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Full text of "Brittische Bibliothek"

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IARVARD-COLLEGE:- LIBRARY a 












MH” IN MEMORYOR FR 
2 JAMES JACKSON | 
B LOWELL 


A |FIRST SCHOLAR OR THB CLASS 
OF 1858 * LBFT THE LAW 
SCHOOL AT THE OUTRREAK 
OR THE CIVIL WAR TO JOIN 
THE 20 MASSACHUSETTS 
VOLUNTBBR INFANTRY 
MORTALLY WOUNDED AT | 
THB BATTLEOF GLENDALE 

JULY 30TH 1862 

































































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Brittiſqe 


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Fuͤnfter Band. 








Brittiſche 


Bibliothek. 


Fuͤnfter Band, 
Erſtes Stuͤck. 


Leipzig, 


bey Johann Wendlet. 
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| 38 
L. m 
The hiftory of Scotland during the reigns If 
..Queen Mary and of King James VI. till 

his acceflion to the Crown of England, 
with a Review of the Scotch billory pre- 
vious to that period, and an Appendix 
containing Original Papers, in two Volu- 
wes by William Robertson DD. London 
printed for A, Millar in the Ärand, 


1759. 40. \ 


F ieſe Geſchichte von Schouand unter 
den Regierungen der Koͤnigin Ma⸗ 
ria und des Koͤnigs Jakobs VI. der 
nachhero unter dem Namen Jakob I: Englands 
Thron beftieg, unterfcheidet fich in; verfihiedenen 
Stürfen von den ältern Geſchichten „biefer. Zeiten. 
Der Verfaffer hat die Begebenheiten in ein neues 
Licht gefegt, und die Character mit neuen Farben 
gezeichnet, — Die Bibliothek zu Edinburgh ent⸗ 
haͤlt nicht nur eine groſſe Samlung ‚von wirflichen . 
Urfunden, die die fchottifchen Angelegenheiten bes 
treffen, fondern auch merfmwürdige Abfchriften ; 
und die Vorſteher diefer Bibliothek haben dem: 
Verfaſſer, wie er in ber Vorrede meldet, bie 
Durchleſung erlaubt. Zu dem brittifhe Muſaͤo 
bat er durch die Gefälligfelt des D. Birch: dem’ - 
Meg gefunden, . Der Lord Viſcount Royſton, 
a \ Ya welcher 


Sb. 4 Brittiſche | 
Ir 


welcher nach dem Tode Bes Dr. Forbes eine groffe 
‚Samlung, merfmürdiger Nachrichten von der Re⸗ 
gierung der Königin Elifaberh gefauft, hat dem 
Verfaſſer pierzehn Bände in Quart, die zu’feiner 
Materie gehörten, zum Gebrauch uͤberlaſſen. 
Sir Alexander Dick hat ihm eine ſchaͤtzbare Sam⸗ 
lung von Urkunden, in zween ſtarken Baͤnden, 
mitgetheilet. Calderwoob, ein presbytericniſcher 
Geiſtlicher des lezten Yahefunberts , bat eine Ge⸗ 
fehichte von. Schotland vom Anfange ver Regie⸗ 
rung Jakobs V. bis zum Abfterben Jakobs VI. 
in fechs dicken Bänden verfertige, und derſelben 
verfchiedene wichtige Schriften einverleiber, die 
man fonft nirgends antrift. Von diefer Geſchich⸗ 
te, von welcher das Manuſeript beſtaͤndig im Bes 
ſch der Kirche von Schotland geblieben iſt, hat 
der Verfaſſer durch einen vornehmen Geiſtlichen 
dieſer Kirche, Herr George Wiſhart, eine Ab⸗ 
ſchrift erhaten. Sir David Dalrymple hat ihm 
mit einer Samlung von Nachrichten, welche 
Gowries Verſchwoͤrung betreffen, cuegehetfen 
und ihn dadurch in den Stand geſezt, dieſe Be⸗ 
gebenheit in ein helleres:tichk zu ſetzen, als bis⸗ 
hero geſchehen. Herr Goodall hat ihm eben⸗ 
falls einen Band Manuſcripte mitgetheilet. Aller 
dieſer Schriften hat ber. Verfaſſer ſich zur Erlãu⸗ 
terung. bes Zeitpuncts, deſſen Beſchichte er ſchreibt 

ſorgfaͤltig bedient ⸗ 
«6 Nachdem der Verfaſſer einen kurzen. Entwatf 
der {churtifchen Geſchichte dor. dem Tode Jakobs 
des V. "«egaben hat, , "oedbet ex fich. gur Gefshichte 
unter 








Bihliothet. 
unter der Regierung der Koͤnigin Maria. Se. 
wurde wenige Tage vor dem, Tode ihres Vaters 
Jakohs des V. gehohren. Der-Zufland, worin⸗ 
nen er das Koͤnigreich lies, beunruhigte jedere 
mann mit: der Furcht einer unruhvollen und uns 
gluͤcklichen Regierung. Manm hatte wider Enge: 
land, ahne Noth, rinen Krieg angefangen ‚und 
ihn.oßne Gluͤck ‚fortgeieget, — — Die Regierung, , 
einer Königin mar in. Schotland unbefant,- und: 
exfüßte ein Friegerifches Volk nicht mit Der gröfften 
Ehrfurcht. Die Regierung einer Königin, die: 
noch, ein Kind war, vertrug ſich noch meniger- 
mit dem koͤniglichen Anſehen. Jakob hatte den’ 
Unordnungen der Uymuͤndigkeit nicht einmal durch 
das gewoͤhnliche Mittel vorzubeugen geſucht, und 
er hatte keine Perſonen ernennt, die zur Erzie⸗ 
hung ſeiner Tochter und zur Verwaltung des 
Reichs in ihrem Rahmen geſchickt geweſen waͤren. 
Das Amt eines Regenten war alſo den Anſpruͤ⸗ 
chen eines jeden offen. Der Cardinal Beautoun,. 
ben man feit eiyigen Jahren für den erften Minie- 
ſter angeſehen hatte , war der.erfte, Der diefe An⸗ 
ſpruͤche machte. Ex berief fih auf ein Teftament, 
das tr felbit unter Dem Rahmen bes verftorbnen: 
Königs verfertigt hatte, und ar t nahm fogleich ben. 
Titel : eines Regenten an. Er hoſtẽ ‚von der 
Geiſtlichkeit, Pa der Nachſicht der verwitweten 
Koͤnigin und von der ganzen catholiſchen Faction 
unterſtuͤzt zu werden. Aber er war zu lange 
mächtig gewefen, als daß er der Hebling der Na 


klon . Härte feyn koͤmen. Man. ting . dem. 
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Bruttiſche | 
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Fünfter Band, 


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Sünfter San 


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Brittiſche 
Bibliothek. 


Füͤnfter Band. 
Erſtes Stuͤck. 


Leipzig, 


bey Johann Wendlet. 
1760. 


ꝛ2Brittiſche 


gewann ihr uͤberall Ehrfurcht. Mit allen Rei⸗ 
zungen ihres Geſchlechts verband ſie viele von den 
Vollkommenheiten des andern, Ihre Staͤrke ix 
den: nothwendigen und angenchnien Kuͤnſten und 
Wiſſenſchaften war. über dasjenige weit hinaus, 
was fürftlihe Perfonen gemeiniglich- zu wiſſen 
pflegen. Ihre übrigen Eigenfchaften wurden 
durch eine liebreiche Freundlichkeit noch: einneh⸗ 
mender gemacht, welche ihr die Herzen ihrer Un⸗ 
ferthanen ganz unferwarf. | 
"Aus biefen. Umftänden würde ein. politiſcher 
Beobachter einen ganz andern Ausgang ihrer Mes 
sierung geweiſſaget, und niemals den verheeren⸗ 
den Saum, welcher nachhero erfolgte, befurchtet 





Die itigen Reiten find ‚von den: bamaligen- mu. 
entfernt, und die Umſtaͤnde find. zu - verfchieden,. 
als daß es möglich mare, -fich einen Begrif von; 
dem heftigen Eifer gegen das Pabikchum zu ma⸗ 
ben, wovon die Nation Damals eingenommen 
war. Cine jede Nachſicht gegen Die Papiſten 
wurde für einen Abfall geachtet, und die Dub 
Bung einer einzigen Meſſe wurde für weit. furcht⸗ 
barer angeſehen, als der Einbruch einer Armee, 
von zehntauſend Mann. — : Aber fo ſehr auch 
das Volk murrete, and fo heftig auch die Prebi⸗ 
ger eiferten, { fo wirfte Doch der Prior von St. An⸗ 
dreas für die Königin und ihre Bedienten die une: 
geftörte Uebung der ratholiſchen Religion aus. —— 

Die Proteftanten erlangten durch dieſe Orig: 
keit gegen die. Porurele ‚ber Kinigin,... eiren, 


auffere 


Blbliothet gm 
aufferördentlichen Bortheil fir ihre Meligion, 
Dbgleich die reformirte Lehre im ganzen Königs 
reiche eingeführt war; fo Bart fie doch noch nie 
eine Ffönigliche Beftätigung unterflüzt. Ben Dies 
fer Gelegenheit erflärte die Königin eine jede Un⸗ 
ternehmung , biefe Lehre zu ändert, oder umzu⸗ 
ſtoſſen, für eim töbeswürdiges Verbrechen. 

Die Königin trug die öffentlichen Gefchäfte 
blos Proteftanten: auf; und keinem einzigen Papi⸗ 
fen wurde etwas andertrauet, Der Prior von 
St. Andreas und Maitland von Sethington ſchie⸗ 
ten Die Zuneigung der Königin vorzüglich zu beſi⸗ 
gen, und fie hatten die Gewalt und das Anfehen 
beguͤnſtigter Miniſter. Ihre Wahl hätte auf’ 
feine Perfonen fallen fönnen, bie dem Wolfe ans 
genehmer gewefen wären. Nach ihrem meifen 
Rathe betrug fich die Königin mit ſo vieler Maͤß 
figung und Nachſicht gegen die Grundfäge ber 
Nation, daß fie nochivendig die Zuneigung ihrer 
Unterthanen gewinnen muflte, welche die feftefte 
Grundſaͤule der Macht eiries Megentelt, und bie 
einzige wahre Duelle feiner Gluͤckſeligkeit und ſei⸗ 
nes Ruhms iſt. | nn 

Ein andrer Punct, den Maria für ungemein 
wichtig hielt, war eine voͤllige Ausfohnung mit der 
Königin Elifäberh. Allein ur geachtet fie im An⸗ 
fange ihrer Regierung, Diefe Vereinigung zü! 
Stande zu bringen ſich ungemein angelegeri feyit‘ 
lies: : fo "etäugten fich doch nachhero Vorfälle, die 
das Mlisverſtaͤndnis mehr unterhielten , als bey⸗ 
legten. Wie die aͤuſſerlichen Freundſchaftebezei« 


eg gungen 


2 14 Brittiſche | 


"VT gungen unter fürftlichen Perfonen felten verab⸗ 
fäume werden: -fo lies Eliſabeth, die der Reife 
der Königin nach Schotland Hindernifle in den 
Meg zu legen gefucht hatte, wenig Tage nach der 
Königin Maria Ankunft, durch Randolph zur 
zurück gelegten Reife Gluͤck wünfhen Maria 
ſchickte hingegen Maitland an den engliſchen Hof, 
mit dem Auftrage, bie Königin Eliſabeth von ih⸗ 
rer Hochachtung zu verſichern; und im Jahr 
1562 lies fie ihr durch ihn eine - perfönlihe Zu⸗ 
fammenfunft an einem Orte im nordlichen Theife 
von (England vorſchlagen. Da dieſer Vorſchlag 

giche: mit Anftand verworfen werden. fonte: fo 
wurde Zeit, Ort, und die Art der Zufammen« 
kunft beliebt und feſtgeſezt. Aber Elifaberh war. 
zu vorfichtig, als daß fie einer Fuͤrſtin, von wel⸗ 
cher fie fo fehr an Schönheit und perfönlichen Rei⸗ 
zungen übertroffen wurde, und welche bie Kunſt, 
die Herzen zu gewinnen, fe vollkommen befas, ei» 
nen Beſuch im ihrem Königreiche hätte verftatten 
follen. Unter dem Vorwande, daß fie fich, we⸗ 
gen ihrer Aufmerkſamkeit auf die bürgerlicher: 
Kriege in Frankreich, nicht von London entfernen: 
£önne, wurde die Zufammenfunft eingeftelle. Sie 
verhinderte folchergeftalt ihre Lnterthanen, bie- 
Königin der Schotten zu fehen, deren Reizungen 
und Borzüge fie beneidete, und bie fie einiger⸗ 
maflen zu fuͤrchten Urſache hatte. — 

Maria hatte nunmehro uͤber zwey Jahre. im 
Witwenſtande gelebt. Ihre guͤtige Regierung: 
hatte ihr die Herzen ihrer Unterthanen ganz eigen 

und gemacht, 





£ Bibliothek. 15 Se 


gemacht, und fie wünfchten ihre Vermaͤhlung. 
Die Königin war.die liebenswuͤrdigſte Dame ihrer 
Zeit, und der Ruf von ihren Vortreflichfeiten nebft 
dem Umftande, daß fie Befißerin eines Königs 
reiche war, veranlaflte verfchiedene Fuͤrſten, eine 
fo vortheilhafte Verbindung zu fuchen, unter wel⸗ 
chen der Erzherzog Carl, Don Carlos von Spas 
nien, und der. Herzog von Anjqu. waren. Maria 
erwog alle Umſtaͤnde genau; allein. fie fand ver⸗ 
ſchiedene Urſachen, welche fie yon der Bermähe 
kung mit einem Yuslänber abhielten. Linter diefen, 
war. eine der vornehmſten die Meigung ihrer Un⸗ 
terthanen, twelche, durch die widrige Erfahrung: ' 
ben der erften Bermählung die Verbindung mie 
einem groffen. Prinzen, deſſen Gewalt zur Unter- 
drügfung ihrer Religion und Freyheit angewendet 
werden, fönte, zu fürchten gelernt hatten: ' Gie 
‚yiterten, wenn fie an Die Bermählung mit einen 
Ausländer gedachten ; und fie fahen. voraus, daß, 
woferne die Krone durch neue Laͤnder und: Bünde 
niſſe verftärft werden follte, die königlichen Vor⸗ 
vechte über die alten und gefegmäffigen Graͤnzen 
ausgedehnt werben würden. In der Abſicht, 
Diefes zu hindern, Fonten fie fich in Englands. 
Schuß begeben. Eliſabeth würde bereit geweſen 
ſeyn, ihnen wider einen Schritt, Der ihre felbft: 
unangenehm war,. Hülfe zu leiften. Aus dieſen 
Ueſachen dachte Maria- weiter an feine Vermaͤh⸗ 
lung ‚mit einem. Ausländer, und fie wollte, felbfh 
auf · Koſten ihres Ehrgeizes, ber Uupufeiedenbei 
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Baßt 
8 


i6 Britriſche— 


der Koͤnigin Eliſabeth ausweichen, und die Umipe 
ihrer Unterchanen befriedigen. — : 
Die Königin Eliſabeth ſchlug ihren Siebfing, 


Lord Robert Dudley, AachheuoGraf von Seicefter, 


zum Gemahl der Maria vor. - Die erfte Gedanke 
an die Bermäßlung mit einem Unterthanen belei⸗ 
digte den Stolz der fchoreifchen Königin. Unter⸗ 
beffen tagte fie es.nicht, dieſen Vorſchlag ſogleich 
gänzlich zu verwerfen. — Sie richtete nachhero 
ie Abſehen auf einen andern: Unterthanen, den 


Heinrich Stewart ford Darnley, den älteften 


Sohn des Grafen von ennor, ber- mit ihr ver« 
wandt mar, und feit zwanzig Jahren in der Ver⸗ 
bamnung lebte. Die Königin vufte ben Orafen 
nach Schotland zuruͤck. Sie ſuchte es vor der 


. Königin Elifaberh zu verbergen ;_ allein. biefe 


fcharflichtige Königin erhielt bald Nachricht da⸗ 
von. Sie war damit: zufrieden, daß der Stolz 
fer fchortifchen Königin ihr nunmehr erlaubte, 
einen Untertbanen in ihr Bette aufzunehmen: 
Darniy erregte in ihr Feine Furcht, Die Güter 
feines Vaters lagen in England‘, und auf, diefe: 
Art Hofte fie, die ganze Unterhandlung in ihre 
Hände zu befommen, und den Dan auszuführen, 
ben-fie ſich auf den Fall, wenn ihre Empfehlung 
des Leiceſter angenommen worden waͤre, entwor⸗ 
fen. hatte. Lennox erhielt ſogleich von ihr Erlaub⸗ 


nis, nach Schetland zu gehen, und ſie empfahl 


| feine Perfon und Sache der Freundfcaft und Pro⸗ 


tection ‚der Koͤnigin Maria.. Auch dem Lord 


Darnly wurde ohne Schwierigkeit verſtattet, die 
| Reiſe 








2 Bibliothek, 17 BB 
Reife nach Schotland zu unfernehmen. Er war 
‚damals in der Bluͤthe feiner Jahre, und feine Ge 
ftalt war einnehmend. Er gewann bas Herz der 
Königin, und fie eilte nunmehro aus Neigung ei» 
ne Vermaͤhlung zu vollziehen, zu der fie die erfte 
Gedanke von politiichen Betrachtungen erhalten 
hatte: Der 29 Julii 1565 war der Tag, an 
weichen dieſe Bermiählung vollzogen wurde, — 

Darnlys aͤuſſerliche Vollfommenheiten hatten 
die heftige Leidenſchaft hervorgebracht, die ihn zum 
Throne erhob, Die Eigenſchaften feiner Seele 
ſtimmten mit der Schoͤnheit ſeiner Perſon nicht 
uͤberein. Er war von ſchwachem Verſtande, ohne 
Erfahrung, bildete ſich ein, Faͤhigkeiten zu beſitzen, 
und ſchrieb fein aufferordentliches Glück feinen 
Berdienften zu. Die Liebe ber Königin konte auf 
eine folche Gemuͤthsart feinen Eindruck machen. 
Ihre Freundlichkeit konte feinen gebieterifchen und 
unbiegfamen Getit nicht bezwingen. Ihre Wors 
ficht, ihm Verfonen zuzugeben , "die fähig waren, 
fein Berhalten zu beftimmen , ficherte ihn: nicht füt 
übereiften und unflugen Unternehrmmigen. - Dem 
Bergnügen ergeben, und zu allen Saftern ber Ju— 
gend geneigt, bekuͤmmerte er ſich endlich nicht mehr 
um ihre Perfon, und vermied ihre Geſellſchaft. 
Einem Frauenzimmer, und einer Königin, mufite 
ein folches Verhalten unerträglich feyn. Je höher 
fie ihn erhoben hatte, deſto unedler und ftrafbarer 
war fein Beträgen. — Die Liebe Eonte zuletzt 


— 


u  , KVriktifce 


VT gästicfeit. Chen bie Gewalt, bie ihm Ihre 
Zärtlichkeit gegeben harte, wendete er an, ihr An⸗ 
fehn zu beleidigen, ihre Rechte einzufchränfen, und 
ihre Perfon in Gefahr zu fegen. Kaltfinnige Höf« 
lichkeiten, geheimes Mistrauen, öftere Zwiflig« 
feiten nahmen die Stelle der erften Entzücfungen 
der Liebe und des Zutraueng ein, Der Trunken⸗ 
heit, und allen Ausfchweifungen der ausgelaffenften 
Jugend ergeben, brachte er die Königin aufferor. 
dentlich auf; und oft vergos fie Thränen über fein 
Verhalten. Ihre Abneigung nahm täglich zu, 
und fonte nicht länger verborgen bleiben. - 

Um diefe Zeit gewann ein neuer Liebling das 

Herz der Königin. Diefer war james Hepburn, 
Graf von Bothwell, ein Herr aus einer alten Fa⸗ 
milie, und von aufferordenslichen Reichthuͤmern. 
Dhne feine Zuziehung durfte nichts unternommen 
werden, und er war ber erfte Vertraute der Koͤ⸗ 
nigin, welche in eine tiefe Melancholie verfiel. Die 
Uebereilung in ihrer Wahl, und des Königs Uns 
dankbarkeit und Eigenfinn erfüllten fiemit Schaam 
und Verzweiflung. Kine Menge verfchledener 
Seidenfchaften bemächtigten ſich auf einmal einer 
Seele, deren Empfindungen fein, und deren Res 
gungen ſtark waren; und oft nöthigten fie ihr ben 
lezten Wunfch der Uinglüclichen ab, daß fie aufe | 
hören möchte zu leben. — Man fihlug ihr die 
Scheidung vom Darniy vor. Allein fie.glaubte, 
daß fie von ihrem. Gemahl nicht geſchieden wer. 
den fönne, ohne ihrem Sohn, Jacob, zu ſchaden. 
Sie befürchtete, daß dieſes, in Abſicht auf die 
Be ehron⸗ 








Bibliotheh, 1O;Sm. 


Thronfolge, neue Zwiſtigkeiten deranlaffen, und 
ber Königin Eliſabeth Gelegenheit geben möchte, 
nebſt ihren Mliniftern Die rechtmäflige Geburt bes 
Drinzen in Zweifel zu ziehen. Die Zurcht für fo 


unangenehmen Folgen bewog die Königin, lieber. 
ihr hartes Schicfal zu.ertragen, als mit Gefahr, 


eine fo traurige Erfabrung-zu machen, ſich daſſel⸗ 
be zu erleichtern. 

Der König hatte fih nach Stirling begeben, 
und da Maria gegen alle Diejenigen, welche es 
wagten bey ihm zu ſeyn, mistrauifch war: fo bes 
fand er fi) ganz einfam und verlaffen. Er ver. 
lies endlich Stirling, um nad) Ölasgom, zu feinem 
Date: gehen. Eheer aber Glasgow erreichte, 
fiel er in eine gefährliche Krankheit. Die Zufälle, 
fo fie begleiteten, waren heftig und ungewöhnlich, 
und man hielt fie Damals gemeiniglich für Wir⸗ 
fungen des Gifts. Bey den Widerfprüchen der 





Geſchichtſchreiber ift es unmöglich, mit Gewisheit 


Die Natur und die Urfachen dieſer Krankheit zu 
beftimmen. Sein Leben war In der gröflten Ges 
fahr; aber nad) einigen Wochen überwand feine 
gute Leibesbeſchaffenheit die Krankheit völlig. 
Maria fühlte nicht mehr die Stärfe der ehelle 
den Zuneigung, die in der zärtlichen Bemühung, 
Krankheit und Schmerzen zu lindern, Vergnügen 


findet. Sie befuchte den König nicht in feiner 


Krankheit. Die Uneinigfeit zwifchen ihr und ih⸗ 
rem Gemahl war..nicht bloffer Kaltfinn; fondern 
foft alle geidenfchaften, die mit der gröflten Hefe 


tigkeit ‘auf ‚eine weiblich Sede wirfen, kamen 
| 2 


bey 


sBarb.20 Brittiſche 


ie 


\ 


bey diefem ungfürflichen Zwoift zuſammen. Undauk. 
barkeit gegen ihre Gunftbezeigungen, Verachtung: 
ihrer Perfon, Verlegung der ehelichen Treue, Eine 
griffe in ihre Macht, Berfchwörungen wider ihre 
Heblinge, Eiferfucht, Uebermuth, und Eigenfinn 


‘waren die Beleidigungen, über die Maria fich zu 
beflagen groſſe Urjache Hatte. Sie war über dies 


felben aufferordentlid) empfindlich, und man Bätte 
faum erwarten follen, daß fie Den König befuchen, 
oder daß etwas anders, als Eiferfucht und Mies. 
trauen, ben diefer Zufammenfunft fich äuflern wuͤr⸗ 
be. Unterdeſſen erfuhr man das Gegentheil ; fie 
befuchte nicht nur Darnly, fondern fie ſuchte audh, 
durch Worte und in ber That, eine ungemdße Zu⸗ 
neigung gegen ihr auszudrädens und obgleich die⸗ 
fes auf bie leichtgläubige Gemüthsart ihres Ges 
mahls, der bey einigen Gelegenheiteneben fonach. 
gebend, als bey andern, hartnädig. war,. einen 
Eindruc machte: fo werden doch alle Diejenigen, 
die mie dem menfchlichen Herzen befennt find , ges 


gen diefe fehnelle Veränderung Verdacht fchöpfen, 


und sie für Wirfungen der Berftellung halten; 


re man darf nicht blos muthmaſſen, daß 


Maria :fih bey dieſer Gelegenheit verftellte, 
Zween Briefe, die fie aus Glasgow an Bothwell 
ſchrieb, machen es voͤllig gewis. Die Zuneigung, 
welche fie, in dieſen Brieſen, gegen Bothwell 
ausdruͤckt, erklaͤren ihr ganzes nachheriges Ver. 
halten vollkommen, welches, ohne dieſen Umſtand, 
geheimnisvoll, unyufammenhängenb, und’ uner« 
klaͤrlich ‚geblieben. wäre, Durch das eigne De⸗ 

ſtaͤndnis 


- Bibliothek. 21 — 
ſtaͤndnis der Königin iſt es klar, daß bie Ausſͤh· 
nung mit ihrem Gemahl elne bloſſe Liſt geweſen. 
Da ihre Abneigung gegen denſelben, und ihre arg⸗ 
wöhnifhe Aufmerffamfeit, mit welcher fie fein 
Verhalten beobachtete, überall befant wurden: fo 
brachte man ihr, um fi) ihr gefällig zu machen, 
entweder ungegründete, oder, bach. übertriebene 
Nachrichten von feinen Handlungen zu Ohren, 
Einige fagten ihr, der König habe die Abſicht, 
ſich des Prinzens, ihres Sohns, zu verfichern, und 
ſich in deſſen Nahmen der Regierung anzumaflen; 
andere benachrichtigten ſie, daß er den Enſchlus 
gefaſſt , ſogleich das Konigreich zu verlaſſen; daß 
in dieſer Abſicht ein Schif gemiethet worden, und 
daß zur Abreiſe alles in Bereitſchaft ſey. Das 
lezte war dasjenige, ſo Maria am meiſten befuͤrch⸗ 
tete. Heinrichs Entweichung in ein auswaͤrtiges 
Land wuͤrde der Koͤnigin zur Unehre gereicht, und 
die Maasregeln Bothwells gänzlich vernichtet ha⸗ 
ben. Ben feinem Aufenthalte in Glasgow hätte 
er feine Abſicht fehr leicht bemwerfftelligen koͤnnen. 
Diefes alfo zu verhindern, war es nörhig, ihn an 
einen Dre zu bringen, wo fie ihn mehr in ben Augen 
haben Eonte. Zu diefem Ende wendete ſie dahero 
eritlich alle Kunft an-, fein Vertrauen wieder. zu 
gewinnen, und alsdenn fhlug fie ihm vor, ihn in 
die Nachbarfihaft yon Edinburgh zu bringen, uns 
ter dem Vorwande, daß er Die Aerzte mehr bey 
ber Hand'haben, und daß fie felbft mehr um ihr 
feyn fönne, ohne fich von ihrem Sohne zu entfere 
nen, . Der wong war u ſpen genug, daß 6* 


her⸗ 





Bad 22 Brittiſche 


ı@tüd. 
ey 


‚überreden lies, und er wurde in.einer Sänfte nach 
Edinburgh gebracht, meil er nicht im Stande 


war, eine befchwerliche Reife auszuhalten, 

Maria fuhr fort, um den König zu ſeyn. Sie 
verlies ihn, den Tag über, felten. Sie fehllef ver« 
fchiedene Nächte indem Haufe, das er bezogen hatte, 


"Sie überhäufte ihn fo fehr mit Zaͤrtlichkeit und 


Vertrauen, daß fie den Argwohn, Der ihn fo lange 
beunruhiget hatte, gröfftencheils aus dem Wege 
räumte, Aber indem er ſich mit den Träumen von 
Der Wiederkehr feiner ehemaligen Glückfeligfeituns 
terhielt, ftand er am Abgrund feines Untergangs, 
Sonntage ben neunten Februar 1 567 Inder Macht 
um eilf Uhr, verlies ihn die Königin, um-einer 
Mafferade im Pallaft beygumohnen. Um zivey 
Uhr des Morgens wurde das Haus, worin der 
König ſich aufhielt, in die Luſt geſprengt. Das 


Getoͤſe beunruhigte die ganze Stadt, Die Ein. 


wohner liefen an den Ort, wo es herkam. Die 


todten Körper des Königs, und eines Bedienten, 


‚ber bey ihm gefchlafen hatte, wurden in einem ans 


liegenden Garten gefunden, unverlezt vom Feuer, 
und ohne das mindeſte Merkmal einer Gewaltchaͤ- 
tigkeit. 

Dieſes war das ungluͤckliche Schickſal des Henry 
Stewart Lord Darnly, im ein und zwanzigſten 
Jahr ſeines Alters. Die Gunſt des Gluͤcks und 
feine aͤuſſerlichen Vorzüge, haften ihn, ohne ir⸗ 


‚gend ein anderes Verdienſt, zu der Hoͤhe einer Würs 
de erhoben, der er gan unwerth war. Durch ſeine 


Ador. | 


- 











Bibliotbe, 23cm 


Thorheit und Undankbarkeit verlohr er bas Herz 
„einer Dame, die ihn bis zum Unfinn geliebt harte, 
Sein Stolz und Unbeftändigfeit entfernte von ihm 
die adelichen Perfonen, welche feine Erhöhung fehr 
eifrig befördert hatten. Sein Leichtfinn und Ei⸗ 
genwille fezte ihn der Verachtung des Volks aus, 
welches ihn ehemals als den Abfömmling von ih⸗ 
ren alten Koͤnigen unb Helden verehrete. Wäre 
er eines natürlichen Todes geftorben: fo würde fein 
"Ende unbeflagt geblieben , und fein Andenken bald 
vergeflen worden ſeyn: aber die graufamen Um⸗ 
ftände feines Mords, und die Langſamkeit, mic wels 
cher derfelbe gerächer wurde, machten ihn zum Ge⸗ 
genftand bes Mitleids, auf das er fonft feine An⸗ 
fprüche ‚hatte. | 
Jedermann bemühte fich zu erraten, wer diefe 
Unthat begangen haben fünne. Der Verdacht fiel, 
mit allgemeiner Liebereinftimmung, auf Bothwel; 
und durch einige Betrachtungen wurde man vers 
anlaſſt, zu glauben, daß die Königin um biefes 
Berbrechen müffe gemufit haben. Ihre befanten 
Gefinnungen gegen ihren Gemahl, gaben biefent 
Argmohn eine groffe Wahrfcheinlichkeit. Br 
Zween Tage nach der Ermordung bes Königs, 
fies bie Königin Öffentlich befant machen, daß derje⸗ 
nige eine anfehnliche Belohnung erhalten folle, wel⸗ 
cher den Lirheber eines. fo entfezlichen Verbrechens . 
anzeigen würde. Obgleich Bothwell einervonden 
Bornehmftendes Königreichs, und wegen ſeines An- 
fehns furchtbar war: fo konte diefes doc) die Ges 
danken und den Unwillen des Volks nicht untere - 
B 4 druͤcken, 


ĩStuͤck. 





— — — — 


—9— 24 Brittifche 
dracken. Es wurden an öffenslichen Plägen. ber 


Stadt Schriften angefhlagen , welche ihm ben 
Mord ſchuld gaben,und feine Mitfchuldigenannten 5 
und die Königin felbft wurde laut befchuldigt, daß 
fie an demi Verbrechen Antheil habe Diefe kuͤh⸗ 
ne Befchuldigung machte, Haß man nach den Urhe⸗ 
bern diefer Schriften forfchte, und die Mörderdes 
Königs ausfindig zu machen vergas. — | 
Lennox gieng die Königin an, wider diejenigen, 


welche ſchuldig waren, mit der Unterſuchung ſchleu⸗ 


nig verfahren zu laſſen, und er erklaͤrte ſeinen Ver⸗ 
dacht gegen Bothwell. Er verlangte, daß derſelbe 
und ſeine Mitſchuldigen ins Gefaͤngnis geſezt, oder 
boch vom Hofe und der Gegenwart der Königin 
entfernt werden ſollte. 

Die Königin lies zwar wider Bothwell. bie lin 
terfuchung anfangen; aber, an ftatt ihn ins Ges 
fängnis fegen zu laffen, zog ſie ihn zu allen Berath⸗ 
ſchlagungen, und lies eine Perſon, die uͤberall fuͤr den 
Mörder ihres Gemahls gehalten wurde, alle Sicher⸗ 
heit, alles Anſehn, und alle Gewalt eines Guͤnſtlings 
genieſſen. Mit der Unterſuchung ſelbſt wurde ſehr 
geeilt; und da die allgemeinen Muthmaſſungen 


nicht ſogleich durch Zeugen erwieſen werden konten: 
ſo wurde er losgeſprochen, und Lennox, der feine 


gun nicht mehr für ficher hielte, flüchtete nach 
ngland, 

Bothwell, der ganz Mariens Herzbefas, brachte 
es fo weit, daß ber Adel ihn der Königin zum Hemahl 
vorſchlug. . Er verficherte fich der Perfon der Koͤ⸗ 


ai da fl von Edinbursb nach Stirling zu dem 


Prin⸗ 


Bibliothet. 05 sDen 


Bringen, ihren Sohn, reifen wollte, und les fich von 
feiner Gemahlin feheiden, en 15 May 1567 
wurde feine: Vermaͤhlung mit der Koͤnigin voll 
jogen, 
Das® Verhalten der Rönigin zog ihr einen allge 
meinen Abfchen zu. Die Vorwuͤrfe, welche ben 
Schotten, über die Begebenheitenin Schotland, gea 
macht wurden, veranlafiten den Adel, fi wider die 
Königin und Bothwell zu verbinden, © ie hatten 
bald eine Armee.auf den Süffen, und Borhiell ſahe 
ſich genöthigt,nebft der Königin nach Dunbar zu flie⸗ 
ben, wo er die Truppen der Königin verfammelte, 
und ie den Truppen der Verbundenen entgegen 
ickt 
be Nach einer ungluͤcklichen Schlacht fiel die Königin 
in die Hände der Berbundenen, und wurbe gefangen 
nach Edinburgh gebracht. . Bothwell hatte ihnen 
zu entkommen gewuſſt. — 

Die Verbundenen dachten über‘ die Maasregeln 
nach, die fie in Abficht auf die Perfon der Koͤniginzu 
ergreifen hätten, — Man beſchlos endlich, vaßfie 
genoͤthigt werden follte,fich der Crone ja begeben; Det 
junge Prinz follte zum Rönig ausgerufen, und waͤh⸗ 
vend feiner Minderjährigfeit folte der Graf von 
Murrapbie Regierung führen, unter dem Mahmen 
und der Gewalt eines Regenten. Wegen Der Per. 
fonder Königin wurde nichts beſtimmt. Es ſcheint, 
es ſey die Abſicht der Verbundenen geweſen, ſie in 
immermähtender Gefangenſchaft zu laſſen; aber,um 


— 
u ni 


"fie ſelbſt furchtfam zu machen, und ihre Anhänger in. 


Schreden zu fegen, wollten af 1 immer die Macht 


vorbe⸗ 


26 Brittiſche 
vorbehalten. zu gewaltſamern Maasregeln zu ſchrei⸗ 
ten. — Sie trugen dem Lord Linſey auf, dieſen Plan 
der Koͤnigin bekant zu machen, und die Unterzeich⸗ 
nung der Schriften, Die zur Ausfuͤhrung deſſelben nd« 
thig waren, aus zuwirken. Er richtete feine Conmt« 
miſſion geſchwind und ungeftümaus, Maria fahe 
ben gewiſſen Tod vor Augen, wenn fie ſich weigerte, 
feinen Forderungen Genüge zu thun. Zu gleicher 
Zeit wurde fie von einigen ihr noch zugethanen Per⸗ 
fonen unterrichtet,baß eine in der Gefangenfchaft ihr 
abgenöthigte Begebung nach den Gefegen nicht be⸗ 
ſtehen, und von ihr, fo bald ſie ihre Freyheit erlangt 
haben wuͤrde, widerrufen werden fönne. Sie unters 
zeichnete alfo alle Schriften, die ihr Lindfen vorlegte; 
Ein ber einen begab fie ſich der Krone und der Regie⸗ 
rung, und willigee in die Kroͤnung des jungen Königs. 
In einer andern ernennte ſie den Grafen von Mur⸗ 
ray zum Regenten, und uͤbertrug ihm alle Gewalt 
und Vorrechte dieſer Höhen Würde. In einer drit⸗ 
ten ernennte fie einige andre Perſonen an Murrays 
Stelle, wenn er dieſe Wuͤtde nicht annehmen follte: 
Maria zerflos in Thränen, Indem fie diefe Schriften 
unterzeichnete, und da fie gleichfam mit ihrer eignert 
Hand den Scepter meggab, ben fie ſo lange geführe 

hatte: fo fühlte fie den bitterften Schmerzen‘, den 
» das menfchliche Herz vielleicht —* 

den kan. 


Die Fortſetzung folgt kuͤnftig. 


UI. Re- 





Bibliother. 27 sau, 
| — 
II. 

Remarks upon the Natural Hiſtory of Re- 
ligion by Mr. Hume, with Dialogues on 
Heathen Idolatry and the chriftian Reli. 
gion, by S. T. 1758. in gvo. 


er ungenannte Verfaſſer, der zu ber bis 

$ fhöflichen oder hohen Kirche in England 
zu gehören fcheint, ſtellt gleich zu Anfang 

in ziveenen ‘Briefen, die er unter dem Namen 
Theophilus an feinen Rreund Acafto gerichter; 
_ einige Betrachtungen über Die von bem Hume era 
regten Streitigkeiten in Anfehung der allererften 
Keligion an. : Er hat feinesweges die Abficht, die 
ganze Gefchichte won der Religion, Die ung jener 
Gelehrte geliefert, durchzugehen. Er beleuchten 
mr Den Hauptſatz, der Darinnen yorgetragen wird, 
Daß nämlich die Vielgötteren zu allen Zeiten bie 
berrfchende Religion gewefen. Sie wor es ger 
wis, fagt Hume, in den Jahrhunderten, von weis 
chen mir nach hiftorifche Urkunden übrig haben, 
und um fo viel gewiſſer mus fie es auch in Denen 
noch weit ältern Zeiten geweſen ſeyn, von denen 
keine Hiftorifchen Nachrichten übrig find; weil 
‚nicht zu glauben iſt, daß Voͤlker, die ganz unwiſ⸗ 
fend waren, das hätten finden follen, was die Ge⸗ 
lehrteſten nicht haben finden koͤnnen, nämlic) die 
Verehrung und Anbetung eines einigen Gottes, 
Es wird hierauf geantwortet, daß dieſer Schlus 
ſehr übel zufammenhänge, daß der gelegite Ser 
| | enter, 


\ 


Pk Brittiſche 
denker, mit welchem Titel ihn fein Sandemann 
ſelbſt beehret, erft hätte beweifen follen, was er fo 
willkuͤhrlich annimmt, und daß eg weit wahrfchein- 
licher fen, daß Leute ohne alle Bekanntſchaft mie 
den Kuͤnſten und Wiffenfchaften, die Entdeckung ei- 
nes wahren Gottes, des Schöpfers aller Dinge, ma⸗ 
chen koͤnnen. "Sie hatten doch aflezeit die Werfe 
ber Natur vor Augen; allezeit eben biefelbe Ber» 
nunft, bie wie haben, Betrachtungen darüber an⸗ 
zuftellen, und nie-fehlete es ihrien an neuen Er⸗ 
munterungen es zu thun, man müflte denn anneh⸗ 
men wollen, daß die allgemein girtige Natur ih⸗ 
rr wohlthaͤtige Wirfungen blos dem weiſern Theil 
ber Menſchen aufgehoben, Der Verfaſſer hatee 
noch hinzuſetzen koͤnnen, daß in den aͤlteſten Zei⸗ 
ten auch weniger Vorurtheile geherrſcht, und weit 
weniger Leidenſchaften die Menſchen an der Er⸗ 
fünenis und Liebe zur Wahrheit gehindert. Die 
Beweiſe, die er aus der neuern Befchichte der un⸗ 
wehitteften Böffer der Peruvianer, Africaner u. ſ. w. 
Berhimmt, die alle nur eine einzige Gottheit anbes 
ten‘, find wirklich wichtig, nenn: fie einem Hume 
entgegengeſetze werden, der die Jeoffenbarte Reli⸗ 
gie laͤugnet. Denn, biefe-angenommen, würde 
nan immer noch einwenden koͤnnen, daß vielleicht 
biefe Völfer durch eine muͤndliche Uebergabe aus 
der geoffenbarten Religion die dunkle Erfäntnis eis 
nes einzigen Gottes erhalten. "Allein fo wuͤrde malt 
freylich auch Fein Hume mehr ſeyn. Ein 'nenerer 
Beweis, den. diefer-aus der Beichaffenheit des na 

- tlirlichen Zuflandes bes Menichen hernimmt, um 
6 die 





Bibliothef, 29 san, 


die Vielgoͤtterey zur allererften herrſchenden Reli⸗ * 
gion zu machen, giebt dem Verfaſſer neue Gele⸗ 
genheit, die Schwaͤche zu zeigen, die in allen 
Muthmaſſungen und Beweiſen des Hume heriſcht. 
Man kan ihm zugeben, ſind ſeine Worte, daß 
der Menſch, in feinem natürlichen Zuſtande von fo 
vielen Mängeln und. Uebeln.gebrückt.,. wenig Ge⸗ 
fhmad an der Ordnung und. weifen Einrichtung 
der ganzen Natur finden dürfte, und eben fo we⸗ 
nig geneigt feyn, bie erften Urfachen aller Dinge zur 
unterfuchen. Allein alsdann würde er auch gar 
feine Religion haben, und füh meber ım Viele _- 
noch um Einen Gott bekuͤmmern. Die Srage wirb ' 
eigentlich alfoeingerichtee werden: muͤſſen: ob deu; 
Menſch, nachdent er feine Seelenkraͤſte brauchet, 
Betrachtungen über bie Natur anftellen, und ihre. 
Ordnung bewundern gelernt, genrigter ſeyn wuͤr⸗ 
de, einen einzigen Bott von unendlicher Macht und- 
Weisheit anzunehmen, oder mit Humen ſich eine 
zubilden, daß einem jeden gefchaffenen Weſen eine 
befondere unſichtbare Macht vorftehe? und ob die 
erfte Religion eines vernünftigen Geſchoͤpfes eine: 
Misgeburt feiner Furcht oder eine Folge feiner Bere- 
nunft fey? Hume vertheidiget das erſte. Die 
allererſten Voͤlker, ſagt er, waren Barbaren, uns, 
wiſſende Koͤpfe, rohe und ungeſittete Leute. Bey 
ſolchen Liebe zur Wahrheit zu ſuchen, und zu glau⸗ 
ben, daß dieſe ihnen die Anbetung eines hoͤchſten 
Weſens gelehrt haͤtten, wuͤrde der Einfall eines eben 
ſo unwiſſenden Kopfes ſeyn koͤnnen. Allein wer 
verſichert ung denn, antwortet. der Berfaffer , 'dap- 
Zu jene 


— 


83 30 Brittiſche 
jene Voͤlker wdirklich ſolche Barbaren geweſen, als 
ſie Hume vorſtellet, und iſt es nicht ungerecht, bey 
einem voͤlligen Mangel an Nachrichten dieſes mit 
ſo vieler Gewisheit behaupten wollen? Welches 
iſt wahrſcheinlicher zu glauben, (denn da Hume es 
blos auf Muthmaſſungen ankommen laͤſſt, ſo faͤhrt 
der Verfaſſer fort, Muthmaſſungen Muthmaſſun⸗ 
gen entgegen zu ſetzen, um es deutlich zu machen, daß 
bie gröffte Wahrſcheinlichkeit allezeit noch auf der 
Seite derer ſey, die die Verehrung eines einigen 
Gottes fuͤr die Religion der aͤlteſten Voͤlker hal⸗ 
ten,) daß Leute, denen wir die groͤſſten Werke des 
Alterthums zu banken haben, wohin der Bau der 
ägnptifchen Pyramiden, ber Städte Theben und. 
Babylon u. a m. gehören, und die alfo nicht ſo 
unwiſſend gewefen, als fie Hume fich einbildet, fih 
fo. wenig um ihren Urfprung follten befümmert ha⸗ 
ben, oder daß fie bemfelben nachgedacht, und auf 
einen erften Licheber deſſelben geführet worden? 
Welches follte man eher glauben, daß weile den. 
fende Gefchöpfe ihren Schöpfer angebetet, oder 
daß fie Holz und Steine zum Gegenftand ihrer Ans 
betung gemacht. | 


- Nach diefen vorläufigen Erinnerungen folgt Das. 
erite.Gefpräch von dem Urfprung der Abgötteren, - 
welches zwar nicht fo eigentlich dem Hume entge⸗ 
gen. gefegt ift, aber doch in fo weit als eine Wien. 
derlegung deffelben angefehen werden Fan, in fo. 
weit feine Meynung von der Vielgötterey, als ber: 
erſten, d. i. natuͤrlichen Religion. auf einmal fälle,.: 

oo wenn 








Biblische, 3183 


wenn das wahr iſt, was der Verfaſſer zu erwei⸗ 9 
fen ſich vornimmt. Das Geſpraͤch ſelbſt wird 
zwiſchen dreyen Freunden, dem Theophilus, Phi⸗ 
lander und Acaſto gefuͤhrt. Der erſte traͤgt den 
beyden letzten auf Verlangen ſeine Meynung vor, 

und beantwortet die Einwuͤrfe, die ihm dieſe wech⸗ 
ſelsweiſe oft in der Perfan des Hume ſelbſt ma⸗ 
then. 


Der Hauptſab ‚ den Theophilus durch alle Thei⸗ 
Le dieſes Geſpraͤchs meitläuftiger ausfuͤhrt, iſt ei⸗ 
gentlich dieſer: daß es die Politik der Geſetzgeber 
erfodert, die Vielgoͤtterey einzuführen, nachdem 
die Kuͤnſte geftiegen, und bie Wiffenfchaften mehr 
ausgebreitet worden. Die Richtigkeit dieſes Car 
Ges wird durch eine Menge von Beweiſen und, 
Beyſpielen feftgefegt, die wir in ihrem Bufam; 
menbange unfern 2efern mittheilen wollen. 


Anfangs, fagt der Verfaſſer in der Perſon des 
Theophilus, hatten die Menſchen nur wenige Lei⸗ 
denſchaften zu befriedigen, fie waren frey von ſinn⸗ 
lichen Bergnügungen und fanten das nicht, wag 
man Zerftreuung und Unruhen zu nennen pflegt. 
Alein die finnlichen Vergnuͤgungen nahmen nach, 
und nach zu, die Menſchen wurden in mehr Ges 
fehäfte verwickelt, diefe Veränderung lies befora. 
gen, daß der Dienft Gottes nad) und nad) ganz, 
vergeflen werden möchte, Man muflte daher auf. 
eine, Art denken, wie man den Mienfchen dag, 
bochſe Weſen anbrreſ lich mann abe und, | 





ar 32°... Beittilhe: 
V” man nahm besiwegen geroiffe finnfiche Gegenſtaͤnde 
zu Hülfe, um vermittelft des Auges beftändig neue 
Sindrüde einer höheren Macht in das Herz: zu 
Bringen inid ſich Darinnen zu befeftigen.“ Dieſes 
iſt der erſte Urſprung des Dienſtes der Sonne, die 
man nur unter verſchiedenen Namen verehrte, des 
Mondes, der Waſſer, der Winde, des Feuers 
u ſ. w. Dieſe Gegenſtaͤnde waren Die ſinnlich⸗ 
ſten. Man hatte ſie taͤglich vor Augen. Man 
faͤhlte taͤglich ihren wohlthaͤtigen Einflus auf das 
menſchliche Leben und die Erhaltung deſſelben. 
Sie waren alſo auch die bequemſten, jenen End« 
zweck zu erhalten. Dieſes alles wird mit untere 
fhiebnen Zeugniffen. des Ariftöteles, Strabo, 
Voffius und Hyden beftätiger, und die Anmers 
fung bengefügt , wie es ſich, diefen Orunbfaß Alte 
Fa ‚ audy leicht begreifen lafle, warum die 
‚Arten des Gottesdienſtes immer mehr vervielfäl« 
tiget worden, da die einmal eingeriffenen Aus⸗ 
fihmeifungen, immer weiter einriffen, und die-ein« 
mal ausgetretenen Leidenſchaften, wenn man fo 
veben darf, immer weiter austraten. Die Ele— 
mente reichten weiter nicht zu. Man fleng daher 
an, eine Menge unvernänftiger Thiere zu vereh« 
ven. "Diefes war der Gögendienft der Eghpter, 
Auf ivelchen nunmehr das Geſpraͤch gelenfet wird. 
Unfre Leſer koͤnnten vielleicht fragen, wie der vor⸗ 
Bergehende Beweis zur Hauptfache gehöre, und 
zur Beſtaͤtigung des Satzes diene, daß der Ur. 
förung der Vieigotterey in der Politik der Gefeg- 
geben ſuchen je. Bir müffen geſtehen, af 





wir 





‚Bibliothek, 33 
wir uns ſelbſt, in dem wir dieſen Beweis zuſam⸗ 
men gezogen, einige mal deswegen befraget. Wir 
glauben aber auch, daß man den Verfaffer ent, 
ſchuldigen fönne. Sein ‚ganzer Fehler ift allen. 
fals der Mangel der Deutlicheit, und einer gemif. 
fen Ordnung, die er in Diefem ganzen Beweiſe häfs 


te beobachten follen; oder, fhulmäffiger zu veden, 
ein Saltus in demonftrando. Die Politif errorderte, 


daß die Gefeßgeber vermittelit der Religion, das 


Volk, Das ſich immer mehr Ausfchweifungen er 
‚gab, im Zaume zu halten füchten.. Dieies hätte 
er voraus feßen und vorher beweifen ſollen, als⸗ 
dann wuͤrde das, was er wirklich beweiſt, daß ſie 
zur Erhaltung derfelben gewifle finnlihe Gegen⸗ 
fände der Verehrung für die bequemften gehoften, 
und dag daher nach und nach die Bielgötteren ent« 


Band. 
5Stuͤck. 


ſtanden ſey, mehr zur Auftlarung. des Hautpſatzes | 


gedienet haͤben. 


Diefem Mangel: hat er auch wirklich in den 
Folgenden ſelbſt abgeholfen, wenn er von der Ein⸗ 
richtung des Gottesdienfts der Egypter, Gries 
hen und Römer redet, und bey den verfchiedenen 
Arten des Gögendienftes diefer Voͤlker zeigt, wel— 


chen Antheil eigentlich die Politik der Dbern an 


Denfelben gehabt. 


Der Gottesdienſi ber Eghpter war, dem erſten 
Anfehn nad), fo. unvernünftig, als die unvernünftia 
gen Thiere, deren Verehrung das Ganze deſſelben 


ausmachte. Allein, eine nähere Unterfucgung mach | 
C 


Band. 
Istie. 
— 


34 Brittiſche 
es deutlich, daß die groͤſſte Staatsklugheit darun- 
ter verborgen war. Warum verehrte man eine 
ſo ungeheure Anzahl Thiere, und zwar ſolche, die 
von ganz verſchiedener Natur und deren einige 
zahm, andre wild waren? Die Urſache iſt uͤberaus 
wahrſcheinlich, die der Verfaſſer davon angiebt. 
Die Egypter, ſagt er, waren ein ſehr feines und 
zahlreiches Volk. Ste hatten ein Land, deſſen 
Fruchtbarkeit die gewoͤhnliche Ueberſchwemmung 


des Nils ungemein befoͤrderte, und fie beſchaͤftig⸗ 


ten ſich weder mit dem Aderbaye noch mit der 
Handlung zu fehr. Siebehielfen alfo Zeit genug 
übrig, ihre Einfichten zu gebrasuchen. Sie waren 
überdiefes unter der Sclaverey der Könige, Prie« 
fter und Soldaten. Um ihnen num nicht Zeit zu 
laffen, über ihre natürlichen Freybeiten und Vor⸗ 
zuge nachzudenfen, und Aufrühre anzufangen, 
fuchte man fie einmal vermittelit der Hieroglyphik 


in einer völligen Unmiffenheit zu erhalten, und 


zweytens unter einander felbft aufzumiegeln. Man 
Hab daher verfchiedenen Städten verfchiedene 
Ihiere von ungleicher Natur und widriger Bea 


- fihaffenheit zu verehren, damit fie in einen beflän- 


digen Streit in Anfehung der Borzüge des Dien« 
fies des einen, vor Dem Dienſte des andern ver⸗ 
wickelt würden. 


. Der Berfaffer laͤſſt Hierwider dem Theophi⸗ 
fus eine Einmendung von feinem Freund Philan⸗ 
der machen, daß wohl dieſes die wahre Abfiche. 
nicht geweſen feyn koͤnne, ba der Dienſt der Thie- 

| on ve 


. 2 eo 





Bibliothek. 35 80 
re eine ſymboliſche Bedeutung gehabt, und alle, Ds 
als 'verfchiebene Abbildungen der Sonne und des 
Mondes angefehen worden. Hierauf ift Die Ant 
wort, daß, diefes zugegeben, es boch eine ausges 
gemachte Sache fey, Daß das Volk wirklich niea 
mals über feinen verfchiebenen Dienft einig wer⸗ 
den fönnen, welcher Uneinigfeit man ohne Zweifel 
würbe vorgebeugt haben, wenn nicht der Staat 
fein Intereſſe dabey gehabt hätte, und Daß es end« 
Uch auf eines hinaus komme, ob das Volk in feiz 
nen] Meynungen verfchiebene, oder eben diefelben 
©egenftände, und unter verfchiebenen Geftalten, 
zuverehren, getheilt geweſen. 


Eine neue Einwendung des Philanders, iſt die— 
ſe: Warum andere Voͤlker dieſen politiſchen 
Staatsſtreich den Egyptern nicht nachgemacht, 
da fie ihnen doch in ihren Kuͤnſten und Wiſſen⸗ 
fehaften fo gern nachgeahmet? Das Gegentheil 
zu beweifen, beruft er ſich auf die Perfer, die be« 
ftändig die Sonne und die Elemente verehrt, und 
die Zeichen, die mehr Bilder anbeteten. Diefer 
Einwurf wird Hinlänglich beantwortet, und gezei⸗ 
get, Daß Die ganz entgegen gefeste Befchaffenheie 
beyder Wölfer auch) ganz entgegen gefeßte Regeln 
Der Klugheit erfodert habe. Die Perfer harten 
bey weiten nicht die äufferlichen Vortheile des Lan⸗ 
des, die jene hatten. Sie haften einen fandigen 
und unfruchtbaren Boden, der fie an nichts an⸗ 
ders, als an ihre Erhaltung benfen lies. Hier 
würde der Dienftnerfchiedener Thiere und Die dar⸗ 

0 Ga über, 


d 


Bu. 36 | Brittiſche | 
über entflandenen Uneinigfeiten mehr Schaden 
verurſacht haben, weil es hier mehr nöthig war, 
daß das Volk durch Liebe unter’ einander verbun⸗ 
den würde. So verhält es ſich auch mit den, 
Griechen. Diefe waren durch Raubereyen nach 
und nad) gros worden, die Armuth hatte fie 
ſcharfſinnig gemacht. Würde aber nicht zu be= 
fürchten geweſen feyn, daß ein fo offenbar unver= 
nünftiger Öottesdienft, von einem fo Flugen Volk 
fo glei) würde verworfen worden feyn, wenn man 
denfelben hätte einführen wollen? Wenn wie 
einer von den beyden Freunden des Theophilus 
geweſen wären, fo würden wir ihm hier in die 
Rede gefallen feyn, und gefragt haben, warum 
ſſich die Egypter ‚nicht gleicherweife diefer Art des 
Gottesdienſtes widerfegt, Die nicht weniger Ein. 
ficht genug befaflen, und, mit den Berfaffer zu rea 
den, ein fehr feines Volk waren? Uns fcheint als 
fo Die Urfache, die von der Klugheit der Griechen 
bergenommen ift, eben nicht die erheblichfte zu 
feyn. Richtiger iſt die zweyte, die er hinzu fege, 
daß durch eine foldhe Art des Gottesdienſtes, der 
das Volk felbft unter einander uneinigmachte, ben 
neu eingerichteten Staat in feiner erften Blüte 
würde erftickt haben, zu einer Zeit, da die Ein« 
teacht fo nöthig war, um fich gegen die Anfälle 
fremder Völker in Sicherheit zu feßen. Den 
Schlus diefer Betrachtung von dem Gottesdien. 
ſte der Griechen, . macht eine Unterfuchung ber 
mancherley Benennungen, bie die Griechen ihren. | 
Göttern gaben, : und der Gewohnheit, verbiente 
Fa nn | Pera 


Perſonen zu vergöttern, toben zugleich erwleſen mv 
wird, daß det Dienft der Bilder unter ben Grie- 
chen fpäter eingeführt worden fey, als ber Dienſt 
der Sonne und ber Elemente, ven welchem fchon 
die aͤlteſten griechifchen Schriftſteller reden. Won’ 
dem Gottesdienſte der Römer, wird nunmehrein 
gleiches bemiefen, die Auguria und Orakelfprüche, - 
machten einen groffen Theil deſſelben aus, und dies ' 
jewaren ganz dem Staatsintereffe gemaͤs. Ein⸗ 
Einwurf, den Acafto bey diefer Gelegenheit mac, 
warum doc bie weifeften unter den Römern den 
Betrug nicht eingefehen? - giebt dem Berfafler 
fhöne Gelegenheit, feinen Theophilus einige 
fruchtbare Anmerkungen über dig eigentlichen Ge⸗ 
danken der Flügften unter dieſein Wolf von ihrer 
Religion machen zu laffen. Es verfteht ſich, daß 
Cicero auch von dem Verfaſſer unter den Flügften 
Theil gerechnet und feine Schriften bey diefer Gen 
legenheit fleiffig angeführet worden. 


Das zweyte Geſpraͤch von der chriftlichen Re⸗ 
ligion, in welcher Philander befonders das Wort 
fuͤhret, iſt bey weitem nicht fo wichtig, als das 
vorhergehende, und weit weniger gründlich als 
es die Sache felbft erfobert hätte. Einige Bes 
trachtungen über die Innern Beweiſe der Goͤtt⸗ 
lich£eit ihrer gehren, machen den Anfang. Hier⸗ 
auf wird der ‘Beweis der von den Wunbern ber. 
genommen ift, gegen ben Hume vertheidiget, 
und endlich die. Urfachen angegeben, woher «8 

. 00€ doch 


⸗ 
“.. 


Band, 28. Brittiſche 


—8 
| doch Fomme, baß ſelbſt unter dei Bekennern dies 
fer Religion, fo viele Uneinigkeiten entftanden. 
Wir wollen nicht fagen, daß hier gar nichts 
neues gefagt wird, denn man iſt es faft gewohnt, 
bey dergleichen Arten der Unterfuchungen, dieſes 
fchon voraus zu glauben. Wir wundern ung 
nur über die Unvollftändigfeit, und Nachlaͤſſig- 
keit, mit welcher der Berfaffer das wiederhohlt, 
was man fehon lange gefagt.bat, und wir bedau⸗ 

‚een Ihn, wenn fein Chriſtenthum, mie es 

fheint, einen beſſern und bauerhafe 
tern Grund bat, 


—— 


“ ® " .. 
/ | INT: 
" ı 





0 Viblithe 3978 
| um. ” 


The modern Pradice of Phyfic, or a Method 
of judicigusiy treating the feveral Difor« 
ders incident to human body. In two’ 
Volumnes by John Ball M. D, London 
1760 in 8. Val, 1, 252 Seien, Val, 2. 
3382 Seiten. 


SH: Verfaſſer ſucht durch. diefes Handbuch 
angehenden Xerzten, und infonberheit den 
Apothekern, welche oft dem Landmanne 
Arzeneyen verordnen müffen, einen bequemen Unter⸗ 
richt zu ihrem Berhalten vorzulegen. Er verfia 
chert, er habe den Inhalt deſſelben aus ben beiten 
Schriftſtellern zufammen getragen, und bekennet, 
daß er infonderheit dem D. Hurham vieles zu. 
verdanken habe. Der erſte Band, handelt von 
den Fiebern und ift fhon 1758 ang Licht getre= 
ten. Der Verfaffer ruͤhmt die gute Aufnahme def 
felben, und leitet den Zufag des zweyten Bandes 
von derſelben ab. 

Nachdem er in dem erſtern die Fieber übers 
haupt betrachtet, fo befehreibt er jedes infondera 
beit, und unferfuche ihre Urfachen, Kennzeichen, 
Borbebeutungen, und die Eur derfelben. Inſonder⸗ 
heit hat er dem Getraͤnke und der Speiſe fieber⸗ 
hafter Kranken eine weitläuftige Betrachtung ge⸗ 
widmer, weil nicht nur in den Som, ſondern 

C4 guch 


J 





40 | Brittiſche . 
erg 


"ud in den meiften übrigen Krankheiten, darauf 
geſehen werden foll. 

Am Ende des Abſchnitts von den Pocken ſteht 
‚eine Anweiſung, wie man den Körper zur Aufnah⸗ 
me derfelben zubereiten fol, wenn man.die Eine 
pfropfung verhüten will. Sie ift folgende, Die 
Gefunden follen fi) in warmen Waffer baden, und 
ſolches, nach dem es die Umftände erfordern, wie— 
derholen. - Hierauf foll man den flarfen Voll⸗ 

bluͤtigen zur Ader laffen, und vogan. ‚der Magen mit 
Schlamm und Galle angefüllt ift, oder mit Speis 
fe überladen worden, fo fan man fo dann ein gen 
findes Brechmittel brauchen ; erfordert aber we⸗ 
der Vollbluͤtigkeit noch Uneinigfelt des Magens 
diefe Ausleerungen, fo follen fie unterlaffen oder 
aufgefchoben werden, damit man erft fehen kann, 
ob fie nach der Anftefung nöthig oder unnöthig 
find. Es mögen aber folche unternommen oder 
unterlaffen worden ſeyn, fo müffen doch 2, 3 oder 
4 Dofes einer fühlenden Arzney in bequemen Wie 
fehenzeiten nad) einander gereicht werden. Kine 
auf diefe Weife zubereitete Perfon, Fan fo dann 
die Anſteckung ſuchen. Sie mus aber während 
der- Zubereitungszeit‘ alle hißige und ſtarkgewuͤrz⸗ 
ten Speifen und geiftige Getraͤnke meiden und 
eine kaͤrgliche, dünne, -Fühlende und verdünnernde 
Koft ‚genieflen, inſonderheit aber heftige teibes« 
Übungen, Anſtrengung des Gemüche, Aungſt, 

Furcht) Traurigkeit xc.flichen. 
Die beſondern Fieber, welche der Berfaffer ben 
Pi, ee n ‚ende Oidnung: ; das ſchnelle 
anhal⸗ 


u“ 





Bibliothef. 41 Kon 


anhaltende Sieber, das Wechfelfieber, das heecti. 
ſche Fieber, das heimliche Nervenfieber, der Fries 
fel, die faulen und bösartigen Zlecffieber, Die Pos 
den, die Mafern, das ‚Scharlachfieber, das 
Rothlauffieber, . das Seitenftechen, Peripeomo« 
nie und Pleuropevmonie und die unächte Peripnev⸗ 
monie. 
In dem zweyten Bande herrſcht eben diejenige 

Methode, welche in dem erftern beobachtet worden, 

und iſt, wie diefer, mit Recepten reichlich verſehen. 

Die Krankheiten, denen der Verfaffer eigene 

Hauprftüce gewidmet hat, find folgende: ber 
Schlagflus, die Lähmung, die Epilepfie, der 
Schwindel, Kopfſchmerz, die Unfinnigfeit und. 
Schwermuth, ber Flus, die Opthalmie, Epipho- 
ra, Albugo, und Pterygium, ber ſchwarze Staar, 
die Bäume, Afthma, der Huften,, Lipothornia, 
das Herzpochen, Syncope, der Efel und Mare 

el der Berbauung, das Brechen, die Gallenkrank— 
dit, die Entzündung des Magens, das "Bluke. 
fpeyen und Blutbrechen, das Nafenbiuten, der, 
unmäffige Flus ber goldnen Aber, der übermäffte, 
ge Bärmutterflus, das Blutharnen, das Kerze 
weh, der Schlucken, die Hartleibigkeit, die Co— 
Ve, Die Windcolik, die Gallencolik, die hyſteri— 
fihe Colik, Colica Pictonum, der Durchlauf,; 
die Dnfenterie ‚, Tenefmus, Lienteria und Coeli«: 
aca paflio, bie golbne Ader, die Würmer, bie, 
Gelbſucht, die Verhärtung der Leber, die Waſ⸗ 
ferfucht, Milz: und Mutterbefchwerungen , bie 
Kräge, ber Kropf f —* Steinbefihwerung, Di- 


‚abetes, 


[2 


- 





sBunb, 42 Brittifche 
— abetes, Nieren» und Blaſengeſchwuͤre, die Giche, 
Rheumatifinus, der Bleichſucht und Berftopfung 

des Monatfluffes, der weiſſe Flus, die Nach⸗ 
wehen, die Verftopfung der Reinigung der Kind» 
betterinnen , der unmäflige Flus derfelben, Das 
Brechen, der Durchlauf, das Fieber, das Zah. 
nen, die Schwämmigen, die Epilepfie, der con⸗ 
vuſi viſche Huſten und die Engliſche Krankheit der 
Kinder, und zuletzt die Quetſchungen, der heiſſe 
und kalte Brand, der giftige Saamenflus und die 
Öranzofen. 

Folgendes, welches wir aus bem Abſchnitt vom 
Scharbock entlehnt haben, kan zeigen, wieder Ver⸗ 
faſſer die Krankheiten abgehandelt hat. 


Der Scharbock ift ein verderbter Zuftand des- 


ganzen Körpers, der "aus der Schmelzung des 
Bluts und der gar zu genauen Auflöfung feiner 
heile eneftanden., 

Arbuthnot fage, er feyeine Krankheit die man 
unmöglich deutlich beſchreiben koͤnne, und beſtehe 
aus vielen von einander abweichenden und zuweilen 
entgegen geſetzten Symptomen. 


Der Scharbock iſt eine gewoͤhnliche Krankheie: 
Der Eiwohner kalter aͤnder, inſonderheit derjenigen, 


welche in ſumpfichten, fetten, niedrigen und feuchten 


Gegenden und ſtillſtehenden Waffern wohnen, und 


fället vornehmlich diejenigen an, welche viel ſitzen 
oder falzichtes und geräuchertes Fleiſch und bera 
gleichen Fifche, oder viel ungefäuerte milchichte vege= 
fobilifehe Speifen effen, und fehllmmes Waffer 


trinken; welche mit a und Mutterbeſchwerun⸗ 


gen 


Bibliot.Hef 4 


gen behaftet find, und zumeilen diejenigen, welche. 


Die Peruvianifche Rinde Häufig oder ohne vorher⸗ 
gegangene nöthige Ausleerungen genommen haben, 


Aus diefen Urſachen laflen fic) die beften Regeln 


zur Verhütung diefer Krankheit herleiten, 

Ihre Symptomen find eine von ſich felbft ent« 
ftehende Müdigkeit, welche durch den Schlaf nicht 
vermindert wird, ſchwerer Athem nad) geringer 


Bewegung, Falte Geſchwuͤlſte an den Schenfeln, 


welche vergehen und wieder fommen; blaffe oder 
fihwarjgelbe Farbe des Angefihts; Flecken aus 


5Band. 
1Stuͤck. 
u Va! 


der Haut von mancherley Farbe; Geftanf aus. 


dem Munde; fehmerzhafte und blutende Anfrefs 
fungen des Zahnfleifches; entblöffte und wakelnde 


Zähne; allerley Blurflüffe, Geſchwuͤre, brandich⸗ 


te Farbe der Haut, Kraͤtze, und ein geringer 
Grad des Ausſatzes; das ausgelaſſene Blut ſieht 


ſchwarz und kumpicht aus. Der rothe Theil iſt 


nicht dicht genug, und das Molken ſalzicht und | 


gelblicht grün; und ber Kranfe fühle herumfah- 


rende Schmerzen in ben Öliedern, welche von dem - 


warmen Bette zunehmen, nebft einer fieberhaften. 
Hitze. | 


Diefe Symptomen entfpringen von einem gar⸗ 


ftigen Blut, welches zu dick oder zu duͤnn iſt, und 
eine Salzigkeit bat, die entweder von einer ſauren 


alkaliniſchen oder ſalzichten Urſache herruͤhrt, und 


folglich ungleiche Gegenmittel erfordert. 


Der Scharbock der Seefahrenden wird insge⸗ 
mein durch ſaure Dinge, als alle Gattungen * 
| r 


80 th Brittiſche 


fer Fruͤchte, Limonien, Pomeranzen und Butter 
milch geheilet; alkaliniſche Geiſter ſchaden ihnen 
aber ſaure Geiſter nuͤtzen ihnen; wenn die Symptor. 
men mit einem Geſtank, indem Harne, Munde und 
Athem, Dürre, Hige, und Bluten des Zahnfleis | 
ſches verbunden find, fo wird dergleichen Krankheit 
durch fauerliche Wefen, am beften durch Molken 
geheilt: die Stahlwaſſer find bey diefem Schar 
bock ungemein fräftig. | 


Wenn der Scharbock aus lauter Salzigkeit und 
von geſalzenem Fleiſch oder Fiſch entſtehet, ſo hat 
der Gebrauch der ſo genannten antiſcorbutiſchen 
Kräuter einen guten Erfolg; wenn aber ein groſ— 
fer Grad von Hige und Entzündung dabey ift, fo 
ſchaden hitzige Antifcorbutica.. 


Wenn der Kranke blos und kalt iſt, nicht dur. 
ft, der Harn eine blaffe ober. natürliche Farbe 
bat, und nach einer fäuerlichen Koſt der Ausfchlag 

. feine ftarfe Entzündungs , oder ſchwarzgelbe Far⸗ 
be hat, ſo nuͤtzen warme Antiſcorbutica, thieriſche 
Koſt und dergleichen Salze. 


Der Scharbock, deſſen Urſache alcaliniſch iſt, 
iſt gefaͤhrlicher, als derjenige, welcher vom Gauren 
entftanden. Man mus aufdie Befhaffenheit des 
Mundes, Zahufleifches und der Zähne ıc. bey 
dem Scharbof Achtung geben, weil man Daraus 
die Natur der Krankheit erfennen fan. | 

In alcatinifchen Körpern entſtehen freffende Ge⸗ 
ſchmuͤre mit ſtarken Rändern: u. f fi da bingeaen 
oe . " n 


— 
Nr 


Bibliothek. 45.1 Bur 


in fauren. Körpern weiche Geſchwuͤre nebft Anfrefs vr 
fung und Schwärze der Zähne ıc. erſolgen. 

Zehen Kranke deren Körper voll Säure ift, 
werden eher geheilt, als ein alcalinifcher Körper. 

Heftige Purganzen find allen fcorbutifchen Koͤr- 
pern fehädlich , aber gelinde Laxanzen fommen ih⸗ 
nen zu ftatten. Aderlaſſen ift nicht gut, wofern 
fotches nicht Die Symptomen erfordern, und eine 
Entzündung vorhanden ift. 

Man mus eine genaue und nach den ungleichen 
Urſachen diefer Krankheit eingerichtete Diät be 
obachten, ſonſt wird der Scharbock nach und nach 
unbeilbar. Bu 

In vielen Faͤllen iſt der mäffige Gebrauch der 
Duedfilberpurganzen nothwendig, und fie fünnen 
neben verändernden Arzneyen, nach dem es diellms» 
flände erfordern, gereicht werden. 

So viel vom Scharbock, weil ber Ueberteſt 
des Abfchnittes in einer Anzeigeder Recepte, und 
der Beränderungen derfelben, nach befondern 
Umständen beſtehet. 





v0... 4 


Mm 


—* 


fer Fruͤchte, Limonien, Pomeranzen und Butter⸗ 
milch geheilet; alkaliniſche Geiſter ſchaden ihnen; 


aber ſaure Geiſter nuͤtzen ihnen; wenn die Sympto⸗ 


men mit einem Geſtank, in dem Harne, Munde und 
Athem, Duͤrre, Hige, und Bluten bes Zahnflei⸗ 
ſches verbunden ſind, ſo wird dergleichen Krankheit 


durch ſaͤuerliche Wefen, am beften durch Molfen- 


geheilt: die Stahlwaſſer ſind bey dieſem Schar. 
bock ungemein kraͤftig. 


Woenn der Scharbock aus lauter Sehhigkeit und 





von geſalzenem Fleiſch oder Fiſch entſtehet, ſo hat 


der Gebrauch der ſo genannten antiſcorbutiſchen 
Kräuter einen guten Erfolg; wenn aber ein grofs 
fer Grad von Hige und Entzündung dabey iſt, fo 
ſchaden hitzige Antifcorbutica.. 


Wenn der Kranke blos und kalt iſt, nicht dur. 
ſtet , der Harn eine blaſſe oder. natürliche Farbe 
bat, und nach einer fäuerlichen Keft der Ausfchlag 


‚ feine ſtarke Entzünbungs . oder ſchwarzgelbe Far⸗ 


be hat, ſo nuͤtzen warme Antiſcorbutica, thieriſche 
Koſt und dergleichen Salze. 

Der Scharbock, deſſen Urſache alcaliniſch iſt, 
iſt gefaͤhrlicher, als derjenige, welcher vom Sauren 
entſtanden. Man mus auf die Beſchaffenheit des 
Mundes, Zahufleiſches und der Zähne ꝛc. bey 
dem Scharbo Achtung geben, weil man daraus 
die Natur ber Krankheit erfennen fan, | 

In alealiniſchen Körpern entſtehen freffende Ge⸗ 
—* mit ſtarken Rändern uf ' da Dingen 


ur 


Bibliothek, 5.1. 


in fauren. Körpern weiche Geſchwuͤre nebft Anfreſ⸗ ” 
fung und Schwärze der Zähne ıc. erfolgen. . 

Zehen Kranfe deren Körper voll Säure iſt, 
werden eher geheilt, als ein alcalinifcher Körper. 

Heftige Purganzen find allen fcorbutifchen Koͤr⸗ 
pern fehädlich , aber gelinde Saranzen fommen ih⸗ 
nen zu ftaften. Aderlaſſen ift nicht gut, wofern 
folches nicht Die Symptomen erfordern, und eine 
Entzündung vorhanden iſt. 

Man mus eine genaue und nach den ungleichen 
Urſachen diefer Krankheit eingerichtete Diät be 
obachten, font wird der Scharbock nach und nach 
unheilbar. | 

sn vielen Fällen iſt der mäffige Gebrauch ber 
Queckſilberpurganzen nothwendig, und fie koͤnnen 
neben verändernden Arzneyen, nach dem es die Um 
ſtaͤnde erfordern, gereicht werden. 

So viel vom Scharbock, weil der Ueberteſt 
des Abfchnittes in einer Anzeigeder Recepte, und 
der Veränderungen berfelben, nach beſondern 

Umftänden befteher, 2 





vᷣi 


! 
« 


Brittiſche 
IV. 

‚The origin and Production ‘of proliferons 
Flowers with the Culture at large for rai- 
fing double from fingle, and proliferous 
from the double. by J. Hill, M. D. London 
1760, in 8. 39 Seiten nebft 7 Kupfer 
tafeln. 


ieſe in neun Kapiteln abgetheilte Abhande 
8— lung betrachtet die zeugenden Blumen, 


wie ſie von der Natur hervorgebracht, 
und durch die Kunſt vermehret werden koͤnnen. 

Der Verfaſſer nennt diejenigen Blumen zeu⸗ 
gende, da aus dem Mittelpunfte ber erften Blu= 
me ein neuer Stengel mit einer Blume, und zus 
weilen aus diefer die dritte Blume wählt. 
Alle zeugende Blumen find etwas zufälliges. 
Es giebt feine Gattung, die immer in diefer Ge⸗ 
ftale hervorkoͤmmt. Sie find Abanderungen von 
dem natürlichen Zuftande, melcher von einem 
Meberfluffe einer befondern Nahrung entftehen, 
insgemein aber Wirkungen der Wartung find. 

Die meiften Blumen müffen erft doppelt wer« 
den, ehe andere an ihnen wachfen: doch haben 
wir Benfpiele von zeugenden Blumen bis zum 
dritten Grade, ob fie gleich einfach find, 

Die zufammengefegten Blumen bringen auch 
‚zuweilen die zwote Blume hervor, aber auf eine 
befondere Weife, indem die neue Blume nice 
—— aus 





Bibliothek. 47 Bomb. 
aus den: Mittelpunfte, fonbern an den Seiten ng 
auswächft. 

Der Gärtner empfängt zeugende Blumen 
dureh Zufälle, die ihm unbekannt find. 

Wenn aber der Maturforfcher feine Aufmerk. 
ſamkeit auf diefe Verſchwendung der Natur mit 
der Beobachtung verbindet, welche der erftere 
auf: Die Zufälle, welche vor der Erzeugung folcher 
Blumen vorhergegangen, verwendet hat, fo fan 
ide Bau in Regeln eingefleidee werden. 

Der Berfafler legt davon ver Welt einen 
Verſuch vor, welche er auf die Doppelheit grüns 
det, die er in-einer vorhergehenden Schrift *) 
überhaupt betrachtet hat. Er erzählt fodann den 
Bau einiger Blumen, aus denen eine oder meh. 
rere neue Blumen gewachſen , nämlich eines Ra⸗ 
nunkels, einer Anemone, eines Geum von dem 
pyrenaͤiſchen Gebirge, einer Roſe, einer Nelke 
und einer Camille, und erlaͤutert ſeinen Bericht 
durch die bengefügten Abbildungen derfelben. 

Er unterfucht hierauf den Einflus der Kunſt 
in Die Auswickelung mebrerer Blumen aus einer, 
Die Gärtnerey, ſagt Herr Hill, befindet ſich in 
den Händen der Unmiffenden. Man fan dems 
nah das, was den Bau der Blumen anbetrift, 
ſchwer mit Gewisheit kennen lernen. Doch ift 
durch meinen Antrieb die Erforſchung deſſelben 
fortgeſetzt worden, und fie verfpricht keinen gerin⸗ 
gen Nutzen in Abſicht auf die Vermehrung der 
doppelten und zeugenden Blumen. 

Man. 


S. Vrit. Bibl. 4 B.5 St. 


328.78 Brittiſche 


Man mus nämlich folgendes anmerken: 
Von den Subſtanzen, welche die ganze Pflanze 
ausmachen, werden blog zwo zur Doppelheit und 
Zeugung mehrerer Blumen aus einer erfordert. 

Dies find der Spint und das Fleiſch, weil Der 
Dritte und vierte Theil nur die Oberfläche angeht. 
. Die fleifchichte Subftanz bricht in Fäden aus, 
die, wenn fie fehr zunehmen, Blätter bilden, und 
| eine Doppelbeit Hervorbringen., Nenn ber 
Spint fehr zunimmt, fo fchieflt er in einen Sten⸗ 
gel über der Blume auf , und trägt, eine neue 
- Blume. 

Es giebt befondere Bodenarten, welche bes 
fondere Theile der Pflanzen vergröffern, und dies 
ſes mus von beſondern Materien derſelben her⸗ 
ruͤhren. 

In einigen Gegenden von Nortbamptonfhire 
roächtt die Efche fehr Hoch und fchön. Als ich eis 
nige von biefen gefällten Bäumen unferfuchte, fo 
‚fand ich, daß der Spint die übrigen Theile an 
Proportion überfraf; und daß er. auch auf eine 

' befondere Weife dicht und glatt gewebet mar. 
Weil damals in der Nähe ein Brunnen gegraben 
ward, fo konte man den Boden unterfüchen. Die 
obere Kinde der Erde war nicht ſtark; darunter 
lag ein zerbrochenes Steinbette, und bierunter 
ein Bette von lockern Thon. 

Unter diefen dreyen zeigte fi ich ein ſolches 
feuchtes, muͤrbes und mit Ueberbleibſeln einer 

Pflanzenmaterie angefuͤlltes Bette, dergleichen 
wir in Suͤmpfen antreffen; das aber zu Staub 


0 
® 





Bibliothek, 49838 
wird: dieſes war zwar feucht, aber niche ganz 

naß, und mit einer moraſtigen Erde umgeben, 

In dieſes Erbbette waren die Wurzeln der Efche 
gedrungen; “und zweifelsfrey hatte diefer Zufall 

die Zunahme des Spints verurfacht. 


Diefe Nennung erhält eine Stärke aus der 
Betrachtung des fchotländifchen Bodens, melchen 
verurfächt, daß das wilde Geum eine jeugenbe 
Blume abgiebt; und da wir wiſſen, daß bie 
Vermehrung des Spints Die Urfache ift, warum. 
dieſe Pflanze höher mächft, fo ift es wahrſchein⸗ 
ich, wi es eben von diefer Urſache herrühre, 
daß bie Eichen hier hoch find, und einen ſtarken 
Spint haben, | 


Die Buche In Suffer ift auf eine elgne Weiſe 
treflih. Der Baum ift nicht höher als an ans 
bern Orten, aber das Holz ift häufiger und beffer. 
Der Spint ift in der fufferifchen Buche nicht ſo 
häufig vorhanden, als in derjenigen, bie in Bu⸗ 
ckinghamſhire wächft, aber das Holz iſt flärfer 
und ſchoͤner. Dieſes bat nicht durch die ganze 
Provinz ſtatt: ich habe den Herzog von Riche⸗ 
mont, der an vielen Orten das Buchholz unters 
ſuchte, begleitet: an einigen fanden wir e8 uns 
gemein ſchoͤn; an andern nicht: die Urfache blieb 
damals unbekannt, aber die nach der Zeit ange» 
fiellten Unterfuchungen haben mich gelehrt, baß 
die vollklommnere ‘Buche da, wo der "Boden aus 
Mergel beftand, wählt: wo diefer fehlte, da 
ſtunden auch niche fo fehöne Buchen. Wir fehen 

| D bemnad), 





sub. SO | Brittiſche 


demnach, daß die Materien bes Bodens - dieſe 
Zunahme gewähren fönnen, .:... 


Die Theile der zarten Pflanzen gleichen der 
- Bäume ihren, der Menge und der Natur nach, 
nur find fie niche ſo feſt. Die duffere und innere 
Rinde eines Krautes ſtimmt mit.der äuffern und 
innern Rinde eines Baumes überein; der Spine 
führt in benden einerley. Dramen, und hat einerley 
Natur. Das Fleifch des Pflanzenftengels koͤmmt 
mit dem Holge in dem Stamme des Baumes 
überein, und das Mark ift im beyden einerley. 


Die Beftandtheile der Bäume und Pflanzen 
fönnen auf gleiche Weife durch gemiffe Arten von 
Nahrung vergröffere werden. Wir fehen, mas 
für Bodenarten in den Bäumen die Wirfung 

> gerwis herborbringen, und es ift höchft waht⸗ 
fheintih, daß die Materien, welche ihnen biefe 
Kraft mittheilen, eben diefes in den Pflanzen 
thun werden; weil einerley Urſache natürlicher 
Weiſe gleiche Wirfungen hat. Diefes fcheint auch 
die Erfahrung zu beftätigen; aber es müffen noch 
mehrere Verſuche angeftelle werden, 


Weil die zeugenden Blumen- insgemein aus 
doppelten Blumen entfliehen; fo mus die Erhe⸗ 
“bung einer Pflanze zur Doppelbeit der erfte 
“ Schritt zu diefer Zeugung ſeyn. Linfere Bemü- 
hungen werden einen befiern Erfolg haben, wenn 
- wir eine Pflanze auslefen, die durch die Kunſt 
zur. vollflommnen Doppelbeit gebracht worden, 
Denn 





Bibliothek. 351 
Denn obgleich die Erzeugung einer neuen Blume 


unmittelbar von dem über die erſte Blume aufſtei⸗ 


genden Spint abhängt, fo mus doch die flei- 
fhichte Subftanz der Pflanze. folchen begleiten; 
und diefes wird deſto leichter gefchehen, wenn 
diefes Weſen ſelbſt untängft zugenommen bat... 


Wenn mar demnach den Verſuch nach dieſen 
Grundſaͤtzen anftellen will, fo kann man das, 
Geum als eine Pflanze, worinnen die Anfangs⸗ 


gründe der Doppelheit und Zeugung fo ftarf find, 


daß fie fich auch bey deffen wilder Natur äuffern, 


waͤhlen. Der Mergel vermehrt das Holz der 


Baͤume, und ein tlefer mit Pflanzentheilen an⸗ 


gefuͤllter Boden den Spint. Wenn der erſte 


von dieſen Theilen in den Pflanzen zunimmt, 


ſo entſteht die Doppelheit; begegnet dieſes aber 
dem lehztern, fo geht eine Zuugung vor. Wenn 
folglich) die Kunſt nur gedachte Subftanzen zu 


dem Boden fügt, und ihm durch eine gute Wars - 


tung zu Hülfe Eommt , fo werden fie vermuthlich 
allezeit Doppelbeit und Zeugung veranlaffen. 


Wenn in dem Heumonate dag purpurfarbene 
Geum auf den Gebirgen in Weftmoreland oder 
Porffhire blüht, je zeichnet gewiſſe Pflanzen zum 
Saamen aus. Woaͤhlet folche, weldye ftarfe 
Stengel haben, frifch ausfehen, und ſtarke Blu⸗ 
men tragen. Nenn der Saamen reif ift, fo 
ſchneidet den Kopf ab; breitet den ausgefchürtel« 
ten Saamen auf ein Bret in einem trocknen Zim⸗ 
mer; wendet ihn oft um, und laffet ihn 12 Tage 

| D 2 liegen: 


Band, 
‚Sie. 


sa Britriſche 


liegen: ſodann ſchuͤttet ihn in pappierne Kapſeln, 
und verwahrt ihn wider die Feuchtigkeit. 
Vermiſchet fette Dungerde mit Teichſchlamm, 
gefaulten Kuhmiſt und Flusſand. Und nach. 
dem ihr fetten gebroͤckelten Mergel hinzu gethan, 
und alles unter einander geworfen, ſo wendet 
den Haufen alle 14 Tage einmal um. Im Au- 
duftmonate richtet das Saamenbeet mit diefee | 
Erde zu, verwahret e8 gegen die Nordwinde, 
. und verſtattet nur der Morgenfonne den Zugang 
zu ihnen. So bald bag “Beet eben gemacht wor⸗ 
ven, fo fireuet Erde; und begieflt es in drey Ta— 
gen einmal: legt aber eine Strohdecke auf Das 
Beet, damit durch das Begieffen der Saame 
nicht verfhoben werde  \- .. 

In ſechs Wochen werben die Pflanzen zum 
Borfchein fommen, und man mus fie fo ausjä- 
ten, daß fie zwey oder drey Zoll von einander 
abſtehen. Wenn die Witterung rauh wird, fo 

ſchuͤttet Erde auf ihre Spigen, und verwahret 

in firengen Srofte den Boden. Verduͤnnet fie 
wieder im Srühlinge, haltet das Beet von Un. 
feaut rein, und begiefft es oft den Sommer hin. 
durch. In dem folgenden Yuguftmonate bereitet 
ein frifches und ticferes “Beet aus eben einem 
folhen Boden, woraus das erfte beftand, und 
fezt die Sezlinge hinein. Sie muͤſſen zehn Zoll. 
von einander ftehen. 

Sie würden in dem folgenden Sommer bi _ 
ben, aber diejes mus verhindert werden: dieſes 


gefchieht, 





Bibliothek, 53 dan 33 


geſchieht , wenn man fie etlichemal auszieht, und 
in eine andere Gegend pflanzt. Ich habe wahr. 
genommen, daß diefes die Wurzeln ein Jahr 
länger von dem Treiben ber Blüche abhält, und 
diefe wird fodann defto voller feyn. Denn diefes 
gewaͤhrt, nebft dem Mergel, groffe Hoffnung 
zur Doppelfeil. Im Anfange des Detoberg 
zieht alle Wurzeln aus; wendet fie um den vier 
ten Theil des Horigontes, und pflanzet fie fogleich 
wieder. Thut eben diefes zeitig im Fruͤhlinge; 
und noch zweymal im Sommer; fo dann lafft fie 
jum Bluͤhen in dem nächften Jahre ruhen. 


Viele Blumen werben doppelt feyn, wenn 
fie auf dieſe Weifeblüben; einige in höherm andre 
geringerm Grade: alle aber werden ſchoͤn ſeyn. 


Auf diefe Weife wird ein doppeltes Geum 
hervorgebracht, und von demjenigen, das bie 
vollfommenfte Doppelheit bat, fönnen wir billig 
die Zeugung erwarten, "Die Zubereitung mus 
folgende feyn; 


In dem Herbfte des Jahres, das vor ihrem 
Bluͤhen vorhergeht, mus man folgenden Mift 
miſchen. Nehmet fünf Fuder fette fihmarze 
Erde von einer feuchten Wiefe; vermenget damit 
anderthalb Zuder Erde von der Stelle einer alten 
Reißbündelmand; ein Zuder gefaulten Kuhmiſt, 
ein halb Fuder Teichfehlamm und zween Karren 
reinen Sand, Ruͤhrt fie unter einander, und 
we jen Haufen Dann und mann um Ä 
een Hauf D3— Wenn 


re 54 Brrittiſche 
eu 


Wenn die Bergfanifelpflanzen blühen, fo 
zeichnet diejenigen aus, die am munterften ens- 
fehen, und Doppelte Blumen haben. Im A 
guftmonate bereitet ein Beet aus diefer Erde vier 
Fuß hoch, und pflanzt darein die Wurzeln von 
diefen Pflanzen, anderthalb Fuß von einander. 
Stedt fie fünf Zoll tief, und forget, daß das 
Beet nicht von Unfraut überzogen werde. Bes 
giefft es oft und reichlich bey trodfner Witterung, 
Die Pflanzen werden in dem folgenden Jahre 
ſehr fchön feyn, und vermurblich wird diefes oder 
das folgende Jahr zeugende Blumen darbieten. 
Diefe werben die wilden weit übertreffen, weil fie 
ſo wohl doppelt als zeugend ſeyn werden, | 

Eben diefe Wartung laͤſſt fih auf alle übrige 
Gattungen anwenden, von denen wir bereits 
wiſſen, daß fie zuweilen zeugend find; und fann 
auch auf viele neue ausgedehnt werden; man mus 
aber allezeit vielmännerichte Pflanzen 

ausfuchen, 





Vo 


verar.., 





Bibliothek, 

V. 
Contemplations on the Ocean, Harvell, Sick- 
nieſsand the laſt Indgment, in a feries of 


Letters by Richard Pearfall, Lond. 1755. 
227 ©. und 2 Kupfertafeln, 


Contemplations on Butterflies, on the full 
Moon and in a Walk trough a Wood, in 
Series of Letters by the fame. London 

1758 in 8.3706. 3 Kupfertafeln, 

$ ) Ernde, Krankheit, das juͤngſte Ge— 
richt, die Schmetterlinge, den vollen 


Mond und den Spaziergang in einem Walde, 
aus vielerley Geſichtspunkten, um erbauliche Ans 
merfungen davon zu entlehnen, 

Er feze fi) dem Hervey nach ‚und wir be⸗ 
gnuͤgen uns, folgende Proben ſeiner Denkungs⸗ 
art unſern $efern vorzulegen, 


| dom Meere. 
Das Meer ift ein Sinnbild der Ewigkeit, 


er Derfaffer betrachtet das Meer, die 





Band. 
5 5 sem. 
u 


weil man nicht nur deffen Tropfen und den Sand 


an feinen Ufern nicht zählen kann; weil es auch 
alle Ströme verſchlingt. Eben fo erhält diefer 


ſchreck iche Schlund, zu dem wir alle-eilen, taͤg⸗ 


un neuen en Zuſch, und en iſt Doch noch Raum für 
4 Ä ganze 


/ 


Band, s6 Brittiſche 
iStuͤck. 
M Nganjʒe Voͤlkerſchaften uͤbrig. Obgleich das menſch⸗ 
liche Geſchlecht, dem Alter, Reichthum und den 
Gaben nach ſehr von einander unterſchieden iſt, 
fo find doch alle Mitglieder deſſelben darinnen ein 
ander gleich, daß fie in beftändiger Bewegung 
find; und dieſe Bewegung bringt fie ihrem ewi⸗ 
gen Zuitande näher; hier giebt,es feinen Jordan, 
welcher ftille ftehe, oder nach feiner Duelle zuruͤck 
flieſt. Das Kind, das nur wenige Tage oder 
Jahre alt iſt, gleicht demjenigen Fluſſe, welchen 
{ch entfpringen fehe, der aber fich in einem Aus 
genblicke entzieht, wenn er Mugen und Anmuth 
verfpricht,, da hingegen ein anderer an eben dem» 
felben Orte vorbey fliefft, nachdem er manche 
Meilen gelaufen ift, und manche Stadt beſtroͤ 
met hat, und von manchem Bache aufgefchmwollen 
iſt. Ein Bild eines bejahrten Mannes, | 


Ob diefer gleich noch fo viele Veränderungen 
ausgeftanden, noch fo viele Geſchaͤffte ausgerich 
tet hat; mehr Sommer als die meiften durchlebt 
bat, mehr von Kirchen, und Staatsbegebenpheis 
ten, als alle feine Nachbarn zu erzählen weis, und 
zulegt ganz allein unter den Gräbern feiner Zeit. 
genoffen zu ſtehen ſcheint, fo verſchlingt ihn doch 
bald darauf das Meer ber Ewigkeit, 


Don der Ernde. 

Wie lange ift der Weizen, ven ich heute fo 
freudig einernden ſehe, Gefahr und Verderben 
ausgelegt geweſen? Bas für einen befhmentihen 
W inter 





Bibliothek 57 


Winter Hat er aushatzen müffen? Schien Ihn zu 
mancher Zeit die Sonne in ihrem warmen 
Schoofle zu pflegen, fo fehienen ihn zu anderer 
die Froͤſte zu töden; bie fchärfften Stürme trafen 
ihn, und Werterftralen jd,ienen ihm Verlegung 
zu broben; der Zaun, der ihn einfchlos, war 
viel zu ſchwach, den Zus, der ihn zerfnirichen 
fonnte, und ben begierigen Rachen, der ihn fref 
ſen wollte, abzuhalten: dennoch aber ift er big 
auf dieſen froben Tag erhalten worden. Auf 
diefe Weiſe fcheint er ein Sinnbild des Erbeng 
ber Herrlichkeit zu ſeyn. Wie vielerley und ſtren⸗ 


Band. 
1Stuͤck. 


ge ſind deſſen Leiden. Der Herr liebt ihn, aber 


wie geheimnisvoll iſt die goͤttliche Liebe? er hat 
ihm eine himmliſche Krone beſtimmt, und den⸗ 
noch ſcheint er, wie David nach ſeiner Salbung, 
ein Verſtoſſener zu ſeyn? Aber der Winter iſt 
nothwendig: Der Landwirth ſagt: ohne Fröoſte 
muͤſſe er eine ſchlechte Ernde fuͤrchten. Koͤnnen 
aber nicht viele Perſonen, wenn fie zuruͤck auf dig 
Wege der Vorfehung fehen, mit dem Föniglichen 
Pſalmdichter ausrufen: Du haft mich treulich ges 
züchtiget?. Können fie fich nicht befinnen, daß 
ihr auffteigender Hochmurh durch eine bequeme 
Verſuchung gedämpft worden? Müffen fie nicht 
ähren Berluft in der Welt, ihren beffern Ges 
winn nennen? Haben ihre Seelen nicht gründs 
licher urtheilen und feſter Heben lernen, und 
bat ihnen ihr langes Ungemach nicht mehrere 
Erfahrung zuwege gebracht? Sind fie wicht 

D f- von 


veile 58 Brittiſche 
von der Creatur entbundengrorden, nachdem ſte 
ihre Eitelkeit erkannt und wahrgenommen, Daß 
ſie ein zerbrochnes Rohr ſey, und ſind ſie nicht 
veranlaſſet worden, auf den Herrn ihr Vers 
frauen zu ſetzen? | 


Don der Krankheit. 


Vom Tode reden, und im Ernſte an das 
Sterben gehen, find zwey Dinge Den Bo« 
ten, welcher als ein Gerichtsdiener von dem 
allgemeinen Richter koͤmmt, erft in der Ferne er= 
blicken, ihn aber bernach mit eilfertigen Schrit= 
ten und den ofnen Befehl in der einen Hand, und | 
mie der zweyten den Wurffpies Haltend, heran 
nahen, und ihm das wartende Grab und das 
eroige Gerichte auf dem Fuffe folgen ſehen, ift 
von einander eben fo unterfchieden, als wenn 
man von dem Bilde eines gemalten Loͤwens er- 
ſchreckt wird, ihm hernach aber mit funfelnden 
Augen ſich nähern ſieht, und brüflen Hört. 


Ich erinnerte mich oft auf eine feyerliche Weife 
on den Tod und feine wichtigen Folgen, wenn 
ich einen Freund zu Grabe begleitete, ober die 
fürchterlihe Annäherung dieſes Ungeheuers in 
_ Den zitternden Gliedern, verdrehten Augen und 
verzucktem Angeſichte meiner Bekannten wahr⸗ 
nahm, oder wenn ich zufaͤlliger Weiſe einen 
- Nachbar in feine langwierige Wohnung. bringen 
ſahe, oder auf bem Kirchhofe ein neues ofnes 

Grab, 


8 


Bibliothek, 59 ‚ee, 


Grab, oder einen verfaulten Knochen, ober eine 
zerfcpmetterte Hirnſchale erblickte, oder die Todtens 
glocke hörte. 


Sch nahm oft daher Gelegeheit, mehr an 
den Tod zu gedenfen, und erinnerte mich des 
Ausfpruchs des Biſchofs Hopkins: daß es ein 
geringer “Serthum fey, wenn man jedes Leichen 
begängnis für fein eignes anſehe. 


Aber wie gros iſt der Unterſchied zwiſchen 


jenen und den letztern Todesbetrachtungen? Ich 
ſah den Tod vorhero nur in der Ferne und halb, 
ist aber unmittelbar und nahe Das tie, 
weiches vorbero in mein Auge fiel, glich der Mora 
gendämmerung ; aber nun hatte es eine groſſe 
Aehnlichkeit mit dem blendenden Mittagsglanze, 
Meine Seele erwachte. Wie fchlug mein Herz 
Mein Arhem, ben das Fieber verfürzt hatte, ver⸗ 
gas faft wieder zurüct zu kehren, wenn er durch 
meine Naſe ausgelaflen wurde; gleichwie ein Rei⸗ 
ſender auf der Straſſe bey einem wunderbaren 
Vorwurfe, den er nicht erwartet hat, ſtille ſteht. 


— Wäre es mir möglich, meine Betrachtun⸗ 


gen der Menfchen und Dinge fortzupflanzen,, fü 
würde Die Börfe vielleicht wegen des Auffenbleis 
bens der Kaufleute zugefchloffen werden, und bie 
einträglichften und gröfften Hofaͤmter, wornach 
viele ſo eifrig ſtreben, wuͤrden keine Werber und 
Annehmer finden, oh 


FR 60 . Brittiſche 

Die geöfften Städte waren in meinen Au 
. gen bloffe Maulmurfshaufen, und ihre gefchäftt- 
gen Einwohner, glichen einer Gefelffchaft vor 
Ameifen, und die koſtbarſte Beuté, ſchien mir 
aiche,heträchtlicher, als ein Getreideforn zu ſeym. 
Die luftigen finnlichen Menfhen, waren bloffe 
Heuſchrecken, Die einen verachtungsmwürdigen und 
beſchwerlichen Lärm erregten, und ein hoͤchſt Furzes 
und binfälliges $eben führten. Die Fürftennann. 
te ich Glanzwuͤrmer, die nur für diejenigen, die 
{m Dunfeln find, glänzen, aber als verächtläche 
Inſecten erfheinen, wenn fie bas Licht ber Einige 

feit beftraler. 

Dom jüngften Berichte. 

Es wird eine Stille in dem himmliſchen Ge⸗ 
richtsfale geboten; und wie plöglich ift alles 
fo ftille wie die Mitternacht, da deſſen Glanz 
berrlicher ale das Mittagsliche iſt. Wen ruft 
eine englifhe Stimme auf? Ich dachte, ich 
hörte meinen Namen ausfprehen. Soll ich 
nun vor dem Richter Des ganzen Erdkreiſſes er⸗ 
cheinen ? Meiner Seele ift bange, Aber warum 
Angfteft Dudich mein Herz? Entledige dich diefes 
Schreckens; ftärke Dich wider dieſes Zittern. Dies 
fer noch fo fürchterliche Anfchein, wird zu deinem 
Hoͤlligen Trofte dienen, Ich will mein Haupt mit 
Sreuden empor heben, Cs ift ein flarfer Trofts 
grund, daß ich nicht nach dem Bund der Werke ge 


richeet werden foll; biefes wuͤrde Sthreden erzeugt 
haben, 








haben, weil mich mein Gewiſſen lehret, baß ich 
folhen zebntaufendmal übertreten; und folglich 
würde fein Raum zur Barmherzigkeit übrig ſeyn, 
wenn fie auch mit Thränen gefucht würde. Aber 
das Evangelium wird die Regel feyn, wornach ich 
werde gerichtet werben. Das Evangelium, bas 
id) angenommen , und dem ich auch angehangen 
babe, wird der Grund meines Lrtheils feyn. — 


Wie triumphiret die Gnade in dieſem Urtheil? 
Wie ſelig find diejenigen, über die der treue Jeſus 
ein folches Urtheil fpricht? Wie gefegnet find dies 
jenigen, welche von bem, ber Himmoel und Erde 
gemacht hat, geſegnet werden? Die Worte der 
Menſchen ſchmeicheln und betruͤgen oft, Ob fie. 
gleich den guten Willen ausdruͤcken, ſo gleichen ſie 
doch oft ungefiederten Pfeilen, die neben dem Ziel 


nv 


auf die, Erde fallen, weil fie Feine Kraft untere, 


fügt. Wenn aber derjenige fegnet, über beflen, 
gnädiges Angeficht die Engel jauchzen, und alle 
Ordnungen der Cherubinen und Seraphinen, 
triumphiren, fo mus ich völlig befriediget werden 
und darf nichts fuͤrchten. 


Von Schmetterlingen. 
Diejenigen, welche ven Schmetterling in ſei⸗ 

nen Veränderungen forgfältig befrachten, werben 
vielleicht ein wunderbares Sinnbild der Auferſte⸗ 
hung des Gläubigen entdeden. Der Schmetters, 


ling ſchlaͤft, fo lange fein mittler tt Zuſtand waͤhrt, 


ohne 


‚Bunt 62 Brittiſche 
ohne alles Zeichen des Lebens, bis er ſich rmuni⸗ 
fert, und aus feinem Grabe bricht, und a8 ein 
ganz ander Thier erfcheint. Er war vorher eine 
Made, und ſah nicht angenehm aus, nun hat er 
Fluͤgel, prangt 'mit fehönen Farben, und bakd 
fliegt er gar. Was für ein geiftliches Nachfirre 
nen fan nicht ein folcher Auftritt veranlaffen. 


„ Das Grab ift für die Heiligen eine Schlafftel« 
le. Nachdem der Körper wie ein Tagelöhner fei« 
nen Tag vollendet hat, fo wird er allda zur Ruhe 
gebracht; Hier wird er aufgehoben, bier ift er 
von aller Muͤhe, von allem Schmerz frey; er ift 
fein Sig der Unruhe mehr, welcher der Seele, fei- 
ne Beſchwerden mittheilt, fonbern er erwartet, un. 
ter Der Aufficht eines hinimliſchen Auges, den An⸗ 
bruch des Tages, welcher weit-berrlicher feyn wird, 
als der Frühling des vermandelten Inſects. Wie: 
fehr. wird die Natur des Körpers verändert und 
deſſen geben verrieuert werben? Bey der Annähe« 
rung und dem gnädigen Einfluffe der Sonne der 
Gerechtigkeit, foll er Flügel annehmen, auffteis 
gen, fich zu feinen heiligen Mitbruͤdern gefellen, - 
und in unbefanter und unvergänglicher Herrliche 
keit prangen. Ä 


von vollem Monde. 


. Diefer Mond, iſt ein Sinnbild der Welt, weil 
er fo veränderlich if. Er verändert fich immer, 


und wird doch der Veränderung nicht müde! An 
| jedem 


/ 


Bibliothet. 63 330 
jedem Tage ſieht er anders aus, als an ben vorher⸗ 
gehenden, und nachfolgenden. Und wer nimme 
niht wahr, daß die Welt. eben fo befchaffen 


it, wenn er mit ir zu thun bat, oder fie be⸗ 
obachtet? 


Wie viele. machen ſich Entwuͤrfe , thuͤrmen 
eine groſſe Hofnung auf, und ſuchen das letzte 
Ziel ihrer Wuͤnſche zu erreichen, gerathen aber. 
nad) und nach, wie der volle Mond, in Abnehmen; 
oder ihre Herrlichkeit wird- eben fo "verdunfelt, als 
diefer Mond, wenn er jähling verfinftert toird, 
Wer den Zufland feiner eigenen Stadt beobach⸗ 
tet, der fan wahrnehmen, wie fie in wenig Jah⸗ 
ren verändert worden, An einem Orte blüht der. 
Handel, und verwandelt fich in eine Wohnung, 
glücklicher Einwohner ‚ und eine Stäte prächtie 
ger Gebäude ?. An einem andern gefchiehet Das 
Gegentheil, weil einige von ‚feinen Einwohnern 
wegzieben, Ändere aber zurüc bleiben, um zu Vera 
armen und noch Aermere zu unterhalten. 


Don dem Spasziergange in dem 
Walde. | 
Das Schütteln eines Blatts, bildet die leichtes 
fie Bewegung, und die Furcht eines bangen Hera 
zens ab. Weil das Blatt an einem zarten Stiea 
le ſitzt, fo ift es jeder Luftbewegung ansgeſetzt, 
und fein Bau ift fo befchaffen, daß es.leicht be= 
wegt, aber nicht leicht abgeriſſen werdın Bei 
ei 


eat 64 Brittiſche 
VE Beil der Baum felbft. unbeweglich ſteht, fo. ste 

tert Doch das Blatt immer. Eben fowerden Die= 
jenigen bewegt, die ſchwach am Geifte find, rue 
ſonderheit die Zaghaften , und durch das Genife 

fen Erfchredten. 3 M. 06, 36. Gluͤcklich find 
Diejenigen, welche frey von Furcht auf ten Fels 

ber Zeit gegründet find, und wie ein in die Er= 

de eingemurzelter Stamm ‚auf dem Felſe des 


Heils feſte ſtehen. 


Gluckfeliger Geiſt, deſſen Seele von aglivbi- 
gen Betrachtungen der Macht, Weisheit und 
Verheiſſung Gottes eingenommen iſt, und der 
jeden erſchaffenen Arm, fuͤr eingeſchraͤnkt, und 
zerbrechlich haͤlt, und mit dem verdorrten Arm 
Jerobeams, welchen er wider den Propheten 
gu Bethel ausſtrecken wollte, vergleicht, aber- 

jugleich erkennt, daß in dem Jehovah, 

= ewige Stärfe und ber Schuztz ſei— 
| nes Volks fen. 





von, 


„VL 
A Sermon preach'd by Dr. William Robert- 
fon, before the Society in. Scotland for 
propagating Chriftian Knowledge, at their 
anniverfal Meeting in the High Church 
of Edinburgli.;: Edinb. 1759. 51 Gel 
ten in 8. a | 


s 


err Robertfon handelt über Pauli Worte. 
aus dem “Briefe an die Coloſſ. 1, 26. 
von der Berfaffung der Welt zur Zeit der 


Geburt Jeſu, und ihrem Einfluffe in Die Ausbrei⸗ 


tung der chriftlichen Religion. Der Erlöjer wur⸗ 
de zu einer folchen Zeit gebohren, da die Welt fein 
ner am nöthigften berurfte, und zu feiner Anneh⸗ 
mung gehörig vorbereitet war, Daher fällt der. 
alte Einwurf dahin, warum der Meſſias ſo fpäf 
erfchienen fen, ‚welchen ‚Die Unglaͤubigen neuerer. 
Zeit den alten Spöttern mit aroffer Dreiftigkeie 
nachbeten, Um die Zeit der Geburt Jeſu hoffte 
man auf einen goͤttlichen Gefanden, der dem 
menfchlichen Geſchlechte von Gott: mehrere bisher: 
unbefante Umſtaͤnde befant. machen werde... Denn 
da alle Dinge nach und nach erſt Den hoͤchſten Brad: 
der Vollkommenheit errgichen, ſo ar-es; der Weise; 
heit Gottes. gemäs , ſich und fein Weſen: nicht aufı 
einmal, fondern. in. gewiſſer Ordnung, kimd 3 
thun. Die Offenbarung er iu Acſange fel;: 


8 
“ 


Bibliothektk. 65 58i. 


allein 


Ba 


I o6 Brittiſche 
ar 


aflein fie glich der Morgenrdthe, die fih in ein Hel 
les Tageslicht aufklaͤrte. Das Ceremonialgefeg 
war nur eine Vorbereitung auf die.Zeit, Da es 


Gott gefiel, dem. Menfchen feinen ganzen Rath zu 


offenbaren (Apoftelgefh. 20, 27.). Die Prophe- 
ten hatten die Würde des Meſſias, feinen tugend« 
haften Character, fein herrliches Reich und bie 
Zeichen feiner Zufunft fo deuslich befchrieben,. Daß 
ganz Juda, fo unter dem harten Joche der. Römer 
feufzte, feine. Erfcheinung mit ängftlicher Ungeduld 
erwartete. Doc) nicht die Syüden allein, fondern 
aud) alle Völker, unter die fie zerſtreuet waren, 
hatten eine Sage, es werde aus dem jübifchen Lan⸗ 
de ein groffer Fürft entfpringen, deſſen Herrichaft 
von einem Ende der Welt bis an das andre ſich er- 
ſtrecken folle; weiches man auf den Kaifer Titus 
Befpafianus gedeutet hat. Da alfo Die Heiden ei 
ner groffen Veraͤnderung entgegen fahen, und 
(Hagg. 2, 7.) bie Süden auf einen Befreyer war | 
teten, fo wurde das vom Anfange der Welt verbor- 
gene Geheimnis der Welt zur rechten Zeit geofe | 
fenbares. 
Nicht allein die Erwartung ber Bölfer, fon 
dern auch ihre: politifche, fütsliche und haͤusliche 
Berfaflung, geben uns bie Weisheit Gottes zu er- 
fonnen, der den Mefſfias zu gehöriger Zeit, unter 
der Regimung des Yuguflus, gebohren werderi Taf | 
fr. In den erftern taufend ‚Jahren wach Der. | 
Eindfluch, war der. Erdfreis in fleineve Staaten | 
eingetheilet, dir durch die Sprache, Sitten, Ge⸗ 
ec —4 ſetze 





| Bibliothek, | 67 —33. 
ſetze und gottesdienſtlichen Gebraͤuche weit von ein⸗ 
ander unterſchieden waren. Jedes Reich hatte 
ſeine beſondern Vortheile, und daher immer Streit 
mit ſeinen Nachbarn, welcher die Handlung und 
die Communication eines Volkes mit dem andern 
unſicher und hoͤchſtbeſchwerlich machte. Itzo kan 
man die Einwohner der Erdkugel als eine einzige 
Geſellſchaft anſehen, deren Glieder, durch wech⸗ 
ſelſeitige Beduͤrfniſſe genau verbunden, jedes das 
Seintge zum gemeinſchaftllchen Unterhalt und 
Vergnuͤgen beytraͤgt, da es in den aͤltern Zei⸗ 
ten etwas ſehr ſeltenes war, in entlegene Gegen⸗ 
den zu reiſen, ſich entweder zu bereichern, oder 
von andern Nationen ‚etwas zu lernen. Ends 
lich wagten es die Nömer, ſich zu Herren der 
Welt zu machen, erreichten auch durch ihre 
fehr feine Staatsklugheit, unmiderftchliche Tas 
pferfeit, und einen anhaltenden, auch durch 
feine Hindernifle zu ermattenden Eifer, ihre 
Abſicht. Sie unterwarfen fich die Welt, und 
machsen fie gefitteter 5; unterdrücken Die Voͤl— 
ter, und verbanden fie zugleich mit einander, 
Ueberall berrfchte, mit den vömifchen Gefegen, 
auch die Sprache der Sateiner. . Die über 
wundenen Nationen näherten ſich in Gejinnun» 
gen md Sitten, und man fonte nım, von’ ei» 
ner Weltgegend in die enitfernteften Laͤnder ei» 
ner andern, mit Gicherheit und Bequemlich⸗ 
keit, reifen. ° Auguſtus, Cäfars Nachfolger, 
war mit Siegen vergnügt, und Dachte nicht 

; 7 € 2 auf 


era. 68 Brittiſche 
NV auf neue Eroberungen. Das römifche Reich 
genos endlich des. Friedens; und wurden gleich 
Kriegeheere wider barbarifche Nachbarn. aus. 
gefendet: fo flörte es doch die öffentlihe Ruhe 
wenig, ja es wurde faum bemerket. Der 
weite Umfang des römifchen Reichs, die Nube, 
bie beobachtete Policey, ähnliche Sitten, eis 
nerley Sprache, die überall verftanden, und 
fait allenthalben im Schwange war, dieſe und 
. mehrere Umftände beförderten die Ausbreitung 
dev Religion. Chriſti ungemein. Dreyfig Yab- 
re nad) des Heilands Himmelfahrt Eonte Pau«. 
lus an die Einwohner zu Colofien mit Wahr: 
heit fchreiben: das Evangelium fey in allen 
ändern, in allen Gegenden des römifchen Mei 
des, geprebiget worden. Die. Römer glaub« 
ten, ihre Zapferfeit habe. dem gröfften Theil 
der, Wolt bezwungen : und ihre Siege brauch- 
te Gott Zum Mittel, fein Gnadenreich aufzu« 
richten, und auf den Trümmern ber roͤmiſchen 
Monarchie ein Reich aufjurishten, das Fein 
Ende. jemals haben wird. rn 


Aaſſet amd die Menfchen nach der Sitten⸗ 

fehre und deren Ausübung betrachten. : Bey 
Voͤlkern, die feinen vollfommenen Begriff. von 
Gottes Weſen und Willen Gaben, fan man 
feine vollfommenen Tugenden erwarten. Die 
ſich felbft gelaffene Vernmft irret oft: Men« 
fihen, Die in ihren Handlungen nicht allein in, | 
; Do 


d 











Bibliothek. 69 aunh 

Gott feben, weichen ‘öfters vom rechten Pfade BG 
ab. In den unerleuchteten Zeiten fanden ſich 
groſſe Märmer, die das menſchliche Herz ges 
ttau' kanten, und von Begierde getrieben wur⸗ 
den, andere neben ſich glücklich zu machen, 
welche “jene ums noch ist bewundernswuͤrdige 
Staaten ſtifteten, imd durch bie meifefter Ges 
fege zierten. Maͤfſigkeit, Wohlahftändigkeir, 
Eifer für die gemeine Wohlfahrt, Siebe bes 
Vaterlandes, Grosmurh, waren bie" Früchte 
der weiſeſten Gelege. Sn den Pleinen freyen 
Staaten (der Berfaffer ſchildert Athen und 
Sparta durch diefe Züge) bekuͤmmetten ſich 
die obrigkeitlichen Peiſonen fehr gendu um das 
Verhalten der Bürgers und waren in Beſtra⸗ 
fung „öffentlicher. Laſter ſtrenge. And. diefe 
Sorge mar die Hauptquelle jener glänzenden. 
heidniſchen Tugenden, die man noch immer zur 
Ermunterung träger :Chriften erheben Fan, oh⸗ 
ne dent Chriftenehume felbft einen Vorwurf zu 
machen], als ob felbiges mie ihnen ſtritte. 
Die Ordnungen jener weifen Geſetzgeber waren 
von Feiner‘ langen Dauer, und die Fleinen 
Staaten verfielen entweder Durch innerliche Zer- 
rüttungen, oder durch äufferliche Gewalt, und 
Fonten der überwiegenden Macht der Römer 
nicht wiberftehen, welche, je gröffer ihr Reich 
wurde, defto mehr von den fittlichen Tugenden 
ihrer Vorfahren abwichen, und endlich in’ alle 
die Safter gerierhen, welche die Folgen eines 
Du E 3 ‚misgee - 


Zen 79 Brittiſche. 


misgebrauchten Gluͤcks und: Wohlſtandes "zu 
feyn pflegen. Einige tugendhafte Kömer gab 


es zwar in biefen verberbten Zeiten, welche Die 
Gerechtigkeit und ein gefrgmöfliges Verhalten 
anpriefen, und felbft ausübten. Allein ihre 
Lehren und Beyſpiele waren nicht zulängläch, 
dem eingeriffenen Verderben zu. fleuren. 


dieſem Zeitpuncte nun geſchah bie groffe Wer« 


beflerung der Welt durch die chriftlihe Reli⸗ 
gion, welche die reinfte GSittenlehre deutlich 
vortraͤgt, und. mit umviderftehlichen Bewegungs» 
gründen unterftüßt, auch durch die tugendhafte 
Sebensart der erften Chriſten bewiefen bat, .. es 


fen möglich, die ſtreugſten Regeln ber Sitten 
‚tehre zu beobachten, | 


Auch. der Ficchlihe Zuftand ber Juͤden 
und Heiden mashten die Anfunft des Erlöfers 
nothwendig, und fie gefhah zu fo einer Zeit, 
ba jene von der Reinigfeit der mofaifchen Ord⸗ 
nungen “gänzlich abgewichen waren, nur bey 


. den äyfferlichen Gebräuchen des Gottespienftes 


es beivenden lieſſen, oder, wie die Sabducäer, 
ſo gar das ewige Leben der Seele, und Eünfs 
tige Belohnungen und Beftrafungen Ieugneten. 
Was die Heiden anbetrifft, fo waren ihre Laͤn— 
ber mit Aberglauben und abentheuerlichen Mei⸗ 


nungen bon. Gott gänzlich angefuͤllet. Praͤch- 
“tige Tempel , verſchwenderiſche Opfer, in.die 


Augen fallende Gebräuche und Opfermaßfzeiten 
J waren 


8v 


DL 





Brittiſche 77 sgand. 


waren die Gegenflände ihrer Retigion; wenn m 
man der Heiden: falfchen Glauben von ben 
Göttern, der fie nicht zur Tugend leiten one, 
fondern fie vielmehr davon entfernte, eis 
nem fo ehrroürdigen Namen belegen fan. ur 
ſolchen Umſtaͤnden gab Gott dem menfchlichek 
Gefchlechte eine nähere Offenbarung. Der 
wahrhaftige Gott machte ſich fund, und ver. 
trieb den Aberglauben, und alle ehörichten, ja 
unnstürlichen Gebräuche, mit denen man ba 
Hödjfte Weferi zu verehren geſucht harte. Die 
Menſchen nahmen eine ſolche Lehre freudig an, 
die fie unterwies, Gott ohne Furcht in Selig 
keit und Gerechtigkeit anzubeten. 


Durch das CEhriſtenthum iſt auch der Hause 
ftand und das bürgerliche Leben ſehr verbeſſert 
worden. Herr Robertſon erweiſet dieſes weit⸗ 
laͤuftig aus der Vielweiberey, der Eheſchei⸗ 
dung und der Sclaverey, welche unter Chri⸗ 
ſten gänzlich aufgehoben find, oder doch nur 
felten, und unter gewiſſen Bedingungen verſtat⸗ 
tet werden. Selbſt in dem Kriegsweſen iſt 
eine gluͤckliche Veraͤnderung durch das Chri⸗ 
flenthum hervorgebracht worden. In den al⸗ 
ten Zeiten, ba eine fehimpfliche Sclaverey das 
geroiffe Loos der Uebertwundenen war, fochte man 
mit groͤſſerer Wuth, und bie Belagerten vers 
theidigten ſich mit einer Hartnaͤckigkeit, bey der 

fe alle menfiche Gefnnungen verloren, und, 
E 4 “wie 


m Brittiſche 
wie die Einwohner von Mamantia und. Sas 
guntum, lieber den Tod erwählten, als in Die 
Gewalt graufamer Sieger falten wollten. Daß 
in neuern Zeiten „die wichtigften ‚Siege weniger 
Blut koſten, iſt der chriftlichen Religion zuzu⸗ 
ſchreiben, die ihre Kraft fo gar In der Hitze 
Des Gefechte -Auffert. Daß die igigen Sitten 
‚fanfter ſind, daß es in der. Welt artiger zu 
leben ift, als fonft,. iſt niche etwa einer. weifern 
Regierungsform zuzuſchreiben: denn da über- 
trifft uns das Alterthum ſehr weit; auch nicht 
einer beſſern Kinderzucht: denn ſie war das 
hoͤchſte Augenmerk der Griechen und Römer, 
und wird itzo faſt gänzlich vernachläfliget; auch 
. nicht unferer Berbefferung der fchönen Künfte: : 
denn auch Bier. müflen mir zufrieden feyn, je= 
nen zu gleichen, . ohne einen Borzug für ihnen 
zu behaupten. Mur der Religion. kann Diefe 
wichtige Weränderung zugeſchrieben werden, 
Sie allein bat die fchädlihen Gewohnheiten 
aufgehoben, und, dag Herz zu jeder menfchlis 
hen Tugend angetrieben und gefchickt gemacht, 
Die Zuföge von $ehren und Meinungen, : bie 
fid) in die fehre Jeſu mit ‚eingefchlichen. haben, 
ober vielmehr yon den Menfchen mit in ſel⸗ 
bige eingeflochten worden, haben ihre Wirkung 
auf das Gemuͤth nicht gaͤnzlich hemmen koͤn⸗ 
nen. Das Evangelium beweiſet unter allen 
Hinderniffen, Die ihm die Unart feiner Beken⸗ 
ner in ben. Reg lege, feine Kraft, die rohe⸗ 
B ſten 

T 


Blbliothek. 387 


ſten Voͤlker gefittet zu machen, und fie güny 
lich zu veraͤndern. Sie heiliget die Seele, 
und laͤutert unſere Sitten: fie verſpricht uns 
ein andres Sehen ‚und verbefr und zieret d die, 


ſes gegenwaͤrtige. 


Herr Robertſen wachet bie Amrendung ven 
feinem Vortrage, um die ſchettiſche Geſeliſchaft 
zur Ausbreitung des Chriſtenthums in ihrem 
Eifer deſto mehr zu befeftigen ‚ je wichtiger 
ihre Abſicht ſey, und je mehr Gutes durch fie 
ſchon geſtiftet werden. Die Europäer, fagt er, 
haben einen groffen. Vorzug vor- den Bewoh⸗ 
tiern der übrigen Welttheile, theils durch ihre 
Waffen, theils durch bie. een, era 
langet. Ihre Eroberungen in Oſt⸗ und Weſt⸗ 
indien, dadurch fie bisher ihren Geiz und ihre 
Ruhmſucht genährer,  Fönten und follten nun« 
mehro Mittel-abgeben, das Coangeltum in je2 
nen .eutlegenen Laͤndern befanter zu: machen; 
und ‚Gott wolle fie vielleicht zu Werkzeugen gem 
brauchen, bie heidniſche Welt "zu erleuchten. 
Doch noch in Europa, ja fo gar. in. Schottland 
Hätte diefe Geſellſchaft genug zu thun gefunden, 
da fie ſich beſtrebet; die Hochländer und Eine 
wohner ber fchortifchen. Inſeln (die aus Vor⸗ 
urtheilen gegen ihre alten Sitten, aus Un⸗ 
wiflenbeit und Has aller Arbeit, bies vom 
Raube oder. der Jagd und Fifcheren. zu (eben: 
gerehnt wären) ‚. arbeitfamer und. 

es fröme 


et b.74 Brittiſche 

frommer zu machen. Sie aber nicht Alleii, 
ſondern auch die Regierung, hätte fic) dkeſen 
edlen Zweck vorgeſetzet, und ſie zweifelte nicht, 
daß fie: durch neue Gutthaten wahrer Patric 
ten, von denen fie bisanhero unterflüge, worden, 
und durch Gottes Benftand , Fünftighin mehr 
ausrichten wuͤrben, als fie anfangs ſich einbil- 
ben, oder nur. r wůnſchen Fönnen.. 


gulete— ſindet ſi F eine unge Nachricht von 

| ‚de Stiftung der Gefellfchaft im. Jahre 1700, 
ber koͤniglichen Beftätigung 1709, ihren Abs 
fihten und Verrichtungen. Beſonders bar bie 
Geſellſchaft Schulen . anlegen: laffen, um die 
Kinder der Bergſchotten, in den Gründen ber 
Religien und der engliſchen Sprache, zu. unter 
richten :. : Buch: das erſtere iſt denen papiftis 
ſchen Lehrern der Eingang benommen, "burd) 
das anders: aber ganze Staͤmme, die vorhero 
mir bie irlaͤndiſche Sprache redeten, mit ihren 
Landsleuten, denen ſie vorhero fremde waren, 
genauer verbunden worden. Ihr erſtes Ka⸗ 
pital war: nur geringe, hat aber durch Vor⸗ 
fſichtigkeit und Sparfamteic fö zugenommen, Daß 
son ihrer Stiftung än, über 70000 Kinder 
erzogen worden. ° Im Sabre. 1754 iſt die 
Zahl der Schulen, bie. in den wildeſten Ge⸗ 
genden. Schottlands angelegt find, auf 155, 
und bie Zahl der barinnen erzogenen — 
ze au 








Bibliothet. 75 "1 
Sr 


auf 5831 gefliegen. Die Gefellfchafe erhielt 
1738 neue föniglihe Privilegien, und zugleich 
die Erlaubnis, die von ihr Imterrichteten Kin. 
der zum Aderbau, Handel und Manufscturen 
zu gebrauchen; bat auch. zu Sochcarton eine 
fleine Colonie zu einer Leinewandmanufactur 
angelegt. Vor einigen Jahren (bie Nach⸗ 
richt gehet bis aufs Jahr 1754.) hat biefe 
Geſellſchaft einen Prediger zu einer Miſſion 
nach Mordamerica geſendet, der ſchon einige 
wilde Indianer Chriſto zugefuͤhret, und ſich 
noch mehrere Fruͤchte ſeines Amtes 
vexrſpricht. 


4— 
be nn msn name 
. ⸗ 
.. 


NE A 


sCunt.96 wege 
ıStüd.' — 
Ve 2 az 


4 Treatile x on Gangrenes, in. „which, the 
Cafes. that regeite the: Ule of She Rark 


2» „and. thofe ii in which i is ‚pernicioüs, are al. 


.. certgin d. by "Thomas Kirkland, ‚Surgepn, | 


“ ; Noktingliam 1754 in 8. 112 Seiten. 


“ 
’ 


er Verſoſſen dieſer Sougcrit für: die | 
Kraſt der Fieberrinde wider den Brand 


deeſſchen, daß ſein Vorcrag, aus vielfaͤl⸗ 
tiger Erfahrung und genauer Betrachtung der 
Natur diefer Krankheit, abgeleitet worden. Sa 
lange er überhaupt von berfelben redee, fo brauche 
er die Wörter beifer und kalter Brand, als 
gleichgeltende Ausdruͤcke, wenn er aber Erfah« 
rungen erzählt, fo unterfcheiber er folche, weil da⸗ 
Durch fein Bericht deutlicher werden fol, 


Nachdem er die Einwürfe, welche man ber 
Kraft der Sieberrinde in der Eur des Brandes 
entgegen gefeßt, beleuchtet, und ihren Ungrund 
gemwiefen hat, fo unterfuche er den Brand felbft. 


Menn eine Urfache die Gefäffe und Faſern ei⸗ 





nes Theile des Körpers untuͤchtig machet, ihre 


Fluͤſſigkeiten aufzunehmen und weiter zu ſenden, 
und ſie zugleich faulen, ſo ſagt man, dieſer Theil 
iſt vom Brande angegriffen. Die gewoͤhnliche 


an des Drandes, weiche von deſſen Aufe 
ferli« 


% 











Bibliothet. EIER 


ferlichen: und innerlichen Urfachen entlehnet wor⸗ 
den, ſcheint unbequem zu feyn, eine beutliche Idee 
von ber Art, wie man mit im umgeben foll, zu 
erzeugen. Wenn man demnad) die Natur des 
Brandes recht kennen, und richtig urtheilen will, 
wenn der Gebrauch der Fieberrinde nötbig.:fep, 
fo mus man ben Brand, welcher ſich verbreitet, 
von demjenigen, toelcher nur einen Ort einnimmt, 
unterfcheiden. Die Symptomen, welche biefe 
ungleiche Gattungen begleiten,. gewähren leichte 
Mittel, beyde von einander zu ſondern. 


Der Verfaſſer cheilet ſeinen theoretiſchen und 
praktiſchen Unserright von Diefen beyden Gattungen 
in ſechs Kapitel. 


Das erfte Kapitel handelt von demjenigen 
Brande, ber fich verbreitet, und von einer ine 
nerlichen Urfache herruͤhret. 


Die unmittelbare Urſache deſſelben ſcheint eine J 


Schärfe im Molken und Flieswaſſer zu ſeyn, wel⸗ 
che in den Gefaͤſſen und Faſern, nachdem fie ihre 
Stärfe und Elafticität geſchwaͤcht, eine Efferve⸗ 
feenz erreget, woraus ein Fieber entſteht; und dar 
die Natur allemal beveit ift, das Beſchwerliche 
aus dem Körper zu ftoffen, fo wird dieſes von Dies: 
fer molkichten Materie auf einen befondern Theil, 
geworfen, ba es durch feine groffe Schärfe Die Ges, 
faͤſſe, worauf:es fälle, bald verberbe, und den: 


angrängenden Fluͤſſigkeiten feine eigne ratur. mit⸗ 


thei. 


sBerd. 80 Brittiſche 

g uurchellen; wenn man ſolchen mit ber” Oind · 
daͤmpfen zu koͤnnen ſich bereden wollte. Denn 
der oben erzaͤhlte Brand aͤuſſert ſich nicht eher, 
als bis die Schärfe ver Fluͤſſigkeiten den Tonum 
ber feſten Theile gefchmwächt hat; . allein bey Dem 
DBrande, wovon ist gehandelt wird, find Die Ge⸗ 
fäffe und Fafern oft ſtark, und- ihre Wirkung in 
den Flüffigkeiten ift heftig. Da aber die unmit⸗ 
telbare Urfache des Fiebers und Des höhern Grads 

der Schärfe der Fluͤſſigkeiten in der vermehrten 
Geſchwindigkeit des Bluts enthalten it, fo mus 

die Zieberrinde die Krankheit vermehren, meil 

fie den flüffigen und feften Theil neue Kraft mite 

cheilet. 

Wofern aber dieſer Brand auf die Beſchaͤdi⸗ 

gung einer Perſon, welche ſchlaffe und ſchwache 
Faſern hat, folgt, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß 
die Fieberrinde eben ſo nuͤtzlich ſeyn werde, als ſie 

in dem Brande iſt, der blos von einer Schaͤrfe der 


Saͤfte entſpringt. 


Der Verfaſſer erlaͤutert dieſes durch folgendes 
Benfpiel. Ein flarfer, munterer, 3 sjähriger 
Mann brach den Unterfchenfel zroifchen ver Wade 
und dem Knöchel, daß das Schienbein durch die 
Haut ſtach. Der Verfaſſer richtete den Knochen 
mit geringer Muͤhe wieder ein, und legte einen 
leichten Verband darum, nachdem Biel hit, das 
ſchoͤn ausſah und locker gewebt mar, meggelaffen: 

worden. Der Kranke trant viel Gerftenwaſſer, 
He um 


Bibliothek. Zt Beamd. 


iStuͤck. 


sm die Ausduͤnſtung zu befoͤrdern. Am folgen» 


den Morgen fand der Verfaſſer den Fus und 
Schenkel warm, beobachtete zugleich an dem 
Kranken wilde Blicke, der Beinbruch ſah aber 
nicht ſchlimm aus. Der Puls war hurtig, oder 
vielmehr hart, und die Zunge weis und trocken. 
Er verordnete dem Kranken ſalzichten Julep und 
viel Gerſtenwaſſer mit Salpeter. 


Am folgenden Tage beobachtete er eine Zunah⸗ 
me der wilden Blicke, durchgaͤngiges Zittern und 


Aberwiß, wobey die Junge weis und troden, der 


Puls ‘aber faft wie am vorigen Tage befchaffen 
war, Der Schenfel war von dem Brande anges 
griffen, und der Zus ziemlich fall. Er ſcarificir⸗ 
te und verband ihn, und lies dem Kranken alle 3 
Stunden zween Scrupel von der Sieberrinde ein⸗ 
geben; aber am folgenden Morgen ward er ges 
wahr, daß ber Brand fait bis an die Mitte des 
Hberfchenfels gedrungen war. Dennoch ward 
Die Scarification wiederholt, und der Gebrauch 
der Rinde fortgeſetzt. Nachdem aber den folgen« 
den Morgen der Brand den Unterleib erreicht hats 
te, fo ftarb der Kranfe, der einen ſehr ſcorbuti⸗ 
fhen Körper hatte, 


Diefer fchlimme Erfolg des Gebrauchs ber Fie⸗ 
berrinde bewog den Verfaſſer, in dergleichen Faͤl⸗ 
len Salpeter: zu der Fieberrinde zu fügen. Da⸗ 
durch ward Nie fremde Hige, welche Die Rinde 
allein in verurſacht haben würde, verhuͤtet, und fie 

3 behielt 


1etüd. 


82 . Beittifche 
behielt ihre von. der der Fäulnis twiderftehe 
Eigenfchaft des Salpeters unterflüzte Kraft, de 


Saulen und Aufwallung der Slüffigkeiten zu weh⸗ 


ren, welches ber Verfaſſer durch das Benfpiel eis 
nes 27jaͤhrigen Sandarbeiters beftätigr. 


- Die Menge des Salpeters, welche zu Der Rin⸗ | 


de genommen wird, mus aus der ungleichen Be⸗ 


fchaffenbeit der kranken Körper beftimmt werden. 
Doch hat den Verfaſſer die Erfahrung gelehrt, 


daß, mwenn der Zufall heftig ift, und die Faſern 
art und mwirffam find, biefes Sal; in grofler 

enge gegeben werden mus. W 

Hierbey wirft der Verfaſſer die Frage auf, 
was von dem Aberlaffen bey folchen Umſtaͤnden zu 
Bolten ſey? Wenn die Gefäfle voll find, fo wird 
ein geringer Blutverluſt dem Kranken nugen; als 
lein wenn die Gefäfle fteif und Die Säfte fehr ſcharf 
find, fo erfodert das Aderlaflen die groͤſſte Be⸗ 
hutſamkeit, weil durch die Abzapfung des rothen 
Bluts der Natur die Kräfte, der Schärfe der mole 
Fichten Fluͤſſigkeiten zu widerftehen, entzogen wer⸗ 
den. 

Das dritte Kapitel handelt von dem um fich 
greifenden Brande, welcher aus einer Schwäche 
ind einem Mangel der natürlihen Wärme ent- 
flanden,. | —— 

Wenn die Säfte ſehr verringert, und die Schlag⸗ 


‚adern fo ſchwach werden, daß fie nicht genug 


Kraft haben, bie erftern Dusch ihre Enden zu te 
u en, 


Bibliothek. 83 Sm 


sen, fo faulen fie mit ihren ſtockenden Siftm, 
und erzeugen diefe Art vom Brande. 

Weil die Gefäffe nad) und nad) ihre Kraft ver- 
tieren, fo geht diefer Brand oft fehr langſam fort, 
und bey alfen $euten, wo die Gefäffe und Faſern 
natuͤrlicher Weiſe hart und trocken ſind, entſteht 
ein trockner Brand. 


Man beobachtet demnach dabey oft nur Schwaͤ⸗ 
che, und die Theile, denen es an Nahrung ge 
bricht, werben Falt und ſchwarz, und fterben ab, 
ohne baß ein Emphyſema oder eine Gaͤhrung ver⸗ 
fpuͤret wird. Folglich mus in dieſem Falle die 
Befoͤrderung der Wärme und des Kreislaufs, 
nebft der Berbefferung der faulenden Säfte, der 
einzige Zweck ſeyn. Es werden folchergeftale oft 
allein innerlich herzſtaͤrkende Arzeneyen und äuffer« 
lih warme Bähungen erfobert. Doc ift der 
Berfaffer überzeugt, daß diejenigen Cordialia bie, 
beften find, zu welchen bie Sieberrinde gefügt wor⸗ 
den. Diefes wird durch Das Beyſpiel eines 76. 
jährigen Kranken erwiefen. 


Das vierte Kapitel befchreißt denjenigen Brand, 
der nur einen Ort einnimmt, und von innerlichen. 
urſechen entſpringt. 

Wenn in manchen Krankheiten , wo vermuth⸗ 
lich nur ein Theil der Slüffigkeiten ſcharf gewor⸗ 
ben, Die Siebermaterie aus dem Blute geſtoſſen 
und auf einen befondern Theil geworfen wird, fü 

pflegen bie Synptemen 0 fo gleich nachyulaffen, 


gu Peine: 

v Aber diefe von dem Blute abgefonderte Mare 
äuffert ungleiche Wirfungen, die von ihrer Be⸗ 
fehaffenheit abhängen; denn wenn fie ſehr fcharf 
iſt, fo erzeugt fie Feine gute Suppuration, fondern 
zerftört die Gefäffe, worauf fie geworfen worden, 
und verurfacht einen Brand, welcher einen Ort 
einnimmt. Der Berfaffer beruft fic) hier auf das 
Benfpiel in des Herrn van Swieten Comm. 

Vol. 2. p. 376. oo 
. Ob gleich aber die von dem Blute getrennte 
.. Materie gelinde, und zur Erzeugung jeines guten 
Eiters tüchtig ift, fo kann fie doch, wenn fie z. E. 
zu lange eingefchloffen ift, ehe fie eitert, faulen, 
und diefe Art vom Brande hervorbringen. 


Ben dergleichen Brande ‚werden die. Theile 
ſchwarz, und fterben ab, ohme daß ein Emphyfe- 
ma vorher gegangen’ Die Kranken werden nur 
wenig angegriffen, und die Zeitigung aͤuſſert ſich 
bald um dem abgeftorbenen Theile I bent Ges 





Brauch folher Mittel, welche die Faͤulnis der Saͤf⸗ 

- te dämpfen. Zumeilen nimmt diefer Brand den 
Schein eines. um fich greifenden Brandes an, ob 
er gleich von Demfelben unterfchieden bleibt. Wenn 
man mit der Roſe ungefchickt umgeht, fo fan fols 
che einen an einen Ort verfnüpften Brand erzeu⸗ 
gen, welches der Berfafler an einer Frau wahrs 
genommen. Diefer Brand begleitet auch oft alte 
Schenkelgeſchwuͤre. Der Verfaſſer beſchlieſſt Dies 
ſes Kapitel mit der Nachricht von einem sojährle 
Yo. . gen Ä 





\ 


— 


Bibliothek. 85 25 kur 


sen Mame, ver an einem von defgfeichen Beam 
be befaflenen. Sufle. durch die ſicberrinde geheilt 
worden. Tl L_ 


Das fünfte Kapitel ift demjenigen an einen Ort 
nerfnäpften Brande, welcher nad) .Aufferlichen 
Yelbädigungen ausbricht, gewidmet. N 
Dieſe Art aͤuſſert fih, wenn die Gefäffe und 
Fasern fo verberbe find, oder die Entzündung ſo 
hoch:geſtiegen ift, dag fie ihre Fluͤſſigkeiten weder 
aufnehmen, noch weiter ſenden konnen und se 
folglich faulen. 


Man mus hierbey den Unterſhied zwiſchen denk 
Sieber , welches einen um ſich greifenden Brand 
begleitet, und aus’einer innerlichen Urfache ent 
ſteht, und dem ſymptomatiſchen Fieber, welches 
auf äufferliche Beſchaͤbigungen folgt, genau be⸗ 
obachten. Denn wie in beyden die aͤuſſerlichen 
Merkmaale von einander abweichen, ſo iſt auch 
die Art, nach welcher man ihnen begegnen mus, 
verſchieden. 


Der Verfaſſer erlaͤutert dieſes durch einige 
Beyſpiele, und ſucht die Verdrängung der ſchlim⸗ 
ften Zufälle, die bey dieſer Art vom Brande ent⸗ 
ftehen, in der Verhinderung bes Einfluffes der 
fharfen Säfte in Die lebendigen Theile, und preis 
fee in diefer Abfiche vornehmlich) bie Sieberrinde 
an. 


Sierauf folgen einige Anmerkungen, welche 
. 53 dieſe 


\ 
N ’ 


d. 
jene 


. 


86 Brittifhe. 


diefe Art vom Branbe, wenn er von ber Schoaͤr 


fe der Flüffigfeiten entfpringt, und den Untftand 
wo ein um fi) greifender Brand zu fürdheen iß 
betreffen. | 


= Das letzte Kapitel enthaͤlt eine Unterfuchung ber 


Natur und des Nutzens ber äufferlichen Mectei, 
weiche dem Fortgange des “Brandes entgegen ge 
fest werten. Inſonderheit foll man folche Baͤ⸗ 


hungen brauchen, welche zu den eingefperrten und 


ausgetretenen Flüffigkeiten dringen und fie aufl 
fen, zugleich aber die entzündeten und ausgebeßn- 
gen Theile erweichen, und der Faͤulnis widerſte⸗ 
hen, und die Ablöfung eines Theils, wenn fie 


noͤthig iſt, nicht eher unternehmen, als bis die 


Entzündung aufgehört, und die Zeitigung 
vollfommen geworben. 





. ü 
. * 


| 





VII. Le- 


Bibliothek; 8 ‚Bene. 
Pe — 
Lectures on ſelect ſubjects in Mechanics, 
Hydroflatics » Pneumatics and Optics: 

- with the ufe of the Globes, the art of 

dialing and the’ Calculation of the mean 

“ times of new and full Moons and Ecli- 

. pfes by Jaines 'Fergufon, London 1760. 
in 8. 429 ©. und 23 Kupfertafein. 


ir empfangen von Herrn Ferguſon eine 

neue Probe ſeiner Bemuͤhungen, ma⸗ 

thematiſche und phyſiſche Wahrheiten 
aufgußelfen , und dem menfchlichen Berftande bes 
greiflicher zu machen. Die gegenwärtige Schrift 
iſt eine .gemifchte Sammlung von Borlefungen, 
die er über dergleichen Wahrheiten gehalten. Dig 
erſte Handelt von den Materien und ihren Eigen⸗ 
[haften ; die zwote von Centralkraͤften; bie dritte 
von mechaniſchen Kräften; die vierte von Mühe 
len, Kranichen, Wagen, und der Mafchine, wo⸗ 
mit man Pfaͤhle einſchlaͤgt; die fünfte von hydro⸗ 
ftatifchen und hydraulifchen Maſchinen überhaupt; 
die fechste von der Luft und von Maſchinen, die 
ihre Eigenfchaften und Wirkungen zeigen; bie fie« 
bente von der. Sehefunft; die achte befchreibt die 
durch Ringe vorgeftellte Himmelsfugel, und ers, 
weifet ihren Mugen, In der neunten werden die 
Grundſate ver Kunſtſnnanudren, durch Huͤlfe ei 


Bond. 
ĩStuͤck. 
wur 


88: Brittiſche 


nes guten Globi oder einer Leiter von Breiten u 


Stunden zu verfertigen, vorgetragen; die zehnte ifky 


auch der Betrachtung der Sonnenuhren gewidmet, 
und enthält die Methode, fie ariehmetifch zu ver= 


- fertigen, welches denen , die die Anfangsgrünte 


der Teigonometrie. gefafft haben , angenehmer ſeyn 
wird, und bie ellfte zeigt, wie man die mittlere 
Zeit iedes neuen oder vollen Mondes, ober ieder 
Sonnenfinfternts von ber Schöpfung der Welt an 
bis aufs Jahr Chrifti 5800 berechnen foll. 


Es laͤſſt fich von dem Buche fein Auszug mas 
‚hen, tbeils weil es meiftens befannte Sachen ent» 
haͤlt, theils weil ſich das meiſte auf Die Abzeich 


‚ nungen der Mafchinen bezieht. Leſer, die fich mie 


mathematifchen Rechnungen nicht vermengen koͤn⸗ 
nen oder wollen, und doch begierig find, von ben 
bier erläuterten Wahrheiten richtige Begriffe zu 
erlangen, werden ihre Mühe, die fie auf Durch⸗ 
lefung diefer Schrift wenden werben, niemals 
zu bereuen Lirfache haben, 


——— 


IX. 







IX, 


Bon der uUnterweiſung und einer guten 
Erziehung. *) 


sei cuts peclora roborant, 
Hox. 


I, gute Drdnung in der Welt hängt‘ von 
u J nichts fo fehr ab, als von einer forgfäftie 
tigen Erziehung der Kinder. Kaum if 
ärgend etwas ſchwerer, und faum erfordert irgend 
etwas eine vorfichtigere, fleiffigere und beftändiges 
re Anwendung unfrer. Sorgen und Bemühungen. 


Es ift ein bekanter Ausfpruch bes Philip Mes 
lanchthon, daß es drey Dinge gebe, die man für 
aufferordentlic ſchwer halten. müffe, naͤmlich, 
Kinder zu gebähren; fie zu unterichten, und zu 
Menfchen zu machen; und fie zu regieren ,. wenn 
fie Das männliche Alter erreicht haben, Die Uns 
terweifung und güte Erziehung der Kinder iſt uns 
ter Diefen brey Dingen nicht das leichtefte. Denn 
wenn diefelbe auf eine für die Kinder vortheilhaf⸗ 
te Art eingerichtet werden fol: fa erfordert fie 
nicht nur einen groſſen Fleis, ihre befondern Bär 
Digfeiten und Gemuͤthsarten zu erfennen, fondern 
such eine groffe Vorſicht, fie auf eine gufe Art zu 

Ve len⸗ 


®) aus dem Univerfal-Magazine überfegt, 


Zuibliothef, 89 Bart. 
u. 


® 
x 


d. 
8 


90 Brittiſche 
lenken, und eine ununterbrochene Sorgfalt ung 


¶rihung , ſie nach und nach zur Tugend za 
IIde den. ' 


Es wird viel Verftand und Fleis erfordert, 


fi R ein anfehnliches Vermoͤgen zufammen zu brin. 


gen; es gehört viel Kunft und Arbeit dazu, ein 
groffes und regelmäffiges Gebäude aufzuführen: 


. aber das gröffte und edelfte Werk von der Welt, 


und die Wirkung ber gröfften Klugheit und Sorg 
falt, ift, einen Menfchen zu erziehen, und ihm zu 
Frömmigkeit, Gerechtigkeit, Mäfligung zu bik 
den, und zu allen Gattungen rechtfchaffener und 
wuͤrdiger Handlungen geſchickt zu machen. - 


Zuförderft iſt es nothwendig, daß man, fo 
viel möglich, fih bemuͤhe, die Gemüthsart und 
Teigungen der Kinder kennen zu. lefnen, damit 
fie, durch ein gewiſſes Verftändnig mit ihcer Na⸗ 
tur, auf die angenehmſte und leichteſte Act gelen. 
fer werden mögen. Die Aderleute find gewohnt, 
Die. Natur des Erdbodens, den fie bebauen wol⸗ 
fen,- zu unterfüchen, damit fie den Saamen nach 
dem Erdreich einrichten können. Es iſt nicht jes 
des Erdreich zu allen Arten von Körnern vder 
Brüchten geſchickt; Diefer Boden iſt gut zu Korti, 
en anderer zum Wein. Eben fo ift es mit den 
Neigungen und Gemuͤthsarten dev Rinder befchaf- 


fen. Diefe ſind faͤhiger, vortreflich und tugend— 


baft zu werben, als jene; einige find zu einem La⸗ 
ſter geneigter, , als einem andern, Dieſes iſt ein 
J cgrof⸗ 


\ 





Bihliothet. 91 


peoffes Geheimnister. Natur und der Vorſiche, und 
es iſt ſchwer, Davon richtige und binlangiced Re⸗ 
chenſchaft zu geben. 


Es iſt alſo gut die beſondern Gemaͤthsarten 
der Rinder zu kennen, damit fie auf bie vortheils 
baftefte Art gebilvet werden können, Wenn man 
einige Neigungen zum Guten: bey ihnen wahr. 
nimmt; fo müffen folhe Srundfäge.in fie gelegt 
werden, bie, durch die Uebereinſtimmung mit ih⸗ 

ren verföhledenen Gemuͤthsarten, gefihidt find, am 


geſchwindeſten and tiefften Wurzel zu faffen, und die, 


wenn fie gleidhfam von dem Boden Beſitz genom⸗ 
men, bDenfelben zu dem Saamen andrer Tugens 
genben zubereiten werden. Wird man bey ben 
Kindern einen Hang zum Bhfen gewahr: ; fomiß 
fen ſolche Lehren und Grundfäge in fie gepflanzt 


Med, 
Lee; 


werden ‚ die zue Aenderung dieſer üben Gemüthse - 


art das meifte beytragen fönnen, damit ihre Na» 
tur, fo lange fie noch zart und biegfam iſt, auf 
Den andern Weg geleiter werben möge. Es ift 
beynahe unglaublih, was man, durch Klugheit 
und Gebult, ‚ausrichten fan, um eine verberbrg 
Gemärhsart auf den vechten Weg zu bringen, 


Diefe Art, die Jugend zu “ihren Pflichten, 
anzuführen, iſt liebreicher, und Ihren. Meigungen 


angenehmer, als Zwang und Nothwendigkeit. 


Was man mit Vergnügen thut, gehet leicht von 


ſtatten, y aber fo bald die Natur angeftrenge und - 


gezwun⸗ 


jene. 


9. Brittiſche 


gezwungen wird; ſo bald wird alles langfam 
ſchwerfaͤllig. Eine jede Gemuͤthsart hat ihre 
ſondern Vorzüge; und man mus groſſe Schwis⸗ 
rigfeiten und Widerftrebungen erwarten, wenn 
man einen unrechten Weg nimmt. Eine Erzie⸗ 
hing, die, den heſondern Neigungen der Kinden 
gemaͤs, eingerichtet wird, gleicht dem Winde, 
der dem Stromg nachweht, amd macht, daß alles 
Burtig von. ſtatten gehet; bahingegen Die Art der 
Erziehung, welche, mit. ben; natuͤrlichen Neigun⸗ 
gen ber Kinder nicht überein kemmt; dem Win“ 
be gleich ift, der dem Strome entgegen weht, 

und einen fehr langſamen Foregang veranlaſſet. 








Einige, die Eifer ohne: Kaͤntnis beſitzen, be« 
muͤhen ſich nach den Grundſaͤtzen, nach welchen 
ſie ſelbſt erzogen worden, ungemein, in die See⸗ 
len der Jugend geringe und uͤbelgegruͤndete Mei⸗ 
nungen zu pflanzen, und ſie zu einer gewiſſen Par⸗ 
tey dadurch zu gewoͤhnen, daß ſie ihnen die dieſer 
Partey eigenthuͤmliche Begriffe und Redensarten 
beybringen, welche, bey einer genauern Prüfung, 
weder Zuſammenhang noch‘ Verſtand haben, Sol⸗ 
chergeſtalt geben ſie ſich, an ſtatt den Kindern wahre 
und aͤchte Grundfäge einzuprägen, viele Muͤhe, 
fie in einigen unerheblichen, zweifelhaften, unb viel 


leicht ganz falfchen Lehren zu unterrichten. 


In der That iſt nichts fo allgemein, und fo 
febr zu bedauern, als daß einige aͤbelunterwieſene 
| | und 


Bibliothef, - 93 


mid unwiſſende Leute, mit!einem, guverfichtlichen 
Tadel und verachfungsvollen Mitleiden die Blinde 
heit und Unmiffenheit berjeriigen beflagen, bie 
taufendmal mehr wahre Käntnis und Gefchicklich. 
feit befigen, als fie ſelbſt. Aber was ift die 
Frucht einer fehlechten Erziehung? - Die Ernte 
ift fo, wie der Aderbau war; und wenn man 
feine gute Körner ſaͤet; fo Fan man feine gute 


Früchte erwarten. Sie haben Wind gefäet, und. 


werden Wirbelwind ernden, wie der Prophet 
ſagt. 

Kaͤntnis und Ausuͤbung helfen einander wech⸗ 
ſelsweiſe fort. Die Kaͤntnis bereitet zur Aus⸗ 
uͤbung zu; und die Ausuͤbung iſt der beſte Weg, 
die Kaͤntnis vollkommen zu machen. Die bloſſe 
Speculation iſt nur roh, wenn man ſie mit der 
wahren Kaͤntnis vergleicht, die man durch Aus⸗ 
übung und Erfahrung erlangt, - Die vollfommens 
fte Wiflenfhaft in der Geographie ift nichts, in 
Bergleichung mit den Käntniffen eines Menfchen, 
der gereifet ift, und die $änder, von welchen er 
gelefen, mit Mugen gefehn hat. Die Kaͤntnis, 
welche durch die Erfahrung vollflommen gemacht 
worden, ift von der. bloffen Speculation eben fo 
weit unferfehieden, als die sähigkeit, etwas zu 
tbun, von der Sefchicktichfeit, zu fagen, wie eg 
gethan werden foll, unterſchieden iſt. Denn dig 
Menfchen Fonnen-leicht die Regeln falfch einfehen, 
aber Hebung und Erfahrung werden ſelten Hintere 
gangen. 1F | | 

, eno— 


and. 
Tre. 


serie 93. ‚Brittifche: 


mv“ gezwungen wird; fa bald wird ales langfam und 
ſchwerfaͤllig. Eine jede Gemuͤthsart bat ihre bes 
fondern Vorzüge; und man mus groſſe Schwie⸗ 
rigfeiten und Widerftrebungen erwarten, wenn 
man einen unrechten Weg nimmt. Eine Erzie⸗ 
hung, die, den befondern Neigungen der Kinder 
gemäß, eingerichtet wird, gleicht dem Winde, 
der dem Strome nachweht, und macht, daß alles 
hurtig von ſtatten gehet; dahingegen die Art der 
Erziehung, welche mit, ben; natuͤrlichen Neigun⸗ 
gen ber Kinder nicht uͤberein kemmt; dem Wins 
de gleich iſt, der dem Strome entgegen weht, 
und einen ſehr langſamen Forigang veranlaſſet. 


Einige, die Eifer ohne:Laͤntnis beſitzen, bes 
muͤhen ſich nach den Grundſaͤtzen, nach welchen 
fie felbft erzogen worden, ungemein, in die See⸗ 
Ien der Jugend geringe und übelgegrünbete Meis 
nungen zu pflanzen, und fiezu einer gemiflen Par⸗ 
ten dadurch zu gewoͤhnen, daß ſie ihnen die Diefer | 
Partey eigenehümliche Begriffe und Redensarten | 
beybringen, welche, bey einer'genauern Prüfung, 
weber Zufammenhang noch‘ Berftanh haben. Sols 
chergeftalf geben fie fich, an ſtatt den Rindern wahre 
und ächte Grundfäge einzuprägen, viele Mühe, 
fie in einigen unerheblichen, zweifelhaften, und viel 
leicht ganz falfchen Lehren zu unterrichten. 





In der That iſt nichts ſo allgemein, und ſo 
ſehr zu bedauern, als daß einige aͤbelunterwieſene | 
0 on und 


Bibliothek, 93 sBant: 


nid unwiſſende Leute, mic!einem, guverfichtlichen 
Tadel und verachtungsvollen Mitleiden die Blind» 
heit und Unmiffenheit derjenigen beflagen, bie 
taufendmal mehr wahre Käntnis und Geſchicklich⸗ 
keit befißen, als fie felbf. Aber was ifk die 
Frucht einer fehlechten. Erziehung? : Die Ernte 
ift fo, mie der Ackerbau war; und wenn man 
feine gute Körner ſaͤef; fo Fan man feine gute 
Früchte erwarten. Sie haben Wind gefäet, und, 
soerden Wirbelmind ernden, wie ber Prophet 
agt. 
j „Kaͤntnis und Yusübung helfen einander wech. 
ſelsweiſe fort. Die Kaͤntnis bereitet zur Aus⸗ 
uͤbung zu; und die Ausuͤbung iſt der beſte Weg, 
die Kaͤntnis vollkommen zu machen. Die bloſſe 
Speculation iſt nur roh, wenn man ſie mit der 
wahren Kaͤntnis vergleicht, die man durch Aus- 
übungund Erfahrung erlangt. Die vollkommen⸗ 
fte Wiſſenſchaft in der Geographie iſt nichts, im 
Vergleichung mit den Käntniffen eines Menfchen, 
der gereifet ift, und die $änder, von welchen er 
gelefen, mit Nugen gefehn hat. Die Käntnis, 
welche durch die Erfahrung vollfommen gemacht 
worden, ift von der. bloſſen Speculation eben fo 
weit unterfchieden, als die Faͤhigkeit, etwas zu 
thun, von der Geſchicklichkeit, zu fagen, wie es 
gethan werden foll, unfertchieden if. Denn dig - 
Menfchen fönnen-leicht die Regeln falfch einfehen, . 
aber Uebung und Erfahrung ? werden n ſelten hinter⸗ 
gangen. | 

j | | Kene 


‘ 


rend 94 Brittiſche 


XEenophon erzähle, daß die Perſier ihre Kin 
der, an ſtatt fie gelehrt zu machen, zur Tugend 
angeführt, und ihnen, an flatt ihre Köpfe mit 
Speculationen anzufüllen, Rechtfchaffenheit, Auf⸗ 
richtigfeit, und Entſchloſſenheit gelehrt, und fich 
beftreber haben, fie weife und tapfer, gerecht und 
mäflig zu machen, Auch Lykurg war, bey der 
Einrichtung der lacedämonifchen Republik, nicht 
um die Selehrfamfeit, fondern um die febensart 
und Sitten ber Kinder beſorgt. Dem ungeachtet 
mus man nicht vergeffen, daß die Sorge um bey⸗ 
des am beften ift, und daß die Gelehrfamfeit viel 
beytragen fan, die Sitten der Kinder zu bilden, 
und fie weifer und befler zu machen. Man tan 
alfo, mit Erlaubnis biefes groffen und weifen Ges 
feßgebers, wohl behaupten, daß diefes ein Fehler 
in feiner Einrichtung war, weil die Gelehrfama 
feit, wenn fie von ächter Weisheit und Güte Des 
Herzens geleitet wird, nicht nur eine Zierde iſt, 
fondern auch zur. beffern Regierung eines König. 
reiche oder einer Republik viele Bortheile vecſchaf⸗ 
fen kan. 


Es iſt, zum Exempel, eine alte und eine ſehr 
gute Regel: maxima debetur pueris reuerentia, 
Viele Dinge fonnen, nad) den Gefegen, gethan 
“werden; allein es würde nicht Flug noch ratbfamı 
ſeyn, fü ie vor allen Perfonen zu thun. Einige 
Worte und Handlungen find fo gemein und nies 


brig, daß es fich nicht ſchicken würde, fie vor dert 
ieni. 





es - 
Bibliorhe, 518 
jenigen Perfonn, welchen wir Ehrerbietung ſchul⸗ m 
Dig find, zu fagen oder zu unternehmen. Mur 
unter Perſonen, die einander an Alter und Stan» 
de gleich) find, giebt es eine gewiſſe Freyheit im 
Umgang, die, wenn wir uns ihrer gegen unfre. 
Hbern und gegen Bornehmere, bedienen wollten, 
eine Verachtrng gegen fie anzeigen, und die ung 
Verachtung zuziehen würde, wenn wir ung ihrer 
gegen Perfonen bebienten „ die geringer jmd, 
als wir, / 
Man mus erwägen, daß Kinder die Gränzen 
des Guten und Böfen nicht fennen; und-daß, wenn 
wir in unfern Worten oder Handlungen über die 
Schranfen des Guten "dinausgeben, wir in Ges 
fahr find , ihnen den Erg zum Boͤſen zu zeigen; 
Kinder find nicht gewohnt, um die Schritte, die 
fie thun, beforgt zu feyn, und man darf fie nicht 
‘an einem Abgrunde, oder auf einem gefährlichen _ 
Orte, fpielen laffen, wo ein Mann, der fich in 
acht zu nehmen weis, ficher genug gehen würde. 
Um die unachtfame Jugend fo fehr als möglich, 
von den Gränzen des Boͤſen zu entfernen, müffen 
alle Worte und Handlungen mit Ernft und Vor⸗ 
fihtigfeit .gefagt und unternommen werden, Damit 
fie nichts ſehen noch hören, das fie an bie lifer 
des Safters rühren koͤnte, und damit fie nicht gerade 
da, mo fie find, ſtehen bleiben, foridern einen Schritt 
weiter er gehen ‚als fie zu geben | die Abſicht batten. 


Ben 


sub. 69 Brittiſche 


Bey den Verweiſen und Zuͤchtigungen, die eis 
nen Theil der Erziehung Ausmachen, werden viele 
Sehler begangen. . Man follte vor allen Dingen 
fie zu ihrer Schuldigfeit auf eine angenehme Arc 
anmeifen, und durch vernünftige Bewegungs» 

ründe in ihnen die Liebe des Guten hervor zu 
Bringen füchen; zuweilen durch ob und Beloh⸗ 
sungen; zuweilen durch Tadel und Unmillen, 
Dia ſchreite aber nie zu einer groffen Strenge, 

ie der menfchlichen "Natur gar nicht gemäs iſt. 
Ein Gemiſch von Plugen und zu rechter Zeit an 
gebrachten Verweifen und Züthtigungen Eönnen 
gute Wirfungen haben; aber Schläge find nicht 
für den Menfchen Die menfhlihe Natur 
fan durch fie getrieben werdenz aber fie will 
durch fanftere und. gelindere Wege geleitet ſeyn. 


Speuſi, ippus lies die Gemaͤlde der Rreube und. 


Froͤlichkeit i in feiner Schule umberjegen, um. an⸗ 
zujeigen, daß das, Gefchäft der Erziehung fo 


angenehm gemacht werden felle, als es nur mög« | 


lich iſt; und in der That Hat die Jugend alle 


Ermunterung: zu den Wiſſenſchaften noͤthig. 


Metus haud diuturni magifier ſt ii > fage Tul⸗ 
lius. Die Furcht allein wird einem Menfchen 
nicht feine: Scufdigfeit lehren, noch ihn lange 
Zeit in derfelben erhalten. Denn fobald bie 


Dun vorüber iſt, wird die Natur ſich in 


reyheit ſetzen, und nach ihrer Willkuͤhr ver⸗ 
fahren. Ueber diefes machen die zu Öftern Zuͤch⸗ 





tigun⸗ | 


| 


—** 


Eigungen, daß die Strafen ihren Nachdruck ner, 
tieren, und daß die Kinder gegen diefelben fühls 
los werden; fie lernen die Züchtigungen verach⸗ 
ten, wenn fie finden, daß fie diefelben aushale 
£en fünnen. . 

Eine zu groffe Strenge bringe oft Wirkun⸗ 
gen ‘hervor, die denjenigen ganz entgegen ‘ges 
feze find, die man hervor zu bringen gedachte; 
und zuweilen haffen diejenigen, welche in einer 
firengen Schule erzogen worden, die Wiffens 
fehaften wegen der Graufamfeit, mit der man 
fie zu denfelben gezwungen hat. . Eben dieſes 
kan von allen Berfuchen geſagt werden, den Kitts 
dern durch eine unvernünftige Strenge tugenda 
bafte Grundfäge beyzubringen. Kin jolches 

Berfahren bringe in ihnen einen immerwaͤhren⸗ 
den Efel hervor, und täfft fie, wie Erasmus 
fagt, virtutem fimul odiffe et noffe. Aber auf 
diefe Art wird die Tugend ihnen unter einer fehr 
nachtheiligen Geftalt dargeftellt, und das Gute 
und Boͤſe wird zu nahe zufammen gebracht. 
So oft die Kinder nachhero an die Tugend den⸗ 
fen, fo oft erinnern fie fih der Strenge, mit 
weicher die Unterweiſung in derfelben verknuͤpft 
war; und’ der natürliche Has, welchen Die Mens 
fchen gegen die Beftrafungen begen, wird auf 
diefe Art der Tugend felbft zur Laſt gelegt. 


Man follte diefes alles defto genauer erwaͤ⸗ 
gen, je häufiger bie Dale find, daß Kinder 
| eben 


J J t 


Wez 98 Brittiſche 
Veen nicht wöhl gerathen, welche unter der "Auf 
ſicht firenger Aeltern, Hofmeifter, oder Lehrer 
geſtanden. Man fan hiervon feine andre Ur⸗ 
ſache angeben,: als daß bie Natur beito mehr 
- . wiiderſtrebt, je mehr fie gezwungen wird. . Sie 
hat hierinnen einige Gleichheit mit der. Geber 
einer Mafchine, die, wenn .fie mit Gewalt 
zuruͤck gebogen wird, alsbenn, fo bald man. wie. 
der nachläfft, mit defto gröfferer Heftigkeit zus 
rücfpringe, Auf gleihe Art pflegen die lafter- 
haften Meigungen, wenn fie blos durch Strenge 
in Zaum gehalten werden, mit Gewalt hervor 
zu brechen, fo bald denfelben durch die Zucht nicht 
weiter Einhalt gethan wird. Br 


Ein anbrer Fehler ift, ‚wenn Verweiſe und 
Züchtigungen von Zora und Unwillen ‚begleitet 
werden. Es äuffert fich alsbenn bey der Beſtra⸗ 
fung einer Vergebung, eine andere und vielleicht 
noch gröffere Vergebung. Man fieht auch .die 

Verweiſe und Züchtigungen für Rache und Has 
on, die gemeiniglich nicht übgrreden und beffern, 
fondern reizen und aufbringen. Die Züchkigun. 
gen find eine Art von Arzney, die. niemals in. der 
Hige, .fondern nad) vorbergegangener Ueberfes 
gung gegeben werden ſollte. Ein Vater iſt ein 
Fürft und Richter in feiner Familie, wo ey Ges 
fege giebt, und die Uebettreter züchtige und be⸗ 

- Kraft. Aber wie unanftändig würde eg für dien 
‚Richter ſeyn, wenn er im Zorne ein Urcheil fül« 
Zu . len 








Ien:wollte ? Eben’ io wenig ſteht es :einem Bit 
an, wenn er fein Rind in der: Hige und im Zorn 

| züchtigt, - - Wenn eiti Bater: fih In diefer Ver 
faſſung ſelbſt ſehen und wahrnehmen :follte, wie 
übel ihm feine Hitze anſteht: ſo wuͤrde er, an⸗ 
ſtatt auf ſein Kind wenis zu fen 2 auf fich ſelbſt 
unwillig werden. 


Es giebt in der That einige milde und unbaͤn⸗ 
dige Naturen, ungeheure und. feltfarhe Gemürhs. 
arten., :hatt, wie bie: Selfen, und.bürre, wie der 
Sand am Meere, begabt mit ftarfen und frühen 
Neigungen zum Safter „, und mit einer heftigen 
Antiparbie gegen ‚Die Tugend: Solche Ges 
müchsarten laffen faſt keine Hofnung mehr übrig, 
aber ſie ſind Doc) nicht ganze unbiegſam. Sie 
erſcheinen zuweilen in der Welt, als Beyſpiele 
von der groſſen Verderbnis der menſchlichen Na⸗ 
tur; aber.in der That giebt es feine Gemuͤths⸗ 
art, bie ſchlechterdings und unwiderruflich wider 
die Tugend eingenommen feyn. fünnte Man 
mus Dahero die meiften Gemüthsarten für fähig 
halten, eine gute Erziehung anzunehmen, und 
der gute Erfolg davon iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, 
wenn die Sache mit der gehoͤrigen Sorgfalt und 
Klugheit angefangen wid. . 


Eine gute Erziehung verſchaft der Tugend 
den Vortheil des erſten Beſißes. Die Seele 
des Menſchen iſt ein geſchaͤſtiges Weſen, das 

| 662: . wm 


2 SBrittiſche 

— ſich mit dieſer ober jener Sache zu haffar ma 
ahen will. Es kan nicht muͤſſig und | 
dahero mit dem erſten, das ſich ihm anbietet, 

Peſchaͤftigen. . Se. bald die Vernunft ſich yeigt, 

ad ‚der Verſtaud geübt zu werden anfängt; fo 
bald aͤuſſert der Menſch einen Durſt nah Kant 
niffen, und er ſucht diefen Durſt in Dem erſten, 
das ihm entgegen kommt, zu flillen Wenn 
wicht: die Wafler des Sehens und die reine 
Quelle der. Tugend dieſen Darf befriedigen ; ſo 

wird er ihn in den Suͤmpfen und meinen ‚Lüften 
dieſer Welt zu loſchen ſuchen. wu | 


.. Da ale bie jungen Seelen mit etwas be⸗ 
ſchaͤftigt ſeyn wollen: ſo iſt es gut, ſie mit den 
beſten Sachen, :mit den beſten Begriffen und 
Grundfägen, deren ihr Verſtand und Alter fähig 
ift, zu unterhalten. Es ift ein ungemeine 
Bortheil, fie gleich Anfangs den beſſern Weg 
gu leiten, und der Tugend der. erften Veſit ihrer 
zarten deren zu verſchaffen. 


Eine gute Erziehung gewaͤhrt auch den Ber: 
theil der Gewohnheit; und die Gewohnheit Bat 
eine ‚grofle Gewalt über uns. - Sie ift, wie 
Plinius fagt, eficacifimus ummium rem Mas 
gifer. Sie ift eine zwote Natur, und hat auf 
alle menfihliche Handlungen einen groffen Ein. 
flus. Die Menfihen thun das, wozu fie fich 
gewöhnt, haben, gern und mit Leichtigkeit; hin⸗ 
1 gegen 


\ 





Bibliothek, | 10I ang 


gegeiiyätt es ihren ſchwer, wider ‚Ihre Bimign Ä 
beit zu handeln; 
n ! 
Die Gewohnheiten, dien man int der Yu 
gend annimmt, find unter allen bie flärfften, 
und baber hat "die gute Erziehung der Kinder, 
einen fo groffen und fertbauernden Einflus auf 
ihre ganze Lebenszelt. Denn die. Erziehung bei 
ſteht in nichts anders, als in gewiſſen Gemwohni 
beiten, die in der Kindheit -gepflange worden; 
und die zu der Zeit, da die Natur noch zart rear, 


tiefe Wurzel gefafft Haben, 


Die allgemeine Erfahrung. lehrt ung, wie 
gefaͤhrlich eine üble Gewohnheit ff; und wie 
ſchwer es fällt, fie zu ändern, .° Wir find don 
Natur zum Boͤſen geneigt, aber-diefes darf uns 
nicht alle Hofnung nehmen, weil es nach der 
Erfahrung gewis ift, daß in vielen ;Bällen eine 
entgegengefeste Gewohnheit auch alsdenn viel ause 
gerichtet bat, wenn die Natur geneigt war, 
den andern eg zu gehen. Durch einen feſten 
Entfehlus, und; mis faft unendlicher Mühe And 
derte Demoſthenes nach einer langen Gewohnheit 
die natürlichen Unvollkemnienheiten feiner Spra⸗ 
He, umd er wurde, ‚felbft zum Trotze der’ Natur, 
der groͤſſte Kednie, ;. der olelleicht jemals gelebt 
bat. Dieſes macht einen vdlligen Beweis 3 
denn, was wirklich geſchehen⸗iſt / mus ge 
Annen. ES iſt ·alſo a Rusnahin 

© 3 


wos | 


‚Bent. 104 BDrittiſche 
hen in unſern Kindern wieder auf. Der Sohn 
Sirachs ſpricht folgendergeſtalt von dem Troſte, 
den ein guter Vater an einem wohlerzogenen 
Sohn finder: Ob er gleich ˖ſtirbt; To iſt es doch, 
als wenn er nicht todt wäre, denn er läflt .ei=! 
nen nach fich, der ihm gleich if. In feinem: 
Leben ſahe er ihn, und freute ſich über ihn, 
und in feinem Tode bat er eine Bekuͤm⸗ 
mernis. 


Man mus ferner betrachten, „, daß ber ſicher⸗ 
fie Grund der allgemeinen Wohlfahrt und Gluͤck- 
feliglelt in der guten Erziehung ‚der Kinder 
liegt. Familien werden durch Kinder vermeh⸗ 
ret, und Städte und Mationen beſtehen aus 

milien. Es iſt ber öffentlichen Glüdkfelig« 
eit. an einer. guten Erziehung ber Kinder fo 
viel gelegen, daß ehemals, in. den am beften - 
eingerichteten - Republiken, biefe Sorge mehr 
ber Obrigkeit, als ben Aeltern aufgetragen 
wurde, 


Als Antipater von den Spartanern funfzig 
ihrer Kinder zu Geiſſeln verlangte; ſo erboten 
fie ſich, ihm lieber funfzig erwachſene Perſonen 
zu geben; für,fo gros hielten fie den Verluſt ber 
Erziehung in ihrem. Vaterlande. Es giebt ver« 
fchiedene Wege, die Menſchen zu beflern, uns 
er welche auch die Geſetze der bürgerlichen 
Wache ‚gehören; .: ‚aber ‚die Moſſerung ‚ber: Nele 
. ‚ wird, 


* 





Bibliothet. 105 


wird, mit dem beften Erfolge, bey den Kin. 
dern angefangen. . Heilſame Gefege find nur 
dangfame und fpäate Wege; das frühzeitigfte 
und kuͤrzeſte "Mittel iſt eine gute Erziehung; 
Diefes ift ein vermahrendes Mittel wiber dag 
Boͤſe, dahingegen alle Mebenwege nur heilende 
Mittel find, weiche die Verabſaͤumung und 
Unterlaffung . einer ‚früßzeltigen Sorge vorauss 
fegen. 


| Da unfre Geſetze den Aeltern fo. viel uͤberlaſ 
fen ; fo follte unfre Vorſorge deſto gröffer ſeyn, 


sBard, 
iStuͤck. 
eV 


und wir follten uns erinnern, daß wir unfre Kin⸗ 


der für bas Publicum erziehen, und daß biefeb- 
ben, wenn fie als Männer fo fort leben, mie fie 
aus unfern Haͤnden fommen , entweder bie öffents 
liche Wohlfahrt oder das öffentliche Ungluͤck bes 
fördern. Wir fönnen uns dahero um das 
menjchliche Gefchlecht wicht verbienter machen, 
und. der Welt: feine gröffere Wohlthat ermeifen, 
als wenn wir diefelben mit mwohlgerathenen Abs 
fommlingen bevölfern. Qugenbhafte Rinder find 
die Hofnung der Nachfommenfchaft, und wir koͤn⸗ 
nen der Welt ein. beſſeres Vermaͤchtnis bea 
Ken 


Ob gleich: bie Rechefchaffenheit.hes Herzens 
der vornehmſte Punct bey der Erziehung feyn 
mus: ſo mus man diefelbe. bach, nie, von der Ars 


Man . 


tigkeit der Sitten und des Umgangs, trennen. 
0.065 | 


— 106 Brittiſche 
v Han foflte nicht eine Art von Ersteßung für eẽ⸗ 
nen gelehrten Mann, and eine andre Art für ei⸗ 
nen. artigen Mann, beſtimmen. Bielr Leute, 
die nicht nachdenken, gtanben, daß ein jeder ge= 
fehrter Mann ein einfältiger Tropf feyn müſſe, 
weil fie gefehn habın, daB «8 viele waren, Die 
man für gelehrt hielt. Ste nehmen für ausge⸗ 
-madht an, daß ein Mann, der einen grofien 
Vorrath von Büchern um ſich herum hat, eben 
deswegen für die groſſe Welt ungeſchickt ſey. 
Ehemals war die Mishelligkeit zwiſchen der Wiſ—⸗ 
ſenſchaft, und der Faͤhigkeit zu Geſchaͤften, zwis 
ſchen der Artigkeit und Oelehrſamkeit, nicht ſo 
gemein, als ſie es vielleicht in den neuern Zeiten 
if. Wie viel groſſe Männer des Alterthums ha⸗ 
ben nicht den Character eines Gelehrten, mit dem 
Character: eines: Weltmanns in fich vereinigt ? 
Viele von den berühmteften alten Philoſophen tha⸗ 
ten ſich am den Hoͤfen der Groſſen eben fo ſehr 
hervor, als in den Spagiergängen der Welt 
weiſen. Er " 


.. Die neuern Zeiten bieten ung ebenfalls Bey⸗ 
ſpiele biefer ‚Arten bar, aber fie. find in der That 
ſeltener. Verſchiedene Staatsmaͤnner und Pers 
fonen vom hoͤchſten Range find in neuern Zeiten 
geſchickte Gelehrte geweſen; und viele groſſe Cha⸗ 
racter, die izt oͤffentliche Ehrẽenſtellen bekleiden, 
ſind in den Kuͤnſten und Wiſſenſchaften ern 
STE. Tb ad m A: sch 


- . 
2 ⸗ .. 
Isaost 5 - 7x 

x 








Bibliothek, | 107 sand. 
Sig 


lich, und haben mit ihnen die e Käntnie der Welt zu 
verbinden gewuſſt. 


Aus dieſem allen wird erheften, daß der vor⸗ 
nehmſte Enpzweck der Erziehung ift, uns weile 
und fugendhaft, andern nügfich und uns glück 
lich zu machen. - Die ganze Kunft der Erzie⸗ 
hung iſt von einem fleinen LUmfange, und fan 
auf einen. einzigen: Punct zurücdtgebracht werben, 
nämlich, die natürlichen und fittlichen Kräfte, mit 
welchen ber Menfch begabt ift, durch Darbrins 
gung gehöriger Gegenftände, zu entwickeln und 
zu üben; auf ihren Wachsehum Acht zu hab, 
damit fie. ſich nicht von ihren Endzwecken ent 
fernen, oder in ihren Wirkungen durch fremde 
Gewalt beunruhigt werben; und fie auf alle End» 
zwede des öffentlichen und Privatlebens zu rich 
ten. Diefes.ift nur eine. Wiederholung ber 
alten meisheitsvollen Regel : Folgt ber Nas 
fur. . 


. . Allein, da bee Menfch ſehr frühzeitig durch 
verfchiebene. unvermeidliche Zufälle von feinen 
Srunbfägen und Sitten entfernt. werben fan s 
fo gehört zum andern Theil: dev Erziehung, feine 
Neigungen zu Geffern, die Grundfage und Ge⸗ 
mohnheiten, bie.er angenommen bat, auszurot⸗ 
ten, und bie Seele zu rem gefanhen Suflanke 
wech gabeingen. 5. 


r — 
PEST — — 


.. 
% ‘ m [Zu] ’ 
ur 1, 


\ 


Sws Brittiſche 


t e 
in. y 
— 


Der erſte Theil ber Erzʒiehung far der 
bildende, der lezte aber der heilende. genennet 
werden, welcher dem andern zu Hülfe fommen 


und feine. Maoͤngel und Irethamer verbeſſern 


mus 

Das Genie und die Neigungen bes Menſchen 
mögen befchaften fenn wie fie wollen: fo ift.:eg 
klar, daß die Abſicht der Erziehung nicht ſeyn 
fan, ihm neue Fähigkeiten zu‘ geben,: fonbern 
diejenigen, bie er hat, zu beſſern und zu üben. 
Die: groffe Frage iſt: wie. diefe Abficht erreiche 
werden fan? : Man fan fie vorneßmlich:durch dieſe 


drey Wege erreichen‘: durch Linterricht; durch Ger 


wohnheit, und⸗durch: Beyſpier; welche alle uns ' 
ter dem allgemeinen. Nahmen der "Bildung bes 
geiffen werden. Dirſe find die groſſen Triebfes 
dern „wobusch das "ganze Werk ber Erziehung in 
Bewegung geſezt wird, und von: welchen keine 
mangeln darſ... 


Auf dieſe drey Wege beziehen ſich eben ſo viele 


| | Grundtriehe unſrer Matur, wodarch jene wirf. 


ſam gemacht werden. Auf den Unterricht bezieht 
fich die. Liebe. zur Wiſſenſchaft, ober die Meubes 
gierde und Gelehrigkeit. Mit dem zwenten Wes 
ge ſtimmet unſre Geneigtheit, Gewohnheiten an 
uns zu nehmen, oder ein gewiffen hang; dag zu 
wiederholen, mas rein oft gethan haben, überein: 
Für den dritten gehört bie Siebe zur Mathahmuug; 
bie ‚für ben ftärkften Grundtrieb ber menſchlichen 

Natur 


via 








Bihliorht 205 
Natur gehalten werden kan. Dieſes war die 
Öuvapıs pinzw, ‚ber Alten, : durch welche fie 


viele Künfte und Vergnügungen bes s LEbens aus- 
findig machten. 


Vermittelſt bieſer Steigungen wird der Menſch 
der Bildung faͤhig, und, dem Unterricht, den er 
erhaͤlt; den Gemohnpeiten, bie er annimmt, und 
ben. Benfpielen , den er folgt, gemäs, wich ek ent⸗ 
weder tugendhaft, ober laſterhaft, nuͤzlich ader 
unbedeutend werben Wie: fich die Erziehung 
foichergeftale in drey verfihiedene Arten abtheile? 
alfo wird fie deſto ‚vollfommener werden, je ge⸗ 

ſchickter man dieſelben zu verbinden. und; 1% 
nnenvenden weis. Due 8— 


22222 


5Band. 
— 





Zum. IN 


. X. J 
” Neue Bücher. 


. 


2) The genuine remains in verfe ‚and ‘of 

Mr. Samuel Butler Author of Hudibras. Pu- 
‚.büfhed from.the.original manu/eripts, former- 

Aꝙ in.the poſeſſion of William Longueville Esg; 
"wish notes by “AR. Thyer Keeper of the public 
© : #ibrary at Mantheſter. gvo.-2Vols. --- 
Der Heräusgeber der ächten poetifchen und pro 
fotfyen Schriften des Sutter ‚hat in feiner Bor⸗ 
xede binlänglicye Beweiſe für Die Autbenticitat Diefer 
Samlung angegeben. Der.erfte Band enthalt Die 
poetiſchen Stuͤcke. In den meiſten derſelben findet 
warden ſpashaften Ton, der ihrem Verfaſſer fo ei: 
gen wat; allein && find einige darunter, welche fei- 
nen Ruhm nicht. vergeöffern werben. Die profais | 
ſchen Stuͤcke, aus welchen der zweyte Band beftcht, 
und welche Eharacters benennt find, machen ihren 
Verfaſſer mehr Ehrar- :Denu-shgleich in der Zeich- 
nung der Character wenig Dannichfaltigkeit hertfcht ; 

ſo fehlt es Ihnen doch, uberhaupt Davon zu reden, 
nicht an einem flarfen und Eörnichten Ausdruck, und 
fie find Beweife von des Verfaſſers Bekantſchaft mit 
Menfchen und Buchern, 


2) 4 treatife on the difeafes and lamene/s of 
horfes, by W.Osmer. . Rd 
Dieſe Abbandlung von den Krankheiten der 
Dferde, der Befchöpfe, die unfre Bequemlichkeit und | 

unfer Vergnügen befördern, iſt fehr leſenswuͤrdig. 
Beſonders verdient der Verfoffer alle Aufmerkſam⸗ 
Feit, wenn er vom Beſchlagen der Pferde redet. Er 
iſt auch deswegen zu empfehlen, ‚weil er nie Die Na⸗ 
‚ sup. berfelben aus den Augen laͤſſt. Er macht * | 

\ rrich⸗ 


pp 2* In 
282 








Bibliothek. III sont, 
1Stuͤ 


richtigſten Anmerkungen uͤber die Ungereimtheiten der 
gemeinen Kunſtſtuͤcke und uͤber die Unwiſſenheit der 
Roſaͤrzte, die fo viele von ihren ungluͤcklichen Pa⸗ 
tienten auf eine grauſame Art aus der Welt hinaus⸗ 
curiren; oder ſie doch wenigſtens auf ihre Lebenszeit 
laͤhmen und zu ſchanden machen: welches fuͤr dieſe 
arme Thiere viel ſchlimmer iſt, als ber Tod, der ih⸗ 
rem Elend ein Ende machen würde, an ſtatt daß biefe 
unwiſſenden Leute es nur verlängern — zu geſchwel 


gen, daß auf dieſe Art die Eigenthuͤmer groſſen Scha⸗ 


den leiden. 


3) A letter to the reverend Samuel Chandler, 
*  D.Di concerning the chrifian doftrine of futu- 
re pusi/hment, by Samuel Bourn; 5 
r Der Berfoffer dieſes Briefö-iff der Meinung „ daß 
die künftige Beflrafung, welche den Gottlofen im 
nen Teſtamente angedrohet wird, in einer sanifis 
chen Vernichtung ihres Weſens beftebe. Man erſie⸗ 
bet aus biefem Schreiben ,. daß hingegen D. Chand⸗ 
ler öffentlich behauptet habe, diefe Lehre Fame mit 

chriffliehen Staubenslehren nicht im mindefk 
uberein. Die Abſicht dieſes Schreibens iſt alfo, den 
D. Chandler zu einer freundfchaftlichen Unterfuchung 
einzuladen; und es iſt zu wünfchen, daß er biefe Ein⸗ 
ladung annehmen moͤge, da die Sache unſtreitig 
von groſſer Wichtigkeit if, 


\ 








Inhalt 





Inhalt. 


L Robert/on’s hikory of, Scotland. 

il. Remarks upon the natural hing of religion 
... by. Mr. Hume. . F Er 

JUL Balls modern practice of Phyfe. 5 


iv. Hilßs origin and produßion of. proliferous 
fowers. nn 


v. Piarfalts Conteiipationd 
vi. Robert /ons Sermon. 
Vu. Kirkland’s treatife.on gangrenes. 


vm Fergufon’ s Le&tures on ſelect J in 
Mechanicks. 


RK. Bon ber Unterweifung und einer guten Erze⸗ 
hung. Aus dem Univ. Mag. uͤberſettt. 


X. Neue Bücher. 








Brittiſche 


Bibliothek. 
Safer aut 


Leipzig, _ 
bey Johann Wendler. 
1761 


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Indifference for religion inexcufable: or a fe- 
rious impartial and.pradtical Review of che 


Certainty, Importance and Harmony of ' 
religion both natural and revealed — by. 


: Samuel Squire D, D. &c. chefecond edition 
Lond. 1759. 8. ' 


enn mir gewohnt:mären;, uns eines fehr 
W bekannten und genugſam authoriſirten 
Kunſtgriffes gewiſſer Recenſenten zu be» 
dienen, und mit.biefen, nach einigen auf Die Vor⸗ 
rede und Weberfchrifeen der Capitel getvorfenen 
Blicken, fogleich ein ‚öffentliches Urcheil von der 
Guͤte einer Arbeit zu fallen; und wenn wir auch 





gleich oft fo glücklich gemefen wären ‚: das blind zu 


errathen, was ein Sehender nach ung wirklich ans 


getroffen, fo würden wir. doch gewis diefesmal es 


niche.baben feyn koͤnnen. Und menn uns auch nie: 
mals unfere Leſer auf dem Betruge erfappt hätten, 
fd würden fie ihn bey dieſer Gelegenheit haben ges 
wahr merdenmüffen. Noch ift uns Fein Bud) vors 
gekommen , deffeh Verfaſſer feine wahre Mennung 
jo fünftlich zu verbergen gewuſſt ihaͤtte. Wir has! 
ben wirklich fünf und funſzig Seiten nacheinan⸗ 
der, und neun und zwanzig Abſchnitte durchgele⸗ 
fen, ehne den Betrug zu merfem” Wir glaubten 
gänzlich, das, mag wirdiefe viele Seiten hindurch 
Iafen, handels von ber natuͤrlichen Religion, rote 

F H 2 der 


Bd TG Brittifche 
der Titel verfpricht, und hoffeten nun bald einen 


näheren Unterricht von dem geoffenbarten Slau⸗ 
ben der Chriſten zu finden, Wir laſen weiter Bis 
zum feche und dreyßigſten Abfchniete, und nun 


| 


merften wir erft, daß wir ‚nichts weiter zu Hoffen 


hätten, alg eine Anmeifung einer geoffenbarten 
natürlichen Religion, in einem Buche, wo der 
Titel nichts gewiſſes als Beweiſe für die geof⸗ 
fenbarte chriftliche Religion erwarten’ Hieß. 
Nun verftanden mir erft, was die erwiefene Lie: 
bereinftimmung ber natürlichen ſowohl als 
geoffenbarten Religion, von der die Auffihrife 
vedet, zu bebeuten habe, und welches bie unver. 
antwortliche Bleichgültigkeit in der Religion 
feyn follee. Unter diefer verſteht Hr. Squire die 
Hartnaͤckigkeit eines Chriſten, nach derer Die na- 
tuͤrliche Religion zur Seligfeie fuͤr unzulänglich 
bält. Jene Uebereinſtimmung aber ift ihm michts 
anders, als eine Wiederholung und Beſtaͤtigung 
‚ aller Religionswahrheiten, die die Vernunft ent⸗ 
decken Fönnte; gelegt, daß fie es auch nicht wirf- 
UÜich gethan, inben Schriften des neuen Teſtaments, 
durch Jeſum und ſeine Apoſtel. = 
. Der wahre und eigentliche Titel des Buchs 
follte alfo diefer fenn: Ä u 
Unverantwortliche Bleichyültigkeit gegen 
- die natürliche ——— unpaer 
teyiſcher Beweis, daß die geoffenbarte 
Religion der Chriſten keine andere, als 
die natuͤrliche Religion eines ——— 


⸗ 


Bibliothetk. 117 


ſey, und dieſer ſie eben ſowohl gepre⸗ 
diger, als Jeſus, nur daß jener kein 
von Bott gefandter Prophet wie dies 
fer gewefen. | Ä | 

Es iſt uns fauer geworben diefe Laͤſterung her. 
zufchreiben, Siefömmt uns fofchrecflich für, daß 
wir unfern eigenen Augen nicht frauen wollen, und 
daher die Stelle felbft herſetzen, in der wir ſie ge- 
funden zu haben glauben. Sie ift auf der fünf 
und ferhziaften Seite im zwey und dreyßigſten Ab» 
ſchnitte. Der Verfaffer bat vorher beipiefen, daß 
die Wahrheiten der natürlichen Religion von Zeit 
zu Zeit ſehr verftelle worden, und Daher eine Of⸗ 
fenbarung derfelben nöthig gewefen. In diefem 
Deweife fährt er alfo fort — Many excellent 
things undoubtedly were fpoken by the Greeian 
Socrates: nor are the writings of the Chinefe, 
Confacius deftitute of. noble maximes and exal- 
ted principles of moral condudt: but were Socra- 
tes and Confucius Jawgivers of mankind, or did 
the ever pretend to offer any praofs of the di- 
vine miflion? — Had they permiffion from the 
God of nature to fay, da this, and you [hall live 
For wer? Wenn nun der Berfaffer in dem gleich 
fülgenden darthut, daß Jeſus Chriſtus dieſe goͤtt⸗ 


A 


Bau 


3 St. 
—— 


liche Sendung gehabt, was heißt das anders, als 


mit veränderten Morten ſagen; es fen Fein Untere 
ſchied unter feinen und den Lehren des Sokrates 
geweſen, als diefer, daß der legtere nicht eben fo 
viel Anfehen gehabt, Quæ te dementia cepit? 
Und doch ift Diefes noch nichts ‚ wenn man es mit‘ 

9 H3 dem 


Berg Brittiſche 


dem ganzen Syſtem des Verfaſſers vergleicht. 
Auch das, was einzeln betrachtet, den Schein des 
Guten hat, wird in dem Zuſammenhange hoͤchſt 
ärgerlich und anſtoͤſſig. Wir wollen unſere Leſer 
urtheilen laffen. Hier ift das Syſtem des Ver- 
foffers. — 
Der Glaube an Gott, dem Schoͤpfer und Er⸗ 
halter aller Dinge, iſt der Grund der Religion, 
the foundation of religion, (das Wort religion 
wird hier eben fo unbeſtimmt gebraucht, als auf 
den Titel; man fehe wie ‚fein! man feße Hinzu: 
boch natural and revealed, fo hat man den wah⸗ 
ren Einn des Verfaffers. Aber welcher Unfüm!) 
Diefer Glaube fann durch unmiberfprechliche. Be— 
weiſe dargethan werben. Die Dinge, die wir mit 
Augen fehen, Fonnfen weder durch einen Zufall 
entftehen, noch von einer andern Urſache herkom⸗ 
men, die geringer wäre , als Gott ift. Der Atheiſt 
mag nunfagen, mas er will, fo ift es doch unmög- 
lich, daß eine vernünftige Creatur alle Gedanken 
von einem ewigen und allmächtigen Wefen unter 
brücen koͤnnte. ( Könnten wir nicht eben fo.ge- 
wis fagen, und du Deift, oder wie du dich 
nenneſt, magſt nun ſagen was du willſt, fo 
iſt es doch unmoͤglich, daß ein vernuͤnftiger 
Leſer des neuen Teſtaments weiter nichts als 
eine ſolche Religion, wie du ſie traͤumeſt, 
darinnen finden ſollte.) Es wuͤrde ihr aber 
auch wenig helfen, wenn ſie dieſes Weſen nur als 
ein allmaͤchtiges kennete, und es ihr an Bewei⸗ 
fen mangelte, die es deutlich machen, daß eine un- 

ni: endliche 


12 
v 


Bibliothek 119 
endliche Güte eben fo gewis die Eigenfchaft deſſel⸗ 
benfey. Es iſt daher ein Gluͤck, daß es dem Men« 
ſchen an dieſen Beweiſen nicht fehlet, und daß ihm 


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auch hier Die ganze Menge der gefchaffenen Dinge, 


genugfamen Unterricht ertheilt. Der Menfch ift 
ſich felbft der. gröffte Beweis davon. Was fonnte 
Gott mehr thun, um ihin glücklich zu machen, als 
er wirklich gethan hat? Es ift wahr; es giebe 
phyſiſche und fietliche Hebel in der Welt. Allein, 
es giebf auch einen freyen Willen des Menſchen, 
der dieſe Uebel wider die göttliche Abficht eingefüh- 
tet, und die Vollkommenheiten Gottes find gerecht= 
fertiget genug, wenn man bemerft, daß Gott den 
Menfchen mit allen Mitteln verfehen, glücklich zu 
fon; daß er ihm, wenn er glücklich feyn follte, den 
fryen Gebrauch derfelben verftaften müffen, und 
daß das Boͤſe, das wirklich in der Welt ift, doch 
nie das Gute überwiegt, Und follten wir nicht 
ohne ung lange zu befinnen, die guten Eigenſchaf⸗ 
ten, die wir. an den Menfchen entdecken, auf die 
vollkommenſte Arc in Gott fuhen? Esift unge 
reimt, menn man fo oft $eute fagen höret, man 
kann fich von den Eigenfchaften Gottes gar Feinen 
Begriff machen. : Das beifft, unvermerfe das 
Daſeyn Gottes leugnen, und einen Grundſatz an⸗ 
nehmen, aus dem andere die gefaͤhrliche Folge zie⸗ 
ben ſollen, es iſt Fein Gott. (Ungemein rich⸗ 
tig. Aber fo iſt e3 auch ungereimt, wenn du Deiſt 
ſeuſzeſt, ich kann mir feinen Begriff von dem Ge⸗ 
heimniſſe der Erlöfung machen. Das heiſſt, uns 
dermerkt Diefelbe leugnen , und einen Grundſatz ans 
— EEE ‚7 


on ” nehmen, 


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. alsdenn eine neue Rege 


sand 120 Brittiſche 


nehmen, aus Dem andere die aͤrgerliche Folge zie— 
ben ſollen, es iſt eine Erloͤſung. Warum 
will man nicht lieber ſagen, wenn man einen gü= 
tigen, gerechten und weifen Menfchen ſieht: es 
muß ein erftes Wefen ſeyn, das alle Vollkommen⸗ 
heiten zugleich und unendlich befiget, und dem 
menfthlichen Gemüthe etwas ähnliches davon eins 
Pflanze? Auf die Ueberzeugung von diefen unend⸗ 
lichen Eigenſchaften Gottes koͤmmt um fo viel mehr 
än, je gewiffer Daraus der Glaube an eine goͤttli⸗ 
je Vorfehung folge. Ein foldhes Wefen kann 
fein rußiger Zufchauer der groffen Weltbegebenhei⸗ 
ten ſeyn. Wenn es aber alles regleret, fü kann 
es mir einerley feyn, wie und auf was Art diefe 
Regierung geſchehe. Die Sache felbft iftes, von 
per meine Ruhe abhängt, und nachdem ich dieſel⸗ 
e glaube oder nicht, nachdem werde ich auch ge: 
wiffe Pflichten, die ih Gott, mir felbft, und an: 
bern ſchuldig bin, entweder erfennen oder leugnen. 
Wenn ich nun aber ihre Nothwendigkeit erfand, 
fo werde ich auch bald fehen, wie fehr fie alle mei: 
ne Ölückfeligfeit befördern. Das Verlangen nach 
derfelben,, das ich fo fr in mir fühle, wird mir 
des Wohlverhaltens fenn. 

Es wird mich eben die Pflichten ihren, die mir 
ber Herr an die Vorſehung vorfchreibet. Bin ich 
nicht fo glücklich durch ihre Beobachtung, als ich 


- erwartet, fo werde ich bald’ auf die Muthmaſſung 


gerathen, daß es noch einen andern Zuftand. ge 
ben müffe, in welchem ber Ungleichheit des Glücks 
werde abgeholfen werben, - ch nehme die Ad: 

macht, 


Bibliothek. far mb 


macht, Weisheit, Güte und Gerechtigkeit Got⸗ 
tes zu Hülfe, und meine Muthmaſſung wird ſtaͤr⸗ 
fer, Ich unterfuche die Natur meiner Seele; 
ihre Fäbigfeiten und Neigungen, und mm erreis 
che ich den hoͤchſten Grad der Wahrſcheinlichkeitl 
Allein, lehret mich auch alles dieſes die Vernunft? 
Die Erfahrung zeigt, daß ſie es nicht thut. Die 
weiſeſten Heiden waren am Ende, in Anfeburig 


288 
ey 


ihrer Vorſtellungen von Gott, ihrem gegenmärtis- 


gen und zufünftigen Zuftande, Thoren, Dieſe 
Wahrheiten fonnre ung Gott allein öffenbaren, und 
er hat es auch gethan durch Mittelsperfonen, weh 
che Jeſus Ehriftus und feine Apoftelimaren. (chro? 
the intervention öf Jefus Chrift and His Apoſtles.) 
Die Wunder waren das Siegel- feinet göttlichen 
Sendung, ud die Apoftel haben Feine andere Sechs 
re geprediger, als Biejertige, die er 'verfündigel 
hatte. — Die Religion der Chriften ift alfo die 
durch den Dienft Jeſu Chrifti geoffenbarte natät 
fiche Religion, die. von feinem Erldfer, von Feb 
ner Verſoͤhnung, von feiner Hufetftehung der Selber 


etwas weis. : Hr. Squire wenigitens hat nichtd 


davon in fein Syſtem gebracht. Er findet in dem 
neuen Teſtamente nichts weiter, als was einch 
jeden die Vernunft hatte lehren Fönnen, wenn de 
ſich derfelben zu bedienen gewuſſt. — In the vo- 
lume, of the:New- Teftamene-- find feine Worte 
auf der vier und fiebenzigften Seite, the who- 
le religion of reafon and nature — — is plain- 
ly dis coverd laid open before us, and explai- 
ned „Das alte Teftamene Fennet er gar nicht, in 


ur? Brittiſche 


ſo weit es uns Chriſten angeht, erwaͤhnet es auch 
nur ein einzigesmal im Vorbeygehen, (S. 77.) 
und zwar fo, daß wir nichts anbers glauben koͤn⸗ 
nen, als daß der Verfafler die göttliche Einge- 

hung deffelben ganzin Zweifel ziehen müffe. 
Mur noch einen ‘Beweis von dem verfteckten 
Gifte, der durch) Das ganze Buch ausgeftreuet iſt, 
auch da, wo man.bem erſten Anſehen nach nichts 
Boͤſes vermurhen follte. Die Meberfchrife über 
bem drey und vierzigften Abfchnitte iſt dieſe: 
God can give an infallible teftimony of a Perfon 
änfpired by enabling the Prophet ta work mira- 
eles in his name. Faith, in confequence of miracles, 
äs divine faich, It is faith in God, and not in 
She prophet. Wozu wollte der Verfaffer diefes 
letztere beweiſen? Gewis aus. Feiner andern Ur⸗ 
ſache, als um ſogar den Ausdruck des Glaubens 
an Chriſtum zu verbringen, ben auch der groͤb⸗ 
ſte Socinianer in. einem gemwiffen Verſtande gelten 
Saft. Bey einem folchen gehrgebäube ift es leicht, 
Son dem Ganzen auf die Theile den Schlus zu 
machen, und wenn ber Verfaffer gleich Hin, und 
wieder viel Gutes gefagt hätte, wie wir es nicht 
leugnen, fo würbe er doch am. Ende ‚nichts gefagt 
Haben. Es heiht.auch-hier: Weng dein Auge 
ein Schal ift, fo wird dev gan. . . 

| ze Leib finfter feyn.. 


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bliothek. 12378 
U. Pr ’ . . m 


TheLordßifhop of Gloucefter’s Sermon, prea- 
ched ‚before. the Right Honourable, How 
fe ofthe Lords, January 30. 1760. Lom 
don 17760, 4. 23 S. 


I Biſchof von Glouceſter hat am Gedaͤcht⸗ 


Be th vo 


Druck befannter.zu.machen.. Er zeiget, wie Gott 
die Engländer vorher geplaget, und alsdenn mies 
der geheilet habe. (nad) ef. 19,22.) Jacob I 
folgte in der Regierung von England, ‚auf bie Koͤ⸗ 
nige aus dem Haufe Tudor, die durch zufällige Uns 
ſachen in den Stand gefeßet worden, die Freyhe 
Ihrer Unterthanen, wider die alte Brittifche nd 
faſſung, einzuſchraͤnken. Die groffen Eigenſcha 
ken und Thaten der letzten Koͤnigin ausdieſe 
bochmmäihigen. Haufe, Eljaberh, machten, ; daf 
das Volk feine Ketten nicht fühlte, oder nicht. 38 
empfinden (hir. Jaggb...nftakt hebuchtſem 


Li)‘ 


3 &. 
u 


124 Brittiſche 


verfahren, und dem Volke zu ſeinen Rechten zu 


verhelfen, gieng weiter, und brachte die Staats: 
regeln in ein ordentliches Sehrgebäude des Deſpo⸗ 
tismus. Er unterrichtete feinen Sohn, den Koͤ⸗ 
nig Karl I in dieſen Geheimniffen; der fie begierig 
annahm, und was bey feinem Vater Staatsflug- 
bei gewefen, wurde bey ihm ein Grundfag ber 

eligion. Jacob war der bifchöflichen Kirche ge- 
wogen, denn er betrachtete fie, tie fie benn auch 
in der That iſt, als eine Stüge ber Krone; Karl 
verehrte fie als eine göttliche Einſetzung. Nicht 
Aur Die bürgerfichen Rechte des Volkes waren un: 
bekannt, oder doch verachtet, fünbern auch in An- 
fehung bes Gotkesdienſtes litte Die Freyheit Gewalt. 


Beyde Könige verlangten, daß fich alle nach) der 


einmal eingeführten Religion richten follten; und 
wer Gott auf eigene und ſelbſt erwaͤhlte Are diene, 
begehe, glanbtenfie ‚ein Berbrechen wider die ober: 
fte Gewalt des Koͤnigs in Kirchenfachen. Unter 


[2 





Bibliothek. a25 Ban 


fogleich wieder beraubet, bis endlich in langer Zeit 
fein Parlament gehalten, und die letzte Zuflucht 
der Unglüflichen, die Hoffnung, ..daß es einmal 
beffer werden fönnte, ihnen geraubt wurde, Der 
König folgte böfen Rathgebern, und wollte, ‚ohne 
Parlament, lieber arm bleiben, als das Oberhaupt 
eines freyen und frengebigen Volkes feyn. - Man 
Fonnte fchon voraus ſehen, daß ben der erſten Un⸗ 
ruhe, der Hof genöthiget fenn würde, ein Parla⸗ 
ment zuſammen zu rufen; unb die Partey Des Vol⸗ 
fes, welche Country's Party genennet wurde, bes 
diente fich der Unruhe, die wegen ber Liturgie in 
Schottland entftanden, dieſes defto eher zu erhal 
ten, Befonders bemwiefen die fogenannten Puri⸗ 
taner, die nachhero in viele Seffen eingetheifet wor⸗ 
den find, und mancherley Damen erhalten, fich 
hierbey fehr geſchaͤftig. Von ihrem Urfprunge 
meldet ver Biſchof von Öloucefter folgendes : Gleich 
nach der Glaubensverbeſſerung trenneten fich einige 
von der hoben ober bifchöflichen Kirche, und woll⸗ 
ten eine andere Ordnung haben, die fie the Difei- 
pline nenneten. . Sie brachten ihre Vorſtellungen 
an das Parlament, richteten aber ‘mit ihren Bit: 
ten nichts aus; und fuchten durch Cabalen- daszje⸗ 
tige zu erpreffen, was man ihnen fb lange verwei⸗ 
gert hatte... Allein, unter der Regierung Eliſa⸗ 
beth und Jacobs, Fonnten fie ihren Zweck nicht era 
reichen. Karlhel aber, der für:die bifchöfkiche Kir: 
che ſehr eingenommen war, - machte ſolche harte 
Gefege wider ſie, daß: wiele von denen Diſcipli 
nians Ihe Paterland yerlieſſen, und aach —— 

uͤber⸗ 


726 Brittiſche 


wergiengen. Die Schotfifchen Haͤndel noͤthigten 
ben König ein Parlament zuſammen zu rufen, wel⸗ 
ches auch die alte Verfaſſung wieder hergeſtellet, 
und die Rechte der Krone erhalten haben wuͤrde, 
wenn es der König nicht wider alle Regeln der Re⸗ | 
gierungsfunft auseinander gehen laſſen. Das neue 
Parlament, welches jich.barauf verſammlet, mar 
unermuͤdet, und arbeitete ſo lange, bisesden König, 
die Keichsverfaffung, und endlich fich felbft:über 
den Haufen geworfen hatte. Anfangs machte es 
Das beruͤchtigte Geſetz, welches ven Vorrechten bes 
Königs gang entgegen war; das Parlament follte 
fo lange ſitzen, bis es ihm felbft gefiele aus einan- 
ber zu gehen. Es ftritte darauf mit allem Eifer 
wider Die überfriebene Macht der Krone, die bey- 
nahe deſpotiſch geworden war. Der König hatte 
beyde Käufer, wie es fhien, zufrieden geftellee; 
und dieſe wollten nun, ihrem Werfprechen gemäs, 
ihn zu einem. der höchften und glorreichften Monar« 
chen feiner Zeit.machen. Es aͤuſſerte ſich aber 
bald, daß der König .alles das gezwungen fhate, 
wozu er firhanheifchig gemacht; und das Wolf er 
ännerte fich, wie Karl ſchon vorber feine Verſpre⸗ 
chungen nicht gehalten, und fiengan aufs neue ein 
Mistrauen in feine. Worte zu fegen. Die Anführer 
der dem Hofe abgeneigten Partey fuchten ihre Si⸗ 
cherheit, wider die Gewalt des Königs‘, barinne, 
Daß fie. die Aufſicht über :die Armee verlangten. 
Karl. ſah wohl ein, daß. er alles Anfehen verlöre, 
wenn er dieſes bewilligte; er fehlug dieſes Begeh⸗ 
xen ab, und nun griffen jene zu den Waffen. gr 
| aljo 








Bibliotheb. 127 Wrr 
alſo bisher ein Patriotiſmus geweſen, wurde un 
mehr eine Empörung. Mit den Patrioten ver» 
Banden fich die Puritaner, und verlangten zu ihrer 
Sicherheit, daß die Biſchoͤfe gänzlich abgefchaft 
werben follten. Dieſes erbitterte den König bes 
ftomehr; die Feindfeligfeiten wurden auf beuber 
Eeiten heftiger, und man fah ein, ber Krieg koͤn⸗ 
ne fich nicht enden, wenn die Regierungsform tys 
ranniſch, ober die Gewalt des Königs durch bie 
Anarchie gänzlich aufgehoben würde. An Fries 
densvorfchlägen fehlte es nicht; allein man konnte 
über die Bedingungen nicht einig werben. Die 
Königlichgefinnten lerneten, durch die Plage des 
Krieges gewitziget, die Schäßlichfeit einer defpo« 
tischen Regierung einfehen; die Patrioten erkann⸗ 
ten, wie weit das einmal gereizte Volk in feinenz 
Haffe gehe. Diefe Erfenntnis würde vielleicht Die 
Eintracht zwiſchen dem Volfe und Könige herges 
ftellet haben, wenn nicht ein Haufen Schwärmer, 
(da fich das Parlement durch die fogenannte Self- 
denying Ordinance, von allem Antheile, das 
Kriegsheer anzuführen, unglüdlich ausgefchloffert 
hatte,) die Macht über die Armee erhalten, und 
unter dem Vorwande, die fünfte Monarchie des 
Königs Jeſu zu fliften, alles über den Haufen ges 
mworfen hätte, Der verabſcheuungswuͤrdige Koͤ⸗ 
nigsmord kann zwar mit Rechte weder den Pu⸗ 
trioten noch Puritanern zugeſchrieben werden; doch 
wird Fein Gewiſſensrichter fie gaͤnzlich frey« 
ſprechen, daß fie nicht durch. ihre übertriebenen 
Forderungen Anlas bazu gegeben bärten, Die 

Ze Uno 


wer, Brittiſche 


: St. 


zei 


I 


Unordnung wuchs täglich, und erlangte endlich 
ne folche Höhe, daß diefe elende Nation ein Sp 
son ganz Europa wurde; daher fie fich ihrer Fe 
fer ſchaͤmte, das vertriebene Fönigliche Haus wi 
der ins Reich rufte, und dabey von einer Ausſchwe 
fung in die andere fiel; daß, wie fie zuvor vonder 
tugendhaften Vater viel unbilliges gefordert, | 
nun dem anders gejinnten Sohne alles, was er nu 
verlangte, leichtfinnig bewilligee. Die Freund 
der Freyheit fahen darauf ein, daß fie wieder aufı 
neue für fig zu ftreiten häften; denn die zween I& 
sen Könige, aus dem. Haufe Stuart, machtender 
Streit wieder rege; er wurbe aber ſowohl gefüh: 
ret, daß dadurch, zum Gluͤcke Englands, die bet 
Staatsverfaffung auf immer befeftigee wurde. 

x Auf die Abhandlung felbft, (davon aber der 
andere Theil, wie Gott Englands Wunden gebe: 
fee habe, nur mie zwey Worten berüßret worden) 
folgt, ſtatt einer erbaulichen Anwendung, eine dop⸗ 
pelte Erinnerung. Patriotifchgejinntefollen, ba 
ihren Vorftellangen, nichts mehr von der K 
erlangen, als wozu fie ein gegründetes Hecht | 
ben; weil alles Gute, welches man übertreibt 
ſchaͤdlich wird; aber fie follen auch, um einer 
möglichen Gefahr zu entgehen, fich Eeinem un 
derſtehlichen Ungluͤcke ausfegen; welches auf 
angeführte. Acte geht, nach der das Parlement 
derbindlich macht, daß Feiner aus ihnen eine 
Fehlshaberſtelle beym Rriegsheere bekleiden mol 
Die Stoatsminifter ſollen niemals die Könige 
hereden ſuchen, ihr einmal gegebenes Du 
OEL “ re 


Ss 







4 . — 


Bibfiothef: Ä 129 5%an0) | 


brechen; denn diefes habe Karl J Liebling, (ds war 
dir Graf von Strafford, gewefener Unterkoͤnig in 
Irland,) das Leben gekoſtet; denn da der König 
das Urtheil feines Todes unterfchrieben, fo fagte der 
Grafs er fähe nunmehr, man müffe ſich nicht auf 
Sürften vertaffen, denn fie waͤren wie aridere Mens 
ſchen. Eine andere nüßliche $ehre befommen bie 
Staatsminifter s Fre ſollten, wen es Ihren Serm 
imgluctlich gehet, nicht alle Schuld auf ihn fchie, . 
ben; wie es ſonderlich Karl I erfahren muͤſſen, deſ⸗ 

fen Ungluͤck feine Raͤthe, ihres Königs Heucheley, 
Hartnaͤckigkeit, und Nachgeben gegen feine Gemah-' 

linn zugeſchrieben haben. Etliche Nacherrinnerun⸗ 

gen beſchlieſſen dieſe Schrift. Die erſte, mas man ' 

des Hofes Gegenpartey nenne, koͤnne eher ein Hau⸗ 

ten Nufrührer werden ; als daß die Hoſparbey deſpo⸗ 
tiſche Maasregeln ergreife. Die anderer Weber 

die Öftern Unruhen umter freyen Voͤlkern müffe man 

ſich nicht ärgern, fie. dieneten zum Beſten des : 
Staats, wie Sturm: und Ungewitter im Reiche - 

der Natur. Das Syſtem der Narur wird von dee! 
allmaͤchtigen Hand ber göttlichen Vorſehung in- 
Ornung erhalten; das Staatsſyſtem aber hänge : 

von der Sorge menſchlicher Anftalten ab, die öf" 
ces zu ſchwach find, der Unordnung ja-fieuren, ’- 
und die ihre,gröfte Kraft von dem DBerragengen: 


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borfamer Unterthanen halten — -: 
. muͤſſen. 
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“rn 


2: 130 Brittiſche 
kr 


U 2 


Im 
Cafes, and practical remarks in Surgery, wich 
fketches of Machines of fimple conftru- 
&ion, eafy application and approved ufe, 
by Benjamin Gooch, Surgeon, London 1758. 
SH: Verfaſſer rühmer in.fainer Vorrede, daß 
die Wundarzneyfunft, in dem verfloffenere 
halben Jahrhunderte, in allen Thellen Eu⸗ 
ropens einen groſſen Zuwachs, forwohl durch dera 
Nachahmungseifer, als auch dutch Stiftung meh⸗ 
rerer Hoſpitaͤler, erhalten habe, in welchen Die be= 
ſte Gelegenheit vorfalle, durch Erkenntnis derer be⸗ 
truͤbteſten Umſtaͤnde derer Kranken zu einer voll⸗ 
kommenen Wiſſenſchaft in der Chirurgie zu gelan⸗ 
gen, und diefelbe andern mitzufheilen. Abſonder⸗ 
lich getrauet er fich ju behaupten, daß in Eingeland 
diejer Theil der Arzneykunſt zu noch geöfferer Voll⸗ 
kommenheit, als in Frankreich, gediehen fey. Er 
felbft hat, bey feinem gezwungenen Aufenthalte zu 
Bath, Gelegenheit gehabt, einige befondere Fälle 


anzumerken, welche er in diefee Schrift ſowohl 


ber Welt.darleget, als auch mit einigen Abzeich⸗ 
nungen von denenfelben, abfonderlich von denen bey 
ein und anderm Falle gebrauchten Mofchinen, in 
12 mohlgerarhenen Kupfertafeln begleitet. 


Die Anzahl derer befpndern Kranfheiten, wel⸗ 
che hier befchrieben find, erſtreckt fich auf 47, und 
aus ber Beſchreibung der erfien, wird man gar 


liche 


Bibliothek. 31 
leicht auf die folgenden ſchlieſſen koͤnnen, wide 
nachher nach ihrem „Inhalte kuͤrzlich folen angen 
führef werden. 

Der erfte Fall berifft einen’ Bruch der Hirn‘; 
{chafe, den ein ſechszigjaͤhriger Mann Durch einen 
Schaq von einem Balken befolligher hatte, davon 
et ſogleich als ide hingefallen. Man bat keine 
Zerteiffüng der Haut, wöhl aber eine flarfe Era’ 
gleffung des Blutes (ecchymoſis) unter berfel« 
ben: entdecket. Nach gemachter Eröffnung der 
Haut, har ſich eine lange Fractur, nebfteiner ſtar⸗ 
fen Rildetdruͤckung · und Zermalnnumg des obern 
Theils des rechten Seitenbeines (os bregmatis) 
gezeiget, und ſogleich, nach geftilitem Blute, ik! 
der Trepan aufgefeßt worden, und es wurde "für 
noͤthig befunden, ſechs Heffmngen durch die Hirn⸗ 
ſchale zu machen, um die zerfplieterten Seuchen abs: 
zufondern; nach deren Hinwegnehmung man. ber- 
merfet bat, daß bas harte Hirnhäutlein ( durai 
mater‘) fich noch weit uͤber dene Oeffnungen abe: 
gefondert hatte, Mach vollbrachtet Operation 
hat man · dem Patlenten‘, nach der in derglrichen 
Faͤllen gewöhnlichen Art tractiret, ſteiſſig Blut 

jkaffeii , eine genuue Diaͤt vetordnet, und zu⸗ 
willen geöffnet, 8* binnen 10 Tagen ſich der 
Gebrauch der Sinne wieder eingeſtellet die Wun⸗ 
de ein gutes Anſehen Fr DaB: Sieber wege‘. 
1 und gute Hoffnung zur Beſſerung er⸗ 

Waͤhrenher dieſer Zeit har man ’eine 
ſeenere: Abfonderling:-Her’ dura: mibrer: von der 
Hienſchale, an denehenn und hehen Thae bei 





WBalld 
2 ‚or, 


— 


ww - ° WBriktikhe: 


ne 


Seitenknochens bemerket, worinnen fh Make 
verfammlet gehabt, und wodurch ein hurtiger 
Puls, und neuer Anfall von Unempfindlichkeit ent⸗ 
ſtanden. Durch dieſe neue gefaͤhrliche Zufaͤlle iſt 
man angetrieben worden, vermoͤge eines. ander⸗ 
weitigen Schnitte gn die Haut, gegen das Hinter⸗ 
haupt, die Arſache derſelben zu entdecken, da ſich 
denn ein ſcharfſpitziger dreyeckiger Splitter von 
der Hienſchale gezeiget hat, welcher, weil er mit 
der Kopfſaͤge nicht weggenommen werden koͤnnen, 


durch /7 neue Loͤcher abgebohret werden muͤſſen; 


worauf die Zufaͤlle alsbald nachgelaſſen haben. 
Nach einem Vierteljahre hat der Patient 2 Mei⸗ 
len gehen koͤnnen, ob ſich gleich die Wunde nach 
Verflus eines Jahres und drüber noch nicht ge⸗ 
ſchloſſen gehabt. Die Hirnſchale if} nicht voͤllig 
zu worden, wie ſolches wohl bey einem 
juͤngern Körper leichte wuͤrde geſchehen ſeyn. Zu 
beſſerer Verwahrung bes Kopfes aber, bat ſich 
der Patient eines dünnen eiſernen Blaͤttgens bes 
dienet, und nachher feine Verrichtungen ohne bes 
fondere verbrügliche Zufälle viele Sabre lang: aba 
‚warten koͤnnen. oo. 

Der zweyte Fall betrifft ebenfalls.einen unge 
wöhnlichen Bruch der Hirnſchale, in der Mitte bes 


Vorderhauptes, welcher aber, aller angewandten 


Hülfe ungeachtet, eödtlich worden 
Im dritten Falle wird ein Bruch des Gadın: 
beines erzäblet, ‚welcher bucch einen W ie 


- einem Steine verurfachet worden, den aber. der 


FBerfaffer , nach wiederholten Aderlaſſen, genden, | 
u eroͤff⸗ 


⸗ 





Bibliothek. 13, 
un. 


eröffnenden und Fühlenden Arzneyen, "und nachher 
vorgenommenen Trepanirung, mit "vieler Mühe 
geheilee hat. : 

Der vierte Fall entdecket eine glücklich gerathe⸗ 
ne Durchbohrung des Hinterhauptknochens, (os 
oceipitale) welcher durch einen Fall vom Pferde zer⸗ 
ſprenget worden. 

In der fuͤnften Erzaͤhlung wird eine Geſchwulſt 
beſchrieben, welche das gemeine Volk Mumps nen⸗ 
net , und welches eine Art der Bräune iſt. Sie 
ift nach dem harten Winter im „Jahre 1734, ab» 
fonderlich unter. denen Kindern und jungen armen 
jeuten, angemerfet worden, und hat erft im Herb⸗ | 
fte des 1741ften Jahres nachgelaffen, ift auch durch 
mäßige Wärme,: Fühlende Mittel, und gende 
Mergurialarznenen gehoben warden, . 

Der fechfte Fall befchreihet eine Drüfenge: 
ſchwulſt unter den Ohren, oben an dem Gelenke 
des Kinnbackens, welche, Durch dje, auf der zwey⸗ 
ten Platte abgezeichnere Mafchine, glücklich iſt ger 
tilgee worden. |. 

Eine andere Druͤſengeſchwulſt , welche binneil 
mehr als 20 Jahren zu einem Umfange von 14 
Zoll angewachſen, und ſich von dem: Ohre unter⸗ 
halb des Backens bis zum Macken erſtrecket, iſt 
ebenfalls: gluͤcklich geheilet worden. 

Im achten Falle wird eine gewaltſame Aus: 
dehnung und Quetſchung auf denen Muskeln des 
Nackeiis erzaͤhlet, welche durch eine beſondere 
auf der zweyten Tafel abgezeichneten Maſchine, gei 
beit worden, 

| 33 . Eine 


ER 134 Brittifihe, 


Eine groffe Anzahl von Eropfartigen Drüfen, 
welche unter. der Achfel und dem Brufimusfel ge 
legen, und glüclich ausgefchnitten worden, wie 
auch eine damit verknüpfte Entzimdung des einen 

Auges, die ebenfalls mit gutem, Erfolge zerthei⸗ 
let worden, ‚machen bie neunte. Erzählung aus. 

Von einer ebenfalls glücklich abgelöferen krebs⸗ 

artigen *Bruft, welche im Umfange einer engli- 
ſchen Elle (yard) gewefen, giebt der zehnte Fall 

Ein befonderer Frebsartiger Zufall wirb inder 
elften Erzählung bemerfes, da eine Perfon von 
60 Jahren, welche als ein Kind von 3 Jahren 
von dem Waffer ohnverfeheng getrunfen, womit | 
ein Freund von ihren Aeltern, den fie befucht hat- 
ten, und welcher an einem Krebsfihaben krank 
gelegen, gemafchen worden, wovon fie endlich ein 
Krebsgeſchwuͤre an der Bruft bekommen. 
Der zwoͤlfte Fall enthaͤlt die glückliche Eur ei⸗ 
nes Geſchwuͤres in der Bruſthaut, (pleura) wel⸗ 
Hes mit gutem Erfolge geoͤffnet worden. | 

Wie eine Bälgleinsgefchwylft, (tumor cyfti- 
gus) welche zwifchen denen Bauchmuskeln, und 
dem Bauchfelle (perigpnaeum) geſeſſen, glücklich 
gebeilet worden, wird in ber dreyzehnten Erzaͤh⸗ 
lung angemertet..  — — 

Dey dem yierzepnten Galle wich eine Maſchi⸗ 

‚ne angeführee, womit einer, Frauensperſen, die 
einen ſtarken Ausfall des Maſtdarms gehabe Hat, 
geholfen worben, len, 
Se a - Ein 














Bibliother. 135% 


Ein aufferordentlich großer Blaſenſtein, wel⸗ 
cher auch auf der fünften Rupfertafel abgezeichnet, 
und mit befonderer Mühe durch den Schnitt her 
aus gezogen werden müffen, macht die Erzählung 
Des funfzehnten Falls aus; wie Denn auch in- der 
folgenden von 16 folchen Steinen gehandelt wird, 
welche aus der Harnröhre und Blaſe eines Men 
fchen gezogen worden. Ä 

Noch mehrere anmerfungsmwürbige Umftänbe 
find In dem 17 alle, bey Gelegenheit eines Stei⸗ 
nes von einer Frauensperſon, angeführet. | 

Die 18 Gefihichte enthält die Beſchreibung 
von einem gebeilten Gemaͤchtsbruche (hernia fcro- 
talis) eines Kindes. 

. Ein Darm- und Gemaͤchtsbruch zugleich, wel⸗ 
che bey einer arjäßrigen Perfon Durch den Schnitt 
geheilet worden, mädchen den Inhalt der neunzehn⸗ 
ten Erzählung. aus. 

In der folgenden wird ein Beyſpiel des un⸗ 
terlaffenen Schnittes, in einem gleichen Falle, ans 
geführet, welche Unterlaffung den Tod nad) ſich 
gejogen, ws u 

Wie ein Waſſerbeuch (hydrocele) vor einen 
verhärteten Hoden (tefticulus ſcirrhoſas) gehal⸗ 
wporden, erhellet aus dem ein und zwanzigſten 


Ehen dergleichen Wafferbrüch, den man vor 


einen Darmbtuch (hernia inteftinalis 5 gehalten, - 


wird in der folgenden Erzählung berühret. 

Eine Eur eines Waſſerbrurhes in der tunica 

vognnli auf beybrn * „wehche hurch die Ca⸗ 
| 4 


ftration 


& 


Bu 136 Brittiſche 


N ſtration der einen Seite bewerkſtelliget werden, 
Wveerdienet in der drey und zwanzigſten Gefehichte 
geleſen zu werben, | 


. Ein abermaliger gluͤcklicher Erfolg der Ente 
mannung bey einem Krebs an beyden Hoden und 
epididymidibus, welcher durch einen Schlag ent: 
fanden, wird in der vier und zwanzigſten Ab⸗ 
handlung befchrieben, | 


u Die fünf und zwanzigſte Cur betrifft eine Waf« 
ſergeſchwulſt zwifchen dem redus, vaftus internus 
und externus, über dem Knie, 


In der fechs und zwanzigſten werben allerhand | 
krebsartige Gewaͤchſe angeführet. 


‚  Diefieben und zwanzigſte erörtert einige Ars 
‚sen derer verfchloffenen Beulen. | 


Aus der acht und zwanzigften erhellet, wie die 
Natur, bey einem zufammengefegten Beinbruche, 
(fractura compofita) auf eine befondere Art ihre 
Kraft bewiefen habe. | 


Die neun und zwanzigſte enthaͤlt verſchiedene 
Anmerkungen uͤber die Verrenkungen (luxationes). 


Die dreyſigſte fuͤhret eine uͤbel angebrachte all⸗ 
zufeſte Anlegung des Verbandes bey einem Bein⸗ 
bruche an, wodurch die Erſterbung des Gliedes 

verurſachet wrden. 
In der ein und dreyfigſten werben einige noͤ⸗ 
chige Regeln: gegeben, ‚welche bey ainem Beinben, 


J 


7 


\ 








Bibliothek. 137 Wand 


2St. 
che muͤſſen beobachtet werden; dergleichen Anmer⸗ ng 
Tungen auch in der zwey und drenfigften enthal- 
zen find, welche bey Abnehmung derer Glieder 
nuͤtzlich ſeyn Fönnen, 


Die drey und dreyſigſte handelt von einem zu⸗ 
ſammengeſetzten Beinbruche, und darauf ange- 
ftellten Abnehmung des Beines, nebft einigen be» 
fondern Umftänden. 


In der vier und dreyſigſten wird bie Meynung 
von dem geronnenen Geblüte erörtert, welches 
nad) Ablöfung eines Gliedes die Pulsadern vers 
ſtopfet. 

Aus der fuͤnf und dreyſigſten erhellet, wie ein 
Schinnbein, welches einige Jahre vorher war ge⸗ 
brochen worden, durch einen beſondern critiſchen 
Uebergang der febriliſchen Materie, in ſehr uͤble 
Umſtaͤnde gerathen. 

In der ſechs und dreyſigſten wird der augen« 
ſcheinliche Nutzen des Brenneiſens, in einem Ges 
ſchwuͤre an dem Schinnbeine, wobey eine caries 
geweſen, erwieſen. | . 

Bon fhwachen und krummen Gliebmaaffen, 
Fr in der ‚fieben und drenfigften einiges anges 
ihrer. _ . 
In der acht und’ drenfigften finder fich eine he⸗ 
fondere Ausrenkung des Aſtragalus. n 
Aus Des men und drepſigſten iſt bie. groſſe 
Nubtbarkeit der Chinarinde gu erfeßen, „weide an 


Bad 
26t. 


138 | Brittiſche 


v einem gıjährigen Manne, bey einem falten Bran- 


de am Fufle, groffe Hülfe gethan bat. 

Die vierzigfte befchreibet Die glückliche Hinweg- 
nehmung einer verhärteten Drüfenbeufe ( fcirchus) 
an der Ferſe. u 

Eine fropfartige Caries (ferophulous) bes 
Schulterbeines , bey. welcher ſchon wegen einer vor⸗ 
Dergegangeren üblen Eur, die Abnehmung beffel- 

en beſchloſſen geweſen, mache durch Befchreibung 
ihrer glücklichen Heilung, den ein und vierzigften 
Abfas aus, Ri 

Nicht weniger ift die Befchreibung einer: waſa⸗ 
ferartigen Geſchwulſt lefenswürdig, die an dem 
Arme einer Srauensperfon zmwifchen fechszig und 
fiebenzig Jahren bemerfet worden, welche fich von 
bem Ellnbogen bis zu dem Gelenke der Hand er: 
firecfet, und binnen funfzig Jahren immer mehr, 
und mehr, auf eine erftaunende Art, vergröffert 
bat, endlich aber gat Frebsartig worden. 


Der drey und vierzigfte Fall erzaͤhlet eine Ge⸗ 
ſchwulſt, die aus’ einem Ueberbeine und Specfge: 
ſchwulſt zufanimen gefegt geweſen. 

In dem vier und vierzigften iſt die Beſchrei⸗ 
bung derer verwundeten Flechſen eroͤrtert. 


‚Eine beſondere Wirkung des Brandes durch 


ein duftzeichen iſt in dem fünf- vnd vierzigſten 


Einige auſſerordentliche Witkungen bes Fie⸗ 
berg find der Inhalt des ſechs und vierzigſten. 
f ni, \ *2 7 End» 


a Ki 





Bibliothet. — — * 


Endlich iſt ein beſonderer Fall von der Ps 
brechlichfeie und Biegfamfeit derer Knochen be⸗ 
fchrieben, welche an die Fönigliche Gefellfchaft ve 
rer Wiffenfchaften eingefchisft worden. 


Sowohl bie, Deutlichfeit der Schreibart, als 
auch die forgfältige “Befchreibung derer angewen- 
beten Hülfgmittel, geben biefer Sammlung, nicht 
allein in Anſehung des Daraus zu ſchoͤpfenden Nu: 
Gens, einen befondern Werth; fondern es erhellet 
auch aus ben angeführten Benfpielen, daß au) Die. 
allergefährlichft feheinenden Krankheiten, dennoch 
durch fleiffige und unausgefeßte Sorgfalt, vermoͤ⸗ 

‚ge geſchich Anwendung gehoͤriger Mittel, 
koͤnnen gehoben werden. 





40 Brittiſche 
“ The Hiftory of the Counteß of Dellwyn, in 
I two Volumes, by the Authar of David 
' Simple. London 1759. 12. Vol. i. ©. 
292. Vol. 2.8.29. 


| IM: hat das Leben David Simples, welches 





Sranzöfifch und Deutſch ſchon vor mehrels 

zehn Jahren überfege worden ift, ben fer 
= ner erſten Ausgabe, dem groffen Romanfcheeiber, 
Heinrich Fielding, bengelegt, weil man in felbi« 
gem die Fildingiſche Schreibart ſowohl, als feine 
fatyrifche Züge zu finden glaubte. . Allein, die Be: 
gebenheiten David. Simples haben wir einem raus 
enzimmers zu danfen, bie überbiefes noch folgen 
de zwey Bücher gefchrieben hat: Familiar Letters, 

between the principal Charadters in David Sim- 
ple, and fome others: to which is added a Viſion, 
London 2 Theile in 8. und The Governefs, ober 
die Pleine Srauenzimmerafademie, zum Vergnuͤ⸗ 
gen und Nugen junger Damen, Wozu die Ge 
fchichte der Grafiun Dellwyn koͤmmt, die wir to 

ankündigen. 

Die Vorrede enthält auf 41 ©. mancherley 
nügliche Anmerkungen, von den falfchen Deutun⸗ 
gen moralifcher Schriften, da man zu aflgemeinen 
Schilderungen die Perfonen erraten will, an bie 
ber Verfaffer niemals gedacht bat, Ein Charaf- 
ter mus freylich genau beftimme werben, und ba 
kann es nicht fehlen, es werben ſich immer fur 
2 a. ns 








Bibliothet. EN Er 
finden, die durch diefen oder jenen Pinfelfteich Pd 
nau bezeichnet find, Denn blog idealifche Wefen, 
zu ſchildern, iſt eine unnügliche Befchäfftigung. 
Shafespear hat in feinem Trauerfpiele, Hamlet, 
Prinzvon Däpemarf einige Regeln für die Schaus 
fpiefer, Die mit einer geringen Veränderung aud). 
auf die Schriftfieller zu deuten find, „Merket, 
fagt Hamlet zum Schaufpieler. Handl. 3. Auft. 4 
daß ihr niemals bie Natur überfchrejtet ;. alles, was; 
überteieben ift, flreitet wider die Abficht des Schau⸗ 
fpieles, welche nichts anders feyn foll, alsber Na⸗ 
£ur gleichſam einen Spiegel vorzubalten;, der Tu; 
gend ihr liebliches Bild, dem Laſter feine Ahſcheu⸗ 
lichfeie zu zeigen, unb den Menfchen, mit denen; 
wir zu gleicher Zeit leben, ihre wahre Geſtalt fen, 
ben zu laſſen. Wenn aber djefes übertrieben, ober, 
nicht deutlich. genug vorgeftellet. rd, fo werben, 
zwar Unwiſſende lachen, verftändige Zuſchauer 
ober daruͤber misvergnuͤgt ſeyn. Sogar, ment. 
man eigene und feltene Charakters ſchildert, welche, 
die Engländer, Charadters of Humour nennen, fo. 
viel Freyheit auch ein Schriftfteller hiebey hat, ſo 
fol! ee. doch nicht dabey auf Das Abentheuerliche ver⸗ 
fallen. Herr Johnſon Hat in feinem Stüde, Eve-: 
ry Man out of his Humour, den Urfprung und, 
die Bedeutung des Worts Humour alfo befchries 
ben: „Alles bewegliche und ‚feuchte, das Feine, 
Kraft hat Tich zufammen zu halten, nenriet man, 

mqur. Go nennet.man bie Cholera, Die ſchwar⸗ 
je Calle , bie.päfferige Feuchtigteit und das Blyt,; 
heil fie im menfchlichen Seibe hie und ba binlanfen, 
und 





me — Srittiſche 

| Aynd nicht feſte ſind, Humours. Und fo kann man 
auch Gleichnisweiſe ſagen, wenn eine eigene beſon⸗ 
dere Eigenſchaft einen Menſchen ſo eingenommen 
bat, daß fie alle feine Affecten; Gedanken und 

Kraͤfte auf einen Weg leitet, dies Ten des Men— 
ſchen fein. Hamour: ‚„, . Esfteht in des Berfaffers 
Freyheit, den Humour zu erfinden, und wenn er 
diefes Flüglich gethan hat, fo erlangt ſeine Befchrei- 
Bung nicht nur einen’groffen Schein ;; fondern das 
Mefen der Wahrheit ſelbſt. Die Verfaſſerin 
zeiget dieſes an ber. Befthreiburig "einer Feuers- 
brunſt, da ein Geijhals, ein Verliebter, eine Da- 
me nad) der Mode, welthe-alle firchtfam find, 
doch nach ihrem beſondern Charakter fich betragen 
wderden. Die Gefchichtfchteiber fehlen: m den hiſto⸗ 
riſchen Charafterır, da fie ihre Helden ms Schmei- 
cheley öfters beſfe Dund gröffer machen‘, als fie in 
der That find ; oder aus Haß, ihnen alfen, auchden 
verdienten, Ruhm abzufchneiden fuchen. Plutarchus 
verfährer aufeichtiger, und iſt ſehe glücklich, feine 
Helden, deren Leben er beſchreibet, kurz und gut 
zu ſchildern. Da er vom Alexander erzaͤhlet, 
duß er einen Philoſophen gefraget habe: mie ein’ 
Menſch ein Gott werben koͤnne? So zeiget er 
uſts des Macedoniers Hochmuth in einem groͤſſern 
Lichte, als wenn er uns alle ſeine Kriegs: und- 
Heldenthaten, mit dem am meiſten glänzenden: 
Narben, vorgemahleihäste: 

" Ein Romanfchreiber mus, auffer der Sorg⸗ 
felt in Anſehimg des: Charakters; auch des feine‘ 
aut Verbefferung der: Menſchen beytragen : und 

98 ſeine 


⸗ A 


Bibliothet. 143580 


feine Sittenlehre ſoll zwo Eigenfchaften haben, ner 
fpicuity and Propriety; fie mus Deutlich ſeyn, und 
fich zur Erzählung, gut ſchicken. Er lehret aber 
nicht ſowohl durch eckelhafte und weitläuftige Re- 
flexiones, fündern durch Erempel, Ein Dichter, 
und unter. biefe gehöret auch der Romanſchrei⸗ 
ber, ift ein Nachahmer, bald, fehreibet die Were 
fafferin, ein Mimus der Natur; er Durchforfchee 
Die Labyrinthe der Gemüther, Die verfchiedene: 
Neigungen der Menfchen, ſetzet die Perfonen in 
folche Umftände, daß fie ihrer Hauptneigung ger 
mäs bandeln koͤnnen, und da: zeiget-er Die Wahre 
heit von des Rochefoucault Jehrfage: . die Seiten: 
fehaften zu befiegen fen ſchwer, unmöglich aber fie: 
zu befriedigen, Jedes Laſter, das einen Beshaf⸗ 
ten beherrſchet, jede geſetzmaͤſſige Handlung eines 
Tugendfreundes ſoll die Sittenlehre des Romans: 
in ihr Helles Licht ſetzen. “Weil: aber bie meiſten 
Leſer mehr nach ſatyriſchen Zügen ſich umſehen, die 
fie. für Anſpielungen gewiſſer Perſonen halten, als: 
daß ſie die Geſchichte nach ihrem Endzwecke beur⸗ 
theilen: fo koͤnnen freylich Die Ramanen nicht fo viel. 
Gutes ſtiften, als ihr Verfaffer wuͤnſchet. Wer: 
ſalcher verderbter Leſer Beyfall erhalten will, ver⸗ 
liexet dadurch ſehr leicht den Ruhm eines guten 
Scheiftſtellers, und einige folgen den Geſinnun⸗ 
des Horaz, in ber erſten Satyre des zweyten 


Buches: | 
| .... Hic fülus haud petet ultro 
Quemquam animantem: Sc me yaluti cuftode enfis , 
Vagina eu... 22... 0.0.0 
" W daß 


⸗ 


’ | 


Sr : Britriſche 
| 5 


Daß ein Dichter ſowohl als der Redner ein ehrli 


her Mann feyn müffe, wird mit einer Stelle aus 


des Boſſuͤ Abhandlung vom Epifchen Gedichte B. 
4. Hpft. 3. bewieſen. Hierauf folget eine roohlge- 
ſchriebene Abhandlung dei Virgilianifihen Schil- 
derung der Königinn Amata, aus dem 7 Buche 
der Aeneide, und ein Fragment, von der Kunſt 
zu lefen, da z. E. in der Aeneis, nach Befchaf: 
fenheit der Leſer, bald dieſe bald jene Stelle des 
Gedichtes, einen groͤſſern Eindruck aufs Gemuͤth 
mache. 0 5 
: Mir kommen nunmehr zur Graͤfin von Delle 
wyn ımb ihre Gefchichte:, in ber uns die Verfaſ⸗ 
ferin zeige, daß ein Frauenzimmer, welches der 
- Eitelkeit ergeben iſt, durch dieſelbe, wenn fie duch 
gleich von Laſtern frey fen, böchftungkücklich wer⸗ 
Gen koͤnne. Charlotta Lucan ift die Heldin der 
Geſthichte; bie Tochter‘ eines Mannes, der fein 
Gluͤck bey Hofe machen wollen, aber nicht gefun⸗ 
den, und daher mit ſeiner Frau auf das Sand ge⸗ 
zogen, und feine Töchter niit aller Sorgfalt erzo— 
gen und ihr Befonders einen Haß gegen alle Wer: 
ſtellung und falfches Wefen beygebrucht hatte, weil 
er-fein Unglück nicht ſowohl ſich ſelbſt, alsden Tuͤ⸗ 
den feiner Mebenbuhler zuzufchteiben pflegte. Sir 
$ucan lebte einige Jahre in einer gezwungenen Zu⸗ 


friedenheit, weiche doch durch die policifehen Tas - 
gebuͤcher öfters geftöret worden. Zumal, wenn er 


etwan lafe: Sr. Majeltät haben den und den zum 
* ernennet.  Dergleichen Nachrichten konnten 
einen groſſen Sturm in feinem Gemuͤthe erregen; 
Ton . ' et 


Bibliothet. 1450 
er biß die Uppen zuſtmmen drehete bie Augen im 


Kopfe, wie Othello; denn er hielte alle diejenigen, 
die einen Dienft bey Hefe erhielten, fir Feinde, 
die ihm feine verdienten Belohnungen entzoͤgen. 
Im fünften Jahte, nachdem Sir Lucrum London 
verlaſſen, ſtarb einer, der ihm bey verſchiedenen 
Gelegenheiten vorgezogen worden; und diefes er⸗ 
gögte ihn fo fehr, daß er nunmehr afle meltliche 
Ehre für Tand, und die Bemuͤhung, felbige zu er⸗ 
Halten, für Thorheit zu halten anfieng. Doch weſ⸗ 
fen Bruſt einmal von Ehrgeiz erfüller iſt, berfann 
fich diefer Neigung ſchwerlich aͤuſſern; die Ehrber 
gierde gleicht einem balbgebämpften. Feuer, das 
durch eine Fleine Bewegung ber Luft leicht wieder 
angeflammet werben: Fonn. Lord Dellwyn, von 
dem im ı und 2 Capitel, ( denn in Bücher und Car 
pitel if die Geſchichte nad) Tervantes, Scarron 
und Fieldings Weiſe eingetheilet) eirie Lächerliche 
Abbildung gemacht wird, fafte ben Enrfchlus,, in 
feinem ſechszigſten Jahre zu beiraffen, und ers 
wählte Die Mifs Lucum zu feinee Gemahlin; er 
that ihnem Water den Vorſchlag, mit dem ‘Ber 


ſprechen, ihm in Sonden eine anfehnliche Bedie⸗ 


nung zu verſchaffen. Sir Lieum erſtaunte über bier 
fen Antrag, und die Liebe zur Ruhe ſtritte mit feiner 
Favoritneigung nach Ehre: allein. Diefe behielte Die 
Oberhand, Alle dauerhafte Enrfchlisffungen, in 
Ruhe fein Leben zu befehlieffen, wurden aus ben 
Gedanken verbannet, und worüber er neum Jahre 


gearbeitet hatte, das. wurde in einer Bierteljtune _ 


de gerichtet. Er nahm bes Grafen D. Antrag 
K ganz 


re, Brite 
— 


ganz gerne an, imd verſprach ihm feine Tochter, 
ohne ihr die geringſte Nachricht davon zu geben. 
Miſs Charlotta, die bisher in allen Stuͤcken ih⸗ 
ven Gehorſam bewieſen hatte, war anderer Mep⸗ 
nung, weil ſie des Grafens Alter abfchrerfte. Sie 
zog fich hierdurch den heftigften Unmillen ihres Va⸗ 
ters zu, der glaubte, Charlotta muͤſſe eben fo ehr: 
begierig feyn, als er; und wenn fie feine Gräfin 
‚werben wollte, fen fie nicht.werch, feine Tochter zu 
heiffen, Er nahm fie daher mie nach London, Das 
er vor zehn “Jahren mit Verdrus verlaffen hatte’; 
jetzo betrachtete er dieſe Stabt nicht mehr als ei- 
nen Ort, der wahre und groſſe Verdienſte nicht zu 
fchägen wife, fondern.als einen erhabenen Schau- 
plag , auf dem erfünftighin eine Hauptperfon vor- 
ſtellen ſolle. Mifs $ucum fand anfangs. wenig 
Vergnügen in ber Stabt, fie bedauerte ‘die An- 
nehmlichfeiten ihres Wohnplatzes, den fie verlaffen ; 
doch die ihr angebohrne Eitelfeit fand bald ihre 
laͤngſtgewuͤnſchte Befriedigung , und die Befannt: 
ſchaft mit der Mifs Fanny Faſhion machte aus 
- ihr eine Dame nach, der. Welt. Der Graf Dell 
wyn feßte Die Befanntfchafe mie dem alten fucum 
fort, fchien aber fich nicht mehr um deffen Tochter 
zu befümmern, fondern die Fanny Faſhion ‚zur 
Gemahlin auserfehen zu haben. Dieſes fegte Die 
Mifs Lucum in groffe Verlegenheit. Manerzählte 
von ihr, daß fie gefücht habe, die Gräfin von 
Dellwyn zu werden; allein ihre Abfichten wären 
ihr fehlgefchlagen. Die Begierde, es andern im 
.. Puge und modifchen Staate gleich oder gar ‚zuvor 
. . x zu 





Bibliothet. 772.26 


zu thun, bie fie, wenn fie den’ Grafen zum Ge⸗ nz 
mahl befommen, hätte ftillen koͤnnen, verband jich 
mit der ihr natürlichen und in Sonden mehr erhähs 
ten Eitelfeit ; und fie befchlos baher alles zu verfur - 
chen, um den Sieg über die Miſs Faſhion, weiche 
fie für ihre Nebenbuhlerin hielt, Davon zu tragen. 
Als nun der Graf fie einmal hath, Fünftighin die 
Freundſchaft mit dem Srauenzimmer fertjufegen, 
bie er hoffte — — fo lieg. fie im nicht völlig auge 
reden, fondern fragte ihn: Ob es denn bey Leu⸗ 
sen, bie die artige Welt Fenneten, gewöhnlich waͤ⸗ 
re, Das fchamvelle Zuruͤckhalten einer Fräulein 
vom Sande für eirie abfchlägige Antwort anzufehen ? 
Der Graf hatte auf dieſes fchon lange gewartet, 
nahm die Entfchuldigung ber Miſs mit Entzüs 
den an, und in.wenig Wochen wurde Eharlorta 
Lucum die Gemahlin: des Grafens von Dellwyn. 
So erlangte fie alfo ihren Wunſch, im Staate ih» 
re Freundinnen, und befonders die. verhaflte Fan⸗ 
ny, zu übertreffen. Allein, biefe.eingebildete Gluͤck⸗ 
feligfeit war von geringer Dauer; der Graf ver⸗ 
lies Sonden, bezog feinen Landſitz, und wurde feiner 
Gemahlin, der, durch die beftändigen Zerſtreuun⸗ 
gen in Londen, bas Sanbleben eckelhaft geworben, 
bald ürberläftig ;da fieihn nur alsein Mittel, Ihre eite 
len Unfchlägeund Einfälle auszuführen, zu betrach⸗ 
ten geroohne war. — Sie mar van ihrem Vater 
mit Siebe zur Aufrichtigfeit erzogen worden ; und ihr 
jegiges Leben war nichts als eine fortgeſetzte Lügen. 
Nicht nur ihre Reden, ſondern jeber BA, jebe 
Bewegung frug Dad Besen der Falſchheit an 8 
2 ie⸗ 


mn 148 Brittiſche 
Dieſer gezwungene Zuſtand machte, daß die GSraͤ⸗ 
fin in eine Verzehrung fiel, und Dr. Schmall, 
ein Sondenfcher Arzt, der nicht weit vondes Gra- 
fens Schloffe wohnte, war fo artig, den freunb- 
fchoftlichen Rath zu ertheilen, wenn bie!aby beym 
Leben bleiben. wollte, fo müfle fie in Briſtol die 
Brunnencur gebrauchen. Mit fo groffem Unwillen 
der Gemahl diefes anhörete, fo erfreulich war es 
der Gemahlin, die fich kraͤnker ftellte , als fie war, 
und dadurch den Grafen bewog, die Reife nad) 
Briftel mit zu shun. Die Prophezeyung des Arz⸗ 
tes wurde erfüller; in Briftol erlangte die Sady 
ihre Gefundpeit und Munterfeit bald wieder; und 
es wurbe diefer Ort ein grofler Schauplatz, auf 
dem fie bie: Rolle einer. eitein * in ihrer Voll⸗ 
kommenheit fpielen konnte. Wir wollen das übri- 
ge biefer Gefchichte in einen furzen Inbegrif brin⸗ 
gen, weil wir unſerm Leſer $uft machen möchten,. 
ben Roman.felbft zu.lefen. Ein heftiger Anfall 
vom Podagra verlaͤngert des Grafens Aufenthalt 
in Briſtol; die Graͤfin macht Bekanntſchaft mit 
dent Lord Clermont, die zwar ſich nicht. weiter, als 
auf einen verliebten Briefwechſel erſtreckt, aber 
für fie von den ſchrecklichſten Foigen iſt; denn ber 
Graf Dellwyn wird. durch die Berläumbimgen ei⸗ 
nes feiner Freunde, Des Hauptmann Drumonds, 
in ſolchen Haß: gegen feine Gemahlin gebracht, daß 
er fich von ihr ſcheiden laͤſſi, und zugleich dem alten 
Lucum bas Amt nimmt, yabem er ihm verholfen 

. hatte. Die Lady Dellwyn ‚mit dem Haffe ihres 
Vaters ‚und der Verachtung ihrer Befanugen, be⸗ 
laden, 











Bibliothek. [ — Band 


(aden, eilet "aufs fand, ihre Eitelkeit zu bereuen. 
Mach wenig Monathen aber ändert fie ihren Ent⸗ 
ſchlus, und reifee in Gefellfchaft der Miſs Weare 
nach Frankreich. Sie zeiget ſich dafelbft zu ih⸗ 
tem Vortbeile, und hätte den Marquis d'Orville 
zum Bemahl erhalten, wenn nicht bee Ruf. ihrer 
Aufführung zu Briftof, die nur eitel, nicht aber 
lafterhaft gewefen, bis nach Paris erfchoflen‘, und 
ihr Liebhaber, durch feinen Vater, von dieſer Ver⸗ 
bindung mit Gewalt abgehalten worden märe. 
Sie kehrte nach England zurück, und trug, die übrie 
gen Jahre ihres Jebens, die Strafe ihrer Unbe⸗ 
ſonnenheit. 

Mit den Geſinnungen ber Lady Dellwyn, macht 
eine Miſs Bilſon und eine Mifs Cummins einen 
Contraſt; bende find Feindinnen der Eitelkeit, 
und genieſſen die geringen Güter, die ihnen das 
Gluͤck zugeworfen, mit Vergnügen, Mile Fans 
ny hat gleiches Schieffal mit ihrer Freundin, fie 
wird an Sir Chleger verheurathet, reiſet mit ihm 
nah Briſtol, und geraͤth in Ausſchweifungen, 
Di e ren Gemahl nöthigen, ſich von ihr zu ſchei⸗ 

"Sir Heinrich Cleveland ift einer von ben 
erifobifchen ‚Perfonen ‚ die die Aufmerffamfeit 
bes $efers reizen; er koͤmmt, um Die Sommers- 
zeit angenehm zuzubringen, nad) Briftel, wird 
ein Bewunderer der Lady Dellwyn, und ugleich 
ein übertriebner Wisling. Die Verfaflerin nen, 
net ihn einen Hlumbugger, und giebt ı Theil 2 
B. Eap. 7. eine ausführliche Befchreibung von 
diefem Worte, bie wir zum Beſchluſſe mitcheilen 
wollen, „Der Urfprung des Wortes Humbug ift 

83 unbe» 


Band 


2St. 
ke yed 


0 Brittiſche 


unbekannt, zum wenigſten in der Zuſammenſe⸗ 

gung, ba ſonſt ſowohl die Sylbe Humals Bug im 

Englifchen ihre Bedeutung hat. Man bezeichnet | 
aber unter bem Ausdrucke Humbug die Gemohn: | 
heit an: „ mit groffem Ernſte, auch wohl mit Be⸗ 
£heuerungen,, eine wahrfcheinliche fügen jemanden 
vorzubringen, und wenn fie der andere auf. guten 
Glauben treuberzig für wahr gehalten, ibn bes- | 





wegen zu verfpotten. &o übel es jemand nehmen 
wuͤrde, wenn man ihn einer fügen zeihen wollte, fo 


freundlich wird er doc) werden, wenn man ihn ei- 


nen geſchickten Humbugger nennet. Raum mar ein 
Ueberwinder in dem Dlympifchen Spiele, ober ein 
sriumpbirender Feldherr fo frölich,, als ein folcher 
Witzling ift, wenn er einen artigen Mann, aud) fei« 
nen Freund, auf eine feine Art hinter das Sicht ge- 
führer hat. Schon inder Kindheit haben einige die 
glückliche Gaben, andern etwas weis zu machen 
und wenn fie dieferrvegen gelobet werden, erlan⸗ 
gen fie bald eine bemundernswürdige Gefchicklich- 
fei. Sir Cleveland fam mit dem aufgeklaͤr⸗ 
seiten Verſtande und beiten Herzen nah Bri⸗ 
ftol; er war aberinder Luͤgenkunſt, die daſelbſt all⸗ 


- gemein herrſchte, unerfahren, und daher fein Ge- 


ſellſchafter für folche Thoren, Um ihnen gefällig zu 


- werden, wurde er, durch die Unterweifung des oben 
| —8 Capitains Drumonds, ein Humbugger. 


un gefiel er erſt recht, und nur Die Liebe zur Toch⸗ 
terdes Herrn Bilfon, die eine wahrhaftig witzige 

Schoͤne war, brachte ihn zur Natur⸗ und 
| Wahrheitsliebe zuruͤck. 


V. Me- 


Bibliothet. I51I Bund 
v. — 


Memoirs ofthe Court of Auguſtus by 7%o- 
mas Blackwelf, J. V. D. Principal of Märe- 
Thal College in the Vniverſity of Aberdeen. 
The fecond Edition. London 1760 in 4. 
‚Vol. 1.387 Seitenunb 9.Rupfertafeln, Vol, j 
1 462 Seiten und g Kupfertafeln. 


b gleich dieſes Buch itzt ſchon zum zweyten⸗ 
mal ausgegeben wird, ſo wird uns doch ſein 
vorzuͤglicher Inhalt entfchufdigen ‚ daß wir 

diejenigen Freunde der Geſchichte, bie es ſchon 
kennen, daran aufs neue erinnern, andere aber, 
die ſolches noch nicht geleſen haben, zu der Durch⸗ 
blaͤtterung deſſelben zu reizen ſuchen. Wir wol⸗ 
len dem Verfaſſer von ſeiner Abſicht ſelbſt reden 
laſſen. Das Weſentliche ſeiner Erklaͤrung iſt fol⸗ 


gendes: | 

. „Meine Abficht ift nicht.ein Buch von Alter 
thümern zu fehreiben, Fehler in den Faftis zu ver⸗ 
beffern, den Streit über das Daſeyn eines Con 
ſuls beyzulegen, oder den Tag einer Schlacht zu 
beftimmen. Meine Nachrichten find michtigern 
Gegenfländen gewidmet. ch babe mir vorge 
nommen, zu zeigen , wie ein.waderes und freyes 
Volk, das die abendlänbifche Welt bezwungen, 
feine Frehheic verloren, und nach und nach in die 
Knechtſchaft gerathen „ und die geringfte Stelle 
unter den Menſchen ‚Angenommen hat. Ich ruͤh⸗ 
. 4 me 


ut 152 Brrttiſche 
me mich nicht, daß ich eime vollftändigeund foͤrm⸗ 
liche Sefchichte von dem Zuftande bes römifchen 
Keiches, unter dem Auguft, der Welt vorlegen, 
oder alle Staatstritte in deſſen Regierung aufde⸗ 
cken will; ſondern ich werde, indem ich darauf mein 
Hauptaugenmerk richte, zugleich mich bemühen, 
einen geringen Theil derjenigen Nachrichten , wel- 
che mit ihren Verfaſſern, einigen Damals leben- 
den Standesperfonen, perſchwunden, zu erſeßen; 
von Ihren Anfehen und Aemtern, und: der Ge- 
muͤths⸗ ukd Lebhensart der: bamaligen a: 
Dofbebieneen‘, einen Abris mitzucheilen, und ihre 
ungleiche Bergnügungen und befonbere Gefinnun- 
gen anzupigen..  —— - Ä 

Wir werben dadurch In den Stand gefegt, 
ein richtiges Urtheil von ben fürnehmften Fruͤch⸗ 
ten des roͤmiſchen Genie, und dem Verhalten ber 
beruͤhmteſten lateiniſchen Schrifeſteller zu Fällen, 
Sollte es nicht angenehm ſeyn, die Gabe eines 
Virgil, Horaz, Tibull und Ovid, ihren Vortrag 
nach der ungleichen Gemuͤthsart ihrer Goͤnner ein« 
zurichten, beobachten zu koͤnnen? 
| Do wir müffen auch fo viel von den oͤffentli⸗ 
chen Angelegenheiten verſtehen lernen, als jede 
Entdeckung ber Staatsflugbeit jener groffen Män- 
ner nörhig ift, Diefes kann aber ohne eine voll⸗ 
kommene Einficht in die Verfaſſung des altem 
Roms, und die Gewals-feiner Obrigkeit, nicht 
geſchehen; dann es iſt unmoͤglich, daß man den 
Rang oder den Nutzen, den ein Mann in ſeinem 
Vaterlande genieſſet, recht bennen lernen kann, 
FW oo. wenn 








Sibliothet. ‚193 ,%aıb 


venn man weder etwas von ber Befchaffenheit fel- 
nes Amtes noch) feiner Geſchicklichkeit weis. So 
wichtig Diefer Umftand tft, fo mangelhaft ift er 
insgemein unterfucht worden. Mich deucht, Dies 
fes rühre daher, weil viele, die hiervon gefchries 
ben haben, entweder bioffe Gelehrte, welche bie 
groffe Miele nicht gekannt, geweſen, oder weil dies 
jenigen, welche eine Regierung fehildern konnten, 
bios die lateiniſchen Schriftfteller gu rathe gezogen 
haben. Aber die vornehmen und fcharffinnigen 
Fremden, welche zu Nom fich aufgehalten, und 
die Verfaſſung, melche die Römer in ihre Her 
ten verwandelt hatte, forgfältig betrachtet, bie⸗ 
then Die ächten Quellen des Unterrichts dar; weil 
fie nicht nur fuͤr ihre Landesleute, fondern gleiche - 
ſam auch für ung, gefthrieben Haben. ' 
Durch ihre Hülfe, und infonderheit aus ben 
Schriften des Polybius, lernen wir am beften die 
ganze Form der alten vömifchen Republik unter 
den Conſuln kennen, und bie Weränderungen, wel⸗ 
‘he ihr Die einheimifchen Kriege, und die Fürften, 
welche ihre Gewalt gemisbrauchet, gugezogen har 
ben, beurtheilen. nn . 
Nach einemlangen Streite erlangte Auguift die 
Herrſchaft über Rom. Er erhielt zwar die alte 
Form, und Das Aeufferliche der obrigfeitlichenGe 
walt, fehrte aber die genze Regierung um, und 
zerſtoͤrte Das Weſentliche Ber vömifchen Freyheit. 
Man mufte demnach zu feiner Zeit von einer fo 
füglichen Materie behutſain reden. Allein, ba 
ſowohl die Schriftfteller-ais der: Zeit des Auguſts 
0 K5 nicht 


— 


„Bund ben 154 Ä Vrittiſche 


a 


nicht nur ſelbſt, fonbern auch —S 
an die ſie ſchreiben, in einigen Abſichten alle it 
re Vorgänger und Nachfolger übertreffen, fo wur 
den fie unter den folgenden Regierungen als Mu: 
fter der Seinheit, des Geſchmacks und der Gelehr- 
famfeit angezogen. Hiervon war die Solge, daß 
Die Schriftfteller unter. den: legten Regierungen 
auch ihre Mernungen , die fie bey vielen Gelegen⸗ 
heiten geäuffert, nebſt taufend befondern Umſtaͤn⸗ 
den, vonihren Perfonen, Schidfalen und. tebens- 
arten erzählten, die vielleicht die Nachwelt in ih- 

ren eigenen Schriften nicht würde gefunden ha- 
ben. Diefe verftreuten Ueberbleibfel-enthaltendie 
befonbern Charafteren derjenigen erlauchten Se: 

fellfchaft von Freunden , welche die vornehmſte Zier⸗ 

de des Hofs des Auguſto ausmachten. Wenn wit | 
mit der Kaͤntnis dieſer Charakteren die Einſicht 

in die öffentlichen Verhandlungen verbinden, fü 
koͤnnen wir eine der groͤſſen Begebenheiten, die 
roͤmiſche Cataſtrophe, beurtheilen, und die Schrif 
ten des Virgil und Horaz mit Verftand und Ge 

ſchmack lefen. 


» Wenn man aber diefe Abfichten erreichen will, 
fo muß man die DBefchaffenheit der Staatsange 
legenheiten bey bem Tode des Julius Caͤſar, 
nebſt dem Wohnplatze und dem ungemeinen Gluͤck 
des roͤmiſchen Volkes, näher betrachten. Wo 
fern ich die Staatskunft der römifchen Regierung 
richtig erfläret habe, fo rühret dieſes von der lan⸗ 
gen Aufmerkſamkeit, welche ich auf die — 


ra 


Blbliothet. — 


Staatsverfaffung gewendet, und von meiner A 
bänglichfeit an einige ihrer aufrichtigften Freunde, 
er. " 
Unter ihren Benftanb habe ich die von dem Po- 
lybius befchriebene Gewalt der römifchen Republik, 
mit der Gewalt Grosbrittanniens ſorgfaͤltig ver⸗ 
glichen; ich Habe dieſe Mache nach ihrer freyen 
Ausübung in benden Staaten erwogen, und bie 
innerlichen Unruhen der römifchen Republik den 
merfwöürbigften Perioden der brittifchen Gefchich« 
te gleichfam gegen über geſtellt. Kurz, ich habe 
feine Erleuterung verachtet, welche mir der Bes 
richt der Verftorbenen, unb der Umgang mit den 
Lebenden Dargeboten hat. 
Der Inhalt diefer beyden, in neun Bücher 
abgefonderfen Theile, nimme von bem Urfprunge 
von Rom den Anfang, und endiget ſich mit der 
Anzeige ber mildern Regierung bes 


VI. The 


156 Brittiſche 
\ The Rout, a Farce of two Ads, London 


7.1759: 

r N er Gegenſtand dieſes luſtigen Nachſpiels von 
einem ungenannten Verfaſſer, iſt Die Ber: 
heirathung einer Weibsperſon von freyen 

Sitten ‚ an einen alten reichen Liebhaber beffen. 
Sohn ihn aus der Gefahr, in Die ihm gelegten 
Faliſtricke zu gerathen, errettet. Die Megelndie- 
fer, Art von Schaufpielen, find Durch Die mamich- 
folfigen ſeltſamen Auftritte, und ben komiſchen 
Ausdruce ſehr wohl beobachtet; ſelbſt ein morali⸗ 
ſches Auge wird die Charakter bes zaͤrtlichen Soh⸗ | 
nes umd des Freundes, und Die Entwickelung mit 
selon be betrachten, - Die fpielenden Derfonen 
Sind: 
Seeble, ein after Wolluͤſtiger. Herr Dates. 
William Wheedle. — Palmer. 
Felix, Sohn des Feeble. : Obrien. 
Friendly, des Felix Freund, = Paker. 
Blunderbus.— ⸗Branſ by. 
Daloon =: 9 = Blakes. 
Stau Furbelow.⸗ Bennet. 
Rhodamintha, ihre Tochter. Barton. 
Madam Never Settle. ⸗Prritihard. 
Die Geſellſchaftsperſonen und die Bedienten. 


Erſter 


⸗/ 
— — 


Bibliothek. 157 


Erſter Aufzug. 
Erſter Auftritt. 
In der Frau Furbelow Haus. 


Sir William allein. Das Verdienſt wird 
in dieſem eiſernen Zeitalter nicht belohnt - = man 
pfleget zu fagen, die Dummen befigen den Reich⸗ 
thum der Klugen = =» ich ſterbe noch fuͤr Hun⸗ 
ger ==» menn mir diefer Anfchlag wider ben 
Feeble fehl fchläge. (Fr. Furbelow und Rhoda⸗ 
mintha treten herein) Miche wahr, tiesgen?. : : 

Furbelow und Rhodamintha. Wenn fi fie 
die Gütigfeit haben wollen,  - 

Sr William. Erft die Sache, Madam, 
und hernach Complimente.⸗⸗-Sind Sie mit: 
meinem Borfchlage zufrieden?! = »» Siesgen foll 
mir eine Verfchreibung von tauſend Pfund geben, 
fo verheirathe ich fie an den Feeble. 

Furbelow. Mir wollen: ihnen die Ver⸗ 
ſchreibung geben, wenn ſie verhelrathet iſt. 
Sir William. Ich kann euch nicht trauen. 


L_ v2 


Mand 
@&t. 
5* 


Rhodamintha. Geſetzt, er nimmt mich | 


darnach nicht. ) 
Sir Willem. So gebe Ah euch es, wie- 
der «u = denkt nicht, daß ich. euch. betriegen will. 
Surbetow, Gut, ich faffe mir es gefallen. - 
Sir William, Bringt Feder und Dinte, ich 
habe eine Verſchreibung in der Taſche.⸗(Rho⸗ 
damintha unterſchreibt.) Hier, Madam⸗⸗⸗Sie 
und Eduard ſind Zeugen (ſie unterſchreiben) du 
FÜR morgen die Frau Feeble ſeyn.⸗-Ich kann 
den 


wenig Brittiſche 


pen verwirrten Kerl ſchon zu einer Sache brin⸗ 


gen» ». macht nur.eure Sachen gut » = = lobee 
ihn » » = fehmeichelt ihın genug =» = und er wird 
ales thun , was ihr haben wollt. » = = 
- Surbelow. Sie halten im für « « 

Sir Williom, Einen Modenarren +»= einen 
lebendigen Märtyrer. der Ausfchweifung =» » wenn 
ihr den lebendig nennen wollet, der alle feine Kraͤf⸗ 
te ürberlebet bat, 


‚Surbelow, Er würde es Ihnen nicht glau⸗ 


ben daß er fie uͤberlebet hat. | 

: Sir Willism. Behuͤte der Himmel + aber 
es ift fein Charakter; doch ber Hauptzug iſt Die 
Lichtglaͤubigkeit ⸗In feiner Jugend wollte er 
nichts, glauben.» » » um nun dafuͤr Buſſe zu thun, 
glaubt er alles. Er ift zwar halb blind, aber gleich 
wohl entzuͤckt ihn die Schönheit; halb lahm, aber 
boch ift er auf das Tanzen unfinnig; ganz unver⸗ 
mögend, aber doch öffentlichen Ansfchweifungen 
ergeben, Er hat die Erinnerung an feine Kräfte, 
und hält fie fin die. Kräfte, ſelbſt. Ein Schwel- 
ger.ohne Burgel «=» und.ohne Zahn und Geſchmack, 
ein Epikur. 

Die beyden Kebhaber der Rhodamintha, Blun⸗ 
derbus und Balloon, fommen dazu, und willigen 
in den Anſchlag um ſich zugleich an den Feeble zu 
bereichern. Sir William ſagt, es fehle weiter 


u nichts, als daß man bem Feeble glauben mache, 


Rhodamintha fey von hoher Geburt; deswegen 
babe er eine Gefellfchaft von vielen vornehmen Per- 
(onen, zu der Frau Furbelow gebeten. Blunder⸗ 

bus 


Bibliothek, 159 5%. 
us wil in derfelben den Das von Deublewa · * 
er vorſtellen. 


Zweyter Aufteit. 
Der Park, 


Friendly bietet dem Felix feine Geldboͤrſe an, 
die aber dieſer ausſchlaͤgt. 


Felix. Ich danke dir,, mein lieber Friendly⸗⸗ 
ich danke dir =» aber ich kann nicht = » = ich kann 
mich nicht uͤberwinden dir ſchuldig zu ſeyn ⸗⸗Ich 
babe meines Vaters Stolz⸗wenn ich ‚gleich 
fonft nichts von ihm babe. 

Stiendly. Deines Vaters - » verdammte. 

Selir. Ich bitte andich zu halten - - denn ob 
er gleich fein Vaterhetz hat, ‚ ſo iſt er doch mein 
Vater. 

Friendly. Was wirſt du anſangen? er wire 
morgen mit der Hure verheirachet ſeyn. 

Selig. Ich .will ihm nochmals nad) meiner. 
Art zureden. Vielleicht wirkt bie Matur auf ihn + 
Wo nicht, fo will ich mein ganzes Project in ein 
tuftfpiel bringen, und du, mein lieber Friendlh, 
ſollſt eine wichtige Rolle ſpleien = ' 

Felix befchreibet hierauf fein Project. Deri 
Dienft, ben ich der Frau Furbelow gerhan Babe, 
fol mir den Weg in ihe Haus bafmen. Ich will. 
ihnen meinen Benftand anbieten, und auf dieſe Art 
hinter ihre Geheimniffe fommen.. Dieſe Geſell⸗ 
fhaft, die meinen Vater ins. Garn locken ſoll, be⸗ 
ſteht aus Betruͤgern und einigen Modenarren, hr 

ı 


5 


— Suitiſthe 


Aſch ihres —— wegen mit einem jeden ein 
lan =. ch will fie alle fangen. .. 

Friendiy. In der That, das hat einen An⸗ 
fein. 

Seliy. Bringe die Gerichtsdiener mit » - - 
Ich will dir diejenigen‘, die man fhonen foll, zei- 
gas und * den Ueberreſt, Zuchthaus und 
Willkommen. 


Fr Ich fuͤrchte mich fuͤr dich, und 
Felix. Wir non noch vorher die ‚gelinden 


| * verſuchen. | | 


(Sie gehn ab.) 
Dritter Auftritt. 


Feeble vor ſeinem Nachttiſche ses der Zahn- 
arzt, Augenarzt, Frifeur und Mahler wartend; 
ber Wundarzt ber ber Arbeit mit den Nägeln. 

Das Gefpräch des Feeble mit diefen Leuten be- 
trifft ihre verfehiedenen Arbeiten, die fie an ihm 
verrichten. Als ihm endlich der Augenarzt das 
Auge giebt, ruft er aus: Auf nunmehr zur Er- 
oberung «= + Hal. meine Herren, es mus eine 


naͤrriſche unempfindliche Ereatur feyn,, bie fich nicht 


in nich verliebt. 

Sir Williem tritt ins Zimmer. Bor Ihrem 
Machttifche, mein Herr Feebies.- wie? es ift 
fünf Uhr - » = ‚doch ich bitte dieſe Herren um Ver⸗ 
gebung « » «ein Tag iſt eine Kleinigkeit für fo vor- 
treffliche Arbeit » » « wenn es ein Momath gewe- 
ſen waͤre, ſo lieſſe ſi ** es verantwerten = =» eine 

digur, 


Bibbliothet. Gꝛr in 
gut, tig Bio Ihrige/ geharet unter Diejenigen ” 
Derke, auf die ein Künftler fein ganzes Leben 
»enden ſollte; denn der Sohn ift Unſterblichkeit. 

Feeble. Bey meiner Seele, nicht eine Stun⸗ 
e⸗22Ich ſtand nicht eher als gegen Abend auf. 
Wenn man haben will, daß die Angen gut fehen 
offen, fo müffen fieniemals das Tageslicht fehen - = 
Es zieht den Augapfel zufammen, und die Augen 
yaben des Nachts feine gebhaftigfeit. Nicht wahr, 
Derr Doktor⸗⸗⸗Ich habe es von Ihnen gelernet! 

Der Augenarzt. Sehr gruͤndlich, Ihre 
Snaden. — J 

Sir William ſagt dem Feeble viele Schmei⸗ 
cheleyen, und hält mie gluͤcklichem Erfolge um deſ⸗ 
fen Tochter an. Die Frau Furbelow und Rho— 
damintha fommen. | 

Seeble. O Rhodamintha! Sie find geboh- 
ren zu glänzen. | “ 

Sir William, Und Sie, um diefelbe ini _ 
re Sphäre zu feßen. Diefer Ruhm, mein Here, 
war ihrem groffen Geſchmack und Geifte vorbehal⸗ 
ten. Ich fehe fie am Hofe ftralen, ich fehe Die 
Damen bey ihrer erften Erfcheinung in Ohnmacht 
fallen. Ich hoͤre die Mannsperfonen ihre Ey 
oberungen vermwünfchen; denn ob fie gleich nicht 
leugnen fönnen, daß Sie Liebe verdienen, fo be» 
neiden fie doch Ihr Gluͤck. | 2 
Feeble. hr habt mich überwunden =» Eu 
Redekunſt, und ihre Augen ==» Ady-die hezau⸗ 
bernden funkelnden Hagen? (as mich ſiekuͤffen. 





we Brittiſche 


| aincha. Uebermwunden!:- «+ Syn 
That!⸗⸗- Gefegt, ich liebe Sie, Herr See 
welche Unverfchämtheit - » = uͤherwunden⸗· =» do 
Sie haben mich auch überwunden, ich heirath 
Sie alfo. | | | 
Seeble. Sir William, hr follt Bater feyn - = 
Hole einen Beiftlichen = » - du Pleine Betrügerin 
ich Dachte nicht eher verheirathet zu werben, bis 
ich einige Fahre mehr meine Freyheit genoffen bet 
te === Doch ich glaube , beine Reizungen werden 
mich beftändig mahen. | 
BRbhodamintha. Ich wollte noch mie Ihnen 
fprechen, aber da koͤmmt jemand, den ich nic) 
fehen fan ==» Kommen Sie, Madam, wir 
‚wollen Sie zu Haufe erwarten, mein Herr -:: 
Wolly, bleib Bier, und gieb mir Nachricht, (Fe 
lir koͤmmt.) | 
FGeeble. Was foll dieſer Ungehorfam heiſſen⸗⸗ 
warum koͤmſt Su bieher? = = » Mur geftern habe 
äch bie meine Thüre verboten; und doch bar did 
diefen Morgen Pulville, der ehrliche Puloille, von 
allen Falten Speifen meines Haufes Frühftücken fe 
ben, gemäftet wie ein ford Mayor und zehn X 
 bermänner. Ich dachte, die Betrübnis verderb⸗ 
te den Leuten ben Magen > « » aber = > = höre Jun⸗ 
ge, was hat dich zuruͤck gebracht. 
Selig. Eine Sache, mo es auf Leben und 
Tod ankoͤmmt = == wie Ihnen Pulville, der ehr: 
liche Pulville, gefagt hat. j 
Feeble. Willft du dich über mich. aufhalten? 
Jelix. Wollen Sie die Gütigfeit haben, mich 
been: | Feeb⸗ 


Bibliothet. ‚163%: 


Seebie. "Diefer groffe Schlingel macht, daß 
ch mich für einen alten. Kerl halte, ich mus ihn | 
ortjagen = = «hängen , ich. fan ifm nicht vor mir 
then. Was wirft du für dich. anbringen Eönnen? 
Seele. Haſt du mir nicht tauſend abſcheuli⸗ 
he.fügen.gefägt = = u dich bemuͤhet mich zu hin⸗ 
tergehen? Haſt dur niche? . - | 0 
Selig. ch habe hr Misfallen völlig ver- - 
ienet. ne 

Seeble. Meine Rhodamintha verläumber! 

Felix. O mein Bar! |. 

Feeble. Nun, waus willſt du ale von mir 
haben 2 DE Zu E 

Felix. Brod ⸗⸗Ich bin nicht der erſte jun ⸗ 
ge Menſch, der-einen:: Fehler begangen hat; mas 
hen Sie ein Exemprl, und laſſen mich den erſten 
ſeyn, ‚der jemals Verzelhung erhielt. 

Feeble verzeiht zwar feinem: Sohne, befiehlt 
ihm aber, auf Sir Williams Erinnerung, nichts 
weiter anzubringen und fortzugehen. _ Er entdeckt 
hierauf dem Sie William feinen: Fioeifel an Rho⸗ 
daminthens Ehre, weil en alle junge Leute von 
feiner Bekanntſchaft zugeſchworen, daß fie mit ihr 
zu thun gehabt hacren. Sir. William verſichert, 
es fen aus. Bosheit geſchehen, weil fie Rhodamin⸗ 
tha abgewieſen und Hm (den Feeble) vorgezogen 
haͤtte; er füge die groͤſten Betheuerungen hinzu. 

Friendiy bringe, verkleidet als ein Bedienter 
des Hirzogs von Doncaſter, einen Brief. an den 
derble, den Diefer vorkeft: „Sir William iſt ein 

82 oͤffent⸗ 


wirt “  . Brittifie 
yffentlicher Betrüger » = Das Mägdehen FE vor 
der Mangle- Allen weggenommen, wo ihre Mut 
ter ein Hurenhaus Hält = » x es tft eine Verſchwoͤ⸗ 
tung Sie zu ruiniven,,.. 

Feeble hält den Brief fuͤr richtig, bis Friend⸗ 
lh vom Sir William erkant wird. Worauf Fee 
ble fo in Affect geraͤth, daß er durch ben Huſten bie 
eingeſetzten Augen und Zähne verlieret. 

Vierter Auftritt. 
In der Frau Furbelow Haus. 

Die Frau Futbelow traͤgt ihren Bedienlen die 
Einladungscomplimente an viele Perſonen auf. 

. Rpobümninsha zeigt fc) in üprem Pe, LR ih 
ein menig Roth mehr auflegen, und wundert ſich, 
daß ihr after-einfältigee Schöps noch nicht da ifl. 
Wolly erzählt, daß dem: Herrn Feeble ein trauri- 
ger Zufall begegnet ſey, ber ihn. nech nicht erlaub⸗ 
fe gu fommten. . Du 


Zweyter Aufzug. 
Ehen dafelf. 


Seeble allein. Ich bin eneſchloſſen = ich will 
nichts mehr wider fie höten - +» - Sir William hat 
mich überzeuget, daß fie ein tugendhaftes Frauen⸗ 

. zimmer ift; ich will fie heirathen⸗-Es iſt zwar 
etwas hatt « » = mit diefer Geflalt = » = ich wundre 
mich nicht, daß Mylorb Brewe und Sienber hei 
vathen sn. aber ich Denfe »z» biefes Geficht folls 

_., te 











’ 


Bibliothrk. 165 


e der Schoͤnheit ohne dergleichen Beſchwerlichkei⸗ * 
ten befehlen «== Die Tugend ſollte ſich Perfonen 
meines gleichen auf Difcretion übergeben > = = fol 
he verfluchte Capitulatianen beflecken den Ruhm 
des Gieges.- «>. Mein ihre Reizungen ==» ich 
muß nachgeben = »=-Eupido lebe wohl. (Diedrau 
Furbelow, Rhodamintha, Sie William, Blun⸗ 
derbus, als Herzog von Donblewater, und Balloon, 
als ein gelehrter Lord, kommen) F 
Biunderbus. Sein Diener, Herr Feeble, 
meine Damen ihr unterthaͤnigſter. Der Held hat 
keine gröffere Ehre, ols feine Siegeszeithen zu den 
Füffen einer Schöne zu legen. °. | 
gFeeble. Dahin legt der verzweifelnde Lieb⸗ 
haber ſein Herz. on 
„Dlmderbus Sehr wohl, Here Feeble, ſehr 
w PR ze : 


ohl. 

Balloon. Und dahin auch der Gelehrte 2 
Ach Modam! ss» ‚menn Sie mir erlauben woll 
ten, Die Stroͤme von Wiſſenſchaften, bie ich. au 
dem Titus fivius, Virgilius Mare, Marcus Tul⸗ 
fs, Thucydides, Lenirerus, und Alonze Barba 
gefhöpft Habe, vor Ihnen ausflieffen zu. loffen. 

Rhodamintha. Ach thun fie es janicht «> - 
Sie werben uns:üßerfehmenmen, Ds 

Balloon. Madam ‚wenn ſich der Geiſt aller 
diefer Werfen vereinigte. um ALT jemand zu unter⸗ 
tichten ⸗. ‚fo würbebiefet : doch gegen. Sie ein 
Naw ſeyn. ee N 

Sir William. Wehl geſagt Mioerd⸗⸗ 
Sie haben mh uncſancgelcſeu int 
nr | 3 


lung | 


Blunderbus. Es mag wohl nicht fo gut g 
foot fenn, noch = « « gehn fie hier aus · dem Wege⸗ 
mein gelehrter $orb »= = ich will wiſſen, was Sk 
mit ihrem Geſchwaͤtze für Abfichten. haben. | 

Balloon.. Der Lady zu gefallen - » und wen 
ich glücklich ſeyn koͤnte, fo weis der ‚Himmel, 
ich auf Sie von oben herab fehen würde = = = 
ı  Blunderbus, Mein Herr, Sie müffen wiſ⸗ 
fen ‚ daß niemand als ich dieſer Jaby gefallen fol. 

‚Sir William. Das ift hoͤſtch, mein Here 


Herps. 
Blunderbus. Hoͤflich oder nicht hoͤflich; 
if wahr, und mer daran zweifelt  - - “ 
Rhodamuntha. Das find. aufferorbentliche 
Sreyheiten, bie ſich Ihre Gnaden heraus zu neh⸗ 
en deneben «==. keute von unferm: Stanbe - =: 
Ich mus ihnen fagen, mein Herr Herzog =« = 
Feeble mengt fih hierauf in den Streit, Der gleich 
mit dem Fluche bewillkommet wird, Bonıben, Car- 
eaffen, Jerdammung und Beifing: (er ni 
ber ſich.) 
Siunderbus. Bleibt in einer: Entfernung. 
Veeble. Ich habe einen Auftrag andiefe Lady. 
Blunderbus· Woher? 
Feeble. Aus dem Idaliſchen sufiwelde, 
= Dlunderbus. Ha! 
>." Keebie. Und dem prächtigen Eycheron. | 
- Blunberhup. : Sir, wo iſt der: Jtaliänifche 
Suftma, Ha? ? Sag er mir, mer ift berühren? 
Feble Der Kebhaber der. Afpafiä! -: 
a ndeobun. Werdammꝛe iſt: ſein nf in. Ä 
ho⸗ 


g 


Bent 166 Brittiſche 





VBilothet. 36ʒ8 


Rhodamintha. Mylord, Sie find unver· 
chaͤmt⸗⸗⸗ kein Rang noch Titel geben Ihnen da⸗ 
u Recht « == und. Ste misbrauchen diefelben, 
dert Feeble geben Sie mir Ihre Hand .ze 

Blunderbus. Ich habe meine $gufgräben 
dor Ihnen eroͤffnet, Madam, und den mus Dies. 
es Schwerdt freffen. = = » 

Rhodamintha bringe den Feeble nach vielen 
Zureden dazu, daß er dem Blunderbus das Schwerd 
tus der’ Hand reiff, worauf Feeble freudig aus- 
uft: Bomben, Carcaffen, Verdammung und 
Verwuͤſtung. 

Sir William. Herr Feeble ich bezeuge Ih· 
nen meine Hochachtung. 

Feeble. Niemand, als die Tapfern, verdie⸗ 
nen die Schoͤnen. (Sie gehen ab.) 

Felix koͤmmt in der Geſtalt einer —32 
mit zween Bedienten der Frau Furbelow, und ver⸗ 
langt von ihnen, ihn unter ben Namen der Me⸗ 
naldo Domabdafcar ben der Frau Furbelow zu mel- 
den. Er made, yor deren Ankunft ;.eine, feltfar 
me Erzählung von feinem neunzehnbunberejährigen. 
Alter , feiner. ——— mit dem Mercurius 
Trismegiſtus, dern Seegott Glaucus, Comus, 
Raymond Lully, Cornelius Agrippa, und ſeiner 
Regierung ber. Maturbewegungen und. Himmels⸗ 
zeichen. (Die Fr. Furbelow koͤmmt.) J 

Felix. Madam, ich habe Ihnen einige Wor⸗ 
te insgeheim zu ſagra, idig Ihrer Aufmerkſamkeit 
würdig ſind. Ich habe Ihnen geftern einen gu⸗ 
ten u eehfe,. und ‚wenn es- ihnen * 

zw . 


868 Brittithe 
ng iſt, fo will ich das Geſchaͤft zu Stande Bein. 


gen. | 
. Surbelsw. : Was mag bie Frau hiermit 
meynen 1 200 
Felix. Ich bin keine Ziegeunerin, ſondern oh⸗ 
ne Die Sterne verſtehe ich. Die Zauberkunft gern 
um Ihre Geheimniſſe zu wiffen «= « Ich bin »  - 
befant mit Ihren Anſchlaͤgen wider den Herrn 
eeble. 


Furbelow Anſchlaͤge, Frau, meine Anſchlaͤ⸗ 
get Anfchläge wider den Heren Feeble! Ihr ſeyd 
eine Betruͤgerin, und ich will euch⸗⸗⸗He! 

Felix. Ruft nicht eure Leute, ich bin fuͤr al⸗ 
len Schaden ſicher: aber ihr felbftund fie werben == 
merken, daß ich. eure Abfichten befördern, oder 
entbecken kan, ich meis fie alle « =« wollt ihe flug 
ſeyn und mich: anhoͤren. 

:_ Surbelowo: Ich bitte um Entſchuldigung 2:3 
Ihr ſeht wie ein verliebtes j junges Frauenzimmer = 

Felix. Ach! Madam. | 

Surbelow.: Erzählt mir eute Geſchichte; viel. 
* kann ich euch dienen. 

Felix. Eine elende ungluͤckliche Ereatur ««: 
eine arme betrogene Märrin! "die ſich einbildere, 
daß man einer Mannsperſon glauben koͤnnte⸗⸗ 

- Surbeloiv. Ey, ihr waret alſo in ber That 
eine arme betrogene Naͤrrin = « - 

- Selig. Ich verlör meine. Unſchuld, weil ich 
liebte ⸗2 über mit meiner Unſchuid verlor ich mei- 
nen Liebhaber ⸗ſie füchen weiter nichts als: je⸗ 
ne zu vetnithten, und wenn das arme Wilb ge⸗ 
z Bo: - fallen 








Boihliothetk. 169 Ca 


fallen ift, ſo eilen fie auf ein ander Selb - ... ver · 


zeihen fie meinen Thränen ⸗⸗⸗ 

Surbelow. Gerade der Fall meiner armen 
Tochter - == Aber.was brachte eud) zu biefer Pro: | 
feflion. 

F elix. Die Nothwendigkeit⸗⸗..Ich werde 
aber in dieſem ſchimpflichen Stande, das gottloſe 
Geſchlecht beſtaͤndig haſſen, und mit dem Ungluͤck 
des meinigen Mitleiden haben == = Ihre Abſicht 
auf den alten einfaͤltigen Tropf ſchien mir ſehr gut 
angelegt, aber ich ſah ihn unſchluͤſſig⸗Ich wandte 
mich an ihn in dieſer Kleibung, und er hörte mir 
zu; ich beftäfigte feine gute. Meynung von Ihnen, 
und wahrſagte ihm, daß er in vier Monathen ei- 
ne Pairftelle haben würde, wenn er Rhodamin⸗ 
then heirathete. 

Furbelow. Bortrefflicher-Greatur - .. wie 
fehr bin ich euch verbunden = = wie ſoll ich euch 
belohnen? ich will euch in mein Haus nehmen. 

Felix. Nein. 

Furbelow. Wenn ihr. bie: Vollziehung Der: 
Heirath noch diefen Abend: bemerfftelligen koͤnnet, 
fo gebe ich euch vierzig Pfund: 

Felix. Ich unternehme es ⸗ ich weis dog | 
ih fan > » = aber ich mas eine gefehriebene Wer«. 
fiherung wegen des Geldes haben, (bey Seite) ih 
will gegen dieſe Betrüger alle Künfte anwenden; 
durch weiche fie meinen Water, meinen ‚zu vereh⸗ 
vonden obgleich fest unnatuͤrlichen Vater, zů were 
—— — net ut 

* end) —XRX wi er: al 
machen ⸗ (Die 


70: | Brittiſche 


(Die vorigen kommen herein) 

Sir William. Frau = « = einige Eleine Fra- 

Selir. Laſſt mich erft meine Geiſter herbey- 
rufen. 

Str William. Nein, nein, wir werben fie 
nicht nöthig haben »-» bu undie) werden eingnder 
Bald verftehen - = = {ych will die Tochter des alten 
Gecken heirathen =» - » mache bach, Daß er mir eine 
huͤbſche Mitgift giebt «== Aber da iſt ein Schlin⸗ 
gel von einem Sohne⸗25 bu biſt ganz für unfern 
Mugen = = « gie ihm alſo ein Medicamentgen ober - 
Arſenicum: du ſollſt funfzig Pfund haben. 

Felix. Ich kenne ihn, ich wills thum «== aber 
eine Note über das. Geld, das bey feinem Tode 
zahlbar feyn foll. 

- Sie William. Die Väter können ſich er- 
- weichen laffen; alte Leute find zumeilen ſchwach, 
und fühlen. Die Stimmen ber Ratur- =» Frau ich 
will es euch geben - == Menaldo Domadaſcar iſt 
euer Name (er ſchreibt.) 

Selix. Ja⸗⸗⸗-(bey Seite) das wird ein Be⸗ 
weis ſeyn ⸗⸗⸗O Valer, Bat! - 

Sir William. Hier Frau (Felix lieſt unter⸗ 
deſſen) laſt euchs wohl bekommen·ich habe dies⸗ 
mal den Teufel befrogen = = = das Geld kan nie⸗ 
mals gefordert werden. 

Felix. Sehr gut. 

Sir William... Sch will ben alten Dumm⸗ 
kopf gleich zu euch bringen (Feeble koͤmmt herein) 
3 er di. —* mein über hoꝛhoethrtoſter ee 








Bibliothek °— 771 
Feeble, Sie haben Einfiht, kommen Sie und 
wundern ſich mit mir. 

Seeble. Bus, zum Henker, iſt Diefe nermum- 
mete Perfon, ein Mann, oder Frau, oder Zwidder? 

Felix. Keines von allen. 

Sir William. O mein wertheſter Freund 
ein Wunderding. 

Feebte. In der That ein Wunderding, wenn 
es weder Mann noch Frau noch Zwidder iſt. Ich 
denke, wenn ein junger Kerl unterfuchen wollte ⸗⸗ 
ich habe ziemlich Luſt, ſehr Luſt zu ‚verfuchen: » - 
Ben allen meinen Intriguen, wenn fie gleich uns 
zählig find, habe ich niemals mit einer Here zu 
thum gehäbt. 0 

Selig. Rede mit mehr Ehrfurcht, ober ih! 
will den Donner herabrufen. ' 

Sir William. Mein Herr, Sie ſind des To⸗ 


Band 
3 &. 
u Vo 


des, wenn Sie nicht um Berzeihung bitten. Sie | 


äft ein Wunderzeichen. 


Feeble. - Glaubt er es wirklich. tn 
Sir William. Ber meiner Seele »- man 


hat niemals ihres gleichen geſehen. 


Felix. $as ung allein ( Sie Will. gebt ab,y | 
" Keeble.  Gue; Madam, Herr, feines von ale Ä 


\m, was habt ihr mir zu ſagen - 
Selig: Mein: Herr, wenn: anne Kugen —* 
ſind, wollt ihr ſehen? 
Geebie. wills: Es iſt elwas in Ahr 
Betragen, Dasein, 
Felix. Wenn en eure Beide md get 
vporden j: wolid the ſie vermbiden? 


geebie, 


2 _ Brittiſche 

Heeble. Ich will⸗⸗Frau, ihr bringt mich 
in Erſtaunen. 

Felix. Wenn euch die Natur ruft wollt ihr 
hoͤren? 
Feeble. Ich verſpreche es euch bey meiner 
Seele und Ehre. 


‚self. Genug « ... « erinnert euch nur. 
Felix geht ab) 


Die Scene erbffnet ſich. 


Das Geſelſchaftszimmer zween 
ESeſſel oben am. 


Die vorigen treten herein, und nach und nach 
int Die ganze Geſellſchaft zuſammen. Alle 
Herſonen werben von der Frau Furbelow bemill- 
kommet, und man unterhaͤlt fich heilg mit gewiſ⸗ 
ſen Modegeſpraͤchen, theils n mit dem Spiele. 

Sir William zu der Frau Furbelow. Es 
bat nunmehr ſeine Richtigkeit⸗⸗-Dieſe Geſell⸗ 
ſchaft hat ihn überzeugt, daß ihr Leute von Stan⸗ 
de ſeyd. Er will fee heirathen. fo. halb die Geſell⸗ 


ſchaft fort iſt. 


Felix koͤmt herdor Pla —* ich will 
ed m meinen Dater pigen. : - 
Sir William. Felix if der Mahlager nun 
i alles aus, 
Felix. Ich hing): .- um wen nter euch, ihr 


| Stiederträcheigen,, habe ich beleibiget? :Euch, meint 


Bater, der mich: hat enterben-tuellstir- - Ban Euch, 
ber mich vergiften wolte we a hden ech; Fram di⸗ 
ihr 


1; By 1 





Bwliothet. — 


ihr meinem Vater eure ſchaͤndliche Tochter aufhän- 
gen wolltet «== O mein Vater; fprecht das Ur- 
theil über mid, leſet dieſes ... ich bitte euch 
fuͤsfaͤllig. 
Feeble. Hah. a 
Felix. Und diefes! das if euer einfältiger 
Schöps, lieberliches Menfch! Vergeben Sie mir 
mein Vater = « das ift der alte Narre, Madam, 
den Sie auspluͤndern wollten. Das ift euer alter 
Gef, iſt er eg A Sir William? . 
 Seeble. O ihr Ungeheuer! 
Felix. Flieht nunmehr zupie Hr Harplen In 
eure natuͤrlichen Hoͤlen -»- mein Vater kennet end. 
Seeble. Tauſend Pfund!» - mein ‚Sreunb, 
wenn Rhoebamintha feine Frau wird. 
Selig: O mein Herr! Ihre Augen find sch- | 
wet, und Sie fehen Ihre Feinde. 
Feeble Mein lieber Sünge “se meitt Sopri 
mein Felir. 
Ä 6 Felix. Ich bin mehr als zu ſchr für alles w 
zahlet. 
Feeble. ins. bich umarmen. Ich bobe * 
Kind, auſſer dich. 
Felix. Und nun mein Herr, erlauben Sie 
"uns zu feyern === 
re Nicht meine wo, den Hommel 


Self. shre, Befreyung. 


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LT, Brittiſche 


FHeeble. Ich will⸗Frau, ihr bringt mich 
in n Erftaunen. 

Felix. Wenn euch die Natur ruft, wollt ihr 
hoͤren? 
Feeble. Ich verſpreche es euch. bey meiner 
Seele und Ehre ° 

‚ser. Genug» ..= « erinnert euch nur. 

(Selig geht ab) 


- Die Scene erbffne fi... 


. Das Gefeitfchafeszimmer, 1 zween 
| Seſſel oben am. 


Die vorigen treten herein, und nach und nach 
Bent: die ganze Geſellſchaft zufanmen. Alle 
Perfonen werden von der Frau Furbelow bewill⸗ 
kommet, und man unterhaͤlt ſich sheilg mit gewiſ⸗ 
en Modegeſpraͤchen, theils n mit dem Spiele. 

Sir William zu der Frau Furbelow. Es 
bat nunmehr feine Richtigkeit ⸗⸗Dieſe Gefell- 
ſchaft hat ihn überzeugt, daß ihr. Leute von Stan: 
de ſeyd. Er will fe heirathen. fo. bald die Geſell⸗ 


Rate fort iſt. 


‚Selig koͤmt „hervor; Pie —* , ich will 
ed m meinen Vater yigen. - 
Sir:William. Felix if ber Mehrlacer nun 
i alles aus, 
Felix. Ih Ping: -. um wen hunger otth ihr 


| iederträchtigen, habe ich beleibiget? :Euch, eine 


Vater, der mich hat enterben· wollcür⸗⸗vohar Cuch, 
der mich vergiften wolte pder eich; Fraur:di⸗ 
ihr 


13 pP PR) 10 





Bibliothek. 173 8 


ihr meinem Vater eure fehändliche Tochter aufhän- 
gen mwolltet «> -- O mein Vater, ſprecht das Ur- 
theil über mic) , lefet biefes ... ich bitte euch 
fusfaͤllig. 
Feeble. Hah. Be 
Selig; Und diefes! das if euer einfältiger 
Schöps, liederliches Menſch! Vergeben Die mir 
mein Water. = = » dag ift der alte Narre, Madam, 
den Sie auspfünbern wollten. "Das ift euer alter 
Get, ift er es nicht, Sir Wiliam? . 
‚Seeble. O ihr Ungeheuer! 
Felix. Ilieht nummehr / zuruek Hr Harpien In 
eure natuͤrlichen Hoͤlen === mein Vater kennet euch. 
Feeble. Tauſend Pfund!» -- mein Freund, 
wenn Rhodamintha feine Frau wird. 
Felix. O mein Herr! Ihre Augen finb sch 
wet, und Sie fehen Ihre Feinde. 
Ferbie. Mein lieber Junge— —* mein Shn 
mein Felix. J 
be Felix. Ich bin mehr als zu (ehe fir alles se 
zahlet. 
Feeble. Las dich umärmen. Ich gabe th 
Kind, auſſer dich. 
a Und nun mein Herr, erlauber Sie 
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Feuür. Ihre. Beten. Ba 


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74° Drittifche 

m... - VIE 

\ The Life of Henry Prince’of Wales, Eldeſt 

9 °Son of King James the Art, compiled chicf- 

ly from his own Papers, aud other Man 

. feripts never before publifhed, by Dr. 

= Thomas Birch, Secretaty of the Royal So- 

ciety. London 1760, printed for A.Mil- 

lar, 8v0 553 Seiten. . Ä 


en diefem Buche Fommen biejenigen Umſtaͤn⸗ 
7 be sufammen, die jedes Buch wichtig und 
2... leſenswuͤrdig machen: ein berühmter Ver 
faffer , merfwürdiger Inhalt, gute Ausarbeitung. 
Br. Birch a) ift den Gelehrten als ein fleiffiger 
und verdienter Schriftfteller befant; und das fe | 
‚ben eines Prinzen, der, ben längerm Leben, feiner 
Nation Ehre gemacht, und die Gluͤckſeligkeit fei- 
‚ner Unterthanen befördert haben wuͤrde, verdiente, 
von einem fo wahrheitliebenden als berühmten Ver 
foaſſer, getreu und zierlich befchrieben zu werden, 
Heinrich Friedrich, ältefter Sohn des Königs 
Jacob VI und der Anna, gebohrner Prinzeffin von 
a Er DE Däne 
i. a) Heads of IMluftrious Perfons of Great Britain, en- 
graven by Mr. Houbraken and Mr. Vertue, with 
their Lives and charadiers, London 1747. fol. 
Memoirs of the Reign of Queen Elizabeth, Ld. 


3754. 2 Vol, 4. 
Hiftory of the Royal Society of London, for 
improving of natural Ki6wledge, Lond. 1756. 
3 Nod. Ato ſiehe diefe Bibliothek 2 Band, St.593 ff- 


— 
— 


Bibliothek. 175330 
Dänemärf, wurde im “jahre 159% den 19 Be 
an einem Dienftage, auf bem Schloffe Striveling, 
jetzo Sterling genant, gebohren; aber erft ben 6 
Auguft deffelben Jahres, in Beyſeyn des engliſchen, 
daͤniſchen, hollaͤndiſchen, braunſchweig⸗ und meck⸗ 
Iinburgifchen Geſandten, vom Biſchofe zu Aber⸗ 
deen, David Cuniugham, getaufet. Er bekam 
den Namen, Friedrich Heinrich und Heinrich Fried⸗ 
rich, zu Ehren des Königs Heinrich IV von Franb⸗ 
reich, und feines Grosvaters, Friedrich I von Daͤ⸗ 
nemark. Idhann Erſkin, Graf von Mar, wur 
de. zum Oberhofmeifter des Prinzen beftellet; bie 
- Sorge aber für feine Perfon der Graͤfin von Was, 
der Witwe: des ehemaligen Regenten von Schott⸗ 
fand, während. der Minderjährigkeit des Könige 
Jaeob, anvertrauet, Die Diefes Koͤnigs Amme ger 
weſen war. Im ſechſten Jahre, 1599, ward Pring 
Heinrich von dem Frauenzimmer genommen, und 
unser die Aufſicht Adam Newtons gethan, eines 
Schottlaͤnders, rwigigen Kopfs, und groſſen Soh⸗ 
liſten, nachherigen Baronets, dazu ihn der Koͤ⸗ 
nig im Jahre 1620 erhob. Der Prinz, der die 
vortreflichſte Unterweiſung genos, Ind von ſeinem 
gelehrten Vater zum Fleiſſe angehalten, auch durch 
deſſen groſſe Wiſſenſchaft zur Nacheiferung geteizt 
wurde, bewies ganz fruͤhzeitig, wie er die an ihn 
gewendete Mühe genutzet habei - Denn im ſieben⸗ 
sen jahre konte er fehon einen guten Brief in 
franzöfifcher und lateinifcher Sprache fchreiben ; ei⸗ 
ne Webung, die man ſchon damals, als ein Kenn⸗ 
zeichen. und einen Beweis der Gelehrſamkeit an 
.. nme ſah. 


—8 176 


2 


u 


Brittiſche | 
ſah. Ym achten Jahre lernte Prinz Heinrich rei- 
‚ten, fingen, tanzen, mit ben Bogen ſchieſſen, in 
welcher letztern Leibesuͤbung, wie auch im echten, 
Richard Preſton ſein Anfuͤhrer war, welchen der 
Koͤnig nachher. zum:Grafen vor Desmond mach⸗ 
te. Bis auf das Jahr 1003 wurde Prinz Hein⸗ 
rich im Schloſſe Sterling erzogen, unter der Ober⸗ 
aufficht bes Grafen von Mar; in dieſem Jahre 
‚aber dies ihn fein koͤniglicher Vater, ber, nach dem 
Tode ber Eliſabeth, den engliſchen Ihren beſtie⸗ 
gen:, nach England fommen,: und räumte, ihm 
Windſor ein. Sein bisheriger Oberhofmeifter 
wurde ſeines Amts entlaſſen, mit Dem Orden vom 
Hoſenbande begnadiget, und erhielt das Amt ei⸗ 
nes Grosj ifters in Schottland, welchen Po⸗ 
‚fen er bis 1630 bekleidete, und, in einem beynahe 
achtzigjaͤhrigen Alter, 163 7ftarb. Der Prinz wurde 
263 den 2 Julii Ritter des Hoſenbandes, unbikm 
wurde kurz hierauf eine eigene Hofſtadt gegeben; 
‚zum Oberhofmeifteer Thomas Chaloner beftellt, 
sin, Edelmann aus Norkſhire; Der wegen feiner 


weitausgebreiteten Wiffenfihaft b), befoubers in der 


lateiniſchen Dichtfunft und Naturlehre, die Be⸗ 
wunderung bee Gelehrten, und bucch ben edlen 
Anſtand feiner Sitten , die Siebe der Hofleute ver⸗ 
‚biente. Er hatte in Orforb im Magdalenen Col: 


legio den Grund ber Gelabebeit gelegt, unb auf 
Ze | feinen 


: b) Thomas Chaloner ſchriebt A: tweatife on the Ver- 
‚tue of Nitre, ‚wherein is.declaredthe fundry.cu- 
' ‚res by the fame effedted. Lond. 1584, 4t0o. Bon 


nis Oxoniens, Vol, 2. col, 348. mit Ruhm. 


⸗ 


feinen lateiniſchen Gedichten redet Wood in Atize- 





Bibliothet. 177 
— 


feiner Reifen dns herrlichſte Gebaͤude auf ſelbigen 
gebauet : König Jacob machte ihn 1591 zum Nite 
ter, im Jahre 1603 zum Gouverneur des Prin 
zen, und bernach zum Kammerherrn. Cpibemi- 
ſche Krankheiten, die 1603 viele Gegenden verwüftes 
ten, noͤthigten den Prinzen, feinen Wohnplatz immer 
zuverändern: ergieng von Windfor nach Otelando, 
von da nach Nonſuch, zwey Luftfchlöffer bes Königs 
in Surrey, denn nach Hamptoncourt. Das Jahr 
Darauf fehrieb er ein lateinifches Gedichte an ben 
König, worüber dieſer eine groffe Freude bezeigte, 
und ihn, in einem Briefe zum eigenen }Sleiffe in 
ber lateiniſchen Dichtfunit ermahnete, damit er nicht 
nur ſchoͤn abfchreiben, fondern auch felbft etwas 
verfafien möge. Heinrich fand aud) an den fran⸗ 
zöffchen Gedichten einen Geſchmack, beſonders an 
den Quatrains de Pibrac, die er fogar auswendig 
lernte, mie fie es auch, nach vieler Gelehrten Ur⸗ 
theil, verdienen. Nicht nur die Dichtkunft, ſon⸗ 
bern auch die Geſchichtkunde beſchaͤfftigte ben eng» 
lifchen Prinz; daher ihm der ford Spencer, Be⸗ 
ron von Wormleighton 1604 ben 24 April die 
Memoires des Philipp von Comines zum Geſchen⸗ 
fe überreichte, in welchem Buche er die wichtig. 
fen Stellen unterfirkhen hatte, Damit der Prinz 
felbige fogleich finden Fönnte, weil, nad) den eiges 
nen Worten des Lords, Prinzen alles Gute often, 
aber an nichts ſich einen Ekel effen muͤſſen. Die 
bekannte Liebe Heinrichs zu Den Gelehrten, wurde 
von Ihnen durch häufige, Zuſchriften ihrer Buͤcher 
und Abhaudiugen, a artih erkannt. ze | 


Bad 178 Brittiſche 

gonig reiſete Im Auguſtmonathe 1605, in Begie 
tung des Prinzen, nach Orford, fies ihn als ein 
Mitglied des Magdalenencollegii einfchreiben, und 
ernannte ihn bafelbft zum Herzog von Eornmall. Im 
November deffelben Jahres wurde die Pulverver⸗ 
ſchwoͤrung entdeder, und da hiebdurch, wenn den 
Jeſuiten dieſes Verbrechen gelungen wäre, bag ganze 
koͤnigliche Haus, der geheime Rath, und beyde Par: 
lamentshaͤuſer, ihren Untergang gefunden hätten; 
fo befahl der König Jacob, daß zum Anbenfen 
jährlid) am 5 November, oder den nächften Dien⸗ 
ftag darauf, eine feyerliche Predigt gehalten wer: 
den ſollte. Der Pfalzgraf Friedrich, welcher her⸗ 
nach mit der Prinzeffin Elifaberh, Heinrichs Schwe⸗ 
ſter, vermählet wurde, wuͤnſchte ihn in einem Brie⸗ 
fe, aus Sebdan den 10 Dec, wegen feiner wunder⸗ 
baren Erhaltung, in den zärtlichften Ausdruͤckun | 
gen, Gluͤck. Eben diefes that ben 27 December 

ber obengenannte Lord Spencer, und befchenfteden 
Prinzen mit einem Schilde und. Schwerdfe, um 
fich wider meuchelmoͤrderiſche Anfälle zu verwah⸗ 
ren. Heinrich zog ſchon im dreyzehnten Jahre 
feines Alters, wegen feiner Fähigkeit und Siebe zu 
den Wiffenfchaften und edlen leibesübungen , noch 
mehr aber wegen feinen edlen Geſinnungen, die Augen 
fremder Völker auf ſich. Heinrich IV, König von 
Frankreich, gabihm 1606, durch feinen Geſandten 
feine Hochachtung und Siebe, Durch viele Beweiſe zu 
erfennen; ſo fehrieb auch der Dauphin, nachher Ko⸗ 
nig Ludwig XII, damals im fechften Jahre feines 
Alters, anden Prinz, und dankte ihm für bie 
| ge 














Bibliothek. 179 


geſchenkten englifchen Docken. Auch ChriftianV, 
König von Dänemark, Vetter bes Prinzen, gab, 
bey feinem Aufenthalte in England, im Monarhe 
Julii und Auguft 1606, ihm Zeichen feiner Siebe, 
die ſich nicht nur. auf die nahe Verwandſchaft, fon 
dern auch auf Hochachtung gründete, und verehrte 
ihm ein Kriegsſchiff, einen Dolch und Rapier, 
welches Gefchenfe über 3500 Pfund Sterlings 
werth geſchaͤtzet wurde. 

Wie der Koͤnig Jacob und ſeine Gemahlin, 
ungeachtet beyde der proteſtantiſchen Lehre zugethan 
waren, für den ſpaniſchen Hof. eingenommen wa⸗ 
ren? fo war im Öegentheile Prinz Heinrich für 
Sranfreich gut gefinnet. ‘Der franzöfifche Hof ſah 


Band 
2&. - 
ud 


biefe Geſinnungen fehr gerne, und that alles, wager 


zum Vergnuͤgen des vermutblichen Kronerbens von 
England thun konnte. So thaten auch Die Schott⸗ 
länder, ımb fanden an dem Prinzen, ihrem Lands⸗ 
manne, einen eifeigen Bertheibiger ihrer Freyheiten. 


Im Jahre 1607 wurde Joſeh Hall, Rector 
u Halſtead in Suffolk, ordentlicher Hofcaplan 
des Prinzen, der ihn nachher zum Dechant von 
Worceſter machte, welche Strile dieſer aufgab, 
und Biſchof “von Exeter, hernach von Nor⸗ 
wich wurde m Auguſtmonath 1608 reiſe⸗ 
te Heinrich nach Woolwich, um die Schiffswerfte 
iu befehen, woran er, nach den Wiſſenſchaften, 
das gröfte Vergnuͤgen fand. Das Jahr Darauf 
kam Johann Harington, ein ſchottiſcher Edel; 
mann, Baron von Exten in Rutlanh, von ſeinen 

| Ma Meifen 


0 
180 Brittiſche 
Reifen zuruͤck, und geſiel dem Prinze ſowohl, daß 
er ihn einer vertraulichen Freundſchaft wuͤrdigte, 
die er auch bis zum Tode des Prinzen genos. Ja⸗ 
eob I erklärte Den Prinzenn Heinrich, 1609 den 3 
Sunius, zum Prinzen von Wallis, und fehlug 
ihn zum Ritter; ſuchte auch 1611 im April für ihn 
eine Prinzeſſin zur Gemahlin aus, naͤmlich die äl- 
eſte Torhter des Herzogs von Savoyen, wel: 
cher Vorfchlag aber dem Prinz Heinrich eben 
fd wenig gefällig war, als bes. Königs Sein 
vichs IV Anerbieten, die Prinzeſſin Chriſtia⸗ 
na, feine andere Tochter, mit ihm zu vermäblen. 
Ken 10 Detober 1612 wurde Heinrich mit ei⸗ 
wem Fieber befatten, (das er entweder durch zu 
häufigen Genus bes Obſtes, ober durch Erhi⸗ 
gung ſich zugezogen hatte,) es war mit Kopfweh, 
Schlaflofigfeit und mehreren gefährlichen Zu- 
fällen begleitet, und ris ben, von ganz England 
faftangebeteten, unb von dem übrigen Europa mit 
groͤſtem echte bewunderten Prinz, den 6 No: 
vember 1612 an einem Freytage, abends um acht 
Ahr, im ı9 Sabre feines:hofnungsvollen Alters, 
aus dem Sande der Lebendigen. | 
Dr. Birch hat 358 Blattſeiten dem Leben des 
Prinzen gewidmet; von 359 » 409 folget bie Er⸗ 
zaͤhlung von feinem Begräbniffe, und denen auf 
diefen Todesfall gehaltenen Trauerreden und ver⸗ 
faſſten Leichengedichten. 
Den —— an Sammlung 
122 , die: ch theils felbft geſchrie⸗ 
ben, theils ihn und fein Sehen betreffen. sein 








Bibliothek. 1818 

Wir beſchlieſſen unſere Nachricht, mit dem * 
Charakter des- Prinzen, aus der Zuſchrift dieſes 

„ Buches, die an den jegigen König von England, 

. Georg II, damals Prinz von Balls, gerichtet iſt. 

Ich habe nur ein unwollfommenes Gemäßlde fo 
„vieler und fo groffer Tugenden des Prinzen ent⸗ 

„worfen; Stärke und $ebhaftigfeit im Verftande, 

. „und ein Hang nach der Vollkommenheit, Die einem 
„Fuͤrſten nuͤtet und ihn zieret; Beſcheidenheit 
„und. Mäffigung bey Macht und Hoheit; ein lo⸗ 
„bensmwürbiger Ehrgeiz die ſchwere Regierungsfunft 
„zu erlernen, und bo) Gebuld bie Zeit abzuwar⸗ 
„ten, fie auszuüben; tugenbhafte Sitten, bey dem 
„verführerifchen Reize eines ſchwelgenden Hofes; 
Wahrheitsliebe und Aufrichtigkeit, Haß gegen 
„bie Schmeicheley; durch Sparſamkeit befoͤrderte 
Neigung, alle gute Erfindungen großmuͤthig zu 
‚ungerftügen und zu belohnen; und endlich die Kro⸗ 
„ie alfee Tugenden, eine wahre und ungeheu⸗ 
„chelte Gottesfurcht, dieſes find Die Züge, welche 
„das Bild Heinrichs, Prinzen von Wallis, ſchil⸗ 

„bern, und die an Eurer Fönigl. Hoheit Perfon 
„eben fo herrlich glänzen, » | — 
Nihil præſtabilius eſt aut pulcrius munu⸗ Deorum, 

quam caftus & ſanctus & Diis ſimillimus 
| Princeps, 


TR  Briktifihe | | 
‚an . | Vm. 
Nachricht von den Lebensumſtaͤnden Geor⸗ 
ge Friedrich Haͤndels, Eſq. *) | 


eorge Friedrich Händel war zu Halle den 

24 Februar 1684 gebohren. Sein Vater 

mar bafelbft ein Arzt; er warüber fechszig 
Jahre alt, als feine zwote Frau unfern Haͤndel 
zur Welt brachte, mit welcher er auch eine Tochter 
erzeugt hatte. Aus feinem erften Eheftande harte 
er einen Sohn, der um diefe Zeit bey dem Her- 
zoge zu Sachfenweifjenfels Kammerbiener wur: 
de, und fich an diefem Hofe aufhielte. 

Handel war in dem fiebenten Jahre feines 
Alters, als fein Water an den Hof des Herzogs 
reiſete, und ihn zurücke lies, ungeachtet er inſtaͤn- 
digft gebeten hatte mitgenommen zu werben, in 
der Abſicht, feinen Bruder zu beſuchen. Händel 
folgte bey ber Abreife feines Waters, der Kutſche 
zu Fuſſe nach, und brachte es endlich durch fein 
anhaltendes Bitten bahin, daß fein Bater ihn mit 
zu feinem Bruder nahm. | 

Es fcheint, daß Händel fih nicht lange an 
dem herzoglichen Hofe aufgehalten habe; denn er 
mar gerabe fieben Jahre ale als er nach Halle zu⸗ 
rüc kehrte. Es äufferte ſich fihon damals fein 
groffes Talent -zue Muſik. Ben feinem Aufent- 
halte in Weiffenfelg_pflegte ex, nach geenbigtem 

te 
* Aus dem Gentleman's asine for April and 
? May 1760. uͤberſetzt. No ſo Aprit 








Bibliothet. 183 


Gottesdienſte, auf der Orgel zu ſpielen. Der Yen - 

zog blieb einmal von ungefähr länger, als gewoͤhn⸗ 

Mich, in der Kirche, und hörte ihn, undda er et: 
was, das nicht gemein war, in feiner Art zu fpies 
len fand: fo fragte er den Kammerdiener, wer auf 
der Orgel fpiele. Diefer antwortete, daß es fein 
Bruder fey; morauf ber Herzog ihn zu fehen ver⸗ 
langte, und zu feinem Vater fagte, daß er ein 
Verbrechen gegen das Publicum und die Nach: 
voelt begehen würde, wenn er ber Welt ein fo auf 
ferordentliches Genie zur Muſik entziehen, undihn 
zu andern Wiffenfchaften anhalten wollte, Der Va⸗ 
ter gab nicht ſowohl den Gründen, als vielmehr 
dem Anſehen des Herzogs nach, und verfprach, 
feinem Sohne eine Erziehung zu geben, die feinen . 
Fähigkeiten gemäg wäre. Der Herzog machte 
dem jungen Händel ein Geſchenk, und fagte ihm, 
daß es feinem Fleiffe an Feiner Ermunterung feh« 
len ſolle. | 

Haͤndel wurde bey feiner Zurücfunft nach 

Halle , von feinem Vater zu dern Organift Zackau 
gethan, welcher in feiner Kunſt fehr geſchickt war. 
Man fagt, daß Haͤndel fehon damals die Stelle 
feines Lehrmeiſters, in beffen Abweſenheit, vertre⸗ 
ten habe. Er. hatte von der Unterweifung deffel- 
ben fo groffen Nutzen, daß er im neunten Jahre 
feines Alters anfieng Kiechenmufifen zu compo« 
niren, und mit diefer Compoſition drey jahre 
nach einander fortfuhr. 
Er hatte es nunmehro fo weit gebracht, daß 
er feinen Lehrmeiſter beynahe übertraf. Man be 





and 
ver. 


184 Brittiſche 


ſchlos, ihn nicht länger zu Halle zu laſſen, under 
wurde im Jahre 1698 nach Berlin gefchickt, mo 
er einen Anverwandten am Hofe hatte, auf deffen 
Sorgfalt und Freundfchaft feine eltern ſich ver- 
laſſen fonnten. 

Die Oper mar bamals in einem fehr bluͤhenden 
Zuftande. Verſchiedene berühmte Perfonen hat- 
ten die Aufjicht Darüber, unter welchen ſich Buo⸗ 
noncini und Artilio befanden: Buononcini 
war der befte Componift; und Artilio der beſte 


“ Spieler; und ihr Charakter war eben fo verſchie⸗ 


ben, als ihre Talente. Bnononcini war eitel 


und ſtolz, und Attilio war befcheiben und aufı 


richtig. ‘Der erfte fah mit Verachtung auf Haͤn⸗ 
deln, und der andere begegnete ihm mit Höflich 
keit. Attilio hatte ihn zu Stunden auf dem 
Schooffe, vor einem Flügel, auf welchem er ihn 
fpielen fies, und die aufferorbenttiche Geſchicklich⸗ 
feit eines fo jungen Knabens bewunderte. Buo⸗ 
noncini felbft wurde endlich gezwungen, feine vor’ 
frefliche Talente zu erfennen, und erzeigte ihm er 
nige Höflichfeiten, ob man gleich Anlas hatte zu 
glauben, Daß fie Feine Wirkungen von Freundſchaſt 
und Wohlwollen waren; 
handel nahm bey bem Unterricht des Attilio 
ungemein zu, und er war nicht: lange in Berlin, 
als er dem Könige vorgeftellet wurde, welcher ihn 
oft befchenfte, und endlich: vorſchlug, ihn unter 


‚feiner eignen Protection nach Italien reifen zu laß 


fen; allein Haͤndels Aeltern lehnten aus gewiſſen 
Urſachen Diefeg Anerbieten ab. . . & | 








Bibliothek. 18575 

Es wäre für ihn nicht rachſam geweſen, laͤn⸗ 
ser in Berlin -zu bleiben; er Fehrte dahero noch ein⸗ 
mal nach Halle zurüc‘, und man erwies ihm aufferors 
dentlich viele Höflichfeiten. Da erfich Begriffe von 
der Vortreflichkeit inder Muſik erworben hatte, bie 
alles das, was er in Halle fand, weit übertrafen: 
ſo war er ſehr umgeneigt fich bafelbft zu vermeilen; 
und hatte eine groffe Begierde, nach-Sralien zu ges 
hen. Unterdeffen fand er fein Mittel, den Auf⸗ 
wand, weichen eine Reiſe nach Italien erforderte, 
zu beftreiten. Man fendete ihn nady Hamburg. 
Diedafigen Opern wurden nur von ben in Berlin 
übertroffen, Bald nach feiner Ankunft in Ham⸗ 
burg ftach fein Water. Händel mwolltefeiner Muts 
ter nicht zur Saft ſeyn, und ſuchte daher Stumden 
zu geben, und eine Stelle im Orchefter zu erhal 
ten, Unterdeffen ſchickte ihm Boch feine Mutter, 
einige Monathe darnach, etwas zu; allein fein 
Fleis, und feine Achtung gegen feine Mutter, waren 
lo gro8, daß er nicht nur das Geld, fo ihm feine 
Nufter uͤberſchickt hatte, zuruckſenden, fondern 
auch noch ein kleines Geſchenk von dem feinigen bey: 
fuͤgen konnte. 

Der erſte Fluͤgel wurde damals von Kayſern 

gr, einem Manne, der auch in ber Commpos  - 
ftion ftarf war. Aber er liebte die Werfehmen 
dung, machte Schulden, Die er nicht wieder bezah 
I fonnte, und ſahe ſich daher genöchiget, zu flüch- 
m Ben Erlebigung dieſer Stelle wollte derje 
"ige, welcher ven andern Flügel fpielte, hinauf rin 
Gen; aber Haͤnbel war ihm entgegen, toehhern 

; Ä M5 | feine 


zu 196 Brittiſche 


ſeine hoͤhere Geſchicklichteiten ein Recht gaben, 
die erſte Stelle Anſpruch zu machen. Nach man. 
chem Streite, an welchem alle diejenigen, die die 
Oper unterhielten oder dirigirten, Antheil hatten, 
wurde die Sache zu Haͤndels Vortheil enefchie: 
den. Seine Anhänger führten an, Daß man bios 
auf den Mugen der Oper, und nicht aufden Eigen⸗ 
nußz einer einzeln Perfon zu fehen habe, die fich nicht 
auf vorzüglichere Fähigfeiten, fondern bios auf 
ein vermeintes älteres Recht, berufen Fönne, Dies 
fe Gründe waren unterdefien für Haͤndels Neben: 
bubler von feinem Gemwichte, und. er trieb feiner 
Groll fo weit, daß er, als fie aufdem Orcheſter 
zufammen famen, ihm mit einem Degen einen 
Stos auf die Bruft gab, welcher ihm gemis Das 
Herz durchbohret haben würde, wenn er nicht zu 
gutem Gluͤcke Muficalien im Bufen gehabt hätte, 
bie ftarf genug waren, baß fie auch einen zweymal 
ſtaͤrkern Stos wuͤrden haben aufhalten Fönnen. 
Bald bierauf wurde Haͤndel auch Componiſt 
für die. Oper; ungeachtet er. nue fünfzehn Jahre 
alt war. Die erfte Oper; welche er feßte, war die 
Almeria, und fie erhielt fo groffen Beyfall, daß 
ſie dreyſigmal nach :einander  aufgeführet wurde. 
In einer Zeit von einem Jahre verfertigte er zwo 
andere Opern, Florinda und Nero, welche mit 
eben ſo groſſem Beyfalle aufgenommen wurden. 
Er hatte ſich unterdeſſen auf keine gewiſſe Zeit 
bey der Oper verbindlich gemacht, und er behielt 
ſich die Freyheit vor, Hamburg verlaſſen zu Fon 
nen, wenn er es fuͤr gut befinden wuͤrde, wir es 
— eſinoen I 


N , l .. 








Bibliother. 187 


h vorgenommen hatte, andere Laͤnder zu ſehen, 
id ſich mit den Arbeiten anderer Meiſter bekannt 
machen. « . 

Unter ben vielen Perfonen von hohem Stan 
2, welche zu ber Zeit, da die Opern Almeris 
nd Florinda aufgeführee wurden, ſich zu Hanı« 
urg aufbielten, befand fic) auch der “Bruder des 
sobann Gaſton de Medicis, Grosherzogs yon 
oſcana. Da er ein groffer Liebhaber von. der 
Nuſik war: fo fand Händel durch feine unge 
reinen Fähigkeiten, nicht nur den Zutritt zu Dies 
nr Prinzen, fonbern er wurde auch von Ihm einen 
efondern Vertraulichfeit gewürdigt, Der Prinz 
eflagte oft, daß Händel mit den italiänifchen 
Meiftern nicht befannt fey, von deren Werfen er 
hm eine groffe Sammlung zeigte. Händel, wel⸗ 
her diefelben durchſah, fagtefrey zu dem Prinzen, 
‚aß er nichts von dem Groſſen barinnen - fände, 
velches dieſen Werfen beygeleget würde. . Aber. 
ver Prinz verficherte ihn, daß eine Reiſe nach Ita⸗ 
lien ihn auf.einmal mit dern Styl und dem Ge⸗ 
ſchmack der italiänifchen Muſik ausföhnen würde, 
und daß ein Meifter in diefer Kunſt in feinem an 
bern Sande eine gräffere Aufmunterung finden koͤm 
ne. Der Prinz drang zulegt in Haͤndeln, daß 
er mit ihm nach Sytalien gehen mörhte; und vers 
fprach ihm zugleich, daß es ihm an feiner Be⸗ 
quemlichkeit fehten folle. . Ungeachtet Haͤndel feſt 
entſchloſſen war, nach Italien zu gehen, ſobald 
feine Umſtaͤnde ihm den noͤthigen Aufwand zur Rei⸗ 
fe darbieten würden; fo ſchlug er doch, mit ges 

| “ bühren« 


Band 
a SGt. 


Ban tgg Brittiſche 

v Bührender Erfäntlichfeit für die Gnade des Prin 
zen, diefes Anerbieten aus, weil er feine Und 
bängigfeit fr feinen Vortheil in der Welt aufy 
‘den wollte. 

Er hielt ſich fünf Jahre zu Hamburg auf, un! 
in diefer Zeit harte er fich, auffer. bem zu feine 
Bebürfniffen nöthigen Aufwande unb einigen fie: 
nen Gefchenfen, die er feiner Muster machte, ein 
Summe von zweyhundert Ducaten gefammelt 
Mit diefer Summe trat er die Reife nach Italien 
an, und hinterlies eine anfehnliche Anzahl von Sr 
naten, bie entweber verloren find, oder von wel: 
Gen man nicht weis, daß er der Verfaſſer Davon 

Er gieng zuerft nach Florenz, wo er von dem 
Prinzen von Tofcana fehr gnaͤdig aufgenommen 
wurbe, und freyen Zutritt in dem Palaft des Orc: 
herzogs erhielt. Der Prinz wimfchte einige Sti— 
de von feiner Tompofition zu haben, und Haͤndel 
kaum neunzehn Jahr alt, war, feiner Jugend un 
des Unterſchieds zwiſchen der italiaͤniſchen und den 
ſchen Muſik ungeachtet, fo gluͤcklich in der Compo 
fitiomeiner Oper, Rodrigo, daß er ein Geſchent 
Pe hundert Zecchinen und einen Silberfervice *' 

ielt. J 

Die vornehmſte Schauſpielerin und Saͤngern 
zu Florenz war damals Vittoria, von welche 
man fagt, daß fie ſehr ſchoͤn gewefen fen, daß It 
dem — in —— Gnaden geftr 

en, und daß fie Haͤndeln ihre Zuneigung 9 
ſchenket habe. ⸗ m Din A 

_ | | 


Bibliothef, . 189 m 


Nachdem er fi. ein Jahr in Flaren; verweilt 
atte, begab er ſich nach Venedig, woer zuerſt auf 
iner Maskerade, als er den Fluͤgel ſpielte, von 
arlatti entbedtt wurde. Man ſagt, daß Scar⸗ 
ti”), fobald:er ihn habe ſpielen hoͤren, ausge⸗ 
ufen habe: dns fünne niemand anders, ala ber 
Sachſe oder der Teufel fein. Allein man fegt 
iefen Einfall vielen Perfonen inten Mund , bee ' 
onders dem Morus *) als er ben Eraſmus ſah. 


Haͤndel wurde nach feiner Entbeckung unauf⸗ 
yorlich angegangen, eine Oper zucomponiren, und 
r verfertigte endlich, in einer Zeit von drey Wo 
hen, die Agrippina, welche fieben und manzig- 
mal nach einander, mit dem aufferordentfichiteh 
Beyfalle, aufgeführet wurde, Die beften Sänger 
nd Sängerinnen bewarben fi) um Rollen in der 
Agrippina, befonders die Vittoria, Die aus pers 
fönlicher Achtung gegen Haͤndel ſich alle Mühe 
gab, durch die Anwendung ihrer. Gefchiclichkete 
ten den Werth feiner. Arbeit zu erhöhen. 


.44* 


*) Es gicht zwo Perſonen von dieſen Namen. Ale 
ſandro Scarlatti, der Verfaſſer einer Oper, 
Principeffa. fedele, bie für ein Meiſterſtuͤck ges 
balten wird; und Dominico Scarlatti, der no 
ist in Spanien lebt. Welches von dieſen beyden 
Handeln ‚zu Venedig ‚eusbeht, iſt nicht bekam. 
Vielleicht iſt dieſes ein Bo bee Scarlatti 
geweſen; denn mir hoͤren hernachmals, daß Haͤij⸗ 
dei mit deyden Cxarfarti, bey dent Carbimi 
Ottoboni zu Kom, Bekanſſchaft gemacht hat. - 

*) gi den vierten Band · dieſer Bibliothek Gaa 

ile. 


2Gt. 


ar 


an [90 Brittiſche 


Von Venedig gieng er nach Rom. Seine 
kunft wurde bald bekannt, und er wurde von Per 
fonen vom erften Range geſucht, beſonders ven 
Cardinal Ottoboni, der eine Gefellfchaft vortrefl 
her Tonkuͤnſtler unterhielt, unter welchen der be 
ruͤhmte Corelli die erfte Viotine fpielte. Auf Ve 


langen des Cardinals uͤberreichte ihm Händel ei 


‚gang. diefes Wettſtreits wird auf verſchiedene A 


Stüd von feiner Compoſition, worinnen diefe Mu 
fiel, welche nur an bie italiänifche Muſik gewoͤhn 
waren, verfchiedene Schwierigkeiten fanden. Ce 
relli felbft, deffen Befcheidenheit und Artigkeit mi 
feinen übrigen Eigenfchaften überein kamen, de 
Elagte ſich über diefe Schwierigkeiten, und Haͤn 
del, welcher ihm gewieſen hatte, wie fie zu übe‘ 
winden wären, nahm ihm, als er fie nicht treffe 
konnte, das Inſtrument mit groffem Ungeſtuͤme 
aus der Hand, und fpielte die Stellen felbft. Co 
relli, welcher eine folche Ueberzeugung von Händel 
gröfferer Geſchicklichkeit nicht noͤthig hatte, gear 
mit der gröften Befcheidenheit, daß er ihn über 
treffe, und da Händel fortfuhr ungeduldig zu fer, 
fo fagte er nur zu ihm: Ma, caro Saffone, queli 
muſica & nel ſtilo francefe, di eh'ĩo non mintendo. 
Das Inſtrument, welches Händel mit ve! 
zuͤglicher Kunft fpielte, war der Flügel, Dome 
Nico Scarlarti war damals bey dem Eardinl 
Ottoboni, und wurde für den gröfften Meifter au 
biefem Inſtrumente in ganz Italien gehalten. De 
Cardinal veranftaltete, daß beyde ihre Gefchiclich 
Feit gegen einander verfuchen mufften. Der Au⸗ 








erzãh 


Bibliothek. —* 


tzaͤhlet, indem einige Haͤndeln, andere aber dem 
Scarlatti den Sieg zuſchreiben. Wenn fie zur Or⸗ 
gel famen: fo erflärte Scarlatti felbft , daß Haͤn⸗ 
del ihn weit übertteffe. Es iſt eine Ehre für bey- 
de, daß fie, ungeachtet fie Nebenbuhler waren, 
dennoch Freunde blieben; denn Haͤndel pflegte al: 
lemal, mit aufferordentlicher Hochfchäßuug, vom 
Scarlatti zu fprechen, und Scarlatti, wenn man 
ihn wegen feiner Geſchicklichkeit bewunderte, er 
waͤhnte allemal Haͤndeln, und gab feine Achtung 
für ihn zu erfennen. 

Obgleich Haͤndel vornehmlich bey dem Cardi⸗ 
nal Ottoboni war: fo pflegte er fich doch auch oft 
in den Paläften der Cardinäle Solonna und Pam⸗ 
philii einzufinden. Pamphilii, der einiges Talent 
zur Dichtkunſt Hatte, ſchrieb ein mufifalifches Dra⸗ 
ma, il Trionfo del tempo, und verſchiedene ars 
dere Stuͤcke, von welchen Händel einige in einem 
einzigen Abend, und einige aus dem Stegreiftum. 
ponitfe. Eines von diefen war eine Lobeserhebung 
auf Haͤndeln ſelbſt, worinnen er dem Orpheus ver⸗ 
glichen, und zu einer Gottheit erhoben wurde. 


Band 
2St. 
un ul 


Da er mit verfehledenen Prälaten der roͤmi⸗ \ 


ſchen Kirche befane war: fo hatte er öftere Anfälle 
wegen feiner Religion auszuhalten, Aber man ſah 
gar bald, daß man Handeln zur Aenderung ſeiner 


Religion auf keine Art würde beivegen können, und 


er erflirte, daß er bey der Religion inder er geboh⸗ 
ten worden, leben und ſterben wolle, fie möchte bie 
tahre oder eine falfche feyn. Es gereicht ihm zur 
Ehre, dag man ihn niemals dahin bringen ri 
ic 


[O2 Brittifche 


ſcch auch nur in aͤuſſerlichen Gebraͤuchen nach einer 
Religion zu bequemen, zu welcher er ſich nicht be- 
kante. 

Bey feinem Aufenthalte in Rom componirte 
Kandel ein Oratorio Refurrezzione , und hundert 
und funfzig Cantaten, nebft vielen Sonaten und 
andern Sachen. 

Ben Rom gieng er nach Neapel, too er von 
Ben vornehmſten Perfonen wohl aufgenommen wur: 
de. An diefem Orte componirte er eine Serenade, 
Acige e Galatea, auf Verlangen ber ‘Donna Sau: 
ra, eine Damevon fehr hohem Stande. Nachdem 
er ſich einige Zeit in Meapel verweilt hatte, gieng 
er zum zweytenmal nach Florenz, Rom und Bene 
big, und fehrte, nach einem fechsjährigen Aufent: 
halte in Italien, in fein Vaterland zurück. Unter: 
weges fraf er in. Hanover ein, wo erben berühmten 
Eteffani fand, den er zuvor in Venedig gefehen 
haste; und Der bamals bey Dem Churfürft von Ha 
nover, nachherigem Könige von Gresbritannien, 
George 1. Sapeltmeifter war. In Hanover fand 
er auch den Baron Kilmanseck, der ihn mit einer 
fo groſſen Empfehlung an den Hof brachte, daß ber 
Churfuͤrſt ihm fogleich einen jährlichen Gebale von 
1500, Rthlr. ausmachte, damit er in Hanover blei- 
ben moͤchte. Haͤndel, welcher zu der Zeit angel 
gentliche Einladungen nach England, nonbem Her: 
zog von Manchefter erhalten, und überdiefes ver: 
ſprochen hatte, ben Hof bes Churfürften von ber 
Pfalz zu befuchen, fagte zu Dem Baron, durch wel⸗ 
‚chen. biefes Anerbieten geichah, daß er zwar Ve 
x N ftär s 


Bibliothek. 193 Cu 
ſtaͤrkſten Regungen ver Dankbarkeit gegendie Gna· 
de des Churfuͤrſten empfaͤnde; allein er befuͤrchtete, 
daß er das geſchehene Anerbieten nicht werde an⸗ 
nehmen koͤnnen, weil dieſes von ſeiner Seite eine 
Art von Verbindung ſeyn wuͤrde, in Hanover zu 
bleiben, weiches aber mit feinem Verſprechen, und 
mit gewiſſen vorherigen Entſchlieſſungen, die er 
nicht aufgeben koͤnne, ſich nicht wuͤrde vereinigen 
laſſen. Der Baron hinterbrachte Haͤndels Vor⸗ 
wand dem Churfuͤrſten, welcher befahl, ihm zu ſa⸗ 
gen, daß die Annahme des ihm angebotenen Ges 
halts ihn weder von feinem Verſprechen noch von 
feinen Entfchlieffungen abhalten folle, fonbern daß 
manihm die völlige Freyheit laffen würde, ein Jahr 
oder mehr nach feinem Gefallen abweſend zu fenm, 
oder. dahin zu gehen, wohin er es für gur-befinden 
würde, Aufdiefe leichten Bebingungennahm Haͤn⸗· 
del feinen Gehalt mit Dank an. | 

De Stefani bald nachher die Stelle bes Ca⸗ 
pellmeifters aufgab: ſo wurde diefelbe Haͤndeln 
gegeben, Sein Privilegium, nach Gefallen abwe⸗ 
ſend zu ſeyn, wurde dabsıcch nicht aufgehoben, und 
et reifete bald Darauf nach Düffeldorf. . Er befüch« 
fe auch damals feine Geburtsftabt Halle, wo er 
einige Jeit bey feinen :Freunben und Anverwand« 
tenzubeachte, beſonders bey feiner Mutter, Die Day 
mals fehr alt und feit geraumer Zeit blind war; in« 
gleichen bey feineni ehemaligen Sehrmeifter Zackau. 
Der Ehurfürft von.der Pfalz nahm ihn mit befon« . 
derer Gnade. auf, und machte ihm, bey feiner Ab⸗ 
tale, auſehnliche Gefchenfe, J | 

N Bon 


8*194 Brrittiſche 
u 


Bon Duͤſſeldorſ gieng er über Holland nah 
England, und langte im Winter des Jahres 1710 
gu Sonden an. Die Opern waren Damals eine nei 
Art von Luſtbarkeit, und bie Einrichtung derſelben 


war im hoͤchſten Grade ungereime und lächerlid. 


Man überfegte einige italianifche Opern ins Ey 
liſche, undlies die englifchen Worte nach der Drigi 
nalmuſik fingen, fo daß bie Worte verfegt wurden, 
und daß zuweilen Die fanfrefte Melodie, welhhe fur 


Ins Wort Mitleiden beftimene war, aufdas Bart 


Wut fiel; dahingegen die rauhen Töne, welche in 
dem Driginal der Mut zugehörten, dem Wirk 
den zu Theil wurden. Haͤndels Ankunft machte 
biefen Ungereimtheiten ein Ende; er wurde anden 
Sof gebracht, und erhielt viefe Merkmale von de 
Gnade der Königin. Die Stanbesperfonen zul 
ſeiedigen, welche nach einer Oper von feiner Ark 
groffes Verlangen trugen, componirte er ein Dir 
ma, Rinaldo, weiches einen Italiaͤner, Roſſi, zun 
Verfaſſer hatte. Aaron HiE, von welchem fih der 


Dlan dazu herſchrieb, überfegte es ins Engliſh. 


In diefer Oper hatte der berühmte Sänger Ni" 


Kni, eine Hauptrolle, und fie wurde mir ungen 


them DBenfalle aufgeführt. . 
Zaͤndel hatte nunmehro ein ganzes Jahr! 
England zugebrarht, under hielt es für noͤthig nad 
Hanover zurück zu gehen. Bey ſeiner Abrelſe erfiel 
ee von der Konigin und dem Hofe anſehnliche kr 


ſchenke, und er. mußte verfpoechen, daß er zu 


formen suplite, wenn er bie Erlaubnis non den 
Prinzen erhaltenwürde, in deſſen Dienften 


'y 


tl 
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| 





| Bibliothek. ‚198780 
Bald nach feiner Ankunft in Hauover verfer — 


figte er. für Die damalige Churprinzeſſin, Carolina, 
zwoͤff Cammerduetten, zu welchen der Abt Mauro 
Hortenſio die Poeſie gemacht hatte. Er componirte 
auchnoch andere Stuͤcken, ſowohl zum Singen als 
für Inſtumente. 
Gegen das Ende des Jahres 1712 gieng er nach 
England zurück Der utrechter Friede wurde, we⸗ 
tige Monate. nachher, geſchloſſen, und bey Diefer 
Gelegenheit verfertigee er ein Teldeum und Jubi 
he, Man gieng ihn an, daß er bie Direction.dber 
nn dem Hay⸗ market wieber-übernehmen fol- 
1 Die Königin felbit- wendete ihr Anſehn an, ihn 
dazu zu vermögen, unbals ein Zeichen der Achtung 
gegen feine Berdienfte, machte fie ihm’ einen jaͤhr⸗ 
lichen Gehalt von zweyhundert Pfund auf feine $- 
benszeit aus. Ungeachtet Händel in Hanover ſich 
verbindlich gemacht hatte, fü hielte er ſich doch bie 
zum Tode der Königin, welcher im Jahre 1714%- 
folgte, in England;auf, nachdem bie. Zeit, ba er 
hatte zuruͤkkommen ſollen, vorlängft verfloffen war. 
Bey der Ankunft des Könige, unterftand Haͤn⸗ 
del ſich nicht, am Hofe zu erſcheinen, weil er ſich 
feines üblen Verhaltens bewuſſt war. Allein, ſein 
Freund, ber Baron. Kilmanseck, welcher wit dem 
Konige nach England gefommen war, brachte vie⸗ 
leyen dan vornehmſten Perfonenauf Haͤndels Sei⸗ 
te. Er veranlaſſte auch den Koͤnig zu ejner Luſt⸗ 
ſahet auf dem Waſſer; bey welcher · Oelegenheit 
Huͤndeln aufgegeben wurde „eine Miſik aufzufuͤßh * 
"m. & or Dig auf ine or a At, Baer 
oo 2 0. 


oͤ— 





I 
⁊ 


agb Brittiſche 


ur 


- 


Um dieſe ZUR ſiel man varnuß, eine Art von Aca—⸗ 





Koͤnig davon ſeht zufrieden war, und fragte, wie 
dieſes ohne fein Vorwiſſen haͤtte veranſtaltet ter: 
den koͤnnen. Der Baron ſtellte hierauf dem Koͤ— 
ige Haͤndeln vor, als einen, der feinen Fehltritt 
zu fehr erfenme‘; als daß er Entſchuldigungen dafür 
fuchen follte, der aber ein aufrichtiges Verlangen 
frage, ihn wieder gut zu machen: Haͤndel erhielt 
die Gnade des Königs, und feine Waffermufif wur- 
de mit dem gröfften Benfalle beehret. Der König 
feßte dem jaͤhrlichen Gehalt, weichen ihm Die Königin 
sgemacht hatte, zweyhundert Pfund auf dehgrs 
Fr zu; und als ihm aufgetragen murde, die Men 
MPrinzeſſinnen in ber Muſik zu unterrichten, wurde | 
dieſe Zulage bis zu vierhundert Pfund erhoͤhet. 
Im Jahre i7 verfertigte er die Oper Ama⸗ 
»dige, und von dieſer Zeit an bis in das Jaht 1718 
var: er faſt beſtaͤndig bey dem Grafen von Burling⸗ 
‘en. -Da Pope ein fehr-vertrauter Freund des 
Grafen war: ſo trug es ſich oft zu, daß Haͤndel 
and er zufammen bey ihm ſpeiſeten. Pope, der das 
ſeinſte Gehoͤr für bie poetiſche Harmonie befas, hat⸗ 
tefeines für die Muſik, und er geftand oft, daß 
Die beften Compoſitionen, die Händel fpielte, ihm 
fein Vergnügen machteil. Unterdeſſen hatte ihm 
fein Sreimd;, Arbuthnot, mit Hoͤndels ungeme- 
: nen Verdienſten bekant gemacht. Bom fahre 1713 
bis zum Jahre 1720 war Händel vormehnrich jı 
Cannons. ' Syn den legten beyden Jahren tompo⸗ 











nirte er blos den Teſeo und Paftor fido , denn Buo⸗ 


noncini und Attilis waren Componiften für die Opet. 


demie 


Pibliothet. 107 


demie auf. dem. Hay⸗ market zuftiften, in bee Abs 
fiht, daß daſelbſt Opern von Handels Compofi- 
tion, unter feiner Yufjicht und ‚Anordnung, aufge» 
führet werden follten.. Man erwählte den Weg 
dee Subfeription / „durch welchen. feine geringere 


Summe, als soooa Pfund zufammen gebracht. 


wurde. Der Koͤnig felbft hatte mic unterfchrieben, 
und die Gefellfchaft wurde mit bem Titel ber koͤ— 
riglihen Ycabemie beehret. Haͤndel verlies Con- 
nons, und reifete, in, ber Abſicht Sänger zu ſu⸗ 


hen, nah Dresden, wo er Senefino und Duri- 


fanti bewog , daß fie mit ihm,nacd) England gien⸗ 
gen. Buoroneini und Attilio haften noch immer 
viel Anhänger auf ihrer Seite „aber fie waren ben, 
Freunden Haͤndels nicht gleich... Im Jahre 17 
erhielt er Erlaubnis, feine Oper, Rabamift, auf 
äujühren, Das Haus war ß voll, daß viele von 
der aufferorbentlichen Hige ohnmaͤchtig wurden, 
und viele boten für einen Plag aufder Gallerievier« 
dg Schillinge, nachdem fie fih um, einen andern 
Pag vergebens bemüht hatten.  . 
Der Streit zwifchen Haͤndels und bes Buo⸗ 
Noncini Partey gieng immer weiter, und ber. Adel, 
cheilte fich in zwo Factionen , die fich einander mit. 
goſer Heftigfeit entgegen ftellten. Man wurde zu⸗ 
let dahin einig, daß Die beyden Virtuoſen an ei⸗ 
ker Oper gemeinschaftlich arbeiten möchten, ‚und, 


daß jeder einen befondern Aufzug hehmen follte., 


etjenige nun, welcher. burch.bie Allgemeinheit, 
der Stimmen die beften Beweiſe yon „feiner Ge⸗ 
thickſichkeit geben würde, folle zu Dem Beſitze des 
u j no Rz” : - Haͤu⸗ 


* 


Band 
En 


198 Srittiſche 

Hauſes gelangen. Dieſe Oper war Muzʒio Scaͤ⸗ 
vola, und Haͤndel componirte den letzten Aufzug. 
Ben der Aufführung waren die Stimmen gar nicht 


mehr getheilt, und Haͤndel erhielt den Vorzug. 


Die Academie wurde nunmehr vollfommen einge- 
richtet, und Handel, der für diefelbe Componift 
wurde, unterhielt fie neun Jahre fang mit unge 
meinem Denfalle. Aber um biefe Zeit entſtand 
eine Mishelligfeie jmifchen ihm und Seneſino; 


dieſer befchuldigte handeln einer Tyranney, und 


Haͤndel klagte Sensfino wegen Rebellion an. Der 
Adel gab ſich afle Mühe, diefe beyden wichtigen 


-Perfonen wieder mit einander auszufößnen, aber 


ſo verlies doch Händel den Hay⸗ marker nicht ; 


vergebens; und zuletzt entitanden wegen Diefes 
Streites neye.Mishelligfeiten. . ‘Der Adel wollte 
nicht geftaften, daß Handel, um feine Rachbe⸗ 
gierde zu befritdigen, einer Perfon den Abfchied 
geben folle, die zu ihrem Vergnuͤgen fo unentbehr- 
lich war, und Findet wollte, um ihres Bergmü- 
gens willen, mit Feiner Perfon ; die ihn beleidigt 
beit in Verbindung bleiben. Ein eben fo heftiger 
reif entſtand zwiſchen der Fauſtina und Cuzzo⸗ 
ni, und endlich wurde eine Geſellſchaft, bey der 
ber König ſelbſt und faſt der ganze Hof wor, und 
zu deren Unterhaltung man eine Summe von 
50000 Pfund unterſchrieben hatte, durch den Ue⸗ 
bermuth derjenigen Perfonen zerftöret, gegen Die 
man mit $obeserhebungen und Geſchenken ver- 
ſchwenderiſch gewefen mar. 


Od aber gleich bie Academie auseinander gieng, 


aber 





Bibliothek. 199 8a 
abet er ſahe bald, daß er nicht allein eine Den 
von Wichtigkeit war. Nachdem Senefino den Ab» 
ſchied erhalten hatte, verlohren ſich die Zuboͤrer, 
und das Publicum lies ihn empfinden, wie un 
recht er hatte, daß er auf oͤffentliche Unkoſten fei- 
nen Zorn hatte befriebigen wollen. Cr ſchlos da⸗ 
mals mit Heidegger einen Vertrag, daß fie ge⸗ 
meinſchaftlich Opern auffuͤhren wollten; und er 
gieng nach Italien, neue Leute zu holen. Er kam 
mit Strada, Bernachi, Fabri, Bartoldi und 
andern zurüc‘; allein er empfand bald, mas für 
ein Unterfehied zwifchen der Verbindung mit / dem 
bririfchen Hofe, und einer Gemeinfchaft mit Hei⸗ 
Degger war. 
Der Adel, welcher fich beleidigt fand, verans 
ftaltete eine neue Subfeription, um gegen ihn, in 
dem Schaufpielhaufe in Lincoln’s> „Jen Fields, 
Opern aufzufuͤhren. Porpora und Farinelli wa⸗ 
ren unter andern von der Geſellſchaft. Porpora 
war der Verfertiger verſchiedener Cantaten, die 
man febr! bewunderte ‚und Farineflibezauberte alle, 
die ihn hörten, durch feine aufferorbentliche Staͤr⸗ 
fe im’Eingen. Haͤndel erhielt fich drey Jahro 
lang mit Heidegger gemeinſchaftlich, und ein Jahr 
allein, wider ſeine Antagoniſten; endlich aber muſte 
er unferfiegen ‚ und er ſahe ſich genöthigef, den 
Hay market feinen Hebenbuplern zu uͤberlaſſen. 


Fr machee nachher einen Verſuch , ſichi indem 
Haufe, welches feine Nebenbuhler in: Lindeins· Inn⸗ 
Fields verlaſſen hatten Zuhoͤrer zu verſchafen— 3 

4 aber 


wu 200 Brittiſche 


— 


aber dieſes Vorhaben mislang ihm, und er ver⸗ 
fügte ſich nunmehro in Coventgarden, und ſchlos 
eine Gemeinſchaft mit Herr Rich, In Covent⸗ 
garden führte er im Winter 1733 feine Oper, 
Ariadne, auf; indeffen baf eine von Porpora ge 
feßte Oper, die eben diefen Namen hatte, auf dem 
Hay: market aufgeführet wurde. Er hatte das 
Misvergnügen, zu fehen, daß er, wenn er auch 
ber Sompofition bes Porpora die feinige entgegen 
feßen durfte, dennoch der Stimme bes Farinelli 
nichts entgegen zu fegen hatte. Diefes war für 
ihn defto demuͤthigender, da er feinen erften Bey⸗ 
fall fich allein zugefchrieben, und einen Sänger ver- 
achtet hatte, ber fo fehr befugt mar, den Ruhm 


mit ihm zu theilen. Unterdeſſen fube er ſo lange 


hartnaͤckig fort, bis er fich genoͤthigt ſahe, faſt al- 
les, was er hatte, hinzugeben; um fich aus feinen 


| Schulden zu reiſſen. Diefer unglückliche Ausgang 


machte einen fo ftarfen Eindruc auf ihn, daß er 
nicht nuv eine Zeitlang feine Gefundheit, ſondern 
auch ſeinen Verſtand verlohr. ¶Sein rechter Arm 


wurde ihm durch einen Schlagflus unbrauchbar 


gemacht; und er fagte und that zuweilen ſolche aus⸗ 
ſchweifende Dinge, daß man an feiner Sinnleſ ig⸗ 


| feit nicht mehr zweifeln konte. 


Er wurde endlich von dieſem traurigen. Zu⸗ 
ſtande, vornehmlich durch den Gebrauch der Baͤ⸗ 
ber zu Aathen, wieder hergeſtellet, und ep im 


. Jahre 1736 nad} Londen pure 


vsı a se ⸗ 
—ä [u | D . . 
‘ 
. 
n. r 
[5 \ - 3 
* 











Bibliothet. 201 


Kirz nach: ſeiner Zuruͤckkunft wurde ſein Feſt 
Des Alexanders in Coventgarden aufgeflihret, und 
wohl aufgenommen. Unter dieſer Zeit mar die gu 
te Einrichtung auf. dem :Hayr market, durch ver⸗ 
ſchiedene Umſtaͤnde ſehr. zuruͤckgekommen. Der 
Lord Middleſer aͤbernabm deswegen die Direction 
und gieng: Haͤndeln oft an, ihn mit Compoſitio. 
nen zu verſehen. Haͤndel machte zwo Opem fi 
den Lord, Faramondo und Aleſſandro. Bey⸗ 
De wande auf dem Hay⸗ market im. Jahr 1737 
aufgefuͤhret, und Boͤndel erhielt bafür tauſend 

und. 


Als ſeine Opern auf: dem Hay market denehe 
maligen Beyfall nicht mehr fanden: ſo fuͤhrte er 
eine andere Art von Muſik ein, ‚Die er Mratorio 
nannte , umd ·die er dem angehohrnen Ernſi ber Eng⸗ 
länder für gemäffer hielt. Da der Inhalt Diefer 
Stuͤcken. allemal aus der. heiligen Geſchichte ge⸗ 
nommen war: ſo hielten es einige für eine Enthei⸗ 
ligung, daß fie in. Muſik gefegt „und. öffentlich aufr 


28. 


geführt soürden:  Diefes Vorurceheil war nicht ale _ 


gemein genug, zu verhindern, daß fie als drama⸗ 


tifche Dialogen abgefungen wurden; aber es-ver- 


hinderte Doch Die ordentliche Vorſtellung, und auf 


diefe Art wurden, dieſe Stüden weniger unserhals 


tend. Ungeachtet fie aber. den Beyfall nicht erhiel⸗ 
ten, den fie wirflich verdienten: fo fuhr doch Haͤn⸗ 
del Damit bie zum Jahre 1741 fort, da die ſchlech⸗ 
te Beſchaffenheit feiner. Umſtaͤnde ihn nöchigre, 
England zu⸗ ven, und fein Gluͤck in dubun 
iichn. * 


* 


nn Das 


rn . Buritrtiſche 


VE as erfle, was er. in Dublin thae, war’: daß 


ee feinen Meſſtas aufführte, weicher in England 
fehr kaltſinnig aufgenommen werben war. Man 
empfieng Handeln in Irrland auf eine Art, die 
eine groffe Achtung gegen. feine Derdienfte zu er: 
kennen gab. Sein Aufenthalt in Irrland, weh 
cher neum Monate dauerte, brachte ihn in eine bef- 
fere Berfaffung , und ben feiner Zuruͤckkunft nach 
London fand er Das Publicum beffer gegen fich ge⸗ 
finnt ‚als ehemals, Es murbde endlich wieder fein 
Freund, wozu die vorfheilhafte Art, mit welcher 
ihn Pope im vierten Buche feiner Dunciabe er- 
waͤhnt, nicht wenig betrug. | 


Baͤndel fieng nunmehr feine Oratorios im 
Eovenegarden mit allgemeinen Beyfalle wieder an, 
und führte zueeft Sempfon auf. Im Jahre 
1743 hatte er wieder einen paraiytiſchen Zufall, 
und im Jahre 1744 zog er ſich den Unwillen eis 
nes gewiſſen Frauenzimmers zu, die alled anwen- 
dete ihn zu ſtuͤrzen; aber vergebens: Sein Meſ⸗ 
flas, den man ehemals fo kaltfinnig aufgenom⸗ 
‚men hatte, wurde nunmehro ein Keblingsſtuͤck. 
Haͤndel führte ihn jährlich zum Beſten des Find- 
fingshofpirals auf ; welches damals blos durch Ber: 
Fäge von Privätperfonen' unterſtuͤzt wurde. | 


m Jahre ıy5r wurde er blind, durch eine 
Kränfheit: am Auge, bie ‚gutts-ferena genennet | 
seird.: Er gerierh darüber eine Zeitlang in Die 
tiefſte Schwermuth, und fonnte niche ruhen, bis 
in u: er 





Bloliothek. HOFER 


. an fich einige Operationen hatte unteruehmen 
ffen, die fü fruchtiss als‘ fihmerzhaft waren; 

Ran wird fi} wundern, daß man mit ihm in 

iefee Werfaffung Operationen unternommen; al: 

in man wird aufhören fich zu wundern, wenn 

nan weis, Daß der Ritter Tahlor, der fo viele Wuns 
yerdinge gethan hat, und der fich eben Damals in 
Fngland befand, die Operation verrichtet: Haty 

yenn ob diefelbe gleich Haͤndels Augen keinen Nu⸗ 

sen fchafte: fü füllte fie doc) Tanlorg Beutel. 


Diefe ganze Zeit über, fegte er bie Aufführung 
feiner Eingftücken mit ununterbrochenem Benfalle 
fort; aber da er ind, daß es ihm unmoͤglich fiel, 
fie ollein zu beforgens-fo-fland ihm, auffein Ver⸗ 
langen, Herr Smith bey, welcher oft an feiner 
ftatt fpielee, und überhaupt feine Stelle vertrat. 
Mit diefer Beyhuͤlfe führte er, bis acht Tage vor 
feinem Tode, feine Singſtuͤcken beftändig auf. 


Vom October 1758 an nahm feine Gefunbheit 
merflih ab, und die Luſt zu effen, die fonft ſehr 
ſtark bey ihm gemefen war, verlies ihn, Diefem 
ungeachtet behielt fein Geift, auch im legten Thei⸗ 
le ſeines Lebens, feine völlige Lebhaftigkeit, wel⸗ 
ches aus verſchiedenen Geſaͤngen und Choͤren und 
andern Compoſitionen erhellet, die, vermoͤge der 
Zeit ihrer Verfertigung, als die letzten Toͤne ſei⸗ 
ner ſterbenden Stimme angeſehen werden koͤnnen. 
Am ſechſten April 1759 wurde ſein letztes Orato⸗ 

| rium 


Der} .n 


2%. 204 Brittiche 
m aufgefuͤhret, wobey er gegenwärtig war; 
und den vierzehnten ſtarb er. Den zwanzigſten 
wurde er in der; Meftminfter. Abtey begraben, 

mo ee ihm, auf.feine Koften, : ein Denkmal m 
errichten verordnet hat, Er. hingevlies fein: Ve⸗ 
mögen , : welches fehr anſehnlich war, der Tod 

68 feiner Schweſter; aber; feine Muſikalien ver 
machte. er dem Deren Smich, welcher nunmehro, 

nebſt Haren Stanley, bie Aufführung.der 
Singſuchen beſtaͤndig fortfegt. 


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Bibliothek. Dos ein 


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i IX, : 


Weber den Umgans mit ON... 


er gröfte und ſchaͤbarſte Vorzug, deſſen 
D ein Menſch ſich ruͤhmen kan iſt der Vor⸗ 

RN zug “ein Menſch zu fern. Was fuͤr Wunder 
reffen in uns zuſammen! Alle Weleweiſen find 
iber dieſelben erſtaunt! Einige‘, deren Begrifft 
ich auf Materie und das, was in die Sinne fällt, 
inſchroaͤnken, behaupten, daß wir aus einem fünften 
‚nd fehr feinen Elenient zuſammen gefegt [nd ; arts 
vere aber wollen uns unter den Goͤttern unſern Platz 
mweiſen. Jene wenden ſich un’ffrinliche Gegenſtaͤn⸗ 
de, um eine Sübſtanz, die nicht in die Sinne faͤllt, 
zu befchreiben;- und dieſe ſetzen ihre thoͤrichte Ei⸗ 
telfeit an die Stelle ihrer Seele. Aber mus nicht die 
Seele uͤber die ſeltſamen und abentheudtlichen Abbili 
dungen,die dergroͤſte Theil der Weltweiſen von threi 
Befep und ihren Eigenſchaften macht, ihren Spott 
haben? Vergebens betrachtet fie die verſchiebenen 
Gemaͤhlde ber verſchiedenen Zeiralter, auf welcheni 
fie und vorgeſtellet wird: ſie kanmſich darauf nicht 
erkennen, und diẽ beſten Copien / die ſie in den Han⸗ 
den der igigen Metaphyſiker wahrnimmt, ſind vol⸗ 
ler Uwollkommenheitn. en 

In den philoſophiſchen ·Shſtemen · werben wir 
die Seele nicht fo finden, wie ſie ft. Die Mannich⸗ 
faltigkeit der Meynungen von ihrer Natur verbrei⸗ 
tet eine-gröffere Dunkelheit über · ſie. Wenn wit 
die Abſicht haben, die Seele zu finden: fo muͤſſen 

EN, ET ai 


- 2 


*) Aus dem Univerl, Mag. ͤberſeht. 







er ., Brittiſche 
wir ſie in ihr ſelbſt ſuchen; aber dieſe Na 
ſchung erfordert eine voͤllige Abgezogenheit won fi 
perlichen Gegenſtaͤnden, von Leidenſchaften, un 

Vorurtheilen. Auch Der kleinſte Theil 

aterie, wenn er auch noch feiner als Luft € 
Feuer wäre, mus hier entfernet werben. Die Ser 
hat, ihrer Bereinigung mit dem Körper ungeachte 


.r “rd 


Ungeſtuͤm, fichzuden unendlichen Wefen emporge 
ſchwungen, ‚oder oe weite Rund der Erde durch⸗ 
ſchweift habon. Es giebt gewiſſe Verfaſſungen, 
uind gewiſſe glückliche Augenblicke, bie ung von dl 
Ian ‚äufferlichen Gegenflänben.gewaltfgm abzieh, 
Hnd.quns;, - über die Grängen ber Sterne hinaus, 
perfagen, Alsdann nimt die Seele feine Sinne mit 
(ch; dir behält innliche Begeiffeund Kagu 
gen ; von welchen: fie ſich nicht ganz losmachen kan. 
In vielen Umſtaͤnden des Lebens empfinden die Mer 
ſchen weder Hitze noch Froſt, ober ſie empfangen we⸗ 
nigſtens nur einen ſehr ſchwachen Eindruck vonde 
ren Daſeyn. Wenn man in der Mitte eines Fluß 
ſes gemach ſchwimmet: fo vergiſt man leiht ei 
jede anbere Empfindung; 26 ſcheint, daß der Kir 
per; indem. er mit Dany Stronje ſortgeht, mit DA! 
Maſſer nur eine Subftanz ausmache. Die Set 

| MARIN SET in ablein 





, 





Bibliothet. 20700 


Bein ſcheint auf der Oberfläche der Wellen umanı 
ein, und ſich nur mit fich fetbit zu:befchäftigen. - - 
Wenn wir Die Schönbeis der Blumen mit Be: 
sunderung. betrachten, wenn wir den Geruch lieb: 
icher Düfte im ums ziehen, wenn wit auf Die Harp 
nonie dee Töne horchen:- fo ift Diefeseine Wirfung 
der Siebe , Die wir. fiir unfern Körper haben. . Die 
Seele, bie ung. näher verwandt iſt, bat Diefe äufe 
ſerlichen Huͤlfemittel eben fo wenig nöchig, als 
Nahrung und Schlaf. Sie.geftatteh, daß die Ma» 
terie fich Durch Erhaltungamittel erquicke und une 
terhafte; auſſerdem muͤſte: man behaupten, daß die 
Theilchen des Brods, welche Durchdie Verdauung 
mit dem Mute vermiſcht werben, fich in einen 
heil der. Seele verwandeln, und daß fie folglich 
— — Entwuͤrfe erfinden, und Geſetze vor⸗ 
tet , So un , s 1 
Durch ihre:Leidenſchaften verleitet haben eini⸗ 
ge Menſchen vergebens Mihe augemenbet, einige 
Thiere für Nebenbuhler des Ptenfehen auspigeben, 
und zu behaupten, Daß fie fühig waͤren, der Serſe 
die ihr gebaͤhrende Achtung. ſtreitig zu machen 
Aber koͤnnen wohl dieſe ergasifirten Maſſen top 
Erde, dieſe Thiere / die Vergleichung mit dem Me 
ſchen aushalten? ‚Der Mangel an RNachdenhen und 
Freyhelt, weichen man beiyikaen wahrnime, wiber⸗ 
legt ihre Panegyriften, und. zeigt das Laͤcherliche 
ihrer Meynimg. Man vereinige alle Geſchwin 
digkeit der Bewegung, alle Gemmigkeit ber zarte 
ſten Triebſederw; man wird dennoch niemals bie 
Gedanke, weiche ſieht, und nicht geſehen wird, * 


24° 

’ 
non 
cye 


| 


* 208 Brittiſche 


2 St. 
nu 


che durchbringt, und unburchdringlich iſt, herve 
bringen Finnen. Wir finden hiervon einen his 


laͤngfichen Beweis an den berufenen Avtomaten, di 


blos gedient haben, zu zeigen, wie bewundernswir⸗ 
dig unſere Seele iſt, wenn fie wirkt. Um übe: 
zeugt zu werden, iſt es nicht noͤthig aus unfern 
Koͤrper heraus zu gehen. Dieſer Koͤrper iſt kaum 
gebildet, wenn die Seele ſeinem Triebwerke eine 
leichtere Bewegung giebt, und feine. Otganen ver⸗ 
feiner. Wann fie nicht auf einmal feine Ohren 
ind Augen öfnet; wenn fie fein Herz nicht dankbar 
made, wenn fie feinem Gehirne. nicht die Faͤhig⸗ 
keit giebt, Degriffe-zubebalten; fogefchiehtes, die 
Nachſicht zu zeigen, bie fie für einen feinen ſchwa⸗ 
hen und zarten Körper hat, von welchem fie ab⸗ | 
haͤugt. Sie wirft::ane ſtufenweiſe, aus Furcht, 
in einem Augenblicke die Haͤutchen und Fibern uu 
gerſtoͤren, Die eine Inge Reihe von Jahren dauern 
follen.: Man nimmt dahero wahr, daß bie auſ⸗ 
merkſame Seele nur nach und nach, umd in dent 
Verhältnis, wis der Körper zunimmt, und Kräfte 
fammelt, vollkommen wird. Beſtaͤndig richtet ie 
ſich nach den Erforberniſſen bes Koͤrpers; fie tür 
delt in der Kindheit, ſiudiert in ber Jugend, über: 
fegt in den männlichen Jahren, und ruhet im Alter. 
- Aller diefer Geſalligkeiten ungeachtet, bleibt dit 
Ceele allemal auf: ifee. Rexhee.eiferfürheig, un 
handett auf eine folche Art, daß man fie nicht mit 
Dem Koͤrper verwechfeln fan. Sie laͤſſt uns ſeine 
Or und Stirke —*X7— und beurtheilen, 
und ihre Kraft ‚ ihn durch bie De 
ihr 











Bibliothet. 209 Bıb 
— 


yes Willens in Bewegung zu ſetzen. Wenn uns 
08 Haupt und das Herz der Erfäntnis unb der 
Smpfindung fähig zu ſeyn fcheinen: fo komt das 
jaher, weil das erſte der einzige Theil unſers Koͤr 
rs iſt, wo alle unfere Sinne ſich vereinigen, und 
veil das andere der Mittelpunkt des Kreislaufs des 
Blutes iſt. 

Die Seele iſt alſo mitten in uns, als eine Ber 
herrſcherin, der alles gehorfam feyn mus. Unſere 
Sinne ſind gleichfam ihre Minifter , die ihre Be⸗ 
fehle vollziehen, und ihre Zufriedenheit befördern 
muͤſſen; fiefind verbunden, die Zugänge zu ihr zu 
bewahren, und den Aufruhr der Leidenſchaften und 
Vorurtheile zu.entfernen. Wenn fie nicht allemal 
diefe Schuldigkeit beobachten: fo rührt es baher, 
weil die Seele das. unglückliche Schickſal der mei⸗ 
ften Beherrfcher hat, deren Unterthanen zumeilen 
eben ſo untreu als undankbar ſind. 

Die Oberherrſchaft ber. Serie zeigt ſich nich 
nur in der Gewalt, die fieüber den Körper auguͤ⸗ 
bet; ‚alle Wiffenfehoften , alle Geſetze, beweifen ihr 
Recht über das Vergangene, Gegenwaͤrtige und 
Zufünftige, Das fehöne und ‚groffe Weltgebiube 
hat nichts in fich, wodurch dieſes blos geiflige We⸗ 
fen gefeſſelt werben koͤnnte, welches ſich felbft Raͤu⸗ 
me bis ins Unendliche vorſtellt, und bey dem An⸗ 
blicke der Ewigkeit nicht erſchrickt. Die Zeit. kan 
ihre Strenge an unferer Seele nicht ausüben. Mit- 
ten indem allgemeinen Verfall und Untergang bye 
Gefhöpfe, dieunsumgeben, fan fie ſich nicht wie 
u auf ihre Mehl fok Fl ſeyn. 


sfirer Seele zu. Selbſt die feinen und ſinnreichen 


ein Menſch in der Welt hat: ſo wird er fih m 


wine Brittiſche 


fie wurden Monate, Jahre, Zeitalter, nicht et 
geführt: fie würde fie niemals gefanthaben, wen 
fie fie nicht wegen des Rörpers kennen muͤſſte. Al 
Geſchlechter gehen mit der Zeit unter, alle eilen de 
Vermiſchung mit der Erde, davon ſie herſtammen 
enigegen ; indeſſen daß bie Seele, die immer jugerd 
lich bluͤht, keine Verweſung befuͤrchtet. Die Me 
fur mag verfallen ; unſer Koͤrper mag in Aſche un 
Staub verwandelt werben: aller Verfall umd Ort 
weſung Pan einen Geiſt nicht terffen, der in un) 
on ſich ſelbſt "Feiner Muflöfung fAhigift: 
VBieſes ſind ‘Wahrheiten, welche ihre Ueberzeu— 
gimg bey ſich fuͤhren. Ja, der Leidenſchaſten, rel; 
chen wir unterworfen find, und der finnlichen Or 
genftände, mit welchen wir umgehen, ungeachten 
mus · der Menſch ben fich ſelbſt die Vortreflichkei 
feine Seele erkennen. Selbſt diejenigen, welche 
fie zu Materie machen wollen, pflegen jeden Auge: 
rblick Geſtaͤndniſſe von ihrer Würde abzulegen; N 
oft fie ein feines Werk erheben, oder eine heraifft 
"That bewundern, geben fie die Vortreflichkeit ut 





Schluͤſſe, mit welchen fie die geiftige Natur de 
Seele zu entkraͤften fich bemuͤhen, dienten zu nicht 
als die Vortreflichkeit der Seele zu zeigen. © 
beweifen bios, daß ſie undankbar find, und bie‘ 
Aſt ihre ganze Demonftration, 

Wir haben einen fo groffen Begrif von de 
Bee daß wir es nicht ertragen Pänmen;, wern nit 
erachtet werden. Was für Ehre und Vortheil and 





Bibliothek. 218 
für unglücklich haften, wenn nicht andere ruͤhmlich 
und vortheilhaft von ihm denfen. Die Seele ift 
deswegen mit Materie vereiniget, weil der Menſch, 
als er auf eine koͤrperliche Welt geſetzet wurde, ein 
geiſtiges Weſen, das fähig wäre, ihn zu dem Als 
lerhoͤchſten empor zu Beben ; und zugleich einen Koͤr⸗ 
per, vermittelſt welchen er Die ihn umgebenten Ge⸗ 
genſtaͤnde fühlen und fehen fönte ; empfangen muſte. 
Ohne einen ‚Körper: würde er in dieſem weiten 
Ganzen blind und ſtumm ſeyn; ohne eine Seele 
mwürde.er den Thieren gleichen, die weder ihren 
Anfang noch ihr Enbe kennen, Und deren mechas 
hie Wirkungen vielleicht keine groͤſſere Wundeb 
ſind, als die Bewegungen der Pflanzen, l 

Die genaue und wunderbare Vereinigung Dies 
fer beyden Subftanzen feßet den Menfchen in ben 
Stand, ſich felbft zu fragen, alle Weſen zu fragen, 
zu urtheilen, zuſammen zu feßen; und ing Merk 
Mu richten. «Eine fe Uebung ‚ eine glückliche Ar⸗ 
bit, Die den Worlug für allen andern Befchäftl 
gungen verbierit. Was nuͤtzet es ung, eine genaue 
Veſchreibung der Seele zu Haben? Es iſt unftrei 
tig beſſer, einen Begrif als eine Defkrition von rk 
ferer Seele zu Haben, Wir füllten: unſere Auß⸗ 
Meitfamfeie auf die Vortreflichkeit and Geiſtigkeit 
der Öpkle blos in der Abſicht vichten:, um die Meria 
fhet pur Ermpfürting ihrer unfihäßbaren Vorza⸗ 
Be gewoͤtznen. Es iſi natürlich, daß man mit 
Velantſchaft derjenigen / arifänge,, mit welchen na 
in eins Jenaus Vebbinoung treten lies: vad wij 
werden, in dem Umgange mit der Seele bald et⸗ 
Du O 2 was 





. 
. 


ve 212 Brittiſthe 

as finden, das uns über unfere urbentäuhen 
danken erhebt, und uns die ganze Würde eines 
nünftigen Wefens empfinden läft. 


So vielen Nutzen bie öffentliche Gefellicuit 
haben kan: fo hat fie doch oft nichts, als zeitliche 
Käntnipfe, rdifche Neigungen, und nichtsmürdi 
ge Dinge zur Abſicht; dahingegen ladet ‚uns di 
innere Unterhaltung mit ung felbft zu ſchaͤtzbaren Ge⸗ 
genftänden ein. Die Seele, welche zwiſchen dem 

" Schöpfer und den Gefchöpfen ihren Piss hat, und 
welche über fich nächts als das hoͤchſte Weſen, un 
ter ſich aber. nichts als Körper ſieht, "wendet ih 
‚natürlicher Weife zu dem erftern, und verläft die 
andern. Ihre Neigung auf einen andern Weg zu 
lenken, müffen ſehr gewaltfome Mittel angewendet 
werden. Ä 

. Wir wollen uns hierüber wicht verwundern. 
Der Schöpfer, welcher Die Seele zu feiner Erfünt- 
nis und Siebe gebildet, hat die Abſicht, daß fie mi 
ihm in Gefellfchaft treten, und das was ipmen fehl 
fordern ſollen, und wenn er ihnen oft nicht antwer⸗ 

tet: fo will er ſie hierdurch dafuͤr beſtrafen, daßſe 
ſich zu ſehr an die Geſchoͤpfe halten, Dieſer errih 
teten Oroͤnung gemaͤs lerne die Seele, in dem tieſ 

ſten Stillſchweigen ihrer Vernunſt, eine Wiſſenſchaſt 
‚Die den Leidenſchaften und Sinnen unbekant it; I 
lernt den Umfang ihrer Pflicht, und findet bie DH 
sel, eine Gluͤckſeuigkeit zu eelangen, bie weder BE 
ſtreuung noch Eigenfinn beſtinnnen würben, 


Wenn 








Bißtiothef. arm: 
Warm wir uns um eine Innere Unterhaltung 
it ung felbft Bemühen; Haben wir nicht in ung 
lbſt die vortreflichfte Geſellſchaft? Eine fruchtba⸗ 
Einbildungskraft hebt ung uͤber dieſe materielle 
delt empor; unſer Verſtand verbeſſert ſich, je mehr 
ſich der Unendlichkeit naͤhert; unſer Wille reiſſet 
ns mit Ungeſtuͤm nach dem hoͤchſten Gute fort; 
nfer Gedächtnis unterhält uns mit vergangenen 
Segebenheiten. | 
Ich finde in mir ſelbſt die vortreflichften Mit⸗ 
el, mich aufeine wuͤrbige Art zu befchäftigen. Die 
anze Welt entfaltet ſich den Augen meines Geiſtes. 
in einem Augenblicke durchgehe ich alle Laͤnder, afle 
geiten ; ſelbſt die Toden, welche einige tauſend Jah⸗ 
tim Grabe liegen‘, ſcheinen aus ihren fuͤrchterli⸗ 
hen Wohnungen hervorzugehen, und fich um mid) 
erzuftellen, Ich ſehe Ariſtoteles, Plato, Alexan⸗ 
er, Cäfer, und aus ihren Schriften und Thaten, 
Yie-ich gelefen zu haben mich erinnere, entwerfe ic) 
nie ihre Bildniſſe, und ftelle fie meinem Geifte als 
befeelt vor. Mein geben mürbe Eaum zureichend 
ſeyn die Menge von Gegenſtaͤnden zu befchreiben, 
welche meine Einbildungskraft ober mein Gedaͤcht⸗ 
nis in wenig Augenblicken hervorbringenfan. Es 
If feine Schoͤnheit in der Welt, die nicht von un⸗ 
fern Ideen weit überktoffen wuͤrde. Wir finden faſt 
allemal daß die Wunder eines Landes weit gerin 
ger find, als die Bilder, die wir ung bavon gemacht 
hatten. $afft ung hieraus von den Schägen, bie 
Dt inuns beißen; ein Moreil füen, 


9»; Obne 


— Brittie 


AOhne Zyeifel werden ſo viele. wuͤrdige Mir 
wer, durch den Vorzug des Umgangs mit it 
ſelhſt, bewogen, ſich der Geſellſchaft ber Menſchen 
gr entziehen. Cate ruͤhmte · ſich oft, er ſey niemal 
weniger allein, als wenn ar allein ſey ‚Dingen, 
der ſich in fein Fas verkroch, glaubte, er faͤnde in 
ſich mehr Unterhaltung, als er ‚fort. nirgends I 
den mürde, - Ein berühmter. Weltweifergehand 
offenherzig,, je After er unter Menſchen gemefen ſey 
deſto wenigen .fey er als :Menfeh „zurüci gefehrel 
Andere, bie diefe weit uͤbertreſſen, leben einſam 
in ben Dölen der Felſen, haben ‚fein anbeg Bud), 
als das Jirmament, kein anderes Maas her Zeit, 
als den Lauf ber Sonne, und glauben, daßihnen 
re Se ine je andere Oele. ee 
1) | PEN ee J 
Und in Wahrheit, was: finden wir auch ge⸗ 
meiniglich in ben. Umgange mic.ber Welt? Mer 
fipen, die jeden Tag. blos in ber Abficht ch zu” 
fanmeln: fcheinen, ihre ‚Seelen. van.ihper Wir: 
‚  berabzufegen, Eitelkeiten auszuuͤben, und ſich da 
Irthuͤmern verführen zu laſſen. NJor fehet ſie I 
und wieder laufen, alle eidenſchaften verjammeli, 
und zuletzt, nach vielen Sarg und Bemühung® 
etwas, hervorbringen, das sin Ball, ein Schu 
fpiel, oder eine Geſellſchaft gnennet wird. DI 
nicht Die Seele, wenn fie: über. fic ſelbſt nachder 
ſolche thoͤrichee Beftrebungen. ber Dienfchen, och 
nichtsmüchige, Rleinigfeiten., ſoiche kindiſche Del 
‚figungen vergehen, Wenn fie Diejenigen, met 
fich zuweilen damit abgeben, entfchuldiget: J 
Pa) . ren | 


x 





Bibliothet. . ars 
e fingegen die Unempfinblighfeit anderer bemei· 
a die fie. zu ihrem vornehmſten Geſchoͤfte mas. 
en. | | 
Was die Welt Neuigkeiten nennt, hat für das 
Yhr desjenigege ,, dey mit ich felbft Umgang pflegt, 
cine angüglichen Rejzungen. Ob er gleich geler⸗ 
jet hat, ſich als einen Bürger dee Welt, und. als 
;inen Freund des menfchlichen Gefchlechts zu be— 
rachten: fo kennet gr doch keine wichtigern Neuig⸗ 
keiten, abs Die Entdeckung einer neuen Wahrheit, 
oder die Werbefferung eines Irrthums. Auf diefe 
Art verfchafe fich Die. Seele eine edle und nügliche 
Unterhaltung, Die Weifen find von Natur ger 
neige, den Beſitz dieſer Reichthuͤmer äu erlangen, 
und fie überlaften alle andere Bemühungen der ei⸗ 
teln Ueppigfeit der Menge. 0 | 


Wir pflegen über wichtige Gegenftänbe nicht: 
genug nachzudenken. Thun wir es zumellen: ſo 
heſcheht os blog durch einen Zufall. Wir ſuchen 
oft weit genug einen nuͤtzlichen Rath; und wir koͤn⸗ 
ten ihm in ung felbft finden, Wenn unſere Lei⸗ 
denſchaften und Vorurtheile ſchweigen; ſo koͤnnen 
wir das richtige und billige Urtheil der Seele hoͤ⸗ 
tm.” Diefes innere Orakel wird mit ung viel⸗ 
leicht beſſer ſprechen, als der Lehrer einer falſchen 
Wilinfcheft, der'uns nur mit eiteln Antworten 
unterhält, Und warum follen wir immer von ent⸗ 
lehnten Gittern ‚leben, da ein jeder von ung einen. - 
uerkhöpflichen Vorrath von Reichthümeen in ſich 
beige? Rap legt ein, Bekäntnis von: feiner eige⸗ 


Bye Brittiſche 
—* 


nen Duͤrftigkeit ab, wen man fremden Beyſtach 
zu Hülfe ruft. Wir thun biefes, went wir im, 
mer Durch andere denken. | 24 





Soviel Achtung diejenigen verbienen, welche 
immer leſen, und immer andere um Rath fra 
gen :, fo fan ich ihnen doch, fagt Boſſuet, Die Un 
maͤſſigkeit im Leſen, und die Begierde, zu der Ent 
ſcheidung anderer ihre Zuflucht zunehmen, nicht 
vergeben. Laſſt fie lernen, von ihrer Seele Ger 
brauch zu machen, und fie als den erften Bücher» 
vorrath, den fie lefen follten, und als ben vortrefs 
lichſten Kath, den fie zu hören haben, anzufehen. 
Auf diefe Art werden fie fi) über die engen Graͤn⸗ 
zen einer irbifchen Welt emporfehtwingen; ſie wer⸗ 
ben Das einfache, unendliche ewige Wefen betrach⸗ 
ten; fie werben ihre&röffe, bas Werf ihrer Eitel⸗ 
keit, vor ihren Augen verſchwinden fehen, und fie 
werden in fic) eine Ruhe finden, welche ber Um- 
gang mit den Menfchen nicht gewaͤhren fan. 


Es ſcheint alfo, daß wir von einer Welt in 
die andere übergehen, wenn wir uns dem Ner- 
gnügen bes Umgangs mit uns felbft ergeben. So 
font, als in fich feldft, Hat Pafcal, noch in feiner 
Kindheit die zwey und Dreyfigfte Aufgabe des Eu- 
clides gefunden? Mich deucht, ich ſehe ihn, in eis 
nem Alter von zwoͤlf Jahren, mitten unter Defie 
nitionen, Ariomen und Demonftrationen , ‚ohne 
einen andern Sehrmeifter, als die Stärke feines Ge⸗ 
nie, das Ihn zu einem. zweyten Erfinder der Ma⸗ 


ua de 


Bibliothek. 
nv) 
ehematit machte. Tycho Brahe, verftattete fei« 
nem Körper feinen Schlaf, er reifete unablaͤſſig 
hinauf zu —— und fein Syſtem non Da 
mel und Erde war blos eine Wirfung feiner Sees 
lenkraͤfte. 
an der Seele chen ſo weſentlch, Immer 
Denken, ale es der Sonne ift ; zu feuchten. Es 
giebt Feinen Ruheftand ihrer Gedanken , und went 
wir einen folchen wahrzunehnsen: glauben: fo ruhrt 
es daher, weil mir zwiſchen flüchtigen und überlege 
ten Gedanken feinen. Unterfchieb ‚machen 

Sn dem Umgange mit uns ſelbſt —8* 
ten zutragen, daß wir fluͤchtige Gedanken haben. 
Wir find für das Nachdenken fo ſehr geſchaffen, 
daß wir beſtaͤndig die Gluͤckſeligkeit derjenigen ber 
neiden, die in der Einſamkeit leben. In der Ein⸗ 
ſamkeit iſt jeder Menſch ein Koͤnig; er richtet, ent⸗ 
ſcheidet, und alles ſchweigt; als ein unumſchraͤnk⸗ 
ter Herr unterſucht er, er unterbricht feine Unter 
ſuchungen, und faͤrigt fie wieder von neuem an; 
wie es ihm gefaͤllt. Sein Gebachenis 73 
alles, was er ihm anberfräuet,, getreulich, und 
wenn er feiner Einbildungskraft beſiehlt, ſich ai. 
beugen; fo 10 ihen Gchorfa glei. 


Man fan unter“ dem mönfeglichen Geſchlechte 
Peine gluͤcklichern Entbecfungen ſinden, als diejeni⸗ 
gen find, die man in dem Herzen gemacht bat; 
Der Menſch iſt im Stande, feine Neigungen, 
Befinnungen und Begierden gehörig zu ſchaͤtzen. 
Haben wir nicht einige zo vn beftimmen hoͤ⸗ 


gen, 





em —X 


ri, in wäs: für nett Oral fie nam ihren. Mer 
gingen und. Begierden beherrſchet werden, und 
mn⸗ die Eigenſchaften und die: Ecſenmittel. ihzrer 
BGemuͤthsart ſind. Die Umerholtung mit-uns 
ſelbſt unterrichtet uns, worinnen alle Menſchen 
einander. aͤhmith find, "Toncihnen-fD fie Nnveinan⸗ 
— — : und was-Für-einen Einflus das 
Ghime ‚ ihre Werfaſfang und ae] Erziehung auf 
fie: —* Männkan:aksdenn- leicht hancheilen;mas 
bieſe und jene Perſan unter hieſen und jenem Um⸗ 
ſtaͤnden tun: würds; die Begebenheiten ab: Zu⸗ 
Pike Binnen Fehr gran vorhergeſchen werden 
4 nr BR Pi 
Wenn dieſe innere Unterchaltubg nait uns ſebſt 
ander den Menfchen 'gebräuchlithersmsäre: fo wuͤr⸗ 
den wir vortrefläche Demonſtradienen haben, wel⸗ 
che zum Grunde politiſcher Vorherſagungen wie: 
nen koͤnten, wir⸗ winden beſondere Vortheile: von 
den’ groͤſſen und wichtigen Entwuͤrßen, Reiche zu 
gruͤnden, und: Natienen glücklich u machen, zie⸗ 
ben koͤmmen; wir wuͤrden die Helden das Gegen⸗ 
waͤrtige mie: dem Bergangenen vergleichen, in 
bie Zukunft eindringen und die groͤſſten Linter- 
nehmungen ausführen ſehen; wir wuͤrden die er⸗ 
habenen Genies bewundern, welche entfernte Din⸗ 
ge vorherſagten; bie Tacitus: das dingluͤck des ver: 
heerten "Europe voraus ſahz Buny. Wir. wuͤrden 
neue Aechimedes finden, welche darch Sehroͤhre 
hie verwirrteſten Gegenflänbe, und wielleiche die 
Belt, 1 wie Te, entdeckon ": Fönnten, | 


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Biblirttt. ery 


Me 
38, 


Die Unterhaltung wit uns felbft erhäft den 


Menfchen in der Liebe zu ſich ſeibſt, Die ihm na⸗ 
tuͤrlich iſt; nein su ſo viel Heinen Mittels 
punften, die fich alle auf Gott, den groſſen 
all emeinen Mittelpunkt, denchen Und — 
*— kann rg Br daß oe y welcher 
gen in fid) feloft lebt, auf einer Höhe ehe ee 
das ganze Welrgebände untee ſtinen = . 
Diefe Befeffang tft nicht das, was man 
nennet, ſondern fie iſt eine ‚edle‘ Erhebung, "Die , 
“de er Koeiteflichkeit ne See 
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at nina F 
Reit Diger. | 
1) Sermons‘ on uarious important — > »y the 


lase Reverend Mr. Thomas Ne ewman. gm 
Pol. ’ 


Ye Predichen hee erſten 2 sis pandein ser 


der Blüfeligkeit. - Der Verfaſſte gigt, Daß di bie 


roſſe Abfiche des ers dahin geht, die Ge⸗ 
—6 ——— Ihne Giſckſeligkeit 
beſteht aber nicht in einem Leben voll Freude, noch 
im Lieberfluffe diefer le, fonbern fie entſpringt 
aus bem Buflanbe ber See, aus guten Meigun« 
gen, aus angenehmen Deiracjeunge ‚ und ven 
grrügenden Xusfihten 


Sin den Predigten des zweyten Theils wer⸗ 
den folgende Materien behandelt. Die Freude 


J in der Hofnung — Chriſti Gebet bey ſeinem To⸗ 


de — die Sicherheit des Chriſten — Chriſti zwo⸗ 
te Zukunft — die Pflicht und Bee, ‚uns ben 
Seren immer vorzuftellen — die Hebereinftim« 


- mung mit der Welt — die Eitelfeit der Sicher 


heit unter glüclichen Umftänden — Die goftes= 
bienftlichen Zufammenkünfte — und bie Beſſe⸗ 


rung des Lebens. 


8) Job, a Poem, in three books, by William Lang- 
home, M,A, 4to. 


Der Verfoffer dieſes Gedichts hat alle Unter: 
N Fre ae ſuchun⸗ 


Biblie het. 231 3.8. 


Suthumgen. ühen.- den wicklichen Verfertiger des 
Wuchs Hiqob, aͤher die Zeit, m welcher es gb 
ſchrieben worden, und uͤber die Wuhrheit ober bie 
Erdichtung:; feines. Inhalts, bey. Seite. gefegen . 
Mach einem Furzen moraljfchen, Eingange ſtellt ge 
fogleich den Hiob unter allen feinem Ungemach, 
unter allem ſeinem Elende des Leibes und der See⸗ 
len, vor, ‚Er: nennt in einer burgen Nachricht, 
die am Ende ſeines Buchs ſteht, feine Ueberſetzung 
eine ſreye Umſchreibung; man wird unterdeſſen 
finden, daß er die Ordnung, die Abwechſelung der 
verſchiedenen Unterredner, und das Weſentliche 
der. Geſpraͤche, wie man fie Im ben Heiligen Buͤ⸗ 
chern aniteift:, beybehalten hat. Einige Stellen, 
die für ihn zu writlaͤuftig waren, hat er ins Kurze 
zuſammen gezegen. Sein erſtes ‘Buch endigt ſich 
mit dem Schluſſe bes vierzehnten Capitels. Das 
zweyte beſchlieſt mit dem ein und.dreifigften Haupo⸗ 
ſtuͤck, wo die Worte des Hiob ſich endigen. Das 
legte Buch hoͤrt mit der glücflichen Cataftrophe auf, 
da Hiob feine Meſundheit und: feine Reichthuͤmer 
wieder erhält, und mit mehr Söhnen. und Toch⸗ 
tern, als pibor, geſegnet: wird. 
. 3) Poems.on fubjets cbiefly deuetionsl, Thæo. 
4doũa. qu · . ILl. oe: 


- Die Varfafferin diefer Gedichte über geiſt⸗ 
liche Gegenſtaͤnde hat ben waͤhren Geiſt der Hei 
ligen Dichtkunſt in, Geſaugen geheigt, Die felbſt ei 
ne Rowe ind oin Watts für die ihrigen zir vr 
kennen ſich nichteſchaͤnen wuͤrden. Sie —— 





eu . Rseniihe 

uer vwe hehe NReykung bon Siemens 
\ n 

——— ———————— 


— und dem guͤtigen Heiland der Belt, 
he Loblieder anfſtimmt. 


4 Ä neo Efiimate af manner) nd ——* ‚being: 
N a.eumperifon bapareen. ansienk.and modern times 
. 30 the gast: articles of kuösledge, happinefs and 

OR virtue, botb 0 refprd to. mæntind vi large, 
Ä —— s0.2bis. köngdopm: Inge Bw. Aoonden 
& 4760. RP 000 | a " 
+ Diefe neue: Schaͤtzung der Sinten und 
—— — 
ne WVergleichung zwiſchen den. alten und neuen Zei⸗ 
dm, in Abſicht auf: bie: Wiſſenſchaften/ Hie Gluͤck⸗ 





ſeligkeit und Die Tugend, ſowohl in Ar. echung bes 
menſchlichen Geſchleches uͤberhuupt; ‚ale‘ der Brit: 
‚Ken. insbefpndere, ; Det Verfaſſet erblaͤrt ſich über 
kin Verf folgenbergeftalt : „Mein Worſatz ift, die 
Wege Gottes gegen:bie Menſchen zu: vechtferti- 
gen, indem ich ihren Augen eine Ausficht in ben 
„regelmäfligen Plan feines Werfohreng mit ihnen, 
möfne. Ich hoffe unmwiderfprechlich zu eigen, daß, 
sibeh- allen menſchlichen Begebenheiten, eine un. 
naufbörliche Aichtung auf das ch wahrge⸗ 
— — rege * 
atelugen geſuebt beſteht in derr 
ASchſhueg der Grumdſaeze näch. weſchen das 
sanenfhlihe Geſchleche in den verſchiebenen Perio⸗ 
vden ſeines ——— zu haben ſcheiat⸗ 


3: ! [54 „und 


Bibliothet. 22380 
un 


‚und der Sitten, welche die verfchiedenen Alter 
„der Welt characterifiren. — Ich babe mich 
„auch bemüht, von den gegenwärtigen Zeiten, 
„ein treueres Bild zu ehtmerfen, als man in ei, 
„ner vorherigen Schaͤtzung antrift. 
5) Zlegies , bj MM. Delap. io." " Bu 
Diele werben aus Mangel. des-Gelbes zur Hi 
torfchaft verleitet; aber diefer Werfaffer fcheint, 
wie fh aus dem Inhalte —— — 
men laͤſſt, aus Mangel der Ge: — zu ſchrej⸗ 
ben. Die — iſt an den Schlaf ger. 
tet, dern der Dichter um feine Gunft erfucht ; aber 
vergebens, Dieſes veranlaſſt ihn; ‚die vargigke 
here Glückfeligfeit derjenigen, die ſchwere Arbeis 
ten verrichten „Aid: von dem Schlafe belohnt wer⸗ 
den, zu beneiden. — Die zwote Elegie ift an 
die Krankheit gerichtet. Der Dichter lage abi 
den unvollfommenen Zuftand eines fiechen Koͤr⸗ 
pers; zu gleicher Zeit aber zeigt er. eine gezieme 
Unterwerfung , und wuͤnſcht fich, zur &inderung fei« 
. ner Seiben, ‚nichts als den Balfam - .; 
der Freundſchaft. 


£. Squires indiferense for veligiom inezenfable 
BL. The Lord ‚Bifdop of Glowrchlers Sermon. 
DU...Gooch’s Cafes, and pra@iical remarks in Surgery; | 


V. The Hilhory of the Countels of Dellwys, by the 
- Author of David Simple. 





v. Blackweißs Memoirs of the Court-of Auguflus.! 
vn. The Rout, & Farce of. two: As, 
vn bBirebꝰs Life of Henry Prince of Wale 


vm. Nachricht von ben Lebensumſtaͤnden Geo ⸗ 
x ni —*8* unſt 


EX. Her den I ang mit Aus dem 
uber ben ae Arm. 


X. Rene Buͤcher. 


ringe 
Sihliothel., 


- Sünfter Band, 
Drittes und viertes Stuͤck. 


Leipzig, 
bey Johann Wendler. 
1762 


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aꝛy 
J. | ZT; y 
nt | rn 36 
An hiftorical and critical account of che Lifeand 
Writings ‚of Charles I. King of great Britäip 
after he Manner of Mr. Bayle drawn from 
| original Writers and State Papers, by Wilham 
Harris; Londan: 1758.85 9 3 


ieſe Lebensbeſchreibung wuͤrde keine beſoh⸗ 
$ dere Huffrierffamfeit:verdienen,. wenn. fie 
auf die gewoͤhnliche Art abgefaſſt wärs. 
Denn das $eben und bie Regierung des Küng 
Carls I. won Engelland find oft.gehug.befchries 
ben. Aber der Plan bes Verfaſſers iſt ganz an⸗ 
bers befchaffen. Er hat feine Erzäßlung auf-bie 
merfmwürdigften Begebenheiten 'eingefehränft, und 
befonders die Triebfedern oder Urfachen dieſer Ba⸗ 
gebenheiten unterfuht. Seine Nachrichten ſund 
aus ben beften Befchichtfchreibern als dem Claren⸗ 
don, Rußwortb, Whitlok, Strafford; ii 
nep, Burnet, Hume Wilton und andern: ‚ges 
nommen, Ben der Verfchiedenheit ihrer Mai 
gen zeigt er eine nicht geringe Beurtheilungsfrafp, _ 
und Unpartheplichfeit. Wiewohl ihm diefe zwot 
Eigenfchaft die Vertheidiger König Carls J. deren 
Anführer Salmaſtus war, nicht zugeſtehen wep 
den. Denn ber Autor erweiſet aus der meiſten 
Handlungen: des Koͤnigs, daß arn eine unnume 
ſchraͤnkte Gewalt -:fischte, und. feinsuinglüctiches 





m Brittiſche 


8* Schickſal ſich ſelbſt zuugag. Der Vortrag iſt we 
Egen ber eingeſtreueten politiſchen und moraliſche 
Anmerkungen nichts weniger als trocken. Mai 
kan dieſes Buch in vier Abſchnitte theilen. De 
. 1 handele von des Königs Privatumftaͤnden, Che 
rakter md Schriften. S. 12123. Der I. 
(einen auswärtigen Angelegenheiten S. 129170 
er III. von feinen innerlichen Staatsgeſchaͤften. 
S. 171-351. Der IV. von feinem‘ ungluͤcklichen 
Ende. ©. 352,425. Ein kurzer Auszug de 
Inhalts ift um deſto mehr hinlaͤnglich, da mat 
die Gefchichte Carls I. aus Hume’s Hiftory ot 
.Great Britain, Im fünften Stüde bes dritten Ban⸗ 
des diefer Bibliothek umftänblich recenſiret hatı 
1, Abſchnitt. Karl I. wird im.fechften Joh 
re, der Aufficht und Unterrichtung. eines Purite 
ners Thomas Murray anvertrauet. Reiſet auf 
Buckinghams Anrathen mit demſelben nad) Spo 
nien, um ſich mit der Infantin zu vermoͤhlen. 
Wird zwar gut aufgenommen, aber Buckinghams 
hochmuͤthiges Bezeigen vereitelt die Abſicht. Er 
gelland und Spanien gerathen daruͤber in Krieg 
Durch die Inſinuationen der. Spaniſchen Geſand⸗ 
‚ en, find Earl I, und Buckingham in Gefahr, d 
‚made des König Jacobs 1. zu verlieren. Mas 
beſchuldiget den neuen König Carl I. daß er feinm 
Vater vergiftet babe. Rettung feiner Unfchuld: 
Er vermähle fih mit der Pringeffin Henri: 
Maria des K. $udew. XII. von Frankreich Schwa 
ſter. Sie wird als eine fehr-fchöne, lebhafte und 
fehfüchtige Prinzeflin befihrieben. Bichun 
7 ham 


v ‘ 


+ 5 Dr 


Bibliothek. 229 

vom ſucht Frankreich zu verbittern, und bes RE ya 

ige Zuneigung gegen feine Gemahlin zu vermin- IT, 

en. Die Urfache ift feine andere, als, weil 

eine tiebeserflärungen an die Königin von Franke 

eich fein Gehör gefunden hatten. Er wird vn: - 

inem Officier Felton umgebracht, Anmerkung 

über die Ermordungen. Grauſamkeit der Geiſt⸗ 

ihen. Warnung an die Stmatsminifter. Carl 

ſt fehr nachgebend gegen feine Gemahlinn. Wird 

er Untreue fälfchlich angeklagt. Beweiſe feiner 

Keuſchheit. Betrachtung über die Keufchheit ber 

Prinzen, Carls fleiffige und genaue Ausübung. 

ver äufferlichen Religionshandlungen. Gleich 

wohl erneuert er des König Jacobs I. Verordnung, 

welche die Spiele an Sonn⸗ und Feyertagen er⸗ 

laubt. Haͤlt eine Maskerade am Sonntage. 

Uebele Folgen ber Eneheiligung diefes Tages, Er 

war abergläubifh. Seine Beichäftigung, bie, 

öfters fomohl in Ausarbeitung gelehrter Anmer⸗ 

kungen und Ueberfegungen, als in Abfaffung gerin« 

ger Verordnungen befand, war feinem Stande 

nicht gemäs. Seine Streitſucht. ine Unter«. 

hung, ob er ein empfindliches Herz hatte. Der 

Autor läugnet es, obgleich Clarendon behauptet, 

daß er über Buckinghams Tod fehr gerührt gewe⸗ 

en wͤre. Rauhigkeit feiner Sitten. eine - 

Redlichkeit und Aufrichtigkeit werden in Zweifel 

gejogen. Er hatte z. B. dem Parlament einen 

ſalchen Bericht von dem Ruͤckgang feiner Ver⸗ 

maͤhlung abgeftatter, und feine Verſprechungen 

de Religignshedrüdtungen einzuftellen, nicht em 
» ” g P 3 fuͤllet. 





230 Brittiſche | 
‚Bas füller. Seine Falſchheit ift eine Urfache des Bm 
| Dil (ufts feines Lebens. Die Prinzen follten bey its 

“ren Handlungen die Ehre und Aufrichtigkeie nie 
mals aus den Augen fegen. Cr mar fehr eigen 
finnig, ob ihm gleich feine $ieblinge leicht bewegen 
fonnten. Sein Berftand war mehr. als mittel: 
mãſſig. Von feiner Gelehrſamkeit, und Geſchid⸗ 
lichkeit in den Kuͤnſten. Nachricht von ſeinen 

Schriften. Dahin gehoͤren vornehmlich Icon 

Baſilike. Doch machen ihm einige deſſen Ver 

fertigung ftreitig. Abhandlungen von dem Kirchen 

Regiment, Gebete, Schriften, die in der Samm⸗ 

Ing feiner Werfe ausgelaffen, als bie “Briefe an 

dem P. Gregorius XV. und Urban VIII. Verhal 

tungsbefehle an den Oberften Coͤkerman, ein geil 
liches Gedicht. 0 | 
.. I, Abſchnitt. Expedition zur See wit 

Spanien, melche wegen der eingeriffenen Ser 

krankheit fruchtlos abläuft. - Mechtfertigung des 

Parlaments. Friede mit Spanien vom 27Ne. 

x631. Krieg mit Frankreich der auf Anftiftung 

des Herzogs von Budingham zu. Befrenung der 

Hugenotten unternommen ward. . Unglüclice 

Erfolg des Zugs wider die Inſel Rhe. Schlech⸗ 

tes Anfehen der ngelländer in dieſem Kriege. 

Die Neutralicät der Engliſchen Häfen ward durd 

bie. Franzofen, Spanier und Holländer verleht 

und gegen die Engtifthen Kaufleute übel vera 
ven, ° Der Holländifche Admiral: Tromp greift 
die Spanifche Flotte auf dem Englifchen Gebiethe 
en, und zerſtreuet fie, weil dieſelbe, bt De | 
. Bu ua 





Reat biefes Gebiethes zuwider, die erfte Feindfe- s Ban 
ligfeit begangen hatte. Die Africanifchen See- ic 
räuber beunruhigen die Englifchen und Irrlaͤndi⸗ 
fhen Küften, und machen eine groffe Anzahl von . 
Gefangenen. Earl behauptet das Recht des Eng» 
liſchen Staats über die Herrfchaft der Brittiſchen 
Meere, indem ſowohl Seldenus auf feinem 
Befehl Das Mare claufum wider des Grotius Mare 
liberum ſchreibt, als auch durch die Macht feiner 
Flotte, welche die Holländer zwingt, die Freyheit 
der Heringsfifcherey zu erfaufen. Vortheile der 
Heringsfifchern. Der König von Frankreich 
laͤſt durch den Graf von Eftrades feine Abfiche, 
mit dem Prinz von Oranien, Flandern anzugreis 
fen, melden, und um bes Königs von Engelland 
Neutralität anfuchen, welche aber Carl abfchläge, 
Drofungen des Cardinals Richelieu. Wichtigkeit 
der Häfen von Flandern für Engelland. Carl 
mac mit dem Kaifer von Marocco ein Bündnis 
tider die Stadt Galle in der Provinz Fez, "und 
verfchaft durch den glücklichen Erfolg der Expedi⸗ 
ton, den Englifchen Küften Ruhe für den See⸗ 
tauberneng | | oo: 
IH. Abſchnitt. Krönung Carls Lam 2 

Fibr. 1625. Durch ben Erzb. Äbbot zu Ganters 
burg, Ob der Krönungseib verändert worden 
ſey? Sb ihn der König, wie Milton fagt, oder 
der Erzbiſchof Laud, wie andere behaupten, veränz 
dert habe? Earl befoͤrdert bie in der Glaubensleh : 
te der Englifchen Kirche entftehenden Reuerungen. 

r publiciret zwar eine Verordnung wider ſolche 
P4 Neue⸗ 


ie 


232 Brictiſche 


Reuerungen, aber feine Erklärung, welche er dm 
unter der Regierung der Königen Elifaberh ge 
machten 39 Glaubensartickeln vorfegen läfft, zeigt 
das Gegentheil. Die Gemeinen zeigen über J— 
Erklaͤrung ihre Unruhe, und behaupten in eine 
befonbern Proteftarion, daß Diefe Artickel nicht im 
papiftifchen und armenianifchen, fondern im cal 
viniſtiſchen Serftanbe anzunehmen find. Es me: 
den in der Kirche abergläubifche Gebräuche einge 
führe. . Tadel derfelben. Die Englifche Kirche 
nimmt unter Karl L eine neue Geftalt an. Die 
Papiften erhalten wichtige und einträgliche Ste: 
len. Wachsthum des Pabſtthums. Stel det 
Papiften. Karl und Laud find als Anhänger det 
päbftlichen Religion verdächtig, Sie werben aber 
fehr vertheidiget. Karl will eine durchgängig 
Gleichheit der Ceremonien und Einrichtung bei 
Gottesdienſtes einführen. Die Wallonifchen und 


Hollaͤndiſchen Kirchen in Engelland werden vom 


Erzbifchof Laud angegriffen. ‘Der ercerera Ed, 
welchen alle Geiftlichen und teprer ſchwoͤren fol, 
und der von der darinne vorkommenden Form 
etcetera alfo benennet ift, wird —— Dan 
bringe den Irrlaͤndern die Engliſchen AÄrtickel auf 
Unbequemlichkeiten einer durchgängigen Gleich 
beit. Politifche Vortheile der Dultung. Mar 
giebt dem Erzbifchof Laud groffe Ehrentitel. Karl 
erhebt die Geiftlichen zu einigen hohen Civilmit 
ben; welches übele Folgen nach ſich zieht. - Sl 
der Praͤlaten. Harte Beftrafungen derjenigen, 
die fich dem geiftlichen Joche wiberfegten, als de 
. ⸗ Leighton, 


\ 


Bidliothet. 233 


leighton, Prynne, Baſtwik, und Burton. Hume Baud 
entſchuldiget einigermaſſen dieſe Haͤrte, weil ſich St 
die Beſtraften der Damals noch unerlaubten groſ 
fen Freyheit zu fehreiben bedigner hätten, Cha⸗ 
tafter des Saub. Er war unbeweglich, unbarm⸗ 
herjig, wütend; kurz die Matur hatte ihn zu eis 
nem Inquiſitor beſtimmt. Won der Freyheit der . 
Preſſe. Nutzen berfelbn. Das Stern-Kam« 
mergericht fchränft fie ein. Graufame Beſtra⸗ 
fung derjenigen die fich nicht bequemten. Nach 
ticht von dem den Geiftlichen allein überlaffenen 
Kirchenregiment vom Jahr 1628. bis auf die Er- 
Öfnung des langwierigen Parlaments. Karls ho⸗ 
he Begriffe von der Königlichen Gewalt. Pflicht 
und Amt eines Königs. Karls verächtliche Mey⸗ 
hung und Reden von dem Parlament. Er ver⸗ 
lezt deffen Vorrechte und läfft einige Mitglieder 
untehtmäffiger Weife in Verhaft bringen. Druͤckt 
die Unterthanen mit Auflagen. Kine ganz neue - 
war das ohne Bewilligung des Parlaments- aus⸗ 
gefhriehene Schifgeld. Hampdens heroifcher 
Widerſtand. Das Parlament erklärt diefe Auf⸗ 
lage für unrechtmaͤſſig, und der Freyheit nachthei⸗ 
ig. Nachricht von dee Sternfammer. Diefes 
Bericht mar ſchon in den ältern Zeiten eingefeßt, 
beftand aus den vornehmften Bedienten der Kro⸗ 
ne, und hatte die Gerichtsbarkeit in beſondern 
Criminalſachen. Seit Karls I. Regierung bes 
ſtraſte es mie übertriebener. Schärfe, und verfuhr 
gegen Perfonen von hohem Stande fehr hart. 
Durch eine Parlamentsakte wird es abgefchaft, 

| P 5 Man 


834 Brittiſche 
sand Man unterbeückt in Engelland die Gefege und er: 
— hebt die Tyranney oͤffentlich. Karl ſucht in Schott 

land Neuerungen einzuführen. Johann Kne 

wird dazu gebraucht. Karls übles Werfahren 
durch Stiftung neuer Erzbisthümer und Bisthi- 
mer. Laͤſſt den Schotten neue Kirchenlehren und 
. &ine nach der Englifthen eingerichtete Liturgie auf: 
erlegen. Als die Liturgie in den Kirchen vorgrle 
fen wird, entftehet ein allgemeiner Aufftand. 

Vorbereitung zum Kriege gegen die Schotten. 

Laud und Strafford find den Schotten fehr abge 

neigt. Karl marfchirt gegen die Schotten. Sie 

erhalten einen Vergleich im “jahre 1639. Kurze 

Dauer des Friedens. Karl gehet nicht aufrichtig 

mit den Schotten um. Das Parlament und die 

Berfammlung in Schottland find eifrig auf die 

Erhaltung ihrer geiftlichen und weltlichen Privile 

gien. Sie befehlen die Unterzeichnung des Cove 

nants oder des zu Vertheidigung ihrer Freyheiten 

und Rechte gefchloffenen Buͤndniſſes. Karl a 

neuert ben Krieg. Die Schotten thun bey dem 

König Vorftellung. Lord Loudon einer von ihren 

- Deputieten wird in ben Tower gebracht. Befehl 
zu feiner Hinrichtung: der Marquis von Hami 
fon errettet ihn. Karl beruft "ein Parlament. 

Hebt es wieder. auf. Einige Mitglieder der Ör 

meinen werden in Verhaft gezogen... Karl hat 

delt ohne Klugheit und Politik. Bein Verfahren 

verftärft nicht ihn fondern bie Schotten. Di, 

Engellaͤnder gehen unmillig im den Krieg gegen 
bie Schotten. . Diefe dringen in Engelland ein 

j | \ after 












» 


Blbliothek. 235 


Haffenſtilleſtand. Karl beruft das langwierige 5and 
darlament. Iſt Dazu gezwungen. "Seine wahre! I 
Meinung von den Parlamenten. 3. Ein einen 
driefe vom 22 Jan. 1634, "Sie haben die Na⸗ 
u der Kagen. Dieſe werden mit dem Alter 
chlinmer. Menn fie euch gefallen ſollen, fo. 
haft fie bey zunehmenden “jahren ab. Denn in? 
der Jugend nur find fie leicht zu banbigen. In 
der That, ihr merbet finden, daß nichts für den 
Anfang eines neuen. Parlaments vortbeilpaftee 
ep, als die gute Beendigung des vorigen. Strafe: ° 
fords Charakter. Er fpielte frühzeitig eine groſſe 
Role, Zu Anfang dieſer Regierung widerſetzte 
erfih den Unternehmungen des Hofs und lite: 
mit andern würdigen Männern, Doch war ſei⸗ 
ne Gemuͤthsart nicht fo mürrifch, daß er nicht des 
Königs Vorfchlägen ‚hätte Gehör geben follen. 
Er nahm fie an, und ward bald durch Lauds. 
Vermittelung, $iebling und erfter Minifter. Geis 
ne groffen Faͤhigkeiten, unermuͤdeten Fleis und. 
frengen Gefinnungen fan man’ am beften aus 
finen Briefen, Staatshandlungen und Proceſſe 
kennen lernen. Der König verficherte ihm feine Er 
rettung. Ward gleichwohl mit Bewilligung bes Koͤ⸗ 
viges verurtheilet und enthauptet. Karls Bereuung. 
ie Gemeinen verlangen in einer Bille die Ab: 
ſchafung der Bifhöflichen Stimmen im Parlas 
mente. Ihre Urſachen dazu, Projekt eine Ar⸗ 
mee zuſammen zu bringen um das Parlament in 
durcht zu halten. Karl hat daran Antheil. Uebele 
Folgen. Rebellion in Irrland. Abferliche 
rau⸗ 








234 Brittiſche | 
Band Man unterdruͤckt in Engelland bie Gefege und tr 
¶bhebt die Tyranney öffentlich. Karl ſucht in Schett 

land Neuerungen einzuführen. Johann Knır 

wird dazu gebraucht. Karls übles Verfahren 
durch Stiftung neuer Erzbischümer und Bisthi— 
mer. Laͤſſt den Schotten neue Kirchenlehren und 
. eine nach der Englifihen eingerichtete Liturgie auf 
erlegen. Als die Liturgie in den Kirchen vorge: 
fen wird, entftehet ein allgemeiner Aufftand. 

Vorbereitung zum Kriege gegen die Schotten. 

faud und Strafford find den Schotten fehr abge 

neigt. Karl marfchirt gegen Vie Schotten, Eie 
erhalten einen Vergleich im Jahre 1639. Kur 

Dauer des Friedens. Karl gehet nicht aufrichtig 

mit den Schotten um. Das Parlament und de 

Verfammlung in Schottland: find eifrig auf DE 

Erhaltung ihrer geiftlichen und weltlichen Privie 

gien. Sie befehlen die Unterzeichnung bes Core 

nants oder des zu Vertheidigung ihrer Freyheiten 
und Rechte gefchloffenen Buͤndniſſes. Karl er⸗ 
neuert den Krieg. Die Schotten thun ben dem 

König Vorftellung. Lord Loudon einer von ihre 

- Deputirten wird in ben Tomer gebracht. Befehl 
gu feiner Hinrichtung: der Marguis von Hamik 
ton errettet ihn. Karl beruft ein Parlament. 

Hebt es wieder auf. Einige Mitglieder der Ör 

meinen werden in Werhaft gezogen. Karl han⸗ 

delt ohne Klugheit und Politik. Bein Verfahren 

verftärft nicht ihn fondern die Schotten. Di 

Engellaͤnder geben unwillig in den Krieg gegen 
bie Schotten. . Diefe dringen in Engelland ein. 











Waffen 


Blbliothek. 235 


Baffenſtilleſtand. Karl beruft das langwierige 58ðnd 
Harlament. Iſt Dazu gezwungen. "Seine wahre SE 
Meinung von den Parlamenten. 3. Ein einem 
Briefe vom 22 San. 1634. "Sie haben’ die Na⸗ 
tur der Katzen. Dieſe werden mit: dem Alter 
(Hlimmer. Wenn fie.eucd) gefallen follen, fo» 
haft fie bey zumehmenben “jahren ab. Denn in’ 
der Jugend nur find fie leicht zu bändigen. In 
der That, ihr werdet finden, daß nichts für den‘ 
Anfang eines neuen. Parlaments vortbeilpaftee 
ſey, als die gute Beendigung des vorigen. Strafe ' 
fords Charakter. Er fpielte frühzeitig eine groffe 
Rolle, Zu Anfang diefer Regierung widerfegte' 
er fih den Unternehmungen des Hofs und litte: 
mit andern würdigen Männern. ‘Doch war: feis 
ne Gemuͤthsart nicht fo mürrifch, daß er nicht des 
Königs Vorfchlägen hätte Gehoͤr geben ſollen. 
Er nahm fie an, und ward bald durch Lauds. 
Vermittelung, $iebling und erfter Minifter. Sei⸗ 
ne groffen Fähigkeiten, unermübeten Fleis und. 
ſtrengen Gefinnungen fan man’ am beiten aus 
finen Briefen, Staatshandlungen und Proceffe: 
kennen fernen. .Der König verficherce ihm feine Er⸗ 
rettung. Ward gleichwohl mit Bewilligung des Koͤ⸗ 
viges verurtheilet und enthauptet. Karls Bereuung. 
ie Gemeinen verlangen in einer Bille die Ab: 
ſchafung der Bifchöflihen Stimmen im Parlas 
mente: Ihre Urfachen dazu, . Projekt eine Ar 
mer zufammen zu bringen um bas Parlament in 
Furcht zu halten. Karl hat daran Antheil. Uebele 
Folgen. Rebellion in. Irrland. Abfhenliche 
rau⸗ 


J 





236 Brittifche 
6rauſamkeiten gegen bie bafigen Engellaͤnder. 
3,9% ‚Unpartheifche Erzählung ob der König Urfebe 

gemwefen ober nicht. Anführung der Gründe für 

und wider ben König. 

IV. Abſchnitt. Karl Plage die Lords Kim 
Bolton, Holles, Haslerig, Pam, Hambden ımd 
Strode, bes Hochverraths an. Er koͤmmt mi 
ſeiner Wache ins Parlamentshaus um ſie aufhe⸗ 
ben zu laſſen. Ruft ſie als Verraͤther aus. Die 

Gemeinen nehmen ſich ihrer an. Ungluͤckliche Fol⸗ 
gen feines Verfahrens. Das Parlament ver⸗ 
lange vom König die Gewalt über die Armee. 

Des Königs Verweigerung veranlaſſt den innerli⸗ 

chen Krieg. Verordnung ber beyben Käufer, daß 

das Königreich durch die Autoritaͤt des Parla⸗ 
ments in Vertheidigungsſtand geſetzt werden ſolle wo 
des Koͤnigs Name und Autoritaͤt ausgeiaſſen wird. 

Rechtfertigung des Parlaments. Kriegeriſche Ar 

ftolten des Königs. Bewegungsgruͤnde, welche 

bas Parlament zu dem Kriege veranlafft haben. 

Beweiſe für Die Gerechtigkeit und Nothwendigkeit 

. bes Verfahrens ber $orbs und Gemeinen. Bi) 
erwieſen, daß biefer Krieg fälfchlich eine Mebellin 
genennet werde. Karl ift zu Anfange des Kriegs 
glücklich. Spricht deswegen in einem hohen Tone 
gegen das Parlament. Gefahr des Gluͤcks. Det 
vortheilhafte Erfolg beunruhiget feine patriotiſchen 

Sreunde. Anfehen ber Katholiken bey dem K% 

nig. Des Königs Abficht ift auf die gaͤnzliche 

Unterbrücung feiner Gegenparthey gerichtet. | 

wird durch. den Verluſt der Schlacht bey Naſeb 

. in 


Bibliothet. 277 


n ſchlechte Umftände geſetzt. Veraͤndert feines mm 
Sprache an Das Parlament. Schickt Friedens OR, 
othen ab. Geluͤbden im Ungluͤck. Die Ge 
alitaͤt Hält eine Verſammlung bey ihm. Sie 
Hut ihm Vorſchlaͤge, die er aber mit groffer Haͤrte 
abfihlägt. Verwirft auch bie ihm vorgetragenen 
Parlaments Villen. Das Parlament fafft den Ent» 
Ihluß, nichts mehr an den König gelangen zu fafk 
fen. Verſchiedene Meinungen über fein Betras 
gen. Karl hofe nicht ohne Grund: feine Gewalt 
wieder zu erlangen. In Newport werben Confe 
renzen gu einem Vergleich zwiſchen dem König un® 
dem Parlament gehalten. Des Könige Unter 
handlung. Irrthuͤmer und falfche Berichte des 
Klarendon. Die Armee thur felbft wider den Koͤ⸗ 
nig an das Parlament Vorftellung. Sie bemäch« 
tigt ſich der Perſon des Königs, und bringt ihn 
nad) Hurft Caſtle. Schliefft fehr viele Mitglie- 
der, von dem Kauft der Giemeihen aus. . Bringt 
den König zur Unterfuchung. Er wird vor dem - 
dazu niedergefeßten Gerichte verurtheilt, und aus 
dem Grunde, weil er wider bas Parlament einen 
Krieg angefangen, hingerichtet. Srenfprechung 
des Parlaments von allem Tadel, aus unfrüglis 
dien Zeugniffen. Won ber Gelaffenheit oder Un⸗ 
empfindlichEeit des Könige vor, bey und nach ſei⸗ 
ner Verurtheilung. Nachricht von feiner Rebe 
auf dem Schavor. Sein Bezeigen wird gerühmt. 
Miltons Anmerkungen darüber. Er nennt fi) 
gegen feine Tochter die Prinzeffin Elifaberh, und 
auf dem Schavot, einen Märtyrer. Wird mit 
; \ unſerm 





238 Brittifche 
Bed unfeem Heiland verglichen, Beyde Vergleichun⸗ 
I, gen find unrichtig. Selbft der Prätendent Karls 1. 
Enkel ſpricht ihm: den Titel eines Märtyeers ab. 
Cyarakter eines Königs von Engelland. "Er ift 
hlos der Beſchuͤtzer ber geiftfichen und weltlichen 
echte und Srenheiten feines Volks. Karl I. war 
die urfprüngliche Urfache feines Ungluͤcks. Unge⸗ 
ſegmaͤſſegkeit ſeines Todesurthels. Das Barla- 
ment hatte zwar das Recht ſich gegen den Koͤnig 
hurch die Waffen zu vertheidigen, und ſich deffel- 
ben zu bemaͤchtigen, aber nicht das Recht ihm 
das Leben zu nehmen. - Mittel‘; die einen jeden 


+ Prinz wider ein ähnliches Schickſal in 


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Bißlisthe, . 239 
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every particular, advanced-by the Reverend 
Dr. Mac Donnell, in his Sincere Chriftian’s 
Anfwer to the Appeal, is diftindiy gonfide= 
red, feveral other Subjedts ‚relative to che : 
Queftion are discufled, and. an humble At, 
tempt is made: co put a final. Periode, if pof-) 
fible, to this Controverfy, by-a folemn ad.: 
drefs to the moſt judiciöüs-Defenders of the‘ 
Athanaſian Trinity, by the Author of.the, 


‚a5 find ſchon fieben Jahre, dag ein ungenahlis 
I ter Schriftfteller zu Sondon..1754. dag. 
Buch „Äppeal to the common Senfe of. 
„all chriftian Peopıe, more particularly’ che Mem«, 
„Ders of the Church of England. ‚beransgegebenz, 
dem ber D. Macdonnell die Antrcort eines, 
aufrichtigen Chriſten entgegen geſetzt hat, wi⸗ 
Der Die ſich ber Verfaffer des Appeals, in dem. vor 
uns habenden Buche, zu vertheidigen ſuchet. Sb. 
uns nun gleich des Macdonnells Schrift, zur Ver⸗ 
theidigung der orthodoxen Lehre von der H. Drey⸗ 
einigkeit, nicht zu Geſichte gekommen -ift, ſo hat | 
der Verfaſſer des Appeal und der Defence, ben 
. er Fra Zip .. u i 





240 | Brittiſche 


gx8and die eigne Worte des D. Mac Donnells anführer, 
‚und artitulmäßig beantwortet, ung doch in ben 
Stand geſetzet, bender Gelehrten Meinung einzu: 
fehen, und ihre Gründe zu prüfen. Der Unge— 
naunte hat nach dem Mufter Samuel Clarks, (in 
feinem ‘Buche The Scripture Doctrine of the Tri- 

nity, welches zuerft 1712 in drey Iheilen heraus: 
gekommen, 1719. aber ganz verändert Yon dem 
Verfaſſer herausgegeben worden) in dem Appeal 

aͤlle Stellen Heiliger Schrift, die von ber Keifigen 
Drieeyheinigkeit handeln, gefammelt, und in gemiffe 
Eioffen gebracht, auch fich Daraus zu beweiſen vor- 
genommen, die Sehre ber Englifchen Kirche grün. 

de ſich nicht ſowohl auf das göttliche Wort, fon. 

bern auf das, Anfehen des Athanaſianiſchen Glau- | 
berisbefäntniffes. Kr nennet baher die orthobore 
$ehre'an der heifigen Dreyeinigfelf auf dem Titel 
biefer Defence, the Athanafıen Trinity, als ob | 
Athanafius, Erzbifchof von Alerandria, Urheber 
davon fen, und vor dem Concilio zu Nicda, bie 
Kicchenväter nichts geroiffes hievon beffimmer haͤt⸗ 

een, Mac Donnell feget Carks Anfehen, die 
Streitſchriften des Erzbiſchofs Potter, und D. 
Waterlands entgegen. ‘Der Appellang berufet ſich 

"im Gegentheil auf Biſchofs Hoädley,- und D. 
Syfes Schtiften wider Pottern, und. D. Whitby's, 
Jakſons, und Wilhelm Siſhre Buͤcher gegen 

den D. Waterland. Macdonell tadelt, daß der, 
Ungenannte in feinem Appeal, welches für gemei⸗ 

ne $ente gefchrieben ſeyn foll, fich nicht nach ihren, 
äßigkeiten gerichtet, ſondern in’ vielem Stellen 
\ heiliger 





Bibliothek. 241 


eiliger Schrift, Die Engliſche Ueberſetzung verlaf. s Yard 
en, und eine andere geliefert habe: da doch Leu. St. 
e von geringem und durch die Wiffenfchaften 
ht verbeflerten Verſtande, über die Richtigkeit 
er neuen Ueberſetzung nicht urtheilen koͤnten, 
fondeen dem Schriftfteller: blindlings glauben; 
müften. In der Antwort auf Diefen Einwurf, 
erinnert der Ungenannte: Macdonnell habe eben | 
diefes gethan, denn er behaupte ja die Richtigkeit 
einer Ueberfegung, durch Gruͤnde aus ber Natur 
der Sprache, darüber ‚ein Ungelehrter zu urthel. 
len auch nicht im Stande fey. „Daß alfo es das 
„dinaus laufe: ein Chriſt darf uͤber Sachen, die 
„Neligien befreffend, Bein anderes Urtheil fällen, 
als nach dem Ausfprüche feiner Lehrer. Daß 
„ſey eben die Practik der Roͤmiſchkatholiſchen, die 
„Dibel der Lahen aus den Händen zu reiſſen; 
„weil fie felbige niche verſtehen koͤnten: und auf 
„eben dieſen Grund bauten atich die Stengeifter 
ihren Sag, es fen-vieles, in der Religion, eine 
‚Erfindung der Geiftlihen, denen der Pöhel al. 
„les blindlings nachbere.., Uebrigens iſt der Ap 
dellant, nur an wenig Orten von der Englifchen 
Itberfegung abgegangen, als Apoftelgefih. 7, 59, 
Mnelher Stelle, die Englifche Ueberfegung!alfo 
auf; They ftoned Stephen, calling upon God: | 
defeiepten Worte ſtehen im Griechiſchen nicht, 
es heiſfet nur —X LriPaw — 

etro Kal Acyorræ. Von der Stelle, eb, Te 
VL der Ungenaunge, in einer eignen andiung, 

431. 463. beweiſen, ur ſtehe nur in der gemei» 

nen 


242 Brittiſche 


5Saud nen lateiniſchen Leberfegung, und ſey ein Zuſatz 
ISt. | eines Feindes der Arianer. Wir ſagen von dieſer 
Stelle nichts mehr, da ſo viele groſſe Gelehrte die 
Autorität derſelben gezeiget haben ?). Der Ap⸗ 
pellant ift ein Arianer, oder verlanget vielmehr, 
wie Whiſton, ein Eufebianer zu heiffen: Er grün: 
bet feine Meinung von Chriſto hauptſaͤchlich ı mit 
auf die Reden Jefu, indem er faget, der Vater 
fey gröfler als er, Joh. 10, 29. 14,28. Der 
Vater fen allein der wahre Bott, Jeſus fep 
von ihm gefande, Joh. 17,3. Macdonnell zeiget 
den wahren Berftand diefer Stellen, und merfer 


ans wenn ber Vater, in Abfiht auf J. E ber 


alleinige Gott genennet werde, fo folge, daß Je⸗ 
fus Chriftus gar niche mit Recht Gott genenner 
werden könne, welche ‘Benennung ihm doch der 
Ungenannte beylege, - Um diefen Einwurf zu bes 
gegen, beruft fid) der Ungenannte auf: die oben 
angeführten Worte des Erlöfers, welche Eeinen 
Verſtand hätten, wenn nicht der Vater, in ‘Bes 
trachtung Chriſti, der einige wahre Gott genenner 
‚werde. Kprifto könne der Name Gottes mit eben 
dem Rechte gegeben werden, mit welchem Mofes, 
2B. Moſ. 4,16. Bott; und die Engel, in ver 
ſchiedenen Stellen A. T. Goͤtter genennet wuͤr⸗ 


den. | 


”) Siehe Michael eilienthas bibliſchen Archivariug, 
- Heiliger Schrift N. T. Königäberg 1745, 4. ©. 

779. and Georgi Benfonii Difleitatioenem ad h. 1, 
. 2 Mafchio latinitate :donatam, Halac 1752. 4to. 
Vorrede, S. V. VE Whandlung, 6.3. - 


| Bibliothef. 243 
ben. Das hoͤchſte Weſen Fan feine Natım tel Vaub 
nemandern mitthellen: Gott kan auch feinen an. LIT, 
dern felbftitändigen und. unabhängenden Gott ma⸗ 
hen. „Sauter Säge, die ohne Bewels vorge: 
bracht und in denen der Schrift Ideen angedichtet 
werben, von benen fie völlig fren ift. Kein Chris 
fte glaubet, Jeſus Chriſtus fen von Gott zu einen!‘ 
Gotte gemacht worden: fondern behauptet, nad) 
den Flaren Worten des Nicänifchen Glaubensbes 
fenntniffes, „ Deum verum, de Deo vero, Geni- 
tum non factum. Eben fo boshaft verbrehet der 
Appellant die Worte Pauli, 1Kor.8,5.6. und fer 
Get auch Gott bem Herrn Jeſu Ehrifto ent. 
gegen: ba doc) diefes bier gleichbedeutende Be⸗ 
nennungen find. So beutet er auch die Stelle, 

B. an die Ephefier 4,4.5.6. als vb Gott der Bas 

ter Herr fen über alles (above all) ben Sohn und 

heiligen Geift mit eingefchloffen: da doch nur vom 

der chriftlichen Gemeine zu Ephes die Rebe iſt, 

und es im Griechiſchen heiffer:. #9 vacı vmiv; 

auch der Berftand erfobert, zu leſen: deri warrar 

aa did navy Oma, welches denn Sucher in 

feiner Ueberſetzung binzugefeget hat, dem Beza 

Heumann und Bengel gefolger find. Auf diefe 

Art gehet ver Appellant mit den Sägen und Schr 

ren der heiligen Schrift um, deren wahren Vera 

ftand er nicht fehen, auch fih durch Macdonnells 

Gründe nicht belehren laſſen, fondern, wie bie 

Zänfer, in allen Recht haben will... Es iſt ihm 

daher. ein leichtes; die Beweife für die: vrthodoxe 

Lehre, an Jefu, dem ewigen Sohne Gottes, bie 
D 2 man, 





244 Brittiſche 


Best man, theils aus denen, Jeſu Chriſto hengelegten Die- 

FOL men, theils aus den ihm zugefchriebenen göttlichen 
Elgenſchaften und göttlichen Werfen herzuleicen 

pfleget, bald mit gänglicher Säugnung, bald mie Ein . 
fhränfung berfelben, kurz abzumelfen: unter dem 

(cheinbeiligen Vorwand, die tieffte Ehrerbietung | 
gegen das hoͤchſte Weſen, erlaube es ihm nicht, 

dem ewigen groſſen Gotte, etwas anders an die 

Seite zu ſtellen, oder gleich zu ſchaͤtzen. Es 

misfaͤllt ihm auch die orthodere Lehre von der 

Menſchwerdung Chriſti, und er beſchuldiget ihre 
Vertheidiger, namentlich aber den Macdonell, vie 

ler Widerſpruͤche. Er gieht S. 217. ſolgenden 

Begrif von der Menſchwerdung des Sohnes Bot 

tes. „Diejenige ‘Perfon der Gottheit, die im 

„Himmel war, ehe fie von der. Maria gebohren 

„wurde, (oh. 8,53. 17,24.). nahm in der Zeit 

„einen Körper an, wie unfer Leib ift, und ward 

„ein wirklicher Menfch, obgleich fein geiftiger 

„Theil, der den menfchlichen Körper bewohnte, 

„unendlich herrlicher war, als unſre Seelen. Die⸗ 

„fen .geiftigen Theil nennet er, S. 219, das Wort, 

„und deutet dahin die Stelle, Joh. 1,14, das Wort 

„ward Fleifcdh.,. Diefen ſeinen Irrthum.) giebt 

er für die Lehre der Heiligen Schrift aus, leget 

J 1 une. auch 

y Der Appellant pflichtet hier der ketzeriſchen Lehre 
? des —28*— — —— 

"ep, bie auf der Roͤmiſchen Kirchenverſammlung 

“5.373. oder 3777. verbamast worden ik. Siche 


’ 
J ". J u. 
8 \ * a . « .; 





Bibliothet 245 


auch Sie Worte: Pauli, Hebr. 30,5. (die aus der, and 

von ben hebraͤiſchen Worten abweichenden griechi 1 SE, 
fchen Ueberfegung, des Pſ. 46, 7. genommten find) 
alſo cus; daß ’darfnnen angezeiget werde, Chris 
ſtus —* einen menſchlichen Körper angenommen, 
fen Aber vorher ſchon im Himmel · geweſen, und 
Gabe nichts mehr, als nur den Lelb "von der Ma⸗ 
fia empfangen. Hier iſt nicht der Dre, dieſe 
aufgeiwärthten Irrthuͤmer zu widerlegen; die recht⸗ 
glaͤubigen Eirglifchen Gottesgelehtten werben es 
auch Yaran nicht ernnangeln offen: "ind mir find 
egherig, Macdonnells Antwort zu Tefen, "und 
in feinem Siege; "über fo-einen verſchmitzten Geg⸗ 
ner, mit Theil zunehmen. Der Appellant hat 
in feiner erften Schrift auch bie Verwegenheit gew 
Habe’; ‘die bibliſchen Beweiſe für die Gottheit des 
Heiligen Geiſtes zu entkraͤften. Er betrachtet ihn, 
als-eine : göttliche Derfon, bie geringer iſt, als 
Der Allmaͤchtige, well er von Gerf"ausgedet, gen 
ſendet wird, und, in allen, nach Bottes hoͤchſten 
Willen und Gefallen handelt. Macbonnell bat 
erĩnnert, die Werke, die dem heiligen Geiſte zu⸗ 
geſchtieben wuͤrden, erforberten: eine goͤttliche 
Kraft. Der Ungenannte zweifele an der Wahr⸗ 
heit dieſes Satzes, weil wir ja bie Kraͤfte der Ge⸗ 
Dr fehöpfe, 
Gu. Cave Hifor. Literariam Scriptorum Fecle- 
fiaflieoıum; im 4. Jahrhundert: und eines Unge⸗ 
nannten Differtation, dans "laquelle on täche de 
. prouver, que l’ ame de I. C. ctoit. dans le Ciel, 
avant que d Etre unie 3 un corps humain, Lon⸗ 


don 1739. 8. 


LG 


Bub: 
koͤnten: ober, zugegeben bie Geſchaͤfte bes Heili. 


246 Brittiſche 
adſchoͤpſe, beſonders der Engel, nicht beurcheilen 


en Geiſtes, an den Seelen der Menſchen, er: 
oederten eine- göttliche Kraft, fo folge Hieraus 
nur fo viel, der höchfte Bott habe fie ihm mitge⸗ 
eheilet; nicht aber, der heilige Geift ſey Der hoͤch⸗ 
fe Sort. Aus Pauli Worten, 1B. an die Ko⸗ 
rinthier 2,9.1, 11. hat Machonnell bewiefen,' der 
heilige Geift ſey Gott, meil er die Tiefen Gottes 
erkenne, wie nur ber eigne Geift des Menſchen 
wifte, was in ibm fey. Der Appellant antwor⸗ 
tet mit feiner gewöhnlichen Fluͤchtigkeit: Gott 
„bat den heiligen Geift fo viel-von ben Tiefen der 
„Gottheit, (d. i. von den geheimen Rathfchlägen, 


welche bie Erldſung und Heiligung des menſch. 


„lichen Geſchlechtes angehen,) entdecket, als zur 
„Erfuͤllung der goͤttlichen Abſichten noͤthig ſey. 
„Des heiligen Geiſtes Wiſſenſchaft iſt von Got⸗ 
„tes unendlicher Weisheit und Allwiſſenheit hoͤch⸗ 
„lich unterſchieden, fie gehet nicht auf alle Dinge, 
„fondern nur auf den göttlichen Rathſchlus von 
„unferer Seligfei., Er buͤrdet auch feinem 
Gegner auf, er babe in dem göttlichen Weſen, die 
Gottheit von. denen drey Perfonen, dem DBater, 
Sohne und Geifte unterfchiebens wie ber Geiſt 
des Menfchen, von dem Menſchen ſelbſt, d.i. die 
Seele vom Leibe, unterfchieden ſey. Machennell 
fehlieffe: Alles mas in Gore ift, iſt Bote felber: 
alfo ift der heilige Geiſt Gore, weil er, nach Pauli 
Ausjpruche, in Gotte iſt. Der Appellane laͤugnet 
Den minorem, und behauptet, „Der heilige Geiſt 

“ ſey 


— — — — 


n > a 

Bibliothek. 247 
„ſey nicht in Gott, denn er wuͤrde von Ihm gege- 5 Band 
„ben und ausgefendet, es werde auch nirgends in 
„der heiligen Schrift gefagt, der heilige Geiſt fey 
„in Gott., Wir brechen hier ab, weil es leich- - 
ter iſt, das Gebäuhe des Glaubens einzurefffen, 
als wern.es.burch einen Sturm erfchüttert wor⸗ 
den, es wieder zu flügen. Der Appellanf Hat, 
auf den Xitel feiner Schrift, die Worte Pauli ges 
feget, zXbefi. 3,21. Pruͤfet alles, und das gute, 
Das wahre Barte, behaltet: und damit das Lob wer» 
bunden, weiches Lucas Apoſtgeſch. 17, in. den Ein⸗ 
wohner zu Berrhoen beyleget. Sie waren edler 
denn die Theffatonicenfer,in dem, daß fie das Wort 
nicht nur willig annahmen, :fonbern auch ‚in der 
heiligen Schrift forfchten, ob es fich alſo ver⸗ 
hielte. ‚Die. Beobachtung. beyber Lehren wird, 
mie Huͤlfe Bes Geiſtes Bortes, menn er nicht muth« 
willig widerſtrebet, den Jerthum. bes. Verfaſſers 
vertreiben, und ihn zur Verehrung Jeſu Chr 

und bes heiligen Geiſtes, als wahren Gottes, 
kraͤftig und unwiderſtehlich ermuntern. 


..r u . . ..r 
\. vw. 

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2 — .o 

r . 
. 
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24 ı BL Va- 


IV Various Profpeßs of-Mankind, Nature and Pro- 
vildence. "London 1761.8. 


CENer ungenonnte Verſaſſer diefer verſchiede⸗ 
‚nen Betrachtungen uͤber das menſch⸗ 
> liche Geſchlecht, die Natur und die 
Vorfebung, hat zwar einige Anmerkungen. über 
die bürgerliche "Regierung, und die Einrichtung 
der Öefellfchaft.gemachet: allein er hat, wie er ſich 
in der Vorerinnerung ausdruͤckt, zur en 
Abſicht gehabt, die Grundſatze der Gitteniehre 
und der natuͤrlichen Religion zu erlaͤutern, beſon⸗ 
ders aber zu erforſchen, ob das gegenwärtige Le⸗ 
den des Menſchen eine Beziehung auf ein kunfti 
ges hat; und auf dieſe Art bie Abſichten der Bor. 
feung, in Anſehung eines Zuſtandes nach dem 
Zode, zu zeigen. Er hoft zu gleicher Zeit, daß 
eine Anmerkungen nicht nur feinem vornehmſten 
Endzweck gemaͤs ſeyn, fondern. auch über bie 
menſchliche Ratur, und die menſchliche Gefell. 
ſchaft, bloß in Beziehung auf das gegenwärtige 
Leben betrachtet, einiges neues Sicht verbreiten 
werden. Er erklaͤrt fich hiernaͤchſt, dep ee nicht 
ſowohl für die Verehrer der Religion, als viel. 
mehr für die Freydenker fchreibe, und daß_er zu 
dem Ende eine Schreibart erwaͤhlet habe, die er 
für die gefchicktefte Halte, ihre Aufmerkſamkeit zu 
gewinnen und ihre Borurtheile aus dem Wege zu 
raum, 


Das’ 


Bibliothet. 249 
Das Werk I in zwof Abfepnitte: eingespeis wand 
1. In dem erften ftelle der, Berjaffer eine al 
emeine Betrachtung über die Unpollkommenhei. 
n der .menfchlichen. Geſellſchaft und uͤber die 
wellen an, woraus fie, entſpringen. \je weiter 
ol in der Geſchichte zurückgehen, fagt der Ver⸗ 
ıfler, und je genauer. und unpartheyiſcher wir bie 
defüaffenheit bes.menfchlichen Geſchlechts in jer 
km Zeitalter, unterfuchen, defto mehr werden wir 
berjengt werben; daß bie menſchliche Geſellſchaft 
niemglg die Groͤſſe und Gluͤckſeligkeit erreicht Hat, 
die ein Philoſoph erwarten folle, wenn er die 
Vernunft und. das Genie des.menfchlihen Ge 
ſhlechts erwägt, und wenn er die Menge ber Ma- 
lericlien in. Betrachtung zieht, mit welchen bie 
Natur Aberfluͤſig nerfehen iſt, sum den Beduͤrh⸗ 
niſſen dee Menſchen zu ſtatten zu kemmen, und 
Ihre Begierden zu hefriedigen. Man mus geſte⸗ 
den, fagt. der —— daß die Menſchen in den 
Kuͤnſten und Wiſſenſchaften ziemlich weit gekom⸗ 
hen ſind. Lngerdefien verſtehen wir, aller aͤltern 
und neuern Verbeſſerungen ber Wiſſenſchaften un 
geachtet, die Kräfte der Natur noch ſehr unvoll⸗ 
konmen. - Wenn das menſchliche Geſchlecht in 
einem fo guten Vernehmen, und in giner fo voll» 
Fonmenen Ruhe ‚und ‚Sicherheit. ‚gelebt. hätte, 
daf fie im Stande, geweſen wären, regelmäflige 
und weitläuftige. Ensapirfe zu Unterſuchung aller 
belle der Matug zu madjen, und biefe Entwürfe 
fur Ausübung, zu bringen; fo würden fie in dem 
lauſe ſo vieler Zeitalter ohne Zweifel in der Käne 
" 5 NR 


N 








2500 Brittiſche 


5Zend nis der Natur einen hoͤhern Grab der Bol: 
Sr, menheit haben erreichen fönnen, als fie bisher « 
reicht haben; und auffer den Künften, bie berdi 
entdecke worden find, würden fie noch viel mehr: 
erfunden-baben, bie zu den Bebürfnijfen imd 
Vergnuͤgungen bes menſchlichen Lebens ungemen 
viel beygetragen haben würden. Was die mor 
liſchen Unordnungen anbelangt; -fo iſt es umnöris, 
fie weitläufeig abzuhandekn. Ste fallen bey dem 
geringften Nachdenken in die Augen, ind es Ik 
offenbar, daß fie Die wahre Gröffe und die mirfli 
che Gluͤckſeligkeit dee Menfchen gehindert haben. 
Solchergeſtalt hat die menfchliche Geſellſchaſt nie 
mals die Vollkommenheit erreicht, deren fie, nad 
der Einrichtung einer welſen Borfehung, faͤhig m 
feyn ſcheint. Wir fönnen uns wenigftens führt 
Vollkommenheiten vorftelfen. --- Akten hierin 
wird man’ taufend Fragen hun’, und man wir 
ber Moͤglichkeit höherer Bollkommenheiten eitt 
Menge Zweifel entgegen fegen. Nach der Mei 
nung einiger, iſt nichts moͤglich, als mas fie wirt 
lich geſehen oder gehöre haben, und fie Halten alt 
Entwuͤrfe, die zu böhern Volfkommenheiten fill 
ten ·ſollen, für romantiſch. Andere fcheinen un 
willig darüber zu fern, daß man das menſchlich 
Geſchlecht fir vorereflicher Hält, als es nach den 
Heinen Begriffen, bie ſie von feiner Beſchaſſe— 
Beit Haben, feyn kan. Wenn man biefen Pille 
fophen glaubt: - fo verfchlieffen die Unordnungen 
ber menſchlichen Begierden und Leidenſchaften, 
alle Zugänge zur Volſtkommenheit. Es if pe 
u. Fa | agen 





pen fie, angenehme. Eeonen :zu mahlen. Wir and 
nnen ung mih geringer Mühe eine ganz andere {IE 
rönung der natürlichen und moraliichen Welt 
rſtellen. Die Dichter haben von einem immer⸗ 
ihrenden Fruͤhling, von einer unaufhoͤrlich milk 
nund beiten Luft geſungen. Sie haben :ıa 
m Baͤchen Milch. und Mectar flieſſen, ua. Die 
nbehquete. Erde won ſich ſelbſt "alle. Arten ange 
ıhmer Speifen hervorbringen Toften. Wir koͤm 
m uns Frieden, Freundſchaft, Tugend, und 
Beiskeit als algemein vorſtellen. Aber bien an: 
enehme Scenen ſind niemals vorhanden gemefen; 
nd fie werden und Fönnen andersmo nie vorhät 
en feyn, als in dem Gehirne der Dichter. Wine 
iefes der eigentliche Ball: fo koͤnts man ſich nicht 
nthalten, daruͤber träurig zu werden: allein. esriff 
Net nicht der Ort zu unterfuchen, in mie weit: die⸗ 
e angenehmen Sqenen möglich find... Gegenwaͤr⸗ 
ig es genug, zu bemerken, 4 ni uns —* 
nenfhlichen Gafellfihaft, Bühnen Voltemmenhe icen 
borfellen- Ebnnen, als Diejenigen ſind, bie fie bis⸗ 
"San guseyten fh wi: Dr ie an 
m zweyten Abſchnitt wich: ber Abris einer 
— —— nicht blos fuͤr eine Mi 
on, ſondern für. die game Erhe, mötgetbeiitt 
Gleichwie das mienfchliche Geſchlecht / ohne VIER 
ſelſſhaſt, das jenige mas zur Erhainiug noͤthig iſtz 
weder erwerben noch ſicher heſihen fan: alſo 
fan die Geſellſchaft, ohne bie: burgerliche Negie⸗ 
tung nähe ruhig und dauerhaft ſeyn. I. Mir-Füns 
ten alfo.hierays, ſchlieſſen, daß bie eglerung —* 
ruͤ 


en 
ur 





2SBrittiſche 

frühzeitig ihren Anfang genonenen Gabe, N 
erſte Einrichtung derfelben, ſagt umfer Vrrfaſ⸗ 
muſſte nothwendig roh und unvollkommen fm 





‚Rudis indigeflaque moles, quam dixere chic: 


Bon diefer urſpruͤnglichen Undeilkommenheit vi 
net bie. unvollkommene Beſchaffenheit der Rei 
zung in den nachfolgenden Zeitalter her. 
alten und neuen. Weitweiſen um Geſeggeber 
ben ſich durch verfchlebene Entwürfe‘ einer 
Regierung hervorgethan, ımd fie haben ſich di 
Maͤhe gegeben, befondere Gefege zus Verbeſſerun 
vergangener Fehler, zur Vermeidumg finflige 
Mißbrauche, zur ‚Erhaltung: des Friedens unl 
zur Befoͤrderung der geſellſchaftlichen Gtädielt 
keit zu errichten. Man kan in ſolchen Entwir— 
fen immer weiter gehen. Die: Materie iſt nd 
wicht erfihbpft. . Man kan die Altern Entwith 


verbeſſern; und bie Erfahrung mache bie Dit 


weiſer. u ne . 

Da es ungereimt iſt, anzunehmen, daß de 
marn ſchliche Beſthlecht nie einen’ Anfang ge 
Babe; fo wollen wir uns vorſtellen, daß die Mr" 
ſWen, bey chrer erſten Erſcheinung auf. unfrer Ed 
kachei, und als ihre Anzapt ſich etwa noch auf! 
find ober zehntaiſend erfivecte ;: in eine Gef 
fat getreten ſiad, in welcher kein Eigentdun, 
Cena Einehellimg des Sandes zum Privatgebraut 
ſtact fand; fordern, am flart'das Eigenthum 0” 


‚gufügren,! verdinigton fie ſich über eine richtige N 


billige Eincheilung der Arbeit, die zur Behand 
und Ausfchmäcuäg des Thelles der Ei, * 
nn ewo 


| Bibliothek 253 


wohnten, erfordert wurde... ſſt uns fernet un. Gmb 


hmen, Doß:alle Menfchen, die Damals lebten, und? 
ıe Gefellfchaft ausmarhten, einen gewiſſen Erd⸗ 
ich von-zebntaufend oder hunderttauſend Mor« 
n in Beſitz genommen Daten, „Man nehme 
daß diefer Erdſtrich zur Unterbaltung- einer 
öffern Anzahl Menſchen geſchickt geweſen, als 
y Errichtung der. Geſellſchaft vorhanden waren. 
Ran nehme. an, daß man einen, regelmaͤſſigen 
lan entworfen, wie diefer Erdſtrich auf die befte 
re bebauet und ausgezieret werden Eönte, was. 
ir eine Sage die Häufer haben, nach; was für eis 
er Bauart fie aufgeführet, wie die angraͤnzenden 
elder abgemeſſen, wie fie’ beſaͤet: und bepflanzet 
‚erden ſollten. Man nehme an, daß dieſer Plan 
ſchoͤn und fo vollkommen geweſen, als es die 
dunſt vnd die. Geſchicklichkeit der Geſellſchaft ver⸗ 
attet. Man, nehme an, daß dieſer Plan von. 
len Mitgliedern der Geſellſchaft dergeftalt zur. 
lusübung gebracht. werben, daß feines. derſelben 
abey muͤſſig, ober von der Arbeit gänzlich be» 
reyet geblieben, daß feines derſelben zu fehe bes: 
iftiger, ober zu harter und ber: Geſundheit und 
en Gemürhskräften wachtheitiger Arbeit angehal- 
en worden, Man nehme an, daß alle Mitglie, 
er der Geſellſchaft diefen. Plan fo zur Ausübung 
ebracht, daß fie niemals an Vorraäth zu ihrem 
Interdale Mängel gehabt, indeffen daß fie folche. 
Werke volfführee, welche eben ſowohl bie. Zierde 
nd Pracht, als den Nutzen zur Abficht gehabt: 
Mit einem Worte, man nehme an, daB * 
| 


— 


—* 


Dr 


254 Brittiſche 


¶den ſenſ chaft gewiſſe Vorſchriften zur Werbefferung 
rer Seelen durch Wiſſenſchaft und Tugend ger 





ten, die übrige Zeit aber ihnen überlaffen, um fi 
sum Studiren und zum Nachdenken, oder zu ©: 
göplichkeiten anzuwenden. Dicfes find die erſten 
Züge einer volllommenern Einrichtung, als jemal: 
unter irgend einem Volke vorhanden gewefen, - 


Am Ende diefes Abſchnitts theilt der Verfaß 
ſer verſchiedene one für eine folche Gefelfchaft 
mit. 


vn 


gefhehen fönne Der, Derfaffer zeigt, daß ein? 
volffommene Berfaffüng, im Amfange ber Walt 
ohne ein Wunder, nicht möglich geweſen; er » 

hauptet aber, daß fie, ohne ein Wunder daben nd⸗ 
thig zu haben, in kuͤnftigen Zeitaltern moͤglich ler, 
und mit den menſchlichen Neigungen und Begier⸗ 
den tar wohl beſteheen koͤnne. 


Im vierten Abſchnitte wird dargethan, de 
obgleich der vorhergehende Entwurf mit den kei 
denfchaften und DBegierden der Menfchen nicht 
fireite,, er. dennoch mit den Umſtaͤnden, darinnen 
fich die Menfehen gegenmärtig auf dieſer En. Dee 
Miden, nicht beftehen könne, “ 


Der 


i 


Bios. 25 


Der fünfte Abfchniet hat die Schönkeit sum 
Beisheit und Herrlichkeit ber. Natur zum Gegen? St 
and, on 
Der fechfte Abfchnitt betrachter das Elend 
es menfchlichen Geſchlechts, und der unvernuͤnfti⸗ 
en Thiere -- Hier redet der Berfafler alfo vom 
Nenſchen: Diefes edle Geſchoͤpf ift mit vortrefli. 
hen Fähigkeiten und Kräften begabt. Sein Ber. 
tand iſt durchdringend und einfehend. Er ver« 
th eine emfige Nachforfchung, und eine gefchwin« 
ve Erſindungskraft. Sein Gedächtnis, behält 
zeſchehene Dinge. Geine Gedanken gehen ſo⸗ 
vohl rückwärts, als wor. ihm hin zur Ewigkeit. 
Beine Augen- erreichen. die Sterne, die in einer 
unermeglichen Weite ſtehen. Seine Einbildyungs« 
Fraft erſtreckt ſich über alle Graͤnzen hinaus. Gei- 
ne Vernunft berechnet. unendliche Räume. Er: 
empfindet bie Ordnung und Schönheit des Gan⸗ 
en. Er erkennt die Verbindung, in der er mit 
allen ſichtbaren Arten von Gefchöpfen ſteht. Er 
it fähig, feine Beziehungen auf jede derſelben. 
wahrzunehmen. Hieraus entſteht das, Gefühl. 
der moralifchen Schönhel. Er hemerkt ſeine 
Vezlehung auf den unfichtbaren Uefprung des. 
Seyns, auf die unendliche Avelle aller Vollkom⸗ 
menheit. Dieſem edlen Geſchoͤpfe ift die Herr. 
ſchaft über alle andre Thiere, und über die Erde: 
klbft, aufgetragen. Er ift verfchiedener erhabe⸗ 
er Empfindung fähig, Aber fo gros und herr 
Ih fein Zuftand gegenwärtig iſt; fo verachtungs« 
wuͤrdig ſcheint er. zu. fegn, wenn man Ihn un um. 
| zaͤhlba⸗ 


256 Brittiſche 
eand zahlbaren Dingen vergleicht, welche der Gegen⸗ 


se. 
= 


ftand feiner Betrachtung werden, fo unenblid) wei 
fie auch, der Zeit und dem Orte nach, entfern 
find. In diefe Erde eingeſchraͤnkt, iſt er fähig zu 
erkennen, daß fie nur ein Punkt ift, wenn man lt 
mie dem gangen Umfange der Werke Gottes vr 
gleicht. Das Wohlwollen feines Herzens macht, 
daß er auch für die entfernteſten Geſtirne eine Alt 
von Sorgfalt empfindet, weil er nicht zweifelt, daß 
fie feine Adytung eben fo ſehr verdienen, als feine 
eigne Wohnung. Unzufrieden fie blos in bet 
Entfernung gefehn zu haben, Flopfe fein Km; füt 
Begierde, nach einer naͤern Bekanntſchat mit 
dieſen Herrlichen Merken Gottes. Er nimmt an 
den Begebenheiten längft verfloffener Zeiten un) 
der entfernteften Zukunft, Antheil. Er pflanjt 
Bäume, bauet Käufer, errichtet Denkmäler, und 


- giebt Gefege,. die nach feinem Tode noch gone 


Zeitalter hindurch dauern ſollen. Keine Unnih 
fenheit feines Schidfals, kein blinder Antrieb 1% 
wegt ihn zu einer Arbeit, die ihm keinen Vorthei 
bringt; fonbeen er fege feine ebelmuͤthige Cory! 
fort, ungeachtet er bie Ungewisheit feines gebend 
kenut, und eine geſchwinde Aufloſung vorher ſiſt 
Man füge hinzu, daß er um dasjenige, was n 
dem Tode geſchehen kann, nicht unbekuͤmmer il 
Er verlange nach einem Fünfelgen Dafeyn. Hu 
zu ſcheint ihn-Die Natur auf eine bewundernswir⸗ 
dige Weife zubereitet zu haben. Obgleich fi 
Sinnen, und was von dem Mörper abhängt, D'" 
Verfall unterworfen ſind; fo wird doch dur * 
un 





| Bibliorhef. . 257 


und Erfahrung feine Urtheilskraft reifer. Mies Band 
oft iſt, in den legten Jahren feines Sebens, ja? St. 
felbft in dem Augenblicke der Auflöfung, fein Ver. 
ftand Heller und feine Urtheilskraft lebhafter ale 
jemals!. Eine wichtige Vermuthung, daß nad) 
dem Tode, die Seele, ihrer igigen Verbindung 
mit dem Körper ungeachtet, eine unabhängige 
Kraft anwenden wird. Unter ben Menſchen has 
ben ſich viele über die übrigen empor geſchwungen, 
und find wegen ihrer Wiſſenſchaft, Weisheit und 
Tugend, merkwuͤrdig worden; aber diefe weifen 
Männer haben die höhern Bollfommenheiten 
nicht erreicht, deren die Natur fie fabig gemacht. 
hat. In der That ſcheint es, daß, um dieſes 
edle Geſchoͤpf zu der Vollkommenheit, deren es 
faͤhig iſt, zu erheben, eine groͤſſere Anzahl von 
Jahren, und ein längerer Linterricht erfordert wer“ 
ben, als ihm die Matur auf diefer Erde gemähret 
bat. Da er als ein Kind in die Welt tritt, und 
in der Kindheit fo lange verweilt: fo Fan er in 
biefen Jahren nur unvollfonnmen unterrichtet wer 
den. Vieles, das in der Jugend erlernet werden 
follee, bleibt zuruͤckk. Die männlichen Jahre, ja 
das hohe Alter ſelbſt, find nicht Sirreichent, ihn 
gang voflfommen zu machen, Er Fan ſich von 
vielen fhönen und nüzlichen Kuͤnſten Deutliche Be⸗ 
griffe machen, feine Seele ftelt ihm Gegenftände 
von der angenehmften Speeulation vor; aber er 
hat weder Zeit noch Mittel, fie kennen zu lernen, 
Ars longa, vita brenis. Che er nur mittelmäflig 
unterrichtet iſt, ehe er das Leben und bie verſchie⸗ 

| NR - denen 


258 Brittiſche 


Sand denen Gegenſtaͤnde, bie ihn umgeben, recht ſchaͤ⸗ 
36% gen gelernt hat, verfällt er und ſtirbt, nach dem 
Sauf der Natur und der Borfehung. Die Irthuͤ⸗ 
mer und Safter des Menfchen find gros und une 
zählbar, und verwickeln ihn in viele Unruhe, Als 
fein auffer Diefem unangenehmen Zuftend, in weis 
chen verfchiedene Menſchen meiftentheils durch 
ihre eigene Schuld gerathen, giebt es noch viele 
unvermeidliche Umftände, welche fie an Erlan⸗ 
gung einer volllommenen Weisheit und Tugend 
hindern, fie vielen Befchwerlichfeiten des Lebens 
ausfegen, und fie oft vor der Zeit aus der Welt 
hinwegreiſſen. Schriftiteller von allen Arten, ſcherz⸗ 
hdafte und unheilige, ernſthafte und anbächtige, Phi⸗ 
(ofopben und Dichter, alte und neuere, haben wett⸗ 
geeifert, von ben Ungemaͤchlichkeiten und dem 
Elend diefes Lebens tragifche Abſchilderungen zu mas 
* chen. Unter den neuern finden wir einen der ar 
tigften und finnreichften Schriftfteller, ber ein Vers 
gnügen daran gehabt zu haben fcheint, fich den 
ſchwermuͤthigſten Gedanken zu überlaffen. -- Dies 
fer Schriftfteler ift_ der Herr von Maupertuis, 
welchen der Verfaſſer | 
. im fiebenten- Abfchnitte widerlegt, worinnen 
er eine Bergleichung des menſchlichen Gluͤcks und 
Elends anftelle, und bemeifet, daß bas erftere Das 
fegtere uͤbertreffe. — Es iſt wahr, fage unfer 
Verfaſſer, man fan die Weisheit und Güte der 
Borfebung behaupten, und die Sache der Religion 
vertheidigen, felbft unter‘ der harten Borausfegung, 
baß es mehr Elend als Gluͤckſeligkeit im menſch⸗ 
| lichen 





Bilbliothek. 259 ı 
sichen Sehen gebe, Denn. menn wir beweifen Fön. sa 
nen, Daß der Menfch mit Freyheit begabt ift, daß St 
er biefe Srenheit gemisbrauche bat, und daß durch 
Diefen Misbrauch Irthuͤmer und Safter in Die Wele 
gefommen find, und die Befchwerlichfeiten des 
menfchlichen Lebens hervorgebracht haben: foföns 
nen wir unter diefen Dorausfegungen von dem 
Uebergewicht bes Uebels Kechenfchaft geben, uns 
geachtet wir eine weife und gütige Regierung der 
Welt annehmen. Allein, wenn wir das Lieberges 
wicht des Guten erweifen fönnen: fo mus dieſes 
der Sache der Vorſicht einen groffen Bortheil 
bringen. Und da die Barmherzigkeit des Herrn 
gros ift, unb über ‚alle feine Werfe fich erſtreckt: 
fo fan man vernünftig hoffen, daß wir, bey ge 
nauer Unterfüchung, mehr Gutes als Boͤſes, in 
Abſicht auf uns, finden werden. Der Verfaſſer 
beantwortet hierauf alles, was Maupertuis in 
feinem Efläi de Philofophie Morale in der Abfiche 
gefügt hat, zu beweifen, daß des. Uebels unter 
Den Menfchen mehr fen, als des Guten, 

Der achte Abfchnitt Handelt von der Freyheit 
und der Nothwendigkeit, und der neunte enchäle 
‚eine Rettung der Vorſicht, wenn man die Sreyheit 
der vernünftigen Wefen annimmt, ber zehnte hin⸗ 
gegen faflt Die Rettung der Vorſicht in.fih, wenn 
man eine Nothwendigkeit vorausfegt. - - Der 
Verfaſſer befchliefft ven sehnten Abſchnitt folgen« 
bergeftalt: . . 

Laſſt die Ppitofophen und Gottesgelehrten ihre 
eignen Hypotheſen verteidigen; laſſt fie ihre 

| MR 2 Streis 


ı 260 Brittiihe - 
Band Streitigkeiten fortſehen, und laſſt fie nach zrem 


3er, 
or 


eignen Oefallen dDiefelben zu Ende bringen, wofer⸗ 
ne man jemals auf eine "Beendigung hoffen Darf. 
Ein frommer und rechtfchaffener Mann, wird, of. 
ne ſich, bey folchen ſchweren und gefährlichen Fra: 
gen, auf eine Enefcheidung einzulaflen, Gründe 
‚genug finden, fein Gemüch wider Die Einwuͤrfe ge 
gen die Borfehung zu wafnen, befonbers wenn er 
betrachtet ı) mie fihuldig die Menſchen Find; 
2) wie gering die Summe des Elends gegen bie 
Summe des Vergnügens ift; und 3) wie vid 
Gutes aus dem Liebel felbft entſpringt. Mit el 
nem Worte, wenn das Gute in allen Dingen, vie 
in unferm Geſichtskreis liegen, das Lebergemicht 
hat, 1008 für ein wichtiges Argument iſt dieſes 


nicht für alle unſichtbare Werke Gottes, und für 


— 


die zukuͤnftigen endloſen Zeitalter, in welchen allein 
das berrlichfle Syſtem zu einer vollkommenen 
Reife gebracht werden fan. Aus der Pracht der 


Weisheit und der Güre, welche man in der Die 
tur fo deutlich wahrnimmt, fchlieffen wir auf das 


Dafeyn eines unendlidy weiſen, gütigen und maͤch⸗ 
tigen Schöpfers und Erhalters. Aus dem Ve 
griffe eines fo vollfonmenen Wefens ziehen wie 
den Schlus, daß alle Dinge auf die befte und wei. 
fefte Art erfpaffer worden, und auf eben dieſe Art 
erhalten werden. Und wenn wir die Dinge ſelbſt, 
welche hervorgebracht worden find, überfehen und 
unterfuchen, und ihre nothwendigen Verknuͤpfun⸗ 


"gen und "Beziehungen betrachten; fo Fönnen wir 


eine richtige und vernünftige Auflöfung allee Eins 
on wuͤrfe 





Bibliothek, 261 


wuͤrfe finden, welche gegen die Werke des groſſen gaud 
Schoͤpfers gemacht worden ſind. Sr 
Im eilften Abfchnitt wird der Beweis eines 
Fünftigen Zuftandes der Menſchen nad) dem Tode, 
aus ben Örundfägen ber Vernunft und Philofo- 
phie, gefuͤhret. — Man mus, fagt der Berfaf. 
fer, in Erwägung ziehen, daß die Menfchen den 
beftigften Trieb nach höhern Käntniffen und nad) 
einer vollfoınmenen Bekantſchaft mit den herrli- - 
chen Werfen Gottes fühlen, ‘die fie gegenwärtig 
nur in der Entfernung, nur dunkel, und durch ein 
Fernglas erbliden können, Ihr Her; Elopft nach. 
der Unfterblichfeit, und fie freuen ſich in der Vor. 
ftellung, daß fie, nad} und nad), im Lauf enblofer 
Zeiten, die unendliche Weisheit und Güte werben 
fennen lernen. Ihre Gedanken find voll von Un» 
ſterblichkeit. Sie fühlen ein Verlangen, unver: 
geflen und auf Immer berühme zu fern. Was 
für eine Abficht mürde diefer Heftige Trieb haben, 
wenn die Menfchen nicht für irgend einige ferne 
und fünftige Genen beftimmt wären, und wenn 
fie und alle ihre Gedanken, fo bald, und auf im⸗ 
mer, untergehen follten? Warum bemerfen wir 
an ihnen fo viele Fähigkeiten und Kräfte, melde 
fie zu den gröfften und dauerhafteften Unterneh: 
mungen geſchickt machen, wenn fie Dem ungeachtet 
nur in einem fo engen Bejirk von biefen Faͤhigkei⸗ 
ten und Kräften Gebrauch machen, und alsdenn 
auf immer vernichtet werben foflten ? Zu mwelher 
Abſicht wären fie fähig, fo entfernte Zeitalter fi) 
vorzuſtellen, und warum gare ihren Herzen ein ſo 


3 heftiger 


962 Brittiſche 


Sand heftiger Trieb nach einem künftigen Dafeyn, und 
‚St nach fünftigen Bollfommenpeiten eingepflanzt, 
wenn es, ihree Natur nach, für fie unmoͤglich woä- 
re, dasjenige zu erlangen, wornach fie ftreben? 
Wäre diefes der Uebereinftimmung gemäs, Die in 
den Werten Gottes fo ſichtbar ift? -- Der Be 
weisgrund, welcher von bem allgemeinen und hef⸗ 
tigen Verlangen der Menfchen nach ber Unfterb- 
lichkeit hergenommen ift, erhält eine neue Stärfe, 
wenn man binzufegt, Daß des mannidhfaltigen und 
groffen Elends in dem gegenwärtigen Leben unge 
achtet, dennoch die Vorſehung einen mächtigen 
Trieb zur Glückfeligkeit in die Menfchen geleget 
bat. Keine natürliche und allgemeine Neigungen 
und Begierden Fönnen den Gefchöpfen vergebens, 
und ohne eine gute Abfiche eingepflanzt feyn. Wenn 
alfo die Menfchen in ihrem gegenwärtigen $eben 
feinen fo hohen Grad der Gluͤckſeligkeit erreichen 
Fönnen, der mit ihrem natürlichen Triebe, und mit 
den Zubereitungen der Vorſicht übereinftimme; 
fo müffen wir daraus fchlieffen, daß noch ein an⸗ 
drer Zuftand vorhanden feyn werde, auf welchen 
biefer Trieb und biefe Zubereitungen eine Bezie 
Bung haben. -- | Bu 
Der Verfaſſer befchlieffe fein Werf mit eini— 
gen Erinnerungen, die er im zwölften Ab 

fohnitte an bie —— ergehen 

laͤſſt. 


er nn anna: 


IV. An 


[u 


| 


| Bibliothet. 263 


IV. 


s Band 


36&t. 


‚An Inguiry into the beauties of Painting, and in- 


to the merits of the moft celebrated Pain- 
ters ancient and modern, by Daniel Webb, 
Eſq. London, 1760. 8. 


⸗ 


er Autor hat die Abſicht, feinen jungen Lands⸗ 
leuten, zum Nutzen ihrer Reifen, einen 
richtigen Geſchmack und deutliche Begriffe 


von der Mahlerey beyzubeingen. In ber Vor- 
rede bemerkt er einige Irrthuͤmer, welche ihnen 


faft aflen gemein find, und fie von einer. richtigen 
Einficht abhalten. Erftens betrachten fie mit ber 
gröfften Geſchwindigkeit alle Gemählde in den 
Gallerien und Kirchen; zweytens beurtheilen fie 
die Gemaͤhlde nad) dem allgemeinen Rufe der 
Mahler; drittens haben fie eine übertriebene Weis 
gung die verfchiebenen Meifter kennen zu lernen, 
Die Abhandlung ift felbft in VII. Geſpraͤche einges 
theile, In dem erſten zeige der Verfaſſer dem 


Plan feines Werfs an. Er will nämlich den . 


Vorzug der alten Mahler für den neuern ſowohl 


durch die Stellen der alten Schriftfteller, als Durch 


die Anwendung ihrer Begriffe auf die neuen &e« 


mählde erweifen. Der Endzweck foll vornehmlich 


bie Beförderung einer vollfommenern Känntnis 
der Kunft ſeyn, welchen andere, die uͤber die Mah⸗ 
lerey gefchrieben, verfehlt hätten. Denn fie waͤ⸗ 
ren blos Sebensbefchreiben, die den Sefer Lurch die 

_ R 4 Wieder⸗ 


264 Brittifche 


$ Band Wiederholung von eben benfelben Gedanken 
I, Kunftwörtern ermüdeten, wo die Begriffe von 
Mahlerey fo zerfireuer wären, duß fie ſchwerlich e 

Ganzes ober ein Syſtem ausmadıten, und 
endlich faft allein von folhen Mahlern, die fic) 
dem mechanifchen Theile der Mahlerey hervorge 
than, gehandelt würde; da doch die Leſer, als 
bloffe Beobachter der Kunft, ſich bauptfächlich mit | 
Dem idealifchen Theile befchäftigen koͤnten. De 
mechanifche Theil beftche aus den Nachahmungen 
derjenigen Gegenftände, die ıms immer vor Augen 

- find. Der idealifche aus den Borftellungen de 
durch die Einbildungsfraft hervorgebrachten Bl 
der, Die Vereinigung biefer beyben ‘Theile mar 
che die Vollkommenheit der Kunft aus, Unter 
allen Neuern wären Raphael, und nach ihm ge 
wiffermaaffen Correggio dieſer Vollkommenheit 
am nächften gefommen. Das II. Geſpraͤch handelt 
von der Faͤhigkeit über die Gemaͤhlde zu uv 
theilen. Der Autor erfordert dazu Feine Dil 
fenfchaft, fondern ein geübtes Auge, eben fo, mie 
in der Tonkunſt ein geuͤbtes Ihr und in der Poeſit 
eine geübte Einbildungsfraft zur Beurthellung ge 
fehlt find, Il. Geſpraͤch von dem Alter und 
Nusen der Mahlerey. Ihr Urfprung wird 
in die Zeiten des Trojanifchen Kriegs gefegt, und 
der Autor hält fie deswegen für fo fehr alt, weil 
es natürlich iſt, Daß man eher darauf fiel, die Ge⸗ 
danken durch Bilder, die unmittelbaren Zeichen 
ber Begriffe, auszudruͤcken, ats durch Buchſtaben; 
weil man ferner ans ber Vollkommenheit ” vom 

| omer 








Bibliothek. 265 

omer beſchriebenen Achilliſchen Schilds ſieht, Band 
ij die Bildhauerkunſt lange vor dem Homer ent SE, 
inden gewefen feyn müffe, und man hieraus we⸗ 
m der genauen Aehnlichkeit diefer Kunft mit ber 
Rahlerey, das hohe Alter derfelben fchlieffen Fan; 
eilendlih Plinius die Meinung ber Griechen, 
op man ihnen die Erfindung ſchuldig fey, für uns 

chtig hält, und durch die Erempel einiger fehr ale 
nvortreflichen Gemaͤhlde widerlegt. Der Mu⸗ 

en der Mahlerey wird hierauf befchrieben. Sie 
oͤſt eben fo wie die Dichtkunſt und Tonkunft feis 

e Empfindungen ein, fie benimmt den Sitten 

ne Rauhigkeit, fie hat eine groffe Gemale über 

ie feidenfchaften,, und macht den ftärkften Ein» - 
ud aufdas Herz. Diefe Eigenſchaft wird be⸗ 
ders dem biftorifchen Gemaͤhlden bepgelegt, wie 

urch einige Beyſpiele aus der alten Gefchichte ers 

ejen wird. Ben biefer Gelegenheit tadelt der Au— 

die Unfähigkeit feiner Sandsleute in der Hiftoris 

ben Mahleren, und leitet fie von der allzugroffen 

te zu den Gefichtsbildern her, die ihnen fchon 

on den alten Britten angeerbt. wäre. IV. Ges 

"ah, von der Zeichnung. Dieſe hat bey 

en Alten Dadurch einen fo hohen Grad der Volle 
mmenheit erlangt, daß man bie zerflreueten 
Shönpeiten der Natur vereinigte und eine ibealis 

e Schoͤnheit bildete. Man Fan fie befonders _ 
"dem Laocoon, dem Roͤmiſchen Sechter, 

m Sarnefifchen Apollo der mediceifchen 

WS und felbft an den Eoloffen wahrnehmen, 

nn die Gröffe der coloffifchen Bildſaͤulen vers 
RE liert 


⸗ 


5 Sand liert das unnatürliche durch bie vortrefliche St 
— metrie aller Glieder. In der Zeichnung haften 








266 Brittifche 





die Griechen einen groffen Vorzug vor ben dh 
ten und neuen Nömern, welches der Autor nidt 
dem Genie, fondern der Gewohnheit nadende di 
guren zu mahlen, zuſchreibt. Das Kennzeichen 
ihrer Arbeiten ift eine gerviffe eble Einfalt oder die 
Anmuth der Action. Und eben diefe ift die gröflt 
Wolltommenheit der Zeichnung. Raphael ht 
— die Alten am beften nachgeahmt, mie be 
. fonders feine heilige Cäcilia beweiffe. Zu diele 
Anmuth gehört eigentlidy auch der Charakter, oder 
der Ausdruck des Gemürhs in den Gefichrszügen 
und Minen, Man Ean ihn als einen befonders 
wefentlichen Theil der Anmuth anfehen, Di 
Stärke der Griechen in den Charaftern wird ih⸗ 
rem durch den Umgang an Som und die Leſung 
der beften Dichter erlangten Geſchmacke zugefhrie 
ben. In der hierauf folgenden Vergleichung de 
Neuen mit den Alten zeige der Autor, daß Ro 
phaels Zeichnung zwar ſchoͤn aber lange nic! ſ 
vollfommen ſey. Sein runder Umris an den 
weiblichen Figuren iſt bisweilen zu fen 
bisweilen zu trocken. Es fehle ihm diejenige zie 
Hehe Proportion und ungeswungene Bewegurg 
Die man an dem Laocoon und bem Fechrer fief 
weil er im Groffen, die Figuren des Michel A 
Be zum Mufter wählte. Die idealiſche Sch" 
eit konte er nicht fo gut, als diejenige, die er m 
ber Natur fan, treffen. Daher feine Balatı 
fa dem Chigifchen Pallaft weit unter feine be 
a onn 





Bibliothek. 267 
nnen iſt. Correggio wird als ber gröfftes uud 
uͤnſtler im Ausdrucke der Anmuth gerͤhmt. . 
Geſpraͤch, von der Colorit. Die Farben 
achen Die Gegenſtaͤnden lebhaft; fie find von 
n Dichtern und Mahlern der Alten für die 
röffte Schönheit der Natur angefehen worden, 
ie Römifche Schule hingegen hat bie Kunft der 
‚arben mit Unrecht für etmas überflüffiges gehale 
1, Aprelles war der gröffte in der Farbenmi⸗ 
hung und Schattlrung, und Titian unter den 
Neuen. Raphaels Eolorit in Del iſt zu dunkel... 
nd braun, aber in Freſco Mablereyen fo fchön, 
aß ihm Feiner gleich kͤmmt. Der Berfaffer 
alt übrigens die neuen Mahler für beſſere Colo- 
iften als die Alten; weil dieſe ihre Figuren faſt 
lezeit nackend mahlten, jene hingegen und fonders 
ic) die von der Benetianifehen Schule fie mehren. 
deils befleiden, und alfo eine befjere Gelegenheit 
jaben, die verfchiedenen Wirkungen der Zuruͤck⸗ 
fralung aus zudruͤcken. VL Gefpräch von Schatz 
ten und Lichte. in einziger Anbli eines Gen 
mahldes des Correggio giebt ung einen deutli⸗ 
bern Begrif vom Schatten und Licht, als afle 
Schriften des Vaſari, Selibien und anderer; 
Die Eigenfchaften diefes Theils der Mahlerey find 
eritens die Rundung oder Hervorragung, durch 
weiche fich Die Figuren von ihrem Grunde abfon« 
dern, und ein lebendiges Dafeyn erhalten, zwey⸗ 
tens die mahlerifche Vertheilung bes Lichts auf 
die oerfchiedenen Gegenftände,; drittens die Gras 
dation ber Farben, viertens die gefällige Sam 

Ä nie 


268. Brittifche 
+ Band nie ber einzelnen Schatten und Lichtstheilgen, bi 
St uns z. E. fo fehr in der Geburt unfers Heilan 
0, und andern Stüden bes Correggio entji 
Raphaels Syſtem vom Schatten und Sicht war 
das ſtaͤrkſte Licht vorwärts anzubringen, und 
gegen den Grund zu, nach und nach zu verminder 
Daher feine vordern Figuren meiftentheils wii 
bekleidet find. Aber Eorreggio und bie dm 
bardifche Schule brachten vorwärts höhere Jar 
ben, rothe, blaue und gelbe an, weil ihnen Die weil 

zu Durchfichtig und ſchwach ſchien. VAL. Gefpräd 
von der Zufammenfeaung. Ein hiſtoriſches 
Gemäpide ift die Vorftellung eines Furzen Schau 
ſpiels. Es wird zu deſſen Compoſition ſowohl 

die Anordnung ber Scenen als bie Handlung er—⸗ 
fordert. Jene bedeutet hier eine angenehme Der: 
theilung der Figuren, welche zu ber Begebenhet 
“gehören. Sie ift entweder blos mahlerifch, wi 
man fie bey dem Lanfranc und Peter von (or 
tona findet, oder ausdrüdend und rührend mie 
bey dem Rapbael und Leonard von Dina, 

wie fie auch vermuthlich bey ben Alten geroefen il 
Die Handlung bes Hiftorifchen Gemaͤhldes beſteht 
eben ſo, wie das Drama bes Schauſpiels, in de 
Babel oder Gefchichte, in der Verknuͤpfung, den 
Charaktern, und den aus biefen entſtehenden !e 
benfchaften, Die griechifchen Mahler Hatten I 
Anfehung ber Fabel einen fehe wichtigen Vorthei— 
weil es in ihrer geiftlichen und weltlichen Geſchich 

se (o groffe und merkwürdige Begebenpeiten gab 
Der Autor behauptet fogar, daß ſich die ne 
— eſchich⸗ 








Bibliothek. 269 
liſchichte nicht für die Mahlereyh ſchicke, weil un⸗ʒ Band 
te Religion bie Unterdruͤdung der Leldenſchaften Sk, 
fordere und die gröfften Heiligen von niedriger 
jeburt und einfältigen Sitten gemwefen wären, 

Iber, da felbft Die Heilige Schrift gute und böfe 
harakter abfthildere, und den heftlgſten Grad der 
tdenſchaften in vielen Behfpielen ausdrücke, mar. 
m follte es dem Mahler verwehrt feyn? Die 
on dem Autor angeführten Beyſpiele des vor feis 
em Kreutze liegenden heiligen Andreas und der 
or dem Opferaltare ftehenden Sphigenia geben 
inen- Beweis ab. . Denn Die Begebenheiten 
ind ganz unterfchleden. : Es härte anſtatt der er 
tm, das Opfer Iſaacs gewählte werden ſollen. 
Soac erregt eben fo viel Mitleiden alg Iphigenia. 
Was ferner der Autor wider den Charafter der 
Heiligen anführt, ift noch ſeltſamer. Sollte niche 
in hoher Grad der Heiligkeit-ynd des Berftands 
en Geſichts zuͤgen eine noch gröffere Hoheit zumes 
je ringen, alg diejenige ift, die eine vornehme Hers 
unſt und die Feinigkeit der Sitten verfchaft ? 
en Ausdruck der Charakter und Sitten hält der 
erfaffer für ein vorzügliches Berdienft der grie⸗ 
hen Mahler; von dem Neuen ruͤhmt er des— 
Degen nur den Kaphael, Correggio und Leo⸗ 
nard von Vinci, wiewohl er keinem von ihnen, 
enden den Alten, den Enthufiafmus, und den 
usdruck des heftigen Affekts zueignet. | 
So ſchoͤn diefe Abhandlung gefchrieben ift, fo 
det man doch gar leicht eine übertriebene Ach⸗ 
ng gegen die Alten. Wenn der Verfaffer durch 
' ie 


270 „Brittifihe 


8 die Benfpiele viniger übriggebliebenen alten & 


I 


mählbe ben Vorzug berfelben haͤtte ermeifen fü 
nen, und ihn nicht blos auf die Lobſpruͤche der d 
ten Schriftftellee und die Schönheit verfehieden 
alten Bildfäulen gründete; fo wuͤrde man di 
Einwendung nicht machen, Aber der Verfall 
gefteht es felbit, daß man itzt Feine vortrefliche 
Alterthuͤmer von diefer Art finde, und dag die i 
dem Herculano neuerlich entdeckten Mauergemöil 
be nur Veberbleibfel der ſterbenden Kunft zu m 
nen find. Vielleicht würde man auch der Wa 
nung bes Berfaffers weniger widerfprechen, ment 
er fo viele groffe Mahler der Italiaͤniſchen Echu 
len niche ganz mit Stillfchweigen 
übergangen hätte 


V.,. 7The 


Bibliothek. 271 
— V. | Fi 
he Life of William of Wykeham, Bifhop of 
Winchefter, written by Dr. Robert Loweb, 
The fecond Edition, London 175 9. 8. Seite 
357. Anhang S.LVL. 0 


Schriften, feheinen die Lebensbeſchreibun⸗ 
7 gen juns das geoffe Vergnügen, und ben 
neiſten Mugen zu gewähren. Die Völferges 
Hichte zeiget ung ihre politifche Verfaſſung, ihre 
Kriege, glückliche und widrige Schidfal. Die 
Biographie aber fhildere ung die Menfchen, mache. 
ins mie ihren Gefinnungen und Meigungen bes 
kant, da jene ung nicht die Menfchen felbft, fon 
bern nur Könige, Staatsräthe und Seldheren Fens 
hen lehret. Fuͤr die meiften Leſer hiftorifcher Buͤ⸗ 
her ift eg angenehmer, die natürliche Geftalt ihrer 
Nebengefchöpfe auszulernen, als fie blos aus dem 
Geſichtspunkte zu betrachten, wie fie einen Cinflus 
auf das Wohl oder Wehe ganzer Staaten haben, 
le gehet es an, die Kennzeichen der Tugenden 
und fafter zu entdecken; wenige fönnen, aus dem 
Lben eines Koͤnigs, Heldens oder eines tiefſinnig 
ſheinenden Miniſters, Nutzen ſchöpfen. Da- 
t liefet man bie Leben verdienter Männer, oder 
nur auſſerordentlicher Perfonen mit groͤſſter Ber 
gerde: weil fie. umfee Neugier füllen, hie in 
| eo ET hen 


IE den verichiebenen Arten biftorifchet 


272 Brittifche 


sGandfchen in ihrer natürlichen Beſchaffenheit zeig; 
1 auch unferm Hochmuthe fehmeicheln, der gewohn 
ift, an Männern, die durch Verſtand, Gefchikih 
keit oder Ehrenſtellen über uns erhaben find, ger 
Fehler zu entdecken. Wir empfinden ein Vergis 
gen, mern wir beym Sveton lefen, Auguſtus bat 
der Siviä geborchen müffen: ober mern uns Pre 
copius den Juſtinian auf feiner ſchwachen Seit 
vorftellet, und Brantome und Büffy Rabuͤtin und 
bie Sehler angefehener Generale und Damen ih? 
eit zeigen. Ohngeachtet dieſes Reizes, ift Di 
iographie eine ſchwerere Sache; als man mohl 
glaube. Sie erfobert eine natürliche Schreht, 
frey von bem rednerifchen Puge, mit dem man M 
gröffern Werfen, um die Aufmerkſamkeit der Leſer 
zu erhalten, frengebiger feyn fan. Biographen 
aber dürfen durch feine geſchminkte Schreibt 
bfenden, und müflen dieſen Verluſt durch gut 
Mahl des Helden, mit deſſen Leben fie ſich be 
ſchaͤftigen wollen, durch Ordnung, durch einen af 
genehmen Vortrag, auch Vermeidung gleichguͤlt 
ger Umſtaͤnde, ober ekelhafter Weitlaͤuftigkeit 
erſetzen ſuchen. England, dent man bisher DM 
Vorwurf gemacht, es habe feine Gefchichtsfätt 
ber, die man den Franzoͤſiſchen, Spanifchen, „tt 
Tlänifchen, Deurfchen oder Nordifchen entgegen 1 
gen fönne, hat ihn, ſeit wenig Jahren, durch de 
Merfe eines Hume, Robertfon, Smollet un 
Maitland ruͤhmlich abgelehnet. Unter di 
Verfaffern gut gefchriebener Biographien, ho 
ben ſich kuͤrzlich, Mailer, Blackwall, Bars 1 
in 













Bihfiorher, 59. 
ieh *) beſonders hervorgethan. Zu biefen sank 
hen wir auch den Seren Lowth / Domherrn voniSt., 
urham und Königlichen Hoffaplan, defien Leben 
s Biſchofs Wykeham wir jeße anzeigen. 

Wilhelm Wykeham wurde 1324, unter der 
legierung Eduard 2, zu Wykeham, einem Markt 
den in Hamfbire, von ehrlichen, aber armien 
tern gezeuget. ein Grosvater hies, vielleiche 
on dem Orte feines Aufenthältes, Wyfeham: 
in Bater aber hafte den Namen, Johann Ass, 
er tange, Man findet noch jego in dem Cola - 
0 zu Winchefter, eine Stammtafel, (die bier id 
Rupfer geſtochen iſt) die bis aufs KVI Jahrhundert 
jebet, und-auf der verfchiedene Gelehrte vorkom⸗ 
nen, die mit dem Biſchoffe verwandt find, ale 
en Wilhelm, Thomas, Niflad, Richard und 
een Hannſen, die Wykehams. Unſer W. Wi 
fhämte ſich feines duͤrſtigen Urſprungs nicht, und. 
da er Bifchof geworden, nahm -er die Worte zum 
Wahlſpruch: Manuers make Man, um anzuzeld 
gm, daß er feine Ehrenftellen nicht feinen Vor⸗ 
eltern und ihren Reichthuͤmern, ſondern ſeinen eig⸗ 
ten Verdienſten, zu danken habe. Cr beſuchte 
die öffentliche Schule’ zu Windjefter, warb abed 
did die Armuth abgehalten, feine Studien in 
Offord fortzuſetzen. Einige Scribenten behau⸗ 
| | pen 


*) Birch; der Verfn er des Lebens des Frinzen 
Fr von ee > Britt. Bibl. V’Band, 
af auch im Monthly Review, Jahr 1760, 

M. ars ©. 177. ff. S ns 


2774 Brittiſche 
s Band pten zwar, er habe fechs Jahr in Opforb ben I 
19 tenfchaften obgelegen. Da aber Chaundeler, welch 
Canzler der Akademie bafelbft gemefen ift, 
Wvyfkehams Leben befchrieben hat, das Gegen 
behauptet ;. fo ft die Meinung gegründete, W.: 
habe keinen Unterricht auf einer Univerſitaͤt gen 
fen. Allein er verlohr hierdurch nicht eben vıd 
Drford war damals durch die Logicaliſchen St 
tigkeiten der Scotiften und Ockamiſten in auf 
fter Verwirrung. Die alademifchen Difpuruiv 
nen endigten ſich nicht, wie in unfern Tagen, mi 
den artigften Complimenten und übertriebenen Io 
beserhebungen, fondern, wie Holbergs Shaw 
fpiele, mit derben Schlägen. - Es ift noch jegen 
Drford ein Gäßgen, che logical Lane, worinnendi 
benden Secten der Nominaljum und Realiun, 
wenn fie mit Gründen nicht auskommen font, 
ihre Stärfe in Balgen zeigten. W. W. erlernt 
ſtatt diefer Grillen, Durch welche er niemals Can 
ler von England geworden wäre, unter Anführung 
des Königlichen Baumeifters Niklas *) Wordıl, 
bie Baufunft, Er wurde, feiner hierinnen erlay 
ten Gefchiklichfeit wegen, Zeugfchreiber auf dım 
Schloſſe zu Winchefter. Darauf Seererair bey 
dem Niklas Uvedale, Gerichtsheren zu Boten 
! 


% Wir nehmer diefen Umſtand, aus Heinrich Subef 
Benthems Engelländifchen Kirchen = und SA 
kenftante, 2. 1739. ©. 869. welcher Verfall! 
aber den Wykeham ind 15 Japrhundert ſehe 

ba er doch im 14. gelebet hat, | 


Bibliothet. 275 


nd Schlobaupemann zu Mud⸗ſe, ‚tat ins Sand 
ie Dienfte beym Edyngton, Biſchof dafelbft: ‚68. 
jer ihre zus feinem Attorney beftellte, ihn aber bald 
jernach, dem Könige Eduard IH. empfahl. : Der 
König machte ihn zum Bauſchreiber auf feine 
Domainen Henle und Jeſchamſted: bald darauf 
kum Bayrechnungsführer, und Auffeher über ben 
Bau zu Windfors welches Schloß der Koͤnig 
ganz niederreiffen und unter W. Aufficht ſehr 
prächtig wieder aufbauen lies: vertraute ihm auch. 
den Bau im Schloffe Aveensberougg. Eduard 
war mit dem Sleiffe und Eifer W. fo zufrieden, 
daß er ihn vom Jahre 1357. an, mit weltlichen 
und geifttichen Ehrenſtellen überhäufte. Von der 
geringen Stelle eines Accolite (eigentlich eines Aco⸗ 
luthus) ftieg W. W. in eitf Fahren, bis zur Würe 
de eines Bifchofs von Wincheſter. Auch nCh - 
vilbedienungen hob ſich unſer W. W. ſehr gen 
ſchwinde empor. Eduard gab ihm 1359. Die 
Dberaufficht über die Schlöffer Windfer, tebes, 
Dover und Hadlamz 1363. Die Würde eines Aula 
ſehers über die Königlichen Waldungen, diſſeits 
des Trentfluſſes: machte Ihn 1364 zum geheimen 
Siegelbewahter, und das. Jahr darauf zu. einen 
von den Commiſſariis, bie Streitigkeiten mit Dem 
König von Schottland beyzulegen. Johana 
—** „Wykehams Zeitgenoß, ſchreibt von 
thm, im 1 Buche feiner Geſchichte, im 249 K. 
EN dieſer Zeit, im J. 1369. regierte m England 
„ein Geiſtlicher, Namens Wilhelm von Wikam, 
„der in fo groſſem Anfeben flunde, daß er allein al⸗ 

2 


> 
y 


| 


276 Brittiſche 


I: 


„leg chate, und, ohne Ihm, nichts wichtiges ie 
„be. Sjohann Mateverne, fchreibt in der Kork 
Kung der Ramulphiſchen Chronik, beym J 


1359. „W. Wykcham ſtammte von geringen E 


«tern ab, mar aber ein fleiſſiger und liſtiger Man 


„Er beredete den König Eduard zum Bau un 


„er ihn mit Reichthuͤmern und Chrenfteßen, a 


„Windſor: und erlangte deſſelben Gnabe, . 


„geiftlichen Aemtern überhäufte, und man won ih 
‚„bogen fonte ; So gehet es dem Manne, den der Si 
naig ehren will. Edyngton, Biſchof zu Winde 


ſter, ftarb 1366. den 8 October. Deffelben 14 des Wie: 


nats erwählte Das Kapitel, auf Königliche Artort- 
menbation, den William Wykeham, und Eur) 
genehmigte Diefe Wahl, zehn Tage hernach. A 
lein. der Pahſt Innocentius VI. glaubte, es fünt 
nicht dem Könige, fondern ihm zu, Den erledign 
Sig zu Wincheſter zu erſetzen, verweigerte alſo DU 
Beſtaͤtigung, bis er endlich, auf Vorſpruch dei 
Herzogs von Bourbon, an den fi Wykeham 96 


wendet hatte, 1367; den 14 Julius, die Wahl De 


ftätigte, da denn Wykeham den to October deffelbet 
Jahres von den Erzbifchof von Cantelberg inveſtits 
wurde. Um eben diefe Zeit machte Eduard den neu 
Biſchof zum Broßcanzler von England: welche 
Würde er, auf Bitten des Parlaments, mit &% 
willigung des Königs, 1371. den 14 Mär; niet" 
legte; aber doch fein Anfehen im Geheimden Ar 
ehe, und das Ohr des Königs bevbehielte. W.Ü 
beobachtete die Pflichten, zu denen ihm feine di 


. hiel 


ſchoͤfliche Wuͤrde verband, qufs genaueſte. G 


Bibliothek. 277 
elt die Viſitatien mit groͤſſtem Eifer; half einirs Voilb 
m Misbräuchen ab, welcher Die Vorſteher des OH, 
ofpitals vom heiligen Ereuge fich fbuldig ge: 
acht hatten; uno verwendete, aus ben Einfünfs 
n des Stiftes, zur Erbauung newer, und Aus« 
eſſrung ber werfallenen Gebäube, in feiner Did«: 
6, in wenig Jahren, über 20000 Marl. Von: 
inem eignen Verwoͤgen fhiftete er 1373 eine oͤffent⸗ 
he Schule zu Winchefter, und machte fhon Ans: 
alt u Den greffen Stiftungen, die feinen Ramen 
xd den Gelehrten in England unvergeslich ger 
nacht haben, Eduard hatte den Biſchof feinem 
uchſprengel nur geliehen , und berufte ihn 1376. 
ach tonden zuruͤcke. Der König war alt und 
chwaͤchlich; Eduard, ber Prinz yon Wallis, war 
us Frankreich, deſſen Schröden er gemefen war,‘ 
tank zuruͤckgekommen: fein jüngerer Bruder, 
deintich von. Lankaſter, fahe fich als ben vermuth⸗ 
chen Erben Des Königreichs anz denn auf Ri⸗ 
harden, den jungen Sohn Des Prinzen von Wal 
is, glaubte er nicht rechnen zu Dürfen, Heinrich. 
verband fich mit Alice Perrers, Eduards Maitreſſe, 
und ſuchte ſich einen Anhang zu machen. Doch⸗ 
Sieben ſeine Abſichten nicht unbekannt: man 
glaubte, wenn der König, und der Prinz von 
Ballis tod wären, würde bas ‚Leben Richards 
nicht gefichert feyn, Der Ruf hiervon erſchallte 
nicht me da England, ſondern auch in Frankreich: 
und Heinrich beſchwerte ſich daruͤber, als waͤren 
dieſes Veraͤumbungen. Im April 1376. ward, 
anf Antrieb des Prinzen won Wullis, ein Pintament 
a, S 3 zuſam⸗ 









278 Brittiſche 


s Band zuſammenberufen, welches von dem Kdrlge 
19%, langte, daß er die ungetreuen Räche vom 
"7 wegfchaffen, Hingegen zwölf getreue und veriiili 
dige Herren, theils Prälaten, theils weltlich 
Standes, erwählen follte, die beftändig um 
twären, unb von denen zum wenigften viere, 
soilligen müfften, wenn etwas wichtiges, fo 
ganze Königreich anbeträfe, befchloffen w 
folte. Der König erwählte dieſem Vorſchlae 
— zu Solge, einen geheimen Rath von zwoͤlf Perſu 
nen, davon neune namentlich biefe find : - "Der Cry 
biſchof von Eantelberg, der Biſchof von fanden, 
W. W. der Biſchof von Winchefter, die Int 
Arundel, Marche, Stafford, Percy, Brian un 
Beauchamp. Alice Perrers und der Lord Satimt 
muflten den Hof meiden, und legterer wurde u 
faͤhig erläret, eine Würde im Königreiche befit 
den zu können. Ehe diefes Parlament noch 9 
endiget war, ftarb den 8 Junius der berühmte um 
tapfere Prinz von Wallis, der gröffte Heid, auf veh 
en England ftolz feyn fan: Sein hincerlafent 
Sohn Richard von Bourdeaup wurde zum 
von Wallis erfläret, und nahm im Geheimen Is 
ehe Sig und Stimme. Der König war dort 
ben Tod des Prinzens äufferft niedergeſchlagen, 
und hatte nicht Muth genug, ſich den Vorſtellun 
sen feines. Sohnes, Heinrich von Lancaſter, 
zu widerfegen, der nicht nur den Lord Latimer um) 
bie Alice Perrers in ihr voriges Anfehen bey de 
Könige fegte, fondern auch den neuen geheim 
Rath enslies, und. um ſich an den. het 
' - dam, 





Bibliothe 279 


m, einem Freunde des Prinzen von Wallis zug Band 
hen, ihn gerichtlich anflagte, als ob er wider LIE Ä 
fen Nugen gehandelt, auch mit dem Königli. 
n Schaße, und den Subjidien, verfchmenderifch 
gegangen wäre. Lowth führer Seite 114. ff. 
e ache Punfte an, wegen welcher fi) XB. WB. im 
donat Movember 1376, für einigen Bifchöffen 
ıd Gliedern des geheimen Rathes, verantworten 
mſſte. So gut auch Wofeham ſich zu verthei⸗ 
Igen wuſſte, fo drang der Herzog von Lankaſter 
och durch, und erreichte feine Abſicht: die Eins 
ünfte des Bißthums Winchefter wurden, auf KR: 
iglihen Befehl, eingezogen, dem Biichoffe aber: 
efohlen, ſich allezeit 20 Meilen, von des Königs 
Aufenthalte, entfernt zu halten. Im Jänner 1377, 
durde ein neues Parlament zufammenberufen, und | 
'£bielte ben 27. gedachten Monats feine erfte Ber- 
ſammlung: hieng aber gänzlich von des Herzogs - 
bon kancafter Willen ab: der es-auch fo weit 
brachte, daß König Eduard, als. er beym Anfange 
des sı Jahres feiner Regierung, -feinen. Untercha« 
ven eine allgemeine Verzeihung, durch eine Act 
of Grace, ertheilte, ben W. W. allein davon aus⸗ 
ſbloß. Die Berfommlung der Geiftlichen nahm 
ſih des Bifchofs an, und wollte eher dem Koͤnige 
keine Subfidien bemilligen, bis er den. W. W. zus 
ruͤkberufen habe: Der König rufte ihn alfo zu⸗ 
roͤc, und unfer Bifchof wohnte der Convocation 

ey, welche eben tie das Parlament, im Monat 

Kenne aus einander gieng. Der König perlies 
be die Einkaͤnfte aus Wykehams "Pfeünden, dem 

Ä — >> 57 . jungen 


280 Brittiſche 


‘ 
. 


jungen Prinz Richard, ber fie aber, auf Befehl 
nes Vaters, in eben biefem Jahre, 1377. den 
Junius, dem ‘Bifchof wieder abtrat. T 
darauf ſtarb Eduard II, alt und lebensſatt, und 
Prinz von Wallis beftieg, unter dem Mansen : 
&ard II, den großväterlichen Thron. _ Hiermit m 
digten fich unfers Biſchoſs widrigen Schleich, 

er wurde an Kot zurückberufen, wohnte 3377, des 

15 Julius der Krönung den Königs bey, und m 
bielt pen 31 d.M. eine AR of Grace, in den gnb 
Digften Terminis, nebft der Erſtattung aller rüd: 
Bändigen Einkünfte von feinem Stifte, die nd | 
nicht an die Königlichen Einnehmer bezahlet wa⸗ 

ven, Der Herzog v. Lankaſter werlies den Hof, wel | 
fein Anſehen gefallen, und er nicht zum Protest 
und Obervormund des Königs ernennet worden 

war, Eiy neues Parlement verſammlete ſich 3377 

Ben 13 October, und machte nuͤzliche Anfalten, zum 

Vortheil des Reiches. Die Dermaltung der Fr 

gierung wunde zuerſt einem geheimen. Rathe 1 

gPerfonen aufgetragen: hernach wurde dieſe ir 

yes. Ammtes erlaſſen, und ber Kanzler, ber Schap 
meifter, der geheimde Siegelbewahrer, der Dir 
Gammerherr und der Hofmarſchall zu Negentd 
und Vormundſchafts. Direetorn befteller, Det 
folgende Parlement ernennteim %, 1980, 16. Herren 
zu Commiſſarien über Die Königlichen Einkuͤnſch | 
unter Denen W. W. einer der vornehmſten mal 
Wlein Die Verſchwendung war an dem Hofe | 
groß, und die Einnehmer fo basbaft, daß def 
Uebel, aller Muͤhe ohngeachtet, wicht abgehen 











werden 


4 


Bibliothet. 281 


perden konnte: wie denn auch ber König feines Banb. 

lieblinge reichlich zu beſchenken pflegte, und Die nö. St. 

thigen Ausgaben Färglich befritten werden fonn, 

tn. Der Biſchof wendete Die Ruhe, die er nach. 

Eduards III. Tode genos, zu Ausfuͤhrung des grofs 

in Werfed an, an dem, er feit 1368. gearbeitet, 

hatte; ı nämlich mit ber Stiftung eines Collegii 

in Orford. Er fing, mit Einwilligung des Pab⸗ 

Bis Urban VI, und Genehmhaltung des Königs, 

1380, den 5 Mär; den Bau bes Collegii, Sw 

Mary College of Winchefter, an, welches noch 

Deut zu Tage eine Zierbe von Orford iſt, und 

The neu College genennet wird: Lowth beſchrei⸗ 

bet, ©. 195. 195. den Bau und die Einrichtung, 

deſſelban ganz umſtaͤndlich. Zu eben diefer Zeit 

baueta 3.8, auch ein Collegium zu Winchefter,, 

welches pen der Schule, Die er 1373, geftiftet, zu 

unterſcheiden iſ. Zum Lobe W. W. muß men, 

onmerken, daß hie Paͤbſte ihn zum Schiedsrich⸗ 

ter ernennten, wenn unter ben Engliſchen Dia 

ſhoͤſen Streitigkeiten ontſtanden; als 1380. ver⸗ 

glich er den Erzbiſchof non Cantelberg mit. Dem 

Abt des Auguſtiner⸗Kloſters daſelbſt; im Jahr 

1382. war er einer van das Biſchoͤffen bie über, 

Vicleſs ſogenannte Irrthaͤmer urtheilen follten,; 

Kaum war der Bau, bes Collegij zu Wincheſter 

Yendigee, als der Biſchaf 1394. feine Cathedral⸗ 

lirche aufs herrlächſte ausbriieen lies, auch zu 

Vollendung der Arbeit daran 2500 Mark, und, 

andre 500 zu ben Fenſtern aus ſetzte. W, W. ent⸗ 

jog ſich des Hofes nach und nach, und gab blos 
el S5 einen 


‚ 282 Brittifche: 


s@andeinen Zufchauer bey den Unruhen ab, bie ſich 
{OL mit der Abfegung König Richard II, im Syahe 
1399. endigten: denn fo bald der Herzog von Lan⸗ 
Pafter den Thron beftieg, und den Namen Sein 
rich IV. annahm, begab ſich W. nad) Winchefter, 
befchäftigee fich mit den Epifcopalverrichtungen, 
und endigte ben 27 September 1404, an einem 
©onnabend, fein geben, in feinem Haufe zu Sour 
Waltham. Er wurde in ber Cathedralkirche zu 
Wincheſter begraben, und ihm, mitten in ber 
felben, ein Eoftbares Monument von Marmor 
zu Ehren aufgerichtet, welches noch jego zu ſehen 
in und bier nebft feinem Bifchofsftabe, in al 
foubern Kupferftihen geliefert worden. sn 
neundten und letztem Abfchnitte dieſer Lebensbe 
ſchreibung, twiderleget Here Lowth verfchiedene 
falfche Nachrichten , unfern Biſchof betreffend: 
Die ein gewiſſer Johann London, der im J. 1505. 
im neuen Collegio zu Orford erzogen, und her. 
nach Auffeher: deflelben geworben war, erfonnen, 
weil er den Bifchof W. für einen Anhänger und 
Gönner Willefs gehalten hat. Im Anhang 
Slefet man ı8 lateinifhe Schreiben, den W. W. 
angehend, nebft deſſen legten Willen, und Co⸗ 
Dichte. Wir wollen mit der (ateinifcyen Grab: | 
ſchrift fchlieffen, Die noch jego an feinem Mo 
numente zu leſen iſt, und von ber Barbarey 
bes vierzehnten Jahrhundertes ein gültiges Zeug: 
niß ableget, 


DE . Wilhe- 


| Vhuethet. 283 
Wilhelmus dictus Wikeham ; jacet hie, nece gu 


vidtus: 
Iftius Ecclefiae praeful, reparavit eamque. ' 
Largus erat dapifer, probat hoc cum divite 
pauper: 
Confilüs pariter .regni fuerat bene dexter. 
Hunc docet efle pium fundatio Collegiorumy » 
Oxonize ;primum ‚flat; Wintoniaeque fecun- 
dum. 
loiter oretis, tumulum quicunque videtis, 
Pro tantis meritis ur ei ſit vita perenni- 


x 


. - 
 —— 
‘ 
. .. 





VL 





c® Human Nature delineared or T’he Limits of hu- 


“man Narure de fined by 7. Stepbens, A. M. 
London printed for Miller, 1761. 8. S. 355. 


eit Platons Zeiten —* bie Weinrifen 
ſich viel Mühe g * ‚BR befasgten, 
die menfchliehe See habe. eine angehohr 

ne ober eingepflangte Sjdee von bem a ie 

fen, und fie fönne aus biefer Idee, das Dafen, 
bie Eigenſchafften und Vo —A des 
Schopfers doutlich erkennen. Doch hiebey 

ſie es nicht bewenden laſſen, ſondern aus der 
menſchlichen Erkaͤnntniß, auf die Beſchaffenheit 
der Erkaͤnntniß Gptteo fehlleffen molle; won der 
fie zu beweifen gefucht, fie fen von jener nicht im 
Weſen, fondern nur im Grade unterfchieden. Sie 





haben fich aud) bie Vernunft vorzüglicher Weiſe zu 


. geeignet, bie doch ein Vorrecht aller Menfchen ii, 
und oft am wenigſten von Denen recht angewendet 
wird, Die am meiften Anſpruch darauf machen. 
Durd ihre philoſophiſchen Lehrſaͤtze geblendet, 


glaubten ſie, alle natuͤrliche Begebenheiten zu er⸗ 


Klären, alle Eigenſchafften ber Dinge einzufehen, 
ja fo gar im Stande zu fen, Die Natur und das 
Mefen ber Gottheit zu ergründen. Aus Diefer 
verwegenen Mennung find fo viel Irthuͤmer, fo 
viele WWiderfprüche entfianden : welche der Wahr: 
beit und ihrer Ausbreitung aufferorbentlichen Scha- 
ben gethan haben. „in gleichen Fehler find auch, 
37 | 


nad 


Bibliother. 28 
ach Stephens Meinung, viele Gortesgelehrtes Bu) 
erfallen, Die andre von dem belehren wollen, was Et 
e ſelbſt nicht wiſſen, noch wiſſen fönnen. Daher 
at ſich der Werfaffer vorgenommen, die rechten 
Stänzen der menſchlichen Erfänneniß ju beftimmeil, 
velhes er vor eine nöthige Bemühung hält, um 
den Stolz der eingebilderen Weiſen zu beſchaͤmen. 

Er hat, wie er ſagt, genaue Achtung gegeben, 
as in der Seele vorgehet, von Ihrer Kindheit 
an, bis zu ihrer vollfommienen Reife Er bei 
ſchlieſſet die Vorrede mit dem ‚paraboren. Auge . 
ſpruche: Die Erkänntniß von vielen Dingen muß . 
bloß unvollkommen ſeyn, wenn fie wahr fenf 
fol, — — In den meiſten philoſophiſchen und 
theologiſchen Syſtemen iſt Wahrheit und Falſch. 
beit; Gelehrſamkeit und Unwiſſenheit; der geoſ⸗ 
ſenbarte Wille Gottes und die Einbildungen der 
Creatur, die richtiger Ausſpruͤche der Vernunft und 
verworrene Einfälle einer enthuſiaſtiſchen Ihorhetf 
untermengt — — Wer die Mittel, die Gort 
r Erkaͤnntniß ber Wahrheit darbietet, recht ge» 
rauche, dem werde die natuͤrliche Religion nicht 
mehr dunkel, das goͤttliche Wort nicht mehr zwey⸗ 
deutig, und die geoffenbarte Religion kein 
Geheimniß ſeyn, venn alle gute und Billige Gefte - 
Be ber Menſchen wären ja klar und deutlich abge, 
ſaſet; wie follten wir uns denn wohl einbilden 
onnen, daß die göttliche Geſetze anders vorge⸗ 
ragen wären? —— u 
‚ Die Schrift {ft in neun Capitel eingetheilet, 
In denen man aber Feine ſyſtematiſche Ordnung ſu⸗ 
hen 


286 Brittiſche 


Yard chen darf: well der Verfoſſer einen großera Haß 
E gegen alle Syſtemen hat. Wir begnügen uns alfe, 
nur einige feiner Säge anzuführen, bie entweder 
von befonderer Schatffinnigfeie zeigen, oder die 

uns feltfam vorgefommen find. 


Ein Naturalifte, (nämlich in gutem Verſtan 
de, d.1. ein Philofoph, der Gott aus der Natur, 
und aus feinen Werfen erfennet, die Offenbarung 
nicht läugnet, aber fie den Gottesgelehrten über- 

laaͤſſet) hat in ber Erfänntniß der Wahrheit, und 
ihrem Vortrage Vorzüge für einen Theologen; der 
an fein Lehrbuch gebunden ift, und nicht im ge 
ringften Davon abweichen darf. Jener bemeifet 

das Daſeyn eines höchften, allmächtigen und all 
weiſen Wefens; feine großen, vollfommenften und 
herrlichften Kigenfchafften; Die Verbindlichkeit, 

die ihn die Gefchöpfe fuͤr ihr Daſeyn, Erhaltung 
und allgemeine Siebe ſchuldig find: hie haͤlt er inne, 
denn .die menſchliche Erkaͤnntniß kann ihn nicht 
weiter fuͤhren, und er verlangt auch nicht, uͤber 
dieſe Granzen zu geben. So auch wenn er be 
wiefen bat, die Welt fen von einer übernarürkächen 
Macht erſchaffen, und, aus hoͤchſt mahrfcheinkichen 
Gründen, welche die Sefchichte an die Hanb gebe, 
babe die Welt einen Anfang, fo böret er auf, denn 
die Natur der Sachen leidet feinen beutlichern Be⸗ 
weiß. ‚Ein Theologe aber gehet weiter, er will ci 

ne unftreitige Wahrheit mit grundloſen Argumen⸗ 

ten mehr beftärfen, und fchlieffet aus dee Geſchich⸗ 

te ehr, als dieſe im Stanbe iſt zu beweiſen. * 








Bibliother. 287 


ꝛs behauptet In ſeinem Buche de Civeı „Meil ru 

in ung die Ideen und die Erfänneniffe nichts aut, 

ders ſind, als ein Tumule der Seele der von dem 

Drucke der auffer ung befindlichen Dinge auf unfre. 

Sinnen erreget wird, fo dürfen wir uns in Gott 

fo etwas nicht vorftellen, da diefe Dinge von na⸗ 

irfichen Urfachen abhängen. „ Man bat diefen 

Sag für atheiftifch gehalten, der aber, nach Bor . 

ingbrofe’s und Stephens Erklärung nichts mehr. 

aget, als die Gedanken und die Erfänntniß Got⸗ 

tes, ifE von Der menfchlichen weit unterfchieden. 

Ob auch gleich den höchften Wefen in der heiligen 

Schrift Augen, Ohren ımb andre Glieder, auch 

menfchliche Neigungen _zugefchrieben werden, fo 

dürfen wir dieſes Doch nicht nach den Worten ver 

ſtehen. Diefes ift Feine neue Wahrheit, wahl 

ader diefer Beweiß davon:, Denn die Bibel, 

befonders der Theil derfelben, der uns den göftlis 

Gen Willen erfläret, ift meiftentbeils in Para⸗ 

bein abgefaſſet. Nichts iſt falſcher als diefes: 

die Parabeln find in der heiligen Echrift nur fehe 

klten, und die Befehle Gottes, von dem, was bie 

Menfchen thun oder laffen follen, find in der deut⸗ 

ühften, und auch dem ungeübteflen Verſtande ganz 

ſaßlichen Schreibart vorgetragen. So unterfchieden 

auch die Meinungen von dem Weſen der Seele 

und ihrer Verbindung mit dem Körper finds fo 

ſind doch nicht alle die Lehren hievon lauter Hirn⸗ 

beſpinſte, wovor fie.unfer Verfaſſer hält: obgleich 

euige Philoſophen in ihren Erklaͤrungen zu weit 

sehen wollen, und von den Wuͤrkungen der Seele 
mit 

# 


288 Brittiſche 
Vemd mit eben ſolcher Gewißheit, als Euklldes von da 
Emathematiſchen Größen geſchrieben baben. 


Wuir wiſſen, nach unſerm Verfaſſer, gar nicht‘ 
von dem wie die Seele in den Leib, der Leib in di 
Seele würfe, mie ber Körper zu Gedanfen Beleg: 
heit und Anlaß gebe, und mie der Geift ben Leib be 
wege: Doch ob wir gleich die Urfachen der ©r 
danfen ber Seele und Bewegung bes Kür 
nicht deutlich einfehen, fo dürfen wir doch an den 
Veraͤnderungen, die wir in uns empfinden, feines 
weges zweifeln. Unſre Empfindung ift ber Grund 
aller Gedanken, und ob wir gleich auch etwas und 
einbilden fönnen, das wir niemals empfunden ho 
ben, ja bas gar nicht vorhanden ift, fo gruͤnden 
fich doch biefe Sdeen auf vorhergehabte Empfi 
dungen, und beftehen in einer Zuſammenſetzung, 
oder Vergleichung einzelner Bilder, Wir wire 
son unfern Gedanken feinen Mugen haben, mer 
ie ſogleich aus unferer Seele verſchwaͤnden un 
eine Spur zurüd lieſſen. u 


Es find Feine finnliche Eindruͤcke in dem & 
hirne zu verftehen, denn die Gedanken enefteh! 
nicht aus der Bewegung: fonbern nebft der Et 
pfindungsfraft, hat unfere Seele auch eine Krafl 
gefahr Ideen mieber zu erneuern, ober das Ge 
vachtniß. Der Berfaffer fagt von dem Gebäfl 
niſſe, dem Wise und ber Beurtheilungskraft nic! 
mehr, als.alle Philoſophen vor ihm gefagt haben 
und nimmt in Erklaͤrung dieſer Kräfte eben fo ti 
ohne Beweiß an, als andre, "die er in Li 
ul 











Bibliothet. 289 

Buche, nach den Worten der Vorrede, beſchaͤmen, s Band 
nd der Einbildung, und des Hochmuths über. —E 
ühren wollen. — — Die Natur und die Noth⸗ 
vendigfeit, oder unfere Bedärfniffe, find die Leh— 
erinnen der Menfchen gewefen, und zwar Durch 
Vetrachtung der Welt, fo wohl überhaupt, als 
befonders unferer Nebengeſchoͤpfe, auch der Thiere, 
bon denen wir viele Künfte, als die Muſik, gelers 
net haben, auch Die Baufunfti wie denn die Er⸗ 
bauung des babyloniſchen Thurms bloß eine Nach 
ahmung deffen geweſen iſt, was die Natur täglich 
hervorbringt, am Wachsthum der Pflanzen und 
Thiere. Betrachten wir das Reich der Wiffene 
haften mit einem flüchtigen Auge ,, fo ſcheinet es 
uns von ferne, als ein bezaubertes Feld, voller 
(hönen Pflanzen und reizenden Blumen, mit Spas 
Hergängen, die uns zu Ihnen leiten: nähern wie 
uns aber, fo finden wir es mit Dornen überall 
bewachſen, die uns auf dem Wege aufhalten, wie 
finden feinen gebahnten Weg, es ift eine Wildniß. 
Sollte uns das höchfte Weſen mit fchärfern Sins 
hen verfehen haben, fo märe dieſe Welt für uns 
u koͤrperlich, und Pope fagt: Ein mjfrofcopifches 
Auge gehöre nicht für die Menfchen, fondern: nr 
fürdie Fliegen, — — Die Welt, in der die Men. 
[hen leben, iſt nicht allein für ung da: wir aber 
find für die Wele, und für biefe Welt, gefchaffen: 
ob vollkommnere Gefchöpfe, als die Menfchen find,- 
ſich in der Welt befinden, die auch mehr von derſel⸗ 
ben Befchaffenheit wiffen, als wir, läffet fih aus 
der Vernunft nicht bepaupten, — — In der — 

| wor 


I 


⸗ 


5Sard vort auf die Frage, woher es komme, baß, obglei 
— die menſchliche Natur in allen Menſchen einerlen 


— 









290 Brittiſche 


und alfo die Empfindungen eben derſelben Sad 
auch eben diefelben Ideen oder Begierden her 
bringen müflten, doc die Neigungen der Me 
ſchen fo unterfchleden find, z. €, eine fehöne Wei 
perfon feget Diefen in Entzuͤckung, dem andern ver 
urfacht fie Ekel ; ein Hottentot finder Die rohen Ein 
gemweide ber Thiere eben fo ſchmackhaft, als ein Mar 
nach der Welt ein Ragout; in der Antwort auftit 
Frage will ſich der Berfaffer nicht auf bie Gewehr 
be berufen , fondern auf den Unterfchied, dendie 

atur unter den Werkzeugen der Sinne, bt 
Bildung der Menfchen felbft gemacht har, Ms 
lebranche hat daher gefagets die Sinnen find den 
Menfchen nicht gegeben, um die Wahrheit zu 
Fennen, fondern nur unfern Körper für Gefahr 
befehügen: fo gewiß das legte ift, fo falfch iſt daß 
erfte, welches unfer Verfaſſer weitläuftig zeige; 
tie er denn in feinem Buche hauptfächlich fie mi 
der Widerlegung des Carteſius und des Malt 
branche befchäfftiget, Er widerfeget fich mit go 
tem Grunde denen Materialiften, die alle Geiſt, 
oder zum wenigften das geiftige Weſen der mer" 
lichen Seele in Zweifel sieben: glauber aber, MAN 
fönne fie aus bloß vernünftigen Gründen nicht ıb 
derlegen, fondernmüffe die Dffenbarung zu S t 
nehmen, meil ung von der Natur der Körper und 
von den Kräften der Materie zu wenig befant 
fen, denn wir wuͤſſten ja von dem Wefen der X 


— 








per nichts, fondern fahen nur blofe Don 
| | welches 


Bibliothefk. 291 
elches unter uns Euler gleichfalls zu behauptens Band 
ſucht hat. Die Materie fey ſchon fehr zuſam— Sr 
en gefegt, ehe fie uns empfindbar und find 
erde, Wir miffen zu wenig von den leblofen Din⸗ 
n; wenig von ben Pflanzen und ihrer Nahrung; 
eig von ber Zeugung und dem Wachstum der 
Niere; wenig von unferm eigenen Körper, der ung 
ch am befannteften feyn folle: wir dürffen uns 
fo nicht wundern, daß mir fo wenig von dem 
Weſen der Seele einfehen und mit Zuverläßigfeif 
seweifen Fonnen. Sauter befannte und traurige 
Bahrheiten , die aber unſre Wisbegierbe nicht 
ieberfchlagen , fondern vielmehr ermuntern, und 
wr fo viel über ung vermögen füllen, daß wir bag, 
das wir zu glauben wiſſen, nicht andern als ewige 
Bahrheiten aufbringen , noch diejenigen haffen, 
die anders denken und uetheilen, als wir zu chun 
geroodne find, U 


| 


a VI. 


— 


292 Brittiſche | 
send vie . 
I The Hiſtory of Guftavus Eriefon, King of Sws 


den.wıth an introdudtory Hiftory of Sweden 
from the Middle of che twelfch Century, bj 


Henry Augujfas Raymond, Eſq. London 1791 
8. ©. goı. n 


nig Guſtav, Erichs Waſaͤ Sohn, der untr 

Bu dem Mamen Guſtav Waſa, oder Bufte!. 
befanne iſt, der erfte tutherifche König ven 
Schweden, war ein Herr von fo vortrefflichen Ei 
genfchaften, daß fein Leben mit befonderm Jtiit 
und Geſchmacke befchrieden zu werden verdintt. 
Herr Raymond hat diefen König befonders aus 
der Urſache um Gegenftande feiner gelehrten %* 
mühungen ermäßlet, weil, unter deffen Negierung, 
Schweden zu fo. einem Anfehen in Europa gr 
langer ift, Daß es von der Zeit bis auf den il 
Caris XIL in die allgemeine Staatsverfaſſung 

‚ immer winen großen Einfluß gehabt bat, Damit 
der Leſer fich eine leichtere und beſſere Vorſtellung 
von König Ouſtavs Thaten und Regierung machen 
möge, bat der Herr Berfaffer einen Furzen © 
griff der Gefchichte vom Jahr 1150. big 1514, v0 
ausgefchidt. Weil ober diefe Einleitung nur au 
Johann Loccenius Schwediſcher; aus Syohatı 
Iſaak Pontanus, Johannes Meurſius und des 
Herrn des Roches Dänifcher Geſchichte; und auf 
Pufendorfs Einleitung genommen ift, aud di 
neuern Schriften eines Holbergs, Mallets Ir 
on ji 





I 
un 
% oo. 








— — — — 
88 ⁊ 


Bistiothee.. 293 
1, BDalius nicht mit genutzet worden: fo wollen5 Band 
‚ir felbige mit Stillſchweigen übergehen... 3°, 
Die Könige von Dännemarf ımd Norwegen 
atten ſeit 1397, in weichem Jahre die berühmte 
3ereinigung der Mordifchen Reiche zu Calmar ges 
hloffen worden, den Schwediſchen Thron beſeſſen, 
nd diefe Nation’, mit einem eifernen Scepter res 
ieret, auch duch Unterdruͤckungen verſchiedener 
Intuhen, (die theils der Erzbiſchoff von Upiul, 
zohann Salftat, und deflen Vetter ver Biſchoff 
von Katil; theils der berühmte Dalecarlier Ens 
ielbrechf, nebft dem Carl Kuutfon, Steeno und 
Smanto Sturius erreget hatten ) fich immer feiter 
eſetzet: als die harten Begegnungen, fo die Schwes 
en, unter Regierung Chriftian II. erdulten muffe 
en, fie nöthigten, ale Mittel anzumenden, um. 
id) von dem Dänifchen Joche zu befreyen. Schon 
anter der Regierung Chriftian des Erften, aus 
ven Haufe Oldenburg , haften die misnergnügten _ 
Schweden den Earl Enurfoy zu ihrem Haupte ere 
wählee, der’ fö gar den Namen eines Königs fuͤhr⸗ 
'e, aben den Thron nicht behaupten konnte, und, 
als er 1470. ftarb, die Stadt Stockholm, feinem 
Better, dem oben genannten Steeno- Sture übers 
gab: welcher unter dem Namen eines Adminiſtra⸗ 
tors, 14 Jahr lang, eine unumfchränfte Gemalt in . 
Schweden hatte: bis er im Jahr 1497. .dem. Daͤ⸗ 
niſchen Rönige Johann, dem Sohne Ehriftian J. 
feine Anfprüche auf das eich Schweden abtrat. 
Da aber König Johann denen Schweden bald ver« 
haßt wurde, fo nahın Steeno- Sture die Regie⸗ 
33 . u zung 













204 Brittifche 


5Band rung dieſes Reiches wieder über ſich, bis ex ı 
2er ſtarb. Bein Sohn Svanto Sture folgte fein 
Vater in der Regierung nach, und behauptete | 
bis an feinem Tode, J. 1512. in der Würde ei 
Aöminiftrators, Steeno Sture ber Andre wu 
zu feinem Nachfolger erkläre, und widerfegt | 
dem neuen Könige von Daͤnnemark, Chriftion I. 
der den in Schweden ſehr mächtigen Erzbifchof vor | 
Upfal, Guſtav Trolle, auf feine Seite gezoge 
Datte. Unter ben vornehmften Anhängern Et 
no II. war Guſtav Erichfon, der Held, deſſen :e 
-ben wir vor uns haben, Guftav hatte eine an: 
ſehnliche Leibesgeſtalt, eine Mine, die Hohei und 
Anmuth verrierh ; einen angenehmen Umgeng; 
‚ befaß einen fähigen Verſtand, etwas großes I 
unternehmen, Much und Tapferkeit, alles, mi 
er unternahm, auszuführen. Frey von allen ds 
fchmeifungen ber Jugend, erfüllt mit einer loben 
würdigen Ehrbegierde, und zum Kriege wie 9% 
bohren. Die erfte Probe feiner Tapferkeit lat 
Guſtav ab, als er, unter dem Adminiftrator, 157. 
ben Eribifchhof Trolle, auf feinem Schloffe Ste‘ 
belagert. Er muffte zwar die Belagerufh auf | 
heben, weil eine Dänifche Flotte ohnweit Stk 
bolm gelandet, den gröfften Theil der Soldat 
ans Sand gefeßet, und die Gegenden um Stel 
holm mit Feuer und Schwerdt vermüftet haft 
Steeno gieng diefen feinen Feinden entgegen, ſchlu 
‚ fie bey dem Schloffe Vedel, und zwang fie, nad 
ihren Schiffen ihre Zufluche zu nehmen. 
Sieg wurde der Klugheit und Tapferkeit a 
— Bu pietttun d 





2 


Bibliothek. 295 
auptſaͤchlich zugeſchrieben, der hierauf das Schloßs Band 
Stecka aufs neue belagerte, und den Er;bifchorf St 
ur Uebergabe noͤthigte. Trolle unterwarf ſich 
yem Urtheile der Schwedifchen $andftände, welche 
hn feiner Würde entfegren, das Schloß Steda 
der Erde gleich machten, und den unruhigen Praͤ⸗ 
iaten in das Kloſter Wefteraas In Verwahrung 
braten. Der Pabſt Leo X. that auf Anfuchung 
Yufta Trollens , das Neid) Schweden in Bann, 
und trug dem König Chriſtian II. auf,dieSchmah, -» 
die Troffe erlitten hatte, zu rächen. Es erfchien 
bald eine neue Dänifche Flotte an den Küften von 
Schweden: fie landete ohnweit Stockholm, und 
belagerte eg; allein mit fo unglauͤcklichem Erfolge, 
daß der Dänifche König den größten Theil feines 
Heeres einbüffte, und Durch widrige Winde gends 
thiget wurde, feine Ruͤckreiſe nach Dännemarf aufs 
zufbieben. Hiezu kam, daß es ihm an febensmittel , 
fehlte. Hunger und Krankheit riebenden ſchwachen . 
Reſt feiner Völker nach und nach auf: Er ſchickte 
Öefandten an den Schmediſchen Reichsverweſer, 
und ud ihn ein auf die Flotte zu kommen, um ſich 
des Friedens wegen mit ihm zu unterreden, Als 
diefes nicht angenommen ward, erbot fich der König 
ſelbſt nach Stockholm zu gehen , wenn Steeno ihm 
jur Sicherheit, den Guſtav Erichfon und fünf an« 
geiehene Schweden , als Geiffeln feiner Sicherheit, 
(bien wollte. Diefes wurde bewilliget, Guſtav 
und Die andern Geiffeln langten ben dem Könige - 
an: Der treulofe Monarche aber trug fein Beben - 
{en felbige gefangen nehmen zu laffen und da ſich 

x Ta Dee 


296 Brittiſche 


z Band ber Wind zu ſeinem Vortheil aͤnberte, ſie nach 
‚Or, Kopenhagen zuführen, Er lies zuvor dem Steen 


und den Schwedifchen Landſtaͤnden hiervon Mel: 
dung thun, mit dem Anfinnen; wenn ihnen das 
teben ber Ihrigen lieb fen, fo follten fie fid) Dem 
Tractat von Calmar gemäß bezeigen, und ihn als 
ihren Herrn erkennen, Die Geiffeln wurben ins 
Eaitel zu Copenhagen gefegt, und fo Hart gehalten, 
daß einige von ihnen ihr $eben barüber einbuͤſſen 
muſſten. Guſtav wurbe ber Aufficht bes Johann 
Bonner, feines nahen Anverwandten, übergeben, 
ber ihn mit ſich nach Juͤtland nahm, und im 
Schloſſe Calo, nicht ſowohl als einen Gefangenen 
verwahrte, fondern als einem werthen Gaſte vie 
Sreundfchaft erzeigte, 

Unterdeſſen hatte Ehriftian II, ein neues Her 
sufommen gebracht, und unter bem General Ott 
Erumpin einen Einfall in Weſtgothland gerhan 


- Steeno fegte ſich felbigem entgegen, und lieferte ihn 


eine Schlacht ben dem See Veter, ohnweit Fl 
föping ; allein bier verließ ihn das Gluͤck: G 
wurde in der Schlache toͤdtlich verwundet, un) 
feine Armee, bie ohne Anführer war, murbe gan 
lich gefchlagen, und der Reſt zerftreuet, Gtem 


ſtarb an feinen Wunden, feine Anhänger flücht: 


sen in ihre Schlöfler , und feine Witwe, meld! 
Buftavs Muster Schweſter war, begab ſich jur 
Sicherheit, nad) Stockholm. Dieſe ungluͤckliche 
Schlacht hatte die erſchroͤcklichſten Folgen. Der 
Erzbiſchoff Trolle begab ſich nach Upſal, verſamm⸗ 


Biſchoͤft 


lete einige feiner Anhaͤnger, unter denen ſich Di 


Bihbliothekr. 297 
hiſchoͤſfe von Unkoͤping und Stregnitz befanden, s mn 
nd rufte Chriſtian IL. als den rechtmäßigen Koͤ⸗ ‚Sr, _ 
ig von Schweden aus, Ganz Schweden unter. 
sarff fich Den Dänen, bis auf Die Städte Cam 
nd Stockholm. Der Gouverneur von Calmar 
iberlieg-diefe Stadt, gegen eine anfehnliche Sums 
ve Geldes, dem Könige von Dännemarf. Stock⸗ 
jolm aber. wurde 1520, den 5 Sept, mif Accord 
genommen. Chriſtian II. wird den 4tan Nov; 
gefrönef, und laͤſſet den ten Darauf 97 vornehme 
Schweden, die er unter allerhand Borwand nach 
Stockholm berufen, umbringen ; unter Diefen war 
ad Erich Wale, der Vater Guſtavs. Der 
Erzbiſchof von Lunden wird zum Statthalter bes 
Reichs beſtellet, und ihm ber Erzbifchof Trolle 
und der Bifchof von Odenſy, ein gebohrner Däne, 
num Sehülfen gegeben. Unterdeß war das Ges 
rüchte von Diefen allen ‘bis nach Juͤtland erfchollen, 
und auch dem Guſtav zu Ofen gekommen, der 
fo gleich den Entſchluß faffte, feinem Baterlande 
beyzuffehen, Er ensflohe aus Calo, fam mit 
großer Gefahr nach) Flendsburg, von ba nad) Luͤ⸗ 
bec, und enblich;nach Calmar. Er gab fich große 
Nuͤhe den erfiorbenen Muth feiner Sandsleute wies 
der zu-beleben, und fie zur Vertheidigung ihrer 
Freyheit aufzumuntern: niemand gab ihm Bey⸗ 
fall, und es ſchiene, als ob in ganz Schweden die 
alte. Tapferfeit-und Siebe sum Vaterlande erlofchen: 

iM. Endlich flohe Guſtav in Bauerkleidern nach 
Aekarlien, wo er Männer fand, die wie er, für 
Begierde brannten, ſich der Daͤniſchen Tyrcamen 
T5 entgegen 


4 


300 Brittifche 
Bend Reit, den Guſtav zu ihrem Adminiffkator‘, und im 
une, Junio zum König, melden Titel er auch, nad) 
vielem Weigern, und auf das Bitten des Volkes, 
-annahm. Wenig Wochen darauf übergab ſich 
bie Stadt Stockholm des Königs Gnade. De 
berrfüchtige Trolle allein war mit dieſer Wahl nicht 
zufrieden : fondern beredete den König Friedrich 
von Dänemarf', fein Recht auf Schweden zu bes 
haupten. Sriedrich.tieß fich in dieſer Abfiche, zum 
König von Schweden Prönen, und fehickte einen 
Abgefandten on die Schwebiyen Reichsſtaͤnde, 
fie an ihre Pflichten zu erinnern. Dee Reber 
rath verwarf fein Anbringen, und gab zur Antwort; 
Die. Erbvereinigung von Calmar habe dem Schwe⸗ 
biichen Reiche niemals Nutzen gefhafft, und ſey 
fo oft von den Daͤniſchen Koͤnigen gebrochen wor⸗ 
ben, daß diefe ſich auf felbige gar nicht mehr 
gründen Pönnten. Guſtav gewann den Dänifchen 
Abgefandten durch fein freundliches Betragen, daß 
er ihn von der Rechtmaͤßigkeit feiner Wahl über 
zeigte, und von feinem Hofe in den Sefinnungen 
entlies: Friedrich hätte fi wenig Rechnung auf 
die Schwediſche Krone zu machen. Ein Schwe⸗ 
bifcher Abgefandter murbe bald darauf nach Ko« 
penbagen gefchickt,, der von‘ Friedrichen fo gleich 
‚die Srenheit ner Witwe deg jüngern Steeno, und 
ihrer zwern Söhne erhielt: ‚und ſich dabey erklärte, 
er-wäre geneigt, mit dem König Guftav ein Buͤnd⸗ 
niß zu marben, um einander benzufteben, wenn 
ber entwichene Koͤnig Chriffian der fo wohl auf 
Dänemark als Schweden Anſpruch machte, k in 
0. “ihrem 


* 


oe \ h 


Bibliothek. ROT 


ibrem Befige ſibhren würde... Ganz Schwedens was _ 
geborkhte dep Yuftav, bis auf die Inſel Goeh· 
land, die der Daͤniſche Admiral Severin Norbius | 
befeßt hielt, der fie nicht vem Chriftian II. aufiu- 
behalten, fondern fie als fein Eigenthum anzufes 
ben ſuchte. Er unterhielt eine Menge Caper⸗ 
ſchiffe, und plünderte die Küften der benachbarten 
Sander, that. audy den Hanſeeſtaͤdten, befonders 
den Luͤbeckern durch feine Capereyen fo großen 
Schaden , daß fie dem Konig Ouſtav anlagen, 
ſich der Inſel zu bemaͤchtigen. Guſtav machte 
ſich in menig Wochen davon Meiſter, bis auf die 
Stadt Wisby, die er auch zu belagern anfteng, 
durch Vorftellungen aber, (die der König Fries 
drich ihm cheils durch eine Geſandtſchaft, theils 
bey einer Zuſammenkunft in Malmoe, that) ſel⸗ 
bige aufhob, und die Entſcheidung über das Recht 
zur Inſel, denen Hanfeeftävten überließ. Herr 
Raymond erzäbles Den Eingang, den die Lutheri⸗ 
ſche Lehre in Schweden gefunken, fo wohl bey dent 
gemeinen Volke, Durch die Predigten der beyden 
rüder foren; und Dlaus Petri; als bey des - 
Könige, durch die Gruͤnde des Larz Anderfon, der 
ihm gu Gemüthe führte, wie ihm die Geiſtlichkeit 
immer zuwider ſey, und wie fehe feine Mache und 
Schatzkammer zunehmen würde, wenn er die übel 
angewendeten Reichthuͤmer, die in den Händen Der 
Cleriſey wären, zu den Beduͤrfniſſen des Staats 
anmenhete. Der König folge dieſem Rathe, doch 
mit allev Bahuyfamkeit, um das. Volk, welches 
von aherglänbiger Hochachtung gegen die Bar | 


ges . 


gar .Brittilche 
sand eingenoinmen war ,. nicht zu erbittern. Der ans 
19, Schweben entflogene Trolle wird feines Erzbit. 
cthums entfege, und Sohannes Magnus zum Prie 
mas bes Reiches, und Ersbifchof von Lipfal, ers 
nenne. Er war das Jahr. vorher des Pabfls 
Nuncius in Schweden gewefen, und hatte bes 
Königs Gnade fich dadurch erworben, daß er fih 
‚denen, vom blinden Eifer getriebenen, Braaske, 
B. von Linkoͤping, widerſetzt, und zur Sanftmuch 
gen bie Anhänger Luthers gerathen, auch den 
Borfchlag des Königs, das Neue Teftament Ins 
Schwediſche zu. überfegen, gebilliget hatte. Den 
zaften December 1525. wird, in Beyſeyn Des Koͤ⸗ 
niges, eine Difputation won Paͤbſtlichen Lehrern 
und den $utherifchen Geiftlichen gehalten, in weis 
- der Dlaus Petri über den Peter Gallus, einen 
satholifchen Zaͤnker, ben vollfommenften Sieg er- 
haͤlt: erlangt auch die Fönigliche Bewilligung, daß 
feine Lieberfegnng bes N. T. im Reiche frey ver 
faufet und gelefen werben darf, : ‘Der Mangel an 
Gelde war in Schweden fo groß, daß die Sant. 
. Hände dem König erlaubten, ſich zwey Drittheile 
von den Einkünften der Kirchenguͤter zuzueignen, 
Die Cleriſey wurde hierüber äufferft erbittert, und 
der Erzbifchof Magnus wiberfegte fi) dem König 
mit folder Heftigkeit, daß er ſich genoͤthiget fahr, 
ihn nach Stodholm zu fenden: von da Magnus 
Gelegenheit fand, über Danzig nach Rom zu ge- 
hen, nachdem er die Aufficht über Die Schwedi⸗ 
ſche Geiftlichkeit bem Bifchof von Linkoͤping an⸗ 
vertrauen haste: Am eben dieſe Zeit gieber ſich ein 
oo junger 





Bibliothef. 303 


junger Bauer für bes Steeno Sturius Sohn aus,; Band 

wird von der Cleriſey unterſtuͤtzet, eutflieht aber, Or, u 

als der Betrug an Tag fomme, nach Norwegen. 

Guſtav faſſet den Entfchluß, die fändereyen der - 

Geiſtlichkeit, theils an fich zu ziehen , theilstreueit 

Bedienten auszutheilen: findet aber folhen Win 

derſtand, daß er feine fönigliche Würde niederlen - 

get, fich der Regierung entziehet, und den Thron 

nit eher wieder befteiger , bis die Cleriſey ſich 

ihm gaͤnzlich unterwirft, und die Biſchoͤffe ihre 

Schloͤſſer ihm abtraten. Im Jahr 1528. den 

12 Febr. laͤſſet ſich König Öuftav vom Biſchof von 

Unkoͤping zu Upſal kroͤnen, um den uͤbelgeſinnten 

alle Ausfluͤchte zu benehmen, da fie aus dem Aufs 

ſchub dieſer Cerimonie gefchloffen hatte, Guſtav 

hielte ſich ſeiner Herrſchaft nicht recht geſichert. 

„sn einer Verſammlung der Geiſtlichkeit wird bes 

ſchloſſen, einige Misbräuche der Römifchen Kirche 

abzufhaffen. Der’ einzige Bifchof von Scara 

widerſetzt ſich dem. Koͤnige in allen Stuͤcken, ver« 

bindet fich mit dem Thuro Johannſon, und erregee 

In Weftgorhland und Dalekarlien einen gefährli« 

ben Aufruhr, der erft, nach vieler Mühe, getil⸗ 

‚get werden Fann. Koͤnig Guſtav vermaͤhlet ſich 

1531. mit Catharina, Herzogs Magnus von Sach⸗ 

ſen⸗ anenburg Tochter: und verheyrathet feine 

Soweſter Margarerha, an Johann, den Grafen: 

don Hoya. König Epriftian II. der fich 8. Jahr 

in $landern aufgehalten hatte, koͤmmt 1532. mit 

einer Flotte vor 30 Schiffen, und 10000 Mann 

hach Norwegen, und landet in ber Bay von 8 
.„” us, 


804 Brittiſche 

Sand bus, bemaͤchtiget ſich einiger Städte, als Conge 
I Obslo und Olufsburg, und wird Durd) einige auf 
Schweden entflohene Anhänger und Freunde Ir 
lens, unter denen fich der obengedachte Thuro Jo 
bannfon befindet, verftärfe. Das Jahr baraf 
belagert er Aggershung: wird burch eine Daͤniſche 
Flotte, (diefeine Schiffe theils verbrennet,theils auf 

- bringe, hernach landet,) vonder Belagerung abq⸗ 
halten und genöchiget, ſich in die Seftung Eonge u 
werfen. Aber auch hier wird er vom Hunger ger 
thiget zu entweichen, unb rettet ſich, durch Hl? 
des Biſchofs von Ddenfy , nad) Kopenhagen: der 
ihn mit der. Hoffnung gefchmäuchelt, der King 
Sriedrich werde ihn, zum-Unterhalte, mit fat 
seven verfehen. Allein dieſer laͤſſet ihn auf da 
Schloß Sonderbueg bringen, und bis an fein 
Tod, gefänglich verwahren. König Guftao fit 
fi) nunmehro von einem Feinde befreyet, mitden 
er fo viele Sabre zu ftreiten gehabe hatte, und we" 
dete die Ruhe, der er genoß, zum Beſten de 
Reichs an. Er erlaubte, daß bie Hollaͤnder nad 
Schweden frey handeln durften, welches fonftt 
den Hanſeeſtaͤdten, befonders Luͤbeck, erlaubet 9b 
weſen war. Die Regierung diefer Stadt naht 
es übel auf, drohete den König Guſtad feht 
Würde zu berauben , die er, wie fie vorgaben 
ihrem Gelde und Beyſtande baupfächlich zu dat 
£en babe: fie rüfteten eine anſehnliche Flotte au 
über die fie Chriſtoph, Graf von Didenburg zun 
Befehlshaber fegten, und fliegen in ber Dir 
fehen Inſel Seeland aus, Der neue zu N 

Di 








Bibfiofhef. 305 
Dänemark Chriſtian III. hatte Guſtass Gemah 5 Band 
inn Schweſter, eine Prinzeßinn von Sachſen. 
auenburg zur Gemahlinn genommen, ruͤſtete ſich 
wider ſeine Feinde, und, mit Beyſtand des Koͤ⸗ 
nigs von Schweden, erhielt er einen vollkomme⸗ 
nen Sieg. Er kam nach Stockholm, und machte 
mit feinem Schwager einen Freundſchaftsbund: 
der dem Reiche Dänemark die Inſel Gothland, 
und Die Provinzen Schonen, Halland und Bleckin⸗ 
gen abtrat: welche Sache in der Folge, die Urſache 
heftiger Kriege zwiſchen Diefen beyden Nordiſchen 
Kronen geworden Hl. Diefe Zufammenfunft ges 
ſchahe im Jahr 1535: Koͤnig Guſtav lebte hernach 
25 Jahr lang in Friede, fuͤhrte die Lutheriſche Lehre 
in feinem Koͤnigreiche ein; machte einen 6ojähti- 
sen Stillſtand mit dem Sroßfürften von Rußland: 
einen Sreundfchaftsbund mit dem ‚Könige von 
Stanfreich Sranz I; beſpricht fich ı5qr. mit dem 
Dänifchen Könige zu Bromfebroo, mo beyde Mon 
narchen eine Defenfivallianz mit einander machen, 
Auf-der Verſammlung der Reichsftände zu Wen 
ſteras 1544. wird König Guftavs ältefter Sohn, 
Prinz Erich, zum Thronfolger ernenner, und die 
Reichsfolge feftgefteller : "daß nach Abgang der 
maͤnnlichen Erben des Königs, das Wahlrecht den 
Ständen- des Reichs wieder zufallen folle.‘ “Den 
Reft feiner Fahre widmete Guſtav der beffern Ein« 
tihtung der Juſtiz; der Berfihönerung der Stadt 
Stoholm ; durch prächtige Gebäude, der Erwei⸗ 
terung des Handels. Im Jahr 1548. feßte der - 
Daniſche Koͤnig, «um feine alten Anſpruͤche auf 

* f . Schroe 


— 


306 Brittifche 
s Gand Schweden niche ganz zu vergeflen, drey Kronm 
E in fen Wapen: fo viele Urſache auch Gustav ha: 
darüber empfindlich zu werden, fo begnügte er ſih 
doch) daß er das Reich Schweden ruhig beh: 
fhen Fonnte,-und überlies dem König Chriſtin 
die eingebildete Freude, das Schwediſche Warı 
feinem angebohrnen anzuhängen s denn fo gro 
Ehre Guftav auch im Kriege erworben hatte, und 
fo fiber er hoffen fonnte, allegeit neue Sorbeern 
erndten, fo betrachtete er doch ben Krieg, als en 
zwar oft nöthiges, allezeit aber fchröckliches Mitt) 
fein Recht zu behaupten. (Er hielt den Krin ei: 
nem chriftlichen Könige unanftändig , der lid 
unſchuldigen Sachen nachgeben müffte, als deß 
er fein Recht, durch das Unglück und den Tod vr 
vielen taufenden , mit Dem Schwerdt fuchen fell 
Guſtav verliert feine Gemahlinn durch den Ze 
und erſetzet dieſen Berluft 1552. durch die Vermah⸗ 
lung, mit Margaretha, des Guſtav Olofſon, Stat: 
balters in Weftgorhland Tochter, Er empfand de 
Befchmwerlichfeiten des Alters, und machte un 
feinen Söhnen folgende Einrichtung : dem Kr 
prinzen Erich räumte er bey feinem eben die P* 
vinz Smaland, und die Inſel Oelen ein; Finn 
. land gab er dem P. Johann; Weftgorhland den 
Dr. Magnus, und dem jüngften Sohn Carl | 
Provinzen Südermonland, Wermiand und ni 
cia, als $ehngüther von der Krone Schwedt, 
Der Prinz Erich war mit diefer Theilung übel ſ⸗ | 
frieden, und faffte zeitlich den Entſchluß, ber ® 
Nlangter Regierung, alles andere a 
' \ | 


⸗ 


en Bibliothek. 307 
zuſtav erwaͤhlte für feinen aͤlteſten Sohn die; Band 
nglifche Koͤniginn Eliſabeth zur Gemahlinn, wel· 


e auch dieſen Vorſchlag, wie es ſchien, ſich ge⸗ 
illen lies; und Erich machte ſich zur Reiſe nach 
ngfand fertig, als Guſtav 1560. den gten Sept. 


m 7oſten Fahre feines Alters plöglich ftarb.. Die 
Rſchichte endiget ſich mit dem Charakter bes Koͤ⸗ 
ige, ben Herr Raymond als den vollfommenften 


Monarchen ſchildert, obgleich nicht geläugnet wer⸗ 
dien kann, König Guſtav ſey dem Gel; ergeht 
geweſen: mie denn einige Gefchichefchreiber be— 
haupten , der Reichthum der-Klöfter und der Bia 


fhöffe ſey die ftärfite Triebfeder, die das fuer 
thum dem Könige angenehm gemacht , weil es 


ihm die Erlaubniß ertheilet, ſich der Schäge der 
Ceriſey zu Bemächtigen, wovon zu eben der Zeit, 
Heinrich VIEL. König von Engelland ihm ein merke 
würdiges Exempel gegeben habee. 


x 


u 


we 


Ihren Berfaffern untergehen laffen, „weil diefe eben 


308 Briteifche 


5 Band vi. 






Aures concerniny Oratory delivered in Tai 
“ nity-college by Jobn Leufon D.D. La 
Qurer ın Oratory and,Hiftory on the fou 
dation of Erafmus Smith. Dublin. 1759. 


444 Selten, 
(5 ſamkeit unterfcheiden ſich ungemein fehr 
von der großen Menge der ordentlichen 
Anmeifungen zu berfeiben. Alles iſt ein Beweis, 
baß Herr Lawſon nicht ein gedungener, fordern 
sin gebohener Lehrer ber Beredſamkeit ſey, und 
nicht das Amt gefucht, um es zu werden, fondern 
es erhalten, weil er es ſchon war. Er unternahm 
Diefe Arbeit, weil es ihm fchien, als eb diefe 
Materie noch nicht völlig erfchöpft fen, und noch 
viele neue und nügliche Anmerkungen Darüber ges 
macht werden Fünnten. Unzaͤhliche Lehrbücher 
von ber Rhetorik, fagt er im Eingang der erften 
Borlefung, find verlohren gegangen. Wer weis, 
ob nicht vieles in denfelben enthalten geweſen, wels 
ches man in den noch übrig gebliebenen umfonft 
ſucht, und welches, (wie wir hinzuſetzen fönnten) 
eben deswegen der große Haufe der neuern nicht 
abfihreiben koͤnnen. Ob wir nun gleich diefes für 
eine fehr ungewiffe Murhmaffung halten und lieber 


J 


8 


egenwaͤrtige Vorleſungen uͤber die 








behaupten wollten, jene Schriften waͤren eines na⸗ 


tuͤrlichen Todes geſtorben, und man habe ſie mit 


bichts 





Bibliothet. ', 309° 
chts vorzuͤgliches geleifter;: (6 gebt. ed bach ver-s Barb | 
jiedene andere Beirachtungen, Me es gewiß ma. Ex 4. 
en, daß einem Manne vom. Gefhmad undEin. 
htnoch vieles zur Ausbefferung, Ermeiterung und. 
uszierung aller Theile. Diefes Ganzen der Be⸗ 
dſamkeit übrig gelaſſen ſey. Es lit hier nicht: - 
et Ort dieſes zu beweifen. .. Die Arbeit des Hrn!  - 
mon iſt ohnedem der ſicherſte Beweis davon! 
nd wir werben immer noch vieles übergehen muͤſ⸗ Ä 
en, wenn wir auch nur dasjenige in diefem Aus⸗ 
uge unfern. Leſern brfanne machen wollen, was: 
em Berfaffer in der Einrichtung diefer Vorleiune‘ - 
en, in der. Ausführung der verfchiedenen Mate⸗ 
ien und in ben Anmerkungen über einzelne Stuͤcke 
igen {ft, und zu dem Neuen und Rüglichen gehört, 
ai ee gemuthmaſſet, daß es fih noch. fayen 
leße. U n\ re " 

Die Anzahl der Vorleſungen beläuft fih auf 
twey und zwanzig. Sin der erften wird von 
der Bortreflichfeit Der Beredſanikeit und den Hins 
derniſſen und Schwierigkeiten berfelben gehandelt; 
In der andern wird eine Purze Gefchichte ihres: - 
Ufprungs und-ihres Wachsthums- unter ben Alten’ 
geliefert, . Die dritte und vierte enthalten. eine: 
eritiſche Nachricht von ben älteften Anmweifungen: 
zu derſelben, die hoch Bis auf unfere Zeiten erhal⸗ 
en werden Die fünfte und.fechfte eine Sei , 
ühte ‚der Beredſamkeit in. den neuern Zeiten. : 
ie Betrachtungen, die hier angeſtellt werdet, 
geben dem Verfaſſer Gelegenheit in ber ſiebenren 
von der Nachahmung zu reden. Hierauf wire J 
U 3 die 


⸗ 


„a Brittiſche 


— die Natur ber Ier ſameen naͤher unterfucht, u 

in ber achten Md neunten gezelget, in wie te 
fie mie der Dernunft zu chun hats in der ach 
ten und eilften, in wie ferne fie mit ben Leibenfcet 
tan fich befchäfftiget : in der zwoͤlften und vn | 
folgenden bis zur achtzehnten mie fie ühre Her 
ſchaft über die aufferlichen Sinnen beweifet: ne 
bey wiederum meitläuftig von ‚ber Schreibatt, 
von den Schönbeiten ber Zufammenfegung un 
ben Figuren der Rede gehandelt wird, Enblid 
wird in den Vier legten Borlefimgen von den vor⸗ 
bergehenden die Anwendung insbefondre auf di 
geiftliche Beredſamkeit gemacht, und das mail! 
por andern Arten ber Beredfamfeit eigen iſt, thilb 
durch Regeln, theils durch Beyſpiele beftimm 
Wir wollen nunmehr bag merkwuͤrdigſte aus den 
größten Theil diefer Borlefungen nach der Nah 
unſern Leſeyn mittheilen. 






In ber erſten Vorleſung wird unter ande 
von dem, was die Franzoſen Genie und Appl 
cation nennen ‚. meitläuftig geredet, und geist, 
wie beydes zur Beredſamkeit nothwendig erfor 
werde, und jenes ben Redner ſchaffe, dieſes 1" 

‚ mehr augbüde. Cine lange Anmerkung, die de 
- WBerfaffer bepläufig über das Wort Geſchmad 
und feinen Einfluß in die Beredſamkeit macht, if 
ihm ganz eigen und ganz neu. (Er fagt naͤmlich 
man häufe ohne Noch bie Ausdruͤcke, wenn mal 

. nächft Dem Genie und der Application nod) nie 
von einem guten Geſchmack alg einem Hifi 

. - Bu ' 


.» 


x 


Bibliothek. ZIr- 
er Berebſamkelt rede. Man verftcht fich, feiner s Ban, 


Nennung nach, felbft nicht, wenn man die Natur? 2". 
| „ 


effelben in ein befonderes feines Befühl des Her. 


ens fegt, Da doch diefes Gefühl am Ende nichts 


inders als eine Handlung des Berftandes iſt, die, 
vie alle andere, mit einem gewiſſen Vergnügen oder 
Misvergnägen verbunden if, Er beruft ſich des⸗ 
wegen ‘auf die Lehrart der Alten, die die Sache 
kibft vorgetragen, ohne etwas von diefem Auss 
druck zu wiflen. Unſre Leſer mögen felbft urtheis 
(en, in wie welt der Berfafler Recht babe. Wenn 
wir es kurz fagen follen, fo fbeint uns der Streit 
auf eine bloße Subrilicät hinaus zu laufen, Jene 
Handlung des Verſtandes und diefes Gefühl des 
Herzens folgen freylich fo gefchwind aut einander, 
daß wir fie nicht füglich von einander unterfcheiden 


onnen? And in fo weit geben mir dem Herrn \ 


Zamfon Recht. Aber eigentlich bleibe doch allezeit 
der Unterfcheid zwiſchen benden, melcher ſich zwis 
fhen einer jeden Wirkung und ihren Folgen findet, 
und in fo weit feheinen uns diejenigen ganı ordent⸗ 
lih zu gehen, die für beybe Dinge befondere 
Namen erfunden haben, und: jene Handlung 


das Genie, dieſes Gefühl aber den Ge⸗ 


ſchmack nennen. 


In der andern Vorleſung von dem Urfprunge 


und Wachsrhume ‚der Beredſamkeit unter den 


jechen und Römern wird mahrfcheintich gemacht, 
daß unter den Griechen noch vor den Zeiten des 
Homers, die Kunſt zu reden einen gewiffen Grad 
, Ua, des 


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312 Brittiſche 


Sand des Vollkommenheit erlangt, und daß man 
Daufanias trauen koͤnne, wenn er vorgiebt, da 

=. die erfte öffentliche Schule der Beredſamkeit unt 
ber Regierung des Thefeus aufgerichtet worden fe 
Arhen wirb als der Hauptſitz derfelben in ben fc 
genden Zeiten gepriefen, und gezeiget, wie ſehr ji 
alles zu Ihrer Aufnahme an dieſem Orte vereiniget 
die Denkungsart des Volks, die Regierungsfor 
und endlich die Gefege felbft. Uebrigens wird d 
Griechen der Borzug in berfelben vor den Römern 
bengelegt. „Wenn manaud) annehmen will, fagt | 
„der Verfaffer, daß beyde Nationen in Aufehung 
„des Genie einander gleich geweſen wären, woran 
„man doch noch zweifeln fönnte, fo würde doch 
„allezeit der Vorzug auf der Seite ber Achenien: | 
„fer bleiben, einmal, weil man in Rom erft an- | 
„eng die Beredfumfeit zu ftubiren, da bie Zei. 
„ten der Tugend und der Sreyheit, als in welchen 
„jene am beften fortkommt, beynahe ihr Ende er: 
„reicht hatten; zweytens, weil man fich in Athen 
„eine weit längere Zeit barauf gelegt als in om, 
„und endlich meil die Sprache der Griechen einer 
„wahren Beredſamkeit weit angenehmer ift als bie 
„Sprad)e der $ateiner, und der Redner füch in jes 
„ner weit mannichfaftiger und nadybrüclicher aus- 
„Drüden kann, alsin diefer.„ Der erfte und legte 
Grund bemeifen allerdings viel. Aber weit mes 
niger bemeifend ſcheint uns ber zweyte zu ſeyn. 
Wenigitens folge aus Demfelben weiter. nichts, als 
fo viel, daß die Beredſamkeit unter den Römern 

nicht 









8 


I 


Bibliothek. 313 


cht ſo lange als unter ben Griechen geblaͤhen.V⸗nd 
delche aber unter beyden ihrer innern Natur und? 


zeſchaffenheit wegen den Vorzug verdiene, dieſes 


irfte wohl ſchwerlich daraus geſchloſſen werben 
nnen. | 


Der Inhali der dritten Vorleſung gehoͤrt mit | 


demjenigen, was man in ben übrigen Anwei⸗ 
ungen. zur Beredſamkeit als etwas ganz unnoͤthi⸗ 
es uͤbergeht oder Doch nur obenhin berührt. Herr 


awſon redet darinnen vonden beyden größtensch» 


en der Beredſamkeit, dem Ariſtoteles unter den 
Briehen, und dem Cicero unter ben Lateinern. 
Das Urtheil, das er von beyden fällt und Die Ver⸗ 
Jeichung, die er zwiſchen beyden anftelle, ift eihes 
drihtig als das andre, und beydes zeigt uns ihn 
ls einen Mann, der bende mehr als einmal durch 

gelefen, Nachdem er den Plan, den ſich Ariſto⸗ 
teles bey feinem Unterricht gemacht ‚ kurz erzählt, 
und dag zweyte Buch feiner Rhetorik als das vor⸗ 


Nglichfte angepriefen, fo giebt er einige Regeln, 


um feine Schüler in den Stand zu ſetzen, ihn mit 
deſto größerm Vortheil zu lefen. Ex ſchrieb be 


Ionders für feine Zeiten, und man muß daher auch 
nicht mehr von ihm fodern, als er zu leiſten fich vore 


gehht harte. Man muß ihn daher auch allezeit 
mit einer gewiſſen Ruͤckſicht auf die Sitten und Ge⸗ 


— 


wohnheiten feiner Zeiten leſen. Dieſes iſt die letzte 
Regel, Die erſte, bie ehnſtreitig ‚die wichtige 


ft, if diefe; wenn er oft alle Zierrathen und Er⸗ 
"Us regun⸗ 


u - v 


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St. 


314 Brittifche 
gyo regungen ber Leidenſchaſten zu verwerfen fchein 
tum nur auf die Ueberzeugung des Verſtandes in 
einem Redner zu dringen, fo muß man nicht glau 
ben, als ob er jene gänzlid) verbannt voiflen wollt, 
Er wollte nur ihren Misbrauch tabeln , Der dajı 
mal faſt allgemein geworden war, und von den 
auch die beften Redner, als Lyſias, der das Ge 
Eünftelte zu fehr liebt, und Aefibiines , der oftnu 
Ä auf die Erregung der Leidenſchaften gieng, niöt 
-- ften waren, Uebrigens werden die Bücher di 
Ariſtotelis von der Rhetorik als das velkım 
menfte Mufter einer genauen logicalifchen Ordnung 
und eines furzen und doc) deutlichen Vortrags ar 
gepriefen, 


Von ben drey Büchern bes Cicero deorator: 
pi der Verfaſſer das allgemeine Urtheil, deh 
fie zu meitläuftig gerathen, ob gleich diefe Wei 
läuftigfeit Beinen Efel errege, weil das ganze Dr! 
in Zorn einer Unterredung abgefafft worden, und 
daher den Sefer auf eine angenehme Weife unft! 
balte. Das legte Bud) von der Schreibart mi) 
den übrigen vorgezogen. in Redaer, ber al 
andre, was ben Außerlihen Schmuck der Rede 
anbelangt, ſo ſehr uͤbertrifft, mußte natuͤrlche 
Weiſe auch alle andre’ in dem Unterricht deſſehben 
uͤbertreffen. | 
Bey: ber Verqleichung, die Herr Lawſon an 
Ende zwifchen benden anftelle , iſt er ſehr gereil— 
dem Ariftoreles den Vorzug zu laſſen: —— 
„ee 


. 
— 





orlethet. 315 


eles, ſi nd feine Worte, redet als ‚ein tefbenken-s‘ Si 
der Monn, als ein Manni von feinem und durch. S%, 
stingendem Verſtande: Cicero, als ein Mann 

von Geſchaͤfften, ; ber durch Umigang und Unter⸗ 
handlungen mit den Brößen feinen Berftarib aß. 
gebitwet; als ein Marin von einem weltl duftigen, 
anzuͤglichen und zletlichen Verſtande. "Tenet' 

iſt gründlich, ernſthaft und kurz. Dieſer beredt, 
leicht und weitlaͤuſtig· Jener beſchaͤftlgt ganz 
„allein den Berftänd, Dieſer ruft bie Einbilbungs-: 
„eraft zu Huͤlfe. + ©» Jener haͤlt ſich niemals 

„den einem Gedancken allzulang auf: Dieſer 
‚führt einen jeden Hedancen mit der groͤßten Ges: 
„nauigkeit aus, » > - = So mie Cicero, 
„ivenn er als ein Philoſoph ſchreibt; den 
„Redner allenthalben, durch das Leben das er 
„der trockenſten Materie giebt, mercken laͤßt, ſo 
„zeigt -Ariftoteles , indem er von der Rede⸗ 
af handelt, ‚alengalben den and 

nd + m. \ \ 


Die vierte Vorleſung it wiederum Item In⸗ 
halte nach ganz neu, Herr atofon bereichert feir -. 
ne Zuhörer in derfelben. mic einem Meifterftüf 
aus dem Alterthume, in welchem man durchges 
hends "Züge eines großen Genie wahrnimmt. 
Er hat es eben an. diefem Orte eingefehoben, weil 
es in einer gewiſſen Verbindung mit der vorha⸗ 
benden Materie ſteht. Es iſt eine Erfindung ee: 
nes ‚nbefannten Seribenten von dem er a 

9 


\ om 2 


316 . Brittifihe 

sach Hifterifchen Anſpielungen halber glaubt, daß er 
308 in dem fiebenten “Jahrhunderte müfle gelebt ba 
ben. Die Urfchrife fetbft iſt griechiſch, der Ticel 

ft: Der. Tempel oder Pallaft der Bered⸗ 
famteit: eine Erſcheinung. Der Berfafier 
bat ganz erjehle und nur Dagjenige weggelaſſen, 

mas ohne Schaden megbleiben koͤnnen. Die 
ganze Erfindung iſt dieſe: „Der Dichter gebt ei- 

„nes Tages in den großen Vorhof des Tempels 

„der Minerva fpaßiren, und indem er auf. die 
„Stadt Achen herabſieht, fo nörhigee ihn dieſe 
„Ausſicht, über den DBerfall der Künfte md, 

„Wiſſenſchaften in derfeiben zu ſeuſzen. Mit 

 „diefen traurigen Gedancken befchäftiget und aan, 

„von denfelben hingeriffen, erſcheint ihan Mercur 

„und entdeckt ihm die Urſachen diefes Verfalls. 

„Er befiehle ihm darauf in die Höhe zu feben. 

" „Sier wird er zu feinem geöflten Erflaunen einen 

„hohen Berg gewahr, auf befen Sipffel ein 

„prächtiges Gebäude lag. Der Fuß diefes Ber⸗ 
„ges war mit einem dien Gehölze, umgeben, 
„durch weichen Fußſteige liefen, auf benen eine 
nMenge Volks wandelte, Mercur unterrichtet 
„ihn ſogleich, diefes fen der Pallaſt der Bered⸗ 
„Jamkeit, der Tochter der Freyheit. Diejenigen, 
„die in den niedrigen Gründen hin und, her war. 
„beiten, wären Leute, bie alle fih mis ber Hoff: 
„nung fdmeichelten, mit leichter Mühe in Dielen 
„Tempel zu fommen, Die deswegen am Fuße des 
Berges auf Pfaden wanbelten, auf welchen fie 
a j „endlich 


⸗ 


— 


- nd oo N \ 4A 

Buliothet. gi7 
endlich zu fehanden wuͤrden. Merecur nimmes Said 
‚hierauf den Dichter ben der Hand, und führer 1S%, 
ihn mie ſich auf den Aufferften Gipffel, bis zu 
dem’ Tempel ſelbſt. Ben dem Fingange der 
Haupt Straße, die zu demſelben führte, war ein 
‚großes Thor: der Hüter deſſelben ein alter ehrs 
wirdiade ernfthafter und tiefſinniger Mann. 
Mercur nannte‘ ihn Genius. Die Straße 
‚eleft war nach den Bericht des Mercur in’ Den 
üteftei Zeiten Durch den anhaltenden Fleiß der 
Roͤſſten Männer gebahnt worden. Nun folge 
„die Vefchreibung -des Tempels ſelbſt. Gleich 
‚bey dem Eingange war ein Zimmer, in welchen 
die Gemälde der beruͤhmteſten Poeten aufgeſtellt 
waren, Syn einem naͤchſten Die Gemaͤlde der be 
‚ften Geſchichtſchreiber. In einem dritten die _ 
„Otatuen der vortrefflichften Redner. Unter 
„diefen bemerckte der Dichter vorzüglich den Dr 
‚tichs und Phocion ven jüngern Gtacchus J 
‚und Julius Caͤſar. Vor dem innerſten de 
„Tempels ſtund Quintilian, der niemanden, oh⸗ 
Me vorhergegangene Unterſuchung feiner Faͤhig⸗ 
„feiten , Den Eingang in daſſelbe verftättere. Um : 
(vſich dieſe Lnterfuchung zu erleichtern‘, bediente 
et ſich einer andern Perſon, die nicht weit 
»pon ihm ſtund, und die Mercur ben Weiſen 
„don Stagira nannte, Dieſer, fuhr er fort, 
„verlange von feinen Schülern "hauptfählidy 
"Slerß und Stillſchweigen Am Ende dieſer 
„Unterredung führe Medcur den Dichter in die 


⸗ 


„Mitte 





* 
— L 


. JF 


vwurdg doch wenigſtens nichts übrig gelaſſen, ab 


wird er auf einmal in einen andern Tempel M 
ſetzt, wo alles ganz anders ausfieht, und wod 
‚Göttin und ihre Bedienen von lauter kindiſche 


‚ fo wie der ganze Ort von lauter nichts bedeuten! 
‚Auszierungen voll iſt. Nercur, ber wi? 


‚Rebe, die, wie Herr Samfon verfichert, ein iu 


318 | Brittiſche 
„Micte des Tempels. Hier ſaß bie Goͤttin a 


Seinen Thron dichten Goldes, Shinter ihr fh 
‚nder Genius von Athen, An der andern Ci 


„te, gegen die line Hand bes Throns der Gi 
„nius von Kom. Auf ber Treppe Des Ihrer 
‚„faß die Betrachtung. Neben ihr ſtund di 
„Ueberredung. Unter biefer war den Leiden 
„ſchaften nad) der Reyhe ihr Plaß angemirlt: 
„Vor der Goͤttin war ein Buch aufgelchlagn 
„auf welches fie mit unberwandten Augen fa: 
Diefes nennte Mertur das uch der Ylın. 
In ihrer Hand hielt fie einen Brennfplege, di 


‚olle Arbeiten, die mah ihr überbrachte,. und ml 


che die Probe nicht Hielten, wurden zu Aſcheve⸗ 
brannte Wenn auch niche alles verbrannte, I 


was rein und unverfälfcht war, Bey dieſer Ör 
legenheit fängt Mercur an, dem Dichter die gar 
‚je Ceremonie in ber Einführung eines neuen Ab 
fiers zu beſchreiben. Longin häle eine lang 










jer Auszug aus feinem bekannten Buche von 
Erpabenen iſt. Indem der Dichter diefe R 
anhoͤrt, und Diercur ihn eine Zeitlang verlält, 


Zierrathen und lächerlichen Pug umgeben [it 


kom 


Biötiher . 319, 


ommt ſagt hm, daß dieſes der Pallaſt der fal- s Zune w 
hen Beredfamkeit fen, und giebt ihm alsdenn Sn 
och einige der Sache gemäße Erinnerungen. 

durz, Das ganze Stuͤck iſt vol feiner Erfindung, 

‚ol Wahrheit und tiefer Einficht in das Wahre 

je: Beredſamkeit. Mit demſelhen endtaet ſich die, 

sirte Vorleſung. Wir bedauren, daß wi: hier 
jbbrechen muͤſſen, wir werden aber unſern Jefern 

das übrige nicht ſchuldig Bleiben, und dieſen Aus - 
ig In dem nächften Stüde fortfegen. 


ar .. 


. 





810 Brittiſche 
1X. 


Leben des Franz Bacon, Cord Gr 
kanzlers von England, +) 


ie alten Egypter hatten ein Gefeg, wei 

G verorbnete ,„ daß die Handlungen un 
Character ihrer Todten vor gewiflen ik 

gern unserfuche werben follten, um beftimmen n 
fönnen, was man ihrem Andenken ſchuldig 10 
Die höchften Würden, die ungemeinften Zähig 
‚keiten konten ihre Veſit ißer von dieſem legren und 
unpartenifchen Gerichte nicht befreyen. dir 
wohlgeartete Gemuͤther war diefes ein mädtigt 
Antrieb zur Ausuͤbung ber Tugend; und Die 
Ruchlofeften wurden dadurch in dem auf des lo⸗ 
ſters zuruͤck gehalten. Ein jeder, der die Sehens 
beſchreibung einer Perfon, deren Andencken al 
die Nachwelt zu kommen verdienet, unternimmt, 
ſollte dieſes Gefeg fo anfehen, als 06 es ihm ge⸗ 
geben worden wäre. Er muß bie Gebrechen if 
wohl als die guten Eigenfchaften, bie Mins 
ſowohl als die Vollkommenheiten der Toden bo 
merken, in der großen Abſicht, die Lebenden ju 
warnen und zu beſſern. Aus dieſer Urſache nt" 
de ich mich zwar, als ein Schriftſteller, bey det 
glänzenden Theile des Characters bes Lords Bo 
con mit Vergnügen verweilen; aber ic werd 
als ein Menfch, feine Fehler weder zu een 


KÜ 





*) Aus den Wercken des Mallet überfeßt. 


Bibliothek. 321 


ch zu bemänteln ſuchen. Cs iſt der Welt dar⸗ 


’ 


ı gelegen mit beyden befanne zu werden. 


Sir Nicolaus Bacon war der erfte ord 
iegelbewahrer, der alle Würde und ‚alle Ges 


Band 
St. 


alt eines Großcanzlers hatte. Er befleidete 


jeles hohe Amt unter der Königin Elifaberh bey 
ahe zwanzig Jahr. Er mar ein Minifter von 
:iner gemeinen Gelehrfamfeit, und er befas eine 


orzuͤgliche Klugheit. und Rechtfchaffenbeil. Er 


iente feinem Vaterlande mit del Eifer eiges red. 
ihen Mannes, und die ganze Zeit feines Gluͤckes 
rhielt er die Mößigung und $eutfeligkeit ben, 
Ye einen größen Dann fo fehr zieren. Seine 





mente Gemahlinn war eine Tochter des Sir An- 


ton Cooke, welcher Eduards bes ſechſten ‚Schr 
meiſter geweſen war, und deſſen Geſchicklichkeit 
in dert” gelehrten Sprachen von ben Geſchicht- 
(hreibern mit fo vielem Ruhme erwähnt wird. 


Sie Haberi auch nicht vergeffen,, dieſes Frauen- 


zimmer, ‘aus eben dieſer Urfache zıf rühmen. 
Selbſt ein Feind *) legt ein Zeugniß davon ab, 
Indem er ihr einen Bormurf darüber macht, Daß 
fe Biſchof Jewels Apotögie für die Kirche von 
England, aus dem Lateiniſchen uͤberſetzt habe, 


Diefes waren die Aeltern unfers Franz Bas 


con . Bon den beyden Söhnen, die..in dieſer | 


Ehe erzeugt -wurden, war er Der juͤngſte und 
Wurde den 22. Jaͤnner 1561 gebohren. Wie er 
| Kal p 


as 
*) Barfond der Jeſuit. r 


222 Brittiſche 


8and das Gluͤck Hatte, zu einer Zeit indie Welt a 
‚et. kommen, da die Künfte und Wiflenfchaften vu 
den Örogen und Mächtigen faft in eben dem En 
de geachtet und befördert wurden, als fie itzt ve 
abfäumer werden : alfo brachte er für eine jM 
Art von Wilfenfhaften , die zum Mugen ot 
zum Bergnügen gereicht, eine ungemeine Fähir 
feit mit. Sein Genie mar zu gros, als dafr 
blos mit dunkeln Begriffen von demjenigen, m! 
man vor ihm angenommen und gelebret hatt, 
fi) Häte begnügen follen; fondern er mollte, I 
dem Reiche der Gelehrſamkeit, feinem eignen und 

bem folgenden Zeitalter Geſetze vorfchreiben, 


Er gab frühzeitige Beweiſe von feinen un 
meinen und gluͤcklichen Faͤhigkeiten, die wei it 
feine jahre waren. Man ſagt, die König 
Eliſabeth habe ein befonderes Vergnügen daran 
gefunden, ihm gemiffe Fragen aufzugeben, und 
fie fey von feinem Verſtande und männlichen Ant 

‚ worten fo fehr zufrieden geweſen, daß fie ihn in 
Scherz ihren jungen Lord Siegelbewahrer jun 
nen pflegte. Eine Antwort von ähm werden 
hier bemercfe zu werden. Die Königin fragt 
ihn , als en nech ein Knabe: war, nach feinm 
Alter; und er antwortete fogleih, dag er gert 
de zwey Jahre jünger fey, als ihre gluͤchlche 

Regierung. et 

Bon feiner Erziehung find: feine befondet 

Umftände befane, bis er unter der Aufficht des 
D. Whitgift, nachherigen Erzbifchefs- von nn 
| ” terbur 











Bilbliothek. 323 


bury auf. die Univerſitaͤt zu Cambridge gieng,s Band 
d in feinem zwölften Jahre in dem DreyeinigeSt. 
tscollegio aufgenommen wurde. Er braditees 
kurzer Zeit in den Wiflenfchaften fehr weit; 
der hatte fchon vor feinem fechzehnten Jahre 
1 ganzen Damals gewöhnlichen Lauf der freyen 
infte vollendet. Noch mehr ift es aber zu 
rwundern, daß er fhon in dirfen jungen Yahu 
n das !eere und Unnüge der Damaligen Philos 
phie, und die Nothwendigkeit einſahe, eine 
slihe Kaͤntniß auf einen beſſern Grund zu 
auen, als in einer Reihe verfchiedener Jahrhun— 
nte gefhehen war, Hierinnen muffte ihm fein 
‚nes Genie,” das von einer ungemeinen Urtheils- 
oft unferftüge wurde , "um einzigen Führer ' 
ienen. Denn in der Bernunftlehre wurde das ' 
als das Anſehen des Ariftoreles.in den Schulen - 
ür unfehlbar gehalten , fo nie man überall in 
Religionsfacdhen die Unfehlbarfeit des Pabftes 
mnahm. Unſer Bacon muß billig der erfte große: 
Biederherfteffer der Phlloſophie genennet' werden, 
Er hatte mit den Vorürtheilen, mit der weitläufs 
gen und unnäßen Beleſenheit, ja mit der Eirel 
feit vieler Helehrten, die bey ihren Meinungen 
Hau geworden waren, zu ſtrelten; aber er ers 
lebte eine anfehnliche Veränderung. "Ein anderes 
dritalter "brachte die Gelehrten allet Nationen 
auf feine Seite, nn on 
Es. ift Billig zu vermundern, daß der Lord 
legelbewahrer, ein Miniſter, der ein Kenner der 
Nenſchen und din Herr von Einficht war, ſeinen 
| % 2 Sohn 


\ 


324 Brittiſche 
I gun Sohn in dem ſechzehnten Jahre feines Alters a 
3, Reifen gehen lies: denn aus einem Briefe‘ 
Sir Amias Pomwlet , des damaligen Geſande 
in Sranfreich, erhellet, daß der junge Bacon i 
Jahr 1577 bey Ihm zu Paris war. Wir bürf 
nur ein wenig um uns herumſehen, um überzeus 
zu werden, wie wenig unfre vornehmen Juͤn— 
Iinge, bie in dieſem “fahre fremde Länder bei 
chen, an Geſchmack, Weisheit und Sitten jı 
zunehmen pflegen. Aber vielleicht entdeckte cr! 
— Sohne reifere Einſichten, und mehr Vor 
ſichtigkeit, als bey einem fo zarten Alter gemeni— 
glich angerrofen wird. Dem ſey wie ihm mel; 
der Geſande faflte eine fehr vorcheilgafte Mr 
nung von Bacon; denn er fendete ihn an dieNt 
nigin mit einen Auftrage, der. Verſchwiegerhei 
und Geſchwindigkeit erforderte. Bacon befolgt 
biefen Auftrag mit Benfäll, und er kehrte ab⸗ 
Penn zuruͤck, um ſeine, Neifen zu vollenden. 
Der ihm angebohrne Hang nachzudenken und u 
Torfchen, verftattete ihm richt, ſich bey der Er 
ferriung der Sprachen lange zu vermeilen, [1 
bern et veranlaffte ihn wielniehr , die Gewohrhei 
und Sitten derjenigen , die dieſe Sprachen wede 
ten, zu bemerken, und die Character ihrer du" 
ſten, nebft ihren per[chiebenen Kegierungsartt! 
wahrzunehmen; " Einen Beweis’ hiervon glebt ei 
Auffaß ab, der ſich noch ige unter feinen Werft 
- befindet, und Anmerkumgen über den Algen 
nen Zuftand von Europa enthält, Er ur 





— 





Bibliothek. 325 


rz nach dieſer Zeit geſchrieben, wie man auss Band 
rem darinnen erwähnten Umftande *) wahr, 
hmen fon, J | 


Er war ber jüngfte Sohn, und es fcheint, 
aß er der Liebling feines Vaters geweſen, wel. 
er in feiner Abweſenheit eine anſehnliche Sum⸗ 
te Geldes zurückgelegt hatte, um ihm Güter zu 
anfen. Aber ehe diefe gütige Abficht zur Exfüls 
ang gebracht werden Fonnte, ſtarb der Lord Sie 
jelbemahrer Durd) nachfolgenden Zufall ploͤtzlich. 
Er war unter den Händen feines Barbiers, und 
veil das Wetter fehr heis mar: fo befahl er, daß 
in Senfter, ihm gegen über, aufgemacht werden 
ollte. Da er fehr ftarf war: fo fiel er, indem 
die fühle Luft auf ihn wehete, in einen tiefen 
Schlaf; und er befand fich fehr übel, als er wies 
der erwachte. Warum, fagte er zu feinem Be⸗ 
dienten, warum lieſſt ihr mich fo in der &uft ſchla⸗ 
fen? Der Bediente antwortete, er hätte es nicht 
wagen mollen, ihn zu ftören. Durch eure Hoͤflich⸗ 
teit werde ich alfo mein Leben verlieren, werfegte 
der ford Siegelbemahrer. Er wurde hierauf in 
fein Schlafzimmer gebracht „wo e wenige Tage 
hernach ſtarb. Es blieb auf dieſe Art ſeinem 
juͤngſten Sohne nur ber geringe Antheil von eis 
| | % 3 zone 
*) Er fagt, daß Heinrich der IIL, von Franckreich 
damals dreyfig Fahr alt geweſen. Diefer König 
trat die Regierung an im Jahr 1574. im vier. 
und zwanzigſten Jahre feines — Bacon 
war alſo damals neunzehn Jahr alt. 


l 


326 Brittiſche 


sSandnner Summe uͤbrig, die unter fünf Brüder vn; 
— theilet wurde. 

Seine geringen Vermoͤgensumſtaͤnde noͤthig 
ten ihn, auf ein Mittel zu ſeiner Unterhaltung Wi 
denfen, und er widmete fih, mehr aus Kot 
wendigfeit ald aus Wahl, der Erlernung de 
Rechte. In dieſer Abſicht nahm er eine Siele 
in der Gefellſchaft von Gray's Inn,, wo fen 
vorzuͤglichen Talente ihn zur Zierde des Kauf 
machten, fo wie fein fauftes und liebreiches de: 
tragen ihm die Zuneigung aller Mitglieder ermat 
ben, Cr erlangte in feiner Wiflenfchaft einem f 
groffen Kuhn, daß er im acht und zwanjife | 
Jahre feines Alters, von der Königin Eliſebeh 
zu ihrem aufferordentlichen Advocaten ernennt 
wurde; ein Borzug, den ihm nicht die Verdie— 
fe feines Vaters verfchaften. Es war indeil 
unmdglid, daß ein fo vortreflliches Genie, des 
gebohren war, den ganzen Umfang der Will: 
{haften zu durchlaufen, feine Unterſuchungen auf 
Das geringe und verworrene Studium der in ähl: 
lichen Faͤllen gefprochener Urthel und den Autor 
täten einfchränken follte: ein Studium, das ml 
Dornhecken ummachien ift; das, feinem Uelprit | 
ge nach, dunfel und barbarifch iff, und das," 
weiter es fortgeht, durch die gelehree Dumme! 
der Eommentatoren und Compilatoren Immtt 
Dunfter wird, der Männer, welche meiſtentheib 
von unermübeten Tleiffe find, und von Gel 
und Einſicht nicht den mindefien Antheil bfn, Ä 














' \ * 


. ‚Bibliothef, 327 
Wir finden, daß unfer Bacon feinen Gedan⸗5 Band 
en'frenen Sauf lies; er überfah das ganze Ge? St, 
iete dev Wiffenfchaften,, bemerkte die Mängel  - 
ierfelben, und Dachte auf Mittel, ihnen abzuhele _ Ä 
en. Er verfuchte diefes zuerft in einer Abhand⸗ 
ung, welche den Titel führet: zbe greatefl birth 
ftime, welches aus einem, an den Pater Zul‘ 
entio, den Venetianer, gefchriebenen Briefe ers 
elle, worinnen er eine Art von Eritif über ben 
rähtigen und ſchwuͤlſtigen Titel diefer Abhand⸗ 
ung macht, Die Schrift fetbft ift verlobren ge» 
Jangen; es ſcheint aber, daß diefelbe in den erften 
jügen des erſtaunlichen Vorhabens beftandenhabe,  « 
velhes er nachhero ausführte, und in feiner. groſ⸗ 
en Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften, 
ur Vollkommenheit bradite. Da; feine angenehs 
nere und vielleicht Feine nüglichere ‘Befchäftigung 
en kann, als wenn man die Gefchichte der menfch« 
ihen Seele in ihrer Fortfchreitung von Wahrheit 
u Wahrheit, und von Entdeckung zu Entdeckung 
ufeichnet: fo würde es Kennern fonder Zweifel 
in großes Vergnügen gewähren, wenn fie in der. 
rmähnten Abhandlung bemerken fönnten, durch 
008 für Schritte und Stufen ein Geift, wie Ba⸗ 
ons, bey der Errichtung feiner neuen und allges 
neinen Theorie forfgegangen, Fr glaubt, daß er 
um Nutzen des menfchlichen Gefchlechts gebohren. - 
ey: und in bem oben angeführten Briefe nennet 
fih den Diener der Nachlommenfhafl. 
So gering und unzureichend diefe Nachrichten, 
ie den erften Theil von dem Leben unfers Ver: 
E44. .. fales 










328 Brittiſche | 


5 Band faffers ausmachen, zu fenn fcheinen mögen; fol 
b man fie doch unter dem Schutte verſchieden 
Sammlungen hervor fuchen muͤſſen, wo fie ohn 
Drdnung und Zufammenbang verborgen Jagen. 


Aber wir wollen unfern Bacon nicht länger 
einen bloffen Philofopben betrachten, als ein 
tiefvenfenden Mann, der, im Schatten ber 
zogenheit und der Mufe, nur mit Büchern u 

. mit feinen eignen Gedanfen Umgang pflog. Se 
Gluͤck brachte ihn auf das große Theater der Wel 
verwickelte ihn in Gefchäffte, und verband ihn mt 
den angefehenften Männern felher Zeit, Ermade 
von einer fürftlihen Perfon geehrer, und untt | 
ner andern gufferprdentlidy vorgezogen. Es wir | 
alfo nörbig feyn, Daß wir, um diefer Geſchichte 
ihren gehörigen Umfang und Mugen zu geben, 
einen allgemeinen Abris pon den zwo Negierungen, 
unter melchen Bacon flieg und fiel, wenigſtens in 
ihren pornehmften Gefichtspuncten, zu machen, 
Die Charakters. derjenigen, mit welchen er in ei 
niger Berbindung ftand , werden ben feinägen er- 
Fären, und ihn in feinem ächten und vollem Lichte 
zeigen, ’ 

Es iftnoch eine andere Urfache- vorhanden, dieſe 
Nachrichten über Die gewöhnlichen Gränzen zu er» 
meitern. Unſers Berfaffers Briefe, wenigſtens 
viele derſelhen, find ben Öffenslichen Gelegenheiten 
gefchrieben, und Fönnen für die ficherften Beweis. 
thümer perfchiedener merfwürdiger Vorfallenhei⸗ 
ten angefehen werden, bey welchen er fetbft, eine 

& un ste 


Bibliothbee. =: 329 

offe fpteke, und-alfo mic den geheimen Berne sZand 

. TH ..?.F 3 ©t. 
ingsgründen , nach den Die übrigen handelten R 
ohl bekant feyn muſſte. Uber da Diefe Um- 
inde nur obenhin beruͤhret, oder nur, in ſo weit 
zu dem Endzweck feines Briefes dienen, entde⸗ 
et werden; fo wird es noͤthig ſeyn fie ausſchrlich 
s einander zu ſetzen, und jedem den gehoͤrigen 
laß anzumeifen, | u 
Elifaberp befas mehr Verſtand und richtigere 
infichten, als man gemeintglich ben Frauenzim⸗ 
vn anzutreffen pflegt; und fie befas zugleich eine 
Iröße ber Seele und eine Standhaftigkeit in ih⸗ 
m Enrfehtüffen , die ber wuͤrdigſten Perfon des 
Yannlichen Geſchlechts Ehre gemacht haben würde, 
diefe ihre natürlichen Eigenfehaften wurden, obs 
leich auf eine harte Art, durch Die Gefahren, wel⸗ 
ben fie in dem erften Theile ihres Lebens ausges 
et war, ungemein erhöhet. - Die firenge Ge⸗ 
nüchsarg ihres Vaters, und die eiferfüchtige Oraus 
amkeit ihrer Schweſter, hatten verurfacht, daß 
't in einer genauen Aufmerffamfeit auf ihre Hand 
ungeny und felbft auf ihre-Geberden und More 
ufgewachfen: war. in kurzer aber ein merfe 
vürdiger :Zeitpunck-, " da England , unter einer . 
veiblichen Regierung , eben foviele Benfpigleeiner 
nebietlichen Wuth, eben fo viele fchreckliche Auf- 
ritte ſah, als ehemals bie römifche Welt, unter. 
nem Nero und einem Domitian, mit Entſetzen 
jeiehen Hatte, . Der Geift des Aberglaubens, weh _ 
hem die Königin Maria ergeben war, zeigte ſich 
Mm feiner völligen Bloͤße, und ein. jeder, der den 

u . $5 Glau⸗ 


30 Brittiſche 
5Vand Glauben, welchen er doch nicht haben konnte, nic 
St. bekennen wollte, wurde Durch Beyhuͤlfe unfenik 
‚licher Priefter und Inquiſitoren, ins Werder! 
geftürze, gepeinige und hingerichtet. Wenn ma 
den Gefchichtfchreibern glauben darf, ‚fo hätten fr 
ſelbſkdie Elifaberh zum Tode verdammet; und ſt 
'entfam, auf eine wunderbare Welle, nicht durd 
die guten Öefinnungen, fonbern durch die Palit 
Philips, der felbft der gröffte Tyrann der dame 
Ligen Zeiten war, 


.. As Elifaberh den Thron beftieg, fand ſie ihe 
Einkünfte zum voraus hinweq genommen und t! 
ſchoͤpft, ihr Königreich befand ſich durch den fh 
lidyen Aberglauben ihrer Borfahrerin, in cm 
Ännerlichen Zerrüttung und Entfräftung, es mit 
zu gleicher Zeit von feinen Bundsgenoffen unte 
fügt, und fland auswärts in Feiner Achtung. 
Ihre guten Einſichten lieffen fie aus den Irnhi⸗ 
mern ihres DBaters und ihrer Schweſter lecht 
wahrnehmen, daß fie fich eine fichere Regierung 
werfprechen bürfe, wenn fie fich das Vertrauen 
und Die Siebe der. Natlon erwuͤrbe: und daß fie u 
bem Ende nur auf die Gluͤckſeligkeit und di 
Ruhm ihres Volks ihr Abfehen richten mil 
Dieſem politifhen Syften, das an fich fo lei 
iſt, fo Herrliche Folgen hat, und Doch von Regen⸗ 
sen fo felten beobachtet wird, mar fie, eine lange 
und fiegreiche Regierung hindurch, beftändig und 
faſt Immer auf diefelbe Art zugechan; und eben 
aus dieſer Urfache war Ihre Regierung ſiegreich 























Ei 


Bibliothek. 331 
Sie unternahm die Reformation der Religion,s Band 
ind fie brachte dieſelbe zu Stande, zu einer Zei AS 
ya ihre Macht noch unbefeftiget war, und für fie 
yon innerlichen Unruhen Gefahr zu beforgen ſtand. 
Denn Aenderungen in, der Religion. vermögen die, 
ganze Einrichtung einer Geſellſchaft zu zerrürten, 
und noch mehr, als die Aenderungen in der Regie- 
ungetorm, weil an den erftern jede einzelne Ders 
ion einen unmittelbaren und innigen Antheil nimmt, 
Sie wuffte, mit ungemeiner Geſchicklichkeit, die 
Spaltungen in Schettland, in Sranfreich und in 
ven Niederlanden zu unterhalten ; und fie hatte . 
yierzu mehr Recht, als die Prinzen gemeiniglich 
u haben pflegen, wenn fie ihren Nachbarn zu 
haben fuchen, Wenn Die Regenten dieſer Laͤnder 
in nichts übereinfamen; fo vereinigten fie ſich doch 
in.einer gemeinfchaftlichen Feindfchaft gegen Eli⸗ 
ſabeth, felbft zu einer Zeit, da fie ihren Anforde 
tungen, ihren Berfchwörungen, ihren offenbaren - 
Anfallen nichts entgegen ju fegen hatte, als ihren - 
tignen Much und die natürliche Stärfe von Engs 
and allein. Doc, durd) die ‘Beförderung der 
Reformation in Schottland, durch die Unterflüs 
Sung der Proteftanten in Frankreich; ‚durch die, 
weiſen und wohl angebrachten Subfidien, die fie 
den Holländern ſchickte, welche für ihr Leben’ und 
jür ihre Freyheit gegen einen unerbittlichen Tyrans 
ten zu kaͤmpfen hatten; Durch diefes Verhalten, 
welches fie ftandhaft beobachtete, fiegte fie über 
alle ihr entgegenftehende Hindernifle, und ‚machte 
ich zur Schiedsrichterin von „Europa, Denn 
man . 


332 Brittiſche 


$Yand man Fan behaupten, daß ihre Regierung ein 


en 


größern Eindruc auf alle fie umgebende Staa 
machte, als dieſelbe von irgend einem empfieng 
ein deutlicher Beweis von Ihrer Feſtigkeit und &h 
Baftigfelt. 

As fie zum Throne gelangfe , fand fie vie 
Millionen Naticnalfcyulden, eine Summe, di 
damals faſt unglaublich war; und doc) fegte It 
fich Durch ihre gute Deconomie in den Stand, dit 
Schulden abzuftoffen. Die Minze, melde unit 
Heinrich VIII. fehr verringert, und unter Mori 
ganz und gar vernachläffige worden war, wirt 


von ihr bald wieder aufden gehörigen Zus geſche 


und mit derfelben wurde ber öffentliche Eredit nit 


ber hergeſtellet. Sie forgte, daß ihre Maga 


mit Waffen, Ammunition und Kriegsbeduͤrfriſen 
von aller Art, angefüllt wurden, und fie bed) 
daß die Jugend in ganz England in kriegeriſche 
Uebungen erzogen werden muffte. Ihr Seeweſn 
war in DBerfalf geraten, und Iag faft ganz vet 
ſaͤumet. Sie arbeitete an deffen Wiederherftelug 
mit einer Aufmerkſamkeit, bie auf Diefe groſe 
Stuͤtze dieſes Königreichs, won einem Regent) 
der einfieht, worinnen feine eigne Stärke, und I 


Sctaͤrke feiner Staaten befteher, gewendet zu m” 


den verbienet. Ihre Flotte mar zulegt der groß! 
Seemacht von Spanien gleich; diefer Seemadtı 
bie für unuͤberwindlich gepriefen wurde, und in 
welcher in der That die ganze Macht ihres aufge 


vrachteſten Feindes beftand,- Ahr Sieg über dit 


felbe, der fo vollkommen als ruhmvoll war, 9° 
on England 


Bibliothek. 333 


England Sicherheit und Anſehen: und, die Par5 Band 
heylichkeĩt der auswärtigen Schriftſteller mag noch 
o ſehs das Gegentheil behaupten, Eliſabeth war 
Jiefes Gluͤck ihrem eigenen heldenmuͤthigen Betra⸗ 
gen und der unnachahmlichen Tapferkeit ihrer Uns 
terthanen ſchuldig. 

Sie hat zuerſt unter Englands Regenten, das 
einzige ſichere Mittel, England gros und mächtig 
ju machen, auf eine wirkſame Art. angewendet, 
indem fie Die englifche Handlung empor brachte, 
mb ausbreitete, welche, unter ihrem Schuße, fehr 
hoch ſtieg, und fich- bis in Morden und in beyde 
Indien erſtreckte. Mit einem Worte, fit verbiels 
ſich überall -fo wohl, fie war in allen Ihren Unter⸗ 
nehmungen ſo gluͤcklich, daß ihre Bundsgenoffen 
auf ihren Benftand und ihlt Treue das ſtuͤrkſte 
Vertrauen fegren ‚und Daß ihre Feinde ihre Mache . 
fürchteten, und wider ihren Willen Ihr Fluges 
Verhalten zu bervundern-genöthiget würden. Der 
Veyfall derjenigen, welche Urfathe zu Haben glau⸗ 
ben, uns zu haſſen, und ung zu ſchaden, iſt das 
aufeichtigfte und edelfte Sch. Ihre Oeconomie 
war vortrefflih, Zur Bequemilichkeit ihres Vollsß 
gieng ſie mit oͤffentlichen Geldern ſparſam um; 
und ſie wendete ſie, bey vorfallenden Gelegenheiten 
zur Sicherheit und Ehre ihrer Unterthanen an. 

ie Unternehmungen der Regierung waren nie⸗ 
mals groͤßer; die Auflagen waren nie geringer. 
Dieſes giebt uns den gröfften, Begriff von. ihren 
Niniftern, und. fege überhaupt ihre Tharacter über. 
alle Vorwuͤrfe hinaus. | 

Vom 


334 Brittiſche 


sYırd Vom Nlcolaus Bacon, dem Vater unſers Dr: 
—— faſſers haben wir ſchon geredet; wir haben hir 
nur noch hinzuzuſetzen, daß er niemals einen ho 
hern Rang begehrte, als er mit an Den Hof bracht. 
Eben fo gros war feine Maͤſſigung in allen übrl 
gen Betrachtungen. Als ihn die Königin au 
feinem Eige in Hertfordfhire befuchte, fo fagte ft 
im Scherz zu ihm, daß fein Haus zu Elein für 
ihn fey. Nein, antwortete er; aber Sets Maj⸗ 
ſtaͤt haben mic) zu gros für mein Haus gemadt, 


Walſingham mwar,. ols ‘eine Privarperfon be 
‚geachtet, von einer untabelhaften Reblichkeit. Als 
Miniſter befas er einen ungemeinen Wig, Rad 
‚richten aus zukundſchaſten, die er absdenn mit 
groſſer Geſchicklichkoit zu den Abfichten.der Regis 
‚zung anzuwenden Miſſte. Er widmete ſich dem 
Dienſteſeines Baterlandes mit einer fo edelmuͤth⸗ 
‚gen Hinbanfegung feines Eigennußes, daß mul 
ihm eine fo. groſſe Verachtung des Reichthums 1 
„fchrieb ,; die man felbft in den beften Zeiten des Ab 
terthums tief'verehret hätte; Die aber in unſern 
Tagen beynahe für Thorheit oder Wahnfian geh 


ten werden. würde, 


Der Sord Grosſchatzmeiſter Burleigh wurde mt 
gen feiner vortreflichen Faͤhigkeiten ats ein Staats 
mann, für die erfle Perfon feiner Zeiten angelehen, 

"und er wird dis das Mufterangepriefen, das fein 
Nachfolger in der Wuͤrde, vollkommen nachahmen 

ſollten. ° Da er groffe natürliche Talente, um) 
in Geſchaͤften einen unermuͤdeten Eifer beu 
— ned 190 


N 








Bibliothet. 335 
, muffte ſeine Erfahrung allgemein, und mit kei. Band 
er andern.zu vergleichen ſeyn; denn er hatte bey⸗ — 
abe vierzig, Jahre an der Spitze der Regierung! 
efanden. Er befas befonders in einem. hohen 


u) 


jeldberren‘,;” geſchickte Staatsleute und S 
teller dom erſten Range auf, und hluͤheten unser h⸗ 


Baffen und in den Kuͤnſten. Es Tanden gap 


| SS rem Schutze. Go hatte Bacon afle Vercnl 
Do zu einem edeln Ehrgeiz entflammet, und zu ein 


N 


ſchaͤfftigung gewaͤhlet. Der Grosſchatzmentt 


Gerichtsſchreibers in der Sternkammer, ein A 











356 Brittiſche 


rifrigen Beſtrebung nach Erkaͤnntnis und Ruhm 
muntert zu werden. Und in der That geben ft 
Briefe den deutiichften Beweis, daß er ſo, 
er ſich um Gelegenheit bemühere fein Gluͤck zu 
chen, nie eine Gelegenheit vorbenlies,, ſeine 
zu beffern. *) Da der sord Grosichagmeifte | 
mir feiner Tante vermähler hatte; fo finden 
Daß er diefen Miniſter unabläßig uͤm eine © 
angieng, In welcher er dem Staate Dienfte left 
koͤnnte. Er befennet audy, daß in diefem Exitt 
feine Abfichten eben fo gemäßigt, als fie ind 
Betrachtungen ehrgeizig und ausgebreitet wart; 
dent er hatte die ganze Phitofophie zu feiner ® 


ivendete feinetiwegen alle Muͤhe an, und verſcheft 
ihm, aller Hinderniffe ungeachtet, die Stelle inf 


Das jährlich 1600 L. trug; aber er befam damald 
tie „die Anwartfihaft, und erhielt das Amt kl 
erft nad) zwanzig Jahren. Er konnte ad) 
diefer ganzen Regierung zu feiner andern. Belt 
derung gelangen, obgleich fein einnehmendes Ü 
Ten, feine Beredſamkeit, feine mweirläuftige u) 
gründliche Gelehrſamkeit ihm die DBenunderun 
der vornehmften Perfonen am Hofe erwarb. 

wurde befonders vom Robert Devereur, dem be 
ruͤhmten und unglücklichen Graf von Eſſer Pe 
ı. - we ul! l 


y Bacon IV Band, 7 Brief. 


Bibtiothe‘ 337 


äget und unterfiügee. Er haste in feinen jun 
n Jahren fich unter den Schutz des Grafens Et 
jeben, und fehmeichelte ſich, Durch das Anfehn, 
rinnen berfelbe bey ber Königin. fland , feine 
ıftände zu verbeſſern. Eliſabeth feloft gab ihm 
fchiedene Merkmale von ihrer Achtung, fie lies 
soft vor fih Eommen, und zog ihn fo gar über. 
Zuſtand ihrer Angelegenheiten zu Rathe. Ihre 
inifter bebienten fich zumellen. feiner Feder, ihre: 
egierung zu rechtfertigen. Aber aller diefer vor⸗ 
eilhaften Ausſichten ungeachtet, erhielt er von 
eſer Koͤnigin keine Beförderung, die ſeinen 
erdienſteng oder der Einſicht, mit welcher ſie 
re Gnadensbezeiguugen auszutheilen pflegte, gem 
aͤß geweſen waͤre. Dieſes verdienet einige Er⸗ 
uterung, weil es ung die wahren Geſinnungen 
Minifter entdechet, bie, men. fie: Verdienſte 
andern wahrnehmen, auf dieſelhen eiferſuͤchtig 
nd, weil ſie ſelbſt darauf Anjprüche machen 


Dir ganze Hof war damals In Faetlonen gen 
jeilee, von welchen eine von Dem Grafen von . 
‘fer, und die andere von den Cecilen, dem Baten 
nd Sohne, angeführer wurde. Effer war das 
als im der vollen Bluͤthe der Jugend, und bie 
Inmuth feiner Perfon zog die Augen aller auf ihn, 
kr war herzhaft, zuhmbegierig, und: gitig gegen 
— —5* Mann; und, was ſehr ungewoͤhn⸗ 
er war Dar Hebling der Regentin und 
er een zugleich. Er teachrere. nach ber Ehre 
insg Helden; er war bis zur Verſchwendung frene 
9 gebig; > 


338 | | Brittiſche 


gebig; ſeinen Feeunden ganz ergeben, und uns 





2G. 


ſohnlich gegen feine Feinde; er beſas ſelbſt vi 
Wiſſenſchaft, und war ein großer Wohlthaͤter gege 
Gelehrte. Er hatte eine Eigenfchaft, welche im 
auſſerordentlich von denjenigen unterfcheidet, di 
son fürftlichen Perſonen gellebet werben; ernahn, 
als er in der Gnade der Königin ftand, die G 
Mahnungen und Warnungen feirier Freunde wills 
anz und konte felbit die Wahrheit vertragen. 


‚ Aber es mangelten ihm dagegen die Künfte, die 


einem Hofmanne founentbehrlich find; und fiefind 
in der That die einzigen Eigenſchaften, word 
fich der gemeine Haufe der Hofleute ainen Vath 
zu geben weis; Vorſicht, Verſchlagenheit, Any 
beimnisvolles Wefen, nebft einem knechtiſchen &r 
borfam gegen den Eigenwillen ihrer Obern, und 
einer niedtigen aber ängfilihen Aufmerkſomfet 
auf ihren Eigennug , auf Koſten ihrer Herten ode 
ihres Vaterlandes. Kine Gemuͤchsart, die gan 
von der feinigen unterfchieden war, gab fine 
Beinden geoße Vortheile Aber Ihn. Sie untet: 
liefen nicht, der Königin-bey verfehtebenen BR 


kegenheiten vorguftellen, Daß dieſer Junge Sord,niüt 


zufrieden mit dem Gluͤck ihr Lebling zu fern, If 
Beherrſcher zu ſeyn begehrte, und ihr, in Angelt 
genheiten bes. Staats, Borfchriften mit einem 
Uebermuthe machte, der dem Abftande eines lieh 
Kings von feiner Monarchin nicht gemäs wirt 
Solche Borftellungen, die zum Theil viel Wahr! 


enthielten, mächten einen Eindruc auf die Ran’ 


Sin, welche einen hohen @eift-befas, nt 


nſehe 


Bibliothek, 339 
Anſehen unendlich eiferfüchtig war. Ob fie gleich s Band 
ine beſondere Gewogenheit gegen ben Grafen hart Sk, 
e: fo nahm fiedoch nicht ſeiten Öelegenheit feinen 
Stolz dadurch zu Pränfen, daß fie feine Freunde, 
Sie er ihr zur‘ Beförderung enipfahl;; nicht beför. 
derte, Mach feiner Zuruͤckkunft von der Erpedi- 
Hon zu Cadix, in welcher er fich-durch feine Tapfete 
fit hervorgerhjan harte , erhob fie feinen Feind, ' 
Bir Robert: Gecil, zu der Würde eines Stadtsfk. Ä 
tretaͤss, ungeachtet ber Graf für einen andern um 
dieſe Stelle inftändig gebeten hatte. : Er hatte oft 
mit ihr zum Wertheil Des Bacon geſprochen, uud 
ür iin, mit allem Eifer der Freundſchaft, im 
die Stelle eines Generalanwalds angeſuchet; afem 
ine Bitte war ihm nie gewaͤhret worden.’ Cecil, 
der einen ebötlichen Has gegen Eſſer bare, und 
gegen Bacon, megen feiner vorzügtichen Talent, 
eine heimliche Eiferfucht unterhielt, befchrieb : 56 
Königin den Bacon als einen Merfchen von 
ßen ©pecufationen, als einen, der ſich philo⸗ 
ophifchen Unterſuchungen, die mar neu und be⸗ 
uftigend, aber ſeltſam und ohne Gruͤndlichkeit 
vären, ganz uͤberlaſſen hätte? und dahero mehr 
zeſchickt ſeyn würde, ihre Angelögenheiten in Uta 
adnung zu bringen, als fhe auf eitienägliche Art 
nd mit Der gehörigen Ueberlegung zu dienen. 
Dieſer Mann war unterdeflen’Bäcons leiblicher Bet 
er: aber der Ehrgeiz kennt weder Verdienſte noch 
Verwandſchaft. Dieſes unmürdige Betragen von 
inem fonahen Anvrtwanden seranlafltedenBacon, 


ich frey uͤber ſeine BT Kunſtgriffe zu ern, | 





340 „ Brittiſche 


5Saud da er ingeheim eben den Mann zu unterdruͤ 
+St_ fuchte, dem.er Dienfte leiſten zu rollen öffentl 
vorgab, Diefe fo oft mislungenen Berfuche m 
‚ten einen fo tiefen Eimdrud auf Bacon, daß « 
verfchledenemal im Begrif war, fich auf immer 
entfernen, und feinen Kummer und Berbrus i 
„einem fremden $ande zu verbergen. (Eifer, de 
die Kraͤnkung einer Fehlbitte nicht vertragen Font 
‚und ſich auſſer Stande befand, feinem Freund 
auf eine öffentliche Art zu dienen, ſuchte ihm dir 
‚fen Berluft aus feinem eignen Vermögen zu rt 
‚Yen: und er ſchenkte ihm ein Grundſtuͤck, meh 
nachhero Bacon, wie er ſelbſt in feiner Apokgi 
‚geitebet, für ‚nicht weniger als achtzehnhun! 
- Pfund verkaufte. ine fo ebeimüchige Frag: 
bigkeit, die von einer Achtung begleitet mr, 
welche einer empfindenden Seele angenehmer It" 
‚mus, als bie Wohlthat ſelbſt, muffte in derdrul 
‚eines redlichen Mannes bie innigften Regungen 
der Danfbarfeit, und eine unvertegliche Ergkben⸗ 
‚heit gegen einen ſolchen Wohlthaͤter hervorbringen. 
Was werden wir alfo von. Bacon benken, men 
wir finden, daß dem Fall des Graſen 
In :England: eine Anzeige der Verraͤthereym 
‚Roberts Grafens von Kiffer, befant made! 
‚Diefes Berragen zog ihm damals. einen groff 
‚und allgemeinen Has zu, welcher auch durch I 
‚nen Tod nicht ausgelöfcht worben iſt, fonbern I 
den Schriften mehr als eines Gefchichefchreibert, 
auf fein Andenken naththeilige Beſchuldigungen 
‚gebracht hat. Da diefe Begebenheit, in ur 
| ' auf 


















- Bibliothek: 341° 
uf feinen moraliſchen Charafter, von Wichtigkeit 5Band 
R: fo wollen wir fie, fo unparteyifch als wir koͤn IE, 
m, erzählen. | 

Elifabeth hatte diefen jungen Lord, durch ver« 
hiedene Ehrenftellen hindurch, bis zur Würde: eis 
vs Lord Grosmarfchalls von England emporge- 
ben: und fie gab ihm jeder Tag neue Beweiſe 
iner befondern und ungemeinen-Achtung. Dies 
es allein brachte feine Feinde wider ihn auf. Sie 
varen mächtig, und feft unter einander verbunden, 
Aber da fie ihn nicht öffentlich angreifen durften: 
b nahmen fie zu’ geheimern und ficherern Rünften 
hre Zufluche, wider welche feine offenhergige 
demüchsart, die ihm Beinen Argwohn ſchoͤpfen 
ies, nicht auf ihrer. Hut war. In der That be. 
oͤrderte fein gebieterifches Weſen, das er felten 
sehergen Eonte, ihre Abfichten; denn er begeg- 
nete oft denjenigen, die die Ausführung feiner Ente 
vürfe Hinderten , ober von feinen Meinungen ab⸗ 
engen, mit der äufferften Verachtung; und in 
inem Streite, den er einsmals mit der Königin 
eibft Harte, kehrte er ihr plöglich, auf die un⸗ 
drerbietigfte und verächtlichfte Art den Rüden 
u. Die Königin wurde durch diefes unanfläns 
ige Verhalten fo fehr aufgebracht, daß fie ihe 
Zeſchlecht und ihre Würde vergas; und dem 
Srafen einen Backenſtreich gab; welches er, Teils 
er Seits fo übel empfand, und feinen Zorn fich 
» weit verleiten lies, daß er, gegen ein Frauen» 
immer und feine Königin, die Hand an ben De⸗ 
en legte. Keine nachherigen Gunftbezeigungen 

. 93 konn⸗ 


s Vand konten biefe eingebildere Beleidigung aus feinen 
EBGedaͤchtniß bringen, ungeachtet die Königin i 







342 Brittiſche 


das Vergehen, welches dazu Gelegenheit gegel 
hatte, verziehe, und ihn Pur; Darauf als ihren 
Diceregenten ‚ mis einem faft uneingefchränften 
Auftrage nach Irland ſchickte. Sein Berbulten 
in diefer Wuͤrde hat dem Tadel der Geſchichtſchrei⸗ 
ber nicht entgehen koͤnnen, welche über Das feine 
Enrfchuldigung faͤhige Bündnis mit dem Haupte 
ber. Rebellen Tyrone, über die geheime Linter 
redung, die fie mit einander hielten, und über 
feine ſchnelle Ruͤckkehr nady England, wiber den 
ausdrüdlichen Befehl der Königin, ein ſtrenges 
Urtheil fällen._ Zu diefem legten übeln Schritte, 
wurde er, wenn wir Dsborn * ) glauben biürfen, 
durch einen Kunſtgrif des Cecil verleitet, welcher 
exit den Argwohn der Königin gegen den Gra⸗ 
fen rege machte, und nachhero ale Schiffe, die 
nach Irland fegeln follten , znrüchielt , eines 
ausgenommen, welches er mit Borfag mit eine 
fatfchen Nachricht von dem Tode der Königin 
abſchickte Durch diefes Gerüchte ungluͤcklicher 
Welle bintergangen , fegelte Eſſer, in Beglei— 
tung von wenigen feiner Freunde, plößlich nad) 
England. Die Königin empfieng ihn weder 
mit Unmwillen, noch mit Guͤtigkeit; fie verwies 

ihn in fein Haus, und befahl, Daß fein Verhal⸗ 
ten in der Sterhfammer unterſuchet werben ſollte. 
Ueber dieſe Begegnung, fo gelinde fie auch war, 
fehrie das Volk, welches den Grafen anbetete: 

. N , und 


») Mem, of Queen Eliz, pP» 458. | 


Bibliothek; 343 
nd da feine Widerſacher vorftellten, daß diefeswand 
darteplichfeit von fehr gefährlichen Folgen für den S 
Staat feyn Fönnte: fo wurde dadurch die Ungna— 

e der Königin gegen Ihn aufs neue erreget. 
Solchergeftalt half die Liebe des Volfs, um die 
ufih fo eifrig beworben urid von der er fo fehe 
bgehangen Hatte, feinen Fall befoͤrdern. Fe 
ourde verurtheilt, daß er feiner Stelle in Irland 
erluftig, von der Würde eines Lord Groſsmar⸗ 
challs entfegt, und, nach der Königin Gefallen, 
nit Gefaͤngniß beleget werden follte. Als fie ihn 
ufdiefe Arc gedemuͤthiget hatte; fo hielt fie inne: 
ie verbot, fein Urtheil in das öffentliche Gerichts⸗ 
uch einzutragen, und fie behielt ihn als ihren 
Stallmeifter bey, Sie gab ihm, fogar, als er 
ih ihrer Gnade ohne Ausnahme unterwarf, den 
Wlligen Genuß feiner Frenbeit, aber fie warnete 
In dabey, auf feiner Hut zu fenn. Seine fcheins 
are Reue war von furzer Dauer; denn als ihm 
ie Königin den Pacht ber füffen Weine ab» 
chlug, um den er auf eine unbedachtfame Art gen 
eten hatte: fo begab er fich aus dem Sande, und 
berlies ſich dem ganzen Ungeftüm feiner Ges 
nüehsart, oder vielmehr ben fchädlichen Einges 
ungen feiner Anhänger. In der That fchien eg, 
ls ob. der Stolz, der gemeiniglich aus einer gluͤck⸗ 
hen Ehrbegierde entfteht , und- bie .eigennügis 
en Rathfchläge derjenigen, deren Gluͤck mit dem 
tinigen verknüpft war, in feinem Berftande eine 
lenderung hervorgebracht Hätten ; denn. feine, 
achherigen Handlungen waren nur Wirkungen. 
4 von 


344 Brittifche 


„Bad von Wahnfinn und Verzweiflung. Cr verban 
a, ſich mit feinen Freunden, die von verfchiedenet 
Stande waren, und dachte auf ein Fleineres lin 
ternehmen, als ben Polaft anzugreifen, fi de 
Perfon ver Königin zu verſichern, und von ihr al 
"Diejenigen zu entfernen, bie er für: feine ‚Sein 
bielt. Niemals wurde eine Verſchwoͤrung mi 
geringerer Behutſamkeit, und mit mindrer Bay 
fcheinlichfeit des gehoften Ausgangs angefpeis 
nen. Der Hof gerieth in Bewegung, fi 
Haus Wurde umringt, und er nebft feinen Sreut 
ben wurde, ohne allen Widerſtand von feiner Sb 
te, gefangen genommen: denn ob er gleich Indiz 
Art von Aufruhr verwicelt war ; fo muflt # 
doch nicht ein Rebell zu feyn. Die befondın | 
Umſtaͤnde der wider ihn vollfuͤhrten Unterfuhun 
gehören nicht zu unfern Abfichten. Sir Eur 
Eofe, der Generalanwald ‚ und Bacon, al 
einer aus dem Rathe der Königin , waren di 
mit befcärtige. Wir müffen nicht vergeſen, 
daß ber erſte dem Grafen mit fo albernen und 
Böhniichen Spötterenen begegnete, dag wir fit 
Talente verachten, und die Abfichten, woju erſe 
anwendete, verabfcheuen muͤſſen. Bacon be 
trug ſich befcheidener und anfländiger, Dis 
Verbrechen wurde durch eine große Menge von 
Beugen bewiefen, und der einftimmige Aus ſpruch 
ſeiner Richter eiklaͤrte ihn fuͤr ſchuldig. Er 
ſchien, nach der Eroͤfnung feines Urtheus, gan 
gleichgültig gegen $eben oder Tod zu fen: Die | 
gegen war die Königin immer unentfchloffen, ar | 
| gie 





| Bibliothek 348 
ielmehr geneigt, ihm das Leben zu fehenken. s’ no 
Er ftarb mit einer zärtlichen Neue und mit einer 
eldenmürhigen Standhaftigkeit + obgleich der 
Narfchall von Biron von feinem Betragen Ir 
et legten Scene feines tebens, urtheilen wollte, 
of es ſich mehr für einen Mönch, als für eis 
len Kriegsmann geſchickt haͤtte. 


Das ungfücffiche Schickſal dieſes lords, ber 
nder erſten Bluͤthe feiner Jahre auf einem Blut⸗ 
eruͤte ſtarb, erregte ein allgemeines Mitleiden, 
nd man erklaͤrte ſich in allen Ständen darwider. 
die Anmerkungen des Volks über die uͤberwie⸗ 
ende Partey des Hofes und über die Königin 
elbſt, maren fo verwegen und befehimpfend, daß 
He Neglerung für nöthig fand, ihr Verhalten in 
inee öffentlichen Anrede an das Volk *) zu rechte: 
ertigen. Diefe Arbeit wurde Bacon aufgetra«: 
en, der damals als ein vortrefilicher Schrift« 
keller bochgefchäger wurde. Kinige fagen, es 
m diefes ein Hinterliftiger Kunftgrif feiner Feinde 
eweſen, die den Unwillen der Nation von ſich 
bjumenden, und ihn gegen eine Perfon zu erres 
en gefuche, welche man als einen Freund bes 
drafen von Efier ante, und die man um bie- 
gemeine Hochachtung zu bringen trachtete. 
Benn dieſes ihre Abſicht war: ſo erreichten ſie 
ieſelbe auf eine zu vollkommene Art. Mies. 
tale bat ſich jemand einem allgemeinern und 

Ds = dauer⸗ 
*) S. a declaration of the treaſons af R. Earl of: 
Eſſex Vol. IV. p. 3356. 


346 Brittiſche 


u dauerhaftern Tadel ausgefegt, als Bacan d 
Sr diefe Schrift. Cr wurde überall beſchuldigt dh 
er den guten Namen feines Wohlthäters zu ver 
sichten bemüht wäre, nachbem das Miniiterlum 
feine Perfon hingerichtet Härte. Sein Leben wur⸗ 
be fo gar bedrohet; und er war ‚in täglicher Go 
fahr umgebracht zumerden, Dieſes noͤthigte ihn, 
zu feiner Bercheidigung, bie Apologie, weld 
wir unter feinen Schriften finden, herauszugeben. 
Sie ift lang und wohl ausgearbeitet; fie lei 
aber vielleicht nicht in jedem Stüde Genig, 
Laſſt uns feiner Betheurung glauben, daß er in 
Ber Königin nie etwas zum. Nachtheile des &w 
fen unternommen, ob fie gleich, wie es fcheint, dus 
Gegentheil vorgegeben; daß er vielmehr allemal 
ſo lange ihre Vertraulichkeit gedauert, ihm em 
fo nügliche als aufrichtige Warnungen ertheile; 
daß er Die Erhaltung des Grafen, noch zulegt, blos 
aus Neigung gegen ihn, und ohne alle Abficht auf 
feinen Eigennug, nicht nur gewuͤnſchet, fordern 
auch aus zuwirken ſich bemuͤhet babe; laſſt uns dl 
les dieſes zugeben: fein Character wird immet 
noch einige Flecken behalten. 

: Effer verdiente das Schidfal; das er erfuht; 
ober er hatte ber Gerechtigkeit feine Schuld bezah⸗ 
let, und die Kepublif hatte nun von feiner Patteh 
nichts mehr zu fürchten. Die oben erwähnte Av 
zeige konnte dahero feine weitere Abſicht haben, 
als das gegenwärtige. Gefchrey bes Volks zu fill 
len; und ob diefelde gleich Wahrheiten enthalten 
Bann; fo war doch Bacon der Mann nicht, N 





Bibliothef. 347 


Kant machen ſollte. Er war bem Srafen —— | 
e häufigen und gröfften Beweife einer Sreundut\ 
haft verpflichtet, von welcher.‘ die Damalige Zeit 
m ähntiches Binfpiet aufzumeifen ‚hatte. Dies 
s Verfahren. würde: bey einer andern Perſon nicht 
belhaft geweſen. ſeyn; aber bey Bacon laͤſſt es 
ine Entſchuidigung zu. Unter Der naͤchſten Res 
rung wollte Sir Heinrich Nelverton lieber dem 
önige und feinem: Lieblinge misfalten , als ſein 
mt wider den Grafen von Soinerfet verwalten, 
ihn sum Generalanwald gemacht hatte, Haͤt⸗ 
Bacon dieſe verhaffte Arbeit ausgefchlagen: fo: 
ürden unter der Menge Der bienfifertigen Rechtes: 
tlehrten andre gemefen ſeyn, bie fie willig uͤber⸗ 
ommen hätten: und felbft' feine Feinde würden 
on ihm vortheilbafter geurtheilt Haben, wenn er 
ne Arbeit von ſich abgelehner härte, ‚die on ſich 
bit von keiner weſentlichen Wichtlafeit fuͤr den 
Staat war, und wodurch er Frrundſchaft, Pflicht, 
nd Dankbarkeit, die beillgften Bande ber Men. 
ben, beleidigte, -: | 
Eiifaberg lebte nach dem Tobe ihres Ueblings 
0 ein Jahr; und wenn wir Oſborn glauben: 
ürfen: fo: hat fie fein Schickſal bis: in ihr Grab’ 
eweinet und bereuet. Sie ſtarb betagt und bes: 
ühme.den vier und zwanzigſten Mär; 1603. Ihre 
Regierung war langwierig und fiegreich geweſen, 
nd fie beſas waͤhrend derſelben beſtaͤndig das, 
08 fie fo-fehr verdiente, nämlich die Liebe und 
herehrung ihres Volks; den aͤchten Ruhm, und 
ie feltenfte Gluͤckſeligkeit der Regenten. 8 


348 Srittiſche 

—— — 
_, unter em n zu der 
Würde emporſtieg. : 
Dieſer Prinz, der weniger, als je einer, Eriege 
riſch war, war mitten unter-den bürgerlichen Un 
ruhen gebohren, zu einer Zeit, Da-fein ganzes Fi 
nigreich in Die Factionen zwiſchen der Parten, di 
ſich auf feiner Mutter Seite gefchlagen harte, nd 
zwiſchen derjenigen, die ſich für ihn erklaͤrete, zerthe— 
lot war. Als er die Regierung übernommen hatt, 
war er kaum fähig ſich felbft zu regieren, und er 
lies fid) von der Cabale leiten, in deren Gewalt er 
Damals fi befand, In dem Augenblicke, u« 
fi. in Freyheit fahe, betrug er ſich wie ein Anm 
be, der den Augen eines frengen Lehrmeiſters ſih 
entzogen hat; er vergas alle feine Unruhen, un 
überlies ſich feiner geliebten Vergnuͤgung, der 
Jagd, gleich als ob fein Königreich in der tieffhn 
Ruhe geweſen märe. Er lies fich von &ieblingn 
einnehmen, ohne Veranlaffungen zur Wohlgen: 
genheit gegen biefelben zu haben. Der erite,mb 
cher. fich feiner Gnade bemaͤchtigte, war zu gleichet 
Zeit der ſchlimmſte. Denn er erhielt ihn nid 
nur in einer-beftändigen Entfernung von Gefhil 
ten, fondern er verwahrloſete auch feine Jugend 
mit Dem Gift aller Ausſchweifungen. Der No 
me biefes Mannes war Stuart, nachhero Geaf 
von Arran; ein Mann, ber groffe und gefährliche 
Safter befas, und nicht eine einzige Tugend dage⸗ 
gen aufzuweiſen hatte. Er mar ein offenbartt 
Gpötter über alle ſittliche Pflichten, und ein nr 
| mi 





Bibliothek. 349 


rthiger, habſuͤchtiger und blutduͤrſtiger Mann,s win 
m alle Redlichen haſſten, und der fie wieder hafl- LT; St, 
. Der befiere. Theil des Adels char oft wie 

18 Anfehniund den gefährlichen, Einflus biefes 
eblinge Vorſtellung; Jakob fahe ein, wie .ges 
ruͤndet dieſe Borftellungen waren, er verwies ihn 
erſchiedenemal vom Hofe; aber er nahm ihn auch 
erichiedenemak.mieber auf, und fchendte ihm von 

euen feine Gunſt. Er wurde zufegt durch eine 
stivatperfon erfchoffen, um an ihm Den Tod bes 
Örafen von Morton zu rächen;, den er auf eine 
iederträchtige Art befördert hatte, : 


Jakob haffere die Kirche don Schotland ; und 
eftätigte ihr Anfehn. Er erflärte die Unterneh 
wng der Lords, welche ihn aus Den Händen des. 
Iran und $ennop gerettet hatten, für gerecht und 
uͤtzlich: aus eben diefer Urfache verbannete er fie 
achhero, und wollte ihre Güter einziehen. Als 
e ſich zum zweytenmaie Meifter von feiner Ders 
n machten: fo erklärte er fie alle für Verihet | 
nd begnadigte ſie. 


Eliſabeth, die ſeinen Cheranier vollfommen 
inte, fendete im: Jahre 1585. Wotton, als einen 
jefandten, an ihn. Ihre Abſicht mar, ihn von 
er Vermaͤhiung mit der Pringeffinn von Daͤne. 
ark abzubringen, und ihm hingegen Das anzura⸗ 
en, was ihren: Vortheilen gemaͤſſer ſeyn moͤchte. 

)er Geſandte, ein Mann von Liſt und Verſchla⸗ = 
mbeit, hatte Durch eine lange Uebung eine dertigp 
it erlangt, alle Characters anzunehmen, und mit 

einer 


950 Brittiſche 


Band einer Leichtigkeit, die gar nicht erzwungen zu fen 
>? , fchien, alle: Rollen zu fpielen, Die den. Abjıd 
derjenigen, von welchen er abhieng, su ſtatten fü 
men. Im ein und zwanzigften Jahre hatte mn 
ihn gebraucht, die Befinnungen bes franzöfilht 
Hofes auszuforfühen, und er hätte ben nahe de 
berühmten Monrmorency hintergangen, einen Di 
nifter, der in der Bemerkung -der menfalihn 
Falſchheit und ft grau geworden war. Zu fi 
nem natuͤrlichen Talente war 'nunmehro die Ev 
fahrung von. dreyſig Jahren mehr, geßomnet, 
Er begleitete den König Jakob bey feinen Suflder 
keiten; er richtete fich fo willig, als ob es ihmm⸗ 
türlich wäre, nach allen feinen Leidenſchaften; € 
trieb mit den Gefchäften nur Scherz; er unterhielt 
ihn auf eine vergnünende Art von den Moben un 
Thorheiten det Auslaͤnder, und auf dieſe Art ge 
wann diefer Mann eine unumfchränfte Genal 
nicht iur über feinen Verſtand, fondern auch ihr 
feine Gemüchsart. Seine getreueften Untenha⸗ 
Yen, die ihm am laͤngſten und beſten gedienet,undiit 
vor den Roͤnken dieles Fremden gewarnet hatte 
wurden von ihm mit Beyfall ’oBer. Misfallen a" 
gehörer, nachdem ihm Wotton ju:diefem oder jt 
nem Anlas qab. Er wurde von: Worten fo at 
4m ganzen Ernſte überredet, daß der König voh 
Dänemark aus einem Kaufmanns geſchlechte Ir 
Flamme, und daß alfo.eine Verbindung mit fir! 
Tochter unendlich weit unter der Würde eines 8% 
wige von Scheland ſey. 


Diele 


Bibliothek. . 351 

Diefes war der Prinz, welcher nunmehro den? Band 
hron beſtiegen, den Eliſabeth mie fo groſſem Sr, 
tuhme befeffen hatte. Die Bereinigung beyder 
'ronen in der Perſon eines einzigen ‘Beherrfchere, 
uede von den Ausländern, und befonders von 
Jeinrich dem Bierten von Frankreich, aufferom 
entlich gefuͤrchtet. Der Zumachs einer neuen - - 
'rone zu der natürlichen Stärfe von England, 
yeiches allein dem feften Sande lange fürchterlich 
eweſen wars das Bündnis des Königs Jakob 
nit dem mäg;tigften Monarchen in Norden; feine 
berwandſchaft mit Bent Haufe Lothringen, welches 
any Frankreich in Verwirrung gefeßt hatte; alles - 
iiefes machte dieſe Beſorgniſſe fehr wahrſcheinlich: 
ber fein Verhalten bob diefelben aufimmer ; und 
jan; Europa fahe bald, daß Fein anderes Volt 
is fein eigenes, von feiner Macht etwas zu fuͤrch⸗ 
en hätte. - Bey feiner Ankunft in England rheilte 
rx Titel und Ehrenftellen fo verſchwenderiſch aug, 
nf es ben nahe fir einen befonderit Vorzug’ arte 
vfehen wurde; wenn man thnen hatte entgeheh 
önnen. Das Publicum erſtaunete: und es wur⸗ 
un Schmähfchriften öffentlich angeſchlagen, mel. 
be zur Abficht Hatten, ſchwaͤchern Gedaͤchtniſſen tk 
iner richtigen Kaͤntnis des Adels zu Huͤlfe zu kom 
hen. Sir Franz Bacon; der-fich zeitig undie 
hnade des neuen Regenten beworben harte, wur: 
e von ihm in Perfon zum Knight gemacht; imh 
r hat ung von ihm folgendes Gemaͤhlde hinter⸗ 
ıffen, welches ſeine bekanteſten Züge genau ausrs 
tuͤckt. „Seine Sprache ſagt er, iſt sehen 

“Tee ra .177 tun 


358 Brittiſche 
Syvo „und uͤbereilt, und er hat den völligen Dialect ſa 
Lues Vaterlandes; in Sachen, fo Gefchäfte 
atreffen, ift er kurz; und in gemeinen Gefpräche 
„weitlaͤuftig. Er nimmt eine Zuneigung gen 
„das Volk an, indem er gegen Diejenigen ſich gns 
„dig bezeiget, von welchen er gehört hat, daß fr 
„dem Volke zugethan find; allein felbit ift era 
„nicht. Man hält ihn für etwas allgemein in k 
„nen Öunftbezeigungen ; und er ift nicht deswegen, 
„weil er gern Gehör giebt, fondern weil er imme 
aſichtbar und von einer Menge umgeben ift leidt 
„zu fprechen. Er eilt vielleicht geſchwinder zur Der 
„einigung beyder Königreicye,; ale es die Paint 
mul » 
In Jahr 1605. empfahl fi) Sir Franz De 
con fomohl dem Könige als überhaupt feinen Zt 
‚genoflen, durch die Serausgabe eines Bart, 
‚woran er la se gearbeitet hatte: der Sortgang 
und das Wachsthum der Belebrjamtar') 
Der aroffe Endzwec d.efer Abhandlung, die 
Zem Plane nach.eben fo original, als bie Ani 
tung davon glücklich if, war, den ganzen Zuſtand 
und Umfang der Gelehrſamkeit genau zu oͤberſ 
ben, und zu unterfuchen, was für Theile verfelben 
ohne glüdlichen Erfolg angebauet worden find; 
was für welche noch immer verabfäumer und ul 
befant geblieben, und durch was für Mit 
biefe entdecket, jene aber verbeſſert, und do 
durch die Vortheiie der Gefellfchaft und men 
lihen Natur befördert werben: können. | 
ent⸗ 


J ... 
* The Progreis and Advancement of Learning. 





Bibliothek. 353 | 


decte die Irrthuͤmer und Unvollfommenheitnz Band 
ſers Verſtandes, und leitete die Menſchen auf? Et 
n rechten Weg, jene zu verbeffern und diefen 
helfen; er lehrte Diefelben, ihre Mängel ein- 
ſehen. Er gieng weiter, und zeigte ihnen all« 
meine Mittel an, in dem ganzen Bezirke der 
infte und Wiffenfchaften Henderungen und Bere 
ferungen zu machen. Er gab diefes Werk zu⸗ 
t in englifcher Sprache heraus: aber um den 
ebrauch Deflelben allgemeiner zu machen, ver« 
laffte er den D. Planfer zu Cambridge zu eiser 
einiſchen Ueberfegung. Playfer war, mir der 
Iſtlichen Genauigkeit eines Örammatifers, mehr 
müht um, eine reine und periodifche Schreiburt, 
e in einer aus den claifıfhen Schriftitellern zu= 
nmengefuchten Pbrofeologie beftand, als daß 
hätte forgen follen, feines Autors Sinn in eis 
r deutlichen und männlichen Sprache aus,us . 
uͤcken. Nachdem ‘Bacon eine oder zwey Proa 

ı davon gefehen hatte, ermunterte er ihn nicht, 
tortzufegen. Mach feiner Entfernung vom Hofe, 
mehrte und verbeflerte er Das Original, und uͤber⸗ 
te e8 unter der Beyhuͤlfe einiger Freunde in die 
inifche Sprache, Diefes ift die Ausgabe von 
3. und macht den erften Theil feines aröfl en 
erks, die Wiederherſtellung der Wiſſen. 
aften aus. 

Es iſt bereits angemerkt worden, daß Cecil, 
nunmehro Graf von Salisburn war, dem 
con Hinderniffe in den Weq legte, Damit er 
er der Königin Eliſabeth fein Gluͤck nicht ma⸗ 

3 | chen 


s Band chen Ponte; und es ſcheint, daß er gegen den 
Sr, ben unter Jakobs Regierung eben dieſes Ve 













354: Beittifhe, 


halten. beobachtet habe, bis er ſich in dem 3 
trauen des Königs fo feſt gefegt hatte, daß 
feinen Nebenbuhler weiter fürchten durfte. Auf 
fer ihm fand Bacon noch einen fehr heftigen un 
beftändigen Feind an dem Sir Eduard Coke, & 
nem Mann, der bey feinen großen Sähigfeite, 
auch viele und in die Augen fallende Fehler hub 
te. Ihr Misverftändniß war, wie es ſchein, 
perfönlid); und es dauerte bis an das Ende ih 
res Sebens. Coke beneidete Bacon wegen feine 
Ruhmes in verfchiedenen Theilen der ©elehrin 
feit; dieſer war hingegen auf jenen megen ii 
großen Ruhmes, den er in einem heile erntt 
ben Hatte, eiferfüchtig, "und jeder wollte wegn 
desjenigen, morinnen ber andere fich herbartie 
bewundert feyn. Diefes Verhalten zweer aut 
ordentlicher Männer gegen einander, hat ei 
niedriges in ſich; und pflege nicht felten vor 
kommen, Der erfte war der gröffte Rechtge 
lehrte feiner Zeit; aber er konte mehr nichts al 
Diefes feyn. Wenn es ber legtere nicht war: N 
muß man diefes nur feiner Beſtrebung nad) !* 
bern Vorzuͤgen zufchreiben. Die Allgemeinjet 
feines Genies lies fich nicht auf einen untern Thel 
der Gelehrſamkeit einſchraͤnken. Wenn bie a 
dieſe Arc getheilte elehrfamkeis nicht fähig ift, 1° 
einen großen Namen in einem einzigen Steäde u 
Schaffen:fo dient fie dazu, den Verftandvon allen ©" 
ten zu bereichern und zuerbellen. ‘Da ber Name 

Ä Edun 


Bibliothet. 35 


duard Coke öfter als einmal in dieſer Geſchichte5 ano 
orkommen wird, fo wollen wir ung ein wenig L\—. 
nger bey feinem Character verweilen. In feis 
en gerichtlichen Reden pflegte er Der Elenden zu 
orten. Wir haben Hiervon ein verabfcheuung» | 
irdiges Beyſpiel in feinem Verhalten gegen Sie 
Balter Raleigh. Er zog wider diefen braven 
Nann bey feiner Verurtbeilung mit der grauſam⸗ 
en Bitterkeit und mit den ausgelaffenften 
Schmäbungen los. Wir münfchten, nicht hinzus 
sen zu dürfen, Daß diefe Bitterkeit, Diele. uns 
ezoͤhmte Wut feiner Zunge die aͤchten Ausfluͤſſe 
eines Herzens waren.*) Es ſcheint, daß er mehr 
nit Büchern, als mit Menſchen Umgang gepflo⸗ 
en; und unter den leßtern nur mit folchen, denen 
r Geſetze vorfchreiben Fonte. Die Folge hiervon 
var diefe, daß fein Umgang gänzlich einer Vor⸗ 
efung glich ;. und daß er hundert Gefchichten, 
Ne entiweber alt oder nichtsbedeutend waren, für 
ſeue ausgab. Er machte Anfpruch auf die Gabe 
32 feherza 
*) Das Amt eined Generalanwalds iſt eine Klip⸗ 
pe, an welchen die Tugend und Menſchenliebe 
vieler Rechtsgelehrten gefcheitert iſt. Einige dies 
fer Herren haben fich in den Gerichtshoͤfen fo be» 
tragen, ald 08 fle, vermöge ihres Amts, fich 
von allen Verbindlichkeiten der Wahrheit, der 
Ehre und bed Woblſtandes losmachen dürften, 
Aber ihre Namen find aufgezeichnet, und fie wer⸗ 
den auf die Nachwelt mit den Vorwürfen und 
mit der Veradfcheuung kommen, die Die args 
fle Are von Mörderern verdiener 5 Diejenigen 
nämlich, Die unser dem Schutze der Gerechtig⸗ 
feit morden. | 


356 Brittiſche 





s@unbfcherzhaft zu ſeyn, die doch gar nicht zu ſeinch 


4 


& 


©, Talenten gehörte. Er hatte einen haͤmiſchen u 


fehr gemeinen Wi. Ob er gleich durch fein 
Arbeiten und durch verfchiebene reiche Heirathe 
große Reidyehümer zufammen gebracht hatte: f 
war er doch auf bie fehändlichite Art geizig. & 
war übermüthig im Gluͤck; und niedergefchlugnd 
im Ungluͤck: und in beyden Verſaſſungen verrief 
fein Verhalten eine Armuth am Geifte Ei 
Benfpiel hiervon wird hinlaͤnglich ſeyn. Nadr 
dem er in Ungnade gefallen war, fuchte er mi 
aller Untermärfigkeie feine Tochter an Buding 
hams “Bruder. zu verheirathen ; er harte win 
Verachtung ſich dieſer Verbindung widerſcht, 
als er noch in Gnaden ſtand. Seine große Ge 
ſchicklichkeit in der Rechtswiſſenſchaft wird ihn 
von jederman zugeſtanden; und wir koͤnnen hir: 
von feinen unverwerflichern Zeugen haben, ab 
Bacon , der ein Kenner und fein Feind mat, 
Er wurde im Jahr 1606 im Gerichte ber gemeinen 
Rechtsſachen, und im Jahr 1613 in der koͤnigl⸗ 
chen Bank Präfident, In ber Banf war er ut: 
beftechlich; und er pflegte oft zu fagen, daß en 
Richter weder Geſchenke nehmen noch geben dir 
fe. In verfchiebenen Sachen zeigte er. bie Red⸗ 
lichkeit und Standhaftigkeie eines Mannes, M 
weis, daß ein Richter weder durch Schmeihhe— 
leyen, noch durch Drohungen ſich von fen 
Pflicht entfernen faffen darf. Gegen die fl 
Zeit feines Lebens ſchlug er fich im Parlament 
auf die Seite der Sandpartey, und erflärte m 
Be w 






idel 


— 





\ 


Bibliothee. 357 


sider das millführliche Verfahren der Koͤnige⸗ Band 
jafobs und Carls. Er ſtarb unter der Regie, t Er, 
ung des. legtern im 86. Jahre feines Alters. 


Endlich erhielt Sir Franz Bacon die fo lang 
rwartete Stelle; und im Jahr 1607 wurde er 
um Generalfolliciteur erkläre. Dieſe VBefördes 
ung war die Wirkung von vielen Briefen und 
ditten, die er an den Grafen von Salisbury, 
en Lord Groscanzler Egerton und den König 
elbft hatte ergehen laſſen. Man findet aud) 
übt, daß er jemals zu einer. Stelle gelanget, 
yhne vorhero die Minifters und Favoriten zu 
viederholtenmalen und auf das angelegentlichfte 
ingegangen zu haben; eine Anmerkung, die eis 
em ehrgeisigen Manne, der Talente befigr, 
ur Kränfung und zum Unterricht dienen Fan, 


Jakob Hatte, vom Anfange feiner. Regierung 
in, eine Bereinigung von Schotland und Eng⸗ 
and ſehnlichſt verlanger : aber feine ju große 
Parteplicyfeie gegen Schotland , weiches er für 
ine gleiche Hälfte biefer Inſel anſah, machte 
as Vorhaben ruͤckgaͤngig. Obgleich Sir Franz 
Bacon alle Kuͤnſte des Wiges und des Verſtan⸗ 
des anwendete, um biefe Sache durchzuſetzen: 
ſo richtete boch feine Beredſamkeit, fo maͤchtig 
ie auch war-, bey dem Haufe der .Gemeinen 
tichts aus. Das Parlament felbft erklärte ſich 
veito heftiger wider Diefe Bereinigung, je eifriger 
ver Hof diefelbe zu wuͤnſchen ſchien. Das Ver⸗ 
yalten bes neuen Regentens haste fie aufgebradht. 

33 Sie 


\ 


358 Brittiſche 


Ixd Sie fahen, daß er einen ſtarken Hang jur V 

ur ſchwendung hatte, daß die Favoriten eine un 
fchränfte Bemwalt über ihn befaffen, und daß di 
jenigen von feinen Untertbanen, Die es am weni 
ften we th waren, den gröfften Antheil an fein 
Gnade hatten. Sie fahen ferner, daß er Ice 
anfieng in feiner Regierung Marimen zu befolgen, 
Die die Frepheit umftürzten, und mit der gan 
Degierungsverfaffung nicht beftehen Font. 
Alles diefes veranlaffte nachdenkende Männt: 
wegen der Zufunft ; zu gewiſſen Belorgnilen 
wel:ne unglücliher Weife nur zu wohl gegrün 
Det waren. Der ganze inhalt feiner damaligen 
und nachherigen Staatsfunft war, in feinen Str 
ten feine Unterthanen misvergnügt und fein 
yu machen; und auſſerhalb feines Reichs, If 
und fie zugleich zu verunehren. Es mar die Ib 
gierung der Sefandfchaften und Umterhandlung?; 
die eben fo fruchtios als foftbar waren; die N 
sierung der Guͤnſtlinge der unnuͤtzen Luſtbarkelten 
und willführlichen Auflagen. - Es war überdie 
fes die grofie Epocha der Schmeicheley. DV 
ehemalige edle Einfalt der Sitten , welche imme 
‘Die Grosmuth begleitet, und die männliche str 
beit der Rede war ganz verlohren, und in niedt⸗ 
ge Schmeicheley und Enechtifche Untermürfisfel 
ausgeartet. Geiſtliche forohl als Layen führt! 
Diefe Modefprache, und Jakob hörte ſich taͤglih 
Die Titel des geheiligten und göttlichen beylegen. 
Titel, welche eher die Niedrigkeit als die Binde 
ber menfchlicyen Natur anzeigen, und ir ei 






\ 





Bibliothek. 359 
jakob angewendet, ungemein laͤcherlich waren. Bend 
er beſas nicht eine einzige koͤnigliche Eigenfchaft.tC% 
die Kunſt, ein Königreich im Frieden zu vegie= 
en, verftand er entweder nicht, oder er wollte 
ie nicht verſtehen; und feine Furcht für den Krieg 
dar ihm angebohren und unüberwindlih. Man 
vird es dahero ſchwer begreifen koͤnnen, wie ein 
König von diefem Character feinem Parlamente 
nit gröfferm Stolze begegnen fonte, alg je einer 
einer Vorfahren gethan hatte. Aber man hatte 
ihm gefagt, England fey weder zu erfchöpfen noch 
aufzubringen ; und feine Handlungen beweifen, 
daß er.diefes., nach dem, Buchſtaben für wahr 
el. Der Kieinmüthige fpricht bey gemillen , 
Selegenheiten aus einem höhern Tone, als einer, | 
der wahren Muth befigt, und Jakob harte die 
Abſicht, fich feinen Unterthanen furchtbar zu mas 
den, damit fie nicht entdecken möchten, wie fehr 
er ſich für ihnen fürchtete. 

Ob ihm gleich die Vereinigung der beyden 
Königreiche nicht von ftatten gieng; fo fnder 
doch feine Richter in einer aͤhnlichen Sache gefälliger, 
als das höchfte Gericht der Nation gewefen war; j 
nämlich in der Paturalifirung aller Schotlander, 
bie nach feinee Gelangung zur englifchen Krone 
gebohren worden. Dieſes war, in der großen , 
Sache des Calvin, *)- vom Sir Eduard Eofe für . 
Recht erfant worden; und Sir Franz Bacon 
hatte vor allen Richtern die nöthigen Gründe da 
von ausgefuͤhret. Diefe. Sache ift nunmebro 

Ä 34 für 
) Cafe of the Poft-mati Vol. IV. p. 185. 


sand ine keins von beyden Königreichen von 
1er, Wichtigkeit, aber wir müflen bey diefer Geleg 


360 Brittiſche 






beit eines Satzes gedenken, den unſer Autor on 
genommen bat. Er behauptet, daß bie Mon 


chien nicht, gleich andern Regierungsarten, od 


einem oorgängigen Gefege beruhen; fondern dei 
ben denfeiben Die Unterwerfung In ber Natur ge 
gründet ſey. 

Im Jahr 1610, gab er ein anderes ZBerf {en 
aus, das den Titei führte: über Die Weishen 
der Alten *) Diefes Werk träge , gleich fe 
nen üorigen Schriften, das Kennzeichen eine 
originalen und erfindiamen Genies an fi. 
hatte fi vorgenommen, nichr in die Fusſtopien 
be:jenigen zu treten, bie vor ihm gegangen M% 
ren, der Männer, deren Gelehrſamkeit, nah 
feinem Ausdrude, blos in gemiflen allgemein 
Spruͤchen beſtehet: er bahnet ſich felbit eine 
neuen Weg, und dringt in die entlegenſten Go 
genden viefer wilden und Dunkeln Landſchaft rt, 
fo daß er felbit ben bekanten und oft behandelten 
Dioterien neu zu ſeyn ſcheint. Ueberhaupt, mem 
wir es auch nicht fo gleich von uns erlangen koͤnner 
zu glauben, daß alle Diejenigen phnfifalifchen, mo 
ralifchen und politifchen "Wahrheiten unter der 


. Babeln des Alterthums verborgen liegen, Bit® 


darunter gefunden hat; fo müflen wir doch 9 
ſtehen, daß Feine gemeine Einficht dazu gehoͤreh, 
fi) mit fo vielem Scharffinn, als man: ben ihm 
antift, zu irren. Ungeachtet e8 immer Pr 

! 


*) Of the Wisdom of the ancients, 





Bihbhliothek. 367 


ft bleibe, ob bie Alten fo viel Wiftenfchaft ge Sand 
bt haben, als er ihnen zuzufchreiben ſucht; ſo St 
doch Die mannichfaltige und mweittäuftige Wiſ⸗ 
Ihaft, Die er bey dieſem Verſuche zeiget, Fein 
n Widerfpruch unterworfen. — 
Nachdem KHobart-bie Stelle eines Präfidenten 
dem Gericht der gemeinen Rechtsſachen erhal« 
ı hatte: ſo folgte ihm Sie Sranı Bacon in der 
elle eines Seneraiprocurators Im (jahr 1613, 
gefaͤhr drey Monate nach dem Tode feines Vet 
5 und Seindes, des Lord Grosſchatzmeiſters 
jalisbury, eines Minifters, der fruchtbar an 
nmürfen war, den ‘DBedürfniffen feines Herrn 
arten zu fommen, und der die Beſchaffen⸗ 
it von England wohl kante, Der ‚aber mehr ein 
uger, liſtiger und verfchlagener,, als ein großer 
Rann, genennt zu werden verdiene, Das Amt, 
eſches Bacon nunmehro antrat, war Damals 
ferordeneläch. einträglih. Er gefteht in eis 
m Briefe an den König, daß es ihm jährlid) 
200 Pfund eingetragen; und als erichtsfchreis 
tin der Sternfammer, von welchem Amte wir 
ven gerebet haben, hatte er 1600 Pfund jährs 
Ge Einkünfte: Woher Fam es aber, baf ein 
 auflerordentlicher Mann bey ‚feinen übrigen 
dorzügen nicht auch Die Kunft einer vernünftigen 
'economie verftand ? Hätte er fie verftanden: fo 
urde er feinen in die Augen fallenden Fehler ges 
abt Haben; und die andern teen in feinen 
wralifchen Character hätten fich in dem Glanze 
ner großen Faͤhigkeiten verloren... Aber er war 
85 eben 


8o 


962 Brittiſche 


s Sand eben ber Schwachheit unterworfen , bie feinem 


St. 
ur 


Heren fo wenig Ehre machte. Diejenigen, weldx 
von ihm abhiengen, hatten ihn völlig in ihrer Ge 
walt, und verfchwenderen fein Vermögen auf eine 
ſchandbare nnd unmäflige Ar. Bey einer Fami⸗ 
lie verurfachte diefes Lnorbnung, Mangel und 
verborbene Sitten; und gang England ſahe aus 
einer ähnlichen Verwaltung des Reichs, aͤhnliche 
Wirkungen .entftehen, die deswegen fühlbarer und 
fhädlicyer waren, weil fie allgemeiner waren, 


Indeſſen überlies ſich Jakob erſt im Jahre ıcır. 
einem einzigen. Guͤnſtling. Um dieſe Zeit murde 
Robert Car an den Hof gebracht, ein Schotlaͤn⸗ 
der, der in der erften Bluͤthe feiner Jugend, und 
von fonderbarer Schönheit war. Er hatte fogieh 
die Aufmerffamfeit des Könige auf ſich gezogen, 
und in furzer Zelt befas er feine ganze Zuneigung. 
Da er ohne alle Wiflenfchaft war: fo übernahm 
der König felbft das Amt feines Lehrmeiſters, und 
es mus ein neuer und lächerlicher Auftritt gewe⸗ 
fen ſeyn, den Beberrfcher von drey Königreichen, 
in den erften Gründen der Grammatif den Mann 
unterrichten zu feben, ber kurz bernach biefe 
Königreiche regierte. Bey feiner Meigung ge: 
gen. diefen jungen Menfchen folgte er blos feiner 
Seidenfchaft, Die aufferordentlich war, und von ber 
er feine Urfachen anzugeben wuſſte. Car wurde, 
in vier ober fünf fahren, aus einem bloffen Her: 


umſchweifer zum Grafen von Somerſet erklärt; 
und brachte ein fo erftaunliches Bermögen zufam- 


men, 


1 


\ 





‚ Biblithee, 963 


wen, Daß er blos von feinen Grundſtuͤcken neun⸗ Band 
hntaufend Pfund jährlicher Einkünfte hatte, aufst St, 
r dem Gold - und Silbergeſchirr, den Baarı 
haften, und den Juwelen, melches alles auf 
wenmalhunderttaufend Pfund gerechnet wurde. 
Der Grund zu der Gröffe diefes Guͤnſtlings wur⸗ 
Auf den Ruin eines andern Unterhanen geleget, 
er von einem Regenten, welcher vorsügliche Tas 
erte zu Öffentlichen Gefchäften nicht gefürchter, 
nd Daher nicht gehaſſet hätte, eine andere ‘Ber 
gegnung würde erfahren haben. Wir reden vom 
Eir Walter Raleigb, der Damals im Tower gee 
ſangen ſas. Durch eine fchändliche Ehicane, wur 
den ihm von dem Könige feine liegenden Gründe 
genommen, um fie dem Car zu geben, welcher, 
indem er fie annahm, ſattſam bewies, ‚daß er fie 
nicht verdiente*). Sein Name würde in den Ge 
fhihten kaum genennet werden, wenn man ihn 
nidyt wegen feiner Laſter nennete; wegen feiner 
Ihändlichen Siebe mit der Gräfin von Effer, we⸗ 
| ' gen 
+) Als die Lady Raleigh u. ihre Kinder aufibren Knien 
den König um Mitleiden baten ; fo Fonten fie kei⸗ 
ne andere Antwort von ihm bekommen, als daß; - 
wenn er. bie liegenden Grunde haben wolte, er fie 
für Car haben wolte. Aber es iſt auch zu erwaͤh⸗ 
nen, daß der Prinz Heinrich, der alle liebens⸗ 
würdige Eigenſchaften befad , die feinem 
Vater fehlten, nicht aufbörte zu bitten, bis er 
das But Sherborne erhalten hatte; und er hat⸗ 
te Die Abſicht, es dem Naleigh, als dem wahren 
Eigenthuͤmer wieber zu geben; allein er farb zu 
früh, als daß er Diele Abſicht batte ind @Derbihe 
ten fönnen. Ral-Life, p..164. 165. Ä 


364 .Dreittiihe 


sub gen ber Ehefcheibung,, die ex zwifchen bee Gräfin 
er und ihrem Gemahl, veranlaffete ; und wegen der 
mit ihr verübten Vergiftung feines Freundes, der 
ihm diefen ungerechten Schritt wiederrachen hat, 
te. Das Schidfal des Sir Thomas Overbury, 
Die ſchwarze und fürchterliche Scene des Verbre 
chens, und bie Kollen,, welche diefe beyden Schub 
digen in diefer Tragödie (piekten, werden von el⸗ 
"ten Geſchichtſchreibern erzähle Obgleich dieſe 
ſchreckliche That in Dunkelheit verhuͤlit lag, und 
erft nach zwey Jahren entdecket wurde: fo verfolgte 
doch Reue und Gewiflensangft den Somerſet über: 
all. Durch allen Schimmer des Gluͤcks hindurch 
wurbe man die Unruhe feines Gemüchs in feine 
Mine, und in feinem ganzen DBetragen gewahr. 
Kr fing an auf feine Geſtalt und Kleidung ungcht⸗ 
fam zu werben. Seine fröhliche Gemuͤ. Isart vers 
lies ihn, und fein Umgang ber fonft heiter md 
unterhaltend gemefen war, wurde kalt, ernfihaft, 
and traurig. Dieſe Veränderung 20g bald ven 
Verluſt der Zuneigung des Königs nach fich, die 
auf Eeinen fihern und dauerhaftern Gruͤnden, als 
auf diefen äufferlichen und nichtigen Borzügen, be 
rubete, Die Hofleute, welche Neid und Eigennuß 
aufferorbentlich fcharffinnig macht, wurden diefe 
Veränderung bald gewahr, und beförderten fie, 
Ihre Abfichten Eonten Ihnen nicht mislingen, als 
nunmehro ein andrer junger Menfch am Hofe er- 
fchien , welcher von der Natur alle Eigenfchaften 
. erhalten hatte, die Aufmerkſamkeit Jakobs zu feſ⸗ 
fein, und den Graf von Somerfet um feine Bunft 
en zu 


Bibliothet.365 


mbringen. Dieſer war der beruͤhmte Georges Baud 
zilliers, der juͤngere Sohn einer guten Samilie + Ch, 
ı teicefterfhire, nachheriger Herzog von Buck. 
igham. Da die Erhöhung diefes jungen Men⸗ 
den, auf das Fünftige Gluͤck, ja felbft auf den Fall 
rs Sir Franz Bacon einen befondern Einfluß 
hatte: fo wird fein Character eine Stelle in diefer 
Hefchichte verdienen, J 
Seine Mutter, die Ihm Feine Gluͤcksguͤter ges 
en Eonte, gab ihmeine ſolche Erziehung, die ihn 
zeſchickt machen Fonte, an einem Hofe, wie det 
Jamalige war, fein Glück zu machen, DieBor 
üge, die er der Matur zu verbanfen hatte, nem 
ich ein angenehmes Geſicht, einen wohlgeftalten 
Körper, eine keichtigfeit und Anmuth in den Be 
degungen, hatte fie durch die Feinheit der Sitten, 
durch die erfünftelte Artigfeit, und durch Die Ge« 
ſchicklichkeit fich in Kleinigkeiten hervorzuchun, alz 
worinnen Die Vollkommenheiten einer franzöfifchen 
Erziehung : beftehen, zu erhöhen gefucht, Mit 
einem Worte, er war eben von feinen Reifen zur - 
tif gefommen, und hatte fich in allen angeneh— 
Men und unnüßen Künften vollfommen gemacht, 
bie ben dem Könige Jakob die ficherfte Empfeh. 
lung waren. Die Grafen von Pembrofe und 
Bedford, nebft noch einigen andern Lords, diedeb 
Eomerfet heimliche Feinde waren, hatten diefen 
üngling fehr forgfältig anfleiden laffen, aund ver⸗ 
anftalteten, daß ihn der König in der Comödie 
gewahr wurde, Diefer Monarch wurde ſogleich 
von feinem Geſicht und feiner ganzen Oeſtalt ein⸗ 
genom⸗ 


366 - Brittiihe 

s Gun genommen; welches er aber boch zu verbergen fi 
* Mühe gab. Sa er trieb feine Verſtellung fo weit, 
daß er von der Königin erfucht ſeyn wolte, den 
Villiers aufzunehmen; ; denn er ſtellte ſich vor, 
die Welt wuͤrde glauben, daß er hierinnen bios ih⸗ 
rem Rath, und nicht feiner Neigung gefolget ha 
be. Diefes mar bie Fönigliche tift, die er immer 
von fih'zu rührsen pflegte. Die Königin wer 
nicht leicht zu bewegen dieſen Schritt zu thun, def 
fen Folgen fie alle vorherſah. Indeſſen gab fi 
endlich dem ungeftümen Anpalteıt des Erzbifcefs 
nad); fie fagte ihm aber zu gleicher Zeit, daß die⸗ 
jenigen, bie am meiften an der Beförderung bes 
Villlers arbeiteten, feine Undanfbarfeie am erſten 
fühlen würden. Hierauf wurde Billiers fogleih 
zum Knight, und zum föniglicdyen Cammerdiener 
gemacht, und die Menge ber Hofleute fuchten es 
einander, in der Sreundfchaft. und Dienſtbefliß 
fenheit gegen ihn, zuvorzuthun. Einige Lieflen ſich 
‚gar fo weit herab, daß fie ſich in feine Streitig⸗ 
feiten mengten, und denjenigen, welche ſich noch 
immer für Somerfet erflärten, fich entgegenfteflsen. 
Unter denjenigen, welche fih um die Gunft 

des neuen Favoriten bewarben ‚war Eeiner eifti⸗ 
ger, als Eir Kranz Baconz fo wie feiner geſchick 
ter war, ihm auf eine edlere und nüglichere Art 
zu dienen. Billiers hatte damals Verſtand ge 
nug, feine Unerfahrenheit in Gefchäften einzufe 
ben, und dahero wendete er fid) an Bacon, und 

- bat ihn um feinen Rath. Diefer ertheilte ihm en. 
rien auf bie ‚befte Art in einem Driefe ‚der io 

no 


x 





Bibliothek. - 367 
ch unter feinen Werfen befindet, und mit fos@anb 
yieler Einſicht und Freymuͤthigkeit gefchrieben 12T 
aß er feinem Berftande und feinem Herzen zu. 
eich Ehre macht. Er hat feine Gedanken un« 
er fieben oder acht DBetrachfungen gebracht, und 
hat alles, was ein Minifter wiſſen und thun foll, 
[ehr genau auselnandergefegt. sn. einem andern 
Briefe an. ihn bat er fich diefer merkwuͤrdigen 
Worte bedient: „Es ift nunmehro Zeit, dag fie 
‚bey ihren Handlungen , vornemlich das Wodl ih⸗ 
‚res Königs und Ihres Vaterlands zum Augen⸗ 
‚mer£ haben. Es ift das Leben eines Thieteg, . 
‚fi immer zu nähren, und niemals thätig zu ſeyn. 
‚Da Sie ſich dem Publico widmen: fo empfehle ich 
ihnen befonders das, was, meines Beduͤnkens, 
‚feit meiner Geburt nicht gefchehen ift, und deffen 
„Unterbleibung eine Wüfte und Einöde im Dien- 
‚fte des Königs hervorgebracht Harz nämlich, daß 
‚fie gefchickte und tugendhafte Männer von allen 
‚Gattungen und Ständen, unterhalten ermun⸗ 
„tern und befördern.. Dieſen vortreflichen Rath 
nahm ber Favorit mit Dankbarkeit an; und beos . 
bachtete ihn nie, - 

Obgleich der Koͤnig ſeine ganze Neigung nun⸗ 
mehro auf einen neuen Gegenſtand gerichtet hatte: 
fo bemühte er ſich doch noch immer dem Somer⸗ 
fet mie Güte und Achtung zu begegnen, fetbft 
nachdem die Entdecfung der von ihm mit verüb« 
ten Bergiftung des Thomas Overbury dieſe Ver⸗ 
tellung nicht blos zu einer niedrigen Handlung, 
fondern. gar zu einem Verbrechen machte. * 

uhr 


368. Brittiſche 


Yen fuht in biefer Verſtellung bis zulezt fort; erum 


4Gt. 


xung, die man blos erfunden habe, um das Anden 


mete aufs zaͤrtlichſte den Mann, ben er in Ver 
baft zu nehmen ingeheim befohlen harte; und ı 
bat ihn noch, feine Ruͤckkunft zu befchleunign 
da er ſchon glauben fonte, ihm nicht wieder zu ſi 
ben. In ſolchen Kleinigkeiten pflegte er gerne ei 


ne Staatskunſt zu zeigen. Des Grafens unglid 


liche Leidenſchaft für Die Gräfin von Effer wardi 
Quelle aller feiner Unfälle, und zog die fchredii‘ 
ften Solgen nad) fih. Sie endigte ſich mit dm 
Morde feines Zreundes, mit dem Ruin feiner 
ſelbſt, und der Gräfin, welcher er dieſen Freund 


‚aufgeopfert hatte. Die ganze Sache ift in unfers 


Verfaſſers Anklage wider diefe benden Urheberdi 
fer hoͤlliſchen That umſtaͤndlich erzähle. Sie our 
den beude fchuldig befunden, und zum Tode vmur 
theint; der König begnadigte fie aber nachhero, ur: 
geachtet er unter den feyerlichften Verwuͤnſchun en 
feiner feloft und feiner Nachkommenſchaft, dr 
theuert hatte, das Gegentpeil zu thun. 


Gewiſſe Geſchichtſchreiber haben angemerft, 
daß Somerfet, vor feiner Verurtheilung, in it 
nem Betragen etwas befonders und geheimnisoolls 
verrathen habe, und daß dek König ebenfals von 
einer aufferordentlihen Gemuͤthsunruhe beänyitr 
get worden fey. Sie behaupten, der. Grat hadt 
im Tower laut gefagt, daß der König es nıdt we 
gen dürfe, ihn verurtheilen zu laffen. Andre ver 
werfen dieſe Erzählung, als eine offenbare tälle 


. ken 


> 


Bibliothek, 369 


m biefes Prinzen, durch geaufame Beichulbirs Band 
ungen zu entehren ; oder fie behaupten doch, daß S. 
iefetbe fich nur auf das Geruͤchte des Pöbels und:  - 
uf boshafte Muthmaffungen gründe... Alleın daß 
ierbey etwas mehr als Murhmaffung geweſen, 

an durch unzmweifelhafte Beweischümer darge⸗ 
than werden; durch einige Driginalbriefe des 

Bir Franz Bacon, der Damals General: Procus 

ator war, und in diefer Sache befonders gebraucht 

burde. Diefe Briefe find der Bemerkung aller 
nglifchen Schrifefteller entgangen: wir wollen da⸗ 

yero aus denfelben ſolche Stellen anführen, wel⸗ 

he diefe dunkle Begebenheit in einiges Licht fegen 
önnen, ob fie gleich vielleicht nicht zulänglich feyn 
verden „ die ſchwarzen Bewegungsgruͤnde zu ents 
Veen , welche den König und den Grafen zu eis 

nem folcyen Betragen veranlaffet haben. 


Jakob erwaͤhlte felbit einige Perfonen, dem 
Somerfet ganz ingeheim zu verhören, uno er 
chrieb ihnen die. befondern Puncte vor, über die 
ie ihn befragen follten. Sie hatten Dabey Befehl, 
einen hartnaͤckigen Sinn durch alle Arten von 
leberredungen und Drohungen zu beugen; ihm 
tzt zu des Königs Mitleiden und Gnade Hofnung 
u machen; fodann aber ihn zu verfichern, daß 
0 viele Beweiſe zu feiner Leberführung vorhanden 
Pären, Daß man weder fein Öeftändnis noch ſonſt 
poas weiter nöthig habe. Bacon, der unter Dies 
m Derfonen war, fest hinzu, daß fie fein Betra⸗ 
wm befcheiden, und. von feinem ehemaligen Ver⸗ 
0 4a bauen 


370 Brittiſche 

s Band halten fehr unkerſchieden gefunden hätten. Sind: 

ser, nem andern Briefe bedient er ſich diefer merkwuͤr 
digen Worte: „Die Eleine Bezauberung welche 
„zu Dem Ohr des Gomerfet, einige Stunden vor 
„feinee Verurtheilung, ingeheim gebracht worden, 
„war von dem Könige vortreflich wohl ausgebadt: 
„ich hätte nur gewuͤnſcht, daß fie ein wenig fr 
„eer gewefen wäre: denn wenn fie blos auf: % 
„Verſchonung feines Bluts eingerichtet war: I 
„harte er eine gewiſſe ſtolze Gemuͤthsart, meldt 
„die Medicin unwirkſam machen Eonte., Ale 
Diefes wurde mit vieler Vorſicht und Werfcnie 
genheit veranftaltet: denn felbft die gerichtlicen 
Derfonen, welche mit der Unterfuchung zu un 
hatten, wuſſten nicht um das Geheimnis, mit 
ber König fie vollführe haberi wollte; und daher 
verlangte Bacon, um das vor ihren zu verbergen, 
was ihm davon befant war, daß ihnen allen e⸗ 
nige allgemeine Anweiſungen gegeben werden mid) 
ten. Hieraus erhellt, daß Jacob megen bei 
Verhaltens des Grafens, und bes Ausgangs Die 
fer Sache aufferordentlich bekuͤmmert geweſen 
Woher konte dieſes kommen? Seine Zuneigun) 
gegen den Grafen war erloſchen; und die Ehre ſ 
wohl, ale die Gerechtigkeit legten im die ftärfftt 
Berbindlichfeiten auf} einen Mann, deffen Der 
brechen von einer ſchreyenden Abſcheulichkeit me 
ren, der Strenge der Gefege zu überlaffen. Di’ 
Stillſchweigen des Grafens oder die Ablängnung 
bes Verbrechens, befonders als daſſelbe dutch dit 


ftärkften und unmwiderlegtichften Beweiſe dargethan 
Zu wur⸗ 





Bibtiothef: 371 


urde, kan auf feinen Namen feine wahrfchein s Band . 

a Beſchuldigung bringen. Wozu: diente at Dh, 

iefes unerklärliche Verfahren; alle diefe Kunjta 

riffe, weldye Die Perfonen, die ihn verhörren, 

nmendeten, um ihn zu vermögen, Daß er fich 

et Unterfuchung willig. unterwürfe, und um ihn 

ınter derfelben bey Selaffenheit zu erhalten? Nach 

nehr. Jakob gab feinem Grneral-Procurator Be⸗ 

ehl, einen jeden moͤglichen Fall, der bey der Un⸗ 

erſuchung ſich eraͤugen koͤnte, vorher zu uͤberden⸗ 

'en und aufzuzeichnen, auch bey jedem feine Mei⸗ 

ung zu eroͤſnen, Damit Feine Uebereilung vorge⸗ 

jen, fondern bey jedem vorbergefehenem Vorfal⸗ 

e gleich das Mitrel, ihm abzubelfen, in Bereit⸗ 

hatt feyn möge Sir Franz Bacon verferrigse. 

ılfo eine Schrift. von dieſem Inhalte, in- welcher. 

Man verſchiedene Anmerfungen- von des. Königs. 

eigner Hand antrift. Wir wollen nur folgende 

Stelle daraus anführen: „Alle diefe Merkmale: 

des Mitleidens und der Onade gegen den BSo⸗ 

„merfet,müffen mit biefer :Sinfchräntung verſtan⸗ 

„dei werden: wenn er. nicht durch fein verach- 

‚ungsvolles und. übermüchiges Verhalten vor. Ge⸗ 

„richte, fich Derfelben unfähig und unwuͤrdig machen 

„wird, Des Königs Anmerkung auf dem Ran⸗ 

de iſt folgendergeſtalt abqetaſſt: „dieſe Gefahr iſt 

„wohl vorherzuſehen, damit er nicht auf der einen 

‚Seite unverzerhliche Irrthuͤmer begehe, und Ich 

rauf der andern Seite ihn aus Rachſucht zu ſtra⸗ 

fen (heine, ;Somerfer follte; nicht wegen einer 

beleidigung gegen den Koͤnig, ſandern wagen des 
Aa 2 grau⸗ 


372 Brittiſche 


s Sand grauſamen Mords einer Privatperſon und feines 
— Freundes, verurtheilet werden. Was bedeutet 
| alfo das verachtungsvolle Verhalten, das man fc 
fehr befürchtete? Welches find die unverzeihlichen 
Jerthuͤmer, zu beren Begehung er verleitet werden 
konte? Wenn,er fid) gegen einen Herrn vergangen 
hätte, dem er ſchon dafür verpflichtet war, daß er 
ihn einer gelinden und billigen Unterſuchung übers 
lies, einer Unterfuchung, die, verfchiedener Um⸗ 
ftände halber, unvermeidlich war: fo würde die. 
fes, in der Meinung aller Welt, fein Berbrechen 
nur vergröffert, und diefem Herrn einen neuen 
Anlas gegeben haben, wider ihn nad) aller Stren⸗ 
ge der Gefege verfahren zu laſſen. Mad) diefen 
befonbern Umſtaͤnden dürfen wir es wagen, einen 
Vorfall zu erwähnen, den Sir Anton Weldon er: 
zähle hat. Diefer fagt, daß ber Graf, als ber 
Heutenant im Tower, Sir George More, ihm 
eroͤfnet, er müffe ſich aufmorgen zu feinen Verhoͤr 
anſchicken, fchlechterdings fich geweigert zu erfchei« 
nen, moferne man ihn niche mit Gewalt fort« 
fihleppte; und daß er hinzugeſetzt, der König duͤr⸗ 
fe fich nicht unterftehen,, mit der Unterfuchung wi 
der ihn verfahren zu laffen. Erſtaunt über diefen 
kuͤhnen und bedenklichen Ausdruck bat der Lieute⸗ 
nant um Gehör bey dem Könige, um ihm dieſen 
Vorgang zu binterbringen. Als Jakob diefe Ger 
ſchichte hörte, brach er in Thränen aus, und bat 
den More inftändigft, alle feine Geſchicklichkeit 
anzuwenden, um feinen Gefangnen zu befänftis 
gen, und ihn zu Gelaffenheit und Gehorſam— zu 
| . rin⸗ 





Bibliothek, 373 
ringen. Der Sienitenant machte einen Verſuch,; Band 
ind er gelang ihm durch eine Liſt. Weldon ber 
auptet, daß er diefe Sefchichte aus des Heute 
tants eignem Munde Habe: und ob er gleich ein 
yartenifcher Schriftfteller ift, und ſich die gröfften 
Kühnheiten erlaubt: fo machen Doch Die angefühye 

ten anshemtifchen Beweisthuͤmer diefe Anvecdote 
nicht unwahrscheinlich. Wir übergeben andre Um⸗ 
fände, fo von denjenigen ermähnet werden, wel 

he von Diefer Regierung befonders gefchrieben ha⸗ 
ben: und wir wollen nur noch hinzufegen, daß in 

der Sabala fich ein Brief von Somerfet nad) fei« 

ner Berursbeilung, an den König Jacob befitt« 
det, der von fonderbarem Inhalte ift. Der Graf 
verlangt, in einer mehr zänfifchen und gebieterifchen, 

als unterwürfigen und bittenden Schreibart, daß 
ihm fein ganzes Vermögen gelaffen ‚werben folle; 
und, ber Dunkelheit einiger Ausbrüde ungeach⸗ 
tet, Fan man entdeden, baß er ein wichtiges Ge⸗ 
beimnig zu verwahren hatte, deffen Bekantma⸗ 
Hung der ‚König fürchtere. Der Ausgang war, 
daß Jakob ihm fo lange als er lebte, einen jaͤhrli⸗ 
hen Gehalt von viertaufend Pfund gab, 


Der Prinz Heinrich ftarb im Jahr 1612. und . 
wurde von allen beflagt. Seine vortreflichen is 
genichaften Hatten ihm die Siebe und die zuverſicht⸗ 
lichfte. Erwartung von ganz England ‚erworben. 
Mehr war Germanleus nicht der Hebling bes rö« 
mifhen Volks: und der frühe Tod beyder Prin 
zen wurde einer Bergiftung zugefchrieben. Er hats 

| Aa 3 te 





374 Brittifche 
Viud te ben allen Gelegenheiten einen Abſcheu gegen Bär! 
— linge, und bie groͤſte Verachtung gegen Somerſet pl 

erkennen gegeben: er hatte ſogar ſeinen feſten Em 

ſchlus erklaͤret, ihn und die Zamilie, mit welche 
er verbunden war, zu (türen, fo bald er zut Pe 
gierung gelangen wuͤrde. Ob bie erzoͤhlte Deut 
benheit, von welcher fich feine: Urſache angeben 

Jaſt einige Beziehung auf ben Tod dieſes liebes 

würdigen Prinzens hatte, ober ob Die ganze Er 

che einen ganz andern Vorfall zum Grunde gehat, 
wird Dem Urrbell Des Leſers überfaflen, 

Villiers, der nunmehro Die Zuneigung des Ko⸗ 
nigs, ohne Rival beſas, erhielt jeden Tag mt 

Berwrife feirter Gnade, indem-er zu gleicher Se 

die Ausübung: der hoͤchſten Gewalt mehr als she 

te, In einer Zeit von wenigen Jahren wurde # 

Gommerbiener, Stalmeifter, Ritter vom alt 

Bande, Graf, Marquis, und Herzog ven dr 

-tinaham , oberfter Forſtmeiſter über alle BA 

und terb Srosadmirel von England. Kram 

- ner. von den Wundern des Gluͤcks, bie, ‚wi Dr 
“gemeine Mann vom. Eometen ‚glaubt, dam um 
soon auf ber Welt erfcheinen, um fie zu erſcur 
den und zu zuͤchtigen: ein deutlicher Beweis, ni 
ſchwer ed Ten, die hörhfte Gewalt zu haben, 
sole ſehr fie dem menſchlichen Geſchlecht ſchaden 
koͤnne / wenn fie diejenigen emporhebt, bie veraqh⸗ 
fer iu’ werden verdienen. Gr zog nach ih eine 
ſchlechte, zahlreiche und bürftige Verwandſchatn 

Die’ Höhe, gab ihr Die wichtigften und eintröhlit 

ſten Aemier, verheirathete fie mis ben ang 


Bibliothef. 375 


ten Familien, und begnadigte fie alle mit Wir. s Band 
den, auf die gemeinen Unkoſten eines ganzen ‚St 
Volks; und wenn irgend einer von ihnen diefem 
Bolfe blos unfchädlich war: ſo war dieſes alles, 
was man zu feinem Lobe fagen koͤnte. Wenn man 
alles dasjenige gelefen hat, was. wohl die Fein« 
de diefes Günftlings wider ihm gefagt, als auch 
mas feine Anhänger zu feinem. Bortheil angefuͤh⸗ 
tet, haben: fo findet man nicht, daß.er, fo lange 
er unter zwo Regierungen in.dem höchften und un« 
eingefchränfteften Anfehen ftand, jemals einen Ent 
wurf zum Beſten feines DBaterlandes gemacht, 
oder jemals eine Unternehmung, ‚die Ihm Ehre ges 
Drache hätte, ausgeführee habe: Da doch diefes dag 
einzige Eriterion ift, nach welchem wir diejenigen 
beurtheilen muͤſſen, welche den Staat verwalten, 
Daß die fpanifche Vermaͤhlung endlich zuruͤckgieng, 
war blos ein Opfer, welches feiner Eitelkeit und 
Empfindlichfeit gemacht wurde. Unterdeßen muſſ⸗ 
ten von dem Eigenfinne diefes Sjünglings die vor« 
nehmſten und gefchickteften Männer des Königs 
reichs gänzlich. abhangen ; ſowohl in Abficht .auf 
Ihren Zutritt bey Hofe, als auch in Anſehung ih⸗ 
ter Beförderung und einer jeden Gelegenheit, ih⸗ 
tem Baterlande und ihrem Königenüglich zu ſeyn. 
Eir Franz Bacon fahe diefes wohl ein, und bes 
warb .fich ‚mit: befonderm Eifer um. feine Freund⸗ 
haft. Aber er mus. die ganze Sclaverey und als 
le unangenehme Umftände feiner Verfaſſung ge: 
fühle Haben, wenn er, um mit dem Könige wohl 
iu ftehen, für nörhig fand, den Rentmeiſter über 
Aa 4 das 






7a Brittifche 


Sand das Vermögen, wozu diefer junge Menſch geln 
7 ge zur Verbeßerung feiner Güter und zur Erhöhung | 


get war, abzugeben, und auf die Mittel und Bel 


der Finfünfte von feinen Stellen, zu denfen. Ct 
iſt wahr, erfand feine. Rechnung ben diefem Dien 
ſte, da er ihm die ficherften Mittel an die Han 
gab, feine eigne Beförderung zu betreiben; allen, 
für eine groffe und würdige Seele, iſt eine auf | 
niedrige Art erlangte Beförderung, nur eine vr | 
ſteckte und übergüldere Schande, | 


Der Lord Canzler Egerton, welcher fehr dt 
und entfräftet war, harte ben König oft geben, | 
ihn feines befchwerlichen Amtes zu entlaflen. 
war nunmehro ſieben und fieben;ig Jahr alt, und 
hatte feit dem Jahre 1596. in der Canzley den Br: 
fig gebabe. Er Hatte, als Richter in Privahe 
then, fich einen unbefledten Ruhm erworben; or 
fein öffentliches Verhalten hatte er allemal nachden 
Vorſchriften des Hofes zu ſehr eingerichtet; eine 
Willfaͤhrigkeit, Die bey einem Manne, dem en 
fo grofler und wichtiger Poften anvertrauet if, M 
gefährliches Beyſpiel giebt. Zu diefer hoher 
Winde fuchte Sir Franz Bacon ingeheim zug 
langen: und da biefelbe das einzige Ziel fein 
Ehrbegierde mär: fo hatte er affe feine Bemuͤhun⸗ 
gen in vem Dienfte des Koͤnigs dahin gerichtet, It 
zu verdienen. Zu gleicher Zeit unterlies er ni; 
feine Abfichten durch Buckinghams Anfehen un 
terftügen. Beine Ehrbegierde verleitete ihn, do) 
er ſich zu Kunftgriffen herablies, Die eben u 

woͤhn⸗ 














voͤhnlich an Höfen find, als fie niedrig und unver. siyand 
mtwortlich find. Er bemühete fih, dem Kön tt. 
je eine nachtheifige Meinung von den Männern 
yenzubringen, welche die Stimme des Publici zu 
eben diefer Würde beftimmen möchte, und die 
dahero von ihm als feine Rivals angefehen wur. 
ben, Er war befonders auf Sir Eduard Coke 
eiferfüchtig, und befchrieb ihn als einen Mann, 
der von fich felbft fehr eingenommen fey; als einen 
Mann, derfich um die Zuneigung des Volks feht 
bewürbe, und der altem Anfehen nach fich beftre- 
ben würde, der Nation gefällig zu ſeyn, wenn et 
hm vorgezogen werben follte. Bon fi) felbit 
ruͤhmte er, daß fein groffes Berdienft in Gehorfam 
und Unterwürfigfeit, und in dem Anfehn beftünde, 
welches er unter ben ®emeinen habe, und daß et 
fähig ‚wäre, in dem Unterhaufe des: Parlaments 
viel auszurichten; ein Dienſt, den er an einem 
Groskanzler für wichtiger anfieht, als-unter Par 
tenen ein billiges Urtheil zu faͤllen. Diefe Mei⸗ 
ung -von feinem eignen ‚Anfehn bey der Matioy 
war nicht ungegründet,. Das. Parlament, mel 
es 1614. feine Sitzungen hielt, gab: ihm unge 
meing Kennzeichen von Gewogenheit und Zutrauen, 
ungeachtet daſſelbe wider die Minifterg überhaupf 
aufferowdentlicdy eingenommen war. _ Als in dem 
Hauſe der Gemeinen der Einwurf gemacht wurde, 
daß eine Stelle in demfelben mit dem Amte eines 
General. Anwalds ſich nicht vertrüge ‚ weil dieſes 
Amt eine beftändige Gegenwart in dem Oberhauſe . 
erfordere: fo wurde diefer Einwurf von den Ge⸗ 
" a5 meis 


378 | Brittiſche 


s Band meinen, aus einer befondern Achtung gegen. Gi 


— 


Franz Bacon nicht in Betrachtung gezogen, web 
es wurde ihm dahero verftattet, feine Stelle unter 
ihnen zu behalten. Wenn wir weiter anmerfen, 
daß der König ihn zu ber Würde eines geheimen 


| 
| 


{ 


Raths erhob, da er noch diefe Stelle befleidste: ' 


fo wird diefes binlänglich feyn, zu beweifen, mi 
wie viel Klugheit und Borficht er fich ſowohl ge 
gen den Hof, als gegen die Nation zu betragen 
wuſſte. Er hatte alfodie Zuneigung eines Prin- 
jen, der von allen feinen Dienern eine uneinge- 
fchränfte Untermürfigkeit gegen ‚feine Maximen ig 
der Regierung fo.derte: und er wuflte mit einen 
Parlament auszufommen, Das wegen diefer Ma 


—* wider den Koͤnig und wider alle, die ſeine 


Bnade haften, eingenommen war. 


Seine Inſinuationen hatte bie gewuͤnſchte 
Wirkung. Als der Kanzler die Siegel freywillig 


niederlegte; fo wurden dieſelben am 7. Maͤrz 1i6r7. 


dem Sir Franz Bacon gegeben, mit dem Titel 
bes Lord Siegelbewahrers. Durch weſſen Anfehn 
er beſonders zu dieſer Wuͤrde gelanget, laͤſſt ſich 
aus dem Dankſagungsſchreiben wahrnehmen, wel⸗ 
ches er noch an eben dieſem Tage an Bucking 
ham ablies; u 


Wenige Tage nachdem er die Siegel erhalten 


hatte, reifete.der König nad) Schotland, von | 


feinem Günftling begleitet, der zugleich fein erfter 


Minifter wars denn an Ihn wendete man fich we 
gen aller öffentlichen Borfallenheiten, und wegen 
| aller 


Bibliothek: 379 
Hier Privatgeſchaͤfte, und meiſtentheils wurdens Band 
ieelben, nach. ferner Phantafie beſorgt. Diei\,- 
xoͤſſte Sache, welche Damals fein Geheimerrath 
pn Yeberlegung z0g., und welche auf. fein nachher 
es Berbalten einen ungluͤcklichen Einflus hatte, 
mar Die Bermählung bes Prinzen Carls mit ber 
njanfin von Spanien, Auf diefem Entſchluſſe, 
ſo ſehr er auch allen. Kegeln einer guten Politif 
entgegen war, beharrte er fieben Johre hinterein 
ander, wider feinen ‘eignen Bortheil, rider bie 
allgemeine Stimme feines Bolfs, blos inder Ab- 
fihe, fich die eingebildete Ehre einer Verbindung 
mit einem gefrönsen Haupte zu verfihaffen ; Denn 
er. glaubte, daß alle andre Berbindungen, unter 
feiner föniglichen Wuͤrde wären, : Sir ran; Bar 
con, ‚ber. die’ Eitelkeit und Gefahr: dieſer Abfich? 
wohl einſah, aber Der nicht Entfchloflenheis genug 
hatte, vollkommen ‚reblich zu: ſeyn, begnuͤgte fich 
damit, daß er gelaſſen vorſtellte es wuͤrde noͤthig 
ſeyn, Die einmuͤthigen Stimmen bes Geheimen 
raths zu. haben, Die Privatmeinungen möchten 
ſeyn, welche fie wollten. Diefe Erinnerung. war 
nicht hinlaͤnglich; dem Koͤnige die Augen zu öfneri. 
Er lief vielmehr. Blinolings in.den Fallſtrick, den 
ihm Gundamar geleget hatte... Diefer Staatde 
mann, ber.fowphl wegen feiner poffenhaften Fin, 
fälle, als wegen. feines Talents zur Intrigue bes 
ruͤhmt iſt, hatte eine völlige Gewalt über Jakob 
geivonnen,. und er verleitete ihn von einem sr 
thum zu den andern: bis er ihn endlie ſo weit 
brachte, daß er. ſein Gewißen dem Dable ne 


⸗ 


980 Brittiſche 


s!endfeine Ehre ber Rachgier Philips, durch den I 


2Gt. 
— 


feines rechtſchaffenen Unterthanen, des Sir Wal 
ter Raleigh, des legten Schreckens von Spanier, 
und des einzigen noch lebenden Favorits der Ki 
nigin Elifaberh, aufopferte. Die Holländer zoge 
auch Vortheile aus des Königs Schwaͤche m 
Dedürfniffen: Da die verpfändeten Städte nof 
immer in ben Händen der Engländer waren: fi 
befücchteten die Staaten, daß das fpanifche Mi 
nifterium den König Jakob, welcher feine Neigung 
zu ber Bermählung gar nicht verbergen Fonte, fi 
weit bringen moͤchte, diefe wichtigen Pläge ini; 
ve Hände zu geben. Sie mufften zu gleicher Zt, 
Daß feine Schäge erfhöpft, und ‚feine Hoflalt 
unerfärtlih waren... ihre Abfiche zu erreiche, 
Hörsen fie auf einmal auf, bie Engländer, welt 
zur: Befagung.in dieſen Plägen lagen, zu beſob 
Sen, tie fie nach den gemathten Vertraͤgen zuthun 
fchulbig waren. Als man darüber ber den hollin 
difchen Gefanden zu London Klage führte; fo sah 
sr, als von fieh felbft, einigen Miniftern zu erket- 
wen, daß, woferne der König Jakob diefes ven 
ihnen verlangen würde, fo würden fie, aus Ad 
“ung gegen ihn, Gelber gegen bie höchfte Verjie 
fing aufnehmien, . und auf einmal-bie ganze dr 
Krone England fehuldige Summe bezahlen, Die 
fe tift gelang. Jakob ſchrieb an bie Staaten: 
und man traf fogleich wegen dieſer Sache in Uns 
er Andlung Barnevelt, welcher von ihnen ob‘ 

gefhtd wurde, betrieb diefe Sache mit fo vieler 
Gehicklichkeit, dag der König. ſich gefalen in 
| 


ı 

D 
* 

⁊ 


Bibliothel. 381 


le verpfaͤndeten Städte gegen weniger als diey 5Band 
Millionen Gulden abzutreten; an ſtatt der acht +©t., 
Millionen, die ihnen die Königin Eliſabeth bezah- 
et hatte, und movon feit achtzehn Jahren die 
dinſen aufgelaufen waren. So waren die Vor⸗ 
le befchaffen, die fich unter diefer Regierung er⸗ 
ingeten; und fie find geſchickt, den Schriftfteller 
u ermüden, und ben $efer misvergnügt zu ma⸗ 
hen. | . j 
Unter der Abmefenheit des Königs eräugete: 
ih eine Begebenheit, die zwar an ſich von gerin⸗ 
er Wichtigkeit iſt; die aber uns ein aͤchtes Bild» 
er damaligen Zeiten vor Augen leget und einen 
Beweis abgiebt, in was für einer elenden Scae 
ren der Favorit alle diejenigen: ſchmachten lies, 
velche in Öffentlichen Bedlenungen fanden. Er. 
var im Begrif den Sir Franz Bacon zu fhürzen, 
ie Perfon, welche er mit fo vielem Rechte hatte- 
heben helfen; nicht um deswillen ; weil er einen 
Fehler oder eine Machläßigkeit in dem Dienſte ſei⸗ 
18 Herrn begangen hätte, ſondern weil er in einer 
Sache, die blos feine eigne Familie betraf, eine ge» 
viße Meinung geäußertharte, der That war 
t bey feiner Gemalt fo unbeftändig, und fo übers 
müthig, daß bie eigenfinnige Entſetzung Der Fontg«‘ 
lichen Bedienten von ihren Würden das erſte Un. 
erfeheidungszeichen feines drenzehnjährigen An⸗ 
ehns ausmacht, melches, nach der Anmerfung 
ro Oiſchoſo Anbae*). einer verderblichen Lieber. 
a ſchwem⸗ 
*) Am Leben des Erzbiſchefs Willtams, im 2. 
Theile S. 19. 


— 


822 Brittiſche 


5 Band mung glich, die an einem Orte ein Stuͤck Sand nit 


42St 
V 


ſich fortreiſſt, um es an einem anderen wieder am 
zulegen. Die DBegebenheit war folgende: Da 


Jahr zuvor war der ford Coke feiner Würde uls 


- 


. gemeinen Rechte. Der Kläger, welche ſich für 


Hraͤſident von der koniglichen Bank entſetzet wer 
den, und in Ungnade gefallen. Der Hof ſand 
bey verſchiedenen Vorfallen, daß er fein Freund 
non einem willführtichen Verfahren, oder vontn 
Vorrechten war, wie man -fie zu nennen pflegt: 
fondern er beharrte unveränderlids bey feinen Vor: 
foge, die Ehre feines Poften, auf eine vedliät 
Art zu behaupten. Ein gewiſſer Preacham warbe 
ſchuldigt worden, Daß er in eine Predigt verſci⸗ 
dene Stellen eingeruͤckt habe, welche für ein 
—* gehalten wurden, weil fie das Min, 

erium anzugehen fchienen ; aber Diefe Predigt mit 
niemals gehalten, noch zur öffentlichen Dekan 
machung jemals beftimmt worden: . Der Kork 
melcher in dieſem Puncte über alle Moajfen arg 
woͤhniſch war , befürchtete, Daß dieſer Moon, bey 
der Unterfuchung losgefprochen , oder Boch u keh 
ner Todesstrafe verurthellet werben möchte, I 
befahl dahero feinem Generalanwulo Bacon, he 
Richter vor ber Hand auszuforfchen, und ihre Dir 
nungen, ängeheim und beionders, zu ſammen. 
Lord Coke verweigerte fich fchlech terdings bie ſer 
nige zu fagen, weil er diefes Ohren Botiren, mi 
er es nennte, den Gewohnbeiten des Reichs juni 


.der fand f und für neu und ſchaͤd ich pfe N 


eben diefe Zeir entfchied er fine Sache nach dem 


. 


eſchwen 








Vibliothetx. 383 


ſchwert hielt, wollte ben feiner Entſcheidung ſich Band 
hr beruhigen, und appellirte an bie Kanzley, OS, 
o der Beklagte zu erfcheinen ſich weigerte, und’ 
ie Rechtmaͤſſigkeit diefes Gerichtshofes in Zwei⸗ 
I gog. Der Präfident trat Ihm bierinnen bey,’ 
nd drohte dem Kanzler mit einer In den Gefegem 
esründeten Ahndung, weil er auf diefe Art einen 
Angriff in feine Gerichtsbarkeit thun molle. Der 
doͤnig, welcher in Diefem Verfahren gegen ben Ge⸗ 
ihtshof ſeiner höchften Mache, wie Bacon ders 
Aben nennet, feine Vorrechte gekraͤnkt zu fehen: 
laubte, lies die Sachevon den Geheimenrathe ung‘ 
rfuchen, welcher den Praͤſidenten verurtbeilte, 
yegen Desjenigen, was er gethan hatte, - eine fnien- 
e Abbitte zu leiſten. Das Misfallen, weiches’ - 
ran an ihm Hatte, wurde durch fein Verhalten’ 
n einer Sache des Bifchofs von Sitchfield und Co⸗ 
entry vollendet. Khiborne, welcher Diefe Sa⸗ 
he gegen den Bifchof führte, hatte bey der Anzel- 
je derfelben verfchiedene Saͤtze behauptet, die Der’ 
Yhften und oberherrlichen Gewalt des Königs, 
is welche man von feiner ordentlichen Macht uns’ 
erſchied, und von einer hoͤhern Natur zu ſeyn 
Haube, für nachtheilig und fchädlich hielt. Als 
er König: durch Bacon hiervon benachritchiget 
vurde; fo befahlier den Richtern an, im diefer‘ 
Sache mir fernerm Verfahren anzuſtehen, bis fie 
ih mit ihm vernommen hätten. Die Richter 
erfammtelten: fi; und faſſten den einmuͤthigen 
Schlus, diefem Befehl nicht nachzukommen, weit” 
der Brief, den fie erhalten, den Geſetzen zumider 
| ey, 


384 Brittiſche 
sand fen, und weil fie, vermöge ihres geleiſteten Eide 
Et, und ihrer richterlihen Pflicht die Handhabungde 
Gerechtigkeit nicht verzögern konten, babero fie in 
ber Sache, zu geböriger Zeit, verfahren hären, 
Sie benachrichtigeen hiervon den König in einem 
Schreiben, das fie alle mit ihrer Hand unterjeich 
net hatten. Auf diefe Vorſtellung ſchrieb er ih 
ten einen Brief voller Unwillen, und befahl ihm 
fchlechterdinge, mit Alem Berfapren in dieler ©: 
che, bis zu feiner Ruͤckkunft nad) Sonden anzuile 
ben. . Sie wurnen alsden vor den Gehehmenrat) 
gefordert, und befamen einen harten Verwei, 
Daß fie feine Vorrechte von gemeinen Reciu 
lehrten härten behandeln laffen, da diefelben dat 
viel zu heilig und herrlich wären, als daß ſie duthh 
gemeine Gründe unterflüget werden könten, Zu 
legt erhob er feine Stimme, um fie durch Zurdt 
zur Unterwerfung zu vermögen, und legte einem 
nad) dem andern diefe Frage vor: „ob fie, mern 
„er finden würde, Daß eine vor den Richtem 
„anhängige Suche feinen Nutzen oder feine Oerah 
„angehe, und er dahero verlangen wuͤrde, ſi 
„nie ihm zu vernehmen, und indeßen mit weitem 
„Verfahren ansuftehen: ob fie nicht alsdenn do 
„mit anſtehen müflten,? Alle, der Praͤſident auf 
genommen, erfanten diefes für ihre Schuldigfeit, 
Seine Antwort verdient unvergeflen zu bleiben: 
„wenn ein folcher Fall ſich eräugen würde, N 
„würbeerbasshun, was einem Dichter zu thunob⸗ 
vliege. | 


W 26 Aher 


Biblio 385 


Aber diefem groſſen Rechtsgelehrten, ver Muchs Band 
enug hatte, dem Könige ins Ängeſicht zu wider-t Of, 
prechen, fehlte Die Unabhängigfeie ver Seele, wel⸗ 
he allein geſchickt macht, die Einfamfeit und den 
Imgang mit fich felbft zu vertragen. Seinen Fall, : 
ver ihm mehr Ehre brachte, als alle feine Aemter, 
onte er nichtertragen ; und Dahero wendete er bald 
rauf alle Mühe an die Gnade des Könige mies 
er zu erhalten. In diefer Abficht wendete er fich 
m den Savoriten mie einem Anerbieten, wovon 
nichts hören wollte, als man es ihm ehemals 
jethan hatte. Vor feinem Falle verweigerte er fich, 
che ohne Verachtung, feine Tochter dem Sir 
sohn Villiers zur Ehe zu geben. Er erfuchte 
tunmehro eben diefe Perfon unterthänigft, ihn mit 
Hefer Verbindung zu beehren, und er trug dem 
Zecretaͤr Winmood auf, dem Buckingham zu fa« 
jen, wie nahe ihm das gehe, was mit Bucking⸗ 
yams Bruder vorgegangen fey, und’ wie innig er 
vuͤnſchte, daß Diefe Verbindung zu ftande gebracht 
verden möchte, mit dem Zuſatze, Daß fie felbft bie 
dedingungen des Chevertrags machen follten, 
venn fein Vorſchlag angenommen würde. Da 
le junge Lady nicht nur eine berühmte Schön« 
jeit war, fondern auch viel Vermögen hatte; ſo 
nachte die Perfon, welche dieſer Vorſchlag am 
neiften-angieng,, feine Schwierigkeit, ihn anzu« 
whmen, und feine Mutter empfahl denfelben ih⸗ 
em andern Sohhe eifrigſt. Diefes beunruhigte 
en Lord Giegelbemahrer Bacon. Eiferfüchrig 
uf den Ruhm des Eofe fürchtete er feine Verbin 

. 3b dung 


. 386 Brittiſche 


⸗ Sand dung mit einer fo mächtigen Familie. Seine Eu 
1 bildungskraft fteilte ihm alle Gefahr vor, die ie 
nem gegenwärtigen und Fünftigen Gluͤcke von die 
fer Verbindung bevorftehen fönte, und er Font 

nicht vergeßen, daß er feinem Antagoniften mi 

einer Srenmüthigkeit begegnet Habe, die ihn mer 
aufbringen als warnen koͤnnen. Diefe Zu! 

trieb ihn an,. auf Mittel zu denken, wodurdtit 
Heirath hintertrieben werden koͤnte. Er wol 
derfelben ſolche Einwuͤrfe entgegenfegen, die dan 
König und feinen Liebling, um des allgemeinen 
Beſten willen, aufmerffam machen’ follten. Di 
Briefe, welche er bey diefer Gelegenheit an bar 
ablies, find mit der Derlegenheit eines Mont 
gefchrieben, der etwas befuͤrchtet, das er dochnid 
geftehen will, der fich ſtellt, als ob er nicht da 
nindeften Antheil daran nehme, feine Borfichtmi 
Still ſchweigen übergeht, und nur bey folden dr 
trachtungen fich weitläuftig verwellet, welde di 
jenigen angeben, denen er Dienfte leiften zuwelen 
vorgiebt. Aber diefer Kunſtgriff gelang ihmricht. 
Er wurde von Budingham übel aufgenommtl 
und der König mies ihn mit einer harten Antwet 
zuruͤck. Auch die Lady, welche von der Rolle, de 
er gefpielt hatte, benachrichtigee worden mar, IM 
ihrer Zunge freyen Lauf, und ſpottete über ihnm 
einer vitterkeit, die den Frauenzimmern eigemih, 
wenn man ihren Abfichten Hinderniſſe in den Weg 
leg. Da er folchergeftalt, um einer entfernt 
ten und ungemiffen Gefahr zuentgeben, ſich in et 
nahe und gewiße geftürzet harte; fo machte er hs | 

Bede 


Bibliothet 387 
Bebenfen, auf einmal eine andre Geſtalt anzu. s Yan | 
lehmen, feinen ehemaligen Gefinnungen enfgegen — 
u handeln, und ungebeten der Mutter der jungen 
ady feine Vermittelung zur Befoͤrdeng der Heiz 
ath anzubieten, Die er vorhero zu hindern ſich be⸗ 
teebee Hatte. Bon folchen nichtsbedeutenden Bege⸗ 
enheiten hänge das Schickſal der Minifter ab; 
md zu fo niedrigen und fhändlichen Künften mus 
er Ehrgeig fic) oft herunterlaffen. Die Familie 
orte nicht auf, ihm Vorwuͤrfe zu machen, under 
ihlte lange die Angſt des Herzens, die ein ehrgei⸗ 
ziger Mann empfinden mus, wenn fein ganzes Arne 
ehn ber Willkuͤhr eines koͤniglichen Lieblings übere - 
affen iſt, der jung und ftolz auf feine Erhebung, 
ft, und fich felbft für beleidige haͤt. Sie wur« 
en zuletzt wieder ausgeföhner: und ihre Freunde 
haft, wenn die Willfährigfeit des einen gegen ' 
Jen Eigenfi tn des andern, den Namen der Freund« 
haft verdienet, dauerte. einige Jahre ununterbros 
den fort; indeflen daß Buckingham taͤglich bie 
johen Kronbebienten, nad) den Vorſchriften ſei— 
ıer Phantafie, feines Unwillens und feines Eigen⸗ 
uutzes, einſetzte und abſetzte; einer jeden Privat- 
serfon, bie in einem Öerichtshofe etwas fuchte, nach 
hrem Berbalten gegen ihn, entweder behülflich 
ver hinderlich war; einen jeden unrechtmäßigen . 
Entwurf, der ihn oder feine Verwandſchaft auf 
a8 gefchwindefte bereichern konte, unterftügte und 
reförderte, Mit einem Worte, er machte ſich ſelbſt 
em Herrn furchtbar, der ihn aus deni Staube 
jegogen Harte, und I den er, wegen feiner 

Bb 2 Macht, 


388 Brittiſche 


5Vand Macht, hätte Ehrfurcht Haben ſollen; und diel 
er, alles mitten in der Zerftrewung eines Lebens, d 
er mit, abgeſchmackten und ſtrafbaren Luſtbarkei 

ten zubradıkgs 


Im Anfange des Jahrs 1619. wurde Ei 
Stanz Bacon zum tord Groskanzler von Engl, 
und für, Darauf zum Baron von Verulam ei 

: benz; weldien Titel er das folgende Jahr mit den 
Tirel des Vifcount &t. Alban vertaufchte, Be 
gebenpeiten dieſer Art müffen in feinem teben mr 

utz erzähle werden er mar ein fo großer Mont, 
daß feine Aufferlichen Ehrenftellen feinen Ran 
noch mehr verberrlichen konten. Wären fie u 
mittelbare Belohnungen der edlern Dienfle, de 
er feinem Vaterlande erzeigt hatte, und diem 
ihm zu erzeigen beftändig bedacht war: fo würde 
fie um desjenigen willen, ber fie ihm gab, eitt 

- gröffere Auſmerkſamkeit verdienen. 


Weder die Wichtigkeit und die Mankbfab 
tigkeit feiner Geſchaͤfte, noch der Pracht des Nu 
fes fonten feine Aufmerkſamkeit von der Pyilsh 
phie abwenden. Jene waren feine Abhajaunge 
und Sinderungen ; dieſe war feine geliebte Or 
ſchaͤftlgung, und faft bas einzige Vergnügen, di 
er ſich in feinen freyeren und beſſeren Stunden er⸗ 
laubte. Er gab im Jahr 1620, fein Nuun 
Organon heraus , als den Anbern Theil feine 
großen Wiederherftellung der Wiſſenſchaften; 
ein Wer, über deſſen Cinrichtung, Aenderunt 
und Ausbeflerung er zwölf Jahre zugebracht ha 

bi 





Bibliothet. 389 


bis eres ganz In einer Meihe von Aphoriſmen aus.s Band 
arbeitete, wie es gegenwärtig vorhanden iſt. St 
Bon allen feinen Schriften ſcheint er dieſes Werk 
auf Das -genauefte überfehen, und mit dem ftreng« 
Ren Urtheile vollender zu haben. In der That 
laͤſt die. Geſtalt bie er ihm gegeben hat, ‚nichts 
fremdes , nichts das blos zur Zierde bient, zu, 
Der Schimmer und die Ausſchmuͤckungen der 
Einbildungsfraft, die Anmurh und der Wohl 
Klang des Stils find hier bey Seite gelegt, als 
Schönheiten, bie entweder überflüffig, oder doch 
von einem niedrigen Range find, Der Berfafs 
fer hat-über dieſes verfchledene Ausdruͤcke in einem 
neuen und befondern Berftande gebraucht, wel: 
ches einige Leſer abgeſchreckt haben mag, fo wie 
andre Daffelbe eben fo unverſtaͤndlich zu finden ſich 
eingebildet haben, als die Schrediniffe eines Das 
cum, bie Quidditaͤten, und ſubſtantialen 
Sormen der Philofophie, die er um Ihr Anfehen 
zu bringen“ ſich bemühete; und dahero Ift dieſes 
erk von allen feinen Schriften am wenigften 
gelefen und werftanden werden. Cs follte eine 
Vernunftlehre von groͤſſerm Mugen und von eis 
hem gröffeen Umfange ſehn, als die Welt jemals‘ 
geſehen harte. Eine Wiffenfchaft, die es nicht 
blos mit Syllogifmen,. und mit den verfchlebenen 
Siguren ber Schlüffe zu thun hat, welche zuwel- 
len zur Anordnung ſchon befanter Wahrheiten, 
oder zur Entdeckung der Trugfhlüffe, Die unter _ 
unferer oder anderer Seute Art zu fehlüffen verbor⸗ 
gen liegen, Dienen Sönnen: ſondern dieſe Wiſſen- 
Bb 3 ſchaft 


390 Brittiſche 


s Band ſchaft iſt eine Erfinderin der Kuͤnſte, und ein 
StGebaͤhrerin neuer, wichtiger, und in dem menſch 
lichen Leben gemeinnügigee Entdeckungen. Dis 
fes trägt er vor, indem er unſre Aufmerkſamkei 
von den Begriffen zu den Dingen felbft; von je 
nen fubtilen und unnügen Speculationen, bie da 
Verſtand bienden, aber nidye erhellen, zu ein 
richtigen und vernünftigen Unterſuchung der Be 
fege und Kräfte der Natur, auf einem Weg 
Dinleitet, der den Welfen, welche Wahrheit un 
Unterricht zu dem einzigen Endzweck ihrer Unter: 
ſuchungen machen, fo wohl anfteht. Syn die 
Abſicht war feine erfie Bemuͤhung, aus der SM 
le alle diejenigen Irrthuͤmer auszurotten, weht 
in berfelben entweder von Natur aufwachfen, oder 
Durch die Erziehung darein gepflanzt und dur) 
Das Anfehen der Männer unterhalten worden fin) 
deren Schriften ein verjährtes Recht erlangt ho 
‚ ben, das menfchliche Geſchlecht zu Jerthuͤmem 
zu verleiten. Einer Seele, die auf diefe Ari 
ber Unterweifung zubereitet worden, trägt er den 
zweyten und feientififchen Theil feines Werks dt, 
Die wahre Methode, die Natur aus den Beqe 
benheiten und Beobachtungen , und durch gelat 
de und Achte Folgerungen zu erflären, bie mil 
von der Eindifchen Kunft unterfchieden find, ne 
che bis zu der damaligen Zeit in der Philoſophi 
allein die Oberhand behalten hatte. Die feinig 
erfordert eine binfängliche und genaue Sammlung 
von ben für und wider eine Streitfrage gebrauh⸗ 
sen Beweisgruͤnden, welche mit Fleis zufammes 
0 | getragen 


Bibliothek. 391 
getragen und mit einer unparteyiſchen Aufrichtig⸗5 Band 
eit erzaͤhlt ſeyn muͤſſen: woraus, nad) einer+ St. 
orgfältigen Prüfung derſelben, und wenn man 
icher feyn Darf, daß keine widerfprechenden Be⸗ 
veisthuͤmer angezogen werden fönnen, am Ende 
eine nügliche und zu weitern Entdeckungen führen» - 
de Wahrheit hergeleitet werden fan. Auf diefe 
Art find in. jeder Wiffenfchafe Erfahrungen und 
Schluͤſſe, zu einer wechfelfeitigen Unterflügung ° 
ju vereinigen, u 

. Da wir nunmehro 'zu der wichtigften Beges 
benheit in unfers Verfaſſers teben fommen, wel 
bes ſich mit einem traurigen Unfall in Abfihe 
auf fein Gluͤck ſowohl als auf feine Ehre endigte: 
fo will es nöthig feyn, Die Urſachen, welche Dies 
fes hervorgebracht haben, Schritt vor Schritt an« 
zueigen, befonders da diefe Sache bishero noch 
nicht in dem Gefichtspuncte betrachtet worden iſt, 
der fie wichtig und lehrreih made. Es wird 
ſich Deutlich veroffenbaren,, daß er, feine Verbre⸗ 
hen mögen geweſen feyn welche fie wollen, ber 
Sicherheit eines andern, der frafbarer, als - 
et, war, aufgeopfert wurde, und baß diefes Das 
Verfahren eines uͤbelurtheilenden Herrns war, 
der es fuͤr ein groͤſſeres Verdienſt hielt, wenn 
man ihn in einem gewiſſen Grade beluſtigte, als 
wenn man ihm dm hoͤchſten Grade nuͤtzlich 
war. | . Ä 
Unter ben Schwachhelten des Königs Jakob 
war feine Eitelkeit die fchädlichfte für feine eigene 
Samilie ſowohl, als für die Nation überhaupt. . 

| .. Bb4 Er 


392 Brittiſche 


Band Er legte gewiſſen chimaͤriſchen Vorzuͤgen in feine 
— Perſon; dem ihm anhaͤngenden Rechte, wodurhh 
er zur Krone von England gelangt zu ſeyn vor 
eb; feiner langen Befantfchaft mit den erftn 
Geheimniſſen der Kegierungsfunft und feinen un 
„ gemeinen Bolltommenpeiten in der Belehrfamte, 
einen unendlichen Werth bey. Seine vornehm⸗ 
fie Mapime war: wer nicht gelerne hat, ſichn 
verſtellen, ber weis nicht zu regieren; aber® 
ſcheint, daß er von einer andern Marime, oh 
welche bie erfte von feinen guten Folgen ſeyn fat, 
nichts gehört habe: allen Schein einer Si m 
verbergen, und fie unter die Maske der Aufid 
richtigkeit und Treuherzigkeit zu verfteden, | 
Dingegen entdedte fein ganzes Spiel feinen Un 
ferchanen und Fremben zugleich, fo daß bey I 
nen Unternehmungen mit den erftern und ber I 
nen Megotiationen mit den legteen diefer Sal 
mon allemal hintergangen wurde, Er beſos in 
der That viel Gelehrſamkeit; aber eine Gele 
famfeit, die ein König nicht haben follte, m 
wahren Auswurf dee Scholaftifer, der ihm W 
meiter nichts, als zu einer unnöthigen Gefhnl 
bigfelt in allen Stuͤcken verhglf; und er erlaubt? 
fich die auſſerordentliche Pedanteren , es bey alt 
Gelegenheit merken zu laſſen. Wegen bit 
Puncte wurde er von den giftigften aller Schmeit 
ler, ben ernften und ehrwaͤrdigen Geiſtlichen, IR 
alle Maaſſe erhoben: aus dieſer Urſache, und 
weil fie ihn, zu einer ſehr unkoͤniglichen Anwen 
dung feines Talents aufmunterten, machte er " 
Ä wvielen 





Bibliothet. 393 


ielen Gelegenheiten feine Macht zu dem niedrig Banb 
en Werkzeug, ihre Seidenfchaften und Herrfch: t FF 
ucht zu befriedigen. Zur Vergeltung madıten 
ie für ihn ein vor allen menſchlichen Geſchlechten 
orhergebendes und über diefelben erhabenes Bes 
ugnis, ja ein göttliches Recht ausfindig, ohne 
Biderfpruch Schwachheiten zu haben, und Bos⸗ 
reiten auszuüben, Und biefe Lehre, ſo ſchrecklich 
ie it, unterſtanden fie ſich aus der heiligen Schrift 
erzuleiten. Wuͤrde fie in derfelben gefunden, 
velhes ohne Sottesläfterung nicht behauptet wer⸗ 
yen Fans ſo waͤre dieſes der Triumph des Uns 
laubens , und ein Beweis, daß diefe heilige 
Schriften nicht von Gote fondern'von einem ihm 
nd aller Tugend gehäffigen Wefen eingegeben 
vorden ſey. Dieſe Sehre, welche mit feiner eis 
uen verfehrten Denfungsart übereinfam, mach⸗ 
e, daß er feine Unterthanen als Sclaven, und 
ein Parlament als Leute anfah , die ſich einer 
Macht anmaffeten, zu welcher fie gar Fein Recht, 
Der aufs höchfte nur ein erbetenes Recht hätten ; 
ınd er hatte nunmehro feit fieben fahren fich ber _ 
rebt ohne baflelbe zu regieren, einen Vortheil, 
er von dem Vortheil feines Volks unserfchieden 
ey, feftzufegen, und feinen Bebürfniffen durch 
le Mittel und Wege abzuhelfen, nur nicht 
urch ſolche, Die in der Reichsverfaſſung gegrün« 
et find, Diefe Grundfäge wurden ihm von den 
rgften Feinden. dev Republik, von den Projerte 
nachern und Monopoliften, beygebracht; ben 
nwürdigen Gefchöpffen , welche mit. dem Mas 

| Bb5 "ro men 


394 Brittiſche 


Vand men und Anſehn bes Buckingham ſich ſchuͤßten, 
— und ſeine Protection ihm auſſerordentlich bezahl⸗ 
ten, auf Unkoſten eines Volks, das fie unter: 
drücken, und verfchlangen. Auch feine Mutter, 
Die nunmehro für fich felbft in den Grafenſtand 
erhoben worden war, eine Frau, die zu boshal 
ten Unternehmungen gebohren war, fid) in als 
Menge, und einen unerfättlichen Geiz beſas, hat 
te viele Schuld an diefen Vorfallenheiten: fie be⸗ 
förderte ein jedes Project, das ihr Geld einbrad 
te; und durch Die große Gewalt, die fie über iß 
ren Sohn hatte, gelang ihr jeder ſchaͤndlicer 
Streich, den fie unternahm. Unter einer folden 
Megierung, da England in der That von einm 
ausfchweifenden Juͤngling, der felbft in den Hat 
ben einer ran voll Nänfe und Habſucht wit, 
beherefchet wurde, iſt es nicht zu vermundern, 
Daß das Volk durch ungefegmäflige Patent, 
durch Monopolien, und andere fchädfiche Pre 
jecte, die nur wenige reich machen, und tauſend 
ins Verderben ſtuͤrzen konten, geplagt und ge⸗ 
pluͤndert wurde. Alle dieſe Patente, fie mochten 
erlangt worden ſeyn, wie ſie nur wollten, befröl 
&igte der Kanzler, als ein Anhänger des Bulinz 
ham, auf das bereitmilligfte und faft blindling 
mit dem Siegel. Ober wenn er es ja jumell 
"wagte, zu erinnern, daß einige davon den rl 
Gen zuwider wären: fo war doch feine Vorftel 
fung zu furchefam und zu wenig unterſtuͤtzet, a 
daß fie einige Wirkung hervorbringen konte. Die 
fes iſt der große Flecken in feinem Character, ji 





Blibliothek. 395 
den Ehrenpoſten, in welchem ihn die Vorſicht;? Bund 
jefegt hatte, auf den Graͤnzen zwiſchen ben föni, EL. 
lichen Vorrechten und der Freyheit, verlies, 
idver verabfäumte, und Daß, wenn er die taͤgli⸗ 
hen Beleidigungen der leßteen nicht beförberte, 
erdoch Machficht gegen diefelben hatte. Dieſes 
war wider feine Neigung und wider feine beffere 
Einfiht. Denn da er wohl wuffte, daß der wah⸗ 
ve Vortheil feines Herrn in einem guten Ver⸗ 
nehmen mit feinem Volke Geftünde: fo hatte 
er ihm oft gerathen, das Parlament fleiffig zu⸗ 
fammenzurufen, und, megen ber zur Regierung 
erforderlichen Beduͤrfniſſe, fich auf Die Zunei⸗ 
gung der Mation zu verlaſſen. ‚Obgleich ein fok 
her Rath allen Marinien entgegen war, wo⸗ 
durch dieſer Monarch feine Mache zu befeftigen 
glaubte; und ob er gleich entſchloſſen war, Fein 
Parlament weiter zugulaffen, weil er die Glieder 
deffelben fire Leute anfah, die in feine Vorrechte 
Eingeiffe chäten, und fich felbft gröffer , ihren 
Regenten aber Eleiner , als fich gezieme, mach« 
ten: ſo wurde er doch fo weit gebracht, daß er 
den Entfchluß faſſte, die. beyden Häufer nody - 
einmal zufammen zu rufen. In der That machte 
die Befchaffenheit feiner Umftände diefes noth⸗ 
wendig. Seine Unteethanen wurden zwar ger 
drückt und ausgefogen; aber er war in befländis 
gem Mangel an Gelde: die. unnürbigen Leute, 
auf die er fein Anſehn übertragen hatte, liefen 
ihm wenig mehr übrig, als een allgemeinen 
Nas, der durch die in feinem Namen von ihnen 

| begang» 


396 . Brittifche 

sW@and heaanqnen Mäuberenen veranlafft murbe. Hiern 

er, kam, daß die bamaligen Eonjuncturen ihm dk 
Erhaltung ftarfer Subfidien von Den Gemeinen 
zu verfichern ſchien. Da Die ganze Nation einer 
ungemeinen @ifer bezeigte , die Pfalz feinem un 
glücklichen Schwiegerfohn wieder zu verkhafte: 
fo hatte er Urſache zu erwarten, daß, auf-fein 
Verſicherung, einen Krieg mit Ernſt anzufangen, 
fie ihm anfehnliche Eubfidien vermilligen würd, 
Die er nachhero zu andern feinem Genie und ſe⸗ 
nen Gefinnungen gemäffern Abfichten anwenden 
Ponte ; welches er auch wirklich chat. 

Das Parlamint wurde zuſammen baut; 
und es fieng feine Sigungen ben 20. Jaͤnner ı62l 
an. Der König hatte ſich in feiner Vermutung 
nicht ganz geirret: denn bie Gemeinen bemißisten 
ihm fofort zwey völige Subfidien ; aber fie fd. 
ten zugleich eine genaue Unterſuchung über D* 
willkuͤhrlichen Auflagen an, welche feir fieben Jeh⸗ 
sen , dem Wolfe unerträglich geworden mitt. 
Unter den Monopolien waren befonders dred mit 
der offeubarften Ungerechtigfeit und Unterdruͤdung 
verknuͤpft. Gewiſſe Perfonen harten Patente 
vom Könige erhalten, wodurch fie bevollmaͤh⸗ | 
tigt wurden, von allen Gaſtwirthen und Scherb— 
wirthen in ganz England eine jährliche Abgabe M 
erheben, Ohne Erlaubnig von biefen Perſenen 
durfte niemand Gaſtnahrung freiben; und dieje 
nigen,, fo Die Summe, die ihnen diefe niedrigen 
Werkzeuge ber Macht aufzuerlegen beliebt hatten 
nicht ſonder Anſtand bezahlten, wurden gun | 

. un 














Bibliothek. 397. 


nd ausgesogen, ober ins &efängniß geworfen, s Werd 
Jıefeg war eine fruchtbare Quelle von Bedruͤckun⸗ 1, 
en, und fie fielen dem armen Volke fehr-fchwer. 
jneen unmürdige Werkzeuge des Favoriten , 
Nompeſſon und Michel, die Dudleys und Empſons 

er damaligen Zeit, hatten ein Patent erhalten, 
Mein goldne und füberne Spigen zu verfertigen 
nd zu verkaufen. Der erfte war ein Mann vom 
Bermögen, deffen einziger Ehrgeiz war, bemerft 
umerden, obwohl blog durch feine Verbrechen: 
et Andre war ein unbefannter SSriebensrichter, 
er in einem abgelegenen Theile der Stadt eine 
medlere Nahrung trieb,” Sie misbrauchten die 
Freyheit welche ſie durch das Patent erlangt hat» _ 
en, indem ſie eine große Menge unächtes Gold 
md Silber für ächtes vertrieben : und wer es. 
vagte andre Spißen zu machen und zu verfaufen, 
er wurde entweder mit Geld oder mit Gefaͤngniß 
us haͤrteſte beſtraft. Diefe Ungerechtigfeiten 
dlengen fie deſto dreiſter, da der Halbbruder des 
Favoriten, Sir Eduard Villiers, mit ihnen in Ge⸗ 
elfchaft war, ob gleich fein Namen in dem Pa- 
ente nicht ſtand. Diefe und viele andere Befchwers 

en wurden im Parlament vorgebracht, und heftig 
jemiebitligt, Aber bie Gemeinen blieben hierbey 
uicht ſtehen. Sie giettgen in ihren Unterſuchun⸗ 
jm bis zu der erften Urſache aller Befchwerden zus 
uoͤck, in der Abſicht zu entdecken, durch wegen 
borſchub die verſchiedenen Patente waren gegeben 
dorden, und wie fie durch das Siegel hatten be? 
taͤſtiget werden: können, Man beklagte fich es 

| n 


398 Brittiſche 


gend in dem Kaufe, daß ſogar in dem hoͤchſten Gerichts: 
1 hofe der Billigkeit Ungerechtigkeiten ausgeübt 
würden. Dieſes ſetzte den Koͤnig wegen feine 
Kanzlers und wegen feines Lieblings in Unruhe— 
Budingham wurde unter der Sand benachtichti 
get, daß fein ganzes Verhalten aufs genauefteun 
gerfuche würde, und daß verfchiedene Mitgliee 
des Unterhaufes, ſehr ingeheim, öftere Zuſem 
menfünfte hielten, in der Abſicht, die Schul al 
ker und jeder Lingerechtigfeiten und Bedruͤcungen 
auf ihn zu bringen. Buckinghams Ereaturen, die 
über dieſe Nachricht in große Angft geriethen, 
überrebeten ihn, daß er fie und ſich ſelbſt gegmae 
le Ahndung fichern fönte, wenn er den König ſut 
Aufhebung des Parlaments zu bewegen fuchte; un 
Jakob würde ſich gewis aus Furcht zu diefem über: 
eilten und verwegenen Schritte haben verleitet 
faßen, wenn ihm Williams, Dechant von If 
minfter, nicht vernünftige Verſtellungen gehan 
hätte. Diefer ſtaatskluge Hofmann rieth ihm, al 
le Monopolien und bedrüdende Freyheitsbriee, 
durch einen Öffentlichen Wiederruf aufjzuheben; 
einige von den .niedrigern Verbrechern det if 
fentlichen Rache aufzuopfern, und das Para 
ment mit einer Verſicherung zu befänftigtn, 
daß diefe Abänderungen zuerft von Buckinghem 
in Borfchlag gebracht worden wären, da er geſun⸗ 
den habe, wie fehr er von argliftigen Projeimt' 
machern bintergangen worden ſey. Der Kant 
entſchlos ſich, Diefem Rath zu folgenz aber er kou 
 &e ihm nicht ganz aus ber Verlegenheit helfen, h 











Sister. | 399 


er er ſich befand. Der Kanzler, daßen Erfalestgun 
ung fein Vortheil erforderte, wurde öffentlich der + $t, 
Beitechung beſchuldigt; der Favorit, den er we⸗ 
jen feiner Zuneigung: nicht entfernen Fonte ; murde 
ngeheim, und dahero aufeine gefährlichere Art, als 
yer Befoͤrderer, wo nicht als der Urheber, alled 
Ingerech£igfeit, und Bedruͤckungen angeklagt, 
dende zu erretten, war nach Beſchaffenheit der 
Imftände, nicht möglich; und er fahe, daß er ſich 
ntmeder von dem Gegenftand feiner Zuneigung, 
der von dem Drafel, das ihm Rath ertheilte, trens 
ien muſſte. Es ift leichte zu errathen, wie die 
Fntfcheidung eines folhen Prinzens ausgefallen 
eyn wird. eine Leidenſchaft ſiegte über feine 
Bernunft s und Lord St. Alban wurde aufgeor 
fer, um den Budingham zu retten. Er dürfe 
e fogar zu feiner Vertheidigung nichts ſagen. Da 
r ſich durch ſeine Gelehrſamkeit eine allgemeine 
Hochachtung erworben hatte; und da ſeine Bered⸗ 
amkeit eine einnehmende Kraft hatte: fo wollte 
yer König ihm nicht geftatten, vor den Lords zu ers 
deinen, und feine eigne Sache zu führen. In 
em Laufe einer foldhen Unterſuchung hätte er durch 
ie Entdecfung der übeln Art zu regieren, wovon 
' unterrichtet war, und Der ungefegmäffigen Pa⸗ 
ente, die er hatte befördern müßen, den allgemeis 
en Has von fich abwenden, und verurfachen fönnen, - 
aß alle Schuld auf Budingham, den großen Ge 
enſtand der Rache der Nation, zuruͤckgefallen 
zaͤre. Die Fehler, die ihm ſelbſt zur Laſt gelegt wur⸗ 
en, wuͤrde er ſehr vermindere, und. ſich dadurch 
eine 


A 
a au 


408 Brittiſche 


eine große Sfnderung der Ahndung verſchaft haben 
die er außerdem in ihrer ganzen Strenge fühlen 
muffte. Er fahe diefes alles voraus, aber der Ki 
nig befahl ihm ausdruͤcklich, bey ber Linterfuchung 
nicht gegenwärtig zu fenn, und er verſprach ihm 
bey feinem königlichen Worte, ihn bey der endii 
chen Entfcheidung in Schug zunehmen ; oder, 
wenn er biefes nicht bewerkftelligen koͤnte, fo mürt: 
ee ihm nachhero feing Protection und Gnade mir 
ber auf die vollkommenſte Art angedeihen laßen. 
Er geborchte, und brachte fich ins Verderben, 


Den zwoͤlften März wurde von den Gemeinen 
eine Commiſſion niedergefegt, weiche die Mishbräu 
che des oberften Gerichtshofes unterfuchen follt. 
Einige Tage nachher berichtete Sit Robert Phi 
lips, ein menfchenfteundlicher und für Das allge 
meine Beſte eingenommener Mann, dem Haut, 
Daß von zwo Perfonen wider den ford Kanzler, 
wegen genommener Gefchenfe, Klage geführt wor⸗ 
den wäre. Et erſtattete diefen Bekicht nicht nur 
ohne alle Biteerfeit, fondern auch in Ausbrüden, 
die eine groffe Achtung und Zärtlichkeit gegen den 
Angeflagten zu erkennen gaben ; er rieth auch, dah 
diefe Sache den Pairs, ohne Vergrößerung, ver 
getragen werden möchte, In einer Conferen; di 
den neunzehnten zwiſchen beyden Häufern gehalten 


. wurde, befchloffen Die Lords, dieſe Sache foglei“ 


vor die Hand zu nehmen. Sp bald als davon dl 


‚fentlic) geredet wurde, fo bald fand fich ein neu 


Haufe won. Ktägern ein, welche den ungfüdtihe 
Ä Ä any 


Bibliothek. 401 
. 0 

danzler beſchulbigten, daß er ſich Habe beſtechen laſ⸗5Band 
en, beſonders ſolche Perſonen, welche ihm Geſchen· + Et, 
e gemacht, und nachhero ein Urtheil, bas Ihrer‘ 
Frmartung nicht gemäs war, erhalten hatten: und 
iefe Leute waren mehr wegen ihrer fehlgefchlagen 
ın Hofnung, als wegen der Ungerechtigkeit feiner 
Entſcheidung wider ihn aufgebracht: denn man 
wird nicht finden, daß jemals ein Ausſpruch von 
him, wäre abgeändert worden. Er hieltſich, diefe gan - 
ve Zeit über, wegen einer wirklichen oder vorgege« 
benen Umpäslichfeit in feinem Haufe auf: aber 
wenn fein Körper gefund mar; wie muffte in dier 
fem ungerißen und angftvollen Zeitraum feine 
Seele befchaffen feyn ? eine fo große Seele, die ihr 
Unrecht felbft erfante, aber gegen den guten Ruf _ 
empfindlich war, deffen fie fange genoffen, und den . 
fie in Gefahr ftand auf ewig zu verlieren. Seine 
Vorftelungen, er mochte nun auf das Vergangene 
zuruͤck, oder vor ſich Hin In die Zukunft fehen, muff« 
ten ſchrecklich ſeyn. Sein Schidfal wurde von 
vielen beſondern Umſtaͤnden begleitet, die in ihm 
Schaam und Berwirrung verurfachten. Er wur⸗ 
de in feinem ein umd fechszigften Jahre mehr das 
Opfer der Habfucht und des Uebermuths der feis 
rigen, als feiner eignen Fehler. 


Den fechs und zwanzigſten März Fam der Koͤ⸗ 
nig in das Haus ber Pairs, und er geftand, mit 
den Ausdrücken einer angenommenen Serablaffung, 
die Fehler feiner Regierung, erflärte fich heftig 
wider die Patente; über y man ſich bekiagte. und 

6 er⸗ 


⸗ 


402 Brittiſche 


s@arb übergab die Verbrecher, die den wenigſten Ynchei 


‚et. 


daran hatten, der Gerechtigkeit; und diefes al 
um feines tieblings willen, den er durch die ſchwaͤch 
fien Gründe, die man fich nur vorftelen kan, a 
vertheidigen fuchte. Inder That Eonten feine ii 
tigen Gründe zur Vertheidigung für ihn uw 
geführt werden, für ihn, —* groͤſſte Verhre 
cher war, und ohne deſſen Beyhuͤlfe die anden 
Elenden nicht würden ſchuldig geweſen ſeyn. Di 
Lords lieſſen ſich durch dieſe Rede nicht einnehmen; 


unterdeſſen, da fie es für hinlaͤnglich hielten, ihr 


König in die Nothwendigkeit einer Vertheidigung 
gefest zu haben ; fo ftellten fie fidy, als ob fir ki 
ner Meinung wären, Auf dieſe Ars kam Budınz 
bam für diefesmal aus der Sache, um neue Der 
Drehen zu häufen, und am Ende durch die Hand 
giner Privatperfon umzukommen, nachdem ihn di 
Fluͤche eines ganzen Volks, und nod) fegerlide 
Die Anzeigen derjenigen, die des Volks Sıelk mr’ 
taten, verwünfcht hatten. 


Nach einem Auſſchub von, btey Wochen font 
das Haus wieder zuſammen: aber bie Saft ihr 
Unwillens fiel blos, und ohne Varımherzigkeis, af 
den Kanzler, Sie waren mit dem: allgemeinen 
Bekäntniffe nicht jufriehen, das er in einem Drle 
fe-gerhan hatte, welchen der Prinz won Walls 
ihnen übergab, und worinnen er auf alle Verthei⸗ 


. digung feiner ſelbſt Verzicht that, und um feine 
andre —38 anſuchte, „als daß feine rege 


oUnterwur ſigkeit fein Urtheil/ ‚und ber Betr 
LEN * „ 


4 


Bibliothek. 403 
Siegel feine Beſtrafung ſeyn möchte» " Eriöur: S’Benb- 
«angehalten, jeden Punct der wider ihn ange N; 
tachten Anlage befonders zu beantworten, .. Er: 
yat diefeg den erften May 1621, Er. geftand die ihm 
acht und zwanzig verſchiedenen Artikeln beyge⸗ 
neflene Beſtechung mie dem deutlichſten Worten: - 
in, und uͤberlies übrigens feine Sache bet Mit: -. 
eiden feiner Richter, Sein Urtheil war: „daß, 
er vierzigtauſend Pfund Strafe geben; ſo lange. 
‚als der König es für gut befunden würde, im: 
Tower fißen ; auf immer alfer, Aemter, Stellen; 
und Bedienyngen da der Republik verluftig feyn, 
‚und niemals wieder in bent Parlament figen, noch: 
‚in die Schragfen des Gerichtshofen kommen foll« 
tn „Er :verlähr: ſolchergeſtalt das groffe Vor⸗ 
echt ber Wuͤrde eines Pairs; eine ungewöhnliche 
Öttenge, die nur beym Hochverrath ftatt fand... 


. BE re 1 
Der letzte Artikel der Anklage wider ihn glebe 
Gelegenheit zu vielem Nachdenken. Er enthält, 
zaß er feinen Bedienten viele Gelegenheit zu Geld⸗ 
preffungen, durch Misbrauch der Siegel, gege⸗ 
ben. Diefe Nachſicht gegen feine Bedienten, die 
in der That aufferordentlich it, wird durch⸗ 
zaͤngig und mit allem Rechte, für die vornehmfte 
Urfache der unrechtmaͤſſigen Dinge gehalten, 044 
feinen Fall nach fich gezogen. Bon Natur freyger 
ger , oder verfchwenberifcher, als es ein Mann 
enn fan, der feine Redlichkeit beyzubehalten ſucht / 
ies er feiner Samilie alle Arten won Ausfchmeifung 
jun, und da viele von Be ‚Angehörigen ,. junge, 
j e2 aus⸗ 


404 Brittifche 
5 Band ausſchweifende und üppige Perfohen waren: f 
18e verſchwendeten fie auf eine unmäflige Art, wenn 
ihnen ihre Freyheit gelaſſen wurde. Es fen nun, 
daß er Diefe Vergehungen nicht eher merkte, alt 
bis es zu fpät war, oder daß eine Seele, wiedie 
feinige, verlohren in der Groͤſſe der Unmeslichkett 
ihrer Mſichien auf die beſondern kleinen und un 
angenehmen Umſtände in ber: Deconomie, niit 
aufmerkfam ſeyn Ponte; fo fiel er, um feine ge 
wöhntiche Art zuleben, fortfegen zu koͤnnen, felhf 
in den Fehler fich beftechen zu laßen, und lies die 
fes denjenigen zu, die von ihm abhiengen. Wir 
fehen ſolchergeſtalt an ihm ein merkwuͤrdiges Vey⸗ 
- fpiel von allem was gros und erhapen, und vi 
allem, was Flein und niedrig an einem. Menſchen 
fenn fan. Solche feltfame Miſchungen in unfret 
Natur müßen jelbft diejenigen beunruhigen, und 
in Schrecken fegen, welche fonft die ftärkte de‘ 
&gfeit in der Tugend befigen. 


Nach einer kurzen Gefangenfchaft im dower 
gab ihm der König feine Freyheit wieder, und 
erlies ihm die Strafe, im die ihn das Parlament 
verteilt hatte. Da diefe Strafe fehr anfehrlic 
‚war : fo ftellte er ſich, als wenn er diefelbe ver 
fehiedenen feiner Freunde, die er für feine Gliu⸗ 
iger ausgab, angemiefen habe, Und mir finden, 
daß Williams, fein Nachfolger in’ der Wuͤrde des 
Giegelbewahrers, ſich hoͤchlich "über dieſe Sift ber 
klagte, weil er dadurch feine wirklichen Glaͤubiger, 
deren ſehr viele in Gefahr waren, "durch —* 

W d 


u Bibliothek. 205 


ja geſtuͤrzt zu werben, zu bintergehen dachte. syn - 

llein es ſcheint, daß er dieſe Liſt in einer viel un St; 

huldigern Abſicht angewendet Habe, nämlich, um 

ch einige Ruhe von ihrem. Anlauf zu verfchaffen, 

is er feine Privatumſtaͤnde, die Durch feine eher 

nalige üble Wirthſchaft und durch den nunmehrir 

en Verluft feiner. Aemter, fehr ſchlecht geworden 

yaren, wieder in einige Ordnung gebracht haben 

sirde. Am niche wieder eine Begebenheit er⸗ 

sähnen zu Dürfen, die dem $efer fomohl als dent 

Schriftfteller ‚unangenehm ift, wollen wir hieran.  . 

nerten, daß er, ungefähr drey Jahr hernach, 

en König Jakob um eine gänzliche Losſprechung 

on feiner Verurtheilung bat, „Damit hiefer 

Schandfleden von ihm, und von feinem Anden- 

‚fen bey der Nachkommenſchaft hinweggenommen 

‚werden möchte... Was in des Königs Macht 

tand, wurde ihm fogleich gewaͤhret, eine völlige 

nd gänzliche Sosfprechung von dem tiber ihn: ges 

üllten Urtheil. Auch die Nachkommenſchaft, auf 

ie er fich berief, Hat ungeneige zu ſeyn geſchienen, 

ih an feine Vergehungen zu erinnern; und bieje- 

fügen, welche daran denfen, haben gleich denen, 

die die Flecken in der Sonne gewohr werden, nie⸗ 

mals fich einfallen laſſen, feinen mahren Glanz zu 

vermindern, oder fein groffes Anfehn in der ges 

Iehrten Welt zuläugnen. Er begab ſich alfo, aus ' 

der Herrlichkeit einer öffentlichen-Ehrenftelle, zu⸗ 

fü in den Schatten der Abgezogenheit und der 

gelehrten Muße, und beflagte oft, daß ber Stolz 

und der falfche Schimmer. der. Ehre ihn fo fange 
3. von 





406 Brittiſche 


1er von ber edelſten und.nüglichiten. Beſchaͤftigung 

ST, nes vernünftigen Weſens abgezogen Habe, Ci 
kein Zweifel, daß diefe Gefinnungen in ihm du 
eine feſte Ueberzeugung von 'bee ' Lnbefländigf 
und Eitelfeic aller menfchlichen Hoheit hervorg 
bracht wurden, 2 


Bicgher find tie ihm durch das Getuͤmm 
und bie unangenehmen Wege Der Gefchäfte gi 
get, Wir werben ihn von nun an in einer ang 
nehmern obgleich weniger in. die Augen fallende 
Berfaffung finden; frey von der Knechefchaftein 
Hofes; von einer unausftehlichen Gefaͤlligken ge 
gen die Thorhelten und Laſter folcher Mena 
die in jeber Betrachtung unter ihm waren (den 
unter Diefer Regierung Ponte man auf feine anflan 
Digere Bedingungen emporfleigen.;) in einem zu 
ſtande, worinnen er fi) ber. natürlichen Peigung 
feines Genie überlaffen, und worinnen er id fehl, 
zum Vortheil nicht eines Zeitalter, nicht eines 
Volkes allein, fondern bes ganzes menſchithen 
Veſhiechis ‚ und aller kommenden Zeitalter Kir! 

onte. | 


Das erfte betraͤchtliche Werk, womit er ſih 
nach feiner Entfernung vom Hofe, beſchaͤſtgl 
war die Geſchichte Heinrichs Des fiebenten, M 
che er, af Verlangen bes Königs Jakob, M 
fertigte, und im Jahr 1622 herausgab. Soyle 
auch einige Schriftſteller von feiner Melandelt 
und Niedergeſchlagenheit fprechen, fo finden nit 
doch in dieſem Werke überall pewtläche Spunt, 
. ir 








Bibliothefk. 407 


es Geiſtes, Bet weder vom Alter geſchwaͤcht, noch 
om Ungluͤck niedergedruͤckt geweſen. Es hat grof. 
n Beyfall erhalten, und es iſt eben fo ſehr geta⸗ 
elt worden; ein Beweis, daß es mehr als gei 
veine Vorzüge Haben mus. Und wir Dürfen bes 
aupten, Daß, wenn es auch Fehler hat, fie nicht 
on dem Mangel eines lebhaften Verſtandes, und 
ner feurigen Einbildungskraft, herrühren. R% 
ig Jakob wollte feinen Vorfahren Heinrich) für das 
ollkommenſte und nachahmungswuͤrdigſte Mufter 
ndter Monarchen gehalten wiſſen: und da damals 
ie Schmeicheley herrſchete, fo wurde dieſes ge⸗ 
chwind die allgemeine Meinung am Hofe; uns 
eachtet im Grunde der Character dieſes Prinzen 
n feinem Stuͤcke liebenswuͤrdig, und fein Berhal- 
en ben vielen Gelegenheiten, voll Schwachheit 
der Bosheit war. . Wenn $orb Bacon der anſte? 
fenden Seuche. feines Zeitalterg nicht ganz ent 
jangen ift; wenn er hier und da bie Unvollkom— 
nenheiten-und die ſchlechten Züge des Originals, 
a8 er abfchilderte,. zu verſtecken gefucht hat: ſo 
aͤſt er ung doch, dieſer Milderungen ungeachtet, 
iefen König fo-wie er war, und in feiner ganzen, 
sahren Haͤslichkeit fehen. Argmohn und Gel; war 
en, wie fein Geſchichtſchreiber geftcht, die vora 
lehmſten Theile feines Ganzen; und dahero war, 
tine einheimifche und auswärtige Stgatskunft eine 
eſchraͤnkt, eigennuͤtzig und faiſch. Leer von al« 
er groſſen und ausgehreiteten Ktughelt bemaͤhte er 
ich, dieſem Mangel, durch nichtsbedeutende und 
leine Kunſtgriffe der abjuhelfen. Hierdurch 
Ä . Gr 


5Band 
Gt. 
u pn ‘ 


4 . hatte‘ 





408 Brittiſche 


s Band haste er Immer das Gluͤck ſich aus Verbrieslichte 

er, ten herauszuwickeln, die ein weiſer Mann in Zei 
sen vorbergefehn, umd ein befferer Mann ganz und 
gar vermieden haben würde. Aber da er ungeftl 
lig und einfam war: fo wurbe feine muͤrriſche Ge⸗ 
müthsart von ben Menfchen für einen tieſdenken⸗ 
enden Verſtand angenemmen. Sein Gel; war 
ſchaͤndlich und unverſchaͤmt. In feinen Auge 
war nichts klein, nichts ungerecht „ das ihm feine 
Geldkaſten fuͤlen konte; und blos in der Abſicht ſie 
zu füllen, denn er machte vom Reichthume feinen 
Gebrauch, lies er ſich zu täuberifchen Kunfigri' 
fen herab, die eben fo verunehrend als unteri- 
dend waren. - .‘ 


Wir Haben geftanden, daß Lord Bacons Gr 
ſchichte der Parteylichkeit beſchuldigk worden, und 
mir wollen nicht verfchweigen,; daß man feier 
Screibart ein gezwungenes Wefen, und eine fal⸗ 
ſche Berebfamkelt vorgeworfen hat. Allein dieſes 
war nicht fein Fehler, ſondern der Fehler der del⸗ 
ten, worinnen er lebte, und beſonders eines Ho⸗ 
fes, der, nach dem Beyſpiel des Monarchen, an 
dem unaͤchten Schimmer des Witzes und der 
Schreibart, an ber armſeligen Kunſt Zweyden 
tigkeiten und Wortſpiele vorzubringen, Geſchmad 

fand. nu 

Seine Berfuche find, unter allen feinen We⸗ 
Sen, am meiften gelefen worden, und fie werden 
noch izt mit Recht hochgeſchaͤtzet. Gegen das En⸗ 
de feineg Lebens verbeſſerte er fie in Anſebm des 

ume 








Bibliothek, 209 


Numerus und des Machdrucks; und er gab fie vonsiyann 
euem heraus, nicht nur in der englifchen, fonbern *St-, 
n einer allgemeinern Sprache, welche fie, wie er 

id) einbildete, fo: lange fortbauern laſſen würde, als 
Bücher fortdauern werden, ‘Da fie nicht beſtim⸗ 

met find, zu beluſtigen, fondeen zu: unterrichten; 

da fie weder eine Satire auf die Menfchheit, noch 

ine Schule bes Scepticiſmus find; To merkt Bol 

aire”) an, Daß fie weniger: gelefen wörben find; als 

Vie Marimen des Rochefoucault, und die Verſu⸗ 

he des Montagne: ine Anmerfang, bie dem 

lord Bacon Ehre bringt; der ein zu großer Mann 

war, als daß er feinen Ruhm bey der Menge hät 

te fjuchen, und der Bosheit, oder der vormigigen 
Ausſchweifung, welche zu viele beſer, ſelbſt in mo⸗ 
raliſchen Schriften, gern finden, hatte ein Opfer 
bringen follen. 


Wir enthalten uns hier, von andern Werken, 
die er in dieſem legten Auftritte feines Lebens :vors 
fertigte, Erwähnung zu thun; fieiverden an einem 
andern Orte angejeiget werben. .: Wir wollen nur 
anmerfen, daß nichts eine erhabenere Idee von der 
Nutzbarkeit und der Lebhaftigkeit ſeines Genie geben 
kan, als die Anzahl und die Beſchaffenheit ſeiner 
Schriften. Unter bee Demuͤthigung einer öffent: 
lihen Berbammung, bey ſchwacher Geſundheit, 
und in fchlechten Gluͤcksumſtaͤnden, genos er feine 
Abgezogenbeit von der Welt nicht über fünf Jah⸗ 

j C c5_ ve, 
” are -Literätuge et de Philofopbie Cheap, 





Arygpoi ein kleiner Zeitraum? unterbeßen wuſſe e 


—* 


«in SBrittiſche 


Mittel, in denſelben alles das hineinzubringe, 
was Das ganze Geſchaͤft und die Ehre eines lange 
und glüdlichen.ebens harte ſeyn koͤnnen. Kine 
von feinen erftern Ausarbeitungen verbefferte un 
permehcte er: und .er verfertigte ‘einige neue, D* 
ſowohl wegen dar Wichtigkeit und der Mani 
ſaltigkeit dee darinnen enthaltenen Materien, ı‘ 
wegen feiner Art, fie zu behandeln, fehr hetraͤth 
tich find. Es find auch nicht blos Werke vonbiei 
fer Gelehrſamkeit und Arbeitſamkeit, die fm 
nichts als eine. ftarke Leibesbeſchaffenheit und ann 
ununterbrechessen. Fleis erforberin : ſondern es IM 

Nachtain| 








Werke, die ein originales Genie und 
Gervorgebradht Hat, und die entweder neue Mat 
sien aber dorh ſolche, die auf eine neue Art befat 
belt find, in fi fallen, Er nahm. ſeine Begift 
aus feinem eignen Reichthume her ; fie waren grind 
Heli, deutlich und foftemadifeh ;. und die Eirid- 
tung feines ganzen Plans verbreitete über jeden bo 
fordern Theil Sicht und Anmuth. Bey det 
tachtung eines jeben Gegenftandes ſcheint er A 
einen fo vorsheilhaften und erhabenen Gefidt’ 
punct gewählt zu haben, Daß er aus denſelben er 
ne ganze um ihn herumliegende Gegend uͤberſehen 
and jeden Pleinen Theil derſelben genau und leih 
‚sinterfcheiden konte. Dieſer Character iſt ſowohl 
feinen ausgearbeiteten, als: ſeinen unvollendei 
Merken eigen, ° ER 

Bon feiner vorgegebenen Armuth, iſt nicht nut 





von den engliſchen, fondern auch yon andern Schrf⸗ 


” 


‚ Selen 


Bibliothek. HR. 
kellern oft gerebet worden, Einige von ben erſtern Band 
haben behauptet, daß er einfam, in Dunfelget I%- 
ind Dürftigkeit gefehmachtet habe, und umter den 
etztern hat te Clere, welcher durch eine Stelle 
in einem von: Hswels Briefen auf eben biefe Mei⸗ 
kung’ gebracht worden‘, ſich mie einem redlichen 
Imisiflen-dolder den Prizen erflärt, ber einen fol . 
chen Mann; in feinen abnehmenden Fahren, mit 
Armath und Kummer fämpfen lies. Die Sache 
it ohne Zweifel übertrieben werben. Vielleicht 
hatte er feinen: Ueberflus an: Gluͤcksguͤtern: aber 
ſeine ordentlichen Einkuͤnfte muͤfſen ihn gegen Man⸗ 
gel und aͤngſtliche Sorgen geſichert haben. Di’ 
Rawley, welcher lange in ſeiner Familie bekant 
geweſen, behauptet, daß ihm der Koͤnig auſſer 
einigen Bedienungen jährlich” üchtzehnhundent 
Mund gegebenz’und daß er dieſes nebſt feinen 
Grundſtuͤcken, die ungefähr ein Dritcheil mehr 
beteugen, bis an feinen Tod behaften habe. Aber 
er hatte fich :in ‚feinen: gluͤcklichen Umſtaͤnden, auf 
die Tage der Wiederwaͤrtigkeit nichts gefammeis, 
und fein Gehalt wurde von einem Könige unrich⸗ 
tig bezahlt, der, : an ſtatt feine Einkuͤnfte zu groſ⸗ 
fen und guten: Endzwecken anzuwenden, ſie tuͤg⸗ 
lich mit unnüßen Megoclationen, verſchwendete. 
Man: fege Hinzu, daß Lord Bacon dieſe ganze 
Zeit über unter einer groffen-Schuldenlaft erlag, 
und daß er ohne Zweifel fehr anſehnliche Summe 
auf Erperimense verwendete, Selbſt Biejenigen, 
welche bey jeder andern Gelegenheit /ſich einſchraͤn⸗ 
ken, und ſparen, ſind verſchwenderiſch, am 
eine 


2 Brittiſche 


«anbeind Heblingsneigung zu befriedigen. Dieſes wa⸗ 
mr, ren Die Urfachen des Elends und ‚der Ungemaäͤch—⸗ 


lichkeiten, worein er oft verfiel, Daß Deren viele 
und fehr groſſe waren, Lan men nicht in Zweiſel 
ziehen. Wir werben hiervon durch einige Ausdruͤ⸗ 
de in feinen ‘Briefen an den Koͤnig Jakob nur zu 
fer verſichert. In denſelben hat er fein Herz in 


" SKlagen und Bitten, und in einem ſolchen “Ton 


ausgeſchuͤttet, daß ein jeder, der ſein Andenken eh⸗ 


ret, wuͤnſchen wird, er moͤchte in dieſen Ton nicht 
gefallen ſeyn. Diejenigen, weiche Die Niedeig⸗ 
keit der menſchlichen Natur behaupten, werben 
aben ſowohl als die andern, die für Die Würde 
Derfelben ſtreiten, in dieſem einzigen Manne Ge 
legenheit genug finden, ihre verſchiedenen Meinun⸗ 
gen zu unterflügen. Allein wir wollen eine Dede 
über Unvollfommenheiten ziehen, und bekennen, 
Daß eine aufferordentliche Einficht dienen Fönne, bes 
trächtliche Fehler und Flecken Inden weiſeſten Se« 
Ten, und in. den geöflten Charactern, Die jemals 


dDie Menſchheit geziert haben, wahrzunehmen. 


rn + König Jakob farb im Jahr 1625 nach einerum 
gluͤcklichen Regierung von drey und zwanzig Jah⸗ 
ren, verachtet von Auswaͤrtigen; verachtet und 
gehaſſt von feinen Unterthanen. Seine ſchaͤdlichen 


Meinungen und fein uͤhles Verhalten gab zu den 


‚Zrennungen Anlas, bie bald hernach feine Koͤnig⸗ 
zeiche in das Elend bürgerlicher Kriege flürzten, 
‚bie den Grund der brittifchen Regierungsform er- 
ſchuͤtterten, und die fie zuletzt üher ben Saufen 
warfen. | 


en . . Een | 


% 








. Bibliothef. 419 

Seln ungluͤcklicher Kanzler. überlebte ihn etwas sam 
über ein Jahr. Die Mannichfaltigkeit feiner Se 1%; 
Khäfte und gelehrten Bemühungen, denen er fich lan⸗ 
ge, der geheimen Bekuͤmmernis feine. Seele unge⸗ 
achtet, gewiedmet hatte, hatten feine Geſundheit 
geſchwaͤcht. Nachdem er eine Zeitlang entkraͤftot 
geweſen war, „zog er ſich ſeinen Tod durch eine 
Ausſchweifung zu, die einem Philoſophen nicht 
übel anſteht: er betrieb nämlich mit einem groͤſſen 
Lifer, als feine Kräfte zulieſſen, gewiſſe Erperis 
mente, die die Erhaltung der Körper anglengen, 
Er fühlte fo plögliche Veränderungen im Kopfe- 
nd im Magen, daß er fich in des Grafen von 
Nrundel Haus verfügen muffte, in deffen Nachbark 
chaft er fi damals befand. Er wurde daſelbſt an 
inem Fieber krank, welches von einem Fluſſe auf 
ver Bruſt begleitet war, und, nad) einer Krank⸗ 
jeit von acht Tagen flarb er am neunten April 
1626 imſſechs und ſechszigſten Jahre feines Alters: 
Man finder feine Nachricht, wie er ſich in dieſet 
Krankheit betragen, und was für Gefprächeer bey 
rer Annäherung des. Todes geführet; ein Diangel, 
iber den jeber Sefer klagen wird, weil nichts die 
Aufmerffamfeit mehr erwecken, nichts das. Herz 
ines Menſchen ftärker rühren-fan, als das Den 
akten- aufferordenzlicher Perfonen in ‚ihren legten 
lugenblicken, in der einzigen Scene des Lebens, 
ie wir alle, ganz zuverläflig, eher. ober fpäter, 
nit ihnen gemein. haben. werden. Es iſt nur ein 
Zrief übrig, ber legte, den er geſchrieben, und 
en er an bie vornehme Perfon gerichtet hac, un 

a 5—51. En ter 


414 Brittiſche 
Berd ter deſſen Dache er ſtarb. In dieſem Vriefe ver 
2 gleicht er ſich mit einem berühmten Philoſophen 
des Alterthums, dem aeltern Plinius, welcher fein 
Leben veriohr, als er mit einer zu gefährlichen 
MNeugier, den erſten groſſen Auswurf des Velunt 


e 


So' lebte und ſtarb der Lord Grosfanzfer 2 
con *), et 
Er würde In ber St. Michaels‘ Kirche ftil ie 
aben. Der Ort, wo feine Gebeine liegen, blieb 
nge vergeſſen und unbefant, bis Die Dankbarkeit 
eines Mannes, Thomas Meautys, der ehemals 
fein Bedienter gewefen war, feinem Namen und 
enten ein. Denfmal errichtete. In einem an 
ern Lande, in einem beffern Zeitalter würde fein 
Dentmal ein öffentlicher Beweis gewefen fern, 
wie fehr die ganze Gefellfchaft einen Bürger ver 
ehret, deſſen Genie ihr Ehre brachte, und deſen 
Schriften ihre. fpätefte. Nachkommenſchaft unter: 
richten werden, . r | | 
Eine Stelle in felnem fegten Willen if met 
wuͤrdig: Nachdem er in: Anfehung feiner Exit 
und feines Körpers die gawbhnliche Verordnung 
gemacht hatz fo fegt er bin: „meinen Ramen 
Jund mein "Andenken hinterlaſſe ich auswaͤttigen 
en er „Natlo⸗ 
2) Er blieb bis in fein vierzigſtes Jahr umverheire 
thet; und alsdann verband et fich mit der Toch⸗ 
C : ger des Alderman Barabam:zü London, mit in 


u er.» Bermögen bekam: Kin gesighe wait ibr ft 
Per — us fie Uberlebre Ihn orig Jahr 


‘ 





Bibliothet. "A 


Nationen‘; und ,. menn einige: Zeit verfloflen ſeyn⸗ Band 
vird, meinen Landsleuten*)., . Was die erſtern 1 Oh 
nbeteift; fo wurde er fchon: bear feinen 2ebzeiten; 
on den.berühmteften Männern, die Sranfreich 
nd Italien aufzuweilen hatten, bewundert, auch 
on, einigen beſucht, als ein ‚Mann, deſſen 
zalente ihn nicht mar zur Zierde feines Zeitalters, 
dern der menfchlichen Natur machten, < Als 
er Marquis von Effiat die: Prinzeſſin Henriette 
Naria, Die. Gemahlin Carls des Eriten ,: na 

Fngland brachte; legte er. einen Beſuch bey vord 
Bacon *) ab; weicher eben damals krank zu Bet⸗ 
elay, und ihn, ben heruntergelaſſenen Borhäns 
jet, empfieng. „Sie gleichen den Engeln, lag» 
‚te diefer Miniſter zu ihm, wir: Hören oft von die⸗ 
ſen Weien reden „ die fo fehe über die Menfcheii 
eehaben find, und niemals haben wir die Zufrie⸗ 
denheit, fie zu ſehen., Umter.ben Englaͤudern 
ind die Ramen derjenigen allein, welche fein 
Neinungen angenommen, und nach ſeinen Ent⸗ 
sürfen verfahren hoben, fuͤr ihn der hoͤchſte Lob⸗ 
pruch. Wir uͤbergehen eine: guofle Anzahl: vom 
Dhilofophen, die alle berübme: find, mit Sci 
Menen it das Verzeichnis feiner Nachfolger 
Ar ein. Vople, ‚ein, tode,- und. ein Nemwıog 
abft,. - 


Etwas babnder unb davon [7 feine 
Urſache 


*) Baconiana p. 303. J 

* Voltaire — de REN et de philoſo⸗ 
ſophie, ı.hap. XIV. 

* S. Rawleꝶyꝰ Life af Beau! ge 


4% Brittiſche 


3 Sand rſache leſcht angeben laſſt, war ben ihm, deß er 

Ebey jeder Monbfinfternis, er mochte fie obſer⸗ 

"gen oder nicht, von einer plöglichen Ohnmacht be 
fallen wurde, die ihn, ohne einige Schwachhei 
guruͤckzulaſſen, fo bald wieder ‚verlies, als:di 
Monbfinfternis verüber war. Er war von eine 
mittelmäffigen Leibeslaͤnge; er hatte einehohe md 
offene Stien, die zeitige Eindruͤcke des Altersm 
ꝓfieng: feine Augen maren lebhaft und durchdrin 
gend: fein ganzes Anfehn war ehrwuͤrdig und ge 
fällig; fo Daß ein jeder, der ihn ſah, geneigt mer 
ihn zu lieben, ehe ex wuſſte, wie viele Urſachn 
vorhanden waren, ihn zu bewundern. Aus die 
fer Urfache fan man das auf “Bacon anwenden, 
was’ Tacitus von feinem Schwiegervater, dem 
Agricola, fagte, eim jeder gutgearteter Mon 
würde fogleich geurtheilt Haben, daß er ein groſſe 
Mann feyn muͤſſe, und er wurde eine Freude ge 
habt haben, zu finden, daß er es wirklich fr 


- . Die Talente, welche gemeiniglich nur een, 
wuch-bey berühmten Leuten, angetroffen werden, 
waren bey ihm vereinigt zu finden. Ak feine Ze 
genoffen, ſeibſt diejenigen, die den Hofmann fr 
feten, bekennen bie vorgüglichen Faͤhigkeiten de 
Schrififtellers und Rechtsgelehtren, bes Pill 
phen und Geſellſchafters ). In Geſellſchaſt iu‘ 
te er die entgegengeſetzteſten Character annehmen, 
und die einem jeden eigne Sprache, mit einer ihm 
ſehr natuͤrlichen Seichtigkeit reden; die Gera 
kit 











\ 


*) Ofborn’s advice to a son, 


. Bibliothek: 417° | 


eit verbarg bei) ihm aflen Anfehein der Kunſt. Ers Band 
eſas eine glückliche Geſchwindigkeit bes Verſtan 108 
es, die fich alle Menfchen wünfchen, und die, in 
inem Zeitalter, kaum einer ober zween, befigen. 
Benn er oͤffentlich redete: fo bemiächtigte er ſich 
er Aufmerkſamkeit feiner Zuhoͤrer, und hatte ih⸗ 
eGemuͤthsbewegungen völfig: in feiner Gewalt. 
da er alles, was: er fagte, mit allem Ausdruck 
nd mic allee Anmuth der Geberden begleitete: ſo 
tregten feine gerichtlichen Reden, die man izt viel⸗ 
sicht ohne Bewegung liefet, allemal in-feinen Zus 
‚örern Die Gemuͤthsbewegungen die fie nach ſei⸗ 
er Abſicht fühlen ſollten. Dieſes Gemaͤhlde von⸗ 
dm iſt nicht aus der Einbildungskraft gezeichnet; 
ondern es iſt nach einem andern, und zwar bios 
n Miniatuͤre, gefchildert tvorden, welches einer *),‘ 
er. ihn ſehr wohl kante, ‚gefertiget. hat; ein guter 
Renner der Verdienſte, und der ſich ſelten irrt, am 
venigſten bey einem vortheilhaften Abbilde. Wenn 
nan ihn als einen Philoſophen betrachtet: ſo iſt es 
aum hyperboliſch, wenn ‚man von ihm mit Ad⸗ 
iſons Morten ſagt, daß er den gefunden, richti⸗ 
en und fcharfdenkenden Verſtand des Ariſtoteles, 
nit allen Schönheiten und "Annehmlichkeiten des 
licero hatte. Dieſer Empfehlung feiner Talente 
aben Die Gelehrten in ganz Europa ihren allges 
neinen Beyfall gegeben, und fie erkennen ihn für 
en Vater der allein ächten Philoſophie, die es 
nit Begebenheiten und Bemerkungen zu thun bar. 
&s 


°) B. Toknson in his diveoverien, _ 
Dd 


7 


418 Brittifche 


sun Es iſt noch übrig, daß wir ihn genauer, als 
et, wie bisher gesban haben, in dieſem befanteften 


und vorzüglichiten Theile feines Characters hettrach⸗ 


ten, wo feine Verdienſte unſtreitig gros und ihm 


ganz eizen find: denn den Schriften ver Alten war 
er nichts ſchuldig, und er fonte es auch nichtfenn, 
Sie hatten entweder des rechten Wegs zur Erfünt, 
nis verfehlt, oder wenn ihn einige yon ihnen von 
ungefähr betraten , und ihn ſchwer, Dunkel, und 
ekelhaſt fanden: fo verlieflen fie ihn gefchwind auf 
immer: Er hatte fich ſelbſt und einem gemiffen 
Scharfſinn den Strahl der Achten Einſicht zu ver- 


danken, der ihm auf einmal, und im vollſten Lich⸗ 


te das zeigte, was die muͤhſamſten Unter ſucher ſeit 
länger als zwanzig Jahrhunderten, zit etforſchen 
ſich umſonſt bemühet hatten. Und hier wollen wir 
gegen ihn eben die Uinpärteylichkeit beobachten, die 
wir bisher. zum Endzweck gehabt haben: und, it 
der Abfiche zu erfahren, was er eigentlich als Phi- 
loſoph geieifter hat, wollen wir. dem Leſer einen 


- Burgen Abris von dem Zuftande der Gelehrfamteit 


in Europa, von dem barbarifdhen Zeitpunct bes 


BGothirismus an, bis zum ſechs zehnten Jahthun⸗ 


dert, vor Augen legen. Aber wir wollen zu glei⸗ 


> "er Zeit bekennen / daß dieſe Nachricht blos ein 
ungausgearbeiteter und unvollkommener Verſuch 


ſeyn, und in der abgebrochenen Anführung einiger 


wvrenigen beſondern Umſtaͤnde, ohne Ordnung und 
Methode, beſehn wird, — 


Obgieich die groſſe Epocha der Unwiſſenheit, 
mit vielem Rechte, in bie Zeiten gaſetzt wird, da 
en | bie 


ı 


Ed 


Bibliothet. 49 
bie nordiſchen Nationen, wie eine gewaltſame Ue⸗5 Band 
berſchwemmung, ſich über die Zlädye von Europat 
verbreiteten: fo iſt doc) nicht weniger gewis, daß 
Ye Künfte und Wiflenfchaften in VBarbarey und ' , . 
Verfall gerathen waren, ehe die Barbaren in das 
römifche Reich eihdrangen, Unter ihnen nahm . 
frentich die Dunkelheit, welche fich über Die Welt - 
su verbreiten, angefangen hatte, und nach und nach 
jedes Licht‘ der Erkaͤntnis auslöfchte, völlig über- 
band und drohete mit immermährender Dauer. m 
achten Jahrhundert war es der höchfte Eihrgeig 
der Cleriſey, miteinander im Abfingen beym öffente 
lichen Kirchendienfte zu weiteifern, ben fienichtein« ' 
mal verſtanden. Diefe wichtige Nacheiferung 
gieng unter der lateinifchen und franzgöfifchen Prier 
fterfchaft fo weit, daß Carl der Groffe, ber das _ 
mals zu Rom war, für nöthig fand, ſich In Per 
fon ing Mittel zu legen, und die Streitigkeit zu 
entfcheiden. Der Mönd), welcher diefe Begebens 
beit mit einer umftändlichen Genauigkeit erzählt, 
fügt Hinzu, der Kayſer habe ven Pabft Adrian er-· 
ſucht, ihm geroiffe Perfonen zu verfhaffen, die fel« 
ne Untertbanen in ben erften Gründen der Gram⸗ 
matik und Arichmeif unterrichten Fönten:; Wiſ⸗ 
fenfchaften, die damals in feinen Staaten ganz une, 
bekant waren: Obgleich biefer Friegerifche- Mon 
narch in feiner Erziehung fo fehr verabfäumt wor⸗ 
denwar, daß er niemals fchreiben gelernet ; fo ent 
deckte er. doch, durch feinen natürlichen guten Ver⸗ 
fand, den Werth der Erfäntnis, und bemüßte 
ſich, fie zu befördern und zu beſchuͤtzen. Ervem . 
Ä Ä da fistere 


’ 


420 Brittiſche | 
$ Band flattete fogar die Eroͤfnung einer öffentlichen Sc 
er, le in dem kayſerlichen Palaft, unter der Aufſicht 

" des berühmten Alcuin ; auf welchen er fich vornem⸗ 
lidy wegen Einführung der Philoſophie in Franfı 
reich, verlies, die in Britannien ſich noch immer 
erhalten hatte. Allein wie langfam und unnir 
ſam der Fortgang der Wilfenfchaften geweſen fen 

müffe, laͤſſt fich aus einem Ediet des Eoncilli y 

Chalons errathen, welches an alle Klöfter die Cr 

mahnung ergehen laͤſſt, für eine richtige unbunfe) 

Iechafte Abfchrife der bey andächtigen Uebungenn' 

ehigen Memorlale zu forgen, damit fie nicht, wern 

fie GOtt um etwas andächtig anruffen wollten, 
durch eine unrichtige Abfchrift verleitet werden moͤch⸗ 
ten, ihn gerade um das Gegentheil zu bitten. 


Wenn in Britannien die Gelehrſamkeit imoch 
ten Jahrhundert ſich noch immer einigermafme 
halten hatte: fo wurde fie doc) im neunten jo ſehr 

daraus vertrieben, daß, im ganzen Koͤnigrih 
der Weſtſachſen kein Menſch gefunden murdt, Mt 
den König Alfred, welcher Damals noch ein Kind 
war, in den erften Anfangsgründen bes Leſens hit 
te unterrichten fönnen; und er mar fchon ji 
Jahr alt, ehe er die erften. Buchftaben des Alphe 
bets zu nennen wuflte. Als diefer berühmte Prini 
ben Thron beftieg: fo machte er es zu feiner ern‘ 
lichen Bemühung, fein Volk aus der Traͤgheit 
und Unwiſſenheit, worinnen es lag, hervorzujl 
. hen; und er wurde, ſowohl durch fein eignes Er⸗ 
empel, als Durch die Ermunterung, bie ergeled" 
. tm 











0 Bibfiöthee, 421 


ten Leuten gab, ber groffe Wiederherfteller der Kün. s Band 
fte in feinen Staaten. Und hier müflen wir an- Dh, 
merfen, daß, gleichwie Srankreich vorbero Eng 
land für die Perfon des Alcuin verpflichtet war, 
welcher dafelbft unter Earl den Groſſen, den Grund - 
zu den Miflenfchaften legte; alfo nunmehro Enge . 
land eben dieſe freundfchaftliche Deypülfe von 
Stanfreich in.der Perfon des Grimbald erhielt, 
welchen der König Alfred nad) England berief, und - 
sum Kanzler von Oxford machte, Solche Bege— 
benheiten, als diefe, find in der gelehrten Gefchiche . 

te des neunten Jahrhunderts zu merfmürdig,. als 

daß fie mit Stillſchweigen Fönten überganigen were 
den. "Die Ehronifenfchreiber dieſes Jahrhunderts 
erzählen die Erſcheinung eines merkwuͤrdigen 
Grammatifers und die Reiſe eines berühmten 
Doctors mit eben der Eprerbietung,, mit weldyer - 
ein alter Schriftftellee die Erfcheinung eines Ly⸗ 
kurgs oder eines Timoleon erwähnen würde, eines 
Geleßgebers, ber einem Staat eine gan; neue Ges 

ſtalt giebt, ober eines Helden, der ein ganzes Volt 

von der Sclaverey errettet. | 


Afein biefe ſchoͤnen Auftritte waren von kurzer | 
Dauer, Kine Nacht voll dickerer Sinfternis ver - 
breitete ſich bald über Die gelehrte Welt: und in 
ber motalifchen nahm ein noch fraurigerer Zuftand. 
uͤberhand. . An die Stefle der gefunden Vernunft 
und der Frömmigkeit traten Träume und Fabeln, 
ſeltſame Legenden, und lächerliche Gebräude in 
der Religion. Die Cleriſey, die nun gang in als 

Dd 3 In 





422 Brittiſche 

ao fen guten Wiffenfchaften fremd war, fchärftendn 
rohen und lafterhaften Layen nicht mehr die Dir 
ſchriften des Evangelli ein, das fie ſelbſt ni 
mehr lafen; fondern fie unterhielten biefelben mi 
erbichteren Wundern, oder fie erhielten fi I 
Furcht durch. die geiftlichhen Schreden der iu 
fel, Gefpenfter und Hirngeſpinſte. Diefes m 
ieichter und, eintraͤglicher, als das mühlın 
Beyſpiel eines tugendhaften Lebens. Das til 
Verderbnis, weiches fich in allen geiſtlichen un 
weltlichen &tänden äufferte, erhellt aus nichts I 
deuslich, als aus den Urfachen, welche angeführt 
wurben, verfchiedene. Kirchenverfammlungen ju 
halten. In der einen wurden neue Canones ge 
macht, worinnen Ehebruch, Blutſchande, und die 
Ausübung des heidnifchen Aberglaubens verboten 
wurden; gleich als ob biefes alles nicht vorher 
ſchon ſtrafbar geweſen wäre, In einer. andern 
fand man noͤthig, zu erklaͤren, daß eine Ana) 
von Engeln, die unter gewiſſen Namen zum 
ven wären, ‚nicht bekant fey; und daß bie Kit 
nur die befondre Anrufung von drey Engelngela 
ten koͤnne. Cine andre, welche die Kayſetin „si 
ne sufammenberufen harte, verorbnete, duß IM 
Prälar hinfuͤhro feinen bifchöflichen Palaſt Meinen 
öffentlichen Wirchshauſe madyen, noch, wegen 
einer von einer Perſon erhaltenen Summe Geldes, 
einen andern vermünfchen, und in ben Bann thun 
fölle, ‚Eine vierte und fünfte tabelre bie unanftär 
Dige Gewohnheit, öffentliche Beyſchlaͤferinnen zu 
‚ halten, and verbot, daß Moͤnche und Bu 

Mm 


u. 


Bibliothek. 423 
langer in einem Kloſter bey einander lebens Du ur 
! llten. | 
Der Sitz zu Rom, der den uͤbrigen hätte. gur 
R Bepfpiele geben ſollen, war unter allen chriſtichen⸗ 
Kirchen am ausgelasfenften,und der päbflliche Stuhl 
wurde oft von Männern befeffen, die, anſtatt ih⸗ 
re heilige. Wuͤrde zu zieren, der menfchlichen Na⸗ 
tur fefbft ein Abfchen waren; eine Wahrheit, bie 
von vielen katholiſchen Schriftftellern erkant und 
beflage wird. Verſchiedene Pähfte wurden durch - _- 
ihre Nachfolger. in den Bann gethan, und. Die 
Sacramente, bie fie verwaltet harten, für unguͤl⸗ 
tig erffärt. - Nicht weniger als ſechs wurden von 
andern vertrieben, Die fi ihres Siges bemächtig: 
ten; zween wurden ermordet; und die ſchaͤndliche 
Theodora, die ſchon zur damaligen Zeit ſchaͤnd⸗ 
lich war, erhielt Durch ihr Anſehn in der heiligen 
Stade die dreyfache Crone für den bekanteſten im 
ter ihren Buhlern, welcher den Namen, Johann 
ber Zehnte, annahm. Kin anderer*), der eben - 
diefen Namen führte, wurde zur Regierung Der 
chriſtlichen Welt, im ein und zwanzigſten Jahre 
feines- Alters berufen; er war ein Baſtard vom 
Pabſt Serglus, der achtzehn Jahre vorher geftor- .· 
ben war, Wenn diefes die Männer waren.mele 
he ſich ber Titel und der Eigenſchaftkn, die der 
Gottheit zugefchrieben werden, anmaffeten; foköne 
nen wir uns über die gröfften Abfcheulichkeiten, Die. 
unter ben Layen porglengen, nicht verwundern. 

4. 


| .Ihre 
x) Johann ber Eilfte. | 







424 Brittiſche 
Dru Ihre grobe Unwiſſenheit nahm fo gaſchwind dh 
a hand als die Ausgelaſſenheit ihrer Sitten, wıl 

ganz unbefchreiblich war, Tür eben bie Cierim, 
von welcher wir izt geredet haben, hakten fir noch 
immer die Ehrfurcht, die fie nicht länger fir EOt 
hatten. Die verworfenften unter ihnen, bie un 
- gläubigften, und die mit den ‘Berbrechen für wi 
‘chen bie Menfchheit erſchrickt, am vertrauteſin 
ven, würden, felbft mic Gefahr ühres Sehens, 
ie Freyheiten der Kirche, ein geweihtes Gefüs, 
und ein Geſchenk für ein Klofter, versbeidiget ha 
ben, In folchen Zeiten, als dieſe find, märe es 
umfonft, ſich nach nüglicher Gelehrſamkeit und 
Meltweisheit umzufehen, Micht nur das licht der 
Wiſſenſchaft, fondern auch der guten Vernunß 
scheint, bey nahe erlofchen geweſen zu ſeyn. 


Erſt ſpaͤt, nachdem die Türken Eonflantins 
pel zerſtoͤret Hatten, wurden bie Schriften des Ari 
ſtoteles befant und gelefen. Sie wurden, burch 
einige griechifche Fluͤchtlinge, welche der Witder 
ottomaniſchen Waffen entgangen waren, hinne 
gebracht und in den weſtlichen Theilen Europens 
ausgebreitet. Einige von feinen befondern Abharhe 
lungen waren zwar fange befant gemefen; aD 
vornemlich aus Ueberfegungen aus dem Arabi 
fchen, deren Verfertiger, weit entferne den Der’ 

‚stand Ihres Derfaffers-richtig zu treffen, kaumihe 
re eigene Sprache verſtanden. Diefe haben u 
serdeffen zu dem Urſprunge der ſcholaſtiſchen Phi 

loſophie Gelegenheit gegeben, der Tochter “ * 


Bibliothekt. - .425 


ums und- ber Tieffinnigfeie: und in ber Thats Sand . 
arten bie Gefichtszüge beyber Aeltern lange ge: — 
ug in der Geſtalt der Tochter vermiſch. Den 
Infang, Fortgang und bie Veraͤnderungen dieſer 
Ihilofopbie nach der Laͤnge zu beſchreiben, wuͤrde 
üht nue eine unferhaltende, fonbern aud) zine 
erreiche Befchäftigung ſeyn, da fie uns: alle $a+ 
pinthe entdecken wuͤrde, worinnen fich die 
Stärke, der Scharffinn und die Ausfchmeifung 
es menfchlichen Wißes verirren koͤnnen. Zur 
etzt wurde nicht nur Die weltliche Gelehrfamfeit, 
ondern auch die Gottesgelahrheit felbft dutch den 
erfeinerten Unſinn derjenigen, die beyde lehrten, 
n bloße leere Einfälle aufgelöft.. BE 
Ihre Philofophie war weder bie Philoſophie 
8 Ariftoteles, noch ganz von Der feinigen unters 
ſchieden. Alle Meinungen, die die erften Stifs 
ter derfelben im Stande waren aus dem Boe⸗ 
tus, dem lateinifchen Commentator des Ariftotes 
es, oder aug ben vorhergedachten fehlechten Ueber⸗ 
egungen gufammen zu tragen, dieſe methodiſirte 
nd erfläcte ein jeder nach feinem eignen Talent, 
ind nach) Dem Genie des Zeitalters, Darinnen er 
lebte. Aber diefes, an ſtatt einen regehmäßigen - 
und zufammenhängenden Körper einer Wiſſen- 
haft, felbft aus unrichtigen Grundfägen, hervor⸗ 
bringen, gebahr ein Ungeheuer, Das aus ungen 
falten und nicht zufammenftimmenben Thellen 
»eſtand. Man fege hinzu, daß fie die Erfännmig . - 
ee Natur ganz unangebaut fieffen, um fih mit 
verborgenen Qualitäsen, abftrarten Notionen und 
| j &Dd5 den 


% 


436 Brittiſche 


Band den unnuͤtzeſten und ſeltſamſten Fragen abzugele 
— wodurch fie Die Vernunftlehre, auf welche lie: 


Bemühungen haupfſaͤchlich richteten, verwen: 
unnuͤtz, und unverſtehlich machten. 
Alſtedius hat in feiner Chronologie ber Ei: 
laſtiker, ihre Gefchichte in drey Hauptperit 
eingerheilet. Die erfte Fänge mit bem Sant, 
Erzbifchoff von Eanterbury an, welcher in N 
Mitten des eilften Jahrhunderts lebte; und ei‘ 
fih mit Albert dem Großen, zwey Jahrhundt 
fpäter ; die änbre, welche fich von dieſem anfin: 
enbige fi mit Durand; und die dritte und kt: 
endige fich mit Luthern, bey der Reformatir. 
Indeſſen behauptet Morhof ausdruͤclich, & 
Rucelinus ein Engländer, eigentlich der Pat 
ber Scholaftifer gewefen; und daß von ihm I 
Secte ber Nominaliften ſich berfchreibe, Er ie 
Dinzu, daß fie nachhero in der Perfon des Occam, 
eines andern Englaͤnders, wieder aufgeleber IE, 
Der ein unaufbärlicher Antagonift bes Dun Er 
dus, des Haupts Der Realiſten war. Dee 
lehrte Sefer weis, Daß bie Schofaftifer ale N 
Diefe zwo Secten eingetheilt wurden : fuͤrchterliche 
arteynamen, welche itzt fo wenig bekannt um er⸗ 
waͤhnet werden, als die Streitigkeiten, bie fir che 
mals veranlaſſten. Es ift genug, menn wir 


‚gen, daß fie fich wie andre Secten, einander det} 


lich anfeinbeten; "einander für Ketzer in der Dr 


niunftlehre ausgaben; oft heftige und-bhufig 


Streitigfeiten führten, die ſich nicht bios mit & 
ner metaphorifchen Niederlage ber ‚gefunden m 
nun 


\_ 


+. % 
* \ “ - 
r . 
t 


Bibliothek. 427 
fe und der Sprache der Menſchen, fonberns Be 
teiner wirklichen Verſtuͤmmelung und Ermor⸗ASt | 
19 der ·ſtreitenden Parteyen endigten. Denn 

: Schande der menfchlichen Vernunft, .haben 
Menſchen in allen: ihren: Streitigkeiten ſie moͤ⸗ 
züber einen Begrif, ober über ein Ding, über 

ı Prädicament oberjüber eine Provinz entfter 
1, zu thieriſchen Oewaltthaͤtigkeiten immer ihre 
te Zuflucht-genommen, : Die Titel, mit wel 

n dieſe Anführer von ihren Anhängern wegen ' 
rerhabenen Träumerenen, bie fie Iehrten, bee» 
t wurden, find eben fo prachtig, als ungereimf, 

id beweiſen mehr Die aufferordentliche Unwiſſen⸗ 

it der damaligen Zeiten, als einiges ungemel 

8 Berdienft in ben Männern, benen man fie 
ylegte, .. Won biefem Tadel müffen mir aber 
inen ausnehmen, ber ein Wunder der Gelehr⸗ 
mfeit zu der Zeit war, da er lebte, und ber . 
x) in igigen Zeiten dafür erfannt wird. Dieſes 

der berühmte Mönch Baron, ber Durch die bike 
infternis der Dampligen Zeiten hindurch glänzte, 
ber Die ſchwaͤchern Augen feiner Zeitgenoffen , 
ehr verbiendere, als erhellte. Der Name Dar 

m war von einer guter Vorbedeutung für die 
hiloſophie; und dieſer Mann drang, nicht nur 

hne alle Beyhuͤlfe und Ermunterung, ſondern 
uch verſpottet und. verfolge, vermittelſt der un. 
berwindlichen Staͤrke feines Genie in bie Ge 
eimniffe der Natur fief ein, und machte. in ber 
ſſtronomie und Perfpeetive, in ber Mechanick, 

nd Chymie fo viele neue. Entbeckungen, daß bie 
a . | vernuͤnf⸗ 


4 


438 Brittiſche 


zVBand vernuͤnftigſten Schriftfteller deren noch ißt, ni 
WEohne Merkmale von Erſtaunen und Bewundern 
erwaͤhnen. Es iſt D. Friends Anmerkung, 
er faſt der einzige Aſtronomus ſeiner Zeiten ge 
ſen; und die Verbeſſerung des Calenders, die 
unternommen, und auf gewiſſe Art zu’ Stande o 
bracht hat, iſt ein fichrer Beweis feiner Geitib. 
fichkeit in dieſer Wiffenfchaft. Die Berfertizn 
der ‘Brillen, ber Telefcopen, und aller Arten va 
Glaͤſern, die die Gegenftände vergröffern 8) 
verkleinern, das Schiespulver (welches Bartıb| 
dus Schwarz faft ein Jahrhundert ſpaͤter erfi! 
den haben foll, ) find einige von ben vielen Erin 
dungen, die ihm mis Recht zugefchrieben werden. 
Bür alles diefeg wurde er in feinem Leben de 
fhimpft und unterdruͤckt, und nach feinem I 
an feinem guten Namen angegriffen, als en 
Zauberer, der Höflifche. und verabfcheuungemit 
Dige Künfte getrieben habe. Er fagt un, deß 
Damals in Europa nur vier Perſonen mar, die 
in dee Mathematick einige Wiffenfchaft hatten, 
und in der Chymie noch weniger: baf diejenigen, 
welche die Ueberfegumg bes Ariftoteles untere 
men, ber Arbeit auf Feine Arc gewachſen gem, 
und daß feine Schriften, welche Bacon, mm 
fie. recht verſtanden werben, für die Quele aler 
Erkaͤnntnis hält, in einer zu Parig gehalten | 
Kitcheniverfammlung verdammet und verbran 
worden, . ” 
Die Werfe diefes beruͤhmten Alten find nie | 
That von ben Menſchen mehr gehaſſt und ben u 
om m 








Bibliothek 429 
t worden, ‘als die Schriften aler andern Phi⸗ re 
‚phen zuſammen genommen. Launoh *): zähle t@E. 
ht weniger als fieben und dreyßig Kirchenhäter, 
Ihe feinen Namen. gebrandmarft, . und feine 
ren zu verwerfen ſich bemüher haben. . Mor 
fN hat noch eine groͤſſere Anzahl feitier Contd 
ntatoren angegeben, die zu gleicher Zeit feine. 
ıhänger :: waren ; und doch haben biefe beyden 
chriftfteller noch lange nicht eine vollftändigu 
te von. feinen Freunden und Feinden micgetheilet 
en feinen. Lebzeiten hatte man ihn in dem Wer⸗ 
ıhte, als ob er feine Religion babe, :und:ct 
urde von ber heidnifchen Prieſterſchaft verfolge: 
e Nachfolger eben biefer. Männer .imaren: feind 
nhänger und Bemunberer. !. Seine Werke ‚has 
n bey ber- -heiftlichen Cleriſey ein ähnliches 
chickſal gehabt. Zuweilen hat man ſie als ke⸗ 
rriſch verdammet; zu einer andern Zeit ſind ſie 
ir eine groſſe Schutzwehr der Orthodoxie erkannt 
orden. Launoy hat die vorher angefuͤhrtebe⸗ 
ndre Abhandlung über dieſe Materie geſchrie⸗ 
en, und er erzähle acht verfihlebene Veraͤnderun⸗ 
en, die fich mit dem Gluͤck und Ruhm der P i⸗ 
ſophie des Ariſtoteles zugetragen haben. Wir 
ollen die Zwifchenveränberungeh mit Stillſchwei · 
en übergeben, und nur zwo bemerken, welche ei⸗ 
en ſehr laͤcherlichen Contraſt machen. In der 
berwaͤhnten ‚Kiehenverfimenkung ” Paris. er⸗ 
2 klaͤrten 
*) de varia arit Fortune Tom, N 5 " nn h 
“) Polyhifter, Toni. I ie 


zy wacm bie Sie Kinn Erbeiften, fr w 


ne 7 an] 


nahme, für giftige Quellen bes Irrthums un 
ber Kegerey, verdammeten fie zum Feuer, u 
unterfagten allen Perforten, ben ber Strafe Mi 
Barnes, biefelben weder zu leſen, noch abzuſchte 
ben, noch Abfchriften Damon bep ich zu Bm 


Sie 'giengen noch weiter, unb überlieferten 


weltlichen Obrigkeit nicht weniger als zehn Pate 
zen, welche lebendig verbrannt wurden, wen 
gewifjee Meinungen, bie fie, wie dieſe gelehrta 
Dräloten. gehört hatten, aus ben gefährlkhe 
Werten bes Ariftoteles gezogen haben falle 


Eben dieſe Bücher wurden im fechszehnten Jah 


hundert nicht nur ungeftraft gelefen, ſondern it 
wurden auch siberall mit Beyfall ben Lernenden 


erbklaͤrt, und wer ihre Orthodoxie, oder man fün: 


te faſt fagen ihre Unfehlbarfeit in Zweifel je, 
wurde als ein Unglaͤubiger verfolge. Hiervon ii 
Peter Ramus ein. merkwuͤrdiges Beni. 
Einiger feiner Anmerkungen wiber die petipateti 
ſche Phiioſophie veranlaſſten eine allgemeine Vo 
wegung in ber gelehrten Welt. Die Undoerſti 
zu Paris erregte einen hikigen Laͤrm, und für 


wider biefes Unternehmen, bas ber ganzer Ge— 


lehrſamkeit den Untergang drohete, und für de 
Religion felbft von widrigen Folgen ſeyn koͤnnte. 
Die Sache wurde vor das Parlament gebhracht, 
und Franz ber Erſte fand fie von fo groffer Wichtig 


keit, daß er es für nöthig hiele, fie unmittelbar 


gu unterfuchen, Das Ediet ift noch vorhanden 


welches ben Ramus für einen, uͤbermuͤthigen, um 
oo | - x verſcham⸗ 


rſchaͤmten, und fügenhaften Mann .erflärt.s wer 
eine Bücher wurden daherb auf immer ver- er. 
mm und verboten; und, welches eine Art von " 
nerhoͤrter Grauſamkeit ift, dem -beflagenawürd»  - 
n Autor wurde auf das feyerlichſte unterfage, - 
ine eignen Schriften nicht abzufchreiben, ja fie 
icht einmal zu lefen. 2. 
Wir koͤnnten hierdurch veranlaſſet werden zu 
auben, daß, wenn das Anſehn eines alten Phi⸗ 
ſophen für fo heilig gehalten wurde, die Philo⸗ 
phie felbft vollfommen veritanden, und mit Une 
emein ‚gutem Erfolge getrieben worden ſeyn 
üffe, Aber diefe Lehrer waren blos.einem Nas 
en, nicht der Wahrheit und der aͤchten Wiflene 
daft zugethan, und unſer Verfaffer vergleiche 
e billig. mit den olympifchen Kaͤmpfern, welche 
ch der nöthigen Uebungen enthielten, damit fie 
ur folche gefchickt fenn möchten, die es nicht wa⸗ 
en. Unter ihrer Veranſtaltung war fie nichts 
18 eine Philoſophie von Worten und Begriffen, - 
ie das Studium ber Natur Auszufchlieffen 
chien; die, an flat die Eigenfchaften der Koͤr⸗ 
et, und die Gefege der Bermegung, wodurch alle 
Dirfungen hervorgebracht werden, zu unterfuchen, . 
8 mit logikaliſchen Definitionen, Diſtinctionen 
md Abftrartisnen ſich befchäftigte, die alle fo 
rocken und von Nicht den mindeften. Mugen für ' 
as menfchliche Gefchlecht find, Der. groffe End 
weck dieſer ernſten Spieler war - mehr, eine 
Sfreiffrage zu verwirren, als irgenb-eine nuͤzli⸗ 
be Unterfuchung zu befürdern; mehr uͤber einen 
oo. 707 Vegnar 


\ z 


\ 


432 Brittiſche 


sGand Gegner zu triumphiren, als die Erkaͤnntnis x 

erweitern, und die Sitten ihrer Anhänger zu be 
fern. Solchergeſtalt war diefe Philofophie m 
wirkliches Hindernis alles Fortgangs aller ment: 
tichen und göttlichen Gelehrſamkeit. Madhbe: 
int fie in die chriftliche, Theologie aufgenomme 
worden, mo fie, weit entfernt von Dem Fugen 
die Beheimniffe zu erklären, und gemiffer zu m: 
chen, bios bazu diente, bie nörhigften Wahrke: 
ten zu verbimfeln und geetibent zu machen; un 
Diefes durch gewiffe Kımftgriffe im Schlieſen, 
womit fie jede Secte verfah, um ihre befonden 
und vornehmften Hintergehungen vertheidigen 
koͤnnen. Zu fo einer. ausſchweifenden Höhe er: 
hoben fie ihren Abgott Ariftoteles, daß einige n 
feinen Schriften die Lehre von der Dreyeinigkei 
N finden glaubten; daß andre im ordentlichen 
‚Differtationen bie Gewisheit feiner Seligfeit, un | 
geachtet er ein Heyde fen, zu beweifen fuhren; 
und daß ein Wenetianer den Teufel auswtütlich 
aufgefordert haben foll, um ihm ein ſchweres 
Wort in des Ariftoteles Naturlehre zu erklären. 
Der liftige Teufel, der es vielleicht ſelbſt miht 
verſtand, antwortete mit einer fo leiſen und unrer⸗ 
nehmlichen Stimme, daß der gute Prälat nid! 
ein Wort vort dem verftand, mas er fagte, Die 
fes war der berühmte Hermolaus Barbarus. 
Das griechifche Wort, welches diefen ganz beſon 
dern Schrire veranlaffte, war bie: Entelechis 
der Peripatetiker, aus welcher die Scholaftfir 
ihre ſubſtantialen Formen Herleisen, und n | 
nt eibni 








Bibliothek. 433 
bnitz Fogen das Ende des letzten Jahrhunderts,; Band 
feiner‘ Theprie der Bewegung das Leben wieder St 
geben verſuchte. EEE Ä 

Die Reformation “felbft, welche ein neues 
he über Europa !verbreitete, und melche die 
tenfchen zur Unterfuchung aller Irrthuͤmer und 
orurtheile antrieb, konnte die Herrſchaft diefer 
hiloſophie nicht ftürzen, Die Proteftanten ſowohl 
8 die Papiſten verfchanzten fich hinter" dem Ans 
hn des "Ariftoteles, und vertheidigfen ihre vers ' 
edenen Meinungen mit den Waffen, womit: 
‚fie verſuh. Dieſe unnatürliche Vermiſchung 
t Theologie mit den Lehrſaͤtzen der Peripatetiker, 
achte feine Meinungen ehrwuͤrdig und "Heilig? 
wurden für die Gränzfteine des Glgubens und 
tr Vernunft gehalten, die man nicht verruͤcken, 
och hinwegnehmen dürfte, ohne fuͤr verwegen und 
ottlos gehalten zu. werben, Man’ bildete! ſich 
n, Neuerungen in der Philofophie würden Nach 
nd nach den Grund der Religion untergtaben , 
nd am Ende geraden Weges den Atheiſmus eris 
Ihren. Wenn bie Hülle einer ehrfurchtsvollen 
unfelfjeie, welche das Geſicht der Natur ver? 
arg, hinweggenommen werden follte;' ſo möchte: 
leſes die unvorfichtigen. Menfchen verleiten, alle 
rſcheinungen in der fchtbarkn Welt durch ab⸗ 
ingige Urſachen, dutch ble Kräfte der Marerie 
"d des Mechanismus’ eifläreh zu wollen‘ und: 
ıf dieſe Art konnten fie unvermerft die groffe 
ruͤngliche Urfache aller Dinge 'vergeffeh "urb‘ 
Indanfegän; ' .- -Diefe . Grlinde . überzeugten bie 

- &e “ Menge, 











zu 


ey 


434 Beittifche 


Metige, machten einige wenige Weifere Mehtſam, 
und hielten in der That den Fortgang muͤzlicht 
Wiſſenſchaften auf. 2 

So war der Zuftand.des menfchlichen Ge 
ſchlechts uͤberhaupt, als Sir Franz Bacon die 
Welt betrat, Wir wollen ihn nicht als den 
Stifter einer neuen Secte, ſondern als den grof; 
fen Vertheidiger der menſchlichen Freyheit gegen 
alle Secten anſehen, als ein Mann, der Be 
nunft und Wahrheit aus der Sclaverey heraus 
jög, in bie fie von jeber Secte waren geftürz 
worden. Eine fcheinbate Hypotheſis, eine bier 
dende Theorie ſind der Einbildungskraft angeneh— 
wer ‚sund ein kuͤrzerer Weg zum Ruhme, als di 
langfame Methode Erfahrungen zu machen, und 
der Natur durch alle ihre Labyrinthe, vermittelt 
der Bemerkung der Begebenheiten, nachjugefen. 
Es iſt bahero. fein Wunder, daß eine auf die 
Grundſaͤtze gebauete Philofophie, im Yafange 
feirie geſchwinde und allgemeine Veränderung in 
der gelehrteri Welt bervorbringen konnte. AÄber 
nachdem ſie, wie die Zeit, ruhig, langfam, und 
ſicher fortgeſchritten war: fo. wurde fie am Ende 








. mächtig und allgenlein. Er mar indeffen nicht 


ber erfte unter deri Neuern, der es wagte, von den 
Meininigeri des Ariftsteleg, abzumeichen, _ Ro 
mus; Patricius, Bruno, Severinus, um feine 
inehr zu nennen, harten bereits das Anſehn biefes 
Tyrannen in be? Gelehrſamkeit arigegriffen, der 
lange unumfchränft über die Meinungen geherr‘ 
ſchet haste, wie fein unruhiger Schuͤler ehemals 


über 


⸗ 





Bibliothek 435 
ber bie Perfonen der Menſchen zu herrſchen bes Vand 
eehrte. Aber diefe Schriftiteller erfanden wenig, SE, 
as fie ſelbſt fehäsbar machte; ob ſie wohl eines 
md das Andre an ihm mie Recht verwärfen, 
Bas die wirklichen Werbefferungen anbelangt, 
velche in verſchiedenen Theilen der Naturlehre, 
vor unſerm Verfaſſer, durch Gilbert, Harvey, 
Copernicus, Pater Paul, und wenige andre, Ges 
macht worben find; ‚fo kennt man biefelben -mohl; 
und fie find mit den verdienten Lobſpruͤchen belegt 
worden. Allein es mangelte immer hoch an die 
tem groſſen und Ausgebreiteten' Plane, der die faft 
unendliche Mannichfigkeit ver Wiffenfchaften 
unter ſich begriffe, uns in Allen bey unfern 
Unterfuchungert zu einem fichern Führer dienen 
koͤnnte. Diefes fahe Sir Franz; Bacon zuerſt in 
ſeinem ganzen Umfange ein, zu feinem unfterblie . - 
hen Ruhme, und zum allgemeinen Heften Bes 
menfchliehen Geſchlechts. Wenn wir über die 
gluͤcliche Anlage eines folhen Syſtems erſtau⸗ 
nen: ſo wird unſer Erſtaunen ſich verdoppeln, 
wenn wir erwaͤgen, daß er dieſes Syſtem mitten 
unter der Unruhe beſchwerlicher Geſchaͤfte, und 
unter dent Geraͤuſche eines Hofes, erſand, in 
Ordnung brachte, und verbeſſerte. Die Natur 
ſcheint ihn beſonders zu dieſem Beruf beſtimmt gt 
haben, indem fie ihm alle erforderliche Eigenfchafe 
ten, mit frengebiger Hand, mitgerheilee hatte 
einen lebhaften und geſchwinden Wis, die Aehn⸗ 
lichkeiten der Dinge zu entdecken: eine geſehte 
und aufmerkſame Urtheilskraft, den Fleinften Un⸗ 

TE ww tarſchied 





436 Brittiſche 


3Bantz terſchied zwiſchen denſelben zu bemerfen : eine 

ENeigung zum Nachdenken und zum Nachforſchen; 
eine Gedult im Zweifeln; eine Langſamkeit und 
ein Mistrauen, etwas zu behaupten; eine Leich— 
tigkeit, feine Meinungen zu ändern; eine aͤngſt⸗ 
liche Ueberlegung bey Entwerfung und Anorbnung 
eines Planes. Kine Seele von folder Beidef- 
fenheit, die weder nach Meubeiten ſtrebte, noqh 
"Das Alterthum vergötterte, die allen Hinter gehun⸗ 
gen feind war, muflte mit der Wahrheit in einer 
natürlichen Verbindung und Verwandſchaft ſte⸗ 
ben. Diefen Character, den er, mit einer edeln 
Zuverfiche, fich ſelbſt beylagge, wird man überall 
auf eine vorzüglihe Art MP feiner Wiederherſtel 
lung der Wiffenfchaften finden; ein Werk, das 
er nicht zu einem Denkmale feines Ruhmes, fon 
dern zu einem immermährenden Bermächtnis zum 
gemeinfchafttichen Beſten anderer beftimmt harte, 
Er Hat das Ganze in ſechs Haupttheile eingetheiler; 
und wir mollem mit einer furzen Anzeige dason, 
diefe Nachricht vor feinen Jebensumftänden und 
Schriften befchlieffen, _ 


1. Der erfte Theil diefer Wiederberſtellung 
enthaͤlt einen allgemeinen Abris der menfchlichen 
Erkaͤnntniß. Dieſe vortreflihe Abhandlung 
‚führe den Titel: the advancement of Learning“) 
Da er die Abjiche harte, ein neues und dauer« 
haftes Gebäude der Ppilofophie aufzuführen, def 
fen Grund niche auf willkuͤhrlichen Meinungen 

| nt and 
: #) De augmentis ſuentiatum. | 


| | 5 Bibliothek. 437 


d ſcheinbaren Folgerungen, ſondern auf Wahr N 
it und Erfahrung beruhen: follte; fo war es zu tr 


fer Abſicht ſchlechterdings nothwendig zugrft 
damalige Reich der Gelehrſamkeit, mir allen 


en Gegenden und Eintheilungen vor Augen 


m legen. Diefes ins Werk zu richten, wurde, 
sebft einer.ungemeinen Gelehrſamkeit, eine aus» 
jefuchte und. ällgemeine Einficht erfordert :_ Die 
janze gelehrte Welt war feiner Prüfung und Bes 


artheilung unterworfen. Damit er bey. einer 0 


weitläuftigen und mannichfaltigen Materie fich 


nicht ſelbſt verlieren möchte; hat er nach den drey 


Kräften der Seele, dem Gedächtnis, der Einbil. 
dungsfraft und dem Verſtand, die grofle Anzahl 
der Willenfchaften, unter drey Hauptelaſſen ge= 
bracht, die Geſchichte, die Dichtkunſt und Phi— 


loſophie. Dieſe koͤnnen für die Hauptſtaͤnme 


angeſehen werden, von welchen die geringern 
Theile der Gelehrſamkeit, in einer un;ählbaren 
Menge , herfommen. , Was fehlerhaft, irrig 
und mangelhaft in jebem iſt, bat er nach der tän« 
ge angezeiger, und zugleich die geſchickteſten Mita. 
tel an die Hand gegeben, Die. Sehler zu verbeſ— 
fern, den Irrchuͤmern abzubelfen, und die Maͤn⸗ 
gel zu ergänzen, Er war nicht blos mit allem, 
was man vor feiner Zeit in Büchern entdeckt hatte, 
wohl befant , und fähig, über dieſe Entdeckun⸗ 
gen ein kritiſches Urtheil zu fällen: fondern ee 


lade noch meiter, und bat am Ende feiner Abe '- 


handlung die ‚verfchiedenen Gegenden im Reiche 
der Gelehrſamkeit, Die noch verabfäumt, und un. 


Ee 3 entdeckt 


— — _ 





433 Briitiihe 


zVand entdeckt liegen, angezeiget, Und im Wohchei 


2St. 


—* 


3. die bey Der Unterſuchung ber Wohehet 
me 


ten Theil feiner Wiederherſtellung ausmacht, um 


jind die ſchaͤtzbarſten Verbeſſerungen, bie maı 
ſen diefer Zeit gemacht hat, aus ben Peraalt 
fungen und Anzeigen in diefem Werke entkanden; 
aus weldyem bie neuern , ein jeder nach feinem 
Gefallen, ſich eine oder mehr Theile der Wil 
ſchaft ausgefucht haben, fie anzubauen und ir 
Vollkommenheit zu bringen, 


3. Das Novum Organen, weldyes ben joy 


für den beträchtlichften gehalten werden kan, ha 
jur Abſicht, die Kräfte ber Seele, durch ei 
nöglichere Anwendung der Faͤhigkeit zu ſchluſſe, 
auf alle verichiedene Chegenftände, die die Phib 
fophie betrachtet, 1 erhöpen und zu werbefiin 
In Diefer Abhandjung aͤbergiebt unfer Verſeſe 
der Welt eine neue und beffere Logik, bie unich 
Argumente zu Streitigfeiten darbieten, (nd! 
den Mugen der Menfchen befbrbern foll; di kt 
unterrichten foll, einen Feind, durch eine {ml 
Rilche Art zu difputiren, zu überreigden, jenen 
über die Natur felbft, durch Erfahrung and Ir 
terfuchung, zu fiegen, - Wie fie ihrem Entf 
nach, von den gewöhnlichen Vernunftlehren Ur 
terſchieden iſt; aiſo geht fie nicht weniger von de 
verfaͤnglichen Kunſt in Demonſtriren ab. 
permirft aͤberhaupt bie Syllogiſmen, als 








r ſchaͤdlich als dienlich Find, und er De 





h an ihrer flatt einer genauen und Achten Art zus@and 
lgern set. 
Y “ ‘ , . u ad 


3. Es ift das Schickſab faft aller für das 
terffchliche Geſchlecht näglicher Entwürfe geweſen, 
aß man fie Anfangs für Hirngefpinfte angefe- 
en, und fie, bſis ihrer Neuheit wegen, nihe 
ir fähig gehalten, ins Werf gerichtet werden zu - Ä 
dnnen. Dieſes fahe unfer Autor pbraus, und 
r fuchte dieſem Vorurtheil in dem dritten "Theile 
einer Wiederherfteflung *) zu begegnen. Er. .' 
jiebr ſelbſt Die Materiälien zu einer natürlichen 
ind auf Erfahrungen ‚gegründeten Hiftorie an: 
in Werf, Bas er für fo unumgänglich nörbig 
Jielt, daß ohne daſſelbe die vereinigeen Kräfte ale 
er Menſchen, in allen Zeitaltern, unzureibenn ' 
ſeyn wuͤrden, das groffe Oebaͤude ber Wiſſen⸗ 
ſchaſten aufzuführen und zur Vollkommenbeit zu 
bringen, Er befhrchtete auch, daß Menſchen 
bon freyern und ausgebreitetern Einſichten, bie 
an ſeiner neuen Logik Gefallen faͤnden, durch die 
Schwierigkeiten abgeſchreckt werben moͤchten, die 
ſich beym Experimentiren, nach den von ihm ge 
gebenen Kegeln, finden würden, Er zeigt babero 
andern den Weg in feiner Sylua Syluarum, oder 
Hiſtorie der Natur, welche, fo unvollkommen ſie 
auch in vielen Stuͤcken iſt, doch nach Beſchaffen 
heit der damaligen Zeiten, da das ganze Werk 
erſt ſellen Anfang nahm, geſchaͤtzt zu werden ver⸗ 
dienet. Dieſe Sammlung, welche erſt nach 
on &e4 N feinem 
) Phaenomena univerfi, 


J 


FX 


440 Brittiſche 
ſeinem Tode erſchien, hat man für unabhängig | 
von feinem allgemeinen Plane gehalten; dahero 
ift feine Abficht, bey Anftedung und Aufzeichnung 


- dieſer Erperimente,. von dem Sefer nicht gebörig 


bemerfet worden. Er bringe die Phänomens 
des Öanzen unter drey Haupteintheilungen; die 
Hiſtorie der Fortpflanzung, ode Herporbringung 
oller Arten von Geſchoͤpfe nad) den gemeinen Ge 
fegen der Natur; die Hiftorie der Hervorbringung, 
Die von ber allgemeinen Kegel abweicht; und drit⸗ 
tens die Hiſtorie der Natur, weiche die Kunft ber 
Menfchen, buch Einfchränfungen oder Erweite⸗ 
rungen, geändert bat, und welche uns bie Aus 
ſicht in eine neue Geſtalt der Dinge, und gleich⸗ 
fam in eine neue Welt öfnet. 


4. Der vierte Theil wird von ihm Scala in- 
tellectus genennet, oder eine Reihe von Stufen, 
auf welchen der Berftand in flinen philoſophiſchen 
Unterfuchungen tegelmäffig emporfteigt. - 

5. Vom fünften Theile hat er nichts als bie 
Aufſchrift: Anticipationes Pbilofopbiae fecundat, 
und den Plan binterlaffen. 

6. Der ſechſte und erhabenfte Theil dieſes 
groffen Werkes, auf weichen die vorhergehenden 
alle abzielen , iſt die Pbiofopbia prima, fine 
actiua. 


So groß und ſo uneingeſchraͤnkt waren ſeine 


I Abſichten zur allgemeinen Beförderung der Wiſ 


fenfchaften, der edle Endzweck, auf welchen alle 
| feine 


x 1 
v 


Bihtothet. „44 


ne philoſophiſchen Bemuͤhungen chielnn. Was — 
aͤſar “als ein Compliment zum Tullius ſagte,“ 

n mit dem‘ gröfften Rechte auf ihn angewendet 
erden : es ſey ruhmvoller, die Graͤnzen des 
enfchlichen Verſtandes, als die Gränzen des 
miſchen Reichs eriveitert zu haben. Sir Franz, 
zacon hat diefes in in der That gethan: eine 
Bahrpeit, die von den gröflten Privatperfonen. ' 
nd von’ allen öffentlichen Geſellſchaften der gefit«. 
teften Völker in Europa erfant wird. Franke. 
eich, Italien, Deutfchland, Britannien, und- 
bit Rustand, haben ihn zu ihrem Führer er» 
‚ähle, und fich feiner Unterweiſung unterworfen. | 
das Reich , welches er in der gelehrten Wele er⸗ 
ichtet bat, iſt ſo allgemein, als der freye Ge 
rauch der Vernunft ; und eines mus fo lange 


oredauern, als das andre beſtehet. —W 
Ee 3 x. An 


442 Brittiſche 
gSanb X. 


et. | 
Anzeige der Bewegungsgruͤnde nal 
Neuigkeiten zu forſchen *). 


F a jedermann begierig zu ſeyn ſcheint, Ne 
igkeiten zu wiſſen, beſonders bey dieſer 
critiſchen Zeit, da ber Ausgang eines We 
"tigen Krieges ben Verſtand ber Menſchen be 
ſchaͤſtigt, und fie in einer beſtaͤndigen unruhig 
Erwartung erhält, fo wird es nicht übel gehen 
ſeyn, die vornehmſten Bewegungsgruͤnde an 
zeigen, wodurch die Menſchen zur Bemuͤhung 
um Neuigkeiten angetrieben werden, 


® 

Faͤrs erfte forfehen die Menfchen nach Reuig 
eiten aus Muͤſſiggang, um fich zu belugigen 
und die Zeit zu vertreiben, bie ihnen fo ſehr zur 
Saft faͤllt; obwohl nichts fo koſtbar iſt als die 
Zeit, und ob gleich der Verluſt derſelben une 
feglich bleibt. Sie ift fo eine unerträglict Dir 
de, Daß die Menfchen fie nicht erfragen Finnen 
Sie werden ſich feibft beſchwerlich, und, und 
aus einer ekelhaften Einode zu reiffen, nem! 
fie ihre Zuflucht zu Beſuchen, zur Jagdı # 
Gaftgeboten, und Intriguen; aber, vor allen 
andern, find fie um Neuigkeiten hekuͤmmer!. 
Dieſes mar der vorzuͤgliche Character der Athen⸗ 
enſer. Die ernfihaften Männer ihrer Nat 
pflegten ihnen Vorwuͤrfe darüber zu machen, pr 
B W 








H Bü dem YniogsfabiPfogngine überfeh 





RR 


/ er \ 

Bibliothek. 443 
e 9 —* Orte ſetzten, um das Bolt bor=s um 
ber gehen zu feben, und nach Menigfeiten zu for⸗ 
en, ° Der- gröffte. ihrer Redner hat ſich in Des 
bfihe, ihre Aufmerkſamkeit auf eine wichtige, 
en Staat betreffende Sache, zu lenken, feine 
adern ‚ads folgender Worge bedient: Ich bitte 
uch nur, auf das, mas ich euch fogen werde, ſo 
ufmerffam gu feyn, als ihr anf. Neuigkeiten ſeyd. 
Die Sache gieng fo weit, Daß man eine beſonde⸗ 
e Art von Dbrigfeit ernennen muffte,. um auf das 
nüflige Volk acht zu baden, welches, am ſtatt u Kö 
eine eignen Angelegenheiten beforge’zu ſeyn, es 
los zu feinem Geſchaͤfte machte, ſichum das, wo 
indre dene angieng zu befämmern, 


Zweytens veranlaſſt bie ifensbegie. De - 
Menſchen, nach Menigkeiten zu forfchen, Sie 
die herrfchende Leidenſchaft Des menfchlichen Ger - 
chlechts. Was wird die Wiffensbegierde nicht - 
Kun? Sie ſchwingt Mb empor ,- um den Himmel 
auszumeſſen; fie ſteigt hinab in ben: Schoog ber 
Erde, um bag, was in ihren Eingemeiden liegt, 
mefanig zu machen. Sie geht zuruͤck in längff 

gangene Zeiten; ſie beſtimmt zum veraus bie 
—E der Zeiten, bie noch kommen ſoten. | 


Drittens fuchen bie Menſchen aus Eielkeit 
und Ehrbegierde "Meuigkeiten aus juforſchen. 
Einige medien bafır angeſehen ſeyn, als ob fir ei 
ne ſo groſſe politiſche Eiaſicht befäffen ; daß fie 
Finfige Beabenpeken vorausſehen dilen; —* 


444 Brittiſche 
Sand als ob fie uͤber bie Vorthelle der grofſen Ni 
| 3 über Die gegenwärtige Sageder Sachen , und o 
das Verhalten der Minifter, tiefe Betr 
anflellten. Sie urtheilen- aus Den Minen deni 
ben, daß wichtige Staatsveränderungen b 
hen, und aus ihrer geheimnisvollen Sprache flı 
man ſchluͤſſen, daß fie weit mehr wuͤſſten, als ſe 
fagen wollen. Andre verfichern ihre Neuigkein 
von guter Hand zu haben; fie nennen nur Pre 
nen vom erften Range, und fie geben zu verfiche 
"Daß fie Die Geheimniſſe der Cabineter Durd) ei 
vertraulichen Briefwechſel mit den Miniftern mi 
‚fen. Andre begnügen ſich ihren Neuigkeiten ein 
feine Wendung zu geben, und fie mit eininen mer: 
würdigen Umftänden auszuſchmuͤcken, wodurd 
Die ‘Begebenheiten ganz entfielk, und zu Fabel 

werden, Ze 








Viertens find die Menſchen auch gewohnt aus 
Bloſſer Bosheit Neuigkeicch zu ſagen. Die ver⸗ 

gnuůͤgen ſich an tragiſchen Borfällen : fie börengern, 
daß Stäbte verheeret, ganze Propinzen vermi: 
ſtet, und groffe Armeen gänzlich aufgerieben wors 
ben find. Ihre einzige Abſicht, wenn fie ungluͤck⸗ 
Ude Neuigkeiten ſagen, gehet dahin, ihre üble 
Gemuͤthsart zu befriedigen, 


Fuͤnftens treibt ein Gelft ber Faction bie Men⸗ 
hen au, nach Neuigkeiten zu forfchen. : Daher 
ommt es, daß fie glauben ober laͤugnen, aus⸗ 

bbreiten oder unterdruͤcken, dergroͤſſern oder ver 

Be mindern, 


Bibliefef, 445 
yarn;- nachdan es: die Partey erfordert her sun, 
ugerpan fiwd. _Sind-fie-: für eine. gute Sache? 
enommen: ſo verderben fie diefelbe durch ie, 
übereilten Eifer, und ihre zuberfichtliche Ent» 
idung ber Dinge; -- Sinn. fie in eine fchlimme 
‚he in eine Faction gegen. den Staat verwickelt 3 
orfchen ie nad) Neuigkeiten um die Zahl, der 
isvergnuͤgten zu vermehren, Aufruhr zu erre⸗ 
', bag. Berftändnis Des Monarchen wi den 
terthanen zu unterhrechen,ſoiglich bie.; Freyheie 
verniſhten, und eine. ganze Nation, in.linrube | 
d Verwirrung zu bringen | 


Sechstens find. die Menfchen aus Eigennug, 

gierig, Meuigkeiten zu erfahren. Diefes iſt die . 
Zirfung des Handels in allen groffen Städten, 
elhe der Thron Des Mammens zu fenn ſcheinen; 
o der Eigennutz unter tauſend verſchiedenen Ge⸗ 
alten erſcheinet, und alle Arten von Liſt anwen⸗ 
et, die Dinge anders vorzuſtellen als ſie ſind; 
N) jedermann fü fich bemüher, auf Unfoften feiner- 
Nachbarn reich zu werden. 


Siebentens find die Menfchen aus Ungebule 
ven errünfchten guten Ausgang oder die ſchlim- 
nen Folgen einer Begebenheit zu wiflen, um Neu⸗ 
gteiten befümmert. Der rechtfchaffene Mann, 
veffen Abfichten rein find, wird ſich wegen dee _ 
Wohlfahrt und Glückfeligfeit des Staats auf 
GOtt verlaffen. Was Das Unglück anbetrift: ſo 
follte man bedenken, daß es zu geſchwind kom⸗ 

men, 


(444 Brittiſche 


ind als 6b fie über bie Borshelle der groſſen Hi 

£7 über die gegenwärtige Lage der Sachen, und übe 

das Berhalten der Minifter, tiefe Betrachtunga 

anſtellten. Sie urtheilen aus den Minen derlen 

ben, Daß wichtige Staatsveraͤnderungen beverit 

hen, und aus ihrer geheimnisvollen Sprache fol 

man ſchluͤſſen, daß fie weit mehr wuͤſſten, als ſe 

fagen wollen. Andre verfichern ihre Meuigkeita 

von guter Hand zu haben; fie nennen nur Perie 

‚nen vom eriten Range, und fie geben zu verſtehen 

‘Daß fie die Geheimniſſe der Eabineter durch eina 

vertraulichen Briefwechſel mit den Miniſtern wir 

J ſen. Andre begnuͤgen ſich ihren Neuigkeiten eine 

feine Wendung zu geben, und fie mit eininenmet‘ 

würdigen Umftänden auszuſchmuͤcken, wodurch 

bie Begebenheiten ganz entſtellt, und zu Fabelt 
werden, " 


Wiertens find die Menfchen auch gewohnt aus 
bloſſer Bosheit Neuigkeicch zu fagen. Die ver⸗ 
* gnůgen ſich an tragiſchen Vorfällen: fie hoͤren gern, 
daß Stäbte verheeret, ganze Provinzen weni 
ſtet, und grofle Armeen gänzlich aufgerieben wor⸗ 
den find. Ihre einzige Abficht, wenn fie ungüd- 
Udye Neuigkeiten fagen, gehet dahin, ihre übt 
©emürbsart zu befriedigen, | 


Fuͤnftens treibt ein Geiſt ber action die Mer 
ſchen an, nach Neuigkeiten zu forfchen. 
kommt es, daß fie glauben oder läugnen, au% 
breiten. ober unterdruͤcken, dergroͤſſern Be 
\ mindern, 


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Bibliofef, 445 

ndern ,. nachdem es: die Parten erfordert, hers@und, 
zugerhan find. Sind.fie für eine gute SaheiT + 
genommen: fo verderben fie Diefelbe durch ide, “" 
r übereilten Eifer, und ihre zuverfichtliche Ent, | 
ſeidung der Dinge; -- Sind ſie in eine fchlimme 
jache in eine Faction gegen.den Staat verwickelt 3 
forichen fie nach Neuigkeiten, um die Zahl, der: 
Risvergnügten Zu vermehren, Aufruhr zu erre⸗ 
n, das Verſtaͤndnis Des Monarchen ‚mir ben 
nterthanen zu: unterbredjen ,.-folglich bie Freybeit | 
verniſhten, mnd,eine ganze Nation jn inruhhe 
m Verwirrung zu bringen. 2 

Sechstens find. die Menfchen aus Eigennug, 
egierig, Meuigkeiten zu erfahren. Diefes ift die . 
Birfung des Handels in allen groffen Städten, 
velche der Thron des Mammens zu fenn ſcheinen; 
vo der Eigennuß unter taufend verfchiedenen Ge» 
talten erſcheinet, und alle Arten von Liſt anwen⸗ 
et, die Dinge anders vorzuftellen als fie find; 
do jedermann fich bemüher, auf Unfoften feiner- 
Nachbarn veich zu iverden. 


Siebentens find die Menfchen aus Ungebuls 
den ermiinfchten guten Ausgang oder die ſchlim- 
nen Folgen einer Begebenheit zu wiflen, um Neu⸗ 
'gfeiten befümmert. Der rechtfchaffene Mann, 
deffen Abfichten rein find, wird ſich wegen der _ 
Wohlfahrt und Glückfeligfeit des Staats auf 
5Hr verlaffen. Was das Unglück anbetrift: fo 
ſolte man bevenfen, daß es zu geſchwind kom⸗ 

| men, 


444 Brittiſche 

Bind ale ob fie uͤber bie Vorthelle der groſſen Ki 
ET über Die gegenwaͤrtige Lage der Sachen‘, und übe 
das Berhalten der Minifter, tiefe Betrachtunge 
anſtellten. Sie urtheilen aus den Minen derier 
- ben, ' daß. wichtige Staatsveraͤnderungen bevori 
:hen, und aus ihrer geheimnisvollen Sprache ſolu 
man ſchluͤſſen, daß fie weit mehr wüflten, als it 
fagen wollen. . Andre verfichern ihre Neuigkeim 
son guter Hand zu haben; fie nennen nur Perſe 





‚'fen. Andre beguügen füch ihren Neuigkeiten cin 
feine Wendung zu geben, und fie mit eininenmer' 
würdigen Umftänden auszuſchmuͤcken, wodurd 
bie: „Degebenfeiten ganz entſtellt, und zu Faben 
werden. u 


Wiertens find die Menſchen auch gemohataus 
:bfoffer. Bosheit Neuigkeitckk zu fagen. Die mis 

»  :gnügen ſich an tragifhen Vorfaͤllen: fie hoͤren getn, 
daß Städte verheeret, ganze Provinzen weni 
ſtet, und geoffe Armeen gänzlich aufgerieben wor⸗ 
ben find, Ihre einzige Abfiche, wenn fie unglüd: 
liche Meirigfeiten fagen, gehet dahin, ihre Abi 
Gemuͤthsart zu befriedigen. 


Fuͤnftens treibt ein Gelft ber Faction bie Den 
‚Shen ou, nach Neuigkeiten zu forſchen. Dade 
3. bommet es, daß fie glauben oder laͤugnen, aus 
‚Breiten: oder unterbrücten, vergroͤſſern oder ver⸗ 

9 . mindern, 


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Bibliothelk. 445 
dern. nachdem es: bie. Partey erſordert, der 5Vend. 
zugerhan find. Gind.fie-für eine gute SachetS + 


genommen: fo verderben fie Diefelbe Durch ib», 


ı übereilten Eifer, und ihre zuverfichtliche Ent» 
eidung der Dinge; -: Sind.fte in eine ſchlimme 


ache in eine Faction geaen.den Stat verwickelt 3 
forichen fie nach Neuigkeiten, um die Zahl, der: 
tisvergnügsen zu vermehren, Aufruhr zu erre⸗ 
n, das DBerfländnis des Monarchen ‚mie den 
iterthanen zu unterbredien „.-folglich die Freyheit 


‚ vernighten, und, eine ganze Nation jn Unruhe 


d Verwirrung zu bringensd 


Sechstens find die. Menfchen aus Eigennug, 
gierig, Meuigkeiten zu erfahren. Diefes ift die . 


Birfung Des Handels in allen groffen Städten, 
rlche der Thron des Mammens zu fenn ſcheinen; 


der Eigennuß unter taufend verfchiedenen Ger 


talten erſcheinet, und alle Arten von Liſt anwen⸗ 
et, die Dinge anders vorzuftellen als fie find; 
00 jedermann ſich bemüber, auf Unfoften feiner- 
Nachbarn reich zu werden. 


Siebentens find die Menfchen aus Ungedult 


den ermünfchten guten Ausgang oder die ſchlim- 


nen Solgen einer Begebenheit zu wiflen, um Neu⸗ 
'gfeiten befümmert. Der rechtfchaffene Mann, 
deſſen Abfichten rein find, wird fid) wegen der 


Wohlfahrt und Gluͤckſeligkeit des Staats auf | 


GOtt verlaffen. Was das Ungluͤck anbetrift: fo 


ſolte man bedenken, daß es zu geſchwind kom⸗ 
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Srittiſche 
Bibliothek. 
Fuͤnfter Band. 
Finfted und fehfes Stück, J 


eeipzig, 
bey Johann Wendler. 
1762 


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’ 


. 449 
‘ I. 

wenty Sermons on the moft ferious and pradii- 

cal Subjedis of the Chriftian_Religiong By 


the late Reverend Samuel Bourn. The fecond 
edition. London 1757. 8. 


“ 


\ 


= s Band 
set 


Ke kommen itzt wenig theologiſche Schriften 
N in England heraus, in denen man. nicht 


den Geiſt des Arianifmus und den Eifer 
der das Athanafianifhe Glaubensbefenntnig 
heils offenbahr, theilg verſteckt, entdecken ſollte. 


zu der erftern Are gehören auch diefe zwanzig \ 


Reden, und der $efer ift bier nicht in der Ger 


ahr, das Syſtem des’ Berfaflers aus Unachtfam. 


teit fiir richtig zu halten, weil in der Machriche 


von feinem Leben, Die dieſen Prediaten vorgefeger _ 


it, die Gefinnungen des Samuel Bourn in 
biefen Stuͤcken ohne Zurückhaltung angezeiget 


At 


werden. Er war im Jahr 1689. von einem Pres 
diger, der .zu den Diffenters gehörte, geseuget, 


und trat im Jahre 1711. ein geiftliches. Amt an.ı 
As 1719. die Streitigfeiten wegen der Lehre von 
der Dreyeinigkeit ihren Anfang nahmen, fo ent: 


ſchlog fid) der Verfafler diefen Streit forgfältig 


ju unterfuchen. Cr las des D. Clarks Scripture- 
Doätrine, Reply. u.f.w. auf der einen, und die 
Bründe des D. Warerland, und andrer berühmt- 


ten Bertheidiger des Arhanafianifchen Glaubens 


4 


befenneniffes auf der andern Seite mit, aller Auf 
| Sf merk⸗ 


450 Brittiſche 


Vand merkſamkeit; vornehmlich aber unterfucter N 
sr, göttliche Dffenbahrung feibft, um zu fehen, 
fie von diefer Sache fagte. Als er die Unter 
hung, beißt es ferner, anfieng ,. fo war ra 
offenbahrer Athanafianer; allein die Weberzeuu 
der Wahrheit war fo maͤchtig, daß feine Erin 
nungen ſich gänzlich veränderten; er geflaud st, 
dag „naͤchſt der Bibel ihn nichts mehr zum da 
fall für das Syſtem des D. Clarks beweget hin 
als die Antworten ber Gegner, und bie un 
länglihe WBertheidigung ihrer Grundſihen 
Nachdem er bey verfchledenen Gemeinden gel 
den hatte, fo wurde er endlich nach Birmiy 
ham in Warmilfhire berufen. Wenig alt 
vor feinem Tobe wollte man Ihn nach) "Bolton I 
Sancafhire haben, allein die Siebe und das Pit! 
feinee Gemeinde hielt ihn zuruͤck. Er ſtarh im 
17. Merz 1754. Der Verfaffer dieſer Nachrih 
machet von unferm Redner ein ſehr gutes 2ib.- 
„Ale, die ihn gekannt haben, Freunde und dir 
be, müffen die allgemeine Güte und Auridtig 
keit feines Herzens bezeugen. Da auch en dr 
zeichnis von den Süyriften des Samuel Don 
‚gegeben wirb, fo wollen wir es unfern Leſm am 
Ende diefes Auszuges um fo viel lieber mit 
feu, weil wir vermuthen, daß es den mil 
angenehm feyn wird. Der Inhalt gegenmirs 
ger zwanzig Predigten iſt diefer : vie erfte ei 
pfieplet den Kindern gortesfürchtiger Aeltern et 
früßzeitige Gottesfurcht, über 1 B. der Ehron.zh 
oder 18, 9 , Die zmente über eben ln 
em? 





Biblisthe 451 
pfiehlet ben Aeltern eine gottesfürchtige Erzie,s Band 
ig ihrer Kinder, Die dritte, vierte. und 
ifte handele von der Natur, ven Verbindlich - - 
en und beſondern Vortheilen einer frühzeltie 
Gottesfurcht. Pred. Sal. 12, 1. In der 
sten, fiebenten, achten ımd neunten revet der 
erfafjer von der großen Abfiche des Chriſten- 
ıms, welche darinnen beſtehet, die Menfchen 
bifchaffener, Heiliger, und glücflicher zu machen. 
orinth. 1, 30. Die folgenden drey Predigten 
id über Hebr.8, 27. und handeln theils von "Bes 
achtungen über den Tod, theils von dem Tode 
bſt und. deffen Nothwendigkeit, theils von der 
'othmendigkeit nur einmal zu fterben. Sierauf 
Igen fünf Predigten Aber Apoft. Gefh. 17, 31. 
n der erflen mird von der Oewisheit, in ver 
veyten von der Allgemeinheit, in der‘ dritten 
on den Feyerlichfelten, ynd in der ‚vierten von 
em Eigenehümlichen des zukünftigen Gerichts - 
nd von der Perfon, durch welche Die Welt ge⸗ 
htet wird, gehandelt. Die fünfte enthält Er⸗ 
tabnungen aus dieſer Lehre. Die drey legten 
aben Spruͤchw. Sal. 4, 18. zum Texte. Die 
tite redet von dem befländigen Wachsthume eis 
et wahren Gottesfurcht; und die übrigen zwo 
on der Vollkommenheit des Tages eines gerech« 
en Mannes. Wenn: die Berfaffer des Monthly 
Review, die. geſchwornen Feinde des Athanaſia⸗ 
iſchen Glaubensbekenntniſſes, die Reden eines 
Sherlock, erwaͤhnen, ſo loben ſie nur die mora⸗ 
iſhen, weil fie mit. ſeiner Glaubenslehre nicht 

J u Sf 3- zufries 


x 















452 . Brittiſche 


Sr zufrieden find. Wir muͤſſen unfer Lob bey &i 
Se Reden eben auf dieſe Art und mit meprerm R 
ja auch noch genauer. einſchraͤnken, weil wir i 

den Reden, weiche den Glauben betreffen, 
offenbaren Socinianiſmus finden, und das Erit 

bes DBerfaflers feibft auf feine moraliſchen ä 

ha dlungen zuweilen einen Einflus hat. W 
wollen unfern $efern von beiden Arten, von de 
weniger ſchädlichen und von den gefährlidk« 
Predigten einen Auszug vorlegen, und erwahl: 
bierzu Die dritte und folgenden bis zur neunten Red 
Unfer Verfaſſer richtee die Aufmerfiamfeit v 
Jugend erft auf die Ermahnuna: Gedenke 
deinen Schöpfer in deiner Jugend, umd als 

dann auf den wichtigen Anhang: ehe denn dit 
böfen Tage kommen, u. ſ. w. Die Erklärung 

der Ermahnung gebet bis in die dritte Predigt 
über, und der legte Theil der Tertesworte wırd 
nur in der dritten Predigt gegen das Ende aut 
gerührt. Der Veifaſſer verjchweiger nicht, daB 
es im Orundterte heiße: Gedenke deiner 
Schöpfer. Er fege aber hinzu: Mach einigen 
wicd Dadurch der Sohn Wottes mit eingefchlojlen, 
Durch den Gore alle Dinge gefchaffen bag, und 
ohne weichen nichts gemacht it, was gemalt 
iſt; mie dem Die chriftliche Jugend zu ihrem ‘Bon 
cheile fich befannt maden, an den fie mit Er 
kenntnis und danfbarem Gemuͤthe gedenken muß, 
- Allein da: die vielfache Zahl an ftart der einfachen 
ſehr oft gebraucher wird; und da die. Jugend tet 
Süden. feine ſo deutliche Offenbarung Yon de 

| Art 


Bitlises, | 453 


er ber Erlöfung. und von dem Character —* 
Zohnes Gottes hatte, als bie unfrige, mania 
ebet leicht, wohin diefe Ausdruͤcke geben) fo 
dnnen wir unfere tleberfegung. für richtig halten, 
Diefe Ermahnung wird in drey Stüde -zerglies 
ert. 1) Unter was für Begriffen und Vor⸗ 
teflungen foll die jugend an Gott gedenken, 
> Was für Gedanken Neigungen und Hands 
ungen’ begreift das Andenken an Gott, als um 
ern Schöpfer, in. fih. 3) Werben die Ber — 
wegungsgründe und Verbindlichkeiten zum An- 
benfen an Gott angeführet, In dem Terte wird 
nue der Begriff des Schöpfers angeführet, und 
dieſer affeine ift hinlaͤnglich, weil er alle die großen 
Vollkommenheiten Gottes, und alle Die großen 
Verbindungen, in denen mir, mit ihm fleben, 
enthält. Unſer Redner entwicele diefe Vollkom⸗ 
menbeiten mit vieler Deutlichfeit und. auf eine " 
fehr angenehme Art. Gott befige eine vollfome 
mene Weisheit, eine alles umfaſſende Erkennt⸗ 
niß, «eine allgemeine Gegenwart, eine allmaͤch 
tige Gewalt und eine uneingefehränfte Güte, . 
Die verſchiedenen Verhaͤltniſſe und Verbindun⸗ 
gen, in denen wir mit Gott ſtehen, ſind, daß er 
unſer Beſchuͤtzer und Erhalter, unfer Eigen⸗ 
thumsherr und Geſetzgeber, unfer groͤßter Wohl⸗ 
thaͤter und allmaͤchtiger Freund iſt. Wir wollen 
die Stelle, welche dieſes letzte Verhaͤltniß betrift, 
herſetzen. Ihr koͤnnet noch weiter gehen, Juͤng⸗ 
linge. Iſt Gott mein Schoͤpfer, der Schoͤpfer 
der ganzen Welt und war; ieden Creatur, r iſt 

4 er 


X 


\ 


454 Bibliothek. 
5Band er mein größter Wohlthaͤter und mein allmaͤcht: 
SOSE ger Freund. Gore Ift mein $reund; er Hat mid 

zu einem fo edlen Geſchoͤpfe gebilder‘, er Hat mid 

in eine fo hohe Ordnung ber Wefen verfegt, wel, 

che ſich fo würdig befchäftigen, welche eine fc 
groffe Otücfellgfeit genieſſen, und fich zu einer fo 
onfehnlihen Vollkommenheit erheben Fönnen, 

Sort ift mein Freund; er bat meinen Körper fo 

wunderbar bereitet und zu allen Sefchäften des 

$ebens fo geſchickt gemacht. Es ift nicht möglich, 
daß mein Schöpfer und Vater mein Feind ſeyn, 
und (er müßte denn fehr beleibigee ſeyn) das 

Werk feiner Hände verlaffen ſollte. Ich fehe 

weiter , daß mein märbtiger und guter Schöpfer 

die Welt mit feinem Gute angefüller hat, bie 

Erde ift voll von feinen Reichthuͤmern, iedes 

Jahr iſt mie Güte gekroͤnet; afles dienet dem 

Menfchen; alles iſt zu unferer Erhaltung und zu 

unferm Vergnügen angeordnet. Das Licht der | 

Sonne, des Mondes und ber Sterne ift feine 

Gabe, Rinder und Schaafe, Vögel und Sifche, 

Mole, Seide und Flachs, alle meine Speife 

und Kleidung, welche theils zur Morhwendigkeit, 

theils sur Zierbe geböret, meine erbaltenden und 
angenehmen Speiſen; die wohlriechenden Blu⸗ 
men, bie Schönheiten des Gartens und des Fel⸗ 
des, der arbeitende Stier, das nügliche Pferd — 
alles dieſes find reiche und freywillige Gefchenfe 
meines nötigen Schöpfer, Was für große Aus 
gaben hat Bott zu meiner Gluͤckſeligkeit gemacht! 
. Was für eine Berfehwendung von Cure erblide 
ich nicht in iedem Jahre, an jedem Orte! * | 
= 7 










oe rn. 
dr, er für Mittel har Goꝛt awahlet und; Vand 


brauchet, um meine Seele zu bewahren und win * 
rbeſſern, meine Unſchuld in Sicherheit zu ſetzen, 
eine Tugend zu befördern „ meine: Faͤhigkeiten 
erweitern, meinen glücklichen Zuftand wieder | 
rzuftellen, mein Herz wohl einzurichten, nnd 
ich zur Würde und Gluͤckſeligkeit der Engel zu 
beben! Nicht allein die ſichtbare Schöpfung, 
ndern aud) meine Bibel entdecket die Guͤtigkeit 
nd Siehe Gottes auf dig reizendefte Art; fie zei» 
et, was für ein Freund und Vater er für mic) 
nd für das ganze menfchliche Geſchlecht iſt. 
Allein Fein Werk Gottes, feine Beranftaltung 
einer Vorſehung zeiger feine Güte, feine Freund» 
haft für die Menfchen, fein Mitleiden gegen 
yerlohrne Seelen in einem herrlichern Glanze, als 
die Sendung feines Sohnes zur Erlöfung der 
Menichen, da er für uns fo viel leiden und end. 
lich ſterben mußte, Auf diefe Are, meine 
Juͤnglinge, Fönnet ihr euern bimmlifchen Batr. 
und beften Freund leicht kennen lernen; und wenn . 
ihr ihn unter diefem Character betrachtet, fo fün« 

net ihr ihn gemis nicht vergeffen, fondern Ahr 
werdet ihn ieden Tag loben, feinen heiligen Ma 
men preifen, und euch ſeibſt durch Betrachtun⸗ 
gen uͤber ihn ergögen. Und wenn ihr euch felbft, 
durch Hülfe der heiligen Schrift, als verlohrne 
Schafe, als unreine Gefäße, als zerftörte Tem 

pel betrachtet, und leſet und hoͤret, was Gert . 
gethan hat, um euch wieber zu finden, um euch _ 
zu heiligen, um euch zu Wohnungen Gottes wieder 
2,1, ae 111 = 


456 Brittiſche 
Fan aufzubauen, fo muß eure Bewunderung u 
„ Fr: Dankbarkeit bis auf den hoͤchſten Grad ſteigen, 
2) Was für Gedanfen, Peigungen un 
Handlungen begreift das Gedenken an Bott, di 
anfera Schöpfer in ſich? Ueberhaupt muͤſſen ni 
nach Bott: forſchen, mit ihm immer mehr w 
mehr bekannt zu werden uns bemühen, oft un 
ernſtlich an ihn denken, unfere Abhängigkeit in 
ihm erkennen, und ihm unfere tägliche Pflicht Do 
zahlen. Noch genauer aber enthält es. folgt 
Stuͤcke. Wenn wir an Gott als einen weit 
und verftändigen Schöpfer. gedenfen, fe müs 
wir alles das, mas Gott hut, billigen, und dam 
zufrieden ſeyn, wir. müflen ung-in dem beruhigen, 
was er gefchehen laßt; wir müffen glauben, DB 
nichts durdy den Zufall oder durch das Shit 
geſchiehet. Gedenken wir an Bert, als ein ab 
wiſſendes und allgegenmärtiges Weſen, fo fat 
diefes eine beſtaͤndige Ernſthaftigkeit des Geile, 
eine Sorgfalt ſo gar über. unfere Gedanken tt 
unſere innerlihen Bewequngen, über une 
Worte und geheimen Handlungen, in fi. M 
einen groffen und mächtigen Sort gedenten, erwe 
det in uns Furcht, ihm zu, misfallen, und Verl 
gen, feine Onade zu erlangen. Um einen Bert 
von unumſchraͤnkter Güte gedenken, erweckt in u 
freudige Bewegungen, Pf. 37,4. zum tobe Öattt 
jum Gebete. Wie er bishero aus den Eigenſchaſten 
Wottes den Begeiff des Gedenkens an Mott erflürt; 
fo thut er es auch aus den Vexrhaͤltniſſen, in weicht 
wir gegen Bott ſtehen - In der vierten Predu 
fängt er an das dritte Stuͤkk der Ermahnung ein 
| u « handen 





Bibliothet. 457 
andeln nämlich, bie - Bervegungsgrände zur frühen 5 
jroͤmmigkeit. Sie find theils von Gott theils von Da 
nierm eignen Mugen und von der bequemen Zeit 
er Jugend, theils von dem Bergnügen, weiches‘ 
vie Durch frühzeitige Froͤmmigkeit Aeltern und 
ehrern machen, theilg aber auch von den Nutzen 
ber Kirche und der Welt hergeleite. Wir mols 
len die Bewegungsgründe, die von Gort herges 
nommen find, übergehen und ben den ‘andern’ et⸗ 
was ſtehen bleiben. Es ift unfer eigner Mugen; 
und wir Eönnen uns feinen gröffern verſchaffen, 
als wenn wir uns zu Gott befehren und heilig ' 
leben, Wenn wir nicht in. unferer JZugend-fromm . 
find, ſo haben mir gereihfe Urfache zu befürchten, 
daß wir es niemals feoyn werden. Wir glauben, 
wir haben Urfachen, warum wir dieſes Jahr nicht 
an Gore gedenken; altein in dem naͤchſten Jahre 
werben wir eben die Urfachen haben; und durch 
die Entfernung von ort, wird uufere Unbuß⸗ 
fertiafeit wachfen, und unfer Wille wird gute Eins | 
drücke weniger annehmen. Gleichwie die Rinde 
eines Baumes in jedem Jahre dicker und haͤr⸗ 
ter wird, je länger fie der Sonne und den 
Winde ausgefeßt it; fo wird auch’ unfer Go 
wiſſen, je länger wir unbefehrt bleiben, deſto 
mehr ' verhärter. Allein. wenn wir auch 
eine Wahrfcheinlichfeit unferer Bekehrung noch 
annehmen fo ift doch die Zeit der. Jugend die 
beite und b>quemfte, an Gott zu gedenfen. : Dies 
iſt im vorzuͤglichen Verſtande Die angenehme Zeit, 
der Tag des Heils. Jugendliche Herzen haben 
einige Eigenſchoſcen, wodurch die Ausübung r 


- 4 


458 Brittiſche 
Reli on ihnen feichter wird, als in de 
TE den ante ihres kebens, Isin Ioferhafte 


NT ungen und ftrafbare Gewohnheiten in ihnen flär- 


fer worden find. Wißbegierde und ein Gemü- 
ehe, das fich dem Lichte und der Ueberzeugung 


öfnet, ift ein Dortheil, Jef.28,9. Wen fell er 


denn lehren das Erkenntnis? Wem foll er zu ver- 
ftehen geben die Predigt? Die Antwort ift: den 
Enrwehneten von der Milch, Denen die von Bruͤ⸗ 
ften abgefeßet find. Sieber gehören noch anbere 
eigenthuͤmliche Eigenfchaften der jugend, Die na 
türliche Befcheidenheic, Die Hochachrung gegen das 
Alter und gegen die Weisheit, Das Verlangen, 


gelobet zu werden, die Begierde andere zu über- 


treffen, die Lebhaftigkeit, die wenige ängftliche 
Furcht, die Stärke des Oedaͤchtniſſes. Die 
Zärtlichkeit ift ferner jungen Herzen eigen. Wir 
finden fie in einem befondern Grade bey dem jun⸗ 
gen Könige Joſia, welcher fehr gerühret wurde, 
als er die Worte Gottes in dem Gefegbuche aus 
dem Buche, das man in bem Tempel gefimben 


Hatte, vorlefen hörte. Und ale er hinſandte den 


Herrn zu fragen, wie bas verdiente Ungluͤck koͤnne 
abgewendet werden, fo erhielt er diefe Antwort 
von Gert: darum, daß dein Herz erweichet ift-— 
fo follen deine Augen nicht fehen alle das Ungluͤck 
2 B. Kdn.22,19.20, Im achten Jahre trat er 
feine Regierung an, und indem achten Jahre ſei⸗— 
nes Reiche, da er nech ein Knabe war, fteng er 
on zu fuchen den Gott feines. Vaters Davids , 
aChron. 34,3. Abia iB. der Koͤn. 14, 13. und 

| | Joſeph 








| Bibliothek. 459 
Joſeph 13. Moſ. 45,14. 46, 29. find ebenfalls5 Band 
Jiervon Beyſpiele. Die Bereitwilligkeit, von LER: 
andern fid) überzeugen zu laſſen iſt ein anderer 
Vortheil der Jugend. Der wahre Weg zu eis 
ner erhabenen Weisheit, Tugend und Froͤmmig⸗ 
feie zu gelangen, ift dieſer, fruͤhzeitig meife, 
tugendhaft und gottesfücchtig zu feyn. Dieſe 
Anmerkung wird durch die Beyſpiele eines Jo- 
feph, Mofes, Samuel, Dbadia, Hefefia, Joſia, 
Daniel, Timorheus, beftätiget. Diefe alle fiengen 
in den Tagen ihrer Jugend an, ihre Bedanfen 
‚auf den Simmel zu richten, und da fie Dem wei. 
ſen Unterrichte und den beilfamen KRarhfchlägen 
frühzeitig Gehör gaben, fo wurden fie vorzüglih - 
weife und fromm. Daß junge Heiligen alte 
Teufet werden ift ganz gewiß eines von den teuflis 
{hen Sprüchmörtern; es iſt eine Verläumdung 
der Religion, es widerſpricht allen vernünftigen 
Gründen und der Natur der moralifchen Fertige 
feiten; es ift der Gefchichte entgegen, und verläugs 
met Das Zeugnis Gottes: wie man einen Knaben 
gewoͤhnet, fo läße er nicht davon mern er alt 
wird, Spruͤchw. Sal.22,6. Das Zeugnis dee 
heidniſchen Schriftfteller ftimmt mit dem Zeig» 
niſſe der heiligen Scribenten überein. Wenn wie 
ung einer frühzeltigen Gottesfurcht befleigigen, fü 
iſt unfer Zuſtand gefichere ; Gore ijt unfer Vater. 
und Freund, und der Tod findet uns niemals unbe 
reitet. Aeltern und Lehrer geben den Berfaffer neue 
Bewegungsgründe für die jugend an die Hand. 
Kinder find Durch eine frühe Srömmigfoibiaßreude 

un 


— 
v 


saBaud 
set. 
u gu 


458 Brittiſche 


Religion ihnen leichter wird, als in dem nachſolge 
ben Zeitpunkte ihres Lebens, wenn lafterhafte Ne 
gungen und ſtrafbare Gewohnheiten in ihnen für 
fer worden find. Wißhegierde und ein Semi 
ehe, das ſich dem Lichte und der Lieberzeugun 


dfnet, iſt ein Vortheil, Jef.2g,9. Wen fl 


denn lehren das Erkenntnis ? Wem foll er zum 
ſtehen geben Die Predige? Die Antwort ift: 

Enrwehneten von der Milch, denen die von B 
ften abgeſetzet find. Hieher gehören noch ande 
eigenthuͤmliche Eigenfchaften der Jugend, die no 
türliche Befcheidenheit, die Hochachtung geyen 4 
Alter und gegen bie Weisheit, Das DBerlangt, 


gelobet zu werden, die Begierde andere zu it: 


treffen, die Lebhaftigkeit, Die wenige ängitiidt 
Furcht, die Stärke des Oedaͤchtniſſes. Di 
Zärtlichkeit ift ferner jungen Herzen eigen. Wi 
finden fie in einem befondern Grade bey dem ju 
gen Könige Joſia, welcher fehr gerühret murdt, 
als er die Worte Gottes in dem Geſetzbuche aus 
dem Buche, das man in dem Tempel gefuden 
hatte, vorlefen hörte. Und als er Hinfandte den 
Heren zu fragen, wie Das verdiente Ungluͤc fünne 
abgewendet werden, fo erhielt er biefe Anmert 
von Gott: darum, daß bein Herz erweichet it — 
ſo ſollen deine Augen nicht ſehen alle das Ungtüd 
23. Kon. 22, 9. 20. Im achten Jahre trat er 
feine Regierung an, und in dem achten Jehre fe 
nes Reichs, da er noch ein Knabe war, fing er 
an zu fuchen den Sort feines. Waters Dande, 
2 Chron. 34,3. Abia 1°. der Kön. 14, % an 
| ofe 


Bibliofhek. 459 
loſeph 1B. Moſ. 45,14. 46, 29. find ebenfalls; Band 
iervon Beyſpiele. Die Bereitwilligkeit, von E 
ndern ſich überzeugen zu laſſen iſt ein anderer 
Bortheil Der Jugend. Der wahre Weg zu ei⸗ 
er erhabenen Weisheit, Tugend und Froͤmmig⸗ 
eit zu gelangen, iſt diefer, früßzeitig : meife, 
ugendhaft und gottesfürchtig zu feyn.  Diefe 
Anmerfung wird durch die Benfpiele eines Jo-⸗ 
eh, Moſes, Samuel, Obadia, Heſekia, Yofia, 
Daniel, Timotheus, beftätiget. Diefe alle fiengen 
nden Tagen ihrer Jugend an, ihre Bebanfen 
auf den Himmel zu richten, und da fie dem wei 
en Unterrichte und ben heilfamen Rarbfchlägen 
frühzeitig Gehör gaben, fo wurben fie vorzüglih - 
weile und fromm. Daß junge Heiligen alte 
Teufel werden ift ganz gewiß eines von den teuflis 
ſchen Sprüchmörtern; .es.ift eine Verläumdung 
der Religion, es widerſpricht allen vernünftigen 
Gründen und der Natur der-moralifchen Fertig. 
keiten; es iſt der Gefchichte entgegen, und verläugs 
het Das Zeugnis Gottes: wie man einen Knaben '" 
gerähner, fo läßt er nicht daran: wenn er alt 
wird, Spruͤchw. Sal.22,6. Das Zeugnis der 
heidniſchen Schriftfteller ſtimmt mit dem Zeige 
niſſe der Heiligen Scribenten überein. Wenn wir 
ung einer fruͤhzeitigen Gottesfurcht befleigigen, fo 
iſt unfer Juſtand gefichert ; Gort iſt unfer Vater. 
und Freund, und der Tod finder uns niemals unbes 
‚teitet. Heltern und Lehrer geben dem Berfaffer neue 
Bewegungsgruͤnde für die Jugend an die Hand. 
Kinder find Dusch eine frühe SrömmigfukDieSreube 

un 


4686 ° Bruttiſche 


#Eand und Krone ihrer Aeltern, fo wohl hier ale an bem 
— Tage Chriſti; und ſeibſt die Engel freuen ſich 
uͤber ſie. Die vierte Art der Bewegungsgruͤnde 

iſt von Dem Nutzen der Kirche und der Welt her. 
genommen, Es ift gewiß, bie Sache der Reli⸗ 

gion und Tugend ift das wichtigite in der Welt; 
deswegen erſchuf Gore die Welt, und eben des 
wegen fährt er fort, fie zu.erhalten, denn vernünfe 
tige Wefen Fönnen ohne fie nicht glücklich ſeyn. 

Um aber diefe Religion fo wiel auf uns anfümmt, 

in dee Welt aufrecht zu erhalten, fo find untere 
Augen und unfere Hofaungen auf euch, meine, 
Tugend, gerichtet; ihr muͤßt fie in Dem naͤchſten 
Menichenalter behaupten, oder fie wird finfen 

und fterben. Die leeren Stellen, welche der Ted 
macht, und noch ferner machen wird, koͤnnen nicht 
anders erfeßer werden, als durch die Weisheit, 
Zugend und Froͤmmigkeit des aufmachfenden Ge⸗ 
ſchlechts. OGottſeliqe Samilien find die Pflany 
gärten, in welchen junge Bäume zum Frugen der 
Kirche erzogen werden, Wenn ihr verderbet und 
zumfdlaget, wenn ihr die tebre haſſet, Die Zucht 
verachtet, wenn ihr nicht euer Ohr zu Denen nei 
‚get, die euch unterrichten, fo we det ihr aufeine 
traurige Art an.dem Tode der. Religion und an 
ben Verfalle der Kirdye Ancheil haben. Sn det 

- fünften Predigt macht der Verfaſſer einige Kits 
würfe gegen die Ermahnung des Tertes und ni 
Derieget fi. Junge Leute fegen immer ihre Ge—⸗ 
Banken an Gott einige Jahre ginaus. und wollen 


seit ihre Jugend, wie fie jagen, genieflen. Ahr 
‘ E aM 


- 


| 
! 


Bibliothekt. 461. 
thoͤrichter. Aeltern verhindern öfters, über ar | 
fordern Doch nicht genug, die frühzeitige Sräm ILS 
igfeit ihrer Kinder, Der Berfafler jucht fie . 
u zu ermuntern. Der letzte Theil diefer Neve _ 
ıthält das zweyte Stuͤck des Textes: Ehe denn 
ie boſen Tage fommen u. ſ.w. Die böfen Tage 
nd die Tage des hohen Alters, der Krankheit, , 
nd des Todes, wo wir weder Zeit noch Kräfte 
ehr haben, Gott zu dienen. Wie unvernünfl 
ig, wie thoͤricht, wie gottlos iſt es nicht, fich vor« 
ufegen, alsdann erft ein frommes !eben anzufans 
en, oder an Gott zu: gedenfen, wenn euer Tag 
prüber iſt, oder bald vorüber feyn wird; wenn . 
ure Herzen ſchon hart und unempfindlich, zur 
Befehrung ganz ungeſchickt, und. fuͤr die Befehle 
nd Bergnügungen der Religion unfähig werden 
ind! Möchte ich nicht fagen, wie unmöglic) iſt 
5 doch, daß ihr, da ihr als Thoren, als Thiere, gea 
ebt hat, als Menfcyen, als Ehriften fterben foll⸗ 
et! Iſt es alfo nicht rine ungegründete Hofnung, 
ine Hofnung, dadurch mir den. Gott bes Hinw 
nels beleidigen, wenn.wir erwarten, daß er .ein 
altes, ierdifches und finnliches Herz, bas durch 
Sünden verderbet iſt; lahme und 'gebrechliche 
Dienfte von menig efenden Tagen: annehmen fol 
t, da die befte von. unferer Zeit.und Stärke, von 
infern Gedanfer und Neigungen zum Dienfle 
hoͤrichter Luͤſte gebraucht, und dem Teufel. ſelbſt 
wirklich gewidmet worben ift? Iſt dieß Die Hof⸗ 
lung einer vernänftigen Ereatur fi Eines unfterbs 
ichen Wefens ? „Einer. Jugend, bie ſich — 

n 


( 





462. Brittiſche 
in dem Stande der Pruͤfung zur Ewigkeit 
ya det? Der Redner machet ſich bier der Beldı 
bung des Salomo vom hohen Alter zu Nu 
und zeige, indem er fie erläutert, wie ungeſchi 
Diefe Zeit unfers tebens zur Belehrung if. 
wollen noch den Beſchluß dieſer Rede herſehe 
, Man bat nody niemals weder einen frommen 
einen böfen Menfchen gefunden, welcher ein 
loſes und böfes teben an feinem Ende empfoh 
hätte, Oleichwie alle weiſe und tugend 
Männer, Heiden, Juͤden oder Chriſten in ihr 
letzten Stunden denen, die fie umgaben, bie fi 
Ugion alle eit angepriefen haben; fo haben bie b 
feiten unter den Menfchen, wenn fie ihre Aus 
dfneten, und die Wahrheit vom Betrug und R 
thum unterfchieden, die Eitelkeit der Ehren un 
Reichthuͤmer diefer Welt und zugleich die Wet 
heit und Nothwenbigkeit eines frommen db 
eingeftanden. Der groffe morgenlaͤndiſche Kai 
fer Saladin befahl vor der Spige.. feiner Arm 
ausjurufen, „daß er von allen feinen Eroberung 
von aller den Siegen, bie er erhalten harte, niht 
mit fich ‚hinmeg nähme, als fein Hemde oder Kl 
. feichenkleid; der Ausfpruch des Cardinal Vel 
ſey, eines groffen Staatsminiſters von Kl 
Heinrich dem achten, iſt bekannt: wenn er fit 
Sort fo gut, ats feinem Könige gedienet halt 
fo würde er ihm nicht in feinem hohen Aker ou 
loffen haben. Und fo gar Bileam konnte mil 
(chen, daß er den Tod des Gerechten ferben 
möchte, ſo ſehr. auch fein Sehen won einen ie 








% J En iss En EEE GE — —5— 5 5— — —5———— 


2 
Bibliothef. - , 46 
ode umterfehteden war, Ich will alles mit eis nd 
vr Betrachtung jenes vorzüglichen Geſchicht— at, 
jreibers - und Feldherrns, des Eenopbon, be  - 
hlieſſen, und id) hoffe, meine noch Jungen Zus 
rer werden fich derfelben oft erinnern, und Nu: 
en Daraus ziehen. Kr fagt: in dee Oberwelt 
iebt eB Feine ſolchen Zerftreuungen, Schaufpiele , . 
nd Ergöglichkeiten, dergleichen das Volk in Dies 
ee Welt ſo ſehr ergeben iſt, ein jedes verftännis 
es: Weſen wird aljo Diejenigen Uebungen zeitig 
mſangen, welche flets fortdadren werden. 


Die folgenden vier Predigten, wovon wir eis 
ten Auszug geben: wollen, werden uns. von der 
Ölaubensiehre unfers Berfaffers, Die gänzlich fos 
inionifch HE, mehr Licht geben. Sie find über ' 
die wichtigen Worte, ı Cor. 1,30. Man kann 
fie gleich) aus. der Umſchreibung dieſes Tertes ken⸗ 
nen lernen. - Es wird in bemfelben,, fagt, er, ur« 
fer wieder hergeftellter Zuftand befchrieben, Dies 
ſes ift ein. Stand der Weisheit, der Rechtſchaf⸗ 
fenheit, der Heiligung, der Erlöfung, Das if 
alles, was wir qals vernünftige, gefellige, unfterbs 
liche Werfen Hoffen können, die fehr baid ſterben, 
und Durch den Tod in ein neues und emiges Da⸗ 
feyn hinüber gehen werden. Dies ift die natuͤr. 
liche OIrdnung der Dinge in der moralifchen Welt, 
in dem Reiche Gottes; denn wenn Die Menfchen 
jur Weisheit wieder gebracht find, fo wetden fie - 
techt Handeln und rechrfchaffen werden; vechtfchafe 
fene Menfchen werden in der Tugend immer wei⸗ 

Gg ter 


⸗ 4 


464 - Brittifche 
5Band ter fortgehen, bie fie heilig find, oder geheill 
. werben, und weile rechefchaffene und heil 
Menſchen werden unter der Regierung Gott 
von allem Elend erlöfee, und endlich glüd 
feyn. Man fiehet hier fchon, was für Begr 
der Verfaſſer mit den Worten Gerechtigkeit, : 
ligung und Erlöfung verbindet, und er wird 
“noch umftändticher erklären, . Das unmittelb 
MWerfzeug und die Arfache unſerer Wieder 
ſtellung iſt Jeſus Chriſtus; die urfprün 
che Urſache aber, und bie Quelle dieſer wı 
dervollen Gnade, ift Gott ſelbſt. Cr f 
fet alfo den ganzen Tert in die wen Säge, ı)Ü 
Haben es gänzlich Gott zu danken, daß mir 
Ehrifto Jeſu find, oder daß wir Glieder feir 
Kirche und feines Reichs find. 2) Chriſtus 
fus ift das vornehmfte Werkzeug, ober die u 
mittelbare Urſache der Weisheit, Rechtſchaffenhe 
Heiligung und Erlöfung für das menſchliche O 
ſchlecht. 3) Alles, was Chriſtus Jeſus für 
Menſchen gemacht iſt, das iſt er fo von Ent g 
macht. Bey dem erften Sage hält fich ber Ve 
faffer nur wenig auf; der zweyte aber erſtrech 
ſich durch alle diefe vier Reden. Er theilet fi 
felbft wieder in vier Theile. Einen jeden dt 
diefen zergliedert der. Redner nieder in jur 
Säge, da er erftlic) den Charakter oder Bayı! 
der Weisheit, der Rechtſchaffenheit u. ſ. w. fell 
feget, und alsbann jeiget, auf was Art Chriltu 
uns zur Weisheit, Rechtſchaffenheit u, ſ. w. 9 
macht iſt. Bey einem jeden von dieſen vier The 





kt 


Bibliothee, 465 
n find erbauliche Ermafggıngen angehängt.s wand 
)as iſt der ‚allgemeine Entwurf. -. Der allge» set, u 
ieinfte Begriff der Weisheit ift, wuͤrdige Abyıch- 


n durch gefihichte. Miccel zu erlangen ſuchen; fie 


talfo 300 Arten von Thorheit entgegen gefegt; 


enn man nichts Gutes und Würdiges zur Ab⸗ 
ht hat, oder wenn man / ungeſchickte Mirtel ers 


sählet mm ‚gute. Endzwecke zu erlangen, Die 


Nenſchen machen fich bald einer bald beider Ar⸗ 


m diefer- Thorheit ſchuldig. Chriftus ift ung. | 
eswegen zur Weisheit gemacht. Er’ unterriche . 


et uns. durch feine göttlichen $ehren; er lebte 
elbſt nach Dielen tehren und Befehlen. Hier⸗ 
ws ziehet der Verfaſſer dDiefe Folgen: die Sum 


ve ift alfo Die groffe Thorheit der Welt, weil fie . 


er Weisheit der Religion,.der Abſicht Chrijti 
entgegen äft, welcher in ‘Die Welt gefommen ift, 


die Sünde zu vertreiben, die Werfe des Teufels 


zu jerftören, und die Religion wieder herzuftel. 
len. Iſt Chriſtus uns zur Weisheit gemacht, 


wie erftaunlich, wie verabfcheuungswürdig ift die 


Thorheit derer, welche das Evangelium verach- 
ten, und welche es fo gar lärherlicd) zu machen ſu⸗ 


ben. Sn der fünften: Predige wird nach der. 


ſchon angeführten Abtheilung der Charakter ver 
Rechtfchaffenheit abgehandelt und gezeiget, wie. 
Ehriftus uns dazu gemacht iſt. Wir haben ſtets 
das Wort Cerechtigfeit, welches in unferer Deuts 
ſchen Ueberfegung ſtehet, durch Rechtſchaffenheit 
ausdruͤcken muͤſſen, weil es der Verfaſſer ſo uͤber⸗ 


ſetzt haden wili. Man Kiehet hier voͤllig feine 
Gg 2 Mei- 


x 


N 


ıı 


466 ° Brittifche 
sBand Meinung, Er ſagt: Rechtſchaffenheit ober € 
get, rechtigkeit ift von dem Gottes gelehrten zumeil 
dur Rechtfertigung und Vergebung erflü 
worden: denn wenn einem Berbrecher verget 
wird, fo wird er für gerecht und als einer ange 
ben, der nichts wider die Geſetze gerhan hi 
Wenn Menfchen, die Sünder wider ort gen 
fen find, Buße thun, und durch Die Onade G 
tes und nach der Einrichtung des Evangelüi, ? 
gebung erlangen (mo bleibt Hier die deurliche A 
, zeige von der Urſache der Vergebung, von di 
.Berdienfte Ehrifti?) fo find fie in dem Gerid 
Gottes gerecht, fie werden als foldye betrad 
weiche nicht gefündiget haben, in fo ferne fie v 
der Berdammung fren find. Allein obgleich 
Gerechtigkeit in einem gefeglichen Verſtande ei 
fehr edle Bedeutung des Wortes iſt, fo zwei 
ich doch, ob es in dieſem Verſtande jemals in! 
heiligen Schrift vorfommt, auffer Röm 5, 17.1! 
und Ppil.3,9. und In wenig andern Steln 
dem ohngeachtet glaube ich nicht, daß es in di 
ſem Verſtande in unferm Terte gebrauchet wir 
weil Vergebung und Rechtfertigung unter de 
letztern Artickel, Exrlöfung, begriffen find, ji 


”) Der Verfaffer verweifet bier auf den Taylor u 
die Epiftel an die Römer ©. 114. MD die 
Buch in die deutſche Spache uͤberſetzt iſt ſo 
auch der irrige Lehrbegriff dieſes Verfaſſers un 
ung bekannt. Man ſehe D. Erneſti Theo, & 
ı Sand ©, 102. u. f. — 


Bibliothet. — 467 


ſtus it uns zur Rechtſchaffenheit gemaͤcht, weils Baub 


Gerechtiakeit wieder bekannt gemacht, weil er Die 
mächtigften Bewegungsgründe, recht zu handeln, 


er das urſpruͤnaliche Gefeg, die Richtſchnur dei JE. 


vorgetragen, weil er ſelbſt recht ‚gehandelt hat. 


Mas für eine vortreflihe VBeranttaltung ıft alfo 
nicht das Evangelium! was für eine edle und 
angenehme. Bothſchaft hat uns nicht Chriſtus ges 
braht! Der Verfaſſer will feine bisher vorgerras 
gene Meinung noch mehr dadurch beitarfen, Daß 
et die zugerechnete Gerechtigkeit, wie man hier 
das Wort erfläret, zu wiberiegen ſuchet. Gleich« 
wie die Zurechnung der Gerechtigkeit Chrifti Fein, 
evangelifcher Ausdruck ift, fo ſcheinet fie auch ver 
evangelifchen Lehre nicht eigen zu seyn und feinen 


deuttiihen ‘Begriff Davon zu geben. Die Stube 


Adams wurde dem Adam, die Sünde der Eva, 
ihr. feibft, und die Sünde ver Schlange wurde: 
der- Schlange zugerechner, weil es gerecht war, 
einem-jeden feine eigne Handlungen suzufchreiben. 
Abrahams Glaube und Gehorfam ward. dem 


Abraham ‚ur Gerechtigkeit gerechnet. Und fo fol. 


auch vie Gerechtigkeit eines jeden Gerechten üver 
ihm ſeyn, oder ihm zugerechnet werden. Wie 
aber die Gerechtigkeit einer Perfon einer andern 


kann zugerechnet werden, das kann ich nicht bes - 


greifen (warum denn nicht? da die Möglichkeit 
davon, und die Weisheit’ Gottes in dieſem Stüs 
de, ſattſam gezeiget und gerettet worden ft), oder 


ich fehe es als einen Irrthum, als etwas unges - 


rechtes an. So fähret der. Verfaffer fort, und 


' \ 


468 Brittifhe - 
5 Band glaubet fo gar, daß man Gott einer Unger 
u feit ober eines Irrthums befchuldigen wuͤ 
V”, wenn man fagte, daß er den Sündern Die 
rechtigkeit Chriſti zurechnete. Wir führen | 
die Meinungen unfers Redners an, und es iſt 
nicht unfere Pflidyt , fie zu widerlegen. Bon d 
natürlichen Berderben der Menſchen muß er ( 
nothwendig anders denken, als reine Gottes 
lehrte nady Anleitung der heiligen Schrift zu d 
fen pflegen. Er hält es für ermas gortlofes, | 
Gerechtigkeit der Menfchen fo weit herunter zu 
.. gen, und fucht die Beweiſe zu entfräften,, wel 
man von der Gröffe diefes Verderbens anführ 
Einer, fagt er, befinder fich in dem alten Teii 
mente. Jeſaias fagt 64 6: Wir find allejamı 
wie die Unreinen, und alle unfere Serechtigfeit 
wie ein unfläcig Kleid. Das ift aber die C 
rechtigkeit böfer Menſchen, heuchlerifcher und «| 
trünniger Yuden, die Gerechtigkeit der ungerec 
ten Schriftgelehrten und Pharifäer, weiches d 
Zufammenpang beweiſet. Diefe Stelle wi 
alfo von vielen Gottesgelehrten gemisbraud) 
Eben fo übel wirb eine andere Stelle des neu: 
Teftaments verftanden Phil. 3, 9. Der hetli 
Paulus entfager hier feiner jüdifchen, pbarifäifch 
Gerechtigkeit, denn er war ein Pharifäer, der © 
rechtigfeit des Geſetzes; allein er bteibet ben ? 
chriſtlichen evangelifiben "Gerechtigkeit. Ob 
badurch die Uebereinftimmung mit dem Evanı 
lo, oder bie Vergebung und Rechtfertigung v 
ſtehet, macht keinen groſſen Uncerſchied or 
(Ih 





. Bibliothek... 469 
Mach unſern Gedanken ift det Unterſchied hoͤchſt.—Band 
wichtig. Warum fuͤhrt aber der Verfaſſer nur or, 
diefe beiden Stellen an? Weis er feine andern, . ' 
Beweiſe von Dem Verderben von der unzulänglis 
chen Gerechtigkeit der Menſchen mehr? Hiob 
14,4. Roͤm. 3, 19. u. ſ.w.) Das dritte, wozu 
uns Chriſtus gemacht iſt, iſt die Heiligung. Uns 
ter der Heiligung verſtehet er nach der Abſtam⸗ 
mung des Wortes *) eine Öefinnung, die firh 
von der Erde entfernet und über fie erhebet; 
denn das iſt die Befchreibung eines wahren Chri⸗ 
ften, daß fein Wandel im Himmel ift, Er nen- 
net Diefes einen edlen Begriff. In der achten 
Predigt noch fängt der Verfaſſer an das vierte 
Stüd abzuhandeln: Chriſtus iſt ung gemacht zur 
Erlöfung.. Wir wollen bier ohne einige Erinne⸗ 
rung die Gedanken des Verfaſſers erzählen. Er -· 
töfung feßer eine Öefangenfchaft, Bande und 
Sclaverey voraus.‘ Und fo werden. die Men - 
fchen in der Schrift vorgeftellet, als Gefangene 
der Sünden, des Satans und des Todes. Um 
mehr Eindruc auf die Gemuͤther zu machen, fo 
erfcheinet die Sünde in. der Bibel unter einem - 
perfönlichen Character, als ein Herr und Iyrann, 
Ög4 und 
Der Verfaſſer, um ſeine Gelehrſamkeit zu zeigen, 
ſetzet dieſe Anmerkung hinzu: Ayssones ara et ya, 
non e terra; oder ab 4y agere. Wir verſtehen 
die erſte Hälfte diefer Anmerkung nicht; es liegt 
auch nicht viel daran. Ohne Zweifel ſoll ed jo 
viel beiflen: ayınauds koͤmmt her vom = priuatiuo 
und von vu - 


470 Brittiſche 
— und nach dieſem Bilde leſen wir von einer 9 
get 3 gierung und Herrſchaft der Sünde, Der € 
Van heißt eın ſtarker Gemwafneter, ein Koͤn 
beflen Unterthanen in der Finfternis find, 1 
Gore diefer Welt, deffen Eigenehum die Ein: 
find. Auch der Tod ift in den heiligen Büche 
eine Perſon, ein Sieger, ein Feind, ein Tyraı 
Von diefen Feinden hat uns Chriſtus erlöf 
Dur fein Evangelium hat er die Mache 1 
Suͤnden in. den Seelen unterdruͤcket. 
bat ſich feibft als ein Opfer für die Sun 
dahin gegeben, und zmar aus folgenden L 
fachen: Erftlic) um zu zeigen, wie fehr 
Suͤnde Gott beleidiget hat, und dadurch die Me 
fhen ‚zu bewegen, daß fie den Frieden und ? 
Verſoͤhnung mit ihrem beleidigten Schöpfer f 
chen möchten; ferner ift Chriftus zue Suͤnd 
zum Suͤndopfer für uns gemacht, um das Eier 
der Sünden und das gerechte Misfallen Gotte 
Darüber zu zeigen. ‘Der frepmillige Tod de 
Sohnes Gottes zeigte bas Elend der Sünde durc 
zween Wege, da er Todesangſt und den Tod ſelb 
erduldete, und. da er feinem Bater geborfam waı 
Da ung ber unfchuldige Sohn Gottes zum Suͤnd 
opfer gemacht ift, fe giebt dieſes zu erfennen, da 
‚Gott gesecht gewefen feyn würbe, wenn all 
fhuldige Menſchen geſtorben wären, und zwa 
nad) dem erften richterlichen Ausfpruche, wenn fi 
ofle in einem unbegnabigten Zuftande geftorbe 
wären. Endlich ift Chriftus-auch deswegen ei 
Suͤndopfer worden, damit er ums. einen Bewei 
yo 


Dothek. 47 
von. n.ber. Gnade Gottes geben und zeigen möchte, ,Banb 
wie gut und gnädig er if, wie fehr.er Das menſch. Sr 
liche Gefchlecht liebes, und wieviel Mitleiden er 
mie Demfelben hat, wie er der Sünder fchonet 
und Das Opfer. feines Soßnes, feinen Gehorfam 
bis zum ode, als: eine Genungepuung für die 
Sünden der Menfchen annimmt. — Allen da 
es für uns nichts leichtes ift,, "in. bie Juͤdiſche 
Begriffe von Opfern, Verſohnung und Genung 
thuung einzudringen; fo wird es den Abſichten der 
practifihen Religion: und der chriftlichen Tugend 
gemäß feyn, wenn ıwir ben Tod Ehrifti als- einen 
Beweis von ber Liebe Gottes des: Vaters, alß 
einen ‘Beweis von Liebe des Sohnes Gottes gegen 
die verlohrnen Suͤnder betrachten. - Ehriftus iſt 
unfere Erlöfung,, weil er durch feinen Tod, durch 
fein vergoflenes Blur die Wahrheit, des Evangelik 
beftätiget unb den ‘Bund der Vergebung beftegelt 
har. Der Verfaffer erflärer feine Meinung von 
der Bergebung- der Sünden und von ber Recht⸗ 
fertigung , die er beide für: eine Sache hält, ſehr 
weitläuftig, und behauptet, daß feine Gedanken 
deutlicher und chrifimäfliger mären, als derjeni⸗ 
‚gen ihre, weiche fagten, wir würden durch 
die Gerechtigkeit‘ Chriſti ‚ bie ung zugerechnet 
wuͤrde, und die wir im Glauben. annaͤhmen, ges 
rechtfertiget. Er haͤlt dieſe Meinung für unver⸗ 
ſtaͤndlich, der Schrift zuwider, und von gefaͤhr⸗ 
lichen Folgen. Ehriſtus iſt uns zur Erloͤſung 
gemacht, weil er ein Recht und die Gewalt A 
langet Bw, den Tod aufzuheben und feine Die⸗ 

= 5. mner 


—8 


— 


472 Brittiſche 
s Band ner von ihrer lezten Gefangenſchaſt zu befrey 
EIE, Wir können aus diefer Lehre die wichtigſten C 
munterungen zu einem heiligen !eben berleite: 
Was für einen liebenswuͤrdigen "Begriff giebt u 
wiche diefelbe von dem Gert, welcher den Pi: 
des Evangelii entworfen bat, den Plan, ber 
groß als güdg iſt. Was für liebe, Dani 
MDreiß find wir nicht Jeſu fchulbig, welcher « 
fich felbit fo viel Hat koſten faffen, um unfer Ei 
löfer zu werden. : taflet uns alfo diefe Erloͤſun 
annehmen, die uns fo oft angeboten wird, um 
Die fo theuer erhalten wurde. Das iſt der In 
halt von der Predigt, mworinnen der Verfaße 
feine ganze ꝛehre gezeigt hate. Der dritte Eat 
von denen, die wir oben angeführer haben, und 
in welche dee Rebner ben Tert zergliedere bat, iſt 
diefer: Alles, was Chriſtus den fündigen Men 
fchen gemacht ift, nämlich Weisheit, Rechtſchaf⸗ 
fenheit, Seillgung, und Erlöfung, das iſt er von 
Gott gemacht. Nachdem er feinen Sag kur; 
erflärer hat, fo will er durch denfelben uns rich. 
tige Begriffe von Gore geben, unfere Neigungen 
recht lenfen, und unfere Verehrung auf den rech⸗ 
ten Gegenftand richten. Was feine Abfıchten 
hierbey find, werden unfere $efer leicht einfehen, 
wenn wir ihnen ben Beſchluß diefer Rebe über- 
fegen. Er fucht nichts anders, als dem Sohne 
Gottes feine Gottheit zu rauben. „laſſet uns, 
‚fo ermahnet er feine Zuhörer. hieraus lernen, an 
wen wir unfern Dienft, unfer $ob, unfer Gebet 
unmittelbar sichten follen, nämlich an Bon un 
= ater 


Sibliothet. 473. 
Vater unſers Herrn Jeſu Chriſttyrii bem Na: BE 
men feines Sohnes. Es giebt Beyſpiele, wo EI 
fo wohl Gebet ats Lob an den SöhrSortes un- 
mittelbar gerichtet find. °_ Ein Bart ſpiel des Ge⸗ 
bets giebt der fterbende Maͤrthrer Stephanus: 
Herr Jeſu, nimm meinen Geiſt auf. Ayofelgefä. 
7,5% Ein Benfpiel des Lobes ‚uden- wir 
Offenb. Joh.5, i2. i3. Engel und Heilige umge, . 
ben den Thron, und fingen: Däs Lamm, das 
erwuͤrget iſt, ift würdig zu nehmen, Kraft und 
Reichthum und Weishelt und Stärke und Ehre, 
und Preiß und Lob. Allein. in beiden Fällen, 
wird der Sohn Gottes in Perfon vorgeftellet, 
und ift Den Berehrern ſichtbar. Diefen Fall der 
perfönlichen Gegenwart Chriſti ausgenommen, ha⸗ 
ben wir, ſo viel ich weis, kein Beyſpiel des Ge⸗ 
bets, das unmittelbar an ihn gerichtet wäre. . 
Er verlanget nur, daß wir. in feinem Namen 
oder durch ihn, als den Mittler, Gott dem Va⸗ 
ter unfer Gebet vortragen ſollen, Joh. 14, 13. 
15,16. Wenn wir alle die. Größe und Herrs 
(haft Jeſu Chriſti bekennen, ſo geſchiehet dieſes 
zur Ehre Gottes des Vaters, Philip. 2, 11. 
Der gewoͤhnliche Ausdruck des heiligen Paulus 
it, den Gore und Vater unſers Herrn Jeſu 
Chriſti zu loben, der ung geſegnet hat mit aller⸗ 
{en .geiftlichen. Sigen in Chriſto, Epheſ. ı, 3. 
Roͤm. ı5,.16. Eoloff. 1, 3. Da Epriftus ver 
einzige Mittler zwiſchen uns und Gott iſt, p 
muͤſſen wir r allegeit In kin? Namen bitten u 
alle 


474 Brittiſche 


Bend alle Gnade und Barmherzigkeit durch ihn erwar 
— ten. Es ſcheint ein bequenerer Ausdruck zu fern 


“ 


durch Chriſtum, als um Eprifti willen Wi 
finden zwar eine Stelle Ephef. 4, 32. wo vor 
‚Gott gelagt wird, er vergebe uns um Ehrifti mil 
len; allein im Grundterte heißt es In, oder durch 
Chriſtum. "Die Redensart um Chriſti willen 
ſcheinet zu erkennen zu, geben, als wenn Gott 
nicht ſelbſt, aus. eigner weſentlicher Güte, als 
unfer himmliſcher Dater geneigt wäre, zu verge: 
ben und Barmperjigfeir zu erjeigen: als wenn 
feine Liebe und Gnade nicht die Dvelle unferer 
Erlöfung durch Chriſtum märe, fondern fie wäre 
nur die Wirkung und Solge davon. Man weiß, 


wie ich hoffe, aus dem, mas id) gefagt habe, 


daß diefes ein falfcher und unanftändiger "Begriff 
von Gott iſt. Allein der andere Ausdruck, von 
"Gore dem Bater in und durch feinen Sohn Gnade 
fuchen, gründet fich auf die Wahrheit, die uns 
unfer Tert und das ganze neue Teſtament zeiget, 
nämlich, Daß Sort der Vater die große Queile 
von der ganzen Önade der Erlölung iſt, und daß 
ber Sohn Gottes, in welchem alle Fuͤlle wohnet, 
die Onade des Vaters ausgetpeilet hat. Um 
dieſe Würde ‚u behaupten, murde er unfer deh⸗ 
ter, unfer Deyipiel, und ftarb als ein Opfer für 
unfere Sünde. Gleichwie dicfe Tugend und Güte 
ihn dem Vater angenehm ‚machte, fo muß fie 
auch einem deden ı.nter uns auf eine fo mächtige 
‚und nachdruͤckliche Weiſe angenehm feyn, daß 

. me 


rn 
⸗ 


Bilethet. u 475 ' 


sie uns insgelammt intfchlieſen, ie“ zu Ichen, Fand Ä 
yıB wir bereit feyn, um: feinetwifteni zu ſterden, Sr | 
ya wie ung bereiten ‚ewig mit ihm au eben. 


Die Schriften unſers Verfaffer find’ folgenbe: 


Reden. 

1) Popery a Craft, and Popifh Priefts ‚the 
chief Crafts-Men. Ad. 19.25. Ohne des 
Verfaſſers Namen: 8. 1735. u 

2) Thetrue Chriftian Way uf Ariving for the | 
faich of the Gofpel. Phil. ı, 27.28. 8. 1738. 

3) A Charge delivered at the ordination of the 
reverend Mr. job Örton. 8. 1745. ° 
4) A new Call’to the Unconverted, in for 
Sermons on’ Ezek, 33, 2. Ohne ſeinen Nas 
men. 12. 1754. | 

5) Twenty fermons on the moſt ſerious and 
pradical ſubjects of the Chriſtian Religion. 

8. 1155. .. 
"Schriften zur Brbauung. 


6) The young Chriftian’s Prayer-Book; with 
a prefatory Addrefs to young’ Perfons upon 
the Obligation and Importance of early De- 
votion. Ohne feinen Namen, 8.1733. Die 
zweyte Ausgabe kam ohne Vorwiſſen des’ Verfaſ⸗ 
ers zu Dublin durch Beranftaltung des Doctor 
Selands mit feiner Empfehlung heraus. 12. 
-Die dritte Ausgabe von 1742. hat verichiedene 
Zufäge. Die vierte und volftändigfte Aus. j 
gabe ift von 1748, 12. 

7) The 


| 
IN 


476 Brittiſche 
*Band 7 ) The Chriftian- Family Payer- Book ete, witk 
—8 a%ecommendatory Intrpdudion by the reve- 

“ rend D.Iigac. Watts. 12. 1737. Diezwegte 

.. Ausgabe iſt von 1738. 12. 


| Catechiſmi. 


8) Ledures to Children and young Peoples in a 
catecherical Mechod etc. 1738. 12. Die 

. jwote Yusgabe Fam 1739. heraus. 1748. wurde 
die. dritte. Ausgabe allein unter diefen Titel; 
Religious Edacation begun, and carried on, 

“ in three Cäatechilms, yeranftalte. Die Noten 
ber beiden erftern Ausgaben wurden weggelaſ⸗ 
um den Preiß zu vermindern und den Nutzen 
allgemeiner zu machen. . | 

9) The. Ghriftian Catechifm, ohne feinen Na 

men. 12. 1744. 

10) TheProteitant Catechifm; or a Vindication 
of the Proteftant Reformation etc. Ohne feis 
nen Namen. 8. 1746. 

ıı) The Proteftant- Diffenters Catechifm; or a 
Vindication of the Principles and Pradice 
of Proteftant- Diffenters etc. By a Lover of 

- Truth and Liberty. Ohne feinen Nomen, 
18. 1747. Ä 


. Steeitsund vermifchre Schriften. 


12) An Introdudion to the Hiftory of the In- 
quifition, etc. Ohne feinen Namen. 12. 1735 





| 13) Aa 


Bibliothek. 477 

(3) An Addrefs to ‚Proteftant- Diffenters etc San 
By a Proteftant- Diffenter. Hhne ſeinen Na ya | 

mm. 8. 1736. 

14) An Addrefs to the Congrexation of Prote- 

. ftant- Diffenters, who meet at Caftle-. Gate 
in Nottingham etc. By a Proteftant -Diffen-. 
ter. ‚Ohne feinen Iamen. 8..1738. 

15) A Dialogue between a Baptift and a Church- 

män. Part. I. By a confiftent Proteftant. 
Ohne feinen Narren. 8. 1737: : 

16) A Dialogue between a Baptift and a- Church- 
man etc. Part. 3. By a confiltent Chriftian, 
Ohne feinen Namen, 8.1739. 

17) Remarks on a pretended Anfwer to a ser 
mon preached at Dudley, intitled the true 
Chriſtian Way of ſtriving for the Faith of 
the Gofpel. Ohne feinen Namen, 8. 1739. 

18) An Anfwer to the Remarks of an unknown 
Clergyman on the’ Proteftant -Diflenters Ca- 
techifm etc. Ohne feinen Namen. 12. 
1747. oder 1748. 


u. 


48 Burittiſche 
Bu Lo. 
—* 
Obfervations on the nature, and conſequence 


of wounds and contufions of the head, fr 
aures ofthe fkull, concuffions of the brii 
etc. by Percivalli Pott, Sargeon to Sc'Bır- 
tholomew’s hofpital. „London printed fu 
C. Hitch and L. Hawes M. D. CC. LX. 80 

“ 19 Bogen, 


\ er Herr Verfaſſer diefer Abhandlung if 
$ der gelehrten Welt ſchon durch “eine at 

\ dre kleine Schrift von denen Fiftuln de 
Augen als ein geſchickter Wundarze bekannt. Er 
glaubt durdy eine lange Erfahrung bemerfet zu 
haben, daß die mehreften jungen Leute, die in 
Hofpiräler gehen, um Ihre chirurgiſche Wiffenfdaft 
zu verbeffern, dieſes zu ihrer Hauptbefchäftigung 
machen, ſich in- dem praktiſchen Theile diele 
Kunft feſt zu fegen. Er laͤugnet nicht, daß die 
Art eine Operation geſchickt zu unternehmen und 
auszuführen, bey einem Wundarzte ein ungemel— 
nes Verdienft ausmache. Allein es giebt nf 
andre Geſchicklichkeiten, die ipm eben fo unnt 
behrlich find. Es ift zumeilen ein größres Der 
dienft, zu wiſſen, ‚wie ein Glied erhalten werd! 
fönne, als felbiges abzuldfen, und es kann dahet 
einem Chirurgo mehrere Ehre erwerben, ur 


- — 





Bibliothek, ‚49 

r eine Operation hintertreibet, als wenn er fies Band 
mit der groͤßten Geſchicklichkeit verrichtet. Man Et, | 
fordert von einem Wundarzt nicht nur eine ges 
Ihiefte Hand, fondern auch einen guten Berftand, 
die Nothwendigkeit und unausbleiblichen Folgen 
einer Operation gehörig einzufeben. Beinbrüche 
auf verfchiedene Art zu heiten, Verrenkungen auf 
verfchiedene Art einzurichten u. d. g. zeigt nicht nur 
die Gefchiclichkeit eines Wundarzts, fondern 
bringe zuweilen auch Solgen zumege, die dem Pas 
tienten befcjwerlich feyn koͤnnen. Schmerzen 
find ein wirkliches Uebel, das er fühle. Hinken 
und Berftümmelung der Glieder find bisweilen 
eine nicht zu ändernde: Folge der Krankheit, zus 
weiten aber ift auch die Unachtſamkeit und Unfäs 
higkeit des Chirurgi daran fchuld. . 

Es iſt daher falfch, Die Erlernung einer ges 
ſchickten Operation für den Hauptzweck der chirur 
giſchen Wiſſenſchaft anzufehen. | 

Man lernt die Kunft, eine Krankheit einzufer 
ben und richtig zu beurtheilen, nicht nur fo bey 
läufig: Es wird niemand ein kluger und geſchick⸗ 
ter Arzt, wenn er einige Monate in einem Lazäöç.· 
teth herum läufet, oder ein Lehrbuch von der gan⸗ 
jen Chirurgie durchlieſet. Wer gefchiche werden ' 
will, muß manche Kleinigkeit Eennen lernen, die“ . 
ein unachtſamer nicht bemerfet, und die ‚von Fels 
nem Schriftfteller kann befchrieben werden: er 
muß fid) gewöhnen, felbft zu fehen und felbft zu 
denfen; er muß die ‚allgemeinen Reguln derer 
Schriftſteller als den Umriß eines Gemählves 
" | SH betrach. 


478 Brrttiſche 
ad. L .\_ 
be 


2 
’ 


T Obfervations on the nature, and eonfequerz 


‘ ofwounds and contufions of the head, fra- 





” Qures of the fkull, concuflions of the brıin 
etc. by Perzivall Pott, Sargeon to Str 





tholomew’s hofpital. ‚London printed for 
C. Hitch and L. Hawes M. D. CC. LX. Bv0, 
° 19 Bogen. | 


4 


er Herr Verfaſſer dieſer Abhandlung iſt 
| $ der gelehrten Welt ſchon durch eine an. 
dre Fleine Schrift von denen Fiftuln der 
‚Augen als ein gefhickter Wundarze bekannt. Er 
glaubt durch eine lange Erfahrung bemerfet zu 
haben, daß die mehreften jungen Leute, die in 
Hofpieäler gehen, um ihre chirurgifche Wiffenfhaft 
zu verbeffern, dieſes zu ihrer Hauptbefchäftigung 
machen, fi) in-dem praktiſchen Theile dieler 
Kunft feft zu fegen. Er laͤugnet nicht, daß die 
Art eine Operation gefchicht zu unternehmen und 
auszuführen, bey einem Wundarzte ein ungemel 
nes Verdienft ausmache. Allein es giebt noch 
andre Gefchiclichfeiten, die ihm eben fo unent 
behrlich find. Es ift zumeilen ein größres Der 
dienft, zu wiſſen, wie ein Glied erhalten werden 
fönne, als felbiges abzulöfen, und es kann dahet 
einem Chirurgo mehrere Ehre erwerben, u 


mn 


Bibliothef. , 479 
er eine Operation hintertreibet, als wenn er Res Band 
mit der größten Geſchicklichkeit verrichtet. Man iS, 
fordert von einem Wundarzt nicht nur eine ge 
ſchickte Hand, fondern auch einen guten Berftand, 
die Nothwendigkeit und unausbleiblichen Feigen 
einer Operation gehoͤrig einzuſehen. Beinbruͤche 
auf verſchiedene Art zu heilen, Verrenkungen auf 
verfehiedene Art einzurichten u. d. g. zeigt nicht nur 
die Geſchicklichkeit eines Wundarzts, ſondern 
bringt zuweilen auch Folgen zuwege, die dem Pa⸗ 
tienten beſchweriich ſeyn koͤnnen. Schmerzen 
ſind ein wirkliches Uebel, das er fuͤhlt. Hinken 
und Verſtuͤmmelung der Glieder ſind bisweilen 
eine nicht zu aͤndernde Folge dee Krankheit, zus 
weilen aber iſt auch die Unachtſamkeit und Unfe 
bigfeit des Chirurgi daran ſchuld. . 

Es iſt daher falſch, die Erlernung einer ge⸗ | 
ſchickten Operation für den Hauptzwed der chirur. 
giſchen Wiflenfchaft anzufehen. 

Man lernt die Kunft, eine Krankheit einzufer 
ben und richtig zu beurtheilen, nicht nur fo bey» 
läufig: Es wird niemand ein kluger und gefchic 
ter Arzt, wenn er einige Monarhe in einem Laza-⸗ 
reth herum laͤufet, oder ein Lehrbuch Yon der gan⸗ 
jm Chirurgie Durchliefet. Wer gefchicht werden ' 
will, muß manche Kleinigkeit Eennen lernen, die 
ein unachtfamet nicht bemerfet, und die ‚von fele 
nem Schriftfteller kann beſchrieben werden: er 
muß ſich gewoͤhnen, ſelbſt zu ſehen und ſelbſt zu 
denken; er muß die jallgemeinen Reguln derer 
Schriftſteller als den Umriß eines Gemaͤhldes 

5. betrach⸗ 


480: Brittiſche 


$ Bar“ betrachten, ben er ausſchattiren und vollenden fol. 
5. St. B 3 3 0 / fi 
Ey Bücher Formen nur einige allgemeine "Begriffe ges 


ben; eigenes Nachdenken und Mühe Das gelefene 


- auszuüben, verbeffern unfere Wiſſenſchaft und leh⸗ 


ren uns richtig urtheilen. Der groſſe Unterſcheid 
in der Natur der Körper, die häufigen und viel: 
fälrigen Verwidelangen derer Krankheiten, bie 
fonderbaren "Wirkungen einer äufferlichen Gewalt 
geben uns Stoff genug an die Hand, uns im 
Denken zu üben; ver Diefrs unterläßt, wird oft 
u andrer und feinem eignen Schaden irren. 
Ein Leyrbuch, das die ganze Chirurgie vor. 
trägt, mürde gu meittäuftig werden, wenn alle 
Krankheiten fo genau darinnen abgehandelt mer. 
den follten, wie es zu der angeführten Abficht er» 


.  forverlich wäre, Dieſes har den Herrn Verfaffer 


bewogen, feine Öedanfen von verſchiedenen einzelnen 
cirurgikchen Krankheiten aufzufegen, und übers 
fiefert daher in gegenwärtigen Blättern einige, in. 
feiner Erfahrung gefundene Beobachtungen ron 
denen Wunden des Kopfes. Diefe Kranfpeiten 
find von ungemeiner Wichtigkeit, und verurfachen 
dem Chirurgo bisweilen mehrern Kummer, und 
dem Patienten mehrere Gefahr, als irgend eine 
andre Verletzung, die eine aͤuſſerliche-Gewalt zur 

wege bringet. J | 
Unter dem allgemeinen Namen Kopfrounden 
verftehet man Beſchaͤdigungen, Die durch ganz vers 
ſchiedene Urſachen an verſchiedenen Theilen des 
Kopfes erreget werden. Alle Verletzungen der 
aͤuſſerlichen haarigen Haut, der Beinhaut der 
| irn⸗ 





Bibliothef. 481 
Hirnſchale derer Hirnhaͤute, ja bes: Gehirns s Sand 
felbft, durch Stoſſen, Schneiden, Queiſchen, I 
Reiſſen, Brechen find darunter begriffen. . Ei⸗ 
nige davon fallen gleich in die Augen, andre ent- 
deckt man erſt durch Die von ihnen entſtehenden 
Zufälle, . Wären dieſe Wunden allezeit einfach, 
ſo würden fie leichtlich ‚durch ein oder das andre. 
weſentliche Zeichen erfannt, und von einander un. 
terſchieden werden koͤnnen. "Allein diefes gefchies 
bet zum Ungluͤck gar felten, und es wird daher 
öfters gar ſchwer, ja gar unmöglich, die wahre Ur. 
ſache und ihren eigentlichen Sitz zu entdecken. 
Es iſt diefes allein ſchon hinreichend, uns in der 
Anwendung chirurgiſcher Huͤlfe ftußig. und unent⸗ 
ſchloſſen zu machen. Hierzu kommt noch, daß 
öfters von/zwey gänzlich. verſchiedenen Urſachen 
Zufälle erreget werden, Die völlig mit einander. 
überein fommen; z. B. eine Erſchuͤtterung der 
markigen Subſtanz des Gehirns verurſachet zu- 
weilen eben die Zufaͤlle, die von dem zwiſchen 
den Hirnhaͤuten ausgetretenen Blute oder Blut-· 
waſſer erregt werden, als Sinnloſigkeit, Unbeweg⸗ | 
lichkeit, Fuͤhlloſigkeit, u. ſ. w. 

Es iſt billig zu verwundern, warum ein fo. 
wichtiges und ſchweres Capitel der CHirurgte nicht 
mit mehrerm Zleiffe in Ordnung und zu einer 
beſſern Gewißheit gebracht morden. . 

Ein Chirurgus muß im Stande ſeyn zu be⸗ 
ſtimmen, ob es noͤthig ſey, die Hirnſchale ohnver⸗ 
zuͤglich Zu öfnen, oder ob es noch ohne Gefahr 
fönne verſchoben werden? er muß wiſſen, was 

| HH 2 für - 


- 


vr 


an Brittiſche 


Band für Folgen eines oder das andre begleiten koͤnnen; 

—* welche Zufälle er ohne Schaden erleichtern oder 
heben koͤnne; und durch was fuͤr Mittel dieſes 
geſchehen ſolle. Alles dieſes erlernet er durch ge⸗ 
hoͤri⸗r und ununterbrochene Auſmerkſamkeit und 
fleißiges Nachſinnen. Es erfordert eine richtige 
Beurtheilung ähnlicher Faͤlle, wenn man Den ver. 
muthlichen Ausgang und ‚Erfolg einer Krankheit 
beftimmen fol. Dieſes ift eine Sache, in ber 
ein Arzt feine Geſchicklichkeit recht zeigen kann. 

Die beften und ficherfien Mittel in biefem 
und andern Theilen der Chirurgie zu einer gruͤnd⸗ 
lichen Willenfchaft zu gelangen, find eine genaue 
anatomifche Känntnis derer Gliedmaſſen; eine 
gehörige Aufmerkfamfeit während der Krankheit; 
eine forgfältige Unterfuchung derer befehädigten 
Theile nach dem Tode. Ä 

Aus diefen Quellen hat man z. E. entbedft, 

. daß ein Bruch der Hirnfchale, an und für ih 
betrachtet, nicht folche Zufälle nad) ſich ziehe oder 
fo gefährlich fen, als man insgemein glaubet; daß 
fi) zmifchen der harten Hirnhaut und der Hirn⸗ 
fbale eine ziemliche Menge. Eiter fammien fans, 

ohne daß vorher Blut dahin müfle ausgetreten 
ſeyn; und daß die gewöhnlichtte Urſache derer. be: 
denklichen Zufälle, ja des Todes felbft, bey denen 
Kopfwunden das Soßtrennen und Die Jaumiß die⸗ 
fer gedachten Haut zu fenn pflege. 

Das Eapitel ven denen Kopfmunden ift ei- 
nes von Denen verdrüßlichften in der ganzen praf. 
tifchen Chirurgie, Es verſtreicht öfters eine bes 

W cxrraͤcht⸗ 





traͤchtliche Zeit, ehe die Zufälle gefährlich werden. sBanb 
Der Patient ſcheint zu der Zeit faft völlig gefund. — 
Eine geringe Verletzung bringt oft die ſchrechhaf · 
teſten Folgen zuwege. Oefters kann alle möglis 
che angewendete Geſchicklichkeit und Muͤhe nicht 
die geringſte Erleichterung machen. | 
Es ſchien daher dem Herrn Berfaffer eine - 
mürdige Benmuͤhung zu feyn, die übeln Folgen 
ben der Beſchaͤdigung der Hirnfchale und des Ges . 
biens zu unterfuchen, "Man darf feine vollftäns 
dige Abhandlung erwarten. Dieſes war feine 
Abſicht nicht. Er theiler nur diejenigen Anmer⸗ 
kungen mit, die er aus feiner eignen Erfahrung 
bey Leſung derer Schriften angeftelle. Wenn: 
erin einigen Fallen, von dem bisher angenommes 
nen Meynungen abgehet, ‘fo verfichert er, daß feis 
ne Schlüffe nicht übereifet angeftellet, fondern mit 
Fleiß und Sorgfalt aus einer vielfachen Erfah» 
tung hergeleitet wären. Er führer häufige Stel» 
len aus denen ältern Schrättftelleen Hippocrate, 
Galeno, Eelfo, Dribafio, Rhaſes, Hildano und 
andern theils zu mehrerer - Betätigung feiner 
Säge, theils deswegen an, daß junge Leute fer 
ben möchten, wie genau und forgfältig die Alten 
in Beobachtung derer Krankheiten: und in der‘ 
Verfertigung derer daraus herzuleitenden Orund⸗ 
fige gewefen.. \ — | 
Er entdeckt das mangelhafte und unzures 
ende der chirurgifchen Kunft aufrichtig, doch 
zeiget er auch:gehörig an, in welchen Fällen dieſe 
Wiſſenſchaft brauchbar und muͤtzlich ſey. Er 
#83 | fagt 


— 


484 Beittifihe 


5 Band fagt, er wolle die Runftgriffe tes Betrugs und 

X der Prahlerey denen überlaffen, die, ihrer Linmif 
fenheit und Unverfchämtheit ohngeachtet, von dem 
leichtgläubigen Pöbel reichlich dafür bezahlet würs 
den, daß fie unter großprahleriichen Tiruln Die 
feute vergiften, blind machen, quälen, verftüm. 
meln und ermorden. 

Wir müffen geftehen, daß der Herr Verfaſſer 

.. In Diefer ganzen Abhandlung eine fehr gute Ord⸗ 
nung und Bründlichkeit beobachtet; und ohner⸗ 
achtet diejenigen, bie in jevem ‘Buche nur Das - 
ſchaͤtzen, was neu und fonderbar it, bey der 
Durclefung des gegenwärtigen nicht völlig be- 
friediget werden dürften, fo hoffen wir Doch, daß 

‚ ber Here Berfaffer feinen vorgefegten Zweck er: 
reichen werbe, da er geſachet, das wahre nüßliche _ 

| und brauchbare aug der Chirurgie in Abſicht fei- 
| nes Begenftandes aufzuzeichnen und befannter zu 
madhen, _ 

Die ganze Abhandlung beftehet aus ſechs Ab⸗ | 
ſchnitten. Der eritre befchreiber die erfte Claſſe 
der Befchädigungen des Ropfes, deren ber Here 

Verf. drey machet: Wunden, Quetſchungen und 
Bruͤche. 

Die Wunden werden allemal durch ein ſpitzi⸗ 
ges ſchneidendes oder eckiges Inſtrument verurfas 
het. Sie werden in drey Sorten getheilet: ei 
nige gehen nur durch das Auffere Blatt der Hirn⸗ 
ſchale; andre dringen durch bende; die dritten 
gehen durch die auſſere Tafel und ſplittern zugleich 
bie innre. Ä 

Die 





Zufälle darzu fommen : follten aber andre Ver⸗ 
legungen dabey feyn, fo muß die Eur nach deren 
Erforderniß eingerichtet werden. Dieſe Beſchaͤ⸗ 
digungen ſind mehrentheils ausgefretenes Blut, 


Querfchungen der Hirnfchale oder derer Darunter 


liegehden Häute; Erſchuͤtterung des Gehirns. 


Durchdeinge: das verletzende Inſtrument bey - 


de Tafeln des Hirnfchädels, jo wird felten Die har— 
te Hirnhaut unverlegt bleiben. Daher entitehet 
teils Blusen, das alle ſchlimmen Folgen erreget, 
die jeder fremder, zwiſchen der Hirnſchale und 


ben Haͤuten ſteckende, Körper verurſachet, theils 


eine ſtarke Entzuͤndung ſo wie bey einer jeden Ver⸗ 
letung eines flechſigen Theiles. Mehrentheils 
iſt dieſe Entzuͤndung mit einem heftigen Fieber 
berbunden, und die därauf folgende Fäulniß und 
Vereiteguing iſt mehrentheils tödlich. Die Sto⸗ 
cung des Blutes zwiſchen der Hirnfihale und- der 


harten Hirnhaut pflegt ebenfalls öfters von fo. 
groffer Gefahr zu fenn, als wenn zwiſchen diefer 


und dem Gehirn "Blut ausgetreten. ' 

Die Zufälle Des ausgetretenen Geblüts find 
eben diefeiben, Die allemal erfolgen, wenn das Ge⸗ 
hirn oder die Nerven gedruͤcket werden, Brechen, 


Schläfrigfeit, Schwindel, Unbeweglichkeit ber 


uffeln, Ä 
Bey einer Entzimdung find fieberhafte Zus 


fälle: gefchwinder Puls, trockne Haut, rothe 


Baden, funkeinde Augen, Beklemmung, Ekel, 
| 2,984 . Dre 


Bibliothefk. 488 
Die erſtere Art kann als einfach betrachtet, und Band 
zugeheilet werden, wenn anders Feine bedenkliche St, 


486 | Brittiſche 


4 Gend Brechen u. ſ.w. In beyden Fällen iſt bie Eır 
got, faft einerley. Doch Fönnen verfchiebene Umftän 


de felbige einigermaflen ändern, fo daß bey dem 
Falle, wo einiges Geblüte ausgetreten iſt, die Tu 
panation fo bald als möglich verrichtet werden 
muß; ben einer Entzündung aber 'felbige einig 
Zeit noch mit Nutzen verſchoben werden fan, 
um durch Aderlaflen, Abführen und kuͤhlende 
Diät dem Patienten Hülfe zu ‚verfchoffen. 

Die Abfiche ift bey beyden Fällen, entweder 
dem Blute oder, dem Eiter freyen Ausfluß w 
ſchaffen, worauf die Zufälle nachlaſſen, wenn die 


‚ Menge diefer Feuchtigkeiten nicht groß geweſen. 


Gefährlicher its, wenn eine gröffere Menge de 
von ausgetreten find, noch ſchlimmer, menn ſie 
zwifchen der harten und weichen Hirnhaut beiind: 
lich. Der Here Verfaſſer hält zwar das Zer⸗ 
fehneiden derer Hirnhäute nicht für unſchaͤdlich, 
doch giebt er zu, daß es in bergfeichen Källen un 


- umgänglich noͤthig ſey. Alles was bisher von 


‚ die innre zerſplittert; dieſe Splitter. können at 


denen Wunden, bie durch ein fpigiges Inſtrument 
verurfachet werden, gejagt worden, kann auch iM 
gefchnittenen und gebauenen in Ausübung 9% 
Drache werben. Ein abgehauenes Stüd Hit 
ſchale, wenn es noch an der Haut oder Beinhaut 
bänget, kann wieder angehellet werden; iſt es 
aber dergeflalt loßgetrennet, daß es nicht wie“ 
verheilen kann, fo muß man es gaͤnzlich obneh⸗ 
men, Zuweilen gefchiehet es, daß ein Inſtrument 
durch Die äuffere Tafel dee Hirnfchale bohret um 


weh 





Bibliothek. 487 
veder Ihre Sage behalten, ober auch eine andre⸗ Bund 
innehmen und: dadurch die Häute druͤcken oder DE, 
jar verlegen. Biete feute fünnen: auf diefe Art | 
eftorben feyn, weil man. diefen . verborgnen 
Bruch nicht bemerket und entdeckt und die zuge⸗ 
toffenen Zufäfle entweder einer Erfihütterung des 
Gehirns oder etwas ausgetrefenen Geblüte zuge 
hrieben. ‚Sin beyden Fällen iſt der Trepan das 
einzige Mittel von dem man fich noch einige Nils 
fe verfprechen fann. - 

Der zweyte Abſchnitt handele von den ger 
qetfchten Wunden des Kopfes (contufions, 
Die äuffere Tafel der Hirnfchale: kann Durch vers 
ſchiedene Gewalt näher: auf die innre gedrückt, 
und Badurch die Diploe zufammengequetfchet wers 
den. Hieraus enefteht öfters. ein Beinfraß bes 
eine oder auch bende Tafeln zugleich anfrißt. 

Der hauptfächlichfte und gemöhnlichfte Schabe 

aber ruͤhret eigentlich von der genauen Verbinb 

dung dee Beinhaut, der Hirnfchale, und der hara 

ten Hirnhaut unter einander br. Manharge. 

meiniglich diejenigen übeln Folgen, die von bes 

fagtee Verbindung entftehen, mit andern vermeris 

gt, Die von andern unmittelbaren Urfachen her 

führen und diefe alle zufammen mit dem Namen 

einee Erſchuͤtterung belegt. Aus biefem Irr⸗ 

thum find in der Chirurgie verfihiedene Verle⸗ 

Sungen bes Kopfes mit ihren Folgen und Zufällen _ 

ganz irrigen Lirfachen zugefchrieben worden. Da 

ber befchreibet der Verfaſſer alle. diejenigen ver» | 

ſchie denen Arten, die von dem verlegten Zuſam 
955 menhan⸗ 


s Binamenhange berer oben bemeideten Theile berfom 


set. men, und wie diefe loßgetrennten Theile beſonders 


⸗ 


—2 


488 Brittiſche 


Gelegenheit zu ausgetretenem Gebluͤte geben, und 
nach deſſen verſchiedener Menge auch mehrer 
ober wenigere Zufälle verurſachen konnen, die 
doch mehrentheits mit Denen, Die durch ben 
Druck bes Gehirns entſtehen, ähnlich find. Der 
Heer Verfaſſer läugnet fo wohl, daß das ausge: 
eretene Gebluͤte in Eiter verwandelt werde, als 


auch, daß das Eiter fo man in denen angeführten 
Faͤllen anf. der Oberfläche der harten ˖Hirnhaut 


finder, von ausgesretenem Gebluͤte herrühre, Oio 
dendes Gebluͤt kann nad) feiner Meynung nit 


mals in wahres Eiter verwandelt werden. Die 


fes zeiget fib in Puisader:Hefchwälften, verhal⸗ 
tener monathlicher Reinigung bey denen, deren 
Muttericheide verwachfen tt, und andern, Sallen 
mehr. Daß aber das auf der harten Hirnhaut 





befindliche Eiter nicht von ausgetretenen Gedluͤte 


feinen Urfptung habe, will er durch richtige Er. 
fahrungen beobachtet haden. Er verwirſt die 


Eintheilung der Zufälle, wie fie nach Anleitung 


derer beiten alten Schriftſteller von einigen Stans 


zoſen gemacht wird. Selbige heilen fte in zweh 


Eiaffen, wovon die erftere Diejenigen enthält, die 
unmittefbae auf die. Erfchütterung des Gehirns 
folgen, und bie fie urfprünglicbe nennen als 
Sinniofigkeit, Blirfluß, groſſe Neigung zum 
Shlafud.g. Die andere Eiaffe faßt diejeni⸗ 
gen in ſich, welche aus denen vorigen entſpringen 
end zufällige zu nennen Ind, ‚als Sieber, Ekel, 

Zudun 


Bibliothef. 489 
Zufungen, Irrereden. Sie fehreißen bie erftern s Fand 
dem ausgetretenem Gebluͤte zu; bie andern die- LER, 
fm Gebluͤte wenn es verfaule. Der Herr Ber 
faffer giebt zwar die Werfchiedenheit dieſer Zufäk 
le willig zu, Doch laͤugnet er, daß fie von on aut Ä 
Urfache berühren. Die Erfahrung hat ihn au 
andre Gedanken gebracht. Er behauptet daher, 
daß die Zufälle von der erſtern Art von dem 
Drud des Gehirns oder. von ber Erfchütterung 
der marfigen Subſtanz deſſelben, die andern abet 
von einer Entzündung und darauf folgenden Faͤul⸗ 
niß der harten Hirnhaut herrühren, . 


Wenn dergleichen Quetſchungen ohne irgend ' 
eine andre Beſchaͤdigung gefcheben, fo entdecke 
fih der. Daraus entſtandene Schaden erſt einige 
age hernach, da der Patient an dem Orte det 
Verlegung Schmerzen fühlet, die nach und nad) 
ſich weiter ausbreiten, wobey der, Kranke matt | 
wird, der Puls fange an geſchwinder zu gehen, , 
der Schlaf wird unruhig u. ſf. Wendet man 
alsdenn nicht dienliche Mlittel an, der Entzün« 
dung vorzubeugen, fo ſchwillt der verlegte Theil 
auf, und ſammlet fich zwifchen der Beinhaut und 
der Hirnfchale etwas braune Feuchtigkeit. Der. 
entblößee Fleck der Hirnfchafe unterſcheidet ſich 
von dem übrigen gefunden Knochen an des Farbe 
Man muß diefe Veränderung felbft gefehen Hr 
ben, mit Worten läße fie ſich nicht heſchreiben. 
Das Fieber vermehret ſich hierauf und die Zu - 
fälle werden immer ärger, und zuletzt wird air 

; Ufs \ 


AN . 4 


490 Brittiſche 


⸗Band Auftritt mie convulſiviſchen Bewegungen beſchloſ⸗ 

— fen. Nimmt man waͤhrend dieſes legten Perie— 

den, die aͤuſſerliche Haarhaut weg, fo findet man 

zwiſchen dtefer und Der Hirnſchale eine fehr freflen. 

de Feuchtigkeit, und ber Knochen iſt in der Sarı 

be ungemein verändert; Die beyden Tafeln ver 

Hirnſchale find auseinander getreten und die Di 

ploe an ſtatt des Blutes mit garfligen übelgefärb: 

ten Eiter erfüllee. Die Haupturſache dieſer be 

trübten Scene leitet der Herr Berfaffer von der 

durch den Schlag auf die Hicnfchale verurfachten 
Soßtrennung der Beinhaut her. 

Nachher befchreiber er diejenigen Quetſchun⸗ 
gen, bey denen noch andre Arten von Verletzun⸗ 
gen gegenwärtig find; er erzaͤhlet alle dabey vor» 
kommenden Zufälle genau, und bemuͤhet ſich de 
ven Lirfache aflezeit ‚richtig anzugeben, worauf et 
endlich auf Die Art der Eur koͤmmt, die in Diefen 
Fallen ſelten von erwuͤnſchten Folgen it. Die 
Abſicht - bey:der Eur iſt zweyſach:? man ſuchet 
entweder der Entzuͤndung Einhalt zu thun, oder 
der Materie, die ſich geſammlet, freyen Ausfluß zu 
verſchaffen. Erſteres erhält man einzig und al⸗ 
fein durch Öfteres und ſtarkes Aderlaſſen, welches 
der Herr Verfaſſer auch bey denen geringſchemen⸗ 
den Beichädigungen des Kopfes für hoͤchſtnothig 
angiebt, da es nur in: höchitieltnen Fällen unnd 
thig fenn kann. Die andre Abficht dep der Eur 
wird durch Die Oefnung der Hirnſchale erreiche, 
Iſt nur der geringſte Verdacht einer Beſchaͤdi⸗ 
gung unter der Hachaut vorhanden, fo kann fe 
—* | bige 








Bibtiothh. 49 
| 
ige nicht zeitig ‚genung vorgenommen wmerben.sBanb 
Er 2 lebe hierauf verſchiedene Reguln, bie in An. SH 


ehung der zu unfernehmenden Defnung vermittelſt 
)es Trepäns zu beobachten find. 


Der dritte Abſchnitt enthaͤlt die Fiſſuren u und 
einfachen Brüche der Hirnſchaale. Die aͤltern 
Schrififteller pflegten dieſe Verletzungen nach An 
leitung ber Figur des Bruches oder nad) der Sage 
bes zerbrochenen Knochens, in verſchiedene Arten 
abzutheilen. Da aber diefe Denennungen dem 
Gedaͤchtniß zur Laſt wurden, ohne doch einigen 
praktiſchen Nutzen, oder einige Erleichterung in 
der Kenntniß zu verſchaffen, ſo verwarffen die 
Neuern mit Recht dieſe Eintheilung, und brach⸗ 
ten fie alle unter zwey Claſſen, noͤmlich jn Brüche 
mit und ohne Niederdruͤcken andrer Theile, Eine 
zerbrochene Hirnfchaale an und für: fich betrachtet | 
iſt fange nicht fo gefährlich als man ſich immer 
faͤhchlich einbildet. Wie viel dergleichen Brüche 
und Fiffuren werden nad) dem Tode an Perfonen 
entdecke, die niemals einige Befchwerde davon 
gemerfer? Wie viele dergleichen befommt nicht 
ein Chirurgus unter die Hand, Die nicht den ges 
tingften verdrüßlichen Zufafl erregen? Alle Zus 
fälle, fie mögen befchaffen feyn wie fie wollen, 
find unzuverläßige Zeichen einer zerbrocenen 
Hirnfchale. Das Geficht und Gefühl find einzig 
und allein im Stande, dergleichen Verletzungen 
zu entdecken. Dieferwegen muß man einen Ser 

ER er 












492 Brittiſche 
rVand der aͤuſſerlichen Haarhaut abſchneiden, oder, w 
2S fie ſchon verwundet, dieſe Wunde fo weit v 
| gröffern, Daß man das ‘Bein gehörig unterfud 
fönne. Der Herr Berfaffer ertbeilet bier ein 
umftändlichen Unterricht, wie man diefes bemir 
ftelligen ſolle; wobey er zugleich von” der für 
nannen Kontrefiffur und dee Schwierigkeit vr 
ährer Gegenwart überführet zu werden, feine Gt 
Danfen eröffnet. Er unierfucher hierauf die Me 
nungen derer Alten über diefe Fälle, und in w 
ferh Die neuern Aerzte in der Beurtheilung der 
Zufälle ſowohl als in der Beranftaltung der Cu 
non ihnen abgehen, aud) wie weit Diefer Unte 
ſchied derer Mepnungen, gründlich und nüglid) ie 
Er beweifet, daß die Alten, bey aller ihrer forgii 
. sigen Aufmerkfamfeit auf die Folgen und Zu 
falle, dennoch, fehr öfters. in Entdedung der 
Alrfachen gefehlet. 
- . Er befchreiber: hierauf die verſchiedenen fr 
‚firumente, deren man ſich theils zu der Oefrung 
‚der Haut, sheils zu der Oefnung der Hirfhile 
‚bedienet, nebft allen Arten des Trepang deulid 
‚und meitlänftig, worauf er, dem unerfahrnen 
zu Nutze, die verſchiedenen Abfichten, warum man 
„Diefe Operation unternimmt, "was man baut 
‚zu gewinnen ſucht, und was für Folgen mm 
‚Dabey zu gemwarten habe, mit vieler Ordnung 
und Gruͤndlichkeit erkläre, Er giebt dabey viel 
praktiſche Regeln an, die man bey dem Anſehen 
derer Cronen des Trepans, bey ber Erwelenn 
— | 


\ 


N 





Bibliothek - 493 


g.gemachten Defnung, bey dem Zerſchneiden⸗ Bang | 
x Hirnhäute und bey andern, während der Ope: I. 
‚ion nach Erforderniß derer fich findenden Um— en 
‚de, zu verrichsenden Handgriffe. zu beobach⸗ 

.B dat. u . , 


4 In dem vierten Abfchnitt handelt der Herr 
Beefaffer diejenige Art von dem Bruch der Hirn- 
le ab, wobey zugleich ein Theil des Knochens 
Pdergedruͤckt iſt. Die Zufälle, bie in vergleichen 
Pillen erfolgen, find eben diefelben, welche der 
herr Berfaffer bey denen einfachen. Brüchen bee 
Hirnſchale angeführer ha. Man muß ſich beu 
Kipen, entweder das niedergedruckte Stück Kno⸗ 
gen in die Höhe zu bringen, oder in,fo fern es 
# niche mehr mit den andern Theilen zufammens 
ünget,, oder wieder verwachſen kann, fo muß es 
Meogenommen werben. Ehedem pflegte man 
die darzu  erfundenen. Inſtrumente an das nieder⸗ 
gepreßte Stück feibft anzulegen. Ueberbiß war 
die mechaniſche Einrichtung derſelben nicht bes 
qrem genug. Sie vermehrten meiſtentheils waͤh⸗ 
render Operation den Druck-der unterliegenden 
Theile. Die neuern machen daher fuͤglicher die 
Oefnung in den geſunden Theil neben dem einges 
drückten, und heben alsdenn durd) ein bequemes 
Inſtrument ven Knochen in die Höhe. Hierauf 
hören augenblichjich die Zufälle, Die nur von dem - 
niedergedruchten Stuͤck Hirnſchale herrühren, auf; 
find aver zugleich andere Verletzungen erfolget,, 
ſo Hilfe die Operation nicht fo ſchleinig. Wenns 
, ** * * 






5 Band es noͤthig if, kann man ohne Furcht und Beden⸗ 


494. Brittiſche | 





se, fer, durch viele angefegte Cronen, die Deffnun. 


vergrößern, um die vorgefeßte Abficht zu w 
reichen. Bey ber Operation felbft koͤnnen aufır 
denen allgemeinen Regeln feine weitere Hand 
griffe angegeben werden. Mur vieles erinnert 
der Herr Verfafler, daß dieienigen Derter, die 
man insgemein bey der Trepanation für gefaͤht⸗ 
Hd Hält, als die Kopfnaͤthe, das Hinterhaup, 
Die Schläffe und die Gegenden, mo die Höhle 
des Stirnbeines liegen ,. öfters ohne die geringlt 
able Folge durchbohret werden koͤnnen. Er fü 
chet diefen Sag mit verfchlebenen Gründen zu er⸗ 
weiſen, und durch viele Erfahrungen: zu beit 








ken, dody giebt er die Gefahr der Durchbeh⸗ 


zung derer Stirnhöhlen ohne Ausnahme ju. 
Wenn nach der Operation die Zufälle nicht bald 
nachlaſſen, oder wohl gar ſchlimmer werden, ſo 


. der Parient verlohren. ' 


. 
- 


Der fünfte Abfchnirt enthält die Verwun— 
Dungen ‚derer Hirnhäute und des Gehirns felbil 
Diefer Abfchnite iſt fehr kur. Er tadelt die 
nigen Schriftfteller , weiche die Verletzungen Die: 
fer Theile nicht für gar gefährlich halten. Er 
Zeſteht zwar felbft, daß fie nicht allemal toͤdllich 
—8 Doch behauptet er, daß die Anzahl dere! 

äfle, wo es mit dergleichen Wunden ein gut? 


, Ende genommen, ungemein felten wären. Die 


Verlegungen werden entweder von dem Inſtiu 
went, weiches die Hirnſchale beſchaͤdiget, ode 
| von 


Bibliothetk. 495 


von den Splittern des zerbrochenen Knochens; Bam. 
gemacht. Alles, was ein Chirurgus hierbey E 
thun kann, iſt diß: daß er dieſe Splitter weg. 
nimmt, das Gehirn frey machet, und bey einer 
wohleingerichteten Diät erwartet, was die Narur 

thun will. Denn bier find die Wirkungen ver: 

Natur öfters bey einem bloß trocknen Verbande 
nüglicher als alle Balfame und Salben, 

In dem legten Abfchnicte zeigt der Herr Ver⸗ 
fafler den Schaden, den eine ausgetrerene Feuch⸗ 
tigkeit und eine Erſchuͤtterung des Gehirns verur⸗ 
ſachen. Die ausgetretene Feuchtigkeit iſt entwe⸗ 
der Blut oder. Blutwaſſer, das zwiſchen den . 
Haͤuten oder auch in den Höhlen des Gehirns 
befindlich iſt. Ausgetretenes Blut erreger, wenn 
die Menge groß, zuweilen. Naſenbluten, welches 
um fo viel heftiger ift, wenn die Verlegung: eine 
Hirnnach getroffen. Das Blutwaſſer erit öfters 
nur bey einem Kopfitofle,. ja jo gar nur bey einer 
ſtarken Erſchuͤtterung des ganzen Körpers, wenn 
auch die äufferliche Gewalt den Kopf gar nicht 
betroffen, aus feinen Grenzen, und füllee meh» 
tentheils die Höhlen des Gehirns an. Die Zus 
fälle bey diefer. Art von Verletzungen find nad) 
der verfchlebenen Menge verſchieden. | 

Bey dem ausgetretenen Butwoſſer zeigen fie 
ſich gemeiniglich erft nad) einigen Tagen, ba fie - 
bingegen bey ausgetretenem Blute gleich erfülnen, 
Oftermals antftehen Die ſchrecklichſten Zufälle bey - ' 
einer Beſchaͤdigung des ET bey welcher von 
on Bus o 


456 Brittiſche 
58and Doch durch bie genaueſte Unterſuchung weder Fiſ. 
a fur, Wunde noch Bruch entdecket. Und Tiefes 

iſt eigentlich der Fol, den man eine Erfchütrerung 

des Gehirns zu nennen pflege. Es iſt ſchwer 
u beftimmen, was für eine Veränderung eigent 
ich in dem Gehirn durch eine dergleichen Gewalt 
gemacht werde, doch ſcheinet es fehr wahr ſchein⸗ 
ĩch zu fenn, daß. befonders derjenige Theil , aus 
welchem die Nerven entfpringen, leide Dieſes 
zeigen alle dabey vorkommende Zufälle deutlich 
von denen einige zumellen gehoben werden, andre 
völlig unheilbar find, 


Iſt Leine andre Verlegung ben einer folchen 
Erſchuͤtterung, fo fann eine gute Aderlaß, leichte 
Diät und gute Ruhe einige Hülfe fchaffen. 
Man kann von dem Eis einer ausgetretenen 
Seuchtigfeit nicht urtheilen, wenn diefer Zufall 
ohne die Spuren einer äufferlichen Gewalt er 
mit. Daher ift der Trepan nicht anzubringen. 

ie einzige Hoffnung einiger Huͤlfe beruhet ‘auf 
dem Aderlaffen, bie in kurzen Öftere zu wieders 
holen iſt: Sat aber einige Äufferliche Gewalt dies 
fen Zufall verurfader, unb man kann nur eine 
Spur des verlegten Theile entdecken, fo muß 
ohnverzüglid an dieſen Dit eine Oeffnung ges 
‚macht und‘ die geſammlete Feuchti feit heraus. 
gebracht werden. Zuweilen muß in Diefer Ab: 
ſicht Die harte Hirnhaut zerfchnitten werben. Dir 
Herr Verfoſſet hat fich öfters genoͤthiget gefun⸗ 
ben diefes zu thun, obnerachtes er es nicht für fo 


n | 


Biblistbe, 497 
unſchaͤdlich hält, als verfchiedene ſich einbilden.s’Sartv 
Wenn. er. auch dem Seren von Haller zugeben 
koͤnnte, daß die Hirnhaͤute weder empfindlich noch 
reitzbar find, fo feheinet Ihm doch. bey deren Ver⸗ 
wundung dieſes nicht gleichguͤltig, daß ſie den 
empfindlichſten und reizbarſten Theil des ganzen | 
thieriſchen Körpers unmittelbar decken. Ueberdiß 
behauptet er aus Erfahrung, daß bie mehreften 
Wunden und Entzündungen. diefer Haͤute tode⸗ 

lich gemein... En 





a 0 .m. 


498 Brittifche 
BR En | 
set. | 
W Fortſetzung und Beſchluß des Auszuges aut 
„Deren Lawſons Lectures voncerninz 
oratory, | 


on der Gefchichte der Beredſamkeit der A 

ten kommt Herr Larofon, in der flntten 

1 Vorleſung, auf den Zuſtand derſelden, 
unter den Neuern zu reden. Bon Syralien und 
Frankreich wird noch ein ganz gutes Urtheil ge 
fälle. - Doch wird den Engländern, mas di 
wahre und männtiche Beredſamkeit anbelankt, 
der Vorzug vor beyden eingeräumt. An den 
Deurfchen fcheint der Verfaſſer alle Hoffnung wrr 
Iohren zu haben, weil er ihrer auch nicht mit einem 
Worte gedenkt. Mie Spanien fcheint er noch 
beſſer zufrieden zu ſeyn, und wenn es dieſem jur 
Zeit noch an groffen Rednern gefehle, fo ſuchet 
der Berfaffer die Urfachen davon nicht ſowohl in 
einem Nationalmangel des Genies, als vieimeht 
in gewiffen äufferlichen Umſtaͤnden. Ueberhaupf 
aber leugnet er nicht, daß alle Neisern den Alten 
in Anfehung der Beredſamkeit nachzufegen, Die 
Erigländer felbft, fagt er, verzeihen fich noch iu 
viel Sprachfebler, und ihren größten Schriſt 
ftellern feblt es oft an einer grammaticoliſchen 
Genauigkeit. Bey diefer Gelegenheit freut 
Herr Lawſon einige fehr richtige Critiken über ge 
wiffe Stellen des Pope mit ein. Weil bie 
en tan Kanzel 





+. | 
[Un Le 








v 


Bibliothek. 499 
Kanzelberedſamkeit den Neuern vor ben Alten Baud 
eigen iſt, ſo wird noch dieſer in der ſechſten Vor⸗ se, 
leſung befonderg gedacht, Und hier ift es wohl 
ein übersriebenes Compliment, das der Verfaſſer 
feinen. $andesleuten macht, wenn er aud) in diefer 
Art der Beredſamkeit ihnen den Vorzug für allen 
Nationen einräumt. :Der’einzige Tıllotfon mache 
die Sache wohl nicht aus. Die Franzoſen koͤn⸗ 
nen immer noch mit eben fo viel Necht auf ihren 
Saurin trogen, und. diefer Mann wäre wohl 
werth gemefen, daß der Verfaſſer nicht nur fo 
obenhin feinen Namen in einer Note genannt, ſon⸗ 
dern ihn feinen Sandesleuten zum Mufter vor⸗ 
geftelle haͤtte. In diefer Borlefung hat ung uͤbri⸗ 
gens das ſehr gefalten, was’ ber Berfaffer übers 
haupt von dem Mangel guter geiftlicher Redner 
unter Den Catholifen erinnert, Er glaubt, Daß 
deifeibe größtentheile Daher rühre, weilman das 
Volk in dieſer Kirche meiftens auf das Aniehen 
und die Unfehlbackeit des Papftes und der Eon» 
cilien verweife, und-diefes fchon gemohne fey, ' 
ſich bey die ſem Beweis zu beruhigen. (Ein catho⸗ 
licher Redner hat alſo weiter nicht noͤthig, auf 
die Wahl, Ordnung und Einkleidung ſeiner Be⸗ 
weiſe muͤhſam zu denken. Eben ſo richtig iſt 
das, was Herr Lawſon von den Kanzelausdruck 
agt — you may be familiar withoul being low, 
man fann aflen gleich verftändlid) ſeyn, ohne 
deswegen in Das Nieorige zu fallın. "Gemein haͤt⸗ 
ten wir fagen füllen; allein wir haben mit gutem 
Bedacht, ven Ausdruck: gleich verftändlicy, 
gewählt, weil unfre gemeinen Prediger, das 
\ 2 Si3 Ä Wort, Ä 


/ 


. 8 


0o0. Brittiſche 


5Band Wort, gemein, immer zu fehe misbrauchen und 


get 


a ihr pöbeihaftes Gefchwäge damit rechefertigen. 


v 


— 


Die feyerlichen und groſſen Wahtheiten der Re 
ligion erfordern auch eine beſondere Würde im 
Ausdruck. Das iſt nicht zu leugnen. Alle Worte 
des Predigers ſollen nach der ſchoͤnen Verglei⸗ 
chung des Salomo ſilberne Schaalen ſeyn, in 
denen goldene Aepfel aufgetragen werden. 
Wie viel lieſſe ſich nicht davon ſagen, wenn es 
hier der Der wäre, es zu ſagen: Und mie man 


| cher groffe Prediger, den die Menge anbetet, 


mürde feine vier oder fünf Qvartbaͤnde Prebigten, 
in einen mäßigen Octanband verwandelt fehen 
müffen, wenn man ihm bie faure Pflicht auflegt, 
feine niedrigen und kriechenden Ausdrücke aus 


zuſtreichen. Die fiebente Borlefung Handelt 


von der Nachahmung. Herr Lawſon ſetzt in der- 
felben befonders die Regeln feſt, die man babey 
beobachten fol. Für allen Dingen befiehlt er, 


‚welches auch fehr gut iſt, die alten mehr als die 


neuern nachzuahmen, und bey aller Nachahmung 
ſich zu häten, daß man nicht ein Selave anderer 


"werde. Die beyden folgenden Borlefungen ent⸗ 


balten eine Anweifung, wie der Kedner ben Der. 
ftand des Zuhörers am beften überzeugen foll, 
und einen Purzen Beweis, daß es ihm um diefe 
Ueberzeugung hauptſaͤchlich zu thun feyn fell. 
Weit aber das meifte bey derfelben von der Wahl 
und Ordnung der Beweiſe abhängt, fo zeige Herr 
Lawſon in einigen Regeln, was man ben jener 
ſowohl als -diefer zu beobachten habe. Er vers 
Dieter insbefondre die Beweiſe zu Haufen, je 

. Fa wi 


v 








Biblio. — 5901 
will, daß man vor: allen Dingen nur Diejenigen „egong 
anführen foll, die erweislich find. : Bon der Ord st 
. nung befauptet er, Daß es fchwer fen in einer al. °- 
. gemeinen Regel za beftimmen, ob man von den 
ſchwaͤchern zum ftärfern übergeben, oder von Dies 
ſem den Anfang machen, und mit jenem befchlief- 
fen folle. Uns bünfer, daß die ganze Frage . 
‚ unnötig feyn würde,. wenn man feine andern 
als wahre und gründliche Beweiſe auf die Bahn 
zu bringen, gewohnt wäre. Man möchte fie 
alsdann untereinander ordnen, wie man wollte, (0 
wuͤrde man doch am Ende einen jeden Zuhörer 
überzeugt haben , weil bald diefer bald jener Be⸗ 
weis bald diefen bald jenen Zuhörern mehr rühs 
vet. In der zehnten und eilften Vorleſung 
fahree Herr Lawſon fort, von den Leidenſchaften 
und ihren Ruͤhrungen zu reden. Cr urtbeile 
ganz recht, daßz es zu der Schmachheit und Un« 
vollkommenheit des Menfchen gehöre, wenn der 
überzeugenfte Vortrag nicht aflezeit Die gehörige 
Wirkung thut, im Fall nicht der Redner zugleich 
die Affekten zu ruͤhren ſucht. Da unterdeſſen de 
Fehler ſo allgemein iſt, ſo iſt es eine Pflicht des 
Redners, ſich ſeiner, zum Vortheil ſeines Vor⸗ 
trags, zu bedienen. Die vornehmſte Regel iſt 
hier: man muß mit der beſondern Leidenſchaft, 
die man jedesmal erregen will, ſelbſt bekannt ſeyn. 
Bon der zwoͤlften bis zur neunzehnten Vor⸗ 
letung wird in weitläuftigen Regeln alles dasjenige 
auseinander gefegt, mas von der Deurlichkeit, 
Zierlichkeit, Lebhaftigkeit, Hoheit und Echaben- - 
heit des Stils gefagt werben Bann. Die Werke 

- 8 4. . de 


502 Brittiſche 
Sgh der Dichter werben allen denen empfohlen, de 
* in dieſem Theil der Beredſamkeit etwas meh 
als Gemeines ıhun wollen, und bie. 9 
ſechszehnte Vorleſung handelt von den Vorthe: 
len, die Das Leſen derſelben einem Redner ve: 
ſchaffen kann. Die Epifchen Gedichte werden 
besiegen in ber folgenden befonders zur Errei— 
chung diefer Abſicht angepriefen. Die ned) übri 
gen Borlefungen find Anmeifungen zu der Br 
rebfamfeit der Kanzel. Unter den Regeln bie 
bier vortemmen haben ung folgende bie widtiy 
Ren zu ſeyn gefchienen. — Die erfle: Din 
lefe über die Materien, die man fich zum Vor 
ti a3 gemähle, ‚einen der beften Redner nach, det 
ebın diefeibe abgehandelt, ehe man an der Auß 
arbeitung felbft anfängt. Diefe Regel bat einen 
vielfältigen Mugen, Cie fann aber ſogleich, wit 
alle andre gemisbrauchee werben, menn dere 
nige, dee nur nachlefen follte, Die Arbeit eines 
andern gar abfchreibet, Die andre: Mon muß 
feine neue und befondere Meynungen, nicht feine 
eigne, fönnen auf-der Kanzel vortragen, Dit 
dritte: Man muß weder zu aͤngſtlich, noch auch 
zu leicht auf die abzuhandelnde Materie ftubiren. 
Die vierte: man muß feine eigenen Faͤhigkeiten 
prüfen und feine audre Materie wählen, als det 
. man gemachfen zu ſeyn glaubt. — Wir begnügen 
uns dieſen allgemelsen Auszug aus dem lehrreichen 
Buche des Herrn Lawſon gemacht zu haben, und 
“ wünfchen übrigens, baß es auch unter unfen 
| Sondesleuten ‚ viele Sefer befommen mögen 











VI. 


Bibliothet. 503 
w. aan 
Ar new Eimate of Manners and Principles; —* 
being a Comparifon. between: Ancient nd 

Modern Times in the chree great Articles 

of Knowledge, Happineli,: and Virtue. Cams 


Feige 1760. 2. Vol. 8. Ä F 


Watson ein ehrwuͤrdiger Bis, fe 

Amt, ‚der Lehrer und Richter en 

Volks. zu ſeyn, nisbergelege hat, fo 
mußte daffelbe, wir fonft Rom, einen neueü 
Cenſor der Sitten erwarten; und nach den gläug 
zenden Auftritten der lehtern Jahre, durfte es — 
ihn weniger fuͤrchten. Aber es iſt in der Repu⸗ 
blik der Gelehrten, wie in der Verwaltung der 
oͤfentlichen Aemter auſſerordentlich gefährlich, eis 
nen berühmten Vorgänger gehabt zu haben, 
Brown harte den Vorzug zu einer Zeit unter 
feinen Mitbürgern aufzutreten, da fie dep der 
allgemeinen Verwirrung des Staats, mit Bey . 
fall und Verwunderung den erften herzhaften Re⸗ 
publikaner anzuhören bereit waren, der der Ay 
führer werben: mollte, ihnen daraus zu helfen. 
Ihre Bemühungen find. nun mit einem gluͤckli⸗ 
den Erfolge belohnt: und der neue Cenfor fin 
dee itzt vielleicht wenig Materie zu feinen Anmers . 
kungen, wenn er nicht aus einem wohlmeynenden 
Richter ein ſchmeichelnder Panegyrift werden mil, 

i Js. Der 





504 Brittifche 
58ind Der DVerfaffer diefer neuen Schäsung de 
ser, Sitten. und Grundſjaͤtze, hat dieſen Unterſchid 
"willen ihm und ſeinen Vorgaͤnger ſeibſt em 
pfunden. Er bat feine Schrift dieſem wuͤndigen 
Manne zugeeignet; und weil dießmal ein wahre 
Zuſammenhanq zwiſchen dem zuyeeigneten Werft, 
und deffen Gönner iſt; fo mucht er, wie ein 1 
winnfüchtiger Klient, Hundert Wendungen, um Id 
zu entichuldigen,, daß er fich ihm genaͤhert Habt, 
‚Der kann man anders urtheilen, wenn der Das 
faſſer zu dom Herrn Brown ſagt: fie hatten ein 
ſchone Gelegenhrit am Ende des glorreichen 1759 
Jabhres ihren kandsieuten angenehmere Dinge ji 
erzählen, und ihnen die bemundernswürdigen un 
erftaunlichen Wirkungen ihrer Schriften zu je 
gen, welche in ſo furser Zeit eine ſichtbare Ken 
Iution in den Sitten der Unterrhanen seiner Ma 
jeftär heroorgebradyt haben. Was fonnten ihre 
Wolfe, Hawke und Boſcawen wohl austid: 
ten ohne ih en :Benftand ? Gewitz Brown var 
zu groß, als daß man ihm fo ſchmeicheln fl, 
Aber unfer Autor be,eige noch - weiter, daß 
er es felbit fühle, wie er nur in Browons Brick 
ge fich verliert und nicht felbft ein Original in die 
fer Laufbahn : werden kann. Er ſchraͤnkt ſich 
nicht in feine Materie ein, und fchreide nicht nut 
für fein Vaterland; fondern breiter fich zum Vor: 
theile der Weit aus, vergleicht Die alten und 
neuen Zeiten, und will den Borzug feiner Zeit 
verwandten beweifen. Er erklaͤrt diefe Abſicht in 
dem Plane dieſer Schrift, ver: auf die Bu 
ZZ pri 





ige, 2.868 


thrift folget, Die af hr; ſagt er. bie ich mir —5 | 
bey der gegenwärtigen Abhandlung vorfetze, iſt ⸗ 
juerft dieſe, daß ic) die Wege Gottes bey Den | 
Menfchen vechrfertige, Indem ich ihnen einiger» 
maſſen eitten regelmäßigen: Entwu feines Ver 
fohrens gegen fie vor Augen lege; und daͤdurch 
hoffe ich zu zeigen, daß in allen menſchlichen Be⸗ 
gebenheiten ein beſtaͤndiger Fortgang zur Voll 
kommenheit ſich offenbaret. Dieß habe Id) da⸗ 
durch verſucht, indem ich, ſo ſehr ich konnte, die 
ſchonſte Edahmg, ſowohl von denen Grund⸗ 
fügen, nach welchen die Menſchen in den ver 
fchiedenen Zeitpunkten ihres Daſeyns, gehandelt‘ 
haben, als auch von denen Sitten‘ entworfen‘ 
habe, welche bie verfchledenen. Weltalter chara⸗ 
cerifieten. Zweytens ift meine Abficht, die Bes 
grife der Mienfchen ein wenig zu erweitern, in 
dem ich eine Art von fregen und edlen Befinnun- 
gen in ihnen erwecken will, wenn fie auch nicht 
allzeit inmittelbar auf den angezeigten Haupt weck 
gerichtet find. - Endlich habe ich mich bemühet, 
ein ſchoͤneres Gemählde von den gegenwättt: 
gen Zeiten zu entwerfen, als dasjenige ift, was - 
in der letztern Schätzung dem Publico vorge - .- 
flellt worden. -- Diefe. vorgefegre Abficht itt 
gewiß fo wichtig, daß jeder denkende Menfch ihre 
vollfommene Ausführung Innigft wuͤnſchen muß. „ 
Die ift der Plan unfers Verfaflers; wich 
fig genug um bie vollfommenfte Ausführung zu. 
verdienen, aber dem die feinige vielleicht nicht an. 
gemefen genug iſt. Eine Eleipe ee 
| über 


506 Brittiſche 


Want über dieſe Materie, voll groſſer, gebrängter © 
u banken, im feinen correcten Stil, würde ale E 
wartungen ber teier befriediget haben. . Aber au 
eyhundert Seiten, nur immer den Jobredm 
feine gi iu hoͤren; mug Dieß nicht fat 
1111,70 1 
Im erſten Abſchnitte werden einige gemein 
Meinungen und Vorurtheile betrachtet... Rai 
bat, ſagt der Autor, fo lange ſchon ſich gemöjnt, 
Die Vortreflichkeit der vorigen Zeiten laut ju er 
heben, und Die Ausartung der neuern zu beklagen 
Daß man fich, wenn man eine verſchiedene At 
zu urteilen einführen will, gemiß feine alljunet 
theilhafte Aufnahme verfprechen Darf. DVerjaht 
te Meinungen. werden heilige Geſetze; gewiſe 
Leute an geilen wenig für ſich feibit, und pflegen 
ihre Meinungen, wie ihre, Kleider beyzubegab 
ten, weil ihnen jede Neuerung verhaßt iſt. du 
wer am billigiten urtheilet, mup oft ſehr mi ſih 
ftreiten, wenn er eine $ieblingsmeinung, verlajkN 
fol. Aber dann ift es billig, Die gemöpnlden 
Meinungen zu beftreiten, wenn Die Veraͤnderung 
berfelben offenbar zum Wortheil. gereicht. Un 
follte nicht jeder, der gluͤcklich zu feyn verlangl, 
wenigftens münfcen, daß es wahr ſeyn moͤchtt, 
daß er itzt wahr ſcheinlicher Weiſe weit gluͤchiche 
werden kann, als er in einem andern Zeitraum 
haͤtte werden konnen? Doch woher iſt wohl dich 
allgemeine Vorurtheil eutſtanden, datz die Well 
nur. immer mehr in Verfall gerathe? Die U 
fachen davon werden im. swepten orupeſiu 
. an 





TE u u —— J 


Bihliothek. 507 
angegeige; - Kine der vornehmſten ſcheint In Dersmmanı. 
ungerechten Bergleichung: zu liegen, bie man iner £ 7%; 
gemein zwifchen den gegenmärtigen Tugenden und 
Softern, und denen in der vorigen Zeit, anftellt; 

Allein unfer Urtheil iſt nicht aanz gegruͤndet; denn . 

wir empfinden die übeln Wirkungen der. igigen 

laſter; die vergangenen rühren uns weniger, weil * 
fie ung nicht ſchaden. Neid amd hundert andre - 
Umftände. verhindern. ung, daß. wir die lebende 
Zugend nicht genug. hochſchaͤtzen. Man: follte 
überhaupt Die Beyipiele und. Muiter- der Tugend 

nicht in fo entfernten Zeiten auffuchen 5; wielmebr 
ſollten wir diejenigen. erheben, bie in den unfrigen 

dem menfehlichen Geſchlechte nügliche. Dienſte lei 

ken. Hier bekommen in der Note die alzu ge 
fen Verehrer der Alterthümer eina:empfindlide 
Erinnerung, wenn gleich die Materie es. nicht. ee - 
forderte. . Aber fo gar aͤngſtlich iſt unſer Autor 
nicht. + Die gegenwärtigen: Mufter der Tus 
gend und Vollkommenheit, haben noth. immer, u 
wenn man fie genau betradhtet, ihre ſchwachen a 
Seiten. Diele verdecket die Geſchichte und zei⸗ 
get nur en ſchoͤnes und liebenswuͤrdiges Gemaͤhl⸗ 
de ihrer Tugend. aber fömmt en, ſchließt dex 
Verfaſſer, daß ber Manie. eines. George oden 
Wilhelms nicht einen eben fo groffen Wegtiff in 
uns erwecket, als: ber Name Heinrichs ober 
Eduards. Sollte: wohl ein-fewriger Engläns 
der, ganz erfüllt mit den Freuden über die vorige 
und neue Regierung, dieſe Dtelle ;ige-miit Gelaſe 
ſenheit leſen fönnemd: 2. —2 

| Noch 


' ” 


508 /Brittiſche 
u. Moch eis. Urſache, warum man die gegen 
IE wärtigen Zeiten den verfloffenen vorziehe, kam 

mar aud) darian ſuchen, Daß die Menfchen, mit 
der Alte beym Horaz die vorigen Zeiten best 
- gen fo ſehr erheben, weil fie darinn noch jung, 
und gmeige waren, alle Dinge auf ber beſten 
Seite zu betrachten, Die Dichter, beſonders di 
epifchen, haben auch dieſen Irrthum vermehren 











er er — —* Su Pe vorigen Zeiten be 
oo iben, ffe von dieſen Lug 


kebten, ensiohnet haben. Wenn vieß gemliil, 
wie unenbtich.weit maſſen nicht die Alten von da 

- Meuern uͤbertroffen werben! Und hier folgt de 
unferm Auter eine fange Declamation widet die 
Fehler in den Schaufplelen der Alten; Aber det 
leſer muß hier bie Einſchraͤnkung hinzu fegen, die 
der Auter vergeffen ober vermieden hat, © 
führe nur Beyſpiele der Griechen an. In ihren 
feyerlichen Seenen, ſagt er, wandert eine gewiſe 
ſteife herviſche Tugend, mit wenigen Grundſahen 
der Gerechtigkeit und moraliſchen Ouͤte beweſ⸗ 
net, und von. einer. Art vom Theaterwohlſtande 
begleiset; aber deren ernſtes Betragen alle di 
fanfteren Reizungen verbannet, welche das ti 
ruͤhren, weiche zu unmilligen Seufzern und zu nl 
berftehenden Thränen noͤthigen. Hier fan de 
um 


Wibuethet. 009 


Autor in der Note, daß die Trauerſpiele der Em” 
ten. auch wenn fie vollfommen überfge wären, LT 
ung doch niche rühren würden; und daß er bey 
dietem Geftändniffe doch niche ven Tadel der 
tiebhober der Alten fürchten werde. Denn, 
führt er fort, ehre Tragodien haben von vielen ruͤh⸗ 
tenden Schönheiten Caum einige andre Merkmale, 

als einige as ai, Dsv Dev, hier. und. da gelegent- | 
lich angebracht; und die Perſonen find überhaupf 
nur eine Gattung von unfühlbaren. Philofophen 
mit dem Cothurn. — — Der zum Mitleid ruͤh⸗ 
tendfte Charakter unter allen, deren ich mich 
erinnere ift der Charakter der- Electra; aber. 
man vergleiche ihm, mit ‚der reizenden Eifrida, 
und man wird bald fehen, wie leicht die Neuen 
in allen fanftern Tugenden der Menfchlichkeit, in 

der Feinheit der Empfindung, der Zärtlichkeit 
der Gemuͤthsverfafſung, und fanften Gefaͤlligkeit, 
olles was die Alten davon mußten ; weit übertrau . 
fen, und dieß ift Die eigentliche Charekreriſtit der 
feinern und ſchoͤnern Sitten. „. Weber dieſes 
fitenge Urtheil erlaube man ung eine ‚einzige Are 
merkung. Wenn es auch gewiß wäre, Daß die 
Alten in ihren Tragoͤdien nicht fo feine, ruͤhtende, 
ſuͤſer Schwermuth volle Scenen bärten, ald vide 
Neuere; wenn aub Oedip und Electra und 
Alceſte, und die zaͤrtliche Mutter in den P 

cierinnen des Euripides uns nicht empfindlich 
genug ruͤhrten; endiich, wenn wir mit unferm 
Ergländer, alte bewegliche Scerien einiger Stuͤcke 
vom Terenz und gesiffe groffe Züge im Atreus 
0 des 






310 Srittiſche 

sms des Seneka, mit Stillſchweigen übergehen wol, 

SSH: ten: ſo ¶urde doch ein fcharffinniger Vertheidi 
ger ber Alten, und vielleicht nicht ohne Grund, 
ar ihrem Vortheil ſagen, daß bie feinen Scriben. 
sen der Griechen und Lateiner eben fo wohl dieſer 
Kunit, Das Gemuͤthe auf feiner zärtlächiten, 
finoächften Geise zu rühren, fähig gewefen , und 
daß man dieß aus mehr als einer Stelle hewei⸗ 
fen kann; aber. daß fie für ihre Zeitverwandten 
and wicht für.. eine eigenfinnige Nachwelt fchrie 
ben; daß fie ſich alfo nad) den Meigungen und 
Dem allgemeinen Charakter ihrer Nation xichten 

\ zuußten; und dieß war gewiß nicht die feinfte Em. 
ꝓfindung der Zärtlichkeit, fondern es mar oft ein 
allgemeiner Heldenmuth und Hang zum Kriege, 
oft eine Neigung für die enftere Weltweisheit. -- 
Naͤchſt ven Dichtern rechnet der Verfaſſer zu den 
Uirfachen dieſes Borurtheils für Die vorigen Zeiten 
die Klagen der dffentlichen Redner, welche es ſich 
zum Geſchaͤfte niachen, von den gegenwärtigen Zei» 
ten fo ſchlimm ale möglich zu reden. Andere fpre 
«hen in eben dem Tone, bloß weil es die Materie 
Ber allgemeinen Geſpraͤche gemorden iſt. Ja die 

WMenſchen überhaupt find von Natur geneigt, 

He Unglüd lieber allen andern Lirfachen zuzu⸗ 
ſchreiben, als ſich ſelbſt. Aber wenn wir anneh- 
men wollten, daß alle Diefe Klagen gegründet waͤ⸗ 

‚ en; fo müßte Die Welt mit ihrer Boßheit viel 
cher ihr Ende erreicht haben. Und biefe Mei, 
ang fann dem Menichen nicht gleichgültig fenn. 
Ede iſt ihm vielmehr ſchaͤduch. Die Wohlfert 

Ze der 





\ 


1. Bibliothek, . SI... 
ver Geſellſchaft, deren Glied er ift, beftaht ins Band 
richts mehr, als darinne: daß diejenigen, welche Et. 

t? ausmachen, auch vortheilhaft von ihr denfen. 
Das Lafter, fagte dromn hört ungeduldig Die 
Siagen des Menfchenfeindes und preifer feine 

‚auge und prophetifhe Stimme, indem er wie ber 

Habe fig, und von feiner. Höhe, einen allgemeis 

nen Tod, Berzweifelung und Vernichtung dem 
menſchlichen Gefchlechte Frächzend verfündigt. „ 
Vielleicht ift dieſt einzige Stelle im Brown Ihd» 

ner ald manche Seite feines Nachfohgers. Die. 
fer fährt im vierten Hauptftüce fort, noch andre 
widrige Meinungen zu widerlegen. De uf 
der Welt, kann man einwenden, ift dem Laufe eis 
ner Tageszeit zu vergleichen. Sie hat ihren Mor- 
gen gehabt, und man mird num ihren Abend er 
warten müflen. Aber wo foll man biefen Zeit« 
punft heſtimmen? War es zu Babel oder Mem⸗ 
pbis,. zu Athen oder Kom, daß die weltliche 
Gröffe den eingebildeten Gipfel ihrer Vollkom- 
menheit erreichte? Andre haben -geglaubt (und 
unter den andern iff Der Recenſent) daß es In den: 
menfchlichen Angelegenheiten eine gewiſſe Stel» : 
heit gegeben hat, welche fie nie überfchritten oder 
unter welche fie nie gefunfen find; fondern daß 

alle irrdifche Dinge, gleichfam wie in der Ebbe 

und Flut, fortgetrieben werden. Staaten. und 

Reiche find geſtiegen und gefallen; verfchlebene 

Oerter find zu verfchiedenen Zeiten ber beneidete 

Sitz der Gelehrſamkeit, Mache und Groͤſſe ge⸗ 

weſen; und hinwederum der veraͤchtliche — | 
| | | er 


8. 


12 Brittiſche 


Band der Unwiſſenheit, Sklaverey und Niedrigkeit ge⸗ 


set. 
„er 


worden, Die Vorſehung bandelt gleichfam in 
dieſem Salle, gleich dem gefchickten Wirthfchafts: 
verftändigen, der, wenn er fo viele Kornerndten 
von einem Felde .eingefammelt, als der Boden 
Ihm verfchaffen kann, der nun durch allzuöftere 
Bearbeitung erfchöpft ift, dann feine Aufmerf: 
ſamkeit auf einen andern Fleck verwendet; und in 
Hofnung eines reichen: Gewinnſtes und einer 


‘weit geöfleen Belohnung feiner Arbeit, neue Sur: 


hen ziehe... So wenig dieſes Gleichniß der 
Sache angemeffen ift, fo iſt die Aumerfung doch 
gegründet. Einzeln betrachtet, hat bie Welt ihre 
verfchiedenen Perioden des Wohlftandes und der 
Gröffe, nachdem das Schickſal der Reiche und 
der menfchiichen Erfenntniß verfchieden geweſen. 
Im Ganzen aber ift es nur eine allgemeine Pe 


riode der Gluͤckſeligkeit der Welt, die, nach ver 


Religion betrachtet, bey der Bollendung alle 
görtlichen Abfichten und Beſtimmungen, ihr En- 
de erreichen wird, ‘Davon find Die verfchledenen 
Abänderungen der Gluͤckſeligkeit einzelner Länder, 


nur Theile Wuͤrde man aber nice ungerecht 


- ganzen Dauer, fo ift er vollfommen berechriget 


bandeln, wenn man die vergangene Zeit deßwe⸗ 


gen fo ſehr der gegenwärtigen nachfegen wollte, 


weil man igt die Vortheile nad) feinen Umftäns | 
den genießt, welche die Menfchen der alten Zeit 
nach dem Maaſſe der ihrigen fchon im voraus ge 
nofien haben? Reber aber der. Engländer von 
Der allgemeinen Gluͤckſeligkeit der Welt in ihrer 


die 


- 





Bibliothek. 513 

die Annehmlichkeiten “feiner Zeiten zu preifen, s Band 
Aber zu Diefer allgemeinen. Gluͤckſeligkeit“ gebö- I 
ven nach dem Plane einer. göttlichen Wersheit und 
Guͤte, auch die einzelnen Perioden der Welt und 
groffer Reiche; und daher darf man dieſe nicht 

mit fo veraͤchtuchen Augen anſehen wie unſer Aus 

tor gethan hat. Dieß iſt die Unmerkung, die vir 
wider das. Ganze dieſer Schrift gewagt. haben, 

und die mir. durch das Anſehen eines groͤſſern 
Scribenten recht fertigen können. Der vortriflis 

che Young denkt über diefe Materie «ben fo, 

und drückt feine Gedanken in feinem erſten Briefe 

on Richardſon, in feiner ihm eigenen Sprache 
aus. _ ———— J 


Unſer Verfaſſer fänat nun in der zweyten 
Abtheilung an, von der Erkennen des menſch⸗ 
lichen Geſchlechts zu erweiſen, daß dieſelbe im⸗ 
mer. vollkommner werde; fo wie er es in der drit⸗ 
ten. von der Glückfeligkeie behauptet, und zu 
dem Inhalte. der folgenden Abichnitte, die wir 
noch nicht gefehen haben, in Abficht auf die Tu 
gend und die Sitten, gemacht. date Gieich ans 
fangs fagt er eben dieß, was wir in unferer Ans 
merfung oben anführten: daß, alle Zeitaiter und 
$änder. zuſammen genommen, die Welt feit der 
Alteiten Kenntniß, die wir von ihr haben, in dem 
Zuftande einer allgemeinen Verbeſſerung gewefen 
fen. Aber wird er nicht feinen fpäteften Nach⸗ 
foiagern in dem Amte, die Welt zu beurtbeilen, ein 
echt geben, „von den Zeiten ihrer Borfahren 
—— ga - "en 


514 Brittiſche | 


5Band «hen fo firenge und deſpotiſch, wie diefer von den 
3@t. vorhergehenden, zu urtheilen ? 
ng Im zweyten Hauptſtuͤcke wird ans der Na⸗ 
tur der Sache erwiefen, daß Künfte und Wis 
ſenſchaften immer vollkommner geworden. Die 
zwo erſten Eltern, ſagt der Englaͤnder, mußten 
nothwendig anfangs unmiffend und ungefchict 
feyn, bis fie täglich in neuern: Entdeckungen zu 
ihren Bedürfniffen und ‘Bequemlichkeiten weiter 
kamen. Wir willen nicht, woher der Autor Die 
: fen ‘Begriff von den erften Bewohnern der Erde 
entlehnt hat; oder kann er ihn wohl mit den 
Nachrichten der heiligen Geſchichte vereinigen? 
Wenn wir, fährt er fort, annehmen, daß bie ver. 
fhiedenen Staaten zu dem hoͤchſten Grade ber 
Vollkommenheit, deſſen fie fähig waren, gelanget 
find, wie fehr müffen fie durch einen: gegenfeitigen 
Handel mit einander verbeffert worden ſeyn, wie 
viel unzählbar ‚nügliche Dinge mußten unter ei. 
nem “Bolfe erfunden werden, baran man unter 
den andern niemals würbe gedacht haben? Dieß 
“erläutert unjer Berfaffer aus dem Benfpiele der 
Schiffart, und fucht es in dem folgenden Haupt 
| ſtuͤcke aus der Betrachtung derjenigen Derter, mo 
die Künfte geblühee haben, noch mehr zu erwel⸗ 
fen. Die Morgenländer fcheinen ihm wegen ih. 
res Himmelsftrichs, und ihrer der Handlung hin⸗ 
derlichen Write, zu der Berbeflerung, der Künfte 
nicht gelegen zu fenn Bir glauben aber das 
treftiche Werk des Soguet hier nur nennen zu 
duͤrfen, um unſern Englander nit Recht ju wider. 
. ſprechen. 


Bibliothek. 515 
fprechen. Man finder darinn die Gechichte Ders Band 
meiften Künfte, Die in den Morgenländern ihren or 
Urfprung und einen groſſen Zumwachs erhalten ba: 
ben; die aber. Den neucen Zeiten den Grad ihrer | 
Bollfommenpeit verdanfen müffen. Ä 

Griechenland und Italien ſcheinen unferm u 
Verfaffer weit beflere Pflanzftädte der Kuͤnſte zu 
feyn. Aber die Natur war gegen diefe Länder 
zu freggebig geweſen; und nur die Nochmendig. 
keit ift die Mutter der Erfindung. . Doc aud) 
dieſe wird bald befriebiget; die Künfte fordern 
beflere Belohnungen und eine gröffere Aufmun- 
teerung. Der Verfaſſer fchließt alfo bieraus, daß 
fie nur da den hödjften Gipfel der Berbeflerung 
erhalten Ffönnen, wo die tage des kandes Gele 
genheit zu einem ausgebreiteten Handel giebt, und 
die Menge der Bequemlichfeiten der Stapelwaa⸗ 
ren. diefen Handel fehr vortheilhaft macht. Eben 
Dieß fucht. der Verfaſſer in dem folgenden Haupt 
ſtuͤcke aus der Geſchichte darzuthun. In den 
Morgenlaͤndern findet er in den alten Zeiten nur 
unvolllommne Kenntniſſe, die meiſt in Fabeln 
beftanden, unzuſammenhangende Sittenſpruͤche, 
zufällige Entdeckungen in den Eigenſchaſten ber 
Pflanzen und Kräuter, und ungegründete Anmers 
Fungen über die Geſtitne; ihre Religion war fo, ' 
wie fie.beg ihrem Schäferleben ſeyn fonnte, ihre 
bürgerliche Regierung gieng bloß auf die Beräh- 
Fr ber Raubthiere. ‘Ben diefer Charafteris 

Morgenländer, für deren vollkommnen 
—* wir nicht gern Buͤrgſchaft leiſten 
Kkz moͤchten, | 


516 Brittifche 


5 Sand möchten, nimmt er ausbrüdlich das Jüdische Volt 


5St. 


‘ 


in jener Erzählung aus. Weit ihre Republi 
durch eine gortiiche Einrichtung entitand, fo wit 
fie nicht denen allgemeinen , Geſetzen unterwerfen, 
wodurch der gemeine Lauf der Dinge geordnet 
wird. Aber koͤnnte man nicht dem Verſaſſe 
einwenden, daß diefes, wohleingerichtete Dal 
noch ımmer be veiſet, Daß auch in ven altern Zer 
ten gewiſſe Thelie der Welt zu ihrer Volltom—⸗ 
menheit gelangt find, und daß dieß vielleicht das 
gemeine Schichjal der "Welt uͤberhaupt ſeyn werde. 
Wenigſtens macht es die Geſchichte der Lander 
wahrſcheinlicher, in deren die Kenntniß der Bil 
fenichaften, und unter diefen der vollkommenſien, 
der Religion, mit ihren Beſitzern ſich verandett 
hot. Von Aegypten ſagt der Vetfaſſer, de 


als ein ſcharfſinniger Kenner, Zeiten nit Zeit 


und Kenneniffe mit Kenneniffen vergleichen mil, 
daß er wenig von ihnen wiſſe. Die Griechen 
verjchönerten die Wiſſenſchaften, die ihnen ıhre 
Borgänger überlaffen hatten. Aber ihre Kell | 
gion blieb noch immer unvollkonnnen; ihre Wiß 


ſenſchaft war mehr aus ven Schulen, als aus det 


gemeinen Leben bergenommen, und alfo weit 
fer su Streitigfeiten in dem erftern, als zum Oe— 
brauch in dem legtern. Ariſtoteles und Plato 
werden hier getadelt; nur in ihren Vorſchtiſten 
zu, der Regierungsform verdienen fie bemunder 
zu werden.” Allein auch diefe waren mehr Mit 
Griechenland als für. die Welt überhait 9% 
gebe. Die Römer uͤbertrafen ihre Lehrer I 
” oo. j pie 


v 





Bilbliothek. 17 
bielen Stuͤcken, befonders in bee Moral, in, der5 Baud 
didactiſchen und, ſatiriſchen Dichtkunſt. - Aber IE 
die Periode der Gelehrſamkeit mar in Rem auf:  . 
ſerordentlich kurz, ‚und nachher findet nian das. 
ſchreckliche Leere in. der Gefchichte der Wiſſen⸗ 
ſchaften. Der Verfaſſer hoffet, Daß diefer Zus 
fall, da in der groffen Wanderung der VBölter 
bie meiften Kenntniffe verlohren giengen, niemals 
ſich wieder ereignen werde; wenigſtens werde es 
nicht durch eben dieſe Mittel geſchehen, ſo lange 
als es eiferſuͤchtige Nationen giebt, die uͤber der 
andern Groͤſſe neidiſch find und deren Vortheil eg 
ſtets ein gewiſſes Gleichgewicht der Macht zu £ 
erhalten... J 

Ehe dev Verfaſſer fortfaͤhret in dem fuͤnſten 
Hauptſtuͤcke eine allgemeine Vergleichung zwiſchen 
der alten und neuern Gelehrſamkeit zu zeigen, 
macht er eine Anmerkung auf der 74 S. Die ſein 
Syſtem wieder ſehr erſchuͤttert. Was fuͤr eine 
Vergleichung, ſagt er, ſollen wir wohl zwiſchen 
der Gelehrfamkeit der Alten, und den Etfindun⸗ 
gen der Messern anſtellen, wenn Die.ganze Sum⸗ 
me der erfiern nur die Srundanlage ausmalht, 
auf welche die letztern errichtet find? Wir können 
alles, gras die Menfchen ehedem wußten, zu uns 
fm Eigenehume madhen.,- Wie vermandele ' 
ſih doch Hier. der Paneghriſt auf einmal: in beit 
biliigen Cenſor des ganzen Zuſammenhangs der . 
Zeiten! Auch das folgende Hauptſtuͤck fängt er 
mit der beſcheldenen Einleitung an, daß er nicht 
gern in Bordacht Eommen moͤchte, als koͤnnte er 

u KE4 * -  jeme 


Ra 
5 


nd jene erſtaunliche Beweißthuͤmer ber vorigen Groͤſt, 


die eben fo wünfchten, in noch entierntern Zeiten 


x 


518 u Bumiſce I 





om und Achen, mit Gleichguͤltigkeit anſehen. 
Aber das Bild, daß er hierauf von der Gelehr 
ſamkeit der Alten zeichnet, ſcheinet eben nicht von 
ihrem Freunde entworfen zu ſeyn; din Dem folgen 
den Hauptſtuͤcke zeigt er eben dieß aus befondern 
Umftanden. Der Eriticus wird fich in das Zeit 
alter des Augufts zurück wünfcen. Der Soldat 
möchte gern die Plane eines Caͤſars und Hai 
bals gefehen haben; und der gottesfürchtige und 
ernfthafte Chrift wird wünfchen, daß er in dem 
merfwürdigen Zeitpunfte gelebt hätte, wo det 
Erlöfer die Welt erleuchtete. Aber in jenen Je 
ten fagt ber Autor, wird man Menſchen finden, 














gelebt zu haben. Wie er Bieß von erleuchtet 


Chriſten denfen konnte, willen wir nicht. | 


Im fiebenten Hauptſtuͤcke räumer er doc den 
ältern Zeiten in Abficht auf die Beredfamfeit d 
nigen Vorzug ein. Ueberhaupt fann fie.und die 


Dichtkunſt, fo bald nur die Sprache eines Bulls 


ganz gebildet ift, in einem einzigen. Alter ſo vol 
fommen, als durch die Anmerkungen von hundert 
Kennern werden. {ya die Altern Zeiten haben In 
dieſem Stüde offenbare Vorzüge; ‚ihre Syrache 
muß nothwenbig am meiften an Metaphern un 
Anfpielungen dieſen groffen Zierden der Ber: 
famfeit und Dichtkunſt, einen Heberfluß haben; 
Cein Sag, wider den man vielleicht viel einmer- 
den könnte) auch die Einfalt der menſchlichen 
Sitten giebt in diefen Zeisen ihren Empfindur 

J | Ä ge 


Bibliothek. 519 

gen Freyheit und Ungezwungenheit, die man nach, Wand 
her mit mehr Behutfamfeit und Mißtrauen aus ICH, 
drücfen wird. -- Noch eine befondere LUrfahe 
kann man anführen, warum die Briecyen und 
Römer, als ihre Sitten feiner wurden, uns in 
biefen Faͤhigkeiten übertroffen haben. Sie muß» 
ten den Irrthum ausſchmuͤcken, wir die Wahr⸗ 
heit. Jene aber ift eine weit feinere Materie 
jur Erbichtung und zum Reichthum der Sprache 
als die letztere. „In der. Anmerkung fegt der 
Derfaffer hinzu, man follte zum Beyſpiel nur 
zwo Perfonen mit gleicher Stärke ber Beredſam⸗ 
feit, den einen von den Lehren unfrer heiligen Res 
ligion in aller ihrer Sauterfeit, und den andern; 
von einigen wilden enthuſiaſtiſchen Begriffen von 
derfelben reden hörenz fo würde die Anzahl de⸗ 
ter, die der erfte auf feine Seite zöge, gegen die 
Anhänger. des legtern in keinem Berhälthiffe fte- 
hen., Bir geftehen, daß wir bey dieſer Stelle 
über den englifcyen ESchriſtſteller erſtaunt ſind. 
Alſo macht, wuͤrden wir ihn fragen, die Anzahl 
der Anhaͤnger den Beweiß von der Vortreflich⸗ 
keit der Lehren und des Vortrags desjenigen aus, 
der dieſe Anzahl gewonnen hat? Sollte man ihm 
bier das bekannte Beyſpiel dawider anfuͤhren? 
Und was ſoll denn das ſeinige erweiſen? Daß 
die Beredfamkeit der Alten vorzüglich ſchofer als 
die unfeige feyn mußte? Wir wollen gar nicht 
anführen, daß er hier mit fid) felbft ftreicer. Wir 
wollen nur von ihm fragen, ob nicht das Weſen 
und die Vollkommenheit der Beredſamkeit, in 

Riss der 


* 


520 Brittiſche 


Band der Wahl der beften Gründe zur Ueberredung und 
zer, in vem Eunftoollen Bortrage derfeiben beſteht; ob 


nicht alfo der Vortrag der böchflen Wahrheiten 


ber zehren der Religion, ‘die beſte Marerie zu 


de vollfommenften Derebfamfeit- feyn muͤſſe; 


und ob nicht in einer Rede feines vortreflidyen 
$anpsmannes des Beveridge, mehr Majeftät fen, 
als in allen fophiltifchen Declamationen des To 
lands. Das Flitterwerk und Die Schminke, fährt 
er fort, meiche Der Bublerin neue Neigungen ge 


‘ben, würden ſich mic dem Anftande und der Wir. 


de dee Haußfrau gar nicht vertragen. Vortref⸗ 


m 


lich! Aber was ift denn hier der Schmuck eine 
befcheideneen Schöne? Der fittfame Reiz des 
Anftandes ihrer Würde; und ben dem Vortrage 
der Wahrheit ift es auch der innere Glanz ber 
Güte und Vortreflichkeit, der aus ihr hervor leuch⸗ 
tet, und der den Zufchauer einnimme, auch wenn 
er Durch die. Runft nicht ganz aufgedeckt wird. 
Doch der Berfaffer zieht aus feinem falfchen Sa 
Ge noch mehr falſche Folzen. Dieß iſt die Ur. 


ſache, fast er, warum alle. unfre Dichter Abtruͤn⸗ 


uige in. ihrer Religion und Werehrer des Apollo 
und der Mufen werden; ımd mean fie irgend es 
was recht glänzendes vorfteflen:.mollen, fo find. fie 
—A ‚ihre Zuflucht zu heydniſchen Gebraͤu⸗ 
hen ißd Gewoͤhnhetten zu nehmen; fo Daß wenn 


jemals das Pantheon verlohren gehen follte, die 


Hätrte von ihnen für dem engliſchen Leſer nicht 
mehr verjtanduch ſeyn wuͤrde. Selbſt ver. groſſe 


Allen fe nut in einem Semwiſſen ar * ein 


chriſtli⸗ 


Vibliethef. ° - Sar 


heiftlicher Heyde, und er bat feine Engel offen s Ban 
bar nach dem Muſter der Homeriſchen Gotthei 2 SH - 
ten gebildet.,,. ber fann man wohl glauben, 
daß Die meiften neuern Dichter aus Abfiche um 
deß willen, weil die Kabel mehr gefaͤllt als dag 
Wahre, oder vielmehr aus einer Nachahmung 

der Alten‘, den Anruf ihrer Gottheiten beybehal: 

ten haben ? Und hat nicht Milton mehr aus der 
Urfache, weil er Mafchinen zu feinem groffen 
Werfe brauchte, feine Engel darinn aufgeführt? 
Oder iſt nicht ſchon Vida fein Vorgänger? 

Die Sprachen der riechen und Römer 
fheinen unferm Verfaſſer weit unvollfommner ats 
feine oder feiner Nachbarn Mutterſprache. Die 
Partikeln und Hülfswörter machen unfere Spra⸗ 
hen nach feiner Meinung weit deutlicher. Der 
tateiner würde ihn vielleicht einwenden, daß fie 
diefelbe nur langweiliger machen. 

In Abfiche auf die Dichtfunft fällt feine Ber 
gleichung fehr zum Nachtheile der Alten aus, und 
im ganzen Hoiner rührt ihn feine Zeile als biefe- 
von dem betuͤmmerten Batr: 


Schweigend gieng er zum Ufer des beftigraufchen- 
den Meeres. | 


In der Anmerkung wird der befannte: Bors 
wurf, der zu oftgebraudjten einformigen Beywoͤr⸗ 
ter, als fchnellflüßig, böchftmeife, u. f. wider den 
Homer erneuert, ohne daß man an die Beant 
wortung des Carks oder Riecius gedacht bat. 

In der didactiſchen Dichtfunft werden Po. 
pens moreliihe Briefe allen: * Sheffien bes Al. 

terthums 


22 Brittifhe 


m Band terthums in dieſer Gattung, vorgezogen; und ge 
St wiß mit Recht. Nur muß man, glaube id), die 
Einſchraͤnkung hinzu fegen, die fih aus Popens 
Anmerkungen veroffenbaret, daß die Alten aud) 
Dopens $ehrmeilter gewefen find. 

In Abfihe auf die Vollkommenheit des 
Drama, fagt er, müflen Die Alten wohl nach . aller 
Meinung, den Neuern unendlich weit weichen. 
Und nach dem Verfaſſer ift die Urſache davon 
dieſe: weil wir in unfern Schaufpielen feinen 
Ehor haben. Wir hätten diefe Auflöfung von 
einem Kenner, dem Achalie und Eſther nicht 
unbefanne feyn konnte, nicht erwartet; noch 
weniger aber bie heftige Invectide wider den gan: 

zen Ehor der Alten, die einige Seiten bey unferm 
Schriſtſteller einnimmt. Der Chor kann viel. 
leicht füc uns oft fehr müßig feyn, ober eine leere 
Rolle fpielenz für die Zufchauer unter den Alten 

war er gewiß weniger unverftändlich, und wenn 

er fo glücklich gebraucht wird, role ihn nur ein 
Ascine braudyen fonnte, fo ift er auch den Zu⸗ 
ſchauern unter den Neuern gar nicht gleichgültig. 
Endlich ſchließt unfer Berfaffer mit einer feinen, 
‚Stelle : weil es das groffe Gefchäfte der Scyaw 
‚bühne ift, ung zu vergnügen, indem fie uns unten 
richtet und heſſert; das Herz zu bilden, indem fü 
„dunurch augenblidliche Freuden es hintergeht, ode 
es durch erdichtete Widerwärtigfeiten und einge 
bildete Auftritte bes Elendes bewegt; fo fchein 

- ber Dichter, der die größte Gewalt über unfe 
Einbildungskraft hat, der eine Zeitlang uns mi 





Bibfisthe. 523 
ih, auf den Sittigen feiner Einbifdung, wohins an 
s ihm gefällt, fortführet, wein er uns nur nicht ser | 
zurch die Heftigkeit feiner Bewegungen beleidiger ; 
diefer Dichter feheint ven beiten und rühmlichften 
Dfad zu betreten, um, zu feinem Ziele zu gelans 
en. Deßwegen wird Shatejpear allen alten 
und neuern Söhnen des Apolio vorge;ggen.. In 
der Folge vergleicht der Verfaſſer Longuns Werk 
mit der Schrift, die die Aufſchrift bat: Begriffe 
vom Erhabenen und Schönen, zum Vlach⸗ 
theile Des erſtern, und fagt, daß in einem einzie 
gen Stuͤcke des Monthly Review, mehr geſun⸗ 
der Verſtand, und vernuͤuſtige Critik zu finden 
fen, als in allen alten Scholien, zuſammen ges 
nommen. Aber braucht man denn die alten 
Scholien bloß zur Erieit? W 
Aber die Wahrheit zu ſagen, ſetzt er hinzu, 
Kunſtrichter und Commentators fallen nur die 
leichtern und ſpielenden Theile der Wiſſenſchaft, 
als die Dichtkunſt und Philoiogie an, fo wie. 
Welpen und Horniifen fich um hohle Bäume und 
ungefunde Derter herum fegen, und um dieſer 
Urfache willen, ift dieß ein offenbares Zeichen der 
höhern Stärke und Vollkommenheit ‚der neuern 
Gelehrſamkeit, daß dieſe Art der Inſecten es 
ſchwerlich wagen darf, ſich daran zu heften. Es 
wird niemals eine fo sroffe Anzahl von, Kunftrich 
tern und Commentatoren über den ode und den 
Montesquieu als über den Plato und Arifloteles 
geben? —- Hatte der Berfafler mohl nörhig, fo 
ein gefuchtes $ob der neuern hoͤhern Buchen 
| eit, 





S 


524 Brittifche 

' . 
sSandfeit, auf Unkoften der. ſchoͤnen Wiffenfchaften, 
sSt, ertheilen? Und follte nicht derjenige, Der die Wil 
fenjchaften überhaupt ſchaͤtzen und ihren Wer 
beitimmen will, ein unparsheyifcher Freund al 
Wiflenfchaften ſeyn? In dem folgenden Haupt 
ftücke überfieht er fie alle, In der alten Zeit en 
blickt er nur eine weite, meilt unangebaute Ge 
gend, wo man hier und dort prächtige Saul 
entdeckt, die aus ihrer Stellung noch eine ve 
mehrtere Gröffe erhalten, Der neuere Zuſtand 
der Wiffenfchaft gleiche mehr einem begünjti ‚en 
‚ Plage, wo alles, was Arbeit und Kunſt ben 
gen fonnte, frengebig ausgerheilt, und das Ban! 
einigermaflen vol endet und volltommen iſt; af 
‚ fen befondere Theile aber, aus Mangel des Cor 
traſts, nicht fo leicht unfreeNufmerkfamteit an 
ſich ziehen. — Der Berfafler will nicht den 
7, Reieg des Perrault wieder erregen; er iſt nick 
beforgt, die Streitigfeit um den Vorzug zwiſcen 
benden Partheyen zu entfcheiden. Alles mas er 
unterfucht, betrift nur, wer am meiſten gewußt 
.Hhat; niche wie viel Verdienſt ein jedes Zeitalter 
an der Erlangung der Wiſſenſchaft aehabt habt, 
worinn es Meifter war. Columbus kann met 
Verdienſt in der Entdeckung von Amerika ba 
ben, als: Serdinand Cortez; und doch ungs 
achtet der Anfprüche nes e:ftern, iſt es germidr. 
daß der andre weiter in daffelbe eindrang, und, 
. . ohne daß er den Ruhm. des erftern verleget, fa! 
der andre auf den Namen des Eroberers fr 

feyn. u j ” 

le Di 








Bibliothek. 5725 


Der Inhalt des neunten Hauptſtuͤcks iſt derz Vand 
Vergleichung unſrer Zeiten mit den vorigen in SS 


Afiht auf die Kriegsfunft gewidmet, und er 


giebt den leßtern Deswegen einen groflen Borzug, 


Den Beſchluß des erften Bandes macht er end⸗ 
lich mit Gedanken über Die Religion als eine Wif- 
fenfchaft betrachtet. In Anfehung der Religion, 


ſagt er, feheinen. die Menſchen in der Wapl des 


Gegenſtandes ihrer Verehrung, zuerſt ihren Sin⸗ 
nen; hernach ihren Leidenſchaften und zuletzt ih— 
ter Vernunft gefolgt zu feyn. ' Selbſt die Kork 
heit ſcheint in ihren verfchiedenen Offenbarungen 
bey den Menſchen, fich einigermafien fo betrageh 
ju haben, wie es. mit dieſer Meinung überein 


ſtimmte. Unferm Stammpater und älteften Pas 
triarchen erfchien.er in Förperlicher Geſtalt, gleich 


einem Manne: der hoͤchſte Grad der Vortreflich« 
fat, den ihre Begriffe vermuchlic Damals errei⸗ 
hen konnten. Nachher Eleidere er ſich in meh⸗ 
tier Majeſtaͤt und GOlan, ein, und war den Yun 
den nur unser Wolken und Feuer fihtbar, er re— 
dete fterg mit ihnen von der Stärke feines Arms 
und ‚feinem erſchrecklichen Zorne; er wollte fie zu 


der Erfillung ıbrer Pflicht bewegen, und legte - 
Ihnen Deswegen zeitiiche Strafen und Belohnun- 


gen vor; die Schmwachheit ihres Verſtandes er⸗ 
laubte noch nicht, höhere Dinge zu betrachten, 
Zulege als die Fülle ver Zeit gekommen war, 


brachte er Leben und Unſterblichkeit ans Licht, und 


er zeigte ſich uns wie er iſt, ſo weit als es unſre 
eingeſchraͤnkten Begriffe verſtatten. in 


526 Brittiſche 


5Bawd iſt in dieſer Anmerkung des Engländers nicht 
ESt. les gegründet. Wo hat er denn 'gelefen, daß ſich 
- Gert dem Stammovater der Menschen in ine 
koͤrperlichen Geſtalt gezeigt habe? Und hat nich 
nad) der Zeit der Patriarchen, Mofes die Herr: 
lichkeit ‘Gottes viel näher geliehen, als der Der 
faffer von der göttlichen Sffenbarung in diefer Zei 
zu glauben fcheine? And obgleich Gort feinem 
Volke meilt nur zeitliche Belohnungen und Sire 
fen zeigte; kann man behaupten, daß fie feine 
Hofnung eines andern beflern Lebens gehabt hät 
ten? Es ift gewiß, daß Gott feinen Willen un 
den ganzen Rathſchluß wegen der, Beſtimmung 
des Menfchen ftufen.veife offenbarer hat. Allen 
den Gegenſtand ihrer Verehrung haben fie gleich 
Anfangs vollfommen genug erfennen lernen, un) 
man fann nicht fagen, daß Gore in der Affenbo 
zung feines Wefens erft den Sinnen der Ma 
ſchen, hernach ihren Leidenſchaften und endtid ji 
best ihrer Vernunft gefolgt ſey. Wie wenig mi 
re dieß der göttlichen Güte gemäß! Und der gib 
lich untereichtete Adam ſollte den Gore nur durch 
Huͤlfe der Sinnen erfannt haben, deſſen Daleyn 
er aus der gan;en anlachenden Schöpfung leiht 
ſchlieſſen fonnte? Ja auf den ſich ſelbſt überlofe 
nen Verſtand der Heyden, kann man den neu 
Gedanken unfers Berfaffers noch eher anmenden, 
Diefe folgten zuerft in Der Wahl ihrer Anbetung 
ihren Sinnen; fie verehrren die Geſtirne. Sit 
folgten dann ihren Seidenfchaften, und erhoben !% 
fer und ?Begierden zu der Würde der 
b uülehl 








| Bibliothek. 527 
Zuletzt erwachte noch bey wenigen benfenben Hey-s act 
den die Vernunft, und erfannte ein höheres, von —8 
der Welt abgeſondertes Weſen, das Der. Urhebee 
der Welt fen. Wir finden noch einen andern 
pargdoren Gedanken. in dieſem Hauptſtuͤcke 
daß nämlich die erſten Bekenner ber evanı 
gelifchen Wahrheit mehr ein gutes Herz, als Berz 
ſtand gehabt Hätten, Gleich Darauf folgt 
wieder eine nuͤtzliche Anmerfung von dem, mas ei⸗ 
gentlich bie Schrift verſtehen heiſſe, und wir 
koͤnnten ‚bie, Autwort des Mitchels auf ein gewiſ. 
ſes Gedicht hier mit mehrerm Rechte brauchen; 

Flecken und Schoͤnheiten liegen hier ſo dicht ver⸗ 
miſcht, daß man dieſe vor jenen nicht recht ſehen 
ann. . 

Aus der Meinung, daß die menfchlichen Ein» 
fihten itzt zu einem viel höheren Grade ber Volk . 
fonmenbeit als in Den porigen Zeiten gebracht 
worden, zieht der Berfoffer Die Solge, Daß durch 
diefe Berbefferung auch der Grad der menfchlis 
dem Gluͤckſeligkeit anfehntich erhoͤhet ſeyn muͤſſe 
und dieß macht Den Inhalt feines dritten Ab⸗ 
ſchnitts aus. Wenn ber erſte Theil, fagt er, him 
linglich ausgemacht wäre, fo follfe man glauben, _ 
daß man Feine Schwuͤrigkeit mebr finden wuͤrde, 
ben legtern zu beweifen, Ja wenn ber erftere 
Sas nur in fo weit erwiefen märe, daß es wahr 
ſcheinlich würde, daß menigfiens Diejenigen Inch 
ge der Erkenntniß, welche augenfcheinfich einen 
unmittelbarern Einfluß in Die Wohlfart des bis 
gerlichen dzebens, und in die. beruhigende Unter. 

Bu 81 haltung‘ 


/ 


\ 


— 


528 Brittiſche 
5 Wand Haltung des Menſchen in demſelben haben, verbe 


get, fert wären; wenn es fich zeigte, daß wir nur in 
diefen Punften zu einer groͤſſern Weisheit gelang 
wären, ob wir gleich den Alten den Vorzug in 
der Beredſamkeit und Dichtkunſt einräumen wol: | 
Sen; wer würde wohl noch anftehen, den Schluß 
gu machen, daß wir glüclicher find als fie? Um 
Diefe Verbefferung einiger Wiffenfchaften, die in 
Das bürgerliche eben einen beſondern Einfluß ha⸗ 
ben, als der Staatskunſt, der Sittenlehre, de 
Keligion und Handlungsmwiffenfchaft, zu bemei 
fen, erinnert der Verfaſſer, daB men nur die 
Staatskunſt des Plato und Ariftoteles mit den 
politiſchen Schriften eines Sidney, Locke und | 
Montefquieu vergleichen , die alten Exhifen ge | 
gen das Buch eınes Wollaſton von der natuͤrl— 
chen Religion halten, und die Werke ber Kirchen⸗ 
‚väter, den Schriften der neuern Gottesgelehrten 
entgegen ftellen follte; fo würde man bald von 
dieſem Vorzuge der Neuern fich verfichern föts 
nen. Ueberhaupt, fagt er, koͤmmt es auf die ein⸗ 
zige Srage an, ob mir nicht als vernünftige Ge⸗ 
ſchoͤpfe viel geneigter feyn müffen, diefem Charals 
ter gemäffer zu handeln, je mehr unfre Gemuͤther 
beſſer gebitbet, und unfre Bernunfs vollkommner 
. gemacht wird. Wie fehr, fährt er Im zweyten 
Hauptſtuͤcke fort, muß es uns alfo in Werwunde 
tung fegen, ivenn wir hören, daß dieß mur ei, 
fcheinbarer Irrthum fen, worein die Menke, 
fo wie in viele andre verfallen find, weil jeD! 
nicht gehörig erwogen haben. Wir müffe ) A 





—0 


Bibliothek, 529 
in ber * unterſuchen, ob unſer Fortgang ins %and | 
ben Wiſſenſchaften von einem gleichen Fortgange SIE 
in der Gluͤckſeligkeit und Tugend begleitet worden; 
oder wen dieß nicht iſt, ob man den Fortgang i in 
den erftern mit einigem Rechte als eine Urfache 
von der Unterlaſſung der leßtern angeben Fönne, 
Zwar werden einige (und darunter find gewiß Die 
Gegner unſers Autors) es für ein wunderbares 
Unternehmen anfehen, wenn man verfuchen will, . 
zu beweifen, dag wır glücklicher find als unfre 
Vorfahren. Denn weil ein jeder Menſch feine 
Gluͤckſeligkeit nur nad) der Vorftellung zu fchagen 
pflege, die er fi in ſeineni Gemüthe davon 
macht; fo fcheint es, Daß wir bey Diefer Frage ' 
nichts weiter zu chun haben, als uns auf unfre 
eigne Empfindung su berufen, und diefe zu befra« 
gen: ob wir ung felbft für atücklicher halten, aß 
die vorigen Menfchen, oder nicht. _Aber damider 
lößt fich einmweriven, daß wir alle niemals die riche 
tige Meinung von ung felbft oder unfern Umſtaͤn- 
den zu hegen geneigt find. Wir müffen alfo die 
Natur der Sache felbft unterfuchen,, und darnach 
den Ausipruch thun, ob wir in der That glücli« 
cher find, als unfre Vorfahren. Hier fängt der 
ernfthafte Engländer an, wider be fpisfindigen 
Rouſſeau zu ſtreiten, welcher ben Vorzug des 
natürlichen Zuftandes der Menſchen gepriefen,- 
und den Schaden der Künfte und Wilfenfchaften 
gezeigt hat. Wir glauben aber, der Berfafler - 
hätte beffer gethan, wenn er nicht fo einen fererli« 
en Ton angenommen hätte, Nur Sopkiften 

Ä da 00.0 müflen, 





530 Brittiſche 
Pmuͤſſen wider einen Rouſſeau ſtreiten ;- und mas 
verräth wohl mehr einen groſſen Geiſt, die feinm 
pbilofophifchen Paradora eines Roufleau, ort 
Die platten Wahrheiten des Eingländers? In 
- dritten Hauptſtuͤcke vergleicht dieſer die Gluͤckſe— 
ligfeit des gefellfchaftlichen und des wilden debens, 
und zeigt Die Vorzüge des erftern. Allein unge 
achret einige die Barbaren der Gefellfchaft nid! 
gänzlich vorziehen, fo glauben fie Doch vielleidt, 
daß man in den erften Sitten und frühen Einrich⸗ 
tungen des bürgerlichen $ebens eine gemifle an 
ſtaͤndige Einfalt antreffe, woburd) fie fich fer 
- empfehlen; und dag die Menſchen, indem fie die 
urfprüngliche Einfalt berlieffen , die fchönfte Ge⸗ 
legenheit, die ihnen jemals zur Gluͤckſeligkeit gege 
ben worden, verfäumt haben. Deswegen zeigt 
der Berfaffer in dem folgenden Sauptftüde, die 
VBerbeflerungen des bürgerlichen Lebens, und er 
gefällt uns hier befler als in feiner Declamation 
wider den Roufleau. In ber Folge beantwortet 
er die Einwürfe dererjenigen, welche die Criechl⸗ 
fchen und Römifchen, ja fo gar die patriatchali⸗ 
fhen Berfaffungen den unfrigen vorziehen. Die | 
legtern vergleicht er mit den Horden der Ifigen 
Tartarn und mit den fliegenden Sagern ber Ira 
ber. Dieſe Horden und Hütten fcheinen ihm, 
obgleich mit einigem Unterſchiede, der urfpräng 
liche Zuftand der Gefellfchaft unter allen Natin 
nen geweſen zu) feyn; deren vornehmſte Befhil. 
tigung man überall darinn findet, daß fie mei! 
ihrer Nachbarn Vermoͤgen beraubt als bie * 
Ze gen 





\ [PAR T, 

M Bibliothek. SIT 
genheit dazu durch ben Gebrauch ihres eigenen ;Banb 
Sleiffes vermieden haben, um ihre häußlichen Be. 5, 
bürfniffe zu befriedigen. Wie nach diefer Be⸗ | 
fhreibung die Bergleihung des patriarchalifchen 
Lebens mit den fliegenden Gefellfchaften der Tas 
tarn noch beftehen kann, dieß kann in der That 
nur dem Verfaſſer allein befanne feyn. ' Indeß 
behauptet derfelbe Doch, daß Fein Zuftand geringe 
ſchaͤtziger als der Patriarchen ihrer gemefen wäre, 
wenn er nicht wegen der befondern Führung ber . 
Vorſicht nothwendig geweſen. Auch Die Regie 
tungsform der Griechen, und ihre Gefinnungen 
mißfollen unferm Engländer. Er zeigt, alleifre 
bäßlichen Seiten, und er ift fo fiharffinnig, daß - 
er alte. Griechen für. treuloß und betrügerifch 
hält; weil Nepos vom Ariſtides ſagt; ve,ynus 
poft hominum memoriam, quod quidem ros au- 
diuerimus, cognomihe Juftus fit appellatus. Und 
von Rom fagt er: wenn der Weg, auf welchem 
eine Claſſe von Menfcyen zur Gluͤckſeligkeit kom⸗ | 
men kann, durch Das eben und die Ölüesgüter: ' 
aller andern hingehet; fo war Nom derjenige Ort 
auf der Welt, mo ein jeder am liebſten fich ges 
wünfche haben würde, ein Bürger zu feyn! Aber - 
wer nur Roms Gefchichte lefen wird‘, ohne von 
dem lange des Ruhms oder dem. Anfehen der 
Meinımgen verblendet zu feyn, wird Anlaß ges 
mg finden, feine. Bewunderung Der römifchen 
Groͤſſe zu verringern. Der. Berfaffer: tadelt die 
Einrichtung der roͤmiſchen Republik, die Verwir⸗ 
rungen in: ihren: unterſchiedenen Staͤnden, ihre 
ua Hg 0° immen 


. 
— 


532 * Brittiſche “ 


„werd immermährenben ‘Kriege, ihren unvollkommenen 
Hebrauch des Friedens, Ihren ſchwachen Genf 


der. Freyyeit, ihre Gleichguͤltigkeit für "den Han 
del, ihren Eprgeis die Beherrſcher der gan 
Welt zu werden. Er zürnet über Die, welche ſo 
or: jrin Vureriand mit diefer verächtlichen röml 
fchen Republif vergleihen, und er gehet fo mei 
in der Bewunderung feiner Zeiten, daß er die 
Verringerung gewiffer allgemeiner Trübfale, der 
Vergroſſerung der Vortreflichkeit in der Einrich⸗ 
tung eines Staats zufchreibe, und Lühn befaw 
ptet, daß man Die (frage aufwerfen koͤnnte, ob 
ein fo groſſes Feuer ats ben dem Brande von 
1666. ih London, in der gegenwärtigen Einrich⸗ 
tung wohl eben fo viel Schaden verurfachen fin 
ne, als damals. Im vierten Hauptſtuͤcke, w 
er von ber Gluͤckſeligkeit in einem fepyetlichen 
Tone redet, macıt er den. Schluß, daß die. Ya 
überhaupt ihren Einwohnern immer mehr Glid⸗ 
ſeligkeit werſchaffen kann, je mehr diefelbe einen 
hoͤhern Grad der Bollfommenpeit erreitti, 1 
daß, wenn alle übrigen Umftände gleich Ind, 
derjenige allezeit der gluͤcklichſte ſeyn wird, de 
am meiften Wiffenfchaft-befige. Indeß behau⸗ 


pten doch einige mit Vergnügen den Gag, deß 


ein jever Zeitpunkt des zebens einen gleichen Ar 
theil an der Gluͤckſeligkeit habe, Dieſe wide: 
lege der Berfaffer im-fechften Hauptſtuͤcke. E 
fagt, daß eben diefe Erfahrung, Daß wir uns und 
die ganze Welt um uns, nun täglich gluͤclichet 
werden ſehen, uns Erättig überzeugen ann, DW 





Bibliotheß. 533 
wir künftig noch glücklicher feyn werben... Syn Be 
dem ‚legten Hauptſtuͤcke widerlegt er diejenigen, 
welche um den Verfall der menfchlichen Gluͤckſe. | 
ligfeit zu bemeifen, beftändig fagen, Daß die Na. 
fur ung in einen Zuftand gefeßt habe, der von - 
unferm gegenwärtigen ganz verfchieden fen, und. 
daß wir alfe alle Anfprürhe auf die Gluͤckſeligkeit, 
die fie geben Fönnte, verlohren haben, weil wir bie 
einfäktige, einfoͤrmige und einfiedlerifche Les 
bensart verlaffen haben, die fie ung vorgefchrieben 
hat. Der mwohre Zuftand, fagt er, worinn ein 
Weſen Gluͤckſeligkeit genieflen fol, muß fo bes 
fhaffen feyn, daß er ihm Gelegenheit giebt, alle 
feine Fähigkeiten zu brauchen, und alle feine Be— 
gierden zu befriedigen. Wenn ein Weſen eine 
jufammengefeste Natur hat, fo ift derjenige Zus 
fand, worinn die verfchiedenen Theile, aus de _ 
nen e8 zufammengefegt ift, in Dbacht genommen. . _ 
werden, und ihren gehörigen Antheil an ber Wirfe 
ſamkeit haben, der natürliche Zuftand für diefes 
Weſen, worinn es glücklich feyn Fann. Wenn 
endlich ein Theil von der Natur dieſes Wefens fo 
gebilder ift, Daß derfelbe Durch die bloſſe Ausübung 
feiner eigenen. anhangenden Kräfte, feine Volle 
fommenheit vermehren Fann, fd muß nothwendig 
folgen, daß die Gtückfeligfeit diefes Wefens be⸗ 
fündig zunehmen werde; und dieß trift vollfom 
men ben dem Menfchen ein. | - 


34 Brittiſche 
set I V. 
”V” The Jealots Wife: a Comedy, By George Col: 
man, Eſq. London, 1761 


9 Verfaffer des Critical Review Haben 

$ uur noch im vorigen Jahre, die Unvoll⸗ 

kommenheit des comiſchen Theaters der 
Englander ſelbſt geftanden, und ernſtlich gewuͤnſcht, 
daß man bald darauf eben die ſchoͤne Ordnung und 
die feinen Sitten ſehen möchte, wodurch noch im⸗ 
mer die franzoͤſiſche Comodie den Vorzug bebaus 
pret, Sie verlangten befönders, daß man mehr 

gute Benfpiele von der ernſthaften, ruͤhrenden 
Comoͤdie liefern möchte, und fie bevauerten ’ 
daß Steele nur wenig Nachfolger gehabt hätte, 
Ob Herr Colmar, deſſen Stuͤck, vie eiferjlich- 
tie Frau, wir hier anzeigen wollen, einer vor 
dieſen Nachfolgern ſey, dieß wird man am beften 
aus feinen Plan, aus feinen Eharaftern, und 

- aus den Situationen, in Die er ſie ſetzt, beurthei⸗ 
len können, Der Vorredner beſchuldiget ihn 
var, daß er fih aus Den Granzen des Luftfpiels 
In das Gebiete der Tragoͤdie veriopren habe 
Gleich anfangs ruft er au ° 


Die eiferfichtige Frau! Ein Luſtſpiel! Armer 
| oo Hann! 
Wie fehön iſt nicht der Stoff! Allein, wie falſch 
ber Plan! 
Erin 


Bibliothet. 59 


Sein unbezaͤbmter Witz, der ſeine ‚Schranten Ye 
| | flieht, \ 6t 
Eile frey darüber hin, ins tragiſche Gebiet. 


Allein man darf niche immer die Eritif der Vor. 
teoner oder Nachredner, in fo eigentlihern Ver⸗ 
flande annehmen, Die Scribenten wollen das _ 
duch) den Zuhörern die Mühe überheben, felbft - 
ju urtheilen, weil fie oft befürchten, daß fie bey 
dieſem Urtheile mehr, als bey ihrem eigenen, ver. 
lieren würden. Und gewiß in dem Stüde, das 
Wir por uns haben, herrſcht eben nicht der Feh— 
ler, daß es zu wenig comifche Züge enthalte; - 
Der Berfaffer geſteht, daß er aus dem Romane 
des Kieldings, und einigen faririfdien Stuͤcken 
des zuſchauers, die Anlage zu feiner Charactes 
ten entlehnt habe. Kann es ihm mohl da ari co⸗ 
miſchen Scenen, und an dem. eigentlichen Tone 
feines. Stuͤcks gefeble haben? on 

- Die Haupteharaeters in demfelben find, die 
Aferfüchtige Frau Oakly, die ihren Mann, nie - 
fe ſagt, und wie. fie durch ihre Eiferfücht ſagen 
will, vom Herzen liebt, ob wir gleich in dem 
ganzen Stuͤcke, auſer einer ſtuͤrmiſchen Zankſucht, 
und einer kuͤnſtlichen Argliſt, wenig Beweiſe da⸗ 
von finden. Colman bat alſo die Eiferſucht 
kur ‚auf der haͤßlichen Seite ſchildern wollen. 
Aber Hätte er nicht eben fo gut ein Stück verfer⸗ 
tigen koͤnnen, da eine zärtliche, bewieſene, ſtille 
lebe’ der Grund. ber Ciferfucht gemefen wäre 
und da wir bie Eiferfichrige ‚ ‚ungeachtet td 


. 


% 


536 Brittifche 
Band Fehlers, dennoch immer bewundern, und zufegt 
get, bochfchägen müßten? Er würde ſich dadurch 
den vortrefflihen La Ehaufjee in dem fchönen 
Srüde: das Vorurtheil nach der Mode, 
genähert haben, ter eben deßwegen unendlich 
mehr ruͤhrt und mehr gefälll. — Herr Oakly 
ÄR ein treuherziuer, empfindliher Mann, ver 
gern im Frieden in ieinem Haufe leben will, und 
ſehr viel Neigung für feine Frau ha. Seine 
Unthätigfeit, Die man aber zu fehr während der 
Handlung merkt, giebt den. eigentlichen Anlaß, 
p der Verwickelung, zu der Erregung der Lei— 
enſchaft feiner Grauen, und endlich zu der Auf 
löfung, wodurch fie ihren Fehler einfejen Iernt, 
und fih zu ändern entſchließkt. Sein Bruder, 
ein wilder Major, tft der Kontraft von ihm, der 
der widrigen Neigung feiner Schwägerin nicht 
nachgiebt; und endlich den Heren Oakly zu einer 
kleinen Hartnädigkeit bewegt , dadurch Die Frau 
Schmägerin auch wirklich gebeffert wird. Der 
Neffe von diefen benden, Carl, ein junger, fich 
ſelbſt Überlaffener Menſch, der eigentlidy feinen | 
recht unterfchiedenen Character bat, liebte ein 
gewiſſes Mädchen, Harriot Auffer, die er auf 
dem Sande bey ihrem Vater und in des Majors 
Haufe, oft gefehen-hatte, welche aber ihr Vater 
lieber mit einem reihen Nachbar, Sir Harry 
Deagle, zu verhenrathen wünfcht, der feinem 
Character nah, ein Zuchsjäger ift, und für fels 
nen Wällachen, einen Rothſchimmel, ale Schd« 
nen feines Landes gern hingeben wil, und nur 





Biitbliothet. . 837. 
Bewegen die Verbindung mit Zarriot Ruffet rt | 


ſehr gern fehen würde, weil er auf ihrem nahe set, 


gelegenen Gute die (hönfte Stutterey anlegen, ’ 


und die befte Kuppel in der ganzen Gegend hal. 


ten fönnte Aus Furcht für diefen etwas raus 


ben Liebhaber entſchließt ſich Mademoifelle Ruſ⸗ 
fer, von ihrem Vater wegzugehen und reife heim« 
lich nach London zu einer Berwandtin, die Lady 
Freelove. Ihr Vater glaubt, da er es erfährt, 


nichts gewiſſer ‚ als daß der junge Hear Oakly 
aus tondon feine Tochter entführt habe „und 
ſchreibt, noch ehe er feibit ihr nachgehet, in den 


beftigften Ausdrücden an ihn. Diefer Brief 
koͤmmt zu erft in die Hände der Eiferfüchtigen 
Frau Oakly, die aber nicht erft Die Auffchrift > 


an Carl Oakly, oder den Inhalt forgfältig ans 


ſieht, fondern ſchon ganz erhißt, eine geheime 


Siebe ihres Mannes entdeckt zu haben glaubt, und 
da mit afler Erbitterung und der ganzen Bereds 
famfeit eines aufgebrachten. Weibes - die Scene 


eroͤfnet. 


Die Scene iſt in Oaklys Kaufe, Mar . 


hört inwendig ein Geraͤuſch. 

Frau Oakly, imwendig. ‚Neben fie mie 
nur nicht — ich weis, es ift wahr — Es iſt 
ganz entfeglich, und ich werde e& nicht erbulden. 

Oakly, drinnen, Aber, mein Kind. — 


Fr.Oakly. Ja, ja, . (fie —* | 


Sie gehet heraus, mit einem Briefe, und 


Date. ſolgt. 


| Sagen . 


I) 


a. 


538 Brittiſche 
sum Sagen Sie, was Sie wollen. Sie werden 
ge, michs nie überreden, ſondern das iſt einer von 


ihren häßlichen tiebeshändeln, 
Gatiy. Ich kann Sie verfichern, meine 


Ft. Oakly. Ihre Lebe! — Wuͤßt ich nicht 
Ihr — Sagen Sie mir den Augenblick, ich be; 
ſehle es Ihnen, alle Umſtaͤnde von dieſem Briefe. 
Oakly. Wie kann ich Ihnen die ſagen, wenn 
Sie mir ihn nicht einmal ſehen laſſen? 
Fr. Oakly. Hören Sie, Herr Oakly, das 
Bejeigen ift nicht länger auszuftefen. Sie fins 
den ein Vergnügen darinn, meine Zärtlichkeit 
und fanfte Gemüchsart zu mißbrauchen. — Mur 
beftändig die ganze Stabt, ja wohl das ganıe 
Königreich durchzulaufen, um Ihre Lebeshän 
Bel auszuführen. — Habe id) es nicht entdeckt, 
daß Sie ben ber Demoifell, meiner eignen Be 
Bienten, außerordentlich gut ſtanden? — Haben 
Sie nicht eine fhändliche Vertraulichkeit mit der 
Frau Steeman unterhalten? Habe ich. nicht Ih⸗ 
ten Liebeshandel mit Lady Wealthy entdedt? — 
Waren Sie nicht — | 
Oakly. O! Ho! Madame, der Groß. 
Sultan felber hat nicht halb fo viel Maitreffen, — 
Sie bringen mid) aus aller Geduld. Kenn’ ich 
denn eine Seele, aufler unfre befannteften Freun⸗ 
be? — Koͤmmt denn ein Menſch zu: mir, der 
Sie nicht zugleich befucht? — Gehe ich wohl je 
mals aus, daß Sie nicht mit mir giengen? — 
Und bin ich nicht fo beftändig Ihnen zur Seite, 
On, IJ als 





Bibliothet. 539 


als wem ih an Ihre Schürzenbänder angenüpft s Bent 
wäre 

St. Dolly, Gehen fi fie, : geben Sie ‚Sie 
find ein falfher Mann, — Habe id Sie nicht 
Bundertmal ertappt ? Und habe ich nicht dieſen 
Augfnblick einen Brief in der Hand, der Se 
Ihrer Niedertraͤchtigkeit überführen . kann? 
taffen Sie mich die gane Sache erfahren, oder 
ich werde — 

Oakly. Ihnen erfahren laſſen? — Safleg 
Sie mid) nur erfahren, was Sie von mir vom 
langen, — Sie fangen meinen Brief auf, ehe 
id) ihn in meine Hände bekomme, und dann for 
bern Sie „ daß ich den Inhalt daypn wiſſen foll, 

Sr. Oakly. . Dank fens dem Himmel, daß 
id) ihn aufgefangen habe. — Es war mir fchog 
ebedem etwas von dem Vorfalle verdächtig = ' 
Aber der ‘Brief fagt mir deutlich, wer Sie ift, und 
ich werde mich ſchon Ginlänglich an ihr zu rächen 
wiſſen. D, Sie niederträhriger Mann, Sie! -. 

Dolly. Ich bitte Sie, mein liebes Kind, 
mäßigen Sie Ihre Hitze! — Zeigen CR —* | 
den ‘Brief, und ich will Sie von meiner Unfchulh 
überführen, on 

Sr. Oakly. Unſchuld! — Entſetzlich! — 
Unſchuld! — Aber ich will mich nicht ſo fuͤr ein 
Naͤrrin halten laſſen, — Ich bin uͤberzeugt vog 
Ihrer Treulofigkeit, und ſehr gewiß, daß — 

Oakly. Zum Henker! Idre Hib⸗ bringe Sie 
von allen Sinnen, — Wollen Sie mid aur 
hören? u 
$r. 


540 Brittiſche 


Bud 
5 &t. 
—8 


‚St. Oakly. Nein, Sie find ein nieberträd- 
tiger Mann; und ich will Sie nicht anhören. 

Oakly. "Nun gut, meine !iebe, weil Sie 
weder felbit vernünftig reden, noch von mir Ber: 
nunft annehmen wollen, fo werde ich mich Ihnen 


“empfehlen, bis Sie wieder beffer aufgerdumt 


find. Ihr Diener — (gehet) 

Sr. Oakly. a, gehe, grauſamer Mann! — 
Gehen wie zu Ihren Maitreflen, und laffen Sie 
$hre arme Frau in ihrem Eiende. Was für 
ein ungluͤckliches Weib bin ih! — Ich werde 
noch für Aergerniß den Tod haben. 

(fie wirte ſich in einen Lehnſtuhl) 
Oakly. Da haben wird — Nun darf ich 
nicht einen Schritt weiter thun. — Wenn id) 
‚gehen will, fo kriegt fie den‘ Augenblick ihren 
Paroxyſmus — Wanılib, noch nie hat es wohl 


- eine Srau gegeben, die zu gleicher Zeit eine fo hef⸗ 


tige, und auch fo zaͤrtliche Bemüthsbeichaffenbeit 
bat! — Was foll id fagen, um fie zu belänftis 


gen? — Ep, made did) dach nicht felbit fo une - 


ruhig, mein Kind — Komm, fomm ‚du weiß, 


üch liebe dich. Sa, ja, du ſoliſt überzeugt 


werden. 
St. Oakly. Ich weis, fie haſſen mich; und 


und ihre Unfreundlichkeit und Graufamteit wi:d 


noch mein Tod fenn. (Beinend) 
Bakipy. Beunruhige dich doch nicht ſelbſt 
dieſerwegen. — Ich liebe dich auf Tas zärt- 
lichſte — Gewiß das thue ic — Dieß muß 
eis Irrthum ſeyn. | s 
1X 


Bibliothek, 00841 
ge. Oakly. PY id) bin eine unglückfeliges Band 
Stau! (Weinend) 
Oakly. Trokne dir deine Thraͤnen ab, mein 
Herze, und ſey ruhig! — du wirſt ſehen, daß 
ich in dieſer Sache ganz unſchuldig bin. — 
Komm, laß mich den Brief ſehen, — Ja, bu wirft 
mir dieß nicht abſchlagen — (nimmt den Brief). 
Fr. Oakly. Da! nehmen Sie ihn, Sie 
kennen die Hand, ich weis es. u 
Oakly. “An Carl Oakly, fa. (lefend) — 
Die Hand!’ In der That, es ift eine rechte Schrei. 
bergand! die Buchftaben find alle leſerlich, und 
rund! Dieß har gewiß Fein artiges Mädchen £ 
gefihrieben. 
Sr. Oakly. Aa, lachen Sie nur über mich! 
lachen Sie nur! | 
Oakly. Bergieb mir, mein Kind! Ich wollte 
nicht eben uͤber dich lachen. — Uber was fagt 
diefer “Brief? — (leſend) — Entlaufene Toch⸗ 
ter — Sie müfjen heimlich darum wiſſen — 
Schaͤndlich — Entehrend — Genug⸗ 
thuung Rache — hum, hum, hum — be⸗ 
leidigter Vater, Heinrich Ruſſet. 
Ir Oakly. ſteht auf) Nun, mein Herr! — 
Sie ſehen, ich habe Sie endecke. — Sagen 
Sie mir den Augenblick, wo Sie verborgen iſt. 
Oakly. So — ſo — ſo. Dieß aͤrgert 
mich. — Ich bin beleidiget. — (fh) / 
Fr. Oakiy. Wie find Sie durch ihre Bosheit 
befchämer ? Habe ich Sie ol erfappt ? et 
Oakly. 


542 Brittiſche 
San Oakly. O! der aptelofe Carl! Ein jumges 
FOR, Mädchen von ihren Eltern auf dem Sande weg 
zulocken? Die Ausfchweifungen der jungen Ser. 
ren unfrer Zeit iſt abſcheulich. (vor fich) 
Se. Oakly. (balb von der Seite und 
nachdenkend) Carl! — Iqh muß doc ſehen! — 
Carl! — Nein, unmoͤglich. — Lauter Kunſt—⸗ 


griffe ind dieß— 
Oakly. Er hat ganz gewiß dieß arme Maͤd 
chen ungluͤcklich gemacht (vor fi) 


zum DBetruge, 
Oakly. So eine unperfhämte Handlung! — 
Ich wollse, ich Hätte mich nie um ihn befüm, 
mer, cvoaor ſich) 

Sr. Oakly. Das iſt fein, Here Oaklyl — 
Fahren Ste fort, mein Herr, fahren Sie fort! — 
Ich merfe mas Sie fuchen, — Ihre Vermefr 
fenheit bringe mich noch mehr auf, als feibft Ihre 
Salfihheit - Alio bilden Sie Sich ein, Mein 
Herr, daß dieſe gegmungene Betruͤbniß, dieſer 
leichte Verdacht wider Carln, ſie nun loßhelfen 

werde. — Ein urvergleichliches Zutranen! — 
Aber ich Habe mich auf alles vorbereitet, Ich 
bin fchon bey allen. ihren geheimen Antchlägen ges 
fichere; ich habe mich vor allen Ihren nieberträd» 

.  Bigen &iften vorgefehen, \ 
WOakly. Da fehe man nun! Kann etwas 
wohl mehr kraͤnken? In Ihrem aͤcherlichen Ber 
dacht 





Bibliothek. 2 543. 


dacht zu bebarten — Um des Himmelswilten, 5 Bank 
meine $iebe, machen Sie mich nicht ganz vers &t 
wirt. Da fie fehen, daß ich darülgr in meinem 
Gemuͤthe fo bewegt und fo unzufrieden bin, daß 

ein Menfch, den fein fterbender Water, mein 
eigner Bruder, meiner Borforge anverrraute, E 
eine entfegliche Bostzeit begangen haben foll; da 
Sie, fage ich, ein Zeuge meiner: Befümmerniß Ä 
ben diefem Borfalle find, wie koͤnnen Sie ſchwach 
genung, und grauſam genung feyn.'— 


St. Oakly. Unvergleichlich , mein. Herr} 
Sie ipielen ihre Rolle recht gut! — Sa, bleiben 
Sie dabey, treiben Sie es noch weiter; Sie fün« 
nen es durch nichts in der Belt ſo gut ausführen, 
O Sie liftiges Gefchöpf! — Aber, mein Herr, 
ich laſſe mich nicht fo leicht abmweifen. - — Ich 
glaube nicht eine Spibe von alledem. — Geben 
Sie mir den Brief. (den fie wegreiße) Eie 
follen gewiß diefes niedertraͤchtige Unternehmen. 
bereuen., venn ich bin enrfchloffen, die Sache bis 
auf den Grund zu erfahren. — So weit die 
erfte Ecene. In der zweyten bedauert Oakly 
ſeinen Zuſtand und zuͤrnet auf ſeinen Neffen. 
Diefer koͤmmt in der folgenden, mit dem Major 
Oakly. Der Vorfall wird erzäpft, und Cart 
empfindlich ausgefchoften. Sein Srftaunen, und | 
die Hige, . mit der er den ‘Brief verlangt und von 
ber Fr. Oakly zu holen forteilt, emtfchuldigeet 
ihn einigermaßen in den Augen ſeines Vetters. 
Indeß ſucht der Reit der die Unzufriedenheit 

des 


544 Brittiſche 

7Band des Bruders bemerkt, ihn zu einer gewiſſen Un— 
Eempfindlichkeit und Hartnaͤckigkeit gegen die eigen— 
ſinnige, zangfüchtige Liebe feiner Grau,  aufzu 
muntern; eine Scene, wo einige feine Sentenzen 

. angebracht find. Endlich überredet der Major 
den Herrn Oakly den erften Beweis feiner 
Standhaftigkeit, und feines männlichen Anſe⸗ 
hens zu geben, mit ihm auszufahren und mittags 
aufer dem Haufe zu fpeifen. Die Kutfche wird 
beftelle. - Oakly will nur feinen Hut und Degen 

. heimlich hinwegholen, und verfpricht unbeweg⸗ 
lich zu bleiben... Earl koͤmmt in der folgenden 
Scene mit der unglüflichen Nachricht wieder, 
daß feine Harriot Auffer, aus ihres Waters 
Haufe davon gegangen fen, und baß fie gemiß 
ſich deßwegen ihm nicht anvertraut habe, meil 
er fich bey ihr durch die Liebe zum Trunfe in des 
Majors Haufe, verächtlich gemacht hatte. Sie 
fallen endlich darauf, daß fie, wenn Sie in Lon⸗ 
don ift, vielleicht bey einer Verwandtin, der 
Lady Sreelove, ſeyn werde, die der Major, 
als eine Dame nad) der Mode, eben nicht vor« 
fheilhaft befchreibe , und bie ſchon vorher ihre 
junge Verwandtin an einen Lord Trinker gern 
vermälen mollen. Herr Oakly koͤmmt wie- 
ber, und fie wollen alle ausfahren. Allein 
Die wachfame Frau Oakly komme noch zur 
rreechten Zeit, und keiſt ihren Mann wieber zurüd. 
“Earl geht mit dem Major , die Harriot auf- 
zufuchen. — —— 
oo | öwepter 





Bibliothek. 545 
Zweyter Aufzug. Die Scene.ift verän.sYand, ° 
dert, und zeige das Wirchshauß, wo der Land- 8St 
junker, den der Harriot Vater fich zum Schwier 
gerfoßne wuͤnſchet, eben mit demſelben angekom— 
men ift, um bie entlaufene Geliebte aufzufuchen. 
Seine erfte Sorge gebt nunmehr dahin, fich wies 
der ein augerlefenes Pferd, das feine ſechszehn 
Ahnen bat, zu kaufen; und.der Reitfnecht hat 
ihm den Stammbaum von einem bringen müjfen, _ 
den er eben- fo forgfältig durchſieht, als er. nach 
feinen geliebten Rothſchimmel oft frage, den er 
auf diefer Neife von 60. Meilen faft ganz hinge— 
richtet hat. Indeß hat der zärtliche Vater ſchon 
nad) feiner Tochter fich überall erfundiger, und 
fommt zuruͤck voll Erwartung, von feinem Ges 
fährten etwas zu hören. . Aber dieſer iſt noch 
garız von. feinem Roſſe eingenommen, antwortet 
dem alten Ruſſet ganz verkehrt, verfpricht, fich 
nad) feiner Geliebten unter den Wirthsleuten zu 
erkundigen, und räth dem aͤngſtlichen Bater, 
feine Tochter in die Zeitungen fegen zu laflen, wo⸗ 
bey er’ verfichere, daß er einft auf Diefe Art einen 
vortreflichen Fuchs wieder befommen habe. Die 
Antworten des Vaters find mit einem-edlen Uns . 
willen, und mit dem zärtlichften Affcct erfüllt. 
Kurz, die ift eine von den fchönen Scenen in die; 
ſem Stuͤcke. Der Reitknecht bringe darauf die, 
Nachricht, daß Mademoiſelle Harriot kurz vor 
her im Wirthshauſe angekommen und von einer 
Lady abgeholet worden ſey. Ruſſet vermuthet, 
daß es ihre Muhme Lady Freelove geweſen ſey, 
Mm2 und 


546 Brittiſche 


sank und fie eilen fort um fie aufzufuchen. Die Scene 
668. yerändert ſich wieder in das Zimmer der Frau 


Oakly, die ſich noch immer mit dem unglüdii. 


chen Briefe befchäftiget, und quält. In der 


folgenden zwingt fie fich, eine aufferordentliche 
Sreundtichfeit gegen ihren Mann anzunehmen, 
und erfährt dadurch von ihm, wer die Demoifell 
Harriot und Lady Freelove find, und wie lie 
bens.vürdig die erftere ſey. Ihr geheimer Un- 
wille und dee Verdacht, der fie quält, find hier gut 
gezeigt, doch fie weiß ſich fo zu verbergen, Daß ihr 

Mann fie völlig befänftiget zu haben glaube, und 
fie fo gar, aus Freundfchaft für Carln, bittet, bie 


Harriot in ihr Haug aufjunehmen und zu ver 


: bergen. Darauf bricht das Ungewitter wieder 
aus. Gie läßt den Thürhüter befehlen, auf heus 
te feine Geſellſchaft zu ihr zu laffen, und dann 
Läßt fie wieder anfpannen, um auszufahren. 

Hier wird der Zufchauer wieder in die Wohe 

nung der Lady Steelove verfege, Die fich ent⸗ 

fhloffen hat, ihre junge Verwandtinn die Har⸗ 
riot, zu der norgebabten DBerbindung mit dem 

Lord Trinker, den fie ehemals vorgefchlagen 

‚ hatte, zu bewegen. Harriot kommt, unzufries 

den und voll Schwermuth über den Schritt, den 
fie gewagt hat; fie hört den Vorſchlag des Lords 
unmillig an, und ſchlaͤgt ihn wegen feiner fchlech- 
ten Eigenfcdyaften völlig aus. Lord Trinket 
koͤmmt zum Befuche; ein englifcher Petitmaiter; 
ein Gemiſch von abgeichmadter Höflichkeit, und 


plumper Verwegenheit. Er fümmt eben von der 


Bahne, 


> ‘ 
» 





Bibliotdef.. 547 
Bahne, wo er feinen ehemaligen Reitknecht, ber, Ban 
än des Sandjunfers Sir. Harry Beagle Dienfte 6 St. 
gefommen, angetroffen, und von ihm erfahren 
Hat, Daß der Harriot Vater nad) Londen gekom⸗ 
men ſey. Dieß erzählt er ganz treuberzig, und 
Die Harriot, ganz entzuͤckt über diefe Nachricht, 
bittet ihre Muhme, ihren Vater rufen zu faffen, 
und ihn zu befänftigen. In dem Augenblide 
meldet man den Sir. Harry Beagle, aberlady 
Sreelove weis es jo Fünftlicy zu verbergen, und 
ihn in einem Mebenzimmer  aufwubalten, daß 
Harriot es nicht merkt, und Lord Tinker, ver 
mit ihr allein gelaffen wird, nach feinem häslichen 
Charafter eine fehr ſchlechte Rolle pie. Der 
Autor magdiefe Scene immer alseinen Kunftgriff, 
bie Harriot aus dem Haufe ihrer Muhme zu 
bringen, entſchuldigen; wir glauben doch, DaB 
fie ein Ueberbleibfel der alten englifchen Freyheit 
ift ſich auf dem Theater alles zu erlauben. Der 
ungeduldige Carl koͤmmt sum Glüd für Harriot 
eben ist in das Hauß ber Freelove, erſchreckt den. 
Lord Trinker, will ſich mit ihm ſchlagen, und 
verfchaft indeß der Harriot Zeit, aus dem Haufe 
zu entfliehen, welches er. felbft nach einer Zänfes 
rey mit Freelove verläßt. RE 
Im dritten Aufzuge berarhfchlagen fih Lord 
Trinket und Lady Sreelove, wie fie dieſen Un» 
fall wieder verbeflern wollen, und Dazu bedienen 
fie fih eines gewiflen Schiffsbauptmanns, 
O' Eutter, der dem Carl Oakly ein Ausfordes 
zungsfchreiben überbringen, und den Sir Harry 
ME... Deagle, 


- 


ʒaß8 Brittiſche 


Rand Beagle, nebit dem alten Harriot, zu Matroſen 
t. preffen ſoll, um indeß deſſen Tochter ‚entführen zu 
fönnen. Der Sciffehaupsmann verfpricht eg; 
und nun fünmt ein neuer Befuh. Die unru⸗ 
hige Frau Oakly felbft, die ihren Mann noch 
immer mit dem Mädchen, das bey der Lady 

Freelove gemefen, in Verdacht hat. - Diet 
, Ecıne, worinn bie Frau Oakly fi nach "ben 
Umftänden der Harriot erfundiget, und Die bos⸗ 
bafte Lady Freelove fie nur noch mehr mider 
ihren Mann aufbringt, ift fein ausgearbeitet, die 
Gituation, da die Oakly ihren faft unbezwing— 
lichen Verdacht Doch unterdrüden muß, und die 
Lady, mit einer liſtigen Boßheit alle Urfachen 
zum Verdacht, wieder zu beſchoͤnigen ſucht, und 
die Oakly immer beſaͤnftigen will, um ſie nur 
noch mehr zu beunruhigen, iſt gut angebracht. 
Warum hat doch Herr Colman aus feiner Ma- | 
terie nicht mehr folche Situationen zu erfinden ges 
fücht? Warum bat er fo länge dem Zufchauer gar 
nichts von der Stau Oakly und ihrem noch un⸗ 
thätigern Manne mwiffen lafien? Und warum 
mußte das Stuͤck, dag doch überhaupt ein Cha⸗ 
rakterenſtuͤck ſeyn ſollte, mit einer folchen Intri⸗ 
gue beſchwert werden, dadurch der Zufchauer zu 
fehr zerftreut wird? Doch vielleicht find bieß Fra: | 
- gen, die der Criticus eben fo fehwerlich würde be. 
antworten fönnen, wenn er felbft an dem Stuͤcke 
gearbeitet hätte. Es iſt wahr, La Chauſſee 
bat in dem Stüde, bas wir gleich anfangs ges 
nennt beber, r ein Meines 5 Berfepen nicht began. 





| Bouohetn 2.549 
gen; ben ihm find alle Nebenhandlungen, genau SBanb 


-verbundne Teile der Hauptdandlung; es. find Et . 


Figuren die alle die vornehmile Groupe noch 
mehr erheben und hervorragend machen... Man 
hört nicht auf, die Unzufriedenheit der Conftance 
über bie Untreue ihres Mannes zu empfinden; .' 
man wird mit der betrübten, aber zärtlichen Gate 
tinn, aus einer rührenden Situation i in die andre 
gefegt; man muß während dem ganzen Stüde, 
eine füfle Schwermuth,. und eine ffille Freude 
empfinden, die mehr entzuͤckt, als-ganze Scenen 
voll Gelächter. -- . Doc) wieder zur Lady 
Steelove! Der Befuch ber Frau Oakly Fonnte > 
nur kurz ſeyn. Die Scene wird wieder verän ° 
dert, und zeigt ihre Wohnung, Mademoiſelle 
Zacriot tritt herein, und fragt nach ihr. Sie 
darf aber noch nicht zuruͤck gekommen ſeyn, denn 
Harriot ſoll ten Herrn Oakly allein ſpgrechen. 
Aber der Zuſchauer hatte fie von der Lady weg 
gehen gefehen und noch zwey andre leere Scenen 
find indeß auch) vorbey; eine Efeine Unrichtigkeit, 
die der Autor eben ſo, wie die lange Reiſe der 
Harriot von dem Hauſe der Freelove bis zu des 
Herrn Oakly Wohnung, die fo lange als ein hal⸗ 
ber Act dauert, mit nichts entfchuldigen Fann, als 
daß in London fo lange Straffen find. Aber 
Harriot ift endlich da; und weil fie die Frau 
Oakly niche findet, fo muß der Herr. kommen, 
der aus Furcht für feine Frau, die er zum Ungluͤck 
ſchon argwoͤhniſch uͤber eine heimliche Verbergung 
der Harrioti in ſeinem Hauſe gemacht hatte, uͤber 
W Dim 4 diefen 





50, .  Beittiihe 


s Sand diefen Beſuch nice wenig erſchrickt. Noch mehr 


aber wird er durch den Antrag der Harriot er 


ſchreckt, die ihn um die Erlaubniß bitter, ſich in 
feinem Haufe aufzuhalten. Die Verle genheit | 





des Herrn Oakly und feine Verwirrung ift gut 


geſchildert. Indem er aber noch den Vorſchlag 
überlegt, koͤmmt die Stau Oakly ungefehen aufs 
Theater, und macht wieder eine feine Situation, 
um der wir faft dem Autor alles vergeben, was 
uns vorher beleidigte. Wir. wollen fie ganz bers 
fegen, um noch ein Depfpiel von ver Sprache un- 
fers Autors und von feiner Kunft zu Dialoguiren, 
‚gu geben, | 

Harriot. Ich ſehe, mein Herr, Sie ſind 
“nicht geneigt mir zu dienen. -- D Himmel! 


Woju bin ich noch vorbehalten? — Warum, 


warum verließ ich meines Vaters Haug, um 
mid) noch gröffern Widerwärsigfeiten ausjufe- 
gen? (fie will weinen). 

Oakly. Ich wollte alles in’ der Wele für 


fie chun. Gewiß, dieß wollte ich. Ich bitte 


Sie alſo, ſenn Sie ruhig, und ich will auf einen 


bequemen Ort denken, wohin ich Sie bringen 


kann. 

Frau Oakly. So! Eo! 

Harriot! Welcher Ort ann wohl fo bequem 
ſeyn, als ihr eignes Hauß? 

Oatiy. Meine liebe Demoiſelle, ich 


Frau Dolly. Meine liebe Demoifell —- 
Vortreſlich! 
| Oakly. 


Bibliothek. 551 
Oakly. Huſch! -- Horh! Was; vand 
giebts! — Mein --- Nichte. Doch ich will. et 
offenherzig mit Ihnen reden, Mamfell. Wir 
fönnen unterbrochen werben --- Die Bedenklich- 
feit in der Familie, von, der ich ihnen fagte, ift 
nichts anders, als meine Frau. Sie hat in et 
was ein ungläcliches Temperament, Mamfell! -— 
Und wenn Sie follten ins: Hauß aufgenommen : 
werden, fo weiß ich nicht, was es für Folgen ha⸗ 
ben möchte. ' | Er 
Frau Oakly. Das war fehr fein! 
Harriot. Meine Aufführung, mein Herr! -— 
Oakly. Mein liebes Kind, es würde Ih⸗ 
nen unmöglid) ſeyn, ſich fo aufzuführen, daß Sie 
ihr feinen Verdacht gäben. Ä Be 
Harriot. Aber wenn ihr Meffe, mein Herr, 
alles auf fich nähme, | 
Oakly. Das würde immer noch nicht hef. 
fen, Mamſell! --- Ya eben heute früh, als der 
Brief von Ihrem Vater anfam, und ich es doch. 
ausdruͤcklich Täugnete, daß ich etwas davon .'. 
wüßte, und Carl es eingeftanden, fo konnten wir 
fie doch nicht wieder befänftigen. ...— 
Stau Oakly. Der Brief! — Wie bin 
id) doch hintergangen worden! . 
Harriot. Was foll ich anfangen? Was 
Wird aus mir werden? | 
Oakly. Ja, überlegen Sie es felber, meine . - 
liebe Demoifell, weil meine Frau fo eine grofle 
Einwendung bey der Sache madıt, fo ift es mie 
unmöglich, daß ich Sie in mein Hauß nehmen 
. Mm kann. 


— 


4 


552 Briittiſche 


gvandkann. Ja w wenn ich nicht gewußt haͤtte, daß ſie 
SEt. eben ausgezangen war, che Sie kamen, fa wuͤrde 
ich ſogar itzt unzufrieden ſeyn, daß Sie hier mi 
ren. Wir müflen alfo der. Sadıe abheifen, fo 
güt wir koͤnnen. Ich will ein Quartier fuͤr Sie 
in geheim, etwas weit van hier, miethen, ſo daß 
Carl, und meine Frau, und fein Menſch es er 
fährt; und’ wenn die Frau Oakly es endlich doch 
entdecken follte, je nım, fo fehen Sie wohl, def 
die ganze Schuld auf Carin fallen wird. 
Stau Oakly. Auf Carin! 
- - „KJarrior. Wie unglücdlich ift mein Zuftand! 
‚(tweinend) Ich bin auf immer verlohren. 
Oakly. Verlohren? Ganz und gar nidt. 
So eine ‘Begebenheit, wie die, ift manchem jun 
‚gen Mädchen vor Ihnen begegnet, und altes iſt 
wieder gut gemacht worden -»- Werden Sie mie 
ber munter! Ich will mich bemühen, fo viel ich 
kann, Sie täglich zu beſuchen. | 
Stau Oakly (tritt hervor) Das wollen Sie 
thun? O, mein Herr Oakly habe ich Sie end» 
lich entdeckt! Ja gewiß, ich will Sie beſuchen. 
Und Sie meine Liebe Demoiſell, ich will --— 
Harrioe. Madame, ich verftehe nicht --- 
Stau Oakly. Ich verſtehe den ganzen 
Handel, und habe ihn ſchon vorher einige- Zeit 
verſtanden. —Sie ſollen ein geheimes Quar— 
- tler bekommen, Miß!--Das wird wohl, glaube 
ich, der bequemftg Dre für Sie ſeyn. — Wie 
fönnen Sie mir nochi ins Geſichee ſehen? 


Cat 


| Bibliothek. 853 

Oakiy. Um des Himmels willen, meins Band 
Kind, werden nicht fo bißig. --- Sie find gany on 
irrig in der Sache --- Sie wiffen nicht; mie wen \ » 
Sie reden, ‚ Dieß- Örauenzimmer iſt eine Perſon 
von Stande. 

Frau Oakly. Ya wahrhaftig, eine feine 
Perfon vom Stande! Andrer. Weiber Ehemaͤn⸗ 
ner zu verführen!, 

Harriot. Uebſte Madame! wie Fönnen 
Eie fich einbilden -- ° 

VOakly. Ich ſage Ihnen, mein Kind, dieß 
iſt das junge Frauenzimmer, die Tarl --- - 

Stau Oakly. Allerliebft! Aber das wird 
Ihnen nichts helfen, mein Herr! Habe ich nicht 
gehört, wie Sie den ganzen Handel mit einander 
abgeredet haben? Habe ich nicht ihren fauberu 
Zinfchlag gehört, alle Schuld auf Carln zu ſchie. 
ben? --- 

Oakly. Nun, fen nur ruhig, einen Augen 
blif. Du muß wiffen, mein-Kind, daß der 
Brief, der diefen Morgen fam, dieſes —* 
mer betraf. oo: 

Frau Oakly. Ich weiß es. | 

Oakly. Und feitdem ift Carl, wie es ſcheint, | 
fo glücklich gewefen, daß er --- Ä | 

Sion Oakly. 9, Sie betruͤgeriſcher 
Mann! —Die üſt iſt zu alt, um noch ein, 
mal bey mir zu gelten. ----: Mun ifts offenbar, 
was Sie durch Ihren‘ Borfchlag meinten, fie die⸗ 
en. Morgen ing Hauß zu nehmen. . m “ 
ade⸗ 


u 
tz : . 
. \ . 


54 Brittiſche 


Und Mademokfell Hat ſich von ſelbſt herein finden für, 
SS nen, wie ich ſehe 

Dolly. Pfui! pfui, mein Kind, Sie kam, 
um nad) Sie zu fragen. | 

Frau Oakly. Nach mir? --- Symmer ber 
fer und beffer! --- Hat Sie nicht die gute Gele 
genheit abgepaßt, um juft herzufommen, da id 
ausgieng? Aber ich bin Ihnen für Ihren Deut 
verbunden, Mademoifelle. Sie haben ihn nun 
voͤllig abgelegt. Wenn Sie erlauben, id) wil 
Sie nicht länger abhalten. Ä 

Oakly. Schämen Sie fi, fehämen Si 
fib, Srau Oakly? Wie können Sie fo une: 
ftändig feyn? Iſt dieß ein anftändiges Bejeigen 
für ein Srauenzimmer von ihrem Charafter. 

” Stau Oakly. Ich habe von ihrem Gi 
rafter gehört. Gehen Sie, meine fahöne entlau⸗ 
fene Mademoiſell! Nun find Sie Ihrem Bart 
entfprungen, und von Ihrer Muhme weggelau⸗ 
fen! Geben Sie! —- Sie follen bier nicht bier 
ben, ich verfpreche es ihnen. 

Oakly. Ich biste dich, fey ruhig, Du 
weiße nicht was du thuſt. Sie foll bleiben. 
Frau Oakly. Nicht eine Minute fol ſe 
‚Bleiben. 0 

Oakly. Sie fol eine Minute, eine Stut 
be, einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jaht 
bier bleiben! --- zum Henker, Madame, Sie fl 
auf immer hier bleiben, wenn ic) es haben mil. 

Sau Oakly. Wir! 


i | dal 








| Bibfiothef. 555 . 
Harriot. Ums Himmels willen! Meins Band 
herr, laſſen Sie mich gehen, ich bin erſchrocken, SE. 


daß ich zittre, i en 
Oakly. Senn Eie nicht erfchroden, Mam⸗ 


kl! --- Sie foll hier bleiben, ich wills ausdruͤck. 


lich haben. | . 
Herr Ruffer, von innen. Ich ſage Ih⸗ 
nen, Herr, ich muß hinauf geben. Ich weiß es 


gewiß, das Maͤdchen iſt hier, und nichts ſoll mich 


abhalten. . 
Harriot. O, mein Vater! mein Vater! 
(fie wird ohnmaͤchtig) 


Oakly. Seht, Sie wird ohnmaͤchtig - u 


Ringen Sie! Iſt niemand da? 


Stau Oakly. Was! Ste fogar.in Ihre | 


—F zunehmen! -O! ich kann es nicht aus⸗ 
eben. 2. = | 
In der folgenden Scene verhindert das 


Schrecken der Harriot, Die ie ihres Vaters, 


und die Eiferfucht der Frau Oakly, daß Oakly 
den ergärnten Water nicht befänftigen,. und, gehöe 
tig benachrichtigen fann. Sie gehen voll Unmils 


len aus einander, abe: Earl begegnet ihnen, da er 


von der Mahlzeit ganz betrunfen wieder nad) 
Haufe koͤmmt, und er begegnet ihnen ziemlich uns 
höflich, Er befchließe den Dritten Act mit einer 


ganz natürtichen Monologue. Diefen Auftritt 


erklärt der Autor feibft:vor eine Nachahmung eis 
her Scene in dem Stüde des Terenz: die Bruͤ⸗ 
der, und vielleicht ift er fehr vergnügt, fie hier ans 
gebracht zu haben, weil ex glaubt, daß fein Carl 

u Oakly 


— 


/ 


— 


' 


56 Brittifche 
sm) Oakly jo faſt in eben ben Umftänden hier ie 
ey finde, wie dee Bediente, Syrus, beym Tereng 
— ſich auch betrunken hat. Aber. in der Thu 
eine andre Aehnlichkeit, als die, daß beyde ſih 
betrunken haben, koͤnnen mir unter ihnen nick 
finden. Dort ift Syrus gang ruhig, nachdem 
’ er feinen Herren in ihren Ausſchweifungen be 
bülflid) gemwefen, und bey der Nacficht des al 
ten Baters und als Bedienter ganz gelaffen ge 
fchmaußt bat. Hier follte Earl Oakly feinem 
Chärafter nah, nichts weniger als-rubig fern, 
und feiner erften Erklärung nach, nichts weniger 
als ſchmauſſen. Er Hatte feine Geliebte mit Un 
gebuld aufgeſucht; er hatte fie auf einen Augen 
blick wieder gefehen, er hatte fie in dem ‚Augen 
blife aus den Händen. eines Unbefonnenen be 
freyt; auf einmal war fie für ihn wieder ver 
ſchwunden; und der junge, feurige, ungeduldige 
Earl Oakly kann dennoch -ganz gelaffen zur 
Mahlzeit geben, ſich unbeſorgt beraufchen, und 
Dann feiner Geliebten, ‚bie ihn ſchon oft megen 
dieſen Fehler beftraft hatte, und ihrem Vater, 
den er vielmehr gewinnen follte, unbebachtfam be 
gegnen? Iſt dieß nach. dev Natur gefchildert? 
Beym Terenz, macht Syrus in: einer mäßigen 
Trunfenbeit, eine artige . Scene mit dem alten 
mürrifchen Demea; auf das troßige; Tun’ ſi 
meus elles, antwortet er artig dis quidem -efles, 
* Demes, und er iff dort wirklich - nothwendig. 
Aber bier iſt die Teunkenheit des Carl Ball 


nichts weniger als nothwendig. Sie mach nn 
ben 





Bibliothek, 557 

y der ebdelgefinnten SHarrigt,verächtlih; und sHauh 
iſt faſt abentheuerlich, daß er zuletzt auf ein- SER, 
al volikommen tugendhaft durch ihre Lehren zu 
erden glaubt, Iſt alfo Herr Colmann wohl 
n gluͤcklicher Nachahmer der Alten? Oder bat 
fing wohl den Plautus fo nachgeahmt? Doc) 
ir eilen zum dritten-Aufzuge.. Nun ift fchon. : 
ine ganze Macht vergangen. Wie bequem ift 
er Autor nicht! Der unrubige Major Oakly 
ängt fchon früh an, feiner Schmägerin Borwürfe ' 
iber ihre unleidliche Eiferfucht zu machen; aber 
nan verbietet ihm endlid) dafür das Hauß. Cart 
omme hierauf ganz verwirrt und befchäme über. 
eine ‚geftrige Unordnung. - Man meldet den . 
Shiffshbauptmann O Kutter, der Carln zum 
Duell mit dem Lord Trinter heraus: fordern foll, _ 
aber zum Gluͤck an ftatt des Ausforderungsfchreis 
bens, ein ander Billet an die Lady Sreelove er 
gteiffet, und Carln einhaͤndigt. Diefer. erfährt 
daraus, daß feine Harriot in einem beniemten 
Wirthshauſe fich aufhalte, und eilt zu ihr. Nach⸗ 
dem der Major zu feinem Bruder hinein gegans 
gen, weränbere fi die Scene und zeige wieder 
das Wirthshauß, wo erftlich Sir Harry Beagle 
die Harriot auf feine plumpe Art, und auch date 
auf ihr Vater mit allen Liebfofungen und Dro— 
dungen, zu einiger Meigang vergebens. ju bewes 
gen ſucht. Dieſer eilt aber unmillig hinweg, um 
einen Traufchein zu bolen, und fie noch den 
Abend zu verheyrathen. Carl, der diefen Aus 
genblick erwartet hat, koͤmmt unvermuthet herein 

| und 


- 


I 


558 Brittiſche 


5 Sand und ſucht bie Harriot wieder zu gewinnen, dx | 


6 S 
—* 


t. aber wegen feines tadelhaften Bezeigens ihn nick 


anhören will, und drauf beſtehet, bey ihrem Bu 


. ter zu bleiben. Man bringt eilend die Nachricht, 
‚daß diefer nebft Str Harry Beagle von der 


Straſſe weggenommen, und zu Manofen gepref: 
fet worden fey. Bord Trinker erſcheint ent- 
tich felbft um feine ganze Liſt auszuführen. Aber 
Carl weifet ihm mit ein paar Piſtolen den Ruͤck 
weg, und’geht mit feiner Harriot hinweg. 

In dem legten Aufzuge, beklagt Lady Free⸗ 
love und Capitain O' Cutter den Lord wegen 
ſeiner Cataſtrophe, und wollen ſich raͤchen. Die 
Lady will ihre Abſichten, nachdem die Umſtaͤnde 
ſich ändern, auch vermehfeln. Man ſieht dar- 
auf wieder das Zimmer der Srau Oakly, die 
ſich beflagt, daß ihr Mann mit dem Major ohne 
Eie zu fragen, ausgegangen fey; fie quält alle 
ihre Bedienten, daß fie willen follen, wo er ei⸗ 
gentlich fen, und ſchickt fie nach ihm, und ‚ruft fie 
öllzeit wieder zuruͤck. Endlich koͤmmt er nebft 
dem Major, und Carln mit feiner Geliebte, 
wieder. Aber nun will fi die Srau Oakly 
nicht mehr ſehen laſſen. Ihr Mann geht, um 
üngefehen Sie. zu beobachten. Indem Carl 
aber die Hatriot wegen ihres Vaters berußigen 
will, erfcheint derfelbe, nebft Aariy Deagle und 
Lord Trinket wieder. Nichts Eann der Bater 
befänftigen, und Sir Harry Beagle. foll feine 
Tochter hinweg führen. Aber vieter fagt ihm, 
daß da Miß Harriot ihm ohnedieß nicht günftig 

| Ä | ſey, 


Vibllothet | 559 


n, Gabe er ſeine Anſpruche auf; an’ 


Lord Vrmter, gegen-ein ſchoͤnes braunes pP ed; ° 
Nabob genannt abgetreten; das vor 1500,’ Mr 
neen verfäuft worden ſey. Darauf zeige der 
Major und Carl dem alten Ruffet, daß der Lord 
Die haͤßlichſten Gefinnungen gegen ihn und‘ feine 


Tochter gehabt habe, und der erftere berdegt ihn 


endlich, fie dem Carl Oakly zu überlaffen. Lady 


Freelove koͤmmt nun auch, nimmt nım een . 


ganz andern Ton an, kennt den Lord nicht mehr, 


wird aber duch von Carln ihrer Falſchheit übers - 


zeugt, und geht unmillig und ſtolz davon. Der 
Lord zieht ſich auch uncet vielen Complimenten 


zuruͤck. Oakly, ber indeß bemerkt har, daß alle 


Bewegungen und Veraͤnderungen feiner Frau 


nur adzielen:follen, ihn zu beunruhigen ; koͤmmé 


zuruͤck, feft enefchloffen,, fein Anfehn. zu behafipten: 
und fie durch Hartnaͤckigkeit zu bezwingen. Sie 
bomrmt/ und zeigt ben aͤrgſten Eigenſinn uhh ein 
unleidliche Zanffucht: Bald will fie gaͤnzlich d 

| Hauß verlaffen ;' bald will fie wieder darinn bleis 
ben, um Ajes Anſehen“ zu bedaupten. “Endlich 
nach vlelem Zank, und Borwürfen, ind Bittere 
keiten, und Lhrauen und Saufen, kriegt Sie ih. 
ven Parorysmus wieder. Harriot und Cart 

wollen ihr beyſtehen, aber Herr Oakly verwehrẽ 

allt Huͤife. Laßt Ste alleine, fagt er. Ihr 


aushalten ·Ein ander mal wird fie Ternen, fi 

beſſer zu begeigen-—— Saft Sie allein, fage Ich. 
Dife Eur thut dns ie Wirkung: gran 

rau 





fol fie nicht anrühren — Laßt fie nur rei | 


558 Brittiſche 


5 Sand und ſucht bie Harriot wieder zu gewinnen, die 


—* 


k aber wegen feines tadelhaften Bezeigens ihr nick 


anhören will, und drauf beftehet, bey ihrem Bus 


. ter zu bleiben. Man bringt eilend die Nachricht, 
‚daß diefer nebft Sir harry Beagle von de 


Straſſe meggenommen, und zu Matioſen gepref: 


ſet worden ſey. Lord Trinket erſcheint end» 


lich ſelbſt um feine ganze Liſt aus zuſuͤhren. Aber 
Carl weiſet ihm mit ein paar Piſtolen den Ruͤc 
weg, und’geht mit feiner Harriot hinweg. 

In dem legten Aufzuge, beklagt Lady Free⸗ 
fove und Capitain O' Cutter den Lord wegen 
feiner Cataſtrophe, und wollen ſich rächen. Die 
Lady will ihre Abfıchten, nachdem die Umſtaͤnde 
fich ändern, auch verwechſeln. Man fieht dar: 
auf wieder das Zimmer der Stau Oakly, die 
fich beflagt, daß ihr Mann mit dem Major ohne 
Sie zu fragen, ausgegangen fey; fie quält alle 
ihre Bedienten, daß fie willen follen, wo er ei⸗ 
gentlich fen, und ſchickt fie nach ihm, und ruft fie 
öllzeit wieder zurüd. Endlich Fömme er nebit 


dem Wejor, und Carln mit feiner Geliebte, 


wieder. Aber nun will fi die Srau Oakly 
wicht mehr fehen kaffen. Ahr Mann geht, um 
üngefehen Sie. zu beobachten. indem Carl 
Aber die Hatriot wegen ihres Baters berubigen 
will, erſcheint derfelbe, nebft Aariy Beagle und 
Lord Trinker wieder, Nichts kann den Bater 
befänftigen, und Sir Harry Beagle. foll feine 
Tochter hinweg führen. Aber vieter ſagt ihm, 
daß da Miß Harriot ihm ohnedieß nicht günftig 

| | ſey, 








! 


Bibliothet. I 559 


ey, ‚fo Habe: er ſeine Anſpraͤche auf fie; an: ben ko 


Bord Trinket, gegen ein fchönes braunes Fed 
YTabob-genannt abgetreten, das vor 1500, Gute 
neen verkauft worden ſey. Darauf zeiget der 
Major und Earl dem alten Ruffet, da der Lord 
Die haͤßlichſten Gefinnungen gegen ihn und‘ feine 


Tochter gehabt habe, und der erftere berbegt ihn 


endlich, fie dem Carl Oakly zu überlaffen. Lady 


6 


Sseelöve koͤmmt nun auch, nimmt nım einen 


gang andern Ton an, kennt den: Lord nicht mehr, 


wird aber duch von Carln ihrer Falſchheit übers - \ 


zeage, und geht unwillig und ftolz davon, : Der 
Lord zieht ſich auch untet vielen Complimenten 
zuruͤck. Oakly, Ber indeß bemerkt har, daß alle 
Bewegungen und Veraͤnderungen feiner Frau 
nur abzielen-follen, ihn zu beunruhigen ; fümmi 


zurüct, fet entfejloffen, fela Anſehn zu behalten, 


und fie durch Hartnäcigkeit zu bezwingen, . Sie 
Böorarat) und zeigt ben ätgften Eigenfinn, und ein 

unleidliche Zanffucht: Bald will fie gaͤnzlich das 
Hauß verlaſſen; bald will ſie wieder darinm blei⸗ 
ben, um Ay Anſehen zu behaupten, Endlich 
nad vielem Zank, und Vorwuͤrfen, ind Bitter⸗ 
keiten, und Thraͤnen und Seufzen, kriegt Sle ih⸗ 
zer Parorysmus wieder." Harriot und Cart 


wollen ihr beyſtehen, aber Herr — 


ade Hülfe. - tape Sie alleine, ſagt er. — ihr 
ſollt fie nicht anrähren — Laßt fie nur gebufdi 
aushalten -:=- Ei ander mal wird fie ten, 
rbeffer'zu begeigen.--- Saft Sie aflein, fage ich. -- 


Dieſe Eur gun eine voreflide Wirkung: Die 
.? n \ 


Stau. 


So Brittiſche 
um Frau Oakly koͤmmt wieder zu ſich, und hat nech 
viel Kräfte zu ſchimpfen and -zu zanken. Herr 
WE Oally finge indeffen. Der Contraſt iſt fehr ar. 
tig und überhaupt die Scene fehr angenehm. Im 
Comiſchen iſt fie gewiß die ſchoͤnſte Scene des 
ganzen Stuͤcks. Allmaͤlig wird die Frau Oakly 
durch die einnehmenden Vorſtellungen der Har⸗ 
riot beſaͤnftiget, und durch die Nachricht von ih⸗ 
rer Verbindung mit Carin überzeugt, daß ide 
ganzer Verdacht auf ihren Mann ungegründer, 
und Höchft ſtrafbar gewefen fey. Sie bereut ih. 
ren Fehler ernftlih; ihr Mann, der ſich lange 
genug wider feine Natur verftellt Harte, vergiebt 
übe leicht und zärtlich; man dankt dern Maojer 
für feine Strenge, und. Die eiferfüchtige- Frau 
(ließe das Stüd mit der Verſicherung, nun gar 

einen Argwohn mehr zu begen. 


Dieeß iſt die Gefchichte bes Stuͤks, bie wir 
besmwegen ein. wenig umſtaͤndlich erzaͤhlet haben, 
wæeil es eines von den neueſten Stüden der Eng⸗ 
länder iſt, und alſo die beſte Probe von ihrem ges 
genmärtigen Geſchmack ſeyn fan Wenn man 
es im Ganjen überfieht; fo iſt es immer ein fei⸗ 
nes Stüd, :das einem deutſchen Schriftſteller Eh⸗ 
ze machen würde, . "Allein einzel befrachrer,, iſt 


‘ 
“ te. 


un zn 





Bitbliothet. 5661. 
tigen Grau. Mt wicht von allen Selten gezeigt, und: Sans, 
ihre Vefehuung geichiehe endiich zu jäßting, „ind SSH, ' 
iſt nicht: vorbereitet, : fondern aus Zwang hinzu '- 
geſetzt. Der Autor bat nicht in feiner Materie. 
einen Binkingtichen Reichthum von Situationen, 
gefunden, und, deswegen den Zuhörer weniger" 
geruͤhrt. Ueberhaupt follten die dramatiſchen 
Schriftfteller die Situationen mehr. ſtudiren. Ale, 
lein fie find ſchon zufrieden, wenn fie eine zuſim⸗ 
menhängende Geſchichte zu ihren Charakteren 
erdighrer. haben, in der fie diefelben einigemal rer " 
den laſſen; , und dann iſt das Drama. fertig. 
Aber dieß Heißt. nicht die Natur ſtudirt. Die: 
Situationen find nichts anders, als auſſerordent⸗ 
liche Zufölle jm gemeinen Lehen. Wie dort ;rine, 
Handlung nicht immer nach den gewöhnlichften, 
Umftänden, fondern bisweilen durch unerwartete“ 
Mittel, der verfchiedgnen menfchlichen Charakte⸗ 
te, der wider ſich ſtreitenden Leidenſchaften, aus-· 
gerührt wird; ſo muß auch ein Drama, nicht 
der alltägliche kauf einer Gefihichte erzähie wer⸗ 
den, fondern man muß die Perfonen fo stellen, 
den Plan fo anordnen, daß aufferordentliche "Bes 
gebenheiten, ftreitende Neigungen und Abfichten 
der handelnden Perfonen ‚den Zuſchauer ſtau⸗ 
nend und ungeduldig machen, das Berhalten der - 
Perfonen bald zu wiſſen, ihn für dielelben inter⸗ 
efiren „ und die Entwicdelung nur aufpalten, um 
fie angenehmer zu machen. . Die Beyfpiele wuͤr - 
den die befte Erklärung von dieſer feinen Kunft 
ſeyn. Aber die Natur allein ift der Schrer derfele 

A Li An 2 " en. 


— 


BE Brittiſche 


Eand ben. Ele herrſcht In der Tragödie, wie im Luft 
2 fi De iſt z. B. die Scene in der Athalie, 


6 der Junge‘ Joſtas mit der Koͤniginn redet, ei. 
sre der gluͤcklichſten Siehaticnen, - Unſer vortref. 
iſcher Leßing iſt voll davon. Richardſons 


Roman (und dieß !iſt alich ein Drama, nur von 


— 


eihier gebſſern Art, ) entzuͤckt eben in fol Si, 
tisationen am meiften:---- Doch biefe € 
verbierite eihe eigne Abhandlung, | 


Ein Autor aber, müffen wir noch zuletzt fra⸗ 
— Fielding, vom Spectator, vom 
enz, und vom Connoiſſeur, feine Charaktere 
erborgen muß, ſcheint der wohl einen auſſerordent⸗ 
then Ruf zum dramatiſchen Scheiftiteller em⸗ 
pfangen zu haben?‘ 1 


— 


2 








f 4 
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- u . y vn [\ we 

a » ou. u 4 

KR 3* ee. ut sn 


Diffestations ‚on the Prophecies, ii habe fe- W 


nurhahh been fatallec and:at. chi ritre ate 
 Folälling i in ‚the world. "By Thorgas Newron. 
D: D. Volume the fecond. - The‘ fecond - 


—— London ze. Bvo. . . Bi 
nfere kefee wiffen; aus. bem Brig Baitle 
Liefer Biblioches-*),. daß die Ahfıchtinn. 
fers:: Berfaffers mehr auf ‚die. Weiſſagun⸗ 
gen gehet, “weiche die: fpätern Zeiten baxeſſen, 
und welche ige noch ia Pie Erfuͤllung ‚geben. 
Diefer zweyte, Theil muß Deswegen nach: «ben. die⸗ 


.6&8. 


% 


fer Abficht auch. beurtheilet werden. Erembält .. 


auſſer viner Einleitung neun Abhandlungen , wel⸗ 


che mit dem erſten Bande in gleicher Zahl: -fortlop- u 


-fen. Iniher: Einleitung erjaͤhlet ber Verfaſſer 
die Gelegenheit ‚zu dieſen Abhandlungen, und var⸗ 
theidiget. die Weiſſagungen Daniels :wiber: die 
eilf Einmürfe; bie Collin darwider yorgebendt - 
Hat. Weil der Biſchoff Uhandier; und Sanmel 
CThandier dieſelben ſatiſam widerlegt Haken; we 
iſt unfen Werfaſſer hier ſehr kurz. 

5 Die funfzehnte Abhantlung, ‘bie, heiſte an Be 


‚fe Bande, betrift das Geſicht Banfele won ben 


** Biegentode. ee er 


. . . “ .. * un “ , 
NR . PER 3—. Eu , ’ Baron BE 





8B 


anb 
6A. 


564 BBrittiſche 
im 55 3. Jahre vor Chriſti Geburt. Das zwente 


nz ‚Reich indem eriten Oeſſchte iſt in Diefem das 


erites "Dort wurde es - umter einem Wären; hier 
‚aber::uinter einem WMipher. nerarftell,. Seine 
zwe Horner find, nad) der Erklärung des Engel 
BGabriels, die Könige, oder Kön’greiche von: Me 
bden und. Perſien. Das erfle war das ältefle und 


in der Geichichte am’berühmteften; Pe: fien aber | 
war bis u den Zeiten des Cyrus in geringen Ans 


fehen: allein unter ifm gewann es Die Oberhand. 
m zu erkianren, waramı Hier dieſes Reich, das 
erſt wegen feiner Grauſamkeit einen Bären ver 


glichen wurde, nunmehro durch-einen Widder 


vorgeſtellet wird, führe Mede folgendes an. Die 


hebrär then "Wörter, welche vom: dem Widder 


und Perfien gebraucht werden, kommen von de 
nem Stammworte hir, ‚und zeigen biende eine 
Dtaͤrfe an. : Ein andrer Schriſtſteller ſetzt noch 


dieſe Urſache Hinzu: Die Könige:in Perſien tru⸗ 
"gen, nadyibem Zeugniſſe des Ammianus Marcel. 
Unus, den Kopf eines Widders, mir Edelgeſtei⸗ 
Nemdeſetzt, als ein koͤnigliches Jeichen. Man 
rftehe noch, ſagt Biſchoff Chandler, unter ben Le 
verblcibſeln zu: Perſepolis Köpfe von Widdern 
mit Hornern, davoneines hoͤher, als das andere 


- if. Die Eroberungen der Könige in Perſien er. 


ſtreckten ſich gegen alle Theile der Welt. Das 
isndcedonifche Reich aurd ſehr eigentlich. unter dem 


Blide eines Ziegenbocks vorgeſtellet, weil die Ma⸗ 


:@donier zwen hundert Jahre vor dem Daniel 
Aegeaden genennes wurben, Plinius ſagt, jr 
| EU 


‘ 
1 


oo. 
Blbliotbet. 565 
Die Stadt Aegeae ober ANegae der ordentliche Bereeh 
graͤbnisort der Koͤnige in Macedonien geweſen iſt. con, 
Der Sohn des Alexanders von der Roxana wur⸗ | 
be Alexander Aegus genannt; und einige von 
Aleranders Nachfolgern zeigen fich- auf. den Muͤn⸗ 
zen mit.den Hoͤrnern eines Bocks. Die- Siege 
des Alexranders geſchahen mit einer folchen ‚Ges 
ſchwindigkeit, daß der Ausdruck des Propheten. 


>.‘ 


der ein, dieſe Geſchichte Fönne mit ber. Chrono 
logie nicht beftehen. Jafephus feget fie nacder 
Delagerung von Tyrus und Gaza, da. ded) alle 
Geſchichtſchreiber darinnen uͤberein kommen, daß 
Alexonder in fieben Tagen unmittelbatr von Gaza 
nach Aeghpten gekommen iſt, Allein die heiten 
Geſchichtſchreiber erzählen pft Begebenheiten nicht 
nach der ſtrengſten Zectordnung, in der fie, geſchee 
hen ſund. Euſebius ſagt, Alexander waͤre nach 
Der Selagerung von Tyrus uumittelbar nach Sp 
zufolem gekommen. Weil er in Palaͤſtina Jebte, 
ſo konn er ſichere Nachricht davon gehabt haben. 
Und. dieſe Machricht wird durch viele Umſtaͤnde 
wohrſcheinlicher. Wenn auch Joſephus ſich um 
Maazwey 


4 


bien überwunden habe ;’ warum fann er wicht, de 


Brittiſche 


566 | 
yrzwey Nonache geirret hät, :f6 Gabe biees"dodh M 


ne Ölaubiwürdigkeie nicht auf. Ja Alexandet 
kann auch währender Belagerung von Duza ode 
nach derſelben, genJeruſalem geloramen fenn. 
Arrian erzaͤhtet, Daß Alexander, indem⸗ Tyrus de 
lagert wurde, in eilf Tagen einen That von Ara⸗ 


u 





Gaza zween Monarke'Belägert wurde, in wenig 


Tagen-einen Zug nach Yeruſalem gethan - Haben? 
Kein Heidnifcher Gefcyiheicheeiber erzähle biefe 
wichtige Begebenheit 5 er allein Joſephus. Das 
iſt ein anderer Einchurf. "Allein man Darf nit 
Die Begebenheiten, welche auf dem Seuaniife ei⸗ 
nes einzigen. Schrifeſtellers beruhen, verwerfen. 
Viele, Die den Alerander begleitet, und fein Leben 
befchrieben haben, deren Nachrichten aber ver⸗ 
Pr gegangen —— ja dieſer —— 
t erwaͤhnen? Juſtinus bezlehet ſich, wie 
meynen / Bärkuf; fie miiß alſo in aͤlterri Seriben 


ten geftanben haben. Da die vornchmſten 


Schrefeſteller vom Alexander, Diedorus Sicu⸗ 
lus, Quintus Curtius, Arrian, Plutarch, einige 


Jabtbunderte nach denn Alerander gelebẽ haben 
To muͤſſen ältere Beſchicheſchreder ht Anellen * 
weſen ſeyn.Ein jeber aber Hit! von vem andern 
unterfchteden; ein jeder erzähfer nach ſeiner Abs 





ſicht. Es iſt ſehe ou nlich; daß nur ein 


Jude das, was fein Wolk bereife; erzaͤhit har. 
Nach dem — — —— * 
die größte 


aubwuͤtdigkeſit. Die: Träume Ale 
anders ‚und Des Hohenprieſters werden ;bemitı 
, . u , ‚ In fi .. J . j 


feine 


Vkboltothet. 87 

keln: Sechwieetglvie feyn, weiche: Biken; we * 
Gott Für fein Boll: gechan hat. Darch das klaine 
Horn, welches. am 912. Vers beſchrieben oe, 
und welthes der Gngel im 23, 24, und 23. Bege 
erklaͤrre, wirt naq allot juͤdiſcher mtr cheiſtlichen 
alter‘ und neues Austeger Meimung, Antiochas 
Ediphanes verſtanbenn. Mur: aae Mewion uſt 
are aber Wer: gegangen. Unſer Merfifte 
folge: ya nicht Aiechterdipgs,s Tonbeeın cudiemt 

ſich Aur feines Bortrages..GEs gebt 3ween 
‚Wege; die Wriſſagung von dein Mann Hornẽ ni 
erfiiren: Man wverſtehet daruutur ntwrber dan 
Anttechgs, und berrachtet ihn ale das Bible 
Ä Aneichiifts, sober maibehnge acer aricht ringe 
Erkieeing umdifurdge eine andere. Weil ein Hun 
ſonderunü allezeit ei Rönigeeih, ‚ehab Felge son. 
niger;' oder uͤberhaupr einen tedk det „Jo 
it wohl hier Bastırännifche Neidp:gunmerfichen. 
Die: eigentgämkiden: Handlungen · ndes kleinen 
Hotnwpaſſen / mehr· auf die Roͤmeronu Der Aus 
druck, wenn bie Urbertdeter uͤbeehans nehmea, 
ſchicket ſah mehr auf: Die. Römen,n alsnamf den: An· 
tiochus. Durch Yen: frachen uwinächifiben Rb- 
nig WWas legeere Brywort geiget einen Aünfklühen 
verſchlagenen und mächtigen: und: Cerden bie Mo⸗ 
mer anf das eigentichſte begeichnel, Mie:Bege⸗ 
benheit mit · dem Mapillius giebt zu vrkennen, Daß 
Artlochus kein maͤchtiger Koͤnige geweſen ſeh. 
Das kieine Horn ward ſehr groß. "Das Reich 
des Auntiachuo wer: ra Vorfahren gröf- 


er, 












566 Brittiſche 
yzwey Monache· geirret haͤt, ſo Habt dieſes doch fü 
ne Olaubourdigkeit nicht auf. Ja Alexender 


kann auch waͤhrender Belagerung von Ouza ober 


nach verſelben, gen Jeruſalem geforitnen: feyn. 
Arrian erzaͤhlet, daß Alerander, indem⸗Tytus der 
lagert wurde, in eHf Tagen einen That vun Mira 
Bien berwunden habe;' warum fann er nicht, da 
Gaza pween Monarhe Belägere wurde, in wenig 
Tagen-einen Zug nach Jeruſalen gethan Haben? 
Kein Heidnifcher Goſchichtſchreiber erzaͤhlt dieſe 
wichtige Begebenheitð hur allein Jofepbuß. Das 
iſt ein anderee Einwurf. "Allen man Darf nicht 
die Begebenheiten, welche auf bem Zeugiffe ei⸗ 
nes einzigen: Schriftſtellers beruhenn, verwerfen. 
Viele, die den Alexander begleitet, und ſein Leben 
beſchrieben haben, deren Nachrichten aber ver⸗ 
Kohron gegangen find, konnen ja diefer Begeben⸗ 
Belt: erwähnen? Juſtinus bezlehet ſich, wie einige 
meynen, Bärkuf; ſie muß alſo in’ aͤlterr Scriben⸗ 
ten geſtanben haben. "Da- bie vornihmften 
Schreftſteller vom Alexander, Diedorus Siku 
aan Curtius, — — br 
Jahthunderte nad) dem Alerander gelebt Haben, 
fo muͤſſen ältere ———— Kralineflen ge 
weſen feyn: Ein jeber aber iſt von vern andern 
unterfcheden; ein jeder etzühlet nach feiner Mb 
gihti Es iſt feße herein, "Daß nur a 
Sude das, was fein WVolk betrife, erzaͤhlt Hat. 
Nach dem yofeppus Seatiger verdienet Joſephus 
die größte Glaubwuͤrdigkeit. Die: Träume Ale- 
panders ‚und Des Hohenprieſters werden Den 

2 u TE 2 "eine 


tie. 87. 


teinwi: Etchwierlgluie feyır,: weiche ‚Biken ; oe 

Gore Fr fein Bolt: geifran bet Durch das Meine =. 
Horn, “welches. Im 9:12. Vers beſchrieben a, 
und: welches: der Gngel im 23,24, And 25. Veſſe 


u 


erflärer, wird madrakfer jübifcher amd: beiftlühe, 


alter‘ und neues Mxisteder Meinung, Antibchus⸗ 
Epiphanes verftanktit. Mur faac Merten Mi 
einen Wadern Wer: gegangen. . Yinfer Verfaſſer 
folgt· om nicht Achechterdings,⸗ ſobrrn bedienet 





ſich Fur. feines‘ Bortrages: :f Ihe: seh men. | 


Wege; bie Weiſſagung von dem —— * MM 
erfiänei, Man verſtehet darunter entweber ‘dan 


Anttechus, und Besrachdet Ühh vis Es Worciid na 
Ansichräfte, soder nituitbringẽ ihu ger delete 
‚Erfikeing und ſucht eine andere. Weil ein Humm 
bey dem Daniebxierinis rinenbrſenbern König, 


ſondern allezeit ein Rönigweich, chnb Feige.son-@g: 


nig ent; over überhainst einen Dad Atgiget.,- ſo 


—** hler das admiſche Heide: gunwerftehen. 


er eigenthuaͤmlichen: Handlungen ndes kltinen | 


Hotnepaſſen /mohr auf die Roͤmerotu Der iüß: 


druck, vorn die Unbeytoster uͤbehanv nehmchn, 
ſchicket (ah er ‚auf bie. Roͤmer,n alspaneh Den: An· 


tiochus. Durch ven frochen und tuͤchiſchen „Mb- 


nig Wus leſcor⸗ Be wort zeiget: einen dhuͤnſtlichan 


verſchlagenent und waͤchtigen an Cerden die Roͤ⸗ 
mer anf das eigentuichſte bezeichnet. MDienMWege⸗ 


beriheit mir: dem Hopillius Hiebt zu · vrkennen, daß 
Aritlochus ‘fein maͤchtiger König; geweſen 8 | 


Dasitteine Horn ward fehr groß: Das R 
E bes Autiochus· war⸗ re Vorfahren gräf- 


fer, | 


568 Brittiſche 

VBam ſer; er bokam es, da es ben‘ Roͤmern piushe 
Erkner, und fo bfnterlies er es auch. Die romıldy 
Macht aber.breitete ſich ſehr aus. Die Aubl⸗ 
ger ertlaren. Die Worte: er wird mächtig fen, 
‚doch nicht durch feine Kraft sauf verfchiebene At, 
ums beften aber. treffen fte ben ben. Roͤmern ein 
"Unter antem Umſtaͤnden fuͤhrt; auch unfer De 
faffer ‘Die zinely taufend und drey hundert Toy 

an, und bekäriger Dadurch ſeine Erklaͤrung. 
Die . ſechszehnte und fiebenzehnte. Abhandlsag 
erklaͤret die noch übrigen Weiſſagungen des Di 
niels vom:ro Kopitel bia zuum Ende. Dos ih 
tere Geſicht iſt eine Erklaͤnmg des vorhergegan— 
genen, amd enthalt die Sthickſale des Wolfe Gr 
eces (10,16) ‚Der vierte Koͤnig nach dem 6 
tus (11,2) erVerrxes, und alles iſt an ihm uf 
genaueſte erfuͤles worden. Der mächtige Kouig 
(B.3.) iſt Alerander. Obgleich das Reid; die 
‚Fanders:ingier: Reiche gemtbeiler wurde, ſo werdet 
doch hier Inur zwey daruon: angefuhret, aaͤmlich 
Aegupten und: Syrien: 3: Well Judaa zoiſchen 
diefen beiten’ Reichen lag, Aid die heilige Schr 
„nur diejenigeh, auswaͤrtigen Begebenheiten anli 
tet, weiche: auf das juͤdiſche Volk einen Einflub 
tzaben, fo werden auch nur dieſe zwey Reicht bit 
erwaͤhnet. Mewton bedienet ſich hier der Ge⸗ 
ſchichte Ber Koͤnige in Aeghpten und Syrien ſeht 
wohi, um dieſes Kapitel bls-zum. sten Ders reqh 
.. beutlich zu erären, und beſchlieſſet feine Ausle 
gung mit folgeriven Gedanken. „Wie umſtoͤnd⸗ 
Aüch iſt nicht dieſe Prophezeyung in Sofa ae 





Rbrigteiche Megepitens. und Shyrlens von: bem Ser 


Tode des. Aleranvers bis zu der Zeit des Anti um 


dus Epiphanes. Man findet In feinem Schrifte  ' 

ſteller Biefer Zeiten. eine fo vollftänkige Reihe if 

ter Könige, ‚eine fa genaue Machricht ihrer Bege⸗ 

benheiten. Die Paophezeyung iſt in der That 

velltemmener, als irgend eine Geſchichte. Kein 

Geſchchtſchreiber bat / ſa viele Umſtaͤnde, und in 

einer ſo genauen Zeitordnung-erzählst, als {ie 

der Prophet vorhes geſagt hatz:fe Daß man noͤ⸗ 

thig hat u verſchiedenen Schriftſtellern/ zu Grie- 

chen und, Roͤmeen, zu Juden ‚und: Chriſten, fehr 

ne Zuflucht zw nehmen, und pan einem. dieſes, 

von einem andera etwas anders zu ſammeln, da⸗ 

mit man die vielen beſondern Uniſtaͤnde dieſre 

Weiſſagung deßo heſſer erklaͤren und erlaͤutern 

kann. Bir haben unfere Zuflucht beſonders zum 

Porphyrius und. Hieronymus genommen, welche 

ſich eben. dieſer Schriftſteller, obgleich zu verſchi⸗ 

denen Abfirhten bedienet, und noch den Vortheil 

gehabt haben, haß ſie dieſe Geſchichten ‚gan or oo 

laffen, die ſeitdem entweder ganz oder. zum The 

verlohren gegangen find. - Denn ſie hatten nicht 

allein Ben Polhhius, Dioborus,, Hinigs. und Tro⸗ 

gus Pompejus, von, Denen wir auch noch einige 

Leile:haben, fanpern fe hedienten ſich auch des 

Sutorius Callinitus, Hieronymus, Pofidanius, 

Tandu⸗ Theon und: Andronicus Alixius ‚©e _ 

ſchicheſhreiber, Die: von den Damaligen Zeiten 

ſchrieben, und deren Werke nun ganz eesohren 

gegangen find, - Wenn dieſe Scheifeßeller no 
J — ba, 


any 


‚976 Brittiſche 


—RRR 

sem da, und Din; rolle" noch Micky: ſind, belifini 

ser. wären, fo toärten woir diR!Benauigkels diefer du 

N phezeyung ohne Zweifrt mechmehr haben auch 

Ennen. Porphyrius konnte fie nicht laugnen 

‚er bemäßite ſich vielmehe zu erweiſen, und jos 

Sen darans well Fo ſo genau war, Daß fie of 

moͤglich konnte vorher, ſonderen atweder par Ze 

Mes Antlochus, ober nach: demſelben muͤgle gb 

Ichrieben fehn. u 

De Alben Ponte Abfanbbung fangt wire 

Märung dis ie Verſes ätund-geprbis zu Ct 

VUnſer Verfaſſer!erinnert gleith. änfanigs ‚fo deu 

did) der übgehindelee Theapumgfer Weiſſagung ſen 

Wverſchit uwürbe der dch übrige erflare, 

Vorphyrius writer den Aiten, amd Grotus un 

“pen neuer, beßäupten, daß / das Ganje in dan 

Antiochus EhipBänes: buchſtablich erfuͤllct werte 

‚ wäre, Hieronymus und: die meiſten Bär o 

Her den Amiochus als ein · Worbild des ·Antichriſt 

an. Auidere verſtehen: Las moch Raͤſtardigt 

heil von der Tyranneh des Antidchud, theils 

von dem groſſen Abfall Inder Tügtern Tagen eder 

Yen Tagen des Fömkfchen · Reiche Moch ade 

enden es Hall} anf die Tor anmeyh ber. Nötı,cul 

vie durauf foigende -Werderbrils in der Kiche u 

auf die Verandetungen in Bert Reiche an. Ur 

ſet Verfaffer vvill · keinen von bleſen Wegen alen 

gehen, ſondernfich nıre feier: Vorgänger po) 

Ten bebfinen. Gleich bey dem greniWerſe if 

unſer Verfaffer wem Iſaac Newion, welcher üb 

fege: und: nach ihm werden Arme, dei. Ni— 











4 


Wi 7 


ober ein Reich amfforimten, und enefävec. es vonsmche 


ben Röntern. . Hieronymus merft ſchon än, daß — 

bie Juden ſelbſt dieſe Worte fo verſtanden haben. ⸗ 

Unfer Erldſer braucht den Greuel der Verwuͤſtung 

yon den Roͤmern. Wenn auch dee: g2 Vers von 

dem’ Antiochus erklaͤrt werden kann, ſo kann man 

doch nicht ‚von. den Maccabaͤern ſagen/ daß ſie 

viel andere lehren werben (V. 33.) Die Roͤmer 

gaben ſich alle Muͤhe, die erſten Chtiſten dutch 

Verſprechungen zum: Abfalle zu bewegen; abet; 

bie Chtiſten, das Botk, das feinen Gott Fanme) 

waren ſtark, blieben bey ihrer Rellgien, Sie | 

waren:in der Weit zerſtreuet und:untereichteren 

viele, : allein fie: fielen durch Feuer, Schmwerd; Er; 

fangnig und Staub eine Zeitlang‘, ‘Re mußten 

drey hundert Jahre viele Berfolgungen. ausftes 
ben. Nach diefem hatte die Kirche Ruhe (B.34, 

35.) Porphyrius, und auffer dem Grotins , viele 

andere Ausleger, finden in dem Matthias die Fleis 

ne Hülfe, von dei Daniel redet. Die Yüdenvm 
ſtehen unter berfelben die Kaifer -Severus und - 
Antonius, die Freunde des juͤdiſchen Volks war 
ten. Unſer Berfafler erklaͤret fie von dem Kai- 

fr Conſtantinus. Die Kirche bekam unter any 
weltliche Gluͤckſeligkeit, Die aber den hrifklichen 
Iugenden wenig befoͤrderlich war; deswegen 

beißt es eine kleine Huͤffe. Viele wurden nun- 
mehro aus eitlen Abſichten Chriſten, weil der Kai⸗ 

ſer ein Chriſt war. Sie dauerte auch wirklich 

nur kurze Zeit. Der Geiſt der Verfolgung ut. 

ter den Heyden erwachte wieder, bis a u 
= I | ri. 


1 


€ 


72° | Brittiſche⸗ | 


gumdChriften ſich unter einander ſelbiſt namlich bie 


. "Ok. 
eye 


Eonfubftantialiften und Arianer, verfolgten. DK 
vornehmfte Quelle dieſer Berfolgangen ‚wird in 


36. Berfe befchrieben. Juden und Chriſten ver 


fliehen bier nach dem Zeugniffe des Shieronmmus 
den Anticheift, und ihre Auslegung wird durch die 
orte des. Apofels 2 Thefl: 2, 3. 4. beſtaͤtige. 
Der Anticheift entftand. in den römifchen Kailen, 
und zeigte ſich in den Griechifihen umd.in ben 


Biſchoͤffen zu Rom noch mehr. Die Warte: 


bis der Zorn aus fen, erfläret unfer Verfaffer von 
dem Zorne Oottes über fein Volk die Juͤden, und 
fiehet 12,7, als eine Paratle'ftelle an. Der An 
tichrift in Rom.bauert noch fort, und es iſt eine 
alte Tradition unter den jüdifchen Lehrern, da 
der Untergang Roms ımd Die Wiederherftelung 





der Yüden, in einen Zeitpunkt fallen follen. . Dit 


folgenden Verſe koͤnnen gar nicht vom Antichus 


. verſtanden werben, - Das Wort Maͤuſim, or 


des in unſerer Ueberfegung behalten iſt, für 
waier DVerfaffer von. ber Werehrung der Engl 
und Heiligen. WO bedeutet eigentlich eine Pe 


“ fung, ein Bollwerk, hernach auch einen Berti 


Diger, Beichüger, Auffeher-*). Und eben dit 
find die Namen, weiche man it. Der ‚somit 
Kirche den Halligen giebt. . Auf den. 

0 | 2° feprie 


9 Die ſlebenzig Dollmetſcher haben in fünf, Stellt 


“der Palme das Wort iv durch dirrgsamris IM 


. die Vulgata bucch protector gegeben. Die Gtele 


ſind Pſa7, 3. 29 8,.:3473: 58 373. 


* 








Birth. 573 


v 


ſcheiebenen Verfall ver: Kirche ſolgt auch nun. 
Theile derſelben (DB, 40.) ‚Der König gegen 
Mittag find, die Saracenen, welche Araber wa⸗ 
ten, und unter der Anfuͤhrung ihres falfcyen Pro⸗ 
‚pheten, des Mahomed und feiner Nachfolger, den 
Kaifer Heraclius bekriegten, und ihm in Furzer. 
Zeit Aegypten, Syrien und verſchiedene andere, 
‚Provinzen entriſſen. Der König gegen Mittere 
nacht find die Tuͤrken, weiche von ben Scyhthen 
abſtammeten und ays Norden famen.. Die Sa 


mehro ihre Strafx, vornaͤmlich in dem öftlichen “er 2 i 


tacenen zertheilten und ſchwaͤchten das griechifche 


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gen ſollte, ſo koͤnnte es dem. Tuͤrkiſchen Keiche fo. - 


Kaiſerthum, Die Türken aber zerjlörten es gänze 
lich. Und deswegen wird von Diefen mehr ges 
fagt, als. von jenen. ° . Einige Völker in Arabien, 
haben von den. Türken niemals bezwungen wer⸗ 
den koͤnnen (V. 41.. Die Erfüllung des 44ten 
und sten Verſes erwartet unfer Berfafler noch. 
Perfien liegt dem, Ottomannifchen Reiche ‚gegen 
Diten, und Rußland gegen Norden. Perſien iſt 
zwar ſeit einigen Jahren durch innerliche Unruhen 
hr zerruͤttet worden; wenn es aber unter einen 
Regensen nieder kommen und zur Ruhe gelana 


gefährlich wieder werben, als es vorher geweſen iſt. 
Die Macht yon Rußland wächfer:täglichz und. 
es if. eine allgemeine. Tradition unser den Türa 
Een; daß durch die Ruſſen ‚ihr Reich verwuͤſtet 


werben wuͤrde. Von ben griechiichen Epriften. 
werden die Mufcgwiger fehr hoch. gefchägee, weil, - 


ſie wegen einer alten Prophezehung —* 
Be u dieſe 





| 


| 
. 








Fk. eitelfihe 
Khan dieſt von SLR zu-ihren kunftigen Befredeyn a, " 
E wählet wären. Die Pferse iſt alle zeit wadhfam, 
| buß Perſien und Rußland nicht nie einander ver 

diniget werden, : Diejenigen- Xusleger, weiche 

13,2. von den Juͤden erflären -da fie nach de 

. Berfolgung bes Antiochus aus den Hoͤtzlen ıwie: 

. der hervor famdti, thun den Wertin-sffne Zwei⸗ 

fel viele Gewalt ;- fig, bandehn von’ der. Menferkte 

u —— der Todeen. Die eine Zeit und etliche Zeit 

nd eine halbe Zelt (Vers 7.) ſind Dres: vprophe⸗ 

@fiche jahre und-ein halbis, oder 1260 prepgeii- 

ſthe Tage, über eben fo tele Jahre. - Syn. der 

ächtgehnten; und folgenden drey Abhandlungen 

- werden bie Weiſſagungen unfers Erföfers von 

dem Untergange Jemıfalerns betrachert. Unſer 

Berfaſſer leget Bas 241e Kapitel des Evangeliſten 

Matthaͤus zam Grunde, doch ziehet er auch bie 

: Paralieftellen zu Rathe. Die Weiſſagungen ge 

fhahen‘ vierzig Fahre vorher, und wurden droyßig 

ahre vorher aufgefehrieben, he fie in die Er- 
ng giengen, Matthäus hat nach aller Aus 
ger Mennung fein Edangelium züerſt anfge- 
seldhnet, f mie er, Der Ordnung nach, auch Datei erſte 
if. Er ſchrieb es acht Jahre nach der Hinunels 
fährt unſers Erlöſers, und zwar von der Zen 

ſtreuuag be’ Apoſtel, weil es der Heilige-Warche- | 

omaus mit nach Indien ſoll· getommen Haben, 

nn dfe allgemeine Tradition des Alterchums 

wahr iſt, ſo iſt es urſpruͤnglich Hebratſch gefchrie⸗ 

Ben, und dieſes beweiſet, daß es vor der Jerſtoͤ⸗ 
rung Jerufulerus geſchehen ſeyn muß.” Die Tür 


ger 



















— 


Dt. Be. Zu 


ger Fragen Anden Erloſer ‚wen: ‚Städte, erſtlich: Bang 
wenn, zu weicher Zeit, wird Jeruſalem zerftörer St. 
werden? Ferner: weiches werden bie Zeichen ſeyn ° 
Den letztern Theil der Frage beantwortet Chriſtus 
zuerſt vom aten bis zum zuen Vers; den andern 
aber in dem uͤbrigen Theile des Kapitels, Wie 
wollen unfern $efern von-diefen Abhandlungen kei. 
nen, weitern Auszug vorlegen, weil wir zu weite j 
läuftig. werden würden. ‚Sie haben uns vorjügr 
lid) gefallen und enthalten alles, was man..von 
diefer Sache fagen fann, . - 

Die zwey und zwanzigfte Abhandlung beſihaͤf⸗ 
tiget ſich mit der Pauliniſchen Weiſſagung von 
dem Menſchen der Sünden (2 Theſſ. 2,3. und f.) i 
Newton unserfucher erſt den eigent ichen Sinn die 
fer Stelle, er zeiget hernach die verſchiedenen Aus— 
legungen..an, und entdecket endlich feine eine 
Die Zukunft. und der Tag Chrifti kann hier nicht 
auf die Zerftöruug Sjerufalems gehen; denn, Die 
Chriſten u Theſſalonich waren aus den- Heiden, 
"Man muß ihn von dem allgemeinen Welsgerihte 
verſtehen. Der Abfall ift nicht eine Auflebaung 
wider das Negiment, fondern ein Abfall: von der 
wahren Religion, - Der Apoftel ſiehet bey.feiner 
Beſchreibung auf Dan. 7,25: 31,36. „De 
Menic der Sünden zeiger nicht einen, einzigen 
Menſchen, ſondern wie beym Daniel, eine Reihe 
Menfchen-an. Unter der. Sünde kann man uͤber⸗ 
Haupt alle. Bospeit; befonders aber bie Abgoͤtte⸗ 
zen verſtehen. „Mach unſerm Verfaſſer. hat deie 
Apoſtel Buch: — Win Abſehen auf a 8 


575 Brittiſche 
* miſchen Kalſer, weiche den Titel rare; fuͤhr⸗ 
ten. Bowart hat ſchon angemerket, das nach 
dem Tede Chriſti der Tempel zu Jeruſalem nie 
mals der Tempel Gottes von den apoſteln genen. 
net werden ift, jondern daß man, wenn fie von 
dem Haufe oder Tempel Gottes reden ‚ allezeit 
entweder die Kirche oder einen jeben Gläubigen 
verſtehen müffe. Die erftere Bedeutung findet 
in unferer Stelle flat. . Grotius erklarer viele 
Prophezeyung von den "Zeiten ‚ welche vor der 
Zerſtorung Sjerufalems vorher giengen. Haut: 
wond finder den Simon Magus und die Gnoſti⸗ 
Ber, von denen er fo voll war, auch an biefem 
Kite. Clerikus widerleget diefe beyden Hypo⸗ 
theſen, und fuͤhret eine neue auf. Nach feinen 
Gedanken wird hier auf den Abfall ber Juͤden von 
den Römern gefehen. ‚Der Menfch der Sünden 
find die zebeitifchen Juͤden und votnaͤmlich ihr bes 
ruͤhmter Anführer, Simon, ver Sohn Bioras, 
Ds Whitby iſt bey der Erklärung diefer Welffas 
gung mic fich feibpt nicht einig. Die meueite aber 
auch am meiften wunderbare Auslegung iſt vom 
Wetſtein, dem beriiymten Herausgeber Des neum 
Teſtaments. Er verſtehet unter-dem Menſchen 
der Sünden und unter dem Wlderwärtigen, beit 
Tietüs oder die Fumilie der Flavier. Das Ge⸗ 
heimniß der Bosheit wirkte Damals, weil zu ber 
- Seit Veſpaſian bie Wuͤrde eines Conſals trug, 
die Ehre eines Triumphs und felbft unter dem 
Katigula einige Hofnung zum Reiche "erhalten 
batte, Der, welcher oaf bielt, war. Nero, der 
J von 





Sibliothet 57 
von dem gaſer au Kindes ſtatt angenommen 5Band 
worden wer. Unſer Berfaffer kann nicht begrei- en 
fen, wie ein fo anfehulicher Gelehrte fo'dhe Ges 
danken hat vortragen ‚können... Da nach ber 
Mieinung der- bisher angeſuͤhrten Männer diefe 
Weiſſagung por dem -Untergange SYerufalems ers 
fülles worden iſt: ſo muß:man fich wundern, Daß 
keiner von den Vätern mit einem von ‚denfelben 
übereinftimmet, Iſt es. wahrfcheinfich, daß erſt, 
ſechszehn oder ſiebenzehn hundert Jahre nach ber 
Erfuͤllung, dieſe Stelle recht erklaͤret worden iſt? 
Diejenigen, welche dieſe Weiſſagung auf Bege. 
benhrisen nach: der Zerſtoͤrung Jeruſalems deuten, 
einige Papiſten und auch andere Ausleger, finden - 
unser dem Menſchen der Sünden deu groſſen Be⸗ 
truͤger Mohammed. Allein dieſem fehlt eines der 
vornehniften: Kennzeichen; er. fam nicht shit aller 
key lägenhaftigen Kräften, und Jeichen und Wuns 
dern. .Ge-faget vielmehr felbit: Gott hätte den 
Mofes und Jeſus mit Wundern gefendet, und 9 
doch haͤtten die Menſchen ihrem Worte' nicht ges 
horſam ſeyn wollen; und besiegen Jabe er ihn 
zulegt ohne Wunder geſendet, damit er fie, Got 
tes Willen zu thun, durch die Macht Des Schwer. 
des. zwingen follte. ‚Einige von feinar Nachfol⸗ 
gern haben ihm Wunder zugefchrieben , allein 
Priveaur bemerket in dem Sehen Mohammeds 
daß dieſes nur Diejenigen thäten, welche umter ih⸗ 
nen ſelbſt für fabelhafte Schriftfkeller. gehalten 
würden: Ihre gelehrten Männer entſagen ih⸗ 
en, amd ſelbſt Mopanıner geſtehet in. nerfihlede> 
’ i a, en 


578 Brittiſche 


I hnen Stellen des Koraus, daß er kelne Munder 
Ar 


werke gethan hat. Andere von den Papiiten be 
baupten, daß diefer Abfall durch die Reformation 
gefchehen ſeh. Allein welche unter den protefläns 
tiſchen Kirchen erheber ſich über Gore und uber 
alle Obrigkeit? Welche maffer firh göttlicher Ehe 
ren und Titel an? Man muß geftehen, daß ver 
größte Theil der römifchen tehrer mic den. Barern 
und den heften Auslegern hier einmüchig:'ben Anı 
tichrift verftehen. Allein fie fagen, er wäre nod) 


nicht erfchienen, es würde ein einziger Menſch 


feyn, und nur drey und ein Halb Jahr fortdauern. 
Da fic) wider diefe Auslegung viel einwenden 
läßt, fo träge der Berfafler nunmehr die feinige 


; vor. Der Abfall findet ſich in ber römifchen Kir⸗ 


che. Sie bat die wahre Lehre verlaſſen und fi) 
der Abgötteren ergeben. "Der Menfch der Sims 
Den ift der Pabit überhaupt. - Das ärgerfiche Le 
ben fo vieler Päbfte und ihre noch ärgerlichern 


Lehren und. Orundfäge geben ihnen ein: Recht zu 
+ diefem Namen, Wenn der Bifchoff von Rom 


der Menſch der Sünden ift, muß. es uns nicht 
defremden, daß der Apoftel Dieje Dinge in rinem 
Sriefe an Die, Theſſalonier, und nicht vielmehr in 
feinem ‘Briefe an die Römer, erwaͤhnet. Der 
Verfaſſer beantwortet .diefen Einwurf ſehr gut. 
Diefer Brief war vier oder: fünf Jahre eher ges 


ſchrieben, als. der ‘Brief an Die Römer, uhb in 


dieſem hatte er eine Gelegenheit ſchon vorgetra⸗ 


gene Sachen zu wiederholen. Was für eine be 
ſondere Gemeine war, das war auch für gie an 
Bun . un | i bero 


\ — —28 
J 


nd 


N " Dibtiothef. | 573 
dere Kirchen Als Paulus an die Romer cſchrieb, ¶Vand 
ſo marıer od), nicht ben ihnen geweſen, er. konnte — 
ſich — *28— auf einen mündlichen Vortrag bes 
ziehen, nie bey den Theſſaloniern, und doc) Fonns 
te Dieje Gpelle in einem. ‚Briefe nicht fo Deutlich 
vorgetzegen.werden. . Die Apoſtel wurden bey 
alter rer Vorſicht als Männer angeklagt, bie 
den ganzen Weirfreis.erregten (Apoft. Gef. 17, 
6.). Paulns.fanın Den Römern vieles hlervon ent 
decket hhen, da er ſich zwey Jahre in Rom aufe 
hielt (Apojt. Geſch. 28, 30.) Unſer Verfaſſer füs. 
ches feine, Meynung durch. Die Anwendung aller 
Umflänpe & in dieſer Weiſſagung auf die roͤmiſche 
Kirche, noch weiter zu beſtaͤtigen und fuͤhrt endlich 
noch andere hiſtoriſche Nachrichten für ſich an. 

- Diedren und: zwanzigfte und letzte Abhand. 
fung in dieſem Bande beirife.die Stelle ı Tim. 4, 
3.2.3. Der Abfall von dem bier geredst wird, - 
iſt nichts anders, als Die Abgoͤtterey und bedeus 
tet einen gänzlicyen Abfall von der wahren Relia - 
gion. So wird diefes Wort im A.T. gebraucht. 
Ahab und, Manaſſes fielen von Gott ab; fie ver⸗ 
leugneten Gott nicht gänzlich, fondern fi e vereht« 
ten nur fremde und falfche. Öötter zugleich, Alte . 
fer einziger Mittler if nur Syefus Chriſtus, dar⸗ 

- innen beftehet das Wefen des Chriſtenthums. 
Wer alfo andere Mittler annimmt, der fällt von 
der. wahren Neligion-ab. . Einige, das iſt, viele 
weroen abfallen, denn fonft märe es fein Kenn. 
zeichen der legrern Zeiten, weil in allen Zeiten et. 
u von der wahren on abgefalten find. An 
203 -°. . dere 


\ 


7 x 


. 
% 
. N * . x 


so. GBritrtiſche 
Bund dere Prophezeyungen fagen uns, daß Der -Abfol 
X und bie Verderbniß in der chrißktichen Rirche groß 
ſeyn würde. Der Abfall ſelbſt beſthet darinnen, 
daß viele den abgoͤttiſchen Lehren von den Daͤmo· 
nen Beyfall geben wuͤrden. So uͤberſetzet der 
Verfaſſer die Worte, und erklaͤret die Daͤmonen 
von den Engeln und Heiligen, welche in’ der ru 
mifchen Kirche verehret werden. Beh den Hei 
den waren die Dämonen folche Götter, - welche 
zu Mittlern und Fürfpredyeın bey den obern Goͤt⸗ 
‚tern gebraucht wurden; und eben das waren und 
find die Heiligen und Engel bey den Romiſchka⸗ 
tholifchen. Die legtern Zeiten oder Tage-zeigen 
überhaupt eine noch zufünftige Zeit‘, befonders 
aber die Zeiten des Chriſtenthums an, weil die 
fes die letzte Offenbarung Gottes gegen bas 
menfchliche Geſchlecht iſt ( Hebr. ı 1.2. ı Petr.1,20.) 
Unſer Verfaſſer machet einen Unterſchied, und. 
hierinnenfolget er dem Herrn Mede, zwiſchen 
den letztern und letzten Zeiten. Dieſe ſind die 
Zeiten des kleinen Horns oder bes Antichriſts 
. (Dani. 7.) welcher indem legten Theile des vier. 
ten Königreichs entfteben follte. Dieſe Bebain 
tung finder in unferm Terte ſtatt. Der Geift fa. 
get ausdruͤcklich, heiſſet nicht nur: der heilige 
Geiſt fager deutlich), gewis, fordern auch mit aus⸗ 
druͤcklichen Worten. Daniel hat die Verehrung 
ber neuen Dämonen vorher gefagt 11,3. Die 
Maͤuſim des Daniel (Mahuzzim) find. eben das, 
was die Dämonen des heiligen: Paulus find, die 
Deſchuͤtzer, Verteidiger und Auffeper des in 
nn | - > ichen 


- . 


\ 


rũgen.Es iſt unmöglich: alle pie nerfehigdenen 
Erbichtungep und lügen, welche. zu. dieſer Abſicht 
erfunden warden find, zu, erzählen. Wie viel fq« 


beitafte Nachrichten van ben.teben, Handlungen, 


Lichen Geſchlechts. Die- Mittel modurch ders Nenb 


Die rft der Dämonen befördert. worden it, waren-£ 


Zeiten und Zobesartep; wie viele Wunder bey 


hr. n Graͤbern und mit ihren Reliquien; ‚wie:niele 
Er ſcheinungen werden nicht erzaͤhlet. Wie viel 


Heilige giebt es. nicht, die, ob. fie gleich niemals 
gelebet haben, body verehret werden? Mönche, 
Driefter und Bifchöffe.haben fie erdacht, und dag 
menſchliche Geſchtecht dadurch hinfergangen. 
Diefe.tügen find mit unverſchaͤmtem Angefichte, 


mit verhärtetem Gewiſſen befannt gemacht wor · 
den. Die Geſchichte der Kirche iſt, wie Paſcagl 


ſagt, die Geſchichte der Wahrheit; allein bey 


den aberglänhifchen Papiften ift fie mehr die Ge- 
ſchichte der tügen. Ein anderes Kennzeichen. die⸗ | 


fer Menſchen ift, daß fie verbieten ehelich zu wer⸗ 
den. Saturninus oder Saturnilus, der im 


zweyten Jahrhunderte lebre, mar, wie Theodoret 


verfichert, der erfte Chrifte, welcher den Eheſtand 


für eine tehre ver Teufel hielt. Mach dem Ire⸗ 


näus und Eufebiug aber, war Tatian, der Schuͤ⸗ 
ler des Juſtinus des Märtyrers, der erſte Urhe⸗ 
ber diefer Ketzerey. Die Önoftifer hatten eben 
dieſen Irrtzum. pn den folgenden Yahrhuns 
Derten gab es mehrere Keger, die eben das be⸗ 
Baupten. We Kirchenverfammlung zu Eliberis 
in Spanien im Jahre 305. hält unfer Verfaſſer 
vd 04. für 


. 


ZR Brittiſche 

¶Vand Fie "dad erſte oͤffentliche Verbot, ivoburch ben 
Ser, Geiſtlichen die Ehe unterſaget wuitde. Die 
Mönche haben das eheloſe Leben am meiſten be. 
Föordert, und’ man finder bey den Vaͤtelni die über: 
triebenften Lobſpruͤche "davon. Die Verehrung 
der Heiligen und Engel und das Verbot der Che 
Haben in der- römifchen :Kicche flets geherrſchet. 
Auds der legte Cyarakter, Speiſen zu meiden, iſt 
":ben diefer Genteine in’ die Erfüllmig gegangen, 
Die päbftlichen Verordnungen auch hieruͤber {ind 
fartfam befannt, Es iſt feine nothwendige Ber. 
"Bindung zwifchen der Verehrung der Todten, dem 
Verbote der Ehe und dem Befehle, Speifen zu 
meidens und Doch Hi es gewiß, daß die Verthei⸗ 
‚. Diger diefer Verehrung durch ihre vorgegebene 
Enthalt ſamkeit und Ereußigung des Fleifches für 
ihre Perfon ſich gröffere Achtung erworben und 
* ‚sehren einen leichten Eingang verſchaffet 

n. — 





Patkal, . ‚or an aychentic relation of hat paliet . 


betwixe him ahd Bis Confeffor, and: ku his‘ Exe- 


eution. London. 1761: n, re 5 
rn. 3 





ber diefer Nachricht, Fann'fär einen tefer 


wichtiger und rührender ſeyn, als glaubwuͤrdige 
Erzählungen von ben Begebenheiten ſolcher Mär 


ner, die durch ifre Faͤhigkeiten erhoben; md - 
Durch ihre Tugend unglüclich warden. : Wir 


fhmeicheln uns deßwegen,: daß Das Publicum̃ 
die ſolgende Erzählung ‚von ‚dem. beruͤhmten Par⸗ 


ful mit Bergnügen ‘aufnehmen wirß ‚ Der in gar, 


Europa durch die Bertheidigung. der Rechte feineb 
Vaterlandes befannt, und noch weit ‚mer fivüg- 
biger durch feinen: tragiſchen Tod geworden iſt. 


Die Originalabſchelſt von dieſer — 
iſt noch nie gedruckt worden; und dieß iſt die erſte 
Ueberſetzung, die man davon in Endland before 


bat. Sie ift von dem $utherifchen Prieſter, eis 

nem Regimentscaplan, aufgefegt, der dieſem un« 

gluͤcklichen Mann in feinen legten‘ Stunden bey⸗ 

ftand, die Nacht ver feinem Tode, und auf der 
* 


u Dos. J Bere 


ı 


589 


— VII. J | 


©: Art von Schriſten fügt der Heräusges 
von Gefthhratf. und edlen. Empfindungelr _ 


584 Brittiſche 

syn Verſchiedene Umſtaͤnde, bie ber Beichtende 
Ste feinem Beichtvater entdeckte, wird man bier zum 
xeſtenmale finden, ‚und fie find wicht allein merk. 
würdig, fondern auch wichtig. Keiner von ben 
Bercjichtfchreibern und felbft ber berühmte Ber 
faffer des Sebens von Earl den zwölften. fcheint 
Diefelben gewußt zu haben. Sie werden alfo 
dazu dienen, in einigen-Erellen feine Irthuͤmer 
zu berichtigen, *) und in andern die Wahrheit 
‚von dem, mag er behauptet, zu ‚beitätigen, - 


Ä Damit: wir aber diefe Erzählung to voßftan. 
dig als möglich machen, fo. huben wir. hier die 

serfchiedenen Umftände, weiche den Patkui betref: 
‚fen und in ‚verfihledenen Stellen aus Voltairens 
Werke zerſtreut liegen, zufammen gertagen, um 
fie überfegen zu koͤnnen. Johann Reinhold Pat: 
Sul war von. Geburt ein kiefländer, und flammte 

‚us einem angefehenen Geſchlechte in dieſem Lande, 

- welches eine der Ichönften und fruchtbarſten nordis 
‚ Shen Proningen ift. In alten Zeiten hatte fie ven 
Rittern des Deutfchen Ordens zugehört. Die 
Ruſſen, die Poten und Schweden, harten ſich wech⸗ 
felsweife den ‘Befiß berfelben flreitig gemacht; 
Aber Schwaben trug es wor den übrigen bey; nahe 
vor hundert jahren Davon; und es iſt endlich 
Jeyerlich durch Den Sltoifchen Frieden a an baffelbe 

| abgetreten porden. 0 

| Ä — Carl 


Dip Rübe bat chon der Graf Poni 
in ſeinen ungen über Eimer Nr * 
uͤbernommen. 








Siellethet 658 
Et der efffte;-der feinen andern”  Unceb, Sb 
tbanen mit großer‘ Strenge begegneft, war gegen ya 
die Lieflaͤnder nicht liebreicher. * vberaubte‘ 
ihrer Stenheiten *), und zum The “ihrer Guͤter. 
Patkul ward’ von dem Adel’ feiner: —6 
abgeſchickt ihre Klagen vor dem Throm zul bri 
gen." Die Rebe, Die or vor feinem König hielt, - Ä 
mar, nigt nur ehrerbietig, fondern auch herzhaf, 
voll „von der männlichen Beredſamkeit, melde 
Das, Ungluͤck, von einen Heldenmushe uͤnterſtuͤtzt, 
allzeit einfldͤhen muß... Aber. meifene: ſehen Ki 
nige Diefe Öffenglibe, Reden, als- bloße eitie Ce 
remenien an, die man: aus Gemwohnpeit anneh⸗ 
men muß, ohne, wirllich einiges ‚Abfehen darauf 
zu richten. Indeh warſtellte ſich Carl; und ieh. 
konnte er, ſo lange er fih nicht dem: Zorne 11:7: 
ließ. Er Plopfte dem Patkul ‚freundlich auf die 
Achſel und /ſagte; J hr habt fuͤr euer —— 
als ein braver Manugeredet; ich“ ſchaͤtze e 
hoch deßwegen; Fahrt fo fort. Aber wenig Tage 
darnach, erklärte er ihm des Hochverraths fehute 
dig, und’ verurtheilte ihn besiegen zum Tod. _ 
Patfut verbarg ſich, und flohe. Er begab fi 
nach Polen, abet voll Rache Über dieſes Bye 
gen; und ward-nächher dem König Auguft NY 
geftelle.- - Earl’ der. eilfte mar damals geſtorben, 
aber das Urtheil wider Patfuln, und feine Ers Ä 
bitterungen darüber, blieb noch immer. j Di 
, ellte 


und dennoch waren ſie ihren Ständen durth den | 
vierten Artikel des Olwiſchen Frieden ve verſichert. 


— 


584 Brittiſche 
2Band Verſchiedene Umſtaͤnde, bie der Beichtende 
Eſeinem Beichtvater entdeckte, wird man hier zum 
Y “ erfienmale finden, und fie find wicht allein merk. 
würdig, fondern auch wichtig, Keiner von ben 
Befchichtfchreibern und felbft der berühmte “Ber: 
faffer des Lebens von Earl den zwölften fcheint 
Diefelben gewußt zu haben. Sie werden alfo 
Dazu dienen, in einigen Stellen feine Irthuͤmer 
zu berichtigen, *) und in andern die Wahrheit 
‚yon dem, was er behauptet, zu beftätigen, 


Damit, wir aber dieſe Erzählung Fo volfſtaͤn⸗ 
Dig als möglich machen, fo. haben wir. hier die 
verſchiedenen Umftände, weiche den Patful betref: 
‚fen und in ‚verfihiedenen Stellen aus Boltaitens 
Werke zerſtreut ‚liegen, zufammen gerragen, um 
fie uͤberſetzen, zu koͤnnen. Johann Reinhold Pat- 
Sul war von Heburt ein Liefländer, und ſtammte 
aus einem angeſehenen Geſchlechte in dieſem Sande, 
- weiches eine der ſchoͤnſten und fruchtbarſten nordi⸗ 
. Shen Proningen ift. In alten Zeiten hatte fie den 
Rittern des Deutfchen Ordens zugehoͤrt. Die 
Ruſſen, die Poten und Schweden, harten ſich wech⸗ 
felsweife den Beſitz berfelben ftreitig gemacht; 
Biber Schwaben trug es vor den übrigen bey nahe 
vor. hundert Jahren davon; und e8 iſt endlid) 
Feyerlich durch den Oliviſchen Frieden a an baffelbe 
| abgetreten worden. | 
Ä | . Cor 


7) Orſe uͤhe hat kom der Graf ni⸗ 
in an uber re Der 
übernommen. 


Bibliothek. 8 
Et der efffte;- der feinen andern. Unter— ae 
tbanen mit "großer: Strenge begegneft, “war gegen 1255 
die Lieflaͤnder nicht liebreicher. * vberaubte ſf 
ihrer Freyheiten *), "und zum Then ihrer Guͤter. 
Patkul ward’ von dem Adel’ ſeiner Provi Hi 
abgefhidt, ‚ Ähre Klagen’ vor dem Thron zul bri 
gem.” Die Rede, die er vor feinem König hielt, 
mar nich nur ehrerbietig, fondern auch berzhaf, 
voll „von der. männlichen Veredſamkeit, welde 
Das. Unglüf, von einen Heldenmuche ümterftüße, . 
allzeit. einflößen. muß... - Aber. meiftens: fehen Ri 
nige Diefe oͤffentliche Reden, als- bloße eitle Ge 
remonien an, die met: aus Gewohnheit ai 
men muß, ohne, wirklich einiges Abfehen bacauf 
zu richten. -Snheß.warkellte ſich Tari; und dicß 
Eonnte ex, ſo lange er: fich nicht dem: Zorne uͤ | 
ließ. Er Plopfte dem Parfut ‚freundlich auf die 
Achſel und ſagte; hr habt für: euer —— = 
als ein braver Mann geredet; ich ſchaͤtze e 
hoch deßwegen; Fahrt fo fort. Aber wenig Tage 
darnach, erklärte er ihn des Hochverraths ſchuf⸗ 
dig, und verurtbeilte ihn besmegen. zum Tode. _ 
Patkul verbarg fi, und flohe. Er begab fi 
nad) Polen, abet voll Rache über dieſes Bezel- _ 
gen; und ward-nächher dem König Auguft vor: 
gefteh.- - Earl’ der: eilfte war Damals geſtorben, 
aber das Urtheil wider Patfuln, und feine Er, = 
bitterungen Darüber, blieb noch immer. j De | 
ellte 


”) und dennoch waren ſ e ihren Ständen durch den, 
vierten Artikel des Olwiſchen Frieden⸗ ve verſichert. 


— 


⸗ Veud ftelite. deam.. Potzlniſchen Monerchen war; wie 
F leicht die —— von Lefland ausgeführt. mer. 
den fönnte;.Dp6 Boll wäre ‚aufgebracht, - und 
bereit, das Sehwediſche Joch- abzuwerfen; . iht 
konig wäre ein Kind, und unfähig fich- felbit 
vertheidigen. — 

2 Math) der berühmten Schlacht bey Narva, 
worinn Carl der sivolfte nur mit adheraufend 
Schweden, vierzigtaufenb-Kuffen ſchlug *) "mußte 

der Rönig von Polen befiredıten , daß ſein Feind 

nun ſchnell auch (pn ‚anfallen wurde, nuthdem er 

Die Ruſſen und. Daͤnen⸗ Vezwungen hatte.“ Cr 
Ichioß daher: mit dem’ Chaar ein noch genauer 
WBoaͤnbniß! uſ vorher, ind dieſe beyden -Zürften 
wurden wegen einer Zıfänmienfunft einig mo 


2 


er u, X .. Sn; ur . ES, 
.. ‚Nachdem Carl den Winter. in. Bee Joe 


o erfchien. ex 


.u.4 


\ 








Bibliothek. 587 
war ‚ fordern von dem Marſchall Steinau *), Ren 
angeführt. Unter ifm:ftand Ferdinand, Serrog SE, ’ 
von Curland, und derfelbe Patkul **), der fein . 
Vaterland mit dem Schwerdre wider Carln den 
Zoöiften. vertheibigte, nachdem er Die Serechtfas 
men bejfelben, durch feine Feder, wider Carl den 
Eilften, mit Geſahr ſeines teben⸗ , behauptet 
hatte. 

Jedermann weiß, daß die Sachſen dieſe 
Schlacht verlohren, und daß Carl ungeſtoͤhrt und 
gluͤcklich weiter gieng. 

Kurz vor dieſer merkwuͤrdigen Begeben 
heit, war Patkul in Ruſſiſche Dienſte getreten, 
und von dem Cꝛaar mit dem Titel eines Geſand 
ten am Saͤchſiſchen Hofe beehrt worden: ***), 
Der Auftrag, den er- da ausrichten follte, war, 
den König Auauft zueiner Zufammenfunft mie 
dem haar: zu Grodnso zu bewegen, Damit fie noch 
einmal ſich über den. Zuſtand ihrer Angelegenhei⸗ 
ten befprechen möchten. .. Kaum war diefe Zu 

ſammienkunft geendigt, und der Eroar wegen ei⸗ 
nes Aufruhrs, mit dem man ihm su Aſtracan dro⸗ 
hete, wieder zuruͤckgeaangen, ſo gab König, Au⸗ 
guſt Befehl, den Patkul zu Dreßden in Verhaft 
zu bringen. Ganz Europa erſtaunte daß er es 

| Wagen 


um Sn nem iin Hole, In —2 — Refe 
⸗2Eenaw 
2 Er fuͤhrte als Gureral⸗ uatenent jo eisen 
: a Fe . Ueb. 
yuniaſen⸗ u 2 Eure y 


J 





ſtellte dem. Pohlniſchen Menerchen wer mi 
leicht die Eroberung von Liefland ausgelühtt. ma. 
den fönnte;. das Volk wäre „aufgebracht, un 
bereit, bas Sechwediſche Joch . abzumerfen; . ih 
En wäre ein Kind, und unfähig, fih-febi 


vertheidigen. 


2 "Math der berühmten Schlacht bes Nat, 
mworinn Carl der zivolfte nur mit achttauſen 
Schweden, vierzig tauſend Ruſſen ſchlug *) mit 
der König von Polen beſſtechten, daß fein heit 
nun ſchnell auch ihn ‚anfallen efirde, nüthden e 
Vie Ruſſen uhd- Dänen: Vezwüngen Hark.“ & 
Ichloß daher mit dem Exakte "ein noch gemaum 
Bindniß-in-värher , ind dieſe behden Firſn 
wurden’ wegen einer Zufanmienkunft einig, m 
fie Ihre Ehnzeiyen Dlaapregelü verabreden toll | 
. Nachdem Carl ben Winter. — | 


4 
[21 


‚ Kbaft von Narva zugebracht hate, 0 erſtin e 


BV⏑ ———— 
Auguſt vergebens belagert: harte, . ‚Die Eike 
fehen Truppen wurden längıt an dem Fluſſe Dun 
bingeſtellt, an dem Dere, wo er fehr breitik, ud 
Earl, der. aij der andern Seite ſtand, mußte WM 
ben Uebergang flreitig madjen. . Die Ed 
wurden nicht von ihrem Könige, d 










er Der damals ho 
, » 


as „A ! } 


- ,*) Diefe romanhaften Zahlen hat der Enolt 
"Gordon im Leben Peters: des Großen, auf" 
‚ . ‚und breyfin saufend ungeübte Soldaten, her! 
geſetzt. Adlerfeld, der Befahrse ie} Si 
- if hier auch niide jehr getreu __ un 


\ 


Bibhiorhe. 6987 


war, fordern von- dem Marſchall Scteinau*), ron 


angeführt. Unter ihm: ftand Ferdiriand, Heriog, ser’ 


von Curtand, und derfelbe Patkul =); der fein . 
Vaterland mit dem Schwerdte wider Carln den 
Zwötften. vertheidigte, nachdem er die Gerechtſa⸗ 
men deſſelben, durch feine. Geber, wider Carl den 
Eilften, mit. Gefahr feines febens ’ behauptet 
batte.. 

| Jedermann weiß, daß die Sachſen dieſe 
Schlacht verlohren, und daß Carl ungeſtdhrt und 
gluͤcklich weiter gieng. 

Kurz vor biefer merkwuͤrdigen Begeben. 
heit, war Patkul in. Ruſſiſche Dienſte getreten, 
und von dem Czaar mit dem Titel eines Geſand, 
‚tm am Saͤchſiſchen Hofe beehre worden *. 

Der Auftrag, den er. da ausrichten ſollte, war, 

"Yan König Auauſt zureiner Zufammenfunft mit 
dem paar: zu Grodno zu bewegen, Damit fie noch 

‚einmal ſich über den. Zuftand ihrer Angelegenhei⸗ 

„ten befprechen nröchten. -.. Kaum war diefe Zus 
ſammenkunft geendigt, und der Czaar wegen die 
„nes Aufruhrs, mit. ent man ihm zu Aſtracan dro⸗ 
‚ihete, wieder ſuruckoeaangen, ſo gab König, Km 
Buff Befehl, . den Patkul zu Dreßden in Berhaft 
dzu biogen. Ganz Europa erflaunte, daß er es 
wo | wagen 


”*). & nennt E aAdleraeb Im —2 — Reit 


er” Eenaw. 
”) & fibete ai Benera aa einen 


— 
a "ra, u DEEEEEE En | Tue, 


N 


5888 Brittiſche 
Band wagen durfte, wider alles Volkerrecht, und. * 
SðAnſchein nach, wider fein eignes Ofntereffe, den j 
Geſandten dee. "einzigen Fuͤrſten, der ihn befchügte, 
gefangen zunehmen. _: 

Die-geheime Triebfeber einer fo ſeltſamen Be 
gebenbeit . war, mie unfer. Autor von dem ver» 
ſiorbenen Marſchall von Sachen erfahren hat, 
folgende. Patkul, der aus Schweden verjagt 
war, weil er bie Vorrethte von Licthauen, feinem 
Vaterlande, vertheidigt haste, ward unter dem | 

Koͤntg Auguft, General. Aber weil fein ſtolzes 
- amd immer gefchäftiges Gemuͤth, das. mit dem | 
Stolz des General Flemmings nicht übereiiw 
Kimmte , der aber des Königs ziebling, und nod) 
mehr gebieteifch und hitzig war als er ſelbſt; fo 
$tat er in die Dienfte des Czaars, und. mar da⸗ 
mals fein Befandter beym König. Er beſaß 
Scharfſinn genung um bald zu entdecken, daß 
Flemmings und des Gächfifchen Canzlers Abfidy 
ten dahin giengen, dem. Schwedifchen Monar⸗ 
chen einen Frieden: vorzufchlagen,, :auf welche Be 
Bingungen es auch wäre, Darauf faßte er fo 
gleich den Gntſchluß ihnen zunerukommen, und 
eine Ausſoͤhnung zwiſchen dem Czaar und dem 
Koͤniqe van: Schweden zu Stande zu bringen *). 
Michts deſtoweni ger entdeckte der Canzler ſein Vor⸗ 
haben, und erhielt die Erlaubniß ſich ſeiner Per⸗ 
ſontzu veeſichern. — Der. vlerte Actitel, in Vem 
| Feieden 
nn) Adlerfeld giebt eben dieß Unternehmen zur Ur 
| ſache von Patkuls gele en, ohne feine Se w 
auugen zu entdecken. illeb. 


. Bibliothek. BE 589 | 
jrieben des Königs: von Sameden; , mit Auguſto, Ward 
ſt in eben den harten Ausdruͤcken, in welchen 
iefen Frieden fchloß, abgefaßt, und es ift dir 
inzige, der ‚uns hier angehet: Auguſtus ſoll 
mir alle Ueberlaͤufer, die in ſeine Dienſte 
getreten find, ausliefern; beſonders und 
nabmentlich den Johann Patkul | 
Diefe Nothwendigkeit den Patkul aufjuopferm, | 
muß in feinem Gemüthe einen heftigen Kampf. 
verurfacht haben, Auf der einen Seite verlangte 
der Czaar diefen Mann, als feingn Gefanbten, 
öffentlich wieder; auf der andern. forderte: Carl 
mit Drohungen, daß. er ihm ausgeliefert würbe, 
Patkul ward otfo ‚auf die Feſtung Koͤnigſtein in 
Verhaft gebracht. Auguſtus glaubte Carl dem 
Zwoͤlften und ſeiner eignen Ehre zugleich genung⸗ 
thun zu koͤnnen. Er ſchickte einige von der 
Wache, um dieſen ungluͤcklichen Mann den 
Schwediſchen Truppen zu uͤberliefern; abet vor | 
ber. hatte er einen gebeimen Befehl an dem Come 
manbanten von Koͤnigſtein gegeben: feinen Ge 
fangenen entwiſchen zu laffen. Patfuls ungluͤck 
liches Geſchicke vermochte mehr, als die Sorge 
falt, Die man-für. feine. Errettung hate, Die 
Commandant wußte, daß er. fehr reich wäre, und. 
wollte ihn nöthigen, Daß er feine Freyheit afau. 
fen follte; aber ver Befangene beftand immer auf. 
das’ Voͤlkerrecht, und weil er bes Königs Abſich⸗ 
ten zu feinem Vortheil wußte, fo wollte er nicht 
basjenige erkaufen, was er umfonft. zu erlangen 


hoffte. Während biefer a tum bie Wech | 





590 Brittiſche 


8* die Befehl hate, ihn wegzufuͤhren; ſie uͤberllefer⸗ 
SL; fen ihn unmittelbar an vier Schwedifche Haupt⸗ 
feute, die ihn-zu erſt ins Hauptquartier nach Alt 

ranſt adt brachten, wo er drey Monate blieb, an 
einem Pfal mit einer ſchweren .eijernen Reste ger 
Xbunden. Bon bamward er nach Caſimir gebracht, 
wo ihn Carkder Zwoͤlfte, ohne auf feine Würde 
‚eines Ruflifchen Gefandtens zu feben, vor einem 

‚  Kriegsrathe mit der äuferfien Strenge ins Ber: 
hör ziehen ließ. Faſt m. ‚eben Diefer Zeit, mat 

er willens geweſen, ſich mit einer Säfiichen von 

Adel zu vermählen, die mit Ihrem Stande Tu 

gend und Schönheit vereinigte. Der tefer wird 

mehr von ihr aus feinem eignen Munde in det 

‚ Solgenden Erzählung hören, und nothwendig 
Screen: und Mitleiden im hoͤchſten Grade da: 

bey empfinden müflen;' Mitleiden mit den Un 
glödsfällen eines Mannes, deſſen größtes Ber: 
Hrechen geweſen war, Die Bertheibigung feines 
Baterlandes; "unternommen jun haben; und 


Schrecken über bie unbewegliche Grauſamkeit eines 


Monarchen, der ben feiner "Beflrafung, nur fel 
ner eignen unbezähmten Gemürhsart und . dem 
Haſſe folgte, den er gesen- feine Feinde hatte, 

Hier iſt zum:Theil die Nachricht ſelbſt. 
Patkul war einige Monate lang, unter ber 
"Bemachung.. vom Meyerfeldtiſchen Regimente, 
‚ein Gefangner geweſen, ungewiß von - feinen 
Echickſale, und in beftänaiger Beforgniß wegen 
ber unbeweglichen "Geminhsart des Königs, von 
Schweden, .Enbtich ward.er, ben 28. September 
— 0. im 


er 
9 


Bibliothet. SIT" 


im Jahr 1707. gegen Abend, don drevßiq So’ 5 Band 
daten begleitet, dem Dragoherregimente, daß der 
Dberfte, Nicolas Hielm commandirte, ur Var 
wahrung uͤbergehen. Gleich den "Tag Darauf, 
welches der Michaels Tag war, nohm mich der 
Oberſte auf die Seite, und eroff: ıete mir DIS er⸗ 
ſchreckliche Geheimnß, ‚ das Patkul den folgenden 
Tag fterben folite; .er .berahl mir, ihn von feinen® 
nabenden Ende :u benachrichtigen , und ihn vor 
zubereiten, ben Tod als. ein guter Chriſt gu leiden, 
Sobald der Abend: Gortesdientt vorüber wur, 
gieng id) in fein Gefaͤngniß, mo ich ihn im Bette 
fand. Mach den erften Eomplimenten fieng id 
Die traurige Pflicht meines Amtes an., indem 
ich ihn wegen meines unverlangten Befuchs um. 
Verzeihung bath, und fagte,''daß er ben feiner 
innerlichen Ver übniß, ohne 3 reitet die Troͤſtun⸗ 
gen aus Gottes Wort noͤthig hätte. . Er ant. 
svorKhte, Daß er über dieſes Zeichen meiner Auf⸗ 
mert ſamteit ſehr vergnuͤgt, und mir deßwegen 
verbunden waͤre; keine Beſuche waͤren ihm ſo 
angenehm als die ihm !eute vom geiſtlichen Stande 
gäven. Willen fie fonft nichts neues? fegte er? 
Hinzu. Ich antwortete ihm darauf, Daßich etwas 
ſehr wichtiges. ihm zu binterbringen hätte, fobald = 
wir nur alleine feyn würden... Er richtete ſich ſo. 
gleich in dem Bette auf; und ich wendete mic) 
zu dem Officier, der die Aufficht über ihm häkte, 
und fagte (hm, ber Oberſte hätte befchlen, daß 
ich, mit feinem. Gefangenen alleine gelaſſen wer⸗ 
den fol. 9F nd | 
BRunE | Pr Als | 


\ % 
.. » , ⁊ 


OL © Brittifche 


sand Als der Off cier hinweggegangen war, faßte 


EP kul meine benden Hände in die feinigen, und 
vw. mit einer Stimme, Die das härtefte He; 
hätte erreichen muͤſſen. Ach!, mein lieber Pa, 
ſtor, was wollen fie mir ankündigen? . was werde 
. ich hören ? 
Ich bringe Ihnen, verfegte ich, eben Die Zei- 
- ungen „die. der Prophet dem Könige Heſekia, 
brachte: Beſtelle dein Haug, denn du mußt 
ſterben. Morgen , zu ber Seit, "wirft du nicht 
> mehr unter den Sebendigen ſeyn! "Bey Diefer 
ſchrecktichen Erweckung, beugte er fid) auf fein 
Bette nieder, und vergoß eineh Stroms von 
Thranen. 

Ich A mic) darauf, ihn fo fehr als ich 

konnte, zu tröften, und fagte. ihm, daß, da er 

ein Mann von vieler Kenntniß in verfchiedenen 
Wiſſenſchaften, und befonbers mit der heiligen 
Schrift wohlbefannt" märe, er ohne Zweifel, oft 
über diefe Materie würde nachgedacht haben, und 
daß ich deßwegen gehoft hätte,.er würde nicht in 
eine fogar große Bekuͤmmerniß darüber gerathen. 
Ja, riefer, ich weis, ach! ich weis nur zu gu, 
dab wir alle ſterben muſſen, aber —- (und da 
floſſen wieder die Thränen häuffig aus feinen Aus 
gen) der Tod, der mir bereitet iſt, wird zu gar 
‚graufam und unerträglich feyn. 

Ich verfücherte ihm, um fein Gemuͤth wieder 
nach und nach zu beruhigen, daß mir die Art 
ſeines Todes gaͤnzlich unbekannt waͤre; aber weil 

ich glaubt, , daß er ſich Darauf ‚ wie jeder ve 
j ſchafne 





Blulibliothe. 5692 
ſchafne Mann chun müßte; vorbereiten wuͤrde, fer Bans 
wäre ich verſichert, dag feine Ste in Die. Zu, Se 
der feligen Geifter würde aufgenommen wersen,. ” 
Hier erhob er fich wieder, und faltete feine Hande 
zuſammen; barmherziger Jefus ? rief er, laß 
mid) dann fierben, den Tod des Gerehten. — — - 

Ich bat ihn ſehr alle irdiſche Gedanken bey 
Seite zu ſetzen, die an ſich ſo unangenehm waͤren BE 
und fich zu der Ausſicht, Die er vor fich hürte, 
nicht ſchickten; ‚er möchte vielmehr feine Gedanken oo. 
ganz auf das zukünftige und ewige $eben richten, _ u 
und a:fo feine noch übrigen Augenblicke zu dem 
Frieden und der Ruhe feiner - Seele anwenden, 

Er antwortete mir Ach, mein lieber Herr, 
mein Herz, Ddieles- böfe Her) wilches ganz einem 
verjährren Gefchwüre gleich it, voll von untel« . 
nen Säften, kann nichr eher ruhen, bis, ale dag - 
Boͤſe daraus ausgemworfen fen; erlauben Sie des+ 
wegen, daß ich Ihnen fage, wovon es voll iſt, 
und mas daffelbe fo empfindlicdy martert. 

5 Diejentge Binziehbung, wodurch fo viele 
Samilien in Armuth geriethen, if Die‘ e einzige Ur— 
facye des Verbrechens, weßwegen ich angeflage 
bir. Der vorige König (Earl XI.) fagte einfte 
malg zu mir in ſehr gnädigen Ausdrüden: Pate * 
kul, behauptet die Serechtfamen euerd Baterlan» 
Iandes als ein rechrfchafner Mann, mit alier Leb⸗ 
Hartigfeit, deren: ihr fähig fend. Mein Gott, 
was für eine Rolle wollte ich nach fo.einer- Erfläs 
rung fpielen ? — aber meine Zeinde lenkten dieß 
alles zu meinem Unglüde. Gott vergebe es dem 

SPpa Hieſtner! 


ich glaube, ’ daß er ſich darauf, wie jeder recht⸗ 


591. Borittiſche 


sand "Als der Officer Hinweggegangen war, faßte 
6 


Ep kul meine benden Hände in die feinigen, und 
wef mit einer Stimme, bie das härtefle Her; 
hätte erreichen müjfen, Ad! mein lieber Pas 


ſtor, was wollen fie mir antündigen?. 1098 werde 
. ich hören ? 


Ich bringe Ihnen, verfegte ich, eben Die Zei- 
Tungen ‚die der Prophet dem Könige Heſekia, 


- brachtes Beſtelle dein Hauß, Denn du mußt 


ſterben. Morgen, zu der Zeit , wirft Du nicht 


u mehr unter den tebendigen ſeyn! Bey dieſer 


ſchrecktichen Erweckung, beugte er ſich auf ſein 


Bette nieder, und vergoß einen Strom von 


Thranen. 
Ich A mich darauf, ihn fo fehr als ich 


konnte, ju troͤſten, und ſagte ihm, Daß, da er 


. ein Mann von vieler Kenntniß in verfchiedenen 
Wiſſenſchaften, und befonders mit der beiligen 


Schrift wohlbefannt- waͤre, er ohne Zweifel, oft 
über dieſe Materie würde nachgedacht haben, und 


daß ich deßwegen gehoft hätte,.er würde nicht in 


eine fogar große Bekuͤmmerniß darüber gerathen. 


Sa, riefer, ich weis, ach! ich weis nur zu gut, 


dab wir alle sterben müffen,, aber —- (und da 
floſſen wieder die Thränen häuffig aus feinen Aus 


gen) der Tod, der mir bereitet ift, wird: zu gar 


‚graufam und urierttäglich feyn. 
Ich verficherte ihm, um fein Gemuͤth wieder 


‚nach und. nach zu beruhigen, daß mir die Art 


feines Todes gänzlich unbekannt wäre; , aber weil 


ſchaſue 


-Bibliothef: 592. 
ſchafne Mann thun müßte, vorbereiten wuͤrde, ſo Band 
wãre ich verſichert, daß ſeine Sctie in die. Er 
der feligen Geifter würde aufgenomnien werten, ' 
Hier erhob er fi) wieder, und faltere feine Hande 
zuſammen; barmberziger Jeſus! rief er, laß ; 
mich dann fierben, den Tod des Gerechten — 
Ich bat ihn ſehr alle irdiſche Gedanken bey 
Seite zu fegen, die un ſich fo unangenehn: wären 
und ſich zu der Ausfiche, Die er vor fich harte,  ° 
nicht ſchickten; ‚er möchte vielmehr feine Gedänfen 
ganz auf das zufünftige und ewige $eben richten, _ 
und a:fo feine noch übrigen Auyenblicke zu dem 
d feden und der Ruhe feiner. Seele anwenden, 
Er antwortete miss ch, mein lieber Herr, . 
mein Herz, bieles- böfe Herz: welches ganz einem 
verjaͤhrten Geſchwuͤre gleich iſt, voll von unrei⸗ 
nen Säften, kann nicht eher ruhen, bis alle das 
Boͤſe daraus ausgeworfen ſey; erlauben Sie des⸗ 
wegen, daß ich Ihnen ſage, wovon es voll iſt, 
und was daſſelbe fo empfindlich martert. 
„Diejentge Einziehung, wodurd fo viele 
Zam:lien in Armuth geriethen, iſt die‘ einzige Urs 
facye des Verbrechens, weßwegen ich angeflage 
bir. Der vorige König (Earl XI.) fagte einfte 


malg zu mit in fehr gnädigen Ausdruͤcken: Pate * 


ful, behauptet Die Gerechtſamen euerd Vaterlan⸗ 
lanbes als ein rechtſchafner Mann, mit aller Leb⸗ 
haſtigkeit, deren ihr faͤhig ſedd. Mein Gott, 
was für eine Rolle wollte ich nach fo.einer- Erfläs | 
rung fpielen ? — aber meine Zeinde lenkten dieiß 
alles zu meinem Ungluͤcke. Gott vergebe es dem 


2 J Hieſtner! | 


34 Reiktifhe 


Bub Hieftner! Er trug fehr viel zu meinem Falle ben; 


Bw. 


- 


senn anfangs Berführse er mid), mitten in un. 
fern Unter hanblungen betsog er ‚nid, und zuleßt 
tvard er mein Verſolger. Betgenhieim that mir 
aud) alles Unrecht, was er nur Eonnte; „aber er 
war genöt,iget feinen Beſeblen zu folgen. O 
Schweden! Schweden! Ich verließ dich, weder 
tanzend noch ſingend; du weißt es, mein Gott! 


Was konnte ich wohl ſonſt anders thun? — 


Mic heimlich verbergen; das war unmoͤglich; 
mid) ın ein Kiofter zu vergraben, war wider vie 
Religion, die id) befenne; und unter den ‘Bunds 
genoſſen des Koͤnigs war auch keine Freyſtadt zu 

affen. 
b „Man hat geſagt, ich hätte mich zu ſeinen 
Feinden begeben; ich waͤre deswegen die Urſache 
dieſes unglüdiicjen Krieges. Uber welche Fol⸗ 


‚ge! Ich habe meine melandholifchen Stunden ols 


ein ungliicflicher Verwieſener nicht als ein Rathge⸗ 
ber zugebracht; man hat nie geglaubt, daß ich zu 
dieſem Amte aufgelegt wäre, und in Der That 
war ich es auch nicht, 

„Noch ehe ich in Sachſen anfam, war ju als 


len ſchon der Entwurf gemacht; das Buͤndniß 


mit Moſcau war unterzeichnet; man ‚hatte ſich 


"mit Daͤnnemark wegen ſeiner M aasregeln ver⸗ 


ſtanden; und ich, war zu der Bi noch in gar 
feinem Anfeben — - 

Ben diefer Paufe in feiner Rede, gab ich ihm 
einen hoͤflichen Verweiß, weil das, mas er noch 


| ſagen wahte, nun gänzlich unnäße, ware, und er 


dennoch 


.. 








j . 


Sbilbthet. 595 


dennoch ſ ſich ganz in das Andenken an bieß weltli. sn 
he Dinge verlöhre, Aber er nahm mich bey der set; 
Hand, und bat, ich möchte ihm nur .nody wenige 
Augenblide verfkatten, um fein Herz ganz aus⸗ 
zuſchuͤtten; und dann, *ief er, will ich nicht einen 
Augenblick mehr verlieren. ° Aus welchem Lande 
find Sie, mein: Her! Fin Schwede bin ich, 
antwortete ich, und zu Stockholm gebohren. Es 
freuet mich, daß ich das hoͤre, ſagt er. Ich wuͤn⸗ 
ſche, daß ihre andesleute noch einigermaffen” fich‘ 
meiner erinnern, und die wahre Geſchichte von 
meinen bedauernsronirbigen Schickſale erfahren 
mögen... Meine Neigung gieng allzeit dahin, 
Schweden zu dienen, obgleich die entgegen geſetz⸗ 
te Meinung von allen: ‚behauptet wird. — Doch 
welter. j J 
„Ich kann ohne Eitelkeit verſi ichen, fo uns 
glücklich ich ige bin, daß dee Churfürft von Bran⸗ 
denburg, feinen Titel als König von Dreuffen, 
denen Dienften, die ich ihm feiftere, zu verdanken 
bat. Er felbft wirb es erfönnen; denn er hat 
vormals zur Belohnung dieſer guten Dienſte mie 
eine anſehnliche Summe Geldes ſchenken wollen. 
Ich dankte ihm und ſchlug fein Änerbieten aus, 
indem ich huͤrzu fegte, daß das die ſchaͤtzbarſte⸗ 
Belohnung, die ich mir wuͤnſchte, wäre, wenn 
ich durch Ine Bermittelung die Gunft des Koͤ⸗ 
nigs von Schweven, wieder erlangen koͤnnte. Er 
verfpradh mir es, und verſuchte afles mögkiche, 
durch feinen‘ Mimſter im Stockholhn, dem Gras . 
fen Dona, um es dahin zu bringen; aber au die 
2 PP3 | ſem 


Y \ 


Britt 


sBandfem Hofe ‚war die Thüre der Gnaden für mid) 
gt verfihloffen. | 


„D rauf arbeitete ich ſo fr zu bem Beten 
des vwerjturenen Kaifersg in feinen- ſpaniſchen 
Angelegenheiten, daß ich Das zu Stunde bradıre, 
was andre ſchwerlich würden ausgerichtet baden; 
man erlaube mir dieß ohne Prahlerey zu fagen. 
Der Karfer hingegen gab mir als eine Erkennt 
ligyie.c für dieſen Dienft, eine Aſſignation auf 
. fünfzig taufend Cıonen, die ich demüthig zu fei- 
nen Fuͤſſen legte, und mit einer tiefen Verbeu- 
ang um eine Belohnung von anderer Art, bat, 

r frayıe, was er fonft für mich thun Eönnte? 
Ich antwortete, daß alle diefes Geld mir zu nichts 
nuͤtzen würde, fo lange id an dem ſchwediſchen 
Hofe noch in Ungnaden flünde; und Deswegen 
bare ich ihre Kaiſerl. Majeftät flehentlich, mid) 
. dem Könige zu Önaden zu empfehlen. Ex ges 
wähıte mir fogleich diefe "Bitte, und gab deswe⸗ 
gen feine Betehle; aber vergebens; „ Alle meine 
Hofnungen verfchmanden da wie’ ein Raud). 
Doch damit ich nicht die geringite Gelegenheit 
ver ieren moͤchte, ſo gieng ich nach Moſcau, als 
die ſchwedi chen Geſandien da am. Hofe waren, --- 
Eie haben ohne Zweifel von der Sache gehört, 
ſaate er. O, ja! verſetzte ich, und weil id) da— 
“mals die Ehre harte, Geſandſchaftsprediger zu 
ſeyn, fo bin ich oft ein Augen;euge von den Auf— 
-wartungen gewefen, bie ne denen Geſandten 
machten. u en 

et Wi⸗ 


— 


Libtiotfer 597 
Wie, rief er, waren Sie da, zu der Zeit? Rand 
ja, mich dünkt, ich befinne mich wieder auf ihr Öe- St, 
fiche, Und darauf fuhr er fort, mich zu benach⸗ 
richtigen, daß, feine ganıe Bemühun: g dahin ges 
gangen, daß er die Gnade, die man ihm fo oft. 
abgefchlagen, erlangen möchte; aber die Vermit- 
telaung des Czaars that Feine Wirkung. WBiel« 
r erfuhr ich, fagte dieſer ungluͤckliche Mann, 
der Köriq feinen Geſandten den Defehi ges 
geben hätte, Rich ausfindig. zu machen, und zu 
verlangen, daß ic) in ihre Hände geliefert wide, 
Sch ſahe mich genöthiger zu fliehen, und mic) vor 
der Welt zu verbergen. . Wöhrehd diefen Unter» 
Handlungen gab inan zuperfichtlich vor, daß ich 
in geheim. den Cjaar zu einem Friedensbru. 
che zu bewegen gefucht hätte; nichts kennte unge⸗ 
rechter ſeyn. Carlowitz ein Liebling des Koͤnigs 
Auguſt, und andre, deren Namen ich niget weis, 
wären Diejenigen, die ihn zu fo einem. Entfhluß | 
“ verleiteten. Was mich betrift, ich bin befläntig 
zum Frieden geneigt, und bemüßt gewefen, alle .. 
Mittel, deren ich nur fähig war, Dazu anzumen . 
den; ih babe dem Könige als vide Genugthuung 
vorgeſchlagen, daß er Curland, polniſch Liefland, 
und einen groſſen Theil von Samogitien haben 
ſollte, wenn diefe Berwilligung ihn zum Zrieden 
bewegen fönnten. Anfangs glaubte man ‚daß ©. 
Der E,aar dergleichen Bedingungen niemals eins 
gehen würde; aber auf meine häufigen und Drins 
genden Borftellungen, gab er ſeine Einwilligung, 
und dankte mir fagar für meine guten Dienſte. 
Pa, Midi 


598 Brittiſche 
Band Nichts. deſto weniger wollte der König von Schwe- 
e@ d.n fine Bedingungen mehr anhören; und nur 
d:eB kann Die ſchwediſchen Gejangenen in Mio 
je.u abhalten, zu bekennen, daß ich zum wenig 
ſten hundert saufına Eronen, unter fie ausyerheir 
let yabe, um das heftige Verlangen auf alle Art 
zu zeigen, Das ich hatte, ihres Königs Gunſt 
und Gnade wieder zu erlangen. --- Ach! wolie 
der Himmel, ich wäre eb.n fo ernftlich bemuht 
gevxeſen, Die Gnade Gortes, zu c.vangen! Bey 
bieten Worten, floß ein neuer Strom von Thiaͤ⸗ 
‚ nen aus feinen Augen, und er blieb einige Augen 
blicke jtumm, uRd vom Kummer überwaltigt. 
sh bemuͤhte mich, ihn auf die zuͤhnendſte Art 
zu troſten, und verficherte ihn, daß ihm Diefe Gna— 
De. nicht verfage werden’ würde, wenn er nur Die 
wenigen Stunden, Die ihm noch übrig mären, 
Dazu brauchte, mir Ernft darum zu bitten; ’ denn 
bie Ihüre der Gnaden fey bey. Sort nie verfchlofe 
‚ fen, obgieich Menſchen fo graufam wären, vieß 
ju thun. Ä | | 
Die, verfegte er, dieß ift mein gemifler 
Troſt; --- denn du biſt Sort, und nicht ein 
Meñſch, dab du emiglich zürneft. "Aber ad)! 
Dich mache igt meine Beſchaͤmung, daß ich ſorg⸗ 
 fältiger die Mutel geſucht Habe, Menfchen zu Dies 
nen als Sott, -— .. | 
Ich fürchte, mein lieber Herr, daß dieß Ge— 
ſchwaͤtze, und alle diefe Umftände Ihnen verdrüßs 
lich fenn werdeg, und fie werben vielleicht ſonſt 
wo zu einer andern Beſchaͤftigung erwartet. Ich 
. antwor⸗ 








Bibliothek. 599 
antwortete, ic wollte in einem Augenblick mwieders Bantı 
ben ibm ſeyn. sa thun. fie dieß, ſagte er, und SC, 
befonders bitten Sie den Dbriften, menn es Shi 
nen gefällt, um Befehl, dag wir alleine gelaffen. 
werden, und%aß i& nicht in Diefem legten Aus 
genblicke die der Andacht geheiligt feyn follen, bea‘ - 
unruhiget werde; ich werde dieß als cine belondes 
re Gejälin;keit zu ſchaͤtzen wiflen.„ "Sch vers 
ſorach, das was er verlangte zu erhalten," und 
gieng hinweg... 2 u u 

‚Um fieben Ur. des Abends kam ich wieber; 
und nachdem der Dfficier ‚hinweg gegangen mar, . 
begrüffte mich fein Gefangner, mit einer Tächelus 
den Mine, und ſchien aufferordentlih ruhig zu 
ſeyn: Willfemmen mein lieber Herr, nun fehe 
ich Sie als'meinen beffern Engel an. Die Laſt, 
die, jo ſchwer und drüdend auf meinem Herzen 
lag, iſt hinweg genommen, and ich fühle fon . 
eine merflihe Veränderung, die in meinem Ges 
möthe vorgegangen. Ich bin bereit zu fterben; 
der Top iſt mehr zu wuͤnſchen, als die Einſamkeit 
einer langen Gefangenſchaft. Wollfe nur Sort, 
daß die Art dejlelben nicht fo gar graufam waͤre. 
Können Sie, lieber Herr Beichtvater, mir mel, 
ben, auf, wäs für eine Art ich fterben fol? Ich 
antwortete wie zuvor, daß es mir nicht befannt - 
gemacht worden ſey; aber daß alles ohne Ges | 
raͤuſch vorüber gehen würde, weil bisher -nur der 
Obriſte und ich etwas Davon müßten. . 

Dieß, verfegee er, fehe ich als eine Gefällig, 
feit an; aber haben Sie das Urthel gefeben ? 
2 0, Pp5 , 7. De. 


” 


600 > Brittifche 

8and Oder muß ich fterben, ohne gehört oder verur⸗ 
ES theilt zu werden? Ich bin nur in Furcht, daß 
Man mic) unerträgliche Martern wird leiden taf 
fen, ic) troſtete ihn mit aller nur möglichen 
Freundlichkeit, aber er war ſelbſt fein befter Troͤ⸗ 
ſter aus dem Worte Gottes, mit welchem er ges 
nau befannt war, und führte unter andern -Stel« 
‚ Ten diefe Worte Griechifh an: Wir minlen durch 

viel Trübfal in Bas Himmelreich eingehen. 

. Er forderte Darauf Feder und Tinte; und da 
man es brachte, bar er mid), Das aufzufchreiben, 
was er fagen würde. Ich that es. den dem 

“ erften Punfte in feinem Teftamente, fagte er: 
Hier wollen wir ein wenig inne halten; ich will 
bald wieder fortfahren, um meinen tegten Willen 
‚ganz zu fagen: aber ige laffen fie uns zum: Ge— 

et an Gott wenden. , Nach geendigtem Gebet, 
- tiefer: Ja, man Berinde ich mic) viel beffer, in 
 biel größerer Gemuͤthsruhe. O! wäre mein Tod 

nur nicht fehr ſchrecklich, wie freudig wollte id) 
{hm entagagn gehen, um dadurch alle meine Suͤn⸗ 
ben zu büffen! Iſt der König ein gnädiger Herr? 
Ja, verfegte ich, und wir danken Gott, daß er 
uns einen frommen und anädigen Herrn gegeben 
bat. Dieb, tagte mein Beichtſohn, iſt Die vors 
nehmfte Tugend, und mit ihm find afle Die an« 
‚dern verbunden. Sind auch feine Minifter durch 
ihre Menfchlichfeit berühnge? Iſt der Graf Pi— 
per ein frommer Mann? Ich bejahete Ihm diefe 
verfchiedenen Fragen, und feßte hinzu, Daß er 

ſolche Beweiſe daron gegeben hätte, Die Feines« 
| | weges 


"Bibtitfer. 2. 60f 


weges zwendeutig waͤren. Dank ſey Gott ge 
rief er, fo werce ich nicht verurtheilt werden, 


mehr zu leiden, ‘als was die Gerechtigkeit fordert. Bu 


Gluͤckſelig ift das Königreich, wo’ Billige und Ä 
Froͤmmigkeit herrſcht. 

Er lenkte darauf das Geſpraͤch auf. die Anger 
legenheiten. in Schweden, auf die Univerfiräten , 
gelehrten Maͤnner, und beſonders auf- den Pros 
feſſor Sranfen in Halle, und auf einen gewiffen 
Dector Breithaupt, uhd fragte mic) zugleich, 
nach meiner Meinung von der Religion der Pies 
titten, und wo ich wäre auferzogen morden;. end⸗ 
lich beſchloß er mit einem tiefen Senfzer. 

Ja, rief er. Ich habe in verſchiedenen Or⸗ 
ten Freunde, die uͤber mein beklagenswuͤrdiges 
Schickſal veinen werden. - Was wird die Mut—⸗ 
ter des Konigs von Preuffen fagen? Wie groß. 
wird. die Bekuͤmmerniß der Graͤfin Levolden feyn, 
die bey ihr in Dienſten iſt? Aber vornehmlich, 
- was tür Gedanfen müffen in dem Herzen derjes 


nigen aufiteigen,, mit. der ich verfprochen bin? - 


Ungtüflibe rau! Die Nachricht von meinem 
Tode wird ihrer Gemuͤthsruhe ſehr ſchaͤdlich 
ſeyn. "Mein lieber Paſtor, darf ich es wagen, 
Sie um eine Gefalligkeit zu bitten? ch verfi - 
cherte ihm; er koͤnnte alle Dienftleiftungen , alle 
Pflichten der Menfehenliebe, deren id) fähig wäre, 
von mir fordern. : Haben Sie alfo die Gutheit, 
fuhr er fort, und drüdte mir.die Hand, den Au— 
* genblid da ich tod bin --- zu ſchreiben ach! 
wie werden Sie es anfangen ?- einen Brief an 
| on Mada⸗ 


| 602 ° Brittiſche 


Band Madame €. ‚>= Die Dame mit ber ich ven 
SM. ſprochen bin —- Melden Sie ihr, daß ich als ber 
‚ Shrige fterbe -- benachrichtigen Sie Sie aus 
f fuͤhrlich von meinem ungluͤcklichen Schickſale! 
Sagen Sie ihr mein letztes und ewiges Lebewohl! 
Es iſt wahr, mein Tod iſt ſchimpflich; aber die 
Art, mit der ich ihn leiden will, wird, hoffe ich, 
durch ihren und des Himmels Beyſtand, ihn hei⸗ 
lig und felig machen. Diele Nachricht wird. ihr 
einziger Troſt ſeyn. Segen Sie nody Hinzu, 
werthefter Herr, dag ich ihr mie Meinem legten 
Odemzuge für die aufeichtige Zuneigung Danke, 
die Sie ‚gegen mich batee. ' Möchte Sie doch 
fange und gluͤcklich leben; dieß iſt mein Wunſch, 

ich ſterbe. 
Sch gab ihm meine Hand sum DBerfprechen, 
daß ich treulich alles erfüllen wollte, was er ver 
. Jangte. Darauf z0g er feine Börfe heraus, und 
widelte das Geld, das er hatte, in zwey oder Drey 
unterſchiedene Siucken Pappier ein. Morgen, 
ſagte er, werde ich nicht mehr an irrdiſche Dinge 
denken; und werlangte, daß ich eines von dieſen 
Dappieren annehmen follte, worinn hundert Du⸗ 
caten waren. Ich Tchlug es mit Beſcheidenheit 
.- aus, und fagte, Daß Die geringen Dienſte, die Id) 
ihm erzeige hätte, Fein folches Befchent verdienten, 
Ach, rief er aus, wie oft habe ich, aus einer ge⸗ 
meinen irdifchen Abſicht, wohl caufend bingege 
ben ? und der Dienft, ben Sie mir arweiſen, 
fann mit allem Golde der Erde nicht: belohnet 
werden. Indeß, damit ich ihnen meine Dank 
Be bartek 


N 





Bibliothek. 603 
barkeit noch mehr beweiſe, ſo ſchenke ich Jonen⸗ tun 
einen Schatz, den ich heiliger als alles andere IE 
aufgehoben habe --- mein Neues Teflament, 
Griechiſch, nebſt der Ueberſetzung des Montanus. 
Es:ift mein Gefährte in allen meinem Elende ge- 
wefen, und itzt if es in den Händen des Major 
Grothufen,. von dem Sie es befommen werden, 

Ich ſtattete ihm meine Dankfagungen ab, und 
verfprac, ein folches Geſchenk in meinem eben | 
nicht von mir zu laffen, 


Hierauf nahm er ein -andres Bud in die | 

Hand, Dieſes, fagte er, habe ich felbft aufge - 
fegt. Beha ten Sie es zu meinem Andenken, » 
und als einem Beweis meiner wahren Achtung für 
die Religion. Ich wollte roünfchen,. es hätte . 
das Gluͤck gehabt, dem Könige gezeigt zu mer. 
‚ben, Damit er überzeugt würde, wie wenig Grund 
man gehabt, mich dre Arheismus zu befchuldigen. 
Ich nahm es von ihm an, und verſicherte ihm, daß 
mein Obriſter nicht eemangeln würde, es ihm zu 
zeigen, fo bald als frch eine gute Gelegenheit dazu 
finden würde. Ach, fagte er, es würde eine ges 
ringe Öenugehuung ſeyn, wenn mein Buch gluͤck⸗ 
licher ſeyn koͤnnte als fein Verfaſſer, und ich muß 
“wohl den Bers des Dvids darauf deuten, den et _ 
ehemals auf feine Briefe aus dem Pontus fchrieb, 
als er dem Auguftus den Band aus dem Örte 
feiner Verbannung: zufchichte: Geh, kleines Buch, 
und thue bieß für mic, was ich nicht felbft erlanı | 
gen konnte. 


\ — Die 


” 


‘ 


| 602° Brittiſche 


Sad Madame €. ‚>= Die Dame mit ber ich ver 
sa ſprochen bin — Meiden Sie ihr, daß ich als der 
Ihrige ſterbe -- Vdenachrichtigen Sie Sie aus 
ı führiäh von meinem ungluͤcklichen Schickſale! 
Eagen Sie ihr mein legtes und ewiges Lebewohl! 
Es iſt wahr, mein Tod iſt ſchimpflich; aber die 
Art, mitder ich ihn leiden will, wird, hoffe ich, 
durch ihren und des Himmels Beyſtand, ihn hei⸗ 
lig und felig machen. Diele Nachricht wird. ihr 
einziger Troſt ſeyn. Segen Sie nod) Hinzu, 
wertheſter Herr, daß ich ihr mit meinem legten 
Odemiuge für die aufrichtige Zuneigung Danke, 
die Sie .gegen mich hate. Moͤchte Sie doch 
fange und glüclich leben; dieß iſt mein Wunfch, 

ich fterbe. 
Ich gab ihm meine Hand sum Derfprechen, 
daß ic) treulich alles erfüllen wollte, was er ver- 
langte. Darauf zog er feine Börfe heraus, und 
wickelte das Geld, das er hatte, in zwey oder drey 
unterfchledehe Ötüden Pappier ein. Morgen, 
fagte er, werde ich nicht mehr an: irrdiſche Dinge 
denken; und werlangte, daß ich eines von dieſen 
Dappieren annehmen ſollte, worinn hundert Dis 
caten waren. Ich ſchlug es mit Beſcheidenheit 
aus, und ſagte, Daß die geringen Dienſte, Die ich 
Am ergeige hätte, Fein folches Befchenf verdienten, 
Ach, rief er aus, wie oft habe ich, aus einer ge⸗ 
meinen irdifchen Abficht, wohl taufend bingeges 
ben? und der Dienft, ben Sie mir ermeifen, 
kann mit allem Golde dee Erde nicht belohnet 
‚werden. Indeß, damit ich. ihnen meine Dank 
oo \ barfeie 


Blilbliothek. a 603 
barkeit noch mehr beweiſe, ſo ſchenke ich Jonens gnd 
einen Schatz, den ich heiliger als alles andere Li 
aufgehoben habe -- mein Meues Teflament, 
Griechiſch, nebſt der Ueberſetzung des Montanus, 
Es:ift mein Gefährte in allen meinem Elende ge. 
wefen, und.igt if es in den Händen des Major 
Grothufen,. von dem Sie es befommen werden, 

Ich ftättete ihm meine Dankfagungen ab, und 
verfprac, ein folches Geſchenk in meinem be | 
nicht von mir zu laſſen. | 


Hierauf nahm er eit-andres Buch in die 
Hand. Dieſes, ſagte er, habe ich ſelbſt aufge⸗ 
ſetzt. Beha ten Sie es zu meinem Andenken, » 
und als einen Beweis meiner wahren Achtung für 
die Religion. Ich wollte wuͤnſchen, es haͤtte 
das Gluͤck gehabt, dem Könige gezeigt zu wer. 
‚ben, Damit er übe gt würde, wie wenig Grund 
man gehabt, mic) dre Archeismus’ zu beſchuldigen. 
Ich nahm es von ihm an, und verſicherte ihm, daß 
mein Obriſter nicht ermangein wuͤrde, es ihm zu 
zeigen, ſo bald als ſich eine gute Gelegenheit dazu 
finden wuͤrde. Ach, ſagte er, es würde eine ge⸗ 
ringe Öenugthuung ſeyn, wenn mein Buch gluͤck⸗ 
licher feyn £önnte als fein Verfaſſer, und ih muß : 
wohl den Bers des Ovids darauf deuten, den er 
ehemals auf feine Briefe aus dem Pontus ſchrieb, 
als er dem Auguſtus den Band aus dem Orte 
feiner Verbannung zufchichte: Geh, kleines Buch, 
und thue. dieß für mi, was ich nicht rei erlan⸗ | 
gen fonnte, - 


L 





604 Brittiſche 


5Band Die übrige Zeit brachte er mit Bebete zu, 


GSt. 


welches er mit einer fehr ſeurigen Andacht fort 
feßte; und da er der Eitelkeit der Welt erwehn⸗ 
te, fagte er: ort ift mein Zeuge, daß mitten in 
denen Bergnügungen, die fie für uns augbreitet, 


- mein Herz immer mit Schwermuth erfüllt war; 


aber nun ift die Saft, Die mich zur Erde nieder 
beugte, ganzlidy davon hinweg genommen. Welt, 
(Ede wohl! Unzufrieden mit allen den irdiſchen 


. Eitelfeiten, habe ich oft und ernſtlich auf eine Eut⸗ 


fernung gedacht; aber vergebens, und ich bin nur 
alzumeit wieder in den Strom bingerijfen wors 


‚ ben, um zuruͤckkehren zu fönnen. Dir fage id 


"nun Danf, 0 Jeſu! daß meine Feſſeln zerbrocen 


find, daß meine Selle in Freyheit gefeßt wird, 
durch-die Hand Carls des Zwölften. ˖ Man 
Bott! an mir.offenbart fi) die Wahrheit deſſen, 
was der heilige Pauhus ſagee: Denen, die Bert 


. lieben, mülfen alle Dinge zum Beſten dienen. 


Aber weil es ſpaͤt ift, fo fürchte ich, wertheſter 
Herr, daß ih Sie zu lange abhalte. Laifen Wie 
fich nicht Die Zeit zu langweilig vorfommen, ich 
bitte Sie. Ich verficherte ihm, daß: ich eine Zu 
friedenheit darinne fände Meine Pflicht zu thun, 
und fieng wieder an, mit neuer Inorunſt für ihn 
zu beten. Nachdem unſre Andachten geendiget 


. waren, fragte er mich: ob ich nun nicht einige Ku: 


he genieffen wollte, und fegte hinzu, duß er ſeit 


larger Zeit nicht einen Augenblif vom Schlaf er: 


quickt worden fey, und feine Lebensgeiſter ganz er 
ſchoͤpft fuͤhlte, deil er den ganzen Tag über nichts 
. 8gregeß 


\, 


Pe 
⁊ 


Bibliothek. 605 


gegeſſen haͤtte. Dadurch werden meine e abgemat, san 
teten Kräfte nieder erfege werden, und Mor eo, | 
werde ic) meine ganze Stärke nöthig haben. I 
pflichtete ihm bierinn bey, und nachdem ich mit 
ihm die Stunde abgercdet hatte, da ich wieder. - 
kommen würde, fo ließ ich ihn auf den Übrigen " 
Theil Teiner legten Nacht, allein, 

Den dregsigften September war ich wieder 
bey ihm um vier Uhr des Morgens, Den Aus 
genblick als ich ihn grüßte, richtete er fich auf, 
und banfte Gott, und verficherte mid), duß er 
ſeit langer Zeit nicht fo. ſanft geſchlafen hatte. 
Wir fiengen an zu beten; und in Wahrheit, ſeine 
Gottesfurcht, und anbächtige Gemuͤthsart, war 
aller Bewunderung würdig. . 4 

Ungefehr um fechs Uhr, -fagte er, daß er Alle 

fangen wollte, zu beichten, ehe das Geröfe und 
Sefchren des Volks von auffen feine Gedanfen 
ftören möchte. Darauf fniete er nieder, und 
legte feine Beichte auf eine wirklich erbauliche Art 
ab. Veſonders war der Anfang derſelben merk— 
wuͤrdig, worinn er dieſe Worte Des Juda brauch⸗ 
te: Was ſoll ich ſagen, o Herr? oder wie ſoll ich. 
mic) ausdruͤcken? Gott har die Ungerechtigkeit ſei⸗ 
nes Knechts entdecket. Nachdem er das heilige 
Abendmal empfangen, ſang er ein oder zwey Pſal-· 
men, blieb aber mit einem befondern Bergnügen 

bey dern Verſe ſtehen: dein Geiſt ſey mein Troftz ' 
deine Wunden mögen meine Heilung feyn! 

, Als. die Sonne über dem Horizont erichien, 

ſahe.er zum Senfter hinaus und fagte „Salve feita 

| Ä * I dies} - 


7 


606 Brittiſche 


⸗Band dies! Gegruſſet ſeyſt du, feſtlicher Tas 

Ex Dieß iſt mein Hochzeittag! 460 hoſte, ad)! ich 

hofte auf einen andern, aber dieſer 4 gluͤcklid er. 

Denn heute wird meirf Seele durch ihren himm⸗ 

liſchẽn Bräutigam, i in die Verſammlung der Se 

ligen eingeführe nwerdem! . 

Er wendete ſich darauf zu mir, und bat, daß 

ich) ihm melden möchte, ob ich müßte, auf was 

. für eine Art er fterben würde? Ich antwortete, 

wie zuvor; und er beſchwor mich, bey Dem geheis 

ligten Namen Jeſu, ihn nicht zu verlaſſen, weil 

ein meiner Gefellfhaft auch unter den Heftig« 
ſten Martern einigen Troft finden würde, 

"fah noch einmal zum Senfter hinaus, und 
rief: Mein lieber Pattor, fie fpannen ſchon die 
Pferde an. Sie find ſeht eilfertiaz und Gore 
ſey Danf, auch mir ſcheint die Zeit nur afzu 
lang. Ich wünfche mir nun int geringfien mcht 
mehr zu leben. Er fah das ‘Blatt an, Das auf 
dem Tifche lag. Diefes Teftament, fügte er, kann 
nie' geendiger werden. Als ich ihn fragte, ob er 

nicht feineg Ngmen unter das, was fhon geſchrie⸗ 
ben waͤre, ſetzen wollte? verſetzte er; mein, init 
einem tiefen Seufzer, ich will den perhaßten Nas 
men nicht mehr fchreiben. Meine Anverwandten 

* soerden ihre Rechnung ſchon anderwuͤrts finden; 
grüffen fie.diefelben, in meinem: Namen. Wr 
wendete fih drauf wieder zum Geber ‘an Gott, 
bis der Lieutenant herein trat, um ihn in die Kuts 
ſche zu führen. Er wicelte ſich in feinen Man- 
ef, und: bat mich, als en fort sion, ibn nicht. zu 
| | | verlaſ⸗ 


u . Bibtithe, 607 
verlaſſen. Als ich ihn verſicherte, daß Ih ee sang" 
thun wollte, gieng ei die Kuiſche zu’, und SSt. | 
dieg mich vor Ihm Hineiniteigen. . Wir: fuhren i 
eine groſſe Weite fort,‘ von hundert Man Reus 


teren bewachet. Auf dem Wege umarmte und -- | \ 
kuͤßte er mich, und bat mich wieder, "dad Ber 


fprechen nicht zu vergeffen, das ich Ihm, gethan © ,  ' 
atte. . Se “ 7 en » x 5 ” u , 
Als wit auf den lag der Hinrichtung ange⸗ 
kommen wären, fo fehen wir, daß er von dry 
hundert Hann Infanterle umgeben war: "abe: 
als eb’ die Pfaͤle und Räder gewahr warn, fo . _ 
war fein Enrfegen uhbeihreiblih . Er faßte 
mich in ſtine Meine und rief: Bitten She Bott, 
daß meine Seele, mitten in dieſen Maͤttetn nicht 
in Verzweiflung fallen act Ich tröftere, ich 
bat ihn eenſtlich; feine GBebanken auf den Tod 
FJeſu Chriſti zu richten, der um unfte Suͤnden, 
an ein Kremg genagelt wurde. 
Hlet Ward er aus her Kutſche genommen. 
und indem ſie ihm ſelne Feſſeln herab:fchfugen, 
kief er ati: Lamm Gottes, das dattageſt De: 
Sunde der Welt, erbarme dich meſſern 
Alx er nun auf ben Alap war, wo erleiden 
ſollte, ſo tief der Hauptmärm laut autfg 
—8 hiermit jedermann, daß auf des 
fehl feiner Majeſtaͤt, unſers Herrn, dieſer Mann, 
„der ein Verraͤther feines Vatertandes geweſen A 
lebendig geräbert werden foll, und alsbann fein 
Körper  gevierchelle werbeh vird, zum Zeihen 
für alle ſolche Verbrecher. : Beh dem Worte, 
nn 24. Verraͤ- 


. 


68: Sutſche 


—8 Verraͤther, ‚zudte,er die Achſeln, kehrte feine Aus 

ugn wehmuͤthlg zum Himmel, und dann Jagte er: 
Wohin muß ich gehen ?. "Der Scharftichter ‚zeigte 
auf den. — chen Platz; er bat den Mann, ” 
fein Amt wohl zu verrichtch, und legte ihm * 
was Geld in die Hand, welches er’ zu dem Ende 
zwede bereft gehalten. ot 

Er legte fid) pain‘ ſelbſt auf die Erbe‘ hin: 
und ale fie ihn völlig. auszogen, fd Dat. er. mid), 

.ı» beten, daß ſich Gott feiner erbarmen, und feine 
Seele in Djer Todesangft aufrehmen möchte, 
Ich chat "ea , und X mid) zue allen Zus 
ſchauern und fagte ihn meine — verei⸗ 
nigt euch mit I im. Gebet für diefen ungluͤckli. 
- en Mang. a, rief er, ſtehet iv alle bey mit 
euern Bitten zum Himmel, 

Hier gab ihm der Scharfeichter den erften 
Schlag. Sein Geſchrey mar erſchrecklich. HD 
Jeſu! Jeſu! erbarme dich meiner! Dieſer graͤu⸗ 

fa Auftritt ward ſehr verlängert , und aͤuſſerſt 
entfetzlich. Denn weil der Scarfrichter in feis 
ner Kunſt, nicht gebt, wor, ſo empfleng der line 
gluͤckliche unser ſeinen Händen, aufwärts funfzes 
ben. pesfchiebene Schläge, wovon jeder mit. dem 
jämmerlirhften Gewinſel "und Aurufungen des 

| ‚ göttlieen Namens vermifghe. war. Endlich nach 
given Schlägen auf big Bruſt verlohr er. Stimme 
und Kräfte, . Mit. einem ſtammelnden ſterbenden 
Tone, hörte man ihm ‚gben jagen: Haut mir. den 
Kopf ab: und da der Scharfrichter noch immer 
zaudette, u er ſeinen Kopf ſelbſt auf das 
—WV Echaf- 


.. nn 


vutlechet 609 

Echaffant.” gan nach vier Hieben mie einem g Sanb 
Beile, ward der Kopf vom Körper getrennt, und —* 
dann "der Koͤrper geviertheilt. Dieß war % “ 
Ende. des berühmten Patkuls, und Gott erbar 
ſich fine Seele! 2 

Lorenʒ Hager, * 

„Regiments. Caplan. 


DER: gum Theil die Erzählung: von Biefer, 
erfchreitichen Scene, Die uns: von demjenigen bin 
teriaffen worden, der alles mit angefehen und ge⸗ 
hoͤnt, und ſogheich nachdem es geſchehen, aufge⸗ 
ſchrieben hat. Wir: glauben, daß feine Erzaͤh⸗ 
lung, B. har und. ungeſchmuͤckt fie iſt, dennoch 
weit mehr:änsereifiet, "weit.mehr bewegt, als die 
aungeorbeii —2 des dam von Bol = 
tale, — vr 


w 


St - 
av 


6. . SBeittifhe 


vie 
\ und Political Dialogues between divers 
eminent Perlons, new firũ publiſhed from the 
Original MSC. wich critical and explanatory 
. notes by che Edivpr. London. 1759. 


er unbekonnte Herausgeber dieſer mora⸗ 
$) ufden und poltikben. Gefpräce, 
weicher aber nicht der Verfaſſer derſelden 


ſeyn will, ſondern bey einem ieden meldet,’ von 


wem es aufgefegt worben iſt, bat eine — * des 


Vortrages erwaͤhlet, die ohne Zweifel wiel An⸗ 
nehmlichkeiten aber auch viel Schwierigkeiten hat. 






Die Alten haben in dieſer Schreibuet:wohl vor 


den Neuern noch den. unleugbarften Vorzug. | 


Unſer Verfaffer hat unterdeſſen viele Geſchicklich⸗ 


keit, Scharffinn, Witz bey feinem Vortrage ge⸗ 
zeiget. Die Anlage ſeiner Geſpraͤche iſt wohl 


gewaͤhlet, die Eingänge, find finnreich,, die 


Shreibart in etlichen Geſpraͤchen obftechenb ges 


nung; allein der Beſchluß laͤßt uns allezeit in Lin. 


gewisheit. Auch fo gar Die Borrede iſt dialo⸗ 


giſch. Der Herausgeber unterredet fich mit ſei⸗ 
nem Verleger; diefer entfchuldiger ſich das Werk 


anzunehmen; er will nur eine ſchwache Auflage 


machen; er wuͤnſcht lieber etwas wider die Kell 


gion oder wider den Hof. So bald er aber hoͤ⸗ 
ver, daß der Kerausgelgt nichts von ihm verlan⸗ 


gef, fo verfpriche er eine ſtartere Auflage und Der 


lange 


% 


elbothek BL) 
langt nur, daß es einem Großen‘ mölhte zuge s@uub 
ſchrieben werben, . Es find ſechs Geſpraͤche. SH 
Das erfte handelt von der, Aufrichtigkeit; Das 
zwente von der Entfernung von der Welt 
-und.der einfamen Lebensart; dag dritte und 
vierte von dein goldnen Zeitalter der Königin 
SEuiſabeth; das fünfte und fechfte von der Ver⸗ 
faflung des Engliſchen Regierung. Imfete + 
Machriche wuͤrde zu weitiäuftig "werden, wenn 

wir uuflern Leſern von einem ieden Befpräche einen 
binlängtichen Auszug vorkegen wollten. Es wid 


alfo befler ſeyn, wenn wir uns nur auf einige ein-. 


ſchraͤnken. Wir wollen die erſte und die driige 
und vierte Unterredung dazu erwaͤhlen, weil wir 
den Ithhalt derſelben am gemeinnüßiaften‘ zu ſeyn 
erachten. :. Sin der erften von’ der Aufrichtig⸗ 
Eeit in dem Umgange mit der VDelc, find 
Die redenden-Perfonen D. Henry More, deſſen 
Enchiridion Echicum auch unter uns bekannt iſt, 
und Edmund Waller, Efgr. den unfere Lefer 
aus dem arten Bande diefer Bibliorbef *) kennen. 
Man wird leicht vermurhen, daß More die 
Aufrichtigkeit vertheidiget, und Waller um 
feine Aufführung ben den Unruhen feines Varer⸗ 
landes zu? entſchuldigen **) dieſelbe beſtreitet. 
More faͤngt die Unterredung mit einigen Verſen, 
zum Lobe der Aufrichtigkeit, aus ſeinem lateini⸗ 
De Seide, Monocardi2, a 


M 203 3kulers 
m —BRX a. 


“. 
- 


6m Brittiſche 


3Baud Lvñꝛlera o Simplieitas! beata Virge. " 


Tu vineis radios nitore Phoebes- | 
Tu felies fuperas decore cundtas; 


Waller haͤlt dieſes eb fuͤr aithaſſaſtiſch⸗ er be⸗ 
kennet, daß er ehemals, da er nur aus der 
Schule des Plato und der Philoſophie gekom⸗ 
men ‚wäre, even ſo ſtarke Eindruͤcke empfunden 
Hätte; fie wären aber bald verſchwunden, nach. 
dem er in ben Umgang mie der Welt negogen 
worden wäre.  YYiore vermuthet daß er alſo 
ohne feſte Grundſaͤtze ſich in die Weir begeben 
haͤtte, weil er nicht glaubte, daß die Welt eine 
dem menfchlichen Gemuͤthe fö angenehme Tugend 
unmittelbar auslöfcen. koͤnnte. Waler hält 
bie Kunſt zu leben, fo sole andere Künfte, meht 
für ein ſpeculqtiviſches Vergnuͤgen, welches bey 
Lanqerweile nuͤtzlich ſeyn kann, als fuͤr eine Regel 
der Auffuͤhrung, welche in das wirkliche teben ei- 
nen groſſen Einfluß hat . Wore entſchuldiget 
fi), daß vielleicht der Vortrag und der Unter 
cticht I. Diefen Tugenden den Einfluß ſchwaͤche, 
weil er. nicht vermuthet, daß fie fonit in dem Ge⸗ 
muͤthe fo leicht verſchwinden koͤnnen. Allein 
VWaller feat die ganze Schuld auf du Schwäche 
der menſchlichen Natur. _ Diefe wird von 
ben Moraliſten vergeffem. - Sie fohten ihre tche- 
bücher umfchmelzen und darngch "einrichten, 
arm prebigen fie bier geheiligte und imverletz⸗ 
lihe Verbindlichkeit einer Tugend, wenn fie von 


der bekannten Einrichtung der ae —* 








2‘ 


Ze 


Bee, 613 


T, » u) oo. \ ⸗ u 
nicht kann erfülfee werben, ober wenn der erſte Gin. 5 "Sand 


tritt in das Leben und in die Welt beweifet, Daßdiefe 


fein. erfonnene Hypotheſe eine bloffe Chimäre ſey? 
Dieß iſt befonders der Fall in Anfehung der Auf⸗ 
richtigteit. Die Meoraliften begehen befonders 
zuoeen' Fehler: Sie fehen erftlich nichts weiter, 
als dem Umfang ihrer Studierftube „ fie wiſſen 
nichts von den Fällen, ‚die im menfchlichen‘ Leben 


6Gt. 


J 


vorkommen, und die ihren Sägen widerfpredien. ' 


D: Wore mender ein, daß fie auf die Erfuhrung 
anderer Mtenfchen baueten. * Das ift, aber, ver» 
fest Waller, der zweyte Sehler. Da fie ſelbſt 


Feine Erfahrung haben‘, fo‘ nehmen fie Die Bote, 
ftellungen anderer an. Und mweil die Griechiſchen 


und Lateiniſchen Sthriftftelter bey ihnen in großen 
Anſehen ſtehen, fo nehmen fie von diefen die Be— 


I. 


griffe des Lebens und der Sitten an, fo wie 


Die neuern Staatsverjtändigen aus eban ber Avelle 


ihre Marimen, von der bürgerlichen Regie⸗ 
rung herleiten. Beide aber find offenbar tür 


andere Mentchen und für andere Zeiten eingerich 
tet. Weil man diefen Unterfchied nicht bemerfet 


hat, fo ift manchek Patriot dadurch zur Nebel 
Kon verfeiter worden. Und ohne Zroeifel iſt es 


&en  diefem gelehrten Borurtheile zuzufchreiben, 
daß fo” viele anſehnliche Schriftſteller auf eine 


übertriebene’und enthuſiaſtiſche Moral verfallen 


find: . Ford Mennung,' ancwortet Wiore, iſt 


alfo diefe: die Regeln’ dör ſittlichen Tugenden 


verändern ſich, wie die Hoden‘, und es koͤmmt 
nn DI, auf 


% 


64 ;Beittikhe 


| 5 Ben auf den an, ber fie tragen. will. . Ich Babe 'ge 
Sr giaudt, fährt er fort,. daß, die Moral der Ge 


4 


woynheit und Veraͤnderungen gat nicht unter 


worfen iſt, weil fie auf-der nothwendigen Ver⸗ 
bindung beruhet, in welche uns der Urheber der 
Natur untereinander eingeflochten hat; und daß 
man fie gar nicht mit den Regeln der Politik ver. 
gleichen Fönnte, welche aus der Uebereinſtimmung 


» und aus willführlichen Beranftaltungen der Mens 


ſchen entſtehen. Waller wendet verfchieenes 
darwider ein, und verſpricht endlich, die Perſon 


eines Philoſophen anzunehmen und eine morali— 


ſche Vorleſung anzuſtellen. Sie ſoll nicht aus 


alten Buͤchern, ſondern aus der Schule der Ge 
fchäfte und des wirklichen Lebens genomnien feon. 
Nach einigen Antworten auf den Einwurf, daß 


‚ Die Griehen und Römer nicht blos betrachtende 


Weltweifen, fondern auch Männer gewefen .wäs 


. ren, bie an der Regierung ihres Vaterlandes 


Theil ‚gehabt hätten, fängt Waller feine Vor⸗ 
leſung an, die in der Beichichte feines Lebens be= 


Fehr.  Diefe Erzählung iſt vortreflich gefchüie- 


ben, und. das fchönfte Stuck bieſer Linterredung. 
Seine. Abficht, iſt zu bemeifen, daß die Aufrich⸗ 
tigkeit, oder. eine allzugewiſſenhafte Siebe zur 

Dahrheit, fo gut fie auch in der Theorie zu 
fern fcheine , doch in dem Umgange mit der "Welt 
nicht? koͤnne beobachtet werben, und daß ein 
Mann von. Geichäften entweder die Welt verlafs 
fen, ober dig Strenge der philoſophiſchen u 
. J ehre 


2 


- 


Bibliethet. 65 
fehre..bucch “einige vernünftige Ginfhränfingensum 
mildern müßte. Dieß waͤre das Dilemonp: EN 
des Didier . | 
* Vivere fi recte mefcie diſeede periti, 


Da bie Rede, wodurch er ſeines Betragens 
bey den damaligen Unruhen ſich erhalten hat, uns 
fern Leſern *) bekannt iſt, fo wollen wir hier ſein 
Bekenntniß von deiſehen überfegen: Die Um: 
ſtaͤnde, fpricht er, waren damals hoͤchſtverzwei· 
felt; zu laͤugnen, oder mich wegen der Anklage 
zu entſchuldigen, war etwas unmoͤgliches. Was 
blieb mir alfoibrig, als fie zu geftehen, und 
zwar fo frey und weitlägftig, daß ich dadurch das 
Mitleiden und den Schutz meiner Anklaͤger er⸗ 
Halten moͤchte. Ich entſchloß mich, nichts als 
die Wahrheit zu ſagen; und wenn iemals die 
ganze Wahrheit gefagt werden karin, fo iſt es 
bey einer fo traurigen Gelegenheit. Dieſes Bes 
kenntnis hatte große Wirkungen, -- Allen nun⸗ 
mehro mußte ich weiter gehen. Reue ſowohl, 
als Bekenntnis wird von einem Sünder erfor 
dere. Ich hatte mit Heuchlern von ber fehlimm« 
ften Art zu chun. Was konnte ich für beffere 
Waffen brauchen, als" Seuchelen und Berftel 
lung... (KOaller. hat in: dem vorhergehenden 
entdeckt, daß er das fivifche Verhalten des Cato 
und Srutus misbilliget, und ſich das vorſich⸗ 
tige und Piuge Betragen des Eicero zum Mufter 

Das n u ‚bei 


En ae 


* 


* 


genholt In der Kirche Zu gerangen "wi, wie "ich 


We 


ben feiner Aufführung ermähler Babe) Ich' gab 
—8 die ſtarkſten Gewiſſensbiſſe vor, und druͤckte fie fü 


lebhaft aus, daß alle Welt mit mir Mitleiden 
hatte. Man war meinetwegen ſo geruͤhrt, daß 
man fo gar vermuthoete, mein Verſtand härte Das 
hey gelitten... - Ich harte zwo Abjichten: sheils 


“wollte ih zu meiner Vertheidigung Zeit gewin⸗ 


nen‘, theils auch Die Sarhe fo, lange aufhalten, 
bis die Wuth meiner Verfolger ſich geleget ‚Hätte, 
Einige von meinen Mitſchuldigen listen zwar uns 
terdeffen, aber ich habe mich. in der Folge der 
Zeit Darüber getröiter, ob. es. miaggleich: anfangs 
Unruhe machte. — Mre das Parlament ſich 


ſelbſt uͤberlaſſen geweſen, ſo wuͤrde es mich ohne 


Zweifel wegen meines freyen Bekenntniſſes und 
wegen meitier. lebhaften Reue losgefprodyen: has 
ben.: Allein ich harte mit einer andern Ars. Leute 
zu thun, ‚mit heiligen ngvifitosen von niedrigem 


. Bemüthe.:und hitterm Geiſte, mit priefterlichen 
Reformatoren, deren Verſtand ſchwaͤrmte, und 


deren Religion⸗Fanaticiſmus, vermiſcht mit dem 
Sauerteige des irpifchen - Held. und Ehrgeizes, 
war... Sie Hatten. cin-n groffen Einfluß, und fie 
würden das, was idy getan harte, für nichts 
gehalten haben, wen ich nie weiter gegangen 


wäre Ich wandte mict, alſo zu ihnen. Ich 


hatte ihre Neigungen erforſchet, und verſtand die 
Kuͤnſte, wodurch fie am leichteſten gewonnen, wer⸗ 
den konnten. Der erite Schrift zu der Gewo⸗ 
genheit dieſer Wiederherſteller der erſten Gele⸗ 


wohl 


N Bibliothek. 69 .. 
woht wüßte, dieſer, daß main ihnen feinen Wil«s Sans 
len und Verſtand gaͤnzlich unterwarf. Ich erhob SEE, nm 
ihre Gaben, und verehrte ihre Heiligkeit. Ich 
errriebrigte „mich dürch alle mögtidye Demurh: 
ich lobte fie mit Der ?offenbarſten Schmeicheley. 

Ich ſuchte Ihren Unterricht, verlangte ihren Rat 
und bat fie um ihren geiſtiichen Troſt. 8 J 
brachte mich zu grofſen Gnaden: fie ſahen mi 
ats einen an, der erleuchtet zu wirden wuͤnſchte. 
Sie ſtritten, wer von ihnen mir fein He und 
‘feine Offenbarung mittheilen ſollte. Um daB 
Spiel volllommen zu machen, ſo bezahlte id ie - - 
nen ihren geiftlicyen Unterricht mit den Gütern,  , 
Die mir das Elü gegeben hatte.” Nachdem ich 
alles auf diefe Art vorbereitet hatte, fo erhielt ich 
die Erlaubnis leicht, mich vor dem Parlamente . 
zu vertheidigen. Wenn ich mir lemals felbft ges - 
nung getham habe, :, fa-ift.eg. in. diefem Falle. - 
Ich flebete, ich. ſchmeichelte, ich. bewegte ; eine. | 
debe Figur in der Rhetorik, dio ich l meiner Zus 
‚gend gelernet, hatte, iede feine Mendung, bie .mir 
die Erfahrung ‚Darbot, ieder. Kunſtgriff der 
‚Schmeicheley wurde erſchonft. Alle Melt war 
‚Durch meine. heiligen Emiffarien ap. meinem Boy 
heil ‚vorbereitet, worden, „und glaubse, welcheß 
mwichtigfte Vorurtheil des Redners ift, daß ich In 
der That fo gefinnet wäre. Auf diefe Arc trium⸗ 
phirte ich;,,, Waller enwfiehlt anftart der Morl. 
“me des Antoninus: „awAacov asayıev, bie D. 
Rare fa erheben, hat, dieber ‚diefe » -bequgne 
"dich, ſchicke dich in die Zeit accommodate 
| youxielf. 


‚3gerhyowelk:; Das ubeige der umgerredaug betriſt 


u 


das Verhalten, das Waller unser Crommell 
und Carl dem aten beobachtec hat. Er beſchließt 
feine Gefinnungen von der Aufrichtigkeit oder 
vielmehr won der Veritellung mit: diefen Worten: 

Wer in den nachfolgenoen Zeiten ſich felb nad) 
dem Plane, den ich hier von mie gegeben habe, 


Bilden wird, der wırd Sicherheit, Tredit, Bey— 


fall, und, wenn er will, auch Ehre und Gluͤck in 


. der Welt erlangen, weiches man zwar auch bey 


einem andern Verhaiten verfprechen kann, aber 
wiß nie erlangen wird *). Diefer Schluß Fann 
den vielen Leſern einen fehr nacheheiligen Eindruck 


° Für vie Aufsichtigbeit maben, den ber Verfaf 
fer billig Härte vermeiden follen. 


Das dritte und vierte © fh handelt 


von dem gofönen Seitalter der Rösiginn Eli⸗ 


ſabeth. Dle redenden Perfonen find der zord 


‚Robert Digby, der aber nur eine Mebenperfon 


iſt, D. Arbiichnot und Addiſon. Die beiden 
letztern ſind vefannt aenug, und den: erftern kaun 
man aus Popens Werten kennen lernen: Die 
Gelegenheit ift von einer Luſtreiſe hergenemmen, 


‚welche dieſe Männer uſammen nach Renelworth, 
ein m alten Schtoffe bes ehemaligen Graſen 


H Der Marquis vom wincheſter, —— 


der Eliſabeth, »vi:d in einer Anmerkung deswe en 
gelobt, waıl j nach dieſem — 
: Sein pruch iſt velannt: 


query. 3° 


. t 


von Keiceſter, dee — Der Kdaiginn Eli⸗ * 
ſabech, unternahmen. Arbuthnot, als ein IS 
Freund des Altertyums geraͤth ben dem Anbikte ° | 
deſſelven in eine angenehme Verwunderung und: 
Meland.olie;: Addiſon Hingegen Feeuer ſich über. 
dem Untergang biefes Denkmals eirer-unordentibi 
chen Gꝛoſſe, ‚praeumtbrans eh viner un 
die. fo weit ihren Schiucen geworken- hat. 
nimmt Gelegenheit Über Den Ctolz-diefes Min 
ſters, über die verächelicdhen Ueberbleibſel feinen . 
Pracht zu -declamiim 5” und erzůrnet hd), da 
rem; damals bey Ber. Tiranney fo: gluͤck ich gewe⸗ 
fen iſt, und feine Urofſe auf die Kuren der de 
ferzlichen: Freyheit und des Privateigenthurhe a 
bauet. hat. Ohnerachtet man die Zriten der Keoee 
niginn über die Zeiten anderer Regenten ſeines 
Vacerlandes ſo ſehr zu erheben gewohnt waͤre ſo 
wuͤnſchet er ſich doch Gluͤck, daß et zu einer Zeiit 
lebet, wo der niedrigſte unterhan ſo keeh und und 
abhaͤngig iſt, als'disfe:Fäniglichen Lieblinge eß wa⸗ 
ren. Arbuthnot haͤtt es für einen allzu eilferc⸗ 
gen Schluß, von der allzugroſſen Macht eineß 
Lieblings auf Die allgemeine Ungluͤckſeligkeit des 
Zeit, in weicher er Jelebt har, zu ſchlleſſen, un - 
behaupter, daß die bekannten Tugenden der Ko 
niginn Eiiſabeth und die Weisheit Ihrer Regles 
rung: eine gegiündete Urſache zu dem lobe waͤre/ 
das ihr die Nachwelt gegeben hätte. Helden 
und Weiſe wären unter ihrer Regierung zahlreich 
geweſen. Das Volk ſelbſt war von einem Cha⸗ 
ratter, Det. weit über Das erhoben mia, was mi dal 
unfern 


N 


n 


620 Br 

Runfern Taste ſehen. Dec Erbboben-feibffbien- 
u. demale beffer ju fern. Addiſon fegt Dazu: 
” warum wollen wir nicht in der Sprache ber Kit: 
tgeblicher fortfohren und fagen, Die Frauengummer 
diefer Zeiten waren ale keuſch amd die Manns per⸗ 
ſonen alle tapfer. Ich. ſinde, ſagte er ferner; lau⸗ 
ter Gegenſtaͤnde, die mich an bie barbarifchen Sit⸗ 
(en und andie deſpotiſche Rogierung diefer. Zeiten. 
erinnern, ., Arxbuthnat findet bingegen:an. hen 





Ruiuen Diefes alten Schloffes überall Denkmale 


n der. Tugend, ;von dein Fleiſſe, und ‚von. der 
—*8 feiner Vorſahren. Er lobet · die 
Gaſtſreyoeit der damaligen Zeiten, . woraus: die 
gegenfeisiga siehe. der. Örofien und Geringe. im 
Volke entſtanden wäre. .,Der Kampfpiag,. den. 
non, ib: fiebg6, if} ihm ein Beweis von. dem. eher 
maligen Gifer fuͤr die Tapferfeit und Ehre. Ad⸗ 
diſon haͤlt es für ein, Zeichen Bez; Barbaren, und 
fpotter heſonders über die Thiergefechte. Ich 
kafle mich, antwortet Anbuchnet; durch eine Flein 


we Spätteren, hie. ihren Grund bloß in Deyıeueru 


Voturtheilen bat, von meiner Meinung noch nicht 


—A MDieſe förperlichen. Uehungen wurden 


on den Griechen und Römern hoch geſchaͤtzet3 
durch fie wurden Die, Kraͤfte des Geiſtes und —8 


pers ſtark gemacht; fie gaben den Eliedern Ans. 
| te und, Behendigket, ge antzünbeten. das 


emuͤthe mit. einer. edlen Machtiterung in den 
maͤnnlichen und Exiegerifchen .- Tugenden; fie fund 
gen den anſehnlichſten Männern des Alterehums 
bech geachtet wachen, ia war wedex in. jeiz 
0. nen 


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“_ , r . , 
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Vibliothet 64 
X ĩ 2 


nen Begriffen noch Oitten rauh. and · harte, und gerd 


doch Drang, er. auf dieſe Uebungen, ohne welche 


er ſeige Republit nicht, Hätte buden oder ‚wenige · 


ſtens erhalten fönnen.; Ja die neuern Tupmigge 
überteafen fo gae die Griechiſchen, ſo wohl an Nu⸗ 
gen, als, Schoͤnheit. Sie waren, ein, genauereg 
Bild pes Krieges... Zhre Schoͤnhait könnte ſich 
fo gox mit Der ‚bentigen Deligogeffe-vertrogen, 
Der Glanʒ der Waffen, Die.gute_Apf It. dabey 


T » 
u + 


> 


der. ganze Aufjug:mußte einen geaflen Einfluß auf - 
Diche 


die Werbefferung, bey Sitten haben. Die 


cer ‚haben ficb fiers befchäftigen,. biefe Kampie 


wurdig zu befingen. -.. Durdy-fig. purde ihnen zu 


dei; ſchonſten und,lehafteften Ziefehreibungen Ge 


legenheit gegeben... „Schr glaube na das, 198 


wir in Ihren Schriften als falſch. unglaublich und . 


fantaftifcb tapeln, ‚oft nichts ‚anders ,alß.eine tyeng 


! 


Eopie des Lebens iſt, und daß es mehr Wahrbeif 


und, Wirflichkeit..in, ipren Vorſtellungen giebez 
als wir ung. leicht .einbilden Fönnen®).. - Ihre Ber 
griffe non Ehre und Topferfeit waren fo hoch, 


daß fe in unfern  verderbten Tagen die Glaub 


würdigkeit zu uͤberſteigen feinen; ſo wie ich Leu⸗ 


se, angetroffen hahe, welche zweiſelten, ob nicht 


a 
”).Der. Heraudgeber. Ipbt, in einer ‚Anmerkung. d 


weitläuftigg und richtige Gelehrſamkeit des D * | 


buthnort. Er erürtiert,” dag, was bier nur im Vor⸗ 
beygehen von den Vorfkellungen der Alten gefagt 


wuͤcde, weitlaͤuftiger in einer gelehrten Abhands . 


luug int 20. Sheile der. Hiſt. de 1?’ Academie:des Im 
. Seriptions er Belles Letsres ausgefubrt wͤre 


u. 
—R 


4 


r; 


N nn 
622 Briefe: - 


and bie · Zugenben übe Regulus indes" Schio Inf 
SEL, der Einblibungokraft ihr Daſeyn zu danken hi 


nz 


‘ 


bet ſie ge 


| u ber Kariplaß ‘Berdeife'von 


ten. Die Ritärfpiele fihd- von den größten Ri 
genten, denen Kuͤnſte und Wiffenfchaften viel ıı 
Banken haben, ‘ve. Franz dem eriten, Heinrih 
dem. vierten‘; von unfern eignen Eduarden und 
Heintlchen und vornaͤmlich von unſerer Eliſabeth 
geſchaͤtzet worden. Sie warb die Vorſpiele u 
den fünfeigen Stegen im- Felde. Addiſon de 
hauptet, daß Alle diefe Vorrheile dadurtd aufge 
hoben wuͤrden, weil dieſen Uebungen die Duelt 





- Men Urſpruͤng zu danken hätten, welche noch it 


in der geſitteten ¶ Weit zum, Trotze altes beffn 
herrſchten, was’ nur Vernunfſt und Religien mi 
feßt achenghewarde war das Net 

Ger Waffen nur bey gewiſſen Faͤllen einer zänlı 
hen’ Ehre gebrauthet; allein ih jenen glücklichen 
Tagen haͤtte man bey eier’ jrben Gelegenheit ju 
demſelben ſeine ZJuftucht genommen.  Serclig 
kriten über Recht und Eigenthum wären dadurch 
ektſchieben wotden, und das Vermögen und die 
Ehre eines Mährres haͤtte auf einer wilden Ster⸗ 
fe beruhet.“ "fein, fahrt er ort, wenn ich vnſen 
Borfahren allg -eihen gutem urhietiſchen' Khrper 
Jugeſtehe, fo kann ich mir doch feinen hohen Dr 
griff won hear gefieretän:teßengärt Machen. © 
wWie ben D. Arbuthnot ber große Spike 
3 der aftiren 

it und Zagferdeit feiner Vorfahren maren, | 
- finder er Gelegenheit bey dem Anblicke eines der 
Cs far EB OGe efee tebengan we 
| heben, 


\ 





Bibkiotbee 623 
yeben, Denn auf demfelben waren allerley; Band 
Spiele angeſtellet worden, da die Koͤniginn ihren 6 St 
tiebling nie ihrer Gegenwart beebrre,  Errüße Y”° -. 
met die Peranſtaltung, ‚die gute Ausführung, die 
Sufchriften und Anfpielungen auf die alte Goͤtter⸗ 
lehre bey Diefen Luſtbarkeiten uno fagt, die alten 
Griechen und. Römer fetbft wuͤrden ihnen Beyfall 
gegeben ‚und geglaubt haben, fie befaͤnden:ſich in 
Ihrem eignen Naterlande bey einer gottesdienſtli— 
hen Handlung: -. Solche Bergnügungen waren 
die allgemeine. Leidenſchaft zu Den Zeiten der Eli— 
ſabeth und fie ‚hatten ihren Urſprung in der Wies 
derauflebung der Wiflenfchaften.: Die erften Buͤ⸗ 
ber, die geliebt wurden, waren die Dichter. 
Nichts konnte Gemüthern, die ſich nur für den 
Sefihmac.an den Wiſſenſchaften öfneren, anges 
nehmer ſeyn, als die fabelhafte Geſchichte der 
heidniſchen Gottheiten, womit ein jedes altes Ge⸗ 
dichte angefüllee ift. . Daher wurden die nach⸗ 
ahmenden Künfte, der Bilohayerkunft, Mahler 
ten und Poefie, zu diefen heidnifchen Vorſtellun- 
gen unmittelbar gebraucht, .. Die Vergnügungen 
der Königinn gehörten alſo nicht. zu denen die 
ein alter Schriftſteller ineruditas voluptates nen. 
het, jöndern fie waren höchft;: nuͤtzlich und unter⸗ 
tichtend, Die Infchriften-warem nicht nut. feine 
Ehrenbezeuuungen bey gemiffen feyerlichen,@leies | 
genheiten, fondern fie enthieken-auch wichtige mo» "4 
raliſche Regeln, welche. ficb>üurch den Reiz de 
Poeſie noch mehr empfohſen. Dadurch wurden. 
auch die Dichter erwechgter Sie haben ‚ben die— 

— . Re’. fen 


! 


. 624 Brittijche 

5 Band fen Borftellungen Gelegenheit, ihr Feuer zu ve; 
ET*, mehren, und deswegen Hat die Megierung der 
SEliſabeth und Ihres Nachfolgers in dieſer Art 
von Seribenten einen Vorzug vor allen folgenden 
Zeiten. Addiſon befennet, daß die Poefie die 
fer Zeit von einem beſſern Gefchmade ift, als 
man von der Damaligen Barbaren hätte erwarten 
können; allein er glaubt, daß ſolche Männer, 
wie Shafefpeart und Spenfer in einem jeben Zeit⸗ 
alter, und unter noch fo unvortheithaften Umftin: 
den groffe Dinge würden gechan Haben. „Eie 
würden fie gethan haben, verfegee D. Arbutly 
not, aber nicht eben das, was mir fo fehr in die 
fen unfterblihen Schriftftefleen bewundern. Wenn 
Sie mir erlauben wollen ein wenig Philofopfie | 
einzumifchen, fo will ich mic) bemühen, die Us 
fache davon anzugeben. Es giebt, bey den Pe 
rioden des Geſchmacks und der Sprache, nad 
meinen Gedanken, einen gemiffen Punkt, welcher 
der Poefie günftiger ift, als irgend ein anderer. 
Es möchte wohl ſchwer ſeyn, diefen Punkt mit. 
©enauigßeit zu beſtimmen. Ich glaube aber 
nicht zu:ircen, wenn ich annehme, daß er zwiſchen 
den rohen Berfuchen einer ungebefferten Embil⸗ 
dungskraft auf der einen, und zwiſchen den fel 
nen Spigfindigfeiten der Vernunft und der Bil 
fenfehaften auf der andern Seite ſich befindet. 
Und dieß war, mie ich glaube, der Zuftand unfe 
rer Sprache in den Zeiten der Eliſabeth. Ei 
‚war rein, flarf, deutlich, Zu Sleicher Zeit war 
bie hohe figürliche Arc ſich aus zudruͤcken, wedun 
Tan I — 


j 
1 











/ 


i Bibliothef. | 625 

He Sprache zum Gebrauche des Dichters fo gess Band 
chickt gemacht wir, durch den'profaifchen- Geiſt LIT; 
er Metaphyſik und Logik noch nicht eingefchränfe 
vorden. Dieſer Charakter ift der englifchen, 
Sprache in der That fo fehr eingedrüct, daß er 
che hat können ausgelöfchee werben, fo fehr - 
ud) jene feit dem gewachfen find. Die Urfa- 
he davon iſt ohne Zweifel darinnen zu fuchen, 
veil die Engelländer fehr zeitig ein fo groffes Ver⸗ 
nügen an ihren alten Beheimniffen und mo: 
aliſchen Dorftellungen fanden, und eben die . 
er Geift bey ihnen in der Folge der Zeit durch :. 
ie Maſquen und Triumpbhe unterhalten wurde, 
ktwas ähnliches bögleitete auch, wie ich bemerket 
abe, das Wachsthum der griechifchen und roͤ⸗ 
niſchen Dichtkunſt. Sie harte ihren Lirfprung, 
o wie die unfeige, von der Religion. Und bie 
eidniſche Religion war vor allen andern gefchict, 
en, einen Geift der Allegorie und der moralifchen 
giction einzuführen und zu erwecken. Daraus 
Önnen wir das Allegorifche von ihrem alten Dra» 
%0 erklären, welches mit unfern alten moralifhen. ' 
Borftellungen fehr genau verwandt if. In eis, 
em Stücde vom Aeſchylus wird die Noth⸗ 
vendigkeit als eine Perfon im, Drama aufges 
ühet, und der Tod kommt in einer Tragödie des 
Furipides vor, um nichts von den Perfgnen. in 
en Comoͤdien des Ariftophanes zu fagen. Die 
eidnifche Religion vergötterte alles, und uͤber⸗ 
Iferte diefe Gottheiten den Händen ihrer Bild⸗ 
Auer, Mahler und Dichter. Auf gleiche Art 

2 Kr 7, dat 


- 


ET 


J 

626 Brittiſche 
s Band hat der chriſtliche Aberglaube, ober die neuere 
St, Barbarey alles zu Perſonen gemacht; und 
dieſe Perfonen maren einige Zeit auf dem Schau: 
plaße, und find noch zu unfern Zeiten auf den 
Mafqueraden. Daher fümmt die mablerifhe 
Schreibart unferer alten Dichtkunſt, weiche im 
- Gopenfer fo fehr glänzet, und welche durch das 
Genie des Shafefpear zu ihrer größten Höhe ges 
bracht worden iſt. Ich mache daraus den Schluß, 
daß der Geſchmack diefes Zeitaiters, der Zuftand 
‚der Wiffenfhaften, das Genie der englijdien‘ 
Sprache Damals: fo befchaffen waren, daß fie als 
len Arten von Gedichten eine gewiffe Starke und 
den geringer felbft eine Schönheit gaben, die 
mir Recht unfere Nachahmung vprodienet, „ Die 
a der Eliſabeth verdienen alfo wegen dir 
eite, der Uebungen und poetiſchen Ausarbeitun 
gen mit Recht den Namen der goldnen Zeiten, 
Was die Anklage uͤber die Regierung der Köniz 
ginn. anbelanget, fo wundert ſich Arbuthnot noch 
mehr über die Gedanken, die Addiſon davon bat. 
Er will auch die Vertheidigung dieſes Eruds 
über fich nehmen, und ermuntert feinen Gegner, 
auf dem Kampfplage zu bleiben, und den Streit 
fortzufegen. . Dieß ift der Inhalt des vierdten 
Geſpraͤches. So fehr Arbuchnot in der biehe: 
rigen Unterredung dem Addiſon überlegen zu 
ſeyn fcheiner, fo fehr gewinnet Diefer "über jenen in 
der folgenden die — Wir merken noch 
an, daß dieſe beiden: Geſpraͤche mit vielen hiſtori— 
ſchen oder andern guten Anmerkungen begleitet 
De u | ſind. 


— 











Blbliotheb. 627 
ſind. Aodiſon entſchuldiget ſich erſt durch vers Band 
ſchiedene Gruͤnde, feine Meinung von der. Köni _\ 
ginn zu ei tdeden. Die Verehrung derfelben iſt 
allgemein; er Fönnte ſtolz und eigenfinnig zu fen 
feheinen; man fönnte ihn für einen Sophiſten 
halten, und iom auch mit den Worten des Dich⸗ 
ters vinen Vorwurf machen. 


Nullum memorabile nomen 


Foeminea. in poena eſt, nee habet victoria laudem. 


Endlich braucht er auch die Weitlaͤuftigkeit J 
der Materie ihres Geſpraͤches zu einem Vorwan-⸗ 
de und verlanget von dem D Arbuthnot einen 
Plan, wornach fie ſich in ihrer Unterredung rich⸗ 
ten wollten. Arbuthnot, aus Liebe zu ſeiner 
Heldinn, machet feinen Plan, ſondern ein um⸗ 
ſtaͤndliches Lob. Er ſagt von ihr: Sie kam un⸗ 
ter den mislichſten Umſtaͤnden zur Erdne, die 
aber: doch durch die Klugheit und durch den 
Muth ihrer Rathſchlaͤge von ihr gaͤnzlich uͤber⸗ 
wunden wurden; fie fiegte über die groͤßten aus-⸗ 
waͤrtigen und einheimiſchen Gefahren; fie ernie⸗ 
drigte durch ihre Waffen die fuͤrchterlichſte Macht 
in Europa; ſie vereinigte oder daͤmpfte wenig⸗ 
ſtens zwo unverföhnliche und hitzige Partheyen im 
Lunde; fie unterdruͤckte den Geiſt der Rebellion 
in Irrland und wich den. beffändigen Yntriguen 
ihrer unruhigen Nachbarn der Schotten aus; fie 
ſetzte unfere Religions oerfaſſung auf einen Feten 
Grund und; Ferhien oder brachte vielmehr die Sü- 

R 3. che 


628 BVriktifihe 


s Band he ber Proteftanten empor ; fie machte, daß ihr 
St. Anfehen von ihrem Unterthanen vetehret wurde; 
erhob den friegerifhen Ruhm ihrer Nation 
fo wohl zu Waſſer als Lande aufs hödhfte; fie 

- brauchte die gefchickteften Diener;und gab Die wei- 
ſeſten Geſetze; durch alle dieſe Mittel gefchabe 
es, daß Eliſabeth in einem beſtaͤndigen guten 
Vernehmen mit ihren Parlamenten lebte, daß ſie 
von ihrem Volke angebetet und von der uͤbrigen 
Welt bewundert und beneidet wurde. Addiſon 
haͤlt dieſen Entwurf für zu weitläuftig, und will 
fi ih nur auf zwei Stuͤcke einfchränfen; er will 
einige allgemeine Betrachtungen über die Um: 
ſtoͤnde und Befchaffenbeit der damaligen 
Zeiten und über die perfönlichen Eigenſchaf⸗ 
ten der Röniginn anftellen. Gemeiniglich, fagt 
er, werden bie Damaligen Umftände nicht als vors 
thelipaft für Die Königinn angefehen; allein fie 
j find es in der That. Die Reformation iſt ein. 
Zeuge davon. Unter Eduard dem fechften fan⸗ 
den die proteftantifchen Grundfäge in den Gemü- 
tern des engtifchen Volks fo viel Eingang, daß 
feine Schwefter Maria an ftatt fie auszurotten die⸗ 
felben nur noch mehr beveftigte. Elifaberh ſahe die 
Macht diefer Grundfäge und den Eifer des Volks 
für diefeiben und entſchloß fich alfo dieſe Religion zu 
beſchuͤtzen. Dadurch gewann fie die Liebe des 
Volks, und biefes war bereit, alle Streitigkeiten 
aufzuheben, von allen feinen Vorzuͤgen zu ſchwei⸗ 
gen. und alles willig zu geben, wenn es nur vor. 
dem m ANaſaue unter Ras PP Joch geſi her 
wurde 


— 








Bibtiothet. 629 


wurde. Die beiden ſtreitenden Factionen im Sans Band 
de waren nicht weniger ein glücklicher Umſtand; oe 
fie machten einander kraftlos. Die Purttaner 
waren in der Hand der Königinn ein Werfzeug, 
der. Kirche Einhalt zu thun und ber Macht ihrer 
Diener das Öleichgewichte zu halten. Die Pas 
piften waren nicht fehr zahlreich und wurden forg- 
fältig beobachtet; der allgemeine Abfcheu fo wohl 
gegen ihre Orundfäge. als gegen. ihre Abfichten 
vereinigte die Liebe ihrer übrigeh Unterthanen noch 
mebr, als es aufferdem gefchehen ſeyn wuͤrde, ſo 
daß ſo wohl im Reiche als auswärts aus der alle 
gemeinen Gefäße die allgemeine Sicherheit ent» 
fund. Die DBelchaffenheit der benachbarten 
Mächte auf dem veften Lande war aud) zu ihrem 
Vortheil. Frankreich ward dur bürgerliche _ 
Kriege zerriffen, und Spanien hatte mehr Gröffe 
als Stärfe. Die Unruhen in Irrland wurden 
von der Königinn mehr verlängert als unterdruͤckt. 
Schotland erforderte in der That eine ernſtlichere 
Aufmerkfämfeit; allein die elend verwirrten Rath⸗ 
ſchlaͤge dieſes Hofes --- ein unmündiger König--- 
eine gefangene Königinn — waren glücliche Um⸗ 
ftände, Dem obnerachtet hat die Königinn Eli⸗ 
fabech gegen diefe Seife wirklich viel Poläkf, viel 
Sorgfalt und Weisheit gezeiget. Addifon. fegt 
ben. vierten Vorteil, worinnen bie Königinn fich 
befand, darinn, daß die fönigliche Würde zu ih: 
ver Zeit auf ihrer größten Höhe gewefen HE 
und daß ein geduldiges Bolf ihr verftatter hat, ſch 
bey allen Gelegenheiten ihrer Macht zu bebienen, 
Arduthnot ſchreibt Fi Anfehen, y barlnnen ‚ie 

ni⸗ 


630 Brittifche 


3 Band Koͤniginn ftund, der Klugheit zu, mit der fie ihre 
St. Miniſter wählte, und daher leitet er auch das 
Vertrauen, die Treue, den Oehorſam des Volks. 
Addſſon aber führer davon die Neformarion und 
“die Wiederberitellung der Wiſſenſchafcen als Urs 
ſachen an. In einer Anmerkung feßt der Het 
ausgeber aud) noch die Damalige Erziehung dazu. 
Ein Buch unter dem Titel "Eigmwagxie ſiue Eli- 
favetha in lateiniſchen Verſen, worinnen die Koͤ— 
-  niginn und Ihre Miniſter ſehr erhoden wurden, 
mußte auf Befehl in den Schulen als ein claßi⸗ 
ſcher Schriftſteller angeſehen und auswendig ges 
Ierner werden. Was den Charkkkter der Zr 
ſabeth felbft anberrift, fo fage Addiſon, er wäre 
van einigen fcheinbarcn Tugenden, aber von mehr 
wirklichen Laſtern zufammengefegt gemwefen, beide 
aber hatten in den Augen des Bolfs gleiches Gluͤck 
gehabt. Er hält ihre $eurfeligfeit, ihre Liebe zu 
ihrem Volke, ihren Eifer für die Ehre der Na— 
tion nicht für eigentlihe Wirkungen ihrer Natur, 
fondern für Zrüchte ihrer Politik. An ſtatt der 
Leutſeligkeit zeigte fie gegen den Abel und Hof, der 
fie umgab, nichts als Eigenfinn, Eiferfucht und 
— Gtol, Arbuthnot, dem die Beweiſe Davon aus 
7 ber Gefhidhyee befanne find, leugnee es nicht, nennt 
es aber nur Anfälle einer teidenfchaft, Ihre Siebe 
zu ihrem Bolfe wird dadurch verdächtig, Daß fie 
fo ofte Monopolien bewilligte, daß fie ihren Unter 
thanen und vornämlidy den Reicheſten durch ihren 
Beſuch fo viel Aufwand verurfachte, daß fie das 
Geluͤbde des Celibats fo hartnaͤckig hielt und ſich 
weigerte bie Succeßion veft zu fegen, wen 

. R N m. do 


⸗ 








4 


Diigo. Br. 


doch die öffentliche Ruhe und Sicherheit in nichts Band 
geringe Gefahr gerieth. Der Ruhm des engli-, — 
ſchen Volks, fuͤr den Eliſabeth ſo ſehr beſorgt 
geweſen fepn foll, wäre Doch noch mehr ver groͤſſert 
worden, wenn man den Proteſtanten auf dem ve⸗ 
ſten Lande kraͤftigern Beyſtand geleiftet, wenn man 
den Krieg gegen Epanien nachdrüclicher fortgefer 
Get und Irrland gänjlich zum Gehorſame gebracht 
hätte. Arbuthnot wendet ein, diefe Punkte ge- 
hörten zu den Geheimniſſen des Eobiners; er fora 
dert Addifon auf, von ihrem Hofe und von Ihe - 
ven fürftlichen Eigenfchaften zu reden. „Bier 
daͤchte ih, fährt er fort, ſtellte ſich ihren Augen 
eine Scene dar ‚ welde ihres Beyfalls würdig 
waͤre. Nichts zeiget fich hier, als was wirklich 
koͤniglich iſt. Eliſabeth wußte am beſten, wie 
ſie das Anſtaͤndige ihres Ranges behaupten muͤßte. 
Sie praͤſidirte in dieſer hohen Verſammlung mit 
der wahren Wuͤrde einer groſſen Koͤniginn. Bey 
allen hereinbrechenden Gefahren zeigte ſie eine 
Standhaſtigkeit, und bey allen Gelegenheiten des, 
Ceremeniells eine Pracht, welche einem jeden 
Hochachtung und Bewunderung befahl! di | 
Pergnügungen felbft waren mit einer’ Ernfigef: 
tigkeit vermifcht, die ihrem Gefchlechte ind Skhus 
de gemäs war und. die ihren Hof, fo gar bey den 
prächtigften und frölichften Gelegenheiten, zu ei⸗ 
ner Schule der Tugend machte,, Addiſon 
verfpriche auch in diefem Stüce niche viel Gutes; 
er Täugnet ihre Großmuth, und beſchuldiget fie 
‚ des Stoljeg und der Zurchrfamfeit, deren fich auch | 
der rd Qugbien ſehr we zu bedienen gewußt 
Kr haͤtte. 


gBarıd 
6 St. 
mr 


638. Brittiſche 


haͤtte. . Er tadelt ihren Geiz und glauße ‚daß 
diefe Leidenſchaft alle Grenzen des Wohlſtandes 


beſyh ihr überfchritten habe. Sie bewies ihn ges 


gen ihre Geſandten und Minifter, gegen den Se— 
cretair Walfingham; die Kriege wurden . mehr 
yon dem Privatvermögen des Adels, als aus dem 
öffentlichen Schatze beftritten. Sie verkaufte nicht 
nur die Bedienungen, fondern aud) perfönliche 
Onabenbezeugungen. Diefer Geiz hatte den 
gößen Einfluß auf die niedrigen Obrigfeiten, 

in $riedensrichter war, nad) dem Ausdrucke eines 
aufgeweckten Mitgliedes des Unterhaufes, damals 


‚eine lebendige Creatur, welche vor ein halb Du⸗ 
- gend Hühner die Macht erlangete, ein ganz Du 


‚genden auf eine ausfchweifende Art zu bewundern, - 


gend Strafen in feiner Gewalt zu haben. Ihre 
Art zu regieren war unterdrüdend und gebietes 
riſch. Sie widerfprach mit allem Stolze ihrem 


- Darlamente, und gieng mit den Kirchengütern 


verfchwenderifh um. Addiſon fammelt endlich 
alle diefe Züge zufammen und entwirft folgendes 
Gemaͤhlde, das wir unfern $efern mittheilen mol 
len. „Die zwo groffen "Begebenheiten dieſer 
Zeit, die Veftfegung der Reformation und 
der Triumph über die fpanifche Macht breis 
tenginen ungemeinen Glanz über die Regierung 
der Königinn Eliſabeth aus. Die Nachkom⸗ 
menfchaft, verblendet Durch dieſe glüflichen Er. 
folge, fieng desmegen an, ihre. perfönlichen Zus 


a8, was denfelben noch mehrern Glanz gegeben 
—* iſt die Stelle, in welcher wir fie von ohnge⸗ 
aͤhr finden, zwiſchen einer abergläubifchen Koͤni⸗ 
— 7 ginn 


Term 


ginn auf: ber einen, und einen ‚pebahtikhen Rs Band 
nige auf der andern Seite. Es ift alfo fein Wun⸗ got, 
der, daß ihre Regierung bey dem erften Anblide 
wohl eingerichtet, und auch glorreich zu fenn fcheis 
ne: Wenn man aber auf die befondern Umftäns 
de aufmerffam ift, fo findet man, daß man eben 
fo viel. dem Gluͤcke als der Geſchickucht eit zufchreie 
ben muß, und daß ihr Ruhm durch Diejenigen 
" Betrachtungen vetringert wird, melche bey einem ' 
forglofen Anblicke ihn zu vermehren f&yeinen. Die 
Schwierigkeiten, die ihr begegneten, waren groß: 
Doch gaben diefe Schwierigkeiten felbit die eigent⸗ 
lichen Mittel an die Hand, wie ſie zu uͤberwin⸗ 
den wären. Sie fchärften den Verſtand, eins 
deten den Muth und vereinigte die Liebe des gan⸗ 
zen Bolfe. Der Name ihres groflen Zeindes 
auf dem veften Lande ‚brachte damals das Schrei - 
Een mit ſich; alleiü feine Macht mar in der That 
geringer, als fie zu fenn fehlen. DasSpanifche _ 
Reich war verderbt und ſchwach und wankte unter 
feiner eignen Laſt. Und dieß war noch dazu für 
die Spanier felbft ein Geheimnis. Zu gleicher 
Zeit war das Vertrauen, welches durch die Meis 
nung einer groffen Stärfe erzeuget wird, ein gülte 
fliger Umftand. &s verurfachte auf. ber einen 
©eite eine Geringſchaͤtzung der Rathſchlaͤge, ſo 
wie auf der andern in eben dem Verhaͤltniſſe die 
groͤßte Wachſamkeit und Vorſicht. Allein dieß 
war noch nicht alles. Der Religionshaß in den 
Niederlanden --- die bürgerlichen Kriege in Frank⸗ 
reich --- die Uneinigfeiten in Schotland — alles 
ſtimmte zur Veforderung des Oluͤcks der "oe Ä 
ef 


634 Brittiſcche 


3 Bond beth überein; ‚-. Und doch wäre dieſes bey dieſer 
ger, geoffen Criſis ihres Schickſals, und wie eg ber. 


\ 


noch ausfiel, ihres Ruhmes, vielleicht zu wenig 
geweſen, ‚wenn, die vereinigten Elemente. nicht 
ſelbſt für fie geſtritten härten. 

Dieß iſt Die, natuͤrliche Gefchichte von - ihren 
auswärtigen Teiumphen. Ihre gluͤcklichen Er⸗ 
folge in ihrem Vaterlande koͤnnen eben fo leichte 
aufgelöfet werden. Selbſt dieſe auswärtigen 
Grfahren, die. Beſchaffenheit der Zeiten, der Zus 
ftand der Religionspartbeyen , ja die Factionen 
ihres Hofes, alle dieſe Stücke arbeiteten. entwe⸗ 
der unmittelbar oder durch eine geringe Anwen⸗ 
Bung ihrer Politik zu ihrer Groͤſſe. Dieß wa 
sen Die damaligen Umftände, wodurch fie gezwun⸗ 
gen wurde ‚ menigitens den Schein einiger Tus 
genden anzunehmen: und ihre Glü war fg be 


fonders, daß felbft ihre Lafter verehrungsmürdig 


wurden und zu ihrem NRuhme vielleicht mehr bey« 
£rugen als ihre Tugenden. Sie war wachſam 
in ihren Rathſchlaͤgen, forgfältig: in der Wahl 


,.. $heer Dierier, liebreid) und herablaffend ‚gegen ih⸗ 
-  gelineertfanen. Es fchien, als wenn fie eine 
auſſerordentliche Zärtlichfeit für,den Mugen und 


einen aufferordentlichen Eifer für die Ehre der 


Mation hätte. Dieß war die glänzende Seite 


ihres Characterg, die Durch die befländig drohen 
den Gefahren, “denen fie ausgefegt war, nod) 
glänzender wurde, Auf der andern Seite aber 
war fie cholerifh und gebieteriſch, eiferfüchtig, 
furchtſam, geigig, unterdrüdend in fo fern fie 
durfte; In vielen & 

tyran⸗ 


aͤllen eigenſinnig und in einigen 


® 


Vibliothek. 6535 


tyranniſch. Allein dieſe Safter , Deren einige ihres Banp . 


HPolitik fchärften und feiner machten, ‚die Übrigen SE 
aber nur ihren Hofleufen, und denen, ‚welche um fie‘ 
waren, ſichtbar wurden, befeftigeen ihr Anfehen, 
und verfchaften ihr in die Herzen des Volks meh _ 
rern Eingang. Der vermifchte Glanz diefer Ein - 
genſchaften, der guten und böfen (denn auch ihre 
ſchlimmſten, wenn ſie von einer Seite und in ei. 
nem vortheilhaften lichte gefehen wurden, hatten ' 


: das Glück, den guten ähnlich zu fehen ) verblene 


dete alle Augen ſo ſehr, daß fie fo viele gefährliche 
Handlungen der. Tpranney. und Unterdruͤckuns 


nicht ſahen oder nicht ſehen wollten. 


—A 


‚Und auf dieſe Art iſt es geſchehen, daß der | 
Name ber Eliſabeth wegen einiger Verdienſie 
und wegen einer mehr liſtigen und weniger wirk« 


lichen Tugend durch die Uebereinftimmmung ver« 


ſchiedener zufaͤlliger Urſachen der ehrwuͤrdigſte 
Name in der langen Reihe unſerer Fuͤrſten wor⸗ 
den iſt. Wie wenig ſie dieſe Ehre verdiene, kann 
moen aus dieſem fluͤchtigen Entwurfe ihres Cha⸗ 
racters und ihrer Regierung ſehen. Jedoch 
wenn auf beyden Seiten etwas nachgegeben wird, 
will ich nicht leugnen, daß fie eine große, Das if 
eine glüdliche Königinn geweſen iſt, und hierin“ 
nen vielleicht am glüclichften,, Daß fie mit. ſo we⸗ 
nig gerechten Anſpruͤchen, ihr zu erlangen, eimen 
ſo unumſchraͤnkten Ruhm erhalten bat... Are. 
bucthnot ift_mit dieſem Bemälde, wie manleicht‘ 
vermuthen Fann nıcht zufrieden und entwirft ein 
anderes,, das wir unſern $efern ebenfalls nicht 
entziehen darfen. „Sie war verjtändig ‚ira: / 
fam,. 


636 Brittiſche 
Band fam, vorſehend und ſcharfſichtig: ſtets beſorgt, 
St, ihre großen Endzwecke, die Veſtſetzung ber Re— 
ligion und die Sicherheit und Ehre ihres Volks, 
zu verfolgen; fie war Plug in ber Wahl der beften 
‚Mittel, dieſes zu bemerfftelligen, wozu der Ge 
"brauch gefchicktes Diener und Die Anwendung der 
oͤffentlichen Einfünfte gehörte; fie war fähig, 
alle Vortheile wohl zu gebrauchen, melche ihre 
'eigne Weisheit oder die Umftände der Zeiten ihr 
darboten; fie war ohne Furcht und unerfchroden 
in der Ausführung biefer großen Entwürfe und 
doch forgfältig, die tieffte Vorherſehung mit ihrer 
Großmuth zu vereinigen. Wenn fie .geigig zu 
feyn fehlen, fo wollen wir bebenfen, daß die ges 
naueſte Sparſamkeit in ihren Umfländen noͤthig 
war; fehien fie gebieteriih, f6 mar es ebenfalls‘ 
nothwendig, daß eine weibliche Regierung durch 
den Schein des Anſehens achtungswuͤrdig ges 
macht wurde; mar fie zu irgend einer Zeit unter. 
druͤckend, fo müffen mir überlegen, daß die En 
gliſche Einrichtung, mie fie damals war , ſowohl 
‘als ihre eigne Gemuͤthsart Antheil an diefer Sa 
he hätten. Kurz, wie wollen uns. erinnern, 
daß fie die Ehre dat, das weiſeſte, murhigfte 
und tapferfte Volk, wodurch vielleicht jemals ein 
tand over ein Zeitaltar berühmt worden iſt, be- 
herrfchee ja vielleicht gebildet, und den Ruhm 
des Engliſchen Namens und ihrer eignen 
Würde zu einer Höhe gebracht hat, meldhe 
aufferdem in den Jahrbuͤchern unferer Nation 

niccht zu finden ifl,,, | 


IX. 





Bibliothet. 637 


IX. J Pr 


Neue Büder 
ı) An Enquiry into the divine Mijjions of Iohn ’ 
che Baptiſt and Ieſus Chriſt, fo far as they 
can be proved from tbe circumjlances of 
their Birtbs, and-tbeir Connedion with 
edcb other. By WilliamBell, M:A.Fellow . 
of Magdalen College. Cambridge gv0. 


Es muß für ein jedes vernünftiges-und wohl⸗ 
geartetes Gemuͤth "keine geringe Zufriedenheit 
feyn, wahrzunehmen, daß die Beweisthuͤmer 
ber chriftlichen Religion immer Elärer und über». 
zeugender werden, je genauer man viefelben uns 
eerfuche, Die Gründe, wodurch fie oft auf die 
deutlichſte und: ftäeffte Arc befeſtiget worden iſt, 
find binlängtich genug,. ihre Goͤttlichkeit zu. bes 
weifen; und da über diefe Materie fo viel ge- 
fehrieben worden ift: fo halt man gemeiniglic) - 
Dafür, daß darüber nichts neues gefaget werben: 
Fönne. Diefe Unterfuchung der göttlichen 
Sendung Johannis des Täufers und Jeſu 


Chriſti zeigt. ſattſam, daß die Wahrheit der Ne 


ligion durch. Srände bemiefen werben koͤnne, bie 
man bishero entweder ganz überfehen, oder Doch 
nur obenhin berühret hat, und die, wenn fie mit 
Einfihe und Genauigkeit vorgetragen worden, 
die Wahrheit der Religion in einem hellern und 
ftärkern Lichte zeigen, und, nach dem Ausdrud 
Re Ss des 


638: Brittifche 


sum des Verfaflers, ihrem Glanze mebrere Strab: 
ger len mittheilen. 


2) SOPHRONIA: or letters to the Ladies. 
12mo 


Die Lehren, weldye durch mohlgeseichnete 
Character erläutert, und durch unterhaltende Er⸗ 
zählungen belebt werden, müffen auf die Aufs 
merkſamkeit ftärfer wirken, als wenn fie von die⸗ 
fen angenehmen Zufäsen nicht begleitet würden. 
Von diefer Wahrheit überzeugt, hat der Verfaſ⸗ 
fer diefer angenehmen riefe dem Unterricht, 
Das Vergnügen jum Oefaͤhrten gegeben, und den 
Frauenzimmern eine Anzahl kleiner Geſchicht⸗ 
mitgetheilet, die mit nuͤtzlichen Lehren, beſonders 
fuͤr junge Gattinnen, vermiſcht ſind. 


3) Original Poems and Transiations. By 
James Beattie A. M. 8vo. 


Man muß der gelehrten Welt zu diefem Dich» 
ter gluͤckwuͤnſchen. Seit Grey, welchen Beattie 
in feinen Oden und Elegien zum Vorbild genom- 
men, bat fein englifher Dichter in feine Ge. 
Dichte mehr Harmonie, mehr Einbildungsfraft, 
mehr Geift, zu bringen gewußt. Man muß uns 
zufrieden fenn, baß man’ Ueberſetzungen unter 
feinen Arbeiten findet, weil ihm dieſe die Zeit 
binweggenommen haben , die ein Schriftfteller 
von feinem Genie‘ zu Verfertigung eigener 
Werke hätte anwenden koͤnnen. 


A4) ALmo- 


Bibliothet. - 639 


4) ALMORAN and HAaMET: an oriensals Be 
Tale. 2,Vol. ı2mo. 65 


Dieſe unterhaltende und fehrreiche orientas 
lifche Befchichte fehärft Lehren von dem gröpten 
Mugen und der größten Wichtigkeit ein,. Die 
Tugenden ver Froͤmmigkeit, der Maͤſſigkeit, der 
Beſcheidenheit, der Gelaſſenheit, und der Zu- 
friedenheit mit feinem Schickſale, werden in dem 
liebensiwürdigen Character des Hamet fehr em⸗ 
pfohlen, und die entgegengefegten Laſter werden 
mit den gehäffigften Farben in der Derfon. bes 
Almoran abgeſchildert, der als. 


Invidus, iracyndus, iners, vinofus, amator “ 


vorgeitellet wird, Ihre Character ſind vollkom⸗ 
men wohl gezeichnet. Syn der Einrichtung dieſes 
Werks finden fid) einige Umftände, die vielleicht 
die Wahrſcheinlichkeit beleidigen, und den bes 
Eannten Kegeln: der orientalifchen Sitten nicht 
gemäß find. Aber diefes find unerhebliche Sehr 
ler, die in einem Werke, welches in einer fo lo⸗ 
benswuͤrdigen Abficht, und.auf eine fo angenehme 
Art gefchrieben iſt, nicht bemerkt zu werben 
verdienen, 


Ss⸗ Inhalt. 


Inhalt. 


I. Browns Twenty Sermons. 


II. Potts Obfervations on the nature and confequen- 
ces of wounds and contufions at the head, &c. 


II. Beſchluß des Auszugs aus Lawfons le&tures con- 


‚ cerring oratory. 
IV. A new Eftimate of manners and principles, 
V. Colman- Comedy, the jealous wife, | 


VI. Newtons differtations on the prophecies, Volume 
the fecond, 


VII. Anecdotes concerning the famous Kohn Reinhold 
Patkul. 


VIII. Moral and political Dialogues, 
IX, Reue Bücher. . 


RFregiſter. 





Regiſter 
uͤber die. in dieſem Bande enthaltenen 
vornehmſten Materien, 


Abeli⸗ einer vollkommenen Regierung 251 

Ariſtoteles, wie deffen Buch von der Rhetorik zu 

en 313. Vergleichung zwiſchen ihm und 

cero | 215 
‚eben, der Hauptſit der Beredfanikeit 

Ausdruͤcke, die p —2*8* und kriechenden auf de 
Kanzel, ſind nicht zu entichuldigen 


Bacons, des Grockanzlers von Englanb Beben, 
fein Charakter 416. u 
Ball⸗ Hendbuch für angehende Aerzte und fps 


2 eceofamkeit, Vorle ſungen uͤber dieſelbe 308. die rät 
fern Lehrer darinnen find driffoteles und &h 
cero 313., der Tempel oder Palaſt derſelben 316 

Betrachtungen eines Ungenannten über dag men 

i liche Geſchlecht, die Ratur und bie Vorſehung 2 

Bewegungsgruͤnde nach Neuigkeiten zu forfchen 248 

Deeis der Unſterblichkeit aus der Vernunft 

Birchs 2 ben des Prinzen Heinrichs von Wallis 174 

Slakwels Denkwuͤrdigkeiten des Hofs ded Aus 
guſtu 152 

Blattern, wie man ben Körper zur Aufnahme ber 
f iben zubereiten fo 

Blumen, zeugende, deren Befchreibung 

Brotons Reben über verſchiedene Stücke der chriſtuch 
R.ligion 449. Verzeichnis feiner Sariften 475 

Brand, eine Abhandlung dabon 76. was bey beifen 
Eur zu beobachten 78. und 80 

Butler, Sammlung von feinen poetifchen und pro» 

ſaiſchen Schriften 


Regiſter 
Cicero, Urtheil von deſſen Buche de oratore 314. 
Vergleichung zwiſch. n hm und Ariſtoteles 25 
Eolmans Lujtipiel , die aAferſuͤchtige Frqu 
Coverage ber größte Kuͤnſtier im Ausdruck der im 
mut - 267 


Es Elerien Zu 
Bellen, Gräfin. von, ie: Geſdichte in u. 
Cheilen 140 


Erndte, Pearſalls Betrachtungen über dieſelbe 56 
Erziehung der Kinder, iſt etwas wichtiges und 
ſchweres ⸗ ‚89. Endzweck derfelben - - 107 


Ferguſons Votleſungen über mathematiſche und php⸗ 


uſche Wabrheiten 87 
Fieberrinde, deren Kraft wider den Brand 76 
Stau, die eıferflichtige, eine Comoͤdie 534 
Gemuͤtbsarten der Kinder müffen bey deren Erzie 
Ä bung jorgfältig ausgeforſchet werden 90 
Geſchichte Carls I Königs von England - 527 
— — Guſtavs I Königs von Schweden 292 
Geſchmack, Anmertüung uder denfeiten 370 


Geſellſchaft, fehottifche, zur Ausbreitung des Chri⸗ 
ſteuthums 73. Nachricht von deren Stiftung 74. 
und Privilegien 75 
Gewohnheiten, Stärke derjenigen, bie man in der 
Tusend- annimmt . 10I 
Glouceſter, Biſchofs von, Predigt am Bedächtnistage 
ed Todes Carts des I. Königs von England 123 
Boochs practiiche Aumerkungen inder Chirurgie 130 


Haͤndel, Nachricht von feinen rLebensumſtaͤnden. 182 
BSarris kebdensbeſchreibung Carls I. Koͤnigs von 
"AND. 227 
Silke Npadlung von jeugenden Blumen - 46 
Sume s Geſchichte ber Religion wird beyrůft 27u. — 
Kirk 








| Regiſter. 
K irtlands, Abhandlung vom beißen und Hate 


Brand 
Beantheit, Gedanken über Biefetbe ze n 


Canghornes, Hiob, - Er ee 220 , 
CLawſons Gorlefungen ber die Berebfamteit 308. 


Cowths Leben des William von Wöriham Bilchof | 
von Wincheſter 271. 


Macdonnells Antwort eines aufrichtigen Ehriften! 
wird widerlegt 230 
Maupertuis wird von einem ungenannten wi⸗ 


derlegt 258, 
Mdandnbone Ausſpruch von drey fipiveren Die 
wien, Befchreibung von im — —  .. .. 255.1. 


Mond, der, iſt wegen feiner, Beriibenungen ein” 
Sinnbild der Welt \ 6m 
Neuigkeiten, aus was für Srinden die Menſchen 
darnach forſchen 440 
Ylewmanns Predigten über verſchiedene wichtige 
Materien 220 
Newtons Abhandlungen pon den Welffagungen 563° 


Gfiners ve Panblung son den Rranlheiten der 
Plerde 119: 


Patkul, Erzählung beöfenigen.. wos mwiſchen ſeinent 
Beichtvater und ihm, bey feinen, Hinrichtung 
vorgegangen 589 

Pearſalls Betrachtungen über das Meer, die Erndte, 
die Krankheit, das H-afle Gerichte, Die Schmet⸗ 
terlinge, ben Bolmond ,‚ und den Spayergang 
b einem Walde, 

Posts Anmerkungen über die Natur und Folgen der 
Verwundungen und Sameupnn an am Kopfe 478, 

Prediger, 


Regiſter. 


Prediger, ob er feine niedrigen und triechenden Aus⸗ 
— drücke auf der Kanzel mit der Abſicht entſchuldi⸗ 
gen Fönne, verfländlich zu ſeyn 499 0.500 


Quellen der menſchlichen Unwollkommenheit 249 


Tanne © Geſchichte Guſtavs J. Köonigs von 

Komanpebeeiber, feine Pflichten * 

Robertſons Geſchichte von Schottland 

— — Predigt von der Verfafſung der Welt 
Zeit der der Geburt Jeſu ꝛ c. 65 


itten, eine neue 503 
— defſen Befehreibung 42. wie a zu 
eilen 4. 45 
chmetterlinge, in deren Veränderungen liege ein 

Simdild der Auferflebung der Siäubigen 61 
Saquires Buch von ber Gleichguͤltigkeit genen die 
Zeilen 115. welches der wahre Titel dies 


Bud 
——— —A— der Graͤnzen der menk 
RR 


Theodoſia, Bebichte von ide — 221 


Vergleichung zwilchen Ariflötele$ und Cicero 315° 
Hıngang mir fich ſelbſt, Gedanken über benfelben 205 


Webbs Unterfipung. von den Gihönkeiten F |