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IARVARD-COLLEGE:- LIBRARY a
MH” IN MEMORYOR FR
2 JAMES JACKSON |
B LOWELL
A |FIRST SCHOLAR OR THB CLASS
OF 1858 * LBFT THE LAW
SCHOOL AT THE OUTRREAK
OR THE CIVIL WAR TO JOIN
THE 20 MASSACHUSETTS
VOLUNTBBR INFANTRY
MORTALLY WOUNDED AT |
THB BATTLEOF GLENDALE
JULY 30TH 1862
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Brittiſqe
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Fuͤnfter Band.
Brittiſche
Bibliothek.
Fuͤnfter Band,
Erſtes Stuͤck.
Leipzig,
bey Johann Wendlet.
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L. m
The hiftory of Scotland during the reigns If
..Queen Mary and of King James VI. till
his acceflion to the Crown of England,
with a Review of the Scotch billory pre-
vious to that period, and an Appendix
containing Original Papers, in two Volu-
wes by William Robertson DD. London
printed for A, Millar in the Ärand,
1759. 40. \
F ieſe Geſchichte von Schouand unter
den Regierungen der Koͤnigin Ma⸗
ria und des Koͤnigs Jakobs VI. der
nachhero unter dem Namen Jakob I: Englands
Thron beftieg, unterfcheidet fich in; verfihiedenen
Stürfen von den ältern Geſchichten „biefer. Zeiten.
Der Verfaffer hat die Begebenheiten in ein neues
Licht gefegt, und die Character mit neuen Farben
gezeichnet, — Die Bibliothek zu Edinburgh ent⸗
haͤlt nicht nur eine groſſe Samlung ‚von wirflichen .
Urfunden, die die fchottifchen Angelegenheiten bes
treffen, fondern auch merfmwürdige Abfchriften ;
und die Vorſteher diefer Bibliothek haben dem:
Verfaſſer, wie er in ber Vorrede meldet, bie
Durchleſung erlaubt. Zu dem brittifhe Muſaͤo
bat er durch die Gefälligfelt des D. Birch: dem’ -
Meg gefunden, . Der Lord Viſcount Royſton,
a \ Ya welcher
Sb. 4 Brittiſche |
Ir
welcher nach dem Tode Bes Dr. Forbes eine groffe
‚Samlung, merfmürdiger Nachrichten von der Re⸗
gierung der Königin Elifaberh gefauft, hat dem
Verfaſſer pierzehn Bände in Quart, die zu’feiner
Materie gehörten, zum Gebrauch uͤberlaſſen.
Sir Alexander Dick hat ihm eine ſchaͤtzbare Sam⸗
lung von Urkunden, in zween ſtarken Baͤnden,
mitgetheilet. Calderwoob, ein presbytericniſcher
Geiſtlicher des lezten Yahefunberts , bat eine Ge⸗
fehichte von. Schotland vom Anfange ver Regie⸗
rung Jakobs V. bis zum Abfterben Jakobs VI.
in fechs dicken Bänden verfertige, und derſelben
verfchiedene wichtige Schriften einverleiber, die
man fonft nirgends antrift. Von diefer Geſchich⸗
te, von welcher das Manuſeript beſtaͤndig im Bes
ſch der Kirche von Schotland geblieben iſt, hat
der Verfaſſer durch einen vornehmen Geiſtlichen
dieſer Kirche, Herr George Wiſhart, eine Ab⸗
ſchrift erhaten. Sir David Dalrymple hat ihm
mit einer Samlung von Nachrichten, welche
Gowries Verſchwoͤrung betreffen, cuegehetfen
und ihn dadurch in den Stand geſezt, dieſe Be⸗
gebenheit in ein helleres:tichk zu ſetzen, als bis⸗
hero geſchehen. Herr Goodall hat ihm eben⸗
falls einen Band Manuſcripte mitgetheilet. Aller
dieſer Schriften hat ber. Verfaſſer ſich zur Erlãu⸗
terung. bes Zeitpuncts, deſſen Beſchichte er ſchreibt
ſorgfaͤltig bedient ⸗
«6 Nachdem der Verfaſſer einen kurzen. Entwatf
der {churtifchen Geſchichte dor. dem Tode Jakobs
des V. "«egaben hat, , "oedbet ex fich. gur Gefshichte
unter
Bihliothet.
unter der Regierung der Koͤnigin Maria. Se.
wurde wenige Tage vor dem, Tode ihres Vaters
Jakohs des V. gehohren. Der-Zufland, worin⸗
nen er das Koͤnigreich lies, beunruhigte jedere
mann mit: der Furcht einer unruhvollen und uns
gluͤcklichen Regierung. Manm hatte wider Enge:
land, ahne Noth, rinen Krieg angefangen ‚und
ihn.oßne Gluͤck ‚fortgeieget, — — Die Regierung, ,
einer Königin mar in. Schotland unbefant,- und:
exfüßte ein Friegerifches Volk nicht mit Der gröfften
Ehrfurcht. Die Regierung einer Königin, die:
noch, ein Kind war, vertrug ſich noch meniger-
mit dem koͤniglichen Anſehen. Jakob hatte den’
Unordnungen der Uymuͤndigkeit nicht einmal durch
das gewoͤhnliche Mittel vorzubeugen geſucht, und
er hatte keine Perſonen ernennt, die zur Erzie⸗
hung ſeiner Tochter und zur Verwaltung des
Reichs in ihrem Rahmen geſchickt geweſen waͤren.
Das Amt eines Regenten war alſo den Anſpruͤ⸗
chen eines jeden offen. Der Cardinal Beautoun,.
ben man feit eiyigen Jahren für den erften Minie-
ſter angeſehen hatte , war der.erfte, Der diefe An⸗
ſpruͤche machte. Ex berief fih auf ein Teftament,
das tr felbit unter Dem Rahmen bes verftorbnen:
Königs verfertigt hatte, und ar t nahm fogleich ben.
Titel : eines Regenten an. Er hoſtẽ ‚von der
Geiſtlichkeit, Pa der Nachſicht der verwitweten
Koͤnigin und von der ganzen catholiſchen Faction
unterſtuͤzt zu werden. Aber er war zu lange
mächtig gewefen, als daß er der Hebling der Na
klon . Härte feyn koͤmen. Man. ting . dem.
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Bruttiſche |
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Bibliothek.
Füͤnfter Band.
Erſtes Stuͤck.
Leipzig,
bey Johann Wendlet.
1760.
ꝛ2Brittiſche
gewann ihr uͤberall Ehrfurcht. Mit allen Rei⸗
zungen ihres Geſchlechts verband ſie viele von den
Vollkommenheiten des andern, Ihre Staͤrke ix
den: nothwendigen und angenchnien Kuͤnſten und
Wiſſenſchaften war. über dasjenige weit hinaus,
was fürftlihe Perfonen gemeiniglich- zu wiſſen
pflegen. Ihre übrigen Eigenfchaften wurden
durch eine liebreiche Freundlichkeit noch: einneh⸗
mender gemacht, welche ihr die Herzen ihrer Un⸗
ferthanen ganz unferwarf. |
"Aus biefen. Umftänden würde ein. politiſcher
Beobachter einen ganz andern Ausgang ihrer Mes
sierung geweiſſaget, und niemals den verheeren⸗
den Saum, welcher nachhero erfolgte, befurchtet
Die itigen Reiten find ‚von den: bamaligen- mu.
entfernt, und die Umſtaͤnde find. zu - verfchieden,.
als daß es möglich mare, -fich einen Begrif von;
dem heftigen Eifer gegen das Pabikchum zu ma⸗
ben, wovon die Nation Damals eingenommen
war. Cine jede Nachſicht gegen Die Papiſten
wurde für einen Abfall geachtet, und die Dub
Bung einer einzigen Meſſe wurde für weit. furcht⸗
barer angeſehen, als der Einbruch einer Armee,
von zehntauſend Mann. — : Aber fo ſehr auch
das Volk murrete, and fo heftig auch die Prebi⸗
ger eiferten, { fo wirfte Doch der Prior von St. An⸗
dreas für die Königin und ihre Bedienten die une:
geftörte Uebung der ratholiſchen Religion aus. ——
Die Proteftanten erlangten durch dieſe Orig:
keit gegen die. Porurele ‚ber Kinigin,... eiren,
auffere
Blbliothet gm
aufferördentlichen Bortheil fir ihre Meligion,
Dbgleich die reformirte Lehre im ganzen Königs
reiche eingeführt war; fo Bart fie doch noch nie
eine Ffönigliche Beftätigung unterflüzt. Ben Dies
fer Gelegenheit erflärte die Königin eine jede Un⸗
ternehmung , biefe Lehre zu ändert, oder umzu⸗
ſtoſſen, für eim töbeswürdiges Verbrechen.
Die Königin trug die öffentlichen Gefchäfte
blos Proteftanten: auf; und keinem einzigen Papi⸗
fen wurde etwas andertrauet, Der Prior von
St. Andreas und Maitland von Sethington ſchie⸗
ten Die Zuneigung der Königin vorzüglich zu beſi⸗
gen, und fie hatten die Gewalt und das Anfehen
beguͤnſtigter Miniſter. Ihre Wahl hätte auf’
feine Perfonen fallen fönnen, bie dem Wolfe ans
genehmer gewefen wären. Nach ihrem meifen
Rathe betrug fich die Königin mit ſo vieler Maͤß
figung und Nachſicht gegen die Grundfäge ber
Nation, daß fie nochivendig die Zuneigung ihrer
Unterthanen gewinnen muflte, welche die feftefte
Grundſaͤule der Macht eiries Megentelt, und bie
einzige wahre Duelle feiner Gluͤckſeligkeit und ſei⸗
nes Ruhms iſt. | nn
Ein andrer Punct, den Maria für ungemein
wichtig hielt, war eine voͤllige Ausfohnung mit der
Königin Elifäberh. Allein ur geachtet fie im An⸗
fange ihrer Regierung, Diefe Vereinigung zü!
Stande zu bringen ſich ungemein angelegeri feyit‘
lies: : fo "etäugten fich doch nachhero Vorfälle, die
das Mlisverſtaͤndnis mehr unterhielten , als bey⸗
legten. Wie die aͤuſſerlichen Freundſchaftebezei«
eg gungen
2 14 Brittiſche |
"VT gungen unter fürftlichen Perfonen felten verab⸗
fäume werden: -fo lies Eliſabeth, die der Reife
der Königin nach Schotland Hindernifle in den
Meg zu legen gefucht hatte, wenig Tage nach der
Königin Maria Ankunft, durch Randolph zur
zurück gelegten Reife Gluͤck wünfhen Maria
ſchickte hingegen Maitland an den engliſchen Hof,
mit dem Auftrage, bie Königin Eliſabeth von ih⸗
rer Hochachtung zu verſichern; und im Jahr
1562 lies fie ihr durch ihn eine - perfönlihe Zu⸗
fammenfunft an einem Orte im nordlichen Theife
von (England vorſchlagen. Da dieſer Vorſchlag
giche: mit Anftand verworfen werden. fonte: fo
wurde Zeit, Ort, und die Art der Zufammen«
kunft beliebt und feſtgeſezt. Aber Elifaberh war.
zu vorfichtig, als daß fie einer Fuͤrſtin, von wel⸗
cher fie fo fehr an Schönheit und perfönlichen Rei⸗
zungen übertroffen wurde, und welche bie Kunſt,
die Herzen zu gewinnen, fe vollkommen befas, ei»
nen Beſuch im ihrem Königreiche hätte verftatten
follen. Unter dem Vorwande, daß fie fich, we⸗
gen ihrer Aufmerkſamkeit auf die bürgerlicher:
Kriege in Frankreich, nicht von London entfernen:
£önne, wurde die Zufammenfunft eingeftelle. Sie
verhinderte folchergeftalt ihre Lnterthanen, bie-
Königin der Schotten zu fehen, deren Reizungen
und Borzüge fie beneidete, und bie fie einiger⸗
maflen zu fuͤrchten Urſache hatte. —
Maria hatte nunmehro uͤber zwey Jahre. im
Witwenſtande gelebt. Ihre guͤtige Regierung:
hatte ihr die Herzen ihrer Unterthanen ganz eigen
und gemacht,
£ Bibliothek. 15 Se
gemacht, und fie wünfchten ihre Vermaͤhlung.
Die Königin war.die liebenswuͤrdigſte Dame ihrer
Zeit, und der Ruf von ihren Vortreflichfeiten nebft
dem Umftande, daß fie Befißerin eines Königs
reiche war, veranlaflte verfchiedene Fuͤrſten, eine
fo vortheilhafte Verbindung zu fuchen, unter wel⸗
chen der Erzherzog Carl, Don Carlos von Spas
nien, und der. Herzog von Anjqu. waren. Maria
erwog alle Umſtaͤnde genau; allein. fie fand ver⸗
ſchiedene Urſachen, welche fie yon der Bermähe
kung mit einem Yuslänber abhielten. Linter diefen,
war. eine der vornehmſten die Meigung ihrer Un⸗
terthanen, twelche, durch die widrige Erfahrung: '
ben der erften Bermählung die Verbindung mie
einem groffen. Prinzen, deſſen Gewalt zur Unter-
drügfung ihrer Religion und Freyheit angewendet
werden, fönte, zu fürchten gelernt hatten: ' Gie
‚yiterten, wenn fie an Die Bermählung mit einen
Ausländer gedachten ; und fie fahen. voraus, daß,
woferne die Krone durch neue Laͤnder und: Bünde
niſſe verftärft werden follte, die königlichen Vor⸗
vechte über die alten und gefegmäffigen Graͤnzen
ausgedehnt werben würden. In der Abſicht,
Diefes zu hindern, Fonten fie fich in Englands.
Schuß begeben. Eliſabeth würde bereit geweſen
ſeyn, ihnen wider einen Schritt, Der ihre felbft:
unangenehm war,. Hülfe zu leiften. Aus dieſen
Ueſachen dachte Maria- weiter an feine Vermaͤh⸗
lung ‚mit einem. Ausländer, und fie wollte, felbfh
auf · Koſten ihres Ehrgeizes, ber Uupufeiedenbei
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Baßt
8
i6 Britriſche—
der Koͤnigin Eliſabeth ausweichen, und die Umipe
ihrer Unterchanen befriedigen. — :
Die Königin Eliſabeth ſchlug ihren Siebfing,
Lord Robert Dudley, AachheuoGraf von Seicefter,
zum Gemahl der Maria vor. - Die erfte Gedanke
an die Bermäßlung mit einem Unterthanen belei⸗
digte den Stolz der fchoreifchen Königin. Unter⸗
beffen tagte fie es.nicht, dieſen Vorſchlag ſogleich
gänzlich zu verwerfen. — Sie richtete nachhero
ie Abſehen auf einen andern: Unterthanen, den
Heinrich Stewart ford Darnley, den älteften
Sohn des Grafen von ennor, ber- mit ihr ver«
wandt mar, und feit zwanzig Jahren in der Ver⸗
bamnung lebte. Die Königin vufte ben Orafen
nach Schotland zuruͤck. Sie ſuchte es vor der
. Königin Elifaberh zu verbergen ;_ allein. biefe
fcharflichtige Königin erhielt bald Nachricht da⸗
von. Sie war damit: zufrieden, daß der Stolz
fer fchortifchen Königin ihr nunmehr erlaubte,
einen Untertbanen in ihr Bette aufzunehmen:
Darniy erregte in ihr Feine Furcht, Die Güter
feines Vaters lagen in England‘, und auf, diefe:
Art Hofte fie, die ganze Unterhandlung in ihre
Hände zu befommen, und den Dan auszuführen,
ben-fie ſich auf den Fall, wenn ihre Empfehlung
des Leiceſter angenommen worden waͤre, entwor⸗
fen. hatte. Lennox erhielt ſogleich von ihr Erlaub⸗
nis, nach Schetland zu gehen, und ſie empfahl
| feine Perfon und Sache der Freundfcaft und Pro⸗
tection ‚der Koͤnigin Maria.. Auch dem Lord
Darnly wurde ohne Schwierigkeit verſtattet, die
| Reiſe
2 Bibliothek, 17 BB
Reife nach Schotland zu unfernehmen. Er war
‚damals in der Bluͤthe feiner Jahre, und feine Ge
ftalt war einnehmend. Er gewann bas Herz der
Königin, und fie eilte nunmehro aus Neigung ei»
ne Vermaͤhlung zu vollziehen, zu der fie die erfte
Gedanke von politiichen Betrachtungen erhalten
hatte: Der 29 Julii 1565 war der Tag, an
weichen dieſe Bermiählung vollzogen wurde, —
Darnlys aͤuſſerliche Vollfommenheiten hatten
die heftige Leidenſchaft hervorgebracht, die ihn zum
Throne erhob, Die Eigenſchaften feiner Seele
ſtimmten mit der Schoͤnheit ſeiner Perſon nicht
uͤberein. Er war von ſchwachem Verſtande, ohne
Erfahrung, bildete ſich ein, Faͤhigkeiten zu beſitzen,
und ſchrieb fein aufferordentliches Glück feinen
Berdienften zu. Die Liebe ber Königin konte auf
eine folche Gemuͤthsart feinen Eindruck machen.
Ihre Freundlichkeit konte feinen gebieterifchen und
unbiegfamen Getit nicht bezwingen. Ihre Wors
ficht, ihm Verfonen zuzugeben , "die fähig waren,
fein Berhalten zu beftimmen , ficherte ihn: nicht füt
übereiften und unflugen Unternehrmmigen. - Dem
Bergnügen ergeben, und zu allen Saftern ber Ju—
gend geneigt, bekuͤmmerte er ſich endlich nicht mehr
um ihre Perfon, und vermied ihre Geſellſchaft.
Einem Frauenzimmer, und einer Königin, mufite
ein folches Verhalten unerträglich feyn. Je höher
fie ihn erhoben hatte, deſto unedler und ftrafbarer
war fein Beträgen. — Die Liebe Eonte zuletzt
—
u , KVriktifce
VT gästicfeit. Chen bie Gewalt, bie ihm Ihre
Zärtlichkeit gegeben harte, wendete er an, ihr An⸗
fehn zu beleidigen, ihre Rechte einzufchränfen, und
ihre Perfon in Gefahr zu fegen. Kaltfinnige Höf«
lichkeiten, geheimes Mistrauen, öftere Zwiflig«
feiten nahmen die Stelle der erften Entzücfungen
der Liebe und des Zutraueng ein, Der Trunken⸗
heit, und allen Ausfchweifungen der ausgelaffenften
Jugend ergeben, brachte er die Königin aufferor.
dentlich auf; und oft vergos fie Thränen über fein
Verhalten. Ihre Abneigung nahm täglich zu,
und fonte nicht länger verborgen bleiben. -
Um diefe Zeit gewann ein neuer Liebling das
Herz der Königin. Diefer war james Hepburn,
Graf von Bothwell, ein Herr aus einer alten Fa⸗
milie, und von aufferordenslichen Reichthuͤmern.
Dhne feine Zuziehung durfte nichts unternommen
werden, und er war ber erfte Vertraute der Koͤ⸗
nigin, welche in eine tiefe Melancholie verfiel. Die
Uebereilung in ihrer Wahl, und des Königs Uns
dankbarkeit und Eigenfinn erfüllten fiemit Schaam
und Verzweiflung. Kine Menge verfchledener
Seidenfchaften bemächtigten ſich auf einmal einer
Seele, deren Empfindungen fein, und deren Res
gungen ſtark waren; und oft nöthigten fie ihr ben
lezten Wunfch der Uinglüclichen ab, daß fie aufe |
hören möchte zu leben. — Man fihlug ihr die
Scheidung vom Darniy vor. Allein fie.glaubte,
daß fie von ihrem. Gemahl nicht geſchieden wer.
den fönne, ohne ihrem Sohn, Jacob, zu ſchaden.
Sie befürchtete, daß dieſes, in Abſicht auf die
Be ehron⸗
Bibliotheh, 1O;Sm.
Thronfolge, neue Zwiſtigkeiten deranlaffen, und
ber Königin Eliſabeth Gelegenheit geben möchte,
nebſt ihren Mliniftern Die rechtmäflige Geburt bes
Drinzen in Zweifel zu ziehen. Die Zurcht für fo
unangenehmen Folgen bewog die Königin, lieber.
ihr hartes Schicfal zu.ertragen, als mit Gefahr,
eine fo traurige Erfabrung-zu machen, ſich daſſel⸗
be zu erleichtern.
Der König hatte fih nach Stirling begeben,
und da Maria gegen alle Diejenigen, welche es
wagten bey ihm zu ſeyn, mistrauifch war: fo bes
fand er fi) ganz einfam und verlaffen. Er ver.
lies endlich Stirling, um nad) Ölasgom, zu feinem
Date: gehen. Eheer aber Glasgow erreichte,
fiel er in eine gefährliche Krankheit. Die Zufälle,
fo fie begleiteten, waren heftig und ungewöhnlich,
und man hielt fie Damals gemeiniglich für Wir⸗
fungen des Gifts. Bey den Widerfprüchen der
Geſchichtſchreiber ift es unmöglich, mit Gewisheit
Die Natur und die Urfachen dieſer Krankheit zu
beftimmen. Sein Leben war In der gröflten Ges
fahr; aber nad) einigen Wochen überwand feine
gute Leibesbeſchaffenheit die Krankheit völlig.
Maria fühlte nicht mehr die Stärfe der ehelle
den Zuneigung, die in der zärtlichen Bemühung,
Krankheit und Schmerzen zu lindern, Vergnügen
findet. Sie befuchte den König nicht in feiner
Krankheit. Die Uneinigfeit zwifchen ihr und ih⸗
rem Gemahl war..nicht bloffer Kaltfinn; fondern
foft alle geidenfchaften, die mit der gröflten Hefe
tigkeit ‘auf ‚eine weiblich Sede wirfen, kamen
| 2
bey
sBarb.20 Brittiſche
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bey diefem ungfürflichen Zwoift zuſammen. Undauk.
barkeit gegen ihre Gunftbezeigungen, Verachtung:
ihrer Perfon, Verlegung der ehelichen Treue, Eine
griffe in ihre Macht, Berfchwörungen wider ihre
Heblinge, Eiferfucht, Uebermuth, und Eigenfinn
‘waren die Beleidigungen, über die Maria fich zu
beflagen groſſe Urjache Hatte. Sie war über dies
felben aufferordentlid) empfindlich, und man Bätte
faum erwarten follen, daß fie Den König befuchen,
oder daß etwas anders, als Eiferfucht und Mies.
trauen, ben diefer Zufammenfunft fich äuflern wuͤr⸗
be. Unterdeſſen erfuhr man das Gegentheil ; fie
befuchte nicht nur Darnly, fondern fie ſuchte audh,
durch Worte und in ber That, eine ungemdße Zu⸗
neigung gegen ihr auszudrädens und obgleich die⸗
fes auf bie leichtgläubige Gemüthsart ihres Ges
mahls, der bey einigen Gelegenheiteneben fonach.
gebend, als bey andern, hartnädig. war,. einen
Eindruc machte: fo werden doch alle Diejenigen,
die mie dem menfchlichen Herzen befennt find , ges
gen diefe fehnelle Veränderung Verdacht fchöpfen,
und sie für Wirfungen der Berftellung halten;
re man darf nicht blos muthmaſſen, daß
Maria :fih bey dieſer Gelegenheit verftellte,
Zween Briefe, die fie aus Glasgow an Bothwell
ſchrieb, machen es voͤllig gewis. Die Zuneigung,
welche fie, in dieſen Brieſen, gegen Bothwell
ausdruͤckt, erklaͤren ihr ganzes nachheriges Ver.
halten vollkommen, welches, ohne dieſen Umſtand,
geheimnisvoll, unyufammenhängenb, und’ uner«
klaͤrlich ‚geblieben. wäre, Durch das eigne De⸗
ſtaͤndnis
- Bibliothek. 21 —
ſtaͤndnis der Königin iſt es klar, daß bie Ausſͤh·
nung mit ihrem Gemahl elne bloſſe Liſt geweſen.
Da ihre Abneigung gegen denſelben, und ihre arg⸗
wöhnifhe Aufmerffamfeit, mit welcher fie fein
Verhalten beobachtete, überall befant wurden: fo
brachte man ihr, um fi) ihr gefällig zu machen,
entweder ungegründete, oder, bach. übertriebene
Nachrichten von feinen Handlungen zu Ohren,
Einige fagten ihr, der König habe die Abſicht,
ſich des Prinzens, ihres Sohns, zu verfichern, und
ſich in deſſen Nahmen der Regierung anzumaflen;
andere benachrichtigten ſie, daß er den Enſchlus
gefaſſt , ſogleich das Konigreich zu verlaſſen; daß
in dieſer Abſicht ein Schif gemiethet worden, und
daß zur Abreiſe alles in Bereitſchaft ſey. Das
lezte war dasjenige, ſo Maria am meiſten befuͤrch⸗
tete. Heinrichs Entweichung in ein auswaͤrtiges
Land wuͤrde der Koͤnigin zur Unehre gereicht, und
die Maasregeln Bothwells gänzlich vernichtet ha⸗
ben. Ben feinem Aufenthalte in Glasgow hätte
er feine Abſicht fehr leicht bemwerfftelligen koͤnnen.
Diefes alfo zu verhindern, war es nörhig, ihn an
einen Dre zu bringen, wo fie ihn mehr in ben Augen
haben Eonte. Zu diefem Ende wendete ſie dahero
eritlich alle Kunft an-, fein Vertrauen wieder. zu
gewinnen, und alsdenn fhlug fie ihm vor, ihn in
die Nachbarfihaft yon Edinburgh zu bringen, uns
ter dem Vorwande, daß er Die Aerzte mehr bey
ber Hand'haben, und daß fie felbft mehr um ihr
feyn fönne, ohne fich von ihrem Sohne zu entfere
nen, . Der wong war u ſpen genug, daß 6*
her⸗
Bad 22 Brittiſche
ı@tüd.
ey
‚überreden lies, und er wurde in.einer Sänfte nach
Edinburgh gebracht, meil er nicht im Stande
war, eine befchwerliche Reife auszuhalten,
Maria fuhr fort, um den König zu ſeyn. Sie
verlies ihn, den Tag über, felten. Sie fehllef ver«
fchiedene Nächte indem Haufe, das er bezogen hatte,
"Sie überhäufte ihn fo fehr mit Zaͤrtlichkeit und
Vertrauen, daß fie den Argwohn, Der ihn fo lange
beunruhiget hatte, gröfftencheils aus dem Wege
räumte, Aber indem er ſich mit den Träumen von
Der Wiederkehr feiner ehemaligen Glückfeligfeituns
terhielt, ftand er am Abgrund feines Untergangs,
Sonntage ben neunten Februar 1 567 Inder Macht
um eilf Uhr, verlies ihn die Königin, um-einer
Mafferade im Pallaft beygumohnen. Um zivey
Uhr des Morgens wurde das Haus, worin der
König ſich aufhielt, in die Luſt geſprengt. Das
Getoͤſe beunruhigte die ganze Stadt, Die Ein.
wohner liefen an den Ort, wo es herkam. Die
todten Körper des Königs, und eines Bedienten,
‚ber bey ihm gefchlafen hatte, wurden in einem ans
liegenden Garten gefunden, unverlezt vom Feuer,
und ohne das mindeſte Merkmal einer Gewaltchaͤ-
tigkeit.
Dieſes war das ungluͤckliche Schickſal des Henry
Stewart Lord Darnly, im ein und zwanzigſten
Jahr ſeines Alters. Die Gunſt des Gluͤcks und
feine aͤuſſerlichen Vorzüge, haften ihn, ohne ir⸗
‚gend ein anderes Verdienſt, zu der Hoͤhe einer Würs
de erhoben, der er gan unwerth war. Durch ſeine
Ador. |
-
Bibliotbe, 23cm
Thorheit und Undankbarkeit verlohr er bas Herz
„einer Dame, die ihn bis zum Unfinn geliebt harte,
Sein Stolz und Unbeftändigfeit entfernte von ihm
die adelichen Perfonen, welche feine Erhöhung fehr
eifrig befördert hatten. Sein Leichtfinn und Ei⸗
genwille fezte ihn der Verachtung des Volks aus,
welches ihn ehemals als den Abfömmling von ih⸗
ren alten Koͤnigen unb Helden verehrete. Wäre
er eines natürlichen Todes geftorben: fo würde fein
"Ende unbeflagt geblieben , und fein Andenken bald
vergeflen worden ſeyn: aber die graufamen Um⸗
ftände feines Mords, und die Langſamkeit, mic wels
cher derfelbe gerächer wurde, machten ihn zum Ge⸗
genftand bes Mitleids, auf das er fonft feine An⸗
fprüche ‚hatte. |
Jedermann bemühte fich zu erraten, wer diefe
Unthat begangen haben fünne. Der Verdacht fiel,
mit allgemeiner Liebereinftimmung, auf Bothwel;
und durch einige Betrachtungen wurde man vers
anlaſſt, zu glauben, daß die Königin um biefes
Berbrechen müffe gemufit haben. Ihre befanten
Gefinnungen gegen ihren Gemahl, gaben biefent
Argmohn eine groffe Wahrfcheinlichkeit. Br
Zween Tage nach der Ermordung bes Königs,
fies bie Königin Öffentlich befant machen, daß derje⸗
nige eine anfehnliche Belohnung erhalten folle, wel⸗
cher den Lirheber eines. fo entfezlichen Verbrechens .
anzeigen würde. Obgleich Bothwell einervonden
Bornehmftendes Königreichs, und wegen ſeines An-
fehns furchtbar war: fo konte diefes doc) die Ges
danken und den Unwillen des Volks nicht untere -
B 4 druͤcken,
ĩStuͤck.
— — — —
—9— 24 Brittifche
dracken. Es wurden an öffenslichen Plägen. ber
Stadt Schriften angefhlagen , welche ihm ben
Mord ſchuld gaben,und feine Mitfchuldigenannten 5
und die Königin felbft wurde laut befchuldigt, daß
fie an demi Verbrechen Antheil habe Diefe kuͤh⸗
ne Befchuldigung machte, Haß man nach den Urhe⸗
bern diefer Schriften forfchte, und die Mörderdes
Königs ausfindig zu machen vergas. — |
Lennox gieng die Königin an, wider diejenigen,
welche ſchuldig waren, mit der Unterſuchung ſchleu⸗
nig verfahren zu laſſen, und er erklaͤrte ſeinen Ver⸗
dacht gegen Bothwell. Er verlangte, daß derſelbe
und ſeine Mitſchuldigen ins Gefaͤngnis geſezt, oder
boch vom Hofe und der Gegenwart der Königin
entfernt werden ſollte.
Die Königin lies zwar wider Bothwell. bie lin
terfuchung anfangen; aber, an ftatt ihn ins Ges
fängnis fegen zu laffen, zog ſie ihn zu allen Berath⸗
ſchlagungen, und lies eine Perſon, die uͤberall fuͤr den
Mörder ihres Gemahls gehalten wurde, alle Sicher⸗
heit, alles Anſehn, und alle Gewalt eines Guͤnſtlings
genieſſen. Mit der Unterſuchung ſelbſt wurde ſehr
geeilt; und da die allgemeinen Muthmaſſungen
nicht ſogleich durch Zeugen erwieſen werden konten:
ſo wurde er losgeſprochen, und Lennox, der feine
gun nicht mehr für ficher hielte, flüchtete nach
ngland,
Bothwell, der ganz Mariens Herzbefas, brachte
es fo weit, daß ber Adel ihn der Königin zum Hemahl
vorſchlug. . Er verficherte fich der Perfon der Koͤ⸗
ai da fl von Edinbursb nach Stirling zu dem
Prin⸗
Bibliothet. 05 sDen
Bringen, ihren Sohn, reifen wollte, und les fich von
feiner Gemahlin feheiden, en 15 May 1567
wurde feine: Vermaͤhlung mit der Koͤnigin voll
jogen,
Das® Verhalten der Rönigin zog ihr einen allge
meinen Abfchen zu. Die Vorwuͤrfe, welche ben
Schotten, über die Begebenheitenin Schotland, gea
macht wurden, veranlafiten den Adel, fi wider die
Königin und Bothwell zu verbinden, © ie hatten
bald eine Armee.auf den Süffen, und Borhiell ſahe
ſich genöthigt,nebft der Königin nach Dunbar zu flie⸗
ben, wo er die Truppen der Königin verfammelte,
und ie den Truppen der Verbundenen entgegen
ickt
be Nach einer ungluͤcklichen Schlacht fiel die Königin
in die Hände der Berbundenen, und wurbe gefangen
nach Edinburgh gebracht. . Bothwell hatte ihnen
zu entkommen gewuſſt. —
Die Verbundenen dachten über‘ die Maasregeln
nach, die fie in Abficht auf die Perfon der Koͤniginzu
ergreifen hätten, — Man beſchlos endlich, vaßfie
genoͤthigt werden follte,fich der Crone ja begeben; Det
junge Prinz follte zum Rönig ausgerufen, und waͤh⸗
vend feiner Minderjährigfeit folte der Graf von
Murrapbie Regierung führen, unter dem Mahmen
und der Gewalt eines Regenten. Wegen Der Per.
fonder Königin wurde nichts beſtimmt. Es ſcheint,
es ſey die Abſicht der Verbundenen geweſen, ſie in
immermähtender Gefangenſchaft zu laſſen; aber,um
—
u ni
"fie ſelbſt furchtfam zu machen, und ihre Anhänger in.
Schreden zu fegen, wollten af 1 immer die Macht
vorbe⸗
26 Brittiſche
vorbehalten. zu gewaltſamern Maasregeln zu ſchrei⸗
ten. — Sie trugen dem Lord Linſey auf, dieſen Plan
der Koͤnigin bekant zu machen, und die Unterzeich⸗
nung der Schriften, Die zur Ausfuͤhrung deſſelben nd«
thig waren, aus zuwirken. Er richtete feine Conmt«
miſſion geſchwind und ungeftümaus, Maria fahe
ben gewiſſen Tod vor Augen, wenn fie ſich weigerte,
feinen Forderungen Genüge zu thun. Zu gleicher
Zeit wurde fie von einigen ihr noch zugethanen Per⸗
fonen unterrichtet,baß eine in der Gefangenfchaft ihr
abgenöthigte Begebung nach den Gefegen nicht be⸗
ſtehen, und von ihr, fo bald ſie ihre Freyheit erlangt
haben wuͤrde, widerrufen werden fönne. Sie unters
zeichnete alfo alle Schriften, die ihr Lindfen vorlegte;
Ein ber einen begab fie ſich der Krone und der Regie⸗
rung, und willigee in die Kroͤnung des jungen Königs.
In einer andern ernennte ſie den Grafen von Mur⸗
ray zum Regenten, und uͤbertrug ihm alle Gewalt
und Vorrechte dieſer Höhen Würde. In einer drit⸗
ten ernennte fie einige andre Perſonen an Murrays
Stelle, wenn er dieſe Wuͤtde nicht annehmen follte:
Maria zerflos in Thränen, Indem fie diefe Schriften
unterzeichnete, und da fie gleichfam mit ihrer eignert
Hand den Scepter meggab, ben fie ſo lange geführe
hatte: fo fühlte fie den bitterften Schmerzen‘, den
» das menfchliche Herz vielleicht —*
den kan.
Die Fortſetzung folgt kuͤnftig.
UI. Re-
Bibliother. 27 sau,
| —
II.
Remarks upon the Natural Hiſtory of Re-
ligion by Mr. Hume, with Dialogues on
Heathen Idolatry and the chriftian Reli.
gion, by S. T. 1758. in gvo.
er ungenannte Verfaſſer, der zu ber bis
$ fhöflichen oder hohen Kirche in England
zu gehören fcheint, ſtellt gleich zu Anfang
in ziveenen ‘Briefen, die er unter dem Namen
Theophilus an feinen Rreund Acafto gerichter;
_ einige Betrachtungen über Die von bem Hume era
regten Streitigkeiten in Anfehung der allererften
Keligion an. : Er hat feinesweges die Abficht, die
ganze Gefchichte won der Religion, Die ung jener
Gelehrte geliefert, durchzugehen. Er beleuchten
mr Den Hauptſatz, der Darinnen yorgetragen wird,
Daß nämlich die Vielgötteren zu allen Zeiten bie
berrfchende Religion gewefen. Sie wor es ger
wis, fagt Hume, in den Jahrhunderten, von weis
chen mir nach hiftorifche Urkunden übrig haben,
und um fo viel gewiſſer mus fie es auch in Denen
noch weit ältern Zeiten geweſen ſeyn, von denen
keine Hiftorifchen Nachrichten übrig find; weil
‚nicht zu glauben iſt, daß Voͤlker, die ganz unwiſ⸗
fend waren, das hätten finden follen, was die Ge⸗
lehrteſten nicht haben finden koͤnnen, nämlic) die
Verehrung und Anbetung eines einigen Gottes,
Es wird hierauf geantwortet, daß dieſer Schlus
ſehr übel zufammenhänge, daß der gelegite Ser
| | enter,
\
Pk Brittiſche
denker, mit welchem Titel ihn fein Sandemann
ſelbſt beehret, erft hätte beweifen follen, was er fo
willkuͤhrlich annimmt, und daß eg weit wahrfchein-
licher fen, daß Leute ohne alle Bekanntſchaft mie
den Kuͤnſten und Wiffenfchaften, die Entdeckung ei-
nes wahren Gottes, des Schöpfers aller Dinge, ma⸗
chen koͤnnen. "Sie hatten doch aflezeit die Werfe
ber Natur vor Augen; allezeit eben biefelbe Ber»
nunft, bie wie haben, Betrachtungen darüber an⸗
zuftellen, und nie-fehlete es ihrien an neuen Er⸗
munterungen es zu thun, man müflte denn anneh⸗
men wollen, daß die allgemein girtige Natur ih⸗
rr wohlthaͤtige Wirfungen blos dem weiſern Theil
ber Menſchen aufgehoben, Der Verfaſſer hatee
noch hinzuſetzen koͤnnen, daß in den aͤlteſten Zei⸗
ten auch weniger Vorurtheile geherrſcht, und weit
weniger Leidenſchaften die Menſchen an der Er⸗
fünenis und Liebe zur Wahrheit gehindert. Die
Beweiſe, die er aus der neuern Befchichte der un⸗
wehitteften Böffer der Peruvianer, Africaner u. ſ. w.
Berhimmt, die alle nur eine einzige Gottheit anbes
ten‘, find wirklich wichtig, nenn: fie einem Hume
entgegengeſetze werden, der die Jeoffenbarte Reli⸗
gie laͤugnet. Denn, biefe-angenommen, würde
nan immer noch einwenden koͤnnen, daß vielleicht
biefe Völfer durch eine muͤndliche Uebergabe aus
der geoffenbarten Religion die dunkle Erfäntnis eis
nes einzigen Gottes erhalten. "Allein fo wuͤrde malt
freylich auch Fein Hume mehr ſeyn. Ein 'nenerer
Beweis, den. diefer-aus der Beichaffenheit des na
- tlirlichen Zuflandes bes Menichen hernimmt, um
6 die
Bibliothef, 29 san,
die Vielgoͤtterey zur allererften herrſchenden Reli⸗ *
gion zu machen, giebt dem Verfaſſer neue Gele⸗
genheit, die Schwaͤche zu zeigen, die in allen
Muthmaſſungen und Beweiſen des Hume heriſcht.
Man kan ihm zugeben, ſind ſeine Worte, daß
der Menſch, in feinem natürlichen Zuſtande von fo
vielen Mängeln und. Uebeln.gebrückt.,. wenig Ge⸗
fhmad an der Ordnung und. weifen Einrichtung
der ganzen Natur finden dürfte, und eben fo we⸗
nig geneigt feyn, bie erften Urfachen aller Dinge zur
unterfuchen. Allein alsdann würde er auch gar
feine Religion haben, und füh meber ım Viele _-
noch um Einen Gott bekuͤmmern. Die Srage wirb '
eigentlich alfoeingerichtee werden: muͤſſen: ob deu;
Menſch, nachdent er feine Seelenkraͤſte brauchet,
Betrachtungen über bie Natur anftellen, und ihre.
Ordnung bewundern gelernt, genrigter ſeyn wuͤr⸗
de, einen einzigen Bott von unendlicher Macht und-
Weisheit anzunehmen, oder mit Humen ſich eine
zubilden, daß einem jeden gefchaffenen Weſen eine
befondere unſichtbare Macht vorftehe? und ob die
erfte Religion eines vernünftigen Geſchoͤpfes eine:
Misgeburt feiner Furcht oder eine Folge feiner Bere-
nunft fey? Hume vertheidiget das erſte. Die
allererſten Voͤlker, ſagt er, waren Barbaren, uns,
wiſſende Koͤpfe, rohe und ungeſittete Leute. Bey
ſolchen Liebe zur Wahrheit zu ſuchen, und zu glau⸗
ben, daß dieſe ihnen die Anbetung eines hoͤchſten
Weſens gelehrt haͤtten, wuͤrde der Einfall eines eben
ſo unwiſſenden Kopfes ſeyn koͤnnen. Allein wer
verſichert ung denn, antwortet. der Berfaffer , 'dap-
Zu jene
—
83 30 Brittiſche
jene Voͤlker wdirklich ſolche Barbaren geweſen, als
ſie Hume vorſtellet, und iſt es nicht ungerecht, bey
einem voͤlligen Mangel an Nachrichten dieſes mit
ſo vieler Gewisheit behaupten wollen? Welches
iſt wahrſcheinlicher zu glauben, (denn da Hume es
blos auf Muthmaſſungen ankommen laͤſſt, ſo faͤhrt
der Verfaſſer fort, Muthmaſſungen Muthmaſſun⸗
gen entgegen zu ſetzen, um es deutlich zu machen, daß
bie gröffte Wahrſcheinlichkeit allezeit noch auf der
Seite derer ſey, die die Verehrung eines einigen
Gottes fuͤr die Religion der aͤlteſten Voͤlker hal⸗
ten,) daß Leute, denen wir die groͤſſten Werke des
Alterthums zu banken haben, wohin der Bau der
ägnptifchen Pyramiden, ber Städte Theben und.
Babylon u. a m. gehören, und die alfo nicht ſo
unwiſſend gewefen, als fie Hume fich einbildet, fih
fo. wenig um ihren Urfprung follten befümmert ha⸗
ben, oder daß fie bemfelben nachgedacht, und auf
einen erften Licheber deſſelben geführet worden?
Welches follte man eher glauben, daß weile den.
fende Gefchöpfe ihren Schöpfer angebetet, oder
daß fie Holz und Steine zum Gegenftand ihrer Ans
betung gemacht. |
- Nach diefen vorläufigen Erinnerungen folgt Das.
erite.Gefpräch von dem Urfprung der Abgötteren, -
welches zwar nicht fo eigentlich dem Hume entge⸗
gen. gefegt ift, aber doch in fo weit als eine Wien.
derlegung deffelben angefehen werden Fan, in fo.
weit feine Meynung von der Vielgötterey, als ber:
erſten, d. i. natuͤrlichen Religion. auf einmal fälle,.:
oo wenn
Biblische, 3183
wenn das wahr iſt, was der Verfaſſer zu erwei⸗ 9
fen ſich vornimmt. Das Geſpraͤch ſelbſt wird
zwiſchen dreyen Freunden, dem Theophilus, Phi⸗
lander und Acaſto gefuͤhrt. Der erſte traͤgt den
beyden letzten auf Verlangen ſeine Meynung vor,
und beantwortet die Einwuͤrfe, die ihm dieſe wech⸗
ſelsweiſe oft in der Perfan des Hume ſelbſt ma⸗
then.
Der Hauptſab ‚ den Theophilus durch alle Thei⸗
Le dieſes Geſpraͤchs meitläuftiger ausfuͤhrt, iſt ei⸗
gentlich dieſer: daß es die Politik der Geſetzgeber
erfodert, die Vielgoͤtterey einzuführen, nachdem
die Kuͤnſte geftiegen, und bie Wiffenfchaften mehr
ausgebreitet worden. Die Richtigkeit dieſes Car
Ges wird durch eine Menge von Beweiſen und,
Beyſpielen feftgefegt, die wir in ihrem Bufam;
menbange unfern 2efern mittheilen wollen.
Anfangs, fagt der Verfaſſer in der Perſon des
Theophilus, hatten die Menſchen nur wenige Lei⸗
denſchaften zu befriedigen, fie waren frey von ſinn⸗
lichen Bergnügungen und fanten das nicht, wag
man Zerftreuung und Unruhen zu nennen pflegt.
Alein die finnlichen Vergnuͤgungen nahmen nach,
und nach zu, die Menſchen wurden in mehr Ges
fehäfte verwickelt, diefe Veränderung lies befora.
gen, daß der Dienft Gottes nad) und nad) ganz,
vergeflen werden möchte, Man muflte daher auf.
eine, Art denken, wie man den Mienfchen dag,
bochſe Weſen anbrreſ lich mann abe und, |
ar 32°... Beittilhe:
V” man nahm besiwegen geroiffe finnfiche Gegenſtaͤnde
zu Hülfe, um vermittelft des Auges beftändig neue
Sindrüde einer höheren Macht in das Herz: zu
Bringen inid ſich Darinnen zu befeftigen.“ Dieſes
iſt der erſte Urſprung des Dienſtes der Sonne, die
man nur unter verſchiedenen Namen verehrte, des
Mondes, der Waſſer, der Winde, des Feuers
u ſ. w. Dieſe Gegenſtaͤnde waren Die ſinnlich⸗
ſten. Man hatte ſie taͤglich vor Augen. Man
faͤhlte taͤglich ihren wohlthaͤtigen Einflus auf das
menſchliche Leben und die Erhaltung deſſelben.
Sie waren alſo auch die bequemſten, jenen End«
zweck zu erhalten. Dieſes alles wird mit untere
fhiebnen Zeugniffen. des Ariftöteles, Strabo,
Voffius und Hyden beftätiger, und die Anmers
fung bengefügt , wie es ſich, diefen Orunbfaß Alte
Fa ‚ audy leicht begreifen lafle, warum die
‚Arten des Gottesdienſtes immer mehr vervielfäl«
tiget worden, da die einmal eingeriffenen Aus⸗
fihmeifungen, immer weiter einriffen, und die-ein«
mal ausgetretenen Leidenſchaften, wenn man fo
veben darf, immer weiter austraten. Die Ele—
mente reichten weiter nicht zu. Man fleng daher
an, eine Menge unvernänftiger Thiere zu vereh«
ven. "Diefes war der Gögendienft der Eghpter,
Auf ivelchen nunmehr das Geſpraͤch gelenfet wird.
Unfre Leſer koͤnnten vielleicht fragen, wie der vor⸗
Bergehende Beweis zur Hauptfache gehöre, und
zur Beſtaͤtigung des Satzes diene, daß der Ur.
förung der Vieigotterey in der Politik der Gefeg-
geben ſuchen je. Bir müffen geſtehen, af
wir
‚Bibliothek, 33
wir uns ſelbſt, in dem wir dieſen Beweis zuſam⸗
men gezogen, einige mal deswegen befraget. Wir
glauben aber auch, daß man den Verfaffer ent,
ſchuldigen fönne. Sein ‚ganzer Fehler ift allen.
fals der Mangel der Deutlicheit, und einer gemif.
fen Ordnung, die er in Diefem ganzen Beweiſe häfs
te beobachten follen; oder, fhulmäffiger zu veden,
ein Saltus in demonftrando. Die Politif errorderte,
daß die Gefeßgeber vermittelit der Religion, das
Volk, Das ſich immer mehr Ausfchweifungen er
‚gab, im Zaume zu halten füchten.. Dieies hätte
er voraus feßen und vorher beweifen ſollen, als⸗
dann wuͤrde das, was er wirklich beweiſt, daß ſie
zur Erhaltung derfelben gewifle finnlihe Gegen⸗
fände der Verehrung für die bequemften gehoften,
und dag daher nach und nach die Bielgötteren ent«
Band.
5Stuͤck.
ſtanden ſey, mehr zur Auftlarung. des Hautpſatzes |
gedienet haͤben.
Diefem Mangel: hat er auch wirklich in den
Folgenden ſelbſt abgeholfen, wenn er von der Ein⸗
richtung des Gottesdienfts der Egypter, Gries
hen und Römer redet, und bey den verfchiedenen
Arten des Gögendienftes diefer Voͤlker zeigt, wel—
chen Antheil eigentlich die Politik der Dbern an
Denfelben gehabt.
Der Gottesdienſi ber Eghpter war, dem erſten
Anfehn nad), fo. unvernünftig, als die unvernünftia
gen Thiere, deren Verehrung das Ganze deſſelben
ausmachte. Allein, eine nähere Unterfucgung mach |
C
Band.
Istie.
—
34 Brittiſche
es deutlich, daß die groͤſſte Staatsklugheit darun-
ter verborgen war. Warum verehrte man eine
ſo ungeheure Anzahl Thiere, und zwar ſolche, die
von ganz verſchiedener Natur und deren einige
zahm, andre wild waren? Die Urſache iſt uͤberaus
wahrſcheinlich, die der Verfaſſer davon angiebt.
Die Egypter, ſagt er, waren ein ſehr feines und
zahlreiches Volk. Ste hatten ein Land, deſſen
Fruchtbarkeit die gewoͤhnliche Ueberſchwemmung
des Nils ungemein befoͤrderte, und fie beſchaͤftig⸗
ten ſich weder mit dem Aderbaye noch mit der
Handlung zu fehr. Siebehielfen alfo Zeit genug
übrig, ihre Einfichten zu gebrasuchen. Sie waren
überdiefes unter der Sclaverey der Könige, Prie«
fter und Soldaten. Um ihnen num nicht Zeit zu
laffen, über ihre natürlichen Freybeiten und Vor⸗
zuge nachzudenfen, und Aufrühre anzufangen,
fuchte man fie einmal vermittelit der Hieroglyphik
in einer völligen Unmiffenheit zu erhalten, und
zweytens unter einander felbft aufzumiegeln. Man
Hab daher verfchiedenen Städten verfchiedene
Ihiere von ungleicher Natur und widriger Bea
- fihaffenheit zu verehren, damit fie in einen beflän-
digen Streit in Anfehung der Borzüge des Dien«
fies des einen, vor Dem Dienſte des andern ver⸗
wickelt würden.
. Der Berfaffer laͤſſt Hierwider dem Theophi⸗
fus eine Einmendung von feinem Freund Philan⸗
der machen, daß wohl dieſes die wahre Abfiche.
nicht geweſen feyn koͤnne, ba der Dienſt der Thie-
| on ve
. 2 eo
Bibliothek. 35 80
re eine ſymboliſche Bedeutung gehabt, und alle, Ds
als 'verfchiebene Abbildungen der Sonne und des
Mondes angefehen worden. Hierauf ift Die Ant
wort, daß, diefes zugegeben, es boch eine ausges
gemachte Sache fey, Daß das Volk wirklich niea
mals über feinen verfchiebenen Dienft einig wer⸗
den fönnen, welcher Uneinigfeit man ohne Zweifel
würbe vorgebeugt haben, wenn nicht der Staat
fein Intereſſe dabey gehabt hätte, und Daß es end«
Uch auf eines hinaus komme, ob das Volk in feiz
nen] Meynungen verfchiebene, oder eben diefelben
©egenftände, und unter verfchiebenen Geftalten,
zuverehren, getheilt geweſen.
Eine neue Einwendung des Philanders, iſt die—
ſe: Warum andere Voͤlker dieſen politiſchen
Staatsſtreich den Egyptern nicht nachgemacht,
da fie ihnen doch in ihren Kuͤnſten und Wiſſen⸗
fehaften fo gern nachgeahmet? Das Gegentheil
zu beweifen, beruft er ſich auf die Perfer, die be«
ftändig die Sonne und die Elemente verehrt, und
die Zeichen, die mehr Bilder anbeteten. Diefer
Einwurf wird Hinlänglich beantwortet, und gezei⸗
get, Daß Die ganz entgegen gefeste Befchaffenheie
beyder Wölfer auch) ganz entgegen gefeßte Regeln
Der Klugheit erfodert habe. Die Perfer harten
bey weiten nicht die äufferlichen Vortheile des Lan⸗
des, die jene hatten. Sie haften einen fandigen
und unfruchtbaren Boden, der fie an nichts an⸗
ders, als an ihre Erhaltung benfen lies. Hier
würde der Dienftnerfchiedener Thiere und Die dar⸗
0 Ga über,
d
Bu. 36 | Brittiſche |
über entflandenen Uneinigfeiten mehr Schaden
verurſacht haben, weil es hier mehr nöthig war,
daß das Volk durch Liebe unter’ einander verbun⸗
den würde. So verhält es ſich auch mit den,
Griechen. Diefe waren durch Raubereyen nach
und nad) gros worden, die Armuth hatte fie
ſcharfſinnig gemacht. Würde aber nicht zu be=
fürchten geweſen feyn, daß ein fo offenbar unver=
nünftiger Öottesdienft, von einem fo Flugen Volk
fo glei) würde verworfen worden feyn, wenn man
denfelben hätte einführen wollen? Wenn wie
einer von den beyden Freunden des Theophilus
geweſen wären, fo würden wir ihm hier in die
Rede gefallen feyn, und gefragt haben, warum
ſſich die Egypter ‚nicht gleicherweife diefer Art des
Gottesdienſtes widerfegt, Die nicht weniger Ein.
ficht genug befaflen, und, mit den Berfaffer zu rea
den, ein fehr feines Volk waren? Uns fcheint als
fo Die Urfache, die von der Klugheit der Griechen
bergenommen ift, eben nicht die erheblichfte zu
feyn. Richtiger iſt die zweyte, die er hinzu fege,
daß durch eine foldhe Art des Gottesdienſtes, der
das Volk felbft unter einander uneinigmachte, ben
neu eingerichteten Staat in feiner erften Blüte
würde erftickt haben, zu einer Zeit, da die Ein«
teacht fo nöthig war, um fich gegen die Anfälle
fremder Völker in Sicherheit zu feßen. Den
Schlus diefer Betrachtung von dem Gottesdien.
ſte der Griechen, . macht eine Unterfuchung ber
mancherley Benennungen, bie die Griechen ihren. |
Göttern gaben, : und der Gewohnheit, verbiente
Fa nn | Pera
Perſonen zu vergöttern, toben zugleich erwleſen mv
wird, daß det Dienft der Bilder unter ben Grie-
chen fpäter eingeführt worden fey, als ber Dienſt
der Sonne und ber Elemente, ven welchem fchon
die aͤlteſten griechifchen Schriftſteller reden. Won’
dem Gottesdienſte der Römer, wird nunmehrein
gleiches bemiefen, die Auguria und Orakelfprüche, -
machten einen groffen Theil deſſelben aus, und dies '
jewaren ganz dem Staatsintereffe gemaͤs. Ein⸗
Einwurf, den Acafto bey diefer Gelegenheit mac,
warum doc bie weifeften unter den Römern den
Betrug nicht eingefehen? - giebt dem Berfafler
fhöne Gelegenheit, feinen Theophilus einige
fruchtbare Anmerkungen über dig eigentlichen Ge⸗
danken der Flügften unter dieſein Wolf von ihrer
Religion machen zu laffen. Es verfteht ſich, daß
Cicero auch von dem Verfaſſer unter den Flügften
Theil gerechnet und feine Schriften bey diefer Gen
legenheit fleiffig angeführet worden.
Das zweyte Geſpraͤch von der chriftlichen Re⸗
ligion, in welcher Philander befonders das Wort
fuͤhret, iſt bey weitem nicht fo wichtig, als das
vorhergehende, und weit weniger gründlich als
es die Sache felbft erfobert hätte. Einige Bes
trachtungen über die Innern Beweiſe der Goͤtt⸗
lich£eit ihrer gehren, machen den Anfang. Hier⸗
auf wird der ‘Beweis der von den Wunbern ber.
genommen ift, gegen ben Hume vertheidiget,
und endlich die. Urfachen angegeben, woher «8
. 00€ doch
⸗
“..
Band, 28. Brittiſche
—8
| doch Fomme, baß ſelbſt unter dei Bekennern dies
fer Religion, fo viele Uneinigkeiten entftanden.
Wir wollen nicht fagen, daß hier gar nichts
neues gefagt wird, denn man iſt es faft gewohnt,
bey dergleichen Arten der Unterfuchungen, dieſes
fchon voraus zu glauben. Wir wundern ung
nur über die Unvollftändigfeit, und Nachlaͤſſig-
keit, mit welcher der Berfaffer das wiederhohlt,
was man fehon lange gefagt.bat, und wir bedau⸗
‚een Ihn, wenn fein Chriſtenthum, mie es
fheint, einen beſſern und bauerhafe
tern Grund bat,
——
“ ® " ..
/ | INT:
" ı
0 Viblithe 3978
| um. ”
The modern Pradice of Phyfic, or a Method
of judicigusiy treating the feveral Difor«
ders incident to human body. In two’
Volumnes by John Ball M. D, London
1760 in 8. Val, 1, 252 Seien, Val, 2.
3382 Seiten.
SH: Verfaſſer ſucht durch. diefes Handbuch
angehenden Xerzten, und infonberheit den
Apothekern, welche oft dem Landmanne
Arzeneyen verordnen müffen, einen bequemen Unter⸗
richt zu ihrem Berhalten vorzulegen. Er verfia
chert, er habe den Inhalt deſſelben aus ben beiten
Schriftſtellern zufammen getragen, und bekennet,
daß er infonderheit dem D. Hurham vieles zu.
verdanken habe. Der erſte Band, handelt von
den Fiebern und ift fhon 1758 ang Licht getre=
ten. Der Verfaffer ruͤhmt die gute Aufnahme def
felben, und leitet den Zufag des zweyten Bandes
von derſelben ab.
Nachdem er in dem erſtern die Fieber übers
haupt betrachtet, fo befehreibt er jedes infondera
beit, und unferfuche ihre Urfachen, Kennzeichen,
Borbebeutungen, und die Eur derfelben. Inſonder⸗
heit hat er dem Getraͤnke und der Speiſe fieber⸗
hafter Kranken eine weitläuftige Betrachtung ge⸗
widmer, weil nicht nur in den Som, ſondern
C4 guch
J
40 | Brittiſche .
erg
"ud in den meiften übrigen Krankheiten, darauf
geſehen werden foll.
Am Ende des Abſchnitts von den Pocken ſteht
‚eine Anweiſung, wie man den Körper zur Aufnah⸗
me derfelben zubereiten fol, wenn man.die Eine
pfropfung verhüten will. Sie ift folgende, Die
Gefunden follen fi) in warmen Waffer baden, und
ſolches, nach dem es die Umftände erfordern, wie—
derholen. - Hierauf foll man den flarfen Voll⸗
bluͤtigen zur Ader laffen, und vogan. ‚der Magen mit
Schlamm und Galle angefüllt ift, oder mit Speis
fe überladen worden, fo fan man fo dann ein gen
findes Brechmittel brauchen ; erfordert aber we⸗
der Vollbluͤtigkeit noch Uneinigfelt des Magens
diefe Ausleerungen, fo follen fie unterlaffen oder
aufgefchoben werden, damit man erft fehen kann,
ob fie nach der Anftefung nöthig oder unnöthig
find. Es mögen aber folche unternommen oder
unterlaffen worden ſeyn, fo müffen doch 2, 3 oder
4 Dofes einer fühlenden Arzney in bequemen Wie
fehenzeiten nad) einander gereicht werden. Kine
auf diefe Weife zubereitete Perfon, Fan fo dann
die Anſteckung ſuchen. Sie mus aber während
der- Zubereitungszeit‘ alle hißige und ſtarkgewuͤrz⸗
ten Speifen und geiftige Getraͤnke meiden und
eine kaͤrgliche, dünne, -Fühlende und verdünnernde
Koft ‚genieflen, inſonderheit aber heftige teibes«
Übungen, Anſtrengung des Gemüche, Aungſt,
Furcht) Traurigkeit xc.flichen.
Die beſondern Fieber, welche der Berfaffer ben
Pi, ee n ‚ende Oidnung: ; das ſchnelle
anhal⸗
u“
Bibliothef. 41 Kon
anhaltende Sieber, das Wechfelfieber, das heecti.
ſche Fieber, das heimliche Nervenfieber, der Fries
fel, die faulen und bösartigen Zlecffieber, Die Pos
den, die Mafern, das ‚Scharlachfieber, das
Rothlauffieber, . das Seitenftechen, Peripeomo«
nie und Pleuropevmonie und die unächte Peripnev⸗
monie.
In dem zweyten Bande herrſcht eben diejenige
Methode, welche in dem erftern beobachtet worden,
und iſt, wie diefer, mit Recepten reichlich verſehen.
Die Krankheiten, denen der Verfaffer eigene
Hauprftüce gewidmet hat, find folgende: ber
Schlagflus, die Lähmung, die Epilepfie, der
Schwindel, Kopfſchmerz, die Unfinnigfeit und.
Schwermuth, ber Flus, die Opthalmie, Epipho-
ra, Albugo, und Pterygium, ber ſchwarze Staar,
die Bäume, Afthma, der Huften,, Lipothornia,
das Herzpochen, Syncope, der Efel und Mare
el der Berbauung, das Brechen, die Gallenkrank—
dit, die Entzündung des Magens, das "Bluke.
fpeyen und Blutbrechen, das Nafenbiuten, der,
unmäffige Flus ber goldnen Aber, der übermäffte,
ge Bärmutterflus, das Blutharnen, das Kerze
weh, der Schlucken, die Hartleibigkeit, die Co—
Ve, Die Windcolik, die Gallencolik, die hyſteri—
fihe Colik, Colica Pictonum, der Durchlauf,;
die Dnfenterie ‚, Tenefmus, Lienteria und Coeli«:
aca paflio, bie golbne Ader, die Würmer, bie,
Gelbſucht, die Verhärtung der Leber, die Waſ⸗
ferfucht, Milz: und Mutterbefchwerungen , bie
Kräge, ber Kropf f —* Steinbefihwerung, Di-
‚abetes,
[2
-
sBunb, 42 Brittifche
— abetes, Nieren» und Blaſengeſchwuͤre, die Giche,
Rheumatifinus, der Bleichſucht und Berftopfung
des Monatfluffes, der weiſſe Flus, die Nach⸗
wehen, die Verftopfung der Reinigung der Kind»
betterinnen , der unmäflige Flus derfelben, Das
Brechen, der Durchlauf, das Fieber, das Zah.
nen, die Schwämmigen, die Epilepfie, der con⸗
vuſi viſche Huſten und die Engliſche Krankheit der
Kinder, und zuletzt die Quetſchungen, der heiſſe
und kalte Brand, der giftige Saamenflus und die
Öranzofen.
Folgendes, welches wir aus bem Abſchnitt vom
Scharbock entlehnt haben, kan zeigen, wieder Ver⸗
faſſer die Krankheiten abgehandelt hat.
Der Scharbock ift ein verderbter Zuftand des-
ganzen Körpers, der "aus der Schmelzung des
Bluts und der gar zu genauen Auflöfung feiner
heile eneftanden.,
Arbuthnot fage, er feyeine Krankheit die man
unmöglich deutlich beſchreiben koͤnne, und beſtehe
aus vielen von einander abweichenden und zuweilen
entgegen geſetzten Symptomen.
Der Scharbock iſt eine gewoͤhnliche Krankheie:
Der Eiwohner kalter aͤnder, inſonderheit derjenigen,
welche in ſumpfichten, fetten, niedrigen und feuchten
Gegenden und ſtillſtehenden Waffern wohnen, und
fället vornehmlich diejenigen an, welche viel ſitzen
oder falzichtes und geräuchertes Fleiſch und bera
gleichen Fifche, oder viel ungefäuerte milchichte vege=
fobilifehe Speifen effen, und fehllmmes Waffer
trinken; welche mit a und Mutterbeſchwerun⸗
gen
Bibliot.Hef 4
gen behaftet find, und zumeilen diejenigen, welche.
Die Peruvianifche Rinde Häufig oder ohne vorher⸗
gegangene nöthige Ausleerungen genommen haben,
Aus diefen Urſachen laflen fic) die beften Regeln
zur Verhütung diefer Krankheit herleiten,
Ihre Symptomen find eine von ſich felbft ent«
ftehende Müdigkeit, welche durch den Schlaf nicht
vermindert wird, ſchwerer Athem nad) geringer
Bewegung, Falte Geſchwuͤlſte an den Schenfeln,
welche vergehen und wieder fommen; blaffe oder
fihwarjgelbe Farbe des Angefihts; Flecken aus
5Band.
1Stuͤck.
u Va!
der Haut von mancherley Farbe; Geftanf aus.
dem Munde; fehmerzhafte und blutende Anfrefs
fungen des Zahnfleifches; entblöffte und wakelnde
Zähne; allerley Blurflüffe, Geſchwuͤre, brandich⸗
te Farbe der Haut, Kraͤtze, und ein geringer
Grad des Ausſatzes; das ausgelaſſene Blut ſieht
ſchwarz und kumpicht aus. Der rothe Theil iſt
nicht dicht genug, und das Molken ſalzicht und |
gelblicht grün; und ber Kranfe fühle herumfah-
rende Schmerzen in ben Öliedern, welche von dem -
warmen Bette zunehmen, nebft einer fieberhaften.
Hitze. |
Diefe Symptomen entfpringen von einem gar⸗
ftigen Blut, welches zu dick oder zu duͤnn iſt, und
eine Salzigkeit bat, die entweder von einer ſauren
alkaliniſchen oder ſalzichten Urſache herruͤhrt, und
folglich ungleiche Gegenmittel erfordert.
Der Scharbock der Seefahrenden wird insge⸗
mein durch ſaure Dinge, als alle Gattungen *
| r
80 th Brittiſche
fer Fruͤchte, Limonien, Pomeranzen und Butter
milch geheilet; alkaliniſche Geiſter ſchaden ihnen
aber ſaure Geiſter nuͤtzen ihnen; wenn die Symptor.
men mit einem Geſtank, indem Harne, Munde und
Athem, Dürre, Hige, und Bluten des Zahnfleis |
ſches verbunden find, fo wird dergleichen Krankheit
durch fauerliche Wefen, am beften durch Molken
geheilt: die Stahlwaſſer find bey diefem Schar
bock ungemein fräftig. |
Wenn der Scharbock aus lauter Salzigkeit und
von geſalzenem Fleiſch oder Fiſch entſtehet, ſo hat
der Gebrauch der ſo genannten antiſcorbutiſchen
Kräuter einen guten Erfolg; wenn aber ein groſ—
fer Grad von Hige und Entzündung dabey ift, fo
ſchaden hitzige Antifcorbutica..
Wenn der Kranke blos und kalt iſt, nicht dur.
ft, der Harn eine blaffe ober. natürliche Farbe
bat, und nach einer fäuerlichen Koſt der Ausfchlag
. feine ftarfe Entzündungs , oder ſchwarzgelbe Far⸗
be hat, ſo nuͤtzen warme Antiſcorbutica, thieriſche
Koſt und dergleichen Salze.
Der Scharbock, deſſen Urſache alcaliniſch iſt,
iſt gefaͤhrlicher, als derjenige, welcher vom Gauren
entftanden. Man mus aufdie Befhaffenheit des
Mundes, Zahufleifches und der Zähne ıc. bey
dem Scharbof Achtung geben, weil man Daraus
die Natur der Krankheit erfennen fan. |
In alcatinifchen Körpern entſtehen freffende Ge⸗
ſchmuͤre mit ſtarken Rändern: u. f fi da bingeaen
oe . " n
—
Nr
Bibliothek. 45.1 Bur
in fauren. Körpern weiche Geſchwuͤre nebft Anfrefs vr
fung und Schwärze der Zähne ıc. erſolgen.
Zehen Kranke deren Körper voll Säure ift,
werden eher geheilt, als ein alcalinifcher Körper.
Heftige Purganzen find allen fcorbutifchen Koͤr-
pern fehädlich , aber gelinde Laxanzen fommen ih⸗
nen zu ftatten. Aderlaſſen ift nicht gut, wofern
fotches nicht Die Symptomen erfordern, und eine
Entzündung vorhanden ift.
Man mus eine genaue und nach den ungleichen
Urſachen diefer Krankheit eingerichtete Diät be
obachten, ſonſt wird der Scharbock nach und nach
unbeilbar. Bu
In vielen Faͤllen iſt der mäffige Gebrauch der
Duedfilberpurganzen nothwendig, und fie fünnen
neben verändernden Arzneyen, nach dem es diellms»
flände erfordern, gereicht werden.
So viel vom Scharbock, weil ber Ueberteſt
des Abfchnittes in einer Anzeigeder Recepte, und
der Beränderungen derfelben, nach befondern
Umständen beſtehet.
v0... 4
Mm
—*
fer Fruͤchte, Limonien, Pomeranzen und Butter⸗
milch geheilet; alkaliniſche Geiſter ſchaden ihnen;
aber ſaure Geiſter nuͤtzen ihnen; wenn die Sympto⸗
men mit einem Geſtank, in dem Harne, Munde und
Athem, Duͤrre, Hige, und Bluten bes Zahnflei⸗
ſches verbunden ſind, ſo wird dergleichen Krankheit
durch ſaͤuerliche Wefen, am beften durch Molfen-
geheilt: die Stahlwaſſer ſind bey dieſem Schar.
bock ungemein kraͤftig.
Woenn der Scharbock aus lauter Sehhigkeit und
von geſalzenem Fleiſch oder Fiſch entſtehet, ſo hat
der Gebrauch der ſo genannten antiſcorbutiſchen
Kräuter einen guten Erfolg; wenn aber ein grofs
fer Grad von Hige und Entzündung dabey iſt, fo
ſchaden hitzige Antifcorbutica..
Wenn der Kranke blos und kalt iſt, nicht dur.
ſtet , der Harn eine blaſſe oder. natürliche Farbe
bat, und nach einer fäuerlichen Keft der Ausfchlag
‚ feine ſtarke Entzünbungs . oder ſchwarzgelbe Far⸗
be hat, ſo nuͤtzen warme Antiſcorbutica, thieriſche
Koſt und dergleichen Salze.
Der Scharbock, deſſen Urſache alcaliniſch iſt,
iſt gefaͤhrlicher, als derjenige, welcher vom Sauren
entſtanden. Man mus auf die Beſchaffenheit des
Mundes, Zahufleiſches und der Zähne ꝛc. bey
dem Scharbo Achtung geben, weil man daraus
die Natur ber Krankheit erfennen fan, |
In alealiniſchen Körpern entſtehen freffende Ge⸗
—* mit ſtarken Rändern uf ' da Dingen
ur
Bibliothek, 5.1.
in fauren. Körpern weiche Geſchwuͤre nebft Anfreſ⸗ ”
fung und Schwärze der Zähne ıc. erfolgen. .
Zehen Kranfe deren Körper voll Säure iſt,
werden eher geheilt, als ein alcalinifcher Körper.
Heftige Purganzen find allen fcorbutifchen Koͤr⸗
pern fehädlich , aber gelinde Saranzen fommen ih⸗
nen zu ftaften. Aderlaſſen ift nicht gut, wofern
folches nicht Die Symptomen erfordern, und eine
Entzündung vorhanden iſt.
Man mus eine genaue und nach den ungleichen
Urſachen diefer Krankheit eingerichtete Diät be
obachten, font wird der Scharbock nach und nach
unheilbar. |
sn vielen Fällen iſt der mäffige Gebrauch ber
Queckſilberpurganzen nothwendig, und fie koͤnnen
neben verändernden Arzneyen, nach dem es die Um
ſtaͤnde erfordern, gereicht werden.
So viel vom Scharbock, weil der Ueberteſt
des Abfchnittes in einer Anzeigeder Recepte, und
der Veränderungen berfelben, nach beſondern
Umftänden befteher, 2
vᷣi
!
«
Brittiſche
IV.
‚The origin and Production ‘of proliferons
Flowers with the Culture at large for rai-
fing double from fingle, and proliferous
from the double. by J. Hill, M. D. London
1760, in 8. 39 Seiten nebft 7 Kupfer
tafeln.
ieſe in neun Kapiteln abgetheilte Abhande
8— lung betrachtet die zeugenden Blumen,
wie ſie von der Natur hervorgebracht,
und durch die Kunſt vermehret werden koͤnnen.
Der Verfaſſer nennt diejenigen Blumen zeu⸗
gende, da aus dem Mittelpunfte ber erften Blu=
me ein neuer Stengel mit einer Blume, und zus
weilen aus diefer die dritte Blume wählt.
Alle zeugende Blumen find etwas zufälliges.
Es giebt feine Gattung, die immer in diefer Ge⸗
ftale hervorkoͤmmt. Sie find Abanderungen von
dem natürlichen Zuftande, melcher von einem
Meberfluffe einer befondern Nahrung entftehen,
insgemein aber Wirkungen der Wartung find.
Die meiften Blumen müffen erft doppelt wer«
den, ehe andere an ihnen wachfen: doch haben
wir Benfpiele von zeugenden Blumen bis zum
dritten Grade, ob fie gleich einfach find,
Die zufammengefegten Blumen bringen auch
‚zuweilen die zwote Blume hervor, aber auf eine
befondere Weife, indem die neue Blume nice
—— aus
Bibliothek. 47 Bomb.
aus den: Mittelpunfte, fonbern an den Seiten ng
auswächft.
Der Gärtner empfängt zeugende Blumen
dureh Zufälle, die ihm unbekannt find.
Wenn aber der Maturforfcher feine Aufmerk.
ſamkeit auf diefe Verſchwendung der Natur mit
der Beobachtung verbindet, welche der erftere
auf: Die Zufälle, welche vor der Erzeugung folcher
Blumen vorhergegangen, verwendet hat, fo fan
ide Bau in Regeln eingefleidee werden.
Der Berfafler legt davon ver Welt einen
Verſuch vor, welche er auf die Doppelheit grüns
det, die er in-einer vorhergehenden Schrift *)
überhaupt betrachtet hat. Er erzählt fodann den
Bau einiger Blumen, aus denen eine oder meh.
rere neue Blumen gewachſen , nämlich eines Ra⸗
nunkels, einer Anemone, eines Geum von dem
pyrenaͤiſchen Gebirge, einer Roſe, einer Nelke
und einer Camille, und erlaͤutert ſeinen Bericht
durch die bengefügten Abbildungen derfelben.
Er unterfucht hierauf den Einflus der Kunſt
in Die Auswickelung mebrerer Blumen aus einer,
Die Gärtnerey, ſagt Herr Hill, befindet ſich in
den Händen der Unmiffenden. Man fan dems
nah das, was den Bau der Blumen anbetrift,
ſchwer mit Gewisheit kennen lernen. Doch ift
durch meinen Antrieb die Erforſchung deſſelben
fortgeſetzt worden, und fie verfpricht keinen gerin⸗
gen Nutzen in Abſicht auf die Vermehrung der
doppelten und zeugenden Blumen.
Man.
S. Vrit. Bibl. 4 B.5 St.
328.78 Brittiſche
Man mus nämlich folgendes anmerken:
Von den Subſtanzen, welche die ganze Pflanze
ausmachen, werden blog zwo zur Doppelheit und
Zeugung mehrerer Blumen aus einer erfordert.
Dies find der Spint und das Fleiſch, weil Der
Dritte und vierte Theil nur die Oberfläche angeht.
. Die fleifchichte Subftanz bricht in Fäden aus,
die, wenn fie fehr zunehmen, Blätter bilden, und
| eine Doppelbeit Hervorbringen., Nenn ber
Spint fehr zunimmt, fo fchieflt er in einen Sten⸗
gel über der Blume auf , und trägt, eine neue
- Blume.
Es giebt befondere Bodenarten, welche bes
fondere Theile der Pflanzen vergröffern, und dies
ſes mus von beſondern Materien derſelben her⸗
ruͤhren.
In einigen Gegenden von Nortbamptonfhire
roächtt die Efche fehr Hoch und fchön. Als ich eis
nige von biefen gefällten Bäumen unferfuchte, fo
‚fand ich, daß der Spint die übrigen Theile an
Proportion überfraf; und daß er. auch auf eine
' befondere Weife dicht und glatt gewebet mar.
Weil damals in der Nähe ein Brunnen gegraben
ward, fo konte man den Boden unterfüchen. Die
obere Kinde der Erde war nicht ſtark; darunter
lag ein zerbrochenes Steinbette, und bierunter
ein Bette von lockern Thon.
Unter diefen dreyen zeigte fi ich ein ſolches
feuchtes, muͤrbes und mit Ueberbleibſeln einer
Pflanzenmaterie angefuͤlltes Bette, dergleichen
wir in Suͤmpfen antreffen; das aber zu Staub
0
®
Bibliothek, 49838
wird: dieſes war zwar feucht, aber niche ganz
naß, und mit einer moraſtigen Erde umgeben,
In dieſes Erbbette waren die Wurzeln der Efche
gedrungen; “und zweifelsfrey hatte diefer Zufall
die Zunahme des Spints verurfacht.
Diefe Nennung erhält eine Stärke aus der
Betrachtung des fchotländifchen Bodens, melchen
verurfächt, daß das wilde Geum eine jeugenbe
Blume abgiebt; und da wir wiſſen, daß bie
Vermehrung des Spints Die Urfache ift, warum.
dieſe Pflanze höher mächft, fo ift es wahrſchein⸗
ich, wi es eben von diefer Urſache herrühre,
daß bie Eichen hier hoch find, und einen ſtarken
Spint haben, |
Die Buche In Suffer ift auf eine elgne Weiſe
treflih. Der Baum ift nicht höher als an ans
bern Orten, aber das Holz ift häufiger und beffer.
Der Spint ift in der fufferifchen Buche nicht ſo
häufig vorhanden, als in derjenigen, bie in Bu⸗
ckinghamſhire wächft, aber das Holz iſt flärfer
und ſchoͤner. Dieſes bat nicht durch die ganze
Provinz ſtatt: ich habe den Herzog von Riche⸗
mont, der an vielen Orten das Buchholz unters
ſuchte, begleitet: an einigen fanden wir e8 uns
gemein ſchoͤn; an andern nicht: die Urfache blieb
damals unbekannt, aber die nach der Zeit ange»
fiellten Unterfuchungen haben mich gelehrt, baß
die vollklommnere ‘Buche da, wo der "Boden aus
Mergel beftand, wählt: wo diefer fehlte, da
ſtunden auch niche fo fehöne Buchen. Wir fehen
| D bemnad),
sub. SO | Brittiſche
demnach, daß die Materien bes Bodens - dieſe
Zunahme gewähren fönnen, .:...
Die Theile der zarten Pflanzen gleichen der
- Bäume ihren, der Menge und der Natur nach,
nur find fie niche ſo feſt. Die duffere und innere
Rinde eines Krautes ſtimmt mit.der äuffern und
innern Rinde eines Baumes überein; der Spine
führt in benden einerley. Dramen, und hat einerley
Natur. Das Fleifch des Pflanzenftengels koͤmmt
mit dem Holge in dem Stamme des Baumes
überein, und das Mark ift im beyden einerley.
Die Beftandtheile der Bäume und Pflanzen
fönnen auf gleiche Weife durch gemiffe Arten von
Nahrung vergröffere werden. Wir fehen, mas
für Bodenarten in den Bäumen die Wirfung
> gerwis herborbringen, und es ift höchft waht⸗
fheintih, daß die Materien, welche ihnen biefe
Kraft mittheilen, eben diefes in den Pflanzen
thun werden; weil einerley Urſache natürlicher
Weiſe gleiche Wirfungen hat. Diefes fcheint auch
die Erfahrung zu beftätigen; aber es müffen noch
mehrere Verſuche angeftelle werden,
Weil die zeugenden Blumen- insgemein aus
doppelten Blumen entfliehen; fo mus die Erhe⸗
“bung einer Pflanze zur Doppelbeit der erfte
“ Schritt zu diefer Zeugung ſeyn. Linfere Bemü-
hungen werden einen befiern Erfolg haben, wenn
- wir eine Pflanze auslefen, die durch die Kunſt
zur. vollflommnen Doppelbeit gebracht worden,
Denn
Bibliothek. 351
Denn obgleich die Erzeugung einer neuen Blume
unmittelbar von dem über die erſte Blume aufſtei⸗
genden Spint abhängt, fo mus doch die flei-
fhichte Subftanz der Pflanze. folchen begleiten;
und diefes wird deſto leichter gefchehen, wenn
diefes Weſen ſelbſt untängft zugenommen bat...
Wenn mar demnach den Verſuch nach dieſen
Grundſaͤtzen anftellen will, fo kann man das,
Geum als eine Pflanze, worinnen die Anfangs⸗
gründe der Doppelheit und Zeugung fo ftarf find,
daß fie fich auch bey deffen wilder Natur äuffern,
waͤhlen. Der Mergel vermehrt das Holz der
Baͤume, und ein tlefer mit Pflanzentheilen an⸗
gefuͤllter Boden den Spint. Wenn der erſte
von dieſen Theilen in den Pflanzen zunimmt,
ſo entſteht die Doppelheit; begegnet dieſes aber
dem lehztern, fo geht eine Zuugung vor. Wenn
folglich) die Kunſt nur gedachte Subftanzen zu
dem Boden fügt, und ihm durch eine gute Wars -
tung zu Hülfe Eommt , fo werden fie vermuthlich
allezeit Doppelbeit und Zeugung veranlaffen.
Wenn in dem Heumonate dag purpurfarbene
Geum auf den Gebirgen in Weftmoreland oder
Porffhire blüht, je zeichnet gewiſſe Pflanzen zum
Saamen aus. Woaͤhlet folche, weldye ftarfe
Stengel haben, frifch ausfehen, und ſtarke Blu⸗
men tragen. Nenn der Saamen reif ift, fo
ſchneidet den Kopf ab; breitet den ausgefchürtel«
ten Saamen auf ein Bret in einem trocknen Zim⸗
mer; wendet ihn oft um, und laffet ihn 12 Tage
| D 2 liegen:
Band,
‚Sie.
sa Britriſche
liegen: ſodann ſchuͤttet ihn in pappierne Kapſeln,
und verwahrt ihn wider die Feuchtigkeit.
Vermiſchet fette Dungerde mit Teichſchlamm,
gefaulten Kuhmiſt und Flusſand. Und nach.
dem ihr fetten gebroͤckelten Mergel hinzu gethan,
und alles unter einander geworfen, ſo wendet
den Haufen alle 14 Tage einmal um. Im Au-
duftmonate richtet das Saamenbeet mit diefee |
Erde zu, verwahret e8 gegen die Nordwinde,
. und verſtattet nur der Morgenfonne den Zugang
zu ihnen. So bald bag “Beet eben gemacht wor⸗
ven, fo fireuet Erde; und begieflt es in drey Ta—
gen einmal: legt aber eine Strohdecke auf Das
Beet, damit durch das Begieffen der Saame
nicht verfhoben werde \- ..
In ſechs Wochen werben die Pflanzen zum
Borfchein fommen, und man mus fie fo ausjä-
ten, daß fie zwey oder drey Zoll von einander
abſtehen. Wenn die Witterung rauh wird, fo
ſchuͤttet Erde auf ihre Spigen, und verwahret
in firengen Srofte den Boden. Verduͤnnet fie
wieder im Srühlinge, haltet das Beet von Un.
feaut rein, und begiefft es oft den Sommer hin.
durch. In dem folgenden Yuguftmonate bereitet
ein frifches und ticferes “Beet aus eben einem
folhen Boden, woraus das erfte beftand, und
fezt die Sezlinge hinein. Sie muͤſſen zehn Zoll.
von einander ftehen.
Sie würden in dem folgenden Sommer bi _
ben, aber diejes mus verhindert werden: dieſes
gefchieht,
Bibliothek, 53 dan 33
geſchieht , wenn man fie etlichemal auszieht, und
in eine andere Gegend pflanzt. Ich habe wahr.
genommen, daß diefes die Wurzeln ein Jahr
länger von dem Treiben ber Blüche abhält, und
diefe wird fodann defto voller feyn. Denn diefes
gewaͤhrt, nebft dem Mergel, groffe Hoffnung
zur Doppelfeil. Im Anfange des Detoberg
zieht alle Wurzeln aus; wendet fie um den vier
ten Theil des Horigontes, und pflanzet fie fogleich
wieder. Thut eben diefes zeitig im Fruͤhlinge;
und noch zweymal im Sommer; fo dann lafft fie
jum Bluͤhen in dem nächften Jahre ruhen.
Viele Blumen werben doppelt feyn, wenn
fie auf dieſe Weifeblüben; einige in höherm andre
geringerm Grade: alle aber werden ſchoͤn ſeyn.
Auf diefe Weife wird ein doppeltes Geum
hervorgebracht, und von demjenigen, das bie
vollfommenfte Doppelheit bat, fönnen wir billig
die Zeugung erwarten, "Die Zubereitung mus
folgende feyn;
In dem Herbfte des Jahres, das vor ihrem
Bluͤhen vorhergeht, mus man folgenden Mift
miſchen. Nehmet fünf Fuder fette fihmarze
Erde von einer feuchten Wiefe; vermenget damit
anderthalb Zuder Erde von der Stelle einer alten
Reißbündelmand; ein Zuder gefaulten Kuhmiſt,
ein halb Fuder Teichfehlamm und zween Karren
reinen Sand, Ruͤhrt fie unter einander, und
we jen Haufen Dann und mann um Ä
een Hauf D3— Wenn
re 54 Brrittiſche
eu
Wenn die Bergfanifelpflanzen blühen, fo
zeichnet diejenigen aus, die am munterften ens-
fehen, und Doppelte Blumen haben. Im A
guftmonate bereitet ein Beet aus diefer Erde vier
Fuß hoch, und pflanzt darein die Wurzeln von
diefen Pflanzen, anderthalb Fuß von einander.
Stedt fie fünf Zoll tief, und forget, daß das
Beet nicht von Unfraut überzogen werde. Bes
giefft es oft und reichlich bey trodfner Witterung,
Die Pflanzen werden in dem folgenden Jahre
ſehr fchön feyn, und vermurblich wird diefes oder
das folgende Jahr zeugende Blumen darbieten.
Diefe werben die wilden weit übertreffen, weil fie
ſo wohl doppelt als zeugend ſeyn werden, |
Eben diefe Wartung laͤſſt fih auf alle übrige
Gattungen anwenden, von denen wir bereits
wiſſen, daß fie zuweilen zeugend find; und fann
auch auf viele neue ausgedehnt werden; man mus
aber allezeit vielmännerichte Pflanzen
ausfuchen,
Vo
verar..,
Bibliothek,
V.
Contemplations on the Ocean, Harvell, Sick-
nieſsand the laſt Indgment, in a feries of
Letters by Richard Pearfall, Lond. 1755.
227 ©. und 2 Kupfertafeln,
Contemplations on Butterflies, on the full
Moon and in a Walk trough a Wood, in
Series of Letters by the fame. London
1758 in 8.3706. 3 Kupfertafeln,
$ ) Ernde, Krankheit, das juͤngſte Ge—
richt, die Schmetterlinge, den vollen
Mond und den Spaziergang in einem Walde,
aus vielerley Geſichtspunkten, um erbauliche Ans
merfungen davon zu entlehnen,
Er feze fi) dem Hervey nach ‚und wir be⸗
gnuͤgen uns, folgende Proben ſeiner Denkungs⸗
art unſern $efern vorzulegen,
| dom Meere.
Das Meer ift ein Sinnbild der Ewigkeit,
er Derfaffer betrachtet das Meer, die
Band.
5 5 sem.
u
weil man nicht nur deffen Tropfen und den Sand
an feinen Ufern nicht zählen kann; weil es auch
alle Ströme verſchlingt. Eben fo erhält diefer
ſchreck iche Schlund, zu dem wir alle-eilen, taͤg⸗
un neuen en Zuſch, und en iſt Doch noch Raum für
4 Ä ganze
/
Band, s6 Brittiſche
iStuͤck.
M Nganjʒe Voͤlkerſchaften uͤbrig. Obgleich das menſch⸗
liche Geſchlecht, dem Alter, Reichthum und den
Gaben nach ſehr von einander unterſchieden iſt,
fo find doch alle Mitglieder deſſelben darinnen ein
ander gleich, daß fie in beftändiger Bewegung
find; und dieſe Bewegung bringt fie ihrem ewi⸗
gen Zuitande näher; hier giebt,es feinen Jordan,
welcher ftille ftehe, oder nach feiner Duelle zuruͤck
flieſt. Das Kind, das nur wenige Tage oder
Jahre alt iſt, gleicht demjenigen Fluſſe, welchen
{ch entfpringen fehe, der aber fich in einem Aus
genblicke entzieht, wenn er Mugen und Anmuth
verfpricht,, da hingegen ein anderer an eben dem»
felben Orte vorbey fliefft, nachdem er manche
Meilen gelaufen ift, und manche Stadt beſtroͤ
met hat, und von manchem Bache aufgefchmwollen
iſt. Ein Bild eines bejahrten Mannes, |
Ob diefer gleich noch fo viele Veränderungen
ausgeftanden, noch fo viele Geſchaͤffte ausgerich
tet hat; mehr Sommer als die meiften durchlebt
bat, mehr von Kirchen, und Staatsbegebenpheis
ten, als alle feine Nachbarn zu erzählen weis, und
zulegt ganz allein unter den Gräbern feiner Zeit.
genoffen zu ſtehen ſcheint, fo verſchlingt ihn doch
bald darauf das Meer ber Ewigkeit,
Don der Ernde.
Wie lange ift der Weizen, ven ich heute fo
freudig einernden ſehe, Gefahr und Verderben
ausgelegt geweſen? Bas für einen befhmentihen
W inter
Bibliothek 57
Winter Hat er aushatzen müffen? Schien Ihn zu
mancher Zeit die Sonne in ihrem warmen
Schoofle zu pflegen, fo fehienen ihn zu anderer
die Froͤſte zu töden; bie fchärfften Stürme trafen
ihn, und Werterftralen jd,ienen ihm Verlegung
zu broben; der Zaun, der ihn einfchlos, war
viel zu ſchwach, den Zus, der ihn zerfnirichen
fonnte, und ben begierigen Rachen, der ihn fref
ſen wollte, abzuhalten: dennoch aber ift er big
auf dieſen froben Tag erhalten worden. Auf
diefe Weiſe fcheint er ein Sinnbild des Erbeng
ber Herrlichkeit zu ſeyn. Wie vielerley und ſtren⸗
Band.
1Stuͤck.
ge ſind deſſen Leiden. Der Herr liebt ihn, aber
wie geheimnisvoll iſt die goͤttliche Liebe? er hat
ihm eine himmliſche Krone beſtimmt, und den⸗
noch ſcheint er, wie David nach ſeiner Salbung,
ein Verſtoſſener zu ſeyn? Aber der Winter iſt
nothwendig: Der Landwirth ſagt: ohne Fröoſte
muͤſſe er eine ſchlechte Ernde fuͤrchten. Koͤnnen
aber nicht viele Perſonen, wenn fie zuruͤck auf dig
Wege der Vorfehung fehen, mit dem Föniglichen
Pſalmdichter ausrufen: Du haft mich treulich ges
züchtiget?. Können fie fich nicht befinnen, daß
ihr auffteigender Hochmurh durch eine bequeme
Verſuchung gedämpft worden? Müffen fie nicht
ähren Berluft in der Welt, ihren beffern Ges
winn nennen? Haben ihre Seelen nicht gründs
licher urtheilen und feſter Heben lernen, und
bat ihnen ihr langes Ungemach nicht mehrere
Erfahrung zuwege gebracht? Sind fie wicht
D f- von
veile 58 Brittiſche
von der Creatur entbundengrorden, nachdem ſte
ihre Eitelkeit erkannt und wahrgenommen, Daß
ſie ein zerbrochnes Rohr ſey, und ſind ſie nicht
veranlaſſet worden, auf den Herrn ihr Vers
frauen zu ſetzen? |
Don der Krankheit.
Vom Tode reden, und im Ernſte an das
Sterben gehen, find zwey Dinge Den Bo«
ten, welcher als ein Gerichtsdiener von dem
allgemeinen Richter koͤmmt, erft in der Ferne er=
blicken, ihn aber bernach mit eilfertigen Schrit=
ten und den ofnen Befehl in der einen Hand, und |
mie der zweyten den Wurffpies Haltend, heran
nahen, und ihm das wartende Grab und das
eroige Gerichte auf dem Fuffe folgen ſehen, ift
von einander eben fo unterfchieden, als wenn
man von dem Bilde eines gemalten Loͤwens er-
ſchreckt wird, ihm hernach aber mit funfelnden
Augen ſich nähern ſieht, und brüflen Hört.
Ich erinnerte mich oft auf eine feyerliche Weife
on den Tod und feine wichtigen Folgen, wenn
ich einen Freund zu Grabe begleitete, ober die
fürchterlihe Annäherung dieſes Ungeheuers in
_ Den zitternden Gliedern, verdrehten Augen und
verzucktem Angeſichte meiner Bekannten wahr⸗
nahm, oder wenn ich zufaͤlliger Weiſe einen
- Nachbar in feine langwierige Wohnung. bringen
ſahe, oder auf bem Kirchhofe ein neues ofnes
Grab,
8
Bibliothek, 59 ‚ee,
Grab, oder einen verfaulten Knochen, ober eine
zerfcpmetterte Hirnſchale erblickte, oder die Todtens
glocke hörte.
Sch nahm oft daher Gelegeheit, mehr an
den Tod zu gedenfen, und erinnerte mich des
Ausfpruchs des Biſchofs Hopkins: daß es ein
geringer “Serthum fey, wenn man jedes Leichen
begängnis für fein eignes anſehe.
Aber wie gros iſt der Unterſchied zwiſchen
jenen und den letztern Todesbetrachtungen? Ich
ſah den Tod vorhero nur in der Ferne und halb,
ist aber unmittelbar und nahe Das tie,
weiches vorbero in mein Auge fiel, glich der Mora
gendämmerung ; aber nun hatte es eine groſſe
Aehnlichkeit mit dem blendenden Mittagsglanze,
Meine Seele erwachte. Wie fchlug mein Herz
Mein Arhem, ben das Fieber verfürzt hatte, ver⸗
gas faft wieder zurüct zu kehren, wenn er durch
meine Naſe ausgelaflen wurde; gleichwie ein Rei⸗
ſender auf der Straſſe bey einem wunderbaren
Vorwurfe, den er nicht erwartet hat, ſtille ſteht.
— Wäre es mir möglich, meine Betrachtun⸗
gen der Menfchen und Dinge fortzupflanzen,, fü
würde Die Börfe vielleicht wegen des Auffenbleis
bens der Kaufleute zugefchloffen werden, und bie
einträglichften und gröfften Hofaͤmter, wornach
viele ſo eifrig ſtreben, wuͤrden keine Werber und
Annehmer finden, oh
FR 60 . Brittiſche
Die geöfften Städte waren in meinen Au
. gen bloffe Maulmurfshaufen, und ihre gefchäftt-
gen Einwohner, glichen einer Gefelffchaft vor
Ameifen, und die koſtbarſte Beuté, ſchien mir
aiche,heträchtlicher, als ein Getreideforn zu ſeym.
Die luftigen finnlichen Menfhen, waren bloffe
Heuſchrecken, Die einen verachtungsmwürdigen und
beſchwerlichen Lärm erregten, und ein hoͤchſt Furzes
und binfälliges $eben führten. Die Fürftennann.
te ich Glanzwuͤrmer, die nur für diejenigen, die
{m Dunfeln find, glänzen, aber als verächtläche
Inſecten erfheinen, wenn fie bas Licht ber Einige
feit beftraler.
Dom jüngften Berichte.
Es wird eine Stille in dem himmliſchen Ge⸗
richtsfale geboten; und wie plöglich ift alles
fo ftille wie die Mitternacht, da deſſen Glanz
berrlicher ale das Mittagsliche iſt. Wen ruft
eine englifhe Stimme auf? Ich dachte, ich
hörte meinen Namen ausfprehen. Soll ich
nun vor dem Richter Des ganzen Erdkreiſſes er⸗
cheinen ? Meiner Seele ift bange, Aber warum
Angfteft Dudich mein Herz? Entledige dich diefes
Schreckens; ftärke Dich wider dieſes Zittern. Dies
fer noch fo fürchterliche Anfchein, wird zu deinem
Hoͤlligen Trofte dienen, Ich will mein Haupt mit
Sreuden empor heben, Cs ift ein flarfer Trofts
grund, daß ich nicht nach dem Bund der Werke ge
richeet werden foll; biefes wuͤrde Sthreden erzeugt
haben,
haben, weil mich mein Gewiſſen lehret, baß ich
folhen zebntaufendmal übertreten; und folglich
würde fein Raum zur Barmherzigkeit übrig ſeyn,
wenn fie auch mit Thränen gefucht würde. Aber
das Evangelium wird die Regel feyn, wornach ich
werde gerichtet werben. Das Evangelium, bas
id) angenommen , und dem ich auch angehangen
babe, wird der Grund meines Lrtheils feyn. —
Wie triumphiret die Gnade in dieſem Urtheil?
Wie ſelig find diejenigen, über die der treue Jeſus
ein folches Urtheil fpricht? Wie gefegnet find dies
jenigen, welche von bem, ber Himmoel und Erde
gemacht hat, geſegnet werden? Die Worte der
Menſchen ſchmeicheln und betruͤgen oft, Ob fie.
gleich den guten Willen ausdruͤcken, ſo gleichen ſie
doch oft ungefiederten Pfeilen, die neben dem Ziel
nv
auf die, Erde fallen, weil fie Feine Kraft untere,
fügt. Wenn aber derjenige fegnet, über beflen,
gnädiges Angeficht die Engel jauchzen, und alle
Ordnungen der Cherubinen und Seraphinen,
triumphiren, fo mus ich völlig befriediget werden
und darf nichts fuͤrchten.
Von Schmetterlingen.
Diejenigen, welche ven Schmetterling in ſei⸗
nen Veränderungen forgfältig befrachten, werben
vielleicht ein wunderbares Sinnbild der Auferſte⸗
hung des Gläubigen entdeden. Der Schmetters,
ling ſchlaͤft, fo lange fein mittler tt Zuſtand waͤhrt,
ohne
‚Bunt 62 Brittiſche
ohne alles Zeichen des Lebens, bis er ſich rmuni⸗
fert, und aus feinem Grabe bricht, und a8 ein
ganz ander Thier erfcheint. Er war vorher eine
Made, und ſah nicht angenehm aus, nun hat er
Fluͤgel, prangt 'mit fehönen Farben, und bakd
fliegt er gar. Was für ein geiftliches Nachfirre
nen fan nicht ein folcher Auftritt veranlaffen.
„ Das Grab ift für die Heiligen eine Schlafftel«
le. Nachdem der Körper wie ein Tagelöhner fei«
nen Tag vollendet hat, fo wird er allda zur Ruhe
gebracht; Hier wird er aufgehoben, bier ift er
von aller Muͤhe, von allem Schmerz frey; er ift
fein Sig der Unruhe mehr, welcher der Seele, fei-
ne Beſchwerden mittheilt, fonbern er erwartet, un.
ter Der Aufficht eines hinimliſchen Auges, den An⸗
bruch des Tages, welcher weit-berrlicher feyn wird,
als der Frühling des vermandelten Inſects. Wie:
fehr. wird die Natur des Körpers verändert und
deſſen geben verrieuert werben? Bey der Annähe«
rung und dem gnädigen Einfluffe der Sonne der
Gerechtigkeit, foll er Flügel annehmen, auffteis
gen, fich zu feinen heiligen Mitbruͤdern gefellen, -
und in unbefanter und unvergänglicher Herrliche
keit prangen. Ä
von vollem Monde.
. Diefer Mond, iſt ein Sinnbild der Welt, weil
er fo veränderlich if. Er verändert fich immer,
und wird doch der Veränderung nicht müde! An
| jedem
/
Bibliothet. 63 330
jedem Tage ſieht er anders aus, als an ben vorher⸗
gehenden, und nachfolgenden. Und wer nimme
niht wahr, daß die Welt. eben fo befchaffen
it, wenn er mit ir zu thun bat, oder fie be⸗
obachtet?
Wie viele. machen ſich Entwuͤrfe , thuͤrmen
eine groſſe Hofnung auf, und ſuchen das letzte
Ziel ihrer Wuͤnſche zu erreichen, gerathen aber.
nad) und nach, wie der volle Mond, in Abnehmen;
oder ihre Herrlichkeit wird- eben fo "verdunfelt, als
diefer Mond, wenn er jähling verfinftert toird,
Wer den Zufland feiner eigenen Stadt beobach⸗
tet, der fan wahrnehmen, wie fie in wenig Jah⸗
ren verändert worden, An einem Orte blüht der.
Handel, und verwandelt fich in eine Wohnung,
glücklicher Einwohner ‚ und eine Stäte prächtie
ger Gebäude ?. An einem andern gefchiehet Das
Gegentheil, weil einige von ‚feinen Einwohnern
wegzieben, Ändere aber zurüc bleiben, um zu Vera
armen und noch Aermere zu unterhalten.
Don dem Spasziergange in dem
Walde. |
Das Schütteln eines Blatts, bildet die leichtes
fie Bewegung, und die Furcht eines bangen Hera
zens ab. Weil das Blatt an einem zarten Stiea
le ſitzt, fo ift es jeder Luftbewegung ansgeſetzt,
und fein Bau ift fo befchaffen, daß es.leicht be=
wegt, aber nicht leicht abgeriſſen werdın Bei
ei
eat 64 Brittiſche
VE Beil der Baum felbft. unbeweglich ſteht, fo. ste
tert Doch das Blatt immer. Eben fowerden Die=
jenigen bewegt, die ſchwach am Geifte find, rue
ſonderheit die Zaghaften , und durch das Genife
fen Erfchredten. 3 M. 06, 36. Gluͤcklich find
Diejenigen, welche frey von Furcht auf ten Fels
ber Zeit gegründet find, und wie ein in die Er=
de eingemurzelter Stamm ‚auf dem Felſe des
Heils feſte ſtehen.
Gluckfeliger Geiſt, deſſen Seele von aglivbi-
gen Betrachtungen der Macht, Weisheit und
Verheiſſung Gottes eingenommen iſt, und der
jeden erſchaffenen Arm, fuͤr eingeſchraͤnkt, und
zerbrechlich haͤlt, und mit dem verdorrten Arm
Jerobeams, welchen er wider den Propheten
gu Bethel ausſtrecken wollte, vergleicht, aber-
jugleich erkennt, daß in dem Jehovah,
= ewige Stärfe und ber Schuztz ſei—
| nes Volks fen.
von,
„VL
A Sermon preach'd by Dr. William Robert-
fon, before the Society in. Scotland for
propagating Chriftian Knowledge, at their
anniverfal Meeting in the High Church
of Edinburgli.;: Edinb. 1759. 51 Gel
ten in 8. a |
s
err Robertfon handelt über Pauli Worte.
aus dem “Briefe an die Coloſſ. 1, 26.
von der Berfaffung der Welt zur Zeit der
Geburt Jeſu, und ihrem Einfluffe in Die Ausbrei⸗
tung der chriftlichen Religion. Der Erlöjer wur⸗
de zu einer folchen Zeit gebohren, da die Welt fein
ner am nöthigften berurfte, und zu feiner Anneh⸗
mung gehörig vorbereitet war, Daher fällt der.
alte Einwurf dahin, warum der Meſſias ſo fpäf
erfchienen fen, ‚welchen ‚Die Unglaͤubigen neuerer.
Zeit den alten Spöttern mit aroffer Dreiftigkeie
nachbeten, Um die Zeit der Geburt Jeſu hoffte
man auf einen goͤttlichen Gefanden, der dem
menfchlichen Geſchlechte von Gott: mehrere bisher:
unbefante Umſtaͤnde befant. machen werde... Denn
da alle Dinge nach und nach erſt Den hoͤchſten Brad:
der Vollkommenheit errgichen, ſo ar-es; der Weise;
heit Gottes. gemäs , ſich und fein Weſen: nicht aufı
einmal, fondern. in. gewiſſer Ordnung, kimd 3
thun. Die Offenbarung er iu Acſange fel;:
8
“
Bibliothektk. 65 58i.
allein
Ba
I o6 Brittiſche
ar
aflein fie glich der Morgenrdthe, die fih in ein Hel
les Tageslicht aufklaͤrte. Das Ceremonialgefeg
war nur eine Vorbereitung auf die.Zeit, Da es
Gott gefiel, dem. Menfchen feinen ganzen Rath zu
offenbaren (Apoftelgefh. 20, 27.). Die Prophe-
ten hatten die Würde des Meſſias, feinen tugend«
haften Character, fein herrliches Reich und bie
Zeichen feiner Zufunft fo deuslich befchrieben,. Daß
ganz Juda, fo unter dem harten Joche der. Römer
feufzte, feine. Erfcheinung mit ängftlicher Ungeduld
erwartete. Doc) nicht die Syüden allein, fondern
aud) alle Völker, unter die fie zerſtreuet waren,
hatten eine Sage, es werde aus dem jübifchen Lan⸗
de ein groffer Fürft entfpringen, deſſen Herrichaft
von einem Ende der Welt bis an das andre ſich er-
ſtrecken folle; weiches man auf den Kaifer Titus
Befpafianus gedeutet hat. Da alfo Die Heiden ei
ner groffen Veraͤnderung entgegen fahen, und
(Hagg. 2, 7.) bie Süden auf einen Befreyer war |
teten, fo wurde das vom Anfange der Welt verbor-
gene Geheimnis der Welt zur rechten Zeit geofe |
fenbares.
Nicht allein die Erwartung ber Bölfer, fon
dern auch ihre: politifche, fütsliche und haͤusliche
Berfaflung, geben uns bie Weisheit Gottes zu er-
fonnen, der den Mefſfias zu gehöriger Zeit, unter
der Regimung des Yuguflus, gebohren werderi Taf |
fr. In den erftern taufend ‚Jahren wach Der. |
Eindfluch, war der. Erdfreis in fleineve Staaten |
eingetheilet, dir durch die Sprache, Sitten, Ge⸗
ec —4 ſetze
| Bibliothek, | 67 —33.
ſetze und gottesdienſtlichen Gebraͤuche weit von ein⸗
ander unterſchieden waren. Jedes Reich hatte
ſeine beſondern Vortheile, und daher immer Streit
mit ſeinen Nachbarn, welcher die Handlung und
die Communication eines Volkes mit dem andern
unſicher und hoͤchſtbeſchwerlich machte. Itzo kan
man die Einwohner der Erdkugel als eine einzige
Geſellſchaft anſehen, deren Glieder, durch wech⸗
ſelſeitige Beduͤrfniſſe genau verbunden, jedes das
Seintge zum gemeinſchaftllchen Unterhalt und
Vergnuͤgen beytraͤgt, da es in den aͤltern Zei⸗
ten etwas ſehr ſeltenes war, in entlegene Gegen⸗
den zu reiſen, ſich entweder zu bereichern, oder
von andern Nationen ‚etwas zu lernen. Ends
lich wagten es die Nömer, ſich zu Herren der
Welt zu machen, erreichten auch durch ihre
fehr feine Staatsklugheit, unmiderftchliche Tas
pferfeit, und einen anhaltenden, auch durch
feine Hindernifle zu ermattenden Eifer, ihre
Abſicht. Sie unterwarfen fich die Welt, und
machsen fie gefitteter 5; unterdrücken Die Voͤl—
ter, und verbanden fie zugleich mit einander,
Ueberall berrfchte, mit den vömifchen Gefegen,
auch die Sprache der Sateiner. . Die über
wundenen Nationen näherten ſich in Gejinnun»
gen md Sitten, und man fonte nım, von’ ei»
ner Weltgegend in die enitfernteften Laͤnder ei»
ner andern, mit Gicherheit und Bequemlich⸗
keit, reifen. ° Auguſtus, Cäfars Nachfolger,
war mit Siegen vergnügt, und Dachte nicht
; 7 € 2 auf
era. 68 Brittiſche
NV auf neue Eroberungen. Das römifche Reich
genos endlich des. Friedens; und wurden gleich
Kriegeheere wider barbarifche Nachbarn. aus.
gefendet: fo flörte es doch die öffentlihe Ruhe
wenig, ja es wurde faum bemerket. Der
weite Umfang des römifchen Reichs, die Nube,
bie beobachtete Policey, ähnliche Sitten, eis
nerley Sprache, die überall verftanden, und
fait allenthalben im Schwange war, dieſe und
. mehrere Umftände beförderten die Ausbreitung
dev Religion. Chriſti ungemein. Dreyfig Yab-
re nad) des Heilands Himmelfahrt Eonte Pau«.
lus an die Einwohner zu Colofien mit Wahr:
heit fchreiben: das Evangelium fey in allen
ändern, in allen Gegenden des römifchen Mei
des, geprebiget worden. Die. Römer glaub«
ten, ihre Zapferfeit habe. dem gröfften Theil
der, Wolt bezwungen : und ihre Siege brauch-
te Gott Zum Mittel, fein Gnadenreich aufzu«
richten, und auf den Trümmern ber roͤmiſchen
Monarchie ein Reich aufjurishten, das Fein
Ende. jemals haben wird. rn
Aaſſet amd die Menfchen nach der Sitten⸗
fehre und deren Ausübung betrachten. : Bey
Voͤlkern, die feinen vollfommenen Begriff. von
Gottes Weſen und Willen Gaben, fan man
feine vollfommenen Tugenden erwarten. Die
ſich felbft gelaffene Vernmft irret oft: Men«
fihen, Die in ihren Handlungen nicht allein in, |
; Do
d
Bibliothek. 69 aunh
Gott feben, weichen ‘öfters vom rechten Pfade BG
ab. In den unerleuchteten Zeiten fanden ſich
groſſe Märmer, die das menſchliche Herz ges
ttau' kanten, und von Begierde getrieben wur⸗
den, andere neben ſich glücklich zu machen,
welche “jene ums noch ist bewundernswuͤrdige
Staaten ſtifteten, imd durch bie meifefter Ges
fege zierten. Maͤfſigkeit, Wohlahftändigkeir,
Eifer für die gemeine Wohlfahrt, Siebe bes
Vaterlandes, Grosmurh, waren bie" Früchte
der weiſeſten Gelege. Sn den Pleinen freyen
Staaten (der Berfaffer ſchildert Athen und
Sparta durch diefe Züge) bekuͤmmetten ſich
die obrigkeitlichen Peiſonen fehr gendu um das
Verhalten der Bürgers und waren in Beſtra⸗
fung „öffentlicher. Laſter ſtrenge. And. diefe
Sorge mar die Hauptquelle jener glänzenden.
heidniſchen Tugenden, die man noch immer zur
Ermunterung träger :Chriften erheben Fan, oh⸗
ne dent Chriftenehume felbft einen Vorwurf zu
machen], als ob felbiges mie ihnen ſtritte.
Die Ordnungen jener weifen Geſetzgeber waren
von Feiner‘ langen Dauer, und die Fleinen
Staaten verfielen entweder Durch innerliche Zer-
rüttungen, oder durch äufferliche Gewalt, und
Fonten der überwiegenden Macht der Römer
nicht wiberftehen, welche, je gröffer ihr Reich
wurde, defto mehr von den fittlichen Tugenden
ihrer Vorfahren abwichen, und endlich in’ alle
die Safter gerierhen, welche die Folgen eines
Du E 3 ‚misgee -
Zen 79 Brittiſche.
misgebrauchten Gluͤcks und: Wohlſtandes "zu
feyn pflegen. Einige tugendhafte Kömer gab
es zwar in biefen verberbten Zeiten, welche Die
Gerechtigkeit und ein gefrgmöfliges Verhalten
anpriefen, und felbft ausübten. Allein ihre
Lehren und Beyſpiele waren nicht zulängläch,
dem eingeriffenen Verderben zu. fleuren.
dieſem Zeitpuncte nun geſchah bie groffe Wer«
beflerung der Welt durch die chriftlihe Reli⸗
gion, welche die reinfte GSittenlehre deutlich
vortraͤgt, und. mit umviderftehlichen Bewegungs»
gründen unterftüßt, auch durch die tugendhafte
Sebensart der erften Chriſten bewiefen bat, .. es
fen möglich, die ſtreugſten Regeln ber Sitten
‚tehre zu beobachten, |
Auch. der Ficchlihe Zuftand ber Juͤden
und Heiden mashten die Anfunft des Erlöfers
nothwendig, und fie gefhah zu fo einer Zeit,
ba jene von der Reinigfeit der mofaifchen Ord⸗
nungen “gänzlich abgewichen waren, nur bey
. den äyfferlichen Gebräuchen des Gottespienftes
es beivenden lieſſen, oder, wie die Sabducäer,
ſo gar das ewige Leben der Seele, und Eünfs
tige Belohnungen und Beftrafungen Ieugneten.
Was die Heiden anbetrifft, fo waren ihre Laͤn—
ber mit Aberglauben und abentheuerlichen Mei⸗
nungen bon. Gott gänzlich angefuͤllet. Praͤch-
“tige Tempel , verſchwenderiſche Opfer, in.die
Augen fallende Gebräuche und Opfermaßfzeiten
J waren
8v
DL
Brittiſche 77 sgand.
waren die Gegenflände ihrer Retigion; wenn m
man der Heiden: falfchen Glauben von ben
Göttern, der fie nicht zur Tugend leiten one,
fondern fie vielmehr davon entfernte, eis
nem fo ehrroürdigen Namen belegen fan. ur
ſolchen Umſtaͤnden gab Gott dem menfchlichek
Gefchlechte eine nähere Offenbarung. Der
wahrhaftige Gott machte ſich fund, und ver.
trieb den Aberglauben, und alle ehörichten, ja
unnstürlichen Gebräuche, mit denen man ba
Hödjfte Weferi zu verehren geſucht harte. Die
Menſchen nahmen eine ſolche Lehre freudig an,
die fie unterwies, Gott ohne Furcht in Selig
keit und Gerechtigkeit anzubeten.
Durch das CEhriſtenthum iſt auch der Hause
ftand und das bürgerliche Leben ſehr verbeſſert
worden. Herr Robertſon erweiſet dieſes weit⸗
laͤuftig aus der Vielweiberey, der Eheſchei⸗
dung und der Sclaverey, welche unter Chri⸗
ſten gänzlich aufgehoben find, oder doch nur
felten, und unter gewiſſen Bedingungen verſtat⸗
tet werden. Selbſt in dem Kriegsweſen iſt
eine gluͤckliche Veraͤnderung durch das Chri⸗
flenthum hervorgebracht worden. In den al⸗
ten Zeiten, ba eine fehimpfliche Sclaverey das
geroiffe Loos der Uebertwundenen war, fochte man
mit groͤſſerer Wuth, und bie Belagerten vers
theidigten ſich mit einer Hartnaͤckigkeit, bey der
fe alle menfiche Gefnnungen verloren, und,
E 4 “wie
m Brittiſche
wie die Einwohner von Mamantia und. Sas
guntum, lieber den Tod erwählten, als in Die
Gewalt graufamer Sieger falten wollten. Daß
in neuern Zeiten „die wichtigften ‚Siege weniger
Blut koſten, iſt der chriftlichen Religion zuzu⸗
ſchreiben, die ihre Kraft fo gar In der Hitze
Des Gefechte -Auffert. Daß die igigen Sitten
‚fanfter ſind, daß es in der. Welt artiger zu
leben ift, als fonft,. iſt niche etwa einer. weifern
Regierungsform zuzuſchreiben: denn da über-
trifft uns das Alterthum ſehr weit; auch nicht
einer beſſern Kinderzucht: denn ſie war das
hoͤchſte Augenmerk der Griechen und Römer,
und wird itzo faſt gänzlich vernachläfliget; auch
. nicht unferer Berbefferung der fchönen Künfte: :
denn auch Bier. müflen mir zufrieden feyn, je=
nen zu gleichen, . ohne einen Borzug für ihnen
zu behaupten. Mur der Religion. kann Diefe
wichtige Weränderung zugeſchrieben werden,
Sie allein bat die fchädlihen Gewohnheiten
aufgehoben, und, dag Herz zu jeder menfchlis
hen Tugend angetrieben und gefchickt gemacht,
Die Zuföge von $ehren und Meinungen, : bie
fid) in die fehre Jeſu mit ‚eingefchlichen. haben,
ober vielmehr yon den Menfchen mit in ſel⸗
bige eingeflochten worden, haben ihre Wirkung
auf das Gemuͤth nicht gaͤnzlich hemmen koͤn⸗
nen. Das Evangelium beweiſet unter allen
Hinderniffen, Die ihm die Unart feiner Beken⸗
ner in ben. Reg lege, feine Kraft, die rohe⸗
B ſten
T
Blbliothek. 387
ſten Voͤlker gefittet zu machen, und fie güny
lich zu veraͤndern. Sie heiliget die Seele,
und laͤutert unſere Sitten: fie verſpricht uns
ein andres Sehen ‚und verbefr und zieret d die,
ſes gegenwaͤrtige.
Herr Robertſen wachet bie Amrendung ven
feinem Vortrage, um die ſchettiſche Geſeliſchaft
zur Ausbreitung des Chriſtenthums in ihrem
Eifer deſto mehr zu befeftigen ‚ je wichtiger
ihre Abſicht ſey, und je mehr Gutes durch fie
ſchon geſtiftet werden. Die Europäer, fagt er,
haben einen groffen. Vorzug vor- den Bewoh⸗
tiern der übrigen Welttheile, theils durch ihre
Waffen, theils durch bie. een, era
langet. Ihre Eroberungen in Oſt⸗ und Weſt⸗
indien, dadurch fie bisher ihren Geiz und ihre
Ruhmſucht genährer, Fönten und follten nun«
mehro Mittel-abgeben, das Coangeltum in je2
nen .eutlegenen Laͤndern befanter zu: machen;
und ‚Gott wolle fie vielleicht zu Werkzeugen gem
brauchen, bie heidniſche Welt "zu erleuchten.
Doch noch in Europa, ja fo gar. in. Schottland
Hätte diefe Geſellſchaft genug zu thun gefunden,
da fie ſich beſtrebet; die Hochländer und Eine
wohner ber fchortifchen. Inſeln (die aus Vor⸗
urtheilen gegen ihre alten Sitten, aus Un⸗
wiflenbeit und Has aller Arbeit, bies vom
Raube oder. der Jagd und Fifcheren. zu (eben:
gerehnt wären) ‚. arbeitfamer und.
es fröme
et b.74 Brittiſche
frommer zu machen. Sie aber nicht Alleii,
ſondern auch die Regierung, hätte fic) dkeſen
edlen Zweck vorgeſetzet, und ſie zweifelte nicht,
daß fie: durch neue Gutthaten wahrer Patric
ten, von denen fie bisanhero unterflüge, worden,
und durch Gottes Benftand , Fünftighin mehr
ausrichten wuͤrben, als fie anfangs ſich einbil-
ben, oder nur. r wůnſchen Fönnen..
gulete— ſindet ſi F eine unge Nachricht von
| ‚de Stiftung der Gefellfchaft im. Jahre 1700,
ber koͤniglichen Beftätigung 1709, ihren Abs
fihten und Verrichtungen. Beſonders bar bie
Geſellſchaft Schulen . anlegen: laffen, um die
Kinder der Bergſchotten, in den Gründen ber
Religien und der engliſchen Sprache, zu. unter
richten :. : Buch: das erſtere iſt denen papiftis
ſchen Lehrern der Eingang benommen, "burd)
das anders: aber ganze Staͤmme, die vorhero
mir bie irlaͤndiſche Sprache redeten, mit ihren
Landsleuten, denen ſie vorhero fremde waren,
genauer verbunden worden. Ihr erſtes Ka⸗
pital war: nur geringe, hat aber durch Vor⸗
fſichtigkeit und Sparfamteic fö zugenommen, Daß
son ihrer Stiftung än, über 70000 Kinder
erzogen worden. ° Im Sabre. 1754 iſt die
Zahl der Schulen, bie. in den wildeſten Ge⸗
genden. Schottlands angelegt find, auf 155,
und bie Zahl der barinnen erzogenen —
ze au
Bibliothet. 75 "1
Sr
auf 5831 gefliegen. Die Gefellfchafe erhielt
1738 neue föniglihe Privilegien, und zugleich
die Erlaubnis, die von ihr Imterrichteten Kin.
der zum Aderbau, Handel und Manufscturen
zu gebrauchen; bat auch. zu Sochcarton eine
fleine Colonie zu einer Leinewandmanufactur
angelegt. Vor einigen Jahren (bie Nach⸗
richt gehet bis aufs Jahr 1754.) hat biefe
Geſellſchaft einen Prediger zu einer Miſſion
nach Mordamerica geſendet, der ſchon einige
wilde Indianer Chriſto zugefuͤhret, und ſich
noch mehrere Fruͤchte ſeines Amtes
vexrſpricht.
4—
be nn msn name
. ⸗
..
NE A
sCunt.96 wege
ıStüd.' —
Ve 2 az
4 Treatile x on Gangrenes, in. „which, the
Cafes. that regeite the: Ule of She Rark
2» „and. thofe ii in which i is ‚pernicioüs, are al.
.. certgin d. by "Thomas Kirkland, ‚Surgepn, |
“ ; Noktingliam 1754 in 8. 112 Seiten.
“
’
er Verſoſſen dieſer Sougcrit für: die |
Kraſt der Fieberrinde wider den Brand
deeſſchen, daß ſein Vorcrag, aus vielfaͤl⸗
tiger Erfahrung und genauer Betrachtung der
Natur diefer Krankheit, abgeleitet worden. Sa
lange er überhaupt von berfelben redee, fo brauche
er die Wörter beifer und kalter Brand, als
gleichgeltende Ausdruͤcke, wenn er aber Erfah«
rungen erzählt, fo unterfcheiber er folche, weil da⸗
Durch fein Bericht deutlicher werden fol,
Nachdem er die Einwürfe, welche man ber
Kraft der Sieberrinde in der Eur des Brandes
entgegen gefeßt, beleuchtet, und ihren Ungrund
gemwiefen hat, fo unterfuche er den Brand felbft.
Menn eine Urfache die Gefäffe und Faſern ei⸗
nes Theile des Körpers untuͤchtig machet, ihre
Fluͤſſigkeiten aufzunehmen und weiter zu ſenden,
und ſie zugleich faulen, ſo ſagt man, dieſer Theil
iſt vom Brande angegriffen. Die gewoͤhnliche
an des Drandes, weiche von deſſen Aufe
ferli«
%
Bibliothet. EIER
ferlichen: und innerlichen Urfachen entlehnet wor⸗
den, ſcheint unbequem zu feyn, eine beutliche Idee
von ber Art, wie man mit im umgeben foll, zu
erzeugen. Wenn man demnad) die Natur des
Brandes recht kennen, und richtig urtheilen will,
wenn der Gebrauch der Fieberrinde nötbig.:fep,
fo mus man ben Brand, welcher ſich verbreitet,
von demjenigen, toelcher nur einen Ort einnimmt,
unterfcheiden. Die Symptomen, welche biefe
ungleiche Gattungen begleiten,. gewähren leichte
Mittel, beyde von einander zu ſondern.
Der Verfaſſer cheilet ſeinen theoretiſchen und
praktiſchen Unserright von Diefen beyden Gattungen
in ſechs Kapitel.
Das erfte Kapitel handelt von demjenigen
Brande, ber fich verbreitet, und von einer ine
nerlichen Urfache herruͤhret.
Die unmittelbare Urſache deſſelben ſcheint eine J
Schärfe im Molken und Flieswaſſer zu ſeyn, wel⸗
che in den Gefaͤſſen und Faſern, nachdem fie ihre
Stärfe und Elafticität geſchwaͤcht, eine Efferve⸗
feenz erreget, woraus ein Fieber entſteht; und dar
die Natur allemal beveit ift, das Beſchwerliche
aus dem Körper zu ftoffen, fo wird dieſes von Dies:
fer molkichten Materie auf einen befondern Theil,
geworfen, ba es durch feine groffe Schärfe Die Ges,
faͤſſe, worauf:es fälle, bald verberbe, und den:
angrängenden Fluͤſſigkeiten feine eigne ratur. mit⸗
thei.
sBerd. 80 Brittiſche
g uurchellen; wenn man ſolchen mit ber” Oind ·
daͤmpfen zu koͤnnen ſich bereden wollte. Denn
der oben erzaͤhlte Brand aͤuſſert ſich nicht eher,
als bis die Schärfe ver Fluͤſſigkeiten den Tonum
ber feſten Theile gefchmwächt hat; . allein bey Dem
DBrande, wovon ist gehandelt wird, find Die Ge⸗
fäffe und Fafern oft ſtark, und- ihre Wirkung in
den Flüffigkeiten ift heftig. Da aber die unmit⸗
telbare Urfache des Fiebers und Des höhern Grads
der Schärfe der Fluͤſſigkeiten in der vermehrten
Geſchwindigkeit des Bluts enthalten it, fo mus
die Zieberrinde die Krankheit vermehren, meil
fie den flüffigen und feften Theil neue Kraft mite
cheilet.
Wofern aber dieſer Brand auf die Beſchaͤdi⸗
gung einer Perſon, welche ſchlaffe und ſchwache
Faſern hat, folgt, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß
die Fieberrinde eben ſo nuͤtzlich ſeyn werde, als ſie
in dem Brande iſt, der blos von einer Schaͤrfe der
Saͤfte entſpringt.
Der Verfaſſer erlaͤutert dieſes durch folgendes
Benfpiel. Ein flarfer, munterer, 3 sjähriger
Mann brach den Unterfchenfel zroifchen ver Wade
und dem Knöchel, daß das Schienbein durch die
Haut ſtach. Der Verfaſſer richtete den Knochen
mit geringer Muͤhe wieder ein, und legte einen
leichten Verband darum, nachdem Biel hit, das
ſchoͤn ausſah und locker gewebt mar, meggelaffen:
worden. Der Kranke trant viel Gerftenwaſſer,
He um
Bibliothek. Zt Beamd.
iStuͤck.
sm die Ausduͤnſtung zu befoͤrdern. Am folgen»
den Morgen fand der Verfaſſer den Fus und
Schenkel warm, beobachtete zugleich an dem
Kranken wilde Blicke, der Beinbruch ſah aber
nicht ſchlimm aus. Der Puls war hurtig, oder
vielmehr hart, und die Zunge weis und trocken.
Er verordnete dem Kranken ſalzichten Julep und
viel Gerſtenwaſſer mit Salpeter.
Am folgenden Tage beobachtete er eine Zunah⸗
me der wilden Blicke, durchgaͤngiges Zittern und
Aberwiß, wobey die Junge weis und troden, der
Puls ‘aber faft wie am vorigen Tage befchaffen
war, Der Schenfel war von dem Brande anges
griffen, und der Zus ziemlich fall. Er ſcarificir⸗
te und verband ihn, und lies dem Kranken alle 3
Stunden zween Scrupel von der Sieberrinde ein⸗
geben; aber am folgenden Morgen ward er ges
wahr, daß ber Brand fait bis an die Mitte des
Hberfchenfels gedrungen war. Dennoch ward
Die Scarification wiederholt, und der Gebrauch
der Rinde fortgeſetzt. Nachdem aber den folgen«
den Morgen der Brand den Unterleib erreicht hats
te, fo ftarb der Kranfe, der einen ſehr ſcorbuti⸗
fhen Körper hatte,
Diefer fchlimme Erfolg des Gebrauchs ber Fie⸗
berrinde bewog den Verfaſſer, in dergleichen Faͤl⸗
len Salpeter: zu der Fieberrinde zu fügen. Da⸗
durch ward Nie fremde Hige, welche Die Rinde
allein in verurſacht haben würde, verhuͤtet, und fie
3 behielt
1etüd.
82 . Beittifche
behielt ihre von. der der Fäulnis twiderftehe
Eigenfchaft des Salpeters unterflüzte Kraft, de
Saulen und Aufwallung der Slüffigkeiten zu weh⸗
ren, welches ber Verfaſſer durch das Benfpiel eis
nes 27jaͤhrigen Sandarbeiters beftätigr.
- Die Menge des Salpeters, welche zu Der Rin⸗ |
de genommen wird, mus aus der ungleichen Be⸗
fchaffenbeit der kranken Körper beftimmt werden.
Doch hat den Verfaſſer die Erfahrung gelehrt,
daß, mwenn der Zufall heftig ift, und die Faſern
art und mwirffam find, biefes Sal; in grofler
enge gegeben werden mus. W
Hierbey wirft der Verfaſſer die Frage auf,
was von dem Aberlaffen bey folchen Umſtaͤnden zu
Bolten ſey? Wenn die Gefäfle voll find, fo wird
ein geringer Blutverluſt dem Kranken nugen; als
lein wenn die Gefäfle fteif und Die Säfte fehr ſcharf
find, fo erfodert das Aderlaflen die groͤſſte Be⸗
hutſamkeit, weil durch die Abzapfung des rothen
Bluts der Natur die Kräfte, der Schärfe der mole
Fichten Fluͤſſigkeiten zu widerftehen, entzogen wer⸗
den.
Das dritte Kapitel handelt von dem um fich
greifenden Brande, welcher aus einer Schwäche
ind einem Mangel der natürlihen Wärme ent-
flanden,. | ——
Wenn die Säfte ſehr verringert, und die Schlag⸗
‚adern fo ſchwach werden, daß fie nicht genug
Kraft haben, bie erftern Dusch ihre Enden zu te
u en,
Bibliothek. 83 Sm
sen, fo faulen fie mit ihren ſtockenden Siftm,
und erzeugen diefe Art vom Brande.
Weil die Gefäffe nad) und nad) ihre Kraft ver-
tieren, fo geht diefer Brand oft fehr langſam fort,
und bey alfen $euten, wo die Gefäffe und Faſern
natuͤrlicher Weiſe hart und trocken ſind, entſteht
ein trockner Brand.
Man beobachtet demnach dabey oft nur Schwaͤ⸗
che, und die Theile, denen es an Nahrung ge
bricht, werben Falt und ſchwarz, und fterben ab,
ohne baß ein Emphyſema oder eine Gaͤhrung ver⸗
fpuͤret wird. Folglich mus in dieſem Falle die
Befoͤrderung der Wärme und des Kreislaufs,
nebft der Berbefferung der faulenden Säfte, der
einzige Zweck ſeyn. Es werden folchergeftale oft
allein innerlich herzſtaͤrkende Arzeneyen und äuffer«
lih warme Bähungen erfobert. Doc ift der
Berfaffer überzeugt, daß diejenigen Cordialia bie,
beften find, zu welchen bie Sieberrinde gefügt wor⸗
den. Diefes wird durch Das Beyſpiel eines 76.
jährigen Kranken erwiefen.
Das vierte Kapitel befchreißt denjenigen Brand,
der nur einen Ort einnimmt, und von innerlichen.
urſechen entſpringt.
Wenn in manchen Krankheiten , wo vermuth⸗
lich nur ein Theil der Slüffigkeiten ſcharf gewor⸗
ben, Die Siebermaterie aus dem Blute geſtoſſen
und auf einen befondern Theil geworfen wird, fü
pflegen bie Synptemen 0 fo gleich nachyulaffen,
gu Peine:
v Aber diefe von dem Blute abgefonderte Mare
äuffert ungleiche Wirfungen, die von ihrer Be⸗
fehaffenheit abhängen; denn wenn fie ſehr fcharf
iſt, fo erzeugt fie Feine gute Suppuration, fondern
zerftört die Gefäffe, worauf fie geworfen worden,
und verurfacht einen Brand, welcher einen Ort
einnimmt. Der Berfaffer beruft fic) hier auf das
Benfpiel in des Herrn van Swieten Comm.
Vol. 2. p. 376. oo
. Ob gleich aber die von dem Blute getrennte
.. Materie gelinde, und zur Erzeugung jeines guten
Eiters tüchtig ift, fo kann fie doch, wenn fie z. E.
zu lange eingefchloffen ift, ehe fie eitert, faulen,
und diefe Art vom Brande hervorbringen.
Ben dergleichen Brande ‚werden die. Theile
ſchwarz, und fterben ab, ohme daß ein Emphyfe-
ma vorher gegangen’ Die Kranken werden nur
wenig angegriffen, und die Zeitigung aͤuſſert ſich
bald um dem abgeftorbenen Theile I bent Ges
Brauch folher Mittel, welche die Faͤulnis der Saͤf⸗
- te dämpfen. Zumeilen nimmt diefer Brand den
Schein eines. um fich greifenden Brandes an, ob
er gleich von Demfelben unterfchieden bleibt. Wenn
man mit der Roſe ungefchickt umgeht, fo fan fols
che einen an einen Ort verfnüpften Brand erzeu⸗
gen, welches der Berfafler an einer Frau wahrs
genommen. Diefer Brand begleitet auch oft alte
Schenkelgeſchwuͤre. Der Verfaſſer beſchlieſſt Dies
ſes Kapitel mit der Nachricht von einem sojährle
Yo. . gen Ä
\
—
Bibliothek. 85 25 kur
sen Mame, ver an einem von defgfeichen Beam
be befaflenen. Sufle. durch die ſicberrinde geheilt
worden. Tl L_
Das fünfte Kapitel ift demjenigen an einen Ort
nerfnäpften Brande, welcher nad) .Aufferlichen
Yelbädigungen ausbricht, gewidmet. N
Dieſe Art aͤuſſert fih, wenn die Gefäffe und
Fasern fo verberbe find, oder die Entzündung ſo
hoch:geſtiegen ift, dag fie ihre Fluͤſſigkeiten weder
aufnehmen, noch weiter ſenden konnen und se
folglich faulen.
Man mus hierbey den Unterſhied zwiſchen denk
Sieber , welches einen um ſich greifenden Brand
begleitet, und aus’einer innerlichen Urfache ent
ſteht, und dem ſymptomatiſchen Fieber, welches
auf äufferliche Beſchaͤbigungen folgt, genau be⸗
obachten. Denn wie in beyden die aͤuſſerlichen
Merkmaale von einander abweichen, ſo iſt auch
die Art, nach welcher man ihnen begegnen mus,
verſchieden.
Der Verfaſſer erlaͤutert dieſes durch einige
Beyſpiele, und ſucht die Verdrängung der ſchlim⸗
ften Zufälle, die bey dieſer Art vom Brande ent⸗
ftehen, in der Verhinderung bes Einfluffes der
fharfen Säfte in Die lebendigen Theile, und preis
fee in diefer Abfiche vornehmlich) bie Sieberrinde
an.
Sierauf folgen einige Anmerkungen, welche
. 53 dieſe
\
N ’
d.
jene
.
86 Brittifhe.
diefe Art vom Branbe, wenn er von ber Schoaͤr
fe der Flüffigfeiten entfpringt, und den Untftand
wo ein um fi) greifender Brand zu fürdheen iß
betreffen. |
= Das letzte Kapitel enthaͤlt eine Unterfuchung ber
Natur und des Nutzens ber äufferlichen Mectei,
weiche dem Fortgange des “Brandes entgegen ge
fest werten. Inſonderheit foll man folche Baͤ⸗
hungen brauchen, welche zu den eingefperrten und
ausgetretenen Flüffigkeiten dringen und fie aufl
fen, zugleich aber die entzündeten und ausgebeßn-
gen Theile erweichen, und der Faͤulnis widerſte⸗
hen, und die Ablöfung eines Theils, wenn fie
noͤthig iſt, nicht eher unternehmen, als bis die
Entzündung aufgehört, und die Zeitigung
vollfommen geworben.
. ü
. *
|
VII. Le-
Bibliothek; 8 ‚Bene.
Pe —
Lectures on ſelect ſubjects in Mechanics,
Hydroflatics » Pneumatics and Optics:
- with the ufe of the Globes, the art of
dialing and the’ Calculation of the mean
“ times of new and full Moons and Ecli-
. pfes by Jaines 'Fergufon, London 1760.
in 8. 429 ©. und 23 Kupfertafein.
ir empfangen von Herrn Ferguſon eine
neue Probe ſeiner Bemuͤhungen, ma⸗
thematiſche und phyſiſche Wahrheiten
aufgußelfen , und dem menfchlichen Berftande bes
greiflicher zu machen. Die gegenwärtige Schrift
iſt eine .gemifchte Sammlung von Borlefungen,
die er über dergleichen Wahrheiten gehalten. Dig
erſte Handelt von den Materien und ihren Eigen⸗
[haften ; die zwote von Centralkraͤften; bie dritte
von mechaniſchen Kräften; die vierte von Mühe
len, Kranichen, Wagen, und der Mafchine, wo⸗
mit man Pfaͤhle einſchlaͤgt; die fünfte von hydro⸗
ftatifchen und hydraulifchen Maſchinen überhaupt;
die fechste von der Luft und von Maſchinen, die
ihre Eigenfchaften und Wirkungen zeigen; bie fie«
bente von der. Sehefunft; die achte befchreibt die
durch Ringe vorgeftellte Himmelsfugel, und ers,
weifet ihren Mugen, In der neunten werden die
Grundſate ver Kunſtſnnanudren, durch Huͤlfe ei
Bond.
ĩStuͤck.
wur
88: Brittiſche
nes guten Globi oder einer Leiter von Breiten u
Stunden zu verfertigen, vorgetragen; die zehnte ifky
auch der Betrachtung der Sonnenuhren gewidmet,
und enthält die Methode, fie ariehmetifch zu ver=
- fertigen, welches denen , die die Anfangsgrünte
der Teigonometrie. gefafft haben , angenehmer ſeyn
wird, und bie ellfte zeigt, wie man die mittlere
Zeit iedes neuen oder vollen Mondes, ober ieder
Sonnenfinfternts von ber Schöpfung der Welt an
bis aufs Jahr Chrifti 5800 berechnen foll.
Es laͤſſt fich von dem Buche fein Auszug mas
‚hen, tbeils weil es meiftens befannte Sachen ent»
haͤlt, theils weil ſich das meiſte auf Die Abzeich
‚ nungen der Mafchinen bezieht. Leſer, die fich mie
mathematifchen Rechnungen nicht vermengen koͤn⸗
nen oder wollen, und doch begierig find, von ben
bier erläuterten Wahrheiten richtige Begriffe zu
erlangen, werden ihre Mühe, die fie auf Durch⸗
lefung diefer Schrift wenden werben, niemals
zu bereuen Lirfache haben,
———
IX.
IX,
Bon der uUnterweiſung und einer guten
Erziehung. *)
sei cuts peclora roborant,
Hox.
I, gute Drdnung in der Welt hängt‘ von
u J nichts fo fehr ab, als von einer forgfäftie
tigen Erziehung der Kinder. Kaum if
ärgend etwas ſchwerer, und faum erfordert irgend
etwas eine vorfichtigere, fleiffigere und beftändiges
re Anwendung unfrer. Sorgen und Bemühungen.
Es ift ein bekanter Ausfpruch bes Philip Mes
lanchthon, daß es drey Dinge gebe, die man für
aufferordentlic ſchwer halten. müffe, naͤmlich,
Kinder zu gebähren; fie zu unterichten, und zu
Menfchen zu machen; und fie zu regieren ,. wenn
fie Das männliche Alter erreicht haben, Die Uns
terweifung und güte Erziehung der Kinder iſt uns
ter Diefen brey Dingen nicht das leichtefte. Denn
wenn diefelbe auf eine für die Kinder vortheilhaf⸗
te Art eingerichtet werden fol: fa erfordert fie
nicht nur einen groſſen Fleis, ihre befondern Bär
Digfeiten und Gemuͤthsarten zu erfennen, fondern
such eine groffe Vorſicht, fie auf eine gufe Art zu
Ve len⸗
®) aus dem Univerfal-Magazine überfegt,
Zuibliothef, 89 Bart.
u.
®
x
d.
8
90 Brittiſche
lenken, und eine ununterbrochene Sorgfalt ung
¶rihung , ſie nach und nach zur Tugend za
IIde den. '
Es wird viel Verftand und Fleis erfordert,
fi R ein anfehnliches Vermoͤgen zufammen zu brin.
gen; es gehört viel Kunft und Arbeit dazu, ein
groffes und regelmäffiges Gebäude aufzuführen:
. aber das gröffte und edelfte Werk von der Welt,
und die Wirkung ber gröfften Klugheit und Sorg
falt, ift, einen Menfchen zu erziehen, und ihm zu
Frömmigkeit, Gerechtigkeit, Mäfligung zu bik
den, und zu allen Gattungen rechtfchaffener und
wuͤrdiger Handlungen geſchickt zu machen. -
Zuförderft iſt es nothwendig, daß man, fo
viel möglich, fih bemuͤhe, die Gemüthsart und
Teigungen der Kinder kennen zu. lefnen, damit
fie, durch ein gewiſſes Verftändnig mit ihcer Na⸗
tur, auf die angenehmſte und leichteſte Act gelen.
fer werden mögen. Die Aderleute find gewohnt,
Die. Natur des Erdbodens, den fie bebauen wol⸗
fen,- zu unterfüchen, damit fie den Saamen nach
dem Erdreich einrichten können. Es iſt nicht jes
des Erdreich zu allen Arten von Körnern vder
Brüchten geſchickt; Diefer Boden iſt gut zu Korti,
en anderer zum Wein. Eben fo ift es mit den
Neigungen und Gemuͤthsarten dev Rinder befchaf-
fen. Diefe ſind faͤhiger, vortreflich und tugend—
baft zu werben, als jene; einige find zu einem La⸗
ſter geneigter, , als einem andern, Dieſes iſt ein
J cgrof⸗
\
Bihliothet. 91
peoffes Geheimnister. Natur und der Vorſiche, und
es iſt ſchwer, Davon richtige und binlangiced Re⸗
chenſchaft zu geben.
Es iſt alſo gut die beſondern Gemaͤthsarten
der Rinder zu kennen, damit fie auf bie vortheils
baftefte Art gebilvet werden können, Wenn man
einige Neigungen zum Guten: bey ihnen wahr.
nimmt; fo müffen folhe Srundfäge.in fie gelegt
werden, bie, durch die Uebereinſtimmung mit ih⸗
ren verföhledenen Gemuͤthsarten, gefihidt find, am
geſchwindeſten and tiefften Wurzel zu faffen, und die,
wenn fie gleidhfam von dem Boden Beſitz genom⸗
men, bDenfelben zu dem Saamen andrer Tugens
genben zubereiten werden. Wird man bey ben
Kindern einen Hang zum Bhfen gewahr: ; fomiß
fen ſolche Lehren und Grundfäge in fie gepflanzt
Med,
Lee;
werden ‚ die zue Aenderung dieſer üben Gemüthse -
art das meifte beytragen fönnen, damit ihre Na»
tur, fo lange fie noch zart und biegfam iſt, auf
Den andern Weg geleiter werben möge. Es ift
beynahe unglaublih, was man, durch Klugheit
und Gebult, ‚ausrichten fan, um eine verberbrg
Gemärhsart auf den vechten Weg zu bringen,
Diefe Art, die Jugend zu “ihren Pflichten,
anzuführen, iſt liebreicher, und Ihren. Meigungen
angenehmer, als Zwang und Nothwendigkeit.
Was man mit Vergnügen thut, gehet leicht von
ſtatten, y aber fo bald die Natur angeftrenge und -
gezwun⸗
jene.
9. Brittiſche
gezwungen wird; ſo bald wird alles langfam
ſchwerfaͤllig. Eine jede Gemuͤthsart hat ihre
ſondern Vorzüge; und man mus groſſe Schwis⸗
rigfeiten und Widerftrebungen erwarten, wenn
man einen unrechten Weg nimmt. Eine Erzie⸗
hing, die, den heſondern Neigungen der Kinden
gemaͤs, eingerichtet wird, gleicht dem Winde,
der dem Stromg nachweht, amd macht, daß alles
Burtig von. ſtatten gehet; bahingegen Die Art der
Erziehung, welche, mit. ben; natuͤrlichen Neigun⸗
gen ber Kinder nicht überein kemmt; dem Win“
be gleich ift, der dem Strome entgegen weht,
und einen fehr langſamen Foregang veranlaſſet.
Einige, die Eifer ohne: Kaͤntnis beſitzen, be«
muͤhen ſich nach den Grundſaͤtzen, nach welchen
ſie ſelbſt erzogen worden, ungemein, in die See⸗
len der Jugend geringe und uͤbelgegruͤndete Mei⸗
nungen zu pflanzen, und ſie zu einer gewiſſen Par⸗
tey dadurch zu gewoͤhnen, daß ſie ihnen die dieſer
Partey eigenthuͤmliche Begriffe und Redensarten
beybringen, welche, bey einer genauern Prüfung,
weder Zuſammenhang noch‘ Verſtand haben, Sol⸗
chergeſtalt geben ſie ſich, an ſtatt den Kindern wahre
und aͤchte Grundfäge einzuprägen, viele Muͤhe,
fie in einigen unerheblichen, zweifelhaften, unb viel
leicht ganz falfchen Lehren zu unterrichten.
In der That iſt nichts fo allgemein, und fo
febr zu bedauern, als daß einige aͤbelunterwieſene
| | und
Bibliothef, - 93
mid unwiſſende Leute, mit!einem, guverfichtlichen
Tadel und verachfungsvollen Mitleiden die Blinde
heit und Unmiffenheit berjeriigen beflagen, bie
taufendmal mehr wahre Käntnis und Gefchicklich.
feit befigen, als fie ſelbſt. Aber was ift die
Frucht einer fehlechten Erziehung? - Die Ernte
ift fo, wie der Aderbau war; und wenn man
feine gute Körner ſaͤet; fo Fan man feine gute
Früchte erwarten. Sie haben Wind gefäet, und.
werden Wirbelwind ernden, wie der Prophet
ſagt.
Kaͤntnis und Ausuͤbung helfen einander wech⸗
ſelsweiſe fort. Die Kaͤntnis bereitet zur Aus⸗
uͤbung zu; und die Ausuͤbung iſt der beſte Weg,
die Kaͤntnis vollkommen zu machen. Die bloſſe
Speculation iſt nur roh, wenn man ſie mit der
wahren Kaͤntnis vergleicht, die man durch Aus⸗
übung und Erfahrung erlangt, - Die vollfommens
fte Wiflenfhaft in der Geographie ift nichts, in
Bergleichung mit den Käntniffen eines Menfchen,
der gereifet ift, und die $änder, von welchen er
gelefen, mit Mugen gefehn hat. Die Kaͤntnis,
welche durch die Erfahrung vollflommen gemacht
worden, ift von der. bloffen Speculation eben fo
weit unferfehieden, als die sähigkeit, etwas zu
tbun, von der Sefchicktichfeit, zu fagen, wie eg
gethan werden foll, unterſchieden iſt. Denn dig
Menfchen Fonnen-leicht die Regeln falfch einfehen,
aber Hebung und Erfahrung werden ſelten Hintere
gangen. 1F | |
, eno—
and.
Tre.
serie 93. ‚Brittifche:
mv“ gezwungen wird; fa bald wird ales langfam und
ſchwerfaͤllig. Eine jede Gemuͤthsart bat ihre bes
fondern Vorzüge; und man mus groſſe Schwie⸗
rigfeiten und Widerftrebungen erwarten, wenn
man einen unrechten Weg nimmt. Eine Erzie⸗
hung, die, den befondern Neigungen der Kinder
gemäß, eingerichtet wird, gleicht dem Winde,
der dem Strome nachweht, und macht, daß alles
hurtig von ſtatten gehet; dahingegen die Art der
Erziehung, welche mit, ben; natuͤrlichen Neigun⸗
gen ber Kinder nicht uͤberein kemmt; dem Wins
de gleich iſt, der dem Strome entgegen weht,
und einen ſehr langſamen Forigang veranlaſſet.
Einige, die Eifer ohne:Laͤntnis beſitzen, bes
muͤhen ſich nach den Grundſaͤtzen, nach welchen
fie felbft erzogen worden, ungemein, in die See⸗
Ien der Jugend geringe und übelgegrünbete Meis
nungen zu pflanzen, und fiezu einer gemiflen Par⸗
ten dadurch zu gewoͤhnen, daß ſie ihnen die Diefer |
Partey eigenehümliche Begriffe und Redensarten |
beybringen, welche, bey einer'genauern Prüfung,
weber Zufammenhang noch‘ Berftanh haben. Sols
chergeftalf geben fie fich, an ſtatt den Rindern wahre
und ächte Grundfäge einzuprägen, viele Mühe,
fie in einigen unerheblichen, zweifelhaften, und viel
leicht ganz falfchen Lehren zu unterrichten.
In der That iſt nichts ſo allgemein, und ſo
ſehr zu bedauern, als daß einige aͤbelunterwieſene |
0 on und
Bibliothek, 93 sBant:
nid unwiſſende Leute, mic!einem, guverfichtlichen
Tadel und verachtungsvollen Mitleiden die Blind»
heit und Unmiffenheit derjenigen beflagen, bie
taufendmal mehr wahre Käntnis und Geſchicklich⸗
keit befißen, als fie felbf. Aber was ifk die
Frucht einer fehlechten. Erziehung? : Die Ernte
ift fo, mie der Ackerbau war; und wenn man
feine gute Körner ſaͤef; fo Fan man feine gute
Früchte erwarten. Sie haben Wind gefäet, und,
soerden Wirbelmind ernden, wie ber Prophet
agt.
j „Kaͤntnis und Yusübung helfen einander wech.
ſelsweiſe fort. Die Kaͤntnis bereitet zur Aus⸗
uͤbung zu; und die Ausuͤbung iſt der beſte Weg,
die Kaͤntnis vollkommen zu machen. Die bloſſe
Speculation iſt nur roh, wenn man ſie mit der
wahren Kaͤntnis vergleicht, die man durch Aus-
übungund Erfahrung erlangt. Die vollkommen⸗
fte Wiſſenſchaft in der Geographie iſt nichts, im
Vergleichung mit den Käntniffen eines Menfchen,
der gereifet ift, und die $änder, von welchen er
gelefen, mit Nugen gefehn hat. Die Käntnis,
welche durch die Erfahrung vollfommen gemacht
worden, ift von der. bloſſen Speculation eben fo
weit unterfchieden, als die Faͤhigkeit, etwas zu
thun, von der Geſchicklichkeit, zu fagen, wie es
gethan werden foll, unfertchieden if. Denn dig -
Menfchen fönnen-leicht die Regeln falfch einfehen, .
aber Uebung und Erfahrung ? werden n ſelten hinter⸗
gangen. |
j | | Kene
‘
rend 94 Brittiſche
XEenophon erzähle, daß die Perſier ihre Kin
der, an ſtatt fie gelehrt zu machen, zur Tugend
angeführt, und ihnen, an flatt ihre Köpfe mit
Speculationen anzufüllen, Rechtfchaffenheit, Auf⸗
richtigfeit, und Entſchloſſenheit gelehrt, und fich
beftreber haben, fie weife und tapfer, gerecht und
mäflig zu machen, Auch Lykurg war, bey der
Einrichtung der lacedämonifchen Republik, nicht
um die Selehrfamfeit, fondern um die febensart
und Sitten ber Kinder beſorgt. Dem ungeachtet
mus man nicht vergeffen, daß die Sorge um bey⸗
des am beften ift, und daß die Gelehrfamfeit viel
beytragen fan, die Sitten der Kinder zu bilden,
und fie weifer und befler zu machen. Man tan
alfo, mit Erlaubnis biefes groffen und weifen Ges
feßgebers, wohl behaupten, daß diefes ein Fehler
in feiner Einrichtung war, weil die Gelehrfama
feit, wenn fie von ächter Weisheit und Güte Des
Herzens geleitet wird, nicht nur eine Zierde iſt,
fondern auch zur. beffern Regierung eines König.
reiche oder einer Republik viele Bortheile vecſchaf⸗
fen kan.
Es iſt, zum Exempel, eine alte und eine ſehr
gute Regel: maxima debetur pueris reuerentia,
Viele Dinge fonnen, nad) den Gefegen, gethan
“werden; allein es würde nicht Flug noch ratbfamı
ſeyn, fü ie vor allen Perfonen zu thun. Einige
Worte und Handlungen find fo gemein und nies
brig, daß es fich nicht ſchicken würde, fie vor dert
ieni.
es -
Bibliorhe, 518
jenigen Perfonn, welchen wir Ehrerbietung ſchul⸗ m
Dig find, zu fagen oder zu unternehmen. Mur
unter Perſonen, die einander an Alter und Stan»
de gleich) find, giebt es eine gewiſſe Freyheit im
Umgang, die, wenn wir uns ihrer gegen unfre.
Hbern und gegen Bornehmere, bedienen wollten,
eine Verachtrng gegen fie anzeigen, und die ung
Verachtung zuziehen würde, wenn wir ung ihrer
gegen Perfonen bebienten „ die geringer jmd,
als wir, /
Man mus erwägen, daß Kinder die Gränzen
des Guten und Böfen nicht fennen; und-daß, wenn
wir in unfern Worten oder Handlungen über die
Schranfen des Guten "dinausgeben, wir in Ges
fahr find , ihnen den Erg zum Boͤſen zu zeigen;
Kinder find nicht gewohnt, um die Schritte, die
fie thun, beforgt zu feyn, und man darf fie nicht
‘an einem Abgrunde, oder auf einem gefährlichen _
Orte, fpielen laffen, wo ein Mann, der fich in
acht zu nehmen weis, ficher genug gehen würde.
Um die unachtfame Jugend fo fehr als möglich,
von den Gränzen des Boͤſen zu entfernen, müffen
alle Worte und Handlungen mit Ernft und Vor⸗
fihtigfeit .gefagt und unternommen werden, Damit
fie nichts ſehen noch hören, das fie an bie lifer
des Safters rühren koͤnte, und damit fie nicht gerade
da, mo fie find, ſtehen bleiben, foridern einen Schritt
weiter er gehen ‚als fie zu geben | die Abſicht batten.
Ben
sub. 69 Brittiſche
Bey den Verweiſen und Zuͤchtigungen, die eis
nen Theil der Erziehung Ausmachen, werden viele
Sehler begangen. . Man follte vor allen Dingen
fie zu ihrer Schuldigfeit auf eine angenehme Arc
anmeifen, und durch vernünftige Bewegungs»
ründe in ihnen die Liebe des Guten hervor zu
Bringen füchen; zuweilen durch ob und Beloh⸗
sungen; zuweilen durch Tadel und Unmillen,
Dia ſchreite aber nie zu einer groffen Strenge,
ie der menfchlichen "Natur gar nicht gemäs iſt.
Ein Gemiſch von Plugen und zu rechter Zeit an
gebrachten Verweifen und Züthtigungen Eönnen
gute Wirfungen haben; aber Schläge find nicht
für den Menfchen Die menfhlihe Natur
fan durch fie getrieben werdenz aber fie will
durch fanftere und. gelindere Wege geleitet ſeyn.
Speuſi, ippus lies die Gemaͤlde der Rreube und.
Froͤlichkeit i in feiner Schule umberjegen, um. an⸗
zujeigen, daß das, Gefchäft der Erziehung fo
angenehm gemacht werden felle, als es nur mög« |
lich iſt; und in der That Hat die Jugend alle
Ermunterung: zu den Wiſſenſchaften noͤthig.
Metus haud diuturni magifier ſt ii > fage Tul⸗
lius. Die Furcht allein wird einem Menfchen
nicht feine: Scufdigfeit lehren, noch ihn lange
Zeit in derfelben erhalten. Denn fobald bie
Dun vorüber iſt, wird die Natur ſich in
reyheit ſetzen, und nach ihrer Willkuͤhr ver⸗
fahren. Ueber diefes machen die zu Öftern Zuͤch⸗
tigun⸗ |
|
—**
Eigungen, daß die Strafen ihren Nachdruck ner,
tieren, und daß die Kinder gegen diefelben fühls
los werden; fie lernen die Züchtigungen verach⸗
ten, wenn fie finden, daß fie diefelben aushale
£en fünnen. .
Eine zu groffe Strenge bringe oft Wirkun⸗
gen ‘hervor, die denjenigen ganz entgegen ‘ges
feze find, die man hervor zu bringen gedachte;
und zuweilen haffen diejenigen, welche in einer
firengen Schule erzogen worden, die Wiffens
fehaften wegen der Graufamfeit, mit der man
fie zu denfelben gezwungen hat. . Eben dieſes
kan von allen Berfuchen geſagt werden, den Kitts
dern durch eine unvernünftige Strenge tugenda
bafte Grundfäge beyzubringen. Kin jolches
Berfahren bringe in ihnen einen immerwaͤhren⸗
den Efel hervor, und täfft fie, wie Erasmus
fagt, virtutem fimul odiffe et noffe. Aber auf
diefe Art wird die Tugend ihnen unter einer fehr
nachtheiligen Geftalt dargeftellt, und das Gute
und Boͤſe wird zu nahe zufammen gebracht.
So oft die Kinder nachhero an die Tugend den⸗
fen, fo oft erinnern fie fih der Strenge, mit
weicher die Unterweiſung in derfelben verknuͤpft
war; und’ der natürliche Has, welchen Die Mens
fchen gegen die Beftrafungen begen, wird auf
diefe Art der Tugend felbft zur Laſt gelegt.
Man follte diefes alles defto genauer erwaͤ⸗
gen, je häufiger bie Dale find, daß Kinder
| eben
J J t
Wez 98 Brittiſche
Veen nicht wöhl gerathen, welche unter der "Auf
ſicht firenger Aeltern, Hofmeifter, oder Lehrer
geſtanden. Man fan hiervon feine andre Ur⸗
ſache angeben,: als daß bie Natur beito mehr
- . wiiderſtrebt, je mehr fie gezwungen wird. . Sie
hat hierinnen einige Gleichheit mit der. Geber
einer Mafchine, die, wenn .fie mit Gewalt
zuruͤck gebogen wird, alsbenn, fo bald man. wie.
der nachläfft, mit defto gröfferer Heftigkeit zus
rücfpringe, Auf gleihe Art pflegen die lafter-
haften Meigungen, wenn fie blos durch Strenge
in Zaum gehalten werden, mit Gewalt hervor
zu brechen, fo bald denfelben durch die Zucht nicht
weiter Einhalt gethan wird. Br
Ein anbrer Fehler ift, ‚wenn Verweiſe und
Züchtigungen von Zora und Unwillen ‚begleitet
werden. Es äuffert fich alsbenn bey der Beſtra⸗
fung einer Vergebung, eine andere und vielleicht
noch gröffere Vergebung. Man fieht auch .die
Verweiſe und Züchtigungen für Rache und Has
on, die gemeiniglich nicht übgrreden und beffern,
fondern reizen und aufbringen. Die Züchkigun.
gen find eine Art von Arzney, die. niemals in. der
Hige, .fondern nad) vorbergegangener Ueberfes
gung gegeben werden ſollte. Ein Vater iſt ein
Fürft und Richter in feiner Familie, wo ey Ges
fege giebt, und die Uebettreter züchtige und be⸗
- Kraft. Aber wie unanftändig würde eg für dien
‚Richter ſeyn, wenn er im Zorne ein Urcheil fül«
Zu . len
Ien:wollte ? Eben’ io wenig ſteht es :einem Bit
an, wenn er fein Rind in der: Hige und im Zorn
| züchtigt, - - Wenn eiti Bater: fih In diefer Ver
faſſung ſelbſt ſehen und wahrnehmen :follte, wie
übel ihm feine Hitze anſteht: ſo wuͤrde er, an⸗
ſtatt auf ſein Kind wenis zu fen 2 auf fich ſelbſt
unwillig werden.
Es giebt in der That einige milde und unbaͤn⸗
dige Naturen, ungeheure und. feltfarhe Gemürhs.
arten., :hatt, wie bie: Selfen, und.bürre, wie der
Sand am Meere, begabt mit ftarfen und frühen
Neigungen zum Safter „, und mit einer heftigen
Antiparbie gegen ‚Die Tugend: Solche Ges
müchsarten laffen faſt keine Hofnung mehr übrig,
aber ſie ſind Doc) nicht ganze unbiegſam. Sie
erſcheinen zuweilen in der Welt, als Beyſpiele
von der groſſen Verderbnis der menſchlichen Na⸗
tur; aber.in der That giebt es feine Gemuͤths⸗
art, bie ſchlechterdings und unwiderruflich wider
die Tugend eingenommen feyn. fünnte Man
mus Dahero die meiften Gemüthsarten für fähig
halten, eine gute Erziehung anzunehmen, und
der gute Erfolg davon iſt hoͤchſt wahrſcheinlich,
wenn die Sache mit der gehoͤrigen Sorgfalt und
Klugheit angefangen wid. .
Eine gute Erziehung verſchaft der Tugend
den Vortheil des erſten Beſißes. Die Seele
des Menſchen iſt ein geſchaͤſtiges Weſen, das
| 662: . wm
2 SBrittiſche
— ſich mit dieſer ober jener Sache zu haffar ma
ahen will. Es kan nicht muͤſſig und |
dahero mit dem erſten, das ſich ihm anbietet,
Peſchaͤftigen. . Se. bald die Vernunft ſich yeigt,
ad ‚der Verſtaud geübt zu werden anfängt; fo
bald aͤuſſert der Menſch einen Durſt nah Kant
niffen, und er ſucht diefen Durſt in Dem erſten,
das ihm entgegen kommt, zu flillen Wenn
wicht: die Wafler des Sehens und die reine
Quelle der. Tugend dieſen Darf befriedigen ; ſo
wird er ihn in den Suͤmpfen und meinen ‚Lüften
dieſer Welt zu loſchen ſuchen. wu |
.. Da ale bie jungen Seelen mit etwas be⸗
ſchaͤftigt ſeyn wollen: ſo iſt es gut, ſie mit den
beſten Sachen, :mit den beſten Begriffen und
Grundfägen, deren ihr Verſtand und Alter fähig
ift, zu unterhalten. Es ift ein ungemeine
Bortheil, fie gleich Anfangs den beſſern Weg
gu leiten, und der Tugend der. erften Veſit ihrer
zarten deren zu verſchaffen.
Eine gute Erziehung gewaͤhrt auch den Ber:
theil der Gewohnheit; und die Gewohnheit Bat
eine ‚grofle Gewalt über uns. - Sie ift, wie
Plinius fagt, eficacifimus ummium rem Mas
gifer. Sie ift eine zwote Natur, und hat auf
alle menfihliche Handlungen einen groffen Ein.
flus. Die Menfihen thun das, wozu fie fich
gewöhnt, haben, gern und mit Leichtigkeit; hin⸗
1 gegen
\
Bibliothek, | 10I ang
gegeiiyätt es ihren ſchwer, wider ‚Ihre Bimign Ä
beit zu handeln;
n !
Die Gewohnheiten, dien man int der Yu
gend annimmt, find unter allen bie flärfften,
und baber hat "die gute Erziehung der Kinder,
einen fo groffen und fertbauernden Einflus auf
ihre ganze Lebenszelt. Denn die. Erziehung bei
ſteht in nichts anders, als in gewiſſen Gemwohni
beiten, die in der Kindheit -gepflange worden;
und die zu der Zeit, da die Natur noch zart rear,
tiefe Wurzel gefafft Haben,
Die allgemeine Erfahrung. lehrt ung, wie
gefaͤhrlich eine üble Gewohnheit ff; und wie
ſchwer es fällt, fie zu ändern, .° Wir find don
Natur zum Boͤſen geneigt, aber-diefes darf uns
nicht alle Hofnung nehmen, weil es nach der
Erfahrung gewis ift, daß in vielen ;Bällen eine
entgegengefeste Gewohnheit auch alsdenn viel ause
gerichtet bat, wenn die Natur geneigt war,
den andern eg zu gehen. Durch einen feſten
Entfehlus, und; mis faft unendlicher Mühe And
derte Demoſthenes nach einer langen Gewohnheit
die natürlichen Unvollkemnienheiten feiner Spra⸗
He, umd er wurde, ‚felbft zum Trotze der’ Natur,
der groͤſſte Kednie, ;. der olelleicht jemals gelebt
bat. Dieſes macht einen vdlligen Beweis 3
denn, was wirklich geſchehen⸗iſt / mus ge
Annen. ES iſt ·alſo a Rusnahin
© 3
wos |
‚Bent. 104 BDrittiſche
hen in unſern Kindern wieder auf. Der Sohn
Sirachs ſpricht folgendergeſtalt von dem Troſte,
den ein guter Vater an einem wohlerzogenen
Sohn finder: Ob er gleich ˖ſtirbt; To iſt es doch,
als wenn er nicht todt wäre, denn er läflt .ei=!
nen nach fich, der ihm gleich if. In feinem:
Leben ſahe er ihn, und freute ſich über ihn,
und in feinem Tode bat er eine Bekuͤm⸗
mernis.
Man mus ferner betrachten, „, daß ber ſicher⸗
fie Grund der allgemeinen Wohlfahrt und Gluͤck-
feliglelt in der guten Erziehung ‚der Kinder
liegt. Familien werden durch Kinder vermeh⸗
ret, und Städte und Mationen beſtehen aus
milien. Es iſt ber öffentlichen Glüdkfelig«
eit. an einer. guten Erziehung ber Kinder fo
viel gelegen, daß ehemals, in. den am beften -
eingerichteten - Republiken, biefe Sorge mehr
ber Obrigkeit, als ben Aeltern aufgetragen
wurde,
Als Antipater von den Spartanern funfzig
ihrer Kinder zu Geiſſeln verlangte; ſo erboten
fie ſich, ihm lieber funfzig erwachſene Perſonen
zu geben; für,fo gros hielten fie den Verluſt ber
Erziehung in ihrem. Vaterlande. Es giebt ver«
fchiedene Wege, die Menſchen zu beflern, uns
er welche auch die Geſetze der bürgerlichen
Wache ‚gehören; .: ‚aber ‚die Moſſerung ‚ber: Nele
. ‚ wird,
*
Bibliothet. 105
wird, mit dem beften Erfolge, bey den Kin.
dern angefangen. . Heilſame Gefege find nur
dangfame und fpäate Wege; das frühzeitigfte
und kuͤrzeſte "Mittel iſt eine gute Erziehung;
Diefes ift ein vermahrendes Mittel wiber dag
Boͤſe, dahingegen alle Mebenwege nur heilende
Mittel find, weiche die Verabſaͤumung und
Unterlaffung . einer ‚früßzeltigen Sorge vorauss
fegen.
| Da unfre Geſetze den Aeltern fo. viel uͤberlaſ
fen ; fo follte unfre Vorſorge deſto gröffer ſeyn,
sBard,
iStuͤck.
eV
und wir follten uns erinnern, daß wir unfre Kin⸗
der für bas Publicum erziehen, und daß biefeb-
ben, wenn fie als Männer fo fort leben, mie fie
aus unfern Haͤnden fommen , entweder bie öffents
liche Wohlfahrt oder das öffentliche Ungluͤck bes
fördern. Wir fönnen uns dahero um das
menjchliche Gefchlecht wicht verbienter machen,
und. der Welt: feine gröffere Wohlthat ermeifen,
als wenn wir diefelben mit mwohlgerathenen Abs
fommlingen bevölfern. Qugenbhafte Rinder find
die Hofnung der Nachfommenfchaft, und wir koͤn⸗
nen der Welt ein. beſſeres Vermaͤchtnis bea
Ken
Ob gleich: bie Rechefchaffenheit.hes Herzens
der vornehmſte Punct bey der Erziehung feyn
mus: ſo mus man diefelbe. bach, nie, von der Ars
Man .
tigkeit der Sitten und des Umgangs, trennen.
0.065 |
— 106 Brittiſche
v Han foflte nicht eine Art von Ersteßung für eẽ⸗
nen gelehrten Mann, and eine andre Art für ei⸗
nen. artigen Mann, beſtimmen. Bielr Leute,
die nicht nachdenken, gtanben, daß ein jeder ge=
fehrter Mann ein einfältiger Tropf feyn müſſe,
weil fie gefehn habın, daB «8 viele waren, Die
man für gelehrt hielt. Ste nehmen für ausge⸗
-madht an, daß ein Mann, der einen grofien
Vorrath von Büchern um ſich herum hat, eben
deswegen für die groſſe Welt ungeſchickt ſey.
Ehemals war die Mishelligkeit zwiſchen der Wiſ—⸗
ſenſchaft, und der Faͤhigkeit zu Geſchaͤften, zwis
ſchen der Artigkeit und Oelehrſamkeit, nicht ſo
gemein, als ſie es vielleicht in den neuern Zeiten
if. Wie viel groſſe Männer des Alterthums ha⸗
ben nicht den Character eines Gelehrten, mit dem
Character: eines: Weltmanns in fich vereinigt ?
Viele von den berühmteften alten Philoſophen tha⸗
ten ſich am den Hoͤfen der Groſſen eben fo ſehr
hervor, als in den Spagiergängen der Welt
weiſen. Er "
.. Die neuern Zeiten bieten ung ebenfalls Bey⸗
ſpiele biefer ‚Arten bar, aber fie. find in der That
ſeltener. Verſchiedene Staatsmaͤnner und Pers
fonen vom hoͤchſten Range find in neuern Zeiten
geſchickte Gelehrte geweſen; und viele groſſe Cha⸗
racter, die izt oͤffentliche Ehrẽenſtellen bekleiden,
ſind in den Kuͤnſten und Wiſſenſchaften ern
STE. Tb ad m A: sch
- .
2 ⸗ ..
Isaost 5 - 7x
x
Bibliothek, | 107 sand.
Sig
lich, und haben mit ihnen die e Käntnie der Welt zu
verbinden gewuſſt.
Aus dieſem allen wird erheften, daß der vor⸗
nehmſte Enpzweck der Erziehung ift, uns weile
und fugendhaft, andern nügfich und uns glück
lich zu machen. - Die ganze Kunft der Erzie⸗
hung iſt von einem fleinen LUmfange, und fan
auf einen. einzigen: Punct zurücdtgebracht werben,
nämlich, die natürlichen und fittlichen Kräfte, mit
welchen ber Menfch begabt ift, durch Darbrins
gung gehöriger Gegenftände, zu entwickeln und
zu üben; auf ihren Wachsehum Acht zu hab,
damit fie. ſich nicht von ihren Endzwecken ent
fernen, oder in ihren Wirkungen durch fremde
Gewalt beunruhigt werben; und fie auf alle End»
zwede des öffentlichen und Privatlebens zu rich
ten. Diefes.ift nur eine. Wiederholung ber
alten meisheitsvollen Regel : Folgt ber Nas
fur. .
. . Allein, da bee Menfch ſehr frühzeitig durch
verfchiebene. unvermeidliche Zufälle von feinen
Srunbfägen und Sitten entfernt. werben fan s
fo gehört zum andern Theil: dev Erziehung, feine
Neigungen zu Geffern, die Grundfage und Ge⸗
mohnheiten, bie.er angenommen bat, auszurot⸗
ten, und bie Seele zu rem gefanhen Suflanke
wech gabeingen. 5.
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ur 1,
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Sws Brittiſche
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—
Der erſte Theil ber Erzʒiehung far der
bildende, der lezte aber der heilende. genennet
werden, welcher dem andern zu Hülfe fommen
und feine. Maoͤngel und Irethamer verbeſſern
mus
Das Genie und die Neigungen bes Menſchen
mögen befchaften fenn wie fie wollen: fo ift.:eg
klar, daß die Abſicht der Erziehung nicht ſeyn
fan, ihm neue Fähigkeiten zu‘ geben,: fonbern
diejenigen, bie er hat, zu beſſern und zu üben.
Die: groffe Frage iſt: wie. diefe Abficht erreiche
werden fan? : Man fan fie vorneßmlich:durch dieſe
drey Wege erreichen‘: durch Linterricht; durch Ger
wohnheit, und⸗durch: Beyſpier; welche alle uns '
ter dem allgemeinen. Nahmen der "Bildung bes
geiffen werden. Dirſe find die groſſen Triebfes
dern „wobusch das "ganze Werk ber Erziehung in
Bewegung geſezt wird, und von: welchen keine
mangeln darſ...
Auf dieſe drey Wege beziehen ſich eben ſo viele
| | Grundtriehe unſrer Matur, wodarch jene wirf.
ſam gemacht werden. Auf den Unterricht bezieht
fich die. Liebe. zur Wiſſenſchaft, ober die Meubes
gierde und Gelehrigkeit. Mit dem zwenten Wes
ge ſtimmet unſre Geneigtheit, Gewohnheiten an
uns zu nehmen, oder ein gewiffen hang; dag zu
wiederholen, mas rein oft gethan haben, überein:
Für den dritten gehört bie Siebe zur Mathahmuug;
bie ‚für ben ftärkften Grundtrieb ber menſchlichen
Natur
via
Bihliorht 205
Natur gehalten werden kan. Dieſes war die
Öuvapıs pinzw, ‚ber Alten, : durch welche fie
viele Künfte und Vergnügungen bes s LEbens aus-
findig machten.
Vermittelſt bieſer Steigungen wird der Menſch
der Bildung faͤhig, und, dem Unterricht, den er
erhaͤlt; den Gemohnpeiten, bie er annimmt, und
ben. Benfpielen , den er folgt, gemäs, wich ek ent⸗
weder tugendhaft, ober laſterhaft, nuͤzlich ader
unbedeutend werben Wie: fich die Erziehung
foichergeftale in drey verfihiedene Arten abtheile?
alfo wird fie deſto ‚vollfommener werden, je ge⸗
ſchickter man dieſelben zu verbinden. und; 1%
nnenvenden weis. Due 8—
22222
5Band.
—
Zum. IN
. X. J
” Neue Bücher.
.
2) The genuine remains in verfe ‚and ‘of
Mr. Samuel Butler Author of Hudibras. Pu-
‚.büfhed from.the.original manu/eripts, former-
Aꝙ in.the poſeſſion of William Longueville Esg;
"wish notes by “AR. Thyer Keeper of the public
© : #ibrary at Mantheſter. gvo.-2Vols. ---
Der Heräusgeber der ächten poetifchen und pro
fotfyen Schriften des Sutter ‚hat in feiner Bor⸗
xede binlänglicye Beweiſe für Die Autbenticitat Diefer
Samlung angegeben. Der.erfte Band enthalt Die
poetiſchen Stuͤcke. In den meiſten derſelben findet
warden ſpashaften Ton, der ihrem Verfaſſer fo ei:
gen wat; allein && find einige darunter, welche fei-
nen Ruhm nicht. vergeöffern werben. Die profais |
ſchen Stuͤcke, aus welchen der zweyte Band beftcht,
und welche Eharacters benennt find, machen ihren
Verfaſſer mehr Ehrar- :Denu-shgleich in der Zeich-
nung der Character wenig Dannichfaltigkeit hertfcht ;
ſo fehlt es Ihnen doch, uberhaupt Davon zu reden,
nicht an einem flarfen und Eörnichten Ausdruck, und
fie find Beweife von des Verfaſſers Bekantſchaft mit
Menfchen und Buchern,
2) 4 treatife on the difeafes and lamene/s of
horfes, by W.Osmer. . Rd
Dieſe Abbandlung von den Krankheiten der
Dferde, der Befchöpfe, die unfre Bequemlichkeit und |
unfer Vergnügen befördern, iſt fehr leſenswuͤrdig.
Beſonders verdient der Verfoffer alle Aufmerkſam⸗
Feit, wenn er vom Beſchlagen der Pferde redet. Er
iſt auch deswegen zu empfehlen, ‚weil er nie Die Na⸗
‚ sup. berfelben aus den Augen laͤſſt. Er macht * |
\ rrich⸗
pp 2* In
282
Bibliothek. III sont,
1Stuͤ
richtigſten Anmerkungen uͤber die Ungereimtheiten der
gemeinen Kunſtſtuͤcke und uͤber die Unwiſſenheit der
Roſaͤrzte, die fo viele von ihren ungluͤcklichen Pa⸗
tienten auf eine grauſame Art aus der Welt hinaus⸗
curiren; oder ſie doch wenigſtens auf ihre Lebenszeit
laͤhmen und zu ſchanden machen: welches fuͤr dieſe
arme Thiere viel ſchlimmer iſt, als ber Tod, der ih⸗
rem Elend ein Ende machen würde, an ſtatt daß biefe
unwiſſenden Leute es nur verlängern — zu geſchwel
gen, daß auf dieſe Art die Eigenthuͤmer groſſen Scha⸗
den leiden.
3) A letter to the reverend Samuel Chandler,
* D.Di concerning the chrifian doftrine of futu-
re pusi/hment, by Samuel Bourn; 5
r Der Berfoffer dieſes Briefö-iff der Meinung „ daß
die künftige Beflrafung, welche den Gottlofen im
nen Teſtamente angedrohet wird, in einer sanifis
chen Vernichtung ihres Weſens beftebe. Man erſie⸗
bet aus biefem Schreiben ,. daß hingegen D. Chand⸗
ler öffentlich behauptet habe, diefe Lehre Fame mit
chriffliehen Staubenslehren nicht im mindefk
uberein. Die Abſicht dieſes Schreibens iſt alfo, den
D. Chandler zu einer freundfchaftlichen Unterfuchung
einzuladen; und es iſt zu wünfchen, daß er biefe Ein⸗
ladung annehmen moͤge, da die Sache unſtreitig
von groſſer Wichtigkeit if,
\
Inhalt
Inhalt.
L Robert/on’s hikory of, Scotland.
il. Remarks upon the natural hing of religion
... by. Mr. Hume. . F Er
JUL Balls modern practice of Phyfe. 5
iv. Hilßs origin and produßion of. proliferous
fowers. nn
v. Piarfalts Conteiipationd
vi. Robert /ons Sermon.
Vu. Kirkland’s treatife.on gangrenes.
vm Fergufon’ s Le&tures on ſelect J in
Mechanicks.
RK. Bon ber Unterweifung und einer guten Erze⸗
hung. Aus dem Univ. Mag. uͤberſettt.
X. Neue Bücher.
Brittiſche
Bibliothek.
Safer aut
Leipzig, _
bey Johann Wendler.
1761
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Indifference for religion inexcufable: or a fe-
rious impartial and.pradtical Review of che
Certainty, Importance and Harmony of '
religion both natural and revealed — by.
: Samuel Squire D, D. &c. chefecond edition
Lond. 1759. 8. '
enn mir gewohnt:mären;, uns eines fehr
W bekannten und genugſam authoriſirten
Kunſtgriffes gewiſſer Recenſenten zu be»
dienen, und mit.biefen, nach einigen auf Die Vor⸗
rede und Weberfchrifeen der Capitel getvorfenen
Blicken, fogleich ein ‚öffentliches Urcheil von der
Guͤte einer Arbeit zu fallen; und wenn wir auch
gleich oft fo glücklich gemefen wären ‚: das blind zu
errathen, was ein Sehender nach ung wirklich ans
getroffen, fo würden wir. doch gewis diefesmal es
niche.baben feyn koͤnnen. Und menn uns auch nie:
mals unfere Leſer auf dem Betruge erfappt hätten,
fd würden fie ihn bey dieſer Gelegenheit haben ges
wahr merdenmüffen. Noch ift uns Fein Bud) vors
gekommen , deffeh Verfaſſer feine wahre Mennung
jo fünftlich zu verbergen gewuſſt ihaͤtte. Wir has!
ben wirklich fünf und funſzig Seiten nacheinan⸗
der, und neun und zwanzig Abſchnitte durchgele⸗
fen, ehne den Betrug zu merfem” Wir glaubten
gänzlich, das, mag wirdiefe viele Seiten hindurch
Iafen, handels von ber natuͤrlichen Religion, rote
F H 2 der
Bd TG Brittifche
der Titel verfpricht, und hoffeten nun bald einen
näheren Unterricht von dem geoffenbarten Slau⸗
ben der Chriſten zu finden, Wir laſen weiter Bis
zum feche und dreyßigſten Abfchniete, und nun
|
merften wir erft, daß wir ‚nichts weiter zu Hoffen
hätten, alg eine Anmeifung einer geoffenbarten
natürlichen Religion, in einem Buche, wo der
Titel nichts gewiſſes als Beweiſe für die geof⸗
fenbarte chriftliche Religion erwarten’ Hieß.
Nun verftanden mir erft, was die erwiefene Lie:
bereinftimmung ber natürlichen ſowohl als
geoffenbarten Religion, von der die Auffihrife
vedet, zu bebeuten habe, und welches bie unver.
antwortliche Bleichgültigkeit in der Religion
feyn follee. Unter diefer verſteht Hr. Squire die
Hartnaͤckigkeit eines Chriſten, nach derer Die na-
tuͤrliche Religion zur Seligfeie fuͤr unzulänglich
bält. Jene Uebereinſtimmung aber ift ihm michts
anders, als eine Wiederholung und Beſtaͤtigung
‚ aller Religionswahrheiten, die die Vernunft ent⸗
decken Fönnte; gelegt, daß fie es auch nicht wirf-
UÜich gethan, inben Schriften des neuen Teſtaments,
durch Jeſum und ſeine Apoſtel. =
. Der wahre und eigentliche Titel des Buchs
follte alfo diefer fenn: Ä u
Unverantwortliche Bleichyültigkeit gegen
- die natürliche ——— unpaer
teyiſcher Beweis, daß die geoffenbarte
Religion der Chriſten keine andere, als
die natuͤrliche Religion eines ———
⸗
Bibliothetk. 117
ſey, und dieſer ſie eben ſowohl gepre⸗
diger, als Jeſus, nur daß jener kein
von Bott gefandter Prophet wie dies
fer gewefen. | Ä |
Es iſt uns fauer geworben diefe Laͤſterung her.
zufchreiben, Siefömmt uns fofchrecflich für, daß
wir unfern eigenen Augen nicht frauen wollen, und
daher die Stelle felbft herſetzen, in der wir ſie ge-
funden zu haben glauben. Sie ift auf der fünf
und ferhziaften Seite im zwey und dreyßigſten Ab»
ſchnitte. Der Verfaffer bat vorher beipiefen, daß
die Wahrheiten der natürlichen Religion von Zeit
zu Zeit ſehr verftelle worden, und Daher eine Of⸗
fenbarung derfelben nöthig gewefen. In diefem
Deweife fährt er alfo fort — Many excellent
things undoubtedly were fpoken by the Greeian
Socrates: nor are the writings of the Chinefe,
Confacius deftitute of. noble maximes and exal-
ted principles of moral condudt: but were Socra-
tes and Confucius Jawgivers of mankind, or did
the ever pretend to offer any praofs of the di-
vine miflion? — Had they permiffion from the
God of nature to fay, da this, and you [hall live
For wer? Wenn nun der Berfaffer in dem gleich
fülgenden darthut, daß Jeſus Chriſtus dieſe goͤtt⸗
A
Bau
3 St.
——
liche Sendung gehabt, was heißt das anders, als
mit veränderten Morten ſagen; es fen Fein Untere
ſchied unter feinen und den Lehren des Sokrates
geweſen, als diefer, daß der legtere nicht eben fo
viel Anfehen gehabt, Quæ te dementia cepit?
Und doch ift Diefes noch nichts ‚ wenn man es mit‘
9 H3 dem
Berg Brittiſche
dem ganzen Syſtem des Verfaſſers vergleicht.
Auch das, was einzeln betrachtet, den Schein des
Guten hat, wird in dem Zuſammenhange hoͤchſt
ärgerlich und anſtoͤſſig. Wir wollen unſere Leſer
urtheilen laffen. Hier ift das Syſtem des Ver-
foffers. —
Der Glaube an Gott, dem Schoͤpfer und Er⸗
halter aller Dinge, iſt der Grund der Religion,
the foundation of religion, (das Wort religion
wird hier eben fo unbeſtimmt gebraucht, als auf
den Titel; man fehe wie ‚fein! man feße Hinzu:
boch natural and revealed, fo hat man den wah⸗
ren Einn des Verfaffers. Aber welcher Unfüm!)
Diefer Glaube fann durch unmiberfprechliche. Be—
weiſe dargethan werben. Die Dinge, die wir mit
Augen fehen, Fonnfen weder durch einen Zufall
entftehen, noch von einer andern Urſache herkom⸗
men, die geringer wäre , als Gott ift. Der Atheiſt
mag nunfagen, mas er will, fo ift es doch unmög-
lich, daß eine vernünftige Creatur alle Gedanken
von einem ewigen und allmächtigen Wefen unter
brücen koͤnnte. ( Könnten wir nicht eben fo.ge-
wis fagen, und du Deift, oder wie du dich
nenneſt, magſt nun ſagen was du willſt, fo
iſt es doch unmoͤglich, daß ein vernuͤnftiger
Leſer des neuen Teſtaments weiter nichts als
eine ſolche Religion, wie du ſie traͤumeſt,
darinnen finden ſollte.) Es wuͤrde ihr aber
auch wenig helfen, wenn ſie dieſes Weſen nur als
ein allmaͤchtiges kennete, und es ihr an Bewei⸗
fen mangelte, die es deutlich machen, daß eine un-
ni: endliche
12
v
Bibliothek 119
endliche Güte eben fo gewis die Eigenfchaft deſſel⸗
benfey. Es iſt daher ein Gluͤck, daß es dem Men«
ſchen an dieſen Beweiſen nicht fehlet, und daß ihm
*
a
>»
auch hier Die ganze Menge der gefchaffenen Dinge,
genugfamen Unterricht ertheilt. Der Menfch ift
ſich felbft der. gröffte Beweis davon. Was fonnte
Gott mehr thun, um ihin glücklich zu machen, als
er wirklich gethan hat? Es ift wahr; es giebe
phyſiſche und fietliche Hebel in der Welt. Allein,
es giebf auch einen freyen Willen des Menſchen,
der dieſe Uebel wider die göttliche Abficht eingefüh-
tet, und die Vollkommenheiten Gottes find gerecht=
fertiget genug, wenn man bemerft, daß Gott den
Menfchen mit allen Mitteln verfehen, glücklich zu
fon; daß er ihm, wenn er glücklich feyn follte, den
fryen Gebrauch derfelben verftaften müffen, und
daß das Boͤſe, das wirklich in der Welt ift, doch
nie das Gute überwiegt, Und follten wir nicht
ohne ung lange zu befinnen, die guten Eigenſchaf⸗
ten, die wir. an den Menfchen entdecken, auf die
vollkommenſte Arc in Gott fuhen? Esift unge
reimt, menn man fo oft $eute fagen höret, man
kann fich von den Eigenfchaften Gottes gar Feinen
Begriff machen. : Das beifft, unvermerfe das
Daſeyn Gottes leugnen, und einen Grundſatz an⸗
nehmen, aus dem andere die gefaͤhrliche Folge zie⸗
ben ſollen, es iſt Fein Gott. (Ungemein rich⸗
tig. Aber fo iſt e3 auch ungereimt, wenn du Deiſt
ſeuſzeſt, ich kann mir feinen Begriff von dem Ge⸗
heimniſſe der Erlöfung machen. Das heiſſt, uns
dermerkt Diefelbe leugnen , und einen Grundſatz ans
— EEE ‚7
on ” nehmen,
%
u
. alsdenn eine neue Rege
sand 120 Brittiſche
nehmen, aus Dem andere die aͤrgerliche Folge zie—
ben ſollen, es iſt eine Erloͤſung. Warum
will man nicht lieber ſagen, wenn man einen gü=
tigen, gerechten und weifen Menfchen ſieht: es
muß ein erftes Wefen ſeyn, das alle Vollkommen⸗
heiten zugleich und unendlich befiget, und dem
menfthlichen Gemüthe etwas ähnliches davon eins
Pflanze? Auf die Ueberzeugung von diefen unend⸗
lichen Eigenſchaften Gottes koͤmmt um fo viel mehr
än, je gewiffer Daraus der Glaube an eine goͤttli⸗
je Vorfehung folge. Ein foldhes Wefen kann
fein rußiger Zufchauer der groffen Weltbegebenhei⸗
ten ſeyn. Wenn es aber alles regleret, fü kann
es mir einerley feyn, wie und auf was Art diefe
Regierung geſchehe. Die Sache felbft iftes, von
per meine Ruhe abhängt, und nachdem ich dieſel⸗
e glaube oder nicht, nachdem werde ich auch ge:
wiffe Pflichten, die ih Gott, mir felbft, und an:
bern ſchuldig bin, entweder erfennen oder leugnen.
Wenn ich nun aber ihre Nothwendigkeit erfand,
fo werde ich auch bald fehen, wie fehr fie alle mei:
ne Ölückfeligfeit befördern. Das Verlangen nach
derfelben,, das ich fo fr in mir fühle, wird mir
des Wohlverhaltens fenn.
Es wird mich eben die Pflichten ihren, die mir
ber Herr an die Vorſehung vorfchreibet. Bin ich
nicht fo glücklich durch ihre Beobachtung, als ich
- erwartet, fo werde ich bald’ auf die Muthmaſſung
gerathen, daß es noch einen andern Zuftand. ge
ben müffe, in welchem ber Ungleichheit des Glücks
werde abgeholfen werben, - ch nehme die Ad:
macht,
Bibliothek. far mb
macht, Weisheit, Güte und Gerechtigkeit Got⸗
tes zu Hülfe, und meine Muthmaſſung wird ſtaͤr⸗
fer, Ich unterfuche die Natur meiner Seele;
ihre Fäbigfeiten und Neigungen, und mm erreis
che ich den hoͤchſten Grad der Wahrſcheinlichkeitl
Allein, lehret mich auch alles dieſes die Vernunft?
Die Erfahrung zeigt, daß ſie es nicht thut. Die
weiſeſten Heiden waren am Ende, in Anfeburig
288
ey
ihrer Vorſtellungen von Gott, ihrem gegenmärtis-
gen und zufünftigen Zuftande, Thoren, Dieſe
Wahrheiten fonnre ung Gott allein öffenbaren, und
er hat es auch gethan durch Mittelsperfonen, weh
che Jeſus Ehriftus und feine Apoftelimaren. (chro?
the intervention öf Jefus Chrift and His Apoſtles.)
Die Wunder waren das Siegel- feinet göttlichen
Sendung, ud die Apoftel haben Feine andere Sechs
re geprediger, als Biejertige, die er 'verfündigel
hatte. — Die Religion der Chriften ift alfo die
durch den Dienft Jeſu Chrifti geoffenbarte natät
fiche Religion, die. von feinem Erldfer, von Feb
ner Verſoͤhnung, von feiner Hufetftehung der Selber
etwas weis. : Hr. Squire wenigitens hat nichtd
davon in fein Syſtem gebracht. Er findet in dem
neuen Teſtamente nichts weiter, als was einch
jeden die Vernunft hatte lehren Fönnen, wenn de
ſich derfelben zu bedienen gewuſſt. — In the vo-
lume, of the:New- Teftamene-- find feine Worte
auf der vier und fiebenzigften Seite, the who-
le religion of reafon and nature — — is plain-
ly dis coverd laid open before us, and explai-
ned „Das alte Teftamene Fennet er gar nicht, in
ur? Brittiſche
ſo weit es uns Chriſten angeht, erwaͤhnet es auch
nur ein einzigesmal im Vorbeygehen, (S. 77.)
und zwar fo, daß wir nichts anbers glauben koͤn⸗
nen, als daß der Verfafler die göttliche Einge-
hung deffelben ganzin Zweifel ziehen müffe.
Mur noch einen ‘Beweis von dem verfteckten
Gifte, der durch) Das ganze Buch ausgeftreuet iſt,
auch da, wo man.bem erſten Anſehen nach nichts
Boͤſes vermurhen follte. Die Meberfchrife über
bem drey und vierzigften Abfchnitte iſt dieſe:
God can give an infallible teftimony of a Perfon
änfpired by enabling the Prophet ta work mira-
eles in his name. Faith, in confequence of miracles,
äs divine faich, It is faith in God, and not in
She prophet. Wozu wollte der Verfaffer diefes
letztere beweiſen? Gewis aus. Feiner andern Ur⸗
ſache, als um ſogar den Ausdruck des Glaubens
an Chriſtum zu verbringen, ben auch der groͤb⸗
ſte Socinianer in. einem gemwiffen Verſtande gelten
Saft. Bey einem folchen gehrgebäube ift es leicht,
Son dem Ganzen auf die Theile den Schlus zu
machen, und wenn ber Verfaffer gleich Hin, und
wieder viel Gutes gefagt hätte, wie wir es nicht
leugnen, fo würbe er doch am. Ende ‚nichts gefagt
Haben. Es heiht.auch-hier: Weng dein Auge
ein Schal ift, fo wird dev gan. . .
| ze Leib finfter feyn..
5; 24 2 nn 8* —33. ‘
- \ C y —4 2
U. "The
1 — —
bliothek. 12378
U. Pr ’ . . m
TheLordßifhop of Gloucefter’s Sermon, prea-
ched ‚before. the Right Honourable, How
fe ofthe Lords, January 30. 1760. Lom
don 17760, 4. 23 S.
I Biſchof von Glouceſter hat am Gedaͤcht⸗
Be th vo
Druck befannter.zu.machen.. Er zeiget, wie Gott
die Engländer vorher geplaget, und alsdenn mies
der geheilet habe. (nad) ef. 19,22.) Jacob I
folgte in der Regierung von England, ‚auf bie Koͤ⸗
nige aus dem Haufe Tudor, die durch zufällige Uns
ſachen in den Stand gefeßet worden, die Freyhe
Ihrer Unterthanen, wider die alte Brittifche nd
faſſung, einzuſchraͤnken. Die groffen Eigenſcha
ken und Thaten der letzten Koͤnigin ausdieſe
bochmmäihigen. Haufe, Eljaberh, machten, ; daf
das Volk feine Ketten nicht fühlte, oder nicht. 38
empfinden (hir. Jaggb...nftakt hebuchtſem
Li)‘
3 &.
u
124 Brittiſche
verfahren, und dem Volke zu ſeinen Rechten zu
verhelfen, gieng weiter, und brachte die Staats:
regeln in ein ordentliches Sehrgebäude des Deſpo⸗
tismus. Er unterrichtete feinen Sohn, den Koͤ⸗
nig Karl I in dieſen Geheimniffen; der fie begierig
annahm, und was bey feinem Vater Staatsflug-
bei gewefen, wurde bey ihm ein Grundfag ber
eligion. Jacob war der bifchöflichen Kirche ge-
wogen, denn er betrachtete fie, tie fie benn auch
in der That iſt, als eine Stüge ber Krone; Karl
verehrte fie als eine göttliche Einſetzung. Nicht
Aur Die bürgerfichen Rechte des Volkes waren un:
bekannt, oder doch verachtet, fünbern auch in An-
fehung bes Gotkesdienſtes litte Die Freyheit Gewalt.
Beyde Könige verlangten, daß fich alle nach) der
einmal eingeführten Religion richten follten; und
wer Gott auf eigene und ſelbſt erwaͤhlte Are diene,
begehe, glanbtenfie ‚ein Berbrechen wider die ober:
fte Gewalt des Koͤnigs in Kirchenfachen. Unter
[2
Bibliothek. a25 Ban
fogleich wieder beraubet, bis endlich in langer Zeit
fein Parlament gehalten, und die letzte Zuflucht
der Unglüflichen, die Hoffnung, ..daß es einmal
beffer werden fönnte, ihnen geraubt wurde, Der
König folgte böfen Rathgebern, und wollte, ‚ohne
Parlament, lieber arm bleiben, als das Oberhaupt
eines freyen und frengebigen Volkes feyn. - Man
Fonnte fchon voraus ſehen, daß ben der erſten Un⸗
ruhe, der Hof genöthiget fenn würde, ein Parla⸗
ment zuſammen zu rufen; unb die Partey Des Vol⸗
fes, welche Country's Party genennet wurde, bes
diente fich der Unruhe, die wegen ber Liturgie in
Schottland entftanden, dieſes defto eher zu erhal
ten, Befonders bemwiefen die fogenannten Puri⸗
taner, die nachhero in viele Seffen eingetheifet wor⸗
den find, und mancherley Damen erhalten, fich
hierbey fehr geſchaͤftig. Von ihrem Urfprunge
meldet ver Biſchof von Öloucefter folgendes : Gleich
nach der Glaubensverbeſſerung trenneten fich einige
von der hoben ober bifchöflichen Kirche, und woll⸗
ten eine andere Ordnung haben, die fie the Difei-
pline nenneten. . Sie brachten ihre Vorſtellungen
an das Parlament, richteten aber ‘mit ihren Bit:
ten nichts aus; und fuchten durch Cabalen- daszje⸗
tige zu erpreffen, was man ihnen fb lange verwei⸗
gert hatte... Allein, unter der Regierung Eliſa⸗
beth und Jacobs, Fonnten fie ihren Zweck nicht era
reichen. Karlhel aber, der für:die bifchöfkiche Kir:
che ſehr eingenommen war, - machte ſolche harte
Gefege wider ſie, daß: wiele von denen Diſcipli
nians Ihe Paterland yerlieſſen, und aach ——
uͤber⸗
726 Brittiſche
wergiengen. Die Schotfifchen Haͤndel noͤthigten
ben König ein Parlament zuſammen zu rufen, wel⸗
ches auch die alte Verfaſſung wieder hergeſtellet,
und die Rechte der Krone erhalten haben wuͤrde,
wenn es der König nicht wider alle Regeln der Re⸗ |
gierungsfunft auseinander gehen laſſen. Das neue
Parlament, welches jich.barauf verſammlet, mar
unermuͤdet, und arbeitete ſo lange, bisesden König,
die Keichsverfaffung, und endlich fich felbft:über
den Haufen geworfen hatte. Anfangs machte es
Das beruͤchtigte Geſetz, welches ven Vorrechten bes
Königs gang entgegen war; das Parlament follte
fo lange ſitzen, bis es ihm felbft gefiele aus einan-
ber zu gehen. Es ftritte darauf mit allem Eifer
wider Die überfriebene Macht der Krone, die bey-
nahe deſpotiſch geworden war. Der König hatte
beyde Käufer, wie es fhien, zufrieden geftellee;
und dieſe wollten nun, ihrem Werfprechen gemäs,
ihn zu einem. der höchften und glorreichften Monar«
chen feiner Zeit.machen. Es aͤuſſerte ſich aber
bald, daß der König .alles das gezwungen fhate,
wozu er firhanheifchig gemacht; und das Wolf er
ännerte fich, wie Karl ſchon vorber feine Verſpre⸗
chungen nicht gehalten, und fiengan aufs neue ein
Mistrauen in feine. Worte zu fegen. Die Anführer
der dem Hofe abgeneigten Partey fuchten ihre Si⸗
cherheit, wider die Gewalt des Königs‘, barinne,
Daß fie. die Aufſicht über :die Armee verlangten.
Karl. ſah wohl ein, daß. er alles Anfehen verlöre,
wenn er dieſes bewilligte; er fehlug dieſes Begeh⸗
xen ab, und nun griffen jene zu den Waffen. gr
| aljo
Bibliotheb. 127 Wrr
alſo bisher ein Patriotiſmus geweſen, wurde un
mehr eine Empörung. Mit den Patrioten ver»
Banden fich die Puritaner, und verlangten zu ihrer
Sicherheit, daß die Biſchoͤfe gänzlich abgefchaft
werben follten. Dieſes erbitterte den König bes
ftomehr; die Feindfeligfeiten wurden auf beuber
Eeiten heftiger, und man fah ein, ber Krieg koͤn⸗
ne fich nicht enden, wenn die Regierungsform tys
ranniſch, ober die Gewalt des Königs durch bie
Anarchie gänzlich aufgehoben würde. An Fries
densvorfchlägen fehlte es nicht; allein man konnte
über die Bedingungen nicht einig werben. Die
Königlichgefinnten lerneten, durch die Plage des
Krieges gewitziget, die Schäßlichfeit einer defpo«
tischen Regierung einfehen; die Patrioten erkann⸗
ten, wie weit das einmal gereizte Volk in feinenz
Haffe gehe. Diefe Erfenntnis würde vielleicht Die
Eintracht zwiſchen dem Volfe und Könige herges
ftellet haben, wenn nicht ein Haufen Schwärmer,
(da fich das Parlement durch die fogenannte Self-
denying Ordinance, von allem Antheile, das
Kriegsheer anzuführen, unglüdlich ausgefchloffert
hatte,) die Macht über die Armee erhalten, und
unter dem Vorwande, die fünfte Monarchie des
Königs Jeſu zu fliften, alles über den Haufen ges
mworfen hätte, Der verabſcheuungswuͤrdige Koͤ⸗
nigsmord kann zwar mit Rechte weder den Pu⸗
trioten noch Puritanern zugeſchrieben werden; doch
wird Fein Gewiſſensrichter fie gaͤnzlich frey«
ſprechen, daß fie nicht durch. ihre übertriebenen
Forderungen Anlas bazu gegeben bärten, Die
Ze Uno
wer, Brittiſche
: St.
zei
I
Unordnung wuchs täglich, und erlangte endlich
ne folche Höhe, daß diefe elende Nation ein Sp
son ganz Europa wurde; daher fie fich ihrer Fe
fer ſchaͤmte, das vertriebene Fönigliche Haus wi
der ins Reich rufte, und dabey von einer Ausſchwe
fung in die andere fiel; daß, wie fie zuvor vonder
tugendhaften Vater viel unbilliges gefordert, |
nun dem anders gejinnten Sohne alles, was er nu
verlangte, leichtfinnig bewilligee. Die Freund
der Freyheit fahen darauf ein, daß fie wieder aufı
neue für fig zu ftreiten häften; denn die zween I&
sen Könige, aus dem. Haufe Stuart, machtender
Streit wieder rege; er wurbe aber ſowohl gefüh:
ret, daß dadurch, zum Gluͤcke Englands, die bet
Staatsverfaffung auf immer befeftigee wurde.
x Auf die Abhandlung felbft, (davon aber der
andere Theil, wie Gott Englands Wunden gebe:
fee habe, nur mie zwey Worten berüßret worden)
folgt, ſtatt einer erbaulichen Anwendung, eine dop⸗
pelte Erinnerung. Patriotifchgejinntefollen, ba
ihren Vorftellangen, nichts mehr von der K
erlangen, als wozu fie ein gegründetes Hecht |
ben; weil alles Gute, welches man übertreibt
ſchaͤdlich wird; aber fie follen auch, um einer
möglichen Gefahr zu entgehen, fich Eeinem un
derſtehlichen Ungluͤcke ausfegen; welches auf
angeführte. Acte geht, nach der das Parlement
derbindlich macht, daß Feiner aus ihnen eine
Fehlshaberſtelle beym Rriegsheere bekleiden mol
Die Stoatsminifter ſollen niemals die Könige
hereden ſuchen, ihr einmal gegebenes Du
OEL “ re
Ss
4 . —
Bibfiothef: Ä 129 5%an0) |
brechen; denn diefes habe Karl J Liebling, (ds war
dir Graf von Strafford, gewefener Unterkoͤnig in
Irland,) das Leben gekoſtet; denn da der König
das Urtheil feines Todes unterfchrieben, fo fagte der
Grafs er fähe nunmehr, man müffe ſich nicht auf
Sürften vertaffen, denn fie waͤren wie aridere Mens
ſchen. Eine andere nüßliche $ehre befommen bie
Staatsminifter s Fre ſollten, wen es Ihren Serm
imgluctlich gehet, nicht alle Schuld auf ihn fchie, .
ben; wie es ſonderlich Karl I erfahren muͤſſen, deſ⸗
fen Ungluͤck feine Raͤthe, ihres Königs Heucheley,
Hartnaͤckigkeit, und Nachgeben gegen feine Gemah-'
linn zugeſchrieben haben. Etliche Nacherrinnerun⸗
gen beſchlieſſen dieſe Schrift. Die erſte, mas man '
des Hofes Gegenpartey nenne, koͤnne eher ein Hau⸗
ten Nufrührer werden ; als daß die Hoſparbey deſpo⸗
tiſche Maasregeln ergreife. Die anderer Weber
die Öftern Unruhen umter freyen Voͤlkern müffe man
ſich nicht ärgern, fie. dieneten zum Beſten des :
Staats, wie Sturm: und Ungewitter im Reiche -
der Natur. Das Syſtem der Narur wird von dee!
allmaͤchtigen Hand ber göttlichen Vorſehung in-
Ornung erhalten; das Staatsſyſtem aber hänge :
von der Sorge menſchlicher Anftalten ab, die öf"
ces zu ſchwach find, der Unordnung ja-fieuren, ’-
und die ihre,gröfte Kraft von dem DBerragengen:
®
borfamer Unterthanen halten — -:
. muͤſſen.
| —
“rn
2: 130 Brittiſche
kr
U 2
Im
Cafes, and practical remarks in Surgery, wich
fketches of Machines of fimple conftru-
&ion, eafy application and approved ufe,
by Benjamin Gooch, Surgeon, London 1758.
SH: Verfaſſer rühmer in.fainer Vorrede, daß
die Wundarzneyfunft, in dem verfloffenere
halben Jahrhunderte, in allen Thellen Eu⸗
ropens einen groſſen Zuwachs, forwohl durch dera
Nachahmungseifer, als auch dutch Stiftung meh⸗
rerer Hoſpitaͤler, erhalten habe, in welchen Die be=
ſte Gelegenheit vorfalle, durch Erkenntnis derer be⸗
truͤbteſten Umſtaͤnde derer Kranken zu einer voll⸗
kommenen Wiſſenſchaft in der Chirurgie zu gelan⸗
gen, und diefelbe andern mitzufheilen. Abſonder⸗
lich getrauet er fich ju behaupten, daß in Eingeland
diejer Theil der Arzneykunſt zu noch geöfferer Voll⸗
kommenheit, als in Frankreich, gediehen fey. Er
felbft hat, bey feinem gezwungenen Aufenthalte zu
Bath, Gelegenheit gehabt, einige befondere Fälle
anzumerken, welche er in diefee Schrift ſowohl
ber Welt.darleget, als auch mit einigen Abzeich⸗
nungen von denenfelben, abfonderlich von denen bey
ein und anderm Falle gebrauchten Mofchinen, in
12 mohlgerarhenen Kupfertafeln begleitet.
Die Anzahl derer befpndern Kranfheiten, wel⸗
che hier befchrieben find, erſtreckt fich auf 47, und
aus ber Beſchreibung der erfien, wird man gar
liche
Bibliothek. 31
leicht auf die folgenden ſchlieſſen koͤnnen, wide
nachher nach ihrem „Inhalte kuͤrzlich folen angen
führef werden.
Der erfte Fall berifft einen’ Bruch der Hirn‘;
{chafe, den ein ſechszigjaͤhriger Mann Durch einen
Schaq von einem Balken befolligher hatte, davon
et ſogleich als ide hingefallen. Man bat keine
Zerteiffüng der Haut, wöhl aber eine flarfe Era’
gleffung des Blutes (ecchymoſis) unter berfel«
ben: entdecket. Nach gemachter Eröffnung der
Haut, har ſich eine lange Fractur, nebfteiner ſtar⸗
fen Rildetdruͤckung · und Zermalnnumg des obern
Theils des rechten Seitenbeines (os bregmatis)
gezeiget, und ſogleich, nach geftilitem Blute, ik!
der Trepan aufgefeßt worden, und es wurde "für
noͤthig befunden, ſechs Heffmngen durch die Hirn⸗
ſchale zu machen, um die zerfplieterten Seuchen abs:
zufondern; nach deren Hinwegnehmung man. ber-
merfet bat, daß bas harte Hirnhäutlein ( durai
mater‘) fich noch weit uͤber dene Oeffnungen abe:
gefondert hatte, Mach vollbrachtet Operation
hat man · dem Patlenten‘, nach der in derglrichen
Faͤllen gewöhnlichen Art tractiret, ſteiſſig Blut
jkaffeii , eine genuue Diaͤt vetordnet, und zu⸗
willen geöffnet, 8* binnen 10 Tagen ſich der
Gebrauch der Sinne wieder eingeſtellet die Wun⸗
de ein gutes Anſehen Fr DaB: Sieber wege‘.
1 und gute Hoffnung zur Beſſerung er⸗
Waͤhrenher dieſer Zeit har man ’eine
ſeenere: Abfonderling:-Her’ dura: mibrer: von der
Hienſchale, an denehenn und hehen Thae bei
WBalld
2 ‚or,
—
ww - ° WBriktikhe:
ne
Seitenknochens bemerket, worinnen fh Make
verfammlet gehabt, und wodurch ein hurtiger
Puls, und neuer Anfall von Unempfindlichkeit ent⸗
ſtanden. Durch dieſe neue gefaͤhrliche Zufaͤlle iſt
man angetrieben worden, vermoͤge eines. ander⸗
weitigen Schnitte gn die Haut, gegen das Hinter⸗
haupt, die Arſache derſelben zu entdecken, da ſich
denn ein ſcharfſpitziger dreyeckiger Splitter von
der Hienſchale gezeiget hat, welcher, weil er mit
der Kopfſaͤge nicht weggenommen werden koͤnnen,
durch /7 neue Loͤcher abgebohret werden muͤſſen;
worauf die Zufaͤlle alsbald nachgelaſſen haben.
Nach einem Vierteljahre hat der Patient 2 Mei⸗
len gehen koͤnnen, ob ſich gleich die Wunde nach
Verflus eines Jahres und drüber noch nicht ge⸗
ſchloſſen gehabt. Die Hirnſchale if} nicht voͤllig
zu worden, wie ſolches wohl bey einem
juͤngern Körper leichte wuͤrde geſchehen ſeyn. Zu
beſſerer Verwahrung bes Kopfes aber, bat ſich
der Patient eines dünnen eiſernen Blaͤttgens bes
dienet, und nachher feine Verrichtungen ohne bes
fondere verbrügliche Zufälle viele Sabre lang: aba
‚warten koͤnnen. oo.
Der zweyte Fall betrifft ebenfalls.einen unge
wöhnlichen Bruch der Hirnſchale, in der Mitte bes
Vorderhauptes, welcher aber, aller angewandten
Hülfe ungeachtet, eödtlich worden
Im dritten Falle wird ein Bruch des Gadın:
beines erzäblet, ‚welcher bucch einen W ie
- einem Steine verurfachet worden, den aber. der
FBerfaffer , nach wiederholten Aderlaſſen, genden, |
u eroͤff⸗
⸗
Bibliothek. 13,
un.
eröffnenden und Fühlenden Arzneyen, "und nachher
vorgenommenen Trepanirung, mit "vieler Mühe
geheilee hat. :
Der vierte Fall entdecket eine glücklich gerathe⸗
ne Durchbohrung des Hinterhauptknochens, (os
oceipitale) welcher durch einen Fall vom Pferde zer⸗
ſprenget worden.
In der fuͤnften Erzaͤhlung wird eine Geſchwulſt
beſchrieben, welche das gemeine Volk Mumps nen⸗
net , und welches eine Art der Bräune iſt. Sie
ift nach dem harten Winter im „Jahre 1734, ab»
fonderlich unter. denen Kindern und jungen armen
jeuten, angemerfet worden, und hat erft im Herb⸗ |
fte des 1741ften Jahres nachgelaffen, ift auch durch
mäßige Wärme,: Fühlende Mittel, und gende
Mergurialarznenen gehoben warden, .
Der fechfte Fall befchreihet eine Drüfenge:
ſchwulſt unter den Ohren, oben an dem Gelenke
des Kinnbackens, welche, Durch dje, auf der zwey⸗
ten Platte abgezeichnere Mafchine, glücklich iſt ger
tilgee worden. |.
Eine andere Druͤſengeſchwulſt , welche binneil
mehr als 20 Jahren zu einem Umfange von 14
Zoll angewachſen, und ſich von dem: Ohre unter⸗
halb des Backens bis zum Macken erſtrecket, iſt
ebenfalls: gluͤcklich geheilet worden.
Im achten Falle wird eine gewaltſame Aus:
dehnung und Quetſchung auf denen Muskeln des
Nackeiis erzaͤhlet, welche durch eine beſondere
auf der zweyten Tafel abgezeichneten Maſchine, gei
beit worden,
| 33 . Eine
ER 134 Brittifihe,
Eine groffe Anzahl von Eropfartigen Drüfen,
welche unter. der Achfel und dem Brufimusfel ge
legen, und glüclich ausgefchnitten worden, wie
auch eine damit verknüpfte Entzimdung des einen
Auges, die ebenfalls mit gutem, Erfolge zerthei⸗
let worden, ‚machen bie neunte. Erzählung aus.
Von einer ebenfalls glücklich abgelöferen krebs⸗
artigen *Bruft, welche im Umfange einer engli-
ſchen Elle (yard) gewefen, giebt der zehnte Fall
Ein befonderer Frebsartiger Zufall wirb inder
elften Erzählung bemerfes, da eine Perfon von
60 Jahren, welche als ein Kind von 3 Jahren
von dem Waffer ohnverfeheng getrunfen, womit |
ein Freund von ihren Aeltern, den fie befucht hat-
ten, und welcher an einem Krebsfihaben krank
gelegen, gemafchen worden, wovon fie endlich ein
Krebsgeſchwuͤre an der Bruft bekommen.
Der zwoͤlfte Fall enthaͤlt die glückliche Eur ei⸗
nes Geſchwuͤres in der Bruſthaut, (pleura) wel⸗
Hes mit gutem Erfolge geoͤffnet worden. |
Wie eine Bälgleinsgefchwylft, (tumor cyfti-
gus) welche zwifchen denen Bauchmuskeln, und
dem Bauchfelle (perigpnaeum) geſeſſen, glücklich
gebeilet worden, wird in ber dreyzehnten Erzaͤh⸗
lung angemertet.. — —
Dey dem yierzepnten Galle wich eine Maſchi⸗
‚ne angeführee, womit einer, Frauensperſen, die
einen ſtarken Ausfall des Maſtdarms gehabe Hat,
geholfen worben, len,
Se a - Ein
Bibliother. 135%
Ein aufferordentlich großer Blaſenſtein, wel⸗
cher auch auf der fünften Rupfertafel abgezeichnet,
und mit befonderer Mühe durch den Schnitt her
aus gezogen werden müffen, macht die Erzählung
Des funfzehnten Falls aus; wie Denn auch in- der
folgenden von 16 folchen Steinen gehandelt wird,
welche aus der Harnröhre und Blaſe eines Men
fchen gezogen worden. Ä
Noch mehrere anmerfungsmwürbige Umftänbe
find In dem 17 alle, bey Gelegenheit eines Stei⸗
nes von einer Frauensperſon, angeführet. |
Die 18 Gefihichte enthält die Beſchreibung
von einem gebeilten Gemaͤchtsbruche (hernia fcro-
talis) eines Kindes.
. Ein Darm- und Gemaͤchtsbruch zugleich, wel⸗
che bey einer arjäßrigen Perfon Durch den Schnitt
geheilet worden, mädchen den Inhalt der neunzehn⸗
ten Erzählung. aus.
In der folgenden wird ein Beyſpiel des un⸗
terlaffenen Schnittes, in einem gleichen Falle, ans
geführet, welche Unterlaffung den Tod nad) ſich
gejogen, ws u
Wie ein Waſſerbeuch (hydrocele) vor einen
verhärteten Hoden (tefticulus ſcirrhoſas) gehal⸗
wporden, erhellet aus dem ein und zwanzigſten
Ehen dergleichen Wafferbrüch, den man vor
einen Darmbtuch (hernia inteftinalis 5 gehalten, -
wird in der folgenden Erzählung berühret.
Eine Eur eines Waſſerbrurhes in der tunica
vognnli auf beybrn * „wehche hurch die Ca⸗
| 4
ftration
&
Bu 136 Brittiſche
N ſtration der einen Seite bewerkſtelliget werden,
Wveerdienet in der drey und zwanzigſten Gefehichte
geleſen zu werben, |
. Ein abermaliger gluͤcklicher Erfolg der Ente
mannung bey einem Krebs an beyden Hoden und
epididymidibus, welcher durch einen Schlag ent:
fanden, wird in der vier und zwanzigſten Ab⸗
handlung befchrieben, |
u Die fünf und zwanzigſte Cur betrifft eine Waf«
ſergeſchwulſt zwifchen dem redus, vaftus internus
und externus, über dem Knie,
In der fechs und zwanzigſten werben allerhand |
krebsartige Gewaͤchſe angeführet.
‚ Diefieben und zwanzigſte erörtert einige Ars
‚sen derer verfchloffenen Beulen. |
Aus der acht und zwanzigften erhellet, wie die
Natur, bey einem zufammengefegten Beinbruche,
(fractura compofita) auf eine befondere Art ihre
Kraft bewiefen habe. |
Die neun und zwanzigſte enthaͤlt verſchiedene
Anmerkungen uͤber die Verrenkungen (luxationes).
Die dreyſigſte fuͤhret eine uͤbel angebrachte all⸗
zufeſte Anlegung des Verbandes bey einem Bein⸗
bruche an, wodurch die Erſterbung des Gliedes
verurſachet wrden.
In der ein und dreyfigſten werben einige noͤ⸗
chige Regeln: gegeben, ‚welche bey ainem Beinben,
J
7
\
Bibliothek. 137 Wand
2St.
che muͤſſen beobachtet werden; dergleichen Anmer⸗ ng
Tungen auch in der zwey und drenfigften enthal-
zen find, welche bey Abnehmung derer Glieder
nuͤtzlich ſeyn Fönnen,
Die drey und dreyſigſte handelt von einem zu⸗
ſammengeſetzten Beinbruche, und darauf ange-
ftellten Abnehmung des Beines, nebft einigen be»
fondern Umftänden.
In der vier und dreyſigſten wird bie Meynung
von dem geronnenen Geblüte erörtert, welches
nad) Ablöfung eines Gliedes die Pulsadern vers
ſtopfet.
Aus der fuͤnf und dreyſigſten erhellet, wie ein
Schinnbein, welches einige Jahre vorher war ge⸗
brochen worden, durch einen beſondern critiſchen
Uebergang der febriliſchen Materie, in ſehr uͤble
Umſtaͤnde gerathen.
In der ſechs und dreyſigſten wird der augen«
ſcheinliche Nutzen des Brenneiſens, in einem Ges
ſchwuͤre an dem Schinnbeine, wobey eine caries
geweſen, erwieſen. | .
Bon fhwachen und krummen Gliebmaaffen,
Fr in der ‚fieben und drenfigften einiges anges
ihrer. _ .
In der acht und’ drenfigften finder fich eine he⸗
fondere Ausrenkung des Aſtragalus. n
Aus Des men und drepſigſten iſt bie. groſſe
Nubtbarkeit der Chinarinde gu erfeßen, „weide an
Bad
26t.
138 | Brittiſche
v einem gıjährigen Manne, bey einem falten Bran-
de am Fufle, groffe Hülfe gethan bat.
Die vierzigfte befchreibet Die glückliche Hinweg-
nehmung einer verhärteten Drüfenbeufe ( fcirchus)
an der Ferſe. u
Eine fropfartige Caries (ferophulous) bes
Schulterbeines , bey. welcher ſchon wegen einer vor⸗
Dergegangeren üblen Eur, die Abnehmung beffel-
en beſchloſſen geweſen, mache durch Befchreibung
ihrer glücklichen Heilung, den ein und vierzigften
Abfas aus, Ri
Nicht weniger ift die Befchreibung einer: waſa⸗
ferartigen Geſchwulſt lefenswürdig, die an dem
Arme einer Srauensperfon zmwifchen fechszig und
fiebenzig Jahren bemerfet worden, welche fich von
bem Ellnbogen bis zu dem Gelenke der Hand er:
firecfet, und binnen funfzig Jahren immer mehr,
und mehr, auf eine erftaunende Art, vergröffert
bat, endlich aber gat Frebsartig worden.
Der drey und vierzigfte Fall erzaͤhlet eine Ge⸗
ſchwulſt, die aus’ einem Ueberbeine und Specfge:
ſchwulſt zufanimen gefegt geweſen.
In dem vier und vierzigften iſt die Beſchrei⸗
bung derer verwundeten Flechſen eroͤrtert.
‚Eine beſondere Wirkung des Brandes durch
ein duftzeichen iſt in dem fünf- vnd vierzigſten
Einige auſſerordentliche Witkungen bes Fie⸗
berg find der Inhalt des ſechs und vierzigſten.
f ni, \ *2 7 End»
a Ki
Bibliothet. — — *
Endlich iſt ein beſonderer Fall von der Ps
brechlichfeie und Biegfamfeit derer Knochen be⸗
fchrieben, welche an die Fönigliche Gefellfchaft ve
rer Wiffenfchaften eingefchisft worden.
Sowohl bie, Deutlichfeit der Schreibart, als
auch die forgfältige “Befchreibung derer angewen-
beten Hülfgmittel, geben biefer Sammlung, nicht
allein in Anſehung des Daraus zu ſchoͤpfenden Nu:
Gens, einen befondern Werth; fondern es erhellet
auch aus ben angeführten Benfpielen, daß au) Die.
allergefährlichft feheinenden Krankheiten, dennoch
durch fleiffige und unausgefeßte Sorgfalt, vermoͤ⸗
‚ge geſchich Anwendung gehoͤriger Mittel,
koͤnnen gehoben werden.
40 Brittiſche
“ The Hiftory of the Counteß of Dellwyn, in
I two Volumes, by the Authar of David
' Simple. London 1759. 12. Vol. i. ©.
292. Vol. 2.8.29.
| IM: hat das Leben David Simples, welches
Sranzöfifch und Deutſch ſchon vor mehrels
zehn Jahren überfege worden ift, ben fer
= ner erſten Ausgabe, dem groffen Romanfcheeiber,
Heinrich Fielding, bengelegt, weil man in felbi«
gem die Fildingiſche Schreibart ſowohl, als feine
fatyrifche Züge zu finden glaubte. . Allein, die Be:
gebenheiten David. Simples haben wir einem raus
enzimmers zu danfen, bie überbiefes noch folgen
de zwey Bücher gefchrieben hat: Familiar Letters,
between the principal Charadters in David Sim-
ple, and fome others: to which is added a Viſion,
London 2 Theile in 8. und The Governefs, ober
die Pleine Srauenzimmerafademie, zum Vergnuͤ⸗
gen und Nugen junger Damen, Wozu die Ge
fchichte der Grafiun Dellwyn koͤmmt, die wir to
ankündigen.
Die Vorrede enthält auf 41 ©. mancherley
nügliche Anmerkungen, von den falfchen Deutun⸗
gen moralifcher Schriften, da man zu aflgemeinen
Schilderungen die Perfonen erraten will, an bie
ber Verfaffer niemals gedacht bat, Ein Charaf-
ter mus freylich genau beftimme werben, und ba
kann es nicht fehlen, es werben ſich immer fur
2 a. ns
Bibliothet. EN Er
finden, die durch diefen oder jenen Pinfelfteich Pd
nau bezeichnet find, Denn blog idealifche Wefen,
zu ſchildern, iſt eine unnügliche Befchäfftigung.
Shafespear hat in feinem Trauerfpiele, Hamlet,
Prinzvon Däpemarf einige Regeln für die Schaus
fpiefer, Die mit einer geringen Veränderung aud).
auf die Schriftfieller zu deuten find, „Merket,
fagt Hamlet zum Schaufpieler. Handl. 3. Auft. 4
daß ihr niemals bie Natur überfchrejtet ;. alles, was;
überteieben ift, flreitet wider die Abficht des Schau⸗
fpieles, welche nichts anders feyn foll, alsber Na⸗
£ur gleichſam einen Spiegel vorzubalten;, der Tu;
gend ihr liebliches Bild, dem Laſter feine Ahſcheu⸗
lichfeie zu zeigen, unb den Menfchen, mit denen;
wir zu gleicher Zeit leben, ihre wahre Geſtalt fen,
ben zu laſſen. Wenn aber djefes übertrieben, ober,
nicht deutlich. genug vorgeftellet. rd, fo werben,
zwar Unwiſſende lachen, verftändige Zuſchauer
ober daruͤber misvergnuͤgt ſeyn. Sogar, ment.
man eigene und feltene Charakters ſchildert, welche,
die Engländer, Charadters of Humour nennen, fo.
viel Freyheit auch ein Schriftfteller hiebey hat, ſo
fol! ee. doch nicht dabey auf Das Abentheuerliche ver⸗
fallen. Herr Johnſon Hat in feinem Stüde, Eve-:
ry Man out of his Humour, den Urfprung und,
die Bedeutung des Worts Humour alfo befchries
ben: „Alles bewegliche und ‚feuchte, das Feine,
Kraft hat Tich zufammen zu halten, nenriet man,
mqur. Go nennet.man bie Cholera, Die ſchwar⸗
je Calle , bie.päfferige Feuchtigteit und das Blyt,;
heil fie im menfchlichen Seibe hie und ba binlanfen,
und
me — Srittiſche
| Aynd nicht feſte ſind, Humours. Und fo kann man
auch Gleichnisweiſe ſagen, wenn eine eigene beſon⸗
dere Eigenſchaft einen Menſchen ſo eingenommen
bat, daß fie alle feine Affecten; Gedanken und
Kraͤfte auf einen Weg leitet, dies Ten des Men—
ſchen fein. Hamour: ‚„, . Esfteht in des Berfaffers
Freyheit, den Humour zu erfinden, und wenn er
diefes Flüglich gethan hat, fo erlangt ſeine Befchrei-
Bung nicht nur einen’groffen Schein ;; fondern das
Mefen der Wahrheit ſelbſt. Die Verfaſſerin
zeiget dieſes an ber. Befthreiburig "einer Feuers-
brunſt, da ein Geijhals, ein Verliebter, eine Da-
me nad) der Mode, welthe-alle firchtfam find,
doch nach ihrem beſondern Charakter fich betragen
wderden. Die Gefchichtfchteiber fehlen: m den hiſto⸗
riſchen Charafterır, da fie ihre Helden ms Schmei-
cheley öfters beſfe Dund gröffer machen‘, als fie in
der That find ; oder aus Haß, ihnen alfen, auchden
verdienten, Ruhm abzufchneiden fuchen. Plutarchus
verfährer aufeichtiger, und iſt ſehe glücklich, feine
Helden, deren Leben er beſchreibet, kurz und gut
zu ſchildern. Da er vom Alexander erzaͤhlet,
duß er einen Philoſophen gefraget habe: mie ein’
Menſch ein Gott werben koͤnne? So zeiget er
uſts des Macedoniers Hochmuth in einem groͤſſern
Lichte, als wenn er uns alle ſeine Kriegs: und-
Heldenthaten, mit dem am meiſten glänzenden:
Narben, vorgemahleihäste:
" Ein Romanfchreiber mus, auffer der Sorg⸗
felt in Anſehimg des: Charakters; auch des feine‘
aut Verbefferung der: Menſchen beytragen : und
98 ſeine
⸗ A
Bibliothet. 143580
feine Sittenlehre ſoll zwo Eigenfchaften haben, ner
fpicuity and Propriety; fie mus Deutlich ſeyn, und
fich zur Erzählung, gut ſchicken. Er lehret aber
nicht ſowohl durch eckelhafte und weitläuftige Re-
flexiones, fündern durch Erempel, Ein Dichter,
und unter. biefe gehöret auch der Romanſchrei⸗
ber, ift ein Nachahmer, bald, fehreibet die Were
fafferin, ein Mimus der Natur; er Durchforfchee
Die Labyrinthe der Gemüther, Die verfchiedene:
Neigungen der Menfchen, ſetzet die Perfonen in
folche Umftände, daß fie ihrer Hauptneigung ger
mäs bandeln koͤnnen, und da: zeiget-er Die Wahre
heit von des Rochefoucault Jehrfage: . die Seiten:
fehaften zu befiegen fen ſchwer, unmöglich aber fie:
zu befriedigen, Jedes Laſter, das einen Beshaf⸗
ten beherrſchet, jede geſetzmaͤſſige Handlung eines
Tugendfreundes ſoll die Sittenlehre des Romans:
in ihr Helles Licht ſetzen. “Weil: aber bie meiſten
Leſer mehr nach ſatyriſchen Zügen ſich umſehen, die
fie. für Anſpielungen gewiſſer Perſonen halten, als:
daß ſie die Geſchichte nach ihrem Endzwecke beur⸗
theilen: fo koͤnnen freylich Die Ramanen nicht fo viel.
Gutes ſtiften, als ihr Verfaffer wuͤnſchet. Wer:
ſalcher verderbter Leſer Beyfall erhalten will, ver⸗
liexet dadurch ſehr leicht den Ruhm eines guten
Scheiftſtellers, und einige folgen den Geſinnun⸗
des Horaz, in ber erſten Satyre des zweyten
Buches: |
| .... Hic fülus haud petet ultro
Quemquam animantem: Sc me yaluti cuftode enfis ,
Vagina eu... 22... 0.0.0
" W daß
⸗
’ |
Sr : Britriſche
| 5
Daß ein Dichter ſowohl als der Redner ein ehrli
her Mann feyn müffe, wird mit einer Stelle aus
des Boſſuͤ Abhandlung vom Epifchen Gedichte B.
4. Hpft. 3. bewieſen. Hierauf folget eine roohlge-
ſchriebene Abhandlung dei Virgilianifihen Schil-
derung der Königinn Amata, aus dem 7 Buche
der Aeneide, und ein Fragment, von der Kunſt
zu lefen, da z. E. in der Aeneis, nach Befchaf:
fenheit der Leſer, bald dieſe bald jene Stelle des
Gedichtes, einen groͤſſern Eindruck aufs Gemuͤth
mache. 0 5
: Mir kommen nunmehr zur Graͤfin von Delle
wyn ımb ihre Gefchichte:, in ber uns die Verfaſ⸗
ferin zeige, daß ein Frauenzimmer, welches der
- Eitelkeit ergeben iſt, durch dieſelbe, wenn fie duch
gleich von Laſtern frey fen, böchftungkücklich wer⸗
Gen koͤnne. Charlotta Lucan ift die Heldin der
Geſthichte; bie Tochter‘ eines Mannes, der fein
Gluͤck bey Hofe machen wollen, aber nicht gefun⸗
den, und daher mit ſeiner Frau auf das Sand ge⸗
zogen, und feine Töchter niit aller Sorgfalt erzo—
gen und ihr Befonders einen Haß gegen alle Wer:
ſtellung und falfches Wefen beygebrucht hatte, weil
er-fein Unglück nicht ſowohl ſich ſelbſt, alsden Tuͤ⸗
den feiner Mebenbuhler zuzufchteiben pflegte. Sir
$ucan lebte einige Jahre in einer gezwungenen Zu⸗
friedenheit, weiche doch durch die policifehen Tas -
gebuͤcher öfters geftöret worden. Zumal, wenn er
etwan lafe: Sr. Majeltät haben den und den zum
* ernennet. Dergleichen Nachrichten konnten
einen groſſen Sturm in feinem Gemuͤthe erregen;
Ton . ' et
Bibliothet. 1450
er biß die Uppen zuſtmmen drehete bie Augen im
Kopfe, wie Othello; denn er hielte alle diejenigen,
die einen Dienft bey Hefe erhielten, fir Feinde,
die ihm feine verdienten Belohnungen entzoͤgen.
Im fünften Jahte, nachdem Sir Lucrum London
verlaſſen, ſtarb einer, der ihm bey verſchiedenen
Gelegenheiten vorgezogen worden; und diefes er⸗
gögte ihn fo fehr, daß er nunmehr afle meltliche
Ehre für Tand, und die Bemuͤhung, felbige zu er⸗
Halten, für Thorheit zu halten anfieng. Doch weſ⸗
fen Bruſt einmal von Ehrgeiz erfüller iſt, berfann
fich diefer Neigung ſchwerlich aͤuſſern; die Ehrber
gierde gleicht einem balbgebämpften. Feuer, das
durch eine Fleine Bewegung ber Luft leicht wieder
angeflammet werben: Fonn. Lord Dellwyn, von
dem im ı und 2 Capitel, ( denn in Bücher und Car
pitel if die Geſchichte nad) Tervantes, Scarron
und Fieldings Weiſe eingetheilet) eirie Lächerliche
Abbildung gemacht wird, fafte ben Enrfchlus,, in
feinem ſechszigſten Jahre zu beiraffen, und ers
wählte Die Mifs Lucum zu feinee Gemahlin; er
that ihnem Water den Vorſchlag, mit dem ‘Ber
ſprechen, ihm in Sonden eine anfehnliche Bedie⸗
nung zu verſchaffen. Sir Lieum erſtaunte über bier
fen Antrag, und die Liebe zur Ruhe ſtritte mit feiner
Favoritneigung nach Ehre: allein. Diefe behielte Die
Oberhand, Alle dauerhafte Enrfchlisffungen, in
Ruhe fein Leben zu befehlieffen, wurden aus ben
Gedanken verbannet, und worüber er neum Jahre
gearbeitet hatte, das. wurde in einer Bierteljtune _
de gerichtet. Er nahm bes Grafen D. Antrag
K ganz
re, Brite
—
ganz gerne an, imd verſprach ihm feine Tochter,
ohne ihr die geringſte Nachricht davon zu geben.
Miſs Charlotta, die bisher in allen Stuͤcken ih⸗
ven Gehorſam bewieſen hatte, war anderer Mep⸗
nung, weil ſie des Grafens Alter abfchrerfte. Sie
zog fich hierdurch den heftigften Unmillen ihres Va⸗
ters zu, der glaubte, Charlotta muͤſſe eben fo ehr:
begierig feyn, als er; und wenn fie feine Gräfin
‚werben wollte, fen fie nicht.werch, feine Tochter zu
heiffen, Er nahm fie daher mie nach London, Das
er vor zehn “Jahren mit Verdrus verlaffen hatte’;
jetzo betrachtete er dieſe Stabt nicht mehr als ei-
nen Ort, der wahre und groſſe Verdienſte nicht zu
fchägen wife, fondern.als einen erhabenen Schau-
plag , auf dem erfünftighin eine Hauptperfon vor-
ſtellen ſolle. Mifs $ucum fand anfangs. wenig
Vergnügen in ber Stabt, fie bedauerte ‘die An-
nehmlichfeiten ihres Wohnplatzes, den fie verlaffen ;
doch die ihr angebohrne Eitelfeit fand bald ihre
laͤngſtgewuͤnſchte Befriedigung , und die Befannt:
ſchaft mit der Mifs Fanny Faſhion machte aus
- ihr eine Dame nach, der. Welt. Der Graf Dell
wyn feßte Die Befanntfchafe mie dem alten fucum
fort, fchien aber fich nicht mehr um deffen Tochter
zu befümmern, fondern die Fanny Faſhion ‚zur
Gemahlin auserfehen zu haben. Dieſes fegte Die
Mifs Lucum in groffe Verlegenheit. Manerzählte
von ihr, daß fie gefücht habe, die Gräfin von
Dellwyn zu werden; allein ihre Abfichten wären
ihr fehlgefchlagen. Die Begierde, es andern im
.. Puge und modifchen Staate gleich oder gar ‚zuvor
. . x zu
Bibliothet. 772.26
zu thun, bie fie, wenn fie den’ Grafen zum Ge⸗ nz
mahl befommen, hätte ftillen koͤnnen, verband jich
mit der ihr natürlichen und in Sonden mehr erhähs
ten Eitelfeit ; und fie befchlos baher alles zu verfur -
chen, um den Sieg über die Miſs Faſhion, weiche
fie für ihre Nebenbuhlerin hielt, Davon zu tragen.
Als nun der Graf fie einmal hath, Fünftighin die
Freundſchaft mit dem Srauenzimmer fertjufegen,
bie er hoffte — — fo lieg. fie im nicht völlig auge
reden, fondern fragte ihn: Ob es denn bey Leu⸗
sen, bie die artige Welt Fenneten, gewöhnlich waͤ⸗
re, Das fchamvelle Zuruͤckhalten einer Fräulein
vom Sande für eirie abfchlägige Antwort anzufehen ?
Der Graf hatte auf dieſes fchon lange gewartet,
nahm die Entfchuldigung ber Miſs mit Entzüs
den an, und in.wenig Wochen wurde Eharlorta
Lucum die Gemahlin: des Grafens von Dellwyn.
So erlangte fie alfo ihren Wunſch, im Staate ih»
re Freundinnen, und befonders die. verhaflte Fan⸗
ny, zu übertreffen. Allein, biefe.eingebildete Gluͤck⸗
feligfeit war von geringer Dauer; der Graf ver⸗
lies Sonden, bezog feinen Landſitz, und wurde feiner
Gemahlin, der, durch die beftändigen Zerſtreuun⸗
gen in Londen, bas Sanbleben eckelhaft geworben,
bald ürberläftig ;da fieihn nur alsein Mittel, Ihre eite
len Unfchlägeund Einfälle auszuführen, zu betrach⸗
ten geroohne war. — Sie mar van ihrem Vater
mit Siebe zur Aufrichtigfeit erzogen worden ; und ihr
jegiges Leben war nichts als eine fortgeſetzte Lügen.
Nicht nur ihre Reden, ſondern jeber BA, jebe
Bewegung frug Dad Besen der Falſchheit an 8
2 ie⸗
mn 148 Brittiſche
Dieſer gezwungene Zuſtand machte, daß die GSraͤ⸗
fin in eine Verzehrung fiel, und Dr. Schmall,
ein Sondenfcher Arzt, der nicht weit vondes Gra-
fens Schloffe wohnte, war fo artig, den freunb-
fchoftlichen Rath zu ertheilen, wenn bie!aby beym
Leben bleiben. wollte, fo müfle fie in Briſtol die
Brunnencur gebrauchen. Mit fo groffem Unwillen
der Gemahl diefes anhörete, fo erfreulich war es
der Gemahlin, die fich kraͤnker ftellte , als fie war,
und dadurch den Grafen bewog, die Reife nad)
Briftel mit zu shun. Die Prophezeyung des Arz⸗
tes wurde erfüller; in Briftol erlangte die Sady
ihre Gefundpeit und Munterfeit bald wieder; und
es wurbe diefer Ort ein grofler Schauplatz, auf
dem fie bie: Rolle einer. eitein * in ihrer Voll⸗
kommenheit fpielen konnte. Wir wollen das übri-
ge biefer Gefchichte in einen furzen Inbegrif brin⸗
gen, weil wir unſerm Leſer $uft machen möchten,.
ben Roman.felbft zu.lefen. Ein heftiger Anfall
vom Podagra verlaͤngert des Grafens Aufenthalt
in Briſtol; die Graͤfin macht Bekanntſchaft mit
dent Lord Clermont, die zwar ſich nicht. weiter, als
auf einen verliebten Briefwechſel erſtreckt, aber
für fie von den ſchrecklichſten Foigen iſt; denn ber
Graf Dellwyn wird. durch die Berläumbimgen ei⸗
nes feiner Freunde, Des Hauptmann Drumonds,
in ſolchen Haß: gegen feine Gemahlin gebracht, daß
er fich von ihr ſcheiden laͤſſi, und zugleich dem alten
Lucum bas Amt nimmt, yabem er ihm verholfen
. hatte. Die Lady Dellwyn ‚mit dem Haffe ihres
Vaters ‚und der Verachtung ihrer Befanugen, be⸗
laden,
Bibliothek. [ — Band
(aden, eilet "aufs fand, ihre Eitelkeit zu bereuen.
Mach wenig Monathen aber ändert fie ihren Ent⸗
ſchlus, und reifee in Gefellfchaft der Miſs Weare
nach Frankreich. Sie zeiget ſich dafelbft zu ih⸗
tem Vortbeile, und hätte den Marquis d'Orville
zum Bemahl erhalten, wenn nicht bee Ruf. ihrer
Aufführung zu Briftof, die nur eitel, nicht aber
lafterhaft gewefen, bis nach Paris erfchoflen‘, und
ihr Liebhaber, durch feinen Vater, von dieſer Ver⸗
bindung mit Gewalt abgehalten worden märe.
Sie kehrte nach England zurück, und trug, die übrie
gen Jahre ihres Jebens, die Strafe ihrer Unbe⸗
ſonnenheit.
Mit den Geſinnungen ber Lady Dellwyn, macht
eine Miſs Bilſon und eine Mifs Cummins einen
Contraſt; bende find Feindinnen der Eitelkeit,
und genieſſen die geringen Güter, die ihnen das
Gluͤck zugeworfen, mit Vergnügen, Mile Fans
ny hat gleiches Schieffal mit ihrer Freundin, fie
wird an Sir Chleger verheurathet, reiſet mit ihm
nah Briſtol, und geraͤth in Ausſchweifungen,
Di e ren Gemahl nöthigen, ſich von ihr zu ſchei⸗
"Sir Heinrich Cleveland ift einer von ben
erifobifchen ‚Perfonen ‚ die die Aufmerffamfeit
bes $efers reizen; er koͤmmt, um Die Sommers-
zeit angenehm zuzubringen, nad) Briftel, wird
ein Bewunderer der Lady Dellwyn, und ugleich
ein übertriebner Wisling. Die Verfaflerin nen,
net ihn einen Hlumbugger, und giebt ı Theil 2
B. Eap. 7. eine ausführliche Befchreibung von
diefem Worte, bie wir zum Beſchluſſe mitcheilen
wollen, „Der Urfprung des Wortes Humbug ift
83 unbe»
Band
2St.
ke yed
0 Brittiſche
unbekannt, zum wenigſten in der Zuſammenſe⸗
gung, ba ſonſt ſowohl die Sylbe Humals Bug im
Englifchen ihre Bedeutung hat. Man bezeichnet |
aber unter bem Ausdrucke Humbug die Gemohn: |
heit an: „ mit groffem Ernſte, auch wohl mit Be⸗
£heuerungen,, eine wahrfcheinliche fügen jemanden
vorzubringen, und wenn fie der andere auf. guten
Glauben treuberzig für wahr gehalten, ibn bes- |
wegen zu verfpotten. &o übel es jemand nehmen
wuͤrde, wenn man ihn einer fügen zeihen wollte, fo
freundlich wird er doc) werden, wenn man ihn ei-
nen geſchickten Humbugger nennet. Raum mar ein
Ueberwinder in dem Dlympifchen Spiele, ober ein
sriumpbirender Feldherr fo frölich,, als ein folcher
Witzling ift, wenn er einen artigen Mann, aud) fei«
nen Freund, auf eine feine Art hinter das Sicht ge-
führer hat. Schon inder Kindheit haben einige die
glückliche Gaben, andern etwas weis zu machen
und wenn fie dieferrvegen gelobet werden, erlan⸗
gen fie bald eine bemundernswürdige Gefchicklich-
fei. Sir Cleveland fam mit dem aufgeklaͤr⸗
seiten Verſtande und beiten Herzen nah Bri⸗
ftol; er war aberinder Luͤgenkunſt, die daſelbſt all⸗
- gemein herrſchte, unerfahren, und daher fein Ge-
ſellſchafter für folche Thoren, Um ihnen gefällig zu
- werden, wurde er, durch die Unterweifung des oben
| —8 Capitains Drumonds, ein Humbugger.
un gefiel er erſt recht, und nur Die Liebe zur Toch⸗
terdes Herrn Bilfon, die eine wahrhaftig witzige
Schoͤne war, brachte ihn zur Natur⸗ und
| Wahrheitsliebe zuruͤck.
V. Me-
Bibliothet. I51I Bund
v. —
Memoirs ofthe Court of Auguſtus by 7%o-
mas Blackwelf, J. V. D. Principal of Märe-
Thal College in the Vniverſity of Aberdeen.
The fecond Edition. London 1760 in 4.
‚Vol. 1.387 Seitenunb 9.Rupfertafeln, Vol, j
1 462 Seiten und g Kupfertafeln.
b gleich dieſes Buch itzt ſchon zum zweyten⸗
mal ausgegeben wird, ſo wird uns doch ſein
vorzuͤglicher Inhalt entfchufdigen ‚ daß wir
diejenigen Freunde der Geſchichte, bie es ſchon
kennen, daran aufs neue erinnern, andere aber,
die ſolches noch nicht geleſen haben, zu der Durch⸗
blaͤtterung deſſelben zu reizen ſuchen. Wir wol⸗
len dem Verfaſſer von ſeiner Abſicht ſelbſt reden
laſſen. Das Weſentliche ſeiner Erklaͤrung iſt fol⸗
gendes: |
. „Meine Abficht ift nicht.ein Buch von Alter
thümern zu fehreiben, Fehler in den Faftis zu ver⸗
beffern, den Streit über das Daſeyn eines Con
ſuls beyzulegen, oder den Tag einer Schlacht zu
beftimmen. Meine Nachrichten find michtigern
Gegenfländen gewidmet. ch babe mir vorge
nommen, zu zeigen , wie ein.waderes und freyes
Volk, das die abendlänbifche Welt bezwungen,
feine Frehheic verloren, und nach und nach in die
Knechtſchaft gerathen „ und die geringfte Stelle
unter den Menſchen ‚Angenommen hat. Ich ruͤh⸗
. 4 me
ut 152 Brrttiſche
me mich nicht, daß ich eime vollftändigeund foͤrm⸗
liche Sefchichte von dem Zuftande bes römifchen
Keiches, unter dem Auguft, der Welt vorlegen,
oder alle Staatstritte in deſſen Regierung aufde⸗
cken will; ſondern ich werde, indem ich darauf mein
Hauptaugenmerk richte, zugleich mich bemühen,
einen geringen Theil derjenigen Nachrichten , wel-
che mit ihren Verfaſſern, einigen Damals leben-
den Standesperfonen, perſchwunden, zu erſeßen;
von Ihren Anfehen und Aemtern, und: der Ge-
muͤths⸗ ukd Lebhensart der: bamaligen a:
Dofbebieneen‘, einen Abris mitzucheilen, und ihre
ungleiche Bergnügungen und befonbere Gefinnun-
gen anzupigen.. —— - Ä
Wir werben dadurch In den Stand gefegt,
ein richtiges Urtheil von ben fürnehmften Fruͤch⸗
ten des roͤmiſchen Genie, und dem Verhalten ber
beruͤhmteſten lateiniſchen Schrifeſteller zu Fällen,
Sollte es nicht angenehm ſeyn, die Gabe eines
Virgil, Horaz, Tibull und Ovid, ihren Vortrag
nach der ungleichen Gemuͤthsart ihrer Goͤnner ein«
zurichten, beobachten zu koͤnnen?
| Do wir müffen auch fo viel von den oͤffentli⸗
chen Angelegenheiten verſtehen lernen, als jede
Entdeckung ber Staatsflugbeit jener groffen Män-
ner nörhig ift, Diefes kann aber ohne eine voll⸗
kommene Einficht in die Verfaſſung des altem
Roms, und die Gewals-feiner Obrigkeit, nicht
geſchehen; dann es iſt unmoͤglich, daß man den
Rang oder den Nutzen, den ein Mann in ſeinem
Vaterlande genieſſet, recht bennen lernen kann,
FW oo. wenn
Sibliothet. ‚193 ,%aıb
venn man weder etwas von ber Befchaffenheit fel-
nes Amtes noch) feiner Geſchicklichkeit weis. So
wichtig Diefer Umftand tft, fo mangelhaft ift er
insgemein unterfucht worden. Mich deucht, Dies
fes rühre daher, weil viele, die hiervon gefchries
ben haben, entweder bioffe Gelehrte, welche bie
groffe Miele nicht gekannt, geweſen, oder weil dies
jenigen, welche eine Regierung fehildern konnten,
bios die lateiniſchen Schriftfteller gu rathe gezogen
haben. Aber die vornehmen und fcharffinnigen
Fremden, welche zu Nom fich aufgehalten, und
die Verfaſſung, melche die Römer in ihre Her
ten verwandelt hatte, forgfältig betrachtet, bie⸗
then Die ächten Quellen des Unterrichts dar; weil
fie nicht nur fuͤr ihre Landesleute, fondern gleiche -
ſam auch für ung, gefthrieben Haben. '
Durch ihre Hülfe, und infonderheit aus ben
Schriften des Polybius, lernen wir am beften die
ganze Form der alten vömifchen Republik unter
den Conſuln kennen, und bie Weränderungen, wel⸗
‘he ihr Die einheimifchen Kriege, und die Fürften,
welche ihre Gewalt gemisbrauchet, gugezogen har
ben, beurtheilen. nn .
Nach einemlangen Streite erlangte Auguift die
Herrſchaft über Rom. Er erhielt zwar die alte
Form, und Das Aeufferliche der obrigfeitlichenGe
walt, fehrte aber die genze Regierung um, und
zerſtoͤrte Das Weſentliche Ber vömifchen Freyheit.
Man mufte demnach zu feiner Zeit von einer fo
füglichen Materie behutſain reden. Allein, ba
ſowohl die Schriftfteller-ais der: Zeit des Auguſts
0 K5 nicht
—
„Bund ben 154 Ä Vrittiſche
a
nicht nur ſelbſt, fonbern auch —S
an die ſie ſchreiben, in einigen Abſichten alle it
re Vorgänger und Nachfolger übertreffen, fo wur
den fie unter den folgenden Regierungen als Mu:
fter der Seinheit, des Geſchmacks und der Gelehr-
famfeit angezogen. Hiervon war die Solge, daß
Die Schriftfteller unter. den: legten Regierungen
auch ihre Mernungen , die fie bey vielen Gelegen⸗
heiten geäuffert, nebſt taufend befondern Umſtaͤn⸗
den, vonihren Perfonen, Schidfalen und. tebens-
arten erzählten, die vielleicht die Nachwelt in ih-
ren eigenen Schriften nicht würde gefunden ha-
ben. Diefe verftreuten Ueberbleibfel-enthaltendie
befonbern Charafteren derjenigen erlauchten Se:
fellfchaft von Freunden , welche die vornehmſte Zier⸗
de des Hofs des Auguſto ausmachten. Wenn wit |
mit der Kaͤntnis dieſer Charakteren die Einſicht
in die öffentlichen Verhandlungen verbinden, fü
koͤnnen wir eine der groͤſſen Begebenheiten, die
roͤmiſche Cataſtrophe, beurtheilen, und die Schrif
ten des Virgil und Horaz mit Verftand und Ge
ſchmack lefen.
» Wenn man aber diefe Abfichten erreichen will,
fo muß man die DBefchaffenheit der Staatsange
legenheiten bey bem Tode des Julius Caͤſar,
nebſt dem Wohnplatze und dem ungemeinen Gluͤck
des roͤmiſchen Volkes, näher betrachten. Wo
fern ich die Staatskunft der römifchen Regierung
richtig erfläret habe, fo rühret dieſes von der lan⸗
gen Aufmerkſamkeit, welche ich auf die —
ra
Blbliothet. —
Staatsverfaffung gewendet, und von meiner A
bänglichfeit an einige ihrer aufrichtigften Freunde,
er. "
Unter ihren Benftanb habe ich die von dem Po-
lybius befchriebene Gewalt der römifchen Republik,
mit der Gewalt Grosbrittanniens ſorgfaͤltig ver⸗
glichen; ich Habe dieſe Mache nach ihrer freyen
Ausübung in benden Staaten erwogen, und bie
innerlichen Unruhen der römifchen Republik den
merfwöürbigften Perioden der brittifchen Gefchich«
te gleichfam gegen über geſtellt. Kurz, ich habe
feine Erleuterung verachtet, welche mir der Bes
richt der Verftorbenen, unb der Umgang mit den
Lebenden Dargeboten hat.
Der Inhalt diefer beyden, in neun Bücher
abgefonderfen Theile, nimme von bem Urfprunge
von Rom den Anfang, und endiget ſich mit der
Anzeige ber mildern Regierung bes
VI. The
156 Brittiſche
\ The Rout, a Farce of two Ads, London
7.1759:
r N er Gegenſtand dieſes luſtigen Nachſpiels von
einem ungenannten Verfaſſer, iſt Die Ber:
heirathung einer Weibsperſon von freyen
Sitten ‚ an einen alten reichen Liebhaber beffen.
Sohn ihn aus der Gefahr, in Die ihm gelegten
Faliſtricke zu gerathen, errettet. Die Megelndie-
fer, Art von Schaufpielen, find Durch Die mamich-
folfigen ſeltſamen Auftritte, und ben komiſchen
Ausdruce ſehr wohl beobachtet; ſelbſt ein morali⸗
ſches Auge wird die Charakter bes zaͤrtlichen Soh⸗ |
nes umd des Freundes, und Die Entwickelung mit
selon be betrachten, - Die fpielenden Derfonen
Sind:
Seeble, ein after Wolluͤſtiger. Herr Dates.
William Wheedle. — Palmer.
Felix, Sohn des Feeble. : Obrien.
Friendly, des Felix Freund, = Paker.
Blunderbus.— ⸗Branſ by.
Daloon =: 9 = Blakes.
Stau Furbelow.⸗ Bennet.
Rhodamintha, ihre Tochter. Barton.
Madam Never Settle. ⸗Prritihard.
Die Geſellſchaftsperſonen und die Bedienten.
Erſter
⸗/
— —
Bibliothek. 157
Erſter Aufzug.
Erſter Auftritt.
In der Frau Furbelow Haus.
Sir William allein. Das Verdienſt wird
in dieſem eiſernen Zeitalter nicht belohnt - = man
pfleget zu fagen, die Dummen befigen den Reich⸗
thum der Klugen = =» ich ſterbe noch fuͤr Hun⸗
ger ==» menn mir diefer Anfchlag wider ben
Feeble fehl fchläge. (Fr. Furbelow und Rhoda⸗
mintha treten herein) Miche wahr, tiesgen?. : :
Furbelow und Rhodamintha. Wenn fi fie
die Gütigfeit haben wollen, -
Sr William. Erft die Sache, Madam,
und hernach Complimente.⸗⸗-Sind Sie mit:
meinem Borfchlage zufrieden?! = »» Siesgen foll
mir eine Verfchreibung von tauſend Pfund geben,
fo verheirathe ich fie an den Feeble.
Furbelow. Mir wollen: ihnen die Ver⸗
ſchreibung geben, wenn ſie verhelrathet iſt.
Sir William. Ich kann euch nicht trauen.
L_ v2
Mand
@&t.
5*
Rhodamintha. Geſetzt, er nimmt mich |
darnach nicht. )
Sir Willem. So gebe Ah euch es, wie-
der «u = denkt nicht, daß ich. euch. betriegen will.
Surbetow, Gut, ich faffe mir es gefallen. -
Sir William, Bringt Feder und Dinte, ich
habe eine Verſchreibung in der Taſche.⸗(Rho⸗
damintha unterſchreibt.) Hier, Madam⸗⸗⸗Sie
und Eduard ſind Zeugen (ſie unterſchreiben) du
FÜR morgen die Frau Feeble ſeyn.⸗-Ich kann
den
wenig Brittiſche
pen verwirrten Kerl ſchon zu einer Sache brin⸗
gen» ». macht nur.eure Sachen gut » = = lobee
ihn » » = fehmeichelt ihın genug =» = und er wird
ales thun , was ihr haben wollt. » = =
- Surbelow. Sie halten im für « «
Sir Williom, Einen Modenarren +»= einen
lebendigen Märtyrer. der Ausfchweifung =» » wenn
ihr den lebendig nennen wollet, der alle feine Kraͤf⸗
te ürberlebet bat,
‚Surbelow, Er würde es Ihnen nicht glau⸗
ben daß er fie uͤberlebet hat. |
: Sir Willism. Behuͤte der Himmel + aber
es ift fein Charakter; doch ber Hauptzug iſt Die
Lichtglaͤubigkeit ⸗In feiner Jugend wollte er
nichts, glauben.» » » um nun dafuͤr Buſſe zu thun,
glaubt er alles. Er ift zwar halb blind, aber gleich
wohl entzuͤckt ihn die Schönheit; halb lahm, aber
boch ift er auf das Tanzen unfinnig; ganz unver⸗
mögend, aber doch öffentlichen Ansfchweifungen
ergeben, Er hat die Erinnerung an feine Kräfte,
und hält fie fin die. Kräfte, ſelbſt. Ein Schwel-
ger.ohne Burgel «=» und.ohne Zahn und Geſchmack,
ein Epikur.
Die beyden Kebhaber der Rhodamintha, Blun⸗
derbus und Balloon, fommen dazu, und willigen
in den Anſchlag um ſich zugleich an den Feeble zu
bereichern. Sir William ſagt, es fehle weiter
u nichts, als daß man bem Feeble glauben mache,
Rhodamintha fey von hoher Geburt; deswegen
babe er eine Gefellfchaft von vielen vornehmen Per-
(onen, zu der Frau Furbelow gebeten. Blunder⸗
bus
Bibliothek, 159 5%.
us wil in derfelben den Das von Deublewa · *
er vorſtellen.
Zweyter Aufteit.
Der Park,
Friendly bietet dem Felix feine Geldboͤrſe an,
die aber dieſer ausſchlaͤgt.
Felix. Ich danke dir,, mein lieber Friendly⸗⸗
ich danke dir =» aber ich kann nicht = » = ich kann
mich nicht uͤberwinden dir ſchuldig zu ſeyn ⸗⸗Ich
babe meines Vaters Stolz⸗wenn ich ‚gleich
fonft nichts von ihm babe.
Stiendly. Deines Vaters - » verdammte.
Selir. Ich bitte andich zu halten - - denn ob
er gleich fein Vaterhetz hat, ‚ ſo iſt er doch mein
Vater.
Friendly. Was wirſt du anſangen? er wire
morgen mit der Hure verheirachet ſeyn.
Selig. Ich .will ihm nochmals nad) meiner.
Art zureden. Vielleicht wirkt bie Matur auf ihn +
Wo nicht, fo will ich mein ganzes Project in ein
tuftfpiel bringen, und du, mein lieber Friendlh,
ſollſt eine wichtige Rolle ſpleien = '
Felix befchreibet hierauf fein Project. Deri
Dienft, ben ich der Frau Furbelow gerhan Babe,
fol mir den Weg in ihe Haus bafmen. Ich will.
ihnen meinen Benftand anbieten, und auf dieſe Art
hinter ihre Geheimniffe fommen.. Dieſe Geſell⸗
fhaft, die meinen Vater ins. Garn locken ſoll, be⸗
ſteht aus Betruͤgern und einigen Modenarren, hr
ı
5
— Suitiſthe
Aſch ihres —— wegen mit einem jeden ein
lan =. ch will fie alle fangen. ..
Friendiy. In der That, das hat einen An⸗
fein.
Seliy. Bringe die Gerichtsdiener mit » - -
Ich will dir diejenigen‘, die man fhonen foll, zei-
gas und * den Ueberreſt, Zuchthaus und
Willkommen.
Fr Ich fuͤrchte mich fuͤr dich, und
Felix. Wir non noch vorher die ‚gelinden
| * verſuchen. | |
(Sie gehn ab.)
Dritter Auftritt.
Feeble vor ſeinem Nachttiſche ses der Zahn-
arzt, Augenarzt, Frifeur und Mahler wartend;
ber Wundarzt ber ber Arbeit mit den Nägeln.
Das Gefpräch des Feeble mit diefen Leuten be-
trifft ihre verfehiedenen Arbeiten, die fie an ihm
verrichten. Als ihm endlich der Augenarzt das
Auge giebt, ruft er aus: Auf nunmehr zur Er-
oberung «= + Hal. meine Herren, es mus eine
naͤrriſche unempfindliche Ereatur feyn,, bie fich nicht
in nich verliebt.
Sir Williem tritt ins Zimmer. Bor Ihrem
Machttifche, mein Herr Feebies.- wie? es ift
fünf Uhr - » = ‚doch ich bitte dieſe Herren um Ver⸗
gebung « » «ein Tag iſt eine Kleinigkeit für fo vor-
treffliche Arbeit » » « wenn es ein Momath gewe-
ſen waͤre, ſo lieſſe ſi ** es verantwerten = =» eine
digur,
Bibbliothet. Gꝛr in
gut, tig Bio Ihrige/ geharet unter Diejenigen ”
Derke, auf die ein Künftler fein ganzes Leben
»enden ſollte; denn der Sohn ift Unſterblichkeit.
Feeble. Bey meiner Seele, nicht eine Stun⸗
e⸗22Ich ſtand nicht eher als gegen Abend auf.
Wenn man haben will, daß die Angen gut fehen
offen, fo müffen fieniemals das Tageslicht fehen - =
Es zieht den Augapfel zufammen, und die Augen
yaben des Nachts feine gebhaftigfeit. Nicht wahr,
Derr Doktor⸗⸗⸗Ich habe es von Ihnen gelernet!
Der Augenarzt. Sehr gruͤndlich, Ihre
Snaden. — J
Sir William ſagt dem Feeble viele Schmei⸗
cheleyen, und hält mie gluͤcklichem Erfolge um deſ⸗
fen Tochter an. Die Frau Furbelow und Rho—
damintha fommen. |
Seeble. O Rhodamintha! Sie find geboh-
ren zu glänzen. | “
Sir William, Und Sie, um diefelbe ini _
re Sphäre zu feßen. Diefer Ruhm, mein Here,
war ihrem groffen Geſchmack und Geifte vorbehal⸗
ten. Ich fehe fie am Hofe ftralen, ich fehe Die
Damen bey ihrer erften Erfcheinung in Ohnmacht
fallen. Ich hoͤre die Mannsperfonen ihre Ey
oberungen vermwünfchen; denn ob fie gleich nicht
leugnen fönnen, daß Sie Liebe verdienen, fo be»
neiden fie doch Ihr Gluͤck. | 2
Feeble. hr habt mich überwunden =» Eu
Redekunſt, und ihre Augen ==» Ady-die hezau⸗
bernden funkelnden Hagen? (as mich ſiekuͤffen.
we Brittiſche
| aincha. Uebermwunden!:- «+ Syn
That!⸗⸗- Gefegt, ich liebe Sie, Herr See
welche Unverfchämtheit - » = uͤherwunden⸗· =» do
Sie haben mich auch überwunden, ich heirath
Sie alfo. | | |
Seeble. Sir William, hr follt Bater feyn - =
Hole einen Beiftlichen = » - du Pleine Betrügerin
ich Dachte nicht eher verheirathet zu werben, bis
ich einige Fahre mehr meine Freyheit genoffen bet
te === Doch ich glaube , beine Reizungen werden
mich beftändig mahen. |
BRbhodamintha. Ich wollte noch mie Ihnen
fprechen, aber da koͤmmt jemand, den ich nic)
fehen fan ==» Kommen Sie, Madam, wir
‚wollen Sie zu Haufe erwarten, mein Herr -::
Wolly, bleib Bier, und gieb mir Nachricht, (Fe
lir koͤmmt.) |
FGeeble. Was foll dieſer Ungehorfam heiſſen⸗⸗
warum koͤmſt Su bieher? = = » Mur geftern habe
äch bie meine Thüre verboten; und doch bar did
diefen Morgen Pulville, der ehrliche Puloille, von
allen Falten Speifen meines Haufes Frühftücken fe
ben, gemäftet wie ein ford Mayor und zehn X
bermänner. Ich dachte, die Betrübnis verderb⸗
te den Leuten ben Magen > « » aber = > = höre Jun⸗
ge, was hat dich zuruͤck gebracht.
Selig. Eine Sache, mo es auf Leben und
Tod ankoͤmmt = == wie Ihnen Pulville, der ehr:
liche Pulville, gefagt hat. j
Feeble. Willft du dich über mich. aufhalten?
Jelix. Wollen Sie die Gütigfeit haben, mich
been: | Feeb⸗
Bibliothet. ‚163%:
Seebie. "Diefer groffe Schlingel macht, daß
ch mich für einen alten. Kerl halte, ich mus ihn |
ortjagen = = «hängen , ich. fan ifm nicht vor mir
then. Was wirft du für dich. anbringen Eönnen?
Seele. Haſt du mir nicht tauſend abſcheuli⸗
he.fügen.gefägt = = u dich bemuͤhet mich zu hin⸗
tergehen? Haſt dur niche? . - | 0
Selig. ch habe hr Misfallen völlig ver- -
ienet. ne
Seeble. Meine Rhodamintha verläumber!
Felix. O mein Bar! |.
Feeble. Nun, waus willſt du ale von mir
haben 2 DE Zu E
Felix. Brod ⸗⸗Ich bin nicht der erſte jun ⸗
ge Menſch, der-einen:: Fehler begangen hat; mas
hen Sie ein Exemprl, und laſſen mich den erſten
ſeyn, ‚der jemals Verzelhung erhielt.
Feeble verzeiht zwar feinem: Sohne, befiehlt
ihm aber, auf Sir Williams Erinnerung, nichts
weiter anzubringen und fortzugehen. _ Er entdeckt
hierauf dem Sie William feinen: Fioeifel an Rho⸗
daminthens Ehre, weil en alle junge Leute von
feiner Bekanntſchaft zugeſchworen, daß fie mit ihr
zu thun gehabt hacren. Sir. William verſichert,
es fen aus. Bosheit geſchehen, weil fie Rhodamin⸗
tha abgewieſen und Hm (den Feeble) vorgezogen
haͤtte; er füge die groͤſten Betheuerungen hinzu.
Friendiy bringe, verkleidet als ein Bedienter
des Hirzogs von Doncaſter, einen Brief. an den
derble, den Diefer vorkeft: „Sir William iſt ein
82 oͤffent⸗
wirt “ . Brittifie
yffentlicher Betrüger » = Das Mägdehen FE vor
der Mangle- Allen weggenommen, wo ihre Mut
ter ein Hurenhaus Hält = » x es tft eine Verſchwoͤ⸗
tung Sie zu ruiniven,,..
Feeble hält den Brief fuͤr richtig, bis Friend⸗
lh vom Sir William erkant wird. Worauf Fee
ble fo in Affect geraͤth, daß er durch ben Huſten bie
eingeſetzten Augen und Zähne verlieret.
Vierter Auftritt.
In der Frau Furbelow Haus.
Die Frau Futbelow traͤgt ihren Bedienlen die
Einladungscomplimente an viele Perſonen auf.
. Rpobümninsha zeigt fc) in üprem Pe, LR ih
ein menig Roth mehr auflegen, und wundert ſich,
daß ihr after-einfältigee Schöps noch nicht da ifl.
Wolly erzählt, daß dem: Herrn Feeble ein trauri-
ger Zufall begegnet ſey, ber ihn. nech nicht erlaub⸗
fe gu fommten. . Du
Zweyter Aufzug.
Ehen dafelf.
Seeble allein. Ich bin eneſchloſſen = ich will
nichts mehr wider fie höten - +» - Sir William hat
mich überzeuget, daß fie ein tugendhaftes Frauen⸗
. zimmer ift; ich will fie heirathen⸗-Es iſt zwar
etwas hatt « » = mit diefer Geflalt = » = ich wundre
mich nicht, daß Mylorb Brewe und Sienber hei
vathen sn. aber ich Denfe »z» biefes Geficht folls
_., te
’
Bibliothrk. 165
e der Schoͤnheit ohne dergleichen Beſchwerlichkei⸗ *
ten befehlen «== Die Tugend ſollte ſich Perfonen
meines gleichen auf Difcretion übergeben > = = fol
he verfluchte Capitulatianen beflecken den Ruhm
des Gieges.- «>. Mein ihre Reizungen ==» ich
muß nachgeben = »=-Eupido lebe wohl. (Diedrau
Furbelow, Rhodamintha, Sie William, Blun⸗
derbus, als Herzog von Donblewater, und Balloon,
als ein gelehrter Lord, kommen) F
Biunderbus. Sein Diener, Herr Feeble,
meine Damen ihr unterthaͤnigſter. Der Held hat
keine gröffere Ehre, ols feine Siegeszeithen zu den
Füffen einer Schöne zu legen. °. |
gFeeble. Dahin legt der verzweifelnde Lieb⸗
haber ſein Herz. on
„Dlmderbus Sehr wohl, Here Feeble, ſehr
w PR ze :
ohl.
Balloon. Und dahin auch der Gelehrte 2
Ach Modam! ss» ‚menn Sie mir erlauben woll
ten, Die Stroͤme von Wiſſenſchaften, bie ich. au
dem Titus fivius, Virgilius Mare, Marcus Tul⸗
fs, Thucydides, Lenirerus, und Alonze Barba
gefhöpft Habe, vor Ihnen ausflieffen zu. loffen.
Rhodamintha. Ach thun fie es janicht «> -
Sie werben uns:üßerfehmenmen, Ds
Balloon. Madam ‚wenn ſich der Geiſt aller
diefer Werfen vereinigte. um ALT jemand zu unter⸗
tichten ⸗. ‚fo würbebiefet : doch gegen. Sie ein
Naw ſeyn. ee N
Sir William. Wehl geſagt Mioerd⸗⸗
Sie haben mh uncſancgelcſeu int
nr | 3
lung |
Blunderbus. Es mag wohl nicht fo gut g
foot fenn, noch = « « gehn fie hier aus · dem Wege⸗
mein gelehrter $orb »= = ich will wiſſen, was Sk
mit ihrem Geſchwaͤtze für Abfichten. haben. |
Balloon.. Der Lady zu gefallen - » und wen
ich glücklich ſeyn koͤnte, fo weis der ‚Himmel,
ich auf Sie von oben herab fehen würde = = =
ı Blunderbus, Mein Herr, Sie müffen wiſ⸗
fen ‚ daß niemand als ich dieſer Jaby gefallen fol.
‚Sir William. Das ift hoͤſtch, mein Here
Herps.
Blunderbus. Hoͤflich oder nicht hoͤflich;
if wahr, und mer daran zweifelt - - “
Rhodamuntha. Das find. aufferorbentliche
Sreyheiten, bie ſich Ihre Gnaden heraus zu neh⸗
en deneben «==. keute von unferm: Stanbe - =:
Ich mus ihnen fagen, mein Herr Herzog =« =
Feeble mengt fih hierauf in den Streit, Der gleich
mit dem Fluche bewillkommet wird, Bonıben, Car-
eaffen, Jerdammung und Beifing: (er ni
ber ſich.)
Siunderbus. Bleibt in einer: Entfernung.
Veeble. Ich habe einen Auftrag andiefe Lady.
Blunderbus· Woher?
Feeble. Aus dem Idaliſchen sufiwelde,
= Dlunderbus. Ha!
>." Keebie. Und dem prächtigen Eycheron. |
- Blunberhup. : Sir, wo iſt der: Jtaliänifche
Suftma, Ha? ? Sag er mir, mer ift berühren?
Feble Der Kebhaber der. Afpafiä! -:
a ndeobun. Werdammꝛe iſt: ſein nf in. Ä
ho⸗
g
Bent 166 Brittiſche
VBilothet. 36ʒ8
Rhodamintha. Mylord, Sie find unver·
chaͤmt⸗⸗⸗ kein Rang noch Titel geben Ihnen da⸗
u Recht « == und. Ste misbrauchen diefelben,
dert Feeble geben Sie mir Ihre Hand .ze
Blunderbus. Ich habe meine $gufgräben
dor Ihnen eroͤffnet, Madam, und den mus Dies.
es Schwerdt freffen. = = »
Rhodamintha bringe den Feeble nach vielen
Zureden dazu, daß er dem Blunderbus das Schwerd
tus der’ Hand reiff, worauf Feeble freudig aus-
uft: Bomben, Carcaffen, Verdammung und
Verwuͤſtung.
Sir William. Herr Feeble ich bezeuge Ih·
nen meine Hochachtung.
Feeble. Niemand, als die Tapfern, verdie⸗
nen die Schoͤnen. (Sie gehen ab.)
Felix koͤmmt in der Geſtalt einer —32
mit zween Bedienten der Frau Furbelow, und ver⸗
langt von ihnen, ihn unter ben Namen der Me⸗
naldo Domabdafcar ben der Frau Furbelow zu mel-
den. Er made, yor deren Ankunft ;.eine, feltfar
me Erzählung von feinem neunzehnbunberejährigen.
Alter , feiner. ——— mit dem Mercurius
Trismegiſtus, dern Seegott Glaucus, Comus,
Raymond Lully, Cornelius Agrippa, und ſeiner
Regierung ber. Maturbewegungen und. Himmels⸗
zeichen. (Die Fr. Furbelow koͤmmt.) J
Felix. Madam, ich habe Ihnen einige Wor⸗
te insgeheim zu ſagra, idig Ihrer Aufmerkſamkeit
würdig ſind. Ich habe Ihnen geftern einen gu⸗
ten u eehfe,. und ‚wenn es- ihnen *
zw .
868 Brittithe
ng iſt, fo will ich das Geſchaͤft zu Stande Bein.
gen. |
. Surbelsw. : Was mag bie Frau hiermit
meynen 1 200
Felix. Ich bin keine Ziegeunerin, ſondern oh⸗
ne Die Sterne verſtehe ich. Die Zauberkunft gern
um Ihre Geheimniſſe zu wiffen «= « Ich bin » -
befant mit Ihren Anſchlaͤgen wider den Herrn
eeble.
Furbelow Anſchlaͤge, Frau, meine Anſchlaͤ⸗
get Anfchläge wider den Heren Feeble! Ihr ſeyd
eine Betruͤgerin, und ich will euch⸗⸗⸗He!
Felix. Ruft nicht eure Leute, ich bin fuͤr al⸗
len Schaden ſicher: aber ihr felbftund fie werben ==
merken, daß ich. eure Abfichten befördern, oder
entbecken kan, ich meis fie alle « =« wollt ihe flug
ſeyn und mich: anhoͤren.
:_ Surbelowo: Ich bitte um Entſchuldigung 2:3
Ihr ſeht wie ein verliebtes j junges Frauenzimmer =
Felix. Ach! Madam. |
Surbelow.: Erzählt mir eute Geſchichte; viel.
* kann ich euch dienen.
Felix. Eine elende ungluͤckliche Ereatur ««:
eine arme betrogene Märrin! "die ſich einbildere,
daß man einer Mannsperſon glauben koͤnnte⸗⸗
- Surbeloiv. Ey, ihr waret alſo in ber That
eine arme betrogene Naͤrrin = « -
- Selig. Ich verlör meine. Unſchuld, weil ich
liebte ⸗2 über mit meiner Unſchuid verlor ich mei-
nen Liebhaber ⸗ſie füchen weiter nichts als: je⸗
ne zu vetnithten, und wenn das arme Wilb ge⸗
z Bo: - fallen
Boihliothetk. 169 Ca
fallen ift, ſo eilen fie auf ein ander Selb - ... ver ·
zeihen fie meinen Thränen ⸗⸗⸗
Surbelow. Gerade der Fall meiner armen
Tochter - == Aber.was brachte eud) zu biefer Pro: |
feflion.
F elix. Die Nothwendigkeit⸗⸗..Ich werde
aber in dieſem ſchimpflichen Stande, das gottloſe
Geſchlecht beſtaͤndig haſſen, und mit dem Ungluͤck
des meinigen Mitleiden haben == = Ihre Abſicht
auf den alten einfaͤltigen Tropf ſchien mir ſehr gut
angelegt, aber ich ſah ihn unſchluͤſſig⸗Ich wandte
mich an ihn in dieſer Kleibung, und er hörte mir
zu; ich beftäfigte feine gute. Meynung von Ihnen,
und wahrſagte ihm, daß er in vier Monathen ei-
ne Pairftelle haben würde, wenn er Rhodamin⸗
then heirathete.
Furbelow. Bortrefflicher-Greatur - .. wie
fehr bin ich euch verbunden = = wie ſoll ich euch
belohnen? ich will euch in mein Haus nehmen.
Felix. Nein.
Furbelow. Wenn ihr. bie: Vollziehung Der:
Heirath noch diefen Abend: bemerfftelligen koͤnnet,
fo gebe ich euch vierzig Pfund:
Felix. Ich unternehme es ⸗ ich weis dog |
ih fan > » = aber ich mas eine gefehriebene Wer«.
fiherung wegen des Geldes haben, (bey Seite) ih
will gegen dieſe Betrüger alle Künfte anwenden;
durch weiche fie meinen Water, meinen ‚zu vereh⸗
vonden obgleich fest unnatuͤrlichen Vater, zů were
—— — net ut
* end) —XRX wi er: al
machen ⸗ (Die
70: | Brittiſche
(Die vorigen kommen herein)
Sir William. Frau = « = einige Eleine Fra-
Selir. Laſſt mich erft meine Geiſter herbey-
rufen.
Str William. Nein, nein, wir werben fie
nicht nöthig haben »-» bu undie) werden eingnder
Bald verftehen - = = {ych will die Tochter des alten
Gecken heirathen =» - » mache bach, Daß er mir eine
huͤbſche Mitgift giebt «== Aber da iſt ein Schlin⸗
gel von einem Sohne⸗25 bu biſt ganz für unfern
Mugen = = « gie ihm alſo ein Medicamentgen ober -
Arſenicum: du ſollſt funfzig Pfund haben.
Felix. Ich kenne ihn, ich wills thum «== aber
eine Note über das. Geld, das bey feinem Tode
zahlbar feyn foll.
- Sie William. Die Väter können ſich er-
- weichen laffen; alte Leute find zumeilen ſchwach,
und fühlen. Die Stimmen ber Ratur- =» Frau ich
will es euch geben - == Menaldo Domadaſcar iſt
euer Name (er ſchreibt.)
Selix. Ja⸗⸗⸗-(bey Seite) das wird ein Be⸗
weis ſeyn ⸗⸗⸗O Valer, Bat! -
Sir William. Hier Frau (Felix lieſt unter⸗
deſſen) laſt euchs wohl bekommen·ich habe dies⸗
mal den Teufel befrogen = = = das Geld kan nie⸗
mals gefordert werden.
Felix. Sehr gut.
Sir William... Sch will ben alten Dumm⸗
kopf gleich zu euch bringen (Feeble koͤmmt herein)
3 er di. —* mein über hoꝛhoethrtoſter ee
Bibliothek °— 771
Feeble, Sie haben Einfiht, kommen Sie und
wundern ſich mit mir.
Seeble. Bus, zum Henker, iſt Diefe nermum-
mete Perfon, ein Mann, oder Frau, oder Zwidder?
Felix. Keines von allen.
Sir William. O mein wertheſter Freund
ein Wunderding.
Feebte. In der That ein Wunderding, wenn
es weder Mann noch Frau noch Zwidder iſt. Ich
denke, wenn ein junger Kerl unterfuchen wollte ⸗⸗
ich habe ziemlich Luſt, ſehr Luſt zu ‚verfuchen: » -
Ben allen meinen Intriguen, wenn fie gleich uns
zählig find, habe ich niemals mit einer Here zu
thum gehäbt. 0
Selig. Rede mit mehr Ehrfurcht, ober ih!
will den Donner herabrufen. '
Sir William. Mein Herr, Sie ſind des To⸗
Band
3 &.
u Vo
des, wenn Sie nicht um Berzeihung bitten. Sie |
äft ein Wunderzeichen.
Feeble. - Glaubt er es wirklich. tn
Sir William. Ber meiner Seele »- man
hat niemals ihres gleichen geſehen.
Felix. $as ung allein ( Sie Will. gebt ab,y |
" Keeble. Gue; Madam, Herr, feines von ale Ä
\m, was habt ihr mir zu ſagen -
Selig: Mein: Herr, wenn: anne Kugen —*
ſind, wollt ihr ſehen?
Geebie. wills: Es iſt elwas in Ahr
Betragen, Dasein,
Felix. Wenn en eure Beide md get
vporden j: wolid the ſie vermbiden?
geebie,
2 _ Brittiſche
Heeble. Ich will⸗⸗Frau, ihr bringt mich
in Erſtaunen.
Felix. Wenn euch die Natur ruft wollt ihr
hoͤren?
Feeble. Ich verſpreche es euch bey meiner
Seele und Ehre.
‚self. Genug « ... « erinnert euch nur.
Felix geht ab)
Die Scene erbffnet ſich.
Das Geſelſchaftszimmer zween
ESeſſel oben am.
Die vorigen treten herein, und nach und nach
int Die ganze Geſellſchaft zuſammen. Alle
Herſonen werben von der Frau Furbelow bemill-
kommet, und man unterhaͤlt fich heilg mit gewiſ⸗
ſen Modegeſpraͤchen, theils n mit dem Spiele.
Sir William zu der Frau Furbelow. Es
bat nunmehr ſeine Richtigkeit⸗⸗-Dieſe Geſell⸗
ſchaft hat ihn überzeugt, daß ihr Leute von Stan⸗
de ſeyd. Er will fee heirathen. fo. halb die Geſell⸗
ſchaft fort iſt.
Felix koͤmt herdor Pla —* ich will
ed m meinen Dater pigen. : -
Sir William. Felix if der Mahlager nun
i alles aus,
Felix. Ich hing): .- um wen nter euch, ihr
| Stiederträcheigen,, habe ich beleibiget? :Euch, meint
Bater, der mich: hat enterben-tuellstir- - Ban Euch,
ber mich vergiften wolte we a hden ech; Fram di⸗
ihr
1; By 1
Bwliothet. —
ihr meinem Vater eure ſchaͤndliche Tochter aufhän-
gen wolltet «== O mein Vater; fprecht das Ur-
theil über mid, leſet dieſes ... ich bitte euch
fuͤsfaͤllig.
Feeble. Hah. a
Felix. Und diefes! das if euer einfältiger
Schöps, lieberliches Menfch! Vergeben Sie mir
mein Vater = « das ift der alte Narre, Madam,
den Sie auspluͤndern wollten. Das ift euer alter
Gef, iſt er eg A Sir William? .
Seeble. O ihr Ungeheuer!
Felix. Flieht nunmehr zupie Hr Harplen In
eure natuͤrlichen Hoͤlen -»- mein Vater kennet end.
Seeble. Tauſend Pfund!» - mein ‚Sreunb,
wenn Rhoebamintha feine Frau wird.
Selig: O mein Herr! Ihre Augen find sch- |
wet, und Sie fehen Ihre Feinde.
Feeble Mein lieber Sünge “se meitt Sopri
mein Felir.
Ä 6 Felix. Ich bin mehr als zu ſchr für alles w
zahlet.
Feeble. ins. bich umarmen. Ich bobe *
Kind, auſſer dich.
Felix. Und nun mein Herr, erlauben Sie
"uns zu feyern ===
re Nicht meine wo, den Hommel
Self. shre, Befreyung.
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in n Erftaunen.
Felix. Wenn euch die Natur ruft, wollt ihr
hoͤren?
Feeble. Ich verſpreche es euch. bey meiner
Seele und Ehre °
‚ser. Genug» ..= « erinnert euch nur.
(Selig geht ab)
- Die Scene erbffne fi...
. Das Gefeitfchafeszimmer, 1 zween
| Seſſel oben am.
Die vorigen treten herein, und nach und nach
Bent: die ganze Geſellſchaft zufanmen. Alle
Perfonen werden von der Frau Furbelow bewill⸗
kommet, und man unterhaͤlt ſich sheilg mit gewiſ⸗
en Modegeſpraͤchen, theils n mit dem Spiele.
Sir William zu der Frau Furbelow. Es
bat nunmehr feine Richtigkeit ⸗⸗Dieſe Gefell-
ſchaft hat ihn überzeugt, daß ihr. Leute von Stan:
de ſeyd. Er will fe heirathen. fo. bald die Geſell⸗
Rate fort iſt.
‚Selig koͤmt „hervor; Pie —* , ich will
ed m meinen Vater yigen. -
Sir:William. Felix if ber Mehrlacer nun
i alles aus,
Felix. Ih Ping: -. um wen hunger otth ihr
| iederträchtigen, habe ich beleibiget? :Euch, eine
Vater, der mich hat enterben· wollcür⸗⸗vohar Cuch,
der mich vergiften wolte pder eich; Fraur:di⸗
ihr
13 pP PR) 10
Bibliothek. 173 8
ihr meinem Vater eure fehändliche Tochter aufhän-
gen mwolltet «> -- O mein Vater, ſprecht das Ur-
theil über mic) , lefet biefes ... ich bitte euch
fusfaͤllig.
Feeble. Hah. Be
Selig; Und diefes! das if euer einfältiger
Schöps, liederliches Menſch! Vergeben Die mir
mein Water. = = » dag ift der alte Narre, Madam,
den Sie auspfünbern wollten. "Das ift euer alter
Get, ift er es nicht, Sir Wiliam? .
‚Seeble. O ihr Ungeheuer!
Felix. Ilieht nummehr / zuruek Hr Harpien In
eure natuͤrlichen Hoͤlen === mein Vater kennet euch.
Feeble. Tauſend Pfund!» -- mein Freund,
wenn Rhodamintha feine Frau wird.
Felix. O mein Herr! Ihre Augen finb sch
wet, und Sie fehen Ihre Feinde.
Ferbie. Mein lieber Junge— —* mein Shn
mein Felix. J
be Felix. Ich bin mehr als zu (ehe fir alles se
zahlet.
Feeble. Las dich umärmen. Ich gabe th
Kind, auſſer dich.
a Und nun mein Herr, erlauber Sie
eyern⸗ —
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Feuür. Ihre. Beten. Ba
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« [ Kr ' . ’ ‘ .
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74° Drittifche
m... - VIE
\ The Life of Henry Prince’of Wales, Eldeſt
9 °Son of King James the Art, compiled chicf-
ly from his own Papers, aud other Man
. feripts never before publifhed, by Dr.
= Thomas Birch, Secretaty of the Royal So-
ciety. London 1760, printed for A.Mil-
lar, 8v0 553 Seiten. . Ä
en diefem Buche Fommen biejenigen Umſtaͤn⸗
7 be sufammen, die jedes Buch wichtig und
2... leſenswuͤrdig machen: ein berühmter Ver
faffer , merfwürdiger Inhalt, gute Ausarbeitung.
Br. Birch a) ift den Gelehrten als ein fleiffiger
und verdienter Schriftfteller befant; und das fe |
‚ben eines Prinzen, der, ben längerm Leben, feiner
Nation Ehre gemacht, und die Gluͤckſeligkeit fei-
‚ner Unterthanen befördert haben wuͤrde, verdiente,
von einem fo wahrheitliebenden als berühmten Ver
foaſſer, getreu und zierlich befchrieben zu werden,
Heinrich Friedrich, ältefter Sohn des Königs
Jacob VI und der Anna, gebohrner Prinzeffin von
a Er DE Däne
i. a) Heads of IMluftrious Perfons of Great Britain, en-
graven by Mr. Houbraken and Mr. Vertue, with
their Lives and charadiers, London 1747. fol.
Memoirs of the Reign of Queen Elizabeth, Ld.
3754. 2 Vol, 4.
Hiftory of the Royal Society of London, for
improving of natural Ki6wledge, Lond. 1756.
3 Nod. Ato ſiehe diefe Bibliothek 2 Band, St.593 ff-
—
—
Bibliothek. 175330
Dänemärf, wurde im “jahre 159% den 19 Be
an einem Dienftage, auf bem Schloffe Striveling,
jetzo Sterling genant, gebohren; aber erft ben 6
Auguft deffelben Jahres, in Beyſeyn des engliſchen,
daͤniſchen, hollaͤndiſchen, braunſchweig⸗ und meck⸗
Iinburgifchen Geſandten, vom Biſchofe zu Aber⸗
deen, David Cuniugham, getaufet. Er bekam
den Namen, Friedrich Heinrich und Heinrich Fried⸗
rich, zu Ehren des Königs Heinrich IV von Franb⸗
reich, und feines Grosvaters, Friedrich I von Daͤ⸗
nemark. Idhann Erſkin, Graf von Mar, wur
de. zum Oberhofmeifter des Prinzen beftellet; bie
- Sorge aber für feine Perfon der Graͤfin von Was,
der Witwe: des ehemaligen Regenten von Schott⸗
fand, während. der Minderjährigkeit des Könige
Jaeob, anvertrauet, Die Diefes Koͤnigs Amme ger
weſen war. Im ſechſten Jahre, 1599, ward Pring
Heinrich von dem Frauenzimmer genommen, und
unser die Aufſicht Adam Newtons gethan, eines
Schottlaͤnders, rwigigen Kopfs, und groſſen Soh⸗
liſten, nachherigen Baronets, dazu ihn der Koͤ⸗
nig im Jahre 1620 erhob. Der Prinz, der die
vortreflichſte Unterweiſung genos, Ind von ſeinem
gelehrten Vater zum Fleiſſe angehalten, auch durch
deſſen groſſe Wiſſenſchaft zur Nacheiferung geteizt
wurde, bewies ganz fruͤhzeitig, wie er die an ihn
gewendete Mühe genutzet habei - Denn im ſieben⸗
sen jahre konte er fehon einen guten Brief in
franzöfifcher und lateinifcher Sprache fchreiben ; ei⸗
ne Webung, die man ſchon damals, als ein Kenn⸗
zeichen. und einen Beweis der Gelehrſamkeit an
.. nme ſah.
—8 176
2
u
Brittiſche |
ſah. Ym achten Jahre lernte Prinz Heinrich rei-
‚ten, fingen, tanzen, mit ben Bogen ſchieſſen, in
welcher letztern Leibesuͤbung, wie auch im echten,
Richard Preſton ſein Anfuͤhrer war, welchen der
Koͤnig nachher. zum:Grafen vor Desmond mach⸗
te. Bis auf das Jahr 1003 wurde Prinz Hein⸗
rich im Schloſſe Sterling erzogen, unter der Ober⸗
aufficht bes Grafen von Mar; in dieſem Jahre
‚aber dies ihn fein koͤniglicher Vater, ber, nach dem
Tode ber Eliſabeth, den engliſchen Ihren beſtie⸗
gen:, nach England fommen,: und räumte, ihm
Windſor ein. Sein bisheriger Oberhofmeifter
wurde ſeines Amts entlaſſen, mit Dem Orden vom
Hoſenbande begnadiget, und erhielt das Amt ei⸗
nes Grosj ifters in Schottland, welchen Po⸗
‚fen er bis 1630 bekleidete, und, in einem beynahe
achtzigjaͤhrigen Alter, 163 7ftarb. Der Prinz wurde
263 den 2 Julii Ritter des Hoſenbandes, unbikm
wurde kurz hierauf eine eigene Hofſtadt gegeben;
‚zum Oberhofmeifteer Thomas Chaloner beftellt,
sin, Edelmann aus Norkſhire; Der wegen feiner
weitausgebreiteten Wiffenfihaft b), befoubers in der
lateiniſchen Dichtfunft und Naturlehre, die Be⸗
wunderung bee Gelehrten, und bucch ben edlen
Anſtand feiner Sitten , die Siebe der Hofleute ver⸗
‚biente. Er hatte in Orforb im Magdalenen Col:
legio den Grund ber Gelabebeit gelegt, unb auf
Ze | feinen
: b) Thomas Chaloner ſchriebt A: tweatife on the Ver-
‚tue of Nitre, ‚wherein is.declaredthe fundry.cu-
' ‚res by the fame effedted. Lond. 1584, 4t0o. Bon
nis Oxoniens, Vol, 2. col, 348. mit Ruhm.
⸗
feinen lateiniſchen Gedichten redet Wood in Atize-
Bibliothet. 177
—
feiner Reifen dns herrlichſte Gebaͤude auf ſelbigen
gebauet : König Jacob machte ihn 1591 zum Nite
ter, im Jahre 1603 zum Gouverneur des Prin
zen, und bernach zum Kammerherrn. Cpibemi-
ſche Krankheiten, die 1603 viele Gegenden verwüftes
ten, noͤthigten den Prinzen, feinen Wohnplatz immer
zuverändern: ergieng von Windfor nach Otelando,
von da nach Nonſuch, zwey Luftfchlöffer bes Königs
in Surrey, denn nach Hamptoncourt. Das Jahr
Darauf fehrieb er ein lateinifches Gedichte an ben
König, worüber dieſer eine groffe Freude bezeigte,
und ihn, in einem Briefe zum eigenen }Sleiffe in
ber lateiniſchen Dichtfunit ermahnete, damit er nicht
nur ſchoͤn abfchreiben, fondern auch felbft etwas
verfafien möge. Heinrich fand aud) an den fran⸗
zöffchen Gedichten einen Geſchmack, beſonders an
den Quatrains de Pibrac, die er fogar auswendig
lernte, mie fie es auch, nach vieler Gelehrten Ur⸗
theil, verdienen. Nicht nur die Dichtkunft, ſon⸗
bern auch die Geſchichtkunde beſchaͤfftigte ben eng»
lifchen Prinz; daher ihm der ford Spencer, Be⸗
ron von Wormleighton 1604 ben 24 April die
Memoires des Philipp von Comines zum Geſchen⸗
fe überreichte, in welchem Buche er die wichtig.
fen Stellen unterfirkhen hatte, Damit der Prinz
felbige fogleich finden Fönnte, weil, nad) den eiges
nen Worten des Lords, Prinzen alles Gute often,
aber an nichts ſich einen Ekel effen muͤſſen. Die
bekannte Liebe Heinrichs zu Den Gelehrten, wurde
von Ihnen durch häufige, Zuſchriften ihrer Buͤcher
und Abhaudiugen, a artih erkannt. ze |
Bad 178 Brittiſche
gonig reiſete Im Auguſtmonathe 1605, in Begie
tung des Prinzen, nach Orford, fies ihn als ein
Mitglied des Magdalenencollegii einfchreiben, und
ernannte ihn bafelbft zum Herzog von Eornmall. Im
November deffelben Jahres wurde die Pulverver⸗
ſchwoͤrung entdeder, und da hiebdurch, wenn den
Jeſuiten dieſes Verbrechen gelungen wäre, bag ganze
koͤnigliche Haus, der geheime Rath, und beyde Par:
lamentshaͤuſer, ihren Untergang gefunden hätten;
fo befahl der König Jacob, daß zum Anbenfen
jährlid) am 5 November, oder den nächften Dien⸗
ftag darauf, eine feyerliche Predigt gehalten wer:
den ſollte. Der Pfalzgraf Friedrich, welcher her⸗
nach mit der Prinzeffin Elifaberh, Heinrichs Schwe⸗
ſter, vermählet wurde, wuͤnſchte ihn in einem Brie⸗
fe, aus Sebdan den 10 Dec, wegen feiner wunder⸗
baren Erhaltung, in den zärtlichften Ausdruͤckun |
gen, Gluͤck. Eben diefes that ben 27 December
ber obengenannte Lord Spencer, und befchenfteden
Prinzen mit einem Schilde und. Schwerdfe, um
fich wider meuchelmoͤrderiſche Anfälle zu verwah⸗
ren. Heinrich zog ſchon im dreyzehnten Jahre
feines Alters, wegen feiner Fähigkeit und Siebe zu
den Wiffenfchaften und edlen leibesübungen , noch
mehr aber wegen feinen edlen Geſinnungen, die Augen
fremder Völker auf ſich. Heinrich IV, König von
Frankreich, gabihm 1606, durch feinen Geſandten
feine Hochachtung und Siebe, Durch viele Beweiſe zu
erfennen; ſo fehrieb auch der Dauphin, nachher Ko⸗
nig Ludwig XII, damals im fechften Jahre feines
Alters, anden Prinz, und dankte ihm für bie
| ge
Bibliothek. 179
geſchenkten englifchen Docken. Auch ChriftianV,
König von Dänemark, Vetter bes Prinzen, gab,
bey feinem Aufenthalte in England, im Monarhe
Julii und Auguft 1606, ihm Zeichen feiner Siebe,
die ſich nicht nur. auf die nahe Verwandſchaft, fon
dern auch auf Hochachtung gründete, und verehrte
ihm ein Kriegsſchiff, einen Dolch und Rapier,
welches Gefchenfe über 3500 Pfund Sterlings
werth geſchaͤtzet wurde.
Wie der Koͤnig Jacob und ſeine Gemahlin,
ungeachtet beyde der proteſtantiſchen Lehre zugethan
waren, für den ſpaniſchen Hof. eingenommen wa⸗
ren? fo war im Öegentheile Prinz Heinrich für
Sranfreich gut gefinnet. ‘Der franzöfifche Hof ſah
Band
2&. -
ud
biefe Geſinnungen fehr gerne, und that alles, wager
zum Vergnuͤgen des vermutblichen Kronerbens von
England thun konnte. So thaten auch Die Schott⸗
länder, ımb fanden an dem Prinzen, ihrem Lands⸗
manne, einen eifeigen Bertheibiger ihrer Freyheiten.
Im Jahre 1607 wurde Joſeh Hall, Rector
u Halſtead in Suffolk, ordentlicher Hofcaplan
des Prinzen, der ihn nachher zum Dechant von
Worceſter machte, welche Strile dieſer aufgab,
und Biſchof “von Exeter, hernach von Nor⸗
wich wurde m Auguſtmonath 1608 reiſe⸗
te Heinrich nach Woolwich, um die Schiffswerfte
iu befehen, woran er, nach den Wiſſenſchaften,
das gröfte Vergnuͤgen fand. Das Jahr Darauf
kam Johann Harington, ein ſchottiſcher Edel;
mann, Baron von Exten in Rutlanh, von ſeinen
| Ma Meifen
0
180 Brittiſche
Reifen zuruͤck, und geſiel dem Prinze ſowohl, daß
er ihn einer vertraulichen Freundſchaft wuͤrdigte,
die er auch bis zum Tode des Prinzen genos. Ja⸗
eob I erklärte Den Prinzenn Heinrich, 1609 den 3
Sunius, zum Prinzen von Wallis, und fehlug
ihn zum Ritter; ſuchte auch 1611 im April für ihn
eine Prinzeſſin zur Gemahlin aus, naͤmlich die äl-
eſte Torhter des Herzogs von Savoyen, wel:
cher Vorfchlag aber dem Prinz Heinrich eben
fd wenig gefällig war, als bes. Königs Sein
vichs IV Anerbieten, die Prinzeſſin Chriſtia⸗
na, feine andere Tochter, mit ihm zu vermäblen.
Ken 10 Detober 1612 wurde Heinrich mit ei⸗
wem Fieber befatten, (das er entweder durch zu
häufigen Genus bes Obſtes, ober durch Erhi⸗
gung ſich zugezogen hatte,) es war mit Kopfweh,
Schlaflofigfeit und mehreren gefährlichen Zu-
fällen begleitet, und ris ben, von ganz England
faftangebeteten, unb von dem übrigen Europa mit
groͤſtem echte bewunderten Prinz, den 6 No:
vember 1612 an einem Freytage, abends um acht
Ahr, im ı9 Sabre feines:hofnungsvollen Alters,
aus dem Sande der Lebendigen. |
Dr. Birch hat 358 Blattſeiten dem Leben des
Prinzen gewidmet; von 359 » 409 folget bie Er⸗
zaͤhlung von feinem Begräbniffe, und denen auf
diefen Todesfall gehaltenen Trauerreden und ver⸗
faſſten Leichengedichten.
Den —— an Sammlung
122 , die: ch theils felbft geſchrie⸗
ben, theils ihn und fein Sehen betreffen. sein
Bibliothek. 1818
Wir beſchlieſſen unſere Nachricht, mit dem *
Charakter des- Prinzen, aus der Zuſchrift dieſes
„ Buches, die an den jegigen König von England,
. Georg II, damals Prinz von Balls, gerichtet iſt.
Ich habe nur ein unwollfommenes Gemäßlde fo
„vieler und fo groffer Tugenden des Prinzen ent⸗
„worfen; Stärke und $ebhaftigfeit im Verftande,
. „und ein Hang nach der Vollkommenheit, Die einem
„Fuͤrſten nuͤtet und ihn zieret; Beſcheidenheit
„und. Mäffigung bey Macht und Hoheit; ein lo⸗
„bensmwürbiger Ehrgeiz die ſchwere Regierungsfunft
„zu erlernen, und bo) Gebuld bie Zeit abzuwar⸗
„ten, fie auszuüben; tugenbhafte Sitten, bey dem
„verführerifchen Reize eines ſchwelgenden Hofes;
Wahrheitsliebe und Aufrichtigkeit, Haß gegen
„bie Schmeicheley; durch Sparſamkeit befoͤrderte
Neigung, alle gute Erfindungen großmuͤthig zu
‚ungerftügen und zu belohnen; und endlich die Kro⸗
„ie alfee Tugenden, eine wahre und ungeheu⸗
„chelte Gottesfurcht, dieſes find Die Züge, welche
„das Bild Heinrichs, Prinzen von Wallis, ſchil⸗
„bern, und die an Eurer Fönigl. Hoheit Perfon
„eben fo herrlich glänzen, » | —
Nihil præſtabilius eſt aut pulcrius munu⸗ Deorum,
quam caftus & ſanctus & Diis ſimillimus
| Princeps,
TR Briktifihe | |
‚an . | Vm.
Nachricht von den Lebensumſtaͤnden Geor⸗
ge Friedrich Haͤndels, Eſq. *) |
eorge Friedrich Händel war zu Halle den
24 Februar 1684 gebohren. Sein Vater
mar bafelbft ein Arzt; er warüber fechszig
Jahre alt, als feine zwote Frau unfern Haͤndel
zur Welt brachte, mit welcher er auch eine Tochter
erzeugt hatte. Aus feinem erften Eheftande harte
er einen Sohn, der um diefe Zeit bey dem Her-
zoge zu Sachfenweifjenfels Kammerbiener wur:
de, und fich an diefem Hofe aufhielte.
Handel war in dem fiebenten Jahre feines
Alters, als fein Water an den Hof des Herzogs
reiſete, und ihn zurücke lies, ungeachtet er inſtaͤn-
digft gebeten hatte mitgenommen zu werben, in
der Abſicht, feinen Bruder zu beſuchen. Händel
folgte bey ber Abreife feines Waters, der Kutſche
zu Fuſſe nach, und brachte es endlich durch fein
anhaltendes Bitten bahin, daß fein Bater ihn mit
zu feinem Bruder nahm. |
Es fcheint, daß Händel fih nicht lange an
dem herzoglichen Hofe aufgehalten habe; denn er
mar gerabe fieben Jahre ale als er nach Halle zu⸗
rüc kehrte. Es äufferte ſich fihon damals fein
groffes Talent -zue Muſik. Ben feinem Aufent-
halte in Weiffenfelg_pflegte ex, nach geenbigtem
te
* Aus dem Gentleman's asine for April and
? May 1760. uͤberſetzt. No ſo Aprit
Bibliothet. 183
Gottesdienſte, auf der Orgel zu ſpielen. Der Yen -
zog blieb einmal von ungefähr länger, als gewoͤhn⸗
Mich, in der Kirche, und hörte ihn, undda er et:
was, das nicht gemein war, in feiner Art zu fpies
len fand: fo fragte er den Kammerdiener, wer auf
der Orgel fpiele. Diefer antwortete, daß es fein
Bruder fey; morauf ber Herzog ihn zu fehen ver⸗
langte, und zu feinem Vater fagte, daß er ein
Verbrechen gegen das Publicum und die Nach:
voelt begehen würde, wenn er ber Welt ein fo auf
ferordentliches Genie zur Muſik entziehen, undihn
zu andern Wiffenfchaften anhalten wollte, Der Va⸗
ter gab nicht ſowohl den Gründen, als vielmehr
dem Anſehen des Herzogs nach, und verfprach,
feinem Sohne eine Erziehung zu geben, die feinen .
Fähigkeiten gemäg wäre. Der Herzog machte
dem jungen Händel ein Geſchenk, und fagte ihm,
daß es feinem Fleiffe an Feiner Ermunterung feh«
len ſolle. |
Haͤndel wurde bey feiner Zurücfunft nach
Halle , von feinem Vater zu dern Organift Zackau
gethan, welcher in feiner Kunſt fehr geſchickt war.
Man fagt, daß Haͤndel fehon damals die Stelle
feines Lehrmeiſters, in beffen Abweſenheit, vertre⸗
ten habe. Er. hatte von der Unterweifung deffel-
ben fo groffen Nutzen, daß er im neunten Jahre
feines Alters anfieng Kiechenmufifen zu compo«
niren, und mit diefer Compoſition drey jahre
nach einander fortfuhr.
Er hatte es nunmehro fo weit gebracht, daß
er feinen Lehrmeiſter beynahe übertraf. Man be
and
ver.
184 Brittiſche
ſchlos, ihn nicht länger zu Halle zu laſſen, under
wurde im Jahre 1698 nach Berlin gefchickt, mo
er einen Anverwandten am Hofe hatte, auf deffen
Sorgfalt und Freundfchaft feine eltern ſich ver-
laſſen fonnten.
Die Oper mar bamals in einem fehr bluͤhenden
Zuftande. Verſchiedene berühmte Perfonen hat-
ten die Aufjicht Darüber, unter welchen ſich Buo⸗
noncini und Artilio befanden: Buononcini
war der befte Componift; und Artilio der beſte
“ Spieler; und ihr Charakter war eben fo verſchie⸗
ben, als ihre Talente. Bnononcini war eitel
und ſtolz, und Attilio war befcheiben und aufı
richtig. ‘Der erfte fah mit Verachtung auf Haͤn⸗
deln, und der andere begegnete ihm mit Höflich
keit. Attilio hatte ihn zu Stunden auf dem
Schooffe, vor einem Flügel, auf welchem er ihn
fpielen fies, und die aufferorbenttiche Geſchicklich⸗
feit eines fo jungen Knabens bewunderte. Buo⸗
noncini felbft wurde endlich gezwungen, feine vor’
frefliche Talente zu erfennen, und erzeigte ihm er
nige Höflichfeiten, ob man gleich Anlas hatte zu
glauben, Daß fie Feine Wirkungen von Freundſchaſt
und Wohlwollen waren;
handel nahm bey bem Unterricht des Attilio
ungemein zu, und er war nicht: lange in Berlin,
als er dem Könige vorgeftellet wurde, welcher ihn
oft befchenfte, und endlich: vorſchlug, ihn unter
‚feiner eignen Protection nach Italien reifen zu laß
fen; allein Haͤndels Aeltern lehnten aus gewiſſen
Urſachen Diefeg Anerbieten ab. . . & |
Bibliothek. 18575
Es wäre für ihn nicht rachſam geweſen, laͤn⸗
ser in Berlin -zu bleiben; er Fehrte dahero noch ein⸗
mal nach Halle zurüc‘, und man erwies ihm aufferors
dentlich viele Höflichfeiten. Da erfich Begriffe von
der Vortreflichkeit inder Muſik erworben hatte, bie
alles das, was er in Halle fand, weit übertrafen:
ſo war er ſehr umgeneigt fich bafelbft zu vermeilen;
und hatte eine groffe Begierde, nach-Sralien zu ges
hen. Unterdeffen fand er fein Mittel, den Auf⸗
wand, weichen eine Reiſe nach Italien erforderte,
zu beftreiten. Man fendete ihn nady Hamburg.
Diedafigen Opern wurden nur von ben in Berlin
übertroffen, Bald nach feiner Ankunft in Ham⸗
burg ftach fein Water. Händel mwolltefeiner Muts
ter nicht zur Saft ſeyn, und ſuchte daher Stumden
zu geben, und eine Stelle im Orchefter zu erhal
ten, Unterdeffen ſchickte ihm Boch feine Mutter,
einige Monathe darnach, etwas zu; allein fein
Fleis, und feine Achtung gegen feine Mutter, waren
lo gro8, daß er nicht nur das Geld, fo ihm feine
Nufter uͤberſchickt hatte, zuruckſenden, fondern
auch noch ein kleines Geſchenk von dem feinigen bey:
fuͤgen konnte.
Der erſte Fluͤgel wurde damals von Kayſern
gr, einem Manne, der auch in ber Commpos -
ftion ftarf war. Aber er liebte die Werfehmen
dung, machte Schulden, Die er nicht wieder bezah
I fonnte, und ſahe ſich daher genöchiget, zu flüch-
m Ben Erlebigung dieſer Stelle wollte derje
"ige, welcher ven andern Flügel fpielte, hinauf rin
Gen; aber Haͤnbel war ihm entgegen, toehhern
; Ä M5 | feine
zu 196 Brittiſche
ſeine hoͤhere Geſchicklichteiten ein Recht gaben,
die erſte Stelle Anſpruch zu machen. Nach man.
chem Streite, an welchem alle diejenigen, die die
Oper unterhielten oder dirigirten, Antheil hatten,
wurde die Sache zu Haͤndels Vortheil enefchie:
den. Seine Anhänger führten an, Daß man bios
auf den Mugen der Oper, und nicht aufden Eigen⸗
nußz einer einzeln Perfon zu fehen habe, die fich nicht
auf vorzüglichere Fähigfeiten, fondern bios auf
ein vermeintes älteres Recht, berufen Fönne, Dies
fe Gründe waren unterdefien für Haͤndels Neben:
bubler von feinem Gemwichte, und. er trieb feiner
Groll fo weit, daß er, als fie aufdem Orcheſter
zufammen famen, ihm mit einem Degen einen
Stos auf die Bruft gab, welcher ihm gemis Das
Herz durchbohret haben würde, wenn er nicht zu
gutem Gluͤcke Muficalien im Bufen gehabt hätte,
bie ftarf genug waren, baß fie auch einen zweymal
ſtaͤrkern Stos wuͤrden haben aufhalten Fönnen.
Bald bierauf wurde Haͤndel auch Componiſt
für die. Oper; ungeachtet er. nue fünfzehn Jahre
alt war. Die erfte Oper; welche er feßte, war die
Almeria, und fie erhielt fo groffen Beyfall, daß
ſie dreyſigmal nach :einander aufgeführet wurde.
In einer Zeit von einem Jahre verfertigte er zwo
andere Opern, Florinda und Nero, welche mit
eben ſo groſſem Beyfalle aufgenommen wurden.
Er hatte ſich unterdeſſen auf keine gewiſſe Zeit
bey der Oper verbindlich gemacht, und er behielt
ſich die Freyheit vor, Hamburg verlaſſen zu Fon
nen, wenn er es fuͤr gut befinden wuͤrde, wir es
— eſinoen I
N , l ..
Bibliother. 187
h vorgenommen hatte, andere Laͤnder zu ſehen,
id ſich mit den Arbeiten anderer Meiſter bekannt
machen. « .
Unter ben vielen Perfonen von hohem Stan
2, welche zu ber Zeit, da die Opern Almeris
nd Florinda aufgeführee wurden, ſich zu Hanı«
urg aufbielten, befand fic) auch der “Bruder des
sobann Gaſton de Medicis, Grosherzogs yon
oſcana. Da er ein groffer Liebhaber von. der
Nuſik war: fo fand Händel durch feine unge
reinen Fähigkeiten, nicht nur den Zutritt zu Dies
nr Prinzen, fonbern er wurde auch von Ihm einen
efondern Vertraulichfeit gewürdigt, Der Prinz
eflagte oft, daß Händel mit den italiänifchen
Meiftern nicht befannt fey, von deren Werfen er
hm eine groffe Sammlung zeigte. Händel, wel⸗
her diefelben durchſah, fagtefrey zu dem Prinzen,
‚aß er nichts von dem Groſſen barinnen - fände,
velches dieſen Werfen beygeleget würde. . Aber.
ver Prinz verficherte ihn, daß eine Reiſe nach Ita⸗
lien ihn auf.einmal mit dern Styl und dem Ge⸗
ſchmack der italiänifchen Muſik ausföhnen würde,
und daß ein Meifter in diefer Kunſt in feinem an
bern Sande eine gräffere Aufmunterung finden koͤm
ne. Der Prinz drang zulegt in Haͤndeln, daß
er mit ihm nach Sytalien gehen mörhte; und vers
fprach ihm zugleich, daß es ihm an feiner Be⸗
quemlichkeit fehten folle. . Ungeachtet Haͤndel feſt
entſchloſſen war, nach Italien zu gehen, ſobald
feine Umſtaͤnde ihm den noͤthigen Aufwand zur Rei⸗
fe darbieten würden; fo ſchlug er doch, mit ges
| “ bühren«
Band
a SGt.
Ban tgg Brittiſche
v Bührender Erfäntlichfeit für die Gnade des Prin
zen, diefes Anerbieten aus, weil er feine Und
bängigfeit fr feinen Vortheil in der Welt aufy
‘den wollte.
Er hielt ſich fünf Jahre zu Hamburg auf, un!
in diefer Zeit harte er fich, auffer. bem zu feine
Bebürfniffen nöthigen Aufwande unb einigen fie:
nen Gefchenfen, die er feiner Muster machte, ein
Summe von zweyhundert Ducaten gefammelt
Mit diefer Summe trat er die Reife nach Italien
an, und hinterlies eine anfehnliche Anzahl von Sr
naten, bie entweber verloren find, oder von wel:
Gen man nicht weis, daß er der Verfaſſer Davon
Er gieng zuerft nach Florenz, wo er von dem
Prinzen von Tofcana fehr gnaͤdig aufgenommen
wurbe, und freyen Zutritt in dem Palaft des Orc:
herzogs erhielt. Der Prinz wimfchte einige Sti—
de von feiner Tompofition zu haben, und Haͤndel
kaum neunzehn Jahr alt, war, feiner Jugend un
des Unterſchieds zwiſchen der italiaͤniſchen und den
ſchen Muſik ungeachtet, fo gluͤcklich in der Compo
fitiomeiner Oper, Rodrigo, daß er ein Geſchent
Pe hundert Zecchinen und einen Silberfervice *'
ielt. J
Die vornehmſte Schauſpielerin und Saͤngern
zu Florenz war damals Vittoria, von welche
man fagt, daß fie ſehr ſchoͤn gewefen fen, daß It
dem — in —— Gnaden geftr
en, und daß fie Haͤndeln ihre Zuneigung 9
ſchenket habe. ⸗ m Din A
_ | |
Bibliothef, . 189 m
Nachdem er fi. ein Jahr in Flaren; verweilt
atte, begab er ſich nach Venedig, woer zuerſt auf
iner Maskerade, als er den Fluͤgel ſpielte, von
arlatti entbedtt wurde. Man ſagt, daß Scar⸗
ti”), fobald:er ihn habe ſpielen hoͤren, ausge⸗
ufen habe: dns fünne niemand anders, ala ber
Sachſe oder der Teufel fein. Allein man fegt
iefen Einfall vielen Perfonen inten Mund , bee '
onders dem Morus *) als er ben Eraſmus ſah.
Haͤndel wurde nach feiner Entbeckung unauf⸗
yorlich angegangen, eine Oper zucomponiren, und
r verfertigte endlich, in einer Zeit von drey Wo
hen, die Agrippina, welche fieben und manzig-
mal nach einander, mit dem aufferordentfichiteh
Beyfalle, aufgeführet wurde, Die beften Sänger
nd Sängerinnen bewarben fi) um Rollen in der
Agrippina, befonders die Vittoria, Die aus pers
fönlicher Achtung gegen Haͤndel ſich alle Mühe
gab, durch die Anwendung ihrer. Gefchiclichkete
ten den Werth feiner. Arbeit zu erhöhen.
.44*
*) Es gicht zwo Perſonen von dieſen Namen. Ale
ſandro Scarlatti, der Verfaſſer einer Oper,
Principeffa. fedele, bie für ein Meiſterſtuͤck ges
balten wird; und Dominico Scarlatti, der no
ist in Spanien lebt. Welches von dieſen beyden
Handeln ‚zu Venedig ‚eusbeht, iſt nicht bekam.
Vielleicht iſt dieſes ein Bo bee Scarlatti
geweſen; denn mir hoͤren hernachmals, daß Haͤij⸗
dei mit deyden Cxarfarti, bey dent Carbimi
Ottoboni zu Kom, Bekanſſchaft gemacht hat. -
*) gi den vierten Band · dieſer Bibliothek Gaa
ile.
2Gt.
ar
an [90 Brittiſche
Von Venedig gieng er nach Rom. Seine
kunft wurde bald bekannt, und er wurde von Per
fonen vom erften Range geſucht, beſonders ven
Cardinal Ottoboni, der eine Gefellfchaft vortrefl
her Tonkuͤnſtler unterhielt, unter welchen der be
ruͤhmte Corelli die erfte Viotine fpielte. Auf Ve
langen des Cardinals uͤberreichte ihm Händel ei
‚gang. diefes Wettſtreits wird auf verſchiedene A
Stüd von feiner Compoſition, worinnen diefe Mu
fiel, welche nur an bie italiänifche Muſik gewoͤhn
waren, verfchiedene Schwierigkeiten fanden. Ce
relli felbft, deffen Befcheidenheit und Artigkeit mi
feinen übrigen Eigenfchaften überein kamen, de
Elagte ſich über diefe Schwierigkeiten, und Haͤn
del, welcher ihm gewieſen hatte, wie fie zu übe‘
winden wären, nahm ihm, als er fie nicht treffe
konnte, das Inſtrument mit groffem Ungeſtuͤme
aus der Hand, und fpielte die Stellen felbft. Co
relli, welcher eine folche Ueberzeugung von Händel
gröfferer Geſchicklichkeit nicht noͤthig hatte, gear
mit der gröften Befcheidenheit, daß er ihn über
treffe, und da Händel fortfuhr ungeduldig zu fer,
fo fagte er nur zu ihm: Ma, caro Saffone, queli
muſica & nel ſtilo francefe, di eh'ĩo non mintendo.
Das Inſtrument, welches Händel mit ve!
zuͤglicher Kunft fpielte, war der Flügel, Dome
Nico Scarlarti war damals bey dem Eardinl
Ottoboni, und wurde für den gröfften Meifter au
biefem Inſtrumente in ganz Italien gehalten. De
Cardinal veranftaltete, daß beyde ihre Gefchiclich
Feit gegen einander verfuchen mufften. Der Au⸗
erzãh
Bibliothek. —*
tzaͤhlet, indem einige Haͤndeln, andere aber dem
Scarlatti den Sieg zuſchreiben. Wenn fie zur Or⸗
gel famen: fo erflärte Scarlatti felbft , daß Haͤn⸗
del ihn weit übertteffe. Es iſt eine Ehre für bey-
de, daß fie, ungeachtet fie Nebenbuhler waren,
dennoch Freunde blieben; denn Haͤndel pflegte al:
lemal, mit aufferordentlicher Hochfchäßuug, vom
Scarlatti zu fprechen, und Scarlatti, wenn man
ihn wegen feiner Geſchicklichkeit bewunderte, er
waͤhnte allemal Haͤndeln, und gab feine Achtung
für ihn zu erfennen.
Obgleich Haͤndel vornehmlich bey dem Cardi⸗
nal Ottoboni war: fo pflegte er fich doch auch oft
in den Paläften der Cardinäle Solonna und Pam⸗
philii einzufinden. Pamphilii, der einiges Talent
zur Dichtkunſt Hatte, ſchrieb ein mufifalifches Dra⸗
ma, il Trionfo del tempo, und verſchiedene ars
dere Stuͤcke, von welchen Händel einige in einem
einzigen Abend, und einige aus dem Stegreiftum.
ponitfe. Eines von diefen war eine Lobeserhebung
auf Haͤndeln ſelbſt, worinnen er dem Orpheus ver⸗
glichen, und zu einer Gottheit erhoben wurde.
Band
2St.
un ul
Da er mit verfehledenen Prälaten der roͤmi⸗ \
ſchen Kirche befane war: fo hatte er öftere Anfälle
wegen feiner Religion auszuhalten, Aber man ſah
gar bald, daß man Handeln zur Aenderung ſeiner
Religion auf keine Art würde beivegen können, und
er erflirte, daß er bey der Religion inder er geboh⸗
ten worden, leben und ſterben wolle, fie möchte bie
tahre oder eine falfche feyn. Es gereicht ihm zur
Ehre, dag man ihn niemals dahin bringen ri
ic
[O2 Brittifche
ſcch auch nur in aͤuſſerlichen Gebraͤuchen nach einer
Religion zu bequemen, zu welcher er ſich nicht be-
kante.
Bey feinem Aufenthalte in Rom componirte
Kandel ein Oratorio Refurrezzione , und hundert
und funfzig Cantaten, nebft vielen Sonaten und
andern Sachen.
Ben Rom gieng er nach Neapel, too er von
Ben vornehmſten Perfonen wohl aufgenommen wur:
de. An diefem Orte componirte er eine Serenade,
Acige e Galatea, auf Verlangen ber ‘Donna Sau:
ra, eine Damevon fehr hohem Stande. Nachdem
er ſich einige Zeit in Meapel verweilt hatte, gieng
er zum zweytenmal nach Florenz, Rom und Bene
big, und fehrte, nach einem fechsjährigen Aufent:
halte in Italien, in fein Vaterland zurück. Unter:
weges fraf er in. Hanover ein, wo erben berühmten
Eteffani fand, den er zuvor in Venedig gefehen
haste; und Der bamals bey Dem Churfürft von Ha
nover, nachherigem Könige von Gresbritannien,
George 1. Sapeltmeifter war. In Hanover fand
er auch den Baron Kilmanseck, der ihn mit einer
fo groſſen Empfehlung an den Hof brachte, daß ber
Churfuͤrſt ihm fogleich einen jährlichen Gebale von
1500, Rthlr. ausmachte, damit er in Hanover blei-
ben moͤchte. Haͤndel, welcher zu der Zeit angel
gentliche Einladungen nach England, nonbem Her:
zog von Manchefter erhalten, und überdiefes ver:
ſprochen hatte, ben Hof bes Churfürften von ber
Pfalz zu befuchen, fagte zu Dem Baron, durch wel⸗
‚chen. biefes Anerbieten geichah, daß er zwar Ve
x N ftär s
Bibliothek. 193 Cu
ſtaͤrkſten Regungen ver Dankbarkeit gegendie Gna·
de des Churfuͤrſten empfaͤnde; allein er befuͤrchtete,
daß er das geſchehene Anerbieten nicht werde an⸗
nehmen koͤnnen, weil dieſes von ſeiner Seite eine
Art von Verbindung ſeyn wuͤrde, in Hanover zu
bleiben, weiches aber mit feinem Verſprechen, und
mit gewiſſen vorherigen Entſchlieſſungen, die er
nicht aufgeben koͤnne, ſich nicht wuͤrde vereinigen
laſſen. Der Baron hinterbrachte Haͤndels Vor⸗
wand dem Churfuͤrſten, welcher befahl, ihm zu ſa⸗
gen, daß die Annahme des ihm angebotenen Ges
halts ihn weder von feinem Verſprechen noch von
feinen Entfchlieffungen abhalten folle, fonbern daß
manihm die völlige Freyheit laffen würde, ein Jahr
oder mehr nach feinem Gefallen abweſend zu fenm,
oder. dahin zu gehen, wohin er es für gur-befinden
würde, Aufdiefe leichten Bebingungennahm Haͤn⸗·
del feinen Gehalt mit Dank an. |
De Stefani bald nachher die Stelle bes Ca⸗
pellmeifters aufgab: ſo wurde diefelbe Haͤndeln
gegeben, Sein Privilegium, nach Gefallen abwe⸗
ſend zu ſeyn, wurde dabsıcch nicht aufgehoben, und
et reifete bald Darauf nach Düffeldorf. . Er befüch«
fe auch damals feine Geburtsftabt Halle, wo er
einige Jeit bey feinen :Freunben und Anverwand«
tenzubeachte, beſonders bey feiner Mutter, Die Day
mals fehr alt und feit geraumer Zeit blind war; in«
gleichen bey feineni ehemaligen Sehrmeifter Zackau.
Der Ehurfürft von.der Pfalz nahm ihn mit befon« .
derer Gnade. auf, und machte ihm, bey feiner Ab⸗
tale, auſehnliche Gefchenfe, J |
N Bon
8*194 Brrittiſche
u
Bon Duͤſſeldorſ gieng er über Holland nah
England, und langte im Winter des Jahres 1710
gu Sonden an. Die Opern waren Damals eine nei
Art von Luſtbarkeit, und bie Einrichtung derſelben
war im hoͤchſten Grade ungereime und lächerlid.
Man überfegte einige italianifche Opern ins Ey
liſche, undlies die englifchen Worte nach der Drigi
nalmuſik fingen, fo daß bie Worte verfegt wurden,
und daß zuweilen Die fanfrefte Melodie, welhhe fur
Ins Wort Mitleiden beftimene war, aufdas Bart
Wut fiel; dahingegen die rauhen Töne, welche in
dem Driginal der Mut zugehörten, dem Wirk
den zu Theil wurden. Haͤndels Ankunft machte
biefen Ungereimtheiten ein Ende; er wurde anden
Sof gebracht, und erhielt viefe Merkmale von de
Gnade der Königin. Die Stanbesperfonen zul
ſeiedigen, welche nach einer Oper von feiner Ark
groffes Verlangen trugen, componirte er ein Dir
ma, Rinaldo, weiches einen Italiaͤner, Roſſi, zun
Verfaſſer hatte. Aaron HiE, von welchem fih der
Dlan dazu herſchrieb, überfegte es ins Engliſh.
In diefer Oper hatte der berühmte Sänger Ni"
Kni, eine Hauptrolle, und fie wurde mir ungen
them DBenfalle aufgeführt. .
Zaͤndel hatte nunmehro ein ganzes Jahr!
England zugebrarht, under hielt es für noͤthig nad
Hanover zurück zu gehen. Bey ſeiner Abrelſe erfiel
ee von der Konigin und dem Hofe anſehnliche kr
ſchenke, und er. mußte verfpoechen, daß er zu
formen suplite, wenn er bie Erlaubnis non den
Prinzen erhaltenwürde, in deſſen Dienften
'y
tl
\
|
| Bibliothek. ‚198780
Bald nach feiner Ankunft in Hauover verfer —
figte er. für Die damalige Churprinzeſſin, Carolina,
zwoͤff Cammerduetten, zu welchen der Abt Mauro
Hortenſio die Poeſie gemacht hatte. Er componirte
auchnoch andere Stuͤcken, ſowohl zum Singen als
für Inſtumente.
Gegen das Ende des Jahres 1712 gieng er nach
England zurück Der utrechter Friede wurde, we⸗
tige Monate. nachher, geſchloſſen, und bey Diefer
Gelegenheit verfertigee er ein Teldeum und Jubi
he, Man gieng ihn an, daß er bie Direction.dber
nn dem Hay⸗ market wieber-übernehmen fol-
1 Die Königin felbit- wendete ihr Anſehn an, ihn
dazu zu vermögen, unbals ein Zeichen der Achtung
gegen feine Berdienfte, machte fie ihm’ einen jaͤhr⸗
lichen Gehalt von zweyhundert Pfund auf feine $-
benszeit aus. Ungeachtet Händel in Hanover ſich
verbindlich gemacht hatte, fü hielte er ſich doch bie
zum Tode der Königin, welcher im Jahre 1714%-
folgte, in England;auf, nachdem bie. Zeit, ba er
hatte zuruͤkkommen ſollen, vorlängft verfloffen war.
Bey der Ankunft des Könige, unterftand Haͤn⸗
del ſich nicht, am Hofe zu erſcheinen, weil er ſich
feines üblen Verhaltens bewuſſt war. Allein, ſein
Freund, ber Baron. Kilmanseck, welcher wit dem
Konige nach England gefommen war, brachte vie⸗
leyen dan vornehmſten Perfonenauf Haͤndels Sei⸗
te. Er veranlaſſte auch den Koͤnig zu ejner Luſt⸗
ſahet auf dem Waſſer; bey welcher · Oelegenheit
Huͤndeln aufgegeben wurde „eine Miſik aufzufuͤßh *
"m. & or Dig auf ine or a At, Baer
oo 2 0.
oͤ—
I
⁊
agb Brittiſche
ur
-
Um dieſe ZUR ſiel man varnuß, eine Art von Aca—⸗
Koͤnig davon ſeht zufrieden war, und fragte, wie
dieſes ohne fein Vorwiſſen haͤtte veranſtaltet ter:
den koͤnnen. Der Baron ſtellte hierauf dem Koͤ—
ige Haͤndeln vor, als einen, der feinen Fehltritt
zu fehr erfenme‘; als daß er Entſchuldigungen dafür
fuchen follte, der aber ein aufrichtiges Verlangen
frage, ihn wieder gut zu machen: Haͤndel erhielt
die Gnade des Königs, und feine Waffermufif wur-
de mit dem gröfften Benfalle beehret. Der König
feßte dem jaͤhrlichen Gehalt, weichen ihm Die Königin
sgemacht hatte, zweyhundert Pfund auf dehgrs
Fr zu; und als ihm aufgetragen murde, die Men
MPrinzeſſinnen in ber Muſik zu unterrichten, wurde |
dieſe Zulage bis zu vierhundert Pfund erhoͤhet.
Im Jahre i7 verfertigte er die Oper Ama⸗
»dige, und von dieſer Zeit an bis in das Jaht 1718
var: er faſt beſtaͤndig bey dem Grafen von Burling⸗
‘en. -Da Pope ein fehr-vertrauter Freund des
Grafen war: ſo trug es ſich oft zu, daß Haͤndel
and er zufammen bey ihm ſpeiſeten. Pope, der das
ſeinſte Gehoͤr für bie poetiſche Harmonie befas, hat⸗
tefeines für die Muſik, und er geftand oft, daß
Die beften Compoſitionen, die Händel fpielte, ihm
fein Vergnügen machteil. Unterdeſſen hatte ihm
fein Sreimd;, Arbuthnot, mit Hoͤndels ungeme-
: nen Verdienſten bekant gemacht. Bom fahre 1713
bis zum Jahre 1720 war Händel vormehnrich jı
Cannons. ' Syn den legten beyden Jahren tompo⸗
nirte er blos den Teſeo und Paftor fido , denn Buo⸗
noncini und Attilis waren Componiften für die Opet.
demie
Pibliothet. 107
demie auf. dem. Hay⸗ market zuftiften, in bee Abs
fiht, daß daſelbſt Opern von Handels Compofi-
tion, unter feiner Yufjicht und ‚Anordnung, aufge»
führet werden follten.. Man erwählte den Weg
dee Subfeription / „durch welchen. feine geringere
Summe, als soooa Pfund zufammen gebracht.
wurde. Der Koͤnig felbft hatte mic unterfchrieben,
und die Gefellfchaft wurde mit bem Titel ber koͤ—
riglihen Ycabemie beehret. Haͤndel verlies Con-
nons, und reifete, in, ber Abſicht Sänger zu ſu⸗
hen, nah Dresden, wo er Senefino und Duri-
fanti bewog , daß fie mit ihm,nacd) England gien⸗
gen. Buoroneini und Attilio haften noch immer
viel Anhänger auf ihrer Seite „aber fie waren ben,
Freunden Haͤndels nicht gleich... Im Jahre 17
erhielt er Erlaubnis, feine Oper, Rabamift, auf
äujühren, Das Haus war ß voll, daß viele von
der aufferorbentlichen Hige ohnmaͤchtig wurden,
und viele boten für einen Plag aufder Gallerievier«
dg Schillinge, nachdem fie fih um, einen andern
Pag vergebens bemüht hatten. .
Der Streit zwifchen Haͤndels und bes Buo⸗
Noncini Partey gieng immer weiter, und ber. Adel,
cheilte fich in zwo Factionen , die fich einander mit.
goſer Heftigfeit entgegen ftellten. Man wurde zu⸗
let dahin einig, daß Die beyden Virtuoſen an ei⸗
ker Oper gemeinschaftlich arbeiten möchten, ‚und,
daß jeder einen befondern Aufzug hehmen follte.,
etjenige nun, welcher. burch.bie Allgemeinheit,
der Stimmen die beften Beweiſe yon „feiner Ge⸗
thickſichkeit geben würde, folle zu Dem Beſitze des
u j no Rz” : - Haͤu⸗
*
Band
En
198 Srittiſche
Hauſes gelangen. Dieſe Oper war Muzʒio Scaͤ⸗
vola, und Haͤndel componirte den letzten Aufzug.
Ben der Aufführung waren die Stimmen gar nicht
mehr getheilt, und Haͤndel erhielt den Vorzug.
Die Academie wurde nunmehr vollfommen einge-
richtet, und Handel, der für diefelbe Componift
wurde, unterhielt fie neun Jahre fang mit unge
meinem Denfalle. Aber um biefe Zeit entſtand
eine Mishelligfeie jmifchen ihm und Seneſino;
dieſer befchuldigte handeln einer Tyranney, und
Haͤndel klagte Sensfino wegen Rebellion an. Der
Adel gab ſich afle Mühe, diefe beyden wichtigen
-Perfonen wieder mit einander auszufößnen, aber
ſo verlies doch Händel den Hay⸗ marker nicht ;
vergebens; und zuletzt entitanden wegen Diefes
Streites neye.Mishelligfeiten. . ‘Der Adel wollte
nicht geftaften, daß Handel, um feine Rachbe⸗
gierde zu befritdigen, einer Perfon den Abfchied
geben folle, die zu ihrem Vergnuͤgen fo unentbehr-
lich war, und Findet wollte, um ihres Bergmü-
gens willen, mit Feiner Perfon ; die ihn beleidigt
beit in Verbindung bleiben. Ein eben fo heftiger
reif entſtand zwiſchen der Fauſtina und Cuzzo⸗
ni, und endlich wurde eine Geſellſchaft, bey der
ber König ſelbſt und faſt der ganze Hof wor, und
zu deren Unterhaltung man eine Summe von
50000 Pfund unterſchrieben hatte, durch den Ue⸗
bermuth derjenigen Perfonen zerftöret, gegen Die
man mit $obeserhebungen und Geſchenken ver-
ſchwenderiſch gewefen mar.
Od aber gleich bie Academie auseinander gieng,
aber
Bibliothek. 199 8a
abet er ſahe bald, daß er nicht allein eine Den
von Wichtigkeit war. Nachdem Senefino den Ab»
ſchied erhalten hatte, verlohren ſich die Zuboͤrer,
und das Publicum lies ihn empfinden, wie un
recht er hatte, daß er auf oͤffentliche Unkoſten fei-
nen Zorn hatte befriebigen wollen. Cr ſchlos da⸗
mals mit Heidegger einen Vertrag, daß fie ge⸗
meinſchaftlich Opern auffuͤhren wollten; und er
gieng nach Italien, neue Leute zu holen. Er kam
mit Strada, Bernachi, Fabri, Bartoldi und
andern zurüc‘; allein er empfand bald, mas für
ein Unterfehied zwifchen der Verbindung mit / dem
bririfchen Hofe, und einer Gemeinfchaft mit Hei⸗
Degger war.
Der Adel, welcher fich beleidigt fand, verans
ftaltete eine neue Subfeription, um gegen ihn, in
dem Schaufpielhaufe in Lincoln’s> „Jen Fields,
Opern aufzufuͤhren. Porpora und Farinelli wa⸗
ren unter andern von der Geſellſchaft. Porpora
war der Verfertiger verſchiedener Cantaten, die
man febr! bewunderte ‚und Farineflibezauberte alle,
die ihn hörten, durch feine aufferorbentliche Staͤr⸗
fe im’Eingen. Haͤndel erhielt fich drey Jahro
lang mit Heidegger gemeinſchaftlich, und ein Jahr
allein, wider ſeine Antagoniſten; endlich aber muſte
er unferfiegen ‚ und er ſahe ſich genöthigef, den
Hay market feinen Hebenbuplern zu uͤberlaſſen.
Fr machee nachher einen Verſuch , ſichi indem
Haufe, welches feine Nebenbuhler in: Lindeins· Inn⸗
Fields verlaſſen hatten Zuhoͤrer zu verſchafen— 3
4 aber
wu 200 Brittiſche
—
aber dieſes Vorhaben mislang ihm, und er ver⸗
fügte ſich nunmehro in Coventgarden, und ſchlos
eine Gemeinſchaft mit Herr Rich, In Covent⸗
garden führte er im Winter 1733 feine Oper,
Ariadne, auf; indeffen baf eine von Porpora ge
feßte Oper, die eben diefen Namen hatte, auf dem
Hay: market aufgeführet wurde. Er hatte das
Misvergnügen, zu fehen, daß er, wenn er auch
ber Sompofition bes Porpora die feinige entgegen
feßen durfte, dennoch der Stimme bes Farinelli
nichts entgegen zu fegen hatte. Diefes war für
ihn defto demuͤthigender, da er feinen erften Bey⸗
fall fich allein zugefchrieben, und einen Sänger ver-
achtet hatte, ber fo fehr befugt mar, den Ruhm
mit ihm zu theilen. Unterdeſſen fube er ſo lange
hartnaͤckig fort, bis er fich genoͤthigt ſahe, faſt al-
les, was er hatte, hinzugeben; um fich aus feinen
| Schulden zu reiſſen. Diefer unglückliche Ausgang
machte einen fo ftarfen Eindruc auf ihn, daß er
nicht nuv eine Zeitlang feine Gefundheit, ſondern
auch ſeinen Verſtand verlohr. ¶Sein rechter Arm
wurde ihm durch einen Schlagflus unbrauchbar
gemacht; und er fagte und that zuweilen ſolche aus⸗
ſchweifende Dinge, daß man an feiner Sinnleſ ig⸗
| feit nicht mehr zweifeln konte.
Er wurde endlich von dieſem traurigen. Zu⸗
ſtande, vornehmlich durch den Gebrauch der Baͤ⸗
ber zu Aathen, wieder hergeſtellet, und ep im
. Jahre 1736 nad} Londen pure
vsı a se ⸗
—ä [u | D . .
‘
.
n. r
[5 \ - 3
*
Bibliothet. 201
Kirz nach: ſeiner Zuruͤckkunft wurde ſein Feſt
Des Alexanders in Coventgarden aufgeflihret, und
wohl aufgenommen. Unter dieſer Zeit mar die gu
te Einrichtung auf. dem :Hayr market, durch ver⸗
ſchiedene Umſtaͤnde ſehr. zuruͤckgekommen. Der
Lord Middleſer aͤbernabm deswegen die Direction
und gieng: Haͤndeln oft an, ihn mit Compoſitio.
nen zu verſehen. Haͤndel machte zwo Opem fi
den Lord, Faramondo und Aleſſandro. Bey⸗
De wande auf dem Hay⸗ market im. Jahr 1737
aufgefuͤhret, und Boͤndel erhielt bafür tauſend
und.
Als ſeine Opern auf: dem Hay market denehe
maligen Beyfall nicht mehr fanden: ſo fuͤhrte er
eine andere Art von Muſik ein, ‚Die er Mratorio
nannte , umd ·die er dem angehohrnen Ernſi ber Eng⸗
länder für gemäffer hielt. Da der Inhalt Diefer
Stuͤcken. allemal aus der. heiligen Geſchichte ge⸗
nommen war: ſo hielten es einige für eine Enthei⸗
ligung, daß fie in. Muſik gefegt „und. öffentlich aufr
28.
geführt soürden: Diefes Vorurceheil war nicht ale _
gemein genug, zu verhindern, daß fie als drama⸗
tifche Dialogen abgefungen wurden; aber es-ver-
hinderte Doch Die ordentliche Vorſtellung, und auf
diefe Art wurden, dieſe Stüden weniger unserhals
tend. Ungeachtet fie aber. den Beyfall nicht erhiel⸗
ten, den fie wirflich verdienten: fo fuhr doch Haͤn⸗
del Damit bie zum Jahre 1741 fort, da die ſchlech⸗
te Beſchaffenheit feiner. Umſtaͤnde ihn nöchigre,
England zu⸗ ven, und fein Gluͤck in dubun
iichn. *
*
nn Das
rn . Buritrtiſche
VE as erfle, was er. in Dublin thae, war’: daß
ee feinen Meſſtas aufführte, weicher in England
fehr kaltſinnig aufgenommen werben war. Man
empfieng Handeln in Irrland auf eine Art, die
eine groffe Achtung gegen. feine Derdienfte zu er:
kennen gab. Sein Aufenthalt in Irrland, weh
cher neum Monate dauerte, brachte ihn in eine bef-
fere Berfaffung , und ben feiner Zuruͤckkunft nach
London fand er Das Publicum beffer gegen fich ge⸗
finnt ‚als ehemals, Es murbde endlich wieder fein
Freund, wozu die vorfheilhafte Art, mit welcher
ihn Pope im vierten Buche feiner Dunciabe er-
waͤhnt, nicht wenig betrug. |
Baͤndel fieng nunmehr feine Oratorios im
Eovenegarden mit allgemeinen Beyfalle wieder an,
und führte zueeft Sempfon auf. Im Jahre
1743 hatte er wieder einen paraiytiſchen Zufall,
und im Jahre 1744 zog er ſich den Unwillen eis
nes gewiſſen Frauenzimmers zu, die alled anwen-
dete ihn zu ſtuͤrzen; aber vergebens: Sein Meſ⸗
flas, den man ehemals fo kaltfinnig aufgenom⸗
‚men hatte, wurde nunmehro ein Keblingsſtuͤck.
Haͤndel führte ihn jährlich zum Beſten des Find-
fingshofpirals auf ; welches damals blos durch Ber:
Fäge von Privätperfonen' unterſtuͤzt wurde. |
m Jahre ıy5r wurde er blind, durch eine
Kränfheit: am Auge, bie ‚gutts-ferena genennet |
seird.: Er gerierh darüber eine Zeitlang in Die
tiefſte Schwermuth, und fonnte niche ruhen, bis
in u: er
Bloliothek. HOFER
. an fich einige Operationen hatte unteruehmen
ffen, die fü fruchtiss als‘ fihmerzhaft waren;
Ran wird fi} wundern, daß man mit ihm in
iefee Werfaffung Operationen unternommen; al:
in man wird aufhören fich zu wundern, wenn
nan weis, Daß der Ritter Tahlor, der fo viele Wuns
yerdinge gethan hat, und der fich eben Damals in
Fngland befand, die Operation verrichtet: Haty
yenn ob diefelbe gleich Haͤndels Augen keinen Nu⸗
sen fchafte: fü füllte fie doc) Tanlorg Beutel.
Diefe ganze Zeit über, fegte er bie Aufführung
feiner Eingftücken mit ununterbrochenem Benfalle
fort; aber da er ind, daß es ihm unmoͤglich fiel,
fie ollein zu beforgens-fo-fland ihm, auffein Ver⸗
langen, Herr Smith bey, welcher oft an feiner
ftatt fpielee, und überhaupt feine Stelle vertrat.
Mit diefer Beyhuͤlfe führte er, bis acht Tage vor
feinem Tode, feine Singſtuͤcken beftändig auf.
Vom October 1758 an nahm feine Gefunbheit
merflih ab, und die Luſt zu effen, die fonft ſehr
ſtark bey ihm gemefen war, verlies ihn, Diefem
ungeachtet behielt fein Geift, auch im legten Thei⸗
le ſeines Lebens, feine völlige Lebhaftigkeit, wel⸗
ches aus verſchiedenen Geſaͤngen und Choͤren und
andern Compoſitionen erhellet, die, vermoͤge der
Zeit ihrer Verfertigung, als die letzten Toͤne ſei⸗
ner ſterbenden Stimme angeſehen werden koͤnnen.
Am ſechſten April 1759 wurde ſein letztes Orato⸗
| rium
Der} .n
2%. 204 Brittiche
m aufgefuͤhret, wobey er gegenwärtig war;
und den vierzehnten ſtarb er. Den zwanzigſten
wurde er in der; Meftminfter. Abtey begraben,
mo ee ihm, auf.feine Koften, : ein Denkmal m
errichten verordnet hat, Er. hingevlies fein: Ve⸗
mögen , : welches fehr anſehnlich war, der Tod
68 feiner Schweſter; aber; feine Muſikalien ver
machte. er dem Deren Smich, welcher nunmehro,
nebſt Haren Stanley, bie Aufführung.der
Singſuchen beſtaͤndig fortfegt.
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er gröfte und ſchaͤbarſte Vorzug, deſſen
D ein Menſch ſich ruͤhmen kan iſt der Vor⸗
RN zug “ein Menſch zu fern. Was fuͤr Wunder
reffen in uns zuſammen! Alle Weleweiſen find
iber dieſelben erſtaunt! Einige‘, deren Begrifft
ich auf Materie und das, was in die Sinne fällt,
inſchroaͤnken, behaupten, daß wir aus einem fünften
‚nd fehr feinen Elenient zuſammen gefegt [nd ; arts
vere aber wollen uns unter den Goͤttern unſern Platz
mweiſen. Jene wenden ſich un’ffrinliche Gegenſtaͤn⸗
de, um eine Sübſtanz, die nicht in die Sinne faͤllt,
zu befchreiben;- und dieſe ſetzen ihre thoͤrichte Ei⸗
telfeit an die Stelle ihrer Seele. Aber mus nicht die
Seele uͤber die ſeltſamen und abentheudtlichen Abbili
dungen,die dergroͤſte Theil der Weltweiſen von threi
Befep und ihren Eigenſchaften macht, ihren Spott
haben? Vergebens betrachtet fie die verſchiebenen
Gemaͤhlde ber verſchiedenen Zeiralter, auf welcheni
fie und vorgeſtellet wird: ſie kanmſich darauf nicht
erkennen, und diẽ beſten Copien / die ſie in den Han⸗
den der igigen Metaphyſiker wahrnimmt, ſind vol⸗
ler Uwollkommenheitn. en
In den philoſophiſchen ·Shſtemen · werben wir
die Seele nicht fo finden, wie ſie ft. Die Mannich⸗
faltigkeit der Meynungen von ihrer Natur verbrei⸗
tet eine-gröffere Dunkelheit über · ſie. Wenn wit
die Abſicht haben, die Seele zu finden: fo muͤſſen
EN, ET ai
- 2
*) Aus dem Univerl, Mag. ͤberſeht.
er ., Brittiſche
wir ſie in ihr ſelbſt ſuchen; aber dieſe Na
ſchung erfordert eine voͤllige Abgezogenheit won fi
perlichen Gegenſtaͤnden, von Leidenſchaften, un
Vorurtheilen. Auch Der kleinſte Theil
aterie, wenn er auch noch feiner als Luft €
Feuer wäre, mus hier entfernet werben. Die Ser
hat, ihrer Bereinigung mit dem Körper ungeachte
.r “rd
Ungeſtuͤm, fichzuden unendlichen Wefen emporge
ſchwungen, ‚oder oe weite Rund der Erde durch⸗
ſchweift habon. Es giebt gewiſſe Verfaſſungen,
uind gewiſſe glückliche Augenblicke, bie ung von dl
Ian ‚äufferlichen Gegenflänben.gewaltfgm abzieh,
Hnd.quns;, - über die Grängen ber Sterne hinaus,
perfagen, Alsdann nimt die Seele feine Sinne mit
(ch; dir behält innliche Begeiffeund Kagu
gen ; von welchen: fie ſich nicht ganz losmachen kan.
In vielen Umſtaͤnden des Lebens empfinden die Mer
ſchen weder Hitze noch Froſt, ober ſie empfangen we⸗
nigſtens nur einen ſehr ſchwachen Eindruck vonde
ren Daſeyn. Wenn man in der Mitte eines Fluß
ſes gemach ſchwimmet: fo vergiſt man leiht ei
jede anbere Empfindung; 26 ſcheint, daß der Kir
per; indem. er mit Dany Stronje ſortgeht, mit DA!
Maſſer nur eine Subftanz ausmache. Die Set
| MARIN SET in ablein
,
Bibliothet. 20700
Bein ſcheint auf der Oberfläche der Wellen umanı
ein, und ſich nur mit fich fetbit zu:befchäftigen. - -
Wenn wir Die Schönbeis der Blumen mit Be:
sunderung. betrachten, wenn wir den Geruch lieb:
icher Düfte im ums ziehen, wenn wit auf Die Harp
nonie dee Töne horchen:- fo ift Diefeseine Wirfung
der Siebe , Die wir. fiir unfern Körper haben. . Die
Seele, bie ung. näher verwandt iſt, bat Diefe äufe
ſerlichen Huͤlfemittel eben fo wenig nöchig, als
Nahrung und Schlaf. Sie.geftatteh, daß die Ma»
terie fich Durch Erhaltungamittel erquicke und une
terhafte; auſſerdem muͤſte: man behaupten, daß die
Theilchen des Brods, welche Durchdie Verdauung
mit dem Mute vermiſcht werben, fich in einen
heil der. Seele verwandeln, und daß fie folglich
— — Entwuͤrfe erfinden, und Geſetze vor⸗
tet , So un , s 1
Durch ihre:Leidenſchaften verleitet haben eini⸗
ge Menſchen vergebens Mihe augemenbet, einige
Thiere für Nebenbuhler des Ptenfehen auspigeben,
und zu behaupten, Daß fie fühig waͤren, der Serſe
die ihr gebaͤhrende Achtung. ſtreitig zu machen
Aber koͤnnen wohl dieſe ergasifirten Maſſen top
Erde, dieſe Thiere / die Vergleichung mit dem Me
ſchen aushalten? ‚Der Mangel an RNachdenhen und
Freyhelt, weichen man beiyikaen wahrnime, wiber⸗
legt ihre Panegyriften, und. zeigt das Laͤcherliche
ihrer Meynimg. Man vereinige alle Geſchwin
digkeit der Bewegung, alle Gemmigkeit ber zarte
ſten Triebſederw; man wird dennoch niemals bie
Gedanke, weiche ſieht, und nicht geſehen wird, *
24°
’
non
cye
|
* 208 Brittiſche
2 St.
nu
che durchbringt, und unburchdringlich iſt, herve
bringen Finnen. Wir finden hiervon einen his
laͤngfichen Beweis an den berufenen Avtomaten, di
blos gedient haben, zu zeigen, wie bewundernswir⸗
dig unſere Seele iſt, wenn fie wirkt. Um übe:
zeugt zu werden, iſt es nicht noͤthig aus unfern
Koͤrper heraus zu gehen. Dieſer Koͤrper iſt kaum
gebildet, wenn die Seele ſeinem Triebwerke eine
leichtere Bewegung giebt, und feine. Otganen ver⸗
feiner. Wann fie nicht auf einmal feine Ohren
ind Augen öfnet; wenn fie fein Herz nicht dankbar
made, wenn fie feinem Gehirne. nicht die Faͤhig⸗
keit giebt, Degriffe-zubebalten; fogefchiehtes, die
Nachſicht zu zeigen, bie fie für einen feinen ſchwa⸗
hen und zarten Körper hat, von welchem fie ab⸗ |
haͤugt. Sie wirft::ane ſtufenweiſe, aus Furcht,
in einem Augenblicke die Haͤutchen und Fibern uu
gerſtoͤren, Die eine Inge Reihe von Jahren dauern
follen.: Man nimmt dahero wahr, daß bie auſ⸗
merkſame Seele nur nach und nach, umd in dent
Verhältnis, wis der Körper zunimmt, und Kräfte
fammelt, vollkommen wird. Beſtaͤndig richtet ie
ſich nach den Erforberniſſen bes Koͤrpers; fie tür
delt in der Kindheit, ſiudiert in ber Jugend, über:
fegt in den männlichen Jahren, und ruhet im Alter.
- Aller diefer Geſalligkeiten ungeachtet, bleibt dit
Ceele allemal auf: ifee. Rexhee.eiferfürheig, un
handett auf eine folche Art, daß man fie nicht mit
Dem Koͤrper verwechfeln fan. Sie laͤſſt uns ſeine
Or und Stirke —*X7— und beurtheilen,
und ihre Kraft ‚ ihn durch bie De
ihr
Bibliothet. 209 Bıb
—
yes Willens in Bewegung zu ſetzen. Wenn uns
08 Haupt und das Herz der Erfäntnis unb der
Smpfindung fähig zu ſeyn fcheinen: fo komt das
jaher, weil das erſte der einzige Theil unſers Koͤr
rs iſt, wo alle unfere Sinne ſich vereinigen, und
veil das andere der Mittelpunkt des Kreislaufs des
Blutes iſt.
Die Seele iſt alſo mitten in uns, als eine Ber
herrſcherin, der alles gehorfam feyn mus. Unſere
Sinne ſind gleichfam ihre Minifter , die ihre Be⸗
fehle vollziehen, und ihre Zufriedenheit befördern
muͤſſen; fiefind verbunden, die Zugänge zu ihr zu
bewahren, und den Aufruhr der Leidenſchaften und
Vorurtheile zu.entfernen. Wenn fie nicht allemal
diefe Schuldigkeit beobachten: fo rührt es baher,
weil die Seele das. unglückliche Schickſal der mei⸗
ften Beherrfcher hat, deren Unterthanen zumeilen
eben ſo untreu als undankbar ſind.
Die Oberherrſchaft ber. Serie zeigt ſich nich
nur in der Gewalt, die fieüber den Körper auguͤ⸗
bet; ‚alle Wiffenfehoften , alle Geſetze, beweifen ihr
Recht über das Vergangene, Gegenwaͤrtige und
Zufünftige, Das fehöne und ‚groffe Weltgebiube
hat nichts in fich, wodurch dieſes blos geiflige We⸗
fen gefeſſelt werben koͤnnte, welches ſich felbft Raͤu⸗
me bis ins Unendliche vorſtellt, und bey dem An⸗
blicke der Ewigkeit nicht erſchrickt. Die Zeit. kan
ihre Strenge an unferer Seele nicht ausüben. Mit-
ten indem allgemeinen Verfall und Untergang bye
Gefhöpfe, dieunsumgeben, fan fie ſich nicht wie
u auf ihre Mehl fok Fl ſeyn.
sfirer Seele zu. Selbſt die feinen und ſinnreichen
ein Menſch in der Welt hat: ſo wird er fih m
wine Brittiſche
fie wurden Monate, Jahre, Zeitalter, nicht et
geführt: fie würde fie niemals gefanthaben, wen
fie fie nicht wegen des Rörpers kennen muͤſſte. Al
Geſchlechter gehen mit der Zeit unter, alle eilen de
Vermiſchung mit der Erde, davon ſie herſtammen
enigegen ; indeſſen daß bie Seele, die immer jugerd
lich bluͤht, keine Verweſung befuͤrchtet. Die Me
fur mag verfallen ; unſer Koͤrper mag in Aſche un
Staub verwandelt werben: aller Verfall umd Ort
weſung Pan einen Geiſt nicht terffen, der in un)
on ſich ſelbſt "Feiner Muflöfung fAhigift:
VBieſes ſind ‘Wahrheiten, welche ihre Ueberzeu—
gimg bey ſich fuͤhren. Ja, der Leidenſchaſten, rel;
chen wir unterworfen find, und der finnlichen Or
genftände, mit welchen wir umgehen, ungeachten
mus · der Menſch ben fich ſelbſt die Vortreflichkei
feine Seele erkennen. Selbſt diejenigen, welche
fie zu Materie machen wollen, pflegen jeden Auge:
rblick Geſtaͤndniſſe von ihrer Würde abzulegen; N
oft fie ein feines Werk erheben, oder eine heraifft
"That bewundern, geben fie die Vortreflichkeit ut
Schluͤſſe, mit welchen fie die geiftige Natur de
Seele zu entkraͤften fich bemuͤhen, dienten zu nicht
als die Vortreflichkeit der Seele zu zeigen. ©
beweifen bios, daß ſie undankbar find, und bie‘
Aſt ihre ganze Demonftration,
Wir haben einen fo groffen Begrif von de
Bee daß wir es nicht ertragen Pänmen;, wern nit
erachtet werden. Was für Ehre und Vortheil and
Bibliothek. 218
für unglücklich haften, wenn nicht andere ruͤhmlich
und vortheilhaft von ihm denfen. Die Seele ift
deswegen mit Materie vereiniget, weil der Menſch,
als er auf eine koͤrperliche Welt geſetzet wurde, ein
geiſtiges Weſen, das fähig wäre, ihn zu dem Als
lerhoͤchſten empor zu Beben ; und zugleich einen Koͤr⸗
per, vermittelſt welchen er Die ihn umgebenten Ge⸗
genſtaͤnde fühlen und fehen fönte ; empfangen muſte.
Ohne einen ‚Körper: würde er in dieſem weiten
Ganzen blind und ſtumm ſeyn; ohne eine Seele
mwürde.er den Thieren gleichen, die weder ihren
Anfang noch ihr Enbe kennen, Und deren mechas
hie Wirkungen vielleicht keine groͤſſere Wundeb
ſind, als die Bewegungen der Pflanzen, l
Die genaue und wunderbare Vereinigung Dies
fer beyden Subftanzen feßet den Menfchen in ben
Stand, ſich felbft zu fragen, alle Weſen zu fragen,
zu urtheilen, zuſammen zu feßen; und ing Merk
Mu richten. «Eine fe Uebung ‚ eine glückliche Ar⸗
bit, Die den Worlug für allen andern Befchäftl
gungen verbierit. Was nuͤtzet es ung, eine genaue
Veſchreibung der Seele zu Haben? Es iſt unftrei
tig beſſer, einen Begrif als eine Defkrition von rk
ferer Seele zu Haben, Wir füllten: unſere Auß⸗
Meitfamfeie auf die Vortreflichkeit and Geiſtigkeit
der Öpkle blos in der Abſicht vichten:, um die Meria
fhet pur Ermpfürting ihrer unfihäßbaren Vorza⸗
Be gewoͤtznen. Es iſi natürlich, daß man mit
Velantſchaft derjenigen / arifänge,, mit welchen na
in eins Jenaus Vebbinoung treten lies: vad wij
werden, in dem Umgange mit der Seele bald et⸗
Du O 2 was
.
.
ve 212 Brittiſthe
as finden, das uns über unfere urbentäuhen
danken erhebt, und uns die ganze Würde eines
nünftigen Wefens empfinden läft.
So vielen Nutzen bie öffentliche Gefellicuit
haben kan: fo hat fie doch oft nichts, als zeitliche
Käntnipfe, rdifche Neigungen, und nichtsmürdi
ge Dinge zur Abſicht; dahingegen ladet ‚uns di
innere Unterhaltung mit ung felbft zu ſchaͤtzbaren Ge⸗
genftänden ein. Die Seele, welche zwiſchen dem
" Schöpfer und den Gefchöpfen ihren Piss hat, und
welche über fich nächts als das hoͤchſte Weſen, un
ter ſich aber. nichts als Körper ſieht, "wendet ih
‚natürlicher Weife zu dem erftern, und verläft die
andern. Ihre Neigung auf einen andern Weg zu
lenken, müffen ſehr gewaltfome Mittel angewendet
werden. Ä
. Wir wollen uns hierüber wicht verwundern.
Der Schöpfer, welcher Die Seele zu feiner Erfünt-
nis und Siebe gebildet, hat die Abſicht, daß fie mi
ihm in Gefellfchaft treten, und das was ipmen fehl
fordern ſollen, und wenn er ihnen oft nicht antwer⸗
tet: fo will er ſie hierdurch dafuͤr beſtrafen, daßſe
ſich zu ſehr an die Geſchoͤpfe halten, Dieſer errih
teten Oroͤnung gemaͤs lerne die Seele, in dem tieſ
ſten Stillſchweigen ihrer Vernunſt, eine Wiſſenſchaſt
‚Die den Leidenſchaften und Sinnen unbekant it; I
lernt den Umfang ihrer Pflicht, und findet bie DH
sel, eine Gluͤckſeuigkeit zu eelangen, bie weder BE
ſtreuung noch Eigenfinn beſtinnnen würben,
Wenn
Bißtiothef. arm:
Warm wir uns um eine Innere Unterhaltung
it ung felbft Bemühen; Haben wir nicht in ung
lbſt die vortreflichfte Geſellſchaft? Eine fruchtba⸗
Einbildungskraft hebt ung uͤber dieſe materielle
delt empor; unſer Verſtand verbeſſert ſich, je mehr
ſich der Unendlichkeit naͤhert; unſer Wille reiſſet
ns mit Ungeſtuͤm nach dem hoͤchſten Gute fort;
nfer Gedächtnis unterhält uns mit vergangenen
Segebenheiten. |
Ich finde in mir ſelbſt die vortreflichften Mit⸗
el, mich aufeine wuͤrbige Art zu befchäftigen. Die
anze Welt entfaltet ſich den Augen meines Geiſtes.
in einem Augenblicke durchgehe ich alle Laͤnder, afle
geiten ; ſelbſt die Toden, welche einige tauſend Jah⸗
tim Grabe liegen‘, ſcheinen aus ihren fuͤrchterli⸗
hen Wohnungen hervorzugehen, und fich um mid)
erzuftellen, Ich ſehe Ariſtoteles, Plato, Alexan⸗
er, Cäfer, und aus ihren Schriften und Thaten,
Yie-ich gelefen zu haben mich erinnere, entwerfe ic)
nie ihre Bildniſſe, und ftelle fie meinem Geifte als
befeelt vor. Mein geben mürbe Eaum zureichend
ſeyn die Menge von Gegenſtaͤnden zu befchreiben,
welche meine Einbildungskraft ober mein Gedaͤcht⸗
nis in wenig Augenblicken hervorbringenfan. Es
If feine Schoͤnheit in der Welt, die nicht von un⸗
fern Ideen weit überktoffen wuͤrde. Wir finden faſt
allemal daß die Wunder eines Landes weit gerin
ger find, als die Bilder, die wir ung bavon gemacht
hatten. $afft ung hieraus von den Schägen, bie
Dt inuns beißen; ein Moreil füen,
9»; Obne
— Brittie
AOhne Zyeifel werden ſo viele. wuͤrdige Mir
wer, durch den Vorzug des Umgangs mit it
ſelhſt, bewogen, ſich der Geſellſchaft ber Menſchen
gr entziehen. Cate ruͤhmte · ſich oft, er ſey niemal
weniger allein, als wenn ar allein ſey ‚Dingen,
der ſich in fein Fas verkroch, glaubte, er faͤnde in
ſich mehr Unterhaltung, als er ‚fort. nirgends I
den mürde, - Ein berühmter. Weltweifergehand
offenherzig,, je After er unter Menſchen gemefen ſey
deſto wenigen .fey er als :Menfeh „zurüci gefehrel
Andere, bie diefe weit uͤbertreſſen, leben einſam
in ben Dölen der Felſen, haben ‚fein anbeg Bud),
als das Jirmament, kein anderes Maas her Zeit,
als den Lauf ber Sonne, und glauben, daßihnen
re Se ine je andere Oele. ee
1) | PEN ee J
Und in Wahrheit, was: finden wir auch ge⸗
meiniglich in ben. Umgange mic.ber Welt? Mer
fipen, die jeden Tag. blos in ber Abficht ch zu”
fanmeln: fcheinen, ihre ‚Seelen. van.ihper Wir:
‚ berabzufegen, Eitelkeiten auszuuͤben, und ſich da
Irthuͤmern verführen zu laſſen. NJor fehet ſie I
und wieder laufen, alle eidenſchaften verjammeli,
und zuletzt, nach vielen Sarg und Bemühung®
etwas, hervorbringen, das sin Ball, ein Schu
fpiel, oder eine Geſellſchaft gnennet wird. DI
nicht Die Seele, wenn fie: über. fic ſelbſt nachder
ſolche thoͤrichee Beftrebungen. ber Dienfchen, och
nichtsmüchige, Rleinigfeiten., ſoiche kindiſche Del
‚figungen vergehen, Wenn fie Diejenigen, met
fich zuweilen damit abgeben, entfchuldiget: J
Pa) . ren |
x
Bibliothet. . ars
e fingegen die Unempfinblighfeit anderer bemei·
a die fie. zu ihrem vornehmſten Geſchoͤfte mas.
en. | |
Was die Welt Neuigkeiten nennt, hat für das
Yhr desjenigege ,, dey mit ich felbft Umgang pflegt,
cine angüglichen Rejzungen. Ob er gleich geler⸗
jet hat, ſich als einen Bürger dee Welt, und. als
;inen Freund des menfchlichen Gefchlechts zu be—
rachten: fo kennet gr doch keine wichtigern Neuig⸗
keiten, abs Die Entdeckung einer neuen Wahrheit,
oder die Werbefferung eines Irrthums. Auf diefe
Art verfchafe fich Die. Seele eine edle und nügliche
Unterhaltung, Die Weifen find von Natur ger
neige, den Beſitz dieſer Reichthuͤmer äu erlangen,
und fie überlaften alle andere Bemühungen der ei⸗
teln Ueppigfeit der Menge. 0 |
Wir pflegen über wichtige Gegenftänbe nicht:
genug nachzudenken. Thun wir es zumellen: ſo
heſcheht os blog durch einen Zufall. Wir ſuchen
oft weit genug einen nuͤtzlichen Rath; und wir koͤn⸗
ten ihm in ung felbft finden, Wenn unſere Lei⸗
denſchaften und Vorurtheile ſchweigen; ſo koͤnnen
wir das richtige und billige Urtheil der Seele hoͤ⸗
tm.” Diefes innere Orakel wird mit ung viel⸗
leicht beſſer ſprechen, als der Lehrer einer falſchen
Wilinfcheft, der'uns nur mit eiteln Antworten
unterhält, Und warum follen wir immer von ent⸗
lehnten Gittern ‚leben, da ein jeder von ung einen. -
uerkhöpflichen Vorrath von Reichthümeen in ſich
beige? Rap legt ein, Bekäntnis von: feiner eige⸗
Bye Brittiſche
—*
nen Duͤrftigkeit ab, wen man fremden Beyſtach
zu Hülfe ruft. Wir thun biefes, went wir im,
mer Durch andere denken. | 24
Soviel Achtung diejenigen verbienen, welche
immer leſen, und immer andere um Rath fra
gen :, fo fan ich ihnen doch, fagt Boſſuet, Die Un
maͤſſigkeit im Leſen, und die Begierde, zu der Ent
ſcheidung anderer ihre Zuflucht zunehmen, nicht
vergeben. Laſſt fie lernen, von ihrer Seele Ger
brauch zu machen, und fie als den erften Bücher»
vorrath, den fie lefen follten, und als ben vortrefs
lichſten Kath, den fie zu hören haben, anzufehen.
Auf diefe Art werden fie fi) über die engen Graͤn⸗
zen einer irbifchen Welt emporfehtwingen; ſie wer⸗
ben Das einfache, unendliche ewige Wefen betrach⸗
ten; fie werben ihre&röffe, bas Werf ihrer Eitel⸗
keit, vor ihren Augen verſchwinden fehen, und fie
werden in fic) eine Ruhe finden, welche ber Um-
gang mit den Menfchen nicht gewaͤhren fan.
Es ſcheint alfo, daß wir von einer Welt in
die andere übergehen, wenn wir uns dem Ner-
gnügen bes Umgangs mit uns felbft ergeben. So
font, als in fich feldft, Hat Pafcal, noch in feiner
Kindheit die zwey und Dreyfigfte Aufgabe des Eu-
clides gefunden? Mich deucht, ich ſehe ihn, in eis
nem Alter von zwoͤlf Jahren, mitten unter Defie
nitionen, Ariomen und Demonftrationen , ‚ohne
einen andern Sehrmeifter, als die Stärke feines Ge⸗
nie, das Ihn zu einem. zweyten Erfinder der Ma⸗
ua de
Bibliothek.
nv)
ehematit machte. Tycho Brahe, verftattete fei«
nem Körper feinen Schlaf, er reifete unablaͤſſig
hinauf zu —— und fein Syſtem non Da
mel und Erde war blos eine Wirfung feiner Sees
lenkraͤfte.
an der Seele chen ſo weſentlch, Immer
Denken, ale es der Sonne ift ; zu feuchten. Es
giebt Feinen Ruheftand ihrer Gedanken , und went
wir einen folchen wahrzunehnsen: glauben: fo ruhrt
es daher, weil mir zwiſchen flüchtigen und überlege
ten Gedanken feinen. Unterfchieb ‚machen
Sn dem Umgange mit uns ſelbſt —8*
ten zutragen, daß wir fluͤchtige Gedanken haben.
Wir find für das Nachdenken fo ſehr geſchaffen,
daß wir beſtaͤndig die Gluͤckſeligkeit derjenigen ber
neiden, die in der Einſamkeit leben. In der Ein⸗
ſamkeit iſt jeder Menſch ein Koͤnig; er richtet, ent⸗
ſcheidet, und alles ſchweigt; als ein unumſchraͤnk⸗
ter Herr unterſucht er, er unterbricht feine Unter
ſuchungen, und faͤrigt fie wieder von neuem an;
wie es ihm gefaͤllt. Sein Gebachenis 73
alles, was er ihm anberfräuet,, getreulich, und
wenn er feiner Einbildungskraft beſiehlt, ſich ai.
beugen; fo 10 ihen Gchorfa glei.
Man fan unter“ dem mönfeglichen Geſchlechte
Peine gluͤcklichern Entbecfungen ſinden, als diejeni⸗
gen find, die man in dem Herzen gemacht bat;
Der Menſch iſt im Stande, feine Neigungen,
Befinnungen und Begierden gehörig zu ſchaͤtzen.
Haben wir nicht einige zo vn beftimmen hoͤ⸗
gen,
em —X
ri, in wäs: für nett Oral fie nam ihren. Mer
gingen und. Begierden beherrſchet werden, und
mn⸗ die Eigenſchaften und die: Ecſenmittel. ihzrer
BGemuͤthsart ſind. Die Umerholtung mit-uns
ſelbſt unterrichtet uns, worinnen alle Menſchen
einander. aͤhmith find, "Toncihnen-fD fie Nnveinan⸗
— — : und was-Für-einen Einflus das
Ghime ‚ ihre Werfaſfang und ae] Erziehung auf
fie: —* Männkan:aksdenn- leicht hancheilen;mas
bieſe und jene Perſan unter hieſen und jenem Um⸗
ſtaͤnden tun: würds; die Begebenheiten ab: Zu⸗
Pike Binnen Fehr gran vorhergeſchen werden
4 nr BR Pi
Wenn dieſe innere Unterchaltubg nait uns ſebſt
ander den Menfchen 'gebräuchlithersmsäre: fo wuͤr⸗
den wir vortrefläche Demonſtradienen haben, wel⸗
che zum Grunde politiſcher Vorherſagungen wie:
nen koͤnten, wir⸗ winden beſondere Vortheile: von
den’ groͤſſen und wichtigen Entwuͤrßen, Reiche zu
gruͤnden, und: Natienen glücklich u machen, zie⸗
ben koͤmmen; wir wuͤrden die Helden das Gegen⸗
waͤrtige mie: dem Bergangenen vergleichen, in
bie Zukunft eindringen und die groͤſſten Linter-
nehmungen ausführen ſehen; wir wuͤrden die er⸗
habenen Genies bewundern, welche entfernte Din⸗
ge vorherſagten; bie Tacitus: das dingluͤck des ver:
heerten "Europe voraus ſahz Buny. Wir. wuͤrden
neue Aechimedes finden, welche darch Sehroͤhre
hie verwirrteſten Gegenflänbe, und wielleiche die
Belt, 1 wie Te, entdeckon ": Fönnten, |
R 0
. 0° 2
ı rt ” ." * —
v⸗ x
V— —— Die
Biblirttt. ery
Me
38,
Die Unterhaltung wit uns felbft erhäft den
Menfchen in der Liebe zu ſich ſeibſt, Die ihm na⸗
tuͤrlich iſt; nein su ſo viel Heinen Mittels
punften, die fich alle auf Gott, den groſſen
all emeinen Mittelpunkt, denchen Und —
*— kann rg Br daß oe y welcher
gen in fid) feloft lebt, auf einer Höhe ehe ee
das ganze Welrgebände untee ſtinen = .
Diefe Befeffang tft nicht das, was man
nennet, ſondern fie iſt eine ‚edle‘ Erhebung, "Die ,
“de er Koeiteflichkeit ne See
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Reit Diger. |
1) Sermons‘ on uarious important — > »y the
lase Reverend Mr. Thomas Ne ewman. gm
Pol. ’
Ye Predichen hee erſten 2 sis pandein ser
der Blüfeligkeit. - Der Verfaſſte gigt, Daß di bie
roſſe Abfiche des ers dahin geht, die Ge⸗
—6 ——— Ihne Giſckſeligkeit
beſteht aber nicht in einem Leben voll Freude, noch
im Lieberfluffe diefer le, fonbern fie entſpringt
aus bem Buflanbe ber See, aus guten Meigun«
gen, aus angenehmen Deiracjeunge ‚ und ven
grrügenden Xusfihten
Sin den Predigten des zweyten Theils wer⸗
den folgende Materien behandelt. Die Freude
J in der Hofnung — Chriſti Gebet bey ſeinem To⸗
de — die Sicherheit des Chriſten — Chriſti zwo⸗
te Zukunft — die Pflicht und Bee, ‚uns ben
Seren immer vorzuftellen — die Hebereinftim«
- mung mit der Welt — die Eitelfeit der Sicher
heit unter glüclichen Umftänden — Die goftes=
bienftlichen Zufammenkünfte — und bie Beſſe⸗
rung des Lebens.
8) Job, a Poem, in three books, by William Lang-
home, M,A, 4to.
Der Verfoffer dieſes Gedichts hat alle Unter:
N Fre ae ſuchun⸗
Biblie het. 231 3.8.
Suthumgen. ühen.- den wicklichen Verfertiger des
Wuchs Hiqob, aͤher die Zeit, m welcher es gb
ſchrieben worden, und uͤber die Wuhrheit ober bie
Erdichtung:; feines. Inhalts, bey. Seite. gefegen .
Mach einem Furzen moraljfchen, Eingange ſtellt ge
fogleich den Hiob unter allen feinem Ungemach,
unter allem ſeinem Elende des Leibes und der See⸗
len, vor, ‚Er: nennt in einer burgen Nachricht,
die am Ende ſeines Buchs ſteht, feine Ueberſetzung
eine ſreye Umſchreibung; man wird unterdeſſen
finden, daß er die Ordnung, die Abwechſelung der
verſchiedenen Unterredner, und das Weſentliche
der. Geſpraͤche, wie man fie Im ben Heiligen Buͤ⸗
chern aniteift:, beybehalten hat. Einige Stellen,
die für ihn zu writlaͤuftig waren, hat er ins Kurze
zuſammen gezegen. Sein erſtes ‘Buch endigt ſich
mit dem Schluſſe bes vierzehnten Capitels. Das
zweyte beſchlieſt mit dem ein und.dreifigften Haupo⸗
ſtuͤck, wo die Worte des Hiob ſich endigen. Das
legte Buch hoͤrt mit der glücflichen Cataftrophe auf,
da Hiob feine Meſundheit und: feine Reichthuͤmer
wieder erhält, und mit mehr Söhnen. und Toch⸗
tern, als pibor, geſegnet: wird.
. 3) Poems.on fubjets cbiefly deuetionsl, Thæo.
4doũa. qu · . ILl. oe:
- Die Varfafferin diefer Gedichte über geiſt⸗
liche Gegenſtaͤnde hat ben waͤhren Geiſt der Hei
ligen Dichtkunſt in, Geſaugen geheigt, Die felbſt ei
ne Rowe ind oin Watts für die ihrigen zir vr
kennen ſich nichteſchaͤnen wuͤrden. Sie ——
eu . Rseniihe
uer vwe hehe NReykung bon Siemens
\ n
——— ————————
— und dem guͤtigen Heiland der Belt,
he Loblieder anfſtimmt.
4 Ä neo Efiimate af manner) nd ——* ‚being:
N a.eumperifon bapareen. ansienk.and modern times
. 30 the gast: articles of kuösledge, happinefs and
OR virtue, botb 0 refprd to. mæntind vi large,
Ä —— s0.2bis. köngdopm: Inge Bw. Aoonden
& 4760. RP 000 | a "
+ Diefe neue: Schaͤtzung der Sinten und
—— —
ne WVergleichung zwiſchen den. alten und neuen Zei⸗
dm, in Abſicht auf: bie: Wiſſenſchaften/ Hie Gluͤck⸗
ſeligkeit und Die Tugend, ſowohl in Ar. echung bes
menſchlichen Geſchleches uͤberhuupt; ‚ale‘ der Brit:
‚Ken. insbefpndere, ; Det Verfaſſet erblaͤrt ſich über
kin Verf folgenbergeftalt : „Mein Worſatz ift, die
Wege Gottes gegen:bie Menſchen zu: vechtferti-
gen, indem ich ihren Augen eine Ausficht in ben
„regelmäfligen Plan feines Werfohreng mit ihnen,
möfne. Ich hoffe unmwiderfprechlich zu eigen, daß,
sibeh- allen menſchlichen Begebenheiten, eine un.
naufbörliche Aichtung auf das ch wahrge⸗
— — rege *
atelugen geſuebt beſteht in derr
ASchſhueg der Grumdſaeze näch. weſchen das
sanenfhlihe Geſchleche in den verſchiebenen Perio⸗
vden ſeines ——— zu haben ſcheiat⸗
3: ! [54 „und
Bibliothet. 22380
un
‚und der Sitten, welche die verfchiedenen Alter
„der Welt characterifiren. — Ich babe mich
„auch bemüht, von den gegenwärtigen Zeiten,
„ein treueres Bild zu ehtmerfen, als man in ei,
„ner vorherigen Schaͤtzung antrift.
5) Zlegies , bj MM. Delap. io." " Bu
Diele werben aus Mangel. des-Gelbes zur Hi
torfchaft verleitet; aber diefer Werfaffer fcheint,
wie fh aus dem Inhalte —— —
men laͤſſt, aus Mangel der Ge: — zu ſchrej⸗
ben. Die — iſt an den Schlaf ger.
tet, dern der Dichter um feine Gunft erfucht ; aber
vergebens, Dieſes veranlaſſt ihn; ‚die vargigke
here Glückfeligfeit derjenigen, die ſchwere Arbeis
ten verrichten „Aid: von dem Schlafe belohnt wer⸗
den, zu beneiden. — Die zwote Elegie ift an
die Krankheit gerichtet. Der Dichter lage abi
den unvollfommenen Zuftand eines fiechen Koͤr⸗
pers; zu gleicher Zeit aber zeigt er. eine gezieme
Unterwerfung , und wuͤnſcht fich, zur &inderung fei«
. ner Seiben, ‚nichts als den Balfam - .;
der Freundſchaft.
£. Squires indiferense for veligiom inezenfable
BL. The Lord ‚Bifdop of Glowrchlers Sermon.
DU...Gooch’s Cafes, and pra@iical remarks in Surgery; |
V. The Hilhory of the Countels of Dellwys, by the
- Author of David Simple.
v. Blackweißs Memoirs of the Court-of Auguflus.!
vn. The Rout, & Farce of. two: As,
vn bBirebꝰs Life of Henry Prince of Wale
vm. Nachricht von ben Lebensumſtaͤnden Geo ⸗
x ni —*8* unſt
EX. Her den I ang mit Aus dem
uber ben ae Arm.
X. Rene Buͤcher.
ringe
Sihliothel.,
- Sünfter Band,
Drittes und viertes Stuͤck.
Leipzig,
bey Johann Wendler.
1762
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aꝛy
J. | ZT; y
nt | rn 36
An hiftorical and critical account of che Lifeand
Writings ‚of Charles I. King of great Britäip
after he Manner of Mr. Bayle drawn from
| original Writers and State Papers, by Wilham
Harris; Londan: 1758.85 9 3
ieſe Lebensbeſchreibung wuͤrde keine beſoh⸗
$ dere Huffrierffamfeit:verdienen,. wenn. fie
auf die gewoͤhnliche Art abgefaſſt wärs.
Denn das $eben und bie Regierung des Küng
Carls I. won Engelland find oft.gehug.befchries
ben. Aber der Plan bes Verfaſſers iſt ganz an⸗
bers befchaffen. Er hat feine Erzäßlung auf-bie
merfmwürdigften Begebenheiten 'eingefehränft, und
befonders die Triebfedern oder Urfachen dieſer Ba⸗
gebenheiten unterfuht. Seine Nachrichten ſund
aus ben beften Befchichtfchreibern als dem Claren⸗
don, Rußwortb, Whitlok, Strafford; ii
nep, Burnet, Hume Wilton und andern: ‚ges
nommen, Ben der Verfchiedenheit ihrer Mai
gen zeigt er eine nicht geringe Beurtheilungsfrafp, _
und Unpartheplichfeit. Wiewohl ihm diefe zwot
Eigenfchaft die Vertheidiger König Carls J. deren
Anführer Salmaſtus war, nicht zugeſtehen wep
den. Denn ber Autor erweiſet aus der meiſten
Handlungen: des Koͤnigs, daß arn eine unnume
ſchraͤnkte Gewalt -:fischte, und. feinsuinglüctiches
m Brittiſche
8* Schickſal ſich ſelbſt zuugag. Der Vortrag iſt we
Egen ber eingeſtreueten politiſchen und moraliſche
Anmerkungen nichts weniger als trocken. Mai
kan dieſes Buch in vier Abſchnitte theilen. De
. 1 handele von des Königs Privatumftaͤnden, Che
rakter md Schriften. S. 12123. Der I.
(einen auswärtigen Angelegenheiten S. 129170
er III. von feinen innerlichen Staatsgeſchaͤften.
S. 171-351. Der IV. von feinem‘ ungluͤcklichen
Ende. ©. 352,425. Ein kurzer Auszug de
Inhalts ift um deſto mehr hinlaͤnglich, da mat
die Gefchichte Carls I. aus Hume’s Hiftory ot
.Great Britain, Im fünften Stüde bes dritten Ban⸗
des diefer Bibliothek umftänblich recenſiret hatı
1, Abſchnitt. Karl I. wird im.fechften Joh
re, der Aufficht und Unterrichtung. eines Purite
ners Thomas Murray anvertrauet. Reiſet auf
Buckinghams Anrathen mit demſelben nad) Spo
nien, um ſich mit der Infantin zu vermoͤhlen.
Wird zwar gut aufgenommen, aber Buckinghams
hochmuͤthiges Bezeigen vereitelt die Abſicht. Er
gelland und Spanien gerathen daruͤber in Krieg
Durch die Inſinuationen der. Spaniſchen Geſand⸗
‚ en, find Earl I, und Buckingham in Gefahr, d
‚made des König Jacobs 1. zu verlieren. Mas
beſchuldiget den neuen König Carl I. daß er feinm
Vater vergiftet babe. Rettung feiner Unfchuld:
Er vermähle fih mit der Pringeffin Henri:
Maria des K. $udew. XII. von Frankreich Schwa
ſter. Sie wird als eine fehr-fchöne, lebhafte und
fehfüchtige Prinzeflin befihrieben. Bichun
7 ham
v ‘
+ 5 Dr
Bibliothek. 229
vom ſucht Frankreich zu verbittern, und bes RE ya
ige Zuneigung gegen feine Gemahlin zu vermin- IT,
en. Die Urfache ift feine andere, als, weil
eine tiebeserflärungen an die Königin von Franke
eich fein Gehör gefunden hatten. Er wird vn: -
inem Officier Felton umgebracht, Anmerkung
über die Ermordungen. Grauſamkeit der Geiſt⸗
ihen. Warnung an die Stmatsminifter. Carl
ſt fehr nachgebend gegen feine Gemahlinn. Wird
er Untreue fälfchlich angeklagt. Beweiſe feiner
Keuſchheit. Betrachtung über die Keufchheit ber
Prinzen, Carls fleiffige und genaue Ausübung.
ver äufferlichen Religionshandlungen. Gleich
wohl erneuert er des König Jacobs I. Verordnung,
welche die Spiele an Sonn⸗ und Feyertagen er⸗
laubt. Haͤlt eine Maskerade am Sonntage.
Uebele Folgen ber Eneheiligung diefes Tages, Er
war abergläubifh. Seine Beichäftigung, bie,
öfters fomohl in Ausarbeitung gelehrter Anmer⸗
kungen und Ueberfegungen, als in Abfaffung gerin«
ger Verordnungen befand, war feinem Stande
nicht gemäs. Seine Streitſucht. ine Unter«.
hung, ob er ein empfindliches Herz hatte. Der
Autor läugnet es, obgleich Clarendon behauptet,
daß er über Buckinghams Tod fehr gerührt gewe⸗
en wͤre. Rauhigkeit feiner Sitten. eine -
Redlichkeit und Aufrichtigkeit werden in Zweifel
gejogen. Er hatte z. B. dem Parlament einen
ſalchen Bericht von dem Ruͤckgang feiner Ver⸗
maͤhlung abgeftatter, und feine Verſprechungen
de Religignshedrüdtungen einzuftellen, nicht em
» ” g P 3 fuͤllet.
230 Brittiſche |
‚Bas füller. Seine Falſchheit ift eine Urfache des Bm
| Dil (ufts feines Lebens. Die Prinzen follten bey its
“ren Handlungen die Ehre und Aufrichtigkeie nie
mals aus den Augen fegen. Cr mar fehr eigen
finnig, ob ihm gleich feine $ieblinge leicht bewegen
fonnten. Sein Berftand war mehr. als mittel:
mãſſig. Von feiner Gelehrſamkeit, und Geſchid⸗
lichkeit in den Kuͤnſten. Nachricht von ſeinen
Schriften. Dahin gehoͤren vornehmlich Icon
Baſilike. Doch machen ihm einige deſſen Ver
fertigung ftreitig. Abhandlungen von dem Kirchen
Regiment, Gebete, Schriften, die in der Samm⸗
Ing feiner Werfe ausgelaffen, als bie “Briefe an
dem P. Gregorius XV. und Urban VIII. Verhal
tungsbefehle an den Oberften Coͤkerman, ein geil
liches Gedicht. 0 |
.. I, Abſchnitt. Expedition zur See wit
Spanien, melche wegen der eingeriffenen Ser
krankheit fruchtlos abläuft. - Mechtfertigung des
Parlaments. Friede mit Spanien vom 27Ne.
x631. Krieg mit Frankreich der auf Anftiftung
des Herzogs von Budingham zu. Befrenung der
Hugenotten unternommen ward. . Unglüclice
Erfolg des Zugs wider die Inſel Rhe. Schlech⸗
tes Anfehen der ngelländer in dieſem Kriege.
Die Neutralicät der Engliſchen Häfen ward durd
bie. Franzofen, Spanier und Holländer verleht
und gegen die Engtifthen Kaufleute übel vera
ven, ° Der Holländifche Admiral: Tromp greift
die Spanifche Flotte auf dem Englifchen Gebiethe
en, und zerſtreuet fie, weil dieſelbe, bt De |
. Bu ua
Reat biefes Gebiethes zuwider, die erfte Feindfe- s Ban
ligfeit begangen hatte. Die Africanifchen See- ic
räuber beunruhigen die Englifchen und Irrlaͤndi⸗
fhen Küften, und machen eine groffe Anzahl von .
Gefangenen. Earl behauptet das Recht des Eng»
liſchen Staats über die Herrfchaft der Brittiſchen
Meere, indem ſowohl Seldenus auf feinem
Befehl Das Mare claufum wider des Grotius Mare
liberum ſchreibt, als auch durch die Macht feiner
Flotte, welche die Holländer zwingt, die Freyheit
der Heringsfifcherey zu erfaufen. Vortheile der
Heringsfifchern. Der König von Frankreich
laͤſt durch den Graf von Eftrades feine Abfiche,
mit dem Prinz von Oranien, Flandern anzugreis
fen, melden, und um bes Königs von Engelland
Neutralität anfuchen, welche aber Carl abfchläge,
Drofungen des Cardinals Richelieu. Wichtigkeit
der Häfen von Flandern für Engelland. Carl
mac mit dem Kaifer von Marocco ein Bündnis
tider die Stadt Galle in der Provinz Fez, "und
verfchaft durch den glücklichen Erfolg der Expedi⸗
ton, den Englifchen Küften Ruhe für den See⸗
tauberneng | | oo:
IH. Abſchnitt. Krönung Carls Lam 2
Fibr. 1625. Durch ben Erzb. Äbbot zu Ganters
burg, Ob der Krönungseib verändert worden
ſey? Sb ihn der König, wie Milton fagt, oder
der Erzbiſchof Laud, wie andere behaupten, veränz
dert habe? Earl befoͤrdert bie in der Glaubensleh :
te der Englifchen Kirche entftehenden Reuerungen.
r publiciret zwar eine Verordnung wider ſolche
P4 Neue⸗
ie
232 Brictiſche
Reuerungen, aber feine Erklärung, welche er dm
unter der Regierung der Königen Elifaberh ge
machten 39 Glaubensartickeln vorfegen läfft, zeigt
das Gegentheil. Die Gemeinen zeigen über J—
Erklaͤrung ihre Unruhe, und behaupten in eine
befonbern Proteftarion, daß Diefe Artickel nicht im
papiftifchen und armenianifchen, fondern im cal
viniſtiſchen Serftanbe anzunehmen find. Es me:
den in der Kirche abergläubifche Gebräuche einge
führe. . Tadel derfelben. Die Englifche Kirche
nimmt unter Karl L eine neue Geftalt an. Die
Papiften erhalten wichtige und einträgliche Ste:
len. Wachsthum des Pabſtthums. Stel det
Papiften. Karl und Laud find als Anhänger det
päbftlichen Religion verdächtig, Sie werben aber
fehr vertheidiget. Karl will eine durchgängig
Gleichheit der Ceremonien und Einrichtung bei
Gottesdienſtes einführen. Die Wallonifchen und
Hollaͤndiſchen Kirchen in Engelland werden vom
Erzbifchof Laud angegriffen. ‘Der ercerera Ed,
welchen alle Geiftlichen und teprer ſchwoͤren fol,
und der von der darinne vorkommenden Form
etcetera alfo benennet ift, wird —— Dan
bringe den Irrlaͤndern die Engliſchen AÄrtickel auf
Unbequemlichkeiten einer durchgängigen Gleich
beit. Politifche Vortheile der Dultung. Mar
giebt dem Erzbifchof Laud groffe Ehrentitel. Karl
erhebt die Geiftlichen zu einigen hohen Civilmit
ben; welches übele Folgen nach ſich zieht. - Sl
der Praͤlaten. Harte Beftrafungen derjenigen,
die fich dem geiftlichen Joche wiberfegten, als de
. ⸗ Leighton,
\
Bidliothet. 233
leighton, Prynne, Baſtwik, und Burton. Hume Baud
entſchuldiget einigermaſſen dieſe Haͤrte, weil ſich St
die Beſtraften der Damals noch unerlaubten groſ
fen Freyheit zu fehreiben bedigner hätten, Cha⸗
tafter des Saub. Er war unbeweglich, unbarm⸗
herjig, wütend; kurz die Matur hatte ihn zu eis
nem Inquiſitor beſtimmt. Won der Freyheit der .
Preſſe. Nutzen berfelbn. Das Stern-Kam«
mergericht fchränft fie ein. Graufame Beſtra⸗
fung derjenigen die fich nicht bequemten. Nach
ticht von dem den Geiftlichen allein überlaffenen
Kirchenregiment vom Jahr 1628. bis auf die Er-
Öfnung des langwierigen Parlaments. Karls ho⸗
he Begriffe von der Königlichen Gewalt. Pflicht
und Amt eines Königs. Karls verächtliche Mey⸗
hung und Reden von dem Parlament. Er ver⸗
lezt deffen Vorrechte und läfft einige Mitglieder
untehtmäffiger Weife in Verhaft bringen. Druͤckt
die Unterthanen mit Auflagen. Kine ganz neue -
war das ohne Bewilligung des Parlaments- aus⸗
gefhriehene Schifgeld. Hampdens heroifcher
Widerſtand. Das Parlament erklärt diefe Auf⸗
lage für unrechtmaͤſſig, und der Freyheit nachthei⸗
ig. Nachricht von dee Sternfammer. Diefes
Bericht mar ſchon in den ältern Zeiten eingefeßt,
beftand aus den vornehmften Bedienten der Kro⸗
ne, und hatte die Gerichtsbarkeit in beſondern
Criminalſachen. Seit Karls I. Regierung bes
ſtraſte es mie übertriebener. Schärfe, und verfuhr
gegen Perfonen von hohem Stande fehr hart.
Durch eine Parlamentsakte wird es abgefchaft,
| P 5 Man
834 Brittiſche
sand Man unterbeückt in Engelland die Gefege und er:
— hebt die Tyranney oͤffentlich. Karl ſucht in Schott
land Neuerungen einzuführen. Johann Kne
wird dazu gebraucht. Karls übles Werfahren
durch Stiftung neuer Erzbisthümer und Bisthi-
mer. Laͤſſt den Schotten neue Kirchenlehren und
. &ine nach der Englifthen eingerichtete Liturgie auf:
erlegen. Als die Liturgie in den Kirchen vorgrle
fen wird, entftehet ein allgemeiner Aufftand.
Vorbereitung zum Kriege gegen die Schotten.
Laud und Strafford find den Schotten fehr abge
neigt. Karl marfchirt gegen die Schotten. Sie
erhalten einen Vergleich im “jahre 1639. Kurze
Dauer des Friedens. Karl gehet nicht aufrichtig
mit den Schotten um. Das Parlament und die
Berfammlung in Schottland find eifrig auf die
Erhaltung ihrer geiftlichen und weltlichen Privile
gien. Sie befehlen die Unterzeichnung des Cove
nants oder des zu Vertheidigung ihrer Freyheiten
und Rechte gefchloffenen Buͤndniſſes. Karl a
neuert ben Krieg. Die Schotten thun bey dem
König Vorftellung. Lord Loudon einer von ihren
- Deputieten wird in ben Tower gebracht. Befehl
zu feiner Hinrichtung: der Marquis von Hami
fon errettet ihn. Karl beruft "ein Parlament.
Hebt es wieder. auf. Einige Mitglieder der Ör
meinen werden in Verhaft gezogen... Karl hat
delt ohne Klugheit und Politik. Bein Verfahren
verftärft nicht ihn fondern bie Schotten. Di,
Engellaͤnder gehen unmillig im den Krieg gegen
bie Schotten. . Diefe dringen in Engelland ein
j | \ after
»
Blbliothek. 235
Haffenſtilleſtand. Karl beruft das langwierige 5and
darlament. Iſt Dazu gezwungen. "Seine wahre! I
Meinung von den Parlamenten. 3. Ein einen
driefe vom 22 Jan. 1634, "Sie haben die Na⸗
u der Kagen. Dieſe werden mit dem Alter
chlinmer. Menn fie euch gefallen ſollen, fo.
haft fie bey zunehmenden “jahren ab. Denn in?
der Jugend nur find fie leicht zu banbigen. In
der That, ihr merbet finden, daß nichts für den
Anfang eines neuen. Parlaments vortbeilpaftee
ep, als die gute Beendigung des vorigen. Strafe: °
fords Charakter. Er fpielte frühzeitig eine groſſe
Role, Zu Anfang dieſer Regierung widerſetzte
erfih den Unternehmungen des Hofs und lite:
mit andern würdigen Männern, Doch war ſei⸗
ne Gemuͤthsart nicht fo mürrifch, daß er nicht des
Königs Vorfchlägen ‚hätte Gehör geben follen.
Er nahm fie an, und ward bald durch Lauds.
Vermittelung, $iebling und erfter Minifter. Geis
ne groffen Faͤhigkeiten, unermuͤdeten Fleis und.
frengen Gefinnungen fan man’ am beften aus
finen Briefen, Staatshandlungen und Proceſſe
kennen lernen. Der König verficherte ihm feine Er
rettung. Ward gleichwohl mit Bewilligung bes Koͤ⸗
viges verurtheilet und enthauptet. Karls Bereuung.
ie Gemeinen verlangen in einer Bille die Ab:
ſchafung der Bifhöflichen Stimmen im Parlas
mente. Ihre Urſachen dazu, Projekt eine Ar⸗
mee zuſammen zu bringen um das Parlament in
durcht zu halten. Karl hat daran Antheil. Uebele
Folgen. Rebellion in Irrland. Abferliche
rau⸗
234 Brittiſche |
Band Man unterdruͤckt in Engelland bie Gefege und tr
¶bhebt die Tyranney öffentlich. Karl ſucht in Schett
land Neuerungen einzuführen. Johann Knır
wird dazu gebraucht. Karls übles Verfahren
durch Stiftung neuer Erzbischümer und Bisthi—
mer. Laͤſſt den Schotten neue Kirchenlehren und
. eine nach der Englifihen eingerichtete Liturgie auf
erlegen. Als die Liturgie in den Kirchen vorge:
fen wird, entftehet ein allgemeiner Aufftand.
Vorbereitung zum Kriege gegen die Schotten.
faud und Strafford find den Schotten fehr abge
neigt. Karl marfchirt gegen Vie Schotten, Eie
erhalten einen Vergleich im Jahre 1639. Kur
Dauer des Friedens. Karl gehet nicht aufrichtig
mit den Schotten um. Das Parlament und de
Verfammlung in Schottland: find eifrig auf DE
Erhaltung ihrer geiftlichen und weltlichen Privie
gien. Sie befehlen die Unterzeichnung bes Core
nants oder des zu Vertheidigung ihrer Freyheiten
und Rechte gefchloffenen Buͤndniſſes. Karl er⸗
neuert den Krieg. Die Schotten thun ben dem
König Vorftellung. Lord Loudon einer von ihre
- Deputirten wird in ben Tomer gebracht. Befehl
gu feiner Hinrichtung: der Marguis von Hamik
ton errettet ihn. Karl beruft ein Parlament.
Hebt es wieder auf. Einige Mitglieder der Ör
meinen werden in Werhaft gezogen. Karl han⸗
delt ohne Klugheit und Politik. Bein Verfahren
verftärft nicht ihn fondern die Schotten. Di
Engellaͤnder geben unwillig in den Krieg gegen
bie Schotten. . Diefe dringen in Engelland ein.
Waffen
Blbliothek. 235
Baffenſtilleſtand. Karl beruft das langwierige 58ðnd
Harlament. Iſt Dazu gezwungen. "Seine wahre SE
Meinung von den Parlamenten. 3. Ein einem
Briefe vom 22 San. 1634. "Sie haben’ die Na⸗
tur der Katzen. Dieſe werden mit: dem Alter
(Hlimmer. Wenn fie.eucd) gefallen follen, fo»
haft fie bey zumehmenben “jahren ab. Denn in’
der Jugend nur find fie leicht zu bändigen. In
der That, ihr werdet finden, daß nichts für den‘
Anfang eines neuen. Parlaments vortbeilpaftee
ſey, als die gute Beendigung des vorigen. Strafe '
fords Charakter. Er fpielte frühzeitig eine groffe
Rolle, Zu Anfang diefer Regierung widerfegte'
er fih den Unternehmungen des Hofs und litte:
mit andern würdigen Männern. ‘Doch war: feis
ne Gemuͤthsart nicht fo mürrifch, daß er nicht des
Königs Vorfchlägen hätte Gehoͤr geben ſollen.
Er nahm fie an, und ward bald durch Lauds.
Vermittelung, $iebling und erfter Minifter. Sei⸗
ne groffen Fähigkeiten, unermübeten Fleis und.
ſtrengen Gefinnungen fan man’ am beiten aus
finen Briefen, Staatshandlungen und Proceffe:
kennen fernen. .Der König verficherce ihm feine Er⸗
rettung. Ward gleichwohl mit Bewilligung des Koͤ⸗
viges verurtheilet und enthauptet. Karls Bereuung.
ie Gemeinen verlangen in einer Bille die Ab:
ſchafung der Bifchöflihen Stimmen im Parlas
mente: Ihre Urfachen dazu, . Projekt eine Ar
mer zufammen zu bringen um bas Parlament in
Furcht zu halten. Karl hat daran Antheil. Uebele
Folgen. Rebellion in. Irrland. Abfhenliche
rau⸗
J
236 Brittifche
6rauſamkeiten gegen bie bafigen Engellaͤnder.
3,9% ‚Unpartheifche Erzählung ob der König Urfebe
gemwefen ober nicht. Anführung der Gründe für
und wider ben König.
IV. Abſchnitt. Karl Plage die Lords Kim
Bolton, Holles, Haslerig, Pam, Hambden ımd
Strode, bes Hochverraths an. Er koͤmmt mi
ſeiner Wache ins Parlamentshaus um ſie aufhe⸗
ben zu laſſen. Ruft ſie als Verraͤther aus. Die
Gemeinen nehmen ſich ihrer an. Ungluͤckliche Fol⸗
gen feines Verfahrens. Das Parlament ver⸗
lange vom König die Gewalt über die Armee.
Des Königs Verweigerung veranlaſſt den innerli⸗
chen Krieg. Verordnung ber beyben Käufer, daß
das Königreich durch die Autoritaͤt des Parla⸗
ments in Vertheidigungsſtand geſetzt werden ſolle wo
des Koͤnigs Name und Autoritaͤt ausgeiaſſen wird.
Rechtfertigung des Parlaments. Kriegeriſche Ar
ftolten des Königs. Bewegungsgruͤnde, welche
bas Parlament zu dem Kriege veranlafft haben.
Beweiſe für Die Gerechtigkeit und Nothwendigkeit
. bes Verfahrens ber $orbs und Gemeinen. Bi)
erwieſen, daß biefer Krieg fälfchlich eine Mebellin
genennet werde. Karl ift zu Anfange des Kriegs
glücklich. Spricht deswegen in einem hohen Tone
gegen das Parlament. Gefahr des Gluͤcks. Det
vortheilhafte Erfolg beunruhiget feine patriotiſchen
Sreunde. Anfehen ber Katholiken bey dem K%
nig. Des Königs Abficht ift auf die gaͤnzliche
Unterbrücung feiner Gegenparthey gerichtet. |
wird durch. den Verluſt der Schlacht bey Naſeb
. in
Bibliothet. 277
n ſchlechte Umftände geſetzt. Veraͤndert feines mm
Sprache an Das Parlament. Schickt Friedens OR,
othen ab. Geluͤbden im Ungluͤck. Die Ge
alitaͤt Hält eine Verſammlung bey ihm. Sie
Hut ihm Vorſchlaͤge, die er aber mit groffer Haͤrte
abfihlägt. Verwirft auch bie ihm vorgetragenen
Parlaments Villen. Das Parlament fafft den Ent»
Ihluß, nichts mehr an den König gelangen zu fafk
fen. Verſchiedene Meinungen über fein Betras
gen. Karl hofe nicht ohne Grund: feine Gewalt
wieder zu erlangen. In Newport werben Confe
renzen gu einem Vergleich zwiſchen dem König un®
dem Parlament gehalten. Des Könige Unter
handlung. Irrthuͤmer und falfche Berichte des
Klarendon. Die Armee thur felbft wider den Koͤ⸗
nig an das Parlament Vorftellung. Sie bemäch«
tigt ſich der Perſon des Königs, und bringt ihn
nad) Hurft Caſtle. Schliefft fehr viele Mitglie-
der, von dem Kauft der Giemeihen aus. . Bringt
den König zur Unterfuchung. Er wird vor dem -
dazu niedergefeßten Gerichte verurtheilt, und aus
dem Grunde, weil er wider bas Parlament einen
Krieg angefangen, hingerichtet. Srenfprechung
des Parlaments von allem Tadel, aus unfrüglis
dien Zeugniffen. Won ber Gelaffenheit oder Un⸗
empfindlichEeit des Könige vor, bey und nach ſei⸗
ner Verurtheilung. Nachricht von feiner Rebe
auf dem Schavor. Sein Bezeigen wird gerühmt.
Miltons Anmerkungen darüber. Er nennt fi)
gegen feine Tochter die Prinzeffin Elifaberh, und
auf dem Schavot, einen Märtyrer. Wird mit
; \ unſerm
238 Brittifche
Bed unfeem Heiland verglichen, Beyde Vergleichun⸗
I, gen find unrichtig. Selbft der Prätendent Karls 1.
Enkel ſpricht ihm: den Titel eines Märtyeers ab.
Cyarakter eines Königs von Engelland. "Er ift
hlos der Beſchuͤtzer ber geiftfichen und weltlichen
echte und Srenheiten feines Volks. Karl I. war
die urfprüngliche Urfache feines Ungluͤcks. Unge⸗
ſegmaͤſſegkeit ſeines Todesurthels. Das Barla-
ment hatte zwar das Recht ſich gegen den Koͤnig
hurch die Waffen zu vertheidigen, und ſich deffel-
ben zu bemaͤchtigen, aber nicht das Recht ihm
das Leben zu nehmen. - Mittel‘; die einen jeden
+ Prinz wider ein ähnliches Schickſal in
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every particular, advanced-by the Reverend
Dr. Mac Donnell, in his Sincere Chriftian’s
Anfwer to the Appeal, is diftindiy gonfide=
red, feveral other Subjedts ‚relative to che :
Queftion are discufled, and. an humble At,
tempt is made: co put a final. Periode, if pof-)
fible, to this Controverfy, by-a folemn ad.:
drefs to the moſt judiciöüs-Defenders of the‘
Athanaſian Trinity, by the Author of.the,
‚a5 find ſchon fieben Jahre, dag ein ungenahlis
I ter Schriftfteller zu Sondon..1754. dag.
Buch „Äppeal to the common Senfe of.
„all chriftian Peopıe, more particularly’ che Mem«,
„Ders of the Church of England. ‚beransgegebenz,
dem ber D. Macdonnell die Antrcort eines,
aufrichtigen Chriſten entgegen geſetzt hat, wi⸗
Der Die ſich ber Verfaffer des Appeals, in dem. vor
uns habenden Buche, zu vertheidigen ſuchet. Sb.
uns nun gleich des Macdonnells Schrift, zur Ver⸗
theidigung der orthodoxen Lehre von der H. Drey⸗
einigkeit, nicht zu Geſichte gekommen -ift, ſo hat |
der Verfaſſer des Appeal und der Defence, ben
. er Fra Zip .. u i
240 | Brittiſche
gx8and die eigne Worte des D. Mac Donnells anführer,
‚und artitulmäßig beantwortet, ung doch in ben
Stand geſetzet, bender Gelehrten Meinung einzu:
fehen, und ihre Gründe zu prüfen. Der Unge—
naunte hat nach dem Mufter Samuel Clarks, (in
feinem ‘Buche The Scripture Doctrine of the Tri-
nity, welches zuerft 1712 in drey Iheilen heraus:
gekommen, 1719. aber ganz verändert Yon dem
Verfaſſer herausgegeben worden) in dem Appeal
aͤlle Stellen Heiliger Schrift, die von ber Keifigen
Drieeyheinigkeit handeln, gefammelt, und in gemiffe
Eioffen gebracht, auch fich Daraus zu beweiſen vor-
genommen, die Sehre ber Englifchen Kirche grün.
de ſich nicht ſowohl auf das göttliche Wort, fon.
bern auf das, Anfehen des Athanaſianiſchen Glau- |
berisbefäntniffes. Kr nennet baher die orthobore
$ehre'an der heifigen Dreyeinigfelf auf dem Titel
biefer Defence, the Athanafıen Trinity, als ob |
Athanafius, Erzbifchof von Alerandria, Urheber
davon fen, und vor dem Concilio zu Nicda, bie
Kicchenväter nichts geroiffes hievon beffimmer haͤt⸗
een, Mac Donnell feget Carks Anfehen, die
Streitſchriften des Erzbiſchofs Potter, und D.
Waterlands entgegen. ‘Der Appellang berufet ſich
"im Gegentheil auf Biſchofs Hoädley,- und D.
Syfes Schtiften wider Pottern, und. D. Whitby's,
Jakſons, und Wilhelm Siſhre Buͤcher gegen
den D. Waterland. Macdonell tadelt, daß der,
Ungenannte in feinem Appeal, welches für gemei⸗
ne $ente gefchrieben ſeyn foll, fich nicht nach ihren,
äßigkeiten gerichtet, ſondern in’ vielem Stellen
\ heiliger
Bibliothek. 241
eiliger Schrift, Die Engliſche Ueberſetzung verlaf. s Yard
en, und eine andere geliefert habe: da doch Leu. St.
e von geringem und durch die Wiffenfchaften
ht verbeflerten Verſtande, über die Richtigkeit
er neuen Ueberſetzung nicht urtheilen koͤnten,
fondeen dem Schriftfteller: blindlings glauben;
müften. In der Antwort auf Diefen Einwurf,
erinnert der Ungenannte: Macdonnell habe eben |
diefes gethan, denn er behaupte ja die Richtigkeit
einer Ueberfegung, durch Gruͤnde aus ber Natur
der Sprache, darüber ‚ein Ungelehrter zu urthel.
len auch nicht im Stande fey. „Daß alfo es das
„dinaus laufe: ein Chriſt darf uͤber Sachen, die
„Neligien befreffend, Bein anderes Urtheil fällen,
als nach dem Ausfprüche feiner Lehrer. Daß
„ſey eben die Practik der Roͤmiſchkatholiſchen, die
„Dibel der Lahen aus den Händen zu reiſſen;
„weil fie felbige niche verſtehen koͤnten: und auf
„eben dieſen Grund bauten atich die Stengeifter
ihren Sag, es fen-vieles, in der Religion, eine
‚Erfindung der Geiftlihen, denen der Pöhel al.
„les blindlings nachbere.., Uebrigens iſt der Ap
dellant, nur an wenig Orten von der Englifchen
Itberfegung abgegangen, als Apoftelgefih. 7, 59,
Mnelher Stelle, die Englifche Ueberfegung!alfo
auf; They ftoned Stephen, calling upon God: |
defeiepten Worte ſtehen im Griechiſchen nicht,
es heiſfet nur —X LriPaw —
etro Kal Acyorræ. Von der Stelle, eb, Te
VL der Ungenaunge, in einer eignen andiung,
431. 463. beweiſen, ur ſtehe nur in der gemei»
nen
242 Brittiſche
5Saud nen lateiniſchen Leberfegung, und ſey ein Zuſatz
ISt. | eines Feindes der Arianer. Wir ſagen von dieſer
Stelle nichts mehr, da ſo viele groſſe Gelehrte die
Autorität derſelben gezeiget haben ?). Der Ap⸗
pellant ift ein Arianer, oder verlanget vielmehr,
wie Whiſton, ein Eufebianer zu heiffen: Er grün:
bet feine Meinung von Chriſto hauptſaͤchlich ı mit
auf die Reden Jefu, indem er faget, der Vater
fey gröfler als er, Joh. 10, 29. 14,28. Der
Vater fen allein der wahre Bott, Jeſus fep
von ihm gefande, Joh. 17,3. Macdonnell zeiget
den wahren Berftand diefer Stellen, und merfer
ans wenn ber Vater, in Abfiht auf J. E ber
alleinige Gott genennet werde, fo folge, daß Je⸗
fus Chriftus gar niche mit Recht Gott genenner
werden könne, welche ‘Benennung ihm doch der
Ungenannte beylege, - Um diefen Einwurf zu bes
gegen, beruft fid) der Ungenannte auf: die oben
angeführten Worte des Erlöfers, welche Eeinen
Verſtand hätten, wenn nicht der Vater, in ‘Bes
trachtung Chriſti, der einige wahre Gott genenner
‚werde. Kprifto könne der Name Gottes mit eben
dem Rechte gegeben werden, mit welchem Mofes,
2B. Moſ. 4,16. Bott; und die Engel, in ver
ſchiedenen Stellen A. T. Goͤtter genennet wuͤr⸗
den. |
”) Siehe Michael eilienthas bibliſchen Archivariug,
- Heiliger Schrift N. T. Königäberg 1745, 4. ©.
779. and Georgi Benfonii Difleitatioenem ad h. 1,
. 2 Mafchio latinitate :donatam, Halac 1752. 4to.
Vorrede, S. V. VE Whandlung, 6.3. -
| Bibliothef. 243
ben. Das hoͤchſte Weſen Fan feine Natım tel Vaub
nemandern mitthellen: Gott kan auch feinen an. LIT,
dern felbftitändigen und. unabhängenden Gott ma⸗
hen. „Sauter Säge, die ohne Bewels vorge:
bracht und in denen der Schrift Ideen angedichtet
werben, von benen fie völlig fren ift. Kein Chris
fte glaubet, Jeſus Chriſtus fen von Gott zu einen!‘
Gotte gemacht worden: fondern behauptet, nad)
den Flaren Worten des Nicänifchen Glaubensbes
fenntniffes, „ Deum verum, de Deo vero, Geni-
tum non factum. Eben fo boshaft verbrehet der
Appellant die Worte Pauli, 1Kor.8,5.6. und fer
Get auch Gott bem Herrn Jeſu Ehrifto ent.
gegen: ba doc) diefes bier gleichbedeutende Be⸗
nennungen find. So beutet er auch die Stelle,
B. an die Ephefier 4,4.5.6. als vb Gott der Bas
ter Herr fen über alles (above all) ben Sohn und
heiligen Geift mit eingefchloffen: da doch nur vom
der chriftlichen Gemeine zu Ephes die Rebe iſt,
und es im Griechiſchen heiffer:. #9 vacı vmiv;
auch der Berftand erfobert, zu leſen: deri warrar
aa did navy Oma, welches denn Sucher in
feiner Ueberſetzung binzugefeget hat, dem Beza
Heumann und Bengel gefolger find. Auf diefe
Art gehet ver Appellant mit den Sägen und Schr
ren der heiligen Schrift um, deren wahren Vera
ftand er nicht fehen, auch fih durch Macdonnells
Gründe nicht belehren laſſen, fondern, wie bie
Zänfer, in allen Recht haben will... Es iſt ihm
daher. ein leichtes; die Beweife für die: vrthodoxe
Lehre, an Jefu, dem ewigen Sohne Gottes, bie
D 2 man,
244 Brittiſche
Best man, theils aus denen, Jeſu Chriſto hengelegten Die-
FOL men, theils aus den ihm zugefchriebenen göttlichen
Elgenſchaften und göttlichen Werfen herzuleicen
pfleget, bald mit gänglicher Säugnung, bald mie Ein .
fhränfung berfelben, kurz abzumelfen: unter dem
(cheinbeiligen Vorwand, die tieffte Ehrerbietung |
gegen das hoͤchſte Weſen, erlaube es ihm nicht,
dem ewigen groſſen Gotte, etwas anders an die
Seite zu ſtellen, oder gleich zu ſchaͤtzen. Es
misfaͤllt ihm auch die orthodere Lehre von der
Menſchwerdung Chriſti, und er beſchuldiget ihre
Vertheidiger, namentlich aber den Macdonell, vie
ler Widerſpruͤche. Er gieht S. 217. ſolgenden
Begrif von der Menſchwerdung des Sohnes Bot
tes. „Diejenige ‘Perfon der Gottheit, die im
„Himmel war, ehe fie von der. Maria gebohren
„wurde, (oh. 8,53. 17,24.). nahm in der Zeit
„einen Körper an, wie unfer Leib ift, und ward
„ein wirklicher Menfch, obgleich fein geiftiger
„Theil, der den menfchlichen Körper bewohnte,
„unendlich herrlicher war, als unſre Seelen. Die⸗
„fen .geiftigen Theil nennet er, S. 219, das Wort,
„und deutet dahin die Stelle, Joh. 1,14, das Wort
„ward Fleifcdh.,. Diefen ſeinen Irrthum.) giebt
er für die Lehre der Heiligen Schrift aus, leget
J 1 une. auch
y Der Appellant pflichtet hier der ketzeriſchen Lehre
? des —28*— — ——
"ep, bie auf der Roͤmiſchen Kirchenverſammlung
“5.373. oder 3777. verbamast worden ik. Siche
’
J ". J u.
8 \ * a . « .;
Bibliothet 245
auch Sie Worte: Pauli, Hebr. 30,5. (die aus der, and
von ben hebraͤiſchen Worten abweichenden griechi 1 SE,
fchen Ueberfegung, des Pſ. 46, 7. genommten find)
alſo cus; daß ’darfnnen angezeiget werde, Chris
ſtus —* einen menſchlichen Körper angenommen,
fen Aber vorher ſchon im Himmel · geweſen, und
Gabe nichts mehr, als nur den Lelb "von der Ma⸗
fia empfangen. Hier iſt nicht der Dre, dieſe
aufgeiwärthten Irrthuͤmer zu widerlegen; die recht⸗
glaͤubigen Eirglifchen Gottesgelehtten werben es
auch Yaran nicht ernnangeln offen: "ind mir find
egherig, Macdonnells Antwort zu Tefen, "und
in feinem Siege; "über fo-einen verſchmitzten Geg⸗
ner, mit Theil zunehmen. Der Appellant hat
in feiner erften Schrift auch bie Verwegenheit gew
Habe’; ‘die bibliſchen Beweiſe für die Gottheit des
Heiligen Geiſtes zu entkraͤften. Er betrachtet ihn,
als-eine : göttliche Derfon, bie geringer iſt, als
Der Allmaͤchtige, well er von Gerf"ausgedet, gen
ſendet wird, und, in allen, nach Bottes hoͤchſten
Willen und Gefallen handelt. Macbonnell bat
erĩnnert, die Werke, die dem heiligen Geiſte zu⸗
geſchtieben wuͤrden, erforberten: eine goͤttliche
Kraft. Der Ungenannte zweifele an der Wahr⸗
heit dieſes Satzes, weil wir ja bie Kraͤfte der Ge⸗
Dr fehöpfe,
Gu. Cave Hifor. Literariam Scriptorum Fecle-
fiaflieoıum; im 4. Jahrhundert: und eines Unge⸗
nannten Differtation, dans "laquelle on täche de
. prouver, que l’ ame de I. C. ctoit. dans le Ciel,
avant que d Etre unie 3 un corps humain, Lon⸗
don 1739. 8.
LG
Bub:
koͤnten: ober, zugegeben bie Geſchaͤfte bes Heili.
246 Brittiſche
adſchoͤpſe, beſonders der Engel, nicht beurcheilen
en Geiſtes, an den Seelen der Menſchen, er:
oederten eine- göttliche Kraft, fo folge Hieraus
nur fo viel, der höchfte Bott habe fie ihm mitge⸗
eheilet; nicht aber, der heilige Geift ſey Der hoͤch⸗
fe Sort. Aus Pauli Worten, 1B. an die Ko⸗
rinthier 2,9.1, 11. hat Machonnell bewiefen,' der
heilige Geift ſey Gott, meil er die Tiefen Gottes
erkenne, wie nur ber eigne Geift des Menſchen
wifte, was in ibm fey. Der Appellant antwor⸗
tet mit feiner gewöhnlichen Fluͤchtigkeit: Gott
„bat den heiligen Geift fo viel-von ben Tiefen der
„Gottheit, (d. i. von den geheimen Rathfchlägen,
welche bie Erldſung und Heiligung des menſch.
„lichen Geſchlechtes angehen,) entdecket, als zur
„Erfuͤllung der goͤttlichen Abſichten noͤthig ſey.
„Des heiligen Geiſtes Wiſſenſchaft iſt von Got⸗
„tes unendlicher Weisheit und Allwiſſenheit hoͤch⸗
„lich unterſchieden, fie gehet nicht auf alle Dinge,
„fondern nur auf den göttlichen Rathſchlus von
„unferer Seligfei., Er buͤrdet auch feinem
Gegner auf, er babe in dem göttlichen Weſen, die
Gottheit von. denen drey Perfonen, dem DBater,
Sohne und Geifte unterfchiebens wie ber Geiſt
des Menfchen, von dem Menſchen ſelbſt, d.i. die
Seele vom Leibe, unterfchieden ſey. Machennell
fehlieffe: Alles mas in Gore ift, iſt Bote felber:
alfo ift der heilige Geiſt Gore, weil er, nach Pauli
Ausjpruche, in Gotte iſt. Der Appellane laͤugnet
Den minorem, und behauptet, „Der heilige Geiſt
“ ſey
— — — —
n > a
Bibliothek. 247
„ſey nicht in Gott, denn er wuͤrde von Ihm gege- 5 Band
„ben und ausgefendet, es werde auch nirgends in
„der heiligen Schrift gefagt, der heilige Geiſt fey
„in Gott., Wir brechen hier ab, weil es leich- -
ter iſt, das Gebäuhe des Glaubens einzurefffen,
als wern.es.burch einen Sturm erfchüttert wor⸗
den, es wieder zu flügen. Der Appellanf Hat,
auf den Xitel feiner Schrift, die Worte Pauli ges
feget, zXbefi. 3,21. Pruͤfet alles, und das gute,
Das wahre Barte, behaltet: und damit das Lob wer»
bunden, weiches Lucas Apoſtgeſch. 17, in. den Ein⸗
wohner zu Berrhoen beyleget. Sie waren edler
denn die Theffatonicenfer,in dem, daß fie das Wort
nicht nur willig annahmen, :fonbern auch ‚in der
heiligen Schrift forfchten, ob es fich alſo ver⸗
hielte. ‚Die. Beobachtung. beyber Lehren wird,
mie Huͤlfe Bes Geiſtes Bortes, menn er nicht muth«
willig widerſtrebet, den Jerthum. bes. Verfaſſers
vertreiben, und ihn zur Verehrung Jeſu Chr
und bes heiligen Geiſtes, als wahren Gottes,
kraͤftig und unwiderſtehlich ermuntern.
..r u . . ..r
\. vw.
. *
*
2 — .o
r .
.
-
24 ı BL Va-
IV Various Profpeßs of-Mankind, Nature and Pro-
vildence. "London 1761.8.
CENer ungenonnte Verſaſſer diefer verſchiede⸗
‚nen Betrachtungen uͤber das menſch⸗
> liche Geſchlecht, die Natur und die
Vorfebung, hat zwar einige Anmerkungen. über
die bürgerliche "Regierung, und die Einrichtung
der Öefellfchaft.gemachet: allein er hat, wie er ſich
in der Vorerinnerung ausdruͤckt, zur en
Abſicht gehabt, die Grundſatze der Gitteniehre
und der natuͤrlichen Religion zu erlaͤutern, beſon⸗
ders aber zu erforſchen, ob das gegenwärtige Le⸗
den des Menſchen eine Beziehung auf ein kunfti
ges hat; und auf dieſe Art bie Abſichten der Bor.
feung, in Anſehung eines Zuſtandes nach dem
Zode, zu zeigen. Er hoft zu gleicher Zeit, daß
eine Anmerkungen nicht nur feinem vornehmſten
Endzweck gemaͤs ſeyn, fondern. auch über bie
menſchliche Ratur, und die menſchliche Gefell.
ſchaft, bloß in Beziehung auf das gegenwärtige
Leben betrachtet, einiges neues Sicht verbreiten
werden. Er erklaͤrt fich hiernaͤchſt, dep ee nicht
ſowohl für die Verehrer der Religion, als viel.
mehr für die Freydenker fchreibe, und daß_er zu
dem Ende eine Schreibart erwaͤhlet habe, die er
für die gefchicktefte Halte, ihre Aufmerkſamkeit zu
gewinnen und ihre Borurtheile aus dem Wege zu
raum,
Das’
Bibliothet. 249
Das Werk I in zwof Abfepnitte: eingespeis wand
1. In dem erften ftelle der, Berjaffer eine al
emeine Betrachtung über die Unpollkommenhei.
n der .menfchlichen. Geſellſchaft und uͤber die
wellen an, woraus fie, entſpringen. \je weiter
ol in der Geſchichte zurückgehen, fagt der Ver⸗
ıfler, und je genauer. und unpartheyiſcher wir bie
defüaffenheit bes.menfchlichen Geſchlechts in jer
km Zeitalter, unterfuchen, defto mehr werden wir
berjengt werben; daß bie menſchliche Geſellſchaft
niemglg die Groͤſſe und Gluͤckſeligkeit erreicht Hat,
die ein Philoſoph erwarten folle, wenn er die
Vernunft und. das Genie des.menfchlihen Ge
ſhlechts erwägt, und wenn er die Menge ber Ma-
lericlien in. Betrachtung zieht, mit welchen bie
Natur Aberfluͤſig nerfehen iſt, sum den Beduͤrh⸗
niſſen dee Menſchen zu ſtatten zu kemmen, und
Ihre Begierden zu hefriedigen. Man mus geſte⸗
den, fagt. der —— daß die Menſchen in den
Kuͤnſten und Wiſſenſchaften ziemlich weit gekom⸗
hen ſind. Lngerdefien verſtehen wir, aller aͤltern
und neuern Verbeſſerungen ber Wiſſenſchaften un
geachtet, die Kräfte der Natur noch ſehr unvoll⸗
konmen. - Wenn das menſchliche Geſchlecht in
einem fo guten Vernehmen, und in giner fo voll»
Fonmenen Ruhe ‚und ‚Sicherheit. ‚gelebt. hätte,
daf fie im Stande, geweſen wären, regelmäflige
und weitläuftige. Ensapirfe zu Unterſuchung aller
belle der Matug zu madjen, und biefe Entwürfe
fur Ausübung, zu bringen; fo würden fie in dem
lauſe ſo vieler Zeitalter ohne Zweifel in der Käne
" 5 NR
N
2500 Brittiſche
5Zend nis der Natur einen hoͤhern Grab der Bol:
Sr, menheit haben erreichen fönnen, als fie bisher «
reicht haben; und auffer den Künften, bie berdi
entdecke worden find, würden fie noch viel mehr:
erfunden-baben, bie zu den Bebürfnijfen imd
Vergnuͤgungen bes menſchlichen Lebens ungemen
viel beygetragen haben würden. Was die mor
liſchen Unordnungen anbelangt; -fo iſt es umnöris,
fie weitläufeig abzuhandekn. Ste fallen bey dem
geringften Nachdenken in die Augen, ind es Ik
offenbar, daß fie Die wahre Gröffe und die mirfli
che Gluͤckſeligkeit dee Menfchen gehindert haben.
Solchergeſtalt hat die menfchliche Geſellſchaſt nie
mals die Vollkommenheit erreicht, deren fie, nad
der Einrichtung einer welſen Borfehung, faͤhig m
feyn ſcheint. Wir fönnen uns wenigftens führt
Vollkommenheiten vorftelfen. --- Akten hierin
wird man’ taufend Fragen hun’, und man wir
ber Moͤglichkeit höherer Bollkommenheiten eitt
Menge Zweifel entgegen fegen. Nach der Mei
nung einiger, iſt nichts moͤglich, als mas fie wirt
lich geſehen oder gehöre haben, und fie Halten alt
Entwuͤrfe, die zu böhern Volfkommenheiten fill
ten ·ſollen, für romantiſch. Andere fcheinen un
willig darüber zu fern, daß man das menſchlich
Geſchlecht fir vorereflicher Hält, als es nach den
Heinen Begriffen, bie ſie von feiner Beſchaſſe—
Beit Haben, feyn kan. Wenn man biefen Pille
fophen glaubt: - fo verfchlieffen die Unordnungen
ber menſchlichen Begierden und Leidenſchaften,
alle Zugänge zur Volſtkommenheit. Es if pe
u. Fa | agen
pen fie, angenehme. Eeonen :zu mahlen. Wir and
nnen ung mih geringer Mühe eine ganz andere {IE
rönung der natürlichen und moraliichen Welt
rſtellen. Die Dichter haben von einem immer⸗
ihrenden Fruͤhling, von einer unaufhoͤrlich milk
nund beiten Luft geſungen. Sie haben :ıa
m Baͤchen Milch. und Mectar flieſſen, ua. Die
nbehquete. Erde won ſich ſelbſt "alle. Arten ange
ıhmer Speifen hervorbringen Toften. Wir koͤm
m uns Frieden, Freundſchaft, Tugend, und
Beiskeit als algemein vorſtellen. Aber bien an:
enehme Scenen ſind niemals vorhanden gemefen;
nd fie werden und Fönnen andersmo nie vorhät
en feyn, als in dem Gehirne der Dichter. Wine
iefes der eigentliche Ball: fo koͤnts man ſich nicht
nthalten, daruͤber träurig zu werden: allein. esriff
Net nicht der Ort zu unterfuchen, in mie weit: die⸗
e angenehmen Sqenen möglich find... Gegenwaͤr⸗
ig es genug, zu bemerken, 4 ni uns —*
nenfhlichen Gafellfihaft, Bühnen Voltemmenhe icen
borfellen- Ebnnen, als Diejenigen ſind, bie fie bis⸗
"San guseyten fh wi: Dr ie an
m zweyten Abſchnitt wich: ber Abris einer
— —— nicht blos fuͤr eine Mi
on, ſondern für. die game Erhe, mötgetbeiitt
Gleichwie das mienfchliche Geſchlecht / ohne VIER
ſelſſhaſt, das jenige mas zur Erhainiug noͤthig iſtz
weder erwerben noch ſicher heſihen fan: alſo
fan die Geſellſchaft, ohne bie: burgerliche Negie⸗
tung nähe ruhig und dauerhaft ſeyn. I. Mir-Füns
ten alfo.hierays, ſchlieſſen, daß bie eglerung —*
ruͤ
en
ur
2SBrittiſche
frühzeitig ihren Anfang genonenen Gabe, N
erſte Einrichtung derfelben, ſagt umfer Vrrfaſ⸗
muſſte nothwendig roh und unvollkommen fm
‚Rudis indigeflaque moles, quam dixere chic:
Bon diefer urſpruͤnglichen Undeilkommenheit vi
net bie. unvollkommene Beſchaffenheit der Rei
zung in den nachfolgenden Zeitalter her.
alten und neuen. Weitweiſen um Geſeggeber
ben ſich durch verfchlebene Entwürfe‘ einer
Regierung hervorgethan, ımd fie haben ſich di
Maͤhe gegeben, befondere Gefege zus Verbeſſerun
vergangener Fehler, zur Vermeidumg finflige
Mißbrauche, zur ‚Erhaltung: des Friedens unl
zur Befoͤrderung der geſellſchaftlichen Gtädielt
keit zu errichten. Man kan in ſolchen Entwir—
fen immer weiter gehen. Die: Materie iſt nd
wicht erfihbpft. . Man kan die Altern Entwith
verbeſſern; und bie Erfahrung mache bie Dit
weiſer. u ne .
Da es ungereimt iſt, anzunehmen, daß de
marn ſchliche Beſthlecht nie einen’ Anfang ge
Babe; fo wollen wir uns vorſtellen, daß die Mr"
ſWen, bey chrer erſten Erſcheinung auf. unfrer Ed
kachei, und als ihre Anzapt ſich etwa noch auf!
find ober zehntaiſend erfivecte ;: in eine Gef
fat getreten ſiad, in welcher kein Eigentdun,
Cena Einehellimg des Sandes zum Privatgebraut
ſtact fand; fordern, am flart'das Eigenthum 0”
‚gufügren,! verdinigton fie ſich über eine richtige N
billige Eincheilung der Arbeit, die zur Behand
und Ausfchmäcuäg des Thelles der Ei, *
nn ewo
| Bibliothek 253
wohnten, erfordert wurde... ſſt uns fernet un. Gmb
hmen, Doß:alle Menfchen, die Damals lebten, und?
ıe Gefellfchaft ausmarhten, einen gewiſſen Erd⸗
ich von-zebntaufend oder hunderttauſend Mor«
n in Beſitz genommen Daten, „Man nehme
daß diefer Erdſtrich zur Unterbaltung- einer
öffern Anzahl Menſchen geſchickt geweſen, als
y Errichtung der. Geſellſchaft vorhanden waren.
Ran nehme. an, daß man einen, regelmaͤſſigen
lan entworfen, wie diefer Erdſtrich auf die befte
re bebauet und ausgezieret werden Eönte, was.
ir eine Sage die Häufer haben, nach; was für eis
er Bauart fie aufgeführet, wie die angraͤnzenden
elder abgemeſſen, wie fie’ beſaͤet: und bepflanzet
‚erden ſollten. Man nehme an, daß dieſer Plan
ſchoͤn und fo vollkommen geweſen, als es die
dunſt vnd die. Geſchicklichkeit der Geſellſchaft ver⸗
attet. Man, nehme an, daß dieſer Plan von.
len Mitgliedern der Geſellſchaft dergeftalt zur.
lusübung gebracht. werben, daß feines. derſelben
abey muͤſſig, ober von der Arbeit gänzlich be»
reyet geblieben, daß feines derſelben zu fehe bes:
iftiger, ober zu harter und ber: Geſundheit und
en Gemürhskräften wachtheitiger Arbeit angehal-
en worden, Man nehme an, daß alle Mitglie,
er der Geſellſchaft diefen. Plan fo zur Ausübung
ebracht, daß fie niemals an Vorraäth zu ihrem
Interdale Mängel gehabt, indeffen daß fie folche.
Werke volfführee, welche eben ſowohl bie. Zierde
nd Pracht, als den Nutzen zur Abficht gehabt:
Mit einem Worte, man nehme an, daB *
|
—
—*
Dr
254 Brittiſche
¶den ſenſ chaft gewiſſe Vorſchriften zur Werbefferung
rer Seelen durch Wiſſenſchaft und Tugend ger
ten, die übrige Zeit aber ihnen überlaffen, um fi
sum Studiren und zum Nachdenken, oder zu ©:
göplichkeiten anzuwenden. Dicfes find die erſten
Züge einer volllommenern Einrichtung, als jemal:
unter irgend einem Volke vorhanden gewefen, -
Am Ende diefes Abſchnitts theilt der Verfaß
ſer verſchiedene one für eine folche Gefelfchaft
mit.
vn
gefhehen fönne Der, Derfaffer zeigt, daß ein?
volffommene Berfaffüng, im Amfange ber Walt
ohne ein Wunder, nicht möglich geweſen; er »
hauptet aber, daß fie, ohne ein Wunder daben nd⸗
thig zu haben, in kuͤnftigen Zeitaltern moͤglich ler,
und mit den menſchlichen Neigungen und Begier⸗
den tar wohl beſteheen koͤnne.
Im vierten Abſchnitte wird dargethan, de
obgleich der vorhergehende Entwurf mit den kei
denfchaften und DBegierden der Menfchen nicht
fireite,, er. dennoch mit den Umſtaͤnden, darinnen
fich die Menfehen gegenmärtig auf dieſer En. Dee
Miden, nicht beftehen könne, “
Der
i
Bios. 25
Der fünfte Abfchniet hat die Schönkeit sum
Beisheit und Herrlichkeit ber. Natur zum Gegen? St
and, on
Der fechfte Abfchnitt betrachter das Elend
es menfchlichen Geſchlechts, und der unvernuͤnfti⸗
en Thiere -- Hier redet der Berfafler alfo vom
Nenſchen: Diefes edle Geſchoͤpf ift mit vortrefli.
hen Fähigkeiten und Kräften begabt. Sein Ber.
tand iſt durchdringend und einfehend. Er ver«
th eine emfige Nachforfchung, und eine gefchwin«
ve Erſindungskraft. Sein Gedächtnis, behält
zeſchehene Dinge. Geine Gedanken gehen ſo⸗
vohl rückwärts, als wor. ihm hin zur Ewigkeit.
Beine Augen- erreichen. die Sterne, die in einer
unermeglichen Weite ſtehen. Seine Einbildyungs«
Fraft erſtreckt ſich über alle Graͤnzen hinaus. Gei-
ne Vernunft berechnet. unendliche Räume. Er:
empfindet bie Ordnung und Schönheit des Gan⸗
en. Er erkennt die Verbindung, in der er mit
allen ſichtbaren Arten von Gefchöpfen ſteht. Er
it fähig, feine Beziehungen auf jede derſelben.
wahrzunehmen. Hieraus entſteht das, Gefühl.
der moralifchen Schönhel. Er hemerkt ſeine
Vezlehung auf den unfichtbaren Uefprung des.
Seyns, auf die unendliche Avelle aller Vollkom⸗
menheit. Dieſem edlen Geſchoͤpfe ift die Herr.
ſchaft über alle andre Thiere, und über die Erde:
klbft, aufgetragen. Er ift verfchiedener erhabe⸗
er Empfindung fähig, Aber fo gros und herr
Ih fein Zuftand gegenwärtig iſt; fo verachtungs«
wuͤrdig ſcheint er. zu. fegn, wenn man Ihn un um.
| zaͤhlba⸗
256 Brittiſche
eand zahlbaren Dingen vergleicht, welche der Gegen⸗
se.
=
ftand feiner Betrachtung werden, fo unenblid) wei
fie auch, der Zeit und dem Orte nach, entfern
find. In diefe Erde eingeſchraͤnkt, iſt er fähig zu
erkennen, daß fie nur ein Punkt ift, wenn man lt
mie dem gangen Umfange der Werke Gottes vr
gleicht. Das Wohlwollen feines Herzens macht,
daß er auch für die entfernteſten Geſtirne eine Alt
von Sorgfalt empfindet, weil er nicht zweifelt, daß
fie feine Adytung eben fo ſehr verdienen, als feine
eigne Wohnung. Unzufrieden fie blos in bet
Entfernung gefehn zu haben, Flopfe fein Km; füt
Begierde, nach einer naͤern Bekanntſchat mit
dieſen Herrlichen Merken Gottes. Er nimmt an
den Begebenheiten längft verfloffener Zeiten un)
der entfernteften Zukunft, Antheil. Er pflanjt
Bäume, bauet Käufer, errichtet Denkmäler, und
- giebt Gefege,. die nach feinem Tode noch gone
Zeitalter hindurch dauern ſollen. Keine Unnih
fenheit feines Schidfals, kein blinder Antrieb 1%
wegt ihn zu einer Arbeit, die ihm keinen Vorthei
bringt; fonbeen er fege feine ebelmuͤthige Cory!
fort, ungeachtet er bie Ungewisheit feines gebend
kenut, und eine geſchwinde Aufloſung vorher ſiſt
Man füge hinzu, daß er um dasjenige, was n
dem Tode geſchehen kann, nicht unbekuͤmmer il
Er verlange nach einem Fünfelgen Dafeyn. Hu
zu ſcheint ihn-Die Natur auf eine bewundernswir⸗
dige Weife zubereitet zu haben. Obgleich fi
Sinnen, und was von dem Mörper abhängt, D'"
Verfall unterworfen ſind; fo wird doch dur *
un
| Bibliorhef. . 257
und Erfahrung feine Urtheilskraft reifer. Mies Band
oft iſt, in den legten Jahren feines Sebens, ja? St.
felbft in dem Augenblicke der Auflöfung, fein Ver.
ftand Heller und feine Urtheilskraft lebhafter ale
jemals!. Eine wichtige Vermuthung, daß nad)
dem Tode, die Seele, ihrer igigen Verbindung
mit dem Körper ungeachtet, eine unabhängige
Kraft anwenden wird. Unter ben Menſchen has
ben ſich viele über die übrigen empor geſchwungen,
und find wegen ihrer Wiſſenſchaft, Weisheit und
Tugend, merkwuͤrdig worden; aber diefe weifen
Männer haben die höhern Bollfommenheiten
nicht erreicht, deren die Natur fie fabig gemacht.
hat. In der That ſcheint es, daß, um dieſes
edle Geſchoͤpf zu der Vollkommenheit, deren es
faͤhig iſt, zu erheben, eine groͤſſere Anzahl von
Jahren, und ein längerer Linterricht erfordert wer“
ben, als ihm die Matur auf diefer Erde gemähret
bat. Da er als ein Kind in die Welt tritt, und
in der Kindheit fo lange verweilt: fo Fan er in
biefen Jahren nur unvollfonnmen unterrichtet wer
den. Vieles, das in der Jugend erlernet werden
follee, bleibt zuruͤckk. Die männlichen Jahre, ja
das hohe Alter ſelbſt, find nicht Sirreichent, ihn
gang voflfommen zu machen, Er Fan ſich von
vielen fhönen und nüzlichen Kuͤnſten Deutliche Be⸗
griffe machen, feine Seele ftelt ihm Gegenftände
von der angenehmften Speeulation vor; aber er
hat weder Zeit noch Mittel, fie kennen zu lernen,
Ars longa, vita brenis. Che er nur mittelmäflig
unterrichtet iſt, ehe er das Leben und bie verſchie⸗
| NR - denen
258 Brittiſche
Sand denen Gegenſtaͤnde, bie ihn umgeben, recht ſchaͤ⸗
36% gen gelernt hat, verfällt er und ſtirbt, nach dem
Sauf der Natur und der Borfehung. Die Irthuͤ⸗
mer und Safter des Menfchen find gros und une
zählbar, und verwickeln ihn in viele Unruhe, Als
fein auffer Diefem unangenehmen Zuftend, in weis
chen verfchiedene Menſchen meiftentheils durch
ihre eigene Schuld gerathen, giebt es noch viele
unvermeidliche Umftände, welche fie an Erlan⸗
gung einer volllommenen Weisheit und Tugend
hindern, fie vielen Befchwerlichfeiten des Lebens
ausfegen, und fie oft vor der Zeit aus der Welt
hinwegreiſſen. Schriftiteller von allen Arten, ſcherz⸗
hdafte und unheilige, ernſthafte und anbächtige, Phi⸗
(ofopben und Dichter, alte und neuere, haben wett⸗
geeifert, von ben Ungemaͤchlichkeiten und dem
Elend diefes Lebens tragifche Abſchilderungen zu mas
* chen. Unter den neuern finden wir einen der ar
tigften und finnreichften Schriftfteller, ber ein Vers
gnügen daran gehabt zu haben fcheint, fich den
ſchwermuͤthigſten Gedanken zu überlaffen. -- Dies
fer Schriftfteler ift_ der Herr von Maupertuis,
welchen der Verfaſſer |
. im fiebenten- Abfchnitte widerlegt, worinnen
er eine Bergleichung des menſchlichen Gluͤcks und
Elends anftelle, und bemeifet, daß bas erftere Das
fegtere uͤbertreffe. — Es iſt wahr, fage unfer
Verfaſſer, man fan die Weisheit und Güte der
Borfebung behaupten, und die Sache der Religion
vertheidigen, felbft unter‘ der harten Borausfegung,
baß es mehr Elend als Gluͤckſeligkeit im menſch⸗
| lichen
Bilbliothek. 259 ı
sichen Sehen gebe, Denn. menn wir beweifen Fön. sa
nen, Daß der Menfch mit Freyheit begabt ift, daß St
er biefe Srenheit gemisbrauche bat, und daß durch
Diefen Misbrauch Irthuͤmer und Safter in Die Wele
gefommen find, und die Befchwerlichfeiten des
menfchlichen Lebens hervorgebracht haben: foföns
nen wir unter diefen Dorausfegungen von dem
Uebergewicht bes Uebels Kechenfchaft geben, uns
geachtet wir eine weife und gütige Regierung der
Welt annehmen. Allein, wenn wir das Lieberges
wicht des Guten erweifen fönnen: fo mus dieſes
der Sache der Vorſicht einen groffen Bortheil
bringen. Und da die Barmherzigkeit des Herrn
gros ift, unb über ‚alle feine Werfe fich erſtreckt:
fo fan man vernünftig hoffen, daß wir, bey ge
nauer Unterfüchung, mehr Gutes als Boͤſes, in
Abſicht auf uns, finden werden. Der Verfaſſer
beantwortet hierauf alles, was Maupertuis in
feinem Efläi de Philofophie Morale in der Abfiche
gefügt hat, zu beweifen, daß des. Uebels unter
Den Menfchen mehr fen, als des Guten,
Der achte Abfchnitt Handelt von der Freyheit
und der Nothwendigkeit, und der neunte enchäle
‚eine Rettung der Vorſicht, wenn man die Sreyheit
der vernünftigen Wefen annimmt, ber zehnte hin⸗
gegen faflt Die Rettung der Vorſicht in.fih, wenn
man eine Nothwendigkeit vorausfegt. - - Der
Verfaſſer befchliefft ven sehnten Abſchnitt folgen«
bergeftalt: . .
Laſſt die Ppitofophen und Gottesgelehrten ihre
eignen Hypotheſen verteidigen; laſſt fie ihre
| MR 2 Streis
ı 260 Brittiihe -
Band Streitigkeiten fortſehen, und laſſt fie nach zrem
3er,
or
eignen Oefallen dDiefelben zu Ende bringen, wofer⸗
ne man jemals auf eine "Beendigung hoffen Darf.
Ein frommer und rechtfchaffener Mann, wird, of.
ne ſich, bey folchen ſchweren und gefährlichen Fra:
gen, auf eine Enefcheidung einzulaflen, Gründe
‚genug finden, fein Gemüch wider Die Einwuͤrfe ge
gen die Borfehung zu wafnen, befonbers wenn er
betrachtet ı) mie fihuldig die Menſchen Find;
2) wie gering die Summe des Elends gegen bie
Summe des Vergnügens ift; und 3) wie vid
Gutes aus dem Liebel felbft entſpringt. Mit el
nem Worte, wenn das Gute in allen Dingen, vie
in unferm Geſichtskreis liegen, das Lebergemicht
hat, 1008 für ein wichtiges Argument iſt dieſes
nicht für alle unſichtbare Werke Gottes, und für
—
die zukuͤnftigen endloſen Zeitalter, in welchen allein
das berrlichfle Syſtem zu einer vollkommenen
Reife gebracht werden fan. Aus der Pracht der
Weisheit und der Güre, welche man in der Die
tur fo deutlich wahrnimmt, fchlieffen wir auf das
Dafeyn eines unendlidy weiſen, gütigen und maͤch⸗
tigen Schöpfers und Erhalters. Aus dem Ve
griffe eines fo vollfonmenen Wefens ziehen wie
den Schlus, daß alle Dinge auf die befte und wei.
fefte Art erfpaffer worden, und auf eben dieſe Art
erhalten werden. Und wenn wir die Dinge ſelbſt,
welche hervorgebracht worden find, überfehen und
unterfuchen, und ihre nothwendigen Verknuͤpfun⸗
"gen und "Beziehungen betrachten; fo Fönnen wir
eine richtige und vernünftige Auflöfung allee Eins
on wuͤrfe
Bibliothek, 261
wuͤrfe finden, welche gegen die Werke des groſſen gaud
Schoͤpfers gemacht worden ſind. Sr
Im eilften Abfchnitt wird der Beweis eines
Fünftigen Zuftandes der Menſchen nad) dem Tode,
aus ben Örundfägen ber Vernunft und Philofo-
phie, gefuͤhret. — Man mus, fagt der Berfaf.
fer, in Erwägung ziehen, daß die Menfchen den
beftigften Trieb nach höhern Käntniffen und nad)
einer vollfoınmenen Bekantſchaft mit den herrli- -
chen Werfen Gottes fühlen, ‘die fie gegenwärtig
nur in der Entfernung, nur dunkel, und durch ein
Fernglas erbliden können, Ihr Her; Elopft nach.
der Unfterblichfeit, und fie freuen ſich in der Vor.
ftellung, daß fie, nad} und nad), im Lauf enblofer
Zeiten, die unendliche Weisheit und Güte werben
fennen lernen. Ihre Gedanken find voll von Un»
ſterblichkeit. Sie fühlen ein Verlangen, unver:
geflen und auf Immer berühme zu fern. Was
für eine Abficht mürde diefer Heftige Trieb haben,
wenn die Menfchen nicht für irgend einige ferne
und fünftige Genen beftimmt wären, und wenn
fie und alle ihre Gedanken, fo bald, und auf im⸗
mer, untergehen follten? Warum bemerfen wir
an ihnen fo viele Fähigkeiten und Kräfte, melde
fie zu den gröfften und dauerhafteften Unterneh:
mungen geſchickt machen, wenn fie Dem ungeachtet
nur in einem fo engen Bejirk von biefen Faͤhigkei⸗
ten und Kräften Gebrauch machen, und alsdenn
auf immer vernichtet werben foflten ? Zu mwelher
Abſicht wären fie fähig, fo entfernte Zeitalter fi)
vorzuſtellen, und warum gare ihren Herzen ein ſo
3 heftiger
962 Brittiſche
Sand heftiger Trieb nach einem künftigen Dafeyn, und
‚St nach fünftigen Bollfommenpeiten eingepflanzt,
wenn es, ihree Natur nach, für fie unmoͤglich woä-
re, dasjenige zu erlangen, wornach fie ftreben?
Wäre diefes der Uebereinftimmung gemäs, Die in
den Werten Gottes fo ſichtbar ift? -- Der Be
weisgrund, welcher von bem allgemeinen und hef⸗
tigen Verlangen der Menfchen nach ber Unfterb-
lichkeit hergenommen ift, erhält eine neue Stärfe,
wenn man binzufegt, Daß des mannidhfaltigen und
groffen Elends in dem gegenwärtigen Leben unge
achtet, dennoch die Vorſehung einen mächtigen
Trieb zur Glückfeligkeit in die Menfchen geleget
bat. Keine natürliche und allgemeine Neigungen
und Begierden Fönnen den Gefchöpfen vergebens,
und ohne eine gute Abfiche eingepflanzt feyn. Wenn
alfo die Menfchen in ihrem gegenwärtigen $eben
feinen fo hohen Grad der Gluͤckſeligkeit erreichen
Fönnen, der mit ihrem natürlichen Triebe, und mit
den Zubereitungen der Vorſicht übereinftimme;
fo müffen wir daraus fchlieffen, daß noch ein an⸗
drer Zuftand vorhanden feyn werde, auf welchen
biefer Trieb und biefe Zubereitungen eine Bezie
Bung haben. -- | Bu
Der Verfaſſer befchlieffe fein Werf mit eini—
gen Erinnerungen, die er im zwölften Ab
fohnitte an bie —— ergehen
laͤſſt.
er nn anna:
IV. An
[u
|
| Bibliothet. 263
IV.
s Band
36&t.
‚An Inguiry into the beauties of Painting, and in-
to the merits of the moft celebrated Pain-
ters ancient and modern, by Daniel Webb,
Eſq. London, 1760. 8.
⸗
er Autor hat die Abſicht, feinen jungen Lands⸗
leuten, zum Nutzen ihrer Reifen, einen
richtigen Geſchmack und deutliche Begriffe
von der Mahlerey beyzubeingen. In ber Vor-
rede bemerkt er einige Irrthuͤmer, welche ihnen
faft aflen gemein find, und fie von einer. richtigen
Einficht abhalten. Erftens betrachten fie mit ber
gröfften Geſchwindigkeit alle Gemählde in den
Gallerien und Kirchen; zweytens beurtheilen fie
die Gemaͤhlde nad) dem allgemeinen Rufe der
Mahler; drittens haben fie eine übertriebene Weis
gung die verfchiebenen Meifter kennen zu lernen,
Die Abhandlung ift felbft in VII. Geſpraͤche einges
theile, In dem erſten zeige der Verfaſſer dem
Plan feines Werfs an. Er will nämlich den .
Vorzug der alten Mahler für den neuern ſowohl
durch die Stellen der alten Schriftfteller, als Durch
die Anwendung ihrer Begriffe auf die neuen &e«
mählde erweifen. Der Endzweck foll vornehmlich
bie Beförderung einer vollfommenern Känntnis
der Kunft ſeyn, welchen andere, die uͤber die Mah⸗
lerey gefchrieben, verfehlt hätten. Denn fie waͤ⸗
ren blos Sebensbefchreiben, die den Sefer Lurch die
_ R 4 Wieder⸗
264 Brittifche
$ Band Wiederholung von eben benfelben Gedanken
I, Kunftwörtern ermüdeten, wo die Begriffe von
Mahlerey fo zerfireuer wären, duß fie ſchwerlich e
Ganzes ober ein Syſtem ausmadıten, und
endlich faft allein von folhen Mahlern, die fic)
dem mechanifchen Theile der Mahlerey hervorge
than, gehandelt würde; da doch die Leſer, als
bloffe Beobachter der Kunft, ſich bauptfächlich mit |
Dem idealifchen Theile befchäftigen koͤnten. De
mechanifche Theil beftche aus den Nachahmungen
derjenigen Gegenftände, die ıms immer vor Augen
- find. Der idealifche aus den Borftellungen de
durch die Einbildungsfraft hervorgebrachten Bl
der, Die Vereinigung biefer beyben ‘Theile mar
che die Vollkommenheit der Kunft aus, Unter
allen Neuern wären Raphael, und nach ihm ge
wiffermaaffen Correggio dieſer Vollkommenheit
am nächften gefommen. Das II. Geſpraͤch handelt
von der Faͤhigkeit über die Gemaͤhlde zu uv
theilen. Der Autor erfordert dazu Feine Dil
fenfchaft, fondern ein geübtes Auge, eben fo, mie
in der Tonkunſt ein geuͤbtes Ihr und in der Poeſit
eine geübte Einbildungsfraft zur Beurthellung ge
fehlt find, Il. Geſpraͤch von dem Alter und
Nusen der Mahlerey. Ihr Urfprung wird
in die Zeiten des Trojanifchen Kriegs gefegt, und
der Autor hält fie deswegen für fo fehr alt, weil
es natürlich iſt, Daß man eher darauf fiel, die Ge⸗
danken durch Bilder, die unmittelbaren Zeichen
ber Begriffe, auszudruͤcken, ats durch Buchſtaben;
weil man ferner ans ber Vollkommenheit ” vom
| omer
Bibliothek. 265
omer beſchriebenen Achilliſchen Schilds ſieht, Band
ij die Bildhauerkunſt lange vor dem Homer ent SE,
inden gewefen feyn müffe, und man hieraus we⸗
m der genauen Aehnlichkeit diefer Kunft mit ber
Rahlerey, das hohe Alter derfelben fchlieffen Fan;
eilendlih Plinius die Meinung ber Griechen,
op man ihnen die Erfindung ſchuldig fey, für uns
chtig hält, und durch die Erempel einiger fehr ale
nvortreflichen Gemaͤhlde widerlegt. Der Mu⸗
en der Mahlerey wird hierauf befchrieben. Sie
oͤſt eben fo wie die Dichtkunſt und Tonkunft feis
e Empfindungen ein, fie benimmt den Sitten
ne Rauhigkeit, fie hat eine groffe Gemale über
ie feidenfchaften,, und macht den ftärkften Ein» -
ud aufdas Herz. Diefe Eigenſchaft wird be⸗
ders dem biftorifchen Gemaͤhlden bepgelegt, wie
urch einige Beyſpiele aus der alten Gefchichte ers
ejen wird. Ben biefer Gelegenheit tadelt der Au—
die Unfähigkeit feiner Sandsleute in der Hiftoris
ben Mahleren, und leitet fie von der allzugroffen
te zu den Gefichtsbildern her, die ihnen fchon
on den alten Britten angeerbt. wäre. IV. Ges
"ah, von der Zeichnung. Dieſe hat bey
en Alten Dadurch einen fo hohen Grad der Volle
mmenheit erlangt, daß man bie zerflreueten
Shönpeiten der Natur vereinigte und eine ibealis
e Schoͤnheit bildete. Man Fan fie befonders _
"dem Laocoon, dem Roͤmiſchen Sechter,
m Sarnefifchen Apollo der mediceifchen
WS und felbft an den Eoloffen wahrnehmen,
nn die Gröffe der coloffifchen Bildſaͤulen vers
RE liert
⸗
5 Sand liert das unnatürliche durch bie vortrefliche St
— metrie aller Glieder. In der Zeichnung haften
266 Brittifche
die Griechen einen groffen Vorzug vor ben dh
ten und neuen Nömern, welches der Autor nidt
dem Genie, fondern der Gewohnheit nadende di
guren zu mahlen, zuſchreibt. Das Kennzeichen
ihrer Arbeiten ift eine gerviffe eble Einfalt oder die
Anmuth der Action. Und eben diefe ift die gröflt
Wolltommenheit der Zeichnung. Raphael ht
— die Alten am beften nachgeahmt, mie be
. fonders feine heilige Cäcilia beweiffe. Zu diele
Anmuth gehört eigentlidy auch der Charakter, oder
der Ausdruck des Gemürhs in den Gefichrszügen
und Minen, Man Ean ihn als einen befonders
wefentlichen Theil der Anmuth anfehen, Di
Stärke der Griechen in den Charaftern wird ih⸗
rem durch den Umgang an Som und die Leſung
der beften Dichter erlangten Geſchmacke zugefhrie
ben. In der hierauf folgenden Vergleichung de
Neuen mit den Alten zeige der Autor, daß Ro
phaels Zeichnung zwar ſchoͤn aber lange nic! ſ
vollfommen ſey. Sein runder Umris an den
weiblichen Figuren iſt bisweilen zu fen
bisweilen zu trocken. Es fehle ihm diejenige zie
Hehe Proportion und ungeswungene Bewegurg
Die man an dem Laocoon und bem Fechrer fief
weil er im Groffen, die Figuren des Michel A
Be zum Mufter wählte. Die idealiſche Sch"
eit konte er nicht fo gut, als diejenige, die er m
ber Natur fan, treffen. Daher feine Balatı
fa dem Chigifchen Pallaft weit unter feine be
a onn
Bibliothek. 267
nnen iſt. Correggio wird als ber gröfftes uud
uͤnſtler im Ausdrucke der Anmuth gerͤhmt. .
Geſpraͤch, von der Colorit. Die Farben
achen Die Gegenſtaͤnden lebhaft; fie find von
n Dichtern und Mahlern der Alten für die
röffte Schönheit der Natur angefehen worden,
ie Römifche Schule hingegen hat bie Kunft der
‚arben mit Unrecht für etmas überflüffiges gehale
1, Aprelles war der gröffte in der Farbenmi⸗
hung und Schattlrung, und Titian unter den
Neuen. Raphaels Eolorit in Del iſt zu dunkel...
nd braun, aber in Freſco Mablereyen fo fchön,
aß ihm Feiner gleich kͤmmt. Der Berfaffer
alt übrigens die neuen Mahler für beſſere Colo-
iften als die Alten; weil dieſe ihre Figuren faſt
lezeit nackend mahlten, jene hingegen und fonders
ic) die von der Benetianifehen Schule fie mehren.
deils befleiden, und alfo eine befjere Gelegenheit
jaben, die verfchiedenen Wirkungen der Zuruͤck⸗
fralung aus zudruͤcken. VL Gefpräch von Schatz
ten und Lichte. in einziger Anbli eines Gen
mahldes des Correggio giebt ung einen deutli⸗
bern Begrif vom Schatten und Licht, als afle
Schriften des Vaſari, Selibien und anderer;
Die Eigenfchaften diefes Theils der Mahlerey find
eritens die Rundung oder Hervorragung, durch
weiche fich Die Figuren von ihrem Grunde abfon«
dern, und ein lebendiges Dafeyn erhalten, zwey⸗
tens die mahlerifche Vertheilung bes Lichts auf
die oerfchiedenen Gegenftände,; drittens die Gras
dation ber Farben, viertens die gefällige Sam
Ä nie
268. Brittifche
+ Band nie ber einzelnen Schatten und Lichtstheilgen, bi
St uns z. E. fo fehr in der Geburt unfers Heilan
0, und andern Stüden bes Correggio entji
Raphaels Syſtem vom Schatten und Sicht war
das ſtaͤrkſte Licht vorwärts anzubringen, und
gegen den Grund zu, nach und nach zu verminder
Daher feine vordern Figuren meiftentheils wii
bekleidet find. Aber Eorreggio und bie dm
bardifche Schule brachten vorwärts höhere Jar
ben, rothe, blaue und gelbe an, weil ihnen Die weil
zu Durchfichtig und ſchwach ſchien. VAL. Gefpräd
von der Zufammenfeaung. Ein hiſtoriſches
Gemäpide ift die Vorftellung eines Furzen Schau
ſpiels. Es wird zu deſſen Compoſition ſowohl
die Anordnung ber Scenen als bie Handlung er—⸗
fordert. Jene bedeutet hier eine angenehme Der:
theilung der Figuren, welche zu ber Begebenhet
“gehören. Sie ift entweder blos mahlerifch, wi
man fie bey dem Lanfranc und Peter von (or
tona findet, oder ausdrüdend und rührend mie
bey dem Rapbael und Leonard von Dina,
wie fie auch vermuthlich bey ben Alten geroefen il
Die Handlung bes Hiftorifchen Gemaͤhldes beſteht
eben ſo, wie das Drama bes Schauſpiels, in de
Babel oder Gefchichte, in der Verknuͤpfung, den
Charaktern, und den aus biefen entſtehenden !e
benfchaften, Die griechifchen Mahler Hatten I
Anfehung ber Fabel einen fehe wichtigen Vorthei—
weil es in ihrer geiftlichen und weltlichen Geſchich
se (o groffe und merkwürdige Begebenpeiten gab
Der Autor behauptet fogar, daß ſich die ne
— eſchich⸗
Bibliothek. 269
liſchichte nicht für die Mahlereyh ſchicke, weil un⸗ʒ Band
te Religion bie Unterdruͤdung der Leldenſchaften Sk,
fordere und die gröfften Heiligen von niedriger
jeburt und einfältigen Sitten gemwefen wären,
Iber, da felbft Die Heilige Schrift gute und böfe
harakter abfthildere, und den heftlgſten Grad der
tdenſchaften in vielen Behfpielen ausdrücke, mar.
m follte es dem Mahler verwehrt feyn? Die
on dem Autor angeführten Beyſpiele des vor feis
em Kreutze liegenden heiligen Andreas und der
or dem Opferaltare ftehenden Sphigenia geben
inen- Beweis ab. . Denn Die Begebenheiten
ind ganz unterfchleden. : Es härte anſtatt der er
tm, das Opfer Iſaacs gewählte werden ſollen.
Soac erregt eben fo viel Mitleiden alg Iphigenia.
Was ferner der Autor wider den Charafter der
Heiligen anführt, ift noch ſeltſamer. Sollte niche
in hoher Grad der Heiligkeit-ynd des Berftands
en Geſichts zuͤgen eine noch gröffere Hoheit zumes
je ringen, alg diejenige ift, die eine vornehme Hers
unſt und die Feinigkeit der Sitten verfchaft ?
en Ausdruck der Charakter und Sitten hält der
erfaffer für ein vorzügliches Berdienft der grie⸗
hen Mahler; von dem Neuen ruͤhmt er des—
Degen nur den Kaphael, Correggio und Leo⸗
nard von Vinci, wiewohl er keinem von ihnen,
enden den Alten, den Enthufiafmus, und den
usdruck des heftigen Affekts zueignet. |
So ſchoͤn diefe Abhandlung gefchrieben ift, fo
det man doch gar leicht eine übertriebene Ach⸗
ng gegen die Alten. Wenn der Verfaffer durch
' ie
270 „Brittifihe
8 die Benfpiele viniger übriggebliebenen alten &
I
mählbe ben Vorzug berfelben haͤtte ermeifen fü
nen, und ihn nicht blos auf die Lobſpruͤche der d
ten Schriftftellee und die Schönheit verfehieden
alten Bildfäulen gründete; fo wuͤrde man di
Einwendung nicht machen, Aber der Verfall
gefteht es felbit, daß man itzt Feine vortrefliche
Alterthuͤmer von diefer Art finde, und dag die i
dem Herculano neuerlich entdeckten Mauergemöil
be nur Veberbleibfel der ſterbenden Kunft zu m
nen find. Vielleicht würde man auch der Wa
nung bes Berfaffers weniger widerfprechen, ment
er fo viele groffe Mahler der Italiaͤniſchen Echu
len niche ganz mit Stillfchweigen
übergangen hätte
V.,. 7The
Bibliothek. 271
— V. | Fi
he Life of William of Wykeham, Bifhop of
Winchefter, written by Dr. Robert Loweb,
The fecond Edition, London 175 9. 8. Seite
357. Anhang S.LVL. 0
Schriften, feheinen die Lebensbeſchreibun⸗
7 gen juns das geoffe Vergnügen, und ben
neiſten Mugen zu gewähren. Die Völferges
Hichte zeiget ung ihre politifche Verfaſſung, ihre
Kriege, glückliche und widrige Schidfal. Die
Biographie aber fhildere ung die Menfchen, mache.
ins mie ihren Gefinnungen und Meigungen bes
kant, da jene ung nicht die Menfchen felbft, fon
bern nur Könige, Staatsräthe und Seldheren Fens
hen lehret. Fuͤr die meiften Leſer hiftorifcher Buͤ⸗
her ift eg angenehmer, die natürliche Geftalt ihrer
Nebengefchöpfe auszulernen, als fie blos aus dem
Geſichtspunkte zu betrachten, wie fie einen Cinflus
auf das Wohl oder Wehe ganzer Staaten haben,
le gehet es an, die Kennzeichen der Tugenden
und fafter zu entdecken; wenige fönnen, aus dem
Lben eines Koͤnigs, Heldens oder eines tiefſinnig
ſheinenden Miniſters, Nutzen ſchöpfen. Da-
t liefet man bie Leben verdienter Männer, oder
nur auſſerordentlicher Perfonen mit groͤſſter Ber
gerde: weil fie. umfee Neugier füllen, hie in
| eo ET hen
IE den verichiebenen Arten biftorifchet
272 Brittifche
sGandfchen in ihrer natürlichen Beſchaffenheit zeig;
1 auch unferm Hochmuthe fehmeicheln, der gewohn
ift, an Männern, die durch Verſtand, Gefchikih
keit oder Ehrenſtellen über uns erhaben find, ger
Fehler zu entdecken. Wir empfinden ein Vergis
gen, mern wir beym Sveton lefen, Auguſtus bat
der Siviä geborchen müffen: ober mern uns Pre
copius den Juſtinian auf feiner ſchwachen Seit
vorftellet, und Brantome und Büffy Rabuͤtin und
bie Sehler angefehener Generale und Damen ih?
eit zeigen. Ohngeachtet dieſes Reizes, ift Di
iographie eine ſchwerere Sache; als man mohl
glaube. Sie erfobert eine natürliche Schreht,
frey von bem rednerifchen Puge, mit dem man M
gröffern Werfen, um die Aufmerkſamkeit der Leſer
zu erhalten, frengebiger feyn fan. Biographen
aber dürfen durch feine geſchminkte Schreibt
bfenden, und müflen dieſen Verluſt durch gut
Mahl des Helden, mit deſſen Leben fie ſich be
ſchaͤftigen wollen, durch Ordnung, durch einen af
genehmen Vortrag, auch Vermeidung gleichguͤlt
ger Umſtaͤnde, ober ekelhafter Weitlaͤuftigkeit
erſetzen ſuchen. England, dent man bisher DM
Vorwurf gemacht, es habe feine Gefchichtsfätt
ber, die man den Franzoͤſiſchen, Spanifchen, „tt
Tlänifchen, Deurfchen oder Nordifchen entgegen 1
gen fönne, hat ihn, ſeit wenig Jahren, durch de
Merfe eines Hume, Robertfon, Smollet un
Maitland ruͤhmlich abgelehnet. Unter di
Verfaffern gut gefchriebener Biographien, ho
ben ſich kuͤrzlich, Mailer, Blackwall, Bars 1
in
Bihfiorher, 59.
ieh *) beſonders hervorgethan. Zu biefen sank
hen wir auch den Seren Lowth / Domherrn voniSt.,
urham und Königlichen Hoffaplan, defien Leben
s Biſchofs Wykeham wir jeße anzeigen.
Wilhelm Wykeham wurde 1324, unter der
legierung Eduard 2, zu Wykeham, einem Markt
den in Hamfbire, von ehrlichen, aber armien
tern gezeuget. ein Grosvater hies, vielleiche
on dem Orte feines Aufenthältes, Wyfeham:
in Bater aber hafte den Namen, Johann Ass,
er tange, Man findet noch jego in dem Cola -
0 zu Winchefter, eine Stammtafel, (die bier id
Rupfer geſtochen iſt) die bis aufs KVI Jahrhundert
jebet, und-auf der verfchiedene Gelehrte vorkom⸗
nen, die mit dem Biſchoffe verwandt find, ale
en Wilhelm, Thomas, Niflad, Richard und
een Hannſen, die Wykehams. Unſer W. Wi
fhämte ſich feines duͤrſtigen Urſprungs nicht, und.
da er Bifchof geworden, nahm -er die Worte zum
Wahlſpruch: Manuers make Man, um anzuzeld
gm, daß er feine Ehrenftellen nicht feinen Vor⸗
eltern und ihren Reichthuͤmern, ſondern ſeinen eig⸗
ten Verdienſten, zu danken habe. Cr beſuchte
die öffentliche Schule’ zu Windjefter, warb abed
did die Armuth abgehalten, feine Studien in
Offord fortzuſetzen. Einige Scribenten behau⸗
| | pen
*) Birch; der Verfn er des Lebens des Frinzen
Fr von ee > Britt. Bibl. V’Band,
af auch im Monthly Review, Jahr 1760,
M. ars ©. 177. ff. S ns
2774 Brittiſche
s Band pten zwar, er habe fechs Jahr in Opforb ben I
19 tenfchaften obgelegen. Da aber Chaundeler, welch
Canzler der Akademie bafelbft gemefen ift,
Wvyfkehams Leben befchrieben hat, das Gegen
behauptet ;. fo ft die Meinung gegründete, W.:
habe keinen Unterricht auf einer Univerſitaͤt gen
fen. Allein er verlohr hierdurch nicht eben vıd
Drford war damals durch die Logicaliſchen St
tigkeiten der Scotiften und Ockamiſten in auf
fter Verwirrung. Die alademifchen Difpuruiv
nen endigten ſich nicht, wie in unfern Tagen, mi
den artigften Complimenten und übertriebenen Io
beserhebungen, fondern, wie Holbergs Shaw
fpiele, mit derben Schlägen. - Es ift noch jegen
Drford ein Gäßgen, che logical Lane, worinnendi
benden Secten der Nominaljum und Realiun,
wenn fie mit Gründen nicht auskommen font,
ihre Stärfe in Balgen zeigten. W. W. erlernt
ſtatt diefer Grillen, Durch welche er niemals Can
ler von England geworden wäre, unter Anführung
des Königlichen Baumeifters Niklas *) Wordıl,
bie Baufunft, Er wurde, feiner hierinnen erlay
ten Gefchiklichfeit wegen, Zeugfchreiber auf dım
Schloſſe zu Winchefter. Darauf Seererair bey
dem Niklas Uvedale, Gerichtsheren zu Boten
!
% Wir nehmer diefen Umſtand, aus Heinrich Subef
Benthems Engelländifchen Kirchen = und SA
kenftante, 2. 1739. ©. 869. welcher Verfall!
aber den Wykeham ind 15 Japrhundert ſehe
ba er doch im 14. gelebet hat, |
Bibliothet. 275
nd Schlobaupemann zu Mud⸗ſe, ‚tat ins Sand
ie Dienfte beym Edyngton, Biſchof dafelbft: ‚68.
jer ihre zus feinem Attorney beftellte, ihn aber bald
jernach, dem Könige Eduard IH. empfahl. : Der
König machte ihn zum Bauſchreiber auf feine
Domainen Henle und Jeſchamſted: bald darauf
kum Bayrechnungsführer, und Auffeher über ben
Bau zu Windfors welches Schloß der Koͤnig
ganz niederreiffen und unter W. Aufficht ſehr
prächtig wieder aufbauen lies: vertraute ihm auch.
den Bau im Schloffe Aveensberougg. Eduard
war mit dem Sleiffe und Eifer W. fo zufrieden,
daß er ihn vom Jahre 1357. an, mit weltlichen
und geifttichen Ehrenſtellen überhäufte. Von der
geringen Stelle eines Accolite (eigentlich eines Aco⸗
luthus) ftieg W. W. in eitf Fahren, bis zur Würe
de eines Bifchofs von Wincheſter. Auch nCh -
vilbedienungen hob ſich unſer W. W. ſehr gen
ſchwinde empor. Eduard gab ihm 1359. Die
Dberaufficht über die Schlöffer Windfer, tebes,
Dover und Hadlamz 1363. Die Würde eines Aula
ſehers über die Königlichen Waldungen, diſſeits
des Trentfluſſes: machte Ihn 1364 zum geheimen
Siegelbewahter, und das. Jahr darauf zu. einen
von den Commiſſariis, bie Streitigkeiten mit Dem
König von Schottland beyzulegen. Johana
—** „Wykehams Zeitgenoß, ſchreibt von
thm, im 1 Buche feiner Geſchichte, im 249 K.
EN dieſer Zeit, im J. 1369. regierte m England
„ein Geiſtlicher, Namens Wilhelm von Wikam,
„der in fo groſſem Anfeben flunde, daß er allein al⸗
2
>
y
|
276 Brittiſche
I:
„leg chate, und, ohne Ihm, nichts wichtiges ie
„be. Sjohann Mateverne, fchreibt in der Kork
Kung der Ramulphiſchen Chronik, beym J
1359. „W. Wykcham ſtammte von geringen E
«tern ab, mar aber ein fleiſſiger und liſtiger Man
„Er beredete den König Eduard zum Bau un
„er ihn mit Reichthuͤmern und Chrenfteßen, a
„Windſor: und erlangte deſſelben Gnabe, .
„geiftlichen Aemtern überhäufte, und man won ih
‚„bogen fonte ; So gehet es dem Manne, den der Si
naig ehren will. Edyngton, Biſchof zu Winde
ſter, ftarb 1366. den 8 October. Deffelben 14 des Wie:
nats erwählte Das Kapitel, auf Königliche Artort-
menbation, den William Wykeham, und Eur)
genehmigte Diefe Wahl, zehn Tage hernach. A
lein. der Pahſt Innocentius VI. glaubte, es fünt
nicht dem Könige, fondern ihm zu, Den erledign
Sig zu Wincheſter zu erſetzen, verweigerte alſo DU
Beſtaͤtigung, bis er endlich, auf Vorſpruch dei
Herzogs von Bourbon, an den fi Wykeham 96
wendet hatte, 1367; den 14 Julius, die Wahl De
ftätigte, da denn Wykeham den to October deffelbet
Jahres von den Erzbifchof von Cantelberg inveſtits
wurde. Um eben diefe Zeit machte Eduard den neu
Biſchof zum Broßcanzler von England: welche
Würde er, auf Bitten des Parlaments, mit &%
willigung des Königs, 1371. den 14 Mär; niet"
legte; aber doch fein Anfehen im Geheimden Ar
ehe, und das Ohr des Königs bevbehielte. W.Ü
beobachtete die Pflichten, zu denen ihm feine di
. hiel
ſchoͤfliche Wuͤrde verband, qufs genaueſte. G
Bibliothek. 277
elt die Viſitatien mit groͤſſtem Eifer; half einirs Voilb
m Misbräuchen ab, welcher Die Vorſteher des OH,
ofpitals vom heiligen Ereuge fich fbuldig ge:
acht hatten; uno verwendete, aus ben Einfünfs
n des Stiftes, zur Erbauung newer, und Aus«
eſſrung ber werfallenen Gebäube, in feiner Did«:
6, in wenig Jahren, über 20000 Marl. Von:
inem eignen Verwoͤgen fhiftete er 1373 eine oͤffent⸗
he Schule zu Winchefter, und machte fhon Ans:
alt u Den greffen Stiftungen, die feinen Ramen
xd den Gelehrten in England unvergeslich ger
nacht haben, Eduard hatte den Biſchof feinem
uchſprengel nur geliehen , und berufte ihn 1376.
ach tonden zuruͤcke. Der König war alt und
chwaͤchlich; Eduard, ber Prinz yon Wallis, war
us Frankreich, deſſen Schröden er gemefen war,‘
tank zuruͤckgekommen: fein jüngerer Bruder,
deintich von. Lankaſter, fahe fich als ben vermuth⸗
chen Erben Des Königreichs anz denn auf Ri⸗
harden, den jungen Sohn Des Prinzen von Wal
is, glaubte er nicht rechnen zu Dürfen, Heinrich.
verband fich mit Alice Perrers, Eduards Maitreſſe,
und ſuchte ſich einen Anhang zu machen. Doch⸗
Sieben ſeine Abſichten nicht unbekannt: man
glaubte, wenn der König, und der Prinz von
Ballis tod wären, würde bas ‚Leben Richards
nicht gefichert feyn, Der Ruf hiervon erſchallte
nicht me da England, ſondern auch in Frankreich:
und Heinrich beſchwerte ſich daruͤber, als waͤren
dieſes Veraͤumbungen. Im April 1376. ward,
anf Antrieb des Prinzen won Wullis, ein Pintament
a, S 3 zuſam⸗
278 Brittiſche
s Band zuſammenberufen, welches von dem Kdrlge
19%, langte, daß er die ungetreuen Räche vom
"7 wegfchaffen, Hingegen zwölf getreue und veriiili
dige Herren, theils Prälaten, theils weltlich
Standes, erwählen follte, die beftändig um
twären, unb von denen zum wenigften viere,
soilligen müfften, wenn etwas wichtiges, fo
ganze Königreich anbeträfe, befchloffen w
folte. Der König erwählte dieſem Vorſchlae
— zu Solge, einen geheimen Rath von zwoͤlf Perſu
nen, davon neune namentlich biefe find : - "Der Cry
biſchof von Eantelberg, der Biſchof von fanden,
W. W. der Biſchof von Winchefter, die Int
Arundel, Marche, Stafford, Percy, Brian un
Beauchamp. Alice Perrers und der Lord Satimt
muflten den Hof meiden, und legterer wurde u
faͤhig erläret, eine Würde im Königreiche befit
den zu können. Ehe diefes Parlament noch 9
endiget war, ftarb den 8 Junius der berühmte um
tapfere Prinz von Wallis, der gröffte Heid, auf veh
en England ftolz feyn fan: Sein hincerlafent
Sohn Richard von Bourdeaup wurde zum
von Wallis erfläret, und nahm im Geheimen Is
ehe Sig und Stimme. Der König war dort
ben Tod des Prinzens äufferft niedergeſchlagen,
und hatte nicht Muth genug, ſich den Vorſtellun
sen feines. Sohnes, Heinrich von Lancaſter,
zu widerfegen, der nicht nur den Lord Latimer um)
bie Alice Perrers in ihr voriges Anfehen bey de
Könige fegte, fondern auch den neuen geheim
Rath enslies, und. um ſich an den. het
' - dam,
Bibliothe 279
m, einem Freunde des Prinzen von Wallis zug Band
hen, ihn gerichtlich anflagte, als ob er wider LIE Ä
fen Nugen gehandelt, auch mit dem Königli.
n Schaße, und den Subjidien, verfchmenderifch
gegangen wäre. Lowth führer Seite 114. ff.
e ache Punfte an, wegen welcher fi) XB. WB. im
donat Movember 1376, für einigen Bifchöffen
ıd Gliedern des geheimen Rathes, verantworten
mſſte. So gut auch Wofeham ſich zu verthei⸗
Igen wuſſte, fo drang der Herzog von Lankaſter
och durch, und erreichte feine Abſicht: die Eins
ünfte des Bißthums Winchefter wurden, auf KR:
iglihen Befehl, eingezogen, dem Biichoffe aber:
efohlen, ſich allezeit 20 Meilen, von des Königs
Aufenthalte, entfernt zu halten. Im Jänner 1377,
durde ein neues Parlament zufammenberufen, und |
'£bielte ben 27. gedachten Monats feine erfte Ber-
ſammlung: hieng aber gänzlich von des Herzogs -
bon kancafter Willen ab: der es-auch fo weit
brachte, daß König Eduard, als. er beym Anfange
des sı Jahres feiner Regierung, -feinen. Untercha«
ven eine allgemeine Verzeihung, durch eine Act
of Grace, ertheilte, ben W. W. allein davon aus⸗
ſbloß. Die Berfommlung der Geiftlichen nahm
ſih des Bifchofs an, und wollte eher dem Koͤnige
keine Subfidien bemilligen, bis er den. W. W. zus
ruͤkberufen habe: Der König rufte ihn alfo zu⸗
roͤc, und unfer Bifchof wohnte der Convocation
ey, welche eben tie das Parlament, im Monat
Kenne aus einander gieng. Der König perlies
be die Einkaͤnfte aus Wykehams "Pfeünden, dem
Ä — >> 57 . jungen
280 Brittiſche
‘
.
jungen Prinz Richard, ber fie aber, auf Befehl
nes Vaters, in eben biefem Jahre, 1377. den
Junius, dem ‘Bifchof wieder abtrat. T
darauf ſtarb Eduard II, alt und lebensſatt, und
Prinz von Wallis beftieg, unter dem Mansen :
&ard II, den großväterlichen Thron. _ Hiermit m
digten fich unfers Biſchoſs widrigen Schleich,
er wurde an Kot zurückberufen, wohnte 3377, des
15 Julius der Krönung den Königs bey, und m
bielt pen 31 d.M. eine AR of Grace, in den gnb
Digften Terminis, nebft der Erſtattung aller rüd:
Bändigen Einkünfte von feinem Stifte, die nd |
nicht an die Königlichen Einnehmer bezahlet wa⸗
ven, Der Herzog v. Lankaſter werlies den Hof, wel |
fein Anſehen gefallen, und er nicht zum Protest
und Obervormund des Königs ernennet worden
war, Eiy neues Parlement verſammlete ſich 3377
Ben 13 October, und machte nuͤzliche Anfalten, zum
Vortheil des Reiches. Die Dermaltung der Fr
gierung wunde zuerſt einem geheimen. Rathe 1
gPerfonen aufgetragen: hernach wurde dieſe ir
yes. Ammtes erlaſſen, und ber Kanzler, ber Schap
meifter, der geheimde Siegelbewahrer, der Dir
Gammerherr und der Hofmarſchall zu Negentd
und Vormundſchafts. Direetorn befteller, Det
folgende Parlement ernennteim %, 1980, 16. Herren
zu Commiſſarien über Die Königlichen Einkuͤnſch |
unter Denen W. W. einer der vornehmſten mal
Wlein Die Verſchwendung war an dem Hofe |
groß, und die Einnehmer fo basbaft, daß def
Uebel, aller Muͤhe ohngeachtet, wicht abgehen
werden
4
Bibliothet. 281
perden konnte: wie denn auch ber König feines Banb.
lieblinge reichlich zu beſchenken pflegte, und Die nö. St.
thigen Ausgaben Färglich befritten werden fonn,
tn. Der Biſchof wendete Die Ruhe, die er nach.
Eduards III. Tode genos, zu Ausfuͤhrung des grofs
in Werfed an, an dem, er feit 1368. gearbeitet,
hatte; ı nämlich mit ber Stiftung eines Collegii
in Orford. Er fing, mit Einwilligung des Pab⸗
Bis Urban VI, und Genehmhaltung des Königs,
1380, den 5 Mär; den Bau bes Collegii, Sw
Mary College of Winchefter, an, welches noch
Deut zu Tage eine Zierbe von Orford iſt, und
The neu College genennet wird: Lowth beſchrei⸗
bet, ©. 195. 195. den Bau und die Einrichtung,
deſſelban ganz umſtaͤndlich. Zu eben diefer Zeit
baueta 3.8, auch ein Collegium zu Winchefter,,
welches pen der Schule, Die er 1373, geftiftet, zu
unterſcheiden iſ. Zum Lobe W. W. muß men,
onmerken, daß hie Paͤbſte ihn zum Schiedsrich⸗
ter ernennten, wenn unter ben Engliſchen Dia
ſhoͤſen Streitigkeiten ontſtanden; als 1380. ver⸗
glich er den Erzbiſchof non Cantelberg mit. Dem
Abt des Auguſtiner⸗Kloſters daſelbſt; im Jahr
1382. war er einer van das Biſchoͤffen bie über,
Vicleſs ſogenannte Irrthaͤmer urtheilen follten,;
Kaum war der Bau, bes Collegij zu Wincheſter
Yendigee, als der Biſchaf 1394. feine Cathedral⸗
lirche aufs herrlächſte ausbriieen lies, auch zu
Vollendung der Arbeit daran 2500 Mark, und,
andre 500 zu ben Fenſtern aus ſetzte. W, W. ent⸗
jog ſich des Hofes nach und nach, und gab blos
el S5 einen
‚ 282 Brittifche:
s@andeinen Zufchauer bey den Unruhen ab, bie ſich
{OL mit der Abfegung König Richard II, im Syahe
1399. endigten: denn fo bald der Herzog von Lan⸗
Pafter den Thron beftieg, und den Namen Sein
rich IV. annahm, begab ſich W. nad) Winchefter,
befchäftigee fich mit den Epifcopalverrichtungen,
und endigte ben 27 September 1404, an einem
©onnabend, fein geben, in feinem Haufe zu Sour
Waltham. Er wurde in ber Cathedralkirche zu
Wincheſter begraben, und ihm, mitten in ber
felben, ein Eoftbares Monument von Marmor
zu Ehren aufgerichtet, welches noch jego zu ſehen
in und bier nebft feinem Bifchofsftabe, in al
foubern Kupferftihen geliefert worden. sn
neundten und letztem Abfchnitte dieſer Lebensbe
ſchreibung, twiderleget Here Lowth verfchiedene
falfche Nachrichten , unfern Biſchof betreffend:
Die ein gewiſſer Johann London, der im J. 1505.
im neuen Collegio zu Orford erzogen, und her.
nach Auffeher: deflelben geworben war, erfonnen,
weil er den Bifchof W. für einen Anhänger und
Gönner Willefs gehalten hat. Im Anhang
Slefet man ı8 lateinifhe Schreiben, den W. W.
angehend, nebft deſſen legten Willen, und Co⸗
Dichte. Wir wollen mit der (ateinifcyen Grab: |
ſchrift fchlieffen, Die noch jego an feinem Mo
numente zu leſen iſt, und von ber Barbarey
bes vierzehnten Jahrhundertes ein gültiges Zeug:
niß ableget,
DE . Wilhe-
| Vhuethet. 283
Wilhelmus dictus Wikeham ; jacet hie, nece gu
vidtus:
Iftius Ecclefiae praeful, reparavit eamque. '
Largus erat dapifer, probat hoc cum divite
pauper:
Confilüs pariter .regni fuerat bene dexter.
Hunc docet efle pium fundatio Collegiorumy »
Oxonize ;primum ‚flat; Wintoniaeque fecun-
dum.
loiter oretis, tumulum quicunque videtis,
Pro tantis meritis ur ei ſit vita perenni-
x
. -
——
‘
. ..
VL
c® Human Nature delineared or T’he Limits of hu-
“man Narure de fined by 7. Stepbens, A. M.
London printed for Miller, 1761. 8. S. 355.
eit Platons Zeiten —* bie Weinrifen
ſich viel Mühe g * ‚BR befasgten,
die menfchliehe See habe. eine angehohr
ne ober eingepflangte Sjdee von bem a ie
fen, und fie fönne aus biefer Idee, das Dafen,
bie Eigenſchafften und Vo —A des
Schopfers doutlich erkennen. Doch hiebey
ſie es nicht bewenden laſſen, ſondern aus der
menſchlichen Erkaͤnntniß, auf die Beſchaffenheit
der Erkaͤnntniß Gptteo fehlleffen molle; won der
fie zu beweifen gefucht, fie fen von jener nicht im
Weſen, fondern nur im Grade unterfchieden. Sie
haben fich aud) bie Vernunft vorzüglicher Weiſe zu
. geeignet, bie doch ein Vorrecht aller Menfchen ii,
und oft am wenigſten von Denen recht angewendet
wird, Die am meiften Anſpruch darauf machen.
Durd ihre philoſophiſchen Lehrſaͤtze geblendet,
glaubten ſie, alle natuͤrliche Begebenheiten zu er⸗
Klären, alle Eigenſchafften ber Dinge einzufehen,
ja fo gar im Stande zu fen, Die Natur und das
Mefen ber Gottheit zu ergründen. Aus Diefer
verwegenen Mennung find fo viel Irthuͤmer, fo
viele WWiderfprüche entfianden : welche der Wahr:
beit und ihrer Ausbreitung aufferorbentlichen Scha-
ben gethan haben. „in gleichen Fehler find auch,
37 |
nad
Bibliother. 28
ach Stephens Meinung, viele Gortesgelehrtes Bu)
erfallen, Die andre von dem belehren wollen, was Et
e ſelbſt nicht wiſſen, noch wiſſen fönnen. Daher
at ſich der Werfaffer vorgenommen, die rechten
Stänzen der menſchlichen Erfänneniß ju beftimmeil,
velhes er vor eine nöthige Bemühung hält, um
den Stolz der eingebilderen Weiſen zu beſchaͤmen.
Er hat, wie er ſagt, genaue Achtung gegeben,
as in der Seele vorgehet, von Ihrer Kindheit
an, bis zu ihrer vollfommienen Reife Er bei
ſchlieſſet die Vorrede mit dem ‚paraboren. Auge .
ſpruche: Die Erkänntniß von vielen Dingen muß .
bloß unvollkommen ſeyn, wenn fie wahr fenf
fol, — — In den meiſten philoſophiſchen und
theologiſchen Syſtemen iſt Wahrheit und Falſch.
beit; Gelehrſamkeit und Unwiſſenheit; der geoſ⸗
ſenbarte Wille Gottes und die Einbildungen der
Creatur, die richtiger Ausſpruͤche der Vernunft und
verworrene Einfälle einer enthuſiaſtiſchen Ihorhetf
untermengt — — Wer die Mittel, die Gort
r Erkaͤnntniß ber Wahrheit darbietet, recht ge»
rauche, dem werde die natuͤrliche Religion nicht
mehr dunkel, das goͤttliche Wort nicht mehr zwey⸗
deutig, und die geoffenbarte Religion kein
Geheimniß ſeyn, venn alle gute und Billige Gefte -
Be ber Menſchen wären ja klar und deutlich abge,
ſaſet; wie follten wir uns denn wohl einbilden
onnen, daß die göttliche Geſetze anders vorge⸗
ragen wären? —— u
‚ Die Schrift {ft in neun Capitel eingetheilet,
In denen man aber Feine ſyſtematiſche Ordnung ſu⸗
hen
286 Brittiſche
Yard chen darf: well der Verfoſſer einen großera Haß
E gegen alle Syſtemen hat. Wir begnügen uns alfe,
nur einige feiner Säge anzuführen, bie entweder
von befonderer Schatffinnigfeie zeigen, oder die
uns feltfam vorgefommen find.
Ein Naturalifte, (nämlich in gutem Verſtan
de, d.1. ein Philofoph, der Gott aus der Natur,
und aus feinen Werfen erfennet, die Offenbarung
nicht läugnet, aber fie den Gottesgelehrten über-
laaͤſſet) hat in ber Erfänntniß der Wahrheit, und
ihrem Vortrage Vorzüge für einen Theologen; der
an fein Lehrbuch gebunden ift, und nicht im ge
ringften Davon abweichen darf. Jener bemeifet
das Daſeyn eines höchften, allmächtigen und all
weiſen Wefens; feine großen, vollfommenften und
herrlichften Kigenfchafften; Die Verbindlichkeit,
die ihn die Gefchöpfe fuͤr ihr Daſeyn, Erhaltung
und allgemeine Siebe ſchuldig find: hie haͤlt er inne,
denn .die menſchliche Erkaͤnntniß kann ihn nicht
weiter fuͤhren, und er verlangt auch nicht, uͤber
dieſe Granzen zu geben. So auch wenn er be
wiefen bat, die Welt fen von einer übernarürkächen
Macht erſchaffen, und, aus hoͤchſt mahrfcheinkichen
Gründen, welche die Sefchichte an die Hanb gebe,
babe die Welt einen Anfang, fo böret er auf, denn
die Natur der Sachen leidet feinen beutlichern Be⸗
weiß. ‚Ein Theologe aber gehet weiter, er will ci
ne unftreitige Wahrheit mit grundloſen Argumen⸗
ten mehr beftärfen, und fchlieffet aus dee Geſchich⸗
te ehr, als dieſe im Stanbe iſt zu beweiſen. *
Bibliother. 287
ꝛs behauptet In ſeinem Buche de Civeı „Meil ru
in ung die Ideen und die Erfänneniffe nichts aut,
ders ſind, als ein Tumule der Seele der von dem
Drucke der auffer ung befindlichen Dinge auf unfre.
Sinnen erreget wird, fo dürfen wir uns in Gott
fo etwas nicht vorftellen, da diefe Dinge von na⸗
irfichen Urfachen abhängen. „ Man bat diefen
Sag für atheiftifch gehalten, der aber, nach Bor .
ingbrofe’s und Stephens Erklärung nichts mehr.
aget, als die Gedanken und die Erfänntniß Got⸗
tes, ifE von Der menfchlichen weit unterfchieden.
Ob auch gleich den höchften Wefen in der heiligen
Schrift Augen, Ohren ımb andre Glieder, auch
menfchliche Neigungen _zugefchrieben werden, fo
dürfen wir dieſes Doch nicht nach den Worten ver
ſtehen. Diefes ift Feine neue Wahrheit, wahl
ader diefer Beweiß davon:, Denn die Bibel,
befonders der Theil derfelben, der uns den göftlis
Gen Willen erfläret, ift meiftentbeils in Para⸗
bein abgefaſſet. Nichts iſt falſcher als diefes:
die Parabeln find in der heiligen Echrift nur fehe
klten, und die Befehle Gottes, von dem, was bie
Menfchen thun oder laffen follen, find in der deut⸗
ühften, und auch dem ungeübteflen Verſtande ganz
ſaßlichen Schreibart vorgetragen. So unterfchieden
auch die Meinungen von dem Weſen der Seele
und ihrer Verbindung mit dem Körper finds fo
ſind doch nicht alle die Lehren hievon lauter Hirn⸗
beſpinſte, wovor fie.unfer Verfaſſer hält: obgleich
euige Philoſophen in ihren Erklaͤrungen zu weit
sehen wollen, und von den Wuͤrkungen der Seele
mit
#
288 Brittiſche
Vemd mit eben ſolcher Gewißheit, als Euklldes von da
Emathematiſchen Größen geſchrieben baben.
Wuir wiſſen, nach unſerm Verfaſſer, gar nicht‘
von dem wie die Seele in den Leib, der Leib in di
Seele würfe, mie ber Körper zu Gedanfen Beleg:
heit und Anlaß gebe, und mie der Geift ben Leib be
wege: Doch ob wir gleich die Urfachen der ©r
danfen ber Seele und Bewegung bes Kür
nicht deutlich einfehen, fo dürfen wir doch an den
Veraͤnderungen, die wir in uns empfinden, feines
weges zweifeln. Unſre Empfindung ift ber Grund
aller Gedanken, und ob wir gleich auch etwas und
einbilden fönnen, das wir niemals empfunden ho
ben, ja bas gar nicht vorhanden ift, fo gruͤnden
fich doch biefe Sdeen auf vorhergehabte Empfi
dungen, und beftehen in einer Zuſammenſetzung,
oder Vergleichung einzelner Bilder, Wir wire
son unfern Gedanken feinen Mugen haben, mer
ie ſogleich aus unferer Seele verſchwaͤnden un
eine Spur zurüd lieſſen. u
Es find Feine finnliche Eindruͤcke in dem &
hirne zu verftehen, denn die Gedanken enefteh!
nicht aus der Bewegung: fonbern nebft der Et
pfindungsfraft, hat unfere Seele auch eine Krafl
gefahr Ideen mieber zu erneuern, ober das Ge
vachtniß. Der Berfaffer fagt von dem Gebäfl
niſſe, dem Wise und ber Beurtheilungskraft nic!
mehr, als.alle Philoſophen vor ihm gefagt haben
und nimmt in Erklaͤrung dieſer Kräfte eben fo ti
ohne Beweiß an, als andre, "die er in Li
ul
Bibliothet. 289
Buche, nach den Worten der Vorrede, beſchaͤmen, s Band
nd der Einbildung, und des Hochmuths über. —E
ühren wollen. — — Die Natur und die Noth⸗
vendigfeit, oder unfere Bedärfniffe, find die Leh—
erinnen der Menfchen gewefen, und zwar Durch
Vetrachtung der Welt, fo wohl überhaupt, als
befonders unferer Nebengeſchoͤpfe, auch der Thiere,
bon denen wir viele Künfte, als die Muſik, gelers
net haben, auch Die Baufunfti wie denn die Er⸗
bauung des babyloniſchen Thurms bloß eine Nach
ahmung deffen geweſen iſt, was die Natur täglich
hervorbringt, am Wachsthum der Pflanzen und
Thiere. Betrachten wir das Reich der Wiffene
haften mit einem flüchtigen Auge ,, fo ſcheinet es
uns von ferne, als ein bezaubertes Feld, voller
(hönen Pflanzen und reizenden Blumen, mit Spas
Hergängen, die uns zu Ihnen leiten: nähern wie
uns aber, fo finden wir es mit Dornen überall
bewachſen, die uns auf dem Wege aufhalten, wie
finden feinen gebahnten Weg, es ift eine Wildniß.
Sollte uns das höchfte Weſen mit fchärfern Sins
hen verfehen haben, fo märe dieſe Welt für uns
u koͤrperlich, und Pope fagt: Ein mjfrofcopifches
Auge gehöre nicht für die Menfchen, fondern: nr
fürdie Fliegen, — — Die Welt, in der die Men.
[hen leben, iſt nicht allein für ung da: wir aber
find für die Wele, und für biefe Welt, gefchaffen:
ob vollkommnere Gefchöpfe, als die Menfchen find,-
ſich in der Welt befinden, die auch mehr von derſel⸗
ben Befchaffenheit wiffen, als wir, läffet fih aus
der Vernunft nicht bepaupten, — — In der —
| wor
I
⸗
5Sard vort auf die Frage, woher es komme, baß, obglei
— die menſchliche Natur in allen Menſchen einerlen
—
290 Brittiſche
und alfo die Empfindungen eben derſelben Sad
auch eben diefelben Ideen oder Begierden her
bringen müflten, doc die Neigungen der Me
ſchen fo unterfchleden find, z. €, eine fehöne Wei
perfon feget Diefen in Entzuͤckung, dem andern ver
urfacht fie Ekel ; ein Hottentot finder Die rohen Ein
gemweide ber Thiere eben fo ſchmackhaft, als ein Mar
nach der Welt ein Ragout; in der Antwort auftit
Frage will ſich der Berfaffer nicht auf bie Gewehr
be berufen , fondern auf den Unterfchied, dendie
atur unter den Werkzeugen der Sinne, bt
Bildung der Menfchen felbft gemacht har, Ms
lebranche hat daher gefagets die Sinnen find den
Menfchen nicht gegeben, um die Wahrheit zu
Fennen, fondern nur unfern Körper für Gefahr
befehügen: fo gewiß das legte ift, fo falfch iſt daß
erfte, welches unfer Verfaſſer weitläuftig zeige;
tie er denn in feinem Buche hauptfächlich fie mi
der Widerlegung des Carteſius und des Malt
branche befchäfftiget, Er widerfeget fich mit go
tem Grunde denen Materialiften, die alle Geiſt,
oder zum wenigften das geiftige Weſen der mer"
lichen Seele in Zweifel sieben: glauber aber, MAN
fönne fie aus bloß vernünftigen Gründen nicht ıb
derlegen, fondernmüffe die Dffenbarung zu S t
nehmen, meil ung von der Natur der Körper und
von den Kräften der Materie zu wenig befant
fen, denn wir wuͤſſten ja von dem Wefen der X
—
per nichts, fondern fahen nur blofe Don
| | welches
Bibliothefk. 291
elches unter uns Euler gleichfalls zu behauptens Band
ſucht hat. Die Materie fey ſchon fehr zuſam— Sr
en gefegt, ehe fie uns empfindbar und find
erde, Wir miffen zu wenig von den leblofen Din⸗
n; wenig von ben Pflanzen und ihrer Nahrung;
eig von ber Zeugung und dem Wachstum der
Niere; wenig von unferm eigenen Körper, der ung
ch am befannteften feyn folle: wir dürffen uns
fo nicht wundern, daß mir fo wenig von dem
Weſen der Seele einfehen und mit Zuverläßigfeif
seweifen Fonnen. Sauter befannte und traurige
Bahrheiten , die aber unſre Wisbegierbe nicht
ieberfchlagen , fondern vielmehr ermuntern, und
wr fo viel über ung vermögen füllen, daß wir bag,
das wir zu glauben wiſſen, nicht andern als ewige
Bahrheiten aufbringen , noch diejenigen haffen,
die anders denken und uetheilen, als wir zu chun
geroodne find, U
|
a VI.
—
292 Brittiſche |
send vie .
I The Hiſtory of Guftavus Eriefon, King of Sws
den.wıth an introdudtory Hiftory of Sweden
from the Middle of che twelfch Century, bj
Henry Augujfas Raymond, Eſq. London 1791
8. ©. goı. n
nig Guſtav, Erichs Waſaͤ Sohn, der untr
Bu dem Mamen Guſtav Waſa, oder Bufte!.
befanne iſt, der erfte tutherifche König ven
Schweden, war ein Herr von fo vortrefflichen Ei
genfchaften, daß fein Leben mit befonderm Jtiit
und Geſchmacke befchrieden zu werden verdintt.
Herr Raymond hat diefen König befonders aus
der Urſache um Gegenftande feiner gelehrten %*
mühungen ermäßlet, weil, unter deffen Negierung,
Schweden zu fo. einem Anfehen in Europa gr
langer ift, Daß es von der Zeit bis auf den il
Caris XIL in die allgemeine Staatsverfaſſung
‚ immer winen großen Einfluß gehabt bat, Damit
der Leſer fich eine leichtere und beſſere Vorſtellung
von König Ouſtavs Thaten und Regierung machen
möge, bat der Herr Berfaffer einen Furzen ©
griff der Gefchichte vom Jahr 1150. big 1514, v0
ausgefchidt. Weil ober diefe Einleitung nur au
Johann Loccenius Schwediſcher; aus Syohatı
Iſaak Pontanus, Johannes Meurſius und des
Herrn des Roches Dänifcher Geſchichte; und auf
Pufendorfs Einleitung genommen ift, aud di
neuern Schriften eines Holbergs, Mallets Ir
on ji
I
un
% oo.
— — — —
88 ⁊
Bistiothee.. 293
1, BDalius nicht mit genutzet worden: fo wollen5 Band
‚ir felbige mit Stillſchweigen übergehen... 3°,
Die Könige von Dännemarf ımd Norwegen
atten ſeit 1397, in weichem Jahre die berühmte
3ereinigung der Mordifchen Reiche zu Calmar ges
hloffen worden, den Schwediſchen Thron beſeſſen,
nd diefe Nation’, mit einem eifernen Scepter res
ieret, auch duch Unterdruͤckungen verſchiedener
Intuhen, (die theils der Erzbiſchoff von Upiul,
zohann Salftat, und deflen Vetter ver Biſchoff
von Katil; theils der berühmte Dalecarlier Ens
ielbrechf, nebft dem Carl Kuutfon, Steeno und
Smanto Sturius erreget hatten ) fich immer feiter
eſetzet: als die harten Begegnungen, fo die Schwes
en, unter Regierung Chriftian II. erdulten muffe
en, fie nöthigten, ale Mittel anzumenden, um.
id) von dem Dänifchen Joche zu befreyen. Schon
anter der Regierung Chriftian des Erften, aus
ven Haufe Oldenburg , haften die misnergnügten _
Schweden den Earl Enurfoy zu ihrem Haupte ere
wählee, der’ fö gar den Namen eines Königs fuͤhr⸗
'e, aben den Thron nicht behaupten konnte, und,
als er 1470. ftarb, die Stadt Stockholm, feinem
Better, dem oben genannten Steeno- Sture übers
gab: welcher unter dem Namen eines Adminiſtra⸗
tors, 14 Jahr lang, eine unumfchränfte Gemalt in .
Schweden hatte: bis er im Jahr 1497. .dem. Daͤ⸗
niſchen Rönige Johann, dem Sohne Ehriftian J.
feine Anfprüche auf das eich Schweden abtrat.
Da aber König Johann denen Schweden bald ver«
haßt wurde, fo nahın Steeno- Sture die Regie⸗
33 . u zung
204 Brittifche
5Band rung dieſes Reiches wieder über ſich, bis ex ı
2er ſtarb. Bein Sohn Svanto Sture folgte fein
Vater in der Regierung nach, und behauptete |
bis an feinem Tode, J. 1512. in der Würde ei
Aöminiftrators, Steeno Sture ber Andre wu
zu feinem Nachfolger erkläre, und widerfegt |
dem neuen Könige von Daͤnnemark, Chriftion I.
der den in Schweden ſehr mächtigen Erzbifchof vor |
Upfal, Guſtav Trolle, auf feine Seite gezoge
Datte. Unter ben vornehmften Anhängern Et
no II. war Guſtav Erichfon, der Held, deſſen :e
-ben wir vor uns haben, Guftav hatte eine an:
ſehnliche Leibesgeſtalt, eine Mine, die Hohei und
Anmuth verrierh ; einen angenehmen Umgeng;
‚ befaß einen fähigen Verſtand, etwas großes I
unternehmen, Much und Tapferkeit, alles, mi
er unternahm, auszuführen. Frey von allen ds
fchmeifungen ber Jugend, erfüllt mit einer loben
würdigen Ehrbegierde, und zum Kriege wie 9%
bohren. Die erfte Probe feiner Tapferkeit lat
Guſtav ab, als er, unter dem Adminiftrator, 157.
ben Eribifchhof Trolle, auf feinem Schloffe Ste‘
belagert. Er muffte zwar die Belagerufh auf |
heben, weil eine Dänifche Flotte ohnweit Stk
bolm gelandet, den gröfften Theil der Soldat
ans Sand gefeßet, und die Gegenden um Stel
holm mit Feuer und Schwerdt vermüftet haft
Steeno gieng diefen feinen Feinden entgegen, ſchlu
‚ fie bey dem Schloffe Vedel, und zwang fie, nad
ihren Schiffen ihre Zufluche zu nehmen.
Sieg wurde der Klugheit und Tapferkeit a
— Bu pietttun d
2
Bibliothek. 295
auptſaͤchlich zugeſchrieben, der hierauf das Schloßs Band
Stecka aufs neue belagerte, und den Er;bifchorf St
ur Uebergabe noͤthigte. Trolle unterwarf ſich
yem Urtheile der Schwedifchen $andftände, welche
hn feiner Würde entfegren, das Schloß Steda
der Erde gleich machten, und den unruhigen Praͤ⸗
iaten in das Kloſter Wefteraas In Verwahrung
braten. Der Pabſt Leo X. that auf Anfuchung
Yufta Trollens , das Neid) Schweden in Bann,
und trug dem König Chriſtian II. auf,dieSchmah, -»
die Troffe erlitten hatte, zu rächen. Es erfchien
bald eine neue Dänifche Flotte an den Küften von
Schweden: fie landete ohnweit Stockholm, und
belagerte eg; allein mit fo unglauͤcklichem Erfolge,
daß der Dänifche König den größten Theil feines
Heeres einbüffte, und Durch widrige Winde gends
thiget wurde, feine Ruͤckreiſe nach Dännemarf aufs
zufbieben. Hiezu kam, daß es ihm an febensmittel ,
fehlte. Hunger und Krankheit riebenden ſchwachen .
Reſt feiner Völker nach und nach auf: Er ſchickte
Öefandten an den Schmediſchen Reichsverweſer,
und ud ihn ein auf die Flotte zu kommen, um ſich
des Friedens wegen mit ihm zu unterreden, Als
diefes nicht angenommen ward, erbot fich der König
ſelbſt nach Stockholm zu gehen , wenn Steeno ihm
jur Sicherheit, den Guſtav Erichfon und fünf an«
geiehene Schweden , als Geiffeln feiner Sicherheit,
(bien wollte. Diefes wurde bewilliget, Guſtav
und Die andern Geiffeln langten ben dem Könige -
an: Der treulofe Monarche aber trug fein Beben -
{en felbige gefangen nehmen zu laffen und da ſich
x Ta Dee
296 Brittiſche
z Band ber Wind zu ſeinem Vortheil aͤnberte, ſie nach
‚Or, Kopenhagen zuführen, Er lies zuvor dem Steen
und den Schwedifchen Landſtaͤnden hiervon Mel:
dung thun, mit dem Anfinnen; wenn ihnen das
teben ber Ihrigen lieb fen, fo follten fie fid) Dem
Tractat von Calmar gemäß bezeigen, und ihn als
ihren Herrn erkennen, Die Geiffeln wurben ins
Eaitel zu Copenhagen gefegt, und fo Hart gehalten,
daß einige von ihnen ihr $eben barüber einbuͤſſen
muſſten. Guſtav wurbe ber Aufficht bes Johann
Bonner, feines nahen Anverwandten, übergeben,
ber ihn mit ſich nach Juͤtland nahm, und im
Schloſſe Calo, nicht ſowohl als einen Gefangenen
verwahrte, fondern als einem werthen Gaſte vie
Sreundfchaft erzeigte,
Unterdeſſen hatte Ehriftian II, ein neues Her
sufommen gebracht, und unter bem General Ott
Erumpin einen Einfall in Weſtgothland gerhan
- Steeno fegte ſich felbigem entgegen, und lieferte ihn
eine Schlacht ben dem See Veter, ohnweit Fl
föping ; allein bier verließ ihn das Gluͤck: G
wurde in der Schlache toͤdtlich verwundet, un)
feine Armee, bie ohne Anführer war, murbe gan
lich gefchlagen, und der Reſt zerftreuet, Gtem
ſtarb an feinen Wunden, feine Anhänger flücht:
sen in ihre Schlöfler , und feine Witwe, meld!
Buftavs Muster Schweſter war, begab ſich jur
Sicherheit, nad) Stockholm. Dieſe ungluͤckliche
Schlacht hatte die erſchroͤcklichſten Folgen. Der
Erzbiſchoff Trolle begab ſich nach Upſal, verſamm⸗
Biſchoͤft
lete einige feiner Anhaͤnger, unter denen ſich Di
Bihbliothekr. 297
hiſchoͤſfe von Unkoͤping und Stregnitz befanden, s mn
nd rufte Chriſtian IL. als den rechtmäßigen Koͤ⸗ ‚Sr, _
ig von Schweden aus, Ganz Schweden unter.
sarff fich Den Dänen, bis auf Die Städte Cam
nd Stockholm. Der Gouverneur von Calmar
iberlieg-diefe Stadt, gegen eine anfehnliche Sums
ve Geldes, dem Könige von Dännemarf. Stock⸗
jolm aber. wurde 1520, den 5 Sept, mif Accord
genommen. Chriſtian II. wird den 4tan Nov;
gefrönef, und laͤſſet den ten Darauf 97 vornehme
Schweden, die er unter allerhand Borwand nach
Stockholm berufen, umbringen ; unter Diefen war
ad Erich Wale, der Vater Guſtavs. Der
Erzbiſchof von Lunden wird zum Statthalter bes
Reichs beſtellet, und ihm ber Erzbifchof Trolle
und der Bifchof von Odenſy, ein gebohrner Däne,
num Sehülfen gegeben. Unterdeß war das Ges
rüchte von Diefen allen ‘bis nach Juͤtland erfchollen,
und auch dem Guſtav zu Ofen gekommen, der
fo gleich den Entſchluß faffte, feinem Baterlande
beyzuffehen, Er ensflohe aus Calo, fam mit
großer Gefahr nach) Flendsburg, von ba nad) Luͤ⸗
bec, und enblich;nach Calmar. Er gab fich große
Nuͤhe den erfiorbenen Muth feiner Sandsleute wies
der zu-beleben, und fie zur Vertheidigung ihrer
Freyheit aufzumuntern: niemand gab ihm Bey⸗
fall, und es ſchiene, als ob in ganz Schweden die
alte. Tapferfeit-und Siebe sum Vaterlande erlofchen:
iM. Endlich flohe Guſtav in Bauerkleidern nach
Aekarlien, wo er Männer fand, die wie er, für
Begierde brannten, ſich der Daͤniſchen Tyrcamen
T5 entgegen
4
300 Brittifche
Bend Reit, den Guſtav zu ihrem Adminiffkator‘, und im
une, Junio zum König, melden Titel er auch, nad)
vielem Weigern, und auf das Bitten des Volkes,
-annahm. Wenig Wochen darauf übergab ſich
bie Stadt Stockholm des Königs Gnade. De
berrfüchtige Trolle allein war mit dieſer Wahl nicht
zufrieden : fondern beredete den König Friedrich
von Dänemarf', fein Recht auf Schweden zu bes
haupten. Sriedrich.tieß fich in dieſer Abfiche, zum
König von Schweden Prönen, und fehickte einen
Abgefandten on die Schwebiyen Reichsſtaͤnde,
fie an ihre Pflichten zu erinnern. Dee Reber
rath verwarf fein Anbringen, und gab zur Antwort;
Die. Erbvereinigung von Calmar habe dem Schwe⸗
biichen Reiche niemals Nutzen gefhafft, und ſey
fo oft von den Daͤniſchen Koͤnigen gebrochen wor⸗
ben, daß diefe ſich auf felbige gar nicht mehr
gründen Pönnten. Guſtav gewann den Dänifchen
Abgefandten durch fein freundliches Betragen, daß
er ihn von der Rechtmaͤßigkeit feiner Wahl über
zeigte, und von feinem Hofe in den Sefinnungen
entlies: Friedrich hätte fi wenig Rechnung auf
die Schwediſche Krone zu machen. Ein Schwe⸗
bifcher Abgefandter murbe bald darauf nach Ko«
penbagen gefchickt,, der von‘ Friedrichen fo gleich
‚die Srenheit ner Witwe deg jüngern Steeno, und
ihrer zwern Söhne erhielt: ‚und ſich dabey erklärte,
er-wäre geneigt, mit dem König Guftav ein Buͤnd⸗
niß zu marben, um einander benzufteben, wenn
ber entwichene Koͤnig Chriffian der fo wohl auf
Dänemark als Schweden Anſpruch machte, k in
0. “ihrem
*
oe \ h
Bibliothek. ROT
ibrem Befige ſibhren würde... Ganz Schwedens was _
geborkhte dep Yuftav, bis auf die Inſel Goeh·
land, die der Daͤniſche Admiral Severin Norbius |
befeßt hielt, der fie nicht vem Chriftian II. aufiu-
behalten, fondern fie als fein Eigenthum anzufes
ben ſuchte. Er unterhielt eine Menge Caper⸗
ſchiffe, und plünderte die Küften der benachbarten
Sander, that. audy den Hanſeeſtaͤdten, befonders
den Luͤbeckern durch feine Capereyen fo großen
Schaden , daß fie dem Konig Ouſtav anlagen,
ſich der Inſel zu bemaͤchtigen. Guſtav machte
ſich in menig Wochen davon Meiſter, bis auf die
Stadt Wisby, die er auch zu belagern anfteng,
durch Vorftellungen aber, (die der König Fries
drich ihm cheils durch eine Geſandtſchaft, theils
bey einer Zuſammenkunft in Malmoe, that) ſel⸗
bige aufhob, und die Entſcheidung über das Recht
zur Inſel, denen Hanfeeftävten überließ. Herr
Raymond erzäbles Den Eingang, den die Lutheri⸗
ſche Lehre in Schweden gefunken, fo wohl bey dent
gemeinen Volke, Durch die Predigten der beyden
rüder foren; und Dlaus Petri; als bey des -
Könige, durch die Gruͤnde des Larz Anderfon, der
ihm gu Gemüthe führte, wie ihm die Geiſtlichkeit
immer zuwider ſey, und wie fehe feine Mache und
Schatzkammer zunehmen würde, wenn er die übel
angewendeten Reichthuͤmer, die in den Händen Der
Cleriſey wären, zu den Beduͤrfniſſen des Staats
anmenhete. Der König folge dieſem Rathe, doch
mit allev Bahuyfamkeit, um das. Volk, welches
von aherglänbiger Hochachtung gegen die Bar |
ges .
gar .Brittilche
sand eingenoinmen war ,. nicht zu erbittern. Der ans
19, Schweben entflogene Trolle wird feines Erzbit.
cthums entfege, und Sohannes Magnus zum Prie
mas bes Reiches, und Ersbifchof von Lipfal, ers
nenne. Er war das Jahr. vorher des Pabfls
Nuncius in Schweden gewefen, und hatte bes
Königs Gnade fich dadurch erworben, daß er fih
‚denen, vom blinden Eifer getriebenen, Braaske,
B. von Linkoͤping, widerſetzt, und zur Sanftmuch
gen bie Anhänger Luthers gerathen, auch den
Borfchlag des Königs, das Neue Teftament Ins
Schwediſche zu. überfegen, gebilliget hatte. Den
zaften December 1525. wird, in Beyſeyn Des Koͤ⸗
niges, eine Difputation won Paͤbſtlichen Lehrern
und den $utherifchen Geiftlichen gehalten, in weis
- der Dlaus Petri über den Peter Gallus, einen
satholifchen Zaͤnker, ben vollfommenften Sieg er-
haͤlt: erlangt auch die Fönigliche Bewilligung, daß
feine Lieberfegnng bes N. T. im Reiche frey ver
faufet und gelefen werben darf, : ‘Der Mangel an
Gelde war in Schweden fo groß, daß die Sant.
. Hände dem König erlaubten, ſich zwey Drittheile
von den Einkünften der Kirchenguͤter zuzueignen,
Die Cleriſey wurde hierüber äufferft erbittert, und
der Erzbifchof Magnus wiberfegte fi) dem König
mit folder Heftigkeit, daß er ſich genoͤthiget fahr,
ihn nach Stodholm zu fenden: von da Magnus
Gelegenheit fand, über Danzig nach Rom zu ge-
hen, nachdem er die Aufficht über Die Schwedi⸗
ſche Geiftlichkeit bem Bifchof von Linkoͤping an⸗
vertrauen haste: Am eben dieſe Zeit gieber ſich ein
oo junger
Bibliothef. 303
junger Bauer für bes Steeno Sturius Sohn aus,; Band
wird von der Cleriſey unterſtuͤtzet, eutflieht aber, Or, u
als der Betrug an Tag fomme, nach Norwegen.
Guſtav faſſet den Entfchluß, die fändereyen der -
Geiſtlichkeit, theils an fich zu ziehen , theilstreueit
Bedienten auszutheilen: findet aber folhen Win
derſtand, daß er feine fönigliche Würde niederlen -
get, fich der Regierung entziehet, und den Thron
nit eher wieder befteiger , bis die Cleriſey ſich
ihm gaͤnzlich unterwirft, und die Biſchoͤffe ihre
Schloͤſſer ihm abtraten. Im Jahr 1528. den
12 Febr. laͤſſet ſich König Öuftav vom Biſchof von
Unkoͤping zu Upſal kroͤnen, um den uͤbelgeſinnten
alle Ausfluͤchte zu benehmen, da fie aus dem Aufs
ſchub dieſer Cerimonie gefchloffen hatte, Guſtav
hielte ſich ſeiner Herrſchaft nicht recht geſichert.
„sn einer Verſammlung der Geiſtlichkeit wird bes
ſchloſſen, einige Misbräuche der Römifchen Kirche
abzufhaffen. Der’ einzige Bifchof von Scara
widerſetzt ſich dem. Koͤnige in allen Stuͤcken, ver«
bindet fich mit dem Thuro Johannſon, und erregee
In Weftgorhland und Dalekarlien einen gefährli«
ben Aufruhr, der erft, nach vieler Mühe, getil⸗
‚get werden Fann. Koͤnig Guſtav vermaͤhlet ſich
1531. mit Catharina, Herzogs Magnus von Sach⸗
ſen⸗ anenburg Tochter: und verheyrathet feine
Soweſter Margarerha, an Johann, den Grafen:
don Hoya. König Epriftian II. der fich 8. Jahr
in $landern aufgehalten hatte, koͤmmt 1532. mit
einer Flotte vor 30 Schiffen, und 10000 Mann
hach Norwegen, und landet in ber Bay von 8
.„” us,
804 Brittiſche
Sand bus, bemaͤchtiget ſich einiger Städte, als Conge
I Obslo und Olufsburg, und wird Durd) einige auf
Schweden entflohene Anhänger und Freunde Ir
lens, unter denen fich der obengedachte Thuro Jo
bannfon befindet, verftärfe. Das Jahr baraf
belagert er Aggershung: wird burch eine Daͤniſche
Flotte, (diefeine Schiffe theils verbrennet,theils auf
- bringe, hernach landet,) vonder Belagerung abq⸗
halten und genöchiget, ſich in die Seftung Eonge u
werfen. Aber auch hier wird er vom Hunger ger
thiget zu entweichen, unb rettet ſich, durch Hl?
des Biſchofs von Ddenfy , nad) Kopenhagen: der
ihn mit der. Hoffnung gefchmäuchelt, der King
Sriedrich werde ihn, zum-Unterhalte, mit fat
seven verfehen. Allein dieſer laͤſſet ihn auf da
Schloß Sonderbueg bringen, und bis an fein
Tod, gefänglich verwahren. König Guftao fit
fi) nunmehro von einem Feinde befreyet, mitden
er fo viele Sabre zu ftreiten gehabe hatte, und we"
dete die Ruhe, der er genoß, zum Beſten de
Reichs an. Er erlaubte, daß bie Hollaͤnder nad
Schweden frey handeln durften, welches fonftt
den Hanſeeſtaͤdten, befonders Luͤbeck, erlaubet 9b
weſen war. Die Regierung diefer Stadt naht
es übel auf, drohete den König Guſtad feht
Würde zu berauben , die er, wie fie vorgaben
ihrem Gelde und Beyſtande baupfächlich zu dat
£en babe: fie rüfteten eine anſehnliche Flotte au
über die fie Chriſtoph, Graf von Didenburg zun
Befehlshaber fegten, und fliegen in ber Dir
fehen Inſel Seeland aus, Der neue zu N
Di
Bibfiofhef. 305
Dänemark Chriſtian III. hatte Guſtass Gemah 5 Band
inn Schweſter, eine Prinzeßinn von Sachſen.
auenburg zur Gemahlinn genommen, ruͤſtete ſich
wider ſeine Feinde, und, mit Beyſtand des Koͤ⸗
nigs von Schweden, erhielt er einen vollkomme⸗
nen Sieg. Er kam nach Stockholm, und machte
mit feinem Schwager einen Freundſchaftsbund:
der dem Reiche Dänemark die Inſel Gothland,
und Die Provinzen Schonen, Halland und Bleckin⸗
gen abtrat: welche Sache in der Folge, die Urſache
heftiger Kriege zwiſchen Diefen beyden Nordiſchen
Kronen geworden Hl. Diefe Zufammenfunft ges
ſchahe im Jahr 1535: Koͤnig Guſtav lebte hernach
25 Jahr lang in Friede, fuͤhrte die Lutheriſche Lehre
in feinem Koͤnigreiche ein; machte einen 6ojähti-
sen Stillſtand mit dem Sroßfürften von Rußland:
einen Sreundfchaftsbund mit dem ‚Könige von
Stanfreich Sranz I; beſpricht fich ı5qr. mit dem
Dänifchen Könige zu Bromfebroo, mo beyde Mon
narchen eine Defenfivallianz mit einander machen,
Auf-der Verſammlung der Reichsftände zu Wen
ſteras 1544. wird König Guftavs ältefter Sohn,
Prinz Erich, zum Thronfolger ernenner, und die
Reichsfolge feftgefteller : "daß nach Abgang der
maͤnnlichen Erben des Königs, das Wahlrecht den
Ständen- des Reichs wieder zufallen folle.‘ “Den
Reft feiner Fahre widmete Guſtav der beffern Ein«
tihtung der Juſtiz; der Berfihönerung der Stadt
Stoholm ; durch prächtige Gebäude, der Erwei⸗
terung des Handels. Im Jahr 1548. feßte der -
Daniſche Koͤnig, «um feine alten Anſpruͤche auf
* f . Schroe
—
306 Brittifche
s Gand Schweden niche ganz zu vergeflen, drey Kronm
E in fen Wapen: fo viele Urſache auch Gustav ha:
darüber empfindlich zu werden, fo begnügte er ſih
doch) daß er das Reich Schweden ruhig beh:
fhen Fonnte,-und überlies dem König Chriſtin
die eingebildete Freude, das Schwediſche Warı
feinem angebohrnen anzuhängen s denn fo gro
Ehre Guftav auch im Kriege erworben hatte, und
fo fiber er hoffen fonnte, allegeit neue Sorbeern
erndten, fo betrachtete er doch ben Krieg, als en
zwar oft nöthiges, allezeit aber fchröckliches Mitt)
fein Recht zu behaupten. (Er hielt den Krin ei:
nem chriftlichen Könige unanftändig , der lid
unſchuldigen Sachen nachgeben müffte, als deß
er fein Recht, durch das Unglück und den Tod vr
vielen taufenden , mit Dem Schwerdt fuchen fell
Guſtav verliert feine Gemahlinn durch den Ze
und erſetzet dieſen Berluft 1552. durch die Vermah⸗
lung, mit Margaretha, des Guſtav Olofſon, Stat:
balters in Weftgorhland Tochter, Er empfand de
Befchmwerlichfeiten des Alters, und machte un
feinen Söhnen folgende Einrichtung : dem Kr
prinzen Erich räumte er bey feinem eben die P*
vinz Smaland, und die Inſel Oelen ein; Finn
. land gab er dem P. Johann; Weftgorhland den
Dr. Magnus, und dem jüngften Sohn Carl |
Provinzen Südermonland, Wermiand und ni
cia, als $ehngüther von der Krone Schwedt,
Der Prinz Erich war mit diefer Theilung übel ſ⸗ |
frieden, und faffte zeitlich den Entſchluß, ber ®
Nlangter Regierung, alles andere a
' \ |
⸗
en Bibliothek. 307
zuſtav erwaͤhlte für feinen aͤlteſten Sohn die; Band
nglifche Koͤniginn Eliſabeth zur Gemahlinn, wel·
e auch dieſen Vorſchlag, wie es ſchien, ſich ge⸗
illen lies; und Erich machte ſich zur Reiſe nach
ngfand fertig, als Guſtav 1560. den gten Sept.
m 7oſten Fahre feines Alters plöglich ftarb.. Die
Rſchichte endiget ſich mit dem Charakter bes Koͤ⸗
ige, ben Herr Raymond als den vollfommenften
Monarchen ſchildert, obgleich nicht geläugnet wer⸗
dien kann, König Guſtav ſey dem Gel; ergeht
geweſen: mie denn einige Gefchichefchreiber be—
haupten , der Reichthum der-Klöfter und der Bia
fhöffe ſey die ftärfite Triebfeder, die das fuer
thum dem Könige angenehm gemacht , weil es
ihm die Erlaubniß ertheilet, ſich der Schäge der
Ceriſey zu Bemächtigen, wovon zu eben der Zeit,
Heinrich VIEL. König von Engelland ihm ein merke
würdiges Exempel gegeben habee.
x
u
we
Ihren Berfaffern untergehen laffen, „weil diefe eben
308 Briteifche
5 Band vi.
Aures concerniny Oratory delivered in Tai
“ nity-college by Jobn Leufon D.D. La
Qurer ın Oratory and,Hiftory on the fou
dation of Erafmus Smith. Dublin. 1759.
444 Selten,
(5 ſamkeit unterfcheiden ſich ungemein fehr
von der großen Menge der ordentlichen
Anmeifungen zu berfeiben. Alles iſt ein Beweis,
baß Herr Lawſon nicht ein gedungener, fordern
sin gebohener Lehrer ber Beredſamkeit ſey, und
nicht das Amt gefucht, um es zu werden, fondern
es erhalten, weil er es ſchon war. Er unternahm
Diefe Arbeit, weil es ihm fchien, als eb diefe
Materie noch nicht völlig erfchöpft fen, und noch
viele neue und nügliche Anmerkungen Darüber ges
macht werden Fünnten. Unzaͤhliche Lehrbücher
von ber Rhetorik, fagt er im Eingang der erften
Borlefung, find verlohren gegangen. Wer weis,
ob nicht vieles in denfelben enthalten geweſen, wels
ches man in den noch übrig gebliebenen umfonft
ſucht, und welches, (wie wir hinzuſetzen fönnten)
eben deswegen der große Haufe der neuern nicht
abfihreiben koͤnnen. Ob wir nun gleich diefes für
eine fehr ungewiffe Murhmaffung halten und lieber
J
8
egenwaͤrtige Vorleſungen uͤber die
behaupten wollten, jene Schriften waͤren eines na⸗
tuͤrlichen Todes geſtorben, und man habe ſie mit
bichts
Bibliothet. ', 309°
chts vorzuͤgliches geleifter;: (6 gebt. ed bach ver-s Barb |
jiedene andere Beirachtungen, Me es gewiß ma. Ex 4.
en, daß einem Manne vom. Gefhmad undEin.
htnoch vieles zur Ausbefferung, Ermeiterung und.
uszierung aller Theile. Diefes Ganzen der Be⸗
dſamkeit übrig gelaſſen ſey. Es lit hier nicht: -
et Ort dieſes zu beweifen. .. Die Arbeit des Hrn! -
mon iſt ohnedem der ſicherſte Beweis davon!
nd wir werben immer noch vieles übergehen muͤſ⸗ Ä
en, wenn wir auch nur dasjenige in diefem Aus⸗
uge unfern. Leſern brfanne machen wollen, was:
em Berfaffer in der Einrichtung diefer Vorleiune‘ -
en, in der. Ausführung der verfchiedenen Mate⸗
ien und in ben Anmerkungen über einzelne Stuͤcke
igen {ft, und zu dem Neuen und Rüglichen gehört,
ai ee gemuthmaſſet, daß es fih noch. fayen
leße. U n\ re "
Die Anzahl der Vorleſungen beläuft fih auf
twey und zwanzig. Sin der erften wird von
der Bortreflichfeit Der Beredſanikeit und den Hins
derniſſen und Schwierigkeiten berfelben gehandelt;
In der andern wird eine Purze Gefchichte ihres: -
Ufprungs und-ihres Wachsthums- unter ben Alten’
geliefert, . Die dritte und vierte enthalten. eine:
eritiſche Nachricht von ben älteften Anmweifungen:
zu derſelben, die hoch Bis auf unfere Zeiten erhal⸗
en werden Die fünfte und.fechfte eine Sei ,
ühte ‚der Beredſamkeit in. den neuern Zeiten. :
ie Betrachtungen, die hier angeſtellt werdet,
geben dem Verfaſſer Gelegenheit in ber ſiebenren
von der Nachahmung zu reden. Hierauf wire J
U 3 die
⸗
„a Brittiſche
— die Natur ber Ier ſameen naͤher unterfucht, u
in ber achten Md neunten gezelget, in wie te
fie mie der Dernunft zu chun hats in der ach
ten und eilften, in wie ferne fie mit ben Leibenfcet
tan fich befchäfftiget : in der zwoͤlften und vn |
folgenden bis zur achtzehnten mie fie ühre Her
ſchaft über die aufferlichen Sinnen beweifet: ne
bey wiederum meitläuftig von ‚ber Schreibatt,
von den Schönbeiten ber Zufammenfegung un
ben Figuren der Rede gehandelt wird, Enblid
wird in den Vier legten Borlefimgen von den vor⸗
bergehenden die Anwendung insbefondre auf di
geiftliche Beredſamkeit gemacht, und das mail!
por andern Arten ber Beredfamfeit eigen iſt, thilb
durch Regeln, theils durch Beyſpiele beftimm
Wir wollen nunmehr bag merkwuͤrdigſte aus den
größten Theil diefer Borlefungen nach der Nah
unſern Leſeyn mittheilen.
In ber erſten Vorleſung wird unter ande
von dem, was die Franzoſen Genie und Appl
cation nennen ‚. meitläuftig geredet, und geist,
wie beydes zur Beredſamkeit nothwendig erfor
werde, und jenes ben Redner ſchaffe, dieſes 1"
‚ mehr augbüde. Cine lange Anmerkung, die de
- WBerfaffer bepläufig über das Wort Geſchmad
und feinen Einfluß in die Beredſamkeit macht, if
ihm ganz eigen und ganz neu. (Er fagt naͤmlich
man häufe ohne Noch bie Ausdruͤcke, wenn mal
. nächft Dem Genie und der Application nod) nie
von einem guten Geſchmack alg einem Hifi
. - Bu '
.»
x
Bibliothek. ZIr-
er Berebſamkelt rede. Man verftcht fich, feiner s Ban,
Nennung nach, felbft nicht, wenn man die Natur? 2".
| „
effelben in ein befonderes feines Befühl des Her.
ens fegt, Da doch diefes Gefühl am Ende nichts
inders als eine Handlung des Berftandes iſt, die,
vie alle andere, mit einem gewiſſen Vergnügen oder
Misvergnägen verbunden if, Er beruft ſich des⸗
wegen ‘auf die Lehrart der Alten, die die Sache
kibft vorgetragen, ohne etwas von diefem Auss
druck zu wiflen. Unſre Leſer mögen felbft urtheis
(en, in wie welt der Berfafler Recht babe. Wenn
wir es kurz fagen follen, fo fbeint uns der Streit
auf eine bloße Subrilicät hinaus zu laufen, Jene
Handlung des Verſtandes und diefes Gefühl des
Herzens folgen freylich fo gefchwind aut einander,
daß wir fie nicht füglich von einander unterfcheiden
onnen? And in fo weit geben mir dem Herrn \
Zamfon Recht. Aber eigentlich bleibe doch allezeit
der Unterfcheid zwiſchen benden, melcher ſich zwis
fhen einer jeden Wirkung und ihren Folgen findet,
und in fo weit feheinen uns diejenigen ganı ordent⸗
lih zu gehen, die für beybe Dinge befondere
Namen erfunden haben, und: jene Handlung
das Genie, dieſes Gefühl aber den Ge⸗
ſchmack nennen.
In der andern Vorleſung von dem Urfprunge
und Wachsrhume ‚der Beredſamkeit unter den
jechen und Römern wird mahrfcheintich gemacht,
daß unter den Griechen noch vor den Zeiten des
Homers, die Kunſt zu reden einen gewiffen Grad
, Ua, des
F
4
2
t
[Au \
-
\
1
hi
.
312 Brittiſche
Sand des Vollkommenheit erlangt, und daß man
Daufanias trauen koͤnne, wenn er vorgiebt, da
=. die erfte öffentliche Schule der Beredſamkeit unt
ber Regierung des Thefeus aufgerichtet worden fe
Arhen wirb als der Hauptſitz derfelben in ben fc
genden Zeiten gepriefen, und gezeiget, wie ſehr ji
alles zu Ihrer Aufnahme an dieſem Orte vereiniget
die Denkungsart des Volks, die Regierungsfor
und endlich die Gefege felbft. Uebrigens wird d
Griechen der Borzug in berfelben vor den Römern
bengelegt. „Wenn manaud) annehmen will, fagt |
„der Verfaffer, daß beyde Nationen in Aufehung
„des Genie einander gleich geweſen wären, woran
„man doch noch zweifeln fönnte, fo würde doch
„allezeit der Vorzug auf der Seite ber Achenien: |
„fer bleiben, einmal, weil man in Rom erft an- |
„eng die Beredfumfeit zu ftubiren, da bie Zei.
„ten der Tugend und der Sreyheit, als in welchen
„jene am beften fortkommt, beynahe ihr Ende er:
„reicht hatten; zweytens, weil man fich in Athen
„eine weit längere Zeit barauf gelegt als in om,
„und endlich meil die Sprache der Griechen einer
„wahren Beredſamkeit weit angenehmer ift als bie
„Sprad)e der $ateiner, und der Redner füch in jes
„ner weit mannichfaftiger und nadybrüclicher aus-
„Drüden kann, alsin diefer.„ Der erfte und legte
Grund bemeifen allerdings viel. Aber weit mes
niger bemeifend ſcheint uns ber zweyte zu ſeyn.
Wenigitens folge aus Demfelben weiter. nichts, als
fo viel, daß die Beredſamkeit unter den Römern
nicht
8
I
Bibliothek. 313
cht ſo lange als unter ben Griechen geblaͤhen.V⸗nd
delche aber unter beyden ihrer innern Natur und?
zeſchaffenheit wegen den Vorzug verdiene, dieſes
irfte wohl ſchwerlich daraus geſchloſſen werben
nnen. |
Der Inhali der dritten Vorleſung gehoͤrt mit |
demjenigen, was man in ben übrigen Anwei⸗
ungen. zur Beredſamkeit als etwas ganz unnoͤthi⸗
es uͤbergeht oder Doch nur obenhin berührt. Herr
awſon redet darinnen vonden beyden größtensch»
en der Beredſamkeit, dem Ariſtoteles unter den
Briehen, und dem Cicero unter ben Lateinern.
Das Urtheil, das er von beyden fällt und Die Ver⸗
Jeichung, die er zwiſchen beyden anftelle, ift eihes
drihtig als das andre, und beydes zeigt uns ihn
ls einen Mann, der bende mehr als einmal durch
gelefen, Nachdem er den Plan, den ſich Ariſto⸗
teles bey feinem Unterricht gemacht ‚ kurz erzählt,
und dag zweyte Buch feiner Rhetorik als das vor⸗
Nglichfte angepriefen, fo giebt er einige Regeln,
um feine Schüler in den Stand zu ſetzen, ihn mit
deſto größerm Vortheil zu lefen. Ex ſchrieb be
Ionders für feine Zeiten, und man muß daher auch
nicht mehr von ihm fodern, als er zu leiſten fich vore
gehht harte. Man muß ihn daher auch allezeit
mit einer gewiſſen Ruͤckſicht auf die Sitten und Ge⸗
—
wohnheiten feiner Zeiten leſen. Dieſes iſt die letzte
Regel, Die erſte, bie ehnſtreitig ‚die wichtige
ft, if diefe; wenn er oft alle Zierrathen und Er⸗
"Us regun⸗
u - v
\
\
‘
.
«
U
St.
314 Brittifche
gyo regungen ber Leidenſchaſten zu verwerfen fchein
tum nur auf die Ueberzeugung des Verſtandes in
einem Redner zu dringen, fo muß man nicht glau
ben, als ob er jene gänzlid) verbannt voiflen wollt,
Er wollte nur ihren Misbrauch tabeln , Der dajı
mal faſt allgemein geworden war, und von den
auch die beften Redner, als Lyſias, der das Ge
Eünftelte zu fehr liebt, und Aefibiines , der oftnu
Ä auf die Erregung der Leidenſchaften gieng, niöt
-- ften waren, Uebrigens werden die Bücher di
Ariſtotelis von der Rhetorik als das velkım
menfte Mufter einer genauen logicalifchen Ordnung
und eines furzen und doc) deutlichen Vortrags ar
gepriefen,
Von ben drey Büchern bes Cicero deorator:
pi der Verfaſſer das allgemeine Urtheil, deh
fie zu meitläuftig gerathen, ob gleich diefe Wei
läuftigfeit Beinen Efel errege, weil das ganze Dr!
in Zorn einer Unterredung abgefafft worden, und
daher den Sefer auf eine angenehme Weife unft!
balte. Das legte Bud) von der Schreibart mi)
den übrigen vorgezogen. in Redaer, ber al
andre, was ben Außerlihen Schmuck der Rede
anbelangt, ſo ſehr uͤbertrifft, mußte natuͤrlche
Weiſe auch alle andre’ in dem Unterricht deſſehben
uͤbertreffen. |
Bey: ber Verqleichung, die Herr Lawſon an
Ende zwifchen benden anftelle , iſt er ſehr gereil—
dem Ariftoreles den Vorzug zu laſſen: ——
„ee
.
—
orlethet. 315
eles, ſi nd feine Worte, redet als ‚ein tefbenken-s‘ Si
der Monn, als ein Manni von feinem und durch. S%,
stingendem Verſtande: Cicero, als ein Mann
von Geſchaͤfften, ; ber durch Umigang und Unter⸗
handlungen mit den Brößen feinen Berftarib aß.
gebitwet; als ein Marin von einem weltl duftigen,
anzuͤglichen und zletlichen Verſtande. "Tenet'
iſt gründlich, ernſthaft und kurz. Dieſer beredt,
leicht und weitlaͤuſtig· Jener beſchaͤftlgt ganz
„allein den Berftänd, Dieſer ruft bie Einbilbungs-:
„eraft zu Huͤlfe. + ©» Jener haͤlt ſich niemals
„den einem Gedancken allzulang auf: Dieſer
‚führt einen jeden Hedancen mit der groͤßten Ges:
„nauigkeit aus, » > - = So mie Cicero,
„ivenn er als ein Philoſoph ſchreibt; den
„Redner allenthalben, durch das Leben das er
„der trockenſten Materie giebt, mercken laͤßt, ſo
„zeigt -Ariftoteles , indem er von der Rede⸗
af handelt, ‚alengalben den and
nd + m. \ \
Die vierte Vorleſung it wiederum Item In⸗
halte nach ganz neu, Herr atofon bereichert feir -.
ne Zuhörer in derfelben. mic einem Meifterftüf
aus dem Alterthume, in welchem man durchges
hends "Züge eines großen Genie wahrnimmt.
Er hat es eben an. diefem Orte eingefehoben, weil
es in einer gewiſſen Verbindung mit der vorha⸗
benden Materie ſteht. Es iſt eine Erfindung ee:
nes ‚nbefannten Seribenten von dem er a
9
\ om 2
316 . Brittifihe
sach Hifterifchen Anſpielungen halber glaubt, daß er
308 in dem fiebenten “Jahrhunderte müfle gelebt ba
ben. Die Urfchrife fetbft iſt griechiſch, der Ticel
ft: Der. Tempel oder Pallaft der Bered⸗
famteit: eine Erſcheinung. Der Berfafier
bat ganz erjehle und nur Dagjenige weggelaſſen,
mas ohne Schaden megbleiben koͤnnen. Die
ganze Erfindung iſt dieſe: „Der Dichter gebt ei-
„nes Tages in den großen Vorhof des Tempels
„der Minerva fpaßiren, und indem er auf. die
„Stadt Achen herabſieht, fo nörhigee ihn dieſe
„Ausſicht, über den DBerfall der Künfte md,
„Wiſſenſchaften in derfeiben zu ſeuſzen. Mit
„diefen traurigen Gedancken befchäftiget und aan,
„von denfelben hingeriffen, erſcheint ihan Mercur
„und entdeckt ihm die Urſachen diefes Verfalls.
„Er befiehle ihm darauf in die Höhe zu feben.
" „Sier wird er zu feinem geöflten Erflaunen einen
„hohen Berg gewahr, auf befen Sipffel ein
„prächtiges Gebäude lag. Der Fuß diefes Ber⸗
„ges war mit einem dien Gehölze, umgeben,
„durch weichen Fußſteige liefen, auf benen eine
nMenge Volks wandelte, Mercur unterrichtet
„ihn ſogleich, diefes fen der Pallaſt der Bered⸗
„Jamkeit, der Tochter der Freyheit. Diejenigen,
„die in den niedrigen Gründen hin und, her war.
„beiten, wären Leute, bie alle fih mis ber Hoff:
„nung fdmeichelten, mit leichter Mühe in Dielen
„Tempel zu fommen, Die deswegen am Fuße des
Berges auf Pfaden wanbelten, auf welchen fie
a j „endlich
⸗
—
- nd oo N \ 4A
Buliothet. gi7
endlich zu fehanden wuͤrden. Merecur nimmes Said
‚hierauf den Dichter ben der Hand, und führer 1S%,
ihn mie ſich auf den Aufferften Gipffel, bis zu
dem’ Tempel ſelbſt. Ben dem Fingange der
Haupt Straße, die zu demſelben führte, war ein
‚großes Thor: der Hüter deſſelben ein alter ehrs
wirdiade ernfthafter und tiefſinniger Mann.
Mercur nannte‘ ihn Genius. Die Straße
‚eleft war nach den Bericht des Mercur in’ Den
üteftei Zeiten Durch den anhaltenden Fleiß der
Roͤſſten Männer gebahnt worden. Nun folge
„die Vefchreibung -des Tempels ſelbſt. Gleich
‚bey dem Eingange war ein Zimmer, in welchen
die Gemälde der beruͤhmteſten Poeten aufgeſtellt
waren, Syn einem naͤchſten Die Gemaͤlde der be
‚ften Geſchichtſchreiber. In einem dritten die _
„Otatuen der vortrefflichften Redner. Unter
„diefen bemerckte der Dichter vorzüglich den Dr
‚tichs und Phocion ven jüngern Gtacchus J
‚und Julius Caͤſar. Vor dem innerſten de
„Tempels ſtund Quintilian, der niemanden, oh⸗
Me vorhergegangene Unterſuchung feiner Faͤhig⸗
„feiten , Den Eingang in daſſelbe verftättere. Um :
(vſich dieſe Lnterfuchung zu erleichtern‘, bediente
et ſich einer andern Perſon, die nicht weit
»pon ihm ſtund, und die Mercur ben Weiſen
„don Stagira nannte, Dieſer, fuhr er fort,
„verlange von feinen Schülern "hauptfählidy
"Slerß und Stillſchweigen Am Ende dieſer
„Unterredung führe Medcur den Dichter in die
⸗
„Mitte
*
— L
. JF
vwurdg doch wenigſtens nichts übrig gelaſſen, ab
wird er auf einmal in einen andern Tempel M
ſetzt, wo alles ganz anders ausfieht, und wod
‚Göttin und ihre Bedienen von lauter kindiſche
‚ fo wie der ganze Ort von lauter nichts bedeuten!
‚Auszierungen voll iſt. Nercur, ber wi?
‚Rebe, die, wie Herr Samfon verfichert, ein iu
318 | Brittiſche
„Micte des Tempels. Hier ſaß bie Goͤttin a
Seinen Thron dichten Goldes, Shinter ihr fh
‚nder Genius von Athen, An der andern Ci
„te, gegen die line Hand bes Throns der Gi
„nius von Kom. Auf ber Treppe Des Ihrer
‚„faß die Betrachtung. Neben ihr ſtund di
„Ueberredung. Unter biefer war den Leiden
„ſchaften nad) der Reyhe ihr Plaß angemirlt:
„Vor der Goͤttin war ein Buch aufgelchlagn
„auf welches fie mit unberwandten Augen fa:
Diefes nennte Mertur das uch der Ylın.
In ihrer Hand hielt fie einen Brennfplege, di
‚olle Arbeiten, die mah ihr überbrachte,. und ml
che die Probe nicht Hielten, wurden zu Aſcheve⸗
brannte Wenn auch niche alles verbrannte, I
was rein und unverfälfcht war, Bey dieſer Ör
legenheit fängt Mercur an, dem Dichter die gar
‚je Ceremonie in ber Einführung eines neuen Ab
fiers zu beſchreiben. Longin häle eine lang
jer Auszug aus feinem bekannten Buche von
Erpabenen iſt. Indem der Dichter diefe R
anhoͤrt, und Diercur ihn eine Zeitlang verlält,
Zierrathen und lächerlichen Pug umgeben [it
kom
Biötiher . 319,
ommt ſagt hm, daß dieſes der Pallaſt der fal- s Zune w
hen Beredfamkeit fen, und giebt ihm alsdenn Sn
och einige der Sache gemäße Erinnerungen.
durz, Das ganze Stuͤck iſt vol feiner Erfindung,
‚ol Wahrheit und tiefer Einficht in das Wahre
je: Beredſamkeit. Mit demſelhen endtaet ſich die,
sirte Vorleſung. Wir bedauren, daß wi: hier
jbbrechen muͤſſen, wir werden aber unſern Jefern
das übrige nicht ſchuldig Bleiben, und dieſen Aus -
ig In dem nächften Stüde fortfegen.
ar ..
.
810 Brittiſche
1X.
Leben des Franz Bacon, Cord Gr
kanzlers von England, +)
ie alten Egypter hatten ein Gefeg, wei
G verorbnete ,„ daß die Handlungen un
Character ihrer Todten vor gewiflen ik
gern unserfuche werben follten, um beftimmen n
fönnen, was man ihrem Andenken ſchuldig 10
Die höchften Würden, die ungemeinften Zähig
‚keiten konten ihre Veſit ißer von dieſem legren und
unpartenifchen Gerichte nicht befreyen. dir
wohlgeartete Gemuͤther war diefes ein mädtigt
Antrieb zur Ausuͤbung ber Tugend; und Die
Ruchlofeften wurden dadurch in dem auf des lo⸗
ſters zuruͤck gehalten. Ein jeder, der die Sehens
beſchreibung einer Perfon, deren Andencken al
die Nachwelt zu kommen verdienet, unternimmt,
ſollte dieſes Gefeg fo anfehen, als 06 es ihm ge⸗
geben worden wäre. Er muß bie Gebrechen if
wohl als die guten Eigenfchaften, bie Mins
ſowohl als die Vollkommenheiten der Toden bo
merken, in der großen Abſicht, die Lebenden ju
warnen und zu beſſern. Aus dieſer Urſache nt"
de ich mich zwar, als ein Schriftſteller, bey det
glänzenden Theile des Characters bes Lords Bo
con mit Vergnügen verweilen; aber ic werd
als ein Menfch, feine Fehler weder zu een
KÜ
*) Aus den Wercken des Mallet überfeßt.
Bibliothek. 321
ch zu bemänteln ſuchen. Cs iſt der Welt dar⸗
’
ı gelegen mit beyden befanne zu werden.
Sir Nicolaus Bacon war der erfte ord
iegelbewahrer, der alle Würde und ‚alle Ges
Band
St.
alt eines Großcanzlers hatte. Er befleidete
jeles hohe Amt unter der Königin Elifaberh bey
ahe zwanzig Jahr. Er mar ein Minifter von
:iner gemeinen Gelehrfamfeit, und er befas eine
orzuͤgliche Klugheit. und Rechtfchaffenbeil. Er
iente feinem Vaterlande mit del Eifer eiges red.
ihen Mannes, und die ganze Zeit feines Gluͤckes
rhielt er die Mößigung und $eutfeligkeit ben,
Ye einen größen Dann fo fehr zieren. Seine
mente Gemahlinn war eine Tochter des Sir An-
ton Cooke, welcher Eduards bes ſechſten ‚Schr
meiſter geweſen war, und deſſen Geſchicklichkeit
in dert” gelehrten Sprachen von ben Geſchicht-
(hreibern mit fo vielem Ruhme erwähnt wird.
Sie Haberi auch nicht vergeffen,, dieſes Frauen-
zimmer, ‘aus eben dieſer Urfache zıf rühmen.
Selbſt ein Feind *) legt ein Zeugniß davon ab,
Indem er ihr einen Bormurf darüber macht, Daß
fe Biſchof Jewels Apotögie für die Kirche von
England, aus dem Lateiniſchen uͤberſetzt habe,
Diefes waren die Aeltern unfers Franz Bas
con . Bon den beyden Söhnen, die..in dieſer |
Ehe erzeugt -wurden, war er Der juͤngſte und
Wurde den 22. Jaͤnner 1561 gebohren. Wie er
| Kal p
as
*) Barfond der Jeſuit. r
222 Brittiſche
8and das Gluͤck Hatte, zu einer Zeit indie Welt a
‚et. kommen, da die Künfte und Wiflenfchaften vu
den Örogen und Mächtigen faft in eben dem En
de geachtet und befördert wurden, als fie itzt ve
abfäumer werden : alfo brachte er für eine jM
Art von Wilfenfhaften , die zum Mugen ot
zum Bergnügen gereicht, eine ungemeine Fähir
feit mit. Sein Genie mar zu gros, als dafr
blos mit dunkeln Begriffen von demjenigen, m!
man vor ihm angenommen und gelebret hatt,
fi) Häte begnügen follen; fondern er mollte, I
dem Reiche der Gelehrſamkeit, feinem eignen und
bem folgenden Zeitalter Geſetze vorfchreiben,
Er gab frühzeitige Beweiſe von feinen un
meinen und gluͤcklichen Faͤhigkeiten, die wei it
feine jahre waren. Man ſagt, die König
Eliſabeth habe ein befonderes Vergnügen daran
gefunden, ihm gemiffe Fragen aufzugeben, und
fie fey von feinem Verſtande und männlichen Ant
‚ worten fo fehr zufrieden geweſen, daß fie ihn in
Scherz ihren jungen Lord Siegelbewahrer jun
nen pflegte. Eine Antwort von ähm werden
hier bemercfe zu werden. Die Königin fragt
ihn , als en nech ein Knabe: war, nach feinm
Alter; und er antwortete fogleih, dag er gert
de zwey Jahre jünger fey, als ihre gluͤchlche
Regierung. et
Bon feiner Erziehung find: feine befondet
Umftände befane, bis er unter der Aufficht des
D. Whitgift, nachherigen Erzbifchefs- von nn
| ” terbur
Bilbliothek. 323
bury auf. die Univerſitaͤt zu Cambridge gieng,s Band
d in feinem zwölften Jahre in dem DreyeinigeSt.
tscollegio aufgenommen wurde. Er braditees
kurzer Zeit in den Wiflenfchaften fehr weit;
der hatte fchon vor feinem fechzehnten Jahre
1 ganzen Damals gewöhnlichen Lauf der freyen
infte vollendet. Noch mehr ift es aber zu
rwundern, daß er fhon in dirfen jungen Yahu
n das !eere und Unnüge der Damaligen Philos
phie, und die Nothwendigkeit einſahe, eine
slihe Kaͤntniß auf einen beſſern Grund zu
auen, als in einer Reihe verfchiedener Jahrhun—
nte gefhehen war, Hierinnen muffte ihm fein
‚nes Genie,” das von einer ungemeinen Urtheils-
oft unferftüge wurde , "um einzigen Führer '
ienen. Denn in der Bernunftlehre wurde das '
als das Anſehen des Ariftoreles.in den Schulen -
ür unfehlbar gehalten , fo nie man überall in
Religionsfacdhen die Unfehlbarfeit des Pabftes
mnahm. Unſer Bacon muß billig der erfte große:
Biederherfteffer der Phlloſophie genennet' werden,
Er hatte mit den Vorürtheilen, mit der weitläufs
gen und unnäßen Beleſenheit, ja mit der Eirel
feit vieler Helehrten, die bey ihren Meinungen
Hau geworden waren, zu ſtrelten; aber er ers
lebte eine anfehnliche Veränderung. "Ein anderes
dritalter "brachte die Gelehrten allet Nationen
auf feine Seite, nn on
Es. ift Billig zu vermundern, daß der Lord
legelbewahrer, ein Miniſter, der ein Kenner der
Nenſchen und din Herr von Einficht war, ſeinen
| % 2 Sohn
\
324 Brittiſche
I gun Sohn in dem ſechzehnten Jahre feines Alters a
3, Reifen gehen lies: denn aus einem Briefe‘
Sir Amias Pomwlet , des damaligen Geſande
in Sranfreich, erhellet, daß der junge Bacon i
Jahr 1577 bey Ihm zu Paris war. Wir bürf
nur ein wenig um uns herumſehen, um überzeus
zu werden, wie wenig unfre vornehmen Juͤn—
Iinge, bie in dieſem “fahre fremde Länder bei
chen, an Geſchmack, Weisheit und Sitten jı
zunehmen pflegen. Aber vielleicht entdeckte cr!
— Sohne reifere Einſichten, und mehr Vor
ſichtigkeit, als bey einem fo zarten Alter gemeni—
glich angerrofen wird. Dem ſey wie ihm mel;
der Geſande faflte eine fehr vorcheilgafte Mr
nung von Bacon; denn er fendete ihn an dieNt
nigin mit einen Auftrage, der. Verſchwiegerhei
und Geſchwindigkeit erforderte. Bacon befolgt
biefen Auftrag mit Benfäll, und er kehrte ab⸗
Penn zuruͤck, um ſeine, Neifen zu vollenden.
Der ihm angebohrne Hang nachzudenken und u
Torfchen, verftattete ihm richt, ſich bey der Er
ferriung der Sprachen lange zu vermeilen, [1
bern et veranlaffte ihn wielniehr , die Gewohrhei
und Sitten derjenigen , die dieſe Sprachen wede
ten, zu bemerken, und die Character ihrer du"
ſten, nebft ihren per[chiebenen Kegierungsartt!
wahrzunehmen; " Einen Beweis’ hiervon glebt ei
Auffaß ab, der ſich noch ige unter feinen Werft
- befindet, und Anmerkumgen über den Algen
nen Zuftand von Europa enthält, Er ur
—
Bibliothek. 325
rz nach dieſer Zeit geſchrieben, wie man auss Band
rem darinnen erwähnten Umftande *) wahr,
hmen fon, J |
Er war ber jüngfte Sohn, und es fcheint,
aß er der Liebling feines Vaters geweſen, wel.
er in feiner Abweſenheit eine anſehnliche Sum⸗
te Geldes zurückgelegt hatte, um ihm Güter zu
anfen. Aber ehe diefe gütige Abficht zur Exfüls
ang gebracht werden Fonnte, ſtarb der Lord Sie
jelbemahrer Durd) nachfolgenden Zufall ploͤtzlich.
Er war unter den Händen feines Barbiers, und
veil das Wetter fehr heis mar: fo befahl er, daß
in Senfter, ihm gegen über, aufgemacht werden
ollte. Da er fehr ftarf war: fo fiel er, indem
die fühle Luft auf ihn wehete, in einen tiefen
Schlaf; und er befand fich fehr übel, als er wies
der erwachte. Warum, fagte er zu feinem Be⸗
dienten, warum lieſſt ihr mich fo in der &uft ſchla⸗
fen? Der Bediente antwortete, er hätte es nicht
wagen mollen, ihn zu ftören. Durch eure Hoͤflich⸗
teit werde ich alfo mein Leben verlieren, werfegte
der ford Siegelbemahrer. Er wurde hierauf in
fein Schlafzimmer gebracht „wo e wenige Tage
hernach ſtarb. Es blieb auf dieſe Art ſeinem
juͤngſten Sohne nur ber geringe Antheil von eis
| | % 3 zone
*) Er fagt, daß Heinrich der IIL, von Franckreich
damals dreyfig Fahr alt geweſen. Diefer König
trat die Regierung an im Jahr 1574. im vier.
und zwanzigſten Jahre feines — Bacon
war alſo damals neunzehn Jahr alt.
l
326 Brittiſche
sSandnner Summe uͤbrig, die unter fünf Brüder vn;
— theilet wurde.
Seine geringen Vermoͤgensumſtaͤnde noͤthig
ten ihn, auf ein Mittel zu ſeiner Unterhaltung Wi
denfen, und er widmete fih, mehr aus Kot
wendigfeit ald aus Wahl, der Erlernung de
Rechte. In dieſer Abſicht nahm er eine Siele
in der Gefellſchaft von Gray's Inn,, wo fen
vorzuͤglichen Talente ihn zur Zierde des Kauf
machten, fo wie fein fauftes und liebreiches de:
tragen ihm die Zuneigung aller Mitglieder ermat
ben, Cr erlangte in feiner Wiflenfchaft einem f
groffen Kuhn, daß er im acht und zwanjife |
Jahre feines Alters, von der Königin Eliſebeh
zu ihrem aufferordentlichen Advocaten ernennt
wurde; ein Borzug, den ihm nicht die Verdie—
fe feines Vaters verfchaften. Es war indeil
unmdglid, daß ein fo vortreflliches Genie, des
gebohren war, den ganzen Umfang der Will:
{haften zu durchlaufen, feine Unterſuchungen auf
Das geringe und verworrene Studium der in ähl:
lichen Faͤllen gefprochener Urthel und den Autor
täten einfchränken follte: ein Studium, das ml
Dornhecken ummachien ift; das, feinem Uelprit |
ge nach, dunfel und barbarifch iff, und das,"
weiter es fortgeht, durch die gelehree Dumme!
der Eommentatoren und Compilatoren Immtt
Dunfter wird, der Männer, welche meiſtentheib
von unermübeten Tleiffe find, und von Gel
und Einſicht nicht den mindefien Antheil bfn, Ä
' \ *
. ‚Bibliothef, 327
Wir finden, daß unfer Bacon feinen Gedan⸗5 Band
en'frenen Sauf lies; er überfah das ganze Ge? St,
iete dev Wiffenfchaften,, bemerkte die Mängel -
ierfelben, und Dachte auf Mittel, ihnen abzuhele _ Ä
en. Er verfuchte diefes zuerft in einer Abhand⸗
ung, welche den Titel führet: zbe greatefl birth
ftime, welches aus einem, an den Pater Zul‘
entio, den Venetianer, gefchriebenen Briefe ers
elle, worinnen er eine Art von Eritif über ben
rähtigen und ſchwuͤlſtigen Titel diefer Abhand⸗
ung macht, Die Schrift fetbft ift verlobren ge»
Jangen; es ſcheint aber, daß diefelbe in den erften
jügen des erſtaunlichen Vorhabens beftandenhabe, «
velhes er nachhero ausführte, und in feiner. groſ⸗
en Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften,
ur Vollkommenheit bradite. Da; feine angenehs
nere und vielleicht Feine nüglichere ‘Befchäftigung
en kann, als wenn man die Gefchichte der menfch«
ihen Seele in ihrer Fortfchreitung von Wahrheit
u Wahrheit, und von Entdeckung zu Entdeckung
ufeichnet: fo würde es Kennern fonder Zweifel
in großes Vergnügen gewähren, wenn fie in der.
rmähnten Abhandlung bemerken fönnten, durch
008 für Schritte und Stufen ein Geift, wie Ba⸗
ons, bey der Errichtung feiner neuen und allges
neinen Theorie forfgegangen, Fr glaubt, daß er
um Nutzen des menfchlichen Gefchlechts gebohren. -
ey: und in bem oben angeführten Briefe nennet
fih den Diener der Nachlommenfhafl.
So gering und unzureichend diefe Nachrichten,
ie den erften Theil von dem Leben unfers Ver:
E44. .. fales
328 Brittiſche |
5 Band faffers ausmachen, zu fenn fcheinen mögen; fol
b man fie doch unter dem Schutte verſchieden
Sammlungen hervor fuchen muͤſſen, wo fie ohn
Drdnung und Zufammenbang verborgen Jagen.
Aber wir wollen unfern Bacon nicht länger
einen bloffen Philofopben betrachten, als ein
tiefvenfenden Mann, der, im Schatten ber
zogenheit und der Mufe, nur mit Büchern u
. mit feinen eignen Gedanfen Umgang pflog. Se
Gluͤck brachte ihn auf das große Theater der Wel
verwickelte ihn in Gefchäffte, und verband ihn mt
den angefehenften Männern felher Zeit, Ermade
von einer fürftlihen Perfon geehrer, und untt |
ner andern gufferprdentlidy vorgezogen. Es wir |
alfo nörbig feyn, Daß wir, um diefer Geſchichte
ihren gehörigen Umfang und Mugen zu geben,
einen allgemeinen Abris pon den zwo Negierungen,
unter melchen Bacon flieg und fiel, wenigſtens in
ihren pornehmften Gefichtspuncten, zu machen,
Die Charakters. derjenigen, mit welchen er in ei
niger Berbindung ftand , werden ben feinägen er-
Fären, und ihn in feinem ächten und vollem Lichte
zeigen, ’
Es iftnoch eine andere Urfache- vorhanden, dieſe
Nachrichten über Die gewöhnlichen Gränzen zu er»
meitern. Unſers Berfaffers Briefe, wenigſtens
viele derſelhen, find ben Öffenslichen Gelegenheiten
gefchrieben, und Fönnen für die ficherften Beweis.
thümer perfchiedener merfwürdiger Vorfallenhei⸗
ten angefehen werden, bey welchen er fetbft, eine
& un ste
Bibliothbee. =: 329
offe fpteke, und-alfo mic den geheimen Berne sZand
. TH ..?.F 3 ©t.
ingsgründen , nach den Die übrigen handelten R
ohl bekant feyn muſſte. Uber da Diefe Um-
inde nur obenhin beruͤhret, oder nur, in ſo weit
zu dem Endzweck feines Briefes dienen, entde⸗
et werden; fo wird es noͤthig ſeyn fie ausſchrlich
s einander zu ſetzen, und jedem den gehoͤrigen
laß anzumeifen, | u
Elifaberp befas mehr Verſtand und richtigere
infichten, als man gemeintglich ben Frauenzim⸗
vn anzutreffen pflegt; und fie befas zugleich eine
Iröße ber Seele und eine Standhaftigkeit in ih⸗
m Enrfehtüffen , die ber wuͤrdigſten Perfon des
Yannlichen Geſchlechts Ehre gemacht haben würde,
diefe ihre natürlichen Eigenfehaften wurden, obs
leich auf eine harte Art, durch Die Gefahren, wel⸗
ben fie in dem erften Theile ihres Lebens ausges
et war, ungemein erhöhet. - Die firenge Ge⸗
nüchsarg ihres Vaters, und die eiferfüchtige Oraus
amkeit ihrer Schweſter, hatten verurfacht, daß
't in einer genauen Aufmerffamfeit auf ihre Hand
ungeny und felbft auf ihre-Geberden und More
ufgewachfen: war. in kurzer aber ein merfe
vürdiger :Zeitpunck-, " da England , unter einer .
veiblichen Regierung , eben foviele Benfpigleeiner
nebietlichen Wuth, eben fo viele fchreckliche Auf-
ritte ſah, als ehemals bie römifche Welt, unter.
nem Nero und einem Domitian, mit Entſetzen
jeiehen Hatte, . Der Geift des Aberglaubens, weh _
hem die Königin Maria ergeben war, zeigte ſich
Mm feiner völligen Bloͤße, und ein. jeder, der den
u . $5 Glau⸗
30 Brittiſche
5Vand Glauben, welchen er doch nicht haben konnte, nic
St. bekennen wollte, wurde Durch Beyhuͤlfe unfenik
‚licher Priefter und Inquiſitoren, ins Werder!
geftürze, gepeinige und hingerichtet. Wenn ma
den Gefchichtfchreibern glauben darf, ‚fo hätten fr
ſelbſkdie Elifaberh zum Tode verdammet; und ſt
'entfam, auf eine wunderbare Welle, nicht durd
die guten Öefinnungen, fonbern durch die Palit
Philips, der felbft der gröffte Tyrann der dame
Ligen Zeiten war,
.. As Elifaberh den Thron beftieg, fand ſie ihe
Einkünfte zum voraus hinweq genommen und t!
ſchoͤpft, ihr Königreich befand ſich durch den fh
lidyen Aberglauben ihrer Borfahrerin, in cm
Ännerlichen Zerrüttung und Entfräftung, es mit
zu gleicher Zeit von feinen Bundsgenoffen unte
fügt, und fland auswärts in Feiner Achtung.
Ihre guten Einſichten lieffen fie aus den Irnhi⸗
mern ihres DBaters und ihrer Schweſter lecht
wahrnehmen, daß fie fich eine fichere Regierung
werfprechen bürfe, wenn fie fich das Vertrauen
und Die Siebe der. Natlon erwuͤrbe: und daß fie u
bem Ende nur auf die Gluͤckſeligkeit und di
Ruhm ihres Volks ihr Abfehen richten mil
Dieſem politifhen Syften, das an fich fo lei
iſt, fo Herrliche Folgen hat, und Doch von Regen⸗
sen fo felten beobachtet wird, mar fie, eine lange
und fiegreiche Regierung hindurch, beftändig und
faſt Immer auf diefelbe Art zugechan; und eben
aus dieſer Urfache war Ihre Regierung ſiegreich
Ei
Bibliothek. 331
Sie unternahm die Reformation der Religion,s Band
ind fie brachte dieſelbe zu Stande, zu einer Zei AS
ya ihre Macht noch unbefeftiget war, und für fie
yon innerlichen Unruhen Gefahr zu beforgen ſtand.
Denn Aenderungen in, der Religion. vermögen die,
ganze Einrichtung einer Geſellſchaft zu zerrürten,
und noch mehr, als die Aenderungen in der Regie-
ungetorm, weil an den erftern jede einzelne Ders
ion einen unmittelbaren und innigen Antheil nimmt,
Sie wuffte, mit ungemeiner Geſchicklichkeit, die
Spaltungen in Schettland, in Sranfreich und in
ven Niederlanden zu unterhalten ; und fie hatte .
yierzu mehr Recht, als die Prinzen gemeiniglich
u haben pflegen, wenn fie ihren Nachbarn zu
haben fuchen, Wenn Die Regenten dieſer Laͤnder
in nichts übereinfamen; fo vereinigten fie ſich doch
in.einer gemeinfchaftlichen Feindfchaft gegen Eli⸗
ſabeth, felbft zu einer Zeit, da fie ihren Anforde
tungen, ihren Berfchwörungen, ihren offenbaren -
Anfallen nichts entgegen ju fegen hatte, als ihren -
tignen Much und die natürliche Stärfe von Engs
and allein. Doc, durd) die ‘Beförderung der
Reformation in Schottland, durch die Unterflüs
Sung der Proteftanten in Frankreich; ‚durch die,
weiſen und wohl angebrachten Subfidien, die fie
den Holländern ſchickte, welche für ihr Leben’ und
jür ihre Freyheit gegen einen unerbittlichen Tyrans
ten zu kaͤmpfen hatten; Durch diefes Verhalten,
welches fie ftandhaft beobachtete, fiegte fie über
alle ihr entgegenftehende Hindernifle, und ‚machte
ich zur Schiedsrichterin von „Europa, Denn
man .
332 Brittiſche
$Yand man Fan behaupten, daß ihre Regierung ein
en
größern Eindruc auf alle fie umgebende Staa
machte, als dieſelbe von irgend einem empfieng
ein deutlicher Beweis von Ihrer Feſtigkeit und &h
Baftigfelt.
As fie zum Throne gelangfe , fand fie vie
Millionen Naticnalfcyulden, eine Summe, di
damals faſt unglaublich war; und doc) fegte It
fich Durch ihre gute Deconomie in den Stand, dit
Schulden abzuftoffen. Die Minze, melde unit
Heinrich VIII. fehr verringert, und unter Mori
ganz und gar vernachläffige worden war, wirt
von ihr bald wieder aufden gehörigen Zus geſche
und mit derfelben wurde ber öffentliche Eredit nit
ber hergeſtellet. Sie forgte, daß ihre Maga
mit Waffen, Ammunition und Kriegsbeduͤrfriſen
von aller Art, angefüllt wurden, und fie bed)
daß die Jugend in ganz England in kriegeriſche
Uebungen erzogen werden muffte. Ihr Seeweſn
war in DBerfalf geraten, und Iag faft ganz vet
ſaͤumet. Sie arbeitete an deffen Wiederherftelug
mit einer Aufmerkſamkeit, bie auf Diefe groſe
Stuͤtze dieſes Königreichs, won einem Regent)
der einfieht, worinnen feine eigne Stärke, und I
Sctaͤrke feiner Staaten befteher, gewendet zu m”
den verbienet. Ihre Flotte mar zulegt der groß!
Seemacht von Spanien gleich; diefer Seemadtı
bie für unuͤberwindlich gepriefen wurde, und in
welcher in der That die ganze Macht ihres aufge
vrachteſten Feindes beftand,- Ahr Sieg über dit
felbe, der fo vollkommen als ruhmvoll war, 9°
on England
Bibliothek. 333
England Sicherheit und Anſehen: und, die Par5 Band
heylichkeĩt der auswärtigen Schriftſteller mag noch
o ſehs das Gegentheil behaupten, Eliſabeth war
Jiefes Gluͤck ihrem eigenen heldenmuͤthigen Betra⸗
gen und der unnachahmlichen Tapferkeit ihrer Uns
terthanen ſchuldig.
Sie hat zuerſt unter Englands Regenten, das
einzige ſichere Mittel, England gros und mächtig
ju machen, auf eine wirkſame Art. angewendet,
indem fie Die englifche Handlung empor brachte,
mb ausbreitete, welche, unter ihrem Schuße, fehr
hoch ſtieg, und fich- bis in Morden und in beyde
Indien erſtreckte. Mit einem Worte, fit verbiels
ſich überall -fo wohl, fie war in allen Ihren Unter⸗
nehmungen ſo gluͤcklich, daß ihre Bundsgenoffen
auf ihren Benftand und ihlt Treue das ſtuͤrkſte
Vertrauen fegren ‚und Daß ihre Feinde ihre Mache .
fürchteten, und wider ihren Willen Ihr Fluges
Verhalten zu bervundern-genöthiget würden. Der
Veyfall derjenigen, welche Urfathe zu Haben glau⸗
ben, uns zu haſſen, und ung zu ſchaden, iſt das
aufeichtigfte und edelfte Sch. Ihre Oeconomie
war vortrefflih, Zur Bequemilichkeit ihres Vollsß
gieng ſie mit oͤffentlichen Geldern ſparſam um;
und ſie wendete ſie, bey vorfallenden Gelegenheiten
zur Sicherheit und Ehre ihrer Unterthanen an.
ie Unternehmungen der Regierung waren nie⸗
mals groͤßer; die Auflagen waren nie geringer.
Dieſes giebt uns den gröfften, Begriff von. ihren
Niniftern, und. fege überhaupt ihre Tharacter über.
alle Vorwuͤrfe hinaus. |
Vom
334 Brittiſche
sYırd Vom Nlcolaus Bacon, dem Vater unſers Dr:
—— faſſers haben wir ſchon geredet; wir haben hir
nur noch hinzuzuſetzen, daß er niemals einen ho
hern Rang begehrte, als er mit an Den Hof bracht.
Eben fo gros war feine Maͤſſigung in allen übrl
gen Betrachtungen. Als ihn die Königin au
feinem Eige in Hertfordfhire befuchte, fo fagte ft
im Scherz zu ihm, daß fein Haus zu Elein für
ihn fey. Nein, antwortete er; aber Sets Maj⸗
ſtaͤt haben mic) zu gros für mein Haus gemadt,
Walſingham mwar,. ols ‘eine Privarperfon be
‚geachtet, von einer untabelhaften Reblichkeit. Als
Miniſter befas er einen ungemeinen Wig, Rad
‚richten aus zukundſchaſten, die er absdenn mit
groſſer Geſchicklichkoit zu den Abfichten.der Regis
‚zung anzuwenden Miſſte. Er widmete ſich dem
Dienſteſeines Baterlandes mit einer fo edelmuͤth⸗
‚gen Hinbanfegung feines Eigennußes, daß mul
ihm eine fo. groſſe Verachtung des Reichthums 1
„fchrieb ,; die man felbft in den beften Zeiten des Ab
terthums tief'verehret hätte; Die aber in unſern
Tagen beynahe für Thorheit oder Wahnfian geh
ten werden. würde,
Der Sord Grosſchatzmeiſter Burleigh wurde mt
gen feiner vortreflichen Faͤhigkeiten ats ein Staats
mann, für die erfle Perfon feiner Zeiten angelehen,
"und er wird dis das Mufterangepriefen, das fein
Nachfolger in der Wuͤrde, vollkommen nachahmen
ſollten. ° Da er groffe natürliche Talente, um)
in Geſchaͤften einen unermuͤdeten Eifer beu
— ned 190
N
Bibliothet. 335
, muffte ſeine Erfahrung allgemein, und mit kei. Band
er andern.zu vergleichen ſeyn; denn er hatte bey⸗ —
abe vierzig, Jahre an der Spitze der Regierung!
efanden. Er befas befonders in einem. hohen
u)
jeldberren‘,;” geſchickte Staatsleute und S
teller dom erſten Range auf, und hluͤheten unser h⸗
Baffen und in den Kuͤnſten. Es Tanden gap
| SS rem Schutze. Go hatte Bacon afle Vercnl
Do zu einem edeln Ehrgeiz entflammet, und zu ein
N
ſchaͤfftigung gewaͤhlet. Der Grosſchatzmentt
Gerichtsſchreibers in der Sternkammer, ein A
356 Brittiſche
rifrigen Beſtrebung nach Erkaͤnntnis und Ruhm
muntert zu werden. Und in der That geben ft
Briefe den deutiichften Beweis, daß er ſo,
er ſich um Gelegenheit bemühere fein Gluͤck zu
chen, nie eine Gelegenheit vorbenlies,, ſeine
zu beffern. *) Da der sord Grosichagmeifte |
mir feiner Tante vermähler hatte; fo finden
Daß er diefen Miniſter unabläßig uͤm eine ©
angieng, In welcher er dem Staate Dienfte left
koͤnnte. Er befennet audy, daß in diefem Exitt
feine Abfichten eben fo gemäßigt, als fie ind
Betrachtungen ehrgeizig und ausgebreitet wart;
dent er hatte die ganze Phitofophie zu feiner ®
ivendete feinetiwegen alle Muͤhe an, und verſcheft
ihm, aller Hinderniffe ungeachtet, die Stelle inf
Das jährlich 1600 L. trug; aber er befam damald
tie „die Anwartfihaft, und erhielt das Amt kl
erft nad) zwanzig Jahren. Er konnte ad)
diefer ganzen Regierung zu feiner andern. Belt
derung gelangen, obgleich fein einnehmendes Ü
Ten, feine Beredſamkeit, feine mweirläuftige u)
gründliche Gelehrſamkeit ihm die DBenunderun
der vornehmften Perfonen am Hofe erwarb.
wurde befonders vom Robert Devereur, dem be
ruͤhmten und unglücklichen Graf von Eſſer Pe
ı. - we ul! l
y Bacon IV Band, 7 Brief.
Bibtiothe‘ 337
äget und unterfiügee. Er haste in feinen jun
n Jahren fich unter den Schutz des Grafens Et
jeben, und fehmeichelte ſich, Durch das Anfehn,
rinnen berfelbe bey ber Königin. fland , feine
ıftände zu verbeſſern. Eliſabeth feloft gab ihm
fchiedene Merkmale von ihrer Achtung, fie lies
soft vor fih Eommen, und zog ihn fo gar über.
Zuſtand ihrer Angelegenheiten zu Rathe. Ihre
inifter bebienten fich zumellen. feiner Feder, ihre:
egierung zu rechtfertigen. Aber aller diefer vor⸗
eilhaften Ausſichten ungeachtet, erhielt er von
eſer Koͤnigin keine Beförderung, die ſeinen
erdienſteng oder der Einſicht, mit welcher ſie
re Gnadensbezeiguugen auszutheilen pflegte, gem
aͤß geweſen waͤre. Dieſes verdienet einige Er⸗
uterung, weil es ung die wahren Geſinnungen
Minifter entdechet, bie, men. fie: Verdienſte
andern wahrnehmen, auf dieſelhen eiferſuͤchtig
nd, weil ſie ſelbſt darauf Anjprüche machen
Dir ganze Hof war damals In Faetlonen gen
jeilee, von welchen eine von Dem Grafen von .
‘fer, und die andere von den Cecilen, dem Baten
nd Sohne, angeführer wurde. Effer war das
als im der vollen Bluͤthe der Jugend, und bie
Inmuth feiner Perfon zog die Augen aller auf ihn,
kr war herzhaft, zuhmbegierig, und: gitig gegen
— —5* Mann; und, was ſehr ungewoͤhn⸗
er war Dar Hebling der Regentin und
er een zugleich. Er teachrere. nach ber Ehre
insg Helden; er war bis zur Verſchwendung frene
9 gebig; >
338 | | Brittiſche
gebig; ſeinen Feeunden ganz ergeben, und uns
2G.
ſohnlich gegen feine Feinde; er beſas ſelbſt vi
Wiſſenſchaft, und war ein großer Wohlthaͤter gege
Gelehrte. Er hatte eine Eigenfchaft, welche im
auſſerordentlich von denjenigen unterfcheidet, di
son fürftlichen Perſonen gellebet werben; ernahn,
als er in der Gnade der Königin ftand, die G
Mahnungen und Warnungen feirier Freunde wills
anz und konte felbit die Wahrheit vertragen.
‚ Aber es mangelten ihm dagegen die Künfte, die
einem Hofmanne founentbehrlich find; und fiefind
in der That die einzigen Eigenſchaften, word
fich der gemeine Haufe der Hofleute ainen Vath
zu geben weis; Vorſicht, Verſchlagenheit, Any
beimnisvolles Wefen, nebft einem knechtiſchen &r
borfam gegen den Eigenwillen ihrer Obern, und
einer niedtigen aber ängfilihen Aufmerkſomfet
auf ihren Eigennug , auf Koſten ihrer Herten ode
ihres Vaterlandes. Kine Gemuͤchsart, die gan
von der feinigen unterfchieden war, gab fine
Beinden geoße Vortheile Aber Ihn. Sie untet:
liefen nicht, der Königin-bey verfehtebenen BR
kegenheiten vorguftellen, Daß dieſer Junge Sord,niüt
zufrieden mit dem Gluͤck ihr Lebling zu fern, If
Beherrſcher zu ſeyn begehrte, und ihr, in Angelt
genheiten bes. Staats, Borfchriften mit einem
Uebermuthe machte, der dem Abftande eines lieh
Kings von feiner Monarchin nicht gemäs wirt
Solche Borftellungen, die zum Theil viel Wahr!
enthielten, mächten einen Eindruc auf die Ran’
Sin, welche einen hohen @eift-befas, nt
nſehe
Bibliothek, 339
Anſehen unendlich eiferfüchtig war. Ob fie gleich s Band
ine beſondere Gewogenheit gegen ben Grafen hart Sk,
e: fo nahm fiedoch nicht ſeiten Öelegenheit feinen
Stolz dadurch zu Pränfen, daß fie feine Freunde,
Sie er ihr zur‘ Beförderung enipfahl;; nicht beför.
derte, Mach feiner Zuruͤckkunft von der Erpedi-
Hon zu Cadix, in welcher er fich-durch feine Tapfete
fit hervorgerhjan harte , erhob fie feinen Feind, '
Bir Robert: Gecil, zu der Würde eines Stadtsfk. Ä
tretaͤss, ungeachtet ber Graf für einen andern um
dieſe Stelle inftändig gebeten hatte. : Er hatte oft
mit ihr zum Wertheil Des Bacon geſprochen, uud
ür iin, mit allem Eifer der Freundſchaft, im
die Stelle eines Generalanwalds angeſuchet; afem
ine Bitte war ihm nie gewaͤhret worden.’ Cecil,
der einen ebötlichen Has gegen Eſſer bare, und
gegen Bacon, megen feiner vorzügtichen Talent,
eine heimliche Eiferfucht unterhielt, befchrieb : 56
Königin den Bacon als einen Merfchen von
ßen ©pecufationen, als einen, der ſich philo⸗
ophifchen Unterſuchungen, die mar neu und be⸗
uftigend, aber ſeltſam und ohne Gruͤndlichkeit
vären, ganz uͤberlaſſen hätte? und dahero mehr
zeſchickt ſeyn würde, ihre Angelögenheiten in Uta
adnung zu bringen, als fhe auf eitienägliche Art
nd mit Der gehörigen Ueberlegung zu dienen.
Dieſer Mann war unterdeflen’Bäcons leiblicher Bet
er: aber der Ehrgeiz kennt weder Verdienſte noch
Verwandſchaft. Dieſes unmürdige Betragen von
inem fonahen Anvrtwanden seranlafltedenBacon,
ich frey uͤber ſeine BT Kunſtgriffe zu ern, |
340 „ Brittiſche
5Saud da er ingeheim eben den Mann zu unterdruͤ
+St_ fuchte, dem.er Dienfte leiſten zu rollen öffentl
vorgab, Diefe fo oft mislungenen Berfuche m
‚ten einen fo tiefen Eimdrud auf Bacon, daß «
verfchledenemal im Begrif war, fich auf immer
entfernen, und feinen Kummer und Berbrus i
„einem fremden $ande zu verbergen. (Eifer, de
die Kraͤnkung einer Fehlbitte nicht vertragen Font
‚und ſich auſſer Stande befand, feinem Freund
auf eine öffentliche Art zu dienen, ſuchte ihm dir
‚fen Berluft aus feinem eignen Vermögen zu rt
‚Yen: und er ſchenkte ihm ein Grundſtuͤck, meh
nachhero Bacon, wie er ſelbſt in feiner Apokgi
‚geitebet, für ‚nicht weniger als achtzehnhun!
- Pfund verkaufte. ine fo ebeimüchige Frag:
bigkeit, die von einer Achtung begleitet mr,
welche einer empfindenden Seele angenehmer It"
‚mus, als bie Wohlthat ſelbſt, muffte in derdrul
‚eines redlichen Mannes bie innigften Regungen
der Danfbarfeit, und eine unvertegliche Ergkben⸗
‚heit gegen einen ſolchen Wohlthaͤter hervorbringen.
Was werden wir alfo von. Bacon benken, men
wir finden, daß dem Fall des Graſen
In :England: eine Anzeige der Verraͤthereym
‚Roberts Grafens von Kiffer, befant made!
‚Diefes Berragen zog ihm damals. einen groff
‚und allgemeinen Has zu, welcher auch durch I
‚nen Tod nicht ausgelöfcht worben iſt, fonbern I
den Schriften mehr als eines Gefchichefchreibert,
auf fein Andenken naththeilige Beſchuldigungen
‚gebracht hat. Da diefe Begebenheit, in ur
| ' auf
- Bibliothek: 341°
uf feinen moraliſchen Charafter, von Wichtigkeit 5Band
R: fo wollen wir fie, fo unparteyifch als wir koͤn IE,
m, erzählen. |
Elifabeth hatte diefen jungen Lord, durch ver«
hiedene Ehrenftellen hindurch, bis zur Würde: eis
vs Lord Grosmarfchalls von England emporge-
ben: und fie gab ihm jeder Tag neue Beweiſe
iner befondern und ungemeinen-Achtung. Dies
es allein brachte feine Feinde wider ihn auf. Sie
varen mächtig, und feft unter einander verbunden,
Aber da fie ihn nicht öffentlich angreifen durften:
b nahmen fie zu’ geheimern und ficherern Rünften
hre Zufluche, wider welche feine offenhergige
demüchsart, die ihm Beinen Argwohn ſchoͤpfen
ies, nicht auf ihrer. Hut war. In der That be.
oͤrderte fein gebieterifches Weſen, das er felten
sehergen Eonte, ihre Abfichten; denn er begeg-
nete oft denjenigen, die die Ausführung feiner Ente
vürfe Hinderten , ober von feinen Meinungen ab⸗
engen, mit der äufferften Verachtung; und in
inem Streite, den er einsmals mit der Königin
eibft Harte, kehrte er ihr plöglich, auf die un⸗
drerbietigfte und verächtlichfte Art den Rüden
u. Die Königin wurde durch diefes unanfläns
ige Verhalten fo fehr aufgebracht, daß fie ihe
Zeſchlecht und ihre Würde vergas; und dem
Srafen einen Backenſtreich gab; welches er, Teils
er Seits fo übel empfand, und feinen Zorn fich
» weit verleiten lies, daß er, gegen ein Frauen»
immer und feine Königin, die Hand an ben De⸗
en legte. Keine nachherigen Gunftbezeigungen
. 93 konn⸗
s Vand konten biefe eingebildere Beleidigung aus feinen
EBGedaͤchtniß bringen, ungeachtet die Königin i
342 Brittiſche
das Vergehen, welches dazu Gelegenheit gegel
hatte, verziehe, und ihn Pur; Darauf als ihren
Diceregenten ‚ mis einem faft uneingefchränften
Auftrage nach Irland ſchickte. Sein Berbulten
in diefer Wuͤrde hat dem Tadel der Geſchichtſchrei⸗
ber nicht entgehen koͤnnen, welche über Das feine
Enrfchuldigung faͤhige Bündnis mit dem Haupte
ber. Rebellen Tyrone, über die geheime Linter
redung, die fie mit einander hielten, und über
feine ſchnelle Ruͤckkehr nady England, wiber den
ausdrüdlichen Befehl der Königin, ein ſtrenges
Urtheil fällen._ Zu diefem legten übeln Schritte,
wurde er, wenn wir Dsborn * ) glauben biürfen,
durch einen Kunſtgrif des Cecil verleitet, welcher
exit den Argwohn der Königin gegen den Gra⸗
fen rege machte, und nachhero ale Schiffe, die
nach Irland fegeln follten , znrüchielt , eines
ausgenommen, welches er mit Borfag mit eine
fatfchen Nachricht von dem Tode der Königin
abſchickte Durch diefes Gerüchte ungluͤcklicher
Welle bintergangen , fegelte Eſſer, in Beglei—
tung von wenigen feiner Freunde, plößlich nad)
England. Die Königin empfieng ihn weder
mit Unmwillen, noch mit Guͤtigkeit; fie verwies
ihn in fein Haus, und befahl, Daß fein Verhal⸗
ten in der Sterhfammer unterſuchet werben ſollte.
Ueber dieſe Begegnung, fo gelinde fie auch war,
fehrie das Volk, welches den Grafen anbetete:
. N , und
») Mem, of Queen Eliz, pP» 458. |
Bibliothek; 343
nd da feine Widerſacher vorftellten, daß diefeswand
darteplichfeit von fehr gefährlichen Folgen für den S
Staat feyn Fönnte: fo wurde dadurch die Ungna—
e der Königin gegen Ihn aufs neue erreget.
Solchergeftalt half die Liebe des Volfs, um die
ufih fo eifrig beworben urid von der er fo fehe
bgehangen Hatte, feinen Fall befoͤrdern. Fe
ourde verurtheilt, daß er feiner Stelle in Irland
erluftig, von der Würde eines Lord Groſsmar⸗
challs entfegt, und, nach der Königin Gefallen,
nit Gefaͤngniß beleget werden follte. Als fie ihn
ufdiefe Arc gedemuͤthiget hatte; fo hielt fie inne:
ie verbot, fein Urtheil in das öffentliche Gerichts⸗
uch einzutragen, und fie behielt ihn als ihren
Stallmeifter bey, Sie gab ihm, fogar, als er
ih ihrer Gnade ohne Ausnahme unterwarf, den
Wlligen Genuß feiner Frenbeit, aber fie warnete
In dabey, auf feiner Hut zu fenn. Seine fcheins
are Reue war von furzer Dauer; denn als ihm
ie Königin den Pacht ber füffen Weine ab»
chlug, um den er auf eine unbedachtfame Art gen
eten hatte: fo begab er fich aus dem Sande, und
berlies ſich dem ganzen Ungeftüm feiner Ges
nüehsart, oder vielmehr ben fchädlichen Einges
ungen feiner Anhänger. In der That fchien eg,
ls ob. der Stolz, der gemeiniglich aus einer gluͤck⸗
hen Ehrbegierde entfteht , und- bie .eigennügis
en Rathfchläge derjenigen, deren Gluͤck mit dem
tinigen verknüpft war, in feinem Berftande eine
lenderung hervorgebracht Hätten ; denn. feine,
achherigen Handlungen waren nur Wirkungen.
4 von
344 Brittifche
„Bad von Wahnfinn und Verzweiflung. Cr verban
a, ſich mit feinen Freunden, die von verfchiedenet
Stande waren, und dachte auf ein Fleineres lin
ternehmen, als ben Polaft anzugreifen, fi de
Perfon ver Königin zu verſichern, und von ihr al
"Diejenigen zu entfernen, bie er für: feine ‚Sein
bielt. Niemals wurde eine Verſchwoͤrung mi
geringerer Behutſamkeit, und mit mindrer Bay
fcheinlichfeit des gehoften Ausgangs angefpeis
nen. Der Hof gerieth in Bewegung, fi
Haus Wurde umringt, und er nebft feinen Sreut
ben wurde, ohne allen Widerſtand von feiner Sb
te, gefangen genommen: denn ob er gleich Indiz
Art von Aufruhr verwicelt war ; fo muflt #
doch nicht ein Rebell zu feyn. Die befondın |
Umſtaͤnde der wider ihn vollfuͤhrten Unterfuhun
gehören nicht zu unfern Abfichten. Sir Eur
Eofe, der Generalanwald ‚ und Bacon, al
einer aus dem Rathe der Königin , waren di
mit befcärtige. Wir müffen nicht vergeſen,
daß ber erſte dem Grafen mit fo albernen und
Böhniichen Spötterenen begegnete, dag wir fit
Talente verachten, und die Abfichten, woju erſe
anwendete, verabfcheuen muͤſſen. Bacon be
trug ſich befcheidener und anfländiger, Dis
Verbrechen wurde durch eine große Menge von
Beugen bewiefen, und der einftimmige Aus ſpruch
ſeiner Richter eiklaͤrte ihn fuͤr ſchuldig. Er
ſchien, nach der Eroͤfnung feines Urtheus, gan
gleichgültig gegen $eben oder Tod zu fen: Die |
gegen war die Königin immer unentfchloffen, ar |
| gie
| Bibliothek 348
ielmehr geneigt, ihm das Leben zu fehenken. s’ no
Er ftarb mit einer zärtlichen Neue und mit einer
eldenmürhigen Standhaftigkeit + obgleich der
Narfchall von Biron von feinem Betragen Ir
et legten Scene feines tebens, urtheilen wollte,
of es ſich mehr für einen Mönch, als für eis
len Kriegsmann geſchickt haͤtte.
Das ungfücffiche Schickſal dieſes lords, ber
nder erſten Bluͤthe feiner Jahre auf einem Blut⸗
eruͤte ſtarb, erregte ein allgemeines Mitleiden,
nd man erklaͤrte ſich in allen Ständen darwider.
die Anmerkungen des Volks über die uͤberwie⸗
ende Partey des Hofes und über die Königin
elbſt, maren fo verwegen und befehimpfend, daß
He Neglerung für nöthig fand, ihr Verhalten in
inee öffentlichen Anrede an das Volk *) zu rechte:
ertigen. Diefe Arbeit wurde Bacon aufgetra«:
en, der damals als ein vortrefilicher Schrift«
keller bochgefchäger wurde. Kinige fagen, es
m diefes ein Hinterliftiger Kunftgrif feiner Feinde
eweſen, die den Unwillen der Nation von ſich
bjumenden, und ihn gegen eine Perfon zu erres
en gefuche, welche man als einen Freund bes
drafen von Efier ante, und die man um bie-
gemeine Hochachtung zu bringen trachtete.
Benn dieſes ihre Abſicht war: ſo erreichten ſie
ieſelbe auf eine zu vollkommene Art. Mies.
tale bat ſich jemand einem allgemeinern und
Ds = dauer⸗
*) S. a declaration of the treaſons af R. Earl of:
Eſſex Vol. IV. p. 3356.
346 Brittiſche
u dauerhaftern Tadel ausgefegt, als Bacan d
Sr diefe Schrift. Cr wurde überall beſchuldigt dh
er den guten Namen feines Wohlthäters zu ver
sichten bemüht wäre, nachbem das Miniiterlum
feine Perfon hingerichtet Härte. Sein Leben wur⸗
be fo gar bedrohet; und er war ‚in täglicher Go
fahr umgebracht zumerden, Dieſes noͤthigte ihn,
zu feiner Bercheidigung, bie Apologie, weld
wir unter feinen Schriften finden, herauszugeben.
Sie ift lang und wohl ausgearbeitet; fie lei
aber vielleicht nicht in jedem Stüde Genig,
Laſſt uns feiner Betheurung glauben, daß er in
Ber Königin nie etwas zum. Nachtheile des &w
fen unternommen, ob fie gleich, wie es fcheint, dus
Gegentheil vorgegeben; daß er vielmehr allemal
ſo lange ihre Vertraulichkeit gedauert, ihm em
fo nügliche als aufrichtige Warnungen ertheile;
daß er Die Erhaltung des Grafen, noch zulegt, blos
aus Neigung gegen ihn, und ohne alle Abficht auf
feinen Eigennug, nicht nur gewuͤnſchet, fordern
auch aus zuwirken ſich bemuͤhet babe; laſſt uns dl
les dieſes zugeben: fein Character wird immet
noch einige Flecken behalten.
: Effer verdiente das Schidfal; das er erfuht;
ober er hatte ber Gerechtigkeit feine Schuld bezah⸗
let, und die Kepublif hatte nun von feiner Patteh
nichts mehr zu fürchten. Die oben erwähnte Av
zeige konnte dahero feine weitere Abſicht haben,
als das gegenwärtige. Gefchrey bes Volks zu fill
len; und ob diefelde gleich Wahrheiten enthalten
Bann; fo war doch Bacon der Mann nicht, N
Bibliothef. 347
Kant machen ſollte. Er war bem Srafen —— |
e häufigen und gröfften Beweife einer Sreundut\
haft verpflichtet, von welcher.‘ die Damalige Zeit
m ähntiches Binfpiet aufzumeifen ‚hatte. Dies
s Verfahren. würde: bey einer andern Perſon nicht
belhaft geweſen. ſeyn; aber bey Bacon laͤſſt es
ine Entſchuidigung zu. Unter Der naͤchſten Res
rung wollte Sir Heinrich Nelverton lieber dem
önige und feinem: Lieblinge misfalten , als ſein
mt wider den Grafen von Soinerfet verwalten,
ihn sum Generalanwald gemacht hatte, Haͤt⸗
Bacon dieſe verhaffte Arbeit ausgefchlagen: fo:
ürden unter der Menge Der bienfifertigen Rechtes:
tlehrten andre gemefen ſeyn, bie fie willig uͤber⸗
ommen hätten: und felbft' feine Feinde würden
on ihm vortheilbafter geurtheilt Haben, wenn er
ne Arbeit von ſich abgelehner härte, ‚die on ſich
bit von keiner weſentlichen Wichtlafeit fuͤr den
Staat war, und wodurch er Frrundſchaft, Pflicht,
nd Dankbarkeit, die beillgften Bande ber Men.
ben, beleidigte, -: |
Eiifaberg lebte nach dem Tobe ihres Ueblings
0 ein Jahr; und wenn wir Oſborn glauben:
ürfen: fo: hat fie fein Schickſal bis: in ihr Grab’
eweinet und bereuet. Sie ſtarb betagt und bes:
ühme.den vier und zwanzigſten Mär; 1603. Ihre
Regierung war langwierig und fiegreich geweſen,
nd fie beſas waͤhrend derſelben beſtaͤndig das,
08 fie fo-fehr verdiente, nämlich die Liebe und
herehrung ihres Volks; den aͤchten Ruhm, und
ie feltenfte Gluͤckſeligkeit der Regenten. 8
348 Srittiſche
—— —
_, unter em n zu der
Würde emporſtieg. :
Dieſer Prinz, der weniger, als je einer, Eriege
riſch war, war mitten unter-den bürgerlichen Un
ruhen gebohren, zu einer Zeit, Da-fein ganzes Fi
nigreich in Die Factionen zwiſchen der Parten, di
ſich auf feiner Mutter Seite gefchlagen harte, nd
zwiſchen derjenigen, die ſich für ihn erklaͤrete, zerthe—
lot war. Als er die Regierung übernommen hatt,
war er kaum fähig ſich felbft zu regieren, und er
lies fid) von der Cabale leiten, in deren Gewalt er
Damals fi befand, In dem Augenblicke, u«
fi. in Freyheit fahe, betrug er ſich wie ein Anm
be, der den Augen eines frengen Lehrmeiſters ſih
entzogen hat; er vergas alle feine Unruhen, un
überlies ſich feiner geliebten Vergnuͤgung, der
Jagd, gleich als ob fein Königreich in der tieffhn
Ruhe geweſen märe. Er lies fich von &ieblingn
einnehmen, ohne Veranlaffungen zur Wohlgen:
genheit gegen biefelben zu haben. Der erite,mb
cher. fich feiner Gnade bemaͤchtigte, war zu gleichet
Zeit der ſchlimmſte. Denn er erhielt ihn nid
nur in einer-beftändigen Entfernung von Gefhil
ten, fondern er verwahrloſete auch feine Jugend
mit Dem Gift aller Ausſchweifungen. Der No
me biefes Mannes war Stuart, nachhero Geaf
von Arran; ein Mann, ber groffe und gefährliche
Safter befas, und nicht eine einzige Tugend dage⸗
gen aufzuweiſen hatte. Er mar ein offenbartt
Gpötter über alle ſittliche Pflichten, und ein nr
| mi
Bibliothek. 349
rthiger, habſuͤchtiger und blutduͤrſtiger Mann,s win
m alle Redlichen haſſten, und der fie wieder hafl- LT; St,
. Der befiere. Theil des Adels char oft wie
18 Anfehniund den gefährlichen, Einflus biefes
eblinge Vorſtellung; Jakob fahe ein, wie .ges
ruͤndet dieſe Borftellungen waren, er verwies ihn
erſchiedenemal vom Hofe; aber er nahm ihn auch
erichiedenemak.mieber auf, und fchendte ihm von
euen feine Gunſt. Er wurde zufegt durch eine
stivatperfon erfchoffen, um an ihm Den Tod bes
Örafen von Morton zu rächen;, den er auf eine
iederträchtige Art befördert hatte, :
Jakob haffere die Kirche don Schotland ; und
eftätigte ihr Anfehn. Er erflärte die Unterneh
wng der Lords, welche ihn aus Den Händen des.
Iran und $ennop gerettet hatten, für gerecht und
uͤtzlich: aus eben diefer Urfache verbannete er fie
achhero, und wollte ihre Güter einziehen. Als
e ſich zum zweytenmaie Meifter von feiner Ders
n machten: fo erklärte er fie alle für Verihet |
nd begnadigte ſie.
Eliſabeth, die ſeinen Cheranier vollfommen
inte, fendete im: Jahre 1585. Wotton, als einen
jefandten, an ihn. Ihre Abſicht mar, ihn von
er Vermaͤhiung mit der Pringeffinn von Daͤne.
ark abzubringen, und ihm hingegen Das anzura⸗
en, was ihren: Vortheilen gemaͤſſer ſeyn moͤchte.
)er Geſandte, ein Mann von Liſt und Verſchla⸗ =
mbeit, hatte Durch eine lange Uebung eine dertigp
it erlangt, alle Characters anzunehmen, und mit
einer
950 Brittiſche
Band einer Leichtigkeit, die gar nicht erzwungen zu fen
>? , fchien, alle: Rollen zu fpielen, Die den. Abjıd
derjenigen, von welchen er abhieng, su ſtatten fü
men. Im ein und zwanzigften Jahre hatte mn
ihn gebraucht, die Befinnungen bes franzöfilht
Hofes auszuforfühen, und er hätte ben nahe de
berühmten Monrmorency hintergangen, einen Di
nifter, der in der Bemerkung -der menfalihn
Falſchheit und ft grau geworden war. Zu fi
nem natuͤrlichen Talente war 'nunmehro die Ev
fahrung von. dreyſig Jahren mehr, geßomnet,
Er begleitete den König Jakob bey feinen Suflder
keiten; er richtete fich fo willig, als ob es ihmm⸗
türlich wäre, nach allen feinen Leidenſchaften; €
trieb mit den Gefchäften nur Scherz; er unterhielt
ihn auf eine vergnünende Art von den Moben un
Thorheiten det Auslaͤnder, und auf dieſe Art ge
wann diefer Mann eine unumfchränfte Genal
nicht iur über feinen Verſtand, fondern auch ihr
feine Gemüchsart. Seine getreueften Untenha⸗
Yen, die ihm am laͤngſten und beſten gedienet,undiit
vor den Roͤnken dieles Fremden gewarnet hatte
wurden von ihm mit Beyfall ’oBer. Misfallen a"
gehörer, nachdem ihm Wotton ju:diefem oder jt
nem Anlas qab. Er wurde von: Worten fo at
4m ganzen Ernſte überredet, daß der König voh
Dänemark aus einem Kaufmanns geſchlechte Ir
Flamme, und daß alfo.eine Verbindung mit fir!
Tochter unendlich weit unter der Würde eines 8%
wige von Scheland ſey.
Diele
Bibliothek. . 351
Diefes war der Prinz, welcher nunmehro den? Band
hron beſtiegen, den Eliſabeth mie fo groſſem Sr,
tuhme befeffen hatte. Die Bereinigung beyder
'ronen in der Perſon eines einzigen ‘Beherrfchere,
uede von den Ausländern, und befonders von
Jeinrich dem Bierten von Frankreich, aufferom
entlich gefuͤrchtet. Der Zumachs einer neuen - -
'rone zu der natürlichen Stärfe von England,
yeiches allein dem feften Sande lange fürchterlich
eweſen wars das Bündnis des Königs Jakob
nit dem mäg;tigften Monarchen in Norden; feine
berwandſchaft mit Bent Haufe Lothringen, welches
any Frankreich in Verwirrung gefeßt hatte; alles -
iiefes machte dieſe Beſorgniſſe fehr wahrſcheinlich:
ber fein Verhalten bob diefelben aufimmer ; und
jan; Europa fahe bald, daß Fein anderes Volt
is fein eigenes, von feiner Macht etwas zu fuͤrch⸗
en hätte. - Bey feiner Ankunft in England rheilte
rx Titel und Ehrenftellen fo verſchwenderiſch aug,
nf es ben nahe fir einen befonderit Vorzug’ arte
vfehen wurde; wenn man thnen hatte entgeheh
önnen. Das Publicum erſtaunete: und es wur⸗
un Schmähfchriften öffentlich angeſchlagen, mel.
be zur Abficht Hatten, ſchwaͤchern Gedaͤchtniſſen tk
iner richtigen Kaͤntnis des Adels zu Huͤlfe zu kom
hen. Sir Franz Bacon; der-fich zeitig undie
hnade des neuen Regenten beworben harte, wur:
e von ihm in Perfon zum Knight gemacht; imh
r hat ung von ihm folgendes Gemaͤhlde hinter⸗
ıffen, welches ſeine bekanteſten Züge genau ausrs
tuͤckt. „Seine Sprache ſagt er, iſt sehen
“Tee ra .177 tun
358 Brittiſche
Syvo „und uͤbereilt, und er hat den völligen Dialect ſa
Lues Vaterlandes; in Sachen, fo Gefchäfte
atreffen, ift er kurz; und in gemeinen Gefpräche
„weitlaͤuftig. Er nimmt eine Zuneigung gen
„das Volk an, indem er gegen Diejenigen ſich gns
„dig bezeiget, von welchen er gehört hat, daß fr
„dem Volke zugethan find; allein felbit ift era
„nicht. Man hält ihn für etwas allgemein in k
„nen Öunftbezeigungen ; und er ift nicht deswegen,
„weil er gern Gehör giebt, fondern weil er imme
aſichtbar und von einer Menge umgeben ift leidt
„zu fprechen. Er eilt vielleicht geſchwinder zur Der
„einigung beyder Königreicye,; ale es die Paint
mul »
In Jahr 1605. empfahl fi) Sir Franz De
con fomohl dem Könige als überhaupt feinen Zt
‚genoflen, durch die Serausgabe eines Bart,
‚woran er la se gearbeitet hatte: der Sortgang
und das Wachsthum der Belebrjamtar')
Der aroffe Endzwec d.efer Abhandlung, die
Zem Plane nach.eben fo original, als bie Ani
tung davon glücklich if, war, den ganzen Zuſtand
und Umfang der Gelehrſamkeit genau zu oͤberſ
ben, und zu unterfuchen, was für Theile verfelben
ohne glüdlichen Erfolg angebauet worden find;
was für welche noch immer verabfäumer und ul
befant geblieben, und durch was für Mit
biefe entdecket, jene aber verbeſſert, und do
durch die Vortheiie der Gefellfchaft und men
lihen Natur befördert werben: können. |
ent⸗
J ...
* The Progreis and Advancement of Learning.
Bibliothek. 353 |
decte die Irrthuͤmer und Unvollfommenheitnz Band
ſers Verſtandes, und leitete die Menſchen auf? Et
n rechten Weg, jene zu verbeffern und diefen
helfen; er lehrte Diefelben, ihre Mängel ein-
ſehen. Er gieng weiter, und zeigte ihnen all«
meine Mittel an, in dem ganzen Bezirke der
infte und Wiffenfchaften Henderungen und Bere
ferungen zu machen. Er gab diefes Werk zu⸗
t in englifcher Sprache heraus: aber um den
ebrauch Deflelben allgemeiner zu machen, ver«
laffte er den D. Planfer zu Cambridge zu eiser
einiſchen Ueberfegung. Playfer war, mir der
Iſtlichen Genauigkeit eines Örammatifers, mehr
müht um, eine reine und periodifche Schreiburt,
e in einer aus den claifıfhen Schriftitellern zu=
nmengefuchten Pbrofeologie beftand, als daß
hätte forgen follen, feines Autors Sinn in eis
r deutlichen und männlichen Sprache aus,us .
uͤcken. Nachdem ‘Bacon eine oder zwey Proa
ı davon gefehen hatte, ermunterte er ihn nicht,
tortzufegen. Mach feiner Entfernung vom Hofe,
mehrte und verbeflerte er Das Original, und uͤber⸗
te e8 unter der Beyhuͤlfe einiger Freunde in die
inifche Sprache, Diefes ift die Ausgabe von
3. und macht den erften Theil feines aröfl en
erks, die Wiederherſtellung der Wiſſen.
aften aus.
Es iſt bereits angemerkt worden, daß Cecil,
nunmehro Graf von Salisburn war, dem
con Hinderniffe in den Weq legte, Damit er
er der Königin Eliſabeth fein Gluͤck nicht ma⸗
3 | chen
s Band chen Ponte; und es ſcheint, daß er gegen den
Sr, ben unter Jakobs Regierung eben dieſes Ve
354: Beittifhe,
halten. beobachtet habe, bis er ſich in dem 3
trauen des Königs fo feſt gefegt hatte, daß
feinen Nebenbuhler weiter fürchten durfte. Auf
fer ihm fand Bacon noch einen fehr heftigen un
beftändigen Feind an dem Sir Eduard Coke, &
nem Mann, der bey feinen großen Sähigfeite,
auch viele und in die Augen fallende Fehler hub
te. Ihr Misverftändniß war, wie es ſchein,
perfönlid); und es dauerte bis an das Ende ih
res Sebens. Coke beneidete Bacon wegen feine
Ruhmes in verfchiedenen Theilen der ©elehrin
feit; dieſer war hingegen auf jenen megen ii
großen Ruhmes, den er in einem heile erntt
ben Hatte, eiferfüchtig, "und jeder wollte wegn
desjenigen, morinnen ber andere fich herbartie
bewundert feyn. Diefes Verhalten zweer aut
ordentlicher Männer gegen einander, hat ei
niedriges in ſich; und pflege nicht felten vor
kommen, Der erfte war der gröffte Rechtge
lehrte feiner Zeit; aber er konte mehr nichts al
Diefes feyn. Wenn es ber legtere nicht war: N
muß man diefes nur feiner Beſtrebung nad) !*
bern Vorzuͤgen zufchreiben. Die Allgemeinjet
feines Genies lies fich nicht auf einen untern Thel
der Gelehrſamkeit einſchraͤnken. Wenn bie a
dieſe Arc getheilte elehrfamkeis nicht fähig ift, 1°
einen großen Namen in einem einzigen Steäde u
Schaffen:fo dient fie dazu, den Verftandvon allen ©"
ten zu bereichern und zuerbellen. ‘Da ber Name
Ä Edun
Bibliothet. 35
duard Coke öfter als einmal in dieſer Geſchichte5 ano
orkommen wird, fo wollen wir ung ein wenig L\—.
nger bey feinem Character verweilen. In feis
en gerichtlichen Reden pflegte er Der Elenden zu
orten. Wir haben Hiervon ein verabfcheuung» |
irdiges Beyſpiel in feinem Verhalten gegen Sie
Balter Raleigh. Er zog wider diefen braven
Nann bey feiner Verurtbeilung mit der grauſam⸗
en Bitterkeit und mit den ausgelaffenften
Schmäbungen los. Wir münfchten, nicht hinzus
sen zu dürfen, Daß diefe Bitterkeit, Diele. uns
ezoͤhmte Wut feiner Zunge die aͤchten Ausfluͤſſe
eines Herzens waren.*) Es ſcheint, daß er mehr
nit Büchern, als mit Menſchen Umgang gepflo⸗
en; und unter den leßtern nur mit folchen, denen
r Geſetze vorfchreiben Fonte. Die Folge hiervon
var diefe, daß fein Umgang gänzlich einer Vor⸗
efung glich ;. und daß er hundert Gefchichten,
Ne entiweber alt oder nichtsbedeutend waren, für
ſeue ausgab. Er machte Anfpruch auf die Gabe
32 feherza
*) Das Amt eined Generalanwalds iſt eine Klip⸗
pe, an welchen die Tugend und Menſchenliebe
vieler Rechtsgelehrten gefcheitert iſt. Einige dies
fer Herren haben fich in den Gerichtshoͤfen fo be»
tragen, ald 08 fle, vermöge ihres Amts, fich
von allen Verbindlichkeiten der Wahrheit, der
Ehre und bed Woblſtandes losmachen dürften,
Aber ihre Namen find aufgezeichnet, und fie wer⸗
den auf die Nachwelt mit den Vorwürfen und
mit der Veradfcheuung kommen, die Die args
fle Are von Mörderern verdiener 5 Diejenigen
nämlich, Die unser dem Schutze der Gerechtig⸗
feit morden. |
356 Brittiſche
s@unbfcherzhaft zu ſeyn, die doch gar nicht zu ſeinch
4
&
©, Talenten gehörte. Er hatte einen haͤmiſchen u
fehr gemeinen Wi. Ob er gleich durch fein
Arbeiten und durch verfchiebene reiche Heirathe
große Reidyehümer zufammen gebracht hatte: f
war er doch auf bie fehändlichite Art geizig. &
war übermüthig im Gluͤck; und niedergefchlugnd
im Ungluͤck: und in beyden Verſaſſungen verrief
fein Verhalten eine Armuth am Geifte Ei
Benfpiel hiervon wird hinlaͤnglich ſeyn. Nadr
dem er in Ungnade gefallen war, fuchte er mi
aller Untermärfigkeie feine Tochter an Buding
hams “Bruder. zu verheirathen ; er harte win
Verachtung ſich dieſer Verbindung widerſcht,
als er noch in Gnaden ſtand. Seine große Ge
ſchicklichkeit in der Rechtswiſſenſchaft wird ihn
von jederman zugeſtanden; und wir koͤnnen hir:
von feinen unverwerflichern Zeugen haben, ab
Bacon , der ein Kenner und fein Feind mat,
Er wurde im Jahr 1606 im Gerichte ber gemeinen
Rechtsſachen, und im Jahr 1613 in der koͤnigl⸗
chen Bank Präfident, In ber Banf war er ut:
beftechlich; und er pflegte oft zu fagen, daß en
Richter weder Geſchenke nehmen noch geben dir
fe. In verfchiebenen Sachen zeigte er. bie Red⸗
lichkeit und Standhaftigkeie eines Mannes, M
weis, daß ein Richter weder durch Schmeihhe—
leyen, noch durch Drohungen ſich von fen
Pflicht entfernen faffen darf. Gegen die fl
Zeit feines Lebens ſchlug er fich im Parlament
auf die Seite der Sandpartey, und erflärte m
Be w
idel
—
\
Bibliothee. 357
sider das millführliche Verfahren der Koͤnige⸗ Band
jafobs und Carls. Er ſtarb unter der Regie, t Er,
ung des. legtern im 86. Jahre feines Alters.
Endlich erhielt Sir Franz Bacon die fo lang
rwartete Stelle; und im Jahr 1607 wurde er
um Generalfolliciteur erkläre. Dieſe VBefördes
ung war die Wirkung von vielen Briefen und
ditten, die er an den Grafen von Salisbury,
en Lord Groscanzler Egerton und den König
elbft hatte ergehen laſſen. Man findet aud)
übt, daß er jemals zu einer. Stelle gelanget,
yhne vorhero die Minifters und Favoriten zu
viederholtenmalen und auf das angelegentlichfte
ingegangen zu haben; eine Anmerkung, die eis
em ehrgeisigen Manne, der Talente befigr,
ur Kränfung und zum Unterricht dienen Fan,
Jakob Hatte, vom Anfange feiner. Regierung
in, eine Bereinigung von Schotland und Eng⸗
and ſehnlichſt verlanger : aber feine ju große
Parteplicyfeie gegen Schotland , weiches er für
ine gleiche Hälfte biefer Inſel anſah, machte
as Vorhaben ruͤckgaͤngig. Obgleich Sir Franz
Bacon alle Kuͤnſte des Wiges und des Verſtan⸗
des anwendete, um biefe Sache durchzuſetzen:
ſo richtete boch feine Beredſamkeit, fo maͤchtig
ie auch war-, bey dem Haufe der .Gemeinen
tichts aus. Das Parlament felbft erklärte ſich
veito heftiger wider Diefe Bereinigung, je eifriger
ver Hof diefelbe zu wuͤnſchen ſchien. Das Ver⸗
yalten bes neuen Regentens haste fie aufgebradht.
33 Sie
\
358 Brittiſche
Ixd Sie fahen, daß er einen ſtarken Hang jur V
ur ſchwendung hatte, daß die Favoriten eine un
fchränfte Bemwalt über ihn befaffen, und daß di
jenigen von feinen Untertbanen, Die es am weni
ften we th waren, den gröfften Antheil an fein
Gnade hatten. Sie fahen ferner, daß er Ice
anfieng in feiner Regierung Marimen zu befolgen,
Die die Frepheit umftürzten, und mit der gan
Degierungsverfaffung nicht beftehen Font.
Alles diefes veranlaffte nachdenkende Männt:
wegen der Zufunft ; zu gewiſſen Belorgnilen
wel:ne unglücliher Weife nur zu wohl gegrün
Det waren. Der ganze inhalt feiner damaligen
und nachherigen Staatsfunft war, in feinen Str
ten feine Unterthanen misvergnügt und fein
yu machen; und auſſerhalb feines Reichs, If
und fie zugleich zu verunehren. Es mar die Ib
gierung der Sefandfchaften und Umterhandlung?;
die eben fo fruchtios als foftbar waren; die N
sierung der Guͤnſtlinge der unnuͤtzen Luſtbarkelten
und willführlichen Auflagen. - Es war überdie
fes die grofie Epocha der Schmeicheley. DV
ehemalige edle Einfalt der Sitten , welche imme
‘Die Grosmuth begleitet, und die männliche str
beit der Rede war ganz verlohren, und in niedt⸗
ge Schmeicheley und Enechtifche Untermürfisfel
ausgeartet. Geiſtliche forohl als Layen führt!
Diefe Modefprache, und Jakob hörte ſich taͤglih
Die Titel des geheiligten und göttlichen beylegen.
Titel, welche eher die Niedrigkeit als die Binde
ber menfchlicyen Natur anzeigen, und ir ei
\
Bibliothek. 359
jakob angewendet, ungemein laͤcherlich waren. Bend
er beſas nicht eine einzige koͤnigliche Eigenfchaft.tC%
die Kunſt, ein Königreich im Frieden zu vegie=
en, verftand er entweder nicht, oder er wollte
ie nicht verſtehen; und feine Furcht für den Krieg
dar ihm angebohren und unüberwindlih. Man
vird es dahero ſchwer begreifen koͤnnen, wie ein
König von diefem Character feinem Parlamente
nit gröfferm Stolze begegnen fonte, alg je einer
einer Vorfahren gethan hatte. Aber man hatte
ihm gefagt, England fey weder zu erfchöpfen noch
aufzubringen ; und feine Handlungen beweifen,
daß er.diefes., nach dem, Buchſtaben für wahr
el. Der Kieinmüthige fpricht bey gemillen ,
Selegenheiten aus einem höhern Tone, als einer, |
der wahren Muth befigt, und Jakob harte die
Abſicht, fich feinen Unterthanen furchtbar zu mas
den, damit fie nicht entdecken möchten, wie fehr
er ſich für ihnen fürchtete.
Ob ihm gleich die Vereinigung der beyden
Königreiche nicht von ftatten gieng; fo fnder
doch feine Richter in einer aͤhnlichen Sache gefälliger,
als das höchfte Gericht der Nation gewefen war; j
nämlich in der Paturalifirung aller Schotlander,
bie nach feinee Gelangung zur englifchen Krone
gebohren worden. Dieſes war, in der großen ,
Sache des Calvin, *)- vom Sir Eduard Eofe für .
Recht erfant worden; und Sir Franz Bacon
hatte vor allen Richtern die nöthigen Gründe da
von ausgefuͤhret. Diefe. Sache ift nunmebro
Ä 34 für
) Cafe of the Poft-mati Vol. IV. p. 185.
sand ine keins von beyden Königreichen von
1er, Wichtigkeit, aber wir müflen bey diefer Geleg
360 Brittiſche
beit eines Satzes gedenken, den unſer Autor on
genommen bat. Er behauptet, daß bie Mon
chien nicht, gleich andern Regierungsarten, od
einem oorgängigen Gefege beruhen; fondern dei
ben denfeiben Die Unterwerfung In ber Natur ge
gründet ſey.
Im Jahr 1610, gab er ein anderes ZBerf {en
aus, das den Titei führte: über Die Weishen
der Alten *) Diefes Werk träge , gleich fe
nen üorigen Schriften, das Kennzeichen eine
originalen und erfindiamen Genies an fi.
hatte fi vorgenommen, nichr in die Fusſtopien
be:jenigen zu treten, bie vor ihm gegangen M%
ren, der Männer, deren Gelehrſamkeit, nah
feinem Ausdrude, blos in gemiflen allgemein
Spruͤchen beſtehet: er bahnet ſich felbit eine
neuen Weg, und dringt in die entlegenſten Go
genden viefer wilden und Dunkeln Landſchaft rt,
fo daß er felbit ben bekanten und oft behandelten
Dioterien neu zu ſeyn ſcheint. Ueberhaupt, mem
wir es auch nicht fo gleich von uns erlangen koͤnner
zu glauben, daß alle Diejenigen phnfifalifchen, mo
ralifchen und politifchen "Wahrheiten unter der
. Babeln des Alterthums verborgen liegen, Bit®
darunter gefunden hat; fo müflen wir doch 9
ſtehen, daß Feine gemeine Einficht dazu gehoͤreh,
fi) mit fo vielem Scharffinn, als man: ben ihm
antift, zu irren. Ungeachtet e8 immer Pr
!
*) Of the Wisdom of the ancients,
Bihbhliothek. 367
ft bleibe, ob bie Alten fo viel Wiftenfchaft ge Sand
bt haben, als er ihnen zuzufchreiben ſucht; ſo St
doch Die mannichfaltige und mweittäuftige Wiſ⸗
Ihaft, Die er bey dieſem Verſuche zeiget, Fein
n Widerfpruch unterworfen. —
Nachdem KHobart-bie Stelle eines Präfidenten
dem Gericht der gemeinen Rechtsſachen erhal«
ı hatte: ſo folgte ihm Sie Sranı Bacon in der
elle eines Seneraiprocurators Im (jahr 1613,
gefaͤhr drey Monate nach dem Tode feines Vet
5 und Seindes, des Lord Grosſchatzmeiſters
jalisbury, eines Minifters, der fruchtbar an
nmürfen war, den ‘DBedürfniffen feines Herrn
arten zu fommen, und der die Beſchaffen⸗
it von England wohl kante, Der ‚aber mehr ein
uger, liſtiger und verfchlagener,, als ein großer
Rann, genennt zu werden verdiene, Das Amt,
eſches Bacon nunmehro antrat, war Damals
ferordeneläch. einträglih. Er gefteht in eis
m Briefe an den König, daß es ihm jährlid)
200 Pfund eingetragen; und als erichtsfchreis
tin der Sternfammer, von welchem Amte wir
ven gerebet haben, hatte er 1600 Pfund jährs
Ge Einkünfte: Woher Fam es aber, baf ein
auflerordentlicher Mann bey ‚feinen übrigen
dorzügen nicht auch Die Kunft einer vernünftigen
'economie verftand ? Hätte er fie verftanden: fo
urde er feinen in die Augen fallenden Fehler ges
abt Haben; und die andern teen in feinen
wralifchen Character hätten fich in dem Glanze
ner großen Faͤhigkeiten verloren... Aber er war
85 eben
8o
962 Brittiſche
s Sand eben ber Schwachheit unterworfen , bie feinem
St.
ur
Heren fo wenig Ehre machte. Diejenigen, weldx
von ihm abhiengen, hatten ihn völlig in ihrer Ge
walt, und verfchwenderen fein Vermögen auf eine
ſchandbare nnd unmäflige Ar. Bey einer Fami⸗
lie verurfachte diefes Lnorbnung, Mangel und
verborbene Sitten; und gang England ſahe aus
einer ähnlichen Verwaltung des Reichs, aͤhnliche
Wirkungen .entftehen, die deswegen fühlbarer und
fhädlicyer waren, weil fie allgemeiner waren,
Indeſſen überlies ſich Jakob erſt im Jahre ıcır.
einem einzigen. Guͤnſtling. Um dieſe Zeit murde
Robert Car an den Hof gebracht, ein Schotlaͤn⸗
der, der in der erften Bluͤthe feiner Jugend, und
von fonderbarer Schönheit war. Er hatte fogieh
die Aufmerffamfeit des Könige auf ſich gezogen,
und in furzer Zelt befas er feine ganze Zuneigung.
Da er ohne alle Wiflenfchaft war: fo übernahm
der König felbft das Amt feines Lehrmeiſters, und
es mus ein neuer und lächerlicher Auftritt gewe⸗
fen ſeyn, den Beberrfcher von drey Königreichen,
in den erften Gründen der Grammatif den Mann
unterrichten zu feben, ber kurz bernach biefe
Königreiche regierte. Bey feiner Meigung ge:
gen. diefen jungen Menfchen folgte er blos feiner
Seidenfchaft, Die aufferordentlich war, und von ber
er feine Urfachen anzugeben wuſſte. Car wurde,
in vier ober fünf fahren, aus einem bloffen Her:
umſchweifer zum Grafen von Somerſet erklärt;
und brachte ein fo erftaunliches Bermögen zufam-
men,
1
\
‚ Biblithee, 963
wen, Daß er blos von feinen Grundſtuͤcken neun⸗ Band
hntaufend Pfund jährlicher Einkünfte hatte, aufst St,
r dem Gold - und Silbergeſchirr, den Baarı
haften, und den Juwelen, melches alles auf
wenmalhunderttaufend Pfund gerechnet wurde.
Der Grund zu der Gröffe diefes Guͤnſtlings wur⸗
Auf den Ruin eines andern Unterhanen geleget,
er von einem Regenten, welcher vorsügliche Tas
erte zu Öffentlichen Gefchäften nicht gefürchter,
nd Daher nicht gehaſſet hätte, eine andere ‘Ber
gegnung würde erfahren haben. Wir reden vom
Eir Walter Raleigb, der Damals im Tower gee
ſangen ſas. Durch eine fchändliche Ehicane, wur
den ihm von dem Könige feine liegenden Gründe
genommen, um fie dem Car zu geben, welcher,
indem er fie annahm, ſattſam bewies, ‚daß er fie
nicht verdiente*). Sein Name würde in den Ge
fhihten kaum genennet werden, wenn man ihn
nidyt wegen feiner Laſter nennete; wegen feiner
Ihändlichen Siebe mit der Gräfin von Effer, we⸗
| ' gen
+) Als die Lady Raleigh u. ihre Kinder aufibren Knien
den König um Mitleiden baten ; fo Fonten fie kei⸗
ne andere Antwort von ihm bekommen, als daß; -
wenn er. bie liegenden Grunde haben wolte, er fie
für Car haben wolte. Aber es iſt auch zu erwaͤh⸗
nen, daß der Prinz Heinrich, der alle liebens⸗
würdige Eigenſchaften befad , die feinem
Vater fehlten, nicht aufbörte zu bitten, bis er
das But Sherborne erhalten hatte; und er hat⸗
te Die Abſicht, es dem Naleigh, als dem wahren
Eigenthuͤmer wieber zu geben; allein er farb zu
früh, als daß er Diele Abſicht batte ind @Derbihe
ten fönnen. Ral-Life, p..164. 165. Ä
364 .Dreittiihe
sub gen ber Ehefcheibung,, die ex zwifchen bee Gräfin
er und ihrem Gemahl, veranlaffete ; und wegen der
mit ihr verübten Vergiftung feines Freundes, der
ihm diefen ungerechten Schritt wiederrachen hat,
te. Das Schidfal des Sir Thomas Overbury,
Die ſchwarze und fürchterliche Scene des Verbre
chens, und bie Kollen,, welche diefe beyden Schub
digen in diefer Tragödie (piekten, werden von el⸗
"ten Geſchichtſchreibern erzähle Obgleich dieſe
ſchreckliche That in Dunkelheit verhuͤlit lag, und
erft nach zwey Jahren entdecket wurde: fo verfolgte
doch Reue und Gewiflensangft den Somerſet über:
all. Durch allen Schimmer des Gluͤcks hindurch
wurbe man die Unruhe feines Gemüchs in feine
Mine, und in feinem ganzen DBetragen gewahr.
Kr fing an auf feine Geſtalt und Kleidung ungcht⸗
fam zu werben. Seine fröhliche Gemuͤ. Isart vers
lies ihn, und fein Umgang ber fonft heiter md
unterhaltend gemefen war, wurde kalt, ernfihaft,
and traurig. Dieſe Veränderung 20g bald ven
Verluſt der Zuneigung des Königs nach fich, die
auf Eeinen fihern und dauerhaftern Gruͤnden, als
auf diefen äufferlichen und nichtigen Borzügen, be
rubete, Die Hofleute, welche Neid und Eigennuß
aufferorbentlich fcharffinnig macht, wurden diefe
Veränderung bald gewahr, und beförderten fie,
Ihre Abfichten Eonten Ihnen nicht mislingen, als
nunmehro ein andrer junger Menfch am Hofe er-
fchien , welcher von der Natur alle Eigenfchaften
. erhalten hatte, die Aufmerkſamkeit Jakobs zu feſ⸗
fein, und den Graf von Somerfet um feine Bunft
en zu
Bibliothet.365
mbringen. Dieſer war der beruͤhmte Georges Baud
zilliers, der juͤngere Sohn einer guten Samilie + Ch,
ı teicefterfhire, nachheriger Herzog von Buck.
igham. Da die Erhöhung diefes jungen Men⸗
den, auf das Fünftige Gluͤck, ja felbft auf den Fall
rs Sir Franz Bacon einen befondern Einfluß
hatte: fo wird fein Character eine Stelle in diefer
Hefchichte verdienen, J
Seine Mutter, die Ihm Feine Gluͤcksguͤter ges
en Eonte, gab ihmeine ſolche Erziehung, die ihn
zeſchickt machen Fonte, an einem Hofe, wie det
Jamalige war, fein Glück zu machen, DieBor
üge, die er der Matur zu verbanfen hatte, nem
ich ein angenehmes Geſicht, einen wohlgeftalten
Körper, eine keichtigfeit und Anmuth in den Be
degungen, hatte fie durch die Feinheit der Sitten,
durch die erfünftelte Artigfeit, und durch Die Ge«
ſchicklichkeit fich in Kleinigkeiten hervorzuchun, alz
worinnen Die Vollkommenheiten einer franzöfifchen
Erziehung : beftehen, zu erhöhen gefucht, Mit
einem Worte, er war eben von feinen Reifen zur -
tif gefommen, und hatte fich in allen angeneh—
Men und unnüßen Künften vollfommen gemacht,
bie ben dem Könige Jakob die ficherfte Empfeh.
lung waren. Die Grafen von Pembrofe und
Bedford, nebft noch einigen andern Lords, diedeb
Eomerfet heimliche Feinde waren, hatten diefen
üngling fehr forgfältig anfleiden laffen, aund ver⸗
anftalteten, daß ihn der König in der Comödie
gewahr wurde, Diefer Monarch wurde ſogleich
von feinem Geſicht und feiner ganzen Oeſtalt ein⸗
genom⸗
366 - Brittiihe
s Gun genommen; welches er aber boch zu verbergen fi
* Mühe gab. Sa er trieb feine Verſtellung fo weit,
daß er von der Königin erfucht ſeyn wolte, den
Villiers aufzunehmen; ; denn er ſtellte ſich vor,
die Welt wuͤrde glauben, daß er hierinnen bios ih⸗
rem Rath, und nicht feiner Neigung gefolget ha
be. Diefes mar bie Fönigliche tift, die er immer
von fih'zu rührsen pflegte. Die Königin wer
nicht leicht zu bewegen dieſen Schritt zu thun, def
fen Folgen fie alle vorherſah. Indeſſen gab fi
endlich dem ungeftümen Anpalteıt des Erzbifcefs
nad); fie fagte ihm aber zu gleicher Zeit, daß die⸗
jenigen, bie am meiften an der Beförderung bes
Villlers arbeiteten, feine Undanfbarfeie am erſten
fühlen würden. Hierauf wurde Billiers fogleih
zum Knight, und zum föniglicdyen Cammerdiener
gemacht, und die Menge ber Hofleute fuchten es
einander, in der Sreundfchaft. und Dienſtbefliß
fenheit gegen ihn, zuvorzuthun. Einige Lieflen ſich
‚gar fo weit herab, daß fie ſich in feine Streitig⸗
feiten mengten, und denjenigen, welche ſich noch
immer für Somerfet erflärten, fich entgegenfteflsen.
Unter denjenigen, welche fih um die Gunft
des neuen Favoriten bewarben ‚war Eeiner eifti⸗
ger, als Eir Kranz Baconz fo wie feiner geſchick
ter war, ihm auf eine edlere und nüglichere Art
zu dienen. Billiers hatte damals Verſtand ge
nug, feine Unerfahrenheit in Gefchäften einzufe
ben, und dahero wendete er fid) an Bacon, und
- bat ihn um feinen Rath. Diefer ertheilte ihm en.
rien auf bie ‚befte Art in einem Driefe ‚der io
no
x
Bibliothek. - 367
ch unter feinen Werfen befindet, und mit fos@anb
yieler Einſicht und Freymuͤthigkeit gefchrieben 12T
aß er feinem Berftande und feinem Herzen zu.
eich Ehre macht. Er hat feine Gedanken un«
er fieben oder acht DBetrachfungen gebracht, und
hat alles, was ein Minifter wiſſen und thun foll,
[ehr genau auselnandergefegt. sn. einem andern
Briefe an. ihn bat er fich diefer merkwuͤrdigen
Worte bedient: „Es ift nunmehro Zeit, dag fie
‚bey ihren Handlungen , vornemlich das Wodl ih⸗
‚res Königs und Ihres Vaterlands zum Augen⸗
‚mer£ haben. Es ift das Leben eines Thieteg, .
‚fi immer zu nähren, und niemals thätig zu ſeyn.
‚Da Sie ſich dem Publico widmen: fo empfehle ich
ihnen befonders das, was, meines Beduͤnkens,
‚feit meiner Geburt nicht gefchehen ift, und deffen
„Unterbleibung eine Wüfte und Einöde im Dien-
‚fte des Königs hervorgebracht Harz nämlich, daß
‚fie gefchickte und tugendhafte Männer von allen
‚Gattungen und Ständen, unterhalten ermun⸗
„tern und befördern.. Dieſen vortreflichen Rath
nahm ber Favorit mit Dankbarkeit an; und beos .
bachtete ihn nie, -
Obgleich der Koͤnig ſeine ganze Neigung nun⸗
mehro auf einen neuen Gegenſtand gerichtet hatte:
fo bemühte er ſich doch noch immer dem Somer⸗
fet mie Güte und Achtung zu begegnen, fetbft
nachdem die Entdecfung der von ihm mit verüb«
ten Bergiftung des Thomas Overbury dieſe Ver⸗
tellung nicht blos zu einer niedrigen Handlung,
fondern. gar zu einem Verbrechen machte. *
uhr
368. Brittiſche
Yen fuht in biefer Verſtellung bis zulezt fort; erum
4Gt.
xung, die man blos erfunden habe, um das Anden
mete aufs zaͤrtlichſte den Mann, ben er in Ver
baft zu nehmen ingeheim befohlen harte; und ı
bat ihn noch, feine Ruͤckkunft zu befchleunign
da er ſchon glauben fonte, ihm nicht wieder zu ſi
ben. In ſolchen Kleinigkeiten pflegte er gerne ei
ne Staatskunſt zu zeigen. Des Grafens unglid
liche Leidenſchaft für Die Gräfin von Effer wardi
Quelle aller feiner Unfälle, und zog die fchredii‘
ften Solgen nad) fih. Sie endigte ſich mit dm
Morde feines Zreundes, mit dem Ruin feiner
ſelbſt, und der Gräfin, welcher er dieſen Freund
‚aufgeopfert hatte. Die ganze Sache ift in unfers
Verfaſſers Anklage wider diefe benden Urheberdi
fer hoͤlliſchen That umſtaͤndlich erzähle. Sie our
den beude fchuldig befunden, und zum Tode vmur
theint; der König begnadigte fie aber nachhero, ur:
geachtet er unter den feyerlichften Verwuͤnſchun en
feiner feloft und feiner Nachkommenſchaft, dr
theuert hatte, das Gegentpeil zu thun.
Gewiſſe Geſchichtſchreiber haben angemerft,
daß Somerfet, vor feiner Verurtheilung, in it
nem Betragen etwas befonders und geheimnisoolls
verrathen habe, und daß dek König ebenfals von
einer aufferordentlihen Gemuͤthsunruhe beänyitr
get worden fey. Sie behaupten, der. Grat hadt
im Tower laut gefagt, daß der König es nıdt we
gen dürfe, ihn verurtheilen zu laffen. Andre ver
werfen dieſe Erzählung, als eine offenbare tälle
. ken
>
Bibliothek, 369
m biefes Prinzen, durch geaufame Beichulbirs Band
ungen zu entehren ; oder fie behaupten doch, daß S.
iefetbe fich nur auf das Geruͤchte des Pöbels und: -
uf boshafte Muthmaffungen gründe... Alleın daß
ierbey etwas mehr als Murhmaffung geweſen,
an durch unzmweifelhafte Beweischümer darge⸗
than werden; durch einige Driginalbriefe des
Bir Franz Bacon, der Damals General: Procus
ator war, und in diefer Sache befonders gebraucht
burde. Diefe Briefe find der Bemerkung aller
nglifchen Schrifefteller entgangen: wir wollen da⸗
yero aus denfelben ſolche Stellen anführen, wel⸗
he diefe dunkle Begebenheit in einiges Licht fegen
önnen, ob fie gleich vielleicht nicht zulänglich feyn
verden „ die ſchwarzen Bewegungsgruͤnde zu ents
Veen , welche den König und den Grafen zu eis
nem folcyen Betragen veranlaffet haben.
Jakob erwaͤhlte felbit einige Perfonen, dem
Somerfet ganz ingeheim zu verhören, uno er
chrieb ihnen die. befondern Puncte vor, über die
ie ihn befragen follten. Sie hatten Dabey Befehl,
einen hartnaͤckigen Sinn durch alle Arten von
leberredungen und Drohungen zu beugen; ihm
tzt zu des Königs Mitleiden und Gnade Hofnung
u machen; fodann aber ihn zu verfichern, daß
0 viele Beweiſe zu feiner Leberführung vorhanden
Pären, Daß man weder fein Öeftändnis noch ſonſt
poas weiter nöthig habe. Bacon, der unter Dies
m Derfonen war, fest hinzu, daß fie fein Betra⸗
wm befcheiden, und. von feinem ehemaligen Ver⸗
0 4a bauen
370 Brittiſche
s Band halten fehr unkerſchieden gefunden hätten. Sind:
ser, nem andern Briefe bedient er ſich diefer merkwuͤr
digen Worte: „Die Eleine Bezauberung welche
„zu Dem Ohr des Gomerfet, einige Stunden vor
„feinee Verurtheilung, ingeheim gebracht worden,
„war von dem Könige vortreflich wohl ausgebadt:
„ich hätte nur gewuͤnſcht, daß fie ein wenig fr
„eer gewefen wäre: denn wenn fie blos auf: %
„Verſchonung feines Bluts eingerichtet war: I
„harte er eine gewiſſe ſtolze Gemuͤthsart, meldt
„die Medicin unwirkſam machen Eonte., Ale
Diefes wurde mit vieler Vorſicht und Werfcnie
genheit veranftaltet: denn felbft die gerichtlicen
Derfonen, welche mit der Unterfuchung zu un
hatten, wuſſten nicht um das Geheimnis, mit
ber König fie vollführe haberi wollte; und daher
verlangte Bacon, um das vor ihren zu verbergen,
was ihm davon befant war, daß ihnen allen e⸗
nige allgemeine Anweiſungen gegeben werden mid)
ten. Hieraus erhellt, daß Jacob megen bei
Verhaltens des Grafens, und bes Ausgangs Die
fer Sache aufferordentlich bekuͤmmert geweſen
Woher konte dieſes kommen? Seine Zuneigun)
gegen den Grafen war erloſchen; und die Ehre ſ
wohl, ale die Gerechtigkeit legten im die ftärfftt
Berbindlichfeiten auf} einen Mann, deffen Der
brechen von einer ſchreyenden Abſcheulichkeit me
ren, der Strenge der Gefege zu überlaffen. Di’
Stillſchweigen des Grafens oder die Ablängnung
bes Verbrechens, befonders als daſſelbe dutch dit
ftärkften und unmwiderlegtichften Beweiſe dargethan
Zu wur⸗
Bibtiothef: 371
urde, kan auf feinen Namen feine wahrfchein s Band .
a Beſchuldigung bringen. Wozu: diente at Dh,
iefes unerklärliche Verfahren; alle diefe Kunjta
riffe, weldye Die Perfonen, die ihn verhörren,
nmendeten, um ihn zu vermögen, Daß er fich
et Unterfuchung willig. unterwürfe, und um ihn
ınter derfelben bey Selaffenheit zu erhalten? Nach
nehr. Jakob gab feinem Grneral-Procurator Be⸗
ehl, einen jeden moͤglichen Fall, der bey der Un⸗
erſuchung ſich eraͤugen koͤnte, vorher zu uͤberden⸗
'en und aufzuzeichnen, auch bey jedem feine Mei⸗
ung zu eroͤſnen, Damit Feine Uebereilung vorge⸗
jen, fondern bey jedem vorbergefehenem Vorfal⸗
e gleich das Mitrel, ihm abzubelfen, in Bereit⸗
hatt feyn möge Sir Franz Bacon verferrigse.
ılfo eine Schrift. von dieſem Inhalte, in- welcher.
Man verſchiedene Anmerfungen- von des. Königs.
eigner Hand antrift. Wir wollen nur folgende
Stelle daraus anführen: „Alle diefe Merkmale:
des Mitleidens und der Onade gegen den BSo⸗
„merfet,müffen mit biefer :Sinfchräntung verſtan⸗
„dei werden: wenn er. nicht durch fein verach-
‚ungsvolles und. übermüchiges Verhalten vor. Ge⸗
„richte, fich Derfelben unfähig und unwuͤrdig machen
„wird, Des Königs Anmerkung auf dem Ran⸗
de iſt folgendergeſtalt abqetaſſt: „dieſe Gefahr iſt
„wohl vorherzuſehen, damit er nicht auf der einen
‚Seite unverzerhliche Irrthuͤmer begehe, und Ich
rauf der andern Seite ihn aus Rachſucht zu ſtra⸗
fen (heine, ;Somerfer follte; nicht wegen einer
beleidigung gegen den Koͤnig, ſandern wagen des
Aa 2 grau⸗
372 Brittiſche
s Sand grauſamen Mords einer Privatperſon und feines
— Freundes, verurtheilet werden. Was bedeutet
| alfo das verachtungsvolle Verhalten, das man fc
fehr befürchtete? Welches find die unverzeihlichen
Jerthuͤmer, zu beren Begehung er verleitet werden
konte? Wenn,er fid) gegen einen Herrn vergangen
hätte, dem er ſchon dafür verpflichtet war, daß er
ihn einer gelinden und billigen Unterſuchung übers
lies, einer Unterfuchung, die, verfchiedener Um⸗
ftände halber, unvermeidlich war: fo würde die.
fes, in der Meinung aller Welt, fein Berbrechen
nur vergröffert, und diefem Herrn einen neuen
Anlas gegeben haben, wider ihn nad) aller Stren⸗
ge der Gefege verfahren zu laſſen. Mad) diefen
befonbern Umſtaͤnden dürfen wir es wagen, einen
Vorfall zu erwähnen, den Sir Anton Weldon er:
zähle hat. Diefer fagt, daß ber Graf, als ber
Heutenant im Tower, Sir George More, ihm
eroͤfnet, er müffe ſich aufmorgen zu feinen Verhoͤr
anſchicken, fchlechterdings fich geweigert zu erfchei«
nen, moferne man ihn niche mit Gewalt fort«
fihleppte; und daß er hinzugeſetzt, der König duͤr⸗
fe fich nicht unterftehen,, mit der Unterfuchung wi
der ihn verfahren zu laffen. Erſtaunt über diefen
kuͤhnen und bedenklichen Ausdruck bat der Lieute⸗
nant um Gehör bey dem Könige, um ihm dieſen
Vorgang zu binterbringen. Als Jakob diefe Ger
ſchichte hörte, brach er in Thränen aus, und bat
den More inftändigft, alle feine Geſchicklichkeit
anzuwenden, um feinen Gefangnen zu befänftis
gen, und ihn zu Gelaffenheit und Gehorſam— zu
| . rin⸗
Bibliothek, 373
ringen. Der Sienitenant machte einen Verſuch,; Band
ind er gelang ihm durch eine Liſt. Weldon ber
auptet, daß er diefe Sefchichte aus des Heute
tants eignem Munde Habe: und ob er gleich ein
yartenifcher Schriftfteller ift, und ſich die gröfften
Kühnheiten erlaubt: fo machen Doch Die angefühye
ten anshemtifchen Beweisthuͤmer diefe Anvecdote
nicht unwahrscheinlich. Wir übergeben andre Um⸗
fände, fo von denjenigen ermähnet werden, wel
he von Diefer Regierung befonders gefchrieben ha⸗
ben: und wir wollen nur noch hinzufegen, daß in
der Sabala fich ein Brief von Somerfet nad) fei«
ner Berursbeilung, an den König Jacob befitt«
det, der von fonderbarem Inhalte ift. Der Graf
verlangt, in einer mehr zänfifchen und gebieterifchen,
als unterwürfigen und bittenden Schreibart, daß
ihm fein ganzes Vermögen gelaffen ‚werben folle;
und, ber Dunkelheit einiger Ausbrüde ungeach⸗
tet, Fan man entdeden, baß er ein wichtiges Ge⸗
beimnig zu verwahren hatte, deffen Bekantma⸗
Hung der ‚König fürchtere. Der Ausgang war,
daß Jakob ihm fo lange als er lebte, einen jaͤhrli⸗
hen Gehalt von viertaufend Pfund gab,
Der Prinz Heinrich ftarb im Jahr 1612. und .
wurde von allen beflagt. Seine vortreflichen is
genichaften Hatten ihm die Siebe und die zuverſicht⸗
lichfte. Erwartung von ganz England ‚erworben.
Mehr war Germanleus nicht der Hebling bes rö«
mifhen Volks: und der frühe Tod beyder Prin
zen wurde einer Bergiftung zugefchrieben. Er hats
| Aa 3 te
374 Brittifche
Viud te ben allen Gelegenheiten einen Abſcheu gegen Bär!
— linge, und bie groͤſte Verachtung gegen Somerſet pl
erkennen gegeben: er hatte ſogar ſeinen feſten Em
ſchlus erklaͤret, ihn und die Zamilie, mit welche
er verbunden war, zu (türen, fo bald er zut Pe
gierung gelangen wuͤrde. Ob bie erzoͤhlte Deut
benheit, von welcher fich feine: Urſache angeben
Jaſt einige Beziehung auf ben Tod dieſes liebes
würdigen Prinzens hatte, ober ob Die ganze Er
che einen ganz andern Vorfall zum Grunde gehat,
wird Dem Urrbell Des Leſers überfaflen,
Villiers, der nunmehro Die Zuneigung des Ko⸗
nigs, ohne Rival beſas, erhielt jeden Tag mt
Berwrife feirter Gnade, indem-er zu gleicher Se
die Ausübung: der hoͤchſten Gewalt mehr als she
te, In einer Zeit von wenigen Jahren wurde #
Gommerbiener, Stalmeifter, Ritter vom alt
Bande, Graf, Marquis, und Herzog ven dr
-tinaham , oberfter Forſtmeiſter über alle BA
und terb Srosadmirel von England. Kram
- ner. von den Wundern des Gluͤcks, bie, ‚wi Dr
“gemeine Mann vom. Eometen ‚glaubt, dam um
soon auf ber Welt erfcheinen, um fie zu erſcur
den und zu zuͤchtigen: ein deutlicher Beweis, ni
ſchwer ed Ten, die hörhfte Gewalt zu haben,
sole ſehr fie dem menſchlichen Geſchlecht ſchaden
koͤnne / wenn fie diejenigen emporhebt, bie veraqh⸗
fer iu’ werden verdienen. Gr zog nach ih eine
ſchlechte, zahlreiche und bürftige Verwandſchatn
Die’ Höhe, gab ihr Die wichtigften und eintröhlit
ſten Aemier, verheirathete fie mis ben ang
Bibliothef. 375
ten Familien, und begnadigte fie alle mit Wir. s Band
den, auf die gemeinen Unkoſten eines ganzen ‚St
Volks; und wenn irgend einer von ihnen diefem
Bolfe blos unfchädlich war: ſo war dieſes alles,
was man zu feinem Lobe fagen koͤnte. Wenn man
alles dasjenige gelefen hat, was. wohl die Fein«
de diefes Günftlings wider ihm gefagt, als auch
mas feine Anhänger zu feinem. Bortheil angefuͤh⸗
tet, haben: fo findet man nicht, daß.er, fo lange
er unter zwo Regierungen in.dem höchften und un«
eingefchränfteften Anfehen ftand, jemals einen Ent
wurf zum Beſten feines DBaterlandes gemacht,
oder jemals eine Unternehmung, ‚die Ihm Ehre ges
Drache hätte, ausgeführee habe: Da doch diefes dag
einzige Eriterion ift, nach welchem wir diejenigen
beurtheilen muͤſſen, welche den Staat verwalten,
Daß die fpanifche Vermaͤhlung endlich zuruͤckgieng,
war blos ein Opfer, welches feiner Eitelkeit und
Empfindlichfeit gemacht wurde. Unterdeßen muſſ⸗
ten von dem Eigenfinne diefes Sjünglings die vor«
nehmſten und gefchickteften Männer des Königs
reichs gänzlich. abhangen ; ſowohl in Abficht .auf
Ihren Zutritt bey Hofe, als auch in Anſehung ih⸗
ter Beförderung und einer jeden Gelegenheit, ih⸗
tem Baterlande und ihrem Königenüglich zu ſeyn.
Eir Franz Bacon fahe diefes wohl ein, und bes
warb .fich ‚mit: befonderm Eifer um. feine Freund⸗
haft. Aber er mus. die ganze Sclaverey und als
le unangenehme Umftände feiner Verfaſſung ge:
fühle Haben, wenn er, um mit dem Könige wohl
iu ftehen, für nörhig fand, den Rentmeiſter über
Aa 4 das
7a Brittifche
Sand das Vermögen, wozu diefer junge Menſch geln
7 ge zur Verbeßerung feiner Güter und zur Erhöhung |
get war, abzugeben, und auf die Mittel und Bel
der Finfünfte von feinen Stellen, zu denfen. Ct
iſt wahr, erfand feine. Rechnung ben diefem Dien
ſte, da er ihm die ficherften Mittel an die Han
gab, feine eigne Beförderung zu betreiben; allen,
für eine groffe und würdige Seele, iſt eine auf |
niedrige Art erlangte Beförderung, nur eine vr |
ſteckte und übergüldere Schande, |
Der Lord Canzler Egerton, welcher fehr dt
und entfräftet war, harte ben König oft geben, |
ihn feines befchwerlichen Amtes zu entlaflen.
war nunmehro ſieben und fieben;ig Jahr alt, und
hatte feit dem Jahre 1596. in der Canzley den Br:
fig gebabe. Er Hatte, als Richter in Privahe
then, fich einen unbefledten Ruhm erworben; or
fein öffentliches Verhalten hatte er allemal nachden
Vorſchriften des Hofes zu ſehr eingerichtet; eine
Willfaͤhrigkeit, Die bey einem Manne, dem en
fo grofler und wichtiger Poften anvertrauet if, M
gefährliches Beyſpiel giebt. Zu diefer hoher
Winde fuchte Sir Franz Bacon ingeheim zug
langen: und da biefelbe das einzige Ziel fein
Ehrbegierde mär: fo hatte er affe feine Bemuͤhun⸗
gen in vem Dienfte des Koͤnigs dahin gerichtet, It
zu verdienen. Zu gleicher Zeit unterlies er ni;
feine Abfichten durch Buckinghams Anfehen un
terftügen. Beine Ehrbegierde verleitete ihn, do)
er ſich zu Kunftgriffen herablies, Die eben u
woͤhn⸗
voͤhnlich an Höfen find, als fie niedrig und unver. siyand
mtwortlich find. Er bemühete fih, dem Kön tt.
je eine nachtheifige Meinung von den Männern
yenzubringen, welche die Stimme des Publici zu
eben diefer Würde beftimmen möchte, und die
dahero von ihm als feine Rivals angefehen wur.
ben, Er war befonders auf Sir Eduard Coke
eiferfüchtig, und befchrieb ihn als einen Mann,
der von fich felbft fehr eingenommen fey; als einen
Mann, derfich um die Zuneigung des Volks feht
bewürbe, und der altem Anfehen nach fich beftre-
ben würde, der Nation gefällig zu ſeyn, wenn et
hm vorgezogen werben follte. Bon fi) felbit
ruͤhmte er, daß fein groffes Berdienft in Gehorfam
und Unterwürfigfeit, und in dem Anfehn beftünde,
welches er unter ben ®emeinen habe, und daß et
fähig ‚wäre, in dem Unterhaufe des: Parlaments
viel auszurichten; ein Dienſt, den er an einem
Groskanzler für wichtiger anfieht, als-unter Par
tenen ein billiges Urtheil zu faͤllen. Diefe Mei⸗
ung -von feinem eignen ‚Anfehn bey der Matioy
war nicht ungegründet,. Das. Parlament, mel
es 1614. feine Sitzungen hielt, gab: ihm unge
meing Kennzeichen von Gewogenheit und Zutrauen,
ungeachtet daſſelbe wider die Minifterg überhaupf
aufferowdentlicdy eingenommen war. _ Als in dem
Hauſe der Gemeinen der Einwurf gemacht wurde,
daß eine Stelle in demfelben mit dem Amte eines
General. Anwalds ſich nicht vertrüge ‚ weil dieſes
Amt eine beftändige Gegenwart in dem Oberhauſe .
erfordere: fo wurde diefer Einwurf von den Ge⸗
" a5 meis
378 | Brittiſche
s Band meinen, aus einer befondern Achtung gegen. Gi
—
Franz Bacon nicht in Betrachtung gezogen, web
es wurde ihm dahero verftattet, feine Stelle unter
ihnen zu behalten. Wenn wir weiter anmerfen,
daß der König ihn zu ber Würde eines geheimen
|
|
{
Raths erhob, da er noch diefe Stelle befleidste: '
fo wird diefes binlänglich feyn, zu beweifen, mi
wie viel Klugheit und Borficht er fich ſowohl ge
gen den Hof, als gegen die Nation zu betragen
wuſſte. Er hatte alfodie Zuneigung eines Prin-
jen, der von allen feinen Dienern eine uneinge-
fchränfte Untermürfigkeit gegen ‚feine Maximen ig
der Regierung fo.derte: und er wuflte mit einen
Parlament auszufommen, Das wegen diefer Ma
—* wider den Koͤnig und wider alle, die ſeine
Bnade haften, eingenommen war.
Seine Inſinuationen hatte bie gewuͤnſchte
Wirkung. Als der Kanzler die Siegel freywillig
niederlegte; fo wurden dieſelben am 7. Maͤrz 1i6r7.
dem Sir Franz Bacon gegeben, mit dem Titel
bes Lord Siegelbewahrers. Durch weſſen Anfehn
er beſonders zu dieſer Wuͤrde gelanget, laͤſſt ſich
aus dem Dankſagungsſchreiben wahrnehmen, wel⸗
ches er noch an eben dieſem Tage an Bucking
ham ablies; u
Wenige Tage nachdem er die Siegel erhalten
hatte, reifete.der König nad) Schotland, von |
feinem Günftling begleitet, der zugleich fein erfter
Minifter wars denn an Ihn wendete man fich we
gen aller öffentlichen Borfallenheiten, und wegen
| aller
Bibliothek: 379
Hier Privatgeſchaͤfte, und meiſtentheils wurdens Band
ieelben, nach. ferner Phantafie beſorgt. Diei\,-
xoͤſſte Sache, welche Damals fein Geheimerrath
pn Yeberlegung z0g., und welche auf. fein nachher
es Berbalten einen ungluͤcklichen Einflus hatte,
mar Die Bermählung bes Prinzen Carls mit ber
njanfin von Spanien, Auf diefem Entſchluſſe,
ſo ſehr er auch allen. Kegeln einer guten Politif
entgegen war, beharrte er fieben Johre hinterein
ander, wider feinen ‘eignen Bortheil, rider bie
allgemeine Stimme feines Bolfs, blos inder Ab-
fihe, fich die eingebildete Ehre einer Verbindung
mit einem gefrönsen Haupte zu verfihaffen ; Denn
er. glaubte, daß alle andre Berbindungen, unter
feiner föniglichen Wuͤrde wären, : Sir ran; Bar
con, ‚ber. die’ Eitelkeit und Gefahr: dieſer Abfich?
wohl einſah, aber Der nicht Entfchloflenheis genug
hatte, vollkommen ‚reblich zu: ſeyn, begnuͤgte fich
damit, daß er gelaſſen vorſtellte es wuͤrde noͤthig
ſeyn, Die einmuͤthigen Stimmen bes Geheimen
raths zu. haben, Die Privatmeinungen möchten
ſeyn, welche fie wollten. Diefe Erinnerung. war
nicht hinlaͤnglich; dem Koͤnige die Augen zu öfneri.
Er lief vielmehr. Blinolings in.den Fallſtrick, den
ihm Gundamar geleget hatte... Diefer Staatde
mann, ber.fowphl wegen feiner poffenhaften Fin,
fälle, als wegen. feines Talents zur Intrigue bes
ruͤhmt iſt, hatte eine völlige Gewalt über Jakob
geivonnen,. und er verleitete ihn von einem sr
thum zu den andern: bis er ihn endlie ſo weit
brachte, daß er. ſein Gewißen dem Dable ne
⸗
980 Brittiſche
s!endfeine Ehre ber Rachgier Philips, durch den I
2Gt.
—
feines rechtſchaffenen Unterthanen, des Sir Wal
ter Raleigh, des legten Schreckens von Spanier,
und des einzigen noch lebenden Favorits der Ki
nigin Elifaberh, aufopferte. Die Holländer zoge
auch Vortheile aus des Königs Schwaͤche m
Dedürfniffen: Da die verpfändeten Städte nof
immer in ben Händen der Engländer waren: fi
befücchteten die Staaten, daß das fpanifche Mi
nifterium den König Jakob, welcher feine Neigung
zu ber Bermählung gar nicht verbergen Fonte, fi
weit bringen moͤchte, diefe wichtigen Pläge ini;
ve Hände zu geben. Sie mufften zu gleicher Zt,
Daß feine Schäge erfhöpft, und ‚feine Hoflalt
unerfärtlih waren... ihre Abfiche zu erreiche,
Hörsen fie auf einmal auf, bie Engländer, welt
zur: Befagung.in dieſen Plägen lagen, zu beſob
Sen, tie fie nach den gemathten Vertraͤgen zuthun
fchulbig waren. Als man darüber ber den hollin
difchen Gefanden zu London Klage führte; fo sah
sr, als von fieh felbft, einigen Miniftern zu erket-
wen, daß, woferne der König Jakob diefes ven
ihnen verlangen würde, fo würden fie, aus Ad
“ung gegen ihn, Gelber gegen bie höchfte Verjie
fing aufnehmien, . und auf einmal-bie ganze dr
Krone England fehuldige Summe bezahlen, Die
fe tift gelang. Jakob ſchrieb an bie Staaten:
und man traf fogleich wegen dieſer Sache in Uns
er Andlung Barnevelt, welcher von ihnen ob‘
gefhtd wurde, betrieb diefe Sache mit fo vieler
Gehicklichkeit, dag der König. ſich gefalen in
|
ı
D
*
⁊
Bibliothel. 381
le verpfaͤndeten Städte gegen weniger als diey 5Band
Millionen Gulden abzutreten; an ſtatt der acht +©t.,
Millionen, die ihnen die Königin Eliſabeth bezah-
et hatte, und movon feit achtzehn Jahren die
dinſen aufgelaufen waren. So waren die Vor⸗
le befchaffen, die fich unter diefer Regierung er⸗
ingeten; und fie find geſchickt, den Schriftfteller
u ermüden, und ben $efer misvergnügt zu ma⸗
hen. | . j
Unter der Abmefenheit des Königs eräugete:
ih eine Begebenheit, die zwar an ſich von gerin⸗
er Wichtigkeit iſt; die aber uns ein aͤchtes Bild»
er damaligen Zeiten vor Augen leget und einen
Beweis abgiebt, in was für einer elenden Scae
ren der Favorit alle diejenigen: ſchmachten lies,
velche in Öffentlichen Bedlenungen fanden. Er.
var im Begrif den Sir Franz Bacon zu fhürzen,
ie Perfon, welche er mit fo vielem Rechte hatte-
heben helfen; nicht um deswillen ; weil er einen
Fehler oder eine Machläßigkeit in dem Dienſte ſei⸗
18 Herrn begangen hätte, ſondern weil er in einer
Sache, die blos feine eigne Familie betraf, eine ge»
viße Meinung geäußertharte, der That war
t bey feiner Gemalt fo unbeftändig, und fo übers
müthig, daß bie eigenfinnige Entſetzung Der Fontg«‘
lichen Bedienten von ihren Würden das erſte Un.
erfeheidungszeichen feines drenzehnjährigen An⸗
ehns ausmacht, melches, nach der Anmerfung
ro Oiſchoſo Anbae*). einer verderblichen Lieber.
a ſchwem⸗
*) Am Leben des Erzbiſchefs Willtams, im 2.
Theile S. 19.
—
822 Brittiſche
5 Band mung glich, die an einem Orte ein Stuͤck Sand nit
42St
V
ſich fortreiſſt, um es an einem anderen wieder am
zulegen. Die DBegebenheit war folgende: Da
Jahr zuvor war der ford Coke feiner Würde uls
-
. gemeinen Rechte. Der Kläger, welche ſich für
Hraͤſident von der koniglichen Bank entſetzet wer
den, und in Ungnade gefallen. Der Hof ſand
bey verſchiedenen Vorfallen, daß er fein Freund
non einem willführtichen Verfahren, oder vontn
Vorrechten war, wie man -fie zu nennen pflegt:
fondern er beharrte unveränderlids bey feinen Vor:
foge, die Ehre feines Poften, auf eine vedliät
Art zu behaupten. Ein gewiſſer Preacham warbe
ſchuldigt worden, Daß er in eine Predigt verſci⸗
dene Stellen eingeruͤckt habe, welche für ein
—* gehalten wurden, weil fie das Min,
erium anzugehen fchienen ; aber Diefe Predigt mit
niemals gehalten, noch zur öffentlichen Dekan
machung jemals beftimmt worden: . Der Kork
melcher in dieſem Puncte über alle Moajfen arg
woͤhniſch war , befürchtete, Daß dieſer Moon, bey
der Unterfuchung losgefprochen , oder Boch u keh
ner Todesstrafe verurthellet werben möchte, I
befahl dahero feinem Generalanwulo Bacon, he
Richter vor ber Hand auszuforfchen, und ihre Dir
nungen, ängeheim und beionders, zu ſammen.
Lord Coke verweigerte fich fchlech terdings bie ſer
nige zu fagen, weil er diefes Ohren Botiren, mi
er es nennte, den Gewohnbeiten des Reichs juni
.der fand f und für neu und ſchaͤd ich pfe N
eben diefe Zeir entfchied er fine Sache nach dem
.
eſchwen
Vibliothetx. 383
ſchwert hielt, wollte ben feiner Entſcheidung ſich Band
hr beruhigen, und appellirte an bie Kanzley, OS,
o der Beklagte zu erfcheinen ſich weigerte, und’
ie Rechtmaͤſſigkeit diefes Gerichtshofes in Zwei⸗
I gog. Der Präfident trat Ihm bierinnen bey,’
nd drohte dem Kanzler mit einer In den Gefegem
esründeten Ahndung, weil er auf diefe Art einen
Angriff in feine Gerichtsbarkeit thun molle. Der
doͤnig, welcher in Diefem Verfahren gegen ben Ge⸗
ihtshof ſeiner höchften Mache, wie Bacon ders
Aben nennet, feine Vorrechte gekraͤnkt zu fehen:
laubte, lies die Sachevon den Geheimenrathe ung‘
rfuchen, welcher den Praͤſidenten verurtbeilte,
yegen Desjenigen, was er gethan hatte, - eine fnien-
e Abbitte zu leiſten. Das Misfallen, weiches’ -
ran an ihm Hatte, wurde durch fein Verhalten’
n einer Sache des Bifchofs von Sitchfield und Co⸗
entry vollendet. Khiborne, welcher Diefe Sa⸗
he gegen den Bifchof führte, hatte bey der Anzel-
je derfelben verfchiedene Saͤtze behauptet, die Der’
Yhften und oberherrlichen Gewalt des Königs,
is welche man von feiner ordentlichen Macht uns’
erſchied, und von einer hoͤhern Natur zu ſeyn
Haube, für nachtheilig und fchädlich hielt. Als
er König: durch Bacon hiervon benachritchiget
vurde; fo befahlier den Richtern an, im diefer‘
Sache mir fernerm Verfahren anzuſtehen, bis fie
ih mit ihm vernommen hätten. Die Richter
erfammtelten: fi; und faſſten den einmuͤthigen
Schlus, diefem Befehl nicht nachzukommen, weit”
der Brief, den fie erhalten, den Geſetzen zumider
| ey,
384 Brittiſche
sand fen, und weil fie, vermöge ihres geleiſteten Eide
Et, und ihrer richterlihen Pflicht die Handhabungde
Gerechtigkeit nicht verzögern konten, babero fie in
ber Sache, zu geböriger Zeit, verfahren hären,
Sie benachrichtigeen hiervon den König in einem
Schreiben, das fie alle mit ihrer Hand unterjeich
net hatten. Auf diefe Vorſtellung ſchrieb er ih
ten einen Brief voller Unwillen, und befahl ihm
fchlechterdinge, mit Alem Berfapren in dieler ©:
che, bis zu feiner Ruͤckkunft nad) Sonden anzuile
ben. . Sie wurnen alsden vor den Gehehmenrat)
gefordert, und befamen einen harten Verwei,
Daß fie feine Vorrechte von gemeinen Reciu
lehrten härten behandeln laffen, da diefelben dat
viel zu heilig und herrlich wären, als daß ſie duthh
gemeine Gründe unterflüget werden könten, Zu
legt erhob er feine Stimme, um fie durch Zurdt
zur Unterwerfung zu vermögen, und legte einem
nad) dem andern diefe Frage vor: „ob fie, mern
„er finden würde, Daß eine vor den Richtem
„anhängige Suche feinen Nutzen oder feine Oerah
„angehe, und er dahero verlangen wuͤrde, ſi
„nie ihm zu vernehmen, und indeßen mit weitem
„Verfahren ansuftehen: ob fie nicht alsdenn do
„mit anſtehen müflten,? Alle, der Praͤſident auf
genommen, erfanten diefes für ihre Schuldigfeit,
Seine Antwort verdient unvergeflen zu bleiben:
„wenn ein folcher Fall ſich eräugen würde, N
„würbeerbasshun, was einem Dichter zu thunob⸗
vliege. |
W 26 Aher
Biblio 385
Aber diefem groſſen Rechtsgelehrten, ver Muchs Band
enug hatte, dem Könige ins Ängeſicht zu wider-t Of,
prechen, fehlte Die Unabhängigfeie ver Seele, wel⸗
he allein geſchickt macht, die Einfamfeit und den
Imgang mit fich felbft zu vertragen. Seinen Fall, :
ver ihm mehr Ehre brachte, als alle feine Aemter,
onte er nichtertragen ; und Dahero wendete er bald
rauf alle Mühe an die Gnade des Könige mies
er zu erhalten. In diefer Abficht wendete er fich
m den Savoriten mie einem Anerbieten, wovon
nichts hören wollte, als man es ihm ehemals
jethan hatte. Vor feinem Falle verweigerte er fich,
che ohne Verachtung, feine Tochter dem Sir
sohn Villiers zur Ehe zu geben. Er erfuchte
tunmehro eben diefe Perfon unterthänigft, ihn mit
Hefer Verbindung zu beehren, und er trug dem
Zecretaͤr Winmood auf, dem Buckingham zu fa«
jen, wie nahe ihm das gehe, was mit Bucking⸗
yams Bruder vorgegangen fey, und’ wie innig er
vuͤnſchte, daß Diefe Verbindung zu ftande gebracht
verden möchte, mit dem Zuſatze, Daß fie felbft bie
dedingungen des Chevertrags machen follten,
venn fein Vorſchlag angenommen würde. Da
le junge Lady nicht nur eine berühmte Schön«
jeit war, fondern auch viel Vermögen hatte; ſo
nachte die Perfon, welche dieſer Vorſchlag am
neiften-angieng,, feine Schwierigkeit, ihn anzu«
whmen, und feine Mutter empfahl denfelben ih⸗
em andern Sohhe eifrigſt. Diefes beunruhigte
en Lord Giegelbemahrer Bacon. Eiferfüchrig
uf den Ruhm des Eofe fürchtete er feine Verbin
. 3b dung
. 386 Brittiſche
⸗ Sand dung mit einer fo mächtigen Familie. Seine Eu
1 bildungskraft fteilte ihm alle Gefahr vor, die ie
nem gegenwärtigen und Fünftigen Gluͤcke von die
fer Verbindung bevorftehen fönte, und er Font
nicht vergeßen, daß er feinem Antagoniften mi
einer Srenmüthigkeit begegnet Habe, die ihn mer
aufbringen als warnen koͤnnen. Diefe Zu!
trieb ihn an,. auf Mittel zu denken, wodurdtit
Heirath hintertrieben werden koͤnte. Er wol
derfelben ſolche Einwuͤrfe entgegenfegen, die dan
König und feinen Liebling, um des allgemeinen
Beſten willen, aufmerffam machen’ follten. Di
Briefe, welche er bey diefer Gelegenheit an bar
ablies, find mit der Derlegenheit eines Mont
gefchrieben, der etwas befuͤrchtet, das er dochnid
geftehen will, der fich ſtellt, als ob er nicht da
nindeften Antheil daran nehme, feine Borfichtmi
Still ſchweigen übergeht, und nur bey folden dr
trachtungen fich weitläuftig verwellet, welde di
jenigen angeben, denen er Dienfte leiften zuwelen
vorgiebt. Aber diefer Kunſtgriff gelang ihmricht.
Er wurde von Budingham übel aufgenommtl
und der König mies ihn mit einer harten Antwet
zuruͤck. Auch die Lady, welche von der Rolle, de
er gefpielt hatte, benachrichtigee worden mar, IM
ihrer Zunge freyen Lauf, und ſpottete über ihnm
einer vitterkeit, die den Frauenzimmern eigemih,
wenn man ihren Abfichten Hinderniſſe in den Weg
leg. Da er folchergeftalt, um einer entfernt
ten und ungemiffen Gefahr zuentgeben, ſich in et
nahe und gewiße geftürzet harte; fo machte er hs |
Bede
Bibliothet 387
Bebenfen, auf einmal eine andre Geſtalt anzu. s Yan |
lehmen, feinen ehemaligen Gefinnungen enfgegen —
u handeln, und ungebeten der Mutter der jungen
ady feine Vermittelung zur Befoͤrdeng der Heiz
ath anzubieten, Die er vorhero zu hindern ſich be⸗
teebee Hatte. Bon folchen nichtsbedeutenden Bege⸗
enheiten hänge das Schickſal der Minifter ab;
md zu fo niedrigen und fhändlichen Künften mus
er Ehrgeig fic) oft herunterlaffen. Die Familie
orte nicht auf, ihm Vorwuͤrfe zu machen, under
ihlte lange die Angſt des Herzens, die ein ehrgei⸗
ziger Mann empfinden mus, wenn fein ganzes Arne
ehn ber Willkuͤhr eines koͤniglichen Lieblings übere -
affen iſt, der jung und ftolz auf feine Erhebung,
ft, und fich felbft für beleidige haͤt. Sie wur«
en zuletzt wieder ausgeföhner: und ihre Freunde
haft, wenn die Willfährigfeit des einen gegen '
Jen Eigenfi tn des andern, den Namen der Freund«
haft verdienet, dauerte. einige Jahre ununterbros
den fort; indeflen daß Buckingham taͤglich bie
johen Kronbebienten, nad) den Vorſchriften ſei—
ıer Phantafie, feines Unwillens und feines Eigen⸗
uutzes, einſetzte und abſetzte; einer jeden Privat-
serfon, bie in einem Öerichtshofe etwas fuchte, nach
hrem Berbalten gegen ihn, entweder behülflich
ver hinderlich war; einen jeden unrechtmäßigen .
Entwurf, der ihn oder feine Verwandſchaft auf
a8 gefchwindefte bereichern konte, unterftügte und
reförderte, Mit einem Worte, er machte ſich ſelbſt
em Herrn furchtbar, der ihn aus deni Staube
jegogen Harte, und I den er, wegen feiner
Bb 2 Macht,
388 Brittiſche
5Vand Macht, hätte Ehrfurcht Haben ſollen; und diel
er, alles mitten in der Zerftrewung eines Lebens, d
er mit, abgeſchmackten und ſtrafbaren Luſtbarkei
ten zubradıkgs
Im Anfange des Jahrs 1619. wurde Ei
Stanz Bacon zum tord Groskanzler von Engl,
und für, Darauf zum Baron von Verulam ei
: benz; weldien Titel er das folgende Jahr mit den
Tirel des Vifcount &t. Alban vertaufchte, Be
gebenpeiten dieſer Art müffen in feinem teben mr
utz erzähle werden er mar ein fo großer Mont,
daß feine Aufferlichen Ehrenftellen feinen Ran
noch mehr verberrlichen konten. Wären fie u
mittelbare Belohnungen der edlern Dienfle, de
er feinem Vaterlande erzeigt hatte, und diem
ihm zu erzeigen beftändig bedacht war: fo würde
fie um desjenigen willen, ber fie ihm gab, eitt
- gröffere Auſmerkſamkeit verdienen.
Weder die Wichtigkeit und die Mankbfab
tigkeit feiner Geſchaͤfte, noch der Pracht des Nu
fes fonten feine Aufmerkſamkeit von der Pyilsh
phie abwenden. Jene waren feine Abhajaunge
und Sinderungen ; dieſe war feine geliebte Or
ſchaͤftlgung, und faft bas einzige Vergnügen, di
er ſich in feinen freyeren und beſſeren Stunden er⸗
laubte. Er gab im Jahr 1620, fein Nuun
Organon heraus , als den Anbern Theil feine
großen Wiederherftellung der Wiſſenſchaften;
ein Wer, über deſſen Cinrichtung, Aenderunt
und Ausbeflerung er zwölf Jahre zugebracht ha
bi
Bibliothet. 389
bis eres ganz In einer Meihe von Aphoriſmen aus.s Band
arbeitete, wie es gegenwärtig vorhanden iſt. St
Bon allen feinen Schriften ſcheint er dieſes Werk
auf Das -genauefte überfehen, und mit dem ftreng«
Ren Urtheile vollender zu haben. In der That
laͤſt die. Geſtalt bie er ihm gegeben hat, ‚nichts
fremdes , nichts das blos zur Zierde bient, zu,
Der Schimmer und die Ausſchmuͤckungen der
Einbildungsfraft, die Anmurh und der Wohl
Klang des Stils find hier bey Seite gelegt, als
Schönheiten, bie entweder überflüffig, oder doch
von einem niedrigen Range find, Der Berfafs
fer hat-über dieſes verfchledene Ausdruͤcke in einem
neuen und befondern Berftande gebraucht, wel:
ches einige Leſer abgeſchreckt haben mag, fo wie
andre Daffelbe eben fo unverſtaͤndlich zu finden ſich
eingebildet haben, als die Schrediniffe eines Das
cum, bie Quidditaͤten, und ſubſtantialen
Sormen der Philofophie, die er um Ihr Anfehen
zu bringen“ ſich bemühete; und dahero Ift dieſes
erk von allen feinen Schriften am wenigften
gelefen und werftanden werden. Cs follte eine
Vernunftlehre von groͤſſerm Mugen und von eis
hem gröffeen Umfange ſehn, als die Welt jemals‘
geſehen harte. Eine Wiffenfchaft, die es nicht
blos mit Syllogifmen,. und mit den verfchlebenen
Siguren ber Schlüffe zu thun hat, welche zuwel-
len zur Anordnung ſchon befanter Wahrheiten,
oder zur Entdeckung der Trugfhlüffe, Die unter _
unferer oder anderer Seute Art zu fehlüffen verbor⸗
gen liegen, Dienen Sönnen: ſondern dieſe Wiſſen-
Bb 3 ſchaft
390 Brittiſche
s Band ſchaft iſt eine Erfinderin der Kuͤnſte, und ein
StGebaͤhrerin neuer, wichtiger, und in dem menſch
lichen Leben gemeinnügigee Entdeckungen. Dis
fes trägt er vor, indem er unſre Aufmerkſamkei
von den Begriffen zu den Dingen felbft; von je
nen fubtilen und unnügen Speculationen, bie da
Verſtand bienden, aber nidye erhellen, zu ein
richtigen und vernünftigen Unterſuchung der Be
fege und Kräfte der Natur, auf einem Weg
Dinleitet, der den Welfen, welche Wahrheit un
Unterricht zu dem einzigen Endzweck ihrer Unter:
ſuchungen machen, fo wohl anfteht. Syn die
Abſicht war feine erfie Bemuͤhung, aus der SM
le alle diejenigen Irrthuͤmer auszurotten, weht
in berfelben entweder von Natur aufwachfen, oder
Durch die Erziehung darein gepflanzt und dur)
Das Anfehen der Männer unterhalten worden fin)
deren Schriften ein verjährtes Recht erlangt ho
‚ ben, das menfchliche Geſchlecht zu Jerthuͤmem
zu verleiten. Einer Seele, die auf diefe Ari
ber Unterweifung zubereitet worden, trägt er den
zweyten und feientififchen Theil feines Werks dt,
Die wahre Methode, die Natur aus den Beqe
benheiten und Beobachtungen , und durch gelat
de und Achte Folgerungen zu erflären, bie mil
von der Eindifchen Kunft unterfchieden find, ne
che bis zu der damaligen Zeit in der Philoſophi
allein die Oberhand behalten hatte. Die feinig
erfordert eine binfängliche und genaue Sammlung
von ben für und wider eine Streitfrage gebrauh⸗
sen Beweisgruͤnden, welche mit Fleis zufammes
0 | getragen
Bibliothek. 391
getragen und mit einer unparteyiſchen Aufrichtig⸗5 Band
eit erzaͤhlt ſeyn muͤſſen: woraus, nad) einer+ St.
orgfältigen Prüfung derſelben, und wenn man
icher feyn Darf, daß keine widerfprechenden Be⸗
veisthuͤmer angezogen werden fönnen, am Ende
eine nügliche und zu weitern Entdeckungen führen» -
de Wahrheit hergeleitet werden fan. Auf diefe
Art find in. jeder Wiffenfchafe Erfahrungen und
Schluͤſſe, zu einer wechfelfeitigen Unterflügung °
ju vereinigen, u
. Da wir nunmehro 'zu der wichtigften Beges
benheit in unfers Verfaſſers teben fommen, wel
bes ſich mit einem traurigen Unfall in Abfihe
auf fein Gluͤck ſowohl als auf feine Ehre endigte:
fo will es nöthig feyn, Die Urſachen, welche Dies
fes hervorgebracht haben, Schritt vor Schritt an«
zueigen, befonders da diefe Sache bishero noch
nicht in dem Gefichtspuncte betrachtet worden iſt,
der fie wichtig und lehrreih made. Es wird
ſich Deutlich veroffenbaren,, daß er, feine Verbre⸗
hen mögen geweſen feyn welche fie wollen, ber
Sicherheit eines andern, der frafbarer, als -
et, war, aufgeopfert wurde, und baß diefes Das
Verfahren eines uͤbelurtheilenden Herrns war,
der es fuͤr ein groͤſſeres Verdienſt hielt, wenn
man ihn in einem gewiſſen Grade beluſtigte, als
wenn man ihm dm hoͤchſten Grade nuͤtzlich
war. | . Ä
Unter ben Schwachhelten des Königs Jakob
war feine Eitelkeit die fchädlichfte für feine eigene
Samilie ſowohl, als für die Nation überhaupt. .
| .. Bb4 Er
392 Brittiſche
Band Er legte gewiſſen chimaͤriſchen Vorzuͤgen in feine
— Perſon; dem ihm anhaͤngenden Rechte, wodurhh
er zur Krone von England gelangt zu ſeyn vor
eb; feiner langen Befantfchaft mit den erftn
Geheimniſſen der Kegierungsfunft und feinen un
„ gemeinen Bolltommenpeiten in der Belehrfamte,
einen unendlichen Werth bey. Seine vornehm⸗
fie Mapime war: wer nicht gelerne hat, ſichn
verſtellen, ber weis nicht zu regieren; aber®
ſcheint, daß er von einer andern Marime, oh
welche bie erfte von feinen guten Folgen ſeyn fat,
nichts gehört habe: allen Schein einer Si m
verbergen, und fie unter die Maske der Aufid
richtigkeit und Treuherzigkeit zu verfteden, |
Dingegen entdedte fein ganzes Spiel feinen Un
ferchanen und Fremben zugleich, fo daß bey I
nen Unternehmungen mit den erftern und ber I
nen Megotiationen mit den legteen diefer Sal
mon allemal hintergangen wurde, Er beſos in
der That viel Gelehrſamkeit; aber eine Gele
famfeit, die ein König nicht haben follte, m
wahren Auswurf dee Scholaftifer, der ihm W
meiter nichts, als zu einer unnöthigen Gefhnl
bigfelt in allen Stuͤcken verhglf; und er erlaubt?
fich die auſſerordentliche Pedanteren , es bey alt
Gelegenheit merken zu laſſen. Wegen bit
Puncte wurde er von den giftigften aller Schmeit
ler, ben ernften und ehrwaͤrdigen Geiſtlichen, IR
alle Maaſſe erhoben: aus dieſer Urſache, und
weil fie ihn, zu einer ſehr unkoͤniglichen Anwen
dung feines Talents aufmunterten, machte er "
Ä wvielen
Bibliothet. 393
ielen Gelegenheiten feine Macht zu dem niedrig Banb
en Werkzeug, ihre Seidenfchaften und Herrfch: t FF
ucht zu befriedigen. Zur Vergeltung madıten
ie für ihn ein vor allen menſchlichen Geſchlechten
orhergebendes und über diefelben erhabenes Bes
ugnis, ja ein göttliches Recht ausfindig, ohne
Biderfpruch Schwachheiten zu haben, und Bos⸗
reiten auszuüben, Und biefe Lehre, ſo ſchrecklich
ie it, unterſtanden fie ſich aus der heiligen Schrift
erzuleiten. Wuͤrde fie in derfelben gefunden,
velhes ohne Sottesläfterung nicht behauptet wer⸗
yen Fans ſo waͤre dieſes der Triumph des Uns
laubens , und ein Beweis, daß diefe heilige
Schriften nicht von Gote fondern'von einem ihm
nd aller Tugend gehäffigen Wefen eingegeben
vorden ſey. Dieſe Sehre, welche mit feiner eis
uen verfehrten Denfungsart übereinfam, mach⸗
e, daß er feine Unterthanen als Sclaven, und
ein Parlament als Leute anfah , die ſich einer
Macht anmaffeten, zu welcher fie gar Fein Recht,
Der aufs höchfte nur ein erbetenes Recht hätten ;
ınd er hatte nunmehro feit fieben fahren fich ber _
rebt ohne baflelbe zu regieren, einen Vortheil,
er von dem Vortheil feines Volks unserfchieden
ey, feftzufegen, und feinen Bebürfniffen durch
le Mittel und Wege abzuhelfen, nur nicht
urch ſolche, Die in der Reichsverfaſſung gegrün«
et find, Diefe Grundfäge wurden ihm von den
rgften Feinden. dev Republik, von den Projerte
nachern und Monopoliften, beygebracht; ben
nwürdigen Gefchöpffen , welche mit. dem Mas
| Bb5 "ro men
394 Brittiſche
Vand men und Anſehn bes Buckingham ſich ſchuͤßten,
— und ſeine Protection ihm auſſerordentlich bezahl⸗
ten, auf Unkoſten eines Volks, das fie unter:
drücken, und verfchlangen. Auch feine Mutter,
Die nunmehro für fich felbft in den Grafenſtand
erhoben worden war, eine Frau, die zu boshal
ten Unternehmungen gebohren war, fid) in als
Menge, und einen unerfättlichen Geiz beſas, hat
te viele Schuld an diefen Vorfallenheiten: fie be⸗
förderte ein jedes Project, das ihr Geld einbrad
te; und durch Die große Gewalt, die fie über iß
ren Sohn hatte, gelang ihr jeder ſchaͤndlicer
Streich, den fie unternahm. Unter einer folden
Megierung, da England in der That von einm
ausfchweifenden Juͤngling, der felbft in den Hat
ben einer ran voll Nänfe und Habſucht wit,
beherefchet wurde, iſt es nicht zu vermundern,
Daß das Volk durch ungefegmäflige Patent,
durch Monopolien, und andere fchädfiche Pre
jecte, die nur wenige reich machen, und tauſend
ins Verderben ſtuͤrzen konten, geplagt und ge⸗
pluͤndert wurde. Alle dieſe Patente, fie mochten
erlangt worden ſeyn, wie ſie nur wollten, befröl
&igte der Kanzler, als ein Anhänger des Bulinz
ham, auf das bereitmilligfte und faft blindling
mit dem Siegel. Ober wenn er es ja jumell
"wagte, zu erinnern, daß einige davon den rl
Gen zuwider wären: fo war doch feine Vorftel
fung zu furchefam und zu wenig unterſtuͤtzet, a
daß fie einige Wirkung hervorbringen konte. Die
fes iſt der große Flecken in feinem Character, ji
Blibliothek. 395
den Ehrenpoſten, in welchem ihn die Vorſicht;? Bund
jefegt hatte, auf den Graͤnzen zwiſchen ben föni, EL.
lichen Vorrechten und der Freyheit, verlies,
idver verabfäumte, und Daß, wenn er die taͤgli⸗
hen Beleidigungen der leßteen nicht beförberte,
erdoch Machficht gegen diefelben hatte. Dieſes
war wider feine Neigung und wider feine beffere
Einfiht. Denn da er wohl wuffte, daß der wah⸗
ve Vortheil feines Herrn in einem guten Ver⸗
nehmen mit feinem Volke Geftünde: fo hatte
er ihm oft gerathen, das Parlament fleiffig zu⸗
fammenzurufen, und, megen ber zur Regierung
erforderlichen Beduͤrfniſſe, fich auf Die Zunei⸗
gung der Mation zu verlaſſen. ‚Obgleich ein fok
her Rath allen Marinien entgegen war, wo⸗
durch dieſer Monarch feine Mache zu befeftigen
glaubte; und ob er gleich entſchloſſen war, Fein
Parlament weiter zugulaffen, weil er die Glieder
deffelben fire Leute anfah, die in feine Vorrechte
Eingeiffe chäten, und fich felbft gröffer , ihren
Regenten aber Eleiner , als fich gezieme, mach«
ten: ſo wurde er doch fo weit gebracht, daß er
den Entfchluß faſſte, die. beyden Häufer nody -
einmal zufammen zu rufen. In der That machte
die Befchaffenheit feiner Umftände diefes noth⸗
wendig. Seine Unteethanen wurden zwar ger
drückt und ausgefogen; aber er war in befländis
gem Mangel an Gelde: die. unnürbigen Leute,
auf die er fein Anſehn übertragen hatte, liefen
ihm wenig mehr übrig, als een allgemeinen
Nas, der durch die in feinem Namen von ihnen
| begang»
396 . Brittifche
sW@and heaanqnen Mäuberenen veranlafft murbe. Hiern
er, kam, daß die bamaligen Eonjuncturen ihm dk
Erhaltung ftarfer Subfidien von Den Gemeinen
zu verfichern ſchien. Da Die ganze Nation einer
ungemeinen @ifer bezeigte , die Pfalz feinem un
glücklichen Schwiegerfohn wieder zu verkhafte:
fo hatte er Urſache zu erwarten, daß, auf-fein
Verſicherung, einen Krieg mit Ernſt anzufangen,
fie ihm anfehnliche Eubfidien vermilligen würd,
Die er nachhero zu andern feinem Genie und ſe⸗
nen Gefinnungen gemäffern Abfichten anwenden
Ponte ; welches er auch wirklich chat.
Das Parlamint wurde zuſammen baut;
und es fieng feine Sigungen ben 20. Jaͤnner ı62l
an. Der König hatte ſich in feiner Vermutung
nicht ganz geirret: denn bie Gemeinen bemißisten
ihm fofort zwey völige Subfidien ; aber fie fd.
ten zugleich eine genaue Unterſuchung über D*
willkuͤhrlichen Auflagen an, welche feir fieben Jeh⸗
sen , dem Wolfe unerträglich geworden mitt.
Unter den Monopolien waren befonders dred mit
der offeubarften Ungerechtigfeit und Unterdruͤdung
verknuͤpft. Gewiſſe Perfonen harten Patente
vom Könige erhalten, wodurch fie bevollmaͤh⸗ |
tigt wurden, von allen Gaſtwirthen und Scherb—
wirthen in ganz England eine jährliche Abgabe M
erheben, Ohne Erlaubnig von biefen Perſenen
durfte niemand Gaſtnahrung freiben; und dieje
nigen,, fo Die Summe, die ihnen diefe niedrigen
Werkzeuge ber Macht aufzuerlegen beliebt hatten
nicht ſonder Anſtand bezahlten, wurden gun |
. un
Bibliothek. 397.
nd ausgesogen, ober ins &efängniß geworfen, s Werd
Jıefeg war eine fruchtbare Quelle von Bedruͤckun⸗ 1,
en, und fie fielen dem armen Volke fehr-fchwer.
jneen unmürdige Werkzeuge des Favoriten ,
Nompeſſon und Michel, die Dudleys und Empſons
er damaligen Zeit, hatten ein Patent erhalten,
Mein goldne und füberne Spigen zu verfertigen
nd zu verkaufen. Der erfte war ein Mann vom
Bermögen, deffen einziger Ehrgeiz war, bemerft
umerden, obwohl blog durch feine Verbrechen:
et Andre war ein unbefannter SSriebensrichter,
er in einem abgelegenen Theile der Stadt eine
medlere Nahrung trieb,” Sie misbrauchten die
Freyheit welche ſie durch das Patent erlangt hat» _
en, indem ſie eine große Menge unächtes Gold
md Silber für ächtes vertrieben : und wer es.
vagte andre Spißen zu machen und zu verfaufen,
er wurde entweder mit Geld oder mit Gefaͤngniß
us haͤrteſte beſtraft. Diefe Ungerechtigfeiten
dlengen fie deſto dreiſter, da der Halbbruder des
Favoriten, Sir Eduard Villiers, mit ihnen in Ge⸗
elfchaft war, ob gleich fein Namen in dem Pa-
ente nicht ſtand. Diefe und viele andere Befchwers
en wurden im Parlament vorgebracht, und heftig
jemiebitligt, Aber bie Gemeinen blieben hierbey
uicht ſtehen. Sie giettgen in ihren Unterſuchun⸗
jm bis zu der erften Urſache aller Befchwerden zus
uoͤck, in der Abſicht zu entdecken, durch wegen
borſchub die verſchiedenen Patente waren gegeben
dorden, und wie fie durch das Siegel hatten be?
taͤſtiget werden: können, Man beklagte fich es
| n
398 Brittiſche
gend in dem Kaufe, daß ſogar in dem hoͤchſten Gerichts:
1 hofe der Billigkeit Ungerechtigkeiten ausgeübt
würden. Dieſes ſetzte den Koͤnig wegen feine
Kanzlers und wegen feines Lieblings in Unruhe—
Budingham wurde unter der Sand benachtichti
get, daß fein ganzes Verhalten aufs genauefteun
gerfuche würde, und daß verfchiedene Mitgliee
des Unterhaufes, ſehr ingeheim, öftere Zuſem
menfünfte hielten, in der Abſicht, die Schul al
ker und jeder Lingerechtigfeiten und Bedruͤcungen
auf ihn zu bringen. Buckinghams Ereaturen, die
über dieſe Nachricht in große Angft geriethen,
überrebeten ihn, daß er fie und ſich ſelbſt gegmae
le Ahndung fichern fönte, wenn er den König ſut
Aufhebung des Parlaments zu bewegen fuchte; un
Jakob würde ſich gewis aus Furcht zu diefem über:
eilten und verwegenen Schritte haben verleitet
faßen, wenn ihm Williams, Dechant von If
minfter, nicht vernünftige Verſtellungen gehan
hätte. Diefer ſtaatskluge Hofmann rieth ihm, al
le Monopolien und bedrüdende Freyheitsbriee,
durch einen Öffentlichen Wiederruf aufjzuheben;
einige von den .niedrigern Verbrechern det if
fentlichen Rache aufzuopfern, und das Para
ment mit einer Verſicherung zu befänftigtn,
daß diefe Abänderungen zuerft von Buckinghem
in Borfchlag gebracht worden wären, da er geſun⸗
den habe, wie fehr er von argliftigen Projeimt'
machern bintergangen worden ſey. Der Kant
entſchlos ſich, Diefem Rath zu folgenz aber er kou
&e ihm nicht ganz aus ber Verlegenheit helfen, h
Sister. | 399
er er ſich befand. Der Kanzler, daßen Erfalestgun
ung fein Vortheil erforderte, wurde öffentlich der + $t,
Beitechung beſchuldigt; der Favorit, den er we⸗
jen feiner Zuneigung: nicht entfernen Fonte ; murde
ngeheim, und dahero aufeine gefährlichere Art, als
yer Befoͤrderer, wo nicht als der Urheber, alled
Ingerech£igfeit, und Bedruͤckungen angeklagt,
dende zu erretten, war nach Beſchaffenheit der
Imftände, nicht möglich; und er fahe, daß er ſich
ntmeder von dem Gegenftand feiner Zuneigung,
der von dem Drafel, das ihm Rath ertheilte, trens
ien muſſte. Es ift leichte zu errathen, wie die
Fntfcheidung eines folhen Prinzens ausgefallen
eyn wird. eine Leidenſchaft ſiegte über feine
Bernunft s und Lord St. Alban wurde aufgeor
fer, um den Budingham zu retten. Er dürfe
e fogar zu feiner Vertheidigung nichts ſagen. Da
r ſich durch ſeine Gelehrſamkeit eine allgemeine
Hochachtung erworben hatte; und da ſeine Bered⸗
amkeit eine einnehmende Kraft hatte: fo wollte
yer König ihm nicht geftatten, vor den Lords zu ers
deinen, und feine eigne Sache zu führen. In
em Laufe einer foldhen Unterſuchung hätte er durch
ie Entdecfung der übeln Art zu regieren, wovon
' unterrichtet war, und Der ungefegmäffigen Pa⸗
ente, die er hatte befördern müßen, den allgemeis
en Has von fich abwenden, und verurfachen fönnen, -
aß alle Schuld auf Budingham, den großen Ge
enſtand der Rache der Nation, zuruͤckgefallen
zaͤre. Die Fehler, die ihm ſelbſt zur Laſt gelegt wur⸗
en, wuͤrde er ſehr vermindere, und. ſich dadurch
eine
A
a au
408 Brittiſche
eine große Sfnderung der Ahndung verſchaft haben
die er außerdem in ihrer ganzen Strenge fühlen
muffte. Er fahe diefes alles voraus, aber der Ki
nig befahl ihm ausdruͤcklich, bey ber Linterfuchung
nicht gegenwärtig zu fenn, und er verſprach ihm
bey feinem königlichen Worte, ihn bey der endii
chen Entfcheidung in Schug zunehmen ; oder,
wenn er biefes nicht bewerkftelligen koͤnte, fo mürt:
ee ihm nachhero feing Protection und Gnade mir
ber auf die vollkommenſte Art angedeihen laßen.
Er geborchte, und brachte fich ins Verderben,
Den zwoͤlften März wurde von den Gemeinen
eine Commiſſion niedergefegt, weiche die Mishbräu
che des oberften Gerichtshofes unterfuchen follt.
Einige Tage nachher berichtete Sit Robert Phi
lips, ein menfchenfteundlicher und für Das allge
meine Beſte eingenommener Mann, dem Haut,
Daß von zwo Perfonen wider den ford Kanzler,
wegen genommener Gefchenfe, Klage geführt wor⸗
den wäre. Et erſtattete diefen Bekicht nicht nur
ohne alle Biteerfeit, fondern auch in Ausbrüden,
die eine groffe Achtung und Zärtlichkeit gegen den
Angeflagten zu erkennen gaben ; er rieth auch, dah
diefe Sache den Pairs, ohne Vergrößerung, ver
getragen werden möchte, In einer Conferen; di
den neunzehnten zwiſchen beyden Häufern gehalten
. wurde, befchloffen Die Lords, dieſe Sache foglei“
vor die Hand zu nehmen. Sp bald als davon dl
‚fentlic) geredet wurde, fo bald fand fich ein neu
Haufe won. Ktägern ein, welche den ungfüdtihe
Ä Ä any
Bibliothek. 401
. 0
danzler beſchulbigten, daß er ſich Habe beſtechen laſ⸗5Band
en, beſonders ſolche Perſonen, welche ihm Geſchen· + Et,
e gemacht, und nachhero ein Urtheil, bas Ihrer‘
Frmartung nicht gemäs war, erhalten hatten: und
iefe Leute waren mehr wegen ihrer fehlgefchlagen
ın Hofnung, als wegen der Ungerechtigkeit feiner
Entſcheidung wider ihn aufgebracht: denn man
wird nicht finden, daß jemals ein Ausſpruch von
him, wäre abgeändert worden. Er hieltſich, diefe gan -
ve Zeit über, wegen einer wirklichen oder vorgege«
benen Umpäslichfeit in feinem Haufe auf: aber
wenn fein Körper gefund mar; wie muffte in dier
fem ungerißen und angftvollen Zeitraum feine
Seele befchaffen feyn ? eine fo große Seele, die ihr
Unrecht felbft erfante, aber gegen den guten Ruf _
empfindlich war, deffen fie fange genoffen, und den .
fie in Gefahr ftand auf ewig zu verlieren. Seine
Vorftelungen, er mochte nun auf das Vergangene
zuruͤck, oder vor ſich Hin In die Zukunft fehen, muff«
ten ſchrecklich ſeyn. Sein Schidfal wurde von
vielen beſondern Umſtaͤnden begleitet, die in ihm
Schaam und Berwirrung verurfachten. Er wur⸗
de in feinem ein umd fechszigften Jahre mehr das
Opfer der Habfucht und des Uebermuths der feis
rigen, als feiner eignen Fehler.
Den fechs und zwanzigſten März Fam der Koͤ⸗
nig in das Haus ber Pairs, und er geftand, mit
den Ausdrücken einer angenommenen Serablaffung,
die Fehler feiner Regierung, erflärte fich heftig
wider die Patente; über y man ſich bekiagte. und
6 er⸗
⸗
402 Brittiſche
s@arb übergab die Verbrecher, die den wenigſten Ynchei
‚et.
daran hatten, der Gerechtigkeit; und diefes al
um feines tieblings willen, den er durch die ſchwaͤch
fien Gründe, die man fich nur vorftelen kan, a
vertheidigen fuchte. Inder That Eonten feine ii
tigen Gründe zur Vertheidigung für ihn uw
geführt werden, für ihn, —* groͤſſte Verhre
cher war, und ohne deſſen Beyhuͤlfe die anden
Elenden nicht würden ſchuldig geweſen ſeyn. Di
Lords lieſſen ſich durch dieſe Rede nicht einnehmen;
unterdeſſen, da fie es für hinlaͤnglich hielten, ihr
König in die Nothwendigkeit einer Vertheidigung
gefest zu haben ; fo ftellten fie fidy, als ob fir ki
ner Meinung wären, Auf dieſe Ars kam Budınz
bam für diefesmal aus der Sache, um neue Der
Drehen zu häufen, und am Ende durch die Hand
giner Privatperfon umzukommen, nachdem ihn di
Fluͤche eines ganzen Volks, und nod) fegerlide
Die Anzeigen derjenigen, die des Volks Sıelk mr’
taten, verwünfcht hatten.
Nach einem Auſſchub von, btey Wochen font
das Haus wieder zuſammen: aber bie Saft ihr
Unwillens fiel blos, und ohne Varımherzigkeis, af
den Kanzler, Sie waren mit dem: allgemeinen
Bekäntniffe nicht jufriehen, das er in einem Drle
fe-gerhan hatte, welchen der Prinz won Walls
ihnen übergab, und worinnen er auf alle Verthei⸗
. digung feiner ſelbſt Verzicht that, und um feine
andre —38 anſuchte, „als daß feine rege
oUnterwur ſigkeit fein Urtheil/ ‚und ber Betr
LEN * „
4
Bibliothek. 403
Siegel feine Beſtrafung ſeyn möchte» " Eriöur: S’Benb-
«angehalten, jeden Punct der wider ihn ange N;
tachten Anlage befonders zu beantworten, .. Er:
yat diefeg den erften May 1621, Er. geftand die ihm
acht und zwanzig verſchiedenen Artikeln beyge⸗
neflene Beſtechung mie dem deutlichſten Worten: -
in, und uͤberlies übrigens feine Sache bet Mit: -.
eiden feiner Richter, Sein Urtheil war: „daß,
er vierzigtauſend Pfund Strafe geben; ſo lange.
‚als der König es für gut befunden würde, im:
Tower fißen ; auf immer alfer, Aemter, Stellen;
und Bedienyngen da der Republik verluftig feyn,
‚und niemals wieder in bent Parlament figen, noch:
‚in die Schragfen des Gerichtshofen kommen foll«
tn „Er :verlähr: ſolchergeſtalt das groffe Vor⸗
echt ber Wuͤrde eines Pairs; eine ungewöhnliche
Öttenge, die nur beym Hochverrath ftatt fand...
. BE re 1
Der letzte Artikel der Anklage wider ihn glebe
Gelegenheit zu vielem Nachdenken. Er enthält,
zaß er feinen Bedienten viele Gelegenheit zu Geld⸗
preffungen, durch Misbrauch der Siegel, gege⸗
ben. Diefe Nachſicht gegen feine Bedienten, die
in der That aufferordentlich it, wird durch⸗
zaͤngig und mit allem Rechte, für die vornehmfte
Urfache der unrechtmaͤſſigen Dinge gehalten, 044
feinen Fall nach fich gezogen. Bon Natur freyger
ger , oder verfchwenberifcher, als es ein Mann
enn fan, der feine Redlichkeit beyzubehalten ſucht /
ies er feiner Samilie alle Arten won Ausfchmeifung
jun, und da viele von Be ‚Angehörigen ,. junge,
j e2 aus⸗
404 Brittifche
5 Band ausſchweifende und üppige Perfohen waren: f
18e verſchwendeten fie auf eine unmäflige Art, wenn
ihnen ihre Freyheit gelaſſen wurde. Es fen nun,
daß er Diefe Vergehungen nicht eher merkte, alt
bis es zu fpät war, oder daß eine Seele, wiedie
feinige, verlohren in der Groͤſſe der Unmeslichkett
ihrer Mſichien auf die beſondern kleinen und un
angenehmen Umſtände in ber: Deconomie, niit
aufmerkfam ſeyn Ponte; fo fiel er, um feine ge
wöhntiche Art zuleben, fortfegen zu koͤnnen, felhf
in den Fehler fich beftechen zu laßen, und lies die
fes denjenigen zu, die von ihm abhiengen. Wir
fehen ſolchergeſtalt an ihm ein merkwuͤrdiges Vey⸗
- fpiel von allem was gros und erhapen, und vi
allem, was Flein und niedrig an einem. Menſchen
fenn fan. Solche feltfame Miſchungen in unfret
Natur müßen jelbft diejenigen beunruhigen, und
in Schrecken fegen, welche fonft die ftärkte de‘
&gfeit in der Tugend befigen.
Nach einer kurzen Gefangenfchaft im dower
gab ihm der König feine Freyheit wieder, und
erlies ihm die Strafe, im die ihn das Parlament
verteilt hatte. Da diefe Strafe fehr anfehrlic
‚war : fo ftellte er ſich, als wenn er diefelbe ver
fehiedenen feiner Freunde, die er für feine Gliu⸗
iger ausgab, angemiefen habe, Und mir finden,
daß Williams, fein Nachfolger in’ der Wuͤrde des
Giegelbewahrers, ſich hoͤchlich "über dieſe Sift ber
klagte, weil er dadurch feine wirklichen Glaͤubiger,
deren ſehr viele in Gefahr waren, "durch —*
W d
u Bibliothek. 205
ja geſtuͤrzt zu werben, zu bintergehen dachte. syn -
llein es ſcheint, daß er dieſe Liſt in einer viel un St;
huldigern Abſicht angewendet Habe, nämlich, um
ch einige Ruhe von ihrem. Anlauf zu verfchaffen,
is er feine Privatumſtaͤnde, die Durch feine eher
nalige üble Wirthſchaft und durch den nunmehrir
en Verluft feiner. Aemter, fehr ſchlecht geworden
yaren, wieder in einige Ordnung gebracht haben
sirde. Am niche wieder eine Begebenheit er⸗
sähnen zu Dürfen, die dem $efer fomohl als dent
Schriftfteller ‚unangenehm ift, wollen wir hieran. .
nerten, daß er, ungefähr drey Jahr hernach,
en König Jakob um eine gänzliche Losſprechung
on feiner Verurtheilung bat, „Damit hiefer
Schandfleden von ihm, und von feinem Anden-
‚fen bey der Nachkommenſchaft hinweggenommen
‚werden möchte... Was in des Königs Macht
tand, wurde ihm fogleich gewaͤhret, eine völlige
nd gänzliche Sosfprechung von dem tiber ihn: ges
üllten Urtheil. Auch die Nachkommenſchaft, auf
ie er fich berief, Hat ungeneige zu ſeyn geſchienen,
ih an feine Vergehungen zu erinnern; und bieje-
fügen, welche daran denfen, haben gleich denen,
die die Flecken in der Sonne gewohr werden, nie⸗
mals fich einfallen laſſen, feinen mahren Glanz zu
vermindern, oder fein groffes Anfehn in der ges
Iehrten Welt zuläugnen. Er begab ſich alfo, aus '
der Herrlichkeit einer öffentlichen-Ehrenftelle, zu⸗
fü in den Schatten der Abgezogenheit und der
gelehrten Muße, und beflagte oft, daß ber Stolz
und der falfche Schimmer. der. Ehre ihn fo fange
3. von
406 Brittiſche
1er von ber edelſten und.nüglichiten. Beſchaͤftigung
ST, nes vernünftigen Weſens abgezogen Habe, Ci
kein Zweifel, daß diefe Gefinnungen in ihm du
eine feſte Ueberzeugung von 'bee ' Lnbefländigf
und Eitelfeic aller menfchlichen Hoheit hervorg
bracht wurden, 2
Bicgher find tie ihm durch das Getuͤmm
und bie unangenehmen Wege Der Gefchäfte gi
get, Wir werben ihn von nun an in einer ang
nehmern obgleich weniger in. die Augen fallende
Berfaffung finden; frey von der Knechefchaftein
Hofes; von einer unausftehlichen Gefaͤlligken ge
gen die Thorhelten und Laſter folcher Mena
die in jeber Betrachtung unter ihm waren (den
unter Diefer Regierung Ponte man auf feine anflan
Digere Bedingungen emporfleigen.;) in einem zu
ſtande, worinnen er fi) ber. natürlichen Peigung
feines Genie überlaffen, und worinnen er id fehl,
zum Vortheil nicht eines Zeitalter, nicht eines
Volkes allein, fondern bes ganzes menſchithen
Veſhiechis ‚ und aller kommenden Zeitalter Kir!
onte. |
Das erfte betraͤchtliche Werk, womit er ſih
nach feiner Entfernung vom Hofe, beſchaͤſtgl
war die Geſchichte Heinrichs Des fiebenten, M
che er, af Verlangen bes Königs Jakob, M
fertigte, und im Jahr 1622 herausgab. Soyle
auch einige Schriftſteller von feiner Melandelt
und Niedergeſchlagenheit fprechen, fo finden nit
doch in dieſem Werke überall pewtläche Spunt,
. ir
Bibliothefk. 407
es Geiſtes, Bet weder vom Alter geſchwaͤcht, noch
om Ungluͤck niedergedruͤckt geweſen. Es hat grof.
n Beyfall erhalten, und es iſt eben fo ſehr geta⸗
elt worden; ein Beweis, daß es mehr als gei
veine Vorzüge Haben mus. Und wir Dürfen bes
aupten, Daß, wenn es auch Fehler hat, fie nicht
on dem Mangel eines lebhaften Verſtandes, und
ner feurigen Einbildungskraft, herrühren. R%
ig Jakob wollte feinen Vorfahren Heinrich) für das
ollkommenſte und nachahmungswuͤrdigſte Mufter
ndter Monarchen gehalten wiſſen: und da damals
ie Schmeicheley herrſchete, fo wurde dieſes ge⸗
chwind die allgemeine Meinung am Hofe; uns
eachtet im Grunde der Character dieſes Prinzen
n feinem Stuͤcke liebenswuͤrdig, und fein Berhal-
en ben vielen Gelegenheiten, voll Schwachheit
der Bosheit war. . Wenn $orb Bacon der anſte?
fenden Seuche. feines Zeitalterg nicht ganz ent
jangen ift; wenn er hier und da bie Unvollkom—
nenheiten-und die ſchlechten Züge des Originals,
a8 er abfchilderte,. zu verſtecken gefucht hat: ſo
aͤſt er ung doch, dieſer Milderungen ungeachtet,
iefen König fo-wie er war, und in feiner ganzen,
sahren Haͤslichkeit fehen. Argmohn und Gel; war
en, wie fein Geſchichtſchreiber geftcht, die vora
lehmſten Theile feines Ganzen; und dahero war,
tine einheimifche und auswärtige Stgatskunft eine
eſchraͤnkt, eigennuͤtzig und faiſch. Leer von al«
er groſſen und ausgehreiteten Ktughelt bemaͤhte er
ich, dieſem Mangel, durch nichtsbedeutende und
leine Kunſtgriffe der abjuhelfen. Hierdurch
Ä . Gr
5Band
Gt.
u pn ‘
4 . hatte‘
408 Brittiſche
s Band haste er Immer das Gluͤck ſich aus Verbrieslichte
er, ten herauszuwickeln, die ein weiſer Mann in Zei
sen vorbergefehn, umd ein befferer Mann ganz und
gar vermieden haben würde. Aber da er ungeftl
lig und einfam war: fo wurbe feine muͤrriſche Ge⸗
müthsart von ben Menfchen für einen tieſdenken⸗
enden Verſtand angenemmen. Sein Gel; war
ſchaͤndlich und unverſchaͤmt. In feinen Auge
war nichts klein, nichts ungerecht „ das ihm feine
Geldkaſten fuͤlen konte; und blos in der Abſicht ſie
zu füllen, denn er machte vom Reichthume feinen
Gebrauch, lies er ſich zu täuberifchen Kunfigri'
fen herab, die eben fo verunehrend als unteri-
dend waren. - .‘
Wir Haben geftanden, daß Lord Bacons Gr
ſchichte der Parteylichkeit beſchuldigk worden, und
mir wollen nicht verfchweigen,; daß man feier
Screibart ein gezwungenes Wefen, und eine fal⸗
ſche Berebfamkelt vorgeworfen hat. Allein dieſes
war nicht fein Fehler, ſondern der Fehler der del⸗
ten, worinnen er lebte, und beſonders eines Ho⸗
fes, der, nach dem Beyſpiel des Monarchen, an
dem unaͤchten Schimmer des Witzes und der
Schreibart, an ber armſeligen Kunſt Zweyden
tigkeiten und Wortſpiele vorzubringen, Geſchmad
fand. nu
Seine Berfuche find, unter allen feinen We⸗
Sen, am meiften gelefen worden, und fie werden
noch izt mit Recht hochgeſchaͤtzet. Gegen das En⸗
de feineg Lebens verbeſſerte er fie in Anſebm des
ume
Bibliothek, 209
Numerus und des Machdrucks; und er gab fie vonsiyann
euem heraus, nicht nur in der englifchen, fonbern *St-,
n einer allgemeinern Sprache, welche fie, wie er
id) einbildete, fo: lange fortbauern laſſen würde, als
Bücher fortdauern werden, ‘Da fie nicht beſtim⸗
met find, zu beluſtigen, fondeen zu: unterrichten;
da fie weder eine Satire auf die Menfchheit, noch
ine Schule bes Scepticiſmus find; To merkt Bol
aire”) an, Daß fie weniger: gelefen wörben find; als
Vie Marimen des Rochefoucault, und die Verſu⸗
he des Montagne: ine Anmerfang, bie dem
lord Bacon Ehre bringt; der ein zu großer Mann
war, als daß er feinen Ruhm bey der Menge hät
te fjuchen, und der Bosheit, oder der vormigigen
Ausſchweifung, welche zu viele beſer, ſelbſt in mo⸗
raliſchen Schriften, gern finden, hatte ein Opfer
bringen follen.
Wir enthalten uns hier, von andern Werken,
die er in dieſem legten Auftritte feines Lebens :vors
fertigte, Erwähnung zu thun; fieiverden an einem
andern Orte angejeiget werben. .: Wir wollen nur
anmerfen, daß nichts eine erhabenere Idee von der
Nutzbarkeit und der Lebhaftigkeit ſeines Genie geben
kan, als die Anzahl und die Beſchaffenheit ſeiner
Schriften. Unter bee Demuͤthigung einer öffent:
lihen Berbammung, bey ſchwacher Geſundheit,
und in fchlechten Gluͤcksumſtaͤnden, genos er feine
Abgezogenbeit von der Welt nicht über fünf Jah⸗
j C c5_ ve,
” are -Literätuge et de Philofopbie Cheap,
Arygpoi ein kleiner Zeitraum? unterbeßen wuſſe e
—*
«in SBrittiſche
Mittel, in denſelben alles das hineinzubringe,
was Das ganze Geſchaͤft und die Ehre eines lange
und glüdlichen.ebens harte ſeyn koͤnnen. Kine
von feinen erftern Ausarbeitungen verbefferte un
permehcte er: und .er verfertigte ‘einige neue, D*
ſowohl wegen dar Wichtigkeit und der Mani
ſaltigkeit dee darinnen enthaltenen Materien, ı‘
wegen feiner Art, fie zu behandeln, fehr hetraͤth
tich find. Es find auch nicht blos Werke vonbiei
fer Gelehrſamkeit und Arbeitſamkeit, die fm
nichts als eine. ftarke Leibesbeſchaffenheit und ann
ununterbrechessen. Fleis erforberin : ſondern es IM
Nachtain|
Werke, die ein originales Genie und
Gervorgebradht Hat, und die entweder neue Mat
sien aber dorh ſolche, die auf eine neue Art befat
belt find, in fi fallen, Er nahm. ſeine Begift
aus feinem eignen Reichthume her ; fie waren grind
Heli, deutlich und foftemadifeh ;. und die Eirid-
tung feines ganzen Plans verbreitete über jeden bo
fordern Theil Sicht und Anmuth. Bey det
tachtung eines jeben Gegenftandes ſcheint er A
einen fo vorsheilhaften und erhabenen Gefidt’
punct gewählt zu haben, Daß er aus denſelben er
ne ganze um ihn herumliegende Gegend uͤberſehen
and jeden Pleinen Theil derſelben genau und leih
‚sinterfcheiden konte. Dieſer Character iſt ſowohl
feinen ausgearbeiteten, als: ſeinen unvollendei
Merken eigen, ° ER
Bon feiner vorgegebenen Armuth, iſt nicht nut
von den engliſchen, fondern auch yon andern Schrf⸗
”
‚ Selen
Bibliothek. HR.
kellern oft gerebet worden, Einige von ben erſtern Band
haben behauptet, daß er einfam, in Dunfelget I%-
ind Dürftigkeit gefehmachtet habe, und umter den
etztern hat te Clere, welcher durch eine Stelle
in einem von: Hswels Briefen auf eben biefe Mei⸗
kung’ gebracht worden‘, ſich mie einem redlichen
Imisiflen-dolder den Prizen erflärt, ber einen fol .
chen Mann; in feinen abnehmenden Fahren, mit
Armath und Kummer fämpfen lies. Die Sache
it ohne Zweifel übertrieben werben. Vielleicht
hatte er feinen: Ueberflus an: Gluͤcksguͤtern: aber
ſeine ordentlichen Einkuͤnfte muͤfſen ihn gegen Man⸗
gel und aͤngſtliche Sorgen geſichert haben. Di’
Rawley, welcher lange in ſeiner Familie bekant
geweſen, behauptet, daß ihm der Koͤnig auſſer
einigen Bedienungen jährlich” üchtzehnhundent
Mund gegebenz’und daß er dieſes nebſt feinen
Grundſtuͤcken, die ungefähr ein Dritcheil mehr
beteugen, bis an feinen Tod behaften habe. Aber
er hatte fich :in ‚feinen: gluͤcklichen Umſtaͤnden, auf
die Tage der Wiederwaͤrtigkeit nichts gefammeis,
und fein Gehalt wurde von einem Könige unrich⸗
tig bezahlt, der, : an ſtatt feine Einkuͤnfte zu groſ⸗
fen und guten: Endzwecken anzuwenden, ſie tuͤg⸗
lich mit unnüßen Megoclationen, verſchwendete.
Man: fege Hinzu, daß Lord Bacon dieſe ganze
Zeit über unter einer groffen-Schuldenlaft erlag,
und daß er ohne Zweifel fehr anſehnliche Summe
auf Erperimense verwendete, Selbſt Biejenigen,
welche bey jeder andern Gelegenheit /ſich einſchraͤn⸗
ken, und ſparen, ſind verſchwenderiſch, am
eine
2 Brittiſche
«anbeind Heblingsneigung zu befriedigen. Dieſes wa⸗
mr, ren Die Urfachen des Elends und ‚der Ungemaäͤch—⸗
lichkeiten, worein er oft verfiel, Daß Deren viele
und fehr groſſe waren, Lan men nicht in Zweiſel
ziehen. Wir werben hiervon durch einige Ausdruͤ⸗
de in feinen ‘Briefen an den Koͤnig Jakob nur zu
fer verſichert. In denſelben hat er fein Herz in
" SKlagen und Bitten, und in einem ſolchen “Ton
ausgeſchuͤttet, daß ein jeder, der ſein Andenken eh⸗
ret, wuͤnſchen wird, er moͤchte in dieſen Ton nicht
gefallen ſeyn. Diejenigen, weiche Die Niedeig⸗
keit der menſchlichen Natur behaupten, werben
aben ſowohl als die andern, die für Die Würde
Derfelben ſtreiten, in dieſem einzigen Manne Ge
legenheit genug finden, ihre verſchiedenen Meinun⸗
gen zu unterflügen. Allein wir wollen eine Dede
über Unvollfommenheiten ziehen, und bekennen,
Daß eine aufferordentliche Einficht dienen Fönne, bes
trächtliche Fehler und Flecken Inden weiſeſten Se«
Ten, und in. den geöflten Charactern, Die jemals
dDie Menſchheit geziert haben, wahrzunehmen.
rn + König Jakob farb im Jahr 1625 nach einerum
gluͤcklichen Regierung von drey und zwanzig Jah⸗
ren, verachtet von Auswaͤrtigen; verachtet und
gehaſſt von feinen Unterthanen. Seine ſchaͤdlichen
Meinungen und fein uͤhles Verhalten gab zu den
‚Zrennungen Anlas, bie bald hernach feine Koͤnig⸗
zeiche in das Elend bürgerlicher Kriege flürzten,
‚bie den Grund der brittifchen Regierungsform er-
ſchuͤtterten, und die fie zuletzt üher ben Saufen
warfen. |
en . . Een |
%
. Bibliothef. 419
Seln ungluͤcklicher Kanzler. überlebte ihn etwas sam
über ein Jahr. Die Mannichfaltigkeit feiner Se 1%;
Khäfte und gelehrten Bemühungen, denen er fich lan⸗
ge, der geheimen Bekuͤmmernis feine. Seele unge⸗
achtet, gewiedmet hatte, hatten feine Geſundheit
geſchwaͤcht. Nachdem er eine Zeitlang entkraͤftot
geweſen war, „zog er ſich ſeinen Tod durch eine
Ausſchweifung zu, die einem Philoſophen nicht
übel anſteht: er betrieb nämlich mit einem groͤſſen
Lifer, als feine Kräfte zulieſſen, gewiſſe Erperis
mente, die die Erhaltung der Körper anglengen,
Er fühlte fo plögliche Veränderungen im Kopfe-
nd im Magen, daß er fich in des Grafen von
Nrundel Haus verfügen muffte, in deffen Nachbark
chaft er fi damals befand. Er wurde daſelbſt an
inem Fieber krank, welches von einem Fluſſe auf
ver Bruſt begleitet war, und, nad) einer Krank⸗
jeit von acht Tagen flarb er am neunten April
1626 imſſechs und ſechszigſten Jahre feines Alters:
Man finder feine Nachricht, wie er ſich in dieſet
Krankheit betragen, und was für Gefprächeer bey
rer Annäherung des. Todes geführet; ein Diangel,
iber den jeber Sefer klagen wird, weil nichts die
Aufmerffamfeit mehr erwecken, nichts das. Herz
ines Menſchen ftärker rühren-fan, als das Den
akten- aufferordenzlicher Perfonen in ‚ihren legten
lugenblicken, in der einzigen Scene des Lebens,
ie wir alle, ganz zuverläflig, eher. ober fpäter,
nit ihnen gemein. haben. werden. Es iſt nur ein
Zrief übrig, ber legte, den er geſchrieben, und
en er an bie vornehme Perfon gerichtet hac, un
a 5—51. En ter
414 Brittiſche
Berd ter deſſen Dache er ſtarb. In dieſem Vriefe ver
2 gleicht er ſich mit einem berühmten Philoſophen
des Alterthums, dem aeltern Plinius, welcher fein
Leben veriohr, als er mit einer zu gefährlichen
MNeugier, den erſten groſſen Auswurf des Velunt
e
So' lebte und ſtarb der Lord Grosfanzfer 2
con *), et
Er würde In ber St. Michaels‘ Kirche ftil ie
aben. Der Ort, wo feine Gebeine liegen, blieb
nge vergeſſen und unbefant, bis Die Dankbarkeit
eines Mannes, Thomas Meautys, der ehemals
fein Bedienter gewefen war, feinem Namen und
enten ein. Denfmal errichtete. In einem an
ern Lande, in einem beffern Zeitalter würde fein
Dentmal ein öffentlicher Beweis gewefen fern,
wie fehr die ganze Gefellfchaft einen Bürger ver
ehret, deſſen Genie ihr Ehre brachte, und deſen
Schriften ihre. fpätefte. Nachkommenſchaft unter:
richten werden, . r | |
Eine Stelle in felnem fegten Willen if met
wuͤrdig: Nachdem er in: Anfehung feiner Exit
und feines Körpers die gawbhnliche Verordnung
gemacht hatz fo fegt er bin: „meinen Ramen
Jund mein "Andenken hinterlaſſe ich auswaͤttigen
en er „Natlo⸗
2) Er blieb bis in fein vierzigſtes Jahr umverheire
thet; und alsdann verband et fich mit der Toch⸗
C : ger des Alderman Barabam:zü London, mit in
u er.» Bermögen bekam: Kin gesighe wait ibr ft
Per — us fie Uberlebre Ihn orig Jahr
‘
Bibliothet. "A
Nationen‘; und ,. menn einige: Zeit verfloflen ſeyn⸗ Band
vird, meinen Landsleuten*)., . Was die erſtern 1 Oh
nbeteift; fo wurde er fchon: bear feinen 2ebzeiten;
on den.berühmteften Männern, die Sranfreich
nd Italien aufzuweilen hatten, bewundert, auch
on, einigen beſucht, als ein ‚Mann, deſſen
zalente ihn nicht mar zur Zierde feines Zeitalters,
dern der menfchlichen Natur machten, < Als
er Marquis von Effiat die: Prinzeſſin Henriette
Naria, Die. Gemahlin Carls des Eriten ,: na
Fngland brachte; legte er. einen Beſuch bey vord
Bacon *) ab; weicher eben damals krank zu Bet⸗
elay, und ihn, ben heruntergelaſſenen Borhäns
jet, empfieng. „Sie gleichen den Engeln, lag»
‚te diefer Miniſter zu ihm, wir: Hören oft von die⸗
ſen Weien reden „ die fo fehe über die Menfcheii
eehaben find, und niemals haben wir die Zufrie⸗
denheit, fie zu ſehen., Umter.ben Englaͤudern
ind die Ramen derjenigen allein, welche fein
Neinungen angenommen, und nach ſeinen Ent⸗
sürfen verfahren hoben, fuͤr ihn der hoͤchſte Lob⸗
pruch. Wir uͤbergehen eine: guofle Anzahl: vom
Dhilofophen, die alle berübme: find, mit Sci
Menen it das Verzeichnis feiner Nachfolger
Ar ein. Vople, ‚ein, tode,- und. ein Nemwıog
abft,. -
Etwas babnder unb davon [7 feine
Urſache
*) Baconiana p. 303. J
* Voltaire — de REN et de philoſo⸗
ſophie, ı.hap. XIV.
* S. Rawleꝶyꝰ Life af Beau! ge
4% Brittiſche
3 Sand rſache leſcht angeben laſſt, war ben ihm, deß er
Ebey jeder Monbfinfternis, er mochte fie obſer⸗
"gen oder nicht, von einer plöglichen Ohnmacht be
fallen wurde, die ihn, ohne einige Schwachhei
guruͤckzulaſſen, fo bald wieder ‚verlies, als:di
Monbfinfternis verüber war. Er war von eine
mittelmäffigen Leibeslaͤnge; er hatte einehohe md
offene Stien, die zeitige Eindruͤcke des Altersm
ꝓfieng: feine Augen maren lebhaft und durchdrin
gend: fein ganzes Anfehn war ehrwuͤrdig und ge
fällig; fo Daß ein jeder, der ihn ſah, geneigt mer
ihn zu lieben, ehe ex wuſſte, wie viele Urſachn
vorhanden waren, ihn zu bewundern. Aus die
fer Urfache fan man das auf “Bacon anwenden,
was’ Tacitus von feinem Schwiegervater, dem
Agricola, fagte, eim jeder gutgearteter Mon
würde fogleich geurtheilt Haben, daß er ein groſſe
Mann feyn muͤſſe, und er wurde eine Freude ge
habt haben, zu finden, daß er es wirklich fr
- . Die Talente, welche gemeiniglich nur een,
wuch-bey berühmten Leuten, angetroffen werden,
waren bey ihm vereinigt zu finden. Ak feine Ze
genoffen, ſeibſt diejenigen, die den Hofmann fr
feten, bekennen bie vorgüglichen Faͤhigkeiten de
Schrififtellers und Rechtsgelehtren, bes Pill
phen und Geſellſchafters ). In Geſellſchaſt iu‘
te er die entgegengeſetzteſten Character annehmen,
und die einem jeden eigne Sprache, mit einer ihm
ſehr natuͤrlichen Seichtigkeit reden; die Gera
kit
\
*) Ofborn’s advice to a son,
. Bibliothek: 417° |
eit verbarg bei) ihm aflen Anfehein der Kunſt. Ers Band
eſas eine glückliche Geſchwindigkeit bes Verſtan 108
es, die fich alle Menfchen wünfchen, und die, in
inem Zeitalter, kaum einer ober zween, befigen.
Benn er oͤffentlich redete: fo bemiächtigte er ſich
er Aufmerkſamkeit feiner Zuhoͤrer, und hatte ih⸗
eGemuͤthsbewegungen völfig: in feiner Gewalt.
da er alles, was: er fagte, mit allem Ausdruck
nd mic allee Anmuth der Geberden begleitete: ſo
tregten feine gerichtlichen Reden, die man izt viel⸗
sicht ohne Bewegung liefet, allemal in-feinen Zus
‚örern Die Gemuͤthsbewegungen die fie nach ſei⸗
er Abſicht fühlen ſollten. Dieſes Gemaͤhlde von⸗
dm iſt nicht aus der Einbildungskraft gezeichnet;
ondern es iſt nach einem andern, und zwar bios
n Miniatuͤre, gefchildert tvorden, welches einer *),‘
er. ihn ſehr wohl kante, ‚gefertiget. hat; ein guter
Renner der Verdienſte, und der ſich ſelten irrt, am
venigſten bey einem vortheilhaften Abbilde. Wenn
nan ihn als einen Philoſophen betrachtet: ſo iſt es
aum hyperboliſch, wenn ‚man von ihm mit Ad⸗
iſons Morten ſagt, daß er den gefunden, richti⸗
en und fcharfdenkenden Verſtand des Ariſtoteles,
nit allen Schönheiten und "Annehmlichkeiten des
licero hatte. Dieſer Empfehlung feiner Talente
aben Die Gelehrten in ganz Europa ihren allges
neinen Beyfall gegeben, und fie erkennen ihn für
en Vater der allein ächten Philoſophie, die es
nit Begebenheiten und Bemerkungen zu thun bar.
&s
°) B. Toknson in his diveoverien, _
Dd
7
418 Brittifche
sun Es iſt noch übrig, daß wir ihn genauer, als
et, wie bisher gesban haben, in dieſem befanteften
und vorzüglichiten Theile feines Characters hettrach⸗
ten, wo feine Verdienſte unſtreitig gros und ihm
ganz eizen find: denn den Schriften ver Alten war
er nichts ſchuldig, und er fonte es auch nichtfenn,
Sie hatten entweder des rechten Wegs zur Erfünt,
nis verfehlt, oder wenn ihn einige yon ihnen von
ungefähr betraten , und ihn ſchwer, Dunkel, und
ekelhaſt fanden: fo verlieflen fie ihn gefchwind auf
immer: Er hatte fich ſelbſt und einem gemiffen
Scharfſinn den Strahl der Achten Einſicht zu ver-
danken, der ihm auf einmal, und im vollſten Lich⸗
te das zeigte, was die muͤhſamſten Unter ſucher ſeit
länger als zwanzig Jahrhunderten, zit etforſchen
ſich umſonſt bemühet hatten. Und hier wollen wir
gegen ihn eben die Uinpärteylichkeit beobachten, die
wir bisher. zum Endzweck gehabt haben: und, it
der Abfiche zu erfahren, was er eigentlich als Phi-
loſoph geieifter hat, wollen wir. dem Leſer einen
- Burgen Abris von dem Zuftande der Gelehrfamteit
in Europa, von dem barbarifdhen Zeitpunct bes
BGothirismus an, bis zum ſechs zehnten Jahthun⸗
dert, vor Augen legen. Aber wir wollen zu glei⸗
> "er Zeit bekennen / daß dieſe Nachricht blos ein
ungausgearbeiteter und unvollkommener Verſuch
ſeyn, und in der abgebrochenen Anführung einiger
wvrenigen beſondern Umſtaͤnde, ohne Ordnung und
Methode, beſehn wird, —
Obgieich die groſſe Epocha der Unwiſſenheit,
mit vielem Rechte, in bie Zeiten gaſetzt wird, da
en | bie
ı
Ed
Bibliothet. 49
bie nordiſchen Nationen, wie eine gewaltſame Ue⸗5 Band
berſchwemmung, ſich über die Zlädye von Europat
verbreiteten: fo iſt doc) nicht weniger gewis, daß
Ye Künfte und Wiflenfchaften in VBarbarey und ' , .
Verfall gerathen waren, ehe die Barbaren in das
römifche Reich eihdrangen, Unter ihnen nahm .
frentich die Dunkelheit, welche fich über Die Welt -
su verbreiten, angefangen hatte, und nach und nach
jedes Licht‘ der Erkaͤntnis auslöfchte, völlig über-
band und drohete mit immermährender Dauer. m
achten Jahrhundert war es der höchfte Eihrgeig
der Cleriſey, miteinander im Abfingen beym öffente
lichen Kirchendienfte zu weiteifern, ben fienichtein« '
mal verſtanden. Diefe wichtige Nacheiferung
gieng unter der lateinifchen und franzgöfifchen Prier
fterfchaft fo weit, daß Carl der Groffe, ber das _
mals zu Rom war, für nöthig fand, ſich In Per
fon ing Mittel zu legen, und die Streitigkeit zu
entfcheiden. Der Mönd), welcher diefe Begebens
beit mit einer umftändlichen Genauigkeit erzählt,
fügt Hinzu, der Kayſer habe ven Pabft Adrian er-·
ſucht, ihm geroiffe Perfonen zu verfhaffen, die fel«
ne Untertbanen in ben erften Gründen der Gram⸗
matik und Arichmeif unterrichten Fönten:; Wiſ⸗
fenfchaften, die damals in feinen Staaten ganz une,
bekant waren: Obgleich biefer Friegerifche- Mon
narch in feiner Erziehung fo fehr verabfäumt wor⸗
denwar, daß er niemals fchreiben gelernet ; fo ent
deckte er. doch, durch feinen natürlichen guten Ver⸗
fand, den Werth der Erfäntnis, und bemüßte
ſich, fie zu befördern und zu beſchuͤtzen. Ervem .
Ä Ä da fistere
’
420 Brittiſche |
$ Band flattete fogar die Eroͤfnung einer öffentlichen Sc
er, le in dem kayſerlichen Palaft, unter der Aufſicht
" des berühmten Alcuin ; auf welchen er fich vornem⸗
lidy wegen Einführung der Philoſophie in Franfı
reich, verlies, die in Britannien ſich noch immer
erhalten hatte. Allein wie langfam und unnir
ſam der Fortgang der Wilfenfchaften geweſen fen
müffe, laͤſſt fich aus einem Ediet des Eoncilli y
Chalons errathen, welches an alle Klöfter die Cr
mahnung ergehen laͤſſt, für eine richtige unbunfe)
Iechafte Abfchrife der bey andächtigen Uebungenn'
ehigen Memorlale zu forgen, damit fie nicht, wern
fie GOtt um etwas andächtig anruffen wollten,
durch eine unrichtige Abfchrift verleitet werden moͤch⸗
ten, ihn gerade um das Gegentheil zu bitten.
Wenn in Britannien die Gelehrſamkeit imoch
ten Jahrhundert ſich noch immer einigermafme
halten hatte: fo wurde fie doc) im neunten jo ſehr
daraus vertrieben, daß, im ganzen Koͤnigrih
der Weſtſachſen kein Menſch gefunden murdt, Mt
den König Alfred, welcher Damals noch ein Kind
war, in den erften Anfangsgründen bes Leſens hit
te unterrichten fönnen; und er mar fchon ji
Jahr alt, ehe er die erften. Buchftaben des Alphe
bets zu nennen wuflte. Als diefer berühmte Prini
ben Thron beftieg: fo machte er es zu feiner ern‘
lichen Bemühung, fein Volk aus der Traͤgheit
und Unwiſſenheit, worinnen es lag, hervorzujl
. hen; und er wurde, ſowohl durch fein eignes Er⸗
empel, als Durch die Ermunterung, bie ergeled"
. tm
0 Bibfiöthee, 421
ten Leuten gab, ber groffe Wiederherfteller der Kün. s Band
fte in feinen Staaten. Und hier müflen wir an- Dh,
merfen, daß, gleichwie Srankreich vorbero Eng
land für die Perfon des Alcuin verpflichtet war,
welcher dafelbft unter Earl den Groſſen, den Grund -
zu den Miflenfchaften legte; alfo nunmehro Enge .
land eben dieſe freundfchaftliche Deypülfe von
Stanfreich in.der Perfon des Grimbald erhielt,
welchen der König Alfred nad) England berief, und -
sum Kanzler von Oxford machte, Solche Bege—
benheiten, als diefe, find in der gelehrten Gefchiche .
te des neunten Jahrhunderts zu merfmürdig,. als
daß fie mit Stillſchweigen Fönten überganigen were
den. "Die Ehronifenfchreiber dieſes Jahrhunderts
erzählen die Erſcheinung eines merkwuͤrdigen
Grammatifers und die Reiſe eines berühmten
Doctors mit eben der Eprerbietung,, mit weldyer -
ein alter Schriftftellee die Erfcheinung eines Ly⸗
kurgs oder eines Timoleon erwähnen würde, eines
Geleßgebers, ber einem Staat eine gan; neue Ges
ſtalt giebt, ober eines Helden, der ein ganzes Volt
von der Sclaverey errettet. |
Afein biefe ſchoͤnen Auftritte waren von kurzer |
Dauer, Kine Nacht voll dickerer Sinfternis ver -
breitete ſich bald über Die gelehrte Welt: und in
ber motalifchen nahm ein noch fraurigerer Zuftand.
uͤberhand. . An die Stefle der gefunden Vernunft
und der Frömmigkeit traten Träume und Fabeln,
ſeltſame Legenden, und lächerliche Gebräude in
der Religion. Die Cleriſey, die nun gang in als
Dd 3 In
422 Brittiſche
ao fen guten Wiffenfchaften fremd war, fchärftendn
rohen und lafterhaften Layen nicht mehr die Dir
ſchriften des Evangelli ein, das fie ſelbſt ni
mehr lafen; fondern fie unterhielten biefelben mi
erbichteren Wundern, oder fie erhielten fi I
Furcht durch. die geiftlichhen Schreden der iu
fel, Gefpenfter und Hirngeſpinſte. Diefes m
ieichter und, eintraͤglicher, als das mühlın
Beyſpiel eines tugendhaften Lebens. Das til
Verderbnis, weiches fich in allen geiſtlichen un
weltlichen &tänden äufferte, erhellt aus nichts I
deuslich, als aus den Urfachen, welche angeführt
wurben, verfchiedene. Kirchenverfammlungen ju
halten. In der einen wurden neue Canones ge
macht, worinnen Ehebruch, Blutſchande, und die
Ausübung des heidnifchen Aberglaubens verboten
wurden; gleich als ob biefes alles nicht vorher
ſchon ſtrafbar geweſen wäre, In einer. andern
fand man noͤthig, zu erklaͤren, daß eine Ana)
von Engeln, die unter gewiſſen Namen zum
ven wären, ‚nicht bekant fey; und daß bie Kit
nur die befondre Anrufung von drey Engelngela
ten koͤnne. Cine andre, welche die Kayſetin „si
ne sufammenberufen harte, verorbnete, duß IM
Prälar hinfuͤhro feinen bifchöflichen Palaſt Meinen
öffentlichen Wirchshauſe madyen, noch, wegen
einer von einer Perſon erhaltenen Summe Geldes,
einen andern vermünfchen, und in ben Bann thun
fölle, ‚Eine vierte und fünfte tabelre bie unanftär
Dige Gewohnheit, öffentliche Beyſchlaͤferinnen zu
‚ halten, and verbot, daß Moͤnche und Bu
Mm
u.
Bibliothek. 423
langer in einem Kloſter bey einander lebens Du ur
! llten. |
Der Sitz zu Rom, der den uͤbrigen hätte. gur
R Bepfpiele geben ſollen, war unter allen chriſtichen⸗
Kirchen am ausgelasfenften,und der päbflliche Stuhl
wurde oft von Männern befeffen, die, anſtatt ih⸗
re heilige. Wuͤrde zu zieren, der menfchlichen Na⸗
tur fefbft ein Abfchen waren; eine Wahrheit, bie
von vielen katholiſchen Schriftftellern erkant und
beflage wird. Verſchiedene Pähfte wurden durch - _-
ihre Nachfolger. in den Bann gethan, und. Die
Sacramente, bie fie verwaltet harten, für unguͤl⸗
tig erffärt. - Nicht weniger als ſechs wurden von
andern vertrieben, Die fi ihres Siges bemächtig:
ten; zween wurden ermordet; und die ſchaͤndliche
Theodora, die ſchon zur damaligen Zeit ſchaͤnd⸗
lich war, erhielt Durch ihr Anſehn in der heiligen
Stade die dreyfache Crone für den bekanteſten im
ter ihren Buhlern, welcher den Namen, Johann
ber Zehnte, annahm. Kin anderer*), der eben -
diefen Namen führte, wurde zur Regierung Der
chriſtlichen Welt, im ein und zwanzigſten Jahre
feines- Alters berufen; er war ein Baſtard vom
Pabſt Serglus, der achtzehn Jahre vorher geftor- .·
ben war, Wenn diefes die Männer waren.mele
he ſich ber Titel und der Eigenſchaftkn, die der
Gottheit zugefchrieben werden, anmaffeten; foköne
nen wir uns über die gröfften Abfcheulichkeiten, Die.
unter ben Layen porglengen, nicht verwundern.
4.
| .Ihre
x) Johann ber Eilfte. |
424 Brittiſche
Dru Ihre grobe Unwiſſenheit nahm fo gaſchwind dh
a hand als die Ausgelaſſenheit ihrer Sitten, wıl
ganz unbefchreiblich war, Tür eben bie Cierim,
von welcher wir izt geredet haben, hakten fir noch
immer die Ehrfurcht, die fie nicht länger fir EOt
hatten. Die verworfenften unter ihnen, bie un
- gläubigften, und die mit den ‘Berbrechen für wi
‘chen bie Menfchheit erſchrickt, am vertrauteſin
ven, würden, felbft mic Gefahr ühres Sehens,
ie Freyheiten der Kirche, ein geweihtes Gefüs,
und ein Geſchenk für ein Klofter, versbeidiget ha
ben, In folchen Zeiten, als dieſe find, märe es
umfonft, ſich nach nüglicher Gelehrſamkeit und
Meltweisheit umzufehen, Micht nur das licht der
Wiſſenſchaft, fondern auch der guten Vernunß
scheint, bey nahe erlofchen geweſen zu ſeyn.
Erſt ſpaͤt, nachdem die Türken Eonflantins
pel zerſtoͤret Hatten, wurden bie Schriften des Ari
ſtoteles befant und gelefen. Sie wurden, burch
einige griechifche Fluͤchtlinge, welche der Witder
ottomaniſchen Waffen entgangen waren, hinne
gebracht und in den weſtlichen Theilen Europens
ausgebreitet. Einige von feinen befondern Abharhe
lungen waren zwar fange befant gemefen; aD
vornemlich aus Ueberfegungen aus dem Arabi
fchen, deren Verfertiger, weit entferne den Der’
‚stand Ihres Derfaffers-richtig zu treffen, kaumihe
re eigene Sprache verſtanden. Diefe haben u
serdeffen zu dem Urſprunge der ſcholaſtiſchen Phi
loſophie Gelegenheit gegeben, der Tochter “ *
Bibliothekt. - .425
ums und- ber Tieffinnigfeie: und in ber Thats Sand .
arten bie Gefichtszüge beyber Aeltern lange ge: —
ug in der Geſtalt der Tochter vermiſch. Den
Infang, Fortgang und bie Veraͤnderungen dieſer
Ihilofopbie nach der Laͤnge zu beſchreiben, wuͤrde
üht nue eine unferhaltende, fonbern aud) zine
erreiche Befchäftigung ſeyn, da fie uns: alle $a+
pinthe entdecken wuͤrde, worinnen fich die
Stärke, der Scharffinn und die Ausfchmeifung
es menfchlichen Wißes verirren koͤnnen. Zur
etzt wurde nicht nur Die weltliche Gelehrfamfeit,
ondern auch die Gottesgelahrheit felbft dutch den
erfeinerten Unſinn derjenigen, die beyde lehrten,
n bloße leere Einfälle aufgelöft.. BE
Ihre Philofophie war weder bie Philoſophie
8 Ariftoteles, noch ganz von Der feinigen unters
ſchieden. Alle Meinungen, die die erften Stifs
ter derfelben im Stande waren aus dem Boe⸗
tus, dem lateinifchen Commentator des Ariftotes
es, oder aug ben vorhergedachten fehlechten Ueber⸗
egungen gufammen zu tragen, dieſe methodiſirte
nd erfläcte ein jeder nach feinem eignen Talent,
ind nach) Dem Genie des Zeitalters, Darinnen er
lebte. Aber diefes, an ſtatt einen regehmäßigen -
und zufammenhängenden Körper einer Wiſſen-
haft, felbft aus unrichtigen Grundfägen, hervor⸗
bringen, gebahr ein Ungeheuer, Das aus ungen
falten und nicht zufammenftimmenben Thellen
»eſtand. Man fege hinzu, daß fie die Erfännmig . -
ee Natur ganz unangebaut fieffen, um fih mit
verborgenen Qualitäsen, abftrarten Notionen und
| j &Dd5 den
%
436 Brittiſche
Band den unnuͤtzeſten und ſeltſamſten Fragen abzugele
— wodurch fie Die Vernunftlehre, auf welche lie:
Bemühungen haupfſaͤchlich richteten, verwen:
unnuͤtz, und unverſtehlich machten.
Alſtedius hat in feiner Chronologie ber Ei:
laſtiker, ihre Gefchichte in drey Hauptperit
eingerheilet. Die erfte Fänge mit bem Sant,
Erzbifchoff von Eanterbury an, welcher in N
Mitten des eilften Jahrhunderts lebte; und ei‘
fih mit Albert dem Großen, zwey Jahrhundt
fpäter ; die änbre, welche fich von dieſem anfin:
enbige fi mit Durand; und die dritte und kt:
endige fich mit Luthern, bey der Reformatir.
Indeſſen behauptet Morhof ausdruͤclich, &
Rucelinus ein Engländer, eigentlich der Pat
ber Scholaftifer gewefen; und daß von ihm I
Secte ber Nominaliften ſich berfchreibe, Er ie
Dinzu, daß fie nachhero in der Perfon des Occam,
eines andern Englaͤnders, wieder aufgeleber IE,
Der ein unaufbärlicher Antagonift bes Dun Er
dus, des Haupts Der Realiſten war. Dee
lehrte Sefer weis, Daß bie Schofaftifer ale N
Diefe zwo Secten eingetheilt wurden : fuͤrchterliche
arteynamen, welche itzt fo wenig bekannt um er⸗
waͤhnet werden, als die Streitigkeiten, bie fir che
mals veranlaſſten. Es ift genug, menn wir
‚gen, daß fie fich wie andre Secten, einander det}
lich anfeinbeten; "einander für Ketzer in der Dr
niunftlehre ausgaben; oft heftige und-bhufig
Streitigfeiten führten, die ſich nicht bios mit &
ner metaphorifchen Niederlage ber ‚gefunden m
nun
\_
+. %
* \ “ -
r .
t
Bibliothek. 427
fe und der Sprache der Menſchen, fonberns Be
teiner wirklichen Verſtuͤmmelung und Ermor⸗ASt |
19 der ·ſtreitenden Parteyen endigten. Denn
: Schande der menfchlichen Vernunft, .haben
Menſchen in allen: ihren: Streitigkeiten ſie moͤ⸗
züber einen Begrif, ober über ein Ding, über
ı Prädicament oberjüber eine Provinz entfter
1, zu thieriſchen Oewaltthaͤtigkeiten immer ihre
te Zuflucht-genommen, : Die Titel, mit wel
n dieſe Anführer von ihren Anhängern wegen '
rerhabenen Träumerenen, bie fie Iehrten, bee»
t wurden, find eben fo prachtig, als ungereimf,
id beweiſen mehr Die aufferordentliche Unwiſſen⸗
it der damaligen Zeiten, als einiges ungemel
8 Berdienft in ben Männern, benen man fie
ylegte, .. Won biefem Tadel müffen mir aber
inen ausnehmen, ber ein Wunder der Gelehr⸗
mfeit zu der Zeit war, da er lebte, und ber .
x) in igigen Zeiten dafür erfannt wird. Dieſes
der berühmte Mönch Baron, ber Durch die bike
infternis der Dampligen Zeiten hindurch glänzte,
ber Die ſchwaͤchern Augen feiner Zeitgenoffen ,
ehr verbiendere, als erhellte. Der Name Dar
m war von einer guter Vorbedeutung für die
hiloſophie; und dieſer Mann drang, nicht nur
hne alle Beyhuͤlfe und Ermunterung, ſondern
uch verſpottet und. verfolge, vermittelſt der un.
berwindlichen Staͤrke feines Genie in bie Ge
eimniffe der Natur fief ein, und machte. in ber
ſſtronomie und Perfpeetive, in ber Mechanick,
nd Chymie fo viele neue. Entbeckungen, daß bie
a . | vernuͤnf⸗
4
438 Brittiſche
zVBand vernuͤnftigſten Schriftfteller deren noch ißt, ni
WEohne Merkmale von Erſtaunen und Bewundern
erwaͤhnen. Es iſt D. Friends Anmerkung,
er faſt der einzige Aſtronomus ſeiner Zeiten ge
ſen; und die Verbeſſerung des Calenders, die
unternommen, und auf gewiſſe Art zu’ Stande o
bracht hat, iſt ein fichrer Beweis feiner Geitib.
fichkeit in dieſer Wiffenfchaft. Die Berfertizn
der ‘Brillen, ber Telefcopen, und aller Arten va
Glaͤſern, die die Gegenftände vergröffern 8)
verkleinern, das Schiespulver (welches Bartıb|
dus Schwarz faft ein Jahrhundert ſpaͤter erfi!
den haben foll, ) find einige von ben vielen Erin
dungen, die ihm mis Recht zugefchrieben werden.
Bür alles diefeg wurde er in feinem Leben de
fhimpft und unterdruͤckt, und nach feinem I
an feinem guten Namen angegriffen, als en
Zauberer, der Höflifche. und verabfcheuungemit
Dige Künfte getrieben habe. Er fagt un, deß
Damals in Europa nur vier Perſonen mar, die
in dee Mathematick einige Wiffenfchaft hatten,
und in der Chymie noch weniger: baf diejenigen,
welche die Ueberfegumg bes Ariftoteles untere
men, ber Arbeit auf Feine Arc gewachſen gem,
und daß feine Schriften, welche Bacon, mm
fie. recht verſtanden werben, für die Quele aler
Erkaͤnntnis hält, in einer zu Parig gehalten |
Kitcheniverfammlung verdammet und verbran
worden, . ”
Die Werfe diefes beruͤhmten Alten find nie |
That von ben Menſchen mehr gehaſſt und ben u
om m
Bibliothek 429
t worden, ‘als die Schriften aler andern Phi⸗ re
‚phen zuſammen genommen. Launoh *): zähle t@E.
ht weniger als fieben und dreyßig Kirchenhäter,
Ihe feinen Namen. gebrandmarft, . und feine
ren zu verwerfen ſich bemüher haben. . Mor
fN hat noch eine groͤſſere Anzahl feitier Contd
ntatoren angegeben, die zu gleicher Zeit feine.
ıhänger :: waren ; und doch haben biefe beyden
chriftfteller noch lange nicht eine vollftändigu
te von. feinen Freunden und Feinden micgetheilet
en feinen. Lebzeiten hatte man ihn in dem Wer⸗
ıhte, als ob er feine Religion babe, :und:ct
urde von ber heidnifchen Prieſterſchaft verfolge:
e Nachfolger eben biefer. Männer .imaren: feind
nhänger und Bemunberer. !. Seine Werke ‚has
n bey ber- -heiftlichen Cleriſey ein ähnliches
chickſal gehabt. Zuweilen hat man ſie als ke⸗
rriſch verdammet; zu einer andern Zeit ſind ſie
ir eine groſſe Schutzwehr der Orthodoxie erkannt
orden. Launoy hat die vorher angefuͤhrtebe⸗
ndre Abhandlung über dieſe Materie geſchrie⸗
en, und er erzähle acht verfihlebene Veraͤnderun⸗
en, die fich mit dem Gluͤck und Ruhm der P i⸗
ſophie des Ariſtoteles zugetragen haben. Wir
ollen die Zwifchenveränberungeh mit Stillſchwei ·
en übergeben, und nur zwo bemerken, welche ei⸗
en ſehr laͤcherlichen Contraſt machen. In der
berwaͤhnten ‚Kiehenverfimenkung ” Paris. er⸗
2 klaͤrten
*) de varia arit Fortune Tom, N 5 " nn h
“) Polyhifter, Toni. I ie
zy wacm bie Sie Kinn Erbeiften, fr w
ne 7 an]
nahme, für giftige Quellen bes Irrthums un
ber Kegerey, verdammeten fie zum Feuer, u
unterfagten allen Perforten, ben ber Strafe Mi
Barnes, biefelben weder zu leſen, noch abzuſchte
ben, noch Abfchriften Damon bep ich zu Bm
Sie 'giengen noch weiter, unb überlieferten
weltlichen Obrigkeit nicht weniger als zehn Pate
zen, welche lebendig verbrannt wurden, wen
gewifjee Meinungen, bie fie, wie dieſe gelehrta
Dräloten. gehört hatten, aus ben gefährlkhe
Werten bes Ariftoteles gezogen haben falle
Eben dieſe Bücher wurden im fechszehnten Jah
hundert nicht nur ungeftraft gelefen, ſondern it
wurden auch siberall mit Beyfall ben Lernenden
erbklaͤrt, und wer ihre Orthodoxie, oder man fün:
te faſt fagen ihre Unfehlbarfeit in Zweifel je,
wurde als ein Unglaͤubiger verfolge. Hiervon ii
Peter Ramus ein. merkwuͤrdiges Beni.
Einiger feiner Anmerkungen wiber die petipateti
ſche Phiioſophie veranlaſſten eine allgemeine Vo
wegung in ber gelehrten Welt. Die Undoerſti
zu Paris erregte einen hikigen Laͤrm, und für
wider biefes Unternehmen, bas ber ganzer Ge—
lehrſamkeit den Untergang drohete, und für de
Religion felbft von widrigen Folgen ſeyn koͤnnte.
Die Sache wurde vor das Parlament gebhracht,
und Franz ber Erſte fand fie von fo groffer Wichtig
keit, daß er es für nöthig hiele, fie unmittelbar
gu unterfuchen, Das Ediet ift noch vorhanden
welches ben Ramus für einen, uͤbermuͤthigen, um
oo | - x verſcham⸗
rſchaͤmten, und fügenhaften Mann .erflärt.s wer
eine Bücher wurden daherb auf immer ver- er.
mm und verboten; und, welches eine Art von "
nerhoͤrter Grauſamkeit ift, dem -beflagenawürd» -
n Autor wurde auf das feyerlichſte unterfage, -
ine eignen Schriften nicht abzufchreiben, ja fie
icht einmal zu lefen. 2.
Wir koͤnnten hierdurch veranlaſſet werden zu
auben, daß, wenn das Anſehn eines alten Phi⸗
ſophen für fo heilig gehalten wurde, die Philo⸗
phie felbft vollfommen veritanden, und mit Une
emein ‚gutem Erfolge getrieben worden ſeyn
üffe, Aber diefe Lehrer waren blos.einem Nas
en, nicht der Wahrheit und der aͤchten Wiflene
daft zugethan, und unſer Verfaffer vergleiche
e billig. mit den olympifchen Kaͤmpfern, welche
ch der nöthigen Uebungen enthielten, damit fie
ur folche gefchickt fenn möchten, die es nicht wa⸗
en. Unter ihrer Veranſtaltung war fie nichts
18 eine Philoſophie von Worten und Begriffen, -
ie das Studium ber Natur Auszufchlieffen
chien; die, an flat die Eigenfchaften der Koͤr⸗
et, und die Gefege der Bermegung, wodurch alle
Dirfungen hervorgebracht werden, zu unterfuchen, .
8 mit logikaliſchen Definitionen, Diſtinctionen
md Abftrartisnen ſich befchäftigte, die alle fo
rocken und von Nicht den mindeften. Mugen für '
as menfchliche Gefchlecht find, Der. groffe End
weck dieſer ernſten Spieler war - mehr, eine
Sfreiffrage zu verwirren, als irgenb-eine nuͤzli⸗
be Unterfuchung zu befürdern; mehr uͤber einen
oo. 707 Vegnar
\ z
\
432 Brittiſche
sGand Gegner zu triumphiren, als die Erkaͤnntnis x
erweitern, und die Sitten ihrer Anhänger zu be
fern. Solchergeſtalt war diefe Philofophie m
wirkliches Hindernis alles Fortgangs aller ment:
tichen und göttlichen Gelehrſamkeit. Madhbe:
int fie in die chriftliche, Theologie aufgenomme
worden, mo fie, weit entfernt von Dem Fugen
die Beheimniffe zu erklären, und gemiffer zu m:
chen, bios bazu diente, bie nörhigften Wahrke:
ten zu verbimfeln und geetibent zu machen; un
Diefes durch gewiffe Kımftgriffe im Schlieſen,
womit fie jede Secte verfah, um ihre befonden
und vornehmften Hintergehungen vertheidigen
koͤnnen. Zu fo einer. ausſchweifenden Höhe er:
hoben fie ihren Abgott Ariftoteles, daß einige n
feinen Schriften die Lehre von der Dreyeinigkei
N finden glaubten; daß andre im ordentlichen
‚Differtationen bie Gewisheit feiner Seligfeit, un |
geachtet er ein Heyde fen, zu beweifen fuhren;
und daß ein Wenetianer den Teufel auswtütlich
aufgefordert haben foll, um ihm ein ſchweres
Wort in des Ariftoteles Naturlehre zu erklären.
Der liftige Teufel, der es vielleicht ſelbſt miht
verſtand, antwortete mit einer fo leiſen und unrer⸗
nehmlichen Stimme, daß der gute Prälat nid!
ein Wort vort dem verftand, mas er fagte, Die
fes war der berühmte Hermolaus Barbarus.
Das griechifche Wort, welches diefen ganz beſon
dern Schrire veranlaffte, war bie: Entelechis
der Peripatetiker, aus welcher die Scholaftfir
ihre ſubſtantialen Formen Herleisen, und n |
nt eibni
Bibliothek. 433
bnitz Fogen das Ende des letzten Jahrhunderts,; Band
feiner‘ Theprie der Bewegung das Leben wieder St
geben verſuchte. EEE Ä
Die Reformation “felbft, welche ein neues
he über Europa !verbreitete, und melche die
tenfchen zur Unterfuchung aller Irrthuͤmer und
orurtheile antrieb, konnte die Herrſchaft diefer
hiloſophie nicht ftürzen, Die Proteftanten ſowohl
8 die Papiſten verfchanzten fich hinter" dem Ans
hn des "Ariftoteles, und vertheidigfen ihre vers '
edenen Meinungen mit den Waffen, womit:
‚fie verſuh. Dieſe unnatürliche Vermiſchung
t Theologie mit den Lehrſaͤtzen der Peripatetiker,
achte feine Meinungen ehrwuͤrdig und "Heilig?
wurden für die Gränzfteine des Glgubens und
tr Vernunft gehalten, die man nicht verruͤcken,
och hinwegnehmen dürfte, ohne fuͤr verwegen und
ottlos gehalten zu. werben, Man’ bildete! ſich
n, Neuerungen in der Philofophie würden Nach
nd nach den Grund der Religion untergtaben ,
nd am Ende geraden Weges den Atheiſmus eris
Ihren. Wenn bie Hülle einer ehrfurchtsvollen
unfelfjeie, welche das Geſicht der Natur ver?
arg, hinweggenommen werden follte;' ſo möchte:
leſes die unvorfichtigen. Menfchen verleiten, alle
rſcheinungen in der fchtbarkn Welt durch ab⸗
ingige Urſachen, dutch ble Kräfte der Marerie
"d des Mechanismus’ eifläreh zu wollen‘ und:
ıf dieſe Art konnten fie unvermerft die groffe
ruͤngliche Urfache aller Dinge 'vergeffeh "urb‘
Indanfegän; ' .- -Diefe . Grlinde . überzeugten bie
- &e “ Menge,
zu
ey
434 Beittifche
Metige, machten einige wenige Weifere Mehtſam,
und hielten in der That den Fortgang muͤzlicht
Wiſſenſchaften auf. 2
So war der Zuftand.des menfchlichen Ge
ſchlechts uͤberhaupt, als Sir Franz Bacon die
Welt betrat, Wir wollen ihn nicht als den
Stifter einer neuen Secte, ſondern als den grof;
fen Vertheidiger der menſchlichen Freyheit gegen
alle Secten anſehen, als ein Mann, der Be
nunft und Wahrheit aus der Sclaverey heraus
jög, in bie fie von jeber Secte waren geftürz
worden. Eine fcheinbate Hypotheſis, eine bier
dende Theorie ſind der Einbildungskraft angeneh—
wer ‚sund ein kuͤrzerer Weg zum Ruhme, als di
langfame Methode Erfahrungen zu machen, und
der Natur durch alle ihre Labyrinthe, vermittelt
der Bemerkung der Begebenheiten, nachjugefen.
Es iſt bahero. fein Wunder, daß eine auf die
Grundſaͤtze gebauete Philofophie, im Yafange
feirie geſchwinde und allgemeine Veränderung in
der gelehrteri Welt bervorbringen konnte. AÄber
nachdem ſie, wie die Zeit, ruhig, langfam, und
ſicher fortgeſchritten war: fo. wurde fie am Ende
. mächtig und allgenlein. Er mar indeffen nicht
ber erfte unter deri Neuern, der es wagte, von den
Meininigeri des Ariftsteleg, abzumeichen, _ Ro
mus; Patricius, Bruno, Severinus, um feine
inehr zu nennen, harten bereits das Anſehn biefes
Tyrannen in be? Gelehrſamkeit arigegriffen, der
lange unumfchränft über die Meinungen geherr‘
ſchet haste, wie fein unruhiger Schuͤler ehemals
über
⸗
Bibliothek 435
ber bie Perfonen der Menſchen zu herrſchen bes Vand
eehrte. Aber diefe Schriftiteller erfanden wenig, SE,
as fie ſelbſt fehäsbar machte; ob ſie wohl eines
md das Andre an ihm mie Recht verwärfen,
Bas die wirklichen Werbefferungen anbelangt,
velche in verſchiedenen Theilen der Naturlehre,
vor unſerm Verfaſſer, durch Gilbert, Harvey,
Copernicus, Pater Paul, und wenige andre, Ges
macht worben find; ‚fo kennt man biefelben -mohl;
und fie find mit den verdienten Lobſpruͤchen belegt
worden. Allein es mangelte immer hoch an die
tem groſſen und Ausgebreiteten' Plane, der die faft
unendliche Mannichfigkeit ver Wiffenfchaften
unter ſich begriffe, uns in Allen bey unfern
Unterfuchungert zu einem fichern Führer dienen
koͤnnte. Diefes fahe Sir Franz; Bacon zuerſt in
ſeinem ganzen Umfange ein, zu feinem unfterblie . -
hen Ruhme, und zum allgemeinen Heften Bes
menfchliehen Geſchlechts. Wenn wir über die
gluͤcliche Anlage eines folhen Syſtems erſtau⸗
nen: ſo wird unſer Erſtaunen ſich verdoppeln,
wenn wir erwaͤgen, daß er dieſes Syſtem mitten
unter der Unruhe beſchwerlicher Geſchaͤfte, und
unter dent Geraͤuſche eines Hofes, erſand, in
Ordnung brachte, und verbeſſerte. Die Natur
ſcheint ihn beſonders zu dieſem Beruf beſtimmt gt
haben, indem fie ihm alle erforderliche Eigenfchafe
ten, mit frengebiger Hand, mitgerheilee hatte
einen lebhaften und geſchwinden Wis, die Aehn⸗
lichkeiten der Dinge zu entdecken: eine geſehte
und aufmerkſame Urtheilskraft, den Fleinften Un⸗
TE ww tarſchied
436 Brittiſche
3Bantz terſchied zwiſchen denſelben zu bemerfen : eine
ENeigung zum Nachdenken und zum Nachforſchen;
eine Gedult im Zweifeln; eine Langſamkeit und
ein Mistrauen, etwas zu behaupten; eine Leich—
tigkeit, feine Meinungen zu ändern; eine aͤngſt⸗
liche Ueberlegung bey Entwerfung und Anorbnung
eines Planes. Kine Seele von folder Beidef-
fenheit, die weder nach Meubeiten ſtrebte, noqh
"Das Alterthum vergötterte, die allen Hinter gehun⸗
gen feind war, muflte mit der Wahrheit in einer
natürlichen Verbindung und Verwandſchaft ſte⸗
ben. Diefen Character, den er, mit einer edeln
Zuverfiche, fich ſelbſt beylagge, wird man überall
auf eine vorzüglihe Art MP feiner Wiederherſtel
lung der Wiffenfchaften finden; ein Werk, das
er nicht zu einem Denkmale feines Ruhmes, fon
dern zu einem immermährenden Bermächtnis zum
gemeinfchafttichen Beſten anderer beftimmt harte,
Er Hat das Ganze in ſechs Haupttheile eingetheiler;
und wir mollem mit einer furzen Anzeige dason,
diefe Nachricht vor feinen Jebensumftänden und
Schriften befchlieffen, _
1. Der erfte Theil diefer Wiederberſtellung
enthaͤlt einen allgemeinen Abris der menfchlichen
Erkaͤnntniß. Dieſe vortreflihe Abhandlung
‚führe den Titel: the advancement of Learning“)
Da er die Abjiche harte, ein neues und dauer«
haftes Gebäude der Ppilofophie aufzuführen, def
fen Grund niche auf willkuͤhrlichen Meinungen
| nt and
: #) De augmentis ſuentiatum. |
| | 5 Bibliothek. 437
d ſcheinbaren Folgerungen, ſondern auf Wahr N
it und Erfahrung beruhen: follte; fo war es zu tr
fer Abſicht ſchlechterdings nothwendig zugrft
damalige Reich der Gelehrſamkeit, mir allen
en Gegenden und Eintheilungen vor Augen
m legen. Diefes ins Werk zu richten, wurde,
sebft einer.ungemeinen Gelehrſamkeit, eine aus»
jefuchte und. ällgemeine Einficht erfordert :_ Die
janze gelehrte Welt war feiner Prüfung und Bes
artheilung unterworfen. Damit er bey. einer 0
weitläuftigen und mannichfaltigen Materie fich
nicht ſelbſt verlieren möchte; hat er nach den drey
Kräften der Seele, dem Gedächtnis, der Einbil.
dungsfraft und dem Verſtand, die grofle Anzahl
der Willenfchaften, unter drey Hauptelaſſen ge=
bracht, die Geſchichte, die Dichtkunſt und Phi—
loſophie. Dieſe koͤnnen für die Hauptſtaͤnme
angeſehen werden, von welchen die geringern
Theile der Gelehrſamkeit, in einer un;ählbaren
Menge , herfommen. , Was fehlerhaft, irrig
und mangelhaft in jebem iſt, bat er nach der tän«
ge angezeiger, und zugleich die geſchickteſten Mita.
tel an die Hand gegeben, Die. Sehler zu verbeſ—
fern, den Irrchuͤmern abzubelfen, und die Maͤn⸗
gel zu ergänzen, Er war nicht blos mit allem,
was man vor feiner Zeit in Büchern entdeckt hatte,
wohl befant , und fähig, über dieſe Entdeckun⸗
gen ein kritiſches Urtheil zu fällen: fondern ee
lade noch meiter, und bat am Ende feiner Abe '-
handlung die ‚verfchiedenen Gegenden im Reiche
der Gelehrſamkeit, Die noch verabfäumt, und un.
Ee 3 entdeckt
— — _
433 Briitiihe
zVand entdeckt liegen, angezeiget, Und im Wohchei
2St.
—*
3. die bey Der Unterſuchung ber Wohehet
me
ten Theil feiner Wiederherſtellung ausmacht, um
jind die ſchaͤtzbarſten Verbeſſerungen, bie maı
ſen diefer Zeit gemacht hat, aus ben Peraalt
fungen und Anzeigen in diefem Werke entkanden;
aus weldyem bie neuern , ein jeder nach feinem
Gefallen, ſich eine oder mehr Theile der Wil
ſchaft ausgefucht haben, fie anzubauen und ir
Vollkommenheit zu bringen,
3. Das Novum Organen, weldyes ben joy
für den beträchtlichften gehalten werden kan, ha
jur Abſicht, die Kräfte ber Seele, durch ei
nöglichere Anwendung der Faͤhigkeit zu ſchluſſe,
auf alle verichiedene Chegenftände, die die Phib
fophie betrachtet, 1 erhöpen und zu werbefiin
In Diefer Abhandjung aͤbergiebt unfer Verſeſe
der Welt eine neue und beffere Logik, bie unich
Argumente zu Streitigfeiten darbieten, (nd!
den Mugen der Menfchen befbrbern foll; di kt
unterrichten foll, einen Feind, durch eine {ml
Rilche Art zu difputiren, zu überreigden, jenen
über die Natur felbft, durch Erfahrung and Ir
terfuchung, zu fiegen, - Wie fie ihrem Entf
nach, von den gewöhnlichen Vernunftlehren Ur
terſchieden iſt; aiſo geht fie nicht weniger von de
verfaͤnglichen Kunſt in Demonſtriren ab.
permirft aͤberhaupt bie Syllogiſmen, als
r ſchaͤdlich als dienlich Find, und er De
h an ihrer flatt einer genauen und Achten Art zus@and
lgern set.
Y “ ‘ , . u ad
3. Es ift das Schickſab faft aller für das
terffchliche Geſchlecht näglicher Entwürfe geweſen,
aß man fie Anfangs für Hirngefpinfte angefe-
en, und fie, bſis ihrer Neuheit wegen, nihe
ir fähig gehalten, ins Werf gerichtet werden zu - Ä
dnnen. Dieſes fahe unfer Autor pbraus, und
r fuchte dieſem Vorurtheil in dem dritten "Theile
einer Wiederherfteflung *) zu begegnen. Er. .'
jiebr ſelbſt Die Materiälien zu einer natürlichen
ind auf Erfahrungen ‚gegründeten Hiftorie an:
in Werf, Bas er für fo unumgänglich nörbig
Jielt, daß ohne daſſelbe die vereinigeen Kräfte ale
er Menſchen, in allen Zeitaltern, unzureibenn '
ſeyn wuͤrden, das groffe Oebaͤude ber Wiſſen⸗
ſchaſten aufzuführen und zur Vollkommenbeit zu
bringen, Er befhrchtete auch, daß Menſchen
bon freyern und ausgebreitetern Einſichten, bie
an ſeiner neuen Logik Gefallen faͤnden, durch die
Schwierigkeiten abgeſchreckt werben moͤchten, die
ſich beym Experimentiren, nach den von ihm ge
gebenen Kegeln, finden würden, Er zeigt babero
andern den Weg in feiner Sylua Syluarum, oder
Hiſtorie der Natur, welche, fo unvollkommen ſie
auch in vielen Stuͤcken iſt, doch nach Beſchaffen
heit der damaligen Zeiten, da das ganze Werk
erſt ſellen Anfang nahm, geſchaͤtzt zu werden ver⸗
dienet. Dieſe Sammlung, welche erſt nach
on &e4 N feinem
) Phaenomena univerfi,
J
FX
440 Brittiſche
ſeinem Tode erſchien, hat man für unabhängig |
von feinem allgemeinen Plane gehalten; dahero
ift feine Abficht, bey Anftedung und Aufzeichnung
- dieſer Erperimente,. von dem Sefer nicht gebörig
bemerfet worden. Er bringe die Phänomens
des Öanzen unter drey Haupteintheilungen; die
Hiſtorie der Fortpflanzung, ode Herporbringung
oller Arten von Geſchoͤpfe nad) den gemeinen Ge
fegen der Natur; die Hiftorie der Hervorbringung,
Die von ber allgemeinen Kegel abweicht; und drit⸗
tens die Hiſtorie der Natur, weiche die Kunft ber
Menfchen, buch Einfchränfungen oder Erweite⸗
rungen, geändert bat, und welche uns bie Aus
ſicht in eine neue Geſtalt der Dinge, und gleich⸗
fam in eine neue Welt öfnet.
4. Der vierte Theil wird von ihm Scala in-
tellectus genennet, oder eine Reihe von Stufen,
auf welchen der Berftand in flinen philoſophiſchen
Unterfuchungen tegelmäffig emporfteigt. -
5. Vom fünften Theile hat er nichts als bie
Aufſchrift: Anticipationes Pbilofopbiae fecundat,
und den Plan binterlaffen.
6. Der ſechſte und erhabenfte Theil dieſes
groffen Werkes, auf weichen die vorhergehenden
alle abzielen , iſt die Pbiofopbia prima, fine
actiua.
So groß und ſo uneingeſchraͤnkt waren ſeine
I Abſichten zur allgemeinen Beförderung der Wiſ
fenfchaften, der edle Endzweck, auf welchen alle
| feine
x 1
v
Bihtothet. „44
ne philoſophiſchen Bemuͤhungen chielnn. Was —
aͤſar “als ein Compliment zum Tullius ſagte,“
n mit dem‘ gröfften Rechte auf ihn angewendet
erden : es ſey ruhmvoller, die Graͤnzen des
enfchlichen Verſtandes, als die Gränzen des
miſchen Reichs eriveitert zu haben. Sir Franz,
zacon hat diefes in in der That gethan: eine
Bahrpeit, die von den gröflten Privatperfonen. '
nd von’ allen öffentlichen Geſellſchaften der gefit«.
teften Völker in Europa erfant wird. Franke.
eich, Italien, Deutfchland, Britannien, und-
bit Rustand, haben ihn zu ihrem Führer er»
‚ähle, und fich feiner Unterweiſung unterworfen. |
das Reich , welches er in der gelehrten Wele er⸗
ichtet bat, iſt ſo allgemein, als der freye Ge
rauch der Vernunft ; und eines mus fo lange
oredauern, als das andre beſtehet. —W
Ee 3 x. An
442 Brittiſche
gSanb X.
et. |
Anzeige der Bewegungsgruͤnde nal
Neuigkeiten zu forſchen *).
F a jedermann begierig zu ſeyn ſcheint, Ne
igkeiten zu wiſſen, beſonders bey dieſer
critiſchen Zeit, da ber Ausgang eines We
"tigen Krieges ben Verſtand ber Menſchen be
ſchaͤſtigt, und fie in einer beſtaͤndigen unruhig
Erwartung erhält, fo wird es nicht übel gehen
ſeyn, die vornehmſten Bewegungsgruͤnde an
zeigen, wodurch die Menſchen zur Bemuͤhung
um Neuigkeiten angetrieben werden,
®
Faͤrs erfte forfehen die Menfchen nach Reuig
eiten aus Muͤſſiggang, um fich zu belugigen
und die Zeit zu vertreiben, bie ihnen fo ſehr zur
Saft faͤllt; obwohl nichts fo koſtbar iſt als die
Zeit, und ob gleich der Verluſt derſelben une
feglich bleibt. Sie ift fo eine unerträglict Dir
de, Daß die Menfchen fie nicht erfragen Finnen
Sie werden ſich feibft beſchwerlich, und, und
aus einer ekelhaften Einode zu reiffen, nem!
fie ihre Zuflucht zu Beſuchen, zur Jagdı #
Gaftgeboten, und Intriguen; aber, vor allen
andern, find fie um Neuigkeiten hekuͤmmer!.
Dieſes mar der vorzuͤgliche Character der Athen⸗
enſer. Die ernfihaften Männer ihrer Nat
pflegten ihnen Vorwuͤrfe darüber zu machen, pr
B W
H Bü dem YniogsfabiPfogngine überfeh
RR
/ er \
Bibliothek. 443
e 9 —* Orte ſetzten, um das Bolt bor=s um
ber gehen zu feben, und nach Menigfeiten zu for⸗
en, ° Der- gröffte. ihrer Redner hat ſich in Des
bfihe, ihre Aufmerkſamkeit auf eine wichtige,
en Staat betreffende Sache, zu lenken, feine
adern ‚ads folgender Worge bedient: Ich bitte
uch nur, auf das, mas ich euch fogen werde, ſo
ufmerffam gu feyn, als ihr anf. Neuigkeiten ſeyd.
Die Sache gieng fo weit, Daß man eine beſonde⸗
e Art von Dbrigfeit ernennen muffte,. um auf das
nüflige Volk acht zu baden, welches, am ſtatt u Kö
eine eignen Angelegenheiten beforge’zu ſeyn, es
los zu feinem Geſchaͤfte machte, ſichum das, wo
indre dene angieng zu befämmern,
Zweytens veranlaſſt bie ifensbegie. De -
Menſchen, nach Menigkeiten zu forfchen, Sie
die herrfchende Leidenſchaft Des menfchlichen Ger -
chlechts. Was wird die Wiffensbegierde nicht -
Kun? Sie ſchwingt Mb empor ,- um den Himmel
auszumeſſen; fie ſteigt hinab in ben: Schoog ber
Erde, um bag, was in ihren Eingemeiden liegt,
mefanig zu machen. Sie geht zuruͤck in längff
gangene Zeiten; ſie beſtimmt zum veraus bie
—E der Zeiten, bie noch kommen ſoten. |
Drittens fuchen bie Menſchen aus Eielkeit
und Ehrbegierde "Meuigkeiten aus juforſchen.
Einige medien bafır angeſehen ſeyn, als ob fir ei
ne ſo groſſe politiſche Eiaſicht befäffen ; daß fie
Finfige Beabenpeken vorausſehen dilen; —*
444 Brittiſche
Sand als ob fie uͤber bie Vorthelle der grofſen Ni
| 3 über Die gegenwärtige Sageder Sachen , und o
das Verhalten der Minifter, tiefe Betr
anflellten. Sie urtheilen- aus Den Minen deni
ben, daß wichtige Staatsveränderungen b
hen, und aus ihrer geheimnisvollen Sprache flı
man ſchluͤſſen, daß fie weit mehr wuͤſſten, als ſe
fagen wollen. Andre verfichern ihre Neuigkein
von guter Hand zu haben; fie nennen nur Pre
nen vom erften Range, und fie geben zu verfiche
"Daß fie Die Geheimniſſe der Cabineter Durd) ei
vertraulichen Briefwechſel mit den Miniftern mi
‚fen. Andre begnügen ſich ihren Neuigkeiten ein
feine Wendung zu geben, und fie mit eininen mer:
würdigen Umftänden auszuſchmuͤcken, wodurd
Die ‘Begebenheiten ganz entfielk, und zu Fabel
werden, Ze
Viertens find die Menſchen auch gewohnt aus
Bloſſer Bosheit Neuigkeicch zu ſagen. Die ver⸗
gnuůͤgen ſich an tragiſchen Borfällen : fie börengern,
daß Stäbte verheeret, ganze Propinzen vermi:
ſtet, und groffe Armeen gänzlich aufgerieben wors
ben find. Ihre einzige Abſicht, wenn fie ungluͤck⸗
Ude Neuigkeiten ſagen, gehet dahin, ihre üble
Gemuͤthsart zu befriedigen,
Fuͤnftens treibt ein Gelft ber Faction bie Men⸗
hen au, nach Neuigkeiten zu forfchen. : Daher
ommt es, daß fie glauben ober laͤugnen, aus⸗
bbreiten oder unterdruͤcken, dergroͤſſern oder ver
Be mindern,
Bibliefef, 445
yarn;- nachdan es: die Partey erfordert her sun,
ugerpan fiwd. _Sind-fie-: für eine. gute Sache?
enommen: ſo verderben fie diefelbe durch ie,
übereilten Eifer, und ihre zuberfichtliche Ent»
idung ber Dinge; -- Sinn. fie in eine fchlimme
‚he in eine Faction gegen. den Staat verwickelt 3
orfchen ie nad) Neuigkeiten um die Zahl, der
isvergnuͤgten zu vermehren, Aufruhr zu erre⸗
', bag. Berftändnis Des Monarchen wi den
terthanen zu unterhrechen,ſoiglich bie.; Freyheie
verniſhten, und eine. ganze Nation, in.linrube |
d Verwirrung zu bringen |
Sechstens find. die Menfchen aus Eigennug,
gierig, Meuigkeiten zu erfahren. Diefes iſt die .
Zirfung des Handels in allen groffen Städten,
elhe der Thron Des Mammens zu fenn ſcheinen;
o der Eigennutz unter tauſend verſchiedenen Ge⸗
alten erſcheinet, und alle Arten von Liſt anwen⸗
et, die Dinge anders vorzuſtellen als ſie ſind;
N) jedermann fü fich bemüher, auf Unfoften feiner-
Nachbarn reich zu werden.
Siebentens find die Menfchen aus Ungebule
ven errünfchten guten Ausgang oder die ſchlim-
nen Folgen einer Begebenheit zu wiflen, um Neu⸗
gteiten befümmert. Der rechtfchaffene Mann,
veffen Abfichten rein find, wird ſich wegen dee _
Wohlfahrt und Glückfeligfeit des Staats auf
GOtt verlaffen. Was Das Unglück anbetrift: ſo
follte man bedenken, daß es zu geſchwind kom⸗
men,
(444 Brittiſche
ind als 6b fie über bie Borshelle der groſſen Hi
£7 über die gegenwärtige Lage der Sachen, und übe
das Berhalten der Minifter, tiefe Betrachtunga
anſtellten. Sie urtheilen aus den Minen derlen
ben, Daß wichtige Staatsveraͤnderungen beverit
hen, und aus ihrer geheimnisvollen Sprache fol
man ſchluͤſſen, daß fie weit mehr wuͤſſten, als ſe
fagen wollen. Andre verfichern ihre Meuigkeita
von guter Hand zu haben; fie nennen nur Perie
‚nen vom eriten Range, und fie geben zu verſtehen
‘Daß fie die Geheimniſſe der Eabineter durch eina
vertraulichen Briefwechſel mit den Miniſtern wir
J ſen. Andre begnuͤgen ſich ihren Neuigkeiten eine
feine Wendung zu geben, und fie mit eininenmet‘
würdigen Umftänden auszuſchmuͤcken, wodurch
bie Begebenheiten ganz entſtellt, und zu Fabelt
werden, "
Wiertens find die Menfchen auch gewohnt aus
bloſſer Bosheit Neuigkeicch zu fagen. Die ver⸗
* gnůgen ſich an tragiſchen Vorfällen: fie hoͤren gern,
daß Stäbte verheeret, ganze Provinzen weni
ſtet, und grofle Armeen gänzlich aufgerieben wor⸗
den find. Ihre einzige Abficht, wenn fie ungüd-
Udye Neuigkeiten fagen, gehet dahin, ihre übt
©emürbsart zu befriedigen, |
Fuͤnftens treibt ein Geiſt ber action die Mer
ſchen an, nach Neuigkeiten zu forfchen.
kommt es, daß fie glauben oder läugnen, au%
breiten. ober unterdruͤcken, dergroͤſſern Be
\ mindern,
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— — J J J a
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Bibliofef, 445
ndern ,. nachdem es: die Parten erfordert, hers@und,
zugerhan find. Sind.fie für eine gute SaheiT +
genommen: fo verderben fie Diefelbe durch ide, “"
r übereilten Eifer, und ihre zuverfichtliche Ent, |
ſeidung der Dinge; -- Sind ſie in eine fchlimme
jache in eine Faction gegen.den Staat verwickelt 3
forichen fie nach Neuigkeiten, um die Zahl, der:
Risvergnügten Zu vermehren, Aufruhr zu erre⸗
n, das Verſtaͤndnis Des Monarchen ‚mir ben
nterthanen zu: unterbredjen ,.-folglich bie Freybeit |
verniſhten, mnd,eine ganze Nation jn inruhhe
m Verwirrung zu bringen. 2
Sechstens find. die Menfchen aus Eigennug,
egierig, Meuigkeiten zu erfahren. Diefes ift die .
Birfung des Handels in allen groffen Städten,
velche der Thron des Mammens zu fenn ſcheinen;
vo der Eigennuß unter taufend verfchiedenen Ge»
talten erſcheinet, und alle Arten von Liſt anwen⸗
et, die Dinge anders vorzuftellen als fie find;
do jedermann fich bemüher, auf Unfoften feiner-
Nachbarn veich zu iverden.
Siebentens find die Menfchen aus Ungebuls
den ermiinfchten guten Ausgang oder die ſchlim-
nen Folgen einer Begebenheit zu wiflen, um Neu⸗
'gfeiten befümmert. Der rechtfchaffene Mann,
deffen Abfichten rein find, wird ſich wegen der _
Wohlfahrt und Glückfeligfeit des Staats auf
5Hr verlaffen. Was das Unglück anbetrift: fo
ſolte man bevenfen, daß es zu geſchwind kom⸗
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444 Brittiſche
Bind ale ob fie uͤber bie Vorthelle der groſſen Ki
ET über Die gegenwaͤrtige Lage der Sachen‘, und übe
das Berhalten der Minifter, tiefe Betrachtunge
anſtellten. Sie urtheilen aus den Minen derier
- ben, ' daß. wichtige Staatsveraͤnderungen bevori
:hen, und aus ihrer geheimnisvollen Sprache ſolu
man ſchluͤſſen, daß fie weit mehr wüflten, als it
fagen wollen. . Andre verfichern ihre Neuigkeim
son guter Hand zu haben; fie nennen nur Perſe
‚'fen. Andre beguügen füch ihren Neuigkeiten cin
feine Wendung zu geben, und fie mit eininenmer'
würdigen Umftänden auszuſchmuͤcken, wodurd
bie: „Degebenfeiten ganz entſtellt, und zu Faben
werden. u
Wiertens find die Menſchen auch gemohataus
:bfoffer. Bosheit Neuigkeitckk zu fagen. Die mis
» :gnügen ſich an tragifhen Vorfaͤllen: fie hoͤren getn,
daß Städte verheeret, ganze Provinzen weni
ſtet, und geoffe Armeen gänzlich aufgerieben wor⸗
ben find, Ihre einzige Abfiche, wenn fie unglüd:
liche Meirigfeiten fagen, gehet dahin, ihre Abi
Gemuͤthsart zu befriedigen.
Fuͤnftens treibt ein Gelft ber Faction bie Den
‚Shen ou, nach Neuigkeiten zu forſchen. Dade
3. bommet es, daß fie glauben oder laͤugnen, aus
‚Breiten: oder unterbrücten, vergroͤſſern oder ver⸗
9 . mindern,
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dern. nachdem es: bie. Partey erſordert, der 5Vend.
zugerhan find. Gind.fie-für eine gute SachetS +
genommen: fo verderben fie Diefelbe Durch ib»,
ı übereilten Eifer, und ihre zuverfichtliche Ent»
eidung der Dinge; -: Sind.fte in eine ſchlimme
ache in eine Faction geaen.den Stat verwickelt 3
forichen fie nach Neuigkeiten, um die Zahl, der:
tisvergnügsen zu vermehren, Aufruhr zu erre⸗
n, das DBerfländnis des Monarchen ‚mie den
iterthanen zu unterbredien „.-folglich die Freyheit
‚ vernighten, und, eine ganze Nation jn Unruhe
d Verwirrung zu bringensd
Sechstens find die. Menfchen aus Eigennug,
gierig, Meuigkeiten zu erfahren. Diefes ift die .
Birfung Des Handels in allen groffen Städten,
rlche der Thron des Mammens zu fenn ſcheinen;
der Eigennuß unter taufend verfchiedenen Ger
talten erſcheinet, und alle Arten von Liſt anwen⸗
et, die Dinge anders vorzuftellen als fie find;
00 jedermann ſich bemüber, auf Unfoften feiner-
Nachbarn reich zu werden.
Siebentens find die Menfchen aus Ungedult
den ermünfchten guten Ausgang oder die ſchlim-
nen Solgen einer Begebenheit zu wiflen, um Neu⸗
'gfeiten befümmert. Der rechtfchaffene Mann,
deſſen Abfichten rein find, wird fid) wegen der
Wohlfahrt und Gluͤckſeligkeit des Staats auf |
GOtt verlaffen. Was das Ungluͤck anbetrift: fo
ſolte man bedenken, daß es zu geſchwind kom⸗
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Srittiſche
Bibliothek.
Fuͤnfter Band.
Finfted und fehfes Stück, J
eeipzig,
bey Johann Wendler.
1762
IC 4
-t
’
. 449
‘ I.
wenty Sermons on the moft ferious and pradii-
cal Subjedis of the Chriftian_Religiong By
the late Reverend Samuel Bourn. The fecond
edition. London 1757. 8.
“
\
= s Band
set
Ke kommen itzt wenig theologiſche Schriften
N in England heraus, in denen man. nicht
den Geiſt des Arianifmus und den Eifer
der das Athanafianifhe Glaubensbefenntnig
heils offenbahr, theilg verſteckt, entdecken ſollte.
zu der erftern Are gehören auch diefe zwanzig \
Reden, und der $efer ift bier nicht in der Ger
ahr, das Syſtem des’ Berfaflers aus Unachtfam.
teit fiir richtig zu halten, weil in der Machriche
von feinem Leben, Die dieſen Prediaten vorgefeger _
it, die Gefinnungen des Samuel Bourn in
biefen Stuͤcken ohne Zurückhaltung angezeiget
At
werden. Er war im Jahr 1689. von einem Pres
diger, der .zu den Diffenters gehörte, geseuget,
und trat im Jahre 1711. ein geiftliches. Amt an.ı
As 1719. die Streitigfeiten wegen der Lehre von
der Dreyeinigkeit ihren Anfang nahmen, fo ent:
ſchlog fid) der Verfafler diefen Streit forgfältig
ju unterfuchen. Cr las des D. Clarks Scripture-
Doätrine, Reply. u.f.w. auf der einen, und die
Bründe des D. Warerland, und andrer berühmt-
ten Bertheidiger des Arhanafianifchen Glaubens
4
befenneniffes auf der andern Seite mit, aller Auf
| Sf merk⸗
450 Brittiſche
Vand merkſamkeit; vornehmlich aber unterfucter N
sr, göttliche Dffenbahrung feibft, um zu fehen,
fie von diefer Sache fagte. Als er die Unter
hung, beißt es ferner, anfieng ,. fo war ra
offenbahrer Athanafianer; allein die Weberzeuu
der Wahrheit war fo maͤchtig, daß feine Erin
nungen ſich gänzlich veränderten; er geflaud st,
dag „naͤchſt der Bibel ihn nichts mehr zum da
fall für das Syſtem des D. Clarks beweget hin
als die Antworten ber Gegner, und bie un
länglihe WBertheidigung ihrer Grundſihen
Nachdem er bey verfchledenen Gemeinden gel
den hatte, fo wurde er endlich nach Birmiy
ham in Warmilfhire berufen. Wenig alt
vor feinem Tobe wollte man Ihn nach) "Bolton I
Sancafhire haben, allein die Siebe und das Pit!
feinee Gemeinde hielt ihn zuruͤck. Er ſtarh im
17. Merz 1754. Der Verfaffer dieſer Nachrih
machet von unferm Redner ein ſehr gutes 2ib.-
„Ale, die ihn gekannt haben, Freunde und dir
be, müffen die allgemeine Güte und Auridtig
keit feines Herzens bezeugen. Da auch en dr
zeichnis von den Süyriften des Samuel Don
‚gegeben wirb, fo wollen wir es unfern Leſm am
Ende diefes Auszuges um fo viel lieber mit
feu, weil wir vermuthen, daß es den mil
angenehm feyn wird. Der Inhalt gegenmirs
ger zwanzig Predigten iſt diefer : vie erfte ei
pfieplet den Kindern gortesfürchtiger Aeltern et
früßzeitige Gottesfurcht, über 1 B. der Ehron.zh
oder 18, 9 , Die zmente über eben ln
em?
Biblisthe 451
pfiehlet ben Aeltern eine gottesfürchtige Erzie,s Band
ig ihrer Kinder, Die dritte, vierte. und
ifte handele von der Natur, ven Verbindlich - -
en und beſondern Vortheilen einer frühzeltie
Gottesfurcht. Pred. Sal. 12, 1. In der
sten, fiebenten, achten ımd neunten revet der
erfafjer von der großen Abfiche des Chriſten-
ıms, welche darinnen beſtehet, die Menfchen
bifchaffener, Heiliger, und glücflicher zu machen.
orinth. 1, 30. Die folgenden drey Predigten
id über Hebr.8, 27. und handeln theils von "Bes
achtungen über den Tod, theils von dem Tode
bſt und. deffen Nothwendigkeit, theils von der
'othmendigkeit nur einmal zu fterben. Sierauf
Igen fünf Predigten Aber Apoft. Gefh. 17, 31.
n der erflen mird von der Oewisheit, in ver
veyten von der Allgemeinheit, in der‘ dritten
on den Feyerlichfelten, ynd in der ‚vierten von
em Eigenehümlichen des zukünftigen Gerichts -
nd von der Perfon, durch welche Die Welt ge⸗
htet wird, gehandelt. Die fünfte enthält Er⸗
tabnungen aus dieſer Lehre. Die drey legten
aben Spruͤchw. Sal. 4, 18. zum Texte. Die
tite redet von dem befländigen Wachsthume eis
et wahren Gottesfurcht; und die übrigen zwo
on der Vollkommenheit des Tages eines gerech«
en Mannes. Wenn: die Berfaffer des Monthly
Review, die. geſchwornen Feinde des Athanaſia⸗
iſchen Glaubensbekenntniſſes, die Reden eines
Sherlock, erwaͤhnen, ſo loben ſie nur die mora⸗
iſhen, weil fie mit. ſeiner Glaubenslehre nicht
J u Sf 3- zufries
x
452 . Brittiſche
Sr zufrieden find. Wir muͤſſen unfer Lob bey &i
Se Reden eben auf dieſe Art und mit meprerm R
ja auch noch genauer. einſchraͤnken, weil wir i
den Reden, weiche den Glauben betreffen,
offenbaren Socinianiſmus finden, und das Erit
bes DBerfaflers feibft auf feine moraliſchen ä
ha dlungen zuweilen einen Einflus hat. W
wollen unfern $efern von beiden Arten, von de
weniger ſchädlichen und von den gefährlidk«
Predigten einen Auszug vorlegen, und erwahl:
bierzu Die dritte und folgenden bis zur neunten Red
Unfer Verfaſſer richtee die Aufmerfiamfeit v
Jugend erft auf die Ermahnuna: Gedenke
deinen Schöpfer in deiner Jugend, umd als
dann auf den wichtigen Anhang: ehe denn dit
böfen Tage kommen, u. ſ. w. Die Erklärung
der Ermahnung gebet bis in die dritte Predigt
über, und der legte Theil der Tertesworte wırd
nur in der dritten Predigt gegen das Ende aut
gerührt. Der Veifaſſer verjchweiger nicht, daB
es im Orundterte heiße: Gedenke deiner
Schöpfer. Er fege aber hinzu: Mach einigen
wicd Dadurch der Sohn Wottes mit eingefchlojlen,
Durch den Gore alle Dinge gefchaffen bag, und
ohne weichen nichts gemacht it, was gemalt
iſt; mie dem Die chriftliche Jugend zu ihrem ‘Bon
cheile fich befannt maden, an den fie mit Er
kenntnis und danfbarem Gemuͤthe gedenken muß,
- Allein da: die vielfache Zahl an ftart der einfachen
ſehr oft gebraucher wird; und da die. Jugend tet
Süden. feine ſo deutliche Offenbarung Yon de
| Art
Bitlises, | 453
er ber Erlöfung. und von dem Character —*
Zohnes Gottes hatte, als bie unfrige, mania
ebet leicht, wohin diefe Ausdruͤcke geben) fo
dnnen wir unfere tleberfegung. für richtig halten,
Diefe Ermahnung wird in drey Stüde -zerglies
ert. 1) Unter was für Begriffen und Vor⸗
teflungen foll die jugend an Gott gedenken,
> Was für Gedanken Neigungen und Hands
ungen’ begreift das Andenken an Gott, als um
ern Schöpfer, in. fih. 3) Werben die Ber —
wegungsgründe und Verbindlichkeiten zum An-
benfen an Gott angeführet, In dem Terte wird
nue der Begriff des Schöpfers angeführet, und
dieſer affeine ift hinlaͤnglich, weil er alle die großen
Vollkommenheiten Gottes, und alle Die großen
Verbindungen, in denen mir, mit ihm fleben,
enthält. Unſer Redner entwicele diefe Vollkom⸗
menbeiten mit vieler Deutlichfeit und. auf eine "
fehr angenehme Art. Gott befige eine vollfome
mene Weisheit, eine alles umfaſſende Erkennt⸗
niß, «eine allgemeine Gegenwart, eine allmaͤch
tige Gewalt und eine uneingefehränfte Güte, .
Die verſchiedenen Verhaͤltniſſe und Verbindun⸗
gen, in denen wir mit Gott ſtehen, ſind, daß er
unſer Beſchuͤtzer und Erhalter, unfer Eigen⸗
thumsherr und Geſetzgeber, unfer groͤßter Wohl⸗
thaͤter und allmaͤchtiger Freund iſt. Wir wollen
die Stelle, welche dieſes letzte Verhaͤltniß betrift,
herſetzen. Ihr koͤnnet noch weiter gehen, Juͤng⸗
linge. Iſt Gott mein Schoͤpfer, der Schoͤpfer
der ganzen Welt und war; ieden Creatur, r iſt
4 er
X
\
454 Bibliothek.
5Band er mein größter Wohlthaͤter und mein allmaͤcht:
SOSE ger Freund. Gore Ift mein $reund; er Hat mid
zu einem fo edlen Geſchoͤpfe gebilder‘, er Hat mid
in eine fo hohe Ordnung ber Wefen verfegt, wel,
che ſich fo würdig befchäftigen, welche eine fc
groffe Otücfellgfeit genieſſen, und fich zu einer fo
onfehnlihen Vollkommenheit erheben Fönnen,
Sort ift mein Freund; er bat meinen Körper fo
wunderbar bereitet und zu allen Sefchäften des
$ebens fo geſchickt gemacht. Es ift nicht möglich,
daß mein Schöpfer und Vater mein Feind ſeyn,
und (er müßte denn fehr beleibigee ſeyn) das
Werk feiner Hände verlaffen ſollte. Ich fehe
weiter , daß mein märbtiger und guter Schöpfer
die Welt mit feinem Gute angefüller hat, bie
Erde ift voll von feinen Reichthuͤmern, iedes
Jahr iſt mie Güte gekroͤnet; afles dienet dem
Menfchen; alles iſt zu unferer Erhaltung und zu
unferm Vergnügen angeordnet. Das Licht der |
Sonne, des Mondes und ber Sterne ift feine
Gabe, Rinder und Schaafe, Vögel und Sifche,
Mole, Seide und Flachs, alle meine Speife
und Kleidung, welche theils zur Morhwendigkeit,
theils sur Zierbe geböret, meine erbaltenden und
angenehmen Speiſen; die wohlriechenden Blu⸗
men, bie Schönheiten des Gartens und des Fel⸗
des, der arbeitende Stier, das nügliche Pferd —
alles dieſes find reiche und freywillige Gefchenfe
meines nötigen Schöpfer, Was für große Aus
gaben hat Bott zu meiner Gluͤckſeligkeit gemacht!
. Was für eine Berfehwendung von Cure erblide
ich nicht in iedem Jahre, an jedem Orte! * |
= 7
oe rn.
dr, er für Mittel har Goꝛt awahlet und; Vand
brauchet, um meine Seele zu bewahren und win *
rbeſſern, meine Unſchuld in Sicherheit zu ſetzen,
eine Tugend zu befördern „ meine: Faͤhigkeiten
erweitern, meinen glücklichen Zuftand wieder |
rzuftellen, mein Herz wohl einzurichten, nnd
ich zur Würde und Gluͤckſeligkeit der Engel zu
beben! Nicht allein die ſichtbare Schöpfung,
ndern aud) meine Bibel entdecket die Guͤtigkeit
nd Siehe Gottes auf dig reizendefte Art; fie zei»
et, was für ein Freund und Vater er für mic)
nd für das ganze menfchliche Geſchlecht iſt.
Allein Fein Werk Gottes, feine Beranftaltung
einer Vorſehung zeiger feine Güte, feine Freund»
haft für die Menfchen, fein Mitleiden gegen
yerlohrne Seelen in einem herrlichern Glanze, als
die Sendung feines Sohnes zur Erlöfung der
Menichen, da er für uns fo viel leiden und end.
lich ſterben mußte, Auf diefe Are, meine
Juͤnglinge, Fönnet ihr euern bimmlifchen Batr.
und beften Freund leicht kennen lernen; und wenn .
ihr ihn unter diefem Character betrachtet, fo fün«
net ihr ihn gemis nicht vergeffen, fondern Ahr
werdet ihn ieden Tag loben, feinen heiligen Ma
men preifen, und euch ſeibſt durch Betrachtun⸗
gen uͤber ihn ergögen. Und wenn ihr euch felbft,
durch Hülfe der heiligen Schrift, als verlohrne
Schafe, als unreine Gefäße, als zerftörte Tem
pel betrachtet, und leſet und hoͤret, was Gert .
gethan hat, um euch wieber zu finden, um euch _
zu heiligen, um euch zu Wohnungen Gottes wieder
2,1, ae 111 =
456 Brittiſche
Fan aufzubauen, fo muß eure Bewunderung u
„ Fr: Dankbarkeit bis auf den hoͤchſten Grad ſteigen,
2) Was für Gedanfen, Peigungen un
Handlungen begreift das Gedenken an Bott, di
anfera Schöpfer in ſich? Ueberhaupt muͤſſen ni
nach Bott: forſchen, mit ihm immer mehr w
mehr bekannt zu werden uns bemühen, oft un
ernſtlich an ihn denken, unfere Abhängigkeit in
ihm erkennen, und ihm unfere tägliche Pflicht Do
zahlen. Noch genauer aber enthält es. folgt
Stuͤcke. Wenn wir an Gott als einen weit
und verftändigen Schöpfer. gedenfen, fe müs
wir alles das, mas Gott hut, billigen, und dam
zufrieden ſeyn, wir. müflen ung-in dem beruhigen,
was er gefchehen laßt; wir müffen glauben, DB
nichts durdy den Zufall oder durch das Shit
geſchiehet. Gedenken wir an Bert, als ein ab
wiſſendes und allgegenmärtiges Weſen, fo fat
diefes eine beſtaͤndige Ernſthaftigkeit des Geile,
eine Sorgfalt ſo gar über. unfere Gedanken tt
unſere innerlihen Bewequngen, über une
Worte und geheimen Handlungen, in fi. M
einen groffen und mächtigen Sort gedenten, erwe
det in uns Furcht, ihm zu, misfallen, und Verl
gen, feine Onade zu erlangen. Um einen Bert
von unumſchraͤnkter Güte gedenken, erweckt in u
freudige Bewegungen, Pf. 37,4. zum tobe Öattt
jum Gebete. Wie er bishero aus den Eigenſchaſten
Wottes den Begeiff des Gedenkens an Mott erflürt;
fo thut er es auch aus den Vexrhaͤltniſſen, in weicht
wir gegen Bott ſtehen - In der vierten Predu
fängt er an das dritte Stuͤkk der Ermahnung ein
| u « handen
Bibliothet. 457
andeln nämlich, bie - Bervegungsgrände zur frühen 5
jroͤmmigkeit. Sie find theils von Gott theils von Da
nierm eignen Mugen und von der bequemen Zeit
er Jugend, theils von dem Bergnügen, weiches‘
vie Durch frühzeitige Froͤmmigkeit Aeltern und
ehrern machen, theilg aber auch von den Nutzen
ber Kirche und der Welt hergeleite. Wir mols
len die Bewegungsgründe, die von Gort herges
nommen find, übergehen und ben den ‘andern’ et⸗
was ſtehen bleiben. Es ift unfer eigner Mugen;
und wir Eönnen uns feinen gröffern verſchaffen,
als wenn wir uns zu Gott befehren und heilig '
leben, Wenn wir nicht in. unferer JZugend-fromm .
find, ſo haben mir gereihfe Urfache zu befürchten,
daß wir es niemals feoyn werden. Wir glauben,
wir haben Urfachen, warum wir dieſes Jahr nicht
an Gore gedenken; altein in dem naͤchſten Jahre
werben wir eben die Urfachen haben; und durch
die Entfernung von ort, wird uufere Unbuß⸗
fertiafeit wachfen, und unfer Wille wird gute Eins |
drücke weniger annehmen. Gleichwie die Rinde
eines Baumes in jedem Jahre dicker und haͤr⸗
ter wird, je länger fie der Sonne und den
Winde ausgefeßt it; fo wird auch’ unfer Go
wiſſen, je länger wir unbefehrt bleiben, deſto
mehr ' verhärter. Allein. wenn wir auch
eine Wahrfcheinlichfeit unferer Bekehrung noch
annehmen fo ift doch die Zeit der. Jugend die
beite und b>quemfte, an Gott zu gedenfen. : Dies
iſt im vorzuͤglichen Verſtande Die angenehme Zeit,
der Tag des Heils. Jugendliche Herzen haben
einige Eigenſchoſcen, wodurch die Ausübung r
- 4
458 Brittiſche
Reli on ihnen feichter wird, als in de
TE den ante ihres kebens, Isin Ioferhafte
NT ungen und ftrafbare Gewohnheiten in ihnen flär-
fer worden find. Wißbegierde und ein Gemü-
ehe, das fich dem Lichte und der Ueberzeugung
öfnet, ift ein Dortheil, Jef.28,9. Wen fell er
denn lehren das Erkenntnis? Wem foll er zu ver-
ftehen geben die Predigt? Die Antwort ift: den
Enrwehneten von der Milch, Denen die von Bruͤ⸗
ften abgefeßet find. Sieber gehören noch anbere
eigenthuͤmliche Eigenfchaften der jugend, Die na
türliche Befcheidenheic, Die Hochachrung gegen das
Alter und gegen die Weisheit, Das Verlangen,
gelobet zu werden, die Begierde andere zu über-
treffen, die Lebhaftigkeit, die wenige ängftliche
Furcht, die Stärke des Oedaͤchtniſſes. Die
Zärtlichkeit ift ferner jungen Herzen eigen. Wir
finden fie in einem befondern Grade bey dem jun⸗
gen Könige Joſia, welcher fehr gerühret wurde,
als er die Worte Gottes in dem Gefegbuche aus
dem Buche, das man in bem Tempel gefimben
Hatte, vorlefen hörte. Und ale er hinſandte den
Herrn zu fragen, wie bas verdiente Ungluͤck koͤnne
abgewendet werden, fo erhielt er diefe Antwort
von Gert: darum, daß dein Herz erweichet ift-—
fo follen deine Augen nicht fehen alle das Ungluͤck
2 B. Kdn.22,19.20, Im achten Jahre trat er
feine Regierung an, und indem achten Jahre ſei⸗—
nes Reiche, da er nech ein Knabe war, fteng er
on zu fuchen den Gott feines. Vaters Davids ,
aChron. 34,3. Abia iB. der Koͤn. 14, 13. und
| | Joſeph
| Bibliothek. 459
Joſeph 13. Moſ. 45,14. 46, 29. find ebenfalls5 Band
Jiervon Beyſpiele. Die Bereitwilligkeit, von LER:
andern fid) überzeugen zu laſſen iſt ein anderer
Vortheil der Jugend. Der wahre Weg zu eis
ner erhabenen Weisheit, Tugend und Froͤmmig⸗
feie zu gelangen, ift dieſer, fruͤhzeitig meife,
tugendhaft und gottesfücchtig zu feyn. Dieſe
Anmerkung wird durch die Beyſpiele eines Jo-
feph, Mofes, Samuel, Dbadia, Hefefia, Joſia,
Daniel, Timorheus, beftätiget. Diefe alle fiengen
in den Tagen ihrer Jugend an, ihre Bedanfen
‚auf den Simmel zu richten, und da fie Dem wei.
ſen Unterrichte und den beilfamen KRarhfchlägen
frühzeitig Gehör gaben, fo wurden fie vorzüglih -
weife und fromm. Daß junge Heiligen alte
Teufet werden ift ganz gewiß eines von den teuflis
{hen Sprüchmörtern; es iſt eine Verläumdung
der Religion, es widerſpricht allen vernünftigen
Gründen und der Natur der moralifchen Fertige
feiten; es ift der Gefchichte entgegen, und verläugs
met Das Zeugnis Gottes: wie man einen Knaben
gewoͤhnet, fo läße er nicht davon mern er alt
wird, Spruͤchw. Sal.22,6. Das Zeugnis dee
heidniſchen Schriftfteller ftimmt mit dem Zeig»
niſſe der heiligen Scribenten überein. Wenn wie
ung einer frühzeltigen Gottesfurcht befleigigen, fü
iſt unfer Zuſtand gefichere ; Gore ijt unfer Vater.
und Freund, und der Tod findet uns niemals unbe
reitet. Aeltern und Lehrer geben den Berfaffer neue
Bewegungsgründe für die jugend an die Hand.
Kinder find Durch eine frühe Srömmigfoibiaßreude
un
—
v
saBaud
set.
u gu
458 Brittiſche
Religion ihnen leichter wird, als in dem nachſolge
ben Zeitpunkte ihres Lebens, wenn lafterhafte Ne
gungen und ſtrafbare Gewohnheiten in ihnen für
fer worden find. Wißhegierde und ein Semi
ehe, das ſich dem Lichte und der Lieberzeugun
dfnet, iſt ein Vortheil, Jef.2g,9. Wen fl
denn lehren das Erkenntnis ? Wem foll er zum
ſtehen geben Die Predige? Die Antwort ift:
Enrwehneten von der Milch, denen die von B
ften abgeſetzet find. Hieher gehören noch ande
eigenthuͤmliche Eigenfchaften der Jugend, die no
türliche Befcheidenheit, die Hochachtung geyen 4
Alter und gegen bie Weisheit, Das DBerlangt,
gelobet zu werden, die Begierde andere zu it:
treffen, die Lebhaftigkeit, Die wenige ängitiidt
Furcht, die Stärke des Oedaͤchtniſſes. Di
Zärtlichkeit ift ferner jungen Herzen eigen. Wi
finden fie in einem befondern Grade bey dem ju
gen Könige Joſia, welcher fehr gerühret murdt,
als er die Worte Gottes in dem Geſetzbuche aus
dem Buche, das man in dem Tempel gefuden
hatte, vorlefen hörte. Und als er Hinfandte den
Heren zu fragen, wie Das verdiente Ungluͤc fünne
abgewendet werden, fo erhielt er biefe Anmert
von Gott: darum, daß bein Herz erweichet it —
ſo ſollen deine Augen nicht ſehen alle das Ungtüd
23. Kon. 22, 9. 20. Im achten Jahre trat er
feine Regierung an, und in dem achten Jehre fe
nes Reichs, da er noch ein Knabe war, fing er
an zu fuchen den Sort feines. Waters Dande,
2 Chron. 34,3. Abia 1°. der Kön. 14, % an
| ofe
Bibliofhek. 459
loſeph 1B. Moſ. 45,14. 46, 29. find ebenfalls; Band
iervon Beyſpiele. Die Bereitwilligkeit, von E
ndern ſich überzeugen zu laſſen iſt ein anderer
Bortheil Der Jugend. Der wahre Weg zu ei⸗
er erhabenen Weisheit, Tugend und Froͤmmig⸗
eit zu gelangen, iſt diefer, früßzeitig : meife,
ugendhaft und gottesfürchtig zu feyn. Diefe
Anmerfung wird durch die Benfpiele eines Jo-⸗
eh, Moſes, Samuel, Obadia, Heſekia, Yofia,
Daniel, Timotheus, beftätiget. Diefe alle fiengen
nden Tagen ihrer Jugend an, ihre Bebanfen
auf den Himmel zu richten, und da fie dem wei
en Unterrichte und ben heilfamen Rarbfchlägen
frühzeitig Gehör gaben, fo wurben fie vorzüglih -
weile und fromm. Daß junge Heiligen alte
Teufel werden ift ganz gewiß eines von den teuflis
ſchen Sprüchmörtern; .es.ift eine Verläumdung
der Religion, es widerſpricht allen vernünftigen
Gründen und der Natur der-moralifchen Fertig.
keiten; es iſt der Gefchichte entgegen, und verläugs
het Das Zeugnis Gottes: wie man einen Knaben '"
gerähner, fo läßt er nicht daran: wenn er alt
wird, Spruͤchw. Sal.22,6. Das Zeugnis der
heidniſchen Schriftfteller ſtimmt mit dem Zeige
niſſe der Heiligen Scribenten überein. Wenn wir
ung einer fruͤhzeitigen Gottesfurcht befleigigen, fo
iſt unfer Juſtand gefichert ; Gort iſt unfer Vater.
und Freund, und der Tod finder uns niemals unbes
‚teitet. Heltern und Lehrer geben dem Berfaffer neue
Bewegungsgruͤnde für die Jugend an die Hand.
Kinder find Dusch eine frühe SrömmigfukDieSreube
un
4686 ° Bruttiſche
#Eand und Krone ihrer Aeltern, fo wohl hier ale an bem
— Tage Chriſti; und ſeibſt die Engel freuen ſich
uͤber ſie. Die vierte Art der Bewegungsgruͤnde
iſt von Dem Nutzen der Kirche und der Welt her.
genommen, Es ift gewiß, bie Sache der Reli⸗
gion und Tugend ift das wichtigite in der Welt;
deswegen erſchuf Gore die Welt, und eben des
wegen fährt er fort, fie zu.erhalten, denn vernünfe
tige Wefen Fönnen ohne fie nicht glücklich ſeyn.
Um aber diefe Religion fo wiel auf uns anfümmt,
in dee Welt aufrecht zu erhalten, fo find untere
Augen und unfere Hofaungen auf euch, meine,
Tugend, gerichtet; ihr muͤßt fie in Dem naͤchſten
Menichenalter behaupten, oder fie wird finfen
und fterben. Die leeren Stellen, welche der Ted
macht, und noch ferner machen wird, koͤnnen nicht
anders erfeßer werden, als durch die Weisheit,
Zugend und Froͤmmigkeit des aufmachfenden Ge⸗
ſchlechts. OGottſeliqe Samilien find die Pflany
gärten, in welchen junge Bäume zum Frugen der
Kirche erzogen werden, Wenn ihr verderbet und
zumfdlaget, wenn ihr die tebre haſſet, Die Zucht
verachtet, wenn ihr nicht euer Ohr zu Denen nei
‚get, die euch unterrichten, fo we det ihr aufeine
traurige Art an.dem Tode der. Religion und an
ben Verfalle der Kirdye Ancheil haben. Sn det
- fünften Predigt macht der Verfaſſer einige Kits
würfe gegen die Ermahnung des Tertes und ni
Derieget fi. Junge Leute fegen immer ihre Ge—⸗
Banken an Gott einige Jahre ginaus. und wollen
seit ihre Jugend, wie fie jagen, genieflen. Ahr
‘ E aM
-
|
!
Bibliothekt. 461.
thoͤrichter. Aeltern verhindern öfters, über ar |
fordern Doch nicht genug, die frühzeitige Sräm ILS
igfeit ihrer Kinder, Der Berfafler jucht fie .
u zu ermuntern. Der letzte Theil diefer Neve _
ıthält das zweyte Stuͤck des Textes: Ehe denn
ie boſen Tage fommen u. ſ.w. Die böfen Tage
nd die Tage des hohen Alters, der Krankheit, ,
nd des Todes, wo wir weder Zeit noch Kräfte
ehr haben, Gott zu dienen. Wie unvernünfl
ig, wie thoͤricht, wie gottlos iſt es nicht, fich vor«
ufegen, alsdann erft ein frommes !eben anzufans
en, oder an Gott zu: gedenfen, wenn euer Tag
prüber iſt, oder bald vorüber feyn wird; wenn .
ure Herzen ſchon hart und unempfindlich, zur
Befehrung ganz ungeſchickt, und. fuͤr die Befehle
nd Bergnügungen der Religion unfähig werden
ind! Möchte ich nicht fagen, wie unmöglic) iſt
5 doch, daß ihr, da ihr als Thoren, als Thiere, gea
ebt hat, als Menfcyen, als Ehriften fterben foll⸗
et! Iſt es alfo nicht rine ungegründete Hofnung,
ine Hofnung, dadurch mir den. Gott bes Hinw
nels beleidigen, wenn.wir erwarten, daß er .ein
altes, ierdifches und finnliches Herz, bas durch
Sünden verderbet iſt; lahme und 'gebrechliche
Dienfte von menig efenden Tagen: annehmen fol
t, da die befte von. unferer Zeit.und Stärke, von
infern Gedanfer und Neigungen zum Dienfle
hoͤrichter Luͤſte gebraucht, und dem Teufel. ſelbſt
wirklich gewidmet worben ift? Iſt dieß Die Hof⸗
lung einer vernänftigen Ereatur fi Eines unfterbs
ichen Wefens ? „Einer. Jugend, bie ſich —
n
(
462. Brittiſche
in dem Stande der Pruͤfung zur Ewigkeit
ya det? Der Redner machet ſich bier der Beldı
bung des Salomo vom hohen Alter zu Nu
und zeige, indem er fie erläutert, wie ungeſchi
Diefe Zeit unfers tebens zur Belehrung if.
wollen noch den Beſchluß dieſer Rede herſehe
, Man bat nody niemals weder einen frommen
einen böfen Menfchen gefunden, welcher ein
loſes und böfes teben an feinem Ende empfoh
hätte, Oleichwie alle weiſe und tugend
Männer, Heiden, Juͤden oder Chriſten in ihr
letzten Stunden denen, die fie umgaben, bie fi
Ugion alle eit angepriefen haben; fo haben bie b
feiten unter den Menfchen, wenn fie ihre Aus
dfneten, und die Wahrheit vom Betrug und R
thum unterfchieden, die Eitelkeit der Ehren un
Reichthuͤmer diefer Welt und zugleich die Wet
heit und Nothwenbigkeit eines frommen db
eingeftanden. Der groffe morgenlaͤndiſche Kai
fer Saladin befahl vor der Spige.. feiner Arm
ausjurufen, „daß er von allen feinen Eroberung
von aller den Siegen, bie er erhalten harte, niht
mit fich ‚hinmeg nähme, als fein Hemde oder Kl
. feichenkleid; der Ausfpruch des Cardinal Vel
ſey, eines groffen Staatsminiſters von Kl
Heinrich dem achten, iſt bekannt: wenn er fit
Sort fo gut, ats feinem Könige gedienet halt
fo würde er ihm nicht in feinem hohen Aker ou
loffen haben. Und fo gar Bileam konnte mil
(chen, daß er den Tod des Gerechten ferben
möchte, ſo ſehr. auch fein Sehen won einen ie
% J En iss En EEE GE — —5— 5 5— — —5————
2
Bibliothef. - , 46
ode umterfehteden war, Ich will alles mit eis nd
vr Betrachtung jenes vorzüglichen Geſchicht— at,
jreibers - und Feldherrns, des Eenopbon, be -
hlieſſen, und id) hoffe, meine noch Jungen Zus
rer werden fich derfelben oft erinnern, und Nu:
en Daraus ziehen. Kr fagt: in dee Oberwelt
iebt eB Feine ſolchen Zerftreuungen, Schaufpiele , .
nd Ergöglichkeiten, dergleichen das Volk in Dies
ee Welt ſo ſehr ergeben iſt, ein jedes verftännis
es: Weſen wird aljo Diejenigen Uebungen zeitig
mſangen, welche flets fortdadren werden.
Die folgenden vier Predigten, wovon wir eis
ten Auszug geben: wollen, werden uns. von der
Ölaubensiehre unfers Berfaffers, Die gänzlich fos
inionifch HE, mehr Licht geben. Sie find über '
die wichtigen Worte, ı Cor. 1,30. Man kann
fie gleich) aus. der Umſchreibung dieſes Tertes ken⸗
nen lernen. - Es wird in bemfelben,, fagt, er, ur«
fer wieder hergeftellter Zuftand befchrieben, Dies
ſes ift ein. Stand der Weisheit, der Rechtſchaf⸗
fenheit, der Heiligung, der Erlöfung, Das if
alles, was wir qals vernünftige, gefellige, unfterbs
liche Werfen Hoffen können, die fehr baid ſterben,
und Durch den Tod in ein neues und emiges Da⸗
feyn hinüber gehen werden. Dies ift die natuͤr.
liche OIrdnung der Dinge in der moralifchen Welt,
in dem Reiche Gottes; denn wenn Die Menfchen
jur Weisheit wieder gebracht find, fo wetden fie -
techt Handeln und rechrfchaffen werden; vechtfchafe
fene Menfchen werden in der Tugend immer wei⸗
Gg ter
⸗ 4
464 - Brittifche
5Band ter fortgehen, bie fie heilig find, oder geheill
. werben, und weile rechefchaffene und heil
Menſchen werden unter der Regierung Gott
von allem Elend erlöfee, und endlich glüd
feyn. Man fiehet hier fchon, was für Begr
der Verfaſſer mit den Worten Gerechtigkeit, :
ligung und Erlöfung verbindet, und er wird
“noch umftändticher erklären, . Das unmittelb
MWerfzeug und die Arfache unſerer Wieder
ſtellung iſt Jeſus Chriſtus; die urfprün
che Urſache aber, und bie Quelle dieſer wı
dervollen Gnade, ift Gott ſelbſt. Cr f
fet alfo den ganzen Tert in die wen Säge, ı)Ü
Haben es gänzlich Gott zu danken, daß mir
Ehrifto Jeſu find, oder daß wir Glieder feir
Kirche und feines Reichs find. 2) Chriſtus
fus ift das vornehmfte Werkzeug, ober die u
mittelbare Urſache der Weisheit, Rechtſchaffenhe
Heiligung und Erlöfung für das menſchliche O
ſchlecht. 3) Alles, was Chriſtus Jeſus für
Menſchen gemacht iſt, das iſt er fo von Ent g
macht. Bey dem erften Sage hält fich ber Ve
faffer nur wenig auf; der zweyte aber erſtrech
ſich durch alle diefe vier Reden. Er theilet fi
felbft wieder in vier Theile. Einen jeden dt
diefen zergliedert der. Redner nieder in jur
Säge, da er erftlic) den Charakter oder Bayı!
der Weisheit, der Rechtſchaffenheit u. ſ. w. fell
feget, und alsbann jeiget, auf was Art Chriltu
uns zur Weisheit, Rechtſchaffenheit u, ſ. w. 9
macht iſt. Bey einem jeden von dieſen vier The
kt
Bibliothee, 465
n find erbauliche Ermafggıngen angehängt.s wand
)as iſt der ‚allgemeine Entwurf. -. Der allge» set, u
ieinfte Begriff der Weisheit ift, wuͤrdige Abyıch-
n durch gefihichte. Miccel zu erlangen ſuchen; fie
talfo 300 Arten von Thorheit entgegen gefegt;
enn man nichts Gutes und Würdiges zur Ab⸗
ht hat, oder wenn man / ungeſchickte Mirtel ers
sählet mm ‚gute. Endzwecke zu erlangen, Die
Nenſchen machen fich bald einer bald beider Ar⸗
m diefer- Thorheit ſchuldig. Chriftus ift ung. |
eswegen zur Weisheit gemacht. Er’ unterriche .
et uns. durch feine göttlichen $ehren; er lebte
elbſt nach Dielen tehren und Befehlen. Hier⸗
ws ziehet der Verfaſſer dDiefe Folgen: die Sum
ve ift alfo Die groffe Thorheit der Welt, weil fie .
er Weisheit der Religion,.der Abſicht Chrijti
entgegen äft, welcher in ‘Die Welt gefommen ift,
die Sünde zu vertreiben, die Werfe des Teufels
zu jerftören, und die Religion wieder herzuftel.
len. Iſt Chriſtus uns zur Weisheit gemacht,
wie erftaunlich, wie verabfcheuungswürdig ift die
Thorheit derer, welche das Evangelium verach-
ten, und welche es fo gar lärherlicd) zu machen ſu⸗
ben. Sn der fünften: Predige wird nach der.
ſchon angeführten Abtheilung der Charakter ver
Rechtfchaffenheit abgehandelt und gezeiget, wie.
Ehriftus uns dazu gemacht iſt. Wir haben ſtets
das Wort Cerechtigfeit, welches in unferer Deuts
ſchen Ueberfegung ſtehet, durch Rechtſchaffenheit
ausdruͤcken muͤſſen, weil es der Verfaſſer ſo uͤber⸗
ſetzt haden wili. Man Kiehet hier voͤllig feine
Gg 2 Mei-
x
N
ıı
466 ° Brittifche
sBand Meinung, Er ſagt: Rechtſchaffenheit ober €
get, rechtigkeit ift von dem Gottes gelehrten zumeil
dur Rechtfertigung und Vergebung erflü
worden: denn wenn einem Berbrecher verget
wird, fo wird er für gerecht und als einer ange
ben, der nichts wider die Geſetze gerhan hi
Wenn Menfchen, die Sünder wider ort gen
fen find, Buße thun, und durch Die Onade G
tes und nach der Einrichtung des Evangelüi, ?
gebung erlangen (mo bleibt Hier die deurliche A
, zeige von der Urſache der Vergebung, von di
.Berdienfte Ehrifti?) fo find fie in dem Gerid
Gottes gerecht, fie werden als foldye betrad
weiche nicht gefündiget haben, in fo ferne fie v
der Berdammung fren find. Allein obgleich
Gerechtigkeit in einem gefeglichen Verſtande ei
fehr edle Bedeutung des Wortes iſt, fo zwei
ich doch, ob es in dieſem Verſtande jemals in!
heiligen Schrift vorfommt, auffer Röm 5, 17.1!
und Ppil.3,9. und In wenig andern Steln
dem ohngeachtet glaube ich nicht, daß es in di
ſem Verſtande in unferm Terte gebrauchet wir
weil Vergebung und Rechtfertigung unter de
letztern Artickel, Exrlöfung, begriffen find, ji
”) Der Verfaffer verweifet bier auf den Taylor u
die Epiftel an die Römer ©. 114. MD die
Buch in die deutſche Spache uͤberſetzt iſt ſo
auch der irrige Lehrbegriff dieſes Verfaſſers un
ung bekannt. Man ſehe D. Erneſti Theo, &
ı Sand ©, 102. u. f. —
Bibliothet. — 467
ſtus it uns zur Rechtſchaffenheit gemaͤcht, weils Baub
Gerechtiakeit wieder bekannt gemacht, weil er Die
mächtigften Bewegungsgründe, recht zu handeln,
er das urſpruͤnaliche Gefeg, die Richtſchnur dei JE.
vorgetragen, weil er ſelbſt recht ‚gehandelt hat.
Mas für eine vortreflihe VBeranttaltung ıft alfo
nicht das Evangelium! was für eine edle und
angenehme. Bothſchaft hat uns nicht Chriſtus ges
braht! Der Verfaſſer will feine bisher vorgerras
gene Meinung noch mehr dadurch beitarfen, Daß
et die zugerechnete Gerechtigkeit, wie man hier
das Wort erfläret, zu wiberiegen ſuchet. Gleich«
wie die Zurechnung der Gerechtigkeit Chrifti Fein,
evangelifcher Ausdruck ift, fo ſcheinet fie auch ver
evangelifchen Lehre nicht eigen zu seyn und feinen
deuttiihen ‘Begriff Davon zu geben. Die Stube
Adams wurde dem Adam, die Sünde der Eva,
ihr. feibft, und die Sünde ver Schlange wurde:
der- Schlange zugerechner, weil es gerecht war,
einem-jeden feine eigne Handlungen suzufchreiben.
Abrahams Glaube und Gehorfam ward. dem
Abraham ‚ur Gerechtigkeit gerechnet. Und fo fol.
auch vie Gerechtigkeit eines jeden Gerechten üver
ihm ſeyn, oder ihm zugerechnet werden. Wie
aber die Gerechtigkeit einer Perfon einer andern
kann zugerechnet werden, das kann ich nicht bes -
greifen (warum denn nicht? da die Möglichkeit
davon, und die Weisheit’ Gottes in dieſem Stüs
de, ſattſam gezeiget und gerettet worden ft), oder
ich fehe es als einen Irrthum, als etwas unges -
rechtes an. So fähret der. Verfaffer fort, und
' \
468 Brittifhe -
5 Band glaubet fo gar, daß man Gott einer Unger
u feit ober eines Irrthums befchuldigen wuͤ
V”, wenn man fagte, daß er den Sündern Die
rechtigkeit Chriſti zurechnete. Wir führen |
die Meinungen unfers Redners an, und es iſt
nicht unfere Pflidyt , fie zu widerlegen. Bon d
natürlichen Berderben der Menſchen muß er (
nothwendig anders denken, als reine Gottes
lehrte nady Anleitung der heiligen Schrift zu d
fen pflegen. Er hält es für ermas gortlofes, |
Gerechtigkeit der Menfchen fo weit herunter zu
.. gen, und fucht die Beweiſe zu entfräften,, wel
man von der Gröffe diefes Verderbens anführ
Einer, fagt er, befinder fich in dem alten Teii
mente. Jeſaias fagt 64 6: Wir find allejamı
wie die Unreinen, und alle unfere Serechtigfeit
wie ein unfläcig Kleid. Das ift aber die C
rechtigkeit böfer Menſchen, heuchlerifcher und «|
trünniger Yuden, die Gerechtigkeit der ungerec
ten Schriftgelehrten und Pharifäer, weiches d
Zufammenpang beweiſet. Diefe Stelle wi
alfo von vielen Gottesgelehrten gemisbraud)
Eben fo übel wirb eine andere Stelle des neu:
Teftaments verftanden Phil. 3, 9. Der hetli
Paulus entfager hier feiner jüdifchen, pbarifäifch
Gerechtigkeit, denn er war ein Pharifäer, der ©
rechtigfeit des Geſetzes; allein er bteibet ben ?
chriſtlichen evangelifiben "Gerechtigkeit. Ob
badurch die Uebereinftimmung mit dem Evanı
lo, oder bie Vergebung und Rechtfertigung v
ſtehet, macht keinen groſſen Uncerſchied or
(Ih
. Bibliothek... 469
Mach unſern Gedanken ift det Unterſchied hoͤchſt.—Band
wichtig. Warum fuͤhrt aber der Verfaſſer nur or,
diefe beiden Stellen an? Weis er feine andern, . '
Beweiſe von Dem Verderben von der unzulänglis
chen Gerechtigkeit der Menſchen mehr? Hiob
14,4. Roͤm. 3, 19. u. ſ.w.) Das dritte, wozu
uns Chriſtus gemacht iſt, iſt die Heiligung. Uns
ter der Heiligung verſtehet er nach der Abſtam⸗
mung des Wortes *) eine Öefinnung, die firh
von der Erde entfernet und über fie erhebet;
denn das iſt die Befchreibung eines wahren Chri⸗
ften, daß fein Wandel im Himmel ift, Er nen-
net Diefes einen edlen Begriff. In der achten
Predigt noch fängt der Verfaſſer an das vierte
Stüd abzuhandeln: Chriſtus iſt ung gemacht zur
Erlöfung.. Wir wollen bier ohne einige Erinne⸗
rung die Gedanken des Verfaſſers erzählen. Er -·
töfung feßer eine Öefangenfchaft, Bande und
Sclaverey voraus.‘ Und fo werden. die Men -
fchen in der Schrift vorgeftellet, als Gefangene
der Sünden, des Satans und des Todes. Um
mehr Eindruc auf die Gemuͤther zu machen, fo
erfcheinet die Sünde in. der Bibel unter einem -
perfönlichen Character, als ein Herr und Iyrann,
Ög4 und
Der Verfaſſer, um ſeine Gelehrſamkeit zu zeigen,
ſetzet dieſe Anmerkung hinzu: Ayssones ara et ya,
non e terra; oder ab 4y agere. Wir verſtehen
die erſte Hälfte diefer Anmerkung nicht; es liegt
auch nicht viel daran. Ohne Zweifel ſoll ed jo
viel beiflen: ayınauds koͤmmt her vom = priuatiuo
und von vu -
470 Brittiſche
— und nach dieſem Bilde leſen wir von einer 9
get 3 gierung und Herrſchaft der Sünde, Der €
Van heißt eın ſtarker Gemwafneter, ein Koͤn
beflen Unterthanen in der Finfternis find, 1
Gore diefer Welt, deffen Eigenehum die Ein:
find. Auch der Tod ift in den heiligen Büche
eine Perſon, ein Sieger, ein Feind, ein Tyraı
Von diefen Feinden hat uns Chriſtus erlöf
Dur fein Evangelium hat er die Mache 1
Suͤnden in. den Seelen unterdruͤcket.
bat ſich feibft als ein Opfer für die Sun
dahin gegeben, und zmar aus folgenden L
fachen: Erftlic) um zu zeigen, wie fehr
Suͤnde Gott beleidiget hat, und dadurch die Me
fhen ‚zu bewegen, daß fie den Frieden und ?
Verſoͤhnung mit ihrem beleidigten Schöpfer f
chen möchten; ferner ift Chriftus zue Suͤnd
zum Suͤndopfer für uns gemacht, um das Eier
der Sünden und das gerechte Misfallen Gotte
Darüber zu zeigen. ‘Der frepmillige Tod de
Sohnes Gottes zeigte bas Elend der Sünde durc
zween Wege, da er Todesangſt und den Tod ſelb
erduldete, und. da er feinem Bater geborfam waı
Da ung ber unfchuldige Sohn Gottes zum Suͤnd
opfer gemacht ift, fe giebt dieſes zu erfennen, da
‚Gott gesecht gewefen feyn würbe, wenn all
fhuldige Menſchen geſtorben wären, und zwa
nad) dem erften richterlichen Ausfpruche, wenn fi
ofle in einem unbegnabigten Zuftande geftorbe
wären. Endlich ift Chriftus-auch deswegen ei
Suͤndopfer worden, damit er ums. einen Bewei
yo
Dothek. 47
von. n.ber. Gnade Gottes geben und zeigen möchte, ,Banb
wie gut und gnädig er if, wie fehr.er Das menſch. Sr
liche Gefchlecht liebes, und wieviel Mitleiden er
mie Demfelben hat, wie er der Sünder fchonet
und Das Opfer. feines Soßnes, feinen Gehorfam
bis zum ode, als: eine Genungepuung für die
Sünden der Menfchen annimmt. — Allen da
es für uns nichts leichtes ift,, "in. bie Juͤdiſche
Begriffe von Opfern, Verſohnung und Genung
thuung einzudringen; fo wird es den Abſichten der
practifihen Religion: und der chriftlichen Tugend
gemäß feyn, wenn ıwir ben Tod Ehrifti als- einen
Beweis von ber Liebe Gottes des: Vaters, alß
einen ‘Beweis von Liebe des Sohnes Gottes gegen
die verlohrnen Suͤnder betrachten. - Ehriftus iſt
unfere Erlöfung,, weil er durch feinen Tod, durch
fein vergoflenes Blur die Wahrheit, des Evangelik
beftätiget unb den ‘Bund der Vergebung beftegelt
har. Der Verfaffer erflärer feine Meinung von
der Bergebung- der Sünden und von ber Recht⸗
fertigung , die er beide für: eine Sache hält, ſehr
weitläuftig, und behauptet, daß feine Gedanken
deutlicher und chrifimäfliger mären, als derjeni⸗
‚gen ihre, weiche fagten, wir würden durch
die Gerechtigkeit‘ Chriſti ‚ bie ung zugerechnet
wuͤrde, und die wir im Glauben. annaͤhmen, ges
rechtfertiget. Er haͤlt dieſe Meinung für unver⸗
ſtaͤndlich, der Schrift zuwider, und von gefaͤhr⸗
lichen Folgen. Ehriſtus iſt uns zur Erloͤſung
gemacht, weil er ein Recht und die Gewalt A
langet Bw, den Tod aufzuheben und feine Die⸗
= 5. mner
—8
—
472 Brittiſche
s Band ner von ihrer lezten Gefangenſchaſt zu befrey
EIE, Wir können aus diefer Lehre die wichtigſten C
munterungen zu einem heiligen !eben berleite:
Was für einen liebenswuͤrdigen "Begriff giebt u
wiche diefelbe von dem Gert, welcher den Pi:
des Evangelii entworfen bat, den Plan, ber
groß als güdg iſt. Was für liebe, Dani
MDreiß find wir nicht Jeſu fchulbig, welcher «
fich felbit fo viel Hat koſten faffen, um unfer Ei
löfer zu werden. : taflet uns alfo diefe Erloͤſun
annehmen, die uns fo oft angeboten wird, um
Die fo theuer erhalten wurde. Das iſt der In
halt von der Predigt, mworinnen der Verfaße
feine ganze ꝛehre gezeigt hate. Der dritte Eat
von denen, die wir oben angeführer haben, und
in welche dee Rebner ben Tert zergliedere bat, iſt
diefer: Alles, was Chriſtus den fündigen Men
fchen gemacht ift, nämlich Weisheit, Rechtſchaf⸗
fenheit, Seillgung, und Erlöfung, das iſt er von
Gott gemacht. Nachdem er feinen Sag kur;
erflärer hat, fo will er durch denfelben uns rich.
tige Begriffe von Gore geben, unfere Neigungen
recht lenfen, und unfere Verehrung auf den rech⸗
ten Gegenftand richten. Was feine Abfıchten
hierbey find, werden unfere $efer leicht einfehen,
wenn wir ihnen ben Beſchluß diefer Rebe über-
fegen. Er fucht nichts anders, als dem Sohne
Gottes feine Gottheit zu rauben. „laſſet uns,
‚fo ermahnet er feine Zuhörer. hieraus lernen, an
wen wir unfern Dienft, unfer $ob, unfer Gebet
unmittelbar sichten follen, nämlich an Bon un
= ater
Sibliothet. 473.
Vater unſers Herrn Jeſu Chriſttyrii bem Na: BE
men feines Sohnes. Es giebt Beyſpiele, wo EI
fo wohl Gebet ats Lob an den SöhrSortes un-
mittelbar gerichtet find. °_ Ein Bart ſpiel des Ge⸗
bets giebt der fterbende Maͤrthrer Stephanus:
Herr Jeſu, nimm meinen Geiſt auf. Ayofelgefä.
7,5% Ein Benfpiel des Lobes ‚uden- wir
Offenb. Joh.5, i2. i3. Engel und Heilige umge, .
ben den Thron, und fingen: Däs Lamm, das
erwuͤrget iſt, ift würdig zu nehmen, Kraft und
Reichthum und Weishelt und Stärke und Ehre,
und Preiß und Lob. Allein. in beiden Fällen,
wird der Sohn Gottes in Perfon vorgeftellet,
und ift Den Berehrern ſichtbar. Diefen Fall der
perfönlichen Gegenwart Chriſti ausgenommen, ha⸗
ben wir, ſo viel ich weis, kein Beyſpiel des Ge⸗
bets, das unmittelbar an ihn gerichtet wäre. .
Er verlanget nur, daß wir. in feinem Namen
oder durch ihn, als den Mittler, Gott dem Va⸗
ter unfer Gebet vortragen ſollen, Joh. 14, 13.
15,16. Wenn wir alle die. Größe und Herrs
(haft Jeſu Chriſti bekennen, ſo geſchiehet dieſes
zur Ehre Gottes des Vaters, Philip. 2, 11.
Der gewoͤhnliche Ausdruck des heiligen Paulus
it, den Gore und Vater unſers Herrn Jeſu
Chriſti zu loben, der ung geſegnet hat mit aller⸗
{en .geiftlichen. Sigen in Chriſto, Epheſ. ı, 3.
Roͤm. ı5,.16. Eoloff. 1, 3. Da Epriftus ver
einzige Mittler zwiſchen uns und Gott iſt, p
muͤſſen wir r allegeit In kin? Namen bitten u
alle
474 Brittiſche
Bend alle Gnade und Barmherzigkeit durch ihn erwar
— ten. Es ſcheint ein bequenerer Ausdruck zu fern
“
durch Chriſtum, als um Eprifti willen Wi
finden zwar eine Stelle Ephef. 4, 32. wo vor
‚Gott gelagt wird, er vergebe uns um Ehrifti mil
len; allein im Grundterte heißt es In, oder durch
Chriſtum. "Die Redensart um Chriſti willen
ſcheinet zu erkennen zu, geben, als wenn Gott
nicht ſelbſt, aus. eigner weſentlicher Güte, als
unfer himmliſcher Dater geneigt wäre, zu verge:
ben und Barmperjigfeir zu erjeigen: als wenn
feine Liebe und Gnade nicht die Dvelle unferer
Erlöfung durch Chriſtum märe, fondern fie wäre
nur die Wirkung und Solge davon. Man weiß,
wie ich hoffe, aus dem, mas id) gefagt habe,
daß diefes ein falfcher und unanftändiger "Begriff
von Gott iſt. Allein der andere Ausdruck, von
"Gore dem Bater in und durch feinen Sohn Gnade
fuchen, gründet fich auf die Wahrheit, die uns
unfer Tert und das ganze neue Teſtament zeiget,
nämlich, Daß Sort der Vater die große Queile
von der ganzen Önade der Erlölung iſt, und daß
ber Sohn Gottes, in welchem alle Fuͤlle wohnet,
die Onade des Vaters ausgetpeilet hat. Um
dieſe Würde ‚u behaupten, murde er unfer deh⸗
ter, unfer Deyipiel, und ftarb als ein Opfer für
unfere Sünde. Gleichwie dicfe Tugend und Güte
ihn dem Vater angenehm ‚machte, fo muß fie
auch einem deden ı.nter uns auf eine fo mächtige
‚und nachdruͤckliche Weiſe angenehm feyn, daß
. me
rn
⸗
Bilethet. u 475 '
sie uns insgelammt intfchlieſen, ie“ zu Ichen, Fand Ä
yıB wir bereit feyn, um: feinetwifteni zu ſterden, Sr |
ya wie ung bereiten ‚ewig mit ihm au eben.
Die Schriften unſers Verfaffer find’ folgenbe:
Reden.
1) Popery a Craft, and Popifh Priefts ‚the
chief Crafts-Men. Ad. 19.25. Ohne des
Verfaſſers Namen: 8. 1735. u
2) Thetrue Chriftian Way uf Ariving for the |
faich of the Gofpel. Phil. ı, 27.28. 8. 1738.
3) A Charge delivered at the ordination of the
reverend Mr. job Örton. 8. 1745. °
4) A new Call’to the Unconverted, in for
Sermons on’ Ezek, 33, 2. Ohne ſeinen Nas
men. 12. 1754. |
5) Twenty fermons on the moſt ſerious and
pradical ſubjects of the Chriſtian Religion.
8. 1155. ..
"Schriften zur Brbauung.
6) The young Chriftian’s Prayer-Book; with
a prefatory Addrefs to young’ Perfons upon
the Obligation and Importance of early De-
votion. Ohne feinen Namen, 8.1733. Die
zweyte Ausgabe kam ohne Vorwiſſen des’ Verfaſ⸗
ers zu Dublin durch Beranftaltung des Doctor
Selands mit feiner Empfehlung heraus. 12.
-Die dritte Ausgabe von 1742. hat verichiedene
Zufäge. Die vierte und volftändigfte Aus. j
gabe ift von 1748, 12.
7) The
|
IN
476 Brittiſche
*Band 7 ) The Chriftian- Family Payer- Book ete, witk
—8 a%ecommendatory Intrpdudion by the reve-
“ rend D.Iigac. Watts. 12. 1737. Diezwegte
.. Ausgabe iſt von 1738. 12.
| Catechiſmi.
8) Ledures to Children and young Peoples in a
catecherical Mechod etc. 1738. 12. Die
. jwote Yusgabe Fam 1739. heraus. 1748. wurde
die. dritte. Ausgabe allein unter diefen Titel;
Religious Edacation begun, and carried on,
“ in three Cäatechilms, yeranftalte. Die Noten
ber beiden erftern Ausgaben wurden weggelaſ⸗
um den Preiß zu vermindern und den Nutzen
allgemeiner zu machen. . |
9) The. Ghriftian Catechifm, ohne feinen Na
men. 12. 1744.
10) TheProteitant Catechifm; or a Vindication
of the Proteftant Reformation etc. Ohne feis
nen Namen. 8. 1746.
ıı) The Proteftant- Diffenters Catechifm; or a
Vindication of the Principles and Pradice
of Proteftant- Diffenters etc. By a Lover of
- Truth and Liberty. Ohne feinen Nomen,
18. 1747. Ä
. Steeitsund vermifchre Schriften.
12) An Introdudion to the Hiftory of the In-
quifition, etc. Ohne feinen Namen. 12. 1735
| 13) Aa
Bibliothek. 477
(3) An Addrefs to ‚Proteftant- Diffenters etc San
By a Proteftant- Diffenter. Hhne ſeinen Na ya |
mm. 8. 1736.
14) An Addrefs to the Congrexation of Prote-
. ftant- Diffenters, who meet at Caftle-. Gate
in Nottingham etc. By a Proteftant -Diffen-.
ter. ‚Ohne feinen Iamen. 8..1738.
15) A Dialogue between a Baptift and a Church-
män. Part. I. By a confiftent Proteftant.
Ohne feinen Narren. 8. 1737: :
16) A Dialogue between a Baptift and a- Church-
man etc. Part. 3. By a confiltent Chriftian,
Ohne feinen Namen, 8.1739.
17) Remarks on a pretended Anfwer to a ser
mon preached at Dudley, intitled the true
Chriſtian Way of ſtriving for the Faith of
the Gofpel. Ohne feinen Namen, 8. 1739.
18) An Anfwer to the Remarks of an unknown
Clergyman on the’ Proteftant -Diflenters Ca-
techifm etc. Ohne feinen Namen. 12.
1747. oder 1748.
u.
48 Burittiſche
Bu Lo.
—*
Obfervations on the nature, and conſequence
of wounds and contufions of the head, fr
aures ofthe fkull, concuffions of the brii
etc. by Percivalli Pott, Sargeon to Sc'Bır-
tholomew’s hofpital. „London printed fu
C. Hitch and L. Hawes M. D. CC. LX. 80
“ 19 Bogen,
\ er Herr Verfaſſer diefer Abhandlung if
$ der gelehrten Welt ſchon durch “eine at
\ dre kleine Schrift von denen Fiftuln de
Augen als ein geſchickter Wundarze bekannt. Er
glaubt durdy eine lange Erfahrung bemerfet zu
haben, daß die mehreften jungen Leute, die in
Hofpiräler gehen, um Ihre chirurgiſche Wiffenfdaft
zu verbeffern, dieſes zu ihrer Hauptbefchäftigung
machen, ſich in- dem praktiſchen Theile diele
Kunft feſt zu fegen. Er laͤugnet nicht, daß die
Art eine Operation geſchickt zu unternehmen und
auszuführen, bey einem Wundarzte ein ungemel—
nes Verdienft ausmache. Allein es giebt nf
andre Geſchicklichkeiten, die ipm eben fo unnt
behrlich find. Es ift zumeilen ein größres Der
dienft, zu wiſſen, ‚wie ein Glied erhalten werd!
fönne, als felbiges abzuldfen, und es kann dahet
einem Chirurgo mehrere Ehre erwerben, ur
- —
Bibliothek, ‚49
r eine Operation hintertreibet, als wenn er fies Band
mit der groͤßten Geſchicklichkeit verrichtet. Man Et, |
fordert von einem Wundarzt nicht nur eine ges
Ihiefte Hand, fondern auch einen guten Berftand,
die Nothwendigkeit und unausbleiblichen Folgen
einer Operation gehörig einzufeben. Beinbrüche
auf verfchiedene Art zu heiten, Verrenkungen auf
verfchiedene Art einzurichten u. d. g. zeigt nicht nur
die Gefchiclichkeit eines Wundarzts, fondern
bringe zuweilen auch Solgen zumege, die dem Pas
tienten befcjwerlich feyn koͤnnen. Schmerzen
find ein wirkliches Uebel, das er fühle. Hinken
und Berftümmelung der Glieder find bisweilen
eine nicht zu ändernde: Folge der Krankheit, zus
weiten aber ift auch die Unachtſamkeit und Unfäs
higkeit des Chirurgi daran fchuld. .
Es iſt daher falfch, Die Erlernung einer ges
ſchickten Operation für den Hauptzweck der chirur
giſchen Wiſſenſchaft anzufehen. |
Man lernt die Kunft, eine Krankheit einzufer
ben und richtig zu beurtheilen, nicht nur fo bey
läufig: Es wird niemand ein kluger und geſchick⸗
ter Arzt, wenn er einige Monate in einem Lazäöç.·
teth herum läufet, oder ein Lehrbuch von der gan⸗
jen Chirurgie durchlieſet. Wer gefchiche werden '
will, muß manche Kleinigkeit Eennen lernen, die“ .
ein unachtſamer nicht bemerfet, und die ‚von Fels
nem Schriftfteller kann befchrieben werden: er
muß fid) gewöhnen, felbft zu fehen und felbft zu
denfen; er muß die ‚allgemeinen Reguln derer
Schriftſteller als den Umriß eines Gemählves
" | SH betrach.
478 Brrttiſche
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etc. by Perzivall Pott, Sargeon to Str
tholomew’s hofpital. ‚London printed for
C. Hitch and L. Hawes M. D. CC. LX. Bv0,
° 19 Bogen. |
4
er Herr Verfaſſer dieſer Abhandlung iſt
| $ der gelehrten Welt ſchon durch eine an.
dre Fleine Schrift von denen Fiftuln der
‚Augen als ein gefhickter Wundarze bekannt. Er
glaubt durch eine lange Erfahrung bemerfet zu
haben, daß die mehreften jungen Leute, die in
Hofpieäler gehen, um ihre chirurgifche Wiffenfhaft
zu verbeffern, dieſes zu ihrer Hauptbefchäftigung
machen, fi) in-dem praktiſchen Theile dieler
Kunft feft zu fegen. Er laͤugnet nicht, daß die
Art eine Operation gefchicht zu unternehmen und
auszuführen, bey einem Wundarzte ein ungemel
nes Verdienft ausmache. Allein es giebt noch
andre Gefchiclichfeiten, die ihm eben fo unent
behrlich find. Es ift zumeilen ein größres Der
dienft, zu wiſſen, wie ein Glied erhalten werden
fönne, als felbiges abzulöfen, und es kann dahet
einem Chirurgo mehrere Ehre erwerben, u
mn
Bibliothef. , 479
er eine Operation hintertreibet, als wenn er Res Band
mit der größten Geſchicklichkeit verrichtet. Man iS,
fordert von einem Wundarzt nicht nur eine ge
ſchickte Hand, fondern auch einen guten Berftand,
die Nothwendigkeit und unausbleiblichen Feigen
einer Operation gehoͤrig einzuſehen. Beinbruͤche
auf verſchiedene Art zu heilen, Verrenkungen auf
verfehiedene Art einzurichten u. d. g. zeigt nicht nur
die Geſchicklichkeit eines Wundarzts, ſondern
bringt zuweilen auch Folgen zuwege, die dem Pa⸗
tienten beſchweriich ſeyn koͤnnen. Schmerzen
ſind ein wirkliches Uebel, das er fuͤhlt. Hinken
und Verſtuͤmmelung der Glieder ſind bisweilen
eine nicht zu aͤndernde Folge dee Krankheit, zus
weilen aber iſt auch die Unachtſamkeit und Unfe
bigfeit des Chirurgi daran ſchuld. .
Es iſt daher falſch, die Erlernung einer ge⸗ |
ſchickten Operation für den Hauptzwed der chirur.
giſchen Wiflenfchaft anzufehen.
Man lernt die Kunft, eine Krankheit einzufer
ben und richtig zu beurtheilen, nicht nur fo bey»
läufig: Es wird niemand ein kluger und gefchic
ter Arzt, wenn er einige Monarhe in einem Laza-⸗
reth herum laͤufet, oder ein Lehrbuch Yon der gan⸗
jm Chirurgie Durchliefet. Wer gefchicht werden '
will, muß manche Kleinigkeit Eennen lernen, die
ein unachtfamet nicht bemerfet, und die ‚von fele
nem Schriftfteller kann beſchrieben werden: er
muß ſich gewoͤhnen, ſelbſt zu ſehen und ſelbſt zu
denken; er muß die jallgemeinen Reguln derer
Schriftſteller als den Umriß eines Gemaͤhldes
5. betrach⸗
480: Brittiſche
$ Bar“ betrachten, ben er ausſchattiren und vollenden fol.
5. St. B 3 3 0 / fi
Ey Bücher Formen nur einige allgemeine "Begriffe ges
ben; eigenes Nachdenken und Mühe Das gelefene
- auszuüben, verbeffern unfere Wiſſenſchaft und leh⸗
ren uns richtig urtheilen. Der groſſe Unterſcheid
in der Natur der Körper, die häufigen und viel:
fälrigen Verwidelangen derer Krankheiten, bie
fonderbaren "Wirkungen einer äufferlichen Gewalt
geben uns Stoff genug an die Hand, uns im
Denken zu üben; ver Diefrs unterläßt, wird oft
u andrer und feinem eignen Schaden irren.
Ein Leyrbuch, das die ganze Chirurgie vor.
trägt, mürde gu meittäuftig werden, wenn alle
Krankheiten fo genau darinnen abgehandelt mer.
den follten, wie es zu der angeführten Abficht er»
. forverlich wäre, Dieſes har den Herrn Verfaffer
bewogen, feine Öedanfen von verſchiedenen einzelnen
cirurgikchen Krankheiten aufzufegen, und übers
fiefert daher in gegenwärtigen Blättern einige, in.
feiner Erfahrung gefundene Beobachtungen ron
denen Wunden des Kopfes. Diefe Kranfpeiten
find von ungemeiner Wichtigkeit, und verurfachen
dem Chirurgo bisweilen mehrern Kummer, und
dem Patienten mehrere Gefahr, als irgend eine
andre Verletzung, die eine aͤuſſerliche-Gewalt zur
wege bringet. J |
Unter dem allgemeinen Namen Kopfrounden
verftehet man Beſchaͤdigungen, Die durch ganz vers
ſchiedene Urſachen an verſchiedenen Theilen des
Kopfes erreget werden. Alle Verletzungen der
aͤuſſerlichen haarigen Haut, der Beinhaut der
| irn⸗
Bibliothef. 481
Hirnſchale derer Hirnhaͤute, ja bes: Gehirns s Sand
felbft, durch Stoſſen, Schneiden, Queiſchen, I
Reiſſen, Brechen find darunter begriffen. . Ei⸗
nige davon fallen gleich in die Augen, andre ent-
deckt man erſt durch Die von ihnen entſtehenden
Zufälle, . Wären dieſe Wunden allezeit einfach,
ſo würden fie leichtlich ‚durch ein oder das andre.
weſentliche Zeichen erfannt, und von einander un.
terſchieden werden koͤnnen. "Allein diefes gefchies
bet zum Ungluͤck gar felten, und es wird daher
öfters gar ſchwer, ja gar unmöglich, die wahre Ur.
ſache und ihren eigentlichen Sitz zu entdecken.
Es iſt diefes allein ſchon hinreichend, uns in der
Anwendung chirurgiſcher Huͤlfe ftußig. und unent⸗
ſchloſſen zu machen. Hierzu kommt noch, daß
öfters von/zwey gänzlich. verſchiedenen Urſachen
Zufälle erreget werden, Die völlig mit einander.
überein fommen; z. B. eine Erſchuͤtterung der
markigen Subſtanz des Gehirns verurſachet zu-
weilen eben die Zufaͤlle, die von dem zwiſchen
den Hirnhaͤuten ausgetretenen Blute oder Blut-·
waſſer erregt werden, als Sinnloſigkeit, Unbeweg⸗ |
lichkeit, Fuͤhlloſigkeit, u. ſ. w.
Es iſt billig zu verwundern, warum ein fo.
wichtiges und ſchweres Capitel der CHirurgte nicht
mit mehrerm Zleiffe in Ordnung und zu einer
beſſern Gewißheit gebracht morden. .
Ein Chirurgus muß im Stande ſeyn zu be⸗
ſtimmen, ob es noͤthig ſey, die Hirnſchale ohnver⸗
zuͤglich Zu öfnen, oder ob es noch ohne Gefahr
fönne verſchoben werden? er muß wiſſen, was
| HH 2 für -
-
vr
an Brittiſche
Band für Folgen eines oder das andre begleiten koͤnnen;
—* welche Zufälle er ohne Schaden erleichtern oder
heben koͤnne; und durch was fuͤr Mittel dieſes
geſchehen ſolle. Alles dieſes erlernet er durch ge⸗
hoͤri⸗r und ununterbrochene Auſmerkſamkeit und
fleißiges Nachſinnen. Es erfordert eine richtige
Beurtheilung ähnlicher Faͤlle, wenn man Den ver.
muthlichen Ausgang und ‚Erfolg einer Krankheit
beftimmen fol. Dieſes ift eine Sache, in ber
ein Arzt feine Geſchicklichkeit recht zeigen kann.
Die beften und ficherfien Mittel in biefem
und andern Theilen der Chirurgie zu einer gruͤnd⸗
lichen Willenfchaft zu gelangen, find eine genaue
anatomifche Känntnis derer Gliedmaſſen; eine
gehörige Aufmerkfamfeit während der Krankheit;
eine forgfältige Unterfuchung derer befehädigten
Theile nach dem Tode. Ä
Aus diefen Quellen hat man z. E. entbedft,
. daß ein Bruch der Hirnfchale, an und für ih
betrachtet, nicht folche Zufälle nad) ſich ziehe oder
fo gefährlich fen, als man insgemein glaubet; daß
fi) zmifchen der harten Hirnhaut und der Hirn⸗
fbale eine ziemliche Menge. Eiter fammien fans,
ohne daß vorher Blut dahin müfle ausgetreten
ſeyn; und daß die gewöhnlichtte Urſache derer. be:
denklichen Zufälle, ja des Todes felbft, bey denen
Kopfwunden das Soßtrennen und Die Jaumiß die⸗
fer gedachten Haut zu fenn pflege.
Das Eapitel ven denen Kopfmunden ift ei-
nes von Denen verdrüßlichften in der ganzen praf.
tifchen Chirurgie, Es verſtreicht öfters eine bes
W cxrraͤcht⸗
traͤchtliche Zeit, ehe die Zufälle gefährlich werden. sBanb
Der Patient ſcheint zu der Zeit faft völlig gefund. —
Eine geringe Verletzung bringt oft die ſchrechhaf ·
teſten Folgen zuwege. Oefters kann alle möglis
che angewendete Geſchicklichkeit und Muͤhe nicht
die geringſte Erleichterung machen. |
Es ſchien daher dem Herrn Berfaffer eine -
mürdige Benmuͤhung zu feyn, die übeln Folgen
ben der Beſchaͤdigung der Hirnfchale und des Ges .
biens zu unterfuchen, "Man darf feine vollftäns
dige Abhandlung erwarten. Dieſes war feine
Abſicht nicht. Er theiler nur diejenigen Anmer⸗
kungen mit, die er aus feiner eignen Erfahrung
bey Leſung derer Schriften angeftelle. Wenn:
erin einigen Fallen, von dem bisher angenommes
nen Meynungen abgehet, ‘fo verfichert er, daß feis
ne Schlüffe nicht übereifet angeftellet, fondern mit
Fleiß und Sorgfalt aus einer vielfachen Erfah»
tung hergeleitet wären. Er führer häufige Stel»
len aus denen ältern Schrättftelleen Hippocrate,
Galeno, Eelfo, Dribafio, Rhaſes, Hildano und
andern theils zu mehrerer - Betätigung feiner
Säge, theils deswegen an, daß junge Leute fer
ben möchten, wie genau und forgfältig die Alten
in Beobachtung derer Krankheiten: und in der‘
Verfertigung derer daraus herzuleitenden Orund⸗
fige gewefen.. \ — |
Er entdeckt das mangelhafte und unzures
ende der chirurgifchen Kunft aufrichtig, doch
zeiget er auch:gehörig an, in welchen Fällen dieſe
Wiſſenſchaft brauchbar und muͤtzlich ſey. Er
#83 | fagt
—
484 Beittifihe
5 Band fagt, er wolle die Runftgriffe tes Betrugs und
X der Prahlerey denen überlaffen, die, ihrer Linmif
fenheit und Unverfchämtheit ohngeachtet, von dem
leichtgläubigen Pöbel reichlich dafür bezahlet würs
den, daß fie unter großprahleriichen Tiruln Die
feute vergiften, blind machen, quälen, verftüm.
meln und ermorden.
Wir müffen geftehen, daß der Herr Verfaſſer
.. In Diefer ganzen Abhandlung eine fehr gute Ord⸗
nung und Bründlichkeit beobachtet; und ohner⸗
achtet diejenigen, bie in jevem ‘Buche nur Das -
ſchaͤtzen, was neu und fonderbar it, bey der
Durclefung des gegenwärtigen nicht völlig be-
friediget werden dürften, fo hoffen wir Doch, daß
‚ ber Here Berfaffer feinen vorgefegten Zweck er:
reichen werbe, da er geſachet, das wahre nüßliche _
| und brauchbare aug der Chirurgie in Abſicht fei-
| nes Begenftandes aufzuzeichnen und befannter zu
madhen, _
Die ganze Abhandlung beftehet aus ſechs Ab⸗ |
ſchnitten. Der eritre befchreiber die erfte Claſſe
der Befchädigungen des Ropfes, deren ber Here
Verf. drey machet: Wunden, Quetſchungen und
Bruͤche.
Die Wunden werden allemal durch ein ſpitzi⸗
ges ſchneidendes oder eckiges Inſtrument verurfas
het. Sie werden in drey Sorten getheilet: ei
nige gehen nur durch das Auffere Blatt der Hirn⸗
ſchale; andre dringen durch bende; die dritten
gehen durch die auſſere Tafel und ſplittern zugleich
bie innre. Ä
Die
Zufälle darzu fommen : follten aber andre Ver⸗
legungen dabey feyn, fo muß die Eur nach deren
Erforderniß eingerichtet werden. Dieſe Beſchaͤ⸗
digungen ſind mehrentheils ausgefretenes Blut,
Querfchungen der Hirnfchale oder derer Darunter
liegehden Häute; Erſchuͤtterung des Gehirns.
Durchdeinge: das verletzende Inſtrument bey -
de Tafeln des Hirnfchädels, jo wird felten Die har—
te Hirnhaut unverlegt bleiben. Daher entitehet
teils Blusen, das alle ſchlimmen Folgen erreget,
die jeder fremder, zwiſchen der Hirnſchale und
ben Haͤuten ſteckende, Körper verurſachet, theils
eine ſtarke Entzuͤndung ſo wie bey einer jeden Ver⸗
letung eines flechſigen Theiles. Mehrentheils
iſt dieſe Entzuͤndung mit einem heftigen Fieber
berbunden, und die därauf folgende Fäulniß und
Vereiteguing iſt mehrentheils tödlich. Die Sto⸗
cung des Blutes zwiſchen der Hirnfihale und- der
harten Hirnhaut pflegt ebenfalls öfters von fo.
groffer Gefahr zu fenn, als wenn zwiſchen diefer
und dem Gehirn "Blut ausgetreten. '
Die Zufälle Des ausgetretenen Geblüts find
eben diefeiben, Die allemal erfolgen, wenn das Ge⸗
hirn oder die Nerven gedruͤcket werden, Brechen,
Schläfrigfeit, Schwindel, Unbeweglichkeit ber
uffeln, Ä
Bey einer Entzimdung find fieberhafte Zus
fälle: gefchwinder Puls, trockne Haut, rothe
Baden, funkeinde Augen, Beklemmung, Ekel,
| 2,984 . Dre
Bibliothefk. 488
Die erſtere Art kann als einfach betrachtet, und Band
zugeheilet werden, wenn anders Feine bedenkliche St,
486 | Brittiſche
4 Gend Brechen u. ſ.w. In beyden Fällen iſt bie Eır
got, faft einerley. Doch Fönnen verfchiebene Umftän
de felbige einigermaflen ändern, fo daß bey dem
Falle, wo einiges Geblüte ausgetreten iſt, die Tu
panation fo bald als möglich verrichtet werden
muß; ben einer Entzündung aber 'felbige einig
Zeit noch mit Nutzen verſchoben werden fan,
um durch Aderlaflen, Abführen und kuͤhlende
Diät dem Patienten Hülfe zu ‚verfchoffen.
Die Abfiche ift bey beyden Fällen, entweder
dem Blute oder, dem Eiter freyen Ausfluß w
ſchaffen, worauf die Zufälle nachlaſſen, wenn die
‚ Menge diefer Feuchtigkeiten nicht groß geweſen.
Gefährlicher its, wenn eine gröffere Menge de
von ausgetreten find, noch ſchlimmer, menn ſie
zwifchen der harten und weichen Hirnhaut beiind:
lich. Der Here Verfaſſer hält zwar das Zer⸗
fehneiden derer Hirnhäute nicht für unſchaͤdlich,
doch giebt er zu, daß es in bergfeichen Källen un
- umgänglich noͤthig ſey. Alles was bisher von
‚ die innre zerſplittert; dieſe Splitter. können at
denen Wunden, bie durch ein fpigiges Inſtrument
verurfachet werden, gejagt worden, kann auch iM
gefchnittenen und gebauenen in Ausübung 9%
Drache werben. Ein abgehauenes Stüd Hit
ſchale, wenn es noch an der Haut oder Beinhaut
bänget, kann wieder angehellet werden; iſt es
aber dergeflalt loßgetrennet, daß es nicht wie“
verheilen kann, fo muß man es gaͤnzlich obneh⸗
men, Zuweilen gefchiehet es, daß ein Inſtrument
durch Die äuffere Tafel dee Hirnfchale bohret um
weh
Bibliothek. 487
veder Ihre Sage behalten, ober auch eine andre⸗ Bund
innehmen und: dadurch die Häute druͤcken oder DE,
jar verlegen. Biete feute fünnen: auf diefe Art |
eftorben feyn, weil man. diefen . verborgnen
Bruch nicht bemerket und entdeckt und die zuge⸗
toffenen Zufäfle entweder einer Erfihütterung des
Gehirns oder etwas ausgetrefenen Geblüte zuge
hrieben. ‚Sin beyden Fällen iſt der Trepan das
einzige Mittel von dem man fich noch einige Nils
fe verfprechen fann. -
Der zweyte Abſchnitt handele von den ger
qetfchten Wunden des Kopfes (contufions,
Die äuffere Tafel der Hirnfchale: kann Durch vers
ſchiedene Gewalt näher: auf die innre gedrückt,
und Badurch die Diploe zufammengequetfchet wers
den. Hieraus enefteht öfters. ein Beinfraß bes
eine oder auch bende Tafeln zugleich anfrißt.
Der hauptfächlichfte und gemöhnlichfte Schabe
aber ruͤhret eigentlich von der genauen Verbinb
dung dee Beinhaut, der Hirnfchale, und der hara
ten Hirnhaut unter einander br. Manharge.
meiniglich diejenigen übeln Folgen, die von bes
fagtee Verbindung entftehen, mit andern vermeris
gt, Die von andern unmittelbaren Urfachen her
führen und diefe alle zufammen mit dem Namen
einee Erſchuͤtterung belegt. Aus biefem Irr⸗
thum find in der Chirurgie verfihiedene Verle⸗
Sungen bes Kopfes mit ihren Folgen und Zufällen _
ganz irrigen Lirfachen zugefchrieben worden. Da
ber befchreibet der Verfaſſer alle. diejenigen ver» |
ſchie denen Arten, die von dem verlegten Zuſam
955 menhan⸗
s Binamenhange berer oben bemeideten Theile berfom
set. men, und wie diefe loßgetrennten Theile beſonders
⸗
—2
488 Brittiſche
Gelegenheit zu ausgetretenem Gebluͤte geben, und
nach deſſen verſchiedener Menge auch mehrer
ober wenigere Zufälle verurſachen konnen, die
doch mehrentheits mit Denen, Die durch ben
Druck bes Gehirns entſtehen, ähnlich find. Der
Heer Verfaſſer läugnet fo wohl, daß das ausge:
eretene Gebluͤte in Eiter verwandelt werde, als
auch, daß das Eiter fo man in denen angeführten
Faͤllen anf. der Oberfläche der harten ˖Hirnhaut
finder, von ausgesretenem Gebluͤte herrühre, Oio
dendes Gebluͤt kann nad) feiner Meynung nit
mals in wahres Eiter verwandelt werden. Die
fes zeiget fib in Puisader:Hefchwälften, verhal⸗
tener monathlicher Reinigung bey denen, deren
Muttericheide verwachfen tt, und andern, Sallen
mehr. Daß aber das auf der harten Hirnhaut
befindliche Eiter nicht von ausgetretenen Gedluͤte
feinen Urfptung habe, will er durch richtige Er.
fahrungen beobachtet haden. Er verwirſt die
Eintheilung der Zufälle, wie fie nach Anleitung
derer beiten alten Schriftſteller von einigen Stans
zoſen gemacht wird. Selbige heilen fte in zweh
Eiaffen, wovon die erftere Diejenigen enthält, die
unmittefbae auf die. Erfchütterung des Gehirns
folgen, und bie fie urfprünglicbe nennen als
Sinniofigkeit, Blirfluß, groſſe Neigung zum
Shlafud.g. Die andere Eiaffe faßt diejeni⸗
gen in ſich, welche aus denen vorigen entſpringen
end zufällige zu nennen Ind, ‚als Sieber, Ekel,
Zudun
Bibliothef. 489
Zufungen, Irrereden. Sie fehreißen bie erftern s Fand
dem ausgetretenem Gebluͤte zu; bie andern die- LER,
fm Gebluͤte wenn es verfaule. Der Herr Ber
faffer giebt zwar die Werfchiedenheit dieſer Zufäk
le willig zu, Doch laͤugnet er, daß fie von on aut Ä
Urfache berühren. Die Erfahrung hat ihn au
andre Gedanken gebracht. Er behauptet daher,
daß die Zufälle von der erſtern Art von dem
Drud des Gehirns oder. von ber Erfchütterung
der marfigen Subſtanz deſſelben, die andern abet
von einer Entzündung und darauf folgenden Faͤul⸗
niß der harten Hirnhaut herrühren, .
Wenn dergleichen Quetſchungen ohne irgend '
eine andre Beſchaͤdigung gefcheben, fo entdecke
fih der. Daraus entſtandene Schaden erſt einige
age hernach, da der Patient an dem Orte det
Verlegung Schmerzen fühlet, die nach und nad)
ſich weiter ausbreiten, wobey der, Kranke matt |
wird, der Puls fange an geſchwinder zu gehen, ,
der Schlaf wird unruhig u. ſf. Wendet man
alsdenn nicht dienliche Mlittel an, der Entzün«
dung vorzubeugen, fo ſchwillt der verlegte Theil
auf, und ſammlet fich zwifchen der Beinhaut und
der Hirnfchale etwas braune Feuchtigkeit. Der.
entblößee Fleck der Hirnfchafe unterſcheidet ſich
von dem übrigen gefunden Knochen an des Farbe
Man muß diefe Veränderung felbft gefehen Hr
ben, mit Worten läße fie ſich nicht heſchreiben.
Das Fieber vermehret ſich hierauf und die Zu -
fälle werden immer ärger, und zuletzt wird air
; Ufs \
AN . 4
490 Brittiſche
⸗Band Auftritt mie convulſiviſchen Bewegungen beſchloſ⸗
— fen. Nimmt man waͤhrend dieſes legten Perie—
den, die aͤuſſerliche Haarhaut weg, fo findet man
zwiſchen dtefer und Der Hirnſchale eine fehr freflen.
de Feuchtigkeit, und ber Knochen iſt in der Sarı
be ungemein verändert; Die beyden Tafeln ver
Hirnſchale find auseinander getreten und die Di
ploe an ſtatt des Blutes mit garfligen übelgefärb:
ten Eiter erfüllee. Die Haupturſache dieſer be
trübten Scene leitet der Herr Berfaffer von der
durch den Schlag auf die Hicnfchale verurfachten
Soßtrennung der Beinhaut her.
Nachher befchreiber er diejenigen Quetſchun⸗
gen, bey denen noch andre Arten von Verletzun⸗
gen gegenwärtig find; er erzaͤhlet alle dabey vor»
kommenden Zufälle genau, und bemuͤhet ſich de
ven Lirfache aflezeit ‚richtig anzugeben, worauf et
endlich auf Die Art der Eur koͤmmt, die in Diefen
Fallen ſelten von erwuͤnſchten Folgen it. Die
Abſicht - bey:der Eur iſt zweyſach:? man ſuchet
entweder der Entzuͤndung Einhalt zu thun, oder
der Materie, die ſich geſammlet, freyen Ausfluß zu
verſchaffen. Erſteres erhält man einzig und al⸗
fein durch Öfteres und ſtarkes Aderlaſſen, welches
der Herr Verfaſſer auch bey denen geringſchemen⸗
den Beichädigungen des Kopfes für hoͤchſtnothig
angiebt, da es nur in: höchitieltnen Fällen unnd
thig fenn kann. Die andre Abficht dep der Eur
wird durch Die Oefnung der Hirnſchale erreiche,
Iſt nur der geringſte Verdacht einer Beſchaͤdi⸗
gung unter der Hachaut vorhanden, fo kann fe
—* | bige
Bibtiothh. 49
|
ige nicht zeitig ‚genung vorgenommen wmerben.sBanb
Er 2 lebe hierauf verſchiedene Reguln, bie in An. SH
ehung der zu unfernehmenden Defnung vermittelſt
)es Trepäns zu beobachten find.
Der dritte Abſchnitt enthaͤlt die Fiſſuren u und
einfachen Brüche der Hirnſchaale. Die aͤltern
Schrififteller pflegten dieſe Verletzungen nach An
leitung ber Figur des Bruches oder nad) der Sage
bes zerbrochenen Knochens, in verſchiedene Arten
abzutheilen. Da aber diefe Denennungen dem
Gedaͤchtniß zur Laſt wurden, ohne doch einigen
praktiſchen Nutzen, oder einige Erleichterung in
der Kenntniß zu verſchaffen, ſo verwarffen die
Neuern mit Recht dieſe Eintheilung, und brach⸗
ten fie alle unter zwey Claſſen, noͤmlich jn Brüche
mit und ohne Niederdruͤcken andrer Theile, Eine
zerbrochene Hirnfchaale an und für: fich betrachtet |
iſt fange nicht fo gefährlich als man ſich immer
faͤhchlich einbildet. Wie viel dergleichen Brüche
und Fiffuren werden nad) dem Tode an Perfonen
entdecke, die niemals einige Befchwerde davon
gemerfer? Wie viele dergleichen befommt nicht
ein Chirurgus unter die Hand, Die nicht den ges
tingften verdrüßlichen Zufafl erregen? Alle Zus
fälle, fie mögen befchaffen feyn wie fie wollen,
find unzuverläßige Zeichen einer zerbrocenen
Hirnfchale. Das Geficht und Gefühl find einzig
und allein im Stande, dergleichen Verletzungen
zu entdecken. Dieferwegen muß man einen Ser
ER er
492 Brittiſche
rVand der aͤuſſerlichen Haarhaut abſchneiden, oder, w
2S fie ſchon verwundet, dieſe Wunde fo weit v
| gröffern, Daß man das ‘Bein gehörig unterfud
fönne. Der Herr Berfaffer ertbeilet bier ein
umftändlichen Unterricht, wie man diefes bemir
ftelligen ſolle; wobey er zugleich von” der für
nannen Kontrefiffur und dee Schwierigkeit vr
ährer Gegenwart überführet zu werden, feine Gt
Danfen eröffnet. Er unierfucher hierauf die Me
nungen derer Alten über diefe Fälle, und in w
ferh Die neuern Aerzte in der Beurtheilung der
Zufälle ſowohl als in der Beranftaltung der Cu
non ihnen abgehen, aud) wie weit Diefer Unte
ſchied derer Mepnungen, gründlich und nüglid) ie
Er beweifet, daß die Alten, bey aller ihrer forgii
. sigen Aufmerkfamfeit auf die Folgen und Zu
falle, dennoch, fehr öfters. in Entdedung der
Alrfachen gefehlet.
- . Er befchreiber: hierauf die verſchiedenen fr
‚firumente, deren man ſich theils zu der Oefrung
‚der Haut, sheils zu der Oefnung der Hirfhile
‚bedienet, nebft allen Arten des Trepang deulid
‚und meitlänftig, worauf er, dem unerfahrnen
zu Nutze, die verſchiedenen Abfichten, warum man
„Diefe Operation unternimmt, "was man baut
‚zu gewinnen ſucht, und was für Folgen mm
‚Dabey zu gemwarten habe, mit vieler Ordnung
und Gruͤndlichkeit erkläre, Er giebt dabey viel
praktiſche Regeln an, die man bey dem Anſehen
derer Cronen des Trepans, bey ber Erwelenn
— |
\
N
Bibliothek - 493
g.gemachten Defnung, bey dem Zerſchneiden⸗ Bang |
x Hirnhäute und bey andern, während der Ope: I.
‚ion nach Erforderniß derer fich findenden Um— en
‚de, zu verrichsenden Handgriffe. zu beobach⸗
.B dat. u . ,
4 In dem vierten Abfchnitt handelt der Herr
Beefaffer diejenige Art von dem Bruch der Hirn-
le ab, wobey zugleich ein Theil des Knochens
Pdergedruͤckt iſt. Die Zufälle, bie in vergleichen
Pillen erfolgen, find eben diefelben, welche der
herr Berfaffer bey denen einfachen. Brüchen bee
Hirnſchale angeführer ha. Man muß ſich beu
Kipen, entweder das niedergedruckte Stück Kno⸗
gen in die Höhe zu bringen, oder in,fo fern es
# niche mehr mit den andern Theilen zufammens
ünget,, oder wieder verwachſen kann, fo muß es
Meogenommen werben. Ehedem pflegte man
die darzu erfundenen. Inſtrumente an das nieder⸗
gepreßte Stück feibft anzulegen. Ueberbiß war
die mechaniſche Einrichtung derſelben nicht bes
qrem genug. Sie vermehrten meiſtentheils waͤh⸗
render Operation den Druck-der unterliegenden
Theile. Die neuern machen daher fuͤglicher die
Oefnung in den geſunden Theil neben dem einges
drückten, und heben alsdenn durd) ein bequemes
Inſtrument ven Knochen in die Höhe. Hierauf
hören augenblichjich die Zufälle, Die nur von dem -
niedergedruchten Stuͤck Hirnſchale herrühren, auf;
find aver zugleich andere Verletzungen erfolget,,
ſo Hilfe die Operation nicht fo ſchleinig. Wenns
, ** * *
5 Band es noͤthig if, kann man ohne Furcht und Beden⸗
494. Brittiſche |
se, fer, durch viele angefegte Cronen, die Deffnun.
vergrößern, um die vorgefeßte Abficht zu w
reichen. Bey ber Operation felbft koͤnnen aufır
denen allgemeinen Regeln feine weitere Hand
griffe angegeben werden. Mur vieles erinnert
der Herr Verfafler, daß dieienigen Derter, die
man insgemein bey der Trepanation für gefaͤht⸗
Hd Hält, als die Kopfnaͤthe, das Hinterhaup,
Die Schläffe und die Gegenden, mo die Höhle
des Stirnbeines liegen ,. öfters ohne die geringlt
able Folge durchbohret werden koͤnnen. Er fü
chet diefen Sag mit verfchlebenen Gründen zu er⸗
weiſen, und durch viele Erfahrungen: zu beit
ken, dody giebt er die Gefahr der Durchbeh⸗
zung derer Stirnhöhlen ohne Ausnahme ju.
Wenn nach der Operation die Zufälle nicht bald
nachlaſſen, oder wohl gar ſchlimmer werden, ſo
. der Parient verlohren. '
.
-
Der fünfte Abfchnirt enthält die Verwun—
Dungen ‚derer Hirnhäute und des Gehirns felbil
Diefer Abfchnite iſt fehr kur. Er tadelt die
nigen Schriftfteller , weiche die Verletzungen Die:
fer Theile nicht für gar gefährlich halten. Er
Zeſteht zwar felbft, daß fie nicht allemal toͤdllich
—8 Doch behauptet er, daß die Anzahl dere!
äfle, wo es mit dergleichen Wunden ein gut?
, Ende genommen, ungemein felten wären. Die
Verlegungen werden entweder von dem Inſtiu
went, weiches die Hirnſchale beſchaͤdiget, ode
| von
Bibliothetk. 495
von den Splittern des zerbrochenen Knochens; Bam.
gemacht. Alles, was ein Chirurgus hierbey E
thun kann, iſt diß: daß er dieſe Splitter weg.
nimmt, das Gehirn frey machet, und bey einer
wohleingerichteten Diät erwartet, was die Narur
thun will. Denn bier find die Wirkungen ver:
Natur öfters bey einem bloß trocknen Verbande
nüglicher als alle Balfame und Salben,
In dem legten Abfchnicte zeigt der Herr Ver⸗
fafler den Schaden, den eine ausgetrerene Feuch⸗
tigkeit und eine Erſchuͤtterung des Gehirns verur⸗
ſachen. Die ausgetretene Feuchtigkeit iſt entwe⸗
der Blut oder. Blutwaſſer, das zwiſchen den .
Haͤuten oder auch in den Höhlen des Gehirns
befindlich iſt. Ausgetretenes Blut erreger, wenn
die Menge groß, zuweilen. Naſenbluten, welches
um fo viel heftiger ift, wenn die Verlegung: eine
Hirnnach getroffen. Das Blutwaſſer erit öfters
nur bey einem Kopfitofle,. ja jo gar nur bey einer
ſtarken Erſchuͤtterung des ganzen Körpers, wenn
auch die äufferliche Gewalt den Kopf gar nicht
betroffen, aus feinen Grenzen, und füllee meh»
tentheils die Höhlen des Gehirns an. Die Zus
fälle bey diefer. Art von Verletzungen find nad)
der verfchlebenen Menge verſchieden. |
Bey dem ausgetretenen Butwoſſer zeigen fie
ſich gemeiniglich erft nad) einigen Tagen, ba fie -
bingegen bey ausgetretenem Blute gleich erfülnen,
Oftermals antftehen Die ſchrecklichſten Zufälle bey - '
einer Beſchaͤdigung des ET bey welcher von
on Bus o
456 Brittiſche
58and Doch durch bie genaueſte Unterſuchung weder Fiſ.
a fur, Wunde noch Bruch entdecket. Und Tiefes
iſt eigentlich der Fol, den man eine Erfchütrerung
des Gehirns zu nennen pflege. Es iſt ſchwer
u beftimmen, was für eine Veränderung eigent
ich in dem Gehirn durch eine dergleichen Gewalt
gemacht werde, doch ſcheinet es fehr wahr ſchein⸗
ĩch zu fenn, daß. befonders derjenige Theil , aus
welchem die Nerven entfpringen, leide Dieſes
zeigen alle dabey vorkommende Zufälle deutlich
von denen einige zumellen gehoben werden, andre
völlig unheilbar find,
Iſt Leine andre Verlegung ben einer folchen
Erſchuͤtterung, fo fann eine gute Aderlaß, leichte
Diät und gute Ruhe einige Hülfe fchaffen.
Man kann von dem Eis einer ausgetretenen
Seuchtigfeit nicht urtheilen, wenn diefer Zufall
ohne die Spuren einer äufferlichen Gewalt er
mit. Daher ift der Trepan nicht anzubringen.
ie einzige Hoffnung einiger Huͤlfe beruhet ‘auf
dem Aderlaffen, bie in kurzen Öftere zu wieders
holen iſt: Sat aber einige Äufferliche Gewalt dies
fen Zufall verurfader, unb man kann nur eine
Spur des verlegten Theile entdecken, fo muß
ohnverzüglid an dieſen Dit eine Oeffnung ges
‚macht und‘ die geſammlete Feuchti feit heraus.
gebracht werden. Zuweilen muß in Diefer Ab:
ſicht Die harte Hirnhaut zerfchnitten werben. Dir
Herr Verfoſſet hat fich öfters genoͤthiget gefun⸗
ben diefes zu thun, obnerachtes er es nicht für fo
n |
Biblistbe, 497
unſchaͤdlich hält, als verfchiedene ſich einbilden.s’Sartv
Wenn. er. auch dem Seren von Haller zugeben
koͤnnte, daß die Hirnhaͤute weder empfindlich noch
reitzbar find, fo feheinet Ihm doch. bey deren Ver⸗
wundung dieſes nicht gleichguͤltig, daß ſie den
empfindlichſten und reizbarſten Theil des ganzen |
thieriſchen Körpers unmittelbar decken. Ueberdiß
behauptet er aus Erfahrung, daß bie mehreften
Wunden und Entzündungen. diefer Haͤute tode⸗
lich gemein... En
a 0 .m.
498 Brittifche
BR En |
set. |
W Fortſetzung und Beſchluß des Auszuges aut
„Deren Lawſons Lectures voncerninz
oratory, |
on der Gefchichte der Beredſamkeit der A
ten kommt Herr Larofon, in der flntten
1 Vorleſung, auf den Zuſtand derſelden,
unter den Neuern zu reden. Bon Syralien und
Frankreich wird noch ein ganz gutes Urtheil ge
fälle. - Doch wird den Engländern, mas di
wahre und männtiche Beredſamkeit anbelankt,
der Vorzug vor beyden eingeräumt. An den
Deurfchen fcheint der Verfaſſer alle Hoffnung wrr
Iohren zu haben, weil er ihrer auch nicht mit einem
Worte gedenkt. Mie Spanien fcheint er noch
beſſer zufrieden zu ſeyn, und wenn es dieſem jur
Zeit noch an groffen Rednern gefehle, fo ſuchet
der Berfaffer die Urfachen davon nicht ſowohl in
einem Nationalmangel des Genies, als vieimeht
in gewiffen äufferlichen Umſtaͤnden. Ueberhaupf
aber leugnet er nicht, daß alle Neisern den Alten
in Anfehung der Beredſamkeit nachzufegen, Die
Erigländer felbft, fagt er, verzeihen fich noch iu
viel Sprachfebler, und ihren größten Schriſt
ftellern feblt es oft an einer grammaticoliſchen
Genauigkeit. Bey diefer Gelegenheit freut
Herr Lawſon einige fehr richtige Critiken über ge
wiffe Stellen des Pope mit ein. Weil bie
en tan Kanzel
+. |
[Un Le
v
Bibliothek. 499
Kanzelberedſamkeit den Neuern vor ben Alten Baud
eigen iſt, ſo wird noch dieſer in der ſechſten Vor⸗ se,
leſung befonderg gedacht, Und hier ift es wohl
ein übersriebenes Compliment, das der Verfaſſer
feinen. $andesleuten macht, wenn er aud) in diefer
Art der Beredſamkeit ihnen den Vorzug für allen
Nationen einräumt. :Der’einzige Tıllotfon mache
die Sache wohl nicht aus. Die Franzoſen koͤn⸗
nen immer noch mit eben fo viel Necht auf ihren
Saurin trogen, und. diefer Mann wäre wohl
werth gemefen, daß der Verfaſſer nicht nur fo
obenhin feinen Namen in einer Note genannt, ſon⸗
dern ihn feinen Sandesleuten zum Mufter vor⸗
geftelle haͤtte. In diefer Borlefung hat ung uͤbri⸗
gens das ſehr gefalten, was’ ber Berfaffer übers
haupt von dem Mangel guter geiftlicher Redner
unter Den Catholifen erinnert, Er glaubt, Daß
deifeibe größtentheile Daher rühre, weilman das
Volk in dieſer Kirche meiftens auf das Aniehen
und die Unfehlbackeit des Papftes und der Eon»
cilien verweife, und-diefes fchon gemohne fey, '
ſich bey die ſem Beweis zu beruhigen. (Ein catho⸗
licher Redner hat alſo weiter nicht noͤthig, auf
die Wahl, Ordnung und Einkleidung ſeiner Be⸗
weiſe muͤhſam zu denken. Eben ſo richtig iſt
das, was Herr Lawſon von den Kanzelausdruck
agt — you may be familiar withoul being low,
man fann aflen gleich verftändlid) ſeyn, ohne
deswegen in Das Nieorige zu fallın. "Gemein haͤt⸗
ten wir fagen füllen; allein wir haben mit gutem
Bedacht, ven Ausdruck: gleich verftändlicy,
gewählt, weil unfre gemeinen Prediger, das
\ 2 Si3 Ä Wort, Ä
/
. 8
0o0. Brittiſche
5Band Wort, gemein, immer zu fehe misbrauchen und
get
a ihr pöbeihaftes Gefchwäge damit rechefertigen.
v
—
Die feyerlichen und groſſen Wahtheiten der Re
ligion erfordern auch eine beſondere Würde im
Ausdruck. Das iſt nicht zu leugnen. Alle Worte
des Predigers ſollen nach der ſchoͤnen Verglei⸗
chung des Salomo ſilberne Schaalen ſeyn, in
denen goldene Aepfel aufgetragen werden.
Wie viel lieſſe ſich nicht davon ſagen, wenn es
hier der Der wäre, es zu ſagen: Und mie man
| cher groffe Prediger, den die Menge anbetet,
mürde feine vier oder fünf Qvartbaͤnde Prebigten,
in einen mäßigen Octanband verwandelt fehen
müffen, wenn man ihm bie faure Pflicht auflegt,
feine niedrigen und kriechenden Ausdrücke aus
zuſtreichen. Die fiebente Borlefung Handelt
von der Nachahmung. Herr Lawſon ſetzt in der-
felben befonders die Regeln feſt, die man babey
beobachten fol. Für allen Dingen befiehlt er,
‚welches auch fehr gut iſt, die alten mehr als die
neuern nachzuahmen, und bey aller Nachahmung
ſich zu häten, daß man nicht ein Selave anderer
"werde. Die beyden folgenden Borlefungen ent⸗
balten eine Anweifung, wie der Kedner ben Der.
ftand des Zuhörers am beften überzeugen foll,
und einen Purzen Beweis, daß es ihm um diefe
Ueberzeugung hauptſaͤchlich zu thun feyn fell.
Weit aber das meifte bey derfelben von der Wahl
und Ordnung der Beweiſe abhängt, fo zeige Herr
Lawſon in einigen Regeln, was man ben jener
ſowohl als -diefer zu beobachten habe. Er vers
Dieter insbefondre die Beweiſe zu Haufen, je
. Fa wi
v
Biblio. — 5901
will, daß man vor: allen Dingen nur Diejenigen „egong
anführen foll, die erweislich find. : Bon der Ord st
. nung befauptet er, Daß es fchwer fen in einer al. °-
. gemeinen Regel za beftimmen, ob man von den
ſchwaͤchern zum ftärfern übergeben, oder von Dies
ſem den Anfang machen, und mit jenem befchlief-
fen folle. Uns bünfer, daß die ganze Frage .
‚ unnötig feyn würde,. wenn man feine andern
als wahre und gründliche Beweiſe auf die Bahn
zu bringen, gewohnt wäre. Man möchte fie
alsdann untereinander ordnen, wie man wollte, (0
wuͤrde man doch am Ende einen jeden Zuhörer
überzeugt haben , weil bald diefer bald jener Be⸗
weis bald diefen bald jenen Zuhörern mehr rühs
vet. In der zehnten und eilften Vorleſung
fahree Herr Lawſon fort, von den Leidenſchaften
und ihren Ruͤhrungen zu reden. Cr urtbeile
ganz recht, daßz es zu der Schmachheit und Un«
vollkommenheit des Menfchen gehöre, wenn der
überzeugenfte Vortrag nicht aflezeit Die gehörige
Wirkung thut, im Fall nicht der Redner zugleich
die Affekten zu ruͤhren ſucht. Da unterdeſſen de
Fehler ſo allgemein iſt, ſo iſt es eine Pflicht des
Redners, ſich ſeiner, zum Vortheil ſeines Vor⸗
trags, zu bedienen. Die vornehmſte Regel iſt
hier: man muß mit der beſondern Leidenſchaft,
die man jedesmal erregen will, ſelbſt bekannt ſeyn.
Bon der zwoͤlften bis zur neunzehnten Vor⸗
letung wird in weitläuftigen Regeln alles dasjenige
auseinander gefegt, mas von der Deurlichkeit,
Zierlichkeit, Lebhaftigkeit, Hoheit und Echaben- -
heit des Stils gefagt werben Bann. Die Werke
- 8 4. . de
502 Brittiſche
Sgh der Dichter werben allen denen empfohlen, de
* in dieſem Theil der Beredſamkeit etwas meh
als Gemeines ıhun wollen, und bie. 9
ſechszehnte Vorleſung handelt von den Vorthe:
len, die Das Leſen derſelben einem Redner ve:
ſchaffen kann. Die Epifchen Gedichte werden
besiegen in ber folgenden befonders zur Errei—
chung diefer Abſicht angepriefen. Die ned) übri
gen Borlefungen find Anmeifungen zu der Br
rebfamfeit der Kanzel. Unter den Regeln bie
bier vortemmen haben ung folgende bie widtiy
Ren zu ſeyn gefchienen. — Die erfle: Din
lefe über die Materien, die man fich zum Vor
ti a3 gemähle, ‚einen der beften Redner nach, det
ebın diefeibe abgehandelt, ehe man an der Auß
arbeitung felbft anfängt. Diefe Regel bat einen
vielfältigen Mugen, Cie fann aber ſogleich, wit
alle andre gemisbrauchee werben, menn dere
nige, dee nur nachlefen follte, Die Arbeit eines
andern gar abfchreibet, Die andre: Mon muß
feine neue und befondere Meynungen, nicht feine
eigne, fönnen auf-der Kanzel vortragen, Dit
dritte: Man muß weder zu aͤngſtlich, noch auch
zu leicht auf die abzuhandelnde Materie ftubiren.
Die vierte: man muß feine eigenen Faͤhigkeiten
prüfen und feine audre Materie wählen, als det
. man gemachfen zu ſeyn glaubt. — Wir begnügen
uns dieſen allgemelsen Auszug aus dem lehrreichen
Buche des Herrn Lawſon gemacht zu haben, und
“ wünfchen übrigens, baß es auch unter unfen
| Sondesleuten ‚ viele Sefer befommen mögen
VI.
Bibliothet. 503
w. aan
Ar new Eimate of Manners and Principles; —*
being a Comparifon. between: Ancient nd
Modern Times in the chree great Articles
of Knowledge, Happineli,: and Virtue. Cams
Feige 1760. 2. Vol. 8. Ä F
Watson ein ehrwuͤrdiger Bis, fe
Amt, ‚der Lehrer und Richter en
Volks. zu ſeyn, nisbergelege hat, fo
mußte daffelbe, wir fonft Rom, einen neueü
Cenſor der Sitten erwarten; und nach den gläug
zenden Auftritten der lehtern Jahre, durfte es —
ihn weniger fuͤrchten. Aber es iſt in der Repu⸗
blik der Gelehrten, wie in der Verwaltung der
oͤfentlichen Aemter auſſerordentlich gefährlich, eis
nen berühmten Vorgänger gehabt zu haben,
Brown harte den Vorzug zu einer Zeit unter
feinen Mitbürgern aufzutreten, da fie dep der
allgemeinen Verwirrung des Staats, mit Bey .
fall und Verwunderung den erften herzhaften Re⸗
publikaner anzuhören bereit waren, der der Ay
führer werben: mollte, ihnen daraus zu helfen.
Ihre Bemühungen find. nun mit einem gluͤckli⸗
den Erfolge belohnt: und der neue Cenfor fin
dee itzt vielleicht wenig Materie zu feinen Anmers .
kungen, wenn er nicht aus einem wohlmeynenden
Richter ein ſchmeichelnder Panegyrift werden mil,
i Js. Der
504 Brittifche
58ind Der DVerfaffer diefer neuen Schäsung de
ser, Sitten. und Grundſjaͤtze, hat dieſen Unterſchid
"willen ihm und ſeinen Vorgaͤnger ſeibſt em
pfunden. Er bat feine Schrift dieſem wuͤndigen
Manne zugeeignet; und weil dießmal ein wahre
Zuſammenhanq zwiſchen dem zuyeeigneten Werft,
und deffen Gönner iſt; fo mucht er, wie ein 1
winnfüchtiger Klient, Hundert Wendungen, um Id
zu entichuldigen,, daß er fich ihm genaͤhert Habt,
‚Der kann man anders urtheilen, wenn der Das
faſſer zu dom Herrn Brown ſagt: fie hatten ein
ſchone Gelegenhrit am Ende des glorreichen 1759
Jabhres ihren kandsieuten angenehmere Dinge ji
erzählen, und ihnen die bemundernswürdigen un
erftaunlichen Wirkungen ihrer Schriften zu je
gen, welche in ſo furser Zeit eine ſichtbare Ken
Iution in den Sitten der Unterrhanen seiner Ma
jeftär heroorgebradyt haben. Was fonnten ihre
Wolfe, Hawke und Boſcawen wohl austid:
ten ohne ih en :Benftand ? Gewitz Brown var
zu groß, als daß man ihm fo ſchmeicheln fl,
Aber unfer Autor be,eige noch - weiter, daß
er es felbit fühle, wie er nur in Browons Brick
ge fich verliert und nicht felbft ein Original in die
fer Laufbahn : werden kann. Er ſchraͤnkt ſich
nicht in feine Materie ein, und fchreide nicht nut
für fein Vaterland; fondern breiter fich zum Vor:
theile der Weit aus, vergleicht Die alten und
neuen Zeiten, und will den Borzug feiner Zeit
verwandten beweifen. Er erklaͤrt diefe Abſicht in
dem Plane dieſer Schrift, ver: auf die Bu
ZZ pri
ige, 2.868
thrift folget, Die af hr; ſagt er. bie ich mir —5 |
bey der gegenwärtigen Abhandlung vorfetze, iſt ⸗
juerft dieſe, daß ic) die Wege Gottes bey Den |
Menfchen vechrfertige, Indem ich ihnen einiger»
maſſen eitten regelmäßigen: Entwu feines Ver
fohrens gegen fie vor Augen lege; und daͤdurch
hoffe ich zu zeigen, daß in allen menſchlichen Be⸗
gebenheiten ein beſtaͤndiger Fortgang zur Voll
kommenheit ſich offenbaret. Dieß habe Id) da⸗
durch verſucht, indem ich, ſo ſehr ich konnte, die
ſchonſte Edahmg, ſowohl von denen Grund⸗
fügen, nach welchen die Menſchen in den ver
fchiedenen Zeitpunkten ihres Daſeyns, gehandelt‘
haben, als auch von denen Sitten‘ entworfen‘
habe, welche bie verfchledenen. Weltalter chara⸗
cerifieten. Zweytens ift meine Abficht, die Bes
grife der Mienfchen ein wenig zu erweitern, in
dem ich eine Art von fregen und edlen Befinnun-
gen in ihnen erwecken will, wenn fie auch nicht
allzeit inmittelbar auf den angezeigten Haupt weck
gerichtet find. - Endlich habe ich mich bemühet,
ein ſchoͤneres Gemählde von den gegenwättt:
gen Zeiten zu entwerfen, als dasjenige ift, was -
in der letztern Schätzung dem Publico vorge - .-
flellt worden. -- Diefe. vorgefegre Abficht itt
gewiß fo wichtig, daß jeder denkende Menfch ihre
vollfommene Ausführung Innigft wuͤnſchen muß. „
Die ift der Plan unfers Verfaflers; wich
fig genug um bie vollfommenfte Ausführung zu.
verdienen, aber dem die feinige vielleicht nicht an.
gemefen genug iſt. Eine Eleipe ee
| über
506 Brittiſche
Want über dieſe Materie, voll groſſer, gebrängter ©
u banken, im feinen correcten Stil, würde ale E
wartungen ber teier befriediget haben. . Aber au
eyhundert Seiten, nur immer den Jobredm
feine gi iu hoͤren; mug Dieß nicht fat
1111,70 1
Im erſten Abſchnitte werden einige gemein
Meinungen und Vorurtheile betrachtet... Rai
bat, ſagt der Autor, fo lange ſchon ſich gemöjnt,
Die Vortreflichkeit der vorigen Zeiten laut ju er
heben, und Die Ausartung der neuern zu beklagen
Daß man fich, wenn man eine verſchiedene At
zu urteilen einführen will, gemiß feine alljunet
theilhafte Aufnahme verfprechen Darf. DVerjaht
te Meinungen. werden heilige Geſetze; gewiſe
Leute an geilen wenig für ſich feibit, und pflegen
ihre Meinungen, wie ihre, Kleider beyzubegab
ten, weil ihnen jede Neuerung verhaßt iſt. du
wer am billigiten urtheilet, mup oft ſehr mi ſih
ftreiten, wenn er eine $ieblingsmeinung, verlajkN
fol. Aber dann ift es billig, Die gemöpnlden
Meinungen zu beftreiten, wenn Die Veraͤnderung
berfelben offenbar zum Wortheil. gereicht. Un
follte nicht jeder, der gluͤcklich zu feyn verlangl,
wenigftens münfcen, daß es wahr ſeyn moͤchtt,
daß er itzt wahr ſcheinlicher Weiſe weit gluͤchiche
werden kann, als er in einem andern Zeitraum
haͤtte werden konnen? Doch woher iſt wohl dich
allgemeine Vorurtheil eutſtanden, datz die Well
nur. immer mehr in Verfall gerathe? Die U
fachen davon werden im. swepten orupeſiu
. an
TE u u —— J
Bihliothek. 507
angegeige; - Kine der vornehmſten ſcheint In Dersmmanı.
ungerechten Bergleichung: zu liegen, bie man iner £ 7%;
gemein zwifchen den gegenmärtigen Tugenden und
Softern, und denen in der vorigen Zeit, anftellt;
Allein unfer Urtheil iſt nicht aanz gegruͤndet; denn .
wir empfinden die übeln Wirkungen der. igigen
laſter; die vergangenen rühren uns weniger, weil *
fie ung nicht ſchaden. Neid amd hundert andre -
Umftände. verhindern. ung, daß. wir die lebende
Zugend nicht genug. hochſchaͤtzen. Man: follte
überhaupt Die Beyipiele und. Muiter- der Tugend
nicht in fo entfernten Zeiten auffuchen 5; wielmebr
ſollten wir diejenigen. erheben, bie in den unfrigen
dem menfehlichen Geſchlechte nügliche. Dienſte lei
ken. Hier bekommen in der Note die alzu ge
fen Verehrer der Alterthümer eina:empfindlide
Erinnerung, wenn gleich die Materie es. nicht. ee -
forderte. . Aber fo gar aͤngſtlich iſt unſer Autor
nicht. + Die gegenwärtigen: Mufter der Tus
gend und Vollkommenheit, haben noth. immer, u
wenn man fie genau betradhtet, ihre ſchwachen a
Seiten. Diele verdecket die Geſchichte und zei⸗
get nur en ſchoͤnes und liebenswuͤrdiges Gemaͤhl⸗
de ihrer Tugend. aber fömmt en, ſchließt dex
Verfaſſer, daß ber Manie. eines. George oden
Wilhelms nicht einen eben fo groffen Wegtiff in
uns erwecket, als: ber Name Heinrichs ober
Eduards. Sollte: wohl ein-fewriger Engläns
der, ganz erfüllt mit den Freuden über die vorige
und neue Regierung, dieſe Dtelle ;ige-miit Gelaſe
ſenheit leſen fönnemd: 2. —2
| Noch
' ”
508 /Brittiſche
u. Moch eis. Urſache, warum man die gegen
IE wärtigen Zeiten den verfloffenen vorziehe, kam
mar aud) darian ſuchen, Daß die Menfchen, mit
der Alte beym Horaz die vorigen Zeiten best
- gen fo ſehr erheben, weil fie darinn noch jung,
und gmeige waren, alle Dinge auf ber beſten
Seite zu betrachten, Die Dichter, beſonders di
epifchen, haben auch dieſen Irrthum vermehren
er er — —* Su Pe vorigen Zeiten be
oo iben, ffe von dieſen Lug
kebten, ensiohnet haben. Wenn vieß gemliil,
wie unenbtich.weit maſſen nicht die Alten von da
- Meuern uͤbertroffen werben! Und hier folgt de
unferm Auter eine fange Declamation widet die
Fehler in den Schaufplelen der Alten; Aber det
leſer muß hier bie Einſchraͤnkung hinzu fegen, die
der Auter vergeffen ober vermieden hat, ©
führe nur Beyſpiele der Griechen an. In ihren
feyerlichen Seenen, ſagt er, wandert eine gewiſe
ſteife herviſche Tugend, mit wenigen Grundſahen
der Gerechtigkeit und moraliſchen Ouͤte beweſ⸗
net, und von. einer. Art vom Theaterwohlſtande
begleiset; aber deren ernſtes Betragen alle di
fanfteren Reizungen verbannet, welche das ti
ruͤhren, weiche zu unmilligen Seufzern und zu nl
berftehenden Thränen noͤthigen. Hier fan de
um
Wibuethet. 009
Autor in der Note, daß die Trauerſpiele der Em”
ten. auch wenn fie vollfommen überfge wären, LT
ung doch niche rühren würden; und daß er bey
dietem Geftändniffe doch niche ven Tadel der
tiebhober der Alten fürchten werde. Denn,
führt er fort, ehre Tragodien haben von vielen ruͤh⸗
tenden Schönheiten Caum einige andre Merkmale,
als einige as ai, Dsv Dev, hier. und. da gelegent- |
lich angebracht; und die Perſonen find überhaupf
nur eine Gattung von unfühlbaren. Philofophen
mit dem Cothurn. — — Der zum Mitleid ruͤh⸗
tendfte Charakter unter allen, deren ich mich
erinnere ift der Charakter der- Electra; aber.
man vergleiche ihm, mit ‚der reizenden Eifrida,
und man wird bald fehen, wie leicht die Neuen
in allen fanftern Tugenden der Menfchlichkeit, in
der Feinheit der Empfindung, der Zärtlichkeit
der Gemuͤthsverfafſung, und fanften Gefaͤlligkeit,
olles was die Alten davon mußten ; weit übertrau .
fen, und dieß ift Die eigentliche Charekreriſtit der
feinern und ſchoͤnern Sitten. „. Weber dieſes
fitenge Urtheil erlaube man ung eine ‚einzige Are
merkung. Wenn es auch gewiß wäre, Daß die
Alten in ihren Tragoͤdien nicht fo feine, ruͤhtende,
ſuͤſer Schwermuth volle Scenen bärten, ald vide
Neuere; wenn aub Oedip und Electra und
Alceſte, und die zaͤrtliche Mutter in den P
cierinnen des Euripides uns nicht empfindlich
genug ruͤhrten; endiich, wenn wir mit unferm
Ergländer, alte bewegliche Scerien einiger Stuͤcke
vom Terenz und gesiffe groffe Züge im Atreus
0 des
310 Srittiſche
sms des Seneka, mit Stillſchweigen übergehen wol,
SSH: ten: ſo ¶urde doch ein fcharffinniger Vertheidi
ger ber Alten, und vielleicht nicht ohne Grund,
ar ihrem Vortheil ſagen, daß bie feinen Scriben.
sen der Griechen und Lateiner eben fo wohl dieſer
Kunit, Das Gemuͤthe auf feiner zärtlächiten,
finoächften Geise zu rühren, fähig gewefen , und
daß man dieß aus mehr als einer Stelle hewei⸗
fen kann; aber. daß fie für ihre Zeitverwandten
and wicht für.. eine eigenfinnige Nachwelt fchrie
ben; daß fie ſich alfo nad) den Meigungen und
Dem allgemeinen Charakter ihrer Nation xichten
\ zuußten; und dieß war gewiß nicht die feinfte Em.
ꝓfindung der Zärtlichkeit, fondern es mar oft ein
allgemeiner Heldenmuth und Hang zum Kriege,
oft eine Neigung für die enftere Weltweisheit. --
Naͤchſt ven Dichtern rechnet der Verfaſſer zu den
Uirfachen dieſes Borurtheils für Die vorigen Zeiten
die Klagen der dffentlichen Redner, welche es ſich
zum Geſchaͤfte niachen, von den gegenwärtigen Zei»
ten fo ſchlimm ale möglich zu reden. Andere fpre
«hen in eben dem Tone, bloß weil es die Materie
Ber allgemeinen Geſpraͤche gemorden iſt. Ja die
WMenſchen überhaupt find von Natur geneigt,
He Unglüd lieber allen andern Lirfachen zuzu⸗
ſchreiben, als ſich ſelbſt. Aber wenn wir anneh-
men wollten, daß alle Diefe Klagen gegründet waͤ⸗
‚ en; fo müßte Die Welt mit ihrer Boßheit viel
cher ihr Ende erreicht haben. Und biefe Mei,
ang fann dem Menichen nicht gleichgültig fenn.
Ede iſt ihm vielmehr ſchaͤduch. Die Wohlfert
Ze der
\
1. Bibliothek, . SI...
ver Geſellſchaft, deren Glied er ift, beftaht ins Band
richts mehr, als darinne: daß diejenigen, welche Et.
t? ausmachen, auch vortheilhaft von ihr denfen.
Das Lafter, fagte dromn hört ungeduldig Die
Siagen des Menfchenfeindes und preifer feine
‚auge und prophetifhe Stimme, indem er wie ber
Habe fig, und von feiner. Höhe, einen allgemeis
nen Tod, Berzweifelung und Vernichtung dem
menſchlichen Gefchlechte Frächzend verfündigt. „
Vielleicht ift dieſt einzige Stelle im Brown Ihd»
ner ald manche Seite feines Nachfohgers. Die.
fer fährt im vierten Hauptftüce fort, noch andre
widrige Meinungen zu widerlegen. De uf
der Welt, kann man einwenden, ift dem Laufe eis
ner Tageszeit zu vergleichen. Sie hat ihren Mor-
gen gehabt, und man mird num ihren Abend er
warten müflen. Aber wo foll man biefen Zeit«
punft heſtimmen? War es zu Babel oder Mem⸗
pbis,. zu Athen oder Kom, daß die weltliche
Gröffe den eingebildeten Gipfel ihrer Vollkom-
menheit erreichte? Andre haben -geglaubt (und
unter den andern iff Der Recenſent) daß es In den:
menfchlichen Angelegenheiten eine gewiſſe Stel» :
heit gegeben hat, welche fie nie überfchritten oder
unter welche fie nie gefunfen find; fondern daß
alle irrdifche Dinge, gleichfam wie in der Ebbe
und Flut, fortgetrieben werden. Staaten. und
Reiche find geſtiegen und gefallen; verfchlebene
Oerter find zu verfchiedenen Zeiten ber beneidete
Sitz der Gelehrſamkeit, Mache und Groͤſſe ge⸗
weſen; und hinwederum der veraͤchtliche — |
| | | er
8.
12 Brittiſche
Band der Unwiſſenheit, Sklaverey und Niedrigkeit ge⸗
set.
„er
worden, Die Vorſehung bandelt gleichfam in
dieſem Salle, gleich dem gefchickten Wirthfchafts:
verftändigen, der, wenn er fo viele Kornerndten
von einem Felde .eingefammelt, als der Boden
Ihm verfchaffen kann, der nun durch allzuöftere
Bearbeitung erfchöpft ift, dann feine Aufmerf:
ſamkeit auf einen andern Fleck verwendet; und in
Hofnung eines reichen: Gewinnſtes und einer
‘weit geöfleen Belohnung feiner Arbeit, neue Sur:
hen ziehe... So wenig dieſes Gleichniß der
Sache angemeffen ift, fo iſt die Aumerfung doch
gegründet. Einzeln betrachtet, hat bie Welt ihre
verfchiedenen Perioden des Wohlftandes und der
Gröffe, nachdem das Schickſal der Reiche und
der menfchiichen Erfenntniß verfchieden geweſen.
Im Ganzen aber ift es nur eine allgemeine Pe
riode der Gluͤckſeligkeit der Welt, die, nach ver
Religion betrachtet, bey der Bollendung alle
görtlichen Abfichten und Beſtimmungen, ihr En-
de erreichen wird, ‘Davon find Die verfchledenen
Abänderungen der Gluͤckſeligkeit einzelner Länder,
nur Theile Wuͤrde man aber nice ungerecht
- ganzen Dauer, fo ift er vollfommen berechriget
bandeln, wenn man die vergangene Zeit deßwe⸗
gen fo ſehr der gegenwärtigen nachfegen wollte,
weil man igt die Vortheile nad) feinen Umftäns |
den genießt, welche die Menfchen der alten Zeit
nach dem Maaſſe der ihrigen fchon im voraus ge
nofien haben? Reber aber der. Engländer von
Der allgemeinen Gluͤckſeligkeit der Welt in ihrer
die
-
Bibliothek. 513
die Annehmlichkeiten “feiner Zeiten zu preifen, s Band
Aber zu Diefer allgemeinen. Gluͤckſeligkeit“ gebö- I
ven nach dem Plane einer. göttlichen Wersheit und
Guͤte, auch die einzelnen Perioden der Welt und
groffer Reiche; und daher darf man dieſe nicht
mit fo veraͤchtuchen Augen anſehen wie unſer Aus
tor gethan hat. Dieß iſt die Unmerkung, die vir
wider das. Ganze dieſer Schrift gewagt. haben,
und die mir. durch das Anſehen eines groͤſſern
Scribenten recht fertigen können. Der vortriflis
che Young denkt über diefe Materie «ben fo,
und drückt feine Gedanken in feinem erſten Briefe
on Richardſon, in feiner ihm eigenen Sprache
aus. _ ———— J
Unſer Verfaſſer fänat nun in der zweyten
Abtheilung an, von der Erkennen des menſch⸗
lichen Geſchlechts zu erweiſen, daß dieſelbe im⸗
mer. vollkommner werde; fo wie er es in der drit⸗
ten. von der Glückfeligkeie behauptet, und zu
dem Inhalte. der folgenden Abichnitte, die wir
noch nicht gefehen haben, in Abficht auf die Tu
gend und die Sitten, gemacht. date Gieich ans
fangs fagt er eben dieß, was wir in unferer Ans
merfung oben anführten: daß, alle Zeitaiter und
$änder. zuſammen genommen, die Welt feit der
Alteiten Kenntniß, die wir von ihr haben, in dem
Zuftande einer allgemeinen Verbeſſerung gewefen
fen. Aber wird er nicht feinen fpäteften Nach⸗
foiagern in dem Amte, die Welt zu beurtbeilen, ein
echt geben, „von den Zeiten ihrer Borfahren
—— ga - "en
514 Brittiſche |
5Band «hen fo firenge und deſpotiſch, wie diefer von den
3@t. vorhergehenden, zu urtheilen ?
ng Im zweyten Hauptſtuͤcke wird ans der Na⸗
tur der Sache erwiefen, daß Künfte und Wis
ſenſchaften immer vollkommner geworden. Die
zwo erſten Eltern, ſagt der Englaͤnder, mußten
nothwendig anfangs unmiffend und ungefchict
feyn, bis fie täglich in neuern: Entdeckungen zu
ihren Bedürfniffen und ‘Bequemlichkeiten weiter
kamen. Wir willen nicht, woher der Autor Die
: fen ‘Begriff von den erften Bewohnern der Erde
entlehnt hat; oder kann er ihn wohl mit den
Nachrichten der heiligen Geſchichte vereinigen?
Wenn wir, fährt er fort, annehmen, daß bie ver.
fhiedenen Staaten zu dem hoͤchſten Grade ber
Vollkommenheit, deſſen fie fähig waren, gelanget
find, wie fehr müffen fie durch einen: gegenfeitigen
Handel mit einander verbeffert worden ſeyn, wie
viel unzählbar ‚nügliche Dinge mußten unter ei.
nem “Bolfe erfunden werden, baran man unter
den andern niemals würbe gedacht haben? Dieß
“erläutert unjer Berfaffer aus dem Benfpiele der
Schiffart, und fucht es in dem folgenden Haupt
| ſtuͤcke aus der Betrachtung derjenigen Derter, mo
die Künfte geblühee haben, noch mehr zu erwel⸗
fen. Die Morgenländer fcheinen ihm wegen ih.
res Himmelsftrichs, und ihrer der Handlung hin⸗
derlichen Write, zu der Berbeflerung, der Künfte
nicht gelegen zu fenn Bir glauben aber das
treftiche Werk des Soguet hier nur nennen zu
duͤrfen, um unſern Englander nit Recht ju wider.
. ſprechen.
Bibliothek. 515
fprechen. Man finder darinn die Gechichte Ders Band
meiften Künfte, Die in den Morgenländern ihren or
Urfprung und einen groſſen Zumwachs erhalten ba:
ben; die aber. Den neucen Zeiten den Grad ihrer |
Bollfommenpeit verdanfen müffen. Ä
Griechenland und Italien ſcheinen unferm u
Verfaffer weit beflere Pflanzftädte der Kuͤnſte zu
feyn. Aber die Natur war gegen diefe Länder
zu freggebig geweſen; und nur die Nochmendig.
keit ift die Mutter der Erfindung. . Doc aud)
dieſe wird bald befriebiget; die Künfte fordern
beflere Belohnungen und eine gröffere Aufmun-
teerung. Der Verfaſſer fchließt alfo bieraus, daß
fie nur da den hödjften Gipfel der Berbeflerung
erhalten Ffönnen, wo die tage des kandes Gele
genheit zu einem ausgebreiteten Handel giebt, und
die Menge der Bequemlichfeiten der Stapelwaa⸗
ren. diefen Handel fehr vortheilhaft macht. Eben
Dieß fucht. der Verfaſſer in dem folgenden Haupt
ſtuͤcke aus der Geſchichte darzuthun. In den
Morgenlaͤndern findet er in den alten Zeiten nur
unvolllommne Kenntniſſe, die meiſt in Fabeln
beftanden, unzuſammenhangende Sittenſpruͤche,
zufällige Entdeckungen in den Eigenſchaſten ber
Pflanzen und Kräuter, und ungegründete Anmers
Fungen über die Geſtitne; ihre Religion war fo, '
wie fie.beg ihrem Schäferleben ſeyn fonnte, ihre
bürgerliche Regierung gieng bloß auf die Beräh-
Fr ber Raubthiere. ‘Ben diefer Charafteris
Morgenländer, für deren vollkommnen
—* wir nicht gern Buͤrgſchaft leiſten
Kkz moͤchten, |
516 Brittifche
5 Sand möchten, nimmt er ausbrüdlich das Jüdische Volt
5St.
‘
in jener Erzählung aus. Weit ihre Republi
durch eine gortiiche Einrichtung entitand, fo wit
fie nicht denen allgemeinen , Geſetzen unterwerfen,
wodurch der gemeine Lauf der Dinge geordnet
wird. Aber koͤnnte man nicht dem Verſaſſe
einwenden, daß diefes, wohleingerichtete Dal
noch ımmer be veiſet, Daß auch in ven altern Zer
ten gewiſſe Thelie der Welt zu ihrer Volltom—⸗
menheit gelangt find, und daß dieß vielleicht das
gemeine Schichjal der "Welt uͤberhaupt ſeyn werde.
Wenigſtens macht es die Geſchichte der Lander
wahrſcheinlicher, in deren die Kenntniß der Bil
fenichaften, und unter diefen der vollkommenſien,
der Religion, mit ihren Beſitzern ſich verandett
hot. Von Aegypten ſagt der Vetfaſſer, de
als ein ſcharfſinniger Kenner, Zeiten nit Zeit
und Kenneniffe mit Kenneniffen vergleichen mil,
daß er wenig von ihnen wiſſe. Die Griechen
verjchönerten die Wiſſenſchaften, die ihnen ıhre
Borgänger überlaffen hatten. Aber ihre Kell |
gion blieb noch immer unvollkonnnen; ihre Wiß
ſenſchaft war mehr aus ven Schulen, als aus det
gemeinen Leben bergenommen, und alfo weit
fer su Streitigfeiten in dem erftern, als zum Oe—
brauch in dem legtern. Ariſtoteles und Plato
werden hier getadelt; nur in ihren Vorſchtiſten
zu, der Regierungsform verdienen fie bemunder
zu werden.” Allein auch diefe waren mehr Mit
Griechenland als für. die Welt überhait 9%
gebe. Die Römer uͤbertrafen ihre Lehrer I
” oo. j pie
v
Bilbliothek. 17
bielen Stuͤcken, befonders in bee Moral, in, der5 Baud
didactiſchen und, ſatiriſchen Dichtkunſt. - Aber IE
die Periode der Gelehrſamkeit mar in Rem auf: .
ſerordentlich kurz, ‚und nachher findet nian das.
ſchreckliche Leere in. der Gefchichte der Wiſſen⸗
ſchaften. Der Verfaſſer hoffet, Daß diefer Zus
fall, da in der groffen Wanderung der VBölter
bie meiften Kenntniffe verlohren giengen, niemals
ſich wieder ereignen werde; wenigſtens werde es
nicht durch eben dieſe Mittel geſchehen, ſo lange
als es eiferſuͤchtige Nationen giebt, die uͤber der
andern Groͤſſe neidiſch find und deren Vortheil eg
ſtets ein gewiſſes Gleichgewicht der Macht zu £
erhalten... J
Ehe dev Verfaſſer fortfaͤhret in dem fuͤnſten
Hauptſtuͤcke eine allgemeine Vergleichung zwiſchen
der alten und neuern Gelehrſamkeit zu zeigen,
macht er eine Anmerkung auf der 74 S. Die ſein
Syſtem wieder ſehr erſchuͤttert. Was fuͤr eine
Vergleichung, ſagt er, ſollen wir wohl zwiſchen
der Gelehrfamkeit der Alten, und den Etfindun⸗
gen der Messern anſtellen, wenn Die.ganze Sum⸗
me der erfiern nur die Srundanlage ausmalht,
auf welche die letztern errichtet find? Wir können
alles, gras die Menfchen ehedem wußten, zu uns
fm Eigenehume madhen.,- Wie vermandele '
ſih doch Hier. der Paneghriſt auf einmal: in beit
biliigen Cenſor des ganzen Zuſammenhangs der .
Zeiten! Auch das folgende Hauptſtuͤck fängt er
mit der beſcheldenen Einleitung an, daß er nicht
gern in Bordacht Eommen moͤchte, als koͤnnte er
u KE4 * - jeme
Ra
5
nd jene erſtaunliche Beweißthuͤmer ber vorigen Groͤſt,
die eben fo wünfchten, in noch entierntern Zeiten
x
518 u Bumiſce I
om und Achen, mit Gleichguͤltigkeit anſehen.
Aber das Bild, daß er hierauf von der Gelehr
ſamkeit der Alten zeichnet, ſcheinet eben nicht von
ihrem Freunde entworfen zu ſeyn; din Dem folgen
den Hauptſtuͤcke zeigt er eben dieß aus befondern
Umftanden. Der Eriticus wird fich in das Zeit
alter des Augufts zurück wünfcen. Der Soldat
möchte gern die Plane eines Caͤſars und Hai
bals gefehen haben; und der gottesfürchtige und
ernfthafte Chrift wird wünfchen, daß er in dem
merfwürdigen Zeitpunfte gelebt hätte, wo det
Erlöfer die Welt erleuchtete. Aber in jenen Je
ten fagt ber Autor, wird man Menſchen finden,
gelebt zu haben. Wie er Bieß von erleuchtet
Chriſten denfen konnte, willen wir nicht. |
Im fiebenten Hauptſtuͤcke räumer er doc den
ältern Zeiten in Abficht auf die Beredfamfeit d
nigen Vorzug ein. Ueberhaupt fann fie.und die
Dichtkunſt, fo bald nur die Sprache eines Bulls
ganz gebildet ift, in einem einzigen. Alter ſo vol
fommen, als durch die Anmerkungen von hundert
Kennern werden. {ya die Altern Zeiten haben In
dieſem Stüde offenbare Vorzüge; ‚ihre Syrache
muß nothwenbig am meiften an Metaphern un
Anfpielungen dieſen groffen Zierden der Ber:
famfeit und Dichtkunſt, einen Heberfluß haben;
Cein Sag, wider den man vielleicht viel einmer-
den könnte) auch die Einfalt der menſchlichen
Sitten giebt in diefen Zeisen ihren Empfindur
J | Ä ge
Bibliothek. 519
gen Freyheit und Ungezwungenheit, die man nach, Wand
her mit mehr Behutfamfeit und Mißtrauen aus ICH,
drücfen wird. -- Noch eine befondere LUrfahe
kann man anführen, warum die Briecyen und
Römer, als ihre Sitten feiner wurden, uns in
biefen Faͤhigkeiten übertroffen haben. Sie muß»
ten den Irrthum ausſchmuͤcken, wir die Wahr⸗
heit. Jene aber ift eine weit feinere Materie
jur Erbichtung und zum Reichthum der Sprache
als die letztere. „In der. Anmerkung fegt der
Derfaffer hinzu, man follte zum Beyſpiel nur
zwo Perfonen mit gleicher Stärke ber Beredſam⸗
feit, den einen von den Lehren unfrer heiligen Res
ligion in aller ihrer Sauterfeit, und den andern;
von einigen wilden enthuſiaſtiſchen Begriffen von
derfelben reden hörenz fo würde die Anzahl de⸗
ter, die der erfte auf feine Seite zöge, gegen die
Anhänger. des legtern in keinem Berhälthiffe fte-
hen., Bir geftehen, daß wir bey dieſer Stelle
über den englifcyen ESchriſtſteller erſtaunt ſind.
Alſo macht, wuͤrden wir ihn fragen, die Anzahl
der Anhaͤnger den Beweiß von der Vortreflich⸗
keit der Lehren und des Vortrags desjenigen aus,
der dieſe Anzahl gewonnen hat? Sollte man ihm
bier das bekannte Beyſpiel dawider anfuͤhren?
Und was ſoll denn das ſeinige erweiſen? Daß
die Beredfamkeit der Alten vorzüglich ſchofer als
die unfeige feyn mußte? Wir wollen gar nicht
anführen, daß er hier mit fid) felbft ftreicer. Wir
wollen nur von ihm fragen, ob nicht das Weſen
und die Vollkommenheit der Beredſamkeit, in
Riss der
*
520 Brittiſche
Band der Wahl der beften Gründe zur Ueberredung und
zer, in vem Eunftoollen Bortrage derfeiben beſteht; ob
nicht alfo der Vortrag der böchflen Wahrheiten
ber zehren der Religion, ‘die beſte Marerie zu
de vollfommenften Derebfamfeit- feyn muͤſſe;
und ob nicht in einer Rede feines vortreflidyen
$anpsmannes des Beveridge, mehr Majeftät fen,
als in allen fophiltifchen Declamationen des To
lands. Das Flitterwerk und Die Schminke, fährt
er fort, meiche Der Bublerin neue Neigungen ge
‘ben, würden ſich mic dem Anftande und der Wir.
de dee Haußfrau gar nicht vertragen. Vortref⸗
m
lich! Aber was ift denn hier der Schmuck eine
befcheideneen Schöne? Der fittfame Reiz des
Anftandes ihrer Würde; und ben dem Vortrage
der Wahrheit ift es auch der innere Glanz ber
Güte und Vortreflichkeit, der aus ihr hervor leuch⸗
tet, und der den Zufchauer einnimme, auch wenn
er Durch die. Runft nicht ganz aufgedeckt wird.
Doch der Berfaffer zieht aus feinem falfchen Sa
Ge noch mehr falſche Folzen. Dieß iſt die Ur.
ſache, fast er, warum alle. unfre Dichter Abtruͤn⸗
uige in. ihrer Religion und Werehrer des Apollo
und der Mufen werden; ımd mean fie irgend es
was recht glänzendes vorfteflen:.mollen, fo find. fie
—A ‚ihre Zuflucht zu heydniſchen Gebraͤu⸗
hen ißd Gewoͤhnhetten zu nehmen; fo Daß wenn
jemals das Pantheon verlohren gehen follte, die
Hätrte von ihnen für dem engliſchen Leſer nicht
mehr verjtanduch ſeyn wuͤrde. Selbſt ver. groſſe
Allen fe nut in einem Semwiſſen ar * ein
chriſtli⸗
Vibliethef. ° - Sar
heiftlicher Heyde, und er bat feine Engel offen s Ban
bar nach dem Muſter der Homeriſchen Gotthei 2 SH -
ten gebildet.,,. ber fann man wohl glauben,
daß Die meiften neuern Dichter aus Abfiche um
deß willen, weil die Kabel mehr gefaͤllt als dag
Wahre, oder vielmehr aus einer Nachahmung
der Alten‘, den Anruf ihrer Gottheiten beybehal:
ten haben ? Und hat nicht Milton mehr aus der
Urfache, weil er Mafchinen zu feinem groffen
Werfe brauchte, feine Engel darinn aufgeführt?
Oder iſt nicht ſchon Vida fein Vorgänger?
Die Sprachen der riechen und Römer
fheinen unferm Verfaſſer weit unvollfommner ats
feine oder feiner Nachbarn Mutterſprache. Die
Partikeln und Hülfswörter machen unfere Spra⸗
hen nach feiner Meinung weit deutlicher. Der
tateiner würde ihn vielleicht einwenden, daß fie
diefelbe nur langweiliger machen.
In Abfiche auf die Dichtfunft fällt feine Ber
gleichung fehr zum Nachtheile der Alten aus, und
im ganzen Hoiner rührt ihn feine Zeile als biefe-
von dem betuͤmmerten Batr:
Schweigend gieng er zum Ufer des beftigraufchen-
den Meeres. |
In der Anmerkung wird der befannte: Bors
wurf, der zu oftgebraudjten einformigen Beywoͤr⸗
ter, als fchnellflüßig, böchftmeife, u. f. wider den
Homer erneuert, ohne daß man an die Beant
wortung des Carks oder Riecius gedacht bat.
In der didactiſchen Dichtfunft werden Po.
pens moreliihe Briefe allen: * Sheffien bes Al.
terthums
22 Brittifhe
m Band terthums in dieſer Gattung, vorgezogen; und ge
St wiß mit Recht. Nur muß man, glaube id), die
Einſchraͤnkung hinzu fegen, die fih aus Popens
Anmerkungen veroffenbaret, daß die Alten aud)
Dopens $ehrmeilter gewefen find.
In Abfihe auf die Vollkommenheit des
Drama, fagt er, müflen Die Alten wohl nach . aller
Meinung, den Neuern unendlich weit weichen.
Und nach dem Verfaſſer ift die Urſache davon
dieſe: weil wir in unfern Schaufpielen feinen
Ehor haben. Wir hätten diefe Auflöfung von
einem Kenner, dem Achalie und Eſther nicht
unbefanne feyn konnte, nicht erwartet; noch
weniger aber bie heftige Invectide wider den gan:
zen Ehor der Alten, die einige Seiten bey unferm
Schriſtſteller einnimmt. Der Chor kann viel.
leicht füc uns oft fehr müßig feyn, ober eine leere
Rolle fpielenz für die Zufchauer unter den Alten
war er gewiß weniger unverftändlich, und wenn
er fo glücklich gebraucht wird, role ihn nur ein
Ascine braudyen fonnte, fo ift er auch den Zu⸗
ſchauern unter den Neuern gar nicht gleichgültig.
Endlich ſchließt unfer Berfaffer mit einer feinen,
‚Stelle : weil es das groffe Gefchäfte der Scyaw
‚bühne ift, ung zu vergnügen, indem fie uns unten
richtet und heſſert; das Herz zu bilden, indem fü
„dunurch augenblidliche Freuden es hintergeht, ode
es durch erdichtete Widerwärtigfeiten und einge
bildete Auftritte bes Elendes bewegt; fo fchein
- ber Dichter, der die größte Gewalt über unfe
Einbildungskraft hat, der eine Zeitlang uns mi
Bibfisthe. 523
ih, auf den Sittigen feiner Einbifdung, wohins an
s ihm gefällt, fortführet, wein er uns nur nicht ser |
zurch die Heftigkeit feiner Bewegungen beleidiger ;
diefer Dichter feheint ven beiten und rühmlichften
Dfad zu betreten, um, zu feinem Ziele zu gelans
en. Deßwegen wird Shatejpear allen alten
und neuern Söhnen des Apolio vorge;ggen.. In
der Folge vergleicht der Verfaſſer Longuns Werk
mit der Schrift, die die Aufſchrift bat: Begriffe
vom Erhabenen und Schönen, zum Vlach⸗
theile Des erſtern, und fagt, daß in einem einzie
gen Stuͤcke des Monthly Review, mehr geſun⸗
der Verſtand, und vernuͤuſtige Critik zu finden
fen, als in allen alten Scholien, zuſammen ges
nommen. Aber braucht man denn die alten
Scholien bloß zur Erieit? W
Aber die Wahrheit zu ſagen, ſetzt er hinzu,
Kunſtrichter und Commentators fallen nur die
leichtern und ſpielenden Theile der Wiſſenſchaft,
als die Dichtkunſt und Philoiogie an, fo wie.
Welpen und Horniifen fich um hohle Bäume und
ungefunde Derter herum fegen, und um dieſer
Urfache willen, ift dieß ein offenbares Zeichen der
höhern Stärke und Vollkommenheit ‚der neuern
Gelehrſamkeit, daß dieſe Art der Inſecten es
ſchwerlich wagen darf, ſich daran zu heften. Es
wird niemals eine fo sroffe Anzahl von, Kunftrich
tern und Commentatoren über den ode und den
Montesquieu als über den Plato und Arifloteles
geben? —- Hatte der Berfafler mohl nörhig, fo
ein gefuchtes $ob der neuern hoͤhern Buchen
| eit,
S
524 Brittifche
' .
sSandfeit, auf Unkoften der. ſchoͤnen Wiffenfchaften,
sSt, ertheilen? Und follte nicht derjenige, Der die Wil
fenjchaften überhaupt ſchaͤtzen und ihren Wer
beitimmen will, ein unparsheyifcher Freund al
Wiflenfchaften ſeyn? In dem folgenden Haupt
ftücke überfieht er fie alle, In der alten Zeit en
blickt er nur eine weite, meilt unangebaute Ge
gend, wo man hier und dort prächtige Saul
entdeckt, die aus ihrer Stellung noch eine ve
mehrtere Gröffe erhalten, Der neuere Zuſtand
der Wiffenfchaft gleiche mehr einem begünjti ‚en
‚ Plage, wo alles, was Arbeit und Kunſt ben
gen fonnte, frengebig ausgerheilt, und das Ban!
einigermaflen vol endet und volltommen iſt; af
‚ fen befondere Theile aber, aus Mangel des Cor
traſts, nicht fo leicht unfreeNufmerkfamteit an
ſich ziehen. — Der Berfafler will nicht den
7, Reieg des Perrault wieder erregen; er iſt nick
beforgt, die Streitigfeit um den Vorzug zwiſcen
benden Partheyen zu entfcheiden. Alles mas er
unterfucht, betrift nur, wer am meiſten gewußt
.Hhat; niche wie viel Verdienſt ein jedes Zeitalter
an der Erlangung der Wiſſenſchaft aehabt habt,
worinn es Meifter war. Columbus kann met
Verdienſt in der Entdeckung von Amerika ba
ben, als: Serdinand Cortez; und doch ungs
achtet der Anfprüche nes e:ftern, iſt es germidr.
daß der andre weiter in daffelbe eindrang, und,
. . ohne daß er den Ruhm. des erftern verleget, fa!
der andre auf den Namen des Eroberers fr
feyn. u j ”
le Di
Bibliothek. 5725
Der Inhalt des neunten Hauptſtuͤcks iſt derz Vand
Vergleichung unſrer Zeiten mit den vorigen in SS
Afiht auf die Kriegsfunft gewidmet, und er
giebt den leßtern Deswegen einen groflen Borzug,
Den Beſchluß des erften Bandes macht er end⸗
lich mit Gedanken über Die Religion als eine Wif-
fenfchaft betrachtet. In Anfehung der Religion,
ſagt er, feheinen. die Menſchen in der Wapl des
Gegenſtandes ihrer Verehrung, zuerſt ihren Sin⸗
nen; hernach ihren Leidenſchaften und zuletzt ih—
ter Vernunft gefolgt zu feyn. ' Selbſt die Kork
heit ſcheint in ihren verfchiedenen Offenbarungen
bey den Menſchen, fich einigermafien fo betrageh
ju haben, wie es. mit dieſer Meinung überein
ſtimmte. Unferm Stammpater und älteften Pas
triarchen erfchien.er in Förperlicher Geſtalt, gleich
einem Manne: der hoͤchſte Grad der Vortreflich«
fat, den ihre Begriffe vermuchlic Damals errei⸗
hen konnten. Nachher Eleidere er ſich in meh⸗
tier Majeſtaͤt und GOlan, ein, und war den Yun
den nur unser Wolken und Feuer fihtbar, er re—
dete fterg mit ihnen von der Stärke feines Arms
und ‚feinem erſchrecklichen Zorne; er wollte fie zu
der Erfillung ıbrer Pflicht bewegen, und legte -
Ihnen Deswegen zeitiiche Strafen und Belohnun-
gen vor; die Schmwachheit ihres Verſtandes er⸗
laubte noch nicht, höhere Dinge zu betrachten,
Zulege als die Fülle ver Zeit gekommen war,
brachte er Leben und Unſterblichkeit ans Licht, und
er zeigte ſich uns wie er iſt, ſo weit als es unſre
eingeſchraͤnkten Begriffe verſtatten. in
526 Brittiſche
5Bawd iſt in dieſer Anmerkung des Engländers nicht
ESt. les gegründet. Wo hat er denn 'gelefen, daß ſich
- Gert dem Stammovater der Menschen in ine
koͤrperlichen Geſtalt gezeigt habe? Und hat nich
nad) der Zeit der Patriarchen, Mofes die Herr:
lichkeit ‘Gottes viel näher geliehen, als der Der
faffer von der göttlichen Sffenbarung in diefer Zei
zu glauben fcheine? And obgleich Gort feinem
Volke meilt nur zeitliche Belohnungen und Sire
fen zeigte; kann man behaupten, daß fie feine
Hofnung eines andern beflern Lebens gehabt hät
ten? Es ift gewiß, daß Gott feinen Willen un
den ganzen Rathſchluß wegen der, Beſtimmung
des Menfchen ftufen.veife offenbarer hat. Allen
den Gegenſtand ihrer Verehrung haben fie gleich
Anfangs vollfommen genug erfennen lernen, un)
man fann nicht fagen, daß Gore in der Affenbo
zung feines Wefens erft den Sinnen der Ma
ſchen, hernach ihren Leidenſchaften und endtid ji
best ihrer Vernunft gefolgt ſey. Wie wenig mi
re dieß der göttlichen Güte gemäß! Und der gib
lich untereichtete Adam ſollte den Gore nur durch
Huͤlfe der Sinnen erfannt haben, deſſen Daleyn
er aus der gan;en anlachenden Schöpfung leiht
ſchlieſſen fonnte? Ja auf den ſich ſelbſt überlofe
nen Verſtand der Heyden, kann man den neu
Gedanken unfers Berfaffers noch eher anmenden,
Diefe folgten zuerft in Der Wahl ihrer Anbetung
ihren Sinnen; fie verehrren die Geſtirne. Sit
folgten dann ihren Seidenfchaften, und erhoben !%
fer und ?Begierden zu der Würde der
b uülehl
| Bibliothek. 527
Zuletzt erwachte noch bey wenigen benfenben Hey-s act
den die Vernunft, und erfannte ein höheres, von —8
der Welt abgeſondertes Weſen, das Der. Urhebee
der Welt fen. Wir finden noch einen andern
pargdoren Gedanken. in dieſem Hauptſtuͤcke
daß nämlich die erſten Bekenner ber evanı
gelifchen Wahrheit mehr ein gutes Herz, als Berz
ſtand gehabt Hätten, Gleich Darauf folgt
wieder eine nuͤtzliche Anmerfung von dem, mas ei⸗
gentlich bie Schrift verſtehen heiſſe, und wir
koͤnnten ‚bie, Autwort des Mitchels auf ein gewiſ.
ſes Gedicht hier mit mehrerm Rechte brauchen;
Flecken und Schoͤnheiten liegen hier ſo dicht ver⸗
miſcht, daß man dieſe vor jenen nicht recht ſehen
ann. .
Aus der Meinung, daß die menfchlichen Ein»
fihten itzt zu einem viel höheren Grade ber Volk .
fonmenbeit als in Den porigen Zeiten gebracht
worden, zieht der Berfoffer Die Solge, Daß durch
diefe Berbefferung auch der Grad der menfchlis
dem Gluͤckſeligkeit anfehntich erhoͤhet ſeyn muͤſſe
und dieß macht Den Inhalt feines dritten Ab⸗
ſchnitts aus. Wenn ber erſte Theil, fagt er, him
linglich ausgemacht wäre, fo follfe man glauben, _
daß man Feine Schwuͤrigkeit mebr finden wuͤrde,
ben legtern zu beweifen, Ja wenn ber erftere
Sas nur in fo weit erwiefen märe, daß es wahr
ſcheinlich würde, daß menigfiens Diejenigen Inch
ge der Erkenntniß, welche augenfcheinfich einen
unmittelbarern Einfluß in Die Wohlfart des bis
gerlichen dzebens, und in die. beruhigende Unter.
Bu 81 haltung‘
/
\
—
528 Brittiſche
5 Wand Haltung des Menſchen in demſelben haben, verbe
get, fert wären; wenn es fich zeigte, daß wir nur in
diefen Punften zu einer groͤſſern Weisheit gelang
wären, ob wir gleich den Alten den Vorzug in
der Beredſamkeit und Dichtkunſt einräumen wol: |
Sen; wer würde wohl noch anftehen, den Schluß
gu machen, daß wir glüclicher find als fie? Um
Diefe Verbefferung einiger Wiffenfchaften, die in
Das bürgerliche eben einen beſondern Einfluß ha⸗
ben, als der Staatskunſt, der Sittenlehre, de
Keligion und Handlungsmwiffenfchaft, zu bemei
fen, erinnert der Verfaſſer, daB men nur die
Staatskunſt des Plato und Ariftoteles mit den
politiſchen Schriften eines Sidney, Locke und |
Montefquieu vergleichen , die alten Exhifen ge |
gen das Buch eınes Wollaſton von der natuͤrl—
chen Religion halten, und die Werke ber Kirchen⸗
‚väter, den Schriften der neuern Gottesgelehrten
entgegen ftellen follte; fo würde man bald von
dieſem Vorzuge der Neuern fich verfichern föts
nen. Ueberhaupt, fagt er, koͤmmt es auf die ein⸗
zige Srage an, ob mir nicht als vernünftige Ge⸗
ſchoͤpfe viel geneigter feyn müffen, diefem Charals
ter gemäffer zu handeln, je mehr unfre Gemuͤther
beſſer gebitbet, und unfre Bernunfs vollkommner
. gemacht wird. Wie fehr, fährt er Im zweyten
Hauptſtuͤcke fort, muß es uns alfo in Werwunde
tung fegen, ivenn wir hören, daß dieß mur ei,
fcheinbarer Irrthum fen, worein die Menke,
fo wie in viele andre verfallen find, weil jeD!
nicht gehörig erwogen haben. Wir müffe ) A
—0
Bibliothek, 529
in ber * unterſuchen, ob unſer Fortgang ins %and |
ben Wiſſenſchaften von einem gleichen Fortgange SIE
in der Gluͤckſeligkeit und Tugend begleitet worden;
oder wen dieß nicht iſt, ob man den Fortgang i in
den erftern mit einigem Rechte als eine Urfache
von der Unterlaſſung der leßtern angeben Fönne,
Zwar werden einige (und darunter find gewiß Die
Gegner unſers Autors) es für ein wunderbares
Unternehmen anfehen, wenn man verfuchen will, .
zu beweifen, dag wır glücklicher find als unfre
Vorfahren. Denn weil ein jeder Menſch feine
Gluͤckſeligkeit nur nad) der Vorftellung zu fchagen
pflege, die er fi in ſeineni Gemüthe davon
macht; fo fcheint es, Daß wir bey Diefer Frage '
nichts weiter zu chun haben, als uns auf unfre
eigne Empfindung su berufen, und diefe zu befra«
gen: ob wir ung felbft für atücklicher halten, aß
die vorigen Menfchen, oder nicht. _Aber damider
lößt fich einmweriven, daß wir alle niemals die riche
tige Meinung von ung felbft oder unfern Umſtaͤn-
den zu hegen geneigt find. Wir müffen alfo die
Natur der Sache felbft unterfuchen,, und darnach
den Ausipruch thun, ob wir in der That glücli«
cher find, als unfre Vorfahren. Hier fängt der
ernfthafte Engländer an, wider be fpisfindigen
Rouſſeau zu ſtreiten, welcher ben Vorzug des
natürlichen Zuftandes der Menſchen gepriefen,-
und den Schaden der Künfte und Wilfenfchaften
gezeigt hat. Wir glauben aber, der Berfafler -
hätte beffer gethan, wenn er nicht fo einen fererli«
en Ton angenommen hätte, Nur Sopkiften
Ä da 00.0 müflen,
530 Brittiſche
Pmuͤſſen wider einen Rouſſeau ſtreiten ;- und mas
verräth wohl mehr einen groſſen Geiſt, die feinm
pbilofophifchen Paradora eines Roufleau, ort
Die platten Wahrheiten des Eingländers? In
- dritten Hauptſtuͤcke vergleicht dieſer die Gluͤckſe—
ligfeit des gefellfchaftlichen und des wilden debens,
und zeigt Die Vorzüge des erftern. Allein unge
achret einige die Barbaren der Gefellfchaft nid!
gänzlich vorziehen, fo glauben fie Doch vielleidt,
daß man in den erften Sitten und frühen Einrich⸗
tungen des bürgerlichen $ebens eine gemifle an
ſtaͤndige Einfalt antreffe, woburd) fie fich fer
- empfehlen; und dag die Menſchen, indem fie die
urfprüngliche Einfalt berlieffen , die fchönfte Ge⸗
legenheit, die ihnen jemals zur Gluͤckſeligkeit gege
ben worden, verfäumt haben. Deswegen zeigt
der Berfaffer in dem folgenden Sauptftüde, die
VBerbeflerungen des bürgerlichen Lebens, und er
gefällt uns hier befler als in feiner Declamation
wider den Roufleau. In ber Folge beantwortet
er die Einwürfe dererjenigen, welche die Criechl⸗
fchen und Römifchen, ja fo gar die patriatchali⸗
fhen Berfaffungen den unfrigen vorziehen. Die |
legtern vergleicht er mit den Horden der Ifigen
Tartarn und mit den fliegenden Sagern ber Ira
ber. Dieſe Horden und Hütten fcheinen ihm,
obgleich mit einigem Unterſchiede, der urfpräng
liche Zuftand der Gefellfchaft unter allen Natin
nen geweſen zu) feyn; deren vornehmſte Befhil.
tigung man überall darinn findet, daß fie mei!
ihrer Nachbarn Vermoͤgen beraubt als bie *
Ze gen
\ [PAR T,
M Bibliothek. SIT
genheit dazu durch ben Gebrauch ihres eigenen ;Banb
Sleiffes vermieden haben, um ihre häußlichen Be. 5,
bürfniffe zu befriedigen. Wie nach diefer Be⸗ |
fhreibung die Bergleihung des patriarchalifchen
Lebens mit den fliegenden Gefellfchaften der Tas
tarn noch beftehen kann, dieß kann in der That
nur dem Verfaſſer allein befanne feyn. ' Indeß
behauptet derfelbe Doch, daß Fein Zuftand geringe
ſchaͤtziger als der Patriarchen ihrer gemefen wäre,
wenn er nicht wegen der befondern Führung ber .
Vorſicht nothwendig geweſen. Auch Die Regie
tungsform der Griechen, und ihre Gefinnungen
mißfollen unferm Engländer. Er zeigt, alleifre
bäßlichen Seiten, und er ift fo fiharffinnig, daß -
er alte. Griechen für. treuloß und betrügerifch
hält; weil Nepos vom Ariſtides ſagt; ve,ynus
poft hominum memoriam, quod quidem ros au-
diuerimus, cognomihe Juftus fit appellatus. Und
von Rom fagt er: wenn der Weg, auf welchem
eine Claſſe von Menfcyen zur Gluͤckſeligkeit kom⸗ |
men kann, durch Das eben und die Ölüesgüter: '
aller andern hingehet; fo war Nom derjenige Ort
auf der Welt, mo ein jeder am liebſten fich ges
wünfche haben würde, ein Bürger zu feyn! Aber -
wer nur Roms Gefchichte lefen wird‘, ohne von
dem lange des Ruhms oder dem. Anfehen der
Meinımgen verblendet zu feyn, wird Anlaß ges
mg finden, feine. Bewunderung Der römifchen
Groͤſſe zu verringern. Der. Berfaffer: tadelt die
Einrichtung der roͤmiſchen Republik, die Verwir⸗
rungen in: ihren: unterſchiedenen Staͤnden, ihre
ua Hg 0° immen
.
—
532 * Brittiſche “
„werd immermährenben ‘Kriege, ihren unvollkommenen
Hebrauch des Friedens, Ihren ſchwachen Genf
der. Freyyeit, ihre Gleichguͤltigkeit für "den Han
del, ihren Eprgeis die Beherrſcher der gan
Welt zu werden. Er zürnet über Die, welche ſo
or: jrin Vureriand mit diefer verächtlichen röml
fchen Republif vergleihen, und er gehet fo mei
in der Bewunderung feiner Zeiten, daß er die
Verringerung gewiffer allgemeiner Trübfale, der
Vergroſſerung der Vortreflichkeit in der Einrich⸗
tung eines Staats zufchreibe, und Lühn befaw
ptet, daß man Die (frage aufwerfen koͤnnte, ob
ein fo groſſes Feuer ats ben dem Brande von
1666. ih London, in der gegenwärtigen Einrich⸗
tung wohl eben fo viel Schaden verurfachen fin
ne, als damals. Im vierten Hauptſtuͤcke, w
er von ber Gluͤckſeligkeit in einem fepyetlichen
Tone redet, macıt er den. Schluß, daß die. Ya
überhaupt ihren Einwohnern immer mehr Glid⸗
ſeligkeit werſchaffen kann, je mehr diefelbe einen
hoͤhern Grad der Bollfommenpeit erreitti, 1
daß, wenn alle übrigen Umftände gleich Ind,
derjenige allezeit der gluͤcklichſte ſeyn wird, de
am meiften Wiffenfchaft-befige. Indeß behau⸗
pten doch einige mit Vergnügen den Gag, deß
ein jever Zeitpunkt des zebens einen gleichen Ar
theil an der Gluͤckſeligkeit habe, Dieſe wide:
lege der Berfaffer im-fechften Hauptſtuͤcke. E
fagt, daß eben diefe Erfahrung, Daß wir uns und
die ganze Welt um uns, nun täglich gluͤclichet
werden ſehen, uns Erättig überzeugen ann, DW
Bibliotheß. 533
wir künftig noch glücklicher feyn werben... Syn Be
dem ‚legten Hauptſtuͤcke widerlegt er diejenigen,
welche um den Verfall der menfchlichen Gluͤckſe. |
ligfeit zu bemeifen, beftändig fagen, Daß die Na.
fur ung in einen Zuftand gefeßt habe, der von -
unferm gegenwärtigen ganz verfchieden fen, und.
daß wir alfe alle Anfprürhe auf die Gluͤckſeligkeit,
die fie geben Fönnte, verlohren haben, weil wir bie
einfäktige, einfoͤrmige und einfiedlerifche Les
bensart verlaffen haben, die fie ung vorgefchrieben
hat. Der mwohre Zuftand, fagt er, worinn ein
Weſen Gluͤckſeligkeit genieflen fol, muß fo bes
fhaffen feyn, daß er ihm Gelegenheit giebt, alle
feine Fähigkeiten zu brauchen, und alle feine Be—
gierden zu befriedigen. Wenn ein Weſen eine
jufammengefeste Natur hat, fo ift derjenige Zus
fand, worinn die verfchiedenen Theile, aus de _
nen e8 zufammengefegt ift, in Dbacht genommen. . _
werden, und ihren gehörigen Antheil an ber Wirfe
ſamkeit haben, der natürliche Zuftand für diefes
Weſen, worinn es glücklich feyn Fann. Wenn
endlich ein Theil von der Natur dieſes Wefens fo
gebilder ift, Daß derfelbe Durch die bloſſe Ausübung
feiner eigenen. anhangenden Kräfte, feine Volle
fommenheit vermehren Fann, fd muß nothwendig
folgen, daß die Gtückfeligfeit diefes Wefens be⸗
fündig zunehmen werde; und dieß trift vollfom
men ben dem Menfchen ein. | -
34 Brittiſche
set I V.
”V” The Jealots Wife: a Comedy, By George Col:
man, Eſq. London, 1761
9 Verfaffer des Critical Review Haben
$ uur noch im vorigen Jahre, die Unvoll⸗
kommenheit des comiſchen Theaters der
Englander ſelbſt geftanden, und ernſtlich gewuͤnſcht,
daß man bald darauf eben die ſchoͤne Ordnung und
die feinen Sitten ſehen möchte, wodurch noch im⸗
mer die franzoͤſiſche Comodie den Vorzug bebaus
pret, Sie verlangten befönders, daß man mehr
gute Benfpiele von der ernſthaften, ruͤhrenden
Comoͤdie liefern möchte, und fie bevauerten ’
daß Steele nur wenig Nachfolger gehabt hätte,
Ob Herr Colmar, deſſen Stuͤck, vie eiferjlich-
tie Frau, wir hier anzeigen wollen, einer vor
dieſen Nachfolgern ſey, dieß wird man am beften
aus feinen Plan, aus feinen Eharaftern, und
- aus den Situationen, in Die er ſie ſetzt, beurthei⸗
len können, Der Vorredner beſchuldiget ihn
var, daß er fih aus Den Granzen des Luftfpiels
In das Gebiete der Tragoͤdie veriopren habe
Gleich anfangs ruft er au °
Die eiferfichtige Frau! Ein Luſtſpiel! Armer
| oo Hann!
Wie fehön iſt nicht der Stoff! Allein, wie falſch
ber Plan!
Erin
Bibliothet. 59
Sein unbezaͤbmter Witz, der ſeine ‚Schranten Ye
| | flieht, \ 6t
Eile frey darüber hin, ins tragiſche Gebiet.
Allein man darf niche immer die Eritif der Vor.
teoner oder Nachredner, in fo eigentlihern Ver⸗
flande annehmen, Die Scribenten wollen das _
duch) den Zuhörern die Mühe überheben, felbft -
ju urtheilen, weil fie oft befürchten, daß fie bey
dieſem Urtheile mehr, als bey ihrem eigenen, ver.
lieren würden. Und gewiß in dem Stüde, das
Wir por uns haben, herrſcht eben nicht der Feh—
ler, daß es zu wenig comifche Züge enthalte; -
Der Berfaffer geſteht, daß er aus dem Romane
des Kieldings, und einigen faririfdien Stuͤcken
des zuſchauers, die Anlage zu feiner Charactes
ten entlehnt habe. Kann es ihm mohl da ari co⸗
miſchen Scenen, und an dem. eigentlichen Tone
feines. Stuͤcks gefeble haben? on
- Die Haupteharaeters in demfelben find, die
Aferfüchtige Frau Oakly, die ihren Mann, nie -
fe ſagt, und wie. fie durch ihre Eiferfücht ſagen
will, vom Herzen liebt, ob wir gleich in dem
ganzen Stuͤcke, auſer einer ſtuͤrmiſchen Zankſucht,
und einer kuͤnſtlichen Argliſt, wenig Beweiſe da⸗
von finden. Colman bat alſo die Eiferſucht
kur ‚auf der haͤßlichen Seite ſchildern wollen.
Aber Hätte er nicht eben fo gut ein Stück verfer⸗
tigen koͤnnen, da eine zärtliche, bewieſene, ſtille
lebe’ der Grund. ber Ciferfucht gemefen wäre
und da wir bie Eiferfichrige ‚ ‚ungeachtet td
.
%
536 Brittifche
Band Fehlers, dennoch immer bewundern, und zufegt
get, bochfchägen müßten? Er würde ſich dadurch
den vortrefflihen La Ehaufjee in dem fchönen
Srüde: das Vorurtheil nach der Mode,
genähert haben, ter eben deßwegen unendlich
mehr ruͤhrt und mehr gefälll. — Herr Oakly
ÄR ein treuherziuer, empfindliher Mann, ver
gern im Frieden in ieinem Haufe leben will, und
ſehr viel Neigung für feine Frau ha. Seine
Unthätigfeit, Die man aber zu fehr während der
Handlung merkt, giebt den. eigentlichen Anlaß,
p der Verwickelung, zu der Erregung der Lei—
enſchaft feiner Grauen, und endlich zu der Auf
löfung, wodurch fie ihren Fehler einfejen Iernt,
und fih zu ändern entſchließkt. Sein Bruder,
ein wilder Major, tft der Kontraft von ihm, der
der widrigen Neigung feiner Schwägerin nicht
nachgiebt; und endlich den Heren Oakly zu einer
kleinen Hartnädigkeit bewegt , dadurch Die Frau
Schmägerin auch wirklich gebeffert wird. Der
Neffe von diefen benden, Carl, ein junger, fich
ſelbſt Überlaffener Menſch, der eigentlidy feinen |
recht unterfchiedenen Character bat, liebte ein
gewiſſes Mädchen, Harriot Auffer, die er auf
dem Sande bey ihrem Vater und in des Majors
Haufe, oft gefehen-hatte, welche aber ihr Vater
lieber mit einem reihen Nachbar, Sir Harry
Deagle, zu verhenrathen wünfcht, der feinem
Character nah, ein Zuchsjäger ift, und für fels
nen Wällachen, einen Rothſchimmel, ale Schd«
nen feines Landes gern hingeben wil, und nur
Biitbliothet. . 837.
Bewegen die Verbindung mit Zarriot Ruffet rt |
ſehr gern fehen würde, weil er auf ihrem nahe set,
gelegenen Gute die (hönfte Stutterey anlegen, ’
und die befte Kuppel in der ganzen Gegend hal.
ten fönnte Aus Furcht für diefen etwas raus
ben Liebhaber entſchließt ſich Mademoifelle Ruſ⸗
fer, von ihrem Vater wegzugehen und reife heim«
lich nach London zu einer Berwandtin, die Lady
Freelove. Ihr Vater glaubt, da er es erfährt,
nichts gewiſſer ‚ als daß der junge Hear Oakly
aus tondon feine Tochter entführt habe „und
ſchreibt, noch ehe er feibit ihr nachgehet, in den
beftigften Ausdrücden an ihn. Diefer Brief
koͤmmt zu erft in die Hände der Eiferfüchtigen
Frau Oakly, die aber nicht erft Die Auffchrift >
an Carl Oakly, oder den Inhalt forgfältig ans
ſieht, fondern ſchon ganz erhißt, eine geheime
Siebe ihres Mannes entdeckt zu haben glaubt, und
da mit afler Erbitterung und der ganzen Bereds
famfeit eines aufgebrachten. Weibes - die Scene
eroͤfnet.
Die Scene iſt in Oaklys Kaufe, Mar .
hört inwendig ein Geraͤuſch.
Frau Oakly, imwendig. ‚Neben fie mie
nur nicht — ich weis, es ift wahr — Es iſt
ganz entfeglich, und ich werde e& nicht erbulden.
Oakly, drinnen, Aber, mein Kind. —
Fr.Oakly. Ja, ja, . (fie —* |
Sie gehet heraus, mit einem Briefe, und
Date. ſolgt.
| Sagen .
I)
a.
538 Brittiſche
sum Sagen Sie, was Sie wollen. Sie werden
ge, michs nie überreden, ſondern das iſt einer von
ihren häßlichen tiebeshändeln,
Gatiy. Ich kann Sie verfichern, meine
Ft. Oakly. Ihre Lebe! — Wuͤßt ich nicht
Ihr — Sagen Sie mir den Augenblick, ich be;
ſehle es Ihnen, alle Umſtaͤnde von dieſem Briefe.
Oakly. Wie kann ich Ihnen die ſagen, wenn
Sie mir ihn nicht einmal ſehen laſſen?
Fr. Oakly. Hören Sie, Herr Oakly, das
Bejeigen ift nicht länger auszuftefen. Sie fins
den ein Vergnügen darinn, meine Zärtlichkeit
und fanfte Gemüchsart zu mißbrauchen. — Mur
beftändig die ganze Stabt, ja wohl das ganıe
Königreich durchzulaufen, um Ihre Lebeshän
Bel auszuführen. — Habe id) es nicht entdeckt,
daß Sie ben ber Demoifell, meiner eignen Be
Bienten, außerordentlich gut ſtanden? — Haben
Sie nicht eine fhändliche Vertraulichkeit mit der
Frau Steeman unterhalten? Habe ich. nicht Ih⸗
ten Liebeshandel mit Lady Wealthy entdedt? —
Waren Sie nicht — |
Oakly. O! Ho! Madame, der Groß.
Sultan felber hat nicht halb fo viel Maitreffen, —
Sie bringen mid) aus aller Geduld. Kenn’ ich
denn eine Seele, aufler unfre befannteften Freun⸗
be? — Koͤmmt denn ein Menſch zu: mir, der
Sie nicht zugleich befucht? — Gehe ich wohl je
mals aus, daß Sie nicht mit mir giengen? —
Und bin ich nicht fo beftändig Ihnen zur Seite,
On, IJ als
Bibliothet. 539
als wem ih an Ihre Schürzenbänder angenüpft s Bent
wäre
St. Dolly, Gehen fi fie, : geben Sie ‚Sie
find ein falfher Mann, — Habe id Sie nicht
Bundertmal ertappt ? Und habe ich nicht dieſen
Augfnblick einen Brief in der Hand, der Se
Ihrer Niedertraͤchtigkeit überführen . kann?
taffen Sie mich die gane Sache erfahren, oder
ich werde —
Oakly. Ihnen erfahren laſſen? — Safleg
Sie mid) nur erfahren, was Sie von mir vom
langen, — Sie fangen meinen Brief auf, ehe
id) ihn in meine Hände bekomme, und dann for
bern Sie „ daß ich den Inhalt daypn wiſſen foll,
Sr. Oakly. . Dank fens dem Himmel, daß
id) ihn aufgefangen habe. — Es war mir fchog
ebedem etwas von dem Vorfalle verdächtig = '
Aber der ‘Brief fagt mir deutlich, wer Sie ift, und
ich werde mich ſchon Ginlänglich an ihr zu rächen
wiſſen. D, Sie niederträhriger Mann, Sie! -.
Dolly. Ich bitte Sie, mein liebes Kind,
mäßigen Sie Ihre Hitze! — Zeigen CR —* |
den ‘Brief, und ich will Sie von meiner Unfchulh
überführen, on
Sr. Oakly. Unſchuld! — Entſetzlich! —
Unſchuld! — Aber ich will mich nicht ſo fuͤr ein
Naͤrrin halten laſſen, — Ich bin uͤberzeugt vog
Ihrer Treulofigkeit, und ſehr gewiß, daß —
Oakly. Zum Henker! Idre Hib⸗ bringe Sie
von allen Sinnen, — Wollen Sie mid aur
hören? u
$r.
540 Brittiſche
Bud
5 &t.
—8
‚St. Oakly. Nein, Sie find ein nieberträd-
tiger Mann; und ich will Sie nicht anhören.
Oakly. "Nun gut, meine !iebe, weil Sie
weder felbit vernünftig reden, noch von mir Ber:
nunft annehmen wollen, fo werde ich mich Ihnen
“empfehlen, bis Sie wieder beffer aufgerdumt
find. Ihr Diener — (gehet)
Sr. Oakly. a, gehe, grauſamer Mann! —
Gehen wie zu Ihren Maitreflen, und laffen Sie
$hre arme Frau in ihrem Eiende. Was für
ein ungluͤckliches Weib bin ih! — Ich werde
noch für Aergerniß den Tod haben.
(fie wirte ſich in einen Lehnſtuhl)
Oakly. Da haben wird — Nun darf ich
nicht einen Schritt weiter thun. — Wenn id)
‚gehen will, fo kriegt fie den‘ Augenblick ihren
Paroxyſmus — Wanılib, noch nie hat es wohl
- eine Srau gegeben, die zu gleicher Zeit eine fo hef⸗
tige, und auch fo zaͤrtliche Bemüthsbeichaffenbeit
bat! — Was foll id fagen, um fie zu belänftis
gen? — Ep, made did) dach nicht felbit fo une -
ruhig, mein Kind — Komm, fomm ‚du weiß,
üch liebe dich. Sa, ja, du ſoliſt überzeugt
werden.
St. Oakly. Ich weis, fie haſſen mich; und
und ihre Unfreundlichkeit und Graufamteit wi:d
noch mein Tod fenn. (Beinend)
Bakipy. Beunruhige dich doch nicht ſelbſt
dieſerwegen. — Ich liebe dich auf Tas zärt-
lichſte — Gewiß das thue ic — Dieß muß
eis Irrthum ſeyn. | s
1X
Bibliothek, 00841
ge. Oakly. PY id) bin eine unglückfeliges Band
Stau! (Weinend)
Oakly. Trokne dir deine Thraͤnen ab, mein
Herze, und ſey ruhig! — du wirſt ſehen, daß
ich in dieſer Sache ganz unſchuldig bin. —
Komm, laß mich den Brief ſehen, — Ja, bu wirft
mir dieß nicht abſchlagen — (nimmt den Brief).
Fr. Oakly. Da! nehmen Sie ihn, Sie
kennen die Hand, ich weis es. u
Oakly. “An Carl Oakly, fa. (lefend) —
Die Hand!’ In der That, es ift eine rechte Schrei.
bergand! die Buchftaben find alle leſerlich, und
rund! Dieß har gewiß Fein artiges Mädchen £
gefihrieben.
Sr. Oakly. Aa, lachen Sie nur über mich!
lachen Sie nur! |
Oakly. Bergieb mir, mein Kind! Ich wollte
nicht eben uͤber dich lachen. — Uber was fagt
diefer “Brief? — (leſend) — Entlaufene Toch⸗
ter — Sie müfjen heimlich darum wiſſen —
Schaͤndlich — Entehrend — Genug⸗
thuung Rache — hum, hum, hum — be⸗
leidigter Vater, Heinrich Ruſſet.
Ir Oakly. ſteht auf) Nun, mein Herr! —
Sie ſehen, ich habe Sie endecke. — Sagen
Sie mir den Augenblick, wo Sie verborgen iſt.
Oakly. So — ſo — ſo. Dieß aͤrgert
mich. — Ich bin beleidiget. — (fh) /
Fr. Oakiy. Wie find Sie durch ihre Bosheit
befchämer ? Habe ich Sie ol erfappt ? et
Oakly.
542 Brittiſche
San Oakly. O! der aptelofe Carl! Ein jumges
FOR, Mädchen von ihren Eltern auf dem Sande weg
zulocken? Die Ausfchweifungen der jungen Ser.
ren unfrer Zeit iſt abſcheulich. (vor fich)
Se. Oakly. (balb von der Seite und
nachdenkend) Carl! — Iqh muß doc ſehen! —
Carl! — Nein, unmoͤglich. — Lauter Kunſt—⸗
griffe ind dieß—
Oakly. Er hat ganz gewiß dieß arme Maͤd
chen ungluͤcklich gemacht (vor fi)
zum DBetruge,
Oakly. So eine unperfhämte Handlung! —
Ich wollse, ich Hätte mich nie um ihn befüm,
mer, cvoaor ſich)
Sr. Oakly. Das iſt fein, Here Oaklyl —
Fahren Ste fort, mein Herr, fahren Sie fort! —
Ich merfe mas Sie fuchen, — Ihre Vermefr
fenheit bringe mich noch mehr auf, als feibft Ihre
Salfihheit - Alio bilden Sie Sich ein, Mein
Herr, daß dieſe gegmungene Betruͤbniß, dieſer
leichte Verdacht wider Carln, ſie nun loßhelfen
werde. — Ein urvergleichliches Zutranen! —
Aber ich Habe mich auf alles vorbereitet, Ich
bin fchon bey allen. ihren geheimen Antchlägen ges
fichere; ich habe mich vor allen Ihren nieberträd»
. Bigen &iften vorgefehen, \
WOakly. Da fehe man nun! Kann etwas
wohl mehr kraͤnken? In Ihrem aͤcherlichen Ber
dacht
Bibliothek. 2 543.
dacht zu bebarten — Um des Himmelswilten, 5 Bank
meine $iebe, machen Sie mich nicht ganz vers &t
wirt. Da fie fehen, daß ich darülgr in meinem
Gemuͤthe fo bewegt und fo unzufrieden bin, daß
ein Menfch, den fein fterbender Water, mein
eigner Bruder, meiner Borforge anverrraute, E
eine entfegliche Bostzeit begangen haben foll; da
Sie, fage ich, ein Zeuge meiner: Befümmerniß Ä
ben diefem Borfalle find, wie koͤnnen Sie ſchwach
genung, und grauſam genung feyn.'—
St. Oakly. Unvergleichlich , mein. Herr}
Sie ipielen ihre Rolle recht gut! — Sa, bleiben
Sie dabey, treiben Sie es noch weiter; Sie fün«
nen es durch nichts in der Belt ſo gut ausführen,
O Sie liftiges Gefchöpf! — Aber, mein Herr,
ich laſſe mich nicht fo leicht abmweifen. - — Ich
glaube nicht eine Spibe von alledem. — Geben
Sie mir den Brief. (den fie wegreiße) Eie
follen gewiß diefes niedertraͤchtige Unternehmen.
bereuen., venn ich bin enrfchloffen, die Sache bis
auf den Grund zu erfahren. — So weit die
erfte Ecene. In der zweyten bedauert Oakly
ſeinen Zuſtand und zuͤrnet auf ſeinen Neffen.
Diefer koͤmmt in der folgenden, mit dem Major
Oakly. Der Vorfall wird erzäpft, und Cart
empfindlich ausgefchoften. Sein Srftaunen, und |
die Hige, . mit der er den ‘Brief verlangt und von
ber Fr. Oakly zu holen forteilt, emtfchuldigeet
ihn einigermaßen in den Augen ſeines Vetters.
Indeß ſucht der Reit der die Unzufriedenheit
des
544 Brittiſche
7Band des Bruders bemerkt, ihn zu einer gewiſſen Un—
Eempfindlichkeit und Hartnaͤckigkeit gegen die eigen—
ſinnige, zangfüchtige Liebe feiner Grau, aufzu
muntern; eine Scene, wo einige feine Sentenzen
. angebracht find. Endlich überredet der Major
den Herrn Oakly den erften Beweis feiner
Standhaftigkeit, und feines männlichen Anſe⸗
hens zu geben, mit ihm auszufahren und mittags
aufer dem Haufe zu fpeifen. Die Kutfche wird
beftelle. - Oakly will nur feinen Hut und Degen
. heimlich hinwegholen, und verfpricht unbeweg⸗
lich zu bleiben... Earl koͤmmt in der folgenden
Scene mit der unglüflichen Nachricht wieder,
daß feine Harriot Auffer, aus ihres Waters
Haufe davon gegangen fen, und baß fie gemiß
ſich deßwegen ihm nicht anvertraut habe, meil
er fich bey ihr durch die Liebe zum Trunfe in des
Majors Haufe, verächtlich gemacht hatte. Sie
fallen endlich darauf, daß fie, wenn Sie in Lon⸗
don ift, vielleicht bey einer Verwandtin, der
Lady Sreelove, ſeyn werde, die der Major,
als eine Dame nad) der Mode, eben nicht vor«
fheilhaft befchreibe , und bie ſchon vorher ihre
junge Verwandtin an einen Lord Trinker gern
vermälen mollen. Herr Oakly koͤmmt wie-
ber, und fie wollen alle ausfahren. Allein
Die wachfame Frau Oakly komme noch zur
rreechten Zeit, und keiſt ihren Mann wieber zurüd.
“Earl geht mit dem Major , die Harriot auf-
zufuchen. — ——
oo | öwepter
Bibliothek. 545
Zweyter Aufzug. Die Scene.ift verän.sYand, °
dert, und zeige das Wirchshauß, wo der Land- 8St
junker, den der Harriot Vater fich zum Schwier
gerfoßne wuͤnſchet, eben mit demſelben angekom—
men ift, um bie entlaufene Geliebte aufzufuchen.
Seine erfte Sorge gebt nunmehr dahin, fich wies
der ein augerlefenes Pferd, das feine ſechszehn
Ahnen bat, zu kaufen; und.der Reitfnecht hat
ihm den Stammbaum von einem bringen müjfen, _
den er eben- fo forgfältig durchſieht, als er. nach
feinen geliebten Rothſchimmel oft frage, den er
auf diefer Neife von 60. Meilen faft ganz hinge—
richtet hat. Indeß hat der zärtliche Vater ſchon
nad) feiner Tochter fich überall erfundiger, und
fommt zuruͤck voll Erwartung, von feinem Ges
fährten etwas zu hören. . Aber dieſer iſt noch
garız von. feinem Roſſe eingenommen, antwortet
dem alten Ruſſet ganz verkehrt, verfpricht, fich
nad) feiner Geliebten unter den Wirthsleuten zu
erkundigen, und räth dem aͤngſtlichen Bater,
feine Tochter in die Zeitungen fegen zu laflen, wo⸗
bey er’ verfichere, daß er einft auf Diefe Art einen
vortreflichen Fuchs wieder befommen habe. Die
Antworten des Vaters find mit einem-edlen Uns .
willen, und mit dem zärtlichften Affcct erfüllt.
Kurz, die ift eine von den fchönen Scenen in die;
ſem Stuͤcke. Der Reitknecht bringe darauf die,
Nachricht, daß Mademoiſelle Harriot kurz vor
her im Wirthshauſe angekommen und von einer
Lady abgeholet worden ſey. Ruſſet vermuthet,
daß es ihre Muhme Lady Freelove geweſen ſey,
Mm2 und
546 Brittiſche
sank und fie eilen fort um fie aufzufuchen. Die Scene
668. yerändert ſich wieder in das Zimmer der Frau
Oakly, die ſich noch immer mit dem unglüdii.
chen Briefe befchäftiget, und quält. In der
folgenden zwingt fie fich, eine aufferordentliche
Sreundtichfeit gegen ihren Mann anzunehmen,
und erfährt dadurch von ihm, wer die Demoifell
Harriot und Lady Freelove find, und wie lie
bens.vürdig die erftere ſey. Ihr geheimer Un-
wille und dee Verdacht, der fie quält, find hier gut
gezeigt, doch fie weiß ſich fo zu verbergen, Daß ihr
Mann fie völlig befänftiget zu haben glaube, und
fie fo gar, aus Freundfchaft für Carln, bittet, bie
Harriot in ihr Haug aufjunehmen und zu ver
: bergen. Darauf bricht das Ungewitter wieder
aus. Gie läßt den Thürhüter befehlen, auf heus
te feine Geſellſchaft zu ihr zu laffen, und dann
Läßt fie wieder anfpannen, um auszufahren.
Hier wird der Zufchauer wieder in die Wohe
nung der Lady Steelove verfege, Die fich ent⸗
fhloffen hat, ihre junge Verwandtinn die Har⸗
riot, zu der norgebabten DBerbindung mit dem
Lord Trinker, den fie ehemals vorgefchlagen
‚ hatte, zu bewegen. Harriot kommt, unzufries
den und voll Schwermuth über den Schritt, den
fie gewagt hat; fie hört den Vorſchlag des Lords
unmillig an, und ſchlaͤgt ihn wegen feiner fchlech-
ten Eigenfcdyaften völlig aus. Lord Trinket
koͤmmt zum Befuche; ein englifcher Petitmaiter;
ein Gemiſch von abgeichmadter Höflichkeit, und
plumper Verwegenheit. Er fümmt eben von der
Bahne,
> ‘
»
Bibliotdef.. 547
Bahne, wo er feinen ehemaligen Reitknecht, ber, Ban
än des Sandjunfers Sir. Harry Beagle Dienfte 6 St.
gefommen, angetroffen, und von ihm erfahren
Hat, Daß der Harriot Vater nad) Londen gekom⸗
men ſey. Dieß erzählt er ganz treuberzig, und
Die Harriot, ganz entzuͤckt über diefe Nachricht,
bittet ihre Muhme, ihren Vater rufen zu faffen,
und ihn zu befänftigen. In dem Augenblide
meldet man den Sir. Harry Beagle, aberlady
Sreelove weis es jo Fünftlicy zu verbergen, und
ihn in einem Mebenzimmer aufwubalten, daß
Harriot es nicht merkt, und Lord Tinker, ver
mit ihr allein gelaffen wird, nach feinem häslichen
Charafter eine fehr ſchlechte Rolle pie. Der
Autor magdiefe Scene immer alseinen Kunftgriff,
bie Harriot aus dem Haufe ihrer Muhme zu
bringen, entſchuldigen; wir glauben doch, DaB
fie ein Ueberbleibfel der alten englifchen Freyheit
ift ſich auf dem Theater alles zu erlauben. Der
ungeduldige Carl koͤmmt sum Glüd für Harriot
eben ist in das Hauß ber Freelove, erſchreckt den.
Lord Trinker, will ſich mit ihm ſchlagen, und
verfchaft indeß der Harriot Zeit, aus dem Haufe
zu entfliehen, welches er. felbft nach einer Zänfes
rey mit Freelove verläßt. RE
Im dritten Aufzuge berarhfchlagen fih Lord
Trinket und Lady Sreelove, wie fie dieſen Un»
fall wieder verbeflern wollen, und Dazu bedienen
fie fih eines gewiflen Schiffsbauptmanns,
O' Eutter, der dem Carl Oakly ein Ausfordes
zungsfchreiben überbringen, und den Sir Harry
ME... Deagle,
-
ʒaß8 Brittiſche
Rand Beagle, nebit dem alten Harriot, zu Matroſen
t. preffen ſoll, um indeß deſſen Tochter ‚entführen zu
fönnen. Der Sciffehaupsmann verfpricht eg;
und nun fünmt ein neuer Befuh. Die unru⸗
hige Frau Oakly felbft, die ihren Mann noch
immer mit dem Mädchen, das bey der Lady
Freelove gemefen, in Verdacht hat. - Diet
, Ecıne, worinn bie Frau Oakly fi nach "ben
Umftänden der Harriot erfundiget, und Die bos⸗
bafte Lady Freelove fie nur noch mehr mider
ihren Mann aufbringt, ift fein ausgearbeitet, die
Gituation, da die Oakly ihren faft unbezwing—
lichen Verdacht Doch unterdrüden muß, und die
Lady, mit einer liſtigen Boßheit alle Urfachen
zum Verdacht, wieder zu beſchoͤnigen ſucht, und
die Oakly immer beſaͤnftigen will, um ſie nur
noch mehr zu beunruhigen, iſt gut angebracht.
Warum hat doch Herr Colman aus feiner Ma- |
terie nicht mehr folche Situationen zu erfinden ges
fücht? Warum bat er fo länge dem Zufchauer gar
nichts von der Stau Oakly und ihrem noch un⸗
thätigern Manne mwiffen lafien? Und warum
mußte das Stuͤck, dag doch überhaupt ein Cha⸗
rakterenſtuͤck ſeyn ſollte, mit einer folchen Intri⸗
gue beſchwert werden, dadurch der Zufchauer zu
fehr zerftreut wird? Doch vielleicht find bieß Fra: |
- gen, die der Criticus eben fo fehwerlich würde be.
antworten fönnen, wenn er felbft an dem Stuͤcke
gearbeitet hätte. Es iſt wahr, La Chauſſee
bat in dem Stüde, bas wir gleich anfangs ges
nennt beber, r ein Meines 5 Berfepen nicht began.
| Bouohetn 2.549
gen; ben ihm find alle Nebenhandlungen, genau SBanb
-verbundne Teile der Hauptdandlung; es. find Et .
Figuren die alle die vornehmile Groupe noch
mehr erheben und hervorragend machen... Man
hört nicht auf, die Unzufriedenheit der Conftance
über bie Untreue ihres Mannes zu empfinden; .'
man wird mit der betrübten, aber zärtlichen Gate
tinn, aus einer rührenden Situation i in die andre
gefegt; man muß während dem ganzen Stüde,
eine füfle Schwermuth,. und eine ffille Freude
empfinden, die mehr entzuͤckt, als-ganze Scenen
voll Gelächter. -- . Doc) wieder zur Lady
Steelove! Der Befuch ber Frau Oakly Fonnte >
nur kurz ſeyn. Die Scene wird wieder verän °
dert, und zeigt ihre Wohnung, Mademoiſelle
Zacriot tritt herein, und fragt nach ihr. Sie
darf aber noch nicht zuruͤck gekommen ſeyn, denn
Harriot ſoll ten Herrn Oakly allein ſpgrechen.
Aber der Zuſchauer hatte fie von der Lady weg
gehen gefehen und noch zwey andre leere Scenen
find indeß auch) vorbey; eine Efeine Unrichtigkeit,
die der Autor eben ſo, wie die lange Reiſe der
Harriot von dem Hauſe der Freelove bis zu des
Herrn Oakly Wohnung, die fo lange als ein hal⸗
ber Act dauert, mit nichts entfchuldigen Fann, als
daß in London fo lange Straffen find. Aber
Harriot ift endlich da; und weil fie die Frau
Oakly niche findet, fo muß der Herr. kommen,
der aus Furcht für feine Frau, die er zum Ungluͤck
ſchon argwoͤhniſch uͤber eine heimliche Verbergung
der Harrioti in ſeinem Hauſe gemacht hatte, uͤber
W Dim 4 diefen
50, . Beittiihe
s Sand diefen Beſuch nice wenig erſchrickt. Noch mehr
aber wird er durch den Antrag der Harriot er
ſchreckt, die ihn um die Erlaubniß bitter, ſich in
feinem Haufe aufzuhalten. Die Verle genheit |
des Herrn Oakly und feine Verwirrung ift gut
geſchildert. Indem er aber noch den Vorſchlag
überlegt, koͤmmt die Stau Oakly ungefehen aufs
Theater, und macht wieder eine feine Situation,
um der wir faft dem Autor alles vergeben, was
uns vorher beleidigte. Wir. wollen fie ganz bers
fegen, um noch ein Depfpiel von ver Sprache un-
fers Autors und von feiner Kunft zu Dialoguiren,
‚gu geben, |
Harriot. Ich ſehe, mein Herr, Sie ſind
“nicht geneigt mir zu dienen. -- D Himmel!
Woju bin ich noch vorbehalten? — Warum,
warum verließ ich meines Vaters Haug, um
mid) noch gröffern Widerwärsigfeiten ausjufe-
gen? (fie will weinen).
Oakly. Ich wollte alles in’ der Wele für
fie chun. Gewiß, dieß wollte ich. Ich bitte
Sie alſo, ſenn Sie ruhig, und ich will auf einen
bequemen Ort denken, wohin ich Sie bringen
kann.
Frau Oakly. So! Eo!
Harriot! Welcher Ort ann wohl fo bequem
ſeyn, als ihr eignes Hauß?
Oatiy. Meine liebe Demoiſelle, ich
Frau Dolly. Meine liebe Demoifell —-
Vortreſlich!
| Oakly.
Bibliothek. 551
Oakly. Huſch! -- Horh! Was; vand
giebts! — Mein --- Nichte. Doch ich will. et
offenherzig mit Ihnen reden, Mamfell. Wir
fönnen unterbrochen werben --- Die Bedenklich-
feit in der Familie, von, der ich ihnen fagte, ift
nichts anders, als meine Frau. Sie hat in et
was ein ungläcliches Temperament, Mamfell! -—
Und wenn Sie follten ins: Hauß aufgenommen :
werden, fo weiß ich nicht, was es für Folgen ha⸗
ben möchte. ' | Er
Frau Oakly. Das war fehr fein!
Harriot. Meine Aufführung, mein Herr! -—
Oakly. Mein liebes Kind, es würde Ih⸗
nen unmöglid) ſeyn, ſich fo aufzuführen, daß Sie
ihr feinen Verdacht gäben. Ä Be
Harriot. Aber wenn ihr Meffe, mein Herr,
alles auf fich nähme, |
Oakly. Das würde immer noch nicht hef.
fen, Mamſell! --- Ya eben heute früh, als der
Brief von Ihrem Vater anfam, und ich es doch.
ausdruͤcklich Täugnete, daß ich etwas davon .'.
wüßte, und Carl es eingeftanden, fo konnten wir
fie doch nicht wieder befänftigen. ...—
Stau Oakly. Der Brief! — Wie bin
id) doch hintergangen worden! .
Harriot. Was foll ich anfangen? Was
Wird aus mir werden? |
Oakly. Ja, überlegen Sie es felber, meine . -
liebe Demoifell, weil meine Frau fo eine grofle
Einwendung bey der Sache madıt, fo ift es mie
unmöglich, daß ich Sie in mein Hauß nehmen
. Mm kann.
—
4
552 Briittiſche
gvandkann. Ja w wenn ich nicht gewußt haͤtte, daß ſie
SEt. eben ausgezangen war, che Sie kamen, fa wuͤrde
ich ſogar itzt unzufrieden ſeyn, daß Sie hier mi
ren. Wir müflen alfo der. Sadıe abheifen, fo
güt wir koͤnnen. Ich will ein Quartier fuͤr Sie
in geheim, etwas weit van hier, miethen, ſo daß
Carl, und meine Frau, und fein Menſch es er
fährt; und’ wenn die Frau Oakly es endlich doch
entdecken follte, je nım, fo fehen Sie wohl, def
die ganze Schuld auf Carin fallen wird.
Stau Oakly. Auf Carin!
- - „KJarrior. Wie unglücdlich ift mein Zuftand!
‚(tweinend) Ich bin auf immer verlohren.
Oakly. Verlohren? Ganz und gar nidt.
So eine ‘Begebenheit, wie die, ift manchem jun
‚gen Mädchen vor Ihnen begegnet, und altes iſt
wieder gut gemacht worden -»- Werden Sie mie
ber munter! Ich will mich bemühen, fo viel ich
kann, Sie täglich zu beſuchen. |
Stau Oakly (tritt hervor) Das wollen Sie
thun? O, mein Herr Oakly habe ich Sie end»
lich entdeckt! Ja gewiß, ich will Sie beſuchen.
Und Sie meine Liebe Demoiſell, ich will --—
Harrioe. Madame, ich verftehe nicht ---
Stau Oakly. Ich verſtehe den ganzen
Handel, und habe ihn ſchon vorher einige- Zeit
verſtanden. —Sie ſollen ein geheimes Quar—
- tler bekommen, Miß!--Das wird wohl, glaube
ich, der bequemftg Dre für Sie ſeyn. — Wie
fönnen Sie mir nochi ins Geſichee ſehen?
Cat
| Bibliothek. 853
Oakiy. Um des Himmels willen, meins Band
Kind, werden nicht fo bißig. --- Sie find gany on
irrig in der Sache --- Sie wiffen nicht; mie wen \ »
Sie reden, ‚ Dieß- Örauenzimmer iſt eine Perſon
von Stande.
Frau Oakly. Ya wahrhaftig, eine feine
Perfon vom Stande! Andrer. Weiber Ehemaͤn⸗
ner zu verführen!,
Harriot. Uebſte Madame! wie Fönnen
Eie fich einbilden -- °
VOakly. Ich ſage Ihnen, mein Kind, dieß
iſt das junge Frauenzimmer, die Tarl --- -
Stau Oakly. Allerliebft! Aber das wird
Ihnen nichts helfen, mein Herr! Habe ich nicht
gehört, wie Sie den ganzen Handel mit einander
abgeredet haben? Habe ich nicht ihren fauberu
Zinfchlag gehört, alle Schuld auf Carln zu ſchie.
ben? ---
Oakly. Nun, fen nur ruhig, einen Augen
blif. Du muß wiffen, mein-Kind, daß der
Brief, der diefen Morgen fam, dieſes —*
mer betraf. oo:
Frau Oakly. Ich weiß es. |
Oakly. Und feitdem ift Carl, wie es ſcheint, |
fo glücklich gewefen, daß er --- Ä |
Sion Oakly. 9, Sie betruͤgeriſcher
Mann! —Die üſt iſt zu alt, um noch ein,
mal bey mir zu gelten. ----: Mun ifts offenbar,
was Sie durch Ihren‘ Borfchlag meinten, fie die⸗
en. Morgen ing Hauß zu nehmen. . m “
ade⸗
u
tz : .
. \ .
54 Brittiſche
Und Mademokfell Hat ſich von ſelbſt herein finden für,
SS nen, wie ich ſehe
Dolly. Pfui! pfui, mein Kind, Sie kam,
um nad) Sie zu fragen. |
Frau Oakly. Nach mir? --- Symmer ber
fer und beffer! --- Hat Sie nicht die gute Gele
genheit abgepaßt, um juft herzufommen, da id
ausgieng? Aber ich bin Ihnen für Ihren Deut
verbunden, Mademoifelle. Sie haben ihn nun
voͤllig abgelegt. Wenn Sie erlauben, id) wil
Sie nicht länger abhalten. Ä
Oakly. Schämen Sie fi, fehämen Si
fib, Srau Oakly? Wie können Sie fo une:
ftändig feyn? Iſt dieß ein anftändiges Bejeigen
für ein Srauenzimmer von ihrem Charafter.
” Stau Oakly. Ich habe von ihrem Gi
rafter gehört. Gehen Sie, meine fahöne entlau⸗
fene Mademoiſell! Nun find Sie Ihrem Bart
entfprungen, und von Ihrer Muhme weggelau⸗
fen! Geben Sie! —- Sie follen bier nicht bier
ben, ich verfpreche es ihnen.
Oakly. Ich biste dich, fey ruhig, Du
weiße nicht was du thuſt. Sie foll bleiben.
Frau Oakly. Nicht eine Minute fol ſe
‚Bleiben. 0
Oakly. Sie fol eine Minute, eine Stut
be, einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jaht
bier bleiben! --- zum Henker, Madame, Sie fl
auf immer hier bleiben, wenn ic) es haben mil.
Sau Oakly. Wir!
i | dal
| Bibfiothef. 555 .
Harriot. Ums Himmels willen! Meins Band
herr, laſſen Sie mich gehen, ich bin erſchrocken, SE.
daß ich zittre, i en
Oakly. Senn Eie nicht erfchroden, Mam⸗
kl! --- Sie foll hier bleiben, ich wills ausdruͤck.
lich haben. | .
Herr Ruffer, von innen. Ich ſage Ih⸗
nen, Herr, ich muß hinauf geben. Ich weiß es
gewiß, das Maͤdchen iſt hier, und nichts ſoll mich
abhalten. .
Harriot. O, mein Vater! mein Vater!
(fie wird ohnmaͤchtig)
Oakly. Seht, Sie wird ohnmaͤchtig - u
Ringen Sie! Iſt niemand da?
Stau Oakly. Was! Ste fogar.in Ihre |
—F zunehmen! -O! ich kann es nicht aus⸗
eben. 2. = |
In der folgenden Scene verhindert das
Schrecken der Harriot, Die ie ihres Vaters,
und die Eiferfucht der Frau Oakly, daß Oakly
den ergärnten Water nicht befänftigen,. und, gehöe
tig benachrichtigen fann. Sie gehen voll Unmils
len aus einander, abe: Earl begegnet ihnen, da er
von der Mahlzeit ganz betrunfen wieder nad)
Haufe koͤmmt, und er begegnet ihnen ziemlich uns
höflich, Er befchließe den Dritten Act mit einer
ganz natürtichen Monologue. Diefen Auftritt
erklärt der Autor feibft:vor eine Nachahmung eis
her Scene in dem Stüde des Terenz: die Bruͤ⸗
der, und vielleicht ift er fehr vergnügt, fie hier ans
gebracht zu haben, weil ex glaubt, daß fein Carl
u Oakly
—
/
—
'
56 Brittifche
sm) Oakly jo faſt in eben ben Umftänden hier ie
ey finde, wie dee Bediente, Syrus, beym Tereng
— ſich auch betrunken hat. Aber. in der Thu
eine andre Aehnlichkeit, als die, daß beyde ſih
betrunken haben, koͤnnen mir unter ihnen nick
finden. Dort ift Syrus gang ruhig, nachdem
’ er feinen Herren in ihren Ausſchweifungen be
bülflid) gemwefen, und bey der Nacficht des al
ten Baters und als Bedienter ganz gelaffen ge
fchmaußt bat. Hier follte Earl Oakly feinem
Chärafter nah, nichts weniger als-rubig fern,
und feiner erften Erklärung nach, nichts weniger
als ſchmauſſen. Er Hatte feine Geliebte mit Un
gebuld aufgeſucht; er hatte fie auf einen Augen
blick wieder gefehen, er hatte fie in dem ‚Augen
blife aus den Händen. eines Unbefonnenen be
freyt; auf einmal war fie für ihn wieder ver
ſchwunden; und der junge, feurige, ungeduldige
Earl Oakly kann dennoch -ganz gelaffen zur
Mahlzeit geben, ſich unbeſorgt beraufchen, und
Dann feiner Geliebten, ‚bie ihn ſchon oft megen
dieſen Fehler beftraft hatte, und ihrem Vater,
den er vielmehr gewinnen follte, unbebachtfam be
gegnen? Iſt dieß nach. dev Natur gefchildert?
Beym Terenz, macht Syrus in: einer mäßigen
Trunfenbeit, eine artige . Scene mit dem alten
mürrifchen Demea; auf das troßige; Tun’ ſi
meus elles, antwortet er artig dis quidem -efles,
* Demes, und er iff dort wirklich - nothwendig.
Aber bier iſt die Teunkenheit des Carl Ball
nichts weniger als nothwendig. Sie mach nn
ben
Bibliothek, 557
y der ebdelgefinnten SHarrigt,verächtlih; und sHauh
iſt faſt abentheuerlich, daß er zuletzt auf ein- SER,
al volikommen tugendhaft durch ihre Lehren zu
erden glaubt, Iſt alfo Herr Colmann wohl
n gluͤcklicher Nachahmer der Alten? Oder bat
fing wohl den Plautus fo nachgeahmt? Doc)
ir eilen zum dritten-Aufzuge.. Nun ift fchon. :
ine ganze Macht vergangen. Wie bequem ift
er Autor nicht! Der unrubige Major Oakly
ängt fchon früh an, feiner Schmägerin Borwürfe '
iber ihre unleidliche Eiferfucht zu machen; aber
nan verbietet ihm endlid) dafür das Hauß. Cart
omme hierauf ganz verwirrt und befchäme über.
eine ‚geftrige Unordnung. - Man meldet den .
Shiffshbauptmann O Kutter, der Carln zum
Duell mit dem Lord Trinter heraus: fordern foll, _
aber zum Gluͤck an ftatt des Ausforderungsfchreis
bens, ein ander Billet an die Lady Sreelove er
gteiffet, und Carln einhaͤndigt. Diefer. erfährt
daraus, daß feine Harriot in einem beniemten
Wirthshauſe fich aufhalte, und eilt zu ihr. Nach⸗
dem der Major zu feinem Bruder hinein gegans
gen, weränbere fi die Scene und zeige wieder
das Wirthshauß, wo erftlich Sir Harry Beagle
die Harriot auf feine plumpe Art, und auch date
auf ihr Vater mit allen Liebfofungen und Dro—
dungen, zu einiger Meigang vergebens. ju bewes
gen ſucht. Dieſer eilt aber unmillig hinweg, um
einen Traufchein zu bolen, und fie noch den
Abend zu verheyrathen. Carl, der diefen Aus
genblick erwartet hat, koͤmmt unvermuthet herein
| und
-
I
558 Brittiſche
5 Sand und ſucht bie Harriot wieder zu gewinnen, dx |
6 S
—*
t. aber wegen feines tadelhaften Bezeigens ihn nick
anhören will, und drauf beſtehet, bey ihrem Bu
. ter zu bleiben. Man bringt eilend die Nachricht,
‚daß diefer nebft Str Harry Beagle von der
Straſſe weggenommen, und zu Manofen gepref:
fet worden fey. Bord Trinker erſcheint ent-
tich felbft um feine ganze Liſt auszuführen. Aber
Carl weifet ihm mit ein paar Piſtolen den Ruͤck
weg, und’geht mit feiner Harriot hinweg.
In dem legten Aufzuge, beklagt Lady Free⸗
love und Capitain O' Cutter den Lord wegen
ſeiner Cataſtrophe, und wollen ſich raͤchen. Die
Lady will ihre Abſichten, nachdem die Umſtaͤnde
ſich ändern, auch vermehfeln. Man ſieht dar-
auf wieder das Zimmer der Srau Oakly, die
ſich beflagt, daß ihr Mann mit dem Major ohne
Eie zu fragen, ausgegangen fey; fie quält alle
ihre Bedienten, daß fie willen follen, wo er ei⸗
gentlich fen, und ſchickt fie nach ihm, und ‚ruft fie
öllzeit wieder zuruͤck. Endlich koͤmmt er nebft
dem Major, und Carln mit feiner Geliebte,
wieder. Aber nun will fi die Srau Oakly
nicht mehr ſehen laſſen. Ihr Mann geht, um
üngefehen Sie. zu beobachten. Indem Carl
aber die Hatriot wegen ihres Vaters berußigen
will, erfcheint derfelbe, nebft Aariy Deagle und
Lord Trinket wieder. Nichts Eann der Bater
befänftigen, und Sir Harry Beagle. foll feine
Tochter hinweg führen. Aber vieter fagt ihm,
daß da Miß Harriot ihm ohnedieß nicht günftig
| Ä | ſey,
Vibllothet | 559
n, Gabe er ſeine Anſpruche auf; an’
Lord Vrmter, gegen-ein ſchoͤnes braunes pP ed; °
Nabob genannt abgetreten; das vor 1500,’ Mr
neen verfäuft worden ſey. Darauf zeige der
Major und Carl dem alten Ruffet, daß der Lord
Die haͤßlichſten Gefinnungen gegen ihn und‘ feine
Tochter gehabt habe, und der erftere berdegt ihn
endlich, fie dem Carl Oakly zu überlaffen. Lady
Freelove koͤmmt nun auch, nimmt nım een .
ganz andern Ton an, kennt den Lord nicht mehr,
wird aber duch von Carln ihrer Falſchheit übers -
zeugt, und geht unmillig und ſtolz davon. Der
Lord zieht ſich auch uncet vielen Complimenten
zuruͤck. Oakly, ber indeß bemerkt har, daß alle
Bewegungen und Veraͤnderungen feiner Frau
nur adzielen:follen, ihn zu beunruhigen ; koͤmmé
zuruͤck, feft enefchloffen,, fein Anfehn. zu behafipten:
und fie durch Hartnaͤckigkeit zu bezwingen. Sie
bomrmt/ und zeigt ben aͤrgſten Eigenſinn uhh ein
unleidliche Zanffucht: Bald will fie gaͤnzlich d
| Hauß verlaffen ;' bald will fie wieder darinn bleis
ben, um Ajes Anſehen“ zu bedaupten. “Endlich
nach vlelem Zank, und Borwürfen, ind Bittere
keiten, und Lhrauen und Saufen, kriegt Sie ih.
ven Parorysmus wieder. Harriot und Cart
wollen ihr beyſtehen, aber Herr Oakly verwehrẽ
allt Huͤife. Laßt Ste alleine, fagt er. Ihr
aushalten ·Ein ander mal wird fie Ternen, fi
beſſer zu begeigen-—— Saft Sie allein, fage Ich.
Dife Eur thut dns ie Wirkung: gran
rau
fol fie nicht anrühren — Laßt fie nur rei |
558 Brittiſche
5 Sand und ſucht bie Harriot wieder zu gewinnen, die
—*
k aber wegen feines tadelhaften Bezeigens ihr nick
anhören will, und drauf beftehet, bey ihrem Bus
. ter zu bleiben. Man bringt eilend die Nachricht,
‚daß diefer nebft Sir harry Beagle von de
Straſſe meggenommen, und zu Matioſen gepref:
ſet worden ſey. Lord Trinket erſcheint end»
lich ſelbſt um feine ganze Liſt aus zuſuͤhren. Aber
Carl weiſet ihm mit ein paar Piſtolen den Ruͤc
weg, und’geht mit feiner Harriot hinweg.
In dem legten Aufzuge, beklagt Lady Free⸗
fove und Capitain O' Cutter den Lord wegen
feiner Cataſtrophe, und wollen ſich rächen. Die
Lady will ihre Abfıchten, nachdem die Umſtaͤnde
fich ändern, auch verwechſeln. Man fieht dar:
auf wieder das Zimmer der Stau Oakly, die
fich beflagt, daß ihr Mann mit dem Major ohne
Sie zu fragen, ausgegangen fey; fie quält alle
ihre Bedienten, daß fie willen follen, wo er ei⸗
gentlich fen, und ſchickt fie nach ihm, und ruft fie
öllzeit wieder zurüd. Endlich Fömme er nebit
dem Wejor, und Carln mit feiner Geliebte,
wieder. Aber nun will fi die Srau Oakly
wicht mehr fehen kaffen. Ahr Mann geht, um
üngefehen Sie. zu beobachten. indem Carl
Aber die Hatriot wegen ihres Baters berubigen
will, erſcheint derfelbe, nebft Aariy Beagle und
Lord Trinker wieder, Nichts kann den Bater
befänftigen, und Sir Harry Beagle. foll feine
Tochter hinweg führen. Aber vieter ſagt ihm,
daß da Miß Harriot ihm ohnedieß nicht günftig
| | ſey,
!
Bibliothet. I 559
ey, ‚fo Habe: er ſeine Anſpraͤche auf fie; an: ben ko
Bord Trinket, gegen ein fchönes braunes Fed
YTabob-genannt abgetreten, das vor 1500, Gute
neen verkauft worden ſey. Darauf zeiget der
Major und Earl dem alten Ruffet, da der Lord
Die haͤßlichſten Gefinnungen gegen ihn und‘ feine
Tochter gehabt habe, und der erftere berbegt ihn
endlich, fie dem Carl Oakly zu überlaffen. Lady
6
Sseelöve koͤmmt nun auch, nimmt nım einen
gang andern Ton an, kennt den: Lord nicht mehr,
wird aber duch von Carln ihrer Falſchheit übers - \
zeage, und geht unwillig und ftolz davon, : Der
Lord zieht ſich auch untet vielen Complimenten
zuruͤck. Oakly, Ber indeß bemerkt har, daß alle
Bewegungen und Veraͤnderungen feiner Frau
nur abzielen-follen, ihn zu beunruhigen ; fümmi
zurüct, fet entfejloffen, fela Anſehn zu behalten,
und fie durch Hartnäcigkeit zu bezwingen, . Sie
Böorarat) und zeigt ben ätgften Eigenfinn, und ein
unleidliche Zanffucht: Bald will fie gaͤnzlich das
Hauß verlaſſen; bald will ſie wieder darinm blei⸗
ben, um Ay Anſehen zu behaupten, Endlich
nad vielem Zank, und Vorwuͤrfen, ind Bitter⸗
keiten, und Thraͤnen und Seufzen, kriegt Sle ih⸗
zer Parorysmus wieder." Harriot und Cart
wollen ihr beyſtehen, aber Herr —
ade Hülfe. - tape Sie alleine, ſagt er. — ihr
ſollt fie nicht anrähren — Laßt fie nur gebufdi
aushalten -:=- Ei ander mal wird fie ten,
rbeffer'zu begeigen.--- Saft Sie aflein, fage ich. --
Dieſe Eur gun eine voreflide Wirkung: Die
.? n \
Stau.
So Brittiſche
um Frau Oakly koͤmmt wieder zu ſich, und hat nech
viel Kräfte zu ſchimpfen and -zu zanken. Herr
WE Oally finge indeffen. Der Contraſt iſt fehr ar.
tig und überhaupt die Scene fehr angenehm. Im
Comiſchen iſt fie gewiß die ſchoͤnſte Scene des
ganzen Stuͤcks. Allmaͤlig wird die Frau Oakly
durch die einnehmenden Vorſtellungen der Har⸗
riot beſaͤnftiget, und durch die Nachricht von ih⸗
rer Verbindung mit Carin überzeugt, daß ide
ganzer Verdacht auf ihren Mann ungegründer,
und Höchft ſtrafbar gewefen fey. Sie bereut ih.
ren Fehler ernftlih; ihr Mann, der ſich lange
genug wider feine Natur verftellt Harte, vergiebt
übe leicht und zärtlich; man dankt dern Maojer
für feine Strenge, und. Die eiferfüchtige- Frau
(ließe das Stüd mit der Verſicherung, nun gar
einen Argwohn mehr zu begen.
Dieeß iſt die Gefchichte bes Stuͤks, bie wir
besmwegen ein. wenig umſtaͤndlich erzaͤhlet haben,
wæeil es eines von den neueſten Stüden der Eng⸗
länder iſt, und alſo die beſte Probe von ihrem ges
genmärtigen Geſchmack ſeyn fan Wenn man
es im Ganjen überfieht; fo iſt es immer ein fei⸗
nes Stüd, :das einem deutſchen Schriftſteller Eh⸗
ze machen würde, . "Allein einzel befrachrer,, iſt
‘
“ te.
un zn
Bitbliothet. 5661.
tigen Grau. Mt wicht von allen Selten gezeigt, und: Sans,
ihre Vefehuung geichiehe endiich zu jäßting, „ind SSH, '
iſt nicht: vorbereitet, : fondern aus Zwang hinzu '-
geſetzt. Der Autor bat nicht in feiner Materie.
einen Binkingtichen Reichthum von Situationen,
gefunden, und, deswegen den Zuhörer weniger"
geruͤhrt. Ueberhaupt follten die dramatiſchen
Schriftfteller die Situationen mehr. ſtudiren. Ale,
lein fie find ſchon zufrieden, wenn fie eine zuſim⸗
menhängende Geſchichte zu ihren Charakteren
erdighrer. haben, in der fie diefelben einigemal rer "
den laſſen; , und dann iſt das Drama. fertig.
Aber dieß Heißt. nicht die Natur ſtudirt. Die:
Situationen find nichts anders, als auſſerordent⸗
liche Zufölle jm gemeinen Lehen. Wie dort ;rine,
Handlung nicht immer nach den gewöhnlichften,
Umftänden, fondern bisweilen durch unerwartete“
Mittel, der verfchiedgnen menfchlichen Charakte⸗
te, der wider ſich ſtreitenden Leidenſchaften, aus-·
gerührt wird; ſo muß auch ein Drama, nicht
der alltägliche kauf einer Gefihichte erzähie wer⸗
den, fondern man muß die Perfonen fo stellen,
den Plan fo anordnen, daß aufferordentliche "Bes
gebenheiten, ftreitende Neigungen und Abfichten
der handelnden Perfonen ‚den Zuſchauer ſtau⸗
nend und ungeduldig machen, das Berhalten der -
Perfonen bald zu wiſſen, ihn für dielelben inter⸗
efiren „ und die Entwicdelung nur aufpalten, um
fie angenehmer zu machen. . Die Beyfpiele wuͤr -
den die befte Erklärung von dieſer feinen Kunft
ſeyn. Aber die Natur allein ift der Schrer derfele
A Li An 2 " en.
—
BE Brittiſche
Eand ben. Ele herrſcht In der Tragödie, wie im Luft
2 fi De iſt z. B. die Scene in der Athalie,
6 der Junge‘ Joſtas mit der Koͤniginn redet, ei.
sre der gluͤcklichſten Siehaticnen, - Unſer vortref.
iſcher Leßing iſt voll davon. Richardſons
Roman (und dieß !iſt alich ein Drama, nur von
—
eihier gebſſern Art, ) entzuͤckt eben in fol Si,
tisationen am meiften:---- Doch biefe €
verbierite eihe eigne Abhandlung, |
Ein Autor aber, müffen wir noch zuletzt fra⸗
— Fielding, vom Spectator, vom
enz, und vom Connoiſſeur, feine Charaktere
erborgen muß, ſcheint der wohl einen auſſerordent⸗
then Ruf zum dramatiſchen Scheiftiteller em⸗
pfangen zu haben?‘ 1
—
2
f 4
!
- u . y vn [\ we
a » ou. u 4
KR 3* ee. ut sn
Diffestations ‚on the Prophecies, ii habe fe- W
nurhahh been fatallec and:at. chi ritre ate
Folälling i in ‚the world. "By Thorgas Newron.
D: D. Volume the fecond. - The‘ fecond -
—— London ze. Bvo. . . Bi
nfere kefee wiffen; aus. bem Brig Baitle
Liefer Biblioches-*),. daß die Ahfıchtinn.
fers:: Berfaffers mehr auf ‚die. Weiſſagun⸗
gen gehet, “weiche die: fpätern Zeiten baxeſſen,
und welche ige noch ia Pie Erfuͤllung ‚geben.
Diefer zweyte, Theil muß Deswegen nach: «ben. die⸗
.6&8.
%
fer Abficht auch. beurtheilet werden. Erembält ..
auſſer viner Einleitung neun Abhandlungen , wel⸗
che mit dem erſten Bande in gleicher Zahl: -fortlop- u
-fen. Iniher: Einleitung erjaͤhlet ber Verfaſſer
die Gelegenheit ‚zu dieſen Abhandlungen, und var⸗
theidiget. die Weiſſagungen Daniels :wiber: die
eilf Einmürfe; bie Collin darwider yorgebendt -
Hat. Weil der Biſchoff Uhandier; und Sanmel
CThandier dieſelben ſatiſam widerlegt Haken; we
iſt unfen Werfaſſer hier ſehr kurz.
5 Die funfzehnte Abhantlung, ‘bie, heiſte an Be
‚fe Bande, betrift das Geſicht Banfele won ben
** Biegentode. ee er
. . . “ .. * un “ ,
NR . PER 3—. Eu , ’ Baron BE
8B
anb
6A.
564 BBrittiſche
im 55 3. Jahre vor Chriſti Geburt. Das zwente
nz ‚Reich indem eriten Oeſſchte iſt in Diefem das
erites "Dort wurde es - umter einem Wären; hier
‚aber::uinter einem WMipher. nerarftell,. Seine
zwe Horner find, nad) der Erklärung des Engel
BGabriels, die Könige, oder Kön’greiche von: Me
bden und. Perſien. Das erfle war das ältefle und
in der Geichichte am’berühmteften; Pe: fien aber |
war bis u den Zeiten des Cyrus in geringen Ans
fehen: allein unter ifm gewann es Die Oberhand.
m zu erkianren, waramı Hier dieſes Reich, das
erſt wegen feiner Grauſamkeit einen Bären ver
glichen wurde, nunmehro durch-einen Widder
vorgeſtellet wird, führe Mede folgendes an. Die
hebrär then "Wörter, welche vom: dem Widder
und Perfien gebraucht werden, kommen von de
nem Stammworte hir, ‚und zeigen biende eine
Dtaͤrfe an. : Ein andrer Schriſtſteller ſetzt noch
dieſe Urſache Hinzu: Die Könige:in Perſien tru⸗
"gen, nadyibem Zeugniſſe des Ammianus Marcel.
Unus, den Kopf eines Widders, mir Edelgeſtei⸗
Nemdeſetzt, als ein koͤnigliches Jeichen. Man
rftehe noch, ſagt Biſchoff Chandler, unter ben Le
verblcibſeln zu: Perſepolis Köpfe von Widdern
mit Hornern, davoneines hoͤher, als das andere
- if. Die Eroberungen der Könige in Perſien er.
ſtreckten ſich gegen alle Theile der Welt. Das
isndcedonifche Reich aurd ſehr eigentlich. unter dem
Blide eines Ziegenbocks vorgeſtellet, weil die Ma⸗
:@donier zwen hundert Jahre vor dem Daniel
Aegeaden genennes wurben, Plinius ſagt, jr
| EU
‘
1
oo.
Blbliotbet. 565
Die Stadt Aegeae ober ANegae der ordentliche Bereeh
graͤbnisort der Koͤnige in Macedonien geweſen iſt. con,
Der Sohn des Alexanders von der Roxana wur⸗ |
be Alexander Aegus genannt; und einige von
Aleranders Nachfolgern zeigen fich- auf. den Muͤn⸗
zen mit.den Hoͤrnern eines Bocks. Die- Siege
des Alexranders geſchahen mit einer folchen ‚Ges
ſchwindigkeit, daß der Ausdruck des Propheten.
>.‘
der ein, dieſe Geſchichte Fönne mit ber. Chrono
logie nicht beftehen. Jafephus feget fie nacder
Delagerung von Tyrus und Gaza, da. ded) alle
Geſchichtſchreiber darinnen uͤberein kommen, daß
Alexonder in fieben Tagen unmittelbatr von Gaza
nach Aeghpten gekommen iſt, Allein die heiten
Geſchichtſchreiber erzählen pft Begebenheiten nicht
nach der ſtrengſten Zectordnung, in der fie, geſchee
hen ſund. Euſebius ſagt, Alexander waͤre nach
Der Selagerung von Tyrus uumittelbar nach Sp
zufolem gekommen. Weil er in Palaͤſtina Jebte,
ſo konn er ſichere Nachricht davon gehabt haben.
Und. dieſe Machricht wird durch viele Umſtaͤnde
wohrſcheinlicher. Wenn auch Joſephus ſich um
Maazwey
4
bien überwunden habe ;’ warum fann er wicht, de
Brittiſche
566 |
yrzwey Nonache geirret hät, :f6 Gabe biees"dodh M
ne Ölaubiwürdigkeie nicht auf. Ja Alexandet
kann auch währender Belagerung von Duza ode
nach derſelben, genJeruſalem geloramen fenn.
Arrian erzaͤhtet, Daß Alexander, indem⸗ Tyrus de
lagert wurde, in eilf Tagen einen That von Ara⸗
u
Gaza zween Monarke'Belägert wurde, in wenig
Tagen-einen Zug nach Yeruſalem gethan - Haben?
Kein Heidnifcher Gefcyiheicheeiber erzähle biefe
wichtige Begebenheit 5 er allein Joſephus. Das
iſt ein anderer Einchurf. "Allein man Darf nit
Die Begebenheiten, welche auf dem Seuaniife ei⸗
nes einzigen. Schrifeſtellers beruhen, verwerfen.
Viele, Die den Alerander begleitet, und fein Leben
befchrieben haben, deren Nachrichten aber ver⸗
Pr gegangen —— ja dieſer ——
t erwaͤhnen? Juſtinus bezlehet ſich, wie
meynen / Bärkuf; fie miiß alſo in aͤlterri Seriben
ten geftanben haben. Da die vornchmſten
Schrefeſteller vom Alexander, Diedorus Sicu⸗
lus, Quintus Curtius, Arrian, Plutarch, einige
Jabtbunderte nach denn Alerander gelebẽ haben
To muͤſſen ältere Beſchicheſchreder ht Anellen *
weſen ſeyn.Ein jeber aber Hit! von vem andern
unterfchteden; ein jeder erzähfer nach ſeiner Abs
ſicht. Es iſt ſehe ou nlich; daß nur ein
Jude das, was fein Wolk bereife; erzaͤhit har.
Nach dem — — —— *
die größte
aubwuͤtdigkeſit. Die: Träume Ale
anders ‚und Des Hohenprieſters werden ;bemitı
, . u , ‚ In fi .. J . j
feine
Vkboltothet. 87
keln: Sechwieetglvie feyn, weiche: Biken; we *
Gott Für fein Boll: gechan hat. Darch das klaine
Horn, welches. am 912. Vers beſchrieben oe,
und welthes der Gngel im 23, 24, und 23. Bege
erklaͤrre, wirt naq allot juͤdiſcher mtr cheiſtlichen
alter‘ und neues Austeger Meimung, Antiochas
Ediphanes verſtanbenn. Mur: aae Mewion uſt
are aber Wer: gegangen. Unſer Merfifte
folge: ya nicht Aiechterdipgs,s Tonbeeın cudiemt
ſich Aur feines Bortrages..GEs gebt 3ween
‚Wege; die Wriſſagung von dein Mann Hornẽ ni
erfiiren: Man wverſtehet daruutur ntwrber dan
Anttechgs, und berrachtet ihn ale das Bible
Ä Aneichiifts, sober maibehnge acer aricht ringe
Erkieeing umdifurdge eine andere. Weil ein Hun
ſonderunü allezeit ei Rönigeeih, ‚ehab Felge son.
niger;' oder uͤberhaupr einen tedk det „Jo
it wohl hier Bastırännifche Neidp:gunmerfichen.
Die: eigentgämkiden: Handlungen · ndes kleinen
Hotnwpaſſen / mehr· auf die Roͤmeronu Der Aus
druck, wenn bie Urbertdeter uͤbeehans nehmea,
ſchicket ſah mehr auf: Die. Römen,n alsnamf den: An·
tiochus. Durch Yen: frachen uwinächifiben Rb-
nig WWas legeere Brywort geiget einen Aünfklühen
verſchlagenen und mächtigen: und: Cerden bie Mo⸗
mer anf das eigentichſte begeichnel, Mie:Bege⸗
benheit mit · dem Mapillius giebt zu vrkennen, Daß
Artlochus kein maͤchtiger Koͤnige geweſen ſeh.
Das kieine Horn ward ſehr groß. "Das Reich
des Auntiachuo wer: ra Vorfahren gröf-
er,
566 Brittiſche
yzwey Monache· geirret haͤt, ſo Habt dieſes doch fü
ne Olaubourdigkeit nicht auf. Ja Alexender
kann auch waͤhrender Belagerung von Ouza ober
nach verſelben, gen Jeruſalem geforitnen: feyn.
Arrian erzaͤhlet, daß Alerander, indem⸗Tytus der
lagert wurde, in eHf Tagen einen That vun Mira
Bien berwunden habe;' warum fann er nicht, da
Gaza pween Monarhe Belägere wurde, in wenig
Tagen-einen Zug nach Jeruſalen gethan Haben?
Kein Heidnifcher Goſchichtſchreiber erzaͤhlt dieſe
wichtige Begebenheitð hur allein Jofepbuß. Das
iſt ein anderee Einwurf. "Allen man Darf nicht
die Begebenheiten, welche auf bem Zeugiffe ei⸗
nes einzigen: Schriftſtellers beruhenn, verwerfen.
Viele, die den Alexander begleitet, und ſein Leben
beſchrieben haben, deren Nachrichten aber ver⸗
Kohron gegangen find, konnen ja diefer Begeben⸗
Belt: erwähnen? Juſtinus bezlehet ſich, wie einige
meynen, Bärkuf; ſie muß alſo in’ aͤlterr Scriben⸗
ten geſtanben haben. "Da- bie vornihmften
Schreftſteller vom Alexander, Diedorus Siku
aan Curtius, — — br
Jahthunderte nad) dem Alerander gelebt Haben,
fo muͤſſen ältere ———— Kralineflen ge
weſen feyn: Ein jeber aber iſt von vern andern
unterfcheden; ein jeder etzühlet nach feiner Mb
gihti Es iſt feße herein, "Daß nur a
Sude das, was fein WVolk betrife, erzaͤhlt Hat.
Nach dem yofeppus Seatiger verdienet Joſephus
die größte Glaubwuͤrdigkeit. Die: Träume Ale-
panders ‚und Des Hohenprieſters werden Den
2 u TE 2 "eine
tie. 87.
teinwi: Etchwierlgluie feyır,: weiche ‚Biken ; oe
Gore Fr fein Bolt: geifran bet Durch das Meine =.
Horn, “welches. Im 9:12. Vers beſchrieben a,
und: welches: der Gngel im 23,24, And 25. Veſſe
u
erflärer, wird madrakfer jübifcher amd: beiftlühe,
alter‘ und neues Mxisteder Meinung, Antibchus⸗
Epiphanes verftanktit. Mur faac Merten Mi
einen Wadern Wer: gegangen. . Yinfer Verfaſſer
folgt· om nicht Achechterdings,⸗ ſobrrn bedienet
ſich Fur. feines‘ Bortrages: :f Ihe: seh men. |
Wege; bie Weiſſagung von dem —— * MM
erfiänei, Man verſtehet darunter entweber ‘dan
Anttechus, und Besrachdet Ühh vis Es Worciid na
Ansichräfte, soder nituitbringẽ ihu ger delete
‚Erfikeing und ſucht eine andere. Weil ein Humm
bey dem Daniebxierinis rinenbrſenbern König,
ſondern allezeit ein Rönigweich, chnb Feige.son-@g:
nig ent; over überhainst einen Dad Atgiget.,- ſo
—** hler das admiſche Heide: gunwerftehen.
er eigenthuaͤmlichen: Handlungen ndes kltinen |
Hotnepaſſen /mohr auf die Roͤmerotu Der iüß:
druck, vorn die Unbeytoster uͤbehanv nehmchn,
ſchicket (ah er ‚auf bie. Roͤmer,n alspaneh Den: An·
tiochus. Durch ven frochen und tuͤchiſchen „Mb-
nig Wus leſcor⸗ Be wort zeiget: einen dhuͤnſtlichan
verſchlagenent und waͤchtigen an Cerden die Roͤ⸗
mer anf das eigentuichſte bezeichnet. MDienMWege⸗
beriheit mir: dem Hopillius Hiebt zu · vrkennen, daß
Aritlochus ‘fein maͤchtiger König; geweſen 8 |
Dasitteine Horn ward fehr groß: Das R
E bes Autiochus· war⸗ re Vorfahren gräf-
fer, |
568 Brittiſche
VBam ſer; er bokam es, da es ben‘ Roͤmern piushe
Erkner, und fo bfnterlies er es auch. Die romıldy
Macht aber.breitete ſich ſehr aus. Die Aubl⸗
ger ertlaren. Die Worte: er wird mächtig fen,
‚doch nicht durch feine Kraft sauf verfchiebene At,
ums beften aber. treffen fte ben ben. Roͤmern ein
"Unter antem Umſtaͤnden fuͤhrt; auch unfer De
faffer ‘Die zinely taufend und drey hundert Toy
an, und bekäriger Dadurch ſeine Erklaͤrung.
Die . ſechszehnte und fiebenzehnte. Abhandlsag
erklaͤret die noch übrigen Weiſſagungen des Di
niels vom:ro Kopitel bia zuum Ende. Dos ih
tere Geſicht iſt eine Erklaͤnmg des vorhergegan—
genen, amd enthalt die Sthickſale des Wolfe Gr
eces (10,16) ‚Der vierte Koͤnig nach dem 6
tus (11,2) erVerrxes, und alles iſt an ihm uf
genaueſte erfuͤles worden. Der mächtige Kouig
(B.3.) iſt Alerander. Obgleich das Reid; die
‚Fanders:ingier: Reiche gemtbeiler wurde, ſo werdet
doch hier Inur zwey daruon: angefuhret, aaͤmlich
Aegupten und: Syrien: 3: Well Judaa zoiſchen
diefen beiten’ Reichen lag, Aid die heilige Schr
„nur diejenigeh, auswaͤrtigen Begebenheiten anli
tet, weiche: auf das juͤdiſche Volk einen Einflub
tzaben, fo werden auch nur dieſe zwey Reicht bit
erwaͤhnet. Mewton bedienet ſich hier der Ge⸗
ſchichte Ber Koͤnige in Aeghpten und Syrien ſeht
wohi, um dieſes Kapitel bls-zum. sten Ders reqh
.. beutlich zu erären, und beſchlieſſet feine Ausle
gung mit folgeriven Gedanken. „Wie umſtoͤnd⸗
Aüch iſt nicht dieſe Prophezeyung in Sofa ae
Rbrigteiche Megepitens. und Shyrlens von: bem Ser
Tode des. Aleranvers bis zu der Zeit des Anti um
dus Epiphanes. Man findet In feinem Schrifte '
ſteller Biefer Zeiten. eine fo vollftänkige Reihe if
ter Könige, ‚eine fa genaue Machricht ihrer Bege⸗
benheiten. Die Paophezeyung iſt in der That
velltemmener, als irgend eine Geſchichte. Kein
Geſchchtſchreiber bat / ſa viele Umſtaͤnde, und in
einer ſo genauen Zeitordnung-erzählst, als {ie
der Prophet vorhes geſagt hatz:fe Daß man noͤ⸗
thig hat u verſchiedenen Schriftſtellern/ zu Grie-
chen und, Roͤmeen, zu Juden ‚und: Chriſten, fehr
ne Zuflucht zw nehmen, und pan einem. dieſes,
von einem andera etwas anders zu ſammeln, da⸗
mit man die vielen beſondern Uniſtaͤnde dieſre
Weiſſagung deßo heſſer erklaͤren und erlaͤutern
kann. Bir haben unfere Zuflucht beſonders zum
Porphyrius und. Hieronymus genommen, welche
ſich eben. dieſer Schriftſteller, obgleich zu verſchi⸗
denen Abfirhten bedienet, und noch den Vortheil
gehabt haben, haß ſie dieſe Geſchichten ‚gan or oo
laffen, die ſeitdem entweder ganz oder. zum The
verlohren gegangen find. - Denn ſie hatten nicht
allein Ben Polhhius, Dioborus,, Hinigs. und Tro⸗
gus Pompejus, von, Denen wir auch noch einige
Leile:haben, fanpern fe hedienten ſich auch des
Sutorius Callinitus, Hieronymus, Pofidanius,
Tandu⸗ Theon und: Andronicus Alixius ‚©e _
ſchicheſhreiber, Die: von den Damaligen Zeiten
ſchrieben, und deren Werke nun ganz eesohren
gegangen find, - Wenn dieſe Scheifeßeller no
J — ba,
any
‚976 Brittiſche
—RRR
sem da, und Din; rolle" noch Micky: ſind, belifini
ser. wären, fo toärten woir diR!Benauigkels diefer du
N phezeyung ohne Zweifrt mechmehr haben auch
Ennen. Porphyrius konnte fie nicht laugnen
‚er bemäßite ſich vielmehe zu erweiſen, und jos
Sen darans well Fo ſo genau war, Daß fie of
moͤglich konnte vorher, ſonderen atweder par Ze
Mes Antlochus, ober nach: demſelben muͤgle gb
Ichrieben fehn. u
De Alben Ponte Abfanbbung fangt wire
Märung dis ie Verſes ätund-geprbis zu Ct
VUnſer Verfaſſer!erinnert gleith. änfanigs ‚fo deu
did) der übgehindelee Theapumgfer Weiſſagung ſen
Wverſchit uwürbe der dch übrige erflare,
Vorphyrius writer den Aiten, amd Grotus un
“pen neuer, beßäupten, daß / das Ganje in dan
Antiochus EhipBänes: buchſtablich erfuͤllct werte
‚ wäre, Hieronymus und: die meiſten Bär o
Her den Amiochus als ein · Worbild des ·Antichriſt
an. Auidere verſtehen: Las moch Raͤſtardigt
heil von der Tyranneh des Antidchud, theils
von dem groſſen Abfall Inder Tügtern Tagen eder
Yen Tagen des Fömkfchen · Reiche Moch ade
enden es Hall} anf die Tor anmeyh ber. Nötı,cul
vie durauf foigende -Werderbrils in der Kiche u
auf die Verandetungen in Bert Reiche an. Ur
ſet Verfaffer vvill · keinen von bleſen Wegen alen
gehen, ſondernfich nıre feier: Vorgänger po)
Ten bebfinen. Gleich bey dem greniWerſe if
unſer Verfaffer wem Iſaac Newion, welcher üb
fege: und: nach ihm werden Arme, dei. Ni—
4
Wi 7
ober ein Reich amfforimten, und enefävec. es vonsmche
ben Röntern. . Hieronymus merft ſchon än, daß —
bie Juden ſelbſt dieſe Worte fo verſtanden haben. ⸗
Unfer Erldſer braucht den Greuel der Verwuͤſtung
yon den Roͤmern. Wenn auch dee: g2 Vers von
dem’ Antiochus erklaͤrt werden kann, ſo kann man
doch nicht ‚von. den Maccabaͤern ſagen/ daß ſie
viel andere lehren werben (V. 33.) Die Roͤmer
gaben ſich alle Muͤhe, die erſten Chtiſten dutch
Verſprechungen zum: Abfalle zu bewegen; abet;
bie Chtiſten, das Botk, das feinen Gott Fanme)
waren ſtark, blieben bey ihrer Rellgien, Sie |
waren:in der Weit zerſtreuet und:untereichteren
viele, : allein fie: fielen durch Feuer, Schmwerd; Er;
fangnig und Staub eine Zeitlang‘, ‘Re mußten
drey hundert Jahre viele Berfolgungen. ausftes
ben. Nach diefem hatte die Kirche Ruhe (B.34,
35.) Porphyrius, und auffer dem Grotins , viele
andere Ausleger, finden in dem Matthias die Fleis
ne Hülfe, von dei Daniel redet. Die Yüdenvm
ſtehen unter berfelben die Kaifer -Severus und -
Antonius, die Freunde des juͤdiſchen Volks war
ten. Unſer Berfafler erklaͤret fie von dem Kai-
fr Conſtantinus. Die Kirche bekam unter any
weltliche Gluͤckſeligkeit, Die aber den hrifklichen
Iugenden wenig befoͤrderlich war; deswegen
beißt es eine kleine Huͤffe. Viele wurden nun-
mehro aus eitlen Abſichten Chriſten, weil der Kai⸗
ſer ein Chriſt war. Sie dauerte auch wirklich
nur kurze Zeit. Der Geiſt der Verfolgung ut.
ter den Heyden erwachte wieder, bis a u
= I | ri.
1
€
72° | Brittiſche⸗ |
gumdChriften ſich unter einander ſelbiſt namlich bie
. "Ok.
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Eonfubftantialiften und Arianer, verfolgten. DK
vornehmfte Quelle dieſer Berfolgangen ‚wird in
36. Berfe befchrieben. Juden und Chriſten ver
fliehen bier nach dem Zeugniffe des Shieronmmus
den Anticheift, und ihre Auslegung wird durch die
orte des. Apofels 2 Thefl: 2, 3. 4. beſtaͤtige.
Der Anticheift entftand. in den römifchen Kailen,
und zeigte ſich in den Griechifihen umd.in ben
Biſchoͤffen zu Rom noch mehr. Die Warte:
bis der Zorn aus fen, erfläret unfer Verfaffer von
dem Zorne Oottes über fein Volk die Juͤden, und
fiehet 12,7, als eine Paratle'ftelle an. Der An
tichrift in Rom.bauert noch fort, und es iſt eine
alte Tradition unter den jüdifchen Lehrern, da
der Untergang Roms ımd Die Wiederherftelung
der Yüden, in einen Zeitpunkt fallen follen. . Dit
folgenden Verſe koͤnnen gar nicht vom Antichus
. verſtanden werben, - Das Wort Maͤuſim, or
des in unſerer Ueberfegung behalten iſt, für
waier DVerfaffer von. ber Werehrung der Engl
und Heiligen. WO bedeutet eigentlich eine Pe
“ fung, ein Bollwerk, hernach auch einen Berti
Diger, Beichüger, Auffeher-*). Und eben dit
find die Namen, weiche man it. Der ‚somit
Kirche den Halligen giebt. . Auf den.
0 | 2° feprie
9 Die ſlebenzig Dollmetſcher haben in fünf, Stellt
“der Palme das Wort iv durch dirrgsamris IM
. die Vulgata bucch protector gegeben. Die Gtele
ſind Pſa7, 3. 29 8,.:3473: 58 373.
*
Birth. 573
v
ſcheiebenen Verfall ver: Kirche ſolgt auch nun.
Theile derſelben (DB, 40.) ‚Der König gegen
Mittag find, die Saracenen, welche Araber wa⸗
ten, und unter der Anfuͤhrung ihres falfcyen Pro⸗
‚pheten, des Mahomed und feiner Nachfolger, den
Kaifer Heraclius bekriegten, und ihm in Furzer.
Zeit Aegypten, Syrien und verſchiedene andere,
‚Provinzen entriſſen. Der König gegen Mittere
nacht find die Tuͤrken, weiche von ben Scyhthen
abſtammeten und ays Norden famen.. Die Sa
mehro ihre Strafx, vornaͤmlich in dem öftlichen “er 2 i
tacenen zertheilten und ſchwaͤchten das griechifche
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gen ſollte, ſo koͤnnte es dem. Tuͤrkiſchen Keiche fo. -
Kaiſerthum, Die Türken aber zerjlörten es gänze
lich. Und deswegen wird von Diefen mehr ges
fagt, als. von jenen. ° . Einige Völker in Arabien,
haben von den. Türken niemals bezwungen wer⸗
den koͤnnen (V. 41.. Die Erfüllung des 44ten
und sten Verſes erwartet unfer Berfafler noch.
Perfien liegt dem, Ottomannifchen Reiche ‚gegen
Diten, und Rußland gegen Norden. Perſien iſt
zwar ſeit einigen Jahren durch innerliche Unruhen
hr zerruͤttet worden; wenn es aber unter einen
Regensen nieder kommen und zur Ruhe gelana
gefährlich wieder werben, als es vorher geweſen iſt.
Die Macht yon Rußland wächfer:täglichz und.
es if. eine allgemeine. Tradition unser den Türa
Een; daß durch die Ruſſen ‚ihr Reich verwuͤſtet
werben wuͤrde. Von ben griechiichen Epriften.
werden die Mufcgwiger fehr hoch. gefchägee, weil, -
ſie wegen einer alten Prophezehung —*
Be u dieſe
|
|
.
Fk. eitelfihe
Khan dieſt von SLR zu-ihren kunftigen Befredeyn a, "
E wählet wären. Die Pferse iſt alle zeit wadhfam,
| buß Perſien und Rußland nicht nie einander ver
diniget werden, : Diejenigen- Xusleger, weiche
13,2. von den Juͤden erflären -da fie nach de
. Berfolgung bes Antiochus aus den Hoͤtzlen ıwie:
. der hervor famdti, thun den Wertin-sffne Zwei⸗
fel viele Gewalt ;- fig, bandehn von’ der. Menferkte
u —— der Todeen. Die eine Zeit und etliche Zeit
nd eine halbe Zelt (Vers 7.) ſind Dres: vprophe⸗
@fiche jahre und-ein halbis, oder 1260 prepgeii-
ſthe Tage, über eben fo tele Jahre. - Syn. der
ächtgehnten; und folgenden drey Abhandlungen
- werden bie Weiſſagungen unfers Erföfers von
dem Untergange Jemıfalerns betrachert. Unſer
Berfaſſer leget Bas 241e Kapitel des Evangeliſten
Matthaͤus zam Grunde, doch ziehet er auch bie
: Paralieftellen zu Rathe. Die Weiſſagungen ge
fhahen‘ vierzig Fahre vorher, und wurden droyßig
ahre vorher aufgefehrieben, he fie in die Er-
ng giengen, Matthäus hat nach aller Aus
ger Mennung fein Edangelium züerſt anfge-
seldhnet, f mie er, Der Ordnung nach, auch Datei erſte
if. Er ſchrieb es acht Jahre nach der Hinunels
fährt unſers Erlöſers, und zwar von der Zen
ſtreuuag be’ Apoſtel, weil es der Heilige-Warche- |
omaus mit nach Indien ſoll· getommen Haben,
nn dfe allgemeine Tradition des Alterchums
wahr iſt, ſo iſt es urſpruͤnglich Hebratſch gefchrie⸗
Ben, und dieſes beweiſet, daß es vor der Jerſtoͤ⸗
rung Jerufulerus geſchehen ſeyn muß.” Die Tür
ger
—
Dt. Be. Zu
ger Fragen Anden Erloſer ‚wen: ‚Städte, erſtlich: Bang
wenn, zu weicher Zeit, wird Jeruſalem zerftörer St.
werden? Ferner: weiches werden bie Zeichen ſeyn °
Den letztern Theil der Frage beantwortet Chriſtus
zuerſt vom aten bis zum zuen Vers; den andern
aber in dem uͤbrigen Theile des Kapitels, Wie
wollen unfern $efern von-diefen Abhandlungen kei.
nen, weitern Auszug vorlegen, weil wir zu weite j
läuftig. werden würden. ‚Sie haben uns vorjügr
lid) gefallen und enthalten alles, was man..von
diefer Sache fagen fann, . -
Die zwey und zwanzigfte Abhandlung beſihaͤf⸗
tiget ſich mit der Pauliniſchen Weiſſagung von
dem Menſchen der Sünden (2 Theſſ. 2,3. und f.) i
Newton unserfucher erſt den eigent ichen Sinn die
fer Stelle, er zeiget hernach die verſchiedenen Aus—
legungen..an, und entdecket endlich feine eine
Die Zukunft. und der Tag Chrifti kann hier nicht
auf die Zerftöruug Sjerufalems gehen; denn, Die
Chriſten u Theſſalonich waren aus den- Heiden,
"Man muß ihn von dem allgemeinen Welsgerihte
verſtehen. Der Abfall ift nicht eine Auflebaung
wider das Negiment, fondern ein Abfall: von der
wahren Religion, - Der Apoftel ſiehet bey.feiner
Beſchreibung auf Dan. 7,25: 31,36. „De
Menic der Sünden zeiger nicht einen, einzigen
Menſchen, ſondern wie beym Daniel, eine Reihe
Menfchen-an. Unter der. Sünde kann man uͤber⸗
Haupt alle. Bospeit; befonders aber bie Abgoͤtte⸗
zen verſtehen. „Mach unſerm Verfaſſer. hat deie
Apoſtel Buch: — Win Abſehen auf a 8
575 Brittiſche
* miſchen Kalſer, weiche den Titel rare; fuͤhr⸗
ten. Bowart hat ſchon angemerket, das nach
dem Tede Chriſti der Tempel zu Jeruſalem nie
mals der Tempel Gottes von den apoſteln genen.
net werden ift, jondern daß man, wenn fie von
dem Haufe oder Tempel Gottes reden ‚ allezeit
entweder die Kirche oder einen jeben Gläubigen
verſtehen müffe. Die erftere Bedeutung findet
in unferer Stelle flat. . Grotius erklarer viele
Prophezeyung von den "Zeiten ‚ welche vor der
Zerſtorung Sjerufalems vorher giengen. Haut:
wond finder den Simon Magus und die Gnoſti⸗
Ber, von denen er fo voll war, auch an biefem
Kite. Clerikus widerleget diefe beyden Hypo⸗
theſen, und fuͤhret eine neue auf. Nach feinen
Gedanken wird hier auf den Abfall ber Juͤden von
den Römern gefehen. ‚Der Menfch der Sünden
find die zebeitifchen Juͤden und votnaͤmlich ihr bes
ruͤhmter Anführer, Simon, ver Sohn Bioras,
Ds Whitby iſt bey der Erklärung diefer Welffas
gung mic fich feibpt nicht einig. Die meueite aber
auch am meiften wunderbare Auslegung iſt vom
Wetſtein, dem beriiymten Herausgeber Des neum
Teſtaments. Er verſtehet unter-dem Menſchen
der Sünden und unter dem Wlderwärtigen, beit
Tietüs oder die Fumilie der Flavier. Das Ge⸗
heimniß der Bosheit wirkte Damals, weil zu ber
- Seit Veſpaſian bie Wuͤrde eines Conſals trug,
die Ehre eines Triumphs und felbft unter dem
Katigula einige Hofnung zum Reiche "erhalten
batte, Der, welcher oaf bielt, war. Nero, der
J von
Sibliothet 57
von dem gaſer au Kindes ſtatt angenommen 5Band
worden wer. Unſer Berfaffer kann nicht begrei- en
fen, wie ein fo anfehulicher Gelehrte fo'dhe Ges
danken hat vortragen ‚können... Da nach ber
Mieinung der- bisher angeſuͤhrten Männer diefe
Weiſſagung por dem -Untergange SYerufalems ers
fülles worden iſt: ſo muß:man fich wundern, Daß
keiner von den Vätern mit einem von ‚denfelben
übereinftimmet, Iſt es. wahrfcheinfich, daß erſt,
ſechszehn oder ſiebenzehn hundert Jahre nach ber
Erfuͤllung, dieſe Stelle recht erklaͤret worden iſt?
Diejenigen, welche dieſe Weiſſagung auf Bege.
benhrisen nach: der Zerſtoͤrung Jeruſalems deuten,
einige Papiſten und auch andere Ausleger, finden -
unser dem Menſchen der Sünden deu groſſen Be⸗
truͤger Mohammed. Allein dieſem fehlt eines der
vornehniften: Kennzeichen; er. fam nicht shit aller
key lägenhaftigen Kräften, und Jeichen und Wuns
dern. .Ge-faget vielmehr felbit: Gott hätte den
Mofes und Jeſus mit Wundern gefendet, und 9
doch haͤtten die Menſchen ihrem Worte' nicht ges
horſam ſeyn wollen; und besiegen Jabe er ihn
zulegt ohne Wunder geſendet, damit er fie, Got
tes Willen zu thun, durch die Macht Des Schwer.
des. zwingen follte. ‚Einige von feinar Nachfol⸗
gern haben ihm Wunder zugefchrieben , allein
Priveaur bemerket in dem Sehen Mohammeds
daß dieſes nur Diejenigen thäten, welche umter ih⸗
nen ſelbſt für fabelhafte Schriftfkeller. gehalten
würden: Ihre gelehrten Männer entſagen ih⸗
en, amd ſelbſt Mopanıner geſtehet in. nerfihlede>
’ i a, en
578 Brittiſche
I hnen Stellen des Koraus, daß er kelne Munder
Ar
werke gethan hat. Andere von den Papiiten be
baupten, daß diefer Abfall durch die Reformation
gefchehen ſeh. Allein welche unter den protefläns
tiſchen Kirchen erheber ſich über Gore und uber
alle Obrigkeit? Welche maffer firh göttlicher Ehe
ren und Titel an? Man muß geftehen, daß ver
größte Theil der römifchen tehrer mic den. Barern
und den heften Auslegern hier einmüchig:'ben Anı
tichrift verftehen. Allein fie fagen, er wäre nod)
nicht erfchienen, es würde ein einziger Menſch
feyn, und nur drey und ein Halb Jahr fortdauern.
Da fic) wider diefe Auslegung viel einwenden
läßt, fo träge der Berfafler nunmehr die feinige
; vor. Der Abfall findet ſich in ber römifchen Kir⸗
che. Sie bat die wahre Lehre verlaſſen und fi)
der Abgötteren ergeben. "Der Menfch der Sims
Den ift der Pabit überhaupt. - Das ärgerfiche Le
ben fo vieler Päbfte und ihre noch ärgerlichern
Lehren und. Orundfäge geben ihnen ein: Recht zu
+ diefem Namen, Wenn der Bifchoff von Rom
der Menſch der Sünden ift, muß. es uns nicht
defremden, daß der Apoftel Dieje Dinge in rinem
Sriefe an Die, Theſſalonier, und nicht vielmehr in
feinem ‘Briefe an die Römer, erwaͤhnet. Der
Verfaſſer beantwortet .diefen Einwurf ſehr gut.
Diefer Brief war vier oder: fünf Jahre eher ges
ſchrieben, als. der ‘Brief an Die Römer, uhb in
dieſem hatte er eine Gelegenheit ſchon vorgetra⸗
gene Sachen zu wiederholen. Was für eine be
ſondere Gemeine war, das war auch für gie an
Bun . un | i bero
\ — —28
J
nd
N " Dibtiothef. | 573
dere Kirchen Als Paulus an die Romer cſchrieb, ¶Vand
ſo marıer od), nicht ben ihnen geweſen, er. konnte —
ſich — *28— auf einen mündlichen Vortrag bes
ziehen, nie bey den Theſſaloniern, und doc) Fonns
te Dieje Gpelle in einem. ‚Briefe nicht fo Deutlich
vorgetzegen.werden. . Die Apoſtel wurden bey
alter rer Vorſicht als Männer angeklagt, bie
den ganzen Weirfreis.erregten (Apoft. Gef. 17,
6.). Paulns.fanın Den Römern vieles hlervon ent
decket hhen, da er ſich zwey Jahre in Rom aufe
hielt (Apojt. Geſch. 28, 30.) Unſer Verfaſſer füs.
ches feine, Meynung durch. Die Anwendung aller
Umflänpe & in dieſer Weiſſagung auf die roͤmiſche
Kirche, noch weiter zu beſtaͤtigen und fuͤhrt endlich
noch andere hiſtoriſche Nachrichten für ſich an.
- Diedren und: zwanzigfte und letzte Abhand.
fung in dieſem Bande beirife.die Stelle ı Tim. 4,
3.2.3. Der Abfall von dem bier geredst wird, -
iſt nichts anders, als Die Abgoͤtterey und bedeus
tet einen gänzlicyen Abfall von der wahren Relia -
gion. So wird diefes Wort im A.T. gebraucht.
Ahab und, Manaſſes fielen von Gott ab; fie ver⸗
leugneten Gott nicht gänzlich, fondern fi e vereht«
ten nur fremde und falfche. Öötter zugleich, Alte .
fer einziger Mittler if nur Syefus Chriſtus, dar⸗
- innen beftehet das Wefen des Chriſtenthums.
Wer alfo andere Mittler annimmt, der fällt von
der. wahren Neligion-ab. . Einige, das iſt, viele
weroen abfallen, denn fonft märe es fein Kenn.
zeichen der legrern Zeiten, weil in allen Zeiten et.
u von der wahren on abgefalten find. An
203 -°. . dere
\
7 x
.
%
. N * . x
so. GBritrtiſche
Bund dere Prophezeyungen fagen uns, daß Der -Abfol
X und bie Verderbniß in der chrißktichen Rirche groß
ſeyn würde. Der Abfall ſelbſt beſthet darinnen,
daß viele den abgoͤttiſchen Lehren von den Daͤmo·
nen Beyfall geben wuͤrden. So uͤberſetzet der
Verfaſſer die Worte, und erklaͤret die Daͤmonen
von den Engeln und Heiligen, welche in’ der ru
mifchen Kirche verehret werden. Beh den Hei
den waren die Dämonen folche Götter, - welche
zu Mittlern und Fürfpredyeın bey den obern Goͤt⸗
‚tern gebraucht wurden; und eben das waren und
find die Heiligen und Engel bey den Romiſchka⸗
tholifchen. Die legtern Zeiten oder Tage-zeigen
überhaupt eine noch zufünftige Zeit‘, befonders
aber die Zeiten des Chriſtenthums an, weil die
fes die letzte Offenbarung Gottes gegen bas
menfchliche Geſchlecht iſt ( Hebr. ı 1.2. ı Petr.1,20.)
Unſer Verfaſſer machet einen Unterſchied, und.
hierinnenfolget er dem Herrn Mede, zwiſchen
den letztern und letzten Zeiten. Dieſe ſind die
Zeiten des kleinen Horns oder bes Antichriſts
. (Dani. 7.) welcher indem legten Theile des vier.
ten Königreichs entfteben follte. Dieſe Bebain
tung finder in unferm Terte ſtatt. Der Geift fa.
get ausdruͤcklich, heiſſet nicht nur: der heilige
Geiſt fager deutlich), gewis, fordern auch mit aus⸗
druͤcklichen Worten. Daniel hat die Verehrung
ber neuen Dämonen vorher gefagt 11,3. Die
Maͤuſim des Daniel (Mahuzzim) find. eben das,
was die Dämonen des heiligen: Paulus find, die
Deſchuͤtzer, Verteidiger und Auffeper des in
nn | - > ichen
- .
\
rũgen.Es iſt unmöglich: alle pie nerfehigdenen
Erbichtungep und lügen, welche. zu. dieſer Abſicht
erfunden warden find, zu, erzählen. Wie viel fq«
beitafte Nachrichten van ben.teben, Handlungen,
Lichen Geſchlechts. Die- Mittel modurch ders Nenb
Die rft der Dämonen befördert. worden it, waren-£
Zeiten und Zobesartep; wie viele Wunder bey
hr. n Graͤbern und mit ihren Reliquien; ‚wie:niele
Er ſcheinungen werden nicht erzaͤhlet. Wie viel
Heilige giebt es. nicht, die, ob. fie gleich niemals
gelebet haben, body verehret werden? Mönche,
Driefter und Bifchöffe.haben fie erdacht, und dag
menſchliche Geſchtecht dadurch hinfergangen.
Diefe.tügen find mit unverſchaͤmtem Angefichte,
mit verhärtetem Gewiſſen befannt gemacht wor ·
den. Die Geſchichte der Kirche iſt, wie Paſcagl
ſagt, die Geſchichte der Wahrheit; allein bey
den aberglänhifchen Papiften ift fie mehr die Ge-
ſchichte der tügen. Ein anderes Kennzeichen. die⸗ |
fer Menſchen ift, daß fie verbieten ehelich zu wer⸗
den. Saturninus oder Saturnilus, der im
zweyten Jahrhunderte lebre, mar, wie Theodoret
verfichert, der erfte Chrifte, welcher den Eheſtand
für eine tehre ver Teufel hielt. Mach dem Ire⸗
näus und Eufebiug aber, war Tatian, der Schuͤ⸗
ler des Juſtinus des Märtyrers, der erſte Urhe⸗
ber diefer Ketzerey. Die Önoftifer hatten eben
dieſen Irrtzum. pn den folgenden Yahrhuns
Derten gab es mehrere Keger, die eben das be⸗
Baupten. We Kirchenverfammlung zu Eliberis
in Spanien im Jahre 305. hält unfer Verfaſſer
vd 04. für
.
ZR Brittiſche
¶Vand Fie "dad erſte oͤffentliche Verbot, ivoburch ben
Ser, Geiſtlichen die Ehe unterſaget wuitde. Die
Mönche haben das eheloſe Leben am meiſten be.
Föordert, und’ man finder bey den Vaͤtelni die über:
triebenften Lobſpruͤche "davon. Die Verehrung
der Heiligen und Engel und das Verbot der Che
Haben in der- römifchen :Kicche flets geherrſchet.
Auds der legte Cyarakter, Speiſen zu meiden, iſt
":ben diefer Genteine in’ die Erfüllmig gegangen,
Die päbftlichen Verordnungen auch hieruͤber {ind
fartfam befannt, Es iſt feine nothwendige Ber.
"Bindung zwifchen der Verehrung der Todten, dem
Verbote der Ehe und dem Befehle, Speifen zu
meidens und Doch Hi es gewiß, daß die Verthei⸗
‚. Diger diefer Verehrung durch ihre vorgegebene
Enthalt ſamkeit und Ereußigung des Fleifches für
ihre Perfon ſich gröffere Achtung erworben und
* ‚sehren einen leichten Eingang verſchaffet
n. —
Patkal, . ‚or an aychentic relation of hat paliet .
betwixe him ahd Bis Confeffor, and: ku his‘ Exe-
eution. London. 1761: n, re 5
rn. 3
ber diefer Nachricht, Fann'fär einen tefer
wichtiger und rührender ſeyn, als glaubwuͤrdige
Erzählungen von ben Begebenheiten ſolcher Mär
ner, die durch ifre Faͤhigkeiten erhoben; md -
Durch ihre Tugend unglüclich warden. : Wir
fhmeicheln uns deßwegen,: daß Das Publicum̃
die ſolgende Erzählung ‚von ‚dem. beruͤhmten Par⸗
ful mit Bergnügen ‘aufnehmen wirß ‚ Der in gar,
Europa durch die Bertheidigung. der Rechte feineb
Vaterlandes befannt, und noch weit ‚mer fivüg-
biger durch feinen: tragiſchen Tod geworden iſt.
Die Originalabſchelſt von dieſer —
iſt noch nie gedruckt worden; und dieß iſt die erſte
Ueberſetzung, die man davon in Endland before
bat. Sie ift von dem $utherifchen Prieſter, eis
nem Regimentscaplan, aufgefegt, der dieſem un«
gluͤcklichen Mann in feinen legten‘ Stunden bey⸗
ftand, die Nacht ver feinem Tode, und auf der
*
u Dos. J Bere
ı
589
— VII. J |
©: Art von Schriſten fügt der Heräusges
von Gefthhratf. und edlen. Empfindungelr _
584 Brittiſche
syn Verſchiedene Umſtaͤnde, bie ber Beichtende
Ste feinem Beichtvater entdeckte, wird man bier zum
xeſtenmale finden, ‚und fie find wicht allein merk.
würdig, fondern auch wichtig. Keiner von ben
Bercjichtfchreibern und felbft ber berühmte Ber
faffer des Sebens von Earl den zwölften. fcheint
Diefelben gewußt zu haben. Sie werden alfo
dazu dienen, in einigen-Erellen feine Irthuͤmer
zu berichtigen, *) und in andern die Wahrheit
‚von dem, mag er behauptet, zu ‚beitätigen, -
Ä Damit: wir aber diefe Erzählung to voßftan.
dig als möglich machen, fo. huben wir. hier die
serfchiedenen Umftände, weiche den Patkui betref:
‚fen und in ‚verfihledenen Stellen aus Voltairens
Werke zerſtreut liegen, zufammen gertagen, um
fie überfegen zu koͤnnen. Johann Reinhold Pat:
Sul war von. Geburt ein kiefländer, und flammte
‚us einem angefehenen Geſchlechte in dieſem Lande,
- welches eine der Ichönften und fruchtbarſten nordis
‚ Shen Proningen ift. In alten Zeiten hatte fie ven
Rittern des Deutfchen Ordens zugehört. Die
Ruſſen, die Poten und Schweden, harten ſich wech⸗
felsweife den ‘Befiß berfelben flreitig gemacht;
Aber Schwaben trug es wor den übrigen bey; nahe
vor hundert jahren Davon; und es iſt endlich
Jeyerlich durch Den Sltoifchen Frieden a an baffelbe
| abgetreten porden. 0
| Ä — Carl
Dip Rübe bat chon der Graf Poni
in ſeinen ungen über Eimer Nr *
uͤbernommen.
Siellethet 658
Et der efffte;-der feinen andern” Unceb, Sb
tbanen mit großer‘ Strenge begegneft, war gegen ya
die Lieflaͤnder nicht liebreicher. * vberaubte‘
ihrer Stenheiten *), und zum The “ihrer Guͤter.
Patkul ward’ von dem Adel’ feiner: —6
abgeſchickt ihre Klagen vor dem Throm zul bri
gen." Die Rebe, Die or vor feinem König hielt, - Ä
mar, nigt nur ehrerbietig, fondern auch herzhaf,
voll „von der männlichen Beredſamkeit, melde
Das, Ungluͤck, von einen Heldenmushe uͤnterſtuͤtzt,
allzeit einfldͤhen muß... Aber. meifene: ſehen Ki
nige Diefe Öffenglibe, Reden, als- bloße eitie Ce
remenien an, die man: aus Gemwohnpeit anneh⸗
men muß, ohne, wirllich einiges ‚Abfehen darauf
zu richten. Indeh warſtellte ſich Carl; und ieh.
konnte er, ſo lange er fih nicht dem: Zorne 11:7:
ließ. Er Plopfte dem Patkul ‚freundlich auf die
Achſel und /ſagte; J hr habt fuͤr euer ——
als ein braver Manugeredet; ich“ ſchaͤtze e
hoch deßwegen; Fahrt fo fort. Aber wenig Tage
darnach, erklärte er ihm des Hochverraths fehute
dig, und’ verurtheilte ihn besiegen zum Tod. _
Patfut verbarg ſich, und flohe. Er begab fi
nach Polen, abet voll Rache Über dieſes Bye
gen; und ward-nächher dem König Auguft NY
geftelle.- - Earl’ der. eilfte mar damals geſtorben,
aber das Urtheil wider Patfuln, und feine Ers Ä
bitterungen darüber, blieb noch immer. j Di
, ellte
und dennoch waren ſie ihren Ständen durth den |
vierten Artikel des Olwiſchen Frieden ve verſichert.
—
584 Brittiſche
2Band Verſchiedene Umſtaͤnde, bie der Beichtende
Eſeinem Beichtvater entdeckte, wird man hier zum
Y “ erfienmale finden, und fie find wicht allein merk.
würdig, fondern auch wichtig, Keiner von ben
Befchichtfchreibern und felbft der berühmte “Ber:
faffer des Lebens von Earl den zwölften fcheint
Diefelben gewußt zu haben. Sie werden alfo
Dazu dienen, in einigen Stellen feine Irthuͤmer
zu berichtigen, *) und in andern die Wahrheit
‚yon dem, was er behauptet, zu beftätigen,
Damit, wir aber dieſe Erzählung Fo volfſtaͤn⸗
Dig als möglich machen, fo. haben wir. hier die
verſchiedenen Umftände, weiche den Patful betref:
‚fen und in ‚verfihiedenen Stellen aus Boltaitens
Werke zerſtreut ‚liegen, zufammen gerragen, um
fie uͤberſetzen, zu koͤnnen. Johann Reinhold Pat-
Sul war von Heburt ein Liefländer, und ſtammte
aus einem angeſehenen Geſchlechte in dieſem Sande,
- weiches eine der ſchoͤnſten und fruchtbarſten nordi⸗
. Shen Proningen ift. In alten Zeiten hatte fie den
Rittern des Deutfchen Ordens zugehoͤrt. Die
Ruſſen, die Poten und Schweden, harten ſich wech⸗
felsweife den Beſitz berfelben ftreitig gemacht;
Biber Schwaben trug es vor den übrigen bey nahe
vor. hundert Jahren davon; und e8 iſt endlid)
Feyerlich durch den Oliviſchen Frieden a an baffelbe
| abgetreten worden. |
Ä | . Cor
7) Orſe uͤhe hat kom der Graf ni⸗
in an uber re Der
übernommen.
Bibliothek. 8
Et der efffte;- der feinen andern. Unter— ae
tbanen mit "großer: Strenge begegneft, “war gegen 1255
die Lieflaͤnder nicht liebreicher. * vberaubte ſf
ihrer Freyheiten *), "und zum Then ihrer Guͤter.
Patkul ward’ von dem Adel’ ſeiner Provi Hi
abgefhidt, ‚ Ähre Klagen’ vor dem Thron zul bri
gem.” Die Rede, die er vor feinem König hielt,
mar nich nur ehrerbietig, fondern auch berzhaf,
voll „von der. männlichen Veredſamkeit, welde
Das. Unglüf, von einen Heldenmuche ümterftüße, .
allzeit. einflößen. muß... - Aber. meiftens: fehen Ri
nige Diefe oͤffentliche Reden, als- bloße eitle Ge
remonien an, die met: aus Gewohnheit ai
men muß, ohne, wirklich einiges Abfehen bacauf
zu richten. -Snheß.warkellte ſich Tari; und dicß
Eonnte ex, ſo lange er: fich nicht dem: Zorne uͤ |
ließ. Er Plopfte dem Parfut ‚freundlich auf die
Achſel und ſagte; hr habt für: euer —— =
als ein braver Mann geredet; ich ſchaͤtze e
hoch deßwegen; Fahrt fo fort. Aber wenig Tage
darnach, erklärte er ihn des Hochverraths ſchuf⸗
dig, und verurtbeilte ihn besmegen. zum Tode. _
Patkul verbarg fi, und flohe. Er begab fi
nad) Polen, abet voll Rache über dieſes Bezel- _
gen; und ward-nächher dem König Auguft vor:
gefteh.- - Earl’ der: eilfte war Damals geſtorben,
aber das Urtheil wider Patfuln, und feine Er, =
bitterungen Darüber, blieb noch immer. j De |
ellte
”) und dennoch waren ſ e ihren Ständen durch den,
vierten Artikel des Olwiſchen Frieden⸗ ve verſichert.
—
⸗ Veud ftelite. deam.. Potzlniſchen Monerchen war; wie
F leicht die —— von Lefland ausgeführt. mer.
den fönnte;.Dp6 Boll wäre ‚aufgebracht, - und
bereit, das Sehwediſche Joch- abzuwerfen; . iht
konig wäre ein Kind, und unfähig fich- felbit
vertheidigen. —
2 Math) der berühmten Schlacht bey Narva,
worinn Carl der sivolfte nur mit adheraufend
Schweden, vierzigtaufenb-Kuffen ſchlug *) "mußte
der Rönig von Polen befiredıten , daß ſein Feind
nun ſchnell auch (pn ‚anfallen wurde, nuthdem er
Die Ruſſen und. Daͤnen⸗ Vezwungen hatte.“ Cr
Ichioß daher: mit dem’ Chaar ein noch genauer
WBoaͤnbniß! uſ vorher, ind dieſe beyden -Zürften
wurden wegen einer Zıfänmienfunft einig mo
2
er u, X .. Sn; ur . ES,
.. ‚Nachdem Carl den Winter. in. Bee Joe
o erfchien. ex
.u.4
\
Bibliothek. 587
war ‚ fordern von dem Marſchall Steinau *), Ren
angeführt. Unter ifm:ftand Ferdinand, Serrog SE, ’
von Curland, und derfelbe Patkul **), der fein .
Vaterland mit dem Schwerdre wider Carln den
Zoöiften. vertheibigte, nachdem er Die Serechtfas
men bejfelben, durch feine Feder, wider Carl den
Eilften, mit Geſahr ſeines teben⸗ , behauptet
hatte.
Jedermann weiß, daß die Sachſen dieſe
Schlacht verlohren, und daß Carl ungeſtoͤhrt und
gluͤcklich weiter gieng.
Kurz vor dieſer merkwuͤrdigen Begeben
heit, war Patkul in Ruſſiſche Dienſte getreten,
und von dem Cꝛaar mit dem Titel eines Geſand
ten am Saͤchſiſchen Hofe beehrt worden: ***),
Der Auftrag, den er- da ausrichten follte, war,
den König Auauft zueiner Zufammenfunft mie
dem haar: zu Grodnso zu bewegen, Damit fie noch
einmal ſich über den. Zuſtand ihrer Angelegenhei⸗
ten befprechen möchten. .. Kaum war diefe Zu
ſammienkunft geendigt, und der Eroar wegen ei⸗
nes Aufruhrs, mit dem man ihm su Aſtracan dro⸗
hete, wieder zuruͤckgeaangen, ſo gab König, Au⸗
guſt Befehl, den Patkul zu Dreßden in Verhaft
zu bringen. Ganz Europa erſtaunte daß er es
| Wagen
um Sn nem iin Hole, In —2 — Refe
⸗2Eenaw
2 Er fuͤhrte als Gureral⸗ uatenent jo eisen
: a Fe . Ueb.
yuniaſen⸗ u 2 Eure y
J
ſtellte dem. Pohlniſchen Menerchen wer mi
leicht die Eroberung von Liefland ausgelühtt. ma.
den fönnte;. das Volk wäre „aufgebracht, un
bereit, bas Sechwediſche Joch . abzumerfen; . ih
En wäre ein Kind, und unfähig, fih-febi
vertheidigen.
2 "Math der berühmten Schlacht bes Nat,
mworinn Carl der zivolfte nur mit achttauſen
Schweden, vierzig tauſend Ruſſen ſchlug *) mit
der König von Polen beſſtechten, daß fein heit
nun ſchnell auch ihn ‚anfallen efirde, nüthden e
Vie Ruſſen uhd- Dänen: Vezwüngen Hark.“ &
Ichloß daher mit dem Exakte "ein noch gemaum
Bindniß-in-värher , ind dieſe behden Firſn
wurden’ wegen einer Zufanmienkunft einig, m
fie Ihre Ehnzeiyen Dlaapregelü verabreden toll |
. Nachdem Carl ben Winter. — |
4
[21
‚ Kbaft von Narva zugebracht hate, 0 erſtin e
BV⏑ ————
Auguſt vergebens belagert: harte, . ‚Die Eike
fehen Truppen wurden längıt an dem Fluſſe Dun
bingeſtellt, an dem Dere, wo er fehr breitik, ud
Earl, der. aij der andern Seite ſtand, mußte WM
ben Uebergang flreitig madjen. . Die Ed
wurden nicht von ihrem Könige, d
er Der damals ho
, »
as „A ! }
- ,*) Diefe romanhaften Zahlen hat der Enolt
"Gordon im Leben Peters: des Großen, auf"
‚ . ‚und breyfin saufend ungeübte Soldaten, her!
geſetzt. Adlerfeld, der Befahrse ie} Si
- if hier auch niide jehr getreu __ un
\
Bibhiorhe. 6987
war, fordern von- dem Marſchall Scteinau*), ron
angeführt. Unter ihm: ftand Ferdiriand, Heriog, ser’
von Curtand, und derfelbe Patkul =); der fein .
Vaterland mit dem Schwerdte wider Carln den
Zwötften. vertheidigte, nachdem er die Gerechtſa⸗
men deſſelben, durch feine. Geber, wider Carl den
Eilften, mit. Gefahr feines febens ’ behauptet
batte..
| Jedermann weiß, daß die Sachſen dieſe
Schlacht verlohren, und daß Carl ungeſtdhrt und
gluͤcklich weiter gieng.
Kurz vor biefer merkwuͤrdigen Begeben.
heit, war Patkul in. Ruſſiſche Dienſte getreten,
und von dem Czaar mit dem Titel eines Geſand,
‚tm am Saͤchſiſchen Hofe beehre worden *.
Der Auftrag, den er. da ausrichten ſollte, war,
"Yan König Auauſt zureiner Zufammenfunft mit
dem paar: zu Grodno zu bewegen, Damit fie noch
‚einmal ſich über den. Zuftand ihrer Angelegenhei⸗
„ten befprechen nröchten. -.. Kaum war diefe Zus
ſammenkunft geendigt, und der Czaar wegen die
„nes Aufruhrs, mit. ent man ihm zu Aſtracan dro⸗
‚ihete, wieder ſuruckoeaangen, ſo gab König, Km
Buff Befehl, . den Patkul zu Dreßden in Berhaft
dzu biogen. Ganz Europa erflaunte, daß er es
wo | wagen
”*). & nennt E aAdleraeb Im —2 — Reit
er” Eenaw.
”) & fibete ai Benera aa einen
—
a "ra, u DEEEEEE En | Tue,
N
5888 Brittiſche
Band wagen durfte, wider alles Volkerrecht, und. *
SðAnſchein nach, wider fein eignes Ofntereffe, den j
Geſandten dee. "einzigen Fuͤrſten, der ihn befchügte,
gefangen zunehmen. _:
Die-geheime Triebfeber einer fo ſeltſamen Be
gebenbeit . war, mie unfer. Autor von dem ver»
ſiorbenen Marſchall von Sachen erfahren hat,
folgende. Patkul, der aus Schweden verjagt
war, weil er bie Vorrethte von Licthauen, feinem
Vaterlande, vertheidigt haste, ward unter dem |
Koͤntg Auguft, General. Aber weil fein ſtolzes
- amd immer gefchäftiges Gemuͤth, das. mit dem |
Stolz des General Flemmings nicht übereiiw
Kimmte , der aber des Königs ziebling, und nod)
mehr gebieteifch und hitzig war als er ſelbſt; fo
$tat er in die Dienfte des Czaars, und. mar da⸗
mals fein Befandter beym König. Er beſaß
Scharfſinn genung um bald zu entdecken, daß
Flemmings und des Gächfifchen Canzlers Abfidy
ten dahin giengen, dem. Schwedifchen Monar⸗
chen einen Frieden: vorzufchlagen,, :auf welche Be
Bingungen es auch wäre, Darauf faßte er fo
gleich den Gntſchluß ihnen zunerukommen, und
eine Ausſoͤhnung zwiſchen dem Czaar und dem
Koͤniqe van: Schweden zu Stande zu bringen *).
Michts deſtoweni ger entdeckte der Canzler ſein Vor⸗
haben, und erhielt die Erlaubniß ſich ſeiner Per⸗
ſontzu veeſichern. — Der. vlerte Actitel, in Vem
| Feieden
nn) Adlerfeld giebt eben dieß Unternehmen zur Ur
| ſache von Patkuls gele en, ohne feine Se w
auugen zu entdecken. illeb.
. Bibliothek. BE 589 |
jrieben des Königs: von Sameden; , mit Auguſto, Ward
ſt in eben den harten Ausdruͤcken, in welchen
iefen Frieden fchloß, abgefaßt, und es ift dir
inzige, der ‚uns hier angehet: Auguſtus ſoll
mir alle Ueberlaͤufer, die in ſeine Dienſte
getreten find, ausliefern; beſonders und
nabmentlich den Johann Patkul |
Diefe Nothwendigkeit den Patkul aufjuopferm, |
muß in feinem Gemüthe einen heftigen Kampf.
verurfacht haben, Auf der einen Seite verlangte
der Czaar diefen Mann, als feingn Gefanbten,
öffentlich wieder; auf der andern. forderte: Carl
mit Drohungen, daß. er ihm ausgeliefert würbe,
Patkul ward otfo ‚auf die Feſtung Koͤnigſtein in
Verhaft gebracht. Auguſtus glaubte Carl dem
Zwoͤlften und ſeiner eignen Ehre zugleich genung⸗
thun zu koͤnnen. Er ſchickte einige von der
Wache, um dieſen ungluͤcklichen Mann den
Schwediſchen Truppen zu uͤberliefern; abet vor |
ber. hatte er einen gebeimen Befehl an dem Come
manbanten von Koͤnigſtein gegeben: feinen Ge
fangenen entwiſchen zu laffen. Patfuls ungluͤck
liches Geſchicke vermochte mehr, als die Sorge
falt, Die man-für. feine. Errettung hate, Die
Commandant wußte, daß er. fehr reich wäre, und.
wollte ihn nöthigen, Daß er feine Freyheit afau.
fen follte; aber ver Befangene beftand immer auf.
das’ Voͤlkerrecht, und weil er bes Königs Abſich⸗
ten zu feinem Vortheil wußte, fo wollte er nicht
basjenige erkaufen, was er umfonft. zu erlangen
hoffte. Während biefer a tum bie Wech |
590 Brittiſche
8* die Befehl hate, ihn wegzufuͤhren; ſie uͤberllefer⸗
SL; fen ihn unmittelbar an vier Schwedifche Haupt⸗
feute, die ihn-zu erſt ins Hauptquartier nach Alt
ranſt adt brachten, wo er drey Monate blieb, an
einem Pfal mit einer ſchweren .eijernen Reste ger
Xbunden. Bon bamward er nach Caſimir gebracht,
wo ihn Carkder Zwoͤlfte, ohne auf feine Würde
‚eines Ruflifchen Gefandtens zu feben, vor einem
‚ Kriegsrathe mit der äuferfien Strenge ins Ber:
hör ziehen ließ. Faſt m. ‚eben Diefer Zeit, mat
er willens geweſen, ſich mit einer Säfiichen von
Adel zu vermählen, die mit Ihrem Stande Tu
gend und Schönheit vereinigte. Der tefer wird
mehr von ihr aus feinem eignen Munde in det
‚ Solgenden Erzählung hören, und nothwendig
Screen: und Mitleiden im hoͤchſten Grade da:
bey empfinden müflen;' Mitleiden mit den Un
glödsfällen eines Mannes, deſſen größtes Ber:
Hrechen geweſen war, Die Bertheibigung feines
Baterlandes; "unternommen jun haben; und
Schrecken über bie unbewegliche Grauſamkeit eines
Monarchen, der ben feiner "Beflrafung, nur fel
ner eignen unbezähmten Gemürhsart und . dem
Haſſe folgte, den er gesen- feine Feinde hatte,
Hier iſt zum:Theil die Nachricht ſelbſt.
Patkul war einige Monate lang, unter ber
"Bemachung.. vom Meyerfeldtiſchen Regimente,
‚ein Gefangner geweſen, ungewiß von - feinen
Echickſale, und in beftänaiger Beforgniß wegen
ber unbeweglichen "Geminhsart des Königs, von
Schweden, .Enbtich ward.er, ben 28. September
— 0. im
er
9
Bibliothet. SIT"
im Jahr 1707. gegen Abend, don drevßiq So’ 5 Band
daten begleitet, dem Dragoherregimente, daß der
Dberfte, Nicolas Hielm commandirte, ur Var
wahrung uͤbergehen. Gleich den "Tag Darauf,
welches der Michaels Tag war, nohm mich der
Oberſte auf die Seite, und eroff: ıete mir DIS er⸗
ſchreckliche Geheimnß, ‚ das Patkul den folgenden
Tag fterben folite; .er .berahl mir, ihn von feinen®
nabenden Ende :u benachrichtigen , und ihn vor
zubereiten, ben Tod als. ein guter Chriſt gu leiden,
Sobald der Abend: Gortesdientt vorüber wur,
gieng id) in fein Gefaͤngniß, mo ich ihn im Bette
fand. Mach den erften Eomplimenten fieng id
Die traurige Pflicht meines Amtes an., indem
ich ihn wegen meines unverlangten Befuchs um.
Verzeihung bath, und fagte,''daß er ben feiner
innerlichen Ver übniß, ohne 3 reitet die Troͤſtun⸗
gen aus Gottes Wort noͤthig hätte. . Er ant.
svorKhte, Daß er über dieſes Zeichen meiner Auf⸗
mert ſamteit ſehr vergnuͤgt, und mir deßwegen
verbunden waͤre; keine Beſuche waͤren ihm ſo
angenehm als die ihm !eute vom geiſtlichen Stande
gäven. Willen fie fonft nichts neues? fegte er?
Hinzu. Ich antwortete ihm darauf, Daßich etwas
ſehr wichtiges. ihm zu binterbringen hätte, fobald =
wir nur alleine feyn würden... Er richtete ſich ſo.
gleich in dem Bette auf; und ich wendete mic)
zu dem Officier, der die Aufficht über ihm häkte,
und fagte (hm, ber Oberſte hätte befchlen, daß
ich, mit feinem. Gefangenen alleine gelaſſen wer⸗
den fol. 9F nd |
BRunE | Pr Als |
\ %
.. » , ⁊
OL © Brittifche
sand Als der Off cier hinweggegangen war, faßte
EP kul meine benden Hände in die feinigen, und
vw. mit einer Stimme, Die das härtefte He;
hätte erreichen muͤſſen. Ach!, mein lieber Pa,
ſtor, was wollen fie mir ankündigen? . was werde
. ich hören ?
Ich bringe Ihnen, verfegte ich, eben Die Zei-
- ungen „die. der Prophet dem Könige Heſekia,
brachte: Beſtelle dein Haug, denn du mußt
ſterben. Morgen , zu ber Seit, "wirft du nicht
> mehr unter den Sebendigen ſeyn! "Bey Diefer
ſchrecktichen Erweckung, beugte er fid) auf fein
Bette nieder, und vergoß eineh Stroms von
Thranen.
Ich A mic) darauf, ihn fo fehr als ich
konnte, zu tröften, und fagte. ihm, daß, da er
ein Mann von vieler Kenntniß in verfchiedenen
Wiſſenſchaften, und befonbers mit der heiligen
Schrift wohlbefannt" märe, er ohne Zweifel, oft
über diefe Materie würde nachgedacht haben, und
daß ich deßwegen gehoft hätte,.er würde nicht in
eine fogar große Bekuͤmmerniß darüber gerathen.
Ja, riefer, ich weis, ach! ich weis nur zu gu,
dab wir alle ſterben muſſen, aber —- (und da
floſſen wieder die Thränen häuffig aus feinen Aus
gen) der Tod, der mir bereitet iſt, wird zu gar
‚graufam und unerträglich feyn.
Ich verfücherte ihm, um fein Gemuͤth wieder
nach und nach zu beruhigen, daß mir die Art
ſeines Todes gaͤnzlich unbekannt waͤre; aber weil
ich glaubt, , daß er ſich Darauf ‚ wie jeder ve
j ſchafne
Blulibliothe. 5692
ſchafne Mann chun müßte; vorbereiten wuͤrde, fer Bans
wäre ich verſichert, dag feine Ste in Die. Zu, Se
der feligen Geifter würde aufgenommen wersen,. ”
Hier erhob er fich wieder, und faltete feine Hande
zuſammen; barmherziger Jefus ? rief er, laß
mid) dann fierben, den Tod des Gerehten. — — -
Ich bat ihn ſehr alle irdiſche Gedanken bey
Seite zu ſetzen, die an ſich ſo unangenehm waͤren BE
und fich zu der Ausſicht, Die er vor fich hürte,
nicht ſchickten; ‚er möchte vielmehr feine Gedanken oo.
ganz auf das zukünftige und ewige $eben richten, _ u
und a:fo feine noch übrigen Augenblicke zu dem
Frieden und der Ruhe feiner - Seele anwenden,
Er antwortete mir Ach, mein lieber Herr,
mein Herz, Ddieles- böfe Her) wilches ganz einem
verjährren Gefchwüre gleich it, voll von untel« .
nen Säften, kann nichr eher ruhen, bis, ale dag -
Boͤſe daraus ausgemworfen fen; erlauben Sie des+
wegen, daß ich Ihnen fage, wovon es voll iſt,
und mas daffelbe fo empfindlicdy martert.
5 Diejentge Binziehbung, wodurch fo viele
Samilien in Armuth geriethen, if Die‘ e einzige Ur—
facye des Verbrechens, weßwegen ich angeflage
bir. Der vorige König (Earl XI.) fagte einfte
malg zu mir in ſehr gnädigen Ausdrüden: Pate *
kul, behauptet die Serechtfamen euerd Baterlan»
Iandes als ein rechrfchafner Mann, mit alier Leb⸗
Hartigfeit, deren: ihr fähig fend. Mein Gott,
was für eine Rolle wollte ich nach fo.einer- Erfläs
rung fpielen ? — aber meine Zeinde lenkten dieß
alles zu meinem Unglüde. Gott vergebe es dem
SPpa Hieſtner!
ich glaube, ’ daß er ſich darauf, wie jeder recht⸗
591. Borittiſche
sand "Als der Officer Hinweggegangen war, faßte
6
Ep kul meine benden Hände in die feinigen, und
wef mit einer Stimme, bie das härtefle Her;
hätte erreichen müjfen, Ad! mein lieber Pas
ſtor, was wollen fie mir antündigen?. 1098 werde
. ich hören ?
Ich bringe Ihnen, verfegte ich, eben Die Zei-
Tungen ‚die der Prophet dem Könige Heſekia,
- brachtes Beſtelle dein Hauß, Denn du mußt
ſterben. Morgen, zu der Zeit , wirft Du nicht
u mehr unter den tebendigen ſeyn! Bey dieſer
ſchrecktichen Erweckung, beugte er ſich auf ſein
Bette nieder, und vergoß einen Strom von
Thranen.
Ich A mich darauf, ihn fo fehr als ich
konnte, ju troͤſten, und ſagte ihm, Daß, da er
. ein Mann von vieler Kenntniß in verfchiedenen
Wiſſenſchaften, und befonders mit der beiligen
Schrift wohlbefannt- waͤre, er ohne Zweifel, oft
über dieſe Materie würde nachgedacht haben, und
daß ich deßwegen gehoft hätte,.er würde nicht in
eine fogar große Bekuͤmmerniß darüber gerathen.
Sa, riefer, ich weis, ach! ich weis nur zu gut,
dab wir alle sterben müffen,, aber —- (und da
floſſen wieder die Thränen häuffig aus feinen Aus
gen) der Tod, der mir bereitet ift, wird: zu gar
‚graufam und urierttäglich feyn.
Ich verficherte ihm, um fein Gemuͤth wieder
‚nach und. nach zu beruhigen, daß mir die Art
feines Todes gänzlich unbekannt wäre; , aber weil
ſchaſue
-Bibliothef: 592.
ſchafne Mann thun müßte, vorbereiten wuͤrde, ſo Band
wãre ich verſichert, daß ſeine Sctie in die. Er
der feligen Geifter würde aufgenomnien werten, '
Hier erhob er fi) wieder, und faltere feine Hande
zuſammen; barmberziger Jeſus! rief er, laß ;
mich dann fierben, den Tod des Gerechten —
Ich bat ihn ſehr alle irdiſche Gedanken bey
Seite zu fegen, die un ſich fo unangenehn: wären
und ſich zu der Ausfiche, Die er vor fich harte, °
nicht ſchickten; ‚er möchte vielmehr feine Gedänfen
ganz auf das zufünftige und ewige $eben richten, _
und a:fo feine noch übrigen Auyenblicke zu dem
d feden und der Ruhe feiner. Seele anwenden,
Er antwortete miss ch, mein lieber Herr, .
mein Herz, bieles- böfe Herz: welches ganz einem
verjaͤhrten Geſchwuͤre gleich iſt, voll von unrei⸗
nen Säften, kann nicht eher ruhen, bis alle das
Boͤſe daraus ausgeworfen ſey; erlauben Sie des⸗
wegen, daß ich Ihnen ſage, wovon es voll iſt,
und was daſſelbe fo empfindlich martert.
„Diejentge Einziehung, wodurd fo viele
Zam:lien in Armuth geriethen, iſt die‘ einzige Urs
facye des Verbrechens, weßwegen ich angeflage
bir. Der vorige König (Earl XI.) fagte einfte
malg zu mit in fehr gnädigen Ausdruͤcken: Pate *
ful, behauptet Die Gerechtſamen euerd Vaterlan⸗
lanbes als ein rechtſchafner Mann, mit aller Leb⸗
haſtigkeit, deren ihr faͤhig ſedd. Mein Gott,
was für eine Rolle wollte ich nach fo.einer- Erfläs |
rung fpielen ? — aber meine Zeinde lenkten dieiß
alles zu meinem Ungluͤcke. Gott vergebe es dem
2 J Hieſtner! |
34 Reiktifhe
Bub Hieftner! Er trug fehr viel zu meinem Falle ben;
Bw.
-
senn anfangs Berführse er mid), mitten in un.
fern Unter hanblungen betsog er ‚nid, und zuleßt
tvard er mein Verſolger. Betgenhieim that mir
aud) alles Unrecht, was er nur Eonnte; „aber er
war genöt,iget feinen Beſeblen zu folgen. O
Schweden! Schweden! Ich verließ dich, weder
tanzend noch ſingend; du weißt es, mein Gott!
Was konnte ich wohl ſonſt anders thun? —
Mic heimlich verbergen; das war unmoͤglich;
mid) ın ein Kiofter zu vergraben, war wider vie
Religion, die id) befenne; und unter den ‘Bunds
genoſſen des Koͤnigs war auch keine Freyſtadt zu
affen.
b „Man hat geſagt, ich hätte mich zu ſeinen
Feinden begeben; ich waͤre deswegen die Urſache
dieſes unglüdiicjen Krieges. Uber welche Fol⸗
‚ge! Ich habe meine melandholifchen Stunden ols
ein ungliicflicher Verwieſener nicht als ein Rathge⸗
ber zugebracht; man hat nie geglaubt, daß ich zu
dieſem Amte aufgelegt wäre, und in Der That
war ich es auch nicht,
„Noch ehe ich in Sachſen anfam, war ju als
len ſchon der Entwurf gemacht; das Buͤndniß
mit Moſcau war unterzeichnet; man ‚hatte ſich
"mit Daͤnnemark wegen ſeiner M aasregeln ver⸗
ſtanden; und ich, war zu der Bi noch in gar
feinem Anfeben — -
Ben diefer Paufe in feiner Rede, gab ich ihm
einen hoͤflichen Verweiß, weil das, mas er noch
| ſagen wahte, nun gänzlich unnäße, ware, und er
dennoch
..
j .
Sbilbthet. 595
dennoch ſ ſich ganz in das Andenken an bieß weltli. sn
he Dinge verlöhre, Aber er nahm mich bey der set;
Hand, und bat, ich möchte ihm nur .nody wenige
Augenblide verfkatten, um fein Herz ganz aus⸗
zuſchuͤtten; und dann, *ief er, will ich nicht einen
Augenblick mehr verlieren. ° Aus welchem Lande
find Sie, mein: Her! Fin Schwede bin ich,
antwortete ich, und zu Stockholm gebohren. Es
freuet mich, daß ich das hoͤre, ſagt er. Ich wuͤn⸗
ſche, daß ihre andesleute noch einigermaffen” fich‘
meiner erinnern, und die wahre Geſchichte von
meinen bedauernsronirbigen Schickſale erfahren
mögen... Meine Neigung gieng allzeit dahin,
Schweden zu dienen, obgleich die entgegen geſetz⸗
te Meinung von allen: ‚behauptet wird. — Doch
welter. j J
„Ich kann ohne Eitelkeit verſi ichen, fo uns
glücklich ich ige bin, daß dee Churfürft von Bran⸗
denburg, feinen Titel als König von Dreuffen,
denen Dienften, die ich ihm feiftere, zu verdanken
bat. Er felbft wirb es erfönnen; denn er hat
vormals zur Belohnung dieſer guten Dienſte mie
eine anſehnliche Summe Geldes ſchenken wollen.
Ich dankte ihm und ſchlug fein Änerbieten aus,
indem ich huͤrzu fegte, daß das die ſchaͤtzbarſte⸗
Belohnung, die ich mir wuͤnſchte, wäre, wenn
ich durch Ine Bermittelung die Gunft des Koͤ⸗
nigs von Schweven, wieder erlangen koͤnnte. Er
verfpradh mir es, und verſuchte afles mögkiche,
durch feinen‘ Mimſter im Stockholhn, dem Gras .
fen Dona, um es dahin zu bringen; aber au die
2 PP3 | ſem
Y \
Britt
sBandfem Hofe ‚war die Thüre der Gnaden für mid)
gt verfihloffen. |
„D rauf arbeitete ich ſo fr zu bem Beten
des vwerjturenen Kaifersg in feinen- ſpaniſchen
Angelegenheiten, daß ich Das zu Stunde bradıre,
was andre ſchwerlich würden ausgerichtet baden;
man erlaube mir dieß ohne Prahlerey zu fagen.
Der Karfer hingegen gab mir als eine Erkennt
ligyie.c für dieſen Dienft, eine Aſſignation auf
. fünfzig taufend Cıonen, die ich demüthig zu fei-
nen Fuͤſſen legte, und mit einer tiefen Verbeu-
ang um eine Belohnung von anderer Art, bat,
r frayıe, was er fonft für mich thun Eönnte?
Ich antwortete, daß alle diefes Geld mir zu nichts
nuͤtzen würde, fo lange id an dem ſchwediſchen
Hofe noch in Ungnaden flünde; und Deswegen
bare ich ihre Kaiſerl. Majeftät flehentlich, mid)
. dem Könige zu Önaden zu empfehlen. Ex ges
wähıte mir fogleich diefe "Bitte, und gab deswe⸗
gen feine Betehle; aber vergebens; „ Alle meine
Hofnungen verfchmanden da wie’ ein Raud).
Doch damit ich nicht die geringite Gelegenheit
ver ieren moͤchte, ſo gieng ich nach Moſcau, als
die ſchwedi chen Geſandien da am. Hofe waren, ---
Eie haben ohne Zweifel von der Sache gehört,
ſaate er. O, ja! verſetzte ich, und weil id) da—
“mals die Ehre harte, Geſandſchaftsprediger zu
ſeyn, fo bin ich oft ein Augen;euge von den Auf—
-wartungen gewefen, bie ne denen Geſandten
machten. u en
et Wi⸗
—
Libtiotfer 597
Wie, rief er, waren Sie da, zu der Zeit? Rand
ja, mich dünkt, ich befinne mich wieder auf ihr Öe- St,
fiche, Und darauf fuhr er fort, mich zu benach⸗
richtigen, daß, feine ganıe Bemühun: g dahin ges
gangen, daß er die Gnade, die man ihm fo oft.
abgefchlagen, erlangen möchte; aber die Vermit-
telaung des Czaars that Feine Wirkung. WBiel«
r erfuhr ich, fagte dieſer ungluͤckliche Mann,
der Köriq feinen Geſandten den Defehi ges
geben hätte, Rich ausfindig. zu machen, und zu
verlangen, daß ic) in ihre Hände geliefert wide,
Sch ſahe mich genöthiger zu fliehen, und mic) vor
der Welt zu verbergen. . Wöhrehd diefen Unter»
Handlungen gab inan zuperfichtlich vor, daß ich
in geheim. den Cjaar zu einem Friedensbru.
che zu bewegen gefucht hätte; nichts kennte unge⸗
rechter ſeyn. Carlowitz ein Liebling des Koͤnigs
Auguſt, und andre, deren Namen ich niget weis,
wären Diejenigen, die ihn zu fo einem. Entfhluß |
“ verleiteten. Was mich betrift, ich bin befläntig
zum Frieden geneigt, und bemüßt gewefen, alle ..
Mittel, deren ich nur fähig war, Dazu anzumen .
den; ih babe dem Könige als vide Genugthuung
vorgeſchlagen, daß er Curland, polniſch Liefland,
und einen groſſen Theil von Samogitien haben
ſollte, wenn diefe Berwilligung ihn zum Zrieden
bewegen fönnten. Anfangs glaubte man ‚daß ©.
Der E,aar dergleichen Bedingungen niemals eins
gehen würde; aber auf meine häufigen und Drins
genden Borftellungen, gab er ſeine Einwilligung,
und dankte mir fagar für meine guten Dienſte.
Pa, Midi
598 Brittiſche
Band Nichts. deſto weniger wollte der König von Schwe-
e@ d.n fine Bedingungen mehr anhören; und nur
d:eB kann Die ſchwediſchen Gejangenen in Mio
je.u abhalten, zu bekennen, daß ich zum wenig
ſten hundert saufına Eronen, unter fie ausyerheir
let yabe, um das heftige Verlangen auf alle Art
zu zeigen, Das ich hatte, ihres Königs Gunſt
und Gnade wieder zu erlangen. --- Ach! wolie
der Himmel, ich wäre eb.n fo ernftlich bemuht
gevxeſen, Die Gnade Gortes, zu c.vangen! Bey
bieten Worten, floß ein neuer Strom von Thiaͤ⸗
‚ nen aus feinen Augen, und er blieb einige Augen
blicke jtumm, uRd vom Kummer überwaltigt.
sh bemuͤhte mich, ihn auf die zuͤhnendſte Art
zu troſten, und verficherte ihn, daß ihm Diefe Gna—
De. nicht verfage werden’ würde, wenn er nur Die
wenigen Stunden, Die ihm noch übrig mären,
Dazu brauchte, mir Ernft darum zu bitten; ’ denn
bie Ihüre der Gnaden fey bey. Sort nie verfchlofe
‚ fen, obgieich Menſchen fo graufam wären, vieß
ju thun. Ä | |
Die, verfegte er, dieß ift mein gemifler
Troſt; --- denn du biſt Sort, und nicht ein
Meñſch, dab du emiglich zürneft. "Aber ad)!
Dich mache igt meine Beſchaͤmung, daß ich ſorg⸗
fältiger die Mutel geſucht Habe, Menfchen zu Dies
nen als Sott, -— .. |
Ich fürchte, mein lieber Herr, daß dieß Ge—
ſchwaͤtze, und alle diefe Umftände Ihnen verdrüßs
lich fenn werdeg, und fie werben vielleicht ſonſt
wo zu einer andern Beſchaͤftigung erwartet. Ich
. antwor⸗
Bibliothek. 599
antwortete, ic wollte in einem Augenblick mwieders Bantı
ben ibm ſeyn. sa thun. fie dieß, ſagte er, und SC,
befonders bitten Sie den Dbriften, menn es Shi
nen gefällt, um Befehl, dag wir alleine gelaffen.
werden, und%aß i& nicht in Diefem legten Aus
genblicke die der Andacht geheiligt feyn follen, bea‘ -
unruhiget werde; ich werde dieß als cine belondes
re Gejälin;keit zu ſchaͤtzen wiflen.„ "Sch vers
ſorach, das was er verlangte zu erhalten," und
gieng hinweg... 2 u u
‚Um fieben Ur. des Abends kam ich wieber;
und nachdem der Dfficier ‚hinweg gegangen mar, .
begrüffte mich fein Gefangner, mit einer Tächelus
den Mine, und ſchien aufferordentlih ruhig zu
ſeyn: Willfemmen mein lieber Herr, nun fehe
ich Sie als'meinen beffern Engel an. Die Laſt,
die, jo ſchwer und drüdend auf meinem Herzen
lag, iſt hinweg genommen, and ich fühle fon .
eine merflihe Veränderung, die in meinem Ges
möthe vorgegangen. Ich bin bereit zu fterben;
der Top iſt mehr zu wuͤnſchen, als die Einſamkeit
einer langen Gefangenſchaft. Wollfe nur Sort,
daß die Art dejlelben nicht fo gar graufam waͤre.
Können Sie, lieber Herr Beichtvater, mir mel,
ben, auf, wäs für eine Art ich fterben fol? Ich
antwortete wie zuvor, daß es mir nicht befannt -
gemacht worden ſey; aber daß alles ohne Ges |
raͤuſch vorüber gehen würde, weil bisher -nur der
Obriſte und ich etwas Davon müßten. .
Dieß, verfegee er, fehe ich als eine Gefällig,
feit an; aber haben Sie das Urthel gefeben ?
2 0, Pp5 , 7. De.
”
600 > Brittifche
8and Oder muß ich fterben, ohne gehört oder verur⸗
ES theilt zu werden? Ich bin nur in Furcht, daß
Man mic) unerträgliche Martern wird leiden taf
fen, ic) troſtete ihn mit aller nur möglichen
Freundlichkeit, aber er war ſelbſt fein befter Troͤ⸗
ſter aus dem Worte Gottes, mit welchem er ges
nau befannt war, und führte unter andern -Stel«
‚ Ten diefe Worte Griechifh an: Wir minlen durch
viel Trübfal in Bas Himmelreich eingehen.
. Er forderte Darauf Feder und Tinte; und da
man es brachte, bar er mid), Das aufzufchreiben,
was er fagen würde. Ich that es. den dem
“ erften Punfte in feinem Teftamente, fagte er:
Hier wollen wir ein wenig inne halten; ich will
bald wieder fortfahren, um meinen tegten Willen
‚ganz zu fagen: aber ige laffen fie uns zum: Ge—
et an Gott wenden. , Nach geendigtem Gebet,
- tiefer: Ja, man Berinde ich mic) viel beffer, in
biel größerer Gemuͤthsruhe. O! wäre mein Tod
nur nicht fehr ſchrecklich, wie freudig wollte id)
{hm entagagn gehen, um dadurch alle meine Suͤn⸗
ben zu büffen! Iſt der König ein gnädiger Herr?
Ja, verfegte ich, und wir danken Gott, daß er
uns einen frommen und anädigen Herrn gegeben
bat. Dieb, tagte mein Beichtſohn, iſt Die vors
nehmfte Tugend, und mit ihm find afle Die an«
‚dern verbunden. Sind auch feine Minifter durch
ihre Menfchlichfeit berühnge? Iſt der Graf Pi—
per ein frommer Mann? Ich bejahete Ihm diefe
verfchiedenen Fragen, und feßte hinzu, Daß er
ſolche Beweiſe daron gegeben hätte, Die Feines«
| | weges
"Bibtitfer. 2. 60f
weges zwendeutig waͤren. Dank ſey Gott ge
rief er, fo werce ich nicht verurtheilt werden,
mehr zu leiden, ‘als was die Gerechtigkeit fordert. Bu
Gluͤckſelig ift das Königreich, wo’ Billige und Ä
Froͤmmigkeit herrſcht.
Er lenkte darauf das Geſpraͤch auf. die Anger
legenheiten. in Schweden, auf die Univerfiräten ,
gelehrten Maͤnner, und beſonders auf- den Pros
feſſor Sranfen in Halle, und auf einen gewiffen
Dector Breithaupt, uhd fragte mic) zugleich,
nach meiner Meinung von der Religion der Pies
titten, und wo ich wäre auferzogen morden;. end⸗
lich beſchloß er mit einem tiefen Senfzer.
Ja, rief er. Ich habe in verſchiedenen Or⸗
ten Freunde, die uͤber mein beklagenswuͤrdiges
Schickſal veinen werden. - Was wird die Mut—⸗
ter des Konigs von Preuffen fagen? Wie groß.
wird. die Bekuͤmmerniß der Graͤfin Levolden feyn,
die bey ihr in Dienſten iſt? Aber vornehmlich,
- was tür Gedanfen müffen in dem Herzen derjes
nigen aufiteigen,, mit. der ich verfprochen bin? -
Ungtüflibe rau! Die Nachricht von meinem
Tode wird ihrer Gemuͤthsruhe ſehr ſchaͤdlich
ſeyn. "Mein lieber Paſtor, darf ich es wagen,
Sie um eine Gefalligkeit zu bitten? ch verfi -
cherte ihm; er koͤnnte alle Dienftleiftungen , alle
Pflichten der Menfehenliebe, deren id) fähig wäre,
von mir fordern. : Haben Sie alfo die Gutheit,
fuhr er fort, und drüdte mir.die Hand, den Au—
* genblid da ich tod bin --- zu ſchreiben ach!
wie werden Sie es anfangen ?- einen Brief an
| on Mada⸗
| 602 ° Brittiſche
Band Madame €. ‚>= Die Dame mit ber ich ven
SM. ſprochen bin —- Melden Sie ihr, daß ich als ber
‚ Shrige fterbe -- benachrichtigen Sie Sie aus
f fuͤhrlich von meinem ungluͤcklichen Schickſale!
Sagen Sie ihr mein letztes und ewiges Lebewohl!
Es iſt wahr, mein Tod iſt ſchimpflich; aber die
Art, mit der ich ihn leiden will, wird, hoffe ich,
durch ihren und des Himmels Beyſtand, ihn hei⸗
lig und felig machen. Diele Nachricht wird. ihr
einziger Troſt ſeyn. Segen Sie nody Hinzu,
werthefter Herr, dag ich ihr mie Meinem legten
Odemzuge für die aufeichtige Zuneigung Danke,
die Sie ‚gegen mich batee. ' Möchte Sie doch
fange und gluͤcklich leben; dieß iſt mein Wunſch,
ich ſterbe.
Sch gab ihm meine Hand sum DBerfprechen,
daß ich treulich alles erfüllen wollte, was er ver
. Jangte. Darauf z0g er feine Börfe heraus, und
widelte das Geld, das er hatte, in zwey oder Drey
unterſchiedene Siucken Pappier ein. Morgen,
ſagte er, werde ich nicht mehr an irrdiſche Dinge
denken; und werlangte, daß ich eines von dieſen
Dappieren annehmen follte, worinn hundert Du⸗
caten waren. Ich Tchlug es mit Beſcheidenheit
.- aus, und fagte, Daß Die geringen Dienſte, die Id)
ihm erzeige hätte, Fein folches Befchent verdienten,
Ach, rief er aus, wie oft habe ich, aus einer ge⸗
meinen irdifchen Abſicht, wohl caufend bingege
ben ? und der Dienft, ben Sie mir arweiſen,
fann mit allem Golde der Erde nicht: belohnet
werden. Indeß, damit ich ihnen meine Dank
Be bartek
N
Bibliothek. 603
barkeit noch mehr beweiſe, ſo ſchenke ich Jonen⸗ tun
einen Schatz, den ich heiliger als alles andere IE
aufgehoben habe --- mein Neues Teflament,
Griechiſch, nebſt der Ueberſetzung des Montanus.
Es:ift mein Gefährte in allen meinem Elende ge-
wefen, und itzt if es in den Händen des Major
Grothufen,. von dem Sie es befommen werden,
Ich ſtattete ihm meine Dankfagungen ab, und
verfprac, ein folches Geſchenk in meinem eben |
nicht von mir zu laffen,
Hierauf nahm er ein -andres Bud in die |
Hand, Dieſes, fagte er, habe ich felbft aufge -
fegt. Beha ten Sie es zu meinem Andenken, »
und als einem Beweis meiner wahren Achtung für
die Religion. Ich wollte roünfchen,. es hätte .
das Gluͤck gehabt, dem Könige gezeigt zu mer.
‚ben, Damit er überzeugt würde, wie wenig Grund
man gehabt, mich dre Arheismus zu befchuldigen.
Ich nahm es von ihm an, und verſicherte ihm, daß
mein Obriſter nicht eemangeln würde, es ihm zu
zeigen, fo bald als frch eine gute Gelegenheit dazu
finden würde. Ach, fagte er, es würde eine ges
ringe Öenugehuung ſeyn, wenn mein Buch gluͤck⸗
licher ſeyn koͤnnte als fein Verfaſſer, und ich muß
“wohl den Bers des Dvids darauf deuten, den et _
ehemals auf feine Briefe aus dem Pontus fchrieb,
als er dem Auguftus den Band aus dem Örte
feiner Verbannung: zufchichte: Geh, kleines Buch,
und thue bieß für mic, was ich nicht felbft erlanı |
gen konnte.
\ — Die
”
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| 602° Brittiſche
Sad Madame €. ‚>= Die Dame mit ber ich ver
sa ſprochen bin — Meiden Sie ihr, daß ich als der
Ihrige ſterbe -- Vdenachrichtigen Sie Sie aus
ı führiäh von meinem ungluͤcklichen Schickſale!
Eagen Sie ihr mein legtes und ewiges Lebewohl!
Es iſt wahr, mein Tod iſt ſchimpflich; aber die
Art, mitder ich ihn leiden will, wird, hoffe ich,
durch ihren und des Himmels Beyſtand, ihn hei⸗
lig und felig machen. Diele Nachricht wird. ihr
einziger Troſt ſeyn. Segen Sie nod) Hinzu,
wertheſter Herr, daß ich ihr mit meinem legten
Odemiuge für die aufrichtige Zuneigung Danke,
die Sie .gegen mich hate. Moͤchte Sie doch
fange und glüclich leben; dieß iſt mein Wunfch,
ich fterbe.
Ich gab ihm meine Hand sum Derfprechen,
daß ic) treulich alles erfüllen wollte, was er ver-
langte. Darauf zog er feine Börfe heraus, und
wickelte das Geld, das er hatte, in zwey oder drey
unterfchledehe Ötüden Pappier ein. Morgen,
fagte er, werde ich nicht mehr an: irrdiſche Dinge
denken; und werlangte, daß ich eines von dieſen
Dappieren annehmen ſollte, worinn hundert Dis
caten waren. Ich ſchlug es mit Beſcheidenheit
aus, und ſagte, Daß die geringen Dienſte, Die ich
Am ergeige hätte, Fein folches Befchenf verdienten,
Ach, rief er aus, wie oft habe ich, aus einer ge⸗
meinen irdifchen Abficht, wohl taufend bingeges
ben? und der Dienft, ben Sie mir ermeifen,
kann mit allem Golde dee Erde nicht belohnet
‚werden. Indeß, damit ich. ihnen meine Dank
oo \ barfeie
Blilbliothek. a 603
barkeit noch mehr beweiſe, ſo ſchenke ich Jonens gnd
einen Schatz, den ich heiliger als alles andere Li
aufgehoben habe -- mein Meues Teflament,
Griechiſch, nebſt der Ueberſetzung des Montanus,
Es:ift mein Gefährte in allen meinem Elende ge.
wefen, und.igt if es in den Händen des Major
Grothufen,. von dem Sie es befommen werden,
Ich ftättete ihm meine Dankfagungen ab, und
verfprac, ein folches Geſchenk in meinem be |
nicht von mir zu laſſen. |
Hierauf nahm er eit-andres Buch in die
Hand. Dieſes, ſagte er, habe ich ſelbſt aufge⸗
ſetzt. Beha ten Sie es zu meinem Andenken, »
und als einen Beweis meiner wahren Achtung für
die Religion. Ich wollte wuͤnſchen, es haͤtte
das Gluͤck gehabt, dem Könige gezeigt zu wer.
‚ben, Damit er übe gt würde, wie wenig Grund
man gehabt, mic) dre Archeismus’ zu beſchuldigen.
Ich nahm es von ihm an, und verſicherte ihm, daß
mein Obriſter nicht ermangein wuͤrde, es ihm zu
zeigen, ſo bald als ſich eine gute Gelegenheit dazu
finden wuͤrde. Ach, ſagte er, es würde eine ge⸗
ringe Öenugthuung ſeyn, wenn mein Buch gluͤck⸗
licher feyn £önnte als fein Verfaſſer, und ih muß :
wohl den Bers des Ovids darauf deuten, den er
ehemals auf feine Briefe aus dem Pontus ſchrieb,
als er dem Auguſtus den Band aus dem Orte
feiner Verbannung zufchichte: Geh, kleines Buch,
und thue. dieß für mi, was ich nicht rei erlan⸗ |
gen fonnte, -
L
604 Brittiſche
5Band Die übrige Zeit brachte er mit Bebete zu,
GSt.
welches er mit einer fehr ſeurigen Andacht fort
feßte; und da er der Eitelkeit der Welt erwehn⸗
te, fagte er: ort ift mein Zeuge, daß mitten in
denen Bergnügungen, die fie für uns augbreitet,
- mein Herz immer mit Schwermuth erfüllt war;
aber nun ift die Saft, Die mich zur Erde nieder
beugte, ganzlidy davon hinweg genommen. Welt,
(Ede wohl! Unzufrieden mit allen den irdiſchen
. Eitelfeiten, habe ich oft und ernſtlich auf eine Eut⸗
fernung gedacht; aber vergebens, und ich bin nur
alzumeit wieder in den Strom bingerijfen wors
‚ ben, um zuruͤckkehren zu fönnen. Dir fage id
"nun Danf, 0 Jeſu! daß meine Feſſeln zerbrocen
find, daß meine Selle in Freyheit gefeßt wird,
durch-die Hand Carls des Zwölften. ˖ Man
Bott! an mir.offenbart fi) die Wahrheit deſſen,
was der heilige Pauhus ſagee: Denen, die Bert
. lieben, mülfen alle Dinge zum Beſten dienen.
Aber weil es ſpaͤt ift, fo fürchte ich, wertheſter
Herr, daß ih Sie zu lange abhalte. Laifen Wie
fich nicht Die Zeit zu langweilig vorfommen, ich
bitte Sie. Ich verficherte ihm, daß: ich eine Zu
friedenheit darinne fände Meine Pflicht zu thun,
und fieng wieder an, mit neuer Inorunſt für ihn
zu beten. Nachdem unſre Andachten geendiget
. waren, fragte er mich: ob ich nun nicht einige Ku:
he genieffen wollte, und fegte hinzu, duß er ſeit
larger Zeit nicht einen Augenblif vom Schlaf er:
quickt worden fey, und feine Lebensgeiſter ganz er
ſchoͤpft fuͤhlte, deil er den ganzen Tag über nichts
. 8gregeß
\,
Pe
⁊
Bibliothek. 605
gegeſſen haͤtte. Dadurch werden meine e abgemat, san
teten Kräfte nieder erfege werden, und Mor eo, |
werde ic) meine ganze Stärke nöthig haben. I
pflichtete ihm bierinn bey, und nachdem ich mit
ihm die Stunde abgercdet hatte, da ich wieder. -
kommen würde, fo ließ ich ihn auf den Übrigen "
Theil Teiner legten Nacht, allein,
Den dregsigften September war ich wieder
bey ihm um vier Uhr des Morgens, Den Aus
genblick als ich ihn grüßte, richtete er fich auf,
und banfte Gott, und verficherte mid), duß er
ſeit langer Zeit nicht fo. ſanft geſchlafen hatte.
Wir fiengen an zu beten; und in Wahrheit, ſeine
Gottesfurcht, und anbächtige Gemuͤthsart, war
aller Bewunderung würdig. . 4
Ungefehr um fechs Uhr, -fagte er, daß er Alle
fangen wollte, zu beichten, ehe das Geröfe und
Sefchren des Volks von auffen feine Gedanfen
ftören möchte. Darauf fniete er nieder, und
legte feine Beichte auf eine wirklich erbauliche Art
ab. Veſonders war der Anfang derſelben merk—
wuͤrdig, worinn er dieſe Worte Des Juda brauch⸗
te: Was ſoll ich ſagen, o Herr? oder wie ſoll ich.
mic) ausdruͤcken? Gott har die Ungerechtigkeit ſei⸗
nes Knechts entdecket. Nachdem er das heilige
Abendmal empfangen, ſang er ein oder zwey Pſal-·
men, blieb aber mit einem befondern Bergnügen
bey dern Verſe ſtehen: dein Geiſt ſey mein Troftz '
deine Wunden mögen meine Heilung feyn!
, Als. die Sonne über dem Horizont erichien,
ſahe.er zum Senfter hinaus und fagte „Salve feita
| Ä * I dies} -
7
606 Brittiſche
⸗Band dies! Gegruſſet ſeyſt du, feſtlicher Tas
Ex Dieß iſt mein Hochzeittag! 460 hoſte, ad)! ich
hofte auf einen andern, aber dieſer 4 gluͤcklid er.
Denn heute wird meirf Seele durch ihren himm⸗
liſchẽn Bräutigam, i in die Verſammlung der Se
ligen eingeführe nwerdem! .
Er wendete ſich darauf zu mir, und bat, daß
ich) ihm melden möchte, ob ich müßte, auf was
. für eine Art er fterben würde? Ich antwortete,
wie zuvor; und er beſchwor mich, bey Dem geheis
ligten Namen Jeſu, ihn nicht zu verlaſſen, weil
ein meiner Gefellfhaft auch unter den Heftig«
ſten Martern einigen Troft finden würde,
"fah noch einmal zum Senfter hinaus, und
rief: Mein lieber Pattor, fie fpannen ſchon die
Pferde an. Sie find ſeht eilfertiaz und Gore
ſey Danf, auch mir ſcheint die Zeit nur afzu
lang. Ich wünfche mir nun int geringfien mcht
mehr zu leben. Er fah das ‘Blatt an, Das auf
dem Tifche lag. Diefes Teftament, fügte er, kann
nie' geendiger werden. Als ich ihn fragte, ob er
nicht feineg Ngmen unter das, was fhon geſchrie⸗
ben waͤre, ſetzen wollte? verſetzte er; mein, init
einem tiefen Seufzer, ich will den perhaßten Nas
men nicht mehr fchreiben. Meine Anverwandten
* soerden ihre Rechnung ſchon anderwuͤrts finden;
grüffen fie.diefelben, in meinem: Namen. Wr
wendete fih drauf wieder zum Geber ‘an Gott,
bis der Lieutenant herein trat, um ihn in die Kuts
ſche zu führen. Er wicelte ſich in feinen Man-
ef, und: bat mich, als en fort sion, ibn nicht. zu
| | | verlaſ⸗
u . Bibtithe, 607
verlaſſen. Als ich ihn verſicherte, daß Ih ee sang"
thun wollte, gieng ei die Kuiſche zu’, und SSt. |
dieg mich vor Ihm Hineiniteigen. . Wir: fuhren i
eine groſſe Weite fort,‘ von hundert Man Reus
teren bewachet. Auf dem Wege umarmte und -- | \
kuͤßte er mich, und bat mich wieder, "dad Ber
fprechen nicht zu vergeffen, das ich Ihm, gethan © , '
atte. . Se “ 7 en » x 5 ” u ,
Als wit auf den lag der Hinrichtung ange⸗
kommen wären, fo fehen wir, daß er von dry
hundert Hann Infanterle umgeben war: "abe:
als eb’ die Pfaͤle und Räder gewahr warn, fo . _
war fein Enrfegen uhbeihreiblih . Er faßte
mich in ſtine Meine und rief: Bitten She Bott,
daß meine Seele, mitten in dieſen Maͤttetn nicht
in Verzweiflung fallen act Ich tröftere, ich
bat ihn eenſtlich; feine GBebanken auf den Tod
FJeſu Chriſti zu richten, der um unfte Suͤnden,
an ein Kremg genagelt wurde.
Hlet Ward er aus her Kutſche genommen.
und indem ſie ihm ſelne Feſſeln herab:fchfugen,
kief er ati: Lamm Gottes, das dattageſt De:
Sunde der Welt, erbarme dich meſſern
Alx er nun auf ben Alap war, wo erleiden
ſollte, ſo tief der Hauptmärm laut autfg
—8 hiermit jedermann, daß auf des
fehl feiner Majeſtaͤt, unſers Herrn, dieſer Mann,
„der ein Verraͤther feines Vatertandes geweſen A
lebendig geräbert werden foll, und alsbann fein
Körper gevierchelle werbeh vird, zum Zeihen
für alle ſolche Verbrecher. : Beh dem Worte,
nn 24. Verraͤ-
.
68: Sutſche
—8 Verraͤther, ‚zudte,er die Achſeln, kehrte feine Aus
ugn wehmuͤthlg zum Himmel, und dann Jagte er:
Wohin muß ich gehen ?. "Der Scharftichter ‚zeigte
auf den. — chen Platz; er bat den Mann, ”
fein Amt wohl zu verrichtch, und legte ihm *
was Geld in die Hand, welches er’ zu dem Ende
zwede bereft gehalten. ot
Er legte fid) pain‘ ſelbſt auf die Erbe‘ hin:
und ale fie ihn völlig. auszogen, fd Dat. er. mid),
.ı» beten, daß ſich Gott feiner erbarmen, und feine
Seele in Djer Todesangft aufrehmen möchte,
Ich chat "ea , und X mid) zue allen Zus
ſchauern und fagte ihn meine — verei⸗
nigt euch mit I im. Gebet für diefen ungluͤckli.
- en Mang. a, rief er, ſtehet iv alle bey mit
euern Bitten zum Himmel,
Hier gab ihm der Scharfeichter den erften
Schlag. Sein Geſchrey mar erſchrecklich. HD
Jeſu! Jeſu! erbarme dich meiner! Dieſer graͤu⸗
fa Auftritt ward ſehr verlängert , und aͤuſſerſt
entfetzlich. Denn weil der Scarfrichter in feis
ner Kunſt, nicht gebt, wor, ſo empfleng der line
gluͤckliche unser ſeinen Händen, aufwärts funfzes
ben. pesfchiebene Schläge, wovon jeder mit. dem
jämmerlirhften Gewinſel "und Aurufungen des
| ‚ göttlieen Namens vermifghe. war. Endlich nach
given Schlägen auf big Bruſt verlohr er. Stimme
und Kräfte, . Mit. einem ſtammelnden ſterbenden
Tone, hörte man ihm ‚gben jagen: Haut mir. den
Kopf ab: und da der Scharfrichter noch immer
zaudette, u er ſeinen Kopf ſelbſt auf das
—WV Echaf-
.. nn
vutlechet 609
Echaffant.” gan nach vier Hieben mie einem g Sanb
Beile, ward der Kopf vom Körper getrennt, und —*
dann "der Koͤrper geviertheilt. Dieß war % “
Ende. des berühmten Patkuls, und Gott erbar
ſich fine Seele! 2
Lorenʒ Hager, *
„Regiments. Caplan.
DER: gum Theil die Erzählung: von Biefer,
erfchreitichen Scene, Die uns: von demjenigen bin
teriaffen worden, der alles mit angefehen und ge⸗
hoͤnt, und ſogheich nachdem es geſchehen, aufge⸗
ſchrieben hat. Wir: glauben, daß feine Erzaͤh⸗
lung, B. har und. ungeſchmuͤckt fie iſt, dennoch
weit mehr:änsereifiet, "weit.mehr bewegt, als die
aungeorbeii —2 des dam von Bol =
tale, — vr
w
St -
av
6. . SBeittifhe
vie
\ und Political Dialogues between divers
eminent Perlons, new firũ publiſhed from the
Original MSC. wich critical and explanatory
. notes by che Edivpr. London. 1759.
er unbekonnte Herausgeber dieſer mora⸗
$) ufden und poltikben. Gefpräce,
weicher aber nicht der Verfaſſer derſelden
ſeyn will, ſondern bey einem ieden meldet,’ von
wem es aufgefegt worben iſt, bat eine — * des
Vortrages erwaͤhlet, die ohne Zweifel wiel An⸗
nehmlichkeiten aber auch viel Schwierigkeiten hat.
Die Alten haben in dieſer Schreibuet:wohl vor
den Neuern noch den. unleugbarften Vorzug. |
Unſer Verfaffer hat unterdeſſen viele Geſchicklich⸗
keit, Scharffinn, Witz bey feinem Vortrage ge⸗
zeiget. Die Anlage ſeiner Geſpraͤche iſt wohl
gewaͤhlet, die Eingänge, find finnreich,, die
Shreibart in etlichen Geſpraͤchen obftechenb ges
nung; allein der Beſchluß laͤßt uns allezeit in Lin.
gewisheit. Auch fo gar Die Borrede iſt dialo⸗
giſch. Der Herausgeber unterredet fich mit ſei⸗
nem Verleger; diefer entfchuldiger ſich das Werk
anzunehmen; er will nur eine ſchwache Auflage
machen; er wuͤnſcht lieber etwas wider die Kell
gion oder wider den Hof. So bald er aber hoͤ⸗
ver, daß der Kerausgelgt nichts von ihm verlan⸗
gef, fo verfpriche er eine ſtartere Auflage und Der
lange
%
elbothek BL)
langt nur, daß es einem Großen‘ mölhte zuge s@uub
ſchrieben werben, . Es find ſechs Geſpraͤche. SH
Das erfte handelt von der, Aufrichtigkeit; Das
zwente von der Entfernung von der Welt
-und.der einfamen Lebensart; dag dritte und
vierte von dein goldnen Zeitalter der Königin
SEuiſabeth; das fünfte und fechfte von der Ver⸗
faflung des Engliſchen Regierung. Imfete +
Machriche wuͤrde zu weitiäuftig "werden, wenn
wir uuflern Leſern von einem ieden Befpräche einen
binlängtichen Auszug vorkegen wollten. Es wid
alfo befler ſeyn, wenn wir uns nur auf einige ein-.
ſchraͤnken. Wir wollen die erſte und die driige
und vierte Unterredung dazu erwaͤhlen, weil wir
den Ithhalt derſelben am gemeinnüßiaften‘ zu ſeyn
erachten. :. Sin der erften von’ der Aufrichtig⸗
Eeit in dem Umgange mit der VDelc, find
Die redenden-Perfonen D. Henry More, deſſen
Enchiridion Echicum auch unter uns bekannt iſt,
und Edmund Waller, Efgr. den unfere Lefer
aus dem arten Bande diefer Bibliorbef *) kennen.
Man wird leicht vermurhen, daß More die
Aufrichtigkeit vertheidiget, und Waller um
feine Aufführung ben den Unruhen feines Varer⸗
landes zu? entſchuldigen **) dieſelbe beſtreitet.
More faͤngt die Unterredung mit einigen Verſen,
zum Lobe der Aufrichtigkeit, aus ſeinem lateini⸗
De Seide, Monocardi2, a
M 203 3kulers
m —BRX a.
“.
-
6m Brittiſche
3Baud Lvñꝛlera o Simplieitas! beata Virge. "
Tu vineis radios nitore Phoebes- |
Tu felies fuperas decore cundtas;
Waller haͤlt dieſes eb fuͤr aithaſſaſtiſch⸗ er be⸗
kennet, daß er ehemals, da er nur aus der
Schule des Plato und der Philoſophie gekom⸗
men ‚wäre, even ſo ſtarke Eindruͤcke empfunden
Hätte; fie wären aber bald verſchwunden, nach.
dem er in ben Umgang mie der Welt negogen
worden wäre. YYiore vermuthet daß er alſo
ohne feſte Grundſaͤtze ſich in die Weir begeben
haͤtte, weil er nicht glaubte, daß die Welt eine
dem menfchlichen Gemuͤthe fö angenehme Tugend
unmittelbar auslöfcen. koͤnnte. Waler hält
bie Kunſt zu leben, fo sole andere Künfte, meht
für ein ſpeculqtiviſches Vergnuͤgen, welches bey
Lanqerweile nuͤtzlich ſeyn kann, als fuͤr eine Regel
der Auffuͤhrung, welche in das wirkliche teben ei-
nen groſſen Einfluß hat . Wore entſchuldiget
fi), daß vielleicht der Vortrag und der Unter
cticht I. Diefen Tugenden den Einfluß ſchwaͤche,
weil er. nicht vermuthet, daß fie fonit in dem Ge⸗
muͤthe fo leicht verſchwinden koͤnnen. Allein
VWaller feat die ganze Schuld auf du Schwäche
der menſchlichen Natur. _ Diefe wird von
ben Moraliſten vergeffem. - Sie fohten ihre tche-
bücher umfchmelzen und darngch "einrichten,
arm prebigen fie bier geheiligte und imverletz⸗
lihe Verbindlichkeit einer Tugend, wenn fie von
der bekannten Einrichtung der ae —*
2‘
Ze
Bee, 613
T, » u) oo. \ ⸗ u
nicht kann erfülfee werben, ober wenn der erſte Gin. 5 "Sand
tritt in das Leben und in die Welt beweifet, Daßdiefe
fein. erfonnene Hypotheſe eine bloffe Chimäre ſey?
Dieß iſt befonders der Fall in Anfehung der Auf⸗
richtigteit. Die Meoraliften begehen befonders
zuoeen' Fehler: Sie fehen erftlich nichts weiter,
als dem Umfang ihrer Studierftube „ fie wiſſen
nichts von den Fällen, ‚die im menfchlichen‘ Leben
6Gt.
J
vorkommen, und die ihren Sägen widerfpredien. '
D: Wore mender ein, daß fie auf die Erfuhrung
anderer Mtenfchen baueten. * Das ift, aber, ver»
fest Waller, der zweyte Sehler. Da fie ſelbſt
Feine Erfahrung haben‘, fo‘ nehmen fie Die Bote,
ftellungen anderer an. Und mweil die Griechiſchen
und Lateiniſchen Sthriftftelter bey ihnen in großen
Anſehen ſtehen, fo nehmen fie von diefen die Be—
I.
griffe des Lebens und der Sitten an, fo wie
Die neuern Staatsverjtändigen aus eban ber Avelle
ihre Marimen, von der bürgerlichen Regie⸗
rung herleiten. Beide aber find offenbar tür
andere Mentchen und für andere Zeiten eingerich
tet. Weil man diefen Unterfchied nicht bemerfet
hat, fo ift manchek Patriot dadurch zur Nebel
Kon verfeiter worden. Und ohne Zroeifel iſt es
&en diefem gelehrten Borurtheile zuzufchreiben,
daß fo” viele anſehnliche Schriftſteller auf eine
übertriebene’und enthuſiaſtiſche Moral verfallen
find: . Ford Mennung,' ancwortet Wiore, iſt
alfo diefe: die Regeln’ dör ſittlichen Tugenden
verändern ſich, wie die Hoden‘, und es koͤmmt
nn DI, auf
%
64 ;Beittikhe
| 5 Ben auf den an, ber fie tragen. will. . Ich Babe 'ge
Sr giaudt, fährt er fort,. daß, die Moral der Ge
4
woynheit und Veraͤnderungen gat nicht unter
worfen iſt, weil fie auf-der nothwendigen Ver⸗
bindung beruhet, in welche uns der Urheber der
Natur untereinander eingeflochten hat; und daß
man fie gar nicht mit den Regeln der Politik ver.
gleichen Fönnte, welche aus der Uebereinſtimmung
» und aus willführlichen Beranftaltungen der Mens
ſchen entſtehen. Waller wendet verfchieenes
darwider ein, und verſpricht endlich, die Perſon
eines Philoſophen anzunehmen und eine morali—
ſche Vorleſung anzuſtellen. Sie ſoll nicht aus
alten Buͤchern, ſondern aus der Schule der Ge
fchäfte und des wirklichen Lebens genomnien feon.
Nach einigen Antworten auf den Einwurf, daß
‚ Die Griehen und Römer nicht blos betrachtende
Weltweifen, fondern auch Männer gewefen .wäs
. ren, bie an der Regierung ihres Vaterlandes
Theil ‚gehabt hätten, fängt Waller feine Vor⸗
leſung an, die in der Beichichte feines Lebens be=
Fehr. Diefe Erzählung iſt vortreflich gefchüie-
ben, und. das fchönfte Stuck bieſer Linterredung.
Seine. Abficht, iſt zu bemeifen, daß die Aufrich⸗
tigkeit, oder. eine allzugewiſſenhafte Siebe zur
Dahrheit, fo gut fie auch in der Theorie zu
fern fcheine , doch in dem Umgange mit der "Welt
nicht? koͤnne beobachtet werben, und daß ein
Mann von. Geichäften entweder die Welt verlafs
fen, ober dig Strenge der philoſophiſchen u
. J ehre
2
-
Bibliethet. 65
fehre..bucch “einige vernünftige Ginfhränfingensum
mildern müßte. Dieß waͤre das Dilemonp: EN
des Didier . |
* Vivere fi recte mefcie diſeede periti,
Da bie Rede, wodurch er ſeines Betragens
bey den damaligen Unruhen ſich erhalten hat, uns
fern Leſern *) bekannt iſt, fo wollen wir hier ſein
Bekenntniß von deiſehen überfegen: Die Um:
ſtaͤnde, fpricht er, waren damals hoͤchſtverzwei·
felt; zu laͤugnen, oder mich wegen der Anklage
zu entſchuldigen, war etwas unmoͤgliches. Was
blieb mir alfoibrig, als fie zu geftehen, und
zwar fo frey und weitlägftig, daß ich dadurch das
Mitleiden und den Schutz meiner Anklaͤger er⸗
Halten moͤchte. Ich entſchloß mich, nichts als
die Wahrheit zu ſagen; und wenn iemals die
ganze Wahrheit gefagt werden karin, fo iſt es
bey einer fo traurigen Gelegenheit. Dieſes Bes
kenntnis hatte große Wirkungen, -- Allen nun⸗
mehro mußte ich weiter gehen. Reue ſowohl,
als Bekenntnis wird von einem Sünder erfor
dere. Ich hatte mit Heuchlern von ber fehlimm«
ften Art zu chun. Was konnte ich für beffere
Waffen brauchen, als" Seuchelen und Berftel
lung... (KOaller. hat in: dem vorhergehenden
entdeckt, daß er das fivifche Verhalten des Cato
und Srutus misbilliget, und ſich das vorſich⸗
tige und Piuge Betragen des Eicero zum Mufter
Das n u ‚bei
En ae
*
*
genholt In der Kirche Zu gerangen "wi, wie "ich
We
ben feiner Aufführung ermähler Babe) Ich' gab
—8 die ſtarkſten Gewiſſensbiſſe vor, und druͤckte fie fü
lebhaft aus, daß alle Welt mit mir Mitleiden
hatte. Man war meinetwegen ſo geruͤhrt, daß
man fo gar vermuthoete, mein Verſtand härte Das
hey gelitten... - Ich harte zwo Abjichten: sheils
“wollte ih zu meiner Vertheidigung Zeit gewin⸗
nen‘, theils auch Die Sarhe fo, lange aufhalten,
bis die Wuth meiner Verfolger ſich geleget ‚Hätte,
Einige von meinen Mitſchuldigen listen zwar uns
terdeffen, aber ich habe mich. in der Folge der
Zeit Darüber getröiter, ob. es. miaggleich: anfangs
Unruhe machte. — Mre das Parlament ſich
ſelbſt uͤberlaſſen geweſen, ſo wuͤrde es mich ohne
Zweifel wegen meines freyen Bekenntniſſes und
wegen meitier. lebhaften Reue losgefprodyen: has
ben.: Allein ich harte mit einer andern Ars. Leute
zu thun, ‚mit heiligen ngvifitosen von niedrigem
. Bemüthe.:und hitterm Geiſte, mit priefterlichen
Reformatoren, deren Verſtand ſchwaͤrmte, und
deren Religion⸗Fanaticiſmus, vermiſcht mit dem
Sauerteige des irpifchen - Held. und Ehrgeizes,
war... Sie Hatten. cin-n groffen Einfluß, und fie
würden das, was idy getan harte, für nichts
gehalten haben, wen ich nie weiter gegangen
wäre Ich wandte mict, alſo zu ihnen. Ich
hatte ihre Neigungen erforſchet, und verſtand die
Kuͤnſte, wodurch fie am leichteſten gewonnen, wer⸗
den konnten. Der erite Schrift zu der Gewo⸗
genheit dieſer Wiederherſteller der erſten Gele⸗
wohl
N Bibliothek. 69 ..
woht wüßte, dieſer, daß main ihnen feinen Wil«s Sans
len und Verſtand gaͤnzlich unterwarf. Ich erhob SEE, nm
ihre Gaben, und verehrte ihre Heiligkeit. Ich
errriebrigte „mich dürch alle mögtidye Demurh:
ich lobte fie mit Der ?offenbarſten Schmeicheley.
Ich ſuchte Ihren Unterricht, verlangte ihren Rat
und bat fie um ihren geiſtiichen Troſt. 8 J
brachte mich zu grofſen Gnaden: fie ſahen mi
ats einen an, der erleuchtet zu wirden wuͤnſchte.
Sie ſtritten, wer von ihnen mir fein He und
‘feine Offenbarung mittheilen ſollte. Um daB
Spiel volllommen zu machen, ſo bezahlte id ie - -
nen ihren geiftlicyen Unterricht mit den Gütern, ,
Die mir das Elü gegeben hatte.” Nachdem ich
alles auf diefe Art vorbereitet hatte, fo erhielt ich
die Erlaubnis leicht, mich vor dem Parlamente .
zu vertheidigen. Wenn ich mir lemals felbft ges -
nung getham habe, :, fa-ift.eg. in. diefem Falle. -
Ich flebete, ich. ſchmeichelte, ich. bewegte ; eine. |
debe Figur in der Rhetorik, dio ich l meiner Zus
‚gend gelernet, hatte, iede feine Mendung, bie .mir
die Erfahrung ‚Darbot, ieder. Kunſtgriff der
‚Schmeicheley wurde erſchonft. Alle Melt war
‚Durch meine. heiligen Emiffarien ap. meinem Boy
heil ‚vorbereitet, worden, „und glaubse, welcheß
mwichtigfte Vorurtheil des Redners ift, daß ich In
der That fo gefinnet wäre. Auf diefe Arc trium⸗
phirte ich;,,, Waller enwfiehlt anftart der Morl.
“me des Antoninus: „awAacov asayıev, bie D.
Rare fa erheben, hat, dieber ‚diefe » -bequgne
"dich, ſchicke dich in die Zeit accommodate
| youxielf.
‚3gerhyowelk:; Das ubeige der umgerredaug betriſt
u
das Verhalten, das Waller unser Crommell
und Carl dem aten beobachtec hat. Er beſchließt
feine Gefinnungen von der Aufrichtigkeit oder
vielmehr won der Veritellung mit: diefen Worten:
Wer in den nachfolgenoen Zeiten ſich felb nad)
dem Plane, den ich hier von mie gegeben habe,
Bilden wird, der wırd Sicherheit, Tredit, Bey—
fall, und, wenn er will, auch Ehre und Gluͤck in
. der Welt erlangen, weiches man zwar auch bey
einem andern Verhaiten verfprechen kann, aber
wiß nie erlangen wird *). Diefer Schluß Fann
den vielen Leſern einen fehr nacheheiligen Eindruck
° Für vie Aufsichtigbeit maben, den ber Verfaf
fer billig Härte vermeiden follen.
Das dritte und vierte © fh handelt
von dem gofönen Seitalter der Rösiginn Eli⸗
ſabeth. Dle redenden Perfonen find der zord
‚Robert Digby, der aber nur eine Mebenperfon
iſt, D. Arbiichnot und Addiſon. Die beiden
letztern ſind vefannt aenug, und den: erftern kaun
man aus Popens Werten kennen lernen: Die
Gelegenheit ift von einer Luſtreiſe hergenemmen,
‚welche dieſe Männer uſammen nach Renelworth,
ein m alten Schtoffe bes ehemaligen Graſen
H Der Marquis vom wincheſter, ——
der Eliſabeth, »vi:d in einer Anmerkung deswe en
gelobt, waıl j nach dieſem —
: Sein pruch iſt velannt:
query. 3°
. t
von Keiceſter, dee — Der Kdaiginn Eli⸗ *
ſabech, unternahmen. Arbuthnot, als ein IS
Freund des Altertyums geraͤth ben dem Anbikte ° |
deſſelven in eine angenehme Verwunderung und:
Meland.olie;: Addiſon Hingegen Feeuer ſich über.
dem Untergang biefes Denkmals eirer-unordentibi
chen Gꝛoſſe, ‚praeumtbrans eh viner un
die. fo weit ihren Schiucen geworken- hat.
nimmt Gelegenheit Über Den Ctolz-diefes Min
ſters, über die verächelicdhen Ueberbleibſel feinen .
Pracht zu -declamiim 5” und erzůrnet hd), da
rem; damals bey Ber. Tiranney fo: gluͤck ich gewe⸗
fen iſt, und feine Urofſe auf die Kuren der de
ferzlichen: Freyheit und des Privateigenthurhe a
bauet. hat. Ohnerachtet man die Zriten der Keoee
niginn über die Zeiten anderer Regenten ſeines
Vacerlandes ſo ſehr zu erheben gewohnt waͤre ſo
wuͤnſchet er ſich doch Gluͤck, daß et zu einer Zeiit
lebet, wo der niedrigſte unterhan ſo keeh und und
abhaͤngig iſt, als'disfe:Fäniglichen Lieblinge eß wa⸗
ren. Arbuthnot haͤtt es für einen allzu eilferc⸗
gen Schluß, von der allzugroſſen Macht eineß
Lieblings auf Die allgemeine Ungluͤckſeligkeit des
Zeit, in weicher er Jelebt har, zu ſchlleſſen, un -
behaupter, daß die bekannten Tugenden der Ko
niginn Eiiſabeth und die Weisheit Ihrer Regles
rung: eine gegiündete Urſache zu dem lobe waͤre/
das ihr die Nachwelt gegeben hätte. Helden
und Weiſe wären unter ihrer Regierung zahlreich
geweſen. Das Volk ſelbſt war von einem Cha⸗
ratter, Det. weit über Das erhoben mia, was mi dal
unfern
N
n
620 Br
Runfern Taste ſehen. Dec Erbboben-feibffbien-
u. demale beffer ju fern. Addiſon fegt Dazu:
” warum wollen wir nicht in der Sprache ber Kit:
tgeblicher fortfohren und fagen, Die Frauengummer
diefer Zeiten waren ale keuſch amd die Manns per⸗
ſonen alle tapfer. Ich. ſinde, ſagte er ferner; lau⸗
ter Gegenſtaͤnde, die mich an bie barbarifchen Sit⸗
(en und andie deſpotiſche Rogierung diefer. Zeiten.
erinnern, ., Arxbuthnat findet bingegen:an. hen
Ruiuen Diefes alten Schloffes überall Denkmale
n der. Tugend, ;von dein Fleiſſe, und ‚von. der
—*8 feiner Vorſahren. Er lobet · die
Gaſtſreyoeit der damaligen Zeiten, . woraus: die
gegenfeisiga siehe. der. Örofien und Geringe. im
Volke entſtanden wäre. .,Der Kampfpiag,. den.
non, ib: fiebg6, if} ihm ein Beweis von. dem. eher
maligen Gifer fuͤr die Tapferfeit und Ehre. Ad⸗
diſon haͤlt es für ein, Zeichen Bez; Barbaren, und
fpotter heſonders über die Thiergefechte. Ich
kafle mich, antwortet Anbuchnet; durch eine Flein
we Spätteren, hie. ihren Grund bloß in Deyıeueru
Voturtheilen bat, von meiner Meinung noch nicht
—A MDieſe förperlichen. Uehungen wurden
on den Griechen und Römern hoch geſchaͤtzet3
durch fie wurden Die, Kraͤfte des Geiſtes und —8
pers ſtark gemacht; fie gaben den Eliedern Ans.
| te und, Behendigket, ge antzünbeten. das
emuͤthe mit. einer. edlen Machtiterung in den
maͤnnlichen und Exiegerifchen .- Tugenden; fie fund
gen den anſehnlichſten Männern des Alterehums
bech geachtet wachen, ia war wedex in. jeiz
0. nen
ı
«
“_ , r . ,
€ . “
Vibliothet 64
X ĩ 2
nen Begriffen noch Oitten rauh. and · harte, und gerd
doch Drang, er. auf dieſe Uebungen, ohne welche
er ſeige Republit nicht, Hätte buden oder ‚wenige ·
ſtens erhalten fönnen.; Ja die neuern Tupmigge
überteafen fo gae die Griechiſchen, ſo wohl an Nu⸗
gen, als, Schoͤnheit. Sie waren, ein, genauereg
Bild pes Krieges... Zhre Schoͤnhait könnte ſich
fo gox mit Der ‚bentigen Deligogeffe-vertrogen,
Der Glanʒ der Waffen, Die.gute_Apf It. dabey
T »
u +
>
der. ganze Aufjug:mußte einen geaflen Einfluß auf -
Diche
die Werbefferung, bey Sitten haben. Die
cer ‚haben ficb fiers befchäftigen,. biefe Kampie
wurdig zu befingen. -.. Durdy-fig. purde ihnen zu
dei; ſchonſten und,lehafteften Ziefehreibungen Ge
legenheit gegeben... „Schr glaube na das, 198
wir in Ihren Schriften als falſch. unglaublich und .
fantaftifcb tapeln, ‚oft nichts ‚anders ,alß.eine tyeng
!
Eopie des Lebens iſt, und daß es mehr Wahrbeif
und, Wirflichkeit..in, ipren Vorſtellungen giebez
als wir ung. leicht .einbilden Fönnen®).. - Ihre Ber
griffe non Ehre und Topferfeit waren fo hoch,
daß fe in unfern verderbten Tagen die Glaub
würdigkeit zu uͤberſteigen feinen; ſo wie ich Leu⸗
se, angetroffen hahe, welche zweiſelten, ob nicht
a
”).Der. Heraudgeber. Ipbt, in einer ‚Anmerkung. d
weitläuftigg und richtige Gelehrſamkeit des D * |
buthnort. Er erürtiert,” dag, was bier nur im Vor⸗
beygehen von den Vorfkellungen der Alten gefagt
wuͤcde, weitlaͤuftiger in einer gelehrten Abhands .
luug int 20. Sheile der. Hiſt. de 1?’ Academie:des Im
. Seriptions er Belles Letsres ausgefubrt wͤre
u.
—R
4
r;
N nn
622 Briefe: -
and bie · Zugenben übe Regulus indes" Schio Inf
SEL, der Einblibungokraft ihr Daſeyn zu danken hi
nz
‘
bet ſie ge
| u ber Kariplaß ‘Berdeife'von
ten. Die Ritärfpiele fihd- von den größten Ri
genten, denen Kuͤnſte und Wiffenfchaften viel ıı
Banken haben, ‘ve. Franz dem eriten, Heinrih
dem. vierten‘; von unfern eignen Eduarden und
Heintlchen und vornaͤmlich von unſerer Eliſabeth
geſchaͤtzet worden. Sie warb die Vorſpiele u
den fünfeigen Stegen im- Felde. Addiſon de
hauptet, daß Alle diefe Vorrheile dadurtd aufge
hoben wuͤrden, weil dieſen Uebungen die Duelt
- Men Urſpruͤng zu danken hätten, welche noch it
in der geſitteten ¶ Weit zum, Trotze altes beffn
herrſchten, was’ nur Vernunfſt und Religien mi
feßt achenghewarde war das Net
Ger Waffen nur bey gewiſſen Faͤllen einer zänlı
hen’ Ehre gebrauthet; allein ih jenen glücklichen
Tagen haͤtte man bey eier’ jrben Gelegenheit ju
demſelben ſeine ZJuftucht genommen. Serclig
kriten über Recht und Eigenthum wären dadurch
ektſchieben wotden, und das Vermögen und die
Ehre eines Mährres haͤtte auf einer wilden Ster⸗
fe beruhet.“ "fein, fahrt er ort, wenn ich vnſen
Borfahren allg -eihen gutem urhietiſchen' Khrper
Jugeſtehe, fo kann ich mir doch feinen hohen Dr
griff won hear gefieretän:teßengärt Machen. ©
wWie ben D. Arbuthnot ber große Spike
3 der aftiren
it und Zagferdeit feiner Vorfahren maren, |
- finder er Gelegenheit bey dem Anblicke eines der
Cs far EB OGe efee tebengan we
| heben,
\
Bibkiotbee 623
yeben, Denn auf demfelben waren allerley; Band
Spiele angeſtellet worden, da die Koͤniginn ihren 6 St
tiebling nie ihrer Gegenwart beebrre, Errüße Y”° -.
met die Peranſtaltung, ‚die gute Ausführung, die
Sufchriften und Anfpielungen auf die alte Goͤtter⸗
lehre bey Diefen Luſtbarkeiten uno fagt, die alten
Griechen und. Römer fetbft wuͤrden ihnen Beyfall
gegeben ‚und geglaubt haben, fie befaͤnden:ſich in
Ihrem eignen Naterlande bey einer gottesdienſtli—
hen Handlung: -. Solche Bergnügungen waren
die allgemeine. Leidenſchaft zu Den Zeiten der Eli—
ſabeth und fie ‚hatten ihren Urſprung in der Wies
derauflebung der Wiflenfchaften.: Die erften Buͤ⸗
ber, die geliebt wurden, waren die Dichter.
Nichts konnte Gemüthern, die ſich nur für den
Sefihmac.an den Wiſſenſchaften öfneren, anges
nehmer ſeyn, als die fabelhafte Geſchichte der
heidniſchen Gottheiten, womit ein jedes altes Ge⸗
dichte angefüllee ift. . Daher wurden die nach⸗
ahmenden Künfte, der Bilohayerkunft, Mahler
ten und Poefie, zu diefen heidnifchen Vorſtellun-
gen unmittelbar gebraucht, .. Die Vergnügungen
der Königinn gehörten alſo nicht. zu denen die
ein alter Schriftſteller ineruditas voluptates nen.
het, jöndern fie waren höchft;: nuͤtzlich und unter⸗
tichtend, Die Infchriften-warem nicht nut. feine
Ehrenbezeuuungen bey gemiffen feyerlichen,@leies |
genheiten, fondern fie enthieken-auch wichtige mo» "4
raliſche Regeln, welche. ficb>üurch den Reiz de
Poeſie noch mehr empfohſen. Dadurch wurden.
auch die Dichter erwechgter Sie haben ‚ben die—
— . Re’. fen
!
. 624 Brittijche
5 Band fen Borftellungen Gelegenheit, ihr Feuer zu ve;
ET*, mehren, und deswegen Hat die Megierung der
SEliſabeth und Ihres Nachfolgers in dieſer Art
von Seribenten einen Vorzug vor allen folgenden
Zeiten. Addiſon befennet, daß die Poefie die
fer Zeit von einem beſſern Gefchmade ift, als
man von der Damaligen Barbaren hätte erwarten
können; allein er glaubt, daß ſolche Männer,
wie Shafefpeart und Spenfer in einem jeben Zeit⸗
alter, und unter noch fo unvortheithaften Umftin:
den groffe Dinge würden gechan Haben. „Eie
würden fie gethan haben, verfegee D. Arbutly
not, aber nicht eben das, was mir fo fehr in die
fen unfterblihen Schriftftefleen bewundern. Wenn
Sie mir erlauben wollen ein wenig Philofopfie |
einzumifchen, fo will ich mic) bemühen, die Us
fache davon anzugeben. Es giebt, bey den Pe
rioden des Geſchmacks und der Sprache, nad
meinen Gedanken, einen gemiffen Punkt, welcher
der Poefie günftiger ift, als irgend ein anderer.
Es möchte wohl ſchwer ſeyn, diefen Punkt mit.
©enauigßeit zu beſtimmen. Ich glaube aber
nicht zu:ircen, wenn ich annehme, daß er zwiſchen
den rohen Berfuchen einer ungebefferten Embil⸗
dungskraft auf der einen, und zwiſchen den fel
nen Spigfindigfeiten der Vernunft und der Bil
fenfehaften auf der andern Seite ſich befindet.
Und dieß war, mie ich glaube, der Zuftand unfe
rer Sprache in den Zeiten der Eliſabeth. Ei
‚war rein, flarf, deutlich, Zu Sleicher Zeit war
bie hohe figürliche Arc ſich aus zudruͤcken, wedun
Tan I —
j
1
/
i Bibliothef. | 625
He Sprache zum Gebrauche des Dichters fo gess Band
chickt gemacht wir, durch den'profaifchen- Geiſt LIT;
er Metaphyſik und Logik noch nicht eingefchränfe
vorden. Dieſer Charakter ift der englifchen,
Sprache in der That fo fehr eingedrüct, daß er
che hat können ausgelöfchee werben, fo fehr -
ud) jene feit dem gewachfen find. Die Urfa-
he davon iſt ohne Zweifel darinnen zu fuchen,
veil die Engelländer fehr zeitig ein fo groffes Ver⸗
nügen an ihren alten Beheimniffen und mo:
aliſchen Dorftellungen fanden, und eben die .
er Geift bey ihnen in der Folge der Zeit durch :.
ie Maſquen und Triumpbhe unterhalten wurde,
ktwas ähnliches bögleitete auch, wie ich bemerket
abe, das Wachsthum der griechifchen und roͤ⸗
niſchen Dichtkunſt. Sie harte ihren Lirfprung,
o wie die unfeige, von der Religion. Und bie
eidniſche Religion war vor allen andern gefchict,
en, einen Geift der Allegorie und der moralifchen
giction einzuführen und zu erwecken. Daraus
Önnen wir das Allegorifche von ihrem alten Dra»
%0 erklären, welches mit unfern alten moralifhen. '
Borftellungen fehr genau verwandt if. In eis,
em Stücde vom Aeſchylus wird die Noth⸗
vendigkeit als eine Perfon im, Drama aufges
ühet, und der Tod kommt in einer Tragödie des
Furipides vor, um nichts von den Perfgnen. in
en Comoͤdien des Ariftophanes zu fagen. Die
eidnifche Religion vergötterte alles, und uͤber⸗
Iferte diefe Gottheiten den Händen ihrer Bild⸗
Auer, Mahler und Dichter. Auf gleiche Art
2 Kr 7, dat
-
ET
J
626 Brittiſche
s Band hat der chriſtliche Aberglaube, ober die neuere
St, Barbarey alles zu Perſonen gemacht; und
dieſe Perfonen maren einige Zeit auf dem Schau:
plaße, und find noch zu unfern Zeiten auf den
Mafqueraden. Daher fümmt die mablerifhe
Schreibart unferer alten Dichtkunſt, weiche im
- Gopenfer fo fehr glänzet, und welche durch das
Genie des Shafefpear zu ihrer größten Höhe ges
bracht worden iſt. Ich mache daraus den Schluß,
daß der Geſchmack diefes Zeitaiters, der Zuftand
‚der Wiffenfhaften, das Genie der englijdien‘
Sprache Damals: fo befchaffen waren, daß fie als
len Arten von Gedichten eine gewiffe Starke und
den geringer felbft eine Schönheit gaben, die
mir Recht unfere Nachahmung vprodienet, „ Die
a der Eliſabeth verdienen alfo wegen dir
eite, der Uebungen und poetiſchen Ausarbeitun
gen mit Recht den Namen der goldnen Zeiten,
Was die Anklage uͤber die Regierung der Köniz
ginn. anbelanget, fo wundert ſich Arbuthnot noch
mehr über die Gedanken, die Addiſon davon bat.
Er will auch die Vertheidigung dieſes Eruds
über fich nehmen, und ermuntert feinen Gegner,
auf dem Kampfplage zu bleiben, und den Streit
fortzufegen. . Dieß ift der Inhalt des vierdten
Geſpraͤches. So fehr Arbuchnot in der biehe:
rigen Unterredung dem Addiſon überlegen zu
ſeyn fcheiner, fo fehr gewinnet Diefer "über jenen in
der folgenden die — Wir merken noch
an, daß dieſe beiden: Geſpraͤche mit vielen hiſtori—
ſchen oder andern guten Anmerkungen begleitet
De u | ſind.
—
Blbliotheb. 627
ſind. Aodiſon entſchuldiget ſich erſt durch vers Band
ſchiedene Gruͤnde, feine Meinung von der. Köni _\
ginn zu ei tdeden. Die Verehrung derfelben iſt
allgemein; er Fönnte ſtolz und eigenfinnig zu fen
feheinen; man fönnte ihn für einen Sophiſten
halten, und iom auch mit den Worten des Dich⸗
ters vinen Vorwurf machen.
Nullum memorabile nomen
Foeminea. in poena eſt, nee habet victoria laudem.
Endlich braucht er auch die Weitlaͤuftigkeit J
der Materie ihres Geſpraͤches zu einem Vorwan-⸗
de und verlanget von dem D Arbuthnot einen
Plan, wornach fie ſich in ihrer Unterredung rich⸗
ten wollten. Arbuthnot, aus Liebe zu ſeiner
Heldinn, machet feinen Plan, ſondern ein um⸗
ſtaͤndliches Lob. Er ſagt von ihr: Sie kam un⸗
ter den mislichſten Umſtaͤnden zur Erdne, die
aber: doch durch die Klugheit und durch den
Muth ihrer Rathſchlaͤge von ihr gaͤnzlich uͤber⸗
wunden wurden; fie fiegte über die groͤßten aus-⸗
waͤrtigen und einheimiſchen Gefahren; fie ernie⸗
drigte durch ihre Waffen die fuͤrchterlichſte Macht
in Europa; ſie vereinigte oder daͤmpfte wenig⸗
ſtens zwo unverföhnliche und hitzige Partheyen im
Lunde; fie unterdruͤckte den Geiſt der Rebellion
in Irrland und wich den. beffändigen Yntriguen
ihrer unruhigen Nachbarn der Schotten aus; fie
ſetzte unfere Religions oerfaſſung auf einen Feten
Grund und; Ferhien oder brachte vielmehr die Sü-
R 3. che
628 BVriktifihe
s Band he ber Proteftanten empor ; fie machte, daß ihr
St. Anfehen von ihrem Unterthanen vetehret wurde;
erhob den friegerifhen Ruhm ihrer Nation
fo wohl zu Waſſer als Lande aufs hödhfte; fie
- brauchte die gefchickteften Diener;und gab Die wei-
ſeſten Geſetze; durch alle dieſe Mittel gefchabe
es, daß Eliſabeth in einem beſtaͤndigen guten
Vernehmen mit ihren Parlamenten lebte, daß ſie
von ihrem Volke angebetet und von der uͤbrigen
Welt bewundert und beneidet wurde. Addiſon
haͤlt dieſen Entwurf für zu weitläuftig, und will
fi ih nur auf zwei Stuͤcke einfchränfen; er will
einige allgemeine Betrachtungen über die Um:
ſtoͤnde und Befchaffenbeit der damaligen
Zeiten und über die perfönlichen Eigenſchaf⸗
ten der Röniginn anftellen. Gemeiniglich, fagt
er, werden bie Damaligen Umftände nicht als vors
thelipaft für Die Königinn angefehen; allein fie
j find es in der That. Die Reformation iſt ein.
Zeuge davon. Unter Eduard dem fechften fan⸗
den die proteftantifchen Grundfäge in den Gemü-
tern des engtifchen Volks fo viel Eingang, daß
feine Schwefter Maria an ftatt fie auszurotten die⸗
felben nur noch mehr beveftigte. Elifaberh ſahe die
Macht diefer Grundfäge und den Eifer des Volks
für diefeiben und entſchloß fich alfo dieſe Religion zu
beſchuͤtzen. Dadurch gewann fie die Liebe des
Volks, und biefes war bereit, alle Streitigkeiten
aufzuheben, von allen feinen Vorzuͤgen zu ſchwei⸗
gen. und alles willig zu geben, wenn es nur vor.
dem m ANaſaue unter Ras PP Joch geſi her
wurde
—
Bibtiothet. 629
wurde. Die beiden ſtreitenden Factionen im Sans Band
de waren nicht weniger ein glücklicher Umſtand; oe
fie machten einander kraftlos. Die Purttaner
waren in der Hand der Königinn ein Werfzeug,
der. Kirche Einhalt zu thun und ber Macht ihrer
Diener das Öleichgewichte zu halten. Die Pas
piften waren nicht fehr zahlreich und wurden forg-
fältig beobachtet; der allgemeine Abfcheu fo wohl
gegen ihre Orundfäge. als gegen. ihre Abfichten
vereinigte die Liebe ihrer übrigeh Unterthanen noch
mebr, als es aufferdem gefchehen ſeyn wuͤrde, ſo
daß ſo wohl im Reiche als auswärts aus der alle
gemeinen Gefäße die allgemeine Sicherheit ent»
fund. Die DBelchaffenheit der benachbarten
Mächte auf dem veften Lande war aud) zu ihrem
Vortheil. Frankreich ward dur bürgerliche _
Kriege zerriffen, und Spanien hatte mehr Gröffe
als Stärfe. Die Unruhen in Irrland wurden
von der Königinn mehr verlängert als unterdruͤckt.
Schotland erforderte in der That eine ernſtlichere
Aufmerkfämfeit; allein die elend verwirrten Rath⸗
ſchlaͤge dieſes Hofes --- ein unmündiger König---
eine gefangene Königinn — waren glücliche Um⸗
ftände, Dem obnerachtet hat die Königinn Eli⸗
fabech gegen diefe Seife wirklich viel Poläkf, viel
Sorgfalt und Weisheit gezeiget. Addifon. fegt
ben. vierten Vorteil, worinnen bie Königinn fich
befand, darinn, daß die fönigliche Würde zu ih:
ver Zeit auf ihrer größten Höhe gewefen HE
und daß ein geduldiges Bolf ihr verftatter hat, ſch
bey allen Gelegenheiten ihrer Macht zu bebienen,
Arduthnot ſchreibt Fi Anfehen, y barlnnen ‚ie
ni⸗
630 Brittifche
3 Band Koͤniginn ftund, der Klugheit zu, mit der fie ihre
St. Miniſter wählte, und daher leitet er auch das
Vertrauen, die Treue, den Oehorſam des Volks.
Addſſon aber führer davon die Neformarion und
“die Wiederberitellung der Wiſſenſchafcen als Urs
ſachen an. In einer Anmerkung feßt der Het
ausgeber aud) noch die Damalige Erziehung dazu.
Ein Buch unter dem Titel "Eigmwagxie ſiue Eli-
favetha in lateiniſchen Verſen, worinnen die Koͤ—
- niginn und Ihre Miniſter ſehr erhoden wurden,
mußte auf Befehl in den Schulen als ein claßi⸗
ſcher Schriftſteller angeſehen und auswendig ges
Ierner werden. Was den Charkkkter der Zr
ſabeth felbft anberrift, fo fage Addiſon, er wäre
van einigen fcheinbarcn Tugenden, aber von mehr
wirklichen Laſtern zufammengefegt gemwefen, beide
aber hatten in den Augen des Bolfs gleiches Gluͤck
gehabt. Er hält ihre $eurfeligfeit, ihre Liebe zu
ihrem Volke, ihren Eifer für die Ehre der Na—
tion nicht für eigentlihe Wirkungen ihrer Natur,
fondern für Zrüchte ihrer Politik. An ſtatt der
Leutſeligkeit zeigte fie gegen den Abel und Hof, der
fie umgab, nichts als Eigenfinn, Eiferfucht und
— Gtol, Arbuthnot, dem die Beweiſe Davon aus
7 ber Gefhidhyee befanne find, leugnee es nicht, nennt
es aber nur Anfälle einer teidenfchaft, Ihre Siebe
zu ihrem Bolfe wird dadurch verdächtig, Daß fie
fo ofte Monopolien bewilligte, daß fie ihren Unter
thanen und vornämlidy den Reicheſten durch ihren
Beſuch fo viel Aufwand verurfachte, daß fie das
Geluͤbde des Celibats fo hartnaͤckig hielt und ſich
weigerte bie Succeßion veft zu fegen, wen
. R N m. do
⸗
4
Diigo. Br.
doch die öffentliche Ruhe und Sicherheit in nichts Band
geringe Gefahr gerieth. Der Ruhm des engli-, —
ſchen Volks, fuͤr den Eliſabeth ſo ſehr beſorgt
geweſen fepn foll, wäre Doch noch mehr ver groͤſſert
worden, wenn man den Proteſtanten auf dem ve⸗
ſten Lande kraͤftigern Beyſtand geleiftet, wenn man
den Krieg gegen Epanien nachdrüclicher fortgefer
Get und Irrland gänjlich zum Gehorſame gebracht
hätte. Arbuthnot wendet ein, diefe Punkte ge-
hörten zu den Geheimniſſen des Eobiners; er fora
dert Addifon auf, von ihrem Hofe und von Ihe -
ven fürftlichen Eigenfchaften zu reden. „Bier
daͤchte ih, fährt er fort, ſtellte ſich ihren Augen
eine Scene dar ‚ welde ihres Beyfalls würdig
waͤre. Nichts zeiget fich hier, als was wirklich
koͤniglich iſt. Eliſabeth wußte am beſten, wie
ſie das Anſtaͤndige ihres Ranges behaupten muͤßte.
Sie praͤſidirte in dieſer hohen Verſammlung mit
der wahren Wuͤrde einer groſſen Koͤniginn. Bey
allen hereinbrechenden Gefahren zeigte ſie eine
Standhaſtigkeit, und bey allen Gelegenheiten des,
Ceremeniells eine Pracht, welche einem jeden
Hochachtung und Bewunderung befahl! di |
Pergnügungen felbft waren mit einer’ Ernfigef:
tigkeit vermifcht, die ihrem Gefchlechte ind Skhus
de gemäs war und. die ihren Hof, fo gar bey den
prächtigften und frölichften Gelegenheiten, zu ei⸗
ner Schule der Tugend machte,, Addiſon
verfpriche auch in diefem Stüce niche viel Gutes;
er Täugnet ihre Großmuth, und beſchuldiget fie
‚ des Stoljeg und der Zurchrfamfeit, deren fich auch |
der rd Qugbien ſehr we zu bedienen gewußt
Kr haͤtte.
gBarıd
6 St.
mr
638. Brittiſche
haͤtte. . Er tadelt ihren Geiz und glauße ‚daß
diefe Leidenſchaft alle Grenzen des Wohlſtandes
beſyh ihr überfchritten habe. Sie bewies ihn ges
gen ihre Geſandten und Minifter, gegen den Se—
cretair Walfingham; die Kriege wurden . mehr
yon dem Privatvermögen des Adels, als aus dem
öffentlichen Schatze beftritten. Sie verkaufte nicht
nur die Bedienungen, fondern aud) perfönliche
Onabenbezeugungen. Diefer Geiz hatte den
gößen Einfluß auf die niedrigen Obrigfeiten,
in $riedensrichter war, nad) dem Ausdrucke eines
aufgeweckten Mitgliedes des Unterhaufes, damals
‚eine lebendige Creatur, welche vor ein halb Du⸗
- gend Hühner die Macht erlangete, ein ganz Du
‚genden auf eine ausfchweifende Art zu bewundern, -
gend Strafen in feiner Gewalt zu haben. Ihre
Art zu regieren war unterdrüdend und gebietes
riſch. Sie widerfprach mit allem Stolze ihrem
- Darlamente, und gieng mit den Kirchengütern
verfchwenderifh um. Addiſon fammelt endlich
alle diefe Züge zufammen und entwirft folgendes
Gemaͤhlde, das wir unfern $efern mittheilen mol
len. „Die zwo groffen "Begebenheiten dieſer
Zeit, die Veftfegung der Reformation und
der Triumph über die fpanifche Macht breis
tenginen ungemeinen Glanz über die Regierung
der Königinn Eliſabeth aus. Die Nachkom⸗
menfchaft, verblendet Durch dieſe glüflichen Er.
folge, fieng desmegen an, ihre. perfönlichen Zus
a8, was denfelben noch mehrern Glanz gegeben
—* iſt die Stelle, in welcher wir fie von ohnge⸗
aͤhr finden, zwiſchen einer abergläubifchen Koͤni⸗
— 7 ginn
Term
ginn auf: ber einen, und einen ‚pebahtikhen Rs Band
nige auf der andern Seite. Es ift alfo fein Wun⸗ got,
der, daß ihre Regierung bey dem erften Anblide
wohl eingerichtet, und auch glorreich zu fenn fcheis
ne: Wenn man aber auf die befondern Umftäns
de aufmerffam ift, fo findet man, daß man eben
fo viel. dem Gluͤcke als der Geſchickucht eit zufchreie
ben muß, und daß ihr Ruhm durch Diejenigen
" Betrachtungen vetringert wird, melche bey einem '
forglofen Anblicke ihn zu vermehren f&yeinen. Die
Schwierigkeiten, die ihr begegneten, waren groß:
Doch gaben diefe Schwierigkeiten felbit die eigent⸗
lichen Mittel an die Hand, wie ſie zu uͤberwin⸗
den wären. Sie fchärften den Verſtand, eins
deten den Muth und vereinigte die Liebe des gan⸗
zen Bolfe. Der Name ihres groflen Zeindes
auf dem veften Lande ‚brachte damals das Schrei -
Een mit ſich; alleiü feine Macht mar in der That
geringer, als fie zu fenn fehlen. DasSpanifche _
Reich war verderbt und ſchwach und wankte unter
feiner eignen Laſt. Und dieß war noch dazu für
die Spanier felbft ein Geheimnis. Zu gleicher
Zeit war das Vertrauen, welches durch die Meis
nung einer groffen Stärfe erzeuget wird, ein gülte
fliger Umftand. &s verurfachte auf. ber einen
©eite eine Geringſchaͤtzung der Rathſchlaͤge, ſo
wie auf der andern in eben dem Verhaͤltniſſe die
groͤßte Wachſamkeit und Vorſicht. Allein dieß
war noch nicht alles. Der Religionshaß in den
Niederlanden --- die bürgerlichen Kriege in Frank⸗
reich --- die Uneinigfeiten in Schotland — alles
ſtimmte zur Veforderung des Oluͤcks der "oe Ä
ef
634 Brittiſcche
3 Bond beth überein; ‚-. Und doch wäre dieſes bey dieſer
ger, geoffen Criſis ihres Schickſals, und wie eg ber.
\
noch ausfiel, ihres Ruhmes, vielleicht zu wenig
geweſen, ‚wenn, die vereinigten Elemente. nicht
ſelbſt für fie geſtritten härten.
Dieß iſt Die, natuͤrliche Gefchichte von - ihren
auswärtigen Teiumphen. Ihre gluͤcklichen Er⸗
folge in ihrem Vaterlande koͤnnen eben fo leichte
aufgelöfet werden. Selbſt dieſe auswärtigen
Grfahren, die. Beſchaffenheit der Zeiten, der Zus
ftand der Religionspartbeyen , ja die Factionen
ihres Hofes, alle dieſe Stücke arbeiteten. entwe⸗
der unmittelbar oder durch eine geringe Anwen⸗
Bung ihrer Politik zu ihrer Groͤſſe. Dieß wa
sen Die damaligen Umftände, wodurch fie gezwun⸗
gen wurde ‚ menigitens den Schein einiger Tus
genden anzunehmen: und ihre Glü war fg be
fonders, daß felbft ihre Lafter verehrungsmürdig
wurden und zu ihrem NRuhme vielleicht mehr bey«
£rugen als ihre Tugenden. Sie war wachſam
in ihren Rathſchlaͤgen, forgfältig: in der Wahl
,.. $heer Dierier, liebreid) und herablaffend ‚gegen ih⸗
- gelineertfanen. Es fchien, als wenn fie eine
auſſerordentliche Zärtlichfeit für,den Mugen und
einen aufferordentlichen Eifer für die Ehre der
Mation hätte. Dieß war die glänzende Seite
ihres Characterg, die Durch die befländig drohen
den Gefahren, “denen fie ausgefegt war, nod)
glänzender wurde, Auf der andern Seite aber
war fie cholerifh und gebieteriſch, eiferfüchtig,
furchtſam, geigig, unterdrüdend in fo fern fie
durfte; In vielen &
tyran⸗
aͤllen eigenſinnig und in einigen
®
Vibliothek. 6535
tyranniſch. Allein dieſe Safter , Deren einige ihres Banp .
HPolitik fchärften und feiner machten, ‚die Übrigen SE
aber nur ihren Hofleufen, und denen, ‚welche um fie‘
waren, ſichtbar wurden, befeftigeen ihr Anfehen,
und verfchaften ihr in die Herzen des Volks meh _
rern Eingang. Der vermifchte Glanz diefer Ein -
genſchaften, der guten und böfen (denn auch ihre
ſchlimmſten, wenn ſie von einer Seite und in ei.
nem vortheilhaften lichte gefehen wurden, hatten '
: das Glück, den guten ähnlich zu fehen ) verblene
dete alle Augen ſo ſehr, daß fie fo viele gefährliche
Handlungen der. Tpranney. und Unterdruͤckuns
nicht ſahen oder nicht ſehen wollten.
—A
‚Und auf dieſe Art iſt es geſchehen, daß der |
Name ber Eliſabeth wegen einiger Verdienſie
und wegen einer mehr liſtigen und weniger wirk«
lichen Tugend durch die Uebereinftimmmung ver«
ſchiedener zufaͤlliger Urſachen der ehrwuͤrdigſte
Name in der langen Reihe unſerer Fuͤrſten wor⸗
den iſt. Wie wenig ſie dieſe Ehre verdiene, kann
moen aus dieſem fluͤchtigen Entwurfe ihres Cha⸗
racters und ihrer Regierung ſehen. Jedoch
wenn auf beyden Seiten etwas nachgegeben wird,
will ich nicht leugnen, daß fie eine große, Das if
eine glüdliche Königinn geweſen iſt, und hierin“
nen vielleicht am glüclichften,, Daß fie mit. ſo we⸗
nig gerechten Anſpruͤchen, ihr zu erlangen, eimen
ſo unumſchraͤnkten Ruhm erhalten bat... Are.
bucthnot ift_mit dieſem Bemälde, wie manleicht‘
vermuthen Fann nıcht zufrieden und entwirft ein
anderes,, das wir unſern $efern ebenfalls nicht
entziehen darfen. „Sie war verjtändig ‚ira: /
fam,.
636 Brittiſche
Band fam, vorſehend und ſcharfſichtig: ſtets beſorgt,
St, ihre großen Endzwecke, die Veſtſetzung ber Re—
ligion und die Sicherheit und Ehre ihres Volks,
zu verfolgen; fie war Plug in ber Wahl der beften
‚Mittel, dieſes zu bemerfftelligen, wozu der Ge
"brauch gefchicktes Diener und Die Anwendung der
oͤffentlichen Einfünfte gehörte; fie war fähig,
alle Vortheile wohl zu gebrauchen, melche ihre
'eigne Weisheit oder die Umftände der Zeiten ihr
darboten; fie war ohne Furcht und unerfchroden
in der Ausführung biefer großen Entwürfe und
doch forgfältig, die tieffte Vorherſehung mit ihrer
Großmuth zu vereinigen. Wenn fie .geigig zu
feyn fehlen, fo wollen wir bebenfen, daß die ges
naueſte Sparſamkeit in ihren Umfländen noͤthig
war; fehien fie gebieteriih, f6 mar es ebenfalls‘
nothwendig, daß eine weibliche Regierung durch
den Schein des Anſehens achtungswuͤrdig ges
macht wurde; mar fie zu irgend einer Zeit unter.
druͤckend, fo müffen mir überlegen, daß die En
gliſche Einrichtung, mie fie damals war , ſowohl
‘als ihre eigne Gemuͤthsart Antheil an diefer Sa
he hätten. Kurz, wie wollen uns. erinnern,
daß fie die Ehre dat, das weiſeſte, murhigfte
und tapferfte Volk, wodurch vielleicht jemals ein
tand over ein Zeitaltar berühmt worden iſt, be-
herrfchee ja vielleicht gebildet, und den Ruhm
des Engliſchen Namens und ihrer eignen
Würde zu einer Höhe gebracht hat, meldhe
aufferdem in den Jahrbuͤchern unferer Nation
niccht zu finden ifl,,, |
IX.
Bibliothet. 637
IX. J Pr
Neue Büder
ı) An Enquiry into the divine Mijjions of Iohn ’
che Baptiſt and Ieſus Chriſt, fo far as they
can be proved from tbe circumjlances of
their Birtbs, and-tbeir Connedion with
edcb other. By WilliamBell, M:A.Fellow .
of Magdalen College. Cambridge gv0.
Es muß für ein jedes vernünftiges-und wohl⸗
geartetes Gemuͤth "keine geringe Zufriedenheit
feyn, wahrzunehmen, daß die Beweisthuͤmer
ber chriftlichen Religion immer Elärer und über».
zeugender werden, je genauer man viefelben uns
eerfuche, Die Gründe, wodurch fie oft auf die
deutlichſte und: ftäeffte Arc befeſtiget worden iſt,
find binlängtich genug,. ihre Goͤttlichkeit zu. bes
weifen; und da über diefe Materie fo viel ge-
fehrieben worden ift: fo halt man gemeiniglic) -
Dafür, daß darüber nichts neues gefaget werben:
Fönne. Diefe Unterfuchung der göttlichen
Sendung Johannis des Täufers und Jeſu
Chriſti zeigt. ſattſam, daß die Wahrheit der Ne
ligion durch. Srände bemiefen werben koͤnne, bie
man bishero entweder ganz überfehen, oder Doch
nur obenhin berühret hat, und die, wenn fie mit
Einfihe und Genauigkeit vorgetragen worden,
die Wahrheit der Religion in einem hellern und
ftärkern Lichte zeigen, und, nach dem Ausdrud
Re Ss des
638: Brittifche
sum des Verfaflers, ihrem Glanze mebrere Strab:
ger len mittheilen.
2) SOPHRONIA: or letters to the Ladies.
12mo
Die Lehren, weldye durch mohlgeseichnete
Character erläutert, und durch unterhaltende Er⸗
zählungen belebt werden, müffen auf die Aufs
merkſamkeit ftärfer wirken, als wenn fie von die⸗
fen angenehmen Zufäsen nicht begleitet würden.
Von diefer Wahrheit überzeugt, hat der Verfaſ⸗
fer diefer angenehmen riefe dem Unterricht,
Das Vergnügen jum Oefaͤhrten gegeben, und den
Frauenzimmern eine Anzahl kleiner Geſchicht⸗
mitgetheilet, die mit nuͤtzlichen Lehren, beſonders
fuͤr junge Gattinnen, vermiſcht ſind.
3) Original Poems and Transiations. By
James Beattie A. M. 8vo.
Man muß der gelehrten Welt zu diefem Dich»
ter gluͤckwuͤnſchen. Seit Grey, welchen Beattie
in feinen Oden und Elegien zum Vorbild genom-
men, bat fein englifher Dichter in feine Ge.
Dichte mehr Harmonie, mehr Einbildungsfraft,
mehr Geift, zu bringen gewußt. Man muß uns
zufrieden fenn, baß man’ Ueberſetzungen unter
feinen Arbeiten findet, weil ihm dieſe die Zeit
binweggenommen haben , die ein Schriftfteller
von feinem Genie‘ zu Verfertigung eigener
Werke hätte anwenden koͤnnen.
A4) ALmo-
Bibliothet. - 639
4) ALMORAN and HAaMET: an oriensals Be
Tale. 2,Vol. ı2mo. 65
Dieſe unterhaltende und fehrreiche orientas
lifche Befchichte fehärft Lehren von dem gröpten
Mugen und der größten Wichtigkeit ein,. Die
Tugenden ver Froͤmmigkeit, der Maͤſſigkeit, der
Beſcheidenheit, der Gelaſſenheit, und der Zu-
friedenheit mit feinem Schickſale, werden in dem
liebensiwürdigen Character des Hamet fehr em⸗
pfohlen, und die entgegengefegten Laſter werden
mit den gehäffigften Farben in der Derfon. bes
Almoran abgeſchildert, der als.
Invidus, iracyndus, iners, vinofus, amator “
vorgeitellet wird, Ihre Character ſind vollkom⸗
men wohl gezeichnet. Syn der Einrichtung dieſes
Werks finden fid) einige Umftände, die vielleicht
die Wahrſcheinlichkeit beleidigen, und den bes
Eannten Kegeln: der orientalifchen Sitten nicht
gemäß find. Aber diefes find unerhebliche Sehr
ler, die in einem Werke, welches in einer fo lo⸗
benswuͤrdigen Abficht, und.auf eine fo angenehme
Art gefchrieben iſt, nicht bemerkt zu werben
verdienen,
Ss⸗ Inhalt.
Inhalt.
I. Browns Twenty Sermons.
II. Potts Obfervations on the nature and confequen-
ces of wounds and contufions at the head, &c.
II. Beſchluß des Auszugs aus Lawfons le&tures con-
‚ cerring oratory.
IV. A new Eftimate of manners and principles,
V. Colman- Comedy, the jealous wife, |
VI. Newtons differtations on the prophecies, Volume
the fecond,
VII. Anecdotes concerning the famous Kohn Reinhold
Patkul.
VIII. Moral and political Dialogues,
IX, Reue Bücher. .
RFregiſter.
Regiſter
uͤber die. in dieſem Bande enthaltenen
vornehmſten Materien,
Abeli⸗ einer vollkommenen Regierung 251
Ariſtoteles, wie deffen Buch von der Rhetorik zu
en 313. Vergleichung zwiſchen ihm und
cero | 215
‚eben, der Hauptſit der Beredfanikeit
Ausdruͤcke, die p —2*8* und kriechenden auf de
Kanzel, ſind nicht zu entichuldigen
Bacons, des Grockanzlers von Englanb Beben,
fein Charakter 416. u
Ball⸗ Hendbuch für angehende Aerzte und fps
2 eceofamkeit, Vorle ſungen uͤber dieſelbe 308. die rät
fern Lehrer darinnen find driffoteles und &h
cero 313., der Tempel oder Palaſt derſelben 316
Betrachtungen eines Ungenannten über dag men
i liche Geſchlecht, die Ratur und bie Vorſehung 2
Bewegungsgruͤnde nach Neuigkeiten zu forfchen 248
Deeis der Unſterblichkeit aus der Vernunft
Birchs 2 ben des Prinzen Heinrichs von Wallis 174
Slakwels Denkwuͤrdigkeiten des Hofs ded Aus
guſtu 152
Blattern, wie man ben Körper zur Aufnahme ber
f iben zubereiten fo
Blumen, zeugende, deren Befchreibung
Brotons Reben über verſchiedene Stücke der chriſtuch
R.ligion 449. Verzeichnis feiner Sariften 475
Brand, eine Abhandlung dabon 76. was bey beifen
Eur zu beobachten 78. und 80
Butler, Sammlung von feinen poetifchen und pro»
ſaiſchen Schriften
Regiſter
Cicero, Urtheil von deſſen Buche de oratore 314.
Vergleichung zwiſch. n hm und Ariſtoteles 25
Eolmans Lujtipiel , die aAferſuͤchtige Frqu
Coverage ber größte Kuͤnſtier im Ausdruck der im
mut - 267
Es Elerien Zu
Bellen, Gräfin. von, ie: Geſdichte in u.
Cheilen 140
Erndte, Pearſalls Betrachtungen über dieſelbe 56
Erziehung der Kinder, iſt etwas wichtiges und
ſchweres ⸗ ‚89. Endzweck derfelben - - 107
Ferguſons Votleſungen über mathematiſche und php⸗
uſche Wabrheiten 87
Fieberrinde, deren Kraft wider den Brand 76
Stau, die eıferflichtige, eine Comoͤdie 534
Gemuͤtbsarten der Kinder müffen bey deren Erzie
Ä bung jorgfältig ausgeforſchet werden 90
Geſchichte Carls I Königs von England - 527
— — Guſtavs I Königs von Schweden 292
Geſchmack, Anmertüung uder denfeiten 370
Geſellſchaft, fehottifche, zur Ausbreitung des Chri⸗
ſteuthums 73. Nachricht von deren Stiftung 74.
und Privilegien 75
Gewohnheiten, Stärke derjenigen, bie man in der
Tusend- annimmt . 10I
Glouceſter, Biſchofs von, Predigt am Bedächtnistage
ed Todes Carts des I. Königs von England 123
Boochs practiiche Aumerkungen inder Chirurgie 130
Haͤndel, Nachricht von feinen rLebensumſtaͤnden. 182
BSarris kebdensbeſchreibung Carls I. Koͤnigs von
"AND. 227
Silke Npadlung von jeugenden Blumen - 46
Sume s Geſchichte ber Religion wird beyrůft 27u. —
Kirk
| Regiſter.
K irtlands, Abhandlung vom beißen und Hate
Brand
Beantheit, Gedanken über Biefetbe ze n
Canghornes, Hiob, - Er ee 220 ,
CLawſons Gorlefungen ber die Berebfamteit 308.
Cowths Leben des William von Wöriham Bilchof |
von Wincheſter 271.
Macdonnells Antwort eines aufrichtigen Ehriften!
wird widerlegt 230
Maupertuis wird von einem ungenannten wi⸗
derlegt 258,
Mdandnbone Ausſpruch von drey fipiveren Die
wien, Befchreibung von im — — .. .. 255.1.
Mond, der, iſt wegen feiner, Beriibenungen ein”
Sinnbild der Welt \ 6m
Neuigkeiten, aus was für Srinden die Menſchen
darnach forſchen 440
Ylewmanns Predigten über verſchiedene wichtige
Materien 220
Newtons Abhandlungen pon den Welffagungen 563°
Gfiners ve Panblung son den Rranlheiten der
Plerde 119:
Patkul, Erzählung beöfenigen.. wos mwiſchen ſeinent
Beichtvater und ihm, bey feinen, Hinrichtung
vorgegangen 589
Pearſalls Betrachtungen über das Meer, die Erndte,
die Krankheit, das H-afle Gerichte, Die Schmet⸗
terlinge, ben Bolmond ,‚ und den Spayergang
b einem Walde,
Posts Anmerkungen über die Natur und Folgen der
Verwundungen und Sameupnn an am Kopfe 478,
Prediger,
Regiſter.
Prediger, ob er feine niedrigen und triechenden Aus⸗
— drücke auf der Kanzel mit der Abſicht entſchuldi⸗
gen Fönne, verfländlich zu ſeyn 499 0.500
Quellen der menſchlichen Unwollkommenheit 249
Tanne © Geſchichte Guſtavs J. Köonigs von
Komanpebeeiber, feine Pflichten *
Robertſons Geſchichte von Schottland
— — Predigt von der Verfafſung der Welt
Zeit der der Geburt Jeſu ꝛ c. 65
itten, eine neue 503
— defſen Befehreibung 42. wie a zu
eilen 4. 45
chmetterlinge, in deren Veränderungen liege ein
Simdild der Auferflebung der Siäubigen 61
Saquires Buch von ber Gleichguͤltigkeit genen die
Zeilen 115. welches der wahre Titel dies
Bud
——— —A— der Graͤnzen der menk
RR
Theodoſia, Bebichte von ide — 221
Vergleichung zwilchen Ariflötele$ und Cicero 315°
Hıngang mir fich ſelbſt, Gedanken über benfelben 205
Webbs Unterfipung. von den Gihönkeiten F |