  auffzu- 
halten!  Ich  habe  nie  gedacht,  [daß  Ihr]  auff  nia  tante  Unkosten  lebt. 
MoUiere  hatt  viel  artige  commedie  gemacht,  ich  glaube  aber  wie  Ihr, 
daß  Tartuffe  die  beste  ist.  Le  missantrope  ist  auch  gutt  undt  Les 
fammes  savantes.  Pourceauniac  undt  monsieur  Jourdain  da  muß  man 
diß  landt  beßer  kenen,  umb  es  artig  zu  finden,  insonderheit  Paris. 
Hirmitt  ist  Ewer  brieff  völlig  beantwort.  Seydt  versichert,  liebe 
Amelise,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 


37  • 


420 

275. 

A  mad.  Louise,   raugraffin   zu  Pfaltz,    a  Hannover. 

Marly  den  6  November  1705. 

Hertzliebe  Louise,  Ihr  wist  all  lengst  die  ursach,  warumb  ich 
Euch  nicht  sontags  schreiben  kan,   werde  es  a.lso  nicht  widerhollen. 
Ich  meinte,  der  margraff  von  Anspach  würde  umb  die  printzes  von 
Hannover  ahngehalten  haben;   ich   wünschte   sie   aber  lieber  dem 
könig  in  Schweden.    Worumb  will  die  churprintzes  nicht  glaaben, 
daß  ihr  herr  bruder  die  princes   von  Darmstat  heürahten  wirdt? 
Der  printzessinen  heüraht  wirdt  selten  auß  liebe  geschehen,  son- 
dern nur  durch  raison,  undt  dazu    that  Schönheit  nichts;   tugendt 
undt  verstandt  seindt  gutt  genung  dazu.   Daß  werdt  lenger,  alß  die 
Schönheit,   welche   vergänglich  ist  undt  baldt  verschliest,   wie  wir 
noch  neulich  ahn  die  schönne  Moscowittin  gesehen,  so  nun  zu  Paris 
ist.   In  Saxsen,  habe  ich  gehört,  seindt  noch  gar  schönne  printzes- 
sinen.   Ich   weiß,  wie  die  curprintzes  ein  pressent  von  ihrer  groß 
schwiger  fraw  matter  bekommen  hatt.    Es  ist  war,   liebe  Louisse, 
daß  ma  tante  mir  kein  wordt  von  ihrem  fall  geschriben;  weillen 
sie  aber  den   von   Glef  so  woll  überstanden  undt  der  kopff  nicht 
blessirt  worden,  hoffe  undt  wünsche  ich,  daß  es  keine  böße. nach- 
folg haben  wirdt;   bitte  aber,   liebe  Louise,   mir  doch  fleißig  I.  L. 
znstandt  zu  berichten.    Vor  daß  sie   erschrocken  mögen  sein,   ist 
mir  nicht  [bang].  Ich  kene  ma  tante,  sie  hatt  hertz  wie  ein  mansch- 
mensch '",  so  coarage  hatt ;  nichts  erschreckt  sie  leicht.  Ich  habe  sie 
einmahl  zu  Klopenbarg  aaß   einem  brandt   im  nachtsrock   salviren 
sehen,   da  die  flam  schon  alle  seytten  in  die  cammer  schlag;   sie 
wahren  grob   schwanger  undt  erschraeken   gar  nicht,   lachten  nur. 
Noch  ein  ander  mahl  hatten  wir  neue  pferdt  ahn  einer  calesch,  die 
gingen  mitt  uuß  durch  undt  rederten    den  kutscher;   oncle  sprang 
von  der  calesch  undt  hilt  die  pferdt,  ma'  tante  war  auch  damahlen 
nicht  erschrocken,   ob  schon  große  gefahr  vorhanden;   bin  also  si- 
cher, daß  der  fall  I.  L.  gar  nicht  erschreckt.   Aber  wie  dießer  fall 
doch  eine  commotion  verursachen  können,   betten  I.  L.  nicht  übel 
gethan,   ein  par  tag   folltranck  zu   trincken,   weillen  sie^waß  im 
rücken  gefühlt.  Der  serein  ist  in  Teütschlandt  nicht  gefährlich,  wie 

^  * 

*  ?  mansmenscb. 


421 

hir  im  landt,  zn  dem  so  ist  es  ma  tante  gewohnt  andt  die  gewohn- 
heit  thut  viel  bey  solchen  Sachen.  Ich  habe  nicht  gern  vernohmen, 
daß  der  königin  in  Preassen  freüllen  wider  zu  Hannover  sein;  den 
daß  gibt  ma  tante,  der  fraw  churfQrstin,  gar  zu  betrübte  erinne-- 
rangen.  Es  wandert  mich  nicht,  daß  daß  freüllen  Schwartz  krank 
aaß  betrübtnnß  geworden,  daß  ihre  seh  wester  gantz  raßendt  worden; 
nichts  ist  betrübter  in  der  weit  andt  ärger,  alß  wen  sie  gestorben 
were.  Ey,  liebe  Loai^se,  glaubt  nicht,  allemahl  die,  so  viel  von 
devotion  andt  gotsfurcht  sprechen,  seindt  die  devotesten!  In  itzigen 
zeitten  dint  es  offt  nur  zu  einem  deckmantel,  viel  boßheitten  zu 
verbergen,  undt  wie  ich  Euch  sehe,  würdet  Ihr  hir  im  landt  offt 
betrogen  werden.  Von  devotion  reden  ist  nicht  nöhtig,  wen  man 
nur  christlich  lebt.  Zu  dem  so  ist  die  wahre  devotion  eine  gnade 
von  gott,  die  er  nicht  alle  menschen  gibt;  man  muß  also  die  mehr 
beklagen,  alß  condemniren,  so  es  nicht  haben.  Auch  kan  man  gar 
woll  devot  sein  andt  nicht*  serieax  von  seine  devotion  sprechen;  die 
wahre  devotion  sieht  man  auß  den  christlichen  wercken  mehr,  alß 
auß  den  wortten.  Die  freüllen  Schwartz,  so  so  betrübt  über  ihrer 
Schwester  ungltick  ist,  solte  suchen,  sich  von  ihrer  betrtibtnuß  zu 
distrairen,  damitt  es  ihr  nicht  wie  ihrer  Schwester  gehen  mag.  Ich 
erinere  mich  deß  barons  von  Heberstein  nicht  mehr.  Mich  deticht,^ 
Carl  Edewart  kam  alß  gantz  allein  zu  [mir]  undt  zu  meinen  kin- 
dern,  mitt  welchen  er  den  gantzen  tag  spilte.  Adieu,  liebe  Louisse! 
Seindt  versichert ,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte  i 

Elisabeth  Charlotte. 

276. 

Marly  den  12  November  1705; 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  hatte  gehofft,  heütte  eine  exacte  andt- 
wordt  auff  Ewern  lieben  brieff  zu  schreiben  können  vom  30  October, 
so  ich  vergangen  sambstag  entpfongen  hatte;  allein  wir  haben 
heütte  so  unerhört  spät  geßen,  erst  umb  3  ahn  taffei,  undt  nach 
dem  eßen ,  muß  ich  gestehen ,  bin  ich  ein  wenig  entschlaffen ,  habe 
also  gar  spät  ahii  ma  tante  geantwort,  werde  Euch  also  nur  in 
großer  eyll  schreiben  können.  Mein  husten  ist  lengst  verbey,  gott 
sey  danck!  Aber  wen  die  grimiche  kälte  so  fortfährt,  wie  sie 
seyder  acht  tagen  hir  ahngefangen,  wirdt  es  woll  wider  neue  hasten 


422 

geben.  Ich  drinck  all  mein  leben  über  eyß,  aber  nicht  gar  er- 
schrecklich kalt.  Der  churprintz  ist  ja  noch  in  keinem  alter,  se- 
rienx  zu  sein.  Wen  ein  sach  so  gar  starck  ahnfangt,  hatt  man 
wenig  exempel,  daß  es  dawerhafft  ist.  Gott  gebe,  daß  meine  mei- 
nong  hirauff  nicht  war  werde«!  Es  ist  groß  aparentz,  daß  die  chur- 
printzes  schwanger  ist,  weillen  I.  L.  bey  dem  eßen  übel  werden; 
Werdens  woll  baldt  gewahr  werden.  Madame  Haaw  gefehlt  unßerer 
churfftrstin  recht  woll.  Sie  ist  woll  raisonabel,  nichts  nach  butzen 
zn  fragen,  weillen  sie  nicht  schön  ist.  Mein  gott,  wie  gehen  die 
Sachen  in  dießer  weldtl  Die  hertzogin  von  Zel  war  gebohren,  Ame- 
lise  ondt  Euch  auffzuwartten  können;  nun  wahrt  Amelisse  ihr  auff. 
Hirmitt  ist  Ewer  liebes  brieffgen  doch  völlig  beantwort.  Ich  bitte, 
liebe  Lonisse,  last  mich  doch  wißen,  ob  es  nicht  möglich  were,  ein 
par  schachteln  mitt  nürnbergisch  pflaster  za  bekomen  nndt  mir  auff 
der  post  zu  schicken!  Suzon,  madame  Leclair,  meiner  amen  doch- 
ter, hatt  viel  leütte  hir  mitt  geholfen,  sie  hatt  aber  keins  mehr; 
dmmb  hatt  man  mich  sehr  gebetten,  mehr  hollen  zu  laßen.  Schreibt 
mir  auch,  waß  es  kost!  werde  es  bezahlen.  Adieu,  liebe  Louisse! 
Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  recht  liebe  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 


277. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille,  mitwog  den  18  November  1705. 

Ich  werde  morgen  früh  eßen,  hertzallerliebe  Louisse,  undt  den 
nach  Paris  fahren,  habe  dort  ein  wenig  zn  thun  undt  werde  auch 
ins  opera;  also  will  ich  dießen  abendt  noch  auff  Ewern  lieben 
brieff  vom  6  November  andtwortten.  Es  were  meine  undt  nicht 
Ewere  schuldt  geweßen,  wen  mich  Ewere  relation  nicht  gefahlen 
bette;  den  sie  war  recht  woll  geschrieben.  Wir  hatten  so  schön 
Wetter  zu  unßer  reiß,  daß  sie  gar  nicht  unahngenehm  war.  Ich 
haße  daß  reißen  gar  nicht,  liebe  Louisse!  Bey  dießem  hoff  schi- 
melt  man  nicht,  man  reist  immer  von  einem  ort  zum  andern.  Die 
blätter  seindt  wegen  der  große  hitze ,  so  den  sommer  geweßen,  eher 
abgefallen,  alß  die  ander  jähre.    Ma  tante,  die  fraw  churfürstin, 


423 

mag  die  gräffin  zu  Backebarg  sehr  woll  leyden.  Aber  sagt  mir 
'doch,  ich  bitt,  waü  ist  geschehen,  daß  ma  tante  gesteht,  daß  sie 
gritlidi  ist?  Daß  kompt  nicht  vom  temperement;  furcht  also,  es 
seye  etwaß  widerliches  geschehen,  oder  ist  es  vielleicht  auch,  daß 
freüllen  Pelnitz  zu  viel  trawerige  erinerungen  thut.  Daß  würde 
betrübt  undt  nicht  gridtlich  machen.  Die  einbildang  thut  viel  bey 
den  kranckheitten ;  steckt  sich  freülen  Pelnitz  daß  sterben  im  kopffj 
möchte  sie  woll  drauff  gehen.  Amelisse  hatt  mir  ihre  reiße  von 
Zel  beschrieben.  Ich  weiß  bey  mir  selber,  wen  man  von  natar  ein 
wenig  trucken  za  sein  gewont  ist,  kompt  einem  daß  freündtlich  sein 
ohne  freündtschafift  sawer  ahn.  Hiemitt  ist  Ewer  schreiben  völlig 
beantwortet;  bleibt  mir  nur  überig,  zu  sagen,  daß  ich  Euch,  liebe 
Louisse,  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


278. 

A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

VersaiUe  den  26  November  1705. 

Hertzliebe  Louise,  weillen  ich  so  woll  weiß,  daß  ma  tante 
nichts  erschrickt,  also  habe  ich  woll  gleich  gehofft,  da  ich  erfahren, 
daß  der  kopff  nicht  auffs  pflaster  gerührt  hatte,  daß  es,  ob  gott 
will,  woll  ablauffen  würde  undt  keine  gefahr.  Gott  seye  ewig  danck, 
daß  ich  nicht  in  meiner  hoffnung  bin  betrogen  worden!  I.  L.  seindt 
der  lufft  so  gewohnt,  daß  ihnen  die  nie  wirdt  schaden  können ; 
contrarie,  daß  dint  zur  gesundtheit,  braff  zu  spatziren.  Waß  man 
mitt  großen  apetit  ist,  schadt  selten.  Ma  tante  hatte  groß  recht. 
Euch  wider  zurück  zu  schicken;  den  zu  einem  steyffen  ha[l]ß  ist 
der  kalte  windt  schadtlich.  Monsieur  Benise  undt  Galli  seindt 
nicht  von  meiner  zeit  bey  ma  tante,  kene  sie  nicht;  aber  ich  bin 
alß  fro,  wen  gatten  leütten  waß  guts  geschieht.  Freüllen  Pelnitz, 
wie  Ihr  mir  sie  beschreibt,  muß  viel  vivacitet  haben.  Wen  dieß 
freüllen  nicht  devotion  genung  hette,  umb  seelig  zu  werden,  were 
sie  zu  beklagen.  Aber  ich  sehe  nicht,  daß  man  sie  destoweniger 
lieben  solte;  den  daß  ist  ja  ihre  sache  undt  die  unßerige  gar  nicht. 
Unßere  sach  ist,   daß  die,   wo  man  mitt  umbzugehen  hatt,  weder 


424 

falsch  noch  nntrew  sein.  Man  spricht  offt  gegen  waß,  nmb  es 
beßer  zu  erfahrn;  aber  glaubt  mir,  liebe  Lonissei  denen  ist  nicht 
ahm  besten  zu  trawen,  so  so  offt  von  der  devotion  sprechen;  den 
devotion  ist  ein  gefahrlicher  deckmantel,  ich  werde  es  hir  täglich 
gewahr.  Ich  gestehe,  daß  es  beßer  were,  daß  man  allezeit  roitt 
respect  von  der  christlichen  religion  spreche,  aber  die  seindt  die 
schlimbsten  nicht,  so  vexiren;  die  ärgsten  seindt  die  heüchler  undt 
hypocritten.  Unter  dießen  vorwandt  geschieht  ahm  meisten  ttbels; 
die  verzeyen  nie,  seindt  inplaöable  feinde  undt  in  dem  verwandt, 
daß  sie  ihre  negsten  corigiren  wollen,  declariren'sie  alle  medissan- 
cen  undt  halten  sie  vor  war.  Die  wahre  devotion  bestehet,  glaube 
ich,  in  gott  lieben  undt  charitet  vor  den  negsten  haben.  Gott  aber 
lieben  ist  über  unßer  vermögen,  weillen  wir  eine  zu  verderbte  na- 
tur  haben,  undt  können  allein  gott  lieben  durch  seine  gnadt;  also 
glaube  ich,  daß  man  die  nicht  blasmiren  solle,  so  gott  dieße  gnadt 
nicht  geben,  sondern  viel  mehr  mittleyden  mitt  ihnen  haben,  umb 
auff  wenigst  den  zweyten  punckten  zu  exerciren,  uehmblich  die 
charitet.  Ich  bin  gantz  Ewere  meinung,  liebe  Louisse,  daß  mon- 
sieur  Brauns  unrecht  hatt  undt  nicht  ehrlich  gethan,  daß  arme 
freüUen  Schwartz  in  einen  so  gar  eilenden  standt  zu  setzen;  es 
wirdt  Unglück  bringen.  Adieu,  liebe  Louisse!  Ich  behalte  Euch 
allezeit  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


279. 


A  mad.  Amelie  Elisabeth,    raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Versaille  den  26  November  1705..^ 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  sambstag  habe  ich  Ewer  schrei- 
ben zu  recht  entpfangen,  aber  wie  Ihr  woll  wist,  so  kan  ich  nie  alß 
donnerstags  antwortten,  weillen  ich  den  sontag  alß  gar  zu  viel  zu 
schreiben  habe.  Es  passirt  hir  nicht  viel  mehr  neues,  alß  zu  Han- 
nover, undt  mein  leben  haben  ich  dießen  hoff  [nicht]  stiller  ge- 
sehen ,  alß  er  nun  ist.  Ob  Ihr  mir  zwar  nichts  neues  schreibt, 
seindt  mir  Ewere  schreiben  doch  ahngenehm;  den  wen  ich  vernehme, 


425 

daß  es  Efich  woll  geht  nndt  gesandt  seydt  nndt  mich  noch  lieb 
habt,  bin  ich  schon  zufrieden.  Ich  muß  lachen,  daß  Ihr  Ettch  in 
meine  protection  recomandirt.  Daß  ist  eine  schlegte  sach  undt  ich 
bin,  wie  man  hir  im  Sprichwort  sagt,  «de  ces  saints  qni  ne  gue- 
rissent  de  den»,  nndt  die  nichts,  alß  bloße  wünsche,  vor  die  than 
kan,  da  sie  sich  vor  interessiren.  Dieße  gantze  woche,  umb  vom 
Wetter  zu  reden,  ist  es  warm  undt  feucht  geweßen;  nun  heütte 
hatt  es  gehagelt  undt  gereifft  undt  scheindt,  alß  wens  friren  wolte. 
Daß  die  Eillmanseck  verstandt  hatt,  habe  ich  woll  auß  ihren  brief- 
fen  gesehen.  Wie  man  mir  aber  die  freüllen  Pelnitz  beschreibt, 
hatt  dieße  noch  mehr  vivacitet,  alß  die  erste.  Es  seindt  wenig 
leütte  gantz  ohne  religion,  aber  ein  jeder  hatt  die  seine  auff  seinen 
schlag  undt  wie  er  glauben  oder  begreiffen  kan.  Unßer  herrgoü 
lest  alle  menschen  mitt  so  unterschiedtlichen  humoren  geboren  wer- 
den, daß  es  ohnmöglich  ist,  daß  eines  wie  das  ander  dencken  kan. 
Dem  er  eine  pure  devotion  ohne  heücheley  verleyet,  daß  halte  ich 
vor  gnaden  gottes,  so  über  deß  menschen  macht  gehen;  den  es 
steht  nicht  bey  unß,  zu  thun,  was  wir  wolten,  oder  selten,  sondern 
nur  denen  gott  die  gnade  gibt;  daß  wünschen  stehet  nur  bey  unß. 
Aber,  liebe  Amelisse,  ich  kan  mich  nicht  genung  verwundern,  daß 
Ihr  undt  Louisse  so  chocquirt  seydt,  wen  jemandts  vexirt  undt  sich 
nicht  devot  stelt.  Unßer  hoff  zu  Heydelberg  muß  sehr  nach  meinem 
abzug  verendert  sein;  den  unßer  papa  s.  hatt  ja  allezeit  vexirt  mitt 
allen  religionen,  nur  in  schertz,  umb  sich  zu  divertiren,  wie  unßere 
liebe  churfürstin  auch  thut.  Ich  bilde  mir  ein,  daß  freüllen  Pelnitz 
bey  hoff  logirt  alß  domestique  von  der  s.  königin  in  Preüssen.  Von 
hir  kan  ich  nichts  neues  sagen;  den  Ihr  kendt  die  leütte  [nicht]. 
Wir  haben  jetzt  schlegte  lufft  hir.  Es  sterben  unerhört  viel  leütte 
ahn  den  kinderblattern  undt  fleckfieber,  welches  ordinarie  zusamen 
kompt  undt  die  leütte  in  jene  weldt  führt.  Daß  ist  alles,  so  ich 
vor  dießmahl  sagen  werde  undt  daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


426 


280. 

A  mad.   Amelie  Elisabeth,  raugrafBn  zu  Pfaltz,  a  Paris.* 

Versaille  den  8  December  1706. 

Hertzliebe  Amelisse,  vergangen  sambstag  habe  ich  Ewer  schrei- 
ben vom  19  November  zu  recht  entpfangen,  aber  wie  Ihr  woll  wist, 
60  kan  ich  ohnmöglich  gleich  sontags  dranff  andtwortten.  Sagt  man 
jetzt  in  Tetttschlandt  ein  bar  tagen?  Zn  meiner  zeit  sagte  man  ein 
par  tagen.  Ich  bin  Ettch  sehr  verobligirt,  vor  meine  gesundtheit  zu 
sorgen.  Ich  bin,  gott  lob,  gar  nicht  krancklich  undt  glaube,  daß 
ich  meine  gesundtheit  erhalte,  weillen  ich  nie  nichts  brauche  undt 
weder  durch  precantion  aderlaße  noch  pnrgire,  wie  andere  thun,  so 
nicht  gesunder  sein,  alß  ich.  Ich  halte,  daß  nun,  da  die  churprint- 
zes  wider  beßer  undt  daß  wetter  so  gar  abscheüllich  ist,  daß  der 
hoff  nun  woll  wider  zu  Hannover  sein  wirdt.  Wo  seydt  Ihr  undt 
Louisse  den  gestocken,  daß  Ihr  die  weldt  so  wenig  kendt?  Mich 
dettcht,  man  bedarff  eben  nicht  lang  ahn  hoff  sein,  ohne  sie  baldt 
zu  kenen;  aber  wer  alle  die  haßen  woldt,  so  die  junge  kerls  lieben, 
würde  hir  kein  6  menschen  lieben  können  oder  auffs  wenigst  nicht 
haßen.  Es  seindt  deren  allerhandt  gattungen;  es  seindt,  die  die 
weiber  wie  den  todt  haßen  undt  nichts  alß  mansleütte  lieben  kön- 
nen ;  andere  lieben  mäner  undt  weiber,  von  denen  ist  mylord  Raby ; 
andere  lieben  nur  kinder  von  10,  11  jähren,  andere  junge  kerls 
von  17  biß  25  jähren  undt  deren  seindt  ahm  meisten;  andere  des- 
bauchirten  sein,  so  weder  mäner  noch  weiber  lieben  undt  sich  allein 
divertiren,  deren  ist  die  menge  nicht  so  groß,  alß  der  andern.  Es 
seindt  auch,  so  mitt  allerhandt  desbauchiren ,  vieh  undt  menschen, 
waß  ibnen  vorkompt.  Ich  kene  einen  menschen  hir,  so  sich  be- 
rümbt  batt,  mitt  alles  zu  thun  gehabt  haben,  biß  auff  krotten; 
seyder  ich  es  weiß,  kan  ich  den  kerl  ohne  abscheü  nicht  ahnsehen. 
Er  war  in  meines  herrn  s.  dinsfen  undt  ein  rechter  boßer  mensch, 
hatte  gar  keinen  verstandt.  Da  segt  Ihr,  liebe  Amelisse,  daß  die 
weldt  noch  schlimmer  ist,  alß  Ihr  nie  gemeint  habt.  Ich  muß  über 
der  fretillen  Pelnitz  einfal  doch  lachen;  den  hir  seindt  wir  zu  sehr 
ahn  solche  Sachen  zu  hören  gewont,  umb  drüber  zu  erschrecken; 
man   lacht  nur  über  solche  Sachen  hir,   wie   man  ordinarie  lacht, 

* 
*  ?  Hannover. 


-  42T 

wen  man  von  etwaß  eckelhafftigs  spricht.  Ich  habe  von  hertzen 
gelacht,  daß  Ihr,  liebe  Amelisse,  sagt,  daß  Ihr  noch  lieber  hett- 
rahten  wolt,  alß  sonsten  waß  begehen.  Nach  gottes  gesetzt  ist  es 
freylich  viel  beßer,  allein  menschlich  davon  zu  gedencken,  wie  viel 
andere  thun,  so  gibt  der  heüraht  mehr  ambaras;  den  es  ist  vor 
sein  leben,  daß  man  sich  heüraht,  die  coquetten  aber,  wen  sie 
einen  müht  sein,  so  nehmen  sie  einen  andern,  daß  ist  ihnen  leich- 
ter. Aber  wer  die  tugendt  im  hertzen  hatt,  wie  Ihr,  liebe  Ame- 
lisse, kan  daß  übel  nicht  begreiffen,  welches  eine  gnade  gottes  ist. 
Adieu!  Ich  behalte  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

281. 

Versaille  den  9  December  1706. 

V 

Hertzliebe  Amelise,  ich  glaube,  daß  Ihr  fro  seydt,  daß  der 
hoff  wider  zu  Hannover  ist;  den  bey  itzigem  wetter  ist  kein  spaß, 
offt  hin  uudt  her  zu  fahren.  Wens  unglück  nur  attff  die  coeffure 
feit,  gehts  woU  hin;  man  könte  aber  auch  bey  dem  schlimen  feuch- 
ten wetter  woU  einen  scheffen  kopff  oder  gesiebt  durch  flüße  be- 
kommen. La  mort  de  Pomp^e"*"  ist  ein  schön  stück  undt  baron  de 
la  Crasse**  recht  artig;  deß  königs  leves,  wie  man  es  hir  heist,  ist 
woU  recht  naturlich  beschrieben,  wie  es  dort  hergeht.  In  den  se- 
rieussen  commedien  kan  ich  Ewere  meinung  gar  nicht  sein.  Die 
commedianten  übel  recittiren,  wen  sie  sprechen,  wie  man  list. 
Einerley  posturen  sollen  sie  auch  nicht  machen,  sondern  die  mouve- 
menten  agiren,  wie  man  die  passionen  fühlt.  Wen  man  die  pas- 
sionen  regiren  solte,  wie  sie  in  den  serieussen  commedien  von  Cor- 
neille regirt  werden,  wehren  sie  mehr  zu  loben,  alß  zu  schelten. 
In  der  kirch  lehrt  maus  unahngenehm,  aber  in  den  commedien 
wirdt  es  ahngenehm  vorgestelt,  wie  die  tugendt  belohnt  undt  laster 
gestrafft  werden.  Einen  kerl,  den  man  nie  widersprechen  darff, 
eine  gantze  stundt  allein  zu  hören  ruffen ,  mag  woU  gutt  sein ,  aber 
gar  nicht  ahngenehm.  Wen  man  blandem  will,  hatt  man  nicht 
nohtig,  in  commedien  zu  gehen;  den  wen  man  blaudert,  hört  man 
nichts,  undt  also  unnöhtig,  in  der  commedie  zu  sein.  Einfähl  zu 
hören,  gerewet  einem  offter,  alß  commedien  zu  hören.    Es  ist  woll 

* 
*  Tragödie  von  Pierre  Corneille.    **  Kom5die  von  Polseon. 


428 

war,  daß  niemandt  größere  vivacitet  in  der  weldt  batt,  alß  ma 
tante,  die  fraw  churfttrstin.  Bier  trincken  thnt  dazu  nichts;  daß 
seindt  gebortsstück ,  daß  gibt  sieb  niebt  andt  nimbt  sieb  nicbt,  alß 
darcb  todtiicbe  kranckheitten.  Hiemitt  ist  Ewer  liebes  schreiben 
völlig  beantwortet;  bleibt  mir  nichts  überig,  alßEttch  zu  yersichem, 
daß  ich  Ettch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

282. 
A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Yersaille  den  9  December  1705,  um  Sten  abendts. 

Hertzliebe  Lonisse,  ich  schreibe  Euch  heütte,  ob  es  zwar  erst 
morgen  mein  schreibtag  ist.  Allein  weillen  mich  mein  miltz  bey 
dem  schlimen  wetter  ein  wenig  plagt  undt  mir  ordinarie  keine  ruhe 
lest,  biß  ich  es  braff  geschudelt,  alß  werde  ich  morgen  ein  tour 
nach  Paris  thnn,  meine  enckelen  besuchen  undt  daß  opera  sehen 
undt  nach  dem  opera  wider  her.  Ich  kan  also  morgen  ohnmöglich 
ahn  Euch  schreiben.  Ich  dancke  Euch,  liebe  Louise,  vor  daß 
pflaster  von  Nürnberg,  so  Ihr  mir  geschickt;  es  solle  daß  rechte 
sein.  Ich  bette  gern  getrucktes,  wozu  es  alß  gutt  ist.  Ihr  schreibt 
mir  nicht,  waß  es  kost.  Man  bitt  mich  noch  umb  mehr;  werdt 
mir  also  gefahlen  thun,  mehr  zu  schicken  undt  vom  besten.  Exer- 
citzien  ist  ma  tante  allezeit  woU  bekomen.  Die  comedien  gefahlen 
mir  woll  oder  übel  (wen  sie  ahn  sich  selber  gutt  sein),  wie  sie  ge- 
spilt  werden;  werden  sie  woll  gespilt,  sehe  ich  gern  eine  serieusse, 
so  mich  touchirt,  undt  darnach  habe  ich  auch  gern  waß  zu  lachen 
wieder.  Nach  die  kleyder  sehe  ich  nie  nicht,  weiß  nie,  wie  sie 
gekleydt,  es  seye  den  etwaß  ridicuUes.  Die  serieussen  Sachen  in 
der  weldt  werden  nicht  so  ahngenehm  vorgebracht,  alß  in  den  com- 
medien.  In  den  historien  seindt  mehr  lügen,  alß  in  den  commedien; 
den  da  raisonirt  man  undt  gibt  Ursachen  von  den  evenements,  woran 
kein  mensch  nie  gedacht  hatt.  Die  commedien  seindt,  wie  die  weldt 
geht.  La  mort  de  Pompee  ist  ein  recht  schön  sttlck.  Solche  noble 
sentiementen  nehren  die  seel  undt  thun  mehr  guts, alß  eine  predig; 
den  man  meint,  der  prediger  seye  davor  bezahlt,  über  die  laster 
zu  schmehlen;  aber  durch  exempel  zu  sehen,  waß  lob  die  tugendt 
erwirbt  undt  waß  Verachtung  daß  laster  nach  sich  zieht,  daß  tou- 


429 

chirt  mich  mehr.  Ihr  betrigt  Ettch  woll,  wen  Ihr  meint,  daß  kein 
Zusatz  in  den  historien  ist;  nichts  ist  partialler.  Mich  verlangt  auff 
die  zukünfftige  post ,  umb  zu  erfahren ,  ob  ma  tante  vapeur  za  kei- 
nen fieber  geworden  sein.  Die  vapears  möchten  woU  kommen,  daß 
ma  tante  etliche  trawerige  erinerungen  verschlackt,  so  Hannover 
I.  L.  geben  hatt.  Waß  mich  diß  glauben  macht,  war  die  rohte 
naß  undt  äugen,  so  Ihr  sagt,  liebe  Louisse,  daß  I.  L.  gehabt  hat- 
ten, daß  sie  also  woU  threnen  mag  verbißen  haben,  welches  sehr 
ungesundt  ist.  Gott  sey  danck,  daß  sie  sich  andern  tags  beßer 
befunden  haben  undt  wider  woll  wahren !  Daß  gibt  mir  wider  hoff- 
nung,  daß  nichts  übels  folgen  wirdt.  Daß  Amelis  undt  Ihr  zugleich 
schreibt,  bedarff  gar  keine  entschuldigung ;  denEwere  beyde  brieffe 
seindt  mir  allezeit  ahugenehm.  Adieu,  liebe  Louisse!  Seydt  ver- 
sichert, daß  ich  Ettch  allezeit  recht  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

Ich  bitte  Euch,  schickt  doch  hir  beyligenden  brieff  ahn  mon- 
sieur  Harling ! 

283. 
A  mad.  Louise*,  raugräf&n  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Yersaille  den  17  December  1705. 

Hertzliebe  Amelise,  Ewer  Schwester  schreiben  habe  ich  8  tag 
nach  daß  Ewerige  entpfangen,  andtworte  auff  beyde  heütte.  Alles, 
waß  unßern  herrgott  betrifft,  daß  lest  sich  nicht  vexiren;  waß  aber 
seine  dinner  betriefft,  die  menschen  seindt  wie  wir  undt  etlich  mahl 
noch  mehr  Schwachheiten  haben,  alß  andere,  da,  glaube  ich,  ist 
woll  erlaubt  über  zu  lachen,  wen  es  auch  nur  were,  sie  von  ihre 
fehler  zu  corigiren.  Ich  mache  mich  nie  kein  gewißen  über  waß 
mich;  den  deucht  es  nichts,  so  ist  es  deren  schuldt,  so  es  sagen, 
undt  nicht  die  meine;  ist  es  indifferent,  so  gibt  es  keine  rewe.  Die 
herrn  prediger  seindt  ordinari  nicht  sehr  zeitvertreiblich.  Mich 
deucht,  man  verliehrt  den  respect  vor  die  geistlichen,  wen  man  sie 
so  nahe  undt  offt  sieht;  aber  es  ist  gewiß,  daß  es  leütte  wie  an- 
dere sein.  Gott  gebe,  liebe  Amelisse,  daß  ich  in  der  gnade  gottes 
stehen  möge!   Ich  fürchte  aber,   ich  sey  von  den  lauen  leutten,   so 

*  ?  Amelie  Elisabeth. 


430 

gott  außspeyen  will;  den  ich  tbae  weder  guts  noch  böß.  Unßer 
herr  vatter  hatt  alles  woll  gethan,  waß  einen  regenten  zukompt; 
aber  sie  liebten  die  predigen  bey  weittem  nicht  so  sehr,  alß  Ihr 
nndt  Louisse.  Ich"  gestehe ,  daß  es  billiger  undt  beßer  ist ,  nie  alß 
mitt  respect  nndt  soumission  von  religion  undt  himmel  zu  reden; 
allein  ich  glanbe,  wen  nur  auß  lustigem  hnmor  undt  nicht  anß  boß- 
heit  oder  Verachtung  der  religion  einem  einige  vexirerey  entfahret, 
daß  es  eben  keine  todtsundt  ist  undt  daß  es  schir  übeller  gethan 
ist,  medissance  von  seinem  negsten  zu  sagen,  alß  mitt  religions- 
sachen  possen  zu  treiben;  den  wen  man  mitt  religionsachen  possen 
treibt,  macht  maus  zu  grob,  ist  es  nur  schlim  vor  sich  selber;  waß 
aber  den  negsten  betrifft,  daß  gibt  inpression,  man  glaubts  undt 
benimbt  dem  negsten  die  ehre,  welches  doch  in  allen  religionen  so 
hoch  verbotten  ist  undt  daß  zweyte  große  gebott  in  sich  helt.  Aber 
ich  glaube,  daß  in  allen  sachen  ein  unterschiedt  muß  gemacht  wer- 
den, daß  man  über  den  negsten  lachen  kan,  wen  es  nicht  gegen 
die  ehre  geht.  Le  malade  imaginaire  ist  nicht  von  Moliere  com- 
medien,  so  ich  ahm  liebsten  sehe;  Tartuffe  gefehlt  mir  beßer.  Daß 
ist  sehr  ordinarie,  daß  schwangere  weiber  kein  fleisch  riehen  kön- 
nen ohne  übel  werden.  So  war  ich  auch.  Man  ist  gern,  was  man 
in  seiner  jugendt  zu  eßen  gewohnt  ist.  Es  ist  nun  34  jähr ,  daß 
ich  in  Franckreich  bin  undt  habe  mich  noch  nicht  ahn  daß  eßen 
hir  im  landt  gewohnen  können ,  es  mein  leben  kein  ragoust.  Ewer 
brieff,  liebe  Amelise,  war  gar  nicht  übel  geschrieben,  bedörfft  keine 
entschuldigung.  Louisse  wirdt  £üch  sagen,  wie  daß  ich  jetzt  ein 
wenig  lahm  bin;  aber  in  welchem  standt  ich  auch  sein  mag,  so 
werde  Ich  Euch  doch  allezeit  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

284. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth  *y  raugraffin  zu  Pfaltz^  a  Hannover. 

Versaille  den  17  December  1705. 

Hertzallerliebe  Louisse,  Ihr  habt  groß  recht,  zu  glauben,  daß 
mich  verlangen  würde,  zu  vernehmen,  wie  es  mitt  ma  tante,  der 
fraw  churfürstin,  gesundtheit  stehet.    Ihr  habt  woll  gerahten,   daß 

*  ?  Louise. 


431 

es  ein  rohtlauffen  werden  würde.  Gott  lob,  daß  es  woll  abgeloffen 
nndt  I.  L.  sich  woll  davon  befinden!  Umb  sich  warm  zu  halten, 
bedarff  man  eben  nicht,  im  bett  zu  sein ;  wen  man  nur  einen  watten 
nachtsrock  ahntuht  undt  nicht,  anß  der  cammer  geht,  hatt  man 
warm;  aber  umb  zu  schwitzen,  muß  man  zu  bett  liegen.  Ich  kan 
woll  begreiflfen,  wie  man  daß  bett  nicht  leyden  [mag] ;  den  mitt  dem 
continuirlichen  fieber  muß  ich  auff  sein;  bin  nur  im  bett,  so  lang 
ich  schwitz,  sonsten  immer  auß  dem  bett;  den  daß  bett,  wen  ich 
nicht  schlaffe,  kan  ich  nicht  drin  dawern;  gesundt  oder  kranck, 
wen  ich  nicht  schlaffe,  muß  ich  herauß;  den  es  gibt  mir  sonst  ab- 
scheulich kopffwehe.  Ich  klage  mich  auch  nicht,  wen  ich.  kranck 
bin;  den  daß  ist  nur  widerlich  vor  sich  selber  undt  vor  andere 
undt  dint  zu  nichts.  Ich  bin  auch  gantz  von  ma  tante  opinion,  daß 
man  sich  mitt  keine  docktoren  plagen  solle,  wen  man  sein  ordinarie 
remede  hatt.  Wen  die  leütte  so  gutten  verstandt  haben,  wie  ma 
tante,  kan  man  selber  judiciren ,  waß  gutt  oder  böß  ist.  Bey  LG. 
unßern  herr  vatter  s.  habt  Ihr  daß  vertrawen  zu  den  docktoren 
nicht  gelehrnt.  Wo  ist  es  Euch  den  ahnkommen?  Zu  meiner  zeit 
wäre  ma  tante  garderobe  gantz  nahe  bey  dero  cammer;  gestehe, 
daß  ich  es  auch  vor  gefahrlich  halte,  daß  die  cammerweiber  so 
weit  sein.  Ich  schlaffe  zwar  allein  in  meiner  cammer,  aber  die 
erste  cammerfraw  schlafft  im  cabinet  undt  ein  camerknecht  in  der 
Vorkammer;  also  wen  man  waß  von  nöhten  hatt,  kan  maus  leicht 
bekommen.  Nichts  in  der  weldt  ist  ungemächlicher,  alß  jemandts 
in  der  cammer  zu  schfaffen  haben;  aber  nahe  dabey  incomodirt 
nicht.  Ma  tante  zweyffelt  nicht  ahn  Ewern  zele  vor  dero  gesundt- 
heit,  haben  aber  nicht  gern  die  fagon  von  einer  kranken;  auch  ist 
es  woll  nicht  ahngenehm.  Der  gantz  hoff  ist  seyder  montag  zu 
Marly.  Ich  habe  allein  hir  bleiben  müßen;  den  vergangen  sontag 
habe  ich  mir  einen  fuß  vertretten  undt  so  einen  braffen  burtzel- 
baum  Qiuffs  knie  gethan,  daß  ich  montags  weder  auff  einen  noch 
andern  fuß  habe  tretten  können;  so  sehr  war  mein  recht  knie  undt 
lincker  fuß  geschwollen.  Es  wirdt  doch  nun  täglich  beßer;  hoffe, 
baldt  wider  gehen  zu  können.  Daß  man  die  feformirte  kirch  ein- 
geweyet  hatt,  ist  ein  rechtes  ahngenehmes  fest  vor  Euch  uudtAme- 
lisse  geweßen,  weillen  4  predigen  wahren,  die  Ihr  so  gern  alle 
beyde  hört.  Alles  ist  nun  so  trawerig  in  der  weldt,  daß  man  der 
lustigen  leütte,  wie  die  freüllen  Peluitz  ist,  hoch  nöhtig  hatt.    Vor 


482 

dießem  war  hertzog  Ernst  Aagast  sehr  lebhaft  nndt  lustig,  solle 
aber  nun  gar  philosophisch  geworden  sein.  Ich  hoffe  aber,  nun  er 
die  gastereyen  wider  ahnfengt,  daß  I.  L.  wider  lastig  werden  werden. 
Adieu,  liebe  Louissei  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

285. 

A  mad.  Louise ,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

'  Versaille,  donnerstag  den  24  December  1705. 

Hertzliebe  Louise,  yergangenen  sontag  habe  ich  Ewer  schreiben 
von  10  December  zu  recht  entpfangen.  Es  bedorffte  keine  entschul- 
digung,  daß  Ihr  mir  nicht  gleich  wider  geantwortet  haben;  ich 
weiß,  wie  es  ist,  wen  frembte  bey  hoff  sein.'  Ich  kene  den  mylord 
Marlbouroug,  war  vor  dießem  gar  ein  schönner  mensch  von  taille 
undt  von  gesiebt,  solle  sich  aber  nun  sehr  geendert  haben.  Es  ist 
gewiß,  daß  er  gutte  qualiteten  [hat];  er  hatt  aber  auch  böße  undt 
seinen  herm  verrahten  zu  haben,  dem  er  die  groste  Obligation  von 
der  weldt  hatte,  deßen  favorit  er  war,  daß  kan  ich  ihm  gar  nicht 
loben  noch  gutt  heißen.  Wen  mylord  Sunderlandt  der  ist,  so  hir 
abgesanter  geweßen,  so  könne  ich  ihn  auch.  Die  sach  vom  mon- 
sieur  Brauns  mag  ma  tante  woll  gritlich  gemacht  haben;  so  sagen 
verdrießen  etlich  mahl  mehr,  alß  etwaß  rechts.  Ich  weiß  nicht, 
wie  man  dem  menschen  die  sach  gutt  heißen  kan.  Were  es  zu 
Heydelberg  geschehen,  bette  der  cavalier  fort  gemüst.  Wie  Ihr  mir 
den  monsieur  Braun  beschreibt,  kan  man  woll  von  ihm  daß  Sprich- 
wort sagen:  «Die  liebe  ist  wie  der  thaw,  feit  so  halt  auff  einem 
kühtreck  alß  einem  rosenbladt».  Adieu,  liebe!  Ich  habe  noch  ein 
par  brieff  zu  schreiben,  hernach  werde  ich  mich  auff  morgen  pre- 
pariren,  umb  zum  h.  abendtmahl.  Die  mitternachtsmeß  ist  mein 
sach  nicht,  ich  schlaff  drüber  ein.  Geht  die  post  recht,  so  ent- 
pfangt  Ihr  dießen  brieff  den  neüjahrstag;  wünsche  Euch  derowegen 
langes  leben,  gesundtheit,  vergnügen  undt  waß  Euch  ahn  leib  uudt 
seellenntz  undt  seelig  mag  sein,  und  behalte  Euch  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


4dS 


286. 
A  mad.  Louise  ^   raugräffin  zu  Pfaltz ,   a  Paris.  * 

Yersaille  den  31  December  1705. 

Hertzliebe  Louise,  vergangen  sontag  babe  icb  Ewern  lieben 
brieff  vom  18  entpfangen,  aber  ehe  ich  drauff  antworte,  muß  ich 
Euch  sagen,  daß  ich  seyder  weinnachten  gantz  wie  lahm  bin.  Ich 
glaube,  ich  bin  zu  viel  mitt  tineinem  verstauchten  faß  gangen;  den 
er  ist  so  abscheulich  geschwollen,  daß  ich  gar  nicht  mehr  gehen 
kan  undt  die  kammer  gantz  hütten  muß,  welches  eine  verdrießlich 
Sache  vor  mir  ist.  Ich  fürchte,  daß  ich  noch  lang  mitt  werde  zu 
thun  haben  undt  dieße  zukünfftige  reiße  wider  nicht  nach  Marly 
können.  Außer  lahm  zu  sein ,  befinde  ich  mich  woU ;  aber  es  ist 
doch  trawerig,  so  eingespert  zu  sein  müßen.  Ich  dancke  Ettch, 
liebe  Louisse,  mein  brieff  ahn  monsieur  Harling  so^woÜ  bestelt  zu 
haben.  Er  jammert  mich ,  so  ellendt  ahm  potegram  zu  sein.  Mein 
miltz  entpfindts  woll,  daß  ich  kein  exercitzien  thun  kan;  mitt  dem 
schlimen  wetter  rast  es,  alß  wens  unsinig  were.  Man  hatt  hir  vor 
dießem  capernohl  auff  miltz  geschmirt,  hatt  mir  aber  nichts  geholf- 
fen;  die  bewegung  allein  bekompt  mir  woll.  Es  ist  gewiß,  daß  wen 
daß  miltz  rast,  daß  man  alßden  alles  betrübter  findt.  Die  Ursachen 
machen  woll  betrübt,  aber  wen  daß  miltz  nicht  tournirt,  findt  man 
trost ;  tournirt'  es  aber ,  so  kompt  einem  alles  verzweyffelt  vor.  Es 
ist  woll  war,  daß  es  schwer  ist,  lustig  zu  sein,  wen  man  rechte 
ursach  hatt,  übel  zufrieden  zu  sein.  Daß  die  humoren  endern,  weiß 
ich  nur  gar  zu  woll  durch  eygene  experientz;  aber  wen  man  waß 
findt,  daß  von  hertzen  lachen  macht,  so  findt  sich  doch  daß  milt^ 
erleichtert.  Gott  gebe,  daß  es  Euch  offt  geschehen  möge,  ursach 
zu  finden,  von  hertzen  zu  lachen!  Ihr  thut  mir  gefallen,  liebe 
Louisse,  historger  zu  verzehlen;  man  hatt  offt  solche  distraction 
von  nöhten.  Adieu,  liebe  Louisse!  Da  bringt  man  mir  4  brieffe,  so 
ich  noch  heütte  beantworten  muß;  kan  derowegen  nichts  mehr  sa- 
gen, alß  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

* 

♦  ?  Hannover. 
Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  2B 


4B4 


287. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  letzten  December  1705. 

Hertzliebe  Amelisse,  ich  kan  mich  meiner  gesnndtheit  nicht  so 
well  nun  rühmen,  alß  letztmahl;  den  mein  verstauchter  fuß  ist  gar 
schlim  worden,  darff  nicht  mehr  gehen;   glaube,  daß  ich  noch  lang 
mitt  werde  zu  thun  haben,  fange  morgen  mein  nefijahr  betrübt  ahn- 
fangen ohne  außgehen.    Vor  Ewern  gutten   wünsch  vor  meine  ge- 
sundtheit  dancke  ich  Euch  sehr,  wünsche  Euch  hergegen  alles,  waß 
Ewer  hertz  begehrt.    Ey,   liebe  Amelisse,   glaubt  mir!   wems  heü- 
rahten  so  gar  zuwider  ist,  hatt  nichts  im  kopff ;  wem  aber  der  kopff 
einmahl  eingenohmen  ist,   der  findt  nichts  schweres  mehr.    Es  ist 
war,  daß  ma  tante,  die  fraw  churfftrstin,  gern  sieht,  daß  man  heü- 
raht.    Mich   dettcht   aber,   daß,   wen  man  zu  einem  heüraht  raht, 
bekompt  man  nur  undanck   von   beyden  seytten;   rahte  also  mein 
leben  zu  keinem  heüraht.    Wen  es  im  himmel  geschrieben  ist,  daß 
man  soll  geheüraht  werden,  wirdt  es  sich  schon  schicken  ohne  mei- 
nen raht.    Ein  Englander  ist  Euch  vielleicht  beschert,   weillen  Ihr 
mehr  inclination  vor  dieße  nation  habt,  alß  vor  ein  andere.    Daß 
laster,  daß  Ihr  so  sehr  scheut,  ist  jetzt  dermaßen  gemein  in  der 
weldt,  daß  Ihr  wenig  leütte  werdet  finden,  so  nicht  mitt  behafft  sindt, 
ündt  wen  man  alle  die  brenen  solte,   so  von  dießer   seöten  sein, 
würde  die  weldt  zu  lehr  werden.    Euch,  die  Ihr  ein  mensch  seydt, 
kan  vor  etwaß  grawen,   aber  die  gottheit  hatt  keine  menschliche 
affecten,  kan  also  vor  nichts  grawen;  aber  er  kan  straffen.    Es  ist 
war,   daß  deß  abb^  de  Thessut  bruder  ein  falscher  bößer  mensch 
ist  undt  auch  von  deren  gattung,  aber  nun  gar  kranck.    Der  abbe 
geht  immer  seinen  schlenderian  fort,  ist  zimblich  gesnndt  nun.    In 
gantz  Paris   geht   es  im   carnaval  zu  wie  in  der  redoutte,   ist  nie 
meine  lust  gewest.  Die  apartements  seindt  hir  all  vor  etlich  jähren 
abgeschafft;    die  ersten  wahren  all  ai'tig,    hernach  aber  würde  es 
sehr  langweillig.    Ich  admirire  unßere  liebe  churfürstin ,  allezeit  so 
lustig  undt  von  guttem  humor  zu  bleiben  undt  in  alles  lust  zu  neh- 
men können.    Gott- erhalte  I.  L.  noch  lange  jähren  dabeyl  Adieu, 


435 

liebe  Amellisse!   Ich  habe  Euch  in  dem  zukünfftigen  jähr  nicht  we- 
niger lieb,  alß  in  dießem,  so  wir  schließen. 

Elisabeth  Charlotte. 


288. 
A  mad.  Louise;  raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersaille  den  14  Januari  1706. 

Hertzliebe  Louisse,   ich  weiß,  wie  viel  die  große  fest  zu  thun 
ist  bey  hoff;    nimbt  mich   also  nicht  wunder,   daß  Ihr  mich  nicht 
habt  schreiben  können.    Mein   fuß,    den    ich   vertretten   hatte,    ist 
noch  nicht  heill;    er   geschwilt  noch   gar   starck  des  abendts  undt 
thut  mir  noch  ein  wenig  wehe.    Daß  rechte  knie  auff  der  andern 
seytte  ist  auch  noch  nicht  heill,  thut  mir  aber  nur  im  knien  wehe, 
sonst  nicht.    Es  ist  war,    liebe  Louise,   daß  sich  mein  miltz  gar 
nicht  woll  von  dem  stetten  sitzen  befindt  undt  mich  zimblich  nach- 
denckisch  macht.    Kopffschmertzen  habe  ich   selten,   aber  gar  offt 
miltzwehe.    Vor  etlichen  tagen  war  mein  miltz  so  dick,  daß  man 
meinen  solte,    ich  bette  ein   kindtskopff  in  der   seytte;   hatt  mich 
ahm   schlaff  gehindert.     Wie    der    churfürst    undt   hertzog    Ernst 
August  mir  beschrieben   worden    sein,   glaube  ich  nicht,    daß  ma 
tante,   die   fraw   churftirstin,   mehr  geselschafft  hatt,   wen  sie  dar 
sein,  alß  wen  sie  nicht  zu  hauß  sein.    Mein  vetter,   der  landtgraff, 
hatt  mir  durch  seinen  agenten  hir  part  geben  laßen  von  der  erb- 
printzessin  todt.    Der  könig  in  Preüssen   hatt  sein  jähr  übel  ahn- 
gefangen undt  übel  geendt.    Mein   vetter,  der  witwer,   muß   sich 
durch  einen  andern  heüraht  trösten.    Ich  glaube  nicht,   unter  unß 
gerett,  daß  der  könig  in  Preüssen  zugeben  wirdt,  daß  die  printzes 
den  chronprintz  bekompt ;   den  so  groß  auch  I.  L.  meritten  ist ,  so 
schlegt  seindt  die  angen  auff  der  mutter  seydt,  undt  der  könig  in 
Preüssen  ist  hochmüttig,   wirdt   seinen    söhn   nicht   mißheürahten 
wollen.    Ich  heiß  mißhettraht,   seine   angen  nicht  zu  machen  kön- 
nen.   Ich  dancke  Euch  sehr  vor  Ewern  neüjahrswunsch  undt  wün- 
sche Euch  auch  alles,    waß  Ewer  hertz  begehrt.    Ich  habe  mein 
jähr   übel   geendt   undt   übel   ahngefangen;   wie   es   weytter  gehen 
wirdt,  mag  gott  wißen.    Aber  waß  Ihr,   liebe  Louise,  woU  sicher 

28* 


436 

sein  kont,  ist,  daß,  es  mag  mir  geben,   wie  es  will,   so  werde  ich 
Euch  von  bertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

289. 
A  mad.  Aniilie  Elisabeth ,  raugräffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Yersaille  den  21  Januari  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  meine  geschwnlst  ahm  faß  wehrt  noch; 
dancke  Euch  sehr,  daß  Ihr  Euch  es  leydt  sein  laßet.  Ich  branche 
daß  Nornberger  pflaster  nicht;  weillen  es  zieht,  fürchte  ich,  daß, 
wen  ich  es  anff  meinen  geschwollen  faß  thete,  mögte  es  ein  ge- 
schwer zigen.  Man  weiß  hir  nicht,  waß  froschley-pflaster  ist.  Ich 
glaub,  daß  daß  ej  mitt  frische  batter  gutt  ist,  wen  mans  gleich 
aaff  den  vertrettenen  undt  verstanchten  faß  thut,  aber  6  wochen 
hernach,  glaube  ich,  daß  es  zu  spät  ist;  .den  biß  sontag  wirdt  es 
just  6  wochen  sein,  daß  ich  gefallen  bin.  Wen  man  alt  wirdt,  en- 
dert  man  von  natur;  wie  ich  noch  jung  undt  in  Ewerm  alter  war, 
liebe  Amelise,  heilte  ich  geschwinder,  alß  jemandts;  nun  aber  gehts 
langsam  her.  Es  seindt  offt  geringe  mittel,  so  beßer  helfen,  alß 
all  der  balbir  ihr  geschmier.  In  dießer  weldt,  liebe  Amelise,  ist 
es  nicht  zu  rechnen,  daß  man  ein  volkomen  vergnügen  haben  könte; 
wen  nur  nicht  alles  übels  geschieht,  so  geschehen  könte,  hatt  man 
woU  gott  zu  dancken;  bin  Euch  nicht  desto  weniger  sehr  verobli- 
girt,  mir  so  viel  guts  zu  wünschen.  Ich  wüste,  daß  Ihr  so  ein 
gutter  docktor  seydt.  Ich  gehe  ein  wenig  beßer  nun,  aber  ich  kan 
noch  nicht  woU  stejgen.  Ich  habe  die  masqueraden  hir  auch  nicht 
geliebt,  bin  doch  wider  meinen  willen  bey  manche  geweßen.  Gott 
gebe,  daß  diß  carnavai  lustiger  abgehen  möge,  alß  daß  vom  vergan- 
genen jähr !  Ich  habe  von  [herzen]  gelacht  über  waß  Ihr  mir  von  deß 
Schusters  fraw  verzehlet  habt,  die  sich  einbildt,  man  vissitire  die 
leütte  auß  der  redoutte.  Ihr  thut  woU,  nur  hin  zu  gehen,  wo 
Euch  gefehlt.  Waß  divertissementen  betrifft,  muß  [man]  ja  den 
freyen  willen  haben.  Adieu,  liebe  Ameiisse!  Ich  ambrassire  Euch 
von  hertzen  undt  behalte  Euch  allezeit  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


437 

290. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Versaille  den  21  Janaari  1706. 

Hertzliebe  Louise,  ich  zweyffle,  daß  ich  Euch  heütte  eine  exacte 
andtwort  werde  schreiben  können;  den  ich  habe  heütte  noch  gar 
viel  zu  schreiben  undt  muß,  ehe  wir  in  die  comedie  gehen,  gegen 
halb  8  außer  dießen  brieff  noch  5  andere  fertig  haben ;  muß  mich 
also  sehr  eyllen.  Ihr  werdt  zu  viel  zu  thun  haben,  wen  Ihr,  liebe 
Louisse,  allezeit  vor  meine  brieffe  dancken  wolt;  ich  schreibe  ja 
jetzt  zu  fleißig  dazu;  aber  vor  alles  gutts,  so  Ihr  mir  wünscht, 
habe  ich  woll  zu  dancken.  Man  mag  nur  der  Englander  historien 
leßen,  umb  zu  sehen,  wie  unbeständig  sie  sein.  Wie  ich  den  chur- 
printz  beschreiben  höre,  weiß  ich  nicht,  ob  assambl^en  undt  hals 
I.  L.  gefahlen,  seyder  sie  eine  gemahlin  haben.  Ich  glaube,  sie 
betten  woll  so  gern ,  daß  die  gemahlin  bey  ihm  zu  hauß  bliebe. 
Vor  die  schachteln  vom  nurnbergischen  pflaster  dancke  ich  Euch 
sehr,  liebe  Louisse!  4  schachteln  seindt  genung  vor  mich.  Ich  habe 
es  ahn  mein  fuß  nicht  wagen  wollen;  den  wie  er  sehr  geschwollen 
ist,  fürchte  ich,  diß  pflaster  mögte  zu  sehr  ziehen  undt  mir  einen 
offenen  fuß  machen,  welches  mir  nicht  ahnstehet,  ob  man  zwar 
sagt,  daß  es  lang  leben  macht.  Ey,  pfui,  liebe  Louisse!  Waß  fas- 
sen macht  Ihr  doch  undt  complimenten,  ein  paquet  in  mein  paquet 
gethan  zu  haben!  Daß  kan  mich  ja  in  gar  nichts  schaden.  Ich 
kene  zwar  den  cavalier  nicht;  aber  wie  alle  teütschen  reformirten 
undt  Lutteraner  alle  sontag  bey  den  envoyes  vonDenemarck  in  die 
predig  gehen,  also  wirdt  dießer  auch  woll  hin;  habe  es  also  ahn 
monsieur  Mayercroon  geschickt,  so  es  fleißig  bestellen  wirdt,  wie 
ich  ihn  drumb  gebetten  habe.  Es  ist  gemachlich,  schranck  zu  ha- 
ben; flndt  also,  daß  ma  tante  wohl  gethan,  Euch  einen  zu  geben. 
Ich  bin  eben'  so  verwundert ,  alß  Ihr ,  liebe  Louisse ,  daß  der  chur- 
fürst  nichts  änderst,  den  camaval  zu  passiren,  erdacht,  alß  die  re- 
doutte,  so  ihn  doch  selber  trawerige  erinderungen  geben  solte. 
Adieu,  hertzliebe  Louisse!  In  eyll  kan  ich  nichts  mehr  sagen,  alß 
daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


438 

P.  S. 

Ich  habe  vergeßeD,  zu  sagen,  daß  ich  Ewer  paquet  vom  Ö  erst 
vergangen  montag  entpfangen. 

291. 

A  mad.  Louisse,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  81  Januari  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  hatte  schon  willens,  Euch  vergangenen 
donnerstag  auf  Eweren  lieben  brieff  von  12  dießes  monts  zu  andt- 
wortten.  Allein  wie  ich  nngefehr  erst  ahn  Amelisse  geschriben  hatte 
undt  eben  die  feder  wider  nähme,  ahn  Euch  auch  zu  schreiben, 
ließ  mich  monsieur  le  Dauphin  in  die  mussiq  hollen,  hatte  also 
nicht  mehr  zeit,  alß  meine  paquetten  zu  machen,  habe  es  also  biß 
heütte  auffschieben  müßen;  werde  also  heütte  auff  zwey  von  Ewere 
lieben  schreiben  auff  einmahl  beantworten.  Ich  dancke  Euch  vor 
die  4  letzte  schachteln  von  Nürnberger  pflaster.  Ihr  schreibt  mir 
aber  nicht,  waß  es  kost.  Ich  laße  es  nicht  vor  mich  kommen;  den 
ich  brauche  selten  pflaster,  noch  andere  remedien;  aber  viel  leütte 
haben  mich  drumb  gebetten.  Ahn  meinen  fuß  habe  ich  es  nicht 
wagen  wollen,  weillen  es  zieht,  undt  mich  deucht,  wen  man  so 
übermäßig  fett  ist,  alß  ich  bin,  solle  man  keine  humoren  auff  die 
beine  zig^n,  es  mogte  etwaß  übels  drauß  werden.  Mein  fuß  will 
noch  nicht  heyllen,  ist  noch  alle  abendt  sehr  geschwollen.  Ich 
brauche  daß  italienisch  wurmöhl,  welches  mir  so  woU  ahn  meineiü 
verrenckten  arm  bekommen  ist.  Ich  befinde  mich  auch  sonsten 
nicht  zum  besten,  habe  einen  abscheulichen  husten  mitt  von  Marly 
bracht,  aber  daß  wir  dt  schon  wider  vergehen.  Ich  sage  von  hertzen 
amen  auff  den  wünsch,  so  Ihr,  liebe  Louisse,  thut,  daß  ma  taute 
lange  jähren  in  gesundtheit  möge  erhalten  werden.  Die  masque- 
raden  werde  ich  baldt  müdt,  wen  nichts  possirliches  dabey  ist.  Es 
war  ein  bal  en  masque  vergangenen  freytag  nach  dem  nachteßen 
zu  Marly,  aber  ich  sähe  ihn  nicht,  ging  hübsch  nach  bett.  Von 
commedien  halte  ich  mehr,  war  auch  gestern  hir  in  Rodogune  undt 
le  Soldat  habile,  so  sie  zimblich  woll  spilten.  Ma  tante  hatt  ge- 
schriben, wie  dem  gutten  baron  in  gartners  kleydt.  gefrorn;  dem 
wirdt  auch   woll  der  husten  nicht  gefehlt  haben.    So  seindt  die 


439 

plaisir  ahngenehm,  wen  sie  gantz  ohne  zwang  sein.  Le  13  habe 
ich  vor  dicßem  gespilt.  Ich  weiß  nicht,  wer  der  alte  oberst  Ha- 
merstein  ist.  Ist  es  vielleicht  der,  den  wir  alß  Fräntzgen  hießen 
nndt  cammerjancker  bey  meins  brndern  gemahlin  geweßen?  In 
meine  sin  ist  eine  kleine  geselschafft,  wo  man  frey  mitt  ist,  ahn- 
genehmer, alß  ein  großer  schwärm,  wobey  man  gezwangen  sein 
maß.  Le  treise  kene  ich  woU,  habs  vor  dießem  gespilt.  Man  kompt 
mir  alleweill  sagen,  daß  es  8  geschlagen.  Ich  maß  ahn  ibein 
dochter  schreiben  undt  noch  2  andere  brieff  nach  Paris,  kan  also 
noch  dießmahl  meine  Intention  nicht  volführen,  aaff  Ewere  beyde 
brieff  za  andtworten ;  werde  den  vom  19,  so  ich  gestern  entpfangen, 
biß  aaff  donnerstag  sparen ;  ambrassire  Euch  von  hertzen  nndt  ver- 
sichere Euch,  liebe  Loaisse,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

292. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannoyer. 

Versaille  den  4  Februari  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  Ihr  habt  gar  recht  errahten,  daß  kalte 
Wetter,  der  frost  nndt  schnee,  so  nan  regieren,  laßen  sich  sehr 
ahn  meinem  verstangten  bein  undt  knie  fühlen;  glaube  nicht,  daß 
ich  vor  dem  frühling  couriren  weredt.*  Ich  dachte  nicht,  daß  wildt- 
bratt  angesandt  were;  ich  meinte,  zahm  Schweinen  fleisch  were 
schlimmer.  War  es  pirlen,  daß  Euch  so  lang  gewehrt  hatt,  oder 
ein  durchlauff?  Ich  glaube,  in  der  kalte  zu  gehen,  wen  man  nur 
warm  gekleydt  ist,  ist  nicht  ungesundt;  den  man  entpfindt  die  kalt 
weniger,  wen  man  starck  gehet,  alß  wen  man  still  sitzt.  Man  hatt 
exempel,  daß  letltte  in  kutzschen  erfrohren  sein.  Ma  tante  schreibt 
mir,  sie  habe  ein  wenig  husten  andt  schnapen,  aber  daß  haben 
alle  menschen  jetzt.  Ich  bin  Ewere  meinang  in  alles,  waß  Ihr  von 
der  redoatte  sagt;  die  comedie  ist  auch  mehr  mein  sach.  Man  kan 
über  ein  mergen  gar  woll  weinen;  den  alle  tendre  sentiementen 
attandriren  die  gatte  gemtlther.  Wen  ihnen  dergleichen  sentiemen- 
ten zu  Ohren  kommen,  stelt  man  sich  in  selben  platz  undt  denckt, 
wie  einen  in  solchen  fall  zu  muhte;  finde  also  nicht,  daß  es  lacher- 

* 

♦  ?  werde. 


440 

lieh  ist,  die  weinen  za  sehen,  so  sich  anff  ein  so  iendre  objet,  alß 
eine  matter  ist,  so  ihre  dochter  opffern  wirdt  sehen,  zu  attan- 
driren.  Daß  hatt  nichts  ridicuUes  nndt  ich  bin  versichert,  daß  deß 
noble  Venitianers  pfaff,  so  durch  ein  solch  specktacle  ist  touchirt 
worden, kein  böß  gemOht  hatt;  also  kan  man  ihm  dieße  Schwachheit 
durch  ein  gutt  motif  entschuldigen;  |den  Iphig^nie  ist  ein  gar  tou- 
chant  stück,  hatt  mich  offt  weinen  gemacht,  undt  wen  ich  in  die 
commedien  mich  nicht  attendrirte  undt  touchirt  fände,  würde  ich 
keine  lust  davon  haben.  Adieu,  liebe  Amelise!  Hiemitt  ist  Ewer 
lieber  brieff  völlig  beantwortet;  habe  noch  4  große  brieff  zu  schrei- 
ben vor  dem  nachteßen,  werde  Euch  also  vor  dießmahl  nichts  mehr 
sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

293. 

A  mad.  Louise ,    raugreffin  zu  Pfaltz,  a  Paris.  * 

YersaiUe  den  4  Februari  1706. 

Hertzliebe  Louise,  hirmitt  komme  ich  mein  wordt  halten  undt 
auf  Ewer  wehrtes  schreiben  vom  19  Januari  andtwortten,  wie  ichs 
Euch  vergangenen  sontag  versprochen  habe.  Vor  die  schachteln 
mitt  dem  Nürnberger  pflaster  habe  ich  schon  gedanckt.  Ich  habe 
nun  genung  undt  vor  lange  zeit,  kan  viel  leütten  mitt  gefahlen 
thun;  ich  aber  brauche  es  selber  nicht.  Ich  habe  Euch  letzte  post 
die  ursach  deß  wegen  gesagt,  derowegen  widerhoUe  ich  es  nicht. 
Daß  schlime  wetter  will  mir  meinen  fuß  nicht  couriren  laßen.  Er 
ist  noch  gantz  nicht  belli,  er  geschwilt  noch  alle  abendt  starck  undt 
thut  mir  offt  wehe,  mein  knie  auch.  Es  frirt  undt  schneyet  heütte 
sehr  starck  undt  bey  solchem  wetter  lest  sich  mein  gantzer  fall 
braff  fühlen;  dazu  ist  mir  (pour  surcroit  d'agrement)  noch,  ein 
praffer  husten  kommen.  Ewer  liebe  schreiben,  liebe  Louisse,  diver- 
tiren  mich  allezeit;  den  ich  höre  gern,  wie  es  Euch  gehet.  Mein 
gott,  21  punckten  zu  beantworten,  muß  ein  unerhört  langer  brieff 
undt  lenger,  alß  den  ich  alleweill  ahn  ma  tante  geschrieben,  so 
doch  24  seytten  hatt.  Die  Engländer  seindt  sauber  in  eßen  undt 
ihr  eßen  ist  mehr  nach  meinem  schmack,  alß  der  Frantzoßen  ihres. 
Es  ist  nun  34  jähr,  daß  ich  in  Franckreich  bin,   undt  habe  mich 

*  ?  Hannover. 


441 

noch  ahn  kein  eintzigen  frantzöschen  ragoast  gewehnen  können, 
und!  wen  Ihr  Euch  meiner  noch  erinern  könt,  so  wist  Ihr  woll, 
daß  ich  mein  lehen  kein  supen  nicht  eße.  Ma  tante  halt  groß  recht, 
Euch  den  frejen  willen  zu  laßen,  in  die  redontte  zu  gehen,  oder 
nicht;  den  wen  die  divertissementen  gezwangen  sein,  deügen  sie 
den  teüffel  nicht.  Die  kälte  ist  granßam  jetznnder.  Es  wandert 
mich,  daß  daß  anßgehen  ma  tante  nicht  incommodirt.  Die  com- 
medien  können  nicht  incommodireu ,  da  ist  es  warm.  Sie  haben 
schon  den  hasten,  aber  alle  menschen  habens  jetzt.  Wen  I.  L.  der 
margraff  von  Anspach  wirdt  ahnkommen  sein,  bitte  ich  Euch,  liebe 
Louise,  I.vL.  mein  compliment  za  machen.  Ich  glaube,  ich  habe 
die  Ittalliener  hir  gesehen,  so  Ihr  nan  za  Hannover  habt  undt 
welche  nach  Dusseldorf  werden.  Es  wirdt  spat.  Ich  habe  hetttte 
noch  5  brieff  zu  schreiben,  werde  also  vor  dießmahl  nichts  mehr 
sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


294. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersaille  den  11  Februari  1706. 

Hertzliebe  Lonise,  worumb  dörfft  Ihr  mir  nicht  gleich  andt- 
wortten,  wcns  ahn  Amelise  zu  schreiben  ist?  Es  kan  ja  gar  nichts 
schaden,  wen  Ihr  mir  gleich  beyde  zugleich  schreibt.  Ich  glaube, 
daß  etliche  ädern  ahn  meinem  fuß  verrenckt  sein  oder  gar  gebro- 
chen; den  es  thut  mir  noch  wehe  undt  geschwilt  alle  abendt.  Die 
gelenck  seindt  nicht  auß  einander;  den  wen  daß  were,  könte  ich 
nicht  so  fest  auff  den  fuß  tretten,  alß  ich  thue.  Waß  mich  ahm 
wehesten  thut,  ist  wie  ein  circle  just  umb  den  fuß  herumb  hinter 
den  hacken  undt  oben,  wo  man  den  schue  zumacht,  so  gantz  rings 
herumb.  Es  thut  mir  nicht  weher  im  gehen,  alß  wan  ich  nicht 
gehe.  Morgendts,  wen  ich  aufstehe,  ist  mein  fuß  undt  bein  schir 
wie  daß  ander,  aber  alle  abendt  geschwildt  es  sehr;  je  mehr  ich 
gehe,  je  ärger  es  wirdt;  es  ist  wunderlich.  Ma  tante,  die  fraw 
churfttrstin,  hatt  mir  dißmahl  gar  exact  ihren  zustandt  bericht  undt 
wie  sie  übel  über  taffei  worden  sein.  Ihr  thut  mir  aber  doch,  liebe 


440 

lieh  ist,  die  weinen  za  sehen,  so  sich  anff  ein  so  tendre  objet,  alß 
eine  matter  ist,  so  ihre  dochter  opffern  wirdt  sehen,  zu  attan- 
driren.  Daß  hatt  nichts  ridicnlles  nndt  ich  bin  versichert,  daß  deß 
noble  Yenitianers  pfaff,  so  durch  ein  solch  specktacle  ist  touchirt 
worden, kein  böß  gemOht  hatt;  also  kan  man  ihm  dieße  Schwachheit 
durch  ein  gutt  motif  entschuldigen;  [den  Iphig^nie  ist  ein  gar  tou- 
chant  stück,  hatt  mich  offt  weinen  gemacht,  undt  wen  ich  in  die 
commedien  mich  nicht  attendrirte  undt  touchirt  fände,  würde  ich 
keine  last  davon  haben.  Adieu,  liebe  Amelise!  Hiemitt  ist  Ewer 
lieber  brieff  völlig  beantwortet;  habe  noch  4  große  brieff  zu  schrei- 
ben vor  dem  nacbteßen,  werde  Euch  also  vor  dießmahl  nichts  mehr 
sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch  allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

293. 

A  mad.  Louise ,    raugreffin  zu  Pfaltz,  a  Paris.  * 

Versaille  den  4  Februari  1706. 

Hertzliebe  Louise,  hirmitt  komme  ich  mein  wordt  halten  undt 
auf  Ewer  wehrtes  schreiben  vom  19  Januar!  andtwortten,  wie  ichs 
Euch  vergangenen  sontag  versprochen  habe.  Vor  die  schachteln 
mitt  dem  Nürnberger  pflaster  habe  ich  schon  gedanckt.  Ich  habe 
nun  genung  undt  vor  lange  zeit,  kan  viel  leütten  mitt  gefahlen 
thun ;  ich  aber  brauche  es  selber  nicht.  Ich  habe  Euch  letzte  post 
die  ursach  deßwegen  gesagt,  derowegen  wider)iolle  ich  es  nicht. 
Daß  schlime  wetter  will  mir  meinen  fuß  nicht  couriren  laßen.  Er 
ist  noch  gantz  nicht  belli,  er  geschwilt  noch  alle  abendt  starck  undt 
thut  mir  offt  wehe,  mein  knie  auch.  Es  frirt  undt  schneyet  heütte 
sehr  starck  undt  bey  solchetti  wetter  lest  sich  'mein  gantzer  fall 
braff  fühlen ;  dazu  ist  mir  (pour  surcroit  d'agrement)  noch .  ein 
praffer  husten  kommen.  Ewer  liebe  schreiben,  liebe  Louisse,  diver- 
tiren  mich  allezeit;  den  ich  höre  gern,  wie  es  Euch  gehet.  Mein 
gott,  21  punckten  zu  beantworten,  muß  ein  unerhört  langer  brieff 
undt  lenger,  alß  den  ich  alleweill  ahn  ma  tante  geschrieben,  so 
doch  24  seytten  hatt.  Die  Engländer  seindt  sauber  in  eßen  undt 
ihr  eßen  ist  mehr  nach  meinem  schmack,  alß  der  Frantzoßeu  ihres. 
Es  ist  nun  34  jähr,  daß  ich  in  Franckreich  bin,  undt  habe  mich 

4 

*  ?  Hannover. 


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noch  ahn  kein  eintzigen  frantzöschen  ragoust  gewehnen  können, 
und!  wen  Ihr  Euch  meiner  noch  erinern  könt,  so  wist  Ihr  woU, 
daß  ich  mein  lehen  kein  snpen  nicht  eße.  Ma  tante  halt  groß  recht, 
Euch  den  freyen  willen  zu  laßen,  in  die  redoutte  zu  gehen,  oder 
nicht;  den  wen  die  divertissementen  gezwangen  sein,  deügen  sie 
den  teüffel  nicht.  Die  kälte  ist  granßam  jetznnder.  Es  wundert 
mich,  daß  daß  außgehen  ma  tante  nicht  incommodirt.  Die  com- 
medien  können  nicht  incommodireu ,  da  ist  es  warm.  Sie  haben 
schon  den  husten,  aber  alle  menschen  habens  jetzt.  Wen  I.  L.  der 
margraff  von  Anspach  wirdt  ahnkommen  sein,  bitte  ich  Euch,  liebe 
Louise,  I.vL.  mein  compliment  zu  machen.  Ich  glaube,  ich  habe 
die  Ittalliener  hir  gesehen,  so  Ihr  nun  zu  Hannover  habt  undt 
welche  nach  Dusseldorf  werden.  Es  wirdt  spat.  Ich  habe  hetttte 
noch  Ö  brieff  zu  schreiben,  werde  also  vor  dießmahl  nichts  mehr 
sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


294. 

A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Yersaille  den  11  Februari  1706. 

Hertzliebe  Louise,  worumb  dörfft  Ihr  mir  nicht  gleich  andt- 
wortten,  wens  ahn  Amelise  zu  schreiben  ist?  Es  kan  ja  gar  nichts 
schaden,  wen  Ihr  mir  gleich  beyde  zugleich  schreibt.  Ich  glaube, 
daß  etliche  ädern  ahn  meinem  fuß  verrenckt  sein  oder  gar  gebro- 
chen; den  es  thut  mir  noch  wehe  undt  geschwilt  alle  abendt.  Die 
gelenck  seindt  nicht  auß  einander;  den  wen  daß  were,  könte  ich 
nicht  so  fest  auff  den  fuß  tretten,  alß  ich  thue.  Waß  mich  ahm 
wehesten  thut,  ist  wie  ein  circle  just  umb  den  fuß  herumb  hinter 
den  hacken  undt  oben,  wo  man  den  sehne  zumacht,  so  gantz  rings 
herumb.  Es  thut  mir  nicht  weher  im  gehen,  alß  wan  ich  nicht 
gehe.  Morgendts,  wen  ich  auffstehe,  ist  mein  fuß  undt  bein  schir 
wie  daß  ander,  aber  alle  abendt  geschwildt  es  sehr;  je  mehr  ich 
gehe,  je  ärger  es  wirdt;  es  ist  wunderlich.  Ma  tante,  die  fraw 
churfttrstin,  hatt  mir  dißmahl  gar  exact  ihren  zustandt  bericht  undt 
wie  sie  übel  über  taffei  worden  sein,  Ihr  thut  mir  aber  doch,  liebe 


442 

Looisse,  einen  rechten  gefahlen,  mirs  anch  zn  schreiben;  damitt 
sehe  ich  doch,  daß  es  nicht  schlimmer  ist,  alß  I.  L.  mirs  sagen.  Ich 
hoffe,  daß,  weillen  ma  tante  so  braff  außgespeihet,  daß  dießer 
hasten  undt  schnapen  zu  dero  gesundtheit  dinnen  wirdt.  Gott  gebe 
es!  Sr  Ortance  bitte  ich,  liebe  Lonisse,  sehr  zu  dancken,  daß  er 
noch  ahn  mir  denckt.  Fragt  ihm  von  meinetwegen,  ob  er  seine 
Lissette  jetzt  so  lieb<hatt,  alß  er  zu  meiner  zeitFelitz  gehabt  hatt, 
nmb  welcher  willen  er  mir  zu  Hannover  offt  vissitten  geben  hatt! 
Leütte,  so  so  viel  verstandt  haben,  alß  er,  können  alles  woU 
threhen.  Wen  ich  ihn  sehen  solt,  würden  wir  offt  von  nnßern 
hflndtger  sprechen;  den  ich  liebe  sie  so  sehr  alß  er;  ^iner  von 
ihnen,  so  Titti  heist,  ligt  immer  auff  meiner  taffei,  wen  ich  schreibe. 
In  ein  par  standen  werden  wir  nach  Marly,  werde  dero  wegen 
schließen;  den  ehe  ich  weg  fahre,  maß  ich  noch  6  brieff  schreiben. 
Adiea  den,  liebe  Looissel  Seydt  versichert,  daß  ich  Ettch  allezeit 
lieb  behalte! 

Elisabeth  Qharlotte. 


295. 

A  mad,  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfältz,  a  Hannover. 

Marly  den  14  Februari  1706. 

Hertzlieb  Amelise,  ob  ich  zwar  heütte  gar  viel  zu  schreiben 
habe,  so  kan  ich  doch  noch  woU  auf  Ewern  brieff  vom  2  Februar, 
so  ich  gestern  entpfangen,  antworten;  den  er  ist  gar  kurtz.  Mein 
fuß  ist  noch  einmahl  wider  umbgeschlagen  undt  übel  worden;  sey- 
der  ich  aber  hir  bin,  wirdt  es  täglich  beßer;  glaube,  daß  ich  baldt 
gar  keine  remedien  (mittel  wolte  ich  sagen)  werde  von  nöhten  ha- 
ben. Ich  kene  den  margraffen  von  Ahnspach  woll.  Es  ist  daß 
beste  kindt  von  der  weldt;  ich  habe  ihn  auch  lieb.  Ich  bin  ver- 
wundert, daß  man  nicht  mehr  hofflich  zu  Hannover  ist;  den  zu 
oncle  uudt  hertzog  Gorg  Wilhelms  zeitten  war  man  es  sehr;  man 
kan  in  der  weldt  nicht  hofflicher  sein,  alß  die  zwey  herrn  wahren. 
Meine  vettern  werden  sich  gar  nicht  beliebt  machen,  wen  sie  ihres 
herrn  vattern  undt  onclen  s.  exempel  nicht  folgen.  Ma  tante  käme 
mir  nicht  so  lastig  in  ihrem  letztem  schreiben  vor  alß  ordinarie; 


443 

daß  ist  mir  leydt.  Ich  furcht,  daß  die  erinerung,  so  ihr  die  re* 
doutte  von  der  s.  königin,  ihrer  fraw  dochter,  gibt,  sie  innerlich 
quelt.  Ich  bin  schir  fro,  daß  die  faßnacht  verbey  geht,  deß wegen. 
Adieu,  liebe  Amelise!  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch  von  hertzen 
lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

296. 

A  mad.  Louise ,   raugräffin  zu  Pfaltz  y  a  HannoTcr. 

Marly  den  18  Februar!  1706,  umb  7  abendts. 

Hertzliebe  Louisse,  die  posten  gehen  wunderlich.  Vergangen 
dinstag  habe  ich  erst  ma  tante  paquet  sarobt  Ewer  liebes  *  schrei- 
ben vom  2  bekommen  undt  sambstag  hatte  ich  daß  vom  5  undt 
daß  ich  naturlicher  weiß  montags  haben  solte,helt  man  mir  zurück. 
Amelise  schreiben  habe  ich  im  letzten  paquet  fanden,  war  auch 
vom  2  datirt;  es  muß  ligen  blieben  sein  worden.  Ihr  habt  groß 
recht,  zu  glauben,  liebe  Louisse,  daß  Ihr  mir  großen  gefallen  thut, 
fleißig  zu  schreiben  undt  ma  tante  zustandt  zu  berichten.  Ich  thue 
nichts  mehr  auff  meinen  fuß,  alß  von  den  florentinischen  erdtwurm- 
ohl.  Die  redoutte  ist  pun  zum  endt;  den  wir  sein  in  der  fasten. 
Ich  war  willens,  gar  eygendtlich  auff  Ewer  liebes  brieffgen  zu  andt- 
worten;  aber  man  kompt  mir  sagen,  daß  musiq  ist,  undt  ich  habe 
noch  3  brieff  zu  schreiben  undt  es  ist  schon  ein  virtel  auff  6. 
Wir  haben  umb  3  zu  mittag  geßen;  den  man  hatt  den  gantzen 
morgen  gejagt;  muß  wider  willen  enden  undt  nur  sagen,  daß  ich 
Euch  von  hertzen  lieb  habe.. 

Elisabeth  Charlotte. 

297. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Yersaille  den  25  Februar!  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangenen  dinstag  habe  ich  Ewer  liebes 
schreiben  vom  12  dießes  monts  zu  recht  entpfangen ;  bin  fro ,  daß 
meine  schreiben  so  woll  überkommen  uudt  Euch  in  so  gutter  gesel- 


444 

schafft  gefanden  haben.  Ihr  habt  woll  gethan,  liebe  Looisse,  EOch 
ein  wenig  rahe  zu  schaffen ;  taglich  andt  stündtlich  lefltte  zu  ha- 
ben, ambarassirt  unerhört;  2  tag  dieße  quäl  in  der  woch  zu  haben, 
ist  woll  genang.  Zu  meiner  zeit  war  man  nicht  so  delicat  zu  Han- 
nover, contrari,  man  lebte  frey  undt  formalisirte  sich  nicht;  alles 
muß  sehr  geendert  sein,  so  woll  alß  daß  schloß,  welches  ich  nicht 
mehr  würde  keneti  können.  Ich  habe  einen  Englander  hir  gekandt, 
so  auch  Lincon  hir.'*'  Ich  weiß  nicht,  ob  es  derselbe  ist,  so  nun 
zu  Hannover.  Er  kam  gar  offt  zu  mir.  Wendt  fragt  ihn  einmahl: 
«Estes  vous  catholique?»  ««Non,  monsieur!>»  sagte  Linien.  «Luthe- 
rien?»  ««Encore  moins»»,  antwortete  er.  «Vous  estes  dont  re- 
form^»,  sagte  Wendt.  ««Point  du  tout,  monsieur!»  sagte  Lincon. 
«Mais  qu'estes  vous  donc?»  sagte  Wendt.  ««Je  m'en  vay  vous 
dire,  monsir,  j'ay  vn  petit  religion  apart  moy,  qui  n*est  rien  de 
tout^cela»>,  wolte  aber  seinen  glauben  nicht  kundt  thun.  Umb  wie 
hir  zu  sprechen,  konte  man  selbigen  tag  zu  Euch  sagen:  «Madame, 
vous  aves  vne  grosse  cour>.  Daß  cafö  ist  nicht  so  nöhtig  vor  pfa- 
rer,  alß  catholische  prister,  so  nicht  heürahten  dorffen;  den  es 
solle  keusch  machen.  Mich  deucht,  die  reformirte  pfarherrn  brin- 
gen nicht  viel  zu  lachen,  seindt  gar  stämich.  Die  geschwulst  hatt  sehr 
von  meinem  fuß  abgenohmen,  allein  ich  kan  die  stiege  noch  weder 
auff  noch  ab  gehen  undt  es  ist  mir  noch,  wen  ich  eine  stige  herun- 
der  gehen  will,  alß  wen  ich  spereyßen  ahn  hette;  den  es  drückt 
mich  hinder  die  hacke  undt  in  beyden  knocheln  deß  fuß.  Mein 
husten  ist,  gott  sey  danck,  lenkst  verbey.  Ich  thue  alle  tag  von 
monsieur  d'Altovitis  ohl  ahn  meinem  fuß;  daß  sterckt  zwar,  es  kan 
aber  die  verenckte  ader  nicht  wider  ahn  den  rechten  platz  setzen. 
Ich  findt  die  feldtscherer  nicht  so  geschickt,  alß  man  mir  gesagt, 
daß  sie  wehrn.  Alles,  waß  ich  gebraucht,  ist  nichts  gefahrliches, 
alß  zum  exempel  de  pomade  d'Iverne,  warmen  wein,  worin 
rotte  roßen  gekocht  undt  etliche  kreütter,  saltz  mitt  waßer  undt 
nun  diß  ohl;  daß  ist  alles,  waß  man  mir  gebraucht  hatt.  Gott 
seye  danck,  daß  unßere  liebe  churfürstin  weder  zahn-  noch  kopff- 
wehe  mehr  hatt,  undt  erhalte  I.  L.  lange  jähren  gesundt!  Ich  kan 
weder  caffe,  th6  noch  chocolatte  drincken.  Ich  bin  auch  fro,  daß 
Ihr,  liebe  Louisse,  wider  woll  sey  dt.  Daß  ist  ma  tante  waß  neues, 

*  ?  hieß. 


445 

schlafferig  zu  sein;  daß  habe  ich  nie  gesehen,  we're  mir  auch  angst 
dabey  worden.  Gott  sey  danck,  daß  es  woll  abgegangen  ist!  Mon- 
sieur Imhoff  kene  ich  woll,  habe  ich  hir  gesehen,  wo  er  envoyes 
von  seinen  hertzog  war;  käme  mir  sehr  fein  fohr.  Die  zwey  heüßer 
konten  nicht  beßer  thun,  alß  sich  mitt  einander  wider  zu  verglei- 
chen. Ich  habe  noch  5  große  brieff  zu  schreiben  undt  es  schlecht 
6,  muß  also  enden  undt  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch 
allezeit  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

298. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

y ersaille  den  25  Februar  1706. . 

Hertzliebe  Amelise,  ich  habe  zwar  Ewern  lieben  brieff  vom 
9  dießes  monts  schon  vergangenen  sambstag  entpfangen,  allein  wie 
ich  schon  etlich  mahl  gesagt,  die  sontags-post  kan  ich  schwerlich 
andtworten.  Ich  schreibe  alß  große  brieff  ahn  ma  tante  undt  habe 
3  ordinarie  posten  selbigen  tag,  alß  nehmblich  Hannover,  Madrit 
undt  Luneville  ohne  waß  ich  sonst  nach  Paris  zu  schreiben  habe; 
den  alle  tag  muß  ich  4  brieff  nach  Paris  schreiben.  Donnerstags 
aber  habe  ich  zwey  brieff  weniger  zu  schreiben;  den  den  tag  geht 
die  post  weder  in  Spanien  noch  Lotteringen;  kan  also  selbige  post 
allezeit  ahn^Eüch  undt  ahn  Louisse  schreiben,  wie  ich  auch  ordi- 
när! thue  undt  heütte  wider  thun  werde.  Ihr  seydt  gar  zu  obli- 
gent,  waß  ahn  mir  zu  rühmen  wollen;  allein  ich  kene  mich  selber 
gar  zu  woll  undt  weiß,  wie  wenig  rühmenswürdig  in  mir  ist;  dero- 
wegen  lieber  von  waß  änderst  sprechen,  alß  nur  zu  hören,  wie  ich 
sein  solte  undt  nicht  bin.  Ewer  liebes  sehreiben  ist  zu  eloquent 
vor  mich.  Unßer  carnaval  ist  nun  verbey,  habe  mich  den  letzten 
tag  auch  masquiren  müßen  in  meinen  alten  tagen.  Alle  meine  mas- 
querade  war  ein  grüner  taffet;  den  habe  ich  auff  einen  stock  mitt 
einer  gabel  binden  laßen,  eine  große  roß  von  couleur-de-rose-bandt 
drauff,  der  taffet  war  offen  vom  kopff  ahn  biß  unter  dem  magen. 
In  dießen  taffet  bin  ich  nein  geschloffen  mitt  meinen  kleydern,  habe 
es  umb  den^  halß  zugebunden  undt  den  stock  in  die  handt  genoh- 
men.  Man  sieht  keine  figur  nicht  undt  wegen  der  hohe  scheint  ich 
schmahl,  es  hatt  mich  also  kein  mensch  kenen  können.    Den  könig 


446 

machte  idi  gantE  nngedaltig;  den  allemahl,  so  baldt  er  mich  ahn- 
Rahe,  beugte  ich  den  stock;  daß  schiene,  alß  wen  man  ihm  eine 
rererentz  machte.  Der  könig  wurde  endtlich  gantz  nngedaltig  undt 
sagte  der  dachesse  de  Boargogne:  «Mais  qui  est  donc  ce  grand 
masqne,  qai  me  salae  a  toat  moment?»  Sie  lachte  andt  sagte  ihm 
endtlich:  «G*est  Madame».  Ich  meine,  der  könig  würde  sich  kranck 
Aber  meiner  masqnerade  lachen.  Ich  that  ihm  aber  wider  einen 
poßen.  Man  nahm  mich  anff,  zu  dantzen,  ich  nahm  den  könig  anff. 
Der  dac  de  Bery  hatte  sich  possirlich  masqairt  mitt  3  andern,  le 
Yidame,  monsiear  de  Chevreasse  söhn,  der  printz  de  Rohan,  ma- 
dame  de  Vantadour  dochterman,  nndt  der  junge  Seignlay ;  sie  wah- 
ren mitt  goltstück,  goltene  masquen,  silberne  scharpffen,  eben 
wie  die  goltgeschnitzte  geridons  sein;  hatten  lustre  auff  den  haüb- 
ten  undt  stelten  sich  in  die  4  ecken  vom  salon.  Monsieur  le  Dau- 
phin wahr  recht  *possirlich;  er  war  wie  eine  dame  en  cornette  et 
andriene,  man  konte  ihn  nicht  ohne  lachen  ahnsehen.  Es  ist  eine 
verdrießlich  sach,  nahe  bey  einem  bal  zu  schlaffen;  ich  weiß,  waß 
es  ist.  Ich  reterirte  mich  umb  12,  wie  ordinarie  nach  bett  zu 
geben;  allein  umb  4,  wie  der  bal  zum  endt  ging,  biß  alles  fort 
war,  welches  2  gutter  stundt  werdt,  konte  ich  ohnmöglich  schlaf- 
fen. Divertissementen  können  ma  tante,  der  fraw  churfürstin, 
nichts  schaden;  den  daß  hindert,  ahn  trawerige  gedancken  zu  ge- 
dencken,  welche  I.  L.  viel  gefahrlicher  undt  schadtlicher  sein.  Waß 
schlaffen  gehn  betriefft,  thut  die  gewohnheit  viel  dazu.  Die  sich  so 
sehr  zärtlcQ  undt  delicattiren,  leben  nicht  langer.  Wer  mich  obli- 
girte,  daß  bett  zu  hütten,  würde  mir  gleich  kopffwehe  undt  fieber 
geben.  Viel  meinen,  es  seye  artig,  sich  so  delicat  zu  stellen,  undt 
ich  finde  es  abgeschmackt.  Adieu!  Ich  muß  [schließen];  den  ich 
habe  noch  6  brieff  zu  schreiben.  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch 
allzeit  recht  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 
299. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Versaille  den  4  Mertz  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangenen  sambstag  habe  ich  Ewer  liebes 
schreiben  vom   19  Februar  zu  recht   entpfangen,   aber   wegen  deß 


447 

sontage  vielle  schreiben,  wie  schon  offt  gemelt,  nicht  andtwortten 
können.  Ma  tante,  die  fraw  chnrfürstin,  hatt  mir  anch  geschrie- 
ben, wie  der  königen  Anne  von  Engellandt  geburtstag  ist  celebrirt 
worden.  Ich  kan  nicht  begreiffen\  waß  gala  heist;  den  es  ist  kein 
teütsch  wordt.  Ich  kan  nicht  errahten,  warumb  der  churfürst  von 
Braunsweig  nicht  bey  dem  fest  geweßen.  Ma  tante  findt  die.  frettl- 
len  von  Degenfeit  schon,  welches  leicht  zu  glauben;  sie  seindt  von 
schonner  race.  Tantzt  man  gar  nicht  mehr  teütsche  dantz  in 
Teütschlandt,  daß  man  jetzt  drüber  lacht?  Ich  finde  keine  thorheit 
im  lustig  machen;  den  daß  ist  gesundt.  Die  thorheit  ist  in  trawe- 
rig  sein;  den  daß  macht  krank  undt  ist  zu  nichts  nutz.  Mein  fuß 
ist  noch  nicht  recht  heyll,  lest  sich  noch  fühlen.  Ich  liebe  daß 
frantzosche  dantzen  gar  nicht;  ein  ewig  menuet  ist  mir  unleydtlich, 
habe  also  mein  carnaval  zugebracht  wie  den  carfreytag,  mitt 
schreiben,  leßen  undt  corbmachen.  Commedien  aler  sehe  ich  gern, 
dem  habe  ich  kein  eintzige  verfehlt;  etliche  wahren  gutt,  ander 
schlim.  Man  hört  von  nichts,  alß  plötzliche  tödt.  Vergangen  son- 
tag  sprach  ich  umb  4  abendts  mitt  einem  man,  so  deß  haußschney- 
ders  oncle  war;  montag  abendts  fnndt  man  ihn  todt  im  garten.  EiQ 
cammerknecht  von  hertzog  von  Bourgogne  geht  auß  seiner  cammer, 
wirdt  gleich  von  schlag  gerührt.  Ahn  allen  enden  hört  man  von 
geschwinde  todtsfall.  Biß  die  reyeahn  mir  kompt,  werde  ich  Euch, 
liebe  Amelise,  von  hertzen  lieb  behalten. 

Elisabeth  Charlotte. 

300. 
A  mad.  Louise  ^  räugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  11  Mertz  1706. 

Hertzliebe  Louise,  vergangenen  sambstag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  23  Februar  sambt  dem  von  Amilise  von  26  zugleich 
entpfangen.  Die  posten  gehen  nun  gar  doli  undt  seindt  gar  nicht 
eingericht;  daß  beste  ist  doch,  daß  keine  brieffe  verlohren  werden. 
Gott  seye  danck,  daß  unßere  liebe  churfürstin  den  carnaval  so  woU 
außgestanden,  undt  gebe  ihr  noch  manche  so  I.  L.  erfrewen  möge! 
Ich  hoffe,  daß  sie  bey  dem  jetzigen  so  gar  schönnen  wetter  wider 
zunehmen  werden.    Madame  hatt  woU  groß  recht,  deß  churprintzen 


448 

eztravagansen  nicht  zn  hertzen  za  ziehen.  Daß  roarqnisisch  frant^ 
zosch  geblfldt  lest  sich  in  ihm  spflren,  daß,  wen  er  woU  thet, 
grefilich  verhehlen  solte;  den  es  gibt  ihm  gar  keine  eher.  Man 
thnt  dem  printzen  daß  groste  unrecht  von  der  weit,  ihm  seine  so- 
tissen  zn  verbergen  undt  es  seinem  hcrrn  vatter  nicht  zu  sagen; 
den  er  ist  noch  Jung  genung,  corigirt  zu  werden,  undt  bleibt  er, 
wie  er  ist,  wirdt  er  kein  lob  erwerben.  Brutalitet  steht  jederman 
Abel,  aber  großen  herrn  noch  mehr.  Sein  herr  vatter  solte  sich 
selber  informiren,  ob  er  mitt  seiner  groß  fraw  mutter  lebt,  wie  er 
solle,  undt  ihm  solches  expresse  einbringen;  den  der  churprintz 
thut  sich  selber  tord,  wo  er  nicht  den  grosten  respect  vor  ma  taute 
hatt.  Die  princes  hatt  vielleicht  den  verstandt,  exempel  ahn  ihrem 
herrn  bruder  zu  nehmen  undt  sich  dadurch  zu  corigiren.  Ich  glaube 
nicht,  daß  signeur  Ortance  seine  Lissette  lieber  hatt,  alß  ich  meine 
hfindtger.  Mein  fuß  ist  noch  nicht  wider  gantz  heyll,  doch  viell 
beßer.  Ich  habe  aber  einen  abscheulichen  husten,  so  mir  komen, 
weillen  ich  eine  wattedecke  abgethan  undt  im  schlaff  gar  kalt  be- 
kommen. Adieu,  liebe  Louissei  Seydt  versichert,  daß  ich  Euch 
recht  lieb  behalte  1 

Elisabeth  Charlotte. 

301. 

Versaille,  mitwog  den  17  Mertz  1706. 

Hertzliebe  Amelisse,  Ihr  werdet  von  Louise  vernehmen  können, 

worumb    ich    Euch   heütte   ein   tag   eher    schreibe,   alß   ordinari; 

drumb  widerholle  ich   es   nicht.    Mitt   meinem   fuß   gehet   es  nun 

zimblich  woll,  gott  lob!  Ihr  habt  recht,  Le  grondeur  monsieur  Gri- 

chart*  artig  zu  finden;  den  er  ist  es  in  der  that.  ümb  gutt  zu  sein, 

muß  es  aber  woll  gespilt  werden.    Daß  original  von  dießera  stück 

war  ein   docktor,  so  monsieur  Lebel  hieße  undt  welchen  ich  vor 

dießem  gehabt  habe.   Ewer  scb wager  ist  gritlich,  daß  es  war  recht 

incompatible.    Es  ist  kein  marquis,  sondern  ein  conte  de,  der  nun 

zu  Hannover  ist.    Ich  kene  ihn  woll  undt  alle  seine  verwanten,  so 

er  hir  hatt.    Seines  brudern  gemahlin  ist  erst  kurtzlich  gestorben, 

war  deß  duc  de  Rohans  dochter.  Die  gräffin  von  Furstenberg,  seine 

fraw  mutter,  wondt  auff  ihre  gütter,  so  sie  hiiT'hatt.    Sie  hatt  nun 

* 
*  KomSdie  von  Braeys  und  Palaprat. 


449 

keine  galanterie  mehr,  [ist]  aber  sehr  galandt  geweßen.  Ich  glaube', 
es  were  ihr  schwer,  ihrer  kinder  vätter  zu  nehnen.  Der  eiste 
gleicht  viel  mehr  ahm  cardinal,  alß  der  jüngste  graff,  so  nun  zu 
Hannover.  Seinen  humor  kene  ich  nicht,  kene  viel  mehr  seine  zwey 
älste  brüder,  deren  einer  todt  ist;  hatte  einen  dollen  heüraht  ge- 
than,  ehe  er  gestorben.  Daß  der  jüngst  einen  duel  gehabt  undt 
deß wegen  auß  dem  landt  gemüst,  daß  ist  war.  Ich  glaube,  daß 
mein  söhn  der  einig  junge  mensch  in  der  weldt  ist,  dem  sein  eygen 
haar  übel  stehet;  man  kan  ihn  nicht  mitt  leyden.  Nachdem  die 
gesiebter  sein,  stehet  die  peruque  woll  oder  übel;  aber  ordinarie 
gehts,  wie  Ihr,  liebe  Amelise,  gar  recht  sagt,  daß  sie  die  alten 
leütte  jünger  undt  junge  leütte  älter  macht.  Adieu,  liebe  Amelisse! 
Diß  ist  der  6te  brieff,  den  ich  heütte  schreibe;  die  handt  ist  mir 
müde,  sage  derowegen  nichts  mehr,  alß  daß  ich  Euch  von  hertzen 
lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

302. 
A  mad.  Louise ,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  17  Mertz  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  schreibe  Euch  heütte;  den  ich  förchte, 
daß  ich  morgen  nicht  der  zeit  dazu  finden  werde,  weillen  wir  mor- 
geü  die  letzte  commedie  haben  werde,  welche  früher,  alß  ordinarie, 
ahngehen  wirdt,  undt  ich  morgen  auch  noch  Tor  übermorgen 
schreiben  muß.  Den  übermorgen  fahr  ich  nach  Paris,  wo  ich  et- 
liche wenige  geschafften 'habe;  werde  im  opera  bleiben,  erst  gegen 
11  abendts  wider  her  kommen,  undt  weillen  ich  doch  die  post  nicht 
verseümen  will,  ahn  Euch  undt  Amelise  zu  antwortten,  so  thue  ich 
es  dießen  abendt.  Ich  weiß  gar  woll,  wie  es  kompt,  daß  ich  meine 
brieffe  so  unrichtig  entpfangen  undt  die  meinen  auch  so  doli.  Es 
ist  der  postmeister  schuldt  nicht,  sondern  deß  ministre;  der  ober- 
postmeister  ist  schuldt,  der  will  allezeit  alle  meine  brieffe  leßeu, 
umb  den  könig  davon  ahnzutragen,  waß  ihm  beliebt.  Er  kan  nicht 
viel  teütsch,  man  muß  ihm  unßere  brieffe  übersetzen,  deßwegen 
gehen  sie  so  unrichtig;  den  er  lest  sie  nur  nach  seiner  gelegenheit 
wider  zu  machen  undt  lieffern;   dadurch  aber  erlangt  er  meinen  se- 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  2ld 


450 

gen  nicht.  Gk)tt  verzey  mirs!  aber  ich  verflache  diß  mantgen  offt. 
Ich  glaube,  es  hatt  ihm  anglttck  bracht;  den  er  ist  nun  kranck. 
Ich  versichere  Eflch,  liebe  Louise,  daß  deß  gutten  ehrlichen  nionsiear 
d^Altoviti  wannohl  trefflich  ist  undt  hatt  mir  die  schmertzen  vom  fuß 
benohroen.  Erinert  Ihr  Euch  deß  Altovitis  nicht  mehr?  Ihr  habt 
ihn  so  lang  zu  Heydelberg  gesehen,  ein  gutter  ehrlicher  [mann], 
aber  gar  heßlich,  ein  lang  schmahl  gesiebt,  gar  große  naße,  die 
angen  klein  undt  nahe  bey  der  naße  undt  dane  lefftzen,  schwartze 
augbrawen  undt  sehr  mager,  trug  eine  blunde  peruque.  Waß  mir 
noch  gar  woll  ahn  meinem  fuß  gethan,  ist  ein  fußbadt,  so  mein 
dockter  mir  verortnet,  waßer,  wein  undt  von  den  braunrohte  roßeo 
sambt  allerhandt  kreütter,  alß  rossemarin,  lavendel,  thimian,  salbey, 
camillen;  ich  weiß  nicht,  waß  noch  mehr  drin  ist.  Daß  bekombt 
mir  recht  woll  undt  ^terckt  mir  den  fuß.  Oott  seye  danck,  daß  ma 
tante,  die  fraw  churfttrstin,  sich  so  woll  befindt,  da  nun  überall 
alles  voller  husten  undt  schnupen  ist!  Gott  erhalte  I.  L.  lange  bey 
gutter  undt  volkommener  gesundtheit!  Daß  geschieht  mir  auch  offt, 
daß  mir  die  brüst  pfeyfft;  es  seindt  windt,  daß  vergebt  baldt  wi- 
der. Ich  habe  seyder  10  tagen  ein  braffen  husten  gehabt,  fengt 
nun  ahn,  wider  zu  vergehen.  Ich  habe  nichts  davor  gebraucht,  im 
ahnfang  nur  ein  par  schallen  waßer  gedrunken,  undt  wen  der  hu- 
sten ahm  starcksten ,  ein  wenig  von  dem  indianischen  cachou  ge- 
eßen;  dadurch  ist  er  verfault,  werff  braff  auß.  'Le  grondeur  ist 
baldt  gespilt,  hatt  nur  3  acten ;  man  spilt  es  hir  zum  poßenspiel. 
Wen  man  zamen  sprechen  will,  ist  nicht  nohtig,  in  die  commedie 
zu  gehen.  Ich  kan  nicht  leyden,  daß  man  in  der  commedie  relit, 
mache  alß  alles  umb  mich  herumb  schweygen.  Wie  Ihr  mir  von 
der  fraw  von  Degenfeit  sprecht,  muß  sie  recht  gutt  sein  undt 
ein  recht  gutt  gemühte.  Euch  zu  besuchen  kommen  sein.  Ihre 
zwey  töchter  sollen  recht  schön  sein.  Es  ist  noch  beßer,  daß 
scheyden  wehe  thut  undt  man  die  sieht,  so  man  lieb  hatt,  alß  nie 
nicht.  Freyllich  höre  ich  gern  von  h.  Max  kinder  reden;  den  er 
war  ja  mein  gar  gutter  freündt.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben,  liebe 
Louisse,  völlig  beantwortet;  bleibt  mir  nichts  mehr  überig,  alß 
Euch  zu  versichern,  daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

'  Elisabeth  Charlotte. 


451 


303. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

V^rsaille  den  25  Mertz  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  sambstag  habe  ich  ma  tante, 
der  fraw  churfürstin,  undt  Ewere  schreiben  auflf  eine  manir  ent- 
pfangen,  alß  wen  man  eine  probe  geben  wolte,  waß  ich  Euch  letzt- 
mahl davon  geschrieben,  nehmblich,  daß  sie  alle  geleßen  werden; 
den  man  bracht  mir  mein  paquet  gantz  zerißen  undt  mitt  einer 
kleinen  cordel  oder  bindtsfaden  zusamen  gebenden.  Ich  müste  drü- 
ber lachen,  ob  es  mir  gleich  nicht  gar  woll  gefiel.  Daß  so  gar 
schlimme  wetter  macht  mir  meinen  fuß  noch  fühlen  undt  geschwilt 
noch  gegen  abendt;  ich  gehe  doch  gar  woll  ohne  hincken;  ist  es 
aber  schön  wetter,  fühle  ich  nichts.  Ich  finde  es  so  gemachlich, 
sich  die  stiege  auff  undt  ab  zu  tragen .  laßen ,  daß  ich  mich  noch 
nicht  habe  resolviren  können,  auflf  undt  ab  zu  steigen  ^ndt  meinen 
fuß  undt  knie  zu  exerciern.  Wens  warmer  wirdt  werden,  will  ichs 
beßer  machen.  Wen  der  mylor  Lincoln  seine  nahmen  geprononcirt 
hette,  wie  Ihr  ihn,  lieb  Louisse,  schreibt,  so  würde  einsmahls  ein 
leibguarde  von  Monsieur  zu  St  Clou  nicht  geantwort  haben,  wie  er  that. 
Es  war.umb*  sommer  umb  halb  10  abendt,  wir  wahren  ahm  fenster, 
Monsieur  undt  ich,  undt  wartten,  daß  man  ahngericht  hatte,  umb  zu 
nacht  zu  eßen.  Auff  einen  stutz  sehen  wir  eine  kutzsch  mitt  6  pferden 
daherkommen  undt  einen  man  außsteygen.  Monsieur  rieff:  «Qui  est  ce 
cela,  qui  arive?*  Ein  guarde  andtwortet:  «Ma  foy,  Monsieur,  je 
n'ose  le  dire  a  V.A.  royale».  Monsieur  sagte:  «Quelle  sotisse!  Je 
veux  savoir,  qui  s'est».  Der  guarde  sagte:  «He  bien,  Monsieur, 
puisque  vous  le  voulles  savoir,  son  nom  est  vne  sotisse;  car  il  y  a 
du  con  en  son  nom».  Ich  meinte,  Monsieur  würde  sich  todt  la- 
chen. In  dem  kompt ,  der  monsieur  Lincoln,  so  übel  frantzösch 
sprach,  in  den  salon  undt  fengt  ahn:  «Monser,  vostre  atesse  reale 
trouve,  que  moy  vient  tard,  mais  ce  que  moy  a  cheval  neuff,  qui 
prende  mortaudent,  c'est  enfuy;  moy  ly  cherches  dans  sti  bois  di 
Boulogne  et  moy  pences  mourir  cent  fois ;  enfin  mon  chival  tröuves, 
moy  suis  venus  rendres  respect».  Ihr  kont  woll  glauben,  daß  daß 
lachen  mitt  dießem  schonnen   discours  nicht  auflfhorte.    Es  kan  der 

* 
*  ?  im. 

29* 


452 

Dicht  sein,  von  welchem  Ihr  sprecht,  weillen  der  ein  junger  mensch 
ist.  Er  *  betrigt  Euch  nicht  in  waß  Ihr  vom  conte  de  Lamarq 
glaubt,  den  von  seiner  zartten  jugendt  ahn  hatt  er  vor  malicieux 
passirt  undt  von  seiner  eygen  matter  übel  gerett.  Er  war  in  seiner 
ersten  jugendt  sehr  heßlich;  weiß  nicht,  wie  er  nun  ist.  Sein 
bruder  klagt,  daß  er  zu  viel  spilt.  Er  konte  woll  zehlen;  den  sein 
herr  bruder  hatt  mir  gesagt,  er  habe  ihm  kürtzlich  4000  thaller 
geschickt;  kan  also  seine  300  ducatten  woll  bezahlen.  Es  ist  be- 
trübt, gutte  üudt  trewe  freunden  adieu  zu  Sachen,  wen  man  nicht 
weiß,  wen  man  einander  wider  sehen  wirdt;  kan  also  leicht  be- 
greifen,  wie  schwer  es  Euch  sein  muß,  liebe  Louise,  die  fraw 
von  Degeufelt  mitt  ihren  tochtern  weg  zu  ziehen  sehen.  Wer  von 
natur  tendre  ist,  kan  nicht  indifferent  werden,  undt  wen  maus 
schon  konte,  wolte  man  sich  doch  nicht  endern,  weillen  es  von 
einem  gutten  gemühte  herkdmpt.  Ma  tante  hatte  mir  schon  die 
andere  post  alles  verzehU,  wie  es  mitt  dem  brandt  zugangen.  Ich 
bin  fro,  daß  I.  L.  nicht  gewust,  in  welche  gefahr  printz  Ernst 
August  geweßen.  Gott  seye  danck,  daß  I.  L.  so  glücklich  davon 
komen  sein!  Daß  würde  ma  tante  geängstiget  haben,  wehren  nachts 
auffgestanden  undt  daß  hette  vielleicht  ahn  dero  gesundtheit  geschadt. 
Ich  fürchte,  daß  der  churprintzes  kindt  den  schrecken  woll  etitpfinden 
wirdt.  Wens  nur  mitt  keine  gichter  auff  die  weldt  kompt!  Es  fehlt 
nie  in  solchen  fällen,  es  kompt  alß  etwaß  possirliches  dabey,  so  la- 
chen macht.  Ihr  habt  daß  jugement,  wie  ich  sehe,  nicht  in  der 
gefahr  verlohren,  daß  Ihr  Ewere  sachen  gepackt  undt  in  die  statt 
geschickt  habt.  Meines  bruders  gemahlin  hatt  mir  der  Bernstein 
heüraht  schreiben  laßen.  Bonicau  ist  der  Leßschenbrand  ihr  neuen. 
Ich  habe  3  Bonicau  hir  gesehen,  weiß  aber  nicht,  ob  dießer,  den 
die  Bernstein  geheüraht,  einer  von  denen  ist.  Adieu,  liebe  Louisse! 
Ich  will  ahn  Amelisse  andtwortten,  nachdem  ich  Euch  versichert, 
daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

♦  ?  Ihr. 


453 


304. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  31  Mertz  1706. 

Hertzliebe  Amelise ,  ich  muß  heütte  abendt  auff  Ewern  lieben 
brieff  andtwortten;  morgen  kan  ich  ohnmoglich,  wir  mtißen  zu  lang 
in  der  kirch  sein.  Waß  die  comedien  ahnbelangt,  so  spilt  man  sie 
bey  hoff  undt  zu  Paris  biß  in  der  wochen  vor  der  heylligen;  alß 
zum  exerapel  vor  8  tagen  haben  alle  comedien  undt  spectacle  auff- 
gehört,  fangen  zu  Paris  den  montag  nach  Quasimodo  wider  ahn, 
aber  bey  hoff  erst  zu  Fontainebleau  im  herbst.  Seyder  ich  so  gar 
dick  geworden,  sehe  ich  lieber  comedien,  alß  daß  ich  spatziren 
gehe;  wen  man/ so  schwer  undt  alt  wirdt,  wirdt  man  faull.  Ich 
wünsche,  daß  hertzog  Anthon  Ulrich  sich  woll  genung  befinden  mag, 
umb  nach  Hannover  zu  kommen  können,  undt  daß  ma  tante  mitt 
gesundtheit  nach  Wolffenbüdel  , wirdt.  Mich  deucht,  daß  die 
starcken  husten  weniger  dauern j  alß  die  kleine;  die  experientz  habe 
ich  bey  mir  selber.  Ihr  segt  durch  meine  2  brieff,  daß  ich  fleißig 
andtworte.  Mein  husten  ist  lengst  weg;  mein  fuß  wirdt  beßer, 
seyder  ich  mehr  gehe.  Ich  halte  die  fasten  nicht,  ich  kan  die  fisch 
nicht  vertragen.  Wer  sonst  mortification  haben  will,  kan  genung 
hir  finden,  ohne  sie  zu  suchen.  Ich  admire  Ew^re  forsichtigkeit 
undt  prüdentz;  den  es  ist  leichter,  gar  zu  schweygen,  alß  vorsichtig 
zu  sprechen.  Hirmitt  ist  Ewer  schreiben  beantwortet.'  Adieu,  liebe 
Amelise !    Seydt  versichert ,  daß  ich  Euch  lieb  behalte  I 

Elisabeth  Charlotte. 

305. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,   raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hanover. 

Versaille  den  11  April  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  gott  sey  danck,  daß  ma  tante  husten  so 
geschwindt  undt  baldt  geendet  hatt !  Seyder  14  tagen  haben  wir  daß 
schönste  wetter  von  der  weldt  hir,  mache  es  mir  so  viel  zu  nutz, 
alß  ich  kan.    Mein  fuß  thut  mir  nich    gar  wehe;   ich  gehe  auch 


454 

woll  eine  gatte  standt  mitt  spatziren,  abendts  aber  geschwilt  er 
noch.  Ihr  seydt  sehr  devot,  den  sontag  nicht  außzugehen;  aber  ich 
halte  eine  vissitte  gefahrlicher,  alß  eine  comedie;  den  es  ist  schwer, 
nicht  in  vissitten  von  seinem  negsten  zu  reden,  welches  eine  größere 
Sünde,  alß  ein  spectacle  zuzusehen.  Ich  wurde  nicht  aprobiren,  daß 
man  den  sontag  in  die  comedie  ginge,  ahnstatt  in  kirch;  aber  wen 
man  seine  Schuldigkeit  bey  gott  abgelegt,  finde  ich,  wie  schon  gesagt, 
daß  ein  spectacle  weniger  gefahrlich  vor  daß  gewißen  ist,  alß  die 
conversation.  Louisse  nieindt,  daß  graff  Brockdorf  25  jähr  alt  ist; 
daß  wer  10  jähr  alter,  alß  seine  braudt.  Ich  habe  nicht  gewust, 
daß  er  verliebt  von  dem  Wilhelmel  geweßen.  Es  ist  doch  ein  gutt 
vertrawen,  so  der  graff  zu  Euch  tregt,  daß  er  Euch  bitt,  seine 
fraw  zu  ziehen ;  also  werdt  Ihr  ihr  Ewer  gutten  raht  nicht  versagen 
können.  In  dem  alter  hatt  man  raht  von  nöhten;  daß  kan  ohne 
zwang  geschehen;  den  wen  man  daß  seine  gesagt  hatt  undt  maiT 
Eweren  raht  nicht  folgt,  seydt  Ihr  nicht  mehr  schuldig,  weitter  zu 
rahten.  Man  rufft  mich,  umb  in  die  kirch  zu  gehen;  muß  also 
enden  vndt  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch 
allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


306. 
A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Versaille  den  11  Aprü  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  donnerstag  schriebe  ich  einen  so 
unerhörten  langen  brieff  ahn  I.  L.  die  churfürstin,  daß  ich  ohnmög- 
lich  ahn  Euch  noch  ahn  Amelisse  andtwortten  konte;  werde  es 
derowegen  heütte  thun.  Die  posten  gehen  abscheulich  unrichtig, 
machen  mich  recht  ungedultig.  Mein  husten  ist,  gott  sey  danck, 
lang  weg;  habe  ihn  mitt  nichts,  alß  waßer  drincken,  courirt.  Ich 
kan  keine  milch  vertragen ,  drumb  kan  ich  kein  posset  drincken ; 
die  milch  wirdt  mir  gleich  zu  käß  im  magen.  Seyder  14  tagen  ha- 
ben wir  hir  daß  schönste  frühlingswetter  von  der  weit;  man  macht 
kein  fewer  mehr  im  camin  undt  die  fenster  bleiben  offen  biß  umb 
11  uhren  nachts;  es  ist  recht  warm,  daß  man  schwitzt.  Daß  kan 
nicht  so  dawern;  ich  forchte  sehr,  es  solle  noch  ein  frost  kommen; 


455 

• 

were  woll  schadt,  den  alles  ist  grün  undt  alle  hecken  in  blüdt; 
man  sagt  auch,  die  nachtigalle  laß  sich  schon  hören.  Man  meint 
hir  im  landt,  daß,  wen  pirlen  sich  bey  einer  schwangern  frawen 
ahnmelt  undt  sie  dabey  schwanger  bleibt,  wie  es  mitt  der  chur- 
printzes  von  Hannover  gangen,  daß  sie  ohufehlbar  mitt  einem  söhn 
schwanger  geht.  Es  ist  viel,  daß  der  churprintz  sein  unrecht  er- 
kendt,  undt  es  ist  woU  loblich  ahn  ihm,  sich  zu  corigiren.  Mein 
gott,  wo  kompt  dießes  printzen  hochmuht  her?  Mag  nur  ahn  seine 
mutter  gedencken,  wie  auch  ahn  seine  großmutter  von  mutter  seyt- 
ten,  so  wirdt  er  ursach  genung  zur  demutt  finden.  Ihr  sagt  woll, 
daß  graff  Brockdorf  sich  heüraht,  aber  nicht,  wen  er  nimbt.  Ist 
es  vielleicht  auch  ein  mißheüraht,  so  in  Teütschlandt  jetzt  auch  so 
gemein  werden?  Wir  werden  nun  baldt  eine  princes  de  Tarante  hir 
sehen,  so  deren,  so  Ihr  gekandt  habt,  in  nichts  gleichen  kan.  Ihre 
großmutter  ist  schlegte  camermagt  gewest  bey  einer  simplen 
dame.  Ich  habe  meinem  vettern  de  Latrimouille  meine  meinung 
tetttsch  herauß  drüber  gesagt.  Er  andtwort  aber,  es  seye  ja  in 
Franckreich  der  brauch,  nach  keine  ahngen  zu  sehen,  undt  er 
hette  große  schulden,  also  reichtum  von  nöhten  undt  mademoiselle 
de  Lafayete  were  gar  reich.  Wie  ich  gesehen,  daß  es  nicht  mehr 
zu  endern  stehet,  habe  ich  nichts  mehr  dagegen  gesagt.  Ich  finde 
die  glücklich,  so  reißen  dorffen  undt  hingehen  können,  wo  sie  wol- 
len. Were  es  mir  erlaubt,  wie  den  graffen  von  Bruckdorf,  würde 
ich  baldt  in  Lotheringen  undt  von  dar  nach  Hannover.  Aber  daß 
kan  leyder  nicht  geschehen,  muß  mich  also  nur  contentiren,  Euch 
die  woch  einmahl  zu  versichern,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

307. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  15  Apriliis  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  vergangen  dinstag  habe  ich  erst  Ewer 
liebes  schreiben  vom  31  Mertz  entpfangen;  die  posten  gehen  uner- 
hört übel.  Ich  bin  so  ahn  alles  verdrießliche  hir  gewohnt,  daß  ich 
picht  eiumfthl  dran  gedenck,  daß  man  meine  brieffe  list;  auch  co- 


456 

mantaire  draaff  weiß  ich  gar  woll,  aber  ich  dencke  alß  ahn  waß 
in  meinem  schreibbuch  stundt  undt  ich  so  manchmahl  abschreiben 
mflßen,  wie  ich  noch  jnng  war: 

Waß  nicht  za  endern  stehet, 
Laß  gehen,  wie  es  gehet! 

Aber  wen  man  mir  ma  tante  paqnet  zu  lang  auffhelt,  werde  ich 
doch  böß  undt  sage  die  warheit  dichte.  Ich  habe  nie  gefragt,  ob 
schreiben  erlaubt  oder  verbotten  ist,  immer  hin  geschriben.  Altoviti 
ist  gar  heßlich,  daß  ist  war;  er  ist  aber  so  gar  ein  gutter  ehr- 
licher mensch,  daß  sein  gattes  gemühte  ihn  ahngenehm  macht.  Er 
hatt  sich  in  Flandern  geheüraht,  lebt  nun  in  seiner  famille  zu  Flo- 
rentz,  hatt  sich  von  hoflf  retirirt  undt  lebt  in  einer  großen  gotts- 
furcht,  gibt,  waß  er  hatt,  den  armen.  Mein  fuß  geschwilt  noch 
alle  nacht,  jedoch  so  thut  er  mir  nicht  mehr  wehe  undt  gehe  wie 
ordinarie.  Es  ist  nie  kein  rohtlauffen  dazu  kommen,  daß  hab  ich 
mein  leben  nicht  gehabt.  Ich  habe,  gott  lob,  schon  lengst  keinen 
husten  mehr.  Man  hüdt  die  kammer  nirgendts,  umb  heyßer  zu 
sprechen.  Ich  weiß  nicht,  ob  der  samet  hir  leichter  ist,  alß  in 
Teütschlandt;  allein. den  ich  getragen,  der  war  nicht  schwerer,  alß 
ein  drap  de  St  Maur.  Wir  haben  15  tag  das  schönste  wetter  von 
der  weldt  gehabt,  nun  aber  wirdts  wider  kalt.  Ich  habe  meine 
winterkleyder  noch  nicht  abgelegt  undt  bekompt  mir  woll.  Es  geht 
mir  wie  unßere  liebe  churfürstin,  ich  kan  keine  schwere  kleyder 
tragen.  Ich  glaube,  daß  ma  taute  nicht  übel  gefunden,  das  Ihr 
vor  sie  in  die  kirch  seydt;  aber  es  schlegt  alleweill  5  undt  Ewer 
lieber  briff  ist  beantwortet.  Ich  habe  noch  3  große  brieff  zu  be- 
antworten; werde  derowegen  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß 
daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

308. 

A  mad.  Louise,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  22  April  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  die  posten  gehen  so  unrichtig,  daß  ich 
nicht  habe  verspüren  können,  ob  Ihr  mir  die  fest  über  geschrieben 
habt  oder  nicht;  den  bettet  Ihr  mirs  nicht  selber   gesagt,   würde 


457 

ich  es  auß  obgemelter  nrsach  nicht  gespürt  haben.  Wen  man  hir 
jemandts  schaden  will,  ist  es  nicht  genung,  nichts  in  den  briffen  zu 
finden,  man  legt  einem  seine  eygene  worter  änderst  anß  undt 
macht  doli  commantaire;  den  lügen  kost  hir  nichts.  Von  mylord 
Lincoln  haben  wir  genung  gesprochen.  Die  historie  von  deß  herrn 
von  Degenfelts  camerdinner  Harsch  ist  bößirlich.  Daß  erinert 
mich,  waß  meinem  söhn  einmahl  begegenet  ist.  Es  geht  ihm,  wie 
allen  Frantzoßen,  so  nie  recht  teütsch  lehrnen.  Ich  hatte  ihm 
einen  teütschen  sprachmeister  geben  laßen.  Nachdem  er  4  gantzer 
jähr  gelehrnt, sagt  ich  zu  meinem  söhn:  «ümb  eine  sprach  zu  lehr- 
nen, so  muß  man  sprechen;  drnmb  redt  etlichmahl  mitt  mir!» 
Einsmahl  waren  wir  in  der  gallerie.  Ich  weiß  nicht,  waß  wunder- 
liches dort  .vorging,  so  wolte  mein  söhn  daß  teütsche  Sprichwort 
cittiren  «Art  lest  nicht  von  art»,  kompt  mitt  ein  amphase  daher 
undt  prononcirt  wie  eine  sententz:  «Arsch  lest  nicht  von  arsch.» 
Ich  erschrack,  meinte,  er  wolte  mir  etwaß  wüst  sagen.  Ich  rieff: 
«Bub,  schweig  still!»  examinirte,  waß  er  sagen  wolte;  meinte  in 
der  that,  wie  es  dan  hir  gar  gemein  ist,  er  hette  etwaß  abscheu- 
liches gesehen.  Nachdem  er  mir  aber  in  frantzösch  explicirt,  waß 
er  hette  sagen  wollen,  lernt  ich  ihm  den  unterschiedt.  Er  wolte 
sich  kranck  lachen,  sagte  aber  doch,  er  sehe  woll,  daß  er  daß 
Teutsch  nicht  lehrnen  könte;  hatt  es  auch  gantz  negligirt  seyder 
dem.  Wo  ist  de?  alte  herr  von  Degenfeit  nun?  Ich  bitte,  wen  Ihr 
ihn  schreibt,  so  grüst  ihn  doch  von  meinetwegen!  Er  muß  nun 
auch  nicht  jung  mehr  sein.  Carllutz  s.  hatt  mir  dolle  historgcr 
von  der  madame  Bar  verzehlt,  wie  sie  noch  hofffreüllen  war.  Graff 
de  Lamarck,  so  Ihr  zu  Hannover  gesehen,  da  ist  wenig  besunders 
ahn;  sein  elster  bruder  aber  ist  fein  undt  ein  ehrlicher  man.  Hir- 
mitt  ist  Ewer  schreiben  völlig  beantwort;  werde  noch  vor  der  jagt 
ein  par  wort  ahn  Amellisse  schreiben,  nachdem  ich  Euch  werde 
versicheirt  haben,  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  habe,   lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

309. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Versaille  den  29  April  1706. 
Hertzliebe  Amelise,  es  geschieht  wenig  gar  artiges  in  dicßen 


458 

zeitten;  wer  nicht  schreiben  wolle,  biß  man  etwaß  gar  artiges 
fünde,  mQste  lang  ohne  schreiben  sein.  Der  nahm  von  Hosiander 
ist  mir  gar  nicht  nnbekandt,  ich  erinere  mich  aber  der  person  gar 
nicht  mehr;  man  sieht  so  viel  leütte,  daß  man  sie  nicht  behalten 
kan.  Mich  deucht,  daß  ohne  böß  sein  thut  man  nichts  a  lombre, 
alß  zancken,  undt  mein  leben  habe  ich  diß  spiel  nicht  ohne  zanck 
spülen  sehen.  Die  böße  spieller  können  nicht  woU  leyden,  daß 
man  lacht.  Ich  bin  so  ungeschickt'  undt  habe  lombre  nie  recht 
lernen  können;  ich  kan  es  genang,  umb  es  spillen  zu  sehen,  aber 
nicht  genung,  umb  selber  zu  spillen  können.  Madame  de  Longettil, 
wo  hatt  die  den  papa  s.  gesehen?  Sie  muß  den  gar  alt  [sein],  wo 
sie  ihn  hir  im  landt  gesehen  undt  sich  seiner  erinem  kan;  den  es 
muß  woll  60  jähr  sein,  daß  ]^  0.  s.  in  Franckreich  ge?;veßen;  den 
es  war,  ehe  sie  die  Pfaltz  wider  hatten.  Wen  ich  die  freüde  hette. 
Euch  zu  sehen,  wolte  ich  Euch  woll  baldt  sagen,  ob  Ihr  I.  G. 
unßem  herr  vatter  gleicht  oder  nicht;  den  I.  6.  id^e  werde  ich 
woll  mein  leben  nicht  verliehren.  Es  ist  woll  etwaß  rares,  so 
einen  betrübten  witwer  zu  sehen,  wie  der  landtgraff  von  Darm- 
stat ist.  Ich  glaube,  daß  es  nicht  gar  rar  ist,  daß  der  chur- 
fürst  mitt  freüUen  Schallenberg  spilt.  Ich  habe  einen  von  ihren 
brüdern  gekandt,  der  ein  schön  gesiebt  hatte;  wen  'die  Schwester 
ihm  gleicht,  ist  es  der  mühe  woll  werdt.  Er  war  hir  mitt  einem 
hertzog  von  Holstein ,  so  in  Turquey  mitt  der  keyßerlichen  ambas- 
sade  geweßen  war.  Ich  glaube,  sie  hattens  in  Turquey  gelehrnt, 
allezeit  beysamen  zu  sehen.  Selbiger  herr  hatt  hernach  eine  print- 
zes  von  Wolffenbüttel  geheüraht,  ist  nun  schon  todt.  Adieu,  liebe 
Amelisse!  Hiemitt  ist  Ewer  schreiben  beantwort.  Ich  muß  dießen 
abendt  noch  4  brieff  schreiben;  kan  Euch  derowegen  nichts  mehr 
sagen,  alß  wie  daß  ich  biß  ahn  mein  endt  bin  undt  bleibe,  wie  ich 
Euch  alß  versprochen,  nehmblich  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb 
behalte. 

Elisabeth  Charlotte, 


459 


310. 

A  mad.  Louise ,   raugrafin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Meadon  den  6  May  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  von  meinem  husten  ist  nichts  mehr  zu  sa- 
gen. Die  temperamenten  seindt  unter  den  menschen  so  unterschiedt- 
lich,  wie  die  gesichter.  Daß  wetter  ist  seyder  ein  par  tagen  sehr 
unbeständig,  baldt  regnets,  baldt  ist  es  schön.  Warm  werden  im 
spatziren  geschieht  mir  gat  leicht.  Ich  erinere  mich  noch  perfect, 
wie  schönne  frühling  wir  zu  Manheim  undt  zu  Schwetzingen  gehabt 
haben.  Ihr  werdt  mir  einen  großen  gefallen  thun,  mir  eygendtlich 
zu  berichten,  waß  alß  zu  Braunsweig  vorgangen  undt  wie  man 
unßere  liebe  churfürtin  dort  divertirt  halt.  Ich  habe  noch  eine  bitt 
ahn  Euch.  Ich  erinere  mich,  daß  man  zu  Bacherach  tabletten  von 
schifferstein  mach,  so  gar  gemachlich  sein;  man  sagt, man  verkaufft 
auch  derselben  zu  Franckfort.  Also  bitt  ich  Euch,  liebe  Louisse, 
last  mir  doch  ein  par  kleine  dablettger  kauffen  undt  schickt  mirs 
durch  die  post  undt  den  zettel  dabey,  waß  es  kost!  will  es  mitt 
danck  bezahlen.  Bitte,  fest  zu  glauben,  daß  ich  Euch  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 
311. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  18  May  1700. 

Hertzliebe  Amelisse,  Louisse  hatt  mir  geschrieben  gehabt,  daß 
Ihr  mitt  von  der  braunsweigische  reiß  geweßen  seydt;  drumb  hatt 
es  mich  nicht  frembt  genehmen,  kein  schreiben  letzte  post  von 
Euch  zu  bekommen.  In  engen  kutschen  ist  nichts  ungemächlichcr» 
alß  ein  estrapontin.  Ich  sehe,  daß  Ihrs  in  reißen  macht  wie  ich, 
nehmblich  braff  in  der  kutsch  zu  schlaffen;  daß  kan  ich  unmöglich 
laßen;  matante  schiäfft  selten  in  kutsch.  Wer  saß  den  gegenüber  ma 
tante,  daß  Ihr  auff  dem  estrapontin  wahret?  Hertzen*  An  thon  Ulrich 
ist  der  beste  herr  von  der  weit  undt  hatt  ma  tante,  die  fraw  chur- 
fürstin,  allezeit  hertzlich  lieb  gehabt;  wundert  mich  alfto  nicht,  daß 

*  ?  Herzog, 


460 

I.  L.  fro  geweßen,  ma  tante  nach  15  jähren  wider  zu  sehen. 
Drnmb  habe  ich  den  gntten  hertzog  lieb,  weillen  er  so  viel  affection 
Yor  ma  taute  hatt.  Es  kan  leicht  sein,  daß  dießer  hertzog  viel 
frantzöß  silbergeschir  hatt ;  den  er  ist  lang  gatt  frantzösch  geweßen, 
da  mag  er  woll  viel  pressenten  bekommen  haben.  Ma  tante  ist 
auch  sehr  content  von  alles,  waß  sie  im  Salsthal  gesehen.  Unßers 
kOnigs  contrefait,  wo  es  gleicht,  werdet  Ihr  gntte  minen  gesehen 
haben,  welches  onßer  könig  noch  Ober  alle  menschen  hatt.  Der 
ertzhertzog  muß  erst  anß  Barcelonne  sein,  ehe  I.  L.  die  schonne 
princes  bekommen.  Vor  jenner  weldt,  wer  woll  lebt,  hatt  hoffnung, 
seelig  zu  sterben;  aber  in  dießer  weldt,  wer  nichts  hatt,  muß  hun- 
gers  sterben,  undt  daß  ist  keine  gutte  sach.  Ich  habe  allezeit  ge- 
hört, daß  man  gar  höfflich  ahm'  wolffenbüttelischen  hoff  ist.  Zu 
oncle  s.  zeitten  war  man  es  auch  zu  Hannover  undt  dadurch  haben 
sich  die  herrn  bey  gantzer  weldt  beliebt  gemacht.  Ich  höre  aber 
nicht,  daß  der  itzige  churfürst  noch  hertzog  Ernst  August  in  dieß 
fnstapffen  tretten;  es  wir  dt  ihnen  mitt  der  zeit  gerewen.  Ihr  habt 
gar  woll  gethan,  dem  adel  nicht  zu  cediren.  Der  churfürst  thut 
sich  selber -tord,  wen  er  Euch  den  adel  vorzieht;  den  wie  er  es 
auch  macht,  so  kan  er  doch  nicht  hindern,  daß  Ihr  nicht  geschwis- 
terkindt  mitt  ihm  seydt;  also  beschimpfft  er  sich  selber,  wen  er 
Euch  beschimpfft,  undt  man  wirdt  sehen,  daß  er  sich  von  adlichen 
personnen  gouverniren  lest,  wen  er  den  reichsgraffen  ihr  recht 
nicht  gibt.  Es  ist  leyder  nur  alzu  war,  daß  meines  brudern  s. 
gemahlin  gestorben.  Ich  habe  L  L.  woll  von  hertzen  beweindt.  So 
lang  ich  in  Franckreich,  haben  wir  einander  allezeit  geschrieben, 
aber  mitt  dem  churfürsten  von  Braunsweig  habe  ich  kein  com- 
merse.  Aber  der  churfürst  wirdt  woll  schon  sehen,  waß  ich  Euch 
schreibe  undt  Ihr  mir;  den  ich  bin  persuadirt,  daß  man  unßere 
brieffe  zu  Hannover  lest  wie  hir.  Ich  glaube,  ich  werde  mein  le- 
ben nicht  auß  trawer  kommen;  den  da  bin  ich  ja  nun  wider  vor  6 
mont  in  trawer.  So  baldt  es  apropo  kan  kommen,  werde  ich  woll 
ahn  ma  tante  waß  von  Ewern  rang  melden;  aber  wie  schon  gesagt, 
so  wirdts  der  churfürst  schon  in  dießem  brieff  gesehen  haben.  Wie 
kan  eine  Pfältz^rin  so  frech  sein  undt  begehren,  vor  Euch  undt 
Louisse  zu  gehen  ?  Daß  nimbt  mich  frembt.  Haben  sie  den  ver- 
geßen,  wer  Ihr  seydt  undt  wer  I.  G.  unßer  herr  vatter  geweßen? 
Haben  sie  den  schon  den  respect  vergeßen,  so   sie  ihrem  landts- 


461 

herren  schuldig  sein?  Daß  seindt  keine  albertetten,  sondern  raiso- 
nable  Sachen.  Adieu,  hertzliebe  Amelise!  Seydt  versichert,  daß 
ich  Euch  von  hertzen  lieb  [behalte]! 

Elisabeth  Charlotte.     ' 


312. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  20  May  1706. 

Hertzlieb  AmeJisse,  es  were  woU  ohnnohtig  zu  schreiben,  wen 
kein  post  geht.  Ich  müste  den  kopfif  kurtz  auffgesetzt  haben,  wen 
ich  böß  solte  werden,  wen  man  eine  post  ist,  ohne  mir  zu  schrei- 
ben. Ihr  wolt,  wie  ich  sehe,  liebe  Amelisse,  den  himmel  durch 
demulit  gewinnen,  daß  Ihr  Euch  eine  nichts würtige  scheldt.  Der 
landtgraff  jammert  mich,  so  untrostbar  über  seine  gemahlin  zu  sein; 
daß  ist  etwaß  rars.  Ist  es  möglich,  daß  Ihr  glaubt,  daß  unßer 
junger  könig  in  Engellandt  ein  falsch  kindt  undt  nicht  der  königin 
söhn  ist?  Da  wolt  ich  woU  mein  kopff  zu  pfandt  vor  setzen, daß  er 
daß  rechte  kindt  ist.  Erstlich  so  gleicht  er"  seiner  fraw  mutter, 
der  königin,  wie  zwey  tropffen  waßer;  zum  andern  so  ist  eine 
dame  bey. seiner  gehurt  geweßen,  die  der  königin  gar  nicht  gutt 
ist,  aber  umb  der  bloßen  warheit  hatt  sie  mir  verzehlt,  daß  sie 
expresse  da  geweßen,  umb  alles  woll  in  acht  zu  nehmen,  hatt  daß 
kindt  ahn  der  nabelschnur  gehefft  gesehen  undt  kan  nicht  zweyff- 
len,  daß  es  nicht  der  königin  söhn  ist.  Die  Engländer  gehen  doli 
genung  mitt  ihre  könige  umb,  umb  nicht  frembt  zu  nehmen  sollen, 
daß  man  kein  empressement  genung  hatt,  ihr  könig  zu  werden. 
Ma  tante  hatt  groß  recht,  zu  glauben,  daß  diß  kindt  der  rechte 
erb  ist.  Es  were  eben  so  ein  groß  übel,  einen  rechtmäßigen  erben 
vor  ein  vertauscht  kindt  zu  halten  wollen  auß  partialitet,  alß  wen 
man  ein  kindt  vertauscht  bette;  den  eines  undt  anders  übel  be- 
stehet nur  in  der  Ungerechtigkeit,  die  geschieht.  Pfaffen  seindt 
leütte  wie  andere  menschen,  worunter  viel  gutte  undt  viel  boße 
sein.  Wen  der  keyßer  die  keyßerin  recht  lieb  hette,  wirdt  er 
schon  hütten,  daß  I.  E.  M.  nichts  übels  geschieht.  Niemandts  kan 
beßer  wißen,  obs  war  ist,  daß  die  frantzosche  hebame  die  keyßerin 
die  mutter  versehret  hatt,   alß  die  keyßerin  selber;   aber  ich  habe^ 


462 

all  mein  leben  sagen  hören,  daß  man  mitt  einer  Versehrten  mutter 
nicht  leben  kan;  sie  were  all  lengst  todt,  wen  daß  were.  Daß  alle 
unßere  brieff  geleßen  werden ,  daß  ist  gar  sicher ;  aber  ein  jedes 
sagt,  waß  es  denckt.  In  Lotteringen  hat(  man  auch  eine  wurst. 
Hir  ist  man  zu  grayitetisch ,  es  ging  nicht  ahn.  Etwetter  halt 
man  hir,  daß  alles  dranter  andt  drttber  ohne  messure  geht,  oder 
eine  steiffe  gravitet  Adieu,  hertzliebe  Amelise!  Seydt  versichert, 
daß  ich  Eflch  allezeit  lieb  behalte!   ' 

Elisabeth  Charlotte. 

313. 

Marly  den  20  May  1706. 

Hertzliebe  Louise,  vor   meine  andtwortten  dörfift  Ihr  mich  gar 
nicht  dancken;   den  ich  schreibe  Euch  von  hertzen  gern.    So  lang 
der  krieg  wehrt,   wirdt  man  nichts  gutts  von   der  post  zu  hoffen 
haben.    Es  war  nicht  Monsieur  s.,  so  so  doli  tetttsch  gesprochen, 
sondern  mein  söhn,  den  man  den  duc  d'Orleans  undt  nicht  Mon- 
sieur heist;  dießer  nahmen  gehöret  allein  der  könige  brüder  undt 
enfants  de  France  zu.    Der  Frantzoßen  Tetttsch  finde  ich  gar  nicht 
artig,  sie  reden  widerlich  in  meinem  sin;   es  ist  ein  ick  undt  ack, 
daß  ich  nicht  leyden  kan,   eben   so  wenig  undt  noch  weniger,   alß 
wen  jemandts  übel  frantzösch  spricht.  Madame  Bellemont  ihr  reden 
finde  ich  possirlich;  die   fraw  von  Rathsamshaussen  redt  auch  gar 
possirlich.    Ich  habe  einmahl   ein  frantzösch  dialogue  zu  St  Clou 
zwischen  dieße  beyde   gehört,   das   war  nicht   schlim.    Seyder  13 
tagen  ist  die  Rotzenheusserin  wider  hir  undt  allzeit  lustig,  da  sitzt 
sie  undt  arbeyt;    den  die,   so  kein  tabouret  haben,   dorffen  sitzen, 
wen  sie  arbeytten.    Waß  dieße  beyde  damen  gutt  haben,  ist,  daß 
man  über  ihr  schlim  reden  lachen  darf,  so  viel  man  will;  sie  wer- 
den nicht  böß  drüber,  sondern  lachen  mitt.  Es  ist  mir  lieb,  daß  Ihr 
meint,  daß  mein  grüß  undt  ahndencken  dem  herrn  Ferdinant  von  Degen- 
feit ahngenehm  sein.    Wen  er  wegen  dicke  nicht  reißen  kan,   muß 
er  unbeholffener  seiii,  alß  ich.    Es  ist  woll  gewiß,   daß  ihr  dießen 
oncle  nicht  sehen  werdt,   wo  er  zu  Venedig  bleibt;  den  da  werdt 
Ihr  woll  nicht  hin.    Meines  bruders  gemuhlin  todt  ist  mir  recht  zu 
hertzen  gangen.    Sie  hatt  gar  einen  saufften   todt  gehabt,   wie  mir 
monsieur  Yos  geschrieben,  der  mir  auff  befehl  der  churfürstin  von 


463 

Saxsen  eine  gantze  relation  davon  gethan.  Ich  glaube  festig- 
lieb,  daß,  waß  die  arme  cburfürstin  zu  Pfaltz  umbs  leben  gebracht 
hatt,  ist,  daß  I.  L.  s.  sich  nicht  genung  bewegung  geben  haben. 
Es  ist  war,  daß  sie  recht  gern  gestorben  ist.  Daß,  wens  ahns  ster- 
ben kompt,  man  sein  parthie  nimbt  undt  sich  eben  nicht  närisch  im 
sterben  stelt,  kan  ich  woll  begreiffen;  aber  fro  zu  sein,  zu  sterben, 
daß  begreiffe  ich  nicht  woll,  jenne  weldt  ist  mir  zu  unbekandt  da- 
zu. Ich  bin  von  hertzen  fro,  daß  dießer  todtsfal  ma  tante  nicht 
sehr  zu  hertzen  gangen;  den  nichts  ist  schadtlicher  vor  die  ge- 
sundtheit,  alß  betrübtnuß.  Vor  Ewern  gutten  wünsch  danck  ich 
Euch  sehr.  Er  ist  doch  ein  wenig  interessirt;  den  wofern  mir 
gott  behütt,  waß  mir  nahe  ahngehört,  werdt  Ihr  auch  bewahrt. 
Adieu!  Seydt  versichert,  liebe  Louise,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb 
behalte  1 

Elisabeth  Charlotte. 


314. 
A  n;iad.  Louise,   raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  3  Juni  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  werde  heütte  auff  zwey  von  Ewern 
lieben  schreiben  auff  einmahl  andtworten;  den  wie  Ihr  schon  lengst 
wist,  so  kan  ich  Euch  ohnmöglich  deß  sontags  antworten;  also  alle 
schreiben,  so  ich  deß  sambstags  entpfange,  können  erst  deß  don- 
nerstags beantwortet  werden.  Ich  weiß  woll,  wie  es  ist,  wen  man 
sich  so  auff  der  jagt  von  der  sonnen  verbrendt;  den  daß  ist  mir 
gar  offt  geschehen,  daß  ich  von  morgendts  umb  5  biß  abendts  umb 
9  in  der  sonnen  geweßen,  daß  ich  wider  roht  wie  ein  krebs  nach 
hauß  kommen  undt  daß  gesiebt  gantz  verbrendt  hatte;  drumb  habe 
ich  auch  jetzt  so  eine  braune  raue  hautt.  Hir  haben  wir  kein  gar 
kalt  wetter  gehabt.  Man  fährt  hir  nicht  auff  der  wurst,  aber  in 
Lotteringen  fahren  sie  drauff.  Vor  den  staub  sorgt  man  hir  nie; 
ich  habe  in  reißen  gesehen,  daß  so  ein  staub  war,  daß  man  sich 
gar  nicht  in  der  kutschen  sehen  konte,  undt  der  könig  befahl  doch 
nicht,  daß  man  nicht  neben  der  kutschen  reytten  solte.  Zu  Ha- 
nover  denckt  man  noch  ahn,  sich  lustig  zu  machen,  undt  man  thut 
woll,   den  daß  erhelt  daß  leben;   aber  hir   ist   dieße  mode  gantz 


464 

verbey.    Nachts  in  der  lafFt  zu  sein,   schadt  gar  nichts;   zn  Marly 
gehe  ich  offt  im  monschein  spatziren.    Wen  man  gedolt  hatt,  heilt 
man  offt  eher,  alß  mitt  viellen  reroedien.    Alle,  die  viel  brauchen, 
seindt  bey  weyttem  nicht  so  gesundt,  alß  die,  so  nichts  brauchen, 
uudt  ich  sehe,  daß  die  den  docktom  glauben,  allezeit  waß  brau- 
chen müßen;   drumb  brauche  ich  nichts,  ich  seye  den  recht  kranck, 
undt  laß  den  docktor  predigen,  so  lang  er  will.    Wen  der  envoyes 
kommen  wirdt  sein,  mylord  Allifax,  so  wirdt  der  hanoverische  hoff 
woll  noch  mehr  Engländer  bekommen.    Wen  sie  alle  so  reich  seyn, 
wie  der,  so  Euch  recomandirt  worden,  werden  sich  die  damens  zu 
spitzen  haben;  aber  sie  müßen  nicht  versprochen  sein,  wie  der,  so 
deß  duc  d'Ormonts  dochter  heürahten  solle.    Es  ist  schwer,  in  pä- 
stel  geliehen  zu  machen.    Hiemitt  ist  Ewer  erstes  liebes  schreiben 
völlig  beantwortet,  so  ich  aber  daß  letzte  entpfangen.    Ich  komme 
jetzt  auff  daß  vom  21  May ,   so  ich  erst  entpfangen  mitt  den  zwey 
tabletten,   wovor  ich  sehr  dancke;  mögte  aber  gern  noch  ein  par 
haben,  den  hir  kan  man  gar  keine  bekommen,  wen  man  ahnstatt 
einen  halben  gülten  taußendt  gebe.  Sie  schönner  zu  faßen,  war  gar 
nicht  nöhtig,  sie  [sind]  gar  gemächlich  so.  Zu  *  hatte  ich  schönne,  so 
von  Bacherach  kämmen,   roht  vergült  mitt  vergülten  schlößer;  daß 
ist  aber  hir  nicht  nöhtig,  vor  waß  ich  sie  brauchen  will.    Es  ist 
in  meine  bücherschrank  zu  thun;   den  waß  ich  bücher  verlohren, 
kan  man  nicht  außrechen.    Nun  schreib  ich  auff,    waß  ich  lehne; 
bringt  man  mirs   wider,   lesch   ichs   auß.    Ich  dancke  Euch  auch, 
mir  deß  hertzogs  vom  Weysenfels  standt  geschickt  zu  haben;   hatt 
mich  von  hertzen  lachen  machen.    Es  wundert  mich,  daß  ma  tante 
mir  nichts  vom  graffen  von  Rossenberg  geschrieben  hatt;  den  solche 
art  leütte  divertiren  L  L.     Wie  ich  sehe,  so  hatt  er  Ewere  gunst 
nicht   erworben.    Hir  hört  man  von  nichts,   alß  trawerige   Sachen, 
Stätte,  SO  sich  dem  feindt  ergeben,  leütte,  so  die  ihrige  beweinen, 
SO  in   der  Schlacht  umbkommen,  andere,  so  trawerig  philosophiren, 
suma,  gar  nichts  zeitvertreibliches.    Drumb  will  ich  schließen  undt 
vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalte. 


Elisabeth  Charlotte. 


*  7  Zu  Heidelberg. 


465 


315. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  17  Juni  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  ob  die  pitzschire  zwar  unversehrt  scheinen, 
so   seindt   die  brieffe  nicht  desto  sicherer ;    den  man  kan  sie  gar 
woll  auff  undt  wider  zu  machen;  ich  ,weiß  die  kunst,  mein  söhn  hatt 
mirs  gelehrnt.     Ahn  allen  hoffen  ist  man  mißträwisch  undt  list  die 
brieffe,   es  seye   dan,   daß   ein   expresser  sie  in    eygenen  bänden 
überlieffert.    Alle  künsten  wißen  sie  hir  auch.    Ich  habe  alle  böße 
bücher  undt  historien  geleßen;  nichts  ist   alberer,  den  sie  stecken 
letitte  zusamen,  so  ihr  leben  lang  nicht  mitt  einander  gesprochen. 
Patter  Petters  buch  ist  so  falsch,  daß  es  gantz  ungedultig  macht, 
undt  andere  mehr,   so  so  übel  gemacht,   daß  man  kein  eintzig"  au- 
genblick  muß  bey  dießem  hoff  gewest  sein,   daß  man   nicht  gleich 
sieht,  daß  kein  eintzig    wordt  war  dran   sein  kan.    Uir  im  landt 
können  solche  bücher  gar  nicht  schaden;  den  man  sieht  gleich,  daß 
es  jemandts  geschrieben,   so  keine  seele  hir  kent.    Ma  tante  hatt 
mir  woll  geschrieben,   daß  der  könig  in  Preüssen  nach  Hannover 
mitt  seinem  cronprintz  kommen  werde,  aber  kein   wordt  vom  heü- 
raht;  so  habe   ich  auch  gethan,   alß  wen   ich  nichts  davon  wüste. 
Ich  hoffe,  liebe  Amelisse,   Ihr  werdet  mir  ferner  berichten,  wie  es 
abgehen,   wen  der  könig  in  Preüssen  dort  sein  wirdt.    Mylord  Ha- 
lifax ceremoniel  wirdt  I.  L.  dem  churfürsten  nicht  gefahlen;   den 
daß  wirdt  kosten.    Hirmitt  ist  Ewer  liebes  schreiben  beantwortet, 
undt  weillen  ich  dicßen  abendt  noch  zwey,  ja   gar  3  zu  schreiben 
habe,  kan  ich  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  das  ich  Euch, 
liebe  Amelise,  allezeit  von  hertzeb  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

316. 

A  mad.  Louise,    raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Marly  den  17  Juni  1706. 

Hertzliebe  Louise,   vergangen  sambstag  habe  ich  Ewer  schrei- 
ben vom  4  dießes  monts  zu  recht  entpfangen,  aber  Ihr   wist  woll, 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  30 


466 

daß  die  antwortten  alß  auff  den  donnerstag  müßen  verschoben  wer- 
den. Heütte  hette  es  schir  gefehlt;  den  ich  habe  zwey  extraordi- 
narie  brieffe  bekommen  undt  beantworten  müßen,  einen  ahn  meine 
dochter  darch  einen  expressen  coorir  undt  einen  von  dem  residen- 
ten vom  landgraffen  von  Cassel,  so  mir  meines  vettern  todt  notifi- 
cirt;  aber  daß  ist  hiemitt  geschehen.  Es  ist  mir  lieb,  daß  Ihr 
meine  brieffe  so  richtig  entpfangt.  Nichts  ist  ungesunder,  alß  nie 
zn  gehen;  davon  werden  die  fraw  von  Rotzenhanssen  undt  ich  hir 
nicht  kranck  werden;  den  wir  spatziren  alle  abendt  5  viertelstundt. 
Dem  eisten  herrn  von  Degenfeit  ist  es  woll  zn  verzeyen,  nicht 
starck  zn  gehen;  den  es  ist  keine  Inst,  zu  gehen,  wen  man  nicht 
sieht;  aber  die  andern  zwey  betten  woll  gehen  können.  Gar  dick 
sein  undt  hündtger  lieben  daß  gleicht  mir  wie  zwey  dropffen  wa- 
ßer.  Lenor  ist  gar  naturlich  undt  nicht  gezwungen;  es  wundert 
mich  offt,  wie  sie  noch  so  von  hertzen  lachen  kan.  Melancolisch 
bin* ich  nicht,  aber  ich  kan  ni<jht  mehr  so  von  hertzen  lachen,  wie 
ich  vor  dießem  gethan,  undt  die  occassionen,  von  hertzen  zu  la- 
chen, seindt  rar  hir;  alles  ist  gar  serieux.  Ma  tante  rOmbt  den 
mylord  Halifax  sehr.  Von  mylord  Dorset  sagen  I.  L.,  er  were 
rohe,  hette  von  nohten,  daß  die  son  ihn  reiif  macht.  Ich  finde, 
daß  der  graff  Rosenberg  kein  unrecht  hatt,  lieber  zu  Hannover  zu 
sein ,  alß  auff  der  universitet  zu  Utrecht.  Ich  beklage  die  allezeit 
auff  beyden  seyden,  so  die  ihrige  verliehren.  4  printzen  in  Hessen 
were  genung,  wen  sie  nur  leben  blieben.  Ich  habe  noch  heütte  3 
große  brieffe  zu  schreiben  undt  habe  schon  4  geschrieben;  werde 
Euch  also,  liebe  Louisse,  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß  daß 
ich  recht  fro  würde  sein,  wen  ich  Euch  persuadiren  konte,  daß  ich 
Euch  von  hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

317. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Paris.* 

Marly  den  24  Juni  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  eines  von  den  schreibtäffelger  habe  ich  zu 
recht  entpfangen ,  dancke  sehr  davor ;  sie  kommen  mir  gar  woll  zu 
paß.   Es  wundert  mich,  daß  Ihr  Euch  papa  s.  tabletten  nicht  mehr 

^  * 

*  ?  Hannover. 


467 

erinert,  die  allezeit  auff  der  hohen  taffei  lagen,  wo  I.  6.  s.  anff- 
schrieben,  gantz  stehent.  Wen  ichs  im  sack  tragen  wolte,  würde 
ich  es  so  zu  recht  machen  laßen,  wie  jene;  aber  in  den  schräncken 
ist  es  nicht  nöhtig.  Mein  ruhiges  leben  wirdt  nun  l)aldt  in  großen 
sorgen  verwandelt  werden;  den  mein  söhn  geht  über  8  tagen  nach 
Ittallien,  alwo  er  die  arm^e  comandiren  wirdt.  Monsieur  de  Van- 
dosme  wirdt  die  Flanderische  comandiren  unter  Churbayem,  mein 
söhn  wirdt  den  marechal  de  Villars  unter  sich  haben.  I.  L.  der 
churfürst  muß  sparsam  sein  undt  die  Unkosten  scheuen,  daß  er 
nichts  lustigs  ahnstehlt  wegen  der  victorie,  so  man  Ewerer  seydt 
erhalten.  Wie  kompts,  daß  man  die  ceremonie  von  englischen 
ordre  auff  zwey  unterschiedliche  tage  hält?  Es  konte  ja  woU  in 
einem  geschehen.  Ma  tante  hatt  mir  den  mylord  Halifax  auch  über 
die  maßen  gelobt.  Ich  bin  fro,  daß  mein  grüß  dem  eisten  herrn 
von  Degenfeit  nicht  unahngenehm  geweßen.  Es  ist  hetitte  so  eine 
abscheuliche  hitze,  daß  einer  schmeltzen  mögt;  es  ist  mir  so  heiß, 
daß  ich  im  wehrenden  schreiben  entschlaffen  bin.  Ich  glaub,  es 
wirdt  ein  wetter  kommen.  Adieu,  liebe  Louissei  Ich  muß  bey 
dießem  wetter  noch  4  brieff  schreiben,  kan  Euch  also  vor  dießmahl 
nichts  mehr  sagen,  hertzliebe  Louise,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 


318. 
A  mad.  Louise  ^  raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Versaille  den  8  Julli  1706. 

Hertzliebe  Louise,  vergangen  sambstag,  ehe  ich  von  Marly, 
habe  ich  Eweren  lieben  brieff  von  22  Juni  entpfangen.  Es  ist 
zwar  war,  daß  ma  tante,  die  fraw  churfdrstin,  mir  von  der  verlob- 
nuß  geschrieben;  allein  ich  höre  so  gern  von  dieß  alles,  daß  es 
mir  gar  nicht  leydt  sein  kan,  daß  Ihr  mir  auch  davon  sprecht;  den 
waß  eines  von  den  umbständen  vergist,  behält  daß  ander.  Ich 
höre  viel  gutts  von  brautt  undt  breüdigam.  Gestern  habe  ich  der 
princes  contrefait  entpfangen;  finde,  daß  I.  L.  viel  ahn  dero  herrn 
vattern  gleichen,  wie  I.  L.  der  churfürst  vor  den  kinderblattern 
wahren,  undt  die  churprintzes  gleicht  viel  ahn  ihren  artigen  oncle  s., 

30* 


468 

den  printzen  von  Eyßennacb.  Es  ist  woll  naturlich,  daß  Ihr 
Eflch  über  der  printzes  glück  frendt,  weillen  Ihr  I.  L.  lieb  habt. 
Alles,  waß  mir  ma  tante  von  ihrem  enckel,  dem  cronprintz,  ver- 
zehlt,  gefeit  mir  recht  woll.  Wolte  gott,  ihr  ander  enckel  were 
auch  so  raisonabel  undt  von  guttem  gemüht  1  Ma  tante  schreibt 
mir  auch  gar  viel  guts  von  generalmajor  Funck.  Graff  Gaunitz 
kene  ich  gar  woll;  er  hatt  gutten  verstandt  undt  weiß  woll  zu  le- 
ben. Adieu,  liebe  Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt 
behalte  Euch  allezeit  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

319. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth ,  rangraffin  zuPfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  16  Julli  1706. 

Hertzliebe  Amelisse,  eben,  wo  man  ahn  einem  hoff  mißtrawisch 
ist,  da  macht  man  auch  die  brieffe  auff.  Glaubt  daß  sicherlich! 
Daß  ist  eine  dolle  mode,  daß  freüUen  mitt  dem  churfürsten  herumb 
reißen,  v^ßn  ihre  churfürstin  nicht  dabey  ist.  Mein  gott,  wie  wer- 
den der  churprintz  undt  die  churprintzeß  einander  so  müdt  werden, 
allezeit  so  beysamen  zu  stecken!  Ich  glaube,  sie  hette  gern,  daß  er 
eine  metres  hette,  umb  ihn  vom  halß  zu  bekommen;  drumb  helt 
sie  den  discours;  aber  es  ist  doch  nichts  dabey  zu  gewinen.  Alles 
hatt  seine  zeit.  Man  muß  hoffen,  daß  unßers  königs  glück  wider 
kommen  wirdt  undt  der  Marlbouroug  wider  wirdt  gebutzt  werden. 
Solte  unßerm  könig  unglück  durch  weiber  zukommen,  ist  es  nicht 
die  königin  Anna.  Ich  weiß  woll,  wer;  es  heist  aber:  «Stille, 
monckes!»  Last  unß  alle  den  frieden  wünschen!  Adieu,  liebe  Ame- 
lise!  Ich  habe  noch  3  brieff  zu  schreiben  undt  schon  24  bogen  ahn 
ma  tante  geschrieben,  muß  also  enden;   behalte  Euch  allezeit  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

320. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Versaüle  den  15  Julli  1706. 
Hertzliebe  Louisse,  heütte  morgen  habe  ich  Ewern  lieben  brieff 


46& 

vom  6  dießes  monts  zu  recbt  entpfangen.  Mein  söhn  ist  nun  bey 
seiner  arm6e,  also  fangen  meine  sorgen  ahn.  Meinem  söhn  ist  es 
recht  leydt  geweßen,  alß  er  vemohmen,  daß  unßer  vetter,  der  erb- 
printz,  auch  in  Ittallien  geht.  Mein  söhn,  wie  alle  menschen,  esti- 
mirt  I.  L.  recht.  Die  fraw  landtgraffin  hatt  schon  so  viel  nnglück 
ahn  ihre  printzen  erlebt,  daß  sie  recht  zu  beklagen  sein,  dießen 
wackern  herrn  auch  wider  weg  zu  ziehen  sehen.  Gott  verleye 
baldt  frieden!  Es  ist  zeit.  Es  wer  mir  leydt,  wen  die  zeittung.von 
könig  in  Poln  wahr  sein  solte.  Es  ist  eine  große  charitet  von  ma 
tante,  die  hertzogin  von  Zelle  zu  besuchen,  undt  ein  rechte  genero- 
sitet;  den  sie  hatt  es  nicht  ahn  ma  tante  verdint.  In  kutschen 
starck  fahren  undt  die  frische  lufft  nehmen  ist  ma  tante  gesundt; 
daß  wirdt  I.  L.  mehr  starcke  geben,  alß  benehmen.  Frantzösche 
weiber  seindt  nie  so  kräncklich,  alß  sie  sich  ahnstellen.  Daß  dint 
zur  conversation ,  sich  zu  klagen;  ich  sehe  es  taglich  hir.  Adieu, 
liebe  Louisse!  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  behalte  Euch 
lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 


321. 

Marly  den  29  JuUi  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  sontag  habe  ich  zwar  Ewer 
schreiben  vom  13  entpfangen;  aber  Ihr  wist  woll,  daß  es  mir  nicht 
möglich  ist,  selbigen  tag  zu  andtwortten,  undt  daß  ich  es  alß  auff 
donnerstag  versparen  muß.  Wie  ich  sehe,  so  preparirt  Ihr  Euch 
recht  meine  ambassadrice  agiren.  Wie  ich  auß  ma  tante  gnädiges 
schreiben  vergangen  sontag  gesehen,  so  ist  der  hoflf  undt  churfürst 
mitt  seiner  sequelle  nun  wider  zu  Hannover.  Es  ist  mir  bang  vor 
den  chronprintzen ;  den  es  geschieht  offt,  daß  die  die  arm^e  sehen 
gehen,  waß  übels  davon  tragen.  Der  könig  in  Preössen  sucht 
alles  herfor,  waß  möglich,  umb  mehr  ceremonien  zu  haben.  Daß 
kan  ich  woll  nicht  begreiffen;  den  wie  Ihr  woll  \yist,  so  bin  ich 
der  ceremonien  erbfein  dt.  Daß  ist  aber  kein  wunder,  daß  man  bey 
ein  königlich  beylager  en  robe  sein  wirdt ;  es  were  recht  ridicuUe 
änderst  undt  solte  man  meinen,  es  wehren  nur  cammermagte,  so 
sich  heürahten,  Den  der  churfürst  oder  ma  tante  herschicken  wollen,  ^ 


470 

ist  noch  nicht  ahnkommeQ.  Ich  habe  ma  tante  anterdeßen  einen 
Unterrock  gewehlt,  so  nicht  heßlich  ist,  natürliche  blummen  mitt 
gölte  feston  auff  einen  schwartzen  grondt.  Die  teütschen  figuren 
seindt  nicht  änderst,  alß  die  frantzoschen ;  den  man^tregt  ja  keine 
andere  tracht  in  Teütschlandt ,  alß  hir.  Ich  muß  lachen,  daß  Ihr 
meinen  söhn  noch  den  duc  de  Chartre  heist;  so  heist  man  jetzt 
seinen  söhn,  meinen  enckel,  undt  mein  söhn  heist  le  duc  d'Orleans. 
Dancke  Euch,  liebe  Amelisse,  mir  glück  zu  wünschen,  wie  auch 
Tor  alles  guts,  so  Ihr  ihm  wünscht,  welches  gott  der  aimächtige 
erhören  wolle.  Es  war  meinem  söhn  recht  leydt,  wie  er  vernoh- 
men,  daß  mein  vetter,  der  junge  landtgraff,  auch  inittallien  würde. 
Es  ist  possirlich,  daß  die  Heßen  Ittallien  so  fürchten;  aber  in 
Teütschlandt  seindt  die  catholischen  viel  abergläubischer,  alß  in 
Ittallien  selber.  Ich  fürchte,  liebe  Amelisse,  daß  wir  einander  nir- 
gendts  mehr  sehen  werden,  alß  im  thal  Josaphat;  die  abweßenheit 
wirdt  aber  nicht  verhindern,  daß  ich  Euch  irecht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

P.  S. 

Ich  habe  ein  brieff  von  Lonisse  dießen  abendt  bekomen,  kan 
ihn  aber  heütte  nicht  beantworten;  den  ich  muß  zur  königin  in 
Engellandt,  so  her  kompt. 


322. 
A  mad.  Louise  ^  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

^     Versaille  den  5  August!  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  ich  habe  heütte  auff  zwey  von  Ewere  liebe 
schreiben  zu  antwortten ,  aber  ich  werde  es  ohumöglich  gar  regulirt 
thun  können;  den  es  ist  mir  heütte  gangen  wie  in  der  commedie 
des  Facheux,  ich  bin  woU  hundert  mahl  im  schreiben  interompirt 
worden.  Es  ist  allezeit  lustiger  auff  dem  landt,  alß  in  den  statten, 
nach  meinem  sin  allezeit.  Ihr  werdt  mir  einen  rechten  gefallen 
thun,  liebe  Louisse,  mir  eine  exacte  relation  vom  beylager  zu  thun. 
Ma  tante  hatt  allezeit  großer  lust,  zu  geben,  alß  andere,  zu  neh- 
men; finde  magnifiq  alles,  waß  sie  vor  pressenten  geben;  bin  fro, 
daß  Ihr  auch  Ewer  part  davon   habt.    Gott  gebe  glück  zu  dem 


471 

artigen  heüraht!  Es  ist  mir  recht  bang,  daß  der  cronprintz  im 
krieg  ist;  ein  unglück  ist  baldt  geschehen.  Gott  behütte  davor! 
Daß  ist  alles,  waß  ich  in  eyll  auff  Ewer  erstes  liebes  schreiben 
sagen  vom  20  Julli.  Ich  kome  auff  daß  vom  27.  Wo  mirs  mög- 
lich, werdt  ich  hetitte  auff  Amelise  ihren  brieff  andtworten. 
Mein  söhn  ist  zimblich  beliebt;  hoffe,  daß  nicht  mehr  so  viel  durch- 
gehen werden.  Sein  armee  ist  nun  versamblet,  er  campirt  zu  St 
Benedetto.  Ich  wünsche,  wie  Ihr  leicht  dencken  kont,  den  frieden 
mehr,  alß  nie.  Die  hertzogin  von  Zel  ist  zu  loben,  ihre  Schuldig- 
keit bey  ma  tante  abzulegen;  den  sie  würde  sehr  blasmirt  werden, 
änderst  zu  thun.  Es  ist  auch  woU  billig,  daß  sie  ihr  enckel  waß 
schenckt.  Frantzösche  weiber  klagen  immer.  Vergangen  frühling 
war  ein  solch  wetter,  wie  daß  Ihr  mir  beschreibt,  zu  Montargie; 
hatt  mir  vor  200  gülden  fenster  eingeschlagen.  Angst  zu  sein,  hatt 
man  unß  zu  Heydelberg  nicht  geiehrnt.  Adieu,  liebe  Louisse!  Ich 
habe  schon  4  große  brieffe  geschrieben  undt  noch  3  zu  schreiben, 
muß  also  endigen;  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  versichere, 
daß  ich  Euch  recht  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

323. 

A  mad.  Louise,  rangräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Yersaille  den  12  Augusti  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  ob  ich  zwar  ein  brieff  von  18  seydten  ahn 
ma  tante  geschrieben,  will  ich  doch  auff  Ewer  wertes  schreiben 
vom  3  dießes  montß,  so  ich  gestern  entpfangen,  andtworten  undt 
hernach  noch  3  frantzösche  brieffe  schreiben.  Es  ist,  gott  lob, 
nicht  war,  daß  es  so  gar  übel  mitt  ma  tante,  die  fraw  abdißin 
von  Maubuisson,  ist.  Ich  schickte  I.  L.  gestern  den  brieff  von 
unßer  lieben  churfürstin.  Mein  valet  de  pied  fandt  I.  L.  in  ihrem 
gartten.  Sie  seindt  beßer,  alß  sie  wahren,  wie  ich  letzt  dort  war. 
I.  L.  haben  ein  groß  alter;  den  seyder  dem  April  seindt  sie  in  ihr 
85  jähr  getretten.  Sie  sehen  noch  ohne  brill,  haben  daß  gehör 
gutte  undt  den  verstandt  auch;  aber  wen  der  mont  im  abnehmen 
ist,  haben  sie  mühe,  zu  reden,  undt  stameln  sehr,  auch  mühe,  zu 
gehen;  den  ein  schenckel  ist  schwach;  aber  sie  eßen  woll, schlaffen 


472 

woU  ondt  sein  lustig;  hoffe  also,  ob  gott  will,  daß  es  noch  so 
baldt  nicht  zu  einem  endt  kommen  wirdt.  Wer  alter  ondt  yiel 
frischer  ist,  alßl.L.,  daß  ist  der  gatte  ehrliche  monsienr  de  Polier. 
Wen  er  die  augbrawen  schwärtzen  wolte,  würde  er  sein,  wie  vor 
50  Jahren.  £r  ist  woll ,  geht  so  strack ,  alß  nie ,  hatt  seine  zahn 
noch,  list  ohne  brill  nndt  ist,  wie  Ihr  ihn  all  Ewer  leben  gesehen 
habt,  geht  doch  jetzt  in  sein  87  jähr;  wen  man  ihn  sieht,  kan  man 
kein  scheu  vor  dem  großen  alter  haben.  In  dießer  zeit  ist  der 
dnrchlauff  nicht  ungesundt,  wen  kein  rohte  rur  drauß  wirdt.  Nichts 
macht  übeller  anßsehen,  alß  der  durchlauff.  Ma  tante  hatt,  gott 
seje  danck,  eine  gatte  natur.  Morgen  werde  ich  expres  nach 
Paris,  mitt  dem  monsiear  Schultes  die  Stoffen  vor  der  printzes 
brautkleyder  zu  wehlen.  Adieu,  liebe  Louise!  Seydt  versichert,  daß 
ich  Euch  allezeit  lieb  behalte ! 

Elisabeth  Charlotte. 

324. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz ,  a  Hannover. 

Marly  den  19  August!  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  gestern  habe  ich  Ewern  lieben  brieff  vom 
9  August  entpfangen.  Ihr  habt  unrecht,  zu  wartten  mitt  dem 
schreiben;  den  wen  Ewere  brieff  mir  ungemach,  wolte  ich  Euch 
recht  teütsch  herauß  gestehen;  den  ich  weiß  ja  woll,  daß  Ihr  mir 
deß wegen  nicht  schreibt.  Ich  dancke  Euch,  liebe  Amelise,  vor  die 
getruckte  vers;  sie  haben  mich  lachen  machen  undt  werdt  mir  ge- 
fahlen thun,  mir  dergleichen  possen  mehr  zu  schicken.  Ich  bitte, 
sagt  doch  ahn  Louisen,  daß  es  mir  recht  leydt  ist,  daß  sie  kranck, 
undt  schreibt  mir  doch  alle  posten,  wie  es  mitt  ihr  ist!  Viel  leütte 
werden  nun  kranck.  Die  arme  fraw  von  Rotzenhaussen  hatt  auch 
seyder  sontag  ein  starck  fieber :  mitt  halßwehe  bekommen ;  montag 
hatt  man  ihr  zur  ader  gelaßen,  nun  ist  sie  wider  beßer  undt  ist 
da  wieder  bey  mir.  Ich  dachte  nicht,  daß  der  churfürst  vonBraun- 
sweig  so  lustig  sein  könte.  Ich  habe  offt  war  genehmen,  daß,  wen 
alte  leütte,  wie  madame  Bellemont,  ins  raßen  undt  in  die  lust  kom- 
men, seindt  sie  ärger,  alß  junge  leütte.  Deß  envoycs  von  Engel- 
landts  fraw  ist  niadame  Bellemonts  stiefftochter ,  selten  also  gutt 


478. 

freQndt  mitt  einander  sein;  die  Engellander  aber  können  einander 
nie  leyden,  daß  sehn  yfir  ahn  dem  englischen  hoff  zu  St  Germain, 
da  seindt  sie  alle  wie  die  hundt  nndt  katzen  gegen  einander.  Ma 
tante  wirdt  sehr  parirt  scheinen,  in  so  langer  zeit  kein  golt  getra- 
gen zu  haben,  alß  nun  bey  dießem  beylager.  Gott  gebe,  daß  sie 
noch  bey  dießer  printzes  kinder  hochzeit  sein  mag!  Es  muß  le  sort 
de  nostre  sang  sein ,  allezeit  scheff  coeffirt  zu  sein ;  den  unter 
hundert  tagen  bin  ich  99  scheff  undt  frag  eben  so  wenig  darnach, 
alß  Ihr,  ob  ich  zwar  nicht  so  gottsfürchtig  bin.  Hiemitt  ist  Ewer 
schreiben  völlig  beantwort;  sage  derowegen  nichts  mehr,  alß  daß 
ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

325. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hanover. 

Versaille  den  26  August!  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  sontag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  13  August  zu  recht  eutpfangen;  aber  Ihr  wist,  woll, 
daß  ich  sontags  nicht  andtwortten  [kann]  undt  letzten  sontag  weniger, 
alß  nie;  den  wir  hatten  den  gantzen  englischen  hoff  zu  Marly,  mitt 
welchen  wir  spatziren  gehen  musten,  undt  sie  aßen  auch  zu  Marly 
zu  nacht;  hatte  also  wenig  zeit  vor  mich.  Ich  bin  recht  fro,  daß 
Louise  daß  fieber  nicht  mehr  hatt;  wünsche,  daß  sie  baldt  wider 
in  volkommener  gesundtheit  sein  mögen.  Dar  ist  nicht  vor  zu  sor- 
gen, Ewere  schreiben  können  mir  keinen  schaden  bringen.  Es  ist 
viel  gewohnheit  im  schreiben;  wen  maus  einmahl  gewohnt  ist,  kan 
man  viel  schreiben,  ohne  ungelegenheit  davon  zu  haben;  große 
mühe  habe  ich  eben  nicht;  den  ich  schreibe  nie  nichts,  so  schwer 
ist  undt  viel  nachsinnens  braucht.  Ma  tante  hatt  einen  so  lebhaff- 
ten  geist,  daß  I.  L.  alles  leicht  vorkompt;  solche  vivacitet  da 
komme  ich  bey  weittem  nicht  bey.  Im  bett  könte  ich  ohnmoglich 
schreiben,  ich  schlieff  gleich  drüber  ein.  Ich  habe  nie  von  dem 
Philosophen  Spinosa  gehört.  War  es  ein  Spanier?  Den  mich  deucht, 
der  nahm  ist  spanisch.  Daß  ist  woU  gewiß,  daß  der  churfürst 
von  Braunsweig  selten  freündtlich  ist;  wundert  mich  recht,  daß 
I.  L.  Louisen^  besucht  haben.   Er  ^will  sigh  vielleicht  corigiren,  wcIt. 


474 

ches  woll  gethan  were.  Es  ist  meiDe  scholdt  Dicht,  daß  die  Bachen 
von  Paris  nicht  za  rechter  zeit  undt  zu  spät  nach  Hannover  kom- 
men werden.  Schuttes  ist  zu  spat  komen,  derselbe  ist  ein  grober 
gesel;  man  sieht  ahn  seinen  maniren  woll,  daß  er  ein  laqnay  ge- 
weßen.  Er  hatt  eine  cousturiere,  so  eine  von  den  besten  von  Paris 
ist  undt  welcher  ich  gesagt,  daß  sie  zu  ihm  gehen  solte,  die  man- 
teaux  zu  machen,  bey  den  axellen  auß  seinem  hauß  gejagt,  undt 
wie  sie  ihm  gesagt,  sie  käme  auß  mein  ordre,  hatt  er  geantwortet: 
«Je  n'ay  point  d'ordre  a  recevoir  ici  ny  a  obeir  a  personne».  Ich 
habe  ma  tante  den  brieff  geschickt  von  der  cousturiere  ihre  klagen. 
Ich  hette  gern,  daß  ma  tante  nach  Braunsweig  ginge  in  die  meß; 
den  daß  wtlrde  I.  L.  divertiren;  allein  ma  tante  schreibt  mir,  daß 
der  hertzog  von  Braunsweig  ins  Schlangen badt  reißen  wirdt;  daß 
mögte  dieße  lust  verhindern.  Adieu,  liebe  Amelisel  Ambrassirt 
Louisse  meinetwegen  undt  seidt  versichert,  daß  ich  Euch  beyde  von 
hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

826. 
A  9iad.  Louise,   raugraffin  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Versaille  den  2  September  1706. 

Hertzliebe  Louise,  wen  ich  Euch  nicht  schreibe,  könt  Ihr  woll 
gedencken,  daß  es  mir  absolut  ohnmöglich  geweßen.  Heütte  über  8  tag 
werde  ich  Euch  rechte  zeittung  von  ma  tante,  der  fraw  abtißin,  be- 
richteü  können;  den  biß  montag,  ob  gott  will,  werde  ich  mitt  I. L. 
zu  mittag  eßen.  Es  ist  zu  hoffen,  daß  gott  der  allmächtige  unßere 
liebe  churfürstin  noch  lange  jähre  erhalten ;  wünsche  es  woll  von  grundt 
meiner  seelen.  So  wunderlich  durch  einander  zu  eßen,  koute  ich  auch 
nicht  außstehen.  Wie  ich  vor  drey  jähren  kranck  wurde,  habe  ich 
mir  eiugebildt , '  daß  der  wein  von  Piedmont  mir  daß  fieber  geben 
hatt.  Melonen  seindt  eben  nicht  gar  gesundt;  sie  geben  mir  aber  eher 
den  durchlauf,  alß  daß  fieber.  Bey  dem  döbelten  tertianfieber  fabelt 
man  ordinari  braff  undt  hatt  starcke  kopffschmertzen  dabey.  Ma 
tante,  unßere  liebe  churfürstin,  schreibt  mir  auch,  daß  Ihr  gar  bleich 
außsecht;  aber  daß  kompt  baldt  wider,  wen  man  nur  ohne  fieber 
ist.  Man  wirdt  itzunder  geschafftig  zu  Hannover  sein,  nun  alle 
frembdefi  dort  sein.  Man  sagt  im  sprichwordt  hir:  «A  quelque  cbose 


475 

malheur  est  bon»;  also  wirdtEüch  Ewere  kranckheit  manche  mühe 
ersparen.  Ich  werde  dem  gutten  ehrlichen  monsieur  Polier  heütte 
Ewern  brieff  schicken;  den  wirdt  ihn  von  hertzen  frewen,  daß  Ihr 
Euch  seiner  noch  erinert.  Womitt  er  sich  ahm  meisten  erhelt,  ist 
mitt  dem  tabackrauchen ;  alle  tag  nimbt  er  etliche  pfeyffen  taback. 
Vor  ma  tante  war  nicht  zu  fürchten;  den  die  älter  sein,  erben  sel- 
ten eine  kranckheit  von  einer  Jüngern  person.  Louisse  hette  es 
eher  bekommen  können.  Es  ist  kein  wordt  war,  daß  mein  söhn 
die  armee  nicht  hatt  ahnnehmen  wollen.  Er  ist  leyder  nun  yor 
Turin  undt  ich  fürchte  sehr,  der  printz  Eugene,  so  ihm  folgt,  undt 
er  werden  einander  teüffelsdings  in  die  haar  kommen;  bin  in  rech- 
ten ängsten  deßwegen  undt  dieße  zeittung,  so  gestern  ahnkommen, 
hatt  mich  mehr,  alß  einmahl,  dieße  nacht  geweckt.  Adieu,  liebe 
Louisse!  Ich  wünsche,  daß,  wen  Ihr  dießen  brieff  entpfangen  wer- 
det, daß  Ihr  wider  in  volkommener  gesundtheit  sein  mögt  undt 
Ewere  gutte  naturliche  färb  wider  haben.  Seydt  versichert,  liebe 
Louisse,  daß  ich  Euch  allezeit  lieb  behaltet 

Elisabeth  Charlotte. 

327. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugra£Sn  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  9  September  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  sontag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  27  August  zu  recht  entpfangen ;  aber  wie  ich  Euch  schon 
offt  gesagt,  sontags  kan  ich  ohnmöglich  schreiben,  weillen  ich  sel- 
bigen tage  sonsten  zu  viel  zu  schreiben  habe  undt  auch  in  kirch 
gehen  muß;  schiebe  es  also  allezeit  auff  den  donnerstag  auff.  Louise 
hatt  mir  seyder  ihrer  kranckheit  wider  geschrieben.  Wen  daß 
Wetter  zu  Hannover  ist  undt  zu  Hernhaussen  wie  hir,  fürchte  ich, 
daß  sie  es  entpfinden  wirdt;  den  nach  der  greulichen  hitze  ist  es 
auff  einmahl  so  erschrecklich  kalt  worden,  daß  ich  nun  bey  dem 
fewer  sitze.  Es  geht  ein  gar  durchtringender  scharpffer  kalter 
windt  undt  regendt  alle  augenblick,  ein  recht  feucht  ungesundt 
Wetter.  Man  hört  von  nichts,  alß  krancken;  meine  fraw  baß,  ma- 
dame  la  princesse,  ist  auch  kranck.  Ich  werde  morgen  nach  Paris, 
J.  L.  zu  besuchen.  Man  sagt  im  sprich  wordt  hir:  «A  quelque  chos^ 


476 

malheor  est  bon»,  so  geht  es  Louissen  auch;  den  daß  sie  kranck 
geweßen,  wirdt  ibr  alle  die  fatigoen  salviren,  so  sie  bey  dem  bey- 
lager  würde  gehabt  haben.  Die  fraw  von  Eotzenhaossen  ist  wider 
frisch  undt  gesandt.  Sie  hatte  vor  8  tagen  weg  gesolt;  weillen 
wir  aber  nicht  nach  Fontainbleau  sein,  habe  ich  sie  hir  behalten, 
biß  wir  wider  ernstlich  hin  werden.  Den  wirdt  sie  nach  Luneville 
ZQ  meiner  dochter  andt  von  dar  nach  Strasburg  biß  aaff  den  früh- 
ling; den  wirdt  sie  wider  her,  wilß  gott.  Mein  dochter  verliehrt 
keine  zeit,  kinder  zu  bekommen;  es  wirdt  nun  8  jähr,  daß  sie  ge- 
hettraht  ist,  undt  sie  geht  mitt  dem  8ten  kindt  schwanger.  Vor-- 
gestern  dachte  ich  noch  an  Eflch,  liebe  Amelise!  Den  alle  meine 
leütte  kämmen  alle  undt  zopfften  ahn  meinem  auffgesetz;  den  es 
war  gantz  scheff.  Es  geschieht  mir  offt,  wen  ich  einmahl  gerade 
aufgesetzt  bin,  macht  man  mir  complimenten  drttber,  aber  es  ist 
rar.  Ich  muß  lachen,  ob  ich  zwar  wenig  lust  dazu  habe,  daß  Ihr 
ampasade  vor  ambassade  geschrieben.  Ampassade  heist  man  hir 
einen  sergenten,  welches  schön  were,  umb  die  churprintzes  abzn«^ 
fordern.  Der  braudtrock  undt  alles  ander  gerähte  wirdt  woll  baldt 
von  hir  weg.    Ich  werde   ihn  aber  nicht  vor  seiner  abreiße  sehen; 

• 

den  der  Schuites  ist  so  impertinent  mitt  mir  umbgangen,  daß  ich 
nichts  mehr  von  dem  flegel  hören  will.  Wie  heist  der  cammerpre- 
sidendt,  zu  welchem  Ihr  zu  gast  gefahren  seydt?  Liebe  Amelisse, 
Ihr  habt  in  Ewer  verzehlung  von  den  pressenten  ein  bouquet  ver- 
geßen  mitt  einem  rubinenring,  so  ma  taute  mir  schreibt,  daß  der 
könig  in  Preüssen  ahn  seines  herrn  sohns  braudt  geben.  Mich 
deucht,  laq  undt  porcelaine  seindt  zu  saubere  Sachen,  umb  vor  ein 
kackstuhl  zu  dinen,  es  müste  den  ein  schauscheiß  sein,  wie  man 
in  den  gastereyen  vor  dießem  schaueßen  hatte  in  Teütschlandt.  Ich 
bin  gantz  unlustig;  den  erstlich  so  bin  ich  in  rechten  ängsten  undt 
sorgen  vor  meinem  söhn,  der  biß  über  den  obren  in  der  belage- 
rung  von  Turin  steckt  undt  sich  so  wagt,  daß  es  ein  wunder,  daß 
ernoch  beym  leben  ist,  undt  zum  andern  so  hatte  ich  mich  heütte 
auff  brieff  von  ma  tante  gespitzt  undt  habe  keine  entpfangen.  Daß 
macht  mich  so  leünisch  undt  ich  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen, 
alß  daß  ich  Euch  recht  lieb  behalte,  liebe  Amelisse! 

Elisabeth  Charlotte.     » 


477 


528. 
A  mad.  Louise ,  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hemhaussen. 

Yersaille  den  16  September  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  freyllich  hatt  mir  Amelise  geschriben,  waß 
ihr  der  könig  in  Preussen  geantwortet  hatt.  Sie  war  damahlen 
gar  lustig;  den  sie  hatt  mir  damahlen  viel  vexirerey  geschrieben, 
wo  ich  eine  andere  zeit  auff  selbigen  thun  *  würde  geantwortet  ha- 
ben; aber  •Beyder  vorgestern  habe  ich  alle  last  zu  lachen  undt 
vexiren  verlohren,  indem  ich  die  betrübte  zeittung  bekommen,  daß 
man  meines  sohns  raht  nicht  hatt  folgen  wollen  undt  haben  sich  in 
den  linien  forciren  laßen.  Mein  söhn  hatt  zwey  große  wunden 
davon  getragen,  eine  ins  dicke  fleisch  an  den  hüfften  undt  ein 
andern  musquettenschuß  in  dem  lincken  arm  biß  auff  den  knochen; 
doch  ohne  denselben  zu  zerschmettern.  Der  balbirer  versichert, 
daß  gar  keine  gefahr  dabey  ist.  Gott  gebe  es!  Ich  dancke  Euch, 
liebe  Louisse,  mein  compliment  bey  I.  L.  dem  cronprintz  abgelegt 
zu  haben.  Alle ,  die  dießen  printzen  sehen ,  loben  I.  L.  über  die 
maßen.  Es  ist  mir  recht  lieb,  daß  Ihr  wider  gesundt  seydt; 
glaube,  daß  Ihr  beßer  thun  werdt,  liebe  Louisse,  außzugehen,  alß 
der  cammer  zu  hütten.  Die  kräfften  komen  ehr  wider,  wen  man 
in  die  lufft  geht,  alß  wen  man  einsitzt.  Ich  habe  ahn  ma  tante 
geschrieben,  worumb  Schultes  so  plump  geweßen  undt  wie  man  ihn 
erdapt  hatt.  Niemandts  weiß  beßer  zu  leben  undt  hatt  mehr  poli- 
tesse,  alß  monsieur  Göritz;  glaube  also,  daß  er  Schultes  plumbe 
maniren  nicht  aprobiren  wirdt.  Waß  mich  ahm  meisten  dran  ver- 
drist,  ist,  daß  ich  der  braut  nicht  habe  nach  ma  tante  befehl  din- 
nen  können.  Hette  er  gebracht,  waß  ich  geschickt,  were  sie  gewiß 
beßer  gebutzt  geweßen.  Ich  kan  nicht  vertragen,  daß  der  könig 
in  Poln  so  vindicatif  ist  undt  seinem  so  nahen  vettern  nicht  ver- 
zeyen  will.  Ma  tante  schreibt,  die  churfürstin  von  Saxsen  werde 
nach  Magdeburg  gezogen,  die  königin  aber  in  Saxsen  blieben. 
Adieu,  liebe  Louisse!  Ich  werde  ahn  Amelisse  schreiben  undt  auff 
zwey  von  ihren  brieffen  andtworten,  habe  noch  über  daß  4  brieff 
zu  schreiben;   den  man  accablirt  mich  mitt   brieffen   wegen  meines 

♦  ?  ton. 


478 

sohns  UDglflck.  Adien,  Hebe  Lonisse!  Ich  aihbrassire  Euch  von 
hertzen  andt  in  leydt  so  woll  9\&  in  lust  behalte  behalte  ich  £üch 
von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

329. 

Yersaille  den  16  September  1706. 

Hertzliebe  Amelise ,  ich  werde  hetitte  aufiF  Ewere  zwey  schrei- 
ben andtworten,  ob  ich  zwar  ein  wenig  mühe  [habe],  z|i  schreiben; 
den  ich  habe  zwey  tage  lang  nichts  gethan,  alß  weinen  über  meins 
sohns  Unglück  nndt  wanden;  den  ob  man  mir  zwar  sehr  versichert, 
daß  kein  lebensgefahr  dabey  ist,  so  schmertzen  mich  doch  seine 
schmertzen.  Ich  habe  die  angen  so  roht  nndt  dick,  daß  ich  schir 
nicht  drauß  sehen  kan,  wie  leicht  zn  glauben  ist.  Ihr  secht  woll, 
liebe  Amelisse,  daß  ich  in  dem  standt,  wo  ich  nun  bin,  daß  ich 
nicht  vexiren  kan,  wie  Ihr.  Were  mir  Ewer  briefiF  in  einer  [an- 
dern] zeit  kommen,  würde  ich  brafiF  draufiF  geantwortet  haben;  aber 
heütte  kan  [es]  nicht  sein,  daß  hertz  ist  mir  zu  schwer.  Ich  schicke 
Euch  aber  meine  andtwort  aufifs  königs  von  Preussen  compliment 
aufif  ein  bladt  apart,  wie  Ihr  es  begehrt.  Daß  ist  alles,  waß  ich 
Euch  auff  Ewer  erstes  schreiben  sagen  kan.  Ich  komme  aufif  daß 
zweyte  vom  7  dießes.  Meint  Ihr  dan,  liebe  Amelisse,  daß  ich 
keine  vexirerey  verstehe,  daß  Ihr  in  sorgen  vorEwerm  ersten  briefiF 
seydt?  Ach  ja,  undt  wen  ich  in  guttem  humor,  vexire  ich  gern; 
aber  wen  ich  trawerig  bin,  wie  nun,  kan  es  nicht  rutschen.  Im 
thal  Josaphat  werden  wir  einander  wider  sehen,  aber  in  dießer 
weldt  ist  wenig  aparentz  dazu.  VomSchultes  werde  ich  nichts  mehr 
sagen.  Er  wirdt  baldt  weg,  werde  ihn  vergeßen,  alß  wen  ich  ihn 
mein  leben  nicht  gesehen  bette.  Die  Westpfälinger  seindt  ordinari 
nicht  so  plumb.  Ihr  habt  woll  gethan,  nichts  durch  ihn  hoUen  zu 
laßen.  Er  bette  es  überzwerg  gebracht;  den  er  seüfift  sich  so  voll 
mitt  die  kaufiFleutte,  daß  es  ihm  schir  daß  leben  gekost  hette;  den 
er  ist  erschrecklich  gefahlen,  so  daß  man  ihn  hatt  müßen  zur  ader 
laßen.  Jederman  lobt  den  cronprintz,  aber  der  churprintz  wirdt  nicht 
so  sehr  gelobt.  Ich  bin  nicht  wie  der  chronprintz,  ich  rahte  selten 
zum  hetiraht;  den  es  sindt  wenig,  die  gelingen.  Alleweille  schlagt 
es  8te;  ich  muß  also  schließen,  umb  mein  paquet  noch  nach  Paris 


479 

bey   zeit  m  schicken;   kan  also  nichts  mehr  sagen,   alß   daß  ich 
Euch,  liebe  Amelise,  allezeit  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

330. 

A  mad.  Louise^   raugräffin  zu  Pfaltz^  a  Hanover. 

Yersaille  den  30  September  1706. 

Hertzliebe  Lonisse,  wie  Ihr  mir  Amellisse  bein  beschreibt, 
mögte  es  woll  ein  wenig  potagram  sein.  Solte  es  aber  die  rose 
sein,  maß  ich  Euch  sagen,  daß  monsieur  de  Polier  meine  geweßene 
hoffmeisterin  von  dießer  kranckheit  courirt  mitt  nichts,  alß  ihr  viel 
gläßer  waßer  zu  drincken  geben.  Sagt  ihr  doch,  daß  mir  ihr 
kranckheit  leydt  istl  Ich  wolte,  daß  ich  anch  bey  der  gatten  gesel- 
schafift  bette  sein  können,  so  Amelisse  besucht.  Meinem  armen 
söhn  hette  die  belagerang  von  Turin  undt  deßen  entsatz  schir  daß 
leben  gekost,  ist  abscheulich  verwandt,  doch  hofft  man,  daß  er 
seyder  dem  24sten  außer  gefahr  ist;  wirdt  aber  zwey  finger  lahm 
bekommen.  Diß  alleß  macht  mich  woll  nach  dem  frieden  seüfftzen. 
Ich  bin  3  tag  so  anruhig  undt  in  sorgen  geweßen,  daß  ich  glaube, 
ich  were  von  sinnen  kommen,  wens  lenger  gewehrt  hette.  Ich  habe 
schon  5  große  brieff  geschrieben  undt  werde  noch  3  schreiben ; 
kan  derowegen  nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  vor  alle  gutte 
wünsche  sehr  verobligirt  bin  undt  Euch  von  hertzen  lieb  habe. 

Elisabeth  Charlotte. 

331. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,   a  Hanover. 

Yersaille  den  7  October  1706. 

Hertzlieb  Amelisse,  ich  habe  seyder  vergangen  sontag  2  liebe 
brieff  von  Euch  entpfangen,  vom  23  undt  28  October,  will  bey 
dem  frischten  ahnfangen.  Es  wäre  nicht  nöhtig,  umb  verzeyung  zu 
bitten;  den  ich  war  gar  nicht  offendirt  über  waß  Ihr  mir  geschrie- 
ben; contrarie,  Ihr  habt  mir  hirin  mehr  ehre  gethan,  alß  ich  me- 
ritire,  undt  ich  habe  Ewer  motif  zu  woll  gesehen,  liebe  Amelisse, 


480 

amb  böß  drüber  zu  werden;  contrarie,  ich  bin  Ettch  davor  oblig^rt. 
Meines  sohns  wunde  ist  so  gefährlich  geweßen,  daß  er  beym  haar 
dran  gestorben  wehre.  Er  wirdt  nicht  wider  kommen,  sondern  so 
baldt  möglich  wider  zn  feit  gehen  nndt  in  Ittallien  einbrechen.  Ey, 
liebe  Amelisse,  worumb  sagt  Ihr  «mitt  urlaub,  die  föße»?  Daß  sa- 
gen nur  die  burgersieütte.  Ich  were  eben  nicht  sonderlich  verwun- 
dert, wen  Ihr  daß  potegram  bettet;  den  viel  gar  erbare  personnen 
habens  hir;  die  dame  d^honneur  von  der  duchesse  de  Bourgogne 
hatt  es  so  starck,  daß  sie  nicht  auß  der  cammer  gehen  kan;  also 
segt  Ihr  woU,  daß,  wan  Ihr  es  bettet,  daß  es  keine  entschuldigung 
bedarfif.  Madame  de  Guisse  hatte  es  auch,  die  gar  eine  gotsfürch- 
tige  frome  fftrstin  war;  wünsche,  daß  Ihr  Euch  woll  aufif  dem  bey- 
lager  divertiren  mögt.  Ma  tante  habe  ich  außführlich  bericht,  wie 
höfiflich  sich  Schultes  bey  mir  gestehlt.  Er  leügt  abscheulich,  wen 
er  sagt,  daß  man  ihm  alte  stoff  hatt  aufifdringen  wollen.  Glaubt 
mir!  es  ist  kein  wordt  dran  war.  Nichts  hatt  mich  dran  verdro- 
ßen ,  alß  der  braudt  nicht  nach  ma  tante  befehl  zu  dinnen ;  den 
den  flegel  habe  meine  meinung  gesagt,  wie  er  es  meritirt.  Meines 
sohns  wunde  in  der  seydt  ist  klein,  aber  die  ahm  arm  ist  großer, 
alß  eine  handt,  undt  wirdt  ahn  zwey  finger  lahm  bleiben.  Mein 
söhn  kompt  leyder  nicht  wieder.  Mein  vetter,  der  landtgraff,  hatt 
auch  groß  lob  in  seinem  unglück  erworben.  Hiemitt  seindt  Ewere 
beyde  brieff  beantwort;  bleibt  mir  nichts  mehr  überig  zu  sagen, 
alß  daß  ich  Euch,  liebe  Amelise,  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

332. 
A  mad.  Louise,    raugraffin  zu  Pfaltz,    a  Hannover. 

Versaille  den  7  October  1706. 

Hertzliebe  Louise,  vergangen  sontag  habe  ich  Ewer  liebes 
schreiben  vom  24  September  zu  recht  entpfangen.  Den  schwangern 
weibern  verhehlt  man  nur  ihr  unglück,  damitt  sie  sich  nicht  bles- 
siren;  aber  raisonablen  leütten  die  müßen  ja  woll  wißen,  waß  ihnen 
zukompt,  undt  denen  verhelt  man  nichts.  Ich  habe  es  auch  gar 
nicht  gern,  daß  man  mir  waß  verhehlt.  Es  setzt  mir  noch  einmahl 
so  sehr   in   sorgen;   den   ich   glaube   nichts   mehr,   waß  man  mir 


481 

hernach  sagt,  uudt  mein  alß,  man  verhehlt  mir  noch  waß.  Ich 
dancke  Euch  sehr,  vor  meinem  söhn  erschrocken  zu  sein.  Die 
wandt  an  der  seydt  war  nichts  gefahrliches,  ahm  arm  were  mein 
armer  söhn  aber  bey  einem  haar  gestorben;  den  er  hatt  sich  zu 
wenig  geschondt,  hatt  geritten  ondt  ist  dabey  so  betrübt  geweßen, 
daß  er  nacht  noch  tag  keine  ruhe  gehabt;  also  ist  der  kalte  brandt 
in  die  wunde  kommen.  Man  hatt  es  so  apropo  abgeschnitten,  daß, 
gott  lob,  nichts  Übels  drauß  entstanden.  Er  [hat],  gott  lob,  gar 
einen  gatten  docktor  undt  feltscherer.  Mein  söhn  bleibt  bey  seiner 
arm^e  undt  wirdt  dießen  winter  nicht  wider  kommen.  Mein  söhn 
hatt,  gott  lob,  daß  glück,  daß  man  woll  weiß,  daß,  wen  sein  raht 
gefolgt  were  worden,  so  bette  der  könig  Tarin  andt  der  feindt 
were  geschlagen.  Ich  glaab,  daß,  wen  mein  söhn  gewust,  wie  es 
mitt  der  ittallienschen  armee  beschaffen,  bette  er  sie  nicht  ahn- 
genohmen;  aber  da  die  sach  geschehen,  hatt  er  nicht  zurück  ge- 
wohlt.  Ich  habe. noch  heütte  4  brieff  zu  schreiben  undt  habe  schon 
28  bogen  ahn  ma  tante  geschrieben;  kan  dero wegen  nichts  mehr 
vor  dieß  sagen,  liebe  Louisse,  alß  daß  ich  Euch  allezeit  recht  von 
hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

333. 
A  mad.  Louise  ^  raugraffin  zu  Pfaltz  ^  a  Paris.  * 

Yersaille  den  14  October  1706  umb  9  abendts. 

Hertzallerliebe  Louisse,  ich  habe  dießen  nachmittag  Ewern 
lieben  brieff  vom  5  zu  recht  entpfangen.  In  dießem  augenblick  be- 
komme ich  auch  brieff  von  meinem  söhn ,  von  seinem  docktor ,  bal- 
birer  undt  geweßenen  precepter.  Er  ist,  gott  seye  ewig  danck, 
so  woll,  daß  er  kein  pflaster  mehr  in  der  seytten  tregt,  undt  seine 
finger  ahn  der  bößen  handt  fengt  er  wider  ahn  zu  rühren,  ist  in 
völkommener  gesundtheit,  ist  woll,  schlefft  woll  undt  geht  alle  tag 
2  stundt  spatziren.  Ich  finde,  daß  er  nur  gar  zu  woll  ist;  den  so  baldt 
er  wider  wirdt  reytteu  können,  wirdt  er  wider  zur  arm^e  undt  zu 
feit  gehen.  Gott  weiß,  waß  ihm  weitter  begegenen  wirdt.  Daß  setzt 
kein  gutt  geblütt  bey  mir.    Ich   weiß  woll,   daß   man  ihn  schon 

* 
*  ?  HannoTer. 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  31 


482 

fiberall  todt  gesagt;  za  Paris  ging  daß  verflachte  geschrey  anch; 
ich  erfahrs,  wie  ich  schon  briefif  hatte,  hatt  mich  also  nicht  er- 
schreckt. Ich  bin  Euch  nndt  Amelisse  recht  verobligirt,  meinen 
sehn  beweint  za  haben.  Mein  söhn  hatt  nichts  von  seinem  esqai- 
page  verlohren;  ob  er  bar  gelt  verlohren,  weiß  ich  nicht.  Daß  der 
kOnig  viel  gelt  verlohren,  ist  gewiß.  Mein  söhn  that  die  gantze 
campagne  aaff  seinen  kosten,  niemandt  gibt  ihm  keinen  heller  daza. 
Fretülen  Pelnitz  wirdt  sie  ihre  Charge  widerbekommen  andt  bey 
der  cronprintzessin  sein?  kompt  deßwegen  vielleicht  nach  Hannover? 
Ich  kene  mylord  Raby;  aber  wie  ich  hir  von  ihm  gehört,  so  wirdt 
er  sich  woU  seiner  metres  antrefl  mitt  dem  ersten  pagen,  den  er 
hfibsch  finden  wirdt,  trösten.  Adiea,  hertzliebe  Loaisse!  Seydt  ver- 
sichert, daß  ich  Efich  von  hertzen  lieb  behalte! 

Elisabeth  Charlotte. 

334. 
A  mad.  Louise,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hemhaussen. 

Versaille  den  28  October  1706. 

Hertzliebe  Louise,  waramb  ich  alß  gern  alles  wißen  will  undt 
nicht  leyden  kan,  daß  man  mir  waß  verhehlt,  ob  ich  zwar  denen 
nicht  helffen  kan,  vor  welchen  ich  in  sorgen  mag  kommen,  so  kan 
ich  doch  nicht  leyden,  daß  man  einen  wie  einen  naren  daher  lest 
gehen  andt  lastig  sein  andt  lachen,  wen  man  recht  arsach  hatt,  traue- 
rig za  sein ;  jederman  sieht  einem  ahn  andt  man  wirdt  jederman  zum 
Schauspiel;  daß  ist  mein  sach  gantz  andt  gar  nicht.  Daß  sprichwordt 
«Waß  ich  nicht  weiß,  macht  mich  nicht  heiß»  kompt  er  auff  die  Jalousie. 
Dießen  chagrin  solte  man  mänern  undt  weibern  verhehlen,  so  viel 
möglich  ist;  aber  waß  seinen  kindern  begegnet,  meine  ich,  daß  man 
allezeit  wißen  muß.  Von  meines  sohns  unglück  werdt  ich  nichts 
mehr  sagen.  Es  ist,  gott  lob,  verbey  undt  er  ist  frisch  undt  ge- 
sundt;  allein  wie  Ihr  auß  Amelise  briefif,  so  ich  ihr  schreibe,  er- 
sehen werdet,  so  were  ihm  beynahe  wider  ein  groß  Unglück  begeg- 
net, indem  er  mitt  dem  pferdt  gefahlen  in  seiner  reiß  nach  Grenoble. 
Mein  söhn  meint ,  es  seye  einem  man  eine  schandte ,  wen  er  sich 
nicht  hart  stelt;  hatt  also  wider  alles  einrehten  reitten  wollen  undt 
dieße  reißo  von  Piguerol  nach  Briancon   bette  ihm  schir  daß  leben 


483 

gekost.    Noch  eine  andere  sotise  batt  mein  söhn  gethan,  so  ihm 
sehr  ahn  der  wunden  geschadtet  hatt,   nehmblich  eßen  zu  wollen. 
Bin  Euch  sehr  verobligirt,    hertzliebe  Louisse,   so  part  in  meine 
schmertzen  genohmen  zu  haben.    Wo  es  möglich  ist,  werden  meine 
angsten  wider  ahngehen;  den  .mein  söhn  pretendirt,   wider  in  Ittal- 
lien  einzufallen.    Er  ist  diß  jähr  so  erschrecklich  unglücklich,  daß 
woU  alles  zu  fürchten  ist.    Ich  habe  lengst  gesagt,   daß  man  die 
zwey  spanische  könige  mitt  einander  solte  schlagen  laßen;   unßer 
bette  vortheil,   den  er  ist  starck,   hatt  greuliche  fäust    Ich  würde 
christlicher  finden,   daß   die  zwey  könige  sich  umb  ihr  königreich 
schlügen,  alß  so  viel  Christenbludt  vergießen  zu  machen.  Die  fürs- 
tin   von  Frantzhagen    hatt    woU  ursach  gehabt,   ma  tante  lieb  zu 
haben,  die  ihr  allein  ehre  erwießen.   Ihre  printzen  müßen  ihr  nicht 
nachschlagen,  weillen  sie  so  alber  sein  undt  kein  verstandt  haben. 
Die  armuht  macht  schmutzig.   Die  printzen  müßen  übel  erzogen  sein 
worden.    Ich  weiß  nicht,  waß  sie  zu  Hannover  gesucht  haben.    Es 
ist  eine  rechte  schandt  von  Churpfaltz,  Euch  nicht  zu  zahlen;  könte 
es  nun  beßer,  alß  vorhin,  da  er  ja  meines  brudern  gemahlin  nichts 
mehr  zu  geben   hatt.    Wir  haben  eben  so   schön  wetter   hir,   alß 
Ihr  zu  Hernhaussen;   jedoch  so  scheindts  heütte,   alß  wens  endem 
wolte;   der  baromettre  ist  7  staffeln  höher,   alß   er  geweßen.    In 
dießem   augenblick   kompt  ein    Courier   von    meiner   dochter;   muß 
wider  andt Worten,  kan  also  vor  dießmahl  nichts  mehr  sagen,  alß 
daß  ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

335. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth ,   raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  28  October  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  sontag  habe  ich  zwar  Ewern 
lieben  briefiF  vom  12  zu  recht  entpfangen,  aber  ohnmöglich  drauff 
andtworten  können;  den  es  war  ein  courir  von  mein  söhn  hir, 
mustc  also  ahn  ihn  undt  seine  leütte  schreiben,  dazu  noch  ahn  ma 
tante, «ahn  die  königin  in  Spanien,  ahn  mein  dochter  undt  3  briif 
nach  Paris,  wäre  also  zu  müde,  umb  mehr  zu  schreiben,  habe  es 
biß  aufif  dieße  post  verschieben  müßen.  Mein  söhn  ist,  gott  seye 
danck,  nun  wider  woU  von  seinen  wunden.    Es  ist  ihm  aber  wider 

31* 


484 

ein  nefl  anglück  zugestoßen.  In  seiner  reiße  von  Briangou  nach 
Qrenoble  ist  sein  pferdt  mitt  ihm  gefallen  undt  hatt  sich  wehe  ahm 
fuß  gethan;  den  im  anfifstehen  ist  daß  pfördt  ihm  anfif  den  fuß 
nndt  banch  getretten;  doch  ein  groß  glück,  daß  er  nicht  anff  dem 
arm  gefahlen,  wo  die  wandt  ist,  noch  daß  das  pferdt  nicht  drauff 
getretten  hatt.  Von  der  suma  gelts,  davon  Ihr  sprecht,  habe  ich 
nichts  gehört.  Der  könig  mag  woll,  wie  ofift  geschieht,  gelt  vor 
die  troapen  geschickt  haben ;  aber  ich  bin  gewiß,  daß  meinem  söhn 
kein  gelt  ist  geschickt  worden.  Langwirige  kriege  machen  allezeit 
daß  gelt  rar.  Frieden  were  vor  jederman  zu  wünschen.  Hette  die 
generallen  meinem  söhn  folgen  wollen,  wer  gantz  Ittallien  deß  kö- 
nigs;  aber  es  war  änderst  im  himmel  beschloßen,  undt  wen  daß  ist, 
muß  sich  alles  dazu  schicken.  Mein  söhn  ist  glücklich,  daß  man 
ihm  doch  die  justice  thut,  zu  sagen,  daß  es  seine  schuldt  nicht  ist. 
Ich  bin  Euch,  liebe  Amelise,  sehr  verobligirt,  daß  Ihr  mich  zu 
trösten  sucht  Nun  mein  söhn  wider  woll,  bin  ich  schon  getrost. 
Gott  bewahr  nur  vor  ferner  Unglück!  Den  mein  söhn  ist  recht 
unglücklich  diß  jähr.  Solte  er  also  wider  in  campagne  gehen,  wie 
leicht  geschehen  könte,  würde  mir  wider  recht  bang  vor  ihm  wer- 
den. Gott  wolle  unß  beystehen!  Adieu,  hertzliebe  Amelisse!  Ich 
ambrassire  Euch  von  hei*tzen  undt  versichere,  daß  ich  Euch  allezeit 
von  hertzen  lieb  behalte. 

i 

Elisabeth  Charlotte. 

336. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth^  raugraffin  zu  Pfaltz,  a  Paris.  * 

Marly  den  4  November  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  vergangen  montag  habe  ich  Ewer  liebes 
schreiben  vom  22  October  zu  recht  entpfangen.  Die  posten  gehen 
arger,  alß  nie,  wie  Ihr  secht;  den  ich  hette  ma  tante  paquet  schon 
den  freitag  haben  sollen.  Heütte  habe  ich  daß  vom  22  October  ent- 
pfangen, es  war  aber  nichts  drin,  weder  von  Ewer  Schwester  noch 
von  Euch ;  bilde  mir  ein,  daß  daß  beylager  Euch  beyde  zu  geschäftig 
macht.    Ich  habe  vor  einige  zeit   ein   i^chreiben  von  Euch,   liebe 

*  ?  HannoTer.    ?  Herrenbausen. 


485 

Amelisse,  vom  24  August  durch  Lavigne  bekommen.    Er  ist  ver- 
gangenen montag  wider  weg,  ich  habe  aber  nur  der  zeit  gehabt, 
ahn  ma  tante  zu   andtwortten  durch   ihn;    den   es  wahr  allerheyl- 
igenfest,  muste  in  kirch.    Lavigne  hatt  woll  gethan,  seinen  nah- 
men hir  in  Weinberg  zu  vertrehen;  den   sonsten  bette  er  vielleicht 
keinen  pasport  bekommen,  wie  er  ihn  nun  hatt;  ich  habe  ihm  daß 
secret  gehalten.    Ich  komme  jetzt  aufif  Ewer  liebes  schreiben  vom 
22  October.    Mein  söhn  ist  nun   nicht  allein  gantz  außer  gefahr, 
sondern   auch  in  volkommener  gesundtheit,    gott  lob,  undt  wirdt 
zukünfftige  woge  wider  hir  sein.    Er  wirdt  gar  nicht  lahm  bleiben. 
Es  bette   übeller   ablaufifen  können;    den  mein   söhn  schondt  sich 
nicht.   Ich  wünsche  woll  von  hertzen  mitt  Euch,  liebe  Amelise^  daß 
daß  heßliche  kriegsweßen  einmahl  ein  endt  nehmen  möge;  ich  sehe 
aber  leyder  gar   schlegten   ahnstahlt    dazu.     Waß    mich    glauben 
macht,  daß  man  kein  unrecht  hatt,  zu  glauben,  daß  Schweden  gutt 
freündt  mitt  Franckreich  ist,  ist  daß  unerhörte  lob,  so  man  dießem 
jungen  könig  hir  gibt.    Lobenswehrt  ist    er,    daß  ist  woll  wahr; 
allein  man  lobt  hir  nicht,  wen  man  nicht  auif  dieße  seydt  glaubt. 
Ma  tante,  die  fraw  churfürstin,  schreibt  mir,  daß  die  churfürstin 
von  Saxsen  gar  einen   artigen  cavalier  nach   Hannover  geschickt 
bette.     Keine  reverentz  zu  machen,   ist  ein  bawernstoltz ,  damitt 
man  sich  selber  mehr  dort  ahnthut,  alß  ahn  andere;  den  je  hoher 
[man]  ist,  je  hofflicher  muß  man  sein,  damitt  andere  ein  exempel 
[nehmen].    In  der  weldt  kau  man  nicht  hofflicher  sein,   alß  unßer 
könig   ist;   aber   seine   kinder  undt   kindtskinder   seindt  es  nicht. 
Eönte  ich  mitt  ehren   nach   Teütschlandt,   würdet  Ihr  mich  baldt 
sehen.   Teütschlandt  war  mir  lieber  undt  finde  es  nach  meinem  sin 
viel  ahngenehmer,  wie  es  weniger  pracht  undt  mehr  auffrichtigkeit 
hatte;  nach  pracht  frag  ich  nichts,  nur  nach  rßdtlichkeit,  auffrich- 
tigkeit undt  warheit.    Es  schickt  sich  leyder  nicht,  daß  ich  wider 
in  Teütschlandt  soll.    Man  hatt  mich,  unter  unß  gerett,  wider  mei- 
nen  gutten  willen  hieher  gesteckt;  hir  muß  ich  leben    undt  auch 
sterben,  ich  mag  woll  oder  übel  sein,  undt  woll  kein  aparentz,  daß 
wir  einander  in  dießem    leben   wider   sehen.    Waß   in  jenem   ge- 
schieht,  weiß  gott   allein.    Ich   bin   Euch   doch   recht   verobligirt, 
solches  zu  wünschen,   undt   werde  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb 
behalten, 

Elisabeth  Charlotte» 


486 


337. 

A  mad.  Louise,  raugrafi&n  zu  Pfaltz,   a  Hannover. 

Yersallle  den  11  NoTember  1706. 

Hertzallerliebste  Louise,  ich  kan  Euch  nun  sichere  zeittungen 
von  meinem  söhn  sagen;   den  vergangen  montag  umb  3  ahr  käme 
er  gantz  unvermuhten  anff  der  post  hir  ahn.    Er  ist,  gott  lob,  nnn 
gesandt;  aber  er  wirdt  all  sein  leben  lahm  bleiben,   er  kan  nur 
den  daumen  undt  ersten  finger  regen ,   die  3  andern  seindt  ein- 
wardts  gebogen,  wirdt  sie  sein  leben  nicht  strecken  können.    Aber 
es  ist  viel,  daß  er  noch  bey  leben  ist;   den  hette  er  kein  hämisch 
ahngehabt,  hette  er    15  todtlich  wanden  bekommen.     Mein  söhn 
hatt  gar  nichts  von  sein  esqaipage    verlohren.     Ich  wünsche  den 
frieden  woll  von  grandt  meiner  seelen,  wie  leicht  zu  erachten  ist. 
Man  sieht  hir  die  verenderang  deß  glucks;  aber  weillen  daß  glück 
anff  einer  kagel  oder  raht  stehet,  so  maß  man  hoffen,  daß  es  wi- 
der vor  hir  auch  threhien  wirdt.    Ich  finde,  daß  freüllen  Pelnitz  za 
loben  ist,   niemandts  mehr  nach  ihrer  königin  za  dinnen,   weillen 
sie  zu  leben  hatt.    Sie  machts  auch,   wie  St  Paulus  sagt:   «Wer 
heüraht,  thut  woll;  wer  nicht  hetlraht,  thut  beßer».  Daß  were  auch 
woll  mein  sin  geweßen,  wen  es  sich  hette  schicken  können;   aber 
es  ist  mein  destin  nicht  geweßen.    Buben  zu  lieben,  vergeht  selten 
bey  den  mansleütten;  aber  wie  mylord  Raby  verstandt  hatt,  helt  er 
die  sach  gewiß  heimtich.    Wen  man  jung  ist  undt  verstandt  hatt, 
lernt  man  alles  baldt,  also  wirdt  monsieur  Poltney  baldt  in  alles 
schicken  zu  Berlin.    Ich   habe   ahn  Amelise  vergangen  woche  ge- 
schrieben,  war  in  sorgen   vor  Euch;   den  Ewere    regullaritet  ist 
mir  gar  zu  bekandt,   umb  nicht  zu   fürchten,   daß  ihr   übel   aufif 
seydt,  wens  ahn  Euch  zu  schreiben  ist,  liebe  Louise,  undt  daß  ich 
kein  schreiben  von  Euch  entpfange.    Danckt  ma   tante  demütigst 
voT  die  gazette,  welche  recht  curios  zu  leßen  war!   Ihr  werdt  mir 
einen  gefahlen  thun,  wen  Ihr  mir  die  schicken  woldt,  so  Amelise 
alle  woch  bekompt.    Ich  erfrewe  mich  mitt  Euch,  daß  die  königin 
mutter  in  Deneniarck  Euch  ein  schön  contrefait  geschickt;   allein 
sie  hette  Euch  woll   selber   dabey   schreiben   können.    Hirmitt  ist 
Ewer  schreiben  völlig  beantwortet,  undt  wir  haben  nichts  neues  hir; 


487 

werde  also  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  daß  ich  Euch,  liebe  Louisse, 
vo^  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

338. 

A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  18  November  1706. 

Hertzliebe   Amelise,  vergangen  sambstag  habe  ich  zwar  Ewern 
lieben  briefiF  vom  2  November  zu   recht   entpfangen,   aber   sontag 
nicht  draufif  andtwortten  können,  weillen  ich  selbige  tage  gar  zu  viel 
briefife  zu  schreiben  habe,   wie   ich   Euch,    wie   ich  glaube,    schon 
mehrmahlen   zu   wißen   gethan.     Niemandts    hatt   Schultes   bößere 
ofiFice  geleist,  alß  er  selber  durch  sein  plumpes  verfahren;  aber  ich 
bin  so  müde,  darvon  zu  reden.    Ich  muß  von  hertzen  lachen,  liebe 
Amelise,  daß  Ihr  findt,  daß  ich   in  meinem  contrefait,  so  ich  ma 
tante  geschickt,  schon  undt  woll  außsehe.    Wen  ein  groß  dick  ge- 
siebt, plat  maul  undt  kleine  enge  äugen  waß  schons  sein,  so  bin 
ichs  gar  gewiß  undt  werde  noch  alle  tag  schönner;  den  ich  werde 
noch  alle  tag  dicker.    Hertzliebe  Amelise,  jein  jeder  muß  sein  ver- 
hengnuß  folgen;  daß  meine  hatt  mich  in  Franckreich  geführt,  da 
habe  ich  gelebt,  da  muß  ich  auch  woll  sterben.    Teütschlandt  ist 
mir  noch  allezeit  lieb  undt  ich  bin  so  wenig  propre  vor  Franck- 
reich,   daß  ich  mein   gantz   leben  mitten  im  hofif  in  einer  großen 
einsamkeit  zubringe.    Weillen  ich  aber  woll   sehe,   daß  es  gottes 
will  ist,    daß  ich  hir  sein  undt  bleiben  solle,   habe  ich  mich  drin 
ergeben,  bin  Euch  aber  sehr  verobligirt,  nach  mir  zu  verlangen; 
daß  muß  daß  gutte   gemühte  undt  geblüdte  in  Euch  verursachen. 
Es  seindt  viel  Sachen  in  der  weldt,  so  man  verlangen  solte,  aber 
durch  die  umstanden  unmoghch  werden;   so  ist  es  mitt  mir  auch. 
Es  ist  nichts  verdrießlichers ,   alß  wen  man  einem  den  kopfif  voll 
schwetzt,   wen  man  schreiben  will.    Es  ist  eine  thprheit,   zu  glau- 
ben, daß  man  nichts  hübsches,  noch  magnifiques,  alß  in  Franck- 
reich, machen  könne.    Es  seindt  mitt  den  vertriebenen  reformirten 
schir  die  besten  arbeydtsleütte  auß  Franckreich  gangen;  also  leicht 
zu  glauben,  daß  man  jetzt  in  Teütschlandt  eben  so  schönne  Stoffen 
undt  allerhandt  zeug  wirdt  haben  könnet},  alß  man  hir  hatt.    Man 
sieht  nicht  mitt   einem  schmutzigen  maul   zum  fenster  nauß,  man 


488 

habe  den  einen  reichen  witwer  geheflraht;  vielleicht  wirdt  Eflch 
dießes  begegenen.  Es  kan  Euch,  liebe  Amelise,  nie  so  viel  glttck 
nndt  vergnügen  zukommen,  alß  ich  Eflch  von  gnindt  der  schien 
wünsche;  den  ich  habe  Euch  nndt  Looisse  von  hertzen  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 

339. 
A  mad.  Louise  ^  raugrafBn  zu  PfaltZ|   a  Hannover. 

VersalUe  den  2  December  1706. 

Hertzliebe  Louisse,  dießen  nachmittag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom   23   November  zu  recht    entpfangen   nndt  vergangenen 
montag  den  vom   19  November,  werde  heütte  auf  beyde  zugleich 
andtwortten,  fange  bey  den  frischten  ahn.    Ich  dancke  Euch  sehr, 
Eflch  mitt  mir  wegen  meines  sohns  ahnknnfft  zu  erfrewen.    Seyder 
er  ins  balhans  spillen  geht,  ist  seine  handt  so  viel  beßer  worden, 
daß  er  nnn  wider  alle  finger  regen  kan  nndt  auff  der  flotten  spiel- 
ten;  hofife  also,   daß,   wen  er   daß  badt  von  Bourbone  wirdt  ge- 
braucht haben,   wie   dießen   frflhling  geschehen  solle,   das  alßden 
alle  kräfiften  wider  kommen  werden  undt  mein  söhn  nicht  lahm  blei- 
ben.   Aber  wen  auch  gleich  ein  finger  lahm   bleiben  solte,  ist  es 
doch  schir  vor  nichts  zu  rechnen,  waß  sonst  hette  geschehen  ki^n- 
nen.    Wen  mein  söhn  gleich  nicht  wider  in  Ittallien  geht,  ist  doch 
woU  zu  vermuhten,  daß,  so  lang  der  leydige  krieg  werden  wirdt, 
er  woll  nicht  zu   hauß  bleiben   wirdt;  wflnsche   also   den   frieden 
recht   von  hertzen.     Ich   bin   fro,  daß  ma   tante   jemandts   hatt, 
so  L  L.  divertirt;   den   wie   sie   von  der  freflUen   Pelnitz  spricht, 
muß  sie  sehr  amussant  sein.    Vor  dießem,   defleht  mir,   hatte  ma 
tante  die  graffin  Platten   lieber,   alß   die  Eielmanseck.     Ich  habe 
vor   dießem   einen   herrn   von  Ketteier  gekendt,   so  eine  wackere 
artige  fraw  hatte.    Ich  weiß  nicht,  ob  es  der  ist,  so  nun  marchalck 
zu  Cassel,   ein  klein  mäntien  voller  kinderblatternmähler.    Es  ist 
mitt  dem  churfflrstenthum  von  Braunsweig  gangen,  wie  daß  sprich- 
wordt  sagt:  «Tout  vient  a  point  qui  peust  attandre».  Morgen  werde 
ich  durch  mein  dochter  erfahren,  ob  der  margraff  von  Baden  todt 
oder  lebendig.    Vorgestern  bekam  ich  ein  brieff  von  mein  tochter; 
die  schrieb  mir,  daß  sie  ein  schreiben  von  dem  freüllen  von  Fflrs- 


489 

tenberg  bekomen,  so  nun  zu  Rastat  ist,  weilten  printz  Louis  sie 
hatt  hollen  laßen,  umb  sie  noch . einmahl  vor  seinem  endt  zu  sehen. 
Die  sagt,  daß  dießer  herr  ohnmöglich  davon  kommen  kan;  war 
doch  ein  wenig  wider  beßer.  Zu  Paris  hatt  man  ihn  todt  gesagt, 
er  war  es  aber  nicht.  Ich  will  glauben,  daß  man  ihm  unrecht  ge- 
than  hatt.  Wir  haben  ein  Schwester  undt  niege  hir  vom  graff 
Frieß;  die  niepce  ist  ein  schön  mensch  undt  die  mutter  hatt  ver- 
standt,  brilliren  sehr  hir.  Ma  tante  undt  Ihr  beschreibet  mir  die 
princes  mitt  solchen  meritten,  daß  es  kein  wunder  ist,  [wenn]  man 
sie  regretirt  zu  Hannover.  Gott  gebe,  daß'  sie  lenger,  alß  ihre 
tante,  die  konigin  s.,  leben  möge!  Es  ist  recht  verdrießlich,  wen 
man  im  schreiben  gehindert  wirdt;  daß  geschieht  mir  offt  auch, 
Monsieur  Oberg  kene  ich  woU,  er  war  mitt  dem  lieben  printz 
Carl  s.  hir.  Ich  habe  in  meinem  sin  mein  leben  von  nichts  ab- 
scheülichers  gehört,  alß  den  frieden,  so  könig  Augustus  gemacht. 
Er  muß  voll  undt  doli  geweßen  sein,  wie  er  die  articlen  eingangen 
ist;  vor  so  ehrvergeßen  hette  ich  ihn  mein  leben  nicht  gehalten. 
Ich  schäme  mich  vor  unßer  nation,  daß  ein  tefltscher  könig  so  un- 
ehrlich ist.  Ihr  werdet  mit  der  zeit  noch  ein  contrefait  von  ma 
tante  bekommen.  Es  ist  gewiß,  daß  die  contrefait  keine  freüde 
geben,  wen  sie  nicht  gleichen.  Daß  ist  alles,  waß  ich  aufif  Ewern 
letzen  brieff  sagen  werde;  ich  komme  jetzt  auff  den  vom  19.  Ihr 
habt  gar  woll  gethan,  der  madame  de  Sasstot  nicht  nach  zu  gehen, 
insonderheit  weillen  sie  den  graffinen  zu  Berlin  cediren  wirdt.  Wie 
hatt  man  Euch  daß  zumuhten  können?  Ich  habe  woll  gedacht,  daß 
ma  tante  Ewere  conduitte  apropiren  würde.  Es  war  doch  hofflich 
ahn  madame  de  Sastot,  Euch  compliment  zu  machen;  daß  gibt  mir 
gutte  opinion  von  dießer  damen.  Es  ist  auch  recht  artig  von  der 
cronprintzes,  mitt  aller  gewalt  Euch  adieu  zu  sagen  wollen;  sie 
muß  meritten  haben.  Ich  finde  keine  Schwachheit,  zu  weinen,  wen 
man  ursach  dazu  hatt.  Hiemitt  seindt  Ewere  beyde  schreiben  be- 
antwortet; bleibt  mir  nur  überig.  Euch  zu  bitten,  die  fehler  dießes 
brieff  zu  endtschuldigen ;  den  ich  kan  ihn  nicht  überleßen ,  habe 
noch  3  große  brieff  zu  schreiben  undt  es  ist  schon  8,  kan  also 
nichts  mehr  sagen,  alß  daß  ich  Euch  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte, 


490 


340. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raagra£Sn  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Venaille  den  2  December  1706. 

Hertzliebe  Amelisse,  vergangen  montag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  vom  16  Novembris  zu  recht  entpfangen,  dancke  Euch  sehr 
vor  die  relation  vom  beylager.  Von  hir  kan  ich  Euch  nichts  schon- 
ner;  man  hört  von  nichts,  alß^kinderblattern  undt  fleckfieber,  wel- 
ches gar  nichts  artiges^  ist.  Ich  finde  possirlich ,  daß  sich  die  statt« 
undt  hoflfdamen  so  gestoßen  haben.  Die  daß  freüllen  Schullenburg 
so  hart  gestoßen,  maß  sich  nicht  pickiren,  politiqae  za  sein.  Solche 
art  von  predigen,  wie  man  bey  solchen  occassionen  macht,  kommen 
schir  allezeit  alber  hervor.  Es  hatt  mich  gefrewet,  zu  sehen,  daß 
man  noch  nach  alten  teütschen  brauch  mitt  fackeln  gedantzt  hatt. 
Ich  wünsche  Euch  glück  dazu,  liebe  Amelisse,  die  cron  bekommen 
zu  haben.  Ma  tante  hatt  mir  zwar  auch  eine  relation  geschrieben, 
aber  gar  in  einem  kurtzen  begrieff.  Adieu,  hertzliebe  Amelisse! 
Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  behalte  Euch  recht  lieb. 

Elisabeth  Charlotte. 
341. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Marly  den  9  Decembris  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  ich  bitte  Euch,  nembt  nicht  mehr  so  gar 
weiße  dinten!  den  nun  ich  alt  geworden,  habe  ich  mühe,  so  weiße 
tinten  zu  leßen.  Ihr  halt  Ewere  ordenung  gar  richtig,  jedoch  so 
habe  ich  heütte  nichts  von  Louisse  entpfangen.  Weinberg  wirdt 
nun  wöll  wider  bey  Euch  sein.  Ihr  könt  woll  gedencken,  liebe 
Amelise,  daß  ich  allezeit  mein  bestes  vor  die  thun  werde,  so  Ihr 
mir  recommandirt.  Ich  dancke  vor  die  gedruckte  zeittung;  dadurch 
sehe  ich,  wie  es  in  Teütschlandt  zugeht,  ob  es  zwar  nichts  neues 
mehr  ist;  es  ist  noch  beßer,  waß  altes  zu  wißen,  alß  gar  nichts. 
Ich  habe  auch  schon  dran  gedacht,  daß  der  könig  [in]  Schweden 
viel  von  meinem  armen  bruder  s.  hatt.  Seyder  könig  Augustes  so 
einen  liederlichen  undt  leichtfertigen  frieden  gemacht,  kan  ich  ihn 
nicht  mehr  leyden,     Daß  ist  woll   ein  großer  irtum,    wen  man 


491 

meindt,  die  gantze  weldt  zu  corigiren;  man  hatt  ja  mtthe,  sich 
selber  zu  corigiren  nndt  zu  beßern,  will  geschweygen  andere,  undt 
wie  Ihr  gar  woll  sagt,  daß  kompt  gott  allein  zu.  Ewere  tinten  ist 
so  weiß,  daß  man  daß  gekletter  nicht  sehen  kan,  undt  meritirte 
nicht,  wider  abgeschrieben  zu  werden.  Nun  Louise  sieht,  wie 
lustig  die  cronprintzes  ist,  solte  sie  sich  ihrer  abweßenheit  trösten. 
Adieu,  liebe  Amelise!  Ich  habe  schon  22  bogen  ahn  ma  tante  ge- 
schrieben, muß  noch  ahn  die  von  Maubuison  schreiben  undt  2 
brieff  nach  Paris;  kan  dero wegen  nichts  mehr  sagen,  alß  wie  daß 
ich  Euch  allezeit  von  hertzen  lieb  behalte. 

Elisabeth  Charlotte. 

342. 
A  mad.  Louise,   raugräffin  zu  Pfaltz,  a  Hannover. 

Versaille  den  16  December  1706. 

Hertzliebe  Louise,  dießen  nachmittag  umb  4  habe  ich  Ewern 
lieben  brieff  zu  recht  entpfangen,  dancke  vor  die  dabey  ligende  zeit- 
tung,  wie  auch  die  copie  von^  der  königin  in  Denemarck  brieff.  L  M. 
schreiben  woll  undt  reden  gutt  mitt  Euch;  scheindt  woll,  daß  sie 
Euch  recht  lieb  hatt,  undt  daß  ist  mir  lieb.  Wen  daß  wetter  zu 
Hannover  undt  dort  herumb  ist,  wie  hir,  werden  L  L.  der  chur- 
fürst  nicht  schön  zu  jagen  haben;  wir  haben  nichts,  alß  nebel  undt 
regen.  Der  churprintz  muß  die  jagt  nicht  lieben,  weillen  I.  L.  zu 
Hanover  geblieben  sein.  Mein  gott,  wie  wirdt  der  churprintz  undt 
die  churprintzes  einander  so  müde  werden,  allezeit  so  beysamen  zu 
stecken!  Ihr  seydt  gar  zu  demtttig,  liebe  Louisse,  zu  sagen,  daß 
Ihr  der  königin  in  Denemarck  schreiben  nicht  wehrt  sein ;  leütte 
von  Ewer  gehurt  undt  tugendt  seindt  alles  werdt.  Adieu!  Es  wirdt 
spät  undt  ich  habe  noch  dießen  abendt  4  brieff  zu  schreiben,  es 
ist  schon  7  geschlagen.  Ich  ambrassire  Euch  von  hertzen  undt  be- 
halte Euch  allezeit  lieb,  liebe  Louisse! 

Elisabeth  Charlotte. 


492 


343. 
A  mad.  Amelie  Elisabeth,  raugraffin  zu  Pfaltz,    a  Hanover. 

Versaille  den  28  December  1706. 

Hertzliebe  Amelise,  dießen  nachibittag  habe  ich  Ewern  lieben 
brieff  sambt  der  zeitnng  nndt  daß  pietist-büchelgen  zu  recht  ent- 
pfangen;  dancke  vor  beydes,  habe  aber  noch  der  zeit  nicht  gehabt, 
eines  noch  anders  zu  leßen,  habe  nur  Ewern  briff  geleßen.  Ich 
sehe  gern  so  waß  neaes,  wirdt  mich  also  divertiren.  Ich  glaube, 
Ihr  habt  Euch  ein  wenig  in  Ewerm  datnm  betrogen ;  den  Ihr  datirt 
vom  14  undt  ma  tante  brieff  ist  nur  vom  12  dadirt  undt  I.  L.  ha- 
ben die  gewohnheit  nicht,  2  tag  vor  der  post  zu  schreiben;  glaube 
also,  daß  Ihr  Euch  ein  wenig  verschrieben  habt.  Mich  deucht,  daß 
die  trenung  vom  hannoverischen  hoff  gar  oftt  geschieht.  Es  ist  keine 
unahngenehme  ursach ,  so  den  churfürsten  nach  Zel  führt.  Alle 
hanerey  müßen  dem  pietisten  eine  pension  machen,  weillen  er  so 
sehr  gegen  den  ehebruch  schreydt.  Wen  ihm  auch  nur  ein  jeder 
einen  thaller  geben  solte,  würde  er  baldt  gar  reich  werden  wegen 
der  menge.  Daß  er  aber  gegen  dem  könig  in  Preussen  geschriben, 
meritirte  woll  corection.  Der  hoff  hir  ist  gar  still,  doch  haben 
wir  vorgestern  comedie  gehabt,  Les  Horaces  undt  L'escole  des  fa- 
mes;  wegen  der  fest  aber  werden  keine  mehr  gespilt  werden,  alß 
nach  weinachten.  Hir  ist  auch  ein  art  pietisten,  so  man  quietisten 
heist;  sie  seindt  nicht  so  schlim,  wie  die  ordinarie  pietisten,  so  in 
Tetltschlandt  sein;  man  hört  nicht,  daß  sie  desbeanchirt  sein.  Der 
pfarher,  so  sich  so  mitt  dem  nierenbratten  nK)rtificirt  hatt,  meint 
woll,  waß  schönnes  gethan  zu  haben,  nndt  ich  finde,  daß  es  eine 
thorheit  ist;  hette  beßer  gethan,  davon  zu  eßen  undt  seiner  frawen 
danck  zu  wißen,  daß  sie  vor  ihm  sorgt,  undt  sie  also  erfreüdt,  daß 
sie  waß  gethan,  so  ihm  ahngenehm  geweßen;  aber  wie  man  im 
sprich wordt  sagt:  <So  viel  köpff,  so  viel  sin».  Der  verstorbene 
könig  von  Siam,  alß  unßer  könig  ihm  sagen  ließ,  er  bette  ihn,  die 
christliche  catholische  religion  ahnzuuehmcD,  andtwortete  er,  er 
glaube,  daß  man  in  allen  religionen  könte  seelig  werden,  undt  gott 
liebe  nichts  mehr,  alß  die  verenderung;  drumb  gleiche  sich  nichts 
in  der  weit,  jede  grüne  blätter  wehrn   different  undt  daß  also 


493 

anßer  herr  aaff  anterschiedliche  maniren  wolle  ahngebett  sein; 
dramb  mäste  anßer  könig  fortfahren,  gott  dem  allmachtigen  aaff 
seine  weiß,  wie  er  es  gelehrnt,  za  dinnen,  er  aber  wolle  gott  aaff 
seine  manir  loben  ondt  dinnen,  andt  wen  es  gottes  wille  sein 
solte,  daß  er  ihm  änderst  dinnen  solte,  würde  er  es  ihm  schon  ins 
hertz  geben.  Ich  finde,  daß  er  hirin  nicht  anrecht  hatte.  Hiemitt 
ist  Ewer  lieber  brieff  völlig  beantwortet.  Ich  glaabe,  daß  noch 
eine  gatte  zeit  dahin  ist,  ehe  der  jüngste  tag  kommen;  wir  haben 
den  Antechrist  noch  nicht  gesehen.  Ehe  er  kompt,  werde  ich  Euch 
noch  offt  versichern  könen,  daß  ich  Euch  recht  lieb  habe,  liebe 
Amelise ! 

Elisabeth  Charlotte. 


494 


NACHWORT  DES  HEßAUSGEBERS. 

Die  briefe  der  herzogin  Elisabeth  Charlotte  von  Orleans 
an  ihre  halbgeschwister  die  raugrafen  Karl  Ludwig ,  Karl 
Moriz  und  die  raugräfinnen  Luise  und  Amalie  Elisabeth  er- 
scheinen hier  in  zweiter  ausgäbe ,  welche  jedoch  kein  bloßer 
Wiederabdruck  der  ersten  Sammlung  ist,  wie  sie  Wolfgang 
Menzel  im  jähre  1 843  für  den  litterarischen  verein  veranstaltet 
hat.  Es  haben  mir  vielmehr  durch  die  gewogenheit  der  herren 
grafen  von  Degenfeld,  welche  hierin  mit  nicht  genug  zu  rüh- 
mender liberalität  einem  ihnen  von  dem  Präsidenten  des  littera- 
rischen Vereins  ausgesprochenen  wünsche  entgegengekommen, 
die  im  gräflich  degenfeldischen  familienarchive  verwahrten  ori- 
ginalhandschriftcn  der  seltenen  frau  selbst  vorgelegen  und 
mein  verfahren  bei  der  herausgäbe  ist  ein  anderes  geweseo,  als 
dasjenige,  welches  von  meinem  Vorgänger  befolgt  worden 
ist.  Ich  habe  die  aufforderung  erhalten,  die  schreiben  der 
herzogin  vollständig  zu  veröffentlichen,  während  die  so  über- 
aus verdienstliche  erste  Sammlung  sich  auf  auszüger  aus  dem 
reichhaltigen  briefwechsel  in  der  art  beschränkt,  daß  sie  für 
die  von  mir  auf  einunddreißig  bogen  mitgetheilten  briefe 
aus  den  jähren  1676  bis  1706  nicht  ganz  acht  bogen  in  an- 
spruch  nimmt.  Wie  hinsichtlich  des  inhaltes  weicht  meine 
ausgäbe  auch  in  der  behandlung  des  textes  von  der  früheren 
publication  ab ;  ich  habe  mich  der  mühe  unterzogen,  den  briefen, 
in  welchen  nur  ausnahmsweise  einmal  ein  Unterscheidungs- 
zeichen  steht,    eine   sorgfältige   interpunction   angedeihen   zu 


495 

laßen.  Die  Orthographie  habe  ich,  da  mir  mehr  nicht  erlaubt 
schien ;  wenigstens  in  dem  einen  puncte  regeln  zu  sollen  ge- 
glaubt, daß  ich  den  großen  buchstab  nur  fiir  eigennamen 
und  den  satzanfang  gestattete,  während  er  in  den  mit  fester 
hand  in  deutscher  schrift  geschriebenen  originalien  bei  jeder 
Wortgattung  willkürlich  gesetzt  ist,  wobei  übrigens  doch  der 
kleine  anfangsbuchstab  vorherrschend  bleibt.  Fehlende  Wör- 
ter habe  ich  öfters  in  eckigen  klammem  ergänzt,  für  un- 
richtig scheinende  hin  und  wieder  unter  dem  texte  eine 
beßemde  vermuthung  vorgeschlagen.  Erläuterungen  von  ein- 
zelheiten  habe  ich  in  anmerkungen,  häufiger  noch  in  dem 
register  gegeben,  welches  den  vorliegenden  band  beschließt 
und  das  ich,  um  die  auffindung  von  Wörtern  und  sachen 
zu  erleichtern,  so  ausführlich  wie  möglich,  als  einen  index 
locupletissimus  angelegt  habe.  Neben  den  deutschen  habe 
ich  hier  auch  französische  Wörter  aufgenommen,  um  in 
einem  allgemeinen  überblicke  das  maaß  erkennen  zu  laßen, 
in  welchem  die  in  Frankreich  lebende  deutsche  frau  von  der 
fremden  spräche  gebrauch  gemacht  hat.  Eine  hauptaufgabe 
bildete  sodann  für  das  register  die  richtigstellung  der  zahl- 
reichen namen ,  welche  von  der  herzogin  in  mehr  oder  minder 
falscher  Schreibung  angeführt  werden.  Daß  ich,  wenn  nicht 
alle,  so  doch  die  meisten  in  ihrer  gehörigen  form  eintragen 
konnte,  dafür  bin  ich  hauptsächlich  einem  französischen  werke 
verpflichtet ,  das  unter  folgendem  titel  herausgegeben  worden 
ist :  »Journal  du  marquis  de  Dangeau ,  publik  en  entier  pour 
la  premifere  fois  par  mm.  SouliÄ,  Dussieux,  de  Chenneviferes, 
Mantz,  de  Montaiglon,  avec  les  additions  inädites  du  duc  de 
Saint-Simon,  publikes  par  m.  Feuillet,  de  Conches.«  Paris 
1854  ff.  8.  Von  ganz  besonderem  werthe  ist  fiir  mich  na- 
mentlich der  im  jähre  1860  veröffentlichte,  eine  »table  gin^rale 
alphab^tique«  enthaltende  neunzehnte  und  letzte  band  dieser 
wichtigen  Sammlung  gewesen. 

Was  Elisabeth  Charlotte  in  den  vorliegenden  briefen  über 
sich  selbst   äußert,   sowie    die   urtheile,   welche  sie  über  das 


496 

verschiedenartigste  ausspricht ,  habe  ich  in  der  nachfolgenden 
Übersicht  zusammengestellt: 

über  ihren  titel  62.  262.  267.  80d. 

ihr  bUdnU  54.  55.  103.  206.  487. 

lüßt  sich  ungerne  malen  206. 

mnß  sechs  Jahre  lang  anf  die  anfertignng  Ton  bildnissen  warten  190. 
Tergl.  8.  58. 

über  ihr  nnschSnes  äußere  48.  107.  118.  legt  sich  ein  „beren-katzen- 
affengesicht''  bei  209.  212.  263.  487. 

hat  eine  branne  rauhe  hant;  denn  sie  ist  oft  auf  der  Jagd  von  mor- 
gens um  ffinf  bis  in  den  abend  in  der  sonne  gewesen  und  roth  wie  ein  krebs 
nach  hause  gekommen  463. 

ist  Ton  den  kinderblattern  übel  zugerichtet  worden  55.  104.  118. 

über  ihre  beleibtheit  85.  86.  107.  128.  202.  438.  nennt  sich  „eine 
alte  dicke  bagode*"  206.  228.  245.  291.  über  ihre  trotz  ihrer  mü^igkeit  ein- 
getretene beleibtheit  298.  vergl.  s.  305.  ihre  beleibtheit  hindert  sie  am  gehen 
846.  390. 405. 458. 462. 466.  487,  verursacht  ihr  einen  gar  kurzen  athem  377. 

war  früher  mager  wie  ein  stück  holz  298. 

ist  klein,  trägt  aber  die  schuhe  ganz  platt  267. 

gleicht  sich  selber  gar  nicht  mehr,  so  sehr  ist  sie  geändert  342. 

nennt  sich  ein  alt  mütterchen  318. 

ihre  kleidung  80.  806.  456;  justaucorps,  perücke  302. 

über  das  perückentragen  248.  449. 

ist  unter  hundert  tagen  neunundneunzig  schief  coiffiert,  fragt  aber  nichts 
darnach  478.  Tergl.  s«  476. 

bestellt  Strümpfe  und  Stecknadeln  in  England  71.  73.  76.  79.  85.  86. 

hat  ein  kupferstichbuch  186.  145.  177,  eine  Sammlung  der  neuen 
medaiUen  223,  viele  blumen,  gegrabene  steine,  viele  bücher  280. 

hat  durch  ausleihen  eine  menge  bücher  verloren,  schreibt  nun  auf 
Schiefertafeln  die  geliehenen  auf  464.   vergl.  s.  466.  467. 

hat  alle  böse  bücher  und  historien  gelesen  465. 

hat  einen  Widerwillen  gegen  unvollendete  bücher  187. 

läßt  sich  Zeitungen  schicken  110.  299.  486.  490.  491.  492. 

über  ihre  lebensweise  105.  242. 

gibt  eine  genaue  nachweisung  ihrer  lebensweise  und  zeiteintheilung 
vom  morgen  bis  in  die  nacht  395.  896. 

hat  einen  deutschen  koch  89. 

konnte  sich  an  die  französische  küche  nicht  gewöhnen  164.  480.  440. 
441.   ihre  kost  165.   vergl.  s.  474. 

^ieht  die  englische  küche  der  französischen  vor  393.  440. 

ist  außerordentlich  mäßig  im  eßen,  seit  sie  aus  der  Pfalz  weg  ist, 
292.  29o. 

el>enszeit  um  mittag  896. 

ißt  mittags  ganz  allein  und  abends  bei  dem  könig,  wo  es  stiller  her- 
geht, als  in  einem  kloster  und  in  einem  nonnenr^fectoire  333.  894. 


497 

sieht  in  Yeisailles  den  könig  nur  abends  an  der  tafel  62.  66. 

über  die  eßenszeit  am  hofe  843.  873.  385.  386.  421. 

über  die  wähl  der  speisen  283. 

grobe  speisen  sind  nicht  nngesnnd  und  geben  gute  nahrang  nnd  beßer, 
als  viel  bonillougeschlecks  405. 

ißt  nie  suppe  441. 

trinkt  keinen  thee,  keinen  kaffee ,  keine  chocolade  113.  114.  444. 

kann  gar  kein  bouillon,  keine  fleischbrühe  nehmen  351.  853. 

kann  keine  milch  und  keine  biermolken  ertragen  454. 

trinkt  sommer  und  winter  eis  350. 

hat  von  jeher  eis  getrunken,  aber  nicht  gar  erschrecklich  kalt  422. 

über  den  vorzug  des  weines  vor  dem  biere  325. 

schlaft  allein  in  ihrer  kammer,  hat  aber  dienerschaft  in  der  nähe  431. 

hütet  auch  in  krankheiten  das  bett  nicht,  in  welchem  sie  nur  dauern 
kann,  wenn  sie  schläft  431.  446. 

liest  nie  im  bette  262. 

schläft  in  der  kutsche  459. 

hat  keine  importante  aftären  142.  238. 

über  ihre  wechselnde  Stellung  am  hofe  72.  73. 

klagt  über  anfeindung  15.  21.  22.  85. 

hat  sich  der  liebe  der  Franzosen  nichts  sonders  zu  befühmen  293. 

ist  gehaßt  von  madame  de  Maiutenon  190. 

über  ihre  unfreie  Stellung  in  Frankreich  112. 

darf  das  königreich  nicht  verlaßen  231.  236.  259.  B49.  455.  485. 

darf  in  kein  deutsches  bad  reisen  92.  305.  308.  darf  nicht  nach  ihrem- 
wünsche  ihre  tochter  in  Lothringen  besuchen  144.  145.  170 — 175. 

darf  keine  diener  annehmen  234. 

hat  einen  stets  wechselnden  aufenthalt  83.  167.  854.  422. 

ist  viel  allein  51.  130.  151.  152.  159.  160.  161..  221.  weiß  sich  aber 
wol  zu  beschäftigen,  wovon  sie  eine  ansprechende  Schilderung  gibt  280.282. 
317.  322.  388. 

'  ist  sehr  vereinsamt  337.  399.  487. 

hat  nicht  über  vier  freundinnen  in  ganz  Frankreich  85.  105.  122. 

kein  Carthäuser  führt  ein  stilleres  und  einsameres  leben,  als  sie,  und 
so  glaubt  sie,  sie  werde  endlich  das  reden  verlernen  395. 

geht  mit  niemand  mehr  um  400. 

weiß,  was  unglück  ist  93. 

das  Jahr  1681  war  eines  der  schlimmsten,  die  £.  Ch.  verlebt  21. 

ist  unerhört  ernst  geworden  21.  157. 

hat  die  heiterkeit  ihrer  Jugend  verloren  82.  85.  121.  122.  402.  ihre 
lust  ist  längst  in  den  brnnnen  gefallen  298. 

ist  des  lachens  ungewohnt  geworden  121.  122. 
hat  das  lachen  verlernt  146.  238.  246.  895. 

lachen  ist  eine  gewohnheit,  bei  ihr  ist  sie  vorbei  399. 

ist  nicht  melancholisch ,    kann  aber  niclit  mehr  so  von  herzen  lachen, 

Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte.  32 


498 

wie  sie  TOT  diesem  gethen  466. 

hat  wenig  freode  in  diesem  leben  70.  71.  77.  81. 105.  121.  122.  185. 
186.  221.  250.  876.  377.  379.   vergl.  259.  298. 

denlct  nur  daran,  ihre  tage  in  rulie  zu  schlieiSen  244;  wOnscht  nicht, 
kSnigin  von  England  zn  sein  248.  253.  259. 

ist  des  lebens  mflde  23.  152.  229.  376.  377 ;  ist  von  der  weit  mOde 
397.  402. 

hat  lang  genng  gelebt  369. 

nennt  sich  zu  nichts  nutz  23.  369. 

Hebt  kleine  gesellschaft  53.  130.  160,  die  einsamkeit  200.  410. 

liebt  das  spiel  nicht  33.  95.  99.  114.  159.  160.  179.  224;  muß  des- 
halb allein  hinter  dem  camin  sitzen  247.  331.  vergl.  439.  hat  lombre  nie 
recht  lernen  können  458. 

ist  onglflcklich  im  spielen  254.  258. 

verabscheut  den  krieg  38.  43.  246.  256.  284.  310.  ansprechender 
eiiifall  hinsichtlich  des  friedens  315.  322.  334.  337.  338.  352.  468.  469. 
471.  479.  484.  485.  488. 

fOrchtet ,  daß  der  drohende  krieg  von  langer  dauer  sein  werde 
221.  285. 

äußert  sich  sehr  bescheiden  über  sich  selbst  446. 

erinnert  sich  gar  vieler  dinge  ans  der  Jugendzeit  64.  104,  beßer,  als 
dessen,  was  sie  vor  zehen  jähren  gehört  und  gesehen  317.  363.  vergl.  323. 
419.  457.  459. 

klagt  über  schlechtes  gedächtnis  38.  107.  136.  142.  151.  188.  300. 
304.  368. 

ist  von  natur  ein  wenig  trocken  423. 

redet  nicht  gern  139.    vergl.  395. 

ist  nicht  gewandt  in  der  conversation  224. 

erschrickt  gar  selten  267. 

angst  zu  sein,  bat  man  sie  zu  Heidelberg  nicht  gelehrt  471. 

klagen  ist  ihres  thuns  nicht  24. 

bleibt  sich  in  der  freundschaft  gleich  64. 

ist  discret  142. 

breitet  nicht  gern  die  bösen  zekungen  aus  364. 

findet  stete  ceremonien  unerträglich  125. 

ist  der  ceremonien  erbfeind  469. 

ist  natürlich  59.  84.  237.  238. 

über  sich  selbst,  ihre  aufrichtigkeit  124.  160.  238. 

liebt  freien  und  offenherzigen  verkehr  56.  137.  237.  243.  249.  254. 
878.  395. 

nimmt  selten  ein  blatt  vors  maul  356. 

hat  nicht  dissimulieren  lernen  können .  ob  es  ihr  zwar  wol  hoch  nöthig 
gewesen  wäre  in  Frankreich  388. 

kann  nicht  ertragen,  daß  etwas  hinter  ihrem  rücken  geschieht  407.  411. 

hat  es  gar  nicht  gern ,  daß  man  ihr  etwas  verhehlt.    Es  setzt  sie  noch 


499 

einmal  so  sehr  iu  sorgen ;  denn  sie  glanbt  nichts  mehr,  was  man  ihr  hernach 
sagt,  und  meint  als,  man  verhehle  ihr  noch  was  480.  481.  482. 

formalisiert  sich  nicht  so  leicht  834. 

ist  nicht  coqnet  von  natur  nnd  beklagt  die  coqnetten  mehr,  als  sie 
sie  vernrtheilt  345. 

fragt  nichts  nach  pracht,  nur  nach  redlichkeit ,  aufrichtigkeit  und  Wahr- 
heit 485. 

glaubt  nicht  an  geister  187. 

hält  viel  von  Ordnung,  wenn  sie  gut  ist  399. 

versteht  die  manage  nicht  248. 

über  das  haushalten  41. 

fürchtet  die  kälte  unerhört  252. 

hat  kein  gefallen  an  Paris  49.  53.  119.  124.  125.  220. 

kann  die  Pariser  luft  nicht  ertragen  58.  65.  72.  73.  75.  77.  79.  82.  83. 
95.  100.102.103;  gebraucht  gegen  dieselbe  kaiser  Karls  kopfwaßer  109.  115. 
119.  124.  125.  127.  130.133.  135.  136.  138.  140.  143.  145.  148.  180.  183. 

hat  ohne  schaden  zu  Pari?  zwei  jähre  in  einem  zimmer  geschlafen,  wo 
es  nach  färbe  gerochen  403. 

zieht  den  landaufenthalt  großen  Städten  vor  133.  224.  470. 

liebt  den  aufenthalt  in  Marly  11.  66.  79.  83,  in  Fontainebleau  119. 
332 ,  in  St  Gloud  197. 

ist  nicht  kränklich  von  natur  125.  426.  488. 

hat  eine  gute  natur  nnd  kann  gut  Krankheiten  ausstehen  830. 

war  iu  der  jagend  häufig  krank  65.    vergl.  indessen  295. 

leidet  an  der  milz  33.  84.  35.  77.  100.  120.  122.  129.  205.  238.  239. 
292.  298.  379.  428.  433.  436,  an  kopfwehe  270,  vergl.  435,  an  der 
neßelsucht  385. 

leidet  am  fleber'  65.  67.  218.  214.  229.  230.  289.  291.  292.  nach- 
theilige Wirkung  einer  aderläße  dabei  289  bis  292.  296.  298.  weiß  die  deutschen 
benennungen  der  fleberanfälle  nicht  und  führt  deshalb  die  französischen  an 
295.  ist  am  fleber  auf  den  tod  gelegen  328,  erfährt  dabei  großen  blntverlust 
329.  332.  334.  350.   351.  385. 

leidet  am  husten  380.  885.392.399.400.401.418.438.440.448.  450. 

muß  sehr  krank  sein,  wenn  sie  das  zimmer  hütet  337. 

vermeidet  den  gebrauch  von  arzueien  385.  464.  426.  438. 

klagt  nicht,  wenn  sie  krank  ist  431. 

hat  auch  bitter  ungern,  daß  man  sie  fragt,  wie  es  ihr  ist  406. 

ist  gar  nicht  lungensüchtig,  hat  eine  breite  brüst  406. 

bat  nie  an  zahn  wehe  gelitten  59. 

Verhältnis  zu  ihrem  arzte ,  äußerungen  gegen  denselben ,  über  die 
ärzte  überhaupt,  die  arzneien ,  die  hilfe  der  natur  392.  398.  410.  411.  431. 436. 

ist  keines  arztes  Sklavin  290.  385. 

über  die  doctoren  175. 

über  die  schlechten  apotheken  in  Frankreich  105. 

über  den  gebrauch  von  arzneien  192. 

32* 


500 

über  die  durch  das  alter  herbeigeführte  abnähme  der  heilkraft  der 
natnr  436. 

findet  es  abgeschmackt,  sich  so  delicat  za  stellen  446. 

ist  nach  dem  verlnste  ihrer  eitern  nnd  ihres  bruders  nicht  mehr ,  wie 
sie  vorher  gewesen;  auch  der  verlust  ihres  sohnes  Alexandre  Loois  d'Or- 
l^ans,  dac  de  Yalois,  geb.  zu  St  Gload  2  Jnni  1678,  gest.  zu  Paris  in  der 
nacht  vom  15   auf  den  16  Merz  1676,  gieng  ihr  abscheulich  zu  herzen  379. 

über  ihren  vater  425.  430.  431. 

über  den  tod  ihres  vaters  14.    vergl.  20. 

ihre  achtnng  vor  ihm  32. 

verliert  nie  die  idee  ihres  vaters  458. 

über  ihren  heirathscontract  255. 

hat  bei  lebzeiten  ihres  gatten  nichts  von  ihrem  gute  anzusprechen  123. 
124.  125.  130;  muß  nach  dem  tode  ihres  gatten  vielleicht  bloß  von  des  k9- 
nigs  gnaden  leben  130.  230. 

sieht  in  Marly  ihren  gemahl  nie  199. 

über  den  tod  ihres  gemahls  229.  230.  281.  ihr  leben  nach  diesem 
ereignisse  232.  233.  239.  242.  267.  269.  270.  278.  über  die  dadurch  herbei- 
geführte beschrankung  ihrer  einkünfte  230.  231.  vergl.  auch  285.  250.  251. 
252.  erwidert  Karl  Moriz  spitzig  auf  seine  verspätete  beileidsbezeugung  237. 
ihr  erster  besuch  in  St  Cloud  nach  dem  tode  ihres  gemahls  und  ihr  erneuerter 
schmerz  302.  309.  empfindet  es  sehr,  während  der  tranerzeit  den  neuen  ko- 
mödien  und  opern  nicht  anwohnen  zu  können  239.  263.  besucht  die  komödie 
wieder  310. 

bezieht  das  zimmer  ihres  gemahls  848. 

rühmt  die  gnade  des  konigs  nach  dem  tode  ihres  gemahls  230.  231. 
232.  285.  247.  26a   über  die  pension,  die  ihr  der  könig  gibt  255. 

über  monsieur  de  Pomereu,  den  ehrlichen  conseiller  d'^tat,  welchen 
ihr  der  könig  nach  dem  tode  ihres  gemahls  gegeben  283. 

.  über  den  aufwand ,  den  ihr  haushält  in  anspruch  nimmt  255. 
>  schafft  nach  dem  tode  ihres  gemahls   ihre .  fräulein  ab  und  gibt  ihnen 
Pensionen  267. 

verliert  ihren  process  in  Rom  und  gibt  den  pfaffen  die  schuld  272. 
275.  278.   äoßerung  des  papstes  hierüber  287. 

über  den  lebenswandel  ihres  sohnes  96. 

rühmt  das  benehmen  ihres  sohnes  gegen  sie  231.  236. 

ist  aufs  tiefste  bekümmert  über  die  Verwundung  ihres  sohnes  vor 
Turin  478.  479. 

wünscht,  daß  könig  Wilhelm  von  England  ihre  techter  hätte  73.  75. 
153,  möchte  ihn  aber  nicht  selbst  heirathen  153. 

über  ihre  tochter  Elisabeth  Charlotte  60.  61.  62.  63.  65.  75.  76.  80. 
107.  114;  über  die  trennung  von  ihr  117.  122.  125.  144.  145;  über  eine 
krankheit  derselben  183.  184.  186.  188,  einen  Unfall  derselben  210.  211. 
212.  303 ;  ihre  vielen  kinder  476. 

über  die  verheirathung  ihrer  tochter  Elisabeth  Charlotte  mit  dem  herzog 


501 

Leopold  Ton  Lothringen  99.  107.  111.  114.  117.122.176.186.187.266.303. 

über  die  bildnisse  ihrer  toohter  and  deren  gemahls,-  des  herzogs  von 
Lothringen  308. 

fiber  den  durch  unrichtige  ärztliche  behandlong  herbeigeführten  tod 
eines  enkels,  des  prinzen  von  Lothringen  190. 

Ober  eine  enkelin  84. 

fiber  den  tod  ihres  oncles  100.  101.   yergl.  442. 

fiber  ihren  brnder  226.  293. 

beweint  den  tod  der  gemahlin  ihres  seligen  brnders ,  mit  der  sie  alle- 
zeit brieflichen  verkehr  nnterhalten  460.  462. 

verwendet  sich  ffir  Carllotz  bei  ihrem  bmder  nnd  ihrer  matter  12. 
13.  15.  16.  ■—'. 

erhalt  vom  konig  ein  nenjahrsgeschenk ,  womit  sie  Garllatz  nnterstfitzt 
13.  14.  16. 

kann  den  tod  von  Carllotz  nicht  verschmerzen  86.  93.  148.  176. 
259.  293.  300. 

hat  Karl  Moriz  anf  die  weit  kommen  sehen ,  er  aber  kennt  die  Schwes- 
ter nicht  32.  210.  211.   vergl.  dagegen  302. 

tadelt  die  falsche  demuth  von  Lnise  40.  165. 

bemfiht  sich  beim  konige  zn  gansten  von  Luise  and  Amalie  68.  62. 
96.  97.  98.  100.  101. 

ist  empOrt  fiber  die  nichtbeachtang  des  ranges  von  Amalie  and  Laise 
za  Hannover  460.  461.   vergl.  489,  s.  auch  reichsgräfln. 

nimmt  sich  der  neffen  and  nichten  von  Laise  in  einem  processe  an 
194.  196.  199. 

berichtet  ein  gesprach  mit  baron  Willich  196. 

nichts  in  der  weit  geht  ihr  fiber  ihre  tante,  die  karffirstin  Sophie  von 
Hannover  85.  135.  407.  vergl.  258.  259.  270.  272.  281.  282.  325.  328  bis 
331.  342.  343.  361.  368.  369.  374.  375.  376.  377.  379.  380.  386.  so  alt 
sie  auch  ist,  hätte  sie  ihrer  tante  hofmeisterieren  noch  hoch  von  nSthen  387. 
briefe  mit  der  karffirstin  za  wechseln,  ist  E.  Oh.  gr5ster  and,  wie  sie  mit 
Wahrheit  sagen  kann,  einziger  trost  nnd  flreade  in  dieser  weit  398. 

spricht  ihrer  tante,  der  karffirstin,  tausend  mal  mehr  vivacitSt  und 
verstand  zu ,  als  sie  selber  besitze  29. 

kann  keine  schwere  arbeit  machen,  wobei  man  geschickt  sein  muß, 
macht  aber  der  karffirstin  ein  körbchen,  ihre  seide  drein  za  than  413.  vergl. 
416.  418. 

haspelt,  was  die  damen  spinnen  296.    vergl.  306. 

besorgt  ffir  ihre  tante,  die  karffirstin,  einen  Unterrock,  so  nicht  häß- 
lich ist;  natfirliche  blumen  mit  goldenen  festons  auf  einem  schwarzen  grnnd  470. 

wählt  zu  Paris  stofTe  ffir  die  brautkleider  der  princessin  Sophie  Doro- 
thea von  Hannover  472.  474.   vergl."  476.  477.  480. 

fiber  den  tod  ihrer  erzieherin ,  der  frau  von  Harling  272. 

liebt  die  komfidien  82.  107.  129.  151;  zieht  dieselben  den  opern 
vor  202.  242.  " 


\ 


502 

behält  einseloe  Btollen  ans  den  opern  sehr  gut  im  gedäehtnis,  wotoü 
sie  denn  auch  im  verfolge  manche  beispiele  gibt  17. 

zieht  die  komödien  den  redonten  vor  439. 
möchte  nicht  gern  eine  kom5die  versäumen  346.  447. 
schläft  in  den  komödien  nie,  aber  gar  oft  im  opera  402. 
vertheidigt  die  komödien  gegen  die  geistlichen  105.106. 107.202.  314. 
*    Qber  den  besuch  der  komödien  am  sonntag,  den  vorzug  der  komödien 
vor  Visiten  nnd  conversationen  454. 

über  den  sittlichen  werth  der  komödien ;  vergleichnng  mit  den  pre- 
digten 427.  428,  mit  den  historien  428. 

erklärnng  des  abscheoes  vor  den  komödien,  lob  nnd  empfehlnng  der- 
selben 814. 

über  die  anfgabe  der  komödianten  427.  £.  Gh.  achtet  auf  gutes  oder 
schlechtes  spiel,  sieht  aber  nie  nach  den  kleidern  428,  vergl.  30;  sieht  gerne 
eine  s^rieuse  komödie,  welche  sie  tonchiert,  und  darnach  hat  sie  auch  gerne 
was  zu  lachen  wieder  428. 

über  die  rührung  durch  mährchen  und  komödien  489.  440.  E.  Gh. 
wird  durch  Iphig^nie  zu  thränen  gerührt  440. 

äußert  sich  über  mehrere  komödien  von  Molidre  und  gibt  dem  Tartuffe 
den  Vorzug  419.  430,  über  stücke  von  Pierre  Gorneille  und  Poisson  427. 
428,    von  Brueys  und  Palaprat  448,  über  Iphig^nie  440. 

über  die  Spielzeit  der  komödien  zu  Paris  und  Fontainebleau  453,  zu 
Versailles  492. 

in  den  komödien  soll  man  nicht  plaudern  427.  450. 

über  die  historien  428.  429. 

hat  gefallen  an  rätbseln  247.  258. 

über  Statuen  im  garten  von  Marly  804. 

hat  kein  gefallen  an  maskenbällen  123.  368.  436.  438. 

muß  sich  in  ihren  alten  tagen  maskieren;  ergetzliche  Schilderung  da- 
von» sowie  anderer  masken;  dauer  des  balles;  bemerkung  über  die  Verdrieß- 
lichkeit, in  der  nähe  eines  balles  zu  schlafen  445.  446. 

liebt  das  französische  tanzen  gar  nicht;  ein  ewig  menuet  ist  ihr  un- 
leidlich 447. 

gibt  audienz  an  gesandte  von  Portugal  63. 

hat  jagen  und  reiten  erst  in  Frankreich  gelernt  und  hat  sich  durch 
häufiges  fallen  nicht  abschrecken  laßen  129.  153. 

befleißigt  sich  des  reitens  98.  100. 

geht  auf  die  jagd  wegen  ihrer  gesundheit  129.  289. 

reitet  auf  die  falkeojagd  55. 

geht  auf  die  jagd  5.  82.  83.  34.  56.  65.  215.  219.  224;  jagt  mit  dem 
Dauphin  69.  217 ,  mit  dem  könig  217.  225.  288. 239.  242.  285.  302.  808.  804. 

jagt  zu  pferde  den  wolf  51.  207. 

jagt  zu  pferde  mit  dem  Dauphin  den  wolf  86.  87.  89.  131. 

jagt  den  wolf  83.  127.  184. 185.218;  jagt  einen  tag  um  den  andern  208. 

fällt  bei  der  Wolfsjagd  den  großen  knochen  des  armes  aus  einander,  der 


503 

ihr   sofort  von   einem   baoern    eingerichtet   wird   87.   89.    yergl.    861.    862. 
438.  448.  444. 

fürchtet,  an  einem  arme  lahm  zu  werden  92. 

geht  anf  die  hirschjagd  383.  384.  386.  888.  890. 

jagt  länger,   als  vier  jähre,  nicht  mehr  zn  pferde,   sondern  fShrt,    wie 
der  konig,    in  kleinen  caleschen  mit  vier  pferden  891.  396.  411. 

liebt  die  hüodchen  sehr  245.  280.  288.  817.  837.  448.  466. 

hat  bei  einer  Spazierfahrt  im  walde  von  Fontainebleau ,  anf  welcher  sie 
umgeworfen  wird,  sieben  hunde  in  der  kutsche  809.  810. 

eines  ihrer  hündchen  liegt  immer  anf  ihrer  tafel,  wenn  sie  schreibt  442. 

hat  nur  nenn  hündchen  im  zimmer  312. 

niemand  am  hof  kann  beßer  gehen,  als  sie  229.  239. 

ist  täglich  drei  stunden  In  der  Inft  151. 

spaziert  alle  tage  ein  paar  stunden  im  wald  245.  247.  286. 

fährt  im  walde  von  Fontainebleau  spazieren  809. 

über  den  günstigen  einfluß  von  anstrengnngen  auf  die  gesundheit  818. 

über  die  nothwendigkeit  der  bewegung ;  E.  Oh.  spaziert    mit  frau  von 
Rotzenhausen  alle  abend  fünf  Viertelstunden  466. 

geht  zu  Marly  oft  im  mondschein  spazieren  464. 

hat  einen  schlimmen  fall  gethan  und  ist  in  einer  gar  großen  einsam- 
keit  zu  Versailles  814. 

vertritt  sich  den  fuß  431. 438.  436. 486.  437.  438. 440.  441.  442. 444.  450. 

läßt  sich  nach  einem  Unfälle  am  fuße  die  stiege  auf  und  ab  tragen  451. 

über  die  bedeutung  des  brieflichen  Verkehrs  84.  85.  181. 

schreibt,  wie  sie  redet  59. 

ihre  briefe  machen  ihr  eben  keine  große  mühe  478. 

über  ihre  handschrift  41 ;   schreibt,  immer  gar  geschwind  818. 

schreibt  einmal  mit  der  linken  band  86. 

bedient  sich  unter  umständen  für  ihre  briefe  eines  secretärs,  der  übri- 
gens weder  Deutsch  lesen  noch  schreiben  kann  884.  335.  886. 

schreibt  viele  briefe  87.  83.  88.  91.  105.  181. 179. 180. 181.  184. 194 
204.  207.  210.  212.  215.  216.  217.  224.  270.  271.  272. 802.  308.  804.  306 
816.  817.  318.  319.  320.  822.  325.  332.  841.  845.  855.  363.378.381.382 
hat  Jeden  sonntag  aufs  allerwenigste  sechs  briefe  zu  schreiben  388.  884. 404 
887.  389.  390.  392.  406.  408.  409.  488. 437.  439.  440.  441. 442.  448.  445 ; 
abermals  über  die  vielen  sonntagsbriefe  445;  ihre  schreibtage  nach  Frankfurt 
sind  mittwoch  und  samßtag98,  donnerstag  ist  der  tag  für  die  briefe  an  Ama- 
lie  und  Luise  445.  446.  449.  456.  465.  466.  467.  468.  469.  471.  475.  477. 
479.  481.  483.  489.  491. 

schreibt  lange  briefe  nach  Hannover  88.  91.  105.  108.  109.  148. 
217.  804.  816.  408,  einen  brief  von  24  selten  440.  454,  abermals  einen 
brief  von  24  bogen  (?  selten)  468,  einen  brief  von  18  selten  471,  einen  brief 
von  28  bogen  (?  selten)  481,  einen  brief  von  22  bogen  (?  Seiten)  491, 
sehr  lange  briefe  an  die  herzogin  von  Savoien,  die  mutter  der  kSnigin  von 
Spanien  302.  304. 


504 

sehreibt  einen  fransSsischen  brief  an  Karl  Moria  210.  211. 
liebt  lange  briefe  36.  37.  142.  312.  331. 

ist  ezact  im  beantworten  der  briefe  54.  131 ;  liebt  das  anfscbieben 
nicht  121.  129.  133.  186.  189.  232;  Udelt  die  faulen  Schreiber  287. 

hat  häoflg  nicht  die  zeit,  ihre  briefe  za  fiberlesen  86.  101.  117.  171. 
174.  246.  256.  271.  312.  323.  326.  489. 

spottet  über  das  Französisch  ¥on  Amalie  mit  dem  beding,  dafi  diese 
der  herzogin  DeuUch  corrigiere  150.  151.  159.  vergl.  auch  173.  259.  270. 
271.  275.  296.  307.  311.  322    347.  883.  395.  426.  476. 

verbittet  sich  complimente  41.  84.  85.  93.  112.  116.  121.  122.  150. 
158.  159.  203.  214.  227.  241.  271.  827.  393.  398.  400.  408.  437.  von 
complimenten  überhaupt  249.  254.  255.  258.  841.  verbittet  sich  Schmeiche- 
leien 238. 

hat  in  Fontaineblean  keine  zeit  zum  schreiben  178.  174.  175. 

empfangt  drei  mal  in  der  woche  große  briefe  von  ihrer  tochter  120, 
zweimal  in  der  woche  von  ihrer  tante,  der  knrfürstin  zu  Braunschweig  173. 
176.  298 ;  über  die  ausführlichen  briefe  der  kurfürstin,  die  E.  Ch.  ein  großer 
trost  sind  und  die  sie  mehrmals  liest  320. 

darf  in  briefen  nicht  von  religionssachen  sprechen  401. 

über  die  Verletzung  des  briefgebeimnisses  449.  451.  455.  456.  457. 
460.  462.  465.  468. 

lißt  sich  durch  die  Verletzung  des  briefgebeimnisses  in  ihren  mitthei- 
lungen  nicht  beengen  228.  456.  460.  462 ,  ebensowenig  durch  den  krieg  228. 

über  die  abgeschmackte  beeintr&chtigung ,  die  wfihrend  des  krieges  ihr 
brieflicher  verkehr  in  Deutschland  erfährt  312.  318.  315.  vergl.  317.  327. 
381.  338.  340.  344. 

mischt  sich  nicht  in  Staatsaachen  221.  228.  238.  338. 

mischt  sich  in  keine  staatsh&ndel  und  weiß  die  Staatsgeheimnisse  nicht 
812.  vergl.  323. 

vergißt  bei  einem  schreiben  an  die  königin  von  Spanien  den  respect, 
indem  sie  zu  hoch  anfängt,  und  schreibt  deshalb  vier  bogen  nochmals  ab  381. 

besorgt  die  briefe  der  frau  von  Bathsamshausen  109.  114. 

scherzt  über  teufelchen,  die  am  schreiben  hindern  309.  310. 

könnte  im  bett  unmöglich   schreiben,   schliefe   gleich  drüber  ein  473. 

Umwege,  welche  die  briefe  nehmen  340.  344. 

ist  wider  ihren  guten  Tillen  nach  Frankreich  gesteckt  worden  485. 
vergl.  286.  487. 

hätte  lieber  nicht  gebeirathet,  wenn  es  sich  hätte  schicken  können  486. 

über  die  heirathen  der  princessinnen  420. 

wäre  lieber  kurfürst,  als  Madame  225. 

möchte  ein  mann  sein  und  im  krieg  301. 

hält  es  für  ein  groß  lob,  wenn  man  sagt,  daß  sie  ein  deutsch  herz 
habe  und  ihr  Vaterland  liebe  53. 

ist  nicht  propre  für  Frankreich.  Schöne  äußerung  über  ihre  verliebe 
für  Peutschland  und  ihre  daraus  hervorgehende  Vereinsamung  mitten  im  fran* 


605 

xSsiscben  hofe  487. 

das  Vaterland  6teht  den  Deutschen  allezeit  am  bebten  an  90. 
Frankreich  hat  ihr  offenherziges  und  treues  gemüth  Ihr  nicht  ge&ndert 

66.  69. 

bleibt  sich  in  Frankreich  gleich  56.  59.  63. 

spricht  selten  Deutsch  29.  271.  275.  322;  verspürt  wol,  daß  es  ihr 
nieht  mehr  so  leicht  ankommt  wfe  vor  diesem  307.  347. 

will  das  Deutsche  nicht  vergeßen  49.   158.  271.  275.  307.  vergl.  322: 

kann  kein  Englisch  32 ;  versteht  Oberhaupt  nur  Deutsch  und  Franzö- 
sisch 204.  vergl.  auch  169.  271. 

macht  französische  linder  114.  115. 

liest  einen  deutschen  Yirgilius  49.  51. 

hört  recht  gerne  von  Deutschland  42. 

sieht  viele  deutsche  färsten  bei  sich  129. 

tadelt  die  modesucht  der  Deutschen  48. 

tadelt  die  Deutschen,  welche  Französisch  schreiben-,  fürchtet,  das 
Deutsche  werde  sich  endlich  so  verlieren,  daß  es  keine  spräche  mehr  sein 
wird  347. 

tadelt  die  uralten  grafen,  die  sich  zu  fürsten  machen  laßen  142, 
vergl.  33.  38. 

über  das  erlernen  fremder  sprachen  307,  über  die  schlechte  birtho^ 
graphie  der  französisch  schreibenden  Deutschen  ebendas.     » 

über  die  einmischung  französischer  Wörter  ins  Deutsche  158.  222. 

über  die  thorheit,  zu  glauben,  daß  man  nichts  hü^bsches,  noch  mag- 
niflques ,  als  in  Frankreich,  machen  könne  487. 

über  die  einreißende  Verderbnis  in  Deutschland  124.  219.  416. 

über  die  misachtnng  deutscher  Fürstinnen  in  Paris  118.  205,  insbe- 
sondere der  pfalzgrafen  und  pfalzgräflnnen ,  unwille  E.  Gh.  darüber  311. 

kann  sich  nicht  trösten  über  die  vorHUle  in  der  Pfalz  58.  68.  157. 
225.  291.  306.   vergl.  311.  312. 

freut  sich   des  andenkens   der  Pfälzer  33.   38.   64.  122.    vergl.   363. 

hat  von  den  französischen  erwerbungen  in  der  Pfalz  nichts  bekommen 
97.  110.  124.  125.  vergl.  230.  234.  250.  251.  über  anspräche,  die  in  folge 
der  Verheerungen  durch  den  krieg  an  sie  erhoben  werden  252. 

versteht  die  sachen  nicht,  die  man  in  ihrem  namen  für  Monsieur 
macht  226. 

versteht  die  procedurensachen  ganz  und  gar  nicht  195.  226.  355. 

versteht  nichts  von  aifären  248.  261.  278. 

nimmt  sich  der  landsleute  an  67.  166. 

möchte  gerne  unglücklichen  helfen,  aber  es  fehlt  ihr  an  geld  214. 
vergl.  25.  33.  41. 

über  die  englische  nation  142.  226.  244.  236.  321.  437.  461.  473, 
ihre  sittenlosigkeit  251.  257.  282*  366.  416. 

über  die  sittenlosigkeit  am  englischen  hofe  249. 

die  Engländer  sind  ordinarie  am  schönsten  357* 


506 

Ober  das  benehm»ii  der  Englinder  gegen  ihre  fraoen  12K. 

bÖM  eben  and  wonderlicbe  minner  in  England  90. 

ortheil  Ober  die  Franiosen  28.  51.  65.  79.  100.  115. 

Franzosen  sind  intrlgnant  856,  falsch  388. 

eigennatz  der  Franzosen  74.  75.  98.  278;  treoe  leote  darunter  ßlnd 
rar  283. 

Aber  den  mangel  herzlicher  heiterkeit  im  geselligen  leben  der  Fran- 
zosen 254. 

Ober  die  Französinnen,  die  sich  der  conversation  halber  gerne  krinlc- 
lich  anstellen  469.  471. 

über  die  coqaetterie  der  Französinnen  841,  ihre  trostgrfinde  ebendas. 

über  die  französischen  eben  92.  180,  die  Seltenheit  guter  eben  in 
Frankreich  267,  benachtheiligang  der  firauen  durch  die  gesetze  130.  172. 

über  das  benehmen  der  kinder  gegen  die  eitern  in  Frankreich  236. 

über  die  sittenlosigkelt  in  Frankreich  144.  154.  155.  160.  161.  162. 
257.  366.  409.  426.  427;  befOrchtong,  daß  sie  nach  Deutschland  Terpflanzt 
werde  163.  244.  245.  88a 

über  das  sanfen  unter  den  Jungen  Weibspersonen  und  von  der  besten 
qMliat  848.  36a 

über  die  französischen  weiber,  die  nach  leichtfertiger  Jugend  im  alter 
de^ot  werden  40a  409. 

über  die  verinderung,  welche  der  königliche  hof  seit  dem  tode  der 
könlgiu  erfahren  106. 

über  den  am  firanzösischen  hofe  herrsohendeu  ton,  der  Ton  einem  ex- 
trem ins  andere  fillt  462.  468.  464.  466. 

über  den  französischen  hof,  Terschwinden  der  politesse  an  demselben, 
überhandnehmen  der  sittenlosigkelt,  über  die  thorheit,  dai&  Deutsche  ihre 
kioder  nach  Frankreich  schicken  801. 

über  die  langeweile  am  hofe  118. 

über  den  niederen  französischen  adel,  der  mit  dem  deutsehen  adel  gar 
nicht  zu  Tergleichen  ist,  misachtung  des  ersteren  in  Frankreich  307. 

über  Deutsch  redende  Franzosen  246.  809,  vergl.  457 ;  hübsche  bemerknng 
über  solche  462. 

Franzosen  geben  den  eigenen  namen  auf  und  nehmen  den  eines 
gutes  an  278. 

fertigkeit  der  Franzosen,  artige  lieder  zu  machen  404. 

urtheil  über  M^lac  297.  806. 

über  die  Italianer  59.  297 ,  ihre  sittenlosigkeit  251.  257. 

über  die  Lothringer  306. 

religiöses  40.  76.  80.  103.  106.  251.  271.  286.  288.  302.  314.  315. 
330.  331.  385.  345.  349.  367.  377.  890.  897.  421.  429.  430.  434.484.487. 

über  unsere  Schuldigkeit  gegen  gott  40. 

ihre  gottergebenheit  369.  372.  374.  877. 

ihr  gottvertrauen  845.  397. 

über  daa  beten  40. 


507 

betet  nicht  mit  dem  eifer,  mit  dem  sie  BoUte,  ist  in  allem  elD  wenig 
indolent  399.  vergl.  429.  430. 

betet  außer   der   ki^che   nie   in    einem   baob,    macht  alle  ihre  gebete 

selber  895. 

hält  viel  auf  ehrlicher  lente  gebet  234. 

über  die  ehrftircht  vor  gott  nnd .  der  religion ,  über  den  scherz  in 
religionssachen ,  verglichen  mit  der  Verleumdung  429.  430. 

führt  ans,  daß  alles  in  der  weit  zn  gottes  ehre  ist  37«  367. 

die  gottheit  hat  keine  menschlichen  affecte,  Jcann  also  vor  nichts  grauen, 
aber  er  kann  strafen  434. 

über  ihre  hoffiiung  auf  das  ewige  leben  258.  254. 

über  disseits  and  jenseits  460. 

über  die  Seligkeit  845. 

über  den  rechten  grund  des  christenthums  347. 

über  die  rechte  religion  80.  258. 

über  devotion  191. 

über  die  erheuchelte  und  die  wahre  devotion  421.  424.  425. 

wird  nicht  närrisch  aus  zu  großer  devotion  169. 

über  den  großen  irrthum,  die  ganze  weit  zu  corrigieren  wollen,  was 
gott  allein  zukommt  490.  491. 

über  die  nothwendigkeit,  täglich  die  h.  schrift  zu  lesen  257.  258. 

liest  alle  morgen  in  der  kleinen  handbibel  193. 

liest  alle  morgen  drei  capitel  in  der  deutschen  bibel  247,  einen  psalm 
und  ein  capitel  im  alten  und  eines,  im  neuen  testament  307.  822. 382.  868.  395. 

weiß  noch  alle  lutherischen  lieder  und  reformierten  psalmen,  die  sie 
gewust  hat,  und  singt  sie  noch  oft  382..  vergl.  auch  891.  397. 

liebt  es  nicht,  viele  stunden  in  der  kirche  zn  sein  138.  343. 

ist  lange  in  der  kirohe  131.  277.  820.  328.  329.  359. 

schläft  während  der  predigten,  die  eine  halbe  stunde  nach  dem  eßen 
stattfinden  258.  840.  341.  397.  .402;  wenn  man  morgens  predigt,  schläft  sie 
nicht  402;  reflexion  über  ihr  schlafen  in  der  kirche  402;  steht  wegen  des 
lateinischen  geplärrs  langeweile  aus  in  den  kirchen  278.  286. 

über  die  prediger  345.  847.  429. 

über  die  reformierten  pfarrherren  444. 

über  die  Seltenheit  der  prediger ,  welche  die  kunst  haben,  unsere  pas- 
sionen  zu  dämpfen;  über  die  prediger  überhaupt  402.   vergl.  867. 

hält  die  fasten  nicht,  äußerung  darüber  344.  391.  453. 

das  klosterleben  ist  gar  nicht  ihre  sache  231.  236. 

geht  wenig  mit  nennen  um  und  ist  ihr  leben  nicht  bei  denen  von 
St  Gyr  gewesen  415.  416. 

ihre  religiöse  duldsamkeit  349.  492.  493. 

über  die  drei  christlichen  religiooen  75. 

über  deutsche,  spanische,  portagiesisohe,  italiänische  und  französische 
Katholiken  188.  247.  882.  470. 

über  die  geringe  achtung  des  papstes  in  Frankreich  187.  247.  882. 


508 

über  die  Romfahrten  176.  177.  187. 

aber  die  reliqoieD;  E.  Gh.  ist  der  meinong,  et  wire  beOer,  spitller 
in  btnen,  tlt  reliqoien  zn  zieren  417. 

billigt  nicht  die  allein  dnrch  die  polItik  herbeigeführte  üble  behtnd-« 
Inng  der  Reformierten  in  Frankreich  888. 

über  die  mehrheit  der  religionen  492.  493. 

über  die  yerglelchnng  der  religionen  mit  hnnden  250. 

über  der  gelehrten  mtngel  an  glanben  298. 

über  die  zwecklotigkeit ,  das  horotkop  stellen  zn  laßen  884. 

lebensansichten  28.82.  35.  37.49.  50.  69.  70.  76.  82.92.93.94.107. 
148.  150.  165.  157.  226.  245.  263.  298.  802.  805.  840.  845.  849.  890. 
422.  487. 

über  weltverachtnng  in  theorie  nnd  praxis  815.  vergl.  828. 

lebensregeln  899. 

über  die  wähl  beim  nmgange  428.  424. 

höflich  sein  ist  nöthiger,  alt  frenndlich  sein  899.   rergl.  486. 

über  brntalit&t,  die  Jedermann  übel  tteht,  aber  großen  herrn  noch 
mehr  448;  Je  höher  man  ist,  Je  höflicher  mnO  man  sein,  damit  andere  ein 
exempel  nehmen  485. 

über  die  falschheit  tpöttischer  nnd  höhnischer  lente  77. 

über  tchweigen  nnd  Torsichtig  sprechen  458. 

Tom  lachen  867. 

über  diejenigen,  welche  mal  k  propos  lachen  898. 

vom  lachen  über  den  nichsten  429-  480. 

über  das  weinen  489. 

über  lastif  nnd  tranrig  sein  28.  247.  248.  808;  über  den  einflnO  der 
zeit  anf  mindemng  der  betrübnis  808.  305;  „wen  wir  keine  andere  betrübt- 
nnü  betten,  alß  nnßere  sflnde,  wehren  wir  gar  Instig"  806.  816.  lastig  sein 
ist  gesund,  traurig  sein  macht  krank  447.  468.  lastig  sein  yerlangert  das 
leben  348.    nachtheiligkeit  der  betrübnis  371.  876. 

über  die  behandlung  betrübter   873.  376.  378.  882.  885. 

das  leben  bietet  mehr   yerdruß,   als   freude  340.   397.  402.  414.  436. 

über  Vorbereitung  anf  nnglück  800,  Über  die  dabei  nöthige  theilnahme 
von  freunden  ebendas. 

über  den  werth  der  freunde  86. 

Über  das  anhalten  des  einmal  eingerißenen  angifickes  78. 

über  possierliches  bei  Unglücksfällen  452. 

über  abschied  nehmen  241.  279.  821.  394.  450.  452. 

über  den  verlnst  derer,  die  man  lieb  hat  70.  149.  241. 

über  die  traaer  um  tbeure  verstorbene  28. 

über  den  ledigen  stand  und  die  männer  91.  249.  262.  264.  268. 
279.  419.  486. 

über  das  heirathen  56.  82.  90.  125.  184.  158.  165.  205.  246,  über 
die  hauptpuncte  dabei  264.  268.  279.  357.  389.  890.  411.  420.  434. 

über  armuth  im  ehestand  165,  über  liebe  im  ehestand  264.  267.  889, 


509 

über  caressiereD  vor  den  leuten  267. 

tadelt  die  mIsheiratheD  128,  bedauert  ihr  aufkommen  in  Deatscbland 
142.  219.  228.  229.  277.  288.  284.  307.  455 ,   begriff  der  misbeirath  436. 

über  das  anglüclLlicbe  loß  der  frauen  299. 

über  lieben  und  nicht  lieben  249. 

über  äußere  Schönheit  48.  67.  68.  107.  113.  126.  170.  274.  336.  420. 

über  die  coquetterfe  345. 

über  coquette  weiber  308.  341.  427. 

über  große  feste  und  Icleine  und  große  gesellschaften  813. 817.  898.  489. 

über  die  betheiligung  von  männern  und  frauen  an  der  gesellschaft  140. 

findet,  daß  man  am  hofe  natürlicher  ist,  als  In  den  provinzen  und 
Städten  228. 

über  das  hofleben  361. 

über  grandeur  ohne  große  macht  125. 

über  die  hoffahrt  von  leuten,  die  sich  in  posten  finden,  die  ihnen 
nicht  zukommen  409. 

hält  die  mathematik  für  ein  passendes  Studium  für  lente  von  qualität  188. 

über  die  rechtsgelehrten  279. 

über  die  belästigung  durch  allzu  häufige  besuche  444. 

über  die  behandlung  störender  besuche  418. 

über  geschenke;  sie  sind  in  Frankreich  nicht  üblich  418-  419. 

über  die  seefahrt  89. 

über  das  alter  343.  399. 

wollte  lieber  sterben,  als  blind  werden  212. 

über  das  sterben  104.  105.  243.  259.  296.  298.  299.  862.  372.  378. 
877.  382.  397.  468. 


Über  die  lebensverhältnisse  der  erlauchten  frau,  deren 
briefe  ich  mittheile,  darf  ich  mich  hier  wol  auf  eine  ganz 
kurze  notiz  beschränken. 

Elisabeth  Charlotte  wurde  als  tochter  des  kurförsten 
Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  und  seiner  gemahlin  Charlotte 
von  Heßen-Cassel  17/27  Mai>  1652  zu  Heidelberg  geboren. 
Im  jähre  1671  wurde  sie  gegen  ihren  willen  mit  dem  herzöge 
Philipp  von  Orleans,  dem  bruder  Ludwigs  XIV,  zu  Chälons 
vermählt.  Aus  dieser  ehe  giengen  drei  kinder  hervor,  Ale- 
xandre Louis  d'Orlöans,  herzog  von  Valois,  geboren  1673, 
gestorben  1676,  Philipp,  herzog  von  Orleans,  der  nachma- 
Uge  übel  berüchtigte  prinz  regent  von  Frankreich,  und  Eli- 
sabeth Charlotte,   die  wir  später  als  gemaUin  deis  herzogä 


510 

Leopold  von  Lothringen  finden  *.  Unsere  herzogin  Elisabeth 
Charlotte  von  Orleans  starb  am  8  Oetober  1722.  Über  ihre 
weiteren  verwandtschaftlichen  beziehungen,  über  die  Schick- 
sale ihrer  nachkommen,  durch  welche  Elisabeth  Charlotte 
mit  so  vielen  ftirstenhäusem  in  Verbindung  steht,  sehe  man 
den  lehrreichen  „Vorbericht",  mit  welchem  W.  Menzel  seine 
ausgäbe  geschmückt  hat. 

Eine  biographie  unserer  herzogin  hat  Fr.  Karl  Jul.  Schütz 
geliefert  in  seinem  „Leben  und  charakter  der  Elisabeth 
Charlotte,  herzogin  von  Orleans,  nebst  einem  auszuge  des 
denkwürdigsten  aus  ihren  briefen;  ein  beitrag  zur  Charak- 
teristik des  französischen  hofes  Ludwigs  XTV.  Leipzig  1820. 
8.  Eine  wesentlich  auf  Menzels  ausgäbe  unserer  briefe  be- 
ruhende, äußerst  ansprechende  Charakterschilderung  der  her- 
zogin Elisabeth  Charlotte  hat  Ludwig  Häusser  entworfen  in 
seiner  „Geschichte  der  rheinischen  Pfalz  nach  ihren  politi- 
schen, kirchlichen  und  literarischen  Verhältnissen.'^  II.  Heidel- 
berg 1845.  8.  s.  712  bis  734.  Man  vergleiche  auch  Ludwig 
Ölsner,  „Elisabeth  Charlotte ,  herzogin  von  Orleans",  in  Fr. 
von  Raumer  „Historischem  taschenbuch",  vierte  folge,  fünfter 
Jahrgang,   Leipzig  1864.    8.   s.  105  bis  162. 

Das  bildnis  der  herzogin  Elisabeth  Charlotte  von  Orleans 
haben  Charles  Simonneau  1714  und  Maria  Magdalena  Horte- 
mels  in  demselben  jähre  nach  einem  gemälde  des  berühmten 
Hyacinthe  Rigaud  gestochen  **.  Eine  copie  des  porträts  der 
herzogin  ist  in  das  sechste  heft  der  von  C.  M.  freiherm  von 
Aretin  veröffentlichten  „Alterthümer  und  kunstdenkmale  des 
bayerischen  herrscherhauses.  Herausgegeben  auf  befehl  Sr 
Majestät  des  königs  Maximilian  II,  fortgesetzt  auf  befehl  Sr 
Majestät  des  königs  Ludwig  II."  München  1865.  folio.  auf- 
genommen worden. 

*  Yergl.  Histoire  g^n^alogique  et  chronologique  de  la  maison  royale 
de  France  u.  s.  w.  par  le  p.  Amselme  u.  s.  w.  I.   Paris  1712.  fol.  s.  95. 
**  Yergl.  6.  E.  Nagler,  Neues  aUgemeines  künstierlexikon  VI.  Mün- 
chen 1838.  8.  8.  315.  316.  XVI.    Manchen  1846.  8.  s.  442.  443. 


511 

Die  halbgeschwister,  an  welche  die  gegenwärtigen  Briefe 
der  herzogin  gerichtet  sind,  entstammen  dem  zweiten  ehe- 
bündnisse,  in  welches  ihr  vater,  nachdem  er  sich  von  seiner 
ersten  gemahlin  getrennt,  zu  Frankenthal  am  6  Januar  1658 
mit  dem  fräulein  Luise  von  Degenfeld  getreten  ist.  Ich  habe 
im  register  über  diese  halbgeschwister  einige  bemerkungen 
gegeben  und  verweise  im  übrigen  auf  Häusser  a.  a.  o.  H, 
s.  684.  685  imd  ganz  insbesondere  auf  ,,Luise,  raugräfin 
zu  Pfalz,  geborne  freiherrin  von  Degenfeld.  Von  dem  ver- 
faßer des  lebens  Friedrichs  von  Schomberg"  [J.  F.  A.  Eazner]. 
II.    Leipzig  1798.    8. 

Vollständig  scheinen  die  briefe  der  herzogin  an  ihre  halb- 
geschwister nicht  mehr  erhalten  zu  sein ,  da  auf  ein  schreiben 
vom  18  Juli  1683  sogleich  ein  solches  vom  22  December  1691 
folgt,  während  noch  Eazner  a.  a.  o.  III,  s.  98  bis  102  einen 
von  ihr  an  Luise  und  Amalie  gerichteten  brief  d.  d.  Versailles 
d.  17  JuU  1685  und  a.  a.  o.  II,  s.  143.  144  die  vom  12 
Januar  1700  datierte  Zuschrift  an  Karl  Moriz  geben  konnte, 
deren  in  unserer  numer  100  erwähnung  geschieht. 

Über  die  anderweitig  gedruckten  und  die  sonst  noch 
handschriftlich  übrigen  briefe  von  Elisabeth  Charlotte  hat 
Menzel  in  seinem  „Vorbericht^  s.  IX  bis  XI  auskunft  gegeben. 
Demjenigen,  was  dort  verzeichnet  ist,  habe  ich  noch  hinzu- 
zufügen, daß  Leopold  von  Ranke  im  fünften  bände  seiner 
„Französischen  geschichte,  vornehmlich  im  sechzehnten  und 
siebzehnten  Jahrhundert",  Stuttgart  und  Tübingen  1861.  8. 
s.  282  bis  442  einen  theil  der  briefe  der  herzogin  an  die 
kurfürstin  Sophie  von  Hannover  dem  publicum  dargebracht 
hat.  Auch  eine  Übersetzung  habe  ich  zu  nennen ,  die  „Corre- 
spondance  compl^te  [?]  de  Madame,  duchesse  d'Orl^ans,  näe 
princesse  palatine ,  m^re  du  r^gent.  Trad.  par  m.  Q-.  Brunei. 
Accompagn^e  d'une  annotation  historique,  biographique  et 
littäraire  du  traducteur."    2  vol.    Paris  1857. 

In  neuester  zeit  wurde  unsere  herzogin  zur  heldin  eines 


512 

dramas  erwählt.  Ich  meine  ^yEUsabeth  Charlotte.  Schaaspiel 
in  fünf  acten  von  Paul  Heyse."    Berlin  1864.    8. 

Es  sei  mir  gestattet,  mit  einigen  der  sätze  za  schließen, 
durch  welche  Licopold  von  Ranke  seine  mittheilungen  aus 
der  correspondenz  der  herzogin  eingeleitet  hati  Er  sagt 
a.  a.  o.  s.  280: 

»Mit  dem  bruder  Ludwigs  XTV,  herzog  Philipp  von 
Orleans  vermählt  fühlte  sich  die  herzogin  Elisabeth  Charlotte 
an  dem  französischen  hofe  doch  niemals  eigentlich  zu  hause; 
auch  den  fremden  gesandten  fiel  ihre  einsame  und  exceptio- 
nelle  Stellung  an  demselben  auf.  Um  so  lebendiger  war  die 
theilnahme  und  Zuneigung,  die  sie  ihren  deutschen  freunden 
und  verwandten  bewahrte ;  in  unzähligen  mittheilungen  erhielt 
sie  sich  mit  denselben  in  vertraulichem  verkehr.  Darin  be- 
steht der  Charakter  und  fiir  uns  Deutsche  der  reiz  ihres  brief- 
wechsels,  daß.  sie  in  sich  selbst  vollkommen  mit  denen  lebt, 
an  die  sie  schreibt/  während  ihr  die  demente  des  äußern 
lebens,  in  deren  kreißen  sie  sich  bewegt,  allezeit  fremd  und 
selbst  widerwärtig  bleiben.  Sie  ist  nicht  ohne  alles  Verständ- 
nis filr  dieselben,  aber  die  Unvereinbarkeit  des  deutschen  und 
französischen  geistes  in  dieser  epoche  hat  sich  nirgends  so 
prägnant  ausgedrückt,  wie  in  ihren  briefen.« 

Und  so  möge  denn  meine  arbeit,  die  ich  auf  den  wünsch 
des  Präsidenten  und  des  ausschußes  des  litterarischen  Vereins 
unternommen  habe,  dem  wolwoUen  und  der  nachsieht  der 
leser  bestens  empfohlen  seini 

Tübingen  3  Mai  1867. 

WILHELM  LUDWIG  HOLLAND. 


513 


BEMERKUNGEN. 


Brief  nr  7  ist,  wie  sieb  erst  später  ergeben  hat,  die  fortsetzung  Ton 
brief  nr  £8. 

S.     93  lies:  Seydt  also  statt    Seydt,  also. 

„    183  am  sclilaße  von  brief  99  lies:  behalte!  statt  behalte. 

„    200  nach  genesen  ist  sollte!  stehen. 

„    208  nach  abandoniren  sollte!  stehen. 

„    210,  z.  4  V.  u.  lies:    dont  ma  tante,  madame  relectrice. 

0    221,  z.  15  V.  u.  fehlt  das  pnnct  nach  habe. 

„    230,  z.  12  V.  u.  ist  vielleicht  zu  lesen :  will  geschweygen,  daA  wafiu 

„    246,  z.  1  ist  vielleicht  zu  lesen:  Stein. 

„    297  lies:  dame  d'atonr,  brnder. 

y,    308  statt  Manisch  ist  vielleicht  zn  lesen :  ^manisch. 

„    312,  z.  4  V.  n.  lies:  schreiben  statt  sehreiben. 

„  416,  z.  3  V.  0.  heilet  es  in  der  handschrift  ohne  zweifei:  nicht 
doli  von. 

8.  417,  z.  7  V.  0.  ist  wol  zu  lesen:  haltet,  [was]. 

„  437,  z.  4  V.  0.  sollte  das  komma  vielleicht  nach  8,  statt  nach 
gehen  stehen. 


Briefe  der  Prinzessin  £lisabeth  Charlotte.  ^"^ 


5U 


REGISTER. 


AbHB   sind  nicht  alle  dorch  das  Ja- 

biläum  bekehrt  888. 
Abendmahl,  h.  359.  482. 
Aberglauben;   in  Frankreich   hat   nnr 

der    pöpel    aberglauben ,    aber    die 

ehrlichen  lente  nnd  lente  Ton  con- 

dition  gar  nicht  382. 
Ablaufen,  praet.  abgeloffen  380.  406. 

481. 
Abscheulich  11.  368.  369.  882. 
Acces  30.  89. 43.  292.  298.  295.  350. 
Adam,  der  alte  314. 
Adel,    der  arme,    in   Frankreich  80, 

der  niedere  307. 
Aderlaß  292.  296.  828.  830.372.  386. 

888.  892.   In  Frankreich  laßen  sie 

kindern  von  drei  monaten  zur  ader 

394.  400.  411.  426. 

Änderung  der  gewohnhoiten  bei  be- 
jahrten ein  schlimmes  zeichen  394. 

Affeetation,  das  deutsche  wort  dafür, 
158.   169. 

Ahnziglich  346. 

Akademie,  die  franzosische  266. 

Albemarle,  mylord  239.  249.  257. 

Alber  17.  134.  138.  188.  228.  247. 
251.  337.  340.  347.  465.  483. 490. 

Albertet  374.  461. 

Albertingen,  Scherzname  157. 

Alceste,    oper,     stelle    daraus    389. 

395.  418. 


Alcide  418. 

Alexander  257. 

Allebenwol  4.  5.  29. 

Allifax  s.  Halifax. 

Allen  (?  Ahlden) ,  prinzessin  von,  ver- 
folgt Carllutz  mit  ihrer  roqnetterle 
808.  395.  Es  ist  wol  Sophia  Doro- 
thea gemeint,  die  tochter  des  her- 
zöge Georg  Wilhelm  von  Zelle,  die 
am  18  November  1726  auf  dem 
schloße  zu  Ahlden  gestorbene  un- 
glückliche gemablin  des  kurprinzen 
Georg  Ludwig,  des  nachmaligen  ko- 
niges  Georg  I  von  England.  Vgl. 
W.  Havemann ,  Geschichte  der  lande 
Braunschweig  und  Lüneburg  III. 
Gottingen  1857.  8.  s.  354.  502. 

Alt,  sehr  alte  leute  323. 

Altesse  52,  altesse  royale  52 ;  vgl.  s.  55. 

Altfränkisch  48.  348. 

Altorf  346. 

Altoviti  13;  hocbgerühmt,  verfertigt 
ein  heilsames  ol  361.  362.  364. 
438.  443.  444.  450.  456. 

Amadis,  roman  von  14.  322.  Vergl. 
Amadis,  erstes  buch,  nach  der  ältes- 
ten deutschen  bearbeitung  heraus- 
gegeben von  A.  von  Keller.  Stutt- 
gart 1857.  8.  Bibliothek  des  litter. 
Vereins  b.  XL. 

Amadis  de  Gr^ce  128. 


515 


Amadis  de  Gr^ce,  op^ra  128.  129.  Die 
miisik  dieser  oper  ist  tod  Destouches 
(Daogeau ,  Jonrnal  VIT,  s.  54). 

Ambotten,  ein  Eurländer  45. 

AmbrassiereD ,  am  schluße  der  briefe. 

Ameishanfen  151. 

Amelie,  Amelisse,  d.  1.  Amalie  Elisa- 
beth ,  rangräfln .  halbschwester  von 
£.  Ch.  81  ;  ist  eine  lastige  Christin 
402 ;  hat  eine  yorliebe  für  die  Eng- 
länder 484;  ihr  aussehen  in  der 
kindbeit  168.  259;  heirathsplan  mit 
dem  grafen  von  Wittgenstein  264. 
265. 268.  288 ;  scherz  über  ihre  from- 
migkeit  348.  367.461.473.  Amalie 
Elisabeth  wurde  22  Merz/ 1' April 
1663  zu  Heidelberg  geboren  und 
starb  ebendaselbst  13  Juli  1709. 

Amelie ,  prinzessin,  d.  i.  Wilhelmine 
Amalie,  tochter  des  herzogs  Johann 
Friedrich  zu  Braunschweig-Hanno- 
ver,  seit  dem  jähre  1699  gemahlin 
des  späteren  kaisers  Josef  I,  56.64. 
114.  125.  126.  128. 

Amen  sagen  57.  438. 

Amiishagen  (pfarrdorf  mit  einem  alter- 
thtimlichen  ritterschaftlichen  schloße 
im  heutigen  wirtembergischen  ober- 
amte  Gerabronn)  241.  245. 

Amour  und  liebe  264. 

Ampassade  476. 

Amphitryon,  komodie  von  Moli^re  237. 

Amüsieren  (durch  mittheilung  von  tra- 
giqnen  aventuren)  381. 

Amyranlt,  monsieur  73.  74.  76.  79. 
81.  86.  89.  90.  91. 

And  thun  319.  325.  397. 

Andrienne  446. 

Audrom^de  178. 

Anecken,  mutter,  komodie  3.  147. 
Angen  =  ahnen  808.  485.  455. 

Angst,  adj.  471. 

Anhalt  Dessau ,  Leopold ,  fQrst  von 
(der  alte  Dessaner),  seine,  übrigens 
glückliche,    heirath   mit    der    apo- 


thekerstochter  Anna  Lnise  F5hse  ge- 
tadelt. Vgl.  Menzels  ausg.  b.  70,  anm. 

Anjon,  d*  335. 

Anjon,  duc  d*  186. 

Anklettern  78. 

Anmachen,  händel,  344. 

Anna,  kSnigiu  von  England  805.  311, 
sieht  alt  aus  820.  447.  468. 

Anna,  prinzessin  223. 

Anna  Katharina,  fräulein  245 ;  b.  Woll- 
mershausen. 

Anschnnrren  3. 

Anspach  410. 

Anspach,  markgraf  von  110.  111.  116. 
134.  183.  327.412.420,  der  junge 
411.  412.  441.  442. 

Anspach ,  prinz  von  129,  durch  Schön- 
heit ausgezeichnet  327. 

Anspach,  Karoline,  prinzessin  von  (die 
nachmalige  prinzessin  von  Wales, 
mit  der  E.  Ch.  in  späteren  jähren 
so  viele  briefe  wechselte.  Menzels 
ausgäbe  s.  92,  anm.)  110.  176. 
178.  327.  860.  409.  411.  412. 

Anstoß  vom  fleber  202. 

Anstoßen,  vom  fleber  39.  65.  100. 
213,  von  den  gichtern  886. 

Antechrist  493. 

Antichambre  60. 

Anton  Ulrich ,  herzog  von  Brann- 
schweig-Wolfenbüttel  453,  ist  der 
beste  herr  von  der  weit  459.  460. 

Antragen  449. 

Appartement  50.  51.  58.  55.  61.  72. 
101.  130.  174.  181.  215.  216,  ab- 
geschafft 434.  „On  disait  qn'il  y 
avait  appartement  lorsque  le  roi 
recevait  le  soir  (de  6  h.  ä  10)  toute 
la  cour  dans  son  grand  appartement; 
alors  le  roi  jonait  an  billard  en 
public,  il  y  avait  musique,  jeux 
de  toutes  sortes,  et  rafratchisse- 
ments;  Tappartement  se  terminait 
quelquefois  par  un  bal.  Of.  Mer- 
cure  galant,    d^cembre  1682,    etc. 


516 


Relation  des  assemblees  faites  k  Ver- 
sailles dans  le  grand  appartement 
da  roi  pendaut  le  caroaval  de  1683 
et  des  divertissements  que  Sa  Ma- 
Jest^  y  avait  ordoDn^s.  Paris,  1683, 
1  Tol.  in  12;  St  Simon,  t.  1, 
p.  45  et  46,  ^dit.  in  12."  Dan- 
gean,  Journal  I,  s.  56,  anmerkang. 

Arco,  gr&fln  von,  maitresse  des  kur- 
fQrsten  von  Baiem  258. 

Armagnac,  mademoiselle  d'  134 

Armnth  macht  schmutzig  483. 

Arsch  457. 

Artlich  33.  38.  40. 

Arzt  &ußert  sich  über  die  Ursache  der 
kränklichkeit  der  kinder  der  k5- 
nigin  398. 

Arzte  892. 

Astrolog  201.  384. 

Attraction ,  beispiele  der  246.  247. 298. 
Vergl.  J.  Grimm,  Ober  einige  fälle 
der  attraction ,  in  Kleinere  Schriften 
III,  Berlin  1866.  8.  s.  312  bis  348. 

Andienzkammer  375. 

Auffischen  312.  336. 

Aufgesetz  476. 

Aufnehmen  446.   - 

Aufsapeln  75. 

Aufsetzen  53.  476. 

Aufsetzen  (den  köpf  kurz  aufgesetzt 
haben)  461. 

Augsburg  336. 

Augustin  Veninger  104.  146. 157.  171. 

Augustinus  ,  San  et  204. 

Augustus  162. 

Augustus,  konig  841.  489.  490. 

Aumont,  duc  d'  7. 

Ausfllzen  =r  schelten  60.  74.  221. 

Ausfischen  811. 

Ausquälen  23. 

Ausspeien  480. 

Auster  4.  9. 

Austern  9. 

Auszäpfen ,    einer  waßersüchtigea  das 
waOer  260. 


Auvergne,  comtesse  d'  260. 
Bacherach  a/Rh.  (die  dort  gefertigten 

tabletten  von  schieferstein)  459. 464. 
Baden ,    prinz    Louis    von    27.    299. 

300.  489. 
Baden-Durlach ,     markgraf    Karl    von 

349.  488,  markgräfln  von  349. 
Baden-Durlach,    prinz  von  299.  300. 
Baer,  herr  von,  marschalk  von  Hom- 
burg 219.  220.  221.  239. 
Bären  7. 

Bären-katzen-affengeslcht  209.  212. 
Baiern,   knrfurst  von  258.  309.  322. 

327.  836.  467. 
Baiern,  kurfQrstin   von  226. 
Baiern,  kurprinz  von,  die  trauer  um  ihn 

verhindert  kein  divertissement  126. 
Baireuth,  prinz  von  181. 
Balafre  6. 
Balbirer  87.   89.   93.  208.  243.  436. 

477.  481. 
Ballen  spielen  412. 
Ballhaus  488. 
Ballet  96. 

Bank,  die  lange  250. 
Bar,  de  11.  66.  167.  203.  235. 
Bar,  madame  457. 
Bar,   in  Lothringen   138.    144.    155. 

168.  170.  174.  175.  244. 
Barcelona  289.  460. 
Bardge,  bad  92. 
Barometer  488. 
Baron  de  la  Crasse,  le,  komodie  von 

Poisson  427. 
Basel  81.  44. 
Bastille  7.  111. 
Battant  l'oeuil  811. 
Bauerokirbe  212. 
Bauernstolz  485. 
Beaumont  6. 
B^chamel ,  surintendaut  von  Monsieur 

102.  152.  190.  206. 
Bederdeel ,  wurde  abends  zu  Heidel- 
berg getrunken  400. 
Bedutelt  193. 


517 


Begebenheit,  wunderliche,  wie  die 
deutschen  komSdianten  als  pflegen 
zu  sagen  40. 

Begriff  490. 

Beichtsvater  261. 

Beispiele  ans  dem  neuen  testament 
341 ,  aus  dem  alten  testament  414. 

Belial  814. 

Bellefonds,  mar^chal   de  6. 

Belmont,  madamede275,  redet  pos- 
sierlich franzosisch  865.  368.  462. 
472. 

Beloti,  monsieur,  ein  italiäuischer 
arzt ,  verfertigt  ein  elixir  gegen  das 
grieß  201.  203.  204.  205. 

Benedetto,  San  471. 

Benise,  monsienr  423. 

Benjametter  416. 

Benjole  104. 

Berlin  32.  172.  175.  210.  264.  297. 
328.  375.  486.  489. 

Bernstein  338.  341. 

Bernstein,  fran  von,  schwester  der 
frau  von  Rathsamshausen  99.  101. 
104.  109.  118.349.  363.  354,  ihre 
tochter  110.  452,  ihr  sehn  349. 
353,  sehr  gelobt  854. 

Berry,  Charles  de  France,  duc  de, 
dritter  söhn  des  Dauphin  186. 446. 

Berteaut,  Nanon  265. 

Berwick,  duc  de  66. 

Betbuch  415. 

Betterthel  79. 

BeuvroD ,  Chevalier  de  23. 

Benvron,  comtesse  de  127.131.142. 
154.  185. 

Bibel,  die  lOneburgische  322. 

Bibel .  in  Frankreich  Ton  Jedermann 
gelesen  247.  882. 

Bibelfest  382. 

Bibelsprüche  154.  202.240.247.314. 

411.  468.  486. 
Bier   in   Frankreich  79,    weniger  ge- 
sund ,  als  wein  825. 
Bier,  warmes  400. 


Bigotterle  191. 

Binder,  herr  225. 

Bindfaden  451. 

Birkenfeld,  Christian,  pfalzgraf  von 
178.  179. 

Birkenfeld,  prinz  von  118.  134.  178. 
181.  182.  183. 189,  prinzessin  von 
188.  140. 

Bißen,  schmale  231. 

Blainville,  monsienr  de  291. 

Blansac,  monsienr  de  858. 

Blattern  80.  186.  888. 

Blind,  sich,  voll  saufen  175. 

Blinde  kuh  spielen  95.  128. 

Blois,  mademoiselle  de,  Fran^oise 
Marie  de  Bourbon,  duchesse  de 
Chartres,  nachher  d'Orl^ans  858. 

Blotsangst  .13. 

Blntsbang  7. 

Blntseinfältig  286. 

Blutslangweilig  194. 

BlutsIeQnisch  239. 

Blutss^rieux  395. 

Blutsnngedultig  406. 

Blntsübel  86. 
Bockenheim  23. 

Böhmen,  k5nigin  von  168. 

Boinebnrg  169. 

Boisfranc  9. 

Bonican  452. 

Botzheim,  captein  18. 

Bouffiers,  mar^chal  de,  spottlied  auf 

denselben  47. 
Bonffonnieren  802. 
Bouillon ,  verdirbt  den  magen  404. 405. 
Bouillon,  madame  de  46. 
Boulogne,  bois  de  451. 
Bouquet  mit  einem   rnbinenring  476. 
Bourbon,  Sauerbrunnen  von  7, 149. 219. 
Bourbonne,  bad  92.  149.  488. 
Bourgeois  250. 
Bourgeois  gentilhomme,  le,  komödie 

von  Moli^re  867.    419. 
Bourgogne,  Louis  de  France,  duc  de 
234.  280.  327.  857.  394.  447. 


518 


Bonrgogne,  Marie  Adelaide  de  Saroie, 
dachesse  de  114.  115.  124.  233. 
234.  262.  292.  310. 325.  826.  843. 
84a  352.  394.  446.  480. 

Bracciano  s.  Brachane. 

Braohane,  dacbesse  de  43.  Unter 
Brachane,  wie  aachDangeau,  Jour- 
nal Vi,  8.  337  schreibt,  ist  Bcac- 
ciano  gemeint 

Brandenbarg,  Karl,  prinz  von  40. 
„Karl  Philipp,  ein  jüngerer  söhn 
des  großen  karfQrsten  Friedrich 
Wilhelm,  verliebte  sich  zu  Turin 
in  die  schöne  gr&fln  Solmeur  und 
heirathete  sie  heimlich.  Sein  bruder, 
könig  Friedrich  I  von  Preußen,  ließ 
sie  gewaltsam  trennen,  wobei  sich 
Karl  ritterlich  wehrte  un^  verwun- 
det wurde.  Bald  darauf  starb  er 
aus  gram.  Die  gräfln  wurde  aus 
dem  kloster,  wohin  man  sie  ge- 
bracht, wieder  entlaßen  und  hei- 
rathete den  sächsischen  marschall 
grafen  von  Wackerbarth ^.  Menzels 
ausgäbe  s.  9,  anm.  Dangeaa, 
Journal  V,  s.  219,  ndnnt  des  prin- 
zen  „pr^tendue  femme  ou  maitresse^ 
„la  comtesse  de  Salmour^. 

Brandenburg,  kurfQrst  von    98.    177. 

Brandenburg,  kurfQrstin  von  126.  144. 
175.  177. 

Brandenburg,  kurprinz  von  141,  ist 
vor  dem  rechten  alter  witzig ,  wird 
also  nicht  lange  leben  152. 

Brandenburg,  kurprinzessin  von  71. 
134.  141.  189.  383. 

Brauns,  monsieur  424.  432. 

Braunschweig  342.  459;  die  messe 
daselbst  474. 

Braunschweig,  herzog  von  474. 

Braunschweig ,  kurfurstenthum  von 
488. 

Brautmedaille  58. 

Brautreck  476. 

Br^gis,    madame  de  (ein  dictum  von 


ihr  -über  die  macht  der  leidenfchaf- 
ten)  367;  vergl.  s.  402. 

Breitiegel  394. 

Brennkolben,  schwitzen  wie  in  einem 
409. 

Bret,  hoch  am,  sein  125. 

Bretagne,  dnc  de,  der  kleine,  söhn 
des  duc  de  Bourgogne,  sein  tod  in 
folge  unrichtiger  ärztlicher  behand- 
lung  386.  388.  394. 

Bretten  194. 

Breton  223. 

Brevet  de  retenue  218. 

Brian^on  482.  484. 

Briefgeheimnis  wird  nicht  geachtet 
106.  228.  318.  370.  388. 449.  451. 
455.  456 ,  in  Deutschland  nicht  ver- 
letzt 318,  in  Hannover  nicht  ge- 
wahrt nach  der  Überzeugung  von 
E.  Oh.  460.  462.  465.  468. 

Brockdorf,  graf  von  244.  255.  256. 
284.  285.  289.  300.  396. 401. 454. 
455. 

Brocken,  ein  fetter  357. 

Br^bahn  327. 

Brackhausen  149. 

Brneys,  dichter  448. 

Brun,  frau  von  64.  185.  186.  240. 
241.  245.  246. 

Bruner,  doctor  175. 

Brunnen,  in  den,  fallen  (sprich- 
wortliche redensart)  298. 

Brutalität  448. 

Brüssel  311.  322. 

Buben,  den,  putzen  297. 

Buch ,  auf  der  post  geschickt  399.405. 

Bücherschrank  464. 

Bückeburg,  gräfln  zu  423. 

Bücking  321. 

Bülow,  Jochem  Henderich,  marschalk 
404. 

Bunt  gehen  415. 

Burnet  390.  400.  404. 

Butzen,  verb.  304.  blut  und  materie 
347. 


519 


Batzen  243.  267.  422. 

Cabinet  51.  60. 

CachoQ,  iodianiscber  400.  450. 

Caesar  257. 

Gäsperle ,    des    schwarzen ,    hochzeft 
243. 

Caf^,  seine  Wirkung  444. 

Caillemotte ,  La,  sein  sittenloser  Wan- 
del 416. 

Calescbe  420. 

Callenfels  246. 

Camisarden  400.  401. 

Canstein ,  ?on  404. 

Cantenac  2. 

Capernöl ,  auf  die  milz  gescbmiert  433. 

Capten  240. 

Carlier  156. 

Carnaval,    267,   das   269.   300.  303. 
308.  340,  zQ  Hannover  362.  366. 
^370,  zu  Paris  434.  436.  437.  445. 
447. 

Carnaval,  kein  divertissement  bei  hof 
während  desselben  78. 

Carmeliterkloster  215. 

Casale  40. 

Gasq[a^,  inousieur  de  291.  313. 

Cassel  265.  266.  267.  488. 

Gassei ,  landgraf  von  187.  189.  191. 
256.  265.  279. 

Gassei,  landgraf  Cajl  von  387.  435. 
466. 

Gassei,  landgräfln  von  149.171.173. 
279.  469. 

Gassei,  prinzen  von  120.  132.  149. 
171.  338. 

Gassei,  Wilhelm,  prinz  von  334. 

Gasse! ,  Friedrich  ,  erbprinz  von  He- 
iden-Gassei,  der  spätere  konig  von 
Schweden  175.  189,  seine  verm&h- 
Inng  mit  Ulrike  Eleonore,  der 
Schwester  Karls  XII  von  Schweden 
191 ;  geschlagen  bei  Speyerbach  von 
marscball  Tallard,  aber  um  seiner 
tapferkeit  willen  als  held  gefeiert 
332.  334.  335,    geht   nach  Italien 


469.  470. 
Gassei,    erbprinzessin  von  208.  227. 

308,   ihr  tod  435. 
Gastel ,  graf  von  170.  200. 
Gavaliere,    Junge    dentsche,     orthetl 

über  sie  57. 
Geremoniell  174.  175.  176. 
Geremouien    nehmen  in   Deatscbltnd 

überhand  333. 
Ghagrin   macht   nicht   allezeit   mager 

305. 
Ghaise  (zum  tragen) ,  reisen  en  chaise 

311. 
Ghaise  k  bras  174. 
Ghaise  k  dos  174. 
Ghälons  10. 

Ghambrelnche ,  wol  =  fanfreluche  30. 
Ghampfort,    stelle   aus  einem   seiner 

gedichte  414. 
Gharenton  416. 
Gharität  424. 
Gharlotte,    kurförstin    von  der  Pfalz, 

die  matter  von  E.  Gh.  12.  16.  17. 

19.  20.  35. 
Gharlotte,  fräulein  64.  185.241.246, 

ihr  leben  ist  wie  ein  kleiner  roman 

245;  t.  Weldten. 
Ghartres,  dnc  de,   enkel  von  E.  Gh. 

470. 
Ghartres,  madame  de  114.  115.  124. 

211. 
Ghartres,  mademoiselle  de  114.  115. 
Ghateaathiers ,  mademoiselle  de  10. 
Ghevreau  336. 
Ghevreuse,    monsieur    de   446,    sein 

söhn  ebendas. 
Ghiverny,  monsieur  de  9. 
Gholera  morbus  196.  204. 
Christian,   herzog   von  Braunschweig 

40.  119.  313.  316.  318.  321.325. 

326.  327,  sein  tod  328.  330.334. 

336.  377. 
Ghristian,  pfalzgraf   117.     129.    131. 

178.  181.  194. 
Christus  250.  253.  314.  341. 


520 


Chnte  de  fln,  une  belle  382. 

Circle  441. 

Glamesbüsch  108. 

Gl^rembaalt ,  mar^challe  de  23. 

GlermoDt  9. 

Cleve  420. 

Clistier  371.  411. 

Cldter,  doctor  111. 

Goadjutorin  45. 

Goblenz  189. 

Golffare  53.  427. 

Golbin,  Jungfer,  bofmeisterin  von  £. 

Gh.,  ein  dictum  von  ihr  84. 275.  339. 
Gommerce  13.  48.  415.  419. 
Gommotion  420. 
Gommanaut^ ,  maltre  de  la  252. 
Gomplimeote  122. 
CompIimeDtisch  341. 
Gond^,  madamela  prineesse,  frao  von 

Henri  Joles  de  Bourbon  117.  192. 

211.  216.  475;    ihre   tochter  204, 

stirbt  211. 
Gonsomption ,  krankheit  171. 
Gonspiration  yon  England  62.  65. 
Gonte,  mousieur  le  242.  386. 
Gontrefait    33.  46.  50.   51.   54.   55. 

308.    336.    387.    406.    460.    486. 

487.  489. 
Gonty,   prinz  von,  hat  keine  erfolge 

in  Polen  94.  95;  hat  einen  streit- 

handel  mit  Philippe   de    VendCme, 

grand  prienr  de  France  111;  prs- 

teudirt  an  Oranien  288. 
Gonty,   Prinzessin   von    10.    22.    78. 

124.  186.  187.  310.  358.  384. 
Goppestein  8.  20.  22.  23. 
Goquet  341.  427. 
Gordel  451. 

Gorneille,  P.  218.  427.  428.  438.  492. 
Gornette  306.  410.  446. 
Gosaea,  fürstentham  von  311. 
Goubert  (soll  wol  heißen  Loubert)  346. 
Gourage  ist  nnr  eine  gewohnheit  153. 
Gouturi^re  474. 
Cr^gut  s.  Qregu. 


Groissy,  Chevalier  de  358. 

Cronstrom ,  gesandter  des  kSnigs  von 
Schweden  343.  399. 

Grnel  306. 

Gor  der  grünen  brühe  353. 

Gzaar,  der  136. 

Dachs  202. 

Dtcbtel  6. 

Dinemark,  k5nig  von  176.  200.  339, 
die  verwitwete  kSnigin  von  230. 
231.  232.  234.  241.  306,  die  kö- 
nigin  matter  486.  491. 

Dänemark,  prinz  von  89. 

D&nemark ,  prinzessin  von  74.  77.  80. 
89. 

Dänemark  schickt  hilfe  nach  Italien 
241. 

Dänemark ,  envoye  von  (alle  deutsche 
Beformierte  und  Lutheraner  gehen 
alle  Sonntage  bei  ihm  in  die  pre- 
digt) 437;  s.  Meyercroon. 

Dame  d'atour  291.  297. 

Dame  d'honneur  357.  480. 

Damens,  plur.  30.  464. 

Damhirsch  215.  217. 

Dangeau ,  Philippe  de  Gonrcillon,  mar* 
quis  de,  geboren  21  September  1638, 
gestorben  9  September  1720,  9.  68. 
164. 

Dangeau,  madame  de,  eine  geborene 
gräfln  Sophie  von  Loweustein,  seit 
ende  Merz  1686  die  zweite  gemah- 
lin  des  marquis  de  Dangeau  164. 
334.  335.  Vergl.  Notice  surlavie 
de  Dangeau  et  sur  sa  famille ,  in 
Journal  du  marquis  de  Dangeau  I, 
Paris  1854.  8. 

Darmstadt,  landgraf  von  170.  458. 461. 

Darmstadt,  landgräfln  von  112.  310, 
ihre  miitter  310.  311. 

Darmstadt,  prinzessin  von  420. 

Darmstädtischer    hof   pietistisrlu  306. 

Dauern  35. 

Daumellicht  136. 

Dauphin ,  monsienr  le  56.  78.  96. 114. 


521 


115 ,  darf  seine  lente  nicht  selber 
w&hlen  122.  124.  215.  260;  leidet 
am  fleber  292.  438;  auf  dem  mas- 
kenballe  446. 

Dauselieht  42. 

Davres ,  duc  310. 

Decorom  148. 

Degenfeld,  herr  Ferdinand  von  58. 
64.  80.  124.  152.  234.  246. 
250.  253.  267.  457,  ißt  zu  Ve- 
nedig, kann  wegen  •  dicke  nicht 
reisen  462.  466.  467.  Über  die- 
sen ausgezeichneten  mann  vergl. 
[Eazner,  ]  Luise,  raogräfln  zu  Pfalz, 
III.    Leipzig  1798.  8. 

Degenfeld,  Christoffel  (Christoph  Mar- 
tin), der  junge  herr  von,  der  söhn 
des  obersten  Degenfeld  125.  257. 
310,  gefangen  409. 

Degenfeld  ,  herren  von  466. 

Degenfeld,  frau  von  82.  224.  396. 
397.  409.  450.  452;  fräulein  von, 
sind  von  schöner  race  447.  450. 
452. 

Delioat  444.  446. 

Delicatieren  446. 

Demokritos  367. 

Desalleurs,  madame  294.  Von  ihrem 
gatten,  dem  capitaine  aux  gardes 
Desalleurs,  sagt  Dangeau,  Journal 
V,  s.  374  unter  dem  3  Merz  1696: 
„II  s'est  mari^  depuis  qnelque 
temps  h,  Strasbourg;  il  a  ^pous^ 
par  inclination  mademoiselle  de 
Losboorg,  Alle  de  coudition  ,  mais 
qui  ue  lui  a  rien  apport^  en  ma- 
riage".    Vergl.  Lutzenburgin. 

Deserteurs  306. 

Despochant  296. 

Deutsch,  am  hofe  kann  niemand 
deutsch  418. 

Deutsche  führen  ihre  belagerungen  gar 
langsam  306. 

Deutschland,  alles  daselbst  ge&ndert, 
seit  £.  Ch.  in  Frankreich  88.  325. 


833.  340.  346.  347.  348.  349.  364. 
387.  393.  410;  war  E.  Ch.  lieber, 
wie  es  weniger  pracht  und  mehr 
aufrichtigkeit  hatte  485.  487. 

Devot  53.  409.  414.  421.  425.  454. 

Devotion  191.  385.  421.  423.  424. 
425. 

Diät  283. 

Diamant  169.  191. 

Dicht  102.  159.  182.  367.  456. 

Dienstlich  danken  313.  321.  326. 

Dingenheim  308. 

Dinte,  indianische  28. 

Docturen  392. 

Doctoren  im  recht  256. 

Doctorieren    385.   392. 

Donep  162. 

Dorfkirbe  209. 

Durset,  mylord  466. 

Douaue,  die  Pariser  86. 

Double  tierce  350. 

Doudou  7.  8. 

Dreck  179. 

Dresden   47.   55. 

Druckerei,  die  man  in  der  tasche 
tragen  kann  217. 

Duc,  gering  geschätzt  von  R.  Ch. 311. 

Dürr  wie  ein  holz  10. 

Düßeldorf  46.  113.  128.  441. 

Duell,  der;  ein  graf  von  Fürstenberg 

^landesflüchtig  wegen  eines  solchen 
449. 

Dufresne,  madame  265.  266  ;  s.  Suzon. 

Dupin  47. 

Duras,  monsieur  de  292. 

Durchlauf  179.  189.  235.  328.  439. 
472.  474. 

Durchleuchtigste  weit,  die  412.  (Die 
Durchlauchtige  Welt,  Oder  Kurtz- 
gefaßtQ^  Genealogische ,  Historische 
und  Politische  Beschreibung,  meist 
aller  jetztlebendeu  Durchlauchtigen 
Hohen  Personen,  sonderlich  in  Eu- 
ropa, Als  Käyser,  Konige,  Chur- 
und  Fürsten,    Ertz  -  Bischöfe  ,  Bi- 


522 


Bchdfe,  Äbte  vnd  Äbtißinnen,  wie 
aach  Grafen  dea  HeiL  R5m.  Reichs, 
nebst  den  vornehmsten  und  be- 
kandtesten  Regenten  im  übrigen 
Tbeilen  der  Welt  .  .  .  abgefasset 
▼011  einem  der  solche  Wissenschaff- 
ten Sehr  Hoch  Sch&tzet  .  . .  Ham- 
burg, bey  Benjamin  Schillern,  Buch- 
händlern im  Dohm,  1699. 

Der  Dnrchl.  Welt,  Anderer  Theil. 
Oder  Kurtzgefaßte  Geuealogiache, 
Historische  und  Politische  Beschrei- 
bung, sämtlicher  Grafen  des  Heil. 
R5m.  Reichs  .  .  .  Hamburg  .... 
1699.) 

Durchtrieben  180. 

Eberfritz  Veuinger,  bruder  der  frau 
▼on  Schelm  31.  56.  63.  146.  257, 
verwundet  337. 

äbuUition  des  geblüts  383. 

£coIe  des  femmes ,  1* ,  4Eom5die  von 
Moli^re  492. 

Edelgestein  51. 

Effel  (äff!  ein)  257. 

Ehebruch,  häuflgkeit  desselben  492. 

Ehrlich  33.  35.  36.  54.  57. 343.  354. 
361.  364.  382.  399. 450.  456.  472. 
475. 

Ehrliche  lente  291.  347. 

Eifersüchtiger  mann  ersticht  den  ge- 
liebten seiner  frau  und  den  confl- 
denten  262. 

Eigentlich  366.  443.  459. 

Einbringen  448. 

Einkerben  136. 

Einrüsten  13l. 

Einsitzen  477. 

Eistrinken  350. 

Eck ,  graf  236. 

Ehebrecherin ,  die  im  neuen  testa- 
ment  341. 

Ehehinderuis  248.  249. 

Einladung,   deutsche    zum  ei^en  146. 

Eisenach,  herzogin  von  155,  prinz 
von  468. 


Eleonore  Magdalena  Theresia,  kaiserin, 
dritte  gemahlin  Leopolds  I,  tocbter 
des  kurfürsten  Philipp  Wilhelm  zo 
Pfalz  und  der  Elisabeth  Amalia,  der 
tochter  des  landgrafen  Georg  II  zo 
Heßen- Darmstadt  126. 

Elias,  prophet  240. 

Elisa,  prophet  240. 

Elixir  193.  201.  ^03.  209. 

ElsaiS  178.  337.  338.  340.  348. 

ElO  108. 

^metique  290.  386.  388. 

Enfants  de  France  462. 

Enfants,  petita,  de  France  52. 

Enfants  trouv^s  261. 

England ,  könig  und  königin  von,  Ja- 
kob II  und  seine  gemahlin  Marie 
Beatrix  Eleonore  von  Este  51.  72. 
115.  121.  174.  192.  215.219;  der 
konigin  benehmen  beim  tode  von 
könig  Wilhelm  281.  282,  die  kö- 
nigin erkrankt  283.  302.  470.  S. 
auch  St  Germain. 

England,  der  junge  könig  von,  Karl 
Eduard,  der  söhn  Jakobs  II,  ist 
nicht  untergeschoben  461. 

Englische  tropfen  84.   191. 

Englisches  pulver  233. 

Entlaufen,   prset    entloffen  56. 

Envoy^s,  frauen  von,  werden  bei 
hof  schlecht  tractiert  221. 

^pinoy ,  princesse  d',  ihr  vortrefflicher 
Charakter,  stirbt  am  schlag  112.115. 

Erben  (die  älter  sind,  erben  selten 
eine  krankheit  von  einer  Jüngern 
person)  475. 

Erdwurmol,  flerentinisches  443.  Yergl. 
Altoviti. 

Ermahnung  =:  erinnerung  71. 

Ersaufen  285. 

Ersetzen  =  erholen  62.  278.  305. 

Ersticken  137.  191. 

Erzväter  282. 

Eßen,  Sitte  dabei  192. 

Espanieulger  (huude)  312. 


523 


Esprit  folet  187.  214. 

Estrapontin  459. 

^tourdi,  r,  komödie  von  Moliöre 
260. 

EageD,  prinz  von  Savoien  475. 

Earope  galante,  \\  ballet  96.  „G'est 
un  ballet  compos^  de  cinq  entr^es, 
dont  la  premi^re  entre  Y^nos  et  la 
Discorde  seit  de  prologue.  La 
Motte  est  Taateur  des  paroles ,  et 
Campra  celui.  de  la  musiqu«.  G'est 
la  premier  op^ra  de  ce  deinier,  et 
le  piemier  qui  eüt  para  depais 
Lully.*^  (Dictionnaire  des  Th^ätres, 
par  de  L^ris.)  Dangeau ,  Journal 
VI,  8.  217  anm.  - 

Evegen  188. 

Evergenie,  graf,  kaiserlicher  oberst 
224. 

Exempt  7. 

Fabeln  474. 

Fackel,  tanzen  mit  fackeln,  alter 
deutscher  brauch  490. 

Fabricios,  .T.  L.,  herr  43.  44.50.52. 
55.  57;  sein  tod  68.  108.  181. 

Fl^cheux ,  les ,  com^die  -  ballet  von 
Moliöre  183.  470. 

Fagotin  118. 

Faible  228. 

Falkenjagd  55. 

Falltrank  420. 

Fana  4.  10.  14.  17.  18.  19.  22. 

Fanchon  s.  Moreau. 

Faßnacht  59.  443. 

Faßnacbtaufzug  in  Nancy  125. 

Fastenpredigt  340, 

Fehleu  38.  364. 

Feldsoherer  444.  481. 

Felitz  396.  442. 

Femmes  savantes,  les,  komödie  von 
Molidre  419. 

Fermet^  296.  369. 

Fert^,  duc  de  la  15. 

Fest  27. 

Fett  438. 


Feuchten,  die  gurgel  217. 

Feuerwerk  352. 

Feversham  de  Dnras ,  mylord  169. 

Fichu  80. 

Fieber  17.  30.  39.  60. 199.  202.  213, 

dreitägiges   8.    16.   43.    292.   350. 

351.  385.  472.  474. 
Fiennes,  madame  de  8.  155.  156. 
Fiesque,  comtesse  de  392. 
Filz  221. 

Filzen  118.  150.  224.  402.  407. 
Fischbein  332. 

Flecken,  braune  auf  dem  hals  411. 
Fleckfleber  425.  490. 
Flegel  476.  480. 
Fleming,  deutscher  general  331. 
Flennen  20.  21. 
Fliegen  =:  mit    den    falken    auf  die 

jagd  gehen  (das  franz.  voler)  69.  62. 
Florensac  9. 
Florenz  361. 
Fluß  58.  69. 

Fomeront,  monsieur  de  334.  335.  338. 
Fontainebleau  206 ,  tagereisen  von  da 

nach  Versailles   418;    Spielzeit  der 

komodien  daselbst  453. 
Fourneaux,  des  7. 
Francisca,  prinzessin  von  Heßen-Hoin- 

burg  262. 
Frankfurt  27. 108. 189. 205.  220.  221. 

224.  227.  264.  285.  300.  310.  318. 

319.  825  840.  348.  858,  die  herren 

von  312. 
Frankfurt,    apotheken    daselbst    109, 

die  messe  178    208. 
Frankfurt,  doctoren  daselbst  198. 
Frankfurt,    der  postmeister  von  111. 

112. 
Franzhagen,    fürstin    von    483;    ihre 

prinzen  ebendas. 
Franzosen,  die,   krankheit  172.  197. 
Französinnen,  dem  trunke  ergeben  169. 
Fräulein  56. 

Fräulein  statt  Jungfer  37.  38.  225.  355. 
Fräulein ,  von  E.  Gh.  abgeschafft  267. 


524 


FriDlelnboftneisterln  128. 

Freiheit  227. 

Fremd  460.  461. 

Frey,  »potheker  zu  Basel  44. 

Friederich ,  gnif  208. 

Fried  er! ch  August  86. 

Friederichsburg  51.  66. 

Frieß,  graf,  seine  Schwester  und 
nichte  489. 

Friß,  grSflo  von  67.  139. 

Frissen,  graf  von  885. 

Fdssendorf,  herr  366.  895.  899. 

Froschlei-pflaster  486. 

Frachtbare  gesellschaft  266. 

Fruchtbringende  gesellschaft  169. 

Frühling,  später,  im  jähre  1701  225. 

Fürsten,  deutsche,  reden  nicht  viel  29. 

Fflrstenberg,  cardinal  129.  208.  449. 

Fflrstenberg,  fräulein  von  207.  864. 
488.  489. 

Fürstenberg,  grafen  von  448.  449. 

Fürstenberg,  gräfln  von  188,  ihr  leicht- 
fertiger wandel  448.  449. 

Fürstenbrief  Sa   Vergl.  88. 

Funck,  generalmajor  468. 

Faß,  auf  einen,  setzen  172. 

Fuß,  offener,  macht  lang  leben  437. 

Faßbad  (aus  waßer,  wein  und  aller- 
hand kräutem)  450. 

Gala  (ein  E.  Ch.  unverständliches  wort) 
447. 

Galles,  prince  de  61. 

Galli,  monsieur  428. 

Galloway,   mylord   856;    s.  Ruvigny. 

Gazetier  342. 

Gazette,  die  Frankfurter  99. 

Gazette,  die  verfluchte  Pariser  43. 
342.  486. 

Gazette ,  holländische  58.  68. 176-  231. 

Gazetten   32.  43.  221.  292.  299. 

Geblüt  26.  30.  32.  59.  294. 800.  481. 

Geburtsstück  428. 

Geck  165.  291. 

Gedeniaisiert  391. 

Geige,    den    bimmelsweg    mit  geigen 


behenken  402. 

Geistliche,  ihre  conversation  181. 

Gelehrte ,  drei ,  •  müßen  der  karfür-« 
stin  zu  Braunschweig  zu  abziehang 
ihrer  gedanken  etwas  vorschwatzen 
882. 

Gelehrte  haben  nicht  die  stärksten 
glauben  298. 

Gelehrte,  ihre  närrischen  manieren  145. 

Gelehrte   wißen   nicht   zu  leben   165. 

Gelehrtigkeit  106. 

Gemachlich  487.  451.  459.  464. 

Generalmajor  einem  gelehrten  vorge- 
zogen 245. 

Gehertz  307. 

Gekletter  491. 

Gekritzel  322. 

Generaladjutant  35. 

Gentilhomme  307, 

Gentillesse  228. 

Georg  Wilhelm,  herzog  von  Braun- 
schweig-Zelle ,  großvater  des  knr- 
prinzen  288.  284.  846.  860.  861. 
404.  408.  417,  durch  höfllchkeit 
ausgezeichnet  442.    S.  auch  Zelle. 

George  Dandin,  komödie  von  Mö- 
llere 404. 

Geplärr,  lateinisches  in  den  kirchen 
278.  286.   Vergl.  848. 

Geras  313.  410. 

Geridon  446. 

Gerstenschleim  283. 

Gesangbuch,    das  hannoverische  897. 

Geschenke  418. 

Geschichte,  eine  gar  wunderliche  261. 

Geschoßen  128. 

Gescboßener,  ein  18. 

Geschwei  91.  219. 

Geschwellen  435.  440.  441.  451. 
454.  456. 

Geschwisterkinder  sollen  einander 
nicht  heirathen  191. 

Gesseau ,  conte  de  254. 

Gesundheit  geht  über  alles  830. 

Gethuns  13.  16.  42.  50.  52.  72.  98. 


625 


116.  123.  161.  179.  218.  332. 
406.  410. 

Ghör,  die  (schloß  zur  Göbrde)  860".  31. 

Gichter,  die  190.  386.  452. 

Gießen,  über  einen  in  der  nähe  ge- 
wachsenen   halm   mit  elf  ähren  39. 

Gleichen,  wie  zwei  tropfen  waßer 
461.  466. 

Glocester,  der  junge  herzog  von,  sein 
schleuniger  tod  203. 

Glück ,  das,  steht  auf  einer  kugel  oder 
rad  486. 

GSritz,  monsieur  477.- 

Goldmachen  165. 

Goutte  d'Engleterre  86. 

Gomorrha  257. 

Gotha,  envoy^  von  221. 

Gouvernet,  madame  de  74.  77.  82. 

Gouverneur,  der  schwedische  145. 

Grain,  des  princes  k  gros  310. 

Qramont,  duc  de  6. 

Gravität  462. 

Gredel  160. 

Gredine  4.  9. 

Gregu,  madame  244,  hat  Karl  Moriz 
an  den  wein  gewohnt  in  seiner  kind- 
heit  296. 302.  Vgl.  [Kazncr,]  Luise, 
rangräfln  zu  Pfalz,  II,  s.  46  bis  48. 
Die  erzieherin  von  Karl  Moriz  war 
hiernach  die  frau  eines  pfarrers  der 
franzosischen  gemeinde  zu  Heidel- 
berg namens  Gr^gut. 

Greifenstein  ,  gräfin  ^on,  eine  redens- 
art  von  ihr  über  leute,  so  eben 
nicht  viel  geist  haben  335.  336. 

Grenoble  482.  484. 

Gret,  frau  von  Schelm,  37.  40.  56. 
64.  108.  110.  113.  146.  286.  349. 
S.  auch  Schelm. 

Grieß ,  das  192.  Das  baden  ein  mit- 
tel dagegen  ebendas.  193. 201. 203. 
204.  208. 

Grignan ,  Chevalier  de  9. 

Grob  schwanger  244.  420. 

Grondeur,   le,   komddie   von   Brueys 


and  Palaprat,  näheres  über  dieselbe 

448.  450. 
Groot  108. 

Groß  frau  mutter  168.  176.  448. 
Groß  herr  vater  176.  177.  223.  414. 
Groß  schwieger  firau  mutter  420. 
Guerre,  k  la,  spiel  272« 
Guise,  J^lisabeth  d'Orleans,  duchesse 

de  59.  60.  63.  480. 
Gurgelwaßer  378. 
Gustav,  pfalzgraf  36.  37.  44.49.  62. 

63.  äi.  57. 
Güldenlowen,graf,  in  Italien  erschoßen 

296. 

Guter  frommer  herr,  in  Deutschland 
vordem   übliche    bezeichnung  335. 

Haag  76.  260.  288.  Lobendes  urtheil 
über  diese  Stadt  67.  91. 

Habit,  grand  30.  306.  410. 

Hacke,  des  fußes  441.  444. 

Hansel  160. 

Hahnrei  492 ,  scherz  über  solche 
ebendas. 

Halifax ,  mylord  464.  465.  466.  467. 

Halten,  die  kammer  380. 

Hanau,  fürstin  zu  118.  122. 173.357. 

Hanau^  graf  von  95.  129.  175.  ,178. 

Hannibal,  baron  246. 

Hammersteiu  375 ;  der  alte  oberst  439. 

Hannover,  Ernst  August,  herzog  von 
369.  375.  376.  413. 432. 436.  460, 

Hannover,  prinz  452. 

Hannover ,  Sophie ,  kurfürstin  von, 
gemahlin  Ernst  Augusts  von  Han- 
nover, schreibt  alle  wochen  zweimal 
an  E.  Oh.  29. 35. 36;  kr^inkheit  132. 
133.  135.  137.  139.144.168.181; 
E.  Gh.  briefe  an  die  kurfürstin  217. 
223.  228.  233.  236.  253. 269.  270. 
273.  282.  293.  294. 295.  297. 300. 
303.  304.  306.  309.311.  318;  lei- 
det am  dreitägigen  fleber  319;  ist  das 
lüstre  von  allen  hofen  wegen  ihres 
Verstandes  und  ihrer  tugendeu  319  ; 
ihre  briefe  126.  298.  320.  321.  350. 


526 


851.360.  861.  862.  864.365.  368. 
369.371.  372.  374.  376.376.377. 
878.  879. 880. 381 ;  gelehrte,  zur  zer- 
streoQDg  bei  ihr  eingefOhrt  380.  332. 
883.  390.  896.  398.  403.  405.  406. 
407.  409.  410.  412.413.414.416; 
hat  einen  fall  gethan  420;  nichts 
erschreckt  sie  leicht,  beispiele  dafDr 
420.  428.  425.  428.480.431.432. 
484.  435.  441.  442.  448.444.445. 
446.  447.  452.  459. 460.  463.  464. 
465.  466. 467. 468.  469 ;  gibt  präch- 
tlge  präsente  470;  bat  eine  gate 
nator  472;  hat  einen  so  lebhaften 
geist ,  daß  ibr  alles  leicht  vorkommt ; 
solcber  vivacität  kommt  E.  Ch.  bei 
weitem  nicht  bei  473.  474.  485. 
488.  489.  490.  492. 

Hannover,  Georg,  knrfOrst  von,  der 
nachmalige  könig  Georg  I  von 
England,  ist  unleidlich  trocken 
und  kalt  in  seinen  reden  oder  redet 
g|ir  nicht  273.  279.  281.  819. 
821.  351.369.  375.  376.381.  889. 
393.  394.  395. 400.  405.  406.  407. 
413.  414.418.419.  435.  437.  447. 
458.  460.  465.  467. 468. 469.  472. 
473.  474.  491.  492;  seine  mis- 
heiratb  288.  448.  455 ;  E.  Gh.  hat 
kein  commerce  mit  ihm    460. 

Hannover,  kurprinz  Georg  Augnst,nach- 
mals  konig  Georg  II  von  England,  ist 
wunderlich  342 ;  seine  heirath  mit  der 
Prinzessin  von  Anspach  409.  411. 
412.  415.  422.  437.  447.  448.  478; 
hat  einen  lustigen  humor  384,  395 ; 
tröstet  sich  über  den  tod  seines 
großvaters ,  wie  Isaak  über  den 
seiner  mutter  414. 

Hannover ,  kurprinz  und  kurprinzessin 
von  394.  399.  420.  422. 448.  452. 
455.  467.  468.  476.  489.  491. 

Hannover,  Max,  herzog  von  24.  33. 
86.  38. 40. 44. 45. 46. 50. 62.  54. 55. 
67.62.  63.  78.  80.81.82.313;  E. 


Gh.  kennt  ihn  nicht  persönlich  316. 

330.  397.  450;   einer  seiner  sOhne 

890. 
Hannover,  herzogin  von  378. 
Hannover,  prinzen  von,  vor  Landau 

304. 
Hannover,    prinzessin  von  407.  420. 
Hannover  13.  29.  80.  210.  228.  267. 

270.  279.   475.   488;   stolzer   adel 

daselbst  275.  279.  819.  840.  881. 

460;    carnaval  daselbst   862.  866; 

das   allzu   starke   s^rieux    der    da- 

men    daselbst   400;     verschwinden 

der  hoflichkeit   daselbst  442.  460 ; 

änderung,   die   das   leben    daselbst 

überhaupt    erfahren    444;    lustiges 

leben  daselbst  463. 
Hans  Lutz ,  graf  239. 
Hapern  46.  298.  413. 
Uarcourt,  abb^  d'  362. 
Harcourt,  monsieur  15. 
Harcourt,  prince  d'  861. 
Harcourt,  priuc«sse  d*  859.861.362^ 

364.  366.  381. 
Harenberg  108. 
Harling ,    monsieur    429 ,    leidet    am 

Podagra  438. 
Harling,  frau  von,  erzieberin  von  £. 

Gh.   und  der  königin  von  Preußen 

240.  273,  ihr  tod  272. 
Harnisch  486. 
Harsch ,  kammerdiener  des  herrn  von 

Degenl'eld  457. 
Hattenbach ,  von  Gassei,  scheint  noch 

auf   den    rechten    alten    deutschen 

schlag  352.  361.  362.  364. 
Uausschneider  447. 
Haut,  aus  der,    fahren  311. 
Hautefeuille ,  monsieur  de  858. 
Hauteville  858. 
Hauw,  madame  422. 
Haxthausen  23.  47.  48.  58. 
Heberstein,  baron  von  421. 
Hechse  305. 
Heidelberg  51.  56.  64.79.  110.  176. 


527 


181.  198.  198.  285.  287.  291.  800. 
806.  309.  811 ;  der  dicke  tarm  und 
der  kaisersaal  im  Otto-Heinrichsbau 
811;  über  hundert  jähre  alte  leute 
daselbst  828.  Vergl.  825.  861.  425. 
482.  450.  471. 

Heiligen,  die  417. 

Heinze,  fran  118. 

Heirath  ,  der  85.  58.  56.  269.  280. 
287.  288.  411.  420.427.485.449. 
465.  471 ;  E.  Gh.  räth  nie  za  einem 
heirath  484,  räth  selten  znm  heirath 
478 ;  über  die  nicht  häufigen  guten 
heirathen  56. 

Heirathen  sind  in  dem  himmel  ge- 
macht 890.  484. 

Heiser  456. 

Helfen,  danken  228. 

Helmont  106. 

Helmstädterin  104.  194. 

Heraußer  8. 

Hercules  257. 

Herford,   äbtissin  von  45.  162.  198. 

Hernacher  29. 

Herrenhausen  144.  250.  846.  850. 
888.  396.  403.  405.  407.  475. 488. 

Herumbzodeln  146.  864. 

Hervorsappeln  84. 

Hesperiden,  garten  der  178. 

HeOen,  landgräfln  yon  102. 

Heßen,  prinzen  von  466. 

Hel&en-Homburg ,  prinzessin  Francisca 
von  262. 

Heßen  fürchten  Italien  470. 

Heuchler  424. 

Heulen  20. 

Heuren  156. 

Heut  seind  wir  schön,  gesund  und 
stark  873.  374.     Vergl,    382.  391. 

Heydex  198.  202. 

Heyliger  198. 

Hiket  B.  Tiquet. 

Himmeln  108.  ^ 

Himmelsweg,  den,  mit  geigen  be- 
henken 402. 


Hinderson  9.  288. 

Hirnlcasten  179.  342. 

Hirsche  in  menge  im  walde  von  Fon- 

tainebleau  245. 
Hirschjagd  383.  884. 
Historie  428.  429.  465. 
Historien  spielen  27. 
Hitze   im    sommer    1705   408.    409. 

410.    422;  im   sommer  1706  467. 

476. 
Hobeln  80. 
Hochzeit ,  darauf  bezügliche  redensart 

886. 
Hochzeit,  schwarze,  bringt  unglück  415. 
Hochstädt,  Schlacht  bei  856. 
Hoflich  865. 
Hofbalbirer  89. 
Hofdoctor  392. 
Hofmeisterieren  387. 
Hofmeisterin  228.  351.  365.  358.  479. 
Hofnärrin  227. 

Hohenlohe ,  fränlein  von  53.  64.  148. 
Hohenlohe,  graf  Julius  von  51. 
Hohenlohe,  graf  von  818. 
Hohenlohe,  gräfln  von  46.  128.  170. 

313. 
Hohenzoliern ,.  fQrstln   von   390;   Ihr 

fräulein  390. 
Holland    67;   theures   leben   daselbst 

67.  68.  89. 
Holländer   werden   in  Frankreich    oft 

unter  die  Deutschen  gerechnet  177. 
Holländerin,  eine  Schweizerin  41.  43. 
Holstein,  herzog  von  284.  458.  ' 
Holstein-Gottorf,  herzogin  von  149. 
Homburg  86.  164.  165.  267. 
Homburg,  landgraf  von  50. 
Homburg,  landgraf  Philipp  von  337. 
Homburg,    landgräfln    von    34.    85. 

42.  57.  166. 
Homburg,  prinz  von,   trepaniert   45. 
Homburg,  prinz  Philipp  von  835.  887. 
Homburg,  prinzessin  von  200.  887. 
Homburg,   Heßen-,    fürstin  von    11. 

58.  66. 


528 


Hongrie,  Reine  d*  140. 

Horaces,  les,  tragödie  tod  Corneille 
492. 

Hörn,  grSflu  von  67. 

Horoskop  378.  384. 

Hosiauder  458. 

Houssaye,  monsieur  de  la,  intendant 
vom  ganzen  Elsaß  337.  338.  339. 
340.  343.  344.  348. 

Humor  15.  16.  27.  28.  40.  45.  52. 
191.  226.  255.  272.  274,  jalooser 
275.  280.  315.  319.341.343.379. 
384.  430.  433.  434.  438.  478. 

Hund,  der  alte  =  das  alter  290, 
hu  od  und  katzen  473. 

Hunde,  neunhundert  bis  tausend  bei 
den  Jagden  242. 

Hunefelt  122.  191.  192.  193. 

Husten  darf  nicht  negligiert  werden  272, 
ist  gesund  274.  283.  319.  321. 

Hymen  264. 

Hypokriten  424. 

Iberville,  monsieur  d'  141.151.231. 
235.  236. 

Iburg,  schloß  zu  162.  375. 

Idstein,  fürstin  ^n  136.   197. 

Imhof,  freiherrvon,  envoy^  des  her- 
zogs  von  Wolfenböttel  445. 

Indianisch  28.  208.  450. 

Iphig^nie,  tragödie  440. 

Isaak  414. 

Isabellenpferde  50. 

Isterle,  grfifin  178. 

Italiäner,  urtheil  über  dieselben  59, 
insbesondere  über  die  Neapolitaner 
297;  sitteulosigkeit  251.  257. 

Jakob  II,  könig  von  England',  em- 
pfindet den  tod  seiner  tochter  Marie, 
der  gemahlin  Wilhelms  III  von 
Oranien ,  gar  nicht  80.  62 ;  sein  tod 
240.  241.  243.  244;  die  Pariser 
bilden  sich  ein,  er  thue  miracle  243 ; 
seine  gemahlin  241. 

Jagd,  Schilderung  einer  solchen  2S5. 

jAgden  242. 


Jagdhabit  35. 

Jagdkleid  30.  54. 

Jalousie,  ihr  wesen  27.  482. 

Janson,  cardlnal  de  278. 

Jarnac,  mademoiselle  de  24. 

Jasmin  15.  16.  19. 

Jeme  33.  44.  144. 

Jesuiten  116.  169. 

Jesuitencollegium ,  übel  beleumundet 
416. 

Jodelet,  maitre  valet,  komödie  von 
Scarron  47.  107.  120.  159.  202. 

Der  diener  Jodelet  hat  sein 
eigenes  porträt  statt  dessen  seines 
herrn  Dom  Juan  d'Alvarade  an 
des  letzteren  geliebte  Isabelle  ge- 
schickt. Darüber  entspinnt  sich  acte 
I,  sc^ne  1  folgendes  Zwiegespräch : 

Dom  Juan. 
Et  qn'aura-t-elle  dit  de  ta  face  eomu87 
Chien,  qa'aora-t-elle  dit  de  ton  ne>  de  blereaa? 
Infame! 

Jodelet. 
Elle  aara  dit,  que  tous  n'estea  paa  bean, 
Et  qne  si  nons  eation«  artiaana  de  nous-mesmea, 
On  ne  verroit  par  tontqae  dea  beautea  extrdmes, 
Qn'an  chacon  se  feroit  le  nes  effemini, 
Et  que  Tous  Payes  tel  que  dien  youa  Ta  donn4. 

Le  Jodelet,  ou  le  maistre  valet, 
com^die  de  monsieur  Scarron.  A 
Paris,  chez  Qoillaume  de  Luyne, 
libraire  Jur^,  au  Palais,  en  la  gal- 
lerie  des  merciers,  ä  la  Justice. 
1684.  Avec  privilftge  du  roy.  12. 
Seite  7. 

Johann  |>fa]zgraf  54,  seine  gemah- 
lin 54. 

Johann  Frlderich,  herzog  13. 

Johannes,  herr  322. 

Josaphat,  thal,  sich  wiedersehen  im 
336.  342.  470.  478.  Vergl.  Joel, 
cap.  8,  V.  7. 

Josef,  erzherzog  von  Österreich ,  rö- 
mischer konig ,  der  nachmalige  kai- 
ser  Josef  I.  S.  könig ,  der  römische, 
kaiser,  der  römische. 

Josef,  prinz  ▼on  Lothringen,  stirbt 
an  seinen  wunden,  wurde  verwahr- 


529 


lost  413.  414. 

Jooissance  189. 

Joardain ,  monsienr,  in  Molidres  Bour- 
geois gentilbomme  867. 

Joardain,  Monsieer,  d.  h.  Le  bour- 
geois  gentilhomme ,  komSdie  von 
Moliöre  419. 

Jourdan,  polnischer  gesandter  224. 

Jungfer  25.  55 ,  nicht  mehr  gebräuch- 
liche bezeichnnng  37.88.225.355. 

Jungfern,  alte,  verachtet  264.  268. 
279;  gestandene  272. 

Jussac,  monsienr  de  858. 

Justaucorps  302. 

Kackstuhl  476. 

Kälber  256. 

Kälte,  in  der  kälte  zu  gehen,  ist 
nicht  ungesund  489;  im  jähre  1695 
31,  späte  im  jähre  1702  276.286, 
im  jähre  1705  401.  403.  406. 

Kaiser,  der  römische,  Leopold  I, 
hatte  den  stein  397. 

Kaiser,  der  römische,  Josef  I  398. 
401. 

Kaiserin,  die,  Cleonora  Magdalena 
Theresia,  dritte  gemahlin  Leo- 
polds 1,  ihre  schlechte  erziehung 
126. 

Kaiserin ,  die.  Wilhelmine  Amalie  von 
Hannover,  gemahlin  Josefs  I,  398. 
401. 

Kaiserliche  haben  noch  alle  die  spa- 
nische gravität  390. 

Kaiserswert  287.  291. 

Kalender,  der  neue,  in  Deutschland 
angenommen  186. 

Kalherisch  803. 

Kamin  247.  406.  454. 

Kamine ,  ihre  Wirkung  auf  die  luft 
von  Paris  79. 

Kammer  =:  zimmer  33. 60.  74. 9^.  102. 
129.  198.  199.  221.  257.  260.  281. 
312.  387.  380.  396.403.420.431. 
433.  447.  456.  480. 

Kammerdiener  48.  457. 


Kammerfrau  275.  481. 

Kammerherren  287. 

Kammerknecht  481.  447. 

Kämmermagd  368.  410.  455.  469. 

Kammerpräsident  476. 

Kammerweib  265.  395.  416.  431. 

Kaninchen  164. 

Karfreitag  447. 

Karl,  konig  249. 

Karl  XII  von  Schweden  485.  490. 

Karl,  erzherzog,  der  nachmalige  kaiser 
Karl  VI  488. 

Karl,  prinz  von  Brandenburg  40;  s. 
Brandenburg. 

Karl,  prinz  33.  36. 

Karl,  prinz  von  Neuburg  42. 

Karl  von  Neuburg,  pfalzgraf  32. 

Karl ,  pfalzgraf  48.  46,  seine  gemah- 
lin 46. 

Kari,  pfalzgraf  53.  56.  64.  240,  sein 
tochterchen  240. 

Karl  von  Heßen-Rheinfels,  landgraf 
808. 

Karl  August,  raugraf,  Elisabeth  Char- 
lottens halbbruder  25.  „Er  fiel  (Sept. 
1691)  als  neunzehnjähriger  jQngling 
im  französischen  kriege.^  Häusser 
II,  s.  684. 

Karl  Casimir,  raugräf,  Elisabeth  Ohar- 
lotteus  halbbruder 25.  „Karl  Casimir 
(geb.  1675),  der  jQngste  der  fQnf  söhne 
Karl  Lodwigs,  kam  auf  der  ritter- 
akademie  zu  Wolfenbuttel  in  einem 
unglOcklichen  Zweikampf  um,  ehe 
er  das  siechzehnte  jähr  vollendet 
hatte. ""   Häusser  II,  s.  6S4. 

Karl  Eduard,  raugraf,  Elisabeth  Char- 
lottens  halbbruder  80.  86 ,  sein  ver- 
schloßenes  wesen  800.  421.  „Karl 
Eduard  starb  als  zweiundzwanzig- 
jäbriger  jflngling  (Januar  1690)  im 
Türkenkrieg  den  soldatentod.**  Häus- 
ser II,  8.  684. 

Karl  Eduard,  Jakobs  II  söhn,  der 
junge  könig  von  England  461. 


Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte. 


E4 


530 


Karl  Ludwig,  karfQrtt  von  der  Pfalz, 
der  vater  Elisabeth  Gharlottent  41. 
219.  251.  sein  aufenthalt  in  Frank-i 
reich  458. 

Karllutz,  d.  i.  Karl  Ludwig,  raugraf 
zu  Pfalz ,  halbbruder  von  E.  Gh.  25. 
80.  86.  106.  148.  157.  175.  196. 
238.  263.  293.  800.  303;  sein  blld- 
nis  51 ,  war  gar  nicht  häßlich  310. 
457.  ^Karl  Ludwig  (geb.  1658), 
dem  vater  ihnllch  und  deshalb  von 
ihm  vielfach  vorgezogen  ,  starb  nach 
einem  bewegten  leben  und  in  ehren- 
vollen kriegsdiensten  als  general- 
major  (1G88).''  L.  Häusser,  Ge- 
schichte der  rheinischen  Pfalz  II, 
s.  684. 

Karl  Moriz,  raugraf  zu  Pfalz,  halb- 
bruder von  E  Gh.  28. 32.  35.  41. 57. 
58.  68.  71,  wird  obristlieutenant; 
ist  ganz  klein  geblieben  76.  80.  95, 
will  in  den  krieg  nach  Ungarn  106, 
eine  komodie  von  ihm  117.  118. 
126.  129.  131.132.134.  136.  137. 
147,  vor  dem  saufen  gewarnt  138. 
139.  141.  144.  147. 152.  172. 175. 
179.  180.  181.  182.  183. 184. 186. 
200.  203.  205.  207.  209.  213.  218. 
222.  233.  241.  244.245.  249.251. 
258.  281 ,  sein  tod  293.  294.  295. 
296.  298.  299.  300.  801.  302. 
„Karl  Moriz,  der  dritte  von  den 
überlebenden  söhnen  Karl  Lud^vigs 
(geb.  Dec.  1670),  war  durch  geist, 
keuntnisse  und  lebenssitte  ausge- 
zeichnet, aber  eine  schlimme  lei- 
denschaft  des  trunks  zerstörte  schon 
im  32sten  jähre  das  leben  des  kräf- 
tigen mannes."    Häusser  II,  s.684. 

Karoline,  raugräfln,  balbschwester  von 
£.  Gh.  (geb.  Dec.  1659,  gest.  7  Juli 
1696  und  den  11  Juli  in  der  West- 
minsterabtei  beigesetzt) ,  vermählt 
mit  dem  herzog Meinhard,  dem  söhne 
des  marschalls  und    herzöge  Fried- 


Hrh  von  Schomberg  19.  26.  27.  28. 

30.  31.  32.  47.  50.  52.61.66.  66. 

67.  68.  69.   70.   71.   74.  76.  194. 

195.  287. 
Kartenspiel  141.  331. 
Katechismus,  der  heidelbergische  105. 
Katherin,  Jungfer  83. 
Kannitz,  graf  468. 
Keller,  herr  81. 
Kensington  69.  71. 
Kent,     mylady,    pulver     145.     292. 

3S5.  406. 
Kerles  2.  7. 

Ketteier ,  herr  von ,  und  seine  fr«u488. 
Kibitzeier  165. 
Kielmansegge,    frau   von    402.    405* 

425.  488. 
Kindbett,  falsches  16. 
Kindbett,  von  einer  hündin  gebraucht 

280. 
Kinder,  frühreife  240. 
Kinderblattern  55.  102. 103. 104. 178. 

183.  185.  186.  188.  251. 381.  387, 

die  zeichen  davon   410.  412.  425. 

467.  490. 
Kinderblattemmäler  488. 
Kinderhofmeisterin  356. 
Kinderhofmeisterin    des     enfants    de 

France  357. 
Kirbe  206.  208.  209. 
Kirche ,  reformierte ,  einweihung  einer 

solchen  431. 
Kirschenbrauntwein  109. 

Kleider  48. 

Klenck,  frau  von  43. 

Kluppenburg  420. 

Knackwurst  327. 

Knoterii  126. 

Köln,  kurförst  von  258. 

Konig,  der  romische,  der  nachmalige 

kaiser  Josef  I,  80.  110.   122.   177. 

2S5.    287.    301.    306.    309.    398 ; 

s.  Josef. 
Konigin,    die  römische,    Wilhelmine 

Amalie    von    Hannover,    gemahlin 


531 


Josefs  I,  122.  125.  126.  128. 185. 

285.287.  291.  300.  306.309.311. 

£.    Gh.    verdienst     nm    ihr    glück 

812.  398. 
Könige,  doppelte  346. 
Königsmark,  Mnlein  Aurora  yon,  56. 

128.  129.  178. 
Körbchen  413.  416. 
Kommen   zu  sterben    130.   185.  226. 

357. 
Komödie   von   Karl  Moriz    117.  118. 

181. 
Komödie  von  Psyche  88. 
Komödien,  englische,  musik  in  den- 
selben 82. 
Komödien,    Spielzeit   171.   208.  217. 

218.   417,     die    letzte    449.    453, 

drei  mal  in  der  woche  355;  sechs 

neue  komödien  und  drei  neue  opern 

in  einem  jähre  als  etwas  unerhörtes 

bezeichnet  263.  312.  339 ;   in  den 

komödien  ist  es  warm  44h 
Komödien  werden  von    den   pfarrern 

in  Frankfurt  für  süude  gehalten  105. 

107. 181 ,  werden  dort  erlaubt  116; 

ihr  sittlicher  werth  427. 
Komödianten,  deutsche^40,   italiSni- 

sche  238 ,  aufgäbe  der  komödianten 

427. 
Kopfgeld  395. 
Kopfputz  173. 
Kopfwaßer,    kaiser   Karls    109.    111. 

114.  115.  135.  136.  140.  152. 
Korb  418. 
Korbmachen  447. 
Krakeeler  179. 
Kräuterbrfihe  351.  853. 
Kraut,    der  Pfälzer   85. 
Krebs,  rotb  wie  ein  463. 
Krieg    und   kriegsgeschrei   219.   280. 

282. 
Kriegschargen  als  titel  eines   fürsten 

349. 
Krittlich  5.  15.  179.  247.  255.  279. 

855.    423.    432.    448,    wie     eine 


wandlaus  21.  239.  892. 
Krösus  522. 
Krücken  55. 

Kügelreiter,  dick  wie  ein  86. 
Kurbaiern  325. 

Kurland ,  Prinzessin  von  198.332.338. 
Kutsche  6.  7.  11.   294.   393;    karten 

spielen    in    der    kutsche    ebendas., 

erfrieren     darin     439;    mit    sechs 

Pferden  451.  459.  463.  469. 
Lachen  über  andere  leute   367.  398. 
Lacherei  6. 
Lack  476. 
Lacke,    englischer    admiral    (das    ist 

Leak)  390. 
Ladenknecht  261. 
Lafayette,  mademoiselle  de,  455. 
Laissecour,     monsieur     404;      seine 

Schwestern  ebend. 
Lamarck,  comte  de,  452.  457;    sein 

bruder  457. 
Lamot,    Oberstallmeister  von   £.   Gh. 

vater  355. 
Lamotte,  mar^challe  de  7.  356.  357. 
Landau  287.  297.  299.301.303.304. 

306.  309.  364 ,  capituliert  332.  837, 

der  commandant  von  849. 
Landsknecht  spielen  33.  95.  96.  141. 

152.  199. 
Lappen  408. 
Lapperei  418. 
Lappländer,  ein  850. 
Lasalle,  commissaire,  54. 
Lassay,  monsieur  de  358. 
Laster,  jetzt  gemein  in  der  weit  434. 
Lau  429. 
Laun,  der  333. 
Lavall^e  6. 
Lavalli^re  358. 
Lavardiu,    marquis   de,    vom   papste 

excommuniciert  247.  Vgl.  L.  Rauke, 

Französische     geschichte ,      zweite 

aufläge,  lY,  s.  25. 
Lavigne  485,  ändert  seinen  namen  in 

Weinberg,  um  einen  pass  zu  erhal- 

34* 


532 


ten,  ebend.  490. 

Leak,  eoglischer  admiral  890. 

Lebel,  eio  arzt  von  £.  Cb.,  das  ori- 
ginal yon  „Le  grondear^  tod  Brueys 
Dnd  Palaprat  448. 

Leclair,  madame  422. 

Lefze  304.  450. 

Lrgrand  6.  8.  167. 

Leid,  das,  klagen  233.  246.  296. 

Leiningen ,  grafvon  35. 118. 166.  221. 

Leiningen,  gr<Au  Ton  11.  60.  63. 
66.  203.  221. 

Leipzig,  die  messe  daselbst  181. 

Leuoucoart,  madame  de  297. 

Lenor,  scbwester  des  oberjägermeis- 
ters  Yeuinger  83.  64. 

L^on  858. 

Leonore  von  Rathsamshansen ,  der 
frau  Schelm  Schwester  31.  87.  38. 
40.  66.  107.  113.  114.  184.  137. 
146.  171.  192.  207.  228. 263. 265. 
266.  293.  300.  305,  ihr  tempera- 
ment  306.  306.  387.  346.  848. 
349.  466. 

Leopold  I,  römischer  kaiser]  s.  Kaiser, 
der  romische. 

Le^chenbrand  396.  452. 

Leschenbrandel  401. 

Lesdigui^res,  duc  de  288. 

LeQnisch  136.  136.  476. 

Leure,  madame  de  272.  278. 

Leute,  Junge,  jetzt  ebenso  unange- 
nehm in  Deutschland,  als  in  Frank- 
reich 404. 

Lever  des  königs  427. 

Licent,  der  396.  399. 

Lieder,  lutherische  373.  382.  391. 

Lincoln,  mylord,  eine  von  ihm  Ober 
seine  religion  mit  Wendt  geführte 
Unterhaltung  444,  eine  ihn  betref- 
fende unsaubere  anekdote  451 ;  E. 
Ch.  ahmt  sein  schlechtes  Franzosisch 
vortrefflich  nach  451.  457. 

Lippe,  graf  von  der  291. 

Lisbeth,  Prinzessin,  tante  von  £.Ch.l62. 


Liselotte  22. 

Lisette  442.  448. 

Lislebonoe,  mademoiselle  de  292. 

Lobkowitz,  forsten  von  311 ;  sind  gar 
neue  fOrsten  ebend. 

Löffel ,  mit  löffeln  gefre Aen  haben  240. 

Löwenstein,  graf  von,  kaiserlicher  ge- 
sandter 261 ,  graf  und  grafla  von 
825. 

Löwenstein,  friulein  von  24. 164.  267. 
334.  335. 

Lohnsdorf  123. 

Lombrespielen  95.111. 114.  127. 194. 
224;  immer  findet  zank  dabei 
statt  458. 

Londen  90.  79. 

Longueuil,  madame  de  878.  468. 

Loo  67. 

Lorraiue,  Chevalier  de  6.  208. 

Lothringen,  herzog  von  80.  96.  98. 
111.  174.  175.  176.166.303,  her- 
zog und  herzogin  284. 

Lothringen ,  große  freude  daselbst  über 
die  geburt  eines  priuzen  341. 

Lothringen ,  der  prinz  von  861. 
862. 

Lothringen ,  das  wilde  leben  des  hofes 
daselbst  400. 

Lothringen,  s.  Josef. 

Lothringer,  urtheil  über  sie  806. 

Loubert  288,  vielleicht  auch  346. 

Louis,  prinz  von  Baden  299.  300. 

Louise,  raugräfln,  halbschwester  von 
E.  Ch.  (geboren  den  16/26  Januar 
1661,  gestorben  zu  Frankfurt  6  Fe- 
bruar 1733),  ihr  äuüeres  263.  267, 
ein  wenig  pietistisch  306,  vgl. 
414;  über  die  außerordentliche 
ehre,  die  ihr  durch  den  dienst  bei 
der  kurfürstin  von  Braunschweig 
widerfahrt  318;  sorgt  für  ihres 
Schwagers  und  seiner  kiuder  affären 
319.  322.  323,  geliebt  zu  Hannover 
324,  löbliche  eigenschaft  326,  ist 
neun  jähre  Jünger,  als  £•  Ch.  846, 


533 


schreibt  schSne  hand  und  schSnen 
Stil  412. 

Loupe  836. 

LoQTois,  moDsieur  de  370. 

Lucifer  308. 

Lodolf,  yerfaßei  der  Allgfmeinen 
BohaDbrihne  der  weit,  geboren  zu 
Erfurt  15  Juni  1624,  gestorben  8 
April  1704  zu  Frankfurt  a.  M.,  gibt 
heuscbrecken  für  wachtein  zu  eßen 
186.  137.  144  145.  156. 

LQtzenburg  303.  331.  360.  362. 

Lumpen  ,  adj.  (ein  lumpener  duc)  311. 

Ludwig  XIV  62,  will  Ton  keiner  ent- 
schädigung  der  Pfalzer  hören  96. 
97.  119.  120.  125;  weiß,  was  po- 
litesse  ist  301 ;  besucht  E.  Gh..  nach 
einem  Unfälle  310;  sein  schönes 
äußere  460.  468;  in  der  weit  kann 
man  nicht  hoflicher  sein,  als  er, 
aber  seine  kinder  und  kindskinder 
sind  es  nicht  485;  fordert  den  k5- 
nig  von  Slam  auf,  die  christliche 
katholische  religion  anzunehmen, 
was  dieser  ablehnt  492.  493. 

Lustig  sein  macht  lang  leben  323.  843. 

Luneville  331.  340.  344.  349.  852. 
355.  361.  363.  445.  476. 

Lutheraner  437. 

Lutz,  graf  163.  170. 

Lutzenburgin  (mademoiselle  de  Lutzel- 
bourg),  Bchwester  der  madame  Des- 
alleurs  294;  s.  Desalleurs. 

Mädel  8. 

Mährchen  151.  439. 

Männer,  in  Frankreich  ohne  anstand 
besucht  200. 

Madame  262.  267.  809,  die  stelle 
von  248. 

Madame,  duchesse  d'OrMans  (E.  Oh.) 
262. 

Madame  la  duchesse  d'OiMans  292; 
vergl.  262. 

Madame  d'OrMans ,  gemahlin  des  Soh- 
nes von  £.  Ch.  262.  267. 


Madrid  387.  445. 

Magdeburg  477. 

Magercroon,  s.  Meyercroon. 

Mailspielen  47. 

Maine,    Louis  Augnste   de   BonrboD, 

duc  du  242.  252.  386. 
Maintenon ,  Frangoise  d*Aubign^,  mar- 

quise  de  124.  190.  468. 
Mainz,  Lothar  Franz  SchSnborn,  knr- 

fürst  von  808. 
Makresse  468.  482. 
Malade  imaginaire,  le,   komödie  von 

Moli^re  430. 
Malause,  mademoiselle  de  72.73.74. 

76.  77.  79.  81.   84.   85.    90.  92. 

103.  169.  208.  254. 
Maler  laßen  lange  auf  ansfOhrung  der 

bestellungen  warten  56.  61.  62. 
Malteser  comthur  163. 
Malteser  ordeu  358. 
Maman  5.  14. 
Manisch  808. 

Mannheim  8.  157.  166.  191 ;  über  hun- 
dert jähre  alte  leute  daselbst  822. 

353.  459. 
Mannsmensch  420. 
Manquieren  43,  an  dem  respect  8. 
Mauteau  30.  74;    Ist  am  hofe  gegen 

den  respect  306.  410.  418.  474. 
Marcus,  der  Jäger  323. 
Mari  de  conscience  203.  221. 
Maria  Magdalena  341. 
Marie ,  königin,  tochter  Jakobs  II  und 

gemahlin    Wilhelms   III    von    Ora* 

nien  30. 
Marionetten  407. 
Marlburough,  mylord,  seine  Schönheit 

857.  364.  365.  482.  468. 
Marly  192.  215.  285.  294.  295;   der 

garten  daselbst  304.  829.330.359. 

431.  433.  438.  442.  464. 467.  473. 
Marocco ,  könlg  von,  begehrt  die  prin- 

zessiu  von  Conty  zur  gemahlin  186. 
Marronnier  225. 
Marsal  28. 


534 


Marsillae,  monsiear  de  6. 

Masken  208. 

Maskenbälle  121.  123. 

Mastricht  365. 

Matbematiqoen ,  die,  stehen  lenten 
Ton  qualitit  wol  an  138. 

MatignoD,  messieors  de  288. 

Maubeck,  prince  de,  söhn  des  prince 
d'Harcoart  361.  362.  363. 364.  365. 
381.  387.  388. 

Maubuisson  158.  166.  168.  406.  Die 
ibtißsin  von,  Looise  Hollandine 
von  Baiern,  Schwester  der  karfür- 
stin  Sophia  von  Braonschweig  158. 
168.  169.  216.  218.  219.  274.  316. 
.317.  320.  323.  324.  329.354.381, 
wird  so  dürr  wie  ein  sebeit  413; 
Schilderung  ihres  alters,  einfluß  des 
mondes  auf  ihr  befinden  471.  472. 
474  (vergl.  Hayemann  III,  s.  241, 
aum.   1). 

Maul ,  mit  einem  schmutEigen  maul 
zum  fenster  hinaussehen,  Sprich- 
wort darüber  487.  488. 

Maulaffen  feil  haben  78. 

Mausdreck  unter  dem  pfeffer  403. 

Mazarin,  madame  de  46.  50.  249. 
ihr  tod  169 ,  übler  ruf  336. 

Mecklenburg,  herzog  von  129. 

M^decin  malgr^  loi,  le  218.  Unge- 
schick eines  der  Schauspieler  bei 
derauffuhrung  dieses  Stückes  ebend. 

Medicamente  190.  191. 

M^disance  430. 

Meiuingen,  herzog  von  326. 

Meisenheim ,  ein  bauer  von  124  jähren 
daselbst  323. 

M^lac,  der  wüste,  urtheil  über  ihn 
297.  306;   sein  rotbes  gesiebt  300. 

Melonen  sind  eben  nicht  gar  ge- 
sund 474. 

Meusrh,  neutr.,  aber  nicht  yerächtlich 
42.  74.  188.  197.  241.  243.  261. 
375.  489. 

Meuus  plaisirs  =  Spielgeld  172. 


Mercnrins ,  statae  Im  garten  Ton  Marlj 

304. 
Meriten  196.  228.  236.  435. 
M^rope  178. 
Messe  306. 
Messen,     abergläubische     258,      für 

mause  258. 
Mettwurst  327. 
Metz  207.  265. 
Meubles  38. 
Meudon  63.  78.  111.  124.  185.  161. 

306.  354. 
Meüvius,    monsieur,    hofmeister    der 

grafen  von  Weilburg  144. 
Meyercroon ,  monsieur  de,  envoy^  yon 

Dänemark  437;   a.  Dänemark,  en- 

voy^  von. 
Meyercroon,    madame    de,    frau    des 

envoy^  von  Dänemark  115.  152. 
Mezetin   118. 
Mieg,  vioekanzler  308,  seine  tochter 

Amalie  ebend. 
Milchcur  152. 
Milz,   das,    35.  371.  391.  417.  433. 

435. 
Milzschmerzen  33. 
^ilzsüchtig  379. 
Milzwehe  435. 
Minen  37. 

Mione,  ein  hündchen  288. 
Miracles,    in   Frankreich    kein    glau- 

bensartikel  247. 
Misanthrope,   le,    komSdie    von  Mo- 

li^re  419. 
Misheirath  435;    in  Frankreich   nicht 

selten  455. 
Misbeirathen  435. 
Mithridates,  seine  gewohnung  an  das 

gift  377. 
Mitternachtsmesse  432. 
Moden  53. 
Modena,    herzogin    von    52.   56.  58. 

110.  210. 
Modest  260. 
Moeursburg,  prinz  von  341. 


535 


Moliire  165.  183.  218. 218.  237. 259. 
260.  367.  404.  416.  419.  430. 
470.  492. 

Monaco,  prince  de  197. 

Monckes  468. 

Mon]or,  prince  de,  zweiter  söhn  des 
prince  d'Harconrt  362;  geht  darch 
zu  den  Holländern  364.  365.  366. 

Monseigneur,  d.  1.  Louis  de  France, 
Dauphin,  söhn  Ludwigs  XIY, 
159.  301. 

Monsieur,  Ober  diesen  titel  462. 

Monsieur  22.  23.  55.  57.  141,  sein 
närrischer  aberglaube,  daß  ihm  seine 
gemahlin  beim  spiel  Unglück  bringe 
199.  215.  451 ;  liebt  Paris  220.  226 ; 
schickt  einen  process  gegen  £.  Gh. 
willen  nach  Rom  275.  287;  hat 
zweimalhunderttausend  thaler  aus 
der  Pfalz  erhalten  und  yertban  124. 
125.  234.  250.  251.  252;  sein  tod 
229.  353.  365. 

Montargis  117.  208.  211.  359,  ein 
Wetter  schlägt  hier  £.  Ch.  für  zwei- 
hundert gülden  fenster  ein  471. 

Montfort,  comte  de  356. 

Montpeiroux,  monsieur  de  358. 

Mops  (hnnd),  pl.  mobsger,  ordiuarie 
gar  treu  312» 

Moras,  monsieur  de  230.  234.  252. 

Moreau,  Fanchon,  sangerin  118.182. 

'  Sie  gieug  nach  Dangeau,  Journal 
YIU,  s.  391  später  in  ein  kloster. 

Morgue  9. 

Mort  de  Pomp^e,  la,  tragodie  Ton 
Corneille  218.  427.  428. 

Mortlficatiun  239.  453. 

Mortiflcieren  242.  492. 

Moscowittiu,  die  schone  420. 

Mouche  220. 

Müller,  monsieur  188. 

Manchen  322. 

Musik  215.  364.  365.  368.  408. 
438.  443. 

Mutter  heiratet,    ohne   es   zu    willen, 


ihren  söhn  261. 
Mutter  461.  462. 
Muttern  113. 
Muttersallein  221. 
Nachdenkisch  435. 
Nachteßen  des  konigs  57. 
Nachtigall  455. 
Nachtrock  30.  420.  431. 
Nähren,  die  seele  428. 
Namur  40.  42.  43.  45. 
Nancy  94.  107.  112.  125.  160.  184. 

185.    186.    188.    192.    207.   244. 

285.  290. 
Nangis,  marquis  de  15. 
Nanon  166. 

Nase,  die,  in  etwas  stecken  384. 
Nasen  abbeißen   und  ellenbogen  kOs- 

sen  84. 
Nassau,  fürst  von ,  in  Paris  ziemlieh 

verachtet  263. 
Nassau,  graf  von   33.    38.    51.    142. 

144.  170.  861. 
Nassau,    grafen    von    154.  157.  221. 

222.  228.  328. 
Nassau,  fürstin  von  205.  262;  griftn 

von  331. 
Nassao-Idstein ,  fürstin  von  167. 
Nassau-Siegen,   fürst  von   262.  408. 

fürstin  von  267.288;  verläßt  ihren 

gemahl  407.  408;  s.  Siegen. 
Nassau-Usingen  38. 
Nassau- Weil  bürg,   graf  von    38.  144. 

146.  170.228;  legt  schlechte  ehre 

ein  335;    sein  söhn,  vom  vater  in 

der   Schlacht    verlaßen    335.    337; 

graf  Karl  von  885.  393. 
Naturel,  aus  dem,  schlagen,   ein  bö- 
ses zeichen  69. 
Naturel,  gutes,  sehr  selten  295. 
Naumb  163. 
Neapolitaner,   nrtheil    über  dieselben 

297. 
Nfßelsucht  385.  398. 
Nettanconrt,  monsiear   de  297.  300. 

301.  306.  309. 


636 


Neabvrg,  herzog  tod  177. 
Neobarg,    kloster  147;    ein   hondert 

und    zehn   Jahre    alter    maDn    da^ 

selbst  823. 
Neujahr,  die  dadurch yeraDlaßten  ge- 

sch&fte  866. 
Neujahrswunsch  21.  54.  73.  184.  268. 

266.  267.  318.  814.  816.817.839. 

866.  432.  435. 
Nicken,  der  805. 
Nierenbraten  492. 
Noailles,  mar^chal  de  882.  868,  seine 

tochter  832,  sein  tochtermann  858. 
Nonpareille  178. 
Nothinge  44. 
NOrnberg  325.  428. 
Nanibergisch  422.  486. 487.  438. 440. 
'    Oberf?,  monsieur  489. 
Oberpostmeister  449. 
Obrecht    118.    159f.    172.    179.    181. 

231.  284.  285.     Dangean,  Journal 

VI,    s.  299.   300  nennt    ihn    „M. 

Obreicht,   prdteur    royal   de  Stras- 
bourg". 
Obst  418. 

Oder  28.  274.  298. 
Öl,  Florentiner  98.  94. 
Öl ,  heilsames  361. 862. 438. 448. 444. 
Österreich  macht  anspniche    auf   das 

konigreich  Spanien  222. 
Österreich ,  gräflnnen  sind  dort  nicht 

theuer  55. 
Ofen,  hinter  dem,  bleiben  220.247. 
Offen,  frSulein  49.  82. 
Offlcien  12.  20. 
Offlcirer  88 ,  stellen  sich  an,  als  wenn 

sie   den   frieden    nicht   wQnschten, 

was  E.  Gh.  nicht  glaubt  813. 
Ofüciere,   gefangene,    liste   derselben 

358. 
Ohrensausen  187. 
Ohsen,  schloß  375. 
Olimpe  8.  17. 
Op^ra  22.  57.  88.  96.  129. 167.  194. 

202.  204.  207.215.216.227.  Ver- 


gleiehnng  der  opem  in  Italien  und 
derer  zu  Paris  257.  263;  in  Heidel- 
berg 311.  389.  402;  stelle  ans 
einer  oper  412.  418.  422.  449. 

Oracle  401.  407. 

Oianien  288. 

Oranlen,  prinz  Ton  26.  240. 

Orltfanische  gelder  285. 

Orleans,  duc  d*,  Ober  diesen  titel 
462.  470. 

OrMans,  madame  d',   858;   s.  Blois. 

Or]<^ans,  madame  d',  (duchesse  d*Or-> 
l^ans)  die  gemahlin  des  sohnes  Ton 
£.  Gh.,  beinahe  im  bette  verbrannt 
262.  267.  309. 

Orleans,  mademoiselle  d*  114. 

Ormond,  duc  d*  464;  seine  toohter 
ebendas. 

Ortauce ,  monsieur  895. 899. 442. 448. 

Osnabrück,  bischof  von  887. 

Ostfriesland,  ffirst  von  196;  fflrstin 
von  101.  149.  155. 

Otto-Heinrichsbau  in  Heidelberg  811. 
827. 

Oustack,  mylord  254.  257. 

Oxebridge  70. 

Page  104.  278.  896. 

Pagode  206. 

Palais  royal   57.  83.    167.  194.  225. 

Palaprat,  dichter  448. 

Palette  828   882. 

Paperasse  252.  254. 

Papist  882. 

Papst,  eine  äußerung  desselben  Ober 
die  gottlosen  leute  in  seiner  nähe 
287. 

Papst,  der,  seine  geltung  in  Frank- 
reich 382. 

Paris,  das  traurige  und  langweilige 
49;  das  widerwärtige  58. 

Paris,  der  carnaval  daselbst  434. 

Pariser  stadtleute  286. 

Parma,  herzogin  von  56,  prinzessin 
von  173. 

Pasquille  246.  288. 


637 


PMf»-port  SOli  485. 

Pastell,  Schwierigkeit,  ähnliche  bild- 
nisse  damit  herzastelleo  464. 

Fat  i  Toeuil  811. 

Patte  369.  372.  894. 

Pankeu  und  trompeten,  ein  alter  deut- 
scher brauch  116. 

Paulus  der  apostel  115.  486. 

Perichon,  ein  kanfmann  53. 

Permillac,  monsienr  de  141. 

Pers^tf,  op^ra  178. 

Persius  108.  123. 

Perficke  6.  243.  802,  am  hofe  sehr 
allgemein  857.  449. 

Peter,  pater,  ein  buch  von  Ihm  ge- 
tadelt 465. 

Pfaffen  sind  schuld  an  der  Uneinig- 
keit der  Christen  75.  80;  schicken 
den  teofel  nicht  zu  den  damen 
891.  417;  sind  leute  wie  andere 
menschen  461. 

Pfaffen,  die  verfluchten,  zu  Rom 
272.  275. 

Pfaffengeschwätz  258. 

Pfaffengezank  347. 

Pfalz  25.  236. 

Pfalz,  Karl  Ludwig,  kurfürst  von  der, 
E.  Ch.  vater  8.  4.  9.  11.  14.  20. 
26.  27.  82.  38.  41.  48.  58.  168. 
460.  466.  467. 

Pfalz,  Karl,  kurfQrst  zu  12.  18.  15. 
16.  19.  20. 

Pfalz,  Johann  Wilhelm,  kurfQrst  zu 
64. 145^  wegen  aufwandes  getadelt 
46.  118.115,  vergl.  110.220.221. 
811.  812;  hat  einen  reformierten 
doctor  116;  zieht  die  Juden  den 
Christen  vor  157;  auf  der  Frank- 
furter messe  208;  schindet  das 
land  226.  285.  419.  488. 

Pfalz,  knrförstin  zu  12.  16.  17.  19. 
20.  23.  24.  116.  178.  224.  280. 
281.  282.  896;  ist  recht  gertie  ge- 
storben; mangel  an  bewegung  Ur- 
sache ihres  todes  468. 


Pfalzgraf,  der  schwedische  29.  38;  34, 

Pfalzgräflnnen  haben,  so  zu  sagen, 
die  grSsten  häupter  von  der  weit 
gemacht  311. 

Pfälzische  gelder  255. 

Pfalzische  luft  geändert,  Ursache  da- 
von 823. 

Pfarrherr,  der  sich  mit  dem  nieren- 
braten mortiflciert  hat  492. 

Pfarrherren,  reformierte  444. 

Pfeife  taback,  eine,  nehmen  475. 

Pfeifen  (von  der  brüst)  450. 

Pflaster,  ufirnbergisches  422.  428. 
436.  437.  438.  440. 

Pflngin  122.  123. 

Pfudian  142. 

Philippe,  dnc  d*Orl^ans,  der  söhn 
von  Elisabeth  Charlotte,  geht  zur 
arm^e  34;  wird  krank  36.  88.  39. 
60;  gibt  seiner  mutter  ein  gar  gu- 
tes reitpferd  51 ;  bei  der  belagerung 
von  Neuport  39,  liebt  den  krieg 
43.  47;  sein  äniVeres  65,  sein  le- 
benswandel  96;  leidet  am  fleber 
135.  188. 140;  bereut  seine  heirath 
226;  sehr  krank  durch  sein  tolles 
leben  410.  411.  412;  sein  eigen 
haar  steht  ihm  übel  449;  lernt 
trotz  vierjährigen  unterrichte  das 
Deutsche  nicht,  derbe  anekdote 
hierüber  457.  462;  geht  nach  Ita- 
lien, die  arm^e  zu  commaudieren 
467.  469.  470;  E.  Ch.  hofft,  daß 
um  seiner  beliebtheit  willen  nicht 
mehr  so  viele  durchgehen  werden 
471 ;  camplert  zu  San  Benedetto 
ebendas.,  ist  vor  Turin  475,  steckt 
bis  über  die  obren  in  der  belage- 
rung von  Turin  476,  wird  verwun- 
det 477.  480.  481.  485.  486.  E. 
Ch.  hat  zwei  tage  lang  nichts  ge- 
than ,  als  weinen  über  ihres  sohnes 
Unglück  478.  479.  Philippe  thut 
die  ganze  campagne  auf  seine  kos- 
ten 482.  484;  fällt  mit  dem  pferde 


538 


anf  tetner  r«lte  nach  Greooble  482. 
463.464;  die  lohold  seiner  nieder- 
lage  vor  Turin  durch  prinz  Eugen 
wird  nicht  ihm  beigemei>en  484 ; 
geht  ins  ballhans  und  spielt  auf 
der  flOte  488. 

Philipp  y,  konig  von  Spanien  483. 

Philipp,  landgraf  von  Homburg  337. 

Philipp,  pfalzgraf  von  Sulzbach  205. 

Pliöuix  66.  164.  262. 

Piemont,  wein  von  474. 

Piennes,  mademoiselle  de  14. 

Pietist  268   492. 

Pietist-büchelchen  492. 

Pietisterei  306. 

Pignerol  482. 

Pignoli  105. 

Piiionol  165. 

Pirlen  331.  891.  489.  456. 

Pltschaft  135. 

Pitschier  (die  kunst,   trotz   derselben 
die  briefe  zn  lesen)  466. 

Pitnite  233.  385. 

Plaideurs,  les,  komCdie  von  Racine 
264. 

Platen,  frau  von  46,  grafln  488. 

Podagra  68 ;  Ludwig  XIV  leidet  am 
390. 391. 397. 433.  S.  auch  potagram. 

Polnitz,  fräulein  423.  425.426.  431. 
482.  486.  486. 

Poigoard  262. 

Puintilleux  406. 

Pointis  390. 

Poisson,  dichter  427. 

Pulen,  urtheil  Ober  land  und  lente 
95.  240. 

Polen,  Friedrich  August  I,  knrfürst 
von  Sachsen,  könig  von  126.  177. 
222.  305.  344.  846.  469.  477;  ent- 
rüstet» äußerungeti  Aber  den  ehr- 
vergcßenen  Altranstadter  frieden, 
den  er  gemacht  489.  490;  seine 
gemahlin  126,  bei  der  nachrirht 
vom  schloßbrande  224.  477 ;  seine 
zwei  söhne  126. 


Polier,  abb4  de,  Tertranter  rath  Ton 
£.  Ch.  und  von  früher  Jagend  an 
ihr  viterlicher  freond  16.  100, 
über  sein  kräftiges  alter  122.  191. 
274.  324.  325.  472;  erhilt  steh 
am  meisten  mit  dem  tabackranchen, 
alle  tage  nimmt  er  etliche  pfeifen 
taback  475.  479. 

Politesse  301.  306. 

Poltergeist  167. 

Poltney,  monsienr  486. 

Pomereo,  monsienr  de,  c-onaeiller 
d*etat  von  E.  Gh.  naeh  dem  tod« 
ihres  gemahls  283. 

Pommade  d*Iverne  444. 

Porcelaine  476. 

Port  royal  89.  52.  83.  127. 143.  148. 
150.  157.  164.  196.202.204.215. 
216.  260. 

Portland ,  mylord  26.  249.  416. 

Portsmonth,  madame  de  249. 

Portugal,  könig  von  172,  königin 
von  176. 

Portugal,  das  loß  der  königin  da- 
selbst nicht  beneidenswerth  56. 
172. 

Portugal,  envoy^s  von  63. 

Portugiesinnen  sind  an  eifersucht  nnd 
eingesperrt  werden  gewöhnt  318. 

Possenspiel,  deutsches  142. 

Posset  454. 

Possierlich  10.  2a  45.  55.  452.457. 
462.  470.  490. 

Pot ,  um  den  pot  hernmb  fahren  417. 

PoUgram  201.  479,  ist  ein  zeichen 
von  lADgem  leben,  wenn  es  sich 
spät  anmeldet  206.  433,  haben 
viel  gar  ehrbare  personen  480.  6. 
auch  podagra. 

Potte  =  band  88. 

Pourceangnac ,  monsienr  de,  fcomödie 
von  Möllere  419. 

Poussin,  der  maier  168. 

Praceptor  481. 

Präsenz  375.  376.  382. 


539 


Prast  23. 
PredicaDt  402. 

Prediger  345.  347.  402,  got,  aber 
gar  nicht  angeDehm  427.  428.429. 

Predigt  51.217.218. 340.430. 431. 490. 

Pressenyille ,  mademoiselle  de  74.60. 

Preußen ,  Friedrich  I,  kdnig  von  223. 
224.  227.  242.268.  279.  288.331. 
-  371.  376 ,  ist  hocbmüthig  435. 465. 
469.  476.  477.  478.  492. 

Preußen,  Sophie  Charlotte,  kSnigin 
Tou,  tochter  der  knrffirstin  Sophie 
▼on  Hannover  269.  272.  273.  277. 
296.  333.  342.  343;  wie  ein  träum 
maskiert  343.  360.  361.  362.  366. 
413 ;  ihr  plötzlicher  tod  368,  £.  Gh.  ist 
untröstlich  dar&ber  368.  869.  370. 
373.  376.  377.  378.  380. 382. 384. 

Preußen,  kronprinz  von,  der  nach- 
malige könig  Friedrich  Wilhelm  I, 
365.  372.  435.  465;  seine  Verlo- 
bung mit  Sophie  IXorothee,  der 
tochter  des  kurftirsten  Georg  von 
Hannover,  des  sohnes  der  knrfür- 
stin  Sophie  (ma  taute)  467.  468. 
469.  471.  477.  478. 

Pri^,  monsieur  de  356.  357.  358. 

Princes  k  gros  grain  310. 

Princes  du  sang  52. 

Princesse,  madame  la;  s.  Condä. 

Processe  200. 

Processpapier  382. 

Propre  487. 

Proserpine,  op^ra  22.  383. 

Protection ,  die ,  von  E.  Gh.  ist  etwas 
gar  vortheilhaftiges  398,  ist  eine 
schlechte  sach  401,  hübsche  äuße- 
rung  hierüber  425. 

Protzen  137. 

Psalmen,  reformierte  382. 

Psyche,  komödie  von  88.  Es  ist 
wol  „Psycho,  trap^die  -  ballet  en 
cinq  actes"  von  Moliftre  gemeint, 
der  übrigens  bei  diesem  stücke  die 
mitarbeiterschaft  von  Qainault  und 


Pierre    Corneille    in  ansprach   ge- 
nommen. 

Purgieren  372.  426. 

Purzelbaum  3.  431. 

Patzen  (gepatzt  werden  =r  geschlagen 
werden  im  kriege)  468. 

Patzen,  den  buben  297. 

Pyrmont  405.  407. 

Quacklei  392. 

Quietisten  492. 

Quinte  27.  221.  269. 

Quinquina  39.  43.  292. 

Rabach,  graf  236. 

Raby,  mylord  (Strafford],  sein  sitten- 
loser  wandel   416.  426.  482.  466. 

Racine,  Jean,  der  dichter  254. 

Räthsel  247.  256. 

Ragout  383.  430.  441. 

Raillerie  322. 

Rambures,  mademoiselle  de  24. 

Ran  396. 

Randt  134. 

Rasen  417,  etlich  mal  ein  wenig  zu 
rasen,  ist  gesund  ebendas.;  wenn 
alte  lente  ins  rasen  und  in  die 
last  kommen j  seind  sie  ärger,  als 
junge  leute  -172. 

Rasen  (tou  der  milz  gebraucht)  433. 

Rastatt  489. 

Rathsamshausen ,  frau  von,  Schwester  , 
der  frau  von  Schelm  37.  109. 118. 
122.  131.  136.  157.  160. 172.  244. 
282.  285,  schreibt  im  namen  von 
E.  Gh.  während  deren  krankheit  288 
bis  291.  294.  295.  298;  ist  wäh- 
rend des  krieges  in  sorgen  um  ihr 
Schlößchen  299;  redet  possierlich 
französisch  462;  s.  Leonore  und 
Rotzenhäuserin. 

Rathsamshausen,     fränlein    von     86, 
ortbographiert    blutsübel    ebendas. 
207.  347. 
Ratzenbausen,  frau  von  173. 
Rayons  173. 
Rechtsgelehrte    sind    froh    über    dM 


540 


langsam  gehen  einfs  processes  279. 

Redoublement  138.  283.  234.  328. 
E.  Gh.  kennt  das  deatoche  wort 
dafür  nicht  410. 

Redoute  434.  436.  437.  439.  441. 
443. 

Reformierte  in  Franl^reich  388.  437. 
in  Franicreich  verfolgt  166,  arbeiti- 
leote,  schier  die  besten,  vertrie- 
ben 487. 

Reformierte  pfarrherren  444. 

Refuge,  monsienr  de  360,  sein  toch- 
termann ebend. 

Reichsgraf  275.  460,  reichsgrSfln  279. 
351.  355.  381.  387.  893.  419. 

Reichsschultheiß  321.  327. 

ReichsstSdtchen,  ganz  apart  leben 
wie  ein  85.  317. 

Reine  d*Hongrie  140. 

Reisen  in  postchaise^  124. 

Religionen,  mit hunden  verglichen  250. 

Reliquien  417. 

Remedien  308. 

Renommee,  statne  im  garten  von 
Mariy  804. 

RepublilE,  die  polnische  183. 

Resident,  der  trierische  115. 

Retrancbements  in  Baiern,  von  den 
Deutschen  forciert  352. 

Rens,  graf  118. 

Reverenz,  keine,  zn  machen,  ist  ein 
bauernstolz  485. 

Reyer,  rath  234.  252. 

Rhein  285. 

Rhein fels ,  Heßen-,  landgraf  Karl  vbn 
128.  132.  179.  182.  189.  198.  30a 

Richelieu,  duchesse  de  260. 

Richelieu,  marquise  de  169,  ihr  nn« 
sittlicher  wandet  260. 

Ried  in  224. 

Rijswijk  91,  der  dort  geschloßene 
friede  erweckt  nirgends  große  freude 
94.  96,  eine  bestimmung  dessel- 
ben 120. 

Ritterzeog,  verSchtlich  22f 


Rittmeister  85. 

Robe  (festliche  kleidnng)  469. 

Robe  de  chambre  30.  48. 

Roche,  de  la  820. 

Roche,  la  vieille  861.  864. 

Ruohe-snr-Ton ,  prince  de  la  15. 

Rodogone ,  tragödie  (von  P.  Corneille 

438. 
Römer,  der,  in  Frankfurt,  die  messe 

daselbst  136. 
Röthein  (rottlen),  krankhaft  213.  214. 
Rohan,  hans  Ton  115;    dnc  de  448, 

seine  tochter  ebendaselbst;  prince 

de  446. 
Rom  236.  253.  272.  275.  417. 
Roman  10. 

Romy,  mademoiselle  de  77.  84. 
Ronebridge  89. 
Rong^re,   monsienr  de   la,   Chevalier 

d'honneur  von  £.  Ch.  190. 
Rorbach  188.  189. 
Rose,   die,    dorch   waßertrinken   cn- 

riert  479. 
Rosenberg,  graf  von  464.  466. 
Rothlaufen  132.  297.  350.  406.  407. 

431.  456 
Rotzenhausen  ,  frau  von,  frenndin  von 

£.  Ch.    181.    265.   275.  296,    ist 

zweimal  auf  den  tod  gelegen  331. 

338.  884.  845.  853. 895. 466.  472. 

476;    die   kleine   Wilhelmine  188. 

285.  331.  833.  338.841.845.858. 

854.  864. 
Rotzenhäuserin,    die    68.    122.    129. 

142 ,  redet  bitter  übel  deutsch  807. 

418.  418,    redet  possierlich  fran- 
zösisch 462;  6.  Rathsamshausen. 
Rotzen hiuserle  334. 
Roney,  conte  de  161.  169. 
Roye,  contesse  de  161.  358. 
Ruffigny  (?  Ruvigny),  sein  sittenloser 

wandel  416. 
Ruhr ,  rothe  247.  472. 
Runzeln,  Ursachen  desselben  248. 
Ruprecht,  pfalzgraf,  bnidex  des  kur- 


541 


forsten  Karl  Ludwig ,  general  Karls  I 
YOD  £uglaDd  gegen  Cromwell .  seine 
betrügliche  heirath  368. 

Ratschen  478. 

Rovigny,  monsienr  de  356 ;  s.  Galloway. 

Saarbröcken  38,  graf  von  142. 

Sachsen,  herzog  von  219. 

Sachsen,  kurfilrst  von  47.  53.  55. 
seine  stärke  95. 

Sachsen ,  kurfurstin  von  462.  463. 
477.  485. 

Sachsen  Gotha,   prinz  von  129.  132. 

Sachsen  Meiningen,   herzog  von  341. 

Sachsen  Weißenfels,    prinz   von  304. 

Sackzeug  396. 

Saint  Amand  149. 

Saint  Ghamans  14.  17. 

Saint  Cload  11.  302.  306.  309. 

Saint  Cyr  416. 

Saint  J^vremond,  m.  de,  169,  verse  auf 
ihn  336,  sein  äußeres  ebendas. 

Saint  Germain ,  faubourg  216. 

Saint  Germain  168.  215.217. 219.  302. 
330.  354.  359.  406.  An  dem  eng- 
lischen hof  zu  St  Germain  da  sind 
sie  alle  wie  die  hond  and  katzen 
gegen  einander  473. 

Saint  Louis,  ordre  de  235.  236. 

Saint  Maar,  drap  de  456. 

Saint  Maurice,  monsieur  de,  ein  Sa- 
voier  259.  260.  261. 

Saint  Miel  244. 

Saint  Pierre,  abb^  de,  premier  au- 
m6nier  von  E.  Ch.  208. 

Saint  Pol  194. 

Saint  Till,  Chevalier  de  399.  400. 

Salat  ist  nicht  ungesand  283,  gesund 
beim  hasten  321. 

Salmuth,  Oberstlieutenant  352.  360, 
hat  in  der  gefangenschaft  den  de- 
gen  an  der  seite,  darf  aber  nicht 
hingehen,  wohin  er  will  363. 

Saiomon,  könig  247.  411. 

Salon  324. 

Salsthal  (?  Salzdalum)  460. 


Salut  215.  306. 

Samariterin,  die  341. 

Sammet  456. 

Sandewitzsch ,  madame  de,  sehr  ver- 
ständig, aber  gar  leichtfertig  353. 
356. 

Sang  (je  reconnois  mon  sang),  s. 
Molidre,  George  Dandin,  acte  U, 
sc^ne  11)  388. 

Sassenage,  monsieur  de  358. 

Sastot,  madame  de  489. 

Säugamme,  alte,  hin dernis  des  Wach- 
sens 147. 

Sauerbrunnen  7.  90.  149.  151,  wird 
bfßer  bei  der  quelle  gebraucht  192. 
196.  198.  200.  305. 

Sauerbrnnnencuren  325. 

Saufen  245.  281. 

Savoien,  herzogin  von  131.  149. 
210.  302. 

Savoye,  madame  de,  Anne  Marie 
d'Orl^ans,  gemahlin  des  Victor  Ama- 
deas 11,  herzogs  von  Savoien  and 
nachmaligen  konigs  von  Sardinien, 
Stieftochter  von  £.  Gh.,  40.  260. 
304. 

Savoien,  prinz  von,  gebart  dessel- 
ben 140. 

Savoien,  prinzessin  von  72.  80.248. 

Scarron,  s.  Jodelet. 

Sceaux,  gehört  dem  duc  da  Maine 
252.  359.  415.  418. 

Schachspiel  394. 

Schachtel,  alte  192. 

Schätzchen  33. 

Schallenberg,  fräulein  458;  s.  Schn- 
lenburg. 

SchaubQhue,  die  allgemeine,  der  weit, 
von  Ludolf  134. 

SchaueßfU  476. 

Schaasoheiß  476. 

Scheir  113.  427.  473.  476. 

Scheiden  thut  wehe  450. 

Scheinen  355. 

Schellen,  von  den  ehren  44. 


542 


Schelm,  dionsieur  87.  286.  290. 
353. 

Schelm,  fraa  von,  Schwester  der  fran 
von  Rathsamshansen  81.  55.  66. 
65.  107.  137.  146.  192.  286.  290. 
803.  338.  853;  s.  auch  Qret. 

Schimmeln  422. 

Scblafkappe  77. 

Schlagen ,  es  ist  schon  sechs  geschla- 
gen 884.  417.  491. 

Schlag,  der  rechte  alte  deotsche852. 
864. 

Schlag  447. 

Schlagfluß  115. 

Schlangenbad  151.  164.  193.  804. 
808.  854.  474. 

Schleinitz,  herr  und  frao  887.  896. 

Schlendrian  434. 

Schmack  398.  440. 

Schminken  188.  200.  207.  208. 
858. 

Schlapies  288. 

Schloßel  299. 

Schmeißen  118. 

Schnadern  86. 

Schnupen  16.  29.  48.  61.  72.  75.  79. 
80.  129.  185.  450,  ist  gesund  29. 
66.   75.  298.  372.  897.  442. 

Schonborn,  obermarschalk  306,  drei 
jüngere,  domherreu  zu  Mainz  808. 

Schomberg,  Meinhard,  herzog  von, 
gemahl  der  raugräfln  Karoline,  der 
halbschwester  von  £.  Gh.  27.  28. 
48.  60.  68.  69.  70.  71.  73.  76. 
76.  77.  78.  79.  85.  88.  91.  168. 
190.  194. 196.  197.  208.  261,  seine 
absieht,  sich  wieder  za  helrathen, 
getadelt  275.  277.  279.  280.  281. 
287;  unterbleiben  der  zweiten  ehe 
305;  seine  eifersucht  818;  konnte 
sich  nicht  mit  den  andern  genera- 
len  in  Portugal  vergleichen  851,  ist 
ein  wenig  krittlich  und  incompatible 
855.  Herzog  Meinhard  ▼.  Schomberg 
starb  zu  Hillington  im  jähre  1719. 


Die  filtere  seiner  beiden  tCchter, 
Friederica ,  vermählte  herzog  Mein- 
hard von  Schomberg  an  den  eng- 
lischen staatsminister  lord  Holder- 
ness,  die  jQngere,  Marie,  an  den 
grafen  Christoph  Martin  von  Degen- 
feld.  Über  herzog  Meinhard  von 
Schomberg  vergl.  J.  F.  A.  Kazner, 
Leben  Friedericha  von  Schomberg, 
oder  SchSnburg.  I.  Mannheim  1789. 
8.  s.  363  bis  371. 

Schomberg,  gräfln  von  26.  67. 

Schrank  (schränke  za  haben,  ist  ge- 
mächlich) 487. 

Schreibbach  419.  456. 

Schreibkist  83. 

Scbuckschuck  10. 

SchOrzchen  418.    . 

Schulenborg,  fräulein  von  der,  mat- 
tresse  des  fcorfOrsten  Georg  458. 
490.     W.  Havemann  III,  s.  844. 488. 

Scholtes ,  monsieur  472 ,  ist  ein  gro- 
ber gesell  474,  einflegel  476.477. 
478.  480.  487. 

Sehwalbach  160.  196.  197.  198.  200. 

Schwarz,  fräulein  421,  eine  Schwester 
von  ihr  wird  rasend ;  dieses  nn- 
glQek  sei  Irger,  als  wenn  sie  ge- 
storben wäre  421.  424. 

Schwarzköpfel  1. 

Schublade  46. 

Schweden,  der  k5nig  von  141.  214. 
420,  der  envoy^  von  181. 

Schweden,  die  witwe  von  878. 

Schweden ,  der  junge  konig  von, 
Karl  XII  485,  hat  viel  von  dem 
seligen  bruder  von  £.  Ch.  490. 

Schwedische  Prinzessinnen  67. 

Schweinefleisch  ist  ungesund  489. 

Schweiusjagd  49. 

Schwetzingen  459. 

Schwiger  herr  vatter  66. 

Spectacle  68.  69. 

Scradt,  kanzler  157. 

Scrupel  in  religiösen  dingen  349. 


543 


Sebbeville,  monslenr  de  858.  360. 
S^gur  Montberon,    madame   de    271. 

272.  278. 
Seignelay,  monsienr  de,  der  joDge  446. 
Seiltänzer  216,  seiltäozeriD  308. 
Sein  mit  accus,  construiert  340. 
Seltz,  baron  von  44. 
S^qoelle  469. 
Serein  420. 

SessaC|  monsienr  de  358. 
Seve  (?  Sövre)  410. 
Siam ,  der  verstorbene  kunig  von,  lehnt 

es  ab,    die    christliche    katholische 

religion    anzunehmen,    und   äußert 

sich   über   die   Verschiedenheit   der 

religionen,   welche  gott  wolgefallig 

sei  492.  493. 
Sibourg,  monsieur  de  376. 
Sickiugen ,  fran  von  83. 
Siegen ,  först  von  Nassau-  107.  408  ; 

s.  Nassau. 
Siegen ,  fürstin  von  Nassau-  267.  408. 
Siegen,  prinz  von  Nassau-  53. 
Silberdiener  240. 
Simoris  259;    s.  Saint  Maurice. 
Sintemalen  12. 
Sodom  257. 

Soldat,  dictum  eines  ängstlichen  299. 
Soldat  habile,  le,  komödie  488. 
Soldenen ,   fürstin    von ,    ihr    oracle ; 

ihre  tochter  407;  s.  Zollern. 
Solitaire  322.  418. 
Sollicitieren  395. 
Solms,  graf  von  251.  254.  255. 
Sommer,  in  Heidelberg  herumgeführt; 

gesang  dabei  64. 
Sonnenfinsternis  Ursache  einer  krank* 

heit  201. 
Sorbonne  261. 
Sortable  264.  857. 
Sosie  237. 
Span,  general  60. 
Spanheim,    gesandter   des   kurfürsten 

von  Brandenburg  98.  100. 102. 177. 

209.  210. 


Spauheim,  fran  von  88.  817,  made» 
moiselle  260.  817. 

Spanien,  könig  von  212.  218.  248. 
258,  der  junge,  conspiration  gegen 
denselben  entdeckt  297. 

Spanien,  die  beiden  thronprätenden- 
ten  in  846.  „Ich  habe  lengst  ge- 
sagt, daß  man  die  zwey  spanische 
kouige  [erzherzog  Karl,  den  nach- 
maligen kaiser  Karl  YI,  und  den 
französischen  Philipp,  "den  nach- 
maligen konig  Philipp  Y  von  Spa- 
nien] mitt  einander  solte  schlagen 
laßen;  unßer  bette  vortheil,  den  er 
ist  starck,  hatt  greuliche  faust.  Ich 
würde  christlicher  finden ,  daß  die 
zwey  konige  sich  umb  ihr  könig- 
reich  schlügen,  alß  so  viel  Ghris- 
tenbludt  vergießen  zu  machen". 
483. 

Spanien,  königin  von,  Marie  Luise, 
tochter  des  herzogs  Philipp  von 
OrMans  aus  erster  ehe,  also  die 
Stieftochter  von  E.  Gh.,  seit  1679 
gemahlin  (die  erste)  Karls  II  von 
Spanien  14. 

Spanien,  königin  von  173.  19S.  248, 
die  junge ,  beinahe  von  wandläusen 
gefreßen  239.  258. 

Spanien ,  unglückliche  läge  der  köni- 
gin daselbst  56.  239. 

Spanisch  vorkommen  853.  229. 

Spanische  dorfer  248. 

Sparr,  oberst,  früher  amtmann  zu 
Bretten  194. 

Sparren  408. 

Sperreisen  444. 

Sperville,  monsienr  de  281.  235;  s. 
Iberville. 

Speyer  352. 

Spicken  279. 

Spiegel,  kammerdiener  48.  58.  55. 
68.  74.  77.  177.  ^' 

Spiel,  wobei  man  in  ein  eck  pfeift 
899. 


544 


Spielen  88.  114.  200.   254;   es   darf 

nicht  dabei  diecoariert  werden  258, 

Unsitte  dabei  272,   sehr  fiblich  in 

FraulEreich  381. 
Spieler,  ihr  anssehen  160. 
Spielgeld  172.  255. 
Spinoxa,  der  philosoph  473. 
Spitzen,    sich    464,    sich    anf    170. 

476. 
Spouholzel  805. 
Spottlieder  45.  47. 
Sprichwörter  nnd  sprichwörtliche  re- 

densarten ,   deutsche ,   ft'anzösische, 

holländische  26.  35.   56.  85.  106. 

109.  112.  113.  115.  118. 119. 120. 

125.  137.  140.  157. 171. 178. 180. 

191.  195.  238.  24a  241.246.250. 

258.  267.  268.  271.  277.  280. 292. 

297.  298.  303.  305.310.311.817. 

331.  385.  336.  344.352.355.356. 

364.  365.  390.  895. 898.  402. 403. 

417.  419.  425.  432.  457.  473. 474. 

475.  476.  482.  487.  488.  492. 
Sprichwörter  spielen  27. 
Sqniuquinelle,  Seiltänzerin  308. 
Samich  444.  254. 
Staffeln  des  barometers  488. 
Staffet,  ein  Elisabeth  Charlotte  unbe- 
kanntes wort  43. 
Stand  464. 

Statnen  im  garten  von  Marly  804. 
Staub  408;   für   den   staub  wird   bei 

reisen  nicht  gesorgt  463. 
Staufeneck  268. 
Stecken,  in  köpf  5.  7 ;  prät.  gestocken 

342.  843.  359.  426. 
Stein  397. 

Stein,  herr  und  frau  tou  196. 
Stein  Callenfels  246. 
SterbensYerliebt  10. 
Stocke    tragen    steht    jungen    leuten 

Übel  157. 
Stirig  281. 
Stoff,   wovon  man  königinnen  macht 

248. 


Strafford,  mylady  90. 

Straßborg  20. 21 ;  gasthof  zum  ochseo 
daselbst  20.  188.  202.  327.  864. 
418.  476. 

Strucken  281. 

StubenyoU,'  haushofmeister ,  bmdei 
der  madame  de  S^ur  Montberoo 
272,  seine  Schwester  278. 

Stumpf  und  stiel  51. 

Stunden,  gar  lange  408. 

Sturisch  140. 

Stutz  115.  201.  261.  276.  404 
451. 

Sulzbach,  pfalzgraf  von  199.  20Q. 

Sunderland,  mylord  432. 

Survivance  228. 

Sozon,  madame  Dufresne,  kammer- 
frau  von  E.  Ch. ,  die  tochter  ihrer 
amme  166.  256.  265,  kann  nicht 
deutsch  und  nicht  französisch  eben- 
daselbst, 266.  267.  270.  275.279. 
282.  284.  285.  422. 

Sympathie  52. 

Taback  475. 

Tabackrauchen  475. 

Tabacktrinken  274. 

Tabletten  von  sohieferstein  459.  464. 
466. 

Tabouret  174.  175.  296.  413. 
462. 

Tanze ,  deutsche  447 ,  französische 
27.  447. 

Tänzer  haben  masken  an  208i 

Tafel  11.  38. 

Tag,  der  jfingste,  noch  ferne  498. 

Tallard,  mar^chal  de  832.  854.  358, 
spricht  för  sich  und  macht  dabei 
abscheuliche  grimassen  358.  363; 
sein  söhn  332. 

Talmond,  prince  de  416. 

Tanzen ,  abgekommen  am  französischen 
hofe  95,  im  schwang  in  Deutsch- 
land 138. 

Tanzen  aus  der  mode  33. 

Tanzen  mit   fackeln,   alter  deutscher 


545 


brauch  490. 
TaDzmeister  beim  balle  131. 
Tarente,   ma  Uote   von  25.   27.  85. 

53.    85.    191.    355 ;   princesse  de 

455. 
Tartnffe,    le,    komSdle    von    Molidre 

416.  419.  430. 
Taschenspielen  342. 
Tauiscbe  familie  334. 
Taufen ,    getauft   werden    Yom   regen 

405. 
Taxis,  fürst  311;   ein    doli    ffirsten- 

thum  ebend. 
Temperament  469. 
Tendre  452.' 

Tertianfleber,  doppeltes  474. 
Teseu,  abb^  de  119.  121.  123.   124. 

126.  127.  130.  135.139.  141.206. 

208.  219.  220.  221.223.224.225. 

226.  227.  228.  234.235.278.287. 

325.  434. 
Teseu,  secr^taire  des  commandements 

du  duc  d'OrMans  118,  ein  falscher 

gesell  124,  ein  falscher  böser  mensch 

434. 
Tess^,  monsieur  de  51. 
Testament  130,  des  yaters  von  E.  Gh. 

250.  255. 
Teufel  170.  211.  224.263.338;  we- 
nige   dameu    fürchten    den    teufel 

391.  402. 
Teufel,  falsche  15. 
Teufels,  plur.  21. 

Teufelcben,    die   am    schreiben    ver- 
hindern 308.  309.  310. 
Teufelsdings  236.  475. 
Theatrum  207,  vom  krieg  25.  300. 
Theobon  10.  23. 
Theseus  257. 
Th^sut  s.  Teseu. 
Tborigny ,  m.  de  9. 
Thumfaßel  24. 
Tilladet,  Chevalier  de  7. 
Tiquet,  conseiller  du  parlement,  an- 

schlag  auf  sein  leben  132.  133.  156; 


vergl.    Dangeau,    Journal    VII,   s. 
61.  94. 

Titti,  name  eines  hündchens  442. 

Tockmaosisch  300. 

Todtenlied,  lutherisches,  vers  daraus 
373.  374. 

Todt,  plural  447. 

Tüll  294. 

Tolner  203.  Es  ist  Karl  Tolner  ge- 
meint, geb.  1660  zu  Kreuznach, 
gest.  3  Oct.  1715,  verfaßer  einer 
Historia  palatina. 

Torcy,  monsieur  de,  „daß  cröttel", 
hat  die  post  370. 

Toulon  239. 

Toulouse,  Louis  Alexandre  de  Bour- 
bon,  comte  de,  grand  amiral  de 
France  215. 

Toutine ,  prinzessin  24.  25. 

Trarbach  366. 

Trauben  eßen  247. 

Trauerzeit,  dauer  derselben  414.  415. 

Trauu ,  gräfin  von  169. 

Treize,  le,  spiel  439. 

Tr^mouille,  duc  de  la  198.  202. 
455. 

Trepan  45. 

Trianon  401. 402.  404,  gibt  Versailles 
nichts  nach  405,  der  herrliche  gar- 
ten daselbst  278.  408. 

Tripoli,  konig  von  30. 

Trippstrill  182.  247. 

Tropfig  157. 

Trotteln  24. 

Truckenen  217. 

Türkei,  unsittlichkeit  daselbst  162. 

Türken ,  ihre  verjagung  aus  Griechen- 
land 128. 

Tunis  260. 

Turin  194.  259.  260.  475.  479. 
481. 

Turinge  259;  s.  Turin.  . 

Turnieren  (von  der  milz  gebratiätt) 
433. 

Überzwerg  10.  179.  208.  478. 


Briefe  der  Prinzessin  Elisabeth  Charlotte. 


^^ 


546 


Ulm,  die  berreü  von  312« 

Umherschwebon  351. 

Umschlagen  46* 
Ungehobelt  57. 

Uugemachlich  68. 

Unkraut  382. 

Unterrock  470. 

Urlaub^    „mit  nrlaub,    die  fQße*'  das 
sagen  nur  die  burgersleute  4€0. 

Usingen,  graf  von  Nassau-  38.  170, 
fürst  von  163.  164.  834.  335. 

Utrecht,  die  Universität  zu  466. 

Uzds,  duchesse  d'  197.205,  ihr  sit- 
tenloser gemahl  ebendas. 

Überwegen  =:  Qberlegen  264. 

Yaine  poetique  45. 

Yalbel  5. 

Yalet  de  pied  471. 

Yalseme,  monsieur  de,  der  einzige 
Franzos,  der  recht  gut  deutsch 
kann  358;  die  Veränderung,  die 
sein  äußeres  erfahren;  eine  gnade, 
die  er  vom  kouig  erhalten  363. 
865. 

Yanität  260. 

Yapeurs  169.  429. 

Yarenne,  monsieur  de  la  291.  297. 
300.  306.  309.  313. 

Yattern  49.  57.  113. 

Yaudemont ,  prince  de  38. 

Yelen,  graf  von  291.  804,  seine 
Schwester  ebend. 

Yeindt  399. 

YendCme,  Philippe  de,  grand  prieur 
de  France,  6.  114.  304.  467; 
hat  einen  Streithandel  mit  d^m 
prinzeu  von  Conty  111.  114.  182. 
388. 

Yenedig,  carnaval  von  57.  68.  462. 

Yenetiauische  ambassadrice ,  ceremo- 
uiöse  audieuz  an  dieselbe  42. 
43.   59. 

Ydlinger ,  oberjägermeister  33.  38. 56. 
64.  188.  189.  291. 

Yeninger,  Augustin ;  104;  s.  Augus- 


tin und  Eberfritz. 

Yentadour,  duo  de  7,  duchesse  de 
357.  358.  446. 

Yeränderung  27.  34.  49.  149.  151. 
164.  167.  191.  239.  251.  391. 
393.  415. 

Yeralten  ^  alt  machen  320,  die 
zahne  verlieren  veraltet  ebend.  343. 

Yeraltet  145. 

Yerbeißen  273.  429. 

Yerfaulen  (vom  husten  gebraucht)  450. 

Yerhitzt  300. 

Yerhont  300. 

YerkOhlen  351. 

Yerjagen  =  durch  jagen  vertreiben 
418. 

Yerlüff  172.  179.  197. 

Yerquackelt  82.  311. 

Yersailles  250.  252.  285,  gilt  für  die 
residenz  306,  sehr  große  zahl  von 
kranken  daselbst  330.  E.  Gh.  ist 
dort  gar  wol  logiert  und  hat  alle 
ihre  gemächlichkeit  401.  402.  Yer- 
sailles ist  ein  überaus  schöner 
ort   405.    418. 

Yerschließen  420. 

Yerschnupt  127. 

Yerstauchen,  den  fuß  314.  433.434. 
436.  439. 

Yersteckels  128. 

Yerth,  monsieur  de  334.  '335.  838. 

Yertreten  431.  435.  436. 

Yerue  388. 

Yerwandte  bleiben  in  Frankreich  nach 
einem  todesfalle  nicht  im  hause  372. 

YerzÄhien  4.  6.  7.  14.  28.  42.  68. 
323.  860.  384.  414.  416.  433. 
436.  452.  457.  461. 

Yerzähluug  476. 

Yetterle,  das  38. 

Vexieren    30.    382.  424.    425.    429. 

477.  478. 
Yexiererei  430.  477.  478. 
Yicedom  (?  Vizthum),  herr  von  205. 
Yichy  149. 


I 


547 


Yidame,  le  446. 

Yiereckelt  152. 

Yillars,  marquis  de,  später  herzog 
und  mar^chal  de  France  325.  467. 

Yillars ,  duchesse  de  8. 

Yillecotteres  10. 

Villeroy,  duc  de  7.  45.  288;  mar^- 
chal  de  38. 

Yilleroy,  schloß  von  418. 

Yindicatif  477. 

Yirgilius,  deutsch,  49.  51. 

Yisconti,  Annibale,  befehlshaber  der 
kaiserlichen  truppen  304 ;  Wortspiel 
mit  seinem  namen  ebend. 

Yisite  51.  365.  408.  442.  454. 

Yivacität  29.  168.  262.  335.  412. 
423.  425.  428.  473. 

Yolkslied,  deutsches,  beim  herum- 
führendes Sommers  und  Winters  64. 

Yoll  und  toll  489. 

Vollsäufer  175.  179. 

„Yon  gott  will  ich  nicht  laßen",  über 
die  melndie  dieses  lieded  391. 

Yorgemach  382, 

Yorkaramer  431. 

Yorwenden  190. 

Yos,  moiisienr,  berichtet  auf  befehl 
der  kurfürstin  von  Sachsen  an  E. 
Ch.  den  tod  der  gemahlin  ihres 
seligen  bruders  462.  463. 

Wäclitelle  14. 

Walbrun,  fräulein  von  219. 

Walderk,  graf  von  138.  140    179. 

Wandlaus  21.  233;  wandläuse  haben 
die  junge  königin  von  Spanien  bei- 
nahe gefreßen  ebend.  239.  392. 

Waldeck,  desfdrsten  von,  tochterl29. 

Wales,  prinz  von  244. 

Walraht  (Volradus),  graf  von  Nassau 
Usingen  38. 

Wanst  405. 

Warteuberg,  graf  von  269.  271.279. 
288,  gräfln  von  279. 

„Was  ich  nicht  weiß,  macht  mir  nicht 
beiß**  bezieht  sich  eher  auf  die  Ja- 


lousie 482. 

Was  nicht  zu  ändern  stehet,  laß  gehen, 
wie  es  gehet  1  456. 

Wattedecke  448. 

Watten  431. 

Webenheim,  oberst  13.  19.  80. 

Wechsel  16. 

Wechselbriefchen  13. 

Wehrteufel  309. 

Weibsmensch ,  nicht  in  yerächtlichem 
sinne  225. 

Wftilburg,  grafen  von  144. 

Wein  gesünder,  als  hier  325. 

Wein,  früher  page  bei  der  kurfürstin 
zu  Braunschweig  394. 

Weinberg  s.  Lavigne. 

Weinheim  109.  110.  113.  115. 

Weisen,  sich  48. 

Weißenfels,  herzog  von  464,  Prin- 
zessin von  181. 

Weldten,  frau  von  241;  s.  Charlotte. 

Welt,  ganze  (ganze  weit  =  tont  le 
monde)  460. 

Wendt  4.  21.  192.  273.  394;  hatte 
sein  Deutsch  ganz  vergeßen  395. 
399;  eine  Unterhaltung  von  ihm 
mit  Lincoln  über  dessen  religion 
444. 

Werk  machen  209.  286. 

Werk,  ins,  stellen  323. 

Wertheim  301. 

Westmoreland ,  mylord,  sein  sitten- 
loser wandel  416. 

Westfälinger,  die  478. 

Wetter  =  gewitter  467.  471. 

Wetterkalender  94. 

Wetzlar  195.  200. 

Wey,  monsieur  389.  400. 

Wied  ,  graf  von,  schon  wie  eine  dame 
352. 

Wien  185.  366. 

Wießer,  kanzler  105.   109.119.   128. 

Wildbrät  ist  ungesund  439. 

Wilder,  oberst,  commaudant  von 
Mannheim  192. 

35* 


548 


Wilhelm,  knoig  tod  England  27.28. 
30.  31.  32.62;  anschlage  auf  sein 
leben  verhindert  62.  65.  66.  67.  71. 
73.  75.  80.  141. 142. 153.  223. 239. 
244;  sein  unsittlicher  wandel  249. 
254.  257;  sein  tod  276,  Prophe- 
zeiung desselben  im  augsburgischen 
kalender  279,  280.  281;  282. 
Wilhelm ,  prlnz  von  Gassei  334. 
Wilhelmel,    das    (?    Wilhelmine    tou 

Rathsamshausen)  345.  454. 
Wiihelmine  s.  Amalie. 
Willich,   baron  193.    195.   197.  199. 
200.  208.  212.  254,    der   krumm- 
fußige  287.  346. 
Windsor  84. 
Winter,  in  Heidelberg  herumgeführt; 

gesang  dabei  64. 
Wirtemberg,    Karl    Alexander,    geb. 
24  Januar  1684,  gestorben  12  Merz 
1737,    prinz  von,    des  administra- 
toTs,  herzogs  Friedrich  Karl,  lohn 
129. 
Wispeln  169. 
Wittgenstein,    graf     81.    146.    264. 

269.  288. 
Wittgenstein,  fräuleln  von  42. 
Wittgensteinisches  haus  128.  142. 
Wolf  ist  weniger  zu  fürchten,  als  ein 

hirsch  129. 
Wolfeubüttel ,   herzog   von  205,    der 
junge  herzog  von ,  Aognst  Wilhelm, 
sein  sittenloser  wandel  196 ;  herzogin 
von  346,  Prinzessin  von  458;    die 
häßliche  akademie  zu  244. 
Wolfenbüttel    458,    der    dortige   hof 
durch     feine     sitte     ausgezeichnet 
460. 
Wolfenbüttel,  das  haus  281. 
Wollmershausen  226.  244 ;    frau  von 
64.  185.  224.  226.  241.  245.  255. 
299. 
Wollmersheu[se]rin,     fräuleln    Anna 
Katharina  112.  170.  245;  s.  Anna 
Katharina. 


Wolzogen,  herr  189. 

Wolzogin  8 ,  frau  von  Eberfritz  Ve- 
ninger  257. 

Woodstock,  mylord  320.  821. 

Wünsche  und  voeux  29. 

Wüsterey  162.   197.  365. 

Wurmol,  iUliänisrhes  438.450;  vgl. 
Altoviti. 

Wurst  (wurstwagen) ,  in  Lothringen 
bräuchlich,  am  franzQsiscben  hofe 
seiner  gravitat  halber  nicht  gestattet 
462.  463. 

Zärtlen,  sich  446. 

Zahnblecken  395. 

Zebel ,  monsieur,  in  heßencasselischen 
diensten  291. 

Zeitung  5.  6.  a  9.  26.  30.  87.  40. 
224,  die  holländische  58. 

Zelle  214.  276.  320,  alte  leute  da- 
selbst 323.  346.  372.  375.  376. 
403.  492;  herzog  von  226.  276, 
hoch  belobt  277.  283.  820.  346. 
893.  394.  403,  sein  tod  418.414. 
B.  auch  Georg  Wilhelm;  seine  ge- 
mahlln ,  Eleonore  d'Olbreuse,  gest. 
5  Febr.  1722  (vgl.  über  sie  Have- 
mann  III,  s.  252  f.  287  f.  505  f.), 
nicht  estimiert  von  E.  Gh.  277. 
283.  284.  320.  394.  403. 404. 409. 
414.  422.  469.  471 ;  ihre  tochter 
Sophie  Dorothee,  geb.  im  herbste 
1666,  mit  dem  kurfürsten  Georg 
von  Hannover  vermählt,  wegen  ei- 
nes ihr  schuld  gegebenen  liebes- 
verständnisses  mit  dem  grafen  von 
Köiiigsmark  lebenslänglich  einge- 
sperrt 284 ;  vergl.  W.  Havemaun, 
Geschichte  der  lande  Braunschweig 
und  Lüneburg  111,  s.  287.  842 
bis  354. 
Zelter  322. 
Zerchen  172.  370.  880. 

Zettelchen  246. 

Zettern,  die  fräulein  von  182. 

Zinzendorf  I  graf  von,  kaiserlicher  ge- 


549 

sandter,    sein    unsittlicher    wandel  Zopitsohieren  51. 

261.  416,  gräfin  von  261.  Zweibrücken ,  prinzessija  von  216. 

Zollern,  fnrstin  von,  ihr  orakel  401;  Zweyfel,  notar,   erhebt  ansprOche  an 

8.  Soldenen.  E.  Gh.  251.  252.  255.  256. 

Zöpfen  476.  Zwillinge  bleiben  nicht  am  leben  40. 


550 


BERICHTIGUNG. 


Als  todestag  der  herzogin  Elisabeth  Charlotte  habe  ich  s.  510 
den  8  October  1722  bezeichnet,  wie  Schütz  in  seinem  oben  ange- 
ftihrten  buche  s.  145  and,  wahrscheinlich  diesem  folgend,  anch 
Häusser,  Geschichte  der  rheinischen  Pfalz  II,  s.  733  angegeben 
haben. 

Dieses  datum  ist  indessen  unrichtig.  Elisabeth  Charlotte  starb 
am  8  December  1722,  nachdem  sie  noch  kurz  zuvor,  am  3  De- 
cember,  in  Saint  Cloud  ihren  letzten  brief  an  die  raugräfin  Luise 
geschrieben. 

Über  den  tod  unserer  herzogin  findet  sich  im  «Mercure  histori- 
que  et  politique  .  .  .  Mois  de  D^cembre  1722.  Tome  LXXIII. 
Ä  la  Haye  1722.»  12.  s.  686  bis  688  folgende  meidung: 

«Madame  la  duchesse  douairi^re  d^Orl^ans,  apres  une  indispo- 
sition  de  plusieurs  jours,  et  apres  avoir  regu  tous  ses  sacremens 
le  5  de  ce  mois,  jour  auquel  le  roi  lui  alla  reudre  visite,  mourut 
le  8  ä  3  heures  du  matin  ä  Saint  Cloud,  agee  de  71  ans.  Mon- 
seigneur  le  regent  qui  avoit  passe  deux  nuits  aupres  de  sa  personne 
et'qui  lui  a  rendu  tous  les  devoirs  d'un  bon  fils,  aussi  bien  que 
madame  la  duchesse  d'Orleans,  et  monsieur  le  duc  de  Chartres, 
retourna  ä  Versailles  quelques  heures  avant  sa  mort,  par  le  con- 
seil  des  medecins,  qui  lui  dirent  qu'elle  n'avoit  plus  que  quelques 
momens  ä  vivre.  S.  A.  R.  a  senti  vivement  cette  perte  et  a  pass6 
24  heures  sans  voir  personne.  Cette  princesse  a  quitte  cette  vie 
avec  toute  la  fermet6,  la  resignation  et  la  constance  possible.  Elle 
parla  fort  long  tems  avec  monseigneur   le   r^geut  la  veille  de  sa 


551 

mort,  et  Ton  dit  qne  son  disconrs  fut  des  plas  tendres  et  des  plus 
co^enables  ä  son  ^tat.  Comme  eile  avoit  ordonn^  que  son  corps 
ne  fut  point  embaum^  et  qu'on  lui  fit  un  convoi  sans  c§r6monie, 
eile  fut  transportee  le  10  au  soir  ä,  Saint  Cloud,  pour  y  ^tre  ia- 
humee  dans  la  chapelle  d'Orleans  aupres  de  feu  Monsieur,  son 
6poux,  fr^re  unique  de  Louis  XIV.  Le  13  la  cour  devoit  prendre 
le  deuil  pour  4  mois  et  demi.  On  a  fix^  par  un  arr^t  du  ^  conseil 
d'etat  le  prix  des  plus  beaux  draps  noirs  ä  29  livres  Taune  et  les 
autres  draps  et  Stoffes  ä  proportion.» 

Wie  der  Mercure  historique  gibt  auch  der  herzog  von  Saint 
Simon  als  den  todestag  von  Elisabeth  Charlotte  den  8  December 
1722  an. 

Dieser  merkwürdige  autor  hat  überdiß  in  seinen  bericht  ein 
Charakterbild  der  herzogin  verwoben,  welches  das  interesse  vorzüg- 
lich in  anspruch  nimmt.  Einer  beurtheilung  dieser  Schilderung  darf 
ich  mich  um  so  mehr  enthalten,  als  die  leser  in  den  offenherzigen 
briefen  unserer  fürstin,  in  der,  wie  Ranke  sagt,  kein  falsch  ist, 
den  besten  maßstab  selbst  besitzen,  um  zu  entscheiden,  ob  Saint 
Simon  in  seinem  gemälde  licht  und  schatten  richtig  angebracht  hat. 
Des  herzogs  erzählung,  die  indessen  vollständig  mit  dem  Mercure  hi- 
storique nicht  allenthalben  übereinstimmt,  lautet  folgendermaßen:*. 

<Madame  fut  d'autant  plus  touch^e  de  la  perte  de  cette  an- 
cienne  et  intime  amie  [la  marechale  de  Clerembault]  qu'elle  savait 
que  les  petits  points  **  avaient  toujours  predit  qu'elle  la  survivrait, 
mais  que  ce  serait  de  fort  peu.    En    effet,   eile  la  suivit  de  fort 

*  M^moires  complets  et  aathentiqnes  dn  duc  de  Saint  Simon  sur  le 
siicle  de  Loois  XIV  et  la  r^gencQ,  pobli^s  pour  la  premi^re  fois  sor  le 
manuscrit  original,  enti^rement  ^crit  de  lamain  de  Taatear,  par  m.  le  mar- 
qais  de  Saint  Simon,  pair  de  France.  Tome  vingti^me.  Paris  1829.  8. 
s.  841  bis  343.  Über  diese  denkwurdigkeiten  von  Saint  Simon  vergleiche 
man  Leopold  von  Ranke,  Franzosische  geschiebte  V,  s.  443  bis  469. 

**  Saint  Simon  bemerkt  hierüber  s.  339:  La  mar^cbale  de  Glerembanlt 
croyait  avoir  une  grande  connaissance  de  Tavenir  par  Tart  des  petits  points; 
et  comme,  Dien  merci,  je  ne  sais  ce  que  c'est,  je  n'expliquerai  point  cette 
Operation,  en  laquelle  Madame  avait  aussi  beaacouj)  de  conflance.  Eile  cou- 
sulta  donc  la  marechale  sur  le  vnyage  de  Reims,  qui  lui  r^pondit  fermement: 
„Partez,  Madame,  en  toute  süret^I  je  me  porte  bien."  C*est  qu*elle  pr^- 
tendait  avoir  vu  par  ces  petits  points  qu'elle  mourralt  avaut  Madame,  qui 
sur  cette  conflance  alla  ä  Reims. 


552 

pr^s.  L'hydropisie ,  qni  se  d^clara  tard,  fit  en  tr^s  pea  de  joars 
un  tel  progr^s  qu'elle  se  prepara  ä  la  mort  avec  beaacoup  de  fermetö 
ei  de  pi6t6.  Elle  voulut  presque  toujours  avoir  auprös  d'elle  Tan- 
cien  6v4que  de  Troyes,  fr^re  de  la  mar  Schale  de  Clerembault,  et 
lui  dit:  «Monsieur  de  Troyes,  Yo'ilk  une  etrange  partie  que  nous 
avons  faite  la  mar^chale  et  moi.»  Le  roi  la  vint  voir,  et  eile 
regut  tous  les  sacremens.  Elle  monrut  ä  Saint  Cloud  le  8  de  D6- 
cembre,  ä  quatre  heures  da  matin,  ä  pres  de  soixante  et  onze  ans. 
Elle  ne  voulut  point  ^tre  ouverte,  ni  de  pompe  ä  Saint  Cload. 
Ainsi  des  le  10  du  m^me  mois,  eile  fut  portee  ä  Saint  Denis  dans 
an  carrosse  sans  aucun  appareil  de  deuil,  le  carrosse  pr^c^dö,  en- 
vironn^  et  suivi  des  pages  des  deux  §curies  da  roi,  des  gardes  et 
des  Suisses  de  M.  le  dac  d'Orleans,  et  de  ses  valets  de  pied  avec 
des  flambeaux.  Mademoiselle  de  Charolois  et  les  duchesses  d'Ha- 
mi^res  et  de  Tallard  accompagnaient  dans  un  autre  carrosse,  oü 
^tait  madame  d^  Chäteaathiers ,  dame  d'atour  de  Madame,  avec 
mesdames  de  Tavamies  et  de  Flamarens.  Madame  tenait  en  toat 
beaacoup  plus  de  Thomme  que  de  la  femme.  Elle  etait  forte,  cou- 
rageuse,  allemande  au  dernier  point,  franche,  droite,  bonne  et 
bienfaisante,  noble  et  grande  en  toutes  ses  manieres,  et  petite  aa 
dernier  point  sur  tout  ce  qui  regardait  ce  qui  lui  etait  du.  Elle 
6tait  sauvage,  toujours  enfermee  ä  ecrire,  hors  les  courts  temps  de 
cour  chez  eile;  du  reste,  seale  avec  ses  dames;  dure,  rüde,  se  pre- 
nant  aisement  d'aversion,  et  redoutable  par  les  sorties  qu^elle  fai- 
sait  quelquefois,  et  sur  quiconque;  nulle  complaisance;  nul  tour 
dans  Tesprit,  quoiqu'elle  ne  manquät  pas  d'esprit;  nulle  flexibilit^, 
jalouse,  comme  on  Ta  dit,  jusqu'ä  la  derniere  petitesse,  de  tout  ce 
qui  lui  etait  du;  la  figure  et  le  rustre  d'un  Suisse,  capable  avec 
cela  d'une  amitie  tendre  et  inviolable.  M.  le  duc  d'Orleans  Taimait  • 
et  la  respeetait  fort.  II  ne  la  quitta  point  pendant  sa  maladie,  et 
lui  avait  toujours  rendu  de  grands  devoirs,  mais  il  ne  se  conduisit 
jamais  par  eile.  II  en  fut  fort  afflige.  Je  passai  le  lendemain  de 
cette  mort  plusieurs  heures  seul  avec  lui  ä  Versailles,  et  je  le  vis 
pleurer  amerement. 

Les  ambassadeurs  et  la  cour  se  presenterent  devant  le  roi  en 
manteaux  longs  et  en  mantes,  ainsi  que  les  princes  et  les  princesses 
du  sang,  et  pareillement  chez  M.  et  madame  la  duchesse  d'Orleans, 
qui  les  regut  de  m^me,  et  madame  la   duchesse  d'Orleans   au   lit,